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Full text of "Photographische mitteilungen"

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TRANSFERRED  TO 
FINE  ARTS  LIBRARY 


HARVARD  COLLEGE 
LIBRARY 


FROM  THE  BEQUEST  OF 

CHARLES  SUMNER 

GLASS  OF  1830 

Senator  fram  Massachusetts 

K>E  BOOKS  BELATIN6  TO 
FOLRICS  AHD  HNB  ABTS 


TRANSFERRED  TO 
FINE  ARTS  LIBRARY 


1 


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PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN 


-^. 


40.  Jahrgang  (1908) 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN 


HALBMONATSCHRIFT 

FÜR 

AMATEUR-PHOTOGRAPHIE 


Begründet  von  H.  W.  Vogel 

40.  JAHRGANG 
1903 

Herausgegeben  von  P.  Hanneke  in  Berlin 
Bilder-Redaktion:  Fritz  Loescher 

Mit  zahlreichen  Gravüren,  Bildertafeln  und  Abbildungen  im  Text 


BERLIN,  1903 
VERLAG  VON  GUSTAV  SCHMIDT 

(VORM.  ROBERT  OPPENHEIM) 


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L. 


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HABViBD  Piro  ABTS  fiiaaiHr 

£QGG  MUSEQII 


,   HARVARD 
UNIVERSITY 

iUN20l962 


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Alle  Rechte  vorbehalten. 


Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin,  Bernburger  Strasse  SO. 


Alphabetisches 

Sach-  und  Namen-Register. 

Jahrgang  XL.  (1903) 


Abschwächer,  Ein  neuer  —  mit  amidoessigsaurero 

Natron  46;  Über  Ammoniumpersulfat  382. 
Acetonbisulfit  270;  Praktische  Versuche  mit — 320; 

R.  Namias,  Ober  —  383. 
Aktien-Gesellschaft  für  Anilin-Fabrikation,  Unal 

188. 
Alaun,  Lumiere  fr^es  und  Seyewetz,  Über  die 

saure  Reaktion  der  — e  31,  48. 
Albuminplatten,  Diapositive  auf  —  35 ;  Unterguss 

für  —  124;  Entwickler  für  —  160. 
Albums  fttr  Photographien  337. 
Altero-Stereo-Quart  238. 
Amerikanische  Kunstphotographien  67. 
Ammoniumpersulfat,  Pigg,  Wirkung  von  —  auf 

das  phot.  Bild  382. 
Anastigmat,  K.  Martin,  Über  lichtstarke  — e  139; 

Busch  —  F  :  5,5  160. 
Aristokopie,   Über  das  Vergilben  der  — en  29; 

Rote  Töne  auf  — en  220;  Entwickler  für  —  en 

257. 
Aristopapier,  Rexept  für  Selbstanfertigung  von  — 

237. 
Ausstellung,  —  von  Damen-Arbeiten  in  der  Ge- 
sellschaft zur  Förderung  der  Amateur-Photo- 
graphie  zu  Hamburg  83;  Zehnte  internationale 
—  von  Kunstphotographien  zu  Hamburg  307. 

Baekeland  Leo,  Bestimmung  der  Haltbarkeit  von 
Silberkopien  302;  Zarttckgehen  des  latenten 
Bildes  304;  Schwefelt onung  von  Btomsilber- 
kopien  319. 


Baltin,  Einige  Winke  über  Objektivprüfungen  8; 
Die  Verwendung  von  Gelbscheiben  bei  ge- 
wöhnlichen Bromsilberplatten  115;  Über  Mo- 
mentverschlUsse  156. 

Bauemkunst,  O.  Schwindrazheim,  Die  Bedeutung 
der  Photographie  für  die  Erforschung  der 
deutschen  —  251,  266. 

Baum,  Ernesto,  Über  die  Verwendbarkeit  alter, 
schleiemder  Cblor-  und  Chlorbromsilberplatten 
durch  physikalische  Entwicklung  195;  Über 
Tonung  von  Diapositiven  364. 

Bellach,  V.,  Neue  orthochromatische  Schichten 
172. 

Bennet,  H.  W.,  Chrombäder  für  den  Pigment- 
prozess  339;  Über  Standentwicklung  374. 

Bentzen,  Th.,  Anwendung  des  Dreifarbendrucks 
191. 

Beschleuniger,  L.  Gramer,  Einige  Bemerkungen 
über  die  sog,  —  22. 

Bichromin  143. 

Bilder,  Zu  unseren  — n  6,  21,  37,  57,  63,  67, 
83.  103.  "8.  "33»  »47.  168,  182,  198,  213, 
231,  245,  26a,  277,  295,  325,  341.  360,  377. 

Bisson-Lichtdruck-Prozess  284. 

Blitzlampe,  —  von  Richard  Höh  &  Co.  351. 

Blitzlicht,  Mercks  —  Tabletten  47. 

Böcklin  über  Porträtmalerei  32. 

Bogisch,  A.,  Metochinon  176. 

Bromsilber,  Foucaut,  Eine  neue  —  Modifikation 
124;  Über  —  Gelatine  und  das  latente  Bild  256. 

Bromsilbergelatinebilder,  Tonung  von  — n  240. 


Bromsilberkopien ,  C.  Winthrope  ^Ipie  Umwand- 
lung von  —  in  Platin  64,  80,  273;  Grün- 
tonung  von  —  94;  Schwefeltonung  von  — 
319;  Namias,  GrUntonung  von  —  350;  Warme 
Töne  für  —  385. 

Bromsilberpapier,  Edinol  für  — e  81;  ~e  mit 
silberglänzendem  Untergrund  320. 

Bromsilberplatten,  W.  Scheffer,  Einiges  über 
neue  hochempfindliche  —  171. 

Bunel,  L.  J.,  Modifikation  des  Uran  Verstärkers 
241. 

Busch,  Expositionsmesser  143;  Taschen-Klemm- 
bUgel  159;  Anastigmat  F  :  5,5  160. 

Camera,  Ferd.  Nicolai,  Die  Hand  —  90,  121, 
136;  Dreifarben-Detektiv  —  iio;  Voigtländers 
Scheren  177;  Altero-Stereo-Quart  —  238. 

Castifopapiere  und  — Platten  64. 

Celloldin-Emulsion,  —  mit  Silbernitratammoniak 

144. 

CelloYdinentwicklungspapier  303. 

CelloYdinkopien,  Murexid-Tonung  für  —  285; 
Tonung  von  matten  —  mit  PalladiumchlorUr 
302. 

Cellulolfd,  Ersatz  für  —  29. 

Cerwenka,  Photophonograph  47. 

Chlorbromsilberemulsion,  —  für  Diapositivplatten 
und  Papiere  284. 

Chlorbromsilberpapiere  243;  P.  Hanneke,  Ent- 
wicklung von  — n  in  verschiedenen  Farben  291 . 

Chlorsilbergelatine  siehe  unter  Aristo. 

Chlor-  und  Chlorbromsilberplatteii,  Emesto  Baum, 
Über  die  Verwendbarkeit  alter  schieiernder  — 
durch  physikalische  Entwicklung  195. 

Chrom,  Gebrüder  Lumiere  und  Seyejvetz,  Wirkung 
von  —  auf  Gelatine  335. 

Collatin-Papier  221,  317;  Diapositive  mit  —  367. 

Cramer,  Lüppo,  Einige  Bemerkungen  über  die 
sogenannten  Verxögerer  und  Beschleuniger 
22;  Die  physikalische  Entwicklung  von  Trocken- 
platten 44. 

Davaone,  Theorie  der  Solarisation  369. 

Diapositiv,  —e  auf  Albuminplatten  35;  Edinol 
für  —platten  ili;  Tonbäder  für  —  e  125; 
Entwickler  tUr  Albumin  — platten  160;  Über 
die  Verwendbarkeit  alter,  schleiemder  — platten 
195;  Chlorbromsilber-Emulsion  für  —platten 
284;  Farbige  —  durch  Änderung  der  Ent- 
wicklerzusammensetzung 286;  E.  Baum,  Über 
Tonungvon— en364;— emitCollatinpapier367. 

Direkte  Herstellung  von  Positiven,  E.  Hrudnik, 
—  auf  Auskopierpapieren   nach  Diapositiven 

336. 
Doppel-Orthar  382. 


Drecker,  J.,  Über  Lichthöfe  und  deren  Vermei- 
dung 305. 

Dreifarbendruck,  Th.  Benteen,  Anwendung  des 
— s  191. 

Dreifarbenphotographie,  -Kopien  auf  Papier  15; 
Carl  Kaiserling,  Der  gegenwärtige  Stand  der 
Ivesschen  —  106;  Detektiv-Camera  für  —  iio. 

Dunkelkammerbeleuchtung,  A  Parzer- Mühlbacher, 
Über  —  234. 

Dyk,  F.,  Celloldinentwicklungspapier  303. 

Dynar  I  :  6  von  Voigtländer  &  Sohn  352. 

Eastman,  Pelloidplatten  93. 

Eder,  Über  Messung  der  Plattenempfindlichkeiten 

238. 
Edinol,    —    für   Bromsilberpapiere    81;    —    für 

Diapositivplatten  und  Papiere  1 1 1 ;  —  Spezial- 

entwickler  381. 
Edwards,  Fred.,  Gummi-Eisendrucke  161. 
Eingesandt  194. 
Eisendrucke,  Gummi  —  161. 
Eisenpapier  mit  Entwicklung  in  Silbersalzlösung 

323. 

Empfindlichkeit,  Messung  der  —  von  Platten  238. 
Emulsionspapiere,  Kollodium- Vorpräparation  für 

—  206. 

Entwickler,  Edinol  für  Bromsilberpapiere  81; 
Pyrogallus  —  mit  Atzalkalien  92;  Glycin-Metol 

—  93;  Haltbarer  Pyrogallus  —  126;  A.  u.  L. 
Lumiere  u.  Seyewetz,  Über  Metochinon  142, 
154;  A.  Bogisch,  Über  Metochinon  176;  Uoal 
188;  —  für  Momentaufnahmen  206;  Metol- 
Adurol  —  220;  Metol-Pyrogallol*  und  Metol- 
Brenzcatechin  —  239;  —  für  Aristokopien 
*57;  Pyo  —  noi*  Ammoniak  und  Aceton  303; 
Ersatz  der  Ketone  und  Aldehyde  in  — n  337; 
Edinol-Spezial  —  381. 

Entwicklung,  L.  Cramer,  Die  physikalische  — 
von  Trockenplatten  44;  —  mit  Chlorgoldlösung 
64;  Stand  —  mit  Ortol  80;  Automatische  — 
239;  Empfindlichkeit  ortochromatischer  Platten 
während  der  —  302;  Lumiere  &  Seyewetz, 
Über  Entwicklung  bei  hellem  Licht  355,  374,* 
W.  Heinieke,  Standentwicklung  371. 

Erfurth,  Zu  Hugo  —  s  Bildern  103. 

Expositionsmesser,   Buschs   —    143;   Feitzingers 

—  206;  Zankis  —  »Azet«  369. 

Fahre,   Cb.,  Metol-Pyrogallol-  und  Metol-Brenz- 

catechin-Entwickler  239. 
Farbenempfindliche   Platten,    179;    V.    Bcllach, 

Neue    —    172;    —  mit  Orthochrom  T.  185; 

Empfindlichkeit  der, —  während  der  Entwicklung 

302. 
Farbenempfindliche  Films  47,  219. 


VI 


Farbige  Photograpbie,  Sanger-Shepherd,  Fort- 
schritte in  —  14;  —  auf  Papier  15,  28;  Wo- 
rcls  direkte  —  &>;  Carl  Raiserling,  Der  gegen- 
wärtige Stand  von  lyes  —  106;  Vereinigung 
für  die  Förderung  der  —  176;  V.  Kopetochni, 
Über  Worels  direkte  —  204,  217,  249,  280, 
299,  313.  33' •  346;  Gurtners  —  220;  Über 
direkte  —  mittels  Ausbleichy erfahren  257,  367 ; 
Herstellung  von  —  en  nach  Lippmanns  Ver- 
fahren 35a. 

Farbenfabriken,  vorm.  Fnedr.  Bayer  &  Co.,  Rot- 
lack 189;  Edinol-Spesialent Wickler  381;  Ge- 
färbte —  383. 

Farbwerke,  vorm.  Meister  Lucius  &  BrOning, 
Pinakolsalx  N  12,  40,  46;  Orthochrom  T  185. 

Fdtxingers  Exponometer  206. 

Film,  Farbenempfindliche  Roll  — s  für  Tages- 
lichtwechslung  47;  Kodaks  Kodoid-  (Pelloid-) 
Platten  93;  Neue  Roll  —  Packung  161,  275; 
Neue  farbenempfindliche  Roll— s  der  Kodak- 
Gesellschaft  219. 

Fixierbad,  Saures  —  303, 

Fleck,  C,  Leimdruck- Verfahren  158;  Murexid- 
Tonung  von  Celloidinkopien  285. 

Formosulfit  siehe  Trioxymethylen. 

Foucaut,  A.  u.  G.,  Eine  neue  Bromsilber-Modi- 
fikation 124. 

Foxlee,  Weiteres  über  direkten  Gummi-Pigment- 
prozess  144. 

Funger,  A.,   Gef^bte  Entwickler  383. 

Gelbscheibe,  P.  Baltin,  Die  Verwendung  von 
— ^n   bei  gewöhnlichen  Bromsilberplatten  115. 

Glas,  Lichtabsorption  durch  —  272. 

Godde,  G.,  Farbige  Photographien  nach  Lipp- 
manns Verfahren  352. 

Grösste  Photographie  der  Welt,  Die  333, 

Grfinsche  Linse,  Vorteile  und  Nachteile  der  — 
160. 

Gummidruck,  Papiere  fUr  —  Präparationen  3S2. 

Gummi-Eisendrucke  161. 

Gummipapier,  Verbesserung  im  Kopierprozess 
mit  käuflichem  —  79. 

Gummipigmentprozess,  weiteres  über  Foxlees 
direkten  —  144. 

Gurtners  Verfahren  zur  Herstellung  mehrfarbiger 
Photographien  220. 

Haltbare  Kopien,  Herstellung  von  —  auf  Aus- 
kopierpapieren 304. 

HadfieM,  E.  O.,  Chlorbromsilber-Emuision  für 
Diapositivplatten  u.  Papiere  284. 

Haltbarkeit,  Bestimmung  der  —  von  Silber- 
kopien 302. 

Hamburger  Ausstellungsbrief  iii. 


Hanneke,  P.,  Pinakolsalz  N  12,  40;  Platten  und 
Films  85;  Glycin-Metol- Entwickler  93;  Über 
Katatypie  99;  Pigmentdrucke  in  richtiger  Stel- 
lung mittels  einfachen  Übertrags  131;  Busch's 
Ezpositionsmesser  143;  Bichromin  143;  Fai^ 
benempfindliche  Platten  179;  »Photon«-Ton- 
bad  184;  Neue  Pigmentpapiere  211;  Abzieh- 
bare Pigmentfolien  227;  Chlorbrom8ilber> 
papiere  244;  Haltbar  sensibilisiertes  Pigment- 
papier 265;  Acetonbisulfit27o;  Neue  Rollfilm« 
Packung  275;  Entwicklung  von  Chlorbrom- 
silberpapieren in  verschiedenen  Farben  291t 
Collatinpapier  317;  Konzentr.  Edinol-Spezial- 
entwickler  381 ;  Doppel-Orthar  382. 

Heinicke,  W.,  Lenta- Papier  43;  Standentwick- 
lung 371. 

Heliar  78. 

Homolka,  B ,  Abschwächer  mit  Pinakolsalz  N, 
46,  Entwicklung  mit  Chlorgoldlösung  64. 

Hrudniic,  Emil,  Direkte  Herstellung  Ton  Positiven 
auf  Auskopierpapieren  nach  Diapositiven  336. 

von  HObl,  Platindrucke  mit  glänzender  Ober- 
fläche 208. 

Jahreswende,  Zur  —  i. 

Jarmann,  A.  J.,  Rezept  für  Selbstanfertigung  von 
Aristopapier  237;  Pigmentdrucke  auf  Metall- 
platten mit  polierter  und  mattierter  Ober- 
fläche 289. 

Jves,  Carl  Kaiserling,  Der  gegenwärtige  Stand 
der  — sehen  Dreifarbenphotographie  106. 

Kaiserling,  Carl,  Die  Photographie  für  Freunde 
der  Naturwissenschaft.  Die  Camera  wähl  51, 
Das  Objektiv  163;  Über  MomentverschlUsse, 
Stative  usw.  259.  Der  gegenwärtige  Stand 
der    Jves'schen    Dreifarbenphotographie     106. 

Kallitypie  323,  344. 

Katatypie,  ein  neues  Kopierverfahren  ohne  Licht- 
wirkung, 17,  188;  P.  Hanneke,  Über   —   99. 

Kodak-Gesellschaft,  Neue  farbenempfindliche 
Rollfilms  219. 

KoUodiumprozess,  R.  Namias,  Versuche  mit 
dem  —  274. 

Kongress,  Berichte  vom  V.  Internationalen  — 
für  angewandte  Chemie  188,  207,  212,  219, 
238,  239,  256,  257,  302,  304,  319,  320. 

Kopierpapiere  mit  Silberuntergrund  320. 

Kunstpapier  als  Unterlage  fUr  phot.  Kopien  319. 

Kupfertonbad  für  Platinkopien  302. 

Lack,  Schwarzer  Matt  —  92. 

Latentes  Bild,  R.  A.  Reiss,  Zerstörung  des  — s 
14;  K.  Schaum.  Über  Bromsilbergelatine  und 
das    —   256;     Einwirkung     von    Gasen    und 


vn 


Dämpfen  auf  das  —  286,  365;  Zurückgehen 
des  —es  304. 

LebretOD,  Aug.,  Pyroentwickler  mit  Ammoniak 
'  und  Aceton  303. 

Lehnert,  Hildegard  21. 

Leimdnick-Verfahren  158. 

Lenta-Papier,  W.  Heinicke,  —  43. 

Lichthöf,  J.  Drecker,  Über  —  e  305. 

Lichthoffreie  Platten,  Unterguss  für  —  256. 

Lippmann's  Verfahren,  Farbige  Photographien 
nach  —  352. 

J-iteratur  16,  33,  49,  65,  97,  114,  129,  145, 
162,  178,  209,  225,  241,  257,  290,  321, 
353.  370.  385. 

Löbel,  Leopold,  Ersat«  der  Retone  und  Alde- 
hyde in  Entwicklern  377. 

Loescher,  Fritz,  Ober  Porträtphotographie  26, 
57,  295;  Hamburger  Ausstellungsbrief  iii; 
Zehnte  internationale  Ausstellung  von  Kunst- 
photographien  zu  Hamburg  307 ;  Internationale 
Bildniskunst  325. 

Lucidus,  Aus  dem  Notizbuch  94,  126,  222. 

Lumi^re  &  Seyewetz,  Über  das  Vergilben  der 
Aristokopien  29  ,*  Über  die  saure  Reaktion  der 
Alaune  und  der  Einfluss  des  Säuregehaltes 
auf  das  Unlöslichwerden  der  Gelatine  in 
Bezug  auf  Chromalaun  31,  48;  Das  Trioxy- 
methylen  und  seine  Anwendungen  in  der 
Photographie  72,  89,  109;  Über  Metochinon 
142,  154;  Über  die  Zerstörung  des  farbigen 
Schleiers  in  Negativen  200;  Wirkung  von 
Chrom  auf  Gelatine  335;  Ersatz  der  Ketone 
und  Aldehyde  in  Entwickeln  337,  338;  Über 
Entwicklung  bei  hellem  Lichte  355,  374. 

Manly,  Thomas,  Neues  von  der  Ozotypie  19,  272. 

Marriage,  Säurebäder  fUr  Ozotypie  368. 

Martin,  R.,  Über  lichtstarke  Anastigmate  139. 

Mattpapier,  Herstellung  eines  —  s  zum  Aus- 
kopieren 46. 

Menke,  H  William,  Kupfertonbad  air  Platin- 
kopien 302. 

Merck,  Blitzlicht-Tabletten  47. 

Merckens,  Waldemar,  Photon-Tonbad  175,  184. 

Metochinon,  A.  u.  L.  Lumi^re  u.  Seyewetz, 
Über  —  142,  154;  A.  Bdgisch,  Über  —  176. 

Metol-Adurol-Entvrickler  220. 

Metol-Brenzcatechin-Entwickler  239. 

Metol-Pyrogallol-Entwickler  239. 

Momentaufnahmen,  Entwickler  für  —  ao6. 

MomentverschlUsse,  P,  Baltiin,  Über  —  156. 

Murexid-Tonung  für  Celloidinkopien  285. 

Namias,  R.,  Platintonbad  92,  Erhöhung  der 
Haltbarkeit  von  Chromatschichten  212;    Wir- 


kung der  Bleisalze  in  den  Tonfixierbädern  219; 
Versuche  mit  dem  Kollpdiumprozess  274; 
Eisenpapier  mit  Entwicklung  in  Sübersalz- 
lösung  323.-  Grüntonung  von  Bromsilber- 
papierkopien 350;  Über  das  Vergilben  der 
Silberkopien  und  Negative  350;  Über  Aceton- 
bisulfit  384. 

Naturwissenschaft,  Carl  Kaiserling,  Die  Photo- 
graphie für  Freunde  der  51,  163,  259. 

Negativ,  Haltbarkeit  phot.  —  e  189;  Vergilben 
der  —  e  350. 

Negativ-Umkehrung,  C.  Schmuck,  Beobachtungen 
über  —  152. 

Nicolai,  Ferd.,  Die  Handcamera  90,  121,  136. 

Notizbuch,  Aus  dem  —  94,  126,  222. 


Oakley,  Unterguss  für  lichthoffreie  Platten  256. 
Objektiv,    P.    Baltin,    Einige    Winke     über    — 

Prüfungen  8;    Ein    neues    Tele    —    124;    K. 

Martin,     über     lichtstarke    Anastigmate    139; 

Vorteile    und  Nachteile    der  Grünschen  Linse 

160;  Busch-Anastigmat  F:5,5.  160;  Dynar  352; 

Unofocal  383. 
Orthar,  Doppel —  382. 
Orthochrom  T.  185,  353. 
Orthochromatische  Schichten,   V.' Bellach,    Neue 

—  1I2. 

Ortol,  Standentwicklung  mit  —  80. 

Ozotypie,    Neues   von  der  —  19,  272,    Haltbar 

sensibilisiertes  Papier  für  —  367,"  Säurebäder 

für  —  368. 

Parzcr-Mühlbacher,  A.,  Über  Dunkelkammer- 
beleuchtung 234. 

Papiere,  Neue  —  186. 

Patent-Nachrichten  16,  34,  50,  66,  82,  98,  114, 
130,  146,  162,  178,  193,  210,  226.  242,  258, 
274,  290,  306,  322,  338,  354,  370,  386. 

Pflüger,  A.,  Lichtabsorption  durch  Glas  272. 

Photophonograph,  Ein  neuer  47. 

Pigg,  J.  J.,  Wirkung  von  Amrooniumpersulfat  382. 

Pigmentdruck,  Modifikation  des —  s  15;  Doppeltes 
Übertragspapier  mit  matter  Oberfläche  15; 
Der  —   und    die   Dreifarbenphotographie  70. 

—  e  in  richtiger  Stellung  mittels  einfachen 
Übertrags  131,  227;  —  auf  Metallplatten  mit 
polierter  und  mattierter  Oberfläche  289. 

Pigmentfolien    131;      P.    Hanneke,    Abziehbare 

—  227. 

Pigmentpapier,    Schnelltrocknung   von    —    159; 

Lichtempflndliches  —    160;    Matte  —  e    211; 

Herstellung  von  haltbar  sensibilsiertem  —  212; 

Haltbar  sensibilisiertes  —  265. 
Pinakolsalz  N.,  12,  40,  46. 


VIII 


Platinbilder,  Sepia-Tonbad  ftir  —  256;  Kupfer- 
tonbad für  —  302. 

Platindruck,  von  HUbl,  —  e  mit  glHnzender 
Oberaäche  208. 

Platintonbad,  —  nach  R.  Namias  92. 

Platten  und  Films  85. 

Plattenempfindlichkeiten,  Messung  der  —  238. 

Plaubel  &  Co.,  Doppel-Orthar  382. 

Plombotypie  13, 

Ponsin,  Sinop-Prozess  63. 

Porträtphotographie,  Einiges  über  moderne  — 
*6»  57;  Von  neuer  —  295. 

Posetive,  Haltbarkeit  phot.  Negative  und  —  189. 

Postkarten,  —  mit  Uranpräparation  220. 

Pyrogallns^Enrwickler,  —  mit  Atzalkalien  92; 
Herve,  Haltbarer  —  126;  —  mit  Ammoniak 
und  Aceton  303. 

Quecksilber- Verstärkung  64,  187. 
Quecksilberchhmdp  Schwächung  der  mit  — lösung 
gebleichten  Negative   durch  Fixiematron  351. 

Radke,  Louis,  Solarisation   und  Umkehrwirkung 

in  der  Photographie  61. 
Reiss,  R.  A.,  Verstärkung  mit  Quecksilberchlorid 

vor     dem    Fixieren     187;     Einwirkung    von 

Gasen    und    Dämpfen    auf  das    latente   Bild 

286,  305. 
Riebensahm     &    Posseidt,     Tardo- Papier     125, 

Collatinpapier  317. 
Riepos-Tardo-Papier  125. 
Rollfilm  siehe  unter  Film. 
Rotlack-Bayer  189. 
Royal  Photographic  Society,  Jubiläum  der  —  188, 

Scharf,  Zu  Otto  —  s  Bildern  262. 

Schaum,  K.,  Über  Bromsilbergelatine  und  das 
latente  Bild  256. 

Scheffer,  W. ,  Einiges  über  neue  hochempfindliche 
Platten  171. 

Schleier,  Lumi^e  und  Seyewetz,  Über  die  Zer- 
störung des  farbigen  — s  in  Negativen  200. 

Schmuck,  C,  Beobachtungen  ttber  Negativ- 
Umkehrung  152. 

▼OD  Scholler,    Zu  den  Bildern  Philipp  — s  231. 

Schröder,  Dr.  Hugo,  f  34« 

Schultz,  F.,  Formel  der  durch  Tiefenaberration 
hedbgten  Unscharfe  30. 

Scfawartz,  York,  Kollodium-Vorpräparation  für 
Emulsionspapiere  206. 

Schwindrazheim,  O..  Die  Bedeutung  der  Photo- 
graphie für  die  Erforschung  der  deutschen 
Bauemkunst  251,  266. 

Shepberd,  Sanger,  Fortschritte  in  Farbenphoto- 
graphie  14,  28. 


Silberhaloide,  v.  Tugolessow,  Veränderung  der  — 

am  Licht  385. 
Silberkopieen,  Bestimmung  der  (ialtbarkeit  von 

—  302;  Vergilben  der  —  350. 
Siifop-Prozess  63. 

Smith,  K.  E.  Blake,  Neue  Tonbäder  mit  Sulfo- 
carbamid  175. 

Solarisation,  Louis  Ratke,  —  und  Umkehr- 
wirkung in  der  Photographie  61;  Davanne, 
Theorie  der  —  369. 

Sollet,  Postkarten  mit  Uranpräparation  220. 

Standeotwicklung,  —  mit  Ortol  80;  Glasrippen - 
kästen  für—  187;  W.  Heinicke,  Über—  371. 

Steinheil,  Alto-Stereo- Quart  238;  Unofocal  383. 

Teleobjektiv,  Ein  neues  —  124. 
Thermophotographie  48. 
Thompson,  James,  Kallitypie  345. 
Tiefenaberration,   F.  Schultz,   Formel  der  durch 

—  bedingten  Unschäife  30. 

Tonbad,  Saure  -^  er  mit  Sulfocarbamid  15; 
Platin  —  nach  R.  Namias  92;  — er  für  Dia- 
positive 125;  Neue  —  er  mit  Sulfocarbamid 
175;  Photon—  175,  184;  —  für  rote  Töne 
auf  Aristokopieen  220;  Sepia —  fUr  Platin- 
bilder 256;  —  mit  PalladiumchlorUr  302; 
Kupfer  —  für  Platinkopieen  302. 

Tonfixierbad,  R.  Namias,  Wirkung  der  Bleisalze 
in  —  dem  219. 

Tonfixierpapier  93. 

Tonung,  Schwefel  —  von  Bromsilberkopien 
319;  Grün  —  von  Bromsilberkopieen  359. 

Trioxymethylen,  Gebrüder  Lumi^re  und  Seyewetz, 
Das  —  und  seine  Anwendungen  in  der  Photo- 
graphie 72,  89,  109;  Der  Ersatz  des  —  in 
Entwicklern  337,  338. 

Trytat,  E.,  Entwickler  fttr  Momentaufnahmen 
206;  Herstellung  haltbarer  Kopien  auf 
Auskopierpapieren  304. 

V.  Tugolessow,  Veränderung  der  Silberhaloide 
am  Licht  385« 

Unal  188. 
Unofocal  383. 

Uran,  Postkarten  mit  —  Präparation  220;  Mo- 
difikation des  —  Verstärkers  241. 

Valenta,  E.,  Celloidin-Emulsion  mit  Silbetnitrat- 
ammoniak  144;  Tonung  von  matten  Celloidin- 
kopieen  mit  PalladiumchlorUr  302:  Empfind- 
lichkeit orthochromatischer  Platten  während 
der  Entwicklung  302. 

Vergilben  von  Silberkopieen  und  Negativen; 
Namias,  Über  das  —  350. 

Verstärker,  Modifikation  des  Uran  —  s  241. 


W 


VcTStärkuDg,  Quecksilber  —  64;  —  mit  Qaeck- 
silberchlorid  yor  dem  Fixieren  187. 

Verzögerer,  L.  Cramer,  Einige  Bemerkungen 
über  die  —  22. 

Voigtländers  Scheren-Camera  177;  Dynar  i  :  6, 
352. 

Watkin«  Automatische  Entwicklung  239. 


WaUeck,  Prof  Hans,  +  209. 

Winthrope,  C,  Die  Umwandlung  von  Brom- 
silberkopien  in  Platin  64,  80,  273. 

Worel,  Kopetschni,  V.,  Über  —  s  direkte  far- 
bige Photographien  80,  204,  217,  249.  280, 
299.  313,  331.  346. 

Zankl,  A..  Expositionsmetser  »Azet«  369. 


Bilderverzeichnis. 


a)  Bildertafeln. 


Seite 
Albert,  Max  (St.  Gallen),  Landschaft.    .    .  343 
Amsink  jr.,   Frau  Wilh.    (Hamburg)»  Ver- 
gnügtes Pärchen    ..........  86 

Amsinck,  Frau  Joh.  S.  (Hamburg),   Mölhi  87 

Bauch,  Anna  (Hamburg),  Damenportrftt  .  86 

Bertolini,  Dr.  Franz  (Graz),  Feierabend     .  158 
V.  Bronsart,    Frau  Staatsminister  (Marien- 

hofX  Knabenportrftt 86 

Bruns,  Otto  (Berlin),  Nebelstimmung.    .    .  371 

Bari,  Emil  (Basel},  Erlenwald 362 

Cartensen,  H.  M.  (Flensburg),  Winterland- 
schaft    195 

Andacht I98 

Dollmann,   Frau   Gen.-Konsul  (Hamburg), 

Trauergondel 87 

T.  Düren,  C.  (Berlin).  Porträts    .    .    .    291,  294 

Landschaft 298 

Dflhrkoop,  R.  (Hamburg),  Damenbildnis   .  310 

Ebert,  Olga  (Hamburg),  Schneelandschaft  83 

Ehrhardt,  Otto  (Coswig),  Landschaft.    .    .  339 

Frühling 346 

Erliirth,  Hugo  (Dresden),  Porträt  in  Land- 
schah     99 

J.  V.  Cissarz 102 

Porträtgruppe 106 

Aktstudie 378 

Fischer,    Niels    (Kopenhagen),    Im    fernen 

Westen  Dänemarks 131 

Bei  der  Lampe 134 

Towerbridge  in  London     ....  138 

Gesche,  W.  (Hamburg),  Vor  Sonnenunter- 
gang   IIS 


Seite 

Görke,  Franz  (Berlin),  Kiefern  bei  Alt-MUritz  38 

Motiv  aus  der  Rostocker  Heide    .  42 

Baumstudie  (Burg  Schlitz) ....  46 

Grell,  G.  Henry  (Hamburg),  Abend  im  Harz  12 
Grönewolt,  Elisabeth  (Hamburg),  Gewitter- 
stimmung      83 

Kinderporträt 86 

Hegg,  Dr.  E.  (Bern),  April 358 

Herrmann,   Therese    (Berlin),    Motiv    aus 

Gastein 122 

Hinton,  A.  Horsley  (London),   Tagesneige  374 
Hofmeister,  Th.  u.  O.  (Hamburg),  Doppel- 
bildnis   326 

Käsebier,  Gertrude  (Newyork),  Muttergiück  67 

Bildnis  der  Mrs.  K 70 

Julia 74 

Kirstein,  Alfred  (Berlin),  Aus  Venedig   .    .  222 

Kühner  &  Wiek  (Davos),  Alpendorf  ...  366 
Lehnert,    Hildegard    (Berlin),     Auf    dem 

Lande 22 

Baumstamm-Studie 26 

—  Gänserupfen 30 

Loescher,  Fritz  (D.  Wilmersdorf),  Porträt- 
Studien    5'»  54 

Lorenz,  Max  (Klotzsche),    Birken    auf  der 

Heide •    .  202 

Maack,  Frau  Dr.  (Hamburg),  Fütterung   .  87 

Mäy,  Max  (Hamburg),  In  Erwartung     .    .  118 

Möller,  Max  (Aachen),  Motiv  aus  der  Ei  fei  150 
V.  Ohiendorft",    Hans   (Hamburg),    Ncbel- 

stimmung - .    .  190 

Puyo,  C,  (Paris),  Im  Schilf 4 


XI 


Seit« 

Puyo,  C,  (Paris),  Mutterschaft 8 

Am  See 318 

Rembrandt  van  Rijn:  Nicolaes  Bniynink  .  58 
Renger-Patzscb,    Rob.    (Dresden;,    Porträt- 

studien 246 

Rey,  Guido,  Koromunikantin 214 

Richter,  A.  (Lipine),  Am  Gardasee.    .    .    .  278 

Friedhof  bei  Salo 282 

Scharf,  Otto  (Krefeld),  Waldsee 259 

Pferde 262 

BUsserin 266 

Weiden  im  Vorfrühling 275 

Titelbild  für  einen  Katalog   ...  307 

Schmidt-Diehler   (Frankfurt  a.  M.),    Italie- 
nische Fischer 186 

Schneider,  Alfred  (Meissen),  Waldlandschaft  163 

Lektüre 166 

Das  Modell 170 


Seite 

V.  Schöner,  Ph.  (Wien),  Porträtstudic    .    .  227 

Seestück  bei  Ajaccio 230 

—  —  Japanerin 234 

Scholr,  R.  u.  Th.  (Wien),  Eichen  ....  182 

Sneyers,  Leon  (Brüssel),  Herrenbildnis  .    •  314 
Steichen,    Eduard  J.  (Newvork),    Eleonore 

Düse 323 

Stoltz,  Elma  (Hamburg),  Birken  und  Heide  83 

Urff,  S.  (Hanau),  Föhrenwald 218 

Versmann,  Frau  Arnold  (Hamburg),  Vier- 
ländische Diele 86 

Waitz,    Frau   Dr.  (Hamburg),  Geschwister  87 
Weil,  Mathilde  (Philadelphia),  Löwensahn- 

Ketten 330 

Weiss,  Karl  (Dresden),  Porträtstudie      250,  25 

Winkel,  Karl  (Göttingen),  Letzter  Schnee  .  154 

Wolters,  Frau  Geo  (Hamburg),  Segler  .    .  87 


b)   Textbilder. 


Albers,  A.  H.  (Schönberg),  Bei  Locarno  .  358 
Albert,  Max  (St.  Gallen),  Kanal  in  Amster- 
dam.      340 

Winterlandschaft 341 

Bei  Steineck 342 

Aming,  Dr.  Ed.  (Hamburg),  Hüttenwerk.  315 

Bachmann,  Dr.  H.  (Gras),  Im  Hafen    .    .  182 
Barnbrock,    E.  (Hamburg),    Landweg   bei 

HummelsbUttel 7 

Beck,  H.  (Hamburg),  Auf  der  Elbe  ...  120 
Blount,  David  (Newcastle),  Malerbildnis  .  329 
Bock,  Mercedes  (Rheinbeck),  Aus  Tirol  .  84 
Brandt,  Dr.  L.  (Berlin),  Sestri-Levante .  .  380 
Dubreuil,  Pierre  (Lille),  Porträt  des  Bild- 
hauers Braque 327 

von  Dühren,    C.  J.    (Berlin).    Bildnis    des 

Malers  Fidus 291 

Porträts.    .    .    .292,  293,  295,  296,  297 

Fischer 294 

Landschaft 298 

Dührkoop,  R.  (Hamburg),  Damenporträt  .  330 

Ehrhardt,  Otto  (Coswig),  Mühle 339 

Im  Wasser 343 

Selbstbildnis 346 

Enge,  F.  (Leipzig),  Dorfstrasse 148 

Erfurth,    Hugo     (Dresden),    Im    Sommer- 
sonnenschein    99 

Karl  Meissner 100 

A.  Thamm loi 


Erfurth,  Hugo  (Dresden),  Hans  Unger  .    .  102 

—  —  Aktstudie 103 

Landschaft 104 

Porträt  in  Landschaft 105 

~  —  Mutter  und  Kind 106 

Fischer,   Niels  (Kopenhagen),   SörQord  in 

Norwegen 131 

Damenporträt 132 

Vor  der  Haustür 133 

—  —  Selbstbildnis 134 

»R^verie« 135 

—  —  Herrenporträt 136 

An  der  Treppe 137 

Kinderporträt 138 

—  —  Freilichtporträt 139 

Damenbildnis 309 

Framheim,  Frau  Dr.  (Hamburg),  Birken  .  84 

Gesche,  W.  (Hamburg),  Winterlandschaft.  121 

Goerke,  Franz  (Berlin),  Ernte.    .....  35 

Dierhagen 36 

—  —  Netzflickerin 37 

Motiy  aus  MUritz 39 

Wolken  und  Wellen 40 

Motiv  aus  Ahrenshoop  .....  41 

Am  Strand  von  Warnemünde  .    .  42 

Gottheil,  £.  (Königsberg  l  Pr.),    Tänzerin  5 

Grantz,  Caesar  (Rixdorf),  Dorfweg    ...  184 

Grell,  G.  Henry  (Hamburg),  Heimweg.    .  i 

Hauers,  Frau  Dr.  (Hamburg),  Kutter    .    .  85 


XII 


SeiU 

Hayn,  Dr.  (Köln),  Im  Sanerland    ....  195 
Herbefg,  Georg  (Breslau),  Alt-Breslau,  an 

den  Mühlen 361 

»-  Alt-Breslau,  Domportal 362 

Heimann,  Therese  (Berlin),  Auf  dem  Felde  117 
Hertwig,  Frau  A.  (Charlottenburg),    Frans 

Goerke 38 

Hilsdorf,    J.     (Bingen),     Maler    Melchior 

Lechter 308 

Hofineister,  Th.  &  O.  (Hamburg),   Ilse  J.  8 

Abendsonne 311 

Homeck,  Prof  Rud.  (Bozen),  Stille  Gewässer  1 86 
Hujsser,   Job.  F.  J.    (Bloemendaal),    Hol- 
lindische Windmühle  (Monode-Studie).  2 
Jung,  Wilh.  (Cöln  a.  Rh«),  Rheinlandschaft  363 
Kaesebier,    Gertrude   (New   York),     »The 

Black  Fox« 69 

Mrs.  E 71 

Kirstein,  Alfred  (Berlin),  Selbstbildnis  .    .  4 

Waldwiese 6 

Porträts 214,  215,  216 

Kolster,  H.  (Hamburg),  Dorfstrasse   .    .    .  376 

Kühlwein,  Armin  (München),  Schneesturm  149 

Kühner  &  Wieck  (Davos),  Pis  Kesch    .    .  356 

Languarde,  Mlle.  C.  (Aix),  Halbschatten  .  312 

Lichtenhahn,  Ernst,  St.  Saphorin    ....  355 
Lehnert,  Hildegard  (Berlin),  Schafweide  in 

der  Mark 19 

Am  PlOner  See 20 

Rosenstock 21 

Selbstbildnis 21 

Aus  einem  hessischen  Bauerndorf.  22 

Sommertag  (Mecklenburg).    ...  23 

Sonntagsmorgen  (Motiv aus  Hessen)  24 

Bei  Goslar 25 

—  —  Aus  Hosterwitr  (Elbe) 26 

Loescher,     Fritz     (Deutsch -Wilmersdorf), 

Porträtstudien.    .    .51,  52,  53,  $5.  5^,  57.  5» 

Lorenz,  Max  (Klotzsche),  Birkenweg.    .    .  196 

Abend  an  der  Nordsee 197 

Luders,  P.  (Hamburg),  Winterlandschaft  .  278 
Maj,    Max,    (Hamburg),    Bildnis    des    Dr. 

jur.  L 119 

Mayer,  M.  (Pilsen),  Karawane 153 

Micke,  Dr.  (Berlin),  Aus  Bomholm    .    .    .  373 

Milster  Edgar  (Berlin),  Aus  SUdtirol  ...  199 

Brandung 201 

-  —  Tiroler  Bauernhaus 202 

Heiligen   drei  Brunnen   bei   Trafoi 

(Ortler  Alpen) 279 

Aus  Tirol 283 

Misonne,  L.  (Gilly),  Winter 307 

Möller,    Max  (Aachen),   Niedeggen  (Eifel)  151 
Dorf  Pelm  (Eifel) 154 


Sftite 

Persqhdd,  Nicola  (Leipzig),  Porträt  .    .    .  325 
▼on  Pfistermeister,  Dr.  F.  (München),  Holz- 

fuhrwerk. 357 

Puyo,  C.  (Paris),  Reflexe 3 

y.  Rambach,  H.  (Rappin),  Landschaft  .    .  378 

Renger-Patzsch,  Rob.  (Dresden),  Mönch  .  245 

Porträt : 247 

Richter,  A.  (Lipine),  Tauwetter 375 

Nach  dem  Gewitter 276 

—  —  Oberschlesisches  Dorf 277 

Ringel,    Frau    Ed.   H.   (Hamburg),    Elbe- 
bild   83 

Rothermundt,  W.    (Berlin),    Am  Golf  von 

PozzuoU 371 

Schaefer,  Frau  Kammerdirektor  (Bensheim), 

Wintersonne 86 

Scharf,    Otto    (Krefeld),     Niederrheinische 

Landschaft 259 

Die  Netzflicker 260 

Waldesrand 261 

Porträts 262,  263 

Birken 264 

Abendsegen 328 

Schildknecht,  H.  (Wien),  Vor  der  Tür  .    .  360 
Schmidt -Diehler,    W.    (Frankfurt  a.  M.), 

Trostburg  b.  Waidbruck 179 

Kartoffelernte  im  Schwarzwald  .    .  180 

Gufidaun  b.  Klausen 243 

Schneider,  Alfred  (Meissen),  Studienkopf  .  163 
Sprossen  und  Blüten 164 

—  —  Bildnis  Sascha  Schneiders  ....  165 

—  —  Im  Steinbruch 167 

—  —  Zigeunerkind 168 

—  —  Kinderkopf 169 

von  Schoeller,  Philipp  (Wien),  Bastelica  .  227 

Porträtstudien 228,  229,  231 

—  —  Turm  Parata  (Corsica) 232 

Schafe 233 

Fischer  aus  vSkagen 234 

Scholz,  R.  u.  Th.  (Wien),  Morgenstimmung  i8l 

Seiberth,  J.  (Basel),  Am  Brienzer  See    .    .  150 

Simmonds,  Frau  Dr.  (Hamburg),  Porträt  .  83 
Spencer,    Erna  (Newark-Ohio),    Kind  mit 

Apfel 67 

Katzen-Gesellschaft 313 

Steichen,     Ed.    (Newyork),      Schriftsteller 

Sadakichi  Hartmann 310 

Stieglitz,  Alfred  (Newyork),    The  Hand  of 

Man 3»6 

Damenporträt 323 

Urff;  S.  (Hanau),  Winterlandschaft     ...  211 

Feldweg 212 

Tannenwald 213 

Venth,  Hermann  (Gotha),  Kleeernte  .    .    .  3S9 


XIII 


Seite 
Walter,  Alois  (Katbarinaberg),    Nach  dem 

Gewitter ii8 

Abend  im  Wald 122 

Warburg,   John    C.   (London),     Klippen- 
schatten   »     314 

Weil,  Mathilde  (Philadelphi.a),  Leonore.  .  73 
Weimer,  Wilh.  (Darmstadt),  Porträt  .  .  .  324 
Weinkauff,  Antonie  (Hamburg),  Baby  .  .  86 
Weiss,  Karl  (Dresden),  Porträtstudien    246,  248 


Seile 
White,  Clarence  H.  (Newark),    Miss  Julia 

Mc.  Cune •    326 

Wimmer,  V.  (Charlottenburg),  Tschengelser 

Hochwand ....••     372 

Winckelmann,  H.  (Berlin),  Landschaften  115,  116 
Winkel,  Carl  (Göttingen),  Wiesenbach  .  .  147 
Würz,  Th.  (Winterthur),    Aufnahme  eines 

Blitzes 287 


XIV 


Kleine  Chronik. 


Vereins-Nachrichten. 


Augsburg,  Amatettr-Pbotographen- Verein  115. 
BarmcD,  Verein  filr  Liebbaber-Pbotograpbie  ill. 
Basel,  Amateur-Photographen- Verein  i,  5?. 
Berlin,  Verein  aur  Förderung  der  Photographie 
7,  15,  27,  39.  46,  55,  68.  93,  108.  147. 

Lichtbild- Verein  Berlin  26. 

Amateur-Photographen- Vereinigung  vEos« 

3.  57.  97,  loi.  136. 

Deutsche  Gesellschaft  von  Freunden    der 

Photographic  9,    33,    46,    81,    87,    102,    112, 
"6,  159,  176. 
Boien,  Amateur-Photographen-Club    fttr   Bösen 
und  Umgebung  3,  15.  61,  78,  91,  142. 

Verein     aur    Förderung    der    Amateur- 

Photographie,    Bösen   und  Umgebung  27,  59, 

79,  96,  147. 

Breslau,  Schlesische  Gesellschaft    von  Freunden 

der  Photographie    27,    69,    75.   83,   104,  109, 

117,  121,  127,  172. 
Chemnitz,  Amateur-Photographen-Verein  45. 
Danzig,  Photographische  Gesellschaft  53. 
Dresden,    Dresdener  Gesellschaft  zur  Förderung 

der   Amateur-Photographie    35,    53,    70,    88, 

100,  142,  150,   158. 
Duisburg,  Amateur-Photographen- Verein  i,  135, 

163. 
Elberfeld,  Verein  für  Amateur-Photographie  72, 

80,  115.  124. 

Elmshorn,    Verein    von    Amateur-Photographen 
41,  loi. 


Erfurt,  Photographischer  Klub  i. 
Freie  Photograph.  Vereinigung  155,  175. 

Gotha,  Vereinigung  Gotbaer  Amateur •  Photo- 
graphen 96,  158. 

Hamburg,  Gesellschaft  zur  Förderung  der  Ama- 
teur-Photographie 23,  77,  84,  91,  171. 
—  —  Freie    Vereinigung   von  Amateur-Photo- 
graphen 1,  8.  18,  99,  156,  165;  179. 

Photographische  Gesellschaft  2,  33. 

Hannover,  Verein  für  Amateur-Photographie  23, 
32,  45.  54.  67,  85,  94,  127,  131,  13s,  141. 
155.  «64. 

Jena,    Verein  von   Freunden    der    Photographie 

«7,  58. 
Leipzig,  Verein  für  Amateur-Photographie  «Gut 

Licht«   156. 
Leroberg,  Photographische  Gesellschaft  79. 
Linz  (Donau),  Amateur-Photographen- Verein  23. 
Mainz,  Rheinisch.  Camera-Klub  2, 15, 60,  149,  174. 
MUlhausen  i.E.,  Photo-Club  »Alsatia«   155. 
München,  Photographischer  Club  2,  26. 
Offenbach  a.  M.,    Amateur- Photographen- Verein 

65- 
Posen,  Photographischer  Verein  31,  46,  65,  107. 
Rixdorf ,     Amateur  -  Photographen  -  Verein     »  Gut 

Licht«  79. 
Steglitz,  Sektion  —  der  Deutschen  Gesellschaft 

von  Freunden    der  Photographie   42,   72,  80, 

124.  178. 
Zittau,  Amateur-Club  »Gut  Licht«  32. 


Fragen  und  Antworten. 


Seite  5,  II,  19,  29,  36,  43,  49,  62,  73,  81,  89,  97,  105,  112,  119,  125,  128,  133,  137,  143.  «51 
161,  181. 


XV 


einer  Fülle  klangvoller  Namen  wollten  wir  glänzen;  an  der  Hand  einer  ausgesuchten 
Zahl  trefflicher  Leistungen  das  Bild  einer  geschlossenen  Produktion  zu  geben,  das 
war  unser  Ziel. 

Nicht  ganz  gelang  es  uns  mit  Bezug  auf  die  künstlerischen  Vorlagen  aus  dem 
Gebiet  der  Malerei  den  gesteckten  Rahmen  auszufüllen.  Gar  zu  oft  scheitert  hier 
der  gute  Wille  an  der  Ungunst  der  Verleger,  bei  denen  die  Autorisation  zur  Publi- 
kation der  in  Aussicht  genommenen  Kunstblätter  nachgesucht  werden  muss.  Immerhin 
gelang  es  uns,  in  den  Reproduktionen  nach  Allonge,  Franz  Hals,  Pieter  de 
Hooghe,  W.  Feldmann,  T.  Chauvel  und  Walther  Leistikow  unsern  Lesern 
eine  Serie  gehaltvoller,  zum  Schaffen  anregender  Blätter  zu  geben.  Der  Anklang, 
dessen  sich  diese  Einrichtung  zu  erfreuen  hatte,  wird  uns  ein  Ansporn  zu  weiteren 
Bemühungen  sein. 


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Können  wir  so  befriedigt  auf  die  Darbietungen  des  verflossenen  Jahres  zurück 
schauen,    so    glauben    wir    unsern  Lesern    für    das  kommende  noch  reichere  Gaben 
versprechen    zu    dürfen,    die    nicht    nur    durch    inneren  Wert,    sondern  auch  durch 

Hebung  der  äusseren  Aus- 
stattung das  bisher  Gebotene 
übertreffen       sollen.  Wir 

werden  immer  mehr  danach 
streben,  auch  im  äusseren 
Gewände  das  vornehmste 
Organ  der  photographischen 
Publizistik  in  Deutschland  zu 
werden. 

Das  verflossene  Jahr  hat, 
unterstützt  durch  gewisse 
unterm  12.  Längengrade  in 
Sachsen  gekeimte  Monopoli- 
sierungsgedanken ,  ein  böses 
Gemetzel  unter  den  photo- 
graphischen Organen  an- 
gerichtet; zwei  Fachjournale 
haben  dabei  ihr  Leben  lassen 
müssen.  UnsereVerant  wortung 
ist  durch  diesen  Wandel  der 
Dinge  gewachsen.  Mehr  noch 
fühlen  wir  die  Pflicht,  eine 
von  aller  Kleinlichkeit  freie, 
mit  rein  ideellen  Mitteln  ge- 
pflegte Stätte  zum  freien  Spiel 
der  Kräfte  in  unserer  Zeit- 
schrift zu  bieten. 

Die  photographische 

Wissenschaft ,  die  Technik 
schreitet  unbekümmert  in  den 
Laboratorien     der    Praktiker, 

in  den  Studierstuben  der  Ge- 
Jüh.  F.  J.  Huysser,  Bioemendaal.  11.        -v  -iir  ti- 

-        '     „     ,.    ,     ,,,.   ,     , .    ,„        .    .      ,.  .  lehrten  ihren  Weg.     Hier  tut 

Holländische  Windmühle  (Monocle-Sludie). 


eine  Zeitschrift  ge- 
nug, wenn  sie  ein 
möglichst  solid 
und  kritisch  ge- 
sichtetes Material 
aller  bemerkens- 
werten Fort- 
schritte gibt.  In 
dieser  Hinsicht  hat 
uns  stets  aller 
Dilettantismus,  der 
Kult  ephemerer 
Nachrichten  fern- 
gelegen, und  in 
dieser  bewährten 
Bahn  werden  wir 
auch  ferner  vor- 
wärts schreiten.  — 
Die  bildnerische 
Photographie  da- 
gegen ist  nicht 
mehr  so  aus- 
schliesslich Fach- 
sache, sie  ist  mit 
ihren  Leistungen 
wiederholt  vor  die 
breite  Öffentlich- 
keit getreten,  sie 
hat  bewusst  von 
dem  Urteil  der 
Techniker  an  das 
der  Kimstästhe- 
ükcr  appelliert. 
Hier  kann  man 
nicht  mehr  auf 
den  Weg  einseitig 

phototechnischer        ^-  P">o,  Paris.  Rencxe. 

Beurteilung  weitergehen,  der  bis  zum  Erstarken  der  modernen  Bestrebungen  all- 
gemein als  der  einzig  richtige  angeschen  wurde;  wir  haben  bereits  im  verflossenen 
Jahre  begonnen,  dieser  Einsicht  entsprechend  den  Rahmen  ftlr  den  illustrativen  Teil 
unseres  Blattes  weiter  zu  ziehen,  und  wir  werden  fortfahren,  innerhalb  der  Grenzen 
des  guten  Geschmacks  so  tolerant  und  weitherzig  wie  möglich  gegen  alle  Richtungen 
zu  sein.  Man  kann  durchaus  nicht  absehen,  welchen  Wandel  die  Entwicklung  der 
künstlerischen  Photographie  noch  bringen  wird;  wir  dürfen  erwarten,  dass  wir  da 
noch  viel  überraschendes  erleben  werden  und  dass  es  dermaleinst  eins  der  inter- 
essantesten Dinge  sein  wird,  diesen  vielverschlungenen,  nicht  immer  leicht  in  den 
treibenden  Motiven  zu  erkennenden  Gang  rückschauend  zu  verfolgen.  Die  Aufgabe 
der  Journale  ist  es,  dieser  Entwicklung  zu  folgen,  auch  da,  wo  sie  nach  herkömm- 
licher Ansicht  sich  von  dem  Wege  der  reinen  Photographie  entfernt.  Massgebend 
darf  hier  allein  der  Ernst    der  in  Frage  stehenden  Bestrebungen  sein  und   ihr  Wert 


als  Baumaterial  für  die  Fortbildung  der  Photographie  als  künstlerisches  Ausdrucks- 
mittel. —  Wir  sind  zwar  der  Ansicht,  dass  auch  hier  möglichst  kritisch  gewähh 
werden   solle,  sind  aber  zugleich   überzeugt,   dass  vieles  beachtenswert  ist,   dessen 

Bedeutung  das  in 
einseitig  techni- 
scher Beurteilung 
befangene  Auge 
nicht  sofort  er- 
kennt. Wir  glau- 
ben zwar ,  dass 
die  Photographie 
auch  in  künst- 
lerischer Hinsicht 
letzten  Endes  mit 
eigenen  Mitteln, 
selbständig  etwas 
leisten  muss,  dass 
sie  der  wunder- 
feinen Widergabe 
der  Natur,  die  nur 
ihr  möglich  ist, 
sich  nicht  vollends 
entschlagen  darf, 
wenn  sie  etwas 
Originelles ,  Ein- 
ziges erreichen 
will,  dennoch  dür- 
fen wir  uns  der 
Erkenntnis  nicht 
verschliessen,  dass 
uns  jede  Ema- 
nation stark  bean- 
lagter  Persönlich- 
keiten weiter- 
bringt und  dass 
gerade  im  Gebiet 
der    Kunst    keine 

chinesischen 
Mauern  aufgerich- 
tet werden  dür- 
fen. Gewöhnen 
wir  uns  daran, 
auch  zunächst  be- 
fremdende Bilder, 
die  uns  nicht  ganz 
in  den  Kram 
passen,  duldsam 
hinzunehmen  und 
ernst  zu  prüfen, 
wir  werden  dann 


Alfred  Kirstein,  Berlin. 


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ü    CL, 


als  Baumaterial  für  die  Fortbildung  der  Photographie  als  künstlerisches  Ausdrucks- 
mittel. —  Wir  sind  zwar  ^^'^  a  .%>.;>^w*     o—«.    -««*,    *•;•«-   ^äj^j^j^j,^*    |^j^-^-u ^.«n. 


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vor  solcher  namen- 
losen Erregung  der 
Leidenschaften  be- 
wahrt bleiben ,  wie 
sie  die  Publikationen 
eines  jungen  Ameri- 
kaners in  einem 
unserer  Amateur- 
blätter vor  einigen 
Monaten  hervorrief ; 
die  belgische  Re- 
gierung aber  erwarb 
kurz  darauf  eines 
dieser  Bilder  für  die 
Brüsseler  Gallerie, 
und  sanktionierte  so- 
mit mindestens  ihren 
Kunstwert.  Also  ru- 
hig Blut  — ,  es  ist 
nicht  alles  schlecht, 
was  uns  ungewohnt 
ist. 

Die  Vorgänge, 
die  ich  hier  berührt 
habe,  machten  eine 
Anzahl  von  Kräften 
frei,  die  sich  nach 
einer  Stätte  sehnen, 
wo  sie  sich  unbe- 
einflusst ,  frei  aus- 
sprechen können. 
Wer  zu  uns  kommt 
mit  bedeutsamen  Lei. 
stungen,  dem  werden 
wir  stets  gern  einen 
Platz  einräumen  und 

er  braucht  nicht  zu  fürchten,  dass  Intoleranz  oder  Kleinmütigkeit  ihm  Schranken  zieht. 
Wir  haben  die  Verpflichtung,  alle  ernst  Schaffenden  zum  Wort  kommen  zu  lassen, 
wenn  ihre  Sprache  noch  mächtig  genug  ist,  auf  den  Gang  der  Dinge  einzuwirken. 
Wir  werden  nie  das  Interesse  der  Photographie  über  irgend  einem,  wenn  auch  noch 
so  geschickten  und  verblüffenden  Spezialistentum,  nie  über  dem  formalen  den  inneren 
Wert  vergessen,  aber  wir  werden  ein  freier  Boden  sein  für  alle  ehrlichen  Kämpfer. 
Dass  dieser  edle  Wettstreit,  der  sich  im  neuen  Jahre  in  den  Spalten  unseres  Blattes 
abspielen  wird,  fruchtbringendster  Anregungen  voll  ist,  das  soll  unsere  Aufgabe  sein, 
deren  glücklicher  Lösung  wir  schon  jetzt  durch  wohlbegründete  Voraussetzungen  das 
günstigste  Prognostikon  stellen  können. 


E.  Gottheil,   Königsberg  i.  Pr. 


Zu  unseren  Bildern. 

Unter  unseren  heutigen  Bildern  nehmen  die  Leistungen  des  Franzosen  C.  Puyo 
einen  hervorragenden  Platz  ein.  Unsere  Allermodernsten  zwar  mögen  solche  wohl 
erwogenen,  nach  ihrer  Meinung  zu  „gedrechselten"  Bilder  nicht  mehr  recht  leiden. 
Sie  haben  der  französischen  Schule  häufig  übertriebene  Stlssigkeit,  gezwungene,  er- 
ktlnstelte  Komposition  vorgeworfen.  Und  in  der  Tat  schlägt  auch  alles,  was  Puyo 
macht,  ein  wenig  ins  Reutlingersche  Genre.  Dennoch  brauchen  wir  uns  die  naive 
Freude  an  Leistungen,  in  denen  die  Photographie  nach  einer  bestimmten  Richtung 
hin  so  virtuos  entwickelt  ist,  nicht  nehmen  zu  lassen.  Es  ist  wirklich  genug  Platz 
für  alle  ernsten  Bestrebungen.  Was  man  der  französischen  Photographie  entgegen- 
hält, das  wird  häufig  auch  der  Malerei  und  Plastik  dieses  beweglichen  und  sensiblen 
Volkes  zum  Vorwurf  gemacht:  zu  viel  dramatische  Pose,  zu  wenig  Innerlichkeit,  zu 
viel  formale,  technische  Geschicklichkeit,  zn  wenig  Leben.  Dennoch  reissen  uns 
die  französischen  Künstler  hin  mit  ihrer  spielenden  Überwindung  schwierigster 
technischer  Probleme,  mit  der  immer  sicheren,  immer  vornehmen  Ausgeglichenheit 
ihres  Vortrages.  Es  ist  eine  alte  künstlerische  Kultur  in  diesem  Volke,  ein  namen- 
loses Können,  ein  äusserst  verwöhnter  Blick,  den  die  leisesten  Disharmonieen  ver- 
stimmen, ein  scharfes  Gehör,  das  die  unscheinbarsten  Regungen  der  Natur  belauscht. 
Jeder  Mensch  aus  dem  Volke,  der  das  Pariser  Pflaster  tritt,  ist  mehr  Künstler  als 
so  mancher,  der  bei  uns  mit  breitkrämpigem  Kalabreser  und  wehender  Kravatte 
herumläuft.  Haben  wir  einstweilen  noch  ein  wenig  Achtung  vor  diesem  Künstler- 
volk, wir  deutschen  „Barbaren",   die  immer  noch  vorwiegend  für  Familienblatt  und 


Alfred  Kirstein,  Berlin. 


Waldwiese. 


E.  Barnbrock,  Hamburg. 


Landweg  bei  Hummelsbüttel* 


Öldruck  schwärmen,  und,  wenns  hoch  kommt,  dem  Auslande  die  technischen 
Mätzchen  abgucken. 

Freuen  wir  uns  also  auch  ungemischt  an  Puyos,  des  Photographen,  Bildern. 
An  dieser  reizenden,  duftigen  Gestalt,  die  da  im  Schilf  hockend  verträumten  Auges 
übers  Wasser  blickt,  auf  dem  die  grossen,  sonnenüberglänzten  Mummelblätter  ruhen ; 
an  der  keuschen  Marienerscheinung,  die,  lichtumflossen  vor  einer  einfachen,  zart 
herabgetönten  Landschaft  stehend,  als  Sinnbild  der  Mutterschaft  gegeben  ist;  an 
jenem  edlen  jugendlichen  Kopf,  den  ein  Reflex  tiefliegenden  Lichtes  zu  klar  kon- 
trastierender, effektvoller  Beleuchtung  bringt.  Von  jeher  sind  die  pikanten  Licht- 
effekte Puyos  Stärke  gewesen;  wie  sicher  und  virtuos  er  sie  handhabt,  das  zeigen 
auch  diese  Bilder. 

Die  junge  Hamburger  Schule  kommt  zur  Sprache  in  einem  schlicht  und  sinnig 
gegebenen  Mädchenporträt  der  Gebrüder  Hofmeister,  sowie  in  einigen  Land- 
schaftsaufnahmen von  Henry  Grell,  von  denen  namentlich  der  „Abend  im  Harz" 
durch  einen  anscheinend  geschickt  auf  der  Platte  hineingedeckten  Lichtstreif  überm 
Horizont  zu  stimmungsvoller  Wirkung  gebracht  ist.  —  E.  Barnbrock,  der  hier 
mit  einem  „Landweg  bei  Hummelsbüttel"  figuriert,  ist  unseren  Lesern  von  früherer 
Publikation  in  diesen  Blättern  bekannt.  —  Von  Dr.  Alfred  Kirstein,  einem  der 
eifrigsten  Berliner  Vertreter  des  Gummidrucks,  bringen  wir  zwei  Bilder,  von  denen 
namentlich  das  vortreffliche  Herrenkniestück  durch  Frische  und  Ungezwungenheit 
der  Auffassung  fesselt.  Wir  werden  demnächst  bei  der  Publikation  einiger  weiterer 
Bilder  Gelegenheit  nehmen,  auf  die  Leistungen  dieses  interessanten  Amateurs  etwas 
näher  einzugehen.  —  Auch  der  stimmungsvollen  Monocle-Studie  des  Holländers 
Huysser,  sowie  der  graziösen  Menuett-Tänzerin  Gottheils  sei  anerkennend  gedacht. 

F.  L. 


Einige  Winlte  über  Objektivprüfungen. 

Von  P.  Baltin. 

Die  wenigsten  Amateure,  welche  sich  ein  neues  Objektiv  anschaffen, 
nehmen  sich  die  Mühe,  dasselbe  einer  gründlichen  Prüfung  auf  seine  Leistungen 
hin  zu  unterwerfen^  meist  wohl,  w^eil  sie  sich  auf  ihren  Händler  oder  auf  die 
Firma  des  Fabrikanten  verlassen.  Es  kann  aber  natürlich  auch  bei  den  ersten 
Firmen  vorkommen,  dass  trotz  aller  Kontrolle  doch  einmal  ein  fehlerhaftes 
Instrument  durchgeht,  und  bei  den  billigen  Erzeugnissen  empfiehlt  es  sich 
ganz  entschieden,  vor  dem  definitiven  Ankauf  sich  durch  eigenen  Versuch 
ein  Urteil  zu  bilden.  Die  Mehrzahl  der  optischen  Firmen  gewährt  bekanntlich 
gern  eine  genügende  Prüfungsfrist,  und  wo  das  nicht  der  Fall  sein  sollte, 
verzichte  man  lieber  und  beehre  die  koulantere   Konkurrenz. 

Wenn  dem 
Amateur  auch  selten 
genügende  Mittel 
zu  einer  erschöpfen- 
den, exakten  Unter- 
suchung zu  Gebote 
stehen,  so  wird  er 
doch  meist  im 
Stande  sein,  bei 
einigermassen 
systematischem 
Verfahren  so  viel 
zu  ermitteln,  als 
ihm  zu  wissen  nötig 
ist. 

Besitzt  man 
eine  Handcamera, 
bei  welcher  das  Ob- 
jektiv nicht  heraus- 
genommen werden 
kann  —  womög- 
lich auch  ohne 
Mattscheibe  — ,  so 
ist  freilich  nicht  viel 
zu  machen.  Man 
muss  sich  daraut 
beschränkeo,  bei 
feststehender  Ca- 
mera und  mit 
voller  Öffnung 
die  Aufnahme  einer 
fernen    Landschaft 


Th.  u.  O.  Hofmeister,   Hamburg. 


Ilse  J. 


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IM    SCHIL.F 
Photogr.  Mitteüiingpnyi 


(oder  noch  besser,  eines  nicht  zu  nahen,  hohen  und  langen  Gebäudes  von 
einfacher  Architektur)  zu  machen  und  das  Negativ  auf  Mittel-  und  Rand- 
schärfe zu  untersuchen.  Da  es  sich  in  diesem  Falle  meist  um  aplanatische 
Objektive  handeln  wird,  so  ist  zu  fordern,  dass  die  Mitte  absolut  scharf  und 
die  Abnahme  der  Schärfe  nach  dem  Rande  zu  nach  allen  Richtungen  hin  eine 
gleichmässige  sei.  Fehler  in  dieser  Beziehung  können  sowohl  am  Objektiv 
liegen  (z.  B.  schlechte  Centrierung,  Fokusdifferenz),  als  an  mangelhafter  Aus- 
führung der  Camera.  Der  Besitzer  der  letzteren  wird  selten  die  wahre  Ur- 
sache ermitteln  können  und  tut  in  diesem  Falle  am  besten,  bei  dem  Verkäuler 
zu  reklamieren. 

Bei  Kodaks  und  ähnlichen  Filmcameras  kann  die  Leistungsfähigkeit  des 
Objektivs  durch  Aufnahmen  auf  Films  niemals  mit  Sicherheit  geprüft  werden, 
doch  bietet  es  bei  den  meisten  derartigen  Apparaten  (wie  z.  B.  Klapp- 
Taschen-Kodak  III  und  ähnlichen)  keine  Schwierigkeit,  eine  dünne,  passend 
geschnittene  Trockenplatte  einzulegen.  Bei  der  Aufnahme  muss  nur  darauf 
geachtet  werden,  dass  man  das  rote  Fensterchen  in  der  Rückwand  gut  zu- 
deckt. Häufig  steht  bei  solchen  Kameras  die  das  Objektiv  tragende  Vorder- 
wand etwas  schief.  Die  daraus  resultierende  einseitige  Unscharfe  des  Negativs 
darf  natürlich  nicht,  wie  es  oft  geschieht,  dem  Objektiv  aufs  Konto  gesetzt 
werden. 

Eine  wirkliche  Objektivprüfung  kann  man  nur  vornehmen,  wenn  man 
dazu  eine  Stativcamera  mit  langem  Balgenauszug  und  möglichst  mit  aufklapp- 
baren Kassetten  zur  Verfügung  hat.  Manche,  die  eine  solche  nicht  besitzen, 
werden  sich  dieselbe  von  einem  Bekannten  leihen  können. 

Zunächst  prüfe  man,  ob  das  Objektiv  Fokusdifferenz  hat. 

Es  ist  eine  ebenso  verbreitete  als  irrige  Annahme,  dass  dieser  Fehler 
schon  seit  Petzvals  Zeiten  zu  den  überwundenen  gehöre:  er  kommt  viel- 
mehr weit  häufiger  vor,  als  man  denkt,  ja,  er  ist  fast  bei  jedem  Objektive 
in  gewissem  Masse  vorhanden. 

Bei  diesem  Versuch,  wie  auch  bei  allen  übrigen,  ist  es  höchst  notwendig, 
die  Einstellung  nicht  auf  der  zum  Apparat  gehörenden  Mattscheibe  vor- 
zunehmen, sondern  auf  einer  Mattscheibe  in  Grösse  der  Platte,  die  man  in 
die  zu  benutzende  Kassette  legt.  Dies  ist  nur  möglich  beim  Gebrauch  auf- 
klappbarer Kassetten.  Andernfalls  muss  man  sich  vorher  durch  möglichst 
genaue  Messungen  überzeugen,  dass  keine  Kassettendifferenz  vorhanden  ist, 
d.  h.  dass  Mattscheibe  und  Platte  wirklich  an  genau  dieselbe  Stelle  des 
Apparates  zu  liegen  kommen. 

Man  bestimmt  die  Fokusdifferenz  am  besten  so,  dass  man  die  Camera 
etwa  auf  das  Doppelte  der  Brennweite  des  zu  untersuchenden  Objektivs  aus- 
zieht und  so  in  natürlicher  Grösse  auf  ein  unter  45°  angeheftetes  Zeitungs- 
blatt (mit  möglichst  kleinem  Druck  und  möglichst  engen  Zeilen)  einstellt. 
Wird  dann  —  natürlich  ohne  Abbiendung  —  die  eingestellte  Zeile  die 
schärfste  im  Negativ,  so  ist  Fokusdifferenz  nicht  vorhanden.  Ist  dies  bei 
irgend  einer  anderen  der  Fall,  so  kann  man  aus  der  Lage  derselben  sowohl 

1. 1. 1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  2 


auf  die  Grösse  als  auch  Richtung  der  Fokusdifferenz  schliessen,  und  man 
sieht,  ob  man  zur  Erzielung  eines  absolut  scharfen  Bildes  die  Mattscheibe 
nach  der  optischen  Einstellung  dem  Objektiv  nähern  oder  sie  von  demselben 
entfernen  muss.  Die  Richtung  der  Fokusdifferenz  bleibt  dieselbe,  ob  man 
nun  auf  die  Nähe  oder  Ferne  einstellt,  doch  wird  ihr  absoluter  Betrag  um 
so  kleiner,  je  mehr  man  auf  »unendlich«  einstellt  und  beträgt  im  letzten 
Falle  circa  7*  von  der  Focusdifferenz  bei  natürlicher  Grösse. 

Beträgt  die  ermittelte  Focusdifferenz  bei  einer  Brennweite  von  z.  B. 
12  bis  i8  cm,  bei  Einstellung  auf  natürliche  Grösse^  nicht  mehr  als  i  bis 
i^/,  mmj  so  ist  dieselbe  bei  Aufnahme  ferner  Objekte  nicht  wesentlich 
störend,  und  das  Objektiv  kann  als  normal  angesehen  werden,  sie  muss  aber 
dringend  berücksichtigt  werden  in  den  sehr  häufigen  Fällen,  wo  man  Re- 
produktionen oder  Vcrgrösserungen  mit  grossen  Blendenöffnungen  macht. 

Es  ist  übrigens  wenig  bekannt,  dass  ein  Objektiv,  welches  z.  B.  für  die 
gewöhnliche  Bromsilbergelatine-Trockenplatte  vollkommen  frei  ist  von  dem 
besprochenen  Fehler,  trotzdem  für  andersartige  photographische  Schichten 
mit  beträchtlicher  Fokusdifferenz  behaftet  sein  kann.  Dies  gilt  z.  B.  bei  den 
nassen  Kollodiumplatten  für  die  meisten  Anastigmate  mittlerer  Lichtstärke, 
soweit  sie  nicht  speziell  fiir  Reproduktionszwecke   berechnet  wurden. 

Noch  auffälliger  zeigt  sich  dies  bei  reinen  Chlorsilberschichten,  wie  z.  B. 
bei  Dr.  Steinschneiders  Chlorsilberdiapositivplatten.  Diese  äusserst  un- 
empfindlichen Platten  sind  zwar  nicht  zu  Aufnahmen  mittelst  Objektiv,  sondern 
ausdrücklich  nur  zum  Kontaktkopieren  bestimmt,  doch  ist  ein  Versuch  damit 
lehrreich:  er  zeigt,  dass  man  zwar  mit  den  gewöhnlichen  Aplanaten  darauf 
ein  der  optischen  Einstellung  entsprechendes  scharfes  Bild  erhält,  aber  nicht 
mit  den  allerbesten  Anastigmaten,  die  in  diesem  Falle  eine  ausserordentlich 
merkbare  Fokusdifferenz  besitzen. 

Mit  der  Fokusdifferenz  nicht  zu  verwechseln  ist  die  Blendendifferenz, 
welche  eine  Folge  nicht  vollkommener  Korrektion  der  sphärischen  Abweichung 
ist  und  sich  darin  äussert,  dass  die  Schärfe  bei  voller  Öffnung  nicht  an  der- 
selben Stelle  liegt,  wie  bei  kleineren  Blenden.  Dieselbe  ist  bei  den  be- 
liebtesten und  verbreitetsten  Anastigmattypen  mehr  oder  weniger  vorhanden, 
so  dass  z.  B.  die  Firma  Zeiss  in  ihrem  Kataloge  direkt  empfiehlt,  die  Auf- 
nahme mit  derselben  Blende  einzustellen,  mit  welcher  sie  gemacht  werden 
soll.     Auch  für  die  Kollineare  empfiehlt  sich  dieses  Verfahren. 

Die  Bestimmung  der  Blendendifferenz  erfolgt  in  derselben  Weise,  wie 
die  der  Fokusdifferenz,  nur  muss  man  nicht  eine,  sondern  mehrere  Auf- 
nahmen mit  gleicher  Einstellung,  aber  wechselnden  Blenden,  machen.  Man 
sieht  dann,  wie  die  Schärfe  mit  der  Blende  wandert.  Bei  den  kleineren 
Blenden,  unter  F/30,  ist  dann  die  Tiefenschärfe  so  gross,  dass  der  Fehler 
verschwindet. 

Die  schwer  zu  überwindende  Vorliebe  älterer  Reproduktionstechniker  für 
aplanatische  Objektive  beruht  zum  grossen  Teil  darauf,  dass  die  Reproduktions- 
aplanate    weniger  Blendendifferenz    zeigten    als  die    ersten   für  diesen  Zweck 


10 


bestimmten  Anastigmate  (was  besonders  für  die  Autotypie  in  Betracht 
kommt).  Erst  in  neuerer  Zeit  ist  seitens  der  führenden  optischen  Firmen 
l'.ierin  Abhilfe  geschaffen  worden.  Es  gibt  indessen  unter  den  im  Handel 
befindlichen  Anastigmaten  noch  manche,  bei  denen  bei  Aufnahmen  näherer 
(iegenstände,  wie  z.  B.  bei  Gruppenaufnahmen,  sich  die  Blendendifferenz  auf- 
fällig bemerkbar  machen  kann,  so  dass  eine  Prüfung  daraufhin  angezeigt 
erscheint. 

Die  beiden  bisher  erwähnten  Fehler  —  Fokus-  und  Blendendifferenz  — 
^»i^d  diejenigen,  deren  Vorhandensein  in  den  Kreisen  der  Amateure  am 
wenigsten  bekannt  ist  und  deren  Kenntnis  doch  in  vielen  Fällen  den  Schlüssel 
zu  sonst  rätselhaften  Erscheinungen  bietet. 

Die  sonstigen  Eigenschaflen  des  Objektivs  sind  mit  einer  für  den  Lieb- 
haberphotographen ausreichenden  Genauigkeit  leicht  zu  ermitteln. 

Die  genaue  Bestimmung  der  Brennweite  und  des  Bildwinkels  (des  Durch- 
messers des  runden  Bildfeldes)  haben  selten  Interesse.  Höchstens  lohnt  es 
sich  bei  billigen  Aplanaten  die  Lichtstärke,  d.  h.  das  Verhältnis  von  Öffnung 
zur  Brennweite,  zu  kontrollieren,  weil  dabei  manchmal  unglaublich  gemogelt 
wird.  So  wurde  z.  B.  jüngst  dem  Verfasser  auf  Bestellung  ein  derartiges 
Instrument  übersandt,  welches  statt  der  angegebenen  Lichtstärke  F :  8  eine 
solche  von  etwa  F  :  1 1  hatte.  Über  die  Methode  dafür  findet  man  genügenden 
Aufschluss  in  den  Lehrbüchern. 

Ob  bei  einem  als  »Anastigmat»  bezeichneten  Objektiv  —  es  sind  nicht 
alle  Objektive  Anastigmate,  welche  so  genannt  werden  —  eine  wirkliche 
anastigmatische  Bildfeldebnung  vorhanden  ist,  zeigt  sich,  wenn  man  bei  voller 
()frnung  auf  eine  möglichst  grosse  ebene  Fläche  so  einstellt,  dass  die  optische 
Achse  des  Objektivs  senkrecht  und  die  Mattscheibe  parallel  dazu  steht. 

Geeignet  dazu  sind  ausgedehnte  Gebäude,  grosse  Zeichnungen,  Karten 
und  dergl.,  am  besten  solche  Objekte,  bei  d«nen  am  Rande  sowohl  senk- 
rechte als  auch  wagerechte  Linien  vorkommen  (Fenster  an  Häusern  z.  B.) 
Wenn  diese  bei  derselben  Einstellung  scharf  erscheinen,  kann  man  beruhigt 
sein.  Natürlich  darf  man  an  die  ganz  lichtstarken  Anastignjate  (etwa  F:  5) 
bei  voller  Öffnung  nicht  ebenso  hohe  Anforderungen  stellen  wie  an  die 
normalen  von  etwa  F  :  6,5  bis  F  :  7. 

Noch  ein  Punkt  scheint  erwähnenswert:  das  Vorkommen  von  Reflex- 
bildem.  Solche  sind  unter  gewissen  Verhältnissen  bei  allen  Objektiven  vor- 
handen, werden  aber  um  so  leichter  auftreten,  je  mehr  reflektierende  Flächen 
im  Objektiv  selbst  vorhanden  sind,  so  dass  also  die  aus  drei  oder  vier  Einzel- 
linsen bestehenden  Objektive  in  dieser  Beziehung  ungünstiger  dastehen,  als 
die  aus  verkitteten  Linsen  zusammengesetzten.  Diese  Reflexe  treten  be- 
sonders auf  bei  Innenaufnahmen,  wenn  helle  Fenster  mit  grösseren  dunklen 
Partieen  wechseln,  und  können  an  solchen  Objekten  studiert  werden. 

Aus  diesem  Grunde  ist  für  solche  Aufnahmen  ein  verkittetes  Objektiv  in 
den  meisten  Fällen  vorzuziehen.  Diese  Bemerkung  diene  gleichzeitig  zur  Er- 
gänzung meiner  Ausfuhrungen  in  Heft  22  dieser  Zeitschrift. 


11 


Mitteilungen  aus  unserem  pliotocliemisclien 
Versuchs-Laboratorium. 

Pinakolsalz  N  von  den  Farbwerken  vorm.  Meister  Lucius  &  Brüning- 

Höchst  a.  M. 

Die  modernen  organischen  Entwickler- Lösungen  setzen  sich  im  allgemeinen  aus 
Entwicklersubstanz,  Sulfitsalz  und  Alkali  zusammen.  Bezüglich  des  letzteren  Agens 
stehen  uns  sehr  verschiedene  Mittel  zur  Auswahl,  am  meisten  Anwendung  finden 
die  Soda,  die  Potasche  und  die  Ätzalkalien,  weniger  eingeführt  haben  sich  bis  jetzt 
das  Aceton  und  das  dreibasisch  phosphorsaure  Natron,  sehr  wenig  beliebt  ist  der 
Gebrauch  von  Ammoniaklösung. 

Abgesehen  davon,  dass  die  verschiedenen  Alkalien  in  ihren  Eigenschaften  und 
in  ihren  Wirkungen  bei  der  Hervorrufung  des  Bildes  wesentliche  Unterschiede 
zeigen,  ist  auch  zu  beachten,  dass  die  Benutzung  des  gleichen  Alkalis  nicht  für  jeden 
Entwickler  gleich  rationell  ist,  so  gibt  z.  B.  Pyrogallus-Soda  eine  für  die  Praxis 
sehr  taugliche  Kombination,  während  Brenzcatechin-Soda  ungewöhnlich  langsam 
arbeitet.  Das  bisher  am  meisten  verwendete  Alkali  ist  wohl  die  Pottasche,  obgleich 
sie  nicht  das  wohlfeilste  Mittel  ist  und  manche  Plattensorten  in  Pottasche-Entwickler- 
lösungen leicht  zum  Kräuseln  neigen. 

Von  den  Farbwerken  vorm.  Meister  Lucius  &  Brüning- Höchst  a.  M. 
haben  wir  nun  ein  neues  Alkali-Ersatzmittel,  welches  den  Namen  „Pinakolsalz  N" 
führt,  zur  Prüfung  erhalten,  desgl.  einen  hiermit  angesetzten  Rapidentwickler, 
welcher  für  den  Gebrauch  mit  8  bis   lo  Teilen  Wasser  zu  verdünnen  ist. 

Das  Pinakolsalz  der  Höchster  Farbwerke  ist  eine  Lösung  eines  amidoessigsauren 
Salzes,  welche  den  Entwicklerlösungen  an  Stelle  der  Pottaschelösung  etc.  zugesetzt 
wird.  Es  ist  eine  klare,  fast  farblose  Lösung,  die  genaue  Zusammensetzung  der- 
selben ist  nicht  bekannt  gegeben.  Unangenehme  Einwirkungen  auf  die  Haut,  wie 
sie  z.  B.  die  Ätzalkalienlösungen  zeigen,  sind  nicht  zu  bemerken. 

Die  Höchster  Farbwerke  empfehlen  das  Pinakol  insbesondere  für  folgende  Ent- 
wickler-Zusammensetzungen : 

L  Pyrogallol-Pinakolsalz  N-Entwickler. 

Pyrogallus 12,5  g 

Natriumsulfit  (wasserfrei) 45      g 

Wasser 500  cc 

Für  den  Gebrauch  mischt  man  50  ccm  dieser  Lösung,  10  ccpt  Pinakolsalz  und 
50  ccm  Wasser. 

II.  Brenzcatechin-Pinakolsalz  N-Entwickler. 

Brenzcatechin 11^ 

Natriumsulfit  (wasserfrei) 35  ^ 

Wasser 500  cc 

Man  mischt  50  ccm  dieser  Lösung  mit  20  ccm  Pinakolsalz   und  50  ccm  Wasser. 
Dieser  Entwickler  ist  weniger  rapid  als  der  Pyro-Entwickler. 

III.  Glycin-Pinakolsalz  N-Entwicklcr. 

Glycin 20  ^ 

Potasche 14  ^ 

Natriumsulfit  (wasserfrei) 30  ,^ 

Wasser 500  cc 

Man  mischt  50  ccm  Entwickler,  30  can  Pinakolsalz  und  50  bis  100  ccm  Wasser. 


12 


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IV.  Paramidophenol-Pinakolsalz  N-Entwickler. 

Paramidophenol  (salzsaures) 15  ^ 

Wasser *     .     .     .  250  cc 

Natriumsulfit  -(wasserfrei) 45  ^ 

Wasser 250  cc 

Bromkalium 3  ^ 

Man  löse  das  Paramidophenol  und  das  Natriumsulfit  jedes  für  sich  in  der  an- 
gegebenen Menge  kalten  Wassers  und  mische  die  Lösungen.  Dabei  scheidet  sich 
die  Paramidophenolbase  in  weissen  Kriställchen  ab,  die  sich  bald  zu  Boden  setzen. 
Vor  dem  Gebrauch  ist  der  Bodensatz  gut  aufzuschütteln.     Dann  mischt  man 

20  cc  der  gut  aufgeschüttelten  Lösung 
15 — 25  cc  Pinakolsalz  N 
100 — 200  cc  Wasser. 
Die  Paramidophenolbase  geht  hierbei  schnell  in  Lösung. 

Die  im  Vorstehenden  gegebenen  Rezepte  wurden  mit  den  üblichen  analogen 
Potasche-Entwickler-Zusammensetzungen  in  Parallele  geprüft  und  ergaben  sich  hierbei 
nachfolgende  Resultate. 

Bei  Pyrogallus-Pinakol  wurde  zum  Vergleich  eine  Mischung  von  50  ccm 
Pyrogallus-Sulfit-Lösung  (wie  oben  sub  I)  und  50  ccm  loprozentige  Potasche-Lösung 
herangezogen.  Beide  Entwickler  wurden  auf  gleiche  Temperatur  (16°  C.)  gehalten 
und  darin  Aufnahmen  des  gleichen  Gegenstandes  und  von  gleicher  Exposition  ent- 
wickelt. 

Auf  der  in  Pyro-Pinakol  befindlichen  Platte  erschien  das  Bild  früher  als  bei 
Pyro-Potasche,  und  war  auch  die  Entwicklung  in  ersterer  Lösung  in  etwas  kürzerer 
Zeit  vollendet.  Die  Negative  mit  Pinakol  standen  im  Charakter  in  keiner  Weise 
hinter  den  mit  der  Potaschelösung  erhaltenen  zurück,  sie  besassen  die  bei  Pyro 
gewohnte  vortreffliche  Klarheit,  Tongradatiou  und  Kraft  in  vollstem  Masse.  Was  die 
Farbe  der  Negativschichten  anbelangt,  so  zeigten  die  Pinakolplatten  ein  reineres 
Grau  resp.  Schwarz,  als  die  mit  Pyro-Potasche  hervorgerufenen  Platten. 

P.  Hanneke. 
(Schluss  folgt.) 

Kleine  Mitteilungen. 

Plombotypie. 

In  einigen  französischen  und  englischen  Zeitschriften  werden  die  bereits  1891 
publizierten  Rezepte  über  ein  Kopierverfahren  mit  Bleisalzen  wiederum  in  Er- 
innerung gebracht.  Das  interessante  Verfahren  beruht  bekanntlich  darauf,  dass 
man  mit  Stärke  vorpräpariertes  Rohpapier  auf  nachfolgender  Lösung  5  Minuten 
schwimmen  lässt: 

Wasser 450    g 

Bleiacetat 150     „ 

Essigsäure 2,5  ccm 

Nachdem  das  Papier  getrocknet  ist,  wird  es  auf  einer  3prozentigen  Jodkalium- 
lösung sensibilisiert;  hierbei  bildet  sich  gelbes  Bleijodid.  Wird  solches  Papier  unter 
einem  Negativ  exponiert  (in  direktem  Sonnenlicht  ca.  3 — 4  Sekunden),  so  entsteht  ein 
grünes  Bild  auf  gelbem  Untergrund.  Die  Fixage  geschieht  in  einer  gesättigten 
Salmiaklösung;  die  Kopie  verbleibt  hierin  so  lange,  bis  der  gelbliche  Untergrund 
verschwunden  und  das  Bild  in  blauvioletter  Farbe  erschienen  ist.  Zum  Schluss 
wird  Ya  Stunde  in  fliessendem  Wasser  gewaschen. 


13 


Das  so  entstandene  blaue  Bild  besteht  aus  Jodstärke,  eine  nicht  gerade  sehr 
beständige  Verbindung.  Vielleicht  gelingt  auf  dem  einen  oder  anderen  chemischen 
Wege,  ein  haltbareres  Bildprodukt  zu  gewinnen  und  so  das  Verfahren  für  die  Praxis 
tauglich  zu  machen. 

Eigenschaften  des  Natriumsulfits. 

C.  Sordes  Ellis  berichtet  in  „Photography  XIV,  Nr.  712"  über  die  Hahbarkeit 
des  Natriumsulfits  in  Kristallen  und  in  Lösung.  Die  Umwandlung  des  Natriumsulfits 
an  der  Luft  durch  Aufnahme  von  Sauerstoff  in  Natriumsulfat  ist  seit  langer  Zeit 
bekannt;  die  Natriumsulfit- Lösungen  verlieren  mit  der  Zeit  an  Stärke,  und  zwar  wird 
allgemein  angenommen,  dass  je  konzentrierter  eine  Lösung  ist,  desto  geringer  ist  der 
Verlust.  Die  beste  Haltbarkeit  zeigen  die  Lösungen,  wenn  sie  in  voll  gefüllten  und 
gut  verkorkten  Flaschen  aufbewahrt  werden. 

Sordes  Ellis  hat  nun  beobachtet,  dass  bei  Aufbewahrung  in  halbvoll  gefüllten, 
aber  gut  verkorkten,  weithalsigen  Flaschen  eine  2oprozentige  Sulfitlösung  nach  ca. 
6  Tagen  nur  noch  einen  Gehalt  von  10  pCt.  zeigte,  eine  loprozentige  Lösung  hatte 
in  4  Tagen  nur  5  pCt,  und  eine  sprozentige  in  5  Tagen  nur  2^/^  pCt.  Sulfit.  Diese 
Veränderung  ging  sowohl  im  Licht  als  in  der  Dunkelheit  von  statten.  Die  Resultate 
waren  bei  Wiederholung  der  Versuche  nicht  immer  die  gleichen;  jedenfalls  zer- 
setzten sich  konzentriertere  Lösungen  verhältnismässig  langsamer  als  schwache 
Lösungen.  Die  Ursache  der  Verschiedenheit  in  der  Menge  des  umgesetzten  Salzes 
ist  noch  nicht  näher  untersucht  worden. 


Fortschritte  In  Farbenphotographle. 

Im  Londoner  Camera- Club  führte  Sanger  Shepherd  eine  Camera  für  Drei- 
farbenphotographie  vor,  mit  welcher  unter  Anwendung  von  zwei  Spiegeln  und  nur 
einem  Objektiv  drei  Platten  gleichzeitig  exponiert  werden  können.  Die  Belichtungs- 
dauer soll  eine  erstaunlich  kurze  sein.  Der  bekannte  Plattenfabrikant  Cadett  war 
bei  dieser  Sitzung  zugegen  und  machte  interessante  Bemerkungen  bezüglich  der  zu 
verwendenden  orthochromatischen  Platten.  Er  sagte,  dass  es  keine  Schwierigkeiten 
böte,  eine  Handelsplatte  zu  fabrizieren,  welche  eine  absolute  korrekte  Wiedergabe 
der  Farben  ohne  Zuhilfenahme  eines  Filters  gebe,  aber  zugleich  würde  hierbei  die 
Empfindlichkeit  in  dem  Grade  reduziert  werden,  dass  die  Platte  für  den  praktischen 
Gebrauch  zu  langsam  arbeitet.  Anderseits  sei  es  absolut  unmöglich,  eine  Platte 
fabrikmässig  herzustellen,  welche  für  alle  Farben  des  Spektrums  empfindlich  sei, 
weil,  wenn  man  auch  nach  Watkins  Methode  die  Negative  im  Dunkeln  entwickeln 
könnte,  doch  für  die  Präparation  und  Prüfung  der  Platten  in  der  Fabrik  etwas  Licht 
bedingt  sei.  (The  Amateur  Photogr.  XXXVI,  Nr.  945.) 

Zerstörung  des  latenten  Bildes  durch  Metallsalze. 

Über  die  Vernichtung  des  latenten  Bildes  sind  schon  wiederholt  Versuche  an- 
gestellt worden.  Wir  wissen,  dass  Chromat-  oder  Chromsäurelösung  mit  Schwefel- 
säure, ammoniakalisches  Kupferchlorid,  Chlor-,  Brom-  und  Jodwasser,  sowie  Queck- 
silberchlorid das  Bild  zerstören.  R.  A.  Reiss  berichtet  im  „Phot.  Centralblatt 
Nr,  19"  über  weitere  diesbezügliche  Versuche  mit  anderen  Metallsalzen.  Er  fand, 
dass  Kupfersulfat  (in  7prozentiger  Lösung)  das  latente  Bild  zerstört,  ohne  dass  da- 
durch die  Platte  für  eine  zweite  Belichtung  untauglich  wird,    sie  ist  nur  unempfind- 


14 


lieber  geworden  und  erhält  einen  mehr  oder  weniger  starken  Grauschleier.  Ähnliche 
Resultate  ergab  eine  iprozentige  Urannitrat-Lösung  (Badedauer  30  Minuten).  Eisen- 
sulfat  in  loprozentiger  Lösung  zeigte  keine  Vernichtung  des  latenten  Bildes. 


Saure  Tonb&der  mit  Sulfocarbamid. 

Das  von  H^lain  empfohlene  Tonbad  mit  Sulfocarbamid,  auch  Thiocarbamid  oder 
Schwefelharnstoff  genannt,  (siehe  Jahrg.  1902,  Seite  160)  besitzt  ein  gutes  Tonungs- 
vermögen  und  hat  vor  den  Rhodangoldbädern  den  Vorzug,  dass  es  die  zarten  Halb- 
töne nicht  angreift.  Valenta  zieht  bei  diesen  Tonbädern  den  Zusatz  von  Citronen- 
>äure  der  Weinsäure  vor  und  giebt  folgende  Modifikation  der  H^lain sehen  Vorschrift: 
Zu  25^  ccm  einer  i  prozentigen  Goldchlorid-Lösung  fügt  man  so  lange  2  prozentige 
wässrige  Sulfocarbamid-Lösung,  bis  der  anfangs  entstandene  Niederschlag  sich  wieder 
gelöst  hat,  ca.  15  ccm\  es  bildet  sich  ein  Aurosalz  (CSNgHJg  ■  Au  Cl.  Danach  setzt 
man  0,5^  Citronensäure  zu,  bringt  das  Ganze  mit  Wasser  auf  i  Liter  und  fügt 
schliesslich  noch  10^  Chlornatrium  zu.  Die  Kopieen  sind  vor  dem  Tonen  zu 
wässern.  (Phot.  Correspondenz  1902,  XI. 


Modifikation  des  Pigmentdrucks. 

Die  letzten  Jahre  haben  uns  verschiedene  neue  Abarten  des  Pigmentdrucks 
gebracht,  es  sind  dies  die  Ozotypie,  das  Artigue-  und  das  ähnliche  Fresson- 
V erfahren.  Wie  wir  in  der  „Deutschen  Phot.  Zeitung  No.  47^'  lesen,  soll  Carl 
Zink -Gotha  eine  neue  Modifikation  ausgearbeitet  haben.  Derselbe  hat  Bildproben 
hiervon  in  verschiedenen  Fachvereinen  vorgelegt,  über  die  Ausübung  des  Verfahrens 
selbst  jedoch  keine  näheren  Angaben  veröffentlicht.  Da  für  die  praktische  Brauch- 
barkeit eines  Kopierverfahrens  vor  allen  Dingen  die  Art  und  Weise  der  Herstellung 
der  Bilder  in  Betracht  kommt,  so  lässt  sich  ein  Urteil  über  den  Wert  des  Prozesses, 
ob  >\'irkliche  Vorteile  vor  früheren  Verfahren  vorliegen,  bis  jetzt  nicht  abgeben. 

Das  in  englischen  Zeitschriften  neuerdings  erwähnte  „Chromatype-Ver- 
fahren"  (Photography  XIV  Nr.  733)  ist  in  seiner  Handhabung  den  Beschreibungen 
nach  völlig  analog  den  Kopierprozessen  auf  käuflichen  Gummidruck-,  resp.  Artigue- 
papieren. 

Doppeltes  Übertragspapier  mit  matter  Oberfl&che. 

Die  Autotype  Company  zeigt  in  „Photography  Nr.  734"  an,  dass  sie  jetzt 
auch  ein  doppeltes  Übertragspapier  mit  einer  rauhen  Oberfläche  auf  den  Markt 
bringt.  Die  Behandlungsweise  ist  dieselbe  wie  bei  dem  gewöhnlichen  Übertrags- 
papiere,   Dasselbe  wird  vor  dem  Gebrauch  ca.  eine  Stunde  in  kaltem  Wasser  geweicht. 


Drelfarbenkopieen  auf  Papier. 

British  Journal  schreibt  in  seinem  5.  Dezember-Heft,  dass  der  Redaktion 
Proben  von  einem  neuen  farbigen  Kopierverfahren  vorgelegen  haben.  Die  Auf- 
nahmegegenstände bestanden  in  Fruchtstudien  und  in  einer  Kopie  eines  Gemäldes. 
Bezüglich  Wiedergabe  der  Farben  soll  der  Prozess  einen  grossen  Vorzug  gegen- 
über   den    älteren    Verfahren    zeigen.     Nähere  Details    über    die    Herstellungsweise 


15 


dieser  Drucke  werden  nicht  mitgeteilt,  doch  soll  die  Ausübung  des  Verfahrens  ein 
sehr  einfaches  sein.  Dieser  Dreifarbenkopierprozess  ist  in  den  Laboratorien  der 
Lumiere  North  American  Company  ausgearbeitet  worden. 

Wahrscheinlich  handelt  es  sich  hier  um  das  in  unserer  Zeitschrift,  Jahrgang  1901» 
beschriebene  Lumieresche  Farbenverfahren.     Red. 


Litteratur. 

Deutscher  PhOtographen-Kalender,  Taschenbuch  und  Almanach  far  1903.  Herausgegeben 
von  K.  Schwier.  22.  Jahrgang.  In  zwei  Teilen.  Verlag  der  Deutsch.  Phot.  Ztg.,  Weimar. 
Pünktlich  für  den  Weihnachtstisch  erscheint  auch  in  diesem  Jahre  wieder  der  erste  Band  des 
Schwier  sehen  Kalenders,  welcher  neben  den  üblichen  Tabellen  und  Statistiken  eine  vortrefflich 
redigierte  Sammlung  von  Rezepten  bietet.  Letztere  sind  bis  auf  die  jüngsten  Erscheinungen 
ergänzt,  so  finden  wir  darin  bereits  die  neuen  Entwicklungsrezepte  mit  dem  Pinakolsalz. 
Hesekiels  Retouchierlösung  etc.  aufgeführt.  —  Die  Ausgabe  des  2.  Teils  des  Kalenders,  welcher 
die  Mitgliederverzeichnisse  der  Vereine,  die  Zeitschriftenlisten  und  Fachschul-Nachrichten  bringt, 
erfolgt  Ende  Dezember.  '  P.  H. 

Plastische  Weltbilder.  Photographische  Original- Auf  nahmen  von  Max  Skladanowsky. 
Heft  1.  Eine  Knipsfahrt  durch  Berlin.  Deutscher  Verlag,  Berlin.  Viele  unserer  Leser  werden 
sich  noch  der  Anaglyphen  erinnern,  d.  s.  Kopieen  von  stereoskopischen  Aufnahmen,  von  denen 
die  linke  in  blauer,  die  rechte  in  roter  Farbe  übereinander  gedruckt  waren  und  zwar  so,  dass 
das  blaue  Bild  gegen  das  rote  um  einige  Millimeter  verschoben  ist.  Betrachtet  man  solchen 
Kombinationsdruck  durch  eine  Brille  mit  einem  grünen  und  mit  einem  roten  Glas,  so  sehen  wir 
das  Bild  stereoskopisch.  Nach  diesem  Prinzip  fmden  wir  in  dem  vorliegenden  Hefte  15  Repro- 
duktions-Autotypieen  ca.  18X24  r///  nach  Aufnahmen  hervorragender  Berliner  Bauten  und  Kunst- 
denkmäler. Wir  können  von  diesen  Erzeugnissen  nur  das  Urteil  wiederholen,  was  s.  Zt.  all- 
gemein gefällt  worden  ist,  dass  diese  Art  Bilder  gegenüber  den  üblichen  Stereoskopen  dunkler 
erscheinen  und  dass  das  Auge  leichter  ermüdet  wird. 

Georges  HanriOB,  Le  HatMel  photographiqiie.  Verlag  von  Gauthier-Villars-Paris. 
Behandelt  in  Kürze  die  Eigenschaften  des  Objektivs  und  die  Einrichtung  des  Laboratoriums  und 
der  Dunkelkammer. 

Patent-Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57  a.  G.  16  630.  Sammelbehälter  für  den  jeweilig  unbenutzten  Teil  des  Bildbandes  von  Serien- 
apparaten mit  endlosem  Bildband.  Ladislaus  Emanuel  Granichstaedten,  London; 
Vertr.:  F.  Kollm,  Berlin  NW.  6.  —  8.  9.  00. 

57  b.  N.  6147.  Retouchierverfahren,  mittels  dessen  dunklere  Partieen  in  das  zu  erzeugende  Positiv 
hineingebracht  werden.     W.  Nauck,  Leipzig-R.,  Crusiusstr.   11.  —   14.  4.  02. 

57a.  P.  13  839.  Magazin  für  photographische  Platten.  George  Nicholas  Pifer,  Cleveland» 
V.  St.  A.;  Vertr.:  C.  Gronert  &  W.  Zimmermann,  Berlin  NW.  6.  —  21.  7.  02. 

57  b.   W.    18  561.     Verfahren    zum    Entwickeln    von  Filmbändern    mit  Aufnahmen    ungleicher    Be- 
lichtung.    August  Weiss,  Strassburg  i.  E.  —   11.   10.  01. 
„    „   F.   15  970.     Verfahren    zur    Herstellung    von   photographischen  Schmclzfarbenbildcrn  mittels 
Bichromat-Zucker.     Arthur  Fischer,  Berlin,  Passage  9.  —  22.  2.  02. 

Erteilungen. 

57a.     137  607.     Teleskopauszug    für  photographische  Cameras.     Kodak,    G.  m.  b.  H.,  Berlin.  — 

23.   10.  00. 
„    „     137  746.     Photographische    Camera    mit    abwärts    gerichtetem    Objektiv.     Louis  Drcyfus» 

Frankfurt  a.  M.,  Kaiscrstr.  73.   —   11.  7.  01. 
p    p     137  747.     Rouleau-Verschluss.     A.  Stegemann,  Berlin,  Oranienstr.   151.  —   11.  3.  02. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Verlag  von  Chistav  Schmidt  (vomi.  Robort  Oppenheim)  Berlin.  —  Druck  von  (Jcbr.  l'nger  in  Berlin. 

16 


Katatypie, 
ein  neues  Kopierverfahren  oline  Liclitwirlcung. 

Ein  ganz  neues,  eigenartiges  Kopierverfahren,  ohne  jede  Mitwirkung  von 
Licht,  ist  von  dem  bekannten  Professor  der  physikalischen  Chemie  an  der 
Leipziger  Universität,  Wilhelm  Ostwald,  in  Gemeinschaft  mit  seinem 
Assistenten,  Dr.  Gross,  gefunden  worden.  Gerade  wie  vor  7  Jahren  die 
Entdeckung  der  Röntgenstrahlen  die  gesamte  civilisierte  Welt  in  Aufregung 
versetzt  hat,  ebenso  überraschend  kamen  uns  jetzt  die  ersten  Nachrichten 
durch  die  Tageszeitungen  von  einer  uns  bisher  völlig  fremden  Methode  der 
Bilderzeugung,  welche  uns  in  kürzester  Zeit  mit  Hilfe  einfacher  chemischer 
Mittel  die  Herstellung  einer  beliebigen  Anzahl  von  Kopien  nach  Negativen 
oder  Positivbildern,  ohne  Lichtwirkung,  gestattet.  Dass  dieses  Ostwald- 
Grosssche  Verfahren  eine  eminente  Bedeutung  hat  und  der  Photographie 
ganz  neue  Bahnen  weist,  braucht  wohl  kaum  erwähnt  zu  werden.  Wenn 
auch  nicht  vergessen  werden  darf,  dass  wir  unter  unseren  photographischen 
Kopierprozessen  bereits  solche  besitzen,  welche  an  Einfachheit  und  Schnellig- 
keit kaum  übertroffen  werden  können,  wie  z.  B.  das  Arbeiten  mit  Bromsilber- 
und Chlorbromsilberpapieren*),  so  werden  doch  in  der  Praxis  auch  Bilder 
anderen  Charakters  gefordert,  wie  z.  B.  Pigment-  und  Gummidrucke, 
und  hierin,  in  der  Wahl  der  verschiedenartigsten  Bildschichten,  scheint  uns 
das  Ostwald-Grosssche  Verfahren  den  denkbar  weitesten  Spielraum  zu 
bieten.  Die  Herren  Ostwald  und  Gross  haben  ihr  Verfahren  in  Leipzig 
und  Berlin  öffentlich  experimentell  vorgeführt,  und  lassen  sich  über  die 
Prinzipien  desselben  jetzt  nähere  Aufschlüsse  geben. 

Bei  dem  neuen  Kopierverfahren  spielt  die  j^ Katalyse«  die  Hauptrolle, 
daher  auch  die  Bezeichnung  »Katatypie«.  Mit  Katalyse  bezeichnet  man  den 
Vorgang,  dass  die  Dauer,  in  welcher  eine  chemische  Reaktion  vor  sich  geht, 
durch  Zusatz  gewisser  Stoffe  verlangsamt  oder  beschleunigt  wird,  ohne  dass 
der  zugesetzte  Stoff  hierbei  selbst  eine  Veränderung  erleidet.*)  Solche  Stoffe 
nennt  man  »Katalysatoren«.  Nachstehend  beschriebene  Versuche  werden 
uns  den  Vorgang  klarer  machen. 

Von  Dr.  Gross  wurde  zunächst  für  die  praktische  Bilderzeugung 
das  Platin  als  Katalysator  benutzt.  —  Kaliumbromat  und  Pyrogallussäure 
wirken  nur  langsam  aufeinander  ein,  es  bildet  sich  allmählich  ein  brauner 
Körper.  Fügt  man  aber  etwas  fein  verteiltes  Platin  dazu,  .so  verläuft  die 
Reaktion  in  wesentlich  kürzerer  Zeit.     Präpariert  man  nun  Papier  mit  Kalium- 


1)  Hierzu  jjeliören  u.  a.  das  Vdox-,  Lnita-  und  Tiilapapior. 

2)  Wahrscheinlich  spielen  bei  dem  \\)rgang  Zwisihenrcaktionen  mit. 


17 


bromat  und  Pyrogallussäure  und  bringt  hiermit  eine  gewöhnliche  Platinkopie 
in  Konkakt,  so  wird  an  den  Stellen,  wo  die  Pyro-Bromatschicht  mit  Platin 
in  Berührung  tritt,  die  Bräunung  schneller  von  statten  gehen,  und  es  entsteht 
so  nach  ca.  45  Minuten  Einwirkung  eine  genaue  Kopie  des  Platinbildes  in 
rotbrauner  Farbe.  Das  Original-Platinbikl  ist  dabei  unverändert  geblieben, 
und  wir  können  den  Kopierprozess  mit  frischen  PyroBromatpapieren  beliebig 
wiederholen. 

P^iir  die  Katatypie  ist  das  Wasserstoffsuperoxyd  (H^O,)  von  besonderer 
Wichtigkeit,  und  führte  Dr.  Gross  hiermit  eine  grössere  Reihe  von  P-xperi- 
mcnten  vor.  Das  Wasserstoffsuperoxyd  kommt  bekanntlich  in  wässeriger 
Lösung  in  den  Handel.  An  der  Luft  zersetzt  sich  das  Wasserstoffsuperoxyd 
sehr  langsam  unter  Sauerstoffabgabe.  Diese  Zersetzung  geht  bei  Anwesen- 
heit von  fein  verteiltem  Silber  oder  Platin  sehr  rasch  vor  sich. 

Behandelt  man  z.  B.  eine  negative  Kopie  auf  Platinpapier  mit  Wasser- 
.superoxyd,  und  zwar  am  besten  mit  einer  ätherischen  Lösung,  so  bleibt 
dasselbe  auf  dem  Negativ  an  den  platinfreien  Stellen  intakt,  an  den 
platinierten  Stellen  dagegen  wird  es  zersetzt,  und  wir  erhalten  so  ein  un- 
sichtbares positives  Bild.  Bringen  wir  nun  das  Platinnegativ  im  Kopier- 
rahmen mit  einem  gelatinierten  Papier  wenige  Sekunden  in  Kontakt,  so  geht 
das  W^asserstoffsuperoxyd-Bild  auf  die  Gelatineschicht  über.  Diese  unsichtbare 
Kopie  lässt  sich  mit  Eisenoxydulsalz-Lösungen,  z.  B.  Eisenvitriol,  entwickeln. 
Es  erscheint  eine  schwache  Kopie,  welche  durch  Nachbehandlung  mit  ge- 
wissen Lösungen  die  mannigfaltigsten  P'arben  erhalten  kann  (Gallussäure 
ergiebt  z.  B.  violette  Töne).  —  Statt  des  Platinpapiernegativs  kann  auch  ein 
gewöhnliches  Bromsilbernegativ  benutzt  werden. 

Das  Wasserstoffsuperoxyd  koaguliert  ferner  Gelatine,  und  lässt  sich  daher 
die  Katatypie  auch  für  den  Pigmentprozess  verwenden.  Den  grössten  Beifall 
fanden  die  Experimente  von  Dr.  Gross  in  dem  Gummidruck.  In  auffallend 
kurzer  Zeit  wurden  wirklich  perfekte  Gummibilder  hergestellt.  Das  Negativ 
wird  hierzu  mit  ätherischer  Wasserstoffsuperoxyd-Lösung  übergössen,  dann 
mit  Höchheimerschem  Gummidruckpapier  in  Kontakt  gebracht,  hierauf  das 
Papier  in  Eisensulfatlösung  gelegt,  nach  einer  Minute  herausgenommen  und 
dann  in  bekannter  Weise  in  heissem  Wasser  mit  Sägemehl  entwickelt. 

Wenn  auch  einige  der  zur  Ansicht  gestellten  noch  kleine  technische 
Mängel  zeigten,  wie  unreine  Weissen  und  Eehlen  feinerer  Halbtöne,  so  steht 
es  doch  ausser  Zweifel,  dass  die  Katatypie  eine  Zukunft  hat.  Die  äusserst 
schnelle  Herstellung  von  Kopien  in  den  verschiedensten  Prozessen  ohne  Mit- 
hilfe des  Lichts  sind  einzig  dastehende,  unschätzbare  Vorteile  des  neuen 
Verfahrens.  Wir  hoffen,  unseren  Lesern  demnächst  weitere  Details  über  die 
Arbeiten  Ostwalds  und  Gross'  bringen  zu  können.  P.  H. 


18 


Hildegard  Lehnert,  Berlin. 


Schafweidc  in  der  Mark. 


Neues  von  der  Ozotypie. 

In  der  Birmingham  Photographic  Society  machte  Thomas  Manly  Mit- 
teilungen über  die  jetzige  Gestaltung  der  praktischen  Ausfuhrung  des 
Ozotypie-Prozesses.  *) 

Das  mit  der  neuen  Sensitierungs-Lösung")  präparierte  Papier  gebraucht 
unter  einem  normalen  Negativ  bei  gutem  Tageslicht  eine  Exposition  von  un- 
gefähr 3  Minuten  (bis  die  Halbtöne  des  Bildes  sichtbar  werden).  Die  Kopie 
wird  hiernach  gut  gewaschen.  War  das  Papier  frisch,  so  erscheinen  die 
Ränder  jetzt  vollkommen  weiss.  Sind  alle  Details  heraus,  so  füge  man  dem 
Waschwasser  einige  wenige  Tropfen  einer  loprozentigen  Lösung  von 
Schwefelsäure  zu,  wodurch  das  Bildresultat  noch  gewinnt. 

Für  die  Säurelösung  gibt  Manly  eine  neue  Zusammensetzung,  in  welcher 
wieder  das  Eisensulfat  aufgenommen  ist: 

Wasser 1200  ccm 

.  loprozentige  Schwefelsäure-Lösung   ...  8     ,, 

Eisensulfat 4—  5  ^ 

Man  nimmt  nun  zwei  Schalen,  die  eine  mit  reinem  Wasser,    die    andere  mit 
obigem  Säurebad,  und  hält  die  Temperatur  der  Flüssigkeiten  auf  i  5 — 2 1  <>  C. 

Die  Kopie  wird  zunächst  auf  ca.  10  Sekunden  in  das  Wasser  gelegt 
und  das  Pigmentpapier  (zu  beziehen  von  der  Ozotype-Company)    gleichzeitig 


1)  The  Amateur  Photographer  XXX VI  S.  520. 

2)  Phot.  Mitt.    1902  S.  285. 

15. 1.  1903.     Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


19 


in  das  Säurebad.  Die  Kopie  wird  danach  im  Säurebad  mit  dem  Pigment- 
papier in  Kontakt  gebracht,  beide  werden  zusammen  herausgenommen,  mit 
dem  Gummiquetscher  leicht  überstrichen  und  schliesslich  zwischen  Fliess- 
papier zum  Trocknen  gelegt.  Eine  Pressung  ist  zu  vermeiden,  ausgenommen 
wenn  rauhe  Papiere  vorliegen.  Nach  ca.  7»  Stunde  werden  die  Papiere  wie 
beim  Kohleprozess  in  heisses  Wasser  (43  °  C.)  gelegt,  das  Pigmentpapier  ab- 
gezogen und  entwickelt.  Ist  das  Bild  fertig  entwickelt,  so  wird  es  behufs 
Klärung  auf  5  Minuten  in  folgende  Lösung  übergeführt: 
pulveris.  Alaun     ....         62  g- 

Wasser        1240  ,, 

Salzsäure 30  Tropfen. 

Nachher  wird  die  Kopie  mit  Wasser  abgespült,    zum    Trocknen    aufgehängt, 
und  auf  Karton  gezogen. 

Das  Eisensulfat-Bad  soll  eine  bessere  Kontrolle  über  den  Kopieausfall  bieten. 
Durch  Erhöhung  des  Eisensulfatgehalts  wird  ein  Bild  von  geringerem  Pigment- 
relief erlangt,  die  Schatten  erscheinen  tiefer  bei  ganz  klaren  Lichtern.  Bei 
8  g-  Eisensulfat  ist  das  Relief  stark  herabgesetzt,  die  schwächsten  Details 
werden  vollkommen  wiedergegeben,  aber  keine  schweren  Schatten.  Für  ein 
dünnes  Negativ  ist  daher  ein  geringerer  Zusatz  von  Eisensulfat  angebracht. 
Bei  rauhen  Papieren  soll  die  Eisensulfatlösung  wärmer  sein  als  fiir  glatte 
Papiere. 


Hilde«:ard   Lehnert,  Berlin. 


Am  Plöncr  See. 


20 


HUdegard 
Lehnert. 


Hildegard  Lehnert. 


Man  könnte  viel- 
leicht meinen,  dass  die 
Maler  ganz  besonders 
dazu  geeignet  wären, 
die  künstlerische  Photo- 
graphie zu  pflegen  und 
zu  fördern.  Dies  ist  je- 
doch im  allgemeinen  aus 
verschiedenen  Gründen 
nirht  zur  reffend.  Einmal  fordert  doch  auch  die  Kunst- 
phritri^;rapliie  die  volle,  uneingeschränkte  Hingabe  des 
Menschen  und  Iäs*?t  sich  schwer  mit  der  höheren 
Kunstübung  der  Malerei  vereinen,  und  dann  gelingt 
es  den  Malern  für  gewöhnlich  nicht,  die  Technik  der 
Photographie  in  dem  Grade  zu  meistern,  der  für  ihre  künstlerische  Übung  unerlässlich 
ist.  Meist  benutzen  sie  die  Camera  nur  zur  Herstellung  von  Studienmaterial;  sie 
unterstützen  durch  das  Lichtbild  ihre  Erinnerung  an  die  Natur,  legen  aber  keinen  Wert 
darauf,  abgeschlossene  und  fertige  Bilder  in  Photographie  zu  geben.  Sehr  schwer 
wird  es  dem  Maler  auch,  sich  in  die  eigentümliche  Farbengebung  der  photo- 
graphischen Platte  hineinzuversetzen,  wie  überhaupt  so  weit  von  der  Farbe  zu  ab- 
strahieren, als  das  in  der  Photographie  erforderlich.  Der  Photograph  kann  sehr  viel 
vom  Maler  lernen,  am  meisten  jedoch,  wenn  er  ihn  ohne  Camera  begleitet,  sich 
Auge  und  Sinn  öffnen  lässt  für  die  Bilder  in  der  Natur. 

Dies  eben  muss  der  Amateur  in  erster  Linie  lernen:  das  Sehen  des  Bildes  in 
der  Naiur.  Wieweit  er  hierin  Schärfung  des  Instinktes  und  Zielsicherheit  erreicht, 
daran  mi^st  ^ich  die  Stärke  seiner  natürlichen  Veranlagung.  Und  wenn  sich  Maler 
ernstlich  mit  der  Photographie  beschäftigen,  so  haben  sie  allerdings  von  vornherein 
diesen  Vorzug  einer  sicheren  Schulung  des  Auges.  Dies  kommt  auch  zum  Aus- 
druck in  den  Bildern  von  Hildegard  Lehnert,  welche  eine  selten  glückliche  Ver- 
bindung malerischer  und  photographischer  Fähigkeiten 
zeiget-  Dasi  fdne  Naturempfinden,  das  mit  einer  stillen 
Freudigkeit  aus  ihren  Gemälden  spricht,  ist  auch  in  ihre 
Photographien  hinübergegangen.  Es  ist  nicht  ohne  Be- 
deutung, dass  sie  den  Blumen  eine  so  grosse  Liebe  ent- 
gegenbringt. In  farbenfrohen  Gemälden,  in  vielen  Licht- 
bUderti  hat  sie  die  so  reiche,  wechselvolle  Schönheit  des 
BlQEcnlebens  gefeiert.  Hierin  kann  sie  ein  Vorbild  geben 
und  den  Lichtbildner  zum  Schaffen  auf  einem  Felde 
anregen,  da-s  bei  uns  in  Deutschland  noch  zu  wenig  be- 
baut wird.  Oie  Blumen  müssen  nicht  daheim  ins  Glas 
gestellt,  sie  müssen  in  der  Natur  aufgenommen  werden, 
in  ihrem  freien  Wachsen  und  Blühen,  in  ihrer  land- 
sihafiUchcn  l  ingebung.  Auch  dort  kann  durch  die  Ver- 
teilung der  Schärfe  der  Hintergrund  so  untergeordnet 
gehalten  werden,  dass  eine  Blütengruppe  für  sich  als 
Porträt  wirkt.  »Oder  die  Blumen  treten  als  Staffage 
auf,  ausdrucksvoll  den  Vordergrund  belebend,  vor  einer       Hildegard  Lehnert,  Berlin. 

Selbstbildnis. 


21 


in  das  Säurebad.  Die  Kopie  wird  danach  im  Säurebad  mit  dem  Pigment- 
papier in  Kontakt  gebracht,  beide  werden  zusammen  herausgenommen,  mit 
dem  Gummiquetscher  leicht  überstrichen  und  schliesslich  zwischen  Fliess- 
papier zum  Trocknen  gelegt.  Eine  Pressung  ist  zu  vermeiden,  ausgenommen 
wenn  rauhe  Papiere  vorliegen.  Nach  ca.  7a  Stunde  werden  die  Papiere  wie 
beim  Kohleprozess  in  heisses  Wasser  (43  °  C.)  gelegt,  das  Pigmentpapier  ab- 
gezogen und  entwickelt.  Ist  das  Bild  fertig  entwickelt,  so  wird  es  behufs 
Klärung  auf  5  Minuten  in  folgende  Lösung  übergeführt: 

pulveris.  Alaun     ....         62  ^ 

Wasser        1240  ,. 

Salzsäure 30  Tropfen. 

Nachher  wird  die  Kopie  mit  Wasser  abgespült,  zum  Trocknen  aufgehängt, 
und  auf  Karton  gezogen. 

Das  Eisensulfat-Bad  soll  eine  bessere  Kontrolle  über  den  Kopieausfall  bieten. 
Durch  Erhöhung  des  Eisensulfatgehalts  wird  ein  Bild  von  geringerem  Pigment- 
relief erlangt,  die  Schatten  erscheinen  tiefer  bei  ganz  klaren  Lichtern.  Bei 
8  g-  Eisensulfat  ist  das  Relief  stark  herabgesetzt,  die  schwächsten  Details 
werden  vollkommen  wiedergegeben,  aber  keine  schweren  Schatten.  Für  ein 
dünnes  Negativ  ist  daher  ein  geringerer  Zusatz  von  Eisensulfat  angebracht 
Bei  rauhen  Papieren  soll  die  Eisensulfatlösung  wärmer  sein  als  für  glatte 
Papiere. 


Hildcj^ard   Lchnert,  Berlin. 


Am  Plöncr  See. 


20 


Hildegard 
Lehnert. 


Hildegard  Lehnert. 


Man  könnte  viel- 
leicht meinen,  dass  die 
Maler  ganz  besonders 
dazu  geeignet  wären, 
die  künstlerische  Photo- 
graphie zu  pflegen  und 
zu  fördern.  Dies  ist  je- 
doch im  allgemeinen  aus 
verschiedenen  Gründen 
nirht  ü titreffend >  Einmal  fordert  doch  auch  die  Kunst- 
plioto^raphie  die  volle^  uneingeschränkte  Hingabe  des 
Mensiühen  und  läsest  sich  schwer  mit  der  höheren 
Kunstübung  der  Malerei  vereinen,  und  dann  gelingt 
es  den  Malern  für  gewöhnlich  nicht,  die  Technik  der 
Photographie  in  dem  Grade  zu  meistern,  der  für  ihre  künstlerische  Übung  unerlässlich 
ist.  Meist  benutzen  sie  die  Camera  nur  zur  Herstellung  von  Studienmaterial;  sie 
unterstützen  durch  das  Lichtbild  ihre  Erinnerung  an  die  Natur,  legen  aber  keinen  Wert 
darauf,  abgeschlossene  und  fertige  Bilder  in  Photographie  zu  geben.  Sehr  schwer 
wird  es  dem  Maler  auch,  sich  in  die  eigentümliche  Farbengebung  der  photo- 
graphischen Platte  hineinzuversetzen,  wie  überhaupt  so  weit  von  der  Farbe  zu  ab- 
strahieren, als  das  in  der  Photographie  erforderlich.  Der  Photograph  kann  sehr  viel 
vom  Maler  lernen,  am  meisten  jedoch,  wenn  er  ihn  ohne  Camera  begleitet,  sich 
Auge  und  Sinn  öffnen  lässt  für  die  Bilder  in  der  Natur. 

Dies  eben  muss  der  Amateur  in  erster  Linie  lernen:  das  Sehen  des  Bildes  in 
der  Na.tur.  Wir  weit  er  hierin  Schärf  ung  des  Instinktes  und  Zielsicherheit  erreicht, 
daran  misst  .^irh  die  Stärke  seiner  natürlichen  Veranlagung.  Und  wenn  sich  Maler 
ernstlich  mit  der  Photographie  beschäftigen,  so  haben  sie  allerdings  von  vornherein 
dkscn  Vorzug  einer  sicheren  Schulung  des  Auges.  Dies  kommt  auch  zum  Aus- 
druck in  den  Bildern  von  Hildegard  Lehnert,  welche  eine  selten  glückliche  Ver- 
biifedmig:  malenscher  und  photographischer  Fähigkeiten 
zeigt.  Das^  feinf  Naturempfinden,  das  mit  einer  stillen 
Freudigkdi  aus  ihren  Gemälden  spricht,  ist  auch  in  ihre 
Photographien  hinübergegangen.  Es  ist  nicht  ohne  Be- 
deutung, dasis  liie  ilen  Blumen  eine  so  grosse  Liebe  ent- 
^i!§eiibriiigt.  In  Jürbenfrohen  Gemälden,  in  vielen  Licht- 
büdem  hat  sie  die  so  reiche,  Wechsel  volle  Schönheit  des 
Bltacniebenä  gefcitTt.  Hierin  kann  sie  ein  Vorbild  geben 
önd  den  LieiubÜdner  zum  Schaffen  auf  einem  Felde 
anrtgen»  das  bei  uns  in  Deutschland  noch  zu  wenig  be- 
baM  wird.  Die  Blumen  müssen  nicht  daheim  ins  Glas 
gra^t^  sie  möi^s-eu  in  der  Natur  aufgenommen  werden, 
in  ihfem  freien  Wachsen  und  Blühen,  in  ihrer  land- 
achifiUchen  ümt^ehung.  Auch  dort  kann  durch  die  Ver- 
lälung  der  Schärfe  der  Hintergrund  so  untergeordnet 
gehalten  werden,  dass  eine  Blütengruppe  für  sich  als 
Porträt  wirkt.  lOder  die  Blumen  treten  als  Staffage 
auf,  ausdrucksvoll  den  Vordergrund  belebend,  vor  einer       Hildegard  Lehnert,  Berlin. 

Selbstbildnis 


21 


-ich   -ann    in   iUc    Kt  rnc    hinein    ^tnfci.di -i     1  .••.,: 
mit  (It  I    NiUiii'   i!i   M'i.m-ic  l-icruhnri^   hi'n.. 

Doch   «!.r-v   i-T    nur   f.nc    S(Mt("    <!»*•      l   .  hnc  »»-.i     i 
Schalhrrth    /<-•.  i.   -.la--   -p'   am  h  in»  '"^(u<*  iv-  n. )]•<!'     ! 
oriLfineü   nn    .\t!---  hn-r»    ii:i«l   anii.!!«--.!    .ri    t:«  i     -    ■   :         j 
ahcni     a»ith.     <ht      aii -jc/r..  hilf*«       1  ri  » .u'i- 1  m*'..»-     \'r:     «.( 

li.fiiii"' h    v(''..ivn.   ■;.('<    \t'v  llnurrnl,    wrl.lit-r    •"     »^'.: 
»•I  •.••.!    «-t^v  i-    'i'..-kirrr:-j    i..ii   al-   (h-r  >«  hiM-c     '•  at     'i;    |.< 
•  ^«-      .'1,    ;  '!-ii     I        !••;     »..(.f'ii    <',f!n    hch('I:-\*    l'ti'.«;;     '  .»'(    ! 


liiniiic  Ivciiicrkun<;cii  über  die  sogeiiannlcn  Wr/4>^crcr 

und  Beschleuni/c^er. 

\<m:   I '"    Lflppo-Crainer. 


»n.       l"    (IM        \K'  '•    tw     ( 


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<"  -'<!..  •'  .1  -  Aikah,  ^..\vi< 
^i'i'"l;  .1  -  >,:iJ  :.  dann  aber 
au«  I  'i.iv  1  ("  <  «"vankahuni 
w  *  '  iic^  n  ^Vi  -«-en  Mcntieii 
rii.c  -(  :  iii^<  Wirivimi;  au>iib!, 
in>.l  «M  v!'.  !i  -K'-  I'hioMilfat  ini-l 
«!'...<  .i'i.irii«  '^.  hweft^lhahii:«" 
K.  •••;•<  ; ,  wt  '.  he  in  einer  U\> 
h'T  n-  <  h  'II  ht  aufucklänen 
\\'<'i><'  (l.i>  I  iicnif  Bild  dcr- 
.iiMi:  \  «'landcrn,  da^^  o  bei 
'h-r  Kmw-rkl'iiii:  mit  Fi^en- 
"\alat,  aber  nur  bei  die- 
sem, \\  K  lanuer  exponiert  er- 
-'  hrint.M 

Die  Wirkung  der  Broin- 
<-a\  i-  als  X'erzöjierer  ist  eine 
X)  cmMianiue,    und  die   then- 

II  S  hni)iM.>-C  I  anici  ,  Pht- 
in^.,.   Ci^vrv^y.    1901,   S.   22o. 


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retische       Erklärung 
ihrer  Wirkung  sichert, 
obgleich  sie  noch  nicht 
einwandsfrei  dasteht, 
diesen     Salzen    eine 
solche       Ausnahme- 
stellung,    dass     man 
sie  nicht  in  eine  Ab- 
teilung  mit  Körpern 
durchaus      heteroge- 
ner   Natur     und     in 
vieler  Beziehung  ganz 
verschiedener     Wir- 
kung  bringen   sollte. 
Die  organischen 
Entwickler   bedOrfen 
des  Alkalis,  und  ihre 
Entwicklungskraft 
und  -Geschwindigkeit 
steigt   bis    zu   einem 
gewissen  Grade    mit 
der  Menge   und    der 
Basicität  des  Alkalis; 
bei  Körpern  mit  viel 
basischen      Gruppen 
wie  dem  Amidol,dem 
Diamido-Resorcin    u. 
a,  verwendet  man  nur 
Sulfit,  da  das  Alkali- 
karbonat    oder     gar 
Hydroxyd  zu  „rapid** 
wirkt,  und  auch  mit 
dessen  Menge   steigt 

das  Entwicklungsvermögen.  Sulfit  und  Alkalien  sind  also  „Beschleuniger".  Da  diese 
Körper  eigentlich  die  conditio  sine  qua  non  für  das  Entwicklungs vermögen  überhaupt 
sind,  so  ist  der  Ausdruck  „Beschleuniger"  eigentlich  wenig  zutreffend;  manwird  ja  auch 
die  Entwicklersubstanzen  selbst  keine  „Beschleuniger"  nennen,  wenn  sie  auch  sehr 
wohl  bei  steigender  Konzentration  ceteris  paribus  die  Hervorruf ung  „beschleunigen". 
In  diesem  Sinne  wäre  die  Bezeichnung  „Beschleuniger"  für  das  Thiosulfat  etc. 
im  Eisenentwickler  sinngemässer,  weil  es  dem  Entwickler  tatsächlich  eine  Eigen- 
schaft zufügt,  die  dieser  allein  in  seinen  Bestandteilen  nicht  birgt.  Da  die  Wirkung 
des  Thiosulfates  aber  nach  den  Untersuchungen  des  Verfassers  gar  keine  ent- 
wicklungsbeschleunigende  ist,  sondern  dieser  Körper  das  latente  Bild  selbst 
verändert,  so  ist  die  Bezeichnung  „Beschleuniger"  auch  nur  für  die  Praxis,  nicht 
theoretisch  zu  verantworten. 

Als  „Verzögerer"  hat  man  von  alters  her  zunächst  eine  Reihe  von  Körpern 
bezeichnet,  die  beim  Eisenentwickler  die  Reduktionskraft  herabsetzen;  zu  diesen 
gehören    Citrate*),    Tartrate,    welche    das    betreffende    Eisensalz    bilden,    damit    das 

1)  Die  dem  Kaliumeitrat  im  Pyroga  Hol -Entwickler  zugeschriebene  verzögernde  Wirkung 
konnte  ich  selbst  bei  Zusatz  von  5^  Citrat  auf   \ 00  ccm  Pyro-Soda  nicht  bemerken,     D.  Verf. 


Hildegard   Lehnert,  Berlin. 


Sommertag   (Mecklenburg). 


23 


kräftiger  reduzierende  Eisenoxalat  zum  Teil  ersetzen  und,  da  ihre  Reduktionskraft 
geringer  ist,  die  Summe  der  Reduktionswirkung  herabsetzen.  Auch  die  Wirkung 
der  organischen  Säuren  im  Eisenentwickler  ist  eine  analoge.  Untersucht  man  die 
Wirkung  derartiger  Verzögerer  im  Oxalat-Entwickler  im  Vergleich  mit  der  des 
Bromkaliums,  dem  man  meines  Erachtens  allein  den  Namen  „Verzögerer"  reservieren 
sollte,  so  findet  man,  dass  die  Wirkung  des  Bromids  eine  so  viel  stärkere  ist,  dass 
man  die  anderen  „Verzögerer"  ruhig  fallen  lassen  sollte. 

Auch  bei  einigen  organischen  Entwicklern  ist  die  Wirkung  der  Bromide  eine 
derartig  energische,  dass  man  ausserordentlich  stark  damit  verzögern  kann.  Eine 
ganze  Reihe    von    modernen  Rapid  Entwicklern    reagiert    hingegen    sehr  wenig    auf 

Bromkali,  und  es  lassen  sich  mit  ihnen 
reichliche  Überexpositionen  nur  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  ausgleichen, 
wenn  man  sie  mit  sehr  wenig  Alkali 
oder  nur  mit  dem  schwach  alkalischen 
Sulfit  verwendet.  Man  benutzt  diese 
Entwickler  deshalb  auch  meist  „in  ge- 
trennten Lösungen",  so  dass  man  die 
erforderliche  Quantität  Alkali  nach  Be- 
lieben zufügen  kann.  Aber  auch  die 
Beschränkung  des  Alkahs  auf  ein  Mi- 
nimum bietet  bei  den  Rapid-Entwick- 
lern  nicht  ein  so  grosses  Anpassungs- 
vermögen an  Überexpositionen  wie  dsLs 
Bromkalium  bei  beispielsweise  Hy- 
drochinon.  Pyrogallol,  Glycin  und 
AduroP),  vielmehr  scheint  die  „Ab- 
stimmbarkeit"  der  Entwickler  eine 
spezifische  Eigentümlichkeit  der  Her- 
vorruf ungs- Substanz  selbst  zu  sein. 
Man  kann  nun  selbstverständlich, 
anstatt  die  Menge  des  Alkalis  gering  zu 
wählen,  auch  auf  einem  Umwege  zu 
demselben  Ziel  gelangen,  wenn  man 
einen  Entwickler,  der  nun  einmal  „fertig 
gemischt"  ist,  doch  für  reichliche  Ex- 
position brauchbar  machen  will,  indem 
man  einen  Teil  des  Alkalis  durch  saure 
Körper  neutralisiert.  Dies  hat  man 
bekanntlich  schon  seit  langer  Zeit  durch 
Zusatz  verschiedener  Säuren  oder 
saurer  Sulfite  erreicht,  und  bei  Ent- 
wicklern mit  kaustischen  Alkalien,  wie 
z.  B.  dem  Rodinal,  kann  man  auch 
Bicarbonate  nehmen,  welche,  indem 
sie  die  in  den  Phenolat-Entwicklern 
vorhandene    nur   geringe    Menge    von 


Hildegard   Lehiiert,  Berlin. 

Sonntagmorgen  (Motiv  aus  Hessen). 


1)  S.  Lüppo-Cramer,  Wiss.Arb.  1902, 
S.  99;  Eder,  Photogr.  Corresp.  1902,  S.  646. 


24 


Hildegard  Lehnert,  Berlin. 


Bei  Goslar  a.  Harz. 


kaustischem  Alkali  in  das  Carbonat  überführen,  das  Entwicklungsvermögen  er- 
heblich herabsetzen.  Die  Bezeichnung  „Verzögerer"  sollte  aber  auf  derartige  Körper 
nicht  angewandt  werden ;  sie  mag  im  praktischen  Sinne  zulässig  sein,  dass  man  aber 
derartige  Nothelfer,  die  man  ganz  umgehen  kann,  wenn  man  eine  der  guten,  alten, 
abstimmbaren  Entwicklersubstanzen  für  billiges  Geld  kauft,  mit  dem  Bromkalium 
in  eine  Rubrik  steckt,  ist  vom  wissenschaftlichen  Standpunkte  aus  entschieden  zu 
verwerfen. 

Endlich  mag  noch  eine  Erscheinung  erwähnt  werden,  die  bei  der  oberfläch- 
lichen Prüfung  eine  „verzögernde"  Wirkung  zu  sein  scheint,  die  aber  auch  fundamental 
von  der  Wirkung  des  Bromkaliums  verschieden  ist.  Es  ist  dies  die  Wirkung  der 
Bicarbonate  in  Carbonat -alkalischen  Entwicklern.  Dieselbe  ist  bezüglich  des 
Pyrogallols  lange  bekannt  und  wurde  neuerdings  für  Edinol-Karbonat-Entwickler 
zum  Ausgleich  von  Überexposition  empfohlen.  Genaue  Vergleichsversuche  zeigten 
mir,  dass  sowohl  bei  Pyrogallol  wie  bei  Edinol  durch  starken  Zusatz  von  Natrium - 
bikarbonat  (zu  loo  ccm  Normalentwickler  20  ccm  gesättigter  Bikarbonatlösung,  ca. 
1:15)  zwar  eine  ganz  erhebliche  Verlangsamung  des  Hervorrufungsprozesses 
eintritt,  dass  aber  bei  Entwicklung  auf  gleiche  Normaldichte  Bilder  von  genau 
derselben  Gradation  und  demselben  chemischen  Schleier  erhalten  werden;  die 
erforderlichen  Entwickelungszeiten  ohne  und  mit  der  angegebenen  Menge  Bikarbonat 
verhielten  sich  wie  3 :  5  Minuten. 

Die  in  einem  anonymen  Artikel  über  die  Eigenschaften  des  Edinols  in 
Eders  Jahrbuch  1902  S.  12  enthaltene  Mitteilung,  dass  ziemlich  starke  Über- 
expositionen beim  Edinol  durch  Bikarbonat  besser  als  durch  Bromkalium  aus- 
geglichen   werden    könnten,    die    vielfach,    offenbar    ohne    Kontrolle,    von    anderen 


25 


Autoren  acceptiert  wurde,  zeugt  also  von  einer  Verkennung  der  guten  und  ganz 
einzig  dastehenden  Wirkung  des  Bromides  in  Verbindung  mit  modulationsfähigen 
Entwicklungssubstanzen.  Diese  besteht  nicht  in  einer  blossen  Verlangsamung, 
die  praktisch  kaum  einen  Wert  haben  würde,  sondern  darin,  dass  die  Skala  der 
Schwärzungen  total  verschoben  und  der  sogen,  chemische  Schleier  hintan- 
gehalten wird. 


Einiges  über  moderne  Porträtphotographie. 

I. 

Mehr  und  mehr  gewinnt  das  Porträt  für  den  Amateur  an  Bedeutung.  Noch 
vor  wenig  Jahren  war  es  der  Fachphotograph  allein,  welcher  regelrechte  Porträt- 
photographieen  herstellen  durfte.  Der  Amateur  — ,  nun  ja,  der  versuchte  wohl  hie 
und  da  auch  ein  Bildchen  für  den  Familiengebrauch  zu  machen,  doch  blieben  im 
Urteil  des  Publikums  diese  Amateurporträts  immer  unterwertig  im  Gegensatz 
zu  den  gewissermassen  mit  allen  Chikanen  gefertigten  Bildern  der  Fachleute,  — 
Kopfhalter,  kunstvoll  gestufter  Hintergrund,  mit  Hilfe  komplizierter  Gardinensysteme, 
sauber  ausgeglichene  Beleuchtung,  und  nun  gar  die  alle  Unebenheiten  des  Antlitzes 
glättende  Retouche,  —  —  das  alles  erreichte  der  mit  bescheidenen  Mitteln  arbeitende 
Amateur  nicht,  und  da  ihm  dieser  vielfältige  Apparat  schlechterdings  unzugänglich 
war,  so  gab  er  es  auf,  „kunstgerechte"  Porträts  herzustellen. 

Die  Übermacht  der  Fachleute,  unterstützt  durch  den  suggestiven  Zwang  der 
Gewohnheit,  war  auf  diesem  Gebiete  zu  drückend.  Die  Fachphotographie  stützt 
sich  auf  eine  sechs  Jahrzehnte  alte  Kultur.  Von  den  Anfängen  der  Daguerreotypie 
an  ist  die  Lichtbildnerei  eine  Porträtkunst  gewesen,  hat  sie  der  Befriedigung 
menschlicher  Eitelkeit  gedient.  Die  Technik  war  schwierig,  und  man  sah  ein,  dass 
es  die  ganze  Kraft  eines  Menschen  forderte,  in  dieser  Tätigkeit  etwas  Vollendetes 
zu  erreichen.  So  wurde  die  Photographie  zum  Beruf,  gelangte  in  die  Hände  der 
Fachleute,  welche  in  der  Höherentwickelung  der  Technik  ihre  Lebensaufgabe  sahen. 
Es  bildeten  sich  gewisse  Arbeitsmittel  heraus,  ein  bestimmter  Arbeitsgang,  wenn  man 
will  eine  „Schablone",  die  jedoch  nicht  so  leicht  umzustossen  ist,  da  sie  immerhin, 
trotz  aller  Anfeindungen  eine  Höchstentwickelung  darstellt,  durch  viel  Jahrzehnte 
lange  Arbeit  gefestigt  ist.     Man  spottet  heute   über    die    landläufigen    Atelier-Photo- 


Hildegard  Lchncrt,  Berlin. 


Aus  Hosterwitz  a.  Elbe. 


26 


I'UOTOC.RM^lirSc  IIK 
NJITTIII  TNOKN     XI 


1!.  ^i,  r.;l/    ...    h 


HILDEGARD  LEHNERT 

0  0  0  0  0  0  O  O  0     BERLIN 


RAUMSTAMM- 
o  o  o  o  STUDIE 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XI 


graphieen,  man  wirft  sie  in  den  Orkus  mit  der  Unbekümmertheit  der  Jugend,  die 
mit  fröhlichem  Hohn  das  Werk  der  Alten  über  den  Haufen  stürzt;  aber  man  über- 
legt nicht,  welche  Summe  von  Arbeit  und  Kultur  vorhergegangen  sein  muss,  bis 
eine  langgeübte  Betätigung  ins  Fratzenhafte  ausläuft. 

Dass  dieser  Punkt  erreicht  ist,  wird  kein  geschmackvoller  Mensch  bezweifeln. 
Seit  die  wunderbare,  naturechte  Feinheit  der  Daguerreotypieen  durch  die  Negativ- 
platten abgelöst  wurde,  und  namentlich  s^eit  Einführung  der  in  der  Bildgebung 
gröberen  Trockenplatten  hat  die  Retouche  unaufhaltsam  ihren  Vernichtungszug 
geführt.  Anfänglich  ein  wohlbegründetes,  vernünftiges  Mittel,  die  häufig  offenbar 
unwahre  Naturwiedergabe  durch  die  photographische  Platte  zu  korrigieren,  wurde 
sie  bald  Selbstzweck,  diente  nicht  nur  dazu,  Wahrheit  und  Natürlichkeit  wieder- 
herzustellen, sondern  schliesslich  bis  ins  Grenzenlose  zu  „verschönen".  Was  wir 
jetzt  aus  den  Ateliers  hervorgehen  sehen,  sind  fast  durchgehends  der  Natur  un- 
endlich ferne  Puppenköpfe;  wir  sehen  die  Menschen  in  einer  stereotypen,  un- 
natürlichen Umgebung,  in  einem  die  Charakteristik  der  Züge  verwischenden,  unserer 
täglichen  Beobachtung  fremden  Licht,  mit  einer  Haut  ohne  jede  natürliche  Struktur, 
von  der  narbigen  Glätte  eines  Handschuhleders. 

Dem  aufrichtigen  Menschen,  der  auf  den  natürlichen,  durch  den  Lebenskampf 
geprägten  Ausdruck  seiner  Züge  etwas  hält,  sind  diese  geschönten  Bilder  längst 
zuwider.  Dennoch  beherrschen  sie  ganz  allgemein  das  Feld,  und  füessen  trotz  der 
lauten  Proteste,  die  wir  seit  einigen  Jahren  in  photographischen  Blättern  wieder 
und  wieder  gegen  die  hergebrachte,  eintönige  Porträtiererei  zu  hören  bekamen, 
die  Quellen  einer  neuen  Bildniskunst  äusserst  spärlich.  In  Berlin  haben  wir  nicht 
einen  einzigen,  nach  modernen,  künstlerischen  Gesichtspunkten  arbeitenden  Fachmann, 
aber  wir  haben  die  Warenhausphotographie,  welche  einen  reichen  Kundenkranz 
auch  in  den  „feinsten"  Kreisen  ihr  eigen  nennt. 

Durch  so  ein  bischen  Wind  wird  eben  ein  Bau,  an  dem  man  sechzig  Jahre 
Stein  um  Stein  fügte,  noch  nicht  umgeblasen,  sei  er  auch  hier  und  da  bereits  ein 
bischen  wackelig.  Es  gilt  mehr,  als  geflissentlich  auf  das  Alte  schimpfen,  es  gilt 
Neues  zu  schaffen  und  dieses  Neue  zur  Anerkennung  zu  bringen.  Das  aber 
können  nicht  die  Fachleute  tun,  die  unter  dem  Zwang  des  Publikumgeschmacks 
stehen,  das  kann  nur  aus  diesem  Publikum  selbst  heraus  geschehen,  also  durch  die 
Schar  der  Amateure. 

Die  Amateure  haben  die  Landschaftsphotographie  revolutioniert,  sie  haben  die 
, künstlerische  Photographie"  wenn  nicht  geschaffen,  so  doch  ganz  immens  gefördert. 
Ihre  Haupterfolge  jedoch  errangen  sie  rein  auf  landschaftlichem  Gebiet.  An  das 
Porträt  wölken  sie  nicht  so  recht  heran,  —  das  Übergewicht  der  fachmässigen 
Photographie  war  hier  zu  stark,  die  Normen  zu  sehr  festgelegt,  und  —  die  Arbeits- 
mittel fürs  Porträtieren  ausserhalb  des  Glashauses  zu  wenig  bekannt  und  erprobt. 
Wer  hier  anfing,  musste  sich  mühsam  seine  Technik  schaffen,  und  das  Aussehen 
seiner  im  Zimmer  gefertigten  Platten  flösste  dem  technisch  Sensiblen  ein  ent- 
mutigendes Grauen  ein. 

In  den  letzten  Jahren  ist  das  anders  geworden.  Man  hat  ernsthaft  begonnen, 
die  Bedingungen  der  Bildnisphotographie  ausserhalb  des  Glashauses  zu  studieren. 
Einige  wenige  hervorragende  Fachleute  haben  sich,  angeregt  durch  die  Leistungen 
der  Amateure,  diesen  modernen  Bestrebungen  gewidmet,  und  indem  sie  ihr  reiches 
und  solides  technisches  Können  in  den  Dienst  der  neuen  Sache  stellten,  wirkten  sie 
wieder  anspornend  und  befruchtend  auf  die  Tätigkeit  der  Liebhaber  ein.  So  wurde 
eine  Reihe  recht  guter,  ja  vorzüglicher  Leistungen  zu  Tage  gefördert,  erstand  eine 
kleine  Anzahl  von  Pionieren,    die    uns    zeigten,    welch    bedeutende,    ganz  neuartige 

1&  L  1908.    Photogr.  Mitteiltmgen.    Jahrg.  40. 

27 


Erfolge  der  Bildnisphotographie  beschieden  sein  können,  wenn  man  sie  auf  einen 
völlig  neuen,  vorurteilsfreien  Boden  stellt;  der  Wunsch  wurde  rege,  dass  sich  recht 
viele  auf  diesem  Felde  betätigen  mögen,  damit  das  Auge  der  Menge  sich  an  diese 
neuen  Bildnisse  gewöhne  und  die  Porträtphotographien  alten  Stils  endlich  durch 
solidere  Erzeugnisse  ersetzt  werden.  —  Wie  notwendig  es  ist,  dass  ein  grösseres 
Interesse  namentlich  bei  den  Amateuren  für  die  neue  Bildnisphotographie  erweckt 
werde,  das  zeigt  die  Tatsache,  dass  wir  über  den  Gegenstand  noch  keine  einzige, 
auch  nur  annähernd  zureichende  Publikation  haben.  Wir  sind  eben  auf  diesem 
vielversprechenden  Gebiete  erst  in  den  Anfängen. 

Sobald  man  das  Lichtbildnis  ausserhalb  des  Glashauses  ernst  anpackte,  sah  man. 
dass  es  auf  einen  ganz  anderen  Boden  gestellt  werden  müsse.  Man  musste  Stellung, 
Beleuchtung,  Umgebung  des  Ateliers,  ja  selbst  die  herkömmliche  Negativ-  und 
Positivbehandlung  vergessen.  Das  Zimmerporträt  stellte  so  andre  Aufgaben,  dass 
die  ganze  Technik  danach  umgestaltet  werden  musste.  Man  sah  jetzt,  dass  all'  die 
Hilfsmittel,  welche  der  Atelierphotograph  braucht,  im  Zimmer  nicht  nur  entbehrlich, 
ja,  dass  sie  geradezu  schädlich  und  dem  Gelingen  verderblich  seien.  Der  Kopf- 
halter, diese  gefürchtete  Eisenklammer,  der  getönte  und  gemalte  Hintergrund,  die 
ganze  künstliche  Umgebung,  die  ebenso  künstliche,  „ausgeglichene**  Beleuchtung,  — 
alles  das  musste  nicht  durch  lokalen  Zwang,  nein,  im  Interesse  des  Gelingens  der 
Aufnahmen  wegfallen.  Ein  ganz  unerforschtes  Gebiet  betrat  hier  der  Lichtbildner, 
das  ihn  zunächst  fremd  und  unsicher  anmutete,  dann  aber,  je  mehr  er  darauf 
heimisch  wurde,  eine  immer  reichere,  ganz  ungeahnte  Fülle  neuer  Möglichkeiten 
auftat.  Das  Leben  des  Menschen,  des  natürlichen,  ungeschminkten,  unverputzten 
Menschen  in  seiner  intimsten,  tausendfältig  wechselnden  Besonderheit  wurde  der 
Photographie  erschlossen.  Wo  man  bisher  nur  Gelenkpuppen  gesehen  hatte,  die. 
an  eiserne  Klammern  festgeschmiedet,  mechanisch  gedreht  und  gerichtet  wurden, 
da  sah  man  jetzt  lebendige,  in  Leid  und  Lust  atmende  Menschen  von  Fleisch  und 
Bein.  —  —  Gehen  wir  nun  das  nächste  Mal  mit  unserer  Camera  hin  zu  diesen 
Menschen.  F.  L. 


Kleine  Mitteilungen. 

Shepherds  farbige  Photographie. 

Über  sein  neues  Verfahren  der  Herstellung  von  farbigen  Bildern  auf  Papier 
gab  Shepherd*)  in  der  Dezember-Sitzung  des  Londoner  Camera- Clubs  nähere 
Details.  Die  Grundlage  bildet  auch  hier  das  Iv  es  sehe  Chromoskop.  Zuerst  werden 
in  der  bekannten  Weise  drei  Negative  mit  entsprechenden  Filtern  hergestellt.  Von 
diesen  werden  Kopieen  auf  chromierten  Celluloidfilms  hergestellt,  durch  Entwickelung 
in  warmem  Wasser  erhält  man  Reliefbilder.  Ein  solches  Bild  ist  äusserst  hart  und 
widerstandsfähig. 

Der  positive  Abdruck  von  dem  Grünfilter-Negativ  wird  nun  in  ein  rotes  Färbe- 
bad gelegt  und  nachdem  er  genug  Farbstoff  absorbiert  hat,  wird  der  Film  zusammen 
mit  einem  speziell  gelatinierten  Papier  in  Kontakt  gebracht,  Schicht  an  Schicht, 
und  mittelst  eines  Quetschlineals  das  überschüssige  Wasser  entfernt  (ganz  analog 
wie  beim  Pigmentübertrag).  Nach  ca.  15  Minuten  wird  man  beobachten,  dass  die 
ganze  Farbschicht  von  der  stärker  absorbierenden  weichen  Gelatine  des  Übertrag- 
papieres  aufgenommen  worden  ist.     Auf    dieses    rote  Bild    werden    dann  die  Farb- 

1)  Siehe  auch  den  Artikel  Seite   14. 


28 


schichten  der  beiden  anderen  Positive  übertragen  und  das  Resultat  ist  eine  Kopie 
in  den  Farben  des  Originals. 

Die  Gelatinereliefs  leiden  hierbei  in  keiner  Weise  und  können  immer  wieder 
für  die  Herstellung  neuer  Kopieen  benutzt  werden,  natürlich  müssen  sie  stets  von 
neuem  in  den  Farblösungen  gebadet  werden.  Das  genaue  Übereinanderpassen  der 
3  Bilder  auf  Papier  macht  keine  Schwierigkeiten. 

Shepherd  ist  bei  den  Versuchen  mit  verschiedenen  Farbstoffen  auch  auf  eine 
neue  Art  der  Verstärkung  gekommen.  Er  nahm  ein  Filmdiapositiv,  legte  es  in 
ein  Bad  von  hellgrüner  Farblösung  und  übertrug  das  Bild  auf  Papier.  Die  Kopie 
machte  so,  wenn  auch  alle  Details  und  Halbtöne  vorhanden  waren,  einen  flauen 
Eindruck.  Hiemach  folgt  abermaliges  längeres  Eintauchen  in  das  Färbebad  und 
Wässern,  bis  die  Farbe  nur  an  den  dunkleren  Schatten  noch  haftete.  Der  Celluloid- 
film  wurde  dann  wieder  auf  das  Papier  gelegt.  Man  erreicht  so,  dass  alle 
Schatten  verstärkt  werden,  während  die  zarten  Halbtöne  intakt  bleiben.  (Für  die 
Praxis  sind  für  die  Verstärkung  von  Negativen  und  Diapositiven  jedenfalls  die  alten 
Methoden  leichter  zu  handhaben  und  daher  vorzuziehen.   —  Red.) 

Shepherd  schliesst  seine  Ausführungen  mit  der  Bemerkung,  dass  sein  farbiger 
Prozess  sich  auch  auf  Seide,  Satin,  Elfenbein  etc.  bei  geeigneter  Vorpräparation  an- 
wenden lässt.  (Phot.  News,  Nr.  364.) 

Die  Materialien  für  den  geschilderten  farbigen  Prozess  werden  von  der  Firma: 
Sanger  Shepherd  &  Co. -London  in  den  Handel  gebracht.  —  Red. 


Ersatz  für  Cellulold. 

Von  H.  W.  Vogel  ist  schon  eine  Kombination  von  Kollodium  und  Gelatine 
für  die  Herstellung  von  Bromsilbertrockenplatten  versucht  worden.  In  die  Praxis 
hat  dieses  Em ulsions verfahren  keinen  Eingang  gefunden.  In  England  ist  jetzt  für  die 
Kollodium  -  Gelatinekombination  eine  neue  photographische  Verwendung  entdeckt 
worden,  nämlich  als  Unterlage  für  Bromsilbergelatinefilms. 

Kollodiumwolle  und  Gelatine  sind  bekanntlich  in  Eisessig  löslich.  Aus  dieser 
Lösung  resultiert  beim  Verdunsten  des  Eisessigs  eine  transparente  Schicht.  Man  löst 
z.  B.  5  Teile  Gelatine  und  1,8  Teile  Kollodiumwolle  in  16  Teilen  Eisessig.  Nach 
leichtem  Anwärmen  und  Umrühren  werden  7,5  Teile  Alkohol  zugegeben.  Soll  die 
Mischung  behufs  Herstellung  von  Filmunterlagen  auf  Glas  gegossen  werden,  so  ist 
eine  weitere  Verdünnung  der  Lösung  erforderlich. 

(The  Amat.  Photographer  XXXVI  Nr.  948). 


Über  das  Vergilben  der  Aristokoplen. 

Lumiere  und  Seyewctz  haben  über  die  Veränderung  von  Aristobildern, 
welche  mit  Tonfixierbad  behandelt  worden  waren,  eingehende  Versuche  angestellt 
und  sind  zu  folgenden  Resultaten  gelangt: 

Die  Hauptursache  des  Vergilbens  der  Aristokopien  ist  das  Vorhandensein  von 
Fixiernatron,  welches  beim  Wässern  des  Bildes  nicht  vollständig  entfernt  worden 
ist;  eine  Veränderung  des  Bildes  findet  jedoch  nur  bei  Gegenwart  von  Feuchtigkeit 
statt.  Das  Vergilben  findet  auch  statt,  wenn  das  Tonen  und  Fixieren  getrennt  vor- 
genommen worden  ist,  die  Auswässerung  aber  eine  ungenügende  war. 

Die  Abwesenheit  jeder  Spur  von  Fixiernatron  in  dem  Bilde  gewährt  auch  eine 
Haltbarkeit    in    feuchter   Luft,    selbst   wenn    das    Bild    kein    Gold    enthält   und    aus 


29 


Schwefelsilber,  aus  Silber  allein  oder  aus  Silber  und  Blei  besteht.  Das  vergilbte 
Aussehen  verdorbener  Bilder  scheint  daher  nicht  der  Gegenwart  von  Schwefelblei 
zuzuschreiben  zu  sein,  sondern  von  sehr  fein  verteiltem  Schwefel,  welcher  von  der 
langsamen  Zersetzung  des  Fixiernatrons  herrührt. 

Das  Verwerfen  der  kombinierten  Tonfixierbäder  mit  der  Motivierung,  dass  die 
Herstellung  haltbarer  Bilder  hiermit  überhaupt  ausgeschlossen  sei,  ist  nach  obigen 
Arbeiten  nicht  mehr  aufrecht  zu  erhalten. 

(Bullet.  Soci6t6  Fran^.  XVIII,  Nr.  17.) 


Formel  der  durch  Tiefenaberration  bedingten  Unscharfe. 

Keines  der  mir  bekannten  Werke  Über  Photographie  gibt  eine  für  den  Lieb- 
haber geeignete  Formel  der  durch  die  sogenannte  Tiefenaberration  bedingten  Un- 
scharfe im  Einzelfall.  Herrn  Baltins  Bemerkungen  auf  Seite  350/351  des  vorigen 
Jahrgangs  gaben  mir  Veranlassung,  eine  solche  Formel  zu  suchen,  und  ich  glaube, 
dass  die  in  der  Anlage  verzeichnete  Formel  die  richtige  ist.  Theoretisch  gilt  sie  natür- 
lich nur  für  ein  von  allen  Fehlern  freies  Objektiv  mit  vollkommener  Bildfeidebnung; 
praktisch  wird  sie  für  jedes  gute  moderne  Objektiv  genügen.  Der  Nutzen  der 
Formel  liegt  in  der  dem  Liebhaber  gebotenen  Möglichkeit,  durch  eine  Rechnung 
von  weniger  als  einer  Minute  einwandfrei  festzustellen,  wie  stark  er  abblenden 
muss,  damit  die  Unscharfe  eines  bestimmten  Gegenstandes  im  Bildfeld  ein  gegebenes 
Mass  —  das  für  Laubwerk,  für  Personen,  für  hellbeleuchtete  Gebäude  natürlich 
verschieden  ist,  dem  praktischen  Liebhaber  aber  bekannt  sein  muss  —  nicht  Über- 
schreitet. 

Berechnung  der  Tiefenaberration  im  Einzelfall. 

u  ist  die  gesuchte  Unscharfe,  d.  h.  der  Durchmesser  des  von  einer  punkt- 
förmigen Lichtquelle  ausgehenden  Strahlenkegels  auf  der  Platte. 

b  ist  der  Durchmesser  der  angewandten  Blende. 

f  ist  die  äquivalente  Brennweite  des  Objektivs. 

e  ist  die  Entfernung  des  Gegenstandes,  auf  welchen  scharf  eingestellt  wird. 

e'  ist  die  Entfernung  des  Gegenstandes,  dessen  Unscharfe,  bei  scharfer  Ein- 
stellung auf  e,  gesucht  wird. 

(e'  kann  grösser  oder  kleiner  als  e  sein;  auf  die  Vorzeichen  kommt  es 
nicht  an.) 

Die  Formel  lautet:  u  =  b  ( -. »  —  , 1 ). 

Praktische  Anwendung:  Man  hat  die  bei  voller  Öffnung  sich  ergebende  Un- 
scharfe berechnet  und  will  sie  durch  Abbiendung  auf  ein  empirisch  bekanntes  un- 
schädliches Mass  herabmindern.  Dazu  genügt  ein  einfaches  Regeldetri-Exempel. 
Die  praktisch  erträgliche  Unscharfe  sei  u',  der  gesuchte  Blendendurchmesser  sei  x. 
Dann  ist :     x  :  b  =  u' :  u. 

Praktische  Berechnung  der  Unscharfe  in  dem  auf  Seite  350/351  in  Heft  22  der 

Photographischen  Mitteilungen  gedachten  Fall:    f=i5^»i,   volle  Öffnung  =F/5,  also 

b  =  3r//i;  scharf  eingestellt  auf  30/«,  also  e  =  ^000  cm.      Gesucht  die  Unscharfe  bei 

'  / ^000    148s        \ 

15  /w,  also  e  =  1500  cm.     Formel:  Unscharfe  u  =  3  •  |     ^    •  -^-^  -  i\cm  gleich  (rund) 

0,15  ww.     Eine  solche  Unscharfe  lässt  sich  für  Laubwerk  ertragen,  soll  sie  aber  für 
eine  hell  beleuchtete  Gebäudeecke  beispielsweise  auf  0,05  mm  herabgemindert  werden, 


30 


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so  muss  b  auf  den  dritten  Teil  seines  Wertes  herabgemindert,  mit  anderen  Worten 
auf  F/15  abgeblendet  werden.  F.  Schultz. 

NB.  Die  Formel  ergibt  richtige  absolute  Werte,  und  wenn  e'  >  e  ist,  sind  diese 
auch  dem  Zeichen  nach  richtig.  W.  Zschokke. 

Repertorium. 

über  die  saure  Reaktion  der  Alaune  und  der  Binfluss  des  Säure- 
l^ehaltes  auf  das  Unlöslichwerden  der  Gelatine  in  Bezug  auf  Chromalaun. 

Von  Lvmitoo  Mras  und  Seyewsts. 

I.  Wird  ein  Alkali  einer  Lösung  von  Chromalaun,  Eisenalaun  oder  gewöhn- 
lichem Alaun  zugefügt,  so  findet  man,  dass  davon  eine  relativ  grosse  Menge  ein- 
geführt werden  kann,  ohne  einen  Niederschlag  von  Chrom-,  Eisen-  oder  Aluminium- 
Oxyd  zu  erzeugen.  Von  diesen  drei  Alaunen  besitzt  der  Chromalaun,  wie  bekannt, 
die  Eigenschaft,  mit  Gelatine  eine  chemische  Verbindung  zu  bilden,  welche  selbst 
der  Einwirkung  von  kochendem  Wasser  widersteht,  während  die  andern  Alaune 
die  Löslichkeit  der  Gelatine  nur  vermindern. 

Namias^)  hat  schon  gezeigt,  und  wir  haben  gleichfalls  gefunden,  dass  der 
Säuregehalt  des  Chromalauns  die  unlöslichmachende  Wirkung,  welche  diese  Substanz 
auf  die  Gelatine  ausübt,  vermindert.  Wir  haben  nun  untersucht:  i.  Warum  den 
Alaunen  bedeutende  Mengen  Alkali  zugesetzt  werden  können,  ohne  Oxydniederschläge 
zu  geben.  2.  Den  Unterschied  zwischen  der  durch  neutralisierten  und  der  durch 
nicht  neutralisierten  Chromalaun  erreichten  Unlöslichkeit,  um  daraus  die  besten 
Bedingungen  zur  Erreichung  der  vollständigsten  Unlöslichkeit  zu  folgern. 

A  Über  die  saure  Reaktion  der  Alaune.  I.  Wir  konnten  uns  leicht  über- 
zeugen, dass  die  Alaune  nicht  infolge  der  Gegenwart  von  freier  Säure,  sondern  nur 
durch  eine  genügende  Menge  Alkali  Niederschläge  geben  können,  denn  die  wieder- 
hohen Kristallisationen  machen  diese  Eigentümlichkeit  nicht  verschwinden 

Wenn  man  z.  B.  reinen  Chromalaun  nach  fünfmal  aufeinander  folgenden 
Kristallisationen  analysiert,  findet  man,  dass  zur  Bildung  eines  dauernden  Nieder- 
schlages von  Chromsesquioxyd  nach  der  fünften  Kristallisation  dieselbe  Alkali- 
menge nötig  ist,  wie  nach  der  ersten.  Übrigens  entspricht  die  Dosierung  des  Ge- 
samtinhaltes an  Schwefelsäure  im  Alaun  nach  der  fünften  Kristallisation,  wie  nach 
der  ersten  der  Formel:  Cr,  (SOJ,  -H  SO^K,  -H  2  H,0. 

Wir  haben  ferner  die  Quantität  Natron  gemessen,  welche  den  titrierten  Lösungen 
der  drei  genannten  Alaune  zugefügt  werden  muss,  um  eine  dauernde  Trübung  von 
Chrom-,  Aluminium-  oder  Eisen-Oxyd  zu  erhalten.  Diese  Menge  Natron  bei  100  g 
Alaun  entspricht  8  •  435  g  Schwefelsäure  für  kalt  oder  bei  50°  aufgelösten  Chrom- 
alaun, und  nur  5  •  134  ^  für  gewöhnlichen  Alaun  und  Eisenalaun.  Der  Chromalaun 
verlangt  also  verhähnismässig  die  grösste  Menge  Alkali.  Der  Eisenalaun  zeigt  eine 
Eigentümlichkeit:  der  Oxydniederschlag  beginnt  sich  zu  bilden,  wenn  man  eine 
Alkalimenge,  entsprechend  dem  Säuregehalt  von  1,78  bis  2,567  ccm  SO^Hg,  zugefügt 
hat,  aber  die  Trübung  verschwindet  in  einigen  Augenblicken,  indem  gleichzeitig  die 
Lösung  dunkler  wird,  wahrscheinlich  durch  Bildung  eines  basischen  Salzes.  Nur 
nach  Hinzufügung  einer  Alkalimenge,  entsprechend  5,134^  SO^H,  für  100^  Alaun, 
bleibt  die  Trübung. 

Wird  Chromalaun  in  kochendem  Wasser  oder  bei  50°  gelöst,  so  muss  die  nötige 


1)  Phot,  MitteU.  1902,  Seite  842. 


31 


Alkalimenge  bedeutend  vergrössert  werden ;  sie  beträgt  für  loo^  Alaun  12,8^  SO^H^ 
anstatt  8,435^. 

IL  Vergleichen  wir  die  Mengen  freier    Schwefelsäure,    welche    uns    die   alkali- 
metrische  Titrierung   der   Alaune   ergeben    hat,    mit   jenen,   welche    unter  Bildung 
eines  basischen  Salzes  frei  werden,  ähnlich  wie  z.  B.   bei  grünem  Chromalaun,   der 
aus  violettem  Alaun  entsteht    und  zwar    nach    der  Hypothese  Recouras  wie  folgt: 
2  (M,03,  3  SO«)  =  2  M^O«,  5  SO3  +  SO,. 

Diese  Rechnung  zeigt,  dass  hier  die  bezüglichen  Säurequantitäten  sind:  4,9^ 
für  100^  Chrom-Alaun,  4,9^  für  100^  Eisen-Alaun,  5,7^  100^  Aluminium-Alaun. 

Die  für  den  Chromalaun  berechnete  Säurequantität  (4,9  ^O  ist  grösser  als  die 
Hälfte  derjenigen,  welche  in  der  Kälte  oder  in  Wasser  von  50°  aufgelöstem  Alaun 
gefunden  wurde  (8,435  g).  Sie  ist  dagegen  kleiner  als  diese  Hälfte,  welche  mit  Alaun 
in  kochendem  Wasser  gelöst  wurde;  das  Titrieren  ergab  12,8^  Schwefelsäure.  Die 
für  die  beiden  andern  Alaune  berechneten  Säuremengen  entsprechen  beinahe  den 
gefundenen,  nämlich  ein  Molekül  SO,  für  2  Moleküle  Alaun. 

In  Bezug  auf  Chromalaun  könnte  man  vielleicht  annehmen,  dass  sich  folgende 
Reaktionen  ergeben:  In  einer  ersten  Phase  bildet  sich  unter  dem  Einflüsse  des 
Alkalis  ein  grünes  basisches  Salz,  ähnlich  jenem,  welches  man  durch  Erhitzen  von 
violettem  Alaun  erhält;  in  einer  zweiten  Phase  spaltet  sich  in  Gegenwart  eines 
Überschusses  von  Alkali,  dieses  Salz  in  ein  Hydrat  und  Schwefelsäure: 
2Cr,0„  5S03  =  (2Cr,03,  4  SO3)  SO3 
(2  Cr,0„  4  SO,)  SO3  +  2  KOH  =  SO^K,  -|-  (2  Cr,0„  4  SO3)  H,0 

Es  wird  also  im  ganzen  2  Moleküle  SO*  geben,  welche  unter  dem  Einflüsse 
des  Alkalis  frei  geworden  sind.  Diese  Menge  stimmt  merklich  mit  der  durch 
Titrierung  des  in  der  Kälte  oder  in  Wasser  von  50°  gelösten  Alauns  gefundenen  überein. 

Schliesslich  kann  man  aus  diesen  Titrierungen  die  Formel  des  gebildeten 
basischen  Salzes  nicht  exakt  folgern,  da  die  Reaktion  wahrscheinlich  unvollständig  ist. 

(Bullet.  Soci6t6  Frangaise,  Nr.  22.) 
(Schluss  folgt.) 


Böcklin  über  Porträtmalerei. 

Aus  den  von  der  „Züricher  Post"  veröffentlichten  Tagebuchaufzeichnungen  von 
Otto  Lasius  entnehmen  wir  folgende  auch  für  die  Photographie  interessante  Äusse- 
rungen Böcklin s  über  das  Porträtbild:  Als  mich  Böcklin  einmal  fragte,  ob  ich 
schon  jemand  porträtiert  hätte,  zeigte  ich  ihm  ein  Bild  meines  Bruders,  das  ich  gemalt. 
„Scharfe  Profilauffassung  sollte  man,  wenn  es  nicht  ausdrücklich  verlangt  wird,  immer 
vermeiden,"  belehrte  mich  Böcklin.  „Es  ist  allerdings  die  charakteristische  Auffassung 
eines  Menschen,  die  es  gibt,  da  die  Form  der  Nase,  des  Kinns,  der  ganze  Schädel- 
bau ihr  unverändertes  Mass  haben;  aber  wir  sind  einmal  nicht  gewohnt,  unsere 
Mitmenschen  im  Profil  anzusehen,  wenn  wir  mit  ihnen  verkehren,  und  wir  glauben 
auch  nie  recht  an  die  Ähnlichkeit  eines  Profilbildes,  selbst  wenn  es  vorzüglich 
getroffen  ist.  Es  zeigt  uns  den  Menschen  in  einer  einzigen,  ganz  bestimmten 
Stellung,  die  er  ja  einmal  haben  kann,  die  uns  aber  fremdartig  berührt,  so  dass 
selbst  gute  Bekannte,  Verwandte,  Freunde,  die  auf  Porträtähnlichkeit  halten,  ein 
Profilbild  nicht  erkennen,  da  in  ihm  das  charakteristische  Minenspiel  nicht  mitspricht, 
das  sie  zu  sehen  gewohnt  sind.  Das  Profilbild  gestaltet  sich  dem  Maler  auch  räum- 
lich, plastisch  sehr  schwer.  Freilich,  wenn  es  gilt,  einen  Dichter  auf  einer  Münze, 
oder  einen  Fürsten  auf  einer  Marke  zu  verewigen,   da  passt  allein  das  Profil.     Man 


32 


gewöhnt  sich  daran,  und  je  markanter,  desto  besser  ist  es.  Die  beste  Porträt-Auf- 
fassung ist  für  den  Maler  immer  Dreiviertei-Profil.  Ein  schlagender  Beweis  dafür 
ist  Raffaels  Sekretär  Inghirami  im  Pitti  zu  Florenz.  Der  Mann  schielt  nämlich. 
Raffael  hätte  es  leicht  gehabt,  ihn  im  Profil  zu  geben,  und  kein  Mensch  würde  den 
Augenfehler  bemerkt  haben;  vielleicht  hätte  man  ihn  aber  gerade  wegen  des 
Fehlens  dieser  Eigentümlichkeit  nicht  erkannt.  So  malte  ihn  Raffael  mit  feinem 
Takt  und  im  Bewusstsein  seiner  Kunst  im  Dreiviertei-Profil,  gab  aber  dem  Kopfe 
eine  so  starke  Wendung  über  Eck,  dass  wir  das  charakteristische  Schielen  zwar 
nicht  vermissen,  es  aber  so  gemildert  dargestellt  finden,  dass  es  unser  Empfinden 
nicht  wesentlich  berührt.  Dreiviertei-Profil  wirkt  sodann  auch  ähnlicher  und  ist 
künstlerisch  weit  interessanter  als  eine  Aufnahme  direkt  en  face,  weil  die  so 
charakteristische  Nase  viel  prägnanter  zum  Ausdruck  kommt.  In  der  en  face-Auf- 
nahme  erscheint  sie  unnatürlich  verkürzt.  Von  vorn  aufgenommen  erscheint  zudem 
das  Gesicht  in  zwei  Hälften  geteilt,  was  nicht  nur  unkünstlerisch,  sondern  auf  die 
Dauer  auch  langweilig  wirkt.  Im  Weiteren  sind  in  der  en  face- Aufnahme  die 
Ohren  nicht  genügend  erkennbar  und  doch  sind  diese  zum  Erkennen  eines  Menschen 
oft  von  charakteristischer  Bedeutung.  Die  Porträtähnlichkeit  darf  nicht  erst  während 
des  Malens  in  ein  Bild  hineinkommen,  sie  muss  schon  in  der  Skizze  vorhanden 
sein;  ist  dies  nicht  der  Fall,  so  ist  das  Porträt  verfehlt.  Schnelles  Erfassen  und 
richtige  Wiedergabe  des  Schädelbaus  ist  Hauptbedingung.  Probieren  Sie  das  alles 
einmal  mit  sich  selbst  vor  dem  Spiegel.  Von  vorn  hat  sich  jeder  oft  genug  im 
Spiegel  gesehen.  Wer  sich  aber  zum  ersten  Mal  in  scharfem  Profil  sieht,  ist  er- 
staunt, weil  er  sich  selber  fremd  vorkommt  "  B. 


Litteratur. 

Jalubuch  des  Photographen  und  der  photographischen  Industrie.  i903,  Herausgegeben 

von  G.  H.  Emmerich.  Mit  51  Textillustrationen.  (Verlag  von  Gustav  Schmidt -Berlin.)  Der 
rührige  Leiter  der  Mflnchener  Fachschule  gibt  in  diesem  Bande  von  ca.  400  Seiten  Oktav 
den  Fachphotographen  sowie  den  Fabrikanten  und  Hflndlern  photographischer  Artikel  ein  höchst 
brauchbares  Nachschlagebuch.  Es  enthalt  eine  Übersicht  der  Neuheiten  des  letzten  Jahres  in 
Apparaten,  Platten,  Papieren,  Chemikalien  etc.,  ferner  die-  wichtigsten  Rezepte  für  den  Negativ- 
und  Positivprozess,  juristische  Ratschläge,  Patentnachrichten,  Übersicht  *  der  wirtschaftlichen  Lage 
des  Photographengewerbes,  Verzeichnis  von  Unterrichtsanstalten,  Fachvereinen,  Zeitschriften  sowie 
eine  sehr  sorgfältig  bearbeitete  Adressenliste  von  Handelsfirmen,  Reproduktionsanstalten  etc. 
Dieser  reiche  Inhalt  des  neuen  Jahrbuchs,  bei  dessen  Bearbeitung  tüchtige  Fachleute  mitgewirkt 
haben,  wird  ihm  sicher  viele  Freunde  zuführen.     (Preis  geheftet  2,50  Mk.,  gebunden  3, —  Mk.) 

P.  H. 

Eder,  AusffllirllCheS  Handbuch  der  Photographie,  X.  Heft.  Die  Praxis  der  Photo- 
graphie mit  Gelatine-Emulsionen.  Mit  206  Abbildungen.  5.  vermehrte  und  verbesserte 
Aufl.  Verlag  von  Wilh.  Knapp-Halle  a.  S.  Der  vorliegende  Band  bildet  die  Fortsetzung  des 
im  Frühjahr  erschienenen  Teils  von  den  wissenschaftlichen  Grundlagen  der  Gelatine-Emulsionen. 
Mit  grösster  Fachkenntnis  finden  wir  hier  die  Herstellung  der  Bromsilberplatte  und  die  Negativ- 
Entwicklung  beschrieben;  hieran  schliessen  sich  Kapitel  über  das  Abschwächen,  Verstärken 
und  Lackieren  der  Platten,  Duplikatnegative,  Lichthof  Schutzmittel,  farbenempfindliche  Platten,  Films 
und  Bromsilberpapiere.  Alle  Kapitel  sind  in  erschöpfendster  Weise  und  rein  sachlich  behandelt,  an 
keiner  Stelle  tritt  irgendwelche  Reklame  für  gewisse  Fabrikate  hervor.  Das  sind  Vorzüge,  welche 
die  Ed ersehen  Handbücher  zu  einem  besonders  wertvollen  Leitfaden  für  das  gesamte  photo- 
graphische Gebiet  machen.  P.  H. 

Lee  Königsberger,  Hermann  von  Heimholte,  I.  Band.  Mit  3  Bildnissen  in  Heliogravüre. 
Verlag  von  Friedrich  Vieweg  &  Sohn,  Braunschweig.  Diese  grosse  Helmholtz-Biographie 
dQrftc  nicht    nur    speziell    für  Naturwissenschaftler,    sondern    für    alle   Gebildeten    von    grösstem 


33 


Interesse  sein.  Der  Verfasser  stand  lange  Jahre  in  persönlicher  Beziehung  mit  dem  grossen  Ge- 
lehrten,, welchem  wir  eine  so  unermessliche  Fülle  von  hervorragenden  Arbeiten  auf  dem  Gebiete 
der  Physik,  Physiologie  etc.  verdanken.  Das  vorliegende  Werk  ist  auf  Grundlage  |des  gesamten 
wissenschaftlichen  Nachlasses  sowie  zur  Verfügung  gestellter  Korrespondenzen  Helmholtz's 
geschrieben  worden;  die  Anordnung  und  Darstellungsweise  ist  eine  vortreffliche.  Der  I.  Band 
beschreibt  uns  das  Leben   und  Wirken  Helmholtz's  bis  zum  Jahre  seiner  Verheiratung  (1861). 

F.  H. 

The  Americaii  Aanual  of  Photography  for  1903.  Pubi.  by  The  Anthony  &  Scoviii  Co., 

New-York.  Das  reich  illustrierte  amerikanische  Jahrbuch,  welches  stets,  in  zwangloser  Reihenfolge, 
vortreffliche  Aufsätze  aus  dem  Gebiete  der  technischen,  wissenschaftlichen  und  künstlerischen 
Photographie  darbietet  und  als  Anhang  die  üblichen  Rezepte  und  Tabellen  enthält,  ist  in  Deutsch- 
land bereits  wohl  bekannt  und  erlreut  sich  hier,  wie  wir  vernommen  haben,  eines  von  Jahr  zu  Jahr 
wachsenden  Abnehmerkreises  ^  Die  Ausstattung  des  Buches  ist  eine  mustergiltige,  die  Illustrationen 
in  Tafeln  und  im  Text  sind  auf  das  beste  ausgeführt,  der  Preis  dabei  ein  sehr  massiger.  Den 
Vertrieb  des  Werkes  für  Deutschland  hat  die  Firma  Dr.  Adolf  Hesekiel  &  Co.,  Berlin  W. 

P.  H. 

Patent-Nachrichten. 

Anmeldangen. 

57  c.  St.  7297.     Vorrichtung    zum    Befördern    photographischer    Bildbänder    durch    Entwicklungs-, 

Fixier-,  Wasch-   u.  dgl.  Bäder.     Franz    Steinkamp    &    Rud,    Chast6,    Magdeburg,    und 

Paul  Müller,  Berlin,  Königgrätzerstr.  70.  —   17.  12.  01. 
57  a.  G.   14  681.     Schnellseher   mit   unbiegsamen  Bildplatten    an    einem  Bande  ohne  Ende.     A.  E. 

Guttin,  Paris;  Vertr.:  H.  Heimann,  Berlin  NW.  7.  —  21.   7.  00. 
57b.  W.  74  948.     Verfahren  ziu:  Herstellung  farbiger  photographischer  Bilder.    Robert  Williams 

Wood,  Madison,  V.  St.  A.;  Vertr.:  A.  Specht  &  J.  D.  Petersen,  Hamburg  1.  —  5.  3.  99. 
„    ,  F.   15  631.     Verfahren  zur  Entwicklung  des   latenten  photographischen  Bildes.  Farbwerke 

vorm.  Meister  Lucius  &  Brüning,  Höchst  a.  Mr  —  28.  11.  01. 

Erteilungen.' 

57  a.  137  774.  Aus  zwei  geschlitzten  Armpaaren  bestehende  Stützvorri  htung  für  das  Objektiv- 
brett photographischer  Cameras.     F.  H.  Sanderson,  Cambridge.   —  5-   10.  01. 

57  d.  137  644.  Verfahren  zur  Herstellung  von  Druckplatten  durch  Umdruck  von  Lichtdruck- 
platten. Lithographische  Kunstanstalt  und  Steindruckerei  Otto  W.  Hoffmann,  Leipzig- 
Reudnitz.  —   15.  6.  01. 

57b.    137  962.     Lichtundurchlässige  Schutzstreifen  für  Rollfilms.    Akt.-Ges.   für  Anilin-Fabri 
kation,  Berlin.   —  7.  7.  01. 


Dr.  Hugo  Schroeder  f. 


Der  bekannte  Optiker  Dr.  Hugo  Schroeder  ist  am  31.  Oktober  im  Alter  von  68  Jahren 
zu  Balham  in  England  infolge  eines  Schlaganfalles  verschieden.  Schroeder  hat  auf  dem  Ge- 
biete der  Optik  sich  ausserordentliche  Verdienste  erworben,  er  hat  u.  a.  die  ersten  anastigmatischen 
Objektive  konstruiert.  Er  war  lange  Jahre  in  der  optischen  Anstalt  von  Ross  &  Co.  als  Mathematiker 
tätig.  Von  seinen  Schriften  erwähnen  wir  sein  Werk  Ober  die  „Elemente  der  photographischen 
Optik"",  in  welchem  er  eine  vortreffliche  Darstellung  der  Einrichtung  der  photographischen  Linsen- 
systeme gegeben  hat.  Schroeders  Arbeiten  haben  auch  inM  von  Rohrs  »Theorie  und  Ge- 
schichte des  photographischen  Objektivs"  gebührende  Anerkennung  gefunden. 


DniCkf6hl6r  -  BBriChtiQUlig  :  im  abgeschlossenen  Jahrgang  Seite  87  Zeile  5  von  unten 
lies  4,04  cm.  —  Seite  288  ZeUe  1 1  von  oben  lies  20  biS  30  Sekunden.  —  Seite  377  ZeUe  2 
von  oben  lies  Karl  Schaum  und  ViCtOF  BellftCh. 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Uanneke  in  Berlin. 
Verlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin    —  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin. 

34 


Franz  Goerke,  Berlin. 


Ernte. 


Diapositive  auf  Albuminplatten. 

Die  Albuminbilder  zeichnen  sich  bekanntlich  gegenüber  den  Celloidin- 
kopieen  durch  eine  bessere  Wiedergabe  der  Details  des  Negativs  aus, 
namentlich ,  gibt  das  Albumin  in  den  Schatten  eine  viel  bessere  Zeichnung. 
Auch  die  Albumin -Diapositivplatten  mit  Entwicklung  liefern  hervorragende 
Bildresultate,  und  verdient  dieser  Prozess  unseren  Amateuren,  welche  an 
Selbstpräparationen  von  Kopiermaterial  ein  Interesse  nehmen,  in  Erinnerung 
gebracht  zu  werden,  zumal  die  Herstellung  der  Albuminplatten  keine  allzu 
schwierige  ist. 

Die  zu  verwendenden  Glasplatten ')  lege  man  zunächst  auf  einige  Stunden 
in  verdünnte  Salpetersäure  (i  :  3),  reibe  sie  dann  mit  einer  Bürste  unter  dem 
Wasserhahn  ab,  spüle  mit  Wasser  nach  und  reibe  sie  mit  einem  Handtuche 
vollständig  trocken. 

Die  Albuminlösung  bereitet  man  wie  folgt:  Frische  Hühnereier  werden 
zerschlagen  und  das  Eiweiss  für  sich  in  einem  reinen  irdenen  Topfe  auf- 
gefangen. Das  gesonderte  Eiweiss  wird  zu  Schnee  geschlagen,  was  vorteil- 
haft mittelst  eines  sogen.  Schneeschlägers  geschieht.  Das  Eiweiss  lässt  man 
über  Nacht  absetzen,  giesst  es  dann  vom  Bodensatz  ab  in  ein  neues  reines 
Gefass,  fügt  die  weiter  unten  angeführten  Salze  dazu,  schlägt  nochmals  zu 
Schnee,  lässt  wiederum  über  Nacht  absetzen  und  erhält  so  die  gussfertige 
Albuminlösung. 

In   500  ccm  Eiweiss  sind  zu  lösen: 

Jodkalium S  ^ 

Jod 0,2s  „ 

^)     Alte,  unbrauchbar  gewordene   Bromsilberplatten  resp.   Negative   lasse  man   ca.  48  Stunden 
sfluern. 

1.  II-  1903.     Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  5 


35 


Bevor  man  die  Glasplatte  mit  der  Albuminlösung  übergiesst,  haucht  man 
die  zu  überziehende  Seite  an  oder  hält  sie  kurze  Zeit  über  Wasserdampf. 
Das  Albumin  wird  unter  Vermeidung  von  Luftblasen  auf  die  Mitte  der  Platte 
gegossen,  durch  leichtes  Neigen  der  Platte  wird  es  nach  allen  Seiten  verteilt, 
dann  lässt  man  den  Überschuss  in  ein  Gefäss  ablaufen,  bringt  die  Platte 
in  einen  Trocken  schrank  und  lässt  sie  in  genau  horizontaler  Lage  auf  einem 
Gestell  trocknen.     Die  getrockneten  Platten  sind  sehr  lange  Zeit  haltbar. 

Für  die  Sensibilisierung  werden  die  Platten  in  folgende,  vorher  filtrierte 
Silberlösung  hineingelegt: 

Wasser 250  ^ 

Silbernitrat 20  ,, 

Eisessig 20  ccm. 

Nach  längstens  einer  Minute  wird  die  Platte  herausgenommen,  unter  dem 
Wasserhahn  tüchtig  abgespült  und  auf  einen  Bock  zum  Trocknen  gestellt. 
Das  Sensbilisieren  und  Trocknen  geschieht  natürlich  in  der  Dunkelkammer. 
Die  gesilberten  Platten  werden  am  besten  gleich  oder  am  anderen  Tage 
verarbeitet. 

Die  Exposition  der  Albuminplatten  ist,  wie  ja  auch  bei  anderen  Platten- 
sorten, reine  Erfahrungssache;  sie  beträgt  im  Kopierrahmen  unter  einem 
klaren,  nicht  zu  dichten  Negativ  bei  diffusen  Licht  einige  Sekunden.  Die  Ent- 
wicklung braucht  nicht  an  demselben  Tage  zu  erfolgen. 


Franz  Goerke,  Berlin. 


Dierhagen. 


36 


Franz  Goerke,  Berlin.  Netzflickerin. 

Für  die  Hervorrufung  empfiehlt  sich  am  besten  eine  gelinde  angewärmte 
Gallussäure-Lösung : 

Wasser 500  g 

Gallussäure 8  ,, 

Essigsaurer  Kalk 4  ,, 

Hierzu  fiigt  man  einige  Tropfen  Silbernitrat-Lösung  i  :  100.  Die  Entwicklung 
geht  ziemlich  langsam  von  statten.  Sind  alle  Details  mit  genügender  Kraft 
heraus,  so  wird  die  Platte  mit  Wasser  abgespült,  in  loprozentiger  Lösung  von 
von  unterschwefligsaurem  Natron  fixiert  und  wie  üblich  gewässert.  Die  Farbe 
dieser  Albumindiapositive  ist  ein  Braun,  welches  durch  Nachbehandlung  mit 
Goldtonbildern  verschiedene  Nuancen  erhalten  kann. 


Zu  den  Bildern  von  Franz  Goerke. 

Franz  Goerke  ist  ein  anerkannter  Meister  der  Handcamera-Photographie.  Seit 
Jahren  bewundern  wir  in  der  Berliner  Urania  seine  prächtigen  Reisecyklen,  deren 
Bilder  uns  stets  durch  die  Feinheit  der  Beobachtung  und  den  Geschmack  des  Bild- 
ausschnittes fesseln,  seien  sie  nun  den  prunkvollen  Motiven  des  sonnigen  Italiens 
oder  den  versteckten  Lieblichkeiten  unserer  Mark  entnommen.  Dennoch  findet  man 
verhähnismässig  sehen  in  den  photographischen  Journalen  Goerkesche  Bilder,  und 
das  liegt  hauptsächlich  daran,  dass  der  Autor  sich  mit  der  positiven  Bildgebung 
überhaupt  nicht  befasst.  Er  macht  seine  Aufnahmen,  stellt  Diapositive  für  die 
Projektionslampe  her  und  lässt  dann  die  Negative  in  seine  Plattenschränke  wandern, 
wo  sie  nun  serienweise  stumm  neben  einander  ruhen  und  nichts  mehr  erzählen 
können  von  all  der  landschaftlichen  Schönheit,  die  auf  ihnen  gebannt  ist. 


37 


Wir  haben  eine  Anzahl  der  jüngsten  Bilder  Goerkes  —  welche  auf  einer 
Mecklenburger  Reise  entstanden  sind  —  ihrem  Schlafe  entrissen  und  führen  sie 
heute  unseren  Lesern  vor.  Es  ist  dies  umso  interessanter,  als  wir  eben  hier  einen 
hervorragenden  Landschafter  haben,  der  den  Positivprozess  zur  Bildwirkung  gar- 
nicht  mitsprechen  lässt.  Man  hat  hier  reine,  in  keiner  Weise  ausgestaltete  photo- 
graphische Aufnahmen,  und  man  sieht  doch,  welches  Schwergewicht  dem  Aufnahme- 
prozess  beizulegen  ist,  inwieweit  eine  Landschaftsphotographie  auch  ohne  die  Mittel 
der  modernen  Positivbehandlung  künstlerische  Wirkung  erzielen  kann.  Freilich 
dürfen  wir  hierbei  eben  nicht  an  die  künstlerische  Wirkung  etwa  des  modernen 
Gummidruckes  denken.  Eine  Wirkung  mit  persönlichen  Mitteln  über  die  Grenzen 
des  rein  photographischen  Verfahrens  hinaus,  —  das  ist  es  nicht,  was  Goerke  will. 
Er  will  schlechthin  die  Natur  wiedergeben  mit  der  ganzen  Feinheit,  mit  dem  ganzen 
wunderbaren  Reichtum  an  Details,  der  nur  der  Photographie  möglich  ist.  Freilich 
will  er  sie  in  guter  Stunde  belauschen,  will  sie  ganz  umfassen  mit  Herz  und  Sinn, 
um  ihre  der  Camera  günstigsten  Seiten  kennen  und  erfassen  zu  lernen.  Auch 
Goerkes  Bilder  sind  natürlich  nicht  zufällig  am  Wege  geknippst.  Je  länger  er  an 
einem  Orte  bleiben,  sich  in  die  Landschaft  vertiefen  kann,  desto  lieber  ist  ihm  das. 

So  sind  seine  Projektionsvorträge 
gewöhnlich  die  Frucht  dreiviertel- 
jähriger Arbeit,  so  zeigen  alle  seine 
Bilder  ein  feines  Studium  der  je- 
weiligen Landschaft  und  einen  siche- 
ren Blick  für  den  Bildausschnitt.  Da 
Goerke  immer  für  den  Projektions- 
vortrag, also  für  ein  geschlosse- 
nes Ganzes,  das  auch  geistigen  Zu- 
sammenhalt gestatten  soll,  photo- 
graphiert,  so  ist  ihm  besonders  daran 
gelegen,  das  Charakteristische  einer 
Gegend,  eines  Landes  festzuhalten, 
ein  Stück  Erde  in  einer  Bilderreihe 
möglichst  typisch  auszuschöpfen. 
Wie  weit  ihm  das  mit  Bezug  auf 
Mecklenburg  gelungen  ist,  davon 
kann  unsere  kleine  Auswahl  dieser 
Bilderserie  natürlich  kein  voll- 
kommenes Zeugnis  geben.  Zu 
wünschen  wäre  es  indessen,  da<s 
alle  Amateure  mit  dem  sicheren, 
vorausblickenden  Gedanken  arbeite- 
ten, die  Reisebilder  später  —  sei  es 
im  Album  oder  in  einem  Projek- 
tionsvortrag —  zu  einem  organisch 
geeinten  Spiegelbilde  der  Reise  zu 
vereinigen,  zu  wünschen  auch,  dass 
möglichst  alle,  die  sich  mit  Pro- 
jektion beschäftigen,  ihrem  Publikum 
so    reiche    und    in    jeder    Hinsicht 

^      ,  wohlvorbereitete    Kost    böten,    wie 

Franz  Goerke 

Nach  einer  Aufnahme  von  Frau  A.  Heriwig.  CjOerKe. 


38 


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'••      'I  'H'i.rii     i.'-l:'  :•  «  ::     i-l ,     ihw--'. 
'!i   ii'i-rif   klrjiu    An-walil  die-' 
I  >i'  I'  I  >i  i'i-        riin»  ii-  li       kein     \*' 
.  ••  ••  .»<  nc-      /•   '^'i-       ::rl)cn.       /- 

■  hl  -«  Ih'p    wiMc    r-«    ind(*^-en.    «ia  - 

■  '      .\inat«  iijT    nii*    dem    *>i(  lien  i 

•  .•ü^lili'kcnili .    ( iniankcn  arluMf-- 
•• 'I.   '!'c  Kei^cbiulrr  ^{"»äicr        vci  f - 
'•'     Moiiin    n,!fi-    n\    einem    Pn-icl 
iMi'A  nrtraLi  /iJ   emeiv.  orgaiii^- 1 

.  (    mtcn  Si)ifi:e!l)dde  der  Kei^t   - 
\  <T(!iuiien.   /n  wüii'^i'hen  aiirb.  *l.'-^ 
'iit.^li.  livi    alU .    die    sich    lU''.    l'i" 
,t  kM'»n  hev.  haiiiiien,  ilirem  I'u'>  .mii 
VII    reit'he     und     in    jeder     llin^i'' 
\\  nld\  <t»-hereiiete    Ko^t    hm«  n,    \^  ' 
( J(»<M  ke 


2 


5 


Wir  wollen 
nicht  vergessen, 
darauf  hinzu- 

weisen, dass  das 
an  Wäldern,  Seen 
und  Höhenzügen 
so  reiche  Mecklen- 
burg eine  wahre 
Fandgrube  für 
den  Landschafts- 
photographen ist. 
Wer  von  Rheins- 
berg  aus  zu  Rad 
oder  zu  Fuss  in 
Mecklenburg  ein- 
zieht, von  Röbel 
nach    Waren    das 

„Binnenmeer", 
den  riesigen,  be- 
sonders des 
Abends  wunder- 
bar stimmungs- 
vollen Miiritz-See 
mit  dem  Dampf- 
schiff überfährt, 
dann  vielleicht 
nochMalchovv  und 
Flau  mitnimmt, 
über  Burg-Schliiz 
die  „mecklenbur- 
p<i:\\t  Schweiz" 
durchstreift,  und 
schliesslich  von 
Rostock  und  War- 

nemünde  aus  ein  Stück  Küste  mit  den  idyllischen  Bädern  Mtiritz,  Wustrow  und 
Ahrenshoop  folgen  lässt,  —  der  ist  durch  ein  Feenreich  der  herrlichsten  Motive 
sewandert,    und    kann   —  wofern  er  nur  Augen    hat,    zu    sehen  —  schwer  beladen 

heimkehren. 

Franz  Goerke  benutzt  für  seine  sämtlichen  Aufnahmen  eine  9  X  J2  Hand- 
Camera  mit  Momentverschiuss.  Wo  es  irgend  angeht,  macht  er  jedoch  Zeitaufnahmen 
vom  Stativ.  Als  Plattenmaterial  bevorzugt  er  seit  einiger  Zeit  die  Westen dorp sehe 
Momentplatte,  deren  schöne  Tonabstufung  verbunden  mit  hoher  Empfindlichkeit  sehr 
von  ihm  gelobt  wird,  und  für  Zeitaufnahmen  die  orthochromatischen  Isolar- Platten 
und  -Films.      Zur  Entwicklung   der  Negative    braucht  er  ausschlieislich  den  Glycin- 


Franz  Goerke,  Berlin. 


Motiv  aus  Moritz. 


entwickler. 


F.  L. 


39 


Mitteilungen  aus  unserem  photocliemisclien 
Versuchs-Laboratorium. 

Pinakolsalz  N  von  den  Farbwerken  Yorm.  Meister  Lucius  &  Brüning- 

Höchst  a.  M. 

(Schluss  von  Seite   12.) 

Von  grossem  Vorteil  zeigte  sich  die  Verwendung  des  Pinakolsalzes  für  das 
ßrenzkatechin.  Es  wurden  zum  Vergleich  folgende  zwei  Entwickler  heran- 
gezogen : 

I.     Brenzkatechin-Lösung    (kryst.  Natriumsulfit   40  ^^ 

Wasser  500  ^,  Brenzkatechin   10  ^)     .     .     .     .     50  ccm 

käufl.  Pinakolsalz-Lösung 20     „ 

Wasser 50     » 

II.     Brenzkatechin-Lösung  wie  oben 50  ccm 

loprozcntige  Pottasche-Lösung 40     », 

Wasser 30     », 

Die  Hervorrufung  gleich  exponierter  Platten  unter  Beobachtung  der  Temperatur- 
übereinstimmung in  diesen  Entwicklern  ergab  auch  hier  wieder  ein  früheres  Erscheinen 
des  Bildes  in  der  Pinakol-Lösung,  und  auch  die  Gesamtdauer  der  Entwicklung  war 
eine  kürzere  als  in  der  Pottasche-Lösung.  Trotz  der  schnelleren  Wirkung  gaben 
die  Negative  mit  Pinakolsalz  denen  mit  Pottasche  behandelten  nichts  nach,  sie  waren 
gleichfalls  sehr  klar,  vorzüglich  moduliert,  von  rein  grauschwarzer  Farbe  und  gut 
gedeckt.  Bei  der  Entwicklung  von  kurz  exponierten  Aufnahmen  zeigte  sich  das 
Brenzkatechin  -  Pinakol    entschieden    überlegen ,     die    Negative     hiermit    bewahrten 


/ 


Franz  Gocrkc,  Berlin. 


Wolken  und  Wellen. 


40 


Franz  Goerke,  Berlin.  "  Motiv  aus  Ahrenshoop. 

grössere  Klarheit  und  bessere  Durchzeichnung  in  den  Schatten  neben  vortrefflicher 
Deckkraft.  Es  waren  Resultate,  wie  man  sie  sonst  nur  bei  langsamer  Entwicklung 
in  sehr  verdünnten  Lösungen  erreicht.  Das  Brenzkatechin-Pinakol  ist  infolgedessen 
für  die  Entwicklung  von  Momentaufnahmen  ganz  besonders  zu  empfehlen. 

Ferner  ist  zu  bemerken,  dass  Brenzkatechin-Pinakol  sehr  empfindlich  auf  Brom- 
kali-Lösung reagiert,  und  dass  sich  mit  Leichtigkeit  Negative  von  starker  Deckung 
erzielen  lassen.  Ein  Kräuseln  der  Platten  wurde  nicht  beobachtet.  (Für  die  Ver- 
suche wurden  Sachs-  und  Schleussner-Platten  benutzt.)  Was  die  Ausgiebigkeit  und 
Haltbarkeit  des  Brenzkatechin-Pinakol-Entwicklers  anbelangt,  so  konnten  in  50  ccm 
Lösung  nach  dem  oben  sub  I  angegebenen  Rezept  hintereinander  drei  Negative 
9X  12  cm  von  fast  gleicher  Dichte  hervorgerufen  werden.  Eine  in  offener  Mensur 
über  Nacht  stehen  gelassene  Lösung  entwickelte  noch  am  andern  Morgen  zur 
Zufriedenheit. 

Auch  gegenüber  dem  Brenzkatechin-Ätzalkali- Entwickler  besitzt  die  Pinakol- 
Lösung  Vorteile,  indem  sie  leichter  Deckung  gewährt  und  nicht  zum  Kräuseln  der 
Schicht  neigt. 

Für  die  Prüfung  der  Wirkungsverhältnisse  bei  Glycin  wurden  folgende  zwei 
Rezepte  verglichen: 

L     Glycin-Lösung  (Glycin  10  g^  Pottasche  7  g,  kryst. 

Natriumsulfit  30  g^  Wasser  300  g 35  ccm 

Pinakolsalz-Lösung Jt5     „ 

Wasser 40     w 

IL     Glycin-Lösung  wie  oben 35  ccm 

loprozentige  Pottasche-Lösung 40     », 

Wasser 40     » 


41 


In  der  Pinakolsalz  -  Lösung  war  die  Geschwindigkeit  der  Reduktion  etwa- 
grösser,  die  Endresultate  waren  fast  die  gleichen;  beide  Vergleichsplatten  wiesen  den 
bekannten  schönen  Charakter  der  Glycinentwicklung  auf. 

Mit  Hydrochinon  zeigte  die  Pinakolsalz  -  Lösung  keine  Überlegenheit  zur 
Pottasche. 

Die  von  den  Höchster  Farbwerken  unter  der  Bezeichnung  Pinakol  P  in 
den  Handel  gebrachte  konzentrierte  Pyro-Entwickler-Lösung  wird  für  den  Gebrauch  mit 
8 — IG  Teilen  Wasser  verdünnt  und  mit  Bromkali-Lösung  je  nach  Bedarf  versetzt. 
Was  die  Eigenschaften  der  Negative  mittelst  dieses  Entwicklers  anbetrifft,  so  gilt 
das  Gleiche,  was  wir  früher  bei  der  Besprechung  des  Pyrogallus-Pinakol-Entwickler> 
angeführt    haben.     Zu  bemerken  ist  noch,    dass    die  Lösung  sehr  ausgiebig  arbeitet. 

Das  Gesamtergebnis  der  mit  dem  Pinakolsalz ')  angestellten  Versuche  lautet 
dahin,  dass  genanntes  Salz  insbesondere  für  Pyrogallus  und  Brenzkatechin  grosse 
Vorzüge  besitzt.  Die  Entwicklung  verläuft  wesentlich  schneller  schneller  als  mit 
Carbonaten,  der  Charakter  der  Negative  ist  in  jeder  Beziehung  ein  vortrefflicher; 
bei  Unterexpositionen  bringen  die  Pinakol-Kombinationen  die  Details  aufs  beste 
heraus.  Die  Lösungen  sind  äusserst  abstimmungsfähig  und  ausgiebig.  Zu  w^ünschen 
wäre  nur,  dass  der  Preis  des  Pinakolsalzes  etwas  herabgesetzt  wird. 

P.  Hanneke. 

1)  Die  Finakolsalz-Lösung  des  Handels  ist,  wie  wir  erfahren,  eine  20 prozentige  Lösung  von 
amidoessigsaurera  Natron. 


Franz  Goerke,  Berlin. 


Am  Strand  von  Warneraünde. 


42 


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Lenta- Papier. 

Von  W.  Heinicke. 

Das  Bestreben,  die  Dunkelkammer  zu  vermeiden,  gehört  augenblicklich  zu  den 
Tagesfragen  auf  dem  Gebiete  der  Amateur-Photographie.  Für  das  photographische 
Kopie r\' erfahren  gibt  es  bereits  seit  mehreren  Jahren  Bromchlorsilberpapiere,  die 
sich  bei  Tageslicht  entwickeln  lassen.  Von  den  verschiedenen  existierenden 
Fabrikaten  habe  ich  neuerdings  auch  mit  dem  sogen.  „Lenta- Papier"  eingehende 
Versuche  angestellt,  und  möchte  ich  im  nachstehenden  über  meine  Erfahrungen 
damit  berichten.  Vorausgeschickt  sei  noch,  dass  das  Lenta-Papier  in  6  Qualitäten, 
verschieden  in  der  Färbung  und  Oberfläche  des  Papiers,  hergestellt  wird,  und  dass 
der  Preis  des  Papiers  ein  sehr  massiger  ist. 

Zuerst  die  Belichtung.  Trotz  der  Bemerkung  auf  den  Paketen,  nicht  am 
Tageslicht  zu  öffnen,  kann  man  das  Papier  unbesorgt  in  einer  dunkleren  Zimmer- 
ecke, im  Schutze  einer  offenstehenden  Tür  oder  eines  sonstigen  Vorbaues,  der  den 
Zutritt  des  direkten  Tageslichtes  verhindert,  in  den  Kopierrahmen  legen.  Um  jeden 
unnötigen  Lichteinfluss  zu  verhindern,  empfiehlt  es  sich,  das  Papier  mit  der  Schicht- 
seite nach  unten  aus  dem  Paket  zu  ziehen  und  hierbei  möglichst  schnell  zu  Werke  zu 
gehen.  Liegt  das  Papier  im  Kopierrahmen,  so  schreitet  man  zur  Belichtung.  Auch  hierfür 
verwendet  man  etwas  gedämpftes  Tageslicht ;  ein  nicht  zu  hell  beleuchtetes  Fenster, 
nach  einem  Hof  räum  gelegen,  ist  am  geeignetsten.  Die  Belichtung  schwankt 
zwischen  3  und  40  Sekunden,  je  nach  der  Dichte  des  Negativs. 

Es  folgt  jetzt  die  Entwickelung.  Hierin  liegt  die  ganze  Schwierigkeit  bei  der  Ver- 
arbeitung dieser  bei  Tageslicht  zu  verwendenden  Bromsilberpapiere.  Hauptsache  für 
das  Gelingen  ist  ein  energischer  Entwickler.  Hieraus  ergibt  sich,  dass  die  Entwickelung 
sehr  schnell  vor  sich  geht  und  etwas  Fingerfertigkeit,  die  man  sich  erst  nach  einigen 
Versuchen  aneignet  kann,  notwendig  ist.  Als  Entwicklungsschalen  bewähren  sich  am 
besten  möglichst  leichte  Schalcii  ausCelluloid  oder  Hartgummi.  Besonders  zu  empfehlen 
sind  Celluloidschalen,  bei  denen  ein  Viertel  durch  einen  Deckel  abgeschlossen  ist, 
sogen.  Kippschalen.  Diese  Schalen  ermöglichen  es  dadurch,  dass  man  den  Ent- 
wickler durch  Schräghalten  in  den  verdeckten  Teil  laufen  lässt,  dann  das  belichtete 
Papier  hineinlegt  und  nun  herunterkippt,  dass  die  Entwicklcrflüssigkeit  mit  einem 
Mal  das  ganze  Papier  befeuchtet.  Ein  vorheriges  Eintauchen  des  Papiers  in  Wasser, 
um  das  gleichmässige  Überläufen  des  Entwicklers  zu  erleichtern,  ist  nicht  zu 
empfehlen,  da  die  Schwärzen  darunter  leiden  und  leicht  eine  Verschleierung  ver- 
ursacht wird.  Es  ist  auch  unbedingt  darauf  zu  achten,  dass  die  Entwicklerflüssigkeit 
nicht  zu  knapp  bemessen  ist.  Wenn  man  nicht  im  Besitz  einer  Kippschale  ist, 
kann  man  auch  eine  gewöhnÜche,  etwas  reichlich  mit  Entwickler  gefüllte  Schale 
verw-enden.  In  diese  bringt  man  das  Papier  mit  der  Schichtseite  nach  unten,  muss 
es  aber,  möglichst  unter  Zuhilfenahme  beider  Hände,  sehr  energisch  hin  und  her 
bewegen,  damit  keine  Luftblasen  event.  haften  bleiben.  Nach  der  Entwickelung  wird 
das  Papier  kurz  gewässert  und  im  Fixierbade  i  :  5  fixiert.  Bei  etwas  Finger- 
fertigkeit und  einiger  Übung  müssen  gute  Resultate  erzielt  werden.  Es  sei  noch 
erwähnt,  dass  die  Kraft  des  Entwicklers  bald  verbraucht  ist.  In  150  ccm  Ent- 
wicklerflüssigkeit lassen  sich  etwa  12  Bilder  13  X  »8  bezw.  24  Bilder  9  X  12  ent- 
wickeln, es  empfiehlt  sich  nicht,  den  Entwickler  mehr  auszunutzen,  da  man  sonjjt 
grüne  Töne  und  keine  reinen  Weissen  bekommt. 

Von  vielen  Seiten,  und  vielfach  auch  mit  Recht,  ist  den  weniger  empfindlichen 
Bromsilberpapieren  der  Vorwurf  gemacht  worden,  dass  es  nur  möglich  ist,  „harte" 
Bilder   zu    erzielen.     Dem  Verfasser  dieser  Zeilen  wurde  von  dem  Fabrikanten  des 

1. 11  1903.     Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  6 

43 


Edinol    ein    für  Bromsilberpapiere  besonders  zusammengesetzter  Entwickler,  Edinoi 
in  Verbindung  mit  Hydrochinon,  nach  folgender  Vorschrift,  empfohlen: 

Acetonsulfit SM 

Natriumsulfit 20  „ 

Hydrochinon i   „ 

werden  in  150  ccm  lauwarmem  Wasser  aufgelöst.     Sobald  die  Lösung  ein  wenig  ab- 
gekühlt ist,  werden  hinzugefügt: 

Edinol 3     ^ 

Bromkali 0,5  „ 

zuletzt 

Pottasche 30      „ 

Von  dieser  Lösung  werden  10  ccm  mit  100  ccm  Wasser  verdünnt.  Edinol 
in  vorstehender  Verbindung  mit  Hydrochinon  gibt  in  jeder  Weise  befriedigende 
Resultate. 

Bei  den  schlechten  Lichtverhältnissen  in  den  Wintermonaten,  wo  man  ge- 
nötigt ist,  Kopien  auf  Celloidinpapier  oft  mehrere  Tage  dem  Lichte  auszusetzen, 
ehe  man  einen  Abzug  erhält,  und  andererseits  das  Arbeiten  mit  Platinpapier  bei  der 
zeitweilig  andauernden  feuchten  Witterung  noch  grösseren  Schwierigkeiten  begegnet, 
wird  das  Arbeiten  mit  Bromchlorsilberpapieren,  wie  Lenta-,  Tula-,  Velox-Papier  etc., 
unbedingt  oft  vorzuziehen  sein,  umsomehr,  als  bei  einiger  Übung  ein  Misserfolg  mit 
diesen  Papieren  au.sgeschlossen  ist. 


Die  physikalische  Bntwicl^luiig  von  Trockenplatten. 

Von  Dr.  Lüppo-Cramer. 

Mit  der  Verdrängung  des  sogen,  nassen  Kollodiumverfahrens  durch  den  Gelatine- 
trockenplattenprozess  ging  die  Ersetzung  der  physikalischen  Entwicklung  durch  die 
chemische  Hand  in  Hand.  Unter  physikalischer  Entwicklung  versteht  man  diejenige 
Methode,  welche  nicht  das  Brom-,  Jod-  oder  Chlorsilber  selber  zersetzt,  sondern 
welche  aus  löslichen  Silbersalzen  Silber  reduziert,  das  sich  in  statu  nascendi  an  den 
belichteten  Bildstellen  niederschlägt,  ganz  analog  dem  Quecksilberdampf  bei  der 
Daguerreotypie. 

Die  moderne  Entwicklungsmethode  der  Emulsionen  wurde  im  Gegensatz  zu 
diesen  alten  Verfahren  die  chemische  genannt. 

Die  physikalische  Entwicklung  von  Trockenplatten  wurde  vor  einigen  Jahren 
einmal  wieder  in  Erinnerung  gebracht  durch  das  Wiederauftauchen  der  allerdings 
schon  recht  lange  bekannten  Tatsache,  dass  man  eine  gleich  nach  der  Belichtung 
fixierte  Platte  wieder  mit  silbersalzhaltigem  Entwickler  hervorrufen  kann.  Ver- 
schiedene Autoren  bauten  darauf  die  kühnsten  Pläne,  verfolgten  aber  die  Sache  nicht 
weiter,  und  niemand  wusste  wohl  bis  heute  genaue  Rechenschaft  darüber  ab- 
zulegen, warum  das  Verfahren  spurlos  wieder  in  den  Orkus  der  Vergessenheit 
hinabsank. 

Die  Entwicklung  gewöhnlicher  Trockenplatten  nach  dem  Fixieren  hat  nicht  nur 
allerhand  technische  Schwierigkeiten  und  liefert  nicht  nur  meist  schleirige  und 
dünne  Bilder  bei  relativ  langer  Exposition,  sondern  sie  hat  auch  kaum  einen  prak- 
tischen Zweck. 

Es  ist  allbekannt,  dass  das  völlige  Auswaschen  des  Fixiernatrons  aus  der 
Gelatineschicht  mit  einigen  Schwierigkeiten  verbunden    ist    und    dass    das  Thiosulfat 


44 


mit  Silbernitrat  in  sehr  geringer  Menge  Niederschläge  gibt,  die  bei  so  feinen 
Reaktionen,  wie  sie  die  physikalische  Entwicklung  darstellt,  auch  bei  peinlicher 
Sauberkeit  recht  unliebsame  Störungen  verursachen  können. 

Wesentlich  anders  steht  es  nun  aber  um  die  physikalische  Entwicklung  vor 
dem  Fixieren.  Es  ist  allbekannt  und  theoretisch  leicht  einzusehen,  dass  das  Korn, 
welches  sich  bei  physikalischer  Hervorrufung  bildet,  ungleich  feiner  ist,  als  das, 
welches  sich  bei  der  Reduktion  immerhin  schon  recht  grober  Bromsilberpartikel 
aus  diesen  bildet;  die  Feinheit  und  geschnittene  Schärfe  der  nassen  Platte  gegen- 
über der  Trockenplatte  ist  zum  Teil  ja  auch  durch  die  Entwicklungsart  bedingt. 

Versucht  man  nun  die  gewöhnlichen  Trockenplatten  des  Handels  direkt  durch 
nascierendes  Silber  zu  entwickeln,  so  erhält  man  ebenfalls  recht  unliebsame  Resultate 
Man  erhält  Schleier,  Unregelmässigkeiten  und  bei  aller  Mühe  auf  fast  allen  Platten- 
marken annähernd  gleich  schlechte,  dünne,  kraftlose  Bilder,  selbst  wenn  man  die 
Exposition  nach  jeder  Richtung  hin  variiert. 

Wie  ich  nun  neuerdings  im  Verfolge  einer  theoretischen  Frage  gefunden 
habe,*)  verhalten  sich  Chlorsilber-  und  die  verbreiteteren  Chlor bromsilber- 
platien  bei  der  physikalischen  Entwicklung  fundamental  verschieden  von  den  ge- 
wöhnlichen Trockenplatten. 

Bei  den  verschiedenen  Chlorbromsilberplatten  des  Handels  sind  allerdings 
erhebliche  Unterschiede  im  Verhalten  bei  der  physikalischen  Entwicklung  vorhanden, 
selbst  wenn  sie  sich  gegen  die  gewöhnliche  Hervorrufung  annähernd  gleich  ver- 
halten: Meine  hier  mitgeteilten  Versuche  gelten  nur  für  die  neuen  Chlorbrom  silber- 
platten von  Schleussner;  die  Platten  von  Perutz  ergeben  auch  brauchbare 
Resultate,  dagegen  lieferten  einige  andere  für  die  gewöhnliche  Entwicklungsmethode 
gut  geeignete  Marken  bei  physikalischer  Entwicklung  ganz  kraftlose  Bilder. 

Man  exponiert  unter  einem  Negativ  ebenso,  höchstens  doppelt  so  lange,  wie  für 
die  chemische  Hervorrufung  erforderlich  ist,  und  entwickelt  mit  dem  Metolsilbcr- 
Vcrstärker  folgender  Zusammensetzung: 

Lösung  I.      lo  g  Metol,    50  g  Citronensäure,    500  ccm  Wasser,    3  ccm 

Kochsalzlösung  1:10. 
Lösung  II.     loproz.  Silbernitrat-Lösung. 

Man  setzt  unmittelbar  vor  dem  Gebrauch  zu  80  ccm  Lösung  I.  10  ccm  der 
Lösung  II.  Es  erfolgt  dabei  eine  Trübung  durch  ausgeschiedenes  Chlorsilber,  und 
nach  dem  Cbergiessen  der  Platte  tritt  nach  etwa  2  Minuten  die  Entwicklung  ein, 
die  nach  weiteren  2 — 3  Minuten  vollendet  ist.  Man  verwende  zu  diesen  Versuchen 
peinlich  sauber  geputzte  Porzellanschalen,  da  sich  das  nascierende  Silber  an  allen 
möglichen  Unreinlichkeiten  festsetzt.  Man  wäscht  die  Platte  nach  dem  Entwickeln  gut 
ab  und  fixiert  wie  gewöhnlich.  Oft  lagert  sich  bei  der  Entwicklung,  besonders  an 
den  Rändern,  oberflächlich  und  unregelmässig  Silberschlamm  fest  ab,  der  sich  aber 
mit  einigem  Druck  gänzlich  und  sauber  abreiben  lässt. 

Die  so  erhaltenen  Bilder  zeichnen  sich  durch  ein  ausserordentlich  feines  Korn 
in  schöner  schwarzblauer  Farbe  bei  völliger  Glasklarheit  aus  und  haben  das  Aus- 
sehen mit  Gold  getonter  Chlorsilberplatten.  Bei  einiger  Übung  ist  das  Verfahren 
durchaus  sicher,  und  es  dürfte  sich  die  physikalische  Entwicklung  der  genannten 
Platten  für  alle  Zwecke  empfehlen,  wo  wegen  aussergewöhnlich  starker  Vergrösserung 
(z.  B.  bei  der  Mikrophotographie?)  die  Feinheit  des  Kornes  von  Wichtigkeit  ist. 

Die  angegebene  Metol-Entwicklung  leistete  die  besten  Dienste;  Pyrogallol  ergab 
auch  gute  Resultate,  doch  dauert  die  Hervorrufung  viel  länger;    Hydrochinon  liefert 

1)  S.  Photogr.  Correspondenz  1903,  Febr. 


45 


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zentige  Lösung  von  amidoessigsaurem  Natron),  Die  Lösung  ist  in  einer  gelben  oder 
braunen  Flasche  aufzubewahren. 

Für  den  Gebrauch  wird  die  Lösung  mit  5 — 10  Teilen  Wasser  verdünnt  Die 
Abschwächung  geht  rasch  von  statten,  das  Fortschreiten  der  Abschwächung  ist 
durch  Betrachten  des  Negativs  in  der  Durchsicht  zu  kontrollieren.  Nach  genügender 
Wirkung  wird  die  Platte  mit  Wasser  abgespült  und  dann  in  ein  saures  Fixierbad 
gelegt.  Der  bei  der  Verstärkung  eingetretene  violettgraue  Schleier  verschwindet  im 
Fixierbad.     Der  Abschwächer  kann  wiederholt  benutzt  werden. 

Wird  eine  weitere  Verstärkung  des  Negativs  gewünscht,  so  lässt  sich  dieselbe 
mit  Quecksilberchlorid  und  Natriumsulfit  ausführen. 


Parbenempfindliche  Rollfilms  für  Tageslichtwechslung. 

George  Houghton  &  Sons -London  kündigen  den  Vertrieb  von  farben- 
empfindlichen Rollfilms  an.  Die  Films  sind  von  Austin  Edwards,  welcher  durch 
>eine  farbenempfindlichen  Planfilms  bereits  bekannt  geworden  ist,  fabriziert.  Die 
neuen  Films  werden  zu  demselben  Preise  wie  die  gewöhnlichen  Films  abgegeben 
und  in  allen  gangbaren  Grössen  für  6  und  12  Aufnahmen  hergestellt. 

(The  Amat.  Photogr.  No.  952.) 

Ein  neuer  Photophonograph. 

Cerwenka  in  Prag  hat,  wie  die  „Phot.  Rundschau  XII"  berichtet,  einen  neuen 
Phonographen  konstruiert,  bei  welchem  die  Aufnahme  nicht  auf  einer  Wachswalze, 
sondern  auf  einer  Bromsilberplatte  oder  Negativpapier,  natürlich  vermittelst  Lichl- 
wirkung,  stattfindet.  Mit  der  Aufnahme-Membran  ist  hier  ein  Stift  mit  Spiegel  ver- 
bunden: letzterer  reflektiert  ein  von  einer  Nernst-Glühlampe  auffallendes  Strahlen- 
bflndel  auf  die  rotierende  lichtempfindliche  Platte.  Wird  nun  die  Membran  durch 
Schallwellen  in  Schwingungen  versetzt,  .so  zeichnet  das  gleichfalls  schwingende 
Lichtbündel  Wellenlinien  von  wechselnder  Grösse,  je  nach  der  Tonhöhe  und  Klang- 
farbe. Zur  Wiedergabe  wird  diese  „phonische  Linie"  auf  eine  Platte  mit  Chrom - 
üelatine  kopiert  und  durch  Baden  in  warmem  Wasser  ein  Relief  erzeugt.  Diese 
Schallplatte  wird  dann  wie  beim  Grammophon  mit  dem  Wiedergabeapparat  in  Ver- 
bindung gebracht.  Nach  den  Angaben  des  Berichterstatters  soll  der  Photophono- 
graph frei  von  allen  Nebengeräuschen  sein  und  die  Wiedergabe  der  Klangfarbe  eine 
äusserst  genaue  sein. 

Blitzlicht-Tabletten. 

Von  der  chemischen  Fabrik  Merck -Darmstadt  werden  jetzt  auch  Blitzpulver 
in  Tablettenform  angefertigt.  Dieselben  sind  in  der  Weise  hergestellt,  dass  die 
kleinere  Hälfte  der  Tablette  eine  geringere  Pressung  erhalten  hat;  dieser  Teil  lässt 
Nich  leicht  abbrechen  und  zwischen  den  Fingern  zu  Pulver  zerdrücken.  Eine  Tablette 
enthäh  i^  Magnesium  -  Blitzlichtmischung,  genügend  für  eine  Porträt -Auf nähme  in 
Kabinettgrösse;  für  Gruppen-  und  Interieur -Aufnahmen  sind  zwei  bezw.  mehrere 
Tabletten  zu  verwenden. 

Mercks  Blitzlicht -Tabletten  werden  in  Röhrchen,  welche  10  Stück  enthalten, 
in  den  Handel  gebracht,  als  Umhüllung  dient  ein  Stück  Salpeterwatte,  welche  als 
Zündmittel  verwendet  werden  soll. 

Bei  Verwendung  der  Tabletten  verfährt  man  in  der  Weise,  dass  man  ein  ent- 
sprechendes Stück  Salpeterwatte  als  Streifen  auf  ein  Stück  Blech  oder  eine  eiserne 


47 


Schaufel  bringt,  am  einen  Ende  dieses  Streifens  die  zu  Pulver  zerdrückte,  kleinere 
Hälfte  der  Tablette  als  Häufchen  aufschüttet  und  die  noch  komprimierte  Hälfte 
darauflegt.  Man  entzündet  den  Wattestreifen  am  entgegengesetzten  Ende,  worauf 
sicher  die  Zündung  erfolgt.  Der  Vorsicht  wegen  ist  es  besser,  das  brennende  Zünd- 
holz in  einen,  an  einem  Draht  befindlichen  Kork  zu  stecken  und  hiermit  die  Zündung 
des  Wattestreifens  zu  bewerkstelligen. 

Man  kann  sich  zur  Zündung  auch  jeder  Blitzlichtlampe  für  ßlitzlichtmischungen 
bedienen  oder  die  Zündung  durch  den  elektrischen  Strom  bewerkstelligen. 


Thermophotographle. 

In  der  „Physikal.  Zeitschrift"  Nr.  5  berichtet  L.  Graetz  über  eigentümliche 
Strahlungserscheinungen.  Wird  in  absoluter  Dunkelheit  eine  Bromsilberplatte  in 
einigen  Centimetern  Entfernung  über  einer  Wasserstoffsuperoxyd-Schicht  (käufl. 
3prozentige)  aufgestellt,  so  dass  die  Emulsionsseite  der  Flüssigkeit  zugewendet  ist, 
und  legt  man  dann  auf  die  Glasseite  ein  beliebig  geformtes  Metallstück,  z.  B.  ein 
aus  Kupferblech  geschnittenes  Kreuz,  so  ergibt  sich,  wenn  die  Platte  entwickelt 
wird,  ein  deutlich  wahrnehmbares  helles  Abbild  des  Kreuzes  auf  dunklem  Grunde. 
Diese  „Rückabbildung"  geht  sogar  vor  sich,  wenn  Filtrierpapier,  dünne  Ebonit-  oder 
Holzplatten  etc.  sich  zwischen  Glasplatte  und  Metall  befinden.  —  Nichtmetall ische 
Körper  erzeugen  auf  dem  Glase  keine  Abbildung. 

Für  diese  Erscheinungen  kommt  nur  die  Wärme  in  Betracht;  mit  einem  Thermo- 
element angestellte  Messungen  zeigten,  dass  es  sich  zwischen  den  einzelnen  Stellen 
der  Schicht  um  Temperaturdifferenzen  von  0,01 — 0,02  handelt.  Über  die  eigent- 
lichen Träger  der  Erscheinung  haben  sich  bis  jetzt  keine  Aufschlüsse  erlangen 
lassen.     Die  Experimente  gingen  am  besten  mit  Anilinplätten. 


Repertoriiim. 

über  die  saure  Reaktion  der  Alaune  und  den  Einfluss  des  Säure- 
gehaltes auf  das  Unlöslichwerden  der  Gelatine  in  Bexug  auf  Chromalaun. 

Von  Lnmiire  Mres  und  Seyeweti. 

(Schluss  von  Seite  31.) 

B.  Einfluss  der  Säure  des  Chromalauns  auf  die  Unlöslichkeit  der 
Gelatine.  Um  zu  untersuchen,  welchen  Einfluss  die  Säure  des  Chromalauns 
auf  das  Unlöslichwerden  der  Gelatine  ausübt,  wurde  zuerst  reiner,  nicht  neu- 
tralisierter Chromalaun  genommen.  Wir  untersuchten  in  diesem  Falle  den  Einfluss 
der  Konzentration  der  Gelatinelösung  und  bei  gleicher  Konzentration  den  Einfluss 
der  Chromalaunmenge.  Die  Versuche  w^urden  in  drei  Serien  vorgenommen,  und 
zwar  mit  5,  lo  und  2oprozentigen  Gelatinelösungen.  Von  jeder  Konzentration 
wurden  5  Teile  zu  20  cm^  genommen,  welchen  von  einer  Chrom alaunlösung  20 :  100 
folgende  Mengen  zugefügt  wurden:  i  cm^^  5  cm^,  10  cm^^  15  cm^  und  20  cm^.  In 
jeder  Flasche  wurde  das  Volumen  durch  Zugabe  von  Wasser  auf  40  cm^  erhöht. 
Nachdem  diese  Mischungen  erstarrt  waren,  wurde  ihr  Widerstand  gegen  kochendes 
Wasser  untersucht  und  folgendes  gefunden: 

1.  Bezüglich  des  Erstarrens  der  Gelatine:  Das  Erstarren  der  Masse 
erfolgte    bei    gleicher    Menge    Chromalaun    umso    schneller,    je    mehr    Gelatine    die 


48 


Mischung  enthielt.     Bei  gleicher  Menge  Gelatine  umso  schneller,  je  weniger  Chrom- 
salz dabei  war. 

2.  Bezüglich  des  Widerstandes  gegen  kochendes  Wasser:  Von  den 
5  prozentigen  Gelatinelösungen  widerstand  keine  der  Massen  dem  kochenden  Wasser. 
Von  der  lo prozentigen  Lösung  schmolzen  die  Massen  bei  ioo°,  ausgenommen  jene, 
wo  man  i  cm^  oder  5  cm^  der  Chromalaunlösung  gebrauchte.  Von  den  20  prozentigen 
(ielatinelösungen  widerstanden  die  Massen  der  Wirkung  des  kochenden  Wassers. 

Darnach  scheint  es  regelwidrig,  dass  ein  Übermass  von  Chromalaun  das 
Unlöslichwerden  der  Gelatine  ungünstig  beeinflusst. 

Der  durch  ein  Alkali  bis  zur  Bildung  eines  leichten,  dauernden  Niederschlages 
neutralisierte  Alaun  zeigt  nicht  mehr  diese  Regelwidrigkeit;  das  Unlöslichwerden 
der  Gelatine  wächst  bis  zu  einer  gewissen  Grenze  mit  der  zugefügten  Chromalaun- 
menge, dann  bleibt  sie  konstant.^) 

Wir  haben  ferner  untersucht,  welche  Menge  Salzsäure  (21°  B.)  man  einer 
2oprozentigen  Gelatinelösung  bei  einem  bestimmten  Quantum  neutralen  Chrom - 
alauns  zusetzen  kann,  ohne  das  UnlösUchwerden  zu  verhindern.  In  20  cm^  Gelatine- 
lösung 20 :  100  mit  5  cm^  neutralisiertem  Chromalaun  20 :  100  beträgt  diese  Menge 
Salzsäure  0,15  cm^. 

Die  Resultate,  welche  wir  bei  Untersuchung  des  Einflusses  einer  Quantität  nicht 
neutralisierten  Chromalauns  auf  das  Unlöslichwerden  der  Gelatine  erzielten,  erschienen 
uns  anormal. 

Man  begreift  vorerst  nicht,  warum  ein  Übermass  von  Chromalaun  dem 
Unlöslichwerden  der  Gelatine  ungünstig  sein  kann.  Weil  aber  diese  Regelwidrig- 
keit nicht  vorhanden  ist,  wenn  man  neutralisierten  Alaun  verwendet,  kann  man 
annehmen,  dass  sie  einzig  ihren  Grund  in  der  sauren  Reaktion  des  Chrom- 
alauns hat. 

Tatsächlich  wird  das  Unlöslichkeits- Maximum  erreicht,  der  Säuregehalt  jedoch 
wächst  proportional  der  Vergrösserung  des  Chromalaunquantums.  Da  nun  der 
Säuregehalt  die  Wirkung  des  Alauns  zerstört,  ist  es  klar,  dass  das  Bestreben  der 
Gelatine,  wieder  löslich  zu  werden,  in  gleichem  Verhältnis  mit  der  Zuführung  an 
saurem  Chromalaun  wächst. 

Schlussfolgerungen.  Wenn  man  die  Gelatine  durch  Chromalaun  unlöslich 
machen  will,  empfiehlt  es  sich,  wie  Namias  bereits  angegeben,  dem  Alaun  Alkali 
zuzusetzen,  bis  ein  leichter,  bleibender  Niederschlag  entsteht. 

Wird  Chromalaun    in  Verbindung    mit    einem  Bade   verwendet,    welches    noch 
andere  Substanzen    enthält,    so   sollte  man  darauf  achten,    dass  das  Bad  nicht  sauer 
reagiere,  wenn  man  das  Maximum  der  Wirkung  auf  die  Gelatine  erreichen  will. 
(Bulletin  de  la  Soci6t6  fran9aise  de  Photographie  1902  No.  22.) 


Litteratur. 

ÖHt  Licht!  Jahrbuch  und  Alraanach  für  Liebhaber-Photographen.  Redigiert  von  Hermann 
Schnauss.      8.  Jahrgang.     Verlag  des   „Apollo",  Dresden    1903.     Der  mit  Text  und  Tafelbildern 

1)  Die  mit  Chromalaun  gemachten  Versuche  wurden  vergleichsweise  mit  Chromsulfat, 
-Nitrat  und  -Chlorid  wiederholt.  Man  hat  gefunden,  dass  diese  Verbindungen,  welche  unter 
gleichen  Verhaltnissen  Avie  Alaun  die  Gelatine  unlöslich  machen,  gegen  letzteren  doch  keine 
Vorteile  zeigen.  Im  Gegenteil,  sie  kristallisieren  schwerer  und  nur  in  saurer  Lösung,  sie  ent- 
halten wechselnde  Mengen  von  freier  Säure.  Man  müsste  diesen  Verbindungen,  um  den  Säure- 
gehalt zu  neutralisieren,   eine  grössere  Menge  Alkali  zusetzen  als  bei  dem  Chromalaun. 


49 


ausgestattete  Kalender  enthfilt  neben  einer  Liste  von  Ordensverleihungen,  Jubiläen,  Vereins- 
gründungen,  Ausstellungen  etc.  des  Jahres  1902  als  Originalbeitrage  drei  interessante  AufsAtze  uu< 
dem  Gebiete  der  Kunstphotographie  von  Dührkoop,  Daclen  und  Horsley-Hinton. 

Alpine  Majestäten  nnd  ihr  Gefolge.  Die  Gebirgswelt  der  Erde  in  Bildern.  Heft  IX— XII. 
Verlag  der  Vereinigten  Kunstanstalten  A.  G.  Mnnchen.  Mit  diesen  Nummern,  welche  u.  a. 
hervorragende  Aufnahmen  aus  den  Ötzthaler  Alpen,  dem  Ortler -Gebiet,  den  Hohen  Tauern, 
der  Bozener  Umgebung,  dem  Mont  Blanc-Massiv  und  dem  Kaukasus  bringen,  schliesst  der  II.  Jahr- 
gang dieses  für  jeden  Alpen-  und  Naturfreund  interessanten  Werkes.  Auf  die  Ausstattung  und 
die  Reproduktionen  hat  der  Verlag  die  grösste  Sorgfalt  auch  in  diesem  Bande  verwendet;  der 
Preis  des  Heltes  (1  Mk.)  muss  als  ein  sehr  minimaler  bezeichnet  werden,  was  natürlich  nur 
infolge  der  grossen  Verbreitung  des  Werkes  ermöglicht  wird. 


Patent-Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57a.    K.  23  083.       Scherenartig    verbundene    Spreizen    für    Flachcameras.       Dr.    R.    Krügcncr» 

Frankfurt  a.  M.,  Mainzer  Landstr.  87/89.  —   19.  4.  02. 
57  b.   E.  7929.     Verfahren    zur    Herstellung    einer    Untergrundschicht    auf   Papieren,    welche     mit 

photographischen  Emulsionen  aberzogen  werden  sollen.     Dr.  Georg  Eichclbaum,  Berlin» 

Augsburgerstr.  11.  —  12.   10.  01. 
,    „   F.  15  547.     Verfahren  zur  Herstellung    \on  in  alkalischen  Bfldern  selbstentwickelnden  licht- 
empfindlichen   Platten    und    Papieren.      Farbenfabriken    vorm.   Friedr.  Bayer  &  Co.. 

Elbcrfeld.  —  31.  10.  01. 
57  a.    K.  23  082.     Vorrichtung    zum  Halten    und  Andrücken    von  Kassetten.     Dr.  R.  Krügen  er, 

Frankfurt  a.  M.,  Mainzer  Landstrasse  87/89.  —  .19.  4.  02. 
57  b.    Seh.   17  850.      Verfahren    zum    Transparentmachen    von    Papier    für    den    photographischca 

Kopierprozess.      A.  Schlouppes,    Paris;    Vertr. :    Dr.  B.  Alexander-Katz,    Görlitz.    - 

16.   10.  01. 
„    „  D.   11  304.      Vorrichtung    zur    Bestimmung    der    Dichte    photographischer    Negative.       John 

William  Dawson,  Bradford,  Engl.;  Vertr.:  A.  Wiele,  Nürnberg.  —   13.  2.  01. 
„    „  D.   12  550.       Lichtpausapparat     mit     Transportvorrichtung.        A.    Dingler,    Graz;     Vertr.: 

C.  Hantke  von  Harrtaus,  Berlin  N.  24.  —   17.  5.  02. 
„    „   E.  7836.     Maschine    zum    Entwickeln,    Tonen    und   Fixieren    von    langen    photographischeii 

Bildbändern,  bei  welcher  der  Entwickler  den  einzelnen  Trögen,  durch  welche  das  Bildband 

geführt    wird,    beständig    zu-  und  abgeführt  wird.      Berlin-Neuroder  Kunstanstalten« 

Akt.-Ges.,  Berlin.  —  3.  9.  01. 

Erteilungen. 

57a.    138  157.     Anzeigevorrichtung  an  photographischen  Kassetten,   >velche  angibt,  ob  eine  Platte 

eingelegt  ist    und  ob  diese  belichtet  oder  unbclichtct  ist.     Richard  Bodlaender,  Breslau, 

Klosterstr.  87.  —  18.  6.  01. 
„    „    138  158.    Rouleau-Schlitz- Verschluss  mit  veränderlicher  Schlitz  weite.  Dr.  Rudolf  Krügen  er, 

Frankfurt  a.  M.,  Mainzerlandstr.  87—89.   —    I.    10.  01. 
57  c.    138  342.     Buchförmiger  .Sanimel-    und  Aufbewahrungsbehälter    für    photographischc    Platten. 

Alfred  Wagner,  München,  Ohmstr.  6.  —  3.   1.  01. 
57b.    138  365.     Silberphosphat-Emulsion.     York    Schwarz,    Hannover,  Edenstr.  3.   —  6.  4.  02. 
„    „    138  388.     Verfahren    zur  Herstellung    von    photographischen   Lichtschnittaufnahmen    für   die 

plastische  Nachbildung   körperlicher  Objekte.     Willy  Selke,    Berlin,    Leipzigerstr.    128.   — 

6.    1.  01. 

Drackiehler-Berlcbtigniig:  Seite  18  vorletzter  Absatz  Zeile  1  lies  „ferner  Gelatine  ver- 
mittelst Eisenoxydolsalie";  letzter  Absatz  Zeile  1  lies  „gestellten  Bilder  noch". 


Für  die  Rc'daktion  verantwortlich:  P.  Hanaeke  in  Berlin. 
Verlag  von  CUistav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin   —  Druck  von  Gebr.  l'nger  in  Berlin. 

50 


Al-ni^   «-»  - 


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„ferner  Gelatine  vei- 

„g-steliten  Bilder  noch'* 


FRITZ  LOESCHER 

coo    30000    phot. 


l'HOTOGRAPHISCHK 


Fritz  Loescher  phot. 

Die  Photographie  für  Freunde  der  Naturwissenschaft« 

Von  Privatdozent  Dr.  Carl  Kaiserling- Berlin. 

Die  Camerawahl. 

AufSeitie  165  des  Jahrganges  XXXVIII  hatte  ich  in  einer  Plauderei  über  den 
Nutzen  der  Photographie  fiir  den  Naturfreund  eine  P'ortsetzung  versprochen, 
die  aus  äusseren  Gründen  bisher  ausgeblieben  ist  und  mir  wiederholte  Mah- 
nungen eingetragen  hat. 

Die  gegenwärtig  herrschende  Moderichtung  in  der  Liebhaberphotographie 
ist  die  ,, Kunst",  und  gar  weit  von  ihr  entfernt  sich,  was  ich  zu  sagen  hätte. 
Aber  ich  habe  so  oft  schriftlich  und  mündlich  Auskunft  zu  geben  über  das  Thema, 
welches  ich  heute  besprechen  will,  dass  es  mir  entschuldbar  erscheint,  einmal 
vom  praktischen  und  theoretischen  Alltagsstandpunkt  aus  die  Frage  zu  be- 
antworten: Was  für  ein  Instrumentarium  eignet  sich  für  wissenschaftliche 
Aufnahmen?  Vielleicht  dürfte  auch  jedem  ,, Amateur"  dies  oder  das  bei  der 
Anschaffung  eines  Apparates  wertvoll  zu  wissen  sein,  denn  mit  einem  zu 
wissenschaftlichen  Aufnahmen  geeigneten  Apparat  kann  man  auch  alle  künst- 
lerischen machen. 

15.  IL  190a    Phoiogr.  Mitteüungen.    Jahrj;.  40. 


51 


Wie  die  Götter  vor  die  Tugend  und  Vollkommenheit  als  Schreckgespenst 
für  manchen  den  Schweiss  setzten,  so  setzten  die  Fabrikanten  vor  die  Be- 
schaffung eines  ,, Prima' '-Apparates  den  Preis.  Für  unsere  Zwecke  ist  eben 
das  Beste  gerade  gut  genug,  und  das  Beste  erscheint  auf  den  ersten  Blick 
das  Teuerste  zu  sein.  Doch  scheint  das  eben  nurl  In  Wahrheit  ist  voll- 
kommenes Handwerkszeug  bei  guter  Pflege  viel  länger  haltbar,  viel  allgemeiner 
anwendungsfähig,  als  billiges,  das  durch  Ausbesserungen,  Neuanschaffungen 
bei  höheren  Anforderungen  teuer  wird,  zumal  bei  eigener  Vervollkommnung 
minderwertige  Apparate  den  Besitzer  nicht  befriedigen  und  ihm  oft  die  Lust 
zu  weiterem  Arbeiten  nehmen.    Freilich  nutzt  das  beste  Handwerkszeug,  das 

teuerste  Material 
nichts,  wenn  der 
Inhaber  nicht  selbst 
unablässig  bemüht 
ist,  durch  theore- 
tische und  techni- 
sche Weiterbildung 
sich  selbst  über  das 
Mass  des  Alltags- 
könnens hinaus  zu 
erheben.  Es  ist 
nicht  zu  bestreiten, 
dass  unter  bestimm- 
ten Voraussetzun- 
gen völlig  sichere 
Photographen  auch 
mit  mangelhaften 
Instrumenten  Gutes 
leisten  können.  Die 
Umkehrung  ist  aber 

ganz  ausge- 
schlossen, und  kein 
Mensch      ist     voll- 
kommener Photo- 
graph durch 
schlechte    Hilfsmit- 
tel.      Darum    geht 
mein  Rat  dahin,  bei 
der       Anschaffung 
nur  das   Gute   und 
praktisch  Bewährte 
zu  kaufen  und  lieber 
zu  warten,   bis  die 
Fritz  Locs.hcr  phot.  ungenügenden 


52 


Geldmittel  durch 
Sparen  ausrei- 
chend geworden 
sind.  Nicht  ge- 
sagt ist  damit, 
dass  man  die 
teuersten  Appa- 
rate und  Fabri- 
kate kaufen  soll, 
denn  oft  genug 
wird  auch  hierbei 
unnötiger  Luxus 
getrieben. 

Was  zu- 
nächst die  Ca- 
mera betrifft,  so 
wähle  man  fiir 
den  allgemeinen 
Gebrauch      eine 

Stativcamera 
nicht  unter  dem 
Format  i^XiScm 

Plattengrösse. 
Nur  in  einem 
Falle  ist  ein 
kleineres  Foimat 
von  9X12  allen- 
falls zulässig, 
wenn  nämlich 
der  Apparat  auf 
weite  Reisen  mit- 
genommen wer- 
den soll.  Aber 
das  dürfte  nur 
für  wenige  zu- 
treffen. Ausserdem  pflegt  aber  ein  Teilnehmer  wissenschaftlicher  Reisen 
seinen  Apparat  nicht  selber  zu  tragen.  Es  ist  auch  weniger  der  Apparat, 
der  ein  kleineres  Format  erwünscht  macht,  als  vielmehr  die  Last  der  mitzu- 
nehmenden Platten.  In  zivilisierten  Gegenden  kann  man  heute  überall  gute 
Platten  kaufen,  und  man  kann  daher  die  mitzunehmende  Menge  beschränken. 
In  unzivilisierte  Länder  dürften  wohl  nur  wenige  Ausnahmemenschen  längere 
Fahrten  unternehmen.  Die  Platten  sind  meiner  Meinung  nach  noch  immer 
allen  Films  vorzuziehen,  und  ich  für  meine  Person  arbeite  nur  mit  Platten, 
trotz   des  höheren  Gewichts  und   der  Zerbrechlichkeit.     Ganz   abgeneigt  bin 


Fritz  Locscher  phot. 


53 


ich  den  Rollfilms,  wer  aber  meint,  er  habe  von  Films  Vorteile,  tue  was  er 
nicht  lassen  kann.  Soll  die  Camera  vorwiegend  im  Hause,  im  Laboratorium 
und  nur  gelegentlich  auswärts  gebraucht  werden,  so  dürfte  das  Format 
i8  X  24  cm  das  geeignete  sein;  es  hat  sich  mir  seit  10  Jahren  fiir  alle  vor- 
kommenden Fälle  bewährt 

Ich  ziehe  die  quadratisch  gebauten  Cameras  den  anderen  vor,  weil  sie 
durch  einfaches  Umsetzen  des  Visierscheibenrahmens  schnell  Hoch-  oder 
Querformate  zu  wählen  gestatten,  während  bei  anderen  Konstruktionen  die  ganze 
Camera  abgeschraubt  werden  muss  und  die  Stabilität  leidet.  Zudem  erlaubt 
die  quadratische  Camera  leicht  das  P^insetzen  einer  Stereoskop- Scheidewand. 


Fig.  1 


Fig.  2 


Wichtig  ist  ein  möglichst  langer  Auszug  für  die  Aufnahme  vergrösserter 
Objekte  und  für  mikrophotographische  Zwecke.  Die  Verstellung  der  Matt- 
scheibe erfolgt  am  besten  mittels  gut  gearbeiteter,  schräger  Zahnstange  und 
Trieb.  Selbstverständlich  muss  eine  Vorrichtung  die  Festklemmung  dieses 
Triebes  in  jeder  Lage  gestatten,  damit  nicht  bei  schrägen  Lagen  der  Camera- 
achse eine  freiwillige  Verschiebung  erfolgen  kann.  Das  Laufbrett  muss  fest 
gearbeitet  sein,  mit  einer  sicheren  Führung  des  doppelten  Bodenauszugs. 
Alle  diese  Führungen  sollen  nicht  einfach  aus  Holz,  sondern  um  Verquellungen 
und  leichtes  Ausbrechen  zu  vermeiden,  aus  Metall  gearbeitet  sein.  Man  ver- 
säume nicht,  Zahnstange,  Trieb  und  Führungen  von  Zeit  zu  Zeit  zu  reinigen 
und  leicht  zu  ölen. 

Hat  die  Mattscheibe  vertikale  und  horizontale  Verstellungen,  was  für 
viele  Zwecke  sehr  erwünscht  ist,  so  achte  man  darauf,  dass  diese  solide 
und  fest  gearbeitet  sind,  damit  nicht  nach  kurzer  Zeit  die  Visierscheibe 
wackelig  wird,  und  dass  die  Klemmvorrichtungen  gut  halten. 


54 


k  .:vi 


\U\ 


i.  •  .X^tn.ilmie  vcrgr- --^scrtt  r 

\hc  Wr^tc'Ilun«^  der  M.itr 
^r!ira;.;cr  Zahnstange  iiiivi 
liic-   rotldcmnuin^r      11'. -c 

!i!aL,i  n  Lagen  der  C  arüer,»- 

J /;is   1  aufbrett   mu^s   tV-i 

'    i!(>j)j)(.lien  l^udcnaiis/iiL  > 

>()n'le:n  inn  \^erqnellnni;i:'"i 
L'.earbeilct  sein.     Man  \  er 

»n  Zeit  zAi  Zeit  zu   rcinJLn  :i 


An-:.    ..im'   . 


•  liti'-'    ':ii  1    ;v>'!/ ontalc    \'erstclhmf;en,     \v;is     f^i 
•■  if    i-t.    .-<»    .1.  lue    man    darauf,    dass    diese    ^»^ii-iL 
1-     •!  u:i:t     iiu'lit     n  leh    kurzer  Zeit    die  X'isiersclK-ib^' 
•  l'v    K  U 'lum  . -n ''htnnLjt  ri   iiwi  halten. 


54 


FRITZ  LOESCHER 

oooooooe    phot. 


I'HOTOGRAPHISCHE 


Alle  Holz- 
teile  müssen  gut 
verzahnt  und  zur 
Erhöhung       der 

Widerstands- 
fähigkeit mit  ein- 
gelegten Metall- 
winkeln ge- 
sichert sein.  Sol- 
chen Cameras 
pflegen  manche 
Händler  den 

schönen  Namen 
j  Tropencamera« 
beizulegen. 

Für  viele 
Fälle  kann  es 
erwünscht  sein, 
dass  auch  der 
Stirnteil  der  Ca- 
mera verschieb- 
bar ist,  dass  man 
also  ausser  durch 
Verschieben  der 
Mattscheibe  auch 
durch  Verstellen 
desObjektivs  ein- 
stellen kann. 
Das  Objektiv- 
brett muss  nach 
oben  und  unten, 
nach  rechts  und 

links  beweglich  sein.  Der  Balgen  ist  zweckmässig  aus  Leder  herzustellen, 
doch  hat  mein  Kalikobalgen  mit  Lederecken  trotz  mancher  Unbilden  seit 
8  Jahren  vorzüglich  gehalten.  Die  Figur  i  zeigt  eine  Camera  mit  doppelt  ver- 
stellbarer Visierscheibe,  Einstellung  durch  Zahn  und  Trieb,  sowohl  der  Matt- 
scheibe als  des  Objektivbrettes,  doppelten  Bodenauszug  und  den  anderen 
wünschenswerten  Einrichtungen.  Sie  ist  durch  alle  besseren  Handlungen  zu 
beziehen.  Zusammengelegt  ist  der  Balgen  sicher  geschützt  (siehe  Fig.  2). 
In  den  Boden  des  Lautbretts  wird  häufig  eine  Wasserwage  eingelassen, 
um  eine  genaue  Horizontaleinstellung  zu  ermöglichen.  Ich  ziehe  es  vor,  die 
Wasserwage  als  eisernes  Requisit  in  der  Westentasche  zu  tragen,  um  sie 
auch  bei  einer  horizontalen  Lage  der  Mattscheibe  auf  diese  aufsetzen  zu 
können. 


Fritz  Loescher  phot. 


55 


Die  Kassetten  der  ,, Reiseapparate**  sind  in  der  Regel  Doppelkassetten  zum 
Aufklappen.  Sind  sie  nicht  aus  bestem  Material  und  mit  grösster  Genauigkeit 
gearbeitet,  so  werden  sie  bald  undicht.  In  frischen  Kassetten  lasse  man  un- 
belichtete  Platten  nicht  lange  liegen,  weil  sie  sonst  schieiern.     Durch  Liegen- 


lassen an  der  Luft  sorge  man  dafür,    dass 


Fritz  Loescher  phot. 


die  aufgeklappten  Kassetten  gut 
ausdünsten  können.  Selbstredend 
darf  keine  Kassettendifferenz 
vorhanden  sein,  weil  für  wissen- 
schaftliche Zwecke  das  Scharf- 
einstellen noch  wichtiger  ist,  als 
bei  gewöhnlichen  Aufnahmen. 
Die  Deckel  müssen  umlegbar 
sein.  Die  herausziehbaren  Schie- 
ber sind  für  grössere  Formate 
noch  gefährlicher  als  für  die 
kleinen  der  Handcameras.  Oft 
springt  die  Verschlussfeder  nicht 
rasch  genug  oder  auch  gar  nicht 
vor,  und  so  tritt  Licht  von  oben 
her  auf  die  Platte.  Hartgummi- 
kassetten sind  wegen  ihrer  Zer- 
brechlichkeit nicht  zu  empfehlen, 
ganz  abgesehen  von  gelegent- 
lichen elektrischen  Erscheinun- 
gen, die  sie  erzeugen.  Auch 
die  Holzkassette  gewinnt  durch 
Metallwinkeleinlagen  wesentlich 
an  Haltbarkeit. 

Der  Preis  einer  guten  Ca- 
mera 13x18  beträgt  zwischen 
90 —  1 50  Mk.  Teurere  Fabrikate 
halte  ich  für  Luxusinstrumente. 
Am  besten  scheint  es  mir  beim 
Ankauf  zu  sein,  wenn  man  sich 
an  eine  grössere,  gut  eingeführte 
Handlung  wendet,  weil  sie  bei 
gleichem  Preise  wie  bei  direktem 
Fabrikbezuge  den  Vorteil  bietet, 
verschiedene  Fabrikate  zur  Wahl 
vorlegen  zu  können  und  im  Falle 
eines  etwaigen  Fehlers  leichter 
zur  Hand  ist  als  die  Fabrik. 

Über  Stativ,  Objektiv  und 
anderes  Zubehör   nächstes   Mall 


56 


über  moderne  Porträtphotographie. 

II. 

Das  Schwierigste  und  Wichtigste  an  der  modernen  Bildnisphotographie  ist  das- 
jenige, worüber  man  am  wenigsten  sprechen  oder  bestimmte  Regein  aufstellen  kann. 
Wenn  ich  von  bedeutenden  Kunstphotographen  Bilder  publizierte,  erbat  ich  stets 
von  ihnen  Mitteilungen  über  ihre  Arbeitsweise,  um  auch  in  technischer  Hinsicht  ihr 
Schaffen  dem  Leser  näher  bringen  zu  können.  Meist  war  die  Antwort  ein  be- 
dauerndes Achselzucken,  das  besagte:  wir  haben  gar  keine  Geheimnisse,  unsere 
technischen  Handgriffe  sind  die  in  der  Photographie  allgemein  üblichen,  die  jeder 
sich  durch  Fleiss  zu  eigen  machen  kann;  an  dieser  Stelle  liegt  der  Schwerpunkt 
unserer  Arbeit  nicht! 

So   ganz    stimmt    das    nicht;    ich  sagte  bereits  in  meinem  ersten  Aufsatz,    dass 
diese  neue  Art  des  Lichtbildnisses  auch  eine  ganz  neue  Arbeitsweise  verlangt,    und 
ich  bin  überzeugt,  dass  man  über  diese  nach  den  bisherigen  Erfahrungen  reden  kann 
und  muss.     Dennoch 
—   das    Wesentliche 
liegt    in    einem    Im- 
ponderabile:  in  dem 
natürlichen     Empfin- 
den des  Lichtbildners 
für  die  stille,  schlichte 
Schönheit  der  Natur. 

Man  kann  einem 
Menschen  nicht  sa- 
gen: das  ist  schön, 
jenes  ist  hässlich, 
denn  immer  kann  er 
mit  Recht  seinem 
Anschauungskreise 
und  Bildungsniveau 
entsprechend  alle  Re- 
geln mit  der  Frage 
tot  schlagen :  warum  ? 
Er  muss  das  selber 
sehen ,  die  Natur 
muss  sich  ihm  selbst 
erschliessen ,  —  und 
dazu  gelangt  er  nur 
durch  immerwähren- 
des, ernstes  Studium 
dieser  Natur  und 
ihres  Spiegelbildes, 
der  Kunst. 

Entdeckungen  in 
der  Natur  machen, 
und  zwar  in  der  all- 
täglichsten ,  bisher 
völlig  übersehenen, 
-  das    ist   alles.      Es         p^j^^  Loescher  phot. 


57 


luuidoi'    -    I  ' 

ncn    Ln  !•;!      : 

neue    .\rt    ^    ' 

man     iiiii--       .        •  ' 

noiu  -    "-.  ',.  -l'-r 
str'ikic      aii-c. •..'.'••!'  .  ^    . 

Man  kann  <'■  :•  M*  •      i:fii 
Vor  (In*  CauK  '  a  -^m  |!  .-.  i,     . 
ihm   .>a:  t-ri     t?f'(,c  *>  i     »mk 
lieiii    vo] ,   <uii/'    il-n   :  «^  ■  !i 
t<^ii    A'iii     auf     dif'     1  .   '  !•: 
platff*,  nmim    cm    l\  \  ii 

in  «iie  I  land  und  aiinn-  »ii*' 
(ionardo  de^  Lesen«?  na»  L; 
man  kann  diin  den  K«'pi 
nach  link^  oder  reoni- 
d:«^hri.,  srine  Nei^um^  ijc 
uen  dies'*  oder  jene  Si-fiii! 
t(  r  \  e?ändern  und  auf  die-e 
Wri-e  da>  Modell  in  eine 
SteihanLT  hinein  drehen  und 
wenden,  die  einem  \oi 
Liefasstt  n  photographisc  heu 
rorirätbe^riffe  entspnvdu. 
So  arbeitet  man  generell 
in  Arn  photographiscJuii 
Ateliers. 

Oder  man  kann  den 
M<  II 'i  lien  sich  selbst  Qber- 
la^^en,  ohne  alles  Anfassen 
und  I*o>ieren.  Man  kann 
Mtdi  mit  ihm  in  verstiln- 
diüer,  X'crtrauen  und  In 
terr-se  erweckender  Art 
nmerhalien,  dabei  unauf 
tailit:,  doch  scharf  beol)- 
a'htend,  wie  er  sich  in  der 
ihm  gewohnten  Umaebuni: 
bfUTLit,  welche  Clesien, 
wcl.  her  (iesicht>ausdrurk 
iiit/  I  o. -.[,,!   plic.t.  jliiii       eiiientümlich       sind. 

1  i  it  man  auf  diese  \Vei>e 
eine  boondere  charakt'Mivu-chc  und  /ni;leich  bi!(ln1:i>-!g  verwtMtbarc  Haltunii  ent- 
dckt,  dann  stellt  man  den  Apparat  ant  uiid  tanut  sie  ninji,.  hst  >chne]l  und  r.lir^e 
Fackeln  rin.  —  So  aibeitet  der  mf)derne  Li(  htbildner  beim  Porträtieren  in  VVotm- 
räiimen. 

In  der  Tat:  je  w  eiliger  r<»>ici-en.  desto  besser  fnr  dd'-  I  .i<  lohilHnis.  pje  meisten 
gebildeten  Mrns.hen  und  l^esoiiders  die  harnen  hal-cn  eine  natnr'i-he  (Jra/ie  an  >ich. 
die  ganz  unbewus-t  eine  grosse  Fülle  interessanter  und  hmcrixliöner  Stelliiniren  er- 
zielt,  wenn     man    sie    sich   mir  selbst   überlässt.      Nun   und    jene,   welche  diese  (irazie 


REMBRANDTVAN  RIJN:  NICOLAES  BRUYNINK 
Nach    einer    Original -Aufnahme   von    Franz    Hanfstaengl    in    München 


KÜNSTLERISCHE 
VORBILDER  Nr.  7 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XL 


nicht  besitzen?  Ihnen  wird  man  durch  künstliches  Posieren,  wohl  kaum  eine  solche 
anquälen  können,  die  nicht  lächerlich  wirkt.  Gehört  es  zur  Eigenart  des  Menschen, 
dass  er  ein  wenig  ungelenk  und  robust  ist,  so  mag  das  ruhig  auf  dem  Lichtbild  zum 
Ausdruck  kommen.  Es  darf  nicht  übertrieben  werden,  gewiss  nicht,  aber  es  soll 
auch  nicht  künstlich  fortgemodelt  werden.  Charakteristik  und  Naturwahrheit  haben 
grösseren  und  dauernderen  Wert  als  eingebildete  Schönheit.  Es  wird  freilich  heute 
noch  oftmals  das  Los  des  modernen  Photographen  sein,  dass  seine  nach  solchen 
Gesichtspunkten  geschaffenen  Bilder  den  Porträtierten,  deren  Geschmack  durch  die 
unwahren  Atelierbilder  korrumpiert  ist,  nicht  gefallen.  Das  tut  jedoch  nichts  zur 
Sache;  die  Hauptsache  ist,  dass  die  Bilder  an  sich  gut  sind;  sie  werden  dann  bei 
wahrhaft  Gebildeten,  an  die  allein  sich  eine  neue  Porträtkunst  richten  kann,  schon 
Anklang  finden. 

Man  vermeide  also  möglichst  alles  Posieren.  Angebracht  ist  es,  dass  man  diese 
Tendenz  dem  Aufzunehmenden  gegenüber  besonders  betont,  um  ihn  von  allem 
Zwange  frei  zu  halten;  es  ist  ja  leider  bereits  so  weit  gekommen,  dass,  sobald  das 
Photographieren  in  Frage  kommt,  die  Menschen  sich  in  eine  unnatürliche  Haltung 
werfen.  Man  sage  daher  ruhig,  dass  man  derartiges  verwirft  und  den  grössten 
Wert  auf  eine  schlichte,  ungezwungene  Haltung  legt.  Man  leite  in  unauffälliger 
Weise  die  Person  an  den  Platz,  der  für  die  Aufnahme  günstig  erscheint,  und  ver- 
suche dort  eine  gute  Stellung  aus  ihr  heraus  zu  locken.  Die  Einwirkung  des 
Photographen  trete  dabei  möglichst  zurück.  Anregungen  zur  Änderung  der  Stellung 
in  diesem  oder  jenem  dürfen  nur  durch  entsprechende  Bemerkungen  versucht  werden, 
doch  wird  man  häufig  finden,  dass  auch  auf  diese  Weise  geschraubte  und  un- 
natürliche Haltungen  entstehen.  Ist  dieser  Punkt  erreicht,  so  breche  man  sofort  ab, 
lasse  die  Person  vollkommen  wegtreten,  damit  sie  in  freier  Bewegung  ihre  Un- 
befangenheit zurückerhalte.  Dann  versuche  man  von  neuem.  Arbeit,  ja  selbst 
Plattenverlust  darf  man  nicht  scheuen.  Hier,  wo  Regeln  und  Schablone  wegfallen, 
ist  das  Ziel  ein  höheres,  der  Weg  beschwerlich. 

Man  wird  bei  angestrengter  Beobachtung  bald  finden,  dass  in  den  Wohnräumen 
die  Möglichkeiten  der  Stellung  wie  Beleuchtung  unendlich  reich  sind.  Die  Beleuchtung 
ist  ja  freilich  gegeben,  und  man  kann  an  ihr  nur  ändern  dadurch,  dass  man  ge- 
legentlich vielleicht  das  Unterlicht  abschliesst,  um  eine  konzentriertere  Beleuchtung 
zu  bekommen.  Dennoch  ist  je  nach  der  Stellung  das  Spiel  des  Lichtes  sehr  wechsel- 
voll und  interessant.  Je  weiter  vom  Fenster  entfernt  man  die  Personen  plaziert, 
desto  ausgeglichener,  je  näher  an  demselben,  desto  kontrastreicher  ist  die  Beleuchtung, 
desto  kräftiger  aber  auch  das  Licht.  Wir  fürchten  die  Kontraste  beim  Zimmer- 
porträt nicht  und  werden  finden,  dass  in  unmittelbarer  Nähe  des  Fensters  oder  nur 
wenige  Fuss  von  demselben  entfernt  sich  eine  reich  nuancierte  und  vor  allem  sehr 
malerische  Beleuchtung  ergibt.  Bei  einer  grossen  Anzahl  von  Zimmeraufnahmen 
bekommt  man  daher  das  Fenster  mit  aufs  Bild,  viele  werden  direkt  gegen  das  Licht 
aufgenommen.  Dies  alles  wird  deutlich  gemacht  durch  die  Bilder,  welche  ich  diesem 
Aufsatz  beigebe.  Sie  treten  keineswegs  mit  dem  Anspruch  auf,  mustergiltig  zu 
sein;  sie  sollen  lediglich  als  Studienblätter  die  reichen  Möglichkeiten  des  Zimmer- 
porträts veranschaulichen,  und  ich  glaube,  das  tun"  sie.  Man  sieht  daran,  wie  dank- 
bare Effekte  die  Aufnahme  in  der  Nähe  des  Fensters  oder  direkt  gegen  das  Licht 
verspricht,  und  dies  ist  der  Grund,  weshalb  wir  lichthoffreie  Platten  für  das  Zimmer- 
porträt verwenden  müssen.  Das  mindeste  ist  eine  gute  gewöhnliche  Platte,  die 
mit  Lichthofschutz  hinterstrichen  wird,  noch  besser  fand  ich  die  Isolarplatten 
für  den  Zweck  geeignet.  Sie  stehen  den  gewöhnlichen  Platten  zwar  erheblich  an 
Empfindlichkeit    nach,    aber  die  Feinheit  der  Zeichnung  in  Lichtern  und  Mitteltönen 

15.  IL  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  8 

59 


ist  unübertrefflich.  So  ist  auf  dem  Porträt  der  Dame  in  ganzer  Figur  (RtSckenan- 
sicht),  deren  rechte  Hand  auf  einem  Stuhl  lehnt,  das  weisse  Kleid  mit  einer  solchen 
Fülle  von  Details  gekommen,  die  mit  gewöhnlicher  Platte  nimmermehr  erreichbar 
gewesen  wäre.  Wenn  ich  nun  sage,  dass  diese  Aufnahme  bei  trübem  Dezember- 
licht gemacht  wurde,  so  gibt  die  völlig  zureichende  Schärfe  den  Beweis  dafür,  dass 
die  Empfindlichkeit  der  Isolarplatten  fast  immer  ausreicht,  wenn  ein  hinreichend  licht- 
starkes Objektiv  und  vorsichtige  Entwicklung  zur  Verwendung  kommt.  Kinder- 
aufnahmen müssen  hiervon  ausgenommen  werden,  da  bei  diesen,  namentlich  wenn 
es  sich  um  Kinder  in  den  ersten  Jahren  handelt,  mit  einem  Minimum  an  Exposition 
und  daher  höchster  Empfindlichkeit  der  Platte  gerechnet  werden  muss. 

Eine  besondere  Bedeutung  muss  noch  einmal  die  farbenempfindliche 
Platte  für  das  Zimmerporträt  gewinnen,  weil  sie  vor  Übertreibung  der  Tonwerte, 
zu  starker  Prononzierung  der  Pigmentflecke  der  Haut  bewahrt  und  daher  die  Retouche 
einschränkt  oder  überflüssig  macht.  Ich  habe  mich  jedoch  noch  nicht  davon  über- 
zeugen können,  dass  eine  gute  Farbenempfindlichkeit  bei  gleichzeitiger  Lichthof- 
freiheit die  allgemeine  Empfindlichkeit  nicht  zu  stark  herabdrückt.  Die  neuen  Farben- 
platten, die  jetzt  wie  Pilze  aus  der  Erde  schiessen,  sind  sehr  mit  Vorsicht  aufzu- 
nehmen. 

In  engstem  Zusammenhang  mit  den  behandelten  Dingen  steht  die  Qualität  des 
Objektivs.  Bei  Zimmeraufnahmen  kommt  man  mit  billigen  Instrumenten  nicht  immer 
aus.  Da,  wie  bemerkt,  häufig  direkt  gegen  das  Fenster  gearbeitet  wird,  darf  das 
Objektiv  vor  allem  keine  Spiegelflecke  zeigen,  da  sonst  durch  in  den  Schatten  auf- 
tretende Spiegelung  der  Scheiben,  die  Bilder  völlig  verdorben  werden.  Diese 
Erscheinung  fand  ich  beispielsweise  auch  bei  dem  Bistigmaten,  einem  sonst 
sehr  gut  verwendbaren  billigen  Objektiv.  Am  besten  ist  es,  man  bedient 
sich  eines  der  modernen  anastigmatischen  Instrumente,  dessen  grösste  Lichtstärke 
mindestens  F :  5  betragen  sollte.  Ein  solches  Objektiv  kann  bei  gutem  Licht  stets 
noch  etwas  abgeblendet  werden  und  liefert  mit  voller  Öffnung  auch  in  der  licht- 
armen Jahreszeit  auf  lichthoffreien  Platten  noch  zureichende  Aufnahmen,  ohne  dass 
die  Belichtung  ins  Ungemessene  verlängert  wird.  Den  Beweis  liefern  die  beige- 
fügten Aufnahmen,  für  welche  ich  eines  der  charakterisierten  Instrumente,  den  neuen 
Goerzschen  Doppel -Anastigmaten,  Typus  B  (F  :  4,5  bis  F  :  5,5)  verwendete.  Das 
bereits  gekennzeichnete  Damenbildnis  und  die  beiden  Herrenporträts  wurden  im 
Dezember  kurz  vor  Weihnachten  in  der  Mittagsstunde  aufgenommen.  Das  Tafel- 
bild der  stehenden  Dame  mit  den  Astern  wurde  an  einem  sehr  trüben,  nebelver- 
hangenen Septembermittag  gemacht.  Die  Belichtung  betrug  in  allen  diesen  Fällen 
15 — 20  Sekunden.  Natürlich  wurde  die  grösste  Öffnung  verwandt,  man  sieht  jedoch, 
dass  die  Schärfe  vollkommen  genügt;  ja,  die  geringere  Tiefe  eines  lichtstarken  In- 
strumentes erhöht  die  malerische  Wirkung,  indem  sie  die  Schärfe  auf  die  Figur 
konzentrieren,  den  Hintergrund  weich  und  unbestimmt  halten  lässt.  Dieses  ist  um 
so  angebrachter,  wenn  letzterer  aus  einem  unruhigen  Tapetenmuster  besteht,  das 
man  unter  keinen  Umständen  vollkommen  scharf  wiedergeben  darf,  wenn  nicht  die 
ganze  Bildwirkung  über  den  Haufen  geworfen  werden  soll.  —  Was  die  Länge  der 
Belichtung  anbetrifft,  so  wird  bei  schlechtem  Lichte  die  Grenze  durch  die  Geduld 
des  Modells  gesetzt;  man  belichtet  so  lange,  als  die  Person  es,  ohne  allzustark  ins 
Schwanken  zu  geraten,  aushalten  kann.  Diese  Grenze  wird  selten  höher  als  20  Se- 
kunden gelegt  werden  dürfen.  Bei  gutem  Licht  im  Sommer  kann  man  ein  licht- 
starkes Objektiv  etwas  (nicht  zu  viell)  abblenden  und  kommt  dann  meist  mit  circa 
5  Sekunden  Belichtung  aus. 

Das  Aufnahme-Format    sollte  mindestens  13X18  sein,    der  Apparat  eine  solide 


60 


Balgencamera.  13  X  18  ist  ein  Format,  das  der  geschlossenen  Bildwirkung  Genüge 
tut  und  nicht  vergrössert  zu  werden  braucht;  es  lässt  —  was  häufig  erfordert  wird 
—  sehr  gut  ein  Wegschneiden  tiberflüssiger  Bildteile  zu.  Natürlich  geht's  schliess- 
lich auch  mit  der  Handcamera  9  X  12,  aber  es  arbeitet  sich  schwerer.  Am 
schwersten  mit  jenen  Cameras,  denen  die  Einstellscheibe  fehlt  Die  Einstellskalen 
sind  meist  unzuverlässig,  und  die  Sucher  zeigen  die  Begrenzung  der  Bilder  nicht 
richtig  an.  Auch  die  Unbeweglichkeit  der  Plattenebene  ist  bei  Handcameras 
störend.  Es  wird  oft  notwendig,  der  natürlichen  Blickrichtung  entsprechend,  die 
Camera  nach  vorn  zu  neigen ;  befinden  sich  nun  senkrechte  Linien  im  Bilde  —  was 
sehr  oft  im  Zimmer  der  Fall  — ,  so  sollte  die  Neigung  durch  Geraderichtung  der 
Mattscheibe  ausgeglichen  werden  können. 

Ich  arbeite  mit  einer  18  X  24  Camera  und  schütze  —  wie  ich  das  in  meinem 
,  Leitfaden  der  Landschaftsphotographie"  früher  schon  beschrieb  —  jedesmal  vor 
der  Aufnahme  die  Hälfte  der  Platte  vor  der  Einwirkung  des  Lichtes  durch  Vor- 
setzen eines  schwarzen  Kartons  vor  die  Mattscheibenöffnung.  Das  Objektiv  wird 
korrespondierend  verschoben,  und  ich  erhalte  immer  zwei  12  X  18  Bilder  auf  einer 
Platte.  Die  Brennweite  des  Objektivs  beträgt  24  cm  und  schützt  mich  bei  den 
12  X  18  Aufnahmen  vor  zu  nahem  Standpunkt,  welcher  unfehlbar  zu  sehr  störenden 
Verzeichnungen  aller  dem  Apparat  näher  liegenden  Körperteile  führt. 

Einige  meiner  Bilder  zeigen  deutlich,  dass  es  im  Zimmer  nicht  immer  möglich 
ist,  den  Porträts  eine  vollkommen  ausgeglichene  Beleuchtung  zu  geben. 

So  zeigt  ein  zufälliger  Bewegung  entnommenes  Moment  das  Bild  der  Dame, 
welche  sich,  ein  Bildchen  betrachtend,  übers  Klavier  beugt.  In  der  Natur  war 
dieses  Schattenbild  durch  eine  Fülle  reizvollster  Lichtdetails  belebt.  Die  Photo- 
graphie hat  natürlich  Hell  sowohl  wie  Dunkel  viel  mehr  in  Flächen  zusammen- 
gezogen und  das  Bild  dadurch  schwerer  verständlich  gemacht.  Dennoch  halte  ich 
es  gerade  für  interessant,  weil  es  die  Richtung  zeigt,  in  der  man  bei  Zimmer- 
porträts vorgehen  soll;  darum  zeige  ich  es  hier. 

Man  muss  häufig  auf  Ausgeglichenheit  der  Beleuchtung  verzichten,  tauscht  aber 
dafür  grössere  Naturwahrheit  und  unmittelbares  Leben  ein.  Ein  durch  den  Zufall 
gruppiertes  Bild  ist  auch  das  Doppelbild  der  im  Buche  blätternden  Damen.  Es 
zeigt  in  dem  knieenden  Mädchen,  welches  bei  den  Vorbereitungen  zufällig  herzu- 
gesprungen war  und  noch  während  der  Aufnahme  weiterblätterte,  gewisse  Kom- 
positionsfehler, ist  dagegen  lebhaft  und  ungezwungen  im  Ausdruck. 

Dass  auf  einigen  der  Bilder,  dem  Wunsch  der  Dargestellten  entsprechend,  die 
Toilette  besondere  Berücksichtigung  fand,  bedarf  wohl  keiner  Erklärung.  Auch  das 
soll  und  muss  den  Charakter  des  Bildes  bestimmt  beeinflussen,  in  welchem  Ge- 
wände der  Mensch  auf  ihm  zur  Darstellung  gelangt.  —  Über  das  Entwickeln  der 
Platten   und  Fertigmachen    der  Bilder    seien  später   noch  ein  paar  Worte  angefügt. 

F.  L. 


Solarisation  und  Umkehrvirirkuiig  in  der  Photographie. 

Von  Louis  Radke. 

Von  der  Solarisation,  als  Erscheinung  von  überlichteten  Flächen  in  Aufnahmen 
mit  grossen  Lichtkontrasten,  wurde  bisher,  als  mit  dieser  ihren  Ursachen  nach  ver- 
wandt, aber  nicht  identisch,  die  sogenannte  Umkehrwirkung  unterschieden,  die  wohl 
schon  oft  beobachtet  und  beschrieben,  aber  noch  lange  nicht  genügend  studiert 
wurde,  um  einer  bestimmten  Regel  unterworfen  werden  zu  können. 


6t 


Als  Sorarisationscrscheinung  wurde  die  Lichthofbildung  bei  geringerer  und 
die  umgekehrte  Lichtwirkung  bei  hoher  Überbelichtung  bezeichnet.  Während 
nun  diese  Erscheinungen  durch  ein  Zuviel  von  Licht  verursacht  sind, 
zeigt  sich  oft  dieselbe  Umkehrwirkung  der  Lichtwerte  auch  bei  so  geringer 
Belichtung,  dass  der  Gedanke  an  die  gewöhnliche  Solarisation  ausgeschlossen 
erscheint.  Zu  den  beachtenswertesten  und  eigentümlichsten  Erscheinungen  auf 
diesem  Gebiete  gehören  die  dunklen  Blitze,  deren  Entstehen  bis  jetzt  noch  einer 
positiven  Erklärung  bedarf;  wenn  nämlich  auf  einer  Platte  mehrere  Blitze  nach- 
einander aufgenommen  werden,  so  erscheinen  einige  —  und  zwar  die  schwächsten  — 
dunkel.  Im  Sommer  1901  ist  mir  zufällig  eine  solche  Aufnahme  gelungen,  die,  bei 
ziemlich  starker,  durch  diffuses,  einfallendes  Licht  verursachter  Deckung  des 
Negativs  u.  a.  einen  Blitz  aufweist,  dessen  Abzweigungen  dunkel  (auf  dem  Negative 
hell)  erscheinen.  Herr  Prof.  As  s mann -Berlin,  dem  ich  diese  Aufnahme  mit  der 
Bitte  um  Erklärung  einsandte,  hatte  die  Liebenswürdigkeit,  in  der  von'  ihm 
redigierten  meteorologischen  Monatsschrift  „Das  Wetter"  eine  Zusammenstellung 
der  verschiedenen  Erklärungsversuche  zu  veröffentlichen  und  mir  mitzuteilen,  dass 
diese .  Kontroverse  noch  durchaus  nicht  über  allen  Zweifel  erhaben  sei.  Die  wahr- 
scheinlichste Erklärung  scheint  die  von  R.  W.  Wood  zu  sein,  nach  welcher  die 
Umkehrwirkung  durch  Nachbelichtung  einer  vorher  mit  sehr  kurz  dauerndem, 
diffusem  Licht  eines  elektrischen  Funkens  belichteten  Platte  eintritt.  Eine  Belichtung 
mit  Kerzenlicht,  welches  dem  Licht  eines  solchen  Funkens  gleicht,  hat  jedoch  nach 
Wood  diese  Wirkung  auf  die  Platte  nicht,  so  dass  z.  B.  bei  gleicher  Behandlung 
zweier  Platten  mit  Funken-  und  mit  Kerzenlicht  nur  im  ersteren  Falle  die  Umkehrr 
wirktmg  erscheint.  Dagegen  wurden  von  Wood  bei  einer  sehr,  kurzen  Vorbelich- 
tung mit  nicht  zu  hellem,  künstlichem  Licht  (Vi«ooo  ^^^-  ^^^  noch  nicht  genügend 
kurz;  Vssooo  ^^^'  ergab  erst  ein  günstiges  Resultat)  genau  derselbe  Effekt  erzielt 
wie  durch  einen  Funken, 

Ich  habe  mich  weiter  mit  dieser  Sache  befasst  und  richtete  meine  Versuche 
vor  allem  dahin,  selbst  eine  solche  Umkehrwirkung  von  einer  Kerzenlicht-Aufnahme 
zu  erlangen.  Ich  exponierte  auf  schwarzem  Hintergrunde  eine  brennende  Kerze 
fünfmal  nebeneinander  auf  einer  Platte:  5,  3Ya,  i,  Va  ^"^  Vioo  Sekunden  und  be- 
lichtete dann  die  unverhüllte  Platte  nachträglich  ca.  2  Sekunden  mit  einem  brennenden 
Streichholz.  Die  Entwicklung  ergab,  dass  die  Nachbelichtung  genügt  hatte,  um  den 
Lichteindruck  der  drei  kürzeren  Expositionen  durchweg  und  den  Lichthof,  sowie 
den  oberen,  durchleuchteten  Rand  der  37^  und  5  Sekunden  exponierten  Kerze  um- 
zukehren, während  die  stärker  vorbelichteten  Stellen  unbeeinflusst  blieben.  Der 
Versuch  zeigt  also,  dass  die  Vorbelichtung  lange  nicht  so  kurz  zu  sein,  braucht,  wie 
von  Wood  angegeben,  da  die  Nachbelichtung  von  2  Sekunden  schon  eine  Exposition 
von  I  Sekunde  umzukehren  vermag. 

Auch  bei  der  Herstellung  von  Duplikatnegativen  durch  Solarisation,  also  durch 
direkte  Überbelichtung,  fand  ich,  dass  zuerst  die  durchsichtigsten  Stellen  des  Negativs 
im  Duplikat  umgekehrt  werden  und  dann  die  Umkehrung  des  ganzen  Bildes 
stufenweise  erfolgt;  unterbricht  man  nämlich  das  Kopieren  vorzeitig  (etwa  nach 
20  Minuten  bei  Auer- Gaslicht),  so  bemerkt  man  nach  der  Entwicklung,  dass  die 
hellsten  Stellen  des  Originalnegativs  schon  ein  negatives  Bild  auf  dem  Duplikat  er- 
zeugt haben,  während  an  den  dunkelsten  Stellen  des  Negativs  das  Duplikat  noch 
positiv  ist. 

Diese.  Analogie  in  der  Entstehung  der  beiden  Erscheinungen  brachte  mich  auf 
den  Gedanken,  dass  die  Umkehrung  kurzer  Lichteinwirkungen  durch  Nachbelich- 
tungen nichts  weiter  sei  als  eine  modifizierte  Solarisation.     Tätsächlich  ist  es  längst 


62 


als  Solarisatlonscfscheinung  bekannt,  dass  eine  dem  Tageslicht  ausgesetzte  und  dann 
in  der  Camera  tausendfach  überlichtete  Platte  kein  Negativ,  sondern  direkt  ein 
Positiv  ergibt.  Die  Umkehrwirkung  wird  also  in  diesem  Falle  durch  zwei  sehl* 
intensive  Lichteinwirkungen,  von  welchen  die  erstere  entschieden  stärker  als  die 
zweite  ist,  hervorgerufen.  Ob  nun  diese  stärkere  Lichtwirkung  als  Vor-  oder  Nach- 
belichtung erscheint,  dürfte  auf  das  Resultat  ohne  Einfluss  sein.  Mein  Versuch,  bei 
dem  die  grössere  Lichtwirkung  die  Nachbelichtung  ist,  zeigt,  dass  die  Umkehr- 
wirkung schon  bei  zwei  unvergleichlich  kürzeren  Belichtungen  eintritt;  Wood  hält 
die  Ümkehrwirkung  nur  bei  einer  Nachbelichtung  von  V06000  Sekunde  für  möglich; 
die  dunklen  Blitzerscheinüngen  dagegen  beweisen,  dass  schon  das  diffuse  Licht 
einiger  Blitze  ausreicht,  uni  die  Lichteinwirkungen  der  schwächsteh,  auf  derselben 
Platte  aufgenommenen  Blitze  umzukehren. 

Die  Dauer  der  Nachbelichtung  steht  also  bei  den  angeführten  Beispielen  in 
einem  gewissen  Verhältnis  zur  ersten  Lichteinwirkung  und  müsste  daher,  wenn  sich 
diese  Beobachtung  bewahrheitet,  eine  jede  Lichteinwirkung  durch  entsprechende 
längere  oder  kürzere  Nachbelichtung  uingekehrt  werden  können.  Einige  Versuche 
mit  I^ndschaftsauf nahmen,  die  ich  in  dieser  Richtung  anstellte,  sind  leider  nicht 
gelungen;  vielleicht  gelingt  es  aber  noch  in  der  Zukunft,  diese  meine  Vermutung  in 
der  Praxis  zu  beweisen.  Der  grösste  Faktor  dürfte  hierbei  der  Zufall  sein;  denn 
bei  dem  gänzlichen  Mangel  diesbezüglicher  Erfahrungen  ist  eine  auch  nur  ungefähre 
Vorherbestimmung  unmöglich. 


Zu  unserer  künstlerischen  Vorlage. 

Rembrandt  vahRijri  und  Franz  Hals  sind  die  beiden  grössten  holländischen 
Meister.  Von  letzterem  führten  wir  früher  bereits  unseren  Lesern  ein  Porträt  in 
Reproduktion  vor,  und  heut  bringen  wir  Rembrandt 's  Nicolaus  Bruynink,  dessen 
Original  in  der  Galerie  zu  Kassel  —  nächst  Petersburg  der  an  Werken  Rem- 
brandts  reichsten  Galerie  der  Welt  —  sich  befindet.  Dieses  Porträt  entstammt  der 
dritten,  der  letzten  Schaffensperiode  des  Meisters,  die  durch  ausserordentliche  Kühn-* 
heit  und  Breite  der  malerischen  Behandlung  charakterisiert  ist.  Sehr  deutlich  tritt 
hier  die  wundervolle  Verwendung  des  Rembrandt 'sehen  Helldunkels  hervor.  Alles 
ist  in  dämmrigen  Schatten  getaucht,  und  nur  auf  den  Kopf  fällt  ein  schmales,  kon- 
zentriertes Licht,  die  Charakteristik  des  Gesichtes  prachtvoll  hervorhebend ;  doch 
auch  die  Schatten  sind  nicht  schwer,  sondern,  wenn  man  näher  zusieht,  von  vielem 
Detail  belebt.  Neben  der  vor  allem  interessanten  Beleuchtung  ist  auch  die  kühne 
und  lebendige  Auffassung  in  der  Anordnung  des  Porträts  für  uns  von  höchstem  Reiz. 

F.  L. 


Kleine  Mitteilungen. 

Der  Slnop-Prozess. 

Von  Ponsin- Reims  ist  eine  Methode  der  Herstellung  von  haltbaren  Gelatine- 
platten für  Lichtdruck  gefunden  worden,  und  werden  solche  Platten  in  den  Handel 
gebracht.  Dieselben  werden  direkt  unter  einem  Negativ  belichtet,  dann  gewässert» 
in  ein  Glycerinbad  gelegt  und  nunmehr  auf  der  Lichtdruckpresse  oder  einer  eigens 
für  diesen  Zweck  fabrizierten  Kopierpresse  montiert  und  wie  üblich  mit  Lichtdruck- 
farbe eingewalzt.     Durch  die  Einführung   dieser  Platten    soll    der  Lichtdruckprozess 


63 


auch  für  den  Amateur  zugänglicher  werden.  Die  für  den  Druck  gediente  Sinop- 
platte  kann  aufbewahrt  werden  und  durch  eine  einfache  Präparation  von  neuem 
druckfähig  gestahet  werden.  (The  Amateur  Phot.  XXXVI). 


Caselnpapiere  und  -Platten. 

Von  der  Firma  Dr.  Buss  &  Co.  in  Rtischlikon  bei  Zürich  ist  ein  „Verfahren 
zur  Herstellung  phötographischer  Papiere  und  Platten  mittels  Casein"  für  Österreich 
zum  Patent  angemieldet  worden.  Caseln  in  saurer  Lösung  wird  mit  silberfreien 
Salzlösungen  gefällt,  bezw.  auf  der  Unterlage  fixiert,  worauf  vermittels  des 
Sensibilisierungsbades  der  lichtempfindliche  Körper  in  der  unlöslichen  CaseTnschicht 
erzeugt  wird.  (Mitteil,  des  Patentbureäus  Heimann  &  Co.,  Oppeln.) 


Entwicklung  mit  Chlorgoldlösung. 

B.  Hamolka  hat  mittelst  einer  einfachen  Chlorgoldlösung  i  :  looo  sowohl 
Bromsilbergelatineplatten  als  Aristokopien  entwickelt.  Eine  Platte  benötigt  zur 
Entwicklung  15  Stunden.  Aristopapier,  15 — 20  Sekunden  bei  Tageslicht  belichtet, 
ergibt  nach  2 — 3  Stunden  eine  Kopie.  Für  Aristobilder  ist  der  Goldlösung  etwas 
Phosphorsäure  zuzusetzen.  (Phot.  Correspond.) 

Quecksilber  -Verstärkung. 

Für  die  Quecksilber- Verstärkung  wird  im  „Le  Nord-Photographe"  folgender  Weg, 
der  übrigens  nicht  neu,  aber  empfehlenswert  ist,  angegeben:  Das  Negativ  w^ird, 
wenn  es  Schleier  zeigt,  zunächst  auf  i  Minute  in  Eisenchlorid-Lösung  gelegt:*) 

Wasser 500  ccm 

Eisenchlorid 30^ 

Zitronensäure 30  „ 

Hiernach  wird  die  Platte  5  Minuten  in  fliessendem  Wasser  gewässert    und  dann  in 
einer  Lösung  von: 

Wasser ^00  ccm 

Quecksilberchlorid 15^ 

Natriumchlorid 15  „ 

gel^leicht.      Das  Negativ  kommt  jetzt  auf  i  Minute  in  eine  öprozentige  Lösung  von 
gewöhnlichem  Kochsalz,  danach  Abspülen  mit  Wasser  und  Schwärzung  in: 

Wasser ^00  ccm 

Natriumsulfit 18^ 

Schwefelsäure 10  ccm 

Zum  Schluss  wird  sorgfältigst  gewässert. 


Repertorium. 

Die  Umwandlung  von  Bromsilberkopien  in  Platin. 

Von  C.  Winthrope,  Somerville. 

Bei  Versuchen  der  vollständigen  Substitution  des  Silbers  durch  Platin  erhielt 
ich  letzteres  in  Form  eines  schwarzen  Niederschlags.  Einen  schönen  schwarzen  Ton 
erreichte  ich  auch  mit  dem  nachstehenden  Vogelschen  Rezept: 


1)  Diese  Lösung  verdünne  man  noch  mit  Wasser.  —  Red. 


64 


Kallumplatinchlorür o,ä  g 

Wasser 150  ^ 

Salzsäure lo  Tropfen 

Um  zu  untersuchen,  ob  hier  der  Ersatz  durch  Platin  ein  vollständiger  sei,  brachte 
ich  das  Bild  zum  Bleichen  in  folgende  Bromkupfer- Lösung: 

Kupfersulfat 12  ^ 

Kaliumbromid 12  „ 

Wasser 600  „ 

Nach  15  Minuten  Einwirkung  war  noch  keine  Andeutung  einer  Bleichung  zu  be- 
merken, aber  nach  Behandlung  mit  einem  Fixierbade  wurde  das  Bild  schnell  hell,  und 
zwar  verlor  es  ungefähr  die  Hälfte  der  Originaltiefe  und  blieb  so  unverändert  be- 
stehen. Dieses  Ergebnis  schien  mir  für  die  Anwesenheit  von  Silber  zu  sprechen 
und  verfolgte  ich  diese  Richtung  weiter.  Ich  unterwarf  eine  andere  getonte  Kopie 
der  Einwirkung  von  Kupferbrom id,  wässerte  sie  und  behandelte  mit  Rodinal-Ent- 
Wickler.  Das  Bild  wurde  hierdurch  kräftig  mit  schön  blauschwarzem  Ton  verstärkt. 
Hiernach  wurde  wieder  die  Bleichlösung  genommen  und  das  gebildete  Silberbromid 
gelöst.  Das  Bild  wurde  wieder  wie  beim  vorigen  Versuch  schwächer.  Diese  Ex- 
perimente zeigten,  dass  die  Substitution  durch  Platin  nur  eine  partielle  und  auch 
begrenzte  war,  gleichviel  wie  lange  die  Bilder  untergetaucht  wurden,  resp.  welche 
Konzentration  die  Lösungen  hatten. 

Ich  war  überzeugt,  dass  die  Überführung  in  metallisches  Platin  in  Sepiaton 
noch  auf  anderen  Wegen  erreicht  werden  kann.  Ich  versuchte  eine  Lösung  von 
Platin  mit  Quecksilber  mit  dem  Gedanken,  dass  hierbei  gleichzeitig  Bleichung  des 
Silberbildes  und  ein  Niederschlag  des  stärkeren  Platins  stattfindet.  Ich  erhielt  so  zuerst 
eine  Annäherung  zu  einem  Sepiaton,  doch  ging  das  Bleichen,  sofern  nicht  eine  sehr 
grosse  Quantität  Platinsalz  benutzt  wurde,  zu  schnell,  und  das  Bild  wurde  viel  zu 
hell.  Dieser  Vorgang  führte  mich  auf  die  Anwendung  eines  Verzögerers,  eines 
Citrats.  Ich  fand,  dass  die  Verhältnisse  des  bleichenden  und  verzögernden  Agens 
sehr  genau  und  unveränderlich  gehalten  werden  müssen,  während  die  Menge  des 
Platin  nicht  so  genau  zu  nehmen  ist.  Als  die  beste  Vorschrift  habe  ich  gefunden: 
iproz.  Kaliumplatinchlorür-Lösung  ...  20  ccm 
iproz.  Quecksilberchlorid-Lösung    ...     20    „ 

Citronensäure 1,8  ^ 

Wasser 50  „ 

Der  hiermit  gewonnene  Ton  ist  ein  warmes  Sepia  und  kann  durch  Vermehrung  der 
Quecksilberchloridmenge  heller  gehalten  werden. 

Das  Kaliumplatinchlorür   kann  auch  durch  Platinchlorid  ersetzt  werden,    andere 
Platinsalze  dagegen  zeigen  keine  genügende  Wirkung. 

(Photographic  Journal  XXVI.) 

(Schluss  folgt.) 


Literatur. 

Felix  Anerbacli,  die  fimndbegriffe  der  medernen  Hatarlehre.  Mit  79  Textßguren.  Verlag 

von  B.  G.  Teubner.  Dieser  Band  der  Sammlung-  „Aus  Natur  und  Geisteswelt"  gibt  eine  zu- 
sammenhängende, für  jeden  Gebildeten  verstflndlicbe  Entwickelung  der  Begriffe,  die  in  der  modernen 
Naturlehre  eine  allgemeine  und  exakte  Rolle  spielen,  also  die  Begriffe  von  Raum,  Zeit,  Bewegung, 
Kraft  und  Masse  etc. 


65 


VOH  HftU,  Die  Dreifarbenplietograpllie  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Dreifarbendrucks 
und  der  photographischen  Pigmentbilder  in  natOrlichen  Farben.  2..  umgearbeitete  Auflage:  Verlag 
von  Wilhelm  Knapp,  Halle.  Die  indirekte  Farbenphotographie  findet,  wenn  auch  sehr  langsam 
steigend,  doch  immer  mehr  Anwendung  in  der  Praxis;  wir  erinnern  nur  daran,  dass  in  den  letzt 
verflossenen  Jahren  von  Lumi^re,  Hesekiel  u.  a.  Dreifarben  verfahren  in  Deutschland  eingeführt 
wurden,  deren  Ausübung  auch  dem  Amateur,  welcher  den  gewöhnlichen  Negativ^  und  Positiv- 
prozess  behen-scht,  nicht  allzu  schwierig  fflUt.  Das  Kubische  Buch  wird  jedem,  der  sich  über 
die  Prinzipien  und  verschiedenen  Methoden  der  Dreifarbenphotographie  orientieren  will,  ein  guter 
Berater  sein. 

FraiU  HaBlstaenfl,  Kunstverlag,  München,  Verlags-Katalog  von  PigmeHtdlUCkeB  naCh 
Originalen  alter  Meister.  Dieser  Katalog  enthält  ein  Verzeichnis  der  erschienenen  Pigment- 
Reproduktion  der  Galerien  zu  Berlin,  Dresden,  München,  London,  Florenz,  Rom,  Venedig,  Mailand, 
Neapel,  Amsterdam  und  Haarlem.  Die  Bildgrösse  betrftgt  ca  1 9x25 ein. '  Es  braucht  wohl  kaum 
erwähnt  zu  werden,  dass  die  Ha  nfstaengel  sehen  Bilder -Reproduktionen  einen  Weltruf  ge- 
messen. 

BranO  Heyer,  Sachverständige  nnd  D.  R.P.  64806.  In  dieser  Schrift  erörtert  der  Ver- 
fasser seine  Ansichten  über  den  Stand  des  gerichtlichen  Sachverständigen  sowie  über  das  Patent 
für  Winkelungen  der  Strichlagen  bei  Farbendrucken  von  Dr.  E.  Albert-München. 


Patent-Nachrichteiu 

Anmeldungen. 

57  a.  P.  12  656.  Buchartig  zusammenlegbare  Flachcamera  mit  zur  Seite  schwingbarem  Platten- 
magazin. Jean  Antoine  Pautasso,  Genf;  Vertr.:  Hugo  Pataky  u.  Wilhelm  Pataky, 
Berlin  NW  6.  —  13.  6.  01. 

57  b.  H.  27  064.  Verfahren  zur  Vorbereitung  von  Rohpapieren  für  den  Tintenkopicrprozess. 
H.  Haucke,  Wevelinghoven,  Rheinpr.  — 11.  11.  01. 

Erteilungen. 

57a.  138  54?.     Wechselkassette    für    photographische    Platten    oder    geschnittene  Films;    Zus.   z. 
Pat.  117  132.    Ni611  &  Simons,  Cöln.  —  22.  10.  01. 
f,   t,   138  675.     Verfahren  zur  Einführung  lichtempfindlicher  Platten  in   photographische  Kassetten 
bei  Tageslicht.     Albert  König,  Uthleben  b.  Heringen.  —  26.  11.  01. 

57  d.  138  676.  Apparat  zur  Herstellung  von  Autotypienegativen,  event.  auch  Positiven  unter  An- 
wendung einer  verstellbaren  Blende;  Zus.  z.  P.  121620.  Adolf  Brand  weiner,  Leipzig- 
Oetzsch.  —  17.  4.  02. 

57  b.  138  821.  Verfahren  zur  Behandlung  von  auf  langen  Papierbahnen  kopierten  Photographien 
in  den  Bädern.     Georg  Gerlach,  Berlin,  Chaussecstr.  81.  —  28.  11.  01. 


Fragekasten. 

Hiermit  machen  wir  nochmals  darauf  aufmerksam,  dass  wir  den  Fragekasten 
unserer  Beilage  „Kleine  Chronik"  eingefügt  haben,  da  die  Anfragen  aus  unserem 
Leserkreise  häufig  Sachen  betreffen,  welche  in  früheren  Jahrgängen  bereits  behandelt 
worden  sind,  resp.  da  die  betr.  Gegenstände  oft  weniger  allgemeines  Interesse 
haben.  Wir  glauben,  dass  mit  dieser  neuen  Anordnung  unseren  verehrten 
Lesern  sehr  gedient  sein  wird,  zumal  hierdurch  im  Hauptteil  der  Zeitschrift  mehr 
Raum  für  Originalaufsätze,  Repertorium  etc.  verfügbar  geworden  ist.     —  Red. 


DniCk|e]ll6r  im  Inhalts-Register  des  Jahrgangs  1902:  Im  Verzeichnis  der  Bildertafeln,  2.  Spalte, 
vorletzte  und  letzte  Zeile  lies:  Seite  388  und  384. 


Für  die  Redaktion  YorantworÜich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Verlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlia  —  Druck  von  Gebr.  Ung^er  in  Berlin. 

66 


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Erna  Spencer,  Newark-Ohio. 
Kind  mit  Apfel. 


Amerikanische  Kunstpliotograpliieti. 

Amerika  hat  auf  dem  Gebiete  der  Bildnisphotographie  in  den  letzten 
Jahren  eine  Überraschung  an  die  andere  gereiht,  und  als  es  bereits  unbestritten 
an  der  Spitze  marschierte,  da  beschenkte  es,  wie  aus  einem  Born  unversieg- 
licher,,  Kraft  schöpfend,  die  Welt  vor  kurzem  mit  einem  neuen  Wunder  — 
dem  jungen  Steichen,  der  dem  Lichtbildnis  nun  wieder  ganz  eigene  Wege 
suchte  und  fand. 

Es  ist  seltsam,  dass  gerade  die  »Yankees«,  diese  kühl  wägenden  business- 
Menschen,  deren  scheinbare  Poesielosigkeit  das  Volk  der  Dichter  und  Denker 
gern  bespöttelt,  auf  dem  Felde  der  künstlerischen  Photographie  soweit  voraus 
eilen  konnten,  Kräfte  treibend,  die,  ohne  alle  Anlehnung,  ganz  frei,  ganz 
originell  und  selbständig  Neues  schufen.  —  Aber  es  ist  auch  wieder  nicht 
merkwürdig,  wenn  man  die  Entwicklung  der  Porträtphotographie  in  Amerika 
berücksichtigt,  wenn  man  daran  denkt,  dass  vielleicht  in  keinem  Lande  der 
Welt  die  berufsmässige  Atelierphotographie  so  in  einen  starren  Manierismus 
entartet  ist  als  dort.    Das  amerikanische  Durchschnittsporträt  ist  wirklich  ein 


1. 111. 1908.    Photogr.  Mitieüungen.    Jahrg.  40. 


67 


Schrecken  für  den  künstlerisch  empfindlichen  Menschen.  Nicht  nur,  dass 
gewisse  banal  2 effektvolle*  Atelierbeleuchtungen  immer  wiederholt  werden, 
hat  der  Amerikaner  auch  noch  das  fürchterlichste  Übel,  den  sogenannten 
»Graiii«  erfunden;  dies  ist  ein  Korn,  das  von  geschickt  retouchierender  Hand, 
jegliche  Struktur  der  Haut  zerstörend,  handschuhlederartig  über  das  Antlitz  der 
Menschen  gebreitet  wird.  Je  besser  sich  der  Retoucheur  auf  diesem  »Grain« 
versteht,   desto   mehr  reüssiert  er   in   den   amerikanischen  Porträt-Geschäften. 

Es  ist  verständlich,  dass  bei  solcher  Entartung  des  Atelierporträts  der 
Umschlag  mit  verstärkter  Macht  kommen  musste.  Je  mehr  die  Dinge  in 
reaktionärem  Sinne  auf  die  Spitze  getrieben  werden,  desto  leichtere  und 
gründlichere  Arbeit  tut  immer  der  Umsturz;  und  in  Amerika  hat  er  in  wenig 
Jahren  so  gründlich  gearbeitet,  dass  kaum  noch  etwas  zu  wünschen  bleibt. 
Was  da  von  den  besten  Modernen  geleistet  wird,  ist  so  frei,  so  kühn,  dass 
es  alles,  was  in  England  und  auf  dem  Kontinent  hervorgebracht  wurde,  er- 
reicht, ja  überflügelt.  Immer  natürlich  vom  Bildnis  gesprochen,  denn  das  ist 
die  Domäne  der  Amerikaner.  Und  da  ist  es  interessant,  dass  die  modernen 
Bestrebungen  bereits  in  einer  Weise  Eingang  in  die  Berufsphotographie  ge- 
funden haben,  die  bei  uns  bisher  ganz  undenkbar  ist.  All  die  kleinmütigen 
Einwände,  die  der  deutsche  Berufsphotograph  gegen  die  Einführung  der 
modernen  Bildnisphotographie  in  den  Geschäftsbetrieb  macht,  haben  einzelne 
talentvolle  Amerikaner  und  Amerikanerinnen  —  denn  die  Damen  spielen 
hierbei  eine  bedeutende  Rolle  —  bereits  glänzend  widerlegt.  Und  wenn  man 
von  amerikanischen  Berichterstattern  liest,  dass  dort  die  Kunstphotographen 
bis  zu  25  Dollar  für  die  Porträtaufnahme  und  2,50  Dollar  für  jeden  Abzug 
verlangen,  so  muss  man  sagen,  dass  dies  die  kühnsten  Träume,  denen  man 
sicb.niit  Bezug  auf  die  geschäftliche  Ausnutzung  der  neuen  Bildniskunst  hin- 
geben kann,  übersteigt. 

New -York  ist  die  Centrale  der  amerikanischen  Kunstphotographie,  und 
in  dieser  riesigen  Geschäftsstadt  lebt  und  schafft  Mrs.  Gertrude  Kaesebier, 
eine  der  feinsten  Porträtistinnen  der  neuen  Welt.  Sie  unterhält  in  der 
Stadt  ein  Atelier,  das  dem  Publikum  offen  steht  und  das  sie  alljährlich  im 
Sommer  nach  einem  feinen  Badeort  verlegt.  Aus  dieser  Art  des  Geschäfts- 
betriebes geht  schon  hervor,  dass  sie  für  das  bessere,  das  kunstverständige 
Publikum  arbeitet,  und  die  Auffassung,  die  aus  ihren  Bildern  spricht,  bestätigt 
das.  Dennoch  ist  es  wirklich  bewundernswert,  welche  Frische  und  Spann- 
kraft diese  Frau  sich  in  der  täglichen  Publikumsarbeit  bewahrt  hat.  Es  muss 
eine  grosse  Liebe  zur  Kunst  und  ein  reicher  Quell  schöpferischer  Ideen  in 
ihr  sein.  In  der  Tat  ist  es  nicht  allein  die  grosse  technische  Fertigkeit,  die 
feine  Meisterung  der  photographischen  Mittel  zu  künstlerischem  Ausdruck, 
sondern  vor  allem  der  Ideenreichtum,  die  immer  neue  originelle  Auffassung, 
die  an  ihren  Bildern  auffällt.  Unserem  germanischen  Sinne  scheint  diese  der 
Künstlerin  anscheinend  so  reich  und  leicht  fliessende  Erfindungsgabe  sich  mit- 
unter in  fast  zu  originellen,  beinahe  ein  wenig  gesuchten  Formen  zu  doku- 
mentieren.    Doch  wer  wollte  darum  mit    ihr  rechten^    wo   die  Vorzüge  ihrer 


68 


Ms.  G.  Kaesebier,  New -York. 


„The  Black  Fox" 


69 


Bilder  so  überwiegend  und  augenfällig  sind !  Es  ist  überraschend,  wie  ver- 
schieden, je  nach  den  Sujets,  wie  wenig  über  einen  Leisten  geschlagen  ihre 
Bilder  sind.  Wie  zart,  in  wie  duftigen  Tönen  ist  das  Bildnis  des  am  Fenster 
sitzenden  jungen  Mädchens  gehalten!  Es  liegt  etwas  Keusches  in  Ton  und 
Haltung  über  diesem  Bilde,  das  auch  technisch  in  der  Art,  wie  die  vors 
Fenster  gezogene,  diskret  gemusterte  Gardine  anscheinend  in  Verbindung  mit 
einem  kräftigen  Reflex  zum  Ausgleich  der  Kontraste  benutzt  wurde,  als  ein 
Meisterstück  angesprochen  werden  muss.  Und  wie  prachtvoll  kräftig  im 
Gegensatz  zu  diesem  zarten  Mädchenbilde  ist  der  Apache  gegeben,  mit  welch 
saftvollen  Kontrasten,  welcher  prägnanten,  die  Charakteristik  der  Züge  scharf 
herausarbeitenden  Beleuchtung!  —  Unsere  Gravüre  gibt  eine  Ahnung  davon, 
wie  vortrefflich  Mrs.  Kaesebier  mit  Kindern,  diesen  schwierigen  Objekten 
der  Photographie,  umzugehen  versteht.  Alles  in  allem  müssen  wir  dieser 
Künstlerin  des  modernen  Lichtbildnisses  einen  ersten  Platz  unter  ihren 
Kollegen  einräumen,  und  angesichts  ihrer  vielseitigen,  trefflichen  Leistungen 
verstehen  wir  es,  wenn  der  Amerikaner  sie  in  nationalem  Enthusiasmus  zum 
jbest  Portrait- photographer  in  the  world*   erhebt.  — 

Miss  Mathilde  Weil  tritt  als  Berufsphotographin  in  Philadelphia  für  die 
Ziele  der  neuen  künstlerischen  Bildnisphotographie  ein,  und  schon  die  eine 
Probe,  die  wir  heute  von  ihrem  Schaffen  geben  können,  kennzeichnet  deutlich 
ihre  selbständige  Eigenart.  Ebenso  gibt  Erna  Spencer,  Newark,  in  ihrem 
»Kind  mit  Apfel  €   ein  äusserst  glücklich  und  originell  aufgefasstes   Kinderbild. 

F.  L. 


Der  Pigmentdruck  und  die  Dreifarbenphotographie. 

Im  »British  Journal«  äussert  sich  ein  Pigment-Fachmann  über  die  Ver- 
wendung des  Pigmentdrucks  in  seiner  üblichen  Ausführung  für  die  Zwecke 
der  Dreifarbenphotographie  wie  folgt: 

Es  ist  oft  in  meiner  Gegenwart  gesagt  worden,  dass  der  Pigmentdruck 
nächst  den  photomechanischen  Methoden  der  beste  Weg  dir  die  Erzeugung 
von  Photographien  in  natürlichen  Farben  sei.  Andererseits  ist  auch  aus- 
gedrückt worden,  dass  die  Fabrikanten  von  Materialien  für  den  Pigmentdruck 
nicht  die  entsprechenden  Farben  für  diesen  Prozess  in  den  Handel  bringen. 
Es  war,  wenn  ich  nicht  irre,  zuerst  Ducos  du  Hauron,  welcher  die  Be- 
nutzung des  Pigmentprozesses  für  die  Herstellung  von  Bildern  nach  dem 
Dreifarbenprinzip  vorschlug. 

Ist  nun  dieser  Prozess  wirklich  der  beste  Weg  zum  Ziel?  —  Erfahrene 
Pigmentdrucker,  einige  wenigstens,  haben  eine  negative  Meinung.  Wir 
wollen    jetzt    den  Gegenstand    vom    praktischen  Standpunkte  aus  betrachten. 

Die  für  den  Dreifarbenprozcss  benutzten  Pigmente  müssen  transparent 
und  die  Farben  selbst  genau  abgestimmt  sein,  ferner  dürfen  sie  durch 
den  Sensibilisicrungsstoff,  das  Kaliumbichromat,  nicht  verändert  werden,  auch 


70 


Ml  l  I  Kil.l   N«.»  N       \l. 


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•.  ri   ii.i  '*in    nacli    dtni 

\  •  .,   /iirr   /:l1;    —    I'j'f.ihrenL: 

<■'..*■'•    :'•.'      nr';«tiVv!      Mtiliun^         Wif 

.'■,^!    {■•      *    .  '.' .<    ^huivijivjiikto  auh  betrachten. 

•  .   •  .1'       •«  n    l  .  j^rntt:    nuisscn  traiKsi>arciU 

\\\}A     i.  •  !       •  I  i-:     »..   '  -'.ri  •.»•     -»•11.     fcMKT    dürfen     -.ic    durch 

<lv'[i  s^i-  •    ••    -'.i>  !>.*'»'   :.•  1'  .:i   i      nr'ht   verändert  werden,   auch 


I 


^^^^TRUDE  KAESEBIER 
tW^  YORK     o    o    o    o    o 


BILDNIS    o    o 
DER  MRS.  K. 


rii(»nK;RAPmsr»K 

MITTKII.LXÜEN     XL 


Ms.  G.  Kaesebier,   New- York. 


Mrs.  E. 


sollen  sie  nicht  eine 
Löslichkeit  der 

Chromgelatine  be- 
wirken. Des  wei- 
teren ist  in  Betracht 
zu  ziehen,  dass  in 
dem  Pigmentbild 
die  grünlich  gelbe 
Chromverbindung, 
welche  hierin  doch 
existiert,  die  Origi- 
nalfarbe des  Pig- 
ments bis  zu  einem 
gewissen  Grade  be- 
einflusst.  Setzen 
wir  nun  voraus, 
dass  diese  Schwie- 
rigkeiten in  genü- 
gender Weise  ge- 
hoben sind ,  so 
treten  bei  der 
praktischen  Aus- 
führung des  Drei- 
farbenprozesses 
weitere  Punkte  ent- 
gegen. 

Genaues  Über- 
einanderlegen der 
drei  Einzeldrucke 
ist  eine  Hauptbe- 
dingung. Wird  nun 
ein  Pigmentdruck  in 
kaltes  Wasser  ge- 
taucht, bevor  er 
auf  seine  biegsame 
oder  starre  provi- 
sorische Unterlage 
gebracht  wird,  so 
dehnt  sich  Papier 
und  Gelatineschicht 
aus ,  entsprechend 
der  Länge  der  Zeit 
des  Eintauchens ; 
das    Papier    dehnt 


71 


sich  jedoch  hierbei  nach  der  einen  Richtung  stärker  aus  als  nach  der  anderen, 
und  will  es  mir  daher  scheinen,  dass  ein  genaues  Übereinandertreffen  der 
Konturen  der  drei  gefärbten  Bilder  ein  klein  wenig  Schwierigkeit  machen 
sollte. 

Nehmen  wir  an,  dass  auch  diese  Schwierigkeit  überwunden  ist,  so  stellt  sich 
eine  zweite  Bedingung  ein:  Bei  der  Entwicklung  hat  es  der  Operateur  in  der 
Hand,  die  Bilder  durch  längere  oder  kürzere  Behandlung  weniger  oder  mehr 
kräftig  zu  halten.  Hier  müssen  nun  alle  drei  Bilder  bis  genau  zu  derselben 
Tiefe  entwickelt  werden,  sobald  die  eine  oder  andere  Farbe  vorherrscht,  so 
resultiert  keine  Photographie  in  »natürlichen  Farben t. 

Bei  der  Methode  von  Sanger  Shepherd*)  ist  die  Gelatine  auf  einer 
starren  Unterlage  ausgebreitet,  und  unter  diesen  Bedingungen  findet  bei  der 
Entwicklung  keine  Änderung  in  der  Ausdehnung  statt;  sie  zeigen  am  Schluss 
der  Operationen  dieselbe  Grösse  wie  vorher.  Die  Gelatinefilms  werden  hier 
in  gewissen  Lösungen  gefärbt,  bis  sie  die  erforderliche,  einander  entsprechende 
Farbstärke  zeigen.  Stimmt  die  Farbstärke  bei  einem  Film  nicht  genau,  so 
kann  sie  leicht  nachträglich  geschwächt  oder  verstärkt  werden. 

Zieht  man  alle  diese  Vorteile  des  letzteren  Dreifarbenprozesses  in  Betracht, 
so  steht  es  wohl  sehr  in  Frage,  ob  der  Pigmentprozess,  vorausgesetzt,  dass 
seine  Farben  richtig  sind,  irgend  welche  praktischen  Vorteile  vor  den 
existierenden  Arbeitsmethoden  bietet. 


Das  Trioxymethylen  und  seine  Anwendungen  in  der 

Photograpliie. 

Von  Gebrüder  Lumi^re  und  Seyewetz. 
A.  Über  die  Löslichkeit  des  Trioxymethylens  in  NatriumsuHitldsungen. 

I.  Das  Trioxymethylen*)  würde  hinsichtlich  seiner  geringen  Flüchtigkeit  und  der 
Beständigkeit  seiner  Zusammensetzung  ein  bequemes  Mittel  sein,  um  Formaldehyd 
herzustellen  und  zu  benutzen,  wenn  man  es  in  Wasser  lösen  könnte. 

Der  Formaldehyd  wird  im  Handel  bekanntlich  nur  in  Form  wässeriger  Lösungen 
geliefert,  und  werden  selbige  von  den  Fabrikanten  mit  den  mannigfaltigen  Bezeich- 
nungen belegt.')  Diese  Formaldehydlösungen  enthalten  oft  verschiedene  Beimen- 
gungen, wie  Methylalkohol,  Ameisensäure  etc.,  was  den  Gebrauch  in  vielen  Fällen 
unsicher  macht,  namentlich  in  der  Photographie. 

Beim  Studium  der  Löslichkeit  des  Trioxymethylens  in  verschiedenen  Salz- 
lösungen haben  wir  beobachtet,  dass  diese  Verbindung  ausser  in  Lösungen  von 
kaustischen  Alkalien,  Alkalikarbonaten,  dreibasischem  Natriumphosphat,  auch  in 
Natriumsulfit  in  sehr  beträchtlichen  Verhältnissen  löslich  ist. 


1)  Eine  Beschreibung    des    Sanger  Shephcrd sehen   Farbenprozesses   haben    wir   im  Jahr- 
gang 1901,  Seite  6  gebracht. 

2)  Von  der  Formel  (HCHO).i 

3)  Sehr  bekannt  ist  z.  B.  das  Scheringsche  Produkt   „Formalin.     —  Red. 


Mathilde  Weil,  Philadelphia. 


Lenore. 


73 


Die    mit    den  Alkalien    oder    ihren  Ersatzmitteln    heriie-t<  Ilu  m   Lnsuni£<i;    '  <  t 
infolge  ihrer  ätzenden  Eii^ensrliaften  wenig  Interesse.    Das  mit   |r«ii  .  h  nicht   \ 
Lösungen,  welche  mit  Natriumsulfit  her;^estellt  wurden,   ihn    Iirrnschaftcn   - 
analog  denen  der  wässerigen  Formaldehydlösuugcn  zu  sein. 

Die  Lösungsfähigkeit    in  Wasser    kann    man   dem  TrioxNnv.nhylen  dadn.< 
leihen,    dass    man    es    in    pulverisiertem  Zustande    mit  Natrium-Sulfit    mis<  i.; 
geringe  Quantitäten    von   Natriumsulfit  sind  schon  imstande,    «.Tusse  Quantr  .  • 
Trioxymethylen  zu  lösen. 

Wir  haben  die  Löslichkeit  des  Trioxymethylens  in  Natriumsulfitlosui. . 
verschiedenen  Konzentrationen  bestimmt,  ebenso  die  LösUchkeit  von  Misrhr- 
variablen  Verhältnissen  von  Trioxymethylen  und  schwefligsaurem  Alkali. 

IL    Es    wurden    zunächst   5-,   10-,    15-,  20-,  25-  und  28prozentige  Lösun.  - 
Natriumsulfit  in  Wass»er  hergestellt    und    hierin  die  Lö-!iclikeit  des  Trioxym«'. 
bestimmt.     Die  gefundenen  Resultate  waren  folgende: 

Menge  des  wasserfreien  Gewicht  des  gelösten 

Natriumsulfits  Trioxymethylens 

gelöst  in  100  cun  Wasser  in   100  ccm  Lösung 

5  g  22  g 

10  »  24  „ 

20  „  26  „ 

25  ^  27  „ 
28  „   (hei  20''  g(^^ättlgte  Lösung)      27  „ 

^  «Ml    einem    anderen  Teil    wurden  Mischungen    in    variablen  Verhältnissen 
l  riox' niethylen    und    Natriumsulfit    genommen    und    ihre  Löslichkeit  in  Wa^-cr 
-tin'Mji. 

f  ^  <*r,-;,bpn  sich  hierbei  folt;ende  Daten: 

(Siehe  Taheüp  S.  75.) 

!"«••    M'^tliunu    besitzt    also    ein  Löslichkeits-Maximum,    wenn   sie    in   loc  Tf 

•  ».•'t,,}\i    /j^^'   \.*rnum.">ulflt   (wasserfrei)  und  30^^^  Trioxymethylen  enthält. 

\\.'    'trjbt-n  ferner  untersucht,  ob  das  Trioxymethylen  und  das  Alkalisulfit  up 
-'  !•  c,nr  feste,  bestimmte  Verbindung  eingehen,  oder  ob  dies  letzte  Reagens  einf. 
.   ••  ^  »••:>■  In  inerisation  des  Trioxymethylen  hervorruft. 

l»:c    lai-a.  he,    dass    die  Lö^-lir-hkeit    in  Wasser    nicht  proportional    der  gelü- ^ 

•  i..'':ti..  M_f    i'i,    /'"im    schon    arv,    dass    es    sich  wahrscheinhch    nicht  um  eine  \- 
'  .   .  '.1.    '-;'ul(»lt.    Ausserdem  liefert  die  Verdampfung  der  Lösungen  kein  bestimn» 
•••♦in-    4.    u.ts    uiNprnngüche  .Sulfit    -««hlägt    sich   nieder    und   hält  hierbei  ein  wi 
!m)i  pn;«ic!5N(l  /um«  k,  welches  man  durch  Erwärmen  auf  dem  Wasserbade  fast  v« 
ständig   xcriaiicM   kann. 

l.'in  un^  7.\\  versichern,  dass  es  sich  um  eine  einfache  Depolymerisation  hamif 
l«,iL>cn  wir  ejnri  f»its  100  Ci/u  emer  i2prozenti£:en  Lösung  einer  Mischung  von  q^ 
1  ^'•|^  vmethylen  und  5  ^''  Sulfit  eiiiiicdainpft,  andererseits  eine  Menge  entsi)re(^}tc 
i-^X  rrioxynietljylfMi  susj)endiert  m  looo  ccm  Wasser.  Die  erste  Lösung  uah  .. 
Kiicksiand  nur  <  ine  Spur  von  FornialdehNd  und  das  Gewicht  des  angewandten  wa^^t 
'ic.*':  Suitii'^,  wahrend  bei  de;n  zweiten  Versuch  3  ^»^  trockenes  Trioxyinetf.\ .. 
••#     ••!•  •     >v\\ 

•il,    !»(■    i)|>ii:on  Resultate    zrJL'en,    dass  man,    um   die   möglichst  grösste   M»  ••. 
'         ^\'\' '\\\Wn  in  Xatriumsultit  zu  l<'>sen,  keinen  Vorteil  bei  Gebrauch  von  Lö«»ii' 
M.   V.  ♦•!.  I»c   nichr  aN  20  ^i^  Salz  auf   \oo  ccm  Wasser  enthalten. 


74 


rERTRUDE  KAESEBIER 
t\Y  YORK     o    o    o    o 


JULIA" 


PHOTOGKAPinstllK 
MITTEILINCJKX      XI. 


100  Teile  Mischung  enthielten 


K? 

Natriumsulfit 

99  CCM  1 

Vioxyi 

(wasserfrei) 

3. 

. 

97 

m 

5  . 

•1 

95 

1» 

10. 

. 

90 

. 

15  , 

. 

85 

n 

20. 

1» 

80 

. 

30  . 

. 

70 

„ 

40. 

. 

60 

" 

50. 

. 

50 

. 

60. 

. 

40 

tf 

70  . 

. 

30 

„ 

75. 

„ 

25 

m 

80. 

. 

20 

„ 

85  . 

. 

15 

. 

90. 

. 

10 

n 

95  „ 

,, 

5 

„ 

Mischungsgewichte,  welche  in   100  tcm  Wasser 
gelöst  sein  können 


1^ 

5  . 
15  . 
18  . 
22  . 
27  . 
35  . 
42  . 
54  . 

73  . 
76  . 

74  „ 
60  „ 
48  . 
40  . 
35. 


Sulfit- 
Prozent- 
gebalt 
in  der 
Lösung 

0,01 

0,15 

0,75 

1,8 

3,30 

5.4 

10,50 

16,8 

27 

43,8 

53,2 

55.5 

48 

48,8 

36 

33,25 


Trioxy- 
I     methylen- 
I      Prozent- 
I      gehalt  in 

I  der  Lösung 

_l 

I  0,99 

I 

I  4,85 

I  14,25 

'  16,2 

I  18,70 

I  21,6 

I         24,50 

25,2 

!         27 

29,2 

22,8 

18,5 

I  12 

7,2 

4 

1,75 


Die  Mischungen  von  Trioxymelhylen  und  Natriumsulfit  sind  um  so  löslicher  in 
Wasser,  je  mehr  Natriumsulfit  sie  besitzen  und  zwar  bis  zu  einem  Gehalte  von  70  ^^ 
Sulfit  und  30^  Trioxymethylen.  Bei  weiterer  Steigerung  der  Sulfitmenge  nimmt 
die  Löslichkeit  ab. 

Wenn  man  die  Molekulargewichte  des  Trioxymethylens  und  des  Natriumsulfits 
in  Rechnung  zieht,  so  findet  man,  dass  die  Verhältnisse  fast  entsprechen:  i  Molekül 
Natriumsulfit  und  2  Molekülen  Formaldehyd  =  Na,  SO,  +  2  (CH^O). 

Es  ist  möglich,  dass  diese  Verbindung  des  Formaldehyds  mit  dem  Natrium - 
Sulfit  nur  in  Lösung  existiert  und  nicht  isoliert  werden  kann,  infolge  ihrer  Un- 
beständigkeit. 

Die  Unterschiede,  welche  zwischen  der  Löslichkeit  des  Trioxymethylens  in  den 
Sulfitlösungen  und  der  Löslichkeit  der  Mischungen  von  Trioxymethylen  und  Natrium - 
Sulfit  zu  existieren  scheinen,  sind  in  Wirklichkeit  nicht  vorhanden.  Bei  der  Be- 
rechnung der  Menge  des  Trioxymethylens,  welche  sich  in  100  ccm  der  Lösung  löst, 
sieht  man,  dass  sie  nicht  über  26  bis  27  ^  hinausgeht,  das  Löslichkeits  -  Maximum, 
welches  für  das  Trioxymethylen  in  Sulfitlösungen  gefunden  wurde. 

Die  Mischung,  welche  in  ein  bestimmtes  Volumen  Wasser  die  grösste  Mence 
Trioxymethylen  einzuführen  gestattet,  ist  diejenige,  welche  40^  letzterer  Substanz 
auf  60^  Natriumsulfit  (wasserfrei)  enthält. 

Wir  bemerken  schHesslich  noch,  dass  die  Gegenwart  von  Trioxymethylen  die 
Löslichkeit  des  wasserfreien  Sulfits  in  Wasser  wesentlich   erhöht.     In   der  Tat  kann 


1.  IJI.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


10 


75 


man  mit  ca.  25  ^  Trioxymethylen  auf  loo  ccm  Lösung  beinahe  doppelt  so  viel  Sulfit 
als  die  normale  Menge  ist  (55^  anstatt  25^  bei  150),  lösen. 

Das  Löslichkeits- Maximum  des  wasserfreien  Natriumsulfits  erscheint  also  er- 
reicht, sobald  zwei  Moleküle  depolymerisiertes  Trioxymethylen  mit  einem  Molekül 
Natriumsulfit  (wasserfrei)  zusammentreten. 

B.    Gebrauch  des  Trloxymethylens  als  Ersatz  der  Alkalien  in  der 

Entwicklung. 

I.  Zunächst  haben  wir  versucht,  das  im  Handel  käufliche  Trioxymethylen  zu 
benutzen,  indem  wir  dieses  an  Stelle  der  kaustischen  Alkalien  und  der  Karbonate 
in  die  verschiedenen  Entwickler  einführten. 

Wir  haben  hierbei  konstatiert,  dass,  um  ein  Schleiern  der  Bilder  zu  verhüten, 
es  erforderlich  ist,  sehr  geringe  Mengen  von  Trioxymethylen  zu  nehmen  (bei 
Hydrochinon  ist  z.B.  ungefähr  100 mal  weniger  als  Alkalikarbonat  schon  ausreichend, 
um  dieselben  Effekte  zu  erzielen). 

In  Hinsicht  auf  diese  Wirkung  einer  so  schwachen  Dosis  muss  das  Abwägen 
mit  sehr  grosser  Genauigkeit  erfolgen.  Um  diese  Unbequemlichkeit  zu  vermeiden, 
zogen  wir  vor,  das  Produkt  mit  Natriumsulfit  (wasserfrei)  zu  mischen,  und  zwar  in  den 
Verhältnissen,  welche  gemeinschaftlich  das  Alkali  und  das  Natriumsulfit  zuzusetzen  ge- 
statten. 

Die  Mischung,  welche  uns  den  Bedingungen  der  Praxis  am  besten  zu  entsprechen 
scheint,  enthält  3  g  Trioxymethylen  auf  100  ^  Natriumsulfit  (wasserfrei).  Eine  solche 
Mischung  ist  unter  dem  Namen  „Formosulfit"  im  Handel  zu  haben. 

Es  folgen  nun  die  Zusammenstellungen  für  die  hauptsächlichsten  Entwickler, 
wie  sie  nach  unseren  Versuchen  die  besten  Resultate  ergeben  haben: 

1.  Pyrogallus -Entwickler: 

Wasser 100^ 

Formosulfit^) g  „ 

Pyrogallussäure i  „ 

2.  Hydrochinon-Entwickler: 

Wasser 100^ 

Formosulfit 9  „ 

Hydrochinon i  „ 

3.  Paramidophenol-Entwickler: 

Wasser 100^ 

Formosulfit 14  „ 

Paramidophenol i  „ 

4.  Metol-Entwickler: 

Wasser 100^ 

Formosulfit 9  „ 

Metol I  „ 

5.  Metol-Hydrochinon-Ent Wickler: 

Wasser 100    ^ 

Formosulfh 8     „ 

Metol 0,5  „ 

Hvdrochinon i      „ 


1)    Mischung    von    100  ^  Natriumsulfit    und    3  ^  Trioxymethylen    mit    einer    kleinen    Menge 
Bromkali. 


76 


6.  Hydramin-Entwickler'); 

Wasser loo    ^ 

Formosulfit 5     „ 

Hydramin o,5  » 

loprozentige  Bromkali-Lösung      ....         i     ccm 

7.  Eikonogen-Entwickler: 

Wasser 100    g 

Formosulfit 9      „ 

Eikonogen 1,5  „ 

8.  Brenzcatechin-Entwickler: 

Wasser 100  g 

Formosulfit 14  „ 

Brenzcatechin i  „ 

Bei  eventuellen  Überexpositionen  fügt  man  den  angegebenen  Lösungen,  welche 
mit  den  bekannten  normalen  Entwicklern  korrespondieren,  die  üblichen  Mengen 
Bromkali-Lösung  zu. 

Ferner  kann  man  auch  in  gewissen  Fällen  (z.  B.  bei  der  Pyrogallussäure)  nur 
einen  Teil  des  Formosulfits  in  die  normale  Entwickler-Zusammensetzung  einführen 
und  den  Rest  nach  Massgabe  der  Entwicklung  des  Bildes  zusetzen.  Es  lässt  sich 
so  die  Energie  des  Entwicklers  herabdrücken,  was  für  Überexpositionen  in  Betracht 
kommt. 

Umgekehrt  kann  man  die  Menge  des  Formosulfits  in  den  Entwicklern  erhöhen, 
wo  sonst  die  Zufügung  eines  Übenchusses  von  Alkali  zur  Verbesserung  unter- 
exponierter  Bilder  am  Platze  wäre. 

Infolge  der  grossen  Löslichkeit  des  Formosulfits  in  Wasser  kann  man  sich  auch 
eine  konzentrierte  Vorratslösung  herstellen  (man  löse  zu  diesem  Zweck  2A  g  in 
100  ccm  Wasser).  Man  fügt  in  diesem  Falle  dem  Entwickler  das  entsprechende 
Volumen  dieser  Lösung  zu  und  vermindert  um  dieses  Volumen  die  Quantität  des 
Wassers  beim  Ansetzen  des  normalen  Entwicklers. 

IL  Wir  haben  nun  versucht  zu  erklären,  in  welcher  Weise  das  Trioxymethylen 
in  Gegenwart  von  Natriumsulfit  die  Rolle  des  Alkalis  spielen  kann. 

In  unserer  früheren  Arbeit  über  den  Gebrauch  der  Aldehyde  und  Ketone  als 
Ersatzmittel  der  Alkalien*)  hatten  wir  eine  Hypothese  aufgestellt;  wir  dachten,  dass 
hier  vielleicht  die  Tendenz  der  Aldehyde  und  Ketone,  Bisulfitverbindungen  zu 
bilden,  zu  berücksichtigen  ist,  dass  das  Alkali  frei  ist,  sobald  man  eine  Aldehyd- 
oder Ketonverbindung  zu  einem  Phenolentwickler  mit  Alkalisulfit  bringt. 

Es  ist  in  der  Tat  möglich,  dass  der  Körper  von  PhenoUFunktion  die  Rolle  einer 
wirklichen  Säure  gegenüber  dem  Natriumsulfit  spielt;  es  kann  sich  dann  ein  Alkali- 
phenolat  bilden,  und  das  Bisulfit,  welches  so  entsteht,  kann  sich  mit  der  entsprechen- 
den Menge  Aldehyd  oder  Aceton  verbinden. 

Die  folgende  Gleichung  steUt  uns  z.  B.  den  Reaktionsverlauf  mit  Hydro- 
chinon  dar: 

CeH^  (OH),  +  2Na,S0,  -f  2HCHO  =  C^H^  (ONa),  h  2(NaHSO,  -HCOH) 
Hydrochinon     Natriumsulfit  Formaldehyd  Bisulfit- Aldehyd  Verbindung 

Eine  Tatsache  scheint  dennoch  mit  dieser  Hypothese  in  dem  Falle  des  Trioxy- 
raethylens    in  Widerspruch    zu    stehen,    das   ist  die  Möglichkeit,    diese  Substanz  mit 

1)  Eine  Kombination  von  Hydrochinon  und  Paraphenylendiamin.  Siehe  Phot.  Mittcil.  1899, 
Seite  119. 

2)  Siehe  Phot.  Mitteil.  XXXIV,  1897,  Seite  15.' 


77 


Alkali   in  einem  Entwickler  von  basischer  Eigenschaft   zu  substituieren.     SeUt  man 

/NH,(,) 
zu  Paraphenylendiamm  =C,H.'^  Natriumsulfit  und Trioxymethvlen,  so  reagien 

\nh,(,) 

es  in  einem  viel  stärkeren  Masse  als  bei  Abwesenheit  der  letzteren  Verbindung, 
Um  diese  Reaktion  zu  erklären,  kann  man  annehmen,  dass  das  stark  basische  Para- 
phenylendiamin  die  ersten  Spuren  von  Bromwasserstoff,  welche  bei  der  Entwicklung 
des  latenten  Bildes  entstehen,  aufnimmt.  Sobald  sich  ein  wenig  Bromhydrat  des 
Paraphenylendiamins  bildet,  wird  die  bereits  begonnene  Entwicklung  etwas  gehemmt; 
das  Natriumsulfit  zersetzt  dann  das  Bromhydrat  und  regeneriert  das  Paraphenylen- 
diamin,  zugleich  bildet  sich  Natriumbisulf  it.  Die  saure  Reaktion  des  letzteren  hindert 
die  weitere  Entwicklung,  aber  in  Gegenwart  von  Trioxymethylen  wird  das  Natrium- 
bisulfit  für  die  Bildung  der  Bisulfitverbindung  verbraucht,  und  die  Entwicklung  kann 
fortschreiten. 

(Schluss  folgt.) 


Über  das  »Heliar«. 

Von  Florence. 

Die  ausserordentlichen  Fortschritte,  die  die  photographische  Optik  nach  Einführung 
des  „Jena-Glasverfahrens"  erfahren  hat,  haben  sich  bekanntlich  in  der  Praxis  durch 
eine  ganze  Anzahl  neuer  Objektivkonstruktionen  hinlänglich  bemerkbar  gemacht.  Eine 
Anzahl  dieser  neuen  Objektive  sind  durch  ihre  vorzüglichen  Eigenschaften  einer  fast 
universellen  Anwendung  fähig,  und  entstand  hierdurch  dem  alten  Porträt- Objektiv, 
welches  nur  durch  seine  grosse  Lichtstärke  sich  noch  einigermassen  behaupten  konnte, 
eine  sehr  starke  Konkurrenz.  Da  indessen  dem  Porträtphotographen  immer  noch 
das  sogenannte  Porträtobjektiv  am  meisten  zusagte,  so  erschien  es  für  die  Optiker 
als  eine  Pflicht,  dem  Fachmann  an  Stelle  des  veralteten,  weniger  leistungsfähigen 
Instrumentes  ein  von  den  bekannten  Fehlern  freies  Objektiv  mit  höchstmöglicher 
Lichtstärke  zu  verschaffen. 

Unter  den  in  Betracht  kommenden  neueren  Konstruktionen  führt  sich  nunmehr 
als  Neuheit  das  von  H.  Harting  konstruierte,  von  der  Firma  Voigtländer  &Sohn, 
A.-G.,  Braunschweig  hergestellte  „Heliar"  ein. 

Bezüglich  des  Konstruktionstypus  unterscheidet  sich  das  neue  Objektiv  sehr 
wesentlich  von  allen  im  Handel,  befindlichen,  indem  es  weder  zu  den  symmetrischen 
oder  unsymmetrischen  Anastigmaten ,  noch  zu  dem  Triple-Anastigmat-Typus  gezählt 
werden  kann,  sondern  vielmehr  ein  neues,  ausserordentlich  verbessertes  Triplet  mit 
dem  Öffnungsverhältnis  von  f  .•  4,5  für  alle  Brennweiten  repräsentiert.  Von  dem 
Triple  Anastigmat  und  dem  sogenannten  Porträts  Anastigmat  derselben  Firma  unter- 
scheidet es  sich  dadurch,  dass  die  Vorder-  und  Hinterlinse  nicht  einfache  positive, 
sondern  verkittete  Linsen  sind,  und  dass  die  mittlere  Linse,  eine  einfache  negative 
Linse,  von  beiden  gleich  weit  entfernt  ist,  sich  also  in  der  sogenannten  Blendenebene 
befindet.  Die  Blende  hat  infolgedessen  ihren  Platz  zwischen  der  mittleren  und  hin- 
teren Linse  gefunden.  Dieses  Arrangement  erweist  sich  als  ausserordentlich  geeignet, 
indem  es  bei  einem  grossen  Öffnungsverhältnis  die  Beseitigung  des  Astigmatismus 
und  der  sphärischen  Aberration,  sowie  der  Coma  bei  jeder  beliebigen  Brennweite 
ohne  irgend  welche  Änderung  gestattet.  Es  ist  daher  bei  dem  „Heliar*  das  Öffnungs- 
verhähnis  bei  allen  Brennweiten  das  gleiche,  nämlich  f :  4,5. 


78 


Das  Bildfeld  ist  dementsprechend  sehr  eben,  und  der  Astigmatismus  ist  praktisch 
innerhalb  der  gegebenen  Grenzen  ganz  beseitigt,  so  dass  nicht  nur  eine  allgemeine 
gute  Schärfe  bis  in  die  Ecken  resultiert,  sondern  auch  trotz  des  grossen  Öffnungs- 
verhältnisses die  Tiefenschärfe  beachtenswert  ist,  indem  sie  nicht  durch  weniger 
scharfe  Zonen  beeinträchtigt  wird.  Einen  besonderen  Wert  hat  man  auf  die  Entfernung 
des  unter  dem  Namen  „Coma**  bekannten  Abbildungsfehlers  gelegt.  Die  ist  um  so 
bemerkenswerter,  als  die  „Coma**  sich  bei  grösseren  Öffnungsverhältnissen  besonders 
bemerkbar  macht  und,  wenn  vorhanden,  trotz  anastigmatischer  Korrektion  die  Brillanz 
des  Bildes  erheblich  beeinträchtigen  kann.  Die  Orthoskopie  ist,  wie  sich  nach  dem 
Konstruktionstypus  von  vornherein  erwarten  lässt,  eine  korrekte,  was  sowohl  für  die 
direkte  Aufnahme,  namentlich  aber  für  Projektionen  sehr  in  Betracht  kommt.  Des- 
gleichen ist  die  chromatische  Korrektion  eine  den  sonstigen  Eigenschaften  des  Objektives 
angepasste,  so  dass  die  im  Negativ  zu  erzielende  Schärfe  mit  der  bei  der  Einstellung 
zu  erhaltenden  übereinstimmt. 

Das  grosse  Öffnungsverhältnis  bedingt  selbstverständlich  entsprechend  grosse 
Linsen,  und  da  es  sich  beim  „Heliar"  doch  immer  um  fünf  Einzellinsen  handelt, 
so  ist  man  geneigt,  anzunehmen,  dass  das  Objektiv  auch  seinem  Volumen  entsprechend 
schwer  sein  müsse.  Das  ist  aber  nicht  der  Fall,  indem  einerseits  die  Linsen  ziemlich 
dann  und  nicht  wesentlich  sind,  als  die  nutzbare  Öffnung  es  erfordert.  Anderseits 
ist  die  Fassung  nicht  aus  Messing,  sondern  aus  dem  wunderbar  leichten  Magnalium 
hergestellt. 

Die  Fassung  ist  elegant  und  zudem  ganz  eigenartig  nach  einem  neuen 
Prinzip  konstruiert.  Über  dem  in  gewöhnlicher  Weise,  aber  ohne  Sonnenblende 
hergestellten  Objektivkörper  befindet  sich  ein  aus  gleichem  Material  hergestellter 
Mantel,  der  sich  vom  flanschenartig  erweitert  und  dadurch  die  allgemein  übliche  Form 
der  Sonnenblende  bildet.  Dieser  Mantel  ist  drehbar,  durch  einen  kleinen  Hebel 
feststellbar  und  so  mit  der  Irisblende  verbunden,  dass  diese  durch  Drehung  des 
Mantels  in  entsprechende  Funktion  tritt.  Der  Grad  der  Abbiendung  wird  hierbei 
leicht  an  einem  schwarzen  Ring  abgelesen,  welcher  sich  als  Fassung  um  die  vordere 
Linse  zieht. 

Die  kleinen  zu  Handcameraaufnahmen  zu  benutzenden  Nummern  der  „Heliare" 
(auch  in  der  bekannten  Spezial-Detektivfassung  mit  Einsteilvorrichtung  erhältlich) 
können  auch  mit  grösstem  Vorteil  zu  kinematographischen  Aufnahmen,  zu  Projektions- 
und  Vergrösserungszwecken  dienen.  Namentlich  bei  letzterem  Verfahren  wird  die 
grosse  Lichtstärke  sehr  angenehm  sein,  indem  sie  gestattet,  auch  ohne  allzulange 
Expositionszeiten  mit  weniger  empfindlichem  Papier  arbeiten  zu  können. 


iQeine  Mitteilimgen. 

Verbesserung  im  Kopierprozess  mit  k&uflicliem  Gummipapier. 

Von  der  Gummipapier-Fabrik  Höchheimer  &  Co. -Feldkirchen  wird  für  die 
Scnsibilisation  ein  neues  Chrombad-Rezept  veröffentlicht,  welches  die  Verarbeitung 
des  Papiers  wesentlich  vorteilhafter  gestaltet.  Diese  Methode  hat  femer  noch  den 
Vorzug,  dass  die  Bildschicht  geschlossener  wird  und  das  chromierte  Papier,  wenn 
sorgfältig  verpackt,  in  einer  Chlorcalciumbüchse  aufbewahrt,  sich  14  Tage  sehr 
gut  hält. 


79 


Das  Chrombad  wird  wie  folgt  angesetzt:  In  i  Liter  destilliertem  Wasser  löst 
man  50  ^^  Kaliumbichromat,  hierauf  werden  20  g  chlorsaures  Kali  (pulverisiert 
chemisch  rein)  darin  gelöst.  Letzteres  muss  kalt  geschehen.  Die  Temperatur  beim 
Chromieren  sei  7 — 8°  R. 

Das  Entwicklungsgemisch  hat  nachstehende  Zusammensetzung:  Zu  je  i  Liter 
Wasser  werden  10  g  Holzmehl  und  i  g  chemisch  reine  Pottasche  gefügt.  Will  man 
für  spezielle  Zwecke  weniger  kräftige  Tiefen  im  Bild  haben,  so  nehme  man  iV«  bis 
2  g  Pottasche  pro  Liter  Wasser.  Die  Entwicklung  verläuft  selbst  bei  weniger  rasch 
getrocknetem  Papier  in  3—4  Minuten. 

Bereits  länger  aufbewahrtes  chromiertes  Papier  sollte  eine  kleine  Wenigkeit 
länger  exponiert  werden,  es  verarbeitet  sich  im  übrigen  ebensogut  wie  frisches. 
Diese  Vervollkommnung  des  Verfahrens  wird  dem  Höchheim ersehen  Papiere 
weitere  neue  Freunde  zuführen.  Im  übrigen  ist  zu  berücksichtigen,  dass  uns  viel- 
leicht auch  die  „Katatypie'*  in  absehbarer  Zeit  neue,  vorteilhafte  Methoden  der  Ver- 
arbeitung des  Gummipapiers  bringt. 


Standentwlcklung  mit  Ortol. 

Der  Ortol-Ent Wickler  wird  für  Standentwicklung  nach  Melrose  wie  folgt  zu- 
sammengesetzt: 

Ortol 1,3  ^ 

Schwefligsaures  Natron 5      „ 

Soda 6,5  „ 

Wasser 1500      „ 

Wenn  nach  einigen  Stunden  alle  Details  erschienen  sind,  werden  die  Platten  heraus- 
genommen, abgespült  und  in  einen  Ortol -Entwickler  normaler  Zusammensetzung 
gelegt,  worin  sie  bis  zu  der  erforderlichen  Dichte  zu  Ende  entwickelt  werden. 

(Photographic  News.) 

Worels  direkte  farbige  Photographien. 

K.  Worel  sandte  uns  zwei  Proben  von  seinen  neuesten  Arbeiten  in  der 
direkten  Farbenphotographie  zu  (siehe  die  bezüglichen  Artikel  im  vorigen  Jahrgang 
dieser  Zeitschrift).  Es  lagen  eine  Aufnahme  einer  Vase  mit  Blumen  nach  der  Natur 
und  eine  Kopie  nach  einem  Farbendruck  vor.  Die  Resultate  verdienen  sicher  grosse 
Anerkennung  und  zeigen  sehr  erhebhche  Fortschritte  gegenüber  den  ersten  in  den 
Jahren  1891  und  1892  von  Worel  öffentlich  ausgestellten  Farbenbildern. 

Die  neuen  Photographien  gelangten  in  den  Februar -Sitzungen  des  Berliner 
Vereins  zur  Förderung  der  Photographie  und  des  Frankfurter  Vereins  zur  Pflege 
der  Photographie  bei  den  anwesenden  Mitgliedern  zur  Zirkulation.  Wir  bemerken 
noch,  dass  Worel  für  die  Fixierung  der  Bilder  ganz  neue  Wege  versucht  hat,  und 
werden  wir  darüber  demnächst  weitere  Details  bringen. 


Repertorium. 

Die  Umwandlung  von  Bromsiiberkopien  in  Platin. 
Von  G.  Winüirope,  Somenrille. 

(Schluss  von  Seite  65.) 

Es  ist  bekannt,  dass  die  meisten,  wenn  nicht  alle  Tonbäder  für  Bromsilberpapier 
zugleich    eine    mehr    oder    weniger    intensive  Verstärkung  des  Bildes  herbeiführen. 


80 


In  dem  vorliegenden  Fall  ist  die  Verstärkung  so  gering,  dass  die  getonte  Kopie  fast 
genau  dieselbe  Gradation  aufweist  wie  das  Originalbild. 

Eine  Lösung  nach  zuletzt  angegebener  Formel  hat  die  Eigenschaft,  in  der 
Gelatineschicht  mitunter  Flecke  zu  erzeugen.  Beim  Tonen  von  Bromchlorsilber- 
kopien mit  dieser  Lösung  fand  ich,  dass  die  Wirkung  des  Quecksilbersalzes  zu 
energisch  war,  und  anstatt  wie  bisher  den  Zusatz  von  Zitronensäure  zu  erhöhen, 
fügte  ich  etwas  loprozentige  Bromkalilösung  zu.  Dieser  Zusatz  bewirkte,  was  ich 
gewünscht  hatte,  die  nötige  Kraft  und  Klarheit  des  Bildes,  sowie  völlige  Abwesen- 
heit von  Flecken.  Für  das  früher  angeführte  Tonbad  genügt  ein  Zusatz  von  i  bis 
3  Tropfen  Bromkalilösung. 

Das  Tonbadrezept  eignet  sich  auch  gleich  vortrefflich  für  Diapositivplatten,  es  gibt 
ein  feines  Purpurschwarz;  durch  Zusatz  von  Bromkali  erhält  man  ein  kaltes  Sepia. 
Platinchlorid  ergibt  eher  kältere  als  wärmere  Töne.  Im  folgenden  finden  sich 
noch  einige  nützliche  Bemerkungen  für  den  Prozess.  Mangelt  es  einer  getonten 
Kopie  an  Tiefe,  so  wird  sie  zunächst  auf  3  Minuten  in  die  Seite  65  angegebene 
Kupfersulfatlösung  gebracht,  in  fliessendem  Wasser  eine  Minute  gewaschen  und 
dann  mit  irgend  einem  der  gebräuchlichen  Entwickler  behandelt.  Man  erhält  auf 
diese  Weise  intensive  Verstärkung,  die  Farbe  der  Schicht  ist  das  ursprüngliche 
Schwarz,  welches  sich  wieder  tonen  lässt. 

Wenn  nach  dem  Bleichen  die  Kopie  in  eine  Fixierlösung  getaucht  wird,  so  wird 
das  Silber  gelöst,  und  es  hinterbleibt  ein  helles,  sepiafarbenes  Bild  von  reinem  Platin. 
Das  Tonbad  kann  bis  zur  völligen  Erschöpfung  des  Platins  benutzt  werden;  durch 
einfache  Zufügung  von  Platinsalz  wird  die  erschöpfte  Lösung  wieder  brauchbar. 

Bezüglich  der  Haltbarkeit  der  Bilder  wurden  folgende  Versuche  angestellt.    Ein 
Druck   wurde  zur  einen  Hälfte   mit  einem  Karton  überdeckt    und  dann  das  Bild  an 
einem  Südfenster    zwei  Jahre  lang  exponiert.      Es  zeigte  sich  keine  Spur  von  Aus- 
bleichung.    Eine  andere  Kopie  wurde  mit  folgenden  Lösungen  behandelt: 
Stunde  in  5oprozentige  Ammoniaklösung;  keine  Veränderung. 

„  »50         „  Ätznatronlösung:  schwache  Aufweichung  des  Papiers. 

„         „    25         „  Salzsäure:  keine  Veränderung. 

„         »25         „  Salpetersäure:  keine  Veränderung. 

„         w    25         „         *  Schwefelsäure:  keine  Veränderung. 
„  „    25 prozentiges  Königswasser:  leichtes  Ausbleichen. 

Eine  andere  Kopie  zeigte  bei  Behandlung  in  heisser,  gesättigter  Lösung  von 
Quecksilberchlorid  keine  Veränderung. 

Nicht  zu  vergessen  ist  femer  die  Eigenschaft,  dass  die  Schicht  des  Papiers  eine 
grosse  Härte  erlangt  hat.  (Phot.  Journal.) 


Edlnol  für  Bromsilberpapiere. 

Es  ist  bekannt,  dass  sich  für  Bromsilberpapiere  nicht  alle  Entwickler  eignen, 
so  liefert  z.  B.  das  für  Platten  so  empfehlenswerte  Pyrogallol  auf  Papier  selten  rein 
graue  resp.  schwarze  Töne,  dieselben  besitzen  meist  einen  unangenehmen  Stich 
ins  Grünliche  oder  Gelbbräunliche.  Als  ein  sehr  vortrefflicher  Entwickler  für  Brom- 
silberpapiere wird  von  verschiedenen  Seiten  das  Edonol  empfohlen.  T.  Thorne 
Baker  gibt  für  Veloxpapiere  folgende  Vorschrift: 

Wasser 500  ^ 

Acctonsulfit 5  „ 

Edinol 5  „ 

Kristallisierte  Soda 30  « 


81 


Für  die  gewöhnlichen  (hochempfindlichen)  Bromsilberpapiere  ist  nachstehendes 
Rezept  : 

Wasser 500    .^ 

Acetonsulfit 7,5  „ 

Edinol 5     „ 

Kristallisierte  Soda 35     » 

loprozentige  Bromkalilösung       ....       25  Tropfen. 
Der  Acetonsulfitzusatz  ist  nicht  höher  zu  nehmen,  da  hierdurch  leicht  grünliche 
Töne  entstehen. 

Ferner    wird    für    gewöhnliche   Bromsilberpapiere   auch    ein   Entwickler  ohne 
Acetonsulfit  wie  folgt  angegeben: 

Wasser 500  g 

Natriumsulfit 40  „ 

Edinol 5  „ 

Soda 50  „ 

(Amat.  Photographer.) 


Patent-Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57a.  G.  15  946.  Vonrichtung  zum  Auslösen  eines  Objektivverschlusses  nach  Ablauf  einer  be- 
stimmten Zeit  nach  Inbetriebsetzung  der  Vorrichtung  und  zum  Schliessen  desselben  nach 
einer  einstellbaren  Belichtungszeit.     Wilhelm  Gofferj6,  MOgeln  b.  Dresden.    —    5.  8.  Ol. 

57b.  F.  16  272.  Ersatzmittel  fQr  die  ätzenden  und  kohlensauren  Alkalien  in  photographischen 
Entwicklern.  Farbwerke  vorm.  Meister,  Lucius  &  BrQning,  Höchst  a.  M.  —  6.  5.  02. 
„  „  F.  16  784.  Ersatzmittel  für  die  Alkalien  in  photographischen  Entwicklern;  Zus.  z.  Anrn. 
F.  16  272.  Farbwerke  vorm.  Meister,  Lucius  &  Brüning,  Höchst  a.  M.  —  6.  10  02. 
„  ^  S.  17  035.  Entwicklungs-  und  Tonfixierbäder.  Societe  Anonyme  des  Plaques  et  Papiers 
Photographiques  A.  Lumierc  et  ses  Fils,  Lyon-Monplai.sir ;  Vertr.:  Hugo  Pataky  und 
Wilhelm  Pataky,  BcrHn  NW.  6.  —    11.    10.  02. 

57c.  A.  8794.  Lichtundurchlflssige  Hülle  für  röhrenförmige  Lichtpausapparate.  Oscar  Asch, 
Dresden-Löbtau,  Roonstr.   16.  —  6.   12.  01. 

Erteilungen. 

57c.  138874.  Transportable  photographischc  Dunkelkammer.  Tetzncr  ik  Silber,  Erfurt.— 
3.   12.  01. 

57  a.    139  659.     Vorrichtung  zum  Auslösen  von  Objektivverschlossen  nach  einem  bestimmten  Zeit- 
raum und  zum  Offenhalten  während  vorher  einstellbarer  Zeiten.     Friedrich  Brück,  Ruhla 
i.  Thür.  —  6.  2.  02. 
„    „   139  660.     Einrichtung  an  Wechselkassctten    und  Magazincameras  zum  Füllen  und  Entleeren 
derselben  bei  Tageslicht.     Fa.  C.  P.  Goerz,  Friedenau-Berlin.  —  30.  5.  02. 

57  b.  139  555.  Verfahren  zur  Herstellung  mehrfarbiger  Lichtpausen  nach  dem  Prinzip  des  ncgro- 
graphischen  Verfahrens.     Anton  Lemberger,  Pasing.  —  30.  3.  02. 

57a.    139  794.     Kincmatograph.     George  Frederic  Hatton,  St.  Leonhards,  Engl.  — 26.  3.  Ol. 
„    n   139814.     Vorrichtung  zum  Versprcizen  des  Vorder-  u.  Hinterahmens   von  flach    zusammen- 
legbiu-en  Balg-Cameras.     Josef  Barth,  München,  Heustr.  22.  — 30.  10.  Ol. 

57  c.  139  681.  Vorrichtung  zum  allseitigen  Verschieben  und  Neigen  von  vor  dem  Objektiv  an- 
geordneten Vignettierschciben.  Georg  Kaufmann  und  Julius  Schaletzky,  Frankfurt a.  M., 
Zeil  56/64.  —  15.   12.  Ol. 

57c.  140  083.  Schwenkvorrichtung  für  photographische  Schalen.  E.  Liebold,  Gera,  Reuss, 
Prinzelpl.  18.      10.  7.02. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Verlag  von  Oustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin.  —  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin. 

82 


Elma  Stoltz,  Hamburg 


A 

Birken  und  Heide 


I.  PREIS 


Ausstellung  von  Damen-Arbeiten 
Hambui^  1903  o    o    o    o    o    o    o 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XL 


Olga  Ebertf  Hambuf^g 


II.  PREIS 


Schneelandschaft 


Elisabeth    (hoenetcoldt,  Hamhurg 


de  w  itt  er  stimm  u  ng 


\y^  -^Stellung  von   Damen-Arbeiten 
Ha   «nburg   1903  o     o     o     o     o    o    o 


PHOTOGRAPHISCHK 
MITTKILUNGKN    XI. 


Frau  Dr.  Simraonds,   Hamburg 
111.  PREIS 


Ausstellung  von  Damen -Arbeiten 

in  der  Gesellschaft  zur  Förderung  der  Amateur- 

Photographie  zu  Hamburg. 

Zweifellos  hatte  der  Vorstand  der  Hamburger  t  Gesellschaft  zur  Förderung 
der  Amateur-Photographie»  eine  sehr  zeitgemässe  Idee,  als  er  die  dem  Verein 
angehörenden  Damen  zur  selbständigen  Veranstaltung  einer  Ausstellung  an- 
regte. Es  ist  keine  Frage,  dass  die 
Frauen  für  moderne  kunstgewerbliche 
Betätigungen  ein  hervorragendes  Ge- 
schick mitbringen  und  auf  diesem  Felde 
bereits  begonnen  haben,  eine  Rolle  zu 
spielen.  Für  die  Photographie  scheint 
das  weibliche  Empfinden  besonders  prä- 
destiniert zu  sein;  wir  haben  auch  auf 
dem  Kontinent  bereits  eine  Anzahl 
tüchtiger  Berufsphotographinnen,  und  in 
Amerika  spielen  —  wie  wir  im  letzten 
Heft  bereits  ausführten  —  die  Damen 
in  der  modernen  künstlerischen  Bildnis- 
photographie  eine  erste  Rolle.  Gerade 
ihre  Aufnahmen  haben  zweifellos  be- 
wiesen, dass  in  der  Lichtbildnerei  die 
Frau  mit  dem  Manne  vollauf  in  die 
Schranken  treten  kann.  »\\s  fehlen  uns 
noch  die  grossen  Künstlerinnen,  wie  Mrs. 
Käsebier,  Miss  Weil,  Miss  VVatson 
und  Miss  Spencer,  die  in  Amerika  als 
Frau  Ed.  H.  Ringel,  Hamburg.        Elbebild.      Fachphotographinnen     tätig    sind«,     be- 


15.  m.  1903.    PhotogT.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


II 


83 


Mercedes  Bock,  Reinbek. 


Aus  Tirol. 


merkte  der  Vorsitzende  des  Vereins. 
Herr  Ernst  Juhl,  bei  Eröffnung 
der  Hamburger  Ausstellung,  und 
darin  hat  er  zweifellos  recht. 
Auch  mit  Rücksicht  hierauf  ist  es 
höchst  interessant,  einmal  zu  sehen, 
was  ein  grosser  Amateurverein 
mit  Bezug  auf  die  Arbeit  seiner 
Damen  leistet;  die  Anregung  und 
der  Ansporn  zu  höher  hinauf- 
strebendem Schaffen  durch  solche 
Ausstellungen  wird  auf  die  Pro- 
duktion der  Damen  sicher  for- 
dernd wirken.  Mit  Verg^iügen 
kommen  wir  dem  Wunsche  des 
Vorstandes  genannten  Hamburger  Vereines,  der  ersten  selbständigen  Aus- 
stellung der  Damen  ein  Heft  zu  widmen,  nach,  in  der  Überzeugung,  dass 
besonders  den  Vereinen  die  hier  gegebene  Anregung  wertvoll  sein  wird. 

Um  ein  gutes  Bild  von  den  auf  dieser  Ausstellung  zu  Tage  geförderten 
Leistungen  zu  geben,  war  es  uns  darum  zu  tun,  eine  möglichst  grosse  Anzahl 
von  Bildern  wiederzugeben,   deren  Auswahl  von  Herrn  Juhl  besorgt  wurde. 

Die  Ausstellung,  welche  in 
den  letzten  Wochen  des  Januar 
stattfand,  machte  nach  den  Be- 
richten einen  sehr  guten,  viel- 
verheissenden  Eindruck  und 
wurde  von  der  Kritik  äusserst 
sympathisch  aufgenommen.  Dass 
Galanterie  hier  nicht  das  Urteil 
beeinträchtigte ,  zeigen  unsere 
Wiedergaben.  Mit  dem  ersten 
Preise  ausgezeichnet  wurden  die 
Bilder  von  Frl.  Elena  Stoltz, 
von  der  wir  zwei  fein  gesehene, 
stimmungsvolle  Landschaften 
bringen.  Den  zweiten  Preis  be- 
kam Frl.  Olga  Ebert  mit  einer 
sehr  originell  herausgeschnitte- 
nen, äusserst  kraftvoll  und  gar 
nicht  damenhaft  durchgeführten 
Schneelandschaft,  und  den  dritten 
endlich  Frau  Dr.  Simmonds, 
von  der  wir  ein  sehr  frisch  und 
lebendig  erfasstes  Porträt  zeigen. 
Sehr     hervorzuheben     sind 


Frau  Dr.  Framheim,  Hamburg. 


Birken. 


84 


auch  die  Arbeiten  von  Elisabeth  Groenewoldt,  deren  Kinderaufnahme 
besonders  äusserst  lebendig  und  ungezwungen  ist.  Auch  die  anderen  Bilder 
bieten  viel  des  Interessanten  und  Wertvollen,  ich  nenne  nur  die  flotten  Marinen 
der  Damen  Wolters  und  Dr.  Hauers,  das  durch  die  einfallende  Sonne  in  ein 
interessantes  Spiel  von  Licht  und 
Schatten  gesetzte  vierländische 
Interieur  der  Frau  Arnold  Ve  r  s- 
mann,  die  kräftig  und  wirksam 
gehaltenen  »Birkene  von  Frau 
Dr.Framheim,  die  Winterland- 
schaft der  Frau  Schaefer  sowie 
die  geschickt  durchgeführten 
Zimmerporträts  der  Frau  Dr. 
Waitz,  Frau  Staatsminister  von 
Bronsart  und  des  Frl.  Anna 
Bauch. 

Ich  muss  es  mir  versagen, 
auf  jedes  der  zahlreichen  Bilder, 
die  wir  von  der  Ausstellung 
bringen,  hier  einzugehen.  Ins- 
gesamt zeigen  sie,  wie  durchaus 
gut  dieses  Experiment,  diese 
Veranstaltung  der  Damen  ge- 
lungen ist.  Wünschen  wir  ihnen, 
dass  sie  zielbewusst  ihre  Sache 
fortführen,  und  freuen  wir  uns 
auf  die  weiteren  Unternehmun- 
gen, die  dieser  ersten  hoffentlich 
folgen  werden.  F.  L. 


Platten  und  Films. 

Was  ist  für  den  Amateur- 
photographen ,  namentlich  fii  r 
Reisen,  vorzuzithen:  Platten  oder 
Films r  ^  Ein  altes  Thema, 
welches  in  den  letzten  Jahren 
in  den  photographischen  Ver- 
teilten sehr  oft  auf  dem  Programm  stand  und  zu  den  lebhaftesten  Debatten 
geführt  hat.  Nach  den  häufigen  Anfragen,  welche  wir  diesbezüglich  erhalten, 
z^2  urteilen,  scheint  jedoch  vielen  unserer  Leser  mit  der  weiteren  Behandlung 
te  Stoffes  gedient  zu  sein,  und  so  sollen  denn  einmal  im  nachfolgenden  die 
Vorteile  und  Nachteile  unseres  verschiedenen  Negativmaterials  zusammen- 
gestellt werden. 


Frau  Dr.  Hauers,  Hamburg. 


Kutter. 


85 


Die  grösste  Verwendung  für 
die  Aufnahme  findet  natürlich 
die  Platte.  Sie  besitzt  die 
höchst  geschätzte  Eigenschaft, 
dass  die  Unterlage  der  licht- 
empfindlichen Emulsion  voll- 
kommen durchsichtig  und  plan- 
eben ist.  Beide  Eigenschaften 
sind  von  grosser  Wichtigkeit. 
Je  durchsichtiger  die  Emul- 
sionsunterlage ist,  in  desto 
kürzerer  Zeit  kopieren  die 
Bilder.  Ist  die  Unterlage  nicht 
aus  Glas,  sondern  aus  leicht 
biegsamen  Materialien  (wie 
Celluloid,  Papier),  so  ist  es 
schwierig,  wenigstens  bei  For- 
maten über  13x18  cm  hin- 
aus, sie  in  vollkommen  plan- 
ebener Lage  in  den  Kassetten 
etc.  zu  halten^).  Für  viele 
Aufnahmezwecke  spielt  aller- 
dings das  völlige  planebenc 
Aufliegen  der  Emulsionsschicht 
bei  der  Exposition  keine  grosse  Rolle,  unerlässlich  ist  es  aber  bei  Auf- 
nahmen von  Achitekturen  und  gewissen  Reproduktionen  (z.  B.  Aufnahmen  von 
Strichzeichnungen),  wenn  dieselben  für  den  Fachmann  Wert  haben  sollen. 

Bei  den  Bromsilberplatten  haben  wir  eine  grosse  Auswahl  in  den 
Fabrikaten,  wir  finden  Emulsionen  von  verschiedenstem  Charakter  in  Ton- 
gradation, in  allgemeiner  und  Farbenempfindlichkeit.  Diese  Punkte,  wenigstens 
die  erstgenannten,  kommen  jedoch  mehr  für  den  Fachphotographen  in 
Betracht. 

Ein  wichtiger  Vorzug  der  Bromsilberemulsionen  auf  Glas,  auch  für  die 
Amateure,  ist  dagegen,  dass  die  Schichten  eine  sehr  grosse  Haltbarkeit 
besitzen,  dass  die  Platten  nach 
der  Exposition  lange  Zeit  liegen 
bleiben  können,  ehe  sie  ent- 
wickelt werden  brauchen.  Dieser 
Faktor  ist  für  grössere  Reisen 
von  Bedeutung.  Schreiber  dieses 
hatte     einmal    Aufnahmen     von 

I)  Nimmt  man  für  das  Planlic^en 
der  grosseren  Films  Glasplatten  etc.  zu 
Hilfe,  so  erhöht  sich  wiederum  das  (ic- 
wicht  des  Apparats  bedeutend. 


Frau  Kammerdirektor  Schaefer,  Bensheim. 


Wintersonne. 


Antonie  Weinkauff,  Hamburg. 


Babv. 


83 


Frau  Atmold  Versmanny  Hamburg 


Jlerländer -Diele 


Elisabeth  Groenewoldt,  Hamburg 


Ausstellung  von  Damen- Arbeiten 
Hamburg  1903  o 


O       O       0       o 


PIIOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGKN     XL 


Frau  St aattf minister  ron  Brontiart, 
Marienhof 


Anna  Bauch ^  Hamburg 


Frau  Wüh.  Amsinck  Jr.. 
Hamburg 


Vergnügtes  Pärchen 


Ausstellung  von  Damen-Arbeiten 
Hamburg   1903  o    o    o    o    o    o    o 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XL 


Ft-au  Joh.  S.  Afnsinck,  Hamburg 


„MöUn'' 


Frau  Geo  WoUerSy  Hamburg 


Ausstellung  von  Damen-Arbeiten 
Hamburg  1903  < 


1  o      o      o      o      o     o     o 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XL 


Frau  Dr.  Maack, 
Hamburg 


Fütterung 


Frau  Dr.  Waitz, 
Hamburg 


Geschwistei' 


Irau  General- Konsul  Dollmann, 
Hamburg 


Trauei'gondcl  in 
Venedig 


Ausstellung  von  Damen-Arbeiten 
Hamburg  1903  o    o    o    o    o    o    o 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XL 


einer  italienischen  Reise  erst  nach  3  Jahren  entwickelt,  und  waren  die  Negative 
(ausgenommen  der  Rand,  welcher  V«~"^  ^^^  schwarz  erschien)  noch  voll- 
kommen normal  ausgefallen.  Wenn  nun  auch  eine  so  grosse  Dauer  der 
Haltbarkeit  im  allgemeinen  nicht  beansprucht  wird,  so  wäre  anderseits  ein 
Weiterrücken  der  Grenze  bezw.  Brauchbarkeit  der  Films,  deren  Garantie 
für  Brauchbarkeit  meist  nur  auf  ein  Jahr  geht,  sehr  erwünscht,  denn  es  ist 
zu  bedenken,  dass  die  Ware  bei  den  Händlern  nicht  immer  frisch  von  der 
Fabrik  stammt. 

Die  Verarbeitung  der  Platten  wird  von  vielen  Seiten  als  eine  einfachere 
als  die  von  Celluloid-  und  Papierfilms  befunden,  doch  wollen  wir  darüber 
nicht  streiten,  hierbei  spielen  Gewohnheit  und  Geschicklichkeit  eine  be- 
deutende Rolle. 

Zwei  Übelstände  der  Glasplatten,  zumal  für  Reisen,  sind  die  leichte  Zer- 
brechlichkeit und  das  schwere  Gewicht.  Vorsichtige  Menschen  werden  durch 
sachgemässe  Verpackung,  Transportleitung  und  Behandlung  ihrer  Platten 
nicht  allzuviel  Verluste  durch  Bruch  erleiden.  Das  bedeutend  höhere  Gewicht 
der  Glasplatten  gegenüber  den  Celluloid-  und  Papierfilms  lässt  sich  nicht  ver- 
meiden, aber  doch  vermindern.  Es  ist  unter  den  Amateuren  noch  viel  zu 
wenig  bekannt,  dass  die  Plattenfabriken  ihre  Emulsionen  auch  auf  dünneres 
Glas  (sogen,  extra  mince)  giessen.  Diese  Platten  sind  erheblich  leichter  an 
Gewicht,  und  die  Preisdifferenz  ist  keine  allzu  hohe;  so  kosten  z.  B.  die 
gewöhnlichen  Sachs-Platten  1,90  Mk.  per  Dutzend  9X  12  fw,  die  auf  extra 
dünnem  Glase  2,40  Mk.  —  Was  die  Aufbewahrung  des  Negativmaterials 
betrifft,  so  beanspruchen  natürlich  die  gewöhnlichen  dicken  Platten  ansehnlich 
grösseren  Raum  als  die  dünnen  Platten  oder  gar  die  Celluloid-  und  Papier- 
folien. 

Nun  zu  den  Celluloid-  und  Papierfilms.  Das  was  wir  bei  den  Platten 
auszusetzen  haben,  ist  hier  im  vollsten  Masse  erreicht.  Die  guten  Seiten  der 
Films:  ihr  äusserst  niedriges  Gewicht  und  die  geringe  Rauminanspruchnahme, 
haben  wir  schon  genügend  berührt,  und  diese  Vorzüge  sind  auch  jedem 
Anfanger  der  Photographie  bekannt.  Dazu  tritt  bei  den  Papiernegativen 
eine  weitere  Eigenschaft,  sie  lassen  sich  sehr  leicht  mit  Bleistift  etc.  re- 
touchieren.  Ferner  haben  wir  zu  Gunsten  der  Celluloid-  und  Papierfolien  noch 
anzuführen,  dass  in  Gestalt  der  Rollfilms  das  Einlegen  und  Wechseln  des 
Negativmaterials  ungemein  schnell  und  bequem  vor  sich  geht.  Die  völlige 
Entbehrlichkeit  einer  Dunkelkammer  für  diese  Operationen  ist  sicherlich  für 
den  reisenden  Amateur  ein  hoch  schätzbarer  Vorteil.  Wie  sehr  diese  Ein- 
richtung in  Anrechnung  zu  setzen  ist,  beweist  am  besten  der  grosse  Konsum 
in  Apparaten  nach  dem  System  des   »Klapp-Taschen-Kodakc. 

Wenden  wir  uns  jetzt  zu  den  schlechten  Seiten  der  Films  und  zwar  zu- 
nächst zu  den  Celluloidfilms.  Hier  müssen  wir  vorausschicken,  dass  die 
dickeren  Planfilms  in  Qualität  im  allgemeinen  besser  ausfallen  als  die  Roll- 
films. Bei  letzteren  wird  nicht  nur  häufig  über  eine  mangelhafte,  von  vielen 
kräftigen  Rissen   durchzogene  Celluloidschicht   (letztere  treten  bei    eventueller 


87 


stärkerer  Vergrösserung  des  Negativs  sehr  störend  hervor),  sondern  auch 
über  Unsauberkeiten,  Fingerflecke  in  der  Emulsionsschicht  geklagt.  Ich  habe 
z.  B.  von  einer  grösseren  Reise  eine  Kollektion  von  ca.  2CX)  Aufnahmen  6X9  r;;/. 
und  befinden  sich  hierunter  milde  gerechnet,  30  Stück  Negative,  welche  infolge 
Schmutz-  und  Fingerflecke  etc.  nicht  kopierfähig  sind.  Bei  Aufnahmen  auf 
Platten  kommt  ein  derartiger  hoher  Prozentsatz  infolge  Fabrikationsfehler  wohl 
kaum  heraus.  Es  soll  nun  hiermit  nicht  gesagt  sein,  dass  jede  Spule  sicher 
einen  gewissen  Ausschuss  birgt,  aber  im  Durchschnitt  genommen  bleibt  der 
Fehlfabrikat -Prozentsatz  bei  Rollfilms  ein  ziemlich  hoher.  Derartige  Mängel 
fallen  bei  dem  Papiernegativ-Material  selten  vor,  zum  wenigsten  ist  die 
Erscheinung  von  Rissen  in  dem  Bildträger  gänzlich  ausgeschlossen. 

Über  den  Punkt  der  Haltbarkeit  der  Celluloidfilms  haben  wir  bereits  ge- 
sprochen. Es  muss  zugegeben  werden,  dass  dieselbe  eine  ausreichendeist.  Damit 
keine  Beanstandungen  dieserhalb  bei  Rollfilms  vorkommen,  tragen  viele 
Fabrikate  auf  der  Verpackung  einen  Vermerk,  bis  wann  dieselben  verarbeitet 
sein  müssen.  Traurig  ist  es  aber,  wenn  eine  Firma  diese  Zettelchen,  um 
alte  Ware  absstossen  zu  können,  entfernt,  resp.  so  weit  abreisst,  dass  nur  die 
Worte  *zu  verbrauchen  bis«  übrig  bleiben.  Ein  solcher  Fall  ist  uns  durch 
eine  Abonnentin  unseres  Blattes  zu  Ohren  gekommen,  und  verdient  derselbe 
eigentlich  unter  Namensnennung  der  Öffentlichkeit  übergeben  zu  werden. 

Auch  die  Preisfrage  wollen  wir  bei  den  Films  nicht  vergessen.  Die 
Celluloidfilms  sind  nicht  erheblich  teurer  als  Platten.  Dies  ergibt  folgende 
Aufstellung:  i  Dtz.  gewöhnlicher  Bromsilberplatten  gY^i 2  cm  renommiertester 
Fabrikfirmen  kostet  M.  1,90—  2,15;  i  Dtz.  Platten  auf  extra  dünnem  Glase 
(Sachs)  M.  2,40;  I  Dtz.  Planfilms  9x12a«  oder  ein  Rollfilm  für  12  Auf- 
nahmen gXi2cm  ca.  M.  2,50.  Wesentlich  billiger  sind  die  Negativpapiere: 
I   Paket  zu   12  Blatt  gX  12  cm  kostet  bei  der  N.  P.  G.  nur  80  Pf. 

Zum  Schluss  haben  wir  noch  einiges  über  die  Negativpapiere  zu  sagen. 
Celluloidfilms  können,  vorausgesetzt  dass  das  Celluloid  klar  und  homogen  ist, 
Bildresultate  ergeben,  welche  denen  mit  Glasplatten  völlig  ebenbürtig  sind. 
Das  ist  bei  Negativpapieren  nicht  der  Fall  und  zwar  infolge  des  wesentlichen 
verschiedenen  Charakters  der  Emulsionsunterlage.  Wir  mögen  vor  dem 
Kopieren  das  Papier  einölen  oder  nicht,  ein  gewisses  Korn  wird  den  Bildern 
stets  anhaften  und  eine  sogen,  geschnittene  Schärfe  wie  bei  Glasplatten  mit 
guter  Gelatine-  oder  gar  Kollodiumemulsion  ist  nicht  möglich.  Letztere 
sind  für  Aufnahmezwecke  und  zum  Vergrössern,  wo  es  auf  genaueste 
Detailwiedergabe  und  grösste  Schärfe  ankommt,  weit  überlegen.  Werden 
diese  Ansprüche  nicht  gestellt,  so  bildet  das  Papier  ein  vortreff'liches  Material 
sowohl  für  Aufnahme  als  Anfertigung  vergrösserter  Negative. 

Aus  unseren  Auseinandersetzungen  folgt,  dass  alle  drei  Negativmaterialien 
gewisse  Sondervorzüge  und  -nachteile  besitzen,  und  dass  das  eine  durch  das 
andere  nicht  zu  ersetzen  ist.  P.  H. 


88 


Das  Trioxymethylen  und  seine  Anwendungen  in  der 

Pliotographie. 

Von  Gebrüder  Ltunl^re  und  Seyewetz. 

(Fortsetzung  von  Seite  78.) 

Um  die  Richtigkeit  der  Hypothese  bezüglich  Bildung  einer  Bisulfitverbindung 
bei  den  Entwicklern  von  Phenolcharakter  zu  untersuchen,  waren  wir  zunächst 
bestrebt,  die  Menge  Alkali  zu  beiechnen,  welche  in  einer  Natriumsulfit-Lösung,  ver- 
setzt mit  steigenden  Mengen  von  Trioxymethylen,  bei  Zusatz  von  Säure  im  Über- 
schuss,  frei  wird.  Man  kann  in  einer  gewissen  Menge  die  Säure  durch  eine  Phenol- 
verbindung abstumpfen  und  kann  annehmen,  dass  die  Reaktion  mit  Natriumsulfit 
und  Trioxymethylen  in  den  beiden  Fällen  vergleichbar  ist. 

Wir  haben  in  gleiche  Volumina  einer  lo  prozentigen  Natriumsulfit  -  Lösung 
wachsende  Mengen  von  Trioxymethylen  (i,  2,  3,  5.  7  und  10^)  eingeführt.  Zu 
diesen  Lösungen,  welche  alle  die  gleiche  Gewichtsmenge  Alkalisulfit  enthielten, 
wurde  titrierte  Schwefelsäure  gefügt,  bis  zur  Sättigung  mit  Phenolphtaleln. 

In  allen  Fällen  wurde  konstatiert,  dass  die  titrierte  Säuremenge,  welche  zur 
Sättigung  erforderlich  war,  mit  derjenigen  übereinstimmte,  welche  das  Sulfit  zur 
Bildung  der  Bisulfitmenge,  ausreichend  für  die  Aldehydverbindung,  erforderte.  Man 
kann  also  annehmen,  das  in  dem  Falle,  wo  die  Phenolverbindung  durch  Schwefel- 
säure ersetzt  ist,  diese  letztere  das  freie  Alkali  einfach  aufnimmt  und  so  Natrium- 
bisulfit  entsteht. 

Es  ist  ferner  möglich,  dass  die  Phenolverbindung  in  Gegenwart  von  Alkalisulfit 
und  Aldehyd  in  analoger  Weise  mit  Schwefelsäure  reagiert. 

Wir  haben  des  weiteren  das  Gewicht  des  Trioxymethylens  bestimmt,  welches 
erforderlich  ist,  um  bei  Gegenwart  eines  Oberschusses  von  Natriumsulfit  das  gesamte 
Alkali  in  Freiheit  zu  setzen,  welches  eine  gewisse  Menge  einer  Phenolverbindung, 
z.  B.  Hydrochinon,  aufnehmen  kann.  Man  hat  hierbei  die  Löslichkeit  der  Phenole  in 
Äther  benutzt,  denn  ihre  Alkalisalze  sind  darin  unlöslich. 

Eine  Reihe  Flaschen  wurde  je  mit  100  ccin  einer  10  prozentigen  Lösung  von 
Xatriumsulfit  (wasserfrei)  gefüllt.  Zu  jeder  Lösung  wurde  i  g  Hydrochinon  getan. 
\'on  diesen  Flaschen  wurde  eine  zurückgestellt,  in  die  anderen  Flaschen  brachte 
man  Trioxymethylen  in  steigenden  Mengen:  0,1^,  0,2^,  0,5^,  0,8^,  i  ^. 

Jede  Lösung  ist  V4  Stunde  lang  mit  100  ccm  Äther  digeriert  worden,  dann  wurden 
40  ccm  der  Flüssigkeit  bis  zur  Trockene  eingedampft  und  das  Gewicht  des  zurück- 
gebliebenen Hydrochinons  bestimmt.  Man  hat  so  konstatiert,  dass  für  i  g  Hydrochinon 
ungefähr  0,8^  Trioxymethylen  gebraucht  werden.  Die  Natriummenge,  welche  durch 
0,8^  Trioxymeth\4en  in  Freiheit  gesetzt  werden  kann  und  in  Bisulfitverbindung 
unter  dem  Einfluss  von  Natriumsulfit  und  einer  Phenolverbindung  übergeht,  ist  be- 
rechnet worden  und  verglichen  mit  derjenigen,  welche  notwendig  ist,  um  ein 
Alkalisalz  mit  i  g  Hydrochinon  zu  bilden.  Diese  Rechnung  ergab,  dass  i  g  Hydro- 
chinon sich  mit  0,72  Natriumhydroxyd  verbinden  kann.  Oder  0,8^  Trioxymethylen 
befreit  1,08^  Natrium,  indem  es  sich  mit  Bisulfit  im  aequimolekularen  Verhältnisse 
verbindet,  während  es  davon  0,71  in  Freiheit  setzt,  wenn  die  Zusammensetzung 
(HCHO)»  +  2NaHSO,  ist. 

Kommen  wir  auf  den  Seite  76  angeführten  Hydrochinon  -  Entwickler  zurück, 
i^  Hydrochinon  kann  0,77^  Natriumhydroxyd  aufnehmen;  0,26^  Trioxymethylen 
können  davon  im  Maximum  nur  0,35  g  in  Freiheit  setzen,  wenn  angenommen  wird, 
dass  die  Verbindung  aequimolekular  ist,  und  0,23^,  wenn  die  Verbindung  3  Molek. 


89 


Formaldehyd  auf  2  Molek.  Bisulf it  enthält.  Diese  Menge  ist  also  3  bis  4  mal  geringer 
als  die  zur  Bindung  des  Hydrochinons  erforderliche.  Man  kann  annehmen,  dass  das 
Natrium  beständig  nach  Massgabe  der  Entwicklung  regeneriert  wird. 

Es  ist  untersucht. worden,  ob  das  kaustische  Alkali,  welches  direkt  einem  Ent- 
wickler zugefügt  wird,  Resultate  gibt,  welche  mit  denen  der  Mischung  von  Trioxy- 
methylen  und  Natriumsulfit  vergleichbar  sind.  Es  wurden  2  Entwickler  mit  Hydro- 
chinon  angesetzt,  welche  soviel  Natrium hydroxyd  enthielten,  dass  10^  Formosulfit 
in  Freiheit  gesetzt  werden  können  und  zwar  entsprechend  den  Formeln  3(HCH0) 
+  3  Na  H  S  Og  und  3  (H  CH  O)  -f  2  Na  H  S  O3.  Die  Zusammensetzung  dieser  Ent- 
wickler ist: 

I.     Wasser 100       g 

Hydrochinon 1       „ 

Natriumsulfit  (wasserfrei) 9       „ 

Natriumhydroxyd 0,23  „ 

II.     Wasser 100      g 

Hydrochinon i        „ 

Natriumsulfit  (wasserfrei) 9       „ 

Natriumhydroxyd 0,35  „ 

Die  Negative  wurden  unter  gleichen  Bedingungen  entwickelt,  einerseits  in  diesen 
beiden  letzt  angeführten  Lösungen,  anderseits  in  dem  normalen  Entwickler  mit 
Formosulfit. 

Wir  stellten  fest,  dass  die  Mischung  von  o^^g  kaustischem  Alkali  sich  hin- 
sichtlich der  Schnelligkeit  der  Reduktion  und  der  Insensität  des  Bildes  genau  wie 
die  mit  10  ^'^  Formosulfit  3prozentig  verhält.  Dagegen  wirkte  die  mit  0,27^  viel 
langsamer  als  die  anderen.  Die  beiden  mit  kaustischem  Alkali  entwickelten  Negative 
zeigten    einen    deutlichen  Schleier,    was    bei    den  Platten  mit  Formosulfit    nicht  der 

Fall  war. 

(Schluss  folgt.) 


Die  Handcamera. 

Von  Ferd.  Nicolai. 

Den  Siegeslauf,  welchen  die  Photographie  über  die  ganze  Welt  angetreten  hat, 
verdankt  sie  unstreitig  der  Erfindung  der  hochempfindlichen  Trockenplatte,  ihre  un- 
geheure Popularität  jedoch  der  Handcamera.  Mehr  und  mehr  bricht  sich  die  An- 
sicht Bahn,  dass  die  Handcamera  nicht  mehr  ein  Spielzeug  für  den  Feld-,  Wald-  und 
Wiesenphotographen  ist,  der  da  wegknipst,  was  ihm  vor  das  Objektiv  kommt;  nein, 
schon  längst  schenkt  der  zielbewusst  arbeitende  Amateur  und  auch  der  Photograph 
von  Beruf,  der  erkannt  hat,  dass  ausserhalb  des  Ateliers  noch  ein  unerschöpfliches 
lohnendes  Gebiet  seiner  harrt,  dem  so  viel  bespöttelten  und  doch  so  sehr  beliebten 
Handapparat  seine  Aufmerksamkeit. 

Mag  auch  die  schwerere  Stativcamera  grösseren  Formats  von  gewissen  Gebieten 
der  Photographie,  z.  B.  der  Architekturphotographie,  der  Reproduktionstechnik,  nie 
zu  verdrängen  sein,  so  erobert  sich  der  kleine,  stets  fertige  Handapparat  doch  mehr 
und  mehr  Boden  und  zwar  in  dem  Masse,  wie  die  Vielseitigkeit  und  Anpassungs- 
fähigkeit desselben  zunimmt  und  bekannt  wird.  Grade  die  scheinbare  Einseitigkeit 
ist  es,  die  der  Handcamera  noch  nicht  diejenige  Würdigung  in  den  Kreisen  der 
zielbewusst  arbeitenden  Photographen  verschafft  hat,  die  ihr  gebührt. 


90 


Die  vermeintliche  Einseitigkeit  der  Handcamera  findet  ihre  Begründung  haupt- 
sächlich in  der  Gebundenheit  an  das  kleine  Format  bis  zu  9X^2  cm  ferner  in  der 
Beschränkung  auf  nur  eine  Objektivbrennweite,  die  für  dieses  Format  1^0  mm  im 
allgemeinen  nicht  überschreiten  kann. 

Was  zunächst  die  Bildgrösse  anbelangt,  so  darf  allerdings  das  Format  9X12^;/ 
kaum  überschritten  werden,  soll  nicht  die  ganze  Ausrüstung  hinsichtlich  ihrer  wichtigsten 
Vorzüge  wie  Handlichkeit,  Leichtigkeit  und  schnelle  Bereitschaft  wesentliche  Einbusse 
erleiden.  Doch  auch  dieses  Format  bietet  schon  eine  ziemlich  gute  Bildwirkung. 
Wo  dasselbe  nicht  genügt,  kann  man  Vergrösserungen  auf  Bromsilberpapier  vor- 
nehmen. Die  Liebhaber  des  Gummidruckverfahrens,  das  im  allgemeinen  grosse 
Formate  bedingt,  ziehen  es  vor,  ein  vergrössertes  Negativ  auf  Papier  herzustellen,  als 
ständig  mit  der  Camera  30X40^''^  Landschaftsmotive  zu  suchen. 

Unsere  modernen  Zeitschriften  verbrauchen  eine  grosse  Menge  Aufnahmen  von 
Taijesereignissen,  Sehenswürdigkeiten  etc.,  die  in  grossen  Formaten  aufgenommen 
meist  mit  grossen  Opfern  an  Material  und  Zeit  verbunden  sind.  Wie  oft  hört  man, 
dass  die  wenigen  Aufnahmen,  welche  zu  fertigen  möglich  waren,  durch  Wahl  einer 
falschen  Aufstellung  oder  sonstige  unvorhergesehene  Zwischenfälle  unbrauchbar 
waren. 

Oft  kommt  es  vor,  dass  der  Photograph  bei  irgend  einem  wichtigen  Ereignis, 
einem  festlichen  Aufzug  oder  dergl.,  mit  grösster  Sorgfalt  seine  grossen  Apparate 
aufgestellt  hat,  um  im  letzten  Augenblick  zu  erfahren,  dass  durch  irgend  eine  kleine 
Programmänderung  die  ganze  Mühe  und  aufgewendete  Zeit  vergeblich  war,  denn  zu 
einem  Wechsel  des  Standplatzes  ist  es  dann  meist  zu  spät.  So  kommt  es,  dass 
häufig  die  Zeitschriften  auf  die  kleinen  Aufnahmen  von  Amateuren  zurückgreifen 
müssen,  die  mit  ihren  Handapparaten  sich  viel  schneller  der  Situation  anzupassen 
vermögen. 

Nun  könnte  man  gegen  das  Vergrössern  der  mit  der  Handcamera  gemachten 
Aufnahmen  einwenden,  dass  die  Vergrösserung  die  perspektivischen  Fehler  der  mit 
einem  kurzbrennweitigen  Objektiv  gemachten  Aufnahmen  nur  noch  mehr  vor  Augen 
führt.  Dieser  Einwand  traf  zu,  solange  man  Handapparate  grösstenteils  mit 
Weitwinkellinsen  oder  doch  mit  Objektiven  ausrüstete,  die  im  Verhältnis  zur  Platten- 
grössc  von  nur  geringer  Brennweite  waren;  hierzu  trat  dann  noch  als  weiterer 
Obelstand,  dass  dadurch  die  Randzone  mangelhaft  durchgearbeitet  und  unscharf  war. 
Diesen  Fehlern  ist  man  in  neuerer  Zeit  nicht  nur  durch  Vervollkommnung  der 
Objektive,  sondern  auch  dadurch  wirksam  entgegengetreten,  dass  man  für  bessere 
Apparate  längere  Brennweiten  bis  zu  160  min  verwendet,  wo  man  früher  solche 
von  ca.  HO  mm  benutzte.  Der  hiermit  verknüpfte  Umstand,  dass  derjenige  Punkt, 
von  welchem  ab  alle  Teile  des  Aufnahmeobjekts  gleichmässig  scharf  erscheinen, 
weiter  von  dem  Aufnehmenden  abrückt,  ist  nur  eine  scheinbare  Unbequemlichkeit, 
denn  bei  den  meisten  Aufnahmen  wird  der  Vordergrund  kaum  so  weit  in  das  Bild 
hineingezogen,  dass  der  nächste  Gegenstand  im  Bilde  nur  i^m  entfernt  liegt.  Bei 
Aufnahmen  einzelner  Gegenstände  jedoch,  z.  B.  bei  Porträtaufnahmen,  kann  es  die 
perspektivische  Wirkung  nur  günstig  beeinllussen,  wenn  die  Entfernung  zwischen 
Aufnehmendem  und  dem  Aufnahmeobjekt  sich  vergrössert. 

Nun  kann  aber  doch  der  Fall  eintreten,  dass  selbst  das  im  allgemeinen  als 
grösstes  für  Handapparate  9X12  gewählte  Objektiv  von  160  mm  Brennweite  für  ge- 
wisse Aufnahmen  nicht  ausreicht.  Sehr  fern  liegende  Aufnahmeobjekte  können  so 
klein  im  Bilde  erscheinen,  dass  das  Negativ  zur  Erzielung  einer  günstigen  Bild- 
wirkung gar  zu  stark  vergrössert  werden  musste;  oder  es  handelt  sich  z.  B.  um 
eine    Aufnahme    von    Gebirgszügen,     die     sich    kulissenartig    voreinander    schieben. 

15.111-1903.    Photogr.  MitteUungen.    Jahrg.  40.  12 

91 


Hier  würden  die  Höhenunterschiede  der  einzelnen  Bergpartien  um  so  unwahrer 
wiedergegeben  werden,  je  kürzer  die  Brennweite  des  Objektives  ist.  Der  mit  Stativ- 
apparat Ausgerüstete  würde  in  diesem  Falle  eine  für  die  Plattengrösse  ausscr- 
gewöhnlich  lange  Brennweite  anwenden,  z.  B.  224  ww,  die  natürlich  einen  Camera- 
auszug verlangt,  der  der  Handcamera  fehlt. 

Wir  kommen  somit  auf  den  weiteren  Mangel,  der  der  Handcamera  mit  festem 
Focus  anzuhaften  scheint,  nämlich  den  der  Verwendbarkeit  nur  eines  Objektivs. 

Dieser  Mangel  haftet  allerdings  den  meisten  Handcameratypen  an,  wozu  sich 
noch  in  den  meisten  Fällen  das  Fehlen  der  Mattscheibe  gesellt,  die  der  gewissenhaft 
arbeitende  Photograph  stets  ungern  vermisst,  da  selbst  die  besten  Sucher  eine 
Kontrolle  über  die  Wirkung  des  Bildes  nur  dürftig  gestatten,  oft  sogar  ganz  unmög- 
lich machen.  So  bequem  die  alte  Magazin camera,  welche  unter  diesen  Typus  fällt, 
auch  für  gewisse  Aufnahmen,  wie  Strassenscenen  etc.,  die  eine  sehr  schnelle  Bereit- 
schaft erfordern,  ist,  der  Landschafter  hat  sie  wohl  aufgegeben. 

(Schluss  folgt.) 


Kleine  Mitteilungen. 

Schwarzer  Mattlack. 

Für  das  Anstreichen  der  Innenseiten  von  Cameras  etc.  wird  folgender  schwarzer 
Mattlack  empfohlen: 

Borax 30^ 

Glycerin 15  ccm 

Schellack 120^ 

Wasser 600  „ 

Das  Ganze  wird  ungefähr  eine  halbe  Stunde  gekocht,  dann  lässt  man  abkühlen, 
filtriert  und  fügt  60^  Anilinschwai*z  zu.  (Photographic  News.) 

Pyrogallusentwlckler  mit  Atzalkalien. 

Valenta  hat  konstatiert,  dass  Pyrogallussäure  mit  Ätzalkalien,  und  zwar  in 
Verhältnissen,  welche  der  Bildung  des  Monophenolats  entsprechen,  einen  sehr  brauch- 
baren und  energischen  Entwickler  ergiebt.     Er  empfiehlt  folgende  Vorschrift: 

Lö.sung  A:  Wasser 1000^ 

krystall.  Natriumsulfit 160  „ 

Pyrogallussäure 25  „ 

Lösung  B:  Wasser 1000^ 

Ätzkali 1 1 ,5  w 

(oder  Ätznatron 8  „) 

Für  den  Gebrauch  mischt  man  gleiche  Volumina  von  Lösung  A,  B  und  Wasser. 


Platintonbad  nach  R.  Namias. 

Namias  hat  Versuche  mit  kombinierter  Goldplatintonung  angestellt  und  hat 
hierbei  für  die  Herrichtung  des  Platintonbades  sowohl  Phosphorsäure  als  Oxalsäure 
in  Anwendung  gebracht.  Letztere  Säure  ergab  eine  energischer  wirkende  Lösung, 
auch  die  Farbe  soll  besser  sein  und  gelbe  Ränder  niemals  auftreten.  Die  Arbeits- 
vorschrift ist  die  nachstehende: 


92 


Die  stark  überkopierten  Bilder  werden  zunächst  in  einem  Goldbade  getont  und 
hiernach  in  ein  Platinbad  wie  folgt  gebracht: 

Kaliumplatinchlorür i  ,^ 

Destilliertes  Wasser 900  „ 

Reine  Salzsäure 75  Tropfen 

Kristall.  Oxalsäure 10  j^»^ 

Darnach  Fixieren  und  Wässern  wie  üblich. 

Das  Rezept  eignet  sich  insbesondere  für  matte  Aristo-  und  Celloidinpapiere. 

(Photography.) 

Tonfixierpapier. 

Gebrauchsfertige  Tonfixierlösungen  und  Tonfixierpatronen  sind  schon  seit  langen 
Zeiten  im  Handel  käuflich  zu  haben.  Neuerdings  tritt  dazu  noch  ein  „Tonfixier- 
papier**, welches  die  Chemische  Fabrik  Helfenberg  herstellt.  In  diesem  Papier 
befinden  5-ich  die  Ton-  und  Fixiersalze  nebeneinander  in  vollkommen  haltbarer  Form 
und  in  einer  derartigen  Menge,  dass  dieselben  zum  Austonen  und  Fixieren  einer 
bestimmten  Menge  von  Kopien  stets  aufgebraucht  und  ausgenutzt  werden. 

Beim  Gebrauch  dieser  Papiere  wird  ein  der  Grösse  der  lichtempfindlichen  Kopie 
entsprechendes  Blatt  Tonfixierpapier  in  eine  kleine  Schale  gelegt,  welche  nur  soviel 
Wasser  von  ca.  20®  C.  enthält,  dass  das  Papier  vollkommen  bedeckt  wird.  Hierauf 
bringt  man  die  Kopie  in  die  Schale  und  tont  in  gewöhnlicher  Weise,  bis  nach  etwa 
20  Minuten  das  Bild  gewaschen  werden  kann.  Da  das  poröse  Tonfixierpapier  alle 
Unreinlichkeiten  des  Tonfixierbades,  z.  B.  Schlamm,  zurückhält,  gelingt  es  stets 
saubere  und  fleckenfreie  Bilder  zu  erhalten.  In  einem  so  vorbereiteten  Tonfixier- 
bade lassen  sich  hintereinander  zwei,  selbst  drei  Bilder  tönen. 


Glycin-Metol-Entwickler. 

Man  setzt  zunächst  folgende  Lösungen  an: 

I.  Glycin 10^ 

Pottasche 7,5  „ 

Krystallis.  Natriumsulfit 30  „ 

Wasser 300  „ 

II.  Metol 10^ 

Wasser 300  „ 

Krystallis.  Natriumsulfit 50  „ 

III.  Pottasche 60^ 

Wasser 600  „ 

Alle  3  Lösungen  werden  dann  zusammengegossen  und  in  gut  verkorkter  Flasche 
aufbewahrt. 

Bastman's  neue  Pelloidplatten. 

Von  der  Kodak-Gesellschaft  wird  eine  neue  Art  Planfilms  hergestellt.  Das 
Filmmaterial  ist  dasselbe  wie  bei  den  Rollfilms,  nur  dass  hier  geschnittene  Formate 
vorliegen,  welche  auf  Pappkarton  mittels  Randklammern  aus  Blech  plan  festgehalten 
werden.  Das  Einlegen  dieser  Pelloidplatten  in  die  Kassetten  geschieht  genau  wie 
bei  den  gewöhnlichen  Glassplatten.  Vor  dem  Entwickeln  sind  die  dünnen  Blech- 
leisten und  der  Karton  zu  entfernen,  was  sehr  leicht  und   schnell  von    statten  geht. 


93 


Films  auf  Pappkartons  sind  keine  neue  Erscheinungen,  wohl  aber  die  Art  der 
Befestigung,  wie  sie  die  Kodak-Gesellschaft  gewählt  hat.  Die  Pelloidplatten  werden 
sicher  bei  den  Amateuren,  welche  das  Arbeiten  mit  planem  Material  in  Kassetten 
vorziehen,  Anklang  finden.  P.  H. 

Grüntonung  von  Bromsilberkopien. 

R.  Namias  hat  zur  Erzielung  guter  grüner  Töne  auf  Bromsilberkopien  eine 
grosse  Zahl  von  Bäderzusammensetzungen  versucht  und  die  nachstehende  Vor 
Schrift  als  die  beste  befunden.  Die  Bilder  werden  zunächst  mit  einer  5  prozentigen 
Lösung  von  rotem  Blutlaugensalz  behandelt  und  dann  in  folgendem  Bade  getont: 

Eisenchlorid ^j^^»- 

Vanadinchlorid ^      » 

Ammoniumchlorid 2,3  „ 

reine  Salzsäure   ....  40     Tropfen 

Wasser 250     ccm 

Man  löst  zunächst  das  Vanadinsalz  in  etwas  warmem  Wasser,  fügt  Salzsäure 
zu  und  dann  die  übrigen  Substanzen.  (Photography.) 


Aus  dem  Notizbuch. 

Sehr  verehrter  Herr  Redakteurl 

Sie  machen  mir  Vorwürfe,  dass  ich  Sie  ein  volles  Vierteljahr  lang  ohne  alles 
Publikationsmaterial  liess?  Sie  meinen,  das  verstiesse  gegen  unsere  vertraglichen 
Vereinbarungen  und  drohen  mir  mit  dem  völligen  Abbruch  unserer  meist  so  har- 
monischen Beziehungen?!  Ja  daraufhin  sehe  ich  mich  allerdings,  wenn  auch  wider- 
strebend genötigt,  w^ieder  dies  gefährliche  Werkzeug  der  Schriftstellerei  zu  ergreifen, 
das,  in  seiner  zweigespaltenen  Spitze  der  Schlangenzunge  ähnelnd,  den  frömmsten 
Eisengallussaft  in  gährend  Drachenblut  zu  verw^andeln  scheint. 

Haben  Sie  denn  ganz  vergessen,  Verehrtester,  was  Sie  mir  auf  meine  letzten, 
bereits  hinter  der  Schwelle  des  Jahreswechsels  liegenden  journalistischen  Emana- 
tionen geschrieben  haben?  Mein  Stil  errege  bei  den  Lesern  Anstoss  — ;  ich  solle 
den  Ton  meiner  Artikel  ändern,  der  zu  sehr  „von  oben  herab"  käme?.'  Als  ob  der 
Mensch  seinen  Stil  so  leicht  ändern  könne,  wie  das  Kgl.  Preussische  Unterrichts- 
Ministerium  die  Regeln  der  deutschen  Rechtschreibung!  Insbesondere  solle  ich  die 
Vereine  mit  meinen  galligen  Seitenhieben  über  Projektionsvorführungen  in  Zukunft 
gefälligst  in  Ruhe  lassen!  Selbst  mein  Name  —  dieses  mir  in  glücklicher  Stunde 
von  der  Laune  des  Schicksals  verliehene  Epitheton  —  hätte  Anstoss  zu  sarkastischen 
Bemerkungen  gegeben!  —  —  Genügt  das  nicht,  um  eine  sensible  Leier  zu  ver- 
stimmen?! Wo  soll  das  hinführen,  wenn  ich  nun  beim  Schreiben  beständig  mehr 
als  3000  Argusaugen  auf  mich  gerichtet  sehe?  Ich  habe  vom  seligen  Schmock 
leider  nicht  das  Talent  ererbt,  die  Feder  nach  Belieben  rechts  und  links  zu  führen, 
doch  mit  diesem  bemitleidenswertesten  aller  Kollegen  muss  ich  fragen,  wie  soll  das 
werden,  wenn  Sie  mir  drohen,  künftig  die  „Brillanten"  herauszustreichen?  Wie  soll 
mein  Wirken  da  noch  „geistreich",  „interessant",  „anregend"  sein? 

Nein,  Herr  Redakteur,  so  geht  es  nicht.  Wir  müssen  einen  Kompr<^miss  machen. 
Ich  versichere  Ihnen,  dass  ich  künftig  mich  bemühen  will,  so  unpersönlich,  so  in- 
dividualitätslos, so  „sachlich"  als  nur  irgend  möglich  zu  berichten;  Sie  aber  geben 
mir  dagegen  das  Versprechen,  in  jedem  Falle  höchstens  zehn  Prozent  meiner  Perlen 


94 


dem  Blaustift  zu  opfern.  Dann  wollen  wir  sehen,  wie  wir  auf  dieser  Grundlage 
weiterkommen. 

Und  nun  gerade  die  Projektionsvorftihrungcn  — ,  das  ist  eins  meiner  Lieblings- 
pferde; hier  dürfen  Sie  mich  nicht  aus  dem  Sattel  heben.  Ich  schwöre,  dass  ich 
von  persönlichen  Antipathien  frei  bin,  aber  der  Gedanke,  dass  dies  mein  Lieblings- 
rösslein  von  allzu  leichtfertigen  Reitern  bestiegen  werden  könne,  hat  mir  wirklich 
manch'  kummervolle  Stunde  gebracht.  Ich  suche  natürlich  nach  gleichgestimmten 
Seelen  und  —  finde  sie.  So  fiel  mir  jüngst  im  „Amateur  Photographer"  ein  aus- 
führlicher Artikel  auf,  in  dem  Frederick  H,  Evans  über  Diapositive  als  Ausdrucks- 
mittel der  künstlerischen  Photographie  spricht.  Seine  Meinung  geht  geradezu  dahin, 
dass  die  durchschnittlich  geleistete  Diaposiiivarbeit  sehr  mittelmässig  ist,  obgleich 
gerade  diese  Technik  für  die  künstlerische  Photographie  höchste  Beachtung  verdiene, 
und  er  führt  Gründe  ins  Feld,  die  gewiss  vielen  neu  sind.  Er  verwirft  vollständig 
den  Kontaktdruck  zur  Anfertigung  von  Diapositiven  als  eine  zwar  bequeme  aber 
ganz  unzureichende  Technik,  und  empfiehlt,  alle  I-aternplatten  durch  die  Camera 
herzustellen.  Ein  Haupterfordernis  für  künstlerische  Bildwirkung  ist  die  Berück- 
sichtigung der  Komposition,  der  richtige  Ausschnitt  aus  der  Originalaufnahme;  dem 
zu  genügen  verhindert  der  Kontaktdruck,  während  die  Wiedergabe  durch  die  Camera 
ebenso  grosse  Kontrolle  von  Komposition  und  Ausschnitt  erlaubt,  wie  das  Beschneiden 
des  Papierabzugs,  welch  letzterem  sie  dadurch  überlegen  ist,  dass  bei  entsprechender 
Entfernung  von  Negativ  bezw.  Mattscheibe  vom  Objektiv  beliebige  Teile  des  Negativs 
im  Diapositiv  im  beliebigen  Massstabe  wiedergegeben  werden  können.  Weiter  gibt 
die  Kontaktarbeit  häufig  keine  vollkommene  Schärfe,  da  die  Glasflächen  selten  voll- 
kommen eben  sind,  während  natürlich  die  Einstellung  in  der  Verkleinerungs-  resp, 
Vergrösserungscamera  jede  nur  wünschenswerte  Schärfe  zulässt. 

Die  Aufmerksamkeit  unserer  besten  Kunstphotographen  muss  —  so  meint 
Evans  —  auf  die  Diapositivarbeit  gelenkt  werden,  denn  gewöhnlich  schätzen  gerade 
sie  dieselbe  als  unter  Umständen  ja  ganz  nützliche  und  amüsante,  aber  keineswegs 
auf  kunstphotographischem  Niveau  stehende  „Laterna-Magica- Unterhaltung"  ziemlich 
gering  ein.  Nicht  nur  ist  jedoch  das  Diapositiv  an  feinster  Gradation  der  Töne  und 
Tonwerte  jedem  opaken  Medium  überlegen,  nach  Ansicht  unseres  Gewährsmannes 
schärft  die  Arbeit  mit  dem  transparenten  Medium  auch  das  Auge  für  die  Erkenntnis 
falscher  Werte,  schlechter  Töne,  unangemessener  Farben  etc.,  lässt  Mängel  hervor- 
treten, die  beim  Papierabzug  vielleicht  unbeachtet  bleiben  würden.  Gerade  die  Ton- 
feinheiten der  Photographie,  die  unendlich  reiche  Variation  der  Töne,  welche  die 
Linse  gibt,  die  Möglichkeit  äussersten  Details  —  all'  diesem  wird  das  projezierte 
Diapositiv  weit  mehr  gerecht  als  der  Papierabzug.  Für  beide  Techniken  würde  der 
Kunstphotograph    besseres  Urteil    über  Wahrheit  in  Natur    und  Kunst    davontragen. 

Bei  der  Vergrösserung  auf  Bromsilberpapier,  ja  selbst  bei  derjenigen  auf  Platten, 
lässt  sich  nicht  der  volle  Wert  des  kleinen  Negativs  erhalten,  die  Projektion  eines 
guten  Diapositivs  jedoch  in  angemessener  Grösse  auf  gutem  Schirm  liefert  die  denk- 
bar vollkommenste  Vergrösserung  des  Originalnegativs.  —  Das  Originalnegativ  soll 
für  diesen  Zweck  reichlich  exponiert  und  nicht  überentwickelt,  von  reicher  Ton- 
abstufung, ohne  völlig  undurchsichtige  oder  glasige  Partien  sein,  mit  vollen,  weichen 
Schatten  und  transparenten  hohen  Lichtern.  Unterentwickelte,  dünne  Negative  be- 
dürfen zur  Erleichterung  der  Exposition  geringer  Verstärkung.  Harte  Negative 
eignen  sich  schlecht,  weil  ein  lokaler  Ausgleich  von  Licht  und  Schatten  nicht  möglich 
ist,  ohne  den  Ton  des  Diapositivs  zu  beeinträchtigen.  Man  halte  die  Bilder  so,  dass 
sie  in  der  grössten  Ausdehnung  stets  von  gleicher  Grösse  die  Diapositivplatte  ganz 
füllen  und  richte    im    übrigen    die   Abdeckmaske    nach    dem    ansprechendsten  Bild- 


95 


ausschnitt.  —  Dem  Färben  der  Diapositive  ist  der  Autor  abhold  nach  der  Cber 
Zeugung,  dass  die  Photographie  eine  Übersetzung  in  Schwarz  und  Weiss  sei,  charak- 
terisiert und  vor  aller  Kunst  ausgezeichnet  durch  bestmögliche  Wiedergabe  unend- 
licher Variationen  der  Töne.  Ein  schönes  Braunschwarz  erscheint  ihm  am  geeignetsten: 
andere  Farben  lenken  nur  die  Aufmerksamkeit  von  der  vollkommenen  monochromen 
Wiedergabe  ab.  —  Gutes  Negativ,  normaler  Entwickler,  richtige  Belichtung  und 
peinlich  genaue  Abmessung  der  Entwicklungsdauer  des  Diapositivs  bilden  die  Haupt- 
sache. Schwer  fixierende  Platten  sind  zu  vermeiden.  Man  arbeitet  bei  vollem  gelben 
Licht  und  unterbricht  gelegentlich  die  Entwicklung  durch  Waschen,  um  genau  den 
rechten  Moment  abzupassen,  da  die  geringste  Cberentwicklung  zu  stellenweis  über- 
mässiger Deckung  führt.  Verstärkung  der  Diapositive  ist  zu  vermeiden,  Ab- 
schwächung  dagegen  kann  unter  peinlicher  Beobachtung  der  hohen  Lichter  oft  mit 
Vorteil  angewandt  werden.  Sowohl  vollkommene  Undurchsichtigkeit  wie  blankes 
Glas  sollen  im  Diapositiv  vermieden  werden;  die  Lichter  sollen  weich  und  delikat, 
die  Schatten  kräftig  und  doch  transparent  sein.  —  Das  Einkopieren  von  Himmeln 
wird  prinzipiell  verworfen,  weil  es  nur  äusserst  selten  zu  guten  und  überzeugenden 
Effekten  führt.  Hat  das  Negativ  keine  Wolken  oder  keinen  der  Natur  entsprechen- 
den Lichtton  im  Himmel,  so  verwerfe  man  es  und    lerne    bessere  Platten    machen. 

Viel  Wahres  liegt  gewiss  in  diesen  Ausführungen,  die  ich  hier  ohne  eigenen 
Kommentar  wiedergebe.  —  Dasselbe  englische  Blatt  beschäftigt  sich  unter  Beigabe 
einiger  gelungener  Proben  mit  der  Frage  der  photographischen  Buchillustration. 
Will.  A.  Cadby  weist  darauf  hin,  was  auf  diesem  Gebiet  bereits  von  bedeutenden 
Kunstphotographen  —  so  z.  B.  Clarence  White  —  geleistet  ist  und  regt  auch 
andere  Grössen  zur  Mitarbeit  an  dieser  vielversprechenden  Aufgabe  an,  indem  er 
ihnen  zugleich  Autoren  empfiehlt,  die  ihrer  Individualität  gelegen  sind.  Er  verkennt 
dabei  nicht,  dass  die  ausserordentliche  Schwierigkeit  solcher  photographischer  Buch- 
illustrationen überhaupt  nur  die  Beteiligung  allererster  Lichtbildner  zulässt,  wenn 
nicht  künstlerisch  wertlose  theatralische  Machwerke,  wie  sie  in  Paris  und  Amerika 
bereits  auftauchten,  an  Stelle  der  Zeichnung  von  Künstlerhand  treten  sollen.  Aber 
wird  diese  überhaupt  je  durch  Photographie  ersetzt  werden  können'«*  Zweifellos 
ist  das  Lichtbild  eines  Horsley  Hinton,  Craig  Annan,  Demachy  oder  Holland 
Dey  turmhoch  der- .Zeichnung  eines  mittelmässigen  Illustrators  überlegen;  dennoch 
verlangt  man  von  eirter  Buchillustration,  dass  sie  der  Phantasie  Spielraum  lasse,  mehr 
andeute  als  ausführe,  nicht  zu  naturwahr  sei,  und  hierin  wird  das  Linsenbild  dem 
freien  Stift  des  Zeichners  gegenüber  immer  im  Nachteil  sein.  —  Ein  guter  Vor- 
schlag allerdings  ist  es  für  den  Amateur,  ohne  Rücksicht  auf  Publikation  seine 
Lieblingsbücher  mit  geeignet  erscheinenden  Bildern  aus  seinem  Negativschatze  zu 
schmücken.  Dadurch  kann  der  rein  persönliche  Wert  eines  Buches  für  den  Ein- 
zelnen unter  Umständen  gewiss  erhöht  werden. 

Gestatten  Sie  mir  noch  eine  Bemerkung  über  den  neuen  Cervenka'schen 
Photophonographen,  über  welchen  auf  pag.  47  dieser  Blätter  bereits  eine  kurze  Notiz 
erschien.  Mit  der  gloriosen  Erfindung  dieser  „Musikphotographie"  scheint  es  näm- 
lich noch  gewisse  Häkchen  zu  haben.  Cervenka  hat  seinen  Apparat  am  8.  Februar 
in  der  Aula  der  Universität  der  Internat.  Musikgesellschaft  und  der  Psychologischen 
Gesellschaft  vorgeführt;  Prof.  Dr.  Oskar  Fleischer  und  Dr.  Fiat  au  machten  die 
Komplimente,  und  namentlich  ersterer  stiess  gewaltig  ins  Hörn,  indem  er  die  Lösung 
des  Problems,  „die  Musik  objektiv  und  rein,  wie  sie  erklingt,  der  Nachwelt  zu  ver- 
mitteln", als  gekommen  erklärte.  Wesentlich  skeptischer  äusserte  sich  schon  unser 
bester  Musikreferent  Prof.  Carl  Krebs  in  einer  Kritik  in  No.  67  des  „Tag",  indem 
er  alle  Mängel,  welche  das  durch  das  photographische  Aufnahmeverfahren  allerdings 


96 


wesentlich  verbesserte  Instrument  noch  aufweist,  hervorkehrte.  „Die  menschliche 
Stimme  klang  immer  noch,  als  ob  in  einen  Topf  gesungen  würde,  das  Violoncello 
hätte  man  ebensogut  für  eine  gedämpfte  Trompete  halten  können,  das  Klavier  war 
kaum  zu  hören  und  machte,  sobald  es  vernehmlich  war,  einen  erbärmlichen  Ein- 
druck** —  und  so  weiter.  Nachdem  er  dann  noch  besonders  die  Verwerflichkeit 
des  Aufnahmetrichters  überhaupt  als  den  Bedingungen  des  Ohres  nicht  entsprechende 
Quelle  der  Klangverzerrung  angegeben,  schliesst  er:  „Sollten  einmal  alle  diese  Ver- 
besserungsbedingungen erfüllt  werden,  dann  würden  wir  allerdings  Musikstücke  in 
einer  Form  aufbewahren  können,  ....  die  vielleicht  künstlerische  Eindrücke  über- 
mitteln könnte,  während  jetzt  eigentlich  nur  Karikaturen   gewonnen  werden." 

Inzwischen  hat  nun  die  Grammophon-Gesellschaft  in  allen  grösseren  Zeitungen 
erklären  lassen,  dass  keine  der  von  Cervenka  reproduzierten  Aufnahmen  durch 
ihn  selbst  mit  einem  Apparat  gemacht  sei,  sondern  dass  er  grammophonische 
Originalaufnahmen  der  Gesellschaft  benutzt  habe.  Ferner  soll  das  von  ihm  bei  der 
Vorführung  zum  Vergleich  herangezogene  Grammophon  ein  solches  äherer  Kon- 
struktion, nicht  auf  der  Höhe  der  Zeit  stehend  gewesen  sein  . . . . ! 

Meines  Wissens  hat  Cervenka  diej^e  Anklage  bislang  noch  nicht  entkräftet;  so 
lange  er  das  aber  nicht  getan,  dürfen  wir  uns  meines  Erachtens  für  diesen  Photo- 
phonographist en  in  den  Fachblättern  nicht  allzustark  ins  Zeug  legen*).  —  Mit  welcher 
un massgeblichen  Meinungsäusserung  ich  für  heute  verbleibe 

Ihr 
allerergebenster 

Lucidus. 

*)  Während  diese  Zeilen  gesetzt  wurden,  antwortete  Herr  Cervenka.  Er  ver- 
sichert, nur  eigene  photograghische  Aufnahmen  vorgeführt  zu  haben,  gibt  jedoch 
ohne  weiteres  zu,  dass  diese  erst  wieder  nach  Aufnahmen  der  Gammophon-Gesell- 
schaft  —  die  er  doch  gerade  für  minderwertig  hält  —  hergestellt  seien. 

Mit  Recht  vergleicht  Prof.  Krebs  ihn  mit  einem  Manne,  der  ein  verbessertes 
photographisches  Verfahren  entdeckt  zu  haben  glaubt  und,  um  dessen  Vorzüglichkeit 
an  einer  Landschaftsaufnahme  darzutun,  nicht  die  Landschaft  selbst  photographiert, 
siondem  eine  nach  älterer  Methode  hergestellte  Photographie  derselben.  —  Man  kann 
sich  seinem  Wunsche  anschliessen,  dass  die  von  Cervenka  inaugurierte  gerichtliche 
Auseinandersetzung  mit  der  Grammophon-Gesellschaft  „das  dringend  nötige  Licht  in 
diese  dunkele  und  höchst  eigentümliche  Angelegenheit  bringen  möge.  L. 


Literatur. 

E.  Holm,  Photographie  bei  kttnstlicliem  Licht,  Anleitung  zum  Photographieren  bei  Magnesium- 
Licht.  Mit  zahlreichen  Abbildungen  und  6  Tafeln.  Verlag  von  Gustav  Schmidt,  Berlin.  Der  vor- 
liegende 16.  Band  der  „Photographischen  Bibliothek"  führt  den  Amateur  und  Fachmann  in  die 
Praxis  des  Photographierens  bei  Magnesiumlicht  ein.  Der  Autor  behandelt  das  Magncsium-Bnnd- 
licht,  das  Pustlicht  sowie  das  Blitzlicht  und  bespricht  ausführlichst  die  Handhabungdieser  verschiedenen 
Beleuchtungsmittel;  ferner  wird  genaue  Anweisung  Ober  das  Arrangement  bei  Innenaufnahmen, 
über  die  Gruppierung  von  Personen  etc.  erteilt,  so  dass  das  Buch  allen  Ansprüchen  eines  sowohl 
für  den  Anfänger  als  den  Fortgeschrittenen  brauchbaren  Leitfadens  der  Magncsiumlicht-Photographie 
gjerecht  wird  In  einem  besonderen  Kapitel  sind  die  verschiedenen  Lampenkonstruktionen, 
Handelsfabrikate  von  Blitzpulvern, Patronen  und  Folien  sowie  die  Rauchfangvorrichtuna:cn  beschrieben, 
und  hat  hierbei  Herr  O.  Hasselkampf,  bekannt  durch  vortreffliche  Bilderpublikationen  auf  dem 
(»ebiete  der  Moment-  und  Blitzphotographie,  mitgewirkt.  P.  H. 


97 


E.  Trutftt,  TrftitÖ  gönönd  d6S  ProJektionSi  teme  second,  projektions  sclentifiques,  Verlage 
von  Ch.  Mendel,  Paris.  Verfassergibt  in  dem  vorliegenden  Werke  eine  ausführliche  Darstellung 
der  Verwendung  des  Projektionsapparates  auf  den  Gebieten  der  Naturwissenschaft,  der  Meteorologie 
Asti'onomie,  Chemie  und  Physik.  Diesen  Abschnitten  geht  ein  allgemeiner  Teil  über  die  geeigneten 
Apparate  voran,  in  denen  neben  den  französischen  und  englischen  Konstruktionen  auch  die  der 
ersten  deutschen  Firmen  mit  lobenswerter  Neutralität  beschrieben  sind.  Auch  die  Kinematographen 
und  miki'Ophotographischen  Apparate  finden  gebührende  Berücksichtigung.  In  den  einzelnen  Kapiteln 
sind  zahlreiche  Beispiele  für  geeignete  Projektionsversuche  gegeben  und  die  zweckmässigste  Art 
ihrer  Ausführung  besprochen.  Mit  besonderer  Vorliebe  sind  Chemie  und  Physik  behandelt. 
Namentlich  für  Schulen  dürfte  sich  eine  ausgedehntere  Verwendung  des  Projektionsapparates  auf 
diesen  Gebieten  bewähren,  und  eS  sei  daher  die  Lektüre  des  vorliegenden  Werkes  bestens  empfohlen. 
Im  Register  (l*/j  Bogen!)  sind  mehrere  Schreibfehler,  z.  B.  Edringer,  Linemann,  Schucker,  während 
der  Text  die  Namen  richtig  enthält,  oder  deutsche  Namen  sind  franzOsich  frisiert,  z.  B.  Helmoltz 
u.  s.  w.  Kg. 

8tadienblitt6r  der  Lehr-  und  Versuchsanstalt  für  Photographie  zu  München.  Diese  im  Selbst- 
verlag der  Münchener  Anstalt  erschienene  Sammlung  enthält  1 5  Blatt  sehr  gut  ausgeführter  Duplex- 
Autotypien,  hergestellt  nach  Originalen,  welche  als  SchOlerarbeiten  des  1.  Unterrichtsganges 
(1900 — 1902)  entstanden  sind.  Die  Mappe,  deren  Blätter  zumeist  aus  Porträts  bestehen,  kaptiväert 
uns  durch  eine  Reihe  sehr  ansprechender  Damenköpfe,  welche  freilich  nicht  nur  reizvoll  in  den 
Sujets,  sondern  auch  durch  die  lichtbildnerische  Behandlung  in  Komposition  und  Beleuchtung  wertvoll 
sind.  Die  Sammlung  zeigt,  dass  in  München  die  Schüler  zu  guter,  moderner  Auffassung  und  Durch- 
führung ihrer  Aufgabe  angeleitet  werden.  Ir. 

A.  Ribette,  Traitö  pratiqae  d'Höliogravare  an  crenz  sur  zinc,  au  bitume  de  judee 

Verlag  von  Charles  Mendel,  Paris.  Dieser  kleine  Band  enthält  eine  Anweisung  zur  praktischen 
Ausübung  der  Zinkstrichätzung,  insbesondere  für  die  Zwecke  der  Vervielfältigung  von  geographischen 
und  topographischen  Karten. 

Patent-Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57  a.  B.  29  436.  Vomchtung  zum  Auswechseln  geschnittener  Films  o.  dgl.  in  photographischen 
Cameras.  Edwin  Drew  Bartlett,  South  Tottenham,  Engl.;  Vertr. :  Kenneth  Roman  es, 
BeHin,  Kurfürstensti-.  153.  --   10.  6.  01. 

57c.   K.  22  866.     Kopiergestell  zum  Arbeiten  im  Freien.     Carl  König,  Ratibor.  —   10.  3.  02. 
„      N.  6133.     Vorrichtung  zum  Untertauchen  von  durch  Bäder  geführten  photographischen  Bild- 
bändern.    Willy  Nauck,  Leipzig-R.,  Perthesstr.  2.  —  8.  4.  02. 

57  a.  G.  16  889.  Antriebsvorrichtung  für  SektorenverschlOsse.  Fa.  C.  P.  Goerz,  Friedenau- 
Berlin.  —  2.  5.  02. 

57b.  M.  19  965.  Farbe  zum  Übermalen  von  Photogrammen.  Job.  Carl  Mehler,  Bremer, 
Ostertorstr.  50a    —  3.  7.  01. 

57  c.  W.  18  731.  Apparat  zum  Kopieren  von  abgetönten  Photographien  bei  künstlichem  Licht. 
Fa.  A.  Wertheim,  Berlin.  —  8.  2.  02. 

Erteilungen. 

57b.    140176.      Verfahren    zur    Erhöhung    der    Haltbarkeit    von    Lichtpauspapieren.     Hermann 

Wandrowsky,  Bredenbeck  b.  Bovenau,  Holst.  —  22.   10.  01. 
57  a.    1 40  528.    Sammelbehälter  für  den  jeweilig  unbenutzten  Teil  des  Bildbandes  von  Serienapparaten 

mit  endlosem  Bildband.     Ladislaus  Emanuel  Granichstaedten,  London.  —  9.  9.  00. 
57  b.    140  529.     Verfahren  zum  Entwickeln  von  Filmbändern  mit  Aufnahmen  ungleicher  Belichtung. 

August  Weiss,  Strassburg  i.  E.   —   12.   10.  01. 
„       140  530.     Retouchier verfahren,  mittels  dessen  dunklere  Partien  in  das  zu  erzeugende  Positiv 

hineingebracht  werden.     W.  Nauck,  Leipzig-R.  —   15.  4.  02. 

DraCkfelller-BeriCiltignng:  Seite  80  Zeile  12  von  unten  lies  1901  und  1902  statt  1891  und  1892. 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Uanneke  in  Berlin. 
Vorlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin.  —  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin. 

98 


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1901  nad  1902 


Hjc^o^.^ur'i^^D-esden. 


Georq   Bu  xpnstun  &  Comp.btrlin   hei. 


PORTRAT       ITT      1  .Ai:  H  S  CM AFT  . 


PSotoo"  W-T'f,  liDoei  XL 


Hugo  Erfurth  phot. 


Im  Somraersonnenschein. 


Über  Katatypie. 

über  die  Prinzipien  des  neuen  eigenartigen  Kopierprozesses,  der  Kata- 
typie,  haben  wir  bereits  in  einem  früheren  Artikel*)  berichtet.  Inzwischen  ist 
von  verschiedenen  Seiten  versucht  worden,  die  interessanten  Experimente  von 
Ostwald  und  Gros  zu  wiederholen,  und  hört  man  sowohl  von  günstigen 
Resultaten  als  auch  von  gänzlichen  Misserfolgen  sprechen.  Für  einen  in  der 
Photochemie  und  in  den  photographischen  Präparationen  Bewanderten  reichen 
<iie  von  den  Erfindern  bisher  veröffentlichten  Angaben  vollkommen  hin, 
um  die  mannigfaltigen  Bilderzeugungsweisen  der  Katatypie  ausführen  zu 
können.  Wer  jedoch  bestimmter  Rezepte  mit  Zahlen  und  genauer  Gebrauchs- 
a-nweisungen  bedarf,  der  wird  in  der  Katatypie  weniger  reüssiert  haben. 

Schon  in  unserem  ersten  Berichte  führten  wir  an,  dass  die  Katatypie 
noch  der  weiteren  Vollendung  bedarf,  um  der  photographischen  Praxis  dienst- 
bar zu  werden.     Auch  bietet   die  Anwendung   der  Katatypie   nicht  für   alle 


1)     Siehe  Seite  17. 
1.  IV.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


13 


99 


Kopierprozesse  einen  Nutzen,  so  wird  z.  B.  das  Arbeiten  mit  unseren  sämt- 
lichen Silber-Entwicklungspapieren  nach  dem  alten  Modus  vorteilhafter  bleiben, 
denn  die  Belichtungsdauer  ist  hier  eine  ässerst  kurze  und  ermöglicht  uns  zu- 
gleich eine  recht  verschiedenartige,  unseren  Wünschen  entsprechende  Gestaltung 
des  Bildcharakters.  Wertvoll  dagegen  kann  die  Katatypie  für  diejenigen 
Prozesse  werden,  wo  eine  längere  Belichtung  erforderlich  ist;  dazu  zählen  ge- 
wisse Auskopier-  und  Pausverfahren,  sowie  der  Gummi-  und  Pigmentdruck; 
vorausgesetzt  natürlich,  das  die  Bildresultate  in  Sicherheit  und  Schönheit 
unseren  jetzigen  Produkten  nicht  nachstehen. 

Wie  wir  vernehmen,  soll  die  Katatypie  zum  Patent  angemeldet  worden 
sein  und  für  die  weitere  Ausarbeitung  der  einzelnen  Druckverfahren  eine  Ge- 
sellschaft gegründet  werden.  Im  Nachstehenden  wollen  wir  nun  eine  kurze 
praktische  Anleitung  geben,  wie  eine  »Katatypie«   gemacht  wird. 

Für  die  Herstellung  der  Katatypieen  können  unsere  gewöhnlichen  Nega- 
tive benutzt  werden,  natürlichen  dürfen  dieselben  auf  der  Schichtseite  keine 
Retouchen  etc.  tragen,  denn  dieselben  würden  zu  Störungen  Veranlassung 
geben.  Von  den  Erfindern  wurde  bei  den  öffentlichen  Vorführungen  u.  a. 
auch   ein  Platinpapiernegativ  angewandt,    es  müssen  also  jedenfalls  darin  ge 

wisse  Vorteile  liegen. 
Es  ist  einerseits  be- 
kannt, dass  Platin 
äusserst  rapid  auf  die 

Zersetzung  von 
Wasserstoffsuperoxyd 
wirkt,  anderseits  liegt 
bei  einer  Platinkopie 
das  bildgebende  Me- 
dium mehr  auf  der 
Oberfläche  als  bei 
einem  Negativ  auf 
einer  Bromsilbergela- 
tineplatte. Bei  meinen 
Versuchen  beobachte- 
te ich,  dass  für  manche 
Prozesse,  z.  B.  für 
Gallustintebilder,  mit 
Platinpapiernegativen 
leichter  klare  und 
kräftige  Kopieen  er- 
halten werden  können 

(auch  Bromsilber- 
papier-Negative  dürf- 
ten   vorteilhafter   sein 

Hu^o  Erfiiitli  pliot.  Karl  Meissner.  ^^^  Platten).      Die  Her- 


100 


Stellung  eines  besonderen 
Platinpapiernegativs  ist  aller- 
dings für  eine  Kopie-Er- 
zeugung wiederum  auch  von 
nachteiliger  Wirkung,  denn 
wir  müssen  von  dem  Ori- 
ginalnegativ zunächst  ein 
Diapositiv  anfertigen,  und 
darnach  kann  erst  die  Pla- 
tinkopie genommen  werden; 
bei  solchen  Reproduktionen 
tritt  selbstverständlich  stets 
ein  gewisser  Verlust  in 
feineren  Details  und  in  Ton- 
gradation  ein. 

Was  die  Bereitung  der 
ätherischen  Wasserstoff- 
superoxyd -  Lösung  zum 
Übergiessen  der  Negativ- 
schichten anbetrifft,  so  be- 
zieht man  hierzu  am  besten 
von  E.  Merck-Darmstadt 
das  30  prozentige  ehem. 
rein.  Wasserstoffsuperoxyd. 
Hiervon  gibt  man  in  eine 
hohe  Glasflasche  15  ccvty 
giesst  darüber  200  ccm 
reinen  Äther  (absol.)  und 
schüttelt  um.  Beim  Niedersetzen  der  Flaschen  werden  wir  zwei  getrennte 
Flüssigkeitsschichten  haben:  unten  Wasser,  darüber  Äther  mit  aufgenommenem 
Wasserstoffsuperoxyd.  Man  tut  gut,  die  ätherische  Lösung  von  dem  Wasser 
durch  vorsichtiges  Abgiessen  zu  trennen,  da  andererseits  beim  Begiessen  der 
Negative  leicht  Wasser  mit  herausfresst  und  zu  Blasen- 
bildungen auf  der  Negativschiclit  resp.  zu  Flecken  auf  der 
späteren  Kopie  Veranlassung  gibt.  Diese  Trennung  macht 
sich  am  einfachsten  mittelst  eines  sogen.  Scheidetrichters. 
Noch  praktischer  ist  es,  wenn  man  die  ätherische  Lösung  des 
Wasserstoffsuperoxyds  in  einer  Spritzfllasche  (siehe  beifolgende 
Figur),  deren  längeres  Rohr  die  untere  Wasserschicht  nicht 
berührt,  anrichtet.  Auch  geht  mit  solcher  Flasche  das  Über- 
spritzen der  Platten  und  Papiere  bequemer,  ohne  allzuviel  Ma- 
tei  ialvergeudung,  von  statten. 

Um   nun  z.  B.   eine   Tintenkopie  herzustellen,    verfahren    wir    wie    folgt. 
Nachdem  die  Negativschicht  mit  Wasserstoffsuperoxyd- Lösung  Übergossen  und 


Hugo  Erfurth  phot. 


A.  Thamm. 


101 


K  .• 


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i  "^ij.ciir.a^^rii      ki.lp}>t, 
stcljcn    dt.rh    die    1\'..^. .•:..( 

•  1      den      anilcrcn     Kop.t  ■ 
\\.-rfahrcn  nnch  zurück.    >  » 
wollrn   wir   w  machen     (' -. 


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J.  V.  CISSARZ  o  c  o  o 
Von  HUGO  ERFURTH 
DRESDEN o  o    o   o   o    o 


PHOTOGRAPHIi 
MITTEILUNGEN 


die  verdienstvollen  Erfinder  recht 
bald  über  weitere  Fortschritte 
berichten,  resp.  mit  speziell  ge- 
eigneten Papieren  und  prakti- 
schen Lösungen  den  Interessen- 
ten zur  Hand  gehen. 

P.  Hanneke. 


Zu  Hugo  Erfurths 
BUdern. 

Gelegentlich  der  Besprechung 
amerikanischer      Bilder      wurde 
darauf  hingewiesen,  wie  langsam 
bei  uns  im  Gegensatz  zu  jenem 
Lande  die  modern  künstlerische 
Art  der  Porträtbehandlung  in  die 
Fachphotographie  Eingang  findet. 
Möglich,     dass    in    Deutschland 
das    Bildnis    noch    nicht    banal 
genug    geworden    ist,    um    dem 
verständigen   Publikum  klar  und 
erschreckend     vor     Augen     zu 
fuhren,  dass  hier  eine  Verjüngung 
von  Grund  auf  not  tut.     Doch 
—    wir    wollen    uns    hier    nicht 
wieder     gegen     die     Fachleute 
wenden.      Wo    man    heutzutage 
über     Kunstphotographie     redet 
oder  schreibt,  da  wird  auch  aufs 
schärfste  der  Konservatismus  der 
Fachphotog'raphen       verdammt. 
Man    sollte    jedoch  .  nicht     ver- 
gessen,   dass    auch    das    Publi- 
kum, das   eine  gewisse  Art  ge- 
schmeichelter    Bilder     geradezu 
verlangt,  ein  gerüttelt  Mass  von 
Schuld  trägt.     Häufig  wird  über 
Kunstphotographie      auch      mit 
mehr  Eifer    als  Verständnis  ge- 
redet   von    solchen,    denen    die 
zu   einem    vollwiegenden    Urteil 


Hugo  Erfurth  phot. 


Aktstudie. 


103 


Hugo  Erfurth  phot. 


Landschaft. 


erforderliche  Kenntnis  der  technischen  Bedingungen  fehlt.  Dem  Tieferblickenden 
muss  eine  gewisse,  sehr  prinzipielle  Distanz  zwischen  der  ?  naturwahren  ^  und 
der  *  künstlerischen«  Photographie  auflallen.  Das  Künstlerische  an  modernen 
Bildnissen  dokumentiert  sich  häufig  in  einer  Art  der  Auffassung  und  Be- 
leuchtung, in  einer  Art  freier,  malerischer  Positivbehandlung,  welche  die  ein- 
fache, schlichte  Ähnlichkeit,  wenn  nicht  unterdrückt,  so  doch  in  die  zweite 
Reihe  rückt,  und  die  daher  von  dem  Publikum,  ohne  dass  man  es  deshalb 
kurzer  Hand  verurteilen  dürfte,  abgelehnt  wird.  Es  Hesse  sich  eine  Reform 
unserer  Atelierphotographie  denken  zunächst  nur  in  Hinsicht  auf  Wahrheit 
und  Naturtreue,  ohne  dass  man  dem  Publikum  nun  gleich  zumutet,  in  jedem 
Abbilde  eine  malerische  und  kompositionell  vollendete  Kunstleistung  zu  er- 
warten und  zu  verlangen.  Wir  sind  noch  ganz  im  Unklaren  darüber,  in 
welcher  Weise  sich  die  modernen  Tendenzen  ins  Publikum  bringen  Hessen, 
welche  Saiten  der  Fachphotograph  eigentlich  berühren  muss,  um  die  Melodie 
zu  finden,  die  das  Publikum  von  eingewurzelten  üblen  Neigungen  fortlockt; 
und  dies  ist  vielleicht  auch  ein  Grund,  dass  es  bei  uns  mit  dem  Künst- 
lerischen im  Fach  nicht  recht  vorwärts  geht.  Nur  Experimentieren  kann 
darüber    hinforthelfen,    rastlose  Arbeit    mit    ganzer  Liebe.      Darum   sind   wir 


104 


jenen  vereinzelten  Fachleuten,  die  ntben  ihrer  ermüdenden  Tagesarbeit  noch 
Zeit  zu  der  so  diffizilen  und  langwierigen  Betätigung  auf  dem  Felde  der 
künstlerischen  Photographie  finden,  zu  so  grossem  Dank  verpflichtet. 

Zu  diesen  Wenigen  gehört  Hugo  Erfurth  in  Dresden,  und  die  vor- 
trefFlichen  Bilder  seiner  Hand,  die  wir  heut  unseren  Lesern  vorführen,  dienen 
ausgezeichnet  zur  Illustration  des  Gesagten.  In  allen  diesen  Porträts  finden 
wir  eine  originelle,  von  allem  Herkömmlichen  abweichende  Auffassung,  sei 
diese  nun  durch  Beleuchtung  oder  Komposition  gegeben.  Wie  markig  im 
Licht  ist  der  Kopf  Hans  Ungers  und  der  im  Ausschnitt  freilich  etwas  un- 
gewöhnliche des  Maler-Illustrators  J.  V.  Cissarz;  und  doch  werden  wohl  die 
meisten  Menschen  mit  einer  gewissen  Berechtigung  sich  nicht  so  porträtiert 
sehen  wollen,  da  besonders  die  im  Unger  sehen  Fall  gewählte  scharfe  und 
eigenartige  Beleuchtung  das  Antlitz  ungewohnt  erscheinen  lässt;  hier  hat 
eben  der  Photograph  in  erster  Linie  die  rein  künstlerische  Wirkung  im  Auge 
gehabt.  —  Wie  wunderbar  in  der  Charakteristik,  wie  sprechend  lebendig  ist 
das    wie    mitten    im  Gespräch    gepackte  Gesicht    der    alten    Dame    auf   dem 


Hu;o  Erfurth  phot. 


Porträt  in  Landschaft. 


105 


Doppelbildnis  — ,  und 
doch  —  wie  viele 
Menschen  würden  es 
vertragen,  sich  so  ab- 
gebildet zu  sehen,  ob- 
schon    hier  wiederum 

die  Ähnlichkeit 
äusserst        gesteigert 
herausgebracht        ist. 
Rein    malerisch ,    nur 
mit  der  Tendenz  aufs 

Bildmässige  ge- 
schaffen, wirkt  auch 
die  von  uns  in  Helio- 
gravüre wiedergege- 
bene ,  eindringlich 
schlichte  Gruppe  in 
der  Landschaft, 
während  beispiels- 
weise die  Gruppe 
»Mutter  und  Kindt 
einen  Mittelweg  ein- 
schlägt, in  glücklicher 
Weise  die  künst- 
lerische Behandlung 
mit  dem  verbindend, 
was  das  Publikum 
vom  Porträt  verlangt 
So  erzählen  uns 
Erfurt hs  Bilder,  wenn  wir  sie  eingehender  betrachten,  mancherlei  von  den 
interessanten  Beziehungen  zwischen  Kunst  und  Fachphotographie,  alle  aber 
geben  sie  Zeugnis  von  einem  ernsten^  hingebenden  Studium.  Es  sei  nicht 
unterlassen^  noch  besonders  auf  die  reizende,  im  Lichte  so  pikante  Gruppe 
im  Walde  und  auf  den  malerischen,  linienschönen  Akt  hinzuweisen.  Gelegent- 
lich der  Besprechung  von  Clarys  Sammelwerk  vom  Nackten  in  der  Photo- 
graphie nahmen  wir  bereits  Gelegenheit,  auf  Erfurths  hervorragende  Akte 
hinzuweisen,  die  in  der  Tat  zum  Besten,  was  jenes  Buch  bietet,  gehören. 

F.  L. 

Der  gegenwärtige  Stand  der  Ivesschen  Dreifarben- 

photographie. 

Von  Privatdozent  Dr.  Carl  Kaiserllng. 

Es  wäre  -eine    interessante  Aufgabe,    einmal  eine  allgemeine  Lehre  von 
der  Mode  zu  schreiben.     Spezielle  Werke  gibt  es  genug,  aber  die  Ursachen 


Hugo  Erfurth  phot. 


Mutter  und  Kind. 


106 


Von   lll'CiO  KKMm   i-  !  II 
DKKSDl.N 


Der    j;c:;ir»%v':« ,  » i:.>-    Si»::;  1    k^  , 


der  Mode   zu   ^«  1. 


PORTRÄTGRUPPE  o  . 
Von  HUGO  ERFURTII 
DRESDEN  o 


O  O         C  0        0 


PHOTOGRAHHISCHE 
MITTEILUNGEN    XI. 


der  Mode,  die  Art,  wie  sie  zur  Herrschaft  über  die  Sinne  der  Menschheit 
gelangt,  wie  sie  die  Menschen  umbildet,  wie  sie  geht  und  wiederkommt,  wie 
oft  ein  glückliches  Schlagwort,  ein  leuchtendes  Beispiel  längst  vergessene 
Dinge  wieder  neu  erstehen  lässt,  das  würde  ein  interessantes  Kapitel  der 
Psychologie  des  Menschen  sein.  Ich  denke  dabei  nicht  nur  an  die  Kleidung, 
sondern  auch  an  alle  anderen  menschlichen  Bedürfnisse  in  Kunst,  Wissen- 
schaft und  Technik.  Mir  scheint,  dass  zu  den  Ursachen  des  ewigen  Wechsels 
vor  allem  die  UnvoUkommenheit  der  betreffenden  Dinge  gehört,  demnächst 
die  Abwechselungs-  und  Neuerungssucht  der  Verbraucher  und  schliesslich  die 
pekuniären  Bedürfnisse  der  Industriellen  und  Erfinder.  Die  Photographie 
liefert  zahlreiche  Beispiele.  Eins  der  interessantesten  bietet  die  Farben- 
photographie.  Noch  immer  ringen  die  drei  Methoden  miteinander,  wie  vor 
Jahren,  bald  herrscht  die  eine,  bald  siegt  die  andere.  Am  gleichmässigsten 
bleibt  sich  die  einzig  wahre  —  die  direkte  Farbenaufnahme.  Noch  immer 
ist  die  Lippmannsche  Methode  die  einzige  mit  positiven  Ergebnissen,  noch 
immer  ist  sie  aber  mangelhaft,  umständlich  und  für  die  Praxis  unbrauchbar 
Den  eigentlichen  Konkurrenzkampf  fuhren  die  indirekten  Methoden,  bei  denen 
mit  Hilfe  dreier  Grundfarben  die  Mischfarben  erzeugt  werden.  Seit  etwa 
1898  ist  dieser  Kampf  besonders  heftig.  Damals  kamen  praktische  Apparate 
für  die  sogenannte  additive  Farbenmischung,  die  von  Ives  mehrere  Jahre 
vorher  angegeben  war,  in  den  Handel.  Eingebürgert  hat  sich  das  Verfahren 
nicht.  Dann  kam  die  Rastermethode  nach  Jolly,  die  ebenfalls  in  diese  Klasse 
hineingehört.  Wenig  mehr  als  ein  Jahr  beherrschte  sie  das  Feld,  als  von 
England  durch  Sanger  Shepherds  praktische  und  relativ  einfache  Arbeits- 
methode die  subtraktiven  Verfahren,  deren  Grundlage  der  Dreifarbendruck 
ist,  zur  fast  alleinigen  Herrschaft  kamen.  Immer  waren  es  kleine  technische 
Vervollkommnungen,  praktische  Filterschlitten,  verbesserte  Farbenempfind- 
lichkeit der  Platten  und  dergleichen,  welche  den  Methoden  den  Sieg  ver- 
schafften. 

Jetzt  scheint  eine  Zeit  anzubrechen,  in  der  möglicherweise  wieder  die 
Ives-Farbenphotographie  Mode  wird.  Wie  einst  Prof.  H.  W.  Vogel  die 
subtraktiven  Dreifarbendrucker  anführte,  so  versucht  jetzt  sein  Amtsnachfolger, 
Prof  Miethe,  Mannen  um  sich  zu  scharen,  auf  deren  Banner  die  additiven  Drei- 
farbenverfahren geschrieben  sind.  Miethe  zeigt  in  den  Räumen  der  Berliner 
Gesellschaft  > Urania t  in  der  Taubenstrasse  seine  Resultate,  deren  erzieherischer 
Wert  durch  einen  dazu  von  Prof.  Müller  verfassten  Vortrag:  »Durch  Wald 
und  Flur«  sehr  gehoben  wird.  Diese  Bilder  sind  zum  Teil  hervorragend 
schön  und  in  solcher  Grösse,  und  was  offene  Landschaft  mit  und  ohne 
Staffage  anbetrifft,  in  solcher  Vollkommenheit  wohl  noch  nicht  gezeigt.  Wir 
empfehlen  allen  Photographen  und  Nichtphotographen,  sich  diese  Projektionen 
anzusehen,  damit  die  Sehnsucht  nach  der  Farbe  wieder  belebt  wird  und  zu 
eigenen  Versuchen  anspornt. 

Das  Verfahren  Miethes  ist  identisch  mit  dem  von  Ives.  Es  werden 
durch  Rot-,  Grün-  und  Violettfilter  je  eine  Aufnahme,  von  jedem  Negativ  ein 

1.  IV.  1908.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  1 4 

107 


schwarzes  Diapositiv  gemacht.  Die  drei  schwarzen  Bilder  ergeben,  jedes  mit 
seiner  Filterfarbe  beleuchtet,  auf  der  Projektionswand  das  farbige  Bild.  An 
sich  ist  also  das  IMld  nicht  farbig.  Was  Miethe  zu  den  bisher  bekannten 
Dingen  hinzugetan  hat,  ist  eine  Verbesserung  der  Farbenempfindlichkeit  der 
Aufnahnieplatten.  Miethe  verwendet  neuerdings  Badeplatten,  die  er  mit 
Äthylrot  sensibilisiert.  Nach  ihm  ist  das  Äthylrot  (ein  Chinolin  Chinaldin-Jod- 
Alkyl)  der  erste  Sensibilisator,  welcher  für  das  gesamte  Spektrum  stark  sen- 
sibilisiert und  die  bekannte  Lücke  im  Grünblau  vollkommen  ausfüllt  (Atelier 
des  Photographen,  Heft  2,  1903).  Nach  Angaben  Miethes  verhalten  sich 
die  Expositionszeiten  von  Rot,  Grün,  Violett  wie  i  :  72  •  ^  t>ei  Benutzung 
Miethescher  Filter.  Bei  gutem  Licht  und  Abbiendung  auf  12,5  betrugen 
die  Expositionszeiten  4:2:4  Sekunden,  während  bei  f :  4  Momentaufnahmen 
von  ^40  Sekunden  gelangen.  Eigene  Erfahrungen  mit  dem  Sensibilisator  waren 
noch  nicht  möglich,  wir  werden  jedoch  baldigst  Versuche  anstellen  und 
darüber  berichten. 

Eder  schreibt  im  Märzheft  der  Photographischen  Korrespondenz:  »Die 
Versuche  mit  Badeplatten  ergeben  eine  gute  Sensibilisierung  für  Orangerot 
über  Gelb  nach  Grün,  so  dass  es  (das  Äthylrot)  neben  den  bereits  bekannten 
Farbensensibilisatoren  ein  sehr  schätzbarer  Beitrag  zur  Herstellung  farben- 
empfindlicher Platten,   namentlich  sogenannter   panchromatischer  Platten  ist.« 

Nicht  zum  wenigsten  verdanken  die  Bilder  ihre  gute  Wirkung  dem 
gewaltigen  Projektionsapparate  der  Urania,  welcher  unter  vorzugsweiser 
Mitwirkung  des  Physikers  der  Anstalt,  Dr.  Donath^  gebaut  ist.  Dieser 
Apparat  bietet  an  sich  nichts  Neues,  er  ist  aber  für  den  vorliegenden  Spezial- 
zweck  mit  mancherlei  technischen  Vervollkommnungen  ausgestattet,  die  den 
Zweck  haben,  die  drei  Bilder  schnell  zu  justieren  und  etwaige  Deckun^s- 
fehler  zu  korrigieren.  Drei  grosse  Bogenlampen  von  je  50  Ampere  mit 
schrägstehenden  Kohlen  senden  ihr  Licht  durch  eine  Schutzscheibe  von  Hart- 
glas auf  die  drei  Kondensoren,  weiterhin  durch  die  Kühlgefasse,  deren 
gefärbtes  Wasser  gleichzeitig  als  jeweiliges  Rot-,  Grün-  oder  Blaufilter  dient, 
auf  die  Diapositive.  Durch  drei  lichtstarke  und  identische  Objektive  gelangen 
die  Strahlen  endlich  auf  die  Projektionsfläche,  welche  fast  die  ganze  Bühnen- 
öfTnung  des  Urania-Theatersaales  ausfüllt. 

Was  die  Theorie  des  Ives- Mi  et  h eschen  Verfahrens  angeht,  kann  ich 
mich  kurz  fassen  und  auf  meine  ausführliche  Arbeit  in  dieser  Zeitschrift: 
»JoUys  Methode  der  Farbenphotographie«,  35.  Jahrgang  1898.  Seite 
273  ff.,  289  ff.,  36.  Jahrgang  1899,  Seite  8  ff,  35  ff,  46  ff.,  65  ff.,  verweisen, 
da  die  Grundlage  des  JoUyschen  Verfahrens  die  gleiche  ist,  wie  die  des 
vorliegenden. 

Alles,  was  ich  damals  gesagt  habe,  gilt  auch  heute  noch.  Damals  hiess 
es  vom  Ives  sehen  Verfahren,  dass  es  nicht  mehr  verbesserungsfahig  sei. 
Jetzt,  nach  sechs  Jahren,  ist  es  gleichwohl  geschehen  durch  eine  bessere 
Aufnahmeplatte,  von  der  Miethe  wiederum  sagt,  dass  sie  einen  Abschluss 
bedeute,    da    wir    kaum   noch  eine  bessere  brauchen.     Aber  wer  weiss,    was 


108 


der  wieder  aufgestachelte  Wetteifer  unserer  Forscher  nun  bringen  wird? 
Hoffentlich  eine  haltbare  panchromatische  Handelsplatte,  ohne  die  meiner 
Erfahrung  nach  sich  kein  Dreifarbenverfahren  in  der  allgemeinen  Praxis  ein- 
bürgern wird.  Die  beste  Handelsplatte  ist  wohl  noch  immer  die  Spektrum- 
platte von  Cadett  und  Neall,  aber  die  Rot-Orange-Empfindlichkeit  genügt 
nicht. 

Selbstredend  wurde  zur  Erläuterung  der  Methode  bei  der  Vorführung 
in  der  Urania  wieder  die  Theorie  der  Farbenwahrnehmung  von  Young- 
Helmholtz  herangezogen,  anstatt  die  Ergebnisse  der  Farbenmischungs- 
Experimente.  Darüber  habe  ich  auf  Seite  276  des  35.  Jahrganges  dieser 
Zeitschrift  das  Nötige  gesagt.  Wenn  sich  doch  die  Erklärer  einmal  die 
geringe  Mühe  machen  wollten,  die  andere  Theorie,  welche  heute  unter  den 
Physiologen  den  weit  grösseren  Teil  der  Anhänger  besitzt,  die  Heringsche 
Theorie  nachzulesen l  Vielleicht  berichte  ich  ein  anderesmal  darüber,  wenn 
nur  die,  so  es  angeht,  die  Sache  lesen  würden.  Jedes  Lehrbuch  der  Physio- 
logie gibt  Aufklärung.  Die  von  den  Farbenphotographen  geliebte  Theorie 
von  Helmholtz  ist  eine  Ableitung,  die  Tatsachen  hingegen  sind  die  Ergeb- 
nisse der  Farbenniischungsversuche.  Diesen  sollen  die  Photogramme  ent- 
sprechen und  nicht  den  Gedanken,  welche  sich  Helmholtz  darüber  gemacht 
hat,  wie  im  Gehirn  die  Empfindung  Rot  zustande  kommt. 

Auch  heute  noch  sind  die  Fehler  der  Ives sehen  Methode,  abgesehen 
von  den  grossen  technischen  Schwierigkeiten,  bei  allen  Phasen  der  Bild- 
erzeugung wesentlich  folgende  zwei:  der  kleinere,  dass  die  Aufnahmen  nach- 
einander gemacht  werden  müssen,  der  grössere,  dass  kein  reelles  farbiges 
Bild  resultiert,  sondern  nur  ein  in  besonderen  Guckkästen  oder  bei  Projektion 
mit  sehr  komplizierten  teuren  Apparaten  —  der  Urania- Apparat  kostet 
ca.  4000  Mk.  —  farbig  erscheinendes.  Die  Verwendung  dreier  Lampen  ver- 
teuert den  Apparat  und  stört  den  Gesamteindruck,  sobald  eine  von  ihnen 
nicht  mit  der  gleichen  Helligkeit  brennt  wie  alle  anderen.  Die  bisher  bekannt 
gewordenen  Spiegelkonstruktionen  bei  Verwendung  einer  Lichtquelle  sind 
auch  niclit  ideal,  und  so  bleibt  nach  wie  vor  die  Konstruktion  eines  allgemein 
brauchbaren  Projektionsapparates,  womöglich  mit  einer  Lichtquelle,  eine  Auf- 
ijabe  der  Erfinder. 


Das  Trioxymethylen  und  seine  Anwendungen  in  der 

Pliotograpliie. 

Von  Gebrüder  Lumiöre  und  Seyewetz. 

(Schluss  von  Seite  90.) 

C.    Gebrauch  des  Trioxymethylens  in  Tonfixierbädern  ats  Ersatz 

des  Alauns. 

Da  Lösungen  von  Trioxymethylen  mit  Natriumsulfit  die  Gelatine  unlöslich  machen, 
so  haben  wir- versucht,  dieselben  auch  in  die  Tonfixierbäder  an  Stelle  des  Alauns 
einzufahren.     Unsere  Experimente  zeigten,    dass,  um  die  Eigenschaften  der  Tonung 


109 


nicht  zu  modifizieren,  es  Bedingung  ist,  ntu-  eine  sehr  geringe  Menge  von  Sulfit  zu 
nehmen.  Das  Formosulfit,  welches  3  pCt.  Trioxymethylen  enthält,  kann  in  diesem 
Falle  nicht  benutzt  werden.  Gute  Resultate  erzielt  man,  wenn  ein  beträchtlicher 
Teil  des  Sulfits  durch  eine  indifferente  Substanz,  Chlornatrium,  ersetzt  wird.  Es 
wurde  zu  dem  Trioxymethylen  das  gleiche  Gewicht  einer  Mischung  von  10  Teilen 
Natriumsulfit  (wasserfrei)  mit  40  Teilen  Chlomatrium  gefClgt.  2^  dieses  Produkts 
wurden  in  einem  Liter  Tonfixierbad  gelöst.  Die  hier  verwendete  Trioxymethylen- 
menge  =  1,5^  ersetzt  ungefähr  10—15^  Alaun. 

Man  kann  die  Mischung  von  Trioxymethylen  und  Alkalisulfit  auch  in  den  Ver- 
hältnissen nehmen,  welche  wir  früher  für  das  Unlöslichmachen  der  Gelatine  in 
Papieren  gegeben  haben.  Eine  wässerige  iprozentige  Lösung  dieser  Mischung 
liefert  recht  gute  Resultate,  schon  nach  wenigen  Minuten  ist  die  Gelatineschicht  des 
Papiers  so  gehärtet,  dass  sie  ohne  nachteilige  Folgen  mit  kochendem  Wasser  be- 
handelt werden  kann. 

In  den  Fixierbädern  für  Platten  ist  der  Gebrauch  des  Trioxymethylens  nur  in  sehr 
schwacher  Dosis  möglich,  und  zwar  in  den  Verhältnissen,  welche  wir  bei  der  Ver- 
wendung des  Formosulfits  in  den  Entwicklern  angegeben  haben. 

Zu  grosse  Mengen  bewirken  eine  übertriebene  Zusammenziehung  der  Schicht. 
Da  sich  diese  Zusammenziehung  auf  das  Glas  nicht  zu  gleicher  Zeit  erstrecken 
kann,  so  löst  sich  die  Gelatine  von  ihrer  Unterlage  los.  Diese  Erscheinung  tritt 
bei  Papier  nicht  ein,  denn  dieses  folgt  leicht  der  Kontraktion  der  aufgetragenen 
Schicht. 

Die  Vorteile,  welche  die  Mischung  von  Trioxymethylen  und  Alkalisulfit  in  den 
Tonbädern  gegenüber  dem  Alaun  bieten,  sind  folgende: 

1.  Ihre  Reaktion  ist  alkalisch,  und  eine  Zersetzung  des  Fixiernatrons,  w^ie  sie 
in  sauren  Tonlösungen  statthat,  ist  nicht  möglich.  Bei  Einführung  in  Ton- 
fixierbäder tritt  also  keine  Schwefelabscheidung  ein.  Diese  Eigenschaft 
gestattet,  Tonfixierbäder  in  der  Kälte  anzusetzen,  während  bei  Alaun- 
verwendung das  Ansetzen  mit  Erwärmung  geschehen  soll,  um  den  ent- 
stehenden überschüssigen  Niederschlag  von  Schwefel  zu  entfernen. 

2.  Die  Tonfixierbäder  bleiben  unbegrenzt  klar,  während  sie  mit  Alaun  beständig 
trübe  erscheinen. 

3.  Wenn  man  die  Gelatinekopien  aus  einem  Tonfixier-  oder  Fixierbad  in  eine 
Alaunlösung  legt,  um  die  Gelatineschicht  zu  härten,  so  kann  in  dem  Bilde 
aus  dem  in  der  Schicht  noch  befindlichen  Fixiematron  wieder  Schwefel  durch 
den  Alaun  abgeschieden  werden.  —  Trioxymethylen  macht  die  Gelatine- 
schicht unlöslich,  ohne  dass  dabei  Schwefel  abgeschieden  wird. 

4.  Endlich  ist  es  bekannt,  dass  die  saure  Reaktion  des  Alauns  die  Haltbarkeit 
des  Bildes  schädigt,  sobald  nicht  jede  Spur  von  Fixiernatron  aus  dem 
Bilde  entfernt  worden  ist.  Solche  Veränderung  ist  bei  Trioxymethylen  infolge 
der  alkalischen  Reaktion  seiner  wässerigen  Lösungen  weniger  zu  fürchten. 


Kleine  Mitteilungen. 

Dreifarben  -  Detektiv  -  Camera. 

In  der  Januar-Sitzung  der  Soci6t6  Fran^aise  de  Photographie  zu  Paris  führte 
Monpillard  eine  Detektiv-Camera  für  Dreifarben- Aufnahmen  von  Prieur&Dubois 
vor.  Der  Apparat  ist  nach  Art  der  Geheimcameras  gebaut;  er  besitzt  ein  Uhrwerk, 
welches  automatisch  und  sehr  schnell  hintereinander  die  drei  Platten  zur  Exposition 


110 


bringt  und  zugleich  die  Filter  wechselt.  —  Vidal  bemerkt  hierzu,  dass  schon  im 
Jahre  1894  der  Gesellschaft  ein  ähnlicher  Apparat  von  Guitton  de  Giraudy  vor- 
gelegen habe. 

Bdinol  für  Diapositivplatten  und  Papiere. 

Für  Brom  Silberpapiere  und  Diapositivplatten  empfiehlt  T.  Thorne-Baker 
folgenden  Edinol-Entwickler : 

Fixiematron  *) 4iO,? 

Kaliummetabisulfit 5,2  „ 

Edinol 2,6  „ 

Soda 13,0  „ 

Wasser 120  cnu 

loproz.  Bromkali-Lösun^ 13     n 

Für  die  Entwicklung  schwach  ankopierter  Aristo -Drucke  dient  nachstehende 
Zusammensetzung : 

Lösung  A:    Wasser 120,0^ 

Kaliummetabisulfit     ...         2,6  „ 

Edinol 1,3  „ 

Eisessig 20  Tropfen 

Soda 2,6^ 

Lösung  B:    Ammoniumcarbonat  .     .     .       13,0^ 

Wasser 120,0  „ 

Vor  der  Entwicklung  sind  die  Kopien  zunächst  unter  3-  bis  4  maligem  Wasser- 
wechsel zu  wässern.  Dann  wird  die  Kopie  mit  Lösung  A  behandelt.  Durch  Zusatz 
von  einigen  Tropfen  Lösung  B.  wird  die  Entwicklung  beschleunigt. 

(Photography.) 


Hamburger  AusstellungsbrieL 

Seit  geraumer  Zeit  bereits  richten  sich  die  Blicke  der  gesamten  photographischen 
Welt  auf  die  Hamburger  Ausstellungen.  Vor  zehn  Jahren  veranstaltete  die  jetzige 
„Gesellschaft  zur  Förderung  der  Amateurphotographie"  das  erste  derartige  Unter- 
nehmen in  der  Hamburger  Kunsthalle,  um  dann  Jahr  für  Jahr  mit  immer  schärfer 
gesichteten,  künstlerisch  wertvolleren  Ausstellungen  wiederzukommen.  Die  Kataloge 
dieser  Veranstaltungen  spiegeln  in  höchst  interessanter  Weise  die  Entwicklung  der 
ktlnstlerischen  Photographie  wieder;  sie  zeigen,  wie  mächtig  die  Photographie  als 
künstlerisches  Ausdrucksmittel  sich  in  diesem  Dezennium  entwickelt  hat.  Diese 
schnelle  und  reiche  Entwicklung  ist  nicht  zum  mindesten  den  mit  reinstem  Idealismus 
und  selbstloser  Hingabe  vorbereiteten  Hamburger  Ausstellungen  zu  danken.  Sie 
brachten  nicht  hoch  genug  zu  schätzende  Anregungen,  schufen  Vermittlung  zwischen 
den  Gleichstrebenden  im  In-  und  Auslande,  brachten  dem  Publikum  das  Verständnis 
der  kunstphotographischen  Bestrebungen  näher,  —  Hamburg  wurde  für  Deutschland 
das  Zentrum  in  kunstphotographischen  Dingen.  Man  darf  auch  jetzt,  wo  der  Boden 
beackert,  eine  Tradition  geschaffen  ist,  nicht  vergessen,  welche  Verdienste  sich  der 
genannte  Verein  mit  seiner  Pionierarbeit  erworben  hat. 

Ober  kurz  oder  lang  kommt  ja,    wenn  es  sich  um  künstlerische  Dinge  handelt, 

1)  Zusatz  von  geringen  Mengen  Fixiernatron  bewirkt  bei  manchen  Entwicklerzusammen- 
setzungen grössere  Klarheit,  so  z.  B.  auch  bei  Metol  und  Ortol.  Siehe  diesbezüglich  Phot.  Mitteil. 
XXXIII,  S.  197  und  XXXI V,  Seite  267. 


111 


fast  immer  der  Moment,  da  in  einem  grossen  und  machtvollen  Verein  aus  irgend 
welchen,  meist  in  persönlichen  Geschmacksdifferenzen  gelegenen  Gründen  sich  eine 
Sezession  bildet.  Es  handelt  sich  dann  darum,  ob  für  zweierlei  Veranstaltungen 
am  gleichen  Ort  Bedürfnis  und  Existenzmöglichkeit  vorhanden  ist  —  was  gerade  in 
photographischen  Dingen  abzuwarten  bleibt  — ,  und  ferner  hat  die  neue  Vereinigung 
zu  zeigen,  ob  sie  die  Tradition  zu  hüten  imstande  ist. 

Im  hier  vorliegenden  Falle  scheint  die  Sezession  aus  einer  gewissen  Verstimmung 
über  die  Exklusivität  der  bisherigen  Veranstaltungen  hervorgegangen  zu  sein.  An- 
scheinend hat  man  die  im  Laufe  der  Zeit  immer  schärfer  gewordene  Sichtung  des 
Materials  nach  rein  künstlerischen  Gesichtspunkten  nicht  mehr  goutiert.  Man  wollte  eine 
weitherzigere  Jury,  und  man  wollte  auch  von  jenen  rein  photographischen  Leistungen 
zugelassen  haben,  die  den  Accent  nicht  derart  aufs  Künstlerische  legen.  So  entstand 
diese  Frühjahrsausstellung  der  „Freien  Vereinigung  von  Amateur-Photographen  zu 
Hamburg",  die  allerdings  an  Ausdehnung  (sie  zählt  1343  Nummern)  die  Ver- 
anstaltungen der  letzten  Jahre  bei  weitem  übertraf.  Dennoch  muss  man  sagen: 
weniger  wäre  mehr  gewesen.  Eine  schärfere  Sichtung,  ein  Abscheiden  wenigstens 
der  unter  Mittelmass  stehenden  Sachen,  hätte  die  kleine  Schar  vortrefflicher  Bilder, 
welche  die  Ausstellung  barg,  zu  reinerem,  erhöhtem  Ausdruck  kommen  lassen;  dies 
fässt  man  vielleicht  bei  künftigen  Unternehmungen  ins  Auge.  Diese  Ausstellung  ist 
vielleicht  ein  sehr  guter  Beweis  dafür,  wie  leistungsfähig  die  Photographie  heut- 
zutage ist;  sie  entbehrt  des  Eindrucks  nicht,  obschon  die  grossen  Namen  —  das 
Wiener  Kleeblatt,  die  bedeutendsten  Hamburger  und  Ausländer  —  fehlen. 

Der  Gummidruck  ist  reichlich  vertreten  von  den  kleinsten  bis  zu  den  grössten 
Formaten;  nicht  immer  aber  harmonieren  bei  letzteren  die  Dimensionen  mit  dem 
Inhalt  der  Fläche,  und  man  kann  nicht  umhin,  einigen  Ausstellern  mit  Bezug  auf 
das  Riesenformat  einmal  die  Bedeutung  des  Gegenstandes  und  dann  die  Geschlossen- 
heit und  Ruhe  in  der  Bildwirkung  recht  ans  Herz  zu  legen. 

Imponierend  tritt  der  im  Banne  der  Wiener  Schule  stehende  Dr.  H.  Bach- 
m  an n- Graz  mit  grossen  Landschaften  in  Gummidruck  auf,  unter  denen  namentlich 
die  in  mehreren  Farben  gehaltenen  Schneebilder  sehr  wirksam  sind.  —  Rudolf 
und  Theodor  Scholz -Wien  bringen  kräftige,  frische  Gummidrucke,  an  denen  man 
jedoch,  besonders  im  Gedanken  an  das  Hofm  eist  er  sehe  Dioskurenpaar,  hie  und 
und  da  die  Feinheit  in  der  Wahl  der  Motive,  das  Ineinanderaufgehen  beim  Zu- 
sammenbringen der  einzelnen  landschaftlichen  Elemente  vermisst. 

Rob.  R  enger- Pratz  seh -Dresden  ist  mit  Porträts  vertreten,  die  voller  Charak- 
teristik, voll  seelischen  Ausdrucks  sind,  besonders  wenn  es  sich  um  die  Darstellung 
von  Kindern  handelt.  Ein  wenig  nach  steht  diesen  innerlichen  Vorzügen  mitunter 
die  formale  Eleganz  in  Ausschnitt  und  linearer  Anordnung,  die  malerische  Ver- 
teilung der  Töne,  —  Elemente  des  Bildes,  in  deren  Anwendung  Alfred  Schneider- 
Meissen  —  der  Bruder  des  bekannten  Künstlers  Sascha  Schneider  —  äusserst 
feinfühlig  und  geschickt  ist. 

Ganz  treffliche  grosse  Landschaften  in  Gummidruck  mit  zum  Teil  sehr  glücklich 
und  schlicht  sich  einordnender  Staffage  zeigt  Dr.  Franz  Bertolini-Graz,  —  gute, 
lebensvolle  Porträts,  die  jedoch  wohl  durch  die  Eigenart  des  angewandten  Verfahrens 
etwas  ausgeschnitten  auf  einem  anders  getonten  Hintergrund  stehen,  Heinrich 
Reiter-Graz.  S.  Jaff6-Posen  bringt  stimmungsvolle,  zum  Teil  freilich  etwas  sehr 
verschwommene  Landschaften,  unter  denen  sein  schon  früher  gesehenes,  sonnen- 
durchglitzertes  Bild  einer  holländischen  Gracht  mir  immer  noch  am  meisten  zusagt. 
—  Etwas  zu  weit  hat  auch  Clara  B au r- Stuttgart,  eine  gewiss  talentvolle  Dame, 
die  Emanzipation  von  der  Schärfe  getrieben.     Die  Unscharfe  als  Selbstzweck,   nicht 


112 


motiviert  durch  Art  und  Grösse  des  Gegenstandes,  —  dem  kann  man  nicht  folgen. 
—  Herrn.  Vonachten- Aachen  bringt  seine  anerkannt  tüchtigen  Landschaften,  und 
von  in  kleineren  Formaten  arbeitenden  Gummisten  möchte  ich  in  absteigender  Linie 
Carl  Winkel  -  Güttingen,  S.  Urff  -  Hanau  und  Armin  Kühlwein  -  München 
nennen.  — 

Die  polychrome  Bildijebung  tritt  im  Gummidruck  nur  sehr  vereinzelt  und  ganz 
diskret  als  andeutungsweise  Tönung  auf;  das  schwere  und  interessante  Problem  der 
ausgesprochen  farbigen  Wiedergabe,  mit  dem  sich  einige  der  strebsamsten  Gummisten 
jetzt  beschäftigen,  wird  kaum  hie  und  da  gestreift.  Nur  ein  prätentiöser  Versuch 
liegt  vor,  und  den  muss  man  leider  ablehnen.  Es  ist  eine  Landschaft  mit  weiblicher 
Staffage  von  Franz  von  Steffenelli-Graz,  wie  man  sagt,  ein  nicht  weniger  als 
einundzwanzig  Mal  gedrucktes  farbiges  Bild.  Man  kann  den  Fleiss  bewundern  und 
muss  angesichts  des  Resultates  doch  sagen:  „ein  grosser  Aufwand  ist  hier  leer 
vertan";  die  Wirkung  kommt  über  einen  mäs^igen  Öldruck  nicht  hinaus.  Sicher 
ist  es  sehr  schwer,  in  der  Photographie  in  künstlerischem  Sinne  farbig  zu  sein. 
Man  muss  sich  aber  immer  gegenwärtig  halten,  dass,  will  man  eine  Kunstleistung 
schaffen,  nach  vorgefasster  Idee,  vollbewu.ssi  eine  Vereinfachung,  Stilisierung,  Über- 
tragung der  farbigen  Natur  ins  Künstlerische  vollbracht  werden  muss.  Gelingt  das 
nicht,  so  bleibt  die  Farbe  besser  weg.  Die  Wiedergabe  der  natürlichen  Farben  hat 
mit  der  Kunst  an  sich  nichts  zu  schaffen,  und  sehr  fatal  wirkt  gerade  in  der  Photo- 
graphie jenes  unmögliche  Mittelding  zwischen  natürlicher  Farbenwiedergabe  und 
künstlerischer  Übersetzung. 

Auf  einen  muss  noch  nachdrücklich  hingewiesen  werden,  der  zwar  mit  kleinen, 
wenig  hermachenden  Bildern  kommt  und  doch  einer  der  besten  ist:  Max  Möller- 
Aachen.  Er  bringt  kleine  Landschaften  von  einer  wunderbaren,  schlichten  Innigkeit. 
Darin  ist  etwas,  das  vielen  der  „Grosszügigen"  fehlt:  die  Tiefe.  Mit  einer  grossen 
Liebe  ist  hier  die  Natur  umfangen.  Die  Technik  ist  die  des  einfachen  Gummidrucks 
(anscheinend  Höchheimerpapier)  und  man  sieht,  was  der  Geschmack  daraus  machen 
kann.  Vollbewusst  ist  die  Eigenart  dieser  Technik  zur  Vereinfachung  der  Töne,  zur 
Hervorhebung  des  Charakteristischen  in  der  Landschaft  in  äusserst  malerischer  Weise 
benutzt. 

Auch  das  Bromsilberpapier  findet  sehr  tüchtige  Vertreter.  C ar st ensen- Flens- 
burg gibt  auf  diesem  spröden  Material  eine  ganz  vortreffliche  grosse  Schneeland- 
schaft, Frau  A.  Hertw  ig -Charlottenburg  rötlich  angetont  einige  formschöne  Halb- 
akte, und  vor  allem  Karl  Weiss -Dresden  weiss  dem  Bromsilberdruck  ganz  neue 
künstlerische  Seiten  abzugewinnen.  Auf  einigen  seiner  Porträts  benutzt  er  sehr 
interessant  ein  vollkommenes  Vorderlicht  zur  Unterdrückung  der  Plastik  und  Hervor- 
hebung der  Formen  etwa  in  dem  schlichten,  zeichnerischem  Sinne  der  alten  deutschen 
Meister. 

Bei  einigen  Ausstellern  zeigt  sich  ein  schädlicher  Amerikanismus  So  ahmt  man 
die  in  Amerika  und  England  gepflegte  Art,  verschiedene  in  Grösse  und  Farbe  sich 
abstufende  Papiere  übcreinandergelegt  als  Unterlage  für  die  Photograghie  zu  be- 
nutzen, nach,  verwendet  jedoch  statt  der  dort  gebrauchten  feinen  Farbennuancen 
grelle  und  verdriesslich  bunte  Komplementärfarben.  Man  vergisst  dabei,  dass  die 
Tonränder  den  Zweck  haben,  eine  ruhige  und  unauffällige  Überleitung  vom  Bild  zum 
Papierfond  zu  schaffen,  nicht  aber,  den  Blick  abzulenken  und  zu  zerstreuen.  Es  ist 
zu  bedauern,  dass  auch  der  in  guter  Erinnerung  stehende  W.  Bändel ow- Krakow 
sich  diesem  Irrtum  angeschlossen  hat.  —  In  diesen  Passus  über  angenommene 
Manieren  gehört  auch  der  Gummist  Victor  Stouffs- Brüssel,  der,  sicher  von  guter 
Anlage,  einen  modernen  Manierismus  in  Technik  und  Aufmachung  alles  über- 
wachern lässt. 


113 


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11  M  li  i:rn;uin'  i'.ir  vkm  iil)cr:iii>  r':inis^«^n  Hamburger  Herren  vom  Vorstände  *»  ■ 
\ri  oi-ia'»cn(lon  Voreni^  ^!ax  May.  Wilhelm  Gebche,  Heinrich  Herk  und  IN  tf 
!  ii'!  r-.  :<  riif  r  im  Porträt-  und  I  ai.d^chaftsfach  Th.  Schncider-Leipzij:,  Hfi*:o 
Wiohr  !>«•'-. «tn,  [.  i".  St r) t  klu)! m -  Kopenhagen,  Faul  von  Holwede-Hamhnr^. 
CjtI  h  ,«m1it iksi  n  K'opeidia^en,  und  in  der  Land.schaft  Alb.  Gottheil -Dan.-.iu, 
M.ix  I-.'i  ••'. /Dr. -j!mi,  Kiihter  !.«|jiiic,  Victor  Heuer-Graz,  Gunnar  Malni- 
\)Vii  *'-to.  1  !i'-Mi,  I!  von  SeL'iicrn- Hmiiburg,  Friedrich  Behrens-Posen,  lohn 
IJ1,(  -f  ro:ii  .M'.  khu'.ii.  —  Knien  Anziehuiiii.spunkt  besonders  pikanter  Natur  bddeten 
riiv  A.i/.<  ii  iiü  «{  ui/o-iv('hen  Stil  raffiniert  geschickt  gemachter  Freilichtaktc  de^ 
pritf«,-,.]'  vnii    1  an   Stia^^burü.  F.  L. 


Literatur. 

Joh.  Grasshoff.    Die  Betonche  von  Photographien  neb^t  ausführlicher  Anieitui.^^  /um 

K>»i'»iit  r«  ;i  pi  i  At^nariil-  \in<l  ()it;Ml)eii  Nt'ur.to  völlig  veräiulortf  Auflage.  Bearbeitet  \'on  Fft^ 
1-f  '"^«hri        XMiau   Mui   (ihxtav   Sr  h  m  idl-Hnlin. 

f's  h..iMl«lt  *j>.  b  bifi  lun  die  weit  lukaunte  und  jijeschätzto  Arbeit  Cirassholf*;  übci  .:» 
Rctourbc-,  vvi'l«  bc  ich  tiuih  iiK-inc  l'bennl.eitung  nach  besten  Kräften  ftberall  auf  ncuzejtl'.bt  i. 
Standjjunkt  >r«bTji(bt  habe  l>ir  bi.-^t  rude  Hand  legte  ich  namentliih  in  den  Kapiteln  übt;  die 
<'i)ientli«'b('  N<i;at'iv-  und  P(»-'ti\  i  ctöui  In*  an,  weil  da  do«h  manche  Fortschriltt.  in  neuerer  Z<Mt  -♦' 
V  r/citbneii  >ii»d,  wahrend  die  aut  «^u  grijiidlirber  Sachkenntnis  beruhenden  Ausführunsjen  (i'-.»  -  ■ 
li.t««-  liber  da«*  Kuloiieren  xoji  Phut»«.:!  a|.linii  im  wcsenliichen  unberührt  blieben.  -  •  F.rwfdint  ^«^ ' 
ni.i.  .!a<»--  uh(M:dl  au'h  auf  die  Brdurliii^^r  de^  Amateur^  Rücksicht  genommen  w<»Mlen  i^i ,  ,1..,. 
(!.«•-•   liKKiiiKh  <\n-  oA'nlr  Anleituiit:   Im    tlcn   F.Hhnr.inn  g<  tährdet  wird.  F.   L. 

Brnno  Meyer,  Das  neue  photographische  Schutzgesetz  nach  dem  Kcgurungs-Entwurfr. 

Vcilai^  iler  Deutschen  Ph()t«ii.'i:iph<-ri-/eitunij,  \V*Mmar.  Der  Verfasser,  welcher  der  Ncuge^tjltu»  :. 
d»"^  l>ln)t»üraj>hisci»<Mi  b<hutzucsetz{  s  seit  j.ilncn  das  regste  Interesse  entgegcnbrinjit,  let;t  in  «Jfi 
V'»i  iii  rrnden  Schrift  «^cine  Ansichten  ii[)t:r  die  verschiedenen  Punkte  des  Rechts  an  phcUouraphisi  bei 
Bildwerken  unil  Reproduktionen  nieder.  Pai  h])hotographen  und  Reproduktionstet  hinkci  werdt.. 
die   l)ai<t(Mlun»ien  des   Aiitoi^  mit   Inteiesse   lesen. 


Patent-Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57  a.  C  Q2*5S.  Aus  eniem  endlosen  Hände  mit  Belichtungsschlitz  bestehender  Rouleauvf  <»  biu>-- 
Nathan  A.  (obh,  Siduev,  Australien;  \'ertr.:  H.  Neubart  u.F.  Kollm,  B«ilin  NW  o. 
-      1  1     9.  00. 

„       K.  21214.     Rcflexcamcra.     Fritz    Kricheld or f f ,  Berlin,  Karlstr.  26.   -    15.    H.  02. 

„  R.  15  ^78.  Kii»ematograj)h,  dessen  Bildband  mit  mehreren  nebeneinander  liei^endt-n  Reiht n 
v<M)  Bildern  vrr.schen  ist,  und  dessen  Objektiv  durch  seitliche  Verschiebung  von  dci  t-incn 
r.'irli  ,ilu'  \<jr  di<'  andere  gebracht  wird.  A.  Rosenberg,  London;  Vertr.:  C.  Fehicrt. 
(..   l.oubier  u.  Fr.  Harmsen,  Berlin   NW.  7.   -    10.  4.  01. 

Erteilungen. 

57  i'.    \\\  (i    \     S.  l.-irlI..rlH  r  mit  unbiegsamen  Bildplatten  an  einem  Bande  ohne  Knde.    A.  E.  Ciuttin  , 

1'..-  L'j.   7    00. 

■>"'      I        '•  \.'lalirrn   zur   Herstellung    farbiger  photographischer   Bilder.     Robert  Williams 

^'-  Vi..  .i-)n.   V.  St.  A.  7  '  3.  90. 

\      idi'cn   zum  Voipräpanercn  von  Papieren,  welche  mit  photographischen  Schichten 
•    1    A(i.t«n    >st.lUn,     mit     Kollodium.       York     Schwartz,    Hannover,    Eden^tr.   3.    — 


l'ijj   «li«-  !<«  dakti<»u  vi'rantworilich:  P  Hanncke  in  Berhn. 
^   hiit..;.  i\<»fin    KdImii  Oppenlu'ini)  Berlin.   —   liruck  von  («cbr.  Untrer  in   Brrlif- 

114 


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H.  Winckelmann,  Berlin. 


Die  Ver^w^endung  von  Gelbscheiben  bei  gewOlinlichen 

Bromsilberplatten. 

Von  P.  Baltin. 

Es  ist  nichts  Neues,  dass  man  auch  auf  gewöhnlichen,  nicht  farben- 
empfindlichen Platten  mit  Hilfe  von  Gelbscheiben  eine  Verbesserung  der 
Farbwirkung  erzielen  kann,  doch  ist  dieselbe  nicht  sehr  bedeutend,  wenn 
man  sich  der  im  Handel  befindlichen,  in  der  Masse  gefärbten  Glasscheiben 
bedient,  welche  gewöhnlich  von  den  optischen  Fabriken  geliefert  werden. 
So  ist  es  denn  wenig  bekannt,  dass  man,  selbs verständlich  bei  sehr  langer 
Belichtungszeit,  auf  solchen  Platten  vollkommen  farbenrichtige  Resultate 
erzielen  kann,  wenn  man  sich  nur  geeigneter  Gelbfilter  bedient.  Wenn  auch 
dieser  Umstand  praktisch  nicht  von  grosser  Bedeutung  ist,  weil  man  mit 
orthochromatischen  Platten  schneller  zum  Ziele  kommt,  so  kann  doch  für 
manchen  Amateur  ein  Hinweis  darauf  von  Nutzen  sein. 

Die  in  der  Masse  gefärbten  Gelbscheiben  sind,  wie  schon  angedeutet, 
dafür  nicht  brauchbar.  Dieselben  zeigen  eine  bräunliche  Färbung  und 
schwächen  sehr  merklich  das  Grün  des  Spektrums,  lassen  aber  trotzdem 
noch  Spuren  von  Blau  durch.  Eine  für  unseren  Zweck  geeignete  »reine« 
Scheibe  muss  so  beschaffen  sein,  dass  sie  das  Blau  möglichst  auslöscht,  aber 
das  Grün  ungeschwächt  durchlässt,    und    es    gibt    ohne    Zweifel    eine    ganze 


15.  IV.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


15 


115 


Reihe  von  Farbstoffen,  welche  dieser  Bedingung  genügen.  Die  Erfahrungen 
des  Verfassers  erstrecken  sich  nur  auf  das  ihm  von  Prof.  Miethe  empfohlene 
Tartracin  und  einen  ihm  dem  Namen  nach  leider  unbekannten  Farbstoff. 

Am  bequemsten  lassen  sich  meines  Erachtens  sehr  gut  haltbare  Filter 
in  der  Weise  herstellen,  dass  man  eine  möglichst  konzentrierte  Lösung  des 
Farbstoffs  in  wenigen  Kubikcentimetern  Alkohol  herstellt  und  davon  tropfen- 
weise zu  einer  kleinen  Quantität  gewöhnlichen  Zaponlacks  zusetzt,  bis  man 
durch  Proben  die  richtige  Färbung  erreicht.  Mit  diesem  gefärbten  Lack 
übergiesst  man  —  wie  dies  beim  Lackieren  von  Negativen  üblich  —  Spiegel- 
glasplatten. Infolge  der  Härte  des  Zaponlacks  sind  diese  Gelbscheiben  so 
widerstandsfähig,  dass  man  für  dieselben,  bei  einiger  Vorsicht  im  Gebrauch, 
keines  weiteren  Schutzes  bedarf,  besonders  wenn  man  sie  im  Innern  der 
Camera,  hinter  dem  Objektiv,  anbringt. 

Da  nun  bei  der  Aufnahme  fast  nur  die  sehr  unbedeutende  Grün- 
empfindlichkeit der  Platte  zur  Wirkung  kommt,  wird  die  Belichtungszeit  stark 
verlängert  und  beträgt  das  loo — 300  fache  der  Exposition  ohne  Filter.  Das 
Resultat  aber  ist  dies,  dass  farbige  Originale,  auch  Landschaften,  in  genau 
denselben  richtigen  Tonwerten  reproduziert  werden,  wie  bei  Verwendung 
wirklich  farbenempfindlicher  Platten. 

Bewiesen  wurde  dies  durch  eine  Reihe  von  Versuchen  mit  den  ver- 
schiedensten   Gelbfiltern    auf    gewöhnlichen    Bromsilberplatten    des    Handels 


H.  Winckclmann,  Berlin. 


116 


Thcrese  Herrmann,  Berlin. 


Auf  dem  Felde. 


(Anschütz- Momentplatte)  und  Perutz  Perortoplattcn ,  welche  auf  Ver- 
anlassung des  Verfassers  von  Herrn  Rassmann  in  sorgfältigster  Weise  durch- 
geführt wurden,  und  zwar  dienten  als  Aufnahmeobjekte  sowohl  buntfarbige 
Tuschzeichnungen  als  auch  die  bekannte  Hübische  Farbentafel. 

Zwar  geben  die  Perortoplattcn,  wie  bekannt,  schon  ohne  Filter  eine  be- 
deutend bessere  Farbenwirkung  als  gewöhnliche  Platten,  doch  noch  lange 
keine  vollkommen  wahre,  und  es  wurde  bei  ersteren  der  beste  Effekt  mit 
den  käuflichen,  in  der  Masse  gefärbten  Gelbscheiben  erzielt,  freilich  unter 
etwa  5 — 20facher  Verlängerung  der  Belichtungszeit. 

Der  Grad  der  Dunkelheit  der  Gelbscheiben  wirkt  dabei  fast  nur  auf  die 
Belichtungszeit  ein,  aber  nicht  auf  die  Richtigkeit  der  Farbenwiedergabe.  Es 
empfiehlt  sich  also  die  Verwendung  heller  Filter. 

Die  » reinen c  Gelbfilter  sind  für  diese  Platten  nicht  zu  empfehlen,  sie 
verlängern  zwar  die  Expositionszeit  nicht  so  sehr,  geben  aber  eine  über- 
triebene Gelbwirkung  und  fast  gar  keine  Blauwirkung,  so  dass  die  Resultate 
—  in  umgekehrter  Weise  --  ebenso  falsch  sind  wie  auf  gewöhnlichen 
Platten. 

Daraus  geht  wohl  hervor,  dass  die  Benutzung  der  käuflichen  Gelbscheiben, 
gegen  welche  von  den  Theoretikern  oftmals  geeifert  wird,  in  der  Praxis  ihre 
volle  Berechtigung  hat. 

Bei  Verwendung  gewöhnlicher  Platten  bieten,  wie  schon  erwähnt,  diese 
Filter  keinen  besonderen  Nutzen,    wohl  aber  die   >  reinen  c   Gelbscheiben.     Es 


117 


gibt  genug  Fälle,  in  denen  die  Belichtungszeit  keine  Rolle  spielt,  und  in 
diesen  erhält  man  tatsächlich  auf  gewöhnlichen  Platten  genau  dasselbe  Re- 
sultat, wie  auf  Perortoplatten  mit  käuflicher  Gelbscheibe. 

Wenn  früher  manchmal  behauptet  wurde,  man  erhielte  dann  nur  ver- 
schleierte, kraftlose  Negative,  so  lag  das  wohl  meist  daran,  dass  die  Cameras 
für  die  erforderlichen  langen  Belichtungszeiten  nicht  genügend  lichtdicht 
waren.  Es  genügt  selbstverständlich  ein  kleines  Loch  im  Balgen,  das  für  ge- 
wöhnlich ganz  unschädlich  ist,  zur  Erklärung  des  Schleiers. 

Darauf  also  muss  man  achten. 

Wenn  intelligente  Amateure,  die  etwas  Zeit  haben,  ähnliche  Versuche 
anstellen  wollten,  könnten  vielleicht  weitere,  interessante  Resultate  erzielt 
werden. 


Zu  unseren  Bildern. 

Im  Anschluss  an  unsere  Besprechung  der  Hamburger  Frühjahrs  Ausstellung 
bringen  wir  heut  einige  dort  gezeigte  Bilder,  denen  nach  Einlauf  der  Arbeiten 
weitere  folgen  werden.  Den  Herren  Ge sehe,  May  und  Beck,  welche  dem  Vor- 
stande der  veranstaltenden  Vereinigung  angehören,  gelang  es,  neben  geschäfts- 
tüchtiger Leitung  auch  mit  ihren  Bildern  Ehren  einzuheimsen.  Am  besten  von 
ihnen  schnitt  wohl  Max  May  ab,  der  namentlich  fürs  Porträt  eine  wirklich  tüchtige 
Beanlagung  zeigt.  Das  von  uns  wiedergegebene  Herrenporträt  ist  vornehm  in 
der  Linie  und   steht  ruhig  und  einfach  vor  dem  dunklen  Hintergrunde.     Das 


Alois  Walter,  Katharinaberg. 


Nach  dem  Gewitter. 


118 


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MAX  MAY 
HAMBURG 


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ERWARTUNG 


PHOTOGRAPHISCHE 


Tafelbild  »In  Erwartungc  zeigt  dem  Amateur,  der  sich  mit  Zimmerporträts 
beschäftigt,  eine  der  vielen  interessanten  Lichtwirkungen,  die  sich  in  unmittel- 
barer Nähe  des  Fen- 
sters finden  lassen. 
Im  übrigen  ist  es 
weniger  selbstver- 

ständlich   in    der   Be- 
wegung,        als       das 
Herrenbild,  und  wirkt 
etwas     gestellt.      Die 
rechte     Hand     greift 
ein    bisschen  unmoti- 
viert   nach    dem   Blu- 
menständer; vielleicht 
hätte    einfaches    Hän- 
genlassen  des  Armes 
und  Fortschneiden  des 
unruhigen        Blumen- 
arrangements die 
Wirkung   des    in    der 
Beleuchtung  recht  ge- 
fälligen Bildes  erhöht. 
Wilhelm       Gesche 
hat  ein   gutes   Gefühl 
für  landschaftliche  Mo- 
tive, das   sich  freilich 
über       die        photo- 
graphische     Wirkung 
des  Gesehenen    noch 
nicht  immer  ganz  klar 
ist.    So  kommt  seine 

» Winterlandschaft  c 
mit  dem  übermässig 
breiten  Weg  im  Vor- 
dergrund in  den  Linien 
nicht  recht  zusammen, 
während  der  farbige 
Duft,  der  im  Wider- 
spiel von  Sonne  und 
Schnee  diese  Land- 
schaft in  der  Natur 
zweifellos  sehr  an- 
wehend machte,  von 
der  Photographie    im 


Max  May,  Hamburg. 


Bildnis  des  Dr.  jur.   L. 


119 


Stiche  gelassen  wurde.  Eine  schöne  und  reine  Leistung  der  Photographie 
ist  dagegen  die  Sonnenuntergangsstimmung  von  der  Elbe  mit  dem  ruhig 
im  dämmernden  Lichte  übers  Wasser  dahingleitenden  Schiflf.  Der  Reiz  des 
Bildes  liegt  in  der  glücklichen  Wiedergabe  der  ruhevollen  Stimmung,  in  den 
sanft,  ohne  harten  Kontrast  sich  abstufenden  Tönen,  den  in  langen  horizontalen 
Streifen  den  Horizont  überlagernden  natürlichen  Wolkengebilden,  die  hier 
einmal  sehr  gut  zum  Bilde  passen.  —  Ein  recht  flottes  Momentbild  von 
der  Elbe  zeigt  uns  ferner  H.  Beck  als  dritter  im  Bunde  der  Hamburger, 
die  wir  heute  bringen.  — 

Was  die  Bilder,  die  wir  in  Ergänzung  dieser  Ausstellungssachen  bringen, 
betrifft,  so  braucht  auf  die  zarten  Landschaften  H.  Winckelmanns  nur  hin- 
gewiesen zu  werden,  da  unsere  Leser  diesen  Autor  bereits  früher  kennen 
lernten.  Alois  Walter,  der  viel  Gefühl  für  stimmungsvolle  Landschafts- 
bilder hat,  darf  man  ein  gutes  Prognostikon  stellen,  nur  müsste  er  dazu 
übergehen,  die  gelungenen  seiner  kleinen  Handcameraaufnahmen  durch  Ver- 
grösserung  in  der  Wirkung  zu  steigern.  Das  Bild  »Nach  dem  Gewitter«,  im 
Original  ein  sehr  zarter  Pigmentdruck  in  grüner  Farbe,  hat  leider  in  der 
Reproduktion  durch  störende,  falsch  eingesetzte  Tiefen  an  Luftperspektive 
bedeutend  eingebüsst.  —  Auch  das  Gasteiner  Bild  Therese  Herrmanns 
zeigt  die  Autotypie  in  den  Tönen  etwas  verflacht.  L. 


H.  Beck,  Hamburg. 


Auf  der  Eibe. 


120 


W.  Gesche,  Hamburg. 


Winterlandschaft. 


Die  Handcamera. 


Von  Ferd.  Nicolai. 

(Fortsetzung  von  Seite  92.) 

Der  zielbewusst  arbeitende  Photograph  wird  sich  derjenigen  Camerakonstruktion 
zuwenden,  die  bei  aller  Leichtigkeit  und  Handh'chkeit  doch  ein  genaues  Kontrollieren 
der  Aufnahmen  und,  wie  wir  später  sehen  werden,  auch  die  Anwendung  ver- 
schiedener Objektivbrennweiten  gestattet,  nämlich  der  Klappcamera. 

Unter  dieser  Bezeichnung  gibt  es  eine  grosse  Zahl  von  Fabrikaten,  unter  denen 
sich  die  billige  Marktware  äusserlich  kaum  von  den  besten  Leistungen  deutscher 
Cameratechnik  unterscheidet.  Ihr  Wert  wird  lediglich  durch  die  sorgfältigere  Arbeit, 
vornehmlich  aber  durch  die  zur  Anwendung  gelangenden  besseren  Momentverschltlsse 
bedingt,  deren  beste  Konstruktionen  den  Apparat  sowohl  zu  schnellsten  Moment- 
aufnahmen als  auch  zu  Zeitaufnahmen  geeignet  machen. 

Die  Klappcamera  bildet  gewissermassen  den  Obergang  zwischen  der  vornehm- 
lich zu  Momentaufnahmen  bestimmten  Geheimcamera  und  der  schwerfälligen  Stativ- 
camera. Da  die  Klappcamera  mit  grösster  Handlichkeit  bei  praktischer  Konstruktion 
und  richtiger  Wahl  der  Optik  eine  Anpassungsfähigkeit  erreichen  kann,  die  die  Stativ- 
camera, abgesehen  von  der  zu  erreichenden  Bildgrösse,  tibertrifft,  so  möge  sie  hier 
einer  eingehenden  Besprechung  unterzogen  werden. 

Die  besseren  Apparate  sind  mit  Schlitzverschltissen  ausgerüstet,  welche  bekannt- 
lich die  günstigste  Ausnutzung  des  Objektivs  ermöglichen.  Hinsichtlich  der 
Erreichung  einer  grossen  Geschwindigkeit  verhalten  sich  alle  Schlitzverschlüsse 
annähernd  gleich.  Die  Regulierung  der  Geschwindigkeit  soll  möglichst  durch  Ver- 
engen oder  Erweitern  des  Schlitzes,  weniger  durch  die  Federspannung  erreicht 
werden,  da  die  Schlitzbreite,  also  das  successive  Belichten  der  Platte,  die  Ge- 
schwindigkeit weit  mehr  beeinflusst  als  die  Federspannung. 


121 


Die  besten  Schlitzverschlüsse  lassen  aus  diesem  Grunde  auch  nur  einen  geringen 
Spielraum  in  der  Spannung  der  Feder  zu,  womit  ihnen  auch  der  Fehler  genommen 
wird,  dass  sie  bei  starker  Anspannung  der  Feder  während  der  Aufnahme  den 
Apparat  erschüttern  oder  gar  nach  der  Aufnahme  ^wieder  zurückschnellen.  Bei 
massiger  Spannung  lässt  sich  leicht  ein  ruhiger,  gleichmässiger  Gang  erzielen. 

Hinsichtlich  der  Erreichung  einer  grossen  Geschwindigkeit  verhalten  sich  die 
Spaltverschlüsse  annähernd  gleich.  Grosse  Unterschiede  treten  jedoch  auf,  sobald 
es  sich  um  die  nur  zu  häufig  notwendigen  mittleren  Geschwindigkeiten  von  ca.  7s  ^*^ 
Vso  Sekunden  handelt. 

Hierin  erreicht  u.  a.  der  der  Stege  mann  sehen  Klappcamera  eingebaute 
Levinsohnsche  Doppelrolltuchverschluss  eine  grosse  Vollkommenheit  und  An- 
passungsfähigkeit. Durch  einen  von  aussen  regulierbaren  Spalt  und  vermittelst  einer 
äusserst  gleichmässig  wirkenden  Bremse  lässt  sich  die  Geschwindigkeit  von  i  Sekunde 
bis  zu  einem  Grade  steigern,  die  diesen  Verschluss  auch  für  die  in  der  Praxis  vor- 
kommenden kürzesten  Augenblicksaufnahmen  befähigt.  (Vergl.  die  Aufnahmen  Phot. 
Mitteil.  1902,  Seite  11 1  u.  f.;  es  sind  Reproduktionen  von  9  X  12  Platten  in  gleicher 
Grösse  und  nicht  etwa  aus  grösseren  Platten  herausgeschnittene  Stücke.) 

Bedeutend  wertvoller  als  die  nur  selten  benötigten   höchsten  Geschwindigkeiten 

sind  für  die  Praxis  die 
Belichtungszeiten ,  welche 
zwischen  der  eigentlichen 
Augenblicksaufnahme  und 
der  Zeitaufnahme  liegen, 
Belichtungszeiten  von  i  bis 
Vj,  Sekunden.  Für  längere 
Belichtungen  kann  der  Spalt 
bis  zur  vollen  Plattenbreite 
geöffnet  werden  und  gleitet 
nun  entweder  ohne  Unter- 
brechung gleichmässig  an 
der  Platte  vorbei  (ca.  */» 
bezw.  bis  zu  i  Sekunde) 
oder  der  Gang  wird  bis 
zur  gewünschten  Dauer 
der  Zeitaufnahme  unter- 
brochen. Die  Auslösung 
des  Verschlusses  kann  so- 
wohl mit  der  Hand  als 
auch  pneumatisch  erfolgen. 
Wie  schon  früher  er- 
wähnt, macht  sich  häufig 
das  Bedürfnis  geltend,  bald 
ein  Objektiv  von  kürzerer 
bald  von  längerer  Brenn-- 
weite  zu  verwenden,  als 
die  Handcamera  enthält. 
Bei  der  Klappcamera  lässt 
sich  dies  z.  B.  recht  gut 
Abend  im  Wald.       durch      Anwendung       des 


Alois  Walter,  Katharinaberg. 


122 


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Z  ei  SS  sehen  Doppelprotars  ermöglichen.  Die  Serie  VII  a  der  Zeiss-Anastigmate 
besteht  bekanntlich  aus  einzelnen  Linsensystemen,  deren  jedes  für  sich  einen  gut 
korrigierten  Anastigmaten  von  F/12,5  darstellt.  Zwei  solcher  Linsensysteme  in 
einer  Fassung  vereinigt,  geben  dann  ein  kurzbrennweitiges  Objektiv  von  grosser 
Lichtstärke  (F/6,3  —  F/7,2).  Man  besitzt  also  in  einem  Doppelprotar  wenigstens 
zwei,  bei  der  Zusammensetzung  zweier  nicht  identischer  Protarlinsen  sogar  drei  ver- 
schiedene Brennweiten,  deren  Zahl  sich  durch  successives  Erwerben  weiterer  Linsen 
beliebig  erweitern  lässt.  Die  vorteilhafteste  Ausrüstung  der  Klappcamera  mit  dem 
Doppelprotar  dürfte  am  besten  aus  einem  Beispiel  hervorgehen.  Verfasser  Hess 
sich  eine  Stegemann  sehe  Klappcamera  9X12  cm  mit  dem  Doppelprotar  von  128  mm 
Brennweite  ausrüsten.  Diese  für  Landschaftsaufnahmen  etwas  geringe  Brennweite 
sollte  hauptsächlich  auf  der  Reise  für  Architekturen  und  Innenaufnahmen,  also  ge- 
wissermassen  als  Weitwinkel  und  wegen  ihrer  grossen  Lichtstärken  F/6,3  ^^ 
kürzesten  Momentaufnahmen  dienen. 

Um  aber  die  Camera  auch  vorteilhaft  für  Landschaften  verwenden  zu  können, 
war  die  Spezialfassung  des  Objektivs  so  gewählt,  dass  sie  auch  für  die  nächst 
grössere  Brennweite  dieser  Serie  noch  genügend  Auszug  hatte.  Vertauscht  man 
nun  die  vordere  Linse  von  224  tum  Brennweite  mit  der  nächst  grösseren  von  285  ww, 
so  erhält  man  ein  Objektiv  von  143  mm  Brennweite  und  einer  relativen  Öffnung 
von  F/7,2.  Zur  leichteren  Einstellung  war  auch  für  dieses  Objektiv  eine  Einstell- 
skala auf  der  Fassung  angebracht. 

Es  standen  somit  lediglich  durch  das  Auswechseln  der  Vorderlinse  zwei  ver- 
schiedene Brennweiten  zur  Verfügung,  eine  Annehmlichkeit,  die  jeder,  der  auf 
Reisen  photographiert,  wohl  zu  schätzen  weiss. 

Nun  tritt  aber  an  den  Landschafter  häufig  der  Wunsch  heran,  Objekte  zu 
photographieren,  die  wegen  ihrer  Entfernung  zu  klein  im  Bilde  erscheinen  würden, 
wie  dies  an  dem  früher  erwähnten  Beispiel  der  kulissenartig  sich  voreinander 
schiebenden  Bergmassen  eintreten  würde. 

Derartige  Fälle,  in  denen  die  für  eine  bestimmte  Plattengrösse  geeigneten 
Brennweiten  ein  von  der  Wirklichkeit  sehr  abweichendes  Bild,  ein  Bild  mit  starker 
perspektivischer  Vergrösserung  liefern,  tritt  häufiger  auf,  als  dem  ständig  nur  mit 
einem  Objektiv  arbeitenden  Amateur  zum  Bewusstsein  kommt. 

Manches  schöne  Landschaftsbild,  bei  dem  diese  Erscheinungen  zu  stark  auf- 
treten,   musste  fallen  gelassen  werden,    oder  aber  das  Resultat  enttäuschte  gewaltig. 

Für  derartige  Fälle  ist  nun  der  Satzanastigmat  von  grossem  Vorteil.  Da  aber 
die  Klappcamera  auch  unter  Zuhilfenahme  des  Fassungsauszugs  nicht  genügend 
Länge  für  eine  Brennweite  von  224  bezw.  285  mm  besitzt,  so  führen  wir  noch  ein 
Stück  ausziehbaren  Lederbalgen  mit,  der,  an  Stelle  der  Mattscheibe  an  der  Klapp- 
camera befestigt,  diese  mit  einem  Handgriff  in  eine  Balgencamera  von  genügender 
Auszuglänge  verwandelt. 

Dieser  Ansatz  hat  ungefähr  die  Dimensionen  zweier  Doppelkassetten,  vermehrt 
also  das  Gepäck  verhältnismässig  nur  wenig,  während  er  die  Vielseitigkeit  der 
Camera  ganz  bedeutend  erhöht.  Selbstverständlich  schliesst  die  Anwendung  des 
.Ansatzes  in  Verbindung  mit  der  weniger  lichtstarken  Einzellinse  die  Herstellung 
kürzester  Augenblicksaufnahmen  aus,  weil  der  Spaltverschluss  nicht  mehr  unmittelbar 
vor  der  Platte  vorbeigleitet,  sondern  als  RoUtuchverschluss  zwischen  Objektiv  und 
Platte  wirkt.  Immerhin  gestattet  auch  diese  Anwendung  der  Klappcamera  noch 
Aufnahmen  bis  etwa  Yao  Sekunde  Belichtungszeit. 

Von  den  für  die  Handcamera  geeigneten  Objektiven  war  bereits  das  Doppel- 
protar  wegen    seiner    grossen    Anpassungsfähigkeit    hervorgehoben.      Von    anderen 

15.  IV.  1908.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  16 

123 


Typen,  die  für  den  vorliegenden  Zweck  geeignet  sind,  gibt  es  jetzt  eine  so  grosse 
Anzahl,  dass  deren  Besprechung  an  dieser  Stelle  unterbleiben  muss.  Bemerken 
möchte  ich  noch,  dass  ich  für  gar  zu  grosse  Lichtstärke  nicht  bin.  In  der  Praxis 
hat  sich  auch  das  Öffnungsverhältnis  von  ca.  F :  7  als  vollkommen  ausreichend 
erwiesen. 

(Schluss  folgt.) 


Kleine  Mitteilungen. 

Bin  neues  Teleobjektiv. 

Von  Vautier  -  Dufour  und  Schaer  ist,  wie  das  „Photogr.  Wochenblatt* 
berichtet,  ein  sehr  handlicher  Apparat  für  Telephotographie,  dessen  Gewicht  nur 
ca.  5  kg  beträgt,  konstruiert  worden.  Das  Objektiv  soll  unter  normalen  Verhält- 
nissen eine  Exposition  von  '/».jo  Sekunde  zulassen.  Die  Schärfe  und  der  Detail- 
reichtum der  Bilder  wird  sehr  hervorgehoben.  Der  Apparat  soll  insbesondere  für 
Ballonaufnahmen  und  Küstenaufnahmen  der  Marine  gute  Dienste  leisten. 


Eine  neue  Bromsilber -Modifikation. 

Dr.  A.  Foucaut  und  G.  Foucaut  zu  Orleans  sollen  ein  Mittel  gefunden  haben, 
um  das  Bromsilber  auch  für  direkte  Kopierzwecke  bei  Tages-  und  Lampenlicht 
fähig  zu  machen,  und  zwar  vermittels  eines  bisher  in  der  Chemie  noch  nicht  be- 
kannten Körpers.  Genaueres  über  die  Art  und  Darstellungs weise  der  neuen  Substanz 
ist  nicht  angegeben.  Das  Aussehen  ist  dasselbe  wie  das  des  gewöhnlichen  Brom- 
silbers, die  Löslichkeit  in  Fixiernatron  ist  beträchtlicher.  Bezüglich  der  Strahlen- 
wirkung herrscht  ein  Unterschied,  von  den  roten  Strahlen  wird  der  neue  Körper 
affiziert,  von  den  grünen  jedoch  wenig. 

Die  chemische  Behandlung,  welche  bei  der  neuen  Bromsilbermodifikation  statt- 
gefunden hat,  lässt  sich  auch  auf  Chlorsilber  anwenden.  Letzteres  wird  für  Tage.^- 
licht  empfindlicher,  dagegen  nicht  für  unsere  künstlichen  Lichtquellen. 

Das  neue  Bromsilber  lässt  sich  sowohl  direkt  auf  Papier  tragen,  als  mit 
Gelatine  oder  Kollodium  in  Emulsion  bringen.  Das  reihe  Bromsilberpapier,  ohne 
Gelatine  etc.,  bedarf  unter  einem  Negativ  im  Schatten  einer  Belichtung  von  25  bis 
30  Minuten.  Die  Bilder  sollen  von  brillantem  Aussehen  sein,  sie  lassen  sich  auch 
mit  Gold-  und  Platinlösungen  tonen.  Sehr  mannigfaltige  Farben  erhält  man  auch 
durch  einfache  Behandlung  mit  Ammoniak-,  Alaun-,  Citronensäure,  Ammoniumnitrat- 
Lösungen  etc. 

M.  Londe  hat  das  Foucautsche  Bromsilber  für  Röntgenstrahlen  versucht;  es 
hat  sich  hierfür  weniger  empfindlich  gezeigt,  aber  immerhin  ergaben  sich  direkte 
Bilder.  (Bullet.  Soci^t^  Fran<;aise.) 

Unterguss  für  Albumin-Diapositivplatten. 

Bei  der  Selbstherstellung  von  Albumin-Diapositivplatten  (siehe  den  Artikel  S.  35) 
bietet  das  Giessen  der  Eiweisslösung  auf  die  Glasplatten  gewisse  Schwierigkeiten. 
Es  ist  hier  anzuempfehlen,  die  zu  präparierende  Gla,sseite  vorher  mit  Kollodium, 
wie  es  auch  bei  Pigmentdiapositiven  geschieht,  zu  überziehen.  Man  giesst  zu  diesem 
Zwecke  auf  die  gereinigte  und  sauber  geputzte  Glasplatte  iprozentiges  Rohkollodium 


124 


auf,  lässt  dasselbe  nach  allen  Seiten  laufen  und  den  Cberschuss  abfliessen.  Hier- 
nach wird  die  Platte  in  destilliertes  Wasser  gelegt,  worin  sie  so  lange  verbleibt,  bis 
das  Wasser  nicht  mehr  fettig  von  der  KoUodiumschicht  abgestossen  wird.  Nunmehr 
kann  die  Albutninlösung  aufgetragen  werden. 


,,Riepos-Tardo'«-  Papier. 

Von  Dr.  Riebensahm  &  Posseldt-Berlin  wird  unter  der  Bezeichnung 
„Riepos-Tardo"  ein  Entwicklungspapier  nach  Art  des  Vclox-  resp.  Lenta- Papiers  in 
den  Handel  gebracht.  Die  Exposition  beträgt  je  nach  der  Dichte  des  Negativs  bei 
Gasglühlicht  in  30  cm  Abstand  10 — 50  Sekunden.  Für  die  Hervorruf ung  des  Bildes 
dient  ein  „Tardos-Spezialentwickler",  welcher  für  den  Gebrauch  mit  der  zehnfachen 
Menge  Wassers  verdünnt  wird.  Auch  der  Metol  -  Hydrochinon  -  Entwickler  nach 
folgender  Vorschrift  kann  Verwendung  finden: 

Wasser .  1000     ccm 

Natriumsulfit,  kryst 50    ^ 

Metol 2     „ 

Hydrochinon 6,5  „ 

ßromkalium 0,5  „ 

Natriumkarbonat,  ehem.  rein  kryst.  ...     120     „ 
Der  Ton    der  Bilder    wird    hiermit    ein    schön  blauschwarzer.     Wendet  man  in 
diesem  Entwickler  nur  die  Hälfte  der  angegebenen  Menge  Natriumkarbonat  an  oder 
setzt   zu   obiger  Vorschrift    pro  \oo  ccm    3 — 4'/«,^  Zitronensäure    und    verdünnt  mit 
IG  Teilen  Wasser,  so  erhäh  man  braune  Töne. 

Die  Entwicklung  für  schwarze  Töne  in  den  starken  Entwicklern  setzt  fast 
momentan  ein  und  ist  in  10 — 30  Sekunden  beendet  Es  ist  daher  in  diesem  Fall 
notwendig,  jedes  Blatt  einzeln  hervorzurufen.  Die  Entwicklung  für  braune  Töne  in 
den  schwachen  Entwicklern  beginnt  nach  30 — 50  Sekunden  und  ist  in  2 — 3  Minuten 
beendet.  Bei  der  rapiden  Entwicklung  empfiehh  sich  die  Anwendung  eines  momentan 
wirkenden  Unterbrechers,  bestehend  aus 

Eisessig 10  ccm 

Wasser 1000   „ 

in  welchen  man  die  Bilder  direkt  aus  dem  Entwickler  hineingibt  und  ca.  i  Minute 
darin  lässt.  Danach  spült  man  die  Kopien  unter  fliessendem  Wasser  sorgfältig  ab, 
fixiert  und  wässert  wie  üblich. 


Tonbäder  für  Diapositive. 

In  „Photographic  News"  werden  einige  Modifikationen  der  bekannten  Tonbäder 
für  Diapositivplatten  gegeben.  Für  die  Erzielung  tiefblauer  Töne  dient  folgendes 
Bild: 

Destilliertes  Wasser 250  ^'^ 

Rhodanammonium 3  „ 

iprozentige  Sodalösung 3  „ 

I  prozentige  Goldchloridlösung 3  „ 

Die  Lösung  soll  eine  Temperatur  von  30°  C.  haben.  Diese  Tonungsweise  bringt 
keine  Verstärkung  des  Bildes  hervor. 

Für  tiefgrüne  Töne  wird  folgendes  Rezept  empfohlen:  Man  behandelt  die 
Diapositive  zunächst  mit  einer  Lösung  von: 


125 


\Vas>cr  ...     250.0  ^ 

Oxalsäure»  tiacnoxyd    ...  ...         0.5  ^ 

Roie>  BlutlaugCRaalz      ...  0.5  ^ 

f>>-  *;c  eine  blaue  Färbuiur  zeigen,    hiemai.n    :>puit  man  üjc  Platten    mit  \Va>ser  ab 
urA  bnnxfi  *ie  dann  in  eine  lJ}r:unz  von: 

\Va.-5>er 250.00^ 

Kaliumbichromat 0^5  ^ 

Zum  S  hlu-rs  werden  die  Platten  gewa»cn. 

Für  rote  Töne  wird  ein  Uranbad  wie  folgt  geaeben: 

l^f^unz  A:    Walser 500^^ 

Rotes  Blutiaugen^alz   ....         i  , 

I>>ung  B:    \Va.-»er 5^^^ 

Urannitrat 2  « 

Rhodanammonium  ...  10  . 

Citronen.^äure 2  . 

Man  mischt  gleiche  Teile  A  und  B  und  legt  da>  Diapositiv  hinein.  Wenn  die 
Lichter  sirh  gefärbt  haben,  bringt  man  die  Platte  nach  der  \Vä»erung  in  eine 
><  hwar  he  Sodalö-^ung  (i  :  .soo)  und  spült  dann  weder  mit  Wasser. 

Die  beiden  letzten  Tonung-prozes>e  veranla»en  wie  bekannt  eine  Verstärkung 
des  Bildes. 

Haltbarer  Pyro|^allns-Bntwickler. 

M.  Herv6  gibt  im  ,,Moniteur  de  la  Photographie"  folgende  Vorschrift  für  eine 

haltbare  PyrolO^ung: 

Destilliertes  Wasser 100^ 

Natriumsulfit,   kristallisiert*)-     .     -  12  ^ 

Pyrogallussäure i2„ 

loprozentige  Citronen>äurelösung       ...       10  ,, 
Für  den  Gebrauch  werden  3  ccm  dieser  Lösung  mit  40 — 50  ccm  Wasser  versetzt 

und    tropfenweise    Ammoniak-    oder   gesättigte  Sodalösung    wie    bekannt    zugesetzt. 

Obige  Lösung    soll    sich    in   verkorkter    Flasche    ein  Jahr    lang  unverändert    halten, 

selbst  wenn  die  Flasche  nicht  bis  zum  Hals  gefüllt  ist. 


Aus  dem  Notizbuch. 

Frühjahrsrevision  der  Cameras.  —  Beginn  der  Ausstellungssaison.  —  Preis- 
gerichtsurteile. —  ^Photo-Secession"  in  Amerika.  —  Reinliche  Scheidung.  — 
Aufmerksamkeiten  der  , Photographischen  Korrespondenz*. 

Nun  segeln  wir  wieder  einmal  mit  einem  ganzen  Sack  voll  froher  Hoffnungen 
in  den  Frühling  hinein;  das  Vereinsleben,  das  unseren  photographischen  Interessen 
über  den  Winter  hinweghalf,  ebbt  langsam  ab,  und  das  Reisefieber  fängt  an  zu 
rumoren;  Unter  sotanen  Umständen  gibt  „Amateur-Photographer"  seinen  Leseni 
den  guten  Rat,    Handcameras  vor    neuerlichem  Gebrauch  vorerst    einer  gründlichen 

1 )    Der  Sulfitgehalt  i«5t  ein  sehr  geringer,  die  Farbe  der  Negative  daher  wohl  etwas  brfiunlicb. 

Red. 


126 


Prüfung  von  sachverständiger  Hand  unterziehen  zu  lassen,  da  namentlich  Moment- 
verschlüsse und  Wechselmechanismen  ein  wahres  Talent  hätten,  während  des 
Winterschlafs  in  Unordnung  zu  geraten.  Vielleicht  wurde  die  Camera  letztmalig  an 
einem  nebligen  Herbstabend  in  Aktion  gesetzt,  und  die  damals  in  der  Luft  ent- 
haltene Feuchtigkeit  ist  die  Ursache  zu  einer  rheumatischen  Erschwerung  der  Ver- 
schlussbeweglichkeit geworden.  Sehr  empfindhch  gegen  derartige  Verschnupf ungen 
sind  besonders  die  Schlitzverschlüsse  vor  der  Platte.  Einmal  ordentlich  feucht  ge- 
worden, laufen  sie  nicht  mehr,  oder  doch  nur  bei  der  stärksten  Federspannung 
herab,  welch  letzterer  Mangel  besonders  noch  dann  begünstigt  wird,  wenn  man 
verabsäumt,  die  Feder  nach  jedesmaligem  Gebrauch  wieder  abzuspannen.  Derart 
rappelig  gewordene  Handcameras  übergibt  man  am  besten  dem  Fabrikanten  zu 
gründlicher  Revision,  da  namentlich  die  Reparatur  der  Verschlüsse  die  Schulung  des 
Mechanikers  verlangt. 

Mit  dem  Frühjahr  hat  sich  auch  pünktlich  die  Ausstellungssaison  angekündigt. 
Die  Hamburger  Freie  Vereinigung  hat  den  ersten  Trompetenstoss  erschallen  lassen, 
und  der  tönte,  wenn  auch  nicht  frei  von  Nebengeräuschen,  so  doch  ganz  ver- 
nehmlich. Die  Bilderreihen,  die  da,  von  den  Reflexen  der  lustig  plätschernden 
Alsterwellen  umspült,  sich  dem  Auge  boten,  gaben  zu  mannigfachen  späteren  Nach- 
denklichkeiten Veranlassung.  Vielfach  hat  die  Wahl  und  Rangordnung  dei-  131  Prä- 
miierten teils  mit  Recht,  teils  mit  Unrecht  Anstoss  erregt.  Gegen  heimliches  Munkeln 
ist  sehr  schwer  ankämpfen  —  besonders  da  hier  das  den  klaren  Blick  trübende 
Motiv  des  gekränkten  Ehrgeizes  mit  ins  Spiel  kommt  —  und  ich  fühle  mich  nicht 
berufen  dazu.  Dennoch,  meine  ich,  sollte  man  den  Preisgerichtsurteilen  an  sich 
nicht  solches  Schwergewicht  beimessen,  sintemalen  sie  kein  Gradmesser  für  die 
Leistungsfähigkeiten  zu  sein  pflegen.  Im  vorliegenden  Fall  waren  hauptsächlich 
Maler  an  der  Arbeit,  die  ihre  Aufgabe  sehr  gewissenhaft  nahmen,  aber  doch  viel- 
leicht nicht  die  vollkommene  Würdigung  der  photographischen  Mittel  hatten.  Diese 
gehört  aber  gerade  unserer  werdenden  Lichtbildkunst  gegenüber  unbedingt  zum 
vollkräftigen  Urteil.  Gerade  jetzt,  wo  die  Photographie  einerseits  mit  Aufwand  aller 
Kraft  in  die  freie  Republik  der  Kunst  hineinstrebt,  andererseits  sich  hartnäckig  und 
prinzipiell  an  die  herkömmliche  Mechanik  klammert,  kann  man  den  auf  dieser  oder 
jener  Linie  liegenden  Wert  ihrer  Erzeugnisse  nicht  erkennen  und  festlegen,  ohne 
sich  tüchtig  hinter  den  Kulissen  orientiert  zu  haben.  Gewiss  ist  letzten  Endes  für 
die  Bedeutung  eines  Kunstwerks  rein  ästhetische  Wertung  massgebend,  aber  zur 
Beurteilung  des  Lichtbildes  gehört  heutzutage,  wo  in  der  Photographie  die  Dinge 
so  stark  im  Fluss  und  schwer  zu  entwirren  sind,  die  Schätzung  der  technischen 
Mittel. 

Im  übrigen  ist  es  unverkennbar,  dass  sich  zw^ischen  den  modernsten  Künstler- 
photographen und  ihren  Antipoden,  den  Bekennern  der  scharfen,  detailtreuen 
Photographie  aUen  Stils,  eine  immer  schärfere  Trennung  vollzieht.  Am  klarsten 
zeigen  das  vielleicht  die  amerikanischen  Verhätnisse.  Die  Amerikaner  haben  ja  be- 
kanntlich die  kühnsten  und  umstrittensten  Kunstphotographen.  Der  New -Yorker 
Camera-Klub  war  bereits  bekannt  für  seine  modernen  künstlerischen  Leistungen  und 
nicht  zum  mindesten  auch  durch  die  Exklusivität  seines  Organs,  der  vierteljährlich 
in  sehr  opulenter  Ausstattung  erscheinenden,  von  Alfred  Stieglitz  mit  äusserster 
Finesse  geleiteten  „Camera  Notes".  Und  nun  geht  plötzlich  in  diesem  modernsten 
Kreise  irgend  etwas  unter  der  Oberfläche  vor,  das  sich  unserer  Kenntnis  entzieht; 
Stieglitz  dankt  ab,  gründet  eine  neue,  noch  verschwenderischer  ausgestattete  Zeit- 
schrift „Camera  Work",  und  eine  neue  Vereinigung,  die  „Photo  Secession".  Dieser 
neue  Verband  hat  (nach  „Photo  Miniature")  den  Zweck,  „alle  jene  zu  vereinen,  denen 


127 


das  Gedeihen  der  künstlerischen  Photographie  in  Amerika  am  Herzen  liegt**,  wobei 
der  Begriff  „künstlerische  Photographie*  im  Sinne  jener  gefasst  ist,  , welche  ihn 
zum  Gespräch  der  ganzen  photographischen  Welt  gemacht  haben*.  Unter  den  Mit- 
gliedern werden  neben  Stieglitz  eine  Anzahl  der  bedeutendsten  Kunstphotographen 
des  Landes  genannt:  Kaesebier,  Steichen,  Eugene  Reiley,  Devens,  White, 
Dyer\  Watson,  Stirling,  Bullock,  Redfield  etc.  Die  Pflege  grösserer  und 
kleinerer  Ausstellungen  soll  die  Hauptaufgabe  der  neuen  Vereinigung  sein.  Ihr 
Organ,  das  „Camera  Work",  bringt  in  seiner  ersten  Nummer  gleich  eine  ganze 
Anzahl  auf  feinstem  Japan  gedruckter  Heliogravüren  nach  Originalen  von  Mrs. 
Kaesebier;  die  Ausstattung  des  Heftes  ist  in  jeder  Hinsicht  mustergültig  und  bei 
uns  in  Deutschland  ohne  jedes  Seitenstück. 

Dort  in  Amerika  vollzieht  sich  eben  ganz  folgerichtig  das,  was  bei  uns  viel- 
leicht auch  in  Aussicht  steht:  die  Trennung  der  Photographie  als  rein  künstlerisches 
Ausdrucksmittel  von  der  Photographie  als  treuer  Nachbildner  in  der  Natur  zu  irgend 
einem  wissenschaftlichen,  praktischen  oder  vergnüglichen  Zwecke. 

Beide  Anwendungen  der  Photographie  haben  innerlich  kaum  noch  Berührungs- 
punkte, und  aus  dieser  Discrepanz  ergeben  sich  häufig  die  humor\'ollsten  Miss  Ver- 
ständnisse. Auch  wir  können  neuerdings  wieder  über  solche  quittieren.  So  beschäftigt 
sich  beispielsweise  die  „Photographische  Korrespondenz"  in  ihrer  Aprilnummer  wieder 
in  mannigfacher  Hinsicht  mit  unserer  Zeitschrift,  und  obgleich  die  fortgesetzten 
Aufmerksamkeiten  der  geschätzten  Wiener  Kollegin  die  Leitung  der  „Photographischen 
Mitteilungen"  mit  einem  gewissen  Wohlbehagen  erfüllen  könnten,  erscheint  es  doch 
angezeigt,  einige  von  dem  Ernst  ehrlicher  Auseinandersetzung,  wie  von  dem  heiteren 
Spiel  witzigen  Wortgefechtes  gleich  weit  entfernte  Angriffe,  die  sicherlich  nicht  dem 
geschmackvollen  Herausgeber  der  „Korrespondenz"  aufs  Konto  zu  setzen  sind,  an 
dieser  Stelle  etwas  tiefer  zu  hängen.  Herr  Dr.  Lüppo- Cr  am  er  verwendet,  seitdem 
er  in  die  Dienste  der  Schien ssner sehen  Trockenplattenfabrik  trat,  einen  Teil  seiner 
Zeit  darauf,  den  Protokollen  des  Frankfurter  Vereins  zur  Pflege  der  Photographie 
eine  reichlich  persönliche  Note  zu  geben  (den  Mitgliedern  jenes  Vereins  und  seinem 
verdienten  Vorsitzenden,  Herrn  Prof.  F.  Schmidt- Karlsruhe,  muss  zur  Beurteilung 
überlassen  bleiben,  ob  eine  so  subjektive,  mit  persönlichen  Bemerkungen  oft  an- 
fechtbarster Art  über  den  Gang  der  Verhandlungen  hinausgreifende  Berichterstattung 
im  Interesse  der  Vertretung  einer  Vereinigung  nach  aussen  hin  gelegen  ist).  So 
werden  auch  in  dem  Protokoll  der  Märzsitzung  einige  Neuerungen  der  photo- 
graphischen Technik,  noch  ehe  sie  die  Probe  in  der  Öffentlichkeit  bestehen  konnten, 
unter  kräftigen  Seitenhieben  des  genannten  Herrn  vermöbelt,  und  durch  das  ganze 
Skriptum  ziehen  sich  wie  ein  roter  Faden  Bemerkungen  eines  geradezu  deprimierend 
gequälten  Witzes  über  die  Publikation  amerikanischer  Kunstphotographien  in  Heft  5 
der  „Photographischen  Mitteilungen".  Ein  auf  photographischem  Gebiet  bekannter 
Schriftsteller,  Herr  Dr.  E.W.  Buchner,  war  aus  Darmstadt  herübergekommen,  um 
die  Exekution  zu  vollziehen,  und  er  tat  das  in  äusserst  geschmackvoller  Manier,  indem 
er  den  qu.  Bildern  u.  a.  folgende  Titel  Variationen  unterlegte:  „Kind  mit  un- 
sichtbarem Apfel",  „Dame  mit  Himmelfahrtsnase",  „Miese  alte  Jungfer  mit  Palette**, 
„Leonore  von  verschleiertem  Negativ".  Nachdem  er  mit  seiner  ganzen  gross- 
inquisitorischen Würde  erklärt  hat,  dass  diese  Bilder  „als  Anfangsstümpereien  eines 
Amateurs  einfach  in  den  Papierkorb  gehörten",  stellt  er  „zu  der  Bemerkung  des 
Impresarios  der  überexponierten  ,Julia'  auf  S.  74,  es  liege  ,etwas  Keusches  in  Ton 
und  Haltung'",  die  dem  Niveau  eines  Herrenabends  entnommene  Anfrage,  „was  der 
Photograph  für  die  Keuschheit  seiner  Modelle  könne". 

Diesem  Elaborat  gegenüber  gewinnt  nur  die  Empfindung  Raum:    wie  hat  man 


128 


sich  durch  eine  derart  oberflächliche  und  gehässige  „Kritik"  der  Arbeiten  einer 
ersten  Fachphotographin  Amerikas,  die  ihre  Anhänger  und  Auftraggeber  in  den 
weitesten  und  besten  Kreisen  findet,  dem  Ausland  gegenüber  wieder  einmal  benommen! 
—  Der  Gerechtigkeit  wegen  aber  wollen  wir  doch  konstatieren,  dass  aus  unserem 
Leserkreise  solche  Urteile  nicht  laut  geworden  sind;  hervorragende  deutsche  Kunst- 
photographen haben  dagegen  dem  amerikanischen  Hefte  vollen  Beifall  gezollt. 

Die  „Photographischen  Mitteilungen"  halten  es  nicht  für  ihre  Aufgabe,  in  blindem 
Konservatismus  alle  modernen  Bestrebungen  auf  dem  Gebiete  der  Lichtbildkunst 
geflissentlich  abzulehnen.  Sie  halten  es  für  interessant  und  lehrreich,  auch  ab  und 
zu  die  ernst  strebenden  jungen  Kräfte,  deren  Leistungen  noch  umstritten  sind,  zum 
Wort  kommen  zu  lassen.  Dass  dabei  jede  Einseitigkeit,  jedes  Einschwören  auf 
eine  bestimmte  „Richtung"  vermieden  wird,  das  wird  mit  der  Publikation  der  weiteren 
Hefte  klar  werden.  —  Wir  freuen  uns,  dass  dieses  loyale  und  tolerante  Programm 
Anerkennung  gefunden  hat,  und  wollen  gern  darauf  verzichten,  die  allzu  grobschlächtig 
sich  äussernde  Missgunst  einzelner  zu  überzeugen,  deren  Stil-  und  Redeblüten, 
denn  doch  schon  mehr  an  die  Art  jener  Laienkritiker  gemahnen,  von  denen  Wilhelm 
Busch  so  treffend  singt: 

Sie  lockt  das  zartere  Gemüt 

Ins  anmutreiche  Kunstgebiet, 

Worüber,  wenn  man's  nicht  versteht, 

Der  Schnabel  um  so  leichter  geht. 

Lucidus. 


Literatur. 

Dr.  Carl  Kaiserling,  Lehrbuch  der  Mikrophotographie.  Mit  54  Abbildungen  im  Text. 
Verlag  von  Gustav  Schmidt- Berlin.  Der  Name  Kaiserling  ist  auf  dem  Gebiete  der  wissen- 
schaftlichen Photographie  wohlbekannt.  All  seine  Schriften  zeigen  das  Streben,  den  gegebenen 
Stoff  mit  Gründlichkeit  und  Unparteilichkeit  zu  behandeln  und  jede  Reklame  zu  vermeiden.  Die 
Mikrophotographie  ist  Kaiserlings  Spezialgebiet,  er  ist  eine  anerkannte  Autorität  auf  diesem 
Felde,  und  seine  Unterrichtskurse  an  der  Berliner  Universität  erfreuen  sich  seit  Jahren  eines 
regen  Zuspruchs.  —  Das  vorliegende  Lehrbuch  behandelt  die  Mikrophotographie  in  ihrem  ganzen 
Umfange.  Nach  einem  allgemeinen  optischen  Teile  werden  die  verschiedenen  Beleuchtungs-  sowie 
VergTösserungsapparate  und  die  praktische  Herstellung  von  Mikrophotogrammen  besprochen ; 
hieran  schliesst  sich  eine  kurze  Anweisung  ober  die  Handhabung  der  benötigenden  photo- 
graphischen Prozease,  wie  das  Entwickeln,  Kopieren,  Anfertigung  von  farbigen  Bildern.  Über 
alle  Fragen,  welche  das  Gebiet  der  Mikrophotographie  berühren,  gibt  das  Kaiserlingsche 
Lehrbuch  erschöpfenden  Aufschluss,  so  dass  dasselbe  allen  Freunden  der  Mikrophotographie  ein 
zuverlässiges  Ratgeber  sein  wird.  P.  H. 

Dr.  Lüppo-C ramer,  Die  Trockenplatte,  ihre  Eigenschaften  und  ihre  Behandlung  in  der 
photographischen  Praxis.  Mit  6  Tafeln.  Verlag  von  Gustav  Schmidt- Berlin.  Der  Verfasser 
ist  seit  Jahren  in  Trockenplatten-Fabriken  tätig  und  ist  daher  mit  unserem  Hauptnegativraaterial 
wohl  vertraut.  Er  bespricht  in  dem  vorliegenden  Werke  die  Bestimmung  der  Lichtempfindlichkeit, 
den  Schleier,  die  Gradation,  die  Entwicklung,  die  Fixierung,  das  Auswässern,  Verstärken  und 
Abschwächen  der  Negative  sowie  die  farbenempfindlichen  Platten.  Sowohl  der  Fachmann  als  der 
Amateur  wird  das  Buch  mit  grossem  Nutzen  studieren,  manche  Ratschläge  werden  ihnen  sehr 
willkommen  sein,  vor  allem  werden  sie  einen  vortrefflichen  Überblick  über  den  Stand  unseres 
modernen  Negativprozesses  erhalten.  P.  H. 

Ottomar  Anschütz,  Die  Photographie  im  Hause.  IL  Teil.  2.  Abteilung.  Moment-,  Land 
Schafts-  und  andere  Aufnahmen.     Verlag  von  Ottomar  Anschütz,  Berlin. 

Das  Büchlein  orientiert  in  gedrängter  Kürze  über  die  Anfangsgi-ünde  der  im  Untertitel  ge- 
nannten Gebiete,  wobei  Oberall  die  jetzt  bei  den  Amateuren  so  beliebten  Handcamera-Aufnahmen 


129 


in  den  Vordergrund  gestellt  sind.  Eine  Reibe  seiner  bekannten,  auch  beut  nocli  unObertroffenen 
Tieraufnahmen  hat  der  Verfasser  dem  Texte  eingefügt.  Zum  Beschluss  werden  kurz  Architektur- 
Interieur-,  Gemäldeaufnahmen  und  etwas  eingebender  die  Aufnahmen  mit  kOnstlicbem  Lichte  be- 
handelt. —  Der  Text  ist  überall,  wo  es  nottut,  durch  instruktive  Illustrationen  unterstützt.  L. 

Kupferdruck-Künstler-Karten  in  Heliogravüre,  herausgegeben  von  G.  Heuer  &  Kirmse, 
Graphische  Kunstanstalt,  Berlin. 

Die  Industi'ie  der  illustrierten  Postkarten  hat  in  den  letzten  Jahren  einen  ungeahnteil  Auf- 
schwung genommen.  Erfreulicherweise  aber  ist  man  dazu  gelangt,  die  Banalen,  dem  allgemeinsten 
Geschmack  angepassten  Erzeugnisse  mehr  und  mehr  durch  Reproduktionen  von  künstlerischem 
Anstrich  zu  ersetzen.  Zur  Kategorie  dieser  QualitAtskarten  gehören  die  vorliegenden.  Die  an- 
sprechenden Sujets  sind  dem  Gebiete  der  Malerei  und  Skulptur  entnommen,  die  Heliogravüre- 
Ausführung  ist  durchgehend  sauber  und  vornehm.  L. 

Marcel  Molinie,  Comment  on  obtient  un  Gliche  photographique.  Verlag  von  Gauthier- 
Villars,  Paris.  Dieses  Bfindchen  behandelt  die  Theorie  und  Praxis  der  Entwickelung  des 
Negativs. 

Ferner  gingen  uns  zu: 

Paul  Darby,  La  Photographie  au  Charbon.     Verlag  von  Gauthier -Villars,  Paris. 

Herbert  Silberer,  Anleitung  zum  Gummidruck.  Separatabdruck  aus  der  .Allgemeinen 
Sport- Zeitung",  Wien. 

Illustrierter  Katalog  der  Kunst-photographischen  Ausstellung  1900  zu  Hamburg,  ver- 
anstaltet von  der  Freien  Vereinigung  von  Amateur-Photographen  zu  Hamburg. 

Jahresbericht  der  Dresdner  Gesellschaft  zur  Förderung  der  Amateur-Photographie. 


Patent-Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57a.   K.  22  773.     Photographische  Camera  in  Form  eines  Stockgriffs.     Emil  Kronke,    Dresden, 
Lindenaupl.  1.  —  25.  2.  02. 
„     M.  18  797.     Plattenpackung,  bestehend  aus  einer  den  Plattenstapel  umschliessenden,  in  einen 
einseitig    offenen    Kasten    eingeschobenen    Zarge.      Dr.    Karl    Michaelis,    Charlottenburg, 
Knesebeckstr.  25.  —  27.   10.  00. 

57b.  K.  21  729.  Pigmentfolien.  Neue  Photographische  Gesellschaft,  Akt.-Ges.,  Steglitz 
b.  Berlin.  —  8.  8.  01. 

57  c.  H.  27  931 .  Kopierrahmen  mit  abnehmbarem  oder  abklappbarem  und  gegen  seitliche  Ver- 
schiebung gesichertem  Pressdeckel.  Albert  van  Hoorn,  London;  Vertr. :  R.  Deissler, 
Dr.  G,  Döllner  und  M.  Seiler,  Berlin  NW.  6.  —   14.4.  02. 

57 d.  Seh.  19  763.  Raster  für  Autotypie.  Arthur  Schulze,  Berlin,  Wilhelmstr.  10.  — 
31.   10.  02. 

57  a.  H.  28  316.  Vorrichtung  zur  Herstellung  von  Aufnahmen  sowohl  in  Hoch-  als  auch  in 
Querformat  mit  solchen  Magazincameras,  bei  welchen  sich  unter  der  Camera  ein  Behftltcr 
für  die  belichteten  Platten  befindet.  Herbert  E.  Hickox,  Great  Yarmouth,  Engl.;  Vertr.: 
A.  Specht,  J.  D.  Petersen  und  J.  Stuckenburg,  Hamburg  1.  —  4.   12.  01. 

57b.  F.  16  271.  Verfahren  zum  Entwickeln  des  latenten  photographischen  Bildes.  Farbwerke 
vorm.  Meister  Lucius  &  Brüning,  Höchst  a.  M.  —  6.  5.  02. 

57a.  E.  8774.  Objektivverschluss  mit  zwei  gegeneinander  schwingenden  Drehschiebern.  Fa^ 
Heinrich  Erncmann,  Akt.-Ges.  für  Camera-Fabrikation,  Dresden.   —  31.  10.  02. 

Erteilungen. 

57a.  141  127.  Magazin  für  photographiscbe  Platten.  George  Nicholas  Pifer,  Cleveland.  — 
22.  7.  02. 

57a.    141  581.     Vorrichtung    zum    Halten    und    Andrücken    von    Kassetten.      Dr.   R.   KrOgencr, 
Frankfurt  a.  M.,  Mainzer  Landstr.  87/89.  —  20.  4.  02. 
„       141  582.     Scherenartig  verbundene  Spreizen  für  Flachcaraeras.     Dr.  R.  Krügen  er,    Frank- 
furt a.  M.,  Mainzer  Landstr.  87/89.  —  20.  4.  02. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Verlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin  —  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin. 

130 


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'1  •  •.''  d»t,»'k       ^t'|»..i  atalulnick    au«    tiir     „Aiit:»'nu'i  i«"» 

*   *    .  i  rn  .h..  n    Aui»stellung    1900    zu  Hamburg.     \ir. 
i'"  ■'  ".•?  ii.Ikii   zu   Hamburii. 
*..fT  .'Vif   Pvfd^-rung  der  Amateur-Photograpbie. 


I\';?c'.u-Naclirichten. 

Xniiii  ^tiiiiitcti. 

;         ■   •     .1  -    »i.xkKriffs.      Kmil   Krt)nk(',     I>rc-jr«    1 

-•.'•.  I,  {'l.iltrnsta]><"l  um<i  liU^-'fm'rn,   n  «•iii«  • 
.     :  •  -  '   ■:  Im.    Karl    MichaOli^,    <  l.aii  -itml.».  ■  4. 

I     '        -    I'      «Jescllsrhalt,  Akt.-<.t-.       >t^v:'-t/ 


I».     «. 


I'       «  »     i' 'klappbarem    nnfl    kjc^en     *•   •' 

•■    '.  .    lK..»rii,  Lond(>n ;    Vcrtr."    K     I» 
N'\    f.  J4    4.  02. 

\i'!  '-^'  luilzc,     Htriin,     Wil^iriTn«:- 


57  b. 


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Hei  Hl  i  i  1»    i  I  r.  •  m  h  t.  .1 . 


i  ■  ■!     .1:     \'  !■     .\"!n, 'Innen    »«owt»!!!    ni     H')fh-    .  .    .  Ii     n 

■t.;i-      I-.]    \'.').  ii.  n    si«'b    unter   <ltr  (\»in«'a    ».'    '.•I:,.i*l'- 
•.  t       h'  .  Im"  t    r     II.'  küx,  Great  Vi.rniouth,  K.-ijl       \'iitr  . 
'     "^tiM-kiMi!)'!»  ^.  Hamburt:  t     —    ♦     \'^.  0\ 
.•   n   de«  latent<  u   pliotograplii^chcn   Hilo»  -       ^  .•**•»  1  k  <. 
'Mi,  Hr»(hst  a.M.   --■  6.   5.  02. 

'\\<'i     ji^(urn(inaij(l<  r     sch\vinv:ciuU'n     !>:«  I1-.  hit  l.t-r.i.       F.i 
'  .•    (  iHMrr.i-Fahrikati.uj.   [)ic-dcn.    —    <I      lo    "J 

lirteilungen. 

.S7a.    141127.      Mij./M.    ••  '    p'..'    ,'      '       :.-     rMttc.n.     (icor^'C    Nichola<   l'.'t-r.    '  '.  viland 

22.   7.  02. 
51i\.     141  581.      Vurri«  lit  .1»;     ,iii.     '•     •    u      .:i'l     Apln'k-kcn     von     Ka^^sottcn.       I  >j      i\      K'UL-<*iit  '. 

Frankliirt  a.    M.,   M, •../»:    l  ..  ■■    t-     i      >  o.   _-   20    4.  02. 
„        141582.      SchcrciKiitiü    \r]\-    i..'    .'•     ^piti/.«'n    für   Flarli«anHMa*<.      I>t.   R     K'    :,♦  :mj.    Fi.i.k 

fürt  a.   M..  iMainzcr   I.;rn.N:r.   h       -        -   20.    4.   02. 

Für  dii"  k«iliik.     '.    \  < --ariiw örtlich:  F   Hannekc  in  Hr'rhn 
V»'rlag  von  (Jtisia\    Schmidt  (vorm    i<..».in  i>p|M'i)h«Miiu  Borlin    ~  Druck  von  '  it-br   ^  n^or  in   BitHh 

130 


K ,  Flacker,  Ko pciilutgt-*j i . 


Pigmentdrucke  in  richti^icr  Stellung 
mittels  einfachen  Übertrags. 

Bei  dem  Pi^mentprozess  erliält  man  bekanntlich  mfolf^e  des  zur  Kihaltun^ 
der  Halbtöne  notwendigen  Übertragne ns  des  Bilden  seitenverkehrte  Kopien. 
Ufa  Bilder  in  richtiger  Stellung  zu  erhalten,  ist  es  erforderlich  die  Drucke 
nochmals  auf  eine  neue  Unterlage  zu  übertragen.  Sind  die  Aufnahmen  auf 
dünnen  Films  gemacht  worden,  ^o  kann  man  sich  den  doppelten  Übertrag 
ersparen,  indem  man  beim  Kopieren  die  Films  verkehrt,  mit  der  Schichtseite 
nach  aussen,  in  den  Rahmen  legt. 

Von  H.  W.  Vo^^eP)  wurde  bereits  vorgeschlagen,  um  Pigmentbilder 
ohne  Übertrag  mit  vollkommener  Erhaltung  der  Halbtöne  zu  erzielen,  die 
Pigment  Chromatgelatincschicht  von  vornherein  auf  eine  durchsichtige  h" lache 
wie  Kollodium  aufzutragen  und  dann  unter  dem  Negativ  von  der  Rückseite, 
also  durch  die  Kollodiumschicht,  zu  beUcIitcn.  Man  erreicht  so  Pigment- 
kopien  auf  Kollodium  -  Unterlage  in  seitenverkehrter  Stellung.  Die  Neue 
J* holographische  Gesellschaft- Steglitz  hat  nun  diesen  Weg  verfolgt, 
um  Pigmentpapierkopien  in  richtiger  Stellung  ohne  doppelten  Übertrag  zu 
trrhaUen. 

Es  werden  dünne  Celluloidfülien  mit  Gelattne-Pigmentschichten  überzogen. 
diese  dann  sensibilisiert,  unter  einem  Negativ.  Celluloid.seite  an  Xegativschicht 


1)  Vo^,  Da*  Pigmcntverfnhren,  Seite  9, 


IT 


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gelegen,  belichtet,  nach- 
her in  warmem  Wasser 
entwickelt,  und  schliess- 
lich wird  das  Pigmentbild 
auf  gewöhnliches  Über- 
tragspapier etc.  in  der 
üblichen  Weise  über- 
tragen. 

Es  unterliegt  keinem 
Zweifel,  dass  hierdurch 
dem  Pigmentprozess,  so- 
fern es  sich  um  die  Her- 
stellung seitenrichtiger 
Kopien  auf  Papier  etc. 
von  Glasnegativen  han- 
delt, eine  praktische 
Vereinfachung  geboten 
wird.  Wie  wir  schon 
berichtet  haben  (siehe 
Seite  1 30)  sind  die  neuen 
Pigmentfolien  von  der 
N.  P.  G.  zum  Patent  an- 
gemeldet worden. 

Celluloidfolien  bil- 
den, wie  aus  dem  Ne- 
gativprozess  allgemein 
bekannt,  ein  vortreff- 
liches Unterlagsmateriai, 
vorausgesetzt,  dass  dieselben  möglichst  glasklar,  frei  von  Kratzern  und 
Schrammen  sind.  Allerdings  verteuern  sich  durch  die  Benutzung  der  Celluloid- 
unterlage  die  Pigmentkopien  wesentlich,  so  dass  allein  aus  diesem  Grunde 
der  doppelte  Übertrag  aus  der  Praxis  nicht  ganz  verschwinden  wird.  Für 
Reproduktions-Anstalten,  welche  Pigm.entkopien  von  Ölgemälden,  Skulpturen 
etc.  in  grösserer  Auflage  fiir  den  Handel  herstellen,  wird  es  im  übrigen  vor- 
teilhafter bleiben,  sich  verkehrter  Negative,  erhalten  durch  Anwendung  eines 
Prismas  resp.  abziehbarer  Platten  bei  der  Aufnahme,  zu  bedienen. 

Für  den  Amateur,  bei  welchem  Massenauflagen  nicht  in  Frage  treten, 
auch  der  Kostenpreis  keine  so  grosse  Rolle  spielt,  wird  die  Neuerung  der 
N.  P.  G.  willkommen  sein.  Sobald  uns  von  den  Pigmentfolien  Proben  vor- 
liegen, werden  wir  auf  deren   Eigenschaften  näher  zu  sprechen  kommen. 

Der  Pigmentdruck  zählt  sicherlich  zu  unseren  schönsten  Kopierprozessen, 
er  bietet  uns  nicht  allein  eine  grosse  Auswahl  in  den  Farben,  sondern  er 
lässt  auch  in  der  Art  der  Bildunterlage  den  weitesten  Spielraum  zu.  Wir 
können  Pigmentdrucke    nicht  nur  auf   die  verschiedensten  Papiersorten  über- 


N.  Fischer,  Kopcnliagen. 


132 


tragen,  sondern  auch  auf  Glas  (Diapositive),  Metall,  Elfenbein,  Holz  etc.  Von 
grosser  Wichtigkeit  ist  ferner  der  Pigmentprozess  für  die  Erzeugung  von 
Duplikatnegativen,  sowie  für  gewisse  Pressendrucke,  wir  erwähnen  hier  nur 
die  Heliogravüre.  Das  Anwendungsgebiet  des  Pigmentprozesses  ist  jedenfalls 
ein  sehr  ausgedehntes,  wie  es  wohl  kaum  ein  anderes  photographisches 
Verfahren  aufweist.  P.  H. 


Zu  unseren  Bildern. 

Wir  machen  unsere  Leser  heut  mit  den  Bildern  eines  bisher  wenig  her- 
vorgetretenen dänischen  Photographen  —  Niels  Fischer  aus  Kopenhagen  — 
bekannt.  Er  gehört  zu  jenen  bildungsfähigen  Fachleuten,  die  den  Spuren 
der  modernen  Bewegung  folgten,  dabei  aber  massvoll  sich  in  jenen  Grenzen 
haltend,  innerhalb  deren  das  Publikum  für  die  künstlerischen  Bestrebungen 
im  Lichtbild  wohl  am  leichtesten  zu  gewinnen  ist.  Ich  glaube  nicht  fehl  zu 
gehen,  wenn  ich  sage,  dass  die  Art  des  Skandinaviers  unserem  deutschen 
Empfinden  näher  liegt  als  so  manche  andere  Manier,  die  uns  aus  dem  Aus- 
lande kommt  und  bei  der  das  Hauptgewicht  auf  eine  formale  äusserliche 
Eleganz  oder  ein  technisches  Raffinement  gelegt  ist.  —  Freilich  sind  seine 
Bilder  mitunter  herbe,  ja  beinahe  ein  wenig  eckig,  doch  haben  sie  uns  fast 
immer  etwas  zu  sagen,  das 
über  die  gewöhnliche  Selbst- 
verständlichkeit der  Photo- 
graphie      hinausgeht.         Am 

besten    ist  Fischer    da,    wo 

er    die     Natur     einfach    und 

schlicht  sprechen  lässt,    ohne 

ilir  besondere  Gedanken  unter 

zulegen.    So  sind  seine  äusserst 

ruhig,  ohne  alle  Pose  aus  der 

Natur  herausgenommenen  Por- 
träts    sehr      lebensvoll      und 

sprechend.       Auch    der    alte 

Herr,  der  beim  Lampenschein 

seine    Tagesneuigkeiten    liest, 

ist     prächtig     charakterisiert ; 

der  Ausdruck   des    Gesichtes, 

die   Haltung    und    namentlich 

die  Lage  der  Hände  ist   sehr 

gut     Der    BeleuchtungsefTckt 

ist  hier  einmal  sehr  über- 
zeugend gelungen;  das  Haupt- 
licht  geht    wirklich    von    der 


N.  Fischer,  Kopenhagen. 


V^or  der  Haustör. 


133 


Lampe  aus.  Die 
meisten  Amateure 
wissen  nicht,  dass 
man  besonders  bei 
Gasglühlicht  und 
Bogenlicht ,  nicht 
zu  weit  von  der 
Lichtquelle  entfernt 
und  selbstverständ- 
lich unter  genügen- 
der Aufhellung  der 
Schatten  durch 

Tücher  oder  Spie- 
gel, sehr  gut  Por- 
trätaufnahmen 
machen  kann,  die 
dann  viel  male- 
rischer in  der  Be- 
leuchtung sind  als 
die  Aufnahmen  bei 
Blitzlicht,  weil  man 
bei  letzterem  den 
Lichteffekt  nicht 
vorher  sehen  und 
beurteilen  kann.  — 
Den  Porträts  gegen- 
über wirkt  das 
Genrebild  »Reverici 
und  schliesslich 
auch  das  sonst  im 
Licht  reizvolle  Freilichtporträt  etwas  zurechtgesetzt  und  weniger  frei.  Wohl 
die  beste  Leistung  sind  die  in  den  Dünen  weidenden  Schafe,  welches 
Bild  wir  in  Heliogravüre  wiedergeben.  Es  macht  eine  sehr  bildmässige 
Wirkung,  obschon  es  lediglich  ein  geschickt  erfasster  Moment  ist,  der  ziem- 
lich treu  durch  die  Photographie  reproduziert  ist,  ohne  dass  daran  nach- 
träglich viel  verändert,  hinfortgenommen  oder  hinzugetan  wäre.  Das  Bild 
zeigt  sehr  gut,  dass  sich  in  der  Natur  Scenen  finden,  die  ohne  jede  Zutat, 
rein  photographisch  wiedergegeben,  bildmässig  wirken.  —  Die  feinen  Ton- 
verhältnisse, welche  einen  Hauptreiz  des  Originals  ausmachen,  sind  in  der 
etwas  härteren  Reproduktion  nicht  ganz  herausgekommen.  Auf  dem  Kohle- 
original sind  die  zarten  Abstufungen  des  ganzen  Bildes  eingebettet  in  einen 
gedämpften  Ton,  aus  dem  nur  die  Kämme  der  im  Mittelgrunde  rauschenden 
Wellen  als  höchste  Lichter  hervorleuchten.  Das  gibt  dem  Bilde  eine  feine 
Stimmungsnote,  und  man  kann  es  angesichts  solcher  Leistung  nur  bedauern, 


N.  Fischer,  Kopciihajjeii. 


Selbstbildnis. 


134 


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'  juu-    <ias^    daran    nach 

....     :  . 

h     „tan    >varc.     Das  BiM 

'  .  .1     li'wh  .:      vlic    i)bnc  jede   Zutat. 

:     -..    \\\'    »n           Die  feinen  Ton- 

«».:     ;.  .'>    .iJ:>:nachen,    sind   in    der 

,  1.'  :-.;•  k'-niuKii      Auf  dem    Kohlt - 

,'.]/  11    \\]\\'  s    ein<^ebcttet  in  einen 

»'.♦-•r  iin   Mittrl;^ runde    rauschenden 

1.      I '.i  ^  ^ii)t    dem  Bilde  ein<?  feine 

It!    so!<  !i 

r   Leistung  nur  bedauern. 

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dass  auf  die  Wiedergabe  der  Tonverhältnisse,  die  in  der  die  Photographie  so 
Reizvolles  geben  kann,  im  allgemeinen  wenig  Wert  gelegt  wird,  und  dass 
die  Landschafter  die  farbenempfindlichen  Platten  meist  nur  vom  Hörensagen 
kennen. 

Zeigt  das  letztbehandelte  Sujet,  wie  trefflich  sich  die  feine  Detailarbcit 
der  Photographie  auch  zu  bildmässiger  Wirkung  verwenden  lässt,  so  gibt  die 
Londoner  Tovverbridge  ein  sehr  sprechendes  Beispiel  dafür,  wie  unter  ver- 
änderten Umständen  auch  eine    andere  Arbeitsweise    bezw.  Anwendung:    der 


N.  Fischer,  Kopenhagen. 


„Rßverie." 


photographischen  Mittel  am  Platze  ist.  Dort  ein  in  klarer  Seeluft  stehendes 
Bild,  in  jener  geklärten,  dunstfreien  Atmosphäre,  die  dem  schweifenden  Auge 
das  Erkennen  aller  Einzelheiten  bis  in  die  Ferne  hinein  gestattet  — ,  hier 
eine  trübe  Stimmung  im  nebligen  London,  eine  mit  Feuchtigkeit  gesättigte 
Luft,  in  der  die  Konturen  der  Dinge  verschwimmen,  welche  die  Details  schon 
in  geringer  Entfernung  .mit  einem  Nebelvorhang  verdeckt.  Im  letzten  Falle 
wäre  es  unverständlich,  wenn  der  Photograph,  der  solche  Stimmung  wieder- 
geben will,  sich  bemühte,  durch  den  Prozess  das  Neblige  der  Luft,  das  Ver- 
schleierte der  Gegenstände  und  Gestalten  aus  dem  Bilde  herauszubringen; 
wir  werden  ihm  aber  keinen  Verrat  an  der  Photographie  vorwerfen  dürfen, 
wenn  er,  um  das  Charakteristische  der  Naturstimmung  zu  gesteigertem  Aus- 
druck zu  bringen,  die  Art  der  Aufnahme  und  den  Positivprozess  so  einrichtet, 


135 


dass  die  Details  noch  ein  wenig  mehr  unter- 
drückt, die  Konturen  und  namentlich  der 
Körper  der  entfernteren  Dinge  noch  um  einen 
Grad  weicher  und  unbestimmter  erscheinen. 
Das  hat  Fischer  bei  dem  vorliegenden  Bilde 
der  Towerbridge  getan,  und  wenn  man  sich 
nur  einmal  von  dem  Gedanken  losmacht,  dass 
eine  Photographie  unter  allen  Umständen  haar- 
scharf und  detailliert  sein  muss,  so  wird  man 
zugeben  müssen,  dass  hier  die  atmosphärische 
Wirkung  bei  einer  solchen  Nebelstimmung 
vorzüglich  wiedergegeben  ist.  Der  Grain 
freilich  des  gerippten  Positivpapiers,  das  der 
Autor  zur  Unterstützung  der  geschlossenen 
Wirkung,  der  flimmernden  Luftwiedergabe 
wählte,  wird  auf  dem  glatten  Reproduktions- 
papier immer  etwas  unmotiviert  erscheinen 
müssen. 

Ich  bin  in  der  Parallele  dieser  beiden  Bilder  etwas  ausfuhrlicher  geworden, 
weil  es  mir  daran  lag,  hier  an  einem  mir  treffend  scheinenden  Beispiel  zu 
zeigen,  dass  die  Mittel,  die  uns  die  Photographie  gibt,  je  nach  der  Natur- 
stimmung, die  wiedergegeben  werden  soll,  in  verschiedener  Weise  angewendet 
werden  dürfen  Mir  scheint  aus  solcher  Vergleichung  hervorzugehen,  dass 
man  einzig  danach  fragen  darf,  ob  ein  Stück  Natur  zu  gutem,  sinnfälligem 
Ausdruck  gebracht  ist,  dass  man  aber  nicht  einseitig  Regeln  über  scharfe 
bezw.  unscharfe  Bildgebung  aufstellen  sollte. 

In  den  drei  kleinsten  Bildern,  welche  wir  reproduzieren,  sucht  Fischer 
in  amüsantem  Spiel  alte  und  neue  Meister  der  Malerei  zu  kopieren.  Der 
Herr  mit  der  spiegelnden  Brille  soll  Rembrandt,  die  Hofscene  mit  den 
drei  Holländerinnen  Pieter  de  Hooch  und  das  Mädchen  an  der  Treppe  mit 
dem  Schutenhut  der  Kate  Greenaway  nachempfunden  sein.  Solche  Ver- 
gleiche müssen  der  Photographie  gefahrlich  werden;  schauen  wir  uns  daher 
das  im  Licht  reizvolle  kleine  Porträt  und  die  gefällige  Genrescene  lieber 
ohne  den  Seitenblick  auf  so  erlauchte  Beziehungen  an.  F.  L. 


N.  Fischer,  Kopenhagen. 


Die  Handcamera. 

Von.Ferd.  Nicolai. 

(Schluss  von  Seite  124.) 

Schwer  zu  iöseii  ist  die  Frage,  welches  Negativmaterial  und  welche  Wechsel- 
vorrichtung für  die  Ilandcamera  am  praktischsten  zu  verwenden  sei.  Für  das  Arbeiten 
zu  Haus  oder  auf  kleineren  Ausflügen,  wo  es  sich  nur  um  eine  begrenzte  Anzahl 
von  Aufnahmen  handelt,  wird  sich  die  Platte  in  Doppelkassette  oder  in  einer  sorg- 
fähig   gearbeiteten  Magazinkassette    wohl    kaum    verdrängen    lassen.     Wenn  es  sich 


136 


jedoch  bei  dem  Amateur  um  Aufnahmen  in  grösserer  Zahl  handeh,  wie  z.  B.  auf 
Reisen,  besonders  auch  auf  Radtouren,  da  ist  es  unbequem,  eine  grössere  Anzahl 
Kassetten  und  Reservematerial  mitzuführen.  Sein  Plattenmaterial  aber  unterwegs  in 
unbekannten  Handlungen  zu  ergänzen,  stellt  das  ganze  Resultat,  alle  aufgewendeten 
Mühen  und  Kosten  in  Frage. 

Die  als  Plattenersatz  bei  Amateuren  sehr  in  Aufnahme  gekommenen  Tages- 
lichtspulen bieten  hinsichtlich  des  Belichtens  und  Auswechseins  die  denkbar  grösste 
Bequemlichkeit,  und  seitdem  auch  erste  deutsche  Fabriken  sich  mit  der  Her- 
stellung eines  guten  Filmmaterials  und  zuverlässig  arbeitender  Rollkasetten  be- 
fassen, hat  die  Verwendung  von  Rollfilms  eine  recht  grosse  Verbreitung  gefunden. 
Die  Klagen  über  fehlerhaftes  Material  haben  bedeutend  nachgelassen;  auch  die 
Gewähr  für  die  Haltbarkeit  der  Filmspulen,  welche  sich  in  den  ersten  Zeiten  auf 
6  Monate  beschränkte,  ist  ausgedehnt  worden.  Die  Aktiengesellschaft  für  Anilin- 
fabrikation hat  im  verflossenen  Jahre  die  Grenze  auf  9  Monate  gesetzt,  und  in- 
zwischen hat  diese  Fabrik  ihr  Herstellungsverfahren  noch  mehr  vervollkommnet,  so 
dass  sie  in  Zukunft  einen  Termin,  bis  zu  welchem  die  Spulen  entwickelt  sein 
müssen,  gar  nicht  mehr  anzugeben  beabsichtigt,  indem  angenommen  wird,  dass 
Filmspulen  innerhalb  eines  Jahres  zur  Verarbeitung  gelangen;  mit  dieser  Einrichtung 
würden  sich  auch  für  die  Händler  grosse  Erleichterungen  ergeben.  Kleine  Un- 
bequemlichkeiten sind  bei  dem  Verarbeiten  von  Rollfilms  allerdings  nie  zu  ver- 
meiden, sie  liegen  eben  in  der  Natur  des  Materials,  das  eine  andere  Behandlung 
verlangt  als  Glasplatten. 

Wer  das  absolut  sichere  Arbeiten,  wie  es  die  Platte  ermöglicht,  nicht  aufgeben, 
aber  auch  die  wesentlichen  Vorzüge  des 
Films  geniessen  will,  muss  sich  der  Ver- 
wendung von  Planfilms  zuwenden. 

Dieses  auf  ungefähr  0,25  mm  starken 
Celluloidfolien  hergestellte  Negativmaterial 
verhält  sich  in  der  Verarbeitung  fast 
genau  so  wie  die  Glasplatte,  ist  aber  -un- 
zerbrechlich und  so  leicht  und  kompendiös, 
dass  10  Dutzend  Planfilms  in  geeigneter 
Verpackung  etwa  einem  Dutzend  Platten 
entsprechen.  Ein  weiterer  Vorzug  ist  es, 
dass  die  Negativschichten  auch  als  ortho- 
chromatische hergestellt  werden  können, 
was  für  den  Landschafter  von  grossem 
Wert  ist.  Allerdings  steilen  gewisse  Fabri- 
kanten von  Rollfilms,  z.  B.  Schleussner- 
Frankfurt  a.  M.,  auf  Wunsch  auch  diese 
mit  farbenempfindlicher  Emulsion  her. 

Es  ist  bekannt,  dass  Celluloid  nach 
längerer  Zeit  schädlich  auf  die  Negativ- 
schicht einwirkt;  bei  den  Isolarfilms  der 
Anilingesellschaft  ist  diese  Einwirkung 
durch  Einschieben  einer  unempfindlichen 
Schicht  aufgehoben.  Selbst  in  den  Tropen, 
wo  bekanntlich  an  die  Haltbarkeit  des 
Negativmaterials  die  grössten  An- 
forderungen   gestellt   werden,    haben    sich  N.  Fischer,  Kopcnhai^cn.  An  der  Treppe. 


137 


die  orthochromatischen  Isolar-Agfafilms  vorzüglich  bewährt.  Auch  die  Wechsel- 
vorrichtung bietet  bei  Verwendung  von  Planfilms  keine  besonderen  Schwierigkeiten, 
da  diese  steifen  Folien  schon  in  gewöhnlichen  Plattenkassetten  verwendet  ^verden 
können,  wenn  sie  eine  Versteifung  durch  geeignete  Filmhalter  erfahren. 

Wer  jedoch  viel  mit  Filmfolien  zu  arbeiten  gedenkt,  sollte  die  der  Firma 
A.  Stegemann  patentierten,  ausschliesslich  für  diesen  Zweck  hergestellten 
Filmkassetten  verwenden.  Filmhalter  in  gewöhnlichen  Doppelkassetten  bedingen 
nämlich  eine  geringe  Fokusdifferenz.  Bei  den  Stege  mann  sehen  Filmkassetten, 
welche  sowohl  als  Doppelkassetten  wie  auch  als  Wechselkassetten  zu  12  bczw. 
24  Folien  hergestellt  werden,  ist  dieser  Fehler  vollkommen  ausgeschlossen;  ausser- 
dem zeichnen  sich  diese  Kassetten,  ihrer  Bestimmung  entsprechend,  durch  sehr 
geringen  Umfang  aus. 

Wie  der  Name  Handcamera  besagt,  soll  dieser  Apparat  ein  Stativ  entbehrlich 
machen.  Er  kann  dies  auch,  so  lange  man  mit  guten  Objektiven  und  unter  günstigen 
Verhältnissen  arbeitet.  Dennoch  wird  der  gewissenhafte  Photograph  das  Stativ 
nicht  ganz  entbehren  wollen,  obgleich  man  sich  bei  längeren  Zeitaufnahmen  in 
vielen  j^ällen  dadurch  helfen  kann,  dass  man  den  Apparat  auf  einen  vorhandenen 
festen  Gegenstand  auflegt  und  mit  dem  Deckel  belichtet  oder  aber  den  Verschluss 
auf  seine  geringste  Geschwindigkeit  spannt.  Leider  besitzen  sehr  viele  Schlitz- 
verschlüsse die  unangenehme  Eigenschaft,  bei  ganz  geringer  Spannung,  sehr  unr^el- 
mässig  zu  funktionieren  oder  auf  halbem  Wege  stehen  zu  bleiben.  Für  der- 
artige längere  Belichtungen  bewährt  sich  u.  a.  der  Lew iaso husche  Doppelrolltuch- 
verschluss  auf  das  beste,  weil  derselbe  vermöge  seiner  eigentümlichen  Brems- 
vorrichtung so  langsam,   ruhig  und  gleichmässig    herabgleitet,    dass  sich  Zeiten  von 

mehreren  Sekunden    ohne 
Erschütterung  erzielen 

lassen. 

Sehr  geringe  Sorgfalt 
wird  vielfach  auf  die  Un- 
terbringung der  photo- 
graphischen Ausrüstung 
verwendet,  obgleich  Nach- 
lässigkeiten nach  dieser 
Richtung  zu  empfindlichen 
Schädigungen  führen  und 
auch  das  bequeme  Arbeiten 

sehr  beeinträchtigen 
können.  Vielfach  werden 
Handapparate  noch  mit 
einer  unnötigen  Menge  von 
glänzenden  Beschlägen  ver- 
sehen, auch  befinden  sich 
vielfach  die  wichtigsten 
und  empfindlichsten  Metall- 
leile  des  Verschlusses  so 
ungeschützt  ausserhalb  der 
Camera,  dass  auf  eine 
sorgfältige  Unterbringung 
besonderer  Wert  gelegt 
N.  Fischer,  Kopenhagen.  werden  muss.     Staub  und 


138 


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Feuchtigkeit  sind  auf  Reisen 
die  grössten  Feinde  der  pho- 
tographischen Utensilien. 

Am  besten  dient  dem 
Schutz  des  Apparates  und 
der  Wechselvorrichtung 
ein  steifer  Ledertornister, 
dessen  Verschlussklappe 
an  allen  Seiten  überragt. 
Der  Radfahrer,  der  während 
der  Fahrt  photographieren 
will,  ohne  den  Tornister 
vom  Rad  abnehmen  zu 
müssen,  lässi  die  Tasche 
so  herstellen,  dass  sie  seit- 
lich aufgeklappt  wrerden 
kann,  und  befestigt  sie 
dann  an  dem  Verbindungs- 
rohr. Hier  hindert  sie 
nicht  und  erhält  die  wenig- 
sten Erschütterungen.  Der 
Tourist  trägt  nach  meinen 
Erfahrungen  seinen  Appa- 
rat am  besten  abwechselnd- 
in  der  Hand  oder  über  einer 
Schulter;  das  anhaltende 
Tragen  auf  dem  Rücken 
wird  bei  anstrengenden 
Märschen  in  grosser  Hitze 
äusserst  lästig. 


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N.   Fischer,  Kopenhagen. 


Frcilichtporti-ät. 


Über  lichtstarke  Änastigtnate. 

Von  K.  Martin -Rathenow. 

Im  zweiten  Novemberheft  der  „Photographischen  Mitteilungen"  Jahrgang  1902, 
S.  349  u.  f.  hat  Herr  P.  Baltin-Friedenau,  dessen  Urteil  in  photographischen  Fragen 
ich  auf  Grund  längerer,  persönlicher  Bekanntschaft  besonders  anerkenne  und  schätze, 
einen  Artikel  über  „Einige  Schattenseiten  der  modernen  lichtstarken  Anastigmate" 
geschrieben.  Ich  verkenne  durchaus  nicht,  dass  die  dort  erhobenen  Bedenken  nicht 
ganz  der  Begründung  entbehren,  dennoch  —  glaube  ich  —  hat  Herr  Bai t in  etwas 
zu  schwarz  gesehen,  wenn  er  vor  einer  zu  allgemeinen  Anwendung  der  lichtstarken 
Anastigmate  warnt.  Der  Zweck  dieser  Zeilen  ist  denn  auch  weniger  der,  die 
dort  erhobenen  Bedenken  zurückzuweisen,  als  vielmehr  eine  zu  tragische  Auf- 
fassung derselben  in  den  mit  der  Sachlage  nicht  gänzlich  vertrauten  Kreisen  zu 
verhindern. 

Ich  will  hier  gleich  von  gewissen  Nachteilen  lichtstarker  Systeme-  sprechen, 
die  im  bescheidenen  Grade  tatsächlich  vorhanden  sind,  wobei  sich  aber  in  den 
meisten  Fällen  zeigen  wird,  dass  dieselben  nicht  entfernt  so  störend  sind,  als  es 
vielleicht    im    ersten  Augenblick  und    bei  einseitiger  Betrachtung    den  Anschein  hat 


1.  V.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


18 


139 


Naturgemäss  besitzt  ein  Objektiv  von  grösserer  relativer  Öffnung  eine  geringere 
Tiefe  als  ein  solches  von  kleinerer  relativer  Öffnung,  und  demzufolge  rächen  sich 
Einstellungsfehler  bei  jenem  beträchtlich  merklicher  als  bei  diesem  durch  entsprechende 
Unscharfe  im  Bilde.  Man  ist  daher  genötigt,  bei  Verwendung  von  Objektiven 
grösserer  Öffnung  etwas  sorgfältiger  einzustellen  als  sonst,  ein  Nachteil,  der  auch 
durch  korrekte  Einstellungsskalen  am  Objektiv  oder  an  der  Camera  nicht  immer 
ganz  vermieden  werden  dürfte.  Dieser  Übelstand  ist  nicht  abzuleugnen,  muss  aber 
—  wohl  oder  übel  —  mit  in  den  Kauf  genommen  werden,  wenn  die  grosse  Licht- 
stärke des  Objektives  durchaus  gebraucht  wird,  wie  z.  B.  bei  schnellen  Moment- 
aufnahmen und  bei  Porträts  im  Atelier  resp.  Zimmer;  in  denjenigen  Fällen  jedoch, 
wo  bei  guter  Beleuchtung  des  Objekts  die  Tiefenzeichnung  des  lichtstärkeren  In- 
strumentes nicht  genügt,  um  die  verschiedenen  Bildpartien  im  Vorder-  und  Hinter- 
grunde gleichscharf  abzubilden,  kann  man  —  wie  auch  Herr  Baltin  erwähnt  —  sein 
Objektiv  einfach  auf  das  nötige  Mass,  z.  B.  F  :  8  abblenden  und  hat  nun  an  Lichtstärke 
und  demnach  auch  an  Tiefe  das  Gleiche,  was  ein  anderes  Objektiv  mit  der  Maximai- 
Öffnung  F:8  leistet. 

Ein  weiterer  Nachteil  lichtstarker  Anastigmate  wird  in  den  natürlich  grösseren 
Dimensionen  derselben  gefunden,  wodurch  einmal  das  Gewicht  etwas  erhöht  und  das 
andere  Mal  die  Verschiebbarkeit  des  Objektivbrettes  oft  etwas  beeinträchtigt  wird.  — 
Auch  diese  Umstände  sind  nicht  so  störend,  wie  man  vielleicht  annehmen  könnte.  Ein- 
sichtsvolle Firmen  tragen  den  Bedenken  gegen  den  ersteren  Nachteil  einfach  dadurch 
Rechnung,  dass  sie  die  Fassungen  ihrer  Objektive  aus  einem  weniger  schweren  Material 
herstellen;  u.  A.  fertigt  z.B.  die  Rathenower  Optische  Industrie- Anstalt  vorm.  Emil 
Busch  A.-G.  die  Anastigmate  ihrer  beiden  Serien  II  und  III  mit  den  relativen 
Öffnungen  F :  5,5  und  F:7  in  Nickelaluminium  an,  eine  Legierung,  welche  die 
Leichtigkeit  des  Reinaluminiums  mit  der  Widerstandsfähigkeit  guten  Messings  verbindet 
und  sich  überdies  ebensogut  wie  Messing  bearbeiten  lässt.  Dadurch  w^ird  ganz 
erheblich  an  Gewicht  gespart. 

Der  andere  Übeistand  ist  für  manche  Cameras  entschieden  vorhanden,  wird  aber 
für  alle  diejenigen  Handcameras  (Plattengrösse  meist  8  X  10  oder  9  X  12  rjw), 
deren  Objektive  gleich  in  Verschlüsse  montiert  sind  (und  das  sind  eine  grosse  Zahl), 
nicht  fühlbar  werden.  Die  Dimensionen  dieser  Verschlüsse  (Unicum-,  Automatic- 
etc.  Verschluss)  sind  so  gewählt,  dass  auch  lichtstärkere  Anastigmate  für  Platten- 
grösse 9  X  12  hineinmontiert  werden  können. 

Wenn  ferner  den  Systemen  grösserer  Öffnung  ein  geringerer  Winkel  nach- 
geredet wird,  so  muss  man  sich  andererseits  auch  fragen,  ob  denn  der  grosse  Winkel 
eines  Objektivs  überhaupt  unter  allen  Umständen  ein  solcher  Vorteil  ist,  wie  es  von 
manchen  Seiten  dargesteUt  wird.  Es  ist  ja  vom  kaufmännischen  Standpunkt  aus 
betrachtet  durchaus  gerechtfertigt,  wenn  eine  Firma  —  unter  Hinweis  auf  den 
ausreichenden  Bildwinkel  irgend  eines  ihrer  Typen  —  in  ihren  Ankündigungen  sagt 
(und  das  ist  erst  neuerdings  wieder  geschehen),  „bei  Verwendung  meines  Anastig- 
maten  kannst  du  eine  9  X  12  Platte  schon  mit  einer  so  und  so  langen  Brennweite 
auszeichnen,  und  wenn  der  andere  Fabrikant  dir  für  dieselbe  Plattengrösse  eine 
längere  Brennweite  empfiehlt,  dann  ist  sein  Objektiv  eben  weniger  leistungsfähig 
und  ausserdem  kaufst  du  bei  mir  das  an  sich  kleinere  aber  doch  zureichende 
Objektiv  doppelt  billig".  —  Man  darf  nun  aber  doch  in  solchen  Fragen  nicht  Banause 
sein  und  muss  die  Sache  auch  von  einem  anderen  Standpunkt  aus  betrachten;  es 
ist  ja  schon  verschiedenfach  von  kompetenter  Seiten  darauf  hingewiesen  worden, - 
dass  eine  Objektivbrennweitc  gleich  der  langen  Plattenseite  etwas  sehr  kurz  ist  und  eine 
oft    unschöne    Perspektive    zeitigt.      Wenn    nun    ehi    lichtstärkeres    Objektiv    einen 


140 


geringeren  Bildwinkel  besitzt,  so  wird  dies  vielleicht  für  manchen  einsichtigen 
Amateur  ein  Grund  mehr  sein,  eine  etwas  längere  Brennweite  zu  wählen  und  das 
wird  für  seine  Bilder  in  den  meisten  Fällen  von  Vorteil  sein.  Ich  möchte  mich 
aber  natürlich  gegen  die  Unterstellung  verwahren,  als  sähe  ich  in  dem  geringen 
Bildwinkel  eines  Objektives  geradezu  einen  Vorteil;  das  ist  selbstverständlich  nicht 
der  Fall. 

Da  gerade  gegen  die  unnötige  Verwendung  lichtstarker  Anastigmate  an  Hand- 
cameras Bedenken  erhoben  worden  sind,  so  scheint  mir  die  Bemängelung  der  — 
allerdings  nicht  ganz  gleichwertigen  —  Qualität  der  Hinterlinse  lichtstarker  Systeme 
ziemlich  unb^ründet,  da  die  meisten  Handcameras  —  ihres  zu  kurzen  Auszugs 
wegen  —  die  Verwendung  der  Hinterlinse  überhaupt  nicht  gestatten.  —  Der  Fall, 
dass  ein  Amateur  das  Objektiv  seiner  Handcamera  gelegentlich  abschraubt,  um  es 
an  einer  anderen  Camera  zu  benutzen,  dürfte  nicht  sehr  oft  vorkommen;  —  die 
Preise  guter  Anastigmate  sind  auch  heute  derart  niedrig,  dass  jeder,  der  sich  den 
Luxus  einer  zweiten  Camera  gestattet,  auch  sicherlich  die  Kosten  für  2  Objektive 
nicht  scheuen  wird,  eines  lichtstarken  für  Moment-,  Porträt-  etc.  Photographie  und 
eines  lichtschwächeren  für  Aufnahmen  unter  grösserem  Winkel. 

Wenn  in  der  getrennten  Linsenanordnung  lichtstarker  Anastigmate  ein  Nachteil 
erblickt  wird,  so  muss  zunächst  bedeutet  werden,  dass  es  ja  auch  relativ  hchtstarke 
Anastigmate  mit  verkitteten  Systemhälften  gibt. 

Das  von  Herrn  Baltin  erwähnte  Beschlagen  der  unverkitteten  Linsenflächen 
kann  durch  geeignete  Wahl  der  Glassorten  und  sachgemässe  Ausführung  der  In- 
strumente (gutes  Austrocknen  des  Lackes)  auf  ein  Minimum  reduziert  werden.  — 
Dabei  möchte  ich  daran  erinnern,  dass  die  Urform  des  bekannten  Petzval'schen 
Porträt- Objektives,  wie  sie  z.  B.  noch  von  verschiedenen  Firmen  (Busch  u.  a.) 
seit  mehr  als  50  Jahren  ausgeführt  und  für  Porträt-  und  Projektionszwecke  auch 
noch  vielfach  benutzt  wird,  ebenfalls  eine  unverkittete  Systemhälfte  enthält,  ohne 
dass  dieser  Umstand  zu  Klagen  Anlass  gegeben  hätte.  Und  wenn  dennoch  einmal 
eine  Reinigung  notwendig  werden  sollte,  dann  wird  jeder  Mechaniker,  Optiker  oder 
Uhrmacher  —  falls  der  Besitzer  das  Auseinandernehmen  scheut  —  dies  ohne 
Schwierigkeit  bewirken  können.  —  Ausserdem  könnte  man  einem  eventl.  Verwechseln 
der  Linsen  dadurch  einfach  vorbeugen,  dass  man  die  Fassungen  entsprechend  zeichnet 
(nummericrt)  oder  die  Gewinde  der  Fassungen  sämtlich    etwas    verschieden    macht. 

Andererseits  haben  unverkittete  Objektive  aber  auch  ihre  Vorzüge,  z.  B.  bei  der 
Projektion  mit  künstlichem  Licht,  f—  Benutzt  man  einen  verkitteten  Anastigmat  als 
Projektions-Objektiv  bei  Anwendung  von  starken  Lichtquellen,  dann  läuft  man  Gefahr, 
denselben  durch  Erweichen  der  Kittschichten  sehr  bald  unbrauchbar  zu  machen,  ein 
Übelstand,  der  bei  unverkitteten  Objektiven  nicht  zu  befürchten  ist. 

Nach  all  dem  komme  ich  zu  dem  Schluss,  dass  Herrn  B  alt  ins  Zeilen  insofern 
beachtenswert  sind,  als  sie  den  Amateur  auf  die  Eigentümlichkeiten  lichtstarker 
Anastigmate  aufmerksam  machen  und  damit  zur  Bildung  und  Urteilsfähigkeit  des 
Amateurs^  in  optisch-photographisrhen  Fragen  wesentlich  beitragen  ;'^uf  Grund  dieser 
Betrachtungen  aber  vor  einer  allzu  weitgehenden  Benutzung  der  lichtstarken  Anastig- 
mate allgemein  zu  warnen,  halte  ich  dagegen  für  verfehlt,  und  ich  stehe  durchaus 
auf  dem  von  Herrn  B  alt  in  ebenfalls  erwähnten  Standpunkt,  dass  ein  lichtstarkes 
Instrument,  welches  mir  an  Lichtstärke  mehr  leistet  als  ich  für  gewöhnlich  brauche, 
immer  eine  wertvolle  Reserve  an  Lichtstärke  bildet  für  eventl.  vorkommende  un- 
günstige Fälle.  —  Kommt  aber  wirklich  jemand  häufig  in  die  Lage,  weitwinklige 
Aufnahmen  zu  machen,  dann  wird  auch  der  Bildwinkel  des  lichtschwächeren 
Univcrsal-Instruments  oft  nicht  ausreichen,  und  ein  derart  vielseitiger  Amateur  (von 


141 


Fach-Photographen  ganz  zu  schweigen)  muss  dann  neben  seinem  lichtstarken 
Anastigmat  für  Moment-  und  Porträt -Photographie  und  Projektion  noch  einen 
spezifischen  VVeitwinkel  für  Interieurs  und  Architektur-Aufnahmen  besitzen. 

Zum  Schluss  möchte  ich  noch  bemerken,  dass  die  vorstehenden  Zeilen  durchaus 
keine  prinzipielle  Kritik  des  angezogenen  Aufsatzes  bezwecken;  ich  wollte  nur  zeigen, 
dass  man  die  Sache  auch  von  einer  anderen  Seite  betrachten  kann  und  dabei  dann 
auch  zu  einer  etwas  abweichenden  Ansicht  kommen  wird. 


Über  Metochinon. 

Von  A.  und  L.  Lumlere  und  Ä.  Seyewetz. 

Das  unter  dem  Namen  „Metol"  in  den  Handel  eingeführte  schwefelsaure  Methyl- 
paramidophenol  kann  bekanntlich  mit  dem  Hydrochinon  vereinigt  werden  und  ergibt 
dann  einen  Entwickler,  der  Eigenschaften  besitzt,  die  die  beiden  Entwicklersubstanzen 
einzeln  verwendet  nicht  besitzen. 

Wir  vermuteten  nun,  dass  diese  neuen  Eigenschaften  vielleicht  der  Bildung  einer 
wirklichen  Verbindung  der  beiden  Substanzen,  von  denen  das  Hydrochinon  einen 
ausgesprochenen  sauren,  das  Metol  jedoch  einen  basischen  Charakter  besitzt,  zu- 
geschrieben werden  könnten.  Unsere  Vermutung  wurde  durch  die  Praxis  be- 
stätigt, es  gelang  uns,  eine  genau  definierte  Verbindung  der  beiden  Substanzen  zu 
isolieren. 

Herstellung  der  Verbindung.  Man  mischt  gesättigte,  wAsserige  Lösungen  von  Mctol 
und  Hydrochinon  in  dem  Verhältnis,  dass  auf  zwei  MetolmolekOle  ein  Hydrochinonnioleköl  kommt. 
Dann  wird  die  Mischung  mit  wasserfreiem  Natriumsulfit  gesättigt.  Nach  kurzer  Zeit  bildet  sich  ein 
reichlicher  Niederschlag  von  glänzend  weisser  Farbe,  der  bei  135°  ohne  Zersetzung  schmilzt 
Der  Schmelzpunkt  dieses  Niederschlages  ist  ganz  bedeutend  verschieden  von  dem  des  Hydro- 
chinon s  (169°)  und  dem  des  Mctols  (87°).  Die  neue  Verbindung  ist  in  kaltem  Wasser  löslich: 
Wasser  von  15°  löst  1  pCt.  der  Substanz;  warmes  Wasser  löst  grössere  Mengen  (10  pCt.  bei 
1(X)°).     Die  Substanz  kristallisiert  leicht  beim  Erkalten  der  heisscn,  gesättigten  Lösung  aus. 

Aceton  ist  das  beste  Lösungsmittel  für  die  neue  Verbindung,  welche  wir  Metochinon  ge- 
nannt haben.     ^  00  ccm  Aceton  lösen  bei  gewöhnlicher  Temperatur  35  pCt.  der  Substanz. 

Unsere  analytischen  Versuche  ergaben,  dass  das  Metochinon  zwei  MolekQle  Metol  auf  ein 
Molekül  Hydrochinon  enthält. 

j.  Entwicklung  mit  Natriumsulfit  ohje  Zugabe  von  Alkalien.  Das 
Metochinon  besitzt  hochinteressante,  entwickelnde  Eigenschaften,  die  weder  das 
Metol,  noch  das  Hydrochinon,  noch  eine  Kombination  der  beiden  Substanzen  besitzt. 
Metochinon  mit  Natriumsulfit  allein  entwickelt  das  latente  Bild  der  photographischen 
Platte  gerade  so  wie  das  salzsaure  Diamidophenol,  doch  ist  die  entwickelnde  Wirkung 
langsamer;  die  Deckung  in  den  Lichtern  und  die  Transparenz  der  Schatten  ist  die 
gleiche. 

Die  unserer  Ansicht  nach  beste  Normalvorschrift  ist  die  folgende: 

Wasser looo^ 

Metochinon g  „ 

Wa.s.scrfreies  Natriumsulfit      .     .     .         6o  „  ') 

Die  Lösung  ist  farblos  und  hält  sich  in  gut  verschlossenen  Flaschen  ohne  die 
geringste  Zersetzung.  In  angebrochenen  Flaschen  färbt  sich  die  Lösung  nur  sehr 
langsam.     Die  Färbung  wird  erst    nach  mehreren    Monaten    deutlich    sichtbar,   ohne 

1)  Man  löst  zuerst  das  Metochinon  im  Wasser  auf  und  fügt  dann  erst  das  Natrium- 
Sulfit  hin/.ii. 


142 


jedoch  der  entwickelnden  Eigenschaft  der  Lösung  Abbruch  zu  tun.  Der  Entwickler 
kann  wiederholt,  ohne  dass  sich  die  Lösung  merklich  färbt,  verwendet  werden. 
Er  färbt  ausserdem  die  Finger  nicht,  wahrscheinlich  infolge  seiner  NichtOxydierbarkeit 
an  der  Luft. 

(Schluss  folgt.) 


Kleine  Mitteilungen. 

Buschs  Bxposltlonsmesser. 

Von  der  Rathenower  Optischen  Industrie-Anstalt  vorm.  Emil  Busch 
ist  ein  neuer  Expositionsmesser  erschienen,  welcher  die  Gestalt  einer  Uhrmacher- 
lupe hat  und  sich  durch  einfache  Handhabung  auszeichnet.  Die  Lupe  besitzt  am 
Okular  eine  drehbare  Scheibe  nach  Art  der  Revolverblenden,  welche  6  Öffnungen 
mit  Kobaliglas  von  verschiedener  Intensität  enthält.  Man  stellt  das  dunkelste  Glas- 
feld ein,  richtet  die  Lupe  auf  den  zu  photographierenden  Gegenstand  und  beob- 
achtet die  dunkelsten  Partien.  Man  dreht  dann  die  Scheibe  auf  die  nächste  hellere 
Öffnung  usw.,  bis  die  Hauptdetails  auch  in  den  dunkelsten  Partien  des  Bildes  deut- 
lich zu  erkennen  sind.  Die  Ziffer,  welche  der  Strich  am  Rande  des  Okulars  auf  das 
deutlichste  markiert,  gibt  direkt  die  Belichtungszeit  an  und  zwar  für  ein  Objektiv 
von  der  relativen  Öffnung  F :  <S.  In  der  Höhlung  des  Okulars  befindet  sich  eine 
kleine  Tabelle,  welche  uns  die  entsprechenden  Belichtungszeiten  für  andere  Öffnungs- 
verhältnisse angibt. 

Nicht  allen  Amateuren  ist  Gelegenheit  geboten,  durch  einen  längeren  praktischen 
Lehrkursus  sich  eine  gewisse  Sicherheit  in  allen  Punkten  der  photographischen  Auf- 
nahme zu  verschaffen;  Anfängern,  welche  in  ihren  photographischen  Studien  auf  sich 
allein  angewiesen  sind,  wird  der  Busch  sehe  Expositionsmesser  gute  Dienste  leisten 
und  einen  gewissen  Anhalt  über  die  zu  treffende  Belichtung  gewähren. 

Blchromln. 

Unter  der  Bezeichnung  „Bichromin"  bringt  Kiss  Zoltän-Steinamanger  eine 
lichtempfindliche  Lösung  zur  Herstellung  von  Gummidrucken  in  den  Handel.  Die 
Gebrauchsanweisung  lautet  wie  folgt:  In  200  ccm  dest.  Wasser  werden  1 10^  Gummi 
arabicum  (in  Stücken)  aufgelöst.  Diese  Lösung  lässt  man  einige  Tage  abstehen. 
Für  die  Präparation  der  Papiere  nimmt  man  2  Teile  Gummilösung,  i  Teil  Bichromin 
und  eine  entsprechende  Menge  Tempera-  oder  Aquarellfarbe.  Die  Mischung  wird 
dünn  und  gleichmässig  mittels  eines  breiten,  etwas  harten  Pinsels  auf  das  Papier  ge- 
strichen. 

Von  der  Firma  Kiss  Zoltän  wurden  uns  einige  Stücke  fertig  präparierten 
Papiers  nebst  einem  Probebild  zugesandt.  Letzteres  zeigte  den  Charakter  eines  guten 
einfachen  Gummidrucks.  Die  Versuche  mit  den  sensibilisierten  Papierstücken  ergaben, 
dass  die  Kopierdauer  unter  einem  normalen  Negativ  im  Freien  (Mitte  April,  gegen 
Mittag,  bei  bewölktem  Himmel)  ca.  7«  Stunde  betrug,  die  Entwicklung  vollzog  sich 
in  kaltem  Wasser  sehr  langsam,  durch  warmes  Wasser  wurde  dieselbe  beschleunigt. 
Die  erzielten  Resultate  waren  im  grossen  und  ganzen  dieselben  wie  mit  dem 
käuflichen  Gummidruckpapier.  Die  Feinheit  und  Details  der  matten  Chlorsilber bilder, 
welche  man  laut  Prospekt  mit  Bichromin  erhalten  soll,  besassen  die  Gummikopien 
nicht.  P.  H. 


143 


Celloidln-Bmulslon  mit  Silbernltratainmonlak. 

E.  Valenta  gibt  in  der  „Phot.  Correspondenz"  ein  Rezept  für  die  Herstellung 
von  Chlorsilber-Emulsion  mit  Silbernitratammoniak.  Man  bereitet  sich  dazu  folgende 
Lösungen : 

A.  3  proz.  Collodium 750  ccm 

B.  Citronensäure 18  ^ 

Alkohol 30  ccm 

Hierzu  fügt  man  eine  Lösung  von: 

Calciumchlorid  (wasserfrei) o,7  ^ 

Glycerin-Alkohol  (1:1) 5  ccm 

C.  Silbernitrat,  pulverisiert  .     .     .     .        2,5  —  3  ^ 
werden    in    so  viel  Ammoniakwasser    gelöst,    als 
erforderlich  ist,  um  den  entstandenen  Niederschlag 
wieder  in  Lösung  zu  bringen;    hiernach  werden 
20  ccm  Alkohol  zugesetzt. 

D.  Silbernitrat 15  ^ 

werden  in  ein  wenig  Wasser  (ca.  15  ccm  —  Red.) 
in  der  Wärme  gelöst  und  70  ccm  Alkohol  zu- 
gegeben. 

E.  Äther 120  ccm 

Lösung  B  wird  zu  A  gefügt,  dann  unter  Ausschluss  von  Tageslicht  Lösung  C 
(warm)  unter  Umschütteln  nach  und  nach  zugefügt,  ebenso  Lösung  D  und  schliesslich 
der  Äther. 

Die  Emulsion  wird  wie  üblich  auf  glänzendes  oder  mattes  Barytpapier  gegossen. 
Für  die  Tonung  der  Kopien  auf  glänzendem  Papier  wird  Boraxgold-Lösung,  für 
mattes  Papier  ein  Bad  wie  folgt  empfohlen: 

Kaliumplatinchlorür i  ^ 

Wasser 600  „ 

Phosphorsäure  (D  =  1,12) 15  ccm 


Repertorium. 

Weiteres  über  Foxlees  direkten  Gumml-Pigmeutprozess. 

Zu  den  im  vorigen  Jahre  gegebenen  Vorschriften  über  die  Ausführung  des 
Gummi-Pigmentprozesses  (siehe  Phot.  Mitt.  1902,  Seite  93)  gibt  Foxlce  jetzt  im 
„Amateur  Photographer"  einige  Ergänzungen. 

Für  die  erste  Papierpräparation  können  an  Stelle  von  Gelatine  auch  Stärkeanen, 
Tragant  und  Mehlkleister  verwendet  werden.  Diese  sollen  nach  Foxlee  bessere 
Resultate  als  Gelatine  geben,  da  sie  eine  glanzfreie  Oberfläche  liefern. 

Was  die  Stärke-Präparation  anbetrifft,    so  empfiehlt  Foxlee   folgendes  Rezept: 

Arrowroot 16^ 

Wasser 500  „ 

Das  Arrowroot  wird  zunächst  mit  200  ccm  Wasser  in  einer  Porzellanschale  ver- 
rührt, der  Rest  des  Wassers  wird  in  einem  besonderen  Gefäss  bis  zum  Sieden 
erhitzt,  dann  dem  Arrowroot-Brei  zugefügt  und  das  Ganze  unter  fortwährendem 
Umrühren  mit  einem  Glasstab  4  Minuten  lang  gekocht.  Hiernach  lässt  man  erkaltea 
Man  bereitet  diesen  Stärkekleister  am  besten  am  Abend  und  lässt  ihn  über  Nacht 
stehen. 


144 


Für  die  Mehl- Präparation  nimmt  man 

Weizenmehl 50^ 

Wasser 500  „ 

Die  Herstellung  erfolgt  genau  wie  oben,  jedoch  koche  man  nur  3  Minuten. 
Die   Tragant-Schichten    präparieren    sich    nicht  immer  so  glatt   wie  die  obigen; 
das  Verhältnis  ist  hier: 

Tragant 16^ 

Wasser 900  „ 

Man  benutze  besten  weissen  Tragant,  welchen  man  in  die  angegebene  Menge 
Wasser  einträgt  und  dann  einige  Tage  stehen  lässt,  ab  und  zu  wird  mit  einem  Glas- 
stab umgerührt.  Wir  erhalten  eine  dicke  schleimige  Masse,  welche  in  einer 
Porzellanschale  ca.  10  Minuten  gekocht  wird.  Nachher  lässt  man  erkalten  und  presst 
die  Masse  durch  feinen  Musselin. 

Es  ist  gut  geleimtes  Papier  zu  verwenden  (Rives-Rohpapier,  Whatmans  Aquarell- 
papiere etc.),  poröse  Papiere  müssen  2  bis  3 mal  vorpräpariert  werden.  Die  Präpa- 
ration hat  möglichst  gleichmässig  zu  geschehen  und  erfolgt  durch  Aufstrich  mittels 
weichen  Pinsels  oder  Schwamms. 

Das  Sensibilisierungsbad  für  so  präparierte  Papiere  soll  schwächer  genommen 
werden : 

Kaliumbichromat 10^ 

Wasser 1  Liter 

Das  Stärkepapier  lässt  man  auf  dieser  Lösung  einige  Minuten,  das  Weizenmehl- 
papier iV,  Minuten  und  das  Tragantpapier  nur  eine  Minute  oder  noch  weniger 
schwimmen.  Die  Empfindlichkeit  der  Papiere  variiert  etwas,  das  Tragantpapier 
kopiert  am  schnellsten,  das  Stärkepapier  am  langsamsten. 

Nach  der  Exposition  werden  die  Kopien  unter  mehrmaligem  Wasserwechsel 
gewaschen,  bis  alles  freie  Bichromat  entfernt  ist,  und  dann  zum  Trocknen  auf- 
gehängt. Die  Zusammensetzung  der  Pigment- Lösung  hat  Foxlee  wie  folgt  am 
besten  befunden: 

Wasser 40  ccm 

Glycerin 8    „ 

Schwefelsäure  (i  :  10) 4    „ 

Gummi-Lösung    (bestehend    aus    Gummi 
100^,  Wasser  200  ccm^  Karbolsäure 

6  Tropfen) 16    „ 

Die  Chemikalien  sind  in  der  angegebenen  Reihenfolge  zuzugeben. 


Literatur. 

J.  Gaedicke,  Der  Gummidruck.  Eine  Anleitung  für  Amateure  und  Fachphotographen. 
2.  durchgesehene  und  vermehrte  Auflage.  Mit  2  Tafeln.  Verlag  von  Gustav  Schmidt,  Berlin. 
Der  Gummidruck  ist  dasjenige  Kopierverfahren,  welches  bei  unseren  Kunstphotographen  die 
grOsste  Aufnahme  gefunden  hat,  und  das  mit  Recht,  denn  kein  anderer  Positivprozess  Iflsst  eine 
so  freie  Behandlung  wie  jener  zu.  Dadurch  unterscheidet  er  sich  auch  insbesondere  von  dem 
Pigmentdnick.  Anderseits  kann  der  Gummidruck  nicht  die  feinen  Details  und  Tonabstufungen 
herausbringen,  wie  der  Pigmentdruck.  Wir  haben  es  hier  mit  zwei  Kopierprozessen  zu  thun, 
welche  uns  in  lichtempfindlichen  Medien  Analogien  zeigen,  in  ihren  Bilderzeugnissen  aber  wesent- 
lich verschiedenen  Kopier-Richtungen  dienen. 

Die  Gae  dicke  sehe  Anleitung  schildert  in  vortrefflicher  Weise  die  verschiedenen  Mani- 
pulationen des  Gummidruckverfahrens  wie  die  Vorpräparation  des  Papiers,  die  Herstellungsweisen 


145 


der  Gummischichten,  die  Zusammensetzung  der  Farben,  die  Exposition,  die  Entwicklung  sowie  die 
Mehrfarbendrucke:  auch  die  neue  Gummi-Ozotypie  und  die  Anwendung  der  Katatypie  im  Gummi- 
prozess  finden  Erwähnung.  Dieser  so  bis  auf  die  Erscheinungen  der  jüngsten  Zeit  ergänzte 
Führer  des  Gummidrucks  kann  allen  Amateuren  und  Fachleuten  auf  das  Angelentlichste  empfohlen 
werden.  P.  H. 

Photographisches  Almanach  für  das  Jahr  1903.  23.  Jahrgang.  Begründet  von  Dr.  Paul 
Ed.  Liesegang.  Herausgegeben  von  Joh.  Gaedicke.  Ed.  Liesegangs  Verlag,  Leipzig. 
Mit  diesem  Jahre  hat  Herr  Gaedicke  den  Almanach  übernommen.  Neben  der  Üblichen  Tabelle 
von  Geburts-  und  Sterbetagen  berühmter  Männer  sowie  von  Daten  wichtiger  Erfindungen  etc., 
der  Rezeptsammlung  und  dem  Verzeichnis  von  Vereinen  finden  wir  in  dem  mit  Tafeln  und 
Textbildern  reich  gezierten  Büchlein  eine  Reihe  guter  Originalaufsiltze. 

R.  B.  Litchfield,  Tom  Wedgwood,  The  first  Photographer,  an  account  of  his  life,  his 
discovery  and  his  friendship  with  Samuel  Taylor  Coleridge,  including  the  letters  of  Coleridge 
to  the  Wedgwoods.  Verlag  von  Duckworth  &  Co. -London.  Wedgwood  hat  bekanntlich  die 
ersten  Silberbilder  auf  Papier  erzeugt.  In  dem  vorliegenden  umfangreichen  Werke  werden 
auch  in  einem  Anhange  die  früheren  Veröffentlichungen  von  Joh.  Heinr.  Schulze  etc. 
kritisch  behandelt. 

Paul  Ed.  Liesegang,  Die  Projektions-Kunst  für  Schulen,  Familien  und  öffentliche  Vor- 
stellungen. Mit  153  Illustrationen.  XL  vollständig  umgearbeite  und  vermehrte  Auflage.  Ed. 
Liesegangs  Verlag,  Leipzig.  Das  Buch  behandelt  in  populärer  Weise  das  Gcsanitgebiet  der 
Projektions- Vorführungen;  es  unterrichtet  nicht  nur  über  die  verschiedenen  Apparate  und  Arten 
des  Bildermaterials,  sondern  erklärt  auch  die  unsere  liebe  Jugend  so  in  Entzücken  setzende 
Laterna  itiagica-Experimente,  als  da  sind:  Darstellung  von  Schneefall,  Gewitter,  schaukelndc 
Schiffe,  Springbrunnen,  Kaleidoskop  -  Farbenspiele  etc.  Ferner  werden  wir  mit  der  experi- 
mentellen Vorführung  der  Lichtbrechung,  totalen  Reflexion,  des  Spektrums,  der  Interferenz, 
Polarisation  sowie  anderen  physikalischen,  sowie  chemischen  und  physiologischen  Erscheinungen 
bekannt  gemacht. 


Patent-Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57  b.   K.  23  475.    Verfahren  zur  Herstellung  von  Papier  oder  Karton  mit  lichtempfindlichen  Stellen. 
Hermann  Kuhrt,  Berlin,  Wassertorstr.  67.  —   1.7.02. 

57  c.  M.  22  654.  Photographischer  Kopierapparat  mit  schrittweiser  Fortschaltung  des  Kopier- 
papiers. Oskar  Messter,  Berlin,  Schiffbauerdamm  18.  —  19.  12.02. 
„  F.  16  012.  Photographische  Entwicklungs Vorrichtung ,  bei  welcher  das  Licht  vermittels 
Spiegel  oder  dergl.  durch  den  durchsichtigen  Boden  des  die  Platte  und  den  Entwickler 
enthaltenen  Behälters  geworfen  wird.  Paul  Friesel,  Berlin,  Neue  Königstr.  35.  — 
8.  3.  02. 

Erteilungen. 

57b.  141  583  Verfahren  zur  Herstellung  einer  Untergrundschicht  auf  Papieren,  welche  mit 
photographischen  Emulsionen  überzogen  werden  sollen.  Dr.  Georg  Eichelbauro,  Berlin, 
Augsburgerstr.  11.  —  13.  10.  01. 
„  141  584.  Verfahren  zur  Herstellung  von  in  alkalischen  Bftdern  selbstentwickelnden  licht- 
empfindlichen Platten  und  Papieren.  Farbenfabriken  vorm.  Friedr.  Bayer  &.  Co.,  Elber- 
feld.  —  1.   11.  01. 

57  a.    141  947.     Buchartig    zusammenlegbare    Flachcamera    mit    zur    Seite    schwingbarem    Platten- 
magazin.    Jean  Antoine  Pautasso,  Genf.  —  14.6.01. 

57  b.   141  773.     Verfahren  zum  Transparentmachen    von  Papier  für  den  photographischen  Kopier- 
prozcss.     A.  Schlouppes,  Paris.  —   17.  10.01. 

57  c.    141  774.     Vorrichtung  zur  Bestimmung  der  Dichte  photographischer  Negative.    John  William 
Dawson,  Bradford,  England.  —   14.2.01. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanne ke  in  Berlin. 
Verlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin,  —  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin. 

146 


Carl  Winkel,  Göttingen. 


Zu  unseren  Bildern. 


Wir  haben  in  unserem  Bericht  über  die  letzte  Hamburger  Ausstellung  in 
Heft  7  bereits  auf  die  malerischen  Qualitäten  der  Max  Möllerschen  Bilder, 
die  dort  zum  ersten  Male  an  die  Öffentlichkeit  kamen,  hingewiesen,  und  sind 
heut  in  der  Lage,  unseren  Lesern  einige  dieser  Arbeiten  vorzuführen.  Möllers 
Bilder  sind  nicht  so  recht  gewürdigt  worden,  und  dies  erklärt  sich  wohl 
daraus,  dass  sie  technisch  absolut  nichts  Virtuoses  oder  Bestechendes,  ja 
zum  Teil  eher  etwas  Unbeholfenes  an  sich  haben.  Man  sollte  aber  nicht 
immer  durch  eine  eigentümliche  oder  nicht  in  allem  zulängliche  Technik 
sich  Bildern  gegenüber  in  seinem  Urteil  von  vornherein  beeinflussen  lassen. 
Über  eine  zunächst  vielleicht  fremdartige  Technik  hinweg  sollte  man  zu  dem 
Wesentlichen  des  Bildes  vorzudringen  suchen.  Wie  es  Maler  gibt,  die  bei 
einer  eigentümlich  befremdlichen  und  noch  suchenden  Technik  einen  tieferen 
Inhalt  in  ihren  Bildern  geben  als  gewandtere  Kollegen,  denen  die  technische 
Routine  zur  Schablone  ward,  so  gibt  es  heut  auch  Lichtbildner,  die  technisch 
noch  im  Experimentieren  begriffen,  doch  einem  feineren  Naturgefühl,  einem 
reicheren  Innenleben  Ausdruck  zu  geben  bestrebt  sind,  als  man  es  bisher  in 
der  Photographie  für  möglich  hielt. 

Dass  die  Möllerschen  Motive  mit  einem  feinen,  malerisch  geübten  Blick 


15.  V.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


19 


147 


gesehen  sind,  lassen  auch  die  Reproduktionen  noch  deutlich  erkennen.  Dies 
nimmt  uns  freilich  nicht  wunder,  wenn  wir  hören,  dass  dieser  Amateur  von 
Jugend  auf  viel  in  der  Natur  gezeichnet  und  gemalt  hat  und  auf  Reisen  in 
den  Galerien  reichlich  Gelegenheit  fand,  an  den  Werken  alter  und  neuer 
Meister  sein  künstlerisches  Empfinden  zu  pflegen  und  zu  bilden.  So  kommt 
es  wohl,  dass  er  auch  in  seinen  Lichtbildern  eine  mehr  malerische  der  rein 
photographischen  Ausführung  vorzieht.  In  der  Tat  haben  seine  Bilder  eine 
der  Kreidezeichnung  ähnliche  Weichheit,  welche  das  photographisch  geschulte 
Auge  etwas  befremden  mag.  Doch  wenn  jene,  die  so  empfinden,  sich  über 
den  ersten  Eindruck  hinwegsetzen,  so  werden  sie  schliesslich  doch  vielleicht 
erkennen,  dass  hier  neue  und  interessante  Wirkungen  mit  Hilfe  der  Photographie 
erstrebt  sind.  Sehr  lehrreich  ist  es,  wenn  man  die  rein  photographischen 
Bilder,  die  wir  heut  bringen  —  es  sind  dies  die  Arbeiten  von  F.  Enge, 
M.  Mayer  undj.  Seiberth  —  mit  den  Möller  sehen  Sachen  vergleicht,  dirf, 
wie  gesagt,  eine  mehr  malerische  Wirkung,  wie  sie  die  Photographie  nicht 
ohne  weiteres  hergibt,  anstreben.  So  lässt  beispielsweise  die  Engesche 
Dorfstrasse  an  photographischer  Schärfe  und  Detail  nichts  zu  wünschen  übrig. 
Die  Landschaft  mit  den  im  Wege  zusammendrängenden  Schafen  ist  recht 
voll  photographischer  Anziehungspunkte,  und  auch  der  BeleuchtungseflTekt  — 
obschon  durch  den  anscheinend  einkopierten  Himmel  etwas  in  der  Wahr- 
scheinlichkeit   beeinträchtigt  —  ist    sehr  wirkungsvoll    und  interessant.     Das 


F.  Enge,  Leipzig. 


Dorfstrasse. 


148 


Armin  Kahlwein,  München. 


Schneesturm. 


Bild  ist  zweifellos  die  recht  gelungene  photographische  Wiedergabe  eines 
hübschen  Naturausschnittes  und  als  solche  von  entschiedenem  Wert.  Stellen 
wir  nun  das  Möllersche  »Motiv  aus  der  Eifel«  daneben,  so  fällt  uns  sofort 
der  vollkommen  gegensätzliche  Charakter,  in  dem  dies  Bild  gehalten  ist,  auf. 
Wir  können  hier  nicht  an  den  feinen,  scharf  umrissenen  Details  uns  ergötzen, 
die  effektvolle  Beleuchtung  fehlt,  und  kaum  findet  das  Auge  eine  solche 
Anzahl  gleichmässig  das  Interesse  auf  sich  ziehender  Gegenstände  deutlich 
wiedergegeben  wie  auf  dem  Engeschen  Bilde.  Und  doch,  wenn  wir  uns 
dies  Eifelbild  längere  Zeit  und  ohne  photographisch  voreingenommen  zu  sein, 
betrachten,  so  gewinnt  es  ein  ganz  eigenartiges  Leben.  Das  bewegte  Wider- 
spiel, in  dem  die  Linien  des  Weges,  der  Mauer,  des  verästelten  überhängenden 
Baumes,  des  Häuschens  im  Hintergrund  zueinander  stehen,  gibt  an  sich  ein 
reizvolles,  originelles  Motiv,  das  gut  aus  der  Natur  herausgehoben  ist.  Das 
Auge  findet  einen  Ruhepunkt,  es  wird  unauffällig  zu  dem  wie  in  einem 
Rahmen  liegenden  Häuschen  hingeleitet.  Und  nun  hat  der  Photograph  durch 
die  Art  des  Positivverfahrens  dieses  Bild  in  den  Licht-  und  Schattenwirkungen 
möglichst  einfach  gehalten.  Er  hat  die  Töne  vereinfacht,  hat  Details  fort- 
gelassen, um  so  eine  ruhige  Wirkung  des  Ganzen  zu  erreichen,  ohne  dass 
das  Auge  durch  Nebensächliches  abgelenkt  wird.  Dann  hat  er  über  alles 
eine  leichte  Unscharfe  gebreitet,  hat  die  Konturen  sich  nicht  fest  absetzen, 
sondern    ein  wenig  verfliessen  lassen,    um  so    jenen  romantischen,    halb  ver- 


149 


träumten  seelischen  Eindruck,  den  er  von  jener  Landschaft  in  der  Natur 
empfangen  haben  mag,  hier  im  Lichtbild  wiederzugeben.  —  So  findet  sich 
hinten  auf  dem  Wege  in  der  Sonne  figürliche  Staffage.  Wenn  wir  mit  photo- 
graphischem Auge  diese  Figuren  in  der  Nähe  zu  identifizieren  suchen,  so 
werden  wir  sie  unscharf  und  unkenntlich  im  höchsten  Grade  finden.  Wer 
ein  scharfes,  photographisches  Ansichtsbild  verlangt,  wird  ein  Recht  haben, 
diese  verschwommene  Bildgebung  zu  verwerfen.  Entfernen  wir  uns  jedoch 
etwas  mit  dem  Auge  und  richten  unsern  Blick  auf  den  malerischen  Total- 
eindruck des  Bildes,  so  werden  wir  finden,  dass  sich  die  Figuren  willig  dem 
Ganzen  einordnen,  als  dessen  beigeordnete  Teile  sie  eben  der  Photograph 
nur  aufgefasst  hat. 

Ich  hätte  nicht  so  viel  Worte  gemacht,  wenn  mir  der  Fall  nicht 
günstig  erschien,  um  einmal  anzudeuten,  wie  grundverschieden  tatsächlich 
heutzutage  die  Zwecke  und  Ziele  der  Photographie  sind.  Man  verkennt 
so  oft  die  Absicht  der  Kunstphotographen,  wenn  man  sie  an  dem  misst, 
was  im  herkömmlichen  photographischen  Sinn  das  optische  Instrument  an 
präziser,  detaillierter  Wiedergabe  der  Natur  leisten  kann.  Unter  diesem 
Gesichtspunkt  muss  man  zur  Verurteilung  jedes  nur  einigermassen  unscharfen, 
in  Licht  und  Schatten  nicht  alle  Einzelheiten  zeigenden  Bildes  kommen. 
Stellt  man  sich  indessen  auf  den  Standpunkt,  dass  der  Kunstphotograph  jene 

volle  Leistungsfähigkeit 
in  puncto  Schärfe  und 
Detail  für  seine  beson- 
deren Zwecke  gar  nicht 
ausnutzen  will,  so  wird 
das  Bild  mit  einem 
Schlage  ein  anderes. 
Nimmt  man  nur  einmal 
die  Möglichkeit  an,  dass 
sich  gerade  durch  die 
Verwendung  einer  ge- 
wissen Unscharfe,  durch 
die  teilweise  Unter- 
drückung der  Details 
neue,  spezifisch  male- 
rische Wirkungen  mit 
der  Photographie  erzielen 
lassen,  so  wird  man  den 
Kunstphotographen  volle 
Freiheit  im  Gebrauch 
dieser  Mittel  zugestehen 
müssen.  Es  wird  sich 
dann  nur  darum  handeln, 

J.  Seibei  th,  Basel.  Am  Brienzer  See.         ob  sie  ihre  Bildwirkungen 


150 


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in  der  Tat  nach 
einer  bestimmten, 
vorgefassten  Idee 
bewusst  erzielten 
(d.  h.  ob  das  Re- 
sultat nicht  am 
Ende  ein  tech- 
nischer Zufallseffekt 
ist) ,  und  ferner 
darum,  ob  —  das 
endliche  Produkt 
noch  innerhalb  der 
photographischen 
Grenzen    liegt.    — 

Ein  Streiten 
zwischen  »scharfer« 
und  -unscharfere 
Richtung  aber  wird 
immer  müssig,  ein 
Kampf  mit  Wind- 
mühlen sein ,  da 
eben  die  Inter- 
essen, die  Ziele 
auf  verschiedenen 
Feldern  liegen,  die 
sich    nicht    decken 

sollen  und  können  Auch  die  beiden  anderen  Möllerschen  Bilder  sind 
durch  den  zarten  Reiz  der  Motive  und  die  schlichte  Art  ihrer  Wiedergabe 
ausgezeichnet.  Die  Technik  ist  die  des  einfachen  Gummidrucks  auf  Höch- 
heimer-Fapier.  Dieses  Material,  das  stets  eine  Körnung  zeigt,  ist  für  breite 
Effekte  sehr  geeignet,  zeigt  aber  zugleich  eine  gewisse  Einseitigkeit,  die 
allgemeinerer  Anwendung  widerstrebt.  Wenn  es  Möller  gelänge,  sich  in  der 
Technik  des  Kombinationsdrucks  zu  vervollkommnen,  so  würden  seine  Bilder 
dadurch  sicher  an  Bedeutung  gewinnen. 

Über  Carl  Winkel  Hesse  sich  bezüglich  der  Motive  nur  oben  Gesagtes 
wiederholen.  Auch  ihm  liegen  am  besten  die  einfachen  zarten  Stimmungen, 
wie  sie  die  Natur  namentlich  im  Vorfrühling  zeigt;  diese  versteht  er  mit  einer 
freilich  weit  vollendeteren  Gummitechnik  trefflich  zum  Ausdruck  zu  bringen. 
—  Dr.  Franz  Bertolini,  Graz,  zeigt  eine  schöne,  ruhige  Feierabendstimmung. 
Das  Landschaftliche  ist  sehr  gut.  und  auch  die  Menschen,  die  da  abseits  der 
Wagenspuren  in  abendlichem  Geplauder  stehen,  dunkel  hineinragend  in  den 
vom  letzten  Licht  erhellten  Himmel,  ordnen  sich  glücklich  und  unbefangen, 
die  Stimmung  erhöhend,  dem  Landschaftsbilde  ein.  Etwas  freilich  stört  uns 
an  diesem  Bilde,  und  das  .sind  einige  tiefe  Drucker  auf  den  Figuren  und  dem 


Max  Moller,  Aachen. 


Niedeggen  (Eifel). 


151 


Körper  des  Hundes,  die  aus  den  gedämpften  Tönen  des  Ganzen  herausfallen. 
Der  Gummitechnik,  welche  die  Tonwerte  ganz  nach  persönlichem  Empfinden 
ändern  und  verschieben  lässt,  wird  immer  die  Gefahr  nahe  legen,  dass  etliche 
falsche  Töne  ins  Bild  hineinkommen.  Davor  muss  man  sich  im  Hinblick  auf 
die  Natur  besonders  hüten.  Es  muss  freilich  zugegeben  werden,  dass  im 
vorliegenden  Fall  die  Autotypie  diese  Drucker  noch  etwas  mehr  prononziert 
hat.  —  —  Schliesslich  sei  auch  der  stimmungsvollen  Wiedergabe  eines 
Schneesturm-Ausbruchs  von  Armin  Kühl  wein  nicht  vergessen. 

F.  L. 


Beobachtungen  über  Negativ-Umkehrung. 

Von  C.  Schmuck. 

Auf  Seite  310  dieser  Zeitschrift  vorigen  Jahres  befindet  sich  ein  Artikel  über 
„  Eigentümliche  Entwicklungserscheinungen  " . 

Der  hier  beschriebene  sehr  interessante  Fall,  die  Umkehrung  eines  Negativs  in 
ein  Positiv,  unter  Umständen,  die  ein  solches  Resultat  nicht  erwarten  lassen,  wird 
gewiss  die  wohlberechtigte  Aufmerksamkeit  mancher  Leser  auf  sich  gezogen  haben. 
Da  in  der  Photographie  alle  neuen  Erscheinungen,  auch  wenn  sie  uns  noch  so 
geringfügig  vorkommen,  beobachtet  und  untersucht  werden  sollten,  um  Aufklärung 
und  Veranlassung  zu  weiteren  Experimenten  zu  geben,  will  ich  einige  gleiche 
Erfahrungen  bei  anderer  Arbeitsweise  hier  mitteilen,  die  dasselbe  Resultat  hatten. 

j.  Bei  einer  Versuchsaufnahme  (Moment)  bei  trübem  Wetter  im  Atelier  wurde 
weil  unterbelichtet,  zum  Eisencntwickler  Natron  i  :  100  zugesetzt,  und  zwar  im  Ver- 
hältniss  zum  Volumen  des  Entwicklers  sehr  viel.  Der  Entwickler  war  unter 
normaler  Temperatur,  und  die  Hervorrufung  dauerte  7*  Stunde,  nach  Beendigung 
war  ein  positives  Bild  in  gelber  Farbe  erschienen. 

2.  Um  eine  Briefmarkenkassette  auf  richtige  Seitenverschiebung  zu  prüfen, 
wurden  zwei  Aufnahmen  auf  eine  durchschnittene  9X12  Platte  gemacht. 


M.  Mayer,  Pilsen. 


152 


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^      -Sä-  *'>*. 

M.  Mayer,  Pilsen. 

Die  eine  Hälfte  wurde  unter  gleichen  Umständen  wie  vorher  belichtet  und  ent- 
wickeh,  und  auch  hier  ergab  sich  ein  Positiv. 

Die  zweite  Hälfte  der  durchschnittenen  Platte  ergab  bei  gleicher  Exponierung 
(Moment),  aber  normaler  Entwicklung,  ein  normales  Negativ. 

Um  nun  zu  sehen,  ob  die  Umkehrung  an  Verhältnisse  gebunden  ist,  die  es 
nicht  zulassen,  sie  je  nach  Wunsch  eintreten  zu  lassen,  hatte  ich  eine  dritte  Aufnahme 
unter  gleichen  Bedingungen  und  Lichtverhältnissen  wie  bei  den  vorhergehenden 
Versuchen  gemacht.  Es  war  trübes  Wetter,  also  die  Lichtverhältnisse  im  Atelier 
ungünstig.  Der  Entwickler  hatte  eine  Temperatur  von  5 — 6®  R.  Das  Bild  erschien 
sehr  langsam  und  wurde  infolge  der  abnorm  niederen  Temperatur  des  Entwicklers 
noch  mehr  zurückgehalten.  Die  ersten  Bildspuren  erschienen  nach  10  Minuten  und 
nachdem  3 — 4  Tropfen  Natron  (i  :  100)  zugesetzt  waren,  entwickelte  sich  die  Platte 
im  Zeiträume  von  ungefähr  20  Minuten  zu  einem  schwachen  Negativ.  Von  hier  ab 
wurde  tropfenweise  Natron  zugesetzt,  wodurch  eine  langsame  Umkehrung  des 
Negativs  in  ein  Positiv  bezweckt  wurde.  In  der  Aufsicht  wirkte  das  Bild  als 
Negativ  kräftiger,  während  es  in  der  Durchsicht  als  Positiv  in  gelber  Farbe 
erschien. 

Der  Natronzusatz  wurde  nun  soweit  fortgesetzt,  das  25—30  Tropfen  auf  ^occm 
Entwickler  kamen,  ohne  die  geringste  Spur  von  Schleier  zu  verursachen,  der  doch 
sonst  beim  normalen  Entwickeln  unausbleiblich  ist. 

Um  nun  festzustellen,  welchen  Einfluss  eine  höhere  Temperatur  auf  den  weiteren 
Verlauf  ausübt,  wurde  die  Schale  mit  der  Entwicklerflüssigkeit  bedeckt  und  auf 
18—20°  R.  erwärmt,  was  zur  Folge  hatte,  dass  die  Positiv-Entwicklung  rascher 
vorschritt.  Die  Entwicklung  wurde  fortgesetzt,  bis  das  Negativ,  mit  Ausnahme  der 
dunkelsten  Stellen  eines  Teiles,  in  Positiv  umgewandelt  war.  Dieser  Teil  hat  die 
graue  Farbe  des  Negativs  behalten,  alles  andere  war  gelb,  ein  Beweiss  dafür,  dass 
die  Gelbfärbung  erst  mit  der  Umsetzung  in  Positiv  erfolgte  und  nicht  durch  die 
lange  Einwirkung  des  Eisenoxalats.  Der  ganze  Verlauf  nahm  eine  Stunde  Zeit  in 
Anspruch.  Die  fertige  Platte  hatte  in  der  Durchsicht  den  Charakter  eines  Pigment- 
Diapositivs,  in  der  Aufsicht  den  eines  unfixierten  Negativs.  Die  Versuchsplatte  war 
der  Kontrolle  wegen  ein  anderes  Fabrikat  als  das  der  beiden  ersten  Aufnahmen. 

Nach  diesen  Beobachtungen  halte  ich  den  übermässig  grossen  Zusatz  von  Natron 
bei   niederer  Temperatur    des   Entwicklers   als   die  Ursache   der  Umkehrung  eines 


153 


Negativs  in  ein  Positiv.  Dass  auch  hier  nicht  Solarisation  die  Ursache  der  Er- 
scheinung sein  kann,  ist  schon  daraus  zu  ersehen,  dass  die  Belichtung  der  Platte 
nicht  ausreichend  war,  ein  brauchbares  Negativ  zu  erzeugen. 


Über  Metochinon. 

Von  Ä.  und  L.  Lumi^re  und  A.  Seyewetz. 

(Schluss  von  Seite  144.) 

2.  Entwicklung  mit  kohlensauren  Alkalien.  Der  Zusatz  von  kohlen- 
sauren Alkalien  verstärkt  ganz  bedeutend  die  reduzierende  Wirkung  der  Metochinon- 
lösung.  Das  Negativ  ist  weniger  klar  als  das  durch  alleinige  Zugabe  von  Natrium- 
sulfit hergestellte;  es  ist  jedoch  kräftiger  als  letzteres.  Für  unterexponierte  Platten 
ist  die  Zugabe  von  kohlensauren  Alkalien  zum  Entwickler  sehr  zu  empfehlen.  Die 
Lösung  ist  wiederholt  zu  benutzen.  Nach  unseren  Versuchen  ist  folgendes  Rezept 
das  beste: 

Wasser looo  g 

Metochinon 9  „ 

Natriumkarbonat 10  „ 

Wasserfreies  Natriumsulfit      ...         60  „ 

3.  Verwendung  des  Acetons.  Die  grosse  Löslichkeit  des  Metochinons  in 
Aceton  empfiehlt  letzteres  ganz  besonders  als  Ersatz  der  Alkalien  bei  Bereitung  des 
Metochinonentwicklers. 


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Max  Möller,  Aachen. 


Dorf  Pelm  (Eifel) 


154 


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LETZTER  SCHNEE  o   o   o  Von 
CARL  WINKEL,  GÖTTINGEN 


PHOTOr.RAPHISCHE 


Die  Menge  des  Acetons  hängt  natadich  von  der  gewünschten  Energie  des  Ent- 
wicklers ab.  Selbst  eine  geringe  Acetonzugabe  hat  schon  eine  sehr  merkbare 
Wirkung. 

Wir  geben  in  folgendem  zwei  Vorschriften  für  Normalentwickler;  die  eine  für 
Anwendung  des  mit  Metochinon  gesättigten  Acetons,  die  andere  für  Zugabe  von  Aceton 
zum  gewöhnlichen  Entwickler. 

1.  In  Aceton  gesättigte  Metochinon- 

lösung*) 30  ccin 

Wasser 1000^ 

Wasserfreies  Natriumsulfit       .     .  60  „ 

2.  Wasser 1000^ 

Metochinon 9  „ 

Natriumsulfit 60  „ 

Aceton 3  ccm 

4.  Entwicklung  mit  Ätzalkalien.  Bei  Zugabe  von  0,5^  Ätzlithium  zu 
100  ccm  Normalentwickler  ist  die  Entwicklung  ungefähr  zweimal  so  rasch  beendigt 
als  bei  Anwendung  von  Natriumkarbonat  und  fünfmal  so  rasch  als  bei  der  von 
Natriumsulfit  allein.  Erhöht  man  die  Ätzlithiummenge  auf  1  g^  so  erhält  man  das 
Maximum  der  Wirkung.  Der  so  dargestellte  Entwickler  ist  äusserst  energisch  und 
kann  mit  Vorteil  für  unterexponierte  Platten  angewendet  werden. 

5.  Anwendung  des  Formosulfits.  Wie  bekannt  ersetzt  das  Formosulfit  zu 
gleicher  Zeit  das  Alkali  und  das  Alkalisulfit.  Mit  dem  neuen  Entwickler  ergibt  das 
Formosulfit  ausgezeichnete  Resultate.  Die  nach  unseren  Versuchen  beste  Vorschrift 
ist  die  folgende: 

Wasser 1000^ 

Metochinon 9  „ 

Formosulfit 80  „ 

In  Bezug  auf  die  Entwicklungsenergie  verhält  sich  das  Formosulfit  dem  Meto- 
chinon gegenüber  wie  die  Alkalikarbonate. 

6.  Anwendung  von  Bromkalium.  Der  Metochinonentwickler  ist  sehr 
empfindlich  gegen  Bromkalium.  Schon  bei  Zugabe  von  3  ccm  einer  zehnprozentigen 
Bromkaliumlösung  zu  100  ccm  des  Entwicklers  wird  die  verzögernde  Wirkung  sehr 
fühlbar. 

Das  Metochinon  empfiehlt  sich  ganz  besonders  zur  Entwicklung  von  Bromsilber- 
gclatinepapieren.  Bei  alleiniger  Gegenwart  von  Natriumsulfit  und  unter  An- 
wendung der  von  uns  zur  Plattenentwicklung  adoptierten  Normalvorschrift  ergibt 
Metochinon  intensive  Schwärzen,  beinahe  wie  die  mit  Diamidophenol  erhaltenen, 
und  sehr  reine  Weissen.  Die  Zugabe  einer  kleinen  Dosis  Alkali  zum  Entwickler 
schadet  der  Reinheit  der  Lichter  in  keiner  Weise,  verstärkt  dagegen  die  Kraft  der 
Schwärzen.     Letztere  werden  jetzt  kräftiger  als  die  mit  Diamidophenol  erzielten. 

Wir  schlagen  folgende  Zusammensetzung  des  Entwicklers  zur  Hervorrufung  von 
Bromsilberpapier-Kopieen  vor: 

Wasser 1000^ 

Metochinon 9  „ 

Wasserfreies  Natriumsulfit      ...         60  „ 
Wasserfreies  Natriumkarbonat  10  „ 

Bromkalium lösung  (zehnprozentig)  .         10  ccm 

1)  Die  Lösung  des  Metochinons  in  Aceton  muss  in  gut  verschlossenen  Flaschen  aufbewahrt 
werden,  da  sie  an  der  Luft  langsam  Sauerstoff  absorbiert  und  sich  braun  fArbt. 

15.  V.  1908.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  20 

155 


Das  Natriumsulfit  und  das  Karbonat  können  vorteilhaft  auch  durch  Formosulfit 
ersetzt  werden.     Die  Vorschrift  ist  dann  die  folgende: 

Wasser looo^ 

Metochinon 9  „ 

Formosulfit 60  „ 

Mit  dieser  Lösung  erhält  man  die  gleichen  Resultate,  wie  , mit  .dem "oben 
angegebenen  Natriumkarbonat  -  Entwickler.  Metochinon  ist  folglich  auch  für  die 
Entwicklung  von  Bromsilberpapieren  hochwichtig. 


Über  Momentverschlüsse. 

Von  P.  Baitill. 

Der  unvergessliche  H.  W.  Vogel  pflegte  vor  Jahren  als  besten  Momentverschlus.s 
ein  Stück  Pappe  zu  empfehlen,  welches  mit  einem  Schlitz  versehen  und  mit  der 
Hand  am  Objektiv  vorbeigeführt  wurde.  Die  Ansprüche  sind  seitdem  gestiegen, 
man  wird  kaum  noch  Gelegenheit  finden,  diesen  Verschluss  in  praktischer  Tätigkeit 
zu  sehen. 

Die  Frage,  welcher  Verschluss  —  oder  allgemeiner  gesagt,  welches  Verschluss- 
sYStem  —  am  besten  sei,  lässt  sich  durchaus  nicht  ohne  weiteres  durch  Nennung 
irgend  eines  Namens  beantworten,  und  kann  nur  unter  Berücksichtigung  der  speziellen 
Umstände  befriedigend  gelöst  werden,  denn  jedes  System  hat  seine  Vorzüge  und 
Nachteile. 

Als  Praktiker,  der  jahrelang  in  einem  der  ersten  Berliner  Amateurgeschäfte 
tätig  war,  darf  ich  mir  vielleicht  erlauben,  den  angehenden  Lichtbildkünstlem  in 
dieser  nicht  unwichtigen  technischen  Frage  einige  Fingerzeige  zu  geben.  Die  Zeil 
dazu  ist  insofern  gekommen,  als  jetzt  unter  den  unzähligen  Modellen,  welche  mit 
dem  Aufblühen  der  Amateurphotographie  auf  dem  Markte  erschienen,  die  Praxis 
die  Scheidung  der  Böcke  von  den  Schafen  vorgenommen  hat,  so  dass  nur  eine  be- 
grenzte Zahl  bewährter  Systeme  zu  erwähnen  ist. 

Es  gibt  natürlich  sehr  v^iele  Fälle,  in  denen  der  Amateur  des  Nachdenkens 
über  die  Wahl  des  Verschlusses  enthoben  ist,  nämlich,  wenn  er  eine  solche  Hand 
Camera  erwirbt,  die  von  vornherein  mit  einem  Verschluss  versehen  ist,  an  dem 
sich  nichts  ändern  lässt.  *Es  kommt  dann  aber  sehr  häufig  vor,  dass  ein  solcher 
Apparat  den  Ansprüchen  des  Besitzers  trotz  „Doppel- Anastigmat**  nicht  genügt,  weil 
'selbst  massig  schnelle  Bewegungen  nicht  scharf  genug  wiedergegeben  werden.  Die 
Schuld  wird  dann  —  natürlich  —  meist  dem  Objektiv  zugeschoben,  manchmal  auch 
den  Platten  oder  gar  dem  Entwickler.  Wenn  aber  endlich  selbst  mit  „Edinol"  nichts 
Besseres  herauszuholen  ist,  dämmert  allmählich  die  Erkenntnis,  dass  die  Ursache 
vielleicht  anderswo  zu  suchen  sein  könnte. 

Die  Hauptgruppen  der  Verschlüsse  lassen  sich  am  deutlichsten  definieren  (nach 
Anschütz)  als  „Platten verschlusse"  und  „Objektiv verschlusse".  Erstere  Gruppe 
urafasst  alle  jene  „Rouleau-"  oder  „Schlitz" -Verschlüsse,  die  sich  in  der  Camera 
befinden  und  die  Belichtung  durch  einen  Spalt  bewirken,  welcher  möglichst  nahe  an 
der  Platte  vorbeigleitet,  letztere  diejenigen  Verschlüsse,  die  vor,  in  oder  unmittelbar 
hinter  dem  Objektiv  angeordnet  sind. 

Die  beste  Ausnutzung  der  Lichtstärke  des  Objektivs  ermöglichen,  wie  bekannt, 
die  Schlitzverschlüsse  vor  der  Platte,  welche  auch  allein  Momentaufnahmen  unter 
7x60  Sekunde  zu  machen  gestatten.  Dann  kommen  die  Verschlüsse  im  Objektiv, 
von  denen  die  besten  Marken  Belichtungszeiten  bis  zu  etwa  Yiw  Sekunde  gestatten, 


156 


endlich  diejenigen  vor  oder  hinter  dem  Objektiv,  die  am  billigsten  sind  (und  darum 
sehr  verbreitet),  aber  selbst  in  den  kleineren  Nummern  durchschnittlich  höchstens 
Vöo  Sekunde  Belichtungszeit  ergeben. 

Auf  diese  Verhältnisse  ist  bei  der  Wahl  eines  Verschlusses  Rücksicht  zu  nehmen. 
Wer  „alles",  auch  schnellste  Momentaufnahmen  machen  will,  hat  keine  Wahl:  er 
muss  sich  für  einen  Schlitzverschluss  vor  der  Platte,  wie  z.  B.  den  Anschützverschluss, 
entscheiden,  aber  auch  seine  Nachteile  mit  in  den  Kauf  nehmen.  Der  geringste  von 
diesen  ist  die  in  der  Theorie  vorhandene  und  in*  der  Praxis  nachweisbare  Ver- 
zeichnung, die  aber  nur  in  Ausnahmefällen  wirklich  bemerkt  wird.  Dagegen  gibt  es 
noch  keine  praktisch  bewährte  Konstruktion,  die  langsame  Moment-  und  Zeitaufnahmen 
gestattet,  *ohne  dass  Gefahr  vorliegt,  durch  einen  falschen  Handgriff  den  ganzen 
Mechanismus  in  Unordnung  zu  bringen.  Berufsphotographen,  bei  denen  jede 
Aufnahme  „sitzen  muss",  wählen  desshalb  mit  Vorliebe  die  bekannte  Konstruktion 
ohne  Schlitzverstellung  von  aussen,  und  bedienen  sich  für  Zeitaufnahmen  des 
Objektivdeckels.  Bei  genügend  sorgfältiger  Behandlung  und  Vorsicht  funktionieren 
aber  auch  die  Verschlüsse  mit  Verstellung  von  aussen  tadellos.  Es  ist  nur  nicht 
jedermanns  Sache,  bei  schwierigen  und  eiligen  Aufnahmen  genügend  „ruhig  Blut" 
zu  behahen. 

Verzichtet  man  auf  die  Möglichkeit  schneller  Momentaufnahmen,  so  tut  es 
natürlich  auch  ein  am  Objektiv  selbst  befindlicher  Verschluss.  Es  ist  aber  gut,  sich 
darüber  klar  zu  sein,  dass  man  dann  oft  anscheinend  langsame  Bewegungen  nicht 
mehr  absolut  scharf  erhalten  kann.  Man  will  z.  B.  einen  Mann  von  i,8o  m  Grösse, 
der  in  der  sehr  massigen  Geschwindigkeit  von  einem  Meter  in  der  Sekunde  am 
Photographen  vorbeigeht,  mit  einer  Handcamera  gy^mcm  so  photographieren,  dass 
sein  Bild  auf  dem  Negativ  6  cm  hoch  wird:  man  bedarf  dann,  wenn  man  ein 
scharfes  Bild  erzielen  will  (d.  h.  ein  solches,  bei  dem  die  Unscharfe  höchstens  7io  *"*" 
beträgt)  einer  Belichtung  von  weniger  als  '/soo  Sekunde,  die  nur  mit  dem  Schlitz- 
verschluss zu  machen  ist.  Bei  der  üblichen  Geschwindigkeit  der  meisten  Objektiv- 
verschlüsse von  */go  bis  V70  Sekunde  würde  die  Verschiebung  auf  dem  Negativ  etwa 
Vj  nim  betragen,  also  auch  für  das  blosse  Auge  ohne  weiteres  als  Unscharfe  er- 
scheinen. Photographiert  man  dagegen  denselben  Mann  unter  denselben  Verhält- 
nissen in  kleinerem  Massstabe,  so  dass  sein  Bild  nur  i  cm  hoch  erscheint,  so  gibt 
auch  der  Objektivverschluss  ein  als  absolut  scharf  zu  bezeichnen^les  Resultat. 
Bewegungen,  die  mehr  in  der  Richtung  auf  die  Camera  zu  oder  von  derselben 
hinweg  erfolgen,  sind  leichter  scharf  zu  erhalten,  weil  dann  die  Verschiebung  des 
Bildes  auf  der  Platte  eine  geringere  ist,  und  man  kann  mit  "/to  Sekunde  sogar  ein 
Pferd  im  Sprunge  oder  einen  fahrenden  Eisenbahnzug  befriedigend  scharf  erhalten, 
wenn  die  Aufnahme  so  weit  als  möglich  von  vorn  gemacht  wird. 

Alle  grösseren  photographischen  Lehrbücher  enthalten  Tabellen  der  gewöhnlich 
vorkommenden  Geschwindigkeiten,  deren  Studium  dem  Amateur  zu  empfehlen  ist. 
Zur  vollkommenen  Beherrschung  der  Technik  —  ohne  welche  die  höhere  künst- 
lerische Photographie  nicht  möglich  ist  —  gehört  auch  die  Erkenntnis,  was  man  mit 
seinen  Mitteln  machen  kann,  was  nicht,  und  die  daraus  sich  ergebende  weise  Selbst- 
beschränkung in  der  Wahl  der  Aufnahmen. 

Unter  den  Objektivverschlüssen  sind  noch  die  besten  diejenigen,  welche  nahe 
der  Blendenebene  zwischen  den  Linsen  des  Objektivs  arbeiten,  deren  verbreitester 
Typus  der  Bausch  &  Lomb  „Unikumverschluss"  ist.  Die  besten  Verschlüsse 
dieser  Art  sind  Görz  „Sektoren-",  Zeiss  „Iris-",  Voigtländers  „Sektoren" -Ver- 
schlüsse, die  bis  zu  7i6o  Sekunde  heruntergehen  und  deren  Zeitangaben  ziemlich 
verlässlich  sind.     Von  den  billigeren  Lamellenverschlüssen,  wie  „Unikum"  und  ähn- 


157 


liehen,  darf  man  billigerweise  nicht  zuviel  verlangen.  Auf  Grund  zahlreicher  Ver- 
suche glaube  ich  annehmen  zu  müssen,  dass  die  darauf  angegebene  Zeit  von 
Vi 00  Sekunde  kaum  je  erreicht  wird.  Dafür  bieten  diese  Verschlüsse  die  grosse 
Bequemlichkeit  langsamer  Moment-,  Ball-  und  Zeitaufnahmen.  „Ball "-Aufnahmen 
sind  solche,  bei  denen  der  Verschluss  beim  Druck  auf  den  Gummiball  sich  öffnet 
und  beim  Loslassen  wieder  schliesst:  eine  vortreffliche  Einrichtung  für  alle  kurzen 
Zeitaufnahmen  von  Ys  ^^^  zu  einigen  Sekunden,  wie  solche  bei  Porträtaufnahmen 
alle  Tage  vorkommen. 

Die  Verschlüsse  vor  oder  hinter  dem  Objektiv  sind  am  bequemsten  anzubringen, 
aber  für  Momentaufnahmen  am  wenigsten  zu  empfehlen,  obwohl  man  auch  mit 
ihnen  bei  richtiger  Benutzung  Gutes  erreichen  kann.  Es  ist  vor  allem  darauf  zu 
achten,  dass  nicht  durch  die  Wahl  einer  zu  kleinen  Nummer  das  Gesichtsfeld  de« 
Objektivs  beschränkt  wird,  was  leider  sehr  häufig  der  Fall  ist.  Selbst,  wenn  die 
Verschlussöffnung  gross  genug  ist,  um  die  Platte  bis  in  die  Ecken  belichten  zu 
können,  tritt  oft  eine  Vignettierung  der  Randstrahlen  ein,  welche  eine  mehr  als 
nötige  Lichtabnahme  nach  den  Rändern  der  Platte  zu  bewirkt  und  sehr  oft  als  Fehler 
des  Objektivs  angesehen  wird. 

Nimmt  man  nun  aber  in  solchem  Falle  einen  wesentlich  grösseren  Verschluss 
derselben  Art,  so  wird  man  finden,  dass  man  nicht  mehr  so  kurze  Belichtungs- 
zeiten, wie  vordem,  herausbekommt.  Das  ist  auch  ganz  nattirlich:  je  grösser  ein 
Verschluss  ist  —  von  jedem  beliebigen  System  —  desto  langsamer  arbeitet  er, 
einmal,  weil  grössere  Strecken  von  den  einzelnen  Teilen  zurückgelegt  werden 
müssen,  und  zweitens,  weil  die  Trägheit  grösserer  Massen  überwunden  werden  muss. 
Die  so  beliebte  Belichtungszeit  von  Yiooo  Sekunde  z.  B.  lässt  sich  mit  einem  Anschütz- 
verschluss  höchstens  noch  bei  einem  Cameraformat  13  X  i8  ^'w  erreichen,  aber  nicht 
mehr  mit  18X24  cm  oder  gar  24X30  cm  Verschlüssen.  Bei  einem  grossen  Thomton- 
Pickard- Verschluss  habe  ich  als  grösstmögliche  Schnelligkeit  ca.  Ygo  Sekunde  gemessen. 
Das  ist  im  übrigen  so  ganz  weise  eingerichtet,  denn  die  grossen  Objektiven  sind 
auch  infolge  der  meist  unterschätzten  Absorption  des  Lichts  im  Glase  verhältnis- 
mässig sehr  viel  lichtschwächer  als  die  kleinen  Nummern  desselben  Typus. 

Für  einen  denkenden  Amateur  ist  es  natürlich  von  Wert,  zu  wissen,  wie  schnell 
sein  Verschluss  arbeitet.  Ausnahmsweise  soll  hier  keine  neue  Methode,  dies  zu 
ermitteln,  angegeben  werden.  Das  Bequemste  für  Verschlüsse  von  mittlerer  Ge- 
schwindigkeit, (welche  ja  doch  die  Mehrzahl  bilden)  ist  die  bekannte  Hese  kiel  sehe 
Messuhr.  Befestigt  man  an  den  äussersten  Enden  des  Zeigers  kleine  blanke  Metall- 
oder Glaskugeln  und  macht  die  Aufnahme  in  direktem  Sonnenlichte,  so  kann  man 
ziemlich  sicher  Belichtungszeiten  von  7ioo  Sekunde  und  noch  etwas  weniger  be- 
stimmen. Natürlich  muss  man  die  Umdrehungszeit  mit  Hülfe  des  Sekundenzeigers 
einer  Taschenuhr  kontrollieren.  Die  Messung  schnellerer  Verschlüsse  übersteigt 
gewöhnlich  die  Mittel  des  Amateurs;  da  solche  aber  meist  auch  teuer  sind  und 
meist  von  ersten  Fabriken  hergestellt  werden,  wird  er  sich  betreffs  der  Zeitangaben 
im  allgemeinen  auf  die  Angaben  des  Fabrikanten  verlassen  können,  deren  Richtigkeit 
durch  den  Ausfall  der  Aufnahmen  ziemlich  sicher  kontrolliert  werden  kann. 


Kleine  Mitteilungen. 

Leimdruck  -Verfahren. 

C.  Fleck  gibt  in  der  „Phot.  Correspondenz"  Vorschriften    für  ein  dem  Gummi- 
druck  ähnliches  Kopierverfahren,  welches  er  „Leimdruck"  nennt.     Derselbe  bedingt 


158 


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als  Unterlage  Papier  von  Linien-  oder  Kornstruktur;    die  Tongradation,  die  Weissen 
und  die  Tiefen  der  Leimkopien  sollen  vortreffliche  sein. 

Als  Unterlage  wird  u.  a.  Pyramidenkornpapier  empfohlen;  dieses  wird  zunächst 
mit  folgenden  Lösungen  vorpräpariert: 

Lösung  A:    Küchengelatine 3  Teile 

Arrowroot 5      „ 

Wasser 150      „ 

Borax 1,5   „ 

Lösung  B:    Kristallisierte  Soda 2      „ 

Pulverisiertes  Kolophonium     ....         i,5   „ 

Wasser 75      „ 

Jede  der  Lösungen  wird  für  sich  unter  Erwärmung  hergestellt,  dann  werden  beide 
unter  stetem  Umrühren  gemischt,  und  hiermit  das  Papier  überstrichen.  Nach 
Trocknung  der  Schicht  wird  folgende  (ebenfalls  unter  Erwärmen  hergestellte) 
Fischleim -Lösung  aufgetragen : 

Guter,  flüssiger  Fischleim i  Teil 

Geklärtes  Hühnereiweiss o,5  » 

5  proz.  Kaliumbichromat-Lösung      .     .  3      „ 

Tubenfarbe i — 2      „ 

Das  Kopieren  und  Entwickeln  geschieht  wie  beim  Gummidruck. 
Von  L.  Strasser  werden  in  der  „Phot.  Rundschau"  Rezepte  für  einen  Leimdruck 
gebracht,  bei  welchem  die  Wahl  des  Papieres  gleichgültig  ist  und  eine  Vorpräparierung 
beiseite  gelassen  wird,  dagegen  besteht  die  Hauptpräparation  selbst  aus  zwei  Phasen : 
Zunächst  Präparation  mit  einer  Gelatinebichromat-Lösung,  danach  Auftrag  einer  mit 
Farbsubstanz  versetzten  Lösung  von  Gelatine  in  Eisessig. 


Buschs  Taschen-Klemmbügel. 

Von  der  Rathenower  Optischen  Industrie-Anstalt,  vorm.  Emil  Busch, 
ist  zu  ihrem  Patent-Taschen -Stativ  (siehe  Phot.  Mitteil.  1902,  Seite  227)  ein  Ergänzungs- 
stück in  Gestalt  eines  Klemmbügels  erschienen.  Derselbe  dient  dazu,  in  allen  Fällen, 
wo  sich  das  Stativ  allein  aus  Rücksicht  auf  die  Beschädigung  des  anzubohrenden 
Gegenstandes  direkt  nicht  anschrauben  lässt,  eine  Verbindung  zu  ermöglichen.  Das 
Stativ  in  Verbindung  mit  dem  Klemmbügel  ist  an  jedem  Stuhl,  Tisch,  Fensterbrett, 
Gartenzaun  etc.,  ohne  Beschädigung  dieser  Gegenstände,  leicht  anzubringen, 
insbesondere  ist  die  Vorrichtung  auch  bei  Zimmeraufnahmen  verwendbar. 


Schnelltrocknung  von  Pigmentpapier. 

Das  sensibilisierte  Pigmentpapier  gebraucht  in  der  Regel  8 — 10  Stunden  zum 
Trocknen.  Um  das  Papier  in  kürzerer  Zeit  kopierfähig  zu  erhalten,  wird  empfohlen, 
dasselbe  nach  dem  Sensibilisieren  zunächst  von  der  überschüssigen  Flüssigkeit 
durch  Abdrücken  mit  Fliesspapier  zu  befreien  und  dann  auf  einige  Minuten  in  ge- 
wöhnlichen absol.  Alkohol  oder  in  Methylalkohol  zu  legen.  Hiernach  werden  die 
Papiere   in  einem    luftigen,    massig  warmen  Räume  zum  Trocknen    aufgehängt.     In 

wenigen  Minuten  sind  die  Papiere  kopierfähig. 

(Amateur-Photographer.) 

Das  Trocknen  mit  Alkohol  ist  auch  bei  uns  schon  in  früheren  Jahren  empfohlen 
worden.  Red. 


159 


Vorteile  und  Nachteile  der  Grünschen  Linse. 

„Bulletin  Association  Beige"  bringt  einen  Artikel,  in  welchem  die  Vorzüge  und 
Übelstände  der  Grünschen  Linse  einander  gegenübergestellt  werden. 

Das  Objektiv  ist  von  grossem  Volumen.  Das  Gesichtsfeld  ist  sehr  gering,  es 
beträgt  nur  ein  wenig  mehr  als  der  Linsendurchmesser;  infolgedessen  ist  die  Scharf- 
einstellung sehr  penibel.  Es  scheint,  als  ob  die  Cameras  des  Grün -Syndikats  eine 
mathematische  Einstellung  besitzen,  welche  auch  den  Gebrauch  der  Linse  an  Moment- 
apparaten zulässt. 

Ferner  ist  die  Frage  aufzuwerfen,  ob  sich  die  Flüssigkeit  mit  der  Zeit  nicht 
färben  oder  verändern  wird.  Jedenfalls  muss  man  bis  jetzt  über  die  Haltbarkeit 
erstaunt  sein.  Sieht  man  von  den  Mängeln  ab,  so  überholt  die  Grün  sehe  Linse  in 
Lichtstärke  all  ihre  Vorgänger. 

Sie  hat  die  beträchtliche  Öffnung  F  2,5  und  F  1,3.  Verglichen  mit  einem 
Porträt  -  Dallmeyer  erforderte  letzterer  2  Sekunden,  Grüne  nur  Vio  Sekunde 
Exposition.  Fehler  von  Distorsion  sind  nicht  bemerkbar.  Die  sphärische  Aberration 
ist  gleich  null.     Astigmatismus  ist  nur  schwach  vorhanden. 


Entwickler  für  Albumin-Diapositivplatten. 

Liesegang    empfiehlt    in    der   neuen  Auflage  seines  Buches  „Die  Projektions 


Kunst"  für  Albumin-Diapositivplatten  fol 
Lösung  A:  Wasser  .  .  . 
Zitronensäure  . 
Eisessig  .  .  . 
Pyrogallussäure 
Lösung  B:  Wasser  .  .  . 
Zitronensäure  . 
Silbernitrat  .     . 


genden  Entwickler: 


960  g 
12  ccm 

I   « 
I  » 


Für  den  Gebrauch  nimmt  man  30  ccm  der  erwärmten  Lösung  A  und  4  Tropfen 
Lösung  B;  während  des  Entwickeins  fügt  man  nach  und  nach  weiter  tropfenweise 
von  Lösung  B  zu.  Das  Bild  erscheint  um  so  detailreicher,  je  mehr  von  Lösung  B 
zugesetzt  wird;  für  30  ccm  Lösung  A  werden  im  allgemeinen  2 — 3  ccm  Lösung  B 
ausreichen. 


Lichtempfindliches  Pigmentpapier. 

Von  der  Firma  Romain  Talbot,  Berlin,  wird  jetzt  lichtempfindliches  Pigment- 
papier der  Londoner  Autotype  Company  in  den  Handel  gebracht.  Dieses  Papier,  in 
Blechbüchsen  verpackt,  wird  in  13  X  18  ^^  und  18  X  24  ^/ki  geschnittenen  Formaten 
und  in  folgenden  Farben  geliefert:  Standard-Braun,  Kupferstich-Schwarz,  Sepia,  Rötel, 
Meergrün  und  Dunkelblau.  Es  soll  sich,  in  Originalverpackung  aufbewahrt,  bis  zu 
6  Monaten  halten. 

Busch-Anastigmat  P :  5,5. 

Die  Firma  Emil  Busch  in  Rathenow  schickte  mir  ihr  neues  Objektiv  „Busch- 
Anastigmat"  Serie  II,  Nr.  III,  F  :  5,5,  F  -  190  mm,  zur  genauen  Prüfung  zu.  Es  ist 
ein  symmetrisches  Doppel- Objektiv  in  Messingfassung,  dessen  einzelne  Linsen  Nickcl- 
Aluminium-Fassung  haben,  wodurch  das  ganze  Objektiv  mit  seiner  beträchtlichen 
Öffnung  bedeutend  leichter  gemacht  wird.  Die  freie  Linsenöffnung  beträgt  34  mm 
und  die  Einstellung  auf  unendlich  und  gleiche  Grösse  ergab  eine  Brennweite  von 
190  mm.     Das  Objektiv  zeichnet  bei  voller  Öffnung  eine  Platte  von  13X18  cm  rand 


160 


scharf  aus;  beachtet  man,  dass  ein  gutes  Objektiv  eine  Platte  auszeichnen  soll,  deren 
grösste  Seite  gleich  der  Brennweite  des  Objektives  ist,  so  genügt  das  vorliegende 
Objektiv  diesen  Forderungen  also  reichlich.  Bei  kleinster  Blende  zeichnet  es  eine 
16X21  cm  Platte  reichlich  aus.  Das  Objektiv  besitzt  Irisblenden  mit  den  jetzt  ge- 
bräuchlichen Bezeichnungsweisen  neben  dem  drehbaren  Ringe.  Die  verwendeten 
Glassorten  sind  äusserst  lichtdurchlässig  und  /  ohne  jeden  Stich  ins  Gelbe,  die 
Zentrierung  ist  tadellos  und  eine  Fokus-  und  Blendendifferenz  ist  nicht  zu  bemerken. 
In  Bezug  auf  den  Astigmatismus  habe  ich  das  Objektiv  einer  strengen  Prüfung 
unterworfen,  aber  es  gibt  gekreuzte,  vertikale  und  horizontale  Linien  mit  absolut 
der  gleichen  Schärfe  wieder,  und  konzentrische  Ringe  zeigen  im  Bilde  keine  Spur 
von  Unscharfe;  der  Astigmatismus  ist  also  völlig  beseitigt. 

Gerade  Linien  werden  auch  im  Bilde  als  solche  wiedergegeben,  und  nach  den 
Rändern  hin  ist  keine  Verzeichnung  zu  bemerken.  Das  Objektiv  ist  selbstverständlich 
völlig  achromatisch,  die  Kugelgestaltfehler  sind  aufgehoben,  und  da  die  erzeugten 
Bilder  eine  völlig  gleichmässige  Ausdehnung  der  Schärfe  von  der  Mitte  bis  in  die 
äussersten  Ecken  haben,  so  ist  also  auch  völlige  „Bildfeldebenung"  erreicht.  Die 
Brillanz    der  Bilder  zeigt,    dass  auch    die  Beseitigung    der  Koma   gut   gelungen    ist. 

Das  Objektiv  gehört  demnach  zu  den  besten  Objektiven  der  Gegenwart;  bei 
seiner  Güte  ist  der  Preis  von  iio  Mark  als  ein  sehr  massiger  zu  bezeichnen. 

Es  gibt  ein  überall  gleichmässig  beleuchtetes  Bild  von  überraschender  Klarheit 
und  Tiefe,  das  hintere  System  allein  stellt  eine  Landschaftslinse  mit  nahezu  doppelter 
Brennweite  des  Systems  dar.  Das  Objektiv  ist  ein  Universal-Objektiv,  das  sich  bei 
seiner  grossen  Öffnung  und  Lichtstärke  zu  Momentaufnahmen  selbst  bei  trübem 
Wetter  aufs  vorzüglichste  eignet. 

Charlottenburg,  den  ii.  April  1903.  Dr.  H.  Servus, 

Oberlehrer  und  Privatdocent 
an  der  Königl.  Technischen  Hochschule. 


Gummi-Bisendmcke. 

Bei  der  Bereitung  von  Eisenblaupapier  wurde  schon  früher  der  Zusatz  von 
Gummi  empfohlen,  um  ein  Einsinken  der  Eisenlösungen  in  den  Papierfilz  zu  ver- 
hindern. Ferner  hatte  man  den  Lösungen  auch  Kaliumbichromat  zugefügt,  wodurch 
die  Haltbarkeit  der  Papiere  gesteigert  wird.  Fred.  Edwards  hat  nun  beide 
Substanzen  zugleich  in  Anwendung  gebracht  und  auf  diese  Weise  Gummi-Eisen- 
kopien erzeugt.  Seine  diesbezüglichen  Versuche  sind  noch  nicht  zum  Abschluss 
gelangt.  Bis  jetzt  hat  sich  folgendes  Rezept  für  die  Papierpräparation  am  besten 
erwiesen: 

10  proz.  zitronensaure  Eisenoxydammonium -Lösung     .     .     .     .     i  Teil 

10      „      rote  Blutlaugensalz -Lösung i      „ 

5      „      Kaliumbichromat-Lösung 2  Teile. 

Hierzu  nach  Bedarf  Gummi  arabicum -Lösung  (Massangaben  fehlen.  —  Red.). 

(Amateur-Photographer.) 

Neue  Rollfilmpackung. 

Von  der  Leipziger  Buchbinderei-Akt.-Ges.  vorm.  Gustav  Fritzsche  ging 
uns  ein  Muster  einer  neuen  Packung  für  Rollfilms  zu.  Dieselbe  enthält  einzelne 
Filmfolien  und  gestattet,  dass  jede  einzelne  Aufnahme  von  der  Spule  genommen 
werden  kann,  ohne  dass  hierdurch  die  übrigen  Films  irgendwie  berührt  werden. 
Zwischen  je  2  Filmblättern  befindet    sich    eine  Lage  aus  transparentem  Papier,    so 


161 


dass  diese,  in  den  Fokus  gebracht,  als  Mattscheibe  für  die  Einstellung  dienen  kann. 
Die  Spule  enthält  femer  eine  Sperrvorrichtung,  wodurch  selbsttätiges  Aufrollen  oder 
Auflockern  verhindert  wird.  Bei  der  vorliegenden  Rollfilmpackung  kann  ein  Ab- 
drucken der  Nummern  nicht  statthaben.  Ein  Urteil  über  die  praktische  Verwendbarkeit 
dieser  neuen  Packung  lässt  sich  natürlich  erst  fällen,  wenn  Spulen  mit  eingelegten 
wirklichen  Films  des  Grossbetriebs  vorliegen.  P.   H. 


Literatur. 

Lreo  Königsberger,  Hennann  von  Helmholtz,  IL  Band  mit  2  Bildnissen  und  111.  Band  mit, 
4  Bildnissen  und  einem  Brieffacsimile.  Verlag  von  Friedrich  Vieweg  und  Sohn-Braunscfaweig 
Mit  grOsstem  Interesse  hatten  wir  den  ersten  Band  der  Biographie  unseres  Helmholtz  gelesen. 
Die  nunmehr  erschienene  Fortsetzung  schildert  das  Wirken  Helmholtzs  an  der  Heidelberger 
und  Berliner  Universität  (bis  Ostern  1888).  Der  Scblussband  gibt  uns  die  Tätigkeit  Helmholtzs 
als  Präsident  der  Physikalisch-Technischen  Reichsanstalt  bis  zu  seinem  Tode.  Die  Arbeit  KOnigs- 
b ergers  muss  als  ein  Meisterwerk  bezeichnet  werden,  er  hat  es  verstanden,  uns  in  trefflichster 
Weise  ein  Bild  von  dem  Lebensgang  und  dem  immensen  Schaffen  dieses  genialen  Naturforschers 
zu  geben.  Sehr  bescheiden  klingt  es,  wenn  der  Verfasser  in  dem  Vorworte  des  letzten  Bandes 
sagt:  , Indem  ich  die  Darstellung  des  Lebensganges  eines  der  gottb^nadeten  Fürsten  im  Reiche 
geistiger  und  sittlicher  Macht  abzuschliessen  im  Begriffe  stehe,  überkommt  mich  von  neuem  das 
Gefühl  der  Unzulänglichkeit,  mit  der  ich  es  unternommen  habe,  die  schöne,  aber  grosse  und 
schwierige  Aufgabe  zu  lösen."  —  Königsberg  er  hat  seine  Aufgabe  voll  und  ganz  zu  Ende 
geführt,  und  können  wir  das  Werk  allen  Kreisen  nur  auf  das  wärmste  zu  empfehlen. 


Patent-Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57.  c.  R.   16  041.     Vorrichtung  zum   Entwickeln  photographischer  Bildbänder  bei  Tageslicht.     Max 
Reichert,  South  Norwood,  Engl.;  Vertr.:  Hugo  Pataky  und  Wilhelm  Pataky,  Berlin  NW. 
6—9.  11.  01. 
„     L.  17  618.    Verfahren  zum  Schutz  des  in  Entwicklungsschalen  befindlichen  Entwicklers  gegen 
Oxydation.     Otto  Lienekampf,  Leipzig-R.,  Perthesstr.  2.  —  24.  12.  02. 
57b.  K.   21  965.      Verfahren     zur    Herstellung     farbiger     Photographien.      Gustav    Koppmann, 
Hamburg,  Hohe  Bleichen  29.  —  25.  9.  01. 
,     V.  4531.    Verfahren,  um  Photographien  mehrfarbig  zu  tonen.    Solon  Vathis,  Paris;  Vertr.: 
Rud.  Schmidt,  Dresden.  —  17.   1.  02. 
57c.   C.  10  319.     Beleuchtungsschirm  für  photographische  Zwecke.    M.  A.  E.  J.  G.  Cromer,  Paris; 
Vertr.:  A.  Rohrbach,  M.  Meyer  und  W.  Bindewald,  Erfurt.  —  23.   11.  01. 

Erteilungen. 

57b.  L.   16  009.     Verfahren  zur  Herstellung  von  Emailbildern.     Fa.  L.  Chr.  Lauer,  Nürnberg.— 
!9.   10.  Ol. 
„      K.    24  147.     RoUfUmcamera,    welche    auch    ftir    Plattenaufnahmen    eingerichtet    ist.      Dr.  R. 

KrQgener,  Frankfurt  a.  M.,  Mainzer  Landstr.  87/89.  —  7.  11.  02. 
„      B.  30  408.     Zur  Herstellung  von  Farbfiltern   für  photomechanische  Zwecke   dienende   Farb- 
filterraasse.     Dr.  C.  Wilhelm  Georg  Aarland,    Leipzig,    Frankfurterstr.  29.    —    18.  11.  01. 
57  c.    141  775.     Maschine    zum    Entwickeln,    Tonen    und    Fixieren    von    langen    photographischen 
Bildbändern,  bei  welcher  der  Entwickler  den  einzelnen  Trögen,  durch  welche  das  Bildband 
geführt    wird,    beständig    zu-  und  abgeführt   wird.      Berlin-Neuroder    Kunstanstalten 
Akt.-Ges.,  Berlin.  —  4.  9.  01. 
,      141  776.     Lichtpausapparat  mit  Transportvorrichtung.     A.  Dingler,  Graz.  —   18.  5.  02. 
57  d.    1 41  777.     Verfahren  zur  Herstellung  von  autotypischen  Hochdruckplatten   durch  Abformung 
von  rastrierten  Tiefdruckplatten.     Ivan  Levinstein,  Manchester.  —  28.  11.01. 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Verlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlia  —  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin. 

162 


Alfred  Schneider,  Meissen. 


Studienkopf. 


Die  Photographie  für  Freunde  der  Naturwissenschaft. 

Von  Privat dozent  Dr.  Carl  Kaiserling-Berlin. 

Das  Objektiv. 

Wenn  der  angehende  Photograph  auf  wissenschaftlichen  Gebieten  etwa 
nach  den  Grundsätzen,  die  ich  in  Heft  4  dieses  Jahrgangs  dargelegt  habe, 
sich  endlich  zur  Anschaffung  einer  Camera  entschlossen  hat,  so  wird  er  nach 
der  Wahl  erleichtert  aufatmen.  Aber  lange  dauert  die  Freude  nicht,  und 
neue  Qual,  neues  Katalogstudieren,  neues  Fragen  und  Versuchen  beginnt, 
sobald  die  Frage  entschieden  werden  muss,  welche  Linse  soll  ich  anschaffen? 

Die  moderne  Optik  und  der  emsige  Wettbewerb  unserer  ersten  Firmen 
haben  eine  so  grosse  Auswahl  guter  Objektive  auf  den  Markt  gebracht,  dass 
die  Wahl  ungleich  schwerer  ist  als  bei  der  Camera.  Diese  Schwierigkeit 
wird  peinlich  vermehrt  durch  den  Preis  guter  Linsenkonstruktionen,  und  man 
muss  sich  von  vornherein  klar  machen,  dass  er  in  der  Regel  dem  der  Camera 
gleichkommt,  ja  ihn  vielleicht  übertreffen  wird.  Je  mehr  und  je  vielseitiger  der 
wissenschaftliche  Photograph  arbeitet,  um  so  sicherer  lässt  sich  sagen,  dass 
er  mit    einer    einzigen  Linse    nicht  auskommen  wird.     Wohl  haben  sich  die 


1-VL1908.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


21 


163 


optischen  Anstalten 
bemüht,  sogenannte 
Universalobjektive 
herzustellen,  die 
grosse    Lichtstärke 

verbinden   mit 
grossem  Bildwinkel, 

mit  möglichst 
ebener  und    scharf 

ausgezeichneter 
Bildebene,  aber  ein 
sehr  wichtiges  Mo- 
ment     lässt      sich 
nicht  erreichen,  eine 

veränderliche 
Brennweite.  Von 
ihr  hängt  vorzugs- 
weise die  von  ge- 
gebenem Stand- 
punkte aus  zu  er- 
reichende Bild- 
grösse  des  abzu- 
bildenden Gegen- 
standes ab.  Je 
kleiner  die  Brenn- 
weite, um  so  kleiner 
wird  bei  gleichem 
Aufnahmeorte  das  Objekt  wiedergegeben.  Nun  kann  man  oft  beim  besten 
Willen  seinen  Standort  nicht  beliebig  wählen,  um  das  Objekt  m  der  ge- 
wünschten Grösse  oder  Ausdehnung  zu  erhalten.  Oft  genug  wird  man 
auch  von  kleinen  Objekten,  z.  B.  von  Kristallen,  Käfern,  Knochen  u.  s.  w. 
vergrösserte  Aufnahmen  machen  müssen.  In  diesen  Fällen  muss  der  Camera- 
auszug länger  sein  als  die  doppelte  Brennweite  der  Linse  beträgt.  So  wird 
eine  möglichst  kurze  Brennweite  nötig,  während  die  Vermeidung  unschöner 
Perspektive  bei  Architekturen  und  Porträts  eine  lange  Brennweite  erfordert. 
Nach  meinen  Erfahrungen  schwankt  die  nötige  Brennweite  zwischen  12  und 
lO  cm  bei  einer  13x18  bis   18X24  Camera. 

Bekanntlich  gestatten  Objektive  aus  zwei  symmetrischen  Linsenkombi- 
nationea  die  Benutzung  der  hinteren  allein.  Man  erhält  dann  zwar  ein  Objektiv 
mit  fast  doppelter  Brennweite,  aber  es  hat  dann  die  Fehler  der  alten  Land- 
schaftslinse, die  Verzeichnung  gerader  Linien  am  Rande,  geringe  Licht- 
stärke u.  a.  m.  Dieser  Ausweg  ist  also  oft  nicht  gangbar.  Daher  haben 
verschiedene  Firmen  Objektivsätze  konstruiert  mit  ausgiebiger  Kombination 
verschiedener  Brennweiten    und  Lichtstärken.     Die  alten   aplanatischen  Sätze 


Alfred  Schneider,  Meisseii. 


Sprossen  und  BlQhen. 


164 


sind  meist  nur  für  Landschaften  zu  empfehlen,  die  neuen  aus  Anastigmaten 
sind  teuer  und  nicht  immer  allen  Anforderungen  entsprechend.  Aber  sie 
sind  bequem  und  nehmen  wenig  Platz  ein.  Immerhin  ziehe  ich  es  vor,  für 
jeden  Fall  ein  Spezialobjektiv  zu  haben.  Bisher  bin  ich  ausgekommen  mit 
einem  Weitwinkel,  einem  kurzbrennweitigen  Universalanastigmat,  einem  lang- 
brennweitigen Anastigmat  und  einem  besonders  lichtstarken  System  mittlerer 
Brennweite  für  schwierige  Moment-  und  Zimmeraufnahmen  bei  schlechtem 
Lichte  und  für  die  Photographie  in  natürlichen  Farben.  Ein  gewöhnlicher 
Sterblicher  wird  sich  nicht  alle  diese  Objektive  auf  einmal  anschaffen  (Preis 
ca.  700  Mk.),  sondern  im  Laufe  der  Zeit  mit  den  wachsenden  Anforderungen. 
Manchmal  muss  ich  mich  auch  begnügen,  bei  einem  guten  Freunde  oder 
einem  zuvorkommenden  Lieferanten  eine  Anleihe  zu  machen. 

Und  nun  möchte  der  Leser  wissen,  welche  Linsen  und  welche  Fabrikate 
er  kaufen  soll.  Da  aber,  »lieber  Leser«,  sei  milde!  Da  ich  kein  Millionär 
bin,  konnte  ich  mir  nicht  alle  Fabrikate  anschaffen.  Gerecht  vermag  ich  ein 
Objektiv  nicht  nach  flüchtiger  Probe  zu  beurteilen,  sondern  nur,  wenn  ich  es 
längere  Zeit  unter  den  verschiedensten  Verhältnissen  gebraucht  habe.  Man 
lernt  nur  die  Linsen 
genau  kennen,  die  man 
besitzt,  und  mit  ihnen 
vermag  man  oft  Auf- 
nahmen zu  machen, 
die  bei  flüchtiger 
Kenntnis  unmöglich 
erscheinen.  Es  kann 
daher  nicht  meine 
Aufgabe  sein,  ein  be- 
stimmtes Objektiv  zu 
empfehlen,  sondern 
muss  die  definitive 
Wahl  dem  eigenen 
Urteil  des  Käufers 
überlassen.  Wer  noch 
unsicher  ist,  kaufe 
nicht  bei  irgend  einem 
Fabrikanten  direkt, 
denn  dann  wird  er  ein 
meist  einseitiges  und 
nur  die  eigenen  Pro- 
dukte lobendes  Urteil 
hören,  sondern  wende 
sich  an  eine  bessere 
Handlung.  Zwar  sind 
Händler    ebensowenig 


Alfred  Schneider,  Meisseii. 


Bildnis  Sascha  Schneiders. 


165 


allwissend  wie  ich,  aber  sie  können  —  wenigstens  von  Firmen  mit  sog. 
koulanten  Geschäftsprinzipien  —  eher  eine  Linse  zur  Ansicht  bekommen  als 
unsereiner.  Sollte  sich  da  irgend  eine  Firma  als  nicht  entgegenkommend 
erweisen,  kaufe  man  bei  einer  anderen.  Es  gibt  heute  gleich  gute  Linsen 
der  verschiedenen  Gruppen  von  verschiedenen  Fabrikanten,  und  kein  Ab- 
nehmer braucht  sich  Fabrikantenstolz  gefallen  zu  lassen.  Ohne  uns  sog. 
Amateurphotographen  würden  die  optischen  Anstalten  lange  nicht  den 
Absatz  haben,  wie  es  heute  der  Fall  ist,  ergo  können  wir  Entgegen- 
kommen verlangen.  Wer  nicht  selbst  genügende  Erfahrung  besitzt,  ziehe 
einen  geübten  Kunstgenossen  zu  Rate,  sowohl  vor  wie  bei  der  Wahl. 
Zuerst  muss  man  Klarheit  haben,  was  die  anzuschaffende  Linse  leisten  soll 
und  kann.  Ein  Weitwinkelobjektiv  von  der  Lichtstärke  i  :  4,  endloser  Tiefe  usw. 
gibt  es  nicht,  und  ehe  man  sich  die  Grundbegriffe  und  die  einfachsten  Ab- 
hängigkeitsverhältnisse der  optischen  Eigenschaften  voneinander  nicht  klar 
gemacht  hat,  soll  man  keine  Linse  kaufen,  ja  überhaupt  nicht  photographieren, 
am  wenigsten  aber  sich  über  Instrumente  und  Leistungen  ein  Urteil  erlauben. 
Leider  ist  bei  vielen  Amateuren  die  theoretische  und  praktische  Vorbildung 
durch  eine  ein  bis  zweimalige  Unterweisung  beim  Verkäufer  des  Apparates 
erworben.  Solche  Leute  glauben,  dass  bei  ihnen  die  Photographie  anfinge, 
und  sie  kommen  den  Fabrikanten,  Händlern,  Vereinsvorständen,  Zeitschriften- 
redakteuren, Bücherschreibern  immer  wieder  mit  alten  Geschichten.  Wenn 
einer  aus  den  genannten  Menschengruppen  dem  angehenden  Künstler  dann 
einmal  deutlich  die  Meinung  sagt,  so  geschieht  es  zu  Recht.  Auch  hier  sei 
es  gesagt,  dass  die  erfolgreiche  Ausübung  der  Amateurphotographie  ernste 
Arbeit  erfordert. 

Und  nun  zu  den  verschiedenen  Arten  der  Objektive!  Als  erstes  Objektiv 
wähle  man  einen  langbrennweitigen  Universalanastigmaten  von  ziemlicher 
Lichtstärke,  etwa  f :  5,5  bis  f :  7.  Für  i3Xi8r/«  Plattenformat  sind  min- 
destens 18  cm  Brennweite  erforderlich^  besser  wählt  man  aber  ca.  24  bis 
26  cm.  Manche  Konstruktionen  erlauben  bei  kleinen  Blenden  einen  Bild- 
winkel von  über  60°  (bis  zu  90°)  auszunutzen,  aber  normalerweise  beschränke 
man  sich  auf  etwa  60°.  Brauchbar  sind  diese  Linsen  für  Momentaufnahmen 
aller  Art,  für  Landschaft,  Architektur,  Porträts,  Gruppen,  und  mit  kleinen 
Blenden  für  Reproduktionen.  Hierher  gehören:  die  Doppelanastigmate  von 
Goerz  (i  :  6,8),  die  Kollineare  von  Voigtländer  (i  :  5,4  bis  ^,^\  die  Ortlio- 
stigmate  von  Steinheil  usw.  Nicht  symmetrisch  sind:  das  Unar  (1:5), 
Protar  (i  :  8),  Triple-Anastigmat  (i  :  t,'])  u.  a.  m. 

Zu  den  lichtstärksten  Linsen  fiir  aUgemeinen  Gebrauch  gehören  die 
Planare  von  Zeiss  (bei  f  =  20 — 30  ^w  i  :  4,0).  ganz  vorzügliche  Linsen,  aber 
schwer  und  leider  teuer  {^-=2^0  cm  430  Mk ).  Die  kleinen  Nummern  von 
l'^—T^mm  Brennweite,  die  Mikroplanare ,  sind  meines  Wissens  die  voll- 
kommensten Linsen  für  Mikrophotographien  bei  geringer  Vergrösserung  und 
für  den  wissenschaftlichen  Photographen  unentbehrlich.  Femer  das  Heliar 
von  Voigtländer  (i  :4,5).     Durch   seine  Magnaliumfassung    ist  es  trotz  der 


166 


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LEKTÜRE o  Von  ALFRED 
SCHNEIDER  in  MEISSEN 


PHOrOGRAPHISCHE 
MITTKILUNGEN    XL 


grossen  Linsen  relativ  leicht.  Der  Preis  ist  niedriger  als  der  des  Planars 
[{  =  24  cm  260  Mk.),  da  es  weniger  Linsen  enthält  und  geringeren  Bildwinkel  hat. 
Beide  Objektive  geben  auch  bei  grosser  Öffnung  geschnittene  Schärfe,  so  dass 
sie  zu  Reproduktionen  besonders  geeignet  sind.  Das  Heliar  arbeitet  wegen 
seiner  völligen  Frei 
heit  von  Koma  sehr 
brillant.  Hierher 
gehört  ferner  der 
Doppelanastigmat 
Typus  B.  I  :4,S. 
Zu  den  Weitwinkeln 
gehören  die  kleinen 
Brennweiten  der 
erstgenannten  Ob- 
jektivgruppe       bei 

starker  Ab- 
biendung. Eigent- 
liche Weitwinkel 
sind  dasProtar  1:18 
mit  ca.  110°,  das 
Kollinear  1:12  mit 
ca.  100°  und  für 
ganz  seltene  Fälle 
der  Hypergon- 

Doppelanastigmat 
mit  ca.    135°   Bild- 
winkel. Wegen 

seiner  kurzen 
Brennweite  (6  cm 
für  1 3  X  18)  ist  er 
nur  an  sehr  eng 
zusammenschieb- 
baren Cameras  aus- 
zunutzen. 

Es  gibt  nun 
noch  zahlreiche  an- 
dere Konstruk- 
tionen    nach    dem 


Alfred  Schneider,  Meisseu. 


Im  Steinbruch. 


Vorbilde  der  genannten,  die  in  ihrer  Wirkung  mir  grösstenteils  unbekannt  sind. 
Sie  sind  aus  dem  Bedürfnis  nach  billigen  Objektiven  hervorgegangen,  und  dass 
auf  diesem  Gebiete  etwas  zu  erreichen  ist,  zeigen  die  vielfach  gelobten  Ana- 
stigmate  von  Busch.  Hoffentlich  wird  auch  die  Zeit  kommen,  wo  die  hohen 
Preise  der  erstklassigen  Linsen  herabgesetzt  werden.  Schon  zeigen  sich 
Symptome    dafür,    wenn    auch    natürlich  die  Fabrikanten  möglichst  lange  die 


167 


Preise  halten  wer- 
den. Ich  bin  Ketzer 
genug,  um  die  Ver- 
billigung  für  durch- 
aus möglich  zu 
halten. 

Wer  nicht  die 
höchsten  Leistun- 
gen auch  bei  grossen 
Öffnungen  von  einer 
Linse  beansprucht, 
wer  nicht  gelegent- 
lich gute  Strich- 
reproduktionen 
machen  muss,  dürfte 
zu  Anfang  mit  einem 
guten  Aplanaten 
auskommen.  Mein 
leider  zu  früh  ver- 
storbener Freund 
Dr.  E.  Vogel,  der 
frühere  Herausgeber 
dieser  Zeitschrift, 
pflegte  scherzend  zu 
sagen ,     wenn     die 

Alfred  Schneider,  Meissen.  Zigeunerkind.  Frae'e        nach      den 

Objektiven  im  engeren  Kreise  verhandelt  wurde:  Kinder,  wenn  Ihr  keine 
Strichreproduktionen  machen  müsst,  kauft  euch  einen  Rapid- Aplanaten  fiir 
3oMk.l  Es  liegt  viel  Wahrheit  in  diesem  Ausspruche,  jedenfalls  muss 
nicht  jeder  die  teuersten  Linsen  haben,  dreiviertel  der  vorkommenden  Auf- 
nahmen sind  auch  mit  denen  in  mittlerer  Preislage  zu  machen;  aber  wer  die 
höchsten  Ansprüche  stellt,  muss  wenigstens  bei  den  lichtstarken  Anastigmaten 
etwas  mehr  anlegen  als  30  Mk. ! 


Zu  unseren  Bildern. 

Alfred  Schneider,  Meissen,  zeigt  sich  in  den  Bildern,  die  wir  heute 
von  ihm  bringen,  für  Landschaft  und  Porträt  gleichen\^eise  beanlagt.  Die 
tüchtigen  Vertreter  der  Lichtbildnerei  finden  sich  ja  —  wenn  sie  nur  wollen 
—  fast  stets  beiden  Darstellungsgebieten  gewachsen,  —  ein  Symptom,  das 
wiederum  einen  gewissen  Gegensatz  kennzeichnet  zu  den  Vertretern  der 
Malerei,  deren  Anlagen  meist  persönlicher  und  differenzierter  sind.  Wer  eine 
reizvolle  und  bildmässige  Anordnung  in  der  Natur  sehen  kann  —  und  davon 


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•    -1.  ii    5!i   dl  II    Iv.Idern.    die   wir  b- 
I  " -fMl     '^l.'ielicrH    i^c    tv^anlat..' 
■  M'i'.-n    -:cll    jA  .ve"in     -iir    Uli' 

n    ^^i  .\  :ichsen  .  cw   ^\mpi 

"'  iiM/.cichnLt  /n  tli  n  X'tTtTtrtrm  '  • 
1  und  ditYeien/jciter  ^j''.  *  Wer  t  ri 
ilei-  X.ilur    sehen    kaiui  und    d-iv     , 


geht  doch  im  Prinzip  alle  Lichtbildnerei  aus  — ,  der  wird  diese  Fähigkeit 
ohne  Schwierigkeit  der  menschlichen  Figur  sowohl  als  dem  Landschaftsbilde 
gegenüber  in  Anwendung  bringen  können.  Und  da  der  Ausdruck  besonderer 
seelischer  Eigenstimmungen  in  der  Photographie  mindestens  aussergewöhnlich 
und  sehr  schwierig  ist,  so  wird  der  Lichtbildner  gut  tun,  sein  Gebiet  mög- 
lichst weit  zu  dehnen,    um  nicht  dem  Mangel   der  Einseitigkeit   zu  verfallen. 

Schneider  hat  offenbar  sehr  viel  Sinn  für  geschickten  Bildausschnitt 
und  schöne  Anordnung.  Er  lässt  die  Natur  nicht  so  einfach  zu  uns  sprechen, 
wie  wir  das  früher  bei  anderen  Lichtbildnern  kennen  lernten;  er  sucht  sie 
stets  gefällig  anzuordnen  und  zeigt  hierbei  viel  malerischen  Sinn  und  etwas 
von  französischer  Grazie.  Geht  so  seinen  Bildern  vielleicht  der  »grosse  Zug« 
ab,  so  zeigen  sie  doch  viel  feine,  spezifisch  photographische  Reize,  deren  wir 
uns  ungetrübt  freuen  dürfen. 

Dass  Schneider  auch  in  der  Landschaft  bestrebt  ist,  dem  Sinn  für 
schöne,  bewegte  Linie  Ausdruck  zu  geben,  zeigt  deutlich  das  von  uns  in 
Heliogravüre  wiedergegebene  Bild.  Die  Linien  der  sich  zueinander  neigen- 
den Birken  im  Vordergrund,  des  in  sanfter  Biegung  zum  Mittelgrunde  sich 
hinschlingenden  Weges  werden  unterbrochen  durch  einen  schräg  übers  ganze 
Bild  verlaufenden  hellen,  geraden  Streifen,  der  — -  vom  Autor  durch  manuelle 
Nachhilfe  stärker  pro- 
nonciert  —  zwar  nicht 
ganz  verständlich  und 
motiviert  ist ,  aber 
zweifellos  dem  Bilde 
etwas  Originelles  gibt. 
Wahrscheinlich  wurde, 
um  diese  originelle 
Linienwirkung ,  mit 
der  das  Bild  steht  und 
fällt,  zu  erzielen,  die 
ganze  Photographie 
um  ein  bedeutendes 
nach  links  gedreht  (die 
Neigung  der  Bäume 
im  Hintergrunde  legt 
diesen  Gedanken 

nahe),  so  dass  aus 
einer  ursprünglich  ho- 
rizontal verlaufenden 
Chaussee  dieser  eigen- 
2^rtig  geneigte ,  helle 
Streifen  entstand. 

Wenn  wir  die  Probe 
machen,  das  Bild  nach 

Alfred  Schneider,  Meissen. 


169 


rechts  herumrücken  und  durch  Überdecken  der  Seiten  mit  Kartonstreifen 
wieder  einen  geraden  Bildausschnitt  herstellen,  so  sehen  wir  sofort,  wie  sehr 
durch  die  supponierte  Verschiebung  des  Ausschnittes  das  Bild  an  Wirkung 
gewonnen  hat. 

Auch  die  Porträts  zeigen,  wie  gern  Schneider  mit  originellem  Bild- 
ausschnitt arbeitet.  Es  ist  nichts  dagegen  einzuwenden,  dass  ein  besonders 
interessanter  Kopf,  dessen  Reiz  in  dem  Ausdruck  des  Gesichts  liegt,  knapp 
ausgeschnitten  wird.  Wie  das  unter  Umständen  zur  Steigerung  der  Charakte- 
ristik in  einem  ausdrucksvollen  Antlitz  beitragen  kann,  zeigt  das  von  uns  im 
Text  wiedergegebene  Bild  des  Zigeunerknaben.  Hier  wird  wohl  kaum  jemand 
etwas  dagegen  einzuwenden  haben,  dass  durch  den  Ausschnitt  Teile  des 
Kopfes  und  der  Haare  fortgefallen  sind,  denn  es  ist  ersichtlich,  dass  durch 
dies  enge  Herausschneiden  der  eigenartig  schwermütige  Gesichtsausdruck  eine 
stärkere  Betonung  erhalten  hat.  —  Mehr  dürfte  der  gleich  eng  geschnittene 
weibliche  Kopf  dem  Widerspruch  zugänglich  sein.  Hier  hat  man  doch  etwas 
das  Gefühl,  dass  durch  den  knappen  Ausschnitt  eine  ungünstige  Haltung  ver- 
deckt werden  sollte,  und  so  sprechend  das  Gesicht  auch  ist,  die  durch  die 
Stellung  bedingte  hohe  Rückenlinie  wirkt  nicht  gerade  günstig.  —  Das  Porträt 
Sascha  Schneiders  (zu  dessen  Bruder  ein  freundlicher  Irrtum  im  Hamburger 
Ausstellungsbericht  unsern  Lichtbildner  gemacht  hatte)  bringt  uns  den 
bekannten  phantasievollen  Künstler  mit  Hausrock  und  kurzer  Pfeife  sozusagen 
menschlich  näher. 

Meist  sehr  geschickt  und  von  einem  pikanten,  jedoch  von  allem  Zweifel- 
haften freien  Reiz  ist  Schneider  in  seinen  Studien  nach  dem  nackten  weib- 
lichen Körper.  Unser  «Tafelbild  des  sitzenden  Mädchens  mag  dem  Amateur 
zeigen,  wie  gut  sich  unter  Umständen  mit  einigem  Geschick  eine  gewöhn- 
liche Kaffeedecke  als  ganz  wirkungsvolle  Draperie  verwenden  lässt.  Die 
zweite  Tafel  giebt  einen  ausdrucksvollen  Kopf  in  flottbewegter  Haltung,  wo- 
gegen der  Körper  auf  diesem  Bilde  ein  wenig  massig  wirkt. 

Hinsichtlich  der  von  ihm  bevorzugten  Gummitechnik  lässt  der  Autor  uns 
folgende  Daten  zugehen:  »Meine  Originalaufnahme  ist  immer  9:  12  cm.  Ich 
vergrössere  hiervon  bis  40 :  50  cm.  Die  vergrösserte  Platte  ist  nach  lang- 
jährigen Proben  einzig  richtig,  klar  und  normal  kräftig.  Beim  Kopieren 
nehme  ich  den  Kraftdruck  zuerst  und  passe  dann  die  dünnen  Drucke  unter 
dem  Negativ  darauf,  wenn  dasselbe  klar  und  durchsichtig  ist.  Als  Photo- 
meter benutze  ich  einige  verschiedene  kleine  Negative,  welche  dieselbe 
Dichtigkeit  wie  das  vergrösserte  Negativ  haben,  und  lege  denselben  Farbauf- 
strich darunter,  kopiere  alle  zu  gleicher  Zeit  in  der  Sonne,  nehme  aber  die 
kleinen  Negative  in  Zeitabständen  weg  und  entwickle  diese  Probestreifen 
nacheinander  bis  zum  grossen  Negativ.  Es  ist  dies  meiner  Ansicht  nach 
das  praktischste  Verfahren.«  F.  L. 


170 


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DAS  MODELL  o  Von  ALFRED 
SCHNEIDER  in  MElSSENo  o   o 


PHOTOGRAPH 
MITTEILUNGEl 


Billiges  über  neue  liociiempfindliclie  Platten. 

Von  Dr.  W.  Scheff er. 

Vor  kurzem  kam  eine  neue  Platte  der  Lumiere-Fabrik  in  den  Handel;  von 
dieser  Platte  wurde  angegeben,  sie  sei  etwa  3 — 4  mal  so  empfindlich,  wie  die  höchst- 
empfindlichen bisher  hergestellten  Trockenplatten.  Erstaunlicherweise  hat  diese 
iMitteilung  nicht  das  Aufsehen  erregt,  was  sie  von  Rechts  wegen  hätte  hervorrufen 
sollen.  Die  relativ  wenigen  Urteile  widersprachen  einander  in  vielen  wesentlichen  Punkten. 
Aus  diesen  Gründen  machte  der  Verfasser  einige  Versuche  mit  diesen  Platten. 
Mit  Absicht  wurden  komplizierte  Anordnungen  etc.  vermieden  und  nur  solche 
Experimente  angestellt,  die  der  Amateur  jederzeit  ohne  die  geringsten  Kosten  mit 
den  einfachsten  Hilfsmitteln  wiederholen  kann. 

Man  versehe  die  Innenseite  des  Schiebers  einer  Kassette  mit  Marken  gleichen 
Abstandes  in  der  Richtung  der  Schieberbewegung.  Man  kann  mit  Hilfe  dieser  Skala 
die  verschiedenen  Partien  (Streifen)  einer  Platte  verschieden  lang  exponieren. 
Man  verfährt  am  besten  so,  dass  man  erst  um  eine  Marke  aufzieht  und  exponiert, 
Expositionszeit  a,  dann  um  eine  weitere  Marke  aufzieht  und  wieder  exponiert,  Ex- 
positionszeit des  zweiten  Streifens  b,  des  ersten  nun  a+b.  Auf  diese  Weise  kann  man  sich 
Skalen  von  Streifen  jeder  beliebigen  Expositionszeit  herstellen.  Diese  Methode 
ist  sehr  einfach  und  schon  lange  bekannt  —  leider  wird  sie  viel  zu  wenig  an- 
gewandt — ,  z.  B.  zum  Auffinden  richtiger  Expositionszeiten  ist  sie  von  grossem 
Wert. 

Nun  stellt  man  sich  eine  gleichmässig  beleuchtete  weisse  Fläche  her  und  ex- 
poniert eine  Platte  bekannter  Empfindlichkeit  so,  dass  die  Exposilionszeiten  etwa  10,  20, 
40,  80,  160  Sekunden  betragen.  Eine  hochempfindliche  Lumiere-Platte  (neu)  wurde 
genau  so  exponiert  und  mit  einer  gewöhnlichen  hochempfindlichen  Lumiere-Platte 
vcrgUchen,  ausserdem  wurden  noch  einige  andere  hochempfindliche  Momentplatten 
zum  Vergleich  herangezogen. 

Alle  Platten  wurden  quantitativ  genau  gleich  entwickelt.  Es  stellte  sich  nun 
heraus,  dass  die  Streifen  der  gewöhnlichen,  hochempfindlichen  Lumi^re-Platten  den 
V4  so  lange  exponierten  Streifen  der  neuen  Platte  entsprachen. 

Diese  Übereinstimmung  der  Dichtigkeit  war  gleichmässig  über  alle  entsprechenden 
Streifen;  also  es  entsprachen  an  Dichtigkeit: 

gewöhnlich 40        80         160 

neu 10        20  40 

Unter  verschiedenen  anderen  als  gut  und  hochempfindlich  bekannten  Platten 
wurde  keine  gefunden,  die  ein  wesentlich  anderes  Verhältnis  ergeben  hätte. 

Selbstverständlich  wurden  die  Versuche  sowohl  an  hell  wie  weniger  stark  be- 
leuchteten Objekten  vorgenommen;  es  ergab  sich  immer  bei  Zeitaufnahmen 
(eventl.  mit  sehr  kleiner  Blende)  dasselbe  Verhältnis. 

Bei  Momentaufnahmen,  also  kürzesten  Expositionszeiten,  war  das  Ergebnis  ein 
etwas  anderes  —  für  kürzeste,  intensivste  Belichtungen  war  die  neue  Lumiere-Platte 
noch  wesentlich  mehr  als  4  mal  so  empfindlich  wie  die  gewöhnliche  Momentplatte 
(die  Empfindlichkeit  beurteilt  nach  dem  entwickelbaren  Lichteindruck).  Diese  Er- 
scheinung ist  sehr  wohl  verständlich,  wenn  man  die  Einwirkung  des  Lichtes  mit 
der  Wirkung  eines  fallenden  Gewichtes  (Hammerschlag  etc.)  vergleicht. 

Man  kann  z.B.  eine  Glastafel  zerschmettern,  wenn  man  ein  Kilogramm  aus 
einem  Meter  Höhe  auf  sie  fallen  lässt.  Man  kann  zahlenmässig  genau  dieselbe 
Kraft  auf  die  Glasplatte  wirken  lassen,  wenn  man  1000  mal  nacheinander  ein  Gramm 

1.  VI.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  22 

171 


aus  einem  Meter  Höhe  auf  sie  fallen  lässt  —  aus  diesem  Beispiel  geht  her\'or,  dass 
die  Zeit,  in  der  eine  Arbeit  geleistet  wird,  auf  den  physikalischen  oder  chemischen 
Endeffekt,  von  grösster  Bedeutung  ist,  im  allgemeinen  wird  dieser  desto  grösser  sein, 
je  kürzer  die  Zeit  ist,  in  der  eine  bestimmte  Arbeit  geleistet  wurde. 

Diese  letzteren  Versuche  wurden  bei  hellem  Sonnenlicht,  hochstehender  Sonne 
und  wolkenlosem  Himmel  mit  einem  raschgehenden  Momentverschluss  gemacht; 
die  einzelnen  Streifen  wurden  verschieden  oft  exponiert. 

Selbstverständlich  geben  diese  einfachen  und  primitiven  Versuche  nur  annähernde 
Werte  und  sind  durchaus  nicht  als  wissenschaftlich  exakt  zu  bezeichnen  —  geben 
sie  doch  z  B.  gar  keine  Vorstellung  über  die  Empfindlichkeit  der  Platten  für  die 
verschiedenen  Teile  des  Spektrums  —  sie  sollen  nur  den  Amateur  veranlassen, 
diese  immerhin  recht  zuverlässige  Methode  für  die  Plattenprüfungen  zu  verwenden. 
Weitere  Versuche  an  Objekten  von  verschiedener  Helligkeit  zeigten,  dass  die  neue 
Lumiere-PIatte  gute  Abstufungen  gibt  —  also  wahrscheinlich  einen  ziemlich  gleich- 
massigen  Verlauf  der  Empfindlichkeitskurve  hat. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab,  dass  das  Korn  nicht  wesentlich  ver- 
schieden ist  von  dem  der  gewöhnlichen,  hochempfindlichen  Platten  —  es  ist  nicht 
viel  gröber  als  das  Korn  jener. 

Um  sich  über  die  Bedeutung  dieser  neuen  Platte  klar  zu  werden,  bedenke  man 
nur,  dass  mit  ihrer  Hilfe  dasselbe  mit  einer  Objektivöffnung  von  F/io  zu  leisten 
ist,  wozu  man  früher  eine  Öffnung  von  F/5  brauchte  —  ein  Vorteil  für  die  Opiik 
des  Bildes,  den  jeder  ohne  weiteres  einsieht. 


Neue  orthochromatische  Schichten. 

Von  Dr.  V.  Bellach. 

Die  rege  Tätigkeit  wissenschaftlicher  Forschung,  die  Zahl  brauchbarer  optischer 
Sensibilisatoren  zu  erweitern,  sowie  die  Forderungen  der  Reproduktionstechnik  nach 
guten  farbenempfindlichen  Schichten  zwingt  die  Emulsionsfabrikation,  eine  eifrige 
Konkurrenz  auch  auf  dem  Gebiete  der  orthochromatischen  Photographie  zu  entfalten. 
Leider  verhält  sich  die  grosse  photographierende  Menge  zu  der  letzteren  zum  Teil 
noch  passiv.  Warum?  Ja,  das  lässt  sich  schwer  sagen.  Auf  jeden  Fall  aber 
müssen  Vorurteile  vorhanden  sein,  die  zu  beseitigen  nur  den  eifrigen  Bemühungen 
unserer  Forscher  gelingen  kann.  Jedoch,  was  nützen  „Bemühungen*,  wenn  die 
Plattentechnik  nicht  auch  dazu  beiträgt,  denn  diese  ist  es  zuerst,  welche  durch  gleich- 
massige,  vorzügliche  Fabrikate  die  Sympathien  des  photographierenden  Publikums 
für  ein  Spezialgebiet  unserer  Kunstwissenschaft  erlangen  kann. 

Zwar  reichen  die  augenblicklich  bekannten  Fabrikate  des  Handels  an  die 
Wirkungen  der  sogenannten  Badeplatten  kaum  heran,  und  es  bedarf  jedenfalls  noch 
angestrengtester  Arbeit,  um  cinigermassen  analoge  Empfindhchkeiten  zu  erzielen, 
ganz  abgesehen  von  der  Haltbarkeit,  in  welcher  die  in  der  Emulsion  gefärbten 
Schichten  den  Badeplatten  bereits  überlegen  sind;  aber  man  ist  auf  dem  besten 
Wege,  orthochromatischen  Trockenplatten  die  gleichen  Empfindlichkeiten  zu  erteilen, 
falls  sich  in  der  Praxis  nicht  Schwierigkeiten  einstellen,  die  weitere  Mühen  aussichtslos 
erscheinen  lassen.  Ich  verstehe  unter  Empfindlichkeit  hierbei  diejenige,  welche 
sich  möglichst  auf  alle  Teile  des  sichtbaren  Spektrums  erstreckt,  mithin  das  Problem, 
welches  in  der  Herstellung  einer  ausgesprochenen  „panchromatischen*  bezDgl- 
„isochromatischen"  Platte  gestellt  ist. 


172 


In  neuester  Zeit  bringt  die  Firma  Unger  &  Hoffmann,  Dresden,  eine  farben- 
empfindliche Trockenplatte  in  den  Handel,  die  in  allen  Punkten  befähigt  ist,  mit 
den  bestehenden  Fabrikaten  zu  konkurrieren.  Sie  besitzt  eine  hohe  Allgemein- 
empfindlichkeit mit  einer  für  die  Zwecke  der  orthochromatischen  Photographie  not- 
wendigen Farbenempfindlichkeit,  wobei  insbesondere  eine  vortreffliche  Rotsensi- 
bilisation  hervorzuheben  ist. 

Beistehende  Spektrenaufnahmen,  welche  die  Wirkungsweise  der  ApoUo-Ortho- 
Platte  im  Vergleich  zur  Perchromo-  bezügl.  Viridinplatte  veranschaulichen,  wurden 
mit  Hilfe  des  kleinen  Glas-Spektrographen  der  Firma  Stein  heil  in  München,  unter 
Verwendung  einer  künstlichen  Lichtquelle  (Petrol-Lichi),  ausgeführt. 

Die  Expositionszeit  betrug  bei  einer  Spaltbreitc  von  0.5  vim  und  einem  Abstand 
von  circa  20  cm  des  Spaltes  von  ^ 

der  Lichtquelle  20  Sekunden.  ^  ^  ^ 
Als  Entwickler  fand  Pyrogallol- 
Pottasche  bei  einer  Entwicklungs- 
zeit von  ca.  6  Min.  Verwen- 
dung. Zur  besseren  Orien- 
tierung sind  in  den  sichtbar  roten 
und  gelben  Teil  sowie  in  das 
Ende  des  grünen  Bezirkes  des 
Spektrums  Linien  (et,  j3,  7)  mit- 
photographiert,  die  sich  etwa  in 
der  Nähe  der  Frauenhofer- 
schen  Linien  B  C,  D  und  Eb 
befinden.  Die  hellsten  Stellen 
im  Bild  zeigen  die  kräftigste 
Sensibilisation  für  den  betreffen- 
den Spektralbezirk  (Maxima),  die 
dunkelsten  dagegen  die  geringste 
Empfindlichkeit  (Minima). 

Wir  bemerken  in  dem  Spek- 
trum der  Apollo -Ortho -Platte 
zuerst  eine  kräftige  Sensibilisation 
zwischen  p  und  7,  d.  h.  die  Platte 
zeigt  eine  günstige  Wirkung  für 
gclbgrüne  und  grüne  Strahlen, 
nimmt    der    Niederschlag,    wenn 


Apollo-Ortho-Platte,  II.  Perchrorao-Perutz-Platte, 
111.  Viridin-Schleussner-Plattc. 


ZU 

ein 


Nach  dem  spektralen  Gelb  (|3)  sowie  nach  7 
auch  nur  gering,  ab,  um  jenseits  von  7  in 
Minimum,  jenseits  von  ß  in  eine  gleichmässige  Sensibilisation  für  Orange  und  Rot 
(bis  etwa  zur  Frauenhof  ersehen  Linie  B)  überzugehen.  Das  jenseits  des  Minimums 
liegende!  breite,  helle  Band  stellt  die  Eigenempfindlichkeit  des  Halogensilbers  der 
Platte  dar. 

Ein  Vergleich  mit  den  Spektren  der  Pechromo-  und  Viridinplatte  zeigt,  dass 
bei  gleichen  Expositionszeiten  die  Apollo-Ortho-Platte  die  bei  weitem  rotempfind- 
lichste ist. 

Es  sei  nun  kurz  auf  die  sensitometrische  Prüfung  der  neuen  Platte  hingewiesen, 
deren  Resultat  in  Verbindung  mit  der  spektrographischen  Untersuchung  einen  Ein- 
blick gestattet  auf  ihr  Verhalten  bei  der  Exposition  hinter  Farbenfiltern,  wie  sie  etwa 
die  Ivessche  Dreifarbenphotographie  benötigt. 

Ich  sehe  hierbei  von  der  Aufstellung  diesbezüglicher  Schwärzungskurven  ab  und 
gebe  die  Werte,  wie  sie  nach    der  von  Eder    angegebenen  Methode  (siehe  System 


173 


der  Sensit ometrie  photogr.  Platten,  Sitzgsber.  d.  kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.,  Wien, 
9.  Nov.  1899,  S.  84  f.;  auch  Handbuch  III),  mit  Hilfe  des  Sehe  in  ersehen  Sensi- 
tometers  gefunden  wurden. 

I.  Belichtung  ohne  Filter  i  Min.,  Abstand    i  ///  (Benzinlampe) 

im  Mittel (A)  =  15°  Seh. 

IL  Belichtung    mit    Gelbfilter  do.    (4  prozentige   Kaliummono- 

chromatlösung  in  1  cm  dicker  Schicht)  im  Mittel =  12°    „ 

Korrektionszahl,  um  welche  der  gefundene  Empfindlichkeitswert 
hinter    dem  Filter  erhöht    werden    muss,    um    denselben  auf 

die  Belichtung  ohne  Filter  zu  beziehen s=     i®    ^ 

(a)  =  13°  Seh. 

Bezeichnet  man  nach  Eder  die  Gesamtempfindlichkeit  der  Platte  mit  A,  den 
Filterwert  mit  a,  so  ist  die  Differenz  A  —  a  =  15°  —  13®  =  2°  Seh.,  ein  für  ortho- 
chromatische Schichten  als  „gut"  angesehener  Empfindlichkeitswert. 

Die  Gesamtempfindlichkeit  15°  Seh.  entspricht  derjenigen  einer  hochempfind- 
lichen Momentplaite. 

Den  Versuchen  mit  Dreifarbenaufnahmen  wurden  die  Mi  et  besehen  Additivfilter 
zu  Grunde  gelegt  unter  Verwendung  eines  Porträtanastigmaten  f  4,5  der  Firma 
Voigtländer  &  Sohn.  Die  Resultate  fielen  sehr  günstig  aus,  insbesondere  über- 
raschten die  für  farbenempfindliehe  Troekenplatten  relativ  kurzen  Expositionszeiten 
im  Atelier,  so  dass  weitere  Versuche  in  Angriff  genommen  werden  konnten,  über 
die  ich  event.  später  berichten  werde.  An  dieser  Stelle  sei  vor  allem  auf  das 
Expositionsverhältnis  der  Apollo-Ortho-Platte  hinter  den  Filtern  hingewiesen. 

Dasselbe  wurde  nach  der  von  Miethe  angegebenen  Methode  (schwarzer  Hinter- 
grund, Gipsbüste,  Expositionszeit  der  drei  Teilbilder  hinter  dem  Blau-,  Grün-  und 
Rotfilter,  bis  dieselben  im  Negativ  gleich  stark  gedeckt  erscheinen)  festgelegt,  und 
zwar  ergab  sich  bei  den  ersten  Versuchen  (f  4,5)  eine  durchschnittliche  Belichtung 
von  2  Sek.  für  Blau,  1  Sek.  für  Grün  und  9  Sek.  für  Rot,  also  das  Verhältnis 
2:1:9.  F^r  die  Mi  et  besehe  Aethylrotbadeplatte  hatte  ich  im  vorigen  Jahr  für 
meinen  Filtersatz  27^  *  i  .*  3  gefunden.  Es  zeigte  also  die  Apollo-Ortho-Platte  im 
Anfang  Ys  ^^'*  Rotempfindliehkeit  der  Aethylrotbadeplatte,  während  die  Blau- 
empfindlichkeit annähernd,    die  Grünempfindliehkeit  dagegen  gleich  war. 

Neuere  Versuche  ergaben  jedoch  ein  wesentlich  günstigeres  Resultat.  Im  Mittel 
schien  bei  ziemlieh  eingeschränkter  Atelierbeleuchtung  eine  Belichtung  von  4  Sek. 
(Blaufilter)  4  Sek.  (Grünfilter)  und  15  Sek.  (Rotfilter)  ausreichend,  was  einem 
Expositionsverhältnis  von  1:1: 3^4  entspricht.  Letzteres  liegt  demjenigen  der 
Aethylrotbadeplatte  sehr  nahe. 

Wenn  nun  auch  durch  neuere  Präparationen  das  Expositionsverhältnis  derselben 
ein  günstigeres  als  früher  geworden  ist  (vergl.  Mitteilung  von  Prof.  Dr.  Miethe, 
Allgem.  Phot.  Ztg.  1903,  Heft  II,  S.  188,  desgl.  Dr.  Kaiserling,  Phot.  Mitteil.  1903, 
Heft  7,  S.  106),  so  dürfte  das  zuletzt  gefundene  der  Apollo-Ortho-Platte  einen 
für    farbenempfindliehe  Trockenplatten    bisher    unerreichten  Wert  darstellen. 

Nach  den  hierselbst  mitgeteilten  Resultaten  über  die  Wirkungsweisen  der  Apollo- 
Ortho-Platte  sei  noch  bemerkt,  dass  auch  sie  das  unserer  Wissenschaft  vorschwebende 
Ideal  nicht  völlig  erreicht.  Ob  man  zu  demselben  jemals  gelangt,  bleibt  dahin- 
gestellt! So  lange  wir  nicht  Troekenplatten  des  Handels  besitzen,  die  bei  kurzen 
Expositionszeiten  im  Spektrographen  einen  homogenen  Niederschlag  von  spektralen 
Blau-Violett  bis  zum  Rot  liefern,  ist  das  Arbeitsgebiet  nicht  erschöpft. 


174 


Kleine  Mitteilungen. 

Neue  Tonbäder  mit  Sollocarbamid. 

R.  E.  Blake  Smith    empfiehlt   für  Sepia-    und  Röteltöne  folgende  Vorschrift: 

Sulfocarbamid 0,07 — 1,3  £ 

Wasser 750  „ 

Zitronensäure 0,2 — 10  „ 

I  proz.  Goldchlorid-Lösung       ...  öYa  ^^^ 

Die  Variationen  im  Ton  werden  durch  die  Zeitdauer  des  Verweil ens  im  Bade 
und  durch  den  Zitronensäuregehalt  des  letzteren  bewirkt.  Je  mehr  Säure  vorhanden 
ist,  desto  rötlicher  wird  der  Ton.  Vermehrung  des  Sulfocarbamids  verlängert  die 
Tondauer.    Das  Tonbad  soll  eine  Temperatur  von  14 — 16°  C.  haben. 

Für  die  Zitronensäure  können  auch  andere  Säuren  eintreten.  Salpetersäure 
kann  namentlich  benutzt  werden,  wenn  rote  Töne  gewünscht  werden  (0,02 — 0,8  ^ 
konzentr.  Salpeters.).  Es  ist  zu  beachten,  das  Sulfocarbamid  in  salpetersaurer 
Lösung  sich  zu  einem  Disulfid  kondensiert;  letzteres  mag  für  die  Tonwirkung  eine 
Rolle  spielen. 

Purpurtöne  erhält  man  am  besten  mit  folgendem  Bad: 

Sulfocarbamid 0,2 — 0,25  ^ 

Wasser 900  „ 

Konzentr.  Salpetersäure     .     .  9—13  Tropfen 

I  proz.  Goldchlorid-Lösung    .  13  ccm 

Zusatz  von  Chlomatrium  bewirkt  ein  schnelleres  Tonen,  zugleich  werden  die 
Töne  kälter.  Kaliumnitrat,  Rhodanammonium  und  andere  Metallsalze  geben  gleiche 
Resultate, 

Unnötiges  langes  Wässern  nach  dem  Tonen  ist  zu  vermeiden,  da  hierdurch 
leicht  Flecke  entstehen.  Man  fixiert  die  Kopien  am  einfachsten  direkt  in  einer 
alkalischen  Fixiematron-Lösung.  Wünscht  man  zwischen  Tonen  und  Fixieren  die 
Kopien  zu  wässern,  so  lege  man  sie  in  stark  verdünnte  Salzsäure  (i  Teil  Säure  auf 
I  Liter  Wasser). 

Was  die  Haltbarkeit  der  Töne  mit  Tonfixierbädern  anbetrifft,  so  lässt  sich 
darüber  gegenwärtig  noch  kein  Urteil  fällen.  Man  erhält  hiermit  kalte  braune  Töne. 
Ein  Rezept  für  Tonfixage  ist  z.  B.  folgendes: 

Sulfocarbamid 9  ^ 

Fixiernatron 60  „ 

Wasser 600  ccm 

I  proz.  Goldchlorid-Lösung 13     » 

(Photography.) 


Photon  -Tonbad. 

Von  Waldemar  Merckens-Mülhausen  (Eis.)  wird  unter  der  Marke  „Photon" 
ein  Tonbad  hergestellt,  welches  sich  insbesondere  für  Mattpapiere  (Celloidin,  Aristo, 
Albumin)  eignet.  Man  erhält  mit  diesem  Bade  vortreffliche  Rötel-  und  kupferbraune 
Töne.     Die  Behandlungsweise  für  Mattpapiere  ist  folgende: 

Die  nicht  allzustark  überkopierten  Bilder  werden  zunächst  gewässert,  bis  das 
Wasser  nicht  mehr  milchig  erscheint,  dann  in  eine  10  prozentige  Fixiernatron-Lösung 
gelegt,  hiernach  wiederum  gewässert  und  dann  in  verdünnter  Photon- Lösung  getont. 
In  dem  Tonbade  nehmen  die  Kopien  zunächst  einen  Rötelton  an,  welcher  allmählich 


175 


in    ein    Kupferbraun    übergeht.     Sobald    man   den   gewünschten    Ton    erreicht   hat, 
werden  die  Bilder  aus  dem  Bade  genommen  und  gewässert. 

Wir  werden  auf  das  Tonbad  in  nächster  Nummer  noch  ausführlicher  zu  sprechen 
kommen.  P.  H. 


Vereinigung  für  die  Förderung  der  farbigen  Photographie. 

Unter  dem  Namen  „Comit^  d'^tudes  photochrom iques**  hat  sich  in  Paris  eine 
Vereinigung  zur  Förderung  der  Farbenphotographie  gebildet,  deren  Vorsitz  L^on 
Vidal  führt.  In  der  Liste  der  gründenden  Mitglieder  finden  wir  verschiedene  uns 
bekannte  Namen,  welche  zum  Teil  auf  dem  Gebiete  der  Farbenphotographie  bereits 
hervorragende  selbständige  Arbeiten  geliefert  haben,  wie  die  Gebrüder  Lumiere 
und  E.  Vallot.  (Le  Moniteur  d.  1.  Photogr.) 


Über  Metochinon. 

Die  Gebrüder  Lumiere  und  Seyewetz  veröffentlichen  eine  Abhandlung  über 
„Metochinon",  eine  Verbindung  von  Metol  und  Hydrochinon,  dessen  Eigenschaften 
als  Entwickler  besonders  hervorgehoben  werden  gegenüber  der  bisher  gebräuchlichen 
Mischung  beider  Komponenten. 

Eine  für  den  ersten  Augenblick  befremdende  Tatsache  ist  es  allerdings,  dass 
das  Metochinon  bei  gleichem  Alkaligehalt  schneller  und  kräftiger  arbeitet  als  die 
molekulare  Mischung  von  Metol  und  Hydrochinon,  ganz  besonders,  wenn  nur  Sulfit 
als  Alkali  angewendet  wird.  Daraus  könnte  hervorgehen,  dass  in  der  blossen  Mischung 
eine  molekulare  Verbindung,  wie  Lumiere  und  Seyewetz  besonders  hergestellt 
haben,  nicht  vorliegt.  Dem  ist  aber  nicht  so,  sondern  es  ist  tatsächlich  diese  Ver- 
bindung immer  vorhanden,  wo  Metol  und  Hydrochinon  in  einer  Lösung  bei  Gegen- 
wart eines  Alkalis  verwendet  wird,  und  diese  Verbindung  haben  schon  viele,  welche 
in  der  Konzentration  von  Metol-Hydrochinon-Entwickler  zu  weit  gegangen  sind,  in 
Händen  gehabt,  denn  der  hierbei  entstandene  Niederschlag  war  nichts  anderes  als 
das  Metochinon  Lumieres. 

Worin  liegt  nun  aber  der  Grund,  dass  die  Mischung  sich  anders  verhält,  als  die 
Verbindung  selbst?  Einfach  darin,  dass  das  in  beiden  Fällen  vorhandene  Metochinon 
unter  verschiedenen  Bedingungen  zur  Verwendung  gelangte. 

Metol  ist  das  schwefelsaure  Salz  der  Metolbase.  Wird  dieses  nun  mit  Hydro- 
chinon bei  Gegenwart  von  Sulfit  oder  Soda  gemischt,  so  entsteht  nicht  nur  Meto- 
chinon, sondern  auch  eine  entsprechende  Menge  schwefelsaures  Natron,  sowie  freie 
schweflige  Säure,  bezw.  Kohlensäure,  welche  in  Lösung  bleiben  und  eine  nicht  un- 
bedeutende Verzögerung  der  Entwicklung  verursachen.  Wenn  man  daher  einerseits 
dafür  gesorgt,  dass  das  Auftreten  freier  Kohlensäure  aus  schwefliger  Säure  bei  der 
Mischung  vermieden  wird,  nämlich  dadurch,  dass  eine  zur  Neutralisation  dieser 
Säuren  genau  abgemessene  Menge  Ätznatron  (am  besten  zu  erreichen  mittels  Nonnal- 
lauge) verwendet  wird,  andererseits,  dass  dem  fertigen  Metochinon  die  entsprechende 
Menge  schwefelsaures  Natron  zugefügt  wird,  so  stehen  beide  Lösungen  unter  genau 
gleichen  Bedingungen  und  arbeiten  alsdann  auch  vollkommen  gleich. 

Der  Vorteil  des  Metochinons  besteht  also  darin,  dass  die  Schwefelsäure,  das  ver- 
zögernde Moment,  ehminiert  ist;  man  kann  indes  praktisch  die  verzögernde  Wirkung 
der  Mischung  durch  Vermehrung  der  Alkalimenge  leicht  paralysieren. 

Dr.  A.  Bogisch. 


176 


Volgtl&nder  -  Scheren  -  Camera. 

Eine  neue  Camera,  die  wohl  zu  den  besten  gehört,  die  bis  jetzt  existierten,  und 
allen  Anforderungen  genügt,  ist  die  von  der  optischen  Anstalt  Voigtländer  &  Sohn 
in  Braunschweig  in  den  Handel  gebrachte  Scheren-Camera  für  die  Plattengrösse 
9  X  12  cm.  Sie  ist  sowohl  als  Hand-,  wie  als  Stativ  -  Apparat  zu  benutzen.  Die 
eigene  Art  der  Balgenentwicklung  durch  eine  Schereneinrichtung,  die  unter  Patent- 
schutz steht,  macht  das  Laufbrett  vorn  und  hinten  überflüssig  und  gibt  der  Camera 
eine  ungemeine  Stabilität.  Ausserdem  wird  durch  diese  Einrichtung  absolute 
Parallelität  der  Mattscheibe  und  des  Vorderrahmens  bei  jeder  Auszugslänge  der 
Camera  gewährleistet.  Die  Abbildung  Fig.  i  zeigt  dieselbe  in  geöffnetem  Zustande. 
Das  Öffnen  und  Schliessen  erfolgt  durch  Drehen  der  im  Mittelstück  unten  an- 
gebrachten grossen  Schraube  und  geht  ziemlich  schnell  von  statten.  Der  Apparat 
lässt  sich  bis  auf  etwa  30  cm  ausziehen. 

Die  grosse  Stabilität  der  Camera  gestattet  auch  die  Anwendung  sehr  diffiziler 
Objektive,  die  genaueste  Einstellung  erfordern.  Das  seitlich  angebrachte  Band  dient 
zum  Anbringen  der  Marken  für  verschiedene  Einstellung.  Die  Objektive  lassen  sich 
ohne  weiteres  auswechseln  und  ohne  besondere  Einsteilvorrichtung  benutzen,  sobald 
ein  für  alle  Mal  die  Marken  am  Apparat  vorgezeichnet  sind.  Das  Objektivbrett  ist 
nach  allen  Richtungen  bis  an  den  Balgenrand  verstellbar,  und  zwar  ohne  Klemm- 
schrauben durch  Anbringung  federnder  Klemmen. 


Fig.  1. 


Fig.  2. 


Der  Umfang   der  Camera  übersteigt  nicht  den  anderer  Apparate,    und  da  Mag 
nalium  zur  Anwendung  kommt,  so  ist  auch  das  Gewicht  nicht  besonders  hoch.     Die 
Handhabung  ist  einfach,  sehr  bequem  und  leicht  verständlich. 

Die  Camera  ist  mit  leicht  abnehmbarem  Schlitzverschluss  mit  von  aussen  ver- 
stellbarer Schlitzbreite  versehen.  Wer  ohne  diesen  Verschluss  arbeiten  will,  legt  ihn 
beiseite.  Der  an  dem  Schlitzverschlüsse  befindliche  Rahmen  ist  genügend  gross,  um 
Filter  anzubringen.  Wenn  man  sich  Einschiebrähmchen  anfertigt,  so  lassen  sich 
Kompensations-  oder  Kontrastfilter  einsetzen,  oder  aber  Selektionsfilter,  falls  man 
Dreifarbenaufnahmen  beabsichtigt.  Es  kann  aber  auch  an  Stelle  des  Schlitz- 
verschlusses ein  Rahmen  angesetzt  werden,  der  zu  Dreifarbenaufnahmen  eingerichtet 
wird,  wozu  ich  die  Plattengrösse  6y^g  cm  vorschlagen  würde,  um  das  Volumen 
nicht  unnötigerweise  zu  vergrössern.  Auf  diese  Weise  erhält  man  eine  wirkliche 
Universal-Camera,  die  infolge  ihrer  soliden  Ausführung  zu  allen  ernsten  Arbeiten 
durchaus  geeignet  ist.  Ein  Dosenlibellensucher  mit  Spiegel  erlaubt  selbst  bei  hoch- 
gehaltener Camera  noch  genaues  Nivellieren.  Das  Öffnen  des  Apparates  wirkt 
derart,  dass  das  Schwergewicht  gleichmässig  verteilt  wird,  so  dass  auch  beim  Auf- 
setzen auf  das  Stativ  ein  sicheres  Arbeiten  ohne  Schwanken  des  Apparates  garantiert 


177 


ist.  Die  neue  Scheren-Camera  wird  gewiss  bald  viele  Freunde  finden,  da  sie  zu 
vielseitigstem  Gebrauche  geeignet  ist  und  Reparaturen  infolge  der  soliden  Kon- 
struktion  ausgeschlossen  sein  dürften.      Das  Äussere   der  Camera   ist  sehr  gefällig. 

Dr.  G.  Aarland  -  Leipzig. 


Literatur. 

E.  Vogel,  Taschenbuch  der  praktischen  Photographie.  Ein  Leitfaden  fQr  Anfftnger  und 
Fortgeschrittene.  11.  vermehrte  und  ergänzte  Auflage  (31.  —  36.  Tausend)  .Bearbeitet  von  Paul 
Hanneke.  Mit  89  Abbildungen,  12  Tafeln  und  20  Bildvorlagen.  Verlag  von  Gustav  Schmidt. 
Wiederum  im  Frühjahr  erscheint  der  Vogel  sehe  Leitfaden  in  Neudruck.  Die  in  letztem  Jahre 
erschienenen  Neuheiten  haben,  soweit  sie  für  den  Amateur  und  Praktiker  von  Wert  sind,  volle 
Berücksichtigung  gefunden.  Einige  Kapitel  sind,  den  Bedürfnissen  des  Anfängers  mehr  ent- 
sprechend, erweitert  worden.  Die  Anzahl  der  instruktiven  Illustrationen  ist  erhöht  worden.  Ober 
den  gegenwärtigen  Stand  der  Katatypie,  welches  Verfahren  die  weitesten  Kreise  interessiert,  ist 
in  einem  besonderen  Anhange  eine  kurze  gemeinverständliche  Darstellung  gegeben. 

C.  Fahre,  Aide-memoire  de  Photographie  pour  1903.  28.  Ann6.  Verlag  Gauthiers- 
Villars,  Paris.  Dieses  kleine  Jahrbuch  bringt  stets  eine  vorzügliche,  kurzgefasste  Übersicht  der 
Erfindungen,  Neukonstruktionen  von  Apparaten  etc.  des  abgelaufenen  Jahres.  Andererseits  be- 
dürfte das  Vereins-  und  Zeitschriften- Verzeichnis  einer  Korrekturdurchsicht;  es  finden  sich  darin 
deutsche  Journale,  welche  seit  Jahren  eingegangen  sind,  die  Namen  verschiedener  Vereins- 
vorsitzender sind  ebenfalls  nicht  mehr  zutreffend.    - 

Eder,  Systeme  de  sensitometrie  des  plaques  photographiques.  Verlag  von  Gauthier- 
Villars,  Paris.  Diese  vorzügliche  Arbeit  Eders  ist  uns  bereits  in  ihrer  deutschen  Publikation 
durch  die  Photographische  Correspondenz  bekannt. 

Ferner  sind  erschienen: 

Fotografisch  Jaarboek  voor  de  jaren  1902  en  1903.  Onder  Redactie  van  J.  J.  M.  M.  van 
den  Bergh.     Verlag  von  Laurens  Hansma,  Apeldoorn. 

P.  Salcher,  Die  Wasser  -  Spiegelbilder.  Angaben  für  Zeichner,  Maler  und  Photographen, 
Mit  8  Textabbildungen  und  12  Aufnahmen.     Verlag  von  Wilhelm  Knapp.  (Halle). 

,  Report   of   govemment   Laboratories    of   the   Philippine   Islands   for   the   year  ended 
August  1902. 

Patent-Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57a.  P.  12  940.    Rouleauverschluss.    George  Arthur  Pickard,  Altrincham,  Engl.;  Vertr.:  Paul 

Breddin,  Halberstadt.- 19.  9.  01. 
,     T.  8537.    Vorrichtung  zur  Aufnahme  von  Stereoskopbildern  mit  einer  Camera.    Julius  Knud, 

Ludwig  Thomsen  und  Adam  Bertel  Thomsen,  Buffalo,  V.  St.  A.;  Vertr.:  M.  Schmelz, 

Aachen.  —  10.  11.  02. 
H     B.  30  343.    Magazincamera  für  abwärtskippende  Platten.    Heinrich  Bleil,  Berlin,  Brunnen« 

Strasse  84.  —  8.   11.  01. 
„     L.   17  375.     Einrichtung   an  Rouleauverschlüssen  zur  Verkürzung  der  Belichtungsdauer  des 

unteren  Teiles  der  Bildflftche.     Louis  Lang,  Dresden,  Moritzstr.  20.  —  24.  10.  02. 
57b.  L.  17  274.    Lichtempfindliche  Schichten  tragende  Films  aus  Nitrozellulose.    Dr.  Hans  Lüttke, 

Wandsbeck.  —  29.  9.  02. 
57  c.   B.  31  735.    Maschine  zum  Waschen  von  photographischen  Platten.    Julius  Blank,  Radcbeul- 

Dresden,  Kirchstr.  3.  —  22.  5.  02. 
57b.   S.   17  506.    Verfahren    zur  Herstellung    farbiger  Chromgelatinebilder    nach  dem  Imbibitions- 

verfahren.     Max  Skladauowsky,  Berlin,  Schwedterstr.  35a.  —  27.  1.  03. 
57  a.   S    16  826.    Verfahren  zum  Einkopieren   von  Inschriften  in  die  einzelnen  Bilder  von  Serien- 
films.   Karl  Späth,  Fürstenstr.  8,  und  Emil  Grabsch,  Novalisstr.  14,  Berlin.  —  19.8.02. 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Verlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlia  --  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin. 

178 


W.  Schmidt-Diehler,  Frankfurt  a.  M. 


Trostburg  b.  Waidbruck. 


Farbenempfindliche  Platten. 

Sobald  das  Landschaftsbild  seine  Farbenpracht  wieder  zeigt,  sieht  man 
auch  die  photographische  Camera  wieder  häufiger  erscheinen.  Es  ist  ja  eine 
alte  Sache,  dass  von  den  Amateuren  die  Landschaftsphotographie  am  meisten 
betrieben  wird,  und  die  Gründe  für  diese  Tatsache  brauchen  wohl  kaum  erst 
erörtert  werden.  —  Für  Landschaftsaufnahmen,  sowie  fiir  das  Porträtfach 
werden  hauptsächlich  die  gewöhnlichen  Platten  verwendet,  obgleich  in  vielen 
Fällen  der  Gebrauch  von  farbenempfindlichen  Platten  sicher  besser  am  Platze 
ist.  Eine  wirklich  feste  Einführung  ist  der  orthochromatischen  Platte  bis  jetzt, 
abgesehen  von  dem  Gebiet  der  Photographie  in  Naturfarben  und  für  wissen- 
schaftliche Zwecke,    nur  in  der  Reproduktionsphotographie  zu  teil  geworden. 

Für  den  Amateur  kommen  meist  nur  solche  Präparate  in  Betracht,  welche 
er  im  Handel  gebrauchsfertig  kaufen  kann,  das  gilt  auch  von  den  farben- 
empfindlichen  Platten.  Wir  haben  nun  gerade  keinen  Mangel  an  Farbenplatten- 
Fabrikaten,  warum  wird  davon  nicht  mehr  Anwendung  gemacht?  Vielfach 
findet  man  unter  Amateuren  immer  noch  die  irrige  Annahme  verbreitet,  dass 
die  Farbenplatten  schwieriger  zu  behandeln  sind.  Dass  solches  nicht  der 
Fall  ist,  ist  in  früheren  Aufsätzen  unseres  Blattes  zur  Genüge  hervorgehoben 
worden.  Nun  könnte  für  die  geringere  Inanspruchnahme  der  höhere  Kosten- 
preis in  Rücksicht    gezogen    werden.     Die  renommiertesten  Marken  gewöhn 


15.  VL  1903.    Photoirr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


23 


179 


licher  Platten  erhält  man  für  2  Mk.  per  Dutzend  9X  12  cin\  gute  Farben- 
platten in  demselben  Format  kosten  2,25  bis  3  Mk.  Für  die  Vorteile,  welche 
eine  gute  Farbenplatte  bietet,  dürften  diese  Preisdifferenzen  nicht  allzu  schwer 
ins  Gewicht  fallen.  Gehen  wir  nun  in  unserer  Betrachtung  weiter,  und  stellen  wir 
einmal  die  Frage,  ob  die  Handelsfarbenplatten  nicht  irgendwelche  Nachteile 
gegenüber  den  gewöhnlichen  Platten  bieten,  denn  in  der  Regel  hat  doch  jedes 
Ding  seine  zwei  Seiten. 

Wir  haben  Farbenplalten  in  Händen  gehabt,  bei  denen  wir  gegenüber 
gewöhnlichen  Platten  beim  besten  Willen  keine  bemerkenswerten  Schatten- 
seiten zu  rügen  hatten,  aber  andererseits  sind  uns  auch  F'arbenplatten  be- 
gegnet, welche  grobe  Fehler  aufwiesen. 

Was  den  Punkt  der  Haltbarkeit  anbetrifft,  so  haben  wir  darüber  öfter  zu 
klagen.  Es  ist  uns  schon  frische  Fabrikware  —  Musterpakete  —  zur  Prüfung 
zugegangeu,  welche  nach  sechs  bis  acht  Wochen  völlig  unbrauchbar  gewesen 
ist,  sie  zeigte  Schleier,  masrige  Flecke,  schwarze  Ränder  etc.  Das  ist  keine 
Haltbarkeitsgrenze  für  eine  farbenempfindliche  Handelsplatte;  einen  Termin 
von  sechs  Monaten  müssen  wir  darin  mindestens  beanspruchen  können.  Die 
Herstellung  einer  guten  haltbaren  Farbenplatte  ist  ja  nicht  so  einfach,  als  es 
manchem  mit  der  Emulsionspraxis  nicht  Vertrauten  erscheint,  aber  Fabrikate 
von  oben  angeführter  geringer  Brauchbarkeit  sind  zurückzuweisen,  sie  haben 
kein  Recht  auf  den  Titel    »hahbar«.     Es  gibt  genügend  Marken  im  Handel, 


W.  Schmidt-Diehler,  Frankfurt  a.  M. 


Kartoffelernte  im  Schwarzwald. 


180 


R.  u.  Th.   Scholz,  Wien. 


Morgenstimmung. 


welche  uns  in  bezug  der  Haltbarkeit  selten  zu  Ausständen  Veranlassung 
geben.  Das  etwaige  Auftreten  von  schwarzen  Rändern  bei  alten  Platten,  so- 
bald jene  nicht  zu  grosse  Dimensionen  annehmen,  wird  uns  weniger  Verdruss 
bereiten.  Wer  mit  Farbenplatten  auf  Reisen  geht,  vergewissere  sich  jeden- 
falls vorher  genau  über  die  Qualität;  solches  ist  ja  auch  schon  bei  dem  ge- 
wöhnlichen Negativmaterial  geboten,  denn  jeder  erfahrene  Praktiker  weiss, 
dass  schliesslich   ^ überall  mal  etwas  vorkommen  kann«. 

Worin  die  Farbenplatten-Fabrikate  den  gewöhnlichen  Platten  nachstehen, 
ist  die  Empfindlichkeit.  Sofern  es  sich  nicht  um  kurze  Momentaufnahmen 
handelt,  wird  dieselbe  in  den  meisten  Fällen  vollkommen  ausreichen.  Von 
dieser  allgemeinen  Empfindlichkeit  der  Platte  ist  die  relative  F'arbenempfind- 
lichkeit  zu  unterscheiden.  Für  alle  Farben  gleichmässig  empfindlich  ist 
keine  Platte,  das  Ideal  der  panchromatischen  Platte  ist  noch  nicht  erreicht. 
Was  nun  die  Empfindlichkeit  für  einzelne  Farbenregionen  anbetrifft,  so  ist 
dieselbe  bei  den  Handelsplatten  verschieden;  die  meisten  Fabrikate  sind 
gelbgrünempfindlich.  Wir  haben  aber  auch  spezielle  Marken,  welche  auch 
für  Orange  und  Rot  empfindlich  sind.  Über  die  Prüfung  der  Farbenempfind- 
lichkeit der  Platten  finden  sich  in  Vogels  Handbuch  der  Photographie,  Bd.  i, 
und  Eder,  Praxis  der  Photographie  mit  Gelatine-Emulsionen,  ausführliche 
Angaben. 

Auf  einen  Umstand,  der  uns  bei  käuflichen  farbenempfindlichen  Platten 
öfter  aufgefallen  ist,  wollen  wir  noch  aufmerksam  machen.    Man  wird  nämlich 


181 


finden,  dass  manche  Farbenplatten  härter  arbeiten,  als  gute  gewöhnliche 
Handelsplatten. 

Diese  letzt  erwähnten  Fehler  besitzen  die  selbstgefertigten  Farbenplatten, 
hergestellt  durch  Baden  der  gewöhnlichen  Platten  in  gewissen  Farbstoff- 
lösungen, nicht,  und  es  wäre  zu  wünschen,  dass  sich  der  Amateur  mit  diesem 
Prozess  mehr  vertraut  machte.  Allerdings  ist  hierzu  ein  geeigneter  Trocken- 
raum Hauptbedingung,  ohne  solchen  werden  wir  stets  Ausstände  haben, 
dahingehend^  dass  uns  "die  Platten  schon  während  des  Trocknens  oft  ver- 
derben, dass  von  Farbenempfindlichkeit  keine  Spur  zu  finden  ist,  trotzdem 
das  Baden  regelrecht  ausgeführt  wurde,  und  anderes  mehr. 

Wer  die  Eigenschaften  der  farbenempfindlichen  Platten  noch  nicht  erprobt 
hat,  der  sollte  gerade  zur  jetzigen  Jahreszeit,  wo  die  Landschaft  so  mannig- 
faltige Farben  aufweist,  einen  Versuch  damit  machen.  Auch  in  Femsichten 
kann  uns  die  Farbenplatte  bedeutend  mehr  herausgeben  als  die  gewöhnliche 
Platte.  H. 


Zn  unseren  Bildern. 

Die  Gebrüder  Scholz  vom  Wiener  Camera-Klub   zeigten  auf  der  Ham- 
burger   Frühjahrsausstellung    eine  Anzahl  Gummidrucke,    welche    durch    die 

schlichte  NaturaufTassung, 

durch  glückliches  Vermeiden 
jener  den  Bildern  dieser  Tech- 
nik häufig  anhaftenden  Effekt- 
wirkung angenehm  auffielen. 
Wenn  auch  noch  nicht  alles 
bei  ihnen  gelungen  und  or- 
ganisch war,  so  zeigten  sie 
doch,  dass  sie  zu  jenen  ver- 
ständigen Ausübern  des  mo- 
dernen Verfahrens  gehören, 
denen  die  Technik  nicht  Selbst- 
zweck ist,  sondern  die  Natur, 
die  vohrnehmste  Lehrmeisterin 
der  Lichtbildkunst,  an  erster 
Stelle  steht.  Die  Bilder,  die 
wir  heut  von  ihnen  bringen  — 
die  schönen,  kräftigen  Eichen 
und  die  poetische  Morgen- 
stimmung, in  der  man  deut- 
lich den  frischen  Hauch  der 
Frühe  zu  spüren  meint,  geben 
Zeugnis  von  dem  lebendigen 
Natursinn  der  beiden.  Und 
da  in  den  Ausführungen,   die 

Dr.  H.  Bachmann,  Graz. 


182 


fj 


KRIIEX    o    o    o    o    .    o   \ 
.<    u.  TH.  SCHOLZ.  \\  :• 


»-  M  Mise 
^^\\\jt.\^ 


^:  .   ••  s:..^tui   l^HrbcnMattcn. 

.     i*T  '.      ':      L:'J'.vi-^'.r.     V.irb^t«»fr- 

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'•  '  "     .  .'"    .:«.*       Ao^-tandr     nahen. 

V     "'•    '*!•    r   '''.     t-ndtn   ist,     ^i  ••t/..l':iM 

•I  i^'      '  .  "1  !\     .'  .^  n«  rh  nic'«U  •.•}):<  '* 
"  jt .    X    :   •!"     I    ritU^ha^t   >«»   ttuuip- 
...  "'    in.t<       n       A   eil  in  l'rrn>%irh^ 

II. 


;tMvvi*.n  Bildern. 

:.    '  »  K.rh    /.( 


tc'T    auf  der    1  I.m. 
wcIcIk'    duicb     '' 
«  !.   •  litc  N.iturauffiisxui; 

**^"   *'      .'   r.  fi    •'!urkliciie>    Verinc-n^  • 
"Mu  :  d.  !i  Hildern  dicker   I'«.'- 

•  k   'Miifij^^  -iidi  ifttnclcn  hficM 
'•ikunv     ^mc^enchm    aufrictvn 

A  ..nn    auch    n<»ch    i^iclit    all» 
h^i     ihnt.n    geliingt:n     und    t  r 
.  .'.rsrii     war.    so    zeij^t.  n     .ic 
lo'ii,    «Ja^^s    sie   zu  jenen   \e'- 
•  nid'';(.n   Ausubern   (^-^    ii:'- 
»''nvn     W'rrahrens     ^eh".  •  . 
u«  'K-n  die  TLchnik  nicht  ^.  ^  -• 
/.".  r.'^k   i^t.   s«»n<iern  die   \.'t». 

•  i.«  \  ohrnehmste  Lchrniej  .:<  •• 
«'.vT  I.i'.  hlbililkunbt.  an  t'-*  > 
^t'  .\^  steht.  iJic  Bilder  du 
vvi.  heut  \'im  ihnen  brin^'^  :: 
;ie  seil  )nen.  kraftij^en  l'.«-ht; 
•ir..l      die     poetische     N^Tu/n 

f-inuMni»,    in    der    man     iee.r 


.  ii    den    fii^i  !i<'n 


Man. 


i-riilie  zw  -})urt:n  nu  int.  l;«  I; 
/' uj^nis  von  dem  K  h'-u.i-^t 
Xatursinn  tier  Ne'/kn.  If 
da  Hl   den  Au^tuhrun^-cn.    ■ 


!•     .;    i 


1     e..    ;  „>  ,1,,,^  Ciraz. 


\H'J 


EICHEN   o    0   o   o   o   o  Von 
R.  u.  TH.  SCHOLZ,  WIEN 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XL 


sie  uns  im  Anschluss  an  diese  Bilder  zukommen  Hessen,  viel  beherzigenswerte 
Wahrheit  steckt,  wollen  wir  einiges  daraus  hierher  setzen,  zumal  dadurch 
manchem  vielleicht  die  richtige  Wertung  des  Gummidruckes  ein  wenig  näher 
gebracht  wird. 

»Wir  fingen«  —  so  schreiben  die  Brüder  Scholz  —  »im  kleinen  an,  wie 
alle  Amateure    anfangen,    und    wir    hatten  an  der  neuartigen  Beschäftigung 
viel   kindliche  Freude.     Wir  wären  aber   wahrscheinlich  langsam  davon  ab- 
gekommen,  wie  wieder  so  viele,   wenn  wir  nicht  den  Gummidruck  kennen 
gelernt  hätten.    Der  riss  uns  unwiderstehlich  mit,  und  wir  strengten  alle  Kräfte 
an,    um    weiter  zu  lernen.     Das  war  eine  neue   und  ernste  Aufgabe.     Wir 
wissen  sehr  wohl,  dass  es  die  Technik  nicht  ausmacht,  dass  auch  das  grosse 
Format   oft  genug  nur  die  Leute  täuscht,   aber  dass  man  aus  einem  Bilde 
machen  kann  —   man  darf  sagen:   was  man  will,  das  reizte  uns  derart,  dass 
uns   die   grosse  Mühe  nicht  verdross.     Wir  konnten  mehr  als  blosse  Photo- 
graphien,    wir     konnten    wirkliche     Bilder    machen.       Es    Avar    keineswegs 
Ehrgeiz,  was  uns  trieb;  denn  wo  dies  der  Fall  ist,  kommt  nie  etwas  wirklich 
Befriedigendes  heraus.     Während  des  Arbeitens  wurde  es  uns  vielmehr  ganz 
klar:    das  lange  Befassen  mit  demselben  Bilde,    das  öftere  Wiederholen,  das 
Zurücklegen  und  Wiedervornehmen,  die  verschiedene  Art  der  Ausführung  am 
gleichen  Bilde,  und  dass  man  nur  wenig  Bilder  machen  kann  und  genau  aus- 
wählt —  dabei   lernt  man  etwas.     Diese  Art  der  Arbeit  ist  keine  Spielerei, 
sie  ist  eine  ganz  tüchtige  Schule  des  Kunstverständnisses.     Dieses  Kunstver- 
ständnis  ist  unserer  Meinung  nach  der  oberste  Zweck  des  photographischen 
Arbeitens.     Es   ist  unangemessen,  wenn  sich  Photographen  als  Künstler  auf- 
spielen,  aber  Natur-  und  Kunstverständnis  können  sie   erlernen  und  zeigen. 
Dazu  bedarf  es  nur  erstlich  wirklicher  Freude  an  der  Natur  selber,  und  dann 
besonders  der  Liebe  zur  Heimat.    Wir  beschränken  uns  ganz  allein  auf  diese. 
Das  ist  unser  Gebiet,   da  sind   wir  zu  Hause.     Wir  können  die  Heimat  nie 
erschöpfen,    die    Beschränkung  macht  uns  aber  klug.     Plätze,   die  uns  lieb 
geworden  sind,  müssen  uns  Bilder  geben.    Wir  beobachten  die  verschiedenen 
Beleuchtungen  und  probieren  so  lange,  bis  uns  ein  Bild  gelingt.    Das  erzieht 
gewiss  mehr  als   das  weite  Herumpilgern.     Hat  einer  z.  B.   gefunden,   dass 
die  holländischen  Landschaften  gut  verwertbar  und   die   holländische  Tracht 
malerisch   ist,   so   pilgert  einer  nach  dem  andern   nach  Holland.     Das   wird 
Modesache,   und  sehr  viele  tun   dann,   was  sie  ohne  die  Modeherrschaft  nie 
getan  hätten.  —  Unscharfe  Bilder  machten  wir  erst,  als  uns  die  scharfen  nicht 
mehr  gefallen  wollten,   grosses  F^ormat  erst,   als  uns   das  kleine  nicht  mehr 
befriedigte.     Diese  Entwicklung  dauerte  viele  Jahre.«  — 

Das  sind  gewiss  recht  annehmbare  Grundsätze  lichtbildnerischen  Schaffens, 
und  wer  seine  Aufgabe  so  ernst  nimmt,  der  wird  sich  dann  auch  nicht  in 
technische  Künstelei  oder  Schablonenarbeit  verlieren,  er  wird  selbständig 
zu  werden  suchen  und  —  und  wie  das  hier  der  Fall  ist  —  sich  vor  Unduld- 
samkeit hüten  und  neben  sich  auch  andere  Arbeitsweisen  gelten  lassen.  — 
Hans  von  Ohlendorff  zeigt  ein  nicht  nur  im  Ausschnitt,  sondern  vor 


183 


.»"*' 


Die  Kopien  werden  nur  wenig  überkopiert  und  unter  mehrmaligem 
Wasserwechsel  gewässert,  bis  das  Wasser  nicht  mehr  durch  ausgeschiedenes 
Chlorsilber  trübe  erscheint.  Hiernach  werden  die  Bilder  auf  2  Minuten  in 
eine  5  proz.  Kochsalzlösung  gelegt,  dann  kurz  abgespült,  auf  10  Minuten  in 
eine  10 proz.  Fixiernatron-Lösung  gebracht,  nachher  mindestens  eine  Stunde 
unter  wiederholtem  Wasserwechsel  gewaschen  und  nunmehr  in  der  verdünnten 
Photon-Lösung  getont.  Hierin  nehmen  die  Kopien  eine  schöne  Rötelfärbung  an. 
Zum  Schluss  werden  die  Bilder  ca.  5  Minuten  gewässert.  Auf  Trapp  &  Münchs 
Mattalbumin  und  Christensens  Mattcelloidin  erhielt  ich  auch  ohne  Kochsalz- 
Vorbad  schöne  Röteltöne. 

Mehr  violette  Nuancen  (Purpurbraun  etc.)  werden  erhalten,  wenn  die 
Kopien  nach  der  Vorwässerung  zunächst  in  einem  Goldbad  folgender  Zu- 
sammensetzung angetont  werden: 

Wasser 1000^ 

Borax 10^ 

I  proz.  Goldchlorid -Lösung    .     .     .       \o  ccm 
Nachher  werden  die  Kopien  abgespült,  fixiert  und  weiter  wie  vorher  an- 
gegeben   behandelt.    Je    länger    man  die  Bilder    im   Goldbade  belassen  hat, 
desto  bläulicher  fallen  die  Töne  aus.     Für  diesen  kombinierten  Tonungsprozess 
ist  zu  empfehlen,  die  Kopien  etwas  stärker  überzukopieren. 

Schaltet  man  statt  des  Goldbades  eine  Platinlösung  wie  folgt  ein,  so 
erhält  man  je  nach  der  Dauer  der  Einwirkung  derselben  sepia  bis  schwarz- 
braune Färbungen. 

Wasser 1000  ccm 

Phosphorsäure JO    ^ 

I  proz.  Kaliumplatinchlorür-Lösung  20  „ 
Die  Lichtbeständigkeit  der  mit  Photon  getonten  Bilder  i.st,  soweit  wir 
bis  jetzt  durch  Auslegen  der  Kopien  konstatieren  konnten,  eine  gute.  Vor 
Ammoniak-  und  Säuredämpfen  sind  die  mit  Photon  getonten  Bilder  zu  schützen. 
Mit  der  Photon -Lösung  lassen  sich  durch  Anwendung  weiterer  Vorbäder 
noch  andere  Nuancen  erzielen,  doch  dürften  die  aufgeführten  Vorschriften 
am  meisten  interessieren,  insbesondere  sind  die  Röteltöne  sehr  gefällig. 

P.  Hanneke. 


Kleine  Mitteilungen. 

Orthochrom  T. 

Von  den  Farbwerken  Meister,  Lucius  &  Brüning,  Höchst  a.  M.,  ist  ein 
neuer  Sensibilisierungfarbstoff  für  Rot,  Orange,  Gelb  und  Grün,  „ Orthochrom  T " 
genannt,  zum  Patent  angemeldet  worden.  Durch  das  Färben  mit  Othochrom  wird 
die  Empfindlichkeit  der  Platten  nicht  herabgedrückt,  die  Platten  schieiern  nicht  und 
sind  lange  Zeit  haltbar. 

Obgleich  die  Platten  mit  Orthochrom  eine  hohe  Rotempfindlichkeit  besitzen, 
Überwiegt   doch    noch  immer  die  Blauempfindlichkeit    des  ungefärbten  Bromsilbers. 


185 


Bei  Aufnahmen  ohne  Farbfilter  kommt  nur  die  Blau-,  Gelb-  und  Grtinempfinc 
zum  Ausdruck.  Für  die  Wirkung  von  Orange  und  Rot  ist  es  erfoi 
hinter  einem  intensiv  gelb  oder  orange  gefärbten  Filter  zu  belichten. 

Für   den    Gebrauch   wird    i  g  Orthochrom    in   loo  ccm  Alkohol    in  der 
gelöst  und  dann  mit  400  ccm  Alkohol  und  500  ccm  dest.  Wasser  versetzt. 

Zur   Färbung   von    Emulsionen    werden   6 — 10  ccm   obiger   Lösung    zu 
Emulsion  gefügt. 

Zur  Herstellung  von  Badcplatten  wird  folgende  Lösung  empfohlen: 

Destill.  Wasser 200  ccm 

Ammoniak 2     „ 

Orthochrom  T  (1 :  1000) 3 — 4     „ 

In  dieser  Lösung  lässt  man  die  Platten  2  Minuten,  wäscht  sie  dann  2 — 3  Ä 
und  trocknet  sie  möglichst  schnell.  Solche  Badeplatten  sollen  einige  Monate  1 
bleiben. 


Neue  Papiere. 

„The  British  Journal"    schreibt  in  seiner  jüngsten  Nummer   über  neue  Pa 
u.  a.  Folgendes:    Mit   den    neuen    photographischen   Kopierpapieren    scheint  es 
Ende    zu    nehmen.      In    der   letzten   Versammlung    des    Camera -Klubs    wurde 
„Mattos-Prozess"    zum  Kopieren    auf  Papier   und  anderen  Materialien  gezeigt, 
die  Vorführung  war  durchaus  nicht  befriedigend,    da  der  Versammlung  nichts  1 
die    Natur    der  lichtempfindlichen  Subslanz    mitgeteilt  wurde.      Alle  Händler  hl 
jn    ein    Recht  ^    übtr    die    Herkunft    ihrer    Waren    Gei^chäftsgeheimnis    zu    wsM 
Es  wäre  auch  leicht  möglich^  wenn  die  lichtcnipfindljdien  Sal;se  dieser  Präparai 
kannt    gef^eben    werden,    dass    danti    vielleicht    tiichts    Neues    mehr  daran  gefi 
M-erden    würde.      In    den    letzten    Jahren    sind    in    der    Photographie    hatipts^i 


3 


\*\ii\    Rud,   lIorncrkH  U^JEc» 


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Chlor-,  Brom-  und  Jodsilber,  oder  Mischungen  von  diesen  verwendet  worden,  aber 
es  gibt  noch  andere  lichtempfindliche  Silbersalze,  so  hat  z.  B.  schon  vor  dem  Jahre 
1839  ein  Dr.  Fyfe  Silberphosphat  zur  Sensibilisierung  von  Papier  benutzt,  und 
etwa  3  oder  4  Jahre  vorher  war  der  Gebrauch  von  Silberphosphat  patentiert 
worden.  Die  Anwendung  von  Silberphosphat  in  Verbindung  mit  anderen  Silber- 
salzen ist  der  Gegenstand  eines  neueren  Patents.  Fluorsilber  wurde  1844  von 
Hunt  gebraucht,  auch  mit  Silbertartrat  hat  Hunt  schon  gearbeitet.  Benzoe- 
saures  Silber    bildet  für  Papierpräparationen  ein  sehr  lichtempfindliches  Material, 

aber  die   Substanz    hat  auch  gewisse  üble  Seiten    und  sollte  vermieden  werden.    — 

*  * 

* 

Es  ist  richtig,  dass  der  Nimbus  mancher  Neuheit  schwinden  würde,'  wenn  die 
Zusammensetzung  bekannt  wäre.  —  Wie  viele  Apparate,  Papiere,  Entwickler,  Ton- 
bäder etc.  werden  uns  täglich  als  neueste  Erfindung,  alles  bisher  Dagewesene  ver- 
drängend, angepriesen  und  wie  viel  wirklich  Neues  findet  der  Sachverständige 
darunter??  Bleiben  wir  bei  den  Auskopierpapieren  und  zwar  bei  den  Rezepten 
für  Präparationen,  so  sind  wohl  die  meisten  lichtempfindlichen  Silbersalze  in  den 
verschiedensten  Combinationen  schon  in  der  Fabrikpraxis  durchprobiert  worden, 
jedoch  von  diesen  vielen  Versuchen,  von  denen  der  grösste  Teil  keine  für  die 
Praxis  brauchbaren  Resultate  ergeben  hat,  kommt  nichts  in  die  Öffentlichkeit. 


Glas-Rlppenkästen  für  Standentwicklung. 

Die  Glashüttenwerke  von  Poncet  -  Berlin  SO.  fa- 
brizieren sehr  praktische  Standentwicklungs-Tröge  mit 
durch  Flüssigkeit  luftdicht  abzuschliessendem  Deckel. 
Die  Anordnung  der  Innenrippen  ist  derart  getroffen, 
dass  sie  nach  beiden  Seiten  treppenartig  aufsteigen, 
so  dass  die  Platten  in  dem  Kasten  treppenförmig,  jede 
über  die  andere  hervorragend,  darin  stehen  (siehe  die 
Abbildung).  Es  lässt  sich  so  bequem  mit  den  Negativen 
hantieren.  Am  Boden  besitzen  die  Kästen  ein  Abfluss- 
rohr zur  bequemen  Ablassung  der  Lösungen ;  auch  kann 
dieses  Rohr  als  Zuflussrohr  dienen,  wenn  man  einen 
Gummischlauch  anfügt.  Die  Preise  der  Kästen  sind  sehr 
niedrig. 

Verstärkung    mit    Quecksilberchlorid    vor    dem 
Fixieren  nach  R.  A.  Reiss. 

Nach  der  Entwicklung  wird  das  Negativ  ca.  10  Min. 
gewässert  und  dann  in  folgende  Lösung  gebracht: 

Wasser 100  g 

Quecksilberchlorid 5  „ 

Kochsalz 5  „ 

Bromkalium 5  „ 

Nach  genügender  Bleichung  wird  das  Negativ  wiederum  und  zwar  eine  halbe 
Stunde  gewässert,  hierauf  mit  dem  angewandten  Entwickler  geschwärzt  und 
schliesslich  in  Lösung  von  unterschwef ligsaurem  Natron  fixiert.  Das  Negativ  kann 
nach  Wässerung  abermals  mit  Quecksilberchlorid  etc.  verstärkt  werden. 

(Lechners  Mitteil.) 


15.  VI.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


24 


187 


Katatypie. 

Nachdem  wir  über  den  Fortgang  der  Katatypie  lange  Zeit  nichts  gehört  haben, 
geht  uns  jetzt  die  Nachricht  zu,  dass  die  Neue  Photographische  Gesellschaft- 
Steglitz  die  Nutzbarmachung  der  Katatypie  für  die  Praxis  übernommen  hat.  Die 
diesbezüglichen  Arbeiten  werden  in  Leipzig  in  einem  besonderen  Laboratorium  unter 
der  Leitung  von  Professor  Ostwald  und  Dr.  Gros  ausgeführt. 

Jedenfalls  ist  zu  konstatieren,  dass  nach  den  bisherigen  von  iachmännischer 
Seite  vorliegenden  Katatypie-Resultaten  der  Prozess  noch  nicht  mit  der  für  die  Praxis 
genügenden  Sicherheit  arbeitet,  auch  lässt  die  Qualität  der  Bilder  zu  wünschen  übrig. 
Man  hat  von  verschiedenen  Seiten  der  Katatypie  insbesondere  für  das  Reproduktions- 
fach eine  grosse  Bedeutung  zugesprochen;  es  ist  bekannt,  dass  gerade  auf  diesem 
Gebiete  der  Photographie  ganz  besonders  hohe  Anforderungen  gestellt  werden.  Wir 
sind  gespannt,  was  die  Zukunft  bringen  wird.  Hoffen  wir,  dass  wir,  wo  jetzt  mit 
vereinten  Kräften  gearbeitet  wird,  bald  von  Fortschritten  in  dem  interessanten  Ver- 
fahren hören.  H. 


Der  V.  Internationale  Kongress  für  angewandte  Chemie  zn  Berlin 

ist  vom  2.  bis  8.  Juni  im  Reichstagsgebäude  abgehalten  worden.  Es  bestanden 
II  Sektionen,  darunter  auch  eine  für  die  Photochemie.  Zur  Besprechung  kamen 
u.  a.  folgende  Fragen:  Über  die  Zerstörung  des  Farbenschleiers,  Über  chemische 
Reaktionen  in  Tonfixierbädern,  Über  Sensitometrie  phot.  Platten,  Über  den  Stand 
der  farbigen  Photographie.  Wir  werden  über  die  Verhandlungen  noch  näher  zu 
sprechen  kommen. 


Jubiläum  der  Royal  Photographic  Society. 

Die  Eröffnung  der  Ausstellung  in  Verbindung  mit  der  Jubiläumsfeier  der  Royal 
Photographic  Society  fand  am  19.  Mai  in  der  neuen  Galerie  in  der  Regent  Street 
statt.  Abney,  der  Vorsitzende  der  Gesellschaft,  empfing  mit  dem  Vorstande  die 
Mitglieder  und  Gäste.  Die  Galerie  enthält  die  Sommer-Ausstellung  von  Werken 
lebender  Künstler;  die  gleichzeitige  Betrachtung  einer  rein  photographischen  Samm- 
lung wird  vielen  sehr  willkommen  sein.  Die  Teilnahme  war  nicht  so  stark  als  er- 
wartet worden  ist,  es  waren  etwa  200  Herren  und  Damen  anwesend. 

Die  kurz  gefasste  Adresse,  überreicht  durch  den  Vorsitzenden,  enthält  den 
Wunsch,  dass  das  Jubiläumsjahr  der  Gesellschaft  die  Einrichtung  eines  Laboratoriums 
für  photographische  Untersuchungen  bringe,  und  Abney  ersuchte  die  Mitglieder, 
die  Verwirklichung  dieses  Planes  zu  unterstützen.  Mit  einem  geselligen  Beisammen- 
sein schloss  der  erste  Festtag.  (British  Journal.) 


Unal. 

Von  der  Aktien-Gesellschaft  für  Anilinfabrikation-Berlin  ging  uns  eine 
Probe  ihres  „Unals",  d.  i  Rodinal  in  Patronenform,  zu.  Das  Unal-Pulver  ist  in 
kleinen  Glastuben  verpackt;  der  Gesamtinhalt  jeder  solchen  Packung  wird  in  100 am 
Wasser  gelöst.  Dies  erfolgt  zweckmässig  in  der  Weise,  dass  man  eine  Flasche  von 
passender  Grösse  mit  dem  vorgeschriebenen  Quantum  Wasser  beschickt,  den 
Inhalt  der  Packung  hinzufügt,  die  Flasche  hierauf  mit  einem  Kork  verschliesst  und 
kurze  Zeit    schütteh.      In  wenigen  Sekunden    ist  dann  die  Entwicklerlösung  fertig. 


188 


Das  Unal  eignet  sich  wie  das  Rodinal  sowohl  für  Platten  und  Films  als  für 
Bromsilberpapiere. 

Bei  normaler  Belichtung  entwickle  man  ohne  weiteres  mit  dieser  Lösung. 
Bei  Überbelichtung  füge  man  der  Lösung  je  nach  dem  Grade  der  Überbelichtung 
Bromkaliumlösung  i  :  lo  hinzu.  Bei  Unterbelichtung  verdünne  man  mit  Wasser, 
und  zwar  mit  desto  mehr  Wasser,  je  beträchtlicher  die  Unterbelichtung  ist,  und 
entwickle  entsprechend  länger. 

Zum  Entwickeln  von  Diapositiven  und  Bromsilberbildern  verdünne  man 
obige  Normallösung  mit  der  halben  bis  gleichen  Menge  Wasser. 

Die  vorteilhafteste  Temperatur  der  Entwickler lösung  ist  15°  C.  (=  12°  R.).  Da 
Unal  keine  kohlensauren  Alkalien  enthält,  so  genügt  es,  zum  Auflösen  Brunnen- 
oder Leitungswasser  zu  verwenden.  Da  die  mit  Unal  hervorgerufenen  Negative 
im  Fixierbade  scheinbar  an  Dichtigkeit  verlieren;  so  entwickle  man  etwas  über  die 
gewünschte  Dichtigkeit  hinaus. 

Rotlack  -  Bayer. 

Die  Farbenfabriken  vorm.  Friedr.  Bayer  &  Co.-Elberfeld  erzeugen  neuer- 
dings einen  Rotlack  zur  Herstellung  von  Dunkelzimmerscheiben  und  zur  Verwendung 
als  Lichthofschutzmittel.  Das  Auftragen  desselben  auf  Glas  geschieht  mittels  eines 
weichen  Pinsels. 

Bei  elektrischen  Glühlampen  und  bei  Scheiben  von  Dunkelkammerlampen  ist 
darauf  zu  achten,  dass  die  Schicht  möglichst  dick  aufgetragen  wird  und  vor  der 
Benutzung  Ungleichheiten  in  der  Deckung  durch  Nachbehandlung  mit  dem  Pinsel 
ausgeglichen  werden.  Eine  sehr  gleichmässige  Deckung  erzielt  man  bei  Scheiben 
durch  Aufgiessen  und  Verteilen  in  horizontaler  Lage,  bei  Glühlampen  durch  Über- 
giessen  derselben  mit  Rotlack  über  einer  untergestellten  Schale.  Eine  vollständige 
Inaktinität  wird  bei  gegossenen  Glühlampen  nur  durch  eine  Wiederholung  des  Über- 
giessens  nach  dem  Trocknen  erzielt.  Die  so  dargestellten  10 — 16  kerzigen  Dunkel- 
kammer-Glühlampen geben  bei  einem  Meter  Abstand  in  10  Minuten,  selbst  bei  hoch- 
empfindlichen Platten,  keinen  merklichen  Lichteindruck. 

Soll  der  Lack  zum  Überziehen  von  Dunkelkammerfenstern  benutzt  werden,  so 
kann  er,  falls  er  für  diesen  Zweck  zu  dick  sein  sollte,  mit  Aceton  oder  einer 
Mischung  gleicher  Teile  Aceton  und  Alkohol  beliebig  verdünnt  werden.  In  allen 
Fällen  ist  darauf  zu  achten,  dass  die  Glasflächen  vor  dem  Auftragen  völlig 
trocken  sind. 

Für  die  Verwendung  als  Hinterguss  zur  Vermeidung  von  Lichthöfen  wird  die 
Rückseite  der  Trockenplatten  mittels  des  Pinsels  mit  Rotlack  gleichmässig  über- 
zosjen. 


Repertorium. 

Die  Haltbarkeit  photograpliischer  Negative  und  Positive 

ist  eine  sehr  wichtige  und  daher  naturgemäss  häufig  erörterte  Frage.  Meist  wird  Ver- 
ändern oder  Verderben  auf  ungenügendes  Waschen  oder  Fixieren  zurückgeführt,  ein 
ebenso  wichtiger  Faktor  beim  Verderben  von  Photographien  ist  jedoch,  wie  Alfred 
P.  Wire  im  „Amateur  Photographer"  ausführt,  die  Feuchtigkeit.  Jedes  Papier  zieht 
Feuchtigkeit  an  und  Glas  kondensiert  dieselbe  an  seiner  Oberfläche  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  aus  der  umgebenden  Luft. 

Von  einer  Anzahl  vor  12  Jahren  gefertigter,  in  trockenen  Räumen  aufbewahrter 
N^ative   waren    diejenigen,    welche    nach    dem  Waschen    und    Trocknen    keinerlei 


189 


weitere  Behandlung,  nicht  einmal  einen  Lacküberzug  erhalten  hatten,  völlig  unverändert. 
Die  mit  Quecksilber  verstärkten  und  in  Ammoniak  geschwärzten  Platten  hatten  ein 
scheckiges  Ansehen  bekommen  und  hatten  sich  im  Laufe  der  Zeit  anscheinend  in 
den  Zustand,  in  dem  sie  vorm  Schwärzen  waren,  zurückverwandelt.  Wurden 
diese  scheinbar  verdorbenen  Negative  indes  wieder  in  Quecksilber  gebleicht  und 
dann  mit  gewöhnlichem,  um  50  pCt,  mit  Wasser  verdünntem  Hydrochinonentwickler 
geschwärzt,  so  erhielten  sie  ihre  normale  Beschaffenheit  zurück.  —  Zur  Aufbewahrung 
wurden  die  Platten  in  Enveloppes  von  Manilapapier,  deren  weiche  Seite  nach  innen 
gekehrt  ist,  gesteckt,  in  Plattenschachteln  verpackt  und  im  Atelier  des  Photc- 
graphen,  als  dem  trockensten  Raum,  untergebracht. 

Für  Diapositive  hat  man  gelegentlich  empfohlen,  Öffnungen  in  der  bindenden 
Umhüllung  zu  lassen,  um  der  Luft  zwischen  Deckglas  und  Platte  die  Cirkulation  zu 
gestatten.  Auch  hier  ist  es  besser,  die  Gläser  nach  völligem  Trocknen  her- 
metisch zusammenzuschliessen.  Am  besten  erwärmt  man  beide  über  einer  Lampe 
soweit,  dass  ihre  Hitze  gerade  noch  von  der  Hand  ertragen  wird,  und  klebt  sie  dann 
sofort  zusammen.  Stets  sollte  man  die  Diapositive  ein  oder  zwei  Tage  in  warmem 
Raum  austrocknen  lassen,  ehe  sie  montiert  werden. 

Äussert  wichtig  ist  natürlich  der  trockene  Aufbewahrungsort  auch  für  Papier- 
positive.  Wire,  der  als  Fachmann  viel  mit  Reproduktionen  nach  alten  Photographien 
zu  tun  hat,  erzählt  verschiedene  Fälle,  in  denen  sich  Silberdrucke,  gerahmt  an  der 
Wand  oder  in  Bücher  geklebt,  jedoch  in  ganz  trockenen  Räumen  aufbewahrt,  40 
bis  50  Jahre  hindurch  nahezu  unverändert  gehalten  haben.  —  Hiernach  wäre  dem 
Lichtbildner  anzuraten,  vor  allem  das  Wohnen  in  ganz  neuen  Häusern  zu  vermeider, 
deren  in  den  Wänden  enthaltene  Feuchtigkeit  eine  schwere  Gefahr  für  Phok- 
graphien  ist. 

Nachträgliche  Färbungen  der  Negative  können  nach  Chapman  Jones  Aus- 
führungen in  demselben  Blatte  durch  den  Gebrauch  säurehaltiger  Klär-  und  Fixier- 
bäder hervorgerufen  werden.  Nach  seiner  Argumentation  muss,  wenn  man  von 
Collodionnegativen  und  mit  Eisen  entwickelten  Platten  absieht,  gründliches  Auswaschen 
des  Alkalis  nach  dem  Entwickeln  gefordert  werden,  ehe  die  Platte  ins  Säurebad  kommt, 
da  es  wegen  der  Gefahr  chemischer  Umsetzungen  nicht  gut  ist,  eine  Säure  in  die 
natriumkarbonathahige  Schicht  einzuführen.  Gerade  zu  gründliches  Waschen  zwischen 
Entwickeln  und  Fixieren  aber  bilde  eine  Gefahr.  Jeder  Entwickler  enthält  Sulfit, 
um  die  Lösung  farblos  zu  halten,  und  dieses  wird  durchs  Waschen  schnell  gelöst 
und  weniger  wirksam  gemacht.  Das  entwickelnde  Agens  wird  verdünnt,  seine 
Kraft,  die  Lösung  zu  färben,  bleibt  bestehen;  Lösungen  von  Pyrogallussäure  und 
Sulfit  in  verschiedenen  Graden  der  Verdünnung  färben  sich,  je  verdünnter,  um 
so  schneller.  —  Das  Säurebad  birgt  ferner  nach  Jones  insofern  eine  Gefahr,  als 
die  färbende  Substanz  in  oxydierten  Entwicklern  durch  Säurezusatz  w^eniger  löslich 
gemacht  wird,  dass  sie  zwar  in  der  Farbe  geklärt,  dennoch  aber  nicht  fortgeschafft, 
sondern  fixirt  wird,  und  daher,  in  die  Schicht  übergehend,  durch  Wiederhervortreten 
der  alten  Färbung  gefährlich  werden  kann;  durch  alkalische  Behandlung  dagegen 
wird  der  oxydierte  Entwickler  in  löslicher  und  sichtbarer  Form  gehalten. 

Jones  empfiehlt  nach  dieser  Begründung,  die  Platte  nach  der  Entwicklung  nur 
durch  Abspülen  von  oberflächlich  anhaftender  Lösung  zu  befreien  und  in  einer  Lösuns: 
zu  fixieren,  die  ähnlich  dem  Entwickler  zusammengesetzt  ist,  nur  dass  an  Stelle  der 
Entwicklungssubstanz  das  Fixiernatron  tritt;  der  Alkali-  und  Sulfitgehalt  braucht 
nur  höchstens  ^4  bis  Y^  zu  betragen.  Als  brauchbar  für  gewöhnliche  Zwecke  whd 
folgendes  Bad  empfohlen:  Wasser  \ooo  cc/n^  Fixiernatron  200^,  Natriumkarbonat 
4  g^    Natriumsulfit   15  g.     Nach    dem  Ausfixieren    wird    das  Negativ  nun  einige  Zeit 


190 


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^-      ■  ■  -in   i- 'tvfl.. ;>]•'■>.   \"oTi  Manilapapier,  deren  weiche  Sc:* 

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''\<    'i"     1   .!.   ^' ■•• "  :i'liih  em})tnhlcn,    l^ifnungen    in    / 
'  -'        wM,   'j.  '    1  n't    '\\!<rhen  l)eckt:la-^  und  Platte   die  « 
*.•   i.    "iM-    :  t    <-    !>.■  -' v,     die    (Ilä^er     nach     völligem     1 
.''.-'».        \.'   ixstcn  erwärmt    man   beide   übte 
-   '   ■'   I:      t      '»      j,    •   ..  •■   \ o!i  (Irr  Hard  «-rtriuifn  wird.  ui"i 
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"•-•■».         •      ••:    tiojkcMo    Auf bewalirunirsort    <■ 
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•    '.    :     \b-}H"ilen   \  di.  .»!>t  :  Ü  t   :  '  ■  ■    .  I      -ci!^  /u  befreien  p 

.    '.Mt'rtn,   die  äli'ili.  li   d«  :•.»    !•   ■■         »      •      ■  -  ■  i':p,  •     i-it/t   i^l,   ni  • 
I    .'  *  i.i- ''r.'j--ii')-tni/    (\,i-    i'.\'f  •   •'      '      '/t;    .u  :     Alf  aii      und    ^■ 
nur   iv  ■    .-'•«'    '  ^   b«-   ''5  /u   'n  '  •   •».  '•:     .f-c!    Mji;  izewöh::'. 

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4  ,^',     \  i;i  ..i.n-U'*,'    1;^,;"      Nach     «!i   .»  ^.    :•■!     wiio    tlas   Nei.a. 


ANS  VON  OHLENDORFF 
'AMBüRG  o   o   o    o    o 


NEBELSTIMMUNG 


PHOTOGRAPHIScriK 
MITTEILUNGEN     XL 


in  eine  frische  Lösung  derselben  Zusammensetzung  gelegt  und  dann  sorgfältig  ge- 
waschen. Ist  das  eigentliche  Fixierbad  erschöpft,  so  wird  es  durch  die  zweite  Lösung 
ersetzt  und  letztere  erneuert.  —  Dieses  Bad  soll  über  etwaiges  Vorhandensein  die 
Schicht  färbender  Stoffe  keine  Täuschung  hervorrufen  und  überdies  die  Tendenz 
haben,  solche  zu  lösen.  L. 

Anwendung  des  Dreifarbendrucks. 

Th.  Bentzen -Petersburg  sandte  uns  über  seine  Erfahrungen  in  Dreifarben- 
photographie')  einen  Bericht  zur  Veröffentlichung  zu,  und  geben  wir  aus  selbigem 
nachfolgende  Daten  wieder. 

Bei  meinen  Bestrebungen,  ein  neues  Kopiermaterial,  ein  Papier  für  das  Drei- 
farbenverfahren zu  fertigen,  hatte  ich  Gelegenheit,  zu  erfahren,  dass  sich  mit  einer 
gewöhnlichen  Camera  keine  befriedigende  Dreifarbenaufnahme  machen  lässt,  und 
nachdem  ich  ein  paar  von  den  verschiedenen,  als  ausserordentlich  praktisch  an- 
gepriesenen Kassetten-Konstruktionen  ausprobiert  hatte,  konnte  ich  nur  bestätigen, 
dass  das  Resultat  dem  Verhältnis  der  Geldsumme,  die  hierfür  verausgabt  wurde, 
nicht  entsprach.  Ich  fand  nun,  dass  es  schon  eine  Anzahl  verschiedener  Cameras 
gibt,  die  sich  mit  wenig  Arbeit  und  wenig  Geld  für  das  Dreifarbenverfahren 
umändern  lassen,  ohne  dadurch  für  die  ursprüngUche  Verwendung  als  Camera  für 
gewöhnliche  Aufnahmen  weniger  brauchbar  zu  werden. 

Zu  Filter  verwende  ich  ausfixierte,  gewaschene  und  wieder  getrocknete  Trocken- 
platten (extra  dünnes  Solinglas),  und  zwar  für  jedes  Filter  zwei  Platten,  5  Minuten 
in  folgenden  Farbenlösungen  (nach  Lumiere)  gebadet: 

I.  Orangefilter:        0,5  proz.  Lösung  von  Erythrosin     i8crm 
bei  16°  C.  gesättigte  Lösung  von 

Metanilgelb 20    „ 

II.  Grünfilter:            0,5  proz.  Lösung  von  Methylen- 
blau N 5    „ 

0,5  proz.  Lösung  von  Aurarain  .     30    „ 

III.  Blauviolettfilter:  destilhertes  Wasser 20    „ 

0,5  proz.  Lösung  von  Methylen- 
blau N 20    „ 

Die  gefärbten  und  getrockneten  Platten  werden  paarweise  mit  Kanadabalsam 
zusammengekittet. 

Für  das  Negativverfahren  verwende  ich  Perutz'  Perchromo-Platte,  belichte  in 
folgendem  Zeitverhältnis:  Orangefilter  2'/« — 3,  Grünfilter  2,  Blauviolettfilter  i  und 
entwickle  weich. 

Um  die  drei  Diapositive  für  das  durchsichtige  Filmsbild  herzustellen,  verwende 
ich  „Agfa" -Rollfilms  der  Aktien-Gesellschaft  für  Anilinfabrikation,  2  Minuten  in 
0,5  proz.  Lösung  von  Ammoniumbichromat  gebadet,  staubfrei  getrocknet  und  be- 
lichtet, bis  auf  der  Schichtseite  der  Folie  die  höchsten  Lichter  des  Negativs  sich 
eben  schwach  sichtbar  von  der  dunkleren  Umgebung  abheben.  Die  Films  werden 
in  40°  warmem  Wasser  entwickelt,  in  saurem  Fixierbad  ausfixiert,  in  5  proz.  Lösung 
von  rotem  Blutlaugensalz  geklärt  und  eine  Stunde  gewaschen,  wonach  sie  in  folgenden 
Lösungen  gefärbt  werden: 

I.  Blaubild :     dest.  Wasser 500  ccm 

Methylenblau  N 2^ 

Methylgrün 2  „ 

1)  Ausführliche  Details  siehe  im  „Photograph"   Nr.  14. 


191 


II.  Rotbild:      dest.  Wasser ^oo  ccm 

Fuchsin 2^ 

Eosin 2  „ 

III.  Gelbbild :     dest.  Wasser 500  ^cm 

Diamantgelb  (Aubert)  bei  40°  C.  gelöst        5^ 

Das  Aufnehmen  von  Porträts  und  Gruppen  verlangt  spezielle  Vorrichtungen, 
die  ein  schnelles  Wechseln  der  Farbenfilter  und  Kassetten  ermöglichen,  und  zwar 
in  einer  so  unauffälligen  Weise,  dass  die  aufzunehmende  Person  nicht  gestört  wird, 
wodurch  wenigstens  eine  veränderte  Augenrichtung  und  also  unegale  Einzelbilder 
resultieren  würden.  Besonders  diese  letzte  Bedingung  findet  man  aber  nur  sehr  un- 
vollständig erfüllt  bei  den  käuflichen  Schlitten-Kassetten. 

Wir  brauchen  eine  Camera:  i.  in  passendem  Format,  2  mit  einer  Vorrichtung, 
die  es  ermöglicht,  Farbenfilter  und  Platten  schnell  und  unauffällig  zu  wechseln, 
3.  einstellbar  mittels  Visierscheibe,  und  4.  mit  einem  lichtstarken  Objektiv  versehen. 

Das  passende  Camera-Format  ist  13  X  iScm.  Die  Vorrichtung,  um  das  schnelle 
und  unauffällige  Wechseln  der  Farbenfilter  und  Platten  zu  ermöglichen,  könnte  mit 
Vorteil  nach  dem  Prinzip  der  bekannten  Magazincameras  gebaut  sein.  Die  Not- 
wendigkeit einer  Visierscheibe  zwecks  genauen  Einstellens  schliesst  aber  die  Ver- 
wendung der  gewöhnhchen  Hand -Magazincameras  aus.  Ein  passendes  Objektiv 
lässt  sich  leicht  mit  einer  jeden  Camera  in  Verbindung  bringen. 

Will  man  auf  die  Visierscheibe  verzichten,  lassen  sich  verschiedene  Handcamera- 
Modelle  in  Grösse  13  X  18  verwenden,  z.  B.  Hüttig  &  Sohns  „Monopol", 
Krügeners  „Delta"  und  Ferd.  Franz  Meyers  „Victoria".  Der  Fachphotograph 
braucht  aber  unbedingt  die  Visierscheibe,  denn  nur  durch  die  Möglichkeit  des  ge- 
nauen Einsteilens  wird  man  ein  Bild  herstellen  können,  welches  der  öffentlichen 
Kritik  des  zahlenden  Publikums  vorgelegt  werden  darf. 

Die  erwähnten  zwei  Bedingungen  finden  wir  in  den  Spiegelreflex  -  Magazin- 
cameras „Monopol**  und  „Zeus*  von  Hüttig&Sohn  vereinigt,  und  solche  Camc^a^ 
lassen  sich  deshalb  vorzüglich  durch  kleine  Änderungen  für  unsere  Zwecke  ver- 
wenden. 

Das  Plattenwechseln  muss  geschehen,  während  die  Camera  auf  dem  Stativ  fest- 
steht, also  ohne  dass  es  nötig  ist,  die  Camera  zu  neigen,  eine  Bedingung,  die  oben 
besprochene  Cameras  alle  erfüllen,  wenn  die  Mechanik  eine  genaue  ist.  Da  es  be- 
sonders bei  Porträtaufnahmen  von  Wichtigkeit  ist,  dass  die  aufzunehmende  Person 
während  der  drei  nach  einander  folgenden  Aufnahmen  durch  nichts  gestört  wird» 
wodurch  die  Augenrichtung  sich  eventuell  verändern  würde,  so  muss  die  Führung 
der  Wechselvorrichtung  so  unauffällig  wie  möglich  vorgenommen  werden. 

Wir  kommen  jetzt  zu  der  Hauptsache,  der  Konstruktion  der  Kassetten.  Wollen 
wir  mit  Glasfilter  arbeiten,  müssen  wir  die  Kassetten  so  einrichten  lassen,  dass  jede 
doppelt  so  dick  wie  die  gewöhnliche  Kassette  wird,  indem  ausser  dem  Falz  für  die 
photographische  Platte  noch  ein  zweiter  Falz  für  die  Filterplatte  angebracht  wird. 
Der  Filterfalz  muss  so  viel  schmäler  als  der  Plattenfalz  sein,  dass  die  hintenliegendc 
Vorderseite  des  Plattenfalzes  so  viel  hervorragt,  dass  die  Kassette,  wenn  sie  durch 
die  Feder  nach  vorn  gedrückt  wird,  die  Platte  in  Focus  stellt.  Die  Schichtseite 
der  Platte  muss  sich  also  unter  allen  Umständen  genau  da  befinden,  wo  sie  in  einer 
gewöhnlichen  zur  Camera  gehörenden  Kassette  zu  stehen  kommt.  Dadurch  wird 
das  Format  des  Filters  also  etwas  kleiner  wie  die  Platte,  aber  das  freie  Feld  ist 
für  beide  gleich  gross.  Wenn  die  Konstruktion  der  Camera  es  verlangt,  dass  die 
Kassette  mit  ihrer  Rückseite  anliegen  muss,  um  im  Focus  zu  stehen,  so  kann  man 
mit  Vorteil  die  Kassetten  so  anfertigen  lassen,  dass  Platte  und  Filter  in  ein  und  dem- 


192 


selben  Falz  angebracht  werden.  Der  Falz  ist  also  in  diesem  Falle  doppelt  so  weit  wie 
in  den  gewöhnlichen  Metallkassetten. 

Da  die  Trockenfilter  nicht  fest  angebracht  sind,  aber  auf  selbige  Art  wie  die 
Platte  zu  entfernen  sind,  wird  es  leicht  möglich  sein,  ein  jedes  Fabrikat  zu  ver- 
wenden, sowohl  käufliche  Lumieres,  oder  Voigtländers  oder  die  oben  besprochenen 
selbst  hergestellten  Glas-  oder  Filrasfilter. 

Verwendet  man  Filmsfilter,  statt  solchen  aus  Glasplatten,  ist  es  möglich,  diese 
vor  der  Platte  in  den  gewöhnlichen  Metallkassetten  anzubringen,  man  muss  aber 
dann  das  Objektiv  nach  dem  Einstellen  so  viel  zurückschrauben,  wie  die  Filmsdicke 
ausmacht,  und  braucht  also  keine  Änderung  in  der  Konstruktion  der  Kassetten  vor- 
zunehmen. Oder  man  kann  mittelst  Kartonstreifen  von  passender  Dicke  die  Visier- 
scheibe so  viel  heben,  dass  das  korrekte  Einstellen  sofort  erfolgt. 

Das  Objektiv  muss  unbedingt  ein  sehr  lichtstarkes  sein,  jedenfalls  nicht  weniger 
als  F  :  6  oder  als  äusserste  Grenze  F  :  7,5. 

Ist  eine  Camera  auf  diese  Art  eingerichtet,  so  ist  man  imstande,  von  einem 
absolut  stabilen  Stativ  aus  die  drei  Aufnahmen  in  möglichst  kürzester  Zeit  zu  machen, 
ohne  bei  Porträtaufnahmen  die  aufzunehmende  Person  durch  Griffe  und  Wechseln 
von  Kassetten  zu  stören. 


Patent-Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57b,  V.    5027.     Verfahren    zur  Herstellung   von   trocken   abziehbaren   photographischen  Gelatinc- 
bildern.      Vereinigte   Gelatine-,    Gelatoidfolien-   und    Flitterfabriken   A.   G. ,   Hanau   a.    M.  — 
10.  3.  03. 
57c.  L.    16  837.     Vorrichtung   zum  Tragen    der   ausserhalb   eines   mit   lichtdurchlässigen  Wänden 
versehenen  Aufnahmeraums  anzubringenden  Lampen.     Bcrlin-Neuroder  Kunstanstalten  Akt.- 
Ges.,  Berlin.  —  31.  5.  02. 
57  a.  C.    9614.    Reproduktionscamera  mit  zwangläufiger  Verbindung  der  um  parallele,  die  optische 
Achse  senkrecht  schneidende  Achsen  drehbaren  Bild-  und  Objektrahmen.    Jules  Carpenti er, 
Paris;  Vertr,:  A.  Loll,  Berlin  W.  8.  —  4.  2.  01. 
,     D.    12  303.    Kassete  fOr  die  Photographie  in  natürlichen  Farben  nach  dem  Dreifarbenprozesse. 
William     Norman    Lascelles    Davidson,    Southwick,    Engl.;     Vertr.:     R.    Deissler, 
Dr.  G.  Döllner  u.  M.  Seiler,  Berlin  NW.  6.  —  28.  2.  02. 
57b.  H.    28  456.     Verfahren  zur  Herstellung  von  Bronzeschichten;  Zus.  z.  Pat.  127  899.    August 
Huck,  Ludwig  Fischer  u.  Hermann  Ahrle,  Frankfurt  a.  M  ,  Kaiserstr.  66.  —  20.6.02. 
,     K.    24  499.    Verfahren  zur  Herstellung  von  Papier  oder  Karton  mit  lichtempfindlichen  Stellen. 
Hermann  Kuhrt,  Berlin,  Wassertorstrasse  67.  —   I8.  11.  02. 
57  c.  D.    12  426.     Vorrichtung  zum  gleichmässigen  Erhellen  einer  lichtdurchlässigen  Fläche,  gegen 
welche   photographische   Negative   oder    Diapositive    betrachtet   werden    sollen.      Friedrich 
Dessauer,  Aschaffenburg.  —  7.  4.  02. 
I,    W.    18  242.   Verfahren  und  Vorrichtung  zum  Entwickeln  von  Filmbändern.    August  Weiss, 

Strassburg  i.  E.  —    11.  10.  01. 
9    W.    19  119.     Apparat  zum  Kopieren  von  abgetönten    Photographien  bei  künstlichem    Licht; 
Zus.  z.  Anm,  W.  18  731.     Fa.  A.  Wertheira,  Berlin.  —  6.  5.  02. 

Erteilungen. 

57a.   142  755.    Antriebsvorrichtung  für  Sektorenverschlüsse.    Fa.  C.  P.  Goerz,  Friedenau-Berlin.  — 

3.  5.  02. 
57b.  142  926.     Verfahren    zur   Herstellung    panchromatischer    Trockcnplatten.      Dr.  A.    Micthc, 

Kantetrasse  42,  u.  Dr.  Arth.  Traube,  Rankestr.  25,  Charlottenburg.  —  6.  5.  02. 


193 


57  b.    142  927.     Verfahren   zur  Herstellung  eines  baltbar   chromiertcn  lichtempfindlichen  Gelatine- 

papiers.     Fabrik  Technischer  Papiere  Arndt  &  Troost,  Frankfurt  a.  M.  —  10.  3.  01. 
57c.    142  779.     Kopiergestell  zum  Arbeiten  im  Freien.     Carl  König,  Ratibor.  —  11.  3.  02. 
57  a.    142  979.     Vorrichtung  zum  Auswechseln   geschnittener  Films   o.   dgl.   in   photographiscbcn 

Cameras.     Edwin  Drew  Bartlett,  South  Tottenham,  Engl.  —   11.  6.  Ol. 
57  b.    1 42  938.      Verfahren    zur  Herstellung    von    photographischen   Schmelzfarbenbildern    mittels 

Bicfaromatzucker.     Arthur  Fischer,  Berlin,  Passage  9.   —  23.  2.  02. 
„     142  953.     Farbe     zum    Übermalen     von    Photogrammen.      Job.    Carl   Mehler,     Bremen, 

Ostertorstr.  50a.  —  4.  7.  01. 
„     1 43  062.    Ersatzmittel  für  die  Alkalien  in  photographischen  Entwicklern ;  Zus.  z.  Pat.  1 42  489. 

Farbwerke  vorm.  Meister,  Lucius  &  BrOning,  Höchst  a.  M.  —   7.  10.  02. 
57  c.    142  954.     Apparat    zum    Kopieren    von    abgetönten    Photographien    bei    künstlichem    Licht. 

A.  Wertheim,  Offene  Handelsgesellschaft,  Berlin.  —  9.  2.  02. 


Eingesandt. 


Bezüglich  des  Edinol  -  Patent  -  Prozesses  gingen  uns  von  den  beiden  Parteien  folgende 
Schreiben  zu: 

In  dem  Prozess,  den  wir  wegen  des  Vertriebes  des  photographischen  Entwicklers  Edinol 
gegen  die  Farbenfabriken  vorm.  Friedrich  Bayer  &  Co.  in  Elberfeld,  sowie  einen  Berliner 
Händler  photographischer  Artikel  angestrengt  hatten,  hat  das  Königl.  Landgericht  I  Berlin  durch 
Urteil  vom  14.  d.  M.  nach  unseren  Antr&gen  erkannt  und  den  Beklagten  bei  namhafter  Strafe 
untersagt,  fernerhin  den  Entwickler  Edinol  in  den  Verkehr  zu  bringen  oder  feilzuhalten.  Wir 
wollen  nicht  verfehlen,  auf  dieses  Urteil  im  Interesse  unserer  geehrten  Händlerkundschaft 
deshalb  ganz  besonders  hinzuweisen,  weil  von  jetzt  ab  der  Vertrieb  des  Edinol  nach  den  Be- 
stimmungen des  Patentgesetzes  (vergl.  §  36)  als  wissentliche  Patentverletzung  mit  Geldstrafe  bis 
zu  5000  Mk.  oder  mit  Gefängnis  bis  zu  einem  Jahre  bestraft  werden  kann. 

Hochachtungsvoll 
Aküen-Gesellschaft  für  AnUin-Fabrikation. 

Berlin,  den  20.  Mai  1903. 

Auf  das  von  der  Aktiengesellschaft  für  Anilinfabrikation  in  Berlin  an  die  geehrte  Händler- 
Kundschaft  versandte  Zirkular  vom  20.  d.  M.  betreffend  Edinol  erwidern  wir,  dass  uns  das  Vor- 
gehen der  Gesellschaft  völlig  unverständlich  ist,  da  die  Gründe  des  Urteils  des  Kgl.  Landgericht  I 
zu  Berlin  ihr  sowohl  wie  uns  noch  unbekannt  sind. 

Ebenso  unbegi-eiflich  ist  es,  wie  das  Zirkular  von  wissentlicher  Patentverletzung  sprechen 
kann  angesichts  der  Tatsache,  dass  der  vom  Gericht  ernannte  Sachverständige,  Herr  Geh.-Rat 
Professor  Dr.  Liebermann  ausdrücklich  begutachtet  hat,  dass  unser  Edinol  mit  dem  Rodioal- 
Patent  der  Aktiengesellschaft  für  Anilinfabrikation  nicht  kollidiere.  Da  die  gerichtliche  Entscheidung 
somit  in  direktem  Widerspruch  zu  dem  Gutachten  des  Sachverständigen  steht,  werden  wir  gegen 
das  Urteil  der  ersten  Instanz  sofort  Berufung  einlegen  und  hoffen,  Ihnen  recht  bald  die  Aufhebung 
des  Urteils  mitteilen  zu  können. 

Aus  dieser  Sachlage  ergibt  sich,  dass  die  von  der  Aktiengesellschaft  für  Anilinfabrikadon 
in  dem  Zirkular  au  die  Kundschaft  gerichtete  Warnung  durchaus  ungerechtfertigt  ist  und  keinerlei 
Beachtung  verdient.  Durch  den  Weitervertrieb  des  Edinols  kann  sich  kein  Händler  wegen 
wissentlicher  Patentverletzung  strafbar  machen. 

Erst  dann  wäre  die  Aktiengesellschaft  für  Anilinfabrikation  zu  ihrer  Warnung  berechtigt, 
wenn  der  zwischen  ihr  und  uns  schwebende  Prozess  in  letzter  Instanz  durch  das  Reichsgericht 
endgültig  zu  unseren  Ungunsten  entschieden  wäre.  In  diesem  Falle  würden  wir  selbstverständlich 
unsere  geehrte  Händler-Kundschaft  vor  Schaden  bewahren. 

Hochachtungsvoll 
Farbenfabriken  vorm.  Friedrich  Bayer  &  Co. 

Elberfeld,  den  22.  Mai  1903. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Verlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin.  —  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin. 

194 


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cr-^  tiLxrrvHTe  r    ft:    L'ci-p.  r'c",. 


/ 1  K  TERl ^V I^J  : J  S  C  l i /vr' 


rhotciqr.  Miilcilünqen  XJ, 


Dr.  Hayn,  Köln. 


Im  Sauerland. 


Über  die  Verwendbarkeit 

alter,  schieiernder  Clilor-  und  Chlorbromsilber-Platten 

durch  physikalische  Entwicklung. 

Von  Bmesto  Baum. 

Im  Anschluss  an  die  Untersuchungen  des  Herrn  Dr.  Lüppo-Cramer 
über  physikalische  Entwicklung  von  Chlor-  und  Chlorbromsilber  -  Platten  *) 
habe  ich,  teilweise  im  Vereine  mit  Oberstleutnant  G.  Pizzighelli,  folgende 
Versuche  angestellt: 

Zur  Behandlung  kamen  Diapositiv -Platten  von  Otto  Perutz-München, 
Thomas  &  Co.  Ltd.-London  und  das  italienische  Fabrikat  Melazzo  &  Co.- 
Neapel  bei  Verwendung  des  von  Dr.  Lüppo-Cramer  empfohlenen  Metol- 
Citronensäure-Entwickler. 

Der  P2ntwicklungsprozess  verlief  bei  den  verschiedenen  Plattensorten  in 
gleicher  Art,  und  war  auch  der  erhaltene  blaue  Silberton  bei  allen  Platten 
ein  sehr  ähnlicher.  Die  Belichtungsdauer  gestattet  grosse  Elastizität,  von 
15  Sekunden  bis  zu  2  Minuten  Expositionszeit  in  der  Camera  Hessen  sich 
die  Platten  auf  die  für  Projektionen  erforderliche  Dichtigkeit  bringen.  Daraus 
ergibt  sich,    dass  durch  partielles  Abdecken  einzelner  Teile  während  der  Be- 


1)    Siehe  Photographische  Mitteilungen,  Seite  44:    Lüppo-Cramer,  Die  physikalische  Ent- 
wicklung der  Trockenplatten. 


1.  VII.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


25 


195 


lichtung  bei  der  physikalischen  Entwicklung  weniger  markante  Unterschiede 
in  der  Dichtigkeit  hervorgerufen  werden,  als  bei  der  chemischen,  und  somit 
mehr  harmonisch  ausgeglichene  Platten  erzeugt  werden.  Analog  der 
chemischen  gibt  die  physikalische  Entwicklung  in  feststehender  (nicht  be- 
wegter) Schale  brillantere  und  mehr  kontrastreiche  Cliches  cils  bei  Bewegung 
der  Schale  während  der  Entwicklung;  freilich  erzeugt  der  unbew^egte  Ent- 
wickler häufig  Flecke  auf  der  Platte,  die  sich  nicht  mehr  entfernen  lassen. 
Die  Entwicklung  verläuft  in  2 — 5  Minuten,  und  da  die  Platten  im  Fixierbade 
stark  zurückgehen,  müssen  die  Schattenpartien  bei  Dunkelkammerlicht  in  der 
Durchsicht  vor  dem  Fixieren  sehr  dicht  erscheinen.  Das  erzielte  Silberkom 
ist  sehr  fein,  ob  aber  feiner  als  das  durch  chemische  Entwicklung  erzeugte, 
muss  erst  durch  weitere  Versuche  festgestellt  werden. 

Soweit  decken  sich  im  allgemeinen  meine  Beobachtungen  mit  denen 
des  Dr.  Lüppo-Cramer.  Eine  interessante,  meines  Wissens  vorher  noch 
nicht  beobachtete  Erscheinung  brachte  das  Arbeiten  mit  den  Diapositiv- 
Platten  der  Fabrik  Melazzo  &  Co.  -  Neapel  zu  Tage.  Dieselben  waren 
zwei  Jahre  alt  und  gaben  bei  chemischer  Entwicklung  einen  starken  Rand- 
schleier, der  sie  unbrauchbar  machte.  Bei  der  physikalischen  Ent- 
wicklung trat  dieser  Schleier  nicht  auf!  Wohl  belegte  sich  der  Rand 
mit  einem  dichten  Silberschlamm,  dieser  Hess  sich  aber  durch  Reiben  leicht 
entfernen,  und  nur  der  belichtete  Teil  der  Platte  hielt  das  nascierende 
Silber  in  stabiler  Form  fest.     Dieser  Vorgang,    welcher,    soviel   mir  bekannt. 


Max  Lorenz,  Klotzsche-Drcsden. 


Birken  weg. 


196 


M.  Lorenz,  Klotzsche-Drcsden. 


Abend  an  der  Nordsee. 


vorher  noch  nie  beobachtet  wurde,  den  ich  durch  zahlreiche  Versuche  fest- 
stellte, hat  ein  doppeltes  Interesse:  Ein  praktisches,  weil  infolge  dessen 
Chlor-  und  Chlorbromsilber-Platten,  die  verdorben  sind,  durch  physikalische 
Entwicklung  wieder  verwendbar  werden,  w'ährend  sie  es  bei  chemischer 
nicht  mehr  sind,  und  ferner  ein  wissenschaftliches  Interesse,  weil  er  möglicher- 
weise dazu  beitragen  dürfte,  über  die  Natur  des  Randschleiers  Aufklärung 
zu   bringen. 

Die  Verwendung  anderer  Entwickler  gab  analog  den  Erfahrungen  des 
Dr.  Lüppo-Cramer  wenig  befriedigende  Resultate.  Im  Eisen -Verstärker 
des  nassen  Verfahrens  schwärzte  sich  die  ganze  Platte  gleichmässig,  Pyro- 
Citronensäure  arbeitet  sehr  flau  und  langsam,  und  auch  ein  Hydrochinon- 
Citronensäure-Entwickler  gibt,  trotz  sehr  langer  Belichtung,  nur  dünne  flaue 
Bilder.  Die  Farbe  der  Bilder  ist  bei  allen  Entwicklern  dieselbe,  und  bietet 
somit  keiner  von  ihnen  Vorteil  gegen  den  Metol-Entwickler. 

Physikalisch  entwickelte  Diapositiv-  Platten  bleichjen  im  Quecksilber- 
verstärker in  der  Aufsicht  vollständig  aus  und  haben  dann  in  der  Durchsicht 
nach  dem  Trocknen  und  längeren  Belichten  an  der  Sonne  einen  der  ge- 
brannten Siena-Erde  analogen  Ton.  Sie  lassen  sich  mit  Uran  gut  tonen, 
ebenso  mit  Schwefelammon  nach  vorheriger  Überführung  in  Chlorsilber.  Die 
Platintonung  wurde  nur  nach  stundenlanger  Einwirkung  angenommen.  Ver- 
goldung hat  wenig  Zweck,  weil  das  blaue  Silber  einer  Goldtonung  sehr  ähn- 
lich   ist.     Eine    zum    mindesten    interessante    braungelbe  Tonung    kann    man 


197 


während  der  Entwicklung  erzielen  und  zwar  auf  folgende  Weise.  Die  etwa 
zu  halber  Intensität  entwickelte  Platte  wird  auf  Y«  t)^s  i  Minute  unter  die 
Brause  der  Wasserleitung  gelegt  und  dann  zu  Ende  entwickelt.  Ihr  Ton  ist 
nach  dem  Fixieren  nicht  mehr  blau,  sondern  bräunlich  gelb,  fast  der  gleiche 
wie  bei  der  chemischen  Entwicklung. 

Ich  werde  diese  Versuche  fortsetzen,  und  falls  sie  Interessantes  zu  Tage 
fördern,  mir  erlauben,  weiter  darüber  zu  berichten.  — 

Florenz  im  Juni   1903. 


Zu  unseren  Bildern. 

*Dass  man  aus  einem  Bilde  machen  kann,  was  man  will«,  darin  hatten 
die  Brüder  Scholz  —  wie  wir  im  letzten  Heft  sahen  —  das  Charakteristikum 
des  Gummidrucks  gefunden,  das  sie  in  ästhetischem  Sinne  zu  benutzen 
suchten,  um  aus  Photographien  »wirkliche  Bilder«  zu  machen.  Von  diesem 
Ehrgeiz  war  H.  M.  Carsten sen  nicht  beseelt,  als  er  seine  Winterlandschaft 
schuf;  denn  hier  handelt  es  sich  um  eine  reine  Photographie,  der  durch 
nachträgliche  Behandlung  nicht  ein  Körnchen  von  ihrer  charakteristischen 
Treue  genommen  wurde.  Unsere  Heliogravüre  -  Reproduktion  ist  nach  einer 
Bromsilbervergrösserung  hergestellt,  und  bereits  in  Hamburg  —  wo  das  Bild 
ausgestellt  war  und  mit  der  höchsten  Auszeichnung  bedacht  wurde  —  er- 
staunte man  allgemein,  wie  vollkommen  diese  riesige  Papiervergrösserung  in 
der  Wirkung  mit  den  Gummidrucken  konkurrieren  konnte.  Freilich  scheint 
es  sich  im  vorliegenden  Falle  um  ein  in  den  Tonstufen  ganz  vortreflTlich 
reiches  und  harmonisches  Originalnegativ  zu  handeln,  das  einigen  Abzug  an 
Tonfülle  durch  das  Bromsilberverfahren  gut  vertrug,  um  immer  noch  sehr  reiz- 
voll zu  bleiben.  Unsere  Wiedergabe,  die  etwas  härter  als  das  Original  aus- 
gefallen ist,  zeigt  noch  deutlich  genug  die  feine,  weiche  Tongebung  in  der 
Modulation  des  Schnees,  in  dem  so  glücklich  sich  einfügenden,  leicht  ver- 
schleierten Wolkenhimmel,  in  dem  geschickt  die  tiefste  Stelle  des  Bildes 
markierenden  Hause  mit  den  windverbogenen  Bäumen.  —  Die  stille  und 
sichere  Ruhe  dieses  Lichtbildes,  welches  eine  schöne,  einsame  Natur- 
stimmung so  schlicht  und  eindringlich  wiedergibt,  nimmt  auf  d^ft'  ersten 
Blick  für  sich  ein.  Man  sagt  sich,  dass  es  doch  Stimmungen  und  Bilder  in 
der  Natur  gibt,  die  so  vollendet  und  in  sich  geschlossen  sind,  dass  ihnen 
nichts  von  Menschenhand  hinzuzufügen  bleibt.  Und  man  findet,  dass  gerade 
die  einfache,  treue. Photographie  solchen  Naturbildern  einen  äusserst  glück- 
lichen und  befriedigenden  Ausdruck  schafft. 

Auch  die  Lorenzschen  Bilder,  von  denen  der  »Abend  an  der  Nordsee« 
sicher  das  gehaltvollste  ist,  bestätigen  das  Gesagte.  Gewiss  ist  dieser 
Blick  aufs  abendliche  Meer  nur  ein  treu  festgehaltenes  Momentbild,  aber 
welch  reiche  Stimmungswelt  schliesst  es  ein  für  den,  der  die  Natur  sehen  und 
lieben  lernte.  Das  Heranrollen  der  sich  überschlagenden  Uferwellen,  die 
Bahn  golden  -  tanzender  Sonnenrcflexe  bis  hin  zum  Horizont,    der  gedämpfte 


198 


U.  M.  lAlOI  I 


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n  H -rt   -.ili'  n  das  C.'har.ikl<  ristil: 

^:      .' i»'    J>iM\:      /u  machen      Von  uic<L'- 
'•''.*   r  i -«:..'it,    a'-i   er  >^  «nc  \Vintcrl:ind-:!u." 
:*'.    t::;     icine    l'hotc^^niphif ,     der    dun 
)..  "tM'^u  n    voi)    ihrer    cliaraktensti<ci.f 
1'       •;.:'. !\ Ulf  -  K('|ir(»duktion    ist    nach  <  ::: 
•       •  t'   ..  ;t'i{.s  in  Hamburg   -      wo  das  h. 
\  i\     \'.N/cichnunjJ   bedacht  wurde   —   ■, 
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'     •  .'    !'     i- .'••  ■irnereii  konnte      l^Veilich  sclui--' 

•  »       ..••:•     IM   den  Ton^tufen    c^anz    voitrerV*: 

'?  ^    /.u  !•  mdeln,    das   einigen  Abzn«^  .i: 

.     •  •  '.'...:   vortru«;-.   um  immer  noch  .>ehr  v.-. 

.    .  .'*     ..  '.    li  i    i^'twas  harter  al>  das  Origin.u  av.- 

••     .      ■.:•»,  ds     f'-Mie,    weiche  Ton^^ebun»^  ui  d- • 

-    ..  '  •      i    :■•       .     ■.  ■  •  Kiich  /ich    einfugenden,    leicht  \l-.- 

1     .         •;      :   ..i     _,    ^'].xU    die    tiefste   Stelle    des    l>i;.!L- 

•■     •  '.       •    ;  v   •         ■   *      '   j      \--i  :,.;■'    •  .«'nen  Bäumen.    ---    Die    stiilc    -iv^' 

i      .  I  .       •'  .     .        V    '.   K.^     eine     schone,     einsame     Nat-jr- 

•    .'   :■  ■.  •  •       •!  I    <       '•  :'     -M    wu.i-lep^ibt.     nimmt    auf   defi    erM«  fi 

i      ,.   ;   ,    ••■  "  •   ■•         -.  1-     ..         '.  .      «-i  -^   <M  di»ch  Stimmungen  und  l^ildtr  ;i 

\  ..    ;    './  \    .        -  »    \        "     T   "••  1   i'i   -^irh    otschlo.s-^en    sind,    dass  ihiwn 

■r    •  :       '^n    ■;    .     i..  •     i'-.'.  !.  '     1/  .:     .  ''.  \)U  lit       l'nd  man  findet,   dass  g<.r;u\ 

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V  X  :;.       '!  V-     ^,i  *..i  i\""  ti      '-t.     !>•  .^^  ri!;_;ui     das     Gesagte.       Gewiss     i>t    iije>«-- 
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\\t.i  U  :•  j   '>.   .s^ll:nlMn;^^^\\    't    ^c  ».'i.-  «nI  es  em  für  den,  der  die  N.itui  sti.^  n  .ii>: 
li'h  n     ii  rnlt'.      Pas    I  ieiaiirf'An    <lrr    sich    überschlagenrltn    ITeiAt  "I'.p.    <"< 
H  il\n   '^"i.:  n  -  tan/Aiidtr  S"nnepr(*tlc\e  bis  hin  zum  llorizunt,    dn       i^x-r:-^'- 


198 


ANDACHT  o    o    o   o   o    o   o    o    o  Von 
H.  M.  CARSTENSEN,  FLENSBURG 


PIIOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XL 


Himmel,  hinter  dessen  aufsteigenden  Wolken  die  sinkende  Sonne  kämpft  — , 
ist  es  nicht  prächtig,  wie  vollkommen  die  Photographie  alles  wiedergegeben 
hat,  dass  man  das  Rauschen  der  Brandung  zu  vernehmen,  den  Salzgeruch 
des  Meeres  zu  spüren  meint? 

Wir  stehen  jetzt  wieder  mitten  in  der  Zeit,  in  welcher  der  Lichtbildner 
draussen  im  Freien  seine  Eindrücke  empfängt,  sein  Material  sammelt;  es 
kann  nicht  oft  genug  betont  werden,  dass  es  das  Erste  und  Wichtigste  ist, 
zur  Natur  in  ein  recht  inniges  Verhältnis  zu  kommen,  ihr  die  Schätze  mit 
dem  Auge  abzuringen,  die  sie  so  reich  in  ihrem  Schosse  birgt.  Sehen 
lernen  sollten  wir  alle  zuerst,  das  Schöne  herausfinden,  Bilder  mit  dem 
Blick  begrenzen,  und  dann  diese  Bilder  in  Photographie  so  treu  und 
technisch  vollendet  als  nur  irgend  möglich  in  der  Linienwirkung  und  dem 
Verhältnis  der  Tonwerte  zu  einander  wiedergeben  lernen.  Das  muss  unsere 
Aufgabe  sein;  auf  dem  in  der  Naturwiedergabe  tadellosen  Negativ  baut  sich 
alle  Ausgestaltung,  alle  Vereinfachung  oder  Stilisierung  auf  Darum  sollen 
wir  auch  nicht 
achselzuckend  an 
guten,  naturtreuen 
Photographien  vor- 
übergehen ;  sie  sind 
der  feste  Grund,  in 
dem  wir  wurzeln, 
und  wie  oft  sind  sie 
gehaltreicher  und 
ehrlicher  als  miss- 
verstandene, ver- 
meintlich » künst- 
lerische €  Verän- 
derungen, die  mit 
der  Natur  vorge- 
nommen werden! 

Auch  die  bei- 
den anderen  Lo- 
renzschen  Blätter, 
welche  wir  wieder- 
geben, zeugen  von 
liebevollem  Beob- 
achten der  Natur, 
einem  geübten  Blick 
für  einfache,  stim- 
mungsvolle Motive. 
Namentlich  die  »Bir- 
ken auf  der  Heide  c 
geben     ein     gutes 


Edgar  Muster,  Berlin. 


Aus  Südtirol. 


199 


Bild,  und  auf  den  Stämmen  der  Birken  geschickt  durch  Negativretouche 
eingesetzte  Lichter  fuhren  in  augenscheinlicher  Erhöhung  der  Bildwirkung  — 
deutlicher  noch  am  Original  als  in  der  Reproduktion  —  den  Übereifer 
mancher  Kritiker,  welche  die  Retouche  in  Bausch  und  Bogen  verdammen, 
ad  absurdum.  Grund,  die  Retouche  gänzlich  aus  dem  photographischen 
Verfahren  hinauszuwerfen,  haben  nur  jene,  welche  sie  niemals  richtig  hand- 
haben lernten;  denn  freilich  muss  die  retouchierende  Hand  von  ästhetischem 
Feingefühl  gelenkt  werden,  wenn  die  Photographie  nicht  eine  Verbesserung 
ä  la  Ballhorn  erfahren  soll.  Das  übermässige  Gezeter  aber  gegen  eine 
natürliche  Nachhilfe  an  unseren,  selbst  in  den  besten  Fällen  technisch  noch 
mit  Mängeln    behafteten  Photographien  sollte  sich  endlich  etwas  menagieren. 

Carstensens  »Andacht«  —  die  einzige  Reproduktion  nach  einem 
Gummidruck  im  vorliegenden  Heft  —  reicht  an  die  geschlossene  Wirkung 
seiner  Schneelandschaft  nicht  heran.  Das  Bild  ist  in  der  Verteilung  der 
Lichtflecke  etwas  unruhig  und  zerrissen,  und  die  Alte  macht  schliesslich 
doch  einen  etwas  hingesetzten  Eindruck.  Technisch  ist  freilich  das  Bild  sehr 
interressant  und  wohl  gelungen.  Da  sich  vor  dem  Fenster  nicht  freier 
Himmel,  sondern  anscheinend  eine  Baumwand  befindet,  und  femer  die  Sonne 
schräg  einfällt,  so  ist  die  Aufnahme  gegen  hellstes  Sonnenlicht  ohne  wesent- 
liche Überstrahlungen  geglückt.  Den  Gummidruck  hat  dann  der  Autor  an- 
scheinend dazu  benutzt,  um  die  schweren  Schatten  in  der  unteren  Hälfte  des 
Bildes  günstig  aufzuhellen. 

In  Edgar  Milster  frischen  wir  eine  alte  Bekanntschaft  auf;  wir  hatten 
bereits  im  vergangenen  Jahre  Gelegenheit  zu  sehen,  wie  sicher  er  bei  der 
Wahl  seiner  Landschaftsmotive  zu  Werke  geht,  und  wie  fehlerlos  die 
technische  Durchführung  seiner  Bilder  ist,  —  Vorzüge,  die  hier  neue  Be- 
stätigung finden.  —  Dr.  Hayn  debütiert  mit  einem  ansprechenden  Land- 
schaftsbildchen aus  dem  Sauerland.  F.  L. 


Herr  Niels  Fischer  in  Kopenhagen,  von  dessen  Hand  wir  in  Heft  9  eine 
Reihe  trefflicher  Lichtbilder  bringen  konnten,  bittet  uns  gegenüber  der  dort  aus- 
gesprochenen Annahme  festzustellen,  dass  er  kein  „Fachmann"  sei,  sondern  vielmehr 
alles,  was  wir  von  ihm  sahen,  nur  „con  amore"  gemacht  habe.  —  Wir  freuen  um- 
deshalb  nicht  minder  über  sein  gutes  Gelingen  und  nehmen  auch  gern  davon  Notiz, 
dass  er  sich  mit  der  natürlichen  Bescheidenheit,  welche  Leuten,  die  etwas  können, 
eigen  zu  sein  pflegt,  gegen  die  Bezeichnung  „Kunstphotograph"  sträubt.  „Meine 
Camera  ist"  —  so  schreibt  er  —  „für  mich  nur  ein  Mittel,  um  das  Schöne  der 
Natur  in  Form  und  Linien  festhalten  zu  können."  Es  ist  dies  eine  sehr  verständige 
und  sympathische  Auffassung  der  Photographie.  L. 


Über  die  Zerstörung  des  farbigen  Schleiers 
in  Negativen. 

Auf   dem  Anfang  Juni    in  Berlin  abgehaltenen  Kongress  für  angewandte 
Chemie  eröffnete  in  der  Sektion  für  Photochemie  Herr  Seyewetz  die  Reihe 


200 


Edgar  Muster,  Berlin. 


Brandung. 


der  Vorträge  mit  äusserst  interessanten  Mitteilungen  über  die  Entfernung  des 
farbigen  Schleiers  bei  Negativen.  Die  diesbezüglichen  experimentellen  Arbeiten 
sind  von  A.  Seyewetz  in  Gemeinschaft  mit  A.  L.  Lumi^re  ausgeführt 
worden,  und  geben  wir  daraus  folgendes  wieder. 

Die  farbigen  Schleier,  auch  »dichroitische  Schleier«  genannt,  zeigen  sich 
bekanntlich  nach  der  Entwicklung  oder  nach  der  Fixage,  und  ist  die  Farbe 
merklich  verschieden,  je  nach  den  vielfältigen  Bedingungen  ihrer  Entstehung. 
Sie  erscheint  rötlich,  orange  und  violett  in  der  Durchsicht,  dagegen  grün,  gelb- 
lich grün,  blau  oder  gelb  grünlich  in  der  Aufsicht.  Die  Negative,  bei  auf- 
fallendem Lichte  betrachtet,  machen  den  Eindruck,  als  ob  sie  nicht  ausfixiert 
wären.  Die  über  die  Natur  des  Schleiers  angestellten  Versuche  haben  er- 
geben, dass  derselbe  sich  bald  bei  der  Entwicklung,  bald  bei  der  Fixage 
bildet. 

Der  Schleier  zeigt  sich  allemal,  wenn  der  Entwickler  ein  Lösungsmittel 
von  Bromsilber  enthält,  also  Fixiematron,  Ammoniak,  Cyankalium.  Der 
Schleier  entsteht  ferner  in  dem  Fixierbade,  wenn  letzteres  mit  einer  kleinen 
Menge  von  Sulfit  und  Entwickler  des  Typus  Diamidophenol  in  Berührung 
kommt  oder  mit  überschüssigem  Alkalikarbonat  bei  alkalischen  Entwicklern. 
Ferner  wurde  beobachtet,  dass  die  Schleier-Erscheinungen  durch  Unter- 
exposition, Entwickelungsverzögerer  und  -Beschleuniger  begünstigt  werden. 

Lumi^re  und  Seyewetz  haben  weiter  konstatiert,  dass  der  Schleier  kein 
Bromsilber  enthält.  Er  besteht  wahrscheinlich  aus  einer  stark  silberhaltigen 
Verbindung,    welche    eine    geringe    Menge    organischer    Materie    einschliesst, 


201 


ähnlich    dem  Collargol;     er    könnte    aber    auch    reinem  i^.'i-  - 
werden,    wofür    ebenfalls    die    chemischen  Reaktionen    spf: 
wurde  bemerkt,  dass  durch  verschiedene  Behandlun^^en   da^  .-     • 
und  Sauerstoffvcrbindun^en    übcri^efuhi t    werden  konnte,    w-. 
I'ärbun^  des  Schleiers  zerstört  wird  und  die  schwächere  Failnin.   • 
silbei>  oder  de.s  <  )xyds  eintritt. 

Ms    wurden   foli;en  le  Versuch.^   angestellt,    den   farbiL;en   S«  ' 
st<ircn: 

I.    Durch    Über fuhrun;^^    der   Schleier- Verbindung    p-     ^ 
>ilber.     Die  XeL,ati\e  wurden  mit  Schwefelwasserstoff  oder  S^iix*. • 
behandelt,    der  Schleier    färbte    sich   ganz  allmählich  schwur/      Di 
verläuft  mit  Schwefelwasserstoff  ausserordentlich  langsam,    nurk'i'-* 
mit  Alkalisultulen,    insbesondere    mit   rolysulfiden.    aber    die   Alka.  *    * 
Verbindungen    wirkt  auf  die  Gelatine,    indem  sich  letztere  bv.i  l.u-ig»-.«' 
weilen    der  Platten    in    den  Ikidern  losl/isst.     ]U\-;sei    eignet   >ich  !m>«-   •■: 

>t<'ff,      W<iclRI 

farli    er-'i-jgt    \^ 
in<lem    eine    k'' 
Menge   Wein-   i 
(  itfoncnsaurer 
euicr    FiK'iernai 
If.^ung         gebi 
wird.        Bei     <i: 
Methode  crha't 
leicht  einen  dvi- 

Beschlag   \   : 
Schwefel     an*     < 
Negativschic!. i.  • 
selbe  ist  jed<>«''' 
wischbar. 

Die  gunstu  * 
Konzentration-.  -. 
die  Anw'enduii;^ 

verschieden^:. 
Schwefelverbiii'. 
gen  zur  Zer^t   r  •  . 
des    Schleiers,  v.v 
che     die    Gel./.  ' 
Schicht      nif;:.'.^':  ' 
wenig        angrcikf' 
sind 

a)    Eine   gc^attv;'^ 
Lösunii        v»:! 


l-.i. 


M  :•-•.    '.   Hdliri. 


202 


BIRKEN  AUF  DER  HEIDE    o  o  o  o  Von 
MAX  LORENZ,  KLOTZSCHE-DRESDEN 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XL 


Schwefelwasserstoffgas  in  Wasser,    verdünnt    mit    gleichem  Volumen 
Wasser. 

b)  Lösung    von    Schwefelammonium,    verdünnt    mit    gleichem   Volumen 
von  Ammoniakwasser. 

c)  5prozentige  Lösung  von  Schwefelleber. 

d)  Schwefelnatrium  in  Schwefelwasserstoff-Lösung,  verdünnt  mit  gleichem 
Volumen  Wasser. 

2.  Durch  Behandlung  des  Negativs  mit  Silber-Lösungsmitteln 
(Abschwächern).  Cerisulfat  löst  den  Schleier,  aber  zugleich  schwächt 
dieses  das  Silberbild.  Ebenso  verhalten  sich  der  rote  Blutlaugensalz-Ab- 
schwächer, Kaliumpermanganat  mit  Schwefelsäure  (nach  dem  Rezept  von 
Namias),  Kaliumbichromat  mit  Schwefelsäure. 

Es  ist  nun  bekannt,  dass  Ammoniumpersulfat  (mit  Schwefelsäure  etwas 
angesäuert)  die  Negative  in  ganz  anderer  Weise  wie  die  oben  genannten 
Lösungen  abschwächt.  -  Es  entfernt  mit  Leichtigkeit  den  tiefen  Schleier, 
welcher  im  Fixierbad  entstanden  ist,  ohne  das  Silberbild  merklich  anzugreifen, 
vorausgesetzt,  dass  das  Negativ,  nachdem  der  Schleier  entfernt  ist.  sofort  in 
eine  Natriumsulfit-  oder  Bisulfitlösung  getaucht  wird.  —  Das  Ammonium- 
persulfat wurde  in  3  prozentiger  Lösung  benutzt^  Erhöhung  der  Konzentration 
ergibt  keine  merkliche  Beschleunigung  in  der  Wirkung. 

Der  im  Entwickler  entstandene  oberflächliche  Schleier  wird  durch  Am- 
moniumpersulfat wohl  gleichmässig  gelöst,  da  sich  derselbe  aber  nicht  hinläng- 
lich in  den  tiefen  Teilen    der  Schicht  findet,   so   löst  sich  das  Bild  teilweise. 

3.  Überführung  des  dichroitischen  Schleiers  in  eine  unlösliche 
Verbindung,  welche  durch  einen  Entwickler  reduziert  werden 
kann.  Das  Negativ  wurde  mit  Eisenchlorid,  Bromwasser,  Jodlösung  oder 
rotem  Blutlaugensalz  behandelt.  Alle  diese  Substanzen  beseitigen  den  Schleier 
wohl,  aber  das  reduzierte  Silber,  welches  nach  der  Einwirkung  eines  Ent- 
wicklers entsteht,  ist  undurchsichtiger  als  das  ursprüngliche  Silber  und  gibt 
femer  einen  Silberschleier  von  gelblicher  Färbung. 

4.  Behandlung  mit  Oxydationsmitteln.  Lumiere  und  Seyewetz 
haben  versucht  das  Silberbild  und  zugleich  den  Schleier  in  eine  Silberoxyd- 
verbindung von  grösserer  Lichtdurchlässigkeit  überzuführen.  Es  wurde  zunächst 
Ammoniumpersulfat,  mit  schwachem  Alkali  neutralisiert,  angewendet;  das 
Silberbild  wird  so  nicht  gelöst,  es  wird  bei  längerer  Einwirkung  sogar  leicht 
verstärkt.  Neutrales  Ammoniumpersulfat  reagierte  aber  nicht  merklich  auf 
den  Schleier.  Mehr  Erfolg  hatte  dagegen  die  Verwendung  von  Kalium- 
permanganat in  Lösung  i  :  1000;  diese  löst  den  dichroitischen  Schier  in 
wenigen  Augenblicken  vollständig.  In  der  Schicht  schlägt  sich  Manganoxyd 
nieder.  Letzteres  wird  gelöst,  wenn  die  Platte  in  eine  Lösung  von  Natrium- 
bisulfit  gelegt  wird.  Das  Bild  selbst  wird  nicht  geschwächt,  nur  seine  Farbe 
wird  etwas  verändert,  sie  w-ird  mehr  bräunlich.  Das  Permanganat  beseitigt 
sowohl  den  im  Entwickler  als  im  Fixierbad  entstandenen  Schleier  und  ist 
daher  als  das  vorteilhafteste  Mittel  zu  betrachten. 

1.  Vn.  1908.    Photogr.  Mitieüungen.    Jahrg.  40.  26 

203 


über  Worels  direkte  Farbenphotographien. 

Nachdruck  und  Übersetzung  verboten. 

Wir  kommen  hiermit  unserer  im  Schlusshefte  des  vorigen  Jahrgangs  gemachten 
Zusage  nach  und  beginnen  mit  einer  Reihe  von  Artikeln  über  die  Ausführung  und 
den  Stand  des  obigen  photographischen  Verfahrens.  Bevor  wir  aber  in  die  Einzel- 
heiten desselben  eingehen,  erscheint  es  uns  von  Wichtigkeit,  zum  leichteren  Ver- 
ständnis in  minder  eingeweihten  Kreisen  mancherlei  vorauszuschicken,  das,  wiewohl 
vielfach  bekannt,  dennoch  zur  richtigen  Auffassung  der  angeführten  Prozesse  und 
Vorgänge  nicht  überflüssig  sein  dürfte.  Diesen  Vorbemerkungen  werden  wir  weiter 
die  Schilderung  aller  jener  Arbeiten  nachfolgen  lassen,  die  seit  dem  vorigen  Jahre 
von  Worel  in  zielbewusster  Weise  zu  dem  Ende  unternommen  wurden,  um  den  Ur- 
sachen nachzuforschen,  welche  den  vielfachen  Erscheinungen  in  diesem  Verfahren 
zu  Grunde  liegen. 

Licht  und  Farbe.  Es  wird  heute  wohl  nur  wenige  Menschen  geben,  denen 
die  allgemein  gültige  Theorie  über  Licht  und  Farbe  fremd  ist.  Die  älteste  Ansicht  war, 
Licht  sei  ein  materieller  Ausfluss  aus  den  Körpern,  die  gesehen  werden,  der  in  unser 
Auge  dringt  (Empedokles  im  5.  Jahrhundert  v.  Chr.)  und  dort  die  Lichtempfindungen 
hervorbringt.  Später  war  es  Plato,  der  vermeinte  dass  es  des  Zusammentreffens  der 
Lichterreger  des  aussendenden  Körpers  mit  den  vom  Auge  ausgehenden  Strahlen 
bedarf,  um  Lichtempfindungen  hervorzubringen,  und  ein  halbes  Jahrhundert  später 
stellte  Aristoteles  den  Satz  auf:  Lichtempfindung  entstehe  durch  die  Bewegung  eine> 
zwischen  der  Lichtquelle  und  dem  Auge  liegenden  feinen  Mittels,  also  ähnlich,  wie 
beim  Schalle  die  vibrierende  Luft  den  Ton  unserem  Gehörorgane  überbringt. 

Die  ältere  Anschauung  (Emanations-,  Ausfluss-Hypothese)  musste  den  vielen 
überwältigenden  Beweisen  vom  Gegenteil  weichen,  und  heute  gilt  einzig  und  aUein 
die  Undulations-  (Wellen-)  Theorie,  nach  welcher  Licht  nichts  anderes  als  eine 
Wellenbewegung  des  Lichtäthers  ist,  die  sich  von  einem  leuchtenden  Körper  aus  in 
ähnlicher  Weise  fortpflanzt  wie  der  Schall  von  einem  tönenden  Körper  aus  durch 
die  Vibriation  der  Luft.  Wie  hier  der  tönende  Körper  die  ihn  umgebende  Luft  er- 
schüttert, die  Luft  die  Vibriationen  als  Schallwellen  fortpflanzt,  bis  die  Wellen  unser 
Ohr  treffen  und  durch  die  Nerven  das  Bewusstsein  des  Tönens  in  uns  entstehen 
lassen,  ebenso  befinden  sich  dort  die  Moleküle  eines  leuchtenden  Körpers  beziehungs- 
weise die  zwischen  diesen  kleinsten  Teilchen  gespannten  Ätherteilchen  in  vibrierender 
Bewegung,  pflanzen  diese  auf  den  das  ganze  Weltall  erfüllenden  Äther  über,  der 
hingegen  wieder  diese  Schwingungen  als  Lichtwellen  weiter  gibt,  bis  sie  die  Nerven 
in  unserem  Auge  erregen,  dadurch  die  Empfindung  der  Helligkeit  hervorbringen 
und  sonach  zur  Ursache  der  Sichtbarkeit  der  uns  umgebenden  Gegenstände  werden. 
Erregt  ein  Körper  solche  Schwingungen  von  selbst,  so  ist  er  ein  selbstleuchtender 
Körper.  Dunkle  Körper  sind  die,  deren  Äther  erst  durch  Lichtwellen  eines 
leuchtenden  Körpers  angeregt  werden  muss,  um  Lichtschwingungen  zu  machen;  sie 
sind  dann  beleuchtet  und  befähigt,  wieder  andere  dunkle  Körper  zu  beleuchten 
(Lichtresonanz). 

Aber  nicht  allein  hell  und  dunkel  sehen  wir  die  Gegenstände,  die  uns  im  täg- 
lichen Leben  umgeben,  sondern  auch  in  tausendfältigen  Farben  und  Farbenabstufungen, 
und  es  entsteht  die  Frage,  wie  diese  Erscheinung  zu  erklären  ist.  Plato  hieh  die 
Farbe  für  kleine  Flämmchen,  die  farbige  Körper  aussenden,  während  Aristoteles 
aus  der  Mischung  von  Licht  und  Dunkel  (Weiss  und  Schwarz)  die  Entstehung  der 
Farben  vermutete.  Letzterer  Ansicht  huldigten  hervorragende  Geister  selbst  des 
vorigen  Jahrhunderts  noch,  wie  Goethe,  Schopenhauer  u.  a.,  wiewohl  die  heutige 


204 


Theorie  schon  1666  durch  die  Zerlegung  des  Lichtes    in    seine  Komponenten  durch 
Newton  bekannt  war. 

Die  Farben  sind  Bestandteile  des  weissen  Sonnenlichtes,  und  sobald  auch  nur 
eine  Farbe  in  dieser  Summe  fehlt,  dann  ist  der  Lichtstrahl  nicht  mehr  weiss, 
sondern  andersfarbig.  Das  Sonnenlicht  besteht  aus  unzählig  vielen  Farbstrahlen, 
welche  alle  Nuancen  von  Rot  über  Gelb,  Grün,  Blau  bis  Violett  repräsentieren. 
Diese  Farben  vermögen  wir  zu  sehen;  im  Sonnenlichte  sind  aber  auch  noch  andere 
Farbstrahlen  enthalten,  die  unser  Auge  wahrzunehmen  nicht  imstande  ist,  weil  unser 
Auge  die  Über  ein  gewisses  Mass  hinaus  sich  vergrössernden  und  verkleinernden 
Vibrationen  nicht  mehr  zum  Bewusstsein  bringt,  die  aber  durch  chemische  Reagentien 
ihre  Anwesenheit  beweisen;  sie  liegen  über  dem  sichtbaren  Rot  und  unter  dem 
sichtbaren  Violett  und  werden  als  ultrarote  und  ultraviolette  Strahlen  bezeichnet. 

Der  Beweis  für  die  Zusammensetzung  des  Sonnenlichtes  ist  leicht  erbracht. 
Ein  schmaler  Lichtstrahl  auf  die  brechende  Kante  eines  dreieckigen  Glasprismas  ge- 
worfen, zeigt  auf  einer  entgegen  gehaltenen  weissen  Fläche  sofort  die  einzelnen  Be- 
standteile, und  eine  dazwischen  gehaltene  Sammellinse  vereinigt  alle  Farben  wieder 
zu  weiss.  Lässt  man  aber  eine  der  Farben  die  Sammellinse  nicht  passieren,  dann 
fehlt  die  Harmonie,  und  es  kann  kein  weisses  Licht  gebildet  werden. 

Das  Bild  des  zerlegten  Lichtes  zeigt  eigentlich  unzählig  viele  Farben,  denn  sie 
fliessen  aus  unendlichen  Abstufungen  ineinander,  wir  wollen  für  unseren  Zweck  nur 
die  Hauptfarben  d.  i.  rot,  gelb,  grün,  blau  und  violett  festhalten.  Diese  Farben  des 
Spektrums  bezeichnen  wir  als  einfache  oder  homogene  Farben,  weil  sie  sich  durch 
das  Glasprisma  nicht  weiter  brechen  lassen.  Diesen  gegenüber  stehen  die  Misch- 
farben. Um  den  Eindruck  Weiss  zu  erhalten,  sind  nicht  alle  Farben  des  Spektrums 
erforderlich,  auch  zwei  einfache  Farben  können  schon  Weiss  erzeugen;  solche  sich 
zu  weiss  summierenden  Farben  heissen  Ergänzungs-  oder  Komplementärfarben.  Diese 
sind  nach  Helmholtz:  Rot  und  grünlichblau,  orange  und  cyanblau,  gelb  und  indigo- 
blau, grünlichgelb  und  violett.  Einfaches  Grün  hat  keine  einfache  Komplementär- 
farbe, sondern  purpurrot,  d.  i.  eine  Mischfarbe,  bestehend  aus  rot  und  violett.  Farben 
sind  also  Lichtarten,  deren  Verschiedenheit  in  den  Schwingungszahlen  der  sie  fort- 
pflanzenden Wellenbewegungen  des  Lichtäthers  gelegen  ist. 

Die  Schwingungszahl  des  Äthers  in  der  Zeiteinheit  oder  die  Dauer  einer 
Schwingung  ist  das  Merkmal  der  Farbe,  und  die  Schwingungszahl  ist  so  vielmal 
grösser  als  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Ätherwelle  wächst  oder  die  Wellen- 
länge kleiner  wird.  Von  Rot  gegen  Blau  wächst  die  Schwingungsgeschwindigkeit, 
dagegen  wird  die  Wellenlänge  kleiner,  die  Schwingungszahl  aber  immer  grösser. 
Von  Blau  gegen  Rot  tritt  das  Umgekehrte  ein. 

Wir  haben  schon  erinnert,  dass  beim  Schall  es  sich  ähnlich  wie  beim  Licht 
verhält.  Was  der  Ton  für  das  Ohr  ist,  ist  die  Farbe  für  das  Auge,  nur  citiert 
beim  Schall  die  Luft,  beim  Licht  der  Äther  und  zwar  immer  transversale  Schwingungen. 
Je  mehr  Ätherschwingungen  das  Auge  in  der  Zeiteinheit  empfängt,  desto  höher 
gegen  violett  hin  empfindet  es  den  Farbenton. 

Dringen  Lichtstrahlen  durch  gasförmige,  feste  oder  flüssige  Materien,  so  können 
sie  scheinbar  vernichtet  (verschluckt)  werden.  Dies  ist  zu  erkennen,  wenn  das 
fragliche  Mittel  in  den  Strahlengang  des  Lichtes  gebracht  und  das  nun  durchfallende 
Licht  durch  ein  Prisma  zerlegt  wird.  Dem  nun  sichtbaren  Spektralbild  fehlen  ein 
oder  mehrere  Farbstrahlen,  an  ihrer  Stelle  ist  Dunkelheit  getreten,  sie  sind  daher 
von  dem  Mittel  verschluckt,  absorbiert  worden. 

Die  Absorption  des  Lichtes  erklärt  uns  das  Zustandekommen  der  Farben  der 
uns  umgebenden  Gegenstände,  die  wir  natürliche  Farben  oder  Körperfarben  nennen. 


205 


Die  Körperfarbe  besteht  also  aus  den  Arten,  welche  nach  der  Absorption  von  den 
auffallenden  und  durchgehenden  Strahlen  übrig  geblieben  sind,  und  es  kann  daher 
ein  Körper  nur  Farben  zeigen,  welche  in  dem  zur  Beleuchtung  ver- 
wendeten Lichte  bereits  enthalten  sind.  K. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Kleine  Mitteilungen. 

Feitzingers  Exponometer. 

Heinrich  Feitzinger-Wien  bringt  Photometerskalen  in  den  Handel,  welche 
in  ihrer  Anordnung  den  Skalen  des  Vogel-  resp.  Swan  -  Photometers  entsprechen. 
Sie  bestehen  gleichfalls  aus  treppenförmig  übereinander  geschichteten  transparenten 
Papierlagen.  Die  sauber  gearbeitete  Skala  kostet  nur  70  Heller  und  ist  (am  besten 
ohne  Passe-partout,  mit  Celloldinpapier- Unterlage)  im  Kopierrahmen  auf  Glasscheibe 
gepresst,  für  Pigment-  und  Gummidruck  gut  zu  verwenden. 


Kollodium -Vorpräparation  ffir  Emulsionspapiere. 

Um  das  Einsinken  der  lichtempfindlichen  Silberschichten  in  den  PapierfiJz  zu 
vermeiden,  erhalten  bekanntlich  die  Papiere  eine  geeignete  Vorpräparation.  York 
Seh  war  tz -Hannover  hat  sich  die  Vorpräparation  mit  Kollodiumwolle  patentieren 
lassen  und  zwar  Lösungen  von  Kollodiumwolle  in  Aceton,  Amylacetat  und  dergleichen 
oder  Mischungen  dieser  unter  Zusatz  von  Benzol. 

Eine  sehr  geeignete  Flüssigkeit  erhält  man  beispielsweise  durch  Lösen  von 
19^  trockener  Kollodiumwolle  in  1000  cc/u  99 prozentigem  Aceton  und  875  f^/// Am}-!- 
acetat,  unter  Zusatz  von  875  cc//i  Benzol.  Durch  diese  Flüssigkeit  zieht  man  das 
Papier,  oder  man  trägt  sie  mittels  geeigneter  Vorrichtungen  auf  letzteres  derart  auf, 
dass  auf  je  i  ^m  Papier  etwa  70  bis  80  ccm  der  Flüssigkeit  verbraucht  werden. 

Das  Papier  behält  bei  dieser  Behandlung  eine  matte,  vollkommen  gleichmässige, 
streifenfreie  Oberfläche,  welche  wässrige  Flüssigkeiten  und  Emulsionen  leicht  und 
gleichmässig  annimmt.  Dabei  wird  das  Papier  ausserordentlich  zähe  und  etwas 
durchscheinend.  Letzterer  Umstand  würde  besonders  bei  der  Herstellung  von  Brom- 
silbernegativpapier von  Bedeutung  sein. 


Entwickler  für  Momentaufnahmen. 

Für    die    Hervorruf ung    von    Momentaufnahmen    empfiehlt    E.    Trutat    in    der 
^ Revue  Suisse"  folgende  Entwickler-Kombinationen: 

I.  Hydrochinon-Metol  in  nachstehender  Zusammensetzung: 

Wasser  (heiss> 1000^ 

Metol 1  „ 

Natriumsulfit,  wasserfrei 75  „ 

Hydrochinon 12,, 

Soda  kristallis 150  » 

Bromkali 1  „ 


206 


2.  Pyrogallussäure-Ortol.     Es  werden  folgende  4  Lösungen  angesetzt : 

A.  Wasser  (warm) 500,0  g 

Salicylsäure 0,5  „ 

Pyrogallussäure 2,5  „ 

Ortol 4,0  „ 

B.  Natriumsulfit,  wasserfrei 5,0  „ 

Wasser 500,0  „ 

C.  Soda 50,0  „ 

Wasser 100,0  „ 

D.  Gelbes  Blutlaugensalz 10,0  „ 

Wasser 100,0  „ 

Für  den  Gebrauch  mischt  man  30  Teile  Lösung  A,  25  Teile  B,  6  Teile  C  und 
I  Teil  D. 

Internationaler  Kongress  für  angewandte  Chemie  zu  Berlin. 

Der  Berliner  Kongress  hat  sich  eines  äusserst  zahlreichen  Besuches  erfreuen 
können,  an  3000  Teilnehmerkarten  sind  gelöst  worden,  aus  aller  Herren  Länder 
waren  Gäste  erschienen,  letzteres  gilt  auch  ftlr  die  Photochemie-Sektion.  Von  be- 
kannten Persönlichkeiten  des  Auslandes  hatten  sich  u.  a.  eingefunden:  Dr.  L.  Baeke- 
land-Yonkers  N.-Y.,  Prof.  Dr.  Castellani-Florenz,  Hofrat  Prof.  Dr.  Eder-Wien, 
Prof.  Dr.  Fabre-Toulouse,  K.  Hazura-Wien,  Prof.  R.  N am ias- Mailand,  Dr.  M. 
Scavia-Turin,  Dr.  A.  Seyewetz-Lyon.  Es  fanden  in  der  Sektion  für  Photochemie 
6  Sitzungen  statt,  in  denen  eine  Fülle  höchst  interessanter  Vorträge  und  Vorlagen 
geboten  'wurde,  welche  zum  Teil  zu  sehr  lebhaften  Diskussionen  Veranlassung  gaben. 
Die  behandelten  Themata  waren  folgende: 

Dr.   A.  Seyewetz:    Über    die   Zerstörung    des    dichroitischen    Schleiers    (siehe 
Seite  200),    Über   die   verschiedenen  Ursachen    des    Entstehens    und    über   die  Zu- 
sammensetzung des  dichroitischen  Schleiers.  —  Prof.  R.  Namias:  Einfluss  gewisser 
Alkalisalze    mit   organischen  Säuren,    um  die  Haltbarkeit  von  Chromatpräparationen 
zu  erhöhen,  Chemische  Reaktionen  in  Tonfixierbädern  mit  Bleisalzen.  —  Dr.  A.  König: 
Über  einen  neuen  Sensibilisator  (Orthochrom  T.  —  Siehe  den  Artikel  Seite  185.).  — 
Hofrat    Prof.    Dr.    Eder:    Über   Sensitometrie    photographischer   Platten.    —    Prof. 
Dr.  Schaum:    Über  Bromsilbergelatine    und  das  latente  Bild.    —    Prof.  Dr.  Fahre: 
Entwickler  mit  Methylparamidophenol.  —  Prof.  Dr.  Mi  et  he:  Projektions  Vortrag  über 
farbige   Photographie    durch    additive   Synthese    (System    Ives,    vergl.   den    Aufsatz 
Seite  106).    —    Prof.  Dr.  Precht:    Atomgewichtsbestimmung    des    Radiums,    Über 
Solarisation  und  verzögerte  Entwicklung.  —  Dr.  Neuhauss:  Über  Farbenphotographie 
mittels  Ausbleich  Verfahrens  unter  Vorlage  von  Kopien.  —  J.  Gaedicke:  Über  Doppel- 
salze von  Silber-  und  Natriumthiosulfat.  —  Dr.  L.  Baekeland:  Über  die  Entwicklung 
der  photochemischen  Industrie  in  den  Vereinigten  Staaten,  Eine  praktische  Methode 
iür  Bestimmung  der  relativen  Haltbarkeit  von  Silberkopien,  Eine  Schnellmethode  der 
quantitativen    Bestimmung    von    Silber    in    photographischen    Papieren,     Die   Ton- 
wirkung einer  Mischung  von  Fixiernatron  und  Alaun ,   Der  Einfluss  des  Feuchtigkeits- 
gehahs    der   Luft    bei    der   Fabrikation    photographischer    Papiere,    Die    elektrische 
Wirkung  von  Metallpartikeln  in  Papierpräparationen,  Photo-Retrogression  des  latenten 
Bildes,   Die  Eigenschaften  des  centrifugierten  Bromsilbers. 

Wir  werden  über  die  einzelnen  Vorträge,  soweit  sie  für  unseren  Leserkreis 
Interesse  haben  und  sofern  der  Gegenstand  in  unserem  Blatte  nicht  bereits  be- 
sprochen worden  ist,  nähere  Mitteilungen  veröffentlichen. 


207 


Repertorium. 

Platindrucke  mit  glänzender  Oberfläche  nach  A.  von  Hfibl. 

Durch  Erzeugung  einer  glänzenden  Oberfläche  erhalten  die  Kopien  auf  MaUpapier 
bekanntlich  eine  bessere  Detaillierung  in  den  dunklen  Tönen.  Für  den  Platindruck 
empfiehlt  von  Hübl  in  der  „Photographischen  Korrespondenz"  folgenden  Weg: 

Grobkörniges  Zeichen-  oder  Aquarellpapier  wird  mit  einer  Gelatinelösung  (i  :2o) 
vorpräpariert  (Gerbung  ist  nicht  erforderlich,  da  diese  durch  die  Sensibilisierung 
erfolgt).  Nach  dem  Trocknen  wird  das  Papier  möglichst  schnell  mit  nachstehender 
Lösung  in  bekannter  Weise  sensibilisiert: 

Eisenlösung 4  ccm 

Kaliumplatinchlorür-Lösung  1:6      .     .     .1,5     „ 
Die  Entwickler-Lösung  wird  wie  folgt  angesetzt: 

Kaliumoxalat-Lösung  1:4 50» 

Platinlösung 2     „ 

Die  Entwicklung  geschieht  am  besten,  indem  man  die  Kopien  auf  einem 
Brett  mit  Reissstiften  befestigt  und  die  Flüssigkeit  mit  Pinsel  oder  Schwamm  rasch 
aufträgt.  Bei  Heissentwicklung  wird  die  Kopie  wie  üblich  durch  das  Bad  gezogCD. 
Zur  Erzielung  brauner  Töne  werden  dem  Sensibilisier ungsbade  oder  der  Ent- 
wicklerlösung Quecksilbersalze  zugefügt.  Hier  finden  dann  zwei  chemische  Prozesse 
statt:  aus  dem  Platinsalz  entsteht  metall.  Platin,  das  Quecksilbersalz  wird  zu  Oxydul- 
salz reduziert.  Um  rein  braune  Töne  zu  erhalten,  muss  die  Reduktion  des  Platins 
herabgedrückt  und  die  des  Quecksilbersalzes  erhöht  werden;  das  geschieht  durch 
Zusatz  von  Säure  zur  Sensibilisier ungs-  und  Entwicklerlösung  und  durch  Gebrauch 
leicht  reduzierbarer  Quecksilbersalze. 

Für  Sepiatöne  sind  die  gelatinierten  Papiere  mit  folgender  Lösung  zu  sensibili- 
sieren: 

Eisenlösung 20  ccm 

Kaliumplatinchlorür-Lösung  1:6....       8     „ 
Quecksilbercitrat*)- Lösung  i  :  30    .     .     .      5     „ 

Zitronensäure-Lösung  1:2 5     „ 

Durch  Vermehrung  resp.  Verminderung  der  Quecksilbercitrat- Lösung  kann  die 
Braunfärbung  variiert  werden. 

Die  Entwicklung  wird  in  folgender  Lösung  vorgenommen: 

Wasser 1000    g 

Kaliumoxalat 200     „ 

Zitronensäure 20     „ 

Die  Kopien  können  kalt  mit  Pinsel  oder  heiss  (Durchziehen)  entwickelt  werden. 

Bei  zu  hohem  Quecksilbergehalt  erhalten  die  Lichter  zuweilen  eine  gelbliche  Färbung. 

Der  Glanz  der  Bilder  ist  von  der  Behandlung  der  Papiere  wesentlich  abhängig. 

Wird    das    feuchte  Papier    sogleich  in  den  Trockenkasten  gebracht,    so  trocknet  die 

Gelatineschicht  glänzend  ein.     Wird  heiss  entwickelt,  so  entsteht  stets  Hochglanz. 

Die  Platinbilder  können  auch  mit  Lack  (Damarf irniss ,  Negativlack)  überzogen 
werden.  Vorher  sind  die  Bilder  etwas  anzuwärmen,  ebenso  nach  dem  Aufstreichen 
des  Lacks. 


1)    Quecksilbercitrat    kann    man   sich    leicht  herstellen,    indem  man  3^   gelbes 'Quecksilber- 
oxyd mit  20  g  Zitronensäure    und  90  ccm  Wasser    bis  zur  völligen  Lösung  des  Oxyds   erwärmt. 


208 


Professor  Hans  Watzek  f. 

Am     12.  Mai    ist    Professor  Hans  Watzek    in  Wien    im  Alter    von  nicht  ganz 
54  Jahren    einem    langen    und  schweren  Leiden  erlegen.      Der  Verstorbene  gehörte 
vom  Beginn    der  mordernen   künstlerischen  Bestrebungen    in  der  Photographie,  vor 
etwa  zehn  Jahren,  an  mit  seinen  Freunden  Henneberg  und  Kühn  zu  den  eifrigsten 
und    erfolgreichsten    Pionieren    auf    dem    neu    erschlossenen    Schaffensgebiet.      Der 
grösste  Vorzug  des  mit  seinen  Leistungen  in  der  ganzen  Welt  bekannt  gewordenen 
„Kleeblattes"    bestand  in  dem  Aufbauen  auf  einer  soliden  ästhetischen  und  zeichne- 
rischen   Vorbildung,    die    es    in    der    Ausgestaltung    seiner    Photographien    nie    in 
Gemacklosigkeiten,  nie  in  Unnatur  und  Künstelei  sich  verirren  liess.  —  So  war  auch 
Hans  Watzek  von  Hause  aus  zu  künstlerischer  Betätigung  berufen.    Anfangs  Aus- 
übender der  Holzschneidekunst,  wirkte  er  später  als  Professor  im  Freihandzeichnen 
und  Modellieren  an  einer  Wiener  Staats- Oberrealschule,  auch  hier  im  Gegensatz  zu 
den  überkommenen,  erstarrten  Formen  des  Zeichenunterrichts  für  die  direkte  Natur- 
nachbildung nach  Kräften  eintretend.  —  In  seinen  Lichtbildern  zeigte  Watzek  stets 
einen  vornehmen,  grossen  Zug.      Sein  Streben  war  darauf  gerichtet,  das  Unwesent- 
liche zu  unterdrücken  zu  Gunsten  einer  breiten,    malerischen  Wirkung,   die  er  doch 
niemals  auf  Kosten  der  Naturwahrheit  zu  erreichen  suchte.      Die  technischen  Mittel 
gab  ihm  anfangs  der  Platindruck  und  später  vor  allem  der  Gummidruck,    zu  dessen 
eifrigsten  Bekennern  und  Förderern  er  gehörte.   —  Seit  1893  Vorstandsmitglied  des 
Wiener  Cameraklubs,    konnte  er  eine  lange  Reihe  uneingeschränkter  Erfolge  feiern. 
Seine  Bilder    und    eine  Anzahl    literarischer   Arbeiten,    in   denen    er    seine    reichen 
Erfahrungen  besonders  auf  dem  Gebiete  des  Gummidrucks  in  conciserForm  nieder- 
legte,   werden    seinen  Namen    in    der  Photographie    übers  Grab  hinaus  lebendig  er- 
halten.         F.  L. 

Literatur. 

Dr.  Mazel,  Künstlerische  Gebirgs-Photographie.  Autorisierte  deutsche  Übersetzung  von 
Dr.  £.  H  egg -Bern.  Mit  12  Tafeln  nach  Original- Auf  nahmen  des  Verfassers.  Verlag  von  Gustav 
Schmidt -Berlin.  Die  im  Vorjahre  erfolgte  französische  Ausgabe  des  vorliegenden  Werkes 
ist  allgemein  gut  beurteilt  worden.  Die  auch  der  deutschen  Übersetzung  beigegebenen  Re- 
produktionen von  Originalaufnahmen  des  Autors  zeigen,  dass  derselbe  auf  dem  Gebiete  der 
alpinen  Photographie  nicht  nur  einen  geschulten  Blick  für  künstlerische  Wirkung  besitzt,  sondern 
auch  die  Technik  der  Photographie  vollkommen  beherrscht.  Es  ist  ja  bekannt,  dass  das  Auf- 
nehmen im  Gebirge  sich  schwieriger  gestaltet  als  in  ebenen  Landen;  es  gilt  da  oft,  starke  Kon- 
traste von  Licht  und  Schatten  auszugleichen,  die  so  effektvollen  Fernen  zur  Geltung  zu  bringen, 
die  passenden  Beleuchtungen  und  Wolkenstellungen  schnell  zu  ßxieren.  Mit  allem  diesen  be- 
schäftigt sich  Mazel  in  seiner  Schuft  auf  das  eingehendste  und  gibt  zahlreiche  praktische  Winke. 
Er  bespricht  die  Auswahl  geeigneter  Platten,  die  Anwendung  der  Gelbscheibe,  die  Entwicklung, 
die  VergrOsserung  der  Aufnahmen ;  ferner  die  Charakteristik  der  Alpenlandschaft,  die  Beleuchtung, 
die  Effekte  des  Wassers,  des  Himmels  und  der  Ferne,  die  Figur  in  der  Landschaft,  auch  erteilt 
Mazel  in  einem  besonderen  Kapitel  sehr  schätzenswerte  Anweisungen  über  Exkursionspläne, 
Platten  Wechsel  etc.  —  Dr.  E.  Hegg,  der  unseren  Lesern  schon  durch  technische  Abhandlungen 
und  Aufnahmen  aus  den  Alpenlanden  bekannt  ist,  hat  die  Übersetzung  des  Mazel  sehen  Buches 
in  vortrefflichster  Weise  besorgt.  —  Jeder  Freund  der  alpinen  Photographie  wird  das  Werk  mit 
Ceouss  lesen  und  auch  reichen  Nutzen  daraus  ziehen.  P.  H. 

Prof.  F.  Schmidt,  Leitfaden  der  Momentphotographie.  Verlag  von  Otto  Nemnich- 
Wiesbaden.  Der  mit  dem  Gebiete  der  praktischen  Photographie  gut  vertraute  Autor  behandelt 
in  diesem  mit  vielen  Illustrationen  versehenen  Büchlein  speziell  die  Momentphotographie  und  gibt 
u.  a.  auch  eine  sorgfältigst  zusammengestellte  Liste  der  Haupt-Handcameratypen  deutschen,  öster- 
reichischen und  schweizerischen  Ursprungs. 


209 


Patent-Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57  b.    B.     30  336.      Photographisches    Verfahren     zur    Herstellung    plastisch    richtiger    Biidw^erke. 

Carlo  Baese,  Berlin,  Hallesche  Str.  15.  —  7.  11.01. 
„      S.     16  432.      Gewebe    und  Verfahren    zur  Herstellung  von  Imitationen  gewebter  Bilder  auf 

photographischem    Wege.      Jan  Szczepanik,  Wien;    Vertr.:    C.  Fehlert,    G.  Loubier, 

Fr.  Harmsen  u.  A.  Büttner,  Berlin  NW.  7.  —  12.5.02. 
57  c.    T.     7962.     Lichtpausrahmen   mit  seitlichen  Aussparungen   zum  Kopieren  kleiner  Stücke  aus 

beliebig  grossen  Zeichnungen.    Walter  Thele,  Kantstr.  107,  u.  Alfred  Grünberg,  Leibniz- 

Strasse  92,  Charlottenburg.  —  15.  1.  02. 
57a.    W.  19  344.     In  Taschenuhrform    zusammenlegbare    Camera.     Hans    Wettern,    Hamburg» 

Reeperbahn  4.  —  7.  7.  02. 

Erteilungen. 

57  a.  143  329.  Vorrichtung  zur  Herstellung  von  Aufnahmen  sowohl  in  Hoch-  als  auch  in  Quer- 
format mit  solchen  Magazincameras,  bei  welchen  sich  unter  der  Camera  ein  Bchfllter  für  die 
belichteten  Platten  befindet.     Herbert  E.  Hickox,  Great  Yarmouth,  Engl.  —  5.  12.  01. 

„  143  485.  Aus  einem  endlosen  Bande  mit  Belichtungsschlitz  bestehender  Rouleau  verschluss. 
Nathan  Augustus  Cobb,  Sydney.  —   12.9.00. 

„  143  486.  Kinematograph,  dessen  Bildband  mit  mehreren  nebeneinander  liegenden  Reihen 
von  Bildern  versehen  ist,  und  dessen  Objektiv  durch  seitliche  Verschiebung  von  der  einen 
Bildreihe  vor  die  andere  gebracht  wird.     A.  Rosenberg,  London.  —  11.  4.01. 

„      143  487.     Reflexca-nera.     Fritz  Kricheldorff,  Berlin,  Karlstr.  26.  —  16.  11.02. 


An  unsere  Leser. 

Angesichts  der  Reisesaison,  in  die  wir  nun  wieder  mit  vollen  Segeln  hinein- 
steuern, möchten  wir  unsere  Leser  neuerdings  daran  erinnern,  bei  ihren  licht- 
bildnerischen Studien  auch  das  Interesse  unserer  „Photographischen  Mitteilungen* 
ins  Auge  zu  fassen.  Bereits  im  vergangenen  Jahre  traten  wir  erfolgreich  mit  einer 
derartigen  Anregung  an  die  Leser  heran,  und  waren  es  damals  Seebilder,  so  sind 
es  diesmal  Momentaufnahmen  aller  Art,  Aufnahmen  von  Architekturen  und 
solche  alpiner  Landschaften,  die  wir  zum  Thema  stellen.  Die  Momentbilder  sollen 
das  charakteristische  Gepräge  dieser  Gattung  tragen,  es  wird  sich  also  in  der  Haupt- 
sache hier  um  Handcamera- Aufnahmen  handeln,  die  jedoch  nach  u-gend  einer 
Richtung,  sei  es  durch  künstlerische  oder  gegenständliche  Anziehungspunkte  be- 
sonderer Art,  vor  den  landläufigen  Erzeugnissen  der  „Knipserei"  ausgezeichnet  sein 
sollen.  Bei  den  Architekturaufnahmen  wird  das  historisch  Interessante  im  Vorder- 
grund stehen,  und  mit  Bezug  auf  die  Gebirgslandschaften  ist  die  besondere  Berück- 
sichtigung der  auf  diesem  Gebiet  nicht  leicht  zu  erzielenden  malerischen,  einheitlich 
bildmässigen  Wirkung  erwünscht. 

Wer  also  meint,  etwas  unter  diese  drei  Rubriken  Fallendes,  das  der  Reproduktion 
würdig  ist,  mit  seiner  Camera  eingefangen  zu  haben,  den  bitten  wir,  an  die  Adresse 
des  Verlegers  Herrn  Gustav  Schmidt,  Berlin  W.  35,  Lützowstrasse  27,  möglichst 
bald,  spätestens  jedoch  bisj  zum  i.  Oktober,  einzusenden.  Für  die  Pubhkation 
der  Ausbeute  werden  wir  mehrere  Hefte  der  „Photographischen  Mitteilungen*»  zur 
Verfügung  stellen.  —  Orientierende  Begleitnotizen  über  die  Technik  der  Aufnahmen 
sowie  über  die  dargestellten  Sujets  sind  erwünscht. 

Hochachtungsvoll 

Die  Redaktion. 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanne ke  in  Berlin. 
Verlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin.  —  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin. 

210 


S.  Urff,  Hanau. 


Neue  Pigmentpapiere. 

Vor  kurzem  haben  wir  angekündigt*),  dass  demnächst  Pigmentfolien  in 
den  Handel  kommen  werden,  welche  gestatten,  mit  einfacher  Übertragung 
ein  seitenrichtiges  Bild  zu  schaffen.  Wir  können  jetzt  von  einer  abermaligen 
Neuerung  im  Pigmentprozess  berichten,  und  zwar  handelt  es  sich  um  die 
Herstellung  von  Kopien  mit  matter  Oberfläche. 

Lange  Jahre  hatten  wir  von  Fortschritten  im  Pigmentprozess,  abgesehen 
von  der  Einführung  neuer  Farben  und  verschiedenartiger  Übertragspapiere, 
nichts  Wesentliches  zu  melden.  Es  scheint,  als  ob  die  Pigmentpapier- 
fabrikanten jetzt  durch  den  Aufschwung  des  Gummidrucks  veranlasst  worden 
sind,  für  den  Kohledruck  neue  Vorteile  zu  schaffen.  Schon  oft  haben 
Anhänger  des  Gummidrucks  dem  Pigmentprozess  den  Übelstand  nachgesagt, 
dass  er  nur  Bilder  mit  glänzender  Schicht  gebe.  Dieser  Vorwurf  fällt  nun- 
mehr fort,  denn  die  Londoner  Autotype-Company  hat  jetzt  Pigmentpapiere 
auf  den  Markt  gebracht,    die  Kopien  mit  völlig    stumpfer  Oberfläche    liefern. 

Durch  das  Hinzutreten  dieser  neuen  Art  von  Papieren  gewinnt  der 
Pigmentdruck  als  künstlerisches  Kopierverfahren  ganz  bedeutend.  Mit  den  vor- 
liegenden Farben  können  wir  jedenfalls  ganz  zufrieden  sein,  die  Pigmentpapier- 
fabrikanten bieten  uns  eine  äusserst,  reiche  Kollektion.  In  der  Wahl  der 
Untergrundpapiere  sind  wir  so  gut  wie  unbeschränkt;  mit  Leichtigkeit  können 
wir  uns  auch  die  Papiere  selbst  vorpräparieren.  Auch  das  Hervorheben  und 
Unterdrücken  von  gewissen  Details  im  Bilde  haben  wir  in  der  Hand,   sei   es. 

1)  Siehe  Seite  131. 
15.  Vn.  1903.    Photogr.  Mitteüungen.    Jahrg.  40.  27 

211 


durch  einfaches  Abdecken  des  Negativs  oder  durch  partielle  Entwicklung  des 
Pigmentbildes  selbst. 

Man  hört  mitunter  die  Meinung  aussprechen,  der  Kohledruck  verlange 
harte,  also  stark  gedeckte,  kontrastreiche  Negative.  Das  ist  durchaus  nicht 
richtig.  Man  frage  nur  einmal  die  Reproduktionsanstalten,  welche  Pigment- 
papiere in  ihrem  Betriebe  in  grösseren  Massen  verarbeiten,  ob  sie  ihre 
Negative  sämtlich  hart  halten.  Für  den  Pigmentdruck  eignen  sich  am  besten 
klare,  brillante  Negative  mit  guten  Lichtern,  Negative  von  einem  Charakter, 
wie  sie  auch  in  dem  Albumin-,  Celloidin-  und  Platinkopierverfahren  die 
schönsten  Resultate  geben. 

Kommen  wir  nun  auf  die  neuen  Pigmentpapiere  mit  stumpfer  Schicht 
zurück,  so  ist  zu  erwähnen,  dass  die  Behandlungsweise  genau  dieselbe  ist 
wie  bei  den  älteren  Papieren.  Wir  haben  für  normale  Negative  in  4proz. 
Kaliumbichromat-Lösung  sensibilisiert,  und  ging  das  Übertragen  und  Entwickeln 
der  Bilder  glatt  von  statten.  Besonders  wirkungsvoll  machten  sich  die  matten 
Kopien  auf  den  Ubertragspapieren  Nr.  iio  und  ']^  der  Autotype-Company. 
Die  matten  Pigmentpapiere  werden    sicher  in  allen  photographischen  Kreisen 

freudige  Aufnahme  finden. 
Für  die  Herstellung  von 
haltbaren  Chromat- 
schichten,  was  ja  eben- 
falls den  Pigmentprozess 
betrifft,  hat  R.  Namias 
interessante  Versuche  an- 
gestellt und  darüber  auf 
dem  Berliner  Kongress 
für  angewandte  Chemie 
berichtet.  Namias  er- 
wähnte zunächst,  dass 
die  mit  Ammooium- 
bichromat  sensibilisierten 
Schichten  schneller  ver- 
derben, als  die  mit 
Kaliumbichromat.  Um 
die  Haltbarkeit  der  Chro- 
matschichten  allgemein 
zu  steigern,  wurden  den 
Chrombädern  verschie- 
dene Zusätze  erteilt,  und 
hatte  Namias  mit  der 
Verwendung  von  Oxal- 
säuren und  zitronen- 
sauren Salzen  den  besten 
Erfolg.    Wurde  z.  B.  den 


S.  Urff.  Hanau. 


Feldweg. 


212 


Chromlösungen  3  pCt.  neutrales,  oxalsaures  Kalium  oder  zitronensaures  Natrium 
zugesetzt,  so  zeigten  die  hiermit  chromierten  Papiere  nach  einem  Monat  noch 
die  gleiche  Empfindlichkeit  wie  frisch  sensibilisierte  Papiere.  Auch  nach  zwei 
Monaten  war  die  Entwicklungsfähigkeit  noch  eine  völlig  befriedigende.  Für 
den  Pigmentprozess  würde  sich  demnach  empfehlen,  das  Chrombad  wie  folgt 
anzusetzen: 

Kaliumbichromat 20  ^ 

neutrales  Natriumeitrat 15   „ 

Wasser 500  ,, 

Wir  werden    hierüber  noch    weitere  Versuche    anstellen  und    demnächst 
Bericht  erstatten.  P.  H. 


Zu  unseren  Bildern. 

Unser  Tafelbild  »Kommunikantin c  von  Guido  Rey  verdanken  wir  der 
vortrefflichen  neuen  Zeitschrift  des  Pariser  Photoclub  »La  Revue  de  Photo- 
graphie « .  Obgleich 
dieses  Bild  eine  schein- 
bar zufällige  Handlung 
wiedergibt,  kann  man 
es  doch  gewiss  nicht 
einen  aus  dem  Leben 
gegriffenen  Moment 
nennen.  Im  Gegen- 
teil, es  ist  mit  dem 
Feingefühl,  das  den 
Franzosen  in  künst- 
lerischen Dingen  eigen 
ist,  alles  daran  gestellt 
und  aufs  feinste  aus- 
getüftelt. Wenn  das 
dem  deutschen  Emp- 
finden, dem  die  Schön- 
heit der  Natur  sich 
in  ihrer  Herbheit  offen- 
bart ,  vieleicht  etwas 
zurecht  gemacht  er- 
scheint, so  kann  doch 
sicher  auch  unser 
Amateur  viel  von  der 
feinen  und  bewussten 
Art  lernen,  wie  hier 
alle  einzelnen  Teile, 
aus  denen  das  Bild  be- 
steht,    gegeneinander 


S.  Urff,  Hanau. 


Tannenwald 


213 


abgewogen     und    in 
Beziehung      gebracht 
sind.  —  Das  Bild  be- 
handelt     ein     Licht- 
problem.     Allerdings 
sind  auch  die  Formen 
und  Linien  aufs  sorg- 
fältigste   vom   Photo- 
graphen      berechnet. 
Man  beachte,  wie  ge- 
schickt beispielsweise 
Abschluss  und  Gleich- 
gewichtauf der  rechten 
Seite  des  Bildes  durch 
den  Blumenstrauss  mit 
dem     dunklen    Fleck 
daneben       hergestellt 
sind  und  wie  bewusst 
auf  der  anderen  Seite 
der     dunkle     Wand- 
streifen noch  mit  ins 
Bild     genommen   ist 
Deckt  man  diese  Ele- 
mente zu,   so  vertiert 
das  Ganze  bedeutend 
an     Wirkung.       Das 
Hauptinteresse     aber 
nimmt    ohne    Zweifel 
die     Beleuchtung     in 
Anspruch;   dieser  pikante  Gegenlichtseffekt  bildet  also  das  eigentliche  Motiv 
im  Bilde.     Es    ist    äusserst    geschickt,    wie    die  Figuren    gegen   das   Fenster 
gestellt   und    gerade    so    weit    von    der    Schattenseite    aufgehellt    sind,    dass 
nirgends  übermässige  Kontraste  erscheinen,  vielmehr  eine  ganz  harmonische 
Abstufung    vom  Licht    zum   Schatten  entsteht.     Die  grösste  Tiefe   gibt  das 
Kleid  der  Erwachsenen,  dann  folgt  das  Gewand  der  Kommunikantin  mit  dem 
nächsten  Mittelton,  dann  wieder  Haube  und  Leinenzeug  der  ersteren,  und  so 
geht  es  fort  in  sanften  Abstufungen  bis  zum  höchsten  Licht,  das  durchs  Fenster 
hereinflutet  und   in   feiner  und  bedeutungsvoll  auf  die  Handlung  hinzeigender 
Weise   die  Figur  des  Kindes  umspielt.     Es  ist  lehrreich  zu  beobachten,  wie 
zwischen    hellstem  Sonnenlicht    und  tiefstem  Schatten  die  Verbindung  durch 
eine  Reihe  wohlberechneter  Tonabstufungen  hergestellt  ist,  wie  an  einer  Stelle, 
deren  Umgebung  das  Auge  besonders  fesseln  soll,  hellstes  Licht  unmittelbar 
neben  tiefen  Schatten  gestellt  ist,  ohne  dass  das  Auge,  welches  einen  Ruhe- 
punkt   in    der  Hauptsache    und    von    diesem    sanfte  Abstufung  in  die  unter- 


Dr.  A.  Kirstein,  Berlin. 


214 


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geordneten  Bildelemente  findet,  sich  dadurch  beleidigt  fühlte.  Das  trennende 
Licht  zwischen  beiden  Figuren  ist  im  übrigen  nicht  ganz  motiviert,  da  die 
Mauer  unterm  Fenster  an  dieser  Stelle  eigentlich  einen  dunkleren  Ton  haben 
müsste,  aber  es  ist  —  wahrscheinlich  durch  Deckung  auf  der  Platte  —  sehr 
geschickt  und  überlegt  eingesetzt,  und  wirkt,  da  ein  neben  tiefen  Schatten 
gestellter  heller  Ton  dem  Auge  lichter  erscheint,  als  er  in  Wirklichkeit  ist, 
auch  nicht  unlogisch.  Erreicht  ist  durch  die  Aufhellung  der  Mauer  an  dieser 
Stelle,  dass  sich  die  Rückenkontur  des  Kinderkörpers  klar  und  tonig  vom 
Grunde  abhebt,  während  andererseits  der  vom  Kopf  herabfliessende,  hell 
durchleuchtete  Schleier  wirkungsvoll  durch  die  hier  im  ursprünglichen,  dunkleren 
Ton  belassene  Wand  hervorgehoben  wird.  Das  ganze  Bild  ist  sehr  einfach 
in  seinen  Bestandteilen.  Es  sind  wenig  Gegenstände  darauf,  aber  jedes 
einzelne  ist  wohl  berechnet  und  am  Platze.  Auch  die  Licht-  und  Schatten- 
verteilung ist  eine  einfache,  aber  klar,  in  grossen,  ruhigen  Flächen  und  sanften 
Abstufungen.  Es  kann  nicht  oft  genug  gesagt  werden,  dass  die  Wirkung 
eines  Bildes  nicht  von 
der  Menge  der  darauf 
befindlichen  Gegen- 
stände abhängt,  son- 
dern einzig  allein  da- 
von, wie  diese  Dinge 
gegeneinandergestellt, 
wie  sie  miteinander  in 
Verbindung  gebracht 
sind.  Je  mehr  Ob- 
jekte das  Bild  enthält, 
desto  schwerer  wird 
es,  sie  zur  Einheit, 
zur  Harmonie  zu  bin- 
den. Darum  sollte 
man  sich  stets  be- 
mühen, möglichst  ein- 
fach zu  sein,  scharf  zu 
envägen,  welche  Ob- 
jekte zur  Bildwirkung 
unerlässlich  sind,  sich 
ganz  der  Einordnung 
dieser  wenigen  Dinge 
hingeben,  und  alles 
übrige  nach  Möglich- 
keit rücksichtslos  ver- 
bannen. Beim  Por- 
trät ist   auch    in    der 

Photographie       solche  Dr.  A.  Kirstein,  Berlin. 


215 


Auswahl  und  Einordnung 
sehr  wohl  möglich. 

Ich  habe  vielleicht 
zu  lange  bei  diesem  Bilde 
verweilt,  doch  halte  ich 
es  für  den  Schaffenden 
sehr  nützlich,  vor  einem 
Bilde,  das  einen  ausge- 
sprochenen Effekt  zeigt 
—  man  könnte  dies  hier 
als  den  »idealen  Gegen- 
lichteffekt c  bezeichnen— 
stehen  zu  bleiben  und 
sich  klar  zu  werden,  wo- 
rin eigentlich  dieser  spon- 
tane Effekt  begründet  ist, 
und  durch  welche  Mittel 
er  erreicht  wurde.  Es 
ist  an  wenigen  Bildern 
das  so  klar  zu  sehen  und 
zu  erläutern  wie  an  dem 
vorliegenden. 

Die  Aufnahmen  von 
S.  Urff,  'Hanau,  geben 
hübsch  gesehene  Natur- 
ausschnitte. Es  spricht 
sich  in  ihnen  ein  feines 
Naturgefühl  aus,  und 
namentlich  der  »Föhren- 
wald c,  der  in  der  Be- 
leuchtung sehr  stim- 
mungsvolle »Feldweg! 
und  die  duftige  kleine  Winterlandschaft  zeigen,  wie  einfache  Motive  in  der 
Photographie  reizvolle  Bilder  geben  können,  wenn  sie  nur  zur  rechten  Tages- 
zeit, vom  richtigen  Standpunkt  aus  und  in  wohldurchdachter  Umgrenzung 
wiedergegeben  werden.  Die  Originale  sind  fein  durchgeführte,  in  ansprechenden 
Tönen  gehaltene  Kohledrucke,  zu  deren  Technik  der  Autor  mitteilt,  dass  er 
gelatiniertes,  gekörntes  Zeichenpapier  als  Übertragspapier  benutzte.  Gleich 
vielen  anderen  Kohledruckern  präpariert  er  sich  also  sein  Übertragspapier 
selbst,  und  dies  gibt  nach  übereinstimmendem  Urteil  neben  dem  Vorzug 
freier  Wahl  der  Körnung  die  Gewähr  für  gutes  Haften  der  Bilder,  was  bei 
den  Handelspapieren  wegen  mangelhafter  Gelatinierung  häufig  nicht  der 
Fall  ist.  Wie  wohl  fast  alle  der  künstlerischen  Photographie  nachgehenden 
Arbeiter    benutzt    auch  Urff   nur    noch    orthochromatische  Platten  für  seine 


Dr.  A.  Kirstein,  Berlin. 


216 


Aufnahmen,  die  er  mit  Glycin  entwickelt.  Von  Dr.  Kir stein  hatten  wir 
bereits  früher  Gelegenheit,  unseren  Lesern  einige  Arbeiten  vorzuführen.  Er 
ist  für  Berlin  der  einzige  typische  Vertreter  des  Gummidrucks,  und  ein  enger 
Connex  namentlich  mit  den  Hamburger  Meistern  dieses  Verfahrens  hat  seine 
Entwicklung  zur  Beherrschung  und  stilgerechten  Anwendung  der  Mittel  wesent- 
lich gefördert.  Wir  finden  in  all  seinen  Bildern  das  Charakteristikum  des 
Gummidrucks:  die  grosse,  malerische  Behandlung.  Vereinfachung  im  Detail, 
Unterdrückung  des  Nebensächlichen  zu  Gunsten  der  Bildwirkung,  zur  stärkeren 
Hervorhebung  des  Motivs.  Am  interessantesten  sind  Kirsteins  Versuche  in 
mehrfarbigem  Gummidruck,  welche  auf  zweifellos  richtigem  Wege  und  mit 
teilweis  recht  glücklichem  Erfolge  den  stilisierten  Kolorismus  etwa  der 
modernen  Originallitographien  oder  der  farbigen  Radierung  durch  die  Photo- 
graphie anstreben.  Leider  mussten  wir  es  uns  versagen,  ein  solches  Bild 
farbig  zur  Wiedergabe  zu  bringen.  F*.  L. 


Über  Worels  direkte  Farbenphotographie. 

(Fortsetzung  von  Seite  206.) 

Nachdruck  und  Vberseizung  verboten. 

Nicht  allein  die  Absorption  von  Lichtstrahlen  ist  es,  die  uns  die  Körper  in 
ihrer  Farbe  sehen  lässt,  es  geschieht  dies  durch  die  Kombination  von  Absorptfon 
und  Reflexion  von  Farbstrahlcn ;  denn  würden  Lichtstrahlen  von  den  Körpern  nicht 
reflektiert  werden,  so  würden  sie  in  anderer  Richtung  fortgehen  und  Überhaupt 
nicht  in  unser  Auge  gelangen.  Wenn  wir  daher  die  rote  Rose  rot  sehen,  so  ist 
dies  zweierlei  Umständen  zu  danken:  i.  wird  der  einfallende  rote  Farbstrahl  reflek- 
tiert, d.i.  zurückgeworfen,  und  2.  wird  der  gelbe,  grüne,  blaue  und  violette- Farb- 
strahl verschluckt.  Dieser  letztere  Umstand  ist  für  unser  Verfahren  der  Farben- 
photographie von  Wichtigkeit. 

Es  bleibt  noch  das  Zustandekommen  von  Weiss  und  Schwarz  zu  erwähnen. 
Ein  undurchsichtiger  Körper  erscheint  im  Sonnenlichte  weiss,  wenn  er  Strahlen  von 
jedem  Grade  der  Brechbarkeit  und  in  demselben  Mischungsverhältnisse,  wie  sie  im 
Sonnenlichte  vorkommen,  zurückwirft,  schwarz  dagegen,  wenn  er  Farben  jeder 
Strahlengattung,  die  ihn  treffen,  absorbiert,  also  fast  gar  keine  Strahlen  des  Sonnen- 
lichts zurückwirft. 

Wirkungen  des  Lichtes.  Der  Satz  von  der  Erhaltung  der  Energie  verbürgt 
uns,  dass  bei  der  Absorption  des  Lichtes  nicht  etwa  ein  Verlust  der  Energie  erfolgt. 
Licht  ist  Bewegung  des  lichttragenden  Äthers,  lebendige  Kraft,  eine  nach  Meter-- 
kilogramm  zu  messende  Arbeitsgrösse,  welche  die  Fähigkeit  besitzt,  einen  ihr  ent- 
gegenstehenden Widerstand  zu  bewältigen  und  hierbei  eine  ebensogrosse  Arbeit  zu 
verrichten,  wie  die  bewegende  Kraft  vorher  aufgewendet  hat,  um  dem  Äther  seine 
Bewegung  zu  erteilen.  Der  Druck,  den  das  Sonnenlicht  beim  Auftreffen  auf  einen 
Körper  ausübt,  wurde  von  P.  Lebedow*)  experimentell  nachgewiesen  und  bei 
absolut  matter,  schwarzer  Fläche  mit  Viodov?"  pro  Quadratcentimeter  gemessen. 


1)  Phot.  Mitteilungen  1902,  Seite  161. 


217 


Bei  der  Lichtabsorption  muss  die  Energie  des  Äthers  sich  äussern,  und  zwar: 
entweder  durch  Fluoreszenz  oder  Phosphoreszenz,  d.  i.  Veränderungen  des  Lichtes 
durch  den  bestrahlten  Körper,  oder  durch  Wärmebildung  oder  durch  chemiscbc 
Wirkung  in  demselben. 

Eine  chemische  Wirkung  des  Lichts  ist  der  Bleichprozess. 

Über  das  Wesen,  vermöge  dessen  die  Schwingungsenergie  des  Lichtäthers 
chemische  Arbeit  verrichtet,  bestehen  heute  nur  Vermutungen,  die  bei  Annahme  der 
neueren  Anschauung,  die  Lichtschwingungen  werden  durch  elektrische  Erschütte- 
rungen erzeugt,  annehmen  lassen,  es  handle  sich  hier  um  ähnliche  Vorgänge,  we 
sie  bei  der  Bildung  und  Zersetzung  chemischer  Verbindungen  unter  dem  Einfluss  des 
galvanischen  Stromes  vorkommen. 

Während  bei  fluoreszierenden  oder  phosphoreszierenden  Stoffen  die  Licht- 
strahlen nur  vorübergehende  Lichterscheinungen  hervorzurufen  vermögen,  können 
dieselben  Strahlen  andere  Materien,  welche  deshalb  lichtempfindlich  genannt  werden, 
bleibend  erschüttern. 

Ob  der  Zusammenhang  solcher  Materien  durch  die  Ätherschwingungen  einfach 
aufgehoben  oder  aber  die  Atome  derselben  durch  diese  Energie  einander  bis  zur 
chemischen  Anziehung  genähert  werden,  sei  dahingestellt. 

Chemisch  am  wirksamsten  sind  im  allgemeinen  die  blauen,  violetten  und  ultra- 
violetten Strahlen.  Die  Strahlen  von  Grün  gegen  Rot  können  aber  ebenso  chemische 
Wirkungen  äussern,  besonders  dann,  wenn  diese  durch  die  ersteren  eingeleitet  wurden; 
bei  gewissen  Stoffen  auch  ohne  diese  Einleitung. 

Die  Erfahrung  hat  gezeigt,  dass  bei  Belichtung  eines  lichtempfindlichen  Stoffes 
die  Wirkung  nur  durch  die  Zahl  der  Lichtschwingungen  hervorgerufen  wird  und 
davon  unabhängig  ist,  in  welcher  Zeit  die  gleiche  Anzahl  gleichartiger  Schwingungen 
auf  den  Stoff  einwirkt. 

Hieraus  folgt,  dass,  die  Anwendung  gleichartigen  Lichtes  vorausgesetzt,  die  photc- 
chemische  Wirkung  von  dem  Produkte  aus  Intensität  und  Belichtungszeit  abhängig  ist. 

Grundfarben,  Farbensehen.  In  seiner  Farbentheorie  nahm  Helmholtz 
bloss  drei  Grundfarben  an,  d.  i.  Rot,  Gelb  und  Blau.  Hering  fügte  dieser  Reihe 
noch  das  Grün  als  Grundfarbe  zu,  so  dass  nach  letzterem  vier  Grundfarben,  und 
zwar  Rot,  Gelb,  Grün  und  Blau  zu  unterscheiden  sind. 

Die  Wahrnehmung  dieser  Farben  geschieht  durch  drei  verschiedene  Substanzen 
im  menschlichen  Auge,  und  zwar  einer  rot -grün -empfindenden,  einer  blau -gelb- 
empfindenden und  einer  schwarz- weiss- empfindenden,  welch  letztere  zur  Wahr- 
nehmung der  verschiedenen  Helligkeitsabstufungen  dient.  Durch  die  stärkere  Er- 
regung der  einen  oder  der  anderen,  oder  mehrerer  dieser  Substanzen  wird  uns 
Farbe  und  Helligkeitswert  zum  Bewusstsein  gebracht. 

Über  Rot  und  Violett  hinaus  vermögen  wir  aber  keine  Farbe  mehr  zu  unter- 
scheiden, weil  unsere  Netzhaut  Strahlen  von  grösserer  Wellenlänge  als  die  roten 
nicht  empfindet,  daher  nicht  zum  Bewusstsein  bringt,  Strahlen  von  kleinerer 
Wellenlänge  als  die  violetten  aber  von  der  Kristallinse  des  Auges  nicht  durch- 
gelassen werden. 

Trotz  der  geringen  Zahl  der  einfachen  Farben  sind  aber  Tausende  von  Ab- 
stufungen denkbar,  und  die  Empfindlichkeit  des  menschlichen  Auges  soll  auch  Tausende 
solcher  Farben-Abstufungen  unterscheiden  lassen. 


218 


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FÖHRENWALD  o   o   o 
Von  S.  URFF.  HANAU 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XL 


Subjektive  Farbenempfindungen.  Abgesehen  von  organischen  Fehlern, 
welche  manchem  Menschen  die  Farben  nicht  so  wie  es  die  Mehrzahl  sieht,  sehen 
lassen,  erscheinen  uns  unter  Umständen  Farben  anders  als  sie  wirklich  sind. 

Längeres  Besehen  eines  grellfarbigen  Objekts  erzeugt  eine  Abnahme  der  Leb- 
haftigkeit der  Farbe.  Wird  das  Auge  dann  auf  eine  weisse  oder  schwarze  Fläche 
gerichtet,  so  erscheint  uns  als  Nachbild  das  Objekt  in  der  Komplementärfarbe. 

Die  Kontrastwirkungen  der  Farben  liegen  lediglich  in  der  Verschiebung  unseres 
Urteils.  So  sehen  wir  die  beiden  Schatten,  die  ein  einerseits  vom  Tageslicht, 
anderseits  vom  gelben  Kerzenlicht  beleuchteter  Bleistift  auf  eine  weisse  Fläche 
wirft,  nicht  richtig  weiss  und  gelb,  sondern  blau  und  gelb,  also  durch  Kontrast- 
wirkung in  den  Komplementärfarben. 

Schliesslich  sei  noch  der  verschiedenen  Wirkung  eng  nebeneinander  und  über- 
einander gelagerter  Farben  (Subtraktions-  und  Additionsfarben)  Erwähnung  getan. 

Wenn  auf  einer  Fläche  dicht  nebeneinander  blaue  und  gelbe  Punkte  stehen, 
bemerken  wir  aus  genügender  Entfernung  gesehen  nicht  etwa  Grün,  sondern  Weiss, 
wird  aber  Blau  und  Gelb  übereinander  aufgetragen,  so  sehen  wir  Grün,  weil  vom 
weissen  Licht  beim  Durchgange  durch  Blau  alle  Strahlen  absorbiert  werden,  mit 
Ausnahme  von  Blau  und  Grün,  von  denen  beim  Durchgange  durch  Gelb  aber  wieder 
Blau  absorbiert  wird,  so  dass  nur  das  Grün  übrig  bleibt.  K. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Kleine  Mitteilungen. 

Wirkung  der  Bleisalze  in  den  Tonfixierbädern. 

R.  Namias  hielt  auf  dem  Berliner  Kongress  für  angewandte  Chemie  einen 
Vortrag  über  die  Reaktionen  von  Bleisalzen  in  Tonfixierbädern.  Nach  den  Unter- 
suchungen von  Lumiere  und  Seyewetz')  enthalten  die  getonten  Kopien  kein 
Blei,  sie  nehmen  daher  an,  dass  das  Blei  nur  als  Überträger  des  Goldes  auf  das 
Silber  wirkt.  Namias  hat  die  Analyse  in  anderer  Weise  angestellt  (Veraschung 
des  Papiers)  und  hierbei  eine  geringe  Menge  Blei  festgestellt.  Er  schreibt  die 
durch  den  Bleisalzgehalt  beschleunigte  Tonung  der  Wirkung  von  Schwefelblei  zu; 
solches  setze  sich  auf  dem  metallischen  Silber  der  Kopie  nieder  und  führe  einen 
Teil  des  Silbers  in  Schwefelsilber  über. 


Neue  larbenempflndllche  Rollfilms  der  Kodak-Gesellscbaft. 

Die  Kodak-Gesellschaft  bringt  einen  neuen  Rollfilm  (Marke  NC)  in  den 
Handel.  Diese  neuen  Films  haben  den  Vorteil,  dass  sie  mit  farbenempfindlicher 
Emulsion  präpariert  sind.  Sie  sollen  femer  keine  Neigung  zum  Rollen  zeigen;  ein 
Glycerinbad  ist  nicht  erforderlich.  Die  Entwicklung  dieser  Films  darf  natürlich 
nur  bei  rotem  Licht  geschehen;  das  Trocknen  des  Films  geschieht  frei  in  der  Luft, 
sie  werden  an  Nadeln  oder  Klammern  aufgehängt. 

Die  Kodak-Films  gehören  zu  den  besten  Filmfabrikaten,  die  existieren,  und 
wollen  wir  wünschen,  dass  auch  diese  neue  Präparation  den  Beifall  des  Publikums 
findet.  Bemerkt  sei  noch,  dass  für  die  färben  empfindliche  Emulsionierung  kein 
Preisaufschlag  eintritt. 


1)  Siehe  Phot.  Mitteil.  1902,  Seite  190. 
15.  VIL  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  28 

219 


Metol  -  Adurol  -  Entwickler. 

Die    chemische    Fabrik   J.  Hauff  &  Co.   gibt   für    ihr  Adurol    folgende  Kom- 
binationen mit  Metol: 

Wasser looo^ 

Metol 12  „ 

Adurol 40  „ 

Natriumsulfit,  wasserfrei^) 150  „ 

Pottasche 200  „ 

Bromkali 2  „ 

Für  Platten    wird  i  Teil  der  Lösung    mit  10—15  Teilen  Wasser    verdünnt;  für 
Bromsilberpapiere  werden  15 — 20  Teile  Wasser  zugesetzt. 


Postkarten  mit  Uranpräparation. 

Sollet  macht  darauf  aufmerksam,  dass  zur  Sensibilisierung  von  Postkarten  eine 
Lösung  von  Silber-  und  Urannitrat  vortreffliche  Bilder-Resultate  gibt.  Gewöhnliche 
Postkarten  werden  mit  folgender  Lösung  überstrichen: 

Silbernitrat i    ^ 

Urannitrat 10     w 

destilliertes  Wasser 10  ccm 

Alkohol 40     w 

Nach  dem  Kopieren  werden  die  Bilder  gewaschen,  dann  in  schwache  Salzsäure- 
Lösung  gelegt  und  zum  Schlüsse  tüchtig  gewässert.  (Photographic  News.) 


Rote  Töne  auf  Arlstokoplen. 

Zur  Erzielung  roter  Töne  auf  Aristopapier  wird  neuerdings  folgende  Lösung 
angegeben : 

Rhodanammonium 2,5  ^ 

Jodkalium o,5  » 

Wasser 500|0  n 

Hierzu    fügt    man    unter    stetem  Umrühren    12  ccm    einer   i  prozentigen  Goldchlorid- 
Lösung. 

Die  Drucke  sind  nicht  tiefer  als  üblich  zu  kopieren  und  sind  vor  dem  Tonen 
gut  zu  wässern.  Mach  dem  Tonen  sind  die  Bilder  kurz  zu  wässern  und  dann  auf 
15  Minuten  in  eine  15 — 20prozentige  Fixiernatron-Lösung  zu  bringen. 

(Amateur  Photographer.) 


Gurtners  Verfahren  zur  Herstellung  mehrfarbiger  Photographleen. 

Über  die  Herstellungsweise  seiner  farbigen  Photographieen  hatte  Gurtner 
bisher  nicht  die  geringsten  Andeutungen  gegeben.  Die  seinerzeit  in  die  Schweizer 
und  deutschen  Tageszeitungen  lancierten  Notizen  (siehe  Phot.  Mitteil.  1901,  S.  iV^ 
Hessen  auch  keine  Vorstellungen  über  das  Verfahren  zu,  im  Gegenteil,  die  dortigen 
Ausführungen    klangen    höchst  wunderlich,    in  der  geschilderten  Weise  konnten  un- 


1)  Oder  Natriumsulfit  kristallis.  300^. 


220 


möglich  naturfarbige  Bilder  zustande  kommen.  Jetzt  ist  das  Gurtner  sehe  Verfahren 
zum  Patent  angemeldet  worden  (siehe  Seite  226},  wir  erhalten  nunmehr  endlich 
Licht  über  den  Prozess.  Im  übrigen  ist  es  Gurtner  nicht  zu  verübeln,  wenn 
er  ein  Verfahren,  von  welchem  er  sich  pekuniären  Nutzen  verspricht,  nicht  der 
Öffentlichkeit  preisgegeben  hat.  Bis  jetzt  hat  noch  kein  Erfinder  ein  für  die  Praxis 
wirklich  brauchbares,  resp.  aussichtsvoll  scheinendes  Farbenverfahren  in  allen  Details 
mit   genauen  Arbeitsvorschriften    publiziert   und    der  Welt   zum  Geschenk  gemacht. 

Wie  der  Titel  der  Patentanmeldung  sagt,  handelt  es  sich  bei  Gurt ner  nicht  um 
naturfarbige,  sondern  um  mehrfarbige  photographische  Bilder;  das  ist  ein 
wesentlicher  Unterschied;  es  ist  keine  Dreifarbenphotographie,  es  wird  nur  mit 
zwei  Aufnahmeplatten  gearbeitet.  Das  farbige  Bild  bei  Gurtner  entsteht  durch 
Vereinigung  einer  blauen  und  orangegelben  monochromen  Kopie. 

Gurt  ner  bewerkstelligt  die  beiden  Aufnahmen  gleichzeitig,  indem  zwei  Platten, 
Schichtseite  an  Schichtseite  gelegt,  zur  Exposition  gebracht  werden.  Die  dem  Ob- 
jektiv zuliegende  Platte  ist  mit  einer  weniger  empfindlichen  Emulsion  überzogen 
(Chlorbromsilber  oder  Chlorsilberdiapositivplatte).  Diese  Platte  wird  in  einer  Anilin- 
orange-Lösung gebadet.  Die  hintere  Platte  ist  eine  orthochromatische  Bromsilber- 
platte mit  Empfindlichkeit  für  Gelb  und  Rot.  Das  Anilinorange  der  vorderen  Platte 
vertritt  ein  Filter.  Auf  die  vordere  Platte  wirken  vorwiegend  die  blauen  Strahlen, 
auf  die  hintere  die  gelben  und  roten  Strahlen.  Bei  dieser  Anordnung  wird  natürlich 
die  Schärfenzeichnung  leiden. 

Von  dem  Negativ  auf  der  orthochromatischen  Platte  wird  eine  Kopie  in  blauer 
Farbe,  von  dem  anderen  eine  Kopie  in  Orangefarbe  angefertigt  und  diese  beiden 
Bilderschichten  aufeinandergebracht. 

Handelt  es  sich  z.  B.  um  die  Herstellung  farbiger  Diapositive,  so  kann  die 
Kopie  nach  dem  Negativ  ohne  Filter  auf  einer  gewöhnlichen  Diapositivplatte  kopiert 
und  das  Bild  in  bekannter  Weise  in  ein  Eisenblaubild  übergeführt  werden.  Die 
Kopie  des  zweiten  Negativs  kann  auf  abziehbarem  Celloidinpapier  erfolgen;  dieselbe 
wird  dann  nur  fixiert  und  so  ein  Bild  in  Orangefarbe  erhalten.  In  ähnlicher  Weise 
geschieht  auch  die  Herstellung  von  farbigen  Papierbildern;  die  blaue  Kopie  wird 
dann  z.  B.  auf  Aristopapier  hergestellt. 

Das  Gurtn ersehe  Verfahren  ermöglicht  also  nicht  die  Wiedergabe  aller  Farben, 
ein  reines  Rot,  ein  Gelb  etc.  ist  ausgeschlossen;  es  gibt  farbige  Bilder,  aber  nicht 
naturfarbige  Bilder.  Gurt  ner  empfiehlt  seine  Methode  vornehmlich  für  Landschafts- 
bilder, da  in  diesen  ein  Rot  wenig  vorkomme. 

Über  den  praktischen  Wert  des  Verfahrens  des  Zweifarbendrucks  wollen  wir 
noch  nicht  urteilen,  wir  haben  dasselbe  weder  versucht,  noch  haben  uns  Bilder  von 
unparteiischer  Seite  vorgelegen.  Jedenfalls,  was  die  Farbenwiedergabe  anbetrifft,  so 
bieten  selbstverständlich  die  Dreifarbenverfahren  eine  bessere  Garantie  für  Natur- 
wahrheit; dem  Aufnahmegebiet  der  letzteren  wird  keine  Grenze  gezogen,  abgesehen 
von  den  Expositionsbedingungen,  die  im  übrigen  auch  bei  dem  Zweifarbendruck  in 
Rechnung  treten. 


CoUatin-Papler. 

Von  Dr.  Riebensahm  &  Pos  sei  dt- Berlin  erscheint  ein  Auskopierpapier  auf 
dem  Markt,  welches  einen  neuen  Bildträger,  Collatin  genannt,  besitzt.  Das  neue 
Papier  liegt  in  den  Bädern  vollkommen  flach,  ist  gegen  höhere  Temperaturen  sehr 
widerstandsfähig   und  gibt   sowohl  in   getrennten   als    kombinierten   Tonfixierbädern 


221 


gute  Töne.  CoUatinschichten  lassen  sich  auch  von  dem  Papieruntergrund  abziehen 
und  auf  Glas  tibertragen.  Das  Papier  kann  daher  auch  zur  Herstellung  von  Dia- 
positiven dienen. 

Aus  dem  Notizbuch. 

Der  Schüler  in  der  Enge.  —  Ein  Loblied  für  Herrn  Regierungrat  Schrank.  — 
Die  Hamburger  Kulissen.  —  Wiesbaden  und  die  „Afterkunst  des  Hofphoto- 
graphenproduktes".  —  Die  gedankenlose  Verhetzung  der  Retouche.  —  Photo- 
graphie und  Handmalerei.  —  Die  Akten  sind  geschlossen.  —  Ausnahmegesetz  in 
Sicht. 

„Mir  wird  von  alle  dem  so  dumm,  als  ging  mir  ein  Mühlrad  im  Kopf  herum", 
stöhnt  der  unschuldsvolle  Schüler,  als  Mephisto  im  faustischen  Gewände  die  beissende 
Satire  aufs  Collegium  Logicum  gegen  ihn  loslässt.  Wäre  er  in  der  Lage,  die 
heutigen  Streitigkeiten  über  die  sogenannte  moderne  Kunstphotographie  gemessen 
zu  müssen,  so  würde  ihm  vermutlich  ein  ähnlicher  Seufzer  entfahren,  und  nicht 
viel  anders  wird  es  seinen  jüngeren  Kollegen  ergehen,  die  in  unserer  Zeit  eifrig 
um  die  Kunst  des  „gebändigten  Lichtstrahls,  wie  man^s  so  schön  genannt  hat,  sich 
bemühen.  Das  ist  vielleicht  das  bedenklichste  an  der  Geschichte,  dass  in  dem 
leidenschaftlichen  Hin  und  Her  der  Nachwuchs  wirr  und  unsicher  wird.  Hin-  und 
herüber  wird  geschlagen  und  jeder  führt  die  Plempe  im  Namen  der  „wahren  Kunst*. 
Die  aber  schüttelt  das  Haupt  und  spricht:  „Ihr  gleicht  dem  Geist,  den  ihr  begreift, 
—  nicht  mir!" 

Besonders  amüsant  ist  es  immer,  wenn  Regierungsrat  Schrank  in  der  „Photo- 
graphischen Korrespondenz"  zu  einem  Gang  sich  in  Parade  stellt;  d.  h.  amüsant  nur, 
so  lange  man  nicht  selbst  an  die  Reihe  kommt,  so  lange  man  die  vergnügliche 
Rolle  des  Tertius  gaudens  spielt.  Denn  Regierungsrat  Schrank  führt  in  seiner 
Feder  eine  scharfe  Waffe,  er  nutzt  in  temperamentvollster  Weise  die  Freiheit,  die 
dem  Geisteskämpfer  gegeben  sein  muss,  aus,  aber  —  und  das  ist  sein  feiner  Zug  — 
er  überschreitet  dieselbe  nicht.  Geschmack  und  Geist  verlässt  ihn  nicht,  und  das 
muss  in  diesen  Zeitläuften  sehr  anerkannt  werden.  Mag  man  seine  Ansichten  rück- 
ständig nennen,  er  hat  wenigsten  welche;  sehr  bestimmt  und  immer  in  vollster  Ehr- 
lichkeit tritt  er  für  seine  Anschauungen  über  die  Aufgaben  der  Photographie  ein, 
und  diese  Anschauungen  sind  das  Resultat  eines  langen  Lebens.  Auch  das  muss 
anerkannt  und  berücksichtigt  werden;  man  sollte  nie  den  Kampf  bis  aufs  Messerum 
geistige  Güter  mit  wesenloser,  kleinüch  persönlicher  Streiterei  verwechseln  oder 
vermischen. 

Auch  in  die  beschauliche  Ruhe  dieser  Sommertage  hat  Schrank  einige  auf- 
munternde Trompetenstösse  erschallen  lassen.  Mit  scharfem  Blick  wacht  er  über 
alle  Veranstaltungen,  in  denen  die  Photographie  an  die  Öffentlichkeit  tritt.  So  schob 
er  auch  gelegentlich  der  Hamburger  Ausstellung  mit  scheinbar  tändelnder  Hand  die 
Kulissen  ein  wenig  beiseite,  um  dort  etwas  „Belichtung"  zu  schaffen,  wo  er  die 
schummrige  Dunkelkammerbeleuchtung  besonders  erwünscht  glaubte.  Das  macht 
ihm  nämlich  immer  ein  besonderes,  diabolisches  Vergnügen!  Der  Spass  hat  aber 
auch  für  ihn  stets  eine  ernste  Seite,  und  so  ist  mindestens  das  Facit,  was  er,  mit 
Richtigstellungen  bestürmt,  aus  diesem  Ausstellungs-Epilog  in  Gestalt  einer  Parallele 
zwischen    einer  Berichtigung    und    einem    Spiegel    in    folgender   pragmatischer 


222 


PHOTOGRAII  USCHI: 


-'••1        i    .11.  h    ».  ,';  .itni  Papie!-iinr'»ri:ruji(i   y    :•    , 


A!>s  dem  Notizbuch. 


■    *    ^  i'i  ■  •  •!   !  u    1 J  •  -.  i  'I   H  i  >  J«.  ri.  II  »^ry  t   Schraub..    — 
ti'.t     LifMl     «in      ,  A.iiM  J« --n«-!     de«    H"fj.i     ;    - 
.  .       ..   ..V,     Vi- l.t.t/i;..|u    ih  ■    Relou(  he.    —      V'w'' 

'.-.«•<         «i'l    t  •  5    'i  i  f  -<«.  u.         All'»  iiahmcijt  •  ctz   . 

■■  •  .    .'il     :i'i'j   mir  f'in  M.il-lrad  im  Kopf  hrri.n. 
'    >'•  '.M-t.'  n:i  !.  uvtiM  |:cn  Gewände  die  bci-^-  'i   • 
ii-ri    iM-,.S'>!.     \V;\rf*    er    m    der    I^acc     ' 
•  •'-.•. MO    111'  'ii.'rnc  Kmistphotn^raphie   i.enn- 
• '.  «'»i  alniij«  h'^r  Hcufzer  er.t'ahren,     un<i  »* 
'I   K"'!« .    II  ei'ii^ehen,    die  in  unserer  Zeit  ♦. 
i  .u'i-,    \vi*-  nun''-  so  ^thöii  L'enaimt   hat, 

'•'    o.'ki'.-h^Tt     an    d<T  (ic>«*liii'htc,    das>    in   -U 
'•.    N     '>\\{\  '1     v'irr  und  un>i(.hcr  \v;rd.     Hin-  w 
•'  •  •     i/n!  dl"  i'KMT'jM  im  Namen  der  „nähren  Kun.-i 
i'"  !i.    „Ilir  i'ii  i'ht  «ieni  Cioi-t,    den  ihr  bei:r<-  . 

•   I,  wrr.'i    lv".;icriin^-;:n   S-.  lirank  in  der  „IM»..-.  . 

I  * .  r.L:    'WU  in  i^aradc  .-^u.-Il::  d.h.  aniü«^a*i:  n- 

■'. t   .  r    k"ii^nif,    ^o    Innige    man  <iie  v^ru?iüi;h-  '  • 

! '•      •   K\".:iiiir.''^rai  Sihiank    fütirt    in    »*f-n  -  r 

'   •   .'•    u    ;;)»  .anientvf'd.^ier  \Vei-.r  <iie  Frejh»'ii.    il» 

.  .   :    i  -  ■.    r.]^,  a"):-!       -  nii(!  da^  i^t  M'in  teii^t-r  Zui; 

•   •'      ' ..      I'.'»'.  1;   mui  (iv\>t    \<'r!.''-^t    iln    fi  i -.t.    urd    d;.~ 

.   .    t  .».!''■    WMtl«]:.     Mati   m:Mi  -eine  An-"»» ''»fn   r:;/k- 

At     .  •  ;    >v\w  lic^^timmt  und  immer  m.  \«.  '•-\*-     Kl-r- 

.-    '     >        •\^    i»!><  r  die  Aulifah<*:i  d«*r  |-iir  •..:..>:..  •  f^-ii. 

^  .'•  .  .     i'j    •:':.•.»    <  \u>    Ian;i<.n   Leben*-      Au«  !i  ^a-    mu-- 

'       •  .    .  '     ■  •    .     .  ■         I'   ..'   -"'.'.e  nie  den  Kamj>J   *»i-    a.-i      Mr^-t'-v.r 

'     •        ...   -r     .,  .  ,    :.  '     ;••  '     •■■Hl' Iicr    Str  ittifi    w.wr   i  ^ ,   ;;      .,  ^ 

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•    -i'H     li    •...      ii.--.-   «     .1    •.       '11     '      ^:  j).     Mit    .-ilr.rliin   I^!,   L    v  •      *   » 

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1    'i  :•;'.:' ;.iii.  I»   (;i-''  !  i    >    -i  "    •       \'i  ■^•\uiii:    mit  srhe.nhai     c      ' 

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•  '    .    •    '*i' {   *     i  ►ji'i'k'-iK.Li.mH':  {'"U-ji   ^  ••    ^     »».-..ixitj-N    (TWiri-'l*  ' 

:i:"    !•.  i:    I   li    ii'imer    <•':'   !'i- •'.•!■    •  -.    «ü   :.  i;.-«  l.r-  N'ei'.  i  i.;.'-». "      :     •    " 
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'■     tril..  '..  cn  be>türnit,  au-  «,.■»•     ;,   Au- -i«  !li;''j^  ^  i.i!"j   i-    '•• 
■.'.!. fii     i.  >:\rv  Heri<:htiuni'i:     un-l     (    .« 'u    >^iM'*L!el     in     f    .   •    ..   •     ■ 


ALFRED   KIRSTEIN 
o  e  o  o  o  o  o  BERLIN 


AUS  o    o    o    o    o 

» " VENEDIG 


MiOTOGRArHISCHE 

Mt-TTPIf  ItMnU'M       VI 


Form  zieht:  „In  der  Berichtigung  sehen  die  Menschen  so  aus,  wie  sie  erscheinen 
möchten,  in  dem  Spiegel,  wie  sie  sind"  von  hoher  erkenntnistheoretischer  Be- 
deutung, deren  Tragweite  der  im  literarischen  Leben  Stehende  voll  vermisst. 

Auch  Wiesbaden,  wo  unter  der  Ägide  des  künstlerischen  Leiters  der  „Photo- 
graphischen Rundschau"  Miss  Gertrude  Käsebier  und  Mathilde  Weil  mit 
silbernen  Medaillen  ausgezeichnet  wurden  und  „die  ausgezeichneten  Ar*beiten 
Ed.  Steichens  nur  deshalb  keinen  Preis  erhielten,  weil  die  Preisrichter  in  ihnen 
mehr  Kunstwerke  eines  Malers  als  eines  Photographen  erblickten**,  hat  den  Wächter 
an  der  Donau  arg  verschnupft.  Herr  Dr.  von  Grolmann,  der  für  die  veranstaltende 
„Wiesbadener  Gesellschaft  für  bildende  Kunst"  das  Vorwort  zum  Katalog  der  Aus- 
stellung verantwortlich  zeichnet,  hat  sich  in  letzterem  das  Wort  von  der  „Unnatur 
und  Afterkunst  des  üblichen  Hofphotographenproduktes"  entschlüpfen  lassen.  Das 
bringt  Schrank  gewaltig  in  Harnisch;  „welch  alberne  Tiraden!"  ruft  er  und  geht 
in  seinem  Eifer  so  weit,  zwei  ernste  und  lebensvolle  Gruppen  über  das  Thema 
„Mutter  und  Kind"  von  Hugo  Erfurth  und  Otto  Scharf  an  „ästhetischem  Zauber" 
unter  die  sentimental-süssliche  „Mutterliebe"  eines  Budapester  Hofphotographen, 
der  er  in  seiner  „Korrespondenz"  Raum  gibt,  zu  stellen.  An  Erfurth  und  Scharf 
aber  hat  er  sich  vergriffen.  Beide  der  angezogenen  Gruppenbilder  sind  Übrigens 
früher  in  den  „Mitteilungen"  erschienen;  wir  urteilen  nach  dem  Eindruck  der  Ori- 
ginale, nicht  nach  dem  der  mangelhaften  Reproduktionen  im  Wiesbadener  Katalog, 
und  müssen  namentlich  Schar fs  „Mutter  und  Kind"  einen  ersten  Platz  geben. 

Freilich  erscheint  das  geflissentliche  Herabziehen  der  „Afterkunst  des  Hof- 
photographen" nicht  gerade  erforderlich.  Man  kann  auch  für  das  Neue  kämpfen, 
ohne  fortwährend  auf  das  Alte,  das  man  nicht  goutiert,  loszuschlagen. 

Auch  bei  den  Modernen  und  ihren  Nachahmern  gibt  es,  wie  Dr.  von  Grolmann 
selbst  bemerkt,  recht  viel  „Afterkunst".  Schrank  allerdings  legt  sich  wiederum  zu 
heftig  für  die  herkömmhche  Porträtphotographie  ins  Zeug.  Auch  im  Atelier  kann 
unter  den  bisherigen  Bedingungen  Gutes  gemacht  werden,  und  ist  zu  allen  Zeiten 
von  verständnisvollen  Arbeitern  Gutes  geleistet  worden  (das  wissen  nur  die  Neu- 
zeitler nicht.');  kein  Zweifel  aber  ist,  dass  das  Atelier  vorwiegend  zu  ganz  banalen, 
von  Natur  und  Kunst  gleich  entfernten  Produktionen  missbraucht  worden  ist,  und 
dass  dieses  oberflächliche  Genre  bei  der  jetzigen  Unterbietung  der  Preise  er- 
schreckende Dimensionen  angenommen  hat.  Auch  die  Hofphotographen  tragen 
daran  ihre  Schuld,  und  wir  können  Herrn  Regierungsrat  Schrank  eidhch  ver- 
sichern, dass  der  von  ihm  bis  zum  Totsagen  verehrte  alte  Paul  Loescher  niemals 
an  gewissen,  sehr  prunkvoll  hergerichteten  Bildergalerien  der  Leipzigerstrasse  in 
Berlin  vorüber  konnte,  ohne  sich  mit  weher  Handbewegung  nach  der  Gegend  zu 
fahren,  die  unterhalb  des  Brustkorbes  liegt. 

Also,  bitte,  Mässigung  auf  beiden  Seiten!  In  einem  freilich  muss  man  Schrank 
unbedingt  Recht  geben,  in  der  Verurteilung  der  unüberlegten  Art,  mit  der  die 
Retouche  von  den  „Modernen"  jetzt  sinnlos  verhetzt  wird.  Es  ist  ganz  richtig,  dass 
zwischen  den  Änderungen,  welche  die  Gummidrucker  durch  Aufreiben  mit  Watte 
an  ihren  Positiven  vornehmen,  und  den  Retouchen,  die  am  Negativ  mit  Bleistift, 
Pinsel  oder  Schabmesser  erzielt  werden,  prinzipiell  überhaupt  kein  Unterschied 
besteht.  Es  kommt  nur  darauf  an,  wie 's  gemacht  wird.  Ebenso  unverständlich  ist 
die  Bretterwand,  die  Matthies-Masuren  in  seiner  „bildmässigen  Photographie"  vor 


223 


der  Verbindung  von  Photographie  und  Handmalerei  zieht.  Auch  hier  kommt  es 
lediglich  auf  das  Wie  an  bei  der  Beurteilung,  ob  auf  diesem  Wege  etwas  Ganzes 
erreicht  werden  kann  oder  nicht.  Durch  Verbote  kann  alles  totgeschlagen  werden, 
mit  demselben  Recht  auch  die  ganze  Kunstphotograph ie,  die  jener  Autor  vertritt. 
Wenn's  nach  den  Verboten  ginge,  so  hätten  wir  keine  Wagnersche,  keine 
Böcklinsche  Kunst,  denn  die  sind  gewiss  als  der  notwendigen  „Einheit  des  Kunst- 
werkes" nach  damals  herkömmlichen  Begriffen  widerstreitend  gebrandmarkt  worden. 
Lasse  man  getrost  die  Leute,  die  es  verstehen,  Photographie  und  manuelle  Arbeit 
verbinden;  wenn  dann  das  Resultat  nicht  mehr  „reine  Photographie**  ist,  was 
schadet's  denn?  Vielleicht  ist  etwas  Schöneres,  Höheres  daraus  geworden,  wenn 
ein  Könner  am  Werke  war.  Dann  schweigen  alle  Deduktionen  vor  der  einfachen 
Logik  des :  1  +  1  =  2.  —  Darüber  Hesse  sich  noch  viel  sagen ;  wer  aber  nur  ehrlich  im 
Nachdenken  bis  zum  Ende  geht,  der  kann  dies  willkürliche  Setzen  von  Schranken 
nicht  mitmachen,  am  allerwenigsten  nun  schon  aber  in  der  Kunst. 

Die  Leser  erwarten  nun  gewiss  von  mir,  wo  ich  schon  einmal  wieder  über  die 
Kunst  in  der  Photographie  in  Fluss  gekommen  bin,  noch  ein  Nachwort  zu  jener  er- 
baulichen Angelegenheit,  der  man  die  geschmackvolle  Marke  „Kunstekel**  aufgeprägt 
hat.  Doch  ich  weiss  mich  damit  zu  entschuldigen,  dass  mein  Raum  erschöpft  ist, 
und  —  Hand  aufs  Herz  —  lohnt  es  sich  auch  noch,  davon  zu  sprechen?  Im 
Schubfach  der  Redaktion  liegt  eine  ganze  Literatur  zu  diesem  Thema,  darunter 
befindet  sich  jedoch  nicht  eine  Stimme,  die  jene  Art  des  Vorgehens  gegen  die 
„Photographischen  Mitteilungen**  in  Schutz  nimmt,  wohl  aber  durchgehcnds  tiefes 
Bedauern  und  schärfstes  Urteil  darüber,  dass  man  sich  in  der  Opposition  gegen 
eine  dem  eigenen  Empfinden  fremde  photographische  Betätigung  zu  solcher  Kampfes- 
weise hinreissen  Hess. 

Unter  den  energischsten  Protestlern  fanden  sich  —  um  nur  die  gewichtigsten 
zu  nennen  —  auch  Otto  Scharf -Crefeld,  N.  Perscheid-Leipzig  und  Heinrich 
Kühn- Innsbruck.  Der  „Wiener  Photo-Club**  erliess  einen  lebhaften  Protest  in 
seinem  Vereinsbericht  in  der  „Photographischen  Rundschau**  und  dem  , Photo- 
graphischen Centralblatt"  (der  leider  nicht  wie  s.  Z.  der  gegen  uns  gerichtete  An- 
griff, unter  fetter  Spitzmarke  abgedruckt  wurde)*),  und  im  „Amateur -Photographer* 


1)  Dieser  Protest  hfltte  ferner  in  der  „Photographischen  Korrespondenz,  welche  gleich- 
falls Organ  des  Photo-Klubs  ist,  abgedruckt  werden  müssen.  Freilich  kam  darin  mit  Bezug  auf 
die  Buchn ersehen  Angriffe  der  Satz  vor:  „Der  Klub  verurteilt  insbesondere  die  ganz  ungehörige 
Form  jener  Ausführungen  und  betont,  dass  er  nicht  die  moralische  Verantwortung  dafür  über- 
nimmt, dass  seine  beiden  Kluborgane:  „Photographisches  Centralblatt"  und  „Photographischc 
Korrespondenz"  derartige  Angriffe  gegen  die  „Photographischen  Mitteilungen"  und  geachtete 
Künstler  unseres  Faches  veröffentlicht  haben.  Insbesondere  bedauert  der  Klub,  dass  in  einem 
seiner  Organe  in  letzter  Zeit  die  objektive  Kritik  Angriffen  persönlicher  Natur  gewichen  ist' 
Letzteres  ging  augenscheinlich  auf  die  „Korrespondenz"  und  verschnupfte  Herrn  Regierungsrat 
Schrank  derart,  dass  er  —  wie  das  mir  unter  der  Korrektur  obigen  Artikels  zugehende  Juli- 
heft der  „Korrespondenz"  ausweist  —  die  ganze  Erklärung  kurzerhand  cskamotierte  mit  d«r 
klassischen  Begründung:  „Nachdem  laut  der  bestehenden  Vereinbarungen  }ede  Polemik  in  den 
Klubberichten  unstatthaft  ist,  entfällt  hier  die  Publikation  dieser  Erklärung."  Den  Abdruck  der 
scharfen  Polemik  Dr.  Buchners  stand  also  nichts  im  Wege,  aber  die  Publikation  einer  in  weit 
gemessenerer  Form  gehaltenen  Gegenerklärung  erscheint  .musterhaft".  Ein  wahrhaft  glänzendes 
Zensurslfickchen  und  ein  schlagender  Beweis  der  Unparteilichkeit  des  Wiener  Altmeisters  der 
Kunstkritik.  L. 


224 


stellte    sich    J.    C.  Warburg    unter    ausführlicher    Notiznahme    von    allem    in  sehr 
sympathischer  Weise  auf  unsere  Seite. 

Wir  können  die  Akten  schliessen.  —  Erwähnt  sei  nur  noch  als  symptomatisch, 
dass  einerseits  in  fast  allen  Briefen  der  Kunstphotographen  der  Wunsch  nach 
engerem  Zusammenschluss  zur  Wahrung  ihrer  Interessen  ausgedrückt  ist,  während 
auf  der  anderen  Seite  der  Frankfurter  Fachverein  ebenso  gegen  die  Kunstphoto- 
graphie,  wo  sie  ihm  nicht  genehm  ist,  mobil  machen  will.  —  Den  Kunstphotographen 
kann  man  sagen,  dass  Einigkeit  stets  ideelle  Interessen  fördert,  die  Frankfurter  aber 
sollten  von  ihrem  klugen  Schutzpatron  Schrank  daran  erinnert  werden,  dass  junge 
Bewegungen,  selbst  wenn  sie  übers  Ziel  hinausschiessen,  durch  Gewaltmittel  noch 
stets  aufs  beste  propagiert  worden  sind.  Lucidus. 


Literatur. 

J.  M.  Eder,  Die  Photographie  mit  Chlorsilber-Gelatine.  Mit  20  Abbildungen.  5.  verniebrte 
und  verbesserte  Aufl.  Verlag  von  Wilhelm  Knapp,  Halle  a.  S.  Mit  dem  vorliegenden  Teile 
schliesst  der  3.  Band  von  Eders  ausführlichem  Handbuch  der  Photographie.  Er  behandelt  die 
Chloisilber-  und  Chlorbromsilber-Gelatineemulsionen  und  liefert  zugleich  eine  Ergänzung  zu  den 
ersten  Heften,  enthaltend  die  neuesten  Arbeiten  im  Bromsilbergelatineprozess.  Über  die  Gediegen- 
heit und  Zuverlässigkeit  der  Ederschen  Schriften  haben  wir  schon  wiederholt  hingewiesen. 
Allen  Photochemikern,  Emulsionftren  und  Fachphotographen  wird  auch  der  neue  Band  des  Hand- 
buchs, welcher  das  Gesamtgebiet  der  Gelatineemulsion  in  erschöpfendster  Weise  vorführt,  ein 
höchst  wertvoller  Führer  und  Berater  sein.  P.  H. 

Leon  Vidal,  Traite  pratique  de  Photochromie.  Verlag  von  Gauthier-Villars,  Paris. 
Die  Herstellung  von  Photographien  in  natürlichen  Farben  ist  ein  Gegenstand,  dem  sich  in  den 
letzten  Jahren  nicht  nur  die  Amateure,  sondern  auch  die  Fachleute,  namentlich  die  Reproduktions- 
techniker, mit  grossem  Eifer  zugewandt  haben.  Es  sind  unzweifelhaft  auf  diesem  Felde  anerkennens- 
werte Fortschritte  gemacht  worden.  Vidal  gibt  in  seinem  Buche  neben  allgemeinen  Betrachtungen 
über  das  Licht  und  die  Farben  eine  Beschreibung  der  verschiedenen  direkten  und  indirekten  Farben- 
verfahren.     Den  Ausführungen  sind  instruktive  Illustrationen  im  Text  und  in  Tafeln  angefügt. 

Hermann  Schnauss,  Diapositive,  4.  vermehrte  Auflage.  Mit  44  Abbildungen.  Verlag  des 
»Apollo",  Dresden.  Diese  im  Neudruck  erschienene  Anleitung  für  die  Herstellung  von  Projektions-, 
Fenster-  und  Stereskopbildern  auf  Chlor-  und  Chlorbromsilberplatten  können  wir  nur  wiederum 
bestens  empfehlen.  Die  sehr  detailliert  gegebenen  Arbeitsvorschriften  werden  insbesondere  dem 
Anfänger  sehr  willkommen  sein. 

Victor  Bellach,  Die  Struktur  der  photographischen  Negative.  Mit  11  Tafeln.  Verlag 
von  Wilhelm  Knapp- Halle.  Diese  vortreffliche  Arbeit  über  das  Korn  der  Bromsilbergelatine- 
Emulsionen  bei  den  Prozessen  des  Reifens,  der  Belichtung  und  der  Entwicklung  wird  alle  Photo- 
cbemiker,  insbesondere  die  sich  mit  dem  Emulsionfach  beschäftigen,  interessieren. 

Von  Meyers  Reisebüchem,  Verlag  des  Bibliographischen  Instituts- Leipzig,  sind  die  nach- 
stehenden Bände  in  neuer  Auflage  erschienen : 

Dresden  und  die  Sächsische  Schweiz.  6.  Aufl.   Mit  12  Karten,  9  Plänen  und  4  Panoramen. 

Ostseebäder  und  Städte  der  Ostseeküste.    2.  Auflage.    Mit  12  Karten  und  17   Plänen. 

Norwegen,  Schweden  und  Dänemark.  Von  Dr.  Yngyar  Nielsen,  Professor  an  der 
Universität  Christiania.     8.  Auflage.     Mit  24  Karten  und  1 4  Plänen. 

Der  Harz.  Grosse  Ausgabe.  17.  Auflage.  Mit  21  Karten  und  Plänen  sowie  einem 
Brockenpanorama. 

Deutsche  Alpen.  II.  Teil  Salzburger  Alpen,  Hohe  Tauern,  Unterinntal,  Brennerbahn  etc. 
7.  Auflage.     Mit  27  Karten,  5  Plänen  und  8  Panoramen. 


225 


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Philipp  von  Schoeller,  Wien. 


Bastelica,  Corsica. 


Abziehbare  Pigmentfolien. 

Von  der  Neuen  Photographischen  Gesellschaft-Steglitz  haben  wir  von  den 
neuen  abziehbaren  Pigmentfolien  einige  Blatt  13  X  i8  cm  und  zwar  in  schwarzer, 
brauner  und  Rötel-Farbe  nebst  Übertragpapieren  zu  Versuchen  erhalten.  Die  Folien 
bestehen  aus  dünnen,  durchsichtigen  Celluloidblättern,  auf  welchen  die  farbigen 
Gelatineschichten  aufgetragen  sind.  Da  man  bei  diesen  Pigmentfolien  durch  die 
Schichtunterlage,  das  Celluloid,  hindurchkopieren  kann,  ohne  dass  die  Schärfe  des 
Bildes  für  das  Auge  gelitten  hat,  was  bei  den  gewöhnlichen  Pigmentpapieren 
nicht  möglich  ist,  erspart  man  das  zweite  Übertragen  der  Bilder. 

Die  Pigmentfolien  werden  in  geschnittenen  Formaten,  Gelatineschicht  gegen 
Gelatineschicht  gepackt,  geliefert.  Es  ist  darauf  zu  achten,  dass  die  Folien  nicht  an 
feuchten  Orten  aufbewahrt  werden,  da  sie  leicht  zusammenkleben. 

Die  Arbeitsweise  mit  den  Folien  gestaltet  sich  wie  folgt:  Die  Folien  werden  zu- 
nächst ca.  lYa  Minuten   in  eine  Lösung  von 

Kali  umbi  Chromat 30^ 

Wasser 1000  „ 

Ammoniak 25  ccin 

gelegt,  Schichtseite  nach  oben.  Die  Films  bleiben  in  diesem  Bade  flach  liegen. 
Nach  der  Sensibilisierung  drückt  man  die  überschüssige  Chromatlösung  mit  Fliess- 
papier ab  und  hängt  die  Films  an  Klammern  zum  Trocknen  auf.  Die  aufgehängten  Films 
rollten  sich  beim  Trocknen  nicht  zusammen.  In  der  beigegebenen  Gebrauchsanweisung 
wird  empfohlen,  die  Films  mit  Stecknadeln  auf  Pappkarton  zu  befestigen  und  so 
trocknen    zu  lassen.     Nach   dem  Trocknen    auf    der  Celluloidseite    etwa    anhaftende 

1.  VIU.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  29 

227 


Chromsalzpartikel    reibe    man  mit  einem  Watte-  oder  Flanellbausch  ab.      Die  sensi- 
bilisierten Folien  sind  nach  dem  Trocknen  möglichst  bald  zu  verarbeiten. 

Das  Kopieren  geschieht  nun  in  der  beim  Pigmentdruck  üblichen  Weise  mittelst 
eines  Photometers.  Zu  beachten  ist  nur,  dass  auf  die  Schichtseite  des  Negativs  die 
Celluloidseite  der  Films  zu  liegen  kommt.  Normale  Negative  werden  mit  Vogel- 
oder Sa wy er- Photometer  bis  Grad  12  kopiert. 

Die  weitere  Behandlungsweise  weicht  von  der  beim  Pigmentprozess  bisher  üblichen 
etwas  ab,  die  Entwicklung  des  Bildes  geschieht  nämlich  auf  dem  CelluloidfUm  vor  dem 
Übertrag.  Es  wird  hier  folgende  Vorschrift  gegeben:  Nach  dem  Kopieren  nimmt 
man  die  Folie  aus  dem  Kopierrahmen  und  legt  sie,  ohne  sie  unnötig  dem  Tageslicht 
auszusetzen,  in  eine  bereitstehende  Schale  mit  kaltem  Wasser;  hierin  lässt  man  die 
Folie  etwa  5  Minuten  wässern.  Man  achte  darauf,  dass  die  Folie  im  Wasser  unter- 
taucht. 

Nach  dem  Wässern 
legt  man  die  Folien, 
Schicht  nach  oben, 
in  eine  Schale  mit 
Wasser  von  40  bis 
50°  C.  und  schaukeh 
ab  und  zu  die  Schale. 
Die  vom  Licht  nicht 
getroffenen  Stellen 
der  Bildschicht  wer- 
den gelöst,  während 
die  belichteten  Stellen 
nach  Massgabe  der 
Lichteinwirkung  un- 
löslich geworden  sind 
imd  auf  der  Folie  ver- 
bleiben. Nach  etwa 
6  bis  10  Minuten  ist 
ein  richtig  kopiertes 
Bild  im  allgemeinen 
fertig  entwickelt. 

Sind  nach  dieser  Zeit 
die  Lichter  noch  nicht 
klar,  so  giesst  man 
das  Wasser  ab,  und 
setzt  die  Entwicklung 
in  frischem  warmen 
Wasser  fort.  Man 
giesse  das  frische 
Entwicklungswasser 
nicht  direkt  auf  die 
Bildschicht,    sondern 

DU  r  c  u    11      \XT-  nehme      zuvor     die 

Philipp  von  Schoeller,  Wien. 


228 


Bilder  heraus,  denn 
der  Warm  Wasser- 
strahl könnte  die  fein- 
sten Halbtöne  leicht 
vernichten. 

Ist  das  Bild  etwas 
überkopiert,  so  er- 
höht man  die  Tem- 
peratur des  Entwick- 
lungswassers ;  hat 
man  stark  über- 
kopiert, so  setzt  man 
dem  Entwicklungs- 
wasser einige  Trop- 
fen Ammoniak  zu, 
welches  Mittel  sich 
besonders  bei  Ver- 
wendung alt  gewor- 
dener Folien  em- 
pfiehlt. 

Man  kontrolliert 
das  Fortschreiten  der 
Entwicklung,  indem 
man  das  Bild,  mit 
der  Schichtseite  nach 
oben,  auf  eine  Glas- 
platte oder  besser  auf 
eine  weisse  Milch- 
glasplatte legt. 

Sind  alle  Details 
des  Bildes  heraus  und  die  Lichter  klar,  so  ist  die  Entwicklung  beendigt.  Man  bringt 
dann  die  Folie  auf  ca.  5  Minuten  in  reines  kaltes  Wasser  und  hängt  sie  an  Klammern 
zum  Trocknen  auf.  Sollten  die  Films  Neiguni^  zum  Zusammenrollen  zeigen,  so  be- 
festige man  an  den  unteren  Ecken  je  eine  Klammer,  eventuell  kann  das  Trocknen 
auch  auf  Pappkarton  mit  Nadelbefestigung  geschehen. 

Wie  bei  dem  Prozess  mit  Pigmentpapier,  so  auch  bei  den  Pigmentfolien,  kann 
durch  Anwendung  von  Chromatlösung  verschiedener  Konzentration,  längeres  oder 
kürzeres  Kopieren,  kältere  oder  wärmere  Temperatur  des  Entwicklungswassers,  dem 
Charakter  des  Negativs  resp.  dem  beabsichtigten  Bildeffekt  Rechnung  getragen  werden. 
Ftlr  den  Übertrag  wird  das  von  der  N.  P.  G.  beigegebene  Auftragpapier  und  das 
Pigmentbild  i — 2  Minuten  lang  in  kaltem  Wasser  eingeweicht,  alsdann,  am  besten 
unter  Wasser,  Schicht  auf  Schicht,  miteinander  vereinigt.  Die  lose  zusammen- 
hängenden Blätter  werden,  Papier  nach  unten,  auf  eine  Glasplatte  gelegt  und  etwaige 
Luftbläschen,  die  man  durch  die  Celluloidfolien  hindurch  gut  erkennen  kann,  sanft 
mit  der  Hand  herausgestrichen.  Ein  Gummiroller  oder  Gummiquetscher  soll  hierbei 
nicht  benutzt  werden. 


Philipp  von  Schoeller,  Wien. 


229 


Hierauf  drückt  man  die  zusammenhaftenden  Blätter  zwischen  Fliesspapier  ab  und 
legt  sie  dann  zwischen  zwei  Glasplatten,  die  man  durch  Klammern  zusammenhält,  oder 
man  spannt  sie  in  einen  Kopierrahmen.  Nach  etwa  V,  Stunde  nimmt  man  das  Bild 
wieder  heraus  und  legt  es,  mit  der  Papierseite  nach  oben,  zum  Trocknen.  Nach- 
dem das  Bild  vollkommen  trocken  ist,  kann  man  die  Celluloidfolie  mit  Leichtig- 
keit abblättern,  während  das  Pigmentbild  auf  dem  Papier  verbleibt. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  für  das  Gelingen  des  Übertrags  ist  die  Stärke  des 
verwendeten  Celluloidfilm.  Zu  dicke  Films  würden  schwer  haften.  Selbstverständ- 
lich müssen  die  in  Anwendung  kommenden  Colluloidfolien  auch  glasklar  und 
schrammenfrei  sein. 

Die  Kopie  wird  nun  mit  einem  Wattebausch  und  einigen  Tropfen  Benzin  über- 
rieben. Die  so  erhaltenen  Pigmentbilder  zeigen  einen  hohen  Glanz.  Derselbe  ver- 
schwindet, wenn  man  die  Kopien  in  kaltes  Wasser  legt.  Will  man  vollkommen 
matte  Kopien  erhalten,  so  quetscht  man  das  vorher  in  5  prozentiger  Alaun-Lösung 
gehärtete  Bild  'auf  eine  Mattscheibe;  das  Bild  ist  von  dieser  in  noch  feuchtem  Zu- 
stande abzuziehen. 

Wie  schon  erwähnt,  fand  bisher  bei  dem  Pigmentprozess  das  Übertragen  der 
Kopie  stets  vor  der  Entwicklung  statt,  und  können  wir  nicht  klagen,  dass  dieses 
irgend  besondere  Schwierigkeiten  bereitet  hat.  In  dem  Prospekt  über  die  neuen 
Folien  steht  nämlich  vermerkt,  dass  bei  letzteren  der  überaus  heikle  Übertrag 
„während  der  Entwicklung"  fortfällt.  Das  Entwickeln  der  Bilder,  oder  wie  es 
Eder  richtiger  nennt,  „das  Auswaschen  des  Pigmentbildes ^  wird  ja  erst  später  in 
warmem  Wasser  vorgenommen.  Bei  dem  Einweichen  der  Pigmentkopie  in  kaltem 
Wasser  löst  sich  die  Pigmentschicht  nicht.  Also  bezüglich  der  Entwicklung  haben 
die  Pigmentfilms  wohl  nichts  voraus,  der  Hauptvorteil  der  neuen  N.  P.  G.  -  Folien 
besteht  darin,  dass  sie  von  den  gewöhnlichen  Negativen  mit  einmaligem  Übertrag 
seitenrichtige  Bilder  zulassen. 

Was  den  Preis  der  neuen  Pigmentfolien  anbetrifft,  so  kosten  10  Blatt  13  X  18  ^« 
2,35  Mk.,  10  Blatt  Übertragpapier  dazu  0,80  Mk.  Es  werden  bis  jetzt  die  Pigmeni- 
folicn  in  folgenden  Farben  geliefert:  Schwarz,  Dunkelbraun,  Hellbraun,  Rötel, 
Kirschrot,  Ziegelrot,  Dunkelblau,  Hellblau,  Hellgrün,  Olive,  Blauviolett. 

Bei  dem  hier  beschriebenen  Prozess  mit  Pigmentfolien  wird  gegenüber  dem 
gewöhnlichen  doppelten  Übertragungsprozess  an  Zeit  etwas  gespart.  Diejenigen 
Pigmentdrucker,  welche  in  dem  Arbeiten  mit  Films  gewandt  sind,  und  denen  ein 
zweites  Übertragen  der  Bilder  nicht  behagt,  werden  sich  für  die  neuen  Folien 
interessieren. 

Auch  die  Anfertigung  von  Diapositiven  für  Fensterbilder  und  Projektionszwecke 
gestaltet  sich  mit  den  N.  P.  G.  -  Folien  sehr  einfach,  indem  das  auf  der  Celluloid- 
schicht  entwickelte  Bild  überhaupt  nicht  weiter  übertragen  zu  werden  braucht, 
sondern  man  bringt  dasselbe  nur  zwischen  zwei  Glasscheiben  und  verklebt  die 
Ränder  wie  übhch. 

P.  Hanneke. 


230 


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Zu  den  Bildern  Philipp  von  Schoellers. 

Philipp  Ritter  von  Schoeller,  der  Präsident  des  Wiener  Camera- 
Klubs,  gehört  zu  den  Veteranen  der  Amateurphotographic ;  er  zählt  zu  jenen 
Amateuren,  welche  die  Lichtbildkunst  von  vornherein  mit  ganz  ausser- 
gewöhnlichem  Eifer  und  einer  Vertiefung  anpackten,  die  den  Grund  legte  zu 
der  glänzenden  Entwicklung,  die  der  Amateurphotographie  in  neuerer  Zeit 
beschieden  war.  Durch  keinerlei  Rücksichten  eingeengt,  konnte  er  sich  ganz 
der  rein  ideellen  Pflege  seiner  Leidenschaft  hingeben.  Gleich  dem  Freiherrn 
von  Rothschild  richtete  er  sich  in  Wien  ein  eigenes  Atelier  ein,  das  neben 
der  Fertigstellung  seiner  auf  Reisen  aufgenommenen  Landschaftsbilder  vor 
allem  der  Aufnahme  von  Porträtstudien  dient.  In  diesem  Atelier  wird  mit 
dem  ganzen  verfeinerten  technischen  Apparat  des  Fachmanns,  aber  ohne  die 
lästigen  Rücksichten,  die  der  Fachphotograph  auf  Publikum  und  Gelderwerb 
nehmen  muss,  gearbeitet.  Wir  sehen  also  hier  gewissermassen,  was  in  einem 
Idealatelier,  mit  allen  Mitteln,  welche  die  hoch  entwickelte  Technik  zur  Ver- 
^gung  stellt,  der 
guten,  soliden  Tra- 
dition  folgend,    ein 

geschmackvoller 

Mensch  leisten 

kann,    der     allezeit 

nur  zur  Befriedigung 

des  eigenen  Ver- 
langens nach  Schön- 
heit, nicht  um  den 

Beifall  anderer  tätig 

ist. 
Denn    » modern « 

im      Sinne       jener 

Schule,  die  wir  heute 

in  erster  Linie  mit 

dem  Begriff  »Kunst- 

photographie «      in 

Verbindung  brin- 
gen,    ist    Philipp 

von       Schoeller 

nicht    und    will    er 

nicht  sem.   Mit  dem 
Ausdrucksmittel 

des   Gummidrucks, 

dessen      sich      die 

Modernen  in  erster 

Liniebedienen,ister 

äusserst   vorsichtig 


Philipp  von  Schoeller,  Wien. 


Studienkopf. 


231 


Philipp  von  Schoeller,  Wien. 


Turm  Parata,  Corsica. 


und  sparsam.  Er  verwendet  ihn  hauptsächlich,  um  gewisse  malerische 
Stimmungen  in  der  Landschaft  auszudrücken,  und  dass  er  hier  auch  über 
diese  Technik  gebieten  kann,  zeigt  unsere  Tafelreproduktion  des  in  der 
grossen,  malerischen  Licht-  und  Schattenwirkung,  in  der  interessanten  Silhouette 
sehr  glücklich  gegebenen  Seestücks  bei  Ajaccio.  Für  Porträts,  besonders 
in  kleineren  Formaten,  erscheint  ihm  diese  Technik  aus  dem  Grunde  nicht 
geeignet,  »weil  dadurch  Gesicht  und  Hände  körnig  erscheinen  und  hiermit 
die  Lichter,  welche  einen  Kopf  interessant  machen,  unterdrückt  werden* 
Er  wendet  sich  gegen  jene  ausdruckslosen  Bildnisse  moderner  Amateure 
»ohne  Licht  und  Schatten  im  Gesicht,  bei  denen  die  Augen,  in  welchen 
doch  gerade  die  Seele  eines  Menschen  liegt,  als  zwei  schwarze,  nichts- 
sagende Punkte  erscheinen,  c  Zweifellos  ist  hiermit  eine  wunde  Stelle  des 
kunstphotographischen  Bildnisses  berührt,  dem  es  nicht  immer  gelingt,  mit 
der  angestrebten  und  häufig  erreichten  malerischen  Wirkung  die  intime 
Ähnlichkeit,  welche  wir  von  jedem  Porträt,  zumal  vom  photographischen 
fordern,  zu  vereinen. 

Diesen  seinen  Anschauungen  entsprechend,  sehen  wir  in  allen  Scho  eil  er- 
sehen Porträts  die  photographische  Naturtreue  vollkommen  bewahrt.  Die 
künstlerische  Wirkung  sucht  er  dem  Bilde  durch  die  Art  der  Anordnung  und 
der  Beleuchtung  zu  sichern.  In  der  Art  der  Aufnahme  also  liegt  flir  ihn 
das  wichtigste  Moment  des  ganzen  Prozesses,  dessen  wesentlichstes  Hilfs- 
mittel ein  tadelloses  Negativ  ist.  »Der  heutige  Gummidruck«,  sagt  er,  ust 
eigentlich  keine  Photographie  mehr,  die  im  Grunde  sich  auf  eine  schöne 
Aufnahme    aufbauen    sollte;    auch  ein  schlechtes  Negativ  genügt,    um   durch 


232 


Farbenmischungen,  Änderungen  beim  Entwickeln  usw.  stimmungsvolle  Bilder 
zu  Stande  zu  bringen.«  Auch  in  diesen  Worten  ist  ein  wichtiger  Punkt  be- 
rührt. Die  Originalnegative  der  Gummidrucker  sehen  mitunter  böse  aus,  und 
solche  mangelhaften  Matrizen  geben,  wenn  auch  die  Technik  des  Gummi- 
drucks noch  so  geschickt  gehandhabt  wird,  häufig  genug  zu  einem  gefähr- 
lichen Abirren  von  der  Naturwahrheit  Veranlassung.  Dennoch  haben  wohl 
jetzt  unsere  besten  Gummidrucker  eingesehen,  dass  sie  die  Technik  be- 
herrschen müssen,  um  sichere  Resultate  zu  erzielen,  und  dass  auch  für  den 
Gummidruck  ein  möglichst  vollendetes  Negativ  der  beste,  sicherste  und 
solideste  Ausgangspunkt  ist.  Die  Natur  bleibt  die  reine  Quelle,  deren  der 
Photograph  niemals  entraten  kann.  Das  Negativ  muss  die  Natur  vollkommen 
und  unverfälscht  geben,  wenn  anders  die  Positivkiinste  nicht  über  kurz  oder 
lang  in  leere  Routine  sich  verlieren  sollen. 

Diese  Andeutungen,  welche  gerade  in  ihrem  vielfach  opponierenden 
Charakter  interessant  sind,  mögen  genügen,  um  den  Leser  der  rechten 
Wertung  der  Schoeller sehen  Bilder  nahe  zu  bringen.  Hören  wir  nun  zum 
Schluss.  was  der  Autor  über  die  Technik  seiner  Porträtaufnahmen  sagt: 

»Ich  unterscheide  streng,  ob  ich  ein  Porträt  oder  einen  Studienkopf  an- 
fertigen will.  Bei  Porträtaufnahmen  ersuche  ich  die  betreffende  Person,  sich 
zu  stellen  oder  zu  setzen,  wie  sie  sich  am  bequemsten  fühlt.  Dann  umkreise 
ich  sie,  um  zu  ergründen,  von  welcher  Seite  sie  sich  am  vorteilhaftesten 
präsentiert.  Ferner  verlege  ich  meinen  Augenpunkt  höher  oder  niedriger, 
um  zu  sehen,  wie  sich  das  Verhältnis  des  Halses,  des  Kinns  usw.  gestaltet; 
so  werde  ich  beispielsweise  einem  Menschen  mit  kurzem  Halse  gegenüber 
den  Standpunkt  des  Apparates  tiefer  nehmen.    —    Dann    kommt    die    Regu- 


Philipp  voii  Schoeller,  Wien. 


Schafe. 


233 


Philipp  von   Schoeller,  Wien. 


Fischer  aus  Skagen. 


lierung  der  Be- 
leuchtung, welche 
sich  hauptsächlich 
nach  dem  Charakter 
des  Kopfes  richtet 
Ist  die  Kassette 
aufgezogen,  fange 
ich  an  zu  plaudern, 
und  wenn  ich  sehe, 
dass  der  Mensch 
sich  nicht  mehr  als 

Photographier- 
objekt  fühlt,  ersuche 
ich  ihn,  einen 
Augenblick  ins  Ob- 
jektiv oder  nach 
einer  anderen  Stelle 
zu  sehen,  und  in 
längstens  2  Sekun- 
den ist  er  auf- 
genommen. Meine 
Aufnahmen  erfol- 
gen meistens  auf 
18:  24  Platten.  Ich 
stellt  immer  scharf 
ein.  Die  Vergrösse- 
rung  erfolgt  durch 
ein  dünnes  Draht- 
netz, wodurch  die 
Härte  sich  verliert. 
Hütte    aufgenommen, 


Das  Bild  des  Fischers  aus  Skagen  wurde  in  einer 
in  der  die  offene  Tür  das  Hauptlicht  spendete,  während  die  Schattenseite 
durch  ein  kleines  Fenster  aufgehellt  wurde.  Das  Original  des  Fischers  ist 
ein  Gummidruck,  den  ich  nur  bei  Porträts  in  grossen  Formaten  anwende. 
Für  kleinere  Formate  benutze  ich  Platinpapier  oder  das  Papier  Velours  Artigue, 
welches  leider  nicht  mehr  in  guter  Qualität  zu  haben  ist.  An  die  Stelle  des 
letzteren  wird  neuerdings  das  Fressonpapier  treten  können.«  F.  L. 


Über  Dunkelkammerbeleuchtung. 

Von  Allred  Parzer -Mühlbacher. 

Wenn  wir  gegenwärtig  auch  über  Coxin,  Weisslichtentwickler  und  ähnliche 
Mittel  verfügen,  welche  es  ermöglichen,  bei  Tages-  oder  Lampenlicht  die  Negative 
entwickeln  zu  können,   so  werden  wir  hiervon  w.)hl  nur  in  vereinzelten  Fällen  Ge- 


234 


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\  »'     :    rit/«r    Mahlbacher. 


k.M. 


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JAPANERIN  o    o    o    o    o    o  Von 
PH.  VON  SCHOELLER,  WIEN 


PHOTOGRAI  MISCHE 
MITTElI.IJNr.EN    XL 


brauch  machen.  Ein  Lichtbildner,  der  einmal  an  seinen  Arbeitsmodus  und  an  seine 
Dunkelkammer,  respektive  den  Entwicklungsraum  gewöhnt  ist  und  sich  voll  ein- 
gearbeitet hat,  wird  nicht  so  schnell  davon  lassen.  Im  übrigen  bedarf  der  Photo- 
graph nicht  nur  für  die  Entwicklung  der  Negative  einen  Dunkelraum,  sondern  auch  für 
viele  andere  Arbeiten.  Ganz  anders  aber  verhält  es  sich  auf  Reisen,  wo  die  wechselnden 
Lichtverhältnisse,  die  nicht  gewohnten  Einrichtungen  und  Unannehmlichkeiten  der 
verschiedenartigsten  Hotel-,  Pension-  und  Fach-Dunkelkammern  das  sichere  Arbeiten 
mitunter  beträchtlich  erschweren.  Viele  Amateure  ziehen  deshalb  vor,  auf  Reisen 
nur  Probeentwicklungen  einzelner  Aufnahmen  zu  machen  und  sich  die  Hauptarbeit 
für  zuhause  aufzusparen. 

Das  wichtigste  eines  brauchbaren  Entwicklungsraumes  ist  ausser  entsprechender 
Grösse  des  Lokales  das  verfügbare  Dunkelkammerlicht.  Es  soll  gestatten,  ohne 
Überanstrengung  der  Augen,  bequem  das  Fortschreiten  des  Negativprozesses  über- 
wachen zu  können,  wobei  natürlich  keine  Schleierbildungen  auftreten  dürfen. 

Sehr  gerne  verwendet  man  für  stabile  Dunkelkammern  einfenstrige  Räume,  in 
denen  man  gewöhnlich  sämtliche  Fenstertafeln  bis  auf  eine  mit  schwarzem  Papier 
überklebt  und  letztere  entweder  durch  eine  Rubinscheibe  ersetzt  oder  mit  einem 
sonstigen  roten  Lichtfilter  versieht.  Die  Hauptsache  bleibt,  dass  dieses  Lichtfilter 
nur  rote,  gelbe  und  orangerote  Strahlen  aussendet.  Es  ist  nicht  erforderlich,  dass  das 
herrschende  Licht  dunkel,  respektive  sehr  schwach  sei.  Mann  kann  ganz  gut  bei 
Lichtverhältnissen  arbeiten,  die  gestatten,  den  kleinen  Druck  einer  Zeitung  noch 
deutlich  zu  lesen. 

Von  Dr.  G.  Hauberrisser  ist  im  Handel  unter  dem  Namen  „Dunkelkammer- 
prüfer** ein  sehr  nützlicher  Behelf  erschienen,  der  gestattet,  mit  grosser  Verlässlich- 
keit  bei  jeder  Gelegenheit  das  im  Entwicklungsraume  herrschende  Licht  auf  seine 
Sicherheit  gegen  Schleierbildung  untersuchen  zu  können.  Ich  finde  in  Amateur- 
kreisen dieses  sehr  nützliche  Instrumentchen  noch  viel  zu  wenig  verbreitet  und 
möchte  daher  nicht  unterlassen,  hier  darauf  hinzuweisen. 

Der  „Dunkelkammerprüfer"  besteht  aus  einer  besonders  präparierten  kleinen 
Glasplatte  und  beruht  auf  dem  Prinzipe,  dass  ein  blaues  Glas,  das  gelbe  und 
rote  Strahlen  vollständig  absorbiert,  mit  einer  roten  Glasscheibe  kombiniert  (die  nur 
rote  und  gelbe  Strahlen  hindurchgehen  lässt),  in  der  Durchsicht  schwarz  ergeben  muss. 
Man  hält  nun  den  Prüfer  gegen  die  zu  untersuchende  Lichtquelle,  und  wenn  man  bei 
längerem  Hindurchsehen  keinen  Lichteindruck  wahrnimmt,  ist  das  herrschende  Dunkel- 
kammerlicht frei  von  aktinischen,  respektive  auf  die  Platte  schädlich  wirkenden  Strahlen. 

Zur  Verglasung  von  Dunkelkammerfenstern  empfiehlt  sich  Massiv-Rubinglas 
und  wird  auch  zumeist  verwendet,  falls  nicht  die  Glassfläche  zu  gross  und  die  An- 
schaffung dadurch  zu  kostspielig  wird.  Statt  Rubinscheiben  kann  man  auch  eine 
oder  mehrere  Lagen  roten  Cherrystoffs  oder  rotes  Dunkelkammerpapier  verwenden. 
Mit  dem  Dunkelkammerprüfer  ist  es  sehr  leicht  möglich,  das  richtige  Lichtfilter,  sei 
es  aus  Glas,  Stoff  oder  Papier,  eventuell  auch  in  verschiedenen  Kombinationen, 
schnell  und  sicher  zu  finden. 

Ein  vorzügliches  Mittel  zur  Herstellung  brauchbarer  Dunkelkammer-Lichtfilter  ist 
auch  der  neue  Rotlack  „Bayer"  (Elberfeld).  Man  kann  dainit  sowohl  gewöhnliche 
Fenstertafeln  überstreichen  oder  übergi essen,  als  auch  elektrische  Glühbirnen  durch 
Eintauchen  in  vorzügliche  Rubinlampen  verw^andeln. 

1.  VUI.  1908     Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  30 

235 


Entwicklungsräume  mit  Tageslicht-Beleuchtung  sind  zum  Arbeiten  sehr  angenehm, 
wenn  man  nicht  mit  besonders  starken  Lichtschwankungen  zu  rechnen  hat.  Diese 
treten  nicht  nur  durch  den  jeweiligen  Stand  der  Sonne  zu  den  verschiedenen  Tages- 
zeiten auf,  sondern  werden  namentlich  dann  sehr  fühlbar,  wenn  das  Fenster  der 
Dunkelkammer  nach  einer  Himmelsrichtung  liegt,  wo  die  Sonne  ihre  Strahlen  direkt 
auf  das  Lichtfilter  wirft.  In  einem  solchen  Falle  ist  es  unerlässlich,  die  rote  Trans- 
parentschicht noch  mit  einer  entsprechenden  Stofflage,  respektive  mit  Vorhängen  aus 
Cherry-  und  Canarienstoff  zu  versehen. 

Es  empfiehlt  sich  auch,  die  für  Tageslicht  in  Verwendung  gelangenden  Dunkel- 
kammerfenster von  Zeit  zu  Zeit,  namentlich  in  den  Sommermonaten,  wo  die  Aktinität 
des  Lichtes  am  stärksten  ist,  mit  dem  vorerwähnten  DunkelkammerprOfer  zu  unter- 
suchen, weil  bekanntlich  gefärbte  Stoffe  und  Papiere  mit  der  Zeit  verschiedenen 
Veränderungen  unterworfen  sind. 

Dort,  wo  elektrisches  Licht  vorhanden  ist,  wird  wohl  in  den  seltensten  Fällen 
eine  Tageslicht-Dunkelkammer  in  Frage  kommen,  da  die  grosse  Stabilität  des  elek- 
trischen Glühlichtes  ein  sehr  angenehmes  Arbeiten  in  Entwicklungsräumen  gestattet. 
Ich  habe  bereits  vorher  der  Selbstanfertigung  von  Rubinbirnen  mit  Hilfe  des  neuen 
Rotlackes  einige  Worte  gewidmet.  Man  kann  mit  diesem  Behelfe  die  vorher  von 
etwa  anhaftendem  Fette  gereinigten  Glühlampen  entweder  bestreichen  oder  über- 
giessen.  In  jedem  Falle  ist  darauf  zu  sehen,  dass  man  eine  geschlossene,  poren- 
freie, gleichmässige  rote  Lackschicht  erhält,  was  keine  besonderen  Schwierigkeiten 
macht. 

Sehr  empfehlenswert  sind  Massiv-Rubin -Glühbirnen,  die  man  heute  für  ver- 
schiedene Kerzenstärken  und  Voltspannungen  überall  zu  billigen  Preisen  käuflich  er- 
hält. Kostspieliger,  aber  in  der  Anwendung  bedeutend  bequemer  sind  die  neu- 
artigen Kombinationsglühbirnen  für  Dunkelkammerzwecke,  sie  sind  für  rotes,  gelbes  und 
weisses  Licht,  welches  man  bei  Bedarf  durch  einfache  Drehung  der  Lampe  sofort 
einstellen  kann. 

Auf  Reisen  kann  man  sich  in  Zimmern,  wo  elektrisches  Licht  vorhanden  ist, 
nach  Verdunkelung  der  Fenster  und  durch  Umhüllen  der  Glühbirnen  mit  mehreren 
Lagen  Cherrystoff  schnell  eine  bequeme  Dunkelkammerbeleuchtung  schaffen.  Es 
empfiehlt  sich  daher  auf  Reisen  stets  die  Mitführung  eines  solchen  Stoffstückes. 

Weniger  angenehm  sind  Dunkelkammerlampen  mit  den  gew^öhnlichen  Licht- 
quellen, sei  es  Kerze,  Rüböl,  Petroleum  oder  Benzin  etc.  Bei  längerem  Arbeiten, 
namentlich  in  einem  kleinen  Räume,  beeinträchtigen  fast  alle  diese  Laternen  die  Luft 
und  fallen  dadurch  manchen  Amateuren  lästig.  Am  wenigsten  ist  dies  bei  Rüböl 
und  Kerzenlicht  der  Fall.  Die  Verwendung  von  Petroleum  und  Benzin  erfordert 
eine  sehr  gute  Konstruktion  der  Lampe,  bei  welcher  Rauch-  und  Geruchbildung 
möglichst  vermieden  sind. 

Die  meisten  Dunkelkammerlampen  sind  mit  Rubinscheiben  oder  Rubinzylindem 
ausgestattet  und  besitzen  oft  noch  Vorrichtungen,  um  gelbes  und  mattweisses  Lichi 
einstellen  zu  können.  Ich  ziehe  Massiv-Rubinfabrikate  den  gewöhnlichen  roten 
Scheiben  und  Zylindern  vor. 

Grosser  Beliebtheit  erfreuen  sich  auch  die  Dunkelkammerlampen  mit  orange- 
gelbem Lichte,  respektive  die  sogenannten  Bichromatlampen.  Dieselben  erleichtern 
bedeutend   den  Negativprozess.     Statt  der  Rubinscheibe   ist  bei  diesen  Lampen  eine 


236 


Cövette,  welche  eine  konzentrierte  Lösung  von  doppelt  chromsaurem  Kali  in  Wasser 
enthält,  vorgeschahet.  Die  Brauchbarkeit  der  Dichromat -Dunkelkammerlaternen 
hängt  vor  allem  von  der  Dimension  der  Glascüvette  und  der  Konzentration  der  Chrom- 
lösung ab.  Zu  dünne  Cüvetten  ergeben  mitunter  etwas  aktinisches  Licht,  welches 
bei  grosser  Annäherung  der  Entwicklerschale  leicht  zu  Verschleierungen  Veranlassung 
geben  kann.  Dasselbe  tritt  bei  zu  dünner  Lösung  ein.  Das  doppeltchromsaure  Kali 
neigt  bekanntlich  bei  niederer  Temperatur  leicht  zur  Auskristallisation.  Diesem  Übel- 
stande habe  ich  in  ausgiebiger  Weise  durch  Zusatz  von  Glycerin  abgeholfen. 

Die  Bichromatlampe  soll  etwas  erhöht  von  der  Entwicklerschale  aufgestellt 
werden,  und  nimmt  man  als  normale  Entfernung  beim  Arbeiten  von  der  Lichtquelle 
zirka  80  cm  bis  i  m  an.  Wenn  man  bei  den  ersten  Versuchen  mit  einer  solchen 
Lampe  den  Dunkelkammerprüfer  zu  Rate  zieht,  wird  man  wohl  nie  mit  Miss- 
erfolgen zu  kämpfen  haben. 

Ich  habe  die  Anwendung  einer  guten,  verlässlichen  Bichromatlaterne  als  sehr 
bequem  gefunden,  und  ist  bei  der  angenehmen,  hellen  Beleuchtung  eine  Ermüdung 
der  Augen,  selbst  bei  längerer  Arbeitszeit,  so  gut  wie  ausgeschlossen.  Man  ist  in 
der  Lage,  den  Negativprozess  mit  grösster  Genauigkeit  überwachen  und  ausführen 
zu  können. 

Auch  mit  elektrischen  Glühbirnen  lassen  sich  solche  Dunkelkammerlampen  her- 
stellen. Hierzu  genügt  jedes  gewöhnliche  Trinkglas  mit  ungefähr  7«  Liter  Inhalt. 
Man  füllt  dasselbe  mit  gesättigter  Lösung  von  doppeltchromsaurem  Kali  in  Wasser 
und  fügt  in  den  Wintermonaten  Glycerin  zu.  Die  Zuleitungsdrähte  der  Glühbirne 
werden  mit  einem  Gummischlauch  derart  überstülpt,  dass  kein  Kurzschluss  durch  die 
Flüssigkeit  eintreten  kann.  Das  Glas  bedeckt  man  mit  einem  Brettchen,  welches  die 
durch  ein  Loch  in  die  Lösung  getauchte  Glühbirne  genau  in  der  Mitte  des  Gefässes 
fixiert  erhält. 

Sollen  Bichromatlaternen  zur  Entwicklung  von  farbenempfindlichen  Platten  Ver- 
wendung finden,  so  ist  selbstredend  die  Vorschaltung  eines  separaten  Glasfilters 
erforderlich.  Die  Entwicklung  orthochromatischer  Platten  soll  überhaupt  stets  bei 
bedeckter  Schale  vorgenommen  werden.  Es  bleibt  dies  der  sicherste  Arbeitsmodus, 
an  den  man  sich  bei  nur  einiger  Übung  leicht  gewöhnen  kann. 

Dem  Dunkelkammerlichte,  sei  es  zum  Einlegen  der  Platten  oder  zum  Entwickeln 
derselben,  soll  man  stets  das  nötige  Interesse  und  die  erforderliche  Aufmerksamkeit 
entgegenbringen;  hierdurch  wird  namentlich  dem  Anfänger  viel  Ärger  und  mancher 
Misserfolg  erspart  bleiben. 


Kleine  Mitteilungen. 

Rezept  für  Selbstanfertigung  von  Arlstopapler. 

A.  J.  Jarmann  giebt  für  die  Herstellung  von  Aristopapier  folgende  Emulsion. 
120  g  harte  Heinrichs  Gelatine ,  in  Streifen  geschnitten,  lässt  man  eine  Stunde  in 
300  ccm  kalten  Wassers  quellen,  bringt  sie  dann  auf  dem  Wasserbade  zum  Schmelzen 
und  lässt  hiernach  die  Lösung  auf  60°  C.  abkühlen.  Ferner  sind  folgende  Lösunger. 
zu  bereiten. 

Nr.     I.    Seignettesalz 6^ 

destill.  Wasser 100  ,, 


237 


Nr.  II.    Ammoniumchlorid 3  ^ 

destill.  Wasser 100  » 

„   III.    Silbernitrat 36  „ 

Citronensäure  pulveris 6  „ 

destill.  Wasser 300  „ 

„    IV.    Alaun  pulveris 6  „ 

destill.  Wasser  (heiss)  .  .  .  .  160  „ 
Diese  Lösungen  werden  der  Reihe  nach  der  Gelatinelösung,  unter  Umrühren 
mit  einem  Glasstabe,  zugefügt.  Darnach  werden  60  ccm  absoluter  Alkohol  zugegeben 
und  zwar  nach  und  nach  in  kleinen  Portionen.  Wird  der  Alkohol  auf  einmal  zu- 
gegossen, so  koaguliert  die  Gelatine  und  bildet  unlösliche  Klumpen.  Das  Mischen 
geschieht  am  besten  bei  gewöhnlichem  Lampenlicht.  Die  Emulsion  lässt  man 
3  Tage  reifen. 

Nun  wird  die  Emulsion  auf  dem  Wasserbade  geschmolzen,  und  sobald  sie  eine 
Temperatur  von  65°  C.  zeigt,  werden 

Destill.  Wasser 120  ccm 

Alkohol  absol 30    » 

zugesetzt.  Hierauf  wird  die  Emulsion  (durch  Flanell)  filtriert  und  kann  dann  auf 
Barytpapier  aufgetragen  werden.  Jarmann  empfiehlt,  kleinere  Papierstücke  zu 
schneiden  und  diese  auf  der  warmen  Emulsion  schwimmen  zu  lassen  (ähnlich  wie 
beim  Sensibilisieren  des  Albuminpapiers).  (Wilsons  Photogr.  Magazine.) 


Über  Messung  der  Plattenempflndlichkeiten. 

Eder  sprach  auf  dem  Berliner  Kongress  über  die  Prüfung  der  Empfindlichkeit 
von  gewöhnlichen  und  farbenempfindlichen  Platten.  Das  für  die  Praxis  am  besten 
geeignete  Messinstruraent  ist  das  Schein  ersehe  Sensitometer  mit  Benzinlichtquelle. 
Platten  von  sogenannter  mittlerer  Empfindlichkeit  sollen  10°  Scheiner,  RapidplaUen 
13 — 14°  und  Extra-Rapidplatten  16 — 17°  aufweisen.  Orthochromatische  Platten 
zeigen  infolge  ihrer  Empfindlichkeit  für  das  gelbe  Licht  einen  höheren  Grad  an,  als 
es  ihrer  relativen  Empfindlichkeit  bei  gewöhnlichem  Tageslicht  entspricht.  Eder 
hat  für  die  Messung  orthochromatischer  Platten  ein  eigenes  Röhrenphotometer  kon- 
struiert (mit  geometrischer  Skala)  ^)  und  exponiert  dieses  auf  weisses  Papier,  von 
Tageslicht  beleuchtet.  Es  werden  eine  gewöhnliche  Platte,  deren  Empfindlichkeit 
bekannt  ist,  und  die  zu  messende  orthochromatische  Platte  exponiert,  die  Schwellen- 
werte derselben  verglichen  und  so  die  allgemeine  Empfindlichkeit  der  Platte  be- 
stimmt. Für  die  Messung  der  Empfindlichkeit  der  orthochromatischen  Platten  auf 
einzelne  Spektralregionen  werden  Filter  benutzt,  welche  vor  der  Benzinlampe  de> 
Scheiner-Sensitometers  eingeschaltet  werden.  —  Das  von  H.  W.  Vogel  empfohlene 
Magnesiumlicht  hat  sich  als  Lichtquelle  nicht  bewährt;  beim  Abbrennen  einer  genau 
gleichen  Menge  Magnesiumband  ergaben  sich  Differenzen  bis  zu  20  pCt. 


Der  Älto- Stereo -Quart. 

Die  Firma  Stein  heil  in  München  bringt  soeben  unter  der  Bezeichnung  „Alto- 
Stereo- Quart"  einen  neuen  Universal -Apparat  für  die  Plattengrösse  9  X  12  in  den 
Handel,   der  sich  in  erster  Linie  durch   seine  bei  einem  Handapparat  dieser  Grösse 


1)  Siehe  auch  Eder,  Photometrische  Untersuchungen  der  chemischen  Helligkeit  von  brennendem 
Magnesium,  Aluminium  und  Phosphor;  ferner  Zeitschrift  für  wissenschaftl.  Photograph.  Heft  4, 
Sensitometrische  Prüfung  gewöhnl.  und  farbcnempfindl.  Platten. 


238 


ausserordentliche  Vielseitigkeit,  andererseits  aber  auch  durch  tadelloseste  Ausführung 
bei  geringem  Gewicht  und  Volumen  auszeichnet.  Die  Camera  ist  mit  drei  Objek- 
tiven (Orthostigmaten  der  Serie  i  :  8),  auf  einem  gemeinsamen  Objektivbrett  sitzend, 
ausgestattet  und  dient  sowohl  zur  Herstellung  von  gewöhnlichen  Aufnahmen  9X  i2r«, 
als  auch  von  Stereoskop-Bildern  6  X  12  cm  auf  Platte  9X12  cm. 

Durch  Kombination  der  Objektive  und  Anwendung  der  Hinterlinsen  allein  lassen 
sich  für  das  Format  9  X  12  ^/«  nicht  weniger  als  5  verschiedene  Brennweiten,  von 
8,5  cm  bis  21  cm^  für  die  Stereoskop-Photographie  2  Brennweiten,  8,5  cm  und  15  cm^ 
verwenden,  ausserdem  kann  auf  Wunsch  ein  Orthostigmat  in  Verbindung  mit  einem 
Vergrösserungssystem  an  derselben  Camera  als  Fern- Objektiv  benutzt  werden. 

So  gut  wie  neu  ist  die  Verwendung  des  allgemein  bekannten  und  gangbarsten 
Formates  9  X  12  cm  zur  Stereoskop-Photographie.  Über  die  verschiedenen  Vorteile 
dieses  neuen  Stereoskop -Formates  gibt  der  allgemeine  Prospekt  der  „Alto- Stereo- 
Quart"  genügend  Bescheid,  an  dieser  Stelle  wäre  nur  zu  erwähnen,  dass  hierbei 
dem  schon  von  vielen  Seiten  verlangten  Prinzip  Rechnung  getragen  ist,  die  Ent- 
fernung der  beiden  Objektive  dem  menschlichen  Augenabstand,  ungefähr  63  mm^ 
anzupassen. 

Die  Camera  ist  nach  Art  der  allgemein  üblichen  Klapp-Camera  mit  Balg  und 
Laufbrett,  sowie  Trieb  zur  feinen  Einstellung  gebaut  und  wird  sowohl  mit  drei 
Doppel-Kasseten  bezw.  einer  Magazin-Kassete  für  Platten  oder  Planfilms,  als  auch 
einer  RoU-Kassette  für  Rollfilms  geliefert.  Ein  Betrachtungs- Stereoskop  gy^  12  cm  wird 
dem  Apparat  beigegeben. 


Metol-Pyrogallol  und  Metol-Brenzcatechin-Entwickler. 

Prof.  Ch.  Fahre  teilte  auf  dem  Berliner  Kongress  mit,  dass,  ebenso  wie  die 
Gebr.  Lumiere  &  Seyewetz^)  das  Metochinon  dargestellt  haben,  er  die  ent- 
sprechenden Kombinationen  von  Metol  mit  Pyrogallol  und  Brenzcatechin  erhalten 
hat.    Die  chemischen  Zusammensetzungen  sind  analog  dem  Metochinon: 

o  ,1  ,  /  Metol  ü  *    u-     /  Metol 

Pvrogallol  \    ,,      ,  Brenzcatechm  \    ,. 

"  \  Metol  ^  Metol 

Diese    gut    kristallisierenden  Verbindungen    werden  aus  den  Komponenten  ent 
sprechender  wässriger  Lösungen  erhalten,  denen,  um  eine  Oxydation  zu  vermeiden, 
Natriumsulfit  zugesetzt  wurde. 

Das  Metol-Pyrogallol  und  das  Metol-Brenzcatechin  entwickeln  auch  ohne  Zusatz 
von  Alkali.  Die  Pyrogallol -Verbindung  reduziert  schneller,  die  Brenzcatechin -Ver- 
bindung langsamer  als  das  Metochinon.  Die  beste  Gradation  ergab  das  Metol-Brenz- 
catechin. Die  Kombinationen  arbeiten  sehr  schleierfrei  und  eignen  sich  sowohl  für 
Platten  als  Papiere.  

Automatische  Entwicklung. 

Watkins  hat  beobachtet,  dass  zwischen  den  Zeitintervallen,  gerechnet  von  dem 
Moment,  wo  man  den  Entwickler  über  die  Platte  giesst,  bis  zu  dem  Punkt,  wo  das 
Bild  zu  erscheinen  beginnt,  einerseits,  und  bis  zu  dem.  Zeitpunkt,  in  welchem  die 
Platte  fertig  entwickelt  ist,  andererseits,  feste  Beziehungen  bestehen.  Kennt  man  die 
Zeitlänge  für  die  erste  Phase,  so  lässt  sich  die  gesamte  Zeitdauer  der  Entwicklung 
dadurch  feststellen,  dass  man  die  gefundene  Zahl  mit  einem  gewissen  Faktor  multi- 
pliziert.   Der  Faktor  selbst  ist  von  dem  gewählten  Entwickler  und  der  Plaitensorte 


1)  Siehe  Seite  142. 


239 


abhängig.  Derselbe  kann  nicht  für  alle  Fälle  als  ein  fester,  unabänderlicher  Wert 
betrachtet  werden,  sondern  nur  als  eine  für  die  Praxis  ausreichende  gewisse  Basis. 
Gibt  z.  B.  der  Faktor  5  mit  einem  Entwickler  zu  grosse  Dichtigkeit,  so  nimmt  man 
in  Zukunft  Faktor  4.  Fällt  die  Emulsion  der  Platten  sehr  verschieden  aus,  so 
ändert  sich  auch  selbstverständlich  der  Faktor. 

Die  Zuführung  von  Bromkali  vermindert  den  Faktor.  Verdünnung  der  Eni- 
wicklerlösung  ändert  ebenfalls  den  Faktor.  Bei  allen  Entwicklern  ausser  PyrogalJus 
und  Amidol  hat  die  Verdünnung  keinen  Einfluss  auf  den  Faktor,  die  Zeitdauer  bis 
zur  Erscheinung  des  Bildes  ist  immer  der  Gesamtentwicklungszeit  gleichraäs>ig 
proportional. 

Watkins  gibt  für  die  Faktoren  nachfolgende  Liste: 

Pyrogallus  -  Soda  0,2  g  auf  100  ccm  Wasser,  0,1  ^  Bromid  11       g 

n  »»         ^»4    »       »j  »>  *j  »f  Oj2    n  ff  0,00    „ 

»»  ?t      ^»5  »I     ff       "       V  »>         ®>3  n         »»  5»^5  I» 

»»  >»         ^j"    M       w  n  »»  »j  ®>4    w  ff  40^    I» 

»  w       ^»®  »     »       ff       »  »         ®»"  »         •»  3»  75  w 

Hydrochinon  (Karbonat  oder  Ätzalkali)       .  5,5  ^ 

Eikonogen •     .     .       9      ^ 

Metol 28      „ 

Glycin 14      „ 

Amidol,  0,4  g  in  100  ccm  Wasser 18      „ 

Pyrogallus-Metol 13      „ 

Rodinal 40      „ 

Metol-Hydrochinon 13      „ 

Diese  Zahlen  sollen  nur  einen  Anhalt  für  einen  ersten  Versuch  geben. 

(Photo-Gazette  XIU  Nr.  2) 

Tonung  von  Bromsilberbildem. 

Über  die  Tonung  von  Bromsilberkopien  mit  Eisen-,  Uran-  und  Kupfersalzen 
berichtet  A.  T.  Lakin,    dass    die  Art    des    angewandten    Entwicklers    von   grossem 


Einfluss  auf  das  Resultat  der  Tonung  sei. 
folgende  Daten  wieder: 

Bei  Entwicklung  mit 
Amidol 


Hydrochinon-Metol 

Hydrochinon 
Edinol 
Eisenoxalat 
Rodinal 


Wir  geben  aus  der  aufgestellten  Tabelle 


Blautonung  mit 
Eisenoxalat 

Urantonung 

Fergusonsche 
Kupfertonung 

ungenügend 

die  Weissen 
sind  mehr  oder 
weniger  unrein 

sehr  gut 

keine  gefälligen 
Töne 

ungenügend 

tont  schlecht 
und  unschön 

gut 

gut 

» 

ungenügend 

» 

gut 

ff 

keine  gefälligen 

Töne,  neigt  zu 

Bronzetönen 

tont  schwach 

(The  Photogram,  May.) 
Unsere  Beobachtungen  stimmen  mit  denen  Lakins   nicht  überein.      Wir  haben 
gefunden,  dass  für  die  Tonung  einerseits  die  Bromsilberpapierqualität,  anderseits  der 


240 


Charakter  des  entwickelten  Bildes  eine  Rolle  spielt.  Mit  all  oben  angeführten  Ent- 
wicklern haben  wir  in  geeigneter  Zusammensetzung  auf  Bromsilberpapieren  schöne, 
kräftige  Kopien  mit  reinen  Weissen  erzielen  können,  und  derartige  Bilder  haben  uns 
in  allen  Tonbädern  stets  vortreffliche  Färbungen  gegeben.  Flaue  Bilder  mit  un- 
reinen Weissen,  oder  Bilder,  welche  aus  irgend  welchen  Ursachen  bei  der  Ent- 
wicklung missfarbene  bräunliche  und  grünliche  Töne  zeigten,  gaben  dagegen  mit 
Eisen-,  Uran-  und  Kupfertonung  meist  weniger  gefällige  oder  ungenügende  Färbungen, 
namentlich  bei  Bromsilberpapieren  mit  glänzenden  Oberflächen. 

Werden  die  Entwickler  in  ungeeigneter  Zusammensetzung  benutzt,  so  resultieren 
sehr  leicht  flaue  missfarbene  Bilder,  und  diese  tonen  dann  auch  schlecht.  Ein  Ent- 
wickler, welcher  für  Bromsilberpapiere  weniger  Anwendung  findet,  ist  Pyrogallus, 
obgleich  er  auf  Bromsilberplatten  die  besten  Resultate  zulässt.  Red. 


Modifikation  des  Uranverstärkers. 

Handelt  es  sich  um  ausgiebige  Verstärkung  sehr  dünner  Negative,  so  ist  der 
Uran- Verstärker  am  besten  am  Platze.  L.  J.  Bunel  vermeidet  die  Essigsäure  und 
empfiehlt  statt  deren  Zitronen-  oder  Oxalsäure  *).  Er  gibt  die  nachfolgenden  Verhält- 
nisse für  das  Ansetzen  des  Verstärkers  und  empfiehlt,  sich  besondere  Vorratslösungen 
von  rotem  Blutlaugensalz,  Urannitrat,  Zitronensäure  und  Oxalsäure  anzusetzen;  diese 
Lösungen  halten  sich,  vor  Licht  geschützt,  sehr  gut. 

Wasser 50 — 60  ccm 

10  prozentige  Zitronensäure-Lösung 25        „ 

(oder  10  prozentige  Oxalsäure-Lösung      ....         15        „  ) 

5  prozentige  Urannitrat-Lösung 20        „ 

I  prozentige  rote  Blutlaugensalz-Lösung ....  8        „ 

In  dieses  Bad  werden  die  vorher  gut  gewaschenen  Negative  gebracht.  Die 
Negative  färben  sich  darin  sehr  schnell  und  regelmässig.  Nach  genügender  Ein- 
wirkung werden  die  Negative  in  Wasser,  welches  mit  einigen  Tropfen  Zitronen-  oder 
Oxalsäure  versetzt  ist,  kurze  Zeit  gewässert.  (Bullet.  Society  Fran^.  Nr.  12.) 


Literatur. 

G.  Mercator,  Anleitung  zum  Kolorieren  photographischer  Bilder  jeder  Art  mittels 
Aquarell-,  Lasur-,  Öl-,  Pastell-  und  anderer  Farben.  Verlag  von  Wilhelm  Knapp,  Halle.  Das 
Übermalen  von  Photographien ,  resp.  das  farbig  Anlegen  einzelner  Partien ,  wird  sehr  viel  aus- 
geübt Um  hierin  gute  Wirkungen  zu  erzielen,  ist  nicht  nur  Farbensinn,  sondern  auch  etwas 
Maltalent  erforderlich.  Mercator  bespricht  in  seinem  Buche  die  in  Anwendung  kommenden 
MalutensUien  und  gibt  in  reichlichem  Masse  praktische  Fingerzeige  Ober  das  Kolorieren  von  Papier- 
kopien und  Glasdiapositiven  mit  den  verschiedenen  Farben. 

Photographische  Belichtungstabelle,  berechnet  von  J.  Rheden.  Verlag  von  R.  Lechner 
(Wilhelm  Müller)  Wien.  Die  Nachfrage  nach  Tabellen  oder  Instrumenten,  welche  die  Bestimmung 
der  Expositionszeit  erleichtern,  ist  eine  grosse.  Sind  sie  doch  namentlich  für  Anfänger,  welche 
auf  Reisen  oder  Ausflügen  gezwungen  sind,  selbständig  zu  arbeiten,  von  grösster  Wichtigkeit, 
da  bekanntlich  das  richtige  Taxieren  der  Lichtverhältnisse  ohne  jedes  Hilfsmittel  Sache  längerer 
Erfahrung  ist.  J.  Rheden  hat  nun  die  vorliegende  Tabelle  berechnet,  welche  eine  möglichst 
rasche  Auffindung  der  Expositionszeit  in  allen  Eventualitäten  gestattet.  Die  eigentlichen  Tabellen 
befinden    sich   in   einem   in   Buchform   gehaltenen   Einschiebeblock,   der   selbst   wieder  als  Tabelle 

1)  Zitronensäure  statt  Essigsäure  anzuwenden  ist  bereits  von  verschiedenen  Seiten  empfohlen 
worden. 


241 


dient  und  mit  entsprechenden  Einschnitten  versehen  ist,  durch  welche  die  fflr  den  betreffenden 
Tag  geltenden  Zahlen  sichtbai*  sind.  Der  Block  selbst  findet  in  einem  eleganten  Etui  Aufnahme.  Da^ 
Format  ist  ein  derartiges ,  dass  das  Ganze  bequem  in  der  Westentasche  untergebracht  w^erdco 
kann. 

Das  Zeisswerk  und  die  Carl  Zeiss-Stiftung  in  Jena,  ihre  wissenschaftliche,  technische 
und  soziale  Entwicklung  und  Bedeutung.  Für  weitere  Kreise  dargestellt  von  Felix  Auerbach. 
Mit  78  Textbildern.  Verlag  von  Gustav  Fischer,  Jena.  Die  vorliegende  Broschüre  des  Jenenser 
Universitäts-Professors  Auerbach  dürfte  für  die  weitesten  Kreise  von  grösstem  Interesse  sein. 
Wir  brauchen  nicht  erst  zu  sagen,  dass  der  Name  Zeiss  einen  Weltruf  geniesst,  überall  treffen 
wir  die  berühmten  Erzeugnisse  der  Jenenser  optischen  Anstalt  an.  Im  Jahre  1846  als  kleine  fein- 
mechanische Werkstatte  gegründet,  ist  sie  jetzt  wohl  die  grösste  optische  Fabrik  Deutschlands, 
sie  beschäftigt  rund  1350  Personen.  Auerbach  schildert  in  anregendster  Weise  die  Entwicklung 
des  Zeiss-Werks,  er  gibt  einen  Überblick  von  den  verschiedenen  Betrieben  und  ihren  Erzeu^- 
nis.sen,  er  erzählt  uns  von  dem  verdienstvollen  Wirken  von  Carl  Zeiss  und  Professor  Abbe 
und  würdigt  auch  gebührend  die  einzig  darstehende  Schaffung  des  letzteren,  die  Carl  Zeiss- 
Stiftung.  P.  H. 

Patent-Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57a.  R.  16  700.    In  ein  Opernglas  oder  ein  Stereoskop  zu  verwandelnde  Stereoskopcamera.    Louis 

Rancoule,  Paris;   Vertr.:  H.  Neubart  und  F.  Kollm,  Berlin  NW.  6.  —  9.  5.  02. 
57  d.   St.  7995.    Verfahren  zur  photomechanischen  Vervielfältigung  von  Originalen  unter  Benutzung 

von  Registermarken.    Georg  Stadelmann,  Nürnberg,  Hummelsteinerweg  19.  —  21.  1.03. 
42h.  G.  16  340.     Sphärisch,    chromatisch   und  astigmatisch  korrigiertes  Zweilinsensystem:    Zus.  2, 

Pat.  109  283.    Fa.  C.  P.  Goerz,  Friedenau-Berlin.  —  9.  12.01. 
57  b.  K.  24  981.    Verfahren  zur  Herstellung  von  Papier  oder  Karton  mit  lichtempfindlichen  Stellen. 

Hermann  Kuhrt,  Berlin,  Wassertorstr.  67.  —  6.  1.03. 
57  c.  J.  7149.     Photogaphischer  Kopierapparat,   bei  welchem  sowohl  die  Belichtung   als   auch  die 

Anpressung    des  Papiers  an  das   zu  kopierende  Negativ  selbsttätig  bewirkt  wird.     Hervcy 

H.   Mc  Intire,  South  Bend,   V.  St.  A.;    Vertr.:    A.   M.  Jacobsen,   Edm.  Jacobsen    und 

Dr.  J.  Bendixen,  Hamburg,  Fuhlentwiete  4.  —  13.  1.  03. 
57a.  H.  27  135.    Magazincamera  mit  Entwicklungsraum.     Herbert  E.  Hickox,  Great  Yarmouth, 

Engl.;  Vertr.:  A.  Specht,  J.  D.  Petersen  und  J.  Stuckenberg,  Hamburg  1.  —  4.  12.01. 
57b.   H.  29  339.    Verfahren  zur  Erzeugung  vignettierter  Negative.    Richard  Hoh&  Co.,  Leipzig.  — 

24,  11.02. 
57c.   D.  12  782.    Kopierrahmen,  insbesondere  für  Films.    William  Elliot  Debenham,  London; 

Vertr:  H.  Neubart  und  F.  Kollm,  Berlin  NW.  6.   -   19.8.02. 
,     K.  22  912.    Verfahren  zur  Herstellung  von  Photographien  mit  Hintergrund  sowie  von  Hinter- 
grundvignetten.    Hermann   Kuten,   Weidling   bei  Klosterneuburg,   Nieder-Österr. ;    Vertr.: 

A.  B.  Drautz  und  W.  Schwaebsch,  Stuttgart.  —  14.3.02. 
57  b.   S.  1 7  409.    Kopiermaterial   mit  Dreifarbenschicht  zur  Herstellung  von   farbigen  Bildern  nach 

dem    Ausbleichverfahren.     Jan    Szczepanik,   Wien;    Vertr.:    C.   Fehlert,    G.  Loubicr, 

Fr.  Harmsen  und  A.  Büttner,  Berlin  NW.  7.  —  3.  5.  02. 
57  c.  B.  32  211.     Spannrahmen  zur  Aufnahme  eines  lichtempfindlichen  Papierblattes,  Films  o.  deiigL 

für  photographische  Zwecke.  RichardBeckmann,  Charlottenburg,  Wilmersdorfer  Str.  1 42.  — 

24.  7.  02. 
,     B.  33  274.    Spannrahmen  zur  Aufnahme  eines  lichtempfindlichen  Papierblattes,  Films  o.  dergl. 

für  photographische  Zwecke;    Zus.  z.  Anm.  B.  32  211.     Richard  Beckmann. 
57  a.  P.  12  587.    Magazincamera,  bei  welcher  Belichtung,  Plattenwechsel  und  Wiederspannen  des 

Objektivverschlusses  durch  einmalige  Auslösung  bewirkt  wird.    Society  Prieur  ÄDubois, 

Puteaux,  Frankr.;  Vertr.:   Arpad  Bauer,  Berlin  N.  24.  —  21.5.01. 
57d.  M.  21  951.    Geweberaster.    Dr.  Ludwig  Mach,  Wien;  Vertr.:  Fr.  Meff ert  und  Dr.  L.  Seil, 

Berlin  NW.  7.  —  31.  7.02. 

Für  die  Redaktion  yerantwortlich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Verlag  von  Oustay  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin.  —  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin. 

242 


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W.  Schmidt-Diehler,  Frankfurt  a.  M. 


Gufidaun  b.  Klausen. 


Chlorbromsilberpapiere. 

Chlorsilber-  sowie  Chlorbromsilber-Gelatineentwicklungspapiere  sind  keine 
neue  Erscheinung.  Schon  in  den  achtziger  Jahren  brachten  Dr.  Just- Wien 
und  die  Britannia  Work  Company  solche  Papiere  in  den  Handel.  Diese 
Fabrikate  konnten  jedoch  damals  nicht  die  Gunst  des  Publikums  ei  langen. 
Es  war  schwer,  immer  die  gleichen  gewünschten  Töne  zu  erhalten.  Die 
Länge  der  Exposition  hat  bei  diesen  Papieren  bekanntlich  einen  sehr 
grossen  Einfluss  auf  den  Ausfall  des  Tons.  Die  nach  der  Entwicklung  und 
Fixage  resultierenden  Töne  (Rötel,  braune,  bräunlich-  und  grünlich -schwarze 
Nuancen,  rein  Grauschwarz)  gefielen  den  Porträtphotographen  nicht  recht,  und 
die  durch  nachfolgende  Anwendung  von  Goldbädern  erzielten  Töne  fielen 
zu  verschieden  aus. 

Jetzt  hat  sich  dies  wesentlich  geändert,  es  werden  diese  Kopierpapiere 
in  grossen  Massen  hergestellt  und  namentlich  von  Amateuren  viel  verwendet. 
Die  Chlorbromsilber-Papiere  besitzen  einerseits  nicht  die  hohe  Lichtempfind- 
lichkeit der  Bromsilberpapiere,  so  dass  man  damit  bei  gewöhnlichem  Lampen- 
licht hantieren  kann,  anderseits  erlauben  sie  uns  Kopien  in  viel  kürzerer 
Zeit  herzustellen,  als  es  uns  mit  den  Auskopierpapieren  möglich  ist.  Ferner, 
sind  jetzt  Kopien  in  braunen  und  schwarzen  Tönen  mit  matter  Oberfläche  sehr 
begehrt.    Viele  Fabriken  photographischer  Papiere  haben  auch  den  Betrieb  von 


15.  Vm.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


31 


243 


Chlorbromsilber-  resp.  Chlorsilberentwicklungspapieren  aufgenommen ,  und 
kommen  die  Papiere  unter  den  verschiedensten  Bezeichnungen  in  den  Handel; 
hierzu  zählen  das  Velox-,  Dekko-,  Tula-,  Blitz-,  Riepos-Tardo-,  Gaslicht-,  Lenta- 
und  Panpapier.  Durch  Änderung  der  Belichtungszeit  und  der  Entwickler- 
Zusammensetzungen  lassen  sich  auf  diesen  Papieren  sehr  verschiedene  Töne 
erzielen,  namentlich  wenn  die  Emulsion  viel  Chlorsilber  enthält.  Als  all- 
gemeine Regel  für  diese  Papiere  kann  gelten:  Lange  Belichtungszeit  und 
verdünnte  Entwickler  geben  wärmere  Töne,  kürzere  intensive  Belichtung  und 
starke  Entwickler  geben  kalte  Töne  (Sepia,  Schwarz,  Blauschwarz).  Was 
die  Entwicklersubstanzen  selbst  anbetrifft,  so  lassen  sich  wohl  alle  für  die 
Chlorbromsilberpapiere  verwenden,  aber  die  zu  erzielenden  Töne  (Variationen 
in  der  Zusammensetzung  der  Lösung  berücksichtigt)  .sind  nicht  immer  gleich 
gefällig.  Am  meisten  findet  man  Hydrochinon,  Metol,  Hydrochinon-Metol, 
Amidol  und  Edinol  empfohlen.  Die  Kombinationen  von  Metol  und  Hydrochinon, 
welche  auch  im  Negativprozess  stark  in  Aufnahme  gekommen  sind,  sind  fiir 
Velox,  Tula,  Riepos,  Blitzpapier  z.  B.  folj^ende: 

Velox. 

Wasser looo     g 

Metol 1.5    , 

krist.  schwefligsaures  Natron    .  50      ,, 

Hydrochinon 6      ,, 

krist.  kohlensaures  Natron  120      ,, 

10  proz.  Bromkali-Lösung  .     .  1,5  ccin 

Diese  Entwicklerlösungen  geben  bei  normaler  Belichtung*)  kalte  Töne. 
Werden  die  Lösungen  verdünnter  genommen  und  die  Expositionen  verlängert, 
so  werden  die  Töne  bräunlicher. 

Ein  Beispiel  für  die  Einwirkung  des  Sulfitgehalts  in  Entwicklerlösungen 
geben  z.  B.  folgende  Rezepte:  man  entwickle  für  sich  zwei  Kopien  auf 
Veloxpapier  in  folgenden  Lösungen: 

Entwickler  I.     2  proz.  Lösung  von  Brenzkatechin  in  Wasser    ...  30  ccm 

8      ,,           ,,           ,,     krist.  Natriumkarbonat    ....  30    „ 

Entwickler  IL     Lös.  A  Brenzkatechin 2    g 

krist.  schwefligsaures  Natron 2,5  „ 

Wasser 100     „ 

,,     H  krist.  Natriumkarbonat 10    ^ 

Wasser 100     „ 

Unmittelbar    vor   Gebrauch    mischt    man  30  cm 
Lös.  A  und  4 — 7  ccm  Lös.  B. 

Der  erstere  Entwickler  liefert  bräunlich  schwarze  Töne;  der  letztere  gibt 
bläulich  schwarze  Töne  auf  Veloxpapier,  vorausgesetzt,  dass  nicht  zu  lange 
belichtet  w^orden  ist. 


Tula. 

Blitzpapier. 

Riepos. 

1000^ 

1000^ 

1000     g 

2    „ 

2    „ 

2      „ 

50   ,. 

50   „ 

50      .. 

6  „ 

6  „ 

6.5. 

»35  ., 

135  » 

120      „ 

4  ccm 

2  ccm 

0,5      M 

1)  Dieselbe  ist  natürlich  bei  den  einzelnen  Papieremulsionen  verschieden. 


244 


Sehr  mannigfaltige  Nuancen  liefert  auch  der  Edinol-Aceton-Entwickler  in 
folgender  Form: 

Edinol I  ^ 

Kaliummetabisulfit 8  ,, 

Wasser loo  ,, 

Aceton lo  ccvi 

Wenn  wir  nun  schon  allein  durch  Entwicklung  die  verschiedenartigsten 
Töne  von  Rötel,  Gelbbraun,  Rotbraun,  Sepia  erhalten  können,  so  vergrössert 
sich  die  Zahl  der  möglichen  Färbungen  auf  Chlorbromsilberpapieren  noch, 
wenn  wir  die  bekannten  Tonlösungen  mit  Eisen-  und  Kupfersalzen  anreihen. 
Für  diese  Tonungen  eignen  sich  am  besten  Kopien,  welche  möglichst  rein 
schwarz  mit  guten  Tiefen  entwickelt  worden  sind,  insbesondere  empfehlen  wir 
die  Anwendung  der  Kupfertonung,   welche  ganz  prächtige  Rötelbilder  liefert. 

P.  H. 


Zu  unseren  Bildern. 

Der  illustrative  Schmuck  unseres  Heftes    ist    diesmal  Bildnissen    gewidmet,    die 
sich  durch   die    besondere  Art    der  Auffassung   sofort    als  Amateurarbeiten    charak- 
terisieren    und     zu- 
gleich in  ihrer  Frische 
und         Natürlichkeit 
zeigen,      wie      wün- 
schenswert  es  wäre, 
wenn    auch    die  Be- 
ruf sphotographen  , 
welche  zum  grössten 
Teil  noch  in  der  alten 

Atelierschablone 
weitergehen ,  etwas 
von  dieser  voraus- 
setztmgslosen  Unbe- 
fangenheit der  Ama- 
teure bei  ihrem  Por- 
trätieren anwenden 
möchten. 

Dass  auch  der 
Lichtbildner  etwas 
wie  einen  persön- 
lichen Stil  in  seinen 
Arbeiten  bezeigen 
kann,  sieht  man  recht 
deutlich  an  den 
Bildern  von  Karl 
Weiss.  In  allen 
seinen    Stücken     ist 


Roh.  Renger-Patzsch,  Dresden. 


Mönch. 


245 


etwas  sehr  Eigenes  und 
Persönliches.  Seine  , Re- 
naissancestudie" weist  auf 
die  Art  der  alten  deut- 
schen Meister  der  Malerei 
des  15.  und  16.  Jahr- 
hunderts zurück,  und  doch 
möchten  wir  auch  in  ihr 
weniger  die  geschickte 
Nachahmung  eines  grossen 
Vorbilds,  als  den  Ausdruck 
persönlichen  Empfindens 
sehen,  das  halb  unboÄiisst 
und  natürlich  sich  in  jener 
schlichten  deutschen  Art 
dokumentierte.  —  Weiss 
hat  hier  und  indem  Männer- 
bildnis eine  in  der  Porträi- 
photographie  bisher  ver- 
pönte Beleuchtung  —  das 
reine  Vorderlicht  —  zu 
einer  neuen  Wirkung  von 
eigenem  Reiz  benutzt 
Dieses  Vorderlicht  löschi 
die  Schatten  aus,  stellt  den 
Ausdruck  aufs  Zeichne- 
rische, auf  die  Wirkung 
der  Linien  und  gibt  dadurch 
dem  Bilde  etwas  Geistiges, 
ein  Mittel  zur  Wiedergabe 
des  Charakters.  —  Freilich 
wird  man  immer  vorsichtig 
sein  müssen,  mit  diesem  Lichte  nicht  dem  Eindruck  der  Leere  zu  verfallen,  von 
dem  auch  unsere  beiden  Bilder  nicht  ganz  frei  sind,  diese  allerding.:  hauptsächlich 
durch  Schuld  der  Autotypie,  welche  den  Feinheiten  nicht  zu  folgen  vermag.  — 
Dass  Weiss  auch  plastisch  sein  kann,  beweist  sein  hübsches  Kinderporträt. 

Die  sämtlich  im  Wohnzimmer  gemachten  Aufnahmen  wurden  je  nach  der  be- 
absichtigten Wirkung  verschieden  entwickelt.  Die  Platten  der  Vorderlichtaufnahmen 
mit  Glycin  und  Hydrochinon,  die,  welche  mehr  plastische  Wirkung  zeigen  sollten,  da- 
gegen mit  Rodinal.  —  In  der  für  seine  Liebhaberei  verfügbaren  Zeit  beschränkt,  benutzt 
der  Autor  zum  Druck  vorwiegend  Bromsilberpapier,  und  es  gelingt  ihm,  durch 
besondere  Sorgfalt  der  Behandlung  auch  mit  diesem  Material  individuell  zu  arbeiten. 
Zur  Entwicklung  des  Papiers  werden  zwei  Schalen  Rodinalentwickler  —  die  erste 
Va — 1:100,  die  zweite  1V2 — 2V2  •*  100  —  angesetzt.  Während  das  Papier  zunächst 
in  der  schwächeren  Lösung  ancntwickelt,  wird  ein  ganz  weicher  Pinsel  benutzt,  um 
gewisse  Stellen  im  Bilde  mit  stärkerem  Entwickler   aus  der  andren  Schale  zu  über- 


Karl Weiss,  Dresden. 


246 


HOB.  KKNCiKK    FATZSCIl 
o    o    o    o    o    o    o    I'KKSDKX 


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ROB.  RENGER -PATZSCH 
o  o  o  o  o  o  o  DRESDEN 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XL 


gehen.  Zum  Schluss  wird  das  Bild  meist  noch  etwas  im  stärkeren  Entwickler 
nachentwickeh,  um  vielleicht  durch  die  partielle  Behandlung  entstandene  Streifen 
unsichtbar  zu  machen.  —  Sehr  gut  geeignet  für  diese  Manipulationen  fand  der  Autor 
die  Eastmanpapiere,  mit  denen  sich  nach  Belieben  durch  mehr  oder  weniger  kalte 
Bäder,  durch  Fortlassen  oder  Zusetzen  von  Bromkali  Töne  von  Reinschwarz  und 
Grünschwarz  bis  Braunschwarz  erzielen  lassen. 

Sehr    anerkennens- 
werte   Leistungen    sind 
auchRenger-Patzschs 
Bildnisse,         besonders 
wenn    man  in  Betracht 
zieht,  dass  sie  in  primi- 
tiven Raumverhältnissen 
entstanden.  Am  meisten 
sagt    uns    das  Bild    des 
Knaben  zu.  Man  möchte 
hier    etwas    gegen    den 
Ausschnitt    sagen,     und 
dass      der     Junge     ein 
bisschen  ungeschickt  und 
zufällig  im  Rahmen  sitzt. 
Dagegen  aber  stehen  die 
grossen     Vorzüge     der 
vollkommenen       Unbe- 
fangenheit,     des      echt 
kindlichen      Ausdrucks, 
dem     ein     wenig    Un- 
beholfenheit    ganz     gut 
ansteht.   Das  Bild  ist  aus        , 
dem  Leben   genommen 
und     wirkt     in    seinem 
Inhalt  schlicht  und   ein-        , 
dringUch.    —  Während 
Weiss     „das   Typische 
und      Charakteristische 
einer    Person,    welches 
ihm     besonderen     Ein- 
druck macht,  durch  Be- 
leuchtung oder  Stellung 
derart  zu  steigern  sucht, 
das   ihm    das    Bild    die 
Illusion  annähernd  wie- 
dergibt",    während     er 
also   selbst    auf   Kosten        ^ 
der  Ähnlichkeit  zur  stil- 
vollen   Bild  Wirkung    zu  ^       ^  ^  ^      ^ 

Rob.  Renger-Patzsch,  Dresden. 


247 


gelangen  sucht,  will  Ren- 
ger-Patzsch  nichts  als 
Natur  festhalten  in  einem 
glücklichen  Moment.  Er 
sucht  „das  Modell  möglichst 
wenig  zu  beeinflussen,  den 
charakteristischen  Augen- 
blick in  Bezug  auf  Stellung 
und  Ausdruck  zu  erhaschen 
und  momentan  zu  be- 
lichten". Die  Entwicklung 
wird  mit  Rodinal  i :  50  bei 
74  bis  '/,  stündiger  Dauer 
vorgenommen,  um  mög- 
lichst viel  herauszuholen. 
Von  dem  resultierenden, 
äusserst  zarten  Negativ 
wird  mit  seinem  Charakter 
angepasster  Entwicklung 
ein  Diapositiv  auf  wenig 
empfindlicher  Trocken- 
platte hergestelh,  und  nach 
diesem  dann  ein  bis  zu 
Lebensgrösse  vergrössertes 
Papiernegativ  gefertigt.  Die 
Retouche  beschränkt  sich 
einzig  auf  Ausflecken  und 
Flächenbehandlung.  —  Als  eine  sehr  wichtige,  noch  nicht  ganz  gelöste  Frage  bezeichnet 
Renger-Patzsch  mit  Recht  die  optische.  Wenn  man  das  Zimmer-  und  Freilicht- 
porträt im  Auge  hat,  das  die  Anwendung  der  trefflich  weich  zeichnenden  aber  zu 
schweren  und  voluminösen  Petzval-Objektive  verbietet,  muss  man  dem  Urteil  recht 
geben,  dass  wir  „noch  kein  für  Bildnisaufnahmen  geeignetes  Special-Objektiv  besitzen. 
Das  Monokelobjektiv  ist  zu  lichtschwach,  die  Aplanate  und  Anastigmate  leiden  an  ge- 
schnittener Schärfe.  Das  beste  Objektiv"  —  meint  Renger-Patzsch  mit  frommem 
Wunsch  —  „wäre  für  genannten  Zweck  eine  einfache,  höchstens  zweifach  verkittete 
Linse,  die  bei  grosser  Lichtstärke  (etwa  F :  3,5)  und  massiger  Tiefe  ein  in  den 
Linien  weiches,  nicht  geschnitten  scharfes  Bild  liefert.  Unsere  modernen  Objektiv- 
typen sind  hervorragende  Reproduktionsinstrumente,  sie  leisten  aber  nicht  das,  was 
der  Kunstphotograph  als  Landschafter,  ganz  besonders  aber  als  Porträtist,  von  einer 
Linse  verlangen  muss." 

Diese  Bemerkungen,  die  einen  häufig  gehörten  Wunsch  formulieren,  seien 
allgemeineren  Interesses  wegen  wiedergegeben.  Relativ  gute  Resultate  hat  der 
Autor  bei  richtiger  Behandlung,  „die  in  der  Hauptsache  darauf  beruht,  alle  Bild- 
teile von  der  scharfen  Ebene  aus  weder  besonders  vor-  noch  rücklagern  zu 
lassen",  mit  Rodenstockschem  Porträt- Objektiv  erzielt.  —  Von  den  Positivn»'cr- 
fahren  wird  dem  Gummidruck    „infolge  seiner  erhöhten  Anpassungsfähigkeit  an  das 


Karl  Weiss,  Dresden. 


248 


Negativ  und  nicht  zuletzt  der  Haltbarkeit  der  Bilder  wegen,  der  Vorzug  gegeben. 
Künstlerisch  wirkende  Bilder  lassen  sich  aber  in  jedem  Positiv  verfahren  erzielen, 
wenn  das  Negativ  entsprechende  Qualitäten  besitzt.  Als  Beweis  mögen  das  hier 
reproduzierte  Kinderbildnis  und  der  Mönch  gelten,  deren  Originale  beide  gewiss 
nicht  kleinlich  wirkende  Celloidinkopieen  im  Format  50  X  60  cm  sind." 

F.  L. 

Über  Worels  direkte  Farbenphotographie. 

(Fortsetzung  von  Seite  219.) 

N€u:hdruck  und  Übersetzung  verboten. 

Farben  im  Licht.  Die  meisten  der  gebräuchlichen  Farbstoffe  sind  an  und  für 
sich  lichtunecht,  d.  h.  sie  vermögen  einer  lang  andauernden  kräftigen  Einwirkung 
des  Sonnenlichtes,  namentlich  bei  Zutritt  von  Luft  und  -F-euchtigkeit,  nicht  zu  wider- 
stehen. Insbesondere  neigen  hiezu  die  Blumen-  und  Teerfarbstoffe,  und  häufig  sind  es 
gerade  jene,  deren  Brillanz  uns  ganz  besonders  entzückt,  welche  am  frühesten  vergehen. 
Die  Veränderung  zeigt  sich  anfänglich  durch  ein  matteres  Aussehen,  Verschwinden 
der  ursprünglichen  Reinheit,  Übergehen  in  Missfarbigkeit  und  schliesslich  durch 
Farbloswerden  der  gefärbten  Stellen  (V^rschiessen,  Ver(pleichen).  Aber  nicht  allein 
die  Sonnenstrahlen  vermögen  bei  organischen  Farbstoffen  solche  Veränderungen 
hervorzurufen,  sondern  auch  das  diffuse  Tageslicht,  das  elektrische  Licht  und  selbst 
das  Licht  einer  Petroleumlampe  bewirkt  das  Verbleichen  bei  länger  andauernder 
Einwirkung.  Über  die  auswählende  Bleichkraft  der  verschiedenfarbigen  Lichtstrahlen 
auf  einzelne  Farben  haben  wir  im  vorigen  Jahrgang  dieser  Mitteilungen  (S.  338)  bereits 
näheres  gebracht.  Welcher  Art  der  Vorgang  ist,  der  das  Verbleichen  der  Körper- 
farben herbeiführt,  ist  heute  noch  nicht  endgühig  erforscht.  Alexander  Pedler^) 
nimmt  als  Ursache  des  Verblassens  der  Farbstoffe  vier  Möglichkeiten  an  u.  z.: 

1.  eine  zersetzende  Wirkung  des  Lichtes  auf  den  Farbstoff,  beziehungsweise  eine 
Verflüchtigung  desselben, 

2.  die  Einleitung  einer  chemischen  Einwirkung  des  Sauerstoffs,  der  Kohlen- 
säure, der  Feuchtigkeit  oder  des  Ozons  der  Luft  auf  den  Farbstoff  durch 
das  Licht, 

3.  die  Auslösung  einer  chemischen  Wirkung  des  gefärbten  Gewerbes  auf  den 
Farbstoff  mit  oder  ohne  Mitwirkung  der  Atmosphärilien,  endlich 

4.  die  Begünstigung  der  Wirkung  von  Mikroorganismen  bei  Hinzutritt  des 
Lichtes. 

Seine  Versuche  mit  einigen  Pflanzen-  und  Teerfarben  sowohl  in  Lösungen 
als  auch  als  Auftrag  auf  Baumwolle  oder  Asbest  lieferten  folgende  Ergebnisse: 
Organische  Farbstoffe  in  wässerigen  Lösungen  sowohl  wie  auch  als  Farben  auf 
organischen  und  unorganischen  Stoffen  werden  bei  Abschluss  von  Licht  auch  bei 
Gegenwart  von  Luft  und  atmosphärischen  Einflüssen  selbst  in  drei  Jahren  nicht 
verändert.  Dasselbe  gilt  nach  P edlers  Versuchen  von  diesen  Farbstoffen,  wenn 
sie  diffusem  Tageslichte  vor  einem  nach  Norden  gelegenen  Fenster  gleich  lange  aus- 
gesetzt werden;  hingegen  verbleichen  dieselben  im  direkten  Sonnenlichte,  jedoch  in 
verschiedenen  Zeiträumen. 


1)  Naturwissenschaft!.  Rundschau,  XL  Jahrg.,  S.  139. 


249 


Bei  Abschluss  von  Luft  und  Feuchtigkeit  etc.  bleicht  starkes  Sonnenlicht  selbst 
in  drei  Jahren  keinen  der  Versuchsfarbstoffe  in  Lösungen  oder  als  Auftrag  auf  un- 
organischen Stoffen,  wohl  aber  als  Auftrag  auf  organischen  Stoffen,  woraus  [der 
Forscher  die  Folgerung  zieht:  es  sei  das  Verbleichen  keine  Wirkung  des  Lichtes 
allein  und  beruhe  auch  nicht  auf  der  Flüchtigkeit  der  Farben.  Im  allgemeinen  ist 
die  Bleichung  bei  Farbstofflösungen  verhältnismässig  geringer,  als  bei  gefärbten  Ge- 
weben, dann  bei  Lösungen,  in  denen  lebende  Keime  und  Organismen  durch  Erhitzen 
vorher  vernichtet  wurden,  geringer,  als  in  Lösungen,  welche  nicht  so  behandelt 
wurden.  — 

Auf  Grund  seiner  Versuche  glaubt  P edler  die  bleichende  Wirkung  des  Lichtes 
der  Oxydation  des  Farbstoffes  zuschreiben  zu  sollen. 

H.  W.  Vogel  ^)  erklärt  das  Verbleichen  mancher  Farbstoffe  durch  Oxydation, 
anderer  durch  Reduktion. 

Chastaing^)  studierte  die  photochemischen  Wirkungen  auf  organische  Körper 
(Äther,  Phenole,  Öle  und  Lackmus)  und  erklärte  deren  Veränderungen  im  Licht  als 
Folge  der  Oxydation,  deren  Intensität  aber  unter  verschiedenen  Farbstrahlen 
variiert.  Wenn  die  Oxydation  im  Dunkeln  mit  i  angenommen  wird,  so  ist  sie  für 
Rot  mit  etwa  2,  für  Blauviolett  mit  fast  3  zu  veranschlagen.  Bei  Grün  ist  die  oxy- 
dierende Wirkung  anfänglich  schwach,  steigt  aber  dann  und  überwiegt  jene,  welche 
im  Rot  hervorgerufen  wird. 

Chastaing  fand  weiter  bei  den  Versuchen  über  die  photochemischen  Wirkungen 
an  fluorescierenden  Körpern  (schwefelsaurem  Chinin  und  Curcuma),  dass  diese  aus- 
schliesslich von  den  Strahlen  verändert  werden,  welche  die  Fluorescenz  erzeugen 
und  dass  die  Wirkungen  verschieden  seien,  sich  bald  als  molekulare  Änderungen 
(Chinin  —  Chinidin),  bald  als  Oxydation  (Curcuma)  äussern. 

Begünstigung  des  Verbleichens.  Es  gibt  Stoffe,  welche  den  Farbmaterialien 
zugesetzt,  deren  Widerstandsfähigkeit  gegen  die  Einwirkung  der  Lichtstrahlen  herab- 
setzen, bei  deren  Gegenwart  die  Farbstoffe  also  rascher  und  intensiver  verbleichen 
als  es  geschähe,  wenn  die  Stoffe  nicht  zugegen  wären.  Solche  Bleichungsförderer 
können  selbst  Farbstoffe  sein,  oder  aber  sie  können  auch  ganz  heterogenen  Stoffgruppen 
angehören.  Welcher  Art  die  unterstützende  Tätigkeit  solcher  Stoffe  bei  dem  Bleich- 
prozesse ist,  kann  nicht  entschieden  ausgesprochen,  wohl  aber  angenommen  werden, 
dass  überall  dort,  wo  der  Farbstoff  an  und  für  sich  die  Tendenz  hat,  unter  Ein- 
wirkung des  Lichtes  zu  oxydieren,  ein  die  Oxydation  fördernden  Stoff  den  Oxyda- 
tionsprozess  fördern  und  somit  die  Neigung  zu  verbleichen,  begünstigen  wird.  Dass 
aber  Oxydation,  sei  es  durch  direkte  Anlagerung  von  Sauerstoff  an  den  organischen 
Farbstoff,  sei  es  durch  Entziehung  von  Wasserstoff  und  die  Ersetzung  des  Wasser- 
stoffes durch  Sauerstoff  als  Ursache  des  Verbleichens  nicht  immer  und  überall  vor- 
liegt, haben  wiederholte  Versuche  mit  verschiedenen  Farbstoffen  zweifellos  dar- 
getan. 

Für  unser  in  Rede  stehendes  und  alle  von  diesem  abgeleiteten  Verfahren  ist  die 
bleichungsfördernde  Mitwirkung  von  Zusätzen  zu  den  Farben  von  besonderer  Wichtig- 
keit, da  nur  mit  Hilfe  solcher  Zusätze  jene  Empfindlichkeit  für  Licht  erzielt  werden 

1)  H.  W.  Vogel,  Photochemie  (Verlag  Gustav  Schmidt,  Berlin). 

2)  Photog.  Mitteil.,  XIV.  Jahrg.,  Seite  135. 


250 


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CARL  WEISS, 
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PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XL 


kann,    welche    nötig    ist,    damit  die  Lichteinwirkung    auf  eine   möglichst  kurze  Zeit 
restringiert  und  das  Verfahren  damit  für  die  Praxis  geeignet  gemacht  wird. 

Arten  der  Farbstoffe  im  allgemeinen,  Färbeerscheinung.  Nicht  alle 
Farbstoffe  verhalten  sich  der  zu  färbenden  Gewebsfaser  gegenüber  gleichartig.  Manche 
verbinden  sich  mit  derselben  unmittelbar,  sobald  die  Gewebsfaser  mit  der  Lösung 
des  Farbstoffes  in  Berührung  gebracht  wird.  Solche  Farbstoffe  nennt  man  daher 
direkt  färbende  oder  Substantive,  weil  sie  eben  keines  Vermittlers  zur  Farbeannahme 
bedürfen.  Andere  Farbstoffe  zeigen  diese  Eigenschaft  nicht,  sie  verlangen,  um  an 
der  Gewebsfaser  zu  haften  und  zu  färben,  einen  vermittelnden  Stoff  (Beize).  Diese 
nennt  man,  zum  Unterschied  von  ersteren,  Beizenfarbstoffe  oder  adjektive  Farb- 
stoffe. 

Über  die  Vorgänge,  welche  die  Färbung  von  Geweben  hervorbringen,  ist  man 
keineswegs  vollständig  im  Klaren.  Einerseits  wird  diese  Erscheinung  der  chemischen 
Affinität  gewisser  Bestandteile  der  Faser  zu  den  Farbstoffen  zugeschrieben,  ander- 
seits als  rein  physikalische  Wirkung  wie  Oberflächenanziehung  betrachtet.  Nach 
diesen  Gesichtspunkten  gibt  es  also  eine  gesonderte  chemische  und  mechanische 
Theorie  des  Färbens. 

So  weit  die  einleitenden  Ausführungen,  welche  wir  verschiedenen  Werken*) 
entlehnt  und  zur  besseren  Beurteilung  der  Vorgänge  bei  dem  Verfahren  der  direkten 
Farbenphotographie  anzuführen  nicht  für  Überflüssig  gehalten  haben.  K. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Die  Bedeutung  der  Photographie  für  die  Brforschung 
der  deutschen  Bauernkunst. 

Von  O.  Schwlndrazhelm. 

Mit  8  Abbildungen  nach  Originalnufnahmen. 

Nachdruck  verboten. 

Es  ist  noch  nicht  lang  her,  da  ward  von  deutscher  Bauernkunst  nur  ironisch 
gesprochen.  Einige  wenige  Erzeugnisse  nur  hatten  Gnade  vor  den  Augen  der  ihrer 
Ansicht  nach  kunstsinnigen  Städter  gefunden,  wie  z.  B.  das  Schweizerhaus  mit 
seinem  reichen  Schmuck,  die  Vierländer  Möbel  mit  ihrem  reichen  Intarsienornament, 
der  Kerbschnitt  der  Friesen  u.  dergl.  Sonst  aber  —  deutsche  Bauernkunst  I  —  was 
sollte  sie  anders  sein,  als  verballhorn isierte  Kopie  der  an  der  Spitze  der  Kuhur 
schreitenden  städtischen  Kunst! 

Es  ist  damit  heute  etwas  anders  geworden.  Mit  dem  unerwartet  schnellen 
Eraporblühen  der  Wissenschaft  der  deutschen  Volkskunde  und  des  allgemeinen 
regen  Interesses  für  sie,  ist  auch  das  Interesse  für  unsere  alte  Bauernkunst  ge- 
stiegen.     Dazu  kam,    dass  der  Umschwung  unserer  Kunstanschauungen    auch   einen 


1)  Helmholtz  „Handbuch  der  physiologischen  Optik"  (Leipzig).  Stokes  „Das  Licht", 
Deutsche  Übersetzung  von  Dziobek  (Leipzig,  Barth).  Pisko  „Licht  und  Farbe"  (München, 
Oldenbourg).  Damm  er  „Handbuch  der  organischen  Chemie"  (Stuttgart,  Enke).  Prof.  Dr.  Zoth's 
Vortrag  (Graz,  1902)  „Ober  die  fünf  Sinne  des  Menschen".  Meyer  und  Jacobson,  Lehrbuch 
der  org.  Chemie  (Leipzig,  Veit  &  Comp.). 

15.  VIII.  1908.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  32 

251 


Umschwung  in  der  Wertschätzung  der  Bauemkunst  nach  sich  zog:  Das  Fiasco  der 
Versuche,  aus  den  Kopien  alter  historischer  Stadtstile  allein  einen  lebensfähigen 
modernen  Stil  zu  konstruieren,  hatte  gezeigt,  dass  ein  lebensfähiger  Stil  als  festen 
Punkt  etwas  positiv  Eigenes,  eigenen  selbständigen  Charakter,  eigene  Seele,  eigene 
Poesie  verlangt,  und  das  Streben  danach  öffnete  und  schärfte  auch  die  Augen  für 
eine  gerechtere  Beurteilung  der  deutschen  Bauernkunst. 

Plötzlich    sah    man,    dass    von    einem    blossen  Kopieren    der  Stadtkunst    in  der 
Bauernkunst   keine  Rede  sein  könne,   denn  überall  sah  man  merkwürdige,  von  aller 

städtischen  Art,  total  ab- 
weichende, ihren  Charakter 
in  allerlei  Umbildungen  treu 
wahrende,  selbständige  Ge- 
bilde. Und  von  einem  Ver 
ballhomisieren  der  Anregun- 
gen der  Stadtkunst  war  ei>t 
recht  keine  Rede,  sondern 
nur  von  einem  Cbersetzen  in 
den  besonderen  Dialekt  de> 
Landes,  hier  so,  dort  anda^, 
wie  das  jede  gesunde  Kun>t 
mit  fremden  Anregungen  ge- 
macht hat,  wie  das  der  ro- 
manische Stil,  die  italienische, 
die  deutsche  Renaissance  u.  a, 
getan  haben.  Man  fand  Hau>- 
formen  von  malerischstem 
Reiz,  trauliche,  färben  fröhliche 
Stuben  (wie  man  sie  von  den 
Engländern  zu  lernen  strebte), 
praktische,  bequeme,  lustige 
Möbel  (zum  teil  sogar  fast 
aufs  Haar  genau  die  Modelle 
der  sog.  englischen  Möbel I) 
u.  a.  Man  fand  sodann  im 
bäuerlichen  Ornament  die 
frischesten  Griffe  in  die  Natur, 
in  unsere  Pflanzenwelt  —  Tulpen,  Iris,  Rosen,  Nelken,  Ringelblumen,  Akelei  sah 
man  verwandt!  —  in  die  Tierwelt  —  der  alten  städtischen  Ornamentik  völlig  un- 
bekannte Tiere,  wie  Gemse,  Steinbock,  Elch,  Möve,  ja  Walfisch!  kommen  vor  — , 
sowie  in  das  Volksleben.  Man  fand  eine  beneidenswerte  Farbenfröhlichkeit  und 
-keckheit  und  einen  goldigen  Humor.  Und  überall  fand  man  energische,  wurzelfeste 
Eigenart,  die  dem  Hause  und  Gerät  dieser  Gegend  entsprechend  dem  Charakter 
ihrer  Bewohner  ein  ganz  anderes  Gepräge  gab,  als  dem  der  Nachbargegend,  die  in 
Gegenden  von  bestimmtem  Charakter,  Inseln  bestimmter  abweichender  Färbung 
erkennen  Hess,  die  einzelne  kleine  Ländchen  hoch  über  ihre  Umgebung  hinaushob 
u.  a.  m.  —  Kurz,  man  fand  alles,  was  man  unserm'  modernen  Stil  wünschte! 


Bauernhaus  von  der  Rhön. 


252 


HoflQr  in  Vierlandcn. 


Und  nun  ging's  ans  Studieren, 
Sammeln   und  Veröffentlichen. 

Zu  den  grossen  Museen,  die 
zumteil,  wie  das  Hamburger  und 
Flensburger,  schon  immer  auch 
bäuerliche  Kunst  gesammelt  hatten 
und  es  nun  mit  verdoppeltem  Eifer 
taten,  gesellten  sich  kleine  Museen 
in  Stadt  und  Land  in  überraschend 
grosser  Zahl,  mit  überraschend 
guten  Ergebnissen  und  unter  über- 
raschend grossem  Beifall  der  Be- 
völkerungen —  man  muss  nur  ein- 
mal im  Altonaer  Museum,  einem 
der  höchststehenden  dieser  neuen 
Heimatsmuseen,  die  Besucher  be- 
lauschen, um  sich  der  warmen  An- 
teilnahme derselben  zu  erfreuen! 

Es  erschienen  Veröffentlichun- 
gen,   insbesondere   über  das  Bauernhaus,    darunter  besonders  hervorhebenswert  das 
grossartige  Unternehmen  der  deutschen  Architekten  (in  Verbindung  mit  denen  Öster- 
reichs, der  Schweiz  und  Hollands),  in  dem  systematisch  die  überraschend  vielartigen 
deutschen   Bauernhausformen  aufgenommen  worden  sind,  u.  a.  m. 

Und  es  ging  ans  Forschen  und  Erklären  —  und  Streiten.    Der  eine  sieht  in  den 

deutschen  Bauern  die  reinen  Nachkommen 
der  ahen  deutschen  Stämme,  die  unser 
deutsches  Gesamtvolk  zusammensetzen,  und 
in  ihrer  Kunst  eine  direkt  aus  der  alt- 
germanischen Kunst  herstammende  echt 
deutsche  Kunst.  Die  Pferdeköpfe  auf  dem 
Giebel  des  niedersächsischen  Bauernhauses, 
die  Donnerbesen  u.  a  m.  berechtigen  ihn 
seines  Erachtens  dazu.  Er  glaubt,  bei 
grösserer  Kenntnis  insbesondere  aller  Bauern- 
haus-Typen und  ihrer  Unterarten  würden 
sich  noch  heute  die  einzelnen  Stammes- 
gebiete so  scharf  trennen  lassen,  als  lägen 
gar  keine  tausend  und  mehr  Jahre  da- 
zwischen. Er  spricht  von  Bajuwaren,  von 
Alemannen,  von  Chatten,  von  Hermunduren, 
als  hätte  er  sie  sozusagen  noch  persönlich 
gekannt  und  hätte  in  ihrem  Hause  verkehrt! 
Der  andere  ist  in  diesem  Punkte  skep- 
tisch und  glaubt  nicht  an  die  alten  Ger- 
manen, d.  h.  an  solche  Fernwirkung  ihrer 
Kachelstube  in  Baderup  (Sylt).  Stammesunterschiede  bis   auf  unsere   Tage. 


253 


Er  hält  den  Einfluss  des  Klimas,  der  Bodenverhältnisse,  der  Lebensweise  u.  a.  für  den 
massgebenden  und  weist  auf  Beispiele  hin,  wo  ein  im  Gebirge  angesiedeltes  Ebenen- 
volk  den  Gebirgsstil  annahm  u.  dgl. 

Wieder  ein  anderer  kümmert  sich  um  diese  „ahen  Geschichten**  überhaupt 
nicht,  sondern  datiert  eine  eigentliche  Bauernkunst  erst  etwa  seit  300  Jahren,  stellt 
gar  keine  Hypothesen  auf,  sondern  untersucht  und  beschreibt,  was  vorhanden  ist,  und 
findet  nur  eine  selbständige  Fortentwicklung  einer  früheren  Kunst,  die  Stadt  und 
Land  gemein  hatten. 

Der  Eine  verdammt  die  frühere 
Lehre  vom  städtischen  Einfluss  aufs 
bitterste,  dreht  den  Spiess  um  und 
leitet  vielmehr  die  ganze  Stadtkun>t 
aus  cjer  Bauernkunst  her,  ja  er  nei^ 
bisweilen  dazu,  erstere  überhaupt  nicht 
als  eine  höhere  Entwicklungsstufe  an- 
zusehen! Ihm  steht  ein  typisches, 
echtdeutsches  Bauernhaus  höher,  al> 
ein  Patrizierpalast,  in  dem  er  antike, 
italienische,  französische  u.  a.  EinflQs-e 
herrschend  glaubt  I 

Der  andere  erkennt  denn  doch 
der  Stadt  einen  ziemlichen  Einflus> 
auf  die  Bauernkunst  zu,  hier  natur- 
gcmäss  infolge  grösserer  Stadtnahe 
mehr,  als  anderswo  bei  Stadtfenie. 
Er  findet  ihn  auch  nicht  verdammens- 
wert,  sondern  erkennt  in  ihm  danken>- 
werte  Anstösse,  ohne  die  die  Bauern- 
kunst sich  nicht  so  fortentwickelt  hätte, 
wie  sie's  getan  hat,  ohne  dass  sie  sich 
dessen  zu  schämen  hätte  —  genau  die 
gleiche  Geschichte,  wie's  in  der  deut- 
schen Renaissance  der  Fall  war,  wo 
auch  die  fremden,  italienischen  Ein- 
flüsse einen  dankbar  zu  begrüssenden 
Anstoss  zu  neuer  Entwicklung  gaben,  ohne  dass  jemand  die  deutsche  deswegen  als 
eine  blosse  Kopie  und  Verballhornisierung  der  italienischen  anzusehen  gewagt  hätte. 
Ein  dritter  steht  trotz  allem  noch  auf  dem  älteren  Standpunkt  und  dekretiert: 
Es  ist  alles  aus  der  Stadt  gekommen,  freut  sich  über  alles,  was  Dorf-  und  Stadt- 
kunst gemein  haben,  weil  er  darin  Beweise  für  seine  Theorie  sieht,  und  kritisien 
alles,  was  das  Dorf  Eigenes  hat,  als  naturgemäss  minderwertig. 

Wie  entscheiden,  wer  recht  hat?  Wir  können  das  heute  noch  nicht,  wir 
müssen  erst  mehr  Material  haben,  das  Handhabung  zu  genauer  Einsicht,  zur  Lösung 
verschiedener  Fragen  gibt. 

Unser  deutsches  Vaterland  ist,  Gott  sei  Dank!  ein  recht  grosses  Land  und  ein 
recht    individuelles    Land,    erfüllt    von    den    verschiedensten    Landschaf ischarakteren 


Details  eines  Vierläiider  Hauses. 


254 


unJ  Menschencharaktereii,  wie  kaum  ein  zweites,  erfüllt  von  Menschensiedelungen 
der  verschiedensten  Art  und  des  verschiedensten  Charakters,  Abbildern  des  Charakters 
ihrer  Bewohner,  dem  natürliche  Einflüsse:  der  Kampf  mit  der  Ungunst  des  Klimas 
und  des  Bodens,  oder  im  Gegenteil  die  Gunst  des  Klimas  und  Bodens,  die  von 
den  Bodenverhältnissen  bestimmte  Erwerbs-  und  Lebensweise  (Ackerbau,  Viehzucht, 
Obstbau,  Industrie,  Fischerei  u.  a.),  die  Verkehrsverhältnisse,  die  Nähe  oder  Ferne 
einer  einflussreichen  Stadt,  die  Geschichte,  die  religiösen  Verhältnisse,  Blutmischungen 
u.  s.  f..  hier  diesen,  dort  jenen  Stempel  aufgedrückt  haben.  Die  alten  Stammes- 
unterschiede schimmern  noch  durch  —  wir  sprechen  ja  auch  von  dem  ernsten  Friesen, 
dem  bedächtigen  Niedersachsen,  dem  knorrigen  Westfalen,  dem  fröhlichen  Franken, 
dem  derben  Bayern,  wir  erkennen  noch  deutlich  holländische  Kolonisten  an  der  Elbe, 
in  Holstein,  w^ir  haben  noch  reine  Slaven  auf  deutschem  Boden  —  sie  sind  aber 
durch  die  genannten  Einflüsse   aufs  erstaunlichste  variert  worden. 

Und  all  das  prägt  sich  in  der  bäuerlichen  Kunst  aus. 

Da  herrscht  z.  B.  ein  bestimmter  Kunsttypus  über  einen  grossen  Landstrich. 
Plötzlich,  mitten  darin,  sehen  wir  einen  völlig  abweichenden  Kunsttypus  ein  paar 
Dörfer  umfassen,  ringsum  von  jenem  ersten  eingeschlossen  —  wir  erfahren,  dass 
ein  anderer  Volksstamm  da  sitzt,  dass  ein  besonderer  Erwerbszweig  dort  herrscht, 
dass  die  Geschichte  oder  das  religiöse  Bekenntnis  dieses  Fleckchens  anders  ist. 

Wir  beobachten  beim  Wandern  ein  allmähliches  leises  Ändern,  z.  B.  des  zu- 
nächst Auffallenden,  des  Bauernhauses.  Dieser  Teil  ändert  sich  oder  jener,  sie 
ändern  sich  mehr  und  mehr  und  siehe,  schliesslich  stehen  wir  einem  gänzlich  andern 
Typus  gegenüber  —  wir  haben  die  Grenze  zweier  grosser  Volksstämme,  die  sich 
an  der  Grenze  vermischt  haben  oder  eine  Naturgrenze  zwischen  einer  gesegneten 
fruchtreichen  Talgegend  und  einem  armen,  wettergeprüften  Gebirge  überschritten. 

Wir  halten  uns  in  einer  Gegend  auf,  deren  Haustypus  von  Ort  zu  Ort  gleich 
ist  —  aber  im  Innern  finden  wir  grosse  Abweichungen  in  bezug  auf  charakteristische 
Eigenschaften,  auf  Schmuck-  und  Farbensinn,  auf  Sinn  für  Behaglichkeit,  auf  Symbole. 
Wir  fragen  und  forschen:  Andere  Erwerbsart,  Seeverkehr,  Nähe  einer  Stadt  u.  dgl. 
erklären  den  Unterschied. 

Wir  besuchen  zwei  Kolonien  gleicher  Abstammung  und  finden  Ähnlichkeiten 
und  Unterschiede  —  die  eine  ist  älter  als  die  andere,  hat  weniger  Verbindung  mit 
„Mutterlande",  ist  aber  den  Einflüssen  der  andersst ammlichen  Umgegend  mehr  aus- 
gesetzt gewesen.     Und  so  geht's  fort. 

Jede  neue  Wanderung,  selbst  auf  schon  bekannt  geglaubtem,  schon  einmal  durch- 
wandertem Gebiet  ergibt  Neues  und  neue  Fragen,  und  jede  neue  Wanderung  in 
neuem  Gebiet  wirft  wiederum  neue  Schlaglichter  auf  schon  Bekanntes,  und  lässt  neue 
Fragen  entstehen,  macht  Sachen,  die  man  als  nebensächlich  angesehen,  zu  merk- 
würdigen, studienswerten  Gegenständen.  Immer  mehr  sieht  man,  wie  wenig  man 
bisher  auf  diesem  Gebiete  gewusst  hat,  immer  mehr  ungelöste  Fragen   tauchen  auf. 

Erst  bei  vollkommenem  Material  können  wir  vollkommene  Antworten  geben. 

(Schluss  folgt.) 


255 


Kleine  Mitteilungen. 

Unterguss  für  lichthoffreie  Platten. 

Ch.  Fr.  Oakley  benutzt  für  die  Herstellung  lichthoffreier  Platten  eine  Vor- 
präparation  mit  Permanganat-Gelatine  Die  Glasplatten  werden  zu  diesem  Zwecke 
zunächst  mit  Gelatinelösung  übergössen  und  nach  Trocknung  letzterer  in  eine 
Lösung  von 

Kaliumpermanganat 7  .;•" 

Dest.  Wasser ....     locx)  „ 

getaucht.     Es  bildet  sich  eine  unlösliche,  bräunliche  Verbindung.     Auf  diese  Schicht 
wird  dann  in  der  üblichen  Weise  die  Bromsilber-Emulsion  aufgetragen. 

Die  braune  Farbe  des  Untergusses  wird  bei  der  Entwicklung  der  Platten  ent- 
fernt, und  zwar  durch  das  schwefligsaure  Natron  der  Entwicklerlösung.  Ist  die 
Färbung  im  Entwickler  nicht  ganz  verschwunden,  so  bringe  man  die  Negative  nach 
der  Fixage  in  folgende  Lösung: 

Wasser 1000  ^'' 

Schwefligsaures  Natron 'oo  „ 

Salpetersäure      ...  30  ccm 

(La  Revue  de  Photographie.  1 

Sepia-Tonbad  für  Platinbilder. 

Man  setzt  folgende  Lösungen  an: 

l      Urannitrat       2  .;• 


IOC 

2 

100 

2 
100 


Dest.  Wasser  .... 

11.     Rotes  Blutlaugensalz    . 

Dest.  Wasser  .... 

in.     Schwefligsaures  Natron 

De.st.  Wasser  .... 

Für  den  Gebrauch  mischt  man: 

Lösung  I ...       60  um 

Lösung  II :     .       60     „ 

Lösung  III 60     „ 

Eisessig 35     ,. 

Wasser 800     „ 

Die  Kopien  sind  vor  dem  Tonen  gut  zu  wässern. 

(Photographic  News  Nr.  390' 

Über  Bromsilbergelatine  und  das  latente  Bild. 

Auf  dem  Berliner  Kongress  hieh  Prof.  Karl  Schaum  einen  Vortrag  über 
Bromsilbergelatineschichten  mit  Projektionen  von  Mikroaufnahmen  und  sprach  die 
Ansicht  aus,  dass  es  nur  eine  amorphe  Bromsilbermodifikation  geben  könne.  Die 
von  Stass  aufgestellten  5  Modifikationen  seien  nur  verschiedene  Formen  des  amorphen 
Bromsilbers.  Die  Annahme,  dass  der  Vorgang  der  Reifung  ein  rein  physikalischer 
sei,  ist  zu  verwerfen,  da  die  Reifung  sowie  das  latente  Bild  durch  Oxydationsmittel 
aufgehoben  werden.  Die  Reifung  wird  von  vielen  auf  die  reduzierende  Wirkung 
der  Gelatine  zurückgeführt.  Aus  Versuchen  des  Vortragenden  in  Gemeinschaft  mit 
Herrn  Braun  hat  sich  aber  ergeben,  dass  bei  Schichten  von  reinem  trockenen  Broni- 
silber  ohne  irgend  ein  Bindemittel,  mit  der  Zeit  die  Empfindlichkeit  steigt.    Schaum 


256 


hält  zu  der  Silbersubbromid-Theorie.  Die  Solarisationserscheinung  führt  Schaum 
nicht  auf  die  Gerbung  der  Gelatine  zurück,  da  auch  gelatinefreie  Schichten  eben- 
falls Solarisationen  aufweisen. 

Lüppo  Gramer  bemerkte  zu  diesen  Ausführungen,  dass  nach  seinen  Ver- 
suchen mit  Imperialplatten  das  Bromsilber  beim  Reifen  entschieden  kristallinisch  ist. 
Es  muss  daher  ein  Übergang  in  eine  andere  Modifikation  stattfinden. 

Ober  direkte  Farbenphotographle  mittels  Ausblelchverfahren. 

Über  den  gegenwärtigen  Stand  der  direkten  Farbenphotographie  bringt  zur  Zeit 
unsere  Zeitschrift  einen  ausführlichen  Bericht.  Mit  diesem  Problem  beschäftigen  sich 
bekanntlich  Worel-Graz  und  Neuhauss -Berlin  sehr  eifrig.  Letzterer  sprach  auf 
dem  Kongress  für  angewandte  Chemie  über  seine  jüngsten  diesbezüglichen 
Versuche  unter  Vorlage  einer  grösseren  Anzahl  von  Bildern  auf  Gelatineplatten. 
Neuhauss  bereitet  jetzt  die  Gelatineschichten  ohne  Wasserstoffsuperoxyd  und  be- 
handelt dieselben  erst  unmittelbar  vor  dem  Gebrauch  mit  einer  ätherischen  Wasser- 
stoffsuperoxydlösung, ähnlich  wie  es  bei  der  Katatypie  geschieht. 
Die  Gelatinefarbschicht  setzt  er  jetzt  wie  folgt  zusammen: 

Weiche  Emulsionsgelatine lo^»' 

Destilliertes  Wasser loo  ccm 

o,2proz.  Lösung  von  Methylenblau  in  Wasser  6    „ 

o,2proz.        „  „     Auramin i,5    » 

o,5proz.        „  „     Erythrosin 3    „ 

Diese  Farbgelatine  wird  auf  Milchglasplatten  getragen  und  wie  oben  angegeben 
mit  Wasserstoffsuperoxyd  behandelt. 

Im  Anschluss  hieran  machte  Neuhauss  einige  Mitteilungen  über  die  Bildung 
von  Farbstoffen  im  Licht.  Gewisse  blaue  Farbstoffe  in  wässriger  Gelatinelösung 
mit  Zusatz  von  Ammoniumpersulfat  verlieren  im  Dunklen  ihre  Farbe.  Werden  mit 
dieser  Lösung  Platten  überzogen,  nach  dem  Trocknen  gewässert  und  feucht  dem 
Licht  exponiert,  so  erhalten  die  Schichten  ihre  Farbe  zurück;  die  Regeneration  geht 
am  besten  im  Lichte,  dessen  Farbe  dem  ursprünglichen  Farbstoff  komplementär  ist. 


Entwickler  för  Aristokoplen. 

„Photo  Gazette  Nr.  8"  empfiehlt  für  die  Entwicklung  schwach  ankopierter  Aristo- 
kopien  folgenden  Brenzcatechin-Entwickler. 

Lösung  A :    Wasser 500  g 

Kristallis.  essigsaures  Natron     100  „ 

Lösung  B :    Alkohol 400  ccm 

Brenz  catechin 20^ 

Für  den  Gebrauch  werden  10  ccm  Lösung  A,  10  ccm  Lösung  B  und  80  ccm  Wasser 
gemischt.  Das  Bild  wird  hierin  bis  zu  der  gewünschten  Intensität  entwickelt,  dann 
gewässert  und  darauf  im  Tonfixierbad  getont  und  fixiert. 


Literatur. 

Wilhelm  Manchot,  Das  Stereoskop.  Seine  Anwendung  in  den  technischen  Wissen- 
schaften. Über  Entstehung  und  Konstruktion  stereoskopischer  Bilder.  Mit  50  Figuren,  Leipzig, 
Verlag  von  Veit  &  Comp.,  1903.  Preis  1,80  Mk.  Verfasser  wendet  sich  weniger  an  die  All- 
gemeinheit der  „ Amateurphotographen ",  als  vielmehr  an  Techniker  und  mit  mathematischen  Her- 


257 


leitungen  Vertraute.  Dieser  Umstand  dürfte  den  trefflichen  Auseinandersetzungen  einen  grosscu 
Leserkreis  verschliessen.  Unsere  Amateure  haben  noch  immer  eine  grosse  Abneigung  gegcc 
wissenschaftliche  Abhandlungen,  selbst  wenn  sie  mit  einfachen  und  leicht  zu  Übersehenden 
Formeln  durchgeführt  sind.  Nach  Erledigung  der  Theorie  werden  die  verschiedenen  Stereoskope 
erörtert  und  schliesslich  ein  vom  Verfasser  konstruiertes  Universalstereoskop.  Hierbei  findet 
sich  S.  49  in  einer  Fussnote  die  Bemerkung,  dass  zu  den  auf  telestereoskopischen  Effekte  be- 
ruhenden Feldstechern  mit  Vermehrung  der  Tiefenwahrnehmung  auch  die  Goerz sehen  Trißder- 
Binocles  geboren.  In  Wahrheit  trifft  dieser  Umstand  nur  für  die  zitierten  Zeissschen  Instru- 
mente zu,  und  ist  dies  der  Kernpunkt  der  Patente  dieser  Firma.  Das  zum  Patent  angemeldete 
Universalstereoskop  des  Verfassers  hat  eine  sehr  grosse  Ähnlichkeit  mit  dem  von  Cazes  be- 
schriebenen Apparat  (vergl.  La  St^r^oscopie  de  precision,  Paris,  Pellin  6diteur).  Falls  dem  Rädis- 
patentamte  diese  französische  Arbeit  und  die  Abbildung  jenes  Apparates  in  Eders  Jahrbuch  von 
190t,  Seite  422  bekannt  ist,  dürfte  die  Patenterteilung  Schwierigkeiten  haben.  Kg. 

(Die    von    dem   Referenten  angeführte  Ähnlichkeit   ist   uns  auch  von  einem  unserer  Leser  in 
einer  Zuschrift  bestfltigt.  ( —  Red. 

Ferner  sind  bei  der  Redaktion  eingegangen: 

H.  A.  Krüss,  Die  Durchlässigkeit  einer  Anzahl  Jenaer  optischer  Gläser  für  ultraTiolette 
Strahlen.     Inaugural-Dissertation. 

E.  A.  Martel,  La  Photographie  souterraine.  Mit  16  Tafeln  von  Hohlenauf nahmen  etc. 
Verlag  von  Gau thier -Villars,  Paris.     Preis  2  M. 

Deutsche  Kunst  und  Dekoration,  Jahrgang  VI,  Heft  11.  Verlag  Alex  Koch,  DarmsU<ii 
Diese  Nummer  bringt  u.  a.  von  Dr.  von  Grolmann  einen  reich  illustrierten  Bericht  der  jüngst b 
Wiesbaden  veranstalteten  photographischen  Ausstellung. 


Patent-Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57a.  B.  30  957.     Apparat  zum  Aufnehmen  und  Betrachten  stereoskopischer  Bilder.     Leon  Bloch, 

Paris;  Vertr.:  R.  Fiedler,  Berlin  NW.  40.     -    1.  2.  02. 
57b.  B.  30  884.     Verfahren   zum  Aufziehen  von  Photographien.      Adolf  Benecke  u,  Heinrich 

August  Ernst,  Hannover,  Nicolaistr.  5  bzw.  Lindenstr.  40.  —  24.  1.02. 

Erteilungen. 

42g.   144  595.     Verfahren  zur  Aufnahme  von  Tonschwingungen  auf  photographischem  Wege  bzw. 

zur  Wiedergabe  auf  tclephonischem  Wege.     Adolf  Poetzl,  SchneidemQhl.  —  30.  7.02. 
57  a.   144  660.     Rollfilmcamera,  welche  auch  für  Plattenauf  nahmen  eingerichtet  ist.   Dr.  R.  KrQgencr, 

Frankfurt  a.  M.,  Mainzer  Laudstr.  87  89.  —  8.  11.  02. 
57  b.   144  554.     Verfahren  zur  Herstellung  farbiger  Photographien.     Dr.  Rieb ens ahm  &  Posseldl 
G.  m.  b.  H.,     Berlin.  —  26.  9.  01. 
„      144  555.     Verfahren,   um    Photographien    mehrfarbig  zu  tonen.     Solon   Vathis,   Paris.  — 

18.  1.02. 
„      144  606.     Verfahren   zur  Herstellung  von  Emailbildern.     Fa.  L.  Chr.  Lauer,   Nürnberg.    - 

20.  10.01. 
„       14466t.     Zur  Herstellung   von  Farbfiltern   für  photographische  Zwecke  dienende  Farbfilier- 
masse.     Dr.  C.  Wilhelm  Georg  Aarland,  Leipzig,  Frankfurterstr.  29.   —   19.  tt.01. 
57  c.   144  556.     Belcuchtungsschirm  für  photographische  Zwecke.     M.  A.  E.  J.  G.  Cromer,  Pari«.  — 
24.  11.01. 

144  557.     Verfahren  zum  Schutz  des  in  Entwicklungsschalen  befindlichen  Entwicklers  gegen 
Oxydation.     Otto  Lienekamp,  Leipzig-R.  —  25.  12.  02. 
„      144  607.     Vorrichtung    zum   Entwickeln    photographischer  Bildbänder   bei   Tageslicht     Max 

Reichert,  South  Norwod,  England.  —   10.  11.01. 
„      144  136.     Photographischer  Kopierapparat  mit  schrittweiser  Fortschaltung  des  Kopierpapier*. 
Oskar  Mcsster,  Berlin,  Schiffbauerdamm   18.  —  20.  12.02. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Verlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin.  —  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin. 

258 


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2.->8 


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Otto  Scharf,  Crefeld. 


Niederrheinische  Landschaft. 


Die  Photographie  für  Freunde  der  Naturwissenschaft. 

Von  Dr.  Karl  Kaiserling- Berlin. 

Über  Momentverschlüsse,  Stative  etc. 

Nachdem  wir  Camera  und  Objektiv  besprochen  haben,  bleibt  noch  übrig 
einige  Nebenapparate  zu  erwähnen,  deren  richtige  Wahl  für  die  Sicherheit 
des  Arbeitens  und  die  Vielseitigkeit  des  Aufnahmeinstrumentariums  von  mehr 
oder  weniger  grosser  Bedeutung  ist. 

Über  die  Momentverschlüsse  kann  ich  um  so  schneller  hinweggehen, 
als  in  dieser  Zeitschrift  wiederholt  darüber  geschrieben  ist,  zuletzt  von 
P.  B  alt  in  in  Heft  lo  dieses  Jahrganges.  Im  allgemeinen  stimme  ich  diesem 
Autor  und  erfahrenen  Praktiker  vollständig  zu,  dass  für  schnellste  Moment- 
aufnahmen nur  der  Schlitzverschluss  vor  der  Platte  in  Frage  kommt.  Für 
derartige  Aufnahmen  gehe  man  nicht  über  das  Format  9:12  hinaus,  da 
grössere  Schlitzverschlüsse  nicht  mehr  schnell  genug  sind,  und  übertreibe  vor 
allem  nicht  die  Grösse  des  Gegenstandes  auf  der  Platte.  Wenn  nun  auch 
die  Wiedergabe  schnellster  Bewegungen  von  Menschen,  Tieren  usw.  gerade 
für  wissenschaftliche  Zw^ecke  gelegentlich  von  Wichtigkeit  ist,  so  muss  ich 
doch  sagen,  dass  man  sie  recht  selten  in  der  allgemeinen  Praxis  braucht, 
und  für  das  empfohlene  Format  der  Stativkamera   13:  18  bezw.    18:24  kann 


1.  IX.  1903.     Phot<..i;:r   MittoiluMjfen      Jahrg  40. 


33 


259 


ich  den  Schlitzverschluss  nicht  unbedingt  empfehlen.  Auch  darüber  lässt 
sich  streiten,  ob  Anschütz-Verstellung  oder  Verstellung  von  aussen  durch 
andere  Vorrichtungen  besser  ist.  Beide  Konstruktionen  haben  ihre  Anhänger. 
Bei  den  Verschlüssen  mit  Einstellung  von  aussen  arbeitet  der  Mechanismus 
schnell  und  sicher.  Andererseits  hat  sich  aber  auch  der  Anschütz- Verschluss 
in  der  Praxis  selbst  in  weniger  geschickten  Händen  sehr  gut  bewährt.  Um  mir 
ein  sicheres  Urteil  zu  bilden,  habe  ich  jetzt  beide  Verschlüsse  in  Gebrauch, 
und  ich  werde  gelegentlich  mitteilen,  welcher  der  bequemere  ist.  Für  den 
Stativapparat  habe  ich  bisher  keinen  Momentverschluss  kennen  gelernt,  der 
billiger,  haltbarer,  einfacher  und  vielseitiger  wäre,  wie  der  echte  Thornton- 
Pickard-Verschluss.  Am  einfachsten  setzt  man  ihn  vor  das  Objektiv.  Durch 
Zwischenlagen  lässt  er  sich  für  verschiedene  Objektive  benutzen  und  erlaubt 
auch  Zeitaufnahmen  mit  dem  Druckball  zu  machen.  Die  Anpassungsfähigkeit 
für  verschiedene  Objektive  ist  ein  wesentlicher  Vorteil  gegenüber  den  zwischen 
den  Objektivlinsen  angepassten  Sektoren- Verschlüssen,  die  an  sich  mechanische 
Meisterwerke  sind,  aber  immer  nur  für  ein  Objektiv  passen. 

Das  Stativ  soll  möglichst  fest  sein.  Die  heute  allgemein  üblichen  drei- 
teiligen Reisestative  mit  verstellbaren,  mehrgliedrigen  Füssen  bedürfen,  wenn 
sie  einen  einsetzbaren  Stativkopf  haben,  stets  noch  eines  sogenannten  Stativ- 
feststellers, der  nicht  nur  das  Ausgleiten  der  einzelnen  Beine  auf  glattem 
Boden    verhütet,    sondern    auch    die  Standfestigkeit    erhöht.      Als    Stativkopf 


Otto  Scharf.  Crefcld. 


Die   Netiflickcr, 


260 


Otto  Scharf,  Crefeld. 


Waldesrand. 


empfiehlt  sich  ein  sogenannter  verstellbarer,  wie  er  z.  H.  von  Stegemann 
gebaut  wird.  Er  gestattet  nicht  nur  die  wagerechte  Stellung  der  Camera, 
sondern  auch  die  senkrechte  mit  nach  oben  und  unten  gerichtetem  Objektiv 
und  jede  beliebige  Schräglage.  Die  Festigkeit  des  Stativs  prüft  man,  indem 
man  nach  erfolgter  Aufstellung  und  Festziehen  aller  Klemmschrauben  die 
Hand  flach  auf  den  Stativkopf  legt  und  nun  nach  rechts  und  links  zu  drehen 
versucht.  Sobald  merkliche  Drehungen  und  Verschiebungen  der  einzelnen 
Teile  erfolgen,  ist  das  Stativ  ungeeignet. 

Durchaus  empfehlenswert  ist  die  Anschafiung  einer  wasserdichten,  soliden 
Tasche,  in  der  Camera,  Kassetten,  Linsen,  Verschluss  usw.  bequem  Platz 
finden  können,  ohne  dass  sich  die  einzelnen  Teile  aneinander  scheuern 
können.  Meist  genügen  Segeltuchtaschen,  da  Leder  erheblich  teurer  ist. 
Ausser  dem  üblichen  Einstelltuch  ist  für  den  reisenden  Photographen  dringend 
eine  wasserdichte  Decke  über  die  ganze  Camera  zu  empfehlen,  die  sich  an 
den  Stativbeinen  so  befestigen  lässt,  dass  sie  auch  bei  Wind  nicht  davon- 
fliegt. Zum  Schutze  gegen  Sonne  und  Regen  dient  schliesslich  noch  ein 
Regenschirm,  der  ebenso  ein  Begleiter  des  wandernden  Liebhaberphoto- 
graphen sein  sollte,  wie  die  früher  erwähnte  Dosenlibelle.  Mit  einer  Aus- 
rüstung, wie  sie  bisher  besprochen  ist,  dürfte  man  für  alle  Fälle  der  ge- 
wöhnlichen makroskopischen  Photographie  auskommen  und  auch  für  Spezial- 
fälle, z.  B.  die  Mikrophotographie  brauchbare  Hilfsmittel  besitzen.  Davon 
weiteres  später. 


261 


Zu  Otto  Scharfs  Bildern. 


Die  neuen  Arbeilen  Scharfs,  welche  wir  in  diesem  Hefte  unseren  Lesern 
vorführen,  geben  einen  weiteren  Beleg  für  das  früher  über  seine  Art  in  diesen 
Blättern  gesagte  und  zeigen  zugleich  sehr  deutlich,  wie  sicher  und  zielbewusst  dieser 
Amateur,  der  zu  den  berufensten  Vertretern  der  künstlerischen  Photographie  in 
Deutschland  zählt,  auf  dem  für  recht  erkannten  Wege  weitergeht.  Wir  erkennen 
einen  Künstler,  der  seinen  Weg  gefunden  hat,  in  der  Art  seiner  Bilder  wieder, 
mögen  sie  auch  noch  so  verschiedenartige  Vorwürfe  behandeln.  So  ist  es  auch  für 
den  Lichtbildner  ein  Zeichen  der  Reife,  wenn  wir  in  seinen  Arbeiten  etwas  wie 
den  Ausdruck  eines  persönlichen  Stils  erkennen,  und  um  so  höher  zu  werten,  als  es 
mit  dem  photographischen  Material  viel  schwerer  ist,  dahin  zu  gelangen.  Immer  ist 
das  nur  möglich,  wenn  die  Technik  in  dem  Grade  beherrscht  wird,  dass  sie  absolut 
keine  Hindernisse  und  Schwierigkeiten  mehr  bietet,  dass  die  technischen  Mittel  ganz 
willig  der  leitenden  Hand  des  Photographen  folgen.  Dann  erst  gelingt  es,  dem 
persönlichen    Empfinden    vollendeten    Ausdruck    zu    verschaffen,    soweit    dies    eben 

innerhalb  der  Gren- 
zen unseres  V^er- 
fahrens  überhaupt  an- 
gängig ist. 

Bei  Scharf  sehen 
wir  diesen  Punkt  er- 
reicht. Er  hat  sich 
den  Gummidruck  er- 
wähh,  weil  er  einsah, 
dass  dies  Verfahren 
für  das  Hineintragen 
des  Persönlichen  in 
die  mechanisch  ent- 
standene Photo- 
ii^raphie  von  allen 
Prozessen ,  die  wir 
kennen,  den  weite- 
sten Spielraum  ge- 
währt. Nun  aber  hat 
er  durch  unablässige 
Arbeit  diese  Technik 
so  zu  beherrschen 
und  zu  erweitern  ge- 
sucht, dass  sie  ein 
wirklich  gefügiges 
und  allseitig  zu- 
reichendes Mittel 
wurde.  Denn  das  ist 
der  Gummidruck  ab 
Otto  Scharf,  Ciefeld.  origine     keineswegs. 


262 


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Als      ein      einfacher 
Pigmentdruck      ohne 
Übertragung    hat    er 
von    Haus     aus     die 
Eigentümlichkeit,    in 
den  Mitteltönen  aus- 
zureissen,     also     ein 
tonlich  verschlechter- 
tes,   also     überhaupt 
mangelhaftes  Bild  zu 
ergeben.     Aus  dieser 
Not  wurde  beim  brei- 
teren       Aufkommen 
des  Verfahrens  viel- 
fach eine  Tugend  ge- 
macht. Das  auf  breite, 
flache      Licht-      und 
Schatteneffekte      ge- 
steUte  Bild,  das  jener 
Gummidruck  lieferte, 
hatte  äusserlich  einen 
gewissen  flotten,  ma- 
lerischen      Anstrich, 
und   viele   taten  sich 
darauf  etwas  zu  gute, 
ohne  zu  merken,  dass 
sie     diesen     „künst- 
lerischen" Effekt 
einerZufälligkeit  ver- 
dankten, dass  sie  ihre 

Bildwirkung  auf  eine  Äusserlichkeit  stellten,  die  unabhängig  von  ihrem  Willen  und  jene 
zielbewusste  Absicht,  deren  Erfolg  allein  im  tieferen  Sinne  als  dem  Wesen  künst- 
lerischer Produktion  entsprechend  bezeichnet  werden  muss,  entstanden  war.  In- 
zwischen ist  es  nun  aber  der  intensiven  Fortarbeit  der  Gummidrucker  gelungen,  durch 
die  Wahl  des  Papierkorns,  durch  die  Art  der  Präparation  und  vor  allem  durch  die 
Technik  des  mehrfachen  Übereinanderdruckens  Mittel  und  Wege  zu  finden,  um  den 
Prozess  auch  für  die  Wiedergabe  der  Mitteltöne  geeignet  zu  machen.  Ist  der  Gummi- 
drucker so  weit  gekommen,  so  hat  er  es  in  der  Hand,  in  einem  gewissen  Stadium  den 
Druckprozess  zu  unterbrechen,  und  so  ein  Bild  mit  gerade  der  Tonabstufung  resultieren 
zu  lassen,  welche  ihm  nach  seinem  Empfinden  für  das  Sujet  angemessen  scheint. 
Nun  erst,  da  das  gelungen  ist,  kann  diese  Technik  als  vollwertig  für  ein  zielbewusstes 
Schaffen  anerkannt  werden,  und  da  die  Art  der  Entwicklung  des  Positivs  einen 
weitgehenden  Einfluss  auf  den  Charakter  des  Bildes  gestattet,  so  darf  man  mit  Recht 
jetzt  den  Gummidruck  als  das  Positivverfahren  bezeichnen,  welches  für  bildmässig 
wirken  sollende  Photographien  die  reichsten  Möglichkeiten  bietet,  und  man  muss 
Scharf   zustimmen,    wenn    er    für   jeden  Photographen,    der    seine    Aufgabe    ernst 


Otto  Scharf,  Crefeld. 


263 


nimmt  und  genügend  Zeit  zur  Herstellung  seiner  Bilder  zur  Verfügung  hat,  die  M- 
eignung  dieser  Technik  für  sehr  wünschenswert  erklärt.  Womit  nicht  gesagt  sein 
kann,  das  dies  nun  das  einzige  und  allein  seligmachende  Verfahren  ist.  —  Wenn 
man  aber  über  die  Berechtigung  des  Gummidrucks  urteilt,  so  muss  man  ihn  in  der 
heutigen  vollendetsten  Form  des  Kombinationsdruckes  zum  Vergleich  heranziehen; 
man  darf  ihn  jetzt  nicht  mehr  aus  seinen  unvollkommenen  Vorstadien  heraus 
kritisieren,  wie  das  vielfach  noch  geschieht. 

Scharf  hat  sich  im  Gummiprozess  so  vervollkommnet,  dass  er  darin  nahezu 
die  Feinheit  des  Pigmentdrucks  erzielen  kann,  wenn  er  will.  Ein  Blick  auf  seine 
Bilder  zeigt  es,  und  diese  Leistungen  genügen  meines  Erachtens,  um  die  volle  und 
dauernde  Berechtigung  des  Verfahrens  zu  erweisen  und  zugleich  jedem  Photographen 
und  besonders  jedem  Amateur  den  Wunsch,  es  zu  beherrschen,  rege  werden  zu 
lassen.  —  Die  Scharf  sehen  Arbeiten  zeigen,  wie  vortrefflich  sich  auf  diesem  Wege 
die  feinsten  Naturempfindungen  im  photographischen  Bilde  wiedergeben  lassen. 
Nicht  nur  die  Naturstimmungen,  die  etwas  objektives,  ausser  uns  liegendes  bind, 
sondern  auch  Steigerung  gewisser  Stimmungswerte,  die  besonderen  Eindruck 
hervorriefen,  im  Bilde,  auch  die  persönlichen  Empfindungen,  die  den  Menschen  vor 
der  Natur  überkommen.  Diese  Möglichkeit  ist  für  die  Photographie  eine  nicht  hoch 
genug  anzuschlagende  Errungenschaft. 

Schon  früher  sagten  wir,  dass  Scharf  seine  Landschaftsaufnahmen  nicht  dem 
Zufall  einmaliger  Begegnung  überlässt,  sondern  wiederholt  seine  Motive  besucht, 
Vorstudien  macht,  ehe  er  zur  Aufnahme  gelangt,  die  definitiv  den  Grundstock  für 
Vergrösserung  und  Gummidruck  legen  soll,  und  nur  so  ist  es  möglich  zu  hinreichend 


Otto   Scharf,  Crefeld 


Birken. 


264 


vollendeten  Platten  für  Photographien  von  bildmässiger  Wirkung  zu  gelangen.  — 
Die  von  uns  wiedergegebenen  Landschaften  ohne  Staffage  sind  sehr  originell  im 
Ausschnitt  und  interessant  in  deq[i  Bejveis,  wie  sich  durch  die  Wahl  des  Stand- 
punktes, der  Beleuchtung,  durch  die  Umgrenzung  des  Motivs  aus  den  einfachsten 
landschaftlichen  Vorwürfen  sehr  reizvolle  Bilder  herausholen  lassen.  Der  Land- 
schafter muss  es  sich  geradezu  zur  Aufgabe  machen,  recht  einfache  Motive  zu  ge- 
stalten; er  lernt  dabei  am  meisten  und  erzielt  auch  die  schönsten  Erfolge.  Der  in 
Heliogravüre  wiedergegebene  Waldsee,  auf  den  wir  durch  einen  Vordergrund 
knorriger  Baumstämme  sehen,  ist  von  frappierender  Raumwirkung.  Diese  Aufnahme 
in  der  Ferne  liegender  Motive  durch  ein  Gitter  von  Baumstämmen  hindurch  ist  jetzt 
sehr  in  Mode  gekommen.  Die  Manier  aber  macht  es  nicht;  es  kommt  darauf  an, 
dass  das  Bild  wirklich  so  gesehen  und  empfunden  wurde.  Das  ist  bei  Scharf  der 
Fall,  und  darum  wirkt  sein  Bild  nicht  nur  originell,  sondern  vor  allem  poetisch  und 
schlicht  natürlich.  Nun  ist  es  das  einfachste  Motiv  von  der  Welt.  Die  Bäume  an 
sich  sind  nichts  besonderes,  und  wäre  der  Photograph  hinaus  ans  Ufer  getreten,  so 
wäre  der  See  und  die  Ferne  für  die  Camera  eine  ganz  banale  Langweiligkeit  ge- 
wesen. So  aber,  von  diesem  Punkte  aus  gesehen,  mit  den  paar  kräftigen  Stämmen 
im  Vordergrund,  dem  von  reizvollen  Reflexen  durchzogenen  Spiegel  des  Sees,  der 
zarten  Waldlisiere  und  den  geschickt,  zur  Stimmung  passend  hineingebrachten 
Wolken,  gibt  es  insgesamt  ein  Bild.  So  was  sieht  man  aber  in  der  Natur  nie  auf 
den  ersten  Blick,  sondern  erst  nach  vielfachem  Beobachten  und  Verändern  des 
Standpunkts. 

Auch  wo  er  Menschen  als  Staffage  in  die  Landschaft  hineinsetzt,  tut  Scharf  es 
nur  nach  sorgfältigem  Beobachten  und  einer  oft  sehr  mühevollen  Anordnung  im 
Kontakt  mit  den  Leuten,  um  eine  Harmonie  des  Ganzen  und  eine  möglichst  natür- 
liche und  zugleich  gefällige  Wirkung  der  Stellungen  zu  erzielen.  —  Die  Pferde- 
gruppe ist  natürlich  Momentaufnahme,  aber  jedenfalls  ein  sehr  gut  gewählter 
Moment,  und  was  das  Bild  durch  Unklarheiten  in  der  zufälligen  Gruppierung  der 
Pferdekörper  verliert,  gewinnt  es  durch  eine  unmittelbare,  kräftige  Lebensfrische. 
In  dem  Bild  der  Beterin  sucht  Scharf  mit  gutem  Erfolg  zu  einer  feineren, 
gedankentieferen  Auffassung  des  Genrebildes  zu  gelangen,  das  von  den  Kunstphoto- 
graphen arg  verfehmt  war,  jetzt  aber  doch  hie  und  da  mit  geläutertem  Geschmack 
wieder  kultiviert  wird.  —  Seine  Bildnisse,  zu  denen  er  ebenfalls  eine  starke  Be- 
anlagung  erweist,  verdanken  ihre  Wirkung  einer  sehr  einfachen  und  lebenswahren 
Auffassung  des  natüriich  sich  gebenden  Menschen.  L. 


Mitteilungen  aus  unserem  photochemischen 
Versuchs-Laboratorium. 

Haltbar  sensibilisiertes  Pigmentpapier. 

Von  der  Autotype  Company  erhielt  ich  eine  Kollektion  hahbar  lichtempfind- 
liches Pigmentpapier  zur  Prüfung.    Diese  Papiere  sind  in  Blechbüchsen  verpackt,  und 


265 


geschieht  das  Öffnen  derselben  sehr  leicht  durch  Abziehen  eines  aufgelöteten  Blcck- 
streifens  mittels  Zange.  Um  die  Büchse  mit  dem  Deckel  nachher  wieder  gm 
schliessen  zu  können  und  so  das  Papier  möglichst  vor  Feuchtigkeitsein fluss  zu 
schützen,  wird  ein  langes  Pflasterband  zum  Umlegen  beigegeben. 

Die  Pigmentpapiere  liess  ich  5  Wochen  in  ihrer  Originalverpackung  liegen  und 
nahm  dann  die  Verarbeitung  vor.  Die  Papiere  wurden  wie  üblich  kopiert  und  cm- 
wickelt.  Diese  Prozesse  werden  genau  so  ausgeführt,  wie  bei  frisch  senäibili- 
sierten  Pigmentpapieren.  Auch  die  Bildresultate  gaben  in  keinem  Punkte  den 
frisch  chromierten  Papieren  nach.  Sie  zeigten  vollkommen  reine  Weissen  und  vor- 
treffliche Tiefen ;  während  die  nach  bekannter  Weise  selbst  sensibilisierten  Pigmem- 
papiere  schon  nach  wenigen  Tagen,  namentlich  im  Sommer,  flaue  Kopien  liefern. 

Das  haltbar  lichtempfindliche  Pigmentpapier  fabriziert  die  Autotype  Company 
auch  mit  matter  Schicht,  was  allgemeinen  Beifall  finden  wird.*)  Man  entwckle  die 
Mattkopien  in  nicht  zu  heissem  Wasser  und  behandle  die  Bildschicht  vorsichtig,  da 
die  Oberfläche  etwas  empfindlicher  gegen  mechanische  Einflüsse  zu  sein  scheiDt, 
als  bei  den  gewöhnlichen  Pigmentpapieren.  Das  lichtempfindliche  Pigmentpapicr 
wird  in  den  Formaten  13  X  18  cm  und  28  X  24  cm  in  folgenden  Farben  geliefen: 
Standardbraun,  Kupferstichschwarz,  Sepia,  Rötel,  Meergrün  und  Dunkelblau. 

Das  neue  Fabrikat  der  Autotype  Company  verdient  jedenfalls  Anerkennung  und 
beste  Empfehlung.  P.  Hanneke. 


Die  Bedeutung  der  Photographie  für  die  Erforschung 
der  deutschen  Bauernkunst. 

Von  O.  Schwindrazheim. 

Mit  8  Abbildungen  nach  Originalaufnahmen. 

(Schluss  von  Seite  255.) 

Nachdruck  verboten. 

Die  Sammlungen  der  grossen  Museen  geben  uns  vielen  Aufschluss,  aber  eine 
wichtige  Eigenschaft  der  Bauernkunst,  die  ausserordentlich  grosse  Verschieden- 
gestaltung eines  und  desselben  Gegenstandes,  selbst  in  ein  und  demselben  Dorf, 
können  sie  gar  nicht  zeigen,  sie  müssen  sich  damit  bescheiden,  aus  einer  Gegend 
Stichproben  zu  geben,  die  diese  Gegend  von  andern  unterscheiden,  in  Einzelheiten 
können  sie  nicht  eingehen.  Die  kleinen  Heimatsmuseen  geben  deren  schon  mehr, 
aber  über  grosse  Gebiete,  insbesondere  was  Dorf-  und  Hausanlage,  Hauseinteilung, 
Wohnungsstimmung,  was  ferner  Mühlen,  Fahrzeuge  u.  dgl.,  Zaun,  Brücken,  Hütten  und 
Hocken  auf  dem  Felde  anbetrifft,    können  auch  sie  nicht  genügend  Auskunft  geben. 

Es  hilft  nichts  als  wandern  und  ansehen  und  bildlich  feststellen  —  nicht  nur 
vieles,  sondern  womöglich  alles!  Nur  so  wird  das  Material  gross  genug  werden 
können,  um  die  Bauernkunst  so  gründlich  kennen  lernen  zu  können,  wie's  nötig  ist 
und  wie  sie's  verdient! 

1)  Siehe  den  Artikel   „Neue  Pigmentpapiere*,  S.  211. 


266 


tu-    rti!m» 

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BÜSSERIN  o    o    o    o    o    o  Von 
OTTO  SCHARF,  KREFELD 


»HOTOGRAPHISCHE 
dlTTEaUNGEN   XL 


Ziehbrunnen. 


Gut,  machen  wir  also  mit  Notiz-  und  Skizzenbuch 
Jagd  auf  alles,  was  wir  an  Bauernkunsterzeugnissen  er- 
blicken. Aber  allein  ist's  damit  noch  nicht  getan,  es  muss 
noch  etwas  hinzukommen:  Schnell,  sehr  schnell  muss  das 
geschehen,  denn  unsere  Jagdobjekte,  die  noch  erhaltenen 
Häuser,  Möbel  u.  s.  f.  haben  ein  paar  bitterböse  Feinde! 
Das  Feuer  frisst  alljährlich  eine  Unzahl  von  Häusern  samt 
Inventar,  durch  Verkauf  verschwindet  vieles  von  seiner 
Ursprungsstätte,  Pietätlosigkeit  und  Unkenntnis  der  Besitzer 
lassen  wertvolle  alte  Sachen  untergehen,  die  Neuerungs- 
sucht desgleichen.  Stellt  man  zusammen,  was  in  einem 
einzigen  Jahre  in  einer  bestimmten  Gegend  an  Häusern, 
Möbeln,  Geschirr  und  Gerät,  Kostüm-  und  Schmuckstücken, 
alten  Schobern  und  Scheunen,  Zäunen  u.  dgl.  m.  ver- 
schwindet, und  überträgt  man  das  auf  ganz  Deutschland, 
so  kommt  man  zu  Schlüssen,  die  erschreckend  sindl 

Schnell  muss  also  diese  Aufnahme  möglichst  aller 
Bauernkunsterzeugnisse  vor  sich  gehen,  und  wo  wäre  da 
ein  besserer  Bundesgenosse  des  Forschers,  als  der  photo- 
graphische Apparat!  Er  allein  ermöglicht  Schnelle  und 
Genauigkeit  und  —  last,  not  least!  —  genügende  zahlreiche  Mitarbeiter! 

Die  Wanderlust,  die  Sommerfrische,  der  Gebirgssport  werfen  auch  in  die  ent- 
ferntesten, abgelegensten  Gegenden  alljährlich  Tausende  und  Abertausende  von 
Besitzern  des  kleinen  Wunderapparats!  Wenn  die  unsere  Mitarbeiter  werden 
wollten!  Wenn  die  alles,  was  ihnen  der  glückliche  Zufall  oder  ernstliches,  absicht- 
liches Suchen  an  Bauernkunsterzeugnissen  vor  die  Linse  bringt,  festhalten  wollten 
—  was  für  ein  Riesenmaterial  würden  wir  erhalten! 

Alles,  aber  alles  wäre  der  Bauernkunst- 
forschung  erwünscht!  Dorf  Strassen,  Haus- 
typen und  Sonderausbildungen  dieser  Typen 
mit  dieser  und  jener  Abweichung,  Haus- 
details, Hoftore,  Giebel,  Türen,  Fenster, 
Erker,  Lauben,  Mauerschmuck  durch  Sgraffito, 
Malerei,  Ziegelmosaik,  Schiefermuster, 
Bretterverschalung,  Schindelverwendung  und 
was  immer  es  sei,  Wirtshausschilder,  Blumen- 
kästen, Käsekästen  am  Hause,  einzelne  Haus- 
symbole, Schmuckeinzelheiten,  Schnitzereien, 
Wetterfahnen,  vor  dem  Hause  stehendes 
Geschirr  und  Gerät  aller  Art,  Dorfkirchen, 
Kirchhoftore,  Grabkreuze,  Grabsteine,  dörf- 
liche Rat-  oder  Gemeindehäuser,  alte  Ding- 
stätten, Scheunen,  Ställe,  Brunnen,  Bienen- 
stände, Brücken,  Zäune,  Gartengitter,  Holz- 
hauerhütten im  Walde,  Mittagshütten,  Hocken 
Hoftor  eines  Dorfes  der  Wetterau.  auf  dem  Felde,  Bootsschuppen,  Boote,  Wagen, 


1.  IX.  1903.     Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


34 


267 


Schlitten  samt  ihren  Zug- 
tieren in  ihrem  oft  so  inter- 
essanten Geschirr,  alte  Müh- 
len, alte  Ziegeleien,  Glas- 
hütten,  Marterln,  Kruzifixe, 
Votivtafeln,  Kapellen  am 
Wege  —  an  wieviel  Inter- 
essantem führt  der  Weg 
vorbei,  ohne  dass  man  zu 
suchen  nötig  hat!  Selbst 
moderne  Dorfbauten  wären 
willkommen,  um  an  ihnen 
den  Verfall  der  alten  echten 
deutschen  Kunst  zeigen  zu 
können  und  alle  wachzu- 
rtitteln,  die  bisher  noch  nicht 
eingesehen  haben,  was  in 
Truhe  in  Alt -Westerland  (Sylt).  unserer  alten  Bauemkunst 

untergeht!  —  Freilich,  bisweilen  ist  so  eine  Strasse  verwünscht  eng,  ein  richtiges 
Bild  ist  nicht  zu  erhalten,  der  nach,  oben  gehaltene  Apparat  wird  ein  verzernes 
Bild  geben  —  schadet  nichts,  besser  als  keins,  wir  finden  uns  schon  aus! 

Freilich,  nicht  immer  ist  Frau  Sonne  so  freundlich,  just  in  dem  Moment,  wo 
man's  gut  brauchen  könnte,  ihr  Antlitz  in  die  erwünschte  Haltung  zu  bringen,  ja  oft 
versteckt  sie  sich  gar,  und  statt  ihrer  uns 
so  sympathischen  Strahlen  giesst  der 
Himmel  eine  abkühlende  Douche  auf  die 
Begeisterung  aus,  in  die  uns  ein  soeben 
glücklich  erwischtes  altes  schönes  Haus 
versetzt  hat  —  und  die  Douche  ist  ein 
Landregen,  dem  unsere  Erfahrung  stunden- 
lange Dauer  ansieht,  und  wir  haben  keine 
Zeit  zu  warten,  und  wir  haben  keine 
Aussicht  wieder  herzukommen,  und  wer 
weiss,  ob's  nächstes  Jahr  noch  steht,  das 
alte  schöne  Haus!  —  Gut,  wird's  also 
kein  schönes  Bild,  nur  mitgenommen,  es 
wird  doch  ein  Abbild  des  Hauses,  besser 
als  gar  keins! 

Schöner  wär's  freilich,  man  klammerte 
sich  an  dieses  alte  schöne  Haus,  bliebe 
da,  benützte  die  schöne  Anknüpfungs- 
gelegenheit, träte  in  das  Haus  mit  der 
Bitte  um  Unterstandsgewährung  und 
schaute  nun  derweil,  bis  der  Regen  auf- 
gehört hat,  drinnen  einmal  nach,  ob  etwa 
da   nichts  für  den  Bauernkunstforscher  zu  Scheunen-Tor  (Hessen-Nassau). 


268 


erwischen  wäre.  Und  man  würde  etwas  finden,  denn  auch  drinnen  ist  allerlei,  ja 
vielleicht  noch  mehr,  was  wir  gern,  ach  gar  gern  wüssten!  Wie  das  Prunk- 
zimmer, "wie  das  gewöhnliche  Wohnzimmer  ausschaut,  was  für  Möbel  darinnen 
stehen,  ob's  einen  Herrgottwinkel  gibt,  wie  die  Wand,  wie  die  Decke  aussieht,  wie 
der  Flur,  die  Diele  aussieht  u.  dgl.  Die  Möbel  interessieren  uns,  das  Geschirr,  das 
Gerät,  alte  Trachten,  der  Herd,  der  Alkoven,  das  Gesindezimmer,  der  Dach- 
boden u.  s.  w.,  u.  s.  w.  Nicht  minder  giebt's  in  Stall  und  Scheune  allerlei,  was  uns 
angenehm  wäre,  zu  erfahren,  in  ihnen  sind  oft  ältere  Gedanken  und  Gegenstände 
erhalten.  Und  ebenso  nicht  minder  sähen  wir's  natürlich  gern,  so  einer  die 
Kirche  auch  von  innen  sich  einmal  ansähe  und  dies  und  das  festhielte.  —  Hinzu- 
gefügt werden  muss  freilich,  dass  dem  Forscher  mit  stimmungsvoll  düsteren,  alle 
Details  anmutig  verdeckenden  Aufnahmen  nicht  so  sehr  gedient  wäre,  auch  wenn  sie 
noch  so  künstlerisch  empfunden  sind,  als  vielmehr  mit  alle  Details  deutlich  zeigenden 
Blitzlichtaufnahmen. 

Es  wird  gar  nicht  lange  dauern,  so  wird  der  Photographierende  unwillkürlich 
selbst  ein  scharfes  Auge  für  seine  zuerst  vielleicht  nur  aus  Gefälligkeit  aufs  Korn 
genommenen  neuen  Motive  bekommen,  selbst  zum  Forscher  werden.  Allerlei  Unter- 
schiede werden  ihm  auffallen,  die  er  bis  dahin  nicht  beachtet,  allerlei  Schönheiten 
werden  sich  ihm  offenbaren,  die  er  vorher  nicht  empfand.  Erst  jetzt,  wo  er  den 
Charakter  der  dörflichen  Bauweise  hier  und  dort  in  seinen  typischen  Unterschieden 
kennen  gelernt  hat,  wird  er  Ansichten  des  Dorfes  geben  können,  die  nicht  zufällige 
malerische  Züge  und  Beleuchtungseffekte  wiedergeben,  sondern  die  wahrhafte 
Charakterbilder  sind,  in  denen  der  typische  Charakter  der  Landschaft,  die  Stammes- 
angehörigkeit  der  Bewohner,  ihre  gesamte  Lebensweise  und  ihre  Kunstart  sich  aus- 
sprechen. Gerade  so  wie  wir  ein  treffendes,  sprechendes  Porträt  einer  Person 
auch  erst  schaffen  können,  nachdem  wir  sie  selber  von  Grund  aus  kennen!  Und 
das  Gleiche  wird  bei  Innenaufnahmen  u.  dgl.  der  Fall  sein. 

Trägt  so  die  Arbeit  schon  einen  Lohn  in  sich,  indem  sie  zur  Vertiefung  der 
künstlerischen  Einsicht  beiträgt,  so  ist  der  andere  Lohn  doch  wohl  noch  schöner: 
das  Bew^usstsein,  die  Überzeugung,  Mitarbeiter  an  einem  Werke  zu  sein,  das  zu  den 
bedeutsamsten  unserer  Zeit  gehört,  an  einer  Ausgrabung,  die  ebenso  wichtig  ist,  wie 
die  einer  antiken  oder  hinterindischen  oder  centralasiatischen  Stadt,  ja  die  vielleicht 
weit  wichtiger  ist,  weil  sie  für  unser  deutsches  Volkstum  und  unsere  volkstümliche 
Kunst  in  ihrer  heutigen  sichtbaren  Aufwärtsbewegung  die  grösste  Bedeutung  hat, 
weil  ihre  Ergebnisse  beitragen  können  zur  endgiltigen  Wiedergewinnung  eines  in 
der  Volksseele  wurzelnden,  wahrhaft  deutschen  Kunststiles,  der  nicht  wiedergiebt, 
was  der  Wind  von. London  oder  Paris  herüberweht,  sondern  in  dem  das  wieder 
lebendig  geworden  ist,  was  in  früheren  Zeiten  des  romanischen  und  gotischen  Stiles 
die  höchsten  Höhepunkte  deutschen  Kunststiles  erstehen  Hess,  deutsche  Volkspoesie ! 
Alle  Kunst-  oder  Heimatsmuseen  werden  sich  freuen,  wenn  ihnen  von  neu- 
gewonnenen Freunden  solches  Forschungsmaterial  überwiesen  wird,  alle  Freunde 
deutscher  Volkskunst,  seien  sie  forschende  Gelehrte  oder  Künstler,  die  bestrebt  sind, 
auf  Grund  unserer  alten  deutschen  Kunst  eine  neue  Blütezeit  deutscher  Kunst  anzu- 
bahnen, werden  ihnen  gleichfalls  dankbar  die  Haud  drücken,  wenn  sie  durch  sie 
neuen  Stoff  für  ihre  Forschungen  erhalten  werden! 


269 


Reaktionen  nicht  weiter  eingehen  und  verweisen  die  Leser,  welche  sich  dafür  inter- 
essieren, auf  die  angezogenen  Originalartikel.  Wir  wollen  auf  die  Resultate  der 
praktischen  Versuche,  welche  mit  dem  Acetonbisulfit  in  verschiedenen  Richtungen 
angestellt  worden  sind,  demnächst  näher  eingehen. 


640 

500 

442 

415 

388 

357 

— 

0,7 

— 

1,2 

2,5 

4*7 

0,3 

0,5 

1,4 

1,8 

2,5 

3,4 

1,6 

2,5 

3,4 

5,2 

9,8 

35 

0,7 

0,7 

3,6 

12 

30 

49 

— 

1,6 

— 

2,7 

6 

9 

0,5 

0,9 

2,1 

2,5 

8,6 

18 

— 

— 

— 

4,1 

9.6 

28 

0,5 

0,9 

— 

6,9 

28 

41 

Kleine  Mitteilungen. 

Lichtabsorption  durch  Glas. 

A.  Pflüger  hat  das  Absorptionsvermögen  für  einige  Jenenser  Gläser  bestimmt, 
und  zwar  mit  Hilfe  einer  Rubens  sehen  Thermosäule.  Als  Lichtquelle  wurde  bis 
400  /üLfuL  ein  Nernstbrenner,  für  das  Ultraviolett  eine  Sie  mens  sehe  Kontaktbogenlampc 
benutzt.  Die  zu  untersuchenden  Glasplatten  hatten  mehrere  Zentimeter  Dicke  und 
waren  planparallel  geschliffen.  Die  Intensität  der  Strahlen  für  die  verschiedenen 
Wellenlängen  wurde  mit  und  ohne  Einschaltung  der  Platte  gemessen,  uuter  Be- 
rücksichtigung der  Reflexion  an  beiden  Glasflächen.     Die  Resultate  waren   folgende: 

Welllenlänge  in  fxfjL 
Borosilikat-Kron  0,2831  (144)  .  .  . 
Kalksilikat-Kron  0,3309  (60)  .... 
Schwerstes  Baryt-Kron  0,3192  (1209) 
Fernrohrflint  0,3083  (2001)  .... 
Baryt-Lichtflint  0,2717  (602)      .     .     . 

0,3131  (578)      .     •     • 

Gew.  Silikatflint  0,3234  (103)  .     , 

0,3096  (102)       .     . 

Die  Zahlen  geben  die  pro  1  cm  Glasdicke  absorbierte  Strahlung  in  Prozenten 
der  auffallenden  Strahlung.  (Zeitschrift  f.  wissensch.  Phot.  Nr.  4.) 

Neues  von  der  Ozotypie. 

Th.  Manly  ist  damit  beschäftigt,  seinen  Ozotype-Prozess  zu  vervollkommnen, 
und  hat  neue  Anweisungen  für  das  Säurebad  gegeben;  er  empfiehlt  die  Salzsäure 
statt  der  Schwefelsäure.  Erstere  hat  gewisse  Vorteile.  Sie  kann  dem  Wasser  un- 
verdünnt zugesetzt  werden  und  ist  leichter  rein  zu  beschaffen  als  Schwefelsäure. 
Es  ist  ferner  zu  berücksichtigen,  dass  das  Wasser  bisweilen  kalkhaltig  und  daher 
schwach  alkalisch  ist.  In  diesen  Fällen  nehme  man  5  bis  10  Tropfen  Säure  mehr. 
Es  werden  jetzt  drei  Rezepte  für  die  verschiedenen  Negativcharaktere  gegeben, 
und  gilt  folgende  Regel:  Ein  Minimum  von  Eisensulfat  wird  kräftige  Drucke  von 
einem  schwachen  und  flauen  Negativ  geben,  ein  Maximum  von  Eisensulfat  wird 
weiche  und  zarte  Drucke  von  guten,  gedeckten  Negativen  geben. 

Lösung  A:    Wasser 1000   ccm 

Reine  Salzsäure 2      „ 

Pulveris.  Alaun 5     i'' 

Eisensulfat 2,5  „ 

Diese  Lösung  ist  namentlich  für  breite  Sachen  auf  rauhem  Papier,    für  Drucke 
von  sehr  flauen  und  überexponierten  Negativen.     Sie  sollte  nicht  für  feinere  Sachen 
'  auf  stark  geleimten  Papieren  benutzt  werden,   auch  nicht  für  rote,  blaue  ufid  grüne 
Pigmente. 


272 


Lösung  B:   Wasser looo    ccm 

Reine  Salzsäure 2      „ 

Pulveris.  Alaun 5     ^ 

Eisensulfat 3,5  » 

Diese  gibt  kräftige  Bilder  auf  feinen,  stark  geleimten  Papieren,  mittlere  Kon- 
traste auf  rauhen  und  schwach  geleimten  Papieren.  Sic  ist  ausgezeichnet  für  rote 
und  warme  sepia  Pigmente. 

Lösung  C:    Wasser 1000   ccm 

Reine  Salzsäure 2      „ 

Pulveris.  Alaun 5     ^ 

Eisensulfat 4,5  » 

Dieses  Bad  ist  das  beste  für  blaue  und  grüne  Pigmente.  Es  ist  besonders  für 
zarte  Bilder  mit  feinen  Details  auf  stark  geleimten  Papieren,  für  kleine  Porträts  und 
Figuren  von  guten  Negativen. 

Das  Waschen  der  Drucke  soll  kurz  und  gründlich  geschehen,  nicht  mehr  als 
IG  bis  15  Minuten  in  fliessendem  Wasser;  andernfalls  wird  das  Bild  schwächer. 
Der  gewaschene  und  getrocknete  Erstdruck  verliert  auch  an  Kraft,  wenn  er  zu  lange 
starkem  Licht  ausgesetzt  wird. 

Alaun  ist  nicht  absolut  erforderlich  für  alle  Pigmente,  doch  sollte  er  bei  Blau 
und  Grün  stets  verwendet  werden.  Ist  die  Pigmentschicht  hart  und  trocken  ge- 
worden, so  kann  sie,  bevor  sie  ins  Säurebad  kommt,  in  kaltem  Wasser  geweicht 
werden,  aber  nicht  länger  als  30  Sekunden. 

(The  Amat.  Photograph  Nr.  979.) 


Weitere  Mitteilungen  über  die  Umwandlung  von  Bromsilberkopien 
in  Platin  nach  C.  Winthrope. 

Zu  den  Seite  64  und  80  gegebenen  Vorschriften  gibt  C.  Winthrope  jetzt 
folgende  Ergänzungen:  Je  mehr  Schatten  eine  Kopie  aufweist,  desto  entsprechend 
mehr  Platin  wird  auch  erforderlich.  Nachfolgende  Formel  enthält  das  Minimum  der 
anzuwendenden  Platinmenge.  Die  Gewichtsverhältnisse,  in  welchen  Platin  mit  den 
übrigen  Salzen  gebraucht  werden  kann,  sind  unbegrenzt. 

iproz.  Kaliumplatinchlorür-Lösung  .     .       13    ccm 
iproz.  Quecksilberchlorid-Lösung    .     .         6,5  „ 

Citronensäure 0,6  ^ 

Wasser 15      », 

Diese  Lösung  tont  3  bis  4  12  X  16  cm  Kopien  in  20  Minuten;  es  ist  rat- 
sam, die  Drucke  einzeln  zu  tonen  und  nicht  gleichzeitig  in  derselben  Schale.  In 
frischer  Lösung  ist  das  erste  Bild  in  5  Minuten  fertig.  Man  füge  von  Zeit  zu  Zeit 
etwas  Platinlösung  zu,  jedoch  gehe  man  bei  der  oben  gegebenen  Quecksilbersalz- 
und  Citronensäuremenge  nicht  über  40  ccm  hinaus. 

Soll  eine  grössere  Anzahl  Kopien  getont  werden,  so  ist  es  besser,  eine  grössere 
Quantität  Bad  anzusetzen.  Für  24  Stck.  12  X  16  cm  Bilder  z.  B.  die  6  fache  Menge 
wie  oben  angegeben.  In  dieser  Lösung  können  dann  gleichzeitig  3  Kopien  getont 
werden. 

Ohne  Zusatz  von  Bromkali  ist  die  Kraft  der  Bilder  eine  schwache.  Zusatz  von 
I  bis  4  Tropfen  einer  loproz.  Lösung  von  Bromkali  zur  obigen  Normallösung  gibt 
eine  Verstärkung  verschiedenen  Grades  in  Sepiafärbung.  Wird  die  Menge  über- 
schritten, so  offenbart  sich  leicht  eine  bleichende  Wirkung. 


273 


Die  bromkalihaltige  Lösung  tont  schneller  und  wenn  obige  Menge  auf  einmal 
zugesetzt  wird,  so  geht  die  Verstärkung  momentan  vor  sich,  sie  zeigt  dann  zunäoh>t 
einen  schönen  blauschwarzen  Ton.  Soll  letzterer  erhalten  bleiben,  so  muss  sogleich 
und  tüchtig  gewaschen  werden,    da    der  Übergang    in  Sepiaton    sehr    schnell    folsL 

Man  nehme  nicht  zu  wenig  Platinlösung,  denn  falsch  angebrachte  Sparsamkeit 
rächt  sich  an  dem  Ausfall  der  Bilder.  Zu  beachten  ist,  dass  das  Bad  nach  Ingebrauch- 
nahme nicht  länger  als  zwei  Tage  hält,  ferner,  dass  die  Farbe  einer  nassen  Kopie 
intensiver  erscheint  als  die  einer  trockenen. 

(The  Photogram  X.,  Nr.  113.) 

Versuche  mit  dem  KoUodiumprozess  von  R.  Namlas. 

Um  ein  sehr  empfindliches  und  konstant  empfindliches  Kollodium  zu  haben,  i^l 
es  wichtig,  dass  das  Jod  in  sehr  geringer  aber  konstanter  Menge  vorhanden  ist.  Um 
überschüssiges  freies  Jod  zu  entfernen,  kann  in  das  Kollodium  reines  metallisches 
Zink  oder  Cadmium  eingeführt  werden.  Man  belässt  diese  Metalle  so  lange  darin, 
bis  die  Rotfärbung  verschwunden  ist,  nicht  länger.  Durch  Zuftigung  einiger  Tropfen 
Jodtinktur  kann  man  dem  Kollodium  wieder  die  gewünschte  Nuance  erteilen. 
Namias  empfiehlt  für  das  Kollodium  folgende  Zusammensetzung: 

Alkohol  absol 500    ccm 

Äther 500      „ 

Kollodiumwolle ^5     vV^ 

Kryst.  Jodstrontium 18      „ 

Bromammonium 2,5  „ 

(Moniteur  de  la  Phot.  X.,   13.) 


Patent  -  Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57  c.    H.  29  049.     Als  Lichtquelle    benutzbare  Trocken  Vorrichtung  ftlr   photographische  Bildbänder. 

Chr.  Halsmeyer,  Düsseldorf,  Harkotstr.  1.  —  7.  10.02. 
57  a.    P.  13  849.    Vorrichtung  an  Photographieautomaten  zum  Kippen  der  die  Platten  in  den  Bddem 

tragenden  Behälter.     George  Nicholas  Pifer,  Cleveland,  V.  St.  A.;  Vertr.:  C.  Groncrt  & 

W.  Zimmermann,  Berlin  NW.  6.  —  21.7.02. 
57  b.    A.  9606.     Verfahren  zur  Übertragung  von  auf  Celluloidunterlager  hergesteUten  Pigmentbildem 

auf  Papier.     Akt.-Ges.  für  Anilin-Fabrikation,  Berlin.  —  2.  1.03. 
57  c.    G.  17  725.     Rolle  zum  Glätten  von  durch  Aufrollen  nach  einer  Richtung  gekrümmten  Gcgco- 

ständen,  wie  photographischen  Films  oder  dergl.     Ernst  Friedrich  Gerstäcker,  Vrj'beid, 

Transvaal;  Vertr.:  B.  MOller-Tromp,  Berlin  SW.  12.  —  12.  12.  02. 
57 d.    L.  15  528.     Raster  mit    regelmässig    wiederholten  Gruppen    gleichartiger  Elemente.     Hcnry 

Lyon,  Manchester,  Engl.;  Vertr.:  Wilhelm  KortOm,  Berlin  W.  8.  —    13.5.01. 

Erteilungen. 

57b.      144  296.     Verfahren  zur  Herstellung  photogi'aphischer  Kaseinschichten.     Dr.  Busse  &  Co. 
Rüschlikon  b.  Zürich.  —  5.  5.  Ol. 

57  c.     144  318.     Schleuse   zum  Überführen   photographischer  Platten  unter  Lichtabschluss   in  frei- 
stehende Behälter.     Dr.  Adolf  Hesekiel,  Berlin,  LOtzowstr.  2.  —  6.  11.02. 
„      1 44  409.     Photographische  Entwicklungvorrichtung,  bei  welcher  das  Licht  vermittels  Spiegel 
oder   dgl.  durch   den    durchsichtigen  Boden  des  die  Platte  und  den  Entwickler  entbaltendeo 
Behälters  geworfen  wird.     Paul  Friesel,  Berlin,  Neue  Königstr.  35.  —  9.  3.02. 

57a.     144  754.     Serienapparat  mit  mehreren  Bilderreihen.     Marie  Sagl,  Wien.  —  8.  4.99. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich:  F.  Hanoeke  in  Berlin 
Verlag  von  (iustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin.  —  Druck  von  (iebr.  l'ngcr  in  Berlin 

274 


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A.  Richter,  Lipine. 


Thauwetter. 


Neue  Rollfilm-Packung. 

Bereits  im  II.  Maiheft  hatten  wir  die  Mitteilung  gebracht,  dass  von  der 
Leipziger  Buchbinderei-Akt.-Ges.,  vorm.  Gustav  Fritzsche  eine  neue  Packung 
für  Rollfilms  hergestellt  worden  ist,  welche  mancherlei  Vorteile  bietet.  Nun- 
mehr haben  diese  Spulen  Eingang  in  die  Praxis  gefunden,  und  liefern  bereits 
verschiedene  Rollfilmfabriken  ihre  Produkte  in  der  Fritzscheschen  Packungs- 
weise. Der  neuen  Spuleneinrichtung  ist  die  Bezeichnung  »Vidil-Film«  bei- 
gelegt worden. 

Wer  die  Vereinsberichte  der  letzten  Jahre  verfolgt  hat,  wird  die  Beob- 
achtung gemacht  haben,  dass  Diskussionen  über  das  Arbeiten  mit  Rollfilms 
sehr  oft  an  der  Tagesordnung  waren.  So  viel  gute  Seiten  auch  der  Gebrauch 
von  Rollfilms  besitzt,  so  ist  doch  auch  über  verschiedene  Mängel  heftige 
Klage  gefuhrt  worden.  Da  ist  vor  allem  der  häufig  auftretende  Fehler  des 
Erscheinens  der  Filmnumerierung  auf  den  Negativbildern,  wodurch  unter 
Umständen  das  ganze  Bild  zu  verwerfen  ist.  Ferner  passiert  es  manchen 
Amateuren  oft,  dass  beim  Abrollen  der  Film  behufs  Zcrschneidens  der  einzelnen 
Aufnahmen  die  auf  dem  Papierbande  markierten  Grenzstriche  verschoben 
werden  und  dann  der  Durchschnitt  des  Film  an  unrichtiger  Stelle  erfolgt. 
Des  weiteren  ist  häufig  der  Wunsch  laut  geworden,  dass  man  auch  einzelne 
Aufnahmen,  bevor  die  ganze  Rolle  durchexponiert  ist,  zur  Entwicklung  heraus- 
nehmen könnte. 

All  diese  Punkte  haben  bei  der  neuen  Filmpackungsform  Berücksichtigung 
gefunden.  Ein  Durchdrucken  der  Nummern  ist  hier  ausgeschlossen.  Zur 
Vermeidung  des  Lockerns  des  Filmbandes   beim  Abrollen   und  Zerschneiden 


15.  IX  1908.    Photogr.  MitteUungen.    Jahrg.  40. 


35 


275 


ist  eine  Sperrvorrichtung  angebracht.  Auch  einzelne  Aufnahmen  können  ab- 
getrennt und  für  sich  entwickelt  werden.  Die  Einrichtung  der  neuen  Spulen 
ist  die  folgende: 

Auf  einem  weissen,  transparenten  Papierstreifen  sind  die  Films  einzeln,  in 
Grösse  der  gebräuchlichen  Bildformate  geschnitten  [6x9  cm,  8x107,  cm  etc), 
angeklebt;  zwischen  jedem  Filmblatt  und  dem  weissen  Papier  ist  ein  schwarzes 
Gelatineblatt  eingelegt.  Die  Zeichennummerierung  ist  rückwärts  auf  dem 
weissen  Papier  angebracht.  Ein  Durchdrucken  der  Zeichen  resp.  ein  Ein- 
dringen von  Licht  ist  durch  die  Einschaltung  des  schwarzen,  undurchsichtigen 
Gelatineblattes  vermieden. 

Zwischen  den  einzelnen  Films  ist  auf  dem  transparenten  Papierbande 
immer  ein  den  Films  an  Grösse  gleicher  Raum  unbelegt  gelassen,  so  dass 
nach  Aufrollung  des  Filmblatts  ein  Stück  transparentes  Papier  in  den 
Focus  gelangt.  Dasselbe  vertritt  die  Stelle  einer  Mattscheibe,  und  wird  so 
die  Möglichkeit  geschaffen,  die  Wirkung  eines  Bildes  vor  der  Aufnahme  zu 
prüfen,  analog  wie  es  bei  den  gewöhnlichen  Landschaftscameras  geschieht. 
Natürlich  sind  die  Mattscheibenfelder  ebenfalls  markiert,  so  dass  man  am 
roten  Fenster  der  Camera  stets  ablesen  kann,  ob  Film  oder  Mattscheibe 
eingestellt  ist.  Für  die  Benutzung  der  Mattscheiben  ist  es  erforderlich,  an 
der  Rückwand  der  Camera  einen  besonderen  Lichtschirm  anzubringen.  — 
Das  transparente  Band  des  Vidil-Films  hat  infolge  der  Einschaltung  der  Matt- 
scheibenfelder die  doppelte  Länge  eines  gewöhnlichen  Filmschutzbandes. 

Da  die  Films  in  einzelnen  Blättern  auf  dem  Papierband  befestigt  sind, 
so  kann  mit  Leichtigkeit  irgend  eine  beliebige  Aufnahme  herausgetrennt 
werden,  während  die  anderen  Filmblätter  auf  dem  Band  verbleiben.  Die 
Films  sind  auf  dem  Untergrundpapier  mit  einer  Randkante  angeklebt  und  sind 
durch    eine  Perforierlinie    leicht    von    der  Unterlage    zu  trennen      Durch  die 


A.  Richter,  Lipine. 


Nach  dem  Gewitter. 


276 


A.  Richter,  Lipine. 


Oberschlesisches  Dorf. 


sehr  sinnreiche  Sperrvorrichtung  ist  eine  Lockerung  der  ganzen  Filmlage  beim 
Abrollen  vermieden,  ebenso  erleichtert  sie  auch  ein  festes  Wiederaufrollen 
des  Bandes. 

Muster  von  Films  in  der  geschilderten  Verpackung,  und  zwar  eine  Spule 
für  3  Aufnahmen  haben  uns  von  der  Deutschen  Rollfilms-Gesellschaft- 
Köln-Frankfurt  und  von  Johannes  Herzog  &  Co.-Hemelingen  vorgelegen. 

Da  die  neue  Packung  in  der  Tat  vielen  bisher  gerügten  Übelständen  bei 
dem  Gebrauch  der  Rollfilms  abhilft,  so  dürfte  dieselbe  alle  Amateure,  welche 
mit  Rollfilms  arbeiten,  auf  das  lebhafteste  interessieren,  zumal  durch  die 
neue  Packung  kein  Preisaufschlag  eintreten  soll. 

Die  Rollfilms  haben  jedenfalls  in  den  letzten  Jahren  eine  immer  stärkere 
Verbreitung  gefunden.  Wir  möchten  hier  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  es 
die  Kodak  Gesellschaft  war,  welche  die  ersten,  so  bequemen  Spulen  mit 
Tageslichtwechslung  auf  den  Markt  gebracht  hat  und  dadurch  sicher  zu  dem 
grossen  Zuwachs,  den  die  Amateurphotographie  genommen  hat,  viel  bei- 
getragen hat.  P.  H. 


Zu  unseren  Bildern. 

In  unserem  Tafelbilde  „Weiden  im  Vorfrühlung**,  das  eine  Ergänzung  zu  den 
im  ersten  Monatsheft"  gebotenen  Leistungen  Otto  Scharfs  bildet,  haben  wir  ver- 
sucht, den  Effekt  des  mehrfarbigen  Gummidrucks  durch  Reproduktion  in  zwei  Farben 
wiederzugeben.  Die  Zeitschriften  sind  ja  mit  der  üblichen  Reproduktionsart  den 
mehrfarbigen  Gummidrucken  gegenüber,  die  von  den  Kunstphotographen  jetzt  ver- 
hältnismässig stark  kultiviert  werden,  in  einer  üblen  Lage.  Gibt  man  sie  in  Schwarz- 
Weiss  der  Autotypie  wieder,  so  geht  meist  der  ganze  Reiz  verloren.  Man  hört 
häufig  eine  Parallele  mit  den  Werken  der  Malerei  ziehen,  die  ja  auch  farblos  in  den 


277 


Kunstzeitschriften  reproduziert  werden.  Das  ist  aber  kein  ganz  entsprechender  Fall, 
denn  ein  Gemälde  ist  unter  allen  Umständen  eine  viel  persönlichere,  eigenere  Leistung, 
als  sie  von  der  Photographie  selbst  im  Gummidruck  erreicht  werden  kann.  Im 
Gemälde  spricht  sich  in  viel  höherem  Masse  als  in  der  Photographie  die  Auffassung, 
die  Seele  des  Künstlers  aus.  Und  dieses  Etwas  persönlichster  Auffassung,  von  dem 
der  Wert  des  Kunstwerks  abhängt,  dokumentirt  sich  nicht  nur  in  der  Wahl  der 
Farben,  sondern  überhaupt  in  der  ganzen  technischen  Behandlung,  deren  Wesen  auch 
in  die  Reproduktion  übergeht.  Daher  steckt  in  farblosen  Gemäldereproduktionen 
immer  noch  etwas  vom  Geist  des  Künstlers,  ein  schwacher  Wiederschein  von  der 
Wirkung  des  Originals.  —  In  Photographien  aber  spricht,  wenn  man  sie  nicht  gerade 
direkt  mit  der  Hand  verändert,  wie  es  St  eichen  beispielsweise  thut,  selbst  beim 
Gummidruck  immer  noch  mehr  die  Natur  als  die  Eigenart  des  Photographen,  so 
sehr  letzterer  auch  zum  Gelingen  des  Bildes  beitragen  mag.  Die  Farbe  nun  fügt 
den  Gummidrucken  plötzlich  ein  ganz  neues  Element  hinzu,  und  sie  wirkt  gerade 
dadurch  so  überraschend,  dass  sie  meist  stilisiert,  also  etwa  im  Sinne  der  Original- 
litographien,  nicht  zur  Erzeugung  eines  naturalistischen  Effektes,  sondern  nur  zur 
Erhöhun;^  der  Stimmung  verwandt  wird.  Hier  aber  bringt  der  Gummist  wirklich 
ein  ganz  eigenes  Element  in  das  Bild  hinein,  das  von  der  Natur  ganz  unabhängig  ist 
und  daher,  wenn  es  glücklich  gegriffen,  zu  ganz  überraschenden  Wirkungen  führt 
Übertragen  wir  aber  die  farbigen  Sachen  in  die  farblose  Reproduktion,  so  geht  mit 
der  Farbe  das  reizvoll  Persönhche  fort,  und  es  bleibt  vorwiegend  das  Photographische 
übrig. 

Im  vorliegenden  Fall,  auf  Scharf s  Bild,  war  es  zudem  noch  fast  unmöglich, 
farblos  den  Himmel  wiederzugeben,  da  sich  das  Weiss  der  Wolken  vom  Blau  des 
Firmaments  fast  nur  durch  die  Farbe,  nicht  im  Ton  wert  trennte.  So  wählten 
wir  den  Unterdruck  einer  Blauplatte,  um  doch  einigermassen  das  wiederzugeben, 
was  das  Original  zeigt.     Auch   so  kann    es  natürlich  nur  eine  entfernte  Annäherung 


F.  Lüders,  Hamburg. 


278 


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sein,  denn  das  Ori- 
ginal ist  nicht  nur  in 
zwei ,  sondern  in 
vielen  Farben  ge- 
druckt. Die  Land- 
schaft, und  besonders 
das  Terrain ,  zeigt 
zahlreiche,  feine  Far- 
benabstufungen, die 
sich  zweifarbig  nicht 
treffen  lassen. 

Das    Motiv     des 
Bildes    beweist   wie- 
der  das    im  vorher- 
gehenden   Heft    Ge- 
sagte.   Viele  würden 
an  solchem  einfachen 
Vorwurf        vorüber- 
gehen,    ohne    etwas 
zu    sehen.      Freilich 
merkt       man      sehr 
wohl,    dass    Scharf 
lange     gesucht     hat, 
bis  er  den  Standpunkt 
für  dieses  Bild  fand, 
von     dem     aus     die 
Linien      der      male- 
rischen Weiden  und 
des  Wasserlaufs  sich 
zum  Bild  zusammen- 
schlössen.   Der  Him- 
mel ist  in  der  Reproduktion  etwas  wollig  geworden,  ohne  ihn  aber  verliert  das  Bild 
erheblich    an  Bedeutung.    —    Man    vernimmt    häufig,    dass  Amateure    sich    für   die 
Wirkungslosigkeit  ihrer  Motive  mit  der  landschaftlichen  Armut  der  Gegend,   in   der 
sie  leben  müssen,  entschuldigen.     Dieser  Grund   trifft  selten   zu,    denn   es   ist  kaum 
ein  Stück  Erde  so   arm,   dass   sich  nicht  für  die  Photographie  Motive  darauf  finden 
wenn    man    nur  beobachtet  und  sucht.     Ja,  was  in  der  Natur  sehr  einfach  und  fast 
eintönig  aussieht   —  viele  Motive    der  Flachlandschaft  —  wirkt    häufig  gut    in    der 
Photographie,    während    die    „bedeutende"  Landschaft  —  Gebirgspanoramen ,    Fern- 
sichten   von    hochgelegenen  Punkten   —   meist    zu    sehr  wirkungslosen  Bildchen  zu- 
sammenschrumpfen. 

A.  Richter-Lipine  weiss  allerdings  die  Grösse  der  italienischen  Landschaft  in 
der  Photographie  gut  zum  Ausdruck  zu  bringen,  aber  hauptsächlich  dadureh,  dass 
er  ihr  im  Gummidruck  Vereinfachung  und  Ruhe  zu  geben  versteht.  Wenn  dabei 
die  flächige  Behandlung,  besonders  in  den  Lichtern,  beinahe  ein  wenig  zu  dekorativ 
wirkt,  so  ist  die  Bearbeitung  im  allgemeinen  doch  in  den  Grenzen  gehalten,  die  das 


Edgar  Muster,  Berlin. 


Aus  den  Ortler  Alpen. 


279 


ganze  Bild  noch  als  organische  Photographie  erkennen  lassen.  Interessant  ist  es, 
diese  italienischen  Bilder  mit  denen  zu  vergleichen,  die  Richter  nach  heimatlichen 
Motiven  machte.  Die  Reisebilder  sind  zwar  durch  die  nachträgliche  Behandlung  im 
Gummidruck  zu  starkem  Effekt  gebracht,  aber  intimer  und  mehr  vom  Gefühl  durch- 
drungen sind  zweifellos  die  kleinen  Bildchen  dörflicher  Motive,  die  der  Autor  daheim 
in  Oberschlesien  fertigte,  in  einer  Landschaft,  die  seinem  Empfinden  näher  lag.  Er 
hat  sich  in  diese  Natur  mehr  eingelebt. 

Das  Winterbild  von  Peter  Luders -Hamburg,  welches  neben  Edgar  Musters 
tüchtigen  Alpenlandschaften  das  Heft  vervollständigt,  ist  in  den  Linien  recht  hübsch 
und  originell.  Nicht  gut  wirken  die  durch  Unterexposition  übermässig  schwarz 
gekommenen  Bäume  und  Häuser  des  Hintergrundes;  sie  sind  nicht  natürlich  genug, 
wenn  auch  ein  gewisser  Effekt  durch  dies  harte  Nebeneinanderstellen  von  ungebrochenen 
Licht-  und  Schattentönen  vielleicht  erreicht  wird. 


Über  Worels  direkte  Farbenphotographie. 

(Fortsetzung  von  Seite  251.) 

Nachdruck  und  Übersetzung  verholen. 

Die  aktiven  Stoffe  des  Verfahrens. 

I.   Die  Farben. >) 

a)  Primrose  ä  l'alcool  ist  das  Kaliumsalz  des  TetrabromfluorescelnäthylesterN 
Der  in  Verwendung  gezogene  Farbstoff  des  Handels  ergab  den  Schmelzpunkt  bei 
270°,  verflüchtigte  bei  275°  mit  Hinterlassung  eines  Rückstandes,  der  in  Alkohol 
sich  mit  roter  Farbe  löste. 

b)  Viktoriablau  B,  das  Chlorhydrat  des  Phenyltetramethyltriamido  -  *  -  naphtvl- 
diphenylcarbinols.  Die  verwendete  Handelsware  ergab  den  Schmelzpunkt  bei  200°, 
Verflüchtigung  bei  210°,  Rückstand  dunkle  Masse. 

c)  Auramin,  das  Chlor hydrat  des  Amidotetramethyldiamido-diphenylmethans^. 
Der  verwendete  Farbstoff  zeigte  den  Schmelzpunkt  bei  177*^,  Verflüchtigung  bei  195°. 
Produkt  dunkelbraune  Masse. 

d)  Curcumin,  Pflanzenfarbstoff  aus  der  Wurzel  von  Curcuma  longa  und  viridi- 
flora.     Schmelzpunkt  bei  130°,  Verflüchtigung  bei  200°. 

e)  Cyanin  ziehen  wir  nicht  in  den  Kreis  unserer  Besprechung,  weil  dessen  Ver- 
wendung bei  dem  Verfahren  durchaus  unerlässlich  ist. 

2.   Bleichungsförderer. 

Anethol,  der  Methyläther  des  Anols.  Er  findet  sich  in  den  ätherischen  Ölen 
des  gewöhnlichen  Anis,  des  Sternanis,  des  Fenchels  und  des  Estragons  (Artemisia 
Dranunculus-L.).  Formel;  CHjCH  :  CH  •  CgH^  •  O  •  CH,.  Schmelzpunkt  bei  21®, 
Siedepunkt  232°. 

Anethol  erleidet  bei  monatelangem  Stehen  in  der  Sonne  eine  polymere  Modi- 
fikation zu  Photoanethol,  das  geruch-  und  geschmacklos  ist.  Welchen  Einfluss  diese 
Modifikation  bei  unserem  Verfahren  üben  kann,  ist  noch  nicht  völlig  untersucht  und 
werden  die  diesfälligen  Resuhate  in  einer  späteren  Zeit  mitgeteilt  werden. 


1)  Schultz  und  Julius:  Tabell.  Übersicht  der  im  Handel  beßndlichen  kflnstlicfaen  organischen 
Farbstoffe  (Berlin,  Gärtners  Verlag). 


280 


Aber  nicht  allein  Anethol  vermag  die  Bleichung  der  Farbstoffe  im  Licht  zu  bc- 
gtinstigen.  In  der  Gruppe  der  ätherischen  Öle  finden  wir  manche  andere,  welche 
diese  Eigenschaft  aufweisen,  dagegen  wieder  andere,  welche  die  Bleichung  nicht 
fördern. 

Wir  lassen  die  Tabelle  der  im  Handel  häufig  vorkommenden  ätherischen  Öle  etc., 
bei  Angabe  ihres  Verhaltens  als  Zusätze  zum  Farbbade  folgen: 


Ätherisches  Öl 

(Stearopten) 

etc. 


fördert 
die 

Bleich- 
ung 


Bergamotten 

Bittermandel  (natürl.) .    .    . 

Kümmel 

Estragon 

Pfeffer 

Ingber    

Apfelsinen 

Geranium 

Angelika — 

Birken — 

Bitterwurz — 

Calmus — 

Cardamon — 

Krauseminz — 

Macis — 

Macisnuss — 

Majoran — 

Salbei — 

Rauten — 

Cura^aoschalen — 

Sassafrass — 

Sandelholz — 

Sellerie 1 

Quendel  (Thymian)     ...  — 

Kampfer — 

Senf — 

Pfefferminz 1 

Rosmarin — 

Fenchel 1 

Lavendel    1 

Thymian — 

Sternanis 1 

Citronen 1 

Wachholder — 

Zimmt — 

Nelken — 

Baldrian — 

Cajeput — 


fördert 
nicht  die 

Bleich- 
ung 
oder  nur 

gering 


Ätherisches  Öl 

(Stearopten) 

etc. 


fördert 
die 

Bleich- 
ung 


Terpentin — 

Cumarin — 

Persiko 1 

Melissen 1 

Polej - 

Pomeranzen  (süsse)     ...  — 

Pomeranzenschalen.    .    .    .  — 

Wintergrün 

Badian 1 

Piment — 

Alant - 

Pomeranzen  (bittere)  .    .    .  — 

Petersilien 1 

Chamillen — 

Kirschlorbeeren — 

Koriander — 

Bfirwurzel 1 

Cedernholz 1 

Dillen - 

Galgant  Wurzel — 

Mirban — 

Neroli 1 

Rosen — 

Spanisch  Hopfen 1 

Spik — 

Weinbeeren — 

Wermuth — 

Cassia  (Zimmt) — 

Zimmtblüten — 

Zwetschgenkern — 

Anis  (Anethol) 1 

Eucalyptus  (Eucalyptol)  .    . 

Alantol — 

Menthol — 

Carvol — 

Eugenol. — 

Carvacrol  — 


fördert 
nicht  die 
Bleich- 
ung 
oder  nur 
gering 
1 
1 


Was  uns  bei  Durchsicht  dieser  Tabelle  zunächst  auffällt,  ist:  dass  das  Terpentinöl 
nicht  zu  der  Gruppe  der  stärksten  Bleichungsförderer  zähh,  wiewohl  (die  Bleichungs- 
erscheinung  der  Farbstoffe  als  Oxydation  betrachtet)  gerade  dieser   Stoff  als   erster 


281 


Repräsentant  erscheinen  sollte.  Die  Untersuchungen,  welche  in  den  letzten  Jahren  M 
mit  dem  Terpentinöl  angestellt  wurden,  brachten  die  Überzeugung,  dass  dasselbe  beim 
Stehen  an  der  Luft  den  Sauerstoff  der  Luft  absorbiere,  also  eine  Autoxydation  erleide. 
Als  wahrscheinlich  w^ird  weiter  hingestellt,  dass  dieser  aktivierte  Sauerstoff  chemisch 
gebunden  ist,  dass  sich  zunächst  eine  superoxydartige  Verbindung  durch  Anlagerung 
eines  Moleküls  Sauerstoff  an  die  doppelte  Bindung  bildet  und  die  Hälfte  des  auf- 
genommenen Sauerstoffs  leicht  abgespalten  wird,  indem  sie  die  Oxydation  >onsi 
nicht  oxydabler  Körper  bewirken  kann. 

3.  Bildträger. 

Cellulose  in  Form  von  Papier  mit  schwacher  Harzleimung.  Untauglich  ist  Papier 
mit  Holzfaser,  gut  solches  aus  reiner  Leinen-  und  Baumwollfaser,  aber  auch  letzteres 
entspricht  nicht,  wenn  es  mit  tierischem  Leim  präpariert  ist. 

Die  Auswahl  des  Papiers  muss  also  mit  aller  Sorgfalt  getroffen  werden.  Papier, 
das  nach  Imprägnierung  mit  den  Farbstoffen  Rauhigkeiten  und  eine  andere  Färbung 
aufweist,  als  sie  die  Farbbadlösung  in  der  Durchsicht  besitzt,  dannPapier,  das  nach 
Färbung  und  Trocknung  helle  Pünktchen  auf  seiner  Oberfläche  aufweist,  ist  zu  ver- 
werfen. Gut  eignen  sich  die  besseren  Sorten  der  im  Handel  vorkommenden  Papiere 
für  Aquarellmalerei,  aber  immer  empfiehlt  es  sich,  ehe  man  zu  grösseren  Arbeiten 
schreitet,  die  Papiere  vorher  zu  untersuchen  und  zu  erproben,  ob  sie  nach  jeder 
Richtung  hin  für  den  Prozess  taugen. 

Will  man  die  Ursache  der  Untauglichkeit  einer  Papierprobe  eruieren,  so  müssen 
die  bekannten  Verfahren  der  Papieruntersuchungen  angewendet  werden.  Diese  er- 
strecken sich  auf  die  Untersuchung  ob  i.  mineralische  Bestandteile  im  Papier  ent- 
halten sind.  2.  welcher  Art  die  faserigen  Bestandteile  sind,  3.  welche  Leimung  an- 
gewendet wurde  und  4.  ob  Säuren  oder  freies  Chlor  anwesend  sind. 

Die  mineralischen  Bestandteile  werden  durch  Verbrennung  des  Papiers  und 
Untersuchung  der  Asche  festgestellt.  Über  die  faserigen  Bestandteile  gibt  das 
Mikroskop  Aufschluss,  doch  kann  das  Erkennen  von  Holz,  Jute  usw.  auch  auf 
chemischem  Wege  erlangt  werden.  Als  Reagenzien  dienen:  7«proz.  wässerige  Lösung 
von  Phloroglucin,  sie  färbt  Papier  mit  Holzschliff  purpurrot,  wenn  dasselbe  zuerst 
mit  Salzsäure  und  dann  mit  dem  Reagens  betupft  wird;  i  proz.  Lösung  von 
schwefelsaurem  Anilin  färbt  solches  Papier  gelb. 

Die  Untersuchung  der  Leimung  geschieht  in  der  Absicht,  um  zu  erkennen,  ob 
Harzleim  oder  tierischer  Leim  verwendet  wurde.  Ersterer  ist  durch  Auftropfen  von 
Jodtinktur  auf  das  vorher  feucht  gemachte  Papier  durch  Blaufärbung  deshalb  leicht 
zu  erkennen,  weil  dem  Harzleim  stets  Stärke  zugesetzt  wird.  Auf  tierischen  Leim 
wird,  wie  folgt,  reagiert:  8  g  Papier,  vorher  zerkleinert,  werden  mit  100  g  Wasser 
so  lange  gekocht,  bis  das  Quantum  auf  ca.  20  g  sinkt.  Dieses  wird  mit  5  um 
5  proz.  Ätznatronlauge  und  5  ccm  iproz.  Sublimatlösung  versetzt  und  3 — 4  Minuten 
gekocht.  Bei  tierischer  Leimung  wird  das  ausgeschiedene  rotgelbe  Quecksilberoxvd 
schwarzgrau,  bei  Harzleimung  grünlich. 

Es  wäre  noch  die  Untersuchung  des  Papiers    auf  Anwesenheit  von  Säuren  und 

1)  Publikationen  Dr.  Englers  in  den  Berichten  der  Deutschen  chemischen  Gesellschaft, 
Jahrg.   1897,  1898,  1900  und  1901. 


282 


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Jahrg.    löQ7.    Ki9B,    19<H»  und    l<>01. 


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freiem  Chlor  zu  er- 
wähnen. Erstere  ge- 
schieht durch  eine 
sehr  schwacheLösung 
von  Methylorange, 
letztere  durch  Ab- 
kochung des  Papiers 
und  Zusatz  von 
I  proz.  Silbernitrat- 
lüsung  zum  Koch- 
vvasser.  Bei  An- 
wesenheit von 
freiem  Chlor  erfolgt 
Trübung. 

4.    Lösungsmittel. 
Chemisch     reiner 
Alkohol    von    93  bis 
95  pCt. 

5.  Verdickungs- 
mittel zum  Farb- 
bad. 
Dasselbe  dient 
dazu,  um  die  Kon- 
sistenz des  Farbbades 
zu  erhöhen  und  soll 
einesteils  die  Farb- 
schichten am  Papier 

stärker  machen,  andererseits  verhüten,  dass  das  Farbbad  allzu  tief  in  die  Masse  des 
Papiers  eindringe.  Für  diesen  Zweck  hat  sich  am  besten  bewährt:  Zusatz  von 
reinen  Canadabalsam  oder  von  Harzleim.  Die  Versuche  andere  Verdickungsmittel 
heranzuziehen,  z.  B.  Alkoholisnhe  Leimlösung,  CoUodion,  Eiweiss,  Schellack,  Copal- 
lack,  Benzoeharz,  Myrrhen,  Weihrauch  u.  a.  haben  keine  befriedigenden  Resultate 
zur  Folge  gehabt. 

Harzleim  ist  nicht  überall  erhältlich,  es  sei  daher  erwähnt,  wie  man  sich  den- 
selben leicht  selbst  herstellen  kann. 

50^  wasserfreie  sogenannte  Ammoniaksoda  werden  gelöst  in  325^  destilliertem 
Wasser,  hierauf  in  einem  Kochkolben  erhitzt,  450  g  gepulvertes  reines  Kolophonium- 
harz zugegeben  und  unter  häufigem  Umrühren  im  Wasserbade  6  Stunden  ge- 
kocht, bis  eine  konsistente  gleichmässige  Masse  entstanden  ist.  Hierauf  wird  ein 
Teil  davon  in  möglichst  wenig  Alkohol  aufgelöst  und  dieser  Teil  dient  als  Zusatz 
zum  Farbbad.  Der  andere  Teil  des  Harzleims  kann  in  Flaschen  mit  Glasstöpsel 
lange  aufbewahrt  werden. 

6.  Fixierungsmittel. 

Schwefelsaures  Kupferoxyd  (Kupfervitriol),  chemisch  rein,  oder  das  käufliche 
Salz,   durch  Umkrystallisieren    gereinigt    und  in  kaltem  destilliertem  Wasser  bis  zur 

15.  IX.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  36 


Edgar  Muster,  Berlin. 


Aus  Tirol. 


283 


Sättigung  gelöst.  —  Der    in  der  Anilinfärberei    gebräuchliche  Zusatz  von  Weinsäure 
ist  nachteilig  und  daher  zu  vermeiden. 

K. 
(Fortsetzung  folgt.) 


Kleine  Mitteilungen. 

Chlorbromsilber-Bmulsion  für  DiapOBlttyplatten  und  Papiere. 

E.  O  Hadfield  gibt  für  diejenigen,  welche  sich  für  ihren  eigenen  Bedarf  Chlor- 
bromsilberpapiere und  -Platten  herstellen  wollen,  folgende  Emulsions- Vorschrift: 

Lösung  I.     Silbernitrat 6,5  ^ 

Citronensäure 6,5  „ 

Dest.  Wasser 90      „ 

Lösung  2.     Chlornatrium 1,1», 

Bromkalium 2,6  „ 

Citronensäure 6,5  „ 

Nelson- Gelatine  Nr.  i 2,5  „ 

Dest.  Wasser 90      „ 

Lösung  3.     Nelson-Gelatine 13      „ 

lässt  man  in  ausreichender  Wassermenge  quellen. 
Lösung  I  und  2  werden  auf  ca.  40°  C.  erwärmt,  dann  wird  (in  der  Dunkelkammer) 
Lösung  2  nach  und  nach  zu  Lösung  i  gefügt  und  gut  umgeschüttelt.  Hierauf  wird 
die  gequollene  Gelatine  zugegeben  und  dabei  fortwährend  mit  einem  Glasstab  um- 
gerührt. Ist  alles  in  Lösung,  so  wird  das  Gefäss  bedeckt,  um  jeden  Lichteinfluss  zu 
verhindern,  und  so  12  Stunden  stehen  gelassen. 

Nach  der  Reifung  wird  die  Emulsion  in  kleine  Stücke  geschnitten,  durch  Cancvas 
gepresst  und  in  ein  Glas  mit  kaltem  Wasser  gelassen.  Man  rührt  mit  einem  Glas- 
stab wiederholt  um,  giesst  nach  6  Minuten  das  Wasser  ab  und  frisches  auf.  Dieser 
Wasserwechsel  wird  im  ganzen  6  mal  vorgenommen.  Hiernach  wird  das  Wasser 
von  der  Emulsion  durch  Abpressen  möglichst  entfernt,  die  Emulsion  in  einem 
geeigneten  Gefäss  geschmolzen  und  dazu  in  kleinen  Portionen  unter  fortwährendem 
Umrühren  15  ccm  Alkohol  gegeben;  zum  Schluss  wird  die  Emulsion  durch  Batist- 
tuch filtriert. 

Die  Emulsion  ist  jetzt  gussfertig  und  kann  sowohl  für  Papiere  als  Platten  Ver- 
wendung finden.  Für  ein  ca.  16  X  23  cm  Papierstück  oder  Platte  sind  ungefähr 
15  ccm  Emulsion  ausreichend. 

(Amat.  Photographer  XXXVII  Nr.  974.) 


Der  Bisson-Llchtdruck^Prozess. 

Über  das  Bisson- Verfahren,  welches  dem  Lichtdruck  ähnliche  Drucke  liefen, 
gibt  jetzt  die  Patentschrift  näheren  Aufschluss.  Eine  Metallplatte,  am  besten  Kupfer, 
wird  zunächst  gerauht,  dann  auf  etwa  45°  C.  erwärmt  und  nun  mit  einer  Lösung 
überzogen,  welche  hauptsächlich  aus  folgenden  Ingredienzen  besteht: 

Destillierte«  Wasser  (70°  C.) 120^ 

Harte  Gelatine 35  „ 

Kalium-  oder  Ammoniumbichromat   .     .       10  „ 


284 


Alkohol 45 — 50  ccm 

Eisessig i     „ 

Nach  dem  Übergiessen  mit  dieser  Chromatgelatine  wird  die  Platte  auf  etwa 
80^  C.  erwärmt.  Die  Essigsäure  bildet  mit  dem  Kupfer  essigsaures  Kupfer,  welches 
eine  feste  Haftung  der  Gelatineschicht  mit  der  Kupferplatte  vermittelt.  Die  Platte 
ist  nach  Erkalten  kopierfähig.  Für  den  Druck  wird  die  Platte  mit  möglichst 
wasserfreiem  Glycerin  befeuchtet. 

Die  so  präparierten  Platten  besitzen  folgende  Vorzüge:  Die  Schicht  haftet 
dauernd  und  fest  an  der  Metallplatte.  Die  Schicht  ist  ungewöhnlich  zähe.  Die 
Schicht  kann  in  jeder  Stärke  aufgetragen  werden,  so  dass  die  Erzeugung  hoher 
Reliefs  ermöglicht  wird.  (The  Process  Photogram.    X.    Nr.  114.) 


Murexid-Tonung  von  Celloidinkopien  nach  C.  Fleck. 

C.  Fleck  empfiehlt  zur  Erzielung  roter  Töne  auf  Celloidinkopien  die  Anwendung 
von  Murexid.     Die  Kopien  werden  zunächst  in  folgende  „Auschlorlösung"  gebracht: 

Destill.  Wasser 2000  g 

Cyankalium  (98  pCt.) 2  „ 

Ammoniumchlorid 25  „ 

Natriumchlorid 50  „ 

Hiernach  kommen  die  Bilder  in  eine  zweite  stärkere  Auschlorlösung: 

Destill.  Wasser 5000  g 

Cyankalium  (98  pCt.) 10  „ 

Ammoniumchlorid 50  „ 

Natriumchlorid 150  » 

Beide  Bäder  sollen  mindestens  24  Stunden  vor  der  Ingebrauchnahme  an- 
gesetzt sein. 

Nach  dem  Auschloren  werden  die  Kopieen  3  Minuten  in  fliessendem  Wasser 
gewaschen  und  dann  in  folgendes  „Ausbleichbad"  gelegt: 

Destill.  Wasser 1000^ 

Quecksilberchlorid 5  „ 

Natriumchlorid 5  „ 

Salzsäure,  rein 5  Tropfen. 

Sobald  die  Kopien  gebleicht  sind,  werden  sie  wieder  5  Minuten  in  fliessendem 
Wasser  gewaschen  und  dann  in  das  Murexid-Tonbad  gebracht: 

Destill.  Wasser 1000^ 

Murexid ....         20  „ 

Ammoniak  (0,910) 1—2  ccm 

Hierin  nehmen  die  Bilder  einen  schönen  roten  Ton  an. 

Liegen  Kopien  nach  sehr  harten  Negativen  vor,  so  bleiben  jene  so  lange  in  der 
Murexid- Lösung,  bis  die  hellsten  Stellen  stark  rot  gefärbt  sind,  nachher  übergeht  man 
dieselben  mit  einem  in  Auschlorlösung  getauchten  Wattebausch,  spült  dann  die 
Kopie  rasch  ab  und  wäscht  zum  Schluss  5  Minuten. 

(Phot.  Correspond.  Nr.  513.) 
Das  Murexid  gibt  bekanntlich   mit  Metallsalzen  unlösliche  purpurfarbene  Nieder- 
schläge.    Säuren  zersetzen  das  Murexid.  — Red. 


285 


Farbige  Diapositive  durch  Änderung  der  Bntwicklerzusammensetzung. 

Es  ist  bekannt,  dass  die  Farbe  der  Schichten  unserer  Negative  nicht  nur  von  der  Art 
der  Emulsion  abhängig  ist,  sondern  auch  von  der  Dauer  der  Exposition,  der  Entwickler- 
zusammensetzung usw.  J.  Roussel  hat  mit  Chlorbromsilber -Diapositivplatten  ivou 
der  Fabrik  Jougla- Paris)  in  dieser  Richtung  Versuche  angestellt  und  die  verschieden- 
artigsten Farbtöne  erhalten.  Er  ging  hierzu  von  folgendem  Hydrochinon-Entwickler  aus: 

Lösung   I :    Hydrochinon  ....  20  .^' 

Natriumsulfit 100  „ 

Bromammonium 3  „ 

Wasser 1000  „ 

Lösung  II:    Ammoniak 70  „ 

Bromammonium 60  „ 

Wasser      .     .     , 1000  „ 

Um  Diapositive  in  roter  Farbe  zu  erhalten,  wurde  bei  einem  Gasrundbrenner 
in  Entfernung  von  1^  cm  2  Minuten  belichtet  und  der  Entwicker  wie  nachstehend 
zusammengesetzt : 

Lösung  I I  Teil 

Lösung  II I    „ 

Wasser 2  Teile 

Für  violette  Töne  nimmt  man  gleiche  Belichtung    und    folgenden  Entwickler; 

Lösung  I I  Teil 

Lösung  II I    „ 

Alkohol  (90°) 1    „ 

Ftir  gelbe  Töne  ist  die  Expositionszeit  bedeutend  länger  zu  nehmen.  Der  Ent- 
wickler hierzu  ist: 

Lösung  I 40  ccm 

Lösung  II 40    », 

Wasser 80    » 

Salpetersäure 30 — 40  Tropfen 

Die  Entwicklung  selbst  geht  sehr  langsam  von  statten  (mehrere  Stunden). 

(Photo  Revue  1903.) 


Repertorium. 

Einwirkung  von  Gasen  und  Dämpfen  auf  das  latente  Bild. 

Dr.  R.  A.  Reiss  hat  eine  Reihe  von  Versuchen  über  die  Einwirkung  von 
Gasen  und  Dämpfen  auf  das  latente  Bild  angestellt  und  berichtet  darüber  in  der 
„Revue  Suisse  de  Photographie  XV,  6"  folgendes: 

Die  Platten  wurden  in  eine  Glascuvette  von  9,5  cm  Länge,  5  cm  Breite  und 
4,5  cm  Tiefe  eingestellt.  Der  Rand  oben  wurde  mit  etwas  Vaselin  eingerieben  und 
dann  das  Gefäss  mittels  einer  Glasplatte  luftdicht  verschlossen.  Die  Platte  selbst 
ruhte  auf  einem  Glasdreifuss.  Bei  den  Versuchen  wurde  die  Cuvette  noch  in  eine 
besonders  lichtdicht  verschlossene  Plattenkiste  gebracht.  Die  Platten  waren  normal 
exponiert.  Jede  Platte  wurde  in  drei  Teile  zerschnitten,  zwei  Stücke  wurden  den 
Gasen  ausgesetzt,  das  dritte  Stück  wurde  zur  Kontrolle  zurückbehalten. 


286 


1.  Wirkung  von  Schwefelwasserstoff.  Am  Boden  der  Cuvette  befand 
sich  eine  Schale  mit  gesättigter,  wässeriger  Schwefelwasserstofflösung.  Die  Dauer 
der  Einwirkung  der  Dämpfe  auf  die  Platte  betrug  eine  Stunde,  die  Zimmer- 
temperatur war  22°.  Beim  Herausnehmen  aus  der  Cuvette  zeigte  die  Platte  eine 
graue  metallische  Oberfläche.  Bei  der  Entwicklung  ergab  sich  auf  der  Schichtseite 
keine  Spur  eines  Bildes,  aber  von  der  Glattseite  bemerkte  man  sehr  gut  die  einzelnen 
Details.  Nach  der  Fixage  behielt  die  Platte  ihre  metallische  Oberfläche;  in  der 
Durchsicht  war  das  Bild  gut  erkennbar,  wenn  auch  mit  einer  sehr  starken  Gelb- 
färbung. 

2.  Wirkung  von  Chlor.  In  das  Gefäss  wurde  Chlorkalk  eingeführt.  Die 
Einwirkung  bei  Zimmertemperatur  währte  lY«  Stunde.  Beim  Herausnehmen  hatte 
die  Platte  ein  nor- 
males Aussehen. 
Bei  der  Hervor- 
rufung kam  diese 
Platte  schneller  als 
die    zurückgelegte 

Kontrollplatte. 
Nach  Fixage  und 
Trocknung  zeigte 
erstere  jedoch 
Schleier  ung.  Bei 
272Stündigem  Ver- 
weilen in  der 
Cuvette  ergab  die 
Platte  schon  bei 
der  Entwicklung 
einen  leichten 

Schleier. 

3.  Wirkung 
von  Bromdäm- 
pfen. Am  Boden 
des  Gefässes  be- 
fand sich  Brom  mit  etwas  Wasser.  Die  Dauer  der  Einwirkung  der  Bromdämpfe 
war  i^j  Stunde,  Zimmertemperatur  ca.  20°.  Die  Platte  erwies  sich  äusserlich  nach 
dieser  Zeit  unverändert.  Bei  der  Entwicklung  erschien  das  Bild  viel  langsamer  als 
bei  der  zurückbehaltenen  Vergleichsplatte,  ferner  kam  ein  Bild  nur  in  der  Mitte  der 
Platte  zum  Vorschein,  die  Ränder  zeigten  nichts.  Nach  der  Fixage  zeigten  sich  die 
erschienenen  Bildteile  bedeutend  schwächer  als  bei  der  Vergleichsplatte;  die  Ränder 
waren  durchsichtig,  ohne  jede  Bildspur. 

4.  Wirkung  von  Joddämpfen.  Die  Versuche  wurden  wie  oben  angestelh. 
Das  Jod  wurde  in  Blättern  verwendet.  Die  Einwirkungsdauer  bei  Zimmertemperatur 
war  8  Stunden.  Nach  dieser  Einwirkung  zeigte  die  Schicht  der  Platte  eine  dunklere 
Färbung.  Bei  der  Her  vorruf  ung  kam  das  Bild  nicht  viel  langsamer  zum  Vorschein 
als  bei  der  Kontrollplatte.  Trotz  langer  Entwicklung  blieb  jedoch  das  Bild  sehr 
schwach.  Nach  der  Fixage  hatte  das  sehr  dünne  Negativ  eine  viel  grössere  Brillanz 
als  das  Vergleichsnegativ. 

5.  Einwirkung  von  Salzsäuredämpfen.  In  die  Cuvette  wurde  etwas 
konzentrierte  Salzsäure  gebracht;  Einwirkungsdauer  bei  Zimmertemperatur  1  Stunde. 
Die  Platte    besass  bei  der  Herausnahme  ein    normales  Aussehen,  ausgenommen  ihre 


Aufnahme  eines  Blitzes  von  Th.  Würz,  Winterthur. 


287 


Ränder,  welche  heller  erschienen  und  sich  beim  Berühren  klebrig  zeigten.  Die 
Entwicklung  ergab  in  der  Mitte  ein  schwaches,  schleiriges  Bild,  die  Ränder  blieben 
nach  der  Fixage  vollständig  durchsichtig  und  lösten  sich  etwas  vom  Glase  los.  Bei 
längerer  Einwirkung  der  Salzsäure  (3  Stunden)  entwickelte  sich  kein  Bild  mehr  und 
nach  der  Fixage    verblieb  eine  völlig    transparente  Schicht  von  körniger  Oberfläche. 

6.  Einwirkung  der  Dämpfe  von  Eisessig.  Nach  einständiger  Exposition 
zeigte  sich  die  Mitte  der  Platte  normal,  die  Ränder  waren  hell  und  klebrig.  Bei 
der  Entwicklung  kam  diese  Platte  später  als  die  Vergleichsplatte  und  zwar  erschien 
das  Bild  zuerst  in  der  Mitte,  die  Ränder  kamen  später,  wurden  dann  aber  bald 
dunkler  als  der  übrige  Teil  des  Negativs.  Nach  der  Fixage  und  Trocknung  war  das 
Negativ  dichter  als  die  Kontrollplatte,  ihre  Ränder  waren  noch  schwärzer,  die 
Gelatineschicht  teilweise  angegriffen,  über  dem  Ganzen  lag  ein  Schleier. 

Nach  einer  Einwirkung  von  22  Stunden  wurde  der  Entwickler  zunächst  ab- 
gestossen,  dann  zeigten  sich  unregelmässige,  graue,  wellenförmige  Streifen  quer 
über  der  Platte,  daneben  wurde  ein  sehr  schwaches  Bild  beobachtet;  die  Ränder 
zeigten  keine  Bildspuren. 

7.  Einwirkung  der  Kohlensäure.  In  das  Gefäss  wurde  eine  wässrige 
Lösung  von  Kaliumcarbonat  gebracht  und  hierzu  Zitronensäure  gegeben;  die  sich 
entwickelnde  Kohlensäure  verjagte  zunächst  die  Luft  aus  dem  Rezipienten.  Nach 
wenigen  Augenblicken  wurde  die  Platte  eingestellt  und  das  Gefäss  verschlossen.  Nach 
einstündigem  Liegen  wurde  sie  zugleich  mit  dem  Kontrollstreifen  entwickelt;  beide 
kamen  zu  gleicher  Zeit,  aber  die  mit  Kohlensäure  behandelte  hatte  starken  Schleier. 

8.  Einwirkung  von  Ammoniak.  Am  Boden  befand  sich  eine  wässrige 
Lösung  von  Ammoniak.  Nach  einstündiger  Einwirkung  hatte  die  Platte  noch  ein 
normales  Aussehen.  Bei  der  Entwicklung  kam  die  dem  Ammoniak  ausgesetzte 
Platte  schwächer  als  die  Vergleichsplatte.  Nach  der  Fixage  und  Trocknung  zeigten 
beide  Negative  keine  bemerkenswerten  Unterschiede.  Dasselbe  Resultat  ergab  sich 
bei  27»  stündiger  Einwirkung  des  Ammoniaks. 

9.  Einwirkung  von  Formalindämpfen.  Hier  bekam  die  Platte  nach 
i7a  Stunde  ein  anormales  Aussehen.  Nach  sehr  langer  Behandlung  mit  der  Ent- 
wicklerlösung zeigte  sich  ein  schwaches  Bild.  Bei  der  Fixage  löste  sich  die  Gelatine- 
schicht vollständig  vom  Glase  ab,  und  die  Entfernung  des  Bromsilbers  von  der  Haut 
vollzog  sich  in  der  Fixiernatronlösung  sehr  langsam.  Die  Negativhaut  war  sehr  zähe 
und  hatte  nach  dem  Waschen  und  Trocknen  eine  weisse  Färbung.  Eine  Einwirkung 
des  Förmalins  auf  22  Stunden  ergab  das  gleiche  Resuhat. 

10.  Einwirkung  von  Chloroformdämpfen.  Die  Einwirkungsdauer  betrug 
I  Stunde.  Die  Entwicklung  vollzog  sich  langsamer  als  bei  der  Vergleichsplatte, 
ferner  trat  Schleierung  ein.  Nach  Fixage  und  Trocknung  erschien  das  Bild  ein 
wenig  schwächer  und  als  beim  Vergleichsnegativ.  Bei  allen  weiteren  Versuchen 
ergaben  sich  stets  gleiche  Bildresultate  mit  Schleier. 

11.  Einwirkung  von  Terpentinöl.  Nach  einer  dreistündigen  Einwirkung  der 
Terpentindämpfe  konnten  an  der  entwickelten,  fixierten  und  getrockneten  Platte  keine 
bemerkenswerten  Verschiedenheiten  wahrgenommen  werden.  Bei  24  stündiger  Ein- 
wirkung schwärzten  sich  bei  der  Entwicklung  die  Ränder  der  Platte,  welche  dem  Ge- 
fäss mit  Terpentin  am  nächsten  gestanden  hatten,  sehr  schnell  und  intensiv.  Die  Ränder 
blieben  auch  nach  der  Fixage  tiefschwarz,  daS^Bild  selbst  war  vollständig  verschleiert. 

12.  Einwirkung  von  Zigarrenrauch.  In  das  Gefäss  wurde  von  Zeit  zu 
Zeit  Zigarrenrauch  eingeblasen.  Nach  einstündiger  Behandlung  hatte  die  Platte  ihr 
normales  Aussehen  bewahrt,  bei  der  Entwickung  erschien  das  Bild  jedoch  viel 
langsamer  als  bei  der  Vergleichsplatte,  auch  wurde  der  Entwickler  von  der  Schicht- 


288 


fläche  zurückgestossen.     Nach  beendeter  Entwicklung  ergab  das  Negativ  ein  weniger 
dichtes  Bild  als  die  Vergleichsplatte. 

Die  Versuche  dieser  Art  werden  von  Dr.  Reiss  fortgesetzt,  und  sind  die  Mit- 
teilungen, insbesondere  für  die  Aufbewahrung  von  Negativen,  sicher  von  grossem 
Interesse. 


Pigmentdrucke  auf  Metallplatten  mit  polierter  und  mattierter  Oberfläche. 

A.  J.  J  arm  an  gibt  für  die  Übertragung  von  Pigmentbildern  auf  Metallplatten 
folgende  Anweisungen. 

Liegen  Messing-,  Nickel-  plattierte  Kupfer-  oder  Bronzeplatten  vor,  so  ist  es 
ratsam,  die  Flächen  vor  dem  Übertrag  des  Pigmentdrucks  mit  einem  Kollodium- 
überzug zu  versehen,  denn  die  Chromsäure  greift  Zink  und  Nickel  an. 

Für  die  Sensibilisierung  des  Pigmentpapiers  wird  folgendes  Bad  empfohlen: 

Kaliumbichromat 60^ 

Wasser 1500  „ 

Glycerin 15  Tropfen 

Salicylsäure  (gelöst  in  heissem  Wasser)  .  i  ccm 

Ammoniumcarbonat 2,  5  ^ 

Wird  eine  mattierte  Oberfläche  gewünscht,  z.B.  auf  einer  Kupfer-  oder  Aluminium- 
platte, so  wird  letztere  zuvor  poliert,  dann  in  loprozentige  Kalilauge  gebracht, 
darnach  gut  abgewaschen  und  getrocknet.  Sobald  die  Platte  trocken  ist,  wird  die 
Rückseite  mit  einem  Schellack-  oder  Asphaltüberzug  versehen.  Nach  dieser  Trocknung 
wird  die  Platte  unter  Wasser  mit  Holzkohle  abgerieben  und  dann  durch  Eintauchen 

in  ein  Bad  von 

Salpetersäure 30  ccm 

Wasser 600    „ 

gekörnt.  Soll  das  Korn  ein  gröberes  werden,  so  ist  weniger  Wasser  zu  nehmen. 
Nach  dieser  Ätzung  wird  die  Platte  mit  Wasser  abgespült,  dann  mit  einer  feinen 
Drahtbürste  abgerieben  und  schliesslich  in  heissem  Wasser  abgewaschen. 

Bei  Anwendung  von  Aluminiumplatten  ist  Salzsäure  statt  Salpetersäure  zu 
nehmen.  Die  Verdünnungsverhältnisse  können  die  gleichen  sein;  nur  füge  man  noch 
15  g  Kochsalz  der  Lösung  zu.  Letzteres  setzt  die  starke  Wirkung  der  Säure  herab. 
Das  Kopieren  des  Pigmentpapiers  geschieht  wie  bekaont  Die  Metallplatte  wird 
in  Lauge  gelegt,  mit  einem  Wattebausch  abgerieben  und  mit  kaltem  Wasser  abgespült. 
Das  Pigmentpapier  wird  wie  üblich  eingeweicht.  Dann  werden  Platte  und  Papier 
in  eine  kalte  Lösung  von 

Zucker Siog 

Wasser 600  „ 

gebracht,  zusammen  herausgenommen  und  mit  dem  Quetscher  übergangen.  Man 
lässt  die  Platte  15 — 20  Minuten  stehen,  legt  sie  dann  zunächst  auf  i — 2  Minuten  in 
kaltes  Wasser  und  entwickelt  hiernach  in  warmem  Wasser.  Nach  vollständiger  Ent- 
wicklung wird  die  Platte  mit  kaltem  Wasser  abgespült,  dann  zur  Härtung  der  Schicht 
auf  5  Minuten  in  ein  Bad  von 

Alaun 60^ 

Wasser 3000  „ 

gelegt,  nachher  wieder  abgespült  und  nunmehr  zum  Trocknen  aufgestellt.  Es  ist 
bekannt,  dass  Pigmentdrucke  auf  Silber-  und  Aluminiumplatten  eine  ausgezeichnete 
Wirkung  besitzen.  (Wilsons  Photographic  Magazine  Nr.  559). 


289 


Literatur. 

Adressbuch  der  photograpischen  Ateliers,  der  photochemigrapbischen  Kunstanstalten  und 
Lichtdruckereien,  sowie  sämtlicher  Fabriken  und  Handlungen  photographischer  Apparate,  UtensiBen 
und  Bedarfsartikel  Deutschlands.  4.  Jahrgang.  1903.  Leipzig,  Verlag  von  Eisenschmidt  & 
Schulze.  Der  vorliegende  Jahrgang  dieses  Adressbuchs  zeichnet  sich  durch  ein  sehr  reichhaltiges 
Material  aus  und  scheint,  soweit  dies  kurz  festzustellen  ist,  auch  in  der  Vollständigkeit  der  Adressen 
allen  Ansprüchen  zu  genügen.  Die  Ausstattung  ist  recht  gut,  und  können  wir  das  Bach  allen 
Interessenten  empfehlen.  S. 

F.  Stolze,  Chemie  für  Photographen.  Unter  besonderer  Berücksichtigung  des  photo- 
graphischen Fachunterrichts.  Verlag  von  Wilhelm  Knapp,  Halle  a.  S.  Für  die  erfolgreiche 
Ausübung  der  Photographie,  namentlich  für  die  Herstellung  der  verschiedenen  Präparate  des 
Negativ-  und  Positivprozesses  sind  allgemeine  chemische  Kenntnisse  ein  Haupterfordernis.  Das 
vorliegende  Werk  bietet  dem  Photographen  eine  vortreffliche  Einführung  in  das  Gebiet  der  Chemie, 
es  enthält  auch  eine  kurze  Anweisung  der  wichtigsten  Reagentien.  P.  H. 

A.  von  Hübl,  Die  Ozotypie.  Verlag  von  Wilhelm  Knapp,  Halle  a.  S.  Die  Ozotypie  ist 
ein  Verfahren,  welches  noch  nicht  recht  klappen  will.  Erst  kürzlich  (siehe  Seite  272)  veröffent- 
lichte Manly,  der  Erfinder  der  Ozotypie,  wieder  neue  Arbeitsvorschriften,  von  Hübl  verbreitet 
sich  in  seiner  Broschüre  Über  die  Theorie  und  Praxis  der  Ozotypie  und  berichtet  über  eigene 
wertvolle  Versuche  in  diesem  interessanten  Kopierprozesse. 

G.  Pizzighelli,  Die  photographischen  Prozesse.  Dargestellt  für  Amateure  und  Touristen. 
3.  verbesserte  Auflage,  bearbeitet  von  Curt  Mische wski.  Mit  221  Textbildern.  Verlag  von 
Wilhelm  Knapp,  Halle  a.  S.  Wohl  jedem,  der  sich  mit  Photographie  beschäftigt,  ist  der 
Name  Pizzighelli  bekannt;  wir  verdanken  ihm  u.  a.  den  Platinauskopierprozess.  Pizzighellis 
Lehrbücher  sind  zufolge  ihrer  zuverlässigen  Angaben  und  vortrefflichen  praktischen  Winke  a&- 
gemein  anerkannt.  Der  vorliegende  Band  bildet  den  2.  Teil  des  grossen  Pizzighellischeo 
Handbuchs  der  Photographie,  dessen  Neuherausgabe  von  Herrn  CurtMiscbewski  besorgt  worden 
ist.  Im  Vorwort  des  Werkes  wäre  es  vielleicht  angebracht  erschienen,  zu  bemerken,  warum 
Herr  Pizzighelli,  welcher  jetzt  in  Florenz  lebt  und  den  Vorsitz  der  Societa  Fotograf! ca  Italiana 
führt,  sowie  eine  vortreffliche  italienische  Zeitschrift  herausgibt,  sein  Handbuch  nicht  mehr  selbst 
bearbeitet. 

Ferner  gingen  bei  der  Redaktion  ein: 

Katalog  der  Ausstellung  des  Deutschen  Photographen- Vereins  in  Dresden.  Mit  1 7  Kunst- 
beilagen in  Autotypie.     Preis  50  Pf.  (franko). 

Katalog  der  internationalen  Ausstellung  für  Photographie  und  graphische  Künste  zu 
Mainz.    (Veranstaltet  vom  Süddeutschen  Photographen  verein).     Mit  8  Bildbeilagen. 

Katalog  der  Ausstellung  der  Oriental  Photographic  Association,  Tokyo. 


Patent  -  Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57  b.     P.  12  302.    Verfahren  zur  Herstellung  von  lichtempfindlicher  Halogcnsilbergelatine.  Elektro- 
und  Photochemische  Industrie  G.  m.  b.  H.,  Berlin.  —  20.  2.  01. 
„       F.  17  325.    Rollfilm  für  Dreifarbenphotographie.   Hugo  Fritzsche,  Leipzig-Gohlis,  Fechner- 
strasse  4.-27.  2.  03. 
K.  24  782.     Tageslichtrollfilm.     Kodak,  G.  m.  b.  H.,  Berlin.  —  21.  2.  03. 

Erteilungen. 

42h.  145  014.  Zusammenlegbarer  Projektionsapparat.  Dr.  Franz  Stoedtner,  Berlin,  Bremer- 
strasse 56.  —   11.  9.  01 . 

57  a.  145  005.  Verfahren  zum  Einkopieren  von  Inschriften  in  die  einzelnen  Bilder  von  Serien- 
films.    Carl  Späth,  Fürstenstr.  8  und  Emil  Grabsch,  Novalisstr.  14,  Berlin.  —  20.  8.  02. 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Verlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlia  —  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin. 

290 


C.  J.  von  Dühren,  Berlin. 


Bildnis  des  Malers  Fidus. 


Entwicklung  von  Chlorbromsilberpapieren 
in  verschiedenen  Farben. 

Nachdem  wir  über  die  allgemeine  Behandlung  der  Chlorbromsilberpapiere  ^) 
uns  vor  kurzem  verbreitet  haben  ^),  wollen  wir  jetzt  einmal  experimentell  die 
Erzeugung  verschiedenartiger  Töne  mit  ein  und  demselben  Entwickler  in 
wechselnder  Zusammensetzung  verfolgen.  Ich  bemerke  hierzu  nochmals,  dass 
die  Erzielung  verschiedenartiger  Töne,  wie  gelbrot,  rötel,  rotbraun,  sepia, 
schwarz,  nicht  nur  mit  einigen  wenigen  Entvvicklersubstanzen  möglich  ist,  sondern 
fast  mit  sämtlichen  Entwicklern,  natürlich  weichen  die  speziellen  Rezepte  der 
Lösungen  in  ihren  Zusammensetzungen  von  einander  ab.  Ferner  ist  zu  beachten, 
dass  die  Lösung  der  vorliegenden  Chlorbromsilberpapierqualität  anzupassen  ist, 
denn  die  Schichten  der  einzelnen  Fabrikate  sind  nicht  einander  völlig  gleich. 

Für  die  Versuche  benutzte  ich  die  stumpfen  (matten)  Chlorbromsilber- 
papiere von  Webe  r-Mügeln  (Blitzpapier).  Dr.Riebensahm  &  Posseldt(Riepos- 
Tardo)  und  von  der  Neuen  Photographischen  Gesellschaft-Steglitz  (Lenta).  Als 
Entwicklersubstanz  wählte  ich  das  überall  leicht  erhältliche  Hydrochinon. 

Es  wurden  normale,  nicht  zu  stark  gedeckte  Negative  verwendet.  Die 
Exposition  fand  bei  einer  gewöhnlichen  Stearinkerze  in  15^;//  Entfernung  statt. 

1)  Das  sind  u.  a.  die  Marken  Velox-,  Dekko-,  Tula-,  Blitz-",  Ricpos-Taido-,  Lenta-,  Gaslichtpapier. 

2)  Siehe  den  Aufsatz  Seite  243. 


1  X.  1903.    PhotogT.  Mitteilungen.    Jahrg  40. 


37 


291 


Schwarze  Töne,  meist  mit  einem  schwachen  Stich  ins  Bläuliche,  erhielt 
ich  bei  einer  Exposition  von  3  bis  5  Minuten  und  Benutzung  folgenden  Ent- 
wicklers: 

Hydrochinon 2  g 

Natriumsulfit  krystallis 10  » 

Wasser 100  ccm 

10  proz.  Pottaschelösung  .  .  .  200  » 
Für  eine  9x12  cm  Kopie  wurden  40  ccm  dieser  Lösung  und  4  Tropfen 
10  prozentige  Bromkalilösung  genommen.  Sobald  das  Bild  in  voller  Kraft 
heraus  ist,  was  in  wenigen  Sekunden  der  Fall  ist,  wird  dasselbe  auf  10  Minuten 
in  ein  Fixierbad,  wie  nachstehend  angegeben,  gebracht  und  darnach  gewässert 
(iVt  Stunden  bei  sechsmaligem  Wasserwechsel) 

Fixiernatron ^O  g 

Alaun        10  » 

Wasser 5CX)  » 

Die  bereits  be- 
nutzte Entwickler- 
lösung konnte  noch 
ein  zweites  und 
drittes  Mal  benutzt 
werden,  ohne  dass 
die  Töne  jnerkliche 
Unt(;rschiede  auf- 
wiesen. 

Wird  die  Ex- 
position verlängert 
und  der  Entwick- 
lungsgang verlang- 
samt, so  erhält 
man  Färbungen 
von  Sepia,  Rot- 
braun, Rötel  und 
rötlich  Gelb.  Wur- 
den z.  B.  1 5  ccm  der 

Entwicklerlösung 
mit  45  ccm  Wasser 
verdünnt  und  i  Trop- 
fen Bromkalilösung 
zugesetzt,  so  er- 
gaben sich  auf 
Blitz-  und  Lenta- 
papier  bei  10  Min. 
Belichtung  Sepia- 
töne.    —      10  ccm 

C.  J.  von  Duhren,  Berlin. 


292 


Entwickler  mit  60  ccm 
Wasser  und  3  Tropfen 
Rromkalilösung  liefer- 
ten bei  25  Minuten 
Kxposition  rötliche 
und  gelbliche  Töne. 
Die  Schalen  sind 
während  der  Entwick- 
lung hin  und  wieder 
zu  schaukeln. 

Die  Hauptrolle 
für  die  Erzielung  dieser 
verschiedenen  Fär- 
bungen spielt  neben 
der  Beschaffenheit  der 
Kmulsionschicht  die 
Exposition,  der  Ver- 
d  ünnungsgr ad  des  Ent- 
wicklers und  der  Brom- 
kaligehalt des  letzteren. 
Gleiche  Braun-  und 
Rötelfärbungen  konnte 
ich  auch  mit  Entwick- 
lern ohne  Sulfitgehalt 
erreichen.  Kalt  und 
wa  rm  s  e  p  i  a  färbe  ne 
liilder  ergaben  sich 
bei  einer  Exposition 
von  ca.  8 — 10  Minuten 


C.  J.  von  Döhren,  Berlin. 

und   folgender  Entwickler-Zusammensetzung. 
Hydrochinonlösung 2  ccm 


2  proz. 

IG  proz.  Pottaschelösung        4    » 

Wasser 75    * 

IG  proz.  Bromkalilösung i  Tropfen 

Das  Bild  erscheint  in  dem  Entwickler  zuerst  in  rötlich  violetter  Färbung, 
welche  bald  in  Braun  übergeht.  Bei  der  Fixierung  wird  die  Farbe  heller, 
nach  Trocknung  des  Bildes  wird  der  Ton  dunkler. 

Gehen  wir  mit  der  Exposition  weiter  hinauf,  20 — 5G  Minuten,  und  ver- 
wenden wir  die  zuletzt  angegebene  Entwicklerlösung  (ohne  Natriumsulfit)  mit 
3  Tropfen  Bromkalilösung,  so  erhalten  wir  nach  beendigter  Fixage  ein  wärmeres 
Braun,  welches  häufig  einen  Stich  nach  Violett  besitzt. 

Auch  hier  wie  bei  den  nachfolgend  beschriebenen  Versuchen  ist  zu  be- 
merken, dass  die  Färbung,  welche  das  Bild  im  Entwickler  zeigt,  nach  dem 
Fixieren  sich  stets  etwas  ändert. 

Purpurbraune    und    Röteltöne    erhält    man    auf   mattem    Blitz-    und 


293 


Lentapapier    bei    einer  Exposition   von   ca.  40 — 60  Minuten  und  Zugabe  von 
6 — 10  Tropfen  zu  der  oben  angeführten  Entwicklerlösung  ohne  Sulfit. 

Was  die  Entwicklungsdauer  der  Bilder  in  den  verschiedenen  Tönen  an- 
betrifft, so  erfordern  die  schwarzen  und  kalten  braunen  Töne  die  kürzeste  Zeit. 
Die  Entwicklung  der  wärmeren  braunen  Töne  in  verdünnten  Lösungen  betrug 
I — 3  Minuten  und  die  der  Röteltone  3 — 4  Minuten. 

Die  Belichtungszeiten  lassen  sich  natürlich  bedeutend  abkürzen,  wenn 
man  Gas-  oder  Auerbrenner  in  Benutzung  nimmt.  Letzere  Leuchtquellen 
empfehlen  sich  schon  der  Billigkeit  wegen  mehr. 

Bis  jetzt  hat  man  in  der  photographischen  Praxis  von  solchen  Bild- 
färbungen durch  Varia- 
tionen in  Exposition 
und         Entwickluugs- 

zusammensetzung 
noch  wenig  Gebrauch 
gemacht.  Allerdings 
erfordern  diese  Pro- 
zesse eine  sehr  pein- 
liche Kontrolle  der 
Belichtung  und  des 
Entwicklers,  wenn  die 
Kopien  klar,  ohne 
Schleier,  und  die  Färb 
töne  gleichmässig  nach 

Wunsch  ausfallen 
sollen.  Aus  diesem 
Grunde  mag  der  Prak- 
tiker es  vielleicht  vor- 
ziehen, Papiere  mit 
Bromsilberemulsion  zu 
benutzen  und  die- 
selben nachher  in 
Uran-  und  Kupfer- 
tonbädern zu  färben. 
Hier  hat  der  Photo- 
graph es  leichter  in 
der  Hand,  eine  Auf- 
lage in  bestimmten 
und  gleichmässigen 
Tönen  zu  liefern. 
Auch  die  Lichtbestän- 
digkeit der  mit  Uran- 
und  Kupfersalzen  ge- 
von  Dühicn,  BtiüM.  Fischer.       tontcn     Kopicen     ist 


1-  ..•  1  h' 


^li'iiHin   und   /' 
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und         Kntu  ^ 

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II- )ch  wenii;  i  ^ . 
-••jniaLlit.  \  i 
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-'c^Ni:  eine  <^  ;" 
liciv     Konti'-  ' 

V.niw  ickler^,  \s  •. 
Ko|)iL-n     klar 
Schl'.:ier,  und  dir 
tone  j^icichinassi^ 
\\un^':ii  ausfaii 
sollen.       Au>     dl' 
Grunde  urdg  der  1 
tiker  es  vit.!lei''h» 
ziehen,      Papiere 
Hromiilberenui'>- 
benutzen      und 
L'.elben       nichher 
IVan-      und      K 
ton  bade  rn    /u    (dr' 
Hier    bat    qlt  Ph- 
i;ra|:»b     e^    leichter 
der    Hand,     eine    Ai 
läge     in      be^timrur 
und        ^leichnias-- 
l\>i;en        zu       lu :. 
Auch  die  Lichthe- 
diL^keit   der  mit  l  i 
und    Kupfersal/en 
tonten      Kopieen 


enü'e  n  .l^Liimp  ,aeriin  rE<, 


F^'iO'ugr.  Wirtei^unqen  XL.. 


eine  vollkommen  ausreichende.     Bemerkt  sei  noch,  dass  auch   die  schwarzen 
Chlorbromsilberkopien  mit  Uran  und  Kupfer  getont  werden  können. 

P.  Hanneke. 


Von  neuer  Porträtphotographie. 

(Zu  unseren  Bildern.) 

Es    ist    ein    sehr    erfreuliches  Zeichen,    dass    auch    bei    uns   in  Deutschland   die 
Berufsphotographen,  welche  die  alte  Schablonenarbeit  verlassen,  zahlreicher  werden. 
Lange  genug  hat  es  ja  gedauert,  bis  man  zur  Einsicht  kam,  dass  auch  hier  für  eine 
interessante  und  persönliche  Arbeit  ein  Publikum  zu  finden  ist.     Als  im  Jahre  1893 
die  erste  kunstphotographische  Ausstellung  in  Hamburg  veranstaltet  wurde,  war  man  im 
Ausland,  besonders  in  Amerika  und  England  bereits  zu  einer  bedeutenden  Verfeinerung 
des     Geschmacks     vor- 
geschritten.    Dies  zeigte 
sich     nicht      allein     im 
Inhalt   der  Bilder,    son- 
dern auch   in   der  Aus- 
führung,     welche      die 
Ausländer  damals  schon 
vorwiegend       in      vor- 
nehmem        Platindruck 
gaben,  während  bei  uns 
noch  durchaus  die  glän- 
zenden   Papiere     domi- 
nierten,   die    auch    das 
bestgesehene     Bild     zu 
einem       Massenprodukt 
herabdrücken.         Auch 
hervorragende        Fach- 
photographen schlössen 
sich    im    Ausland    bald 
mit   ausserordentlichem 
Erfolge  an.  Man  braucht 
nur  auf  Craig  Annen 
und  Hollyer,    auf    die 
amerikanischen       Fach- 
leute   zu    blicken,     um 
einzusehen,      wie     viel 
wir    noch    nachzuholen 
haben.     Mit    Ausnahme 
von    Wilh.    Weimer, 
der     allerdings      schon 
anfangs    der    neunziger 
Jahre,    angeregt    durch       c.  J.  von  Döhren,  Berlin. 


295 


das  ernste  Schaffen  eines 
bildenden  Künstlers,  eine 
ganz  persönliche  und  selb- 
ständige Arbeitsweise  pfies- 
te,  hat  bei  uns  da  Er- 
wachen der  Berufsphoto- 
graphie  lange  auf  sich 
warten  lassen,  und  es  be- 
durfte erst  der  mit  jedem 
Jahre  sich  steigernden, 
durch  die  Ausstellungen 
kontrollierten  Erfolge  der 
Amateure,  um  die  Fach- 
photographie  in  einzelnen 
beanlagten  Vertretern  aus 
der  Schablonenarbeit  her- 
auszureissen.  Erst  1899 
traten  Dührkoop  und 
Perscheid  auf  den  Ham- 
burger Ausstellungen  mit 
modernen  Arbeiten  her\ör. 
Die  Allgemeinheit  der  Fach- 
leute aber  fängt  jetzt  erst 
an,  von  den  neuen  Be- 
strebungenNotiz  zu  nehmen. 
Es  ist  keine  Frage» 
dass  sich  die  Fachleute 
vielfach  durch  den  Gummi- 
druck, auf  den  sehr  bald 
unsere  besten  Amateure  ihr  kunstphotographisches  Schaffen  stellten,  von  der  Pflege 
einer  neuen  Bildnisauffassung  abschrecken  Hessen.  Der  Berufsphotograph  sah 
im  Gummidruck  lediglich  eine  absonderliche  Positivtechnik,  für  die  er  sein  Publikum 
niemals  zu  interessieren  wagen  durfte,  und  bemühte  sich  daher  gar  nicht  um  das 
Verständnis  dessen,  was  hier  angestrebt  wurde.  Mit  dem  Urteil  über  diese 
„Klexereien",  wie  er  es  nannte,  war  für  ihn  die  „moderne  Richtung"  überhaupt 
abgetan;  dies  galt  ihm  fortan  nur  noch  als  ein  Sammelbegriff  für  alles  Entartete 
in  der  Photographie,  innerhalb  dessen  er  keine  Unterschiede  persönlicher  Leistung 
machen  konnte. 

Glücklicherweise  ist  das  jetzt  anders  geworden,  wenn  auch  die  Anfänge  zu 
freierer  und  gerechterer  Auffassung  der  Dinge  innerhalb  der  Fachphotograph ie  noch 
bescheidene  sind,  und  es  nur  äusserst  wenigen  gelang,  eine  neue  Art  auch  wirklich 
in  die  Tagesarbeit  einzuführen.  Die  Verständigen  aber  beginnen  doch  einzusehen. 
dass  es  sich  hier  nicht  allein  um  das  Formale,  um  eine  Besonderheit  der  Technik,, 
sondern  in  erster  Linie  um  eine  andere  Auffassung  von  den  Aufgaben  der  Photo- 
graphie handelt,  die  dann  eine  dem  neuen  Inhalt  entsprechende  Form  nach  sich 
zieht.     Der  Porträtphotograph  alten  Stils  hatte   sich  eben  gerade  an  eine  sehr  kom- 


C.  J.  von  Dührcn,  Berlin. 


296 


plizierte  Technik,  in  der  namentlich  die  „verschönernde"  Retouche  eine  grosse  Rolle 
spieh,  verloren.  Dabei  wurde  schliesslich  die  Natur  in  seinen  Lichtbildern  fast 
vollständig  zurückgedrängt.  Was  man  nun  verlangt,  ist  zunächst  weiter  nichts,  als 
dass  vom  Photographen  die  Naturwahrheit,  das  Leben  wieder  respektiert  werde ;  dass 
Menschen  wieder  als  Menschen  und  nicht  als  idealisierte  Puppenköpfe  erscheinen. 
Die  „Kunst"  kommt  dabei  zunächst  noch  gar  nicht  in  Frage.  Das  herkömmliche 
Atelier  hat  an  Künstelei  so  viel  geleistet,  dass  die  Porträtphotographic  jetzt  vor  allem 
einmal  das  Leben  mit  allem  Ernst  zu  studieren  und  zu  bezwingen  bemüht  sein 
muss,  ehe  sie  an  die  Pflege  einer  künstlerischen  Art  gehen  kann.  Das  hat  natürlich 
nur  allgemeine  Geltung,  denn  einzelne  beanlagte  Ausnahmemenschen  werden  immer 
über  dem  Niveau  stehen.  Eine 
naturwahre,  lebenstreue  Arbeit  aber 
kann  jeder  Porträtphotograph  leisten, 
auch  wenn  ihm  die  grossen  künst- 
lerischen Talente  fehlen,  und  die 
Erfahrung  hat  gezeigt,  dass  für 
solche  ehrliche  Arbeh,  die  von  der 
Schablone  abweicht,  sehr  wohl  ein 
Publikum  zu  finden  ist.  Gerade  die 
Amateurphotographen  können  hier 
sehr  viel  zur  Hebung  der  Berufs- 
photographie  tun,  wenn  sie  den  Ge- 
schmack des  Publikums  reformieren 
helfen. 

Aus  all  diesen  Gesichtspunkten 
kann  es  nicht  genug  begrüsst 
werden,  wenn  Fachphotographen 
sich  auftun,  die  eine  bessere,  ehr- 
lichere Arbeit,  als  sie  im  herkömm- 
lichen Atelier  getrieben  wird,  auf 
ihre  Fahne  geschrieben  haben,  und 
die  diese  neue  Art  auch  mit  Energie 
wirklich  in  der  Tagesarbeit  und 
nicht  nur  zur  Herstellung  von  Aus- 
stellungsstücken zu  verwenden 
suchen. 

Gerade  Berlin  ist  so  arm  als 
nur  möglich  an  guten  und  ehr- 
lichen Bildnisphotographen.  In 
Hamburg,  Dresden,  Leipzig,  Darm- 
stadt sitzen  Fachleute,  die  mit  Hin- 
gebung für  die  Einführung  besserer 
Arbeit  bestrebt  sind.  In  Berlin  aber 
wurstelt  man  in  den  herkömmlichen 
Geleisen  ruhig  weiter  als  ob  in  den 
letzten  zehn   Jahren    in  der  Photo-       C.  J.  von  Dnhrcn,  Berlin. 


297 


C.  J,  von  DQhren,  Berlin. 

graphie  gar  nichts  passiert  wäre.  Zwischen  dem  Massenprodukt  der  Waren- 
häuser und  den  Arbeiten,  welche  die  Ateliers  herausstellen  können,  ist  so  wen]? 
Unterschied,  dass  ein  nicht  unbedeutender  Prozentsatz  auch  der  Gebildeten  ein- 
fach zu  Tietz  oder  Wert  heim  geht,  um  sich  photographieren  zu  lassen;  es  ist 
eben  so  gut  und  billiger.  —  Einer  der  geschmackvollsten  Fachphotographen  ist  von 
jeher  Fechner;  aber  auch  er  ist  noch  etwas  in  herkömmlicher  Atelierarbeit  befangen. 
Die  talentvolle  Amateurin  Frau  Hertwig,  die  schon  mit  einem  Fuss  in  der  Beruf s- 
photographie  steht,  hat  noch  nicht  verstanden,  sich  ein  Publikum  zu  schaffen.  Hoff- 
nungsvolle Ansätze  für  die  Berliner  Porträtphotographie  aber  liegen  bei  Fräulein 
Schwarz  (Atelier  Hülsen)  und  C.  J.  v.  Dühren,  die  neuerdings  mit  Erfolg  um  die 
neue  Art  bemüht  sind. 

Die  bemerkenswerteste  Erscheinung  ist  von  Dühren,  den  wir  im  vorliegenden 
Heft  zum  Wort  kommen  lassen.  Er  ist  in  allen  seinen  Arbeiten  bemüht,  von  der 
Atelierschablone  frei  zu  werden.  Wir  sehen  in  seinen  Bildern  weder  das  allein 
seligmachende  weichliche  „vordere  obere  Seitenlicht",  noch  den  Talmikram  der  kon- 
ventionellen Ateliermöbel  und  Versatzstücke  oder  die  banalen  gemalten  Hintergründe. 
Abgetönte  Bilder,  ohne  die  der  Durchschnittsfachmann  nicht  auskommen  zu  können 
meint,  gibts  bei  ihm  überhaupt  nicht  mehr.  Meist  auf  dunkel  getönten  ruhigen 
Hintergründen,  denen  hie  und  da  eine  Unterbrechung  durch  diskret  gehaltenes  Stoff- 
oder Tapetenmuster  zu  wünschen  wäre,  stehen  ausdrucksvoll  und  lebenswahr  die 
Figuren  oder  Köpfe.  Die  Stellung  ist,  wenn  auch  mit  feinem  Gefühl  arrangiert, 
immer  natürlich;  man  hat  nicht  das  Empfinden  einer  verrenkten,  gezwungenen  Pose. 
Der  Ausdruck  ist  ruhig  und  einfach,  wie  ihn   das  Leben  gibt,    nicht  zu  künstlichem 


298 


C.  J.  VON  DUIIKi:\ 
in  F.ERLIN  °   ^    >   " 


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C.  J.  VON  DÜHREN 
in  BERLIN  o  o   o  o 


PHOTOGRAPIITSCHK 
MITTEILUNGEN   XL 


Lächeln  verzerrt.  In  den  Gesichtern  hauste  nicht  die  Retouche,  alles  Feine  und 
Charakteristische,  was  uns  die  Menschen  wert  macht,  verwischend.  Überall  ist  der 
Mensch  respektiert,  den  der  Photograph  lediglich  in  einem  gtinstigenMcmei-t  möglichit 
kennzeichnend  w^icderzugeben  sucht. 

Es  ist  erfreulich  zu  konstatieren,  dass  von  Dühren  mit  seiner  Arbeit  beim 
Berliner  Publikum  Erfolge  erringt.  Mögen  dem  talentvollen  Photographen,  von  dessen 
Hand  wir  auch  einige  fein  empfundene  Landschaften  bringen,  bald  andere  auf  diesem 
guten  Wege  folgen.  Fritz  Loescher. 

Über  Worels  direkte  Parbenphotographie. 

(Fortsetzung  von  Seite  284.) 

Nachdruck  und  Cbersetziing  verboten. 

Eigenschaften  und  Verhalten  der  Farbstoffe.  Die  Auswahl  der  an- 
geführten Farbstoffe  für  unser  Verfahren  ist  das  Resultat  zahlreicher  Versuche, 
welche  mit  ganzen  Reihen  von  Teer-  und  Pflanzenfarbstoffen  unternommen  wurden. 
Wir  haben  bisher  keine  besseren  aufzufinden  vermocht. 

Alle  vier  Farben  sind  subjektive,  d.  h.  sie  färben  das  Papier  direkt,  brillant  und 
kräftig.  Sie  verbleichen  im  Lichte  an  und  für  sich,  also  auch  ohne  Zusatz  eines 
Bleichungsförderers,  aber  in  verschiedenen  Zeiträumen.  Während  Kurkuma  eine 
itarke  Neigung  zum  Verbleichen  in  weissem  Lichte  besitzt,  widersteht  Primrose 
den  Lichtstrahlen  schon  kräftiger,  Viktoriablau  noch  kräftiger  und  Aurcmin  am 
kräftigsten. 

Das  Verhalten  dieser  Farben  unter  farbigen  Lichtstrahlen  ist  kein  gleich  massige^". 
Ein  ideales  Verhalten  zeigt  Primrose  in  uierer  Beziehung.  Wenn  wir  unsere  Farben 
nebeneinander  auf  Papier  streichen  und  unter  der  Matrize  aus  rotem,  gelbem, 
grünem  und  blauem  Glase  (siehe  Seite  370  der  Phoiogr.  Mitteilungen,  39.  Jahrg.)  be- 
lichten, so  erkennen  wir  leicht  die  Bleichungswirkung  verschiedenfarbiger  Licht- 
strahlen. Wir  haben  uns  bei  dieser  Feststellung  nicht  des  durch  den  Spektral- 
apparat zerlegten  Lichtes,  sondern  der  Glasmatrize  bedient,  weil  wir  das  Studium 
der  Bleichungswirkung  gewöhnlicher  Körperfarben,  wie  sie  in  der  Natur  überall 
vorkommen,  nicht  der  homogenen  Farben,  vor  Augen  haben. 

Belichten  wir  nun  die  Farben  gleich  lange  unter  der  Matrize  und  betrachten 
die  eingetretene  Bleichung  unter  den  einzelnen  Farbstreifen,  so  zeigt  Primrose  unter 
dem  roten  Glasstreifen  keinerlei  Veränderung,  die  Farbe  ist  satt  und  frisch  geblieben, 
wiewohl  sie  den  roten  Lichtstrahlen  geraume  Zeit  hindurch  ausgesetzt  war.  Unter 
Blau  ist  das  Rot  gänzlich  verbleicht,  die  Stelle  des  Papieres  ist  weiss.  Unter  Grün 
und  Gelb  ist  eine  leichte  Andeutung  an  die  ursprüngliche  Farbe  zurückgeblieben. 
Es  bleicht  also  Primrose  im  roten  Lichte  gar  nicht,  unter  gelbem  Lichte  stark,  unter 
grünem  Lichte  stark,  unter  blauem  Lichte  ganz.  Ein  gleiches  Verhalten  zeigt  keiner 
der  anderen  Farbstoffe,  deshalb  nannten  wir  eben  diesen  Farbstoff  einen  idealen, 
für  Zwecke  unseres  Verfahrens.  Betrachten  wir  die  Wirkungen  des  farbigen  Lichtes 
an  den  mit  Viktoriablau  gefärbten  Stellen,  so  finden  wir  ein  anderes  Verhalten. 
Die  Farbe  ist  nur  unter  Geib  stark  gebleicht,  unter  Rot  weniger,  unter  Grün  noch 
weniger,  unter  Blau  aber  ebenso  stark  gebleicht  wie  unter  Rot.  Kurkumin  zeigt  die 
stärkste   Blcichung    unter  Blau,    schwächste  Bleichung    unter  Rot,    starke    Bleichung 

1.  X.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  38 

299 


aber  auch  unter  Grün  und  Gelb.   Auramin  endlich  verbleicht  unter  Blau  stark,  unter 
Rot  und  Grün  nicht,  unter  Gelb  etwas. 

Die  Beobachtung  über  den  Verlauf  der  Bleichung  innerhalb  drei  gleicher  Be- 
lichtungsabschnitte an  den  vier  gewählten  Farbstoffen  (auf  Papier  aufgetragen)  ergab 
folgende  Intensitätsabnahmen  eines  jeden  Farbstoffes  unter  farbigen  Lichtstrahlen: 


Farbstoff 

Unter 
rotem 
Lichte 

Unter 
gelbem 
Lichte 

Unter           Unter 
grünem        blauem 
Lichte         Lichte 

1 

Unter 

farblosem 

Lichte 

Grad 

der 

Bleichung 

j  1.  Ablesung   .    . 
Primrose  1 

{2. 
ä  Talcool  1 

13. 

Viktoria- J    '          " 
blau  B    1     ' 

1 

Auramin  -  2.          „            .    . 
3.          „ 

...... 

Kurkumin  <  2.          „ 
1  3. 

1 
1 

1 

2 

3 

4 

1 
2 

3 
4 
5 

2 
3 

5 

1 
1 
2 

2 
2 
5 

3 

4 
5 

1 
1 
2 

1 

1 
1 

2 
2 

5 

: 

6 

3 
4 

2 
2 

5 

5 
5 
6 

4 
5 
6 

2 

4 
6 

2 
2 

5 

5 
5 
6 

1   =  nicht 
gebleicht 

2  =  etwas 
gebleicht 

3  =  etwas 
stärker 

gebleicht 

4  =  ziemlich 

stark 

gebleicht 

5  =  stark 
gebleicht 

6  =  ganz 
gebleicht 

unter  dem    roten    Lichte 


gelben 


Kombinieren  wir  die  auf  den  vier  Farbstreifen  nach  der  dritten  Belichtung 
ungebleicht  zurückgebliebenen  Farben  zu  einer  einzigen  Farbenmischung,  so  er- 
halten wir: 

—  Rot,  weil  dieses  ganz  erhalten  blieb,  das  Gelb  uber- 
überwogen  wird  und  Blau  ziemlich  stark  ver- 
blasst  ist, 

—  Gelb,  weil  dieses  erhalten  blieb,  die  anderen  Farben 
verblasst  sind, 

—  Grün,  weil  Gelb  und  Blau  erhalten  blieb,  Rot  ver- 
verblasst  ist, 

—  Blau,  weil  diese  Farbe  am  meisten  erhalten  blieb,  und 

—  keine  Farbe,  weil  alle  Farben  verblichen  sind, 

Wir  haben  also  ein  Resultat  erhalten,  dass  unserem  Zwecke  zusagt,  indem 
unter  jedem  Farbstrahle  die  korrespondierende  Farbe  zustande  kam.  Dieses  Ver- 
halten der  gefärbten  Papierstreifen  im  Lichte  entspricht  nicht  völlig  den  Prinzipien, 
die  wir  in  unserer  Abhandlung  vom  vorigen  Jahre  aufstellten,  und  wir  erachten 
es  für  nötig  darzulegen,  warum  dies  nicht  zutrifft. 

Ungeachtet  aller  Bemühungen,  homogen  gefärbte  Glasplatten  für  unsere  Versuchs- 
matrize zu  erhalten,    war    es    uns    dennoch    unmöglich,    solche    zu    erlangen.     Wir 


grünen 

blauen 
farblosen 


300 


mussten  uns  mit  den  in  Handel  vorkommenden  gefärbten  Gläsern  begnügen,  welche 
dem  Auge  wohl  recht  rein  rot-,  gelb-,  grün-  und  blaugefärbt  erschienen,  im  Spektral- 
apparate aber  leider  ausser  den  angeführten  Farben  auch  noch  andere  sehen  Hessen, 
also  eigentlich  keine  reinen,  sondern  gemischte  Farben  repräsentieren.  Diese  Mit- 
wirkung von  Strahlen  anderer  Gattung  hat  die  Bleichungsresultate  einigermassen 
beeinflusst. 

So  wenig  einwandfrei  nun  auch  die  Resultate  dieser  Experimente  einer  streng 
kritischen  Anforderung  gegenüberstehen,  so  lassen  sie  dennoch  den  Schluss  zu,  dass 
dem  roten  Lichtstrahle  schwächere  Bleichkraft  innewohnt  als  dem  blauen,  und  man 
ist  versucht  zu  glauben,  die  relative  Bleichkraft  der  Farbstrahlen  wachse  mit  der 
Zunahme  der  Schwingungsgeschwindigkeit  der  Farbstrahlen  und  umgekehrt,  falle  ab 
mit  der  Abnahme  der  Schwingungsgeschwindigkeit  derselben.  Dies  trifft  aber  nicht 
zu,  wenn  wir  die  Bleichkraft  des  gelben  und  grünen  Farbstrahls  mit  in  Kalkül  ziehen, 
denn  wiewohl  der  grüne  Farbstrahl  eine  grössere  Schwingungsgeschwindigkeit 
besitzt  als  der  gelbe,  so  ist  doch  die  Bleichkraft  des  gelben  Farbstrahles  grösser  als 
jene  des  grünen. 

Die  Reihenfolge  der  Aktinität  der  Farbstrahlen  ist  nach  obiger  Tabelle  von 
schwach  gegen  stark  gedacht:  Rot,  Grün,  Gelb,  Blau  mit  den  beiläufigen  Verhältnis- 
werten 8:13,  17:21,  während  sich  die  Aktinität  des  farblosen  Lichtes  mit  23 
ergibt. 

Die  Tabelle  gibt  weiter  zu  entnehmen,  in  welchem  Grade  die  Bleichung  einer 
jeden  Farbe  mit  zunehmender  Belichtungszeit  unter  jedem  einzelnen  Farbstrahle  sich 
vollzieht  und  welche  Farbenskala  die  Kopie  in  den  einzelnen  Belichtungsstadien 
durchmacht.  Dieses  Verhaken  bleibt  für  unser  Verfahren  bemerkenswert.  Anethol 
beschleunigt  die  Bleichung  der  Farben,  ändert  aber  an  den  gegenseitigen  Bleichungs- 
intensitäten  nichts. 

Erwähnenswert  ist  noch  das  Verhalten  der  Farben  im  Lichte,  wenn  sie  ohne 
jeden  Zusatz  als  dünne  Haut  auf  Glas  aufgetragen  werden. 

Viktoriablau  besitzt  im  auffallenden  Lichte  einen  kupferfarbigen  Schimmer,  der 
durch  die  Belichtung  verschwindet,  Primrose  einen  grüngelben  Schimmer,  der 
•  durch  Belichtimg  gleichfalls  verschwindet.  Kurkumin  und  Auramin  zeigen  einen 
solchen  Schimmer  nicht.  Die  Produkte,  welche  durch  die  Belichtung  entstehen, 
sind  bei  allen  vier  Farben  farblos  und  deshalb  erscheint  das  Papier  an  den  ge- 
bleichten Stellen  wieder  rein  weiss.  Dieses  Verhalten  ist  Vorbedingung  für  unseren 
Prozess,  da  das  Gegenteil,  wie  z.  B.  bei  Methylenblau,  welches  nach  dem  Ver- 
bleichen am  Papier  ein  missfarbiges  Produkt  hinterlässt,  für  unseren  Zweck  un- 
brauchbar ist. 

In  alkoholischer  Lösung  fluoreszieren  alle  unsere  Farben  mit  Ausnahme  von 
Auramin  und  zwar  Viktoriablau  in  schwach  rötlichem,  Primrose  in  intensiv  gelb- 
grünem und  Kurkumin  in  grünem  Lichte.  Die  Fluoreszenz  dieser  Farben  ist  sehr  be- 
deutsam, wir  werden  später  noch  darüber  sprechen  und  bemerken  jetzt  nur  noch, 
dass  auch  Anethol  kräftig  in  bläulichem  Lichte  fluoresziert. 

(Fortsetzung  folgt.) 


301 


Kleine  Mitteüungen. 

Tonung  von  matten  Cello Idlnkopien  mit  Palladiumchlorür. 

E.  Valenta  empfiehlt  in  der  „Phot.  Correspondenz  Nr.  512''  für  die  Tonung 
v^on  Kopien  auf  Mattcelloidin  folgendes  Bad: 

Kalium-Palladiumchlortir ig 

Wasser 2000  ccm 

Phosphorsäure  (1,12) .         15» 

Die  Bilder  sind  kräftig  überzukopieren.  Vor  der  Tonung  werden  dieselben  kurz 
gewässert  und  in  ein  Vorbad  von  loprozentiger  Kochsalzlösung  gebracht.  Je  nach 
der  Dauer  des  Tonens  gibt  das  Palladiumbad  rötlichbraune,  sepia  oder  braun- 
schwarze Töne. 

Nach  Erzielung  des  gewünschten  Tones  werden  die  Bilder  gut  abgespült, 
in  einer  loprozentigen  Lösung  von  Fixiernatron  fixiert  und  gewässert. 

Bestimmung  der  Haltbarkeit  yon  Silberkopien  nach  Leo  Baekeland. 

Auf  dem  Kongress  für  angewandte  Chemie  beschrieb  Baekeland  eine 
Methode  zur  Bestimmung  der  relativen  Haltbarkeit  von  Silberbildern.  Die  Haupt- 
ursache des  Verderbens  der  Kopien  sind  nach  Baekeland  Schwefel- und  Ammonium- 
verbindungen,  die  in  geringen  Mengen  in  der  Atmosphäre  stets  vorhanden  sind.  Um 
nun  im  voraus  zu  erfahren,  welche  Haltbarkeitsdauer  den  Kopien  wohl  zukommt, 
empfiehlt  Baekeland,  die  Bilder  einer  mit  Schwcfelammonium  gesättigten  Atmosphäre 
auszusetzen.  Je  nach  der  Widerstandsfähigkeit,  welche  die  Kopien  darin  zeigen, 
lässt  sich  ein  Urteil  über  die  relative  Dauerhaftigkeit  der  betreffenden  Kopien  im 
allgemeinen  fällen.  Baekeland  bringt  zu  diesem  Zwecke  die  Kopien  in  ein 
grösseres  Glassgefäss  (sehr  geeignet  ist  dazu  ein  Exsiccator),  auf  dessen  Boden  sich 
eine  Porzellanschale  mit  gesättigter  Schwefelammoniumlösung  befindet,  und  schlic>5it 
das  Gefäss  mit  einer  Glasplatte.  Kopien,  von  denen  einige  Proben  in  dieser  Atmo- 
sphäre sich  beständig  zeigten,  hatten  ihr  gutes  Aussehen  nach  weiteren  10  Jahren 
noch  nicht  verloren. 

Kupfertonbad  für  Platinkopien. 

H.  William  Menke  empfiehlt  für  Platinbilder  eine  Modifikation  des  Fergusor.- 
sehen  Kupfertonbades: 

Lösung  I:     Destilliertes  Wasser 140  ^ 

Kupfersulfat 6  „ 

Lösung  IL*     Destilliertes  Wasser 140  „ 

Rotes  Blutlaugensalz 5  „ 

Lösung  IH:     Gesättigte  Lösung  von  Kaliumeitrat  ...       24  ccm 

Lösung  IV:     Destilliertes  Wasser 50  ,^'' 

Rhodankalium 5  „ 

Diese  Lösungen  werden  erst  unmittelbar  vor  dem  Gebrauch  in  der  angegebenen 
Reihenfolge  gemischt.  Je  nachdem  man  die  Kopien  kürzere  oder  längere  Zeit  in 
dem  Bade  lässt,  erhält  man  warme  braunschwarze  bis  rote  Töne. 

(Photo-Beakon  1903.) 

Empfindlichkeit  orthochromatischer  Platten  während  der  EntwiclLlang. 

E.  Valenta  hat  beim  Arbeiten  mit  rotempfindlichen  Badeplatten  die  Beobachtung 
gemacht,  dass  bei  Benutzung  gewisser  Sensibilisatoren  die  Platten  durch  den  Einfluss 


■302 


des  Entwicklers  fast  die  ganze  Rotempfindlichkeit  verlieren.  Man  kann  also  unter 
diesen  Umständen,  sobald  die  Platten  im  Entwickler  liegen,  den  Fortschritt  der 
Bilderscheinung  bei  rotem  Dunkelkammerlicht  in  der  üblichen  Weise  kontrollieren. 
Zx  den  betreffenden  Rotsensibilisatoren  zählen  u.  a.  folgende  Farbstoffe:  Glycinrot, 
niazoschwarz  BHN,  Nigrosin  B,  Plutoschwarz,  Wollschwarz  4B,  Diamantschwarz, 
Phenylschwarz,  Alizarinblaubisulfit.  Auch  bei  den  Erythrosinplatten  ist  die  Gelb- 
und Gelbgrünempfindlichkeit,  sobald  die  Platten  in  der  Entwicklerlösung  liegen,  nicht 
mehr  so  stark.  (Amateur  Photograph  XVII,  8.) 

Saures  Fixierbad. 

„Photographic News"  empfiehlt  für  ein  saures  Fixierbad  besonders  folgende  Forme] : 

Wasser 300  S!' 

Fixiernatron 75  „ 

Natriumsulfit 15  „ 

Chromaiaun 7,5  g 

Schwefelsäure 15  Tropfen 

Man  löse  die  Salze  in  der  angegebenen  Reihenfolge. 


Celloldinentwicklungspapier. 

Die  Fabrik  photographischer  Papiere  von  F.  Dyck- Luxemburg  bringt  neuerdings 
ein  Celloidinentwicklungspapier  in  den  Handel.  Die  Exposition  für  normale  Negative 
beträgt  bei  diffusem  Tageslicht  3 — 4  Sekunden,  bei  Auerlicht  30 — 40  Sekunden. 
Entwickelt  wird  bei  gelbem  Gas-  oder  Petrolcumlicht  und  zwar  mit  Eisenoxalat 
oder  Hydrochinon  nach  folgenden  Vorschriften: 
Eisenoxalat-Entwickler. 

Lösung  L*     Neutral.  Kaliumoxalat 200     g 

Wasser ....     1000      ,, 

Lösung  II:     Citronensäure 5      w 

Eisenvitriol 50      „ 

Kaliumjodid i      » 

Kaliumbromid o,5  „ 

Wasser .       200      „ 

Für  den  Gebrauch  nimmt  man  100  ccm  Lösung  A  und  20 — 25  ccm  B. 
Hydrochinon -Entwickler. 

Wasser 1000     g 

Natriumsulfit,  wasserfrei 20      „ 

Hydrochinon 10      » 

Kaliumjodid i,5  1» 

Kaliumbromid i      w 

Pottasche  ' 80      « 

Nach  der  Entwicklung  werden  die  Bilder  mit  destilliertem  Wasser  abgespült,  in 
einer  20  prozentigen  Fixiernatronlösung  fixert  und  wie  üblich  gewässert. 


Pyroent Wickler  mit  Ammoniak  und  Aceton. 

Aug.  Lebreton  hat  für  die  Kombination  von  Pyro  mit  Ammoniak  und  Aceton 
nachstehende  Vorschriften  als  die  besten  befunden.  Er  bemerkt  zunächst,  dass  der 
Gebrauch  von  Aceton    allein    eine    grosse    Quantität    von  Pyrogallussäure    erfordert, 


303 


um  eine  ausreichende  Intensität  zu  erhalten,  das  Ammoniak  dagegen  beansprucht 
weniger.  Daraus  folgt,  dass  Aceton  die  Tendenz  hat,  dünnere  Negative  zu  geben, 
während  Ammoniak  dichtere  Negative  liefert.  Lebreton  geht  immer  von  folgendem 
Entwickler  aus:  80  ccm  einer  3proz.  Lösung  von  Natriumsulfii  (wasserfrei),  hierzu 
wird  ein  kleiner  Theelöffel  Pyrogallussäure  *)  gegeben  und  danach  2  Tropfen  Ammoniak. 

Liegt  starke  Überexposition  vor,  so  wird  das  Bild  in  diesem  Entwickler  bald 
erscheinen;  es  werden  dann  einige  Tropfen  loproz.  Bromkalilösung  zugefügt  und 
zum  Ende  der  Entwicklung  noch  2 — 3  Tropfen  Ammoniak.  Aceton  wird  hier  fort- 
gelassen. 

Erscheint  dagegen  das  Bild  langsam,  mag  nun  richtig  oder  unterexponiert  sein. 
so  werden  weitere  2 — 3  Tropfen  Ammoniak  zu  der  Normallösung  gegeben,  je  nach 
dem  Grade  des  Bilderscheinens.  Hat  man  mit  Unterexposition  zu  tun,  so  werden 
5—6  Tropfen  Aceton  zugesetzt.  —  Lebreton  gibt  an,  dass  er  mit  dieser  einfachen 
Abstimmung  zu  den  vortrefflichsten  Negativresultaten  gelange. 

(Photo- Gazette,  1903,  Nr.  10.) 

Herstellung  haltbarer  Kopien  auf  Auskopierpapieren. 

E.  Trutat  empfiehlt,  um  Kopien  auf  Auskopierpapieren  (Celloidin,  Aristo)  von 
grosser  Haltbarkeit  zu  erhalten,  folgenden  Weg:  Die  Kopien  werden  zunächst  ge- 
wässert und  dann  in  ein  Goldbad,  bestehend  aus: 

Borax 10  ^ 

destill.  Wasser 1000  ccm 

iproz.  Lösung  von  Goldchlorid       .     .         25     „ 
gebracht.     Die  Goldlösung  ist  erst  vor  dem  Gebrauch  des  Bades  zuzufügen.     Hierin 
larjsen  sich  bis  150  Stück  Kopien  13  x  18  cm  tonen.     Sobald  die  Bilder  einen  violetten 
Ton  angenommen  haben,    werden  sie  kurz  abgespült    und  dann    in  dem  Lu miere- 
schen Tonfixierbade  weiterbehandelt: 

Wasser  (kochendes) 1000  g 

Fixiernatron 250  „ 

Alaun 15  „ 

Nach  Erkalten  und  Absetzenlassen  wird  die  klare  Lösung  abdekantiert  und 
nunmehr 

Bleiacetat 2.  g 

iproz.  Lösung  von  Goldchlorid    .     .     .     100  ccm 
zugesetzt.   —   In  dem  Tonfixierbade  verbleiben  die  Bilder,    bis  sie  den  gewünschten 
Ton  zeigen.     Nachher  werden  die  Bilder  wie  üblich  gewaschen. 

(Phot.  Chronik,   1903,  Nr.  72.) 


Zurückgehen  des  latenten  Bildes. 

Dr.  Baekeland  sprach  auf  dem  Berliner  Kongress  über  seine  Erfahrungen 
bezüglich  des  Zurückgehens  des  latenten  Bildes  (Photoretrogression).  Es  ist  schon 
oft  die  Beobachtung  gemacht  worden,  dass  exponierte  Platten,  Films,  Papiere,  wenn 
dieselben  erst  nach  längerer  Zeit  entwickelt  werden,  nicht  mehr  so  kräftige  Bilder 
liefern.  Baekeland  hat  gefunden,  dass  für  den  Zurückgang  des  latenten  Bildes  die 
Temperatur  eine  Rolle  spielt,  je  höher  jene  ist,  desto  stärker  ist  die  Abnahme. 
Ebenso  wirkt  auch  Feuchtigkeit  ein.    Enthalten  die  Emulsionen  Chromalaun,  so  neigen 


1 )   Die  Angabe  der  Pyrogallussäure  in  Gewicht  wäre  erwflnschter. 


304 


sie  mehr  zur  Photoretrogrcssion.  Des  weiteren  stellte  Baekeland  fest,  dass  neutrale 
und  sch>vach  alkalische  Emulsionsschichten  besser  das  latente  Bild  halten.  Für  seine 
Versuche  benutzte  Baekeland  ein  Sensitometer  und  nahm  stets  das  Minimum  der 
Exposition.  —  Das  Zurfickgehen  des  latenten  Bildes  ist  namentlich  bei  Verwendung 
exponierter  Kinematographenfilms  wiederholt  bemerkt  worden. 


Repertorium. 

über  Lichthöfe  und  deren  Vermeidung. 

Prof,  J.  Drecker  berichtet  in  der  „Zeitschrift  für  wissenschaftl.  Phot.",  Heft  6, 
über  die  Entstehung  der  Lichthöfe  und  ihre  Beseitigung.  Ein  Lichthof  tritt  immer  auf, 
sobald  einzelne  Teile  der  Platte  stark  überbelichtet  worden  sind,  also  stets,  wenn  in 
dem  Bilde  starke  Kontraste  vorhanden  sind.  Die  Lichthofbildung  wird  vermieden, 
erstens  durch  Verhinderung  der  Reflexion  des  diffusen  Lichts  an  der  Rückseite  des 
Glases  oder  zweitens  durch  Vorkehrung,  dass  das  von  den  hellen  Bildstellen  der 
Schicht  ausgehende  diffuse  Licht  nicht  in  das  Glas  eindringt.  —  Ersteres  geschieht 
durch  rückseitigen  Überzug  des  Glases  mit  einer  Substanz  von  gleichem  Brechung:  - 
exponenten.  Ferner  ist  noch  zu  beachten,  dass  das  Licht  auf  seinem  Wege  durch 
diese  Substanz  absorbiert  wird;  es  braucht  diesbezüglich  nur  die  Absorption  der 
photographisch  wirksamen  Strahlen  bewirkt  werden.  Die  Schicht  wird  dieserhalb 
mit  einem  roten  Farbstoff  versetzt.  Liegen  rotempfindliche  Platten  vor,  so  ist  Russ 
der  einfachste  Weg.  —  Bei  der  Hinterkleidung  der  Platten  ist  natürlich  Bedingung, 
dass  die  Schicht  unmittelbar  an  dem  Glase  liegen  muss. 

Das  zweite  Abhilfmittel  besteht  darin,  dass  zwischen  Emulsionsschicht  und  Glas 
eine  Schicht  (Unterguss)  eingeschaltet  wird,  die  das  Durchdringen  des  Lichts  bis 
zum  Glase  verhindert. 

Das  Verkehrteinlegen  der  Platte  in  die  Kassette,  also  die  Glasseite  dem  Objektiv 
zugewandt,  ist  zwecklos,  der  Lichthof  gelangt  so  noch  zu  intensiverer  Ausbildung, 
da  jetzt  die  hellste  Seite  der  Emulsionsschicht  in  das  Glas  hineinstrahlt.  Auch  ist 
es  unrichtig,  dass  Films  an  und  für  sich  lichthoffreie  Bilder  liefern.  —  Ferner  ist 
die  Behauptung,  die  sogen,  üchthoffreien  Platten  seien  weniger  empfindlich  als  ge- 
wöhnliche Platten,  irrtümlich. 

Nicht  zu  verwechseln  mit  der  Lichthof bildung  ist  die  Solarisation,  d.  h.  Um- 
kehrung des  negativen  Bildes  in  ein  positives      Gegen  diese  gibt  es  kein  Mittel. 

Weiteres  über  die  Einwirkung  von  Dämpfen  auf  das  latente  Bild. 

Dr.  A.  Reiss  hat  die  Versuche,  über  welche  wir  in  unserem  letzten  Hefte  be- 
richtet haben  (siehe  Seite  286)  fortgesetzt,  und  entnehmen  wir  daraus  Folgendes. 
Die  Versuche  wurden  genau  in  derselben  Weise  wie  früher  angestellt. 

Wirkung  von  Alkoholdämpfen.  Die  Platte \vurde  24  Stunden  den  Dämpfen 
von  Äthylalkohol  ausgesetzt.  Bei  der  Entwicklung  zeigte  sich  zwischen  der  so  be- 
handelten Platte  und  der  Kontrollplatte  kein  Unterschied.  Nach  der  Fixage  und 
Trocknung  erschien  die  Alkoholplatte  ein  wenig  dünner,  was  jedoch  wahrscheinlich 
der  gerbenden  Wirkung  des  Alkohols  auf  die  Gelatine  zuzuschreiben  ist.  Ähnliche 
Resultate  ergaben  sich  mit  Amylalkohol. 

Wirkung  von  Jodoformdämpfen.  Auf  den  Boden  des  Gefässes  wurde 
eine  kleine  Menge  von  Jodoformkristallen  ausgestreut.  Nach  sechs  Stunden  Ein- 
wirkung waren    bei    der  Entwicklung    keine  Abweichun2:en    zu   konstatieren.      Nach 


305 


Fixage  und  Trocknung  war  diese  Platte  ein  wenig  schwächer  als  die  Vergleichs- 
platte. Nach  einer  24  stündigen  Einwirkung  kam  die  Jodoform- Platte  langsamer  und 
blieb  auch  schwächer  als  die  Vergleichsplatte. 

Wirkung  von  Dämpfen  des  Cyankaliums.  In  das  Gefäss  wurde  etwas 
Cyankalium  gebracht.  Bei  der  Entwicklung  kam  diese  Platte  anfangs  langsamer  als 
die  Kontrollplatte,  aber  sie  schwärzte  sich  dann  sehr  schnell.  Das  fertige  Negativ 
war  etwas  dtinner. 

Wirkung  von  Benzoesäure.  Nach  24 stündiger  Einwirkung  wurde  bei  der 
Hervorrufung  der  Platte  ein  langsames  Erscheinen  des  Bildes  beobachtet,  auch  nach 
der  Fixage  und  Trocknung  war  das  Bild  schwächer  als  bei  der  Vergleichsplatte.  — 
Dämpfe  von  Benz oylchlorid  zeigten  schon  nach  vier  Stunden  bei  der  Entwickluiiji 
eine  Reaktion,  namentlich  an  den  Rändern  der  Platte,  welche  dem  Gefäss  mJi 
Benzoylchlorid  zunächst  standen. 

Es  wurde  nun  versucht,  ob  eine  auf  einen  Gegenstand  exponierte  Platte,  welche 
Joddämpfen  ausgesetzt  war  (siehe  Seite  287,  Versuch  4),  noch  ein  zweites  Mal 
zur  Aufnahme  verwendet  werden  kann.  Eine  überexponierte  Platte  wurde  48  Stunden 
in  dem  Gefäss  mit  Jod  belassen  und  dann  nochmals  zur  Exposition  gebracht.  Bei 
der  darauf  folgenden  Entwicklung  der  Platte  erschienen  zwei  Bilder,  beide  langsam 
und  schwach,  das  Bild  der  ersten  Aufnahme  war  etwas  kräftiger. 

Eine  andere  Platte  wurde  80  Stunden  in  dem  Gefäss  mit  Jod  bewahrt.  Nachher 
wurde  ein  Teil  der  Platte  mit  schwarzem  Papier  bedeckt,  der  andere  nochmals  in 
der  Camera  exponiert.  Die  Belichtung  wurde  20 mal  länger  als  die  erste  genommen. 
Bei  der  Entwicklung  trat  besonders  die  zweite  Aufnahme  hervor,  die  Zeichnung  der 
ersten  Aufnahme  war  aber  ebenfalls  noch  sichtbar.  Der  mit  schwarzem  Papier  be- 
deckte Teil  der  Platte  ergab  ein  sehr  schwaches  Bild  der  ersten  Exposition.  Nach 
der  Trocknung  zeigte  die  Platte  eine  sehr  glänzende  Oberfläche  und  schwaches 
Relief.  (Revue  Suisse  XV,  No.  7  ) 


Patent  -  Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57  b.   S.   17  337.     Verfahren  zur  Herstellung  von  Mehrfai'benphotogrammen  durch  Übereinanderlegen 

von  Monochrombildern.     Dr.  Gustav  Seile,  Brandenburg  a.  H.,  Jakobstr.  1.  —   18.12.02. 

„      H.  29  653.     Verfahren  zur  Erzeugung  von  Bronzeschichten  als  Unterlage  für  photographischc 

Bilder.     Zus.  z.  Pat.   127  899.     August  Huck,  Ludwig  Fischer  und  Hermann  Ahrlc, 

Frankfurt  a.  M.  —  7.   11.  02. 

Erteilungen. 

57  a.  145  274.  Reproduktionscamera  mit  zvvangläufiger  Verbindung  der  um  parallele,  die  optische 
Achse  senkrecht  schneidende  Achsen  drehbaren  Bild-  und  Objektivrahmen.  Jules  C.11- 
pentier,  Paris.  —  5.2.01. 

145  275.     Rouleauvcrschluss.     George  Arthur  Pickard,  Altrincham,  Engl.    —    20.9.01. 
145  276.     Kassette  für  die  Photographie  in  natürlichen  Farben  nach  dem  Dreifjirbenprozessc. 
William  Norman    Las  Celles  Davidson,  Southwick,  Engl.  —   1.3.02. 
145  277.    In  Taschenuhrform  zusammenlegbare  Camera.  Hans  Wettern,  Hamburg,  Reepcr- 
bahn  4.   —  8.  7.  02. 

145  278.     Einrichtung    an    Roulcauverschlüssen    zur   Verkürzung    der    Belichtungsdauer  cic^ 
unteren  Teiles  der  Bildfläche.     Louis  Lang,  Dresden,  Moritzstr.  20.  —  25.  10.02. 
145  279.     Vorrichtung    zur    Aufnahme    von    Stereoskopbilderu    mit    einer   Camera.    Juliu> 
Knud     Ludwig    Thomscn    und    Adam    Bertel    Thomsen,     Buffalo,    V.    St.    A.    — 
n.  11.  02. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Vorlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin.  —  Druck  von  Gebr.  Ungcr  in  Berlin 

306 


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PREISGEKRÖNTES  TITELBILD. 
Von  OTTO  SCHARF,  KREFELD 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XL 


X.  Internationalo  Jahros-Ausstcllunj;:  von 
Kunstphotos^raphien    o     o    Hamburj;  1JK);{ 


L.  Misonne,  Gilly. 


Winter. 


Zehute  internationale  Ausstellung  von  Kunst- 
photographieu  zu  Hamburg. 

(Mit  Abbildungen.) 

Am  26.  September  wurde  in  der  Hamburger  Kunsthallc  die  X.  internationale 
Jahre.^ausstellung  der  „Gesellschaft  zur  Förderung  der  Amateur -Photographie"  nach 
einer  Ansprache  des  Vorsitzenden  Ernst  Juhl  vom  Bürgermeister  Dr.  Bui'chard 
in  feierlicher  Weise  eröffnet.  Durch  die  Freundhchkeit  des  Herrn  Juhl  sind  wir 
in  der  Lage,  im  vorHegenden  Heft  bereits  eine  Anzahl  der  ausgestellten  Bilder 
bringen  zu  können,  und  da  diese  Publikation  noch  zurzeit  der  bis  Ende  Oktober 
währenden  Ausstellung  erscheint,  so  kann  sie  als  Anregung  dienen  zum  Besuch 
dieser  ganz  hervorragenden  Veranstaltung,  die  in  kaum  jemals  dagewesener  Weise 
ein  Bild  von  dem  Stande  zeitgenössischer  Kunstphotographie  gibt. 

Die  Hamburger  Gesellschaft  hat  es  sich  angelegen  sein  lassen,  dieser  Jubiläums- 
ausstellung einen  besonders  grossartigen  Charakter  zu  verleihen,  und  dies  ist  ihr  in 
so  ausserordentlichem  Masse  gelungen,  dass  man  den  Eindruck  unbedingter  Vor- 
herrschaft Hamburgs  als  Zentrale  für  die  kunstphotographischen  Bestrebungen  mit 
nach  Hause  nimmt.  Nichts  ist  mehr  zu  bedauern,  als  dass  es  in  Berlin  noch  nicht 
möglich  war,  den  Resultaten  der  kunstphotographischen  Bewegung  einen  ähnlich 
vollkommenen  Ausdruck  zu  verschaffen. 

Die  Hamburger  Ausstellung  ist  von  100  Ausstellern  mit  insgesamt  505  Bildern 
beschickt.  Diese  Zahl  der  Arbeiten  reicht  an  diejenige  der  Hamburger  Frühjahrs- 
ausstellung der   „Freien  Vereinigung",    über    die    w^ir    seinerzeit    in    diesen    Blättern 


15.  X.  1903.     Pholojjr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


39 


307 


berichteten,  nicht  heran,  aber  das  allgemeine  Niveau  ist  ein  unvergleichlich  höheres 
Direkt  schlechte  Arbeiten  konnten  wir  kaum  bemerken,  der  Durchschnitt  steht  auf 
einer  meist  das  Mittelmass  tiberragenden  Stufe,  und  sehr  gross  ist  die  Zahl  der  in 
Auffassung  und  Technik  gleich  hervorragenden  Leistungen. 

Äusserst  reichhaltig  und  geschlossen  treten  die  Amerikaner  in  einer  von  Alfred 
Stieglitz,  New  York,  zusammengestellten  Kollektion  der  „Photo  -  Sezession"  auf. 
welche  die  interessantesten  und  phantasiereichsten  Stücke  der  ganzen  Ausstellung 
birgt.  Die  Belgier  sind  durch  den  von  L^on  Sneyers  geleiteten  „Cercle  TEffort**, 
Brüssel,  vertreten,  der,  ebenfalls  das  Resultat  einer  Sezessionsbewegung,  hiermit  in 
einer  deutschen  Ausstellung  sein  Debüt  gibt.  In  England  brachte  John  C.  War  bürg, 
London,  eine  Sammlung  vom  „Camera- Club"  und  „Linked  Ring"  zusammen,  die 
ein  ausgezeichnetes  Gesamtbild  von  der  hohen  Stufe  kunstphotographischerTätig-* 
keit  in  diesem  Lande  gibt.  Der  „Photo-Club  de  Paris"  hat  sich  unter  der  Direktive  von 
Bucquet,  Demachy  und  Puyo  mit  einer  für  die  französische  Art  äusserst  charak- 
teristischen   Sammlung  beteiligt.   Deutschland  ist  durch  die  Matadore    der  Hamburger 

Gesellschaft  hervorragend  vertreten, 
und  ganz  besonders  freudig  muss 
es  begrüsst  werden,  dass  diesmal 
auch  die  Wiener  Gruppe  sich  mit 
einer  kleinen,  aber  gewählten  Kollek- 
tion beteiligt  hat.  Diesen  ge- 
schlossen auftretenden  Gruppen 
fügen  .sich  eine  Reihe  hervor- 
ragender Einzelaussteller  aller  Län- 
der an. 

Dieser  flüchtige  Überblick  zeigt 
bereits,  dass  man  in  Hamburg  tat- 
sächlich alles  zu  sehen  bekommt, 
was  in  der  Kunstphotographie  der 
ganzen  Welt  eine  Rolle  spielt.  Nur 
ganz  vereinzelte  Namen  von  Klang 
fehlen,  und  das  Gesamtbild  ist  so 
vollständig,  als  nur  möglich.  Studiert 
man  dieses  Bild  auf  seine  einzelnen 
charakteristischen  Züge,  so  wird 
man  erstaunt  sein  über  den  ausser- 
ordentlich prägnanten  Ausdruck,  den 
Nationalcharakter  und  Einzelindivi- 
dualitäten finden.  Es  sind  im 
wesentlichen  dieselben  Mittel,  deren 
sich  die  einzelnen  Arbeiter  bedienen, 
Mittel,  die  jedem  bekannt  und  zu- 
gänglich sind  — ,  wie  verschieden 
aber  sind  sie  verwandt,  >vie  absolut 
frei  von  allem  Uniformen  stehen 
die  Resultate  nebeneinander!  Diese 
Photographien  sind  so  verschieden 
wie  die  Seelen  der  Menschen,  die 
sie  geschaffen  haben.  Wenn  e» 
noch   des  Beweises   bedurfte,    dass 


J.  Hilsdorf,  Bingen. 


Maler  Melchior  Lechter. 


308 


sich  mit  photographischen  Mitteln 
das  persönliche  Empfinden  eines 
Menschen  zum  Ausdruck  bringen 
lässt,  so  würde  diese  Ausstellung 
ihn  überzeugend  erbringen.  Ein 
Vergleich  der  kleinen,  äusserst 
tonfeinen  und  phantasiereichen 
Platindrucke  der  Amerikaner 
mit  den  riesigen  dekorativen 
Gummitafeln  der  Hamburger  lässt 
es  kaum  glaublich  erscheinen, 
dass  diese  in  Auffassung  und 
Wirkung  so  grundverschiedenen 
Bilder  im  Prinzip  denselben 
Mitteln  ihre  Entstehung  ver- 
danken. 

Ein  Rundgang  durch  die 
Ausstellung  lehrt,  dass  in  den 
zehn  Jahren,  die  seit  Veranstaltung 
der  ersten  Hamburger  Aus- 
stellungdahinflossen, die  deutsche 
Kunstphotographie,  die  damals  als 
schwer  definierbarer  Säugling  in 
der  Wiege  lag,  eine  ganz  über- 
raschende Entwicklung  erfahren 
hat.  Nicht  nur  hat  sie  sich  zu 
dem  Ausland  voll  ebenbürtigen 
Leistungen  emporgearbehet,    sie 

zeigt  sogar  gegenwärtig  den  stärksten  Diang  zu  weiteren  forti;chrittlichen  Taten. 
Amerika,  England,  Frankreich,  Belgien  —  wir  sehen  sie  seit  Jahren  weitergehen  auf 
der  Höhe  gleichmässig  vorzüglicher  Leistungen.  Die  Kinderkrankheiten  sind  über- 
wunden, der  Sturm  und  Drang  ist  gewichen,  und  man  gönnt  sich  ein  ruhiges  Ausleben 
in  den  festgelegten  Formen.  Anders  in  Deutschland.  Kaum  hat  man  hier  das  Gummi- 
druckverfahren, das  unseren  Amateuren  charakteristisches  Ausdrucksmittel  für  kunst- 
photographisches  Streben  geworden  ist,  ganz  meistern  gelernt,  so  sucht  man  den 
monochromen  Gummitafeln  auch  schon  ein  neues  bereicherndes  Moment  hinzuzufügen, 
das  mit  einem  Ruck  die  Perspektive  erweitert  und  der  Photographie  ganz  neue 
Entwicklungen  anbahnt.  Deutschland  ist  jetzt  die  Pflegstätte  des  mehrfarbigen 
Gummidrucks  geworden,  und  die  diesjährige  Hamburger  Ausstellung  gibt  ein  sehr 
vollständiges  Bild  von  den  Versuchen,  die  bereits  auf  diesem  Felde  vorliegen. 

In  erster  Linie  sind  hier  die  farbigen  Gummidrucke  der  Hamburger  Th.  und 
O.  Hofmeister,  H.W.  Müller  und  Bernh.  Troch  zu  beachten.  Die  Genannten 
fügen  die  Farbe  nach  freiem  Ermessen  dem  Bilde,  das  durch  eine  einzige  Aufnahme 
gewonnen  wurde,  hinzu.  Ihr  Verfahren  hat  also  rein  den  Zweck,  die  künstlerische 
Wirkung  des  Bildes  durch  geeignete  Farbentöne  zu  unterstützen,  es  hat  mit  irgend 
einem  Naturfarbendruck  nichts  zu  tun.  Letzteren  hingegen  kultiviert  N.  Per  scheid, 
Leipzig.  Durch  jahrelange  Versuche  hat  er  sich  ein  Dreifarben  verfahren  ausgearbeitet, 
das  ihm  gestattet,  durch  Kopieren  nach  drei  Teilaufnahmen  in  einem  dem  Gummi- 
druck ähnlichen  Verfahren  grosse  Bilder  von  künstlerischem  Charakter  zu  erstreben. 

Wir  behalten  uns  vor,    auf  Einzelleistungen    dieser    an  Anregungen    so    reichen 


Niels  Fischer,  Kopenhagen. 


309 


Ausstellung  zurückzukommen,  und  wollen  heute  nur  noch  den  Besucher  auf  einige 
herv^orragende  Namen  hinweisen.  Neben  den  bereits  Genannten  seien  von  der 
Hamburger  Gesellschaft  Dr.  Ed.  Arning,  der  mit  einem  „Hüttenwerk"  betitelten 
Bilde  von  wunderbarer  Stimmung  vertreten  ist,  Hugo  Dachwitz,  der  einstweilen 
noch  ein  wenig  heftig  in  Farben  schwelgt,  Dr.  Benack,  eine  verheissungsvolle  neue 
Erscheinung  auf  dem  Gebiet  des  Gummidrucks,  Ulrich  Brandt  und  Dr.  Alfred 
Kirstein  besonders  hervorgehoben.  Diesen  reihen  sich  von  bedeutenden  deutschen 
Einzelausstellern  an  Otto  Scharf  mit  seinen  technisch  meisterhaften  Gummidrücken, 
Hauptmann  Böhmer,  von  Fachphotographen  der  bewährte  Dührkoop,  der  diesmal 
auch  mit  grossen  Gummidrucken  kommt,  Erwin  Raupp  und  als  interessante  Neu- 
erscheinung der  geschmackvolle  J.  Hilsdorf. 

Bei  den  Wienern  verdienen  neben  Hennebergs  immens  kräftigem,  gehalt- 
vollem Gummidruck  „Pflügender  Bauer"  und  des  zu  früh  verstorbenen  Watzeck 
tonlich  äusserst  fein  abgestimmten  Landschaften,  Kuhns  kräftige  „Italienische  Land- 
schaft" und  Spitzers  Porträts  besonders  betrachtet  zu  werden.  Ihnen  schliessi 
sich  der  Grazer  Bachmann  an  mit  frisch  aufgefassten  Landschaften  und  einem 
ausgezeichneten  Kubelikporträt  mit  italienischem  Prospekt. 

Von  den  Amerikanern  darf  in  erster  Linie  Steichen  Beachtung  beanspruchen, 
der  u.  a.  ein  wundervolles,  von  jeder  manuellen  Einwirkung  freies  Duseporträt  zeigt; 
neben  ihm  sind  hervorragend  vertreten  der  ausgezeichnete  Porträtist  Coburn, 
Stieglitz  mit  äusserst  tonschönen,  stimmungsvollen  Landschaften,  Clarence 
H.  White  mit  wundervoll  zarten  Interieurstudien  in  Platin  und  einigen  absonderlich 
phantastischen  Gummidrucken,    Math.  Weil    mit  entzückend  beobachteten,    trefflich 


Ed.  Steichen,  New  York. 


Schriftsteller  Sadakichi  Hartmann. 


310 


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BILDNIS,  o    o    o   o    o    o    o  Von 
R.  DÜHRKOOP,  HAMBURG 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN    XI 


X.  Internationale  Jahres-Ausstellunj;  von 
KunHtphotog^raphien    o     o    HambuFK  ÜKXi 


angeordneten 

Kinderbildern , 
die    bekannten 

vorzüglichen 

Porträtistinnen 
Käsebier  und 
Spencer  und 
die  geschickten 

Landschafter 

Eickemeyer 
undW.B.Post. 
Unter  den 
ebenfalls  sehr 
reichhaltig  ver- 
tretenen Eng- 
ländern ragt 
Craig  Annan 
mit  einem  ganz 

wundervollen 
Porträt  desBild- 
hauers Hamp- 
ton  um  Haup- 
teslänge her- 
vor; neben  ihm 
kommen  in 

erster        Linie 

Cochrane, 
Page     Croft, 

Keighley, 
Craigie,Hors- 
ley  Hinton, 
Mrs.  Barton, 
Bland,  War- 
burg, Blount 
und  Steward 
in  Betracht.  — 
Bei  den  Bel- 
giern fallen  Misonnes  stimmungsvolle,  landschaftliche  Gegenlichteffekte  besonders' 
auf;  daneben  sind  zu  nennen  Adelot,  Dewit,  Leys,  Sneyers,  der  etwas  mani- 
rierte  Stouffs,  Vanderkindere  und  Willems  mit  einem  famosen  männhchen 
Porträt  mit  Strassenperspektive.  —  Bei  den  Franzosen  endlich  finden  wir  Demach y, 
Puyo,  Mlle.  Laguarde,  Bucquet,  Le  Begue  und  den  stark,  aber  nicht  immer 
zum  Vorteil  von  St  eichen  beeinflussten  Dubreuil. 


Th.  u.  O.  Hofmeister,  Hamburg. 


Abendsonne 


Unsere  Bilder,  die  dem  äusserst  opulent  ausgestatteten  Katalog  entnommen  sind, 
geben  im  kleinen  ein  Spiegelbild  dieser  interessanten,  abwechslungsreichen  Aus- 
stellung. Von  den  deutschen  Leistungen  finden  wir  Hofmeisters  ernsten,  gross- 
zügigen Gummidruck  ,,Abendsonne",  Arnings  „Hüttenwerk",  dessen  starke,  das 
Wuchten    der    Arbeit    inmitten    der    Stille    nächtlicher  Natur    greifbar    verkörpernde 


311 


Wirkung  leider  in  der  kleinen,  einfarbigen  Reproduktion  nicht  zum  Ausdruck  kommt, 
OttoScharfs  im  Lichte  sehr  wirkungsvolles  Titelbild  zum  Katalog,  Hilsdorfs 
fein  aufgefassten  Lechter  und  ein  sehr  zartes  Damenporträt  von  Dührkoop. 

Von  den  Amerikanern  bringen  wir  eins  der  eindrucksvollsten  Bilder,  Stieglitz* 
„The  Hand  of  Man",  das  das  gewaltige  Epos,  welches  die  rollende  Maschine 
vom  schaffenden  Menschengeiste  singt,  an  einem  stimmungsvoll  herausgegriffenen 
Moment  packend  zur  Darstellung  bringt.  Diesem  reiht  sich  Steichens  charakteri- 
stischer   Sadakichi  Hartmann    und    Ema  Spencers    reizende    Kinderstudie    an; 

letzteres  Bild,  das  ein 
kleines  Mädchen  mit  den 
Vorbereitungen  zu  einer 

„Katzengesellschaft' 
zeigt,  ist  ein  Beweis  für 
den  Ideenreichtum,  den 
die  Amerikaner  mit  Be- 
zug auf  die  Komposition 
zur  Verfügung  haben. 
Von  den  Belgiern  zeigen 
wir  Sneyers  in  einem 
vorzüglichen,  lebeas- 
wahren  und  ruhig  an- 
geordneten Porträt,  und 
Misonne  in  einer 
Winterlandschaft  mit 
einer    seiner    reizvollen 

Gegenlichtwirkungen. 
Dieses  Bild,  sehr  gut 
im  Ausschnitt,  ist  direkt 
gegen  die  Sonne  auf- 
genommen und  zeigt 
doch  nichts  von  un- 
angenehmer, unnatür- 
licher Härte.  —  Von 
Franzosen  geben  wir 
P  u  y  o  s  geschmackvolle 
Staffagestudie  und  eine 
sehr  geschickte  Ponräi- 
studie  „Halbschatten' 
von  Mlle.  Laguarde 
wieder.  Diesen  charak- 
teristischen Proben 
französischer  Kunst- 
photographie  reiht  sich 
ein  zartes  Strandbild 
des  Engländers  War- 
burg  und  ein  Zimmer- 
porträt mit  pikantem 
_^  Hinterhcht  vom  Dänen 
Niels  Fischer,  den 
Mllc.  C,   Laguarde,  Aix.                                                            Halbschatten.         wir     früher     bereits     in 


rel^ 


312 


diesen  Blättern  kennen  lernten,  an.  —  —     Möge  unsere  Publikation  recht  viel  Vor- 
urteilsfreie und  Genussfreudige  zum  Besuch  der  Hamburger  Kunsthalle  anregen! 

F.  L. 


Über  Worels  direkte  Farbenphotographie. 

(Fortsetzung  von  Seite  301.) 

Nachdruck  und  Cberseisttng  verboten. 

Löslichkeit  und  Reagens  der  Farbstoffe.  In  kaltem  Wasser  ist  Prim- 
rose und  Viktoriablau  etwas,  Kurkumin  nicht,  Auramin  aber  leicht  löslich;  in 
siedendem  Wasser  lösen  sich  alle  vier  Farbstoffe  und  zwar  Primrose  bei  Schwinden 
der  Fluoreszenz  mit  rosenroter,  Viktoriablau  mit  violetter,  die  letzten  beiden  mit 
gelber  Farbe,  doch  entfärbt  sich  Auramin  erst  bei  längerem  Kochen.  In  Ammoniak 
löst  sich  Kurkumin,  in  Benzol  gleichfalls,  die  anderen  Farbstoffe  nicht.  Im  käuf- 
lichen Benzin  sind 
dieselben  teils 

äusserst  schwer, 
teils  ganz  unlös- 
lich. 

Die  in  kochen- 
dem Wasser  ge- 
lösten Farben  mit 
Mineralsäuren  ver- 
setzt, verändern 
sich  bis  auf  Aura- 
min, das  die  gelbe 
Farbe  behält,  und 
zwar  Primrose  in 
Orange,  Viktoria- 
blau in  grünblau 
bis  schwarz,  Kur- 
kumin in  hellgelb. 
Essigsäu  r  ez  usatz 
bewirkt  bei  Prim- 
rose  eine  Orange - 
färbung,  bei  Vik- 
toriablau eineBlau- 
färbung,Kurkumin 
und  Auramin  blei- 
ben unverändert. 
Mit  Ammoniak 
färbt  sich  Prim- 
rose wieder  rot, 
und  die  ,  Fluor- 
eszenz kehrt  wie- 
der,   Viktoriablau 


Miss  Erna  Spencer,  Newark. 


Katzen-Gesellschaft. 


313 


rot,  Kurkuma  bleibt  un- 
verändert und  Auramin 
wird  farblos. 

Die  Farben  in  alko- 
Iiolischer  Lösung  auf  Papier 
gestrichen  und  getrocknet 
verhalten  sich  wie  folgt:  m 
kaltem  Wasser,  in  Benzol. 
in  Benzin,  in  Terpentin,  in 
Äther,  in  Schwefelkohlen- 
stoffunverändert; in  sieden- 
dem Wasser  tritt  ein  Ver- 
blassen der  Farben  ein,  in 
95  prozentisjem  Alkoholver- 
blasst  nur  Primro.se  und 
Viktoriablau,  in  Natron- 
lauge verblas.st  Priraro>e. 
Viktoriablau  wird  lavendel- 
farbig. Kurkumin  rötlich 
braun,  Auramin  farblos. 

Bei  Zusatz  von  Mineral- 
säuren verblasst  Primrnse 
etwas  gelblich,  Viktoria- 
blau ziemlich  stark,  Aura- 
min ganz.  Kurkumin  bleibt 
unverändert.  Bei  Zusatz 
von  organischen  Säuren 
verblasst  Primrose  >iark, 
Viktoriablau  etwas,  Aura- 
min ganz.  Kurkumin  bleibt 
unv^erändert. 
Wird  das  durch  Säuren  verändtite  Papier  mit  Ammoniak  neutralisiert,  so 
erscheint  Primrose  wieder  rot,  die  anderen  Farben  bleiben  unverändert,  wird  endlich 
Ammoniak  im  Überschuss  zugesetzt,  so  bleibt  Primrose  rot  wie  ursprünglich, 
Viktoriablau  bleibt  unverändert  blassblau,  Kurkuma  färbt  sich  braun,  bei  Auramin 
kehrt  die  Farbe  nicht  wieder. 

Brom  entfärbt  alle  vier  Farben,  stark  oder  gänzlich,  sowohl  im  Licht  als  auch 
im  Dunklen.     Jod  in  Jodkalium  entfärbt  die  gefärbten  Stellen  nur  etwas. 

Es  bleibt  nun  noch  das  Verhalten  der  Farben  in  bekannten  stark  bleichenden 
Mitteln  zu  erwähnen  und  zwar  in  mit  Ozon  geschwängertem  Wasser,  dann  in 
Wasserstoffsuperoxydlösung.  In  ersterem  tritt  starke  Bleichung  bei  Primro>e. 
schwache  Bleichung  bei  Viktoriablau  und  Kurkumin,  völlige  Bleichung  bei  Auramin 
ein  und  zwar  gleichgültig  ob  dem  Lichte  ausgesetzt  oder  vom  Licht  fern  gehalten. 
In  einer  dreiprozentigen  Wasserstoffsuperoxydlösung  verblassen  alle  Farben  um 
geringes,  gleichgültig,  ob  dem  Lichte  ausgesetzt  oder  im  Dunklen  gehalten.  Bei 
Einbringen  der  soartig  gebleichten  Farben  in  Schwefelwasserstoffwasser  bleiben  die 


John  C.  Waiburg,  LoiuIo:i. 


Klippenschatten. 


314 


HII.DXIS.     .000    ■     :     Vor 


\     Iiitt'riKilwn.il'     j;.!'.r.->.Aii-vi 


•T    H.». 


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111.'    Lt.;,  K- 
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•II    Ki. 


BILDNIS,    o   o   o   o   o   o    Von 
LEON  SNEYERS,  BRÜSSEL 


i'HOTOGRAPHlSCHE 
MITTEILUNGEN   XL 


X.  Internationale  Jahrcs-Aus.stcllunjf  von 
KunstphotograpliicQ    o    o    Hamburjj  1(X>:{ 


durch  Ozon  entfärbten  Farben  unverändert,  die  Farben  kehren  nicht  wieder,  die 
durch  Wasserstoffsuperoxyd  entfärbten  Farben  aber  kehren  wieder  und  zwar  Prim- 
rose und  Auramin  fast  zur  ursprünglichen  Frische,  Viktoriablau  und  Kurkumin  ganz 
zur  ursprünglichen  Satte 

Schweflige  Säure  entfärbt  die  Farben  zum  Teil,  dem  Lichte  ausgesetzt,    kehren 
aber  einige  schwach  wieder. 

Verhalten  der  Farben  in  Gasen,  Dämpfen  u.a.m.  Eine  lange  Reihe  von 
Versuchen  galt  der  Erforschung  des  Verhaltens  der  Farben  in  gasförmigen  Körpern, 
Dämpfen,  dann  im  luftverdünnten  Räume.  Wir  würden  den  uns  verfügbaren  Raum 
wohl  beträchtlich  überschreiten,  wollten  wir  alle  unternommenen  Versuche  im  De- 
tail schildern, 
wir  müssen 
uns  daher  dar- 
auf beschrän- 
ken, bloss  die 
wichtigsten  der- 
selben nebst 
den  sonst  ge- 
machten Beob- 
achtungen kurz 
anzuführen. 

Von       den 
vier  Farben  des 

Verfahrens: 
V^iktoriablau  B, 
Primrose  äl'al- 
cool,  Kurkumin 
und  Auramin 
verblassen  im 
Lichte  alle, 

wenn  sie  in  Lösungen  auf  Papier  gestrichen  werden,  in  Gegenwart  von  atmo- 
sphärischer Luft.  Hiernach  wären  also  die  zum  Verbleichen  nötigen  Bedingungen: 
Licht,  Luft  und  organische  Unterlage.  Licht  ist  unbestritten  der  Hauptfaktor.  Ohne 
Licht  verblassen  selbst  ganz  leichte  Nuancen  der  Farben  absolut  nicht,  auch  wenn 
die  anderen  Bedingungen,  Luft  und  organische  Unterlage,  gegeben  sind.  Über  diesen 
Umstand  stehen  uns  zwar  nur  Beobachtungen  über  einen  Zeitraum  von  fünf  Jahren 
zu  Gebote,  d.  i.  die  Zeit,  seit  welcher  die  ersten  Versuche  auf  diesem  Gebiete  durch 
Worel  angestellt  wurden,  aber  die  Un Veränderlichkeit  der  Farben  in  dieser  Zeit 
lässt  den  Schluss  auf  die  absolute  Haltbarkeit  der  Farben  im  Dunkeln  ganz  gut  zu. 
Ob  auch  Luft  oder  einer  ihrer  Bestandteile  ein  unbedingtes  Erfordernis  für  das 
Verbleichen  bildet,  sollte  durch  Versuche  festgestellt  werden. 

Ausserstande  über  einen  absolut  luftleeren  Raum  zu  verfügen,  konnte  natur- 
gemäss  bloss  ein  luftverdünnter  Raum  oder  ein  Raum,  der  mit  anderen  Gasen  ge- 
fülh  war,  zu  Versuchen  verwendet  werden. 

Es  wurde  ein  Vakuumrohr  hergestellt,  dessen  Luftverdünnung  soweit  getrieben 
wurde,  dass  ein  kräftiger  Wechselstrom  durch  die  Elektroden  geleitet,  Phosphoreszenz 


Dr.  Ed.  Arning,  Hamburg. 


Hüttenwerk. 


15.  X.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


40 


315 


Alfred  Stieglitz,  New  York. 


The  Hand  of  Man. 


des  Glases  wahrnehmen  Hess.  In  diesem  Rohr  war  eine  Papierrolle  mit  ein- 
geschlossen, welche  mit  den  vier  Farben  gefärbt  war.  Der  Apparat  wurde  der 
Sonne  ausgesetzt  und  das  Verhalten  der  Farben  durch  rtickbehaltene  Proben  genau 
kontrolliert. 

Der  Bleichprozess  begann  schon  in  kurzer  Zeit  und  zwar  zuerst  bei  Kurkumin, 
dann  bei  Viktoriablau  und  Primrose  und  endlich  erheblich  später  auch  bei  Auramin. 

Ein  weiterer  Versuch  wurde  in  Luft  angestellt,  welcher  der  Sauerstoff  durch 
Einführung  reichlicher  Mengen  v^on  Pyrogallol  und  Ätzkalilösung  entzogen  wurde. 
Diesmal  waren  die  Farben  nicht  auf  Papier,  sondern  auf  einer  Kollodionhaut  auf- 
getragen, aber  auch  hier  trat  die  Bleichung  der  Farben  im  Sonnenlicht  wenn  auch 
verzögert,  so  doch  kräftig  ein. 

Um  zu  wissen,  wie  die  Farben  sich  in  verschiedenen  Gasen  verhalten,  reihten 
sich  neue  Versuche  an,  bei  welchen  die  Belichtung  in  Stickstoff,  Wasserstoff  und 
Kohlensäure  stattfand;  in  allen  drei  Fällen  verblassten  die  Farben  nach  längerer 
Lichteinwirkung. 

Ein  Parallelversuch  gah  dem  Verhalten  der  Farben  im  Lichte  bei  Zufuhr  von 
Wasserdämpfen,  dann  in  Luft,  der  der  Wasserdampf  durch  austrocknende  Stoffe 
möglichst  entzogen  wurde.  Hier  trat  die  Bleichung  im  ersteren  Falle  rascher  ein 
als  in  trockener  Luft. 

Auch  in  komprimierter  Luft  trat  rascheres  Verblassen  der  Farben  ein. 

Nun  wurden  Versuche  mit  Ozon  und  mit  Wasserstoffsuperoxyddämpfen,  dann 
mh  Anetholdämpfen  und  mit  Wasserdampf  geschwängerten  Anetholdämpfen  gemacht, 
Ozon  wurde  hierbei  einmal    durch  Verwendung  des  Siemens  sehen  Apparates,  ein 


316 


zweites  Mal  durch  Oxydation  von  Phosphor  an  der  Luft  erzeugt.  Die  Bleichung 
erfolgte  in  allen  Fällen,  aber  ohne  bemerkenswerte  Beschleunigung  gegen  die  Be- 
lichtung in  atmosphärischer  Luft. 

Schliesslich  wurden  die  Farben  auf  einer  Gipsplatte  aufgetragen  und  deren  Ver- 
halten im  lufterfüllten  und  luftverdünnten  Räume  beobachtet.  Da  war  nun  ein  ganz 
bedeutender  Unterschied  in  der  Bleichungsneigung  eingetreten;  während  im  luft- 
erfüllten Rohr  die  Bleichung  ziemlich  bald  sichtbar  war,  widerstanden  die  Farben 
im  luft verdünnten  Räume  der  Einwirkung  der  Sonnenstrahlen  ganz  kräftig. 

Wird  das  Verhalten  der  Farben  unter  den  geschilderten  verschiedenen  Be- 
dingungen erwogen,  so  können  folgende  Schlüsse  daraus  gezogen  werden: 

1.  Licht  ist  die  erste  und  unerlässliche  Bedingung  für  das  Zustandekommen  der 
Bleichung  bei  den  Farben.  Ohne  Licht  ist  der  Bleichprozess  ausgeschlossen,  gleich- 
viel, ob  die  Farben  auf  organischen  oder  anorganischen  Stoffen  aufgetragen  sind, 
gleichviel  ob  Luft  gegenwärtig  oder  nicht  gegenwärtig  ist. 

2.  Luft  (Sauerstoff)  ist,  wenn  auch  auf  ein  Minimum  verdünnt,  Bleichungs- 
bedingung,  wenn  die  Farben  auf  anorganischer  Unterlage  aufgetragen  sind.  Liegen 
die  Farben  auf  organischer  Unterlage,  dann  tritt  die  Bleichung  auch  in  Abwesenheit  von 
Sauerstoff  ein;  dasselbe  trifft  zu,  wenn  die  Farben  auf  anorganischer  Unterlage  gebettet 
sind  aber  mit  einem  organischen  Bindemittel  (Harz  usw.)  zur  Verwendung  kommen. 

3.  Die  Bleichung  verläuft  rascher,  wenn  die  Farben  verdünnt  sind  und  rascher, 
wenn  die  Farbenteilchen  nicht  in  geschlossener  dichter  Schicht  nebeneinander  ge- 
lagert sind,  sondern  in  losem  Gefüge  Über-  und  nebeneinander  liegen  (z.  B.  auf  rauhem 
Papier  besser  als  auf  glatter  KoUodionhaut). 

4.  Zellulose  ist  die  geeignetste  Unterlage.  Eiweiss,  Leim,  wie  wohl  organischer 
Natur,  eignen  sich  weniger,  einesteils  weil  diese  Stoffe  zu  chemischen  Bindungen 
geneigt  sind,  andernteils  weil  bei  deren  Anwendung  als  Auftrag  Zusammenschluss 
der  Farbenteilchen  eintritt. 

5.  Eine  Verflüchtigung  der  Farbstoffe  liegt  der  Bleichung  nicht  zu  Grunde,  es 
müsste  sonst  die  Bleichung  im  Vakuum  rascher  verlaufen  als  in  komprimierter  Luft, 
was  aber  nicht  der  Fall  ist. 

Der  Punkt  2  lässt  uns  unschwer  die  Bedingungen  erkennen,  unter  welchen  die 
Fixierung  der  Farben  gegen  das  Licht  erzielt  werden  kann.  Versuche  in  dieser 
Richtung  sind  im  Gange  und  haben  schon  überraschende  Resultate  geliefert,  doch 
entziehen  sich  dieselben,  weil  noch  nicht  gänzlich  abgeschlossen,  vorläufig  der  Ver- 
öffentlichung. K. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Mitteilungen  aus  unserem  pliotocliemisclien 
Versuclis-Laboratorium. 

Collatlnpapier. 

Die  Fabrik  photographischer  Papiere  von  Dr.  Riebensa  hm  &Posseldt- 
Berlin  stellt  ein  neues  Auskopierpapier  her,  dessen  Bildschichl  sich  in  ihrem  Verhalten 
wesentlich  von  der  des  Celloidin-  und  Aristopapiers  unterscheidet.    Von  diesem  neuen 


317 


Fabrikat,  welches  die  Bezeichnung  „Riepos-Collatin"  trägt,  ging  uns  eine  grös^cre 
Kollektion  zur  Prüfung  zu. 

Die  Schicht  des  Collatinpapiers  ist  gegen  mechanische  Einwirkungen  (Reibung, 
Kratzer)  nicht  so  leicht  verletzlich  wie  das  Celloidinpapier,  dieses  gilt  auch  für 
die  Collatinschicht  in  feuchtem  Zustande.  Ein  weiterer  Vorzug  ist  die  Eigenschaft, 
dass  das  Collatinpapier  im  Wasser  und  in  den  Bädern  stets  flach  liegt.  Gegenüber 
vielen  Aristopapieren  ist  die  Beständigkeit  der  Schicht  auch  in  wärmeren  Wässern 
und  Lösungen  hervorzuheben.  In  Bädern  von  30°  C.  zeigte  die  Collatinschicht  nicht 
die  geringste  Neigung  zu  schmelzen;  man  kann  also  die  feuchte  Bildschicht  auch 
mit  warmen  Fingern  ohne  Sorge  anfassen.  Das  Collatinpapier  wird  in  drei  Sonen 
von  verschiedener  Oberflächenbeschaffenheit  fabriziert,  nämlich  hochglänzend,  albumin* 
glänzend  und  matt. 

Die  CoUatinpapiere  kopieren  mit  rotbrauner  Farbe.  Die  Bilder  sind  etwas 
überzukopieren,  da  sie,  wie  auch  bei  anderen  Auskopierpapieren,  in  den  Bädein 
zurückgehen.  Negative,  welche  im  Celloidinprozess  gute  Resultate  geben,  eignen 
sich  auch  am  besten  für  Collatinpapier.  Was  die  Lichtempfindlichkeit  der  CoUatin- 
papiere betrifft,  so  kommen  sie  darin  den  guten  Celloidinpapiermarken  fast  gleich; 
die  Tongradation  ist  eine  gute.  Die  Bilder  zeigen  ausgezeichnete  Tiefen,  ein  Bronzieren 
wurde  bei  den  fertigen  Bildern  nicht  beobachtet.  Die  CoUatinpapiere  liefern  sowohl 
beim  getrennten  als  kombinierten  Tonen  und  Fixieren  schöne  Färbungen. 

Für  den  getrennten  Ton  und  Fixierprozess  ist  folgende  Vorschrift  gegeben:  Die 
Kopien  werden  gut  vorgewässert,  bis  das  Waschwasser  keine  Trübung  mehr  aufweist, 
und  dann  in  einem  sauren,  neutralen  oder  Rhodangoldbad  getont.  Alkalische  Lösungen 
sind  zu  vermeiden.     Insbesondere  ist  ein  Rhodanbad,  bestehend  aus 

Rodanammonium 10^ 

destilliertes  Wasser 1500  „ 

I  proz.  Chlorgoldlösung       30  ccm 

zu  empfehlen.  Die  Kopien  werden  hierin  zuerst  hellgelb,  dann  purpurbraun  bis 
violettbraun.  Der  Tonungsprozess  geht  flott  vonstatten,  die  Kopien  waren  in  4— 6  Min. 
fertig  getont.  Nach  dem  Tonen  werden  die  Bilder  kurz  abgespült,  auf  10  Minuten 
in  eine  10  proz.  Fixiernatronlösung  gebracht  und  schliesslich  (Vi-  Stunde  in  fliessendem 
Wasser)  gewässert. 

Für  Tonfixage  kann  das  bekannte  Kurzesche  Bad  genommen  werden.  Ich 
benutzte  die  nachstehende  Tonfixierlösung  und  erzielte  damit  ausgezeichnete  warme 
purpurbraune  bis  dunkelviolettbraune  Färbungen. 

Wasser 1000  ccm 

Fixiernatron 200^ 

essigsaures  Natron  krist 10  „ 

essigsaures  Blei 20  „ 

Rhodanammonium 15  „ 

Zitronensäure 5  „ 

I  proz.  Chlorgoldlösung 50  „ 

Sehr  schön  sind  auch  die  Färbungen,  welche  die  Mattkopien  in  einem  Platin- 
tonbad : 

Wasser 1000^ 

Kaliumplatinchlortir i  „ 

Zitronensäure 8  „ 

und    nachfolgender  Fixage  in    10  proz.  Fixiernatronlösung    annehmen.     Wir    erhalten 


318 


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C.  PUYO,  PARIS 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEILUNGEN   XL 


X.  Internationale  Jahres-Ausstellun^  von 
Kunstphotojjraphien    o    o   Hambufj^;  l}U>:i 


hier   violettbraune    und    platinartige  Töne.     Im  allgemeinen  ist  hervorzuheben,    dass 
die  Bilder  auf  MattcoUatin  ganz  vortreffliche  Effekte  zeigen. 

Mit  dem  CoUatinpapier  lassen  sich  auch  Diapositive  herstellen,  indem  die  Bild- 
schicht vom  Papier  auf  Glas  übertragen  werden  kann.  Hierzu  eignet  sich  am  besten 
das  CoUatinpapier  mit  hochglänzender  Schicht.  Die  Gebrauchsanweisung  ist  wie 
folgt:  Man  kopiert  das  Bild  stark  über,  tont,  fixiert  und  wässert  wie  gewöhnlich 
(alaunhaltige  Tonbäder  sind  zu  vermeiden),  quetscht  dann  die  Kopie  auf  eine  gut 
geputzte  Glasscheibe  und  lässt  vollkommen  fest  trocknen.  Nach  dem  Trocknen 
legt  man  die  Platte  in  eine  Schale,  giesst  heisses  Wasser  auf  die  Rückseite  des 
Papiers,  lässt  so  2  bis  3  Minuten  liegen,  hebt  die  Platte  dann  heraus  und  zieht  vor- 
sichtig das  Papier  ab.  —  In  gleicher  Weise  kann  man  die  Bilder  auf  Celluloid, 
Porzellan  usw.  übertragen.  —  Die  so  erhaltenen  Bilder  sind  natürlich  seitenverkehrt. 

Insgesamt  haben  die  vorgenommenen  Proben  gezeigt,  dass  das  CoUatinpapier 
sich  leicht  verarbeiten  lässt  und  ein  für  die  Praxis  vorzüglichst  geeignetes  Kopier- 
material ist,  welches  die  verschiedenartigsten  Färbungen  in  Gold-  und  Platinbädern 
zulässt  und  sich  durch  prächtige  Tiefen  sowie  schöne  Weissen  auszeichnet. 

P.  Hanneke. 


Kleine  Mitteilungen. 

Schwefeltonung  von  Bromsilberkopien. 

Am  letzten  Sitzungstage  des  Kongresses  für  angewandte  Chemie  sprach  Dr.  Baeke- 
land  über  das  Tonen  von  Bromsilber bildern  in  Lösungen  von  Fixiernatron  und  Alaun. 
Nach  Redner  beruht  der  Tonprozess  auf  der  Verbindung  von  Schwefel  im  statu 
nascendi  mit  dem  Silber  der  Kopie.  Für  ein  solches  Tonbad  wird  folgende  Vor- 
schrift empfohlen:  In  5  Liter  schwach  erwärmtes  Wasser  wird  i  kg  Fixiematron 
gebracht  und  dann  unter  stetem  Umrühren  200  g  pulverisierter  Alaun  zugegeben ;  es 
bildet  sich  hierbei  Tonerdehydrat,  Natriumsulfat,  schweflige  Säure  und  Schwefel.  Das 
Ganze  lässt  man  2 — 3  Tage  stehen.  Für  den  Gebrauch  ist  das  Bad  so  stark  als  es 
die  Kopien  aushalten  können  zu  erwärmen  (55 — 66°),  kalt  tont  es  zu  langsam. 


Kunstpapiere  als  Unterlage  für  photographische  Kopien. 

Für  die  sich  mit  der  Photographie  Beschäftigenden,  welche  als  ihr  Spezialfach 
das  künstlerische  Bildnis  betreiben,  hat  die  Industrie  in  neuerer  Zeit  verschiedene 
Materialien  auf  den  Markt  gebracht,  welche  sicher  sehr  willkommen  sind,  wir 
erinnern  nur  an  die  kürzlich  erschienenen  matten  Pigmentpapiere,  ferner  an  die 
modernen  Untergrundpapiere  und  Kartons.  Wir  brauchen  nicht  erst  darauf  hinzu- 
weisen, dass  die  Aufmachung  eines  Bildes  sehr  viel  zu  der  Gesamtwirkung  beiträgt, 
über  diesen  Punkt  ist  schon  in  unserer  Zeitschrift  genügend  gesprochen  worden. 
Von  dem  Verlage  des  „Apollo "-Dresden  liegt  uns  ein  Musterheft  mit  84  ver- 
schiedenen Sorten  vortrefflicher  englischer  Untergrundpapiere  vor.  Dieselben  sind 
in  den  mannigfaltigsten  Färbungen  hergestellt,  es  sind  die  verschiedensten  Nuancen 
von  Grau,  Mode,  Sepia,  Olive,  Kupfer,  Chamois,  Malve,  Grün,  Blau  usw.  vertreten. 
Diese  Papiere  werden  in  Bogengrösse  von  52  x  65  cm  geliefert,  auch  sind  dieselben 
auf  Karton  aufgeklebt  in  gleichen  Formaten  erhählich.  Da  die  Preise  der  englischen 
Untergrundpapiere  nicht  teuer  sind  (pro  Bogen  25  Pf.,  auf  Karton  50  Pf.),  so  werden 
diese  bald  eine  allgemeinere  Anwendung  finden.  P.  H. 


319 


Kopierpapiere  mit  Silberantergrund. 

Die  Elektro-  und  Photochemische  Industrie,  Bingen  a.  Rh.,  fabriziert  u. a. 
auch  Bromsilberpapiere  mit  silberglänzendem  Untergrund.  Die  Empfindlichkeit  und 
Verarbeitung  dieser  Papiere  ist  genau  dieselbe  wie  die  der  gewöhnlichen  Bromsilber- 
papiere. Die  Kopien  mit  metallischem  Grund  geben  ganz  reizvolle  Effekte  und 
dürften  für  gewisse  Zwecke  gern  verwendet  werden.  Wir  haben  uns  auch  überzeugt, 
dass  diese  Papiere  eine  gute  Haltbarkeit  besitzen;  Papiere,  welche  nach  6  Monaten 
in  Gebrauch  genommen  wurden,  erwiesen  sich  in  allen  Beziehungen  genau  wie 
frische  Ware.  P.  H. 


Repertorium. 

Praktische  Versuche  mit  Acetonbisulfit. 

Auf  dem  Berliner  Kongress  für  angewandte  Chemie  hielt  Dr.  A.  Eichen- 
grün, Chemiker  der  Farbenfabriken  von  Bayer-Elberfeld,  einen  Vortrag  über  die 
Verwendung  des  Acetonbisulfits  zur  Entwicklung  von  Chlorbromsilberkopien 
in  Tönen  von  Braunschwarz  bis  Gelbbraun.  Für  die  Erzeugung  dieser  Töne  ist  nach 
Dr.  Eichengrün  nicht  allein  der  Sulfitgehalt,  sondern  auch  die  Entwicklersubstanz 
und  der  Alkaligehalt  von  Einfluss.  Auch  Entwicklerlösungen  nur  mit  Natrium- 
sulfit ohne  Alkali  vermögen  derartige  braune  Töne  zu  liefern.  Für  die  Hervornifung 
brauner  Töne  hält  Dr.  Eichengrün  den  Edinol-Acetonentwickler  für  den  ge- 
eignetsten. —  P.  Hanneke  bemerkte  hierzu,  dass  gleiche  braune  und  Röteltöne, 
wie  sie  die  Vorlagen  zeigen,  auch  mit  Entwicklern  erhalten  werden  können,  die  kein 
Sulfit,  sondern  nur  Alkali  enthalten,  so  z.  B.  mit  Hydrochinon- Pottasche,  Brenz- 
katechin-Pottasche. 

Prof.  J.  Precht  hat  die  Beobachtung  gemacht,  dass  Bromsilbergelatineplatten, 
die  in  einer  i-  bis  5proz.  Lösung  von  Acetonbisulfit  vorgebadet  wurden  und  nach 
dem  Trocknen  längere  Zeit  exponiert  wurden,  eine  bedeutend  langsamere  Entwicklung 
zeigen;  hiermit  wird  auch  die  Solarisationsschwelle  herabgedrückt.  —  Ferner  teilt 
Precht  mit,  dass  Bromsilbergelatineplatten,  welche  mit  einer  Entwicklersubstanz 
ohne  Alkali  versetzt  werden,  keine  Solarisationserscheinungen  ergäben  —  Hieran 
schloss  sich  eine  längere  Diskussion,  an  welcher  sich  Prof.  Eder,  Dr.  L.  Cr  am  er 
und  Dr.  Englisch  beteiligten.  —  Prof.  Eder  hob  hervor,  dass  praktische  An- 
wendungen verzögernd  wirkender  Entwicklerlösungen  schon  früher  geschehen  seien, 
so  habe  Ein  sie  Kircheninterieurs  gegen  das  Licht  aufgenommen  und  alle  (15)  Nega- 
tive sind  bei  langsamer  Hervorruf ung  brillant  ausgefallen.  Einsle*)  benutzte  für 
sämtliche  Platten  (im  Format  30  X  40  cni)  ein  und  dieselbe  Entwicklerlösung;  die- 
selbe war  wie  folgt  zusammengesetzt:  Natriumsulfit  40  g^  Hydrochinon  10  g, 
Pottasche  2  g^  Wasser  400  g.  —  In  dieser  Lösung  beanspruchten  die  Negative  zu 
ihrer  vollkommenen  Entwicklung  eine  Zeit  von  Y* — i  Stunde. 

Soweit  über  die  Verhandlungen  des  Acetonbisulfits  auf  dem  Kongresse.  —  In 
einer  Notiz  über  Acetonbisulfit,  Seite  92  Jahrgang  1902  unserer  Zeitschrift,  befindet 
sich  die  Angabe  der  Elberf eider  Farbenfabriken,  dass  5^  Acetonbisulfit,  40^  kri>t. 
schwefelsaures  Natron  (resp.  20^  wasserfreies  Salz)  ersetzen.  Dr.  L.  Cramer  hat 
hierüber  Vergleichs  versuche  angestellt  und  berichtet  davon  in  der  „Phot.  Correspondenz 
1903»  VII":  Es  wurden  behufs  Prüfung  des  Acetonbisulfits  als  Ersatz  des  Natrium- 
sulfits zunächst  zwei  Lösungen  wie  folgt  angesetzt: 

1)  Eders  Jahrbuch   1892  Seite  111. 


320 


I.     2proz.  Edinollösung 50  ccm 

Acetonsulfit 5^ 

Soda  krist 15  „ 

Wasser 50  „ 

II.     2proz.  Edinollösung 50  ccm 

Natriumsulfit,  wasserfrei 3,5  g 

Soda  krist 7     »» 

Wasser 50     „ 

Da  5  ^  Acetonbisulfit  8  g  Soda  zur  Neutralisation  gebrauchen,  so  ist  im  Rezept  I 
der  Sodagehalt  um  diese  Menge  erhöht  worden.  Bei  dieser  Umsetzung  werden  dann 
3»5<r  Natriumsulfit  gebildet.  —  Der  Vergleich  der  Entwicklung  mit  beiden  oben  an- 
geführten Lösungen  ergab,  dass  Nr.  I  langsamer  arbeitet  als  Nr.  II,  dass  Nr.  I  aber 
nach  längerer  Zeit  dasselbe  Bild  ergab  wie  Nr.  II.  Bei  der  Umsetzung  des  Aceton- 
bisulfits  mit  Soda  entsteht  Bikarbonat  und  dieses  verlangsamt  den  Entwicklungsgang, 
ohne  Einfluss  auf  das  Bildresultat  ^). 

■Hinsichtlich  des  Ersatzes  des  Natrium sulfits  durch  Acetonbisulfit  zur  Konservierung 
von  Entwicklerlösungen  wurden  zwei  Parallelversuche  mit  Pyrogallus  angestellt: 

I.     loproz.  Pyrolösung 5  ccm 

„         Acetonsulfitlösung 10    », 

„  Pottaschelösung 20    „ 

Wasser 30    .; 

IL     loproz.  Pyrolösung 5  ccm 

„         Natriumsulfitlösung 40    „ 

„         Pottaschelösung 20    „ 

Es  sind  in  Rezept  I  4  Gewichtsteile  Natriumsulfit  (wasserfrei)  durch  i  Gewichls- 
teil  Acetonsulfit  ersetzt.  Beide  Lösungen  sollten  also  gleich  haltbar  sein.  Beim 
Stehenlassen  der  Lösungen  in  offenen  Schalen  färbte  sich  Lösung  I  sehr  rasch,  II 
sehr  langsam;  nach  12  Stunden  war  Lösung  I  schwarzbraun,  II  gelblich.  — 

Es  wird  nun  geklagt,  dass  man  das  Natriumsulfit  im  Handel  mitunter  unrein 
und  zersetzt  erhält.  Dieses  kommt  in  der  Tat  vor  und  ist  zum  Teil  eine  Folge  nicht 
sachgemässer  Aufbewahrung  des  Sulfits.  Bei  Bezug  von  Chemikalien  hat  man 
darauf  zu  achten,  dass  dieselben  genügende  Reinheit  besitzen,  und  denjenigen, 
welchen  die  Vornahme  diesbezüglicher  persönlicher  Prüfungen  nicht  möglich  ist, 
kann  nur  angeraten  werden,  bei  Ankauf  genügend  reine  Ware  auszubedingen  resp. 
von  renommierten  Chemikalienhandlungen  zu  beziehen,  welche  in  ihren  Lieferungen, 
wie  die  Preislisten  zeigen,  stets  gewisse  Garantien  leisten.  —  Ferner  ist,  wenn  man 
Präparate,  wie  Acetonsulfit  und  Natriumsulfit,  zueinander  in  Vergleich  stellt,  auch 
der  höhere  Kostenpreis  des  ersteren  in  Rücksicht  zu  ziehen,  namentlich  wenn  der 
Gegenstand  in  der  Praxis  in  grösseren  Mengen  Verwendung  finden  soll. 


Literatur. 

Eder,  Jahrbuch  für  Photographie  und  Reproduktionstechnik  für  das  Jahr  1903. 
17.  Jahrgang.  Mit  220  Textbildern  und  27  Kunstbeilagen.  Verlag  Wilh.  Knapp,  Halle.  Was 
die  Eder  sehen  Jahrbücher  so  äusserst  wertvoll  macht,  ist  der  stetige,  vom  Herausgeber 
auf  das  sorgfältigste  zusammengetragene  Bericht  über  alle  wichtigen  Publikationen  in  photo- 
graphischen Prozessen  und  Apparaten  des  letzten  Jahres;  derselbe  umfasst  diesmal  320  Seiten. 
Neben    diesem  Repertorium    finden    wir   in  Eders  Buch    viele    interessante  Originalaufsätze    von 


1)  Siehe  die  Abhandlung:  Einige  Bemerkungen  über  die  sogen.  Verzögerer,  Seite  25, 


321 


anerkannten  Wissenschaftlern  und  Technikern.  Unter  den  Kunstbeilagen  sind  auch 
Blätter,  welche  der  Wiener  Graphischen  Lehr-  und  Versuchsanstalt  entstammen  und  von  &tä 
vortrefflichen  Schülerleistungen  dieser  Anstalt  Zeugnis  geben.  —  Wir  können  die  Ansdiaihi^ 
der  E  der  sehen  Jahrbücher  nur  immer  wieder  bestens  empfehlen.  P.  R, 

Hermann  Schnauss,  Photographischer  Zeitvertreib.  Eine  Zusammenstellung  einfacki^ 
leicht  ausführbarer  Beschäftigungen  und  Versuche  mit  Hilfe  der  Camera.  Mit  Bildbeilageo  wi 
154  Abbildungen  im  Text.  7.  vermehrte  Auflage.  Verlag  von  Ed.  Liesegang  (M.  Eger), 
Leipzig.  Dieses  Buch  beschäftigt  sich  mit  verschiedenen  Anwendungen  der  Photograplae  a 
ernsten  und  heiteren  Dingen.  So  gibt  es  uns  Anleitungen  über  die  Wiedergabe  von  WasserwtfleB| 
Kristallen,  elektrischen  Erscheinungen,  über  Drachenaufnahmen,  Serienbiider  usw.,  anderersdhi 
behandelt  es  die  Herstellung  von  Scherzbildern,  wie  Doppelgängerbilder,  verzerrte  Figmtt« 
(ieisterphotographien  u.  a.  m.  Der  „Photographische  Zeitvertreib*  wird  auch  in  der  neuen  Anffafe 
viele  Freunde  finden. 

Patent  -  Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57 d.  J.  6762.  Verfahren  zur  Herstellung  photographischer  Mehrfarbendrucke.  Adolph  Jesse, 
Friedenau  b.  Berlin.  —  2.  5.  02. 

57  a.  B.  31  844.  Apparat  zur  Aufnahme  und  Wiedergabe  von  photographischen  Dreifarbenbikkn 
mit  zwei  zu  einander  gewinkelten  Spiegeln.  Thomas  Knigbt  Barnard,  HammersmiA, 
Engl.;  Vertr.:  C.  Pieper,  H.  Springraann  &  Th.  Stört,  Berlin  NW.  40.  —  6.6.02. 
W.  20  550.  Vorrichtung  zum  Verstellen  der  Schlitzweite  an  Rouleauxverschlüssen  nl 
durch  Bandzüge  gegen  einander  beweglichen  Rouleauxhälften.  Emil  Wünsche  Akt.-Ge& 
für  photogr.  Industrie,  Reick  b.  Dresden.  —  23.  4.  03. 

57  b.  S.  18  001.  Kopiermaterial  mit  Dreifarbenschicht  zur  Herstellung  von  farbigen  Bildern  uack 
dem  Ausbleich  verfahren.  Zus.z.Anm.S.  17  409.  Jan  Szczepanik,  Wien;  Vertr. :  C.Fehlert, 
G.  Loubier,  Fr.  Harmsen  &  A.  Büttner,  Berlin  NW.  7.  —  6.  1.03. 

57  c     L.  17  759.     Satiniermaschine    zum    mehrmaligen  Satinieren    photographischer    Bilder.    Her- 
mann Lindenberg,  Dresden,  Waisenhausstr.  38.   —   4.  2.  03. 
„     Seh.  20  305.     Badeeinrichtung    für   Rollfilms.     Deutsche  Coxin  -  Gesellschaft  m.  b,  H. 
Berlin.  —   1.  5.  03. 

42  5^  A.  9234.  Verfahren  zur  Herstellung  von  Phonogrammen  auf  photographischem  Wege. 
Dr.  Wilhelm  Asara,  Murnau,  Oberbayern.  —   13.  8.  02. 

57  a.    B.  28  697.     Wechselkassette   für    geschnittene  Films   mit    einem   bei    Tageslicht    auswechsel- 
baren Filmmagazin.     Arthur  Augustus  Brooks    &    George  Andrew  Watson,    Liver- 
pool; Vertr.:  E.W.  Hopkins.  Berlin  C.  25.  —  23.2.01. 
,.     B.  32  664.    Antriebsvorrichtung  für  federnd  sich  schliessende  ObjektivverschlOsse.  Chr.  Bruns, 
München,  Schnellerstr.  17.  —  26.  9.  02. 

Erteilungen. 

57  b.  145  280.  Photographisches  Verfahren  zur  Herstellung  plastisch  richtiger  Bildwerke.  Carlo 
Baese,  Berlin,  Hallesche  Strasse   15.  —  8.  11.01. 

145  281.  Gewebe  und  Verfahren  zur  Herstellung  von  Imitationen  gewebter  Bilder  auf 
photographischem  Wege.     Jan  Szczepanik,  Wien.   —   13   5.  02. 

145  282.  Verfahren  zur  Herstellung  von  Bronzeschiebten;  Zus.  z.  Pat.  127  899.  Augusl 
Huck,  Ludwig  Fischer  und  Hermann  Ahrle,  Frankfurt  a.  M.,  Kaiserstr.  66.  — 
21.6.  02. 

145  283.  Lichtempfindliche  Schichten  tragende  Films  aus  Nitrozellulose.  Dr.  Hans  Lüttke, 
Wandsbek.  —  30.  9.  02. 
^  1 45  284.  Verfahren  zur  Herstellung  farbiger  Chromatgelatinebilder  nach  dem  Imbibitions» 
verfahren.  Max  Skladanowsky,  Berlin,  Schwedter  Strasse  35a.  —  28.  1.03. 
145  285.  Verfahren  zur  Herstellung  von  trocken  abziehbai*en  pbotograj>hischen  Gelatine- 
bildern.  Vereinigte  Gelatine-Gelatoidfolien-  und  Flitterfabriken  A.  G.,  Hanta 
a.  Main.  —   11.  3.  03. 

■  r=^^ 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  F.  Hanneke  in  Berlin. 
Verlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin   —  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Beilin. 

322 


Eisenpapier  mit  Entwicklung  in  Silbersalzlösung. 

Die    Kallity]JteM    ist    ein    Kopierprozess,    welcher    ausserordentlich    viele    Modi- 
fikationen  ?!u]ä>^t.     Das  gilt  nicht  nur  hinsichtlich  der  zu  erzielenden  Töne,  sondern 
auch    bezüglich    der    Art    der    Präparation    des  Papiers.     R.  Namias    veröffentlicht 
in     dem     neuesten     Hefte 
des     „Bulletni     Je    T  Asso- 
ciation     Belize"      folgende 
Arbeitsvorschrtftci^. 

E:^  wird  eine  Lösung 
besjtehend  au&:  Wasser 
lOG  gt  Klit:icnrhlorid  20  ^, 
Oxalsäure  18  ^%  Gelatine 
5  ^j  angesetzt.  Dieselbe 
wird  miticlsi  eines  breiten 
Pinsels  auf  giitc>^  wohl  ge- 
Icinites  Papier  iiesirichen; 
es  ist  nirht  uuhedingt  er- 
fordedichi  da»  Kives-  oder 
Sieinbachpapicr  verwendet 
wird.  Nach  Trrnknung  der 
Schicht  wird  da.s  Papier 
unter  einem  Negativ  ko- 
piert- 

Nach  Xamias  finden 
durch  die  Wn'kung  des 
Lichtern  i:hcnii>rhe  Um- 
setzungen nach  folgenden 
Gleichungen  *^t;itt; 

Fe^Cl«  +  C^OJ  L -- 2  FeCIa 

+  2  iRl  +  ^CO^; 
FeCl^  +  C,U,ll,  --FeC.O, 

+  2  na 

E^  bildet  >ich  also 
oxalsauro  Eisfnnxydul  in 
den  vom  Lieh  tu  urtroffenen 


1  (  über  dif  Prinzipien  der 
Kuilitypte  detii-  iIpii  Aufsatz  im 
Jniirgimi;    18^*^,  Stitr-   160.  Alfred  Stieglitz,  New  York. 

I   XL  iJKirri.    PIsoiUkTT  Mitteilungen.    Jalirg.  40. 


41 


323 


Stellen  des  Papiers. 
Bringt  man  nun  die 
Kopie  in  eine  ammonia- 
kalische  Silbernitrat- 
lösung, so  wird  an  diesen 
Stellen  das  Silbernitrai 
reduziert.  Man  benutzt 
hierzu  eine  aproz.Silber- 
nitratlösug,  welcher  man 
so  viel  Ammoniak  zu- 
fügt, bis  der  anfangs  ent- 
standene Niederschlag 
wieder  verschwunden 
ist.  Die  Kopie  er- 
scheint beim  Hinein- 
legen in  das  Silberbad 
sofort  schw^arz  gefärbt, 
die  Tiefen  werden  gelb 
infolge  Bildung  von 
Eisenoxydhydrat. 

Nach  I  oder  2  Min. 
nimmt  man  die  Kopie 
heraus  und  taucht  sie  in 
eine  5proz.  Lösung  von 
Oxalsäure,  diese  löst 
sehr  schnell  das  ganze 
Eisenoxyd.  Das  Bild 
ist  jetzt  klar.  Man  spült 
es  dann  ab  und  bringt 
es  in  eine  sproz.  Fixier- 
natronlösung, um  jede 
Spur  Silbersalz  zu  ent- 
fernen. —  Das  Bild  erhält  einen  bedeutend  besseren  warmen  Ton,  wenn  man  der 
Fixiernatronlösung  etwas  essigsaures  Blei  zugesetzt  hat. 

Die  besten  Färbungen  geben  jedoch  Gold-  und  Platintonung.  Als  Goldtonbad 
wird  eine  iprozentige  Goldchloridlösung  benutzt,  der  man  eine  geringe  Menge 
Natriumbicarbonat  beigibt.  Für  Platintonung  lässt  sich  sowohl  Platinchlorid-  als 
-Chlorürsalz  benutzen.  Es  gentigt  eine  sehr  kleine  Menge  Platinsalz,  um  schöne 
schwarze  Töne  zu  erhalten. 

Namias  erwähnt,  dass  es  bis  jetzt  weder  unter  den  direkten  noch  indirekten 
Silberkopierverfahren  ein  Papier  gebe,  in  welches  das  Platin  mit  so  grosser 
Leichtigkeit  eingeführt  werden  könne.  Ein  anderer  grosser  Vorteil  ist,  dass  sich  das 
Eisensilberpapier  sehr  billig  stellt. 


Wilhelm  Weimer,  Darmstadt. 


324 


Internationale  Bildniskunst. 

(Zu  unseren  Bildern.) 

Gelegentlich  der  Dührenschen  Bilder,  die  wir  im  ersten  Oktoberheft  brachten, 
verfolgten  wir  die  Entwicklung  der  deutschen  Fachphotographie  zu  natürlicher, 
lebenswahrer  Auffassung  des  Porträts.  Heut  nun  haben  wir  Gelegenheit,  das  Bild, 
welches  wir  auf  kleinem  Raum  vom  heutigen  Stande  der  Porträtphotographie  ent- 
warfen, durch  einen  interessanten  Blick  auf  die  internationalen  Leistungen  von  Fach- 
leuten und  Amateuren  zu  ergänzen. 

Wie  schrecklich  modern!  wird  gewiss  wieder  eine  Anzahl  unserer  Leser,  die 
selbst  die  Photographie  als  Liebhaberei  betreiben,  beim  Durchblättern  des  vor- 
liegenden Heftes  ausrufen.  Sie  alle  möchten  wir  bitten,  doch  recht  unbefangen  und 
vorurteilslos  an  Bilder,  wie  wir  sie  hier  zeigen,  heranzutreten.  Es  ist  recht  schlimm, 
dass  gerade  bei  uns  in  Deutschland  gewisse  Schlagworte  wie  „moderne  Richtung" 
zur  gangbaren  Münze  geworden  sind.  Früher  sagte  man  sogar  „unscharfe  Richtung" 
und  zeigte  damit  noch  deutlicher,  wie  sehr  man  die  vom  Herkommen  abweichenden 
Photographien  nach  Äusserlichkeiten  beurteilte.  Gewiss  gab  es  eine  ganze  Anzahl 
von  Leuten,  die  das  „Künsderische"  in  der  Unscharfe  oder  sonst  einem  formalen 
Trick  suchten.  Solche  Faiseure  aber  können  auf  die  Dauer  nicht  über  ihren  Mangel 
an  ernster  Auffassung 
hinwegtäuschen.  Die 
Zeit  führt  alles  auf 
seine  >vahre  Bedeu- 
tung zurück.  Schon 
heute  sehen  wir,  wie 
sehr  sich  in  der 
künstlerischen  Photo- 
graphie die  Dinge 
klären.  Auf  die  Dauer 
können  sich  nur  die 
Berufenen  halten, 
welche  nicht  nur 
irgend  eine  {neue, 
verblüffende  Form 
suchen,  sondern  das 
Lichtbild  auch  mit 
einem  vertieften  In- 
halt erfüllen  wollen; 
die  blosse  Mache  wird 
als  solche  erkannt. 
—  Die  ganze  Ent- 
wicklung der  künst- 
lerischen Photo- 
graphie aber  ist  noch 
jung.  Durch  das  Auf- 
treten neuer  Er- 
scheinungen sehen 
wir  alle  Tage  wieder, 
wie  sehr  die  Dinge 
im    Fluss    sind.      Zu        Nicola  Perscheid,  Leipzig. 


325 


solchen  Zeiten  musN 
man  sehr  vorsichtig 
mit  abschliessendem 
Urteil  sein,  um  nicht 
von  vornherein  Ar- 
beiten zu  verdammen, 
deren  Wert  für  die 
Entwicklung  der 

Photographie  man 
später  noch  einmal 
anerkennen  muss. 
Wie  wäre  es,  wenn 
wir  jetzt  einen  in 
Lachen  und  Spott  be- 
graben wollten,  weil 
er  im  Überschwang 
seines  Wollens  viel- 
leicht hie  und  da 
einen  etwas  extra- 
vaganten Sprung  ge- 
macht hat,  um  nach- 
her, wenn  er  reif 
und  abgeklärt  vor  uns 
tritt,  seinen  Wen 
doch  anerkennen  zu 
müssen.  Es  ist  wohl 
weniger  gefährlich, 
einem,  der  sich  später 
als  blosser  Macher 
entpuppt,  gegenüber 
anfänglich  zu  duldsam 
zu  sein,  als  einen 
Berufenen  ungerecht 
zu  verurteilen.  — 
Überdies  wäre  es 
doch  nicht  zu  verteidigen,  wenn  unsere  deutschen  Zeitschriften  das,  was  allenthalben 
im  Ausland  geschätzt  und  gepflegt  wird,  einfach  totschweigen  wollten.  Es  könnte 
dann  schliesslich  der  Zustand  eintreten,  dass  man  in  „La  Revue  de  Photographie", 
in  „Photograms  of  the  ycar"  und  „Camera  Notes"  mit  Worten  höchster  Anerkennung 
von  den  deutschen  Kunstphotographen  spricht,  die  Bilder  der  Hofmeister,  Müller, 
Scharf,  Perscheid  in  vornehmen  Reproduktionen  bringt,  während  unsere  deutsche 
Amateurwelt  nichts  von  diesen  Landsleuten  kennt,  geschweige  denn  über  die 
Lei^:tungen  des  Auslandes  orientiert  ist.  Diesen  Zustand  werden  wohl  auch  die 
Gegner  der  Kunstphotographie  nicht  heraufführen  wollen.  Muss  es  doch  für  jeden 
Photographen,  gleichviel  welche  Ansichten  er  hat,  von  Wert  sein,  über  alle  Er- 
scheinungen seines  Fachs  in  umfassender  Weise  orientiert  zu  werden.  Das  und 
nichts  Anderes  erstreben  wir,  wenn  wir  in  diesen  Heften  hin  und  wieder  ohne  Vor- 
eingenommenheit ein  Bild  vom  Stande  künstlerischer  Photographie  entrollen. 

Was  diese   nun    selbst    betrifft,    so    sollte  man   jetzt  anfangen,    das  Wesen    der 
Sache  über  irgendwelche  Erscheinungsformen  zu  stellen.    Man  sollte  nicht  immer  seine 


Clarence  H.  White,  Newark. 


Miss  Julia  Mc.  Cune. 


326 


DOPri:LBILL)\IS.  o    o    o    .    o    o    o  Vf.n 
TM.  u.   O.   llOKMKISTtR.  IIAMBUKU 


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DOPPELBILDNIS,  o   o    o   o   o   o   o  Von 
TH.  u.  O.  HOFMEISTER,  HAMBURG 


iniOTOGRAPHISCHE 
UnTEILUNGBN    XL 


letzten  Urteile  auf  „Schulen'*  und  „Richtungen"  hinausspielen.  Über  solche  Schabloni- 
>ierungen  müssen  wir  fortkommen.  Eine  geschlossene,  uniforme  „moderne  Richtung", 
die  irgendwelche  Bedeutung  hätte,  gibt  e>  überhaupt  nicht.  In  der  bildenden  Kunst 
>o\vohl  wie  in  der  Photographie  lassen  sich  unter  solchen  Sammelbegriff  nur  all'  jene 
falschen  „Sezessionisten"  bringen,  die  selbständig  schaffenden  Persönlichkeiten  irgend- 
etwas abgeguckt  haben,  das  sie  nun  in  äusserlichen  Mätzchen  verwerten,  ohne  über- 
haupt nur  zu  ahnen,  worin  der  Wert  persönlicher  Leistung  liegt.  Gerade  wie  es  in 
Kunst  und  Litteratur  der  Fall  war,  so  haben  sich  aber  auch  jetzt  in  der  Photo- 
graphie   aus    der  Menge    nach  „allgemeingiltigen"  Normen  Arbeitender  einzelne  be- 


Pierre Dubreuil,  Lille. 


Porträt  des  Bildhauers  Braque. 


anlagte  Menschen  erhoben,  die  ihre  eigenen  Wege  gehen.  Diese  suchen  den 
Horizont  zu  erweitern,  sie  ringen  nach  neuen  Ausdrucksformen,  sie  mögen  auf  un- 
begangenen Pfaden  manchen  Fehltritt  tun,  doch  wenn  sie  eben  die  stark  beanlagten 
Menschen  sind,  so  werden  gerade  sie  es  sein,  die  Leben  und  Arbeit  mit  neuen 
Wirkungsmitteln  bereichern,  die  ein  höheres  Niveau  schaffen,  auf  das  sich  dann  die 
Menge  hebt.  —  Diese  Wenigen  aber  sind  nicht  in  Rubriken  unterzubringen.  Eine 
starke,  schaffende  Persönlichkeit  macht  gewöhnlich  über  kurz  oder  lang  Schule, 
d.  h.  sie  wird  in  ihren  Bestrebungen  von  Nachahmern  verwässert  und  karrikiert. 
Ihr  aber  können  wir  es  nicht  zum  Vorwurf  machen,  wenn  das  Wesen  persönlicher 
Leistung  so  töricht  verkannt  wird,  wenn  viele  nicht  einsehen,  dass  man  vorbildlich 
wirkende  Menschen  nicht  nachahmen,  sondern  an  ihrem  Beispiel  erkennen  soll,  dass 


327 


es  das  Höchste  ist,  nach 
ganzer  Kraft  selbst  eine 
Persönlichkeit  zu  werden. 
Auch  die  Bezeichnung 
„Kunstphotographie",  die 
wir  leider  noch  so  vielfach 
brauchen  müssen,  um  Un- 
terschiede festzulegen,  hat 
viel  Unklarheit  geschaffen. 
Man  meint  nun  immer,  es 
käme  bei  der  neuen  An 
darauf  an,  durch  die  Pho- 
tographie die  bildende 
Kunst  nachzuahmen.  Ge- 
wiss ist  das  vielfach  ge- 
schehen, aber  es  wäre  doch 
Verkennung  der  Tatsachen. 
wenn  man  hierin  schlecht- 
weg das  Kennzeichen  fö- 
dic  neuen  Bestrebungen  im 
Lichtbild  sehen  wollte.  Wir 
haben  jetzt  in  allen  Ün 
dern  einzelne  „  Kunst- 
photographen",  die  man 
nicht  einfach  zu  Nach- 
ahmern der  Malerei 
stempeln  kann. 

Jene  wirklich  wen- 
voUen  Vertreter  der  neuen 
Bewegung  bilden  wohl  Ge- 
schmack, Empfinden  und 
Urteil  an  den  Werken  der 
Kunst,  aber  sie  ahmen  sie 
nicht  nach,  Sie  wissen. 
dass  wir  das  neue  Lichtbild 
aus  der  Natur,  nicht  aus  der  Kunst  herausholen  müssen,  dass  es  sich  darum  handelt, 
die  Photographie  zu  einer  ganz  selbstständigen  Vermittlerin  der  Natureindrücke  zu 
machen,  die  einzigartige,  in  ihrer  Art  nicht  zu  überbietende  Werke  schafft,  dass  c> 
sich  für  die  neue  Bewegung,  soweit  sie  wahrhaft  der  Entwicklung  dient,  darum 
handeh,  einerseits  über  die  Schablonenarbeit  der  Fachleute  und  andererseits  über 
die  Knipserei  der  landläufigen  Amateure  hinauszukommen,  die  photographische  Be- 
tätigung mit  einem  tieferen  Sinn  zu  erfüllen,  sie  zu  einem  reicheren  ausdrucb- 
voUeren  Mittel  zu  machen,  das  der  Mensch  zur  Vertiefung  seiner  eigenen  Innerlich- 
keit und  zur  Förderung  seiner  Nebenmenschen  braucht. 

Man  erkennt  den  Wunsch,  auch  auf  diesem  Gebiete  Leben  und  Arbeit  ganz  in 
Einklang  zu  bringen.  Alle,  denen  es  Ernst  ums  neue  Lichtbild  ist,  mögen  ihre  Auf- 
fassungen und  Arbeiten  noch  so  verschieden  von  einander  sein,  mögen  sie  Steichen 
oder  Weimer  heissen,  haben  es  ausgesprochen,  dass  die  Photographie,  wüe  sie  sie 
üben,  Ihnen  zur  Lebensaufgabe  geworden  ist,  dass  Arbeit  und  Leben  ihnen  eins  ist. 
Allen,    die    ihre  Aufgabe    so  ernst  fassen,    wollen  wir  in  Deutschland  Gastrecht 


Otto  Scharf,  Crefeld. 


Abendsegen. 


328 


gewähren,  wenn  sie  uns  etwas  Neues  und  Eigenes  zu  sagen  haben.  Tun  wir  die 
Scheuklappen  vor  einer  „modernen  Richtnng"  ab,  die  in  Wirlichkeit  garnicht  be- 
steht. Werten  wir  die  gebotenen  Leistungen  lediglich  als  Ausdruck  selbständiger 
Persönlichkeiten,  so  werden  wir  auch  da,  wo  wir  nicht  mehr  mitgehen,  noch  die 
besondere  Auffassung,  eine  originelle  Ausdrucksform  anerkennen  und  zur  Festigung 
oder  Bereicherung  eigener  Ideen  benutzen  können. 

Wenn  eine  Zeitschrift  wie  die  unsrige  es  sich  zum  Gesetz  macht,  ohne  Rück- 
sicht auf  irgend  welche  herrschenden  „Richtungen",  das  ganze  Bild  zeitgenössischer 
Arbeit,  gleichviel  ob  sie  alter  oder  neuer  „Schule"  angehört,  vor  den  Lesern  auf- 
zurollen, so  ist  das  zweifellos  interessanter  und  belehrender,  als  wenn  immer  nur 
aus  einer  Tonart,  die  uns  allen  schon  bekannt  ist,  geblasen  würde. 

Diese  allgemeinen  Bemerkungen,  welche  natürlich  nicht  besonders  auf  die  heut 
vorliegenden  Bilder  Bezug  nehmen,  erschienen  angebracht,  damit  die  Leser,  welche 
den  neuen  Bestrebungen  auf  unserem  Gebiet  ferner  stehen,  unsere  illustrativen 
Darbietungen  aus  dem  richtigen  Gesichtswinkel  sehen.  Über  die  beigegebenen 
Bilder  muss  ich  mich  nun  kurz  fassen.  Die  Deutschen  —  Perscheid,  Weimer, 
Dührkoop,  Scharf  —  sind  unseren  Lesern  in  ihrer  Art  aus  früheren  Publi- 
kationen bekannt.  Dühr- 
koop gibt  eine  in  den 
Linien  sehr  gefällige  Studie 
in  Höchheimer  Druck.  Das 
etwas  körnige  Material,  das 
auch  in  der  Reproduktion 
zum  Ausdruck  kommt,  ist 
für  solche  Effekte  mit 
grösseren  Licht-  und 
Schattenwirkungen  gut  ge- 
eignet. Scharfs  schönes, 
ruhiges  Mädchenporträt  ist 

ein  geschickter  Ausschnitt 

aus       jener       vollendeten 

Gruppe,  die  er  „das  Gebet" 

betiteh    hat.      Von    Gebr. 

Hofmeister,       den      be- 
kanntesten deutschenKunst- 

photographen,    die   freilich 

bei  uns  noch    wenig    zum 

Wort  kamen,   bringen  wir 

ein  sehr  lebendiges  Doppel- 
bild  nach    einem    grossen 

Kombinationsgummidruck. 
Von    diesen  Arbeiten, 

in    denen    sich,     wie    wir 

glauben,     doch     ein     echt 

deutsches  Empfinden  aus- 
spricht, bis  zu  den  Bildern 

der  modernen  Amerikaner 

ist  ein  gewaltiger  Schritt. 

Wir    geben    dem    viel  um-     ,      David  Blount,  Newcastle.  Malerbildnis. 


329 


r                                                                                     ^V^RI 

-J 

rfc^^^  ^^^^^^^^^^^^^^*^BBM 

strittenen  Eduard 
Steichen  in  einer 
Gravüre  das  Won, 
weil  einmal  die  Fein- 
heiten seines  Kohle- 
drucks nur  in  die>eni 
Verfahren  wieder- 
zugeben sind,  und  c> 
sich  ferner  hier  tai 
sächlich  um  eine 
Leistung  von  kan>t- 
lerischem  Rang  han- 
delt. Wir  bitten  den 
Leser,  dieses  Du-c- 
porträt  einmal  rein 
als  Kunstblatt  ohne 
pholographische  Vor- 
eingenommenheit  zu 
betrachten  .Steichen 
als  Maler  will  nämbd 
nicht  „reine  Phc*> 
graphien"  machec 
sondern  er  will  die 
Camera  lediglich  zur 
Herstellung  von 

Kunstwerken  be- 
nutzen, ebenso  wie 
er  Pinsel  und  Farbe 
dazu  benutzt.  Daher 
nimmt  er  auch  den 
Pinsel  zu  Hilfe,  um 
die  Wirkung  seiner 
„Lichtmalereien"  zu 
unterstützen.     Da  er 

übrigens  solche  Wirkungen  in  der  Hauptsache  durch  Decken  oder  Schaben  auf  dem 
Negativ  erzielt,  so  benutzt  er  lediglich  die  Mittel  der  Retouche,  welche  auch  unsere 
heutigen  Fachphotographen  in  ausgedeiintestem  Masse  in  Anspruch  nehmen.  Sehen 
wir  nun  einmal  davon  ab,  gewisse  spezifisch  photographische  Forderungen,  die  der 
Autor  in  diesem  Bilde  nicht  erfüllen  will,  zu  stellen,  so  müssen  wir  zugeben,  da>> 
die  Charakteristik  der  grossen  Tragödin  vortrefflich  gegeben  ist,  und  dass  das  Antlitz 
mit  diesem  beseelten  Ausdruck  für  sich  eine  vorzügliche  Leistung  abgäbe,  auch 
wenn  wir  die  mit  der  Hand  hineingedeckten  Lichter  des  Pelzkragens  weniger  deut- 
lich sähen. 

Kaum  einem  Wiederspruch  dürfte  die  reizende  Kindergruppe  von  Math.  Weil 
begegnen.  Diese  Amerikanerin  hat  es  verstanden,  sich  in  ganz  einziger  Weise  in 
die  Welt  der  Kleinen  einzuleben.  Wer  so  etwas  einmal  versucht  hat,  weiss,  wie  un- 
endlich schwer  es  hält,  eine  Kindergruppe  so  unbefangen  und  hübsch  in  der  Anordnung 
zugleich  zu  erhalten.  —  Von  Amerikanern  bringen  wir  noch  Clarence  H.  White, 
der  in  seinen  Porträts  durch  eine  sehr  zarte,  gedämpfte  Tongebung  zu  wirken  sucht, 
und    ein    Damenbildnis    des    verdienten   Herausgebers    der  „Camera  Notes"   Alfred 


R.  DOhrkoop,  Hamburg. 


330 


LOWKXZAHN    KI   i  1      , 
MATHILDE  \VI  ii      i:    Mti 


PHOTOr.RAl'H S5<  HF 
MTTTKILüNni-N     XL 


R     I)'.liik..op,   Hamhi 


!i  rn    VI    w 

Kini^t  werken 
•lui/cii,    eben- 
VI   Vm<c]   imu  ' 
i\:iAu  benutzt,    i 
nminil    er  aU'  i 
Pinsel   zu   Hi\ 
die    Wirkung 
„Lichimalereic 
unterstützen. 


übriucns  sülrlic   Wum-;;' 
Neualiv   erzieh,   so   hrn 


i:     i«  I    li,:ii;.:   :    t-    j-m.  !■  I  Jf,  kcu   oder  Srhaben  ar,' 

.,^^c.i.>    v.,..v...    ^v .    .       i.    !rj!iO.    die   M  !;.  !    .um    KcTiHi.  he.   wckhe  amh  t: 

heutii^en  FaehphuioLii  aidi-  ii   i-i   ;.)>..« ''rn-v    t. m    \I,t~ -e   m  An<[)rueh  nelimen. 
wir  nun  einmal  (la\'i>n   ab.   .,<  .\     • '•    .:»r/:ti-,  i,   [>*i-'!.  or.:jdii>«he  Forderungen.  •'' 
Autor  in  diesem   Bilde   iir  üi   't;  ;]  <i;    vv  ! '.  I .   /r.     gellen,    -«.  müssen  wir  zugebe», 
die  Charakteristik  <Jer  ^»o-  ei    .-  •:.     'Wi    \>>\i\i,\Uh   ^ei^cben   ist,  und  da^>  ii-> 
n.ii    diesem    be>echen   Ar-.lii;'k     !ii     -..  h     e,!U'    v   »r/ü^üehc  Leisiunji    abgiibt'    . 
'•.v'im   wir  die   mit   d<'r   li,i::d    hi!i<-iij   t^ii-   kM.  i,    l.irbii.-r  dt-  iVlzkra^ens  \vcni2<'r 
1"  'b   -,dir-n. 

Kaum  einem  \Viedcr-i>ni<  b  ..i;;'-v  '!•».•  rri/rude  Kindergruppe  von  Math  ^ 
h'L.LM'en  I)ie>-e  Ainei'ikanenM  n  it  ».^  ',i  •.  4?T(b-n.  siidi  in  ganz  einziger  Weh 
'"  Alb  (Irr  Kb'inen  ein/nlebcn.  \\'<'i  -i»  et\va>  einmal  versucht  hat,  wci<>,  \^' 
.  iw!  .  b  s<  bwer  e>  baU,  eine  Kind»  mrnNj.r  -(-  mdielanuen  und  hübseh  in  der  A:i"(''' 
/'i::b  1«  b  zu  ei  liahen.  -  \''>n  Amei  .k  ni'  rn  bimsen  wir  noch  Clarem^e  I!.  W: 
der  in  seinen  Tnitrats  dureh  eine  -el.i  /aiie.  gedämpfte  Toniiebung  zu  wirken  -- 
and    ein    1  >annMibjldm's    des    \ei  dienten    llci  au-iiehers    der  „Camera  Note-"  .\  ' 


330 


LÖWENZAHN -KETFEN.    o    o    o    o  Von 
MATHILDE  WEIL  in  PHILADELPHIA 


PHOTOGRAPHISCHE 
MTTTKILÜNGBN   XL 


Stieglitz.  —  Der  Engländer  David  Blount  zeigt  uns  das  gut  aufgefasste  Bidlnis 
eines  Miniaturmalers,  das  freilich  im  Kohleoriginal  weit  weniger  kompakt  und  schwer 
im  Ton  ist.  —  Dubreuil  endlich  zeigt  uns  ein  Bildhauerporträt  in  echt 
französischem  Geist.  Hier  haben  wir  wirklich  einmal  den  „halb  durchgeschnittenen 
Kopf",  der  zu  Unrecht  nach  Ansicht  vieler  ein  Merkmal  moderner  Porträts  ist. 
Dass  aber  dieses  Bild  originell  ist,    dass  wird    ihm  selbst    der  Spott  lassen  müssen. 

Ge>viss  wird  deutschem  Empfinden  an  der  Art  der  Ausländer  manches  fremd 
sein,  doch  in  der  Photographie  nicht  mehr  als  in  der  Malerei  oder  der  Dichtung 
auch.  Darum  gerade  ist  es  interessant,  ihre  Leistungen  neben  die  unseren  zu 
stellen,  nicht  dass  wir  sie  nachahmen,  sondern  vielmehr  unsere  eigene  Art  schärfer 
und  sicherer  erkennen  und  pflegen  lernen.  —  — 

Es  bleibt  hinzuzufügen,  dass  alle  Bilder,  welche  wir  hier  wiedergeben,  den 
besten  Leistungen  einer  internationalen  Ausstellung  für  Bildnisphotographie  ent- 
nommen sind,  die  von  der  Wiesbadener  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  ins  Leben 
gerufen,  jetzt  mit  grossem  Erfolg  den  Rundgang  durch  eine  Anzahl  von  Gross- 
städten macht.  Wir  wollten  diese  Bilder  mit  Rücksicht  auf  ihre  Aktualität  nicht 
gern  zurückstellen,  werden  aber  nun,  da  sich  die  Porträts  ein  wenig  gehäuft  haben, 
in  den  nächsten  Heften  vorwiegend  die  Landschaft  pflegen.  F.  L. 


Über  Worels  direkte  Farbenphotographie. 

(Fortsetzung  von  Seite  317.) 

Nachdruck  und  Übersetsung  verboten. 

Die  Bleichung  fördernde  Stoffe.  Man  wird  es  gewiss  erklärlich  finden, 
wenn  wir  gleich  einleitend  bemerken,  dass  Anethol  bei  unseren  Versuchen  das  grösste 
Interesse  hervorrief.  Dieser  Stoff  ist  ja  doch  das  Fundament,  auf  dem  sich  das 
ganze  Verfahren  aufbaut,  indem  nur  durch  dessen  Hinzutritt  die  Belichtungszeit  der 
Farbstoffe  verkürzt  werden  kann,  ohne  dass  es  nötig  wäre,  die  kürzere  Belichtungs- 
dauer auf  Kosten  der  Konzentration  der  Farbbäder,  also  durch  die  Anwendung  sehr 
verdünnter  Farblösungen,  zu  gewinnen. 

Es  ist  einleuchtend,  dass  ein  starker,  kräftiger  Farbenauftrag  dem  Einflüsse  der 
Lichtstrahlen  einen  zäheren  Widerstand  entgegen  zu  setzen  vermag  als  ein  schwacher, 
dünner,  eine  Tatsache,  welche  ihre  volle  Erklärung  schon  in  der  blossen  Erwägung 
der  in  beiden  Fällen  ungleich  grossen  Mengen  des  zu  bewältigenden  Farbenmaterials 
findet,  es  ist  aber  ebenso  einleuchtend,  dass  satte,  kräftige  Färbungen  auf  unseren 
Lichtbildern  nur  dann  erhalten  werden  können,  wenn  konzentrierte  Farblösungen  in 
Anw^endung  kommen. 

Wenn  es  nun  auch  ganz  gut  gelingt,  schwache  Farbschichten  durch  Beisätze 
verschiedener  Art  zum  rascheren  Verbleichen  zu  bringen,  so  gelingt  das  doch  nur 
sehr  unzureichend  bei  kräftigen  Farbaufträgen  mit  anderen  Stoffen  als  mit  Anethol. 
Dies  ist  der  Grund,  warum  wir  trotz  aller  Versuche  und  Bemühungen  wieder  zum 
Anethol  greifen  und  bei  demselben  solange  bleiben  müssen,  solange  es  uns  nicht 
gelingt,  einen  diesen  Körper  in  seiner  bleichenden  Wirkung  übertreffenden  Stoff  zu 
finden,  was  trotz  redlichen  Bemühens  bis  heute  leider  nicht  zu  verzeichnen  ist. 

Auch  vom  Papier  als  Bildträger  wollen  wir  uns,  soweit  Vervielfältigungen  von 
Urbildern  in  Betracht  kommen,  nicht  trennen,  weil  wir  die  allgemeine  Verwendung 
vor  Augen  haben  und  bei  bestem  Willen  einen  praktischen  Wert  für  die  Benutzung 

1.  XI.  1908.    PhotogT.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  42 

331 


anderer  Bildträger  als  Papier,  etwa  Milchglas,  Zelluloid,  Bein  usw.,    nicht  herauszu- 
finden vermögen. 

Ein  anderes  ist  es,  wenn  wir  die  Gewinnung  von  polychromen  Urbildern  durch 
Aufnahmen  von  Gegenständen  der  Natur,  Kunst  und  Industrie  mit  der  photographischen 
Camera  anstreben;  Urbilder,  welche  die  richtigen  Farben  der  aufgenommenen 
Objekte  so  kräftig  und  satt  zum  Ausdruck  bringen,  dass  mit  Hilfe  derselben  farben- 
richtige  und  farbenkräftige  Vervielfältigungen  erlangt  werden  können,  dann  müssen 
wir  bei  der  Wahl  des  Bildträgers  das  Papier  fallen  lassen  und  zu  durchsichtigen 
Mitteln  greifen,  doch  bis  dahin  führt  noch  ein  weiter  und  schwieriger  Weg,  wenn 
auch  das  Ziel  nicht  fern  zu  liegen  scheint. 

Farbenrichtige  und  farbenkräftige  Kopien  von  transparenten  Gemälden  oder 
farbigen  Zeichnungen  auf  Papier  liefert  unser  Verfahren  schon  heute  in  tadelloser 
Güte,  damit  begnügen  wir  uns  vorläufig;  und  solange  es  nicht  gelingt,  die  polychromen 
Urbilder  hierzu  mit  einer  direkten  Aufnahme  zu  schaffen,  wird  das  Dreifarben- 
verfahren auf  durchsichtigen  Mitteln,  ja  vielleicht  schon  die  blosse  Projektion  von 
drei  Teilbildern  durch  monochrome  Gläser,  diese  Urbilder  ersetzen  können. 

Wir  warnen  entschieden  vor  der  Verwendung  von  Anisöl,  wie  es  überall  im 
Handel  vorkommt.  Es  mag  billiger  sein  als  Anethol,  aber  schlechter  ist  es  bestimmt 
für  unsef  Verfahren.  Die  fraktionierte  Destillation  käuflichen  Anisöls  ergab  Destillate 
von  loo — 240°  C.  Die  Destillate  von  100—210°  C.  sind  unbrauchbar,  jene  von 
210 — 240°  C.  gut,  doch  unter  sich  auch  nicht  gleich,  am  besten  sind  jene  bei  230 
bis  235°  C.  Diese  sind  eben  reines  Anethol.  Man  verwende  daher  nur  diese*. 
Anethol  ist  ein  im  gewöhnlichen  Leben  fast  ungekannter  Name,  dennoch  hat  dieser 
Stoff  eine  umfangreiche  Literatur.  Wir  verweisen  auf  die  Veröffentlichungen 
Cahours,  Ladenburgs  und  anderer'). 

Anethol  fördert  die  Bleichung  der  Farben  beträchtlich.  Man  neigt  der  Ansicht 
zu,  es  belade  sich  gleich  dem  Terpentinöle  mit  Ozon,  nach  anderen  mit  Wasserstoff- 
superoxyd und  gäbe  aktiven  Sauerstoff  an  andere  sonst  nicht  oxydable  Körper  ab, 
welche  hierdurch  oxydiert  werden.  Naturgemäss  galt  es  in  erster  Linie  sich  hierüber 
Gewissheit  zu  verschaffen,  um  zutreffendenfalls  etwa  diese  Oxydation  zu  fördern, 
welche  hinwieder  die  Bleichung  der  Farben  begünstigen  könnte. 

Anethol  wurde  im  Sonnenlichte  tagelang  unter  häufigem  Schütteln  stehen  ge- 
lassen, hierauf  ein  und  dasselbe  Farbenbad  mit  der  gleichen  Menge  dieses  sowie 
eines  Anethols  versetzt,  das  wochenlang  im  Dunkeln  aufbewahrt  war,  das  Papier 
imprägniert  und  exponiert,  das  Resultat  war  bei  beiden  Proben  dasselbe,  die 
Bleichung  verlief  in  gleicher  Zeit  und  in  gleicher  Intensität. 

Weiter  wurde  durch  Anethol  hindurch  trockener  Sauerstoff  geleitet  und  mit 
diesem  ein  Parallelversuch  angestellt,  aber  auch  hier  war  ein  Unterschied  in  der 
bleichenden  Wirkung  nicht  zu  erkennen.  Ein  Gleiches  erfolgte,  als  durch  Anethol 
geraume  Zeit  hindurch  Ozon  geleitet  wurde  und  dasselbe  negative  Resultat  lieferte 
endlich  ein  Anethol,  welchem  Dämpfe  von  Wasserstoffsuperoxyd  zugeführt  wurden. 
Auch  wurde  Anethol,  das  im  Licht  mit  Sauerstoff  geschüttelt  wurde,  wiederholt 
untersucht  und  ergab  nie  einen  Gehalt  von  Ozon  oder  Wasserstoffsuperoxyd. 

Nun  kam  eine  Anzahl  Versuche  an  die  Reihe,  die  darin  gipfelten,  andere  Stoffe 
als  Anethol  auf  ihr  Vermögen,  die  Bleichung  der  Farben  zu  beeinflussen,  zu  prüfen, 
dann  Versuche  mit  verschiedenen  Stoffen,  welche  vielleicht  als  Zusätze  zum  Anethol, 
dessen  eigene  Bleichungs Wirkung  zu  steigern  vermögen. 

In  ersterer  Beziehung  wurden  oxydierende  und  reduzierende  Stoffe  ausgewählt, 


1)  Erschienen  in  Liebigs  Annalen  der  Chemie. 


332 


in  letzterer  Beziehung  Stoffe  benutzt,  welche  durch  das  Licht  Veränderungen  er- 
leiden, spaltbar,  stark  lichtbrechend  sind,  oder  bleichend  wirken.  Doch  auch  diese 
Versuche,  welche  durch  den  Umstand,  dass  ja  viele  der  Stoffe,  weil  nicht  käuflich, 
erst  auf  umständlichen  Wegen  im  Laboratorium  selbst  dargestellt  werden  mussten, 
recht  zeitraubend  waren,  führten  zu  keinem  befriedigenden  Erfolge. 

Kein  Stoff  wurde  gefunden,  der  das  Anethol  in  der  ßleichungsbegünstigung 
übertrifft,  kein  Stoff  gefunden,  der  dem  Anethol  zugesetzt,  dessen  Bleichkraft 
wesentlich  steigert.  Es  sei  gestattet,  die  Stoffe,  die  wir  versuchten,  hier  zu  nennen, 
damit  Andere,  welche  etwa  mit  uns  die  gleichen  Wege  gehen,  der  Mühe,  diese  zu 
versuchen,  enthoben  bleiben. 

Anol,  Anisaldehyd,  Anissäure,  Anthracen,  Anissaures  Natron,  Amylenhydrat, 
Ammoniumpersulfat,  Anissäureanhydrid,  Allyljodid,  Aesculin,  Bromanisol,  Benzoe- 
säure, Benzoesäureanhydrid,  ßenzoesäureäthylester,  Baryumsuperoxyd,  Carosche 
Säure  mit  Permanganat,  Campferoxyn,  Campfersäure,  Eau  de  Javelle,  Eisenchlorid, 
Hydroschwefligsaures  Natron,  Isobutyljodid,  Isobutylbromid,  Kaliumpersulfat,  Natrium- 
superoxyd, Ozonine,  Oxalsäure,  Phtalsäureanhydrid,  Ricinusölsulfosäure,  Salpetrige 
Säure,  Salycilsäure,  Salycilsaures  Natron,  Schweflige  Säure,  Schwefelwassserstoff, 
Schwefelsaures  Chinin,  Unterschwefligsaures  Platinoxydnatron,  Terpin,  Vinylbromid, 
Zinnchlorür,  einige  zuckerartige  Körper  u.  a.  von  minderem  Belange.  K. 

(Schluss  folgt.) 


Die  grösste  Photographie  der  Welt. 

Grosses  und  berechtigtes  Aufsehen  erregte  anlässlich  der  diesjährigen  Ausstellung 
des  „Deutschen  Photographen- Vereins"  in  Dresden  die  daselbst  im  besonderem  Pavillon 
der  dortigen  Städteausstellung  aufgestellte  Riesenphotographie  der  Neuen  Photo- 
graphischen Gesellschaft,  A.  G.,  Berlin  -  Steglitz ,  darstellend  das  Panorama  des 
Golfes  von  Neapel  (siehe  Abb.  i).  Diese  Photographie  hat  die  bisher  noch  niemals 
erreichte  Grösse  von  12  m  Länge  und  l^/^m  Höhe  und  wird  daher  auch  in  Fach- 
kreisen mit  Recht  als  die  hervorragendste  Leistung  betrachtet,  die  bisher  die  photo- 
graphische Reproduktionstechnik  aufzuweisen  hat.    Für  die  Herstellung  dieser  Photo- 


Abb.  1 


333 


Abb.  2 


graphie  mussten  erklärlicherweise  in  der 
Steglitzer  Anstalt,  die  auf  dem  Gebiet  der 
Bromsilber  -  Rotations  -  Photographien 
bahnbrechend  gewesen  ist  und  die>e 
neue  Industrie  des  photographischen 
Maschinendruckes  zuerst  in  Deutst  h- 
land  eingeführt  hat,  ganz  besondere 
Vorrichtungen  getroffen  worden,  derer 
nähere  Darstellung  vielleicht  auch 
weitere  Kreise  interessieren  dürfte. 

Die  photographische  Aufnahme 
des  Panoramas  erfolgte  von  dem 
Castell  S.  Martino,  dem  höchstgelegenen 
Punkte  von  Neapel,  von  dem  aus  man 
den  herrlichsten  Ausblick  auf  Stadi 
und  Golf  besitzt,  ein  Ausblick,  auf  der  einen  Seite  bis  zum  Vesuv  reichend,  auf  der 
anderen  Über  das  Meer  bis  dort  hin,  wo  Capri  im  sonnigen  Nebel  verschwimmt. 
Zur  Gewinnung  eines  möglichst  weiten  und  umfassenden  Panoramabildes  wurden 
von  diesem  Punkte  aus  sechs  verschiedene  Aufnahmen  in  einer  Grösse  von  21  X  27  oi 
gemacht.  Von  diesen  sechs  Platten,  welche  so  aufgenommen  sind,  dass  die  Platten 
unmittelbar  eine  an  die  andere  angereiht  werden  konnten,  wurden  sechs  Ver- 
grösserungen  im  Format  1^/^X2  m  mittels  eines  Vergrösserungs-Apparat^  mit  einem 
Condensor  von  32  cm  Durchmesser  angefertigt,  aber  nicht  etwa  in  der  Weise,  da>> 
erst  eine  neue  Platte  in  dieser  Grösse  hergestellt  wurde,  sondern  so,  dass  die  Ver- 
grösserung  direkt  auf  lichtempfindliches  photographisches  Papier,  und  zwar  auf  das 
bekannte  Bromsilber-Papier  N.  P.  G.  III.  übertragen  wurde. 

Die  grosse  Schwierigkeit,  die  darin  besteht,  die  einzelnen  Platten  so  aneinander 
zu  reihen,  dass  die  Übergänge  nicht  zu  bemerken  sind,  ist  hierbei  in  einer  über- 
raschend glücklichen  Weise  gelungen.  Es  ist  selbst  für  den  Fachmann  nicht  erkenn- 
bar, wo  das  Bild  der  neuen  Platte  beginnt. 

Je  nach  der  Beschaffenheit  der  einzelnen  sechs  Negative  musste  auch  die  Exjkh 
sitionszeit  eine  verschiedene  sein;  sie  schwankte 
zwischen  7»  und  17*  Stunde.  Um  das  Bild  zu 
entwickeln,  wurde  aus  präparirtem  Holz  ein 
grosses  Rad  hergestellt  von  4  m  Durchmesser, 
1,75/«  Breite,  also  einem  Umfang  von  12^/^m  mit 
90  zur  Papierauflage  bestimmten  Speichen  (siehe 
Abb.  2).  Weiter  kamen  zur  Verwendung  drei 
grosse  Bottiche  mit  einem  Flüssigskeitgehalt  von 
ca.  2  cdm^  bestimmt  für  Entwickler-Eisessig  und 
Natronlösung.  Jeder  Bottich  war  durch  fünf  eiserne 
Räder,  die  sich  auf  einer  Schiene  von  16  m  hänge 
bewegten,  fahrbar  gemacht.  Zur  Anwendung  kam 
ferner  noch  ein  Riesenwasserbottich  von  15  /// 
Länge,  2  m  Breite  und  '/*  ^  Höhe  und  einem  Ge- 
samtinhalt von  13,5  c^m. 

Wegen  des  dabei  zur  Verwendung  ge- 
langenden grossen  Entwücklungsrades  konnte  die 
Entwickelung  des  Bildes  nicht  in  geschlossenem 
Räume    vorgenommen    werden,    sondern    musste       Abb.  3 


334 


Nachts  unter  freiem  Himmel  ausgeführt  werden.  Die  Entwicklung  wurde  mit  Eisen- 
oxalat  in  der  Weise  vorgenommen,  dass  das  zunächst  noch  mit  einer  Schutzdecke  ver- 
sehene belichtete  Papier  über  die  Speichen  des  Entwicklungsrades  gespannt  wurde; 
hierauf  wurde  das  Rad  in  Bewegung  gesetzt  und  bei  der  Umdrehung  tauchte  dann 
der  untere  Teil  des  aufgespannten  Papieres  in  die  Entwicklerflüssigkeit.  Hierbei 
wurden  die  hellen  Stellen  mit  Schwämmen,  die  mit  energisch  arbeitendem  Ent- 
wickler getränkt  waren,  noch  besonders  behandelt,  anderseits  die  zu  schnell  hervor- 
schlessenden  Stellen  durch  Eisessiglösung  zurückgehalten.  Nachdem  dann  durch 
Bespritzen  von  Eisessiglösung  vermittels  einer  Handdruckpumpe  der  Entwicklungs- 
prozess  unterbrochen  war,  wurde  das  Bild  20  Minuten  lang  in  einen  Bottich  mit 
Eisessiglösung  gebracht,  um  hierauf  in  das  Fixierbad  überführt  zu  werden,  wo  es 
'/^  Stunden  verblieb.      Nach  einer  reichlichen  Abspülung  wurde  es  dann  in  den  er- 


^  ?  ^„iVi 


Abb.  4 


Abb.  5 


wähnten  grossen  Waschbottich  gebracht,  wo  es  bei  fortwährendem  Wasser-Zu-  und 
Abfluss  etwa  8  Stunden  lang  verblieb.  Der  Gesamtverbrauch  des  hierzu  verwandten 
Wassers  betrug  ca.  300  cdm. 

Auf  Holzstäben,  die  an  der  oberen  Kante  des  Bottichs  angebracht  waren,  wurde 
dann  das  Bild  nach  Ablassen  des  Wassers  ausgebreitet  und  verblieb  in  dieser  Lage 
bis  zum  vollständigem  Trockenwerden,  das  etwa  10  Stunden  dauerte. 

Hervorgehoben  zu  werden  verdient  noch,  dass  ausser  der  Üblichen  Retouche, 
die  bei  Bromsilber-Photographien  angewendet  werden  muss,  ein  besonderes  Retou- 
chieren  bei  dem  Bilde  kaum  nötig  war.  Der  Beschauer  wird  daher  auch  nichts  von 
einer  irgend  wie  aufdringlichen  Retouche  bemerken. 

Es  wurden  nacheinander  mehrere  Bilder  hergestellt,  von  denen,  wie  bereits  be- 
merkt, das  eine  im  photographischen  Pavillon  der  Städteausstellung  aufgesteüt  war; 
ein  zweites  wird  in  dem  Ausstellungssaal  der  Neuen  Photographischen  Gesellschaft 
in  Berlin,  Leipzigerstrasse  131,  Aufstellung  finden,  um  dann  später  von  hier  aus 
zu  der  im  nächsten  Jahre  in  St.  Louis  stattfindenden  Weltausstellung  überführt  zu 
werden. 


Kleine  Mitteilungen. 

über  die  Wirkung  von  Chrom  auf  Gelatine. 

Die  Gebrüder  Lumiere  und  Seyewetz  haben  Versuche  über  die  Zusammen- 
setzung der  durch  Chromoxydsalze  unlöslich  gemachten  Gelatine  angestellt  und  sind 


335 


dabei  zu  folgenden  Resultaten  gelangt:  Bei  der  Behandlung  mit  Chromsalzen  scheint 
die  Gelatine  das  Chrom  direkt  zu  binden,  denn  ihre  Eigenschaften  sind  wesentlich 
andere  geworden,  das  Chrom  kann  selbst  durch  verschiedene  Waschungen  mit 
kochendem  Wasser  nicht  entfernt  werden.  Die  Säure  des  Chromsalzes,  obwohl  von 
der  Gelatine  mit  Energie  festgehalten,  scheint  bei  der  Erscheinung  des  Unlöslich- 
werdens keine  Rolle  zu  spielen,  denn  sie  kann  eliminiert  werden,  ohne  dass  die 
Eigenschaften  der  gegerbten  Gelatine  verändert  werden.  Eine  bestimmte  Gewichts- 
menge der  Gelatine  bindet  eine  gewisse  Maximalmenge  Chromoxyd,  welche  3,3 — 3,5  f 
für  100^  Gelatine  beträgt  und  unabhängig  von  der  Art  des  gewählten  Chromoxyd- 
salzes ist.  Diese  Tatsache  spricht  daftir,  dass  man  es  mit  einer  festen  Verbindung 
zu  tun  hat.  In  Betracht  ihrer  leichten  Spaltbarkeit  ist  die  unlösliche  Gelatine  mehr 
ein  Additionsprodukt  als  eine  eigentliche  Verbindung.  Die  Zersetzung  der  Chrom- 
gelatine durch  oft  wiederholte  Behandlung  mit  kochendem  Wasser  kann  verhindert 
werden,  wenn  man  unter  bestimmten  Bedingungen  die  chromicrte  Gelatine  mit 
ammoniakalischem  Wasser  wäscht  oder  wenn  man  die  Gelatine  vor  dem  Zusammen- 
bringen mit  Chromsalz  mit  einer  Quantität  Ammoniak  versetzt,  welche  der  Rechnung 
entspricht,  um  die  Säure  dieses  Salzes  abzustumpfen. 

(Revue  Suisse  XV,  8.) 

Direkte  Herstellung  von  Positiven  auf  Auskopierpapieren 
nach  Diapositiven 

Von  Lassaigne  wurde  bereits  1839  die  Beobachtung  gemacht,  dass  belichtetes 
Chlorsilberpapier  durch  Behandeln  mit  Jodkaliumlösung  die  Eigenschaft  erhält,  am 
Lichte  wieder  entfärbt  zu  werden.  Hauptmann  Emil  Hrudnik  berichtet  in  der 
„Phot.  Correspondenz  1903,  IX",  dass  er  diese  Versuche  weiter  ausgeführt  hat.  Er 
liess  Celloidinpapier  am  Lichte  anlaufen,  badete  es  dann  5—10  Minuten  in  einer 
Lösung*)  von: 

Wasser 30  ccm 

Jodcadmium 2  ^ 

Jodammonium 2  „ 

Borax 2  „ 

Hiernach  wird  das  Papier  zwischen  Filtrierpapier  abgepresst,  getrocknet  und 
unter  einem  Diapositiv  kopiert,  bis  die  durchsichtigen  Stellen  weiss  geworden  sind 
Dann  wird  die  Kopie  mit  Wasser  abgesptüt,  im  Fixierbade  fixiert,  im  Tonfixierbade 
getont,  was  oft  i  Stunde  erfordert,  und  schliesslich  gewässert. 

Wird  ein,  wie  oben  beschrieben,  mit  Jodsalzlösung  behandehes  Auskopierpapier 
unter  einem  farbigen  Diapositiv  belichtet,  so  ergiebt  sich,  wie  bekannt,  eine  Kopie  in 
den  mehr  oder  weniger  richtigen  komplementären  Farben  des  Originals.  Hier 
hat  bei  Hrudnik  die  Anwendung  von  Jodcadmium  die  beste  Farbenbildung  ge- 
geben. Angelaufenes  Celloidinpapier  wird  einige  Minuten  in  emer  I^sung  von  Jod- 
cadmium in  Wasser,  i  :  15,  mit  Zusatz  einiger  Tropfen  Salzsäure,  gebadet.  — 
Dunkel  angelaufene  Schichten  geben,  wenn  auch  langsamer,  schöne  und  kräftige 
Farben.  Hrudnik  konstatierte  ferner,  dass  bei  dieser  Präparation  nicht  immer 
komplementäre  Farben  erhalten,  sondern  bei  manchen  Papiermarken  auch  die 
Originalfarben.  Bei  Zusatz  gewisser  Bromsalze  ergaben  sich  bei  allen  Papiersorten 
die  Originalfarben.  —  In  der  Dezembersitzung  der  Wiener  Photographischen  Ge- 
sellschaft hatte  Hrudnik  Kopien  nach  dem  beschriebenen  Verfahren  vorgelegt. 

1)  Nur  mit  Jodammonium  präparierte  Schichten  sind  nur  kurze  Zeit  haltbar. 


336 


Albums  für  Photographien. 

Für  die  Aufbewahrung  photographischer  Kopieen  stehen  uns  geeignete  Sammel- 
kästen, Albums  zum  Einkleben  resp.  Einstecken  der  Bilder  in  den  verschiedensten 
Ausführungen  zu  Gebote.  Was  die  Photographiealbums  anbetrifft,  so  geniessen 
darin  die  englischen  Fabrikate  seit  alters  her  einen  besonders  guten  Ruf,  aber  auch 
in  Deutschland  werden  jetzt  ganz  vortreffliche  Sachen  hergestellt.  Von  der  Leip- 
ziger Buchbinderei  Akt.  Ges.,  vorm.  Gustav  Fritzsche  liegen  uns  mehrere 
Albums  zum  Einstecken  von  unaufgezogenen  Photographien  in  Bildgrösse  9X12  und 
6y,gcm  vor,  welche  sich  durch  geschmakvoUe  äussere  Ausstattung  und  Verwendung 
gediegenen  Materials  auszeichnen.  Solche  Albums  sind  namentlich  zur  Aufbewahrung 
von  Reiseaufnahmen,  Studienbildern  jeglicher  Art  zu  empfehlen;  sie  besitzen  vor  den 
Büchern  zum  Einkleben  der  Photographien  den  Vorteil,  dass  sich  die  Bilder  leicht 
umrangieren  lassen,  was  für  Anlagen  gewisser  Bildersammlungen  sicher  sehr  ange- 
nehm ist.  Das  Aufbewahren  von  Photographien  in  unaufgezogenem  Zustande  in 
Albums  hat  ferner  den  Vorzug,  dass  die  Bilder  nicht  soviel  Platz  beanspruchen,  als 
wenn  sie  einzeln  auf  stärkeren  Karton  gezogen  sind.  Ferner  ist  bekannt,  dass  sich 
z.  B  Albuminkopieen  unaufgezogen  längere  Zeit  halten  als  auf  Karton  geklebt.  Hierzu 
ist  noch  zu  bemerken,  dass  ein  sehr  grosser  Teil  der  im  Handel  befindlichen,  besseren 
Ansichtsphotographien,  namenthch  in  Belgien,  Frankreich,  Schweiz,  Italien  auf  Albu- 
minpapier  hergestellt  sind.  —  Wir  haben  mitunter  bei  Einsteckalbums  den  Übelstand 
gefunden,  dass  die  Leimung  der  enthaltenen  Kartonblätter  mangelhaft  war,  so  dass 
beim  Einschieben  von  Kopieen  oft  der  Deckkarton  sich  gänzlich  von  der  Unterlage 
löste  und  somit  die  Bilder  haltlos  wurden.  Bei  den  vorliegenden  Leipziger  Albums 
zeigten  sich  bei  Ingebrauchnahme  diese  Mängel  nicht.  Die  Gesamtausführung  dieser 
Sammelbücher  muss  in  jeder  Hinsicht  eine  vortreffliche  genannt  werden. 

P.  H. 

Der  Ersatz  der  Ketone  und  Aldehyde  In  Entwicklern. 

Leopold  Löbel  hat  bezüglich  des  Entwickeins  mit  Formosulf it *)  und  mit  Ätz- 
alkalien Vergleichsversuche  angestellt,  und  haben  sich  hier  folgende  Resultate  ergeben: 


Natrium- 

Formo- 

sulfit 

sulfit 

s 

^ 

i' 

I. 

Hydrochinon     .     . 

IG 

— 

2. 

w 

— 

10 

3. 

»» 

20 

— 

•4. 

„                       .       .       . 

— 

20 

5. 

Brenzkatechin  .     . 

20 

— 

6. 

n 

— 

20 

7- 

Paramidophenol    . 

5 

— 

8. 

n 

— 

5.2 

9. 

Edinol      .... 

3 

— 

10. 

n             .... 
u: :lx      _:^i- 

J J. 

_    r'  —  ^.-.-'-i 

3 

Das  Bild 

Ausent- 

Ätznatron 

erschien 

wickelt 

in 

in 

K 

Sek. 

Sek. 

0,35 

40 

520 

— 

160 

1440 

0,72 

10 

80 

— 

40 

360 

0,72 

4 

16 

— 

16 

80 

0,36 

7 

60 

— 

20 

280 

0,22 

6 

90 

— 

36 

540 

Hieraus  ergibt  sich,  dass  die  Entwickler,  in  welchen  das  Alkali  durch  Trioxy- 
methylen  ersetzt  ist,  hinsichtlich  ihrer  Energie  zurückstehen.  Demnach  scheint  bei 
dieser  die  entwickelnde  Substanz  auch  nicht  vollständig  in  Phenolat  umgebildet 
zu  sein.  (Le  Moniteur  d.  1.  Phot.  1903,  17.) 


1)  Siehe  den  Artikel  über  Trioxymethylen  von  Lumiere  und  Seyeretz  Seite  72. 


337 


Auf  die  Versuche  Lob  eis  erwidern  A.  L.  Lumiere  und  Seye^^•etz  im 
„Moniteur  No.  19"  folgendes:  Lob  ei  scheint  das  Formosulfit  des  Handels  benutzt 
zu  haben.  Er  gibt  nicht  die  Menge  von  Trioxymethylen  an,  welche  dieses  Formosulfit 
besass;  des  weiteren  enthält  das  Handelsprodukt  bekanntlich  auch  BromkaJi*).  L< 
ist  unerlässlich,  die  Versuche  genau  nach  unseren  Angaben  anzustellen,  nämlich  mit 
einer  bestimmten  Menge  von  reinem  Trioxymethylen,  gemischt  mit  der  entsprechenden 
Menge  Sulfit  ohne  Zusatz  von  Bromkali. 

In  Betracht  der  grossen  Einwirkung  der  Temperaturverhältnisse  bei  gcMrissen 
Entwicklern,  insbesondere  Hydrochinon,  wäre  es  nötig  gewesen,  sich  zu  versichern, 
dass  beide  Entwickler  genau  gleiche  Temperatur  besitzen. 

Im  übrigen  handelt  es  sich  bei  den  Versuchen,  welche  wir  publiziert  haben, 
nur  um  Hydrochinon.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  unsere  Hypothese  auch  für 
andere  Entwickler  Geltung  hat. 


Patent  -  Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57  a.    G.  17  197.    Vorrichtung  zum  Wechseln  geschnittener  Films  bei  Tageslicht;  Zus.  z.  Pat.  124  536. 

Fa.  C.  P.  Goerz,  Friedenau  b.  Berlin.  —  23.7.02. 
57  b.    K.  24  500.    Verfahren  zur  Herstellung  von  Papier  oder  Karton  mit  lichtempfindlichen  Sleaen. 

Hermann  Kuhrt,  Berlin,  Wassertorstr.  67.  —   1.7.02. 
„     P.  1 2  303,     Verfahren  zur  Herstellung  von  lichtempfindlichem  Gewebe ,    Holz,   Leder  n.  ^\. 

Elektro-  und  Photocbemische  Industrie  G.  m.  b.  H.,  Berlin.  —  21.  2.  01. 
57  c.    Seh.  18  943.    Durch  Druckluft  betriebene  Antriebsvorrichtung  für  Objektivverschlüsse,  welche 

gleichzeitig  mit  dem  Öffnen  des  Verschlusses  einen  elektrischen  Strom  schliesst.     Friedrich 

Schroeder,  Brandenburg  a.  H.,  Ritterstr.  17/18.    -   28.6.02. 
57  a.   B.  32  597.    Ausziehbarer  Objektivträger  für  Magazincameras,  bei  denen  die  Platten  oder  Fibns 

auf  einer  flachen,   drehbaren    Spule   angeordnet   sind.     E.  D.  Bartlett,   South    Tottenbam, 

Engl.;  Vertr.:  E.  Witte,  Berlin  W.  9.  —  10.6.01. 
57  b.   F.   14  087.     Photographische  Entwickler.     Farbenfabriken  vorm.  Friedr.  Bayer  &  Co., 

Elberfeld.   -    25.  4.  01. 
57  a.   L.  15  824.     Plattenpaket    zum    Einführen    von    photographischen   Platten    bei    Tageslicht    in 

Magazincameras.    David  Abraham  Lowthime,  Finsbury,  Engl.;  Vertr.  Hugo  Pataky  u 

Wilhelm  Pataky,  Berlin  NW.  6.  —  13.  8.  01. 

Brtellungen. 

57b.    145  398.     Anwendung  der  Ketonbisulfite    für  photographische  Zwecke.      Farbenfabriken 

vorm.  Friedr.  Bayer  &  Co.,  Elberfeld.  —  30.  7.  01. 
57c.    145  286.     Verfahren  und  Vorrichtung  zum  Entwickeln  von  FUmbändern.     August  Weiss 

Strassburg  i.  E.  —   12.  10.  01. 
„       145  287.     Lichtpausrahmen    mit  seitlichen  Aussparungen    zum  Kopiei*en    kleiner  Stücke  aus 

beliebig  grossen    Zeichnungen.      Walter    Thele    u.    Alfred    GrOnberg,    Charlotten  bürg, 

Kantstr.   107  bezw.  Leibnizstr.  92.  —   16.  1.02. 


Druckfehler-Berichtigung. 

Seite  320,  Zeile  4  von  unten  lies   „schwefligsaures"   statt  schwefelsaures. 


1)  Das   Handelsprodukt   ist   mit   Bromkali   versetzt,   um   Bildung   jeglichen   Schleiers    zu    ver- 
meiden um  so  recht  klare  Bilder  zu  erhalten. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Verlaß  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin.  —  Druck  von  Gebr.  Unger  in  Berlin. 

338 


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^'   H  .-  (Ml,  da^s  un^-ere  llvpinlu-^r  au  . 


P.ncDt-  Nxich richten. 


Aiiinciüur^en. 

i     ;.M  i    r,i|cr  K^irton  mit  lirhtcnipfindii«-Iu-.n  ' 
•      o,  17.  02. 

i.  litin'jjfiiullirheni  (icwebe,    Holz,   L*«i«i 
'IC   <;.  in.  b.  H..  Herliii.     -    21.2.  Ol. 
<    ,'    ♦  nb-^voiiiili!  ijit;  tiir  ()bjektivvei'^«-liiii--    . 
•  -.   «'Mi'ii  elcktrivoheii  Slrom  schlit»ssl       }•  r 
»M  ;^.     -    >S.  O.  02.. 
•    .   •  »1   ua/inr.in-i  IMS,  b<*i  <knon  die  Plattt  u 

.•    Mint    sind.      K    1).   BartU'tt,    South     i 
V      ■'  10.  ö.  01. 

'  I    «i  b(Mit:i  brikc«!    vorm.   Fried  r     I^.ii  . 

■  ••     \'>-i     |.ii.it'it;ia]»l<.<«ht'n    PlaU<'n     J»<  i     I  iv 

•  ■Atiuinc,   liii-lnn\,   i.iigl.;   Vtitr.   Hui.'«'  J* 
-    .  {    H    in. 

Iticilungen. 

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Otto  Ehrhardt,  Coswig. 


Chrombäder  für  den  Pigmentprozess. 

Das  zum  Sensibilisieren  der  Pigmentpapiere  benutzte  Bad  besteht  im 
allgemeinen  aus  einer  4proz.  Lösung  von  Kaliumbichromat  in  Wasser.  Liegen 
dünne  Negative  vor,  so  empfiehlt  es  sich,  schwächere  Lösungen  anzuwenden, 
für  dichte  Negative  dagegen  erhöhe  man  den  Kaliumbichromatgehalt,  etwa 
auf  6  pCt.  Diese  Regel  ergiebt  sich  bekanntlich  daraus,  dass  starke  Chrom- 
bäder ein  weich  kopierendes,  schwache  Bäder  ein  hart  kopierendes  Pigment- 
papier liefern.  Das  sensibilisierte  Pigmentpapier  hat  nur  eine  Haltbarkeit  von 
wenigen  Tagen,  durch  Zusatz  von  Oxalsäuren  und  zitronensauren  Salzen  kann 
jedoch,  wie  Namias^)  gefunden  hat,  das  Papier  bedeutend  haltbarer  gemacht 
werden.  Neuerdings  hat  H.  W.  Bennet*)  weitere  Versuche  über  die  Ein- 
wirkung gewisser  Zusätze  zum  Chrombade  angestellt.  So  gibt  z.  B.  Natrium- 
carbonat  und  Kaliumcarbonat  eine  geringe  Gradationssteigerung  in  den  helleren 
Partien.  Zitronensäure  verursacht  gleichfalls  eine  Änderung  der  Tonskala; 
es  ist  jedoch  erforderlich,  die  Säure  durch  Ammoniak  abzustumpfen  (es  würde 
dann  zitronensaures  Salz  vorhanden  sein).  Bennet  stellt  folgende  Chrom- 
bäder auf: 

A.  Kaliumbichromat 30^^ 

Zitronensäure 7»5  ' 

Wasser i  500  » 

1)  Siehe  den  Artikel  S.  211. 

2)  Photography  XVI,  S.  321. 

15.  XI.  11*03.    Photogr.  Mitteilungen     Jahrg  40.  43 

339 


kommt  hinzu  die  Art,  wie  die  Umgrenzung  des  Bildes  gewählt,  wie  der  „Ausschniu*' 
des  Bildes  festgelegt  wird.  Hier  soll  namentlich  bei  grösseren  Formaten  mögliebt 
schon  bei  der  Aufnahme  durch  die  Wahl  einer  entsprechend  langen  Objektivbrenn- 
weite  der  Teil  aus  der  Natur  richtig  umgrenzt  herausgehoben  werden,  welcher  das 
eigentliche  Bild  ausmacht.  Oft  aber,  besonders  bei  Handcameraaufnahmen,  wird  der 
richtige  Ausschnitt  aus  dem  Negativ  oder  durch  Beschneiden  des  Positivs  nach- 
träglich vorgenommen  werden  müssen,  und  auch  dies  ist  eine  Kunst,  die  geübt  sein 
will.  —  Zu  diesen  wesentlichsten  und  von  jeher  angewandten  Mitteln  zur  Erzielung 
einer  „bildmässigen"  Anordnung  treten  dann  die  unterschiedlichen  Negativ-  und 
Positivkünste,  die  „Retouchen",  welche  viele  Kunstphotographen  fanatisch  verurteilten, 
um  ihnen  in  Gestalt  der  weitgehenden  positiven  Überarbeitungen  im  Gummidruck 
doch  wieder  Raum  zu  geben.  Die  Wahrheit  ist,  dass  man  mit  Retouchen  sehr  vor- 
sichtig sein  muss,  um  den  feinen  Charakter  der  Photographie  nicht  zu  zerstören, 
dass  aber  in  erster  Linie  verständige  manuelle  Nachhilfen  am  Negativ  immer 
erlaubt  sein  müssen. 

Das  Ehrhardtsche  Landschaftsbild  zeigt  einen  zum  Motiv  in  der  Form  und  im 
Ton  sehr  gut  passenden  Wolkenhimmel.  Der  Himmel  ist  ja  einer  der  w'undesien 
Punkte    an  Landschaftsphotographien.     Freiwillig    gibt    ihn    die    Platte    fast    niemals 

her,  da  Luft  und  Terrain, 
so  weit  in  fler  Licht- 
intensität voneinander 
entfernt,  durch  eine 
Belichtung  nicht  har- 
monisch zu  erhalten 
sind.  Und  doch  ist  die 
Belebung  des  Himmels 
so  unendlich  wichtig, 
ein  Hauptmittel,  dem 
Bilde  „Komposition*  zu 
geben.  Über  den  hier- 
zu geeigneten  Weg  sind 
sich  die  Gelehrten  nun 
keineswegs  einig.  Die 
Vorsichtigen  machen  für 
jede  Aufnahme  an  der- 
selben Stelle  eine  be- 
sondere Wolkenauf- 
nahme,    möglichst    mit 

farbenempfindlicher 
Platte  und  Gelbscheibe; 
diese  kopieren  sie  dann 
in  die  Landschaft  ein. 
Dieser  Art  wird  anderer- 
seits entgegengehalten, 
dass  die  Natur  selten 
eine  zum  Motiv  in  jeder 
Hinsicht  passende  Wol- 
kenbildung zeigt,  und 
dass  es  also  auf  diese 
Max  Albert,  St.  Gallen.  Bei  Rheineck.         Weise  schwer  ist,  einen 


342 


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ruhigen,  in  der  Form 

befriedigenden 
Himmel  zu  erhalten. 
Deshalb  sind  viele 
Gummidrucker  dazu 
gekommen,  die  Wol- 
ken auf  dem  Negativ 
mit  Farbe  einzu- 
decken oder  einfach 
nach  ihrem  Gusto  bei 
der  Entwicklung  des 
Positivs  mit  Watte 
hineinzuwischen.  So 
arbeiten  sie  aller- 
dings ganz  frei,  aber 
dennoch  haben  wir 
gerade  dieser  Manier 
die  vielen  wattigen, 
form-  und  körper- 
losen Wolkengebilde 
auf  modernen  Licht- 
bildern zu  verdanken. 

Ehrhardt  scheint 
einen  Naturhimmel 
verwandt  zu  haben, 
der  sich  besonders 
durch  diskrete  Unter- 
ordnimg vor  den  viel 
zu  schw^eren,  massi- 
gen Himmeln  aus- 
zeichnet, die  häufig 
durch  Einkopieren 
entstehen.       In     der 

Natur  ist  der  Himmel  in  den  allermeisten  Fällen  viel  lichter  im  Ton  als  das  Terrain, 
und  das  sollte  in  der  Photographie  besser  beachtet  werden.  —  Stellt  man  Max  Alberts 
„Sommertag"  neben  das  Ehrhardt  sehe  Bild,  so  wird  hier  gleich  die  unruhige  Wirkung 
des  Himmels  auffallen.  Albert  hat  auch  Wolken  einkopiert,  aber  es  ist  ihm  nicht 
gelungen,  in  der  Form  und  der  Verteilung  heller  und  dunkler  Flecke  die  ruhige, 
harmonische  Wirkung  des  vorbesprochenen  Bildes  zu  erreichen.  Auch  die  Schatten- 
partien der  Bäume  sind  auf  dem  Albertschen  Bilde,  das  sonst  im  Motiv  sehr 
reizvoll  ist,  zu  schwer.  Zu  dunkle  Wiedergabe  des  Grün  ist  auf  Photographien 
auch  heute  noch  eine  ganz  gewöhnliche  Erscheinung.  In  der  Natur  ist  selbst  bei 
Sonnenbeleuchtung  in  den  Schatten  alles  licht,  und  es  kann  nur  immer  wieder  der 
Gebrauch  guter  Farbenplatten  empfohlen  werden,  um  die  Verfälschung  der  Töne 
und  die  harten  Kontraste  zu  vermeiden. 

Die  schwere  Wirkung  des  Grün  zeigt  sich  auch  auf  Ehrhardts  Bild  mit  der  Mühle, 
das  im  übrigen  einen  sehr  hübschen  Mittelgrund  hat,  im  Vordergrund  aber,  der  zu 
knapp  abgeschnitten  erscheint,  etwas  leer  und  nicht  recht  befriedigend  ist.  —  Neben 
einer  huschen  Freilichtgruppe  und  dem  äusserst  lebendigen  Momentbild  eines 
badenden  Knaben  gibt  Ehrhardt  dann  noch  ein  originell  aufgefasstes  Selbstporträt. 


Otto  Ehrhardt,  Coswig. 


Im  Wasser. 


343 


Alberts  „Kanal  in  Amsterdam"  und  „Winterlandschaft"  geben  Höchhcimcr- 
drucke  wieder,  in  denen  diese  stets  etwas  flache  Licht-  und  Schattenwirkungen 
gebende  Technik  sehr  geschickt  verwandt  ist.  Seine  anderen  Bilder  sind  nach 
Bromsilberdrucken  reproduziert.  Dieser  Autor  fertigt  seine  Aufnahmen  auf  N.  P.  G.- 
Negativpapier  im  13  X  18  Format.  Hiervon  nimmt  er  auf  auskopierender  Platte 
von  Liesegang  ein  Diapositiv  im  9  X  12  Ausschnitt.  Wolkenmotive  werden  von 
besonderer  Platte  einkopiert.  Dann  wird  auf  Negativpapier  (Normal  N.  P.  G.)  eine 
Vergrösserung  18  X  24  hergestellt.  Hier  setzt  nun  die  Verbesserung  der  Landschafts- 
aufnahme durch  Retouche  ein.  Diese  geschieht  mit  Bleistift,  Wischer  und  Kreide; 
an  zu  dichten  Stellen,  welche  heller  kopieren  sollen,  wird  das  Negativpapier  durch 
Öl  transparent  gemacht. 


Die  Kallitypie. 

Gegenwärtig  finden  sich  in  ausländischen  Zeitschriften  wieder  öfter  Abhand- 
lungen über  den  interessanten  Kallitypie-Kopierprozess.  Es  ist  kein  Zweifel,  dass 
mit  diesem  Prozess  schon  recht  schöne  Bildresultate  gezeigt  worden  sind,  anderer- 
seits aber  erscheint  an  den  gegebenen  Präparierungsmethoden  noch  vieles  ver- 
besserungsbedürftig; ferner  fallen  die  Töne  trotz  genauer  Innehaltung  der  Vor- 
schriften nicht  immer  nach  Erwartung  aus,  auch  verändern  sich  mitunter  die 
Kopien  nach  einiger  Zeit  im  Ton. 

Für  die  Ausführung  der  Kallitypie  bringt  der  „Focus"  1903  S.  253  folgende 
Anweisung:  Es  können  die  verschiedenartigsten  Papiere  für  die  Kallitypie  Verwendung 
finden,  so  Japanische,  Velinpapiere,  Postkartons,  Schreib-  und  Zeichenpapiere.  Für 
die  nachstehenden  Anweisungen  soll  das  bekannte  Whatmanpapier  als  Unterlage  ge- 
wählt sein.  Zunächst  ist  dasselbe  vorzupräparieren  und  zwar  am  einfachsten  mittelst 
eines  dünnen  Stärkekleisters: 

Wasser 300     g 

Arrowroot 1,3» 

Dem  fertigen  Kleister  werden  150  ccm  Methylalkohol  zugegeben  und  das  Ganze 
dann  durch  Musselin  filtriert.  In  die  filtierte  Stärkelösung  werden  die  Papierslücke 
eingelegt  und  ca.  2  Minuten  lang  darin  untergetaucht  gehalten.  Nachher  kommen  die 
Papiere  zum  Trocknen. 

Es  werden  nun  folgende  Vorratslösungen  angesetzt: 

Lösung  A.     Oxalsaures  Eisenoxyd 3^  S 

Gummi  arabicum 3  „ 

Destill.  Wasser 150  » 

Man  giesst  in  eine  reine  Flasche  aus  braunem  Glase  zuerst  die  angegebene 
Wassermenge,  fügt  dazu  unter  Umschütteln  nach  und  nach  das  Eisensalz  und  lässt 
die  Flasche  24  Stunden  im  Dunklen  stehen.  Nach  dieser  Zeit  hat  sich  alles  Salz 
gelöst,  nunmehr  wird  das  Gummi  arabicum  zugegeben. 

Lösung  B.     Kaliumferrioxalat ^5  ^ 

Destill.  Wasser 240  „ 

Lösung  C.     Oxalsäure 15  „ 

Destill.  Wasser 120  ccm 

Die  Temperatur  der  Säurelösung  soll  27°  C.  sein.  Unmitelbar  vor  dem  Ge- 
brauch der  Lösung  werden  6  ccm  Ammoniak  zugegeben.    Die  Lösung  ist  zu  filtrieren. 

Lösung  D.     Kaliumbichromat 8  ^ 

Destill.  Wasser 120  „ 


344 


Die  Sensibilisierungslösung    für  Drucke    von   normalen  Negativen  setzt  sich  wie 

folgt   zusammen:     Lösung  A    30  ccm^    B    15  ccm^    C    30  Tropfen,    D  4  Tropfen.    — 

Von    diesem  Gemisch    nimmt    man  6  ccm^    fügt  dazu  3  ccm  einer  loprozentigen 

Silbernitratlösung    und    rührt  mit  einem  Glasstab  um.     Das  Bestreichen  des  Papiers 

mit  dieser  Lösung  hat  bei  gelbem  oder  gewöhnlichem  Lampenlicht  zu  geschehen. 

Das  Papier  ist  in  kurzer  Zeit  trocken.  Man  belichtet  nun  unter  einem  Negativ 
so  lange,  bis  die  Konturen  des  Bildes  deutlich  sichtbar  sind. 

Für  die  nachfolgende  Entwicklung  sind  zwei  Dinge  von  Wichtigkeit:  Die  Ober- 
fläche des  Bildes  muss  schnell  und  vollständig  von  der  Entwicklungsflüssigkeit  be- 
deckt werden,  der  Druck  bleibt  so  lange  in  der  Lösung,  bis  das  Bild  in  voller  Kraft 
erschienen  ist.  Für  die  Entwicklung  sind  besonders  Natriumacetatlösungen  zu 
empfehlen. 

I — 77i prozentige  Lösung  von  Natrium acetat     240  ccm 

Weinsäure 12  ^ 

Lösung  D  (siehe  oben) 20  ccm 

Der  Entwickler  arbeitet  besser,  wenn  er  48  Stunden  vor  dem  Gebrauch  an- 
gesetzt wird.  Im  allgemeinen  erfordert  die  vollständige  Hervorrufung  des  Bildes 
5  bis  15  Minuten.  Hiernach  werden  die  Kopieen  kurz  abgespült  und  in  ein  Klärbad 
gebracht : 

Kaliumoxalat 30  ^V 

Wasser 250  „ 

Hierin  verbleiben  die  Bilder  eine  halbe  Stunde,  dann  werden  sie  wiederum 
kurz  abgespült  und  nun  in  eine  Lösung  von 

Natriumeitrat l^'S  S 

Zitronensäure ^»3  •, 

Wasser 240      „ 

gelegt.     Zum  Schluss  werden  die  Bilder  eine  Stunde  gewässert. 

James  Thompson  bringt  in  „ Photo -Beacon"  folgende  Ausf ühi ungen :  Ein 
grosser  Fehler  des  Kailitypieprozesses,  auf  welchen  noch  garnicht  aufmerksam  ge- 
macht wurde,  ist,  dass  bei  Verwendung  kontrastreicherer  Negative  die  Tiefen 
bronzieren.*)  Thompson  hat  viel  experimentiert,  diesen  Fehler  zu  beseitigen,  aber 
mit  wechselnden  Erfolgen.     Als  Sensibilisierungslösung  empfiehlt  er: 

Silbernitrat 2,0  ^^ 

Oxalsaures  Eisenoxyd 4 »9  1» 

Citronensaures  Eisenoxydammoniak  0,7  „ 

Kupferchlorid 0,6  „ 

Destilliertes  Wasser    ...  ....     30,0  „ 

Das  Oxalsäure  Eisen  wird  zunächst  gelöst  und  zwar  in  warmem  Wasser.  Man 
lässt  es  über  Nacht  stehen,  fügt  dann  die  übrigen  Chemikalien  zu,  filtriert  die  Lösung 
und  nimmt  nun  die  Präparation  des  Papiers  vor.  Nach  Trocknung  kann  mit  dem 
Kopieren  begonnen  werden.  Man  belichtet  so  lange,  bis  die  tiefsten  Schatten  gut  zu 
sehen  sind;   das  Bild  erscheint  lachsfarbig. 

Für  die  Entwicklung  werden  1,6^  Rochellesalz  in  ^o  ccm  Wasser  gelöst,  ferner 
in  besonderer  Flasche  3  g  Borax  in  30  ccm  Wasser.  Je  nach  den  verschiedenen 
Mischungsverhältnissen,  welche  man  von  diesen  Lösungen  nimmt,  resultieren  ver- 
schiedene Töne;  je  mehr  Borax,  desto  dunkler  wird  der  Ton.  —  Des  weiteren 
werden  0,3^  Kaliumbichromat  in  y^ccm  Wasser  gelöst  und  hier\'on  4  bis  20  Tropfen 


1)  Bezaglich  des  Bronzierens  spielt  auch  die  Papierqualität,  resp.  die  gewählte  Vorprftparation 
eine  Rolle.  —  Red. 


345 


zu  je  30  ccm  Entwicklerlösung  gefügt.  Die  Kopieen  verbleiben  in  der  Entwickler- 
lösung 15 — 30  Minuten,  hiernach  werden  sie  gewässert,  in  einer  Lösung  von  4  ccm 
starken  Ammoniaks  in  Vs  Liter  Wasser  geklärt  und  dann  wieder  30  Minuten  ge- 
waschen. 


Über  Worels  direkte  Farbenphotographie. 

(Schluss  von  Seite  333.) 

Nachdruck  und  Cbersetsung  vrrhoten. 

Der  Bleichungsprozess.  Die  gemachten  Wahrnehmungen  lassen  es  be- 
zweifeln, dass  die  Bleichung  unserer  Farben  im  Lichte  lediglich  Folge  einer 
Oxydation  oder  Reduktion  sei,  viel  eher  ist  anzunehmen,  dass  unter  dem  Einflüsse 
der  Lichtstrahlen  molekulare  Änderungen  in  den  Farbstoffen  eintreten,  deren  Folge 
Veränderungen  der  physikalischen  Eigenschaften  sind.  Aus  dieser  Ursache  erscheint 
uns    das    Streben,    einen  Entwicklungsmodus    des    ankopierten    oder    latenten  Bildes 

_  zu  finden,  aussichts- 
los. Weiter  hat  es 
sich  gezeigt,  dass  die 
Lichtempfindlichkeit 
der  Farben  mit  deren 
Fluoreszenz  im  Zu- 
sammenhange sieht, 
sowie  dass  Stoffe, 
welche  fluoreszieren, 
auch  imstande  sind, 
Farben  zu  rascherem 
Verbleichen  zu  brin- 
gen. —  Elektrizität  be- 
einflusst  die  Neigung 
der  Farben,  im  Lichte 
zu  verbleichen ,  in 
keiner  Weise. 

Fixierung     der 
Lichtbilder.        Mit 
Entziehung  des  Anc- 
I       thols  erlangt  das  far- 
I       bige  Lichtbild  selbst- 
verständlich      schon 
I       eine    grössere    Halt- 
I       barkeit,  es  bleibt  ihm 
I       nur     jene     Lichtem - 
I       pfindlichkeit      übrig, 
,       welche    die    Farben 
an  und  für  sich  be- 
I       sitzen,  die  aber  schon 
I       eine    weit    geringere 
ist. 
Otto  Ehihardt,  Coswig.  Selbstbildnis.  Nun  gibt    es   aber 


346 


KKÜllLIXt.  o         .  Von 

OTVO   1  llKllAkDI.   (  ()>\VI(. 


'^     Ml- 

N    xr. 


?  '•: 


is  Jf rekle  FarbcnpliotOjfcjrapliie. 


FRÜHLING     o    o    o    o    o    o  Von 
OTTO  EHRHARDT,  COSWIG 


PHOTOdRAPHISCHE 
MITTEILUNG  KN    XL 


Stoffe,  welche  auch  diese  übriggebliebene  Lichtempfindlichkeit  herabzudrücken  ver- 
mögen. In  erster  Linie  ist  es  Kupfervitriol,  dann  Lösungen  von  Eisen-,  Nickel-, 
Kobalt-  und  Chromsalzen,  also  durchweg  gefärbte  Lösungen,  welche  fixierend  wirken. 
Auch  das  in  der  Färberei  gebräuchliche  Tannin-Brechweinsteinverfahren  konserviert 
die  Farben.  Wir  sind  der  Ansicht,  es  beruhe  diese  Fixierung  auf  physikalischer 
Basis.  Denken  >yir  uns  das  Farbenbild  mit  einem  Stoffe  überzogen,  der  keinerlei 
Lichtstrahlen  durchlässt,  also  alle  absorbiert,  so  wird  überhaupt  kein  Licht  zu 
den  Farben  gelangen  und  dieselben  verändern  können,  in  diesem  Falle  sind  die 
Farben  also  unbegrenzt  haltbar.  Ähnliches  trifft  bei  unseren  Fixierungslösungen  zu. 
Kupfervitriol  hinterlässt  eine  leichte,  durch  Waschen  nicht  ganz  zu  beseitigende 
Schicht  von  blauer  Farbe  auf  dem  Lichtbilde  zurück.  Diese  Schicht  lässt  nicht  das 
volle  Licht  hindurch,  wirkt  daher  fixierend  durch  Abhält  desselben.  Mit  dem  Tannin- 
verfahren ist  es  ebenso,  hier  bleibt  eine  braune  Färbung  zurück,  welche  ganz  gleich 
wirkt.     Ähnlich  verhält  es  sich  mit  den  anderen  Lösungen. 

Die  Versuche,  die  Farben  am  Bilde  in  Lacke  zu  verwandeln,  sind  insofern 
gescheitert,  als  die  Lacke  keine  verminderte  Lichtempfindlichkeit  zeigten. 

Man  solte  meinen,  dass  eine  völlige  Fixierung  der  Farben  unerreichbar  sei,  dem 
ist  aber  nicht  so;  wir  haben  auf  Seite  317  die  Gesichtspunkte  angeführt,  unter  denen 
die  Fixierung  denkbar  ist,  und  in  der  Tat  ist  es  Worel  gelungen,  unsere  Farben 
mit  Ausnahme  von  Kurkuma  als  Auftrag  auf  organischer  Substanz  unter  be- 
stimmten. Bedingungen  so  lichtunempfindlich  zu  machen,  dass  eine  zweihundert- 
stündige  Aussetzung  dem  vollen  Sommersonnenlichtc  noch  keine  merkbare 
Veränderung  hervorbrachte.  Eine  noch  längere  Belichtung  ist  deshalb  nicht  eingeleitet 
worden,  weil  die  Aktinität  des  Sonnenlichtes  mit  Herbstesanfang  stark  abnimmt. 
Im  künftigen  Jahre  wird  die  Untersuchung  fortgesetzt  und  hierbei  auch  auf  Licht- 
bilder ausgedehnt  werden,  welche  durch  unseren  Prozess  erzeugt  wurden. 

Die  Ausführung  des  Verfahrens.  Im  39.  Jahrgang  der  Photographischen 
Mitteilungen  haben  wir  die  allgemeinen  Grundzüge  veröffentlicht  und  ergänzen  die- 
selben hiermit  durch  einige  Details.  Als  Voraussetzung  für  das  Gelingen  des  Pro- 
zesses steht  obenan  die  Verwendung  gleicher  Farben  wie  wir  sie  anwenden,  des- 
halb lieferten  wir  auch  die  nötigen  Daten  über  Zusammensetzung  und  Schmelz- 
punkt usw.  Primrose  ä  l'alcool  bezogen  wir  aus  der  Farbenfabrik  Durand  Sc 
Huguenin  in  Basel,  Kurkumin  in  Kristallen  von  E.  Merck  in  Darmstadt;  die  beiden 
anderen  Farben  sind  von  Zwischenhändlern  erworben  worden,  doch  ist  anzunehmen, 
dass  Viktoriablau  B  von  der  Aktiengesellschaft  für  Anilinfabrikation  in  Berlin,  und 
Auramin  von  Filippi  in  Wien  herstammt. 

Wie  schon  im  vorigen  Jahre  erwähnt,  muss  das  Farbbad  empirisch  abgestimmt 
werden.  Wir  verwenden  beiläufig  auf  300  ccm  95prozentigem  Alkohol:  45  cg  Prim- 
rose, 12 — 13  cj^  Viktoriablau,  50  cg  kristallisiertes  Kurkumin  und  10  ^r^  Auramin. 
Nach  Auflösung  der  Farben  empfiehlt  es  sich,  noch  30  Tropfen  konzentrierte  Cyanin- 
lösung  beizusetzen  und  unter  Schütteln  einige  Stunden  stehen  zu  lassen.  Nun 
werden  auf  je  100  ccm  dieses  Bades  15^  konzentrierter  Harzleimlösung  zugegeben 
und  die  Mischung  unter  Schütteln  stehen  gelassen.  —  Will  man  die  Kopien  mit 
kurzer  Belichtungszeit  erhalten,  so  wird  dieses  Bad  mit  Alkohol  verdünnt,  in  diesem 
Falle  sind  die  Kopien  minder  kräftig.  Will  man  farbenkräftige  Kopien,  so  verwendet 
man  das  unverdünnte  Bad,  dabei  ist  aber  die  Belichtungszeit  länger.  In  beiden 
Fällen  werden  dem  Bade  noch  auf  i  ccm  1  Tropfen  reines  Anethol  tropfenweise 
unter  Schütteln  bei  etwa  20°  C.  zugesetzt.  Mehr  Anethol  erhöht  die  Lichtempfind- 
lichkeit, beeinträchtigt  aber  die  Farbenfrische  und  ist,  da  ja  die  Belichtungszeit  bein^ 
Kopierprozess  keine  so  grosse  Rolle  spielt,  nicht  zu  empfehlen. 

15.  XL  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  44 

347 


Das  Farbbad  kann  verschieden  appliziert  werden.  Entweder  wird  das  Papier 
durch  dasselbe  rasch  hindurchgezogen,  oder  es  wird  mit  einem  grossen  steifen 
Borstenpinsel  möglichst  trocken  und  gleichmässig  auf  das  Papier  aufgetragen.  Die 
Papiere  werden  hierauf  hängend  getrocknet  und  sofort  belichtet.  Zur  Imprägnierung 
empfiehlt  sich  ein  verdünntes  Bad,  zum  Auf  streichen  auf  das  Papier  das  konzen- 
trierte Bad.  Die  Belichtung  im  Kopierrahmen  geschieht  im  direkten  Sonnenlichte. 
Die  beste  Zeit  ist  etwa  von  9 — 3  Uhr  im  Sommer.  Häufiges  Nachsehen  der  Kopien 
während  der  Exposition  verlängert  die  Belichtungszeit,  weil  das  Anethol  verflüchtigt. 
Zeigt  sich  ein  starkes  Abnehmen  der  Lichtempfindlichkeit  während  des  Kopieren^, 
oder  muss  die  Kopierung  wegen  Auftauchen  von  Wolken  unterbrochen  werden,  so 
kann  das  ankopierte  Papier  in  eine  Mengung  von  Benzin  und  Anethol  eingeleg:t  und 
nach  Trocknung  weiter  exponiert  werden.  Hierdurch  wird  die  Lichtempfindlichkeit 
des  Papiers  wieder  gehoben.  Da  die  Sonnenwärme  das  Anethol  gleichfalls  bald 
zur  Verflüchtigung  bringt,  so  empfiehlt  es  sich,  im  Hochsommer  vor  dem  Kopier- 
rahmen einen  Luft-  oder  Wasserktihler  aus  planparallelen  Glasscheiben  einzu- 
schalten. 

Die  Belichtungszeit  hängt  aber  nicht  allein  vom  Bade  und  dessen  Applikation 
ab,  sondern  variiert  auch  nach  Aktinität  der  Sonnenstrahlen  und  hauptsächlich  nach 
der  Transparenz  des  Urbildes.  Diaphanien,  wie  man  sie  überall  verkauft,  brauchen 
länger,  weil  deren  Farben  nicht  durchsichtig,  sondern  durchscheinend  sind.  Gemalte 
Diapositive,  deren  Farben  durchsichtig  sind,  vollenden  die  Kopierung  in  einem 
Bruchteil  der  Zeit. 

Es  wird  wohl  niemandem  beifallen,  Kopien  von  Diaphanien  anzufertigen,  die- 
selben sind  ja  um  wenige  Pfennige  Oberall  zu  haben,  dagegen  wird  das  Verfahren 
jeden  interessieren,  der  farbige  Porträts  usw.  herzustellen  wünscht. 

Für  ein  Porträt  z.  B.  ist  es  nötig,  eine  kräftige  kontrastreiche  photographische 
Aufnahme  in  der  gewöhnlichen  Weise  anzufertigen.  Je  grösser  der  Kopf  ist,  desto 
besser  eignet  er  sich ;  es  empfehlen  sich  also  Brustbilder  auf  Platten  von  mindesten:» 
13  X  18  cm  Format,  besser  solche  von  18  x  24  cm  Grösse  und  aufwärts.  Von  diesem 
Negativ  fertigt  man  im  Kopierrahmen  bei  künstlichem  Licht  ein  Diapositiv  auf 
Trockenplatte  an  und  zwar  nicht  Schicht  an  Schicht,  sondern  Schicht  am  Glas  des 
Negativs. 

Nach  Fertigstellung  des  Diapositivs  beginnt  das  Bemalen  desselben  mit  Künstler- 
ölfarbe auf  einem  gewöhnlichen  Retouchierpulte.  Zur  rascheren  Trocknung 
werden  die  Farben  mit  Siccatif  de  Courtray  (von  Günther  Wagner)  gemengt.  I>er 
Farbenauftrag  erfolgt  mit  breiten  Pimseln  aus  Rinderhaaren,  und  zwar  auf  der 
Glasseite  des  Diapositivs,  anfänglich  in  leichten  Tönen.  Nach  dem  Trocknen  werden 
diese  durch  einen  zweiten,  nötigenfalls  dritten  Farbenauftrag  so  verstärkt,  dass 
sie  ein  farbenfrisches,  kräftiges  und  gut  abgestimmtes  Transparentbild  liefern. 
Zur  Beurteilung  der  nötigen  Farbensättigung  dient  uns  unsere  Matrize  aus  ge- 
färbten Glasstreifen  und  die  Farbenkopie  derselben.  Diese  beiden  Hilfsmittel  genügen 
vollkommen  zu  dem  Urteil  über  die  Wirkung  unseres  gemahen  Urbildes  im  Farber.- 
abdruck  und  zur  richtigen  Abstimmung  der  Farben  nach  Ton  und  Tiefe. 

Für  die  Bemalung  geeignete  Farben  sind:  Krapplack  dunkel,  Indischgelb,  Gummi- 
gutti,  Pariserblau,  grüner  Zinnober  und  Korkschwarz.  Weiss  wird  selbstverständlich 
nicht  angewendet,  weil  alles  das,  was  in  dem  Farbenbild  weiss  erscheinen  soll,  im 
Diapositiv  farblos,  also  glasklar  bleiben  muss. 

Bei  der  oben  beschriebenen  Präparation  sind  die  dunkelsten  Stellen  (Schatten» 
des  Bildes  bräunlich  (so  ist  der  Urton  des  gefärbten  Papieres),  was  unter  Umständen 
ganz  künstlerisch  wirkt.     Das  Papier   wird  direkt  in   dem  Kopierrahmen  unter  dem 


348 


bemalten  Diapositive  dem  Sonnenlichte  ausgesetzt.  Das  Papier  wird  auf  die  Gelatine- 
seite angepresst,  die  gemalte  Seite  liegt  also  oben. 

Um  ein  Ankleben  der  Ölfarben  an  die  Pressplatte  zu  verhindern,  bedient 
man  sich  eines  Kopierrahmens  ohne  Glasplatte.  Das  Sonnenlicht  muss  senk- 
recht einfallen  und  dieser  Einfallswinkel  während  der  ganzen  Kopierzeit  genau  ein- 
gehalten werden,  weil  sonst  Verschwommenheiten  an  den  Konturen  entstehen.  Das 
durch  den  Lauf  der  Sonne  nötige  Nachrücken  mit  dem  Kopierrahmen  genügt  von 
fünf  zu  fünf  Minuten. 

Die  Senkrechtstellung  des  Kopierrahmens  geschieht  mit  Hilfe  eines  Stückchens 
weissen  Kartons,  der  von  einem  Drahtstifte  senkrecht  durchstochen  wird.  Dieser 
Karton  wird  in  einer  Ecke  auf  das  Urbild  gelegt  und  der  Rahmen  so  geneigt  und 
gerückt,  dass  der  Schatten  des  Drahtstiftes  in  sich  selbst  fällt,  also  am  Karton  nicht 
zu  sehen  ist. 

Das  fertige  Farbenbild  wird  nun  in  reines  Benzin  eingebracht,  welches  das 
Anethol  löst,  dann  getrocknet.  Ist  hiernach  noch  ein  Geruch  von  Anethol  wahr- 
nehmbar, so  muss  der  Prozess  wiederholt  werden.  Hierauf  legt  man  die  Bilder  in 
eine  Schale,  welche  eine  konzentrierte  Kupfervitriollösung  enthält,  wäscht,  trocknet 
zwischen  Fliesspapier  und  spannt  dieselben  mit  Kleister  auf  Kartonpapier. 

Wünscht  man  z.  B.  Kopien  von  Plänen,  Skizzen  oder  technischen  Zeichnungen 
auf  Pauspapier,  welche  Linien,  Schraffen,  Schrift-  und  Zahlenzeichen  etc.  in  ver- 
schiedenen Farben  enthalten,  in  mehreren  Exemplaren  herzustellen,  so  kann  stark 
durchscheinendes,  nicht  wolkiges  Papier,  wie  es  zur  Herstellung  der  Diaphanien 
verwendet  wird,  mit  dem  Farbbade  imprägniert  werden.  Von  diesem  Papier  können 
mehrere  Blätter  durch  Verkleben  der  Ränder  zu  einem  Block  vereinigt,  und  dieser 
Block  exponiert  werden. 

Ist  das  erste  Blatt  fertig  kopiert,  so  entfernt  man  es,  und  wird  finden,  dass 
das  darunter  liegende  Blatt  bis  zu  zwei  Dritteilen,  das  dritte  Blatt  bis  zu  einem 
Dritteile  auskopiert  ist,  man  benötigt  also  zur  Fertigstellung  des  zweiten  Blattes  nur 
noch  Ys  ^^^  Kopierzeit  des  ersteren.  Ähnlich  verhält  es  sich  mit  dem  dritten 
Blatte  usw.  Man  ist  sonach  in  der  Lage  die  Kopierzeit  für  eine  Anzahl  Blätter 
stark  zu  restringieren.  Das  richtige  Einlegen  des  nächstliegenden  Blattes  unter 
die  Originalzeichnung  unterliegt  bei  Anwendung  von  geeigneten  Randzeichen  keiner 
Schwierigkeit. 

Soviel  über  das  Verfahren  Wo  reis  in  seiner  Anwendung  zur  Herstellung  von 
farbigen  Positiven  nach  übermalten  photographischen  Naturaufnahmen,  dann  zur 
Vervielfältigung  von  kolorierten  Illustrationen,  Karten,  Plänen  und  Konstruktions- 
zeichnungen usw.,  also  für  Gebiete,  die  nicht  allein  dem  Berufsphotographen  und 
Amateur  Beschäftigung  und  Unterhaltung  schaffen,  sondern,  und  dies  ist  wohl  das 
Wichtigste,  auch  für  Wissenschaft  und  Technik  von  ganz  hervorragender  Be- 
deutung sind. 

Über  die  Fortschritte,  welche  bis  heute  zur  Lösung  der  zweiten  Aufgabe  das 
ist:  die  Schaffung  von  Urbildern  durch  direkte  Aufnahmen  gemacht  wurden,  sind 
wir  nicht  autorisiert  zu  berichten,  können  jedoch  versichern,  dass  auch  hier  ganz 
überraschende  Erfolge  vorliegen.  So  sind  die  Prinzipien  festgestellt  und  praktisch 
erhärtet,  unter  welchen  der  Verbleichungsprozess  sich  schon  in  einer  Minute  vollzieht, 
und  es  ist  Grund  vorhanden  anzunehmen,  dass  hiermit  auch  noch  keineswegs  die 
äusserste  Grenze  der  Lichtempfindlichkeit  erreicht  wurde. 

Wird  erwogen,  dass  anderseits  auch  jene  Umstände  klargestellt  sind,  unter 
welchen  eine  ganz  ungeahnte  Haltbarkeit  der  Farben  eintrittt,  so  können  wir  mit 
voller  Berechtigung  glauben,  dass  es  Worel,   ebenso  wie  es  ihm  gelungen  ist,    den 


349 


ersten  Teil  des  Problems  der  Photographie  in  natürlichen  Farben  voll  und  ganz  zu 
lösen,  auch  gelingen  wird,  den  zweiten  Teil  des  Problems  zu  bewältigen. 
g^l  Hierbei  kommt  ihm  seine  unverwüstliche  Spannkraft  zu  statten,  welche  ihm  ja 
auch  das  Verdienst  zuwandte,  der  Erste  zu  sein,  der  mit  der  Einführung  von 
Stoffen,  welche  die  Bleichung  der  Farben  im  Lichte  beschleunigen,  ein  längst  zü 
den  Toten  geworfenes  Verfahren  mit  praktischem  Erfolge  wieder  neu  auf- 
leben Hess. 

Wenn  auch  die  Veröffentlichung  des  auf  gleichem  Grundsatze  fussenden  Ver- 
fahrens Neuhauss\  mit  Anwendung  von  Wasserstoffsuperoxyd,  früher  (Jänner  19021 
erfolgte,  als  jene  Worels  (März  1902)  und  so  manche  Publikation  glauben  lässt,  e> 
hätte  Worel  bei  seinem  Verfahren  sich  lediglich  eine  Idee  Neuhaus s*  zunutze 
gemacht,  so  entspricht  dies  einfach  nicht  der  Wahrheit,  was  die  Tatsache  wohl 
schlagend  beweist,  dass  Proben  nach  Wo  reischen  Verfahren  nicht  nur  Neuhausi^ 
sondern  auch  anderen  Interessentenkreisen  schon  im  Sommer  des  Jahres  1900^) 
vorlagen.  Vincenz  Kopetschni-Ragnitz. 


Kleine  Mitteilungen. 

über  Grüntonung  von  Bromsiiberpapierkopien. 

Für  die  Erzielung  guter  grüner  Färbungen  auf  Bromsilberkopien  empfiehlt 
Namias  die  Anwendung  zweier  Bäder,  zunächst  wird  das  Bild  in  einer  Lösung  von: 

Rotes  Blutlaugensalz 5  ^ 

Wasser 100  „ 

gebleicht    und    dann    mit    einer  Lösung  von  Eisen-  und  Vanadiumchlorid    von  nach- 
folgender Zusammensetzung  behandelt. 

Eisenchlorid 12  g 

Vanadiumchlorid 10  „ 

Ammoniumchlorid 25  „ 

Reine  Salzsäure 25  ccm 

Wasser 2500     „ 

Um  die  Lösung  des  Vanadiumsalzes  zu  erleichtern,  löst  man  dasselbe  zunächst 
für  sich  in  etwas  heissem  Wasser  mit  der  oben  angeführten  Menge  Salzsäure. 
Hiernach  werden  dann  die  übrigen  Salze  zugesetzt. 

(Revue  Suisse  1903,  Seite  123.) 


Über  das  Vergilben  der  Silberkopien  und  Negative. 

Lumiere  und  S  eye  wetz  hatten  in  ihrer  Publikation  über  die  Veränderung  von 
Chlorsilbergelatinebildern,  hergestellt  mit  Tonfixierbad"),  die  Ansicht  vertreten,  das< 
die  gleichzeitige  Wirkung  von  unterschwefligsaurem  Natron  und  Feuchtigkeit  für 
das  Verderben  der  Bilder  von  bedeutendem  Einfluss  ist.  Namias')  ist  der  gleichen 
Meinung,  doch  bezüglich  der  sich  abspielenden  chemischen  Reaktion  glaubt  er,  da>s 
in  der  feuchten  Luft  eine  Oxydation  des  unterschwefligsauren  Natrons  statthat,  es 
bildet  sich  Schwefelsäure  und  schwefelsaures  Natrium: 

NagSjOj  -f  4  O  -f  HjO  =  Na^SO^  +  H^SO^. 


1)  Lechners  Miteilungen,    Jahrg.  1902.    Seite  74. 

2)  Bulletin  Societe  Fran9aise  1902,  Seite  407;   Phot.  Mitteil.  1903,  Seite  29. 

3)  Bulletin  Societe  Fran^aise  1903,  Seite  438. 


350 


Namias  hat  auch  die  Veränderung  von  Negativplatten  studiert.  Er  tauchte  die 
eine  Hälfte  eines  Negativs  in  eine  Fixiernatronlösung"^und  bewahrte  dann  die  Platte 
an  einem  feuchten  Orte  auf.  Nach  drei  Tagen  war  das  Bild  angefressen,  ein 
Niederschlag  von  Schwefel  war  nicht  zu  entdecken.  An  einigen  Stellen  war  die 
Gelatine  gelb  gefärbt,  zeigte  aber  ihre  ursprüngliche  Transparenz.  Ohne  Zweifel 
war  das  gebildete  lösliche  Silbersalz  die  Ursache  der  Gelbfärbung  der  Gelatine. 


Eine  neue  Blitzlampe. 

Von  Richard  Höh  &  Co. -Leipzig  kommt  unter  der  Bezeichnung  „Reform- 
Blitzlampe"  ein  neuer  Apparat  für  die  Blitzlichtphotographen  in  den  Handel.  Die 
nähere  Einrichtung  der  Lampe  ist 
aus  der  beifolgenden  Zeichnung  er- 
sichtlich. Die  Funktionierung  geht 
in  der  Weise  vor  sich,  dass  unter 
dem  Zündstift,  welcher  in  dem  Bügel 
über  der  Pulverpfanne  eingesetzt  ist, 
ein  Zündblättchen  gelegt  und  dann 
das  Pulver  darüber  und  daneben  ge- 
schüttet wird.  Durch  einen  kurzen 
kräftigen  Druck  auf  die  Gummibirne 
wird  ein  Kolben  in  die  Höhe  ge- 
schleudert, welcher  an  den  Bolzen 
schlägt,  auf  welchem  das  Zündblätt- 
chen liegt.  Letzteres  wird  hierdurch 
gegen  den  Zündstift  gepresst,  ent- 
zündet sich  und  damit  auch  das 
Pulver.      Der    Kolben     fällt    sofort,  -  _  _----    -■  ^ 

wenn    der    Druck    auf    die    Gummi- 
birne nachlässt,    in  seine  alte  Lage  zurück,  und   die  Lampe  ist  für  die  nächste  Auf- 
nahme bereit. 


Schw&rzung  der  mit  Quecksilberlösnng  gebleichten  Negative  durch 

Flxlematron. 

Für  die  Schwärzung  der  behufs  Verstärkung  mit  Quecksilbersalzlösung  be- 
handelten Negative  kann  bekanntlich  auch  Fixiernatron  Verwendung  finden,  doch  ist 
dasselbe  in  verdünnter  Lösung  zu  nehmen,  und  sind  die  Negative  darin  nur  kurze 
Zeit  zu  belassen;  starke  Fixiernatronlösungen  schwächen  das  Bild  ab.  Noch  besser 
arbeitet  die  Fixiernatronlösung,  wenn  etwas  Goldchlorid  zugegeben  wird. 

Wasser 500     g 

Fixiernatron 3»5  w 

Goldchlorid o,5  w 

Es  entsteht  hier  ein  Doppelsalz  des  Gold-  und  Natriumhyposulfits,  welches  eine 
sehr  beträchtliche  Verstärkungskraft  zeigt.  Der  teure  Preis  eines  solchen  Bades 
verhindert  jedoch  die  allgemeine  Anwendung  und  schlägt  Gm  ein  er  daher  vor,  das 
Silberdoppelsalz  zu  wählen.  Valenta  hat  in  der  „Phot.  Correspondenz"  Nr.  512 
die  Benutzung  eines  Doppelsalzes  mit  Blei  empfohlen,  welches  man  erhält,  wenn 
man    zu    einer    Lösung    von  Bleiacetat    oder  Bleinitrat    konzentriertere  Lösung    von 


351 


Fixiernatron  fügt,  bis  der  anfangs  entstandene  Niederschlag  wieder  gelöst  ist.  Auch 
diese  Doppelsalzlösung  ist  für  den  Gebrauch  zu  verdünnen;  es  liefert  gleichfalls  sehr 
starke  Deckung:. 


Herstellung  von  farbigen  Photographien  nach  Lippmanns  Verfaltren. 

G.  Godd6  benutzt  für  die  Herstellung  von  farbigen  Li pp mann- Photographien 
folgende  Vorschriften:  Für  die  Emulsion  diente  das  von  Lippmann  angegebene 
Rezept*).  Vor  dem  Gebrauch  werden  die  Platten  lo  bis  15  Sekunden  in  einer 
Lösung  von: 

Alkohol  absol 40     ccm 

loprozentige  Lösung  von  Silbernitrat  in 

Wasser 0,6    „ 

Eisessig 2  Tropfen 

oder  60  Sekunden  in  einer  Lösung  von: 

Destill.  Wasser 100  ccm 

loprozentige  Lösung    von  Silbernitrat    in 

Wasser 3     „ 

Ammoniak  (D.  96^ 1     „ 

gebadet.  Die  mit  ersterer  Lösung  behandelten  Platten  erfordern  nur  einige  Minuten 
zum  Trocknen.  Sie  nehmen  nach  einigen  Stunden  an  Empfindlichkeit  zu,  namentlich 
ist  die  Rotempfindhchkeit  grösser  geworden,  was  ohne  Zweifel  der  vollständigen 
Verdunstung  der  Essigsäure  zuzurechnen  ist. 

Die   zweite  Lösung   gibt   den  Platten    ungefähr    eine    doppelte  Empfindlichkeit. 
Sie  halten  sich  eine  Woche  gut,  wenn  sie  nach  der  Sensibilisierung  mit  destilliertem 
Wasser  gewaschen  worden  sind. 
Entwicklung: 

Lösung  A.     Wasser 100  g 

Bromkali 5  „ 

Ammoniak  (D.  96) 12  ccm 

Lösung  B.     Wasser 100  g 

Pyrogallussäure i  „ 

Unmittelbar  vor  dem  Gebrauch  mischt  man:  iio  ccm  Wasser,  10  ccm  Lösung  B 
und  2  ccm  Lösung  A.  Sobald  das  Bild  schwach  erschienen  ist,  muss  es  sofort  aus 
dem  Entwickler  genommen,  abgespült  und  in  isprozemiger  Fixiematronlösung 
fixiert  werden. 

Zur  Verstärkung  wird  die  Platte  in  eine  o,iprozentige  Lösung  von  Quecksilber- 
chlorid in  Wasser  getaucht,  bis  das  Bild  vollständig  verschwunden  ist,  dann  ge- 
wässert und  in  folgender  Lösung  entwickelt: 

Wasser 100  g 

Kryst.  Natriumsulfit     ....  ...       10  „ 

Amidol I   „ 

Für  den  Gebrauch  werden  5  ccm  mit  50  ccm  Wasser  verdünnt. 
Der  Verstärkungsprozess    wird    so    oft  wiederholt,    bis  genügende  Intensität  er- 
reicht ist.  (Bulletin  Society  Fran^.    1903.    Nr.  14.) 

Das  Dynar  1 :  6  von  Voigtländer  &  Sohn. 

Zu  den  bewährten  Typen,  die  in  Tausenden  von  Exemplaren  über  die  ganze 
Welt  verbreitet  sind,  gesellt  sich  jetzt  ein  neues  Objektiv.    Die  Konstruktion  ist  von 

1)    Siehe  Phot.  Mitteil.   1899.  Seite  120. 


352 


dem  technischen  Leiter  der  Firma  Voigtländer  &  Sohn,  Herrn  Dr.  H,  Harting, 
gefunden  worden  und  scheint  berufen  zu  sein,  eine  Lücke  auszufüllen,  die  in  der 
trotz  allem  schon  unvergleichlich  reichhaltigen  Auswahl  der  Voigtländ ersehen 
Objektive  noch  bestanden  hat.  Das  Dynar  zeichnet  sich  durch  seinen  relativ 
niedrigen  Preis  bei  hoher  Vollkommenheit  seiner  Leistungen  aus,  so  dass  es  auch 
dem  ernsthaft  strebenden,  aber  weniger  bemittelten  Photographen  möglich  wird,  sich 
ein  solche^  vorzügliches  Universalobjektiv  anzuschaffen. 

Das  Dynar  besteht  aus  drei  Linsen,  von  denen  die  mittelste  eine  einfache 
bikonkave  ist,  während  die  beiden  äusseren  Linsen  aus  je  zwei  miteinander  ver- 
kitteten Paaren  bestehen.  Die  Irisblende  befindet  sich  zwischen  der  Mittel-  und 
Hinterlinse.  Die  Fassung  ist  schwarz  lackiert  mit  Ausnahme  des  blank  vernickelten 
Irisblenden ringes  und  macht  einen  sehr  eleganten  Eindruck.  Für  Cameras  mit  festem 
Balgenauszug  werden  die  Dynare  auch  in  Einzelfassung  geliefert. 

Die  Leistungen  des  Dynars,  das  eine  Lichtstärke  von  i  :  6  besitzt,  sind  von 
hoher  Vollkommenheit.  Man  teilt  uns  mit,  dass  die  von  den  Fabrikanten  angegebenen 
Plattengrössen  nicht  allein  schon  bei  voller  Öffnung  rand^charf  ausgezeichnet  werden, 
sondern  dass  die  Objektive  auch  ohne  Blendung  noch  ein  gutes  Teil  mehr  leisten. 
Durch  die  vollkommene  Beseitigung  der  komatischen  Abweichung  wird  eine  über- 
raschende Brillanz  des  Bildes  erzielt. 

Das  Dynar  eignet  sich  vermöge  seiner  Lichtstärke  und  präzisen  Zeichnung  auch 
besonders  zur  Verwendung  als  positives  Element  in  Verbindung  mit  den  Voigt- 
länd ersehen  Teleansätzen.  —  Die  Einzelglieder  des  Dynars  können  nicht  für  sich 
allein  für  Landschaftsaufnahmen  u.  dergl.  benutzt  werden. 

Entsprechend  den  Bedürfnissen  der  Kreise,  für  die  das  Dynar  vorzugsweise 
bestimmt  ist,  und  die  sich  fast  ausschliesslich  der  Formate  9  X  12  und  12  X  16  be- 
dienen, werden  nur  drei  Brennweiten  12,  15  und  18  ccin  hergestellt. 

Zu  erwähnen  bleibt  noch  das  geringe  Gewicht  des  Dynars  und  sein  flacher 
Bau,  welch  letzterer  eine  gleichmässige  Beleuchtung  der  Platte  gewährleistet  und 
die  Montierung  auch  an  diejenigen  Klappcameras  gestattet,  die  im  Innern  nur  einen 
geringen  Spielraum  für  die  Anbringung  des  Objektives  bieten. 


Orthochrom  T. 

„The  Photogram"  berichtet  über  Vergleichsversuche,  welche  mit  Orthochrom  T 
und  anderen  Sensibilisatoren  angestellt  worden  sind.  Es  wurden  gewöhnliche 
Platten  und  Platten  gleichen  Ursprungs,  gebadet  in  Erythrosin,  Äthylrot  ^)  und  Ortho- 
chrom, herangezogen.  Die  gewöhnliche  Platte  zeigte  die  bekannte  Wirkung,  das 
Erythrosin  ergab  eine  Empfindlichkeit  bis  gegen  Rot,  beim  Äthylrot  ging  die  Em- 
pfindlichkeit noch  weiter  und  beim  Orthochrom  war  die  Wirkung  bis  zum  äusseren 
Rot  ausgedehnt.  Eine  gleiche  Reihe  Platten  wurde  mit  Chapman  Jones  Sensitometer 
geprüft  und  gefunden,  dass  die  Allgemeinempfindlichkeit  nicht  gelitten  hatte. 


Literatur. 


Friedrich  Behrens,  Der  Gummidruck.  Mit  einer  Zweifarbendruckbeilagc  und  mehreren 
Textbildern.  2.  gänzlich  umgearbeitete  und  erweiterte  Auflage.  Verlag  von  M.  Krayn,  Berlin. 
Seit  dem  Erscheinen  der  ersten  Auflage  der  vorliegenden  Anleitung  (1898)  hat  der  Gummidruck 
wesentliche  Fortschritte  zu  verzeichnen.     Es  können  jetzt  nicht  nur  grobkörnige  Gummischichten 


1)  Siehe  Phot.  Mitteil.,  Kl.  Chronik,  Seite   14. 


353 


von  geringer  Tongradation  präpariert  werden,  sondern  man  hat  auch  gelernt,  feinere  Schichter. 
mit  reicher  Gradation  herzustellen.  Zart  ausgeführte  Gummidrucke,  wie  sie  z.B.  von  Scharf- 
Krefeld  vorliegen,  zeigen  einen  Tonreichtum,  der  dem  der  schonen  matten  Pigmentkopien  nahe 
kommt.  Die  Gegner  des  Gummidruckes,  welche  dem  Verfahren  vor  allem  den  Vorwurf  machten, 
dass  es  nur  rohe  Kopien  liefern  könne  und  nur  zur  Herstellung  von  photographiscben  BildwerkcD 
gewisser  moderner  Richtungen  diene,  müssen  allmählich  eine  andere  Ansicht  gewinnen.  Der 
Gummidruck  soll  ja  im  übrigen  kein  Massenkopierverfahren  sein.  Behrends  behandelt  in 
seinem  Buche  in  ausführlicher  Weise  das  Arbeiten  mit  käuflichem  sowie  mit  sclbstbcreitetem 
Gummidruckpapier,  auch  der  Kombinations-Gummidruck  wird  besprochen.  Bemerken  wollen  vnt 
noch,  dass  der  Verfasser  selbst  in  der  Praxis  des  Gummidrucks  Vortreffliches  geleistet  hat 

P.  H, 
Ferner  gingen  bei  der  Redaktion  ein: 

Dr.  P.  Rudolph,  Anleitung  zur  Auswahl  für  Zeiss-Objektiye.  4.  Ausgabe.  Sept  1903. 
Mit  zahlreichen  Bildbeilagen  nach  Aufnahmen  mit  Zeiss-Objektiven. 

Dr.  Benno  WTandoUeck,  Mikrophotographie  für  Liebhaber-Photographen.  Mit  9  Abb. 
Verlag  des  „Apollo",  Dresden.  Die  vorliegende  Broschüre  ist  ein  Sonderabdruck  des  vor  kurzem 
in  der  Zeitschrift  „Apollo"  erschienenen  populären  Aufsatzes  unter  gleichem  Titel.     Preis  1  M. 

Thomas  Manly,  Anleitung  zur  Ausübung  der  Ozot3rpie.  Autorisierte  Cbersctzung. 
Verlag  des   „Apollo",  Dresden.     Preis  0,60  M. 


Patent  -  Nachrichten. 

Anmeldungen. 

27  a.    K.  23  902.     Vorrichtung  zum  Verstellen  der  Schlitzweite   von  Rouleau  verschlussen.      Kon- 
stantin Kossatz,  Berlin,  Steinmetzstr.  5.  —  24.  9.  02. 

57b.   K.  25  365.     Goldfreies  Tonfixierbad.      Hermann  Kurz,    Basel;    Vertr.:    R.  Scbmehlik, 
Pat.-Anw.,  Berlin  NW.  6.  —  28.  5.  03. 
„      C.   11  285.     Photographische    Entwicklungspapiere.      Chemische    Fabrik    auf   Aktien    (vorm. 
E.  Schering),  Berlin.  —  29.  11.  02. 

57c.    B.  35  035.     Maschine  zum  Waschen  von  photographischen  Platten.     Julius  Blank,   Rade- 
beul-Dresden.  —   18.  8.  03. 

Erteilungen. 

57  c.    145  288,     Vorrichtung    zum  gleichnifissigen   Erhellen    einer  lichtdurchlässigen   Fläche,   gegen 

welche   photographische    Negative    oder  Diapositive  betrachtet  werden    sollen.      Friedrich 

Dessauer,  Aschaffenburg.  —  8.  4.  02. 
„       145  289.     Apparat    zum    Kopieren   von    abgetönten    Photographien    bei    künstlichem    Licht; 

Zus.  z.  Pat.   142954.     A.  Wertheim,  Berlin.  —   7.5.02. 
„      1 45  290.     Vorrichtung    zum    Tragen    der    ausserhalb    eines    mit    lichtdurchlässigen  Wänden 

versehenen     Aufnahmeraumes     anzubringenden     Lampen.        Berlin  -  Neuroder     Kunst- 
anstalten Akt.-Ges.,  Berlin.  —    1.6.02. 
57d.    145  399.     Raster  für  Autotypie.     Arthur  Schulze,  Berlin,  Wilhelmstr.  10.  —    1.  11.02. 
42  c.    145  640.    Auf  der  Spitze  eines  Schirmes  oder  Stockes  durch  Klemmwirkung  zu  befestigender 

Halter   für  eine  photogiaphische  Camera.     Georg  Philipp,  Dresden,  Gneisenaustr.  16.  — 

20.  1.  03. 
„       1 46  1 49.    Verfahren  zur  Herstellung  von  mehrfarbigen  Photographien  durch  Vereinigung  eines 

blauen  und  eines  orangegelben  Monochrombildes.     A.  Gurtner,  Bern,   —   16.  1.02. 
„      146  150.     Doppelplatte    für    die    Farbenphotographie;    Zus.   z.   Pat.   146  149.     A.  Gurtner, 

Bern.   -    t.  7.  02. 
57c.    146  082.     Apparat   zum  Auswaschen  photographischer  Positive  und  Negative.     Antoinette 

Charaply,  geb.  Ricklin,  Paris.  —  22.  10.01. 
57  d.    146  151.    Verfahren  zur  Herstellung  von  photomechanischen  Mehrfarbendrucken ;  Zus.  z.  Pat. 

146  149.     A.  (iurtner,  Bern.  —  26.  3.  03. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Verlajj  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin.  —  Druck  Ton  Gebr.  Unger  in  Berlin 

354 


Ernst  Licbtciihahn,  St.  Saphorin. 


Über  Entwicklung  bei  hellem  Licht. 

Von  A.  L.  Lnmi^re  und  A.  Seyewetz. 

Man  hat  seit  langer  Zeit  Versuche  angestellt,  in  der  Dunkelkammer  den 
Gebrauch  von  Laternen  mit  gefärbten  Scheiben  entbehrlich  zu  machen,  da 
es  einerseits  schwierig  ist,  sich  im  Handel  Gläser  zu  verschaffen,  welche  nur 
unwirksame  Strahlen  durchlassen,  anderseits  weil  die  Helligkeit  solcher 
Laternen  nur  eine  sehr  schwache  ist.  Die  bis  jetzt  empfohlenen  Mittel 
bestehen  darin,  dass  entweder  die  Schicht  der  Platte  vorher  gefärbt  wird 
oder  dass  der  Entwickler  mit  einem  geeigneten  Farbstoff  versetzt  wird.  Der 
erstere  Weg  ist  von  J.  N.  Ludwig^)  verfolgt  worden;  dieser  färbt  die  Platte, 
bevor  sie  in  den  Entwickler  getaucht  wird,  mit  einer  Lösung  von  Crocein 
3  B,  welches  auf  der  Gelatine  nicht  dauernd  fixiert  wird,  es  schützt  das  in 
der  Schicht  enthaltene  Bromsilber  vor  aktinischen  Strahlen.  Das  ist  der 
bekannte  »Coxinprozessc  —  Die  einfachere  und  auch  ältere  Methode  ist  die, 
dass  der  Entwicklerlösung  eine  lösliche  Substanz  zugesetzt  wird,  welche  wohl 
die  Lösung  färbt,  aber  nicht  dauernd  die  Gelatineschicht;  die  gewählte 
Substanz  muss  die  auf  die  Plattenschicht  chemisch  wirksamen  Strahlen  in 
genügender  Weise  absorbieren. 

Trotz  der  Einfachheit  hat  sich  dieser  letztere  Prozess  bis  heut  keinen 
Eingang  verschafft,  und  zwar  infolge  der  Schwierigkeit,  Farbstoffe  zu  finden, 
welche  die  verschiedenen  unerlässlichen  Bedingungen  erfüllen.  Sie  müssen  nicht 
nur  mit  dem  Entwickler  passend  gefärbte  Lösungen  geben,  um  die  aktinischen 
Strahlen  zu  absorbieren,  sondern  sie  dürfen  auch  nicht  von  der  Gelatine  dauernd 
festgehalten  werden,  sie  dürfen  weder  Schleier  hervorrufen,  noch  das  latente 


1)  Siehe  Phot.  Mitteil.  1902  S.  382. 
1.  XII.  1903.    PhotoRf.  Mitteilungen.    Jahrg.  40. 


45 


355 


Bild  angreifen.  Des  weiteren  sollen  sie  nicht  die  Finger  des  Operateurs  färben. 
Die  Anforderung,  dass  keine  Färbung  zurückbleibt,  ist  namentlich  dann  zu 
stellen,  wenn  es  sich  um  die  Entwicklung  von  Papieren  handelt.  Endlich  ist 
noch  erwünscht,  dass  der  Farbstoff  für  diverse  Entwickler  benutzt  werden 
kann,  ohne  Niederschläge  zu  erzeugen  und  ohne  merklich  die  Farbe  zu  ver- 
ändern, weder  mit  der  Entwicklersubstanz,  noch  mit  den  anderen  Chemikalien 
(Sulfit,  Alkali). 

Wir  haben  streng  untersucht,  welche  von  den  zahlreichen  Farbstoffen 
des  Handels  den  oben  gestellten  Bedingungen  am  vollkommensten  ent- 
sprechen, wir  haben  jedoch  eine  vollständige  Erfüllung  nicht  gefunden.  Die- 
jenigen Farbstoffe,  welche  unseren  Anforderungen  am  nächsten  kommen,  sind: 
Croceinscharlach  3  B,  Phenolphtalein,  Ponceau  6  R,  Uranin,  Tartrazin.  Keine 
dieser  Substanzen  gestattet  in  ausreichender  Weise  die  Entwicklung  von 
Papierbildern,  denn  sie  verleihen  der  Papiermasse  eine  Färbung,  welche  das 
frische  Aussehen  des  Bildes  beeinträchtigt. 

Gleichzeitig  haben  wir  nachgeforscht,  ob  es  nicht  farblose  Körper  gäbe, 
welche  die  Empfindlichkeit  des  Bromsilbers  aufheben,  ohne  hierbei  das 
latente  Bild  zu  vernichten,  und  so  eine  Entwicklung  bei  vollem  Licht  er- 
möglichen. Wir  haben  eine  grosse  Zahl  von  Verbindungen  geprüft,  aber 
keine  einzige  entdeckt,  welche  solche  Eigenschaft  besitzt. 

Danach  wurden  farbige  Verbindungen  vorgenommen,  welche  die 
Schichten  nicht  färben.  Nach  einer  langen  Reihe  von  Versuchen  haben 
wir    gefunden,    dass    mit    Pikraten,    gelöst    in    Natriumsulfit,    gefärbte,    aber 


Kühner  u.  Wieck,  Davos. 


Piz  Kesch  im  GraubQndener  Hochgebirge. 


356 


Dr.  F.  von  Pfistermeister,  München. 


Holzfuhrwerk. 


nicht  färbende  Lösungen  entstehen,  welche  imstande  sind,  die  aktinischen 
Strahlen  zu  absorbieren. 

Um  in  Wasser  eine  ausreichende  Menge  der  Substanz  lösen  zu  können, 
haben  wir  die  löslichsten  Pikrate,  welche  durch  Natriumsulfit  nicht  ausgefällt 
werden,  vorgenommen;  das  sind  das  Natrium-,  Ammonium-  und  Magnesium- 
pikrat. Das  Ammoniumpikrat  kann  nicht  verwendet  werden,  denn  es  veranlasst 
dichroitischen  Schleier.  Das  reine  Natriumpikrat  kann  ebenso  gute  Resultate 
wie  das  Magnesiumsalz  geben,  wir  ziehen  jedoch  das  letztere  vor,  da  die 
Herstellung  eines  ganz  neutralen  Natriumpikrats  schwierig  ist. 

Anstatt  das  Magnesiumpikrat  in  den  Entwicklerflüssigkeiten  zu  lösen, 
erschien  es  uns  praktischer,  diese  Substanz  mit  Natriumsulfit  in  einem 
geeigneten  Verhältnis  zu  mischen,  und  so  ein  Produkt  herzustellen, 
welches  einfach  als  Ersatzmittel  des  Sulfits  bei  dem  Ansetzen  der  Entwickler- 
lösung benutzt  wird.  Es  ist  auf  diese  Weise  möglich,  direkt  für  die  Ent- 
wicklung bei  hellem  Licht  passend  gefärbte  Lösungen  herzustellen.  Wir 
haben  dann  weiter  ermittelt,  welches  die  besten  Verhältnisse  von  Magnesium- 
pikrat und  Natriumsulfit  sind,  um  ein  Gemisch  zu  erhalten,  welches  für 
diverse  Entwickler  des  Handels  dienen  kann.  Es  ergaben  sich  folgende 
Verhältnisse:  loo  Teile  Natriumsulftt  (wasserfrei)  und  50  Teile  Magnesium- 
pikrat. Für  gewisse  Entwickler  ist  eine  Mischung:  100  Teile  Sulfit  und 
1 5  Teile  Pikrat  günstiger.     Die  erstere  Mischung  bezeichnen  wir  mit  Chryso- 


357 


Sulfit  No.  I,  die  andere  mit  Chrysosulfit  No.  2.     Wir  haben  nun  u.  a.  folgende 
Formeln  aufgestellt: 

Entwickler  mit  Chrysosulfit  No.   i : 

a)  Metochinon:    In    allen  Rezepten  mit  Metochinon  ist  das  Sulfit  ein- 
fach durch  das  gleiche  Gewicht  Chrysosulfit  No.   i  zu  ersetzen,  also  z.  B. 

Wasser looo^ 

Metochinon 9  » 

Chrysosulfit  No.   i 60  » 

Aceton 30  ccm 

b)  Hydrochinon-Metol: 

Lösung  A.     Wasser 500    g 

Metol 2,5  » 

Chrysosulfit  No.   i 60      » 

Hydrochinon 4,5  * 

Lösung  B.     Wasser 500^ 

Soda  (wasserfrei; 35  » 

Für  den  Gebrauch  werden  gleiche  Teile  A  und  B  gemischt. 

c)  Hydrochinon: 

Wasser looo^ 

Chrysosulfit  No.   i 40  >> 

Hydrochinon 10  » 

Soda  (wasserfrei) 56  » 


A.  H.  Albers,  Schöncbcr^. 


Bei  Locarno  am  Lago  Maggiore. 


358 


i':     !.     ill  (iC.    I.LKX 


\     I 


.        r<Mi 


•♦MriM     Irüt!  A  imtl  I 


56 


A     li      \i.,-.-..  s. 


Bei   Lorariio   an'    I 


358 


APRIL  o   o   o   o   Von 
Dr.  E.  HEGG,  BERN 


l»HOTOGRAPHlSCHIt 
MITTEILUNGEN    XL 


Hermann  Venth,  Gotha. 

d)  Metol: 

Lösung  A.     Wasser 500^ 

Chrysosulfit  No.    i 40  » 

Metol 5  » 

Lösung  B.     Wasser 500  » 

Soda  (wasserfrei) 15  » 

Es  werden  ebenfalls  gleiche  Teile  A  und  B  gemischt. 

e)  Edinol: 

Wasser i  cxx)  g 

Chrysosulfit  No.   i 60  * 

Edinol 10  » 

dreibasisches  Natriumphosphat  .     .  60  » 

f)  Eikonogen: 

Wasser 1000^ 

Chrysosulfit  No.   i 30  » 

Soda  (wasserfrei) 40  » 

Eikonogen 10  » 

g)  Ortol: 

Wasser 1000  ^'^ 

Ortol 7  » 

Chrysosulfit  Nr.   i 60  » 

Soda  (wasserfrei) 40  » 


Kleeernte. 


359 


h)    Brenzkatechin: 

Wasser icxx)^ 

Chrysosulfit  No.  i 40  » 

Brenzkatechin 15  » 

Soda  (wasserfrei) 40  » 

(Schluss  folgt.) 


Die  Bilder  unserer  Aussdireibung. 

Im  ersten  Juliheft  traten  wir  im  Hinblick  auf  die  Reisesaison  mit  der 
Anregung  an  unsere  Leser  heran,  bestimmte  photographische  Themen  be- 
sonders zu  bearbeiten  und  uns  dann  die  Ausbeute  zur  Reproduktion  zur  Ver- 
fügung zu  stellen.  Es  waren  charakteristische  Momentaufnahmen,  Architekturen 
und  alpine  Landschaften,  die  wir  ihnen  besonders  ans  Herz  legten.  Das  vor- 
liegende Heft  nun  bringt  die  allerdings  nicht  sehr  reiche  Ausbeute.  Wir 
hatten  eine  ziemlich  grosse  Anzahl  Einsendungen,  aber  leider  war  der  weit- 
aus grösste  Teil  der  ge- 
lieferten Bilder  zur  Re- 
produktion nicht  ver- 
wendbar. Ohnejemandem 
weh  tun  zu  wollen,  muss 
man  doch  nach  solcher 
Übersicht  die  Über- 
zeugung äussern,  dass 
sehr  viele  Amateure  ihre 
Camera  vorwiegend  zur 
Herstellung  ziemlich  be- 
langloser Dokumente  be- 
nutzen. Gearbeitet  wird 
nach  den  beigefügten  No- 
tizen fast  durchgehends 
mit  äusserst  wertvollen, 
kostspieligen  Apparaten 
und  Objektiven,  aber  die 
Resultate  entsprechen 
selten  dem  Aufwand  — 
Angesichts  der  Resultate 
meint  man,  dass  es  besser 
wäre,  wenn  weniger 
aber  gehaltvoller  pho- 
tographiert  würde.  — 
Es  ist  schon  recht,  der 
H.  Schildknecht,  Wien.  Amateur      treibt     seine 


360 


Photographie  zum 
Vergnügen ,  zur  Er- 
holung nach  der  Ar- 
beit. Aber  könnte 
denn  nicht  auch  die 
Tätigkeit  in  diesen 
Feierstunden       einige 

ganze,  bleibende 

Werke  an  Stelle 
vieler  belangloser 

schaffen? 

Man  kommt  zur 
Überzeugung,  wie 
schwer  im  Grunde 
das  Photographieren 
ist.  Wie  schwer  es 
trotz  der  heutigen 
Erleichterung  des  me- 
chanischen Prozesses 
ist,  mit  der  Camera 
etwas  zustande  zu 
bringen,  das  in  irgend 
einer  Hinsicht  bleiben- 
de Bedeutung  hat. 
Es  bedarf  auch  hier 
der  ganzen  Hingabe 
des  Menschen,  der 
grössten  Vertiefung  in 
die  Sache,  um  über 
eine      nur      für     den 

Beteiligten  amüsante  Beschäftigung  hinauszukommen. 
der  Aufnahmen,  die  uns  vorlagen,  hatte  das  Kennzeichen  einer  gewissen 
Zerfahrenheit.  Es  erscheint  äusserst  schwer,  nach  vorbedachtem  Plane  zu 
arbeiten,  ein  bestimmtes  Ziel  ins  Auge  zu  fassen,  irgend  etwas  in  der 
Phantasie  zu  sehen  —  sei  es  eine  packende  Momentszene,  eine  Land- 
schaftsstimmung, oder  ein  architektonischer  Zeuge  vergangener  Zeit  —  und 
daraufhin  die  kaleidoskopartigen  Natureindrücke  zu  sichten  und  fürs  Bild  zu 
gebrauchen.  Das  geistige  Element,  das  den  Photographen  allerdings  be- 
fähigt, etwas  ganz  persönliches  in  seine  Aufnahmen  zu  legen,  wird  allzuoft 
vermisst.  Es  hat  den  Anschein^  als  ob  meist  photographiert  wird,  was  eben 
zufällig  vor  die  Camera  kommt,  und  auch  hier  ist  man  häufig  nicht  eben 
geschickt  im  Abwarten  des  günstigsten  Augenblicks,  in  der  Begrenzung  des 
Bildes.  Dass  aber  der  Autor  ein  besonderes  Interesse  für  ein  bestimmtes 
Naturbild  an  den  Tag  gelegt,    eine  Landschaft    etwa  bei  verschiedener  Luft- 


Georg  Herberg,  Breslau. 


Alt-Breslau,  an  den  Mflhlen. 


Die    Mehrzahl 


361 


und  Lichtstimmung  aufgesucht  hätte,    diesen  Eindruck  gewinnen  wir  nur  bei 
ganz  wenigen  Einsendungen. 

Das  Planlose  tritt  am  deutlichsten  bei  den  Momentaufnahmen  her\or. 
Man  befasst  sich  selten  damit,  jene  packenden  Szenen,  die  das  tägliche  Leben 
schafft,  die  gewiss  keine  künstlerischen  Kompositionen  aber  lebensprühende 
Dokumente  sind,  auf  die  Platte  zu  bannen.  Wo  es  sich  um  Genreszenen 
handelt,  sind  meist  interesselose  Momente  gegriffen,  die  Staffage  ist  steif, 
die  Menschen  fühlen  sich  nicht  unbeobachtet,  einer  oder  der  andere  sieht 
immer  ins  Objektiv  und  damit  ist  das  Leben  fort,  das  »Photographische c  gibt 
dem  Bild  das  Gepräge.  Schlimmer  sind  die  gestellten  Bilder.  Da  sind 
Kinder,  die  Ringel  -  Rosenkranz  spielen  und  dabei  ins  Objektiv  schielen, 
kostümierte  Figuren,  die  steif  und  langweilig,  mit  unschlüssigem  Blick  auf 
einer  Wiese  vor  Bäumen  stehen,  mit  fortgeschnittenen  Beinen.  Hier 
sitzen  Männlein  und  W^eiblein  gedrängt    nebeneinander    auf  einer  Stange  wie 

die  Wellensittiche, 
nur  dass  sie  sich 
nicht  beissen  wie 
diese,  sondern 

lächeln.    Dort  sieht 

eine  weibliche 
Figur  durch  die 
eben  geöffnete  Tür; 
der  grösste  Teil 
des  Bildes  wird 
von  der  Tür  aus- 
gefüllt ,  die  Figur 
ist  bis  zu  den 
Hüften  an  den  un- 
teren Bildrand  ge- 
rutscht, der  Aus- 
druck ist  gleich- 
gültig, darunter 
steht:  >Es  regnet*. 
Die  Bilder  aber  sind 
sauber  kopiert  und 
auf  farbige  Kartons 
gelegt. 

Bei  den  alpinen 
Aufnahmen  zeigte 
sich  wieder,  wie 
schwer  es  ist,  auf 
diescmGebiet  Bilder 
zu  schaffen,  welche 
die      Grösse      der 


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Georg  Hcrbcrg,  Breslau. 


Alt-Breslau,  Domportal. 


362 


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ERLENWALD,  o  o  Von 
EMIL  BURI  in  HASEL 


PHOTOGRAPHISCHE 
MITTEII.ÜNGEN    XL 


Wilh.  Jung,  Cöln.  Rheinlandschaft. 

Natur  wiedergeben  und  zugleich  von  ruhiger,  einheitlicher  Wirkung  sind.  Es 
gab  Bilder,  die  man  von  rechts  und  links,  oben  und  unten  ansehen  konnte, 
eine  unentwirrbare  Masse  von  Wasser  und  Fels.  Oder  die  Motive  sind 
hübsch  gesehen,  aber  der  gewählte  Standpunkt  bringt  sie  nicht  zur  Geltung. 
Sehr  häufig  ist  der  Vordergrund  übermässig  schwarz,  während  die  Ferne  in 
Helligkeit  verschwindet,  ein  Zeichen  dafür,  dass  nicht  mit  Farbenplatten  und 
Gelbscheibc  gearbeitet  wurde. 

Unter  Architekturaufnahmen  versteht  man  meist  trockene  Wiedergabe 
öffentlicher  Gebäude  irgendwelcher  Art.  Nur  einer  der  Einsender  hatte  es 
sich  zur  dankbaren  Aufgabe  gemacht,  einigermassen  systematisch  historisch 
interessante  Städtebilder  aufzusuchen  und  mit  dem  Blick  fürs  Interessante 
und  Malerische  zugleich  zu  registrieren.  Sofort  sah  man  am  Resultat  die 
günstige  Wirkung,  die  die  Spezialisierung  des  Arbeitsgebietes  übte. 

Meist  scheint  man  froh  zu  sein,  recht  viel  auf  die  Platte  zu  bekommen. 
Die  Fülle  der  abgebildeten  Gegenstände  aber  wirkt  verwirrend.  Der  Blick 
muss  auf  dem  Hauptgegenstand  des  Bildes  zur  Ruhe  kommen.  Dazu  tut  not, 
dass  ablenkende  Nebensachen  möglichst  vermieden  werden.  Auch  Ansichts- 
bilder gewinnen,  wenn  man  sie  nach  solchen  Gesichtspunkten  aufnimmt.  — 
Sehr  häufig  werden  Motive  aufgenommen,  die  nur  in  der  Natur  schön  sind, 
auf  der  Photographie  nicht  wirken. 

Viele  Aufnahmen  schienen  durch  »Schnellentwicklung«  beeinträchtigt. 
Namentlich  kurze  Momentaufnahmen  sollten  zur  Vermeidung  harter  Kontraste 
stets  langsam,  in  dünner  Lösung,  entwickelt  werden.  Es  scheint  auch  nicht 
genügend  berücksichtigt  zu  werden,  dass  das  Kopiermaterial  dem  Charakter 
der  Platte  zweckmässig  angepasst  wird.  Namentlich  fiel  die  Härte  der  auf 
Entwicklungspapieren  hergestellten  Bilder  auf.  Es  sei  hier  daran  erinnert, 
dass  Celloidinpapier  ein  wenig  gedecktes,  weiches  Negativ  verlangt,  während 

I.  XIL  1908.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  46 

363 


4-    Für  reines  Rot :   i  Teil  A  und  2  Teile  B. 

Bei  den  Lösungen  3  und  4  empfiehlt  sich,  die  Bäder  mit  einigen  Tropfen  Eis- 
essig anzusäuern.  Stets  soll  man  sich  erinnern,  dass  die  Urantonungen  das  Diapositiv 
verstärken  und  die  Entwicklung  danach  vorher  regulieren. 

Die  Lösung  C  von  Eisenchlorid  dient  für  Blau-  und  Grünfärbungen  und  für  die 
wirklich  künstlerische  Doppeltonung  von  blau  und  rotbraun. 

Zur  Erzielung  einer  blaugrünen  Färbung  tont  man  zuvor  in  Losung  Nr.  3  und 
legt  die  Platte  nach  kurzem  Waschen  in  ein  Bad  von  i  Teil  C  und  5  Teilen  Wasser. 
Da  diese  Lösung  recht  langsam  wirkt,  kann  man  durch  dieselbe  Doppeltöne  erzielen. 
Das  Eisensalz  färbt  zuerst  die  hohen  Lichter,  welche  blau  anlaufen,  während  die 
Schattenpartien  noch  rotbraun  bleiben.  Will  man  z.  B.  auf  diese  Weise  eine  Land- 
schaft tonen,  so  färben  sich  der  Himmel,  das  Wasser  oder  die  fernen  Berge  licht- 
blau, indes  die  Laubpartien,  Gebäude  oder  alle  Schatten  im  Vordergrunde  die  ret- 
braune Uranfarbe  beibehalten  haben.  Im  geeigneten  Moment  unterbricht  man  öic 
Tonung,  legt  die  Platte  für  etwa  25  Sekunden  unter  die  Wasserbrause  und  ^^äschi 
sie  dann  5  Minuten  in  reichlichem,  etwa  viermal  gewechseltem  Wasser,  welche^ 
keine  festen  alkalischen  oder  Metallteile  enthalten  darf.  Man  muss  darauf  Rücksicht 
nehmen,  dass  beim  Trocknen  die  Blautonung  noch  ein  wenig  fortschreitet,  da< 
Diapositiv  also  etwas  früher  aus  der  Lösung  nehmen,  als  der  gewünschte  Ton 
erreicht  ist.  Nach  kurzer  Übung  wird  man  den  rechten  Augenblick  sehr  leicht  ab- 
passen und  mit  den  Resultaten  gewiss  zufrieden  sein.  Lässt  man  die  Lösung  etwa 
5  Minuten  auf  die  Platte  einwirken,  so  erhält  man  eine  blaugrüne  Färbung;  mit 
Lösung  C,  unverdünnt,  kann  man  ein  schönes  reines  Blau  erzielen. 

Ich  stellte  auch  Proben  mit  der  von  Thurneyssen  im  Bulletin  de  la  Socieie 
fran^aise  de  Photographie  empfohlenen  Urantonung  in  getrennten  Lösungen  mit 
einem  Zwischenbade  von  verdünnter  Salpetersäure  (zwischen  dem  Uran-  und  Blut- 
laugensalzbade)  an.  Man  erhält  dabei  sehr  lebhafte  Farben,  jedoch  neigen  die 
Diapositive  beim  Trocknen  zum  Schleier.  Bei  allen  Urantonungen  empfielt  es  sich, 
die  Trocknung  durch  Alkohol  zu  beschleunigen;  die  Farben  trocknen  lebhafter  auf. 
und  man  vermeidet  Unreinlichkeiten.  Sorgfältig  ausgeführte  Urantonungen  von 
Diapositiven  sind  ziemlich  stabil;  ich  habe  derart  gefärbte  Bilder,  welche  sich  seit 
mehr  als  einem  Jahre  nicht  im  geringsten  verändert  haben. 

In  manchen  Handbüchern  wird  angeführt,  dass  sich  Urantonungen  durch  ein 
Alkalibad  oder  am  besten  durch  Cyankali  leicht  entfernen  lassen  und  dass  die  Bilder 
dann  wieder  von  neuem  getont  werden  können.  Für  Diapositivplatten  ist  jedenfalls 
die  Sache  nicht  angängig.  Das  Alkali  nimmt  die  Tonung  fort,  der  zurückgebliebene 
Ton  ist  aber  absolut  unbrauchbar,  und  eine  neue  Urantonung  gelingt  selten,  da  in 
den  meisten  Fällen  Flecken  und  Ungleichheiten  zum  Vorschein  kommen. 

Sehr  brauchbar  ist  für  einzelne  Fälle  die  Kupfertonung  nach  der  bekannten 
Vorschrift  von  Ferguson,  die  man  in  jedem  Lehrbuche  findet.  Man  erzielt  auf 
diese  Weise  wunderschöne  Lichtkontraste,  denn  während  die  Lichter  sehr  trans- 
parent bleiben,  werden  die  Schatten  ziemlich  stark  gedeckt,  doch  nicht  so  stark, 
dass  die  rotviolette  Färbung  auf  dem  Projektionsschirm  nicht  zur  Geltung  kommt. 
Seestücke  mit  Wolken  und  gewisse  Baumgruppen  färbt  man  auf  diese  Art  sehr 
stimmungsvoll. 

Weniger  empfehlenswert  scheinen  mir  die  Tonungen  vermittels  Überführung 
des  metallischen  Silbers  in  Chlorsilber  und  Färbung  der  gebleichten  Platten  durch 
Belichtung  derselben,  und  will  ich  auf  diesen  Prozess  heute  nicht  eingehen,  sowie 
ich  mich  aus  ähnlichen  Gründen  nicht  mit  der  Tonung  gebleichter  Diapositive 
beschäftigen  will. 


366 


KIIIXKR   u.  WIKK 
in  DAVOS  o    o    u    o 


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KÜHNER  u.  WIEK 
in  DAVOS  o    o    o    o 


PHOtOGRAPHISCHÄ 
MITTEILUNGEN   XL 


Die  lichtblaue  Diapositivton ung  durch  die  sgenannte  physikalische  Entwicklung 
habe  ich  S.  195  der  Phot.  Mitteil,  eingehend  behandelt.  Leider  scheint  nach  meinen 
neuesten  Erfahrungen  der  dadurch  erzielte  schöne  Ton  nicht  haltbar  zu  sein,  denn 
nach  wenigen  Monaten  sind  die  im  Dunkeln  aufbewahrten  Glasbilder  in  ein  monotones 
Blaugrau  übergegangen. 

Florenz  im  November  1903. 


Kleine  Mitteilungen. 

Farbige  Photographien  nach  dem  Ausbleich  verfahren. 

Wie  wir  aus  den  „Patent-Nachrichten"  *)  ersehen,  beschäftigt  sich  auch  der 
durch  seine  vielen  industriellen  Erfindungen  bekannte  Jan  Szczepanik  mit  der  Her- 
stellung von  Photographien  nach  dem  Ausbleichverfahren.  Die  von  Dr.  Ad.  Hesekiel 
in  der  Sitzung  des  „Vereins  zur  Förderung  der  Photographie"  zu  Berlin  kürzlich 
vorgelegten  Papierbilder  grösseren  Formats*)  entstammen  zum  Teil  von  genanntem 
Autor.  Die  prächtigen,  leuchtenden  Farben  dieser  Bilder  wurden  allgemein  be- 
wundert. Als  Matrizen  hatten  farbige  Diaphanien  gedient.  —  Einen  praktischen 
Wert  erhält  das  Ausbleichverfahren  erst,  wenn  es  gelingt,  Aufnahmen  mit  Camera 
in  kurzer  Zeit  mit  einer  ausreichend  getreuen  Wiedergabe  der  Naturfarben  zu 
liefern.  Immerhin  verdienen  die  bisher  ausgefürten  Versuche  im  Ausbleich  verfahren, 
wenn  sie  auch  mehr  wissenschaftliches  Interesse  haben,  Anerkennung. 


Diapositive  mit  CoUatinpapier. 

Die  Schicht  des  Collatinpapiers  lässt  sich,  wie  wir  kürzlich  beschrieben  haben'), 
auf  Glas  übertragen,  und  können  auf  diese  Weise  auch  Diapositive  erzeugt  werden. 
Die  Fabrikanten  des  Collatinpapiers  geben  dazu  neuerdings  folgende  Vorschrift. 

10  ^  Gelatine  werden  in  175  ccm  heissen  Wassers  gelöst  und  25  ccm  einer 
Lösung  von  Chromalaun  i  :  100  hinzugefügt.  Die  Lösung  muss  warm  gehalten  werden. 
Mittelst  eines  Leinewand-  oder  Lederläppchens  trägt  man  dieselbe  in  dünner  Schicht 
auf  gutgeputzte  Glasplatten  bezw.  den  Gegenstand,  auf  welchen  das  Bild  übertragen 
werden  soll,  auf,  lässt  trocknen  und  quetscht  sodann  das  tief  kopierte  Bild,  nachdem 
es  wie  gewöhnlich  getont,  fixiert  und  gewaschen  ist,  glatt  unter  sorgfältiger  Ver- 
meidung aller  Luftblasen,  an.  Nach  dem  Festtrocknen  des  Bildes  legt  man  die 
Platte  in  eine  flache  Schale,  übergiesst^  mit  siedendem  Wasser,  hebt  nach  i  bis 
iVa  Minuten  die  Platte  heraus  und  zieht  das  Papier  ab.  Darnach  spült  man  in  lau- 
warmem Wasser,  bis  die  Bildfläche  vollständig  klar  erscheint,  und  lässt  trocknen. 


Haltbar  sensibilisiertes  Papier  für  Ozotypie. 

Von  der  „Ozotype  Company-London"  ist  jetzt  ein  haltbar  sensiblisiertes  Papier 
erschienen.  Dasselbe  wird  unter  einem  Negativ  (am  geeignetsten  sind  klare,  etwas 
kräftige  Platten  für  das  Verfahren)  so  lange  belichtet,  bis  auch  die  hellsten  Partien 
des  Bildes  deutliche  Details  aufweisen.  Hiernach  folgt  Wässerung  der  Kopie,  bis 
der  Papiergrund    (am    besten   am  Rande  erkennbar)  rein  weiss  erscheint,    und  Auf- 


1)  Siehe  „Patent-Nachrichten"   Seite  322. 

2)  Siehe  „Kleine  Chronik"  Seite  149. 

3)  Siehe  den  Aufsatz  Seite  317. 


367 


legung  der  Kopie  auf  Pigmentpapier  in  einem  Säurebade.     Zu  letzterem  sind  folgende 
Rezepte  empfohlen: 

I. 

FQr  kontrastreiche     FQr  normale     Ffir  dünne 
Negative  Negative  Negative 

Wasser looo  ccm  tooo  ccin  looo  am 

reine  Salzsäure 2     „                   2     „  2    , 

Eisenvitriol 2,5  ^                 3»5  iT  4.5  ^ 

oder  II. 

Wasser 1000  ccm  1000  ccm  1000  ccm 

verdünnte  Schwefelsäure  (loprozentige)    .           5     „                   4     „  3    , 

Eisenvitriol 3^                    4^  5^ 

Will  man  die  Entwicklung  erst  nach  mehreren  Stunden  oder  am  anderen  Tage 
vornehmen,  so  benutze  man  ein  Hydrochinon-Säurebad: 

Für  kontrastreiche     Für  normale      Für  dünne 
Negative  Negative  Negative 

Wasser 1000  ccm  1000  ccm  1000  ccm 

Eisessig 6     „                   5     „  4    , 

Hydrochinon 1^                    ^  g  \  g 

loprozentige  Kupfervitriol-LOsunj:     ...           i  ccm                5  ccm  10  ccm 

Die  Entwicklung  geschieht  in  derselben  Weise  wie  beim  Pigmentdruck  mittel>i 
heissen  Wassers.  Nach  der  Entwicklung  werden  die  Bilder  alauniert  und  dann  zum 
Trocknen  aufgehängt  oder  gleich  direkt  aufgezogen.  —  Den  Alleinvertrieb  der 
Papiere  und  Chemikalien  der  Ozotype  Company  hat  der  „Verlag  des  Apollo*. 
Dresdcn-A. 


Säurebäder  für  Ozotyple. 

Ernest  Marriage  hat  die  für  die  Ozotypie  empfohlenen  verschiedenen  Vor- 
schriften durchgearbeitet;  er  zieht  die  alten  Formeln  des  Säurebades  den  neuer- 
dings von  Manly  gegebenen  Rezepten  vor  und  rät,  die  Bäder  in  nachfolgender, 
bereits  früher  publizierter  Zusammensetzung  anzuwenden. 

Für  Negative  mit  grossen  Kontrasten: 

Eisessig 2,0  ccvi 

Hydrochinon i,5  ^ 

Wasser 1200,0  „ 

Für  normale,  etwas  kräftige  Negative- 
Eisessig     3,0  ccm 

Hydrochinon ^3  ^ 

Wasser 1200,0  „ 

Für  dünne  Negative: 

Eisessig 7,0  ccm 

Hydrochinon ^»3  ^ 

Wasser 1200,0  „ 

Für  sehr  dünne  Negative  ist  statt  Hydrochinon  das  Metol  zu  wählen: 

Eisessig 3,0  ccm 

Metol 1,0  ^ 


368 


Die  Erhöhung  des  Eisessiggehahes  vermehrt  die  Kontraste  in  der  Kopie.  Will 
man  gleichzeitig  Kopien  von  Negativen  verschiedenen  Charakters  pigmentieren,  so 
bringe  man  die  Drucke  von  kräftigen,  kontrastreichen  Negativen  in  die  erste  Lösung; 
darnach  fügt  man  i  ccm  Eisessig  zu  dem  Bad  und  überträgt  hierin  die  normalen 
Drucke;  schliesslich  werden  noch  i7i  ccm  Eisessig  zugegeben  und  darin  die  dünnen 
Drucke  pigmentiert.  Blaue  und  grüne  Pigmente  erfordern  Bäder  von  stärkerem 
Säuregehalt  als  die  anderer  Farben,  die  Bilder  können  auch  etwas  tiefer  kopiert 
werden.  (The  Amateur  Photographer  XXXVIII.,  Seite  234.) 


Über  Theorie  der  Solarlsatlon. 

A.  Davanne  gibt  in  „Photo  Revue"  für  die  Theorie  der  Solarisation  folgenden 
Beitrag:  Die  vom  Licht  erregte  chemische  und  physikalische  Bewegung  geht  von 
dem  Molekül  des  Silbersalzes  auf  das  der  organischen  Substanz  über.  Diese  erste 
Reaktion  liefert  das  negative  Bild.  Durch  weitere  Lichtwirkung  geht  die  Bewegung 
auf  das  Silbersalzmolekül  zurück.  Hierdurch  wird  die  erste  Wirkung  aufgehoben 
und  aus  dem  negativen  Bilde  wird  ein  positives  und  so  fort.  Der  Kreislauf  dieser 
Umkehrungen  erfordert  immer  längere  Lichtwirkungen  und  schliesslich  zeigt  sich 
das  Silbersalz  völlig  unempfindlich.  —  Trifft  die  Bewegung  auf  ein  Reagens,  welches 
sie  aufhebt  (z.  B.  Hydrochinon),  so  kann  die  Platte,  ohne  zu  solarisieren,  eine  viel 
längere  Exposition  aushalten.  Das  ist  bei  gewissen,  besonders  präparierten  Platten 
des  Handels  der  Fall.  (Nach  Phot.  Wochenblatt  1903,  Nr.  41.) 


A.  Zankls  Expositionsmesser  „Azet''. 

Von  der  Firma  Carl  Lange,  Berlin  SW.,  wird  ein  Expositionsmesser,  welcher 
auch  zum  Patent  angemeldet  ist,  in  den  Handel  gebracht.  Bei  diesem  Messer  ist 
den  verschiedenen,  eine  möglichst  genaue  Bestimmung  der  Expositionszeit  erforder- 
lichen Daten  Rechnung  getragen  worden.  Das  Instrument  ist  von  sehr  geringen 
Dimensionen  und  kann  bequem  in  der  Westentasche  geführt  werden.  Die  Be- 
rechnung der  Expositionszeit  geschieht  auf  folgende  Weise:  Es  wird  zunächst  ein 
Stück  Silberpapier  unter  eine  Skala  von  transparenten  Papierlagen  (ähnlich  wie 
bei  den  bekannten  Vogel-  und  Sawyer- Pigmentphotometern)  gelegt  und  dann  das 
Photometer  demselben  Lichte  ausgesetzt,  von  dem  der  aufzunehmende  Gegenstand 
getroffen  wird.  Sobald  auf  dem  Papier  einige  Skalenteile  kopiert  sind,  merkt  man 
sich  die  Zeit,  welche  zu  dieser  Kopierung  erforderlich  war,  sowie  den  Grad,  bis  zu 
welchem  kopiert  worden  ist.  Nachdem  auf  diese  Weise  der  „Photometergrad"  und 
die  „Photometerzeit"  ermittelt  worden  ist,  verschiebt  man  die  auf  der  anderen  Seite 
des  Instruments  befindlichen  Skalen  so,  dass  die  gebrauchte  Photometerzeit  genau 
gegenüber  dem  erreichten  Photometergrad  zu  liegen  kommt  und  ferner,  dass  der 
Empfindlichkeitsgrad  der  verwendeten  Plattensorte  (nach  Warnerke-  oder  Scheiner- 
graden) genau  gegenüber  der  Angabe  des  vorliegenden  Aufnahmeobjektes  zu  stehen 
kommt.  Nun  sucht  man  auf  dem  4.  Skalenstreifen  die  eingestellte  Blende,  die  da- 
neben stehende  Zahl  gibt  mir  dann  die  erforderliche  Expositionszeit  und  zwar  in 
Sekunden  oder  Minuten,  je  nachdem  man  die  „Photometerzeit"  nach  Sekunden  oder 
Minuten  (bei  dunklen  Gegenständen)  gemessen  hat.  —  Das  sehr  sauber  gearbeitete 
Instrument  kostet  4  Mk. 


369 


Literatur. 

Bruno  Meyer,  Zur  Frage  des  Photographie  -  Schutzes.  Deutsche  Photogr.  Bibliothek, 
Band  X.  Verlag  der  Deutschen  Photographen-Zeitung  (K.  Schwier),  Weimar.  Preis  M.  2.50. 
Diese  Arbeit  bildet  einen  Nachtrag  und  eine  Erweiterung  der  im  Frühjahr  von  gleichem  Autor 
erschienenen  Broschüre:  Entwurf  des  neuen  photographischen  Schutzgesetzes.  In  dem  neuen 
Bande  behandelt  Bruno  Meyer  die  Frage,  in  welchen  Beziehungen  die  Photographic  zur 
Kunst  steht. 

Ferner  gingen  bei  der  Redaktion  ein : 

H.  Emery,  Manuel  pratique  de  Platlnotype.  Verlag  von  Charles  Mendel-Paris 
Preis  2  Franken. 

L*Abbe  J.  Ferret,  La  Photographie  par  le  Collodion.  Verlag  von  Gauthier-VilUrs- 
Paris.     Preis  1,50  Franken. 

Auguste  Pierre  Petit  Fils,  La  Photographie  simplifi^e  et  la  lumi^re  artificielle.  Verlag 
von  Gauthicr-Villars-Paris.     Preis  2  Franken. 

H.  Quentin,  La  Proced^  Ozotjrpe,  Manuel  pratique  pour  Tobtention  d'epreuves  au  charbon 
sans  transfert  et  sans  photometre.     Verlag  von  Charles  Mendel-Paris.     Preis  1  Frank. 

Ris  Paquot,  La  Preparation  des  Plaques  au  gelatinobromure  par  l*amateur  lui-meme. 
Verlag  von  Gauthier-Villars-Paris.     Preis  2  Franken. 


Patent  -  Nachrichten. 

Anmeldungen. 

57  b.  S.  16  390.  Verfahren  zur  Herstellung  mehrfarbiger  Photographien  nach  dem  Ausbleich- 
verfahren. Jan  Szczepanik,  Wien;  Vertr.:  C.  Fehlert,  G.  Loubier,  Fr.  Harmsen 
und  A.  Büttner,  Berlin  NW.  —  3.  5.  02. 

57a.  G.  15  727.  Verfahren  zur  Projektion  von  Stereoskopreihenbildern.  Claude  Grivola« 
fils,  Chatou,  Frankr.;   Vertr.:  F.  C.  Glaser  und  L.  Glaser,  Berlin  SW.  68.  —  24.  5.  01. 

57b.  F.  17  233.  Rollfilm  mit  Einstellfenster  und  Einzelfilms.  Hugo  Fritzsche,  Leipzig-Gohli«. 
9.  2.  03. 

57  a.  F.  16  506.  Rouleau  verschluss  mit  gegen  einander  verstellbaren  Rouleauhälften,  bei  welchem 
der  Lichtschlitz  während  des  Aufziehens  des  Verschlusses  geschlossen  bleibt.  Fabrik  photo- 
graphischer Apparate  auf  Aktien  vorm.  R.  Hfittig  &  Sohn,  Dresden-Striesen.  —  14.7.02, 

57  c.  M.  20  099.  Apparat  zum  Entwickeln  von  Rollfilms  bei  Tageslicht,  bei  dem  der  Filmstreifen 
von  einer  seitlichen  Kammer  durch  einen  Schlitz  in  den  eigentlichen  Entwickelungsraum 
geführt  wird.  James  Wyndham  Meek,  London:  Vertr.:  A.  du  Bois-Reymond  und 
M.  Wagner,  Berlin  NW.  6.  —  27.  8.  02. 

Crteilungen. 

57a.    146  339.    In  ein  Opernglas  oder  ein  Stereoskop  zu  verwandelnde  Stereoskopcamera.    Louis 

Rancoule,  Paris.  —  10.5.02. 
„     146  392.    Magazincamera  für  abwärts  kippende  Platten.    Heinrich  Bleil,  Berlin,  Brunnen- 
strasse 84.  —  9.  11.  01. 
57  b.    146  276.    Verfahren  zur  Herstellung  von  Papier  oder  Karton  mit  lichtempfindlichen  Stellen. 

Hermann  Kuhrt,  Berlin,  Wassertorstr.  67.  —  19.  11.02. 
57a.    146  684.     Magazincamera    mit    Entwicklungsraum.     Herbert  E.   Hickox,    Great   Yarmutb, 

Engl.   —  5.  12.  01. 
57  b.    146  785.     Kopicrniaterial   mit   Dreifarbenschicht  zur   Herstellung   von   farbigen  Bildern    nach 

dem  Ausbleich  verfahren.     Jan  Szczepanik,   Wien.  —  4.5.02. 
57  c.    146  685.  Photographischer  Kopierapparat,  bei  welchem  sowohl  die  Behchtung,  als  auch  die 

Anpressung  des  Papieres  an  das  zu  kopierende  Negativ  selbsttätig  bewirkt  wird.     Hervey 

H.  Mc.  Intire,  South  Bend,  V.  St.  A.   -    14.  1.  03. 


Für  die  Redaktion  verantwortlich:  P.  Hanneke  in  Berlin. 
Verla;;  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenkeim)  Berlin.  —  Druck  von  Oebr.  Unger  in  Beiün. 

370 


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A..|.!  t  "••■•» -sl:  •'«  -  1'  I« »    '  •    .  >i           .  »..-j..»  • «  .i.l<-  N«ij;iti\    selbsttätig  bewirk,:   * 

H.   M..   I.it.w.  s.  .  tl>   1  .   •..     V    ^i  \      -     14    t    (M. 

l'ur  du-   p.il^i«.     I.   \    r.i  .'u-iM'i' h:  1*   Hannoko  in  Berlin. 
Vrrla.;  von  (inslav  S<1iiiimU  'venu    Km»..'-»  M;.i,r(-jH.uui  Berlin    —  Druck  von  üebr    l  i-, 


niTc  B-or-s.Bcrlm      phot 


Goo   g   nujtenslem   &   Comp   Berlin   hei 

NKIi}-:LGi:MMUaNG       IN     W/.K     iMAKK. 


Photogr  Mitteilungen  XL.  . 


W.  Rothermundt,  Berlin. 


Am  Golt  von  Pozzuoli. 


Standentwicklung. 

Von  W.  Heinicke. 

Der  Standentwicklung  ist  schon  oft  das  Wort  geredet  worden  und  meist 
wird  sie  hingestellt  als  eine  Entwicklungsmethode,  die,  wie  auch  immer  eine 
Platte  belichtet  sein  mag,  unbedingt  gute  Resultate  ergibt.  Wenn  dem  so 
wäre,  so  muss  man  sich  doch  fragen,  warum  wird  sie  noch  so  wenig  an- 
gewandt? Warum  hat  sie  nicht  schon  die  weiteste  Verbreitung  gefunden: 
Ist  sie  doch  bestrebt,  den  Aufenthalt  in  der  Dunkelkammer  abzukürzen  und 
die  Entwicklungsarbeit  erheblich  zu  vereinfachen.  Nachstehend  soll  versucht 
werden,  dieses  Warum  zu  beantworten,  und  gezeigt  werden,  welche  Vorteile 
und  welche  Nachteile  bei  Anwendung  der  Standentwicklung  sich  ergeben. 

Jeder,  der  sich  mit  der  Photographie  eingehender  beschäftigt,  sollte  auch 
einen  Versuch  mit  der  Standentwicklung  nicht  scheuen.  Nicht  dass  er  sie 
als  Universalentwicklungsmethode  anwendet,  nein,  nach  einiger  Praxis  wird 
er  bald  gelernt  haben,  wann  er  die  Standentwicklung  mit  Erfolg  anwendet 
und  wann  er  eine  spezielle,  für  jede  Aufnahme  abgestimmte  Entwicklung  vor- 
zieht. Für  die  Standentwicklung  sind  keine  besonderen  kostspieligen  Ein- 
richtungen notwendig.  Für  den,  der  sie  nur  hin  und  wieder  anwendet,  genügt 
ein  sogenannter  Fixieitrog  aus  Glas  mit  Rillen,  in  welche  die  zu  entwickelnden 
Platten    eingeschoben  werden,    es  ist  so  ein  gegenseitiges  Berühren  während 


15.  XII.  1903     Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40 


47 


371 


der  Entwicklung  unmöglich.  Bei  Anwendung  dieser  Tröge,  die  an  den  vier 
Innenseiten  Rillen  haben,  ist  zu  beobachten,  dass  die  Platten  niemals  so 
gestellt  werden,  dass  die  Schicht  den  Rillen  zugekehrt  ist  (siehe  die  Ab- 
bildung Seite  374),  da  sonst  Entwicklungsstreifen  entstehen. 

Hat  man  die  Platten  in  den  Entwickler  gestellt,  so  ist  es  zu  empfehlen, 
sie  mehrmals  hin  und  her  zu  bewegen,  um  etwaige  Luftblasen  zu  entfernen. 
Fast  alle  gebräuchlichen  Entwickler  lassen  sich  in  entsprechender  Verdünnung 
auch  für  Standentwicklung  verwenden;  besonders  empfohlen  wird  der  Glycin- 
entwickler,  auch  gibt  Rodinal  in  der  Verdünnung  i :  100  bis  1:125  gute  Resultate. 
Den  Entwicklungstrog  stellt  man,  um  ihn  gegen  Lichteinflüsse  zu  schützen,  in 
eine  Kiste  mit  Schiebedeckel  und  deckt  zur  Sicherheit  noch  ein  dunkles  Tuch 
darüber.  Dass  bei  der  Standentwicklung  die  Platten  nur  sehr  wenig  dem 
Dunkelkammerlicht  ausgesetzt  sind,  ist  anderen  Entwicklungsmethoden  gegen- 
über unbedingt  ein  Vorzug. 

Auch  die  meisten  Wässerungskästen  lassen  sich  zur  Standentwicklung 
verwenden. 

Hat  man  die  Platten  in  den  Entwickler  gestellt,  so  könnte  man,  wie  viel- 
fach behauptet  wird,  sie  ruhig  ihrem  Schicksal  überlassen,  man  brauchte  erst  nach 
Verlauf  von  1 7,  bis  2  Stunden  nachzusehen,  wie  weit  die  Entwicklung  vor- 
geschritten ist  und  kann  inzwischen  eine  andere  Beschäftigung  vornehmen.  Diese 
Arbeitsweise  ist  wohl  sehr  angenehm  und  kann  auch  gut  entwickelte  Platten  er- 
geben, vorausgesetzt,  dass  die  Platten  nicht  zu  kurz  belichtet  waren  und  der  Ent- 


V.  Wimmer,  Charlotteiiburg. 


Tschengclscr  Hochwand»   Tirol. 


372 


Dr.  Micke,  Berlin. 


Aus  Bornholm. 


Wickler  der  Entwicklungsdauer  entsprechend  zusammengesetzt  war;  auch  über- 
belichtete Platten  werden  noch  leidlich  gute  Resultate  ergeben.  Anders  ver- 
hält es  sich  aber  mit  unterbelichteten  Platten,  fiir  diese  ist  die  Standentwicklung 
oft  schädlich.  Werden  unterbelichtete  Platten  längere  Zeit  dünnen  Ent- 
wicklerlösungen ausgesetzt,  so  bilden  sich  häufig  Schleier  in  allen  möglichen 
Farben,  die  die  Platten  für  jede  weitere  Behandlung  unmöglich  machen. 
Hieraus  ergibt  sich,  dass  bei  zweifelhafter  Exposition  auch  die  Standentwicklung 
ständig  überwacht  werden  muss.  Bei  guter  Überwachung  des  Entwicklungs- 
vorganges wird  man  bald  erkennen,  welche  Platten  unterbelichtet  sind.  Für 
diese  empfiehlt  es  sich,  sie  aus  dem  dünnen  Entwickler  herauszunehmen 
und  in  einem  bereit  gehaltenen  stärkeren  Entwickler  fertig  zu  entwickeln. 
Aber  auch  die  reichlicher  belichteten  Platten  kann  man  der  Standentwicklung 
nicht  ohne  weiteres  überlassen.  Es  ist  zu  beachten,  dass  sie  nicht  unnötig 
lange  dem  Entwickler  ausgesetzt  sind,  da  sich  auch  hier  leicht  störende 
Schleier  bilden.  Die  Standentwicklung  bringt  femer  eine  andere  unangenehme 
Erscheinung  mit  sich,  und  zwar  bei  Aufnahme  von  dunklen  Gegenständen  mit 
hellem  Hintergrund;  z.  B.  Bäume,  die  gegen  den  freien  Himmel  photo- 
graphiert  wurden,  zeigen  an  den  Rändern  eine  Art  Überstrahlung,  die  ich  auf 
die  lange  Einwirkung  des  Entwicklers  zurückführe,  da  sie  sich  bei  kürzerer 
Entwicklungsdauer  nicht  zeigt.  Jeder,  der  die  Standentwicklung  anwendet, 
wird  solche  Überstrahlungen  auf  seinen  Negativen  aufzuweisen  haben;  wenn 
sie  auch  ein  Negativ  nicht  unbrauchbar  machen,  so  macht  sich  diese  Er- 
scheinung zeitweilig  doch  recht  unangenehm  bemerkbar.  Sehr  zweckmässige 
Anwendung    kann    die    Standentwicklung    bei    folgenden    Aufnahmen    finden. 


373 


Handelt  es  sich  z.  B.  um  eine  grössere  Anzalil  von  Fällen  von  kunst- 
gewerblichen Gegenständen,  die  alle  unter  denselben  Lichtverhältnissen,  mit 
derselben  Objektivöffnung  und  gleicher  Belichtungszeit  hergestellt  wurden, 
so  stellt  man  durch  eine  Probeentwicklung  die  Länge  der  Entwicklungsdauer 
und  die  entsprechende  Zusammensetzung  des  Entwicklers  fest.  Nach  diesen 
Ermittlungen  kann  man  nun  sämtliche  Aufnahmen  entwickeln,  und  das  Resultat 
wird  gleichmässig  gut  durchgearbeitete  Negative  ergeben.  In  gleicher  Weise 
verhält  es  sich  bei  Entwicklung  einer  grösseren  Anzahl  von  Naturaufnahmen, 
z.  B.  Momentaufnahmen,  die  unter  guten  Lichtverhältnissen,  gleichmässiger 
Objektivöffnung  und  gleicher  Geschwindigkeit  des  Verschlusses  nicht  zu  kurz 
belichtet  sind.  Hat  man  hier  durch  eine  Probeentwicklung,  z.  B.  Entwickler 
Rodinal  i  :  lOO,  Entwicklungsdauer  2  Stunden  festgestellt,  so  kann  man  die 
Platten  unbesorgt  dem  Entwickler  2  Stunden  aussetzen,  ohne  nachzusehen; 
das  Resultat  wird  befriedigend  sein. 

Es  ergibt  sich  aus  dem  vorstehend  Gesagten:  will  man  gute  Resultate 
mit  Stande  atwicklung  erzielen,  so  muss  man  die  Be- 
lichtung der  zu  entwickelnden  Negative  unbedingt  kennen, 
und  den  Entwicklungsgang,  wenn  es  sich  nicht  um  Auf- 
nahmen unter  gleichen  Lichtverhältnissen  usw.  handelt, 
ständig  überwachen.  Grosse  Belichtungsunterschiede 
durch  die  Standentwicklung  ausgleichen  zu  wollen,  ist 
nicht  möglich.  Schon  Frhr.  von  Hiibl  sagt  in  seinem  Buche  über  die  Ent- 
wicklung, S.  47,  dass  ihm  dies  nicht  gelungen  sei. 

In  England  sind  kürzlich  Stimmen  gegen  die  Anschauung,  dass  die 
Standentwicklung  die  einzig  richtige  sei,  laut  geworden;  hier  zeigt  Bennet 
(Brit.  Journ.  of  Phot.  No.  2264,  Seite  778)  an  der  Hand  einer  kleinen  Tabelle, 
dass  bei  persönlich  geleiteter  Entwicklung  und  mechanischer  Entwicklung 
bei  gleichen  Belichtungseinheiten  die  persönlich  geleitete  Entwicklung  in  den 
höchsten  Lichtern  weniger  Dichtigkeit  besitzt,  andererseits  gab  sie  in  den 
Schatten  Details,  die  bei  der  mechanischen  Entwicklung  vollständig  fehlten. 
Im  allgemeinen  sei  die  Tongradation  bei  letzterer  bedeutend  geringer. 

In  vorstehendem  hoffe  ich  gezeigt  zu  haben,  dass  die  Standentwicklung 
unter  gewissen  Bedingungen  mit  Erfolg  angewandt  werden  kann,  die  mit 
Verständnis  geleitete  persönliche  Entwicklung  aber  nicht  übertrifft. 


Über  Entwicklung  bei  heilem  Licht. 

Von  Ä,  L.  Lumlöre  und  A.  Seyewetz. 

(Schluss  von  Seite  360.) 

Der  Chrysosulfit  No.  i  wird  ferner  beim  Pyrogallol  verwendet: 

Wasser 500^ 

Chrysosulfit  No.  i 100  » 

Pyrogallussäure 20  > 


374 


TAGESNLKiK    o    o    o    o    o    o    o  \  ,,n 
A.  HOksi,i:Y  HINTOX,  I.ONDoN 


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^    \  ...  1         </r(>  -.*      l^clichtiirk,  ••   •?(.--. 

*    •   '  .      '    »  .   k':  M.     au  ..'Irichcn    -/u    W"'' 

•     '      '•     -  •.   t   m  -fincin   l'ucnc  uh  » 

'   !       •    ',;i  n    ein*    .\:i-cliaiiup,.. 

'    •       5    *'  .     ^^    '  au   ^'.t-r  ilaiKl   einer  kU:r  i'    i 

•1  ;    lind    TDCilianibchtT    I  •.'  .         n 
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■•  i   1    •    ••  t         •  .         •  .'••*-';•♦,    ai\K'rcr>L-its    ^j^.,1.     ^ 

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'■'"    .'.'•■••    n       .     '        ■  .    /      '    »Hl   -ft/nicr  hetlcutctul  j^»"mm 

«  ■    '■       *  •  '   .      ■    ,        .  ,    .  /    /\\   \\,xUt  Tl.  dciss  die  Stari  •     • 

't"    '      N     ••   '  i      .-.  •        •     ;     :-  ;■;    iiM'i.-A-.iiuU    ucidvi:,  karr. 

^    '   ■  .f^  •  '      *."      •  •••  \-  .n-'  a'i'cr  nicht  iPie.tri'n. 


riK-r  I-atwlckluns;  bei  hellem  Licht. 

^"i   A.   I..  I.rmHTc  .r.- 1  A.  Sevewctz. 

\\  a.^ci  .  .      .      .      .      s«.)0  ., 

C.  Iiry-o-.i'''tt    \,  .  .1  Il(j 

r\T<>i2alIu  .^  Oiic  ?!     1 


TAGESNEIGE   o   o    o    o    o   o   o  Von 
A.  HORSLEY  HINTON,  LONDON 


PHOTOGRAPHISCHE 
MT'PTPtT  TnarsvM     vt 


Für  den  Gebrauch  mischt  man  50  ccin  dieser  Lösung  mit  1 50  ccm  Wasser 
und  10  ccm  Aceton. 

Mit  Chrysosulfit  No.  2  werden  der  Diamidophenol- ,  Hydramin-, 
Paramidophenol-  und  Glycinentwickler  angesetzt.  Die  Vorschriften  für  die 
beiden  letzteren  sind  folgende: 

a)  Paramidophenol: 

Wasser lOüO^ 

Chrysosulfit  No.  2 75  > 

Ätzlithium 5  ^ 

Paramidophenol 10  » 

b)  Glycin: 

Lösung  A.     Wasser Soo^ 

Chrysosulfit  No.  2 60  » 

Glycin 15  » 

Lösung  B.     Wasser 500  » 

Pottasche 40  » 

Zur  Entwicklung  werden  gleiche  Teile  von  A  und  B  genommen. 

I.  Entwicklung  von  hochempfindlichen  Platten  und  Films. 

a)  Bei  künstlichem  Licht:  Man  nimmt  eine  so  grosse  Menge  von  der 
Entwicklerlösung,  dass  letztere  ungefähr  i  cm  hoch  über  der  Plattenschicht 
steht.  Das  Herausnehmen  der  Platte  aus  der  Kassette  und  das  Hineinlegen 
in  die  Schale  mit  Entwickler  geschieht  in  der  Dunkelkammer  wie  üblich  bei 
roter  Laterne.  Sobald  die  Platte  untergetaucht  ist,  kann  bei  vollem  Licht 
entwickelt  werden.  Der  Abstand,  in  welchem  die  Schale  von  der  Lampe  zu 
halten  ist,  hängt  von  der  Natur  der  zur  Verfügung  stehenden  Lichtquelle  ab. 
Die  Entfernung  beträgt  für  Kerzenlicht  ca.  0,5  m,  für  Gaslicht  (Schmetterlings- 
brenner) I  /«,  für  eine  Petroleumlampe  (i4Linienbrenner)  0,75  /«,  für  eine 
löKerzen-Glühlampe  1,5/«.  —  Bei  sehr  hochempfindlichen  Platten  ist  es  nicht 
ratsam,  während  der  ganzen  Zeit  der  Entwicklung  die  Schalen  in  den  an- 
gegebenen Entfernungen  zu  halten,  sondern  man  gehe  an  eine  weniger  er- 
leuchtete Stelle  des  Zimmers  und  kehre  der  Lampe  den  Rücken  zu,  nur  ab 
und  zu  wende  man  sich  dem  Lichte  zu,  um  den  Fortschritt  der  Entwicklung 
zu  kontrollieren.  Während  der  Entwicklung  schaukele  man  die  Schale  langsam, 
achte  jedoch  darauf,  dass  die  Platte  stets  von  der  Flüssigkeit  bedeckt  ist. 
Die  vorher  angeführten  Entwicklerrezepte  sind  so  gewählt,  dass  die  Negative 
in  ca.  5  Minuten  ausentwickelt  sind.  Nach  Verlauf  von  2  Minuten  ist  es  zu- 
lässig, das  Negativ  2  bis  3  mal  aus  dem  Entwickler  zu  nehmen  und  es  in 
der  Durchsicht,  die  Rückseite  dem  Lichte  zugewandt,  schnell  (bis  3  Sekunden) 
zu  prüfen,  ohne  dass  hierbei  eine  Schleierung  eintritt.  Der  Abstand  von  der 
Lampe,  welchen  man  hierbei  einhalten  muss,  ist  bei  Kerzenlicht  i  ;//, 
Petroleumlampe  1,50/«,  Schmetterlingsbrenner  2,50  ;;/,  elektrischer  Glühlampe 
3  m,  —  Durch  Einschaltung  einer  Gelbscheibe  zwischen  Lichtquelle  und 
Negativ  können  diese  Distanzen  bedeutend  gekürzt  werden. 


375 


H.  Kolster,  Hamburg. 


Dorfstrassc. 


Sobald  die  Entwicklung  beendigt  ist,  wird  die  Platte,  vom  Licht  ab- 
gewandt, abgespült  und  dann  wie  üblich  fixiert  und  gewässert. 

b)  Entwicklung  bei  natürlichem  Licht:  Man  kann  auch  bei  Tages- 
licht entwickeln,  vorausgesetzt,  dass  nicht  direkte  Sonnenstrahlen  auf  den 
Arbeitsplatz  fallen,  und  dass  man  die  Vorsicht  gebraucht,  Vorhänge  am 
Fenster  anzubringen.  Man  placiere  sich  möglichst  weit  von  dem  Fenster 
fort  und  wende  während  der  ganzen  Entwicklung  dem  Fenster  den  Rücken 
zu.  Hier  ist  es  jedoch  nicht  mehr  möglich,  das  Negativ  in  der  Durchsicht 
zu  prüfen,  ohne  Schleier  befürchten  zu  müssea  Die  Einführung  der  Platten 
in  die  Schale,  Fixieren  und  Wässern  geschieht  wie  vorher. 

2.  Entwicklung  von  Diapositivplatten. 

Infolge  der  geringen  Empfindlichkeit  der  Diapositivplatten  kann  die  Ent- 
wicklung bei  derselben  Beleuchtung  vorgenommen  werden,  welche  für  Brom- 
Silberpapiere  (siehe  weiter  unten)  zulässig  ist.  Für  Diapositive  in  schwarzen 
Tönen  empfehlen  sich  die  gleichen  Entwicklungsvorschriflen  wie  für  Brom- 
silberpapiere. 


376 


3-  Entwicklung  von  Bromsilberpapieren. 

a)  Bei  künstlichem  Licht:  Die  nachfolgenden  beiden  Rezepte  haben 
uns  bei  Bromsilberpapieren  die  besten  Resultate  ergeben. 

Metochinon:     Wasser looo^ 

Metochinon 9  » 

Chrysosulfit  No.   i 60  » 

Aceton 30  ccm 

hierzu  einige  Tropfen  10  proz.  Bromkalilösung. 

Diamidophenol :     Wasser looo^ 

Chrysosulfit  No.  2 30  » 

Diamidophenol 10  ^ 

Bromkali lösung 2  ccm 

Man  hat  bei  der  Entwicklung  nur  darauf  zu  achten,  dass  die  Kanten  der 
Papiere  nicht  aus  der  Lösung  herausstehen;  das  Papier  soll  auf  dem  Boden 
der  Schale  liegen  und  nicht  oben  schwimmen.  Es  können  die  früher  er- 
wähnten Lichtquellen  benutzt  werden,  ohne  es  hier  mit  den  Abständen  so 
genau  nehmen  zu  müssen.  Man  gehe  so  nahe  an  die  Lampe  heran,  dass 
man  das  Erscheinen  des  Bildes  leicht  verfolgen  kann.  Die  Exposition  muss 
eine  ausreichende  gewesen  sein,  damit  die  Operation  nicht  länger  als 
ca.  40  Sekunden  dauert. 

Das  Einlegen  der  Papiere  in  die  Entwicklerlösung  kann  in  gleicher  Weise 
wie  bei  den  Platten  geschehen. 

b)  Bei  Tageslicht:  Man  verfährt  hier  wie  bei  den  Platten  und  sorge 
daflir,  dass  das  Papier  vollständig  untertaucht.  Nach  der  Entwicklung  wird 
schnell  abgespült  und  darnach  in  einem  orangegelb  gefärbten  Fixierbad  fixiert; 
das  Anfärben  kann  mit  etwas  Chrysosulfit  geschehen.  Nach  beendigter  Fixage 
werden  die  Bilder  wie  bekannt  reichlich  gewässert,  die  Rückseiten  müssen 
rein  weiss  erscheinen. 


Zu  unseren  Bildern. 

Von  Otto  Bruns,  den  unsere  Leser  als  geübten  Schilderer  der  Mark  bereits 
früher  kennen  lernten,  bringen  wir  in  der  Gravüre  eine  sehr  geschickt  photographisch 
festgehaltene  Nebelstimmung.  Das  Bild  gibt  die  Stimmung  gut  wieder  und  ist  durch- 
aus harmonisch  bis  auf  die  ein  wenig  zu  stark  hervortretenden  Wolken,  die  in 
diesem  Falle  auf  der  Schichtseite  der  Platte  mit  der  Graphitestompe  hineingewischt 
wurden.  Wenn  auch  das  Gefühl  ganz  richtig  war,  dass  der  allzu  gleichmässigc 
Himmel  einer  Belebung  bedurfte,  hätte  doch  diese  Partie  etwas  diskreter  gehalten 
sein  können.  Dennoch  ist  das  Hineinbringen  von  Wolken  auf  die  genannte  Art  oder 
durch  Farbdeckung  auf  der  Glasseite  der  Platte  nicht  von  der  Hand  zu  weisen;  es 
führt,  wenn  man  geschickt  vorgeht,  gerade  da,  wo  eine  nur  leichte  Belebung 
des  Himmels  erstrebt  wird,  oft  besser  zum  Ziel,  als  das  Einkopieren  einer  Wolken- 
aufnahme. —  Der  Reiz  des  vorliegenden  Bildes  ruht  auf  der  Abstufung  der 
Töne.  Der  Nebel  verhängt  das  kleinliche  Detail  und  zieht  die  Baumgruppen  zu 
grossen  Sühouetten    zusammen,    die    in    ihrer   verschiedenen    Schattierung   das  Ab- 


377 


klingen  nach  dem  Hintergrunde,  die  Luftperspektive,  in  malerischer  Weise  zur 
Geltung  bringen.  Die  grössten  Tiefen  müssen  gerade  bei  solcher  Stimmung  natürlich 
im  Vordergrunde  liegen,  und  es  hätte  daher  die  nächste  Baumgruppe,  die  namentlich 
am  linken  Bildrande  dem  Vordergrunde  Konkurrenz  macht,  noch  etwas  gedämpfter 
sein  können. 

Die  Aktgruppe  im  Freilicht  gibt  eine  Probe  dieses  von  Hugo  Erfurth  mit  be- 
sonderer Meisterschaft  behandelten  Gebietes.  Das  Hinterlicht  zeigt  die  jugendlichen, 
durch  unnatürliche  Kleidung  noch  nicht  verdorbenen  Körper  von  einer  reizvollen  Lichi- 
linie  umspielt.  Die  Erf  urthschen  Akte  haben  den  grossen  Vorzug,  durchaus  deutsch 
in  ihrer  Art  zu  sein,  und  man  muss  sagen,  dass  sie  angenehm  von  den  „Pikanterien" 
sich  unterscheiden,    welche    die  Franzosen    mit    verschnürten   Modellen    auf    diesem 

Gebiet  leisten.  Der 
Mädchenkörper  unsere- 
Bildes  könnte  als  Ideal- 
typus für  Schultze- 
Naumburgs  Buch  von 
der  Kultur  des  weib- 
lichen Körpers  gelten. 
Von  besondcreiü 
Interesse  ist  Horsley 
Hintons  Bild,  eines  der 
beiden  Gegenstücke 

dieses  berühmten  Autors 
„Days  Awakening"  und 
„Days  Decline",  die  in 
der  Entwicklung  der 
englischen  Kunstpholo- 
graphie  eine  historische 
Rolle  spielen  und 
ausserordentlich  viel 
Nacheiferer  fanden.  Das 
Bild  zeigt  namentlich  in 
derLichtverteilung  deut- 
lich die  Kennzeichen 
der  Horsley  Hinton- 
schen  Wirkungsmittel.  Jene  Konzentration  des  Lichtes  auf  bestimmte  Partien  des 
Bildes,  die  im  Hinblick  auf  eine  der  Idee  entsprechende  Gesamtwirkung  gegen  andere 
mehr  untergeordnete  Teile  besonders  hervortreten  sollen,  erzielt  Horsley  Hinton 
bekanntlich  durch  allerhand  Abdeckungskünste  beim  Kopieren  in  einer  besonderen, 
vom  gewöhnlichen  Kopierrahmen  emanzipierten  Vorrichtung.  Wie  er  dieses  Ver- 
fahren, das  ihm  auch  eine  besonders  freie  Bearbeitung  des  Himmels  ermöglicht,  bei 
seinen  Platindrucken  anwendet,  hat  er  in  seinem  Buch  über  „Künstlerische  Land- 
schaf tsphotographie"  erläutert.  Der  soeben  erschienenen  dritten  Auflage  dieses 
Werks  hat  der  Autor  ein  interessantes  Kapitel  über  „Impressionismus  und  Indivi- 
duahtät  in  der  Photographie"  hinzugefügt,  dem  wir  folgende  Sätze  entnehmen: 

„In  der  ersten  Auflage  hatte  ich  mir  die  Auseinandersetzung  gewisser  funda- 
mentaler Grundsätze  zur  Aufgabe  gemacht,  welche  den  auf  ein  künstlerisches  Ziel 
hinarbeitenden  Landschaftsphotographen  bei  der  Auswahl  seiner  Motive  leiten  sollten, 
damit  seine  Bilder  gleichzeitig  naturwahr  und  wiederum  derartig  mit  Bedacht  aus- 
gesuchte Darstellungen  sein  sollten,    dass   sie  innerhalb    des    dem  Bilde  bemessenen 


H.  V.  Rambacb,  Rappin  (Livland). 


378 


;  •     ^  -.i    -1' 


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AKTSTUDIE    =>    o    c    c    o    o  Von 
HUGO  ERFURTH,   DRESDEN 


PHOTOGRA  PHISCH  E 
MITTKIIUNGEN    XL 


Raumes  harmonisch  befriedigend  wirken,  und  nicht  das  Gefühl  von  einem  willkürlich 
aus  dem  Ganzen  herausgerissenen  Ausschnitt  hervorrufen.  Denn  in  diesem  Punkt 
unterscheidet  sich  das  Bild,  gleichviel  durch  welche  Mittel  es  erzeugt  wurde,  von 
Grund  aus  von  unserer  Anschauung  der  Natur.  Das  Auge  ruht  entzückt  auf  einem 
Landschaftsbild,  gefesselt  durch  die  Harmonie  der  Linie  und  der  Form  oder  den 
Zusammenklang  von  Farbe,  Licht  und  Schatten,  während  es  sich  gleichzeitig  der 
vielleicht  um  kein  Haar  weniger  schönen  Umgebung  bewusst  ist  und  sie  jeden  Augen- 
blick durch  eine  blosse  Wendung  des  Kopfes  in  den  Bereich  des  Blickes  bringen 
kann.  Aber  beim  Bilde  bedarf  es  eines  solchen  Nachdrucks,  einer  derartigen  An- 
spannung der  Aufmerksamkeit,  dass  das  Auge  gebannt,  das  Interesse  gefesselt  ist, 
dass  man  vergisst,  dass  jenseits  der  Grenzen  jenes  verhältnismässig  kleinen  Quadrats 
nichts  ist.  Dies  kann  nur  erreicht  werden  durch  die  geschickte  Auswahl  von  Formen, 
welche  in  ihrer  Anordnung  so  wirken,  dass  die  Aufmerksamkeit  gefangen  und  Geist 
und  Auge  befriedigt  sind.  Die  interessanten  Partien  des  Naturbildes  müssen  betont 
werden;  hohe  Lichter  müssen  verstärkt.  Schatten  vertieft,  störende  und  unwichtige 
Objekte  zurückgedrängt  werden,  um  das,  was  betont  werden  soll,  zur  Geltung  zu 
bringen,  und  auf  diese  Weise  einen  Ausgleich  zu  schaffen  für  ein  gewisses  Manko, 
\velches  sich  ergibt,  wenn  die  reale  Körperwelt  in  eine  flache  Darstellung  über- 
setzt wird. 

....  Die  Exposition  der  Platte  und  die  nachfolgende  Erzeugung  des  sicht- 
baren Bildes  werden  nur  zu  oft  als  zwei  für  sich  bestehende  und  voneinander  un- 
abhängige Dinge  betrachtet,  wenigstens,  was  den  künstlerischen  Gedanken  des  Licht- 
bildners betrifft.  Ich,  hingegen,  bin  der  Meinung,  dass,  um  eine  befriedigende 
Wiedergabe  eines  persönlichen  Eindrucks  zu  erzielen,  diese  beiden  Teile  des  Ver- 
fahrens in  derartig  enge  Beziehung  zueinander  gebracht  werden  müssen,  dass  das 
Bild  auf  der  Mattscheibe  gesehen,  eingestellt,  entsprechend  lang  belichtet  werden 
sollte,  alles  mit  dem  bestimmten  Bewusstsein,  in  welcher  Weise  das  Negativresultat 
später  zur  Erzeugung  des  schliesslichen  Abzuges  verwendet  werden   muss. 

....  Ein  berühmter  Kunstkritiker  sagt:  „das  ist  das  Verdienst  und  der  Vorzug  der 
Kunst:  wirklicher  zusein,  als  die  Wirklichkeit,  nicht  die  Natur  selbst  zu  sein,  sondern 
die  Essenz  der  Natur.  Des  Künstlers  Aufgabe  ist  nicht  zu  kopieren,  sondern  zu  kom- 
ponieren, aus  der  Buntheit  der  Wirklichkeit,  welche  sein  Rohmaterial  ist,  alles  aus- 
zuscheiden, was  zufällig,  nichtig,  nebensächlich,  und  zur  Verewigung  nur  das  heraus- 
zugreifen, was  geeignet  und  unvergänglich  ist."  Die  Wirklichkeit  ist  nur  der  Aus- 
gangspunkt, der  Rohstoff  der  Kunst,  aber  sie  ist  der  Ausgangspunkt,  daher  die  Not- 
wendigkeit, dass  der  Künstler  das  Leben  studiere,  und  der  Photograph  kann  gewiss 
sein,  dass  sein  Verfahren  ihm  die  treue  Darstellung  der  Töne  und  Werte,  sowohl 
als  der  Formen  gestattet. 

Um  künstlerischen  Erfolg  durch  die  Photographie  zu  erzielen,  ist  es  wichtig, 
dass  der  Photograph  verstehen  lerne,  in  welcher  Weise  die  Einbildungskraft  die 
Entstehung  des  Bildes  beeinflusst,  ebenso  wichtig,  als  es  für  ihn  ist,  die  Empfind- 
lichkeit seiner  Platte  oder  die  Quantität  des  Zusatzes  von  Pyro  zu  seinem  Entwickler 
zu  kennen.  Dem  Anschein  nach  möchte  man  sagen,  ist  es  unmöglich,  ein  durch 
die  Vorstellung  erzeugtes  Werk  mittels  der  Photographie  zu  schaffen,  aber  talsächlich 
liegt  die  wahre  Schwierigkeit  lediglich  in  dem  Mangel  an  selbstschöpferischer  Kraft 
auf  Seiten  des  Photographen.  Er  versuche  es  nur,  seine  Sinne  zu  üben  und  auszu- 
denken oder  zu  fühlen,  wie,  hätte  es  das  Schicksal  gewollt,  die  Szene  vor  ihm  besser 
sein  könnte  —  besser  komponiert,  wirksamer,  weicher  im  Ton,  kühner  im  Kon- 
trast usf.  — ,  er  versuche  es  ferner,  durch  Kontrolle  des  Druckes  etwas  von  dieser 
vollkommenen  Schönheit,  welche  er  sich  vorstellte,  zu  erhalten,  und  er  beginnt  sofort, 

15  Xn.  1903.    Photogr.  Mitteilungen.    Jahrg.  40.  48 

379 


die  Wirklichkeit  zu  idealisieren.  Durch  so  einfache  Mittel  wie  das  Tiefertönen 
eines  zu  starken  Lichtes  nahe  am  Bildrand  oder  Zurückhalten  eines  aufdringlich 
dunklen  Gegenstandes,  stellt  er  die  Dinge  so  dar,  wie  er  wünscht,  dass  sie  gewesen 
sein  möchten,  das  heisst,  wie  seine  Phantasie  ihm  sagt,  dass  sie  hätten  sein  können. 

....  Doch  es  darf  nicht  vergessen  werden,  dass  ein  gutes  phantasiegeschaffene> 
Werk  nie  von  einem  Naturabbild  zu  unterscheiden  ist;  das  heisst,  wenn  man  e^ 
betrachtet,  scheint  es  so  möglich,  so  vernunftgemäss,  dass  niemand,  der  es  nicht 
positiv  weiss,  sagen  könnte,  es  sei  nicht  der  Wirklichkeit  entsprechend.  Das  ist  ein 
Künstlern  wohlbekannter  Grundsatz,  so  dass  ich  keine  weiteren  Argumente  zu  seiner 
Begründung  anzuführen  brauche,  doch  es  führt  auf  den  Gedanken,  dass  die  Leichtig- 
keit naturgetreuer  Darstellung  der  selbstschöpferischen  Tätigkeit  des  Photographen 
nicht  notwendig  Schranken  setzt;  das  heisst,  die  scheinbare  Naturwahrheit  ist  nicht 
im  Widerspruch  mit  dem  künstlerischen  Resultat,  sondern  sie  ist  dazu  notwendig, 
aber  sie  darf  nicht  mit  Natur  selbst  oder  Nachahmung  des  Tatsächlichen  verwechselt 
werden. 

Für  die  künstlerische  Photographie  bedarf  es  keiner  besonderen  Verfahren. 
Methoden  oder  Materialien,  das  Motiv  aber  und  die  richtige  Auffassung  sind  alles. 
Das,  was  wir  darzustellen  versuchen,  sollte  die  Wiedergabe  des  Eindrucks  einer 
Szene  sein,  wie  wir  sie  uns  verschönt  im  Geiste  vorstellen,  und  imi  das  photo- 
graphische Verfahren  unsem  Wünschen  dienstbar  zu  machen,  ist  es  notwendig,  dass 
wir  alle  zu  unsrer  Verfügung  stehenden  Mittel  in  die  Gewalt  bekommen;  der  Kunst- 
photograph darf  die  technische  Ausbildung  nicht  vernachlässigen,  er  sollte,  ja  er 
muss  in  erster  Linie  sich  die  nötige  Fertigkeit  aneignen,  um  mit  den  gegebenen 
Mitteln  sein  Ziel  erreichen  zu  können." 


1^^. 


Dr.  L.  Brandt,  Berlin. 


Scstri- Levante. 


380 


Hübsch  beobachtete  Bilder  von  Dr.  Brandt,  H.  v.  Rambach,  V.  Wimmer, 
W.  Rothermundt,  H.  Kolster  und  Dr.  Micke  vervollständigen  den  Bilderteil 
dieses  Heftes.  F.  L. 

Mitteilungen  aus  unserem  photochemischen 
Versuchs-Laboratorium. 

Konzentrierter  Bdinol  -  Spezialentwickler. 

über  die  Entwicklung  von  Chlorbrom  Silberpapieren  in  verschiedenen  Farben 
hatten  wir  vor  kurzem  in  einem  Artikel  (siehe  Seite  291)  nähere  Au.sführungen  ge- 
bracht. Von  den  Farbenfabriken,  vorm  Friedrich  Bayer  &  Co.,  Elberfeld, 
w^ird  jetzt  ein  Spezialentwickler  für  diese  Zwecke  hergestellt.  Er  besteht  in  einer 
konzentrierten  Edinollösung,  welche  für  den  allgemeinen  Gebrauch  mit  10  Teilen 
Wasser  verdünnt  wird.  Die  klare,  hellgelbe  Lösung  hält  sich  selbst  in  angebrochenen 
Flaschen  gut;  in  den  gebräuchlichen  Verdtinnungen  zeigt  sie  sich  ebenfalls  sehr  be- 
ständig, sie  färbte  sich  beim  Stehenlassen  in  offenen  Schalen  an  der  Luft  nur 
äusserst  langsam. 

Der  Edinol-Spezialent Wickler  ist  eine  für  die  Hervorruf ung  von  Chlor- 
bromsilberkopien gut  abgestimmte  Lösung,  mittelst  deren  sich  mit  Leichtigkeit 
bräunlich  schwarze,  blauschwarze  und  auch  Röteltöne  erzielen  lassen.  Es  wurden 
von  mir  zu  den  Versuchen  das  Lenta-,  Tardo-  und  _Blitzpapier  herangezogen. 

Mit  der  bei  den  einzelnen  Chlorbromsilberpapier- Fabrikaten  vorgeschriebenen 
Exposition  erhält  man  unter  Anwendung  der  Edinollösung  in  lofacher  Verdünnung 
bräunlich  schwarze  Töne.  Bei  gleicher  Exposition  und  bei  Zusatz  von  Pottasche  zur 
Edinollösung  (Edinollösung  10  ^r///,  Wasser  \oo  ccm^  Pottasche  3^)  verläuft  die  Ent- 
wicklung sehr  schnell,  und  es  resultieren  vortreffliche  blauschwarze  Töne. 

Für  die  Hervorrufung  von  Bildern  in  Sepiafarbe  ist  die  Exposition  um  das  Drei- 
fache zu  erhöhen ;  für  die  Entwicklung  wird  eine  Lösung  von  nachfolgender  Zusammen- 
setzung gegeben:  Edinollösung  10  ccßii,  Wasser  100  ccm^  Acetonsulfit  1,5^.  —  Eben- 
falls schöne  Sepiatöne  mit  klaren  Weissen  erhielt  ich,  wenn  ich  letztgenanntem  Ent- 
wickler statt  des  Acetonsulfits  8  bis  10  Tropfen  loprozentige  Bromkalilösung  zuführte. 
Die  letztere  Lösung  arbeitet  schneller. 

Gelbbraune  und  Röteltöne  bedingen  eine  5  bis  10  mal  längere  Exposition.  Zur 
Hervorrufung  ist  hier  ein  Entwickler,  bestehend  aus  Edinollösung  2rrm,  Wasser 
100  ccm^  Acetonsulfit  i  ^,  angegeben.  Diese  Lösung  entwickelt  natürlich  infolge  ihrer 
starken  Verdünnung  und  dem  Acetonsulfitzusatz  langsam.  Die  resultierenden  Rötel- 
töne sind  sehr  verschiedener  Art,  je  nach  dem  Charakter  der  vorliegenden  Chlor- 
bromsilberschicht. 

Sämtliche  Bilder  zeichneten  sich  durch  tadellose  Weissen  aus.  Für  die  Praxis 
sind,  abgesehen  von  den  allgemeinen  grauschwarzen  und  schwarzen  Tönen,  ins- 
besondere die  blauschwarzen  und  Sepiafärbungen  von  Interesse.  Letztere  sind  be- 
kanntlich auch  mit  gewöhnlicher  Hervorrufung  und  nachfolgender  Urantonung  zu 
erzielen,  doch  ist  der  Weg  durch  einfache  Entwicklung  vorzuziehen,  da  der  ganze 
Prozess  in  kürzerer  Zeit  vollendet  ist,  die  Weissen  rein  erhalten  bleiben  und  die 
bei  Uranbädern  leicht  auftretenden  Fehler  (weisse  und  bläuliche  Flecke  usw.)  ver- 
mieden werden.  —  Nach  den  vorliegenden  Resultaten  kann  der  Bayersche  Edinol- 
Spezialentwickler  für  die  Entwicklung  von  Chlorbromsilberkopien  in  verschiedenen 
Tönen  bestens  empfohlen  werden.  P.  Hanneke. 


381 


Doppel -Orthar. 

Von  der  optischen  Anstalt  Plaubel  &  Co.,  Frankfurt  a.  M.,  ging  mir  ein 
Objektiv    mit    der  Bezeichnung  „Doppel- Orthar  Nr.  2"    zur  praktischen  Prüfung  zu. 

Das  Doppel-Orthar  besteht  aus  2  symmetrischen  Linsenpaaren,  deren  Einzel- 
linsen durch  Luftschicht  getrennt  sind;  zwischen  den  beiden  Linsenpaaren  ist  eine 
Irisblende  eingeschaltet.  Die  mechanische  Arbeit  ist  eine  sehr  gute,  der  Bau  de> 
Objektivs  sehr  kurz. 

Die  Brennweite  bei  dem  vorliegenden  Exemplar  beträgt  129  mm.  Der  Bildkreis- 
durchmesser ist  22,5  cm.  Die  wirksame  Öffnung,  nach  Steinheils  Methode  ge- 
messen, ergab  19  mm  —  F  :  6,8. 

Focus-  und  Blendendifferenz  sind  nicht  vorhanden.  Der  Astigmatismu>  ist 
bestens  korrigiert. 

Die  Aufnahme  einer  Architektur  mit  voller  Öffnung  zeigte  einen  brauchbaren 
Schärfekreis  von  19  cm  Durchmesser,  das  entspricht  einer  Plattengrösse  von 
J2  X  16  cm. 

Bei  Aufnahme  einer  Strichzeichnung  in  Y> Grösse  wurde  eine  9  X  i^  cm  Platte 
randscharf  ausgezeichnet. 

Diese  Resultate  übertreffen  zum  Teil  die  Angaben,  welche  der  Katalog  der 
Firma  gibt.  Die  ausgeführten  Aufnahmen  zeigen,  dass  das  vorliegende  Objektiv 
sehr  leistungsfähig  ist;  es  ist  für  Landschafts-,  Architektur-  und  Gruppenbilder  vor- 
trefflichst geeignet  und  infolge  seiner  grossen  Lichtstärke  auch  für  kurze  Moment- 
aufnahmen wohl  zu  verwenden.  Zu  letzterem  Zwecke  wird  das  Objektiv  mit  dem 
bekannten  Unikum  verschluss  versehen.  Nach  dem  Gesamtergebnis  der  Prüfung 
verdient  das  kleine  Instrument  beste  Empfehlung.  P.  Hanneke. 


Kleine  Mitteilungen. 

Die  Wirkung  von  Ammonlumpersulfat  auf  das  photographische  Bild. 

J.  L  Pigg  hat  mit  Hilfe  von  mikrophotographischen  Aufnahmen  die  Wirkungen 
des  Blutlaugensalz-,  Cyankalium-  und  Ammoniumpersulfat-Abschwächers  verglichen 
und  ist  hierbei  zu  den  bereits  bekannten,  auf  gewöhnlichen  Negativen  beobachteten 
Resultaten  gelangt.  Der  Blutlaugensalz-Abschwächer  greift  die  dünneren  Stellen  dc> 
Negativs  stärker  an  als  die  dichteren,  das  Bild  wird  durch  die  Wirkungsweise 
also  zugleich  härter  im  Charakter.  Ähnliches  gilt  von  der  Abschwächung  mit 
Cyankalium  und  Jod.  Beim  Ammoniumpersulfat  dagegen  werden  die  dichten  Stellen 
ganz  bedeutend  stärker  geschwächt  als  die  lichteren  Teile,  das  Negativ  wird  al>r. 
zugleich  weicher.  Pigg  gibt  seinem  Artikel  sehr  interessante  Abbildungen  von 
verschieden  abgeschwächten  Rasteraufnahmen  bei. 

(The  British  Journal  No.  226 t.) 


Papiere  für  Gummidruck -Präparationen. 

Von  der  Papierfabrik  J.  W.  Zanders,  Berg.  Gladbach,  liegen  uns  verschiedene 
Sorten  von  rauhen  und  extra  rauhen  Papieren  für  Gummipräparationen  vor.  Wir 
brauchen  nicht  zu  sagen,  dass  die  Zander  sehen  Fabrikate  für  gedachten  Zweck 
besonders  qualifiziert  sind,  denn  diese  Marke  ist  wiederholt  von  unseren  an- 
gesehendsten   Arbeitern    im  Gummidruckverfahren,    sowie    in    Spezial  -  Lehrbüchern 


382 


bestens  empfohlen  worden.  Zugleich  möchten  wir  bemerken,  dass  die  gut  ge- 
leimten, festen  Zeichenpapiere,  und  zwar  die  glatten  und  feinkörnigen  Marken,  nicht 
nur  für  den  Gummidruck  Verwendung  finden  können,  sondern  auch  für  licht- 
empfindliche Schichten  mit  Eisensalzen,  insbesondere  für  den  Platindruck,  sehr 
geeignet  sind  und  vortreffliche  Bildeffekte  zulassen.  Für  den  Platindruck  bedürfen 
natürlich  alle  Papiere,  gleichviel  welcher  Art,  einer  Vorpräparation. 


Gefärbte  Entwickler. 

A.  Funger  empfiehlt  in  der  „Phot.  Chronik"  Nr.  82  für  die  Entwicklung  von 
Platten  bei  gewöhnlichem  Lampenlicht  usw.  folgenden  mit  PhenolphtaleYn  und  Rosol- 
säure  gefärbten  Metol-Hydrochinonentwickler: 

Lösung    I.     Wasser 1000  g 

Schwefligsaures  Natron 70  „ 

Metol 4  „ 

Hydrochinon 8  „ 

loprozentige  Lösung  von  Phenolphtalein 

in  Alkohol 20  ccm 

Lösung  II.     Wasser 1000  g 

Pottasche 100  „ 

Rosolsäure  (pulvrisiert) .......  i   „ 

Beide  Lösungen  werden  zu  gleichen  Teilen  gemischt. 

Die  Fixage  geschieht  in  einem  sauren  Fixierbad,  worin  auch  die  Rotfärbung  der 
Negativschicht  wieder  verschwindet. 


Unofocal. 

Die  optische  Anstalt  St  ein  heil,  München,  bringt  soeben  ein  neues  lichtstarkes 
astigmatisch  korrigiertes  Universal- Objekliv  „Unofocal  1:4,5"  ^"•'^  ^'ier  unverkitteten 
Linsen,  symmetrisch  angeordnet,  in  den  Handel. 

Dasselbe  eignet  sich  in  den  kleineren  Brennweiten  (bis  24  cm)  für  Handcamera-Auf- 
nahmen mit  kürzesten  Belichtungszeiten,  sowie  bei  besonders  ungünstigen  Lichtverhält- 
nissen in  den  grösseren  Brennweiten  (von  24  bis  50  cm)  für  Porträts  und  Gruppen, 
bei  denen  sich  die  Bildschärfe  bis  zum  äussersten  Rand  der  Platte  erstreckt. 

Der  Unofocal  i  :  4,5  liefert  infolge  seiner  vorzüglichen  Fehlerkorrektur  schon  bei 
Aufnahmen  mit  voller  Öffnung  ein  tadelloses,  brillantes  Bild  ohne  hofähnliche  Über- 
strahlung der  Konturen,  das  sich  bei  grossen  Blenden  durch  völlig  gleichmässige 
Beleuchtung  bis  zum  Rande  (ohne  Vignettieren),  bei  kleinsten  Blenden  ohne  Auf- 
treten des  sogen.  Blendenflecks  auszeichnet.  Das  Öffnungsverhältniss  1:4,5  ^^^  bei 
allen  Brennweiten  beibehalten. 

Die  Fassungen  der  Objektive  werden  in  Magnalium  ohne  Mehrkosten  hergestellt; 
weitere  Serien  des  Unofocals  werden  demnächst  ausgegeben. 


Über  AcetonbisnlfJt. 

Nach  R.  Namlas. 

Um  die  Wirkung  einer  Überexposition  bei  der  nachfolgenden  Entwicklung  ab- 
zuschwächen, wird  das  Alkali  der  Lösung  teilweise  neutralisiert;  dies  wird  am  besten 
durch  Zusatz  von  Natriumbisulfit,  Kaliumetabisulfit  oder  Acetonbisulfit  erreicht.    Um 


383 


einen  Vergleich  der  Wirkungen  dieser  Zusätze  anzustellen,  wurden  Aufnahmen  von 
einer  Photographie  mit  reichen  Tonabstufungen  mittelst  des  Reproduktionsapparats; 
gemacht.  Nachstehende  Tabelle  zeigt  die  Zusammensetzung  der  verwendeten  Ent- 
wickler, die  Expositionen  sowie  die  Negativresultate. 


Benutzter  Entwickler 

10  fach 

Exposition 

der  normalen 

20  fach 

40  fach 

100  fach 

Edinol    lOpCt.  mit  0,5  pCt 
Acetonbisulfit 

Negat.  etw.  dünn, 
aber  gut 

Negativ  gut 

Schleier 

— 

do.  mit  1  pCt.  Acetonbisulfit 

— 

sehr  gut 

gut,  etwas  grau 

— 

do.  mit  2  pCt.             » 

— 

gut 

gut 

Grau,  Mangel 
an  Kontrast 

do.  mit  3,5  pCt.           „ 

-- 

dann 

ein  wenig  dünn 

genfigeod 

do.  mit  5  pCt.              „ 

— 

dQnn 

dQnn 

zu  dünn,  nicht 
brauchbar 

Hydrochinon-Metol  m.  1  pCt. 
Acetonbisulfit 

Negativ  gilt 

gut 

etwas  grau, 
aber  brauchbar 

do.  mit  2  pCt.  Acetonbisulfit 

— 

— 

gut 

gut 

do.  mit  3,5  pCt. 

— 

etwas  dQnn 

gut 

gut 

do.  mit  5  pCt. 

— 

zu  dünn,  nicht 
brauchbar 

Edinol   mit  0,5  pCt.  Meta- 
bisulfit 

gut,  aber  etw.  dQnn 

gut 

etwas  grau 

— 

do.  mit  1  pCt.  Metabisulfit 

— 

gut 

gut 

etwas  Mangel 
an  Kontrast 

do.  mit  2  pCt            . 

Inten 

sitflt  in  allen 

FflUen  ungenügend 

Hydrochinon-Metol  m.  1  pCt. 
Metabisulfit 

— 

sehr  gut 

gut              ' 

genügend 

do.  mit  2pCt.  Metabisulfit 

— 

etwas  dQnn 

sehr  gut 

gut 

Aus  dieser  Tabelle  ergiebt  sich,  das  die  Bisulfite  in  der  Tat  eine  grosse  Fähig- 
keit besitzen,  die  Überexpositionen  zu  verbessern,  und  es  scheint,  dass  sie  gegen- 
wärtig für  diesen  Zweck  das  beste  Mittel  sind.  Das  Acetonbisulfit  scheint  gegentiber 
dem  Metabisulfit  den  Vorzug  einer  grösseren  Elastizität  zu  haben,  die  Grenzen  zur 
Erzielung  guter  Negative  sind  grösser.  Für  sehr  starke  Überexpositionen  (loo  mal 
und  mehr)  scheint  dagegen  das  Metabisulfit  etwas  vorteilhafter  zu  sein.  Für  starke 
Überexpositionen  scheint  ferner  der  Gebrauch  von  Entwicklern,  welche  kräftigere 
Bilder  geben  (Hydrochinon-Metol  —  Red.),  empfehlenswerter  zu  sein. 

In  den  Fällen,  wo  die  Exposition  um  das  Hundertfache  der  normalen  überstiegen 
ist,  läs.st  sich  jedoch  eine  Korrektion  nicht  immer  ausführen.  —  Bei  dem  Gebrauch 
von  Diamidophenol  oder  Amidol  zieht  Namias  das  Acetonbisulfit  dem  Mcta- 
bisulfit  vor.  Zusatz  von  Metabisulfit  hält  hier  die  Entwicklung  sehr  leicht  zurück 
oder  macht  sie  vollständig  unzureichend,  das  Acetonbisulfit  kann  dagegen  in  relativ 
grossen  Mengen  gegeben  werden,  ohne  die  Entwicklungskraft  zu  sehr  zu  schwächen; 
es  korrigiert  Überbelichtungen  besser  als  Bromkali,  für  welches  Diamidophenol  wenig 
empfindlich  ist.  (Revue  Suisse  Nr.  ii.) 


384 


Veränderung  der  Sllberhaloide  am  Licht. 

J.  von  Tugolessow  hat  Versuche  bezüglich  der  chemischen  Veränderungen 
der  Silberhaloide  am  Lichte  angestellt  und  gelangt  zu  der  Schlussfolgerung,  dass  die 
Erscheinung  der  Solarisation  ebenso  wie  die  Gewichtszunahme  des  Chlorsilbers  am 
Lichte  darauf  hinweisen,  dass  unter  der  Einwirkung  des  Lichts  zunächst  eine  Addition 
von  Sauerstoff  zu  den  Haloidsalzen  des  Silbers  vor  sich  gehe.  v.  Tugolessow  gibt 
dieser  Verbindung  die  allgemeine  Formel  (AgHal.)jO.  —  Es  ist  anzunehmen,  dass 
die  Sauerstoff  Verbindungen  des  Chlorsilbers  äusserst  unbeständig  sind,  und  würde 
daher  die  Existenz  einer  solchen  Verbindung  kaum  möglich  sein;  günstiger  dürfte 
die  Sache  bei  den  analogen  Brom-  und  Jodverbindungen  liegen. 

Das  Jodsilber  soll  der  Analogie  nach  die  grösste  Lichtempfindlichkeit  zeigen. 
V.  Tugelessow  tränkte  3  Papierstreifen  mit  Normallösungen  von  Chlor-,  Brom-  und 
Jodkalium,  die  Streifen  wurden  dann  in  einer  sprozentige  Lösung  von  Silbernitrat 
sensilibisiert,  ausgewaschen,  getrocknet  und  im  Scheinerschen  Sensitometer  neben- 
einander exponiert  (30  Sekunden  bei  Tageslicht).  Nach  der  Entwicklung  zeigte  sich, 
dass  das  Chlorsilberpapier  kaum  eine  Änderung  erlitten  hatte,  das  Brom  Silberpapier 
nur  bis  zur  5.  Teilung,  das  Jodsilberpapier  aber  bis  zur  14.  Teilung  sich  verändert 
hatte.     Hiernach  wäre  die  Lichtempfindlichkeit  für  Jodsilber  am  grössten. 

(Phot.  Correspondenz  No.  517.) 


Warme  Töne  für  Bromsilberkopien. 

Für  die  Erzielung  warmer  Töne  auf  Bromsilberpapieren  wird  in  „Photographic 
News  Nr.  411"  der  Eisenoxalat-Entwickler  in  folgender  Zusammensetzung  empfohlen: 
I.  3oprozentige  Lösung  von  neutral.  Kalium oxalat 
II.  i3prozentige  Lösung  von  Kaliumchlorid 
III.  sprozentige  Lösung  von  Eisensulfat  .     .     2^0  ccm 

Citronensäure 2  g 

Kaliumbromid 2  „ 

Für  den  Gebrauch  mischt  man  4  Teile  I  und  je  i  Teil  von  II  und  III.    Je  mehr 
von  Lösung  II  genommen  wird,  desto  wärmer  wird  der  Ton. 


Literatur. 

Die  Bildnis -Photographie.  Ein  Wegweiser  für  Fachmänner  und  Liebhaber  von  Fritz 
Loescher.  180  Seiten  mit  98  Abbildungen.  Verlag  Gustav  Schmidt,  Berlin.  Geh.  4,50  Mk., 
geb.  5,50  Mk. 

Camera -Kunst.  Eine  internationale  Sammlung  von  Kunstphotographien  der  Neuzeit.  Unter 
Mitwirkung  von  Fritz  Loescher  herausgegeben  von  Ernst  Juhl,  Hamburg.  108  Seiten  mit 
63  Abbildungen  im  Text  und  20  Tafeln.     Ebenda.     Kart.  4,50  Mk.,  geb.  5,50  Mk. 

Diese  Selbstanzeige  möge  kurz  das  Wesentliche  der  Publikationen  kennzeichnen.  Mein  Buch 
hat  nicht  den  Ehrgeiz  „modern"  zu  sein,  es  will  keine  bestimmte  „Schule"  des  Porträts  be- 
handeln, sondern  abseits  der  Richtungen  das  festhalten,  was  dem  Fortschritt  der  Photographie  zu 
vertiefter,  ehrlicher,  naturwahrer  Bildnisauffassung  dient,  in  einer  Zeit,  da  man  sich  über  die 
grossen  Ziele  vielfach  im  Unklaren  ist.  Der  erste  Teil  gibt  einen  kurzen,  durch  Beispiele  unter- 
stützten Blick  auf  die  Entwicklung  von  der  Daguerreotypie  bis  heut,  wobei  der  Zusammenhang 
der  Bildnisauffassung  mit  Menschen-  und  Zeitcharakter  zur  Begründung  des  Verfalls  herangezogen 
ist.  Dann  wird  Sinn  und  Ziel  der  mit  Anfang  der  neunziger  Jahre  einsetzenden  Reformbewegung 
herausgeschält  und  das  auf  dem  neuen  Gebiet  vorliegende  Material  unter  Berücksichtigung  der 
besonderen  kunstphotographischen  Schule  in  typischen  Beispielen  verschiedener  Länder  vorgelegt. 


385 


Ein  zweiter  Teil  geht  dann  die  Arbeitsweise  von  der  Aufnahme  bis  zur  Rahroung  durch  und 
gibt  an,  was  sich  in  der  Praxis  bedeutender  Porträtisten  dienlich  gezeigt  hat.  Das  Buch  ist  in 
dieser  Art  ohne  Vorgftnger  und  sucht  Interesse  und  Kritik  aller,  denen  die  Hebung  des  photo- 
giaphischen  Porträts  am  Herzen  liegt. 

Die  Bilder  für  „Camera-Kunst"  wfthlte  Ernst  Juhl,  der  durch  seine  seit  1893  in  der  Ham- 
burger Kunsthalle  veranstalteten  Ausstellungen  reiche  Erfahrung  auf  kunstphotographischem  Gebiet 
sammelte.  Neben  Deutschland  sind  England,  Amerika,  Frankreich,  Belgien,  Dänemark  mit  besten 
Vertretern  zu  finden.  Über  die  englischen  Ausstellungen  berichtet  J.  C.  War  bürg,  die  Situation 
der  künstlerischen  Photographie  in  Frankreich  wird  von  Robert  Demachy,  die  der  deutsciien 
vom  Herausgeber  und  Unterzeichneten  geschildert.  Weiterhin  sind  Steichen,  Stieglitz, 
Scharf,  Dr.  Thiele,  Bandelow  mit  gehaltvollen  Beiträgen  vertreten.  Das  Werk  bat  bei 
massigem  Preise  eine  sehr  vornehme  Ausstattung  erhalten.  F.  Loescher. 


Patent  -  Nachrichten. 

Amneldungeii. 

57 d.  S.    13  407.      Verfahren    zur    Herstellung    eines    gekörnten    Chromatgelatineumdruckpapiers. 

Ignaz  Sandtner,  Neratowitz,  Böhmen;  Vertr.:  R.  Neu  mann,  Berlin   NW.  6.   —  26.2.00. 
„      V.  4654.    Verfahren  zur  Herstellung  einer  körnig  eintrocknenden  lichtempfindlichen  Asphalt- 
lösung.    Jan  Vilim,  Prag;  Vertr.:  Otto  Hoesen,  Berlin  W.  8,  —  21.4.02. 
57c.  B.  34  293.     Vorrichtung  zum  Tränken   von  Rollfilms  mit  Coxin.     Edward  Berndt,  Berlin, 

Motzstr.  34.  —  30.  4.  03. 
57 d.  T.  8930.     Verfahren   zur  Herstellung  von   photomechanischen  Druckformen.     Adolf  TeU- 

kampf,  Charlottenburg,  Windscheidstr.  25.  —  16.  5.  03. 
57  a,  P.  14  021.     Vorrichtung    an    Rollcaroeras    zum  Ausrücken    der    die   Drehung  der  Spulen   in 

einer    Richtung    hindernden    Sperrvorrichtung.      Henry    Frank   Purser,    London;  Vertr.: 

C.  v.  Ossowski,  Berlin  W.  9.  —  15.  9.  02. 
57  c.  B.  33  669.      Kopiervorrichtung,    bei    welcher  das   Original   und   das  lichtempfindliche  Papier 

durch   ein   durchsichtiges   wanderndes  Band  gegen  ein  wanderndes  Auflager  gepresst  wird. 

Nathaniel  Howland  Brown,  Philadelphia,  V.  St.  A.;  Vertr.:  F.  Schwenterley,  Berlin, 

W.  66.  —  17.  2.03. 

Erteilungen. 

57c.    146  786.     Spannrahmen   zur  Aufnahme   eines   lichtempfindlichen  Papierblattes,   Films  o,  «Jgl. 

f  Qr  photographische  Zwecke.   RichardBeckmann,  Charlottenburg,  Wilmersdorferstr.  1 42.  — 

25.  7.  02. 
„      146  787.     Spannrahmen  zur  Aufnahme  eines  lichtempfindlichen  Papierblattes,  Films  o.  dgl.  für 

photographische   Zwecke;   Zus.  z.  Pat.  146  786.     Richard   Beckmann,   Charlottenburg  — 

21.12.02. 
57  a.    146  896.     Magazincamera,    bei  welcher  Belichtung,    Platten  Wechsel  und  Wiederspannen  des 

Objektivverschlusses  durch  einmalige  Auslösung  bewirkt  wird.    Society  Prieur  &  Dubois. 

Puteaux,  Frankr.  —  22    5.  01. 
57b.    147  827.     Verfahren  zur  Erzeugung  vignettierter  Negative.     Richard  Höh  &  Co.,   Leipzig. 

—  25.  11.  02. 
„       146  936.     Verfahren  zur  Herstellung  von  Papier  oder  Karton  mit  lichtempfindlichen  Stelle». 

Hermann  Kuhrt,  Berlin,  Wassertorstr.  67.  —   7.  1.  03. 
57  c.    147  017.     Verfahren  zur  Herstellung  von  Photographien  mit  Hintergrund,  sowie  von  Hinler- 
grundvignetten.     Hermann  Kuten,    Weidling  bei  Klosterneuburg,    Nieder -Osterreich.    — 

15.  3.  02. 
57 d.   146  969.     Geweberaster.     Dr.  Ludwig  Mach,  Wien.  —  1.  8.  02. 
57  a.    147410.     Vorrichtung    an    Photographieautomaten    zum    Kippen    der    die    Platten    in    deo 

Bädern  tragenden  Behälter.     George  Nicholas  Pifer,  Cleveland,  V.  St.  A.  —  22.  7.  02. 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  F.  Hanne ke  in  Berlin 
Verlag  von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)  Berlin.  —  Druck  von  Gebr.  Ung<er  in  Berlin. 

386 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —     Fragen   und   Antworten    ^—   VcffHihtedene»    ^    AusstcUungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  MitteUungen. 


Vereins  -  Nach  ric  ht  en< 


Der  Amateiir  -  Photograplieii  -  Terein  in 
Basel«  der  ^hotographische  Klnb"  in  Erfurt 
und  der  Amateur  -  Photograplieii  -  Tereiii  in 

in  Dvisbarg  haben  unsere  Zeitschrift  zu  ihrem 
Vereinsorgan  erwählt. 


Freie  Vereinigung  von  Amateur- 
Photographen  XU  Hamburg. 

1 1 8.  Vereinssitzung  am  17.  November  1902. 

Der  Vorsitzende  des  Komitees  för  die  „Kunst- 
photographische Ausstellung  1903  zu  Hamburg" 
machte  die  Mitteilung,  dass  die  Einladungen  an 
sämtliche  Amateurphotographen-Vereine  Europas 
abgesandt  worden  sind  und  dass  sich  in  den 
deutschen  und  ausländischen  Amateurkreisen 
bereits  jetzt  ein  lebhaftes  Interesse  für  die  Aus- 
stellung kundgegeben  hat. 

Herr  H.Beck  teilte  einige  Einzelheiten  mit 
Ober  das  neue  Verfahren  zur  Entwickelung  und 
Ferti^tellung  photographischer  Platten  bei  Tages- 
oder künstlichem  Licht,  welches  Anfang  nächsten 
Jahres  von  der  Deutschen  Coxin-Gesellschaft  in 
Berlin  publiziert  werden  wird.  —  Das  Verfahren 
beruht  darauf,  dass  man  eine  Lösung  be- 
stimmter Farbstoffe  als  Vorbad  vor  der  Ent- 
wickelung einschaltet.  —  Alle  im  Handel  be- 
findlichen Trockenplattensorten  und  aDe  Ent- 
wickler, ausgenommen  Eisenoxalat,  können  ohne 
weiteres  Verwendung  finden.  —  Die  Platte 
wird  aus  der  Kassette  oder  aus  dem  Apparat 
unter  Ausschluss  des  Lichts  —  z.  B.  in  einem 
Wechselsack  oder  unter  einem  grossen  dunklen 
Tuch  —  in  das  Vorbad  gebracht;  sobald  die 
Platte  darin  liegt,  kann  das  Licht  hinzutreten. 
Der  Transport  aus  dem  Vorbad .  in  die  Ent- 
wickelungslösung  geschieht  auch  im  Licht.  — 
Mit  den    allereinfachsten  Mitteln   wird   also   der 


lästige  Aufenthalt  im  Dunktrlzimmer  Überflüssig 
gemach tf  und  da  auch  die  »ngestellten  Versuche 
absolut  sichere  Resultate  erzielt  bnben  sollen, 
dürfte  diesem  neue  Verfahren  für  die  Zukunft 
der  Amateur-Photographic  von  ausserordent- 
licher Bedeutung  werden.  ck^ 


I  19.  Vereinssitzung  »m  K  Dezember  t903- 
Nach  Erstattung  des  Berichts  des  Komitees 
für  die  „Kunstphotographischc  Ausstellung  1903 
zu  Hamburg*  Über  seine  weitere  Tätigkeit 
wurden  mehrere  Neuheiten  auf  dem  Gebiete  fl<:r 
photo graphischen  Technik  und  Chemie  vorgelegt 
und  erläutert.  —  Durch  die  freundliche  Ver- 
mitteLung  der  FirmA  Oscar  Miehlmann  in 
Hamburg  ^iirde  eine  von  der  Kodak-Gesell- 
schaft hergestellte  kleine  Maschine  zur  Ent- 
wickelung und  Fertigstellung  von  Films  bei 
Ta^es-  oder  künf^tlichem  Licht  gezeigt ,  Die 
Maschine  besteht  aus  einem  metallenen  [Be- 
hälter mit  einem  sinnreichen  atver  einfachen 
Mechanismus.  Durch  den  Versihiuss  des  Kastens 
mit  einem  Deckel  wird  daf^;  Tageslicht  abgehalten. 
Dic^Ent^^'ickelung  selbst,  ebenso^wie  auch  die 
sp fitere  FLxage  und  Wässerung  geschieht  durch 
die  Umdrehung  einer  KurbeL  —  Der  Verein s- 
vorslt^Eende,  Herr  H.  Beck,  legte  einen  neuen 
von  der  Firma  Dr.  J.  H.  Smith  Ä  Co.  in  Zürich 
fabrizierten  l,Unive rsal "  -Expositionemeaser  vor, 
erläuterte  die  Handhabung  desselben,  wies  auf 
die  Vorteil haftigkeit  der  Benutzung  eines  Expo- 
sitionsme^serf^  hin  und  empfahl  den  Gebrauch 
desselben  namentlich  für  Aufnahmen  bei 
schwachem  Licht^  Inlerieursi  etc,  —  Ferner 
referierte  der  Vorsitzende  über  ein  neues  Er- 
satzmittel der  Alkalien  in  den  photographischen 
Entwicklern,  n  am  Lieb  das  von    den  Fsrh  weihten 


KLEINE  CHRONIK. 


i 


vorm.  Meister  Lucius  &  Brüning  in  Höchst 
ji^  M*  in  den  Handel  gebrachte  Pinakolsalz  N. 
(Amido'Essigsäure). 


Photographische  Gesellschaft 
zu  Hamhurg  (B.  V.). 

Sitzung  am  27.  Oktober  1902  in  Bocks 
Restaurant,  Gr.  Bleichen. 

Der  Vorsitzende,  Herr  Schmidt,  eröffnet 
die  Sitzung  und  bringt  zur  Kenntnisnahme,  dass 
die  Herren  Fr.  Niemeyer,  Alb.  Jensen, 
Alfr,  Brummer  als  Mitglieder  aufgenommen 
sind;  ferner  berichtet  er  Ober  die  demnächst 
stattfindenden  grösseren  Vorträge.  Herr  Löwen- 
herz wird  über  die  Düsseldorfer  Ausstellung, 
Herr  Dr.  Oh  aus  über  Brasilien  und  Dr.  Ad. 
H  CSC  kiel    Ober  Farbenphotographie   sprechen. 

Nunmehr  erhielt  Herr  Quatz  das  Wort  zu 
seinem  Vortrag  über  Acetylen,  dessen  Eigen- 
schaften und  Anwendung  bei  Projek- 
tionen. Unter  den  verschiedenen  künstlichen 
Lichtquellen  ist  das  Acetylen  die  jüngste,  in 
Bc^ug  auf  Leistungsfähigkeit  nimmt  sie  aber 
durchnuB  nicht  die  letzte  Stelle  ein.  Der  Vor- 
tragend e  gab  einen  Überblick  über  die  Geschichte 
der  Erfindung  des  Acetylens  und  besprach  die 
Herstellungsart  des  Calciumcarbids.  Sodann 
wurde ti  die  bisher  gebräuchlichsten  Apparate 
zur  Erzeugung  des  Acetylens  in  Betracht  ge- 
£n|^ei>  und  ihre  Konstruktion  an  der  Hand  von 
Modellen  demonstriert;  insbesondere  fanden  die- 
jcn^eu  Apparate  und  Brenner  Berücksichtigung, 
die  f(ir  t*rojektionsz wecke  im  Gebrauch  sind. 
Ein  Acetylen-Erzeuger  der  Firma  Margreth- 
lUmburj^,  welcher  unter  Patentschutz  steht,  er- 
regte we^iin  seines  einfachen  und  höchst  genialen 
Mefhiinismus  allgemeines  Interesse.  Die  Gefähr- 
lichkeit des  Acetylens,  hob  Redner  hervor,  werde 
vielfach  übertrieben,  ebenso  die  Giftigkeit  des- 
selben ;  durch  einige  Experimente  wurde  gezeigt, 
daaa  die  Explosion  des  Gases  nur  bei  einer 
Rüni  be!^timmten  Mischung  von  Acetylen  mit 
Luft  «stattfindet  und  ebenso  mit  Metallen  nur 
eine  explosive  Verbindung  zu  stände  kommt, 
nAmlicb  der  Niederschlag,  welcher  entsteht, 
wenn  das  Gas  durch  eine  Kupferoxydammoniak- 
LOsuug  geleitet  wird.  Bei  vernünftiger  Behand- 
ln iig  ist  das  Acetylen  keineswegs  gefährlicher 
ah  Leuchtgas.  Schliesslich  wurde  der  Vorzüge 
und  vielseitigen  Verwendbarkeit  dieser  Licht- 
quelle Erwähnung  getan.  Im  Anschluss  hieran 
liess  Herr  Quatz,  um  die  Leistungsfähigkeit 
des  Acetylens  bei  Projektionen  zu  zeigen,  eine 
Uchtbildervorführung  folgen,  bei  welcher  Dia- 
positive, tiach  Negativen  der  Mitglieder  gefertigt, 
zur  Verwendung  kamen.  Die  Bilder  kamen 
auf  der»  Schirm  trotz  des  nur  2  flammigen 
Brennern    vorzüglich     zur    Geltung.      Lebhaften 


Beifall  fand  der  sehr  instruktive  Vortrag.  Der 
Frsgekasten  war  derart  überfüllt  ^  das^  die  Er^ 
ledigung  desselben  längere  Zeit  in  Anspruch 
nahm    und    daher    beschleunigt    werden  mussle- 


Rhelttlscher  Camcralüuh  Mainz. 

Projektiünsabend  am   17.  November  im  Vereine- 
lokfilc  Rheimsche  Bierhalle. 

Zur  Projektion  gelangten  Aufnahmen  von 
Mitgliedern  und  zwa.r  von  Hexrn  Quenzleiti 
Bilder  au^  Mainz  und  Umgebung^  von  Herrn 
Frenay  aus  dem  bnihscben  Hochgebirge  und 
von  Herrn  Dr.  Manz  solche  von  Heidelberg  und 
Umgebung.  Die  Bilder ,  meist  Landschaften, 
fanden  lebhafte ti  Beifall. 

Eine  Kategorie  von  Aufncihinen  jedoch  liessen 
die  letzten  Projekt ionsabcnde  vertnisaen  ^  tue 
gerade  bei  solchen  Gelegenheiten  eine  er- 
frischende Abwechslung  bieten.  Es  siod  die* 
gute  Genrebildchen*  Sie  erfordern  allerding* 
sehr  viel  mehr  Mühe,  Zeit  und  geübtes,  gut  ge- 
schulte ^  Auge.  Es  ist  zu  hoffen ,  dass  es  nur 
einer  Anregung  bedarf  und  der  nächste  Sommer 
uns  mehr  aus  die^^em  Gebiete  bringen  wird- 

Zur  Mitteilung  ii^Sangte  eine  Einladung  der 
numburger  freien  Vereinigung  der  Anjaletu-^ 
photographen  zur  Beteiligung  an  einer  Aus- 
stellung von  Kunstphotograpbiecn  im  Jaiire  1903. 
Ausserdem  kamen  zur  Vorlage  ein  Gcsaml- 
katalog  von  Krebs  in  OffenbAch  a.  H.  Ober 
photD^nphische  Chemikalien  in  Patronenfonn» 
ferner  von  Unger  &  Hof  mann  in  Dresden 
eine  Neitauflage  der  Anleitung  zur  Entwicklung 
der  Diapositivplatten  der  Firma  und  ein  Prospcki 
über   Kfiinmatograph* 

Die  Preis verieichnisse  wurden  der  Bibliothek 
einverleibt. 

Den  Srbluss  des  Abends  bildete  noch  längerem 
gemütlichem  Zusammensein. 


Photographischer  Klub  München. 

Am  Dienstag  den  25 ►  November  vergangenen 
Jahres  fand  der  zweite  grössere  Projektions- 
abend  für  das  laufende  Vereinsjahr  statt.  Da< 
Programm  war  äusserst  reichhaltig  und  bot  eine 
hübsche  Abwechslung  in  Umdschaften,  Archi- 
tekturstudieii,  Interieurs  und  Aktstudien.  Die 
Diapositive  waren  nach  Autoren  geordnet,  so 
da  BS  jedem  Anwesenden  Gelegenheit  geboten 
war,  das  Schaffen  der  vorführenden  Mitglieder 
beurteilen  zu  kOnnen.  Die  Herren  Issraayer^ 
Dr.  Lemberger^  Trautmann,  Lehmann» 
Reitbmaoji,  Elcbinger,  Rau^  Kummer* 
Lenck  und  Nieder  maier  erzielten  durch  ihre 
Leistungen  reichen  BdfalK  Die  Pflege  des  kolo- 
rierten   Diapositivs    verdient    rühmend    hervor- 


KLEINE  CHRONIK. 


geboben  eu  werden.  Es  zeigten  gerade  die  in 
dieses  Gebiet  eiriscbJä^gen  Vorführungen,  was 
ernstes  Arbeite»  hier  zu  leisten  vermag. 

Mit  dem  Projekt oasabend  war  auch  eine 
AussteDuQg  von  PapierbUdern  —  Bromsilber- 
vergrösscrungen  und  Gummidrücken  —  ver- 
btmden.  Die  Leistungen  des  Herrn  Issmayer 
auf  dem  Gebiete  des  Gummidruckes  erregten 
allgemeines  Interesse, 

Der  Abend  kann  als  wohlgelungene  Ver- 
nnstaltung  bezeichnet  werden.  Er  zeigte,  dass 
der  photograph Ische  Klub  die  traditionelle  Pflege 
der  Projektionskunst  als  eine  der  vornehmsten 
Aufgaben  des  Vereioft  stets  hochhfllt. 

I.  A.:  W,  Trautmann. 


Am  at  eur  -  Pho  tographen  -  Klub  für 

Bozen  und  Umgebung 

in  Bozeu  (Südtirol). 

Sitzung  vom  21.  Oktober  1902. 
Vorsjt^ei^der :    Herr  Max  Schreiber. 

Nach  Eröffnung  des  Klubabends  wurde  zu- 
nächst das  zweite  Oktoberheft  einer  Besprechung 
unterzogen,  worauf  Herr  Ernst  Pacher  die 
Herstellung  von  Diapositiven  mittelst  Diapositiv- 
platten  vorführte  und  die  Mitglieder  gleich- 
zeitig mit  dem  innerhalb  des  Klubverbandes 
noch  wenig  angewendeten  Glycin  -  Entwickler 
bekannt  machte,  dessen  Vorteile  allseitig  an- 
erkannt ^wurdcn. 

Nach  Herstellung  mehrerer  tadelloser  Diaposi- 
tive legte  dann  der  Obmann,  HerrM.  Schreiber, 
eine  Anzahl  Bilder  auf  Lenta-Papier  vor,  er- 
klärte die  Handhabung  des  Papiers  und  die  Art 
und  Weise,  mit  vo11st£ndiger  Sicherheit  Kopieen 
auf  diesem  Papier  herzustellen.  Die  Ausführung 
mehrerer  Kopieen  erJfluterte  die  Angaben  und 
mu<;bte  mehrere  Mitglieder  von  dem  Celloidin- 
papier  abwendige 

Scfaluss  der  Sitzung  1 1  Vi  Uhr. 


Sitzung  vom  5.  November  1902. 
(Vortragsabend.) 
Vorsibeender :  Herr  Max  Schreiber. 
Dieser  Klubabend  brachte  einen  äusserst 
interessanten  Vortrag  durch  den  Obmann,  Herrn 
Max  Schreiber,  Ober  Mikrophotographie.  Der 
Vortragende  wies  zunächst  in  gedrängter  Kürze 
auf  die  ausserordentliche  Bedeutung  der  Photo- 
graphie fOr  die  Wissenschaften  hin,  deren  eines 
der  wichtigsten  Hilfsmittel  der  mikrophotogra- 
phische  Apparat  ist.  Nach  Erklärung  des  Baues 
solcher  Apparate  und  des  Wesens  der  Mikro- 
photographie brachte  der  Vortragende  eine  An- 
zahl BcispielCt  die  die  Leistungsfähigkeit  und  die 
Bedeutung  der  Mikrophotographie  in  einigen 
Zweigen  wissenschaftlicher  Forschung  darstellten. 


Hierauf  demonstrierte  der  Redner,  auf  weiche 
Weise  öuch  der  Amatcurphotograph^  insofern 
er  Interesse  für  die  Natur  hat,  mit  Hilfe  eines 
einfachen  Mikroskops  und  der  Camera  recht 
iitteressünte  Au Fn ahmen   machen  kann. 

In  wenigen  Minuten  wurde  sodann  aus 
einer  13  X  18-Cßmera  und  einem  Mikroskop 
ein  mikro  photographisch  er  Apparat  gebaut^ 
dessen  Leistungsfähigkeit  bei  den  nun  folgen- 
den Aufnahmen  über  alle  Elrwartungen  hinaus- 
ging. Die  Aufnuhtncn  wurden  hier  zwar  nur  in 
einer  etwa  80^  100 fachen  linearen  Vergrösse- 
rung  gemacht',  doch  leigte  der  Vortragende, 
dass  sich  mit  dem  ihm  zm^  Verfügung  stehen- 
den priroitlven  Mikroskop  noch  leidliche  Ver- 
grösserungcn  um  das  ca.  300  fache  linear  machen 
lassen.  Als  Probe  legte  derselbe  das  Bild  eines 
Insekts  vor,  welches  in  Natur  etwa  ^j^mm  roissti 
auf  dem  Bilde  eine  l^nge  von  21  cm   aufweist. 

Nu  oh  Beendigung  des  Vortrages  folgten  noch 
Dehatten  in  Vcreinsangefegenheit,  worauf  der 
Klubabend  gegen    12  Uhr  geschlossen  wurde. 


Sitzung  vom   18.  November  1902* 
Vorsitzender;    Herr  Mai  Schreiber. 

Die  eingelaufenen  Hefte  der  Pbotographiscben 
Mitteilungen  wurden  der  Durchsicht  unterzoi^eUi 
ebenso  mehrere  vorliegende  Geschäftsstücke. 
Die  Farbwerke  Bayer  in  Elberfeld  sandten  eine 
Kollektion  verschiedener  photographischer  Prä- 
parate» welche  an  mehrere  Mitglieder  zur  Prü- 
fung und  seinerzeitigen  Berichterstattung  über 
die  Resultate  verteilt  wurdenn 

H  err  Hofreiter  Jegte  m  ehrere  r  ei  ze  nd  e 
Bildchen  auf  Platinpapier  vor,  welche  ungeteilten 
Beifall  fanden. 

Es  wurde  dann  die  Anschaffung  eines  Vcr- 
gröfiseruiigsapparates  angeregt,  und  erkl Arten 
sich  die  Mitglieder  bereit  ^  da  die  Vereinskasse 
für  grösser?  Ausgaben  nicht  die  nötige  P'üllunj: 
aufweist,  gemeinsam  für  die  Kosten  aufzu- 
kommen. 

Der  Obmann,  Herr  Max  Schreiber^  stellte 
für  die  kommenden  Klubahenrle  Experinientt^ 
und  Vorträge  in  Au«isicht,  welche  die  Aus- 
bildung der  minder  fortgeschrittenen  MitgUedei' 
bezwecken* 

Schluss  der  Sitzung   ^^Vi  Uhr. 


A  nt  at  eur-Ph  ot  o  gra  ph  en  •  Ve  relni  •• 
gung  ,,£o8''  %u  BerHn. 

Vorsitzender  Herr  W.  Dahse. 
Sitzungsbericht  vom  Monat  Oktober  und 

November. 
Die  Sitzungen  fanden  in  den  neu  bezogenen 
Vereinsräumen    „Restaurant    zum    alten   Fritz", 


KLEINE  CHRONJK. 


Invalidenstr.  16,  statt  und  wurden  um  9^/,  Uhr 
eröffnet. 

Betreffs  der  im  Frühjahr  1903  stattfindenden 
Ausstellung  werden  die  Bedingungen  behufs 
Zulassung  zum  Preisbewerb  den  Mitgliedern  zur 
Kenntnis  gebracht.  Die  fflr  die  Ausstellung  bis 
Zürn  1.  März  einzusendenden  Bilder  werden  hin- 
sichtlich ihrer  Beschaffenheit  einer  Vorprüfung 
unterzogen  werden;  die  hierzu  gewählte  Kom- 
mission setzt  sich  zusammen  aus  den  Herren 
Dahse,  Kloy,  Wintzer  und  Bohlmann, 

Das  neue  für  Versuchszwecke  eingerichtete 
Liiboratorium  wurde  Mitte  Oktober  zur  Be- 
tiutzung  freigegeben  und  bei  dieser  Gelegenheit 
den  Mitgliedern  eine  seitens  des  Herrn  Kloy 
üLisgearbeitete  Benutzungsordnung  bekanjit  j^c- 
macht. 

Die  monatlichen  Beitragsgebühren  werden  in 
Anbetracht  der  Mehrausgaben,  welche  durch  die 
in  standhaltung  des  Versuchs-Laboratoriums  dem 
Verein  erwachsen,  auf  1   Mk.  erhöht. 

Herr  Dahse  führt  eine  von  der  Firma 
Dr.  Lüdtke  Sc  Arndt  bezogene  Klappcamerfl 
p Columbia"  vor  und  macht  auf  die  Vorzüge  des 
Apparates  aufmerksam.  Die  Camera  zeichnet 
sich  vor  allem  durch  ein  kleines  Volumen  so- 
wie durch  elegante  Ausstattung  aus  und  kann 
infolge  des  verhältnismässig  geringen  Preises 
166  Mk.)  als  recht  preiswert  empfohlen  werden. 

Der  der  Bibliothekskasse  entnommene,  recht 
HEimhaftc  Betrag  wird  zur  Anschaffung  von 
weiteren  Fach  werken  verwendet. 

„Über  die  Herstellung  von  farbigen 
Photographieen  auf  Gewebe"  betitelt  sich 
ein  von  Herrn  Dahse  am  14.  November  ge- 
haltener Vortrag.  Nachdem  der  Vortragende 
knrz  der  vielseitigen  Verwendbarkeit  der  Photo- 
lt;raphie  gedacht  hatte,  ging  er  zur  Behandtmig 
des  von  ihm  gewählten  Themas  über  und  führte 
Hus,  dass  —  obwohl  bereits  Verfahren  zur  Her- 
stellung von  Photographieen  auf  Gewebe  sm  die 
Öffentlichkeit  gedrungen  —  bis  jetzt  keine  Me- 
thode bekannt  sei,  welche  in  jeder  HiuEicbt 
befriedigende  Resultate  ergeben  hätte.  Der 
Hauptübelstand  bei  den  bekannt  gewordcnei] 
Methoden  besteht  in  der  geringen  Haltburkeit 
des  erzeugten  Bildes.  Das  von  dem  Vortiugen- 
den  angegebene  Verfahren  beruht  auf  einer  Im- 
prägnierung des  Gewebes  mit  Ferricyankaliiini 
und  citronensaurem  Eisenoxyd-Ammoniak.  Setzt 
man  ein  derart  vorbereitetes  Gewebe  unter 
einem  Negativ  dem  grellen  Sonnenlicht  aus,  so 
findet  an  den  mit  dem  Licht  in  Berührung  ge- 
kommenen Stellen  die  Entwicklung  des  sogen, 
„Berliner  Blau"  statt.  Nach  sorgfältigem 
Auswaschen  erhält  man  ein  blaues  Bild  auf 
^veissem  Grunde.  Durch  hierauf  folgende!^  Be- 
handeln in  mit  Natronlauge  versetztem  Wasser 


wird  der  blaue  Ton  des  Bilden  in  eine  ro^t- 
gelbe  Farbe  verwandelt^  d.  h.  das  BerUner  Blau 
in  eine  sogen^   ^Eisenbeiie"   umgcführt. 

Benutzt  man  nun  die  den  Alizcion-  oder 
Beizenfarbstoffen  eigene  FiLbigkeit^  niflmlich  nur 
mittels  gewisser  ^Beizen**  präparierlr 
Stoffe  intensiv  anzufärben ^  so  resultiert 
da^  gewünschte  Bild  in  der  dem  gewäbHcn 
Farbstoff  entsprechenden  Farbe.  Da  die  Zahl 
der  bekannten  Beizenfarbstoffe  eine  recht  hohe 
{Bit  vermag  man  sämtliche  nur  erdenklichen  TOne 
zu  erzielen.  — 

Herr  Kloy  legte  mit  Rücksicht  auf  dsis  höbe 
Interesse^  das  die  An^wendung  des  Kohledrucks 
erheischt^  den  Mitgliedern  dringe iid  uns  Heri, 
diesen  Zweig  der  Photogrnphie  recht  zu  pflef;en. 
Herr  Schwarz^  Vertreter  der  Kodak- 
Gesellschafl,  führt  den  Mitgliedern  verschiedene 
Erzeugnisse  seiner  Firma  vor,  die  allseitigefi 
Anklang  fanden.  Besonders  Intere&se  erregte 
die  neue  Tageslicht  -  Enlwicklungs  -  Ma- 
schine. Durch  wenige  Haudgriffe  \vtrd  dit 
Filmsptile  in  den  Apparat  gelept,  dieselbe  mit 
Entwickler  begossen  und  durch  Drehen  ver- 
mittelst einer  Kurbel  während  5  Minuten  ent- 
wickelt, der  Entwickler  auspe^Efossen,  die  Spule 
—  ohne  aie  aus  dem  Apparat  zu  nehmco  — 
gespGlt  und  in  de  tu  selben  (1)  Apparat  fixiert 
und  gewässert.  Die  Negaüve  waren  verschiedefi 
Janpe  belichtet  worden  j  ihr  AusfuU  war  bio- 
sichtlich der  entsprechenden  Dichte  recht  pat 
Du  mun  den  eigentlichen  EntwiekluD^^proiess 
hei  der  Ve^^^endun^  dieses  neuen  Apparates 
nicht  beobachten  kanit,  so  ist  c^  Bedinge ag, 
den  Entwickler  bereite;  vor  der  Entwick- 
lung dem  Charakter  der  Film  spule  ^enau  an- 
zupasse n^  also  je  nach  der  Expositiortszeil  ibo 
in  mehr  oder  minder  verdünnter  Formi  anzn- 
wenden.  Obige  Maschine  dürfte  daher  wohl 
nur  fflj'  Geübtere  In  Frage  kommen,  da  An- 
fänger ober  das  hierbQ  unerlässliche  Beurtti- 
lungs  vermögen  erfahrungsgemü^s  in  den  sdteiüPteii 
FöHeu  verfü|fen.  Indessen  {gestaltet  der  Apparat 
ein  überaus  sauberes  Arbeiten  und  macht  vor 
allen  Dingen  eine  Dunkelkammer  entbehrlich. 
An  Stelle  einiger  an*  ihren  Ämtern  iiusge- 
schiede nen  Herren  werden  die  Herren  Frie- 
^eeke  zum  II.«  Vorsitze nöen^  Böblmnnn  zum 
I.  Srhriftführer  und  Thiele  zum  Archivar  ge- 
wählt. 

Als  neue  Mitglieder  konnten  wir  begnlsien 
die  Herren  Dischercit,  Couball^  Lehnianr 
und  Noüvel  aus  Neustadt  ö,  d^  Tj^feltichli 
(letzterer  als  korrespondierendes  Mitglied).  An^ 
geschieden  sind  die  Herren  ROroer  unf 
Rosenthah 

Gustav  Bohlmann,  L  Schnftlührcr. 


KLEINE  CHRONIK. 


Fragen  und  AntMrorten. 


Welche  Camera  eignet  sich  am  besten 
für  nachstehenden  Zweck:  Ich  möchte 
Bilder,  Zeichnungen  etc,  Grösse  (5X9  ^^» 
auf  Bromsilberplatten  vergrössem,  so  dass 
ich  ein  scharfes  Negativ,  Grösse  24^30  cm, 
van  dem  Objekt  bekomme.  Von  diesem 
Negativ  möchte  ich  ein  Glas -Diapositiv 
herstellen,  ebenfalls  Grösse  24"^ jo cm,  — 
Können  Sie  mir  ein  Buch  empfehlen,  welches 
dieses  Verfahren  eingehend  behandelt? 

Die  Herstellung  vergrOsserter  Negative  und 
Diapositive  geschieht  am  besten  in  sogen.  Repro- 
duktionscameras,  wie  solche  von  den  Camera- 
Tischlereien  A.  Stege  man  n-Berlin  S.,  C.Bent- 
zin-GOrlitz,  Heinrich  Ernemann -Dresden 
us^v.  hergestellt  werden.  —  Es  ist  zu  empfehlen, 
von  einer  kleinen  Originalaufnahme  zunächst  ein 
Pigmentdiapositiv  zu  kopieren  und  dieses  dann  in 
der  Camera  zu  vergrösscrn.  —  Ein  Spezialwerk 
Ober  die  Herstellung  vergrOsserter  Negative 
existiert  nicht,  doch  finden  Sie  ausreichende  An- 
weisungen darüber  in:  E.Vogel,  Taschenbuch 
der  prakt.  Photographie  X.Aufl.  (Seite  208—215), 
ferner  Vogel,  Das  Pigmentverfahren  (im  Kapitel 
Ober  Reproduktionen  von  Negativen  und  Her- 
stellung von  VergrOsserungen). 

Tt  Goldbäder  mit  Rhodanammon  tonen 
auch  nach  dem  Fixieren, €  Darauf  fussend, 
üxierte  ich  Chlor silber-Celloidin- Bilder  nach 
gehöriger  Auschlorung,  Applizierung  eines 
Kochsalzbades  und  nochmaligen  mehreren 
Waschungen  in  Fixier- Natron  1: 20^  wusch 
wieder  ordentlich  und  tonte  dann  in  einem 
Goldbade  folgender  Zusammensetzung:  5  g 
Rhodanammon,  1000  ccm  Wasser  und  ig 
Chlorgold,  1000  ccm  Wasser^  zu  gleichen 
Teilen  gemischt.  Die  Tonung  ging  an- 
standslos  von  statten,  das  Bild  hatte  einen 
sehr  schönen,  blauen  Ton  und  gefiel  mir 
zunächst  sehr.  Aber  der  hinkende  Bote 
kam  nach.  Nach  dem  Trocknen  zeigte  das 
Bild,  dessen  Ton  im  übrigen  unverändert 
geblieben  war,  keine  reinen  Weissen,  die- 
selben waren  ziemlich  gelblich,  trotzdem 
ch  sehr  gut  gewaschen.  Woran  kann  das 
iegen^  Wie  Hesse  sich  dem  event.  begegnen/^ 
Man  zieht  es  in  der  Praxis  stets  vor,  die 
Kopieen*zuerst  zu  tonen  und  dann  zu  fixieren. 


Bei  dem  umgekehrten  Prozess  erhält  man  mdse 
nicht  die  reichen  Tonfärbungen,  und  die  WeJsseo 
verlieren  an  Klarheit.  Durch  das  vorberige 
Fixieren,  namenüich  wenn  die  Lösung  stark 
konzentriert  ist,  werden  auch  häufig  die  Halb- 
töne  des  Bildes  angegriffen.  Ober  mangd hafte 
Haltbarkeit  von  zuerst  fixierten  und  dann  ge- 
tonten Bildern  ist  schon  in  früheren  Zeiten  ge- 
klagt worden  (siehe  H.  W.  Vogel,  Die  photogr. 
Kopierverfahren,  Seite  21,  [Verlag  von  Gustav 
Schmidt,  Berlin]  oder  Eder,  Kopierverfahren 
mit  Silbersalzen,  Seite  24). 

Für  harte  Negative,  die  aber  in  ätn 
Schatten  keine  Einzelheiten  verlieren  soikn, 
wird  in  den  photographischen  Handbüchern 
der  Ammoniumpersulfat  -  Abschwächer 
empfohlen.  Derselbe  wirkt  auch  in  der  an- 
gegebenen Weise,  aber,  und  da  kommt  die 
Schwierigkeit,  nicht  gleichmäss ig  sondern  in 
Flecken,  wodurch  natürlich  das  Negativ 
verdorben  ivird.  Was  ist  die  Ursache? 
Ich  dachte  sofort  an  Spuren  von  Fixier- 
natron und  liess  ein  Negativ  12  Stunden 
lang  in  fliessendem  Wasser  weichen,  aber 
auch  da  bekam  ich  Wolken  trotz  ganz 
frischer  Lösung  mit  und  ohne  Schwefel- 
säure, —  Dann  dachte  ich,  es  möchte  der 
Alaun  uicht  gleichmässig  gewirkt  haben 
(ich  arbeite  mit  Pyro-Soda  und  wende  bei 
warmem  Wetter  Alaun  an),  aber  auch 
nicht  mit  Alaun  gebadete  Platten  ^aben 
mir  solche  Wolken,  Wo  kann  der  Fehler 
stecken? 

Wir  haben  wohl  mitunter  konstatiert,  daas 
die  mit  Ammoniumpersulfat  abgeschwächten 
Negative  etwas  an  Klarheit  einbflsscu»  aber 
direkte  Fleckenbildungen  sind  uns  bei  sach-» 
gemftsser  Ausführung  der  Abschwäcbung^  und 
solche  ist  ja  bei  Ihnen  gleichfalls  beobachtet 
worden,  nicht  vorgekommen.  Sollte  der  Fehler 
vielleicht  an  der  Plattenemulsion  liefen  ?  —  Viel- 
leicht hat  jemand  aus  unserem  Leserkreis  dies- 
bezügliche Erfahrungen  gesammelt ;  wir  bitten  um 
eventi.  gefällige  Mitteilung.  —  Red. 

""Die  im  Fragekasten  empfohlene  n'BQ eher  so- 
wie ^  auch  alle  übrige  in-  [und  ausländische 
Litteratur  auf  photographischem  Gebiete  besorgt 
die  Sortimentsabteilung  unseres  Verlages  bereit- 
willigst und  prompt.  —  Red. 


KLEINE  CHRONIK. 


wird    der    blaue  Tor  ^ 
gelbe  Farbe  veiy"      i^ 


m  eine  sogen /^ 

Benutzt^     / 
Beizenfp/  ^    -^ 
mitt    y 


>id-Entwickler. 


Invalidenstr.  16,  statt  und  wurden  um  9*/,  Uhr 
eröffnet. 

Betreffs  der  im  Frühjahr  1903  stattfindenden 
Ausstellung  werden  die  Bedingungen  behufs 
Zulassung  zum  Preisbewerb  den  Mitgliedern  zur 
Kenntnis  gebracht  Die  für  die  Ausstellung  bis 
zum  1 .  März  einzusendenden  Bilder  werden  hin- 
sichtlich ihrer  Beschaffenheit  einer  Vorprüfung 
unterzogen  werden;  die  hierzu  pewflhUe  Kom- 
mission  ^etit  sich  zusammen  aus  den  Her' 
Dahse,  Kioy,  Wint^er  ui;d  Böhlmiin 

Das   neue   fflr  Versuchszwecke  ein^ 
Laboratorium     wurde    Mitte    Oktobr 
nutzung  freigegeben  und  bei  dies* 
den  Mitgliedern    eine    seitens   f*  ^' 

ausgearbeitete  BenutKungaor'*  i>^  Markenschutz  angemeldaO 

macht.  ,ie  Alkall  in  den  photograpliischi  EntwicklemJ 

Die  moimtlichcri  Be'  ^ ,     i        ,    _,     . 

A  b  tr    ]  t  d      M  h  njilohlen  bei  Pyro,  Brenzkaiechin,  Paramidophenol,  Glycm  etc. 

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schlossene    Lampen    und    zum    Durchblase i  f 
durch  offene  Flammen.    Postversand  gestatt«  1 1 


Preisliste  gratis  und  franco. 


i 


XXII 


r;^/-: 


% 


1    —     Fragen   und   Antworten    —   Verschiedenes    —    Geschäftliche 
Stellungen.  —  Ausstellungs-Nachrichten 


.A  eins -Nachrichten. 


.craklub  Mainz. 

.<:.  Januar  im  Vereinslokale 
Rheinische  Bierhalle. 

Anwesend :  1 2  Mitglieder. 

Tagesordnung:  1,  Bericht  ober  die  Eingänge. 
2.  Projektion.  3.  Blitzlichtaufnahme.  4.  Ein- 
holung der  Genehmigung  zum  Ankaufe  eines 
elektrischen  Widerstandes. 

Zur  Vorlage  resp.  Verteilung  gelangten  folgende 
Eingänge : 

Prospekte  der  Firma  Carl  Zeiss,  Jena,  über 
das  Tessar,  sowie  Nachtrags-Katalog  und  Probe- 
bilder. Ejne  Streitschrift  der  Firma  Bayer, 
Elberfeld,  über  Edinol  im  Vergleich  zu  andern 
Entwicklern,  sowie  eine  Probe  des  Blitzlichtes 
der  Firma.  Prospekt  der  Firma  Erwin  Queden- 
feldt  über  elektr.  Blitzfem- Zündung  Baidur. 
Empfehlungsschreiben  der  Firma  Kies  er, 
Pfeuferu.Co.  München,  über  Sepia  Platin  Papier. 
Prospekt  der  Firma  Höchheimeru.Co.  in  Feld- 
kirchen über  Gummidruckpapiere.  Prospekt  und 
Lagerverzeichnis  der  Warenvermittlungsvereini- 
gungDresden.  Katalog  der  Firma  Hans  Ruhflttig 
über  photographische  Litteratur  und  Ansichts- 
exemplar des  Taschenkalenders  für  Amateur- 
photographen, Ausg.  1903.  Einladung  der  Firma 
OttomarAnschütz  zur  Lieferung  von  Bildern 
zur  Ausstellung.  Katalog  der  Firma  Falz  u. 
Werner,  Leipzig.  Ferner  ein  Probeexemplar 
der  photographischen  Zeitschrift  „Gut  Licht", 
W^ien  1903. 

Besonderes  Interesse  erregte  der  Katalog  der 
Firma  Bernhard  Wachtl,  Wien,  über  photo- 
graphische  Bedarfsartikel  durch  seine  ausser- 
ordentliche Reichhaltigkeit. 

Zur  Projektion  gelangten  Aufnahmen  des 
Herrn  D.  Manz  aus  Chile  und  Aufnahmen  des 
Herrn  Rechnungsrat  Jännike,  Dammwild  im 
Leininger  Park.  Die  Bilder  fanden  allgemeines 
interesse. 

Es  folgten  sodann  2  Aufnahmen  mit  Bayer- 
schem  Blitzlicht  und  eine  Vergleichsaufnahme 
iiit  gewöhnlichem  Blitzpulvergemisch. 

Der  Ankauf  des  Widerstandes  zum  Preise 
on  20  Mk.  wurde  genehmigt. 


Amateur -Photographen -Klub  für 

Boxen  und  Umgebung 

in  Bozen  (Südtirol). 

Sitzung  am  16.  Dezember  1902. 
Vorsitzender:    Max    Schreiber. 

Der  Vorsitzende  eröffnete  die  Sitzung  um 
9  Uhr,  um  den  angesagten  Vortrag  über  das 
Abschwächen  und  Verstarken  der  Platten  zu 
halten.  Er  rügte  zunächst  die  Tatsache,  dass 
die  Mehrzahl  der  Amateure  die  Herstellung  der 
Negative  mit  dem  Entwickeln  und  Fixieren  für 
beendet  halten  und  sich  nicht  die  Mühe  nehmen, 
etwaige  Expositions-  und  Entwicklungsfehler 
durch  eine  geringe  Nacharbeit  zu  verbessern ; 
manche  Platte,  die  als  unbrauchbar  in  den 
Ausschuss  wandert,  könnte  durch  geeignete 
Behandlung  noch  gerettet  werden. 

Der  Vortragende  erklärte  sodann  die  Be- 
Behandlung der  verschiedenen  Verstärker  mit 
Quecksilbersublimat,  Uran  und  den  für  den 
Gebrauch  handlichen  und  in  vielen  Fällen  aus- 
reichenden Agfa- Verstärker ,  sowie  die  Ab- 
schwächungsmethoden  mit  Blutlaugensalz  und 
Ammoniumpersulfat,  ferner  die  partiellen  Be- 
handlungen mit  Blutlaugensalzabschwächer,  mit 
Alkohol  und  mit  Bimssteinpulver.  Die  praktischen 
Vorführungen  erleichterten  das  Verständnis,  und 
gaben  Kopien  der  Platten  vor  und  nach  deren 
Behandlung  ein  deutliches  Bild  von  der 
Wirkungsweise  der  Verstärker  und  Abschwächer. 
Besonders  aufmerksam  machte  der  Vortragende 
auch  auf  die  Methode  des  Chlorsilberns  und  legte 
auch  hierfür  vergleichende  Proben  vor. 

Nach  Besprechung  verschiedener  KJub- 
angelegenheiten  wurde  die  Sitzung  nach  1 1  Uhr 
geschlossen. 

Verein   zur   Förderung   der   Photo- 
graphie zu  Berlin. 

Hauptversammlung  vom  9.  Januar  1903. 

Zur  Aufnahme  in  den  Verein  haben  sich 
gemeldet  die  Herren  Dr.  Schwinning.  In- 
genieur-Potsdam, Dr.  A.  König- Salzhof  bei 
Spandau. 

Als    Mitglieder    sind    aufgenommen    wordtMi 


15 


KLEINE  CHRONIK. 


die  Herren  J.  Leraan,  Patentanwalt-Berlin  SO., 
L.  L.  Lewinsohn-Steglitz. 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  Sitzung  mit  der 
traurigen  Mitteilung  vom  Ableben  des  Hitgliedes 
Herrn  Dr.  M Abringe  der  lange  Zeit  unser  Vor- 
standsmitglied war  und  durch  sein  ruhiges^freund- 
liebes  Wesen  sieb  allgemeiner  Beliebtheit  erfreute. 
Die  Versammlung  ehrt  das  Andenken  des  Ver- 
storbenen durch  Erheben  von  den  Plätzen.  — 
Die  eingelaufenen  Zeitschriften  und  Prospekte 
zirkulieren,  darunter  zwei  Hefte  Freibandauf- 
nahmen mit  Zeiss'  Palmos- Camera,  Preis- 
listen von  Richard  Voorgang  als  Vertreter 
Scheringscher  Fabrikate  und  HOchheimer'ä 
(vummipapiere,  sowie  ein  starker  Katalog  des 
Handlungshauses  Bernhard  Wachtl-Wien. 

Herr  Hanneke  rfls  erster  Schriftführer  be- 
richtet Ober  die  Mitgliederzahl  des  verflossenen 
Vereinsjahres.  Danach  hatte  der  Verein  am 
I.  Jan.  1902  110  hiesige  und  94  auswärtige,  zus. 
204  Mitglieder.  Im  Laufe  des  Jahres  sind  ein- 
getreten 27 ,  ausgeschieden  32  (davon  3  durch 
Tod),  sodass  der  Verein  z.  Z.  199  Mitglieder 
zählt,  und  zwar  1 1 3  hiesige  und  86  auswärtige. 
Der  Rückgang  der  auswärtigen  Mitglieder  er- 
klärt sich  aus  der  grossen  Zahl  von  Lokal- 
Vereinen,  die  jetzt  in  kleineren  Städten  ge- 
gründet werden.  —  Der  Vorsitzende  hebt  hervor, 
dass  für  das  Vereinsleben  nicht  die  Mitglieder- 
zahl, sondern  der  Besuch  der  Sitzungen  von 
Bedeutung  sei,  und  in  dieser  Hinsicht  können 
wir  zufrieden  sein ,  da  sowohl  Sitzungen  wie 
Projektionsabende  sich  stets  eines  regen  Be- 
suches erfreuen.  —  Der  Kassenbericht  weist 
in  den  Einnahmen  M.  2564,89  auf,  und  in  den 
Ausgaben  M.  2534,39,  sodass  z.  Z.  ein  Bestand 
von  M.  30,50  vorhanden  ist. 

Vor  Beginn  der  nunmehr  vorzunehmenden 
Neuwahl  des  Vorstandes  ersucht  Herr  Haberlandt 
von  seiner  Wiederwahl  als  3.  Vorsitzender 
Abstand  zu  nehmen,  und  dafür  Herrn  Dr.  Tobias 
zu  wählen.  Ebenso  verzichtet  der  bisherige  2. 
Schriftführer  zu  Gunsten  des  Herrn  Löscher; 
als  neues  Mitglied  des  Vorstandes  wird  Herr 
Landgerichtsrat  Hauche corne  vorgeschlagen. 
Auf  Antrag  des  Herrn  Bab  wird  der  Vorstand 
in  dieser  Zusammensetzung  per  Akklamation 
gewählt.  Die  Zusammensetzung  des  Vorstandes 
ist  nunmehr  folgende:  Erster  Vorsitzender:  Herr 
Rittmeister  Kiesling,  zweiter  Vorsitzender: 
Herr  Wirkl.  Geh.  Ob.-Reg.-Rat  Dr.  B  r  a  n  d  t,  dritter 
Vorsitzender:  Herr  Dr.  Tobias,  erster  Schrift- 
führer: Herr  Paul  Hanneke,  zweiter  Schrift- 
führer: Herr  Fritz  Löscher,  Kassenwart: 
Herr  Gustav  Schmidt;  Beisitzer :  Die  Herren : 
Dr.  Ellon,  Landgerichtsrat  Hauchecorne, 
A.  Quidde,  Dr.  Statius,  H.  Stegeraann. 

Herr  Hanneke  legt  darauf  verschiedene, 
von  ihm  verfertigte  Kopien  auf  Ilfords  selbst- 
tonendem Aristopapier  vor,  deren  Tonfärbungen 


lange  nicht  so  mannigfaltig  sind,  als  mit  den 
gewöhnlichen  Aristopapieren ,  auch  eine  Er- 
sparnis an  Zeit  tindet  bei  der  Verarbeitung  der 
Papiere  nicht  statt.  (Siehe  den  besonderen 
Artikel  Jahrg.   1902    der  Phot.  Mitt.  Seite  3441 

Herr  Geh.  Rat  Dr.  Brandt  berichtet  Ober 
seine  Versuche  mit  Acetonsulfit.  Er  habe  den 
Prächtschen  Versuch  wiederholt  und  eine  stark 
flberexponierte  Platte  mit  Gtycin  unter  Zusatz 
von  viel  Bromkali  bei  10^  R.  entwickelt.  Nach 
einer  halben  Stunde  habe  er  ein  normales  Ne- 
gativ erhalten.  Acetonsulfit  ergab  dasselbe  Re- 
sultat in  etwas  kürzerer  Zeit.  —  Herr  Han 
neke  sagt,  dass  Acetonsulfit  den  Vorzug  der 
leichteren  LOslichkeit  hat.  Dass  dieses  Prä- 
parat für  Oberexpositionen  etwas  besonderes 
voraus  habe,  könne  er  nicht  ßnden  — 
Herr  Dr.  Statius  hat  es  bei  Bromsilber- 
papier benutzt  und  ebenfalls  keinen  Vorteil 
gefunden.  —  Herr  Dr.  Tobias  teilt  mit,  dass 
nach  Eders  Untersuchungen  Pyrogallussäure 
mit  Bromkalium  dasselbe  leiste.  Ein  vorzüg- 
licher Entwickler  für  Überexposition  sei  Breni- 
katechin.  —  Der  als  Gast  anwesende  Herr 
Dr.  Schäfer  ist  der  Ansicht,  dass  eine  un- 
richtig exponierte  Platte  durch  keine  Entwick- 
lungskunststücke das  gleiche  Aussehen  einer 
richtig  exponierten  Platte  annehmen  kOnne. 
Das  beweisen  mikrophotographische  Aufnahmen 
des  Bromsilberkornes,  das  bei  unter-,  ricbtig- 
und  überexponierten  Platten  ganz  verschieden 
aussieht,  wie  aus  den  herumgegebenen  Mikro- 
photogrammen  ersichtlich  ist. 

Hieran  reihte  sich  eine  hochinteressante 
nicht  auf  der  Tagesordnung  stehende  Vorlage. 
Herr  Dr.  Schäfer  hatte  freundlichst  einer  En- 
ladung  des  Vorsitzenden  entsprochen,  uns  seinen 
von  ihm  konstruierten  mikrostereographiscben 
Apparat  (gebaut  von  Fuess  in  Berlin)  vorzu- 
führen und  in  Theorie  und  Praxis  mit  den  da- 
zu gehörigen  Hilfsapparaten  zu  erklären.  Den 
Ausführungen  des  Vortragenden  zu  folgen  ist 
ohne  Zeichnung  nicht  möglich,  und  es  seien 
hier  nur  einige  Worte  Ober  den  Apparat  selbst 
gesagt. 

Der  Objektträger  ist   der  bei  den  modernen 
Mikroskopen    übliche.      Die   Camera   ist   an   der 
starken   eisernen  Säule   senkrecht  verschiebbar 
und  lässt  sich  zur  Erzielung  des  stereoskopischen 
Effektes  nach  beiden  Seiten  der  Mittelachse  um 
das    Objekt    als    Mittelpunkt    drehen.     Es    sind 
also  zwei  Aufnahmen  nötig  und  die  Berechni 
des   Ausschlages   ist  die  Hauptsache,   um  um 
Vermeidung   einer   Übertreibung    den    höchst 
stereoskopischen  Effekt  zu  erzielen. 

Eine  grössere  Anzahl  herumgegebener  MiL 
Stereoskopien  in  Form  vorzüglicher  Oiaposit 
beweisen  die  Richtigkeit  der  Konstruktion  ' 
lassen  auch  dem  Laien  die  Vorzüge  die 
Methode    erkennen.      Im    Namen    des    Vr 


16 


Jß'W^-^i. 


KLEINE  CHRONIK. 


spricht  der  Vorsitzende  Herrn 'Dr.  Schäfer, 
seinen  Dank  für  die  interessante  Vorlage  aus. 
Fragekfi^sten :  1.  „Welche  Erfahrungen 
liegen  bezQglich  der  Farbenempfindlichkeit  und 
insbesondere  der  Haltbarkeit  der  Perorto-, 
Perxanto-  und  Perchi-omoplatten  vor?"  —  Nach 
Mitteilung  des  Vorsitzenden  sind  die  bisherigen, 
allerdings  geringen  Erfahrungen  mit  Perorto- 
platten  keine  guten,  sie  zeigten  schon  nach 
kurzer  Zeit  Randschleier.  Herr  Geh.  Rat 
Brandt  hat  frisch  von  Perutz  bezogene  Peror- 
tofilms  als  völlig  unbrauchbar  befunden. 

2.  , Woher  rührt  die  weisse  Farbe  der 
Flüssigkeit  beim  Abschwächen  mit  Ammonium- 
persulfat?"  —  Herr  Dr.  Tobias  sagt,  die 
milchige  Trübung  besteht  aus  Chlorsilber  und 
rührt  von  chlorsalzhaltigem  Leitungswasser  her  in 
Verbindung  mit  dem  aufgelösten  Silber  des 
Negativs,  genau  wie  beim  sog.  „Chloren"  der 
Silberkopien  im  Wasser.  Bei  Anwendung  von 
destilliertem  Wasser  entsteht  dieser  Nieder- 
schlag nicht,  der  aber  durchaus  unschädlich  ist 
und  ein  ganz  gutes  Kriterium  für  das  Fort- 
schreiten des  Prozesses  abgibt. 

3.  „Löst  sich  Glycin  für  sich  in  Wasser? 
Ich  habe  neulich  Glycin  gekauft,  welches  sich 
ganz  leicht  in  Wasser  löst,  —  Ist  dies  vielleicht 
kein  Glycin  gewesen ?■  —  Herr  Dr.  Tobias 
meint,  es  könnte  höchstens  das  Salz  des  Gly- 
cins gewesen  sein,  denn  ohjie  Pottasche  löse 
sich  Glycin  nicht  in  Wasser.  Wahrscheinlich 
ist  es  aber  gar  keins  gewesen. 

4.  „Kann  mir  jemand  einen  Entwickler 
empfehlen,  welcher  auf  Lentapapier  weiche  Ab- 
züge in  der  l'onabstufung  ähnlich  wie  Velox 
Spezial- Porträt  erzielen  lässt?"  —  Herr  Dr. 
Statius  empfiehlt  Edinol  mit  Acetonsulfit  als 
bestes  für  Lentapapier.  Herr  Heinicke  nimmt 
Edinol  und  Hydrochinon  und  zieht  Lenta  allen 
ühnlichen  Maiken  vor. 

5.  „Woher  rührt  der  weisse  Belag,  der  sich 
in  Staudentwicklungskästen  von  Zinkblech  mit 
der  Zeit  bildet?  Ist  derselbe  schädlich  für  die 
darin  entwickelten  Platten?"  —  Der  Belag  ist 
Zinkoxyd  und  vollkommen  unschädlich. 

Es  folgt  nun  als  Diskussionsobjekt  des 
Abends  eine  Besprechung  der  Kopierverfahren 
mit  Bromsilberpapieren,  wobei  der  Vorsitzende 
besonders  auf  zwei  seiner  ausgestellten  Ver- 
grösserungen  hinweist,  die  er  von  Anschütz 
bekommen  hat  nach  zwei  für  Ausstellungs- 
zvvecke  eingesandten  Negativen.  Gleichfalls  sehr 
hübsche   Sachen   hat  Herr  Heinicke   ausgestellt. 

Herr  Landgerichtsrat  Hauchecorne  legt 
eine  grosse  Anzahl  gut  gelungener  Kopien  auf 
Matt-Albilminpapier  vor.  Die  Negative  sind 
z.  T.  auf  Viridinplatlen  gemacht,  die  dem  Vor- 
tragenden infolge  seiner  ungünstigen  Äusse- 
rungen darüber  in  unserem  Verein  von  der 
Fabrik    zugesandt    wurden ,     die    damals     ver- 


teilten Proben  seien  zu  alt  gewesen.  Die  neue 
Sendung  sei  entschieden  besser ,  am  geeig- 
netsten für  seine  Zwecke  aber  (Aufnahmen  von 
Baumpartien  gegen  hellen  Himmel)  wären  Anti- 
haloplatten. 

Herr  Hanneke  berichtet  über  seine  Erfah- 
rungen mit  Pinakolsalz  (Siehe  den  Spezial- 
aitikel  Seite  12  u.  40).  A.  Quidde. 


Gesellschaft  von  Freunden  der 
Photographie  %u  Jena. 

In  der  Sitzung  am  19.  November  1902  wurde, 
nachdem  die  Geschäftsberichte  des  Vorsitzenden 
und  des  Kassierers  verlesen  waren,  eine  Neu- 
wahl des  Vorstandes  vorgenommen,  deren 
Resultat  folgendes  war:  Osk.  Trinkler,  Vor- 
sitzender, Rieh.  Weber,  Beisitzer,  A.  Leisten - 
Schneider,  Kassenwart,  Wezel,  Dunkel- 
kammerverwalter, A.  Weller,  Schriftführer. 

Aus  dem  Geschäftsbericht  unseres  Vor- 
sitzenden entnehmen  wir  einige  Einzelheiten, 
die  vielleicht  ein  allgemeineres  Interesse  haben 
dürften.  Die  Zahl  der  Mitglieder  stieg  auf  41, 
trotzdem  die  Arbeit  des  Vereins  nicht  so  er- 
folgreich war,  wie  in  früheren  Jähren,  was 
z.  T.  an  den  sehr  schlechten  Dunkelkammer- 
verhältnissen lag.  Das  soll  sich  nun  im  neuen 
Jahre  ändern,  da  dem  Vereine  von  der  Zeiss- 
Stiftung  in  liebenswürdiger  Weise  sehr  schöne 
Räume  für  Dunkelkammerzwecke  in  der  neu 
eröffneten  Lesehalle  zur  Verfügung  gesteDt 
wurden.  Dadurch  breche  für  den  Verein  eine 
neue  Ära  an,  da  durch  die  vorzügHchen  Ein- 
richtungen derselben  (Vergrösserungsapparat, 
.Schränke  für  Mitglieder  etc.)  ein  hervorragender 
Anziehungspunkt  geschaffen  wäre.  Aber  noch 
ein  anderer,  sehr  wesentlicher  Vorzug  ver- 
knüpfe den  Verein  mit  der  neuen  Lesehalle, 
und  das  sei  die  Erlaubnis,  die  besseren  Bilder 
der  Mitglieder  in  den  Leseräumen  für  eine  be- 
stimmte Zeit  aufhängen  zu  dürfen,  sodass  sie 
einem  grösseren  Publikum  zugänglich  wären. 
Dies  sei  nicht  nur  ein  Ansporn  für  die  Mit- 
glieder, sondern  wirke  auch  belebend  für  das 
Vereinsleben  im  allgemeinen,  da  viele  Kreise 
dadurch  auf  den  Verein  und  seine  idealen  Ziele 
aufmerksam  würden. 

In  der  Sitzung  vom  3.  Dezember  1902  wurde 
neben  den  laufenden  Geschäften  über  Mittel 
und  Wege  beraten,  wie  interessierte  Kreise  am 
zweckmässigsten  an  den  Verein  gefesselt 
werden  könnten.  Auf  Antrag  eines  Mitgliedes 
wurde  eine  Kommission  vom  Vorsitzenden  er- 
nannt, der  die  Aufstellung  eines  systematischen 
Arbeitsprogramms  obliegen  soll.  Herr  Rieh. 
Weber  ist  Vorsitzender  dieser  Kommission, 
und    sein    Name    bürgt    wohl    dafür,    dass    wir 


17 


KLEINE  CHRONIK. 


etwas  Erspriessliches    von  demselben    erwarten 
können.  Alfred  Weller,  ScbriftfOhrer, 

1.  Januar  1903.       Jena.  Lutberstr.  57. 


Freie    Yereinlgang    von    Amateur- 
Photographen  xu  Hamburg. 

120.  Vereinssitzung  am   15.  Dezember  1902. 

Mehrere  Mitglieder  berichten  Qber  die  von 
ihnen  vorgenommene  Prüfung  der  von  Dr.  J. 
H.  Smith  &  Co.  als  Muster  eingegangene 
Kollektion  in  Platten  und  Papieren;  dieselben 
wurden  als  ein  wandsfrei  befunden.  Besondere 
Beachtung  verdienen  davon  die  höcbstempfind- 
lichen  Platten  und  das  Celloidinpapier  «Kloria*, 
welch*  letzteres  bei  der  gewöhnlichen  Be- 
handlung im  Ton  fixierbade  warmschwarze  Töne 
liefert. 

Der  Vorsitzende  des  Komitees  für  die 
«Kunstphotographiscfae  Ausstellung  1903  zu 
Hamburg"  teilte  mit,  dass  die  Anmeldungen 
recht  zahlreich  einlaufen,  sodass  sich  eine  er- 
hebliche Erweiterung  der  Ausstellungsräume 
notwendig  gemacht  hat.  Mit  der  Anfertigung 
von  Entwürfen  für  Plakate,  Diplome  und 
Medaillen  sind  erste  Hamburger  Künstler  be- 
auftragt worden. 

Seitens  des  Vereinsvorsitzenden  wurde  die 
Mitteilung  gemacht,  dass  der  Verein  am 
31.  Januar  1903  im  Tucher-Haus  am  Jungfern- 
stieg  einen  Projektions-Abend  mit  künstlerischen 
Diapositiven  und  sogen,  lebenden  Bildern  ver- 
anstalten wird.  ck. 

121.  Vereinssitzung  am  5.  Januar  1903. 
Als  Vereinsmitglieder  werden  aufgenommen 
die     Herren     F.    Becker,     Rud.    Mehring, 
William    Schmidt,    H.    von    Seggern    und 
Ad.  Viegelmann. 

Der  Vereinskassierer  legte  die  Abrechnung 
über  das  verflossene  Jahr  vor.  Dem  Vorstand 
wird  Decharge  erteilt. 

Die  satzungsmassige  Neuwahl  des  Vorstandes 
ergibt  folgendes  Resultat: 

I.  Vorsitzender:  Heinr.  Beck, 
II.  n  '•  Peter  Lüders, 

I.  Schriftführer:  Paul  Jordan, 
II.  „  :  Gust.  Hasse, 

Kassierer:  Rud.  Schwartz, 
Inventarverwalter:  H.  Müttel. 
Hierauf  nimmt  Herr  H.  Beck  das  Wort  zu 
einem  Vortrage  über  die  Photographie  in  natür- 
lichen Farben.  Der  Vortragende  führte  un 
gefähr  aus:  Die  Versuche,  die  Photographie  in 
natürlichen  Farben  zu  erzielen,  lassen  sich  in 
zwei  Gruppen  teilen;  einerseits  trachtet  man 
danach,  lichtempfindliche  Schichten  herzustellen, 
die  beim  Auf  treffen  der  Lichtstrahlen  die  Färbung 
derselben  annehmen,    oder  man  sucht  anderer- 


seits durch  Übereinanderlegen  mehrerer  in  |;cv 
wohnlicher  Weise  hergestellter  farbiger  pboto- 
graphischer  Bilder  das  gewünschte  Resultat  zu 
erzielen.  Jene  Methode  bezeichnet  man  ab 
direkte,  diese  als  indirekte  Farbenphotographic. 
Die  erste  Methode  ist  noch  unvollkommen  in 
ihren  Resultaten  und  überaus  schwierig  in  der 
Ausführung;  sie  hat  bis  heute  rtocfa  keinen 
praktischen  Wert.  Der  Vortr^ende  be- 
schränkte deshalb  seine  weiteren  Ausftlhruiigen 
auf  die  indirekte  Farbenphotograpfaie :  Das 
weisse  Licht  —  Sonnenlicht  —  v^rird  durch  das 
Prisma  in  das  Sonnenspektrum  mit  den  sechs 
Hauptfarben  Rot,  Orange,  Gelb,  Grün,  Blau  und 
Violett  zerlegt,  aber  bedingt  durch  die  Tat- 
sache, dass  sich  durch  Mischung  irdischer  Farb- 
stoffe von  Rot,  Gelb  und  Blau  nahezu  alle 
übrigen  Farbtone,  darunter  Orange,  Grfln  und 
Violett  herstellen  lassen,  hat  sich  schon  früh- 
zeitig die  Theorie  der  Primär-  oder  Grund- 
farben (Rot,  Gelb  und  Blau)  gebüdet.  Und  auf 
dieser  Theorie  hat  man  nun  die  Photographie 
in  natürlichen  Farben  aufgebaut.  Also  aus- 
gehend von  dem  Grundsatz,  dass  sich  durch 
Mischung  der  drei  Primärfarben  alle  Farben- 
tOne  herstellen  lassen,  sucht  man  von  einem 
Gegenstande  drei  Aufnahmen  zu  machen,  bei 
welchen  immer  nur  je  ein  Dritteil  des  Spektrunis 
gewirkt  hat.  Dieses  wird  erreicht,  indem  man 
jedesmal  einen  verschieden  gefärbten  LichtfiJtrr 
aus  Glas  oder  einem  ähnlichen  Stoff  zwischen 
Platte  und  Objektiv  einschaltet  Nachdem  man 
nun  auf  diese  Weise  bezüglich  ihrer  Farben  werte 
verschiedenartige  Negative  erhalten  hat,  fertigt 
man  nach  den  drei  Negativen  ein  rotes,  gelbes 
bezw.  blaues  Positiv.  Diese  drei  monocbrooien 
Bilder,  welche  mau  als  Teilbüder  bezeichnen 
kann,  werden  durch  Übereinanderlegen  ver- 
einigt und  ergeben  dann  ein  Gesamtbild  vom 
Aussehen  des  Originals.  Nach  diesen  theo- 
retischen Ausführungen,  welche  durch  Farben- 
tafeln unterstützt  wurden,  erläuterte  der  Vor- 
tragende die  praktische  Ausübung  des  Verfahreos 
und  wies  besonders  darauf  hin,  dass  jetzt  die 
fabrikmässige  Herstellung  der  nötigen  Utensilien 
die  Photographie  in  natürlichen  Farben  ohne 
bedeutenden  Kostenaufwand  ermögliche.  Zum 
Schluss  seines  etwa  einstündigen  Vortrag^e?« 
zeigte  Herr  Beck  eine  Anzahl  nach  diesem 
Verfahren  hergestellter  Photographien,  welche 
wegen  ihrer  farbenprächtigen  Wirkung  den  u  ' 
geteilten  Beifall  aller  Anwesenden  fanden.  • 
Hierauf  wurden  zwei  Neuheiten  auf  de 
Gebiete  der  photographischen  Technik  geze* 
und  erläutert:  ein  Spazierstock,  welcher 
seinem  Griff  einen  kleinen  photogTaphiscb 
Apparat  für  Film -Aufnahmen  enthält;  fem 
ein  von  Dr.  R.  Krügener  fabrizierter,  re< 
praktischer,  zusammenklappbarer  Apparat  ^ 
Vergrösserungen  mit  Tageslicht. 


18 


KLEINE  CHRONIK. 


Fragen  und  AntM^orten. 


Auf  du  Fra^e  hezü^i:;iuh  Flecken- 
biUung  auf  Negativen  bei  Ami/wnium- 
per  Sulfat' Ab  scfnväch^r  (Seite  j)  ging  uns 
folgende  Mitteilung  zu: 

Die  Flecken  erscheinen  sowohl  bei  unge- 
nflgend  gew&ssertcn  Negativen  als  auch  bei 
unreinem  Ammoniumpersulfat.  Lumiere  bat  in 
einer  Mitteilung  darauf  hingewiesen,  dass  dieser 
Übelstand  sich  bei  folgendem  Arbeitsmodus  hebt : 

Bereitung  einer  3 — Sprozentigen  Ammonium- 
persulfatlösung. Derselben  wird  sovielAmmoniak 
zugesetzt,  bis  rotes  Lakmuspapier  leichte  Blau- 
färbung zeigt.  (Nicht  nur  sich  an  den  Ammoniak- 
geruch halten.)  Sodann  Baden  des  nassen 
Negativs  2 — 5  Minuten  in  dieser  leicht  alkalischen 
Ammoniakpersulfatlösung.  Dieselbe  wird  nun 
abgeschattet  und  in  einem  Becherglas  so  viel 
reine  Schwefelsäure  zugesetzt,  bis  blaues  Lakmus- 
papier rot  wird.  Zugleich  wird  die  klare 
Lösung  auch  ganz  leicht  getrübt,  ein  Zeichen, 
dass  ein  geringer  Überschuss  der  Schwefel- 
säure da  ist.  Mit  dieser  sauren  Lösung  geht 
nun  die  Abschwächung  stets  sicher  von  Statten 
ohne  Flcckenbildung.  Ich  bezog  mein  Ammoniak- 
persulfat von  Merck.  Es  ist  jedenfalls  von 
Belang  ein  reines  Präparat   zu  verwenden. 

Gibt  es  einen  Verstärker^  welcher  analog 
wie  Ammoniumpersulfat  wirkte  d,  h.  die 
dünnen  Fartieen  mehr  verstärkt^  als  die 
dichten.  Oft  möchte  man  bei  mit  Ammo- 
niumpersulfat abgeschwächte  Negativen 
7vieder  etwas  verstärken.  Ich  habe  mit 
Agfaverstärker  mehrere  solcher  Negative 
ruiniert^  mit  Uranverstärker  werden  sie 
zu  hart,  Kupferbromverstärker  deckt  zu 
irenig. 

Eine  Lösung,  welche  die  dünnen  Partien 
mehr  verstärkt  als  die  dichten,  ist  in  der 
photographischen  Praxis  nicht  gebräuchlich. 
Uranverstärker  wirkt  gerade  entgegengesetzt, 
derselbe  ergibt  kontrastreichere,  härtere  Negative. 
Brorakupferverstörker  gibt  sehr  gute  Deckung, 
wahrscheinlich  haben  Sic  die  Platte  zu  lange 
Zeit  in  der  ICupfervitnollösung  liegen  lassen. 
Man  muss  bei  allen  Abschwächungen  und  Ver- 
stärkungen gleich  von  vornherein  auf  den 
richtigen  Grad  der  Intensitätsverhältnisse  achten ; 
denn  durch  allzu  viel  Experimente  wird  schliess- 
lich die  Negativschicht  leicht  gänzlich  verdorben. 

Ich  beabsichtige,  mir  ein  Sciopticon  für 
Bilder  gy^  i2  anzuschaffen.  Ich  möchte 
mit  demselben  gelegentlich  auch  Vergrösse- 
rungen  auf  Bromsilberpapier  resp,  Flatten 
ausführen,  Welche  Firmen  liefern  der- 
artige Apparate  speziell!^ 


Derartige  Projektionsapparate  werden  in 
guter  Ausführung  von  verschiedenen  Seiten 
hergestellt;  wir  nennen  Ihnen  u.  a.:  A.  Krüss- 
Hamburg,  Ed.  Liesegang-Düsseldorf.  Die 
Preislage  der  einzelnen  Modelle  ist  sehr  ver- 
schieden und  richtet  sich  natürlich  nach  den 
von  Ihnen  gestellten  Ansprüchen.  Jede  grössere 
renommierte  Handlung  wird  Ihnen  mit  illustrier- 
ten Katalogen  gern  zur  Hand  gehen. 

Nachivekhem  Frinzip  sind  die  Warnerke- 
sehen  Empfindlichkeitsgrade  abgestuft^  und 
in  welchem  Verhältniss  stehen  insbesondere 
die  Grade:  25"^,  24"^,  20"^  und  3^  zuein- 
ander? 

Die  Skala  des  Warnerk eschen  Sensito- 
meters  ist  rein  willkürlich  aufgestellt.  Mit  den 
einzelnen  Nummern  soll  die  Durchsichtigkeit  der 
Felder  in  geometrischer  Reihe  abnehmen.  Setzt 
man  die  mittlere  Undurchsichtigkeit  des  Feldes 
1°=  1,  so  beträgt  diese  für  Feld  2^  =  1,33,  für 
3°  =  1 ,75  U.S.W,  für  20°:^  192, 24°=  580,  25°=  765. 
Diese  Zahlen  geben  zugleich  die  relative  Licht- 
empfindlichkeit der  Platten  an.  Ober  die  Her- 
steUung  und  Prinzipien  des  Sensitometers  finden 
Sie  ausführliche  Angaben  in  Eder,  Handbuch 
der  Photographie,  Heft  3. 

Welche  Fabrik  stellt  Metall- Doppel- 
kasseiten  S^j^ij  für  Stereo  Klapp- Camera 
her.  Meine  Camera  {von  unbekannter  Her- 
kunft) ist  für  Films  {gY.18)  und  Flatten 
{S^l^y.  17)  eingerichtet;  doch  besitze  ich  nur 
eine  Doppelkassette.  Wo  bekomme  ich 
7oeiterer 

Metallcasseten  fabriziert  z.  B.  H.  Mader, 
Isny  (WOrttemb.).  Wir  bitten  um  gefl.  weitere 
Adressen  aus  dem  Leserkreis. 

Wie  erhält  man  am  besten  den  silber- 
grauen  bis  titfschwarzen  Ton  bei  matten 
Kopien  t  Die  zur  Ansicht  folgenden  Ko- 
pien habe  ich  laut  Vorschrift  erst  mit  Gold 
und  dann  mit  Fiatin  getont,  aber  der  Ton 
ist  bräunlich,  und  die  Weissen  sind  nicht 
rein,  ivoran  liegt  dasr 

Nach  den  vorliegenden  Kopien  zu  urteilen, 
scheint  das  von  Ihnen  benutzte  Papier  sehr  alt 
und  verdorben  gewesen  zu  sein,  denn  die  Rück- 
seite der  Bilder  zeigt  eine  starke  Gelbfärbung. 
Mit  alten  vergilbten  Papieren  werden  Sie  in 
getrennten  Tonbädern  kaum  jemals  schöne 
Resultate  erhalten.  Sic  hatten  doch  die  Kopien 
vor  dem  Tonen  auch  gut  vorgewässert? 

Giebt  es   eine    Anleitung   zum    Selbst- 
.  anfertigen  photographischer  Apparate,  so- 
wie über  Montier ung  und  Zusammensetzung 
von  Linsen  zu  Doppelobjektiven? 


19 


KLEINE  CHRONIK. 


Uns  ist  ein  derartiges  Buch  nicht  bekannt. 
Die  Selbstherstellung  wirklich  guter  Cameras 
dflrfte  dem  Amateur  nicht  so  leicht  gelingen. 
Noch  weniger  Erfolg  dürfte  er  in  der  Zusammen- 
setzung von  Linsen  haben;  derartige  Arbeiten 
Usst  man  sich  von  einer  optischen  Special- 
werkstfitte  ausführen. 


Vor  einiger  Zeit  gaben  Sie  eine  An- 
leitung um  selbst  Schalen  aft^uferägm. 
Wo  bekommt  man  den  Asphaltiack  äaxur 

Asphaltlack  bezieht  man  von  I>ro^ctH  uoii 
Anstrichfarben-Handlungen,  z,  B.  von  J.  G.  Bfaü- 
müller  &  Sohn,  Berlin  S^  W*.  Zimmerstr.  35 


Verschiedenes. 


Um  Bromsllberbllder 

gegen  den  Einfluss  der  Luft  zu  schützen  und 
zugleich  in  den  Tiefen  kräftiger,  modulations- 
reicher zu  machen,  überzieht  man  die  trockene 
Bildfläche  mit  Gerat.  Um  einen  gleichmässigen 
Auftrag  des  Wachses  zu  ermöglichen,  über- 
fährt man  zunächst  die  Bildfläche  wiederholt 
mit  einem  in  Terpentin  getränkten  Lederläppchen, 
bis  sie  völlig  und  gleicbmässig  feucht  ist. 
Dann  drückt  man  auf  einen  zweiten  Lederlappen 
reichlich  Gerat  aus  und  verteilt  dies  unter 
schneller,  kreisförmiger  Bewegung  gleicbmässig 
über  das  ganze  Bild.  Nun  poliert  man  so  lange, 
bis  das  Terpentin  verdunstet  ist  und  der  Wachs- 
überzug den  gewünschten  Glanz  erreicht  hat. 
Dieser  wird  bei  solchem  Vorgehen  völlig  gleich- 
massig,  während  beim  Arbeiten  mit  dem  reinen 
Gerat  unfehlbar  mehr  oder  minder  glänzende 
Flecke  entstehen.  Ir. 

Bin  Plagiat. 

Unter  dieser  Spitzmarke  behandelten  wir  in 
unserem  I.  Dezemberheft  jenen  Fall,  in  dem 
ein  Glasmaler  einen  seiner  „Entwürfe"  in  höchst 
auffälliger  Weise  einer  Kunstphotographie  ent- 
entlehnte. Da  der  Verleger  des  kunstgewerb- 
lichen Blattes,  in  welchem  das  Gliche  des  frag- 
lichen Glasfensters  erstmalig  publiziert  wurde, 
unser  Vorgehen  in  einigen  Punkten  missbiUigt,  so 
möchten  wir  hier  zunächst  konstatieren,  dass  die 
Erwähnung  des  Kunstgewerbeblattes  lediglich  der 
im  litterarischen  Leben  geläufigen  Quellenangabe 
zufolge  stattfand,  keinesfalls  aber  einen  Vorwurf 
für  jenes  Blatt  oder  seinen  Verleger  in  sich 
schliessen  sollte.  Der  Verleger  kann  doch  ge- 
wiss nichts  dafür,  dass  ein  Glasfenster,  welches 
als  selbständige  künstlerische  Leistung  auf  der 
Turiner  Ausstellung  figurierte,  sich  hernach  als 
eine  so  plumpe  Nachzeichnung  entpuppt,  und 
keinem  vernünftigen  Menschen  kann  es  ein- 
fallen, seinem  Blatte  für  jene  vor  der  Auf- 
deckung des  Sachverhalts  stattgehabte  Publi- 
kation den  leisesten  Tadel  anzuhängen. 

Zur  Sache  selbst  möchten  wir  noch  be- 
merken, dass  man  uns  missverstanden  hat, 
wenn  man  die  Sache  auf  den  Standpunkt  des 
formalen  Rechtes  schiebt.       Wir    haben    diesen 


Boden  nicht  betreten,  denn  wir  wi^aen  5<:hr 
wohl,  dass  zur  Verfolgung  eines  derartii^e« 
eklatanten  Missbrauches  künsüeriscber  Fboto- 
graphieen  das  Gesetz  bei  uns  in  DeiitscbtantJ 
gegenwärtig  noch  keine  Handhubt  bietet.  Wa^ 
will  das  aber  sagen?  Enlbehrcn  t?twii  Jedig 
lieh  die  Handlungen,  welche  durch  irgend  cm 
Gesetz  zu  fassen  sind,  des  Anaiündes  und  der 
ehrlichen  Gesinnung,  die  gebildete  lden<^eben 
und  vor  allem  Künstler  im  Verkehr  mit  ein- 
ander pflegen  sollten?  Es  gibt  viek»  Detiktr, 
die  durch  die  Maschen  des  lorraalen  Recht* 
durchschlüpfen  und  dennoch  dem  Urteil  de* 
idealen  Rechts  nicht  entgehen  können,  Alleio 
vom  Standpunkt  des  idealen  RethU  bubcn  wir 
die  Angelegenheit  beurteilt,  und  e^  scheint  un^ 
fraglos,  dass  in  diesem  Sinne  das  Vorgehen 
des  Glasmalers  überhaupt  f^ar  mchi  t\x  ver- 
teidigen ist  Dass  das  Gesetz  hier  eine  Lücke 
hat,  hat  man  empfunden  und,  so  \"iel  Uüs  bcv 
kannt  ist,  in  dem  Entwurf  2uni  neuen  Urbebr^r- 
recht  zum  Ausdruck  gebracht. 

Selbstverständlich  muss  es  Künstlern  immc-r 
gestattet  sein,  Photographien  zu  benutzen.  Dem 
Künstler  steht  die  ganze  umgebende  Welt  al-4 
Material  zur  Verfügung;  er  wird  alles  aaf-^ 
nehmen,  was  der  Gonzeption  seines  Werkes 
förderlich  erscheint.  Wenn  jedotb  der  Prore^s 
des  Schaffens  beginnt,  so  soll  er  all'  die  fremden 
Stoffe  bereits  assimiliert  haben»  und  was  da 
unter  seinen  Händen  entsteht,  soll  ein  Eigenes 
sein.  Das  ist  aber  der  grosse  Unterschied 
zwischen  dem  echten  Künstler  und  dem  Nach- 
ahmer: diesem  gelingt  es  nur  notdürftig,  die 
einzelnen  Vorbilder,  nach  denen  er  kopierte, 
zu  verdecken,  jener  benutzt  die  weite  Wdt, 
und  was  er  schafft,  ist  doch  etwas  ab^ut 
Neues,  dem  keine  Vorbilder,  kein  Kofueren 
nachgewiesen  werden  können.  —  Selbst vef* 
ständlich:  hätte  der  Glasmaler  ntchf  da&  stolzi:* 
„Entwurf  unter  seine  Kopie  gesetzt,  hätte  er 
durch  Namennennung  den  eigen tlicbeti  Urhebern, 
den  Photographen,  ihr  Recht  werden  lassen,  ?t> 
wäre  die  Sache  erledigt  gewesen  ^  der  Fall 
spurlos  vorübergegangen.  Diese  Unlerschriit 
aber  gibt  gerade  dem  Vorgehen  de^  Maleret  den 
bedenküchen  Anstrich  und  veranlasste  uns  zur 
Nebeneinanderstellung  der  Bilder. 


20 


KLEINE  CHRONIK. 


Hiermit  dürfen  wir  wohl   die  unerquickliche 
Angelegenheit  als  erledigt  betrachten.  L. 


Eine  kleine  Monographie  über 
den  „Fleck", 

welcher  in  der  Photographie  auf  Negativen 
und  Positiven,  sowie  auch  an  den  Händen  so 
oft  zur  Unzeit  auftritt,  bringt  Amat.  Photographer. 
Flecke  an  den  Fingern  —  so  heisst  es  —  lassen 
sich  gewöhnlich  leicht  durch  ein  Gemisch  von 
je  100  Teilen  Glaubersalz,  Chlorkalk  und 
Wasser,  das  in  Verbindung  mit  Bimsstein  oder 
Nagelbürste  angewandt  wird,  entfernen.  Silber- 
nitratflecke an  den  Händen  dagegen  sollen  mit 
Eisenchloridlösung  behandelt  werden. 

Blutlaugensalzabschwächer  erzeugt  leicht 
Flecke  auf  Bromsilberbildern.  Besser  soll  da- 
her die  Anwendung  von  Chlorkalk  als  Ab- 
schwächer sein.  Eine  Unze  (28^)  Chlorkalk 
wird  mit  Wasser  angerührt  und  filtriert;  dies 
soll  einen  Abschwächer  geben,  der  nicht  nur 
die  Lichter  erhöht,  sondern  auch  das  Bild  klärt 
und  von  der  so  häufig  vorhandenen  Gelbfärbung 
befreit,  es  im  ganzen  kräftiger  und  brillianter 
macht  (hierzu  bemerken  wir,  dass  Chlorkalk 
die  Mitteltöne  angreift).  Darauf  folgt  aus- 
giebiges Waschen.  Auch  zur  Entfernung  der 
Gelbfärbung  von  Platinotypien  soll  die  Chlor- 
kalklösung gut  sein,  und  vsrird  hier  ihre  Wirkung 
durch  etwas  Salzsäurezusatz  noch  erhöht. 

Häufig  entstehen  beim  Kopieren  noch  nicht 
ganz  trockener  Negative  Silberfhecke  dadurch, 
dass  an  der  Schicht  Partikelchen  des  Silber- 
papiers kleben  bleiben.  Diese  hartnäckigen 
Silberflecke  werden  mit  alkoholischer  Jod- 
lösung (1  :  160)  entfernt.  Das  Negativ  wird 
sorgfältig  gewaschen  und  dann  in  die  Lösung 
gelegt  bis  die  Silberflecke  verschwinden.  Es 
folgt  gutes  Waschen,  wonach .  zum  Schluss  noch 
ein  Fixierbad  gegeben  werden  sollte.  Zeigt  sich 
die  Platte  beträchtlich  abgeschwächt,  so  kann 
man  sie  wieder  verstärken.  Oft  hilft  auch 
schon  längeres  Baden  der  Platte  in  frischer 
Fixiernatronlösung  gegen  diese  Art  von  Flecken. 

Für  die  meisten  chemischen  Flecke  an  den 
Händen  genügt  ein  Tropfen  verdünnter  Säure, 
und  P>Toflecke  entfernt  man  nach  bekanntem 
Rezept  durch  Reiben  der  Finger  mit  einem 
Krystall  von  Citronensäure,  indem  die  Haut 
zwischen  dem  Reiben  reichlich  gewaschen  wird. 
L. 

Mita-Reform-Licht. 

Der  Mita-Licht- Apparat  von  Siegel  & 
Uutzigcr  Nachf.,  Dresden,  ist  neuerdings  ver- 
bessert worden.  Seine  Inbetriebsetzung  be- 
steht in  Füllen  des  Behälters  und  der  Vorwärm- 
«fhale.      —      Anbrennen      derselben      (brennt 


3  Minuten).  —  Luftdruck  zuführen.  —  Hahn 
aufdrehen. 

Das  schöne,  rund  300  Kerzen  bietende 
Licht  ist  fertig  und  brennt  3  volle  Stunden  ohne 
jedes  weitere  Zutun,  als  etwa  halbstündiges 
Nachdrücken  von  Luft.  Der  in  seiner  Kon- 
struktion vom  bisherigen  stark  abweichende 
Apparat  ist  äusserst  solide  und  praktisch  ge- 
baut und  ist  garantiert  i/ngefährlich. 

Jeder  Apparat  ist  auf  3  Atmosphären  ge- 
prüft, obwohl  er  nur  I74  bis  IV«  Atmo- 
sphären Druck  benötigt.  Seinen  riesig  einfachen 
Betrieb  verdankt  dieser  Apparat  haupt- 
sächlich einer  kleinen,  aber  leistungsfähigen 
Luftpumpe.  Gegen  die  bisherigen  Gummi- 
gebläse (höchste  Leistung  eine  halbe  Atmosphäre), 
werden  hiei-^urch  jeweils  mehrere  Griffe  ge- 
spart, da  es  weder  ein  Ventil  zu  öffnen,  noch 
eines  zu  schliessen  gibt.  Weiter  ist  der 
Apparat  mit  Manometer  und  einem  verbesserten 
Brenner  ausgerüstet,  welcher  eine  vollständig 
in  sich  selbst  abgeschlossene  Glühfläche 
(keinerlei  Überflamme)  gewährleistet. 

Für  die  neue  abgesperrte  Brennart  wird  ein 
stark  widerstandsfähiger  Strumpf,  ferner,  um 
die  Höchstleistung,  das  sind  photometrisch  ge- 
messene 296  H.-K.,  womöglich  noch  zu  über- 
treffen, werden  demnächst  auch  noch  Doppel- 
strümpfe geliefert  werden.  R. 


Geschäftliche  Mitteilungen. 

Das  renommierte  Handlungshaus  Rudolf 
Chastä  zu  Magdeburg  macht  bekannt,  dass  die 
Preise  fOf  sein  bekanntes  Auskopierpapier: 
„Blue-Star-Paper"  trotz  wesentlicher  Ver- 
besserung herabgesetzt  werden  wird,  indem  eine 
Einheitspackung  zum  Preise  von  60  Pfg.  ge- 
troffen worden  ist.  Es  werden  hierfür  48  Blatt 
6X9  oder  24  Blatt  9x12  oder  15  Blatt  12x16 
oder  12  Blatt  13x18  oder  6  Blatt  18x24  rw  ge- 
liefert und  zwar  glänzend  oder  matt. 

Prakttsche  Anleitiing  an  Magnesium- 
Anlnalimen  von  Apotheker  K.  Tiabeck-Stettin. 

Das  kleine  Heftchen  enthält  in  gedrängter 
Form  die  wichtigsten  Momente,  welche  bei 
Magnesiumaufnahmen  zu  beachten  sind,  z.  B. 
Stellen  der  Lichtquelle,  Entfernung  derselben 
etg.  Alle  Angaben  beziehen  sich  hauptsächlich 
auf  die  von  dem  Verfasser  konstruierte  Mag- 
nesiumlichtlampe. Das  Heftchen  wird  vom  Ver- 
fasser allen  Vereinen  kostenlos  zu:  Verfügung 
gestellt. 

Die  unter  der  Firma  GlUIZ  k  Bttlter,  In- 
haber Kaufm.  Diedr.  Bülter  (allein  Vertr.)  und 
Frau  Herrn.  Glunz,  Hannover  betriebene  Fa- 
brik photograph.  Apparate  ist  mit  allen  Aktiven 
und  Passiven  auf  den  Kaufmann  Diedr. 
Bülter  übergegangen,  der  in  Gemeinschaft  mit 


21 


KLEINE  CHRONIK. 


dem  in  der  photograph.  Camera-Industiie  bestens 
bekannten  Techniker  Herrn  Fried r.  Stamme r 
auft  FnMBkiurt  a.  M.  unter  der  Firma  BOlter  & 
Stamm  er,  K«anover  die  Fabrik  fortführen 
wird.  Ausser  den  bisher  fabrizierten  Cameras 
sollen  namentlich  bessere,  moderne  Prftzisions- 
Apparate  in  Zukunft  hergestellt  werdea. 


Ausstellungen. 
Kanstphotographlsche  Aasstelinng  1903  sn 

Hunburg.  Diese  von  der  Freien  Vereinigung 
von  Amateur-Photographen  zu  Hamburg  ver- 
anstaltete Ausstellung  wird  vom  8.— 22.  März  in 
der  im  Mittelpunkt  des  Hamburg- Altonaischen 
Stadtekomplexes  am  Alsterbassin  reizend  be- 
legenen Alsterlust  stattfinden.  —  Die  Anmel- 
dungen zur  Beschickung  der  Ausstellung  sind  in 
sehr  beträchtlicher  Zahl  aus  dem  In-  und  Aus- 
lande eingegangen.  —  Mit  der  Anfertigung  von 
Plakat-,  Diplom-  und  Medaillen-Entwürfen  sind 
erste  Künstler  beauftragt  worden. 

Internationale  Ansstellang   fttr  Photo- 
graphie nnd  graphische  Künste  Mainz  1903. 

über  diese,  vom  ^Süddeutschen  Photographen- 
Verein"   unternommene  Veranstaltung  liegt  nun- 


mehr das  Programm  in  einer  56  Seiten  stirkeji 
Broschüre  vor.  Die  Ausstellting,  unter  «ieen 
Protektorat  des  Grossherzog^  von  Hc*s«i 
stehend,  gliedert  sich  tu  23  Gruppen  und  mu- 
fasst  Porträts,  Landschaften«  Verfrösserung^i, 
Kunst-Photographie,  Kollektiv- Au  Stellungen  dt^ 
Auslandes,  eine  Ausstellung  der  Lehr-  und  Ver- 
sucbsanstalt  für  Photograph  ie  zu  If  uneben, 
slMlKcfae  Reproduktionstechniken  und  graphi- 
schen Verfaihcea  uud  dk  geturnte  pbotographi- 
sche  lodtistrie,  insbesondere  Trockenplatten , 
Papiere,  Optik,  Cbemik^ienr  Cameras^  R&hmci], 
Atelierbaukonstruktiou,  Maschinen  üu  ßctneb 
und  Literatur.  FOr  die  Ausslidhiog  iäL  dk' 
Mainzer  Stadthalle  ztir  V^crfügiing  L-I  imü 
worden,  die  in  all  ihren  Räumen  voll  b^^i 
wird.  Dem  Programm  buch  ist  noch  ein 
interessantes  Verzeichnis  der  Prämierungen  aller 
früheren  Veranstaltungen  beigefügt,  aus  denen 
zu  erfahren  ist,  dass  flit'h  die  letzten  Veran- 
staltungen des  „Süddeutschen  Pholographcn- 
Vereins*  mit  fast  2O0  Ausstellern  weit  über 
das  Niveau  gewöhnlicher  Fach- Ausstellungen 
erhoben ;  Grund  nssplAne  vervollätAndigen 
dieses  Programm,  das  auch  typographisch  mit 
Sorgfalt  ausgestattet  ist  und  schon  Jcswe]|rc''j 
Interesse  verdient. 


Die  Rubrik  ,yPHOTO- ANTIQUARIA*'  befmdet  sich  auf  vorletzter  Anzei|ren seile. 

Curt  Bentzin 

Werksfätte  für  photograph.  Apparate 

GÖRLITZ. 


TerscUnss  -  Camera. 

Schlitzweite  verstellbar  I 


Special;  tat; 

Hand-  nnd  Stativ -Apparate 

mit    Fokal  -  Schlitzverschlüssen    für    Moment- 
und  Zeitaufnahmen. 

Rollfilmkassetten 

für  Tageslichtwechselung, 

%  Plattenmagazine. 


Komplette  Ausrüstungen. 


22 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —     Fragen   und   Antworten    —    Verschiedenes 
und  Unterrichts-Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Ausstellungs- 


Vereins  -  Nachrichten. 


Photographischer  Verein  zu  Posen. 

Der  photographiscbe  Verein  zu  Posen  hielt 
am  16.  Januar  im  kleineren  Saale  des  Restau- 
rants von  Schwersenz,  Wilhelmstrasse,  seine 
erste  diesjährige  Sitzung  ab.  Der  Vorsitzende, 
Herr  Stadtbaurat  G rüder,  eröffnete  die  Sitzung, 
indem  er  den  zahlreich  versammelten  Mitgliedern 
nachträglich  ein  frohes  neues  Jahr,  insbesondere 
aber  auch  erfreuliche  Erfolge  in  der  Lichtbild- 
kunst wünschte.  Seit  der  letzten  Sitzung  waren 
dem  Vereine  inzwischen  zugegangen:  Offerten 
der  „Waren -Vermittelungs -Vereinigung  der 
Phototechnischen  Industrie"  zu  Dresden,  des 
„Verleihinstituts  von  Projektionsbildern  und 
Vorträgen"  von  R.  Minzloff,  Tilsit,  Preisliste 
Ober  Handcameras  von  Voigtländer  u.  Sohn, 
Braunschweig,  die  „Mitteilungen"  der  Aktien- 
Gesellschaft  für  Anilinfabrikation,  sowie  deren 
Entwickler-  etc.  Preisliste,  die  Preisliste  über 
photographische  Neuheiten  1902  von  Wünsche 
in  Reick  bei  Dresden.  Die  Schriftstücke  wurden 
für  die  Mitglieder  zur  Einsichtnahme  ausgelegt. 
Von  einem  Schreiben  der  „Deutschen  Gesell- 
schaft von  Freunden  der  Photographie",  Berlin, 
über  geschäftliche  Massnahmen  der  Kodakgesell- 
schaft und  von  der  hierauf  ergangenen  Er- 
Aviderung  der  Kodakgesellschaft  wurde  Kenntnis 
genommen.  Auf  die  Mitteilung  der  Verlags- 
buchhandlung von  W.  Knapp  in  Halle,  dass 
die  Zeitschrift  „Photographische  Rundschau" 
mit  dem  „Photographischen  Zentralblatt"  jetzt 
verschmolzen  sei,  wurde  beschlossen,  ein 
Exemplar  der  neuen  Zeitschrift  für  den  Verein 
zu  halten. 

Nach  Erledigung  des  geschäftlichen  Teiles 
hielt  Herr  Kaufmann  Broh  in  längerer  Aus- 
fQbrung  und  an  der  Hand  von  ihm  gefertigter 
Aufnahmen  einen  erschöpfenden  Vortrag  Ober 
den  neuen  Entwickler  „Edinol"  der  Farben- 
fabriken, vormals  Friedrich  Bayer  u.  Co.- 
Elberfeld.  Der  Raum  gestattet  es  leider  nicht, 
auf  diesen  Vortrag  ausführlicher  einzugehen, 
nur  das  Wichtigste  aus  ihm  sei  hier  her\^or- 
ehoben.  „Edinol",  das  sowohl  in  Pulverform, 
\/ie  auch,  gleich  dem  allgemein  bekannten  Ent- 


wickler „Rodinal",  in  konzentrierter  Lösung  in 
den  Hande^  gebracht  wird,  gehört  zur  Klasse 
der  Rapidentwickler,  d.h.  er  bringt  das  latente 
Bild  schon  nach  ganz  kurzer  Zeit  zum  Vor- 
schein. Hierbei  besitzt  aber  Edinol  die  sehr 
günstige  Eigenschaft,  dass  es  das  unentwickelte 
Bild  nicht  sofort,  sondern  erst  nach  einiger  Zeit 
sich  aufbauen  lässt.  Hierdurch  lässt  er  dem 
Operateur  genügend  Zeit,  etwaige  Belichtungs- 
fehler auszugleichen  oder  durch  Abstimmen  des 
Entwicklers  das  Negativ  seinen  Wünschen  ent- 
sprechend auszuarbeiten.  Als  Mittel  hierzu 
dienen  das  Bromkalium  und  das  doppeltkohlen- 
saure Natron.  Die  Negative,  welche  durch 
fxlinol  eine  grössere  Weichheit  erlangen,  können 
durch  Zusatz  von  Pottasche  bis  zum  harten 
Negativ  verstärkt  werden.  Der  Zusatz  von 
Bromkalium  bei  Überbelichtung  veranlasst  aller- 
dings keine  Vermehrung  der  Kontraste,  wie 
dies  bei  dem  doppeltkohlensauren  Natron  der 
Fall  ist,  sondern  nur  ein  langsameres  Arbeiten 
des  Entwicklers.  Die  Verwendungsweise  des 
Edinols  in  seiner  konzentrierten  Lösung  ist  für 
normal  belichtete  Platten  die  15 — 20  fache,  für 
unterbelichtete  die  lOfache,  für*  überbelichtete 
die  30 — 40  fache  Verdünnung  der  käuflichen 
Lösung.  Das  Edinol  wirkt  auch  bei  den  Über- 
belichtungen recht  gut,  da  der  richtig  verdünnte 
Entwickler  verhältnismässig  kontrastreiche  Ne- 
gative ergibt.  Temperaturunterschiede  machen 
sich  wenig  bemerkbar,  nur  warme  Lösungen 
haben  beschleunigende  Wirkungen  bei  diesem 
Entwickler.  Aus  seinen  unter  den  verschieden- 
sten Belichtungsverhältnissen  vorgenommenen 
und  entsprechend  entwickelten  Aufnahmen  zieht 
der  Vortragende  den  Schluss,  dass  es  wohl 
überhaupt  keine  Entwicklersubstanz  gebe,  welche 
aus  irgend  einer  Platte,  ganz  gleichgültig  bei 
welcher  Art  der  Belichtung,  mehr  herausholt 
als  das  Edinol.  Wenn  ein  Nachteil  hervorzu- 
heben sei,  so  wäre  es  nur  die  etwas  langsame 
Entwickelung.  Die  Negative  müssen  stark  durch- 
entwickelt werden,  um  die  richtige  Kraft  zu 
erlangen,  da  sie  beim  Fixieren  bedeutend  zurück- 
gehen. Für  Bromsilberpapiere  sei  Edinol  be- 
sonders   zu    empfehlen.      Das  Urteil    über    den 


31 


KLEINE  CHRONIK. 


neuen  Entwickler  sei  kurz  dahin  zusammenzu- 
fassen, dass  er  gut  abstimmbar  sei,  eine  gute 
Wirkung  beim  Herausholen  der  Einzelheiten 
zeige,  dass  er  weich  arbeite  und  wenig  oder 
gar  keinen  Schleier  aufweise. 

Im  Anschluss  an  diesen  Vortrag  legte  Herr 
Hofphotograph  Engelmann  verschiedene  von 
ihm  mit  Edinol  entwickelte  Platten  vor,  welche 
sich  durch  eine  grossartige  Weichheit  auszeich- 
neten und  die  Bewunderung  aller  Anwesenden 
erregten.  Herr  Engelmann  hatte  mit  dem 
Edinol  -  Entwickler  verschiedene  Versuche  an- 
gestellt. Die  Platten  waren  mit  Edinol  unter 
Beigabe  teils  von  Soda,  teils  von  Hydrochinon, 
wieder  andere  mit  Edinol  und  Acetonsulfit  und 
endlich  mit  Edinol  und  Pottasche  unter  Zusatz 
von  Bromkali  entwickelt.  Die  besten  Ergebnisse 
lieferte  Edinol  mit  Acetonsulfit. 

Auch  Herr  Engelmann  sprach  sich  nur 
lobend  über  den  Edinol- Entwickler  aus.  Herr 
Engelmann  legte  zum  Schluss  zwei  von  ihm 
gefertigte  Kohledrucke  auf  Silberplatten,  ein 
Porträt  und  eine  Landschaft  mit  Rauhreif  dar- 
stellend, vor.  Die  Aufnahmen  wirkten  geradezu 
verblüffend.  Durch  das  matte  Schwarz  des 
Kohledruckes  schimmerte  leicht  der  Glanz  des 
Silbers  hervor,  wodurch  besonders  die  Rauh- 
reiflandschaft eine  erhöhte  Wirkung  erhielt. 
Für  Amateure  dürften  derartige  Bilder  allerdings 
etwas  kostspielig  sein,  kostet  doch  eine  Silber- 
platte im  Format  12  :  16  allein  12  Mk.  Der  Herr 
Vorsitzende  dankte  beide  Herren  für  die  ge- 
habten Mühen  und  ihre  lehrreichen  Vorträge, 
und  auch  die  Anwesenden  schlössen  sich  diesem 
Danke  durch  Erheben  von  den  Sitzen  an. 

Im  Fragekasten  fand  sich  folgende  Frage 
vor:  Hat  bei  Reproduktion  sauf  nahmen  die  Ab- 
biendung des  Objektivs  auch  dann  noch  den 
Erfolg,  grOnere  Kldscbärfe  zu  erzielen,  wenn 
das  Objektiv  bereits  bei  voller  Blende  die  volle 
Platte  auszeichnet?  Die  Frage  wurde  an  der 
Hand  von  Skizzen  unter  reger  Beteiligung  der 
Anwesenden  in  bejahendem  Sinne  beantwortet. 
Vor  Schluss  der  Sitzung  sprach  der  Herr  Vor- 
sitzende die  Hoffnung  aus,  dass  alle  wirklichen 
Freunde  der  Photographie  in  der  Stadt  Posen 
sich  dem  Photographischen  Vereine  als  Mitglieder 
anschliessen  möchten.  Der  im  Vereine  ermög- 
lichte Meinungsaustausch  über  alle  Fragen  der 
Photographie,  das  Vorführen  von  Bildern  und 
Besprechen  ihrer  Mängel  und  Vorzüge  und  nicht 
zuletzt  die  reichhaltige,  jedem  MitgUede  zur  Ver- 
fügung stehende  Bibliothek  des  Vereins  müssten 
allein  schon  einen  hinreichenden  Grund  ab- 
geben, dass  jeder,  der  sich  dieser  edlen  Kunst 
gewidmet  hat,  in  seinem  eigenen  Interesse  dem 
Vereine  beitritt. 


Verein  für  Amatear  -  Photographie 
%n  HannoTer. 

Protokoll  der  konstituierenden  Versammlunf^. 

Montag,  den  26.  Januar  1903  im  Restaurant 

„Puszta". 

Zahlreiche  von  den  aus  dem  .Photo- 
graphischen Verein  zu  Hannover"  freiwillig 
ausgeschiedenen  Amateuren  hatten  sich  zur 
heutigen  konstituierenden  Versammlung  ein- 
gefunden. 

Um  9  Uhr  eröffnet  Alfred  Fuhrmann 
die  Versammlung  und  entwickelt  in  eingehender 
Weise  seine  Ansichten  über  den  neu  zu 
gründenden  Verein.  —  Es  wird  beschlossen, 
denselben  , Verein  für  Amateur -Photo- 
graphie zu  Hannover"  zu  benennen.  — 
Als  Vorstandsmitglieder  werden  einstimmig  ge- 
wählt: 1.  Vorsitzender  Alfred  Fuhrmann, 
Kl.  Pfahlstrasse  2,  I.  Et;  2.  Schriftführer  Paul 
Victor  Wrede,  Königstrasse  16;  3.  Kassen- 
führer Adolf  Bornmüller,  in  Firma  Pott- 
hoff &.  Abbenthern. 

Als  Vereinsorgan  werden  die  »Photo- 
graphischen  Mitteilungen"  vorgeschlagen  und 
genehmigt. 

Wegen  eines  Vereinslokals  bemüht  sich 
Dipl.  Ing.  Schönian. 

Die  Mitglieder  Bornmüller  und  Rosen- 
thal stiften  für  die  Vereinsbibliothek  einige 
Werke,  die  dankend  angenommen  werden. 

Schluss  der  Sitzung  10  Uhr. 

Alfred  Fuhrmann,  Vorsitzender. 
Paul  Victor  Wrede.  Schriftführer. 


Amateur-Clab  „Gat  Licht«*  in  ZitUn. 

Sitzung  am  5.  Februar  1903. 

Die  Sitzung  wurde  '/i^  ^^^  eröffnet  mit 
dem  Vortrage  des  Herrn  Ingenieur  Weber 
über  Photographie  in  natürlichen  Farben  nacti 
den  Ausführungen  des  Herrn  Prof.  Hiethe  an 
Hand  eines  Beschauungsapparates ,  welchen 
Herr  Bermpohl-Berlin  dem  Verein  mit  Dia- 
positiven gütigst  überlassen  hatte.  Hit  Interesse 
wurde  dieser  Sache  Beachtung  geschenkt  und 
beschlossen,  im  Laufe  des  Frühjahrs  mit  Ver- 
suchen zu  beginnen. 

Anschliessend  an  dieses  führte  Herr  In- 
genieur Weber  sein  neues  Licht  aus  Acetyiith, 
nicht  Carbid,  vor.  Dies  war  um  so  inter- 
essanter, da  der  kleine  Apparat  nach  seinem 
Volumen,  1*2  cm  Durchmesser  und  40  cm  hoch, 
eigentlich  nicht  eine  grosse  Leistung  vermuten 
Hess.  Herr  Weber  führte  an,  dass  an  Stelle 
des  Calciumcarbids  ein  neues  Produkt  getreten 
wäre,  welches  Wel  gleichmässiger  und  ohne  die 
Nachteile  des  Calciumcarbids  Acetylengas  ent- 
wickle. 


32 


KLEINE  CHRONIK. 


Der  Apparat  bestand  aus  zwei  ineinander- 
schiebbaren BQchsen.  Die  innere  war  in  einem 
korbfthnlichen  BebAlter  ausgebildet,  in  welchem 
sich  das  Acetylith  befand.  Nach  Auffüllen  von 
2  Liter  Wasser  war  der  Apparat  in  Betrieb  und 
-wurde  zu  Projektionszwecken  ein  dreiflammiger 
Brenner,  welcher  ca.  75  Liter  Gas  pro  Stunde 
verbrauchte,  im  Projektionsapparat  angezündet. 
Die  erzielte  Beleuchtung  wirkte  sehr  gut,  die 
Flammen  brannten  stets  gleichmässig  bell.  Nach 
Verlauf  einer  Stunde  wurde,  ohne  am  Apparat 
«twas  zu  tun,  das  Licht  gelöscht.  Man  er- 
wartete nun  eine  Überproduktion  durch  Nach- 
«ntwicklung.  Dies  war  jedoch  nicht  der  Fall. 
"Weder  Geruch  noch  Gerftusch  war  bemerkbar. 
Kurz  darauf  wurde  die  innere  Büchse  aus- 
gehoben, und  Herr  Weber  überzeugte  uns, 
dass  das  restliche  Acetylith  nicht  angegriffen, 
sondern  von  einer  schleimigen  Masse  überzogen 
war,  welche  die  Nachentwicklung  gänzlich  ver- 
hinderte. Dies  ist  der  Hauptvorteil  des  Ersatz- 
■  Produktes,  und  ist  dasselbe  aller  Ansicht  nach 
berufen,  das  Acetylenlicht  zu  seinem  berechtigten 
Werte  zu  heben. 

Nach  Scbluss  der  Vortrage  wurde  noch  be- 
schlossen, das  diesjährige  L  Stiftungsfest  durch 
einen  geselligen  Abend  zu  feiern  und  die  nötigen 
Vorarbeiten  in  Angriff  zu  nehmen. 

Scbluss  der  Sitzung  12  Uhr. 

Th.  Handschug, 
Schriftführer. 


Prismen,  sowie  die  Vereinigung  aller  parallel 
auffallenden  Strahlen  hinter  der  Linse  in  einem 
Punkte  und  die  Erzielung  eines  umgekehrten 
Bildes.  Redner  geht  nun  auf  die  Eigentümlich- 
keiten der  gewöhnlichen  Linsen  über,  bespricht 
die  Fokusdifferenz,  zeigt  wie  diese  chromatische 
Aberration  durch  Verbindung  von  zwei  Glas- 
sorten gehoben  werden  kann  und  erläutert  die 
sphärische  Aberration,  um  schliesslich  auf  die 
Vorzüge  der  sog.  aplanatischen  Objektive  hin- 
zuweisen. Hieran  reihte  sich  die  Bestimmung 
der  Brennweite,  Ermittelung  der  wirksamen 
Öffnung,  sowie  Wirkung  der  Blenden.  Der 
Vortrag  gewann  noch  dadurch  besonderes  Inter- 
esse, dass  die  verschiedenen  Materialien  vom 
rohen  Stück  Jenenser  Glas  an  bis  zum  fertig 
montierten  anastigmatischen  Objektiv  »Anti- 
stigmat",  welche  die  Firma  Emil  Wünsche. 
Aktiengesellschaft  für  photographische  Industrie, 
in  liebenswürdiger  Weise  zur  Verfügung  ge- 
stellt hatte ,  zur  Vorlage  gelangten.  Herr 
Behrens  sprach  dem  Vortragenden  sowie  der 
genannten  Fabrik  den  Dank  der  Gesellschaft 
aus.  Nachdem  noch  die  in  der  Tropenverpackung 
„Naxol"  ca.  vier  Monat  aufbewahrt  gewesenen 
lichtempfindlichen  Papiere  einer  Prüfung  unter- 
zogen waren  und  der  Fragekasten  seine  Er- 
ledigung gefunden  hatte,  wurde  die  Sitzung  um 
12'/«  Uhr  geschlossen. 

Hamburg,  15.  Februar  1903. 


Photographlsche  Gesellschaft 
zn  Hamburg  (B.  V.). 

20.  ordentliche  Sitzung 
in  Bocks  Restaurant,  Gr.-Bleichen  Nr.  38. 
Die  Versammlung  wurde  in  Abwesenheit  des 

I.  Vorsitzenden  und  wegen  eines  Vortrages  des 

II.  Vorsitzenden  durch  den  zeitigen  Schatzmeister 
Herrn  K.  Behrens  eröffnet.  Nach  einigen  ge- 
schäftlichen Mitteilungen  gibt  der  Vorsitzende 
bekannt,  dass  die  für  die  Kunstphotographische 
Ausstellung  1903  bestimmten  Bilder  zwecks  Vor- 
prüfung einer  Kritikkommission  vorzulejj^en  sind, 
welche  sich  durch  Wahl  aus  den  Herren 
Löwenherz,  Reincke,  Schmidt,  Wolf  und 
Quatz  zusammensetzt.  Alsdann  hielt  Herr 
H.  Qu  atz  einen  äusserst  instruktiven  Vortrag 
über:  „Die  photographischen  Objektive  " 
und  Herstellung  derselben  mit  Vor- 
lagen." Vortragender  geht  von  der  Ablenkung 
der  Lichtstrahlen  aus,  sobald  sie  in  ein  anderes 
Medium  kommen.  An  verschiedenen  Zeich- 
nungen erläutert  er,  wie  die  Richtung  nach  der 
Ablenkung  durch  plane  Spiegelscheiben  gleich- 
bleibt, durch  Prismen  jedoch  verändert  wird; 
eine  audere  Zeichnung  veranschaulicht  die  Zu- 
sammensetzung der  Linsen    aus    verschiedenen 


Deutsche  Gesellschaft  von  Freunden 
der  Photographie 

Hauptversammlung     am     12.    Januar    1903     im 

Kasino  der  Königlichen  Kriegsakademie. 
Vorsitzender:  Herr  Geheimrat  Prof.  Dr.  Tobold . 

Als  neue  Mitglieder  sind  aufgenommen  worden  : 
Herr  Paul  Fraenkel,  Privatier,  Paulstrasse  33, 
Herr  Gustav  Herrmann,  Fabrikbesitzer,  Alte 
Jakobstrasse  120  b.  Als  Hitglieder  sind  an- 
gemeldet worden:  Herr  Emil  Ebeling,  Kauf- 
mann, S.  53,  Wilmsstrasse  14,  Herr  Dr.  med. 
Neumann,  Posdam,  Nauenerstrasse  30/31, 
Freifrau  von  G  a  b  I  e  n  z ,  W.,  Tauenzienstrasse  20, 
Herr  H.  Steiner,  Ingenieur,  Haiensee,  Ring- 
bahnstrasse 117. 

Herr  Wilhelm  Knapp-  Halle  hat  der  Bibliothek 
eine  Reihe  wertvoller  Werke  geschenkt,  die 
mit  Dank  entgegengenommen  worden. 

Die  Sitzung  ist  wesentlich  nicht  als  Haupt- 
versammlung einberufen  worden;  es  entspinnt 
sich  deshalb  eine  kleine  Statutenplänkelei;  die 
Versammlung  beschliesst  aber,  die  heutige 
Sitzung  dennoch  als  Hauptversammlung  zu  be- 
trachten und  die  Wahlen  vorzunehmen.  Diese 
ergaben  das  folgende  Resultat: 

Vorsitzende:    Herr    Geheimrat    Prof.   Dr. 


33 


KLEINE  CHRONIK. 


Tobold,    Herr    Major    von   Westcrnhagcn, 
Herr  Geh.  Reg.  Rat  Meyer. 

Schriftführer:  Herr  Direktor  Schultz- 
Hencke,  Herr  Dr.  Brehnif  FrÄulcin  M. 
Kundt. 

Schatzmeister:  Herr  Banquier  Goemaon  . 
Beisitzer:  Herr  Major  Beschmidt,  Herr 
Direktor  C.  Breuer,  Herr  Eugen  Ellon,Herr 
Leopold  Gradenwitz,  Herr  Dr.  Grosser, 
Herr  Rittmeister  Kaehne,  Herr  Parlaments- 
stenopraph  Krause,  Herr  D.  D.  Michelly, 
Herr  Dr.  R.  Neuhaus,  Herr  Ludwig  Russ, 
Herr  Joh.  Otto  Treue,  Herr  W.  Vorwerk, 
Frau  Dr.  Lessing,  Frau  Prof.  Sccler. 

Nach  einer  Iftogeren  Debatte  aber  die 
eventuelle  Verlegung  des  Vereinsateliers  in  das 
Lettehaus,  an  welcher  sich  beteiligen  die  Herren 
Meyer,  Krause,  Schultz-Hencke,  Kies- 
ling,  Beschnidt,  Neuhaus,  Breuer,  Vor- 
werk und  Frflulein  von  Damm,  sieht  der 
Verein  davon  ab,  mit  dem  Letteverein  in  Ver- 
bindung zu  treten  und  verweist  die  Atelier- 
vorlage behufs  weiterer  Vorbearbeitung  an  den 
Vorstand  zurück. 

Die  Revision  der  Satzungen  wird  auf  die 
nächste  Sitzung  vertagt,  welche  als  Haupt- 
versammlung einberufen  werden   soll. 

Herr  Johann  Otto  Treue  legt  eine  ausser- 
ordentlich umfangreiche  Sammlung  von  Moment- 
aufnahmen aus  Kissingen,  OberitaJien  und  von 
der  Nordsee  vor,  die  sämtlich  ohne  Stativ  auf- 
genommen worden  sind.  Die  Vorlage  ist  muster- 
gültig und  verrftt  in  ihrer  seltenen  und  gleich- 
mAssigen  Schönheit  sowohl  in  Bezug  auf  Bild- 
ausschnitt wie  Technik  die  vollendete  Meister- 
schaft dieses  unseres  verehrten  Altmeisters. 
Einzelne  Kopier-  und  RetouchierkunststOcke 
werden  gebührend  bewundert. 

Mochten  sich  durch  diese  „Spezialaussteliung", 
wie  man  sie  füglich  nennen  konnte,  doch  auch 
andere  Mitglieder  des  Vereins  zur  Vorlage  ihrer 
verborgenen  Schatze  anregen  lassen,  wenn  es 
auch  nicht  jedem  leicht  fallen  dürfte,  Ähnliches 
in  gleicher  Fülle  zu  bieten! 

Den  Rest  des  Abends  füllte  der  mit  Spannung 
erwartete  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Hesekiel 
über  das  neue  Coxinverfahren  zur  Entwickelung 
photographischer  Platten  ohne  Dunkelkammer 
bei  Tages-  oder  beliebigem  künstlichen  Lichte 
mit  Demonstrationen,  worüber  wir  folgendes 
Autoreferat  bringen :  Nachdem  der  Vortragende 
kurz  an  die  verschiedenartigen  Bemühungen 
erinnert  hatte,  welche  .im  Laufe  der  Zeit  ge- 
macht worden  sind,  um  bei  der  Weiter- 
bearbeitung der  Platten  des  Dunkelzimraers 
cntraten  zu  können,  nachdem  er  hingewiesen 
hatte  auf  die  Versuche  mit  helleren,  gelben 
und  grünen  Lampenscheiben  und  Zylindern,  auf 
die  verschiedenen  Konstruktionen  von  Dunkel- 
säcken, auf  die    pelhrot    jcefflrbten  Entwickeler- 


schalen etc.,  kam  er  auf  die  Methode  zu  sprechen» 
welche  im  Jahre  1889  aus  Amerika  eingefühlt 
wurde  und  darauf  beruhte,  dass  man  den  Ent- 
wickler selbst  rot  färbte.  Er  wies  darauf  bin,, 
dass  diese  Methode  sich  habe  in  der  Praxis 
nicht  einfahren  können,  schon  deshalb  nichU 
weil  die  gewählten  Farbstoffe  sich  auf  die  Dauer 
mit  den  mehr  oder  weniger  stark  alkalischen 
modernen  Entwickeiern  nicht  vertragen,  sondern 
diese  letzteren  schwächen  und  zersetzen.  Ver- 
wendet man  stark  gefärbten  EntwickeJer,  so 
kann  man,  wenn  die  Platte  hervorgerufen  wird, 
naturgemäss  nicht  mit  genügender  Deutlichkeit 
das  Fortschreiten  des  Entwickelungsprozesses 
verfolgen,  und  bei  der  notwendigen  SdiaukeU 
bewegung  tritt  mif  Sicherheit  die  Gefahr  ein» 
dass  bald  die  eine,  bald  die  andere  Seite  mit 
zu  wenig  roter  Flüssigkeit  bedeckt  ist  und  dann 
durch  das  Licht  verschleiert  wird.  Färbt  man 
aber  den  Entwickeier  schwach,  so  verbraucht 
man  in  verschwenderischer  Weise  naturgemäss 
viel  EntwickelungslOsung,  da  ja  so  viel  von  dem 
Farbstoff  über  der  Platte  stehen  muss,  dass  das 
aktinische  Licht  mit  Erfolg  abgehalten  wird. 
Die  Platte  verschleiert  um  so  leichter  in  dem 
gefärbten  Entwickeier,  als  sie  im  trockenen 
Zustande  in  diesen  gebracht  wird,  und  sonst 
geraume  Zeit  braucht,  um  in  demselben  auf- 
zuweichen. Dies  Verfahren  mit  gefärbtem  Eot- 
wickeler  ist  aber  auch  unOkonomisch,  denn  rail 
jedem  Entwickeleransatz  muss  der  hinzugetanene 
Farbstoff  verschüttet  werden.  Die  nötige  Do- 
sierung des  Farbstoffes  im  Entwickeier  richtet 
sich  natürlich  nach  der  Menge,  welche  man  von 
demselben  anwendet,  und  nach  der  Grösse  der 
Schale,  die  man  benutzt. 

Das  neue  Verfahren  zur  Entwickelung  und 
Fertigstellung  phothographischer  Platten  ohne 
Dunkelkammer,  bei  Tages-  oder  künstlichem 
Licht  —  kurz  genannt  das  Coxinverfahren  — 
beruht  nun  im  Gegensatz  zu  allen  bisherigen 
Versuchen  darauf,  dass  man  die  Aufnahme- 
platte  natürlich  noch  unter  Ausschluss  des  Lichtes» 
sei  es  mit  einem  einfachen  kleinen  Wechdsack» 
den  sich  jeder  im  eigenen  Hause  selbst  fertigen 
kann,  sei  es  mit  Hilfe  eines  kleinen  Wechsd- 
kästchens,  welches  ermöglicht,  die  Platte  direkt 
aus  der  Kassette  in  eine  darunterstehende 
Schale  fallen  zu  lassen,  in  das  Coxin  bringt. 

Das  Coxin  ist  zwar  auch  eine  rote  Flüssig- 
keit, besteht  aber,  wie  Redner  ausdrücklich  be- 
tont, nicht  etwa  ausschliesslich  aus  rotem  Farb- 
stoff. In  diesem  Bade  bleibt  die  Platte  c;i. 
2  Minuten.  Die  Einwirkung  des  Bades  braucht 
nicht  durch  die  sonst  übliche  Schaukelbewegung 
der  Schale  gefördert  zu  werden.  Das  Coxin- 
bad  kann  als  Vorbad  immer  wieder  benuirt 
werden,  es  erschöpft  sich  nicht;  es  ist  nur  er- 
forderlich, dass  die  Coxin flüssigkeit  immer  1  ce* 
hoch    über    der  Platte    steht.     Die  Platte   saugt 


34 


KLEINE  CHRONIK. 


sich  mit  der  Flflssigkcit  voll,  und  nach  Ablauf 
der  angegebenen  Zeit  sind  die  Licbtempfmd- 
lichkeit-MoIeküIe  gleichsam  in  eine  Schicht  ein- 
gebaut, welche  die  Weiterbearbeitung  der  Platte 
bei  Liebt  gestattet.  Man  nimmt  sodann  die 
Platte  aus  dem  Vorbade  heraus  und  legt  sie  in 
den  danebenstehenden  Entwickeier,  welcher  nicht 
gefärbt  ist.  Hier  in  der  Entwickelung  sieht  man 
sodann  das  Bild  hervorkommen  und  kann  sofort 
beobachten,  ob  Über-  oder  Unterexposition  vor- 
liegt. In  beiden  Fällen  können  unmittelbar 
darauf  die  entsprechenden  Gegenmittel  an- 
gewendet werden.  Ja,  man  kann  auch  die  Platte 
aus  der  Entwickelungslösung  heraus-,  in  eine 
andere  Entwickelungslösung  hineinlegen,  wenn 
man  aus  irgend  welchem  Grunde  solche 
Variationen  wünscht.  Die  weitere  Entwickelung 
der  Platte,  das  Fixieren  des  Negativs  im  Fixier- 
bade und  das  Wässern  geschieht  in  der  bisher 
üblichen  Weise.  Dr.  He se kiel  betonte,  dass 
das  neue  Coxin verfahren  überaus  einfach  ist  und 
bei  Befolgung  der  Gebrauchsvorschrift  und  bei 
Verwendung  der  auf  das  genaueste  ausprobierten 
Originalzusammensetzung  zuverlässig  absolut 
schleierfreie  Resultate  liefert.  Der  Verdienst 
der  Erfindung  gebührt  Johann  Ludwig,  von 
dem  der  glückliche  Gedanke  und  die  zuverlässige 
Zusammensetzung  der  Coxinflüssigkeit  herrührt. 
Er  hat  bereits  ein  deutsches  Reichspatent  auf 
seine  Erfindung  erhalten. 

Eine  Reihe  vorgelegter,  fertiger  nach  diesem 
Verfahren  bearbeiteter  Platten  von  tadelloser 
Brillanz,  sowie  die  im  Sitzungssaal  vorgenommene 
Entwickelung  einer  Platte  vor  den  Augen  der 
Anwesenden,  erhärtete  die  Brauchbarkeit  der 
neuen  Erfindung,  welcher  danach  eine  grosse 
Zukunft  zu  prognostizieren  ist. 

Lebhafter  Dank  lohnte  die  interessanten 
Ausführungen  des  Vortragenden  und  seines 
Bruders,  welcher  ihn  bei  den  letzteren  unter- 
stützte. 

Hierauf  wurde  der  Vortrag   geschlossen. 
Dr.  Brehm, 
II.  Schriftführer. 


Dresdner  Gesellschaft  zurF5rderun|^ 
der  Amateur-Photographie,  e.  V. 

106.  Sitzung  vom  Montag,  den  12.  Januar  1903. 

Vorsitzender:  Herr  Rentier  E.  Frohne. 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  Sitzung  an- 
lässlich des  Jahreswechsels  mit  einer  Ansprache 
und  gibt  bekannt,  dass  Herr  Oberbaurat  F.  Hoff- 
roann  als  Mitglied  aufgenommen  und  Herr 
Kaufmann  Heinrich  Vogel  zur  Mitgliedschaft 
angemeldet  wurde. 

Vom  Photo  -  Klub  Budapest  ist  eine  Ein- 
ladung ergangen,  die  Frühjahr  1903  dort  statt- 
findende Ausstellung  zu  beschicken.  Anmeldungen 


werden  bis  10.  März  erbeten.  Platzmiete  wird 
nicht  erhoben,  und  die  Hin-  und  Rückh'acht 
nebst  Verpackungsspesen  trägt  der  Budapester 
Klub.  Die  Bilder  sind  der  Dresdner  Speditions- 
firma Herrn  Job.  Carl  Seebe  zu  übermitteln. 

Der  Vereinsbibliothek  stiften :  der  Verlag  des 
„Apollo",  Dresden,  das  Jahrbuch  „Gut  Licht" 
für  1903,  Herr  Gustav  Schmidt  in  Bcrhn 
das  in  seinem  Verlage  erschienene  „Jahrbuch 
des  Photographen "  für  1903,  Herr  Hofbuch- 
händler Hans  Kufittich  in  Friedenau  ein 
Exemplar  seines  „Taschenkalenders  für  Amateur- 
photogi'aphen".  Band  1. 

Probepackungen  ihres  Mattpapieres  und  Ent- 
wickler fläschchen  sandten  die  „Vereinigten  Fa- 
briken photograpbischer  Papiere,  Dresden". 

Nach  Erledigung  des  geschäftlichen  Teiles 
erhielt  Herr  Redakteur  Schnauss  das  Wort  zu 
seinem  Bericht  Ober  die  letzten  Neuerungen 
auf  photographischem  (iebiete.  Redner  bespricht 
zunächst  ein  neue«  von  dem  England^ 
E.  Sanger  Shepherd  erfundenes  Verfahren 
der  Farbenphotographie  auf  Papier,  welches 
sich  von  den  bisherigen  ähnlichen  Verfahren 
durch  die  Art  und  Weise,  wie  die  drei  Tcil- 
bilder  übereinander  gebracht  werden,  unter- 
scheidet (vergl.  „Apollo"   1903,  S.  2). 

Ferner  berichtet  der  Vortragende  über  ein 
von  Dr.  B.  Ho  molk  a  in  der  „Photographischen 
Correspondenz"  1903,  Januarheft,  angegebenes 
neues  Verfahren,  welches  als  Abschwächungs- 
mcUiode  die  bekannte  Farm  er  sehe  Lösung 
von  Fixiernati'on  mit  rotem  Blutlaugensalz  vor- 
teilhaft zu  ersetzen  vermag.  Ein  Nachteil  dieser 
letzteren  besteht  bekanntlich  in  ihrer  geringen 
Haltbarkeit.  Der  genannte  Autor  hat  nun  ge- 
funden, dass  eine  Lösung  von  5  g  rotem  Blut- 
laugensalz in  XQOccm  der  im  Handel  befind- 
lichen Pinakolsalz-N-Lösung,  die  beim  Gebrauch 
mit  5 — 10  Teilen  Wasser  verdünnt  wird,  einen 
vorzüglichen,  rasch  wirkenden  und,  in  gut  ver- 
korkter gelber  oder  brauner  Flasche  aufbewahrt, 
sehr  lange  haltbaren  Abschwächer  bildet.  Die 
abgeschwächten  Negative  werden  kurz  abge- 
spült und  in  ein  saures  Fixierbad  gelegt.  Das 
Abschwächungsbad  kann  bis  zur  Erschöpfung 
gebraucht  werden. 

Den  Hauptpunkt  der  Tagesordnung  bildet 
ein  Vortrag  des  Herrn  Hofgraveur  Joh.  Wolf 
über  das  in  letzter  Zeit  oft  angezogene  Thema 
„Photographie  und  Kunst".  Dass  die  Photo- 
graphie nicht  nur  ein  rein  mechanisches  Ver- 
fahren ist,  beweist  der  Umstand,  dass  mehrere 
Photographen,  vor  dieselbe  Aufgabe  gestellt, 
diese  in  ganz  verschiedener  Weise  lösen,  und 
je  nachdem  eine  mehr  objektive  oder  subjektive 
Auffassung  zu  gründe  liegt,  kann  man  von  einer 
rein  photomechanischen  Wiedergabe  im  Gegen- 
satze zur  individuellen  kunstphotographiscben 
Ausdrucksweise  sprechen.     Kenner  sind  in  der 


35 


KLEINE  CHRONIK. 


age,  ohne  Vor  wissen  zu  bezeichnen,  welche 
Arbeiten  Kfibn,  welche  Henneberg  zuzu- 
schreiben sind.  Hierfflr  ist  aber  nicht  die 
ftusserlicbe  Mache  kennzeichnend,  sondern  allein 
die  anders  geartete  individuelle  kflnstlerische 
Ausdrucksweise  eines  jeden.  Deshalb  vertritt 
Redner  auch  die  Ansicht,  dass  hervorragende 
künstlerische  Individualitäten,  wie  die  Wiener 
und  Hamburger  Führer  der  modernen  kunst- 
photographischen  Bewegung  es  sind,  auch  in 
der  hohen  Kuqst  als  Maler,  Radierer  etc.  zu 
Ansehen  gekommen  wftren,  hätten  sie  sich 
diese  Technik  frühzeitig  aneignen  können. 
Nicht  das  Handwerkszeug,  nicht  das  Material, 
sondern  die  individuelle,  geistige  Auffassung  des 
Urhebers  kennzeichnen  ein  Werk  als  der  Kunst 
zugehörig.  Dass  man  in  der  subjeküvcB  Be- 
tätigung auch  zu  wdi  cekeii  %ann,  dafür  haben 
^rir  in  aOen  Kunstgattungen,  auch  in  der  Photo- 
graphie, Beispiele  genug.  Der  Fall  tritt  immer 
ein,  wenn  Wollen  und  Können  im  Missverhftlt- 
nis  zueinander  stehen,  oder  die  jedem  künst- 
lerischen Ausdrucksmittel  gesetzten  Grenzen 
überschritten  werden.  Redner  präzisiert  die 
Photographie  vornehmlich  als  eine  zeichnende 
Kunst,  und  als  solche  ist  sie  an  die  Form  ge- 
bunden. Das  Formensehen,  das  künstlerische 
Sehen  ist  eine  psychologische  Tätigkeit,  die 
durch  Übung  gesteigert,  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  auch  gelernt  werden  kann.  Für  den 
Photographen  besteht  eine  Gefahr,  falsch  sehen 
zu  lernen,  sein  Auge  zu  verbilden,  durch  die 
Anwendung  von  Weitwinkelobjektiven.  Wenn- 
gleich auch  diese  Instrumente  eine  geometrisch 
richtige  Projektion  vom  Gegenstande  entwerfen, 
so  fassen  sie  doch  einen  Bildwinkel,  der  um 
ein  Vielfaches  grösser  ist,  als  der  Gesichts- 
winkel unseres  Auges.  Welche  Nachteile 
hieraus  für  die  Bild  Wirkung  erstehen,  ist  all- 
gemein bekannt. 

Der  Vortragende  gab  dann  noch  Auszüge 
aus  einer,  von  Herrn  Pastor  AI lihn  verfassten, 
satirischen  Epistel  zum  besten,  in  welcher 
hauptsächlich     die    Auswüchse     der    modernen 


Kunstphotographie  g^eissclt  werden,  iiod  zeigt 
„Schablonotsrpien"  genannte,  nach  eioem  vom 
Verfasser  in  humorvoller  Weise  zusammen- 
gestellten Verfahren,  mittels  Papierschablonen, 
Farbe  und  einem  alten  Flaschenkorke  ber- 
gesteUte  Bilder,  vor,  die  sogenannten  hyper- 
modernen kunstphotographischen  Erzeugnissen 
in  der  Wirkung  nahe  kommen.  Der  Heiterkeits- 
erfolg büeb  nicht  aus,  und  Herr  Wolf  erntet 
für  seinen  allgemein  interessierenden  Vortrag 
lang  anhaltenden  Beifall. 

Nachdem  der  Vorsitzende  Herrn  Wolf  für 
seinen  Vortrag  gedankt  hat,  acMesst  er  unter 
Bezugnahme  auf  das  «oeben  im  Verlage  von 
Wilh.  Kna^  in  Halle  erschienene  Gravm^en- 
PjMShtwerk  noch  einige  Worte  an  und  stimmt 
damit  im  grossen  Ganzen  den  Ausfahrungen 
des  Vorredners  bei.  In  der  nun  folgenden 
Pause  betrachtet  man  die  im  Nebenraume  be- 
ßndliche  Ausstellung,  welche  Bilder  aus  dem 
schon  erwähnten  ,  von  Herrn  Matthles- 
Masuren  redigierten  Gravuren  -  Prachtwerk, 
einige  Probedrucke  auf  einem  feinkörnigen, 
neuerdings  herausgekommenen  Gummidnack- 
papier  von  Höchheimer,  eine  Anzahl  von 
Herrn  Redakteur  Schnauss  zur  Verfügung 
gestellter  Bilder  ausländischer  Kunstphotographen , 
sowie  sechs  grosse  Ozotypien  von  Herrn 
Dr.  Bellach  enthält.  Die  letzteren  sind  zwei- 
und  dreimal  übereinander  gedruckte,  von  Herrn 
Dr.  Bell  ach  teils  nach  eigenen  Negativen,  teils 
nach  solchen  der  Firma  Carl  Bellach,  Leipzig, 
hergestellte  Ozotypien. 

Im  weiteren  Verlaufe  der  Sitzung  kommt 
Herr  Fr  ohne  auf  das  neue  Verfahren  ,KaU- 
typie"  zu  sprechen.  Nach  einer  lebhaften, 
diesen  Gegenstand  betreffenden  Diskussion 
werden  die  im  Fragekasten  voigcfundenen 
Fragen  erledigt.  Andere  technische  Angelegen- 
heiten werden  in  Anbetracht  der  vorgerückten 
Stunde  auf  eine  spätere  Sitzung  verschoben. 

Anwesend  waren  41  Mitglieder  und  8  Gaste. 
Renger-Patzsch,  1.  Schriftführer. 


Fragen  und  Anti^orten. 


Das  Negativpapier  soll  verzeichnen.  Da 
ich  das  Papier  nicht  aus  eigener  Erfahrung 
kenne  y  so  bitte  ich  um  kurze  Angabe  über 
dessen  Vor- und  Nachteile.  Bitte  mir  auch  eim 
Firma  zu  nennen,  weiche  gutes  Negativpapier 
fabriziert. 

Negativpapier  verzeichnet  nicht,  sondern  gibt 
die  Details  nicht  so  ausgeprägt  wie  eine  Glas- 
platte oder   Film.     Der  Grund  liegt  darin,   dass 


das  Bild  durch  das  Kopieren  durch  die  Papier- 
schicht (anstatt  durch  die  homogene,  durchsichtige 
Glasplatte)  ein  gewisses  Korn  erhält.  Dies« 
Unterschiede  zeigen  sich  besonders  imprftgnant, 
wenn  Sie  von  einer  Aufnahme  des  gleichen 
Sujets  auf  Bromsilberplatte  und  auf  Negativpapier 
Vergrösserungen  herstellen.  Das  Negativpapier 
hat  vor  den  Platten  den  Vorteil  des  geringen 
Gewichts.  Ferner  ist  sein  Preis  bedeutend 
niedriger  als  der  von  Celluloidfilms.    Das  Negativ- 


36 


KLEINE  CHRONIK. 


papier  gibt  LicbthofbUdungen  geringer  als  ge- 
wöhnliche Bromsilberplatten.  Es  ist  am  Platze , 
wo  es  auf  absolute  Schärfe  und  äusserste 
Detail  wiedergäbe  nicht  ankommt.  Negativver- 
grOsseningen  für  Gummidrucke  werden  insbe- 
sondere gern  auf  Papier  hergestellt.  Gutes 
Negativpapier  bringen  u.  a.  in  den  Handel: 
Gustav  Schaeufclen,  Heilbronn  a.  N.,  Neue 
Photographische  Gesellschaft,  Steglitz. 

Bitte  mir  die  Adresse  einer  Fabrik  mit- 
zuteilen,  von  welcher  man  Kupferplatten 
flir ,  Photogravure  beziehen  kann. 

Wir  nennen  Ihnen  Metallwarenfabrik  H. 
Berner t,  Berlin  N.,  Kastanien  Allee  40;  A. 
Laue  &  Co.,  Berlin  N.,  Chaussee  Str.  2e; 
Leopold  Jastrow,  Berlin  O.,  Blumen  Str.  37; 
In  Oesterreich  können  Sie  Kupferplatten  von 
F.  A.  Lange,  Wien  VU,  Westbahn  -  Str.  5,  be- 
ziehen. 

Wie  stelle  ich  von  flauen  Negativen 
kontrastreiche  Viapositive  her? 

Hierzu  sind  klar  arbeitende  und  gute  Deckung 
gebende  Platten  erforderlich.  Ganz  vortrefflich 
eignen  sich  dazu  die  sogen.  Diapositivplatten 
(Chlorbromsilberplatten),  wie  sie  von  ver- 
schiedenen Fabriken  in  guter  Qualität  in  den 
Handel  gebracht  werden.  Die  Belichtung  ge- 
schieht bei  Lampenlicht  in  nicht  zu  naher  Ent- 
fernung der  Flamme.  Für  die  Hervorrufung 
benutzen  Sie  in  Ihrem  Falle  einen  hart  ar- 
beitenden Entwickler,  z.  B.  Hydrochinon  mit 
Bromkali.  Alles  Nähere  ergeben  die  Gebrauchs- 
anweisungen der  Diapositivplatten. 

Bitte  um  Rezepte  für  Tonbäder  zu 
Velox' Papier,  mit  welchen  ich  verschiedene 
Töne  {Rötel,  Sepia,  Blau  und  Seegrün)  er- 
hcUten  kann. 

Für  Blautonung: 
1  proz.     Lösung     von      zitronensaurem 

Eisenoxydammon 25  ccm 

5  proz.  Lösung  von  Zitronensäure    .    .       5     „ 
1       «            m          n     rotem    Blutlaugen- 
salz-Lösung     25     „ 

Für  Sepiatonung: 
1  proz.  Lösung  von  Urannitrat      ...     25  ccm 
5      H  >i  n     Zitronensäure  .    .       5    ,» 

\       n  f»  ti     rotem    Blutiaugcn- 

salz-Lösung 25    „ 

Für  Grüntonung: 

Man  mischt  1  Teil  der  Lösung  für  Blautonung 
mit  2  Teilen  der  Lösung  für  Sepiatonung. 


Für  Röteltonuug: 
10  proz.  Kupfersulfat-Lösung     ....     25  ccm 

„       f,      Kaliumcikrat-      „      190    „ 

«  „  rote  Blutlaugensalz-Lösung  .  22  „ 
Ich  benutze  für  meine  Arbeiten  isochro- 
matische Edwards  Snapshot  -  PkUten^  die 
bei  rotem  Licht  sehr  leicht  schieiern  und 
l^g^  grossen  Wert  auf  du  Beurteilung  der 
Exposition  in  der  Durchsicht.  Gewöhn- 
lich entwickle  ich  nach  der  Hauff  sehen 
Vorschrift  im  Standentwicklungskasten  mit 
Glycin   oder  kurz  mit  Pyrokatechin. 

Ich  möchte  nun  gerne  wissen,  ob  ich 
flach  Behandlung  mit  Coxin  die  Platten 
auch  in  der  Durchsicht  prüf  en  kann,  wenn 
ich  anstatt  bei  Tageslicht  bei  gelbem  Licht 
(wie  ich  dies  für  Bromsilberpapiere  benutze) 
arbeite,  und  eventuell  ob  dies  auch  bei 
Platten  möglich  ist,  die  sich  in  Stand- 
entwicklung  befinden.  Eventuell  ob  ein 
schwächeres  Rot,  das  die  Augen  weniger 
angreift  als  du  dunkelrote  Lampe,  zu- 
lässig ist. 

Da  Coxin  noch  nicht  im  Handel  zu  haben 
ist,  so  können  wir  Ihnen  sichere  Auskunft  hierin 
nicht  erteilen.  Wollen  Sie  sich  diesbezüglich  an 
die  Coxin-Fabrikanten  (Adresse :  Deutsche  Coxin- 
Gesellschaft,  Berlin  W.,  Lützow-Str.  2)  wenden. 
Die  roten  Dunkelkammerscheiben  resp.  Cylinder 
sind  oft  übermässig  dunkel  gefärbt,  was  für  die 
Praxis,  wenn  es  sich  nicht  um  speziell  rot- 
empfindliche Platten  handelt,  durchaus  nicht  er- 
forderlich ist.  Gute  Rotscheiben  liefert  C.  H. 
Ulrich,  Charlottenburg,  Bismarck-Str.  98.  Man 
entwickelt  farbenempfindliche  Platten  in  bedeckter 
Schale  und  nimmt  dieselben  ab  und  zu  behuf» 
Prüfung  heraus;  man  betrachte  die  Platten 
möglichst  fern  von  der  Lampe.  In  dieser  Weise 
wird  auch  in  den  photographischen  Ateliers  ver- 
fahren. Gelbes  Licht  ist  für  farbenempfndliche 
Platten  nicht  anzuwenden,  da  diese  Platten  doch 
hierfür  speziell  empfindlich  sind. 

Hat  jemand  von  den  verehrten  Lesern 
der  Mitteilungen  die  Spiritusglühlampe 
Phöbus  oder  die  Petroleumglühlampe  Stob- 
was  s  er  probiert^  Sind  dieseWen  für  photo- 
graphische Zwecke  {Projektion  etc)  brauch- 
bar? Sind  die  Glühstrümpfe  sehr  zerbrechlich 
bezw,  wie  oft  müssen  dieselben  erneuert 
werden?  Die  Inserate  und  Prospekte  sind 
verlockend^ 


37 


KLEINE  CHRONIK. 


Verschiedenes. 

Platlnkoplen  In  Sepia-  nnd  Rötel-  treffen,      beantwortet     Herr     F.     Tellmann 

tOnen.  Bremen,  Sternstrasse  11. 

UmPIatinkopienSepia-undRoteltönezugeben,  ünteiTlchta-Nachricilten. 

"'"  "u'LtS.f''^'"''  '^''"■'*''*'"7*"  '"'  Das  TaehalkuMlttWeUa.  ein  unter  Staats- 

'  ....  '    ' .^^  aufsieht  stehendes  höheres   technisches  Institut 

DestiUiertes  Wasser  ...   100  „  *     .-u  n  t_a_  j   »«      •_• 

zur    Ausbildung    von  Elektro-    und   Maschinen- 

II.  Rotes  Blutlaugensalz .    .    .       1^  Ingenieuren,     Technikern    und    Werkmeistern. 

Salzsäure 3  Tropfen  ^j^jj^^  -^^  verflossenen  36.  Schuljahre  3610  Be- 

DestUliertes  Wasser  ...   100^  3^^^^^.      Der  Unterricht  in  der  Elektrotechnik 

III.  Salzsaure     .......     \Q  ccm  ist  in  den  letzten  Jahren  erheblich  erweitert  und 

Destilliertes  Wasser.    .    .   100    «  wird     durch     die     reichhaltigen     Sanunhuigen , 

IV.  Rhodanammonium  .    ...       5  g"  Laboratorien,  Werkstatten  und  Bfaschinrnaniagen 
Destilliertes  Wasser  ...    100  ^  (Maschinenbau-Laboratoriuni)  u.  s.  w.  srfir  wirk- 

Für  den  Gebrauch  mischt  man  *»°»  unterstützt     Das  Sommersemester  beginnt 
30  Teile  Lösuns- 1  ^°^  ^^'  -^P'^t  ^^^  ^^  finden  die  Aufnahmen  für 
2Q                          ir  den  am    17.  Mftrz    beginnenden    unentgeltlichen 
a^                           11T  Vorunterricht    von    Anfang    Mftrz    an    wochen- 
.                            jY  tAglich     statt.       AusfQhrliches     Programm     mit 
80              Was^»e^  Bericht    wird    kostenlos    vom    Sekretariat    des 
(Phot    News  )  Technikums  Mittweida  (Königreich  Sachsen)  ab- 
gegeben.    In  den  mit  der  Anstalt  verbundenen 
ca.    3000  fffi    Grundfläche    umfassenden    Lehr- 
Geka- Entwickler.  FabrikwerksUtten    finden   Volont&re    zur  prak- 
Von      der      Photochemischen     Fabrik  tischen  AusbUdung  Aufnahme,     Das  Technikum 
Helios,    Dr.    G.  Krebs,     Offenbacb  a.  Main,  Mittweida     erhielt     anlasslich     der     SAchsisch- 
wird  unter  der  Marke  .Geka-  ein  neuer  Rapid-  Thüringischen  AussteUung  zu  Leipzig  die  höchste 
entwickler    in  den  Handel  gebracht.      Derselbe  Auszeichnung,  die  Königlich  Sachsische  Suats- 
wird    in  Pulverform  zum  Selbstansatz,    in  kon-  «edaiUe  .für  hervorragende  Leistungen  im  tech- 
zentrierter Lösung    (welche    für    den  Gebrauch  n»s<^hcn  Unterrichts wesen". 
mit  10  bis  40  Teilen  Wasser  zu  verdünnen  ist) 

und    in    Patronenform    (je   für  200  bis  250  ccm  Geschäftliche  MttteülUlfeil. 

Lösung)    geliefert.      Der  Geka-Eniwickler  wird  D»e    best     renomierte    Hofmanufaktur     von 

für  Moment-  und  Zeitoufnahmen  empfohlen.    Er  R-  iMtkMW  (Witt.  H1l]l0r)-Wi6ll  giebt  nuter 

eignet    sich    auch    fflr  Diapositivplatten,    Brom-  dem  Titel  , Lechners  Mitteilungen"   seit  Jahren 

Silber-  und  Chlorbromsilberpapiere.  R.  «»«c  illustrierte  Monatsschrift  heraus,  in  welcher 

namentlich   die  Neuheiten  auf  dem  Gebiete  von 
Apparaten,  Chemikalien,  Papieren  etc.  behandel 
werden. 
Eine  Ausstelltm^  j^j^    Aktiengesellschaft    für    Trockenpiatten, 

von  kflnstleHschen  Lichtbildern  ^om.  WettenAorp  4  Wekaer-KOii  macht  be- 

deutscher  Herkunft  veranstaltet  im  kommenden  kannt,  dass  ihr  Vorstand,  Herr  Josef  Wehner 

September  die  Photographische  Gesellschaft  zu  am   5.  Januar    verschieden    ist    und    dass  Herr 

Bremen  £.  V.     Aus  den  Bestimmungen  sei  hier  Dr.  Halssig    auch    fernerhin    die   Leitung   der 

nur  kurz  erwähnt:  Hinsichtlich  des  Gegenstandes  Fabrik  Qbernehmen  wird. 

ist  dem  Aussteller  keinerlei  Beschrankung  auf-  Ferner  gingen  ein: 

eriegt.      Platzmiete    wird    nicht    erhoben.      Die  PhOtecllMAitClM    Ftbrlk    Dr.    0.    ErekS- 

Einsendungen     unterliegen     einer     Vorprüfung  Offeilbacll  A.  M.,  Preisliste  1903. 

durch    den    Ausstellungsausschuss.      Die    Aus-  Trtpp   k  HftBCll  -  Fri^dbeff    b.    Frankfurt 

Zeichnungen    bestehen    in    Bronzepia ketts    und  a.  M.,  Prospekt  über  neues  Matt-Albuminpapier, 

Ehrendiplomen;     ausserdem     werden     etwaige  haltbar  gesilbert. 

Ehrenpreise    vergeben.     Das   Preisgericht    setzt  Romain  TalM-Beilill,  Preisliste  über  Ertee- 

sich      zusammen     aus     den     Herren     Senator  und  Essemm-Artikel 

Schultz,     Vorsitzender,    Willy    Dose,     Ed.  HvgoHillterberger-WieillZ,  Laboratoriums- 

Gildemeister,    Fritz   Mackensen-Worps-  Jahresbericht  über  das  Jahr  1902. 

wede,  Dr.  G.  Pauli,  Carl  Schütte,  B.  Wie-  ToigtUfiAer  4  SolUI,  A.-0.,  BmUWCkVtli, 

gandt.     Anfragen,   welche   die  Ausstellung  be-  Illustrierte  Liste  Ober  Hand-  und  Stativcameras. 


38 


NHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen   und   Antworten    —   Verschiedenes    —   Ausstellungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Vereins  -  Nachrichten. 


Verein   zur   Förderung    der   Photo- 
graphie zu  Berlin. 

Sitzung   vom   11.  Februar  1903. 
Vorsitzender   Herr  Rittmeister  Kiesling. 

Zur  Aufnahme  in  den  Verein  haben  sich  ge- 
meldet: die  Herren  Dr.  Ph.  von  Pal6zieux- 
Charlottenburg  undCarlKöster-  Berlin ;  ferner 
der  Verein  zur  Förderung  der  Kunst  in 
Berlin. 

Als  Mitglieder  sind  aufgenommen  worden 
die  Herren  Dr.  Schwinning-Potsdam  und 
Dr.  A.  KOnig-Salzhof  bei  Spandau. 

Zur  Verteilung  gelangen  verschiedene  Pro- 
sp)ekte  photographischer  Firmen,  besonders  zu 
nennen  sind:  Liesegang  Ober  photogr.  Papiere, 
Aktien-Ges.  für  Anilin-Fabrikation  über  „Agfa"- 
Artikel,  ein  Preisausschreiben  von  Bausch  & 
Lomb,  Rietzschel  über  „Clack" -Apparate 
und  neues  Objektiv  „Linear"  F :  4,5,  Haake  & 
Albers  Ober  Zinks  Pigmentdruck  und  Brune 
&  H-öfinghoff  über  ihren  „Brillant" -Entwickler, 
von  welchen  ferner  Probefläschchen  in  reich- 
licher Anzahl  vorliegen. 

Der  Vorsitzende  teilt  mit,  dass  die  in  voriger 
Sitzung  zu  Vorstandsmitgliedern  gewählten  Herren 
sämtlich  die  Wahl  angenommen  haben.  Zu 
Kassenrevisoren  werden  die  Herren  Rosen- 
bohm  und  Rundorf  gewfihlt.  Herr  Gust. 
Schmidt  Oberweist  der  Vereinsbibliothek  ein 
Exemplar  seines  neuen  Werkes;  „Jahrbuch  des 
Pbotographen  und  der  photographischen  In- 
dustrie" . 

Herr  Hanneke  legt  zwei  Worelsche 
Farbenphotographien  vor,  die  nach  der  Aus- 
bleichmetode hergestellt  sind.  Herr  Worel 
hat  über  sein  Verfahren  in  den  „Mitteilungen" 
ausführlich  berichtet.  (Siehe  Phot.  Mitteil.  1902, 
Seite  336).  Bei  der  Fixage  der  vorliegenden 
Proben  soll  ein  ErwÄrmen  derselben  eine 
Rolle  spielen,  eine  Neuerung,  über  die  bisher 
noch  .nichts  bekannt  ist.  Von  den  beiden 
Bildern  ist  das  Blumenstock  eine  Aufnahme 
nach   .der    Natur,    das    Genrebild     eine    Kopie 


von  einem  Farbendruck,  und  ist  besonders  das 
erstere  bei  der  anerkannten  Schwierigkeit  des 
Prozesses  als  recht  gut  gelungen  zu  bezeichnen. 
Ein  Urteil  Ober  die  Richtigkeit  der  Farbenwieder- 
gabe ist  allerdings  nicht  möglich,  da  man  die 
Originale  leider  nicht  zum  Vergleich  hat.  — 
In  der  Diskussion  macht  Herr  Dr.  Tobias  auf 
den  Widerspruch  aufmerksam,  der  darin  Hegt, 
dass  man  zunächst  möglichst  lichtunechte  Farb- 
*  Stoffe  nehmen  müsse,  um  den  Prozess  zu  be- 
schleunigen, und  nachher  sollen  diese  selben 
Farbstoffe  durch  die  Fixage  lichtecht  gemacht 
werden.  Eine  vollständige  Fixierung  werde  wohl 
nie  erreicht  werden.  —  Herr  Quidde  erblickt 
in  der  guten  Wiedergabe  der  grauschwarzen 
Schatten  des  Blumenstückes  einen  Beweis  von 
der  Richtigkeit  des  Mischungsverhältnisses  der 
Farben.  —  Herr  Klepp  und  Herr  Hanneke 
sprechen  über  die  Bedeutung  der  Vorpräparation 
des  Papieres,  da  die  Leuchtkraft  der  Farben 
diu-ch  Einsinken  in  die  Papierschicht  stark  be- 
einträchtigt wird.  Der  Vorsitzende  meint,  es  sei 
zu  verwundern,  warum  Worel  die  Drucke 
lackiere.  Immerhin  sei  es  nach  Worels 
Verfahren  möglich,  ansehnliche  Kopieen  auf 
Papier  zu  machen,  während  die  sonstigen 
Dreifarbenbilder  nur  in  der  Durchsicht  wirken. 
—  Herr  Dr.  H es e kiel  misst  dem  Verfahren 
keine  praktische  Bedeutung  bei,  da  man  wohl 
selten  ein  brauchbares  Resultat  erzielen  werde, 
obgleich  die  vorliegenden  Drucke  besser  seien 
als  die  seinerzeit  von  Dr.  Neu  haus  an- 
gefertigten. Herr  Dr.  Hesekiel  bemerkte 
bei  dieser  Gelegenheit,  dass  demnächst  auch 
das  indirekte  Dreifarbenverfahren  für  Papier- 
kopieen  brauchbar  wird,  und  zwar  in  der  Weise, 
dass  man  zunächst  den  blauen  Druck  anfertige. 
Auf  diesen  quetscht  man  die  rote  Kopie,  aus  der 
nach  einiger  Zeit  die  rote  Farbe  von  dem  unter- 
liegenden blauen  Druck  her  ausgesaugt  werde. 
Das  Gleiche  geschieht  mit  Gelb,  so  dass  schliess- 
lich alle  drei  Farben  in  einem  Blatt  vereinigt 
sind.  Die  Versammlung  sieht  dieser  überaus 
interessanten  Neuerung  mit  Spannung  entgegen. 


39 


KLEINE  CHRONIK. 


Fragekasten:  1.)  „GewAhi'en  Gelbscheiben 
in  Verbindung  mit  gewöhnlichen  (d.  h.  nicht 
farbenempfindlichen)  Platten  Vorteile  bei  Land- 
schaf tsauf  nahmen?"  —  Die  Herren  Hanneke, 
Haberlandt  und  Quidde  sind  der  Ansicht, 
dass  die  Gclhscheibe  nur  die  Exposition  be- 
deutend verlängere,  einen  praktischen  Nutzen 
nber  nicht  habe,  da  die  gewöhnlichen  Platten 
für  Gelb  und  Grün  so  gut  wie  gar  nicht  empfindlich 
sind.  Eine  Empfindlichkeit  dafür  zeigt  sich  erst 
bei  sehr  langer  Exposition.  Herr  Rudolphy 
will  dagegen  bei  Aufnahmen  von  Schneeland- 
schaften eine  bessere  Wirkung  erzielt  haben, 
was  Herr  Quidde  jedoch  darauf  zurückführt, 
dass  durch  die  Gelbscheibe  in  diesem  Falle  nur 
eine  Überexposition  verhindert  wurde.  Herr 
Hanneke  und  Klepp  vertreten  den  theoretisch 
richtigen  Standpunkt  der  Anwendbarkeit  der 
Gelbscheibe,  da  bei  gewöhnlichen  Platten  bei 
genügend  lange  ausgedehnten  Spektralaufnahmen 
eine  Wirkung  über  Gelb  hinaus  bis  ins  Rot 
hinein    festgestellt  sei. 

2.  , Liegen  Erfolge  in  der  Katatypie  vor?"  — 
Herr  Hanneke  hat  Versuche  damit  angestellt 
und  wird  in  der  nflchsten  Sitzung  die  Resultate 
zur  Vorlage  bringen.  Es  ist  zu  beachten,  dass ' 
die  Herren  Prof.  Ostwald  und  Dr.  Gross  bei 
der  öffentlichen  Vorführung  specielle  Rezepte 
nicht  mitgeteilt  haben.  —  Herr  Dr.  Hesekiel 
hat  kürzlich  mit  Dr.  Gross  gesprochen,  der  ihm 
von  den  zahlreichen  Briefen  erzählt  habe,  die 
taglich  einlaufen  und  alle  das  eine  Thema  • 
variieren:  „es  geht  nicht*.  Das  Publikum  möge 
sich  noch  ein  wenig  gedulden,  in  8 — 12  Wochen 
werde  Weiteres  veröffentlicht  werden. 

3.  Die  in  der  letzten  Nummer  der  „Mit- 
teilungen" beschriebene  Selbstherstellung  von 
Albumin-  Diapositivplatten  dürfte  dem  namentlich 
im  Plattengicssen  Ungeübten  doch  Schwierigkeiten 
bereiten.  Ich  erlaube  mir  deshalb  die  Frage: 
Sind  derartige  Platten,  ungcsilbert  oder  haltbar 
gesilbert,  im  Handel?"  —  Herr  Hanneke  ver- 
neint diese  Frage,  auch  die  Anfertigung  von 
Chlorsilber -Gelatine -Platten  sei  fast  von  allen 
Fabriken  wieder  aufgegeben,  der  zu  geringen 
Nachfrage  wegen.  Es  Werden  für  die  Herstellung 
von  Diapositiven  jetzt  meist  Bromchlorsilber- 
platten genommen. 

4.  „Gibt  es  ein  Verfahren,  die  glänzenden 
Schatten  der  Pignientbilder  stumpf  zu  machen?" 

—  Der  Vorsitzende  glaubt,  dass  gegen  diesen 
(ilanz  in  den  Tiefen,  der  durch  die  Dicke  der 
Gelatineschicht  entstehe,  schwerlich  etwas  zu 
machen  sei.  —  Herr  Dr.  Hesekiel  meint,  dass 
vielleicht  Aufquetschen  auf  eine  Mattscheibe 
helfe. 

5.  „Kann  mau  ein  sehr  hartes  Negativ  in 
ein  weiches  umwandeln  und  eventuell  wodurch?" 

—  Der  Vorsitzende  hiilt  Abschwächen  mit  Am- 
iuüniumj)crsulfat  für  das  allein   in  Betracht  Kom- 


mende,    dauert     aber     die    Abschwftcbuog    zu 
lange,   so   werden   die  Tiefen  auch  angegriffen. 

Herr  Hanneke  legt  eine  Anzahl  Bilder  vor, 
die  nach  Zinks  neuem  Kopierverf ahren 
hergestellt  sind.  Dieselben  ähneln  Pigmentdrucken 
und  zeigen  eine  feine  durchgehende  Struktur. 
Über  die  Einzelheiten  dieses  Verfahrens  ist  nur 
soviel  bekannt,  als  die  Firma  Haake&  Aljbers 
in  Frankfurt  a.  M.,  die  die  Generalvertretuns: 
übernommen  hat,  mitteilt:  Das  Photometer  und 
der  Übertrag  fallen  fort,  denn  das  Bild  kopiert 
sichtbar  und  wird  seitenrichtig.  Auch  ist  keine 
so  grosse  Sorgfalt  beim  Entwickeln  nöt%,  denn 
die  Kopie  ist  nicht  so  leicht  verletzbar  und 
verträgt  heisses  Wasser,  ohne  Blasen  zu  geben. 
Als  Unterlage  dient  das  im  Handel  befindliche 
Pigmentpapier.  Der  Subskriptionspreis  für  dieses 
als  „Oxydationsprozess"  bezeichnete  Verfahren 
ist  35  Mk.,  es  müssen  aber  mindestens  200  Unter- 
schriften beisammen  sein,  ehe  das  Verfahren 
mitgeteilt  wird.  Es  scheint  sich  um  eine  der 
Ozotypie  ähnliche  Sache  zu  handeln. 

Herr  Hanneke  legt  ferner  eine  Anzahl 
Bilder  auf  Panpapier  vor.  Die  Firma  Liese- 
gang in  Düsseldorf  hatte  ein  Preisausschreiben 
für  dieses  Papier  veranstaltet,  und  waren  uns 
die  prämiierten  Bilder  zur  Vorlage  zugesagt. 
Leider  mussten  dieselben  aber  wegen  der  Ver- 
schiebung der  Sitzung  wieder  zurückgesandt  "wer- 
den ;  statt  dessen  gelangt  eine  Anzahl  anderer  Pan- 
bilder  von  Herrn  Hanneke  zur  Cirkulation.  Pan- 
papier ist  ein  Entwicklungspapier,  dem  durch  die 
Entwicklung  verschiedene  Töne  gegeben  werden 
können  (siehe  PhoL  Mitt,  1901,  Seite  129).  — 
Herr  Haberlandt  hat  früher  mit  diesem 
Papier  Versuche  angestellt  und  dabei  gefunden, 
dass  es  überaus  schwer  ist,  damit  eine  grössere 
Anzahl  gleichmässiger  Bilder  zu  erzielen.  — 
Herr  Hanneke  sagt,  dass  man  über  den 
Charakter  eines  Papieres  nur  nach  Vergleichs- 
kopien urteilen  könne.  Albumin  habe  z.  B. 
die  reichste  Tonskala,  und  im  Vergleich  damit 
werde  man  finden,  dass  die  meisten  modo-nen 
Entwicklungspapiere  ziemlich  hart  arbeiten. 

Es  folgen  nun  einige  Mitteilungen  Ober 
Pinakol-Entwickler.  Herr  Rudolphy  hat  5  bi;« 
6  Platten  entwickelt,  aber  keine  besonderen 
Vorteile  gefunden.  —  Die  Herren  Rosen- 
bohm  und  Hei  nicke  haben  einige  Platten 
damit  zur  Zufriedenheit  entwickelt,  letzterer 
betont  aber,  dass  bei  der  Kleinheit  der  Probe. 
fläschchen  ein  wirkliches  Urteil  kaum  möglich 
sei,  auch  werde  man  jetzt  mit  Ansuchen,  neue 
Entwickler  zu  probieren,  Oberhäuft.  —  Der  Vor- 
sitzende bestätigt,  dass  für  das  praktische  Ar- 
beiten das  fortwährende  Erscheinen  neuer  Ent- 
wickler nicht  angenehm  sei,  nichtsdestoweniger 
sind  wir  den  Fabriken  dankbar,  dass  sie  uns 
ihre  neuen  Erzeugnisse  zusenden;  übrigens  sei 
der  heute  verteilte  Entwickler  in  sicherlich  aus- 


40 


KLEINE  CHRONIK. 


reichender  Menge  vorhanden.  —  Herr  Hanneke 
macht  darauf  aufmerksam,  dass  beim  Pinakol 
nicht  die  Entwicklungssubstanz,  sondern  das 
Pinakolsalz  N  die  Hauptsache  sei.  Dieses  soll 
Soda,  Poltasche  oder  Ätzalkali  ersetzen,  die 
£ntwicklung  beschleunigen,  dabei  aber  das 
Krftuseln  verhindern  und  die  Platten  klar  halten ; 
der  damit  hergestellte  Pyrogallol  •  Entwickler, 
Pinakol  P,  färbe  Platten  und  HAnde  nicht  gelb 
und  arbeite  schneller  als  der  '  Pottasche-Ent- 
wickler (siehe  Phot.  lAitteil.,  Seite  12).  ■—  Herr 
Landgerichtsrat  Hauchecorne  sucht  den  Grund 
des  Krftuselns  der  Platten  ausschliesslich  im 
Wasser,  denn  dieselben  Platten,  die  hier  gar 
nicht  kräuselten,  haben  im  Gebirge  (Riesengeb.) 
schon  im  Entwickler  gekräuselt,  hiergegen  habe 
auch  ein  Bestreichen  der  Ränder  mit  Kautschuk 
nicht  geholfen.  —  Frau  ExcellenJe  von  Igel  hat 
bei  einer  bestimmten  Sorte  Platten  stets  Kräuse- 
lung gehabt,  bei  Westendorp  &  Webncr 
dagegen  nie.  —  Herr  Dr.  Tobias  schiebt  es 
ausschliesslich  auf  die  Platten,  denn  auch  frQher 
beim  Eisenentwickler  sei  Kräuselung  eingetreten, 
ein  Beweis,  dass  es  nicht  am  Alkali  liege. 

Herr  Dr.  Holm  hat  Bayers  Blitzpulver 
versucht,  mit  dessen  Wirkung  er  ganz  zufrieden 
sei;  eine  geringere  Rauchentwicklung  habe  er 
nicht  feststellen  können.  Am  meisten  jedoch 
bevorzuge  er  das  sogenannte  Kugelblitzlicht  von 
Krebs.  Dasselbe  sei  kugelförmig  in  Seidenpapier 
gewickelt  mit  zwei  Fäden  daran;  an  einem 
hängt  man  es  auf  und  mit  dem  anderen  ent- 
zündet man  es.  —  Im  Anschluss  daran  findet 
ein  Meinungsaustausch  statt  Ober  die  Zweck- 
mässigkeit von  Pustlicht  und  Blitzlicht. 

M.  Kiesling.  A.  Quidde. 

NB.    In   dem  Sitzungsbericht  vom  9.  Januar 
(S.  16)  ist  bei  der  Mitteilung  der  Vorstandswahl 
fibersehen    worden,    anzuführen,   dass   für    das 
Amt  des  Bibliothekars  Herr  Dr.  Ad.  Hese-  , 
kiel  wiedergewählt  worden  ist. 


Vereinlgiuig  von  Amateur  -  Photo- 
graphen zn  Elmshorn. 

Am  23.  November  1902  hatten  »ich  auf  Ein- 
ladung des  Unterzeichneten  fflnf  Amateur-Photo- 
graphen im  „Holsteinischen  Hofe"  zusammen- 
gefunden, um  Ober  die  Gründung  eines  Amateur- 
Vereins  zu  beraten.  Trotz  der  geringen  Zahl 
der  Erschienenen  wurde  die  Gründung  be- 
schlossen, da  man  hoffte,  durch  mflndtiche 
Agitation  noch  eine  Reihe  von  Mitgliedern  ge- 
winnen zu  können.  Zum  Vorsitzenden  wurde 
Lehrer  Kohlsaat  und  zum  Kassirer,  Kaufmann 
Langmaak  gewählt.  Der  monatlich  zu  be- 
zahlende Beitrag  wurde  auf  0,50  Mk.  festgesetzt 
und  zum  Vereinslokal  der  „Holsteinische  Hof 
bestimmt.     In  der   Sitzung  vom    30.  November 


waren  bereits  acht  Mitglieder  anwesend,  während 
noch  fernere  Anmeldungen  mit  Sicherheit  er- 
wartet werden  konnten.  In  dieser  Versammlung 
wurde  mit  der  Festsetzung  des  Vereinsstatuts 
vorgegangen.  Seitdem  haben  noch  fernere 
Sitzungen  stattgefunden,  am  19.  Dezember  1902 
und  9.  Januar  1903.  In  der  ersteren  zeigte 
Herr  Kummerfeldt,  wie  mit  einer  einfachen 
Camera  Stereoskopaufnahmen  gemacht  werden 
können,  und  Herr  Härder  fQhrte  die  Behandlung 
des  abziehbaren  Celloidin-Papiers  vor.  In  der 
letzten  Sitzung  hielt  Herr  Langmaak  einen  ein- 
gehenden Vortrag  über  „Photographische  Appa- 
rate." Referent  stellte  vor  allem  die  Forderung 
auf,  dass  Anfänger  in  der  Photographie  un- 
bedingt einen  Apparat  mit  Mattscheibe  nötig  haben, 
weil  nur  an  einem  solchen  das  Einstellen  gelernt 
werden  kann  und  dieses  fOr  die  Beherrschung 
der  photographischen  Technik  unumgänglich  not-  < 
wendig  ist.  Er  gelangte  nach  Erörterung  der 
Vorzüge  und  Nachteile  sämtlicher  gangbaren 
Systeme  zur  Verwerfung  der  sogenannten  Kasten- 
apparate, empfahl  dagegen  die  Klappapparate, 
namentlich  diejenigen  mit  Schlitzverschluss.  Die 
Versammlung  zeigte  sich  in  allen  Punkten  mit 
dem  Vortragenden  einverstanden.  Zum  Schluss 
zeigte  Herr  Kummerfeldt,  wie  durch  ent- 
sprechende Belichtung  und  Entwicklung  mit 
dem  Pan-Papier  die  verschiedensten  Farben  töne 
erzielt  werden  können.  —  Die  Mitgliederzahl 
des  Vereins  ist  jetzt  auf  13  angewachsen. 
Friedrich  Kohlsaat,  Vorsitzender. 


Amateur-Photographen  -Verein 
„Gnt  Licht«*,  Rlxdorl  b.  Berlin. 

Der  Amateur -Photographen -Verein  „Gut 
Licht",  Rixdorf  b.  Berlin  veranstaltet  in  den 
Tagen  vom  10.  bis  13.  Apri  1903  eine  Aus- 
stellung von  photographischeu  Erzeugnissen 
seiner  Mitglieder.  Dieselbe  findet  in  Hoff- 
manns  Festsälen  (Inhaber  H.  Tiel)  Rixdorf, 
Bergstr.  151  —  152  statt. 


Der  hier  seit  einiger  Zeit  bestehende  PhetO- 

graphisehe  LMeürkel  Rv4olsta4t  ist  jetzt  in 

einen  Verein  gleichen  Namens  umgewandelt 
Lehrreiche  Zeitschriften,  eine  verhältnismässig 
gute  Bibliothek  und  endlich  ein  guter  Ver- 
grösserungs-  und  Projektions -Apparat,  haben 
dem  jungen  Verein  bereits  30  Mitglieder  zugefQhrt. 
Vereinsabende  alle  14  Tage  Freitags  im 
Hotel  zur  Krone,  hier. 

Adresse:  H.  WenBel,  Rn4olsta4t,  Schvara- 
burgentr.  67  p. 


41 


KLEME  CHRONIK. 


Monats -Versaimnliuig   der  Sektion 

Steglüx  der  Deutschen  Gesellscliaft 

▼Ott  Freunden  der  Photographie 

am    22.   Februar   1903,    Abeods    8*/»    Uhr,    im 

Restaurant  Kaiserhallen. 

V^orsitz:    Herr  Direktor  C.  Breuer. 

Die  Versammhing  ist  zabh-eich  besucht;  ein- 
gegangen sind:  Jahrbuch,  III.  Bd.,  der  Photo- 
graphischen Geaellflchaft  in  Bremen ;  zwei  Hefte 
»Mittcüungen  photographischen  Inhalts*  von 
Lechner  in  Wien;  Beschreibung  der  Siegriste- 
Camera  von  Fraaz  Kahn,  BerUn,  und  Ent- 
wickler und  Biitzlichtproben  von  Dr.  G.  Krebs, 
Offenbach. 

Die  Versammhing  nimmt  von  den  Eingingen 
mit  Interesse  Kenntnis;  die  Proben  werden  mit 
der  Massgabe  verteilt,  dass  die  Empfänger  Ober 
'den  Ausfall  der  Versuche  in  der  nächsten  Sitzung 
berichten. 

Herr  Breuer  bringt  Leistenproben  mit  In- 
tarsien f Qr  kleinere  Bilderrahmen  aus  der  Leisten- 
fabrik von  Karl  Friemel  in  Rixdorf  zur  Vorlage, 
die  wegen  ihrer  exakten  Arbeit  und  schönen 
Muster  den  vollen  Beifall  der  Versammlung 
finden. 


Sodann  erliih  das  Wort  Herr  S  k  o  w  r  o  n  D  e  c  k 
von  der  N.  F.  G.  zu  seinem  Vortrage:  »Experi- 
mentelle Behandhing  des  Lentapapicres*.  Die 
lichtvollen  Ausfahrungen  des  Vortragenden  und 
die  Ergebnisse  des  Experiments,  sowie  die  vor- 
gdegten  Bilder  in  den  versduedenslen  Papier- 
Sorten  und  Farbentonen  i  eclillei  tigeu  voO- 
kommen  die  dem  Papier  nachgerOhmten  Eigen- 
sdiaften,  und  wird  es  sich  nach  diesem  Vortrage 
in  unserer  Sektion  sicher  viele  Freande  er- 
werben, wie  es  auch  wohl  eins  von  den 
wenigen  der  neu  erscheinenden  Papiere  sein  wird, 
welches  sich  auf  dem  umfangreicrfaen  pboto- 
graphischen  Handelsmarkt  einen  danemden  Pbtz 
sichern  wird. 

Ein  weiterer  interessanter  Vortrag  <lcs  Herrn 
Oberingenieur  Brinkmann  Ober  Herstellnng 
der  Trockenplahe  musste  der  vorgerOckten  Zeit 
wegen  vertagt  werden. 

Zum  Schhiss  wurde  noch  eine  Probeauf- 
nahme mit  dem  eingangs  eq^flhnten  Bhtzlicht- 
pulver  fär  Zeitaufnahmen  gemacht,  aber  deren 
Ergebnis  ebenfalls  in  der  näc^isten  Sitznag  be~ 
richtet  werden  soll. 

L  A.:  P.  Gebhardi, 
L  SchritfObrer. 


Verschiedenes. 

Bromsilber-Kopieil  in  farbi^^en  Sehr  verschiedenartige    gelbe,    rote,    braune 

Tönen.  "°^    grOnschwarze    TOne   gibt    z.  B.    das  Pan- 

Bekanntlich  iMsst  sich  die  Farbe  der  Brom-  ^^ 
Silberkopien  durch  Variationen  in  der  Entwickler^ 

Zusammensetzung  nur  wenig  modifizieren.   Einen  __   ,        ^   ••    .  ,. 

*     *           Gl               «K       WA..  Telos-Celloldinpaplcr. 

weit  grösseren  Spielraum  gewAhren  hierin   die  '^   *^ 

Gelatincpapiere,  welche   Chlor-  und  Bromsüber  Oswald   Mob,    Inhaber    der    Firma    Xau- 

enthalten.     So  gibt  z.  B,    das  Vdoxpapier    mit  mann  &  Zimmermann-Leschwite  bringt  ein 

nachfolgender  Lösung  blauschwarze  Töne:  Celloidinpapicr  auf  den  Markt,  welches  als  Un- 

Natriumsulfit  krystallis.    .    .     16^  terlage    der    Celloidinschicht    kein    Barytpapier 

Wasser 300  trftgt,    sondern    eine    neue    eigenartige    Papier- 

Brenzkatechin 4  prftparation,  wodurch  die  Kopien  unzerkratzbar 

Atznatron 3  „  werden.      Das    Mohsche    Papier    soll    schnell 

Pur    den    Gebrauch    werden    10  cau   dieser  kopieren  und  tonen. 

Lösung    mit    100  ccm    Wasser    und    3   Tropfen  -               - 

Bromkali-Lösung  gemischt.     Bedingung  fflr  die  

Erzielung  guter  W.i^chwarzer,  resp.  bUugrauer  ^alon    de    Photographie    de«   PhotO- 

Töne  ist,  dass  nicht  zu  lange  exponiert  worden  ist  wIttO  in  x'ariS. 

Bräunliche    Töne    gibt    nachfolgender    Ent-  Die  diesjfthrige  Ausstellung  des  Photo-Club 

Wickler:  wird  am   1.  Mai  eröffnet  und  dauert  bis  Ende 

2  proz.  Brenzkatechin-Lösung      20  crm  Ifai.     Nur  wirklich  kflnstlerische  Photographien 

lOproz.  Pottasche-Lösung  .    .      10    „  sind    zugelassen.     Anmeldungen    sind    bb    zum 

Wasser 20    „  1 .  April  an  den  GeneralsekretAr  des  Photo-Clubs« 

10  proz.  Bromkali-Lösung  .    .       3  Tropfen  44,  Rue  des  Hathurins,  Paris,  zu  richten. 


42 


L_ 


KLEINE  CHRONIK. 


Fragen  und  Antveorten. 


H^ie  lange  bleiben  Aufnahmen  eniwick- 
iungsfähig?  Auf  Bromsilber -Papier  ge- 
machte Positive  verlieren  mit  der  Zeit  ihre 
Jßn  *^fjicklungsfähigkeit. 

Die  Dauer  der  Entwicklungsfähigkeit  hängt 
nicht  allein  von  der  Art  der  Emulsion,  sondern 
auch  von  dem  Material  der  Unterlage  ab.  Auf- 
nahmen auf  guten  BromsUberplatten-Fabrikaten 
bleiben  bis  zu  2  Jahren  und  länger  enkwicklungs- 
fflhig.  FOr  Celluloidfilms  ist  die  Ausdehnbarkeit 
der  Entwicklung  eine  kürzere,  da  an  und  für 
sich  die  Films  eine  geringere  Haltbarkeit  auf- 
weisen; man  beachte  diesbezflglich  die  Daten- 
angaben auf  den  Enveloppen.  Sehr  variable 
ist  die  Entwicklungsgrenze  bei  den  verschiedenen 
Bromsilberpapieren;  siehe  diesbezQgli<. i:  ,.:ch 
den  Artikel  von  G.  Koppmann  im  vorigen 
Jahrgang  der  Photographischen  Mitteilungen. 
Seite  193. 

Welches  ist  die  beste  Zusammensetzung 
des  Glycin '  Entwicklers^  d)  für  Stand- 
Entwicklung^  b)  für  Rapid-  Entwicklung^ 
um  harte  oder  weiche  Negative  tu  erhalten? 

Im  allgemeinen  gelten  folgende  Regeln:  Je 
mehr  Bromkali  eine  EntwicklerlOsung  enthält, 
desto  härter  fallen  die  Negative  aus;  das  gilt 
insbesondere  für  die  mit  Soda  oder  Pottasche 
zusammengesetzten  Entwickler.  Je  verdünnter 
die  EntwicklerlOsung  genommen  wird,  desto 
w^cicher  werden  die  Bilder,  auch  Vermehrung 
des  Pottasche-  oder  Ätzalkaligehalt  gibt  grössere 
Weichheit.  —  Manche  Entwickler  neigen  an 
und  für  sich  dazu,  etwas  härter  zu  arbeiten, 
z.  B.  Hydrochinon;  andere  wieder  entwickeln 
vornehmlich  zarte,  weiche  Negative,  z.  B.  Edinol, 
Rodinal,  Glycin. 

I>er  Ausfall  des  Negativs  ist  nicht  allein  von 
der  Wahl  des  Entwicklers,  sondern  auch  von 
der  Qualität  der  Emulsion,  der  Exposition  etc. 
so  dass  sich  sogen.  Universal-lfezepte  für  alle 
Fälle  überhaupt  nicht  geben  lassen. 

Für  Glycin-Standentwicklung  empfehlen  wir 
folgende  altbewährte  Vorschrift: 

Destilliertes  Wasser  (heiss)   .      400  g 

Glycin 5  „ 

Krist.  schwefligsaures  Natron       15  „ 
PotUsche 40  , 

Diese  Vorratslösung  wird  für  den  Gebrauch 
mit  der  fünffachen  Menge  Wasser  versetzt. 
Dieser  Entwickler  gibt  vortrefflich  zarte  Negative. 

Für  schnelle  Entwicklung  finden  Sie  Rezepte 
pag.  41   unten. 

Zur  Erzeugung  speciell  harter  Negative  eignet 
sich  besonders  Hydrochinon-Soda  mit  Bromkali- 
zusatz. 

Für  Rapid  -  Entwicklung  dient  am  besten 
Metol-Rodinal,  Brenzcatechin-Ätzalkali  etc. 


Eine  ausführliche  elementare  Darstellung  Ober 
das  Ansetzen  der  Entwickler  nebst  Angabe  der 
verschiedenen  Rezepte  gibt  Ihnen  E.  Vogel, 
Taschenbuch  der  praktischen  Photographie, 
10.  Auflage.     Seite  102—134. 

Auf  die  Frage  {Seite  2g)  zur  Ent- 
fernung von  starkem  Gelbschleier  aus  Ne- 
gativen- welcher  durch  zu  viel  Sulfit- 
gehalt in  Glycinstandentwickler  enstanden 
istf  geht  uns  noch  folgende  Mitteilung  zu: 

Die  sorgfaltig  fixierten  und  gut  gewaschenen 
Platten  werden  in  gewöhnlichem  2 — 3  {igen 
Quecksilberchlorid- Verstärker  gebleicht,  darnach 
werden  die  Negative  nochmals  gründlich  aus- 
gewässert und  in  verdünnter  Ammoniaklösung 
wieder  geschwärzt.  • —  Selbst  der  hartnäckigste 
Gelbschleier  lässt  sich  auf  diese  Art  ganz  vor- 
züglich entfernen.  —  Zudem  werden  Platten, 
welche  bis  zur  Gelbschleierbildung  entwickelt 
wurden,  durch  die  eingetretene  Verstärkung 
nur  gewinnen  können.  —  Das  Schwärzen  in 
Natriumsulfit-Lösung  ist  bei  diesem  Verfahren 
zu  unterlassen,  da  leicht  hierdurch  der  Farb- 
schleier wieder  auftritt.  S.  C. 

Woraus  besteht  die  Lösung  der  Flüssig- 
keitsfilter  von  Dunkelzimmerlampen  für  hell- 
gelbes unschädliches  Licht?  Wie  lässt  sich 
solche  herstellen? 

Die  Dunkelkammer-Filter-Cuvetten  enthalten 
eine  gesättigte  Lösung  von  Kaliumbichromat. 
Die  Dicke  der  Flüssigkeitsschicht  in  der  Cuvette 
soll  nicht  unter  1  cm  betragen.  Hochempfind- 
liche Platten  entwickele  man  in  nicht  zu  grosser 
Nähe  dieser  Cuvetten. 

Wer  liefert  einen  leichten  Filmapparat, 
Stereo  gy^i8  cm,  mit  Schützverschluss  vor 
der  Platte^  an  welchem  ich  meine  zwei 
Doppelanastigmate,  Görz  Serie  Jll  No,  o, 
von  12  cm  Brennweite  i^nver stellbare^  ohne 
Schnecken^ang)  verwenden  kann? 

Gefl.  Angabe  diesbezüglicher  Adressen  bis 
17.  März  an  die  Redaktion  erbeten. 

Können  Sie  mir  ein  Handbuch  über 
die  Absorptionsspektren  der  Farbstoffe  emp- 
fehUn? 

H.  W.  Vogel,  Praktische  Spektralanalyse, 
Verlag  von  Gustav  Schmidt- Berlin. 

Wo  kann  man  Cr  am  er  s  isochromatische 
Platten,  wovon  in  Eders  Jahrbuch  für  Igo2, 
•^'  53^  gesprochen  wird,  in  Belgien  be- 
kommen? 

Eine  Niederlage  der  Gramer  -  Platten  in 
Belgien  ist  uns  nicht  bekannt.  Vielleicht  kann 
uns  aus  dem  verehrlichen  Lesekreise  jemand 
eine  Firma  angeben.  —  Die  Adresse  der  Fabrik 


43 


KLEINE  CHRONIK. 


selbst  ist:  G^  Gramer  Dry  Platc  Co.,  St.  Louis. 
Mo.  (Nordamerika). 

Bitte  um  Angäbe  einer  guten  Vor  sehr  iß 
zu  Metoi-  Glycin- Entwickler  fiir  Moment- 
au/nalimen. 

Siehe  das  betr.  Rezept  im  Hauptteil  dieses 
Heftes  S.  93. 

Wie  hat  man  bei  dem  Relief  druck-  Ver- 
fahren vorzugehen  r 

Der  dem  Briefkasten  zugemessene  Raum 
reicht  nicht  dazu,  ganze  photographische  Ver- 
fahren zu  schildern.  Diesbezüglich  mOssen  wir 
auf  die  vorhandenen  Spezialwerke  verweisen, 
z.  B.  Vi  dal,  Photoglyptie,  zu  beziehen  durch 
Gustav  Schmidt-Berlin  W. 

In  No,  2  des  laufenden  Jahrganges  ist 
des  Buches  ^Die  Elemente  der  photo- 
graphischen Optik€  von  Dr,  Hugo  Schrö- 
der Erwähnung  getan. 

In  diesem  Buch  wird  auf  S.  JS  folgende 
Formel  entwickelt:  a=  (d+r)  (i  -m)  =d-^r 
—dm  -—mr  =r  (i—  m)  —md,  in  welch  letzter 


Formel  offenbar  d  zu  fehlen  sckemL  An 
einen  Fehler  von  selten  des  Verfassers  ist 
wohl  nicht  zu  denken,  weshalb  ich  um 
gütige  Aufklärung  bitte. 

In  der  beanstandeten  Formd  liegt  tatslchficfa 
ein  Irrtum  vor,  es  fehlt  die  Grosse  d. 

Man  könnte  annehmen,  dass  d  vcmachUssitct 
wurde,  weil  es  sehr  klein  ist.  Diese  Annahme 
steht  jedoch  im  Wiedersprach  mit  einem  Sauc 

auf  S.  39  in  der  Mitte: sind  die 

Formeln  allgemein  gültig,  znmal  nichts  als  zu  klein 
vernachlässigt  ist! 

IVcu  für  ein  ÖffnungsverhäÜnis  ist  für 
ein  Objektiv  empfehlenswert^  welches  für 
Landschafts  -  Momentaufnahmen  benutzt 
werden  soü,  die  später  vergrossert  werden 
sollen? 

Wir  empfehlen  Ihnen  fOr  Ihre  Zwecke  einen 
Anastigmaten  von  ca.  1:7.  Über  die  Vorteile 
und  Nachteile  lichtstarkerer  Objektive  haben  wir 
im  II.  Novemberheft  einen  lAngereo,  gemcin- 
verstfindlichen  Artikel  gebracht. 


Geschäftliche  Mittellniigeii. 

Ton  4er  Rtthenover  i^seheii  IiiAiistrie- 
Anatalt  Torm.  Emil  BvbcIi,  A.-Q.,  ging  uns 

folgende  Mitteilung  zu: 

Von  Amateur-Photographen  sind  uns  in  den 
letzten  Monaten  wiederholt  Aplanate  mit  der 
Gravierung:  „Rathenower-Rapid-Aplanat"  oder 
„Rathenower  -  Universal  -  Aplanat"  eingeschickt 
worden  mit  dem  Ersuchen,  solche  zu  prüfen, 
da  die  Objektive  nicht  das  leisteten,  was  für 
Busch-Rapid-Aplanate,  Serie  D,  in  unserer  Preis- 
liste angegeben  sei.  Wir  konnten  den  be- 
f reff  enden  Herren  nur  antworten,  dass  die  frag- 
lichen Aplanate  nicht  unser  Fabrikat  seien  und 
nur  darauf  hinweisen,  was  in  der  Vorrede 
zu  unserem  Katalog  bezüglich  Gravierung  unserer 
Objektive  deutlich  gesagt  ist.  Um  jedoch  nach 
Möglichkeit  weiteren  Missverständnissen  in  vor- 
gedachtem Siqne  vorzubeugen ,  möchten  wir  an 
dieser  Stelle  nochmals  darauf  hinweisen,  dass 
alle  unsere  Aplanate  und  Anastigmate  mit  unserer 
vollen  Firma:  Rath.  Opt  Ind.-Anst.  vorm.  Emil 
Busch,  Rathenow,  oder  wenigstens  abgekürzt 
mit  R.  O.  I.  A.  vorm.  Emil  Busch,  Rathenow, 
graviert  sind. 

Wie    uns    die    AcUen  -  Gesellscliaft    für 

Anilin-Fabrikation    mitteilt,    gelangen  hin  und 
wieder     Anfragen    an    sie,     ob     die     „Agfa"- 


Platten  mit  dem  früheren  als  »Anilin'-  Platten 
bekannten  Fabrikat  identisch  seien,  und  bitieo 
uns,  darauf  hinzuweisen,  dass  absolut  keine 
Änderung  in  der  Fabrikation  eingetreten  ist; 
nur  der  Wunsch,  eine  einheitliche  Bezeichnung 
einzuführen.,  sei  für  die  Wahl  der  Bencnn  uns: 
„Agfa "-Platten  massgebeud  gewesen. 

Die  Bezeichnung  „Agfa"  ist  nur  die  Zu- 
sammenziehung der  Firmen-Anfangsbuchstaben 
Actien- Gesellschaft  für  Anilinfabrikation. 


Eingegangene  Proapekte,  Preia- 

liaten  etc.: 
Rathonovor  Optisdio  InAnstrio-Aaatall, 

vorm.  Emil  Busch,  A.-G.,  Rathenow:  Preis- 
liste über  photographische  Objektive  und  Zu- 
behör nebst  neuen  Supplementlisten.  Wir  machen 
hier  besonders  auf  die  Erzeugnisse :  Anastigmat 
Serie  TI,  F  :  5,5,  Teleansatz,  Expositionsme«ser 
mit  BUdsucber    und  Taschenstativ    aufmerksam. 

Toigtlän4or  k  Sohn,  A.-Q.,  Braunschwei«;. 
Illustrierte  Beschreibung  des  CoUinears. 

Planbol  k  Co.,  Frankfurt  a.  M. :  Prospekt 
Ober  Doppel-Orthar  F  :  6,8. 

A.  Lolunann,  Charlottenburg.  Prospekt  Qt»c^r 
Spazier-  und  Touristenstock  mit  photogra- 
phischem Apparat  im  Griff. 


44 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen   und   Antworten    —   Verschiedenes    —   Ausstellungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Vereins  -  Nachrichten. 


Der     Amateur  -  Pbotograplien  -  Verein 

ChenmitS      hat     die     ,,Photographischen     Mit- 
teilungen'*  zu  seinem  Vereinsorgan  erwflhlt. 

Verein  für  Amateur-Photographle 
zu  Hannover. 

Protokoll  der  ordentlichen  Hauptversammlung. 
Montag  den  2.  Februar  1903. 
•     Restaurant:  „Stadt  Pilsen". 

Der  Vorsitzende  eröffnet  um  9  Uhr  die 
Versammlung.  Die  von  ihm  ausgearbeiteten 
Satzungen  werden  vorgetragen  und  einstimmig 
angenommen.  Darauf  berichtet  der  Vorsitzende 
Ober  die  Eingänge.  Die  Firmen:  Wilhelm 
Knapp,  Halle  a.  S.,  Gustav  Schmidt, 
Berlin,  Ungar  &  Hoffraann,  Dresden,  haben 
verschiedene  Nummern  der  in  ihrem  Verlage 
erschienenen  Zeitschriften  gesandt,  Romain 
Tal  bot,  Berlin,  seine  neuesten  Preislisten. 

Herr  BornmQller  stiftet  für  die  Vereins- 
bibliothek 2  Werke  von  Prof.  Dr.  Eder  und 
eins  von  Ed.  Valenta  über  Positiv-Prozesse. 

Der  Schriftführer  Wrede  macht  dem  Verein 
eine  schwarze  Tafel  zur  Demonstrierung  bei 
Vorträgen  zum  Geschenk. 

Dipl.  Ing.  Sc  ho  ni  an  berichtet  Ober  seine 
Bemühungen  wegen  eines  passenden  Vereins- 
lokals und  empfiehlt  warm  das  Hotel  „Zu  den 
vier  Jahreszeiten".  Er  wird  mit  der  weiteren 
Erledigung  dieser  Angelegenheit  beauftragt. 

Über  die  von  den  Herren  Nieder  Stadt 
und  Kirsten  mitgebrachten  Negative  und 
Positive  entspinnt  sich  eine  lebhafte,  lehrreiche 
Debatte. 

Als  neue  Mitglieder  melden  sich  die  Herren : 
Otto  Stephan,  Kaufmann,  Waldhausen, 
Hendrik  Lübke,  Kaufmann,  Hannover,  A. 
Burkhardt,  Magistrats-Supernumerar,  Han- 
nover, Otto  Stein,  Lithograph,  Hannover. 

Auf  Vorschlag  des  Herrn  Kirsten  soll  in 
den  Geschäftslokalen  der  Herren  Bornmüller 
(in  Firma  Potthoff  &  Abbenthern)  und 
Hendrik    Lübke    je    eine    Tafel    angebracht 


werden,  worauf  die  jeweilige  Tagesordnung  des 
Vereins  mitgeteilt  wird. 

Schluss  der  Sitzung  lOVf   Uhr. 
Der  Vorsitzende:  Der  Schriftführer: 

Alfred  Fuhrmann,      Paul  Viktor  Wrede, 
Kl.  Pfahlstrasse  2.  1.  Königstrasse  16. 

Zusammenkunft 
Montag  den  16.  Februar  1903. 

Vereinslokal:   „Zu  den  vier  Jahreszeiten". 

Um  9  Uhr  eröffnet  der  Vorsitzende  Alfred 
Fuhrmann  die  Versammlung  und  berichtet 
zunächst  über  die  Eingänge  von  RomainTalbot, 
Berlin  und  Deutsche  Coxin-Gesellschaft,  Berlin. 
Die  Deutsche  Coxin-Gesellschaft  beabsichtigt  in 
unserem  Verein  einen  Vortrag  über  ihr  Coxin 
zu  halten. 

Herr  Lüttgens  teilt  mit,  dass  die  „Photo- 
graphischen Mitteilungen  "  bei  Herrn  Bornmüller 
eingetroffen  seien  und  von  den  Abonnenten  in 
Empfang  genommen  werden  können. 

Herr  Oberpostsekretär  Kruse  meldet  sich 
als  Mitglied  an.  —  Herr  Dipl.  Ing.  Schönian 
berichtet,  dass  er  das  grosse  Klubzimmer  des 
Hotels  „Zu  den  vier  Jahreszeiten"  unter  günstigen 
Bedingungen  als  Vereinslokal  bekommen  habe; 
ferner  bittet  er  um  die  Bewilligung  der  Kosten 
des  elektrischen  Anschlusses  für  die  Projektions- 
Lampe.  Die  Bewilligung  dieser  Auslage  wird 
auf  die  Hauptversammlung  verschoben,  weil  die 
Versammlung  sich  nicht  für  zuständig  hält. 

Herr  Malta  Niederstadt  übergab  dem 
Verein   eine  eigens  konstruierte  Blitzlichtlampe. 

Herr  Dipl.  Ing.  Schönian  teilt  noch  mit, 
dass  erfreulicherweise  einige  Damen  geneigt 
sind,  dem  Verein  beizutreten. 

Darauf  folgt  die  Besprechung  der  mit- 
gebrachten Schneelandschaften.  Die  Diskussion 
ist  äusserst  lebhaft. 

Schluss  der  Zusammenkunft  gegen  11   Uhr. 
Der  Vorsitzende:  i.  V.  des  Schriftführers 

Alfred  Fuhrmann,  Hans  Schönian. 

Kl.  Pfahlstrasse  2.  1. 


45 


KLEINE  CHRONIK. 


Wk0i0grtLphlBcher  Verein  xn  Po«en* 

In  der  Sitzung  am  17.  Februar  er.  begrflsst 
der  Vorsitzende,  Herr  Stadtbaurat  Gr Oder,  die 
zahlreich  erschienenen  Mitglieder  und  macht  die 
freudige  Mitteilung,  dass  unserem  Mitgtiede  Herrn 
Jalf^  auf  der  internationalen  Ausstellung  fOr 
Amateurphotographie  in  Graz  fflr  kflnstlerich 
ausgefahrte  Gummidrücke  die  silberne  Medaille 
und  ein  Ehrenzeugnis  zuerkannt  sei;  die  An- 
wesenden beglQckwQnschten  Herrn  Jaff^. 

Die  Firma  Carl  Zeiss  in  Jena  bietet  ein 
neues  Objektiv  «dasTessar*  an,  berechnet 
von  Dr.  P.  Rudolph.  (N&heres  Ober  die 
Konstruktion  siehe  kleine  Chronik  Seite  12.) 
Es  wird  ferner  hingewiesen  auf  die  Objektive 
und  die  Palmos-Handapparate  der  vor- 
stehend genannten  Firma.  Die  Palmos-Apparate 
enthalten  Rollfilms  uit  Tageslichtwechselung. 
(BildgrOsse  6X9  bis  13X18  <m.) 

Rietzschel  in  München  zeigt  einen  licht- 
starken Universal -Anastigmat  ^I^inear*  an. 
(Höchste  Lichtstarke  F  :  4,5.);  Zech  &  Co.  in 
Charlottenburg  offeriert  seine  Bromsilber- 
Gelatine  -  Trockenplatten ,  orthochromatischen 
Platten  sowie  Platten  fQf  die  Tropen.  Falz 
&  Werner  in  Leipzig  haben  ihr  Preis- 
verzeichnis für  photographische  Bedarfsartikel 
eingeschickt. 

Die  Aktiengesellschaft  für  Anilin- 
Fabrikation  in  Berlin  bietet  ihre  photo- 
graphischen I,  Agfa  "-Artikel  an,  ferner  Perutz- 
Mflnchen  seine  Preisliste,  Wiesenhavern- 
Hamburg  seinen  Katalog,  desgleichen  Talbot- 
Berlin. 

Verteilt  wird  u.  a.  eine  Broschüre  von  Dr. 
£.  König  aber  ein  neues  Ersatzmittel  der 
Alkalien  in  den  photographiscben  Entwicklern. 
Im  Anschluss  hieran  ist  auf  den  konzentrierten 
Entwickler  »Pinakol  P."  hingewiesen,  welcher 
Pyrogall,  aroidoessigsaures  Salz  und  Sulfit  in 
passendem  Verhältnis  enthält.  Zur  Ansicht 
ausgelegt  wird  das  Jahrbuch  d«r  photo- 
graphischen Gesellschaft  zu  Bremen, 
Band  III,  ferner  die  vom  deutseben  Photo - 
Verlag  Berlin-Schöneberg  herausgegebene 
„Photo-Börse",  namentlich  für  Fabrikanten 
und  Händler  bestimmt. 

Der  Vorsitzende  zeigt  eine  grosse  Anzahl 
von  Herrn  Huth  hier  gefertigter  Abdrücke  auf 
Panpapier,  welche  wegen  ihi-er  vortrefflichen 
Ausführung  hinsichtlich  der  verschiedenen 
Tönungen  und  der  Auffassung  allgemeinen  Beifall 
fanden.  Herr  Jaffe  legte  im  Anschluss  an  die 
anderweitige  Vorlage  in  der  vorigen  Sitzung 
einen  Pigmentdruck  auf  einer  Aluminiumplatte 
vor.  Diese  Aufnahme,  eine  Rauhreiflandschaft 
darstellend,  rührt  von  einer  Serie  derartiger 
von  Herrn  Jaff6  hergestellter.  Winteraufnahmen 
her.     Er    bemerkt,    dass    die    Übertragung    auf 


eine  Mci^aOplatte  ebenso  wie  auf  eine  Papier- 
unterlage erfolgt,  daher  dieses  Verfahren  keine 
besondere  Schwierigkeit  biete. 

Herr  Oberlehrer  Behrens  spricht  anf  den 
Hinweis  seines  in  zweiter  Auflage  erschemendcn 
Gummidruckes  über  das  Gummidruckpapier  von 
Höchheimer  &  Co.-Feldkirch  bei  MOndien. 
An  der  Haod  von  der  Fabrik  gesandter  Chrom* 
grummiabzfige  beschreibt  Herr  Behrens  das 
Verfahren.  Es  wird  bemerkt,  dass  die  Vor- 
schriften für  dieses  Verfahren  auch  variiert  werden 
können,  dass  das  Papier  durchaus  glasklare  Ne> 
gadve  bedingt  und  es  noch  nicht  feststehe,  dass 
Matrizen  mittelst  Negativpapiers  hergestellt^ 
erfolgreich  für  das  Höchheimer-Papier  in  Ver- 
wendung genommen  werden  können.  Gegen> 
über  dem  früheren  englischen  Chromgummi- 
druckpapier  bemerkt  Herr  Jaff^,  hat  das  in 
Rede  stehende  den  Vorteil,  durchaus  haltbar  zu 
sein. 

Zum  Schluss  wird  ein  sogenannter  pboto- 
graphischer  Spazierstock  .Ben-Akiba*  von 
Lehmann  in  Bertin  vorgezeigt.  Der  photo- 
graphische Apparat  befindet  sich  in  der  Krücke. 
Der  zum  Teil  ausgehöhlte  Stock  birgt  kleine 
Filmsrollen  für  Tageslichtwechselung. 


Verein   zar   Förderung   der   Photo- 
graphie zu  Berlin. 

FreiUg,  den  27.  Februar  1903. 
52.  Projektionsabend. 
Herr    A.  Reich  wein:  Christiania     und   die 
nordischen  Spiele  im  Februar  1903. 


Deutsche  Gesellschaft  von  Freunden 
der  Photographie. 

Unseren  Mitgliedern  geben  wir  zur  Kenntnis» 
dass  zur  Erleichterung  der  Benutzung  der 
Vereinsbibliothek  es  den  Mitgliedern  anheim- 
gestellt  werden  soll,  Bücher  durch  Postkarte  zu 
bestellen,  mit  der  Massgabe,  dass  der  Vereins- 
diener das  betreffende  Buch  in  der  nachstehendea 
Vereinssitzung  dem  Besteller  aushändigt. 

Ferner  sind  wir  in  der  angenehmen  Lage 
von  folgender  Bereicherung  der  Vereinsbibliotfaek 
Kenntnis  zu  geben :  Die  Firma  Wilhelm  Knappe 
Halle,  hat  uns  in  liebenswürdigster  Weise 
folgende  Werke  zur  Einverleibung  in  die 
Bibliothek  zum  Geschenk  gemacht:  1  Eder^ 
Jahrbuch  1902;  1  Matthies-Masuren.  BiM- 
mftssige  Photographie ;  1  Stolze,  Kalender  1903; 
1  Mi  et  he,  Lehrbuch  der  praktischen  Photo- 
graphie; 1  Stolze,  die  Kunst  des  Vergrössems; 
1  Valenta,  Photographische  Chemie;  1.  Teil 
Anorganische  Chemie,  2.  Teil  Organische  Chemie^ 

Die  Firma  Schmidt-Oppenheim  schenkte 


46 


KLEINE  CHRONIK. 


folgende  Werke  ihres  Verlages:  Dr.  £.  Vogels 
Taschenbuch,  10.  Auflage;  Vogel-Hanneke, 
Das  photographiscbe  Pigmentverfahren;  Fritz 
Löscher,  VergrOssern  und  Kopieren  auf  Brom- 
silberpapier; Hans  Schmidt,  Die  Architektur- 
Photographie;  Dr.  E  Holm,  Das  Objektiv  im 
Dienste  der  Photographie. 

Montag,  den  9.  Februar  1903,  abends  8  Uhr: 

Ordentliche  Versammlung 

im  Casino   der.  Königlichen  Kriegs- Akademie, 

Dorotheenstr.   58/59. 

Als  MitgUeder  wurden  aufgenommen:  Herr 
Emil  Ebeling,  Kaufmann,  S.  53,  Wilmsstr.  14; 
Herr  Dr.  med.  Neu  mann,  Potsdam,  Nauener- 
Strasse  30/31;  Freifrau  von  Gablenz,  W., 
Tauenzienstr.  20;  Herr  H.  Steiner,  Ingenieur, 
Haiensee,  Ringbahnstr  117.  —  In  Vertretung  des 
durch  Krankheit  verhinderten  1.  Vorsitzenden 
abernimmt  Herr  Major  von  Wester nhagen  die 
Leitung  der  Versammlung.  Nach  Aufnahme  und 
Anmeldung  der  neuen  Mitglieder  berichtet  Herr 
Major  von  Westernhageu  über  die  zur  Ein- 
sendung nach  Hamburg  gelangten  Bilder.  Die 
Jury,  bestehend  aus  den  Herren  Major  von 
Westernhageu,  Geheimrat  Meyer,  Direktor 
Schultz-Hencke,  Direktor  Breuer  und  Frau, 
Alma  Lessing  geb.  Marschall  von  Bieber- 
stein,  sowie  Frftulein  Maria  Kundt,  waltete 
am  Sonntag  den  22.  Februar  ihres  Amtes  im 
Atelier  der  Photographischeu  Lehranstalt  des 
Lette- Vereins.  Von  den  32  eingelieferten  Bildern 
gelangten  26  Bilder  zur  Annahme,  ebenso 
4  Fenster  mit  Diapositivbildern,  2  sechs  und 
2  neun  Bilder  enthaltend. 

Als  erster  Punkt  der  Tagesordnung  gelangte 
eine  reiche  Serie  Bilder  auf  Panpapier,  die 
seinerzeit  für  das  von  der  Firma  Liesegang- 
Düsseldorf  veranstaltete  Preisausschreiben  ein- 
gesandt und  durch  Preise  ausgezeichnet  wiu-den, 
zur  Ausstellung.  Einzelne  der  Bilder  zeigten 
ganz  wundervolle  FarbentOne.  Wie  bekannt 
vfird  der  Farbenreichtum  beim  Panpapier,  welches 
ein  Entwicklungspapier  ist,  durch  die  ver- 
schiedene Länge  der  Exposition,  sowie  die 
variierende  Konzentration  des  Entwicklers  be- 
stimmt. Die  roten  Töne  erhält  man  durch  ver- 
hältnismässig lange  Expositionszeit  mit  ver- 
dünntem Entwickler  1  :  40  bis  1  :  100,  braune 
Töne  bei  mittlerer  Exposition  und  Entwickler 
1  :  10,  1  :12,  grüne  bis  olive  durch  kürzere 
Exposition  und  konzentrierteren  Entwickler.  Diese 
Angaben  beziehen  sich  auf  den  sogenannten 
Panentwickler,  den  Liesegang  als  besonders 
empfehlenswert  in  den  Handel  bringt. 

Ganz  besonderes  Interesse  erregten  an  diesem 
Abend  Bilder  grossen  Formates,  ausgestellt  von 
der  Firma  Spohr  &  Schneider,  Doro- 
theenstr. 32.  Es  waren  Kohle-  und  Gummi- 
drucke,   letztere    lediglich    Kombinationsdrucke. 


Wie  die  künstierisch  ausgeführten  Bilder  be- 
wiesen, beherrscht  die  Firma  beide  Verfahren 
in  hohem  Masse,  und  zeigten  besonders  die 
Gummidrucke  eine  Tiefe  und  Leuchtkraft  der 
Farben,  die  ausserordentiich  wirksam  waren. 
Herr  Spohr  bemerkte  in  einigen  erläuternden 
Worten,  dass  zu  den  Gummidrucken  Zanders 
Zeichenplipier  verwendet  worden  war  und 
T  e  m  p  e  r  a-Tubenfarben. 

Nach  einer  Pause  zur  Besichtigung  der 
Bilder  ergriff  Herr  Geheimrat  Meyer  das  Wort 
zu  einem  Referat  über  das  Ergebnis  der  Ver- 
handlungen des  Vorstandes  mit  verschiedenen 
Atelierbesitzern,  zur  Schaffung  erleichterter 
Arbeitsgelegenheit  für  unsere  Mitglieder.  Herr 
Jens  Lützen,  Passauerstr.  13  Frau  Kindler- 
Lenz,  Lützowstr.  97,  Herr  Spohr  &  Schnei- 
der, Dorotheenstr.  32,.  haben  ihre  Ateliers  zu 
den  gleichen  Bedingungen  zur  Verfügung  ge- 
stellt, und  wird  der  Vorschlag  des  Vorstandes, 
mit  diesen,  in  drei  verschiedenen  Stadtgegenden 
belegenen  Ateliers  die  Verhandlungen  dergestalt 
abzuschliessen,  dass  unsere  Mitglieder  zu  er- 
mässigten  Preisen  in  denselben  arbeiten  können, 
von  den  Mitgliedern  einstimmig  angenommen. 
Unseren  Mitgliedern  wird  über  die  näheren  Be- 
dingungen, Preis  etc.,  zum  1.  Aprit  d.  J.  ein  be- 
sonderes Zirkular   zugehen. 

Des  Weiteren  wird  ein  Vorschlag  des  Vor- 
standes auf  Veranstaltung  von  Lehrkursen,  deren 
Kosten  die  Gesellschaftskasse  zu  tragen  hätte, 
und  die  dazu  dienen  sollen,  die  Mitglieder  nach 
Möglichkeit  anzuspornen  und  in  allen  Verfahren, 
besonders  den  rein  künstlerischen  Zw^ecken 
dienenden,  leistungsfähig  zu  machen,  einstimmig 
angenommen.  Als  erster  solcher  Kursus  w^ird 
ein  Unterrichskursus  bei  obengenanntem  Herrn 
Spohr  in  Pigmentdruck  stattfinden,  event.  ein 
Parallelkursus  für  Tag  und  Abend.  Voraus- 
setzung bei  Veranstaltung  eines  solchen  Kursus 
ist  natürlich  eine  genügende  Anzahl  von  Teil- 
nehmern. In  der  Sitzung  selbst  erfolgten  so- 
gleich zahlreiche  Anmeldungen. 

Den  Beschluss  des  Abends  bildete  die 
praktische  Vorführung  des  verbesserten  Pro- 
jektionsapparates der  Sauerstofffabrik- Berlin. 
Die  Verbesserung  erstreckt  sich  speziell  auf  den 
Brenner,  der  entgegen  den  bisherigen  Brennern 
für  verschiedenen  Atmosphärendruck  eingestellt 
werden  kann,  so  dass  bei  den  verschiedenen 
Druckverhältnissen  und  der  damit  verbundenen 
Veränderung  der  Leuchtkraft  für  jede  Kerzen- 
stärke das  günstigste  Verhältnis  im  Sauerstoff- 
verbrauch hergestellt  werden  kann.  Zur  Probe 
des  Apparates  hatten  eine  Reihe  von  Mitgliedern 
Projektionsbilder  mitgebracht,  deren  Projektion 
dann  stattfand.  Schmerzlich  empfunden  wurde 
es,  dass  der  Apparat  noch  immer  nicht  für 
9X12  Grösse  eingerichtet  ist. 

M.  Kundt,  Protokoll.  Schriftführer. 


47 


KLEINE  CHRONIK. 


MonUg,  den  9.  Mftrz  1903,  abends  8  Uhr: 

OrdenÜicbe  Versammlung 

im  Kasino    der    Königlichen  Kriegs  -  Akademie, 

Dorotheenstr.  58/59. 

In  Vertretung  des  durch  Krankheit  ver- 
hinderten ersten  Vorsitzenden  Qbeminunt  Herr 
Major  von  Wester nhagen  die  Leitung  der 
Versammlung. 

Bei  den  geschflftlichen  Mitteilungen  wird 
nochmals  auf  die  Bedingungen  fflr  die  Ver- 
leihung der  Projektionsapparate  der  Gesellschaft 
aufmerksam  gemacht.  Der  Projektionsapparat 
fOr  9:12  Bilder,  der  besonders  viel  von  den 
Mitgliedern  in  Anspruch  genommen  wird,  be- 
findet sich  im  Lettehaus,  Viktoria  Luise-Platz  6, 
und  kann  der  Entleiher  den  Apparat  daselbst 
in  Empfang  nehmen.  Auf  Wunsch  besorgt  der 
Vereinsdiener  den  Hin-  und  Rflcktransport, 
natürlich  auf  Kosten  und  Gefahr  des  Entleihers ; 
auch  abernimmt  der  Vereinsdiener  die  Be- 
dienung des  Apparates  gegen  ein  Entgelt  von 
3  Mk.  für  den  Abend. 

Ferner  teilt  der  Schriftfflhrer  mit,  dass  die 
fOr  die  Bibliothek  getroffene  Neu  -  Einrichtung, 
durch  Postkarte  Bücher  zu  bestellen,  welche 
der  Vereinsdiener  behufs  Aushändigung  zur 
jedesmaligen  nächsten  Vereinssitzung  mitbringt, 
von  grossem  Erfolge  ist.  Die  Bibliothek  erfreut 
sich  seitdem  einer  lebhafteren  Benutzung. 

Im  Hinblick  auf  die  im  September  hierselbst 
stattfindende  grosse  Amateur-Ausstellung  macht 
der  Vorstand  den  Vorschlag,  eine  sogenannte 
Sprechstunde  einzurichten,  zu  welcher  die  Ifit- 
glieder  unserer  Gesellchaft  sich  einfinden  können, 
um  über  ihre  Negative  und  deren  eventueUe 
Weiterbearbeitung  zu  beraten.  Herr  Direktor 
Schultz-Hencke  hat  in  liebenswürdiger  Weise 
die  Leitung  dieser  Besprechungen  übernommen, 
und  findet  das  erste  Zusammenkommen  am 
Sonntag,  den  22.  d.  M.,  im  Lettehause  statt. 

Als  zweiter  Punkt  der  Tagesordnung  wurden 
die  Tage  und  Stunden  für  den  Unterricht  im 
Pigmentdruck  festgesetzt.  Es  findet  ein  für 
unsere  Mitglieder  unentgeltlicher  Tages-  und 
Abendkursus  statt.  Ersterer  beginnt  Mittwoch, 
den  1 1 .  d.  M.,  nachmittags  5  Uhr,  im  Atelier 
Spohr  &  Schneider,  Dorotheenstr.  32,  und 
sind  die  Stunden  immer  Mittwoch  und  Sonn- 
abend von  5 — 7  Uhr.  Der  Abendkursus  be- 
ginnt Mittwoch,  den  18.  d.  M.,  und  findet  immer 
Mittwoch  und  Sonnabend  von  8 — 10  Uhr  an 
demselben  Orte  statt. 

Der  Abend  gehörte  in  dieser  Sitzung  der 
praktischen  Arbeit.  Um  denjenigen  Mitgliedern, 
welche  den  Pigmentdruck  nicht  kennen,  einen 
Überblick  über  das  Verfahren  zu  geben,  fand 
eine  praktische- Vorführung  des  Pigmentdruckes 
statt.  Herr  Direktor  Schultz-Hencke  sprach 
zur  Einführung  einige  Worte   über  die  Theorie 


des  Verfahrens.  Er  erläuterte  auf  Grund  von 
ihm  auf  einfacher  Chromgelatine  bergestcßtcr 
sichtbarer  Bilder  das  Zustandekommen  der- 
selben im  Pigmentdruck,  sowie  durch  Zeichnung 
an  der  Tafel,  weshalb  es  von  nöten,  dass  man  das 
Pigmentbild  auf  eine  zweite,  resp.  wenn  man 
das  Bild  in  rechts  und  links  richtiger  Lage  haben 
will,  auf  eine  dritte  Fläche  übertragen  muss. 
Herr  Spohr,  der  zukünftige  Lehrer  im  Pigment- 
druck, übernahm  die  praktische  VorfGhmng. 
Er  zeigte  sowohl  die  einfache  Übertragung  eines 
Bfldes,  \Vie  die  Entwicklung  des  .doppelten 
Übertrages*,  so  dass  die  Mit^ieder,  w^elche  sich 
in  überraschend  grosser  Zahl  zu  dem  Kursus 
angemeldet  haben,  den  gewünschten  Übert»Gck 
über  die  von  ihnen  nunmehr  praktiscJi  aus- 
zuführenden Verfahren  gewonnen  haben. 

Im  Anschlüsse  an  die  Vorführungen  fand 
eine  lebhafte  Diskussion  über  das  Gehörte  und 
Gesehene  statt 

Der  Fragekasten  spann  dieses  Thema  weiter, 
indem  sich  in  demselben  folgende  Frage  be- 
fand :  »Wie  vermeidet  man  die  störenden  Flecken 
bei  Pigmentbildem,  die  in  schwachen  Chrom- 
bädern sensibilisiert  wurden?  Während  ich  bei 
allen  übrigen  Bädern  tadellose  Abzüge  erhalte, 
werden  die  2proz.  präparierten  immer  fleckig.' 
Dieser  Frage  waren  drei  Pigmentdrucke  bei- 
gegeben, die  hauptsächlich  in  den  Lichtern  nach 
Massgabe  der  Farbe  des  Pigments  mit  bellen 
und  dunklen  Flecken  überzogen  waren.  Da  die 
Fragestellerin,  die  den  Pigmentprozess  weit- 
gehend beherrscht,  versichert,  die  Bilder  mit 
der  gleichen  Sorgfalt  behandelt  zu  haben  wie 
immer,  und  die  Konzentration  und  die  Tem- 
peratur des  Bades  besonders  berücksichtigt  zu 
haben,  konnte  man  keine  Erklärung  finden,  und 
geben  wir  hier  die  Frage  zur  Beantwortung 
weiter. 

Des  weiteren  fand  sich  eine  Anfrage  über 
Standentwickelung  im  Fragekasten,  und  da 
dieses  sehr  interessante  Thema  lange  nicht  in 
der  Versammlung  behandelt  worden  ist,  wurde 
beschlossen,  einen  der  nächsten  Versammlungs- 
abende der  . Standentwickelung "  zu  widmen. 

Eine  Frage,  was  zu  tun  sei,  um  das  Kunst- 
verständnis der  Mitglieder  zu  heben,  fand  vor- 
läufig noch  keine  befriedigende  Erledigung. 

M.  Kundt. 


Im  Vereinsnachrichtenteil  Seite  39,  2.  Spalte, 
ZeUe24  lies  »^Cllt  lackiere"  sUtt  lackiere; 
Seite  34,  1.  Spalte,  Zeile  20  lies:  Fräulein  von 
Daum. 


Die  Manuskripte    der  Vereinsprotokolle    für 
Heft  8  erbitten  wir  bis  zum  6.  ApriL 

Die  Redaktion. 


48 


KLEINE  CHRONIK. 


Fragen  und  Antworten. 


Gibt  es  für  die  Hersteüung  von  Dia- 
posüivplatten  noch  ändert  einfachere  Ver- 
fahren, als  die  mit  Albuminschichten  i^ 

Die  verschiedenen  PrAparierungen  der  Dia- 
positivplatten,  wie  Albumin )  Kollodium,  Chlor- 
silbergelatine ^  Chlor brom Silbergelatine  dürften 
sich,  was  die  Ausführung  anbetrifft,.,  so  ziemlich 
das  Gleichgewicht  halten.  Vielleicht  versuchen 
Sie  einmal  das  Bromsilber-Kollodium-Emulsions- 
verfahrenr;  Vorschriften  hierüber  finden  Sie  in 
VogelsTaschenbuch  der  prakt.  Photographie. 
Bei  dieser  Gelegenheit  möchten  wir  daran  er- 
innei'n,  dass  auch  der  Pigmentprozess  vorzügliche 
Diapositive  liefert. 

Welchen  Anasiigmaten  halten  Sie  fiir 
eine  Klappcamera  fiir  am  geeignesten? 
Welche  Klappcamera  g^i2  cm  ist  die  beste i^ 

Es  gibt  viele  Anastigmate,  welche  für  Klapp- 
cameras gleich  gut  geeignet  sind.  Eine  dies- 
bezügliche Aufstellung  finden  Sic  z.  B.  im  Klapp- 
camera-Prospekt von  A.  Stegemann,  Berlin 
S.,  Oranienstr.  151 .  —  Gute  Klappcameras  liefern 
ebenfalls  verschiedene  Firmen ,  u.  a.  die  letzt- 
genannte Camera-Tischlerei,  ferner  C.  P.  Goerz- 
Friedenau,  Carl  Zeiss-Jena,  PaulReichardt- 
Berlin  W.,  Vo  igtländ  er  &  Sohn,  Braunschweig, 
Körner  &  Mayer-Sontheim. 

Wie  kann  man  sich  eine  schwarze,  leicht 
mit  Wasser  abwaschbare  Deckfarbe  billig 
herstellen? 

Für  starke  Deckung  auf  der  Glasseite  wird 
z.  B.  eine  mit  chinesischer  Tusche  versetzte 
dicke  Gummilösung  verwendet.  Solche  Deckung 
lässt  sich  mit  Wasser  auch  leicht  wieder  ent- 
fernen. 

Bezüglich  der  Anfrage  über  /mögen- 
Sulfit,  Seite  jo,  ist  uns  bis  Jetzt  nur  eine 
Mitteilung,  wie  folgt,  zugegangen: 

Ich  habe  das  Imogeii-Sulfit  versucht  und 
finde  es  in  seinen  Wirkungen  dem  Eikonogen- 
Hydrochinon-Entwickler  ähnlich.  Ich  habe  es 
namentlich  zur  Entwicklung  von  Bromsilber- 
vergrösserungen  benutzt  und  sehr  schöne  Re- 
sultate erhalten.  H.  T. 

Da  mein  Holzstotiv  bei  Ausflügen  sehr 
behinderlich  ist,  so  wollte  ich  mir  ein  Stock- 
stativ kaufen,  liess  aber  davon  ab^  da  ich 
hörte,  dass  dieses  nicht  genügend  feststeht. 
Ich  möchte  nun  wissen,  ob  bei  den  ge- 
wöhnUehen  Metallstativen  sich  der  oben 
gerügte  Fehler  nicht  vorfindet. 

Die  zusammenschiebbaren  Metallstative 
gewähren  nicht  die  Festigkeit,  welche  das  be- 
kannte, alte,  hölzerne  Dreigestell  besitzt.  Für 
den  Transport  sind  erstere  Stative  bedeutend 
bequemer  und  für  Apparate  kleineren  Formats, 


bis  12  X  16  cni^  ist  ihre  Festigkeit  in  den 
meisten  Fällen  eine  ausreichende.  Bei  den  in- 
einander zu  verschiebenden  Metallstativen  ist 
darauf  zu  achten,  dass  die  Röhren  bei-  Gebrauch 
frei  von  Sand  etc.  bleiben,  andernfalls  die 
Führung  in  den  Röhren  bald  eine  sehr  lockere 
wird. 

Betreff  der  Anfrage  auf  Seite  j/  über 
Phöbus-  Spiritus-  GasglühUcht-Lampe  ging 
uns  folgende  Mitteilung  zu: 

Ich  benutze  selbe  seit  2  Monaten  zur  Pro- 
jektion, sowie  zu  Vergrösserungen  und  bin  mit 
ihr  zufrieden.  Nur  scheint  mir  der  Mechanismus 
etwas  kompliziert  zu  sein,  für  den  Fall,  dass 
man  die  Lampe  behufs  Reinigung  zerlegen  muss. 
Einige  Teile  müssen  laqt  Beschreibung  ausgelötet, 
bei  anderen  wieder  Verkittungen  entfernt  und 
ersetzt  werden  etc.  Was  die  Strümpfe  anbelangt, 
so  benutze  ich  ein  und  denselben  schon  seit  2 
Monaten  und  bei  nötiger  Vorsicht  ist  selbiger 
dauerhaft  und  nicht  besonders  gebrechlich.  Ich 
benutze  den  Glühkörper  von  Henry  Hill&Co. 
Limited,  Berlin  SW.,  Alexandrinenstr.  11. 
Selbiger  hat  doppeltes,  starkes  Gewebe  und  ist 
speziell  für  Spiritus-Glühlicht-Lampen    bestimmt. 

E.   D. 

Sind  hölzerne  Doppelkasse Iten  mit  Um- 
legeschiebern den  einfachen  Metallkassetten 
Mit  herausziebaren  Schiebern  vorzuziehen? 

Über  die  billigen  Mettalkassetten  haben  wir 
schon  viel  Klage  führen  hören.  Wir  ziehen 
jedenfalls  die  solide  gearbeiteten  Holz-Doppei- 
kassetten,  wie  sie  z.  B.  die  Camera-Tischlerei 
A  Stege mann-Berlin  S.  baut,  vor;  allerdings 
ist  deren  Preislage  eine  bedeutend  höhere. 

Von  verschiedenen  Seiten  werden  fetzt 
orthochnomatische  Platten  zu  gletchem  Preise 
wie  gewöhnliche  Trockenplatten  angeboten. 
Ist  für  solchen  niedrigen  Preis  eine  gute 
Platte  lieferbar? 

Es  ist  wohl  möglich,  für  den  gleichen  Preis 
farbenempfindliche  Platten  zu  liefern,  denn  die 
Herstellungskosten  der  Emulsion  an  und  für  sich 
werden  durch  den  geringen  Zusatz  von  Farb- 
stoffen etc.  nicht  erhöht.  —  Nicht  alle  billigen 
Marken  sind  empfehlenswert. 

Es  soll  eine  auf  Pauspapier  gezeichnete 
Tuschzeichnung  auf  Negropapier  über- 
tragen werden.  Das  Negropapier  soll 
unter  der  Pause  belichtet,  schwarze  Linien 
auf  weissem  Grunde  geben.  Können  Sie 
mir  eine  Fabrik  in  Österreich  empfehlen, 
welche  ein  solches  Papier  erzeugt,  oder  ein 
Buch  angeben,  welches  die  Selbstanfertigung 
eines  solchen  Papieres  eingehend  bthandelt? 


49 


KLEINE  CHRONIK. 


Solches  Papier  fabriziert  u.  a.  J.  Gablert, 
Wien.  —  Genaue  Anweisungen  für  Selbst- 
herstellung giebt :  Vogel,  Die  photographischen 
Kopierverfahren  Seite  134.  Preis  M.  4,50.  — 
(Verlag  von  Gustav  Schmidt-Berlin). 

Im  Anschluss  auf  Seite  28  der  kleinen 
Chronik  der  „Fhot.  Mitt,""  {jgoS),  möchte  ich 
Sie  freundlich  ersuchen ,  mir  Genaueres 
über  das  Journal:  „Internationale  Kunst- 
Photographien'*  zukommen  zu  lassen, 

2  Bände  ä  6  Hefte.  Fol.  in  Mappe  ä  Mappe 
10  Mk.,  einzelne  Hefte  ä  1,50  Mk. 

Ein  Negativ  t  welches  zu  starke  Kon- 
traste hatte ^  schwächte  ich  mit  einer  öproz. 
Ammoniumper Sulfatlösung  ab  und  behandelte 
es  in  einer  y  proz.  NatriumsulfiHösung. 
Das  Negativ  wurde  sehr  schön  weich^ 
es  zeigten  sich  aber  auf  der  ganzen  Platte 
feine,  undurchsichtige  Punkte.  Woher  sind 
diese  entstanden? 

Ihre  AmmoniumpersulfatlOsung  ist  sehr  stark, 
und  dieses   wird   auch  die  Ursache  der  Punkte 


sein.  Man  verwendet  in  der  Regel  nur  2  proz. 
Lösungen. 

Für  den  doppelten  Übertragsprozess  bem 
Pigmentdruck  überziehe  ich  die  gerdnigten 
Glasplatten  mit  einer  Kolophanmmr  Wachs- 
lösung  und  gebe  dann  einen  Chromg^elaiine' 
unterguss.  Beidieser  VorpräparcOion passiert 
es  mir  oft^  dass  sich  die  Bildsckicht  am 
Rande  löst,  femer ,  dcus  beim  sweiten  Über- 
trag das  Papier  nicht  vom  Glase  herunter- 
geht, etliche  Teile  bleiben  stets  am  Glau 
sitzen.  Woran  kann  der  von  mir  begangene 
Fehler  liegen? 

Für  den  doppelten  Obertragsprozess  werden 
die  Glasplatten  einfach  nur  gewachst  oder  aach 
gewachst  und  mit  Kollodiumunterguss  (nicht 
Chromgelatine)  Oberzogen  (siehe  Vogel,  Pigment- 
Verfahren  Seite  64). 

Wie  ist  die  beste  Zusammensetzung  des 
Gerat  zum  wachsen  der  matten  Brom- 
silberkopien? 

Man  löst  1  Teil  weisses  Wachs  in  10  Teilen 
warmem  Benzin  und  Iftsst  erkalten. 


Verschiedenes. 


Eingesandt. 

Zu  dem  in  Heft  4  enthaltenen  AufsaU  über 
Solarisation  und  Umkehrwirkung  in  der  Photo- 
graphie erlaube  ich  mir  folgende  Beobachtung 
mitzuteilen.  Beim  Entwickelp  einer  Innen- 
ansicht mit  hellem  Fenster  wurde  ich  gezwungen, 
die  Entwickelung  bei  gelbem  Licht  auszuführen. 
Sehr  bald  hatte  ich  ein  Positiv.  Bei  Versuchen 
fand  ich,  dass  jede  Unterbelichtung  bei  gelbem 
Licht,  mit  Rodinal  ausgefQhrt,  gute  Posidive  ergab, 
ohne  zu  Schleiern,  während  bei  dem  geringsten 
weissen  Lichte  die  Platte  einen  dichten  Schleier 
zeigte. 

B.  Graf  von  der  Schulenburg. 

Hierbei  dürfte  wohl  auch  die  Art  des  gelben 
Lichts  in  Betracht  zu  ziehen  sein.  —  Man  vergl. 
den  Artikel :  „Eine  eigentümliche  Entwicklungs- 
erscheinung" Phot.  Mitteilungen  1902,  Seite  310. 


nahmen  nach  der  Natur  (Portrftts,  Genrebilder 
Landschaften,  Früchte),  nach  Gemälden  etc. 


Retotichier-Lack. 

Äther 10  Teile 

Sandarak  6       . 

Mastix 6       » 

Blonder  Schellack 1 

Negativ-Lack. 

Alkohol  absol 350  Teile 

Gebleichter  Schellack    ...     35 

Mastix 10 

Venetianischer  Terpentin     .        1        , 
Lavendelöl einige  Tropfen 


Dreifarben-Photographle. 

Wer  sich  für  Dreifarben  -  Aufnahmen  und 
-Reproduktionen  interessiert,  machen  wir  auf 
die  vortreffliche  und  elegant  ausgestattete  Zeit- 
schrift „La  Photographie  Franqaise*  aufmerk- 
sam. Dieselbe  erscheint  monatlich  und  bringt 
in  jeder  Nummer  einen  Dreifarbendruck  in 
grösserem  Format  (bis  zu  1 5  X  22  cnt)  von  Auf- 


Ausstellungs-Nachrichten. 

Im  Herbst  dieses  Jahres  wird  in  BmÜB 
wieder  eine  All88telllU19  ftÜr  kflllStlMiSlAe 
Pbotograpllle  von  der  Deutschen  Gesellscfaaft 
von  Freunden  der  Phot.  und  Mer  Freien  phoL 
Vereinigung  veranstaltet.  Die  X^eschfiftsfühnuig 
hat  die  erstgenannte  Gesellschaft  inne  (Adresse 
der  Gesellschaft:  Berlin  W..  \^t 
Platz  6). 


kfbria    Luise 


50 


KLEINE  CHRONIK. 


Auf   der    KUBSt-PllOtegniplllSClieil    Ans-  20.  Juni  bis  5.  Juli   stattfinden,    und    wird    die 

stttlllUlfl  zu  Hmblirg   bat  die  Jury,  an   deren  Werke   der   Mitglieder    der  Gesellschaft    sowie 

Spitze  Prof.  Justus  Brinckmann  stand,  die  auch  die  fremder  Künstler  ausstellen.     Weiteie 

goldene    Medaille    folgenden    Herren    zuerteilt:  Auskünfte    erteilt    der   Vorstand:   Rue    de    Ur- 

Dr.H.  Bachmann-Graz,  H.  M.  Carstensen-  selines  39. 
Flensburg,     Wilh.     Ges  che- Hamburg,     Max 
Lorenz-Klotzsche    bei    Dresden,    Max    May- 

Hamburg      Direktor    Richter-Lipine,     Alfr.  GeschÄltllche  Mitteilungen. 

Schneider-Meissen,      H.      von      Seggern- 

Hamburg.  Ed.  IiieS61|aBg8  TerUg  ist  an  den  bisherigen 

Der  IIL   inteniattoaele  KvaStSalon  des  Leiter,   Herrn  Max  Eger,  übergegangen.     Die 

vyELFORT"  wird    im   Saale    der   „Grande  Har-  Firma    wird  weiter   geführt:    Ed.   Liesegangs 

monia*,  nie   de   la   Madeleine,  zu  Brüssel,  vom  Verlag  (M.  Eger). 


51 


UtrZtiAiiS  dtr  Utrtiit  w^Ucdn  alslmSiib  Te^unUwkiift  be^ei!^ 

AJtoaas  V«r«iMigaac  tos  AoMtewr-PhotomiplMB.  L  Von.:  Dr.  med.  Alfred  Gwmf,  Reidienstr.  4.  —  Sdaitt: 
Eduard  Reimer,  Rechtskonsulent,  Neueboii^  S.  —  &a«e.:  Ad.  Wiener,  A.-Ottensen,  Amolrtetia— e  IS.  ~  "^rrthn^iii 
ZoMmmenkfinite:  jeden  Dienstag:  Abend  91/4  ^^^f  >n  Pnbet-OeseOechaftaluins,  Könintr.  U&.  —  Bettea^:  ISlft.  jibriä. 
Eintrittsreld  8  Mk.  —  Alle  Sendunf en  aind  sn  adressieren  an  den  L  Schnftführer  jSd.  Retmer.  Nenebvxs  3 

Aa^soorgt   Aauittmr^'Vk.oitogrmphmn  Verelm.     L  Vors.:  P.  O.  LauienscMager,  Prokurist  und  Gescklftifeiter  te 


8chmid*sclien  Verla^buclihandlunr,  Baxfüsserstr.  C.  284.  —  Sdiriftl:  Alfred  Teichmmm,  kaofn.  Beamter,  Wertai^ 
bruckerthontr.  P  105 II  —  Kass.:  Josef  Ali^OUch,  Drogist  St  Asnastrasse  B.  258.  —  GesamtnülciiedexxaU:  54. 

B«rm«ai  Vereis  Hkr  Uekbaber-Pliotogimphle.  L  Vors.:  A.  Kapp,  Bredderstr.  Z,  —  Scbrtftl:  L.  Dinges,  JOänA- 
hoUstr.  86.  —  Kass.:  PK.  MichH,  KL  Plurstr.  7.  —  Buchenr.:  Fr.  Röder,  Cleferstr.  5L  —  Sitxoigen  14-tikpg  Diens4aa*ia 
Baale  der  Restaur.  Hohwarde  (HAImer  Hof)    —  jAhrl.  Beitrag  6  Mk..  Eintrittsgeld  8  Jlk. 

Basel:  Anateiur-Photocrapliea -Verein  BaseL  L  Vors.:  E.  Suier,  Feierabendstr.  87.  ~  IL  fstellrenr.)  Von.«. 
Kass.:  Rob,  PhiUppi  -  Scbriftf.:  Ed.  SchmidUMuih,  -  BibUothekar  und  Kat-Verw.:  Lotis  fCehlstadt,  —  Mitsfie^ir- 
zahl  46.    —    Sitzungen:   Jeden  Honat  einmal,  m^L  mit  belehrenden  Vorträgen,  in  der  Kunsthalle 

BerUnt  Vereta  sarPArdenuf  der  Pkotogniphle.  Gegründet  1864.  L  Vors.:  Rittmeister  a.D.  Jfofm  KkOmg, 
. .     ,  _  g^jjriftl:  Paul  Hatmeke,  Chemiker.  —    -^-        -         "  -     ■      " 


hlndler,  W.,  Lfitzowstr.  87.  —  MltgUederzahl  212.  —  Sitztmgen  zweimal  monatlich,  abends  8  Uhr.  Am  ersten  Freitagi 
des  Monats  im  Saale  des  Hotels  sum  Burggrafen,  Kurfürsienstr.  97.  Die  zweite  Sitsnnc  findet  am  rierten  Pratace  9k 
Projektionsabend  in  der  Aula  der  Kaiser  Priedxidischule  am  Savignyplatz  statt  Beitrag  für  Berliner  Ifimeds 
16  ML,  fOr  Auswärtige  12  Mk.  jährlich.  Eintrittsgeld  5Mk.  —  Adr.:  Paul  Hanneke  (s.  o). 

Berila:  UolUbUd -Verein  Berlin.  Gegründet  5.  2.  1900.  Sitzungslokal:  Restaurant  Zur  Hochschule.  Israiiaes- 
str.  4041.  —  L  Vors.:  Otto  Knopf,  Kaufmann,  Burgsdorfstr.  11.  —  Sitzungen:  jeden  1.  und  8.  Montag  im  Monat  abcaii 
prAcise  9  Uhr.  —  Eintrittsgeld  2  Mk.,  Beitrag  pro  Monat  1  Mk. 

Berlin  N.:  Antatenr-Photocmphen-Vemnlgnng  »Boe*.  Gegründet  1901.  —  Vereinslokal:  Johannisstr.  14-1Sl  - 
Sitzungen  ron  April  bis  September  jeden  zweiten  Preitag,  Abends  9  Uhr.  —  Einschreibgebühr  2,00  Mk^  monaffidier 
Beitrag  0,60  Mk.  —  L  Vor::  cand.  ehem.  Wüly  Dahee,  Hussitenstr.  79.  —  L  Schriftl:  Rudclf  Römer,  Zehdeni<^entr.  U 

Berlin:  Sektion  Btegllts  der  Deutschen  GeaHlaoluift  Yon  Freunden  der  Photogmphle.  Vors.:  Direktar 
C.  Breuer,  Friedenau,  Rembrandstr.  10  1.  —  L  Schriftl:  P.  Gebhardt,  Steglitz,  Schlossstr.  118 OL  —  Sitzunr  jedes 
4.  Montag  im  Monat  im  Restaurant  „KaiserfaaUen^  Am  Markt  —  Eintrittsgeld  1  Mk.,  jlhrlicher  Beitrag  nur  7ML 

Bingen  (Rhein):  Jtmatenr-Photographen-Veretnlpuig  gegründet  1900.  Vors.:  Dr.  med.  Linden,  Schriftl  u.  Es».. 
Protjoet,  —  Sitzungen:  Jeden  ersten  und  dritten  Samstag  im  Monate.  —  Eintrittsgeld  8  Mk.    jAhrticher  Beitrag  15 Uk. 

—  Vereinslokal'  Hotel  EngL  Hol  —  Vereinsor^gan:  Photographische  Mitteilungen. 

Bösen:  i»Anuitenr-Photognu>lien-Clnb  fir  Bösen  nnd  Umgehnng.'*  Gegründet  1806.  —  Obmann:  Jlor  ScitnSker. 
Bautechniker,  Stadt-Bauamt  —  Sitzungen  alle  14  Tage,  Dienstag  Abend  9  Uhr  tm  Restaurant  ..Foreterbrftn".  Ooediestr, 
Jahresbeitrag  4  Kronen,  Aufnahmegebühr  2  Kronen. 

Bösen:  Verein  snr  Fdrdemni^  Äer  Amntenr-Photographie,  Bösen  nnd  Umgebnnjr.  —  L  Vors.  .Josef  FVatadm 
Obstmarkt  2.  —  Vereinsabende  alle  14  Tage.  Dienstag  Abend  Vfl6  Uhr  im  Cafe  Larcher,  Dreifaltigkeiuplatz  (Veretat- 
zimmer).  —  Jahresbeitrag  4  Kronen,  Einschreibgebühr  2  Kronen. 

Brealnn:  Antatear-Pnotogiraphen  Verein.  Vors.:  Buchhalter  Eduard  Schaff  er,  Höfchenstr.  61  IL;  Schriftl  Kaite. 
Hermann  KÜgler,  Tschepineretr.6;  Kass.:  Oberielegraphen -Assistent  Paul  Weber,  Matthiasstr.  176  HL  —  Sitsuagss 
wöchentlich  emmal.  —  Anfragen  und  Zuschriften  an  den  Schriftführer.  —  Eintritt  \  Mk.,  monatlicher  Beitrag  75  PL 

BreeUra:  Sohlealsohe  Geselachalt  ron  Prennden  der  Photographie.  Vors.:  Dr.  R.  Riesenfeld.  Ohlauer  Stadt- 
graben 28.  —  Sitzungen  Freitags,  abends  8i't  Uhr  im  Rizzibrflu,  Zwingerplatz  3.  —  Eintrittsgeld  8  Mk.  jährt.  Beitn; 
12  Mk.  für  Einheimische,  8  Mk.  für  Auswärtige. 

Budapest:    Budal  Camera  KOr.    I.  Vors.:  Oberhuber  Teno.  —  I.  Schriftl:  Szentzimrei  Deasö.  —  Kass.:   Pm/  Lm 

—  Sitzungen  im  Restaurant  „Alagut"  [L  k.  Alagut  utca  2]  abends  8  Uhr  an  jeden  ersten  und  dritten  Donnentag,  Im- 
sammenkfinfte  an  jeden  zweiten  und  Tierien  Donnerstag  des  Monats.  —  Beitrag  für  active  Mitstieder  12.  für  paisiT« 
Mitjrlieder  4  Kronen  jährlich.  —  Eintrittsgeld  3  Kronen.  —  Adr.:  Oberhuber  JenÖ,  Budapest  I.  k.  Bors  ucta  8.  IL 

Cnarlottenburs:      Charlottenburger    Camera-Club.      L    Vors.:    V.    Wimnier,    Ingenieur,    Cauerstrasse  19  IL 

—  Sitzungen  abends  8  Uhr  am  ersten  imd  dritten  Donnerstage  des  Monats  im  Restaurant  ..Prinz  Luitpold'  n 
Chariottenbuig,  Berlinerstr.  —  Beitrag  für  Berliner  Mitglieder  (incl.  Vororte)  9  Mk..  für  auswärtige,  passive  Mitglieder 
8  Mk.  jährtich.    Eintrittsgeld  8  Mk. 

Chemnlts :  Amnteur-Photographen-Vereln.  L  Vors. :  Franz  Eckardi,  Stadtbaumeister.  —  Schriftl :  Ernst  Emmnch 
Lehrer,  Chemnitz,  Reichstr.  40.  --  Sitzungen:  alle  14  Tage  Dienstags  im  Klubiokal.  Langestr.  12. 

CAln-Nlppes:  Photofraphlscher  Amateur-Club.  Vors.:  Lehmann,  KgL  Eisenbahn-Sekretär.  —  Schrift:  Wttl 
KgL  Eisenb.-Stationsassistent  —  Kass.:  Reinhardt,  Restaurateur.  —  Sitzung  jeden  ersten,  dritten  bezw.  fünften Fnüaf 
jedes  Monats  im  Restaurant  .,Zur  Post".  —  Adresse:  Eisenbahn-Sekretär  Lehnu»nn,  Coin-Nippes,  Kempenerstr.  861 

Dansl^:  Weatpreuaelache  Gesellschaft  ron  Freunden  der  Photographie.  Oegründet  1893.  L  Vors.:  Direbor 
des  bakteriologischen  Instituts,  Dr.  med.  Petruschky  in  Lanrfuhr  bei  Danzig,  Kastanienweg  8.  —  Schriftl:  E.  Blech.  Ar^ 
diakonus.  St  Katharinen-Kirchplatz  2.  —  Kass.:  Felix  Kavealki,  Kaufmann,  Langenmarkt  82.  —  Sitzungen  abcedi 
1  t9Uhr  im  Saale  der  Naturtorschenden  Gesellschaft,  Frauenthor,  am  zweiten  resp.  am  vierten  Dienstag  des  Monatz- 
Beitrag  für  einheimische  (westpr.)  Mitglieder  10  Mk.,  für  auswärtige  2  Mk.  Eintrittsgeld  2  Mk.  —  Adresse :  E.  Blech  {%  t , 

Dresden:  Dresdner  Gesellschaft  zur  POrdemn|^  der  Amateur-Photo^rapnle.  Vorsitzender:  Rentier  E. Frakm, 
Schumannstr.  24  —  Kassierer:  Direkt.  M.  Hermtann.  —  Besond.  Einriebt:  DunkeUimmer,  Bibliothek.  LesezirkeL  At«ücr 

Duisburg:  Amateur-Photoi^aphen-Vereln.  Gegründet  Juli  1902.  —  I  Vors.:  Carl  Roiahn,  —  I.  Schriftl:  Ivgm. 
O.  Wiegand.  —  Kass.:  Gusi.  Neuhaus.  —  Sitzungen  jeden  1.  8.  uud  5.  Sonnabend  im  Monat  im  Hotel  ..Prinz  R^r^nf  - 
Beitrag  10  Mk,  für  ordentL  und  6  Mk.  für  ausserordentl.  Mitgl.    -  Adresse:  Cnrl  Rnjahn,  Friedrich-Wilhelmstr.  7 

Blmshom:  Verein  ron  Amateur*Photographen. 

Brfurt:  Photographischer  Klub.  Vors.:  Hugo  Büchner,  Rentier,  Cvriaxstrasse.  Sitzungen  jeden  zweiten  Diencta; 
im  Restaurant  Steiniger.    Aufnahmegebühr  3  Mk.,  Jahresbeitrag  für  Einheimische  11.50  3ik..  für  Auswärtige  4  ML 

Brfurt:  Verein  Preluide  der  Llchtblldkunst.  Oegründet  1901.  L  Vorsitzender:  Rob.  Müller,  Erfurt.  Gartensir,:!. 
-  Sitzimg  jeden  Donnerstag  abends  8  Vi  Uhr  Pomona,  Gartenstr.  70  L  Vortrags-,  Übungs-  u.  Projektionsabende.  —  Beitn{ 
jährlich  5  Mk.    Eintrittsgeld  1  Mk. 

Prankfurt  a.  O.:  Naturwissenschaf tL  Verein  d.  Res.-Bes.  Prankfurt  a.  O.,  Photogiraphleche  AbteUaai. 
Adr.:  Richard  Kawser  Nchf,  Frankfurt  a.  O.,  Junkerstr.  20.  —  Kass.:  Bankier  Max  Grrwig,    Frankfurt  a.  O.,  Wilhelmplzn. 

Frankfurt  a.M.:  Vereinigte  Amateur -Photographen.  Gegründet  1894.  L  Vors.  :£.  i^offc,  Apotheker,  Blnek£^ 
Strasse  25/27.  —  L  Schriftl:  C.  Wall,  Kaufmann.  Eppsteinerstr.  28.  —  Kass.:  Carl  Pfisterer,  Kaufmann,  Leerbachstr  4t- 
Sitzuneen:  Monatlich  einmal  an  jedem  dritten  Montag  im  ,.Hotel  du  Nord"  Grosse  GaUusstr.  17.  —  Au)bahmeg«bfihr  2 Iß: 
Jährt.  Beitrag  12  Mk.  für  hiesige.  6  Mk.  für  auswärtige  Mitglieder.  —  Adresse  :A.  Kohn,  Frankfurt,  Gr.  Bschenbeimerstr.  9 

Gerat  Freunde  der  Photographie.  Gegründet  19.  5.  1899.  L  Vors.:  Robert  lAker,  Kaufmann.  Gera-Untenahsn. 
Agnesstr.  2.  —  Schriftl:  Wilhelm  Dietzel,  Kaufmann,  Schuhgasse  14.  —  Kass.:  Gustar  Roller,  Kaufmann.  Oc» 
Langenberg.  Hermannstr.  —  An  jedem  1.  u.  3.  Mittwoch  Versammlung,  am  S.  u.  4.  Mittwoch  geseihges  BeiKammensets  ia 
Vereinslokal  „Gewerbehaus''.  —  Eintrittsgeld  3  Mk.  u.  jährl.  Beitrag  6  Mk.  -  Adresse:  W.  Dietzel,  Gera  R..  Scfauhgs«» 

Qotha:  Verelnlgunjg  Gothaer  Amateurphotog^aphen.  I.  \^r8.:  Ingenieur  Wedekind,  Ohrdruferstr.  89.  —  Schitti- 
Rentier  O.  Rudolph,  Kaiserstr.  84a.  —  Kass. :  Tierarzt  Georges,  Pfortenrasse  1.  —  Bibliothekar:  Lehrer  Beck,  Kaiserstr.SlH 

—  Versamminngen  finden  jeden  1.  und  3.  Mittwoch  des  Monats  im  Hotel  „Schützen'^  statl 

Görllts:  Photopraphlaohe  Geeellachnft.  Gegründet  1895.  Vors.:  Apotheker  Renner,  Consulstr.  21.  —  SitsuBga- 
Jeden  ersten  Montag  im  Monat  (ausgenommen  Juli  und  August)  8^/1  Uhr  Abends  im  Vereinslokal  ,.Engli.%cher  Gancc' 

—  Beitrag  6  Mk.  jährlich.    Eintrittsgeld  8  Mk. 

Cta^ls:  Freunde  der  Photographie.  Gegründet  1895.  L  Vors. :  Fabrikdirektor  C.  Prüfer,  —  IL  Vors.  Fabrik» 
W.  WüM,  —  Schriftl:  Kaufmann  M.  Möschke  —  Kass.:  Landrentenbankkassierer  Sehneider.  —  Sitzung  alle  14  Tip 
MiUwochs.  —  Jahresbeitrag  9  Mk.    Aufnahmegebühr  8  Mk.  —  Adresse:  Fr.  d.  Ph.  C.  Prüfer,  Greiz  L  V. 

Halnlchen:  Verein  sur  Pflege  der  Photographie  für  Halnlchen  und  Umfeffend.  Vereinslokal :  Bahafe» 
restauranl  —  Vers,  jeden  1.  Montag  i.  Monat  —  Vors.  Fr.  Wilh.  Büschel,  Kratzmühle  b.  Hainichen. 


Hamburg:    Freie  Vereinigung  ron  Amateur -Photopraphen.     I.  Vors.r  Heinr.  Beck,  Schmiedestr.  6.  —  ! 
Rud.  Schvartz,  Buxtehuderstr.  22,  Harburg  —   L  Schriftf. :   P.  Jordan,  Catharinenstr.   88,  Hambui^g.    —  Sitzungen  j<*t 
1.    und   3.  Montag    im   Monat    im  Vereinslokal,    Restaurant   zum   Dornbusch,   Dombusch   Nr.   2 — 4   part.    —     An   ^ 


52 


I 


DJHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen   und  «Antworten    —    Verschiedenes    —   Ausstellungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  BAitteilungen. 


Vereins  -  Nachrichten. 


pPhotographlsche  GeseUschalt 
zu  Danxif . 

Die  i^Westpreussische  Gesellschaft  von 
Freunden  der  Photographie  zu  Danzig"  hat 
ihren  Namen  wie  oben  in  Oberschrift  an- 
gegeben geändert.  Die  Neuwahl  des  Vorstandes 
gestaltete  sich  wie  folgt:  Vorsitzender:  Ober- 
lehrer Dr.  Terletzki;  Stellvertreter:  Direktor 
Dr.  med.  Petruschky;  Schriftführer:  Archi- 
diakonus  £.  Blech;  Kassenwart:  Konsul 
Poschmann. 


Dresdner  Cresellschait  zur  Förderung 
der  Amateur-Photographie,  e.  V. 

108.  ordentliche  Sitzung, 
Montag,  den  9.  Februar  1903. 
Vorsitzender:  Herr  Rentier  F.  Frohne, 
Der  Vorsitzende  eröffnete  die  Sitzung,  heisst 
die  Anwesenden  herzlich  vidllkonmien  und  teilt 
mit,  dass  sich  die  Herren  Kunstmaler  Paul 
Hirstchfeldt,  William  Müller  und  Hilfs- 
topograph Paul  Petermann  zur  Mitgliedschaft 
angemeldet  haben.  An  geschäftlichen  Eingängen 
sind  zu  verzeichnen:  III.  Jahrgang  des  Photo- 
graphischen Jahrbuches,  übersendet  von  der 
Photographischen  Gesellschaft  in  Bremen.  Preis- 
liste für  VergrOsserungen  von  Blum,  Preisliste 
über  photographische  Stockcamera  »Ben  Akiba" 
und  Preisliste  für  Agfa-Artikel  der  Anilin-Aktien- 
Gesellschaft  zu  Berlin.  Der  Vorsitzende  erteilt 
nunmehr  Herrn  Landschaftsmaler  Oskar 
Schütz  das  Wort  zu  seinem  Vortrage  über 
.Aufnahmen  nach  der  Natur".  Der  Vortrag 
gipfelte  im  Prinzip  in  einem  Vergleich  der  Kunst 
des  Malers  mit  derjenigen  des  modernen  Photo- 
graphen. Redner  stellt*  sich  dabei  nicht  auf 
den  leider  häufig  anzutreffenden  Standpunkt, 
dass  die  Photographie  von  der  Malerei  zu  ver- 
-werfen  sei,  sondern  sucht  als  tüchtiger  Fachmann 
und  guter  Amateurphotograph  Verbindungen 
zwischen  beiden  zu  schaffen,  wobei  er  für  die 
Vertreter    beider    Künste    den  jLudwig  Rich- 


terschen    Satz:    „Erst    Sehen    lernen*    an    die 
Spitze  stellt.     Wie    der  Maler    beim   Skizzieren 
in    grosse    Intimität    zur  Natur    tritt,   den  Blick 
und  das  Auge  schult,  so    soll    auch  der  Kunst- 
photograph   in   gleicher  Weise  Studien  treiben, 
soviel  wie  mOglich  arbeiten  und  auffassen^  Erst 
dann    wird    eine    Photographie,    welche    durch 
moderne  Verfahren  zur   Kunstphotographie   er- 
hoben   wird,    mehr    Einheitlichkeit    aufweisen. 
Wie  sich  der  Zeichner  hüten  muss,  Ergebnisse 
zu   bringen,  die    das    Auge    nicht    gesehen    hat 
(Redner   verweist   hierbei    auf  Jdas  Abzeichnen 
von     Moment  -  Photographien      für     illustrative 
Zwecke),    so    soll    auch    der    Kunstphotograph 
darauf  bedacht  sein,  im  Bilde  nichts  zu  korrigieren, 
was  das  Auge  nicht  ^n  natura    wahrgenommen 
hat.     Auch  vor  Einseitigkeit  warnt  der  Redner 
und     empfiehlt    dem    Maler     wie    dem    Kunst- 
photographen   ein    Studium    guter    Bilder    und 
Musterwerke,    sowie   Naturstudien.     Interessant 
ist    schliesslich     die    Verwendung    vorteilhafter 
Verzeichnungen  der  photographischen  Objektive 
für    den    Maler,  sowie    die    Stellungnahme    des 
Redners  zu  Genreszenen  und  Porträts.    Redner 
vertritt  den  Satz:  „Was  gestellt  wird,  wird  selten 
so  natürlich,  als  dasjenige,  was  man  im  Moment 
erfasst" ;  ferner  spricht  er  die  Ansicht  aus,  dass 
es  besser    sei,  von    dem    als    Motiv    gewählten 
Gegenstande  'möglichst    viel    verschiedene  Auf- 
nahmen zu  fertigen  und  die  beste  auszuwählen, 
als  nur  eine  Aufnahme  herzustellen    und    diese 
so    lange    zu    verbessern,    bis    ein  brauchbares 
Bild    entsteht.      Der    Vortrag,    welcher   seitens 
der  Anwesenden  mit  lautem  Beifall  aufgenommen 
wird,  erhält  durch  eine    von    dem  Redner  ver- 
anstaltete     Ausstellung      von      hervorragenden 
Skizzen    etc.,    sowie    von   Photographien,    eine 
würdige  Umrahmung.     Hierauf  erteilt  der  Vor- 
sitzende Herrn  Lang  das  Wort,   welcher  Neu- 
heiten in  Stativen,  ferner  einen  Tageslicht-Ver- 
grOsserungsapparat  und  einige  damit  hergestellte 
Bilder    vorführt.     Daran    anschliessend    demon- 
striert   Herr  Redakteur  Schnauss    einen    von 
der    Firma    Geo.    Houghton    &    Son,    London, 


53 


KLEINE  CHRONIK. 


eingeffihrten  Dichtigkeitsprflfer  („Densitometer'). 
Das  kleine,  sehr  sinnreich  erdachte  Hilfs- 
instrument ist  bei  der  Diapositivherstellung, 
sowie  beim  Bromsilberverfahren  vorteilhaft  ver- 
wendbar. Der  Vorsitzende  verliest  nunmehr  die 
in  dem  Fragekasten  enthaltenen  Fragen,  von 
denen  sich  die  erste  durch  die  Konstitution  der 
Prüfungskommission  erledigt  und  zu  der  zweiten : 
«Was  für  Farben  werden  zum  Kolorieren  von 
Diapositivplatten  empfohlen"  ?  seitens  des  Vor- 
sitzenden die  Firma  M.  Petzold  in  Chemnitz 
und  seitens  des  Herrn  Kunstmalers  Hirsch- 
feldt  die  Firma  Unger  St  Hoffmann  in 
Dresden  genannt  werden.  Herr  Kunstmaler 
Hirschfeldt,  welcher  Negative  zur  Vorlage 
bringt,  welche  Verzeichnungen  an  Objektiven 
demonstrieren,  macht  schliesslich  darauf  auf- 
merksam, dass  man  gezwungen  i^t,  derartige 
Erscheinungen  durch  Retouche  zu  beseitigen* 
Dr.  V.  Bellach,  I.  Schriftführer. 


Verein  für  Amateur-Photographie 
zu  Hannover. 

Ordentliche     Hauptversammlung     Montag,    den 

2.  März  1903. 
Vereinslokal:  „Hotel  zu  den  vier  Jahreszeiten". 

Der  Vorsitzende  eröffnet  um  9  Uhr  die 
auch  von  Damen  gut  besuchte  Versammlung 
und  teilt  mit,  dass  der  Verein  polizeilich  ange- 
meldet und  die  Satzungen  genehmigt  sind. 
Der  Schriftführer  Wrede  verliest  die 
Protokolle  vom  2.  und  16.  Februar,  die  ange- 
nommen werden. 

Darauf  hält  Herr  Dipl.  Ing.  Schönian 
seinen  Vortrag  Über  „Die  künstlichen  Licht- 
quellen in  der  Photographie".  Der  Vortragende 
setzt  auseinander,  welche  Eigenschaften  von 
den  künstlichen  Lichtquellen  zu  fordern  sind. 
Um  die  Einwirkung  verschiedener  Lichtquellen 
auf  die  photographische  Platte  zu  zeigen,  wird 
eine  Aufnahme  mehrerer,  verschiedener,  neben- 
einander aufgestellter,  brennender  Leuchtkörper 
gemacht  (Kerze,  Petroleumlampe,  elektrische 
Glühlampen  mit  normaler  Spannung  und  mit 
Oberspannung,  Auerlicht,  Magnesium  und 
elektrisches  Bogenlicht).  Die  Aufnahme  wird 
mit  einer  „Isolar"-Platte  der  Aktien-Ge- 
sellschaft für  Anilin-Fabrikation,  Berlin, 
gemacht  und  lässt  die  verschiedenen  Licht- 
abstufungen ausserordentlich  gut  erkennen, 
dieselbe  wird  mittels  Projektionsapparates  vor- 
gezeigt. 

Es  zeigt  sich,  dass  Magnesium  und  elekrisches 
Bogenlicht  als  die  geeignetsten  Lichtquellen  in 
der  Photographie  zu  betrachten  sind.  Nach  Vor- 
ausschickung einer  kurzen  Beschreibung  des  Vor- 
kommens von  Magnesium  und  seiner  fabrik- 
mässigen    Darstellung    wird    das    Magnesium    in 


seinen  verschiedenen  Formen  als  Pustlicht,  Band- 
licht  und  Blitzlicht  vollgeführt.  Sodann  bespricht 
der  Vortragende  die  gebräuchlichsten  Apparate, 
welche  zur  Erzeugung  des  Magnesiumlidites 
erforderlich  sind:  die  von  den  Firmen: 
Potthoff  &  Abbenthern  und  Hendrik 
Lübke  in  liebenswürdigster  Weise  zur  Ver- 
fügung gestellten  Apparate  werden  in  Moddien 
und  Lichtbildern  vorgeführt  und  in  ihrer 
Funktion  erklärt.  Besonders  eingebend  fOhrt 
der  Vortragende  das  elektrische  Bogenficht 
vor,  die  Entstehung  des  Lichtbogens  und  die 
Behandlung  der  Bogenlampen  wird  an  der 
Hand  von  Experimenten  gezeigt.  Interessant 
gestalten  sich  die  Experimente  mittels 
Induktionsapparates,  hier  wird  ein  Quantum 
Blitzlich^ulver  durch  Funkenübertragung^  znr 
Zündung  gebracht,  anderseits  erfolgt  die 
Zündung  durch  glühenden  Draht  mitt<>l«  kleiner 
Akkumulatoren. 

Redner  dankt  den  verschiedenen  Firmen: 
Pottboff  &  Abbenthern,  Hendrik  Lübke, 
Otto  Giese,  photochemisches  Laboratorium 
in  Magdeburg,  und  Dr.  Krebs,  photochemische 
Fabrik  „Helios"  Offenbach,  die  ihm  zu  seinemVor- 
trage  Apparate  und  Blitzlichtpulvermischungen 
zur  Verfügung  gestellt  haben,  wie  auch  be- 
sonders Herrn  P.  V.  Wrede  nebst  seinem 
Assistenten  Herrn  Ludwig  Bleyer,  die  sich 
imi  die  Herstellung  der  Diapositive  für  die 
Projektionslampe  verdient  gemacht  haben.  Zum 
Schlüsse  bemerkt  der  Redner,  dass  sein  Vor- 
trag auch  den  Zweck  habe,  die  Mitglieder  an- 
zuregen, ihre  Erfahrungen  auf  den  verschiedenen 
Gebieten  dem  Verein  zu  gute  kommen  zu 
lassen. 

Der  Vorsitzende  spricht  Herrn  Dipl.  Ing- 
Schönian  für  seinen  hochinteressanten,  lehr- 
reichen Experimental -Vortrag  im  Namen  der 
Mitglieder  seinen  Dank  aus. 

Im  Anschluss  an  diesen  Vortrag  führt  der 
hiesige  Vertreter  der  Farbenfabriken  vorm. 
Fried.  Bayer  &  Co.  in  Elberfeld,  Herr  Richard 
Gabler,  die  von  Dr.  Quedenfeld  in  Düsseldorf 
konstruierte  Blitzlichtlampe  „Baidur*  in  Ver- 
bindung mit  Blitzlicht  „Bayer'  vor. 

Herr  Dipl.  Ing.  Schönian  beantragt  eine 
Versuchskommission  zu  wählen,  die  Ober  die 
Resultate  der  eingesandten  Proben  berichten 
soll.  Hierzu  werden  gewählt  die  Herren: 
Alfred  Fuhrmann,  Paul  Viktor  Wrede, 
Theodor  Kirsten   und  Hans  Schönian* 

Als  neue  Mitglieder  werden  angenommen 
die  Herren:  Hendrik  Lübke,  Kaufmann, 
Otto  Stephan,  Kaufmann,  Otto  Stein, 
Lithograph,  A.  Burkhardt,  Magistrats-Super- 
numerar,  Otto  Kruse,  Oberpostsekretftr, 
sämtlich  in  Hannover. 

Ausgeschieden  sind :  Paul  Kleffel,  BerÜn, 
Voigtländer       &       Sohn,        Braunschwei^, 


54 


KLEINE  CHRONUC 


Xyr.  med.  BiUeb»  Hannover,   Dr.  J.  Knoeve- 
na  gel,  Hannover. 

Die  Firmen:  Otto  Giese,  photochemisches 
Laboratorium,  Magdeburg,  Dr.  Krebs,  photo- 
chemische Fabrik  i^HeUos",  Offenbach,  sandten 
zaiüreiche  Blitzpulverproben  nebst  Prospekte, 
die  Farbwerke  vorm.  Fried.  Bayer,  Elber- 
leld,  die  Prospekte  Ober  ihr  Blitzlicht  sowie 
ihren  neuen  Entwickler  «Edinol*,  desgl. 
Apotheker  Visbeck,  Stettin,  Prospekte  aber 
seine  Magnesiumlampe  lySedinia*.  Ober  die 
gesandten  Proben  wird  die  Versuchskommission 
später  berichten. 

Der  Vorsitzende  weist  nochmals  darauf  hin, 
dass  die  Vereinszeitschrift  bei  Herrn  Born- 
maller  (in  Firma  PotthofI  &  Abbenthern) 
fOr  die  Abonnenten  zum  Abholen .  bereit  liegt; 
femer  teilt  der  Vorsitzende  mit,  dass  Herr 
Adolf  Schmidt  ans  Hamburg  im  Auftrage 
der  »Deutschen  Coxin  -  Gesellschaft' , 
Berlin,  Sonnabend,  den  4.  April,  das  Coxin- 
verfahren  im  Verein  vorführen  wird. 

Als  neue . Mit^eder  haben  sich  gemeldet: 
Frau  Geh.  Ob^eg.-Rat  Kraut,  Herr  Willi 
Roerts,  Herr  Ingenieur  Buhlan,  Herr 
Richard  Gabler. 

Schluss  der  Sitzung  11  Uhr. 
Der  Vorsitzende  Der  Schriftführer 

Alfred  Fuhrmann^      Paul  Viktor  Wrede, 
Kl.  Pfahlstrasse  2,  I.  Konigstrasse  16. 


Verein   zur   Pördening   der  Photo- 
graphie xn  Berlin. 

Sitzung  vom  6.  Mfirz  1903. 
Vorsitzender  Herr  Wirkl.  Geh.  Ober-Regierungs- 
rat Dr.  Brandt. 

Zur  Aufnahme  in  den  Verein  hiü>en  sich 
gemeldet  die  Herren:  Richard  Schumacher, 
städt.  Gesanglehrer,  Hermsdorf  b.  Berlin;  Paul 
Hildebrandt,  Berlin;  Otto  Freund,  Buch- 
händler, Berlin  W. 

.  Als  Mitglieder  sind  aufgenommen  worden  die 
Herren:  Fr.  van  Dyk,  i.  Fa.  Dieskau  &  Co., 
Charlottenburg,  und  Carl  Küster,  Berlin  C.j 
ferner  der  Verein  zur  Forderung  der 
Kunst  in  Berlin. 

Zur  Verteilung  gelangen  Prospekte  von: 
Trapp  &  Mflnch-Friedberg  über  das  neue 
„Matt-AIbuminpapier",  Unger  &  Hoffmann- 
Dresden  Über  Apollo-Entwickler,  Gesellschaft 
für  chemische  Industrie  in  Basel  über 
die  Entwicklungssubstanz  Paraamidophenolchlor- 
hydrat,  DrAger werk -Lübeck  über  Kalklicht- 
brenner und  Sauerstoffapparate.  Es  zirkulieren 
ferner:  eine  Einladung  ztu-  Ausstellung,  welche 
ciie  |,Soci6t6  Jurassienne  de  Photographie"  im 
August  1903  in  Saint-Claude  (Jura)  veranstaltet, 


ein  von  der  Firma  Unger  &  Hoff  mann  gratis 
zu  beziehendes  Hilfsbuch  über  Apolloplatten, 
ein  Katalog  über  photographische  Literatur  des 
Hauses  Charles  Mendel-Paris,  der  Jahres- 
bericht der  Dresdener  .Gesellschaft  zur  Förde- 
rung der  Amateur-Photographie,  so^e  Probe- 
nummern von  Lechners  Mitteilungen  und 
Wunsches  Lichtbildkünstler. 

Herr  Baltin  legt  interessante  Papiernegative 
vor,  welche  mit  einem  alten  Portrfttobjektiv 
(unbekannter  Herkunft)  gemacht  wurden,  das 
gerade  jetzt  sein  50  jähriges  Jubiläum  feiern 
kann.  Das  Instrument  (kein  Petzval)  besteht 
aus  drei  verkitteten  Linsen,  und  ist  —  ein 
seltener  Fall  bei  jenen  alten  Objektiven  —  frei 
von  Fokusdifferenz.  —  Dann  zeigt  Herr  Baltin 
eine  Anzahl  von  Vergleichsaufnahmen,  die  den 
Beweis  erbringen,  dass  sich  auf  gewöhnlichen 
Platten  unter  Verwendung  einer  passenden 
Gelbscheibe  bei  richtiger  Exposition  der 
gleiche  Effekt  wie  auf  farbenempfiindlichen 
Platten  hervorbringen  lässt  Allerdings  verlängert 
sich  die  Belichtung  ganz  ausserordentlich,  und  man 
muss  daher  peinlich  darauf  achten,  dass  nicht  durch 
kleine  Undichtheiten,  die  bei  kurzer  Exposition 
belanglos  sind^  falsches  Licht  in  die  Camera 
dringt  Der  Gebrauch  der  in  der  Masse  ge- 
färbten C^bscheiben  des  Handels  sei  hier  nicht 
zu  empfehlen,  da  diese  stets  bräunlichen  Gläser 
zu  viel  Blau  durchlassen  und  zu  viel  Grün  ab- 
sorbieren. Da  der  "Effekt  aber  hauptsächlich 
auf  der  Grünwirkung  beruht,  so  ist  eine  rein 
gelbe  Scheibe,  die  das  Grün  nicht  schwächt 
und  das  Blau  völlig  ausschliesst,  erforderlich; 
solche  Filter  muss  man  sich»  am  besten  unter 
Benutzung  von  Tartracin  als  Farbstoff,  selbst 
herstellen.  Die  Belichtung  wird  je  nach  der 
Tiefe  der  Färbung  um  das  1(X)—3(X)  fache 
heraufgesetzt.  —  Herr  Baltin  betont,  dass  für 
den  Gebrauch  mit  farbenempfindlichen  Platten 
die  in  der  Masse  gefärbten  Scheiben  den 
charakterisierten  rein  gelben  Filtern  vorzuziehen 
sind. 

Herr  Geh.  JElat  Dr.  Brandt  bringt  eine 
grosse  Anzahl  sehr  schöner  Bromsilberver- 
grösserungen  im  Format  13  ><  18  und  18x24 
zur  Ausstellung,  welche  den  ungeteilten  Beifall 
der  Versammlung  finden.  Der  Autor  entwickelt 
seine  Negative  mit  Glycin  möglichst  zart  und 
dünn,  und  benutzt  für  diese  dann  zum  Ver- 
grossem  das  Brqmsilberpapier  von  Wellington 
&  Ward  mit  glatter  Oberfläche;  für  dichte 
Negative  dagegen  verwendet  erHesekiels  hoch- 
empfindliches Papier.  Das  genannte  englische 
Material  zeigt  grosse  Weichheit  in  der  Ton- 
abstufimg  und  schöne  tiefe  Schwärzen ;  bei  Ver* 
Wendung  der  kartonstarken  Fabrikate  rollt  es 
beim  Trocknen  nicht,  lässt  sich  gut  retouchieren 
und  neigt  ferner  nicht,  wie  manches  deutsche 
Papier,  zu  Rissen  in  der  Schicht.    Zur  Entwick- 


55 


KLEINE  CHRONIK. 


lung  eignet  sich  vortrefflich  ein  Adurol-Metol* 
entwickler;  derselbe  ist  sehr  ausgiebig ,  fflrbt 
sich  nicht  und  liefert  sammetartige  Tiefen.  — 
Herr  Dr.  Tobias  bemerkt,  dass  nur  die 
starken  Papiere  nicht  roDen,  in  dOnner  Quafitflt 
jedoch  auch  das  englische  Fabrikat,  welches 
fibrigens  doppelt  so  teuer  als  das  deutsche  sei, 
diese  Eligenschaft  zeigt,  und  Herr  Hanneke 
fflhrt  das  Rollen  auf  verschiedene  Ausdehnungs- 
fähigkeit von  Rohpapier  und  Emulsionsscbicht 
zurflck. 

Herr  Dr.  He se kiel  empfiehlt  beim  Arbeiten 
mit  dOnnen,  wfihrend  des  Trocknens  zum  Rollen 
neigenden  BromsUberpapieren  dem  letzten  Wascfa- 
wasser  2 — 4  pCt.  Glyzerin  hinzuzusetzen.  Herr 
Geh.  Rat  Dr.  Brandt  warnt,  mit  der  Ver- 
grösserung  zu  weit  zu  gehen,  da  mit  der  Grösse 
auch  die  Hftrte  der  Bilder  auffallend  zunehme, 
worauf  Herr  Hanneke  konstatiert,  dass  für 
den  Tageslichtapparat  noch  eine  4  fache  Linear- 
vergrösserung  ohne  Einbusse  an  Tönen  durch- 
zufahren sei,  während  mit  kOnstltchem  Licht 
schon    2 fache  VergrOsserungen    hart    ausfallen. 

Herr  Dr.  He  se  kiel  macht  die  bereits  in 
letzter  Sitzung  angekftndigte  Vorlage  Ober  die 
Ausgestaltung  seines  brannten  Dreifarben - 
Verfahrens  zur  Erzeugung  von  Papier- 
bildern an  Stelle  der  bisherigen  Transparent- 
bilder. 

Die  Übertragung  geschieht  in  der  Weise, 
dass  nach  dem  hinter  'dem  Rotfilter  aufge- 
nommenen Negativ  eine  Kopie  auf  Bromsilber- 
gelatinepapier  hergestelh  und  blau  gefärbt  wird. 
Die  hinter  dem  Grfln-  und  Blaufilter  gefertigten 
Aufnahmen  wurden  wie  bisher  auf  Celhdoid- 
häute  kopiert  und  diese  entsprechend  rot  und 
gelb  gefärbt.  Das  blaue  Bild  wird  nun,  noch 
nass,  auf  eine  Glasplatte  gebracht,  das  Rotbild 
darauf  gelegt,  beide  zur  Deckung  gebracht  und 
mit  einem  Rollenquetscher  flbergangen.  Nach- 
dem sie  5  Minuten  unter  Druck  gelegen  haben, 
hat  sich  der  Farbstoff  des  Rotbildes  in  das 
Blaubild  hineinbegeben.  Alsdann  wird  das 
feuchte  Gelbbild  aufgelegt  und  dieselbe  Mani- 
pulation wiederholt.  Man  kann  die  Häute  ziu- 
Übertragung  der  roten  und  gelben  Teilbilder 
wiederholt  benutzen;  auch  Vergrösserungen 
lassen  sich  sehr  gut  nach  dieser  Methode  her- 
stellen. Nach  den  vorgelegten  Proben  ist  man 
allgemein  der  Ansicht,  dass  dem  Verfahren  ein 
gflnstiges  Prognostikon  zu  stellen  sei.  —  Herr 
Patentanwalt  Leman  bemerkt  unter  Hinweis 
auf  den  Hektographen,  dass  das  Übergehen 
des  Farbstoffes  in  Gelatine  eine  bekannte 
Tatsache  sei.  Herr  Klepp  betont,  dass  bd 
Hesekiels  Verfahren  nur  das  unterste  Bild 
aus  Deckfarben,  die  anderen  aus  Lasurfarben 
beständen,  wodurch  Überdeckungsfehler  tunlichst 
beseitigt  warden,  und  Herr  Dr.  Hesekiel 
selbst  weist  darauf  hin,  dass  hier  nicht  wie  bei 


anderen  Verfahren  die  Farben  flbereinander 
liegen,  sondern  sich  tatsächlich  mit  einaiider 
verbinden. 

In  der  Diakussion  Ober  die  Herstellung 
von  Duplikat-  und  vergrösserteo  Ne- 
gativen erläutert  Frau  Generalin  von  Igel 
unter  Vorlage  sehr  instruktiver  Vergiciclw- 
platten  und  Abzüge  die  verschiedenen  Wege 
zur  PlattenvergrOsserung.  Zur  Herstciinng  ver- 
grOsserter  Papierposttive  wird  N.  P.  G.-Papier 
No.  II  mehr  empfohlen  als  Negathrpnpier,  da 
letzteres  zu  starke  Struktur  zeigt,  besonders 
wenn  man  nach  diesem  Positiv  das  grosse 
Negativ  in  Kohledmck  hersteOt.  Die  Snpcriorität 
des  letzteren  zur  HersteDmig  des  Kontakt- 
negatives  gegenftber  der  Bromsilberplatte  wird 
durch  Vorlage  von  Vergleidwplaftten  erwiesen. 
Fflr  die  Herstellung  sehr  grosser  Forante  wird 
aus  praktischen  ROcksichten  Negativpapier 
empfohlen,  doch  sei  dies  der  bemerkbaren 
Struktur  wegen  fflr  zarte  Sujets  nicht  ge- 
eignet. 

Herr  Haberlandt  legt  Kopien  auf  Chloro- 
typ-Papier  vor  und  weist  airf  den  Reichtnm 
der  Tonabstufungen,  die  matte,  leidlit  zn  re- 
touchierende  Oberfläche  hin,  wdehe  cfiesem 
Material  eigen,  das  sich  durch  absohites  Plao- 
liegen  in  den  Bädern  besonders  vortefllialt  aus- 
zeichne. —  In  der  Diskussion  wird  benerkt, 
dass  es  sich  hier  um  ein  unter  neuem  Namen 
auftretendes  Chlorsflbergelatinepapier  nach  Art 
des  Matt-Aristopapiers  handele,  und  das  allen 
Papieren  dieser  Klasse  das  Qattfiegen  in  den 
Bädern  eigentümlich  seL 

Fragekasten:  1.  »VHe  steht  es  mit  der 
Lichtechtheit  der  bei  dem  Dreifarbenbuchdrock 
(Autotypie)  verwandten  Farben?"  —  Hierzu 
bemerkt  Herr  Quidde,  dass  die  verwandlen 
Farben  allerdings,  an  den  Forderungen  der 
Praxis  gemessen,  ziemlich  lichtecht  seien,  von 
absoluter  Lichtechtheit  jedoch  nicht  die  Rede 
sein  könne. 

2.  „Ich  erhalte  seit  einiger  Zeit  beim  Tonen 
von  Celloldinbildern  in  getrenntem  Tonbnd  mit 
Rhodanammonium  stets  gelbe  Töne  ohne  jeden 
Stich  ins  Blaue  oder  Violette.  Woran  ficgt 
das?  —  Herr  Hanneke  rät,  stark  Oberzn- 
kopieren,  ein  Ammoniakvorbad  zu  geben  tmd 
dann  im  Rhodangoldbade  zu  tonen.  V^lkrden 
dann  nicht  tiefblaue  Töne  erzielt,  so  sei  da« 
Papier  schlecht. 

3.  ,, Worauf  ist  es  zurOckzufttbren ,  das« 
beim  Abschwächen  mit  Sprozentiger  Ammoninn:- 
persulfatlösung  das  Negativ  schwarze  Punkte 
erhält?"  —  Man  ist  allgemein  der  Ansidit,  dastt 
die  angegebene  Lösung  sehr  stark  genontuaen 
ist  und  dass  sich  überhaupt  auch  bei  aller  Vor- 
sicht nur  sehr  schwer  sichere  Resultate 
Abschwächen  mit  Ammoniumpersulfat 
lassen. 


56 


KLEINE  CHRONIK. 


4.  »Worin  besteht  das  Neue  bei  den  Vor- 
ffihningen  Mietheschei*  Farben-Photographien, 
von  denen  jetzt  so  viel  in  den  Zeitungen  die 
Rede  ist?  —  Herr  Tbieme  antwortet,  dass  es 
sich  nicht  um  etwas  prinzipiell  Neues,  sondern 
—  wie  Prof.  Miethe  übrigens  selbst  gesagt 
habe  —  nur  um  eine  Ausgestaltung  des  Ives- 
sehen  Verfahrens  handelt.  Lediglich  das  von 
Prof.  Miethe  zur  Sensibilisierung  der  Platten 
verwandte  Athylrot,  welches  die  Rotempfindlich- 
keit erhobt,  sei  neu.  —  Geh.  Rat  Brandt  fasst 
das  allgemeine  Urteil  dahin  zusammen,  dass  an 
diesem  Verfahren  noch  viel  zu  verbessern 
sei,  besonders  in  Hinsicht  auf  die  Notwendig- 
keit der  drei  zeitlich  hintereinander  liegenden 
Aufnahmen.  Dennoch  seien  hier  bereits  schöne 
Resultate  erreicht, 

5.  »Welcher  Entwickler  arbeitet  am  besten 
för  Lentapapier?"  —  Es  wird  bemerkt,  dass 
Edinol,  welches  ja  auch  in  der  Vorschrift  an- 
gegeben ist,  mit  Lentapapier  gute  Resultate 
zeitigt.  — 

Weiterhin  konstatiert  Herr  Patentanwalt 
Leman  unter  Vorlage  von  Vergleichsplatten, 
4lass  die  neue  höchstempfindliche  Lu- 
mifere-Platte  selbst  der  Schleussnerschen 
Momentplatte  an  Empfindlichkeit  bedeutend 
überlegen  ist ;  das  Korn  sei  allerdings  ein  dem- 
entsprechend starkes.  —  Das  Urteil  der  Dis- 
kutierenden hierüber  geht  auseinander;  während 
i^eh«  Rat  Brandt  dem  Urteil  des  Vortragenden 
beistimmt,  ist  Herr  B  alt  in  der  Ansicht,  dass 
•der  Zuwachs  an  Empfindlichkeit  zu  gering  sei, 
um  den  Nachteil  des  groben  Korns  der  neuen 
Platte  aufzuwiegen.  Weitere  sachverständige 
Urteile  in  dieser  strittigen  Frage  werden  in 
Aussicht  gestellt« 

Die  Mitteilungen  über  Versuche  mit  den  in 
voriger  Sitzung  verteilten  Proben  von  Brune 
^  Höffinghoffs  Brillant-Entwickler  gip- 
feln darin,  dass  hier  ein  sehr  brauchbarer,  ab- 
stimmungsfähiger  Entwickler  vorliegt,  dessen 
Preis  allerdings  als  etwas  hoch  zu  be- 
zeichnen ist. 

Brandt.  Fritz  Loescher. 


Freitog,  den  20.  März  1903, 
53.  Projektionsabend. 
Herr    Dr.    Horst  Brehm:     Streif zOge    mit 
Angelrute  und  Camera. 


Amateur  -  Photographen  -Verein 
BaseL 

Der  Vorstand  bestand  in  dem  Jahre  1902 
-aus  den  Herren:  E.  Suter,  Präsident,  Rob« 
;i*hilippi,  Vizepräsident  und  Kassierer, 
E.     Schmid,    Aktuar,    L.    Kehlstadt,    Biblio- 


thekar, Dr.  P.  Witzig  und  C.  Ramstein- 
Gschwind,  Beisitzer.  —  Der  Verein  zählte 
Ende  1902    45  Mitglieder. 

Auch  im  verflossenen  Jahre  war  der  Verein 
bestrebt,  seinen  Mitgliedern  möglichst  viel 
dessen  zu  bieten,  was  zur  Förderung  unserer 
schönen  Kunst  dienlich  sein  kann. 

Die  Versammlungen  waren  jeweilig  ziemlich 
gut  besucht,  doch  wäre  eine  noch  grössere 
Beteiligung  daran  erwünscht.  Dieselben  dienen 
ja  nicht  nur  der  Belehrung  allein,  sondern  es 
bc/ wecken  dieselben  vielmehr  noch,  dass  die 
verschiedenen  Mitglieder  mehr  mit  einander 
bekannt  werden  und  ihre  Erfahrungen,  Leiden 
und  Freuden  in  Ausübung  unseres  Sports  mit 
einander  austauschen  können. 

Laut  Vereins  -  Beschluss  wurde  ein  ent- 
sprechendes Plakat  angefertigt  und  an  ver- 
schiedenen geeigneten  Lokalen  und  Geschäften 
aufgehängt,  um  dadurch  Interessierende  Aber 
das  Wirken  und  Bestreben  unseres  Vereins 
aufmerksam  zu  machen  und  eventuell  zum  Ein- 
tritt in  denselben  zu  veranlassen. 

Infolge  der  Initiative  des  Vorstandes  und 
der  im  Schosse  des  Vereins  gestellten 
Wünsche  ist  ein  Stereoskopen-Sammelkasten 
angeschafft  worden,  welcher  mit  Diapositiv- 
Glasbildern  unserer  Mitgbeder  versehen,  je- 
weilen  an  den  Vereinsabenden  im.  Lokale  auf- 
gestellt ist;  Beschickung  desselben  ist  stets 
sehr  erwünscht  und  wird  dankend  ange- 
nommen. 

Ebenso  hat  eine  Auffrischung  unserer 
Bibliothek  mit  Ej-zeugnissen  neuerer  Literatur 
und  Werke  stattgefunden,  und  bietet  nun  die- 
selbe den  Mitgliedern  alles  Wünschenswerte; 
eine  rege  Benützung  derselben  wäre  sehr  er- 
freulich. 

Basel,  Januar  1903. 


Amateur-Photographen  -  Vereinl- 
gang  ,y£o8^<  zu  Berlin. 

Vorsitzender:  Herr  W.  Dabse. 
Von  den  Farbwerken  vorm.  Meister 
Lucius  &  BrQning  in  Höchst  a.  M.  gelangen 
zwei  neue  Erzeugnisse  ^Pinakol  P"  und 
nPinakolsalz  N"  an  die  Mitglieder  zur  Ver- 
teilung. Pinakol  P  ist  ein  konzentrierter 
Rapidentwickler,  der  als  entwickelnde  Substanz 
Pyrogallol  enthält.  Er  enthält  weder  ätzendes 
noch  kohlensaures  Alkali,  weder  Ammoniak 
noch  übel  riechende  organische  Basen,  sondern 
an  ihrer  Stelle  das  Pinakolsalz  N.  Letzteres 
soll  also  als  Alkali-Ersatzmittel  für  organische 
Entwickler  dienen,  ohne  dessen  schädliche 
Nebenwirkungen  (Angreifen,  Kräuseln,  Ab- 
schwimmen der  Gelatineschicht  etc.)  zu  be- 
sitzen.    Beide  vorliegenden  Substanzen  wurden 


57 


KLEINE  CHRONIK. 


hinsichtlich  ihres  Wertes  in  unserm  Vei'eins- 
laboratorium  untersucht,  und  es  wurde  festge- 
stellt, dass  Pinakol  P  klare  detailreiche  Negative 
von  rein  schwarzer  Farbe  erzeugt,  während 
die  mit  Pinakolsalz  N  angesetzten  Entwickler- 
lösungen die  gebräuchlichsten  Soda-  und 
Pottasche-Entwickler  an  Rapiditflt,  Kraft  und 
Klarheit  Qbertreffen. 

Die  offzielle  Weihnachtsfeier  wurde  in 
unserem  Vereinsheim  in  einer  der  Würde  des 
Festes  angemessenen  Weise  begangen.  Die 
Bescherung  brachte  vielen  Mitgliedern  un- 
geahnte Überraschungen.  Besonders  hold  war 
Fortuna  den  Herreu  Kloy,  Klinke  und 
Giessler.  Während  Herr  Kloy  mehrere 
Dutzend  Trockenplatten  (Isolar)  einheimste, 
hatten  die  Herren  Klinke  und  Giessler  das 
GlQck,  zwei  prächtig  ausgestattete  photogra- 
phische Apparate  zu  gewinnen.  Um  2  Uhr 
morgens  hatte  die  Feier  ihren  Höhepunkt  und 
somit  ihr  Ende  erreicht,  und  wohl  jeder  verliess 
die  Festräume  mit  dem  Bewusstsein,  wieder 
einmal  in  der  Vereinigung  »Eos*  angenehme 
Stunden  verlebt  zu  haben.  In  längerer  Aus- 
führung erläutert  Herr  Dahse  die  Prinzipien, 
auf  denan  das  neue  Cox in  verfahren  beruht. 
Da  die  mit  Coxin  vorgebadete  Platte  während 
des  Entwicklungsprozesses  nicht  aus  der  Schale 
genommen  werden  darf,  der  Fortschritt  in  der 
Entwicklung  also  nur  in  der  Aufsicht  (nicht 
Durchsicht!)  beurteilt  werden  kann,  so  wird 
die  Zuverlässigkeit  des  neuen  Verfahrens  an- 
gezweifelt. 

Von  der  Firma  Dr.  Lüttke  &  Arndt 
liegen  einige  Platten  und  Papierproben  vor;  sie 
wurden  für  recht  brauchbar  befunden. 

Die  am  Sonntag  den  15.  Februar  stattge- 
fundene Ausstellung  von  „Pan"-Bildem  der 
Firma  Ed.  Liesegang  in  Düsseldorf  erfreute 
sich  lebhaften  Zuspruchs.  Die  ausgestellten 
Bilder  waren  auf  der  vorjährigen  Düsseldorfer 
Ausstellung  mit  der  silbernen  Medaille  ausge- 
zeichnet worden  und  stellten  in  Motiv  wie  Aus- 
führung Kunstwerke  ersten  Ranges  dar.  An 
die  Besucher  der  Ausstellung  wurden  Proben 
des  »Pan"-Papieres  für  Versuchszwecke  ver- 
teilt. Die  Handhabung  des  vorerwähnten 
Papiers  gestaltet  sich  sehr  einfach;  Dauer  der 
Behchtung  und  Konzentration  des  Entwicklers 
spielen  bei  der  Herstellung  der  Bilder  eine 
grosse  Rolle. 

Der  neu  eingerichtete  Lehrkursus  wurde 
von  Gästen  und  Mitgliedern  stark  besucht;  er 
behandelte  das  Pigmentverfahren  in  seinem 
ganzen  Umfange. 

Die  von  der  Firma  Dr.  G.  Krebs  in  Offen- 
bach a.  M.  gespendeten  Zeitlicht-  und  Ent- 
wicklerproben gelangen  zur  Verteilung;  zahl- 
reich angestellte  Versuche  haben  die  vorteil- 
hafte Verwendung  beider  Substanzen    ergeben. 


Besonders  seien  die  Zeitlichtpatronen  hiermit 
bestens  empfohlen.  Ebenfalls  giAnzende 
Resultate  wurden  mit  den  uns  zur  VerfOgwig 
gestellten  .Herz  k  a'- Diapositivplatten  erzielt. 
Angestellte  Vergleiche  zwischen  Herzkapiattrti 
und  einigen  Platten  anderer  Firmen  fielen  sämt- 
lich zu  Gunsten  erstexer  aus. 

In  der  am  10.  März  stattgefundenen  Vor- 
standssitzung gelangten  interne  Angelegenheiten 
zur  Sprache  und  Erledigung. 

Neu  aufgenommen  wurde  Herr  Kurt 
Hettgen. 

Berlin,  20.  lU.  03. 

Gustav  Böhlmann,   I.  Schriftführer. 


Ge«ell8clialt  von  Freunden  der 
Photoi^aphle  xn  Jena. 

Protokoll  der  Sitzung  vom  7.  Januar  1903. 
Gegen  8  Uhr  versammelten  sich  unsere  Hit- 
glieder ziemlich  zahlreich  im  KelTer  der  Lese- 
halle, um  der  Eröffnung  unserer  Vereinsarbeits- 
räume beizuwohnen.  In  der  Tat  präsentierte 
sich  den  Anwesenden  ein  kaum  erwartetes  BÜd. 
Statt  unseres  alten  Dunkelzimmers,  welches  im 
Winter  wegen  Mangel  eines  Ofens  unbenntzbar 
war  und  in  welchem  sich  noch  eine  Reäic  von 
anderen  Unzuträglichkeiten  bemerkbar  msfhtrn^ 
haben  wir  jetzt,  dank  des  Entgegenkommens 
der  Zeiss-Stiftung,  eine  Serie  von  3  Zimmern: 
Einen  Raum,  in  dem  unser  Vei^OsserungS' 
apparat  Aufstellung  erfahren  hat,  zweitens  das 
eigentliche  Dunkelzinmier,  drittens  ein  Ramn, 
welcher  zum  Waschen  der  Platten  und  Kopien 
benutzt  werden  soH.  Überall  ist  elektrisches 
Licht  gelegt  worden  und  im  Dunkelzimmer  und 
Waschraum  auch  Wasseranscfaluss.  Als  von 
hervorragender  Wichtigkeit  mag  erwähnt  sein, 
dass  sich  im  VergrOsserungsraum  eine  Reibe 
verschliessbarer  Schränke  befindet,  welche  clen 
Mitgliedern  für  ihre  Utensilien  zur  Verfflguos 
stehen  sollen.  —  Sodann  begaben  sich  die  lfit> 
glieder  nach  dem  Sitzungslokal  in  der  Hopfen- 
blute,  wo  noch  einige  Punkte  geschäfliicl&er 
Natur  erledigt  werden  sollten.  Zunächst  macht 
der  Herr  Vorsitzende  bekannt,  dass  aUe  Mit- 
glieder ne&e  Mitgliedskarten  erhalten  sollten  zar 
besseren  Kontrolle  der  Dunkelzimmerbenutzun^, 
Der  Schlüssel  zur  Dunkelkammer  könnte  nur 
verabreicht  werden  gegen  Vorzeigung  der  nenco 
Mitgliedskarte  und  Eintragung  in  das  KontroD- 
buch.  Im  Anschluss  daran  stellt  Herr  Welle r 
den  Antrag,  dass  der  Verein  als  solcher  Mit- 
glied des  Lesehallen  -Vereins  werden  sollte.  Die 
allgemeine  Stimmung  stand  dem  Antrag  im 
Prinzip  sympathisch  gegenüber,  jedoch  musste 
derselbe  auf  spätere  Zeiten  verschoben  werden, 
da  die  Finanzen,  wenigstens  augenblickfich« 
keine  Extrabelastung   des  Etats    zuliessen    uB4l 


58 


KLEINE  CHRONIK. 


weil  die  Verpflichtung,  die  der  Verein  über- 
nommen hatte,  für  eine  permanente  Ausstellung 
von  Bildern  in  der  Lesehalle  Sorge  zu  tragen, 
sehr  bald  die  Beschaffung  einer  grosseren  An- 
zahl von  Rahmen  nötig  machen  würde,  so  dass 
vor  der  Hand,  wenn  auch  ungern,  von  dem 
Antrag  Abstand  genommen  werden  müsste. 
Nach  Schluss  der  Sitzung  waren  die  Mitglieder 
noch  lange  in  gemütlichem  Zusammensein  ver- 
eint, beseelt  von  der  Oberzeugung,  dass  die 
heutige  Sitzung  einen  wichtigen  Abschnitt  in 
der  Geschichte  des  Vereins  bedeute. 


Protokoll  der  Sitzung  vom  21.  Januar  1903. 
Auf  der  Tagesordnung  stand  neben  geschäft- 
lichen Punkten  eine  Demonstration  unseres  Mit- 
gliedes Well  er,  betreffend  die  Behandlung  von 
EntwickeluBgspapieren.  Die  H^tglieder  ver- 
sammelten sich  pünktlich  im  Dunkelzimmer  der 
Lesehalle.  Herr  Weber,  in  Abwesenheit  des 
Vorsitzenden,  eröffnete  die  Sitzung  und  ertdlte 
Herrn  Well  er  das  Wort.  Derselbe  suchte  zu- 
nAchst  zu  zeigen,  wie  der  Entwickler  mit  Brom- 
kali für  irgend  ein  Entwickelungspapier  ab- 
gestimmt werden  könnte  und  verfertigte  dann 
mehrere  Kopien,  deren  Belichtungszeiten  em- 
pirisch bestimmt  waren.  Zum  Schlüsse  wurden 
noch  einige  Tonungen  mit  Eisen  und  Uran  vor- 
genommen. Die  Neue  Photographische  Gesell- 
schaft, Berlin,  hatte  die  Liebenswürdigkeit,  eine 
reichhaltige  Auswahl  getonter  Lentakopien  zur 
Verfügung  zu  stellen,  welche  nicht  wenig  dazu 
beitrug,  das  Interesse  der  Anwesenden  bis  zum 
Schlüsse  rege  zu  erhalten.  Auch  die  Farben- 
fabriken vorm.  Fried r.  Bayer  Sc  Co.  hatten 
eine  Anzahl  VerstArkertuben  zum  Röteltönen 
von  Bromsilberkopien  gesandt,  welche  grossen 
Anklang  fanden.  Schliesslich  sei  noch  erwähnt, 
dass  sich  der  Demonstrierende  ausschliesslich 
des  Lentapapieres  bediente  und  bemüht  war, 
den  nicht  zu  verkennenden  Vorzügen  des  Lenta- 
papieres allgemeine  Geltung  zu  verschaffen.  — 
Nach  der  Demonstration  begaben  sich  die  Mit- 
glieder nach  der  Hopfenblüte,  wo  noch  einige 
geschäftliche  Mitteilungen  verlesen  wurden,  unter 
anderen  auch,  dass  Aussicht  vorhanden  wäre, 
daas  die  Coxingesellschaft  eine  Demonstration 
geben  würde,  eine  Nachricht,  welche  mit  grösstem 
Beifall  aufgenommen  wurde.  — 

Protokoll  der  Sitzung  vom  4.  Februar  1903. 
Die  Sitzung  wurde  87t  ^^  vom  Vorsitzenden 
eröffnet,  nachdem  die  Ausstellung  und  Verteilung 
der  neuen  Mitgliedskarten  vor  sich  gegangen 
vvar.  Der  Vorsitzende  machte  bekannt,  dass 
sicU  im  Besitze  des  Vereins  noch  eine  Anzahl 
gerahmter  Bilder  befänden,  welche  aus  ihren 
Rahmen  provisorisch  entfernt  werden  sollten, 
um  den  Mitgliedern    zur  Verfügung    zu    stehen, 


ihre  Kopien  ausstellungsfähig  zu  machen.  Darauf 
stellte  Herr  Well  er  den  Antrag,  dass  unsere 
Tagesordnung  und  Bekanntmachungen  an  Stellen 
ausgehängt  würden,  wo  eventuelle  Interessenten 
sie  lesen  könnten,  da  das  Annoncieren  sich  als 
ziemlich  kostspielig  und  für  unsere  Zwecke  als 
wenig  nutzbringend  erwiesen  hätte.  Die  Ver^ 
Sammlung  stimmte  für  den  Antrag,  und  es  wurde 
beschlossen,  vor  der  Hand  mit  mehreren  Ge- 
schäften, die  photographische  Utensilien  führen, 
den  Anfang  zu  machen.  Unser  Mitglied  Herr 
Seifert  erbot  sich,  entsprechende  Aushänge- 
formulare  dem  Verein  umsonst  zu  drucken,  ein 
Anerbieten,  welches  vom  Verein  mit  grossem 
Danke  entgegengenommen  wurde.  —  Sodann 
begann  der  Vorsitzende  mit  seiner  angekündigten 
Besprechung  i, Einige  Winke  über  die  Photo- 
graphie gegen  das  Licht".  Nach  einer  Ein- 
leitung über  die  künstlerische  Berechtigung  und 
Bedeutung  der  Photographie  gegen  das  Licht 
wies  er  darauf  hin,  dass  diese  Richtung  eine 
völlige  Umkehrung^  der  allbekannten  Regel  sei, 
das  Einfallen  des  direkten  Liehtes  in  die  Linse 
zu  verhüten.  Der  Redner  zeigte  uns  an  der 
Hand  von  einigen  Cameras,  dass  vor  allen 
Dingen  die  Reflexe,  welche  durch  die  Innen- 
seite des  Camerabalgens  entständen,  verhütet 
werden  müssten  und  schlug  als  bestes  Mittel 
einsetzbare  Blenden  im  Balgen  selbst  vor,  welche 
dort  eingesetzt  werden  müssten,  wo  die  Reflexe 
im  Balgen  entständen.  An  einer  anderen  Camera 
zeigte  uns  Herr  Trinkler  in  sehr  interessanter 
Weise  sein  System,  die  schrägen  Lichtstrahlen, 
welche  sich  an  den  sphärischen  Flächen  der 
Linsen  brechen  könnten,  abzublenden.  Die 
ganze  Ausführung  bot  vieles  Neue  für  die  An- 
wesenden. Im  Laufe  der  Diskussion  kam  Herr 
Leistenschneider  auf  die  für  die  Photo- 
graphie gegen  das  Licht  geeigneten  Platten  zu 
sprechen  und  empfahl  die  AGFA  Isolar-Platte. 
Herr  Trinkler  pflichtete  diesem  bei  und  er- 
gänzte diese  letzte  Mitteilung  durch  Empfehlung 
von  gewöhnlichen  Platten  für  Momentphoto- 
graphie,  welche  erst  durch  einen  der  vielen  im 
Handel  zu  habenden  Hintergüsse  lichthoffrei 
gemacht  worden  wären.  Dies  genügte  für  die 
meisten  Fälle  und  hätte  den  Vorzug  vor  den 
Isolarplatten,  schneller  zu  sein,  was  ganz  be- 
sonders bei  Blitzlichtaufnahmen  ins  Gewicht  falle» 
Die  Sitzung  wurde  10 Vi  Uhr  geschlossen, 
trotzdem  blieben  die  Mitglieder  noch  längere 
Zeit   in    angenehmer  Unterhaltung   versammelt. 


Verein  zur  Pörderung  der  Amatenr- 
Photographie  Bozen  und  Umgebung. 

Dienstag,  den  27.  Januar  1903.' 

[Skioptikon- Vortrag : 

„Eine  Wanderung  durch  Venedig". 


59 


KLEH^E  CHRONHC 


Sitzung  vom  Dienstag,  den  10.  Februar. 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  wurden  die 
eingelangten  Drucksachen  verteilt  und  die  letzte 
Nummer  der  .Photographischen  Hitteüungen* 
besprochen. 

Herr  Fiatscher  demonstriert  das  Asco- 
Bromsilbertonungsbesteck,  und  waren  die  cr> 
zielten  Resultate  befriedigend. 

Die  durch  viele  praktische  Neuerungen 
komplettierte  Dunkelkammer  wird  einer  ein- 
gehenden Besichtigung  unterzogen  und  findet 
den  allseitigen  BeifaU. 

Bald  nach  11  Uhr  wurde  die  Sitzung  ge- 
geschlossen.   

Sitzung  vom  Donnerstag,  den  26.  Februar  1903. 

Das  Protokoll  der  letzen  Sitzung  wurde  ver- 
lesen. Als  neues  Mitglied  wird  gemeldet  und 
aufgenommen : 

Herr  Josef  LarzoneT  in  Bozen. 

Herr  Scharmann  legt  einige  gut  gelungene 
Aufnahmen  von  Oberbozen  vor. 

Zur  Ausschmückung  des  Vereinslokales  stiftet 
Herr  Obmann  Fiatscher  drei  hQbsch  gerahmte 
VergrOsserungen  50 :  60. 

Die  Asco-Fabrikate :  Abschwächer  und  Per- 
suHat-Abschwächer,  sowie  VerstÄrker  werden 
praktisch  vorgeführt  und  befriedigten  die  Re- 
sultate vollkommen. 

£s  wird  beschlossen,  das  auf  den  24.  März 
fallende  Stiftungsfest  feierlich  zu  begehen;  ge- 
legentlich desselben  soll  ein  Projektions-Abend 
stattfinden,  das  nähere  Programm  wird  noch 
festgesetzt  werden. 

Nach  Erledigung  einiger  interner  Vereins- 
angelegenheiten wurde  die  Sitzung  nach  12  Uhr 
geschlossen.  

Sitzung  vom  Dienstag,  den   10.  März   1903. 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  zirkulieren  die 
in  grosser  Menge  eingelaufenen  Prospekte    etc. 

Herr  Dr.  Malf^r  legt  einige  recht  gute 
Vergrösserungeu  auf  Bromsilberpapier  vor  und 
erläutert  den  Vergrösserungsprozess  in  kurzen 
Begleitworten. 

Der  „Deutschc-Photographen-Kalender  1903" 
sowie  der  „Photographische  Alma  nach  1903* 
werden  besprochen  und  dem  Archiv  einverleibt. 
'  Die  durch  Herrn  Schürmann  vorgelegte 
Leihordnung  findet  den  Beifall  der  Anwesenden, 
und  wird  beschlossen,  dieselbe    zu  acceptieren. 

Nach  eingehenden  Besprechungen,  das 
Stiftungsfest  betreffend,  wurde  die  Sitzung  um 
7i1    L'hr  geschlossen, 

Dienstag,  den  24.  März  1903, 
i    Stiftungsfest. 
Gegen    Va^    ^^hr    eröffnete    Herr     Obmann 
Fiatscher  diesen   Festabend   und   beg^rQsst    die 


statth'che  Anzahl   der  erschienenen 
HdTcn. 

Der  Scioptikon- Vortrag:  ,rEine  Rheioreise  von 
Köln  bis  Mainz*  erntete  reichen  BeifaU  ebenso 
die  von  den  Mitgücdem  Herren  Dr.  Malfdr, 
Schürmann  und  Larzonel  projiziertca  Land- 
scbafts-  und  Genrebilder. 

Nach  Schluss  des  Vortrages  vereinigte  eia 
gemeinsames  Essen  die  Anwesenden  zu  einem 
gemütlichen  Beisammensein,  bei  dem  es  an  Toasten 
und  launigen  Reden  nidit  fehlte. 

Eine  treffliche  Musik  brachte  unermüdhch 
Konzertstücke  zum  Vortrag,  die  den  ^rohlver- 
dienten  BeifaU  fanden. 

EUne  Blitzlichtaufnahme  der  Teilnehmer  ao 
diesem  Abende  wurde  auch  angefertigt  uod 
wird  gewiss  allen  eine  angenehme  Erinnerong 
bleiben. 

Erst  in  früher  Morgenstunde  ging  man  aus- 
einander mit  dem  Bewusstaein,  sich  wirkhch 
vorzüglich  unterhalten  zu  haben. 

Dieses  erste  Stiftungsfest  gab  ein  beredtes 
Zeugnis  der  Sympatien,  deren  sich  unser  noch 
junger  Verein  allseits  erfreut. 


Rhelniacher  Camera-Club  Maini. 

Sitzung  vom  9.  Februar  1903. 

Vortrag  des  Herrn  Schmidt  aus  Hamburg 
über  das  Coxin-Verfahren.  Redner  führt  in 
knappen  Zügen  aus,  welche  Unbequemlichkeiten 
die  Dunkelkanuner  bietet,  und  welche  Ver- 
suche gemacht  worden  waren,  dieselben  aus- 
zuschalten. 

Im  weiteren  Verlaufe  seines  Vortrages 
ging  Herr  Schmidt  auf  die  Schilderung  des 
von  unserem  Mitbürger  Herrn  ].  N.  Ludwig 
erfundenen  Coxin -Verfahrens  über.  Hiemach 
ist  es  erforderlich,  die  Platten  unter  Benutzung 
einer  einfachen  Hilfskassette  der  Einwirkung 
einer  roten  Flüssigkeit  unbekannter  chemischer 
Zusammensetzung,  Coxin  genannt,  auszusetzen, 
was,  da  die  Hilfskassette  lichtdicht  abschhesst, 
bei  jeder  Art  Licht  geschehen  kann.  Nach 
diesem  Vorbade  kann  die  Platte  ohne  Benutzung 
der  Dunkelkammer,  entwickelt  werden.  Das 
Verfahren    wurde  hierauf  praktisch  vorgefahrt. 

Durch  die  Vorführung  wurde  der  Beweis 
erbracht,  dass  durch  das  Coxin-Verfahren  gute 
Negative  ohne  Dunkelkammer  erzielt  werden 
können,  ohne  dass  andrerseits  der  £nt- 
^\icklungsprozess  eine  nennenswerte  Ver- 
längerung erfährt.  Allerdings  ist  dabo  eine 
kleine  Aenderung  der  Kassetten  nOtig.  Wie 
Herr  Schmidt  mitteilte,  haben  die  Fabrikanten 
zugesagt,  ihre  Kassetten  auf  Wunsch  entsprechend 
abzuändern,  für  Films  sei  eine  entsprechende 
Einrichtung  in  Vorbereitung.  Der  Vortrag  und 
Demonstration    fanden    lebhaftes   Interesse  der 


60 


KLEINE  CHRONIK, 


Veisaminelten.-  Es  wurde  sodann  eine  Blitzlicht- 
aufnähme  gemacht,  die  ebenfalls  mit  Coxin  bei 
Lampenlicht  entwickelt  wurde.  Zum  Schlüsse 
dankte  der  Vorsitzende  Herrn  Schmidt  för 
seine  interessanten  Ausführungen  und  sprach 
den  versammelten  Gästen  den  Dank  fOr  ihr  Er- 
scheinen aus. 

Sitzung  vom  9.  Mftrz  1903. 
Projektionsabend. 

Bei  Beginn  brachte  der  Vorsitzende  die 
neuesten  Eingänge  zur  Kenntnis  der  Ver- 
sammlung und  zwar: 

Das  Jahrbuch  der  Photographischen  Gesell- 
schaft zu  Bremen  mit  Ausdruck  des  Dankes 
an  die  Geberin;  Extrait  du  Catalogue  de  la 
Biblioth^quc  generale  de  Photographie  par 
Charles  Mendel  Paris;  Schreiben  des  Ehren- 
mitgliedes Herrn  Karl  Weiland  in  Wiesbaden, 
worin  derselbe  seinen  Dank  für  die  ihm  er- 
wiesene Auszeichnung  der  Ernennung  zum 
Ebrenmitgliede  aussprach;  Abmeldung  des 
Herrn  Josef  Lindebuer  in  Mainz;  Probe- 
hefte der  pbotographischen  Zeitschriften 
1.  Lechner's  Mitteilungen,  Wien,  2.  Gut  Licht, 
Wien ;  3.  Prometheus,  Berlin ;  Apollo,  Dresden ; 
Preisausschreiben  von  Bausch  &  Lomb. 

Preislisten  und  Prospekte  der  Firmen: 
A.  Lehmann,  Berlin,  über  Ben  Akiba, 
Pbotographierstock ;  Neubert  &  Damm- 
bacher, Mainz,  Ober  Herstellung  von  Licht- 
druckpostkarten  etc.,  E.  Merek,  Darmstadt, 
über  Blitzlichttablettcn ;  Süddeutsches  Camera- 
w^crk  Kerner  &  Mayer  über  Nettel-Cameras 
mit  Schercnspreitzen ;  Eduard  Blum  Ober 
Vergrösserungen ;  E.  Osten  über  Suter- 
Apparate  und  Objektive;  Aktien-Gesellschaft 
für  Anilinfabrikation,  Berlin,  über  photographi- 
sche Chemikalien;  Gesellschaft  für  chemische 
Indu.strie  Basel  überParaamidopbenolchlorhydrat. 
Ungcr&  Hofmann,  Dresden,  „Hilfsbuch  beim 
Beliebten  und  Entwickeln  der  Apollo-Platten*; 
Paul  Reincke,  Rudolstadt,  Bezug  photo- 
^-aphischer  Apparate  und  Objektive  auf  Ab- 
schlagszahlung. Zur  Vorlage  gelangte  ferner 
noch  ein  Probeheft  der  Zeitschrift  „Kunst  in 
der  Photographie",  das  allgemeines  Interesse 
erweckte.  Alsdann  wurden  Entwicklerproben 
des  Brillantentwicklcrs  der  Barmer  Trocken- 
plattenfabrik  Brune  &  Höf finghoff  verteilt 
und  um  Mitteilung  der  diesbezüglichen  Er- 
fahrungen gebeten. 

Es  gelangten  hierauf  die  dritte  Serie  von 
Bildern  aus  Chileauf  nahmen  des  Herrn 
Dr.  Manz  zur  Vorführung,  die  allgemeines 
Gefallen  fanden,  ferner  ein  interessantes  See- 
bild des  Herrn  Barth. 


Amatetirphotographeii-Ktub  ffir 
Bozen  und  Umgebung. 

Klubsitzung  am   10.  Februar  1903. 
Vorsitzender:  Herr  M.  Schreiber. 

Das  Protokoll  der  7.  ordentlichen  General- 
versammlung wird  verlesen  und  mit  Befriedigung 
zur  Kenntnis  genommen. 

Zufolge  früherem  speziellen  Ersuchen  ergreift 
sodann  der  Herr  Vorstand  M.  Schreiber  das 
Wort  zu  einem  Vortrag  Über  Pigmentdruck,  Über 
welchen  zwar  schon  im  Vorjahre  ein  Ex- 
perimentierabend stattgefunden,  der  aber  auch 
heuer  infolge  der  grossen  Anzahl  neuer  Mit- 
glieder von  ungeteiltem  Interesse  ist.  Nach  Er- 
läuterung der  chemischen  Vorgänge  bei  diesem 
Verfahren,  welche  eine  von  allen  übrigen- Kopier- 
verfahren abweichende  Behandlung  erfordern, 
wurden  sämtliche  Manipulationen  an  entsprechend 
vorbereiteten  Papieren  vorgenommen,  wodurch 
den  Mitgliedern  ein  klares  Bild  von  diesem 
interessanten  Verfahren  geboten  wurde.  Neben 
der  Übertragung  auf  Papier  wurde  auch  jene 
auf  Glas  und  Seide  gezeigt. 

Nach  Beendigung  des  lehiTeichen  Vortrages 
brachte  der  Kassier  Herr  Ernst  Pacher  die 
Herren  Heinrich  Prochaska,  Drogist,  und 
Ludwig  Prochaska,  Pharmazeut,  als  Mit- 
glieder zur  Anmeldung,  deren  Aufnahme  ein- 
stimmig erfolgte. 

Schluss  der  Sitzung  um  ^I%i2  Uhr. 


Klubsitzung  am  3.  März  1903. 
Vorsitzender:  Herr  M.  Schreiber. 

Der  Herr  Vorsitzende  eröffnet  die  Klubsitzung 
mit  der  Begrüssung  der  neu  eingetretenen  Mit- 
glieder und  mehrerer  Gäste  und  führt  sodann  den 
von  der  Firma  Reichard t  in  Berlin  bezogenen 
Vergrösserungsapparat  vor,  dessen  Anschaffung 
dank  der  Opferwilligkeit  der  Klubmitglieder  und 
mehrerer  Klubfreunde  möglich  geworden  ist, 
ohne  die  Vereinskassc  beanspruchen  zu  müssen. 
Obzwar  der  Apparat  nur  für  Belichtung  mit 
Tageslicht  bestimmt  ist  und  als  solcher,  wie 
eine  Anzahl  vorgelegter,  vom  Vorstand  ange- 
fertigter Bilder  bewies,  tadellos  und  bei  der 
bedeutenden  Vergrösserung  auf  30  :  40  cm  mit 
sehr  befriedigender  Schärfe  arbeitet,  wurde  doch 
eine  Vergrösserung  mit  Magnesium  versucht, 
welche  sehr  gut  ausfiel.  Nur  beansprucht  diese 
Belichtung  viel  Magnesiumband.  Dieser  Apparat 
gestattet  Vergrösserungen  von  9/12-  und 
13  18-Platten  auf  13  18,  18/24,  24/30  und 
30' 40  f///,  was  den  gewöhnlichen  Bedürfnissen 
unserer  Mitglieder  vollkommen  genügt. 

Etwas  verspätet  infolge  Verhinderung  er- 
scheint der  Herr  Schriftführer  H.  Gostner 
und  bringt  den  Einlauf  zur  Kenntnis  der  Mit- 
glieder, worunter  auch  eine  Einladung  der  Firma 


61 


KLEINE  CHRONIK. 


R.  Lechner  in  Wien  zum  Abonnement  auf 
die  Mitteilungen  dieser  Firma.  Infolge  der  ge- 
botenen Begünstigung  im  Abonnement,  erklären 
sich  mehrere  Mitglieder  zu  diesem  bereit. 

Es  folgten  dann  noch  längere  Debatten  und 
Erläuterungen  zu  der  gelegentlich  der  General- 
versammlung erfolgten  Preisausschreibung,  be- 
treffend eine  Wegstudie,  deren  Charakter  durch 
Vermeidung     von     Architektur      und     Staffage 


mOglicbst  gewahrt  werden  soll.  —  Schloss  der 

Sitzung  um  7*^2  Uhr. 


Für  dieses  Heft  gingen  uns  eine  so  grosse 
Anzahl  von  Protokollen  zu,  dass  wir  einige  der 
jüngsten  Vereinsberichte  für  die  nächste  Nummer 
zurückstellen  mussten.  —  Protokolle  für  das 
I.  Maiheft  erbitten  wir  bis  20.  April. 

Die  Redaktion. 


Fragen  und  Antworten. 


Besteht  ein  Verfahren^  resp,  Vorrich- 
tungen, um  Rollfilms  so7Vohl  in  Bändern 
als  auseinandergeschnitten  in  Standentivicke- 
lung  zu  behandeln? 

Hierzu  eignet  sich  am  besten  die  von 
M.  Riesling  angegebene  Vorrichtung,  be- 
stehend in  einem  tiefen  Kasten  aus  Zinkblech, 
worin  das  Filmband  eingehängt  wird;  die 
Dimensionen  richten  sich  natürlich  nach  den 
Filmbandgrössen.  Nähere  Details  über  diesen 
Kasten  finden  Sie  in  Phot.  Mitteil.  1900,  Heft  4, 
ferner  in  M.  Kiesling,  Das  Arbeiten  mit  Films. 
Zu  beziehen  sind  solche  Kästen  u. a.  von  Romain 
Talbot-Berlin. 

Bei  der  Ausübung  des  kombinierten 
Gummidruckes  verursacht  mir  das  Über- 
einanderpcLssen  der  Wiederholungsdrucke 
wegen  des  stärkeren  Zusammenziehens  des 
Papier  es  ^  besonders  bei  grösseren  Formaten, 
beträchtliche  Schwierigkeiten,  Ich  frage 
hiermit  ergebenst  bei  Ihnen  an,  ob  ein 
praktisches  Mittel  bekannt  isi^  das  Über- 
eifianderpassen  zu  erleichtern? 

Alle  Papiere  erfahren,  sobald  sie  mit 
Flüssigkeiten  bchandet  werden,  eine  Änderung 
in  ihren  Ausdehnungsverhältnissen.  Beim  Auf- 
trocknen mancher  Papiersorten  treten  mitunter 
unrcgelmässige  Verziehungen  ein,  namentlich 
wenn  die  Trocknung  zu  schnell  oder  bei  zu 
hoher  Temperatur  geschieht.  Man  kann  diese 
Verziehungen  des  Papieres  durch  gewisse  Vor- 
präparationen  mindern,  aber  empfehlenswerter 
bleibt  CS,  solche  umständlichen  Manipulationen 
zu  vermeiden  und  eine  andere  Qualität  in 
Papieren  zu  nehmen,  welche  sich  nicht  unregel- 
mässig oder  in  zu  starker  Weise  ausdehnt;  wir 
haben  ja  gerade  in  geeigneten  Papierstoffen  für 
Gummidruck  eine  sehr  grosse  Auswahl  zu 
Gebote. 

Sind  Alaunbäder  für  jedes  Kopierpapier 
zweckmässig? 

Nein,  nur  für  Papiere  mit  gelatinehaltigen 
Schichten,  also  Aristopapicrc,  Bromsilbergelatinc- 
papierc,  Pignientpapierc  etc. 


Halten  Bromsilberpapiere  sich  im  Sommer 
weniger  gut,  als  in  den  anderen  Jahres- 
zeiten? 

Bromsilberpapiere  halten  sich  stets  ^t,  so- 
fern dieselben  nicht  in  zu  feuchten  Räumen 
aufbewahrt  werden. 

Ist  das  OzO'Kohledruck' Verfahren  su 
empfehlen,  und  hauptsächlich  Aalt  es  das, 
wcLs  es  verspricht? 

Über    den  Ozo-Kohledruck    können  wir  ein 
Urteil    nicht    abgeben,    da    einerseits    genauere 
Details  über  die  Papierbereitungen  nicht  gegeben 
sind,  andererseits  uns  Bildproben  sowie  Urtole 
von    unparteiischer    Seite    bis   jetzt    nicht    vor- 
gelegen haben.    Dieselben  Vorteile,  welche  dem 
Ozo-Kohledruck   nachgerühmt  werden,    wurden 
seiner  Zeit  auch    der  Mariot3rpie  und  der  Ozo- 
typie  von  den  Erfindern  zugesprochen,  bis  jetzt 
haben    letztere  Verfahren    aber  noch  nicht  den 
Pigmentdruck  aus  dem  Felde  schlagen  können, 
da    sie    nach    den    bestehenden   Rezepten    bei 
weitem    nicht    so    sicher    arbeiten    als   das  alte 
Kohleverfahren.     „British  Journal*    schreibt    in 
seiner    6.   Mäi'z  -  Nummer,    dass    das    Ozo-Vcr- 
fahren  von    Lansche    in    seinen   wesentlichen 
Zügen  mit  Foxlees  Mariotypie    identisch  zu 
sein    scheint;    Fox!ee    setzt    die    Säure    dem 
Chrombad  zu,  während  bei  dem  Verfahren  von 
Lansche  das  Papier  zunächst  chromiert  und  erst 
später  in  ein  Säurebad  gebracht  wird.    Genaue 
Vorschriften    über    Foxlees  Mariot3rpie   finden 
Sie  Phot.  Mitteil.  1899,  Seite  150. 

Welche  Lichtquelle  —  BogenUcht  und 
Kalklicht  ausgeschlossen  —  ist  für  einen 
Projektionsapparat  am  vorteilhaftesten,  um 
am  Schirm  ein  Bild  von  mindestens  2  m 
Durchmesser  klar  durchleuchtet  zu  cr^ 
halten?    Was  sagen  Sie  zu  Mitcdkht? 

Die  Mitalampe  in  ihrer  neuen  Gestaltung  ist 

uns  von  verschiedenen  Seiten  sehr  gelobt  ^vorden. 

Jedenfalls  ist  die  Helligkeit  eine  ausgezeichnete. 

Anfrage   bezw,  Kcdiumbichromat-J^iäer 

für  Dunkelkammerlampen,  S.  48, 

M.    F.    Rolph     empfiehlt    die    Dicke     der 


62 


KLEINE  CHRONIK. 


Schicht,  um  naiic  dem  Lichte  mit  den  Platten 
arbeiten  zu  kOunen,  auf  4  cm  zu  nehmen.  — 
Eder  schreibt  in  seinem  Handbuch  der  Phot., 
dass  eine  1  cm  dicke  Schicht  einer  lOprozentigen 
Ammoniumbichromatlösung  för  Bromsilberplatten 
ausreiche,  Kapidplatten  bringe  man  jedoch  nicht 
zu  nahe  solchem  Lichte. 

Bei  gewöhnlichen  Entnnckelimgen  kann 
der  Entwickler  ^Geka'L  bei  richtiger  Auf- 
bewahrung wiederholt  verwendet  werden. 
Nimmt  nun  derselbe  bei  Verwendung  von 
„Coxin''  sclion  bei  der  ersten  Platte  eine 
solche  rote  Färbung  an,  dass  er  zur 
nächsten  Platte  bereits  undurchsichtig  ge- 
worden ist,  oder  können  viele  mit  Coxin 
.behandelte  Platten  hintereinander  im 
selben  EntivickUr  gut  entivickelt  werden; 
kann   dieser  EntivickUr   auch  für  spätere 


Entwickelungen  aufbetvahrt  wei  den?  —  Ist 
es  nicht  sehr  umständlich^  bei  Entwickelung 
mehrerer  Platten  (auf  einmal)  jedesmal 
eigens  bei  jeder  Platte  die  beiden  Hände  in 
den  IVechselsack  stecken  zu  müssen? 

Wolil  ein  jedes  Ding  hat  seine  Sonnen-  und 
seine  Schattenseiten.  Wenn  Ihnen  das  Han- 
tieren mit  Wechsclsack  oder  Wcchselkasten 
nicht  sympathisch  ist,  so  müssen  Sie  eben  eine 
Dunkelkammer  zu  Hilfe  nehmen,  ohne  welche 
ja  schliesslich  ein  Photograph,  sei  er  nun  Fach- 
mann oder  Amateur,  nicht  bestehen  kann,  denn 
abgesehen  von  dem  Entwickeln,  erfordern  viele 
photogi'aphische  Arbeiten  die  Inanspruchnahme 
einer  Dunkelkammer  unbedingt.  Spezielle  Er- 
fahrungen von  Geka  und  Coxin  besitzen  wir 
nicht.  Wollen  Sie  sich  diesbezüglich  an  den 
Geka-  oder  den  Coxinfabrikanten  wenden. 


Verschiedenes. 


Interleuraufnahmen  im  Spiegel. 

Bei  Interieuraufnahmen  ist  es  meist  sehr 
schwer,  einen  Standpunkt  für  die  Camera  zu 
gewinnen,  von  dem  aus  die  Gegenstände  des 
Zimmers  in  genügender  Anzahl  und  in  natürlichen 
Proportionen  abgebildet  werden;  in  kleinen 
Räumen  ist  es  unmöglich,  mit  direkter  Aufnahme 
diesen  beiden  Bedingungen  zu  genügen.  F.  C. 
Lambert  macht  nun  im  „  Amateur-Photographer  "^ 
auf  eine  sehr  hübsche  Erleichterung  aufmerksam, 
indem  er  empfiehlt,  die  Aufnahme  durch  einen 
Spiegel  zu  machen.  Es  ist  ganz  auffallend,  wie 
durch  das  Spiegelbild  die  Verhältnisse  für  die 
Photographie  mit  einem  Schlage  günstiger  ge- 
staltet werden.  Dies  wird  sofort  klar,  wenn 
man  Vergleichsaufnahraen  herstellt.  Die  Per- 
spektive ist  auf  dem  Spiegelbilde  bedeutend 
günstiger  j  obgleich  der  Gesichtswinkel  ein 
weiterer  geworden  ist,  sind  dennoch  die  näher- 
liegenden Gegenstände  im  Verhältnis  zu  den 
entfernteren  nicht  so  in  der  Grösse  übertrieben 
und  nicht  derart  von  oben  gesehen,  wie  auf 
der  direkten  Aufnahme.  Es  erklärt  sich  dies 
dadurch,  dass  bei  der  Aufnahme  durch  den 
Spiegel  der  imaginäre  Augenpunkt  gewisser- 
massen  ebenso  weit  hinter  dem  Spiegel  liegt, 
als  der  Standort  der  Camera  sich  vor  demselben 
befindet.  Es  läuft  also  darauf  hinaus,  dass 
durch  den  Spiegel  eine  weitere  Aufnahmeent- 
fernung erlangt  wird,  die  das  Umfassen  einer 
grösseren  Menge  von  Gegenständen  und  bessere 
perspektivische  Verhältnisse  im  Gefolge  hat. 
Freilich  kann  man  nicht  immer  einen  Wand- 
spiegel für  diesen  Zweck  bei  sich  tragen;  häufig 


jedoch  bedarf  es  nur  aufmerksamer  Beobachtung, 
um  einen  im  Zimmer  befindlichen  Spiegel  für 
die  Aufnahme  zu  benutzen,  und  manchmal 
empfiehlt  sich  die  provisorische  Anbringung 
eines  solchen,  wenn  dadurch  die  Aufnahme 
bedeutend  verbessert  wird.  Wenn  der  Stand- 
punkt der  Camera  nahe  am  Spiegel  ist,  so 
genügt  ein  solcher  von  massiger  Grösse  (etwa 
60  :  90  Cf/t)  beim  Gebrauch  von  Linsen  mit  nicht 
allzu  grossem  Winkel.  Die  Camera  muss  so 
weit  seitlich  vor  dem  Spiegel  stehen,  dass  sie 
nicht  mit  aufs  Bild  kommt. 

Die  erforderliche  Grösse  des  Spiegels  lässt 
sich  leicht  berechnen,  wenn  man  einen  in  be- 
stimmtem Massstabe  verkleinerten  Grundriss  des 
Raumes  aufzeichnet  und  dann  von  dem  hinter 
der  Wand  gelegenen  imaginären  Augenpunkt 
den  gewünschten  Bildwinkel  zieht.  Die  Punkte, 
wo  die  Schenkel  des  Winkels  die  Wand  schneiden, 
geben  die  horizontale  Weite  und  zugleich  den 
Ort  des  Spiegels  an. 

Die  so  hergestellten  Bilder  sind  natürlich 
seitenverkehrt, es  wird  empfohlen,  sie  auf  dünnen 
Häuten  (z.  B.  Pelloid-Folien)  herzustellen,  die 
dann  durch  die  Filmseite  kopiert  werden 
können.  Ir. 

Eingesandt. 

Entwicklung  bei  Tagesliclit  mit 
„Plienol-Plitaleln««. 

Da  das  Thema  „Tageslichtentwicklung"  gegen- 
wärtig aktuell  ist,  so  wurde  ich  dazu  geführt, 
auch      einmal     mit     dem     früher     empfohlenen 


63 


KLEINE  CHRONIK. 


„Phenol -PhtaJcTn'  (welches  direkt  den  Ent- 
wickler zugefQ^rt  wird)  diesbezQgliche  Versuche 
anzustellen.  Ich  lOste  1  g  dieses  Farbstoffs  in 
10  ^  Spiritus.  Diese  weisslicb -gelbe  Lösung 
bildet  mit  ca.  150  cnn  Entwickler  (alkalischen) 
eine  intensiv  rote  FlGssigkeit.  Die  Wirksamkeit 
des  Entwicklers  wird  durch  den  Zusatz  absolut 
nicht  beeinflusst,  das  angegebene  Quantum  ge- 
nflgt  ffir  eine  oder  mehrere  Platten  13/18. 

Versuch  L  Die  Platte  wurde  im  Dunkeln 
in  die  Entwicklerlösuog  gelegt,  die  Schale  zu- 
gedeckt und  geschaukelt.  Bei  ruhig  stehender 
Schale  wurde  von  Zeit  zu  Zeit  das  Fortschreiten 
der  Entwicklung  2tn  von  einer  32  kerzigen 
elektrischen  GlQhlampe  kontrolliert.  4w 
von  der  Lampe  entfernt,  im  Schatten  des  Körpers 
ins  Fixierbad  gebracht,  ergab  sich  ein  tadel- 
loses, scbleierfreies  Negativ. 

Versuch  II.     Behandlung  genau   wie  bei  I, 
nur  fand  die  Entwicklung  und  Fixage  bei  Tage 
in    der    vom  Fenster   entferntesten  Ecke    eines 
hellen  Zimmers  statt.     Erfolg  derselbe! 
Paul  Tröger,  Chemnitz. 


AnsatelliuisA-Nachiicliteii. 

Die  PhotographUche  Gesellschaft  zu 
Görlitz  veranstaltet  in  der  Zeit  vom  10.  bis 
17.  Mai  er.  eine  Ausstellung  von  Arbeiten 
ihrer  Mitglieder, 

Ober  den  Stand  der  Bauten  auf  der  Welt^ 
Ausstellung  in  St.  Louis  1904. 

lAsst  sich  nur  Gutes  berichten.  Es  ist  kein 
Zweifel,  dass  die  Ausstellung  am  Eröffnungs- 
termin, im  nächsten  Jahre,  wirklich  »fertig" 
sein  wird.  Das  grosse  Gebäude  für  Erziehung 
und  Unterricht  ist  bereits  vom  Gerüst  befreit 
und  zeigt  sich  in  seiner  ganzen  Schönheit.  Die 
grosse  Maschinenhalle  mit  ihren  beiden  ge- 
waltigen Türmen  ist  unter  Dach  und  wird  bereits 
abgerüstet,  der  grosse  äussere  Dektrizitätspalast 
ist  im  Äusseren  vollendet.  Das  Riesengebäude 
der  freien  Künste  kommt  noch  im  März  unter 
Dach  und  soll  bei  der  Weihe  der  Ausstellung  am 
30.  April  als  gewaltige  Festhalle  dienen.  Das 
Landwirtschaftsgebäude  (500  Fuss  breit  und 
1600  Fuss  lang)  wird  am  1.  September  dieses 
Jahres  fertig.  Die  letzten  der  bereits  ver- 
dungenen Bauten  müssen  kontraktlich  bis  zum 
1 .  November  dieses  Jahres  fertiggestellt  sein. 

Ganz  besondere  Beleuchtungseffekte  will  der 
Elektrizitätsingenieur  der  Weltausstellung  in  St. 
Louis  1904,  Herry  Rustin,  Abends  in  den 
Ausstellungsgcbäuden  vorführen.  Man  will  den 
Besuchern  bei  Nacht  ein  Bild  bieten,  wie  es 
bisher    auf    keiner    internationalen    Ausstellung 


geboten  worden  ist.  Bei  Tage  wird  der  Effekt 
der  AussteDungspaläste  durch  die  SAolcii,  wekiic 
vor  den  Mauern  angebracht  worden  sind,  erbAbL 
Auf  sie  konzentrieren  sich  die  Lichtstrablen,  nod 
es  wird  eine  architektonisch  grossartige  Ver- 
teilni^^  von  Licht  und  Schatten  erzidt.  Herr 
Rustin  hofft  weitere  Effekte  zu  erreicbeo, 
indem  er  diese  Säulen  bei  Nacht  gar  nicht  be- 
leuchtety  sondern  dieselben  wie  Silhoiictien  an 
den  hellerlenchteten  Wänden  henrorstefaen  Usst 
Unter  der  Dachkante  und  hinter  den  Säulen 
soOen  Tansende  elektrischer  Glfihlichter  von  je 
acht  Kerzenstärken  angebracht  werden,  welche 
die  Mauern  taghell  beleuchten.  Das  System  hat 
den  wdteren  Vorteil,  dass  die  Lampen  bei 
Tage  nicht  sichtbar  sind  und  die  architek- 
tonischen Effekte  nicht  beeinträchtigen  können. 


Gesch&ftliche  Mitteilimsen. 

Die  Optische  Anstalt  G.  Rodenstock- 
München  fabriziert  neuerdings  auch  Klapp- 
Cameras.  Die  Rodenstocksche  .Rodar- 
Klappcamera'  hat  einen  eingebauten  verstdl- 
baren  Roleaux  -  Verschluss ,  der  von  aussen 
bedient  wird.  Die  Aussenmasse  für  das  Format 
9  X  \2cni  sind  16,5^/7/  Breite,  14,5  rw  Höbe, 
6  cm  Dicke.  Das  Gewicht  mit  drei  Doppd- 
kassetten  beträgt  1400  g  Die  Rodar-Camera 
wird  mit  dem  neuen  Roden  stock  sehen  Anastig- 
maten,  dem  Lumar,  ausgerüstet. 

Vom  April  dieses  Jahres  ab  wird  im  Ver- 
lage von  Johann  Ambrosius  Barth  in  Leipzig 
eine  „Zeitschrift  für  wissenschaftliche 
Photographie,  Photophysik  und  Photo 
Chemie"  erscheinen,  die  neben  der  eigent 
lieben  wissenschaftlichen  Photographie  alle  Er- 
scheinungen, die  mit  der  Physik  und  Chemie 
der  Strahlung  zusammenhängen,  ganz  besonders 
aber  die  Spektroskopie,  in  den  Bereich  ihrer 
Betrachtung  ziehen  wird.  Abonnementspreis 
für  den  aus  12  Heften  bestehenden  Band 
20  Mk.  Die  Zeitschrift  wird  unter  besonderer 
Mitwirkung  von  Professor  H.  Kays  er  in  Bonn 
herausgegeben  von  Dr.  Englisch- Stuttgart  und 
Dr.  S  c  h  a  u  m  -  Marburg. 

Eingegangene  Prospekte,  Preislisten  etc.: 
Rathenower  Optische  Industrie-Anstalt, 

vorm.  Emil  Busch-Rathenow:  Prospekt  Qbcr 
einen  neuen  Exposition smesser.  (Näheres  dar- 
über im  Hauptteil  des  I.  Maiheftes.) 

The  Brooks -V\^atson  Dayllght  Camera 
Comp.-Liverpool :  Prospekt  über  Rollfilm-  und 
Magazin-Wecbselsysteme. 

Romain  Talbot-Berlin :    Photo-Neuheiten. 

E.  Osten -Hamburg:  Prospekt  betreffend 
Suter-Objektive. 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen   und  Antworten    —   Verschiedenes    —  Ausstellungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen» 


Vereins  -  Nachrichten. 


Die  verehrlichen  Vereinsvorstande  werden 
hiermit  freundlichst  gebeten,  uns  die  Protokolle 
tunlichst  bald  nach  den  betreffenden  Sitzungen 
zugehen  zu  lassen.  Es  ist  uns  nicht  möglich, 
die  nachträglich  eingehenden,  oft  sehr  umfang- 
reichen, von  einem  Vierteljahr  und  länger  ge- 
sammelten Berichte  eines  Vereins  auf  einmal 
zum  Druck  zu  bringen,  anderseits  haben  die  so 
verspätet  gebrachten  Beschlüsse  und  Verhand- 
lungen eines  Vereins  an  Interesse  oft  sehr  ein- 
gebfisst.  Auch  bitten  wir  um  eine  nach  MOg- 
hcbkeit  knappe  Fassung  der  Protokolle,  da 
wir  in  jedem  Hefte  nur  eine  bestimmte  Zahl 
von  Seiten  zur  Verfügung  stellen  können.  — 
Die  Protokolle  für  das  II.  Maiheft  erbitten  wir 
bis  spätestens  3.  Mai.  Die  Redaktion. 


Amateur  -  Photographen  -Verein 
zu  OHenbach  a.  M. 

Sitzung  vom  26.  Februar  1903. 
Der  Vorsitzende,  Herr  Eichmeister  Rühl- 
manuy  eröffnete  die  statutengemäss  heute  ein- 
berufene General-Versammlungy  indem  er  den 
zahfa-eich  versammelten  MitgUedern  seinen  Dank 
für  das  ihm  im  ersten  Vereinsjahre  als  Vor- 
sitzender entgegengebrachte  Vertrauen  aus- 
drückte imd  wünschte,  dass  der  Verein  auch 
"weiterhin  solche  gute  Fortschritte  machen  und 
die  schon  recht  erfreulichen  Elrfolge  auf  dem 
Gebiete  der  schwarzen  Kunst  erhöhen  möchte. 
Nach  Erledigung  einiger  geschäftlicher  Teile 
hielt  Herr  O.  Pieper  Referat  ab  über  die  im 
Laufe  des  Jahres  gehaltenen  Vorträge  und  er- 
-wähnte  speziell  nochmals  die  dem  Verein  von 
den  Firmen:  Neue  Photographische  Gesellschaft, 
Berlin,  £.  van  Bosch,  Strassbuig,  Chemische 
Fabrik  a.  Akt.  vorm.  E.  Schering,  Berlin  etc. 
für  die  Vorträge  »Kopierverfahren  und  Tonen* 
und  »Behandlung  verschiedener  Papiere",  Far- 
benfabrik von  Fr.  Bayer  &  Cie.,  Elberfeld 
(Edinol,  Bayers  Fixiersalz  etc.),  Farbwerke 
vorm.  Meister,  Lucius  &  Brüning  in  Höchst 
a.  M.  (Pinakol  und  Pinakolsalz  N.),  Unger  & 
Hoffmann,  Dresden  (Apollo-Platten),  Photo- 
chemische   Fabrik     -Helios*,    Dr.    G.    Krebs, 


Offenbach  a.  M.  (Geka-Entwickler,  Helios-Blitz- 
lichtpulver) für  Vorträge  über  Entwicklung  etc. 
freundlichst  übermachten  Proben  etc.  Es  sei 
auch  nochmals  an  dieser  Stelle  der  Dank  des 
Vereins  hierfür  ausgesprochen. 

Das  ferner  dem  Vereine  von  der  Firma 
Unger  &  Hoffmann  überwiesene  Werkchen 
„Hilfsbuch  beim  BeUchten  imd  Entwickeln  der 
Apollo-Platten*  fand  sehr  guten  Anklang  und 
wurde  speziell  den  jüngeren  Mitgliedern  warm 
empfohlen. 

Nach  Antragstellung,  auch  in  diesem  Jahre 
ein  Preisarbeiten  zu  veranstalten,  wurde  der 
Beschluss  hierzu  für  eine  interne.  Arbeit  im 
Vereine  gefasst. 

Stand  der  Mitgliederzahl  heute  52. 

O.  Pieper,  Schriftführer. 


Photographlscher  Verein  m  Posen. 

Die  am  3.  März  stattgehabte  Sitzung  wurde 
von  dem  Vorsitzenden  Herrn  Stadtbaurat 
Grüder  geleitet. 

Nach  Erledigung  einiger  geschäftlichen  Mit- 
teilungen kam  ein  von  der  Verlagsbuchhandlung 
Wilh.  Knapp  in  Halle  gesandtes  Probeheft 
der  „Kirnst  in  der  Photographie* ,  herausgegeben 
von  Franz  Goerke,  zur  Vorlage.  Die  zu- 
meist künstlerisch  ausgeführten  Beilagen  boten 
Gelegenheit  zu  einer  eingehenden  Besprechung 
über  die  technische  Herstellung  und  die  Art  der 
Auffassung  der  Original-Aufnahmen. 

Die  Gesellschaft  zur  Förderung  der  Amateur- 
Photographie  in  Hamburg  zeigte  an,  dass  sie 
ein  Heliogravüren -Werk  herausgeben  werde, 
sobald  die  sehr  bedeutenden  Herstellungskosten 
durch  Subskriptionen  gedeckt  sein  werden.  Die 
einzelnen  Blätter  würden  die  besten  Arbeiten 
der  ersten  Kunstphotographen  der  Gesellschaft 
wiedergeben.  £^  wird  beschlossen,  das  Werk 
für  die  Vereinsbücherei  zu  bestellen.  Herr 
Schwartz  berichtet  über  gute  Erfolge,  die  er 
mit  dem  Entwickler  „Pinakol*  der  Farbwerke 
Höchst  a.  M.  erzielt  habe.  Herr  Architekt 
Schmidt  machte  Mitteilungen  über  Seccofilms, 


65 


KLEINE  CHRONIK. 


&.e  firh  oamenthch  desbair»  fftr  ioDeiiatrfiiafaiBen 
^neo,  weil  oahezo  jede  LirJithofbüdua^  aua- 
ft!i^JUUß%^€n  nt.  Vit  Aala»bmen  des  Herrn 
Scbfliidt,  KsTrhen-ltsttrie-jn  mit  Glasfenstero 
liarnUXIend,  hatten  auf  Sercofihns  durcbau«  t^t« 
kf^ultate  zur  Fol|f<i-  Obwohl  die  Anwenöuag 
*hf:%t%  JCesrativ-Material«  al»  Neu#:run^  bereits 
trnii$^e  Jahre  zurfirkiiegt,  (j*i«ten  die  inzwiscben 
er«<:bienenen  Nei^ativpapiere  keinen  grosseren 
Vorteil,  Sercofilm^  scheinen  in  der  Behandlung 
d#'«haJk  leichter,  weil,  wie  bemerkt  wird,  das 
Durch ^ichtii^mar.  he n  der  N*t^ativpap;ere,  also  die 
F.ntferm^nt;  de^  PajHerkorn«,  nirht  so  leicfaf  von 
statten  {^eht.  Allerdings  bezwecken  auch  einige 
Platten  fahrikate  mit  Hinterguss  oder  auch  die 
Hinterklf:bün^  von  Vegativ  platten  den  Ausschluss 
von  Lichthofl^ildungen. 

Hieran  an «ichli essend,  l>c*»[»richt  Herr  Jaffe 
sehr  eingehend  die  neuen  Erscheinungen  von 
orthorhromatisrhen  Trocken  platten.  Derselbe 
weist  darauf  hin,  dass  seit  Einführung  der  von 
Otto  Perutz  in  München  fabrizierten  Vogcl- 
<M>ernett€:r  Kosinsilberplatte  es  eine 
ähnlich  wirksame  Platte  inländischen  Fabrikates 
kaum  gegeben  habe.  Später  kamen  die  ortbochro> 
inatisrhen  Platten  der  Anilinfabrik  in  Anwen- 
iliing  und  von  ausländischen  Fabriken  schienen 
<\\f:  Lumiere-  und  die  sogenannte  Spektrum- 
platte von  Cadet  &  Neal  die  brauchbarsten 
zu  sein,  weil  namentlich  letztere  für  das 
photographische  Dreifarben-Verfahren  mit  und 
ohne  Hinterguss  (Asphalt)  Verwendung  ge- 
funden. Die  Cadet  &  Neal- Spektrumplatte 
besitzt  jedoch  eine  massige  Lichtempfindlich- 
keit,  deshalb  ist  es  freudig  zu  begrfissen,  dass 
die  deutsche  Plattenfabrikation  die  Herstellung 
von  orthochromatischen  Trocken  platten  in  neue- 
ster 2^it  weiter  aasgebildet  hat. 

Hervorzuheben  sind  nun  die  neuen  Platten- 
sorten von  Perutz,  Schleussner  und  der 
Firma  W^stcndorp  &  Wehner,  die  bei  aus- 
gedehnter Farbenempfindlichkeit  auch  eine  hohe 
Lichtempfindlichkeit  besitzen.  Es  ist  nunmehr 
möglich,  selbst  unter  Benutzung  von  Gelbfiltern, 
wenn  solche  noch  nötig  sind,  Momentaufnahmen 
herzustellen.  Am  lichtempfindlichsten  sind  nach 
den  Versuchen  des  Vortragenden  die  Perorto- 
plattc  von  Perutz  und  die  Colorplatte  von 
Weste ndorp  &  Wehner.  Beide  brauchen 
nur  ein  Zwanzigste]  der  Belichtungszeit  unter 
Blau-,  Grün-  und  Rotfilter  der  Cadetplatte  gegen- 
öber,  während  die  Viridinplatte  von  Schleuss- 
ner die  Farbenabstufungen  in  grosser  Klarheit 
wiedergibt.  Es  sind  dies,  wie  Herr  Jaff6 
schliesslich  hervorhebt,  grosse  Vorteile  für 
Farben -Aufnahmen  nach  der  Natur,  welche 
durch  den  sogenannten  photographischen  Drei- 
farbendruck hervorgerufen  und  auf  die  Ver- 
besserungen durch  Herrn  Professor  Miethe 
zurückzuführen  sind. 


Der  VomtECiMle  ciUutcrt  ! 
Zubereitung  farbeocapfindficfacr  Pfaiftem, 
aiidi  die  Konstruktion  der  mewtn  Ob^ekthe 
von  Voigtläoders  »Hcliar'*  nad  Z^i-^^s 
»TeMar*.  Er  weist  daranf  Ibo,  dass  man  von 
der  Verkittnng  der  Linsen  mcfar  und  Mihi  Ab- 
stand nimmt  und  mit  Erfolg  rwisci»en  drii 
letzteren  einen  Luftraum  bdässt. 

Am  Schlüsse  der  Sitzung  wirtl  von  dem 
Vorsitzenden,  Herrn  Baurat  Cr  Oder,  bekannt 
gegeben,  dass  die  Coxin-CeseDschaft  H  e  s  e  k  i  e  I 
&  Co.  in  Berlin  sich  erboten  habe,  ihr  neues 
Verfahren  hierorts  durch  einen  Vertreter  mit 
Demonstrationen  zu  erläutern. 

In  der  am  17.  März  in  der  Aula  der  städti- 
schen Mittelschule  stattgehabten  Sitzung  er- 
schienen ausser  einer  AnzahT  Vercinsmitgfieder 
auf  Ankündigung  ein  zahlreiches  Auditorium 
von  Damen  und  Herren.  Der  Vorsitzende, 
Baurat  Grüder,  begrüsste  die  Gäste  und  er- 
teilte Herrn  Wilhelm  Hesekiel  als  Vertreter 
der  Coxin-Gesellschaft  aus  Berlin  zu  seinem 
Vortrage  mit  Demonstration  Ober  das  neue 
Coxin-Verfahren  das  Wort.  Einleitend  be- 
merkte der  Vortragende,  wie  schwierig  es  für 
den  Amateur -Photograpfaen  insbesondere  auf 
der  Reise  sei,  sich  eine  Dunkelkammer  herzu- 
richten. Das  neue  Verfahren  erübrige  die 
Dunkelkammer,  da  die  Coxin-LOsung  nach  Ein- 
wirkung auf  die  Negativplatte  diese  gegen  jedes 
Licht  unempfindlich  mache,  Wie  der  Vor- 
tragende erläutert,  sind  erhebliche  Änderungen 
an  der  Kassette  nötig.  Die  Platte  wird  unter 
Anwendung  eines  Wechselsackes  mit  Ärmeln 
oder  auch  einfach  durch  Oberstülpung  eines 
viereckigen  der  Grösse  der  Kassette  ent- 
sprechenden Gestells  in  die  mit  Coxin  gefalke 
Schale  transportiert.  Bei  voller  Saalbelencfatong 
wurde  durch  den  Vortragenden  die  De- 
monstration mit  einer  vorrätigen  belichteten 
9/12  Platte  voiigenommen,  und  es  gelang  der 
Versuch  ganz  tadellos.  Von  der  Coxin-LOsting 
wurde  die  Platte  in  die  daneben  stehende  Ent- 
wicklungsschale gebracht,  darin  vollstftndig  ans- 
entwickelt  und  ebenso  wiederum  in  das  Fnier- 
bad  gebracht.  Nach  dem  Ausfixieren  z^^te 
sich  keine  Schleierbildung.  Es  wurde  dem  Ver- 
fahren von  den  Anwesenden  Interesse  ent- 
gegengebracht, das  sich  durch  verschiedene 
Fragen  bekundete.  Nach  der  Vorführung  zeigte 
Herr  Hesekiel  einige  neue  Erscheinungen  von 
Apparaten  auf  dem  photographischen  Gebiet, 
darunter  auch  Diapositive  von  mikrophota»- 
grapfaischen  Aufnahmen,  die  durch  einen  i 
wenig  kostspieligen  Apparat  hergestellt 
sollen.  Damit  schloss  die  Sitzung.  Baiirat 
Grüder  dankte  Herrn  Hesekiel  für  den  Vor- 
trag und  dem  Auditorium  für  das 
Interesse. 


66 


KLEINE  CHRONIIC 


Verein  fflr  Amatettr-Photographle 
XU  HannoTer. 

Zasammenkunft:  Montag,  den  16.  Mftrz 
1903.  Vereinslokal:  Hotel  „Zu  den  vier  Jahres- 
zeiten". 

Der  Vorsitzende  eröffnet  tun  9  Uhr  die 
Versammlung.  Das  Protokoll  der  letzten  Haupt- 
versammlung wird  gelesen  und  genehmigt. 

Neu  angemeldet  hat  sich:  Herr  Fritz 
Schumacher  jr.,  Bankier« 

Angenommen  werden  die  Herren:  Ingenieur 
Bu^ilan,  Willi  Roerts,  Richard  Gähler, 
Frau  Geh.  Ober-Reg^Rat  Kraut. 

Zur  Verteilung  an  die  MitgHeder  und  Ver- 
suchskommission gelangen  verschiedene  Proben 
photographischer  Firmen :  Dr.  Lflttke  &  Arndt, 
Hamburg-Wandsbek  d, Auto-Papier*  und  .Extra 
Hart*,  nebst  zahlreichen  Katalogen),  Dr*  Rie- 
bensahm&Posseldt,  Berlin  (Riepos-Tardo). 
Farbeniabriken  vorm.  Fr.  Bayer  &  Co.,  Elber- 
feld  (Blitzlicht-Bayer),  Vereinigte  Papierfabriken 
photographischer  Papiere,  Dresden  (Platinomatt- 
Papier),  Dresdner  Photochemische  Werke, 
Mflgeln  b.  Dresden  (Aristo,  Celloidin-  und  Brom- 
silberpapiere), 

Ober  die  Resultate  wird  die  Versuchs- 
kommission berichten. 

Der  Vorsitzende  Alfred  Fuhrmann  gibt 
praktische  Vorschlfige  fflr  Blitzlichtaufnahmen 
und  verteilt  im  Laufe  seines  Referats  von  ihm 
entworfene  Skizzen  zur  Veranschaulichung  der 
Aufstellung  von  Camera  und  Personen  in  leichten 
und  schwierigen  Fällen.  Redner  führt  aus,  dass 
"wie  ^i  allen  Personenaufnahmen,  besonders 
bei  Blitziichtauf nahmen,  der  Hintergrund,  sei  es 
die  Wand  csines  Zimmers  oder  ein  künstlicher, 
stets  ruhig  wirken  müsse,  denn  die  Person  sei 
die  Hauptsache»  Von  dem  Hintergrund  ent- 
fernt müsse  sich  die  Person  ungefähr  1  m  be- 
finden. Mit  Rücksicht  auf  die  verhältnismässig 
schlechte  Beleuchtung  in  den  Zimmern  am 
Abend  geschehe  das  Einstellen  am  besten  mit 
Hilfe  eines  Metermasses  und  einer  genau  zu- 
verlässigen Einstellskala.  Die  Begrenzung  des 
Aufnahmegegenstandes  nach  oben  und  unten, 
sowie  nach  den  Seiten,  müsse  durch  Ableuchten 
festgestellt  werden.  Zur  Aufhellung  der  Schatten- 
partien empfehle  sich  entweder  ein  Schirm  aus 
weissem  Papier  oder  ein  Laken,  oder  auch 
eine  zweite  Magnesiumlampe,  die,  in  Kopfhohe 
der  aufzunehmenden  Person  stehend,  ein  Drittel 
des  Quantums  Pulver  enthalten  müsse,  wie  die 
Y, — 1  m  über  Kopfhohe  stehende  Beleuchtungs- 
lampe. Dass  das  Licht  der  Lampe  das  Objektiv 
nicht  treffen  dürfe,  sei  selbstverständlich,  und 
müsse  event.  zwischen  Lampe  und  Camera  ein 
Sicherheitsschirm  angebracht  werden«  Der  Stand 
der  'Lampe  sei  am  vorteilhaftesten  '/t — ''  ^ 
hinter  der  Camera.     Um  ein  leichenhaftes  Aus- 


sehen un4  einen  starren  Blick  der  aufzunehmen- 
den Person  zu  vermeiden,  empfehle  es  sich,  in 
einer  Entfernung  von  ca.  25  cm  vor  der  Blitz- 
lichtlampe einen  aus  Ölpapier  oder  Pausleinen- 
wand hergestellten  Zerstreuungsschirm  im  Winkel 
von  45°  anzubringen.  Die  hierdurch  ver- 
minderte aktive  Wu-kung  des  Blitzpulvers  kOnne 
durch  einen  im  gleichen  Abstand  von  25  cm 
hinter  der  Lampe  angebrachten  Reflezschirm 
aus  weisser  Pappe  oder  blankem  Snkblech 
wieder  ausgeglichen  werden. 

Ober  die  für  Blitzlichtaufnahmen  erforder- 
liche Menge  Pulver  kOnne  man  bestimmte  An- 
gaben nicht  machen.  Dies  hänge  von  der  Art 
des  Pulvers,  der  Konstruktion  der  Lampen,  der 
Lichtstärke  des  Objektives,  der  Empfindlichkeit 
der  Plattensorten,  der  Entfernung  der  Lampen 
vom  Aufnahmeobjekt  und  der  Helligkeit  und 
Reflexionsfähigkeit  der  Wände  ab.  Auf  jeden 
Fall  sei  darauf  zu  achten,  dass  vor  und  während 
der  Exposition  der  Raum,  in  dem  die  Aufnahme 
erfolge,  erleuchtet  set 

Darauf  dankt  dem  Redner  im  Namen  der 
Mitglieder  der  Schriftführer  Wrede. 

An  der  sich  daran  schliessenden  Diskussion 
beteiligen  sich  die  Herren :  S ch 0 nian ,  Kir ste n. 
Heiler,  Lüttgens  und  Fuhrmann.  Herr 
Dipl.  Ing.  SchOnian  berichtet  über  die  von 
der  Versuchskommission  erzielten  Resultate  der 
seiner  Zeit  eingesandten  Blitzlichtproben  der 
Firma:  Otto  Giese,  Magdebiurg,  Dr.  G.  Krebs, 
Offenbach.  Sämtliche  Proben  haben  zufrieden- 
stellende Resultate  ergeben,  am  besten  haben 
sich  die  „Ideal"  -  Blitzlichtpatronen  der  Firma 
Otto  Giese,  Magdeburg,  bewährt;  über  recht 
gute  Resultate  der  Firma  Dr.  G.  Krebs, 
Offenbacb  mit  „Kugelblitz*^  weiss  Herr  Mag.- 
Supernumerar  Burkhardt  zu  berichten. 

Hierauf  wird  eine  Blitzlichtaufnahme  von 
Herrn  Paul  Victor  Wrede  unter  Assistenz 
des  Herrn  Ludwig  Bleyer  mit  der  Volz- 
Weiss sehen  Blitzlichtlampe,  zu  der  Argentorat- 
pulver   verwendet  wurde,  gemacht. 

Der  Vorsitzende  berichtet,  dass  der  „Photo- 
graphische Verein  zu  Hannover*  Sonnabend, 
den  21.  März,  sein  Stiftungsfest  feiert,  zu  dem 
die  Mitglieder  unseres  Vereins  freundlichst  ein- 
geladen sind;  es  wird  beschlossen,  dass  der 
Vorsitzende  als  Vertreter  unseres  Vereins  an 
dem  Festessen  teilnehmen  soll. 

Die  Herren  Lüttgens  und  Burkhardt 
werden  beauftragt,  für  den  Verein  einen  passen- 
den Schrank  zu  erwerben. 

Herr  Krausse    beantragt    fernerhin,    einen 
Fragekasten  in  den  Sitzungen  aufzustellen. 
Schluss  der  Siteung  11  Vi  Uhr. 
Der  Vorsitzende  Der  Schriftführer 

Alfred  Fuhrmann,      Paul  Victor  Wrede, 
Kl.  Pfahlstrasse  2,  L  Königstrasse  16. 


67 


KLEINE  CHRONIK. 


Verein   zur  Forderung   der   Photo- 
j:raphie  zu  Berlin. 

Sitzung  vom  3.  April  1903. 
Vorsitzender:  Herr  Rittmeister  Kiesling. 

Zur  Aufnahme  in  den  Verein  haben  sich  die 
Herren  Dr.  Riebensabm  und  Posseldt-Berlin 
gemeldet. 

Als  Mitglieder  wurden  aufgenommen  die 
Herren:  Richard  Schuhmacher,  städt.  Ge- 
sangslehrer, Hermsdorf  b.  Berlin ;  Paul  Hilde- 
brandt,  Berlin;  Otto  Freund,  Buchhändler, 
Berlin. 

Am  16.  März  verschied  unser  Mitglied,  der 
Chemiker  Friedrich  Wölbung;  die  Ver- 
sammlung ehrt  das  Andenken  des  Verstorbenen 
durch  Erheben  von  den  Sitzen. 

Der  Vorsitzende  weist  auf  eine  vorläufige 
Ankündigung  des  Photographischen  Salons  hin, 
den  «California  Camera-Club"  und  „San  Fran- 
cisco Art  Association*  im  Oktober  1903  zum 
dritten  Mal  in  San  Francisco  veranstalten.  — 
Herr  Gust.  Schmidt,  Berlin  hat  die  neuesten 
Erscheinungen  seines  Verlages  und  Herr  K. 
Schwier ,  Weimar,  ein  Exemplar  des  Deutschen 
Photographen  Kalenders  1903  für  die  Bibliothek 
gestiftet. 

Die  Herren  Spohr  und  Schneider,  In- 
haber einer  Reproduktions-  und  Vergrösserungs- 
Anstalt  in  Berlin,  bringen  eine  ganze  Anzahl 
künstlerischer  Bilder  grösseren  Formates  in 
Pigment-  und  Gummidruck  zur  Vorlage.  Herr 
Spohr  bemerkt  dazu,  dass  die  Negative  sämt- 
lich auf  N.  P.  G.  -  Negativpapier  vergrOssert 
wurden;  die  Gummidrucke  sind  auf  Zander- 
schem  Zeichenpapier  mit  Tempera-Tubenfarben, 
die  Kohledrucke  unter  Benutzung  selbstpräpa- 
rierten Übertragspapiers  hergestellt.  Letzteren 
Gebrauch  motiviert  auf  Anfrage  des  Vorsitzenden 
Herr  Spohr  unter  Hinweis  auf  die  Möglichkeit 
der  freien  Wahl  bezüglich  des  Korns,  der 
Farbe  und  Grösse  des  Papiers  beim  Selbst- 
präparieren. Seine  Erfahrungen  mit  gekauften 
Übertragspapieren  seien  insofern  schlechte,  als 
dasselbe  bei  der  Entwicklung  Neigung  zum 
Losgehen  zeige,  die  nur  durch  nochmaliges 
Nachpräparieren  bekämpft  werden  könne.  — 
Der  Vorsitzende  hat  das  Loslassen  der  Pigment- 
biJder,  besonders  bei  einigen  Nuancen  —  z.  B. 
Blau  und  Blaugrün  —  bemerkt.  Herr  Spohr 
dagegen  führt  es  generell  auf  mangelhafte  Vor- 
präparation  des  Übertragspapieres  zurück.  Bei 
der  Selbstpräparation  sei  im  Übrigen  ein  mehr 
flaches,  sanftes  Korn  bei  der  Wahl  des  Papiers 
vorzuziehen.  —  Die  vorgelegten  Bilder  werden 
einstimmig  des  höchsten  Lobes  wert  befunden, 
und  vor  allem  bewundert  man  die  ausserordent- 
liche, bis  zur  Wiedergabe  feiner  Details  reichende 
Vervollkommnung  der  Gummidrucke. 

Herr  Hanneke  weist  darauf  hin,    dass  die 


Firma  Dr.  Lüttke  &  Arndt  -  Hamburg  sich 
bereit  erklärt  hat,  unseren  Mitgliedern  Proben 
ihrer  Fabrikate  zu  senden  und  legt  alsdann  das 
vor  einiger  Zeit  in  den  Handel  gekompiene 
Taschenstativ  von  Busch  in  Rathei^ow^  vor. 
Das  in  der  Tat  sehr  handliche  Stativ  ist  io 
seiner  ursprünglichen  Form  mit  einem  Bohr- 
ansatz versehen,  mittels  dessen  es  .an  geeigneten 
Holzkörpern — Baum  oder  Zaun  — festg^eschra\ibt 
werden  kann.  Falls  dies  nicht  angftngig,  tritt 
als  Ergänzungsstück,  eine  Klemme  in  Aktion» 
die  ein  Anschrauben  des  Stativs  gestattet  und 
besonders  bei  Aufnahmen  im  Ziminuer  von 
Nutzen  sein  dürfte,  zum^l  der  Preis  (9  Hk. 
für  die  ganze  Einrichtung)  ein  niedriger  ist. 

Herr  A.  Lehmann,  Charlott6nburg  1^^ 
einen  neuen  Photographier-Stock  »Ben  Akiba" 
vor,  welcher  im  Griff  eine  durch  Fümspulen 
gespeiste  Liliput-Camera  trägt.  Die  Wechsehing 
beruht  auf  dem  Prinzip  der  Kodak-Apparate. 
Der  Griff  enthält  4  Fümspulen  ä  25  Aufnahmen, 
doch  da  sich  im  Stock  selbst  weitere  16  Spulen 
unterbringen  lassen,  so  kann  sich  der  Wanderer 
mit  Material  für  350  dieser  kleinen  Aufnahmen 
ausrüsten!  Die  vorgelegten  Originalbildchen 
haben  etwa  Briefmai-kenformat  u^d  zeigen  zum 
Teil  eine  ganz  nette  Durcharbeitung,  welche 
die  von  der  Firma  versicherte  Chance  der  Ver- 
grösserung  auf  6X9  bezw.  9x12  möglich  er- 
scheinen lässt.  —  Zwei  weitere  Photo-Nippes- 
Sachen,  ein  Streichholzbüchschen  und  du 
Gürtel-Breloque  für  Damen,  werden  von  dem- 
selben Herrn  in  allerdings  noch  nicht  ganz 
fertigem  Zustand  vorgezeigt. 

Herr  Patentanwalt  Leman  illustriert  durch 
Vorlage  von  Kopien  auf  Ozotyp-,  Pigment-  und 
Chlorbromsilberpapier  die  Tatsache,  dass  ein 
und  dasselbe  Negativ  auf  verschiedenen  Pa- 
pieren sehr  verschiedenartig  l^opiert.  Er  be- 
dauert, in  der  Literatur  nicht  genügende  An- 
gaben über  die  dem  bestimmten  Toncharakter 
der  Negative  entsprechende  Wahl  der  Positiv- 
papiere gefunden  zu  haben.  —  Der  Vorsitzende 
bemerkt,  dass  die  Ozotypie,  obwohl  eine  Abart 
des  Pigmentdruckes,  bislang  bei  weitem  noch 
nicht  die  Feinheit  des  letzteren  erreiche;  der 
richtige  Pigmentdruck  lasse  sich  dagegen  durch 
entsprechende  Wahl  der  Bäder  jedem  Negat&v- 
charakter  anpassen.  —  Herr  Hanneke  hält 
dem  Vorlegenden  entgegen,  dass  eine  aus- 
reichende Klassifizierung  der  Papiere  auch 
unter  Angabe  ihres  Kopiercharakters  sieb  in 
allen  grösseren  Handbüchern  findet,  bedauert 
indessen  die  irreführenden  Namen,  mit  denen 
die  gangbaren  Papiersorten  jetzt  häufig  von 
den  Fabrikanten  belegt  werden. 

Fragekasten:  1.  „Hat  jemand  mit  dem 
neuen  Objektiv  „Tessar*  von  Zeiss  schon 
Aufnahmen  gemacht?"  —  Herr  Quidde  hat  mit 
der  Serie  III    des    genannten    Instrumentes   mit 


68 


KLEINE  CHRONIK. 


dem  besten  Erfolg  gearbeitet.  Für  Reproduk- 
tionen beispielsweise  lasse  sich  nichts  besseres 
denken;  das  Objektiv,  welches  mit  voller 
Öffnung  die  Platte  auszeichne,  halte  vollkommen, 
was  der  Prospekt  verspricht. 

2.  «Was  ist  vorteilhafter  für  den  Amateur, 
die  Coxin-  oder  die  Standentwicklung?  —  "Der 
Vorsitzende  bemerkt,  dass  die  Gegenüber- 
stellung keine  korrekte  ist,  da  beide  £ut- 
wicklungsmethoden  ganz  verschiedene  Zwecke 
verfolgen.  Die  einzige  Ähnlichkeit  beruhe  in 
der  Reduzierung  des  Aufenthaltes  in  der 
Dunkelkammer.  —  Verschiedentlich  laut  ge- 
wordenen Bedenken  gegenüber  betont  Herr 
Dr.  H  es e kiel,  dass  die  Prüfung  der  Platten 
in  der  Durchsicht  beim  Entwickeln  mit  Coxin 
nicht  die  geringsten  Schwierigkeiten  biete;  es 
sei  nur  nOtig,  eine  Schale  mit  Glasboden  zu 
verwenden,  und  auf  diesen  eine  rote  oder  gelbe 
Scheibe  zu  legen.  Stellt  man  unter  solche 
Schale  ein  Licht,  so  Iftsst  sich  die  Entwicklung 
bequem  auch  in  der  Durchsicht  verfolgen. 

3.  «Läuft  das  Eikonogen  noch  unter  Patent- 
schutz?" —  Diese  Frage  bleibt  offen,  doch  er- 
bietet sich  Herr  Patentanwalt  Leman,  bis  zur 
nAchsten  Sitzung  die  betr.  Information  einzu- 
holen. 

4.  «Welches  ist  das  einfachste  Verfahren, 
von  einem  Negativ  wieder  ein  Negativ  in  gleicher 
Grösse  zu  erhalten?" 

Herr  Bab  empfiehlt  das  bekannte,  in  allen 
Leitfäden  beschriebene  Verfahren  von  Edler- 
Pizzighelli. 

5.  „Wäre  es  nicht  möglich,  die  Sitzungs- 
berichte zeitiger  in  der  Zeitschrift  zu  publi- 
zieren?" —  Herr  Hanneke  legt  überzeugend 
auseinander,  dass  die  Publikation  frühestens 
ca.  3  Wochen  nach  unserem  Sitzungstermin 
erfolgen  könne. 

In  der  Diskussion  über  das  Tonen 
und  Kolorieren  von  Diapositiven  weist 
Herr  Hanneke  auf  die  beschränkte  Anzahl 
brauchbarer  Tonbäder  hin.  Für  Sepia-  und 
Roteltöne  empfehlen  sich  die  Uran-  und  Kupfer- 
tonungen.  Schon  die  Eisenblautonung  aber  sei 
"we^en  der  zu  krassen  Farbeneffekte,  zu  denen 
sie  führe,  weniger  empfehlenswert,  und  die 
^  Grüntonungen  seien  wegen  der  Unsicherheit 
der  Lösungen  einerseits,  der  lichtunechten 
Farbennuancen,  die  sie  ergeben,  andererseits 
nicht  recht  für  die  Praxis  verwendbar.  Solide 
grüne  Töne  lassen  sich  einzig  im  Pigmentprozess 
erzielen ;  alles  in  allem  sei  die  Tonungsfrage  in 
den  letzten  Jahren  nicht  weiter  gekommen.  — 
Der  Vorsitzende  erinnert  an  den  früher  von 
I>r.  E.  Vogel  in  den  «Photographischen  Mit- 
teilungen" l^emachten  Vorschlag,  die  auf  Braun - 
seh  Au  Diapositivpapier  hergestellten  Transparente 
durch  Einlagern  von  Farbstoffen  behebig  zu 
iArben,   und   geht    alsdann    nach    einem  Seiten- 


blick auf  die  immerhin  sehr  schwierigen  Drei- 
farbenprozesse zur  Schilderung  der  Hand- 
kolorierung  mit  Anilinfarben  über.  Die  Farben 
werden  auf  die  halbfeuchte  Schicht  des  Dia- 
positivs, welches  nicht  zu  dicht  sein  darf,  am 
besten  mit  mehrfachem,  vorsichtigem  Über- 
einanderlegen aufgetragen.  —  Frau  Lützen 
zeigt  eine  Anzahl  nach  diesem  Verfahren  kolo- 
rierter  Diapositive  vor,  welche  durch  die  Fein- 
heit ihrer  Farbennuancierung  allgemeine  Be- 
wunderung erregen.  —  Zur  Frage  der  Licht- 
echtheit der  durch  Tonen  erzielten  Farben 
äussert  Herr  Dr.  Tobias  die  Mutmassung,  dass 
es  verschiedene  Modifikationen  von  Berliner 
Blau  geben  müsse,  da  diese  sonst  veränderliche 
Farbe  im  Pigmentdruck  als  lichtecht  bekann 
sei.  —  Der  Vorsitzende  erwähnt,  dass  die  mit 
Anilinfarben  kolorierten  Diapositive  bereits 
nach  3 — 5  maliger  Vorführung  im  elektrischen 
Licht  zu  verbleichen  beginnen;  Frau  Lützen 
bestätigt  dies,  doch  unter  Hinweis  auf  die  Er- 
fahrungstatsache, dass  die  Farben  beim  Liegen 
der  Platten  im  Dunkeln  ihre  alte  Leuchtkraft 
zurückgewinnen . 

Zum  Schluss  legtHerr  Rudolphy  seine  mit 
dem  Brillant-Entwickler  erzielten  Resultate  vor^ 
welche  dem  bereits  in  letzter  Sitzung  über 
diesen  Entwickler  gefällten  günstigen  Urteil 
neue  Bestätigung  bringen. 

M.  Kiesling.  Fritz  Loescber. 


Freitag,  den  17.  April  1903. 
54.  Projektionsabend. 
Herr  J.  Leman,  Projektion  von  Stereoskop- 
Aufnahmen  von  Berlin  und  Umgfegend. 

Herr  Rittmeisler  Kiesling,  Die  Herstellung 
photographischer  Objektive. 


Schleslsche  Gesellschaft 

von  Freunden  der  Photographie 

Breslau. 

17.  Oktober  1902:   Generalversammlung. 

Vorsitzender:  Prof.  Dr.  Hager. 

Anwesend:  21   Mitglieder. 

Tagesordnung: 

1 .  Jahresbewcht  über  das  Vereinsjahr  1 901/02. 

2.  Kassenbericht. 

3.  Neuwahl  des  Vorstandes. 

4.  Antrag,,  betreffend  Einrichtung  einer  tech- 
nischen Kommission. 

5.  Aufnahmegesuche  der  Herren:  Arthur 
Beuthner,  Ingenieur,  Holteistr.  1;  Paul 
Korn,    Reg.-Bauführer,    Tauentzinstr.  19. 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  durch  den  stell- 
vertretenden Vorsitzenden  veriiest  Herr  F. 
Peltz  den  Jahresbericht  und  Herr  Gebeck 
den    Kassenbericht.      Die    Versammlung    erteilt 


69 


KLEINE  CHRONIK. 


dem  Schatzmeister  Decharge.  Als  Rechnungs- 
rcvisoren  fungierten  die  Herren  Buchmann 
und  Tschampel,  die  auch  fOr  das  nAchste 
Jahr  wiedergewfthlt  wurden. 

Bei  der  Neuwahl  des  Vorstandes  ergab  sich 
folgendes  Resultat:  Es  wurden  austimmig 
wiedergewfthlt:  Dr.  Riesenfeld  als  1.,  Prof. 
Dr.  Hager  als  2.  und  Kaufmann  Kionka  als 
3.  Vorsitzender;  femer  als  Schriftfflhrer:  Peltz, 
Menzel  und  Mamelok;  zum  Schatzmeister 
Gebeck,  zum  Bibliothekar  Ernst  Schatz  und 
zum  Atelierverwalter  H.  Pringsheim.  Als 
Beisitzer  erhielten  die  meisten  Stimmen:  Prof. 
Dr.  Abegg,  Prof.  Dr.  Herm.  Cohn,  Kauf- 
mann König,  Brandmeister  Reddemann, 
Kaufmann  Spindler  und  Prof.  Dr.  Strauss. 
In  die  technische  Kommission  wurden  gewAhlt: 
Kaufmann  Kionka,  Rentier  H.  Pringsheim 
und  Kaufmann  Spindler. 

Nachdem  sämtliche  Herren  die  Wahl  ange- 
nommen, wurde  an  die  Generalversammlung 
eine  ordentliche  Sitzung  angeschlossen  und  in 
eine  Diskussion  Über  die  Atelierfrage  einge- 
treten. Herr  Pringsheim  teilt  mit,  dass  der 
Frauen-BUdungsverein  vom  1.  Januar  1903  ab 
das  photographische  Atelier  aufgebe,  und  es  ent- 
stehe daher  fflr  uns  die  Frage,  wo  wir  ein 
anderes  nebst  einem  Raum  fflr  den  Ver- 
grösseningsapparat  herbekommen  können,  oder 
ob  wir  Oberhaupt  fernerhin  noch  ein  Atelier 
mieten  wollten?  In  längerer  Debatte  wurde 
beschlossen,  dass  der  Vorstand  der  Frage  nfther 
treten  solle. 

Die  Feier  des  Stiftungsfestes  ist  fflr  den 
29.  November  in  Aussicht  genommen  und  die 
Vorbereitungen  den  Herren  Peltz  und  Redde- 
mann übertragen  worden. 

gez.:  F.  Peltz. 

24.  Oktober  1902:    1.  ordentliche  Sitzung. 

Vorsitzender:  Prof.  Dr.  Hager. 

Anwesend:  26  Bftitglieder  und  1  Gast. 

Tagesordnung: 

1.  Aufnahmegesuch  des  Herrn  Kaufmann 
H.  Bö  er,  Kaiser  Wühelmstr.  101. 

2.  Vortrag  des  Herrn  Leonhard:  Ȇber 
den  Edinol-Entwickler  und  einige  neuere 
photographische  Produkte". 

3.  Beratung  Ober  das  Stiftungsfest. 

4.  Kleinere  Mitteilungen. 

Gegen  •/*  9  Uhr  eröffnet  der  2.  Vorsitzende, 
Herr  Prof.  Dr.  Hager,  die  Sitzung.  Nach  er- 
folgter Aufnahme  des  oben  genannten  Herrn 
erhftlt  Herr  Leonhardt  das  Wort  und  führt 
etwa  folgendes  aus:  Heutzutage  stehen  dem 
Amateur-Photographen  eine  ganze  Menge  Ent- 
wickler zu  Gebote,  von  denen  jeder  seine  Vor- 
züge hat.  Es  ist  nun  der  Firma  Beyer,  Elber- 
fcld    gelungen,    in    dem    von    ihr    hergestellten 


Edinol  einen  Entwickler  auf  den  Markt  za 
bringen,  welcher  die  Vorzüge  verschiedeiier 
Entwickler  in  sich  vereinigt.  Vorzflgfiche  Re- 
sultate liefert  der  Edinol-Entwickler  bei  Moment- 
aufnahmen, doch  auch  bei  stark  Qberfidilelai 
Platten  liefert  dersdbe  noch  gute  Resultate, 
wenn  man  bis  zur  völligen  Undordisicfati^idt 
entwickelt  Der  Edinol-Entwickler  lisst  ach 
auch  verschieden  abstimmen.  So  liefert  er  mit 
einem  Zusatz  von  Soda  sdur  weiche,  mit  Zusatz 
von  Pottasche  krftftige  Negative.  Anch  bei 
Blitzlichtaufnahmen  ist  das  Edinol  mit  Vorteil 
anzuwenden.  Femer  zeichnet  sich  der  Edinol- 
Entwickler  als  sehr  haltbar  aus.  Gebranchta- 
Edinol-Entwickler  erwies  sich  nach  4  Wochen 
noch  als  ganz  wirksam.  Ein  ganz  besonderer 
Vorzug  aber  ist  die  langsame  Deckkraft  des 
Edinols.  Daher  werden  Platten,  bei  denen 
grosse  Kontraste  in  Licht  und  Schatten  vor- 
handen sind,  in  diesem  Entwickler  viel  besser 
ausgearbeitet  werden,  da  man  die  betreffende 
Platte  mit  Rücksicht  auf  die  Schattenpartien 
viel  Iftnger  im  Entwickler  lassen  kann,  ohne 
Gefahr  zu  laufen,  knallige  Lichter  zu  erhalten. 
Auch  zur  Entwicklung  der  verschiedenen  Brom- 
silberpapiere,  besonders  N.  P.  G.  ist  Edinol  gut 
zu  brauchen.  Sodann  gedenkt  der  Vortragende 
des  unter  dem  Namen  »Blitzlicht-Bayer*  von 
derselben  Firma  in  den  Handel  gebraditen 
Blitzpulvers.  Dasselbe  liefert  ein  kräftiges 
aktinisches  Licht  bei  sehr  kurzer  Verbrennui^j»- 
dauer  und  ist  bedeutend  rauchftrmer  als  andere 
Gemenge.  An  der  sehr  lebhaften  und  Äusserst 
lehrreichen  und  anregenden  Debatte  beteiligten 
sich  namentlich  die  Herren:  Prof.  Dr.  Ab  egg. 
Rentier  Pringsheim,  Maler  Peltz  und  Kaut 
mann  Schatz. 

Bezüglich  des  Stiftungsfestes  gingen  die 
Meinungen  sehr  auseinander.  Schliesslich  wurde 
der  in  voriger  Sitzung  gefasste  Beschhiss,  ein 
Stiftungsfest  mit  Damen  zu  feiern,  fallen  ge- 
lassen. Der  grösste  Teil  der  Versammlung 
stimmte  für  Abhaltung  eines  Stiftungsfestes  in 
Gestalt  eines  Herrenabends. 

Im  Laufe  der  Sommerferien  hatten  sich  eine 
grosse  Menge  Probesendungen  von  photo- 
graphischen Artikeln  angesammelt.  Diesdben 
wurden  der  technischen  Kommission  zur  Prüfung 
überwiesen. 

Schluss  ca.  Vi  12  Uhr.  C  Menzel 


Dresdner  GresellechAft  zurFördenmi^ 
der  Amateur-Photographie,  e.  V. 

109.  ordentliche  Sitzung, 

Montag,  den  2.  MArz  1903. 

VorsiUender:  Herr  Rentier  E.  Fr  ohne» 

Der  Vorsitzende    eröffnet   die    Sitzung   ao<i 

teilt  mit,    dass    die   Herren :    Hauptmann  a,  D. 


70 


KLEINE  CHRONIK. 


Ehnthold,  Blasewitz,  Kunstmaler  Hirsch- 
feld, Dresden,  William  MQller,  Hainsberg 
und  Paul  Petermann,  Dresden,  als  Mitglieder 
aufgenommen  worden  sind.  Der  Bibliothek  der 
Gesellschaft  ist  die  Dissertation  von  Dr.  V. 
B  e  1 1  a  c  h  über  „  Die  Struktur  der  photographischen 
Negative"  überwiesen  worden.  Der  Vorsitzende 
teilt  weiter  mit,  dass  die  Firma  Bausch  & 
Lomb,  Frankfurt  a.  M.,  ein  Preisausschreiben 
«rlassen  hat;  ferner  wird  auf  den  Termin  der 
Ausstellung  in  Budapest  am  10.  März  hinge- 
wiesen. FQr  den  Aussteller  entstehen  keine 
Kosten.  Der  Vorsitzende  erteilt  hierauf  Herrn 
Hennig  das  Wort  zur  Demonstration  der 
Cbristoldfilms.  Die  Vorführung,  welche 
sich  zu  einer  äusserst  interessanten  gestaltet, 
Ifisst  die  Cbristoldfilms  als  Bildträger  ohne 
Unterlage  erscheinen,  welche  die  Vorzüge  der 
Sande  11 -Platten  besitzen.  Die  Films  weisen 
demnach  zwei  übereinander  gegossene  Halogen- 
silber>Gelatineschichten  von  verschiedener  Em- 
pfindlichkeit auf.  Der  Entwicklung  der  Cbristold- 
films geht  eine  Behandlung  mit  einem  Formalin- 
bad  1  :  40  voraus,  worauf  in  gewöhnlichem 
Wasser  gewaschen  uhd  nun  wie  üblich  ent- 
wickelt wird.  Der  Entwickler  darf  keine 
kohlensauren  Alkalien  enthalten,  dagegen  ist  die 
Anwesenheit  kaustischer  Alkalien  der  Film- 
substanz nicht  schädlich.  Nach  dem  Ent- 
wickeln erfolgt  das  Waschen,  sowie  die  Fixage; 
zu  letzterer  bedient  man  sich  vorteilhaft  eines 
Fixierbades  folgender  Konzentration:  400  ^ 
uQterscbwefligsaures  Natron,  1000  ccm  Wasser. 
Als  Vorzug  der  Cbristoldfilms  ist  die  grosse 
Widerstandsfähigkeit  derselben  während  des 
Entwicklungsprozesses  zu  nennen;  ferner  ist 
das  Fabrikat  gut  für  das  Arbeiten  in  den 
Tropen  geeignet,  da  es  sich  leicht  mit  warmem 
Entwickler  behandeln  lässt.  Ein  Glyzerinbad 
ist  im  Gegensatz  zu  anderen  Fabrikaten  nicht 
notwendig.  Das  Trocknen  der  fixierten  und 
gewaschenen  Cbristoldfilms  kann  durch  Alkohol 
«rfolgen.  Es  findet  hierbei  eine  Kontraktion 
statt,  welche  die  starke  Ausdehnung  der  Films 
ioi  Entwickler  (ca.  20  pCt.)  einigermassen  kom- 
pensiert. Die  Vorführung  findet  den  Beifall 
•der  Anwesenden,  sowie  den  Dank  des  Vor- 
sitzenden. Herr  Kunstmaler  Forti  erklärt 
nunmehr  die  von  ihm  veranstaltete  und  mit 
künstlerischem  Geschmack  zusammengestellte 
Ausstellung  von  Aufnahmen,  kopiert  auf  Matt- 
papieren (Schwerter  -  Piatinomattpapier  der 
Dresdner  Vereinigten  Fabriken,  sowie  Matt- 
papier Christensen)  und  teilt  Verhaltungs- 
inassregeln  über  die  Behandlung  der  Papiere 
mit.  Es  ist  in  erster  Linie  notwendig,  dass 
dieselben  sehr  dunkel  kopiert  werden ;  je  tiefer 
iü  den  Schatten,  desto  besser  das  Resultat. 
Als  Goldtonbad  empfiehlt  "Redner  ein  Borax- 
-Ooldbad,    welches    zum    Gebrauch    stets    frisch 


(etwa  zwei  Stunden  vorher)  angesetzt  wird. 
Nach  dem  Golden  der  Bilder  findet  eine  Be- 
handlung derselben  mit  einem  Platinbad  statt. 
Während  des  Tonprozesses  müssen  die  Bilder 
vor  Natronflecken  sorgfältig  geschützt  werden. 
Die  Ausstellung,  in  welcher  u.  a.  auch  Loch- 
camera-Aufnahmen vorgeführt  werden,  wird 
seitens  der  Anwesenden  mit  grossem  Interesse 
betrachtet;  der  Vorsitzende  drückt  Herrn 
Forti  seinen  besonderen  Dank  aus.  Zu  der 
technischen  Ecke  teilt  hierauf  Herr  Wolf  mit, 
dass  das  Entfernen  von  Lichtstreifen  auf  einer 
entwickelten  Platte  (partielle  Abschwächung) 
mit  Leder  und  Alkohol  nicht  geglückt  ist,  da- 
gegen vorteilhaft  ein  Putzmittel  (Putzpomade) 
verwendet  worden  sei.  Herr  Forti  empfiehlt 
statt  Leder  Watte  zum  Abreiben  der  Platten. 
Herr  Fr  ohne  bestätigt  die  Mitteilung  des  Herrn 
Wolf.  Herr  Jahr  teilt  mit,  dass  man  in 
England  Globusputzpulver  mit  Terpentin  ange- 
rührt bereits  im  Sinne  des  Herrn  Wolf  ver- 
wendet habe.  Herr  Dr.  Fleischer  empfiehlt 
als  bestes  Putzmittel  Flussspatpulver,  da  das- 
selbe nur  die  Härte  5  besitzt  und  damit  keine 
Rillen  etc.  entstehen.  Zur  wissenschaftlichen 
Ecke  teilt  alsdann  der  Vorsitzende  mit,  dass 
Herr  Dr.  Gross  in  Leipzig  nach  Ostern  einen 
Vortrag  über  Katatypie  zugesagt  hat.  Herr 
R.  Jahr  referiert  hierauf  1.  über  neue  In- 
strumente der  astronomischen  Photographie, 
2.  über  stereoskopische  Mikrophotographie  nach 
Ives,  3.  über  die  Hewitt -Quecksilberdampf- 
lampe. Letztere  ist  eine  1  m  lange  Glasröhre 
mit  einem  Durchmesser  von  3 — 4  ctn^  die  an 
dem  einen  Ende  zu  einer  Kugel  ausgeblasen 
ist,  welche  Quecksilber  enthält.  Durch  einen 
sehr  starken  elektrischen  Strom  wird  in  der 
evakuierten  Röhre  der  Quecksilberdampf  zum 
Leuchten  gebracht.  Das  Licht  entstellt  die 
Farben  beleuchteter  Gegenstände.  Referent 
weist  darauf  hin,  dass  die  Quecksilberlampe 
bereits  alt  ist.  Auch  Herr  Dr.  Fleischer  be- 
merkt, dass  das  Licht  mit  Quecksilberdampf 
nichts  Neues  sei.  Es  sei  eine  Art  Phosphor- 
escenzlicht;  zu  einer  praktischen  Anwendung 
eigne  es  sich  aber  garnicht.  Auch  mit  Tes la- 
schem Licht  seien  ähnliche  Erscheinungen  be- 
obachtet worden.  Herr  Jahr  bemerkt,  dass 
das  Hewitt-Licht  vielleicht  für  Reproduktions- 
zwecke geeignet  sei.  Herr  Verbeek  wendet 
sich  schliesslich  gegen  die  stereoskopische 
Mikrophotographie  nach  Ives;  femer  spricht 
derselbe  über  Verhütung  von  Lichthofbildungen. 
Dr.  V.  Bei  lach,  1.  Schriftführer. 


71 


KLEINE  CHRONIIC 


Verein  i9ür  Amatenr-Photofraphie, 
Biberfeld. 

Sitzung  am  Donnerstag,  den  19.  Mftrz  1903, 

im  Vereinslokal,  Restaurant  (^Deutscher  Kaiser*, 

Vorsitzender:  Herr  Rud.  Gesser. 

Es  war  dem  Vorsitzenden  YergOnnt,an  diesem 
Sitzungsabend  eine  besonders  zaUreicbe  Ver- 
sammlung begrassen  zu  können,  da  ausser  den 
Mitgliedern  nocb  15  Gäste  an  derselben  teil- 
nahmen. Nach  Vorlesung  der  eingelaufenen 
Offerten  und  Briefe,  von  welchen  ein  Angebot 
der  Verlagsanstalt  Wilh.  Knapp,  in  Halle  a.  S., 
betr.  das  Werk  .Die  Kunst  in  der  Photographie' 
besonders  hervorgehoben  zu  werden  verdient, 
gelangte  eine  Anzahl  Exemplare  des  von  der 
Firma  Unger  &  Hoff  mann  herausgegebenen 
und  von  dieser  dem  Verein  überwiesenen 
Werkchens  »Hilfsbuch  beim  Entwickeln  von 
Apollo-Platten*  an  die  Mitglieder  zur  Verteilung. 
Der  genannten  Firma  sei  auch  an  dieser  Stelle 
der  Dank  des  Vereins  dafür  ausgesprochen. 
Hierauf  gab  der  Vorsitzende  der  Versammlung 
Kenntnis  von  einem  Einladungsschreiben  seitens 
des  Berg.  MArk.  Photographenvereins  zu  dessen 
lOjflhrigem  Stiftungsfest  nebst  nationaler  Aus- 
stellung, welches  am  3.  April  in  der  Stadthalle 
gefeiert  werden  soll.  Die  Versammlung  nahm 
die  Einladung  an  und  beauftragte  den  Vor- 
sitzenden, den  Dank  dafür  zu  übermitteln.  Als- 
dann erteilte  derselbe  dem  Mitgliede  Herrn  Rektor 
Kieke rt  das  Wort  zu  seinem  Vortrage  »Ober 
moderne  Hilfsmittel  bei  der  Kunstlichtphoto- 
graphie*. 

Von  dem  einfachsten  Modell,  der  mit  Hilfe 
einer  holländischen  Tonpfeife  inprovisierten 
Blitzlichtlampe,  ausgehend,  beschrieb  der  Redner 
die  bisher  konstruierten,  verschiedenartigsten 
Einrichtungen,  welche  das  Blitzpulver  zur  Ent- 
zündung bringen.  Veranlasst  durch  das  häufige 
Versagen  und  den  hohen  Preis  der  bis  jetzt  im 
Handel  erschienenen  Lampen,  hat  der  Referent 
ein  System  erdacht,  welches  sich  durch  die 
Einfachheit  der  Ausführung,  sowie  durch  die 
hiermit  erzielte  Sicherheit  bei  der  Entzündung 
des  Blitzpulvers  auszeichnet.  Bei  der  Vor- 
führung der  Lampe  waren  die  Anwesenden  von 
der  prompten  Wirkung  überrascht  und  zollten 
dem  Redner  für  seine  Bemühungen,  auf  diesem 
Gebiete  etwas  Brauchbares  geschaffen  zu  haben, 
ihren  vollen  Beifall.  Auf  den  Vorschlag  ver- 
schiedener Vereinsmitglieder  hin  hat  sich  Herr 
Rektor  Kieker t  entschlossen, diese  Lampe  unter 
dem  Namen  .Columbus- Blitzlichtlampe*  dem 
Handel  zu  übergeben.  Eine  kurze  Beschreibung 
derselben  möge  hier  folgen: 

Die  Columbusblitzlichtlampe  besteht  aus  einem 
kleinen  (12  X9x6  ^,  tischfthnlicben  Aufbau, 
auf  dem  sich  ein  drehbares  ZOndlager  für  das 
Blitzpulver    befindet.      Die    Entzündung    erfolgt 


durch  eine  Drehung,  bezw.  Heranführung  4e» 
Zündlagers  an  eine  ZündqueDe,  eine  Kerze, 
die  an  dem  Aufbau  leicht  befestigt  werden  kann 
Die  besonderen  Vorzüge  der  Lampe  sind  vor 
allem  Nachstehende:  Infolge  ihrer  Finfarhhdt 
ist  die  Lampe  leicht  und  unverwüstlich.  Sie  ist 
immer  gebrauchsfertig  und  bedarf  keinerlei 
Vorbereitungen,  dabei  ist  ein  Versagen  einfocb 
unmöglich  und  die  Zündung  tritt  prompt  im 
gewollten  Augenblick  ein.  Breiteste  Fkunmcn- 
Wirkung.  Explosionsgefahr  gänzlich  ausge- 
schlossen. Selbstaufnahme  auf  beliebige  Ent- 
fernung durch  Schnur  mOc^ch.  Was  die  Lampe 
noch  besonders  empfehlenswert  macht,  ist  der 
billige  Preis,  der  voraussichtlich  noch  oicbt 
2  Mk.  betragen  wird. 

Im  Anschluss  hieran  wurden  dann  mdircre 
Blitzlichtaufnahmen  gemacht,  bei  weichen  6  Auf- 
nahmeapparate gleichzeitig  benutzt  worden. 
Hierbei  gelangte  Blitzlicht  Bayer  in  Baidur- 
patronen zur  Verwendung.  Erstercs  erwies  sich 
als  sehr  aktinisch  und  wenig  Rauch  entwickelnd,, 
während  die  elektrische  Fernzündung  wiederholt 
versagte,  so  dass  die  Columbusblitzlichtlampe  der 
Baidureinrichtung  vorgezogen  wurde. 

Zum  Schluss  der  Sitzung  gelangten  noch 
zwei  Wandermappen  der  Vereine  Magdeburf^ 
und  Siegen  zur  Vorlage,  welche  den  erschineneo 
Mitgliedern  instruktives  Material  boten,  nament- 
lich die  Mappe  des  ersteren  Vereins  zeichnete 
sich  durch  vorzüghche  Mikrophotogramme    ans. 

Für  die  nächste  Sitzung    wiu^e    von  einem 

der    anwesenden    Photochemiker    ein    Vortrag 

„Phenol-Phtaleine  und  Rosolsäure  contra  Coxin*' 

angekündigt.     Schluss  der  Sitzung  llVt  ^^^- 

Der  Schriftführer. 

J.  A.:  Schone,  Bibliothekar. 


Deutsche  Gesellschaft 

▼on  Frennden  der  Photo^;raplile, 

SekUon  StegUtx. 

Ordentliche  Sitzung  am  Montag,    den  23.  März 
1903,  8*1^  Uhr  abends,   im  Restaurant  «Kaiser- 

hallen*,  am  Markt. 
Vorsitz:  Du-ektor  C.  Breuer,  später  P.  Geb- 
hardt 
Es  sind  eingegangen:  Prospekte  der  Ver- 
lagsbuchhandlung von  Liesegang  -  Leipzig; 
Prospekte,  Gutachten  und  Proben  des  Original- 
Brillant-Entwicklers  der  Barmer  Trockcnplatten- 
fabrik  Brune  &  Hüfinghoff,  Barmen;  Proben 
vom  Ripos-Tardo-Papier;  ein  Ansichtsheft  ^. 
Goerke.  Die  Kunst  in  der  Photographie*. 
Prospekte  und  Proben  kommen  zur  Verteflnng» 
letztere  mit  der  Massgabe,  dass  in  der  nftcfastea 
Sitzung  darüber  berichtet  werde.  Ober  die  ia 
der  vorigen  Sitzung  verteilten  Proben  des  Geka- 
Entwicklers  aus  der  Fabrik  Helios  —  I>r.  G. 
Krebs,  Offenbach  —  berichtet  Herr  Gietselt, 


72 


KLEINE  CHRONIK. 


dass  der  Entwickler  energisch  und  schleierfrei 
arbeite  und  gute  Deckung  gebe.  Bei  der  Probe 
mit  der  Zeitlichtpatrone  aus  derselben  Fabrik 
hat  Herr  Wittneben  angenehm  empfunden 
die  geringe  Rauchentwicklung  und  die  Möglich- 
keit zu  Zeitaufnahmen.  Herr  Schwabe  hat 
bei  der  Entwicklung  der  im  Vereinslokal  ge- 
machten Probeaufnahmen  bemerkt,  dass  die 
Lichtstärke  dieses  Pulvers  nicht  sehr  hoch  sei. 
Hierauf  erhfilt  Herr  Oberingenieur  Brink- 
«mann  das  Wort  zu  seinem  Vortrage:  „Die 
Herstellung  der  Trockenplatten. *  Einleitend 
erwähnt  der  Voi  tragende,  wie  erst  das  Ge- 
lingen der  Herstellung  der  Trockenplatten  der 
Photographie  den  grossen  Aufschwung,  den  sie 
in  den  letzten  Jahrzehnten  genommen,  ermög- 
licht habe  und  dieser  Aufschwung  rückwirkend 
die  Trockenplatten-Fabrikation  so  beeinflusste, 
dass  sich  daraus  eine  bedeutende  Industrie  ent- 
wickeln konnte.  Er  ging  dann  darauf  über, 
die  Theorie,  auf  die  sich  die  Trockenplatten- 
Fabrikation  gründet,  zu  besprechen  und  er- 
läuterte eingehend  die  chemischen  Vorgänge 
des  Emulsionsprozesses,  wie  durch  Versetzen 
voD  Silberlösungen  mit  Bromsalzen  das  Brom- 
silber entstehe,  das  dann  durch  den  Reife- 
prozess,  da  es  nach  dem  Mischen  mit  der 
Gelatine  noch  zu  unempfindlich  sei,  auf  die 
nötige  Empfindlichkeit  gebracht  werden  müsse 
und  wie  dieser  Reifeprozess  überhaupt  den 
Charakter  der  Emulsion  bedinge;  die  wieder 
erstarrte  Emulsion  werde  dann  geschnitten  und 
gc^^aschen^  um  die  darin  befindlichen  Nitrat- 
salze zu  entfernen;  dann  müssen,  sie  geprüft 
^v^erden,  was  mit  Hilfe  von  Photometern  ge- 
schehe. An  der  Hand  zahlreicher  Photometer- 
proben zeigte  Herr  Brinkmann,  wie  diese 
nicht  nur  über  die  Empfindlichkeit,  sondern 
auch  über  den  Charakter  der  Emulsion  Auf- 
scfaluss  gäben    und    wie    sich    von    der    Photo- 


meterprobe auf  eine  spätere  zweckmässige 
Verwendung  und  Verarbeitung  schliessen  lasse. 
Nach  Erläuterung  der  Mittel,  die  Emulsion  nach 
der  Prüfung  zu  korrigieren,  ging  er  zur  Be- 
sprechung der  Eünrichtung  der  Trockenplatten- 
Fabriken  über  und  zeigte,  dass  die  Theorie 
des  Emulsionsprozesses  sich  in  der  Praxis  nur 
mit  Schwierigkeiten  durchführen  lasse,  sowie 
welche  Apparate  und  Maschinen  für  die  Fabri- 
kation erforderlich  seien.  Eingehend  wurde 
das  Arbeiten  der  Plattenwaschmaschinen  ge- 
schildert, die  imstande  seien,  grosse  Mengen 
von  Platten  zu  präparieren;  eine  Maschine  er- 
spare rund  20  Arbeiterinnen.  An  einer  Zeich- 
nung wurde  sodann  der  sehr  interessante  Vor- 
gang des  Giessens  mittels  Maschinen  erläutert. 
Das  Trocknen  biete  wieder  grosse  Schwierig- 
keiten, die  der  Engländer  Nelson  durch 
raffiniert  erdachte  Maschinen  zu  umgehen 
sucht. 

Der  Vortragende  beschrieb  dann  noch  die 
endgiltige  Fertigstellung  der  Platte  und  bewies 
am  Schluss  seiner  sehr  lichtvollen  Ausführungen, 
welche  Vorteile  und  Annehmlichkeiten  auch 
dem  Amateur  eine  eingehendere  Kenntnis  der 
Herstellungsweise  der  Platte  bei  ihrer  weiteren 
Verarbeitung  bietet. 

Den  nächsten  Punkt  der  Tagesordnung  be- 
handelte der  Unterzeichnete  in  seinem  Vor- 
trage: „Momentaufnahmen  mit  billigen  Trocken- 
platten."  Der  Vortragende  führt  aus,  dass  er 
über  die  billigen  Trockenplatten  im  allgemeinen 
bereits  früher  gesprochen  habe  und  heute  über 
die  Ergebnisse  der  mitdenselben  vorgenommenen 
Momentaufnahmen  berichten  wolle.  Er  be- 
dauert, dass  es  ihm  nur  möglich  war,  von  den 
zahlreichen  Marken  dieser  Platten  einige 
wenige  zum  Vergleich  heranzuzieheq. 

(Schluss  folgt.) 


Fragen  und  Antworten. 


Ich  habe  Negative  mit  Uran  verstärkt 
(JSayerschen  Uran-- Verstärker) ,  die  Ptatten 
hn  Bade  stetig  bewegt  und  nachdem  ich 
die  gewünschte  Dichte  erreicht^  kurz  an 
der  Wasserleitung  abgespült.  Nachdem  die 
J^latten  trocken y  waren  auf  der  Schicht- 
seite irisierende  Streifen  und  Wolken  sicht- 
bar; woher  kommen  diese  und  lassen  sich 
diese  Fehler  verbessern^  bezw.  habe  ich 
hierbei  ein  Versehen  begangen^ 

Mit  Uran  fu  verstärkende  Negative   müssen 


vorher  gut  fixiert  und  tüchtig  gewässert  worden 
sein.  Vielleicht  haben  Sie  hierin  gefehlt.  Sie 
können  die  Verstärkung  auch  wieder  entfernen, 
indem  Sie  das  Negativ  in  Wasser,  mit  etwas 
Ammoniak  versetzt,  bringen.  Jedoch  kann  mit 
solchen  Platten  eine  abermalige  Uran  Verstärkung 
nicht  vorgenommen  werden. 

Welche  Celloidin  -  Kopierpapiere  lassen 
sich  in  getrennten  Tonbädern  leicht  ohne 
Misserfolge  tonen  lassen?  Habe  z.  B,  mit 
X-Papieren  keinen  Erfolg  oder  nur  schlecht ^ 


73 


KLEINE  CHRONIK. 


hingegen  tonen  die  Y-Papiere  gut,  aber  es 
leiden  du  IVeissen,  sie  nehmen  den  Ton 
mit  an  und  bleiben  nicht  klar. 

Die  benannten  Fabrikate  erfreuen  sich  eines 
sehr  guten  Rufs.  Wenn  dieselben  Ihre  Zu- 
friedenheit nicht  finden  können,  so  raten  wir 
Ihnen,  mal  die  Papiere  von  der  Fabrik  photo- 
graphischer Papiere  vorm.  Carl  Christensen, 
Berlin  S.  oder  von  E.  van  Bosch-Strass- 
burg  i.  Eis.  zu  versuchen. 

Ich  habe  eine  zu  dicht  entwickelte  Platte 
mit  dem  Parmerschen  Abschwächer  be- 
handelt. Nachdem  die  Platte  trocken  — 
vorher  genügend  im  Wässerkasten  aus- 
gewässert — ,  waren  auf  der  Schichtseite 
weisse  y  glänzende  ^  sternförmige  Punkte 
sichtbar y  welche  auf  der  Kopie  korre- 
spondierende  weisse  PUcken  hervorriefen. 
Woher  kommt  diese  Erscheinung? 

Wenn  die  Platte  wirklich  ordnungsmässig 
gewässert  worden  ist  und  nicht  etwa  aus  dem 
Wasser  herausgestanden  hat,  so  ist  uns  die 
Ursache  der  sternförmigen,  glAnzenden,  weissen 
Punkte  nicht  ersichtlich.  Sollte  vielleicht  beim 
Trocknen  der  Platten  irgend  welcher  Ch^mi- 
knlien-Staub  auf  diesel\)e  eingewirkt  haben? 


Lässt  sich  ein  Objektiv .  van  20  ccm 
äquivcU,  Brennweite  mit  Vorteil  für  eim 
gY^l2  Camera  verwenden, 

20  cm  Brennweite  ist  für  eine  9x12  cm 
Platte  zu  gross.  Man  wählt  im  allgemeinea  die 
Brennweite  gleich  der  längsten  Seite  der  ge- 
forderten Plattengrösse  oder  höchstens  gleich 
der  Länge  der  Diagonale  der  Platte.  Nähere 
Details  Über  die  Auswahl  passender  Objektive 
finden  Sie  in  dem  betr.  Kapitel  von  E.  Vogel, 
Taschenbuch  der  praktischen  Photographie. 

Bitte  mir  ein  Eezept  zu  einem  Ton- 
fixier  beut  mitzuteilen^  welches  blaue  Tone 
liefert. 

Wasser 1000^ 

Fixiernatron 200  , 

essigsaiu-es  Natron  kryst.   .    .  12  , 

essigsaures  Blei 12  « 

Rhodanammonium 10  » 

Citronensäure 4  , 

Chlorgold-Lösung  (1  :  100).  .  60  ccm 
Mit  diesem  Tonfixierbad  haben  wir  u.  a.  auf 
den  Celloidinpapieren  von  Weber-Mügeln, 
Vereinigten  Fabriken  photogr.  Papiere,  Dresden, 
Kurz-  Wernigerode,  van  Bosch-  Strassburg 
schöne  blaue  Töne  erzielt. 


Verschiedenes. 


Eingesandt. 

Seite  63  der  „Kleinen  Chronik"  findet  sich 
ein  Eingesandt,  das  die  Entwicklung  mit  Phenol- 
phthalein behandelt. 

Es  ist  schon  sehr  lange  her,  dass  dieser 
Körper  zum  Färben  alkalischer  Entwickler  be- 
nutzt wurde.  Er  eignet  sich  prinzipiell  nicht 
allein  zur  Tageslicht-Entwicklung,  weil  er  einen 
betrachtlichen  Teil  aktinisch  besonders  wirk- 
samen Lichtes  passieren  lässt;  ein  gefärbter 
Entwickler  hat  überhaupt  wenig  Sinn,  da  er 
eine  Beurteilung  des  Negatives  bei  der  Ent- 
wicklung unmöglich  macht.  Beim  Coxinverfahren 
Hegt  das  grundsätzlich  Neue  darin,  dass  die 
Schicht  in  der  Lösung  gefärbt  wird  und  dass 
dann  im  ungefärbten  Entwickler  hervorgerufen 
wird.  Die  geringen  Mengen  des  Coxins,  die  in 
den  Entwickler  übergehen,  behindern  die  Be- 
urteilung des  Bildes  in  keiner  Weise. 

Dr.  W.  Scheffer,  Berlin. 

Unterrichts-Nachrichten. 

In  der  Münchner  Lehr-  und  Versuchsanstalt 
findet  vom   14.  bis  24.  Juli    ein  Meisterkurs  für 


selbständige    Photographen    und    Gehilfen  statL 
Näheres  ergeben  die  Prospekte  der  Anstalt. 


GescliäftUche  MitteUiin|reii. 

Die  Firma  Paul  BonatZ,  Photograpbische 
Manufaktur  in  Berlin  N.,  Invalidenstrasse  106 
unterhält  während  der  Badesaison  in  Ahlbeck, 
Seestrasse,  im  Postgebäude,  eine  Filiale  und 
empßehlt  alle  photographischen  Bedarfsartikel 
in  bester  Qualität  zu  Originalpreisen. 

Fabrik  photographischer  Apparate  auf 
Aktien  vorm.  R.  .HOttig  &  Sohn>Dresdcn: 
Reich  illustrierter  Haupt-Katalog  für  1903  über 
pbotographische  Apparate  und  Zubehör.  Ferner 
illustrierte  Preisliste  für  Amateur-Photographen, 
enthaltend  praktische  Ratschläge  bei  Ankauf 
eines  Apparates.  Zahlreiche  Kunstdrucktafeln 
sind  als  Bilderschmuck  beigegeben.  Händkr 
photographischcr  Apparate  werden  auf  das 
neueste  Reklame-Material  der  Firma  Hütdg  auf- 
merksam gemacht.  Vor  uns  liegen  einige  Relief- 
Plakate  von  instruktiver  Wirkung  und  sehr  ^uter 
technischer  Ausführung  bei  vornehmem  Aus- 
sehen. 


74 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen   und  Antworten    —   Verschiedenes    —  Ausstellungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Vereins  -  Nachrichten. 


Schlesische  Ge«ell8chalt 

Yon  Freunden  der  Photographie 

Breslan. 

7.  November  i902:   2.  ordentliche  Sitzung. 

Vorsitzender:  Dr.  med.  B.  Riesen  fei d. 

Anwesend:  21  Mitglieder. 

Tagesordnung: 

1.  Geschäftliche  Mitteilungen. 

2.  Herr  Wilborn:  Ȇber  verschiedene 
photographische  Druckverfahren )  besonders 
den  Gummidruck."     (Mit   Demonstration.) 

3.  Kleinere  Mitteilungen. 

Herr  Dr.  Riesenfeld  eröffnet  gegen  9  Uhr 
die  Sitzung,  welche  er  nach  seiner  Genesung 
zum  ersten  Mal  wieder  leitet,  und  dankt  für 
seine  erfolgte  Wiederwahl.  Darauf  erhält  Herr 
Wilborn  das  Wort  und  geht  in  seinen  Aus- 
fflhrungen  vom  CelloTdinpapier  aus,  das  von 
jedem  Anfänger  wegen  seiner  einfachen  und 
leichten  Behandlung  zuerst  benatzt  wird.  £s 
hat  wohl  einigen  Wert  für  Porträts,  eignet  sich 
aber  in  keiner  Hinsicht  zur  HersteUung 
stimmungsvoller  Landschaitsauf  nahmen.  Bei 
dieser  Gelegenheit  schnitt  Herr  Wilborn  die 
vielbesprochene  Frage  an,  ob  die  Photographie 
eine  Kunst  sei.  Wenn  die  Photographie  sich 
nur  damit  befasst,  irgend  welches  Bild  auf  der 
Platte  festzuhalten,  um  dann  von  diesem  Negativ 
ohne  Anwendung  irgend  welcher  Hilfsmittel 
beliebig  viel  Abzüge  herzustellen,  so  kann  man 
diese  rein  mechanische  Tätigkeit  selbstredend 
keine  Kunst  nennen.  Anders  freilich,  wenn 
man  bestrebt  ist,  die  betreffende  Stimmung  in 
der  Natiu*  auf  die  Platte  zu  bannen,  oder  durch 
verschiedene  Manipulationen  bemflht  ist,  dem 
Positiv  die  bezügliche  Stimmung  oder  auch  eine 
gedachte  Stimmung  zu  verleihen  —  dann  wird 
die  Photographie  zur  Kunst.  Auch  über  die 
Unscharfe  äusserte  sich  Redner  und  sprach 
sich  für  dieselbe  aus,  da  durch  dieselbe  das 
nebensächliche  Beiwerk  unterdrückt  und  das 
Interesse  auf  die  Hauptsache  hingelenkt  wird. 
Nun  wandte  sich  der  Vortragende  wieder  dem 
Druckverfahren    zu.      Von    künstlerischer    Be- 


deutung sind  nun  die  verschiedenen  Mattpapiere, 
Anker  matt,  van  Bosch  u.  a.  Auch  auf  den  Brom- 
silberpapieren,  namentlich  Schaeufelen,  lassen 
sich  namentlich  durch  Retouche  schöne  künst- 
lerische Abdrücke  erzielen,  wie  die  von  Herrn 
Wilborn  ausgestellten  Bromsilbervergrösse- 
rungen  zeigten.  Dies  ist  nach  Meinung  des 
Redners  bei  dem  Kohledruck  nicht  der  Fall. 
Auch  verwirft  er  dieses  Verfahren,  weil  zu 
demselben  besonders  harte  Negative  zu  ver- 
wenden sind,  die  man  wiederum  bei  anderer 
Verwendung,  z.  B.  Vergrösserungen ,  nicht 
brauchen  kann.  Auch  dem  Höchheimerschen 
Gummidruck -Papier  spricht  Herr  Wilborn 
einen  praktischen  Wert  ab.  Für  das  idealste 
Druckverfahren  hält  er  den  eigentlichen  Gummi- 
druck, dessen  Vorzüge  Redner  nun  in  das 
rechte  Licht  stellt.  Dieselben  bestehen  in  der 
Vielseitigkeit  des  Farbentones,  Ausübung  von 
Retouche  im  nassen  und  trockenen  Zustande 
des  Druckes,  Unterdrückung  des  Beiwerkes 
diu*ch  die  dem  Gummidruck  eigene  Unscharfe 
und  Erzielung  besonderer  künstlerisch  wert- 
voller Abdrucke  durch  mehrmaliges  Oberdrucken, 
auch  in  verschiedenen  Farbentönen.  Herr 
Wilborn  führte  darauf  das  Streichen  des 
Papieres  sowie  die  Entwicklung  eines  Druckes 
praktisch  vor. 

An  den  Vortrag  schloss  sich  eine  lebhafte 
Debatte  an.  Herr  Kionka  spricht  sich  gegen 
den  Gummidruck  aus  und  nimmt  die  Matt- 
papiere in  Schutz,  bei  denen  sich  auch  künst- 
lerische Effekte  erzielen  lassen  imd  die  für  Re- 
touche wohl  geeignet  sind. 

Herr  Pringsheim  bricht  eine  Lanze  für 
den  Gummidruck  ohne  die  übrigen  Verfahren, 
namentlich  Kohle-  und  das  H  ö  ebb  ei  m  er  sehe 
Gummidruckpapier  zu  verwerfen.  Allgemeinen 
Anklang  fanden  seine  vorgezeigten  Gummi- 
und  Kohledrucke.  Herr  Dr.  Riesenfeld  ver- 
teidigt besonders  den  Pigmentdruck  tüs  sauberer 
und  einfacher  in  seiner  Handhabung. 

Nach  Schluss  der  Debatte  referierten  die 
beiden  Mitglieder  der  technischen  Kommission 
Kionka  und  Pringsheim  über  ihre  gemachten 


75 


KLEINE  CHRONIK. 


Erfahrungen.  Dieselben  betrafen  die  Hertzka- 
Diapositivplatte  und  das  Piatino -BromsUber- 
papier. 

Die  Resultate  waren  recht  befriedigend,  so 
dass  sie  die  genannten  Artikel  empfehlen 
konnten. 

Herr  Pringsheim  bittet  die  Mitglieder,  zu 
den  Sitzungsabenden  Bilder  mitzubringen,  um 
somit  Gelegenheit  zu  gegenseitiger,  frucht- 
bringender Kritik  und  Belehrung  zu  geben. 

Schluss  der  Sitzung  gegen  11  Uhr. 

C.  Menzel. 


3.  ordentliche  Versammlung  am21.Novbr.  1902. 

Vorsitzender:  Herr  Dr.  Riesenfeld. 

Anwesend:  23  Mitglieder. 

Tagesordnung : 

1.  Gcschftftliche  Mitteilungen. 

2.  Herr  Franz  Kionka: 

Was  muss  ein  Amateur  von  seinem 
Objektive  wissen?  Welches  Objektiv 
schaffe  ich  mir  an? 

3.  Kleinere  Mitteilungen. 

Zur  Prüfung  waren  Proben  des  matten  „halt- 
bargesUberten  Albuminpapiers*,  sowie  ein  neues 
Klebemittel  „Norin"  eingegangen,  welche  der 
technischen  Kommission  übergeben  wurden. 
Ausserdem  lag  ein  Prospekt  Ober  ein  Gravuren- 
Werk  vor.  Darauf  erhftlt  Herr  Kionka  das  Wort 
zu  seinem  Vortrage.  Bei  den  Aufnahmen  mit 
einem  Apparat  ist  das  Objektiv  die  Hauptsache, 
von  ihm  hangen  viele  Eigenschaften  des  Bildes 
ab.  Die  Fehler,  welche  ein  Objektiv  haben 
kann,    sind    sehr    mannigfaltige;     es    sind    dies 

1.  chromatische   und  sphärische  Aberration, 

2.  Bildwölbung  und  Astigmatismus, 

3.  Distorsion  oder  Verzerrung, 

4.  Der  sogenannte  Licht-  oder  Spiegelfleck. 
Durch  die  verschiedenartige  Korrektur  dieser 

Fehler     sind     die     mannigfaltigen    Objektivarten 
entstanden. 

1.  Einfache  Linsen,  sogen.  Landschafts- 
linsen, sind  achromatisch,  dazu  gehören  auch 
die  Choroskope.  Die  Aufhebung  der  chro- 
matischen Abberation  geschieht  durch  Zu- 
sammenkitten  von  Glaslinsen  verschiedener 
Brechbarkeit,  Crown-  und  Flintglas;  die  Distor- 
sion wird  durch  starke  Abbiendung  möglichst 
aufgehoben. 

2.  Apianute  sind  chromatische,  für  die  Bild- 
wölbung und  Distorsion  korrigierte  Objektive, 
welche  aber  nicht  anastigmatisch  sind,  dazu  ge- 
hören :  Lynkeioskope,  Antiplanate,  Euryskopeetc. 

3.  Periskope  und  Bistigmate  sind  Apianate, 
welche  jedoch  nicht  achromatisch  sind.  Die 
Differenz  der  Brennpunkte  zwischen  den  op- 
tischen und  chemisch  wirksamen  Strahlen 
wird  durch  Nähern  der  Mattscheibe  an  das  Ob- 
jektiv   oder    EinSchiebung    des    Objektiv-Tubus 


nach  geschehener  Einstellung  ausgeglichen  und 
so  die  chemischen  Strahlen  in  den  Brennpunkt 
gebracht,  Differenz  ca.  '/so  <*«"  Brennweite. 

4.  Anastigmate  sind  Apianate,  bei  welchen 
der  Astigmatismus  aufgehoben  ist,  es  sind  die 
vollkommensten  Objektive;  dazu  gehören  die 
Collineare,  Orthostigmate,  Doppel-Anastigmate, 
Triple-Anastigmate  etc.  Trotz  der  mehr  oder 
weniger  gut  korrigierten  Objektive  v^ird  auch 
das  einfache  Brennglas  von  einigen  Axnateoreo 
benutzt,  weil  es  infolge  der  chromatischen  nnd 
sphärischen  Abberation  eine  Unscharfe  ergibt, 
welche  durch  ihre  Weichheit  von  vielen  Ana- 
teuren  beliebt  ist. 

Bei  den  vielen  Arten  von  Objektiven  scheint 
eine  Auswahl  für  den  Amateur  schwierig.  Bd 
Zeit-,  also  Stativaufnahmen,  tun  die  billigen  Land- 
schaftshnsen,  Apianate,  Bistigmate  gute  Dienste 
für  den  Landschafter.  Für  Architektaren  und 
Momentaufnahmen  ist  ein  Anastigmat  vorzu- 
ziehen; für  erstere  der  korrekten  Zeichnung 
wegen,  für  letztere  der  Lichtstärke  wegen.  Die 
erstgenannte  Objektiv-Gruppe  hat  eine  mehr 
oder  weniger  starke  Abbiendung,  um  Distorsion, 
Bild  Wölbung  etc.  unwirksam  zu  machen.  An- 
astigmate sind  zwar  bedeutend  teurer,  bei  den 
kleinen  Brennweiten  für  Moment  -  Apparate 
sollte  dies  jedoch  nicht  ins  Gewicht  fallen.  Je 
grösser  die  Öffnung  der  Objektive  im  Verhält- 
nis zur  Brennweite  ist,  desto  lichtstärker  ist 
dasselbe.  Ein  Objektiv,  welches  eine  Öffnung 
von  \^l^cm  und  \%  cm  Brennweite  besitzt,  ist 
lichtstärker  wie  ein  solches  von  2  cm  Öffnung 
und  30  cm  Brennweite ;  bei  ersterem  beträgt 
der  Öffnungsdurchmesser  den  12.  Teil,  bei 
letzterem  den  15.  Teil  der  Brennweite  gleich 
F  12  und  F  15.  Alle  Objektive,  bei  denen  der 
Öffnungsdurchmesscr  denselben  Bruchteü  der 
Brennweite  beträgt,  sind  gleich  lichtstark. 

Bei  Seen  und  Hochgebirge  mit  Schnee 
kommt  man  bei  günstiger  Beleuchtung  mit  einer 
Öffnung  von  F  15  aus,  für  gew^öhnliche  Land- 
schaften mit  nicht  zu  vnel  grünem  Vordergrund 
mit  F.  12.  Bei  weniger  günstiger  Beleuchtung 
braucht  man  eine  Öffnung  von  F.  10  bis  F.  7. 
Man  nehme  also  für  Moment-Cameras  nur  An- 
astigmate, weil  sie  die  grösste  brauchbare  Öff- 
nung haben.  Öffnungen  vou  F.  4 — 6  sind  für 
LandschaAsaufnahmen  nicht  brauchbar,  mreil  sie 
keine  Tiefe  haben;  je  grösser  die  Öffnung  im 
Verhältnis  zur  Brennweite,  desto  weniger  Tiefe 
haben  sie.  Objektive  mit  kleiner  Brennweite 
haben  grössere  Tiefe,  wie  solche  mit  langer 
Brennweite.  Bei  Objektiven  mit  grösserer 
Öffnung  ist  darauf  zu  achten,  dass  das  ge- 
^  wünschte  Bildformat  scharf  ausgezeichnet  wird. 
Der  ganze  Lichtkreis,  welchen  ein  Objektiv 
zeichnet,  ist  das  Gesichtsfeld,  der  Teil  des  Ge- 
sichtsfeldes, innerhalb  dessen  das  scharfe  B3d 
liegt,    das  Bildfeld.     Dieses    muss   einen  Durch. 


76 


KLEINE  CHRONIK. 


znesser  haben  wenigstens  so  gross  als  die  Dia- 
gonale des  Plattenformats;  will  man  das  Ob- 
jektivbrett verschieben,  so  muss  das  Bildfeld 
grösser  sein.  Anastigmate  haben  ein  grösseres 
Bildfeld  wie  andere  Objektive;  man  könnte 
deshalb  kleinere  Brennweiten  für  ein  bestimmtes 
Plattenformat  nehmen  wie  bei  den  anderen 
Objektiven;  man  sollte  die  Brennweite  jedoch 
nicht  kleiner  nehmen  tüs  die  Diagonale  des 
Plattenformates.  Bei  kleinerer  Brennweite  wird 
die  Zeichnung  zu  klein  und  die  Perspektive  eine 
ungewohnte.  Die  Brennweite  eines  Objektives 
findet  man,  wenn  man  erst  auf  unendlich  ein- 
stellt und  den  Stand  der  Mattscheibe  markiert 
dann  so  einstellt,  dass  der  Gegenstand  auf  der 
Mattscheibe  die  Originalgrösse  hat  und  wieder 
den  Mattscheibenstand  markiert;  die  Entfernung 
der  beiden  Marken  gibt  die  Äquivalente  Brenn- 
weite an. 

Jeder  Amateur  mQsste  sein  Objektiv  genau 
kennen,  d.h.  1 .  die  Brennweite,  2.  das  Ver- 
hältnis der  vollen  Öffnung  und  auch  der  ein- 
zelnen Blenden  zur  Brennweite,  3.  die  Grösse 
der  Diagonale  des  scharfen  Bildfeldes  seines 
Objektives  bei  voller  Öffnung.  Es  wÄre  dringend 
zu  wünschen,  dass  die  Amateur-Vereine  sich 
dieser  Angelftp-enheit  annähmen,  die  Fabrikanten 
zu    verai  »,    dass   diese    Eigenschaften    auf 

allen  Objektiven,  auch  auf  den  billigeren,  ver- 
zeichnet würden;  nur  dadurch  könnte  man  ded 
Wert  eines  Objektives  beim  Kauf  erkennen. 

An  diesen  Vortrag,  der  mit  grossem  Beifall 
aufgenommen  wurde,  schloss  sich  noch  eine 
Debatte  an.  Da  weitere  Mitteilungen  nicht  vor- 
lagen, schloss  der  Vorsitzende  die  Versammlung. 
C.  Menzel,  2.  Schriftführer. 


Gesellschalt  zur  Förderung  der 
Amateur-Photographle,  Hamburg. 

Donnerstag,  den  S.Februar  1903. 
General  -Versammlung. 

Tagesordnung:  1.  Wahlen  a)  Neuwahl  des 
Vorstandes  an  Stelle  der  ausscheidenden  Herren 
Ernst  Juhl  und  O.  Meyner,  welche  der  Vor- 
stand ziu-  Wiederwahl  vorschlägt,  b)  Wahl 
zweier  Revisoren,  Vorschlag  des  Vorstandes: 
die  Herren  G.  Henry  Grell  und  Otto  Riesen- 
feld,  2.  Antrag  des  Vorstandes,  für  das  Jahr  1902 
keine  Verzinsung  oder  Auslosung  der  Anteil- 
scheine vorzunehmen.  — Es  waren  19  Mitglieder 
anwesend,  vom  Vorstand  nur  der  zweite  Vor- 
sitzende Dr.  Ed.  Arning  und  der  Kassierer 
Herr  Lienau. 

Dr.  Arning  eröffnet  die  Versammlung  und 
gab  zunftchst  einen  Überblick  Ober  die  Tätigkeit 
der  Gesellschaft  im  verflossenen  Vereinsjahre, 
besonders  bezugnehmend  auf  die  beiden  Aus- 
stellungen, die  Frflhjahrsausstellung  in  der  Kunst- 
halle und  die  AussteUung  der  Damen  im  Januar 


1903.  Sodann  wurden  kiu-z  die  Umstände 
erläutert,  die  zu  einem  Wechsel  des  Gesellschafts- 
organes  geführt  hatten,  als  welches  vom  1 .  Januar 
ab  an  Stelle  der  bei  Knapp  in  Halle  erscheinenden 
Rundschau,  die  Photographischen  Mitteilungen 
aus  dem  Verlage  von  Gustav  Schmidt  zu 
Berlin  getreten   sind. 

Es  wurde  dann  zu  den  einzelnen  Punkten 
der  Tagesordnung  geschritten,  zunächst  zur 
Neuwahl  für  den  Vorstand  an  Stelle  der 
Statuten  massig  ausscheidenden  Herrn  £.  Juhl 
und  Herrn  O.  Meyner. 

Beide  Herren  wurden  einstimmig  wieder 
gewählt.  — 

Ebenso  wurde  durch  Acdamation  die  vom 
Vorstand  vorgeschlagene  Wahl  der  Herren  Grell 
und  Riesenfeld  zu  Kassenrevisoren  für  das 
neue  Vereinsjahr  bestätigt. 

Nachdem  Herr  Lienau  einen  kurzen  vor- 
läufigen Kassenbericht  abgelegt  hatte,  wurde  der 
Vorschlag  des  Vorstandes,  in  diesem  Jahre  auf 
die  Verzinsung  der  Anteilscheine  und  die  Aus- 
losung eines  Teiles  derselben  zu  verzichten,  ein- 
stimmig angenommmen. 

Im  Anschluss  hieran  sprach  der  Vorsitzende 
noch  Herrn  A.  F.  Walther  für  die  Schenkung 
seiner  \der  Anteilscheine  den  Dank  der  Gesellschaft 
aus,  und  forderte  die  übrigen  Besitzer  der 
Anteilscheine  auf,  diesem  Beispiele  nachzufolgen; 
hiermit  schloss  die  Generalversammlung. 

Im  weiteren  Verlaufe  des  Abends  gab  dann 
Dr.  Ed.  Arning  einen  kurzen  Rückblick  auf 
die  Entwicklung  der  Photographie  in  technischer 
und  künstlerischer  Hinsicht  während  des  ver- 
flossenen Jahres  und  schloss  daran  eine  aus- 
führliche Mitteilung  über  das  Wesen  der  Katatypie 
des  von  den  Herren  Geh.  Rat  Ostwald  und 
Dr.  Gros  in  Leipzig  neuerdings  veröffentlichten 
Verfahrens. 

Nach  Erklärung  der  Wirkung  der  Kata- 
lysatoren wurden  die  einzelnen  Phasen  des  neuen 
Druckprozesses  besprochen  und  versucht,  das 
etwas  schwer  verständliche  Thema  auch  den 
nicht  mit  Chemie  Vertrauten  fasslich  darzulegen. 

In  der  sich  anschliessenden  Diskussion  be- 
richtete Herr  Troch  von  Versuchen,  die  er 
gemacht  habe;  er  konnte  über  positive,  aller- 
dings noch  sehr  unsichere  und  kümmerliche 
Erfolge  berichten.  Die  Beschaffung  des  vor- 
geschriebenen Katalysators,  einer  ätherischen" 
Lösung  von  Wa'sserstoffsuperoxyd,  scheint  noch 
grosse  Schwierigkeiten  zu  machen. 


Donnerstag,  19.  Februar  1903,  im  Bürgerschafts- 
saal des  Patriotischen  Hauses. 
Projektionsvortrag  von   Louis   Sänne:   Reise- 
bilder aus  Ostafrika. 
Der  „Hamburgische  Correspondent'  schreibt 
darüber  wie   folgt:    „Reisebilder    aus    Ost- 


77 


KLEINE  CHRONIK. 


afrika"  lautete  der  Titel  eines  Projektionsvor- 
trages, den  am  Donnerstag  Abend  Herr  Louis 
Sänne  im  grossen  Saal  des  Patriotischen  Hauses 
vor  einer  sehr  grossen  Zuhörerschaft  hielt.  Herr 
Sanne  hat  mit  seiner  Gemahlin  eine  Reise  nach 
dem  Sambesi  und  etwa  500  Kilometer  flussauf- 
wärts  bis  Tete  gemacht  und  dabei  eine,  grosse 
Zahl  von  höchst  interessanten,  charakteristischen 
Aufnahmen  von  Land  und  Leuten  gemacht,  die 
er  zur  Erläuterung  seines  Vortrages  verwandte. 
Auf  dem  schönen  Postdampfer  „Kronprinz**  der 
Ostafrika-Linie,  dessen  Komfort  und  Verpflegungs- 
Einrichtungen  der  Reisende  in  lebhaften  Worten 
rühmte,  wurde  die  Reise  in  Hamburg  angetreten 
und  ging  durch  das  Mittelmeer  nach  Port  Said, 
um  den  Suezkanal  zu  passieren.  Dann  ging 
CS  durch  den  Kanal  ins  Rote  Meer  mit  seiner 
drückenden  Hitze,  nach  Aden  und  um  das  wie 
ein  schlummernder  Löwe  hingestreckte  Kap 
Guardafui  herum  in  den  Indischen  Ozean.  Die 
Versammlung  konnte  das  Schiff  auf  seinem 
ganzen  Wege  begleiten  und  den  Obergang  zu 
den  Tropen  in  den  Landschaftsbildern  mitmachen. 
Tanga,  Sansibar  und  Dar-es-Salaam  wurden  be- 
sucht und  schliesslich  die  Sambesi-Mündung 
erreicht,  wo  die  Reisenden  in  kolossalen  Körben 
auf  einen  kleineren  Dampfer  übergeladen  wurden, 
der  sie  Ober  die  Barre  des  Riesenstroms  hinweg 
nach  Chinde  brachte.  Dann  ging  es  mit  einem 
auf  der  Schiffswerft  und  Maschinenfabrik  A.-G. 
vormals  Janssen  &  Schmilinsky  in  Hamburg 
erbauten  Hinterraddampfer  von  nur  45  cm 
Tiefgang  den  gewaltig  strömenden  Sambesi  mit 
seinen  zahllosen  Sandbflnken  und  Inseln  hinauf, 
wobei  das  Schiff  vielfach  stundenlang  auf  dem 
Trockenen  sitzen  blieb  und  den  Reisenden  Zeit 
liess,  auf  die  Jagd  nach  Krokodilen,  Flusspferden 
u.  s.  w.  zu  gehen.  Herr  Sänne  wies  auf  die 
Bedeutung  des  Sambesi  für  den  Handel  mit  . 
Zentralafrika  hin,  wobei  auch  der  an  den  Njassa- 
see  stossende  Teil  von  Deutsch  -  Ostafrika  in 
Betracht  kommt,  und  meinte,  wenn  einmal  das 
portugiesische  Mosambik-Gebiet  zwischen  Eng- 
land und  Deutschland  aufgeteilt  werden  sollte, 
so  werde  der  Sambesi  ohne  Zweifel  die  Grenze 
bilden.  —  Eine  grosse  Zahl  von  Landschafts- 
bildern stellte  die  Ufer  des  Stromes  dar,  auf 
dem  der  Heckraddampfer  für  die  Bewältigung 
der  500  Kilom.  Entfernung  fast  18  Tage  gebrauchte. 
Flache  Ufer  wechselten  mit  höchst  romantischen 
Gebirgspartien  und  tropischem  Urwald  ab.  Auch 
die  Orte,  wo  unterwegs  angelegt  wurde,  meist 
alte  portugiesische  Niederlassungen  mit  starken 
Spuren  des  Verfalls,  wurden  in  gelungenen 
Aufnahmen  dargestellt.  So  gelangten  die  Rei- 
senden und  mit  ihnen  die  Zuhörer  nach  Tete, 
dem  Endpunkt  der  Fahrt,  wo  sich  in  hübschen 
massiven  Faktoreien  der  Beginn  eines  neuen 
Aufschwungs   von    Handel   und  Verkehr  zeigte. 


Die  interessanten  Ausführungen  fanden  den 
lebhaften  Beifall  der  Versammlung. 


Amateurphotographen-Klnb  ffir 
Bozen  und  Umgebung. 

Klubsitzung  am  17.  März  1903. 
Vorsitzender:  Herr  M.  Schreiber. 

Nach  Eröffnung  der  Klubsitzung  wird  das 
Protokoll  der  letzten  Sitzung  verlesen  und  die 
Klubzeitschrift  verteilt. 

Die  Barmer  Trockenplattenfabrik  sendet  eine 
Anzahl  Musterflaschen  ihres  Brillant-Entwickler», 
welcher  unter  die  Mitglieder  verteilt  wird,  deren 
Ansichten  über  die  Güte  des  Fabrikates  nach 
erfolgter  Erprobung  kund  gegeben  werden 
sollen. 

Der  Vorsitzende  legt  die  erste  Lieferung  des 
für  sich  bestellten  Werkes  „Die  Kunst  in  der 
Photographie"  vor,  welches  allseitige  Be- 
wunderung erregt.  Nachdem  sich  Herr  H. 
Wa  1dm  Oll  er  für  die  Kosten  zur  Anschaffung 
dieses  Werkes  einsetzte,  wurde  dessen  An- 
erbieten dankbarst  angenommen  und  die  An- 
schaffung des  Werkes  beschlossen.  Zugleich 
spendet  Herr  H.  Wald mül  1er  dem  Verein  das 
Lehrbuch  der  praktischen  Photographie  von 
Dr.  Miethe. 

Für  beide  Spenden  wird  demselben  der 
wärmste  Dank  ausgedrückt. 

Schluss  der  Sitzung  um  11  Uhr. 


Klubsitzung  am  31.  März  1903. 
Vorsitzender:  Herr  M.  Schreiber. 

Nach  Eröffnung  des  Klubabends  gelangt  das 
letzte  Protokoll  zur  Verlesung;  die  photo- 
graphischen Mitteilungen  werden  verteilt  und  einer 
Besprechung  unterzogen. 

Hierauf  hielt  Herr  H.  Gossner  eine  Vor- 
lesung über  Ästhetik  in  Landschafts  -  Photo- 
graphie, welche  sehr  beachtenswerte  Winke 
enthielt  und  auf  viele  Punkte  hinwies,  welche 
von  den  Amateuren  in  gegenteiliger  Weise  ge- 
handhabt werden.  So  namentlich,  was  die  Be- 
leuchtung und  die  für  das  Photographiercn 
günstigste  Jahreszeit  anbelangt. 

Das  erste  Heft  der  „Kunst  in  der  Photo- 
graphie* ist  für  den  Klub  angelangt  und  liegt 
zur  Ansicht  auf. 

Von  den  letzten  verzweifelten  Versuchen 
einiger  Mitglieder,  welche  sich  auf  die  Jagd 
nach  Preisbüdern  begeben  hatten,  werden 
amüsante  Begebenheiten  zum  besten  gegeben, 
welche  zugleich  als  Warnung  für  leichtsinnige 
Lichtbüdkün stier  dienten. 

Nach  Iflngeren  Besprechungen  über  interne 
Angelegenheiten  wurde  die  Sitzung  um  1 1  Vj  ^'hr 
geschlossen. 


78 


KLEINE  CHRONIK. 


Verein  zur  Förderung  der  Amateiir- 
Photographie  Bozen  und  Umgebung. 

Sitzung  vom  Dienstag,  den  7.  April  1903. 
Vorsitzender:  Herr  Josef  Fiatscher. 

Bald  nach  Vt^  U^  eröffnete  der  Herr 
Vorsitzende  die  Sitzung  und  begrOsste  die  er- 
schienen Gäste. 

Als  ordentliche  Mitglieder  werden  gemeldet 
und  aufgenommen:  Herr  Josef  Malfdr  sen. 
in   Auer,    Herr  Viktor  Wurescht    in   Bozen. 

Herr  Dr.  Malf6r  legte  eine  Serie  sehr 
hQbscher  Landschafts-  und  Genrebilder  vor,  die 
dea,  wohl  verdienten  Beifall  fanden. 

Proben  von  Brillant- Entwicklern  der  Firma 
Brune  &  Hoffinghoff  in  Barmen  und  Riepos- 
Tardopapier  wurden  verteilt  und  mit  letzterem 
gleich  einige  Experimente  gemacht,  die  gut  aus- 
fielen. 

Hierauf  folgte  die  Vorführung  des  neuen 
„Coxin" -Verfahrens,  welches  sich  entschieden 
gut  bewährte;  es  wurden  mehrere  Proben  bei 
schwacher  als  auch  bei  sehr  heller  elektrischer 
Beleuchtung  vorgenommen,  die  vollauf  be- 
friedigten. Die  Negative  zeigten  keine  Spur 
von  Schleierbildung  und  waren  in  jeder  Be- 
ziehung klar  und  rein.  Das  Fortschreiten  der 
Entwicklung  Hess  sich  gut  beobachten,  wie 
Oberhaupt  das  ganze  „Coxin" -Verfahren  keinerlei 
Schwierigkeiten  bietet. 

Es  folgt  eine  längere  Debatte  über  die 
eventuelle  Veranstaltung  eines  Preisausschreibens ; 
es  wurde  jedoch  beschlossen,  ein  solches  nicht 
abzuhalten,  vielmehr  eher  der  Idee  für  eine  in 
absehbarer  Zeit  abzuhaltende  Ausstellung  von 
Photographieen  der  Mitglieder  des  Vereins  nahe- 
zutreten. 

Die  Herren  Fiatscher,  Dr.  Malfdr,  Lar- 
zoneT,  Reitz.  und  Schürmann  referierten 
über  die  s.  Zt.  zur  Probe  verteilten  Herzka- 
Diapositiv-Platten,  mit  denen  alle  Herren  gute 
Resultate  erzielten. 

Erst  nach  1  Uhr  schloss  Herr  Obmann 
Fiatscher  die  Sitzung. 


Lemberger  photographische 
Gesellschalt. 

Der  Lemberger  Klub  der  Amateurphoto- 
graphen hat  in  letzter  Zeit  drei  Plenarver- 
sammlungen  seiner  sämtlichen  Mitglieder  ver- 
anstaltet, auf  der  Tagesordnung  stand  die 
Beratung  der  neuen  Statuten.  Nach  erschöpfender 
Diskussion  und  lebhaftem  Anteil  aUer  An- 
wesenden wurden  die  neuen  Paragraphen  in 
grossen  Zügen  nach  den  Vorschlägen  def 
Ausschusses  angenommen.  Auch  die  Benennung 
-wurde  umgeändert  in: 

„Lemberger  photographische  GeseUschaft". 

Der  Ausschuss  beschäftigt  sich  zur  Zeit  mit 


der  Veranstaltung  einer  polnischen  Ausstellung 
von  ausschliesslich  Amateur  werken,  welche  am 
16.  Mai  in  Lemberg  eröffnet  wird.  Die  Aus- 
stellung wird  hoffentlich  nicht  nur  qualitativ, 
sondern  auch  quantitativ  imponierend  wirken, 
da  das  Comit6  fast  nicht  imstande  ist,  das  bis 
jetzt  eingegangene  Material  zu  ordnen  und  zu 
klassifizieren. 

Lemberg,  den  20.  April  1903. 


Amateur-Photographen  -Verein 
n-Gut  Licht«,  Rixdorf  b.  Berlin. 

Die  erste  Ausstellung  der  Mitglieder  dieser 
seit  etwa  drei  Jahren  bestehenden  Vereins  in 
Hoff  mann  s  Festsälen,  welche  in  der  Zeit  von 
Charfreitag  bis  zum  zvveiten  Osterfeiertag  statt- 
fand, war  mit  etwa  200  Bildern,  durchweg 
mittleren  Formats,  beschickt,  unter  welchen 
sich  recht  beachtenswerte  Leistungen  befanden, 
die  ein  glänzendes  Zeugnis  von  dem  in  dem 
jungen  Verein  herrschenden  künstlerischen  Eifer 
und  Können  ablegten.  Die  ausgestellten  Bilder 
waren  zum  grössten  '  Teile  Kohledrucke  von 
durchweg  rühmenswerter  Technik.  Als  Sujets 
kamen  namentlich  Landschaften  in  betracht, 
und  hier  wieder  vorwiegend  die  märkische 
Landschaft,  die  in  den  stimmungsvollsten  Mo- 
tiven vertreten  war.  Daneben  war  das  künst- 
lerische Porträt  reichlich  ausgestellt,  und  in 
wenigen  Exemplaren  das  Genrebild,  Interieur- 
Aufnahmen,  Stillleben  und  Architektur.  Be- 
sonders gut  gelungen  in  künstlerischer  und 
technischer  Beziehung  waren  die  Bilder  mit 
den  Bezeichnungen:  „Vom  Wasser  haben  wirs 
gelernt*,  „Des  Baches  Wiege",  Herbstbild, 
„Lektüre",  „Auf  dem  Lande",  „Mittagsruhe", 
^Märkisches  Grehöft",  „Der  Wanderer",  „Studier 
köpf",  „Am  Wiesengraben",  „Kühe  auf  dfli 
Weide",  „Schularbeit",  „Bildnis  des  Herrn  B. 
und  insbesoadere  auch  einige  „Frflhlingsbildef 
und  „Birken-Studien"  von  zartester  Anmui. 
Von  der  Firma  Farbenfabriken  vorm.  Friedrich 
Bayer  &  Co..  Elberfeld,  waren  prächtige  Bror" 
Silber -Vergrösserungen  aus  der  heiligen  Ge- 
schichte von  Bettin i-Livorno  (nach  lebenden 
Modellen  aufgenommen)  zur  Ausstellung  ge- 
bracht; dazu  eine  Aufmachung  ihrer  photo- 
chemischen Erzeugnisse.  Otto  Halle -Rixdorf 
hatte  Mikro  -  Photographieen  nach  natürlichen 
Objektiven  ausgestellt.  Preise  hatten  gestiftet 
die  Firmen  Dr.  Steinschneider-Berlin,  Emil 
Busch-Rathenow,  Bayer-Elberfeld,  Gustav 
Schmidt-Berlin,  Dr.  G.  Krebs- Offenbach.  Die 
Prämiierung  fiel  folgendermassen  aus:  1.  Preis 
B.  Apclt,2.Preis  Zimmermann  (Vorsitzender), 
3.  Preis  E.  Gruhn,  4.  Preis  Albin  Fischer, 
5.  Preis  Wilhelm  Kunze,  6.  Preis  Paul 
Grigoleit,     7.  Preis    Adolf  Kümpfel.      Das 


79 


KLEINE  CHRONIK. 


Publikum  brachte  dieser  Ausstellung,  wie  der 
starke  Besuch  bewies,  das  grOsste  Interesse 
entgegen. 

April  1903.        J 

Verein  für  Amateur-Photographie, 
Elberfeld. 

Sitzung  vom  16.  April  1903. 

Vorsitz:  Rud.  Gesser. 

Anwesend  20  Personen. 

Protokollauszug : 

Nach  Erledigung  der  geschäftlichen  Eingänge, 
unter  denen  sich  auch  ganz  neue,  kurzgefasste 
Gebrauchsanweisungen  fOr  Edinol  befanden, 
gelangte  der  Antrag  Zinz  „Veranstaltung  einer 
anonymen,  internen  Ausstellung  im  Klub- 
lokal* zur  Besprechung  und  Annahme.  Hierauf 
erteilte  der  Vorsitzende  dem  Mitglied  SQss  das 
Wort  zu  einem  Experimental- Vortrag,  den  man 
„Rosolsäure  und  Phenol-Phtalein  contra  Coxin" 
nennen  konnte.  Unter  Zuhilfenahme  eines 
Gummimantels,  welcher  als  Ersatz  der  .Licht- 
schleuse'  diente,  wurde  eine  belichtete,  hoch- 
empfindliche Perutz  -  Platte  in  eine  schwarze 
„Iltz" -Patent -Schale  befördert,  in  welcher  sich 
ein  Entwickler  folgender  Zusammensetzung 
befand : 

100     g  Wasser, 
40      „  Soda  krystall, 
0,2  V  Rosolsäure  roh    (1   kg    kostet   etwa 
5,-  Mk.!), 
und    0,1    „  Phenolphtalein, 
25      „  Natriumsulfit, 
3      „  Edinol, 

100      ,  Wasser. 

Mischungsverhältnisse  ad  libitum. 

Der  Entwickler  wird  chemisch  und  photo- 
graphisch nicht  verändert.  Die  Entwicklung 
geschah  bei  vollem  Gasglfihlicht,  und  währte 
etwa  6  Minuten.  Im  sauren  (acetonsulfithaltigen) 
Fixierbad  verschwand  fast  momentan  die  Rot- 
färbung. Das  Negativ  (eine  Jones  Screen-Platte) 
war  tatsächlich  schleierfrei.  Zu  bemerken  ist 
noch,  dass  Entwickler,  welche  Aceton  an 
Stelle  von  Soda  enthalten,  nicht  geeignet  sind! 
Die  Vorführung  erregte  Interesse  und  geistreiche 
Debatten,  auf  welche  an  dieser  Stelle  nicht 
weiter  eingegangen  werden  kann.  Im  Verlaufe 
der  Sitzung  berichtete  das  Mitglied  Süss  noch 
über  Versuche  mit  der  Sublimatverstärkung 
vor  dem  Fixieren  nach  Dr.  Reiss-Lausanne, 
und  verspricht,  in  nächster  Sitzung  vorzüglich 
gelungene  Belag-Negative  vorzuführen.  Ingenieur 
Bern  er  demonstriert  das  Goerz-Photo-Stereo- 
Opernglas  und  Apotheker  Schöne  referierte 
über  seine  Versuche  mit  Katatypie  und  legte 
einige  Gummidrucke,  mittelst  Katalyse  her- 
gestellt, vor.  Der  Schriftführer, 
i.V.:  F.  A. 


Deutsche  Gresellachalt 

Yon  Freunden  der  Photographie, 

Sektion  StegUts. 

(Schluss  von  Seite  73.) 
Diese  waren: 
I.  Reformplatte    von  OttoKirscbteo,  Eisen- 
berg, S.-A.,  Preis  1 ,—  Mk.  p.  Dtz.  9x12 
II.  Spezial  -  Trockenplatte      von      F.       Wcis- 
brod  &  Co.,    Preis  1,— Mk.  p.  Dtz.  9X12 

III.  Trockenplatte  von  F.  Grzybowski,  Berlin. 
Fabrikant  unbekannt,  Preis  1 , —  BIk.  p.  Dtz. 
9X  12 

IV.  Trockenplatte  von  Schüler  &  Günther, 
Berlin,  Preis  1, —  Mk.  p.  Dtz.  9x12 

V.  Badenia- Trockenplatte     von    Kretschmar 

&    Prager,    Karlsruhe,    Preis    1,20BCk.   p. 

Dtz.  9X12 
VI.  Zum  Vergleich  die  Agfa-Platte,  Preis  1,90  Mk. 

p.  Dtz.  9X12 

Die  Aufnahmen  wurden  gemacht  an  einem 
trüben  Nachmittage,  als  die  Sonne  kurz  vor 
Untergang  hinter  einer  dunkelblauen  Wolken- 
wand verschwunden  und  Gewähr  für  möglichst 
konstantes  Licht  g^eben  war.  Benutzt  ivurde 
die  Gderz-Anschfltz-Klappcamera  bei  voller 
Öffnung,  Geschwindigkeit  9,  Schlitzbreite  3  cm. 
Das  Objekt,  Strassenbild  mit  Umgebung,  zeigte 
im  Vordergrund  asphaltierte  Strasse,  im  Mittel- 
grund dunkelgrüne  Nadelbäume  und  im  Hintei^ 
gründe  Häuser  und  graublauen  Himmel.  Die 
Sonne  stand  links  hinterm  Apparat  Die  Ge- 
schwindigkeit wurde  so  gewählt,  dass  ein  elek- 
trisch betriebener  Wagen  der  westlichen  Vor- 
ortbahn in  voller  Fahrt  scharf  erschien.  Die 
6  Aufnahmen  erfolgten  in  Zwischenräumen 
hintereinander,  wie  sie  das  Spannen  des  Ver- 
schlusses, Öffnen,  Schliessen  und  Wechseln 
von  3  Doppelkassetten  bedingte.  Entwickelt 
wurde  mit  Rodinal  1  :  25,  auf  300  ccm  1  ccm 
Bromkali,  sämtliche  6  Platten  zusammen  in 
einer  24 :  30  Schale.  Der  Vortragende  glaubt 
hiermit  die  Möglichkeiten  erfüllt  zu  haben,  die, 
ohne  besondere  Einrichtungen,  Gewähr  für  eine 
möglichst  gleichmässige  Behandlung  der  Platten 
bieten.  Das  Ergebnis  war  folgendes :  Die  ersten 
Bildspuren  erschienen  bei  I  nach  70  Sekunden, 
II,  Ul  nach  60,  IV  nach  65,  V  nach  50  und  VI 
nach  75  Sekunden. 

Die  Entwicklung  wurde  nach  14  Minuten 
beendet;  die  Deckung  in  den  Platten  war  trotz 
der  ungünstigen  Verhältnisse  bei  der  Aufnahme 
derart,  dass  auch  die  dunklen  Nadelbäume  im 
Mittelgrunde  bei  den  Sorten  II — VI  genügend 
herausgekommen  waren,  um  von  den  Platten 
nach  später  vorgenommener  Verstärkung  brauch- 
bare Abdrücke  zu  bekommen;  die  Sorte  I  war 
ziu-ückgeblieben.  Leider  waren  die  Proben 
meistens  zu  gering,  um  die  Platten  b«  Zeit- 
aufnahmen auch  auf  ihren  Silbergehalt  und  Be- 


80 


KLEINE  CHRONIK. 


schaffenheit  der  Schicht  prüfen  zu  können; 
jedoch  bemerkte  Referent,  dass  Sorte  I  ihm  in 
dieser  Hinsicht  vorteilhaft  bekannt  sei  und 
Sorte  V  bei  weiterer  Verarbeitung  ebenfalls 
gute  Resultate  gegeben  habe. 

Hierauf  wurde  die  Sitzung  mit  der  Mit- 
teilung geschlossen,  dass  die  diesjährige  Aus- 
stellung der  Sektion  am  17. — 20.  Mai  im  Vereins- 
lokal stattfinde. 

I.  A.:     P.  Gebhardt, 
I.  Schriftführer. 


Deutsche  Gesellschaft  Ton  Freunden 
der  Photographie. 

Montag,  den  20.  April  1903,  abends  8  Uhr: 

Ausserordentliche  Hauptversammlung 

im  Hörsaale    der    photographischen    Lehranstalt 

des  Lette -Vereins,  Viktoria  Luiseplatz  6. 
Vorsitzender:  Herr  Major  von  Westernhagen. 

Als  Mitglieder  wurden  angemeldet:  Herr 
Dr.  Alfred  Koppen,  Docent,  Quitzowstr.  26, 
Herr  Dr.  med.  Zernick,  Berlin  N.  4,  Bergstr.  29, 
Herr  Stud.  Kretschmer,  Brückenstr.  14,  Herr 
Theremin,  königlicher  Forst  -  Assessor, 
Friedenau,  Kirchstr.  8. 

Die  Versammlung  war  ausnahmsweise  nach 
dem  Lettehause  berufen  worden,  einesteils  weil 
nach  Ausfall  des  zweiten  Montags  (Oster- 
montags) im  Monat  in  der  Kriegsakademie  der 
Saal  daselbst  nicht  frei  war,  andernteils  wegen 
der  von  Herrn  Direktor  Schultz-Hencke  zu 
veranstaltenden  Experimente.  Über  70  Mit- 
glieder waren  dem  Rufe  gefolgt. 

Zunächst  erstattete  Herr  Kilon  einen  Bericht 
über  die  stattgehabten  Übungstage  für  Pigment- 
druck. Wie  unsern  Mitgliedern  bekannt,  fanden 
2  Parallelkurse  im  Atelier  von  Spohr  & 
Schneider  statt,  ein  Nachmittagskursus  und 
ein  Abendkursus,  jeder  Kursus  zählte  13  Mit- 
glieder, Herren  und  Damen.  Der  erste  Arbeits- 
tag war  dem  Entwickeln  einiger  Pigmentbilder 
gewidmet,  um  die  Teilnehmer  mit  dem  ganzen 
Verfahren  vertraut  zu  machen,  ferner  wurde 
Papier  sensibilisiert.  In  der  zweiten  Unterrichts- 
stunde arbeiteten  die  Teilnehmer  selbst  mit  ein- 


fachem Übertragspapier,  daran  schloss  sich  fQr 
die  dritte  Zusammenkunft  der  doppelte  Übertrag 
mittels  Entwicklungspapier,  in  der  vierten  Stunde 
wurden  die  Übertragungspapiere  selbst  her- 
gestellt, und  zum  Schluss  wurde  in  der  letzten 
Stunde  Überti*agung  von  Pigmentbildern  auf  Glas 
vorgenommen.  Welchen  Eifer  die  Teilnehmer 
in  diesem  Kursus  bewiesen,  mag  daraus  hervor- 
gehen, dass  an  manchen  Tagen  bis  zu  50  Bilder, 
in  der  Grösse  9  X  12  =  30  X  40  cm  für  die  Stunde 
kopiert  wurden. 

Im  An  schluss  an  diesen  Bericht  wurde  sofort 
der  Lehrkursus  in  Gummidruck  festgesetzt. 
Derselbe  findet  ebenfalls  für  die  Mitglieder  un- 
entgeltlich in  Gestalt  eines  Tageskursus  und 
eines  Abendkursus  statt.  Beide  Kurse  bestehen 
aus  je  3  Doppeltagen,  werden  ebenfalls  im 
Atelier  Spohr  &  Schneider,  Dorotheenstr.  32, 
abgehalten  und  beginnen  am  Mittwoch,  den 
29.  April,    Nachmittags  5,  resp.  Abends  8  Uhr. 

Während  die  neugedruckten  Satzungen  den 
Mitgliedern  zur  Durchsicht  verteilt  wurden,  be- 
gann Herr  Direktor  Breuer,  Friedenau,  einen 
längeren,  durch  Vorzeigung  einer  Sammlung  von 
Apparaten  und  Vorrichtungen,  sowie  einen 
Versuch  erläuterten  Vortrag  über  „Standent- 
wicklung".  Der  Redner  erwähnte,  dass  ihm 
in  den  letzten  Monaten  obgelegen  habe,  eine 
grössere  Anzahl  von  Aufnahmen  für  ein  wissen- 
schaftliches Werk,  an  welchem  er  arbeite,  in 
verschiedenen  Museen  zu  machen.  Diese  Auf- 
gabe sei  ebenso  interessant  wie  instruktiv  ge- 
wesen. Das  tägliche  Arbeiten  in  der  Dunkel- 
kammer haben  ihm  aber  das  Vergnügen  ver- 
leidet. Er  habe  daher  die  von  ihm  schon  früher 
geübte  Standentwicklung  wieder  aufgegriffen. 

Die  Arbeitsweise  habe  sich  in  der  folgenden 
Weise  gestaltet.  Gleich  nach  der  Heimkehr 
habe  er  die  belichteten  Platten  in  Nutenkästen 
aus  Ton  geschoben.  Diese  werden  in  vor- 
trefflicher Qualität  von  den  vereinigten  Char- 
lottenburger Tonwerken,  früher  March,  in 
Charlottenburg,  geliefert.  Jeder  Trog  fasse 
3V,  Liter  Wasser,  dem  er  etwa  7  ccm  Rodinal 
zufüge  und  gut  umrühre. 

(Schluss  folgt.) 


Fragen  und  Antrrorten. 


Ist  es  richtig^  dass  filr  Kohledruck  nur 
harte  Negative  zu  verwenden  sindr 

Nein,  das  stimmt  nicht;  im  Gegenteil,  im 
Pigmentdruck  ist  ein  grosser  Spielraum  im  Cha- 
rakter der  Negative  geboten.  Am  besten  eignen 
sich  sogenannte   brillante,    nicht    harte  Nega- 


tive, wie  sie  auch  auf  Celloidin-  und  Albumin- 
papier die  besten  Resultate  liefern.  Aber  auch 
von  dünnen  Negativen  können  Sie  brauchbare 
Pigment-Kopien  erhalten,  wenn  Sie  einfach  das 
Chrombad  dünner  ansetzen.  Weiteres  siehe 
„Vogel,  Das  photographische  Pigment -Ver- 
fahren." 


81 


KLEINE  CHRONIK. 


PVas  hilft  am  besten  gegen  Lichthöfe? 
Die  holarplatten  der  AniUnfabrik  sind  für 
Porträts  im  Zimmer  zu  unempfindlich,  die 
Hintergiessung  mit  Antisol  stört  bei  der 
Entwicklung^  man  kann  die  Dichte  nicht 
recht  beurteilen.  Was  sagen  Sie  zu  den 
Antihalaticn  Fads?  Weiche  Firma  ver- 
treibt sie  in  Deutschland?  welches  ist  der 
Freis? 

Wir  ziehen  die  Hinterg^sse  mit  guten  Rot- 
kollodien  etc.  dem  Ankleben  von  gefärbten 
Folien  vor.  Wenn  Ihnen  die  Hintergflsse  fOr 
die  Beurteilung  des  Negativs  hinderlich  sind,  so 
können  Sie  ja  dieselben  vor  dem  Entwickeln 
herunterkratzen,  resp.  mit  Wasser  herunter- 
wischen. Gute  Lichthof  Schutzmittel  sind  u.  a.  die 
im  Jahrgang  1902  der  Phot.  Mitteilungen  S.  30 
angegebenen  Helain sehen  Rezepte  mit  Dex- 
trin. —  Die  englischen  Antihalation  Pads  sind 


uns  nicht  näher  bekannt;  vielleicht  hat  jemand 
aus  unserem  Leserkreise  mit  diesen  Gelatine- 
foUen  Versuche  angesteOt 

Welche  Erfahrungen  li^en  mit  dem 
Capentwickler  und  dem  Fhoton-Tonftoäer' 
bad  vor? 

Es  kommen  jetzt  so  viele  Entwickler- 
Lösungen,  namentlich  Kombinationen  von  Meto! 
und  Hydrochinon,  auf  den  Bfarkt,  dass  es  un- 
möglich ist,  alle  durchzuprobieren.  BezQg^ch 
des  Photon  werden  wir  in  der  nächsten  Nummer 
über  eigene  Versuche  berichten. 

Kann  man  die  FatcntscArifün  einzeln 
beziehen  und  wohin  hat  man  sich  event. 
diesbezüglich  zu  wenden? 

Die  Patentschriften  sind  einzeln  käuflich  und 
zwar  beim  Kaiserlichen  Patentamt,  Beriin  NW., 
Abteilung  fflr  Verkauf  von  Patentschriften. 


Verschiedenes. 


Aasttellanga-Nachrichten. 

Die  Anmeldungen  zur  Weltausstellung  in 
St.  Louis  1904  haben  beim  Reichskommissar, 
Berlin  W.  35,  Schöneberger  Ufer  22,  zu  er- 
folgen. Zur  Anmeldung  dient  ein  Formular, 
welches  in  beliebiger  Anzahl  kostenfrei  vom 
Retchskommissariat  bezogen  werden  kann.  Nach- 
dem die  Anmeldung  erfolgt  und  die  Zulassung 
zur  Ausstellung  ausgesprochen  ist,  erhalten  die 
Aussteller  alle  erforderlichen  weiteren  Infor- 
mationen vom  Reichskommissar  durch  Zirkular- 
schreiben unmittelbar.  Insbesondere  wird  darin 
bekannt  gegeben  werden,  bis  wann,  in  welcher 
Verpackung  und  wohin  die  AussteUungsgegen- 
stände  zu  senden  sind,  welche  Vorschriften 
bezflglich  des  Transportes  zur  Erlangung  der 
ermässigten  Frachtsätze  und  der  ZoUfreiheit  im 
Ausstellungs-  und  Erzeugungslande  zu  beob- 
achten bleiben.  Soweit  Kollektivausstellungen 
von  besonderen  Arbeitskomitees  organisiert 
werden,  wird  den  Ausstellern,  welche  fflr  die 
betreffenden  Gruppen  angemeldet  haben,  vom 
Reichskommissar  anheimgestellt  werden,  sich 
diesen  anzuschliessen,  und  gleichzeitig  werden 
die  in  Betracht  kommenden  Stellen  namhaft  ge- 
macht werden.  Auch  wird  im  Reichskommissariat 
auf  jede  Anfrage  bereitwilligst  Auskunft  erteilt, 
für  welche  Gruppen  Kollektivausstellungen  in 
der  Bildung  begriffen  und  wohin  für  diese  die 


Anmeldungen  zu  richten  sind.  Die  Frist  zur 
Anmeldung  läuft  mit  dem  1.  Juni  d.  J.  ab.  Die 
Ausstellung  wird  am  30.  April  1904  eröffnet 
und  am  I.Dezember  1904  geschlossen. 

Die  Royal  Photographic  Society  of  Great 
Brltain  hält  ihre  48.  JahresaussteDung  vom 
24.  September  bis  31.  Oktober  in  der  Neuen 
Galerie,  Regent  Street  121,  ab.  Die  Statuten 
sind  durch  den  Sekretär  A.  W.  W.  Bartlett, 
London  W.  C,  66  Russell  Square,  zu  beziehen. 


Geschäftliche  Mltteiliingen. 

Die  Firma  Maz  Steckelmann  -  Beriin  hat 
ihre  Geschäftsräume  von  der  Markgrafen-Str. 
nach  der  Link-Str.  13  verlegt. 

Eingegangene  Prospekte,  Preislisten  etc.: 
Heinrich  FeiUinger,  Wien  Vn.    Gelegen- 
heits-Liste  Nr.  170. 

Die  Photoohemische  Fabrik  Helios,  Dr. 
G.  Krebs- Offenbach  a.  M.  ersucht  uns  mit- 
zuteilen, dass  sie  fflr  ihre  pat.  Zeitlichtpatronen 
und  fQr  ihr  raucharmes  Excelsiorblitzpulver  das 
österreichische  Patent  Nr.  11648  erhalten  hat. 

Julius  Laack,  opt-mechan.  Werkstatte  in 
Rathenow,  neue  Preisliste  Ober  Objektive,  Ver-. 
schlösse,  Objektivsätze,  Beleuchtungslinsen  und 
Cameras. 


82 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen   und  Antworten    —   Verschiedenes    —  Ausstellungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Vereins-Nachrichten. 


Die  verehrlichen  Vereinsvorstände  werden 
hiermit  freundlichst  gebeten,  uns  die  Protokolle 
tunlichst  bald  nach  den  betreffenden  Sitzungen 
zugehen  zu  lassen.  Es  ist  uns  nicht  möglich, 
die  nachträglich  eingehenden,  von  einem  Viertel- 
jahr und  länger  gesammelten  Berichte  eines 
Vereins  auf  einmal  zum  Druck  zu  bringen.  Auch 
bitten  wir  um  eine  nach  Möglichkeit  knappe 
Fassung  der  Protokolle;  Projektionsvor- 
träge, sofern  deren  Inhalt  die  Photographie 
selbst  nicht  berührt,  ersuchen  wir  möglichst 
nur  mit  dem  Titel  anzuführen.  Die  Proto- 
kolle für  das  nächste  Heft  erbitten  wir  bis  spä- 
testens 2.  Juni.  Die  Redaktion. 


1. 
2. 

3. 


Schlesische  Gesellschalt 
von  Freunden  der  Photographie. 

Breslau,  den  5.  Dezember  1902. 
"1.  ordentliche  Versammlung. 
Vorsitz:  Dr.  Riesenfeld. 
Tagesordnung : 
Geschäftliche  Mitteilungen. 
Herr   Professor   Dr.  Hermann   Cohn: 
„Ober  den  anastatischen  Druck*. 
Herr  Dr.  Riesenfeld:  «Die  französische 
Malerei  des  19.  Jahrhunderts  von  David 
bis  Millet\ 
4.    Kleinere  Mitteilungen. 
Trotz    der    an    diesem    Tage    herrschenden 
Kälte  hatten  sich  doch  27  Mitglieder  und  2  Gäste 
eingefunden,  welche  auch  für  ihren  Mut  reichlich 
entschädigt    wurden,    da   die  Erwartung,  einen 
besonders    interessanten    Abend    zu    verleben, 
keineswegs  unerfüllt  blieb. 

Zunächst  erhielt  Professor  Dr.  H.  Cohn  das 
Wort.  Nachdem  Redner  das  Wort:  Anastasis, 
^welches  soviel  wie  , Wiederaufstehen*  bedeutet, 
erklärt  hatte,  ging  er  auf  die  Deutlichkeit  und 
Lesbarkeit  der  verschiedenen  Letterndrucke  über 
und  zeigte  an  Beispielen  durch  Rotation  einzelner 
Ausschnitte  aus  gedruckten  Büchern,  die  mehr 
oder  weniger  grosse  Helligkeit  der  Drucke  und 
ihre  Anstrengung  beim  Lesen  derselben  für  die 
Augen,  wobei  der  anastatische  Druck  meist  eine 


grössere  Schwärze  aufwies,  als  die  Originale. 
Der  anastatische  Druck  sei  zwar  keine  Erfindung 
der  Neuzeit,  aber  die  Vervollkommnung  desselben 
gehöre  doch  dem  letzten  Jahrzehnt  an.  Er  be- 
stehe darin,  dass  ein  beliebiger,  auch  alter, 
Druckbogen,  eine  Zeichnung,  eine  Lithographie 
u.  s.  w.  mit  Salpetersäure,  Eisessig  und  anderen 
Säuren  präpariert,  sofort  auf  Stein  übertragen 
werden  kann,  wovon  dann  beliebig  viel  Abzüge 
gemacht  werden  können,  die,  wie  die  vor- 
gelegten Beispiele  bewiesen,  sich  durch  nichts 
von  dem  Originale  unterschieden.  Nur  beim 
Betrachten  mit  einer  Lupe  finden  sich  einige 
Unkorrektheiten  vor.  Dass  das  Verfahren 
wenn  es  noch  weiter  vervollkommnet  wird,  für 
den  Bücherdruck  von  unschätzbarem  Werte  ist, 
ist  leicht  einzusehen,  wenn  man  bedenkt,  dass 
ein  durch  dieses  Umdruckverfahren  hergestelltes 
Buch  ungefähr  den  12.  Teil  soviel  kosten  würde, 
als  ein  durch  den  gesetzten  Letterndruck  her- 
gestelltes. An  der  sich  an  den  Vortrag  an- 
schliessenden Debatte  beteiligten  sich  ausser  dem 
Vortragenden  die  Herren  Riesen feld,  Kionka 
Reddemann  und  Peltz,  welche ^teils  über  die 
Ursachen  der  Unscharfe,  teils  über  das  Verfahren 
selbst  und  teils  über  das  Verhältnis  desselben  zur 
Autographie  sprachen.  —  Hierauf  verlas  Herr  Dr. 
Riesenfeld  einen  Vortrag  über:  „Die  franzö- 
sische Malerei  des  19.  Jahrhunderts  von  David 
bis  Millet",  unter  Vorführung  der  hierzu  er- 
forderlichen Lichtbilder.  Wenn  auch  der  neuesten 
retüistischen  Richtung  ein  Vorzug  eingeräumt 
wurde,  so  liess  der  Verfasser  doch  auch  den 
guten  alten  Meistern  volle  Anerkennung  zu  teil 
werden  und  erkannte  das  Verdienst  derselben 
um  die  Entwicklung  der  französischen  Malerei 
vollkommen  an.  Um  einen  Oberblick  und  ein 
Urteil  zu  gewinnen,  wurden  als  Lichtbilder 
Reproduktionen  von  David,  z.  B.  „Der  Schwur 
der  Horatier"  ,  die  „  Sabinerinnen  *  ,  „Napoleon 
überschreitet  den  St.  Bernhard*  j  von  G6rad: 
„Portrait*;  von  Gross:  „Die  Pestkranken  in 
Jaffa*  ;  von  G6ricault:  „Das  Floss  der  Medusa*  ; 
von  Delacroix:  „Das  Blutbad  von  Chios* ; 
von  Ougres:  „Die  Quelle*  (ein  prachtvoU  ge- 
maltes junges  Mädchen),  von  Scheffer,  Dela- 


83 


KLEINE  CHRONIK. 


roc-he,  Robert,  Hubert,  Conture,  Cab-anel^ 
Bourguereau,  MeissönieV  (von  welch 
letzterem  besonders  der  ROctftZug  Napoleons 
181 4.. -von  ergreifender  Wirkung  .wur)  —  und 
verschiedenen  andern  Geistern  vorgeführt.  Zu'. 
letzt  auch  einige  sehr  realistisch  empfundene 
und  dargestellte  Bilder  von  Mi  11  et,  die  sämtlich- 
auf  alle  diejenigen,  welche  sich  mit  der  neuen 
Richtung  vertraut  gemacht  hatten,  einen  grossen 
Eindruck  machten. 

Hieran  schloss  sich  eine  lebhafte  Debatte, 
an  welcher  sich  namentlich  die  Herren  Dr. 
Riesenfeld,  Wilborn  und  PeUz  beteiligten 
und  besonders  über  Unscharfe  in  der  Photo- 
graphie gesprochen  wurde. 

Schluss  gegen  11   Uhr. 

F.  Peltz. 


Geaellachalt  zur  Förderung  der 
Amateur-Photographie.    Hamburg. 

Donnerstag,  den  5.  März  1903,  im  Vereinslokal. 
Technischer  Herrenabend : 
Vorführung  des  Coxinverfahrens  durch  Herrn 
Wulf,   von   der   Firma   W.  Frankenhäuser, 


Donnerstag,  den  12.  Mfirz  1903,  im  Vereinslokal. 
Projektionsabend  : 
Vorführung  von  Bildern  von  Frftulein  Elena 
Stoltz,  Fräulein  Olga  Ebert.  Frau  Dr. 
Simmoiids,  Frau  A.  Versmann,  Fräulein 
Anna  Bauchj  Fräulein  L.  Eiffe,  Fräulein 
Anna  Sthiller,  Frau  R.  Veers,  Fräulein  A. 
Willink,  Frau  A.  Hesse,  und  Fräulein  H. 
Lehnert  —  Berlin. 


Donnerstag,  den  19.  März  1903,  im  Vereinslokal. 
Dr.     Richard      Stettin  er.       Projektions- 
vortrag:  „Von  Vierlanden  *  mit  Lichtbildern  von 
Herrn  Weimar  u.  a. 

Donnerstag,  den  26;  März   1903,  im  Bürger- 
schaftssaal, Patriotisches  Haus. 

Ernst  Juhl.  Projektionsvortrag:  „Die  Kunst- 
photographie  unserer  Zeit*.  Über  diesen  Vor- 
trag berichtet  der  „Hamburgische  Correspon- 
dent„  wie  folgt: 

In  der  Gesellschaft  zur  Förderung  der  Ama- 
teur-Photographie  hielt  am  Donnerstag  Abend 
der  Vorsitzende  Herr  Ernst  Juhl  einen  Vor- 
trag mit  zahlreichen  Projektionsbüdern  über 
„Die  Kunstphotographie  unserer  Zeit*.  Das  in- 
teressante Thema,  das  wohl  niemand  sicherer 
beherrscht  ais  Her^  Juhl,  hatte  eine  sehr  grosse 
Zuhörerschaft  im  grossen  Saal  des  Patriotischen 
Hauses  vereinigt.  Der  Redner  begann  mit  einem 
kurzen  Ausbhck  auf  die  modernen  Anschauungen 
Ober   das  Wesen    eines  Kunstwerks    überhaupt. 


Nicht,  was  dargestellt  werde,  sondern  wicda$ 
Darzustellende  gesehtn  und  wiedergegeben  «<i, 
.  erscheine  den  Modernen  als  das  Wesentliche. 
Daran  liege  es,  dass.  nicht  hur  jn  der  Malerei, 
sondern  auch  in  der  Kunstphotographie  die 
Leistungen  der  am  selbständigsten  empfindeadea 
und  ihre  malerischen  Absichten  zur  Gdtoae 
bringenden  Persönlichkeiten  den  grössteo  Wider- 
spruch der  Menge  fänden.  Sodann  wurde  die 
Bedeutung  der  Photographie  für  die  AuffassuDe 
und  Wiedergabe  bewegter  Objekte  dargetan 
und  an  mehreren  sorgfältig  gewählten  Bildem 
gezeigt ,  wie .  die  Maler  heute  ohne  Bedenken 
ihre  Figuren  halb  durchschnitten  und  ihre  Bikkr 
in  der  äusseren  Form  gestalten,  wie  es  der  E^to- 
graph  ihnen  vorgemacht  habe. 

Mit    der    Vorführung    einer    ganzen    Anzahl 
vollendeter    Porträt-Aufnahmen,    die    von   dem 
schottischen    Maler   Hill    schon    1843    als  erste 
Bilder    auf  Papier    hergestellt    und    dann    Ober 
50  Jahre    luibeachtet    geblieben    sind ,    um   den 
völlig  unkünstlerischen  charakterlosen  Retoucfae- 
Porträts    der    Photographen    Platz    zu   macfaeo, 
begannen   die   Ausführungen   zum    Thema.    Aa 
einigen    von    dem    hiesigen    Fachphotographeo 
Herrn  Dflhrkoop  seit  1900  ausgeführten  Por- 
träts  zeigte   der  Redner  die  Wirkung  der  Be- 
strebungen  der  Amateure   und  richtete   an  die 
Zuhörer  die  dringende  Mahnung,  diese  vortretf- 
lichen  Leistungen  dadurch  zu  unterstützen,  dass 
sie   solche   Bilder   verlangten   an  Stelle  der  ge- 
wöhnlichen Du^tzendphotographien,  die  ein  künst- 
lerisch  empfmdender  Mensch  heute  nicht  mehr 
ertragen    könne.   —    Dann    folgten    Leistungen 
aus  den  beiden  massgebenden  deutschen  Kunst- 
photographen-Schulen ,     der    1|/^iener    und    der 
Hamburger,  in  denen  besonders  die  technische 
Leistungsfähigkeit  der  Wiener  und   die  univer- 
selle Vielseitigkeit  der  Hamburger  (Dr.  Arning, 
Müller,  Brüder  Hofmeister,  Dr.  Kirsteio- 
Bertin    u.    a.    m.)    durch    vorzügliche    Beispiele 
erklärt  wurde.    Ihnen  schlössen  sich  ausgezeich- 
nete Arbeiten  von  Watzeck,  Henneberg  und 
Kühn    in    Wien    an.  —    Nach    Redners   Über- 
zeugung stehen  Deutschland-Österreich  und  die 
Vereinigten  Staaten  augenblicklich  in  der  Kunst- 
photographie weit  voran.    England,  Frankreicfa, 
Belgien   und  Dänemark  leisten  zwar  auch  recbi 
Gutes,    aber    an  Originalität   erreichen    sie   <fic 
beiden    Hauptländer     nicht.      Sehr    ausfahrfich 
verbreitete    sich   Herr  Juhl  über   die  Arbeiten 
des   Malers   Eduard   Steichen   und   der   Mr^. 
Käsebier  in  New  York  und  zeigte  auch  einige 
reizvolle  Kinderporträts    von  Mrs.  Watson   is 
Chicago.      An    englischen  Arbeiten    wurde  ein 
1853    aufgenommenes    Porträt    des    Sir    John 
Herschel   von   Dudgeon,   eine   schöne  &in- 
mungslandschaft     von     Robinson      und      ixjm 
Schhiss     ein     phantastisches     Rcitcreibild     tob 
Cochrane  gezeigt. 


84 


KLEINE  01RONIK. 


Den  Schluss  machten  sehr  beherzigenswerte 
Winke,  wie  ein  angebender  Kunstphotograph 
es  anfangen  solle,  zur  Kunsterkenntnis  luid  zur 
Selbständigkeit  durch  unausgesetzte,  sorgfältige 
Beobachtung  der  Natur  und  der  Kunst  zugelangen. 
Dadurch  bekomme  er  auch  Achtung  vor  den 
Leistungen  der  selbständigen  Meister  seines 
Faches,  die  er  begreifen  lernen  mOsse.  Es 
werde  ihm  gelingen,  sich  in  ihre  Absichten  ein- 
zuleben und  dadurch  teilzunehmen  an  ihren 
Freuden  bei  der  Schaffung  neuer  Bilder  und 
an  dem  Fortschritt  der  Kunst  auf  diesem  ihr 
erst  so  kurze  Zeit  eroberten  Gebiet. 


Donnerstag,  den  16.  April  1903,  im  Bürger- 
schaftssaal,, Patriotisches  Haus. 

Projektionsvortrag  von  Dr.  Max  Friede- 
rich sen.  „Durch  Transkaspien  und  die  süd- 
liche Kirgisensteppe  zu  den  Hochregionen  des 
zentralen  Tiftn-schan  (Russisch  Zentral-Asien)" . 
Der  „Hamburgische  Correspondent"  berichtet 
Ober  diesen  Vortrag  wie  folgt: 

In  der  Gesellschaft  zur  Förderung  der  Ama- 
teur-Photographie  hielt  am  Donnerstag  Abend 
Herr  Dr.  Max  Friederichsen  einen  Vortrag 
Ober  seine  Reise  in  das  zum  grossen  Teil 
noch  unerforschte  Gebiet  desTiCn-schan-Gebirges 
in  Russisch  Zentral-Asien  unter  Vorführung  vieler 
wohlgelungener  und  in  Bezug  auf  den  Gegen- 
stand hochinteressanter  Projektionsbilder.  In 
^freier  Rede  erzählte  der  junge  Reisende  von 
'seinen  Erlebnissen  und  Entdeckungen  und  Hess 
seine  Zuhörer  im  Bilde  mitgeniessen ,  was  sich 
<ia  Unbekanntes  und  Eigenartiges  seinem  Auge 
an  Landschaftsbildern  und  Volkstypen  bot. 
560  Aufnahmen  hat  er  selbst  gemacht,  etwa 
1200  im  ganzen  brachte  die  von  der  russischen 
Universität  Tomsk  ausgesandte  Expedition  heim, 
ein  Material,  das  einen  unschätzbaren  wissen- 
schaftlichen Wert  hat,  abgesehen  von  seiner 
hohen  malerischen  Bedeutung.  Die  Zuschauer 
reisten  mit  durch  Transkaspiens  uralte  Kultur- 
stätten Buchara  und  Samarkand,  sie  sahen  die 
eigenartigen  Formationen  der  Stein-,  Schutt-  und 
Sandwüste  der  südlichen  Ausläufer  der  Kirgi- 
sensteppe und  stiegen  mit  den  Forschern  zum 
ewigen  Eis  und  Schnee  der  unwirtlichen  Hoch- 
gebirgs-Regionen  des  zentralen  TiCn-schan  hin- 
auf, wobei  sie  die  Ausdauer  und  Hingabe  aller 
Teilnehmer  der  Expedition  an  ihre  hohe  wissen- 
schaftliche Aufgabe  bewundern  lernten.  Den 
Landschaftsbildern  folgten  interessante  Aufnah- 
men der  aus  den  verschiedensten  Volkstypen 
gemischten  Bevölkerung  dieses  Gebietes.  Wie 
im  Fluge  schwand  die  Zeit  dahin,  und  rauschen- 
der Beifall  am  Schluss  seines  Vortrages  bewies 
dem  Redner,  dass  seine  Meinung,  vielleicht  zu 
viel  an  Ausdehnung  geboten  zu  haben,  nicht 
sticHhaltig  war. 


Verein  für  Amateur-Photographie 
zu  Hannover. 

Zusammenkunft:  Montag,  den  20.  April  1903. 

Vereinslokal  „Zu  den  vier  Jahreszeiten*. 

Nach  Begrüssung  der  zahlreich  Erschienenen 
durch  den  Vorsitzenden  Alfred  Fuhrmann 
wird  das  vom  Bücherwart  Burkhardt  in  Ver- 
tretung des  Schriftführers  Wrede  verlesene 
Protokoll  vom  4.  April  angenommen. 

Herr  Fr.  Kahrmann,  Kaufmann  wird  an- 
gemeldet, Herr  G  u  stavHallenstein,  Fabrikant, 
als  neu  aufgenommenes  Mitglied  begrüsst. 

Herr  Oberpostsekretär  Kruse  ergreift  das 
Wort,  um  auf  den  hohen  erzieherischen  Wert 
einer  photographischen  Ausstellung  hinzuweisen  ; 
er  wünscht,  dass  der  Gedanke  an  solche  die 
Mitglieder  anrege,  Künstlerisches  zu  schaffen, 
um  auch  unserem  Vereine  einen  ehrenvollen 
Namen  zu  erringen.  Er  schlägt  der  Versammlung 
vor,  sich  in  corpore  an  einer  grösseren  aus- 
wärtigen Ausstellung  zu  beteiligen,  oder  aber, 
mit  hiesigen  photographischen  Vereinen  gemein- 
sam am  Platze  etwas  derartiges  zu  arrangieren. 
Redner  empfiehlt,  in  der  Art  der  bisherigen 
Tätigkeit  Wandel  zu  schaffen,  indem  neben  der 
technischen  und  wissenschaftlichen  Seite  der 
Photograi^e  vor  allem  die  künstlerische  in 
Betracht  gezogen  werden  müsse. 

Seine  Ausführungen  finden  allseitigen  Beifall, 
nur  hält  man,  besonders  auch  der  Vorsitzende, 
eine  Ausstellung  z.  Zt.  noch  für  verfrüht.  Während 
Herr  Dipl.  Ing.  Schönian  die  bedeutenden 
Kosten  betont,  wünscht  Herr  Heiler  zunächst 
die  Frage  beantwortet  zu  haben:  .Was  leisten 
die  Mitglieder?" 

Da  der  Verein  sich  erst  vor  kurzem  von  den 
Fachleuten  getrennt  habe  und  zahlreiche  Damen 
und  Herren  neu  aufgenommen  seien,  Hess  sich 
diese   Frage   nicht  ohne   weiteres   beantworten. 

Um  in  diesem  Punkte  möglichst  bald  zu 
einem  Resultat  zu  kommen ,  regt  Herr  Burkhardt 
die  Anlegung  einer  Sammelmappe  an. 

Herr  Kirsten  stellt  fest,  dass  man  sich  sehr 
wohl  bemüht  habe,  neben  der  Technik  auch  die 
Kunst  zu  üben,  nur  sei  eine  intensivere  Pflege 
der  letzteren  bei  dem  Umfange  der  Einleitungs- 
arbeiten nicht  möglich  gewesen. 

Der  Vorsitzende  macht  den  Vorschlag,  eine 
interne  Ausstellung  in  geeigneter  Weise  mit  dem 
ersten  Stiftungsfest  zu  verbinden.  Die  lebhafte 
Debatte  lässt  klar  erkennen,  dass  alle  Mitglieder 
von  dem  aufrichtigen  Wunsch  beseelt  sind,  mit 
allen  Kräften  dahin  zu  wirken,  dass  auch  der 
, Verein  für  Amateurphotographie  zu  Hannover" 
sein  Scherflein  beitrage,  die  schöne  Lichtbild nerei 
als  .Leben  atmende  Kunst*  zu  fördern. 

Eine  grosse  Anzahl  von  Platten  der  Firmen 
J.  Hauff  &  Co,  Feuerbach,  Theodor  Matter , 
Mannheim,  Haake&  Albers,  Frankfurt  a./M., 


85 


KLEINE  CHRONIK. 


Dr.  J.  Steinschneider,  Berlin,  sowie  Papiere 
der  Firmen:  L.  Langebartels,  Charlottenburgt 
ferner  Haake&  Alb  ers,Frankfurta./M.,  kommen 
an  die  Versuchskonimission  und  Mitglieder  zur 
Verteilung.  Ebenso  werden  die  Anwesenden 
und  die  Vereinsbibliothek  mit  Prospekten 
reichlich  bedacht.  Eingesandt  sind  ferner: 
Prospekte  von  Karl  Zeiss,  Jena,  „Photobörse 
aus  Wien",  „Amateurphotograph„  und  „Photogra- 
phiscbe  Korrespondenz". 

Herr  BornmOUer  (in  Firma  Potthoff  & 
Abbenthern)  hat  in  liebenswürdiger  Weise 
die  Vereinsbibliothek  wieder  um  zwei  Werke 
bereichert.  Es  sind  dies:  A.  Horsley-Hinton, 
„ Künstlerische  Landschafts- Photographie"  und 
Kretschmann  „Die  Photographie  eine  Kunst". 
Über  das  in  letzter  Versammlung  verteilte 
Negativ-Papier  von  Gustav  Seh aeuf feien, 
Heilbronn  a./N.,  liegen  verschiedene  gute  Resul- 
tate vor.  Frau  Geheimrat  Kraut  und  Herr 
Burkhardt  bezeichnen  das  Papier  auch  für 
direkte  Aufnahmen  als  sehr  empfehlenswert. 
Besonders  verdiene  hervorgehoben  zu  werden, 
dass  selbst  beim  Drucken  aiif  Glanzpapier  kein 
störendes  Korn  erzeugt  werde,  wenn  nur  das 
Aufnabmeformat  nicht  zu  klein  sei.  Die  Ver- 
suchskommission wird  Ober  die  Papierproben 
der  Firmen:  Gustav  Schauef  feien  ,  Heilbronn, 
und  der  „Neuen  Photographischen  Gesellschaft", 
Berlin-Steglitz,  in  der  nfichsten  Sitzung  eingehend 
berichten. 

Der  Vorsitzende  bringt  eine  in  der  letzten 
Hauptversammlung  beschlossene  Änderung  des 
§  14  der  Vereinssatzungen  zur  Kenntnis.  Die 
Fassung  ist  jetzt  folgende :  Der  Vorstand  besteht 
aus  einem  Vorsitzenden,  einem  stellvertretenden 
Vorsitzenden,  einem  Schriftführer,  einem  Kassen- 
führer und  einem  Bücherwart. 

Besonderes  Interesse  erregt  das  von  den 
Herren  Kirsten  und  Stein  in  Chromolitho- 
graphie ausgeführte  Vereinsplakat.  Der  vom 
erst  genannten  Herrn  stammende  Entwurf  zeigt 
eine  die  Kunst  verkörpernde  Frauengestalt,  die 
schützend  ihren  Arm  über  unseren  Vereinsnamen 
hält.  Im  Vordergrunde  erscheinen  die  markanten 
Kirchtürme  der  Stadt  Hannover,  hinter  denen 
das  goldene  Tagesgestirn  im  herrlichsten  Sti-ahlen- 
glanze  leuchtet.  Ohne  die  Harmonie  des  Gan- 
zen im  geringsten  zu  stören,  befindet  sich  an 
vorteilhafter  Stelle  ein  kleiner  Raum,  der  für 
Vereinsanzeigen  bestimmt  ist.  Das  Plakat  soll 
demnächst  in  den  hiesigen  Handlungen  photo- 
graphischer Artikel  ausgehftngt  werden.  Der 
Vorsitzende  spricht  unter  lebhaftem  Beifall  der 
Versammlung  den  beiden  Herren  für  ihr 
meisterhaftes  Werk  herzlichsten  Dank  aus. 

Nach  Erledigung  einiger  interner  Vereins- 
angelegenheiten wird  zur  Projektion  geschritten, 
Diapositive  aus  den  Sammlungen  der  Herren 
Wrede,  Heiler  und  Burkhardt,  Bilder  aus 


Nordemey,  Hannover,  Brasilien,  Rügen  und 
Bornholm  werden  seirenweise  vorgeführt  und 
erläutert. 

Mit  verbindlichstem  Dank  an  alle,  die  sieb 
um  das  schöne  Gelingen  des  Abends  verdient 
gemacht,  schliesst  der  Vorsitzende  um  1 1  */,  LTir 
die  Versammlung. 

Der  Vorsitzende:    I.V.  Hans  Scbönian. 

Dipl.  Ing.,  Göthestrasse  49. 

Der  Schriftführer:    I.V.  A.  Burghardt 

Mag.-  Supernummerar. 


Ordentliche  Hauptversammlung : 

Montag,  den  4.  Mai  1903. 

Vereinslokal:  „Zu  den  vier  Jahreszötcn".'* 

Um  9  Uhr  eröffnet  der  stellvertretende  Vor- 
sitzende, Dipl.  Ing.  Scbönian,  jUe  Versammlung. 
Das  Protokoll  wird  verlesen  und  genehmigt. 

Herr  Kahrmann,  Kaufmann,  wird  als  Mit- 
glied einstimmig  aufgenommen. 

Angemeldet  haben  sich  die  Herren:  Erwin 
Arnstadt,  Grotefend,  stud.  rer.  techn.  Otto 
Krön  e,Kunstmaler  und  Oberst  vonStein  wehr. 
Darauf  führt  Herr  Bruno  Lüttgens  das  Kohle- 
verfahren praktisch  vor.  Die  sehr  instruktiven 
Versuche  gelingen  vorzüglich.  Zahlreiche  Fragen 
beweisen  das  Interesse  der  Anwesenden. 

Herr  Heiler  gibt  einen  kurzen  historischen 
Überblick  über  das  Pigmentverfahren.  Elr  macht 
besonders  auf  die  Notwendigkeit  der  Übertragung^ 
aufmerksam.  Herr  Lflbke  empfiehlt,  in  einer 
der  n&chsten  Sitzungen  das  Kohleverfahren  aus- 
führlich zu  behandeln. 

Im  Namen  der  Versuchskommission  berichtet 
Herr  A.  Burkhardt  über  die  angestellten  Ver- 
suche mit  Negativ-Papier  der^Nepen  Photo- 
graphischen Gesellschaft",  Berlin-Steglitz, 
Marke  „Nojmal  und  Rapid",  desgleichen  Negativ- 
papierder  Gustav  Seh  aeuf  feien  scbenPapie  r- 
fabrik,  Heilbronn  a.  N.,  .Normal  und  Rapid'. 
An  Hand  der  mitgebrachten  Papier-Negative^ 
die  kaum  einen  Unterschied  von  Platten  zeigen,' 
wird  die  Brauchbarkeit  bei  grösseren  Formaten 
speziell  betont,  dazu  kommt  noch  die  erhebliche 
Billigkeit  und  Leichtigkeit,  die  wohl  am  meisten 
ins  Auge  fallen.  Es  wurden  Personen  im  Freien 
und  Interieurs  aufgenommen;  die  Lichtempfind- 
lichkeit  der  Negativpapiere  ist  nicht  sehr  gross 
und  kommt  denen  einer  langsam  arbeitenden 
Landschaftsplatte  gleich,  die  Entwicklung  geht 
schnell  vor  sich,  die  Deckung  der  Negative 
ist  recht  gut  und  die  Schatten  klar. 

Abdrücke  auf  „Pyramiden  -  Platinobrom- 
Papier"  von  Gustav  Schaeuffelen  in  HeiK 
bronn  ergaben  recht  gute  Resultate.  Die  Probe- 
kopien werden  der  Vereinsbibliothek  einverieibt. 

Herr  Burkhardt  beantragt  die  'Anlegung 
einer  Vereins-Sammelmappe  und  macht  bezQgL 
der  Einrichtung  verschiedene  VorschlAge.     Der 


86 


KLEINE  CHRONIK. 


Antrag  wird  einstimmig  angenommen  und  einer 
Kommission,  bestehend  aus  den  Herren  Heiler, 
Kirsten  und  Wrede,  zur  weiteren  Bearbeitung 
öberwiesen. 

Um  die  Vereinsberichte  möglichst  unverzQg- 
lich  im  Vereinsorgan  erscheinen  zu  lassen,  bittet 
der  Vorsitzende,  die  Protokolle  ohne  vorherige 
Genehmigung  der  Versammlung  der  Redaktion 
zuzustellen.  Man  erklärt  sich  damit  ein- 
verstanden. 

Der  Vorsitzende  plaidiert  für  gemeinsame 
photographische  Ausflüge  während  dei*  Sommer- 
monate. 

Herr  Alfred  Fuhrmann  hat  freundliche 
Grflsse  auf  selbstgefertigter  Postkarte  Qbersandt;- 
die  Versammlung  dankt  dafür  durch  eine  ge- 
meinsame Karte. 

Der  Fragekasten  enthält  die  Bitte  um  Angabe 
eines  Rezeptes  zur  Erhaltung  der  Karminfarbe, 
wie  sie  das  ungetonte  Ankermattpapier  aufweist. 
Einfache  Behandlung  mit  Fixiernatron  führt  nicht 
zum  Ziele.  Da  keines  der  Mitglieder  die  Frage 
beantworten  kann,  wird  der  Fragesteller  vom 
Vorsitzenden  ersucht,  sich  dieserhalb  an  den 
Briefkasten  der  .Photographischen  Mitteilungen* 
zu  wenden. 

Den  Schluss  der  Tagesordnung  bildet  die 
Vorführung  sehr  interessanter  Diapositive  der 
Herren  Kirsten,  Wrede  und  Gabler. 

Die  Momentaufnahmen  des  Herrn  Kirsten 
vom  „Hannoverschen  Schützenfest"  finden 
wegen  ihrer  Schärfe  und  Plastik  berechtigte  An- 
erkennung; Herr  Wrede  überrascht  uns  mit 
Momeotbildern  aus  Riva  a.  Gardasee  und  Um- 
gebung; beachtenswert  ist  die  Behandlung  des 
Wassers. 

Herr  Gabler  führt  sehr  interessante  Ver- 
gleichsaufnahmen vor.  Die  Wirkung  der  mit 
„Rotlack  Bayer*  hinterstricbenen  Platten,  bei 
denen  eine  Lichthofbildung  gänzlich  vermieden 
ist,  lässt  klar  erkennen,  dass  die  bekannte  Firma: 
Farbenfabriken  vorm.  Fr.  Bayer  &  Co.,  Elber- 
feld,  auch  Ehre  mit  ihrem  neuen  Solarisations- 
Schützmittel  einlegt.  Die  Versuchskommission 
will  eingehende  Versuche  mit  dem  neuen  Solari- 
sationsmittel  „Rotiack  Bayer*   anstellen. 

Schluss  der  Sitzung  11 7«  Uhr. 

Der  Vorsitzende:    i.  V.    Dipl.   Ing.   Schönian, 

Goethestrasse  49. 

Der  Schriftführer:  Paul  Victor  Wrede, 

Königstrasse  16. 


Deutsche  Gesellschaft  von  Freunden 
der  Photographie  zu  Berlin. 

(Schluss  von  Seite  81.) 
Der  Trog  wurde  dann  mit  einem  einfachen, 
selbstgefertigten  Blechdeckel    verschlossen    und 
mit  Platten  gefüllt,  bis  zum  Morgen  des  folgenden 


Tages  sich  selbst  Überlassen.  Höchstens  müsse 
man  zwischenzeitlich  die  Platten  sämtlich  einmal 
kräftig  auf  und  nieder  bewegen,  um  die  Bildung 
von  Flüssigkeitsschichten  von  abweichender 
Entwicklungsfähigkeit  und  damit  verbundene 
Streifen  in  den  Platten  zu  verhindern.  Selbst 
erhebliche  Überbelichtung  sei  hierbei  niu*  von 
geringem  Belange,  da  die  Entwicklungskraft  so 
hochgradig  verdünnten  Rodinals  bei  einer  ge- 
wissen Dichtigkeit  der  Platte  fast  aufhöre,  und 
daher  eine  Oberentwicklung  kaum  zu  besorgen 
sei.  Redner  zeigte  eine  Platte  herum,  die 
etwa  48  Stunden  im  Entwickler  verblieben 
war,  und  die  sich  diu-cb  grosse  Weichheit  und 
harmonische  Durchbildung  auszeichnete.  Er 
verwies  hierbei  auf  zwei  treffliche  Bücher,  die  . 
diesen  Gegenstand  behandeln.  Vorab  das 
klassische  Werk  des  Freiherrn  von  Hübl: 
»Die  Standentwicklung  der  photographischen 
Bromsilberplatte  bei  zweifelhaft  richtiger  Be- 
lichtung*, sodann  auf  ein  Werkchen  aus  dem 
rührigen  Schmidtschen  Verlage:  „Standent- 
wicklung*, von  Blech  geschrieben.  Sodann 
wurden  die  bequemen  Präparate  der  chemischen 
Fabrik  Helios,  von  Dr.  Krebs  in  Offenbach, 
die  sich  vorzüglich  ziu-  bequemen  Ausübung 
der  Standentwicklung  eignen,  rundgezeigt  und 
besprochen. 

Redner  erwähnte  dann  noch,  dass  die  Stand- 
fixage  ein  notwendiges  Complement  der  Stand- 
entwicklung sei.  Es  wurden  hierzu  die  gleichen 
Rillentonkästen  benutzt.  Man  könne  auf  diese 
Weise  aber  auch  ganz  enorme  Plattenmengen 
bewältigen.  So  fasse  z.  B.  ein  einziger  Char- 
lottenburger Trog,  wenn  jede  Rille  mit  einem 
Plattenpaare  Glas  auf  Glas  beschickt  und  über 
die  unterste  Serie  noch  eine  zweite  (unter 
Zwischenschaltung  von  zwei  Glasstreifen)  gehakt 
würde,  48  Platten  9  x  12.  Verdünne  man  die 
Lösung  in  der  angegebenen  Weise,  so  könne 
man  ruhig  die  Platten  über  Nacht  im  Troge 
lassen. 

Wolle  man  keine  fertigen  Krebs  sehen 
Standentwicklungspatronen  kaufen,  so  möge 
man  das  bekannte  Rezept  anwenden:  1500  Teile 
Wasser  3  Teile  Glycin,  3  Teile  Natriumsulfit, 
45  Teile  Soda.  Arbeite  dieser  noch  zu  rasch, 
so  könne  man  ihn  noch  zur  Hälfte  mit  Wasser 
verdünnen. 

Nachdem  nun  noch  der  interessante  und 
geschickt  konstruierte  Pogadesche  Apparat 
zur  Standentwicklung  geschnittener  Films  de- 
monstriert worden  war,  beschloss  Redner  seinen 
beifällig  aufgenommenen  Vortrag,  indem  er  kurz 
noch  einmal  die  Vorzüge  der  Standentwicklung 
in  folgenden  Punkten  resümierte. 

1.  Sie  ist  billig. 

2.  Grosse  Belichtungsgegensätze  (Lichthöfe 
und  Überbelichtungen)  werden  durch  sie 
ausgeglichen. 


87 


KLEINE  CHRONIK. 


3.  Sie  arbeitet  automatisch  und  spart  dadurch 
Zeit  und  macht  das  geistlose  Schaukeln 
Ober  flüssig. 

4.  Platten  verschiedener  Belichtung  können 
gleichzeitig  entwickelt  werden. 

5.  Bei  der  grossen  Verdünnung  sind  viele 
Entwickler  haltbar. 

6.  Jeder  beliebige  Entwickler  kann  verwendet 
werden,  es  scheint  sogar,  dass  der  Oxalat- 
entwickler  si9h  eie net. 

7.  Die  Beschaffenheit  der  erzielten  Negative 
ist  fast  immer  so  gut,  als  ihre  sonstigen 
Eigenschaften  dies  irgend  wie  zulassen. 
Meist  sind  sie  harmonischer  und  künst- 
lerischer, als  die  mit  den  sonst  üblichen 
Entwicklungsmethoden  hergestellten. 

Als  Mitglied  der  Kommission  für  Revision 
der  Satzungen  berichtete  Herr  D.  D.  Michel ly 
über  einige  wenige  Änderungen  in  den  Satzungen, 
von  denen  wir  nur  erwähnen,  dass  der  Mitglieds- 
beitrag von  nun  an  jährlich  gezahlt  werden  soll, 
und  nur  noch  auf  besonderen  Wunsch  in 
halbjährlichen  Raten.  Die  Satzimgen  wurden 
in  der  jetzigen  Fassung  von  den  zahlreich  ver- 
sammelten Mitgliedern  einstimmig  angenommen. 

Nunmehr  ergriff  Herr  Direktor  Schultz- 
Hencke  das  Wort  zu  seinem  Experimental- 
vortrage  über  Katatypie.  Redner  bemerkt  ein- 
leitend, dass  er  nichts  wesentlich  Neues  vor- 
zuführen in  der  Lage  sei,  da  er  durch  eine 
beinah  zweimonatliche  militärische  Übung  von 
weiter<;m  Experimentieren  abgehalten  worden 
sei,  doch  glaube  er  einige  Hinweise  geben  zu 
können,  durch  welche  es  seinen  Zuhörern 
ermöglicht  werde,  selbst  mit  Aussicht  auf 
Erfolg  auf  diesem  Gebiete  zu  arbeiten.  Das 
Verfahren  stellt  sich  auch  jetzt  noch  dar, 
wie  es  in  dieser  Zeitschrift  Seite  17  und  99 
beschrieben  worden  ist.  Wenn  nun,  wie  er  ge 
hört  habe,  an  verschiedenen  Stellen  in  Berlin 
Misserfolge  zu  verzeichnen  waren,  so  führt 
Redner  dieselben  in  erster  Linie  auf  2  Umstände 
zurück,  auf  Verwendung  von  konzentrierten 
und  zum  Cberfluss  noch  sehr  teuren  Wasser- 
stoff superoxydlösungen.  Redner  arbeitete  von 
vornherein  mit  der  sogenannten  medizinischen 
lOproz.  Wasscrstof fsuperoxydlösung ,  von  der 
er  250  ccm  mit  250  ca/i  Äther  in  einer  grossen, 
weiten  Flasche  schüttelte.  Nach  dem  Absetzen 
giesst  Redner  den  über  dem  Wasser  stehenden, 
nunmehr  wasserstoffsuperoxydhaltigen  Äther  in 
ein  hohes,  sogenanntes  Opodeldoc-Glas,  mög- 
lich ein  gleichzeitiges  Überfliessen  von  Wasser 
vermeidend,  denn  jedes  mechanisch  beige- 
mengte Wasser  giebt  zu  unangenehmer  Blasen- 
bildung sowohl  auf  Papier-  wie  Glasnegativen, 
bezüglich  Positiven  Veranlassung.  Bei  den 
Färbungen,  die  Redner  mit  Gallussäure  und 
rotem  bezw.  gelbem  Blutlaugcnsalze  vornahm, 
betonte  er,    dass    sowohl    diese   Lösungen    w^ie 


die  vorher  anzuwendende  Eisenoxydulsau- 
lösung  in  'möglichst  konzentriertem  Zustaodf 
anzuwenden  seien,  wodurch  die  l&ziehic? 
reiner  Bilder  mit  guten  Weissen  erleicfateA 
wird.  Als  Eisenoxydulsalz  verwendet  Redner 
nicht  Eisenvitriol,'  sondern  das  frUher  schoo 
einmal  versuchsweise  in  dem  nassen  Konodioa- 
prozesa  als  Entwickler  eingeführte  schwefel- 
saure Eisenoxydul- Ammoniak,  das  sich  durch 
grössere  Haltbarkeit  vor  dem  Eüsenvitriol  aus- 
zeichnet, wie  Redner  durch  Vorlage  verschiedener 
Proben  beweist.  Hinsichtlich  der  Negative  ist 
Redner  zu  dem  Resultat  gekommen,  dass  eio 
Negativ,  wie  es  sich  zu  den  herkömmlichea 
.  photographischen  Kopierverfahren  eignen  vvilrdc 
für  die  Katatypie  nicht  besonders  eignet,  da 
derartige  Negative  zu  dicht  sind,  d.  h.  zu  vid 
pulvriges  Silber  auf  ihrer  Oberfläche  enthalten, 
so  dass  eine  zu  kräftige  Zersetzung  der  auf- 
gegossenen ätherischen  Wasserstoffsuperoxvd- 
lösung  erfolgt.  Redner  begleitete  seine  Worte 
durch  die  entsprechenden  Experimente,  deren 
schnelle  Durchführung  die  Zuhörer  so  über- 
raschten, dass  sie  am  Schlüsse  des  Vortrages 
lauten  Beifall  kundgaben. 

Am  Schlüsse  der  Sitzung  wurde  noch  auf 
Anregung  von  Herrn  Sassnik  der  Termin  der 
demnächstigen  Diapositivausstellung  festgelegt 
Die  Ausstellung  soll  mit  der  Junisitzung  ver- 
bunden werden.  —  Der  späte  At>end  vereinigte 
einea  grossen  Teil  der  Mitglieder  zu  etnem 
gemütlichen  Beisammensein  in  den  reservierten 
Zimmern  des  dem  Lettebaus  gegenüberliegenden 
Spatenbräus. 

M.  Kundt,  Protok.-Schriftführer. 


Dresdner  Gesellschalt  xurFArdemng 
der  Amateur-Photographie,  e.  V. 

18.  öffentlicher  Projektionsvortrag 
vom  16.  März  1903. 

Vor  einem  wohl  an  1000  Köpfe  zählenden 
Auditorium  sprach  an  diesem  Abende  im  grossen 
Saale  des  Vereinshauacs  Herr  Dr.  Edwin 
Th.  Walter,  weil.  Lektor  an  der  Univeratlt 
in  Lund,  über  „Finnland,  das  Land  der 
1000  Seen,  und  seine  Russifizieruag*. 
Abweichend  an  der  üblichen  Vortragsweise 
vereinigt  Herr  Dr.  Walter  die  Vorführung  der 
Projektionsbilder  nicht  mit  seinem  eigentlichen 
Vortrage,  sondern  er  hält  diesen  zuerst  bd 
heller  Beleuchtung  des  Saales  und  lässt  dano. 
nach  einer  Pause,  nachdem  der  Saal  verdunkek 
worden  ist,  die  den  vorhergegangenen  Vortrag 
veranschaulichenden  Bilder  mit  kurzen  Er- 
läuterungen schnell  hintereinander  auf  den 
Schirme  erscheinen.  Dieser  Modus  bat  vielkicbt 
den  Nachteil,  dass  die  vom  Vortrage  getrennten 
Bilder  nicht  mehr  ganz  so  überzeugend  wirken. 


88 


KLEINE  CHRONIK. 


und"'  die  Ausfabrungen  des  Redner»  jiicht  inf 
demselben  Masse  zu  unterstützen  vermögen,  als 
wenn  sie  gleicbzeitig  mit  dem  Vortrage  vor- 
geführt werden,  aber  er  hat  auch  sicherlich 
einen  grossen  Vorteil,  der  darin  besteht,  dass 
auf  diese  Weise  die  Zuhörer  dem  eigentlichen 
Vortrage  viel  aufmerksamer  zu  folgen  vermögen, 
dass  sie  ihr  Interesse  ausschliesslich  auf  die 
Worte  und  auf  die  Person  des  Vortragenden 
konzentrieren  können.  Und  dieses  letztere  ist 
von  besonderer  Wichtigkeit,  wenn  es  sich  um 
einen  Vortragenden  von  so  aussergewöhnlichen 
Rednerfahigkeiten  handelt,  wie  sie  Herrn 
Dr.  Walter  zu  eigen  sind. 

Der  vom  Vortragenden  gewählte  Gegen- 
stand war  sehr  zeitgemäss.  Wer  würde  wohl 
dem  unglücklichen  Volk  der  Finnen,  das  jetzt  trotz 
seiner  durch  Jahrhunderte  hindurch  bewährten 
Treue  durch  den  unbarmherzigen,  gefühllosen, 
eisernen  Koloss  (wie  der  Vortragende  die  rück- 
sichtslose Diplomatie  der  russischen  Regierung 
treffend  bezeichnete)  zertreten  wird,  seine  innige 
Teilnahme  versagen  können,  selbst  wenn  er 
sich  frei  fühlt  von  Schwärmerei?  Der  Vor- 
tragende gab  ein  gross  umrissenes  Bild  von  der 
Entwickelung  Finlands  auf  allen  Gebieten  des 
geistigen  und  öffentlichen  Lebens.  Wie  die 
Bewohner  des  Landes  sich  ansiedelten,  aus 
verschiedenen  Rassen  zu  einer  Nation  zusammen- 
wuchsen, was  sie  geleistet  und  erduldet  haben, 
wie  sie  russifiziert  werden  gegen  ihren  Willen, 


auf  welcher  enorm  geistigen  Höhe  das  Volk 
steht,  und  als  Kulturvolk  ersten  Ranges  zu  be- 
trachten ist.  Sitten  und  Charakter  von  Land 
und  Leuten,  die  Naturbe^chaffenheit  des  wunder- 
baren Landes,  das  das  Land  der  Mitternachts- 
sonne und  der  tausend  Seen  genannt  ist  — 
alles  dieses  bekamen  die  andächtig  lauschenden 
Zuhörer  in  einer  Weise  vorgetragen,  dass,  man 
sich  förmUch  in  jene  Gegend  versetzt  fühlte. 
Stürmischer  Beifall  lohnte  den  Redner,  am 
Schluss  seiner  Ausführungen.  Die  Projektions- 
bilder, die  Herr  Dr.  Walter,  nach  einer  Pause 
mit  Hilfe  seines  eigenen  Apparates  vorführte, 
interessierten  gleichermassen.  Zwar  besassen 
dieselben,  da  als  Lichtquelle  Acetylen  gewählt 
worden  war,  das  für  den  sehr  umfangreichen 
Saal  sich  als  zu  schwach  erwies,  nicht  den 
Grad  der  Helligkeit,  der  namentlich  für  die  weit 
zurück  Sitzenden  erwünscht  gewesen  wäre, 
nichtsdestoweniger  aber  war  der  Gesamt- 
eindruck, den  die  in  höchst  verständnisvoUer 
Weise  kolorierten,  die  Stimmung  naturgetreu 
wiedergebenden  Bilder  auf  alle  Zuhörer  aus- 
übten, ein  sehr  starker.  Das  bewies  der  auch 
am  Schlüsse  des  zweiten  Teiles  spontan  aus- 
brechendCf  laute  und  lange  anhaltende  Beifall. 
Die  Dresdener  Gesellschaft  zur  Förderung  der 
Amateur-Photographie  hat  mit  diesem  Vortrage 
die  Reihe  ihrer  diesjährigen  öffentlichen  Pro- 
jektionsvorführungen in  der  denkbar  besten 
Weise  beschlossen. 


Fragen  und  Antworten. 


BitU  um  Angabt  eines  Rezeptes  zur 
Erhaltung  der  Karminfarbe,  wie  sie  das 
ungetonte  Ankermattpapier  aufweist? 

Die  Farbe  der  Silberbilder  wird  durch  das 
Behandeln  mit  den  üblichen  Lösungen  stets  ver- 
ändert. Einen  ähnlichen  Ton,  wie  ihn  die  rohe 
Kopie  zeigt,  erhalten  Sie  durch  Anwendung 
des  Photon-Tonbades  (siehe  Haupteil  Seite  175). 
Wek/ie  Klappcamera  13  X 18  cm,,  die 
auch  genügende  Auszugsweite  für  Tele- 
Photographie  besitzt^  und. mit  Rouleauver- 
schluss  versehbar  ist,  ist  die  beste  i^ 

Klappcamera  und  Telephotographie  passen 
nicht  recht  zusammen.  Für  ernste  Zwecke  der 
Telephotographie  ist  nur  eine  stabile  Reise- 
camera mit  längerem  Btügen  und  AnsatzlM*ett 
geeignet  Gute  Klappcameras  werden  von  ver- 
schiedenen Cameratischlereien  hergestellt;  bei 
der  Auswahl  der  Klappcameras  spielt  der 
persönliche  Geschmack  bezw.  Ausstattung,  Ver- 
schluss etc.  eine  grosse  Rolle.  Siehe  auch  den 
Artikel   über  Handcamera   in  Heft  6,  8  und  9. 


Welche  Teleobjektive  sind  die  besten  bei 
annehmbarem  Preise  P 

Vortreffliche  Teleobjektive  für  stärkere 
Vergrösserungen  stellen  in  Deutschland  her: 
Steinheil-München,  Voigtländer-Braun- 
schweig  und  Zeiss-Jena.  Die  Preise  für  die 
Vergrösserungslinsen  sind  bei  allen  Firmen  nahezu 
die  gleichen.  Näheres  über  die  einzelnen 
Systeme  siehe  in  Schmidt:  Das  Fernob- 
jektiv. 

Ist  das  Objektiv  XI F  4^  leistungsfähiger 
als  YIF:4,5i^ 

Die  von  Ihnen  angeführten  Objektivsysteme 
unterscheiden  sich  wesentlich  in  ihrer  Kon- 
struktion und  lassen  einen  unmittelbaren  Ver- 
gleich nicht  recht  zu.  Pas  Objektiv  Y  hat  uns 
2Ur  praktischen  Prüfung  vorgelegen,  und  sind 
wir  mit  dessen  Leistungen  ausserordentlich  zu- 
frieden. Über  die  Eigenschaften  lichtstarker 
Objektive  siehe  die  Aufsätze;  Jahrgang  1902, 
Heft  22,  1903,  Heft  9,  11. 


89 


KLEINE  CHRONIK. 


Verschiedenes. 


Eingesandt. 

Eine  ebenso  einfache,  wie  sinnreiche  Er- 
findung (Patent  und  Musterschutz  angemeldet) 
eines  bekannten  Dresdner  Amateurs  gestattet 
das  Entwickeln  ohne  Dunkelkammer.  Die 
belichtete  Platte  kann  sogar  direkt  an  Ort 
und  Stelle  der  Aufnahmen  im  Freien  ohne 
Dunkelzimmer  in  einer  besonders  konstruierten 
Kassette,  in  welcher  sich  die  Platte  schon 
während  der  Aufnahme  befindet,  entwickelt 
werden. 

Ganz  besonders  wichtig  ist  dies  fQr  Auf- 
nahmen von  Gelegenheitagruppcn,  aktuellen  oder 
sportlichen  Scenen,  wo  eine  spÄtere  Wieder- 
holung nicht  möglich  ist.  Hier  kann  der  Photo- 
graph sofort  nach  der  Aufnahme  an  Ort  und 
Stelle  die  Platte  entwickeln  und  die  Beurteilung 
gewinnen,  ob  die  Aufnahme  gelungen.  Die 
Kassette  ist  jedem  Apparat  anzupassen.  Da 
auch  der  Preis  für  die  Kassette  ein  geringer,  ist 
anzunehmen,  dass  diese  praktische  Neuerung 
viel  Anklang  nicht  nur  unter  den  Amateuren, 
sondern  auch  unter  den  Fachphotographen  finden 
wird, 

Otto  L.  Göring,  Dresden-A.  1. 

(Alleinvertrieb  der  Entwicklungskassette.) 


Ansstellnngs-Nachrichten. 

Der  Deutsche  Photographen- Verein  hfllt  in 
der  Zeit  vom  17.  —  21.  August  laufenden  Jahres 
seine  32.  Wanderversammlung  in  Dresden 
ab.  Die  damit  verbundenen  Veranstaltungen 
stehen  unter  dem  Protektorate  Sr.  Königlichen 
Hoheit  des  Kronprinzen  Friedrich  August 
von  Sachsen,  welcher,  in  der  Photographie 
wohl  bewandert,  die  Ausstellung  ebenfalls  mit 
eigenen  Aufnahmen  etc.  beschicken  wird.  Diese 
mit  dieser  Versammlung  verbundene  Ausstel- 
lung, welche  bis  Ende  September  1903  für  das 
Publikum  geöffnet  bleibt,  wird  in  einem  eigens 
zu  diesem  Zwecke  erbauten  Pavillon  von 
12X45  w  Grundfläche  untergebracht.  Die  bis 
jetzt  eingelaufenen  Anmeldungen  für  die  Aus- 
stellung sind  recht  bedeutend.  Beteiligung  ist 
jedem  gestattet,  welcher  sich  für  Photographie 
interessiert,  einerlei,  ob  er  Mitglied  des  Deutschen 
Photographen-Vereins  ist  oder  nicht. 

Aus  der  reichhaltigen  Festordnung  heben 
wir  hervor  einen  am  19.  August  geplanten  Aus- 
flug nach  Meissen  zur  Besichtigung  der  Albrechts- 
burg und  der  Porzellanmanufactur;  Donnerstag 
den  20.  August  einen  Ausflug  nach  der  Sächsi- 
schen Schweiz  mittels  Sonder-Dampfer ,  welcher 


einschliesslich  der  verschiedenen  E^ssen  von  den 
Fabrikanten  und  HfindJern  photographiscfaer 
Artikel  in  Dresden  dargeboten  wird. 

Für  die  Ausstellung  sind  ausser  den  stehenden 
Vereinspreisen  in  Form  von  goldenen,  silbernen, 
bronzenen  Medaillen  und  Diplomen  noch  28  ver- 
schiedene Stiftungen  im  Gesamtwerte  von  ca. 
4000  Mark  für  Spezialarbeiten  von  Gönnern 
des  Vereines  und  vom  Vereine  selbst  ausge- 
schrieben. 

Anmeldungen  zur  Ausstellung  werden  bis 
spätestens  Anfang  August  an  den  Vorsitzenden 
des  Deutschen  Photographen- Vereines ,  Herrn 
K.  Schwier  in  Weimar,  erbeten,  während 
die  Eänlieferung  der  Ausstellungsgegenstände 
bis  zum  10.  August  zu  erfolgen  hat. 

Die  näheren  Bestimmungen  (Programms  etc.) 
sind  durch  die  Geschäftsstelle  des  Deutschen 
Photographen- Vereines  in  Weimar  zu  erhalten. 

In  der  Ausstellung  für  künstlerische  Bild- 
nis -Photographie  zu  Wiesbaden,  welche  unter 
der  Ägide  des  Herrn  Mattries-Masuren, 
stand ,  gelangten  die  Preise  folgendermassen 
zur  Verteilung: 

I.  Preis  (sübervergoldete  Medaille):  Dr.  F. 
V.  Spitzer,  Wien,  Gebr.  Hofmeister,  Ham- 
burg.    . 

II.  Preis  (silberne  MedaiUe):  Nie.  Per- 
scheid, Leipzig,  Miss.  Mathilde  Weil,  Phila- 
delphia, Miss.  Gertrud  Käsebier,  New- York, 
Otto  Scharf,  Krefeld,  Fred  Hollyer,  London, 
Frank  Eugene,  New- York  und  München. 

lU.  Preis  (bronzene  Medaille):  Rud.  Dühr- 
koop,  Hamburg,  Hugo  Erfurt, Dresden,  Erwin 
Raupp,  Dresden,  Miss.  Erna  Spencer,  Newark 
(Ohio),  M.  und  T.  Bernoulli,  Basel,  R.  Ren- 
ger Patsch,  Dresden. 

Die  Wiesbadener  (^Seilschaft  für  bildende 
Kunst  bemerkt  noch,  dass  die  ausgezeichneten 
Arbeiten  Ed.  Steichens  New- York  nur  des- 
halb keinen  Preis  erhielten,  weil  die  Preisrichter 
in  ihnen  mehr  Kunstwerke  eines  Malers  als 
eines  Photographen  erblickten. 

Gesch&ltUche  MitteUung en. 

Von  der  Aktien-Gesellschaft  für  Anilin- 
Fabrikation  ist  ein  neues  Entwickler-Präparat 
unter  dem  Namen  «Unal'  in  den  Handel  ge- 
bracht worden.  Es  sei  bemerkt,  dass  es  sich 
um  Rodinal  in  fester  Form  handelt  und  dass 
dem  Unal  alle  guten  Eigenschaften  des  Rodinals 
eigen  sein  sollen.  Ein  Versuch  dürfte  deshalb  zu 
empfelilen  sein,  umsomehr  als  schon  Packungen 
zu  20  Pfg-,  für  1(X)  ccm  EntwickierlOsung  aus- 
reichend, durch  die  Handlungen  zu  beziehen  sind. 


90 


INHALT:     Verein s-Nachrichten    —    Fragen   und   Antworten    —   Verschiedenes    —   Ausstellungs- 
Nacbrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Vereins  -  Nachrichten. 


Amateur  -  Photographen  -  Klub  für 
Bösen  und  Umgebung. 

Sitzung,  am  14.  April  1903. 
Vorsitzender:  Max  Schreiber. 

Nach  Verlesung  des  letzten  Sitzungsberichtes 
legt  der  Obmann,  Herr  M.  Schreiber,  von  der 
Firma  Dr.  Riebensahm  &  Posseidt -Berlin 
^ngesandte  Proben  des  ,Riepos*-Tardo-Papieres 
vor  und  bringt  dieselben  zur  Verteilung.  Gleich- 
zeitig erklärte  derselbe  dessen  Behandlung, 
stellte  einige  Kopien  mittels  Magnesium-Be- 
lichtung her,  welche  das  Verhalten  des  Papieres 
in  Bezug  auf  den  Farbenton  bei  verschiedener 
Behandlung  zeigten.  Das  Papier  fand  ungeteilten 
Beifall.  —  Als  Gast  war  Herr  Rudolf  Hör  neck, 
Professor,  erschienen,  welcher  sich  sodann  zum 
Beitritt  in  den  Klub  als  ordentliches  Mitglied 
^erkl&rte. 

Schluss  der  Sitzung  um  11  Uhr. 


Sitzung  am  30.  April  1903. 
Vorsitzender:  Max  Schreiber. 

Nach  Eröffnung  des  Klubabends  begrOsst  der 
Vorsitzende  zunflchst  das  neu  eingetretene  Mit- 
glied Herrn  Professor  Rudolf  Weil,  worauf 
der  Schriftführer  das  letzte  Protokoll  zur  Ver- 
lesung bringt.  .  Sodann  erhält  Herr  Friedrich 
Hofreiter  das  Wort  zur  Vorführung  von 
Tonungen  des  Platinpapieres  in  Rötel  u.  Blau  und 
-demonstriert  die  verschiedenen  Verfahren  an 
•entsprechend  vorbereiteten  Papieren.  Mehrere 
vom  Vortragenden  vorgelegte  fertige  Bilder 
zeigten,  dass  sich  die  Tonungen  innerhalb  ge- 
wisser Grenzen  sehr  gut  für  verschiedene  Effekte 
verwenden  lassen.  Allgemeiner  Beifall  lohnte 
den  Vortragenden  für  seine  Ausführungen.  — 

Nach  Besprechung  verschiedener  Klubange- 
legenheiten wurde  die  Sitzung  um  7«^  ^  Uhr 
geschlossen. 


Gesellschaft  zur  Förderung  der 
Amateur-Photographie.    Hamburg. 

Donnerstag,  den  23.  April  1903,  8V4  Uhr  pünkt- 
lich im  Bürgerschaftssaal,  Patriotisches  Haus. 

Projektions  Vortrag  von  Mr.  R.  Kearton  F. 
Z.  S.,  Surrey,  England:  «Aus  dem  Haushalt  der 
freien  Natur* .  Der  „ Hamburgische  Correspondent" 
bringt  Ober  diesen  Vortrag  folgendes  Referat: 

Den  letzten  Projektionsvortrag  dieser  Saison 
hielt  am  Donnerstag  Abend  im  grossen  Saale 
des  patriotischen  Hauses  der  Engländer  Mr.  R. 
Kearton  in  englischer  Sprache.  Das  Thema 
lautete:  „Aus  dem  Haushalt  der  freien 
Natur",  und  die  den  Vortrag  begleitenden 
Projektionsbilder  boten  wohl  das  Intimste  und 
Interessanteste,  was  ein  von  der  lebhaftesten 
Liebe  zur  Natur  erfüllter,  vor  keiner  Beschwerde 
zurückschreckender  Amateurphotograph  davon 
auf  die  Platte  bannen  kann.  Gleich  das  erste 
Bild  zeigte  ein  zwar  allbekanntes,  aber  gewiss 
nur  von  sehr  wenigen  Zuhörern  beobachtetes  Er- 
eignis in  der  Vogelwelt:  die  Fütterung  eines 
jungen  Kuckucks  von  seinen  Pflegeeltern.  Wie 
ein  plumper  Riese  lag  der  junge  Fremdling  in 
dem  zierlichen  Nestchen  eines  Rohrspatzen, 
weit  riss  er  den  Schnabel  auf  und  die  Alten 
bemühten  sich  eifrigst,  den  Hunger  des  frechen 
Nimmersatts  zu  stillen.  Während  sie  selbst 
schmal  und  schlank  dabei  geworden  waren, 
streckte  er  seinen  feisten  Leib  über  den  Rand 
des  Nestes,  aus  dem  er  die  eigenen  Jungen  des 
liebenswürdigen  Elternpaares  längst  rücksichtslos 
verdrängt  hatte.  Unter  lebhaftem  Beifall  der 
Zuschauer  erzählte  Herr  Kearton,  welche  un- 
sägliche Geduld  es  erfordert  habe,  dem  Nest 
nahezukommen  und  die  Aufnahmen  so  zu 
machen,  dass  die  scheuen  Alten  keine  Ahnung 
von  der  Nähe  eines  Menschen  gehabt  hätten.  — 
Dann  folgte  die  Aufnahme  eines  mit  Margueriten 
bedeckten  Feldes  kurz  vor  Sonnenaufgang.  Alle 
Blüten   hatten   die  weissen  Kronenblättchen  zu- 


91 


KLEINE  CHRONIK. 


sammengeschlosses  und  standen  wie  .im 
Schlummer.  Wenige  Minuten  später  hatte  die 
Sonne  ihre  Strahlen  über  den  Horizont  geworfen, 
alle  BlQten  waren  erwacht  und  blickten  weit 
geöffnet  der  Spenderi|i  vop  Licht  und  Wärme 
entgegen.  Ein  Igel  trippelte  in  der  ersten 
Morgenfrühe  nach  ergiebiger  nächtlicher  Jagd 
zu  seinem  Schlupfwinkel,  ein  Hasenpaar  spielte 
am  Rande  des  saftigen  Kleefeldes,  am  sonnigen 
Feldrain  huschte  eine  Feldmaus,  ein  Kiebitz  war 
im  Begriff,  sich  auf  sein  Nest  zu  setzen  und  sein 
niedliches  Junges  duckte  sich  in  Furcht  vor 
einem  Verfolger  zwischen  Binsen  und  Moorgras 
auf  dem  Boden,  so  dass  es  fast  unsichtbar  wurde. 
—  Ein  Mövenpaar  hatte  seine  Jungen  ausgebrütet, 
und  der  längst  auf  diesen  Moment  harrende 
Photograph  legte  sorgsam  eins  von  ihnen  auf 
eine  vorher  zu  diesem  Zweck  vorbereitete  Mass- 
scheibe, um  seine  Erscheinung  und  Grösse  zu 
Hxieren  und  diese  Aufnahme  nach  je  24  Stunden 
auf  derselben  Tafel  zu  wiederholen,  um  den 
Fortschritt  des  Wachstums  und  der  Entwickelung 
zu  kontrollieren.  Mit  staunenswerter  Schnellig- 
keit wächst  das  Tierchen ;  auf  dem  kahlen  Leibe 
haben  sich  am  zweiten  Tage  Flaumfedern  ent- 
wickelt, Hals  und  Beine  strecken  sich  und  die 
anfangs  fest  geschlossenen  Augen  öffnen  sich; 
am  dritten  Tage  sind  schon  die  Anfänge  der 
Flügel  zu  erkennen,  am  vierten  erscheint  das 
Tierchen  fast  doppelt  so  gross  wie  am  ersten 
und  hebt  sich  auf  seinen  Beinchen  empor  — 
da  ist  das  wunderbare  Schauspiel  leider  aus, 
denn  ein  blutdürstiger  vierbeiniger  Räuber  hat 
das  Nest  überfallen  und  die  Brut  verzehrt.  — 
Nun  kamen  alle  möglichen  anderen  Vögel  an 
die  Reihe,  Eulen,  Falken,  Seevögel,  Grasmücken, 
alle  in  ihrer  Eigenart  beim  Nestbau,  beim  Brut- 
geschäft oder  der  Fütterung  der  Jungen  auf- 
genommen. Zwischendurch  liefen  Aufnahmen 
von  Insekten  und  Spinnen,  Schmetterlingen, 
Reptilien,  ja  sogar  von  Fischen  und  Mollusken 
in  ihrem  Element,  eine  immer  hübscher  und 
interessanter  als  die  andere.  Eine  ganze  Anzahl 
von  Aufnahmen  ist  auch  den  eigenartigen  Kunst- 
griffen und  Hilfsmitteln  bei  solchen  Aufnahmen 
gewidmet.  Mit  Bewunderung  sieht  man ,  wie 
der  Photograph  auf  dem  Felskegel  des  Ailsa 
Craig,  der  wie  ein  unnahbarer  Wächter  in  der 
Irischen  See  vor  dem  Eingang  zum  Firth  of 
Clyde  steht  und  neben  den  Leuchtturmwärtern 
keinen  Menschen  und  kein  Haustier  beherbergt, 
unter  den  härtesten  Beschwerden  das  Leben 
der  Seevögel  studiert,  wie  er  Über  der  schwindeln- 
den Tiefe  von  mehreren  hundert  Metern  am 
schwankenden  Tau  mit  seinem  Apparat  hängt, 
wie  er  dann  wieder  bis  zum  Halse  im  kalten 
Wasser  stundenlang  stehen  muss,  um  endlich 
den  Seeadler  zu  überlisten  und  sein  Bild  in  der 
Camera  festzuhalten,  wie  er  mit  dem  ausgestopften 
Ochsen  umherzieht  und  geduldig  im  Innern  der 


Attpippe  ausharrt,  um  scheue  Vögel  oder  aadere? 
Wild  in  der  Freiheit  beobachten  und  aofnefamen 
zu  können.  Weit'  über  100  BiUfer  begleiteten 
de«  Vortrag,  der  von  ebenso  genauer  und  liebe- 
voller Beobachtung  wie  von  pbotographiscfaer 
Künstlerschaft  zeugte.  Viel  Interesse  erregteD 
auch  die  ausserordentlich  treffenden  Nady 
ahmungen  von  Tierstimmen,  die  Herr  Keartoo 
zum  Besten  gab,  um  zu  zeigen,  wie  er  die  Tiere 
anzulocken  verstehe.  Er  betonte  mehrfach,  wie 
es  ihm  nur  in  gemeinsamer  Arbeit  mit  seinem 
Bruder  möglich  gewesen  sei,  solche  Erfolge  zq 
erzielen.  Durch  rauschenden  Beifiall  drückte  ihm 
die  grosse  Zuhörerschaft  ihren  Dank  für  die 
Belehrung  und  Anregung  aus,  die  der  Vortrt^ 
jedem  gebracht  hatte.  Die  Gesellschaft  zur 
Förderung  der  Amateur-Photographie  hat  sich 
durch  die  Veranstaltung  erneuten  Anspruch  auf 
den  Dank  ihrer  Mitglieder  und  aller  NatuiireoDde 
erworben,  die  Gelegenheit  hatten,  so  interessante 
Blicke  in  das  Leben  in  Feld  und  Flur  zu  werfen. 


Laut  Beschluss  des  Vorstandes  findet  die 
10.  internationale  Ausstellung  von  Kscst- 
photographien  vom  26.  September  bis  26.  Ok- 
tober 1903  in  den  Räumen  der  Kunsthalle 
statt.  Die  Einladungen  vtrerden  nnr  an  die 
hervorragendsten  Kunstphotographen  des  in-  uod 
Auslandes  gerichtet.  Von  den  Mitgliedern  der 
Gesellschaft  werden  ebenfalls  nur  einige  zur 
Beschickung  der  Ausstellung  aufgeforderL  Der 
Grund  dieser  Beschränkung  liegt  in  dem  Mangel 
an  verfügbaren  Arbeitskräften  für  die  Sichtunc^ 
und  Ausstellung  der  Bilder,  sowie  des  mii 
einer  solchen  Ausstellung  verknüpften  Brief- 
wechsels u.  s.  w. 

Die  Mitglieder  haben,  wie  immer,  freien  Ein- 
tritt zu  der  Ausstellung. 

Die  Gesellschaft  zur  Förderung  der  Amateur- 
Photographie  ladet  alle  Mitglieder  zur  Teilnahme 
an  einem  Wettbewerb 

1.  für  ein  AussteUungs-Plakat, 

2.  für  einen  Katalogumschlag, 

3.  für  je  6  künstlerische  Postkarten 

ein.  Es  wird  für  1.  und  2.  einfachste  Dar- 
stellung im  Plakatstil  gewünscht 

Den  Siegern  wird  eine  künstierischc  Ehren- 
gabe mit  Widmung  und  Wappen  der  GeseDschalt 
verliehen. 

Letzter  Tag  der  Einlieferung  für  Pbüuit,  Ka- 
talogumschlag und  Postkarten  ist  der  1.  JuK  1903. 

Adresse  für  alle  Einsendungen:  Herrn  Ernst 
Juhl,  Hamburg  24,  Schwanenwik  33. 

Der  Vorstand  hat  beschlossen,  um  künst- 
lerische Anregungen  zu  geben  und  die  Weiter- 
bildung der  Mitglieder  zu  fördern  und  um  nüi 
den  Leistungen  der  Mitglieder  bekannt  zu  vrodcn, 
alljährlich  interne  AussteDungen  in  den  Rftumea 
der   Gesellschaft    zu    veranstalten.      Diese   Ausr 


92 


KLEINE  CHRONIK. 


Stellungen  sollen  weniger  den  Stempel  von  reifen 
Kunstausstellungen  ausgewählter  Bilder  tragen, 
als  Gelegenheit  sein,  für  fortgeschrittene  Freunde 
der  Photographie,  sowie  auch  für  Anfänger  einen 
regeren  Austausch  von  Ansichten  und  Erfahrungen 
herbeizuführen,  sie  sollen  offen  sein  fQr  ordent- 
liche und  ausserordentüche  Mitglieder  der  Ge- 
sellschaft. 

Die  Namen  der  besten  Aussteller  werden 
bekannt  gemacht. 

Für  die  diesjährige  Ausstellung  ist  von 
unserem  Mitglied,  Herrn  Emil  Barnbrock,  ein 
flhrenpreis  gestiftet  worden. 

Zur  Begutachtung  der  eingelaufenen  Arbeiten 
sollen  in  der  Sitzung  der  Gesellschaft  am 
30.  April  von  den  Mitgliedern  drei  Preisrichter 
errvählt  werden. 

Zulässig  sind  alle  Arten  Kopierverfahren  in 
gerahmtem  oder  aufgezogenem  Zustand,  es  wird 
jedoch  besonders  betont,  dass  auch  Bilder 
kleinerer  Formate  sehr  erwünscht  sind.  Letzter 
Tag  der  Einlieferung:    Sonnabend,  9.  Mai  d.  J. 

Alle  Zusendungen  sind  an  Herrn  Bruns, 
Patriotisches  Haus,  zu  richten. 

Die  Bilder  sind  ohne  Namen,  mit  Kennwort 
versehen  einzuliefern,  ein  das  gleiche  Kennwort 
tragendes  Couvert  hat  Name  und  Adresse  des 
Urhebers  zu  enthalten. 

Die  Ausstellung  dauert  vom  14.  Mai,  Mittags 
12  Uhr,  bis  zum  27.  Mai,  Abends,  ein- 
schliesslich. 

Vom  28.  Mai  ab  sind  alle  Einlief  er  ungen  bis 
zum  6.  Juni  spätestens  abzuholen. 

Herrn  G.  Henry  Grell  wurde  die  Leitung 
der  Ausstellung  vom  Vorstande  übertragen. 

Aufgenommen  bezw.  vorgeschlagen  sind  als 
Ordentliche  Mitglieder: 
die  Herren:  Arthur  Robert,  Neuerwall  68, 
Ed.  Luttropp,  Bellevue  8,  H.  D.  Cotterell, 
Blumenau  173,  Ph.  Messias,  Klein-Flottbeck, 
Friedrichstr. ,  Juan  Gayen,  Gross -Flottbeck, 
Grollenstr.  17,  Fritz  Clarfeld,  Park  Allee  82, 
Franz  Wilmann,  SchlOterstr.  18. 

Ausserordentliche  Mitglieder : 
Frau  Anna  Claviez,  Hochkamp  b.  Nienstedten, 
Frau  Dr.  Dora  Braband,  WUlystr.  7,  Frau  Dr. 
Lappenberg,  Blumenstr.  16,  Frau  Ad.  Stracki 
Adolphstr.  59,  Frau  Ed.  Luttropp,  Bellevue  8, 
Frau  Dr.  Kiesselbach,  Alte  Rabenstr.  14, 
Fräulein  Amory  Willink,  Frauenthal  10, 
FrÄulein  S.  Burmester,  Bellevue  15,  Fräulein 
Elsa  Voigt,  Georgsplatz  6,  Fräidein  Agnes 
Schramm,  Holzdamm  2,  Frau  H.  D.  Cotterell, 
Blumenau  173,  Frau  Dora  Sänne,  Oder- 
felderstr.  6,  Fräulein  M.  Grüner,  Hagedorn- 
strasse 27. 

Auswärtige  Mitglieder: 
Herr   Oberleutnant  zur  See  Robert  Fischer, 
AVilhelmshafen ,    Fabrikbesitzer    Karl  Roesch, 
Mülheim  a.  d.  Ruhr. 


Verein   zur  Förderung   der  Photo- 
graphie m  Berlin. 

Sitzung  vom  1.  Mai  1903. 
Vorsitzender:  Herr  Rittmeister  Kiesling. 

Als  Mitglieder  wurden  aufgenommen:  Dr. 
Riebensahm  &  Posseidt,  Berlin. 

Vor  Eintritt  in  die  Tagesordnung  fordert 
Herr  Kammergerichtsrat  Hauchecorne,  eine 
bereits  früher  gegebene  Anregung  wiederholend, 
die  Mitglieder  zur  Mitarbeit  an  dem  in  Vor- 
bereitung befindlichen  forstbotanischen  Merkbuch 
für  die  Provinz  Brandenburg  auf.  Erwünscht 
sind  gute  Photographien  merkwürdig  gewachsener 
einheimischer  Waldbäume;  zur  Angabe  ge- 
eigneter Objekte  sowie  zur  Aufklärung  Ober 
alle  weiteren  Details  ist  der  genannte  Herr 
gern  bereit  Die  Aufnahmen  im  9X12  oder 
13X18  Format  müssen  bis  zum  Herbst  vollendet 
sein  und  geschehen  am  besten  mit  licht- 
hoffreien  Platten  unter  Abbiendung  auf  f/32 
und  entsprechend  reichlicher  Exposition.  — 
Der  Vorsitzende  schliesst  sich  dieser  Anregung 
dankbar  an  und  macht  zugleich  auf  die  Hinterlegung 
der  Platten  mit  rotem  Glanz-  oder  Mattpapier 
zur  Vermeidung  von  Lichthüfen  aufmerksam.  — 
Herr  Dr.  Hesekiel,  welcher  ähnliche  Folien 
in  Formate  geschnitten  in  den  Handel  bringt, 
betont,  dass  zur  Erzeugung  von  Lichthof freiheit 
verwandte  Mittel  den  gleichen  Brechungs- 
exponenten wie  .  das  Glas  haben  und  mit 
letzterem  in  inniger  Verbindung  sein  mOssen, 
und  Herr  Kammergerichtsrat  Hauchecorne 
empHehlt  für  schwierige  Fälle  das  an  sich  licht- 
hoffreie  Negativpapier  von  Schaeuffelen  oder  die 
abziehbaren  Wellingtonfilms  zu  verwenden. 

HerrHanneke  legt  denneuenExpositions- 
messer  der  Firma  Busch  in  Rathenow  vor, 
der  sich  anderen  derartigen  Instrumenten  gegen- 
über durch  sehr  einfache  Handhabung  aus- 
zeichnet (detaillierte  Beschreibung  s.  »Phot.- 
Mitteilungen"  S.  143).  Die  Angaben  sind  auch 
hier,  wie  bei  anderen  Messern,  natürlich  nur 
annähernde  (da  z.  B.  die  Plattenempfindlichkeit 
nicht  in  Betracht  gezogen  ist),  dürften  jedoch 
als  Anhalt  für  die  Praxis  genügen.  —  In  der 
Diskussion  wird  auf  die  besondere  Verwendbar- 
keit solcher  Messer  bei  den  oft  schwer  in  der 
Belichtung  abzuschätzenden  Interieuraufnahmen 
hingewiesen  und  unter  den  bereits  vorhandenen 
Instrumenten  namentlich  das  Wynne^che  von 
verschiedenen  Seiten  gelobt. 

Femer  berichtet  Herr  Hanneke  über  ein 
neues  Tonfixierpapier,  das  in  Wasser  mit 
der  Kopie  zusammengebracht  wird  und  so  viel 
Chemikalien  enthalten  soll,  dass  das  Bild  und 
sogar  noch  ein  zweites  gut  fixiert  und  tont.  — 
Der  Vorlegende  weist  darauf  hin,  dass  der 
Natron-  bezw.  Goldgehalt  durch  die  Aufnahme- 
fähigkeit   des  Papiers    begrenzt  sei,    und  damit 


93 


T 


KLEINE  CHRONIK. 


stimiiit  eine  von  Dr.  He se kiel  ausgesprochene 
Bemflngelung  des  Tons  der  Bilder,  deren  Halt- 
barkeit noch  nicht  erprobt  ist,  Oberein. 

Nun  nimmt  Herr  Dr.  W.  Scheffer  das 
Wort  zu  interessanten  Ausführungen  Aber  die 
Messung  der  Empfindlichkeit  von 
Trockenplatten,  welche  in  einem  sehr 
günstigen  Urteil  Ober  die  Hochempfindlicbkeit 
der  neuen  Lumi^reschen  Ultra  -  Rapid  -  Platten 
gipfeln.  (Näheres  darüber  siehe  im  Hanptteil 
S.  171.) 

Der  Vorsitzende  ist  mit  den  Ultra -Rapid- 
Platten  bei  Verwendung  für  Tele -Moment -Auf- 
nahmen weniger  zufrieden  gewesen.  Die 
Platten  zeigten  Neigung  zur  Flauheit  und  sehr 
starkes,  die  VergrOsserung  ausschliessendes 
Korn,  das  freilich  vielleicht  durch  den  zur 
Hervorrufung  dieser  schwach  belichteten  Tele- 
aufnahmen  verwandten  starken  Rodinal-Ent- 
wickler  begünstigt  worden  sei.  —  Herr  Dr. 
Scheffer  betont  die  stArkere  Korn-  und  leich- 
tere Schleierbildung  durch  die  sogenannten 
Rapidentwickler  und  Iflsst  im  übrigen  die  Mög- 
lichkeit offen,  dass  diese  Beobachtungs- 
discrepanzen  durch  ungleichmässigen  Ausfall  der 
Emulsion  zu  erklflren  sind.  —  Nachdem  Herr 
Klepp  auch  die  Berücksichtigung  der  Gradation 
bei  Plattenprüfungen  für  wünschen  wert  erklfirt, 
und  die  Herren  Quidde  und  Hanneke  darauf 
hingewiesen  haben,  dass  die  von  Dr.  Scheffer 
verwandte  Methode  der  Empfindlichkeitsmessung 
bereits  früher  von  H.  W.  Vogel  und  Weber 
benutzt  worden  sei,  schliesst  die  lebhafte  Dis- 
kussion über  diesen  Gegenstand  mit  dem  Aus- 
druck der  Absicht,  weitere  Untersuchungen 
über  die  noch  strittige  Qualität  dieser  inter- 
essanten Platte  folgen  zu  lassen. 

Die  Firma  Dr.  Riebensahm  &.  Posseidt 
zeigt  eine  Reihe  sehr  trefflicher  Kopien  auf 
ihren  Entwicklungs-  und  Auskopierpapieren, 
unter  denen  besonders  ein  neues  ^l^epos- 
Collatin"  genanntes  Fabrikat  auffällt,  dessen 
Schicht  übertragbar,  also  auch  für  die  Her- 
stellung von  Diapositiven  zu  verwenden  ist. 
Da  der  technische  Vertreter  der  Firma  am 
Sitzungstage  leider  verhindert  ist,  werden 
nähere  Aufklärungen  über  das  neue  Papier 
nebst  Verteilung  von  Proben  für  die  nächste 
Sitzung  in  Aussicht  gestellt. 

Fragekasten.  1 :  »Ist  schon  etwas  Näheres 
über  die  Ausstellung  bekannt?"  —  Der  Vor- 
sitzende teilt  mit,  dass  die  Ausstellungsangelegen- 
heit über  das  Stadium  der  Vorbereitung  noch 
nicht  hinausgekommen  sei.  Vermutlich  würde 
die  Ausstellung  nicht  vor  Ende  Oktober  statt- 
finden. Auch  bezüglich  eines  Zusammengehens 
der  Berliner  Vereine  mit  der  Jubiläumsausstellung 
der  Hamburger  Ges.  z.  Förderung  der  Amateur- 
photographie  seien  noch  keine  definitiven  Ent- 
schlüsse gefasst. 


2.  »Wie  ist  die  Empfrmffirhkeit  derWdmgtoD- 
films?*  —  Kammrrgeriditsrat  Haochecornc 
hat  eine  mittlere  TroAenpiatten-Eippfinrttrhkdt 
festgestellt;  besonders  bei  starkem  Licfat,  das 
sonst  leicht  zu  Cbcrexposition  oder  LididiOfen 
führt,  seien  diese  Films  sehr  brandibsr.  — 
Eline  Frage  der  Fran  General  von  Igel  bezüg- 
lich der  guten  AbziehboriEeit  der  Wcffingtoo- 
films  wird  bejahend  beantwortet. 

3.  «Wie  kann  man  Pigmentpapicr  schnell 
trocknen  nach  erfolgtem  Sensibüiaicren  ?*  — 
Der  Vorsitzende  empfiehlt  Einlegen  in  Spirita«, 
bis  auf  der  Rückseite  die  Farbe  der  Pigment- 
schicht durchschimmert.  Das  Papier  trocknet 
dann,  ohne  schädlich  beeinflnsst  zu  sein,  in 
5 — 10  Minuten.  —  Eine  Anfrage  bezflghcfa 
Alkoholzusatz  zur  ChromatlOsung  wird  dahin 
beantwortet,  dass  ein  solcher  Zusatz,  weil 
Chrombad  und  Papier  gleicherweise  schndl  ver- 
derbend, nicht  zu  empfehlen  sei. 

Im  Anschluss  an  diese  Frage  macht  der 
Vorsitzende  auf  die  von  der  Autotype^Co.  jetzt 
fertig  sensibilisiert,  in  Formate  geschnitten  in 
den  Handel  gebrachten  Pigmentpapiere  auf- 
merksam. Dem  Nachteil,  das  hier  die  Ab- 
stimmung der  Bäder  fortfallen  müsse,  stehe  die 
Eliminiening  des  unangenehmen  Arbeitens  mit 
chromsaurem  Kali  als  Vorzug  gegenüber.  Die 
Haltbarkeit  der  Papiere  sei  noch  nicht  erprobt. 

Martin  Kiesling.       Fritz  Loescher. 


Verein  für  Amatenr-Photo^raphie 
XU  HannoTer. 

Ordentliche  Hauptversammlung, 
Sonnabend,  den  4.  April  1903. 

Vereinslokal  „Zu  den  vier  Jahreszeiten*. 

Nachdem  der  Vorsitzende  um  9  Uhr  die 
Versammlung  eröffnet  hat  und  das  Protokoll 
vom  16.  März  verlesen  und  genehmigt  ist,  wird 
Herrn  Adolf  Schmidt  aus  Hamburg  das  Wort 
zu  seinem  Vortrage  über  das  neue  Coxin- Ver- 
fahren erteilt.  Da  über  dieses  Thema  in  s^u- 
vielen  Vereinen  zur  Genüge  gesprochen  ist  und 
diesbezügliche  Referate  erteilt  sind,  woDen  wir 
auf  den  Inhalt  des  Vortrages  nicht  weiter  ein- 
gehen. DemVortragenden,wiederDeutschen 
Coxin-Gesellschaft  spricht  der  Vorsitzende 
im  Namen  des  Vereins  besten  Dank  aus. 

An  der  sich  anschliessenden  lebhaften  Dis- 
kussion beteiligen  sich  die  Herren  Lübke, 
Schönian,  Kirsten  und  Prof.  Dr.  Julius 
Precht,  deren  Ansicht  über  die  Brauchbarkeit 
des  Coxins  mit  derjenigen  des  Vortragenden 
vielfach  in  Widerspruch  steht,  besonders  wird 
bezweifelt,  dass  ea  möglich  ist,  nicht  richtig  bc^ 
lichtete  Platten  mit  dem  Coxin -Verfahren  so  xu 
entwickeln,  wie  dies  beim  Arbeiten  in  der 
Dunkelkammer  der  Fall  ist. 


94 


KLEINE  CHRONIK. 


}ifrT  BoromQller  (in  Firma  Potthoff  & 
Abbenthern)  schenkt  dem  Verein  den  Jahr- 
gang  1902     der   photographiscben    Rundschau. 

Herr  Fritz  Schumacher  jr.,  Bankier, 
wird  aufgenommen. 

Herr  Gustav  Hallenstein,  Fabrikant, 
hat  sich  als  Mitglied  angemeldet. 

Eingegangen  sind:  Papierproben  der 
Rh  ei nis eben  Emulsions-Papier-Fabrik  in 
Köln-Ehrenfeld  «CeUoidin-  und  Chlor otyp-Papier." 
Tonfixirpapier  „Toncit*  der  Chemischen 
Fabrik  in  Helfen berg,  «Original  Brillant- 
Entwickler' von  Brune  &HOfinghoff,  Barmen, 
Lumidre- Platten  und  -Films  von  Meyer-Frey 
in  Frankfurt  a.  M.,  Negativpapiere  der  Neuen 
Photographischen  Gesellschaft,  Steglitz- 
Berlin,  Negativ-  und  Bromsilberpapiere  von 
Gustav  Sehaeuffelen,  Heilbronn.  Die  ein- 
gegangenen Proben  werden  an  die  Versuchs- 
kommission und  Mitglieder  verteilt.  Der  Schrift- 
führer Wrede  berichtet  über  die  Resultate  der 
letztet  Eingänge:  Photochemische  Werke 
von  Fritz  Weber  in  MOgeln  bei  Dresden. 
Das  von  dieser  Firma  hergestellte  „Imperial- 
Blitzpapier"  eignet  sich  für  weiche  Negative 
sehr  g^t,  harte  Platten  hingegen  geben  kein 
gutes  Resultat,  das  Papier  kann  bei  Lampen- 
licht entwickelt  werden,  bei  richtiger  Exposition 
erzielt  man  sehr  schöne  Weissen  und  sammt- 
schwarze  Tiefen. 

Dr.  Lüttke  &  Arndt,  Hamburg -Wands- 
bek,  Spezialpapier  .Extra  Hart"  ist  für  recht 
flaue  Negative  bestimmt,  im  Vergleich  zu  dem 
bekannten  »Rembrand-Papier'  hat  es  den  Vor- 
zug, dass  die  Schicht  nicht  gelb  gef&rbt  ist, 
mithin  ein  zuverlässiges  Taxat  stattfinden  kann; 
ein  zweiter  Vorteil  ist  der,  dass  das  Papier  in 
den  Bädern  nicht  rollt,  die  Kopien  gehen  stark 
zurück. 

Bei  dem  «Auto-Papier"  derselben  Firma  ist 
die  Tonskala  sehr  variierend,  je  nach  der  Dauer 
des  Kochsalz-Bades.  Das  Papier  eignet  sich 
vorzQglich  für  die  Reise,  da  ein  Goldbad  nicht 
erforderlich  ist.  Ein  richtig  getontes  Bild  hat 
den  Charakter  eines  auf  Kurzschem  Celloidin- 
Papier  kopierten  Bildes.  Saftige  Tiefen  und 
reine  Weissen  zeichnen  diese  Papiere  aus. 

Zu  dem  mit  den  gesammten  Proben  von 
I, Blitzlicht  Bayer"  erzielten  Resultate  be- 
merkt der  Vorsitzende,  dass  sich  dieses  gelb- 
lich verbrennende  Pulver  für  orthochromatische 
Platten  gut  eigne,  nur  müsse  man,  um  eine 
richtig  ausexponierte  Platte  zu  erhalten,  be- 
deutend mehr  Pulver  verwenden  als  in  den 
Prospekten  angegeben  ist. 

Herr  Dipl.-Ing.  Schön ian  beantragt,  den 
§  14  der  Satzungen  dahingehend  abzuändern, 
dass  ein  stellvertretender  Vorsitzender  und  ein 
Bücherwart  zugewählt  werden. 

'Herr    Schönian    wird   als  stellvertretender 


Vorsitzender     und     Herr    A.  Burkhardt     ab 
Bücherwart  gewählt. 

Der  Vorsitzende  berichtet  über  das  Stiftungs- 
fest des  .Photograph.  Vereins  zu  Hannover.* 

Herr  Lüttgens  teilt  mit,  dass  er  mit  Herrn 
Burkhardt  einen  Ver einsschrank  gekauft  habe. 

Herr   Dipl.  Ing.  Schönian    befürwortet  ein 
Vereinsrezeptbuch  anzulegen. 

Schluss  der  Sitzung  11  Uhr. 

Der  Vorsitzende:  Der  Schriftführer: 

Alfred  Fuhrmann,     Paul  Victor  Wrede, 
Kl.  Pfahlstrasse  2,  L  Königstrasse  16. 


Zusammenkunft:  Montag,  den  18.  Mai  1903. 

Vereinslokal  „Zu  den  vier  Jahreszeiten." 

Mit  Rücksicht  auf  die  zwangslose  Zusammen- 
kunft ist  der  geschäftliche  Teil  auf  ein  Minimum 
reduziert.  Nach  der  Begrüssung  der  zahlreich 
erschienenen  Mitglieder  und  Gäste  verliest  der 
Schriftführer  Wrede  das  Protokoll  der  vorigen 
Versammlung,  das  ohne  Einspruch  angenommen 
wird. 

Herr  Kgl.  Musikdirigent  Merkel  wird  als 
Mitglied  angemeldet.  Aufgenommen  sind  die 
Herren  Oberst  von  Steinwehr,  Grotefend, 
stud.  rer.  techn.,  Otto  Krone,  Kunstmaler,  und 
Erwin  Arnstadt. 

Herr  Burkhardt  berichtet  über  die  Re- 
sultate, die  mit  Platten  der  Firmen:  Westen- 
dorp&  Wehner,  Köln  a.  Rh.,  Imperial  Dry 
Plate  Co.,  Ltd.,  Cricklewood,  Londen  N.W 
erzielt  sind.  Die  Kopien  auf  dem  gleichfalls 
eingesandten  Chlorotyp-Papier  der  Rheinischen 
Emulsions-Papier-Fabrik  finden  allgemeine  An- 
erkennung. Das  Luna- Papier  der  Firma 
P.  Thibaut  &  Co.,  Paris,  Genefalvertrieb  von 
Haake  &  Albers,  Frankfurt  a.  M.  wird  mit 
Recht  gelobt. 

Herr  Rosenthal  hat  der  Bibliothek  in 
liebenswürdiger  Weise  überwiesen :  „Monatsblatt 
für  Freunde  der  Lichtbildkunst, "  dann  »Prak- 
tischer Ratgeber,  1895,  »Photographische  Rund- 
schau" 1899,  „Photographisches  Zentralblatt" 
„Photographische  Mitteilungen",  „Der  Amateur- 
Photograph"  und  „Zeitschrift  für  Amateur- 
Photographie." 

Der  erste  Vorsitzende,  Herr  Alfred  Fuhr- 
mann, hat  wieder  freundliche  GrOsse  auf  selbst- 
gefertigter Ansichtskarte  Übersandt.  Ihm  wird 
durch  gemeinsame  Antwort  herzlicher  Dank 
ausgesprochen. 

Herr  Otto  Stein  hat  Schilder  für  den 
Fragekasten,  Herr  Theodor  Kirsten  Weg- 
weiser zum  Vereinslokal  gestiftet.  Den  Herren 
wird  bestens  gedankt  und  dann  mit  der  Vor- 
führung von  Diapositiven  begonnen.  Bilder  aus 
Dem  Militärleben  wecheln  mit  Tier-  und  Strassen- 
auf nahmen,  Herr  Kirsten  führt  noch  einige 
Bilder    vom    Hannoverschen    Schützenfest    vor. 


95 


KLEINE  CHRONIK. 


die  durch  brillante  Technik  Überraschen ,  den 
Schluss  bilden  einige  Negative  des  Herrn 
A.  Burkhardt,  die  die  Güte  der.»Color-*  und 
hochempfindlichen  Platten  von  Westend orp  & 
Wehner  zeigen. 

Schluss  der  Sitzung  IOV2  Uhr. 

Der  Vorsitzende: 

Hans  Schönian,  Dipl.-Ing.,  Goethestrasse  49. 

Der  Schriftführer: 

Paul  Victor  Wrede,   Königstrasse  16. 


Verein  zar  Förderung  der  Amateur- 
Photographie  Bozen  und  Umgebung. 

Dienstag,  den  5.  Mai  1903. 
Scioptikon -Vortrag    des    Herrn    F.  A.  Schür- 
mann:   „Der  Werdegang  eines  Amateur-Photo- 
gri^phen*. 
Sitzung:    Dienstag,  den  19.  Mai  1903. 
Vorsitzender:  Herr  J.  Fiatscher. 

Das  Protokoll  der  letzten  Sitzung  wurde 
verlesen  und  genehmigt. 

Herr  Schürmann  berichtet  über  seine 
Versuche  mit  „Ozopapier*  von  Max  Lusche. 
Die  vorgelegten  Proben  befriedigten  zwar  voll- 
auf, es  scheint  jedoch  das  ganze  Verfahren 
etwas  zu  umständlich  zu  sein.  Der  Herr  Redner 
verspricht  demnächst  noch  Genaueres  über  diesen 
Kopierprozess  zu  berichten. 

Preislisten  und  Prospekte  der  Firmen  Karl 
Buisson,  Kiss  Zolt&n  und  Friedr.  Bayer 
&  Co.  werden  verteilt,  ebenso  die  eingelangten 
Zeitschriften  „  Amateurphotograph "  und  „Gut 
Licht«. 

Herr  Fiatscher  legt  eine  grosse  Anzahl 
Bilder  von  „Venedig"  vor,  die  er  anlässlich 
seiner  letzten  Reise  nach  dorthin  aufgenommen 
hatte ;  die  vorzüglich  ausgeführten  Photographien 
fanden  den  wohlverdienten  Beifall. 

,  Es  gelangen  eine  ßerie  Pigmentbilder  des 
Herrn  Kassierers  Zorbach  zur  Zirkulation,  die 
allseits  gefielen. 

Herr  Fiatscher  legt  eine  neue  Klapp- 
Camera  der  Firma  Hüttig  &  Sohn  vor,  die 
90  Kronen  kostet. 

Nach  Erledigung  interner  Vereinsangelegen- 
heiten schloss  der  Herr  Obmann  die  Sitzung 
nach  Vgl  Uhr. 

Vereinigung  Gothaer  Amateur- 
Photograplien. 

Vorsitzender:  Herr  Ingenieur  Wedekind. 

Jahresbericht : 
Das  am  1.  April  1903  abgelaufene  Geschäfts- 
jahr zählte  insgesamt  22  Versammlungen.  Den 
Gegenstand  derselben  bildeten,  ausser  einem 
regen  Meinungsaustausch  der  in  der  photo- 
graphischen   Praxis     gewonnenen    Erfahrungen 


noch  Referate,  zum  ,  .T^l  mit  Projektioiieii, 
sowie  Mitteilungen  über  die  Resultate  mit  Ent- 
wicklern, BlitzUchtpulver ,  Patronen  ^  photo- 
graphischen  Papieren  etc.,  welche  von  ver- 
schiedenen Firmen  in  dankenswerter  Weise 
dem  Verein  gratis  zur  Verfügung  gestellt  waren. 
Auch  zur  Ansicht  eingegangene  Zeitschriften, 
Bücher,  Kunstmappen,  Preislisten  sowie  sonstige 
Angebote  gelangten  zur  Besprechung  und  fohrteo 
zum  Teil  zu  Bestellungen.  Die  Vorträge  ver- 
teilten sich  folgendermassen : 

Herr  Baumeister  und  Hofphotograph  Schmidt 
sprach  über:  „Daguerreotypie*.  Herr  Schmidt, 
ein  Zeitgenosse  jener  Periode,  in  welcher 
die  Photographie  noch  in  den  Kindcrschnben 
steckte,  als  die  Photographen  zum  grOssten 
Teile  auf  eigene  Herstellung  ihres  Apparates, 
der  Platten  und  Papiere  angewiesen  waren, 
schilderte  in  fesselpder  Weise  das  umständliche, 
mühevolle  und  oft  gefährliche  Verfahren  bei 
Anfertigung  der  Bilder.  Zum  besseren  Ver- 
ständnis seiner  interessanten  AusfÜhrangen 
legte  der  Vortragende  eine  Anzahl  von  ihm 
gefertigter  Daguerreotjrpien ,  Ferrotypien  nod 
Panotypien,  sowie  Bilder  auf  Eiweisspapier  vor, 
welche  infolge  ihrer  sauberen  Bearbeitung  all- 
gemeinen Beifall  fanden.  Eine  Panotypie  und 
einige  Bilder  auf  Eiweisspapier  erhielt  der 
Verein  zum  Geschenk. 

Den  nächsten  Vortrag  hielt  der  Vorsitzende 
des  Vereins  Über:  „Die  optischen  Eigenschaften 
der  Objektive*.  Referent  begann  mit  der 
Camera  obscura,  ging  sodann  auf  die  ver- 
schiedenen Linsenkonstruktionen  über  und  ver- 
gass  auch  nicht,  auf  die  neuesten  Erzeugnisse 
der  optischen  Institute    gebührend  hinzuweisen. 

Herr  Neiling,  Leiter  einer  kunstgewerb- 
lichen Schule,  verbreitete  sich  in  einer  der 
nächsten  Versammlungen  Über  Blitzlicbtauf- 
nahmen.  Vortragender  legte  u.  a.  verschiedene 
selbst  hergestellte  Hilfsmittel  vor,  diu-ch  welche 
das  Aufnahmeverfahren  erleichtert  wird,  und 
machte  zum  Schlüsse  seiner  Ausführungen  eine 
wohlgelungene  Aufnahme  der  Anwesenden. 

Der  folgende  Vortrag  galt  der  Projektion 
von  Reisebildern.  Herr  Ingenieiur  Graf  erklärte 
zunächst  seinen,  eigens  von  ihm  konstruierten, 
äusserst  praktischen  Projektionsapparat  und 
fesselte  sodann  die  Anwesenden  durch  eine 
Serie  vortrefflicher  Reisebilder  aus  Finnland. 

Im  nächsten  Referate  erläuterte  Herr  In- 
genieur Wedekind  einen  yon  den  MitgÜedem 
des  Vereins  noch  wenig  kultivierten  Kopier- 
prozess, den  Pigmentdruck.  Die  Versammelten 
folgten  dem  Vortragenden  mit  Interesse  und 
stellten  Versuche  in  Aussicht. 

Die  Reihenfolge  der  Vorträge  wurde  nun 
zunächst  durch  eine  kleine  Ausstellung  von 
Bildern  unterbrochen,  die  gelegenthch  einer 
Preisbewerbung    eingegangen,    und    zu  welcher 


96 


KLEINE  CHRONIK. 


I*ortrilts,  Genre-  und  Landschaftsbilder  zuge- 
lassen waren.  Die  zum  Teil  voftbglichen 
Arbeiten  legten  einerseits  beredtes  Zeugnis 
davon  ab,  welch  schOne  Erfolge  sich  durch  ge- 
schickte Handhabung  von  Apparat  und  Material 
erreichen  lassen,  andrerseits  bekundeten  sie 
grösstenteils  das  ernste  Streben  nach  künst- 
lerischer Ausgestaltung  des  Bildcharakters.  Die 
Herren  Preisrichter,  Herr  Hofphotograph  Zink 
und  Herr  Maler  Asperger,  erkannten  das 
lobend  an.  Selbstverstfindhch  gelangte  auch 
der  Tadel  zu  seinem  Rechte,  und  richtete  sich 
dieser  besonders  auf  die  Umrahmung  der  Bilder. 
Ermutigt  durch  diese  Veranstaltung  gedenkt  der 
Verein  sich  an  der  Ausstellung  des  hiesigen 
Kunstvereins  im  SpAtsommer  d.  J.  zu  beteiligen. 
Um  die  Mitglieder  der  Vereinigung  noch  tiefer 
in  das  Wesen  eines  künstlerischen  Bildes  ein- 
zuführen, sprach  Herr  Maler  Asperger  in  der 
folgenden  Versammlung  über  die  hauptsäch- 
lichsten Gesichtspunkte,  welche  bei  der  Auf- 
nahme einer  Landschaft,  bezgl.  des  Standortes, 
Beleuchtung,  Perspective  etc.,  im  allgemeinen  zu 
berücksichtigen  sind 

«Die  Herstellung  eines  photographischen 
Objektivs*  behandelte  ein  Vortrag  des  Herrn 
Lehrer  Beck.  Hierzu  hatte  die  Firma  Zeiss 
in  Jena  in  liebenswürdigster  Weise  eine  Anzahl 
„Bilder  aus  der  Werkstatt"  zur  Projektion  und 
einen  Demonstrationssatz  „Der  Werdegang  des 
photographischen  Objektivs",  bestehend  aus 
12  Glasstücken  in  den  verschiedenen  Stadien 
der  Bearbeitung,  bereitwilligst  zur  Verfügung 
gestellt. 

Den  Schluss    der  Vorträge   bildete  die  Vor- 


führung und  Erklärung  der  neuesten  Apparat- 
konstniktion  der  Firma  Curt  Bentzin  in 
Görlitz  durch  Herrn  Hofdrogist  Gewalt. 

Der  Verein  ist  Abonnent  der  »Photo- 
graphischen  Rundschau",  der  „Photographischen 
Mitteilungen"  und  der  «Kunst  in  der  Photo- 
graphie" von  Franz  Goerke,  besitzt  ausserdem 
eine  Bibliothek  und  in  Kürze  einen  eigenen 
Projektionsapparat.  Die  Mitgliederzahl  beträgt  26. 
Als  Jahresbeitrag  werden  6  Mk.  und  als  Eintritts- 
geld 2  Mk.  erhoben.  B. 


Amateur-Photographen  -Vereini- 
gung »3o8''  zu  Berlin. 

Vorsitzender:  Herr  W.  Dahse. 
Zwecks  Wahl  des  Vorstandes  für  das  Vereins- 
jahr 1903/04  übernehmen  die  Leitung  des  Wahl- 
akts die  Herren  DOnne,  Bohlmann  und 
G  i  e  s  s  1  e  r.  Gewählt  wurden  zum  L  Vorsitzenden 
Herr  W.  Dahse,  zum  IL  Vorsitzenden  Hcnf^ 
W.  Dönne,  zum  L  Schriftführer  Herr  Plössl, 
zum  IL  Schriftführer  Herr  Th  i  el  e ,  zum  Kassierer 
Herr  Paul  Klötzer.  Zum  Archivar  bezw. 
Laboratoriumsverwalter  wurden  die  Herren 
Giessler  und  Hettgen,  zu  Revisoren  die 
Herren  Bohlmann  und  Giessler  ernannt. 
Die  Neugewählten  wurden  in  ihr  Amt  einge- 
führt und  in  der  Erledigung  der  Tagesordnung 
fortgefahren.  Es  finden  während  des  Sommer- 
halbjahrs auf  vielseitigen  Wunsch  ebenfalls 
jeden  Monat  4  Sitzungen  (u.  zwar  2  ordentliche 
und  2  ausserordentliche)  statt. 
(Schluss  folgt.) 


Fragen  und  Antworten. 


IFü  schwärzt  man  sich  die  Blenden- 
bleche  wieder  neu  an? 

Die  Blendenbleche  werden  zunächst  über 
einer  Spirituslampe  angewärmt,  dann  in  eine 
Losung  von  5^  Kupfer  und  0,5 j'  Silber  in 
\QKican  Salpetersäure  getaucht,  hierauf,  ohne 
abzuwaschen,  erhitzt,  bis  sie  schwarz  geworden 
sind,  und  schliesslich  mit  Ol  abgerieben. 

Sind  Kampfer-  oder  Naphtalindämpfe 
(Kleiderschrank)  für  die  Empfindlichkeit 
von  Chlor-  und  Bromsilberplatten  von 
schädlichem  Einfluss,  und  7vie  kann  man 
event.  den  Schaden^  wenn  die  Einwirkung 
nicht  zu  lange  stattfand,  ivieder  heben? 

Uns  ist  von  diesbezüglichen  Einflüssen  bis- 
her nichts  zu  Ohren  gekommen.  Vielleicht 
sind  Ihre  Platten  schon  sehr  alt  und  deshalb 
verdorben.  —  Wenn  Platten  durch  Einwirkung 
irgend  welcher  Stoffe  gelitten  haben,  so  gibt's 
dagegen  kein  Heilmittel. 


Gibt  es  im  aUgemeinen  ein  Mittel,  lang- 
sam arbeitende  Chlor-  und  BromsHberpkUten 
empfindlicher  zu  machen?  Wenn  nicht,  für 
welche  anderen  Zwecke  kann  ich,  speziell 
die  ersteren  —  es  handelt  sich  um  grössere 
Formate  —  noch  verwenden? 

An  den  Platten  können  Sie  nichts  ändern. 
—  Weniger  empfindliche  Bromsilberplatten 
können  Sie  für  alle  Aufnahme-Objekte,  wo  starke 
Helligkeit  vorhanden  ist  oder  bei  denen  kurze 
Expositionen  nicht  Bedingung  sind,  sehr  gut 
verwenden.  Chlorbromsilberplatten  benutzt  man 
nur  zur  Herstellung  von  Diapositiven  (Glas- 
diapositiven). 

Wo  erhält  man  Postkarten  zur  Her- 
stellung farbiger  PostkcLrten,  wo  solche  für 
Kopien  in  der  Art  von  Stichen  und  Grch 
vüren  (schwarzbraun)? 

Postkarten  zur  direkten  Herstellung  farbiger 


97 


KLEINE  CHRONIK. 


Kopien  sind  nicht  im  Handel,  ausgenommen 
Postkarten  mit  Eisenprfiparation,  welche  blaue 
Kopien  geben.  Um  farbige  Bilder  zu  erzeugen, 
bedienen  Sie  sich  am  besten  der  im  Handel 
überall  kÄuflichen  BromsUbcrpostkarten  und  be- 
handeln die  schwarzen  Kopien  nachher  mit 
Tonbädern.     (Näheres   darüber  finden  Sie  u.  a. 


in  Vogel,  Taschenbuch  der  Photographie,  im 
Kapitel:  Färben  von  Bromsilbergelatiaekopien.) 
Kopien,  ähnlich  Stichen  und  Gravüren  (schwarz- 
braun) erreichen  Sie  ebenfalls  mit  Brom«Iber- 
oder  auch  mit  Platinpostkarten.  Jede  grossere 
Handlung  photographischer  Artikel  liefert  solche 
Kavten. 


Verschiedenes. 


Notizen. 

Als  zum  Härten  von  Gelatineschichten  ge- 
eignet bringt  Amat.  Photogr.  das  Kaliumbi Chromat 
in  Erinnerung.  Negative,  welche  mit  Kalium- 
bichromat  behandelt  und  durch  das  Licht  ge- 
härtet wurden,  verlieren  LOslichkeit  und  Ab- 
sorptionsfähigkeit für  Wasser,  ohne  dabei  im 
Bildcharakter  beeinträchtigt  zu  werden,  wie  das 
immerhin  beim  Härten  mit  Alaim  oder  Formalin 
leicht  der  Fall  ist.  Zu  beachten  ist,  dass  das 
Bichromat  gut  aus  der  Schicht  ausgewaschen 
werden  muss,  wenn  nicht  nach  der  Belichtung 
die  charakteristische  braune  Chromatfärbung 
entstehen  soll.  —  Fügt  man  der  Bichromat- 
lOsung  Salzsäure  zu  und  belässt  das  Negativ 
darin  bis  zu  stark  gelblicher  Bleichung,  so  kann 
CS  mit  schwacher  Lösung  von  Pyro  oder  anderem 
Entwickler  wieder  hervorgerufen  werden.  Diese 
Behandlung  empfiehlt  sich  zum  Ausgleich  von 
harten.  Übermässig  kontrastreichen  Negativen. 
F.  L. 

WelssUcht  -  Entwickler. 

Wilhelm  Baumann-München  bringt  unter 
der  Bezeichnung  „W.  B. -Weisslicht-Entwickler* 
eine  gebrauchsfertige,  rot  gefärbte  Entwickler- 
Lösung  in  den  Handel,  mittels  deren  man  die 
Negative  ohne  Dunkelkammer  hervorrufen  kann. 
Ebenso  wie  beim  Coxin  etc.  bedarf  es  auch 
hier  irgend  einer  Vorrichtung,  um  die  Platten 
aus  der  Kassette    in    die  Lösung  zu  befördern. 


Bin  neuer  SenslblUsator. 

Die  Benutzung  des  Äthylrots  zur  Herstellung 
'farbenempfindlicher  Emulsionsplatten  auf  Grund 
des  Deutschen  Reichspatentes  Nr.  142  926  so- 
wie der  Verkauf  dieses  Präparates  zur  Erzeu- 
gung von  Badeplatten  ist  von  den  Erfindern 
Prof.  Dr.  A.  Miethe  und  Dr.  A.  Traube  der 
Firma  Otto  Perutz,  Trockenplattenfabrik, 
München  übertragen  worden,  und  hat  diese 
Firma  das  deutsche,  österreichische  und  italie- 
nische Patent  käuflich  erworben.  Sowohl 
Athylrot  -  Badeplatten  (Perchromoplatten),  als 
auch    das    Äthylrot     in    Substanz    zur    Selbst- 


herstellung  von  Badeplatten  ist  nebst  Gebrauchs 
an  Weisung  von  der  genannten  Firma  in  München 
sowie  durch  alle  Händler  photographischer 
Artikel  zu  beziehen. 


Geschältllche  Mltteilnsif  en. 

Eingegangene  Prospekte,  Preislisten  etc.: 

Dr.  R.  Krügener-Frankfurt  a.  M.:  Haupt- 
liste No.  17,  April  1903,  über  sämtliche  Camens 
und  sonstige  Erzeugnisse. 

C.  F.  Kindermann  &  Co -Berlin  S.W., 
Neuheiten  1903. 

Rochester  Optical  &  Camera  Co. -London: 
Deutscher  Katalog  über  Premo-  und  Poco- 
Cameras.  Selbiger  steht  allen  Intcresseoten 
gratis  und  franko  zur  Verfügung. 

Albin  Müller- Dresden -A.:  Preisliste  über 
photographiscbe  Apparate  etc. 

Falz  &  Werner- Leipzig  haben  ihr  Kontor 
und  Lager  nach  Lindenau,  Kaiser  Wilhelm- 
strasse  24/26  verlegt 

Die  Firma  Soennecken  &  Co.  in  München 
Kaufingerstr.  31  erlässt  ein.  Preisausschreiben 
mit  Preisen  im  Gesamtbetrage  von  1000  Mk. 
Alles  Nähere  ist  durch  den  Prospekt  der  Fuma 
zu  ersehen,  der  unserm  heutiges  Heft  beiliegt. 


Unterrichts  -Nachrichten. 

Lehr-,  und  Versuchsanstalt  für  Photo- 
graphie zu  München.  Die  Anstalt  beschliesst 
am  15.  Juli  d.  J.  ihr  drittes  Unterrichtsjahr;  das 
Ergebnis  desselben  wird  wieder  in  einer  Aus- 
stellung zus4mmengefasst  und  der  Öffentlichkeit 
zugänglich  gemacht  werden.  Ein  Teil  dieser 
Arbeiten  mit  solchen  des  vorjährigen  Unter- 
richtsabschlusses wird  dann  zur  InternatioBalen 
Ausstellung  für  Photographie  und  g^raphiscbe 
Künste,  Mainz,  transferiert  und  im  September 
dort  ausgestellt.  Im  Oktober  beginnt  ein  neuer 
Unterrichtsgang.  Das  Statut  wird  von  der 
Anstaltsdirektion  München,  Rennbahnstrasse  11, 
kostenlos  zugesendet  und  Auskünfte  gern  er- 
teilt. 


98 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen    und   Antworten    -—   Verschiedenes    — 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Ausstcllungs- 


Vereins -Nachrichten. 


Freie  Vereinigung  Ton  Amateur- 
Photographen  zu  Hamburg. 

Am  12.  Januar  1903  wurde  von  Herrn 
Heinr.  Beck  ein  Experimental-V ortrag  über 
die  Anfertigung  von  Diapositiven  für  Fenster, 
Vergrösserung  und  Projektion  gehalten. 

122.  Vereinssitzung 
am  Montag,  den   19.  Januar  1903. 
Vorsitzender:  Heinrich  Beck. 
Als  neues  Mitglied  wurde  Herr  P.  Wutck,e, 
ABC-Strasse  28,  aufgenommen.    Nach  Verlesung 
der   Eingänge    und    daran    anschliessender   Be- 
sprechung   berichtete  der  Vorsitzende  über  das 
Fortschreiten    der  Arbeiten   für  die  Ausstellung 
und    prognostizierte    einen    guten    Erfolg     der- 
selben. —   Mehrere  Mitglieder    berichteten  über 
ihre    erzielten    Resultate     mit    dem    Entwickler 
wPinakol  P."  und  Smith  Bromsilberpapier;  über 
«Pinakol  P"    sind    die   Meinungen    geteilt,    das 
genannte  Bromsilberpapier  fand  einstimmige  An- 
erkennung.   —    Von    Herrn    Hasse    war    der 
Antrag    eingebracht    worden,    dass    der    früher 
gefasste    Beschluss,    dass    den    Mitgliedern    die 
Vereinszeitschrift    portofrei    ins    Haus    gesandt 
werden    solle,    prolongiert    werden    möge;    der 
Antrag  wurde  mit  der  Modifikation  angenommen, 
dass     die    Abgabe    der  Zeitschrift    an    die   Mit- 
glieder   in    der    am     1.    und    3.  Montag    jeden 
Monats  stattfmdenden  Vereinssitzung  stattfinden 
soll,    während    die    in    der    Sitzung    nicht    an- 
wesenden   Mitglieder    das    jeweilig    erschienene 
Heft  durch  die  Post  zugestellt  erhalten.  —  Herr 
Gesche     beantragte     für     das     Vereinsatelier 
2  Schalen    grOssten  Formats    für    Gummidrucke 
anfertigen    und    den  Vergrösserungsapparat  mit 
Gasglühlicht    einrichten    zu   lassen;    der  Antrag 
wurde    angenommen.    —  Herr  Beck    berichtet 
sodann  über  die  neue  Erfmdung  der  „Katatypie" 
an    der  Hand  der  im   »Berliner  Tageblatt"  vom 
8.  Januar    enthaltenen   illustrierten    Publikation. 
—  Auf  Antrag  des  Vorstandes  wurde  die  Ein- 
setzung    einer    Kommission    zur    Prüfung    der 
neuen  Meldungen   zur  Aufnahme  in  den  Verein 
beschlossen     und     für     diese    Kommission    die 


Herren  Jordan  und  Me bring  gewählt,  die  das 
Amt  annahmen.  —  Zum  Schluss  der  Sitzung 
wurden  noch  mehrere  Mitglieder  im  Bekleben 
der  Projektions-Diapositive  unterwiesen.  — 


Am  26.  Januar  1903  wurde  von  Herrn 
A.  Knüppel  ein  Experimental- Vortrag  über 
»Vergrösserungen  aufBromsilber-Negativ-Papier" 
gehalten. 

Am  31.  Januar  1903  fand  im  „Tucherhaus*, 
Jungfernstig  40,  ein  Projektionsabend  statt.  Um 
eine  bessere  Beurteilung  der  Diapositive  herbei- 
zuführen, war  für  diesen  Abend  die  Bestimmung 
getroffen,  dass  die  Projektion  der  einzelnen 
Diapositive  anonym  erfolge.  Der  Besuch  belief 
sich  auf  ca.  500  Personen ;  Entree  wurde  nicht 
erhoben.  Die  „Hamburger  Nachrichten*  refe- 
rierten über  den  Projektionsabend  in  ihrer  Aus- 
gabe vom  1.  Februar  1903  wie  folgt: 

Die  'Freie  Vereinigung  von  Amateur- 
Photographen  veranstaltete  eine  überaus  wohl- 
gelungene Projektionsvorstellung,  in  den 
60  Diapositive  und  10  Kinematogramme  vor 
überfülltem  Saale  vergegenwärtigt  wurden.  Wir 
haben  erst  kürzlich  Gelegenheit  gehabt,  der 
photographischen  Kunst  ein  Loblied  zu  singen: 
bei  Gelegenheit  der  Bilder  nflmlich,  die  Herr 
Rittmeister  Kiessling  auf  der  Orientreise  der 
„Prinzessin  Viktoria  Luise"  aufgenommen  hatte. 
Präsentierte  sich  uns  bei  dieser  Gelegenheit  die 
Photographie  aber  mehr  als  ebenso  voll-  wie 
willkommene  Gehilfin  der  Erinnerung,  so  trat 
sie  gestern  anspruchsvoller  auf,  nämlich  als 
Nebenbuhlerin  der  Malerei,  insonderheit  des 
Landschafters.  Es  ist  allbekannt,  wie  ausser- 
ordentlich entwickelt  sich  die  photographische 
Kunst  auch  nach  dieser  Richtung  hin  hat,  und 
dass  malerisch  begabte  Dilettanten,  denen  ein 
neidisches  Geschick  verwehrte,  sich  der  Malerei 
zu  widmen,  in  dem  photographischen  Apparat 
ein  Gerät  erhalten  haben,  die  von  ihnen  in  ihren 
Mussestunden  gefundenen  landschaftlichen  Motive 
ohne  Mühe  in  der  gewünschten  Weise  festzu- 
halten.    So  war   denn   auch   unter  den  gestern 


99 


KLEINE  CHRONIK. 


Abend  zur  Anschauung  gebrachten  Aufnahmen 
eine  ganze  Reihe  hinreissender  Bilder,  die  man 
zuweilen  geneigt  war,  für  Schwarzweisswieder- 
gaben  bestimmter  moderner  Gemälde  zu  halten. 
Es  war  da  z.  B.  ein  Erntebild  —  wogendes 
Getreide,  im  Vordergrunde  ein  Schnitter  und 
eine  Garbenbinderin,  über  dem  Ganzen  sonnen- 
flimmernde Luft  — ,  das  lebhaft  an  ähnliche  Dar- 
stellungen Hans  Oldes  erinnerte;  ferner  eine 
ganze  Reihe  Schneelandschaften,  die  an  Fritz 
Thaulow  denken  Hessen.  Wie  reich  von  ma- 
lerischen Motiven  Hamburg  und  seine  nähere 
Umgebung  ist,  zeigten  die  ersten  Diapositive, 
die  Ansichten  von  der  Alster  vom  Hafen,  aus 
Bergedorf,  Curslack  und  ein  wundervolles 
Bauernhaus  aus  Duvenstadt  ein  Interieur  aus 
der  Petrikirche.  Dies  sowie  ein  AlstermOven- 
bild  zeigten,  dass  dem  modernen  Amateur 
auch  die  schwierigsten  Aufgaben  gut  gelungen. 
Auch  verschiedene  Genrebilder  fanden  sich 
unter  den  Vorführungen:  so  ein  reizendes  Bild 
zweier  Bauernkinder  vor  einem  Strohdiemen, 
ferner  singende  Italiener,  heimkehrende  Feld- 
arbeiter, die  von  einem  Worpsweder  hätten 
gemalt  sein  können,  und  andere  Sujets  dieser 
Art.  Es  folgten  mehrere  wundervolle  Blumen- 
und  Fruchtstücke,  die  in  ihrem  vollen  Farben- 
zauber wiedergegeben  waren.  Dann  kam  eine 
grosse  Anzahl  prächtiger  Schneelandschaften  zur 
Wiedergabe:  Wiesen,  Teiche,  Baumporträt?, 
Alleen  usw.  Den  Schluss  endlich  bildeten  zahl- 
reiche romantische  Küstenlandschaf teu  aus  Eng- 
and  und  Schottland,  unt^r  denen  sich  viele 
prächtig  gelungene  Mondscheinaufnahmen  be- 
fanden. —  Die  Kinematogramme  wurden  leider 
etwas  undeutlich  wiedergegeben,  im  Übrigen 
legten  aber  auch  sie  ein  sprechendes  Zeugnis 
für  die  Fortschritte  der  modernen  Photographie 
ab.  Die  zahlreichen  Gäste  spendeten  den  inter- 
essanten Vorführungen  die  lebhafteste  und 
wärmste  Anerkennung. 


Dresdener  Gesellschaft 

zur  Förderung  der  Amateur-Photo- 

graphie,  e.  V. 

1 10.  ordentliche  Sitzung,  den  30.März  1903. 

Vorsitzender:  Herr  Rentier  E.  Fr  ohne. 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  dankt  Herr 
Frohne  im  Namen  der  Gesellschaft  Herrn  Dr. 
phil.  Walter  für  seinen  letzthin  in  uneigen- 
nützigster Weiser  gehaltenen  öffentlichen  Pro- 
jektionsvortrag; desgleichen  wird  Herrn  Dr. 
med.  Keller  der  Dank  der  Gesellschaft  für 
ärztliche  Hilfe  einer  Dame  gegenüber  während 
desselben  übermittelt.  Der  Vorsitzende  ei-wähnt 
alsdann  die  Auszeichnungen,  welche  einige  Mit- 
glieder unserer  Gesellschaft  auf  der  Hamburger 
Ausstellung   für  hervorragende  photographische 


Leistungen    ertialten   haben.    —    Als   Mitglieder 
haben    sich    angemeldet    die    Herren:    Rentier 
Rothermund,    Kunstmaler  Fischer-Geerig, 
Max  Rumpf  und  Oswald  Richter.     Betreffs 
der  Neumietung    von  Vereinslokalitäten    in  den 
Räumen  der  hiesigen  Kaufmannschaft  bittet  der 
Vorsitzende  die  Anwesenden   um  eine  Nachbe- 
willigung von  Mk.  50, — .  Herr  J  a  h  r  stellt  dazu  den 
Antrag,    diese    Forderung    zu    bewilligen.      Die 
Versammlung    erklärt    sich    einstimmig   für  die- 
selbe.    Der  Mietskontrakt  soll  ab  1.  September 
1903  abgeschlossen  werden  und  zwar  nicht  mit 
Mk.  400,—,  sondern  mit  Mk.450,—  pro  Jahr.  Der 
Vorsitzende  erledigt  nunmehr  die  zahlreich  ein- 
gelaufenen   geschäftlichen  Eingänge    und  erteilt 
dann   Herrn   Hofgraveur  J.Wolf  das  Wort  zu. 
seinem     Vortrag      über     das     Höchheimer 
Gummidruckpapier.     Die  interessanten  Ans- 
führungen  des  Vortragenden,  welche  mit  prak- 
tischen   Demonstrationen    dß^    Verfahrens    ver- 
bunden sind,    lassen  dasselbf  als  ein  zwischen 
dem  Pigment-    und  Gummidruck    stehendes  er- 
kennen.     Im    Gegensatz    zu  den  letzteren  sind 
mit    Höchheimer  -  Gummidruckpapier     mehrere 
Drucke  unmöglich;    die  Kraft  des  Bildes    muss 
bei  dem  ersten  Druck  erzielt  werden.     Jedoch 
gestattet  das  Papier    analog  dem  gewöhnlichen 
Gummipapier     eine     individuelle    Entwicklungs^ 
methode,    was    einen    Vorzug   gegenüber    dem 
gewöhnlichen     Pigmentpapier     bedeutet         Die 
Sensibilisation     des    Höchheimer    Papieres    ge- 
staltet sich  einfacher,  als  bei  dem  letzteren;  sie 
erfolgt     durch    Baden     des    Papieres     mit    der 
Schicht     nach    oben    in    einer    vierprozentigen 
Natriumbichromatlösung      Vt     Minute,      worauf 
schnell  im  Dunkeln  getrocknet  wird.     (Das  von 
Höchheimer  empfohlene  Chrombad  mit  chlor- 
saurem   Kalium    arbeitet    ebenso,    jedoch  nicht 
besser.)     Zum  Kopieren  sind  nur  kontrastreiche 
Negative    zu    verwenden.     Die    Belichtung    des 
Papieres    geschieht    analog    dem    Pigmentdruck 
mit  Hilfe  des  von  dem  Vortragenden  empfohlenen 
Photometers    von   Sawyer    etwa    bis    zu    dem 
Grad  16.      Vor  der  Entwicklung    wässert  nsan 
die    Kopien    zehn    Minuten    in   kaltem  Wasser ; 
dann    werden    dieselben   mit  der  Schicht    nach 
oben  auf  Blechplatten  festgeklammert  und  hieranf 
mit  warmem  Holzmehlwasser  durch  Aufgiessen 
hervorgerufen.    Während  der  Entwicklung  kann 
eine  Behandlung  mit  dem  Pinsel  oder  mit  AVatte 
analog    wie    bei   dem  gewöhnlichen  Gummi  ver- 
fahren angewendet  werden.    Die  Positive  werden 
schliesslich    zehn    Minuten    mit  kalt^*^   Wasser 
behandelt    und    alsdann    zum  Trocknen    au%e- 
hängt.      Am    schnellsten    kopieren    blaue     und 
schwarze   Papiere,    dann   folgen  Braun,    Sepia, 
Rötel  usw.     In  die  fertigen  Höchheimer  Gununi- 
kopien  lassen  sich  Wolken  schön  einaquarellieren. 
Der  Vorsitzende    dankt  Herrn  Wolf    für  seine 
interessante  Demonstration.     Herr  O.  Francke 


100 


KLEINE  CHRONIK. 


fahrt  hierauf  die  Kodak- EntwickJungsmaschine 
vor.  Dieselbe  vereinfacht  das  Entwickeln  von 
Films,  bildet  jedoch  eine  Gefahr,  die  sonst  in- 
dividuelle Entwicklung  zu  einer  rein  mechanischen 
Manipulation  zu  gestalten.  Die  Entwicklungs- 
zeit mit  dem  Apparat  beträgt  fOnf  Minuten,  wo- 
rauf bei  geschlossenem  Deckel  gewaschen  und 
fixiert  wird.  An  die  Vorführung  der  Apparate 
schliesst  sich  eine  Debatte,  an  welcher  sich  u.  a. 
beteiligen  die  Herren  Schildbach,  Francke 
und  Jahr.  Zu  der  technischen  Ecke  teilt  der 
Vorsitzende  Urteile  der  Prflfungskommission 
über  Christensen-Mattpapiere ,  sowie  Ober  den 
Brillantentwickler  der  Barmer  Trockenplatten- 
fabrik  mit.  Die  Urteile  lauten  günstig.  Auf 
Antrag  einiger  Mitglieder  wird  dazu  bemerkt, 
dass  es  für  die  Herren  Amateure  ratsam  ist, 
mit  der  Dosierung  der  Pottasche  vorsichtig  zu 
sein,  infolge  des  hohen  Kaliumnitritgehaltes. 
Ferner  spricht  Herr  Dr.  Keller  über  partielle 
Abschwächung  photographischer  Negative  mit 
verdünnter  AmmoniumpersulfatlOsung  unter  Be- 
nutzung eines  Pinsels.  Der  Fragekasten  ent- 
hält eine  geschäftliche  Frage,  welche  von  dem 
Vorsitzenden  beantwortet  wird. 

Dr.  V.  Bellach,  I.  Schriftführer. 


Verelnliouig  von  Amateur  -  Photo- 
graphen  zu  Elmshorn. 

Die  hiesige '  Vereinigung  von  Amateurphoto- 
graphen besteht  nunmehr  ein  halbes  Jahr  und 
hat  während  dieser  Zeit  einen  recht  erfreulichen 
Aufschwung  genommen.  Seit  dem  letzten  Be- 
richte wurden  in  den  Vereinssitzungen  folgende 
Vorträge  gehalten:  „Die  photographischen  Ob- 
jektive* —  der  Unterzeichnete,  „Die  Ermittelung 
der  Brennweite  und  die  Festsetzung  der  wirk- 
samen Öffnung  bei  den  Objektiven"  —  Herr 
Kaufmann  Mehring,  „Die  Belichtung  der 
Platten"  und  „die  verschiedenen  Methoden  der 
Vergrösserung"  —  Herr  Bildhauer  Möller. 
Daneben  wurde  den  Mitgliedern  mittels  Experi- 
ment vorgeführt:  Die  Entwicklung  von  Moment- 
aufnahmen bei  ungünstiger  Belichtung,  das  Be- 
schneiden und  Aufziehen  der  Bilder  und  das 
Coxin- Verfahren.  Namentlich  das  letztere,  von 
Herrn  Glasermeister  Kummerfeldt  ausgeführte 
Experiment  erregte  allgemeines  Interesse.  Herr 
K.  legte  im  Dunkeln  eine  exponierte  Platte  in 
eine  mit  Coxin  gefüllte  Schale,  nahm  sie  nach 
ca.  drei  Minuten  heraus  und  entwickelte  sie 
danach  bei  hellem  Gaslicht.  Die  Platte  zeigte 
nach  dem  Fixieren,  abgesehen  von  der  roten 
Farbe,  den  Charakter  einer  normalen  Platte. 
Der  Versuch  ergab  somit  die  Brauchbarkeit  des 
Coxin s.  Trotzdem  vermochte  die  Versammlung 
sich  für  die  Anwendung  desselben  nicht  zu  be- 
geistern. Man  war  allgemein  der  Ansicht,  dass 
für   die  wenigen   Platten,   welche   der  Amateur 


zu  entwickeln  habe,  sich  die  Anschaffung  des 
Coxins  nicht  lohne.  Herr  Kaufmann  Langmaak 
zeigte  noch  in  der  lelzten  Vereinssitzung  einige 
von  ihm  auf  dem  neuen  „Tardo" -Papier  der 
Firma  Dr.  Riebensahm  &  Posseidt  her- 
gestellte Bilder.  Wie  der  Augenschein  ergab, 
sind  mit  diesem  Papier  ausgezeichnete  Resultate 
sowohl  beim  Kontaktdruck  als  auch  bei  Ver- 
grösserungen  zu  erzielen.  —  Die  Vereinsabende, 
welche  jeden  ersten  und  dritten  Freitag  im 
Monat  abgehalten  wurden,  waren  stets  gut  be- 
sucht, und  die  Mitgliederzahl  hatte  eine  bedeutende 
Zunahme  zu  verzeichnen. 
Elmshorn,  9.  Mai  1903. 

Friedrich  Kohlsaat,  Vorsitzender. 


Amateur-Photographen  -Vereini- 
gung „Bos<<  zu  Berlin. 

(Schluss  von  Seite  97.) 
IL  Jahresbericht  (pro  4.  April  1902  bis 

27.  März  1903). 
Das  zweite  Vereinsjahr  begann  am  4.  April 
1902.  Der  Verein  zählte  23  Mitglieder;  der 
Vorstand  setzte  sich  folgendermassen  zusammen : 
"W.  Dahse,  I.  Vorsitzender,  M.  Rosenthal, 
II.  Vorsitzender,  W.  Römer,  I.  Schriftführer, 
Otto  Baumbach,  II.  Schriftführer,  M.  Thiele 
Kassierer,  O.  Fries  ecke,  Archivar,  H.  Kloy, 
techn.  Leiter.  Zu  Revisoren  wurden  die  Herren 
Böhlmann  und  Giessler  gewählt. 

An  Beschlüssen  sowieVeranstaltungen 
seien  folgende  erwähnt: 

8.  August.  Beschluss  betr.  Veranstaltung 
einer  Ausstellung  im  Sommer  1903. 

15.  August.  Vorstandssitzung  behufs  Fest- 
legung der  Statuten  für  die  Ausstellung. 

22.  August.  Preisausschreiben  des  Mitglieds 
Herrn  Wintzer. 

30.  Oktober.  Übersiedelung  des  Vereins  in 
die  neuen  Räume  und  Einrichtung  eines 
Versuchs-Laboratoriums. 

28.  Dezember.  Weihnachtsfeier. 

15.  Februar  1903  Ausstellung  von  ,Pan-" 
Bildern    der    Firma  Liesegang  in  Düsseldorf. 

Vorträge  fanden  statt: 

30.  Mai.  W.  Dahse:  Fortschritte  auf  dem 
Gebiete  der  Farbenphotographie. 

13.  Juni.  W.  Dahse:  Welche  Bedingungen 
sind  zwecks  Erzielung  eines  guten  Negativs  zu 
erfüllen? 

1 4.  November.  W.  Dahse:  Farbige  Photo- 
graphien auf  Geweben. 

28.  November.  Schwarz  (Kodak  -  Ges.) : 
Über  Tageslichtentwicklung. 

9.  Januar.  Klötzer:  Herstellung  von  Blitz- 
lichtaufnahmen ohne  Lampe. 

20.  März.     Kloy:  Über  Verstärkung. 
20.  März.    Dönne:  Herstellung  von  Schnell- 
photographien. 


101 


KLEINE  CHRONIK. 


Ausserdem  wurde  von  Herrn  Kloy  ein 
Vortragskursus  über  den  Kohledruck  abge- 
halten. 

Die  von  zahlreichen  Firmen  uns  über- 
mittelten Muster  ihrer  Erzeugnisse  wurden  auf 
ihren  Wert  gewissenhaft  untersucht  und  die 
erzielten  Ergebnisse  an  dieser  Stelle  veröffent- 
licht. Die  Teilnahme  an  Sitzungen  und  Aus- 
flügen war  eine  befriedigende,  wenngleich 
letztere  hätten  mehr  frequentiert  werden  können. 

Durch  Stiftungen  zwecks  Ausstattung  des 
neueingerichteten  Laboratoriums  haben  sich  die 
Herren  Win tz er,  Lehmann  undDahse  ver- 
dient gemacht;  bei  der  Einrichtung  desselben 
haben  die  Herren  Karch,  Bornstein  und 
Kloy  ihre  Krilfte  in  den  Dienst  der  guten 
Sache  gestellt. 

Johann  Plössl,  L  Schriftführer. 


Deutsche  Gesellschaft  Ton  Freunden 
der  Photographie  zu  Berlin. 

Montag,  den  11.  Mai  1903,  abends  8  Uhr: 
Ordentliche  Versammlung  im  Kasino  der  König- 
lichen Kriegsakademie,  Dorotheenstr.  58/59. 
Vorsitzender:  Herr  Major  von  Westernhagen. 

Als  Mitglied  wurden  aufgenommen:  Herr 
Königl.  Forstassessor  Th6re min,  Friedenau, 
Kirchstr.  8;  Herr  Dr.  med.  Z  er  nick,  N.  4, 
Bergstr.  29;  Herr  Dr.  Alfred  Koppen, 
Quitzowstr.  126;  HeiT  stud.  Kretschmer, 
Brückenstr.  14;  Herr  Dr.  Ahlemeyer,  Kur- 
fürstendamm 202. 

Unter  den  eingelaufenen  Drucksachen  und 
Schriftstücken  erregt  besonderes  Interesse  der 
Katalog  über  Hand-  und  Stativ-Cameras  der 
Firma  Voigtlaender  u.  Sohn,  der'  in  einer 
Anzahl  von  Exemplaren  zur  Verteilung  gelangt. 

Die  Farbenfabriken  vorm.  Fried r.  Bayer 
&.  Co.,  Elberfeld,  sandten  eine  Gebrauchs- 
anweisung für  „Rotlack  Bayer",  der  den  ver- 
schiedensten Zwecken  dienlich  sein  soll,  z.  B. 
zum  Oberziehen  der  Dunkelkammerfenster  und 
zur  Verhinderung  von  Lichthöfen  bei  Aufnahmen 
gegen  das  Fenster,  gegen  künstliche  Licht- 
quellen und  glänzende  und  reflektierende  Gegen- 
stände. 

Unter  Nr.  2  der  Tagesordnung  macht  Herr 
Dr.  Neu  haus  s  eine  Vorlage  der  neueren  Re- 
sultate seines  Ausbleichverfahrens  zur  Her- 
stellung farbiger  Bilder.  Herr  Dr.  Neuhauss 
weist  auf  die  genaue  Beschreibung  seines  Ver- 
fahrens im  Januar-  und  Februarheft  des  vorigen 
Jahrganges  der  Rundschau  hin  und  fügt  hinzu, 
dass  neu  in  seinem  Verfahren  sei,  dass  es  ihm 
gelungen  sei,  Platten  mit  sehr  gleicbmässiger 
Schicht  beliebig  haltbar  herzustellen,  und  hat 
sich  Haltbarkeit  von  6  Wochen  schon  als  zu- 
verlässig   erwiesen.      Hierdurch    hat    das    Ver- 


fahren einen  gewaltigen  Fortschritt  gemacht, 
indem  die  Platten  die  Fähigkeit  erlangt  haben, 
eine  Handelsware  zu  werden  Herr  Dr.  Neu« 
hau  SS  betont  nochmals,  dass  er  durch  eine 
einzige  Kopierung  ein  fertiges  Bild  eridh. 
Auch  seine  Bemühungen,  mit  der  Camera  eine 
Aufnahme  in  dieser  Weise  herzustellen,  snd, 
wenn  auch  noch  eine  sehr  lange  Belichtmig»- 
zeit  erforderlich  ist,  von  gutem  Erfolg  begleitet 
gewesen  und  stellt  Herr  Dr.  Neuhauss  be- 
stimmt in  Aussicht,  im  Herbst  farbig  au^ 
nommene  Bilder  zur  Vorlage  gelangen  lassen 
zu  können. 

Nähere  Angaben  über  die  VervoUkommniing 
des  Verfahrens  möchte  Herr  Dr.  Neuhaass 
nicht  geben,  da  er  sich  eine  diesbezQgiicbe 
Veröffentlichung  für  den  PHngsteu  stattfinden- 
den internationalen  ChemikerkoDgress  vor- 
behalten will. 

Herr  Direktor  Schultz-Hencke  bittet  am 
das  Wort  und  hebt  nochmals  die  grosse  Be- 
deutung des  soeben  Gehörten  und  Gesehenen 
hervor,  indem  er  der  Meinung  Ausdruck  gibt, 
dass  der  von  Herrn  Dr.  Neuhauss  einge- 
schlagene Weg  der  erste  sein  wird,  der  zm 
Erlangung  eines  farbigen  positiven  Bildes  führt, 
denn  wenn  wir  erst  das  farbige  Original  habeo, 
bietet  sich  nunmehr  keine  grosse  Schwierigkeit 
mehr,  von  dem  farbigen  Originale  durch  dieses 
Verfahren  positive  Abzüge  herzustellen. 

Die  Anwesenden  besichtigen  mit  regsten 
Interesse  die  Resultate  des  eifrigen  Forschens 
unseres  verehrten  Mitgliedes. 

Eine  Pause  gibt  Gelegenheit ,  die  von 
unseren  Mitgliedern  in  derKunstphotograpbischeo 
Ausstellung  1903  zu  Hamburg  ausgestellt  ge- 
wesenen Bilder  in  Augenschein  zu  nehmen. 

Es  hatten  korporativ  aus  der  Gesellschaft 
ausgestellt  10  Mitglieder  mit  insgesamt  22  Kl- 
dem,  sicherlich  ein  kleiner  Kreis  unter  221 
Ausstellern  mit  insgesamt  1300  Bildern.  Von 
den  10  Ausstellern  wurden  7  mit  Preisen  aus- 
gezeichnet, und  zwar  Fräulein  Else  SchOne- 
mann-Südende  und  Herr  Paul  Mengel- 
Steglitz  je  mit  silberner  Medaille  und  einem 
Ehrenpreis,  Herr  Geheimer  Regierungsrat 
Meyer  und  Fräulein  Hedwig  Reimann  je 
mit  einer  Bronze-Medaille,  Fräulein  Dillmano, 
Herr  D.  D.  Michelly  und  Herr  Walter 
Hei  nicke  je  durch  ein  Diplom. 

Nach  der  Pause  nahm  der  Vorsitzende  Herr 
Major  von  Westernhagen  Gelegenheit,  Fräu- 
lein Kundt  im  Namen  des  Vereins  den  Dank 
auszusprechen  für  den  im  Frühjahr  veranstaltetea 
Retouschekursus,  dessen  Erlös  in  der  Höhe 
von  68  Mk.  der  Vereinskasse  zu  gute  ge- 
kommen war. 

Am  3.  Mai  war  unser  Mitglied,  Fräs 
Cäcilie  Sei  er,  von  einer  halbjähriges 
Forschungsreise    aus  Mexiko    heimgekehrt    nsd 


102 


KLEINE  CHRONIK. 


benutzte  dieselbe  den  ersten  Sitzungsabend)  an 
den  sie  sich  wieder  beteiligen  konnte,  uns  von 
ihren  Erfahrungen  mit  Isoiarßims  zu  be- 
richten. Frau  Sei  er  hat  während  dieser  letzten 
Reise  einige  30  Dutzend  Films  verarbeitet  und 
steht  nicht  an,  den  Isolarfilms  das  beste  Zeug- 
nis zu  geben.  Sie  ist  im  allgemeinen  sehr  zu- 
frieden gewesen,  die  Films  haben  der  Witte- 
nmg  vorzüglich  stand  gehalten,  trotzdem  Frau 
Sei  er  sich  wochenlang  im  feuchtesten  Tropen- 
klima aufgehalten  bat,  und.  die  Temperatur  im 
Schatten  oft  35®  zeigte. 

Frau  Seier  klagt  nur,  dass  eine  ganze 
Anzahl  Films  nicht  ausfixieren  wollte  trotz 
grOsster  Vorsicht  und  Anwendung  von  stets 
frischem  sauren  Fixierbad.  Herr  Dr.  Leyden 
gibt  ebenfalls  den  Isolarfilms  das  beste  Zeugnis 
und  stimmt  Herrn  Direktor  Schultz-Hencke 
bei,  der  das  Nicbtausfixieren  der  Filmfolien  auf 
ein  Zusammenkleben  oder  zu  festes  Über- 
einanderliegen  derselben  in  dem  Fixiernatron- 
bade zurflckführt.  Herr  Dr.  Rasch  macht 
darauf  aufmerksam,  dass  die  schweflige  Säure 
sehr  leicht  im  heissen  Lande  aus  dem  Natron 
entweicht,  und  dass  es  sehr  wohl  möglich  ist, 
dass  das  Fixierbad  überhaupt  nicht  mehr  ge- 
nügend sauer  gewesen  ist.  Herr  Lützen 
glaubt,  dass  ein  stark  konzentriertes  Fixierbad 
dem  Crbel  abhelfen  würde. 

Nunmehr  erhält  Herr  Cohen zl  das  Wort 
zu  seiner  Vorlage  über  Herstellung  von  wasch- 
und  lichtechten  Photographien  auf  lichtempfind- 
lich präparierten  Stoffgeweben.  Herr  Cobenzl 
zeigt  Photographien  in  den  verschiedensten 
Formaten  auf  Atlas,  Seide,  Rips,  Baumwolle, 
Leinen  und  Batistgeweben,  auf  Gobelinstoff  und 
Sammet,  auf  Holz  und  Leder.  Am  allermeisten 
gefielen  die  Kopien  auf  Sammet,  die  eine 
wunderhübsche  Tiefe  im  Ton  zeigten  und  durch 
den  matten  Glanz  des  Sammets  sehr  vornehm 
■wirkten.  Herr  Cobenzl  stellt  als  Grund- 
bedingung für  derartige  Kopien  auf,  dass  man 
ein  möglichst  tadelloses  Negativ  benutze,  da 
jegliche  Retousche  naturgemäss  wegfällt.  Das 
lichtempfindliche  Material  auf  den  Stoffen  ist 
Chlorsilber,  kopiert  wird,  bis  in  der  Durchsicht 
alle  Details  sichtbar,  getont  in  einem  Rhodan- 
goldbade,  gewaschen  und  fixiert.  Das  Ton- 
fixierbad ist  nach  Angabe  von  Herrn  Cobenzl 
gänzlich  zu  verwerfen.  Alle  eingehenderen 
Rezepte,  sowie  Preisliste  erhält  man  in  der 
Elektro-  und  Photochemischen  Industrie, 
Berlin  SW.,  Alexandrinenstr.  110. 

Zu  Nr.  7  der  Tagesordnung  ergreift  Herr 
Direktor  Schultz-Hencke  das  Wort,  indem 
er  darauf  aufmerksam  macht,  dass  die  Auto- 
typie Company  neuerdings  auch  haltbar  sensi- 
bilisiertes Kohlepapier  in  den  Handel  bringt. 
Dem  Redner  wurde  von  der  Firma  Talbot 
ein    Probepaket    in  Gestalt    eines    Blechkastens 


zur  Verfügung  gestellt  und  machte  Redner  in 
Intervallen  von  4 — 8  Tagen  Versuche  mit  dem 
Papier,  wobei  er  einesteils  frisch  sensibilisiertes 
Papier  ziun  Vergleiche  heranzog,  anderenteils 
jedesmal  durch  Photometerproben  die  Verände- 
rung der  Empfindlichkeit  des  Papiers  feststellte. 
Ober  den  Ausfall  letzterer  Versuche  wird  im 
nächsten  Hefte  eingehender  berichtet  werden, 
doch  sei  so  viel  schon  gesagt,  dass  das  Papier 
sich  3  Wochen  lang  sehr  brauchbar  erhielt, 
wenngleich  isipige  Änderungen  in  seinen  Eigen- 
schaften auftraten,  die  beim  Verbrauch  berück- 
sichtigt werden  müssen.  Redner  legte  die 
Serie  seiner  Vergleichsaufnahmen  sowohl  in 
Gestalt  von  Porträtbildern  wie  in  Photometer- 
skalen vor. 

Im  Anschlüsse  hieran  machte  Herr  Direktor 
Schultz-Hencke  auch  noch  einige  Angaben 
zu  Punkt  8  der  Tagesordnung:  «Mitteilungen 
für  die  Teilnehmer  an  dem  Pigment-  und 
Gummidruck-Kursus".  An  den  Kursen  hatten 
rund  60  Mitglieder  teilgenommen,  und  war  der 
Erfolg,  wie  allgemein  anerkannt  wurde,  ein 
sehr  zufriedenstellender.  Der  Fleiss  der  Teil- 
nehmer ging  so  weit,  dass  für  manche  Obungs- 
tage  bei  der  Firma  Spohr  46  Bilder  kopiert 
werden  mussten,  was  insofern  eine  Unzuträg- 
lichkeit mit  sich  brachte,  dass  die  mit  der 
Firma  Spohr  u.  Schneider  abgemachte 
Honorierung  einer  solchen  Extraleistung  nicht 
entsprach,  es  sollten  deshalb  bei  späteren 
Kursen  derartige  persönliche  Leistungen  von 
den  Teilnehmern  besonders  honoriert  werden. 
Es  ist  aber  der  Wunsch  geäussert  worden, 
schon  jetzt  Massnahmen  zu  treffen,  welche  es 
den  Teilnehmern  an  den  Kursen  ermögUchen, 
ohne  besonderen  Kostenaufwand  die  erlernten 
Verfahren,  besonders  den  Gummidruck,  in  den 
Räumen  und  mit  den  Vorrichtungen  der  Firma 
Spohr  u.  Schneider  auszuüben.  Die  ge- 
nannte Firma  kam  einem  dahin  geäusserten' 
Wunsche  auf  das  liebenswürdigste  entgegen, 
und  zwar  sollen  die  Preise  in  nachfolgender 
Weise  normiert  weiden.  Da  es  schwer  ist, 
den  Materialverbrauch  beim  Gummidruck  in  den 
einzelnen  Phasen  festzulegen,  so  dient  das 
Format  des  fertigen  Bildes  zur  Grundlage  bei 
Festsetzung  der  Preise. 

Preisliste  für  Kopien  von  Gummidruck  mit  Farbe 
und  Papier. 

Anzahl  der  Drucke 
Grösse 


2  fach 
18x24  0,65  Mk. 

24  y  30  0,90    „ 

30X40  1,40    „ 

40X50  1,80    „ 


3  fach  4  fach 

0,85  Mk.  1,05'Mk. 

1,20    „  1,50   , 

1,75    „  2,10   „ 

2,20    .  2,60   . 


Vorstehende  Preise  sind  gedacht  für  das 
beste  sogen.  Zanderpapier,  bei  Verwendung 
von  gewöhnlichem  Rollenpapier  stufen  sich  die 


103 


KLEINE  CHRONIK. 


Preise  ab  auf  60  Pf.,  75  Pf.,  1,20  Mk.,  1,50  Mk. 
Des  weiteren  ist  darauf  aufmerksam  zu  machen, 
dass  bei  vorstehenden  Preisen  vorausgesetzt 
wird,  dass  der  Teilnehmer  alle  Arbeiten,  bis 
auf  den  Kopierprozess,  selbst  ausführt,  wobei 
natürlich  für  die  Licenz  des  Arbeitens  in  den 
Räumen  der  Firma  Spohr  u.  Schneider  die 
vereinbarten  Stundenhonorare:  1  Doppelstunde 
1  Mk.,  jede  weitere  Stunde  50  Pf.,  bei  ge- 
wünschter Unterweisung  für  die  erste  Stunde 
1  Mk.  extra,  für  jede  weitere  Stunde  50  Pf.  zu 
zahlen  sind. 

Zum  Schlüsse  wurde  auf  vielseitigen  Wunsch 
noch  eine  gemeinsame  Dampferfahrt  für  Montag, 
den  18.  Mai  nachmittags  nach  Templin  bei  Pots- 
dam festgesetzt  und  die  Herren  Russ  und 
Dr.  Grosser  beauftragt,  vorbereitende  Schritte 
für  die  grosse  Sommerpartie  zu  tun,  als  deren 
Ziel  aus  der  Gesellschaft  Neubrandenburg  vor- 
geschlagen wurde. 

Die  näheren  Bedingungen  für  die  anonyme 
Scioptikonausstellung  am  8.  Juni  werden  den 
Mitgliedern  noch  übermittelt. 

M.  Kundt, 
Protokoll-Schriftführer. 


Schlesische  Gesellschaft 

▼on  Freunden  der  Photographie 

Breslau. 

Freitog,  den  9.  Januar  1903: 

5.  ordentliche  Sitzung. 

Anwesend:  32  Mitglieder. 

Tagesordnung : 

1.  Aufnahmegesuche  der  Herren: 

a)  KurtSandberg,  Fabrikbesitzer,  Frey- 
stadt; Nieder  -  Schlesien ;  b)  Adolf  Ko- 
ni cki,  Dr.  jur.  und  Subdirektor,  Tauen- 
zienstrasse  68a;  c)  August  Christiani, 
KOnigl.   Steuerrat,  Paulstrasse  33. 

2.  Geschäftliche  Mitteilungen. 

3.  «Der  französische  Realismus,  Impressionis- 
mus und  Idealismus  in  der  modernen 
Malerei".  Vortrag  mit  zahlreichen  Licht- 
bildern. 

4.  Herr  Thuns:  Demonstration  einer  Film- 
Entwicklungs-Maschine. 

5     Kleinere  Mitteilungen. 

Nachdem  oben  genannte  Herren  einstimmig 
in  den  Verein  aufgenommen  und  einige  ge- 
schäftliche Mitteilungen  erledigt  worden  sind, 
setzte  Dr.  Riesenfeld  den  am  vorigen  Ver- 
einsabende begonnenen  Vortrag:  „Die  franzö- 
sische Malerei  des  19.  Jahrhunderts"  fort.  Als 
zweiter,  der  für  die  realistische  Manier  wichtig 
wurde,  trat  Gustave  Courlet  hinzu.  Ging 
Mi  11  et,  der  Begründer  der  realistischen  Richtung, 
auf  die  Schilderung  des  einfachen  Bauernlebens 
zurück,  so  stellte  Courbet  das  städtische  Volks- 


leben dar.    Wie  seine  Vorgänger,  so  üeas  auch 
er    sich    durch    die    abfälligen    und   spöttischen 
Kritiken,  welche  seine  Bilder  erfuhren,  durchaas 
nicht    abschrecken,    auf    der    betretenen    Bahn 
weiterzu wandeln.     „Nur  die  graue  Wirklichkeit 
sei  das  einzig  Wahre",  so  erklärte  er,  und  diese 
Meinung  führte  ihn,  wie  viele  Talente,  zur  Über- 
treibung.    Er  sah  nur  die  Form  der  Dinge  und 
kalt,    mechanisch,   ohne    poetische  Empfindung 
gab  er  sie  wieder.    Nicht  so  sein  Kollege  Corrot 
Ein  träumerischer  Idyllenmaler,  sah  er  die  meisten 
Landschaften  im  Traume,  und  wir  fühlen  es  aus 
seinen  Landschaften  heraus,  wie  gern  er  in  der 
Natur  träumte  und  wie  sehr  er  ihr  Liebling  war. 
Der    dritte    Bahnbrecher    in    der    französischen 
Malerei   war  Edouard  Manet,   der  Vater  der 
Impression,    dem    das    Verdienst    gebührt,    auf 
ganz  Europa  am  stärksten  und  überzeugendsten 
eingewirkt    zu  haben.     Schon  von  Jugend  auf 
besass  er  eine  grosse  Beobachtungsgabe  für  die 
Farbe.      Anfangs    hielt    man    seine    Bilder    für 
Scherz,  und  ihn  selbst  behandelte  man  als  eine 
Art  Charlatan.    Der  Einfluss  Velasquez,  eines 
Spaniers,    führte    ihn    weiter   auf  das  Problem 
der  Freilichtmalerei.     Das  Charakteristische  der 
Impressionisten  ist  die  Fixierung  eines  Moments. 
So  malt  Degas,  ein  noch  grösseres  Talent  als 
Manet,    gern     Tänzerinnen     und     fixiert     den 
flüchtigen    Moment     beim    Ballet.      Zu    ruhiger 
Meisterschaft  gelangt  Bastien  Lepages.     Die 
Rauheit    des  Realismus  Courbets    mildert    er, 
die  Bauernmalerei  Millets  machte  er  salonfähig, 
und  die  Kühnheit  des  Impressionismus  führte  er 
auf    das    rechte  Mass    zurück.     Es  erfolgte  nun 
eine  Reacdon  gegen   die  unbedingte  Herrschaft 
des  Realismus.    Diese  Gegenströmung  kam  von 
England.     Für  Frankreich  bedurfte  es  aber  nur 
der  Anregung,  um  dieser  neuen  Richtung,  dem 
Idealismus,    begeisterte    Anhänger    zuzuführen. 
An   Stelle    des    scharfen  Naturalismus    trat    die 
Vorliebe    für    etwas    Phantastisches.      Mit    un- 
erhörtem Raffinement  primitiver  Einfachheit   in 
der  Zeichnung  erscheint  das  helle,  kreidige  Tages- 
licht   Manets    in    ein    mysteriöses    Halbdunkel 
verwandelt.     Das  ist  das  Charakteristische    bei 
Gustave  Moreau  und  Puvis  de  Chavannes, 
welcher  spät  erst  der  Malerei  zugeführt  wurde. 
Auch    auf  Deutschland   ging   der  IdeaKsmns 
über.    Aus  dem  Naturalismus,  der  erst  20  Jahre 
später    als    in   Frankreich    auch   bei   uns  festen 
Boden  fasste,  ging  eine  neue  Romantik  hervor. 
Beide  Richtungen  bestehen  fort  und  gegenseitige 
Einwirkungen  sind  selbstverständlich.    Al>er  oft 
noch   steht  der  Laie  den  Bildern  urteilslos   ent- 
gegen.    Einesteils   haben   sich   gewöhnlich    eine 
Fülle  schlechter  Bilder,  zum  Teil  kurioser  Art, 
in  die  Ausstellungssäle  eingedrängt,  so  dAss  die 
wenigen  guten  fast  erdrückt  werden;  anderer- 
seits weiss  das  Publikum  oft  gar  nicht,  ^worauf 
es  dem  ernst  beobachtenden  Künstler  axikjun. 


104 


KLEINE  CHRONIK. 


Zahlreiche  Scioptikonbilder ,  Reproduktionen 
angefahrter  Bilder  der  betreffenden  Künstler, 
belebten  den  interessanten  Vortrag,  an  den  sich 
eine  längere  Debatte  Über  die  heutige  Malerei 
anschloss. 

Hierauf  demonstrierte  Herr  Thuns  eine  aus 
Metall  gefertigte  Filmentwicklungs-Mascbine ,  in- 
dem er  einen  belichteten  Filmstreifen  entwickelte. 
Sie  fand  bei  den  Zuschauern  keine  günstige 
Beurteilung. 

C.  Menzel. 


6.  ordentliche  Sitzung:  Freitag,  den  23.  Jan.  1903. 
Tagesordnung: 

1.  Aufnahmegesuche: 

a)  Frau  Rechtsanw.  Julie  Henschel, 
Viktoriastr.  103. 

b)  Herr     Fritz     Mugdan,     Nikolai- 
Stadtgraben  14. 

c)  HerrDr.med.Joseph  Garnmann, 
Neudorfstr.  24. 

2.  Ge^chäfÜiche  Mitteilungen. 

3.  Herr  Frings  he  im:  »Der  Pigmentdruck" 

(mit  praktischer  Vorführung  des  Ver- 
fahrens). 

4.  Herr   Peltz:    Referate    aus  den  letzten 

Zeitschriften. 

5.  Kleinere  Mitteilungen. 
Anwesend:  28  Mitglieder,  1  Gast. 

Der  Vorsitzende,  Dr.  Riesenfeld,  eröffnet 
um  9  Uhr  die  Sitzung  und.  gibt  nach  Erledigung 
verschiedener  geschäftlicher  Mitteilungen  und 
nach  einstimmiger  Aufnahme  oben  genannter 
Damen  und  Herren  bekannt,  .dass  —  wie  schon 
auf  der  Einladungskarte  bemerkt  —  von  vielen 
Seiten  der  Wunsch  ausgesprochen  worden  ist, 
eine  Ausstellung  von  selbstgefertigten  Ansichts- 


postkarten zu  veranstalten.  „Hier  ist  in  der 
Tat,*  —  so  führt  der  Vorsitzende  weiter  aus  — 
irjedem,  auch  dem,  der  sich  noch  nicht  lange 
mit  Photographie  beschäftigt,  Gelegenheit  ge- 
geben, erfolgreich  in  den  Wettstreit  einzutreten, 
weil  jeder  Negative  kleinen  Formats  aus  den 
Gebieten  der  Landschaft,  des  Genres,  der  Archi- 
tektur usw.  besitzt  und  niemand  zu  fürchten 
hat,  dass  Bilder  grossen  Formats  seine  eigenen 
kleinen  schon  durch  ihre  Grösse  erdrücken 
werden.  Die  verehrten  >Iitglieder  werden  des- 
halb ersucht ,  diese  Postkarten  -  Ausstellung 
recht  zahlreich  zu  beschicken  und  ihre  Bilder  bis 
Dienstag,  den  10.  März  er.  dem  Vorsitzenden 
zuzustellen.  Ort  und  Ej-öffnungstermtn  werden 
spAer  bekannt  gegeben  werden." 

Hierauf  sprach  Dr.  Riesenfeld  über  den 
Pigmentdruck.  Er  betonte,  dass  dieses  Druck- 
verfahren durchaus  nicht  so  schwer  sei,  als 
manche  glauben,  und  es  müsse  ausserdem  noch 
das  billigste  und  schönste  in  der  gesamten 
photographischen  Technik  genannt  werden ;  man 
brauche  hierzu  weder  eiu  Tonfixierbad  noch 
stundenlanges  Waschen  der  Bilder,  sondern 
zum  Entwickeln  nur  warmes  Wasser.  Der 
Pigmentdruck  beruhe  auf  der  Eigentümlichkeit 
der  Gelatine,  durch  Belichtung  bei  Gegenwart 
chromsaurer  Salze  ihre  Löslichkeit  in  heissem 
Wasser  zu  verlieren.  Oberzieht  man  also 
Papier  mit  Gelatine,  welche  mit  einem  beliebigen 
Farbstoff  (Pigment)  versetzt  ist,  macht  dasselbe 
durch  Baden  in  Kaliumbichromatlösung  licht- 
empfindlich und  belichtet  es  nach  dem  Trocknen 
unter  einem  Negativ,  so  werden  die  vom  Licht  . 
getroffenen  Stellen  bei  nachheriger  Behandlung 
des  Papiers  mit  warmem  Wasser  stehen  bleiben, 
und  man  vnrd  ein  positives  Bild  erhalten. 
(Schluss  folgt.) 


Fragen  und  Anti^orten. 


Lassen  sich  auch  drei  oder  mehr  Farben 
durch  Tonprozesse  auf  Bromsilberpapier 
hersUüen.^ 

Nein.  —  Drei-  und  mehrfarbige  Kopien  lassen 
sich  mittels  des  Pigment-  und  Gummidrucks  her- 
stellen. Mit  den  farbigen  Prozessen  empfehlen 
iwir  Ihnen,  sich  erst  dann  zu  befassen,  wenn  Sie 
die  einfachen  Kopieprozesse  auf  Silber-  und 
Pigmentpapieren  vollkommen  beherrschen. 

Auf  welchen  Sorten  Papier  sind  die 
df^ei  Ihnen  in  Anlage  übersandten  Kopien 
h^rs^esUUt^ 

Das  Porträt  ist  auf  mattem  Celloldinpapier, 
die  Landschaft  auf  Bromsilber -Pyramidenkorn- 
papier  und  die  kunstgewerblichen  Sachen  auf 
glattem  Bromchlorsitberpapier  (Veloxpapier, 
Riepos-Tardo  etc.)  hergesteUt.    Das  Nähere  über 


die  Behandlungsweise  ergeben  die  den  Papieren 
beiliegenden  Gebrauchsanweisungen. 

Die  Schicht  der  roten  Pigmentpapiere 
zeigt  eine  konsequente  Neigung^  beim  Ent- 
wickeln zusammenzuschrumpfen  und  zu 
kräuseln,     fVas  ist  da  zu  machen? 

Die  Ursache  dieser  Erscheinung  kann  sehr 
verschiedener  Art  sein.  Das  chromierte  Papier 
hat  zu  lange  gelegen,  oder  es  ist  zu  lange  ein- 
geweicht worden,  oder  das  Einweichwasser  war 
zu  warm,  oder  das  Entwicklungswasser  war  zu 
heiss,  es  kann  aber  auch  ein  Fehler  in  der 
Papierpräparation  vorliegen. 

Beifolgend  sende  ich  Ihnen  /  Celluloid-- 
foUen  der  X-Fabrik,  welche  Streifenbildung 
in  verstärktem  Masse  zeigen.  Ausserdem 
gesellten  sich  neuerdings  noch  zwei  Fehler 


105 


KLEINE  CHRONIK. 


hinzu.  Es  sind  Gruben  vorhanden^,  die 
die  flache  Bildebene  unterbrechen.  Ausser- 
dem liegen  die  Blätter  nicht  mehr  flach. 
Die  Häufigkeit  der  Fehler ^  besonders  des 
Fehlers  /,  ist  so  gross,  dass  ich  in  einem 
Paket  13Y.18  unter  12  Blättern  5  fand 
mit  diesem  Fehler, 

Entgegen  Ihrem  Bemerk  s.  Z.,  betretend 
das  Nicht'Kopieren  der  Streifen^  muss  ich 
bemerken^  dass  diese  Streifen  mitkopieren, 
z.  B,  sind  die  Augen  eines  Bildes  immer 
so  aussehend^  als  wenn  sie  die  eines  Be- 
trunkenen wären.  Bei  Gebäude-Aufnahmen 
werden  die  geraden  Linien  beeinträchtigt, 
besonders  die  in  derselben  Richtung  der 
Schrammen  gehenden,  —  Ein  Blatt  sandte 
ich  der  betr,  Fabrik  nebst  Brief  ein. 

Die  uns  übersandten  Films  sind  allerdings 
von  höchst  mangelhafter  Qualität,  wie  uns  solche 
bisher  noch  nicht  zu  Gesicht  gekommen  sind.  Es  ist 
aber  zu  beachten,  dass  über  das  Celluloidmaterial 


allgemein  viel  geklagt  wird,  und  dass  Fabrikations- 
fehler, wenn  auch  nicht  in  so  hervorragender 
Weise,  oft  auftreten.  Die  von  Ihnen  so  sehr 
gerügten  Striche  kommen  namentlich  häufig  vor. 
Wer  von  diesen  Unannehmlichkeiten  sich  fro . 
machen  will,  dem  bleibt  nichts  anderes  übrig, 
als  Glasplatten  zu  verwenden.  Wir  haben  schon 
wiederholt  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  die 
Fabrikanten  auch  Präparationen  auf  extradüooem 
Glase  fertigen,  welche  nur  wenig  teurer  als 
Platten  gewöhnlicher  Stärke  sind.  Im  übrigen 
würden  wir  Ihnen  raten,  es  zunächst  mal  mit 
Films  einer  anderen  Fabrik  zu  versuchen. 

Wer  hält  in  Berlin,  resp,  in  J^eussen 
oder  Sachsen  Lager  von  Ilford-Platitn. 

Wir  bitten  um  gefl.  Adressen  aus  dem  Leser- 
kreise.    Red. 

In  welchem  Buche  kann  ich  mich  über  dit 
Einrichtung  der  verschiedenen  Fhotometer 
für  Pigment-  und  Gummidruck  orientierend 

Spezielle  Angaben  darüber  finden  Sie  in 
»Vogel,  Das  photogr.  Pigmentverfahren". 


Verschiedenes. 


Geka  -Tageslicht  -  Entwickler. 

Geka-Tageslicht-Entwickler  ist  ein  gebrauchs- 
fertiger, harmonisch  abgestimmter  Entwickler, 
welcher  das  unangenehme  Arbeiten  in  der 
Dunkelkammer  überflüssig  macht;  er  ist  mit 
gewissen  Farbstoffen  präpariert,  welche  die 
aktinisch- wirkenden  Lichtstrahlen  absorbieren, 
so  dass  die  Platten  bei  Gas-  und  Lampenlicht 
resp.  bei  zerstreutem  Tageslicht  entwickelt 
werden  können;  ein  Vorbad,  wie  z.B.  beimCoxin- 
Verfahren,  ist  unnötig,  die  Platten  werden  direkt 
entwickelt  und  dann  fixiert.  Mein  Geka-Tages- 
licht-Entwickler lässt  infolge  seiner  Durchsichtig- 
keit eine  genaue  Kontrolle  über  den  Gang  der 
Entwicklung  zu,  er  gibt  schleierfreie,  glasklare 
Negative,  ist  gegen  Temperaturunterschiede  wenig 
empfindlich  und  äusserst  ergiebig.  Der  Ent- 
wickler ist  sehr  lange  baltbar  und  kann  eventl. 
filtriert  mit  frischem  Entwickler  versetzt  immer 
wieder  verwendet  werden. 

Dr.  G.  Krebs,  Offenbach  (Main). 


Geschäftliche  IMLitteilungen. 

Papst  Leo  XIII.,  welcher  sich  seit  14  Jahren 
weder  photogr aphieren  noch  porträtieren  Hess, 
hat  dem  rührigen  Direktor  des  Kaiser-Panorama- 
Berlin,  Herrn  A.  Fuhrmann,  g^estattet,  zwei 
verschiedene  Aufnahmen  zu  machen,  welche 
den  93jährigen  rüstigen  Greis  in  ausserordent- 


licher Natürlichkeit  zeigen.  Ferner  durfte  Herr 
Fuhrmann  die  sehr  interessanten  Privatgemächer, 
in  welche  bisher  noch  kein  Photc^raph  ge- 
kommen ist,  aufnehmen. 

Eingegangene  Prospekte,  Preislisten  etc.: 

Romain  Talbot -Berlin  C:  Jahrbuch,  Aus- 
gabe 1903,  eine  ausführliche  illustrierte  Preis- 
liste photographischer  Artikel. 

Thomton  -  Pickard  Manufacturing  Co.: 
Regeln  und  Bedingungen  über  ein  Preisaus- 
schreiben (Goldpreise  im  Betrage  von  2000  Mk.). 

Das  Hotel  Panorama  in  Berchtesgaden- 
Schönau  übersendet  uns  eine  kleine  Brochöre, 
welche  zahlreiche  Reproduktionen  hübscher  Ljuid- 
schaftsauf nahmen  der  anmutigsten  und  inter- 
essantesten Punkte  der  Umgebung  de»  Hotels 
enthält. 

Erläuternder  Text  in  deutscher  und  eng- 
lischer Sprache  geben  dem  Leser  ober  die 
örtliche  Lage  und  landschaftlichen  Reize  von 
Berchtesgaden-SchOnau,  Hotel -Verpflegung  etc 
Auskunft. 

Interessenten  machen  wir  auf  das  Ueiae 
Album  aufmerksam. 

Die  Photochemische  Fabrik  Helios,  Dr. 
G.  Krebs,  Offenbach  (Main),  erhielt  auf  der 
internationalen  Ausstellung  zu  St.  Petersboi^ 
die  goldene  Medaille. 


106 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen   und  Antworten    —    Verschiedenes    —   Ausstellungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Vereins  -  Nachrichten. 


Photographischer  Verein  xu  Posen. 

Sitzung  vom  9.  April 
in  Schwersenz's  Restaurant. 
Der  Vorsitzende,  Stadtbaurat  Grüder, 
konnte  den  wie  immer  zahlreich  erschienenen 
Mitgliedern  bei  Beginn  der  Sitzung  die  er- 
freuliche Mitteilung  machen,  dass  es  den  Mit- 
gliedern S.  Jaffe  und  Oberlehrer  Dr.  Behrens, 
hierselbst,  wiederum  gelungen  sei,  ihren  auf 
photographischen  Ausstellungen  erlangten  mehr- 
fachen Auszeichnungen  weitere  ehrenvolle  An- 
erkennungen anzureihen,  indem  ersterer  auf 
der  photographischen  Ausstellung  zu  Hamburg 
fflr  seine  eingesandten  Photographien  die  silberne 
Medaille,  letzterer  ein  Ehrendiplom  erhielt. 
Beiden  Herren,  sowie  auch  den  übrigen  Mit- 
gliedern, ist,  wie  der  Vorsitzende  ferner  mit- 
teilte, Gelegenheit  gegeben,  bei  der  im  Sep- 
tember d.  J.  stattfindenden  , Ausstellung  von 
künstlerischen  Lichtbildern  deutscher  Herkunft" 
in  Bremen  sich  zur  Geltung  zu  bringen.  Das 
flinladungsschreiben  zu  dieser  Ausstellung  wurde 
ausgelegt.  Der  geschäftliche  Teil  war  hiermit 
erledigt.  —  Aus  der  Versammlung  teilten 
hierauf  Mitglieder  ihre  Erfahrungen  mit,  die  sie 
mit  den  dem  Vereine  von  den  „Farbenfabriken 
vormals  Friedrich  Bayer  &  Co.  in  Elberfeld* 
übersandten  Proben  von  „Blitzlicht-Bayer"  ge- 
macht hatten.  Die  von  der  Firma  hervor- 
gehobenen Vorzüge  dieses  Blitzlichtes  fand  der 
Vortragende  durch  seine  Versuche  vollauf  be- 
stAtigt.  Als  besonderer  Vorteil  konnte  bei 
diesem  Blitzlichtpulver  anderen  Sorten  gegen- 
über die  völlige  Unempfindlichkeit  gegen  Schlag, 
Stoss  und  Reibung  hingestellt  werden.  Ver- 
suche, das  Pulver  durch  kräftiges  Schlagen  mit 
einem  Hammer  auf  einer  Eisen-  und  Blech- 
platte, durch  Reiben  auf  den  gleichen  Unter- 
lagen mit  eisernen  Gegenständen  zur  Ent- 
zündung zu  bringen,  blieben  ohne  Erfolg. 
"Weitere  bemerkenswerte  Vorzüge  waren  ferner 
die  geringe  Rauchentwicklung  und  vor  allem 
der  sich  nur  wenig  nach  der  Entzündung  be- 
merkbar machende  Pulverstaub. 

Während    bei    den    sonst    üblichen    Blitz- 


lichtpulvern der  nach  erfolgter  Verpuffung  des 
Pulvers  entstehende  Staub  sich  überall  hin 
im  geschlossenen  Räume  verteilt  und  auf 
alle  Gegenstände  in  übel  bemerkbarer  Weise 
niedersetzt,  war  bei  diesem  Pulver,  das  übrigens 
fast  geräuschlos  verpufft,  nur  wenig  von 
diesen  Übelständen  zu  bemerken.  Die  ver- 
brannten Teile  fallen  in  der  Nähe  des  Ver- 
brennungsortes in  zusammengeballten  kleinen 
Kügelchen  hernieder,  eine  lästige  Rauch- 
entwicklung findet  nicht  statt.  Dass  das 
Bayer  sehe  Blitzlichtpulver  ausserdem  ungiftig 
sein  soll,  mag  zutreffen.  Der  Vortragende 
hatte  sich  jedoch  von  der  Richtigkeit  dieser 
Behauptung  durch  Probeversuche  nicht  über- 
zeugen wollen.  —  hn  Anschluss  daran  fand 
seitens  einzelner  Mitglieder  ein  lebhafter  Aus- 
tausch über  die  durch  Praxis  gewonnen  Er- 
fahrungen auf  photographischem  Gebiete  statt. 
So  wurden  die  verschiedenen  Vorteile  des 
Panpapiers  und  des  Veloxpapiers  besprochen, 
und  auch  die  nicht  immer  zu  vermeidende 
Bildung  des  «Lichthofes*  bei  Aufnahme  von 
Glasplatten  bezw.  Films  gab  vielen  Mitgliedern 
Gelegenheit,  einiges  aus  dem  Schatze  ihrer 
reichen  Erfahrungen  zum  besten  zu  geben. 
Wenn  nun  noch  hervorgehoben  wird,  dass  im 
Laufe  des  Abends  verschiedene  Arten  der 
Stative,  Stereoskopaufnahmen  und  der  Drei- 
farbendruck zur  eingehenden  Besprechung  ge- 
langten, so  mag  daraus  ersehen  werden,  welch 
reiche  Belehrung,  welche  Anregung  in  photo- 
graphiscber  Beziehung  den  Mitgliedern  des 
photographischen  Vereins  durch  ihre  Zugehörig- 
keit zu  demselben  geboten  wird.  Es  wäre  zu 
wünschen,  dass  alle  hiesigen  Amateurphoto- 
graphen, von  den  gewöhnlichen  „Knipsern  *  ab- 
gesehen, dem  photographischen  Vereine  als 
Mitglieder  beitreten  möchten.  Nur  auf  diesem 
Wege  kann  der  mit  der  Photographie  es  ernst 
Meinende  lernen,  und  dem  in  der  Photographie 
bereits  Erfahrenen  ist  hier  reichlich  Gelegenheit 
gegeben,  seine  bereits  erworbenen  Kenntnisse 
auch  auf  andere  zu  Obertragen. 


107 


KLEINE  CHRONIK. 


Verein  xur  Förderung  der  Photo- 
graphie zu  Berlin. 

Sitzung  vom  22.  Mai  1903. 
Vorsitzender:  Herr  Rittmeister  Kiesling. 

Zur  Aufnahme  in  den  Verein  haben  sich 
gemeldet:  Herr  Paul  Kuban -Berlin  N.,  Herr 
C.  W.  Dalcke-BOtzow  (Meckl.),  Meisen- 
bach, Riffarth  &  Co.- Berlin,  Direktor  Fr. 
Gregory-Berlin. 

Obgleich  bereits  die  letzte  Sitzung  gewisser- 
massen  als  Abschiedssitzung  proklamiert  worden 
war,  hat  sich  der  Vorstand  in  Rücksicht  auf 
die  anhaltend  kQhle  Witterung  entschlossen, 
noch  diese  zweite  Mai-Zusammenkunft  zu  ver- 
anstalten. 

Herr  Hanneke  legt  eine  neue  Rollfilm- 
packung vor,  welche  auf  S.  161  der  „Photo- 
graphischen Mitteilungen"  sich  bereits  be- 
schrieben findet.  —  In  der  Diskussion  wird 
vor  allem  mit  Recht  betont,  dass  sich  ein  ab- 
schliessendes Urteil  erst  fällen  lassQ',  wenn  die 
neue  Packung  mit  richtigen  lichtempfindlichen 
Films  vorliegt,  und  dem  Erstaunen  Ausdruck 
gegeben,  dass  eine  ganze  Reihe  von  Autori- 
täten Urteile  abgaben,  die  den  Anschein  er- 
wecken, als  ob  dies  tatsächlich  schon  der  Fall 
wäre.  Es  wird  darauf  hingewiesen,  dass  die 
meisten  Rollfilmcameras  fflr  Benutzung  mit 
Mattscheibe  erst  eine  Umarbeitung  erfahren 
mOssten,  und  ferner  geltend  gemacht,  dass, 
wenn  lange  aufgerollt,  die  einzelnen  Filmblätter 
eine  unangenehme,  den  Gebrauch  der  neuen 
Packung  wesentlich  erschwerende  Neigung  zum 
Rollen  erhalten.  Herr  Hanneke  vermutet, 
dass  durch  den  grosseren  CeUuloidverbrauch  bei 
der  neuen  Packung  eine  Verteuerung  einti-eten 
dürfte,  und  Herr  Dr.  Hesekiel  meint,  (fass 
bei  Benutzung  der  transparenten  Zwischenlagen 
als  Mattscheibe  die  nebenliegenden  Filmblätter 
durch  seitlich  eindringendes  falsches  Licht  ge- 
fährdet werden  würden.  Den  Gedanken  des 
Erfinders,  die  neue  Packung  durch  Überlegung 
der  Filmblätter  mit  entsprechend  gefärbten 
Gelatinfolien  auch  für  Dreifarbenaufnahmen 
fertig  zum  Gebrauch  herzustellen,  vermag  die 
Versammlung  vor  der  Hand  noch  nicht  ernst 
zu  nehmen.  Man  zieht  vor  allem  in  Zweifel, 
ob  sich  die  Gelatinfilter  zum  erforderlich  ge- 
ringen Preise  in  der  unerlässlichen  Gleich- 
mässigkei^  bezüglich  der  Farbendichte  herstellen 
und  ferner  die  vier  Blätter,  welche  alsdann  in 
der  Packung  zusammentreffen,  so  glatt  und  eng 
anliegend,  wie  es  der  Prozess  erfordern  würde, 
übereinander  legen  lassen.  —  Der  Vorsitzende 
lobt  die  Zweckmässigkeit  der  Sperrvorrichtung 
zum  Arretieren  der  Packung  und  gibt  an,  dass 
letztere  für  Cameras,  die  keine  Mattscheibe  be- 
sitzen, auch  ohne  die  transparenten  Zwiscben- 
lagen  geliefert   werden  solle;    im  übrigen  bittet 


er  die  Zweifler,  abzuwarten  bis  zur  Fabrikatioo 
des  neuen  Artikels,  welche  nach  den  Hoff- 
nungen des  Erfinders  vielleicht  doch  manche 
der  angedeuteten  Schwierigkeiten  flberwtnden 
werde. 

Ferner  legt  Herr  Hanneke  seine  mit  dem 
von  ihm  auf  S.  184  der  „Photographischen  Mit- 
teilungen" eingehend  beschriebenen  Photoo- 
Tonbad  erhaltenen  Resultate  vor.  Dasselbe 
ist  eine  kupferhaltige  Lösung,  die  hier  erst 
malig  auf  Auskopierpapier  angewandt  ist  und 
namentlich  auf  Mattpapieren  gute  Rotd-  und 
Kupfertöne  ergibt.  Herr  Dr.  Tobias  bemerkt 
hierzu  ebenfalls  unter  Vorlage  von  Vergleichs- 
bildern,  dass  sieb  alle  Silberauskopierpapiere 
mit  den  bekannten  Bromsilbertonbädern  tonen 
lassen,  so  besonders  Mattalbuminpapier  mit  den 
Kupferbädern,  nur  seien  die  erzielten  Töne 
nicht  immer  schön.  Bei  dieser  Gelegenheit 
fragt  Herr  Dr.  Statins  an,  ob  den  Anwesenden 
über  die  Färbung  von  Bromsilberbildern  durch 
Wasserstoffsuperoxyd  etwas  bekannt  sei,  was 
jedoch  verneint  werden  mus^ß. 

Herr  Dr.  Hesekiel    legt    eine   Mappe    von 
Interieuraufnahmen     industrieller    Anlagen    des 
Photographen  H.  Schmeck  in  Siegen  vor,  die 
in    zum  Teil    sehr    grossen   Formaten    gehalten 
und,    sowohl  was    die  Aufnahmen  als  aach  die 
Positivausführung     auf     Mattcelloidinpapier    be- 
trifft, technisch  tadellos  durchgeführt  sind.    Die 
Anwesenden    zollen  dieser  Lösung    schweriger 
Aufgaben     uneingeschränkt     Beifall      und      be- 
wundern   namentlich    die    günstige,    von    Ver- 
zeichnungen   freie    Perspektive    der    Interieurs. 
Herr  Dr.  Hesekiel    schliesst  hieran    die   nicht 
auf  der  Tagesordnung    stehende  Vorlage    einer 
neuen'   Einrichtung     ziu*    Entwicklung     von 
Filmspulen     bei     Tageslicht     mit      seinem 
Coxinver fahren.     Der    von    Dr.   Scheffer    er- 
sonnene,  ebenso  einfache  wie  sinnreiche  Appa- 
rat besteht  in  einer  an  die  Schale  anzusetzenden 
lichtdichten  Metallkapsel,    in    welche    die  Spule        j 
eingesetzt  wird.    Durch  einen  Schlitz   -wird  nun 
das    Ende    des    schwarzen   Umhüllungsstreüeo«»        | 
der  Spule  herausgezogen    und  der-  unter    dem-        1 
selben  liegende  Film  gleitet,    durch    eine   Feder 
im    Innern    der    Kapsel    geführt,     vollkommen 
gleichmässig  heraus  und  in  das  Coxinbad,  wird 
in  diesem  auf  eine  Metallplatte  von  entsprechen- 
der   Grösse    geführt    und    kann    nun,     da    das 
schwarze     Papier      mit      der     Signierung     der 
einzelnen  Aufnahmen   oben    liegt,    bequem    ab- 
geschnitten werden.     Der  von  Coxin    g^etränkfte 
Abschnitt  wird  in  den  Entwickler  gebracht  und 
in  bekannter  Weise  weiter  behandelt.     Der  Vor^ 
sitzende    weist    besonders    auf    die     flinfadihek 
dieser  Methode    im    Gegensatz    zu    dem    neues 
Kodak-Entwicklungsapparat  hin. 

Eine  ebenfalls  unerwartete  Bereicherung  der 
Tagesordnung    bringt    Frau    Lützen     mit    der 


108 


KLEINE  CHRONIK. 


Vorlage  ganz  vortrefflicher  Photographien 
auf  verschiedenen  lichtempfindlichen 
Stoffen.  Die  Stoffe  —  Schirting,  Taffet,  Mer- 
veilleux  und  Holz  — ,  welche  mit  lichtempflnd- 
licher  Schicht  versehen,  im  Handel  sind,  werden 
auskopiert  und  mit  Rhodanammon  getont.  Der 
Effekt  ist  besonders  dadurch  Oberraschend, 
dass  die  Textur  der  Stoffe  voll  zur  Geltung 
kommt  Herr  Mischewsky  erinnert  daran, 
dass  schon  seit  den  sechsziger  Jahren  derartige 
Versuche  mit  lichtempfindlichen  Stoffen  ge- 
macht wurden,  ohne  dass  bisher  so  vorzügliche 
Resultate  wie  die  vorliegenden  erreicht  worden 
seien.  —  Probepakete  des  neuen  Materials, 
dessen  Haltbarkeit  Frau  Lotzen  versichert, 
sind  durch  die  Lehranstalt  Jens  Lützen  er- 
hftltlich. 

Die  Versuche  mit  dem  von  der  Autotype- 
Komp.  in  den  Handel  gebrachten,  haltbar 
sensibilisierten  Pigment-Papier,  denen 
sich  Frau  Generalin  von  Igel  in  liebens- 
w^ürdigster  Weise  unterzog,  haben  im  allgemeinen 
recht  günstige  Resultate  gezeitigt.  Vor  allem 
haben  die  damit  hergestellten  Bilder,  wie  die 
Vorlagen  zeigen,  eine  sehr  malerische  Effekte 
gebende,  auch  in  den  Tiefen  vollkommen  matte 
Schicht,  wie  sie  sonst  selbst  mit  extra  mattem 
Übertragspapier  nicht  zu  erreichen  ist.  Das 
Papier  kopiert  anfangs  etwas  langsamer,  soll 
jedoch  mit  der  Zeit  nach  längerem  Liegen  die 
Empfindlichkeit  selbst  sensibilisierten  Pigment- 
papiers nicht  nur  erreichen,  sondern  über- 
steigen. Die  Schicht  ist  beim  Entwickeln  sehr 
^derstandsfähig  und  schwer  löslich,  kann  da- 
her hciss  entwickelt  werden.  Nach  dem  Ent- 
wickeln jedoch  ist  grosse  Vorsicht  zu  beob- 
achten, da  die  Bilder  auch  nach  dem  Form- 
alinisieren noch  sehr  empfindlich  gegen  die 
leiseste  Berührung  bleiben;  sie  dürfen  deshalb 
beim  Anwässern  stets  nur  nebeneinander  liegen. 
Das  Papier  wird  in  sechs  Farbnuancen  (vgl. 
„Pfaotographische  Mitteilungen*  S.  160)  herge- 
stellt. Die  Haltbarkeit  wird  von  der  Autotype- 
Komp.  auf  6  Monate  angegeben  und  zwar  ohne 
Garantie,  was  Herr  Jahr  mit  Bezug  auf  die 
Rigorosität  des  englischen  Gesetzes  in  diesem 
Punkte  zu  erklären  sucht.  Die  Ursache  der 
Mattheit  der  Bilder  ist  nach  Herrn  Hanneke 
ivahrscheinlich  durch  einen  Zusatz  zur  Gelatine 
erreicht.  Man  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  die 
Emulsion  viel  Farbstoff  und  wenig  Gelatine 
enthalte,  wodurch  auch  die  geringe  Relief- 
bildung der  Drucke  ^u  erklären  sei. 

Über  die  neuen  Pigmentfolien  der  Neuen 
Photographischen  Gesellschaft,  welche  statt 
Papier-  Celluloiduiitcrlage  aufweisen,  und  da- 
her, durch  die  Celluloidschicht  kopiert,  mit  ein- 
fachem Übertrag  seitenrichtige  Bilder  ergeben, 
muss  das  abschliessende  Urteil  vertagt  werden, 
da     noch    keine    genügenden    Versuchsresultate 


vorliegen.  Doch  kommt  man  dem  neuen  Artikel 
allseitig  mit  grossem  Interesse  entgegen,  und 
wird  namentlich  von  Herrn  Thieme  auf  den 
hohen  Wert  hingewiesen,  den  diese  Folien  für 
den  Dreifarbenpigmentdruck  gewinnen   können. 

Fragekasten.  1.  „Ist  der  pulverisierte 
syrische  Asphalt,  mit  Terpentin  vermischt,  zum 
Lackieren  der  Papiermasch^-Schalen  zu  ver- 
wenden?" Direkte  Ej-fahrungen  hierzu  liegen 
nicht  vor,  doch  sieht  man  keinen  Grund  gegen 
die  Verwendbarkeit. 

2.  „Wer  fabriziert  die  besten  Stereo-Cameras 
und  welche  Objektive  sind  hierzu  zu  empfehlen? 
Der  Apparat  soll  auch  für  schnelle  Moment- 
aufnahmen geeignet  sein.*  Aus  der  Versamm- 
lung werden  die  Firmen  Fuhrmann,  Stege- 
mann, Lechner  als  geeignet  für  den  Bezug 
solcher  Apparate  genannt,  doch  lehnt  der  Vor- 
sitzende im  Hinweis  auf  das  viele  vorhandene 
Gute  die  Empfehlung  eines  „besten"  Fabrikates 
durch  den  Vei'ein  prinzipiell  ab. 

Zum  Schluss  legt  Herr  Dr.  Statins  eine 
grosse  Anzahl  höchst  vollendeter  Brom  silb  er - 
kopien  verschiedenen  Genres  der  Neuen 
Photographischen  Gesellschaft  vor,  welche  mit 
grösstem  Interesse  und  Beifall  in  Augenschein 
genommen  werden.  Der  Vorlegende  teilt  mit, 
dass  in  der  Neuen  Photographischen  Gesell- 
schaft täglich  10— 12  000 //i  Bromsilbergelatine- 
papier hergestellt  werden,  das  zu  einem  grossen 
Teil  von  der  Firma  selbst  verarbeitet  wird. 
Die  Entwicklungsmaschine  stellt  bei  zehn- 
stündiger Arbeitszeit  150 — 160  000  im  Rotations- 
verfahren belichteter  Kabinetbilder  fertig.  Der 
Preis  einer  Kabinetphotographie  stellt  sich  in 
der  Massenauflage  auf  5  Pfg. 

Mit  diesen  erstaunlichen  Ziffern  findet  die 
Sitzung  und  mit  ihr  die  Vereinssaison  1902,03 
ihren  Beschluss.  Der  Vorsitzende  schliesst 
diese  „unwiderruflich  letzte  Sitzung*  mit  dem 
Wunsche  auf  ein  frohes  und  vollzähliges 
Wiedersehen  im  Oktober,  und  es  darf  sein  be- 
reits in  vorhergegangener  Versammlung  an  die 
Mitglieder  ergangener  Appell,  in  der  Zwischen- 
zeit eifrig  für  den  Verein  zu  werben,  hier  nun 
seine  Stelle  flnden. 

M.  Kiesling.  Fritz  Loescher. 


Schleslsche  Gesellschaft 
von  Freunden  der  Photographie. 

(Schluss  von  Seite  105.) 
Nach  diesen  theoretischen  Erläuterungen, 
die  des  beschränkten  Raumes  wegen  nur  im 
Auszuge  wiedergegeben  sind,  führte  Rentier 
Pringsheim  das  Verfahren  praktisch  vor. 
Er  zeigte  an  schon  vorher  belichteten  Bildeiii 
das  Entwickeln  derselben  durch  Wasser  und 
ebenso  auch,  wie  man  dadurch,  dass  das  Pig- 
ment nicht  überall  gleichmässig  herausgewaschen 


109 


KLEINE  CHRONIK. 


wird,  i^ewisse  Stimmungen  in  das  Bild  hinein- 
bringen kann,  die  durch  kein  anderes  Druck- 
verfahren zu  erreichen  sind.  Ebenso  ist  eine 
massige  Retouche  mit  einem  feinen  Haarpinsel, 
mit  welchem  einzelne  Stellen,  z.  B.  Lichter  in  den 
Wölken,  herausgewischt  werden  können,  leieht 
möglich. 

Der  Vortrag  sowohl  als  auch  die  Demon- 
stration gaben  Anlass  zu  einer  längeren  und  ein- 
gehenden Debatte.  In  derselben  kamen  die 
verschiedenen  Meinungen  und  Ansichten  Aber 
die  Positiv-  und  Negativretouche  beim  Pigment- 
druck-Verfahren zum  Ausdruck,  und  es  ging  die  all- 
gemeine Meinung  dahin,  dass  der  Pigmentdruck 
nur  mit  Farben  gut  retouchiert  werden  könne. 
Ebenso  sei  für  die  Negativretouche  die  Anilin- 
farbe sehr  zu  empfehlen. 

Der  vorgerückten  Zeit  wegen  musste  Punkt  4 
der  Tagesordnung:  „Referate  aus  den  letzten 
Zeitschriften,"  abgesetzt  und  auf  die  nächste 
Sitzung  verschoben  werden.  F.  Peltz. 


7.  Ordentliche  Sitzung: 
Freitag,  den  6.  Februar  1903. 

Tagesordnung: 

1 .  Aufnahmegesuche  der  Herren :  Redakteur 
Adolf  Bartsch,  Zahnarzt  Dr.  Alfred 
Hafke. 

2.  Geschäftliche  Mitteilungen. 

3.  Herr  Maler  Peltz:  „Referate  aus  den 
letzten  Zeitschriften". 

4.  Herr  Prof.  Dr.  Abegg:  „Über  Vor- 
richtungen zum  Bildsuchen ". 

5.  Kleinere  Mitteilungen. 

Anwesend:  22  Mitglieder. 

Die  oben  genannten  Herren  werden  als 
neue  Mitglieder  aufgenommen.  Hierauf  teilt  der 
Vorsitzende  Dr.  Riesenfeld  mit,  dass  das  be- 
kannte und  beliebte  Gummidruck  -  Papier  von 
Höchheimer  in  Feldkirchen  -  München  nun 
auch  in  Paketen,  ä  10  Blatt,  zu  haben  ist.  Das 
Druckverfahren  sei  in  neuerer  Zeit  derart  ver- 
einfacht worden,  dass  die  Verarbeitung  dieser 
vorzüglichen  Papiere,  sofern  es  sich  um  künst- 
lerische Wirkung  von  Photographien  handeln 
soll,  keinerlei  Schwierigkeiten  mehr  verursacht. 
Man  erhält  mit  einem  Druck  Kopien  von 
grosser  Kraft  und  Tonabstufung,  sowie  absoluter 
Haltbarkeit.  Dabei  sei  zu  bemerken,  dass  der 
Ausübende  bei  der  Entwicklung  auf  das  Resultat 
ganz  seinem  persönlichen  Empfinden  gemäss 
hinwirken  kann,  Vorzüge,  die  bei  keinem 
anderen  Druckverfahren  erreicht  werden  können. 

Sodann  bespricht  der  Vorsitzende  in  kurzen, 
anerkennenden  Worten  das  Jahrbuch,  111.  Band, 
der    Photographischen    Gesellschaft    in    Bremen 


und  verteilt  die  eingegangenen  Nummern  der 
Zeitschriften:  »Der  Photograph "  und  „Gut 
Licht". 

Aus  den  letzten  Zeitschriften  referiert  Maler 
Peltz  und  legt  seinen  Ausführungen  einen 
Artikel  des  Zentralblattes  über  Raumverteilung 
von  Spörl  und  einen  in  den  Photographiscben 
Mitteilungen,  Heft  2,  von  F.  L.  über  „Hildegard 
Lehnert"  zu  Grunde.  Er  spricht  besonders 
über  das  Format,  welches  der  Photograph  bei 
Herstellung  von  Bildern  zu  berücksichtigen 
habe.  Nicht  die  Mode,  sondern  das  „Sujet" 
müsse  für  das  Format  massgebend  sein.  Aach 
'bei  Landschaftsaufnahmen  sei  es  nicht  gleicfa- 
giltig,  ob  Hoch-  oder  Breitformat  genommen 
werde.  Oft  sehe  man  Bilder  im  „Brettformat', 
die  an  beiden  Seiten,  rechts  und  links,  neben- 
sächliche und  oft  auch  unschöne  Dinge  ent- 
halten, dafür  fehle  aber  nicht  selten  einem 
interessanten  Gegenstande  in  der  Mitte  des 
Bildes,  z.  B.  einem  Baume,  die  erforderliche 
Höhe:  die  Krone.  Ein  solches  Bild  sei  un- 
schön im  „Breitformat",  während  es  im  Hoch- 
format vielleicht  recht  künstlerisch  wirken 
würde.  Diesen  Vorwurf  könne  Referent  leider 
auch  vielen  Kunstphotographen  nicht  ersparen. 
Von  den  Bildern  der  Malerin -H.  Lehnert  ge- 
fielen ihm  am  besten  die  „Winterlandschaft  bei 
Goslar"  und  „Gänserupfen",  während  er  an  den 
anderen,  wie  z.  B.  „^mmertag  auf  dem  Lande" 
und  aus  dem  „Hessischen  Bauerndorf e*,  manches 
auszusetzen  fand. 

In  der  Debatte  über  das  Gehörte  benutzte 
Bildhauer  Wilborn  die  Gelegenheit,  sich  über 
die  letzten  Hofmeister  scheu  Bilder  des 
längeren  auszusprechen,  die  er  in  keiner  Weise 
als  künstlerisch  anzuerkennen  vermöchte.  Er 
regte  die  Besprechung  derselben  in  einer  be- 
sonderen Sitzung  an. 

Nach  diesen  Ausführungen  kam  endlich 
Universitäts  -  Professor  Dr.  Abegg  zu  seinem 
Vortrag:  „Über  Vorrichtungen  zum  Bildsuchen ". 
Er  besprach  zuerst  die  verschiedenen  kleinen, 
einer  Camera  ähnlich  gebauten  Sucher,  welche 
an  den  meisten  Handcameras  angebracht  sind, 
und  betonte,  dass  diese  Sucher  sehr  häufig  das 
Bild  nicht  in  genau  derselben  Grösse  ^-iedcr- 
geben,  wie  es  auf  der  Platte  erscheint.  Dies 
sei  aber  notwendig  und  auch  leicht  möglich  ein- 
zurichten, wenn  1.  der  Sucher  dieselbe  Form 
wie  die  Platte  habe  und  2.  wenn  die  Brenn- 
weite des  Objektivs  mit  der  des  Suchers  aber- 
einstimme. Das  müsse  von  den  Fabrikanteo 
stets  beachtet  werden.  Ausserdem  sei  es  anch 
nicht  vorteilhaft,  durch  dieselben  das  aufzu- 
nehmende Bild  in  sehr  verkleinertem  Mässstabe 
zu  sehen. 

Besser  und  einfacher  sei  der  sogenannte 
Anschütz-Sucher,  bestehend  aus  einem  kiräien 
Rähmchen    mit    senkrechter    und     wagere^^itcr 


110 


KLEINE  CHRONIK. 


Zweiteilung,  der  so  einfach  sei,  dass  man  sich 
ihn  im  Notfalle  auch  selbst  aus  einer  Postkarte 
schneiden  kann,  wenn  man  ihn  etwa  auf  seine 
Reise  mitzunehmen  vergessen,  wie  dies  dem 
Vortragenden  einst  passiert  war.  Aber  auch 
dieser  Sucher  habe  den  Nachteil,  dass  man 
durch  denselben  die  Natur  plastisch  sehe  und 
ferner,  dass  die  Seiten  nicht  verdeckt  seien,  so 
dass  man  über,  neben  und  unter  dem  Rfthm- 
chen  die  Gegenstände  noch  mit  beobachten 
niQsse.  Deshalb  zeigte  er  einen  selbst  kon- 
struierten vor,  bei  welchem  die  Seiten  durch 
schwache  Wflnde,  fthnlich  wie  bei  einer  Camera, 
verdeckt  waren  und  bei  dem  der  Diopter  vor- 
und  zurflckgeschoben  werden  kann.  Dieses 
Vor-  und  Zurückschieben  des  Diopters  sei  be- 
sonders bei  Benutzung  von  Objektivsätzen,  wo 
man  je  nach  Bedürfnis  mit  den  Brennweiten 
wechselt,  notwendig. 

Reicher  Beifall  ward  dem  Vortragenden  für 
die  interessante  Behandlung  dieses  in  der  Photo- 
graphie oft  als  nebensächlich  angesehenen 
Kapitels  zu  teil,  und  der  Vorsitzende  sprach 
ihm  den  Dank  der  Versammlung  noch  be- 
sonders aus. 

In  der  sich  an  den  Vortrag  anschliessenden 
lebhaften  Debatte  wies  Kaufmann  Kionka  auf 
den  von  Stegemann  konstruierten  und  sehr  zu 
empfehlenden  Sucher  hin,  während  Bildhauer 
Wilborn  behauptete,  dass  diese  Sucher  nur 
ffir  die  Handcameras  von  einigem  Werte  seien, 
fOr  Stativcameras  dagegen  seien  sie  zwecklos. 
Man  möge  es  dahin  zu  bringen  suchen,  dass 
man  mit  den  Augen  das  malerische  Motiv, 
z.  B.  einer  Landschaft,  erkenne,  und  dann 
möge  man  mit  der  Camera,  d.  h.  mit  der  Matt- 
scheibe derselben,  den  besten  Standpunkt  suchen. 
Er  empfahl  den  sogenannten  Schwarzspiegel  als 
den  bequemsten  Sucher.  Zeichenlehrer  Peltz 
beschreibt  den  Schwarz-,  auch  Landschafts- 
spiegel genannt,  und  sieht  den  Vorteil  desselben 
für  die  photographischc  Aufnahme  nicht  allein 
darin,  dass  man  mit  demselben  leicht  und 
bequem  ein  Motiv  in  der  Natur  finden,  sondern 
dass  man  vielmehr  die  Licht  werte  durch  den- 
selben feststellen  könne.  Dr.  Riesenfeld  ist 
der  Ansicht,  dass  es  nicht  möglich  sei,  die 
kleinen  an  Handcameras  angebrachten  Sucher 
so  zu  konstruieren,  dass  sie  stets  genau  das 
Bild  wiegergeben,  welches  auf  die  Platte  kommt. 
Eine  kleine  Differenz  werde  immer  bestehen. 
Bei  Moment-Aufnahmen  von  in  Bewegung  'be- 
findlichen Gegenständen  sei  es  bei  den  kleinen 
Suchern  sehr  schwer,  die  Bildmitte  xa  treffen. 
Auch  die  Konkavlinsen  erscheinen  ihm  wenig 
geeignet,  weil  sie  das  Bild  verzerrt  zeigen. 
Fräulein  Helene  Lettgau  weist  auf  die 
Camera  von  Krügener  hin,  die  sehr  gute 
Spiegel- Reflex -Sucher  habe.  —  Zum  Schluss 
widerlegt  Professor  Dr.  Abegg    einige  hervor- 


getretene irrige  Ansichten  und  spricht  sich 
ebenfalls  günstig  über  die  Spiegel-Reflex-Sucher 
aus.  F.  Peltz. 

Verein  für  Liebhaber-Photographie, 
Bannen. 

III.  Jahresbericht. 

Der  hiesige  »Verein  für  Liebhaber- 
Photographie"  zählt  gegenwärtig  —  zu 
Schluss  seines  3.  Vereinsjahres  —  21  Mitglieder. 

Im  Laufe  des  Jahres  wurden  22  Sitzungen 
abgehalten,  die  zumeist  gut  besucht  waren. 
Von  den  gehaltenen  Vorträgen    seien  erwähnt: 

„Die  Retouche  bei  der  Landschafts- 
photographie."     (Herr  Kapp.) 

„Über  Blitzlichtphotographie  und 
eine  neue  Blitzlichtlampe  mit  elek- 
trischer Zündung."     (Herr  Jansen.) 

„Ein  einfaches  Verfahren  zur  Her- 
stellung vergrösserter  und  verkleiner- 
ter Negative  und  Diapositive."  (Herr 
Kapp.) 

Da  der  Verein  auch  in  diesem  Jahre  der 
Wandermappen-Vereinigung  deutscher  Amateur- 
photographen zugehörte,  wurde  die  Tages- 
ordnung der  meisten  Sitzungen  durch  die 
Besichtigung  einer  Wandermappe  bereichert. 
Der  mehr  oder  weniger  grosse  Genuss,  der 
durch  die  Betrachtung  der  Arbeiten  anderer 
Vereine  geboten  wird,  führt  jedoch  den  Übel- 
stand herbei,  dass  in  den  Sitzungen  nur  wenig 
Zeit  zu  andern  Arbeiten  übrig  bleibt.  Zur  be- 
quemen Besichtigung  der  Mappenbilder  dient 
eine  zusammenlegbare  Ausstellungsstellage,  die 
nach  den  Plänen  des  Mitgliedes,  Herrn  In- 
genieur Merzenich,  konstruiert  wurde  und 
sich  als  praktisch  erweist. 

Das  Vereinsinventar  erfuhr  ferner  Zuwachs 
durch  den  Ankauf  eine  Projektions-  und  Ver- 
grösserungs-Apparats. 

Am  15.  Juni  1902  wurde  das  Stiftungsfest 
in  Gestalt  eines  gemeinsamen  Ausfluges  mit 
Damen  nach  der  Beyenburg  gefeiert;  des- 
gleichen fand  am  18.  Oktober  ein  Ausflug  zur 
Auf nähme  von  Landschaftsbildern  statt.  Auf 
Einladung  des  Herrn  Kapp  besichtigten  die 
Vereinsmitglieder  am  22.  Juni  das  neuerbaute 
Atelier  desselben;  Herr  Kapp  sprach  bei  der 
Gelegenheit  über:  „Portraitaufnahmen  mit 
Atelierbeleuchtung". 

Aus  verschiedenen  Gründen  wurde  im  Laufe 
des  Jahres  ein  Wechsel  des  Vereinslokales  not- 
wendig. 

Statt  des  bisher  benutzten  Saales  der 
Restauration  Höhnerhof  wurde  ein  Sälchen 
im  Ratskeller  als  Vereinslokal  gewählt. 

Als  Vereinsorgan  gelten  die  „Photographi- 
schen Mitteilungen*  und  die  „Photographische 
Rundschau". 


111 


KLEINE  CHRONIK. 


Deutsche  Gresellschaft  yon  Freunden 
der  Photographie  zu  Berlin. 

Montag,  den  15.  Juni  1903,  abends  8  Uhr: 

Ordentliche  Versammlung  in  der  Aula  und  dem 

Kasino  der  Königlichen  Kriegsakademie,   Doro- 

theenstrasse  58/59. 

Vorsitzender:    Herr  Geheimrat  Tobold. 

Die  letzte  ordentliche  Versammlung  vor  den 
Ferien  begann  in  der  Aula  der  Königlichen 
Kriegsakademie,  wo  Mitglieder  und  Gäste  der 
Projektion  der  zur  anonymen  Ausstellung  von 
S^ioptikonbildern  eingesandten  Bilder  bei- 
wohnten. Von  6  Uhr  an  hatten  daselbst  die 
Mitglieder  des  Preisgerichts,  Herr  Dr.  Grosser, 
Frl.  M.  Kundt,  Herr  Russ  und  Herr  Dir. 
Schultz -Hencke^)  ihres  Amtes  gewaltet,«  und 
wurde  die  Projektion  der  Bilder  nach  altem 
Brauch  in  der  Weise  vorgenommen,  dass  die 
am  mindestbewerteten  Bilder  zunächst  zur  Pro- 
jektion gelangten  und  die  demnächst  proji- 
cierten  Bilder  in  ihrer  Göte  immer  vorwärts 
schritten,  bis  als  letzte  Serie  die  von  dem 
Preisgericht  mit  der  Vereinsmedaille  ausgezeich- 
neten Bilder  zur  Darstellung  kamen.  Dass  das 
Urteil  des  Preisgerichts  sich  mit  dem  der  Zu- 
schauer voll  und  ganz  deckte,  bewies  wohl  der 
Beifall,  der  gerade  diesen  letzten  Bildern  ge- 
zollt wurde.  —  Herr  Direktor  Schultz- 
Hencke  begleitete  die"  Vorführung  mit  einigen 
Worten.  Redner  betonte  besonders,  dass  un- 
zweifelhaft ein  bemerkenswerter  Fortschritt  bei 
allen  eingesandten  Bildern  gegenüber  denjenigen 
des  Vorjahres  zu  verzeichnen  sei.  Dieser  Fort- 
schritt kennzeichnet  sich  am  besten  auch  da- 
durch ,  dass  schon  jetzt  sich  vier  Mitglieder 
bereit  erklärt  haben,  im  kommenden  Winter 
durch  Projektionsvorträge  an  die  Öffentlichkeit 
zu  treten. 

Eingesandt  waren  121  Bilder  von  17  Aus- 
stellern, und  erhielt  die  Bronze-Medaille  der  Ge- 
sellschaft das  Motto  „Glückauf,  als  dessen  In- 
haber nach  Öffnung  des  begleitenden  Brief- 
umschlags Herr  Paul  Gebhardt,  Steglitz, 
festgestellt  wurde.  Im  Einverständnis  mit  der 
Versammlung  wurden  auch  noch  die  Brief- 
umschläge der  nächstfolgenden  vier  besten  Aus- 
steller geöffnet,    als  welche  sich  ergaben  unter 


^)    Herr    von  Westernhagen    und    Herr 
Treue  waren  verhindert  zu  kommen. 


dem  Motto  «Grunewald"  Frau  Jens  Lützen 
mit  kolorierten  Diapositiven,  die  wegen  der 
ausserordentlich  natürlichen  und  besonders  sdir 
dezenten  Farbenwiedergabe  sehr  gut  wirkten, 
unter  dem  Motto  i^Helios"  Herr  Sassnick, 
unter  dem  Motto  ,  Erinnerungen'  Heir 
Zschokke,  während  der  Briefumschlag  mit 
dem  Motto  „Mussestunden*  namenlos  war.  Die 
Stunde  des  Vortrages  war  von  solcher  An- 
regung für  die  Mitglieder,  dass  verschiedentlich 
der  Wunsch  laut  wurde,  in  nicht  allzu  langer 
Zeit  eine  derartige  Ausstellung  zu  wiederholen.  — 
Bei  der  Fortsetzung  der  Sitzung  im  Kasino 
legte  zunächst  der  Schriftführer  Herr  Direktor 
Schultz-Hencke  die  eingegangenen  Briefe 
und  Kataloge  vor.  Die  Firma  Karl  Buisson 
aus  Emmendingen,  Baden,  sendet  ihre  Saison- 
liste ein  über  photographische  Apparate,  haupt- 
sächlich einfache,  auf  ein  Plattenformat  zu- 
geschnittene Vergrösserungsapparate  zu,  massi- 
gen Preisen,  ebenso  eine  Liste  Ober  Gelegen- 
heitskäufe der  Fabrik,  die  Aktien -Gesellschaft 
für  Anilin-Fabrikation  sendet  eine  Anzahl 
Prospekte  über  ihren  neuen  Entwickler  .Unal". 
Unal  ist  Rodinalentwickler  in  fester  Form  und 
wird  sicher  den  Amateuren,  die  auf  den  Rodinal- 
entwickler eingearbeitet  sind,  willkommen  für 
die  Reise  sein.  Liesegangs  Verlag  kündigt 
den  Photographischen  Almanach  1903  an  und 
ausserdem  eine  Neuauflage  des  .Photographt- 
schen  Zeitvertreib"  von  H.  Schnauss.  Romain 
Tal  b  o  t ,  Beriin,  Kaiser  Wilhelmstr. 46,  sendetPreis- 
liste  und  vier  Probepakete  seiner  Rombot-Kar- 
tons  und  -Postkarten  zur  Verteilung.  Die  Rom- 
bot-Postkarten  sind  mit  Ornament  -  Umrah- 
mung versehen,  und  nur  das  Feld,  welches  für 
das  hineinzukopierende  Bild  bestimmt  ist,  ist 
lichtempfindlich,  es  wird  also  beim  Kopieren 
eine  Vignette  erspart.  Die  Karten  werden  wie 
gewöhnliches  Celloidinpapier  behandelt.  Max 
Steckelmann,  Berlin,  Linkstr.  13,  schickt 
eine  Gebrauchsanweisung  und  Preisliste  für 
Westendorp  u.  Wehner-Plattcn  ein  nebst 
vier  Probepaketen  von  Color-Platten  9X12  der 
gleichen  Fabrik.  Angenehm  wird  empfunden, 
dass  Herr  Ste  ekel  mann  auf  Wunsch  mehr 
Material  zur  Verfügung  stellt,  denn,  wer  je  mit 
Farbenplatten  gearbeitet  hat,  wird  wissen,  wie 
wenig  Erfahrung  man  sammeln  kann,  wenn 
man  als  Probe  zwei  Platten  zur  Verfügung  erfaih. 
(Schluss  folgt.) 


Fragen  und  Antworten. 


IVoran  kann  es  liegen^  dass  ich  bei  der 
Standentwicklung  mit Rodinal gelbschleierige 
Platten  bekomme^   die  ausserdem   auf  der 


Schichtseite   metallisch  glänzende    Streifen 
habend 

Gelbschleier    erhält    man    oft    bei    zu    kurz 


112 


KLEINE  CHRONIK. 


exponierten  Negativen  und  bei  lang  andauernder 
Entwicklung  (siehe  auch  den  Artikel  Ober 
farbige  Schleier  im  Hauptteil  S.  200).  Metallisch 
glänzende  Flecke  entstehen  oft  durch  An- 
fassen der  Schicht  mit  Hflnden,  die  mit  Fixier- 
natron in  Berührung  waren,  oder  auch  durch 
zu  lange  Entwicklung. 

hi  der  Momentverschluss  Anschütz  auch 
gut  bei  Zeitaufnahmen^ 

Für  Zeitaufnahmen  wird  der  Schlitz  ge- 
öffnet und    mit    dem  Objektivdeckel    exponiert. 

Ist  die  Unscharfe  des  Ihnen  in  Anlage 
übersandten  Bildes  künstlich  beim  Kopier- 
prozess  erzeugt  oder  mittels  Objektiv  r 

Die  Scharfeinstellung  ist  auf  das  Gesicht 
geschehen.  Die  Kleidung  könnte  bei  der  vor- 
liegenden Aufnahme  infolge  ihrer  näheren  Lage 
zur  Camera  nur  durch  Einführung  kleinerer 
Blenden  scharf  erhalten  werden.  Dann  würde 
aber  eine  längere  Exposition  erforderlich  ge- 
-wesen  sein. 


Mit  Sublimat  und  Ammoniak  verstärkte 
und  gut  gewässerte  Negative  zeigen  bei 
einer  ncuhiräglichen  Abschwächung  durch 
rotes  Blutlaugensalz  in  ^  prozentiger  Lösung 
von  unterschwefligsaurem  Natron  (also 
nicht  saures  Fixierbad)  stets  Gelbfärbung 
der  Gelatineschicht,  Woher  kommt  dieses 
und  wie  ist  die  Gelbfärbung  wieder  zu  be- 
seitigen? 

Mit  Sublimat  zu  kräftig  verstärkte  Negative 
werden  nicht  mit  Blutlaugensalz,  sondern  einfach 
mit  lOprozentiger  Fixiernatron  -  Lösung  abge- 
schwächt. Ein  Mittel  zur  Entfernung  der  durch 
den  Blutlaugensalz  absch  wacher  eingetretenen 
Gelbfärbung  ist  uns  nicht  bekannt. 

Auf  welche  Weise  wird  das  gründliche 
Auschloren  der  kopierten  Celloidinbilder  be- 
günstigt resp,  erleichtert? 

Durch  Zusatz  von  etwas  Kochsalz  zum 
Waschwasser. 


Verschiedenes. 

Vorschriften  mit  Bdinol.  Ausstellungs-Nachrichten. 

a)  Entwickler  für  Porträts:  ^i«  Vereinigung  Gothaer  Amateur- 
^,  .  ,,.  --.  Photographen  wird  in  der  Zeit  vom  15.  bis 
Natrmmsulfit 50    ^  «^    ,  ,•  j   t      •.  a  ,    .        --l.        «*•    i-  j            j 

-^  31.  Juli  d.  J.  mit  Arbeiten  ihrer  Mitgheder  in  der 

-     *  Ausstellung     des    Kunstvereins     zu    Gotha    im 

cn     "  Herzoglichen    Orangeriegebäude    daselbst    ver- 
Soda            5Ü     „ 

treten  sein. 

b)  Entwickler  für  Momentaufnahmen:  Der  Klub    der  Amateurphotographen   zu 

Kaliummetabisulfit 5    ^  München    hat    vom    16.    bis    25.    Juni    seine 

"Wasser 500     „  IIL  Jahres-Ausstellung  im  nördlichen  Schraunen- 

Edinol 5     „  pavillon   veranstaltet.     Die  Ausstellung  war  mit 

Pottasche 30     „  143    Bildern    beschickt    worden,    darunter    be- 

.  fanden    sich    auch,    und  zwar  in  der  Abteilung 

für  wissenschaftliche  Photographie,  einige  Kata- 

Natriumsulfit 30    ^  ^^^^^ 

"Wasser 500     ,  ^^^^    Ausstellung     von     künstlerischen 

^^*"ol 5     „  Lichtbildern    deutscher    Herkunft    wird    zu 

dreibasisches   phosphorsaures  Natron       30     „  Bremen  vom  13.  bis  27.  September  1903  von 

d)  Entwickler  für  Diapositive:  der  Photogi-aphischen  Gesellschaft  zu  Bremen 
Natriumsulfit  40  ^f  E.  V.  in  ihrem  Klubhause  (Droste-Haus,  Schleif- 
er ^i^  mühle  31)  veranstaltet.  Schluss  der  Anmeldungen 
j.^     ,                                                                5  am  26.  August.    Einlieferung  der  Bilder  bis  zum 

» ^^                                                                -IQQ  ^^f^  5.   Septbr.     Mfeldebogen    und    Auskünfte    durch 

Herrn     F.  Teilmann    (Adresse    der    Photogr. 

e)  Entwickler    für    Bromsilber-    und    Chlor-  Gesellschaft), 
bromsilberpapiere : 

Natriumsulfit 40   ^  Unterrichts  -  Nachrichten. 

Wasser 500     ,  Schüleraufnahme    der  k.  k.   Graphischen 

Edinol 5     »  Lehr-  und  Versuchanstalt  in  Wien, 

Aceton 40  f^//  VII.  Westbahnstrasse  25. 

Am  15.,  16.  und  17.  September  1.  J.  finden 

~  die  Schüleraufnahmen  an  dieser  Anstalt  für  das 


113 


KLEINE  CHRONIK. 


Schuljahr  1903/04  statt,  und  zwar  sowohl  fflr 
die  drei  Kurse  der  I.  Sektion  (Lehranstalt  fQr 
Photographie  und  Reproduktions verfahren),  als 
fflr  die  drei  Kurse  der  II.  Sektion  (Lehranstalt 
fflr  Buch-  und  Illustrationsgewerbe).  Es  werden 
an  der  I.  Sektion  die  wichtigsten  Methoden  der 
Photographie  und  Reproduktionsverfahren  theo- 
retisch und  praktisch  gelehrt,  in  der  IL  Sektion 
erstreckt  sich  der  Unterricht  auf  Buchdruck 
(Satz  und  Druck),  die  Herstellung  der  Drucke 
von  Klich^s  in  der  Buchdruckpresse,  sowie  die 
Illustrierung  von  Druckwerken  mittels  der  ver- 
schiedenen Arten  der  graphischen  Reproduktions- 
verfahren. 

Aufnahmebedingungen  in  den  Kursus  der 
I.  Sektion :  ein  Alter  von  mindestens  1 5  Jahren 
und  ein  Zeugnis  über  die  mit  gutem  Erfolge 
besuchte  Vorbereitungsschule  der  Anstalt  oder 
absolvierte  Bürgerschule  oder  Untermittelschule ; 
in  den  ersten  Kursus  der  IL  Sektion  als 
ordentliche  Schaler:  der  Nachweis  der  mit 
Erfolg  beendeten  Studien  der  sechsten  Klasse 
einer  Mittelschule  oder  der  beendeten  Studien 
an  einer  Untermittelschule  und  überdies  eines 
zweijährigen,  mit  Erfolg  zurückgelegten  Studiums 
an  der  allgemeinen  Abteilung  einer  Kunst- 
gewerbeschule; als  ausserordentliche 
Schüler:  Absolventen  der  I.  Sektion  oder 
Personen,  welche  schon  in  der  Praxis  tfttig 
waren. 

Die  Absolventen  der  IL  Sektion  (Lehr- 
anstalt für  Buch-  und  Illustrationsgewerbe), 
welche  durch  das  Abgangszeugnis  die  mit  Er- 
folg beendeten  Studien  an  der  IL  Sektion  der 
k.  k.  Graphischen  Lehr-  und  Versuchsanstalt 
nachweisen  können,  hab^n  den  Anspruch  auf 
Begünstigung  des  Einjährigfreiwilligen-Dienstes 
in  derselben  Art,  wie  die  Absolventen  einer 
ganzen  Mittelschule. 

Nähere  Auskünfte  erteilt  die  Direktion  der 
Anstalt,  wo  auch  Programme  erhältlich  sind. 


Geschäftliche  Mitteilungen. 

Die  Firma  Ungar  &  Hoffmann  in  Dresden 
beging  am  1.  Juli  d.  J.  die  Feier  des 
25jährigen  Bestehens.  Im  Jahre  1878  wurde 
sie  von  ihrem  jetzigen  alleinigen  Inhaber,  Herrn 
Franz  Hoffmann,  in  Gemeinschaft  mit  Herrn 
Unger  begründet.  Anfänglich  beschäftigte 
sich  die  Firma  ausschliesslich  mit  der  Fabrikation 
von  Albumin-,  Salz-,  Algftin-,  Arrowroot- 
papieren,  nachdem  sie  jedoch  im  Jahre  1885 
zusammen  mit  vier  anderen  Fabriken  photo- 
graphischer Papiere  in  eine  Aktiengesellschaft 
umgewandelt    worden     war,     begründete    Herr 


Hoffmann  eine  Fabrik  photographischer 
Trockenplatten.  Sein  Teilhaber,  Herr  Unj;er, 
war  inzwischen  aus  der  Firma  ausgeschieden. 
Unter  der  tatkräftigen  und  umsichtigen  Leitung 
des  ^Herrn  Hoffmann  nahm  das  Geschäft 
schnell  einen  bedeutenden  Aufschwung.  Später 
nahm  die  Firma  Unger  &  Hoffmann  noch 
die  Fabrikation  von  photographischen  Artikdn, 
von  Projektions-  und  VergrOsserungsapparaten  in 
ihren  (^schäftsbetrieb  auf.  Herr  Franz  Hoff - 
mann,  der  noch  jetzt  an  der  Spitze  dieses 
umfangreichen  Geschäftes  steht,  wurde  mehr- 
fach mit  Ehrenstellen  betraut,  denen  er  sich 
mit  dem  gleichen  Eifer  wie  seiner  Geschäfts- 
leitung widmet. 

Die  Farbenfabriken  vorm.  Friedr.  Bayer 
&  Co.-Elberfeld  haben  auf  der  internationalen 
AussteUung  zu  St.  Petersburg  für  ihre  Präparate: 
Edinol,  Acetonsulfit,  Verstärker,  Blitzlicht  und 
Fixiersalz,  die  goldene  Medaille  erhalten. 

The  Thornton  -  Pickard  Manufacturing 
Company-Altrincham  und  die  Firma  Soen- 
necken  &  Co.  -  München  veranstalten  Preis- 
aussclireiben.  Die  näheren  Bedingungen  er- 
geben die  von  den  genannten  Firmen  zu  be- 
ziehenden Prospekte. 

Die  optische  Anstalt  C.  P.  Goerz-Priedenau 
ist,  wie  wir  vernehmen,  in  eine  Aktien-Gesell- 
schaft umgewandelt  worden. 

Unter  der  Firma:  Deutsche  Rollfilms- 
Gesellschaft  m.  b.  H.  wurde  in  Köln  nut  einer 
Zweigniederlassung  in  Frankfurt  a.  M.  eine  Ge- 
sellschaft gegründet.  Die  Gesellschaft  wurde 
von  den  beiden  Trockenplattenfabriken  von 
Westendorp  &  Wehner  A.-G.,  Köln,  und 
Dr.  C.  Schleussner  A.-G.  in  Frankfurt  a.  M. 
gegründet. 

In  Berlin  hat  sich  zur  Nutzbarmachung  des 
Selle*8chen  Dreifarbenyerfahrens  eine  Gesell- 
schaft mit  beschränkter  Haftung  gegründet.  Das 
Stammkapital  beträgt:  1  000  000  Mk.  Geschäfts- 
führer sind:  Dr.  med.  Gustav  Seile  zu  Branden- 
burg a.H.,  Ingenieur  Hans  Schmidt  zu  München, 
Hauptmann  a.  D.  Georg  Grunert  zu  Schöne- 
berg. Nach  näherer  Massgabe  des  §  4  des 
Gesellschaftsvertrages  bringt  der  Gesellschafter 
Dr.  med.  Gustav  Seile  zu  Brandenburg  *  a.  H. 
seine  Erfindung,  betreffend  die  Herstellung 
farbiger  Photographien,  insbesondere  särothcfae 
hierfür  bestehenden  und  erteilten,  sowie  an- 
gemeldeten Patente  und  Schutzrechte,  wie  über- 
haupt das  aus  der  Erfindung  herrührende 
Urheberrecht  in  die  Gesellschaft  zu  dem  fest- 
gesetzten Gesamtwerte  von  900  000  Mk.  unter  An- 
rechnung dieses  Betrages  auf  seine  Stammeinlage 


IH 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen   und   Antworten    —   Verschiedenes    —    Ausstellungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Vereins  -  Nachrichten. 


Amateur-Photographen  -Verein 
Augsburg. 

Die  am  18.  Juni  1.  Js.  im  Vereinslokal  „Caf6 
Augusta"  abgehaltene  3.  Generalversammlung 
war  im  Verhältnis,  zur  Mitgliederzahl  auch  dies- 
mal wieder  ziemlich  schwach  besucht.  Herr 
Fabrikant  Friedrich  Engel,  welcher  nach 
dem  im  Monate  Mai  erfolgten  Wegzuge  des 
Herrn  Eberlen  an  die  Stelle  des  ersten  Vor- 
sitzenden rQckte,  eröffnete  die  Versammlung 
abends  9  Uhr  und  erteilte  dem  Kassierer,  Herrn 
Altfillisch,  das  Wort  zur  Verlesung  des  Kassen- 
berichtes. Aus  demselben  geht  hervor,  dass  der 
Verein  bei  einer  Einnahmen-Summe  von 
396,85  Mk.  und  bei  283,87  Mk.  Ausgaben  über 
ein  Saldo  von  112,98  Mk.  verfügt,  ein  Zeichen, 
wie  gut  und  vorteilhaft  es  Herr  Altfillisch 
verstanden  bat,  die  Gelder  des  Vereins  zu  ver- 
walten, was  auch  allseitig  nur  lobend  anerkannt 
wurde.  —  Der  Geschäftsbericht  des  letzten 
Schriftführers,  Herrn  Rumbuch  er,  konnte 
leider  nicht  vorgetragen  werden,  da  dieser  Herr 
noch  vor  der  Generalversammlung  seinen  Aus- 
tritt aus  dem  Verein  erklärte  und  infolgedessen' 
auch  in  dieser  Versammlung  nicht  anwesend  war. 

Herr  Oberlitbograph  G  ei  ssler  nahm  sodann 
das  Wort,  um  der  bisherigen  Vorstandschaft 
für  die  vorzügliche  Verwaltung  des  Vereins  im 
namen  der  übrigen  Mitglieder  zu  danken,  was 
durch  Erheben  von  den  Sitzen  noch  speziell 
zum  Ausdrucke  gebracht  wurde.  Somit  war 
der  bisherigen  Vorstandschaft  Entlastung  erteilt, 
und  wurde  nun  zur  Neuwahl  der  Vorstandschaft 
geschritten.  Die  Wahl  wurde  auf  allgemeinen 
Wunsch  per  Akklamation  vorgenommen  und  er- 
gab folgendes  Resultat: 

I.  Vorsitzender:  Herr  Oberlithograph  Julius 
Geissler  mit  sämtlichen  Stimmen.  II.  Vor- 
sitzender: Herr  Fabrikant  Friedrich  Engel 
mit  sämtlichen  Stimmen.  Schriftführer:  Herr 
kaufm.  Beamter  Alfred  Teicbmann  mit  sämt- 
lichen Stimmen.  Kassierer:  Herr  Drogist  Lud- 
wig Wassermann  mit  sämtlichen  Stimipen. 
Material- Verwalter :  Herr  Kaufmann  Gustav 
Kühn  mit  sämtlichen  Stimmen.  I.  Beisitzender: 
Herr    Regierungsrat  Wilhelm    Hermann   mit 


sämtlichen  Stimmen.  II.  Beisitzender:  Herr 
Kaufmann  Josef  Altfillisch  mit  sämtlichen 
Stimmen. 

Herr  Geissler  dankte  den  soeben  gewählten 
Herren  für  die  Annahme  der  auf  sie  gefallenen 
Wahl  und  gab  seiner  Freude  darüber  Ausdruck, 
dass  diese  Wahl  gegenüber  derjenigen  in  den 
früheren  Generalversammlungen  so  glatt  und 
rasch  von  statten  ging. 

Nach  Ansicht  des  Herrn  Geissler  sollen 
im  künftigen  Vereinsjahre  die  grossen  und 
immerhin  kostspieligen  Vorträge  etwas  ein- 
geschränkt werden,  da  es  leider  an  dem  nötigen 
Interesse  hierzu  seitens  der  Mitglieder  fehlt;  es 
sollen  vielmehr  öfters  einfache  Zusammenkünfte 
unter  den  Mitgliedern  im  Vereinslokale  statt- 
finden, an  denen  nur  Diskussionen  und  kleinere 
Vorträge  abgehalten  werden.  Auch  sollen  künftig- 
hin mehr  Ausflüge  zu  Landschaftsaufnahmen 
unternommen  werden.  — 

Vom  „Klub  der  Amateur-Photographen  in 
München*  lag  ein  Schreiben  vor,  in  welchem 
derselbe  unsern  Verein  zum  Besuche  der  Aus- 
stellung genannten  Klubs,  welche  vom  16.  bis  24. 
Juni  geöffnet  ist,  einladet.  Herr  Fachphotograph 
Ell  er  wurde  von  der  Versammlung  dazu  be- 
stimmt, diese  Ausstellung  in  München  zu  be- 
suchen, zu  welchem  Zwecke  Herrn  Eller 
10  Mk.  aus  der  Vereinskasse  bewilligt  wurden. 
Herr  £11  er  hat  nach  Besichtigung  dieser  Aus- 
stellung in  einer  der  nächsten  Versammlungen 
hierüber  zu  berichten. 

Nach  Erledigung  einiger  noch  weiter  vor- 
liegenden Einlaufe  wurde  die  Generalversammlung 
Abends  11   Uhr  geschlossen. 

Augsburg,  den  27.  Juni   1903. 

Alfred  Teichmann,  Schriftführer. 


Amateur-Photographen- Verein 
Elberfeld. 

Vereinslokal    „Deutscher  Kaiser". 
Voritzender:  Herr  R.  Gesser. 
Anwesend   sind    14  Mitglieder   und   3  Gäste. 
Nach  Verlesung  des   Protokolls  der    letzten 
Sitzung  wurde  der  angesagte  Stero-Projektions- 


115 


KLEINE  CHRONIK. 


abend  auf  den  2.  Juli  festgesetzt,  sodann  gelangte 
die  Wandermappe  des  Würzburger  Amateur- 
Photographen- Vereins  zur  Vorlage,  an  deren 
Bildern  auch  nicht  ein  einziger  der  Anwesenden 
etwas  auszusetzen  hatte,  ^^m  besten  gefielen 
die  BUder  Nr.  16,  15,  14  und  8. 

Man  konnte  sehen,  dass  man  sich  bei  der 
Anfertigung  dieser  Bilder  die  grösste  Mähe  ge- 
gegeben hatte.  Es  hat  wohl  kaum  eine  Mappe 
zirkuliert,  welche  grösseren  Beifall  gefunden,  als 
die  des  Würzburger  Amateur-Klubs. 

Mitglied  Süss  spricht  über  die  neuen  Kohle- 
films der  N.  P.  G.  (Neue  Photogfaphische  Gesell- 
schaft BerHn-Steglitz),  welche  durch  ihre  Papiere, 
Bromaryt  etc.  rühmlichst  bekannt  sein  dürfte. 
Bei  diesem  neuen  Verfahren  erhält  man  schon 
bei  einfacher  Übertragung  ein  seitenrichtiges 
Bild  und  erspart  man  so  hierbei  nicht  nur  die 
doppelte  Übertragung,  sondern  auch  ungefähr 
die  Hälfte  der  früher  gebrauchten  Zeit.  Es  ist 
sehr  empfehlenswert,  diesem  neuen  Verfahren 
Beachtung  zu  schenken. 

Grosses  Interesse  erregte  ein  Bild,  welches 
eine  Figur  mit  zwei  bvennenden  Lampen  darstellt. 
Vor  der  Aufnahme  war  die  eine  Hälfte  der 
Platte  mit  Rotlack- Bayer,  einem  neuen  Produkt 
zur  Lichthofvermeidung  und  zur  Herstellung  von 
Dunkelkammerlampen  der  Farbenfabriken  vorm. 
Fried r.  Bayer  &  Co.  hier  hinterkleidet, während 
die  andere  frei  gelassen  war.  Der  Unterschied 
war  in  die  Augen  springend.  Die  Lampe,  welche 
vor  der  nicht  hinterkleideten  Seite  stand,  zeigt^ 
dunkle  und  kräftige  Überstrahlung,  während  die 
andere  vollständig  scharf  und  ohne  jeden 
Lichthof  erschien.  Der  Lack  zeigt  ausserdem 
die  Annehmlichkeit,  dass,  nachdem  die  Platte 
kurze  Zeit  im  Entwickler  gelegen  hat,  er  sich 
als  zusammenhängendes  Häutchen  leicht  entfernen 
und  den  Entwickler  vollständig  farblos  lässt. 

Nun  folgt  ein  interessantes  Rätselspiel.  Ein 
Mitglied  reichte  mehrere  in  verschiedenen  Farben 
angefertigte  Bilder  herum,  bei  welchen  die  An- 
wesenden erraten  sollten,  auf  welcher  Papier- 
sorte dieselben  hergestellt  seien.  Dies  zu  erraten 
gelang  nur  bei  einem  Bruchteil,  trotzdem  die 
Bilder  unaufgezogen  waren.  Des  Rätsels  Lösung 
war,  das  sämtliche  Bilder  auf  Brom-  und  Chlor-* 
bromsilber-Papier  angefertigt,  teils  durch  starkes 
Überbelichten,  teils  durch  kräftiges  Satinieren 
verändert  waren.  Auf  diese  Weise  dürften  sogar 
Fachleute  irregeführt  werden. 

Unter  den  Eingängen  befand  sich  auch  eine 
Anzahl  Entwickler  und  Plattenproben  nebst 
Prospekten  der  Firma  Johannes  Herzog, 
Hemelingen. 

Der  Vorschlag,    ein    neues  Vereinslokal    zu 
wählen,  wurde  bis  zur  nächsten  Sitzung  vertagt. 
I.A.:  F.  Schroeder. 


Deutsche  Gesellschaft  von  Freunden 
der  Photographie  xu  Berlin. 

(Schluss  von  Seite  1 1 2.) 

Ferner  teilt  Herr  Direktor  Schultz-Hencke 
mit,  dass  Herr  Jens  Lützen,  Passauerstr.  13» 
der,  wie  bekannt,  die  Vertretung  der  elektro- 
photochemischen  Industrie  übernommen  bat« 
um  die  Sache  einzuführen,  Probepakete  mit 
lichtempfindlich  präparierter  Seide,  Atlas,  Leinen, 
Sammet,  Holz  mit  25  pCt.  Rabatt  an  unsere 
Mitglieder  abgibt. 

Auf  Bitte  von  Frl.  v.  Daum  verliest  FrL 
Kundt  einen  Brief  von  Frl.  v.  Daum,  wonQ 
sich  dieselbe  lobend  über  die  Perutzscbeo 
Perorto-Platten  ausspricht.  Frl.  v.  Daum  ver- 
arbeitete Platten,  die  Frau  Prof.  Hartmann 
nach  chinesisch  Turkestan  mitgenommen  und 
wieder  zurückgebracht  hatte,  und  die  dort 
wiederholt  grossen  Temperaturschwankungen, 
Kälte  und  Hitze,  unterworfen  waren.  Frl. 
V.  Daum  zeigte  als  beste  Empfehlung  die  auf 
diesen  Platten  von  ihr  hergestellten  Auf- 
nahmen.  — 

Nunmehr  ergreift  Herr  Direktor  Schultz- 
Hencke  das  Wort  zu  einer  kurzen  Aus- 
führung über  den  für  den  Herbst  dieses  Jahres 
geplanten  Berliner  Salon.  Redner  weist  darauf 
hin,  wie  schwierig  es  ist,  in  Berlin  und  be- 
sonders jetzt  nach  dem  in  Angriff  genommenen 
Abbruch  der  Akademie  ein  geeignetes  Aus- 
stellungslokal zu  finden.  So  gelang  es  ihm  und 
Herrn  GOrke,  unter  Mitwirkung  des  Herrn 
Major  V.  Wester nhagen,  nach  vielen  Be- 
mühungen, die  Zustimmung  des  Präsidenten  und 
der  Direktion  des  Abgeordnetenhauses  für  die 
Veranstaltung  einer  Ausstellung  in  den  Räumen 
des  Abgeordnetenhauses  zu  erhalten.  Diese 
endgültige  Entscheidung  traf  aber  erst  vor  zwei 
Tagen  ein,  und  sind  die  beiden  geschäftsführen- 
den Herren,  Herr  GOrke  und  Herr  Schultz- 
Hencke,  der  Meinung,  dass  es  jetzt  nicht  mehr 
mOglich  sei,  bis  zum  Herbst  eine  AussteUuag 
vorzubereiten.  Sie  schlagen  deshalb  vor,  das 
geplante  Unternehmen  bis  zum  nächsten  Jahre 
zu  verschieben,  umsomehr,  als  dann,  wie  uns 
schon  versichert  worden  ist,  die  Räume  uns 
wieder  zur  Verfügung  stehen  sollen.  Der  Vor- 
schlag fand  einstimmige  Annahme. 

Zum  Schlüsse  wurde  noch  als  erste  Arbeit 
des  kommenden  Wintersemesters  ein  Kiu^us 
für  Herstellung  von  Projektionsbildem  im 
Atelier  des  Herrn  Jens   Lützen    beschlossen. 

Zur  Einführung  des  Kursus  wird  ein  ent- 
sprechender Vortrag  in  der  ersten  Oktober- 
sitzung stattfinden. 

Mit  dem  Wunsch  für  eine  angenehme  und 
photograpbisch    erfolgreiche    Ferienzeit    schloss 


116 


KLEINE  CHRONIK. 


Herr  Direktor  Schulz-Hencke  in  Vertretung 
des  Vorsitzenden  die  Versammlung. 

M.  Schmidt, 
Protokoll  -  Schriftfflhrer. 


Schlesische  Gesellschaft 
▼on  Freunden  der  Photographie. 

8.  ordentliche  Sitzung: 
Freitag,  den  20.  Februar  1903. 

Tagesordnung: 

1.  Aufnahmegesuch  des  Fräulein  Helene 
Lettgau,  Neue  Schweidnitzerstr.  11. 

2.  Geschäftliche  Mitteilungen. 

3.  Vortrag  des  Herrn  Peltz:  „Die  Inseln 
Bornholm  und  ChristiansOe"  (Skioptikon- 
Demonstrationen). 

4.  Herr      Kionka:      ^Demonstration      des 
Krebs  sehen  Zeitlichtes. 
Anwesend:  25  Mitglieder,  1   Gast 

Fräulein  Helene  Lettgau  wurde  als  neues 
Mitglied  einstimmig  in  den  Verein  aufgenommen. 
Hierauf  erledigte  der  Vorsitzende  einige  ge- 
schäftliche Mitteilungen  und  eröffnete  der  Ver- 
sammlung, dass  in  der  letzten  Vorstandssitzung 
beschlossen  worden  ist,  die  besten  Leistungen 
bei  der  Photographischen  Postkarten-Ausstellung 
durch  mindestens  6  Preise  auszuzeichnen. 
Gleichzeitig  gab  er  bekannt,  dass  das  Atelier 
vollständig  renoviert  ist  und  der  Vergrösserungs- 
Apparat  in  bester  Ordnung  sich  befindet. 

Nach  Verteilung  einiger  Offerten  erhielt 
Zeichenlehrer  Peltz  das  Wort  zu  seinem  oben 
angekündigten  Vortrage.  Er  führte  etwa  fol- 
gendes aus: 

Die  in  der  Mitte  der  Ostsee,  etwa  sechs 
Stunden  Dampferfahrt  von  Rügen  und  zwei 
Stunden  von  der  Schwedischen  Küste  entfernt 
liegende,  1 1  Quadratmeilen  grosse  dänische  Insel 
Bornholm  ist  heute  das  Ziel  so  manches  Reise- 
lustigen. Bietet  doch  die  Insel  ein  Stück  nor- 
discher Natur,  wie  sie  schöner  und  prächtiger 
kaum  gedacht  werden  kann.  Turmhohe,  mäch- 
tige Granitfelsen,  die  in  den  seltensten  For- 
mationen dräuend  über  dem  Meere  abhängen, 
oder  in  wild  zerrissenen  Klippen-  und  Schären- 
bildungen von  der  vernichtenden  Kraft  der 
Meeresbrandung  Zeugnis  ablegen,  begrüssen 
uns  gleich  zu  Anfang,  wenn  wir  mit  dem 
Dampfer  in  den  Hafen  von  Hammershus  ein- 
laufen. Und,  —  um  den  erhabenen  Anblick 
noch  vollkommener  zu  gestalten,  —  thront  auf 
hohem  Felsplateau  weithin  sichtbar  die  alt  ehr- 
würdige Schlossruine  Hammershus.  Redet  diese 
von  der  historischen  Bedeutung  dieses  Stück- 
chens Erde  und  von  der  Vergänglichkeit  alles 
Bestehenden,  so  erblicken  wir  nach  der  Land- 
seite zu  ein  tief  ausgedehntes    Tal,    Paradiestal 


genannt,  von  wunderbarer  Schönheit  mit  herr- 
lichen Laubpartien  und  Aussichten  auf  das 
Meer,  sowie  auf  die  zerklüfteten  steilen  Ufer, 
an  denen  die  Brandung  oft  haushoch  in  die 
Höbe  steigt,  um  mit  furchtbarem  Getöse  kopf- 
über wieder   zurück  in    das  Meer   zu  schlagen. 

Solche  Schären  und  Klippen  gibt  es  an  der 
Ost-  und  Westküste  mehrfach,  die  bedeutendsten 
sind  die  von  Hammershus,  Johns-Kapell,  Rand- 
klöveskaar  und  Helligdomcn.  Die  letzteren 
sind  die  grossartigsten  und  werden  von  Sommer- 
gästen —  da  auch  ein  g^tes  Hotel  dort  vor- 
handen ist  —  sehr  viel  besucht  und  zu  länge- 
rem Aufenthalt  gewählt.  Viel  besucht  werden 
auch  die  Felsenpartien  von  Randklöveskaar, 
d.  h.  Randspalte.  Wegen  der  Grossartigkeit 
und  Wildheit  der  Natur  ist  diese  Felsenschlucht 
einer  der  sehenswertesten  Punkte,  der  Be- 
wunderung und  Grauen  zugleich  erweckt.  Die 
Schlucht  ähnelt  an  einzelnen  Stellen  den 
Kletterpartien  in  Adersbach  und  Weckelsdorf 
in  Böhmen.  Oberhaupt  denke  man  sich  Aders- 
bach und  Weckelsdorf  ins  Meer  versetzt  und 
man  hat  ein  ungefähres  Bild  von  der  Erhaben - 
iieit  und  Grossartigkeit  dieser  Natur. 

Die  Bevölkerung  Bornholms  teilt  sich  in 
Ackerbauer  und  Fischer.  Die  ersteren  leben 
nicht  in  Dörfern,  sondern  es  hat  jeder  Land- 
mann seine  Wohn-  und  Wirtschaftsgebäude  in 
der  Mitte  seines  Besitzes  angelegt.  Man  findet 
daher  nur  einzelne  Höfe,  auch  keine  Gross- 
grundbesitzer und  keine  Dominien.  Da  es  im 
Innern  der  Insel  keine  Dörfer  gibt,  so  sind 
auch  keine  Wirtshäuser  vorhanden.  —  Die 
pischer  haben  an  den  Küsten  grössere  oder 
kleinere  Ansiedelungen  errichtet,  und  man  findet 
daher  sowohl  an  der  West-  als  auch  an  der 
Ostküste  kleinere  Dörfer  und  Städte.  Die 
grösste  und  zugleich  Hauptstadt  ist  Rönne  an 
der  Westküste.  Sie  besteht  durchweg  aus 
lauter  einstöckigen  Häusern,  welche  mit  einem 
roten  Fleischton  angetünscht  uiid  mit  Ziegeln 
gedeckt  sind. 

Der  einzige,  etwa  75  qkm  grosse  Wald  be- 
findet sich  in  der  Mitte  der  Insel,  und  er  bietet 
mit  seinen  Seen,  Felsenpartien,  Wiesenflächen 
und  Abgründen  des  Interessenten  so  viel,  dass 
kein  Reisender  versäumen  sollte,  denselben  zu 
besuchen.  Er  heisst:  Almindingen,  d.  i.  Allge- 
meinheit, und  hier  kommen  alljährlich  am 
2.  Pfingstfeiertage  fast  sämtiiche  Bornholmer  zu 
einem  grossartigen  Volksfeste  zusammen.  Ein 
grösseres  Hotel  mitten  im  Walde  auf  einer 
Anhöhe  an  der  schönsten  Stelle  erbaut,  macht 
mit  seinen  weiten  offenen  Hallen  den  Eindruck 
eines  kleinen  Lustschlosses,  welches  nur  dazu 
bestimmt  scheint,  der  Freude  und  der  Erholung 
zu  dienen. 

Als  verschlagene  Ausläufer  des  Bornholmer 
Granitgebirges    ist    die    19  km    entfernte    Insel- 


117 


KLEINE  CHRONIK. 


gnippe  ChristiansOe  zu  betrachten.  Sie  besteht 
aus  5  kleinen,  bis  zu  20  m  aus  dem  Meere  empor- 
ragenden Felseninseln,  von  denen  die  zwei 
grösseren  von  circa  170  Menschen,  meist 
Schiffern,  bewohnt  sind.  Sie  sollen  erst  im 
17.  Jahrhundert  dadurch  einigermassen  frucht- 
bar gemacht  worden  sein,  dass  Erdboden  mit 
Schiffen  von  Bornholm  aus  hingeschafft  worden 
ist.  Die  Wasserstrasse  zwischen  beiden  Inseln 
bildet,  besonders  da  sie  von  Norden  nach 
Süden  geht,  einen  vorzüglichen  und  natürlichen 
Hafen.  Die  Einfahrt  ist  jedoch  für  tiefgehende 
Schiffe  nicht  ungefährlich  und  für  Unkundige  nur 
mit  Hilfe  eines  Lootsen  möglich.  Die  beiden 
grösseren  Inseln,  früher  stark  befestigt,  sind 
durch  eine  Brücke  verbunden.  Es  ist  eine 
Schule,  ein  Wirtshaus,  eine  Lootsenstation,  ein 
Leuchtturm  und  ein  grösserer  Gesellschafts- 
garten vorhanden,  wo  zweimal  im  Jahre  Volks- 
feste gefeiert  werden,  zu  welchen  aus  Born- 
holm zahlreiche  Gäste  mit  Segelboot  und 
Dampfer  hinüberfahren. 

Die  45  höchst  malerisch  wirkenden  Licht- 
bilder, mit  welchen  der  Vortrag  illustriert 
wurde,  waren  nach  Naturaufnahmen  des  Vor- 
tragenden selbst,  des  Dr.  Soetbeer  in  Berlin 
und  des  Dr.  Riesenfeld  in  Breslau  ange- 
fertigt.  — 

An  den  Vortrag  schloss  sich  eine  kurze 
Debatte,  in  welcher  Dr.  Riesenfeld  darauf 
hinwies,  dass  erst  in  letzter  Zeit  der  Hass 
gegen  die  Deutschen  etwas  geschwunden  sei, 
früher  erhielt  man  auch  von  denjenigen,  welche 
deutsch  sprechen  konnten,  keinen  Bescheid. 
Peltz  warnte  vor  dem  Dampfschiff  „Born- 
holm",  das  früher  „Sequens"  hiess  und  nächstes 
Jahr  wahrscheinlich  wieder  einen  andern  Namen 
führen  wird.  Das  Schiff  sei  ein  enger,  alter 
Kasten  ohne  jede  Bequemlichkeit  und  einem 
grösseren  Sturm  wahrscheinlich  nicht  ge- 
wachsen. 

Hierauf  demonstriert  Kaufmann  Kionker 
das  Krebs  sehe  Zeitlicht.  Er  konnte  nach 
seinen  gemachten  Erfahrungen  dasselbe  warm 
empfehlen. 

Zur  Verteilung  kamen  eine  Menge  Flächschen 
mit  Brillant-Entwickler  inkl.  Pottasche.  Der 
Vorsitzende  ersucht,  die  Resultate,  die  nach 
seiner  Meinung  glänzende  sind,  in  einer  der 
nächsten  Sitzungen  mitzuteilen.         F.  Peltz. 


Freitag,  den  6.  März  1903: 
'  9.  ordentl.  Sitzung  im  Universitäts-Institut. 
Tagesordnung : 

1.  Aufnahmegesuch     des     Herrn     Georg 
Kringler,  Kfm;  Herrnstr.  7  a. 

2.  Geschäftliche  Mitteilungen. 

3.  Herr    Dr.    Riesenfeld:    „Die   Technik 
der  Vergrösserung"  (mit  Demonstration). 


4.  Kleinere  Mitteillungen. 

5.  Antrag  auf  Beschaffung  eines  Skioptikons 
in  der  Grösse  9: 12  für  Projektion. 

Anwesend  33  Mitglieder,  3  Gäste. 

Kfm.  Kringler  wird  als  Mitglied  aufgenommen. 

Um  den  in  den  letzten  Jahren  neu  ein- 
getretenen Mitgliedern  Gelegenheit  zu  geben. 
Vergrösseningen  von  Photographien  selbst  an- 
zufertigen, hielt  der  Vorsitzende  Dr.  Riescn- 
f  e  1  d  auf  allgemeinen  Wunsch  einen  orientierenden 
Vortrag  und  führte  nach  demselben  das  Ver- 
fahren praktisch  vor.  In  seinem  Vortrage 
besprach  er  zunächst,  von  der  einfachen  Camera 
ausgehend,  den  Vergrösserungsapparat  in  seinen 
einzelnen  Teilen,  dann  die  Lichtquelle,  die 
Dunkelkämmerlampe ,  den  weissen  Schirm  zum 
Auffangen  des  Bildes  und  die  verschiedenen 
Bromsilberpapiere,  welche  zu  Vergrösseningen 
benutzt  werden.  Nach  diesen  tbeoretisdien 
Erörterungen  gelangte  ein  Negativ,  an  welchem 
der  Vortragende  auch  das  Zurückhalten  bezw. 
Vorbelichten  einzelner  Stellen  zeigte,  zur  prak- 
tischen Verwendung.  Interessant  und  neu 
dürfte  vielen,  auch  geübten  Amateuren,  das 
Einkopieren  von  Wolken  gewesen  sein,  waches 
Dr.  Riesenfeld  mit  gewohnter  Meisterschaft 
ausführte. 

Der  Hitze  und  der  vorgerückten  Zeit  wegen 
schloss  sich  an  den  Vortrag  keine  Debatte  aa. 

Die  Beschaffung  eines  Skioptikons  wurde 
einstimmig  beschlossen  und  der  Vorstand  mit 
der  Anschaffung  beauftragt.  —  Nach  der  offi- 
ziellen Sitzung  war  gemütliches  Beisammensein 
im  Vereinslokal,  Rizzi-Bräu.  F.  Peltz. 


Freitag,  den  20.  März  1903: 

10.  ordentliche  Sitzung 

im  Vortragssaale  des  Kunstgewerbe-Museums. 

Tagesordnung : 

1.  Vortrag  des  Herrn  Hesekiel-Berfin: 
ifOber  das  Coxin.'  —  2.  Eröffnung  der 
Postkarten -Ausstellung  im  Vereinslokal  Rizzi- 
BrSu. 

Anwesend :  Im  Vortragssaal  mehr  als  Hundert 
Mitglieder  und  Gäste;  im  Vereinslokal  etwa 
30  —  40  Mitglieder. 

Am  heutigen  Tage  versammelten  sich  zahl- 
reiche Vereinsmitglieder  und  noch  zahlreichere 
Gäste  im  hiesigen  Kunstgewerbe -Museum,  um 
den  Vortrag  des  Herrn  Hesekiel  aus  Berlin 
über  »Das  Coxin*  zu  hören.  Der  Vortragende 
führte  ungefähr  folgendes  aus:  Es  handelt  sich 
um  ein  neues  Verfahren  zur  Entwicklung 
photographischer  Platten,  welches  die  Dunkel- 
kammer entbehrlich  macht,  da  es  bei  Tagest 
oder  Lampenlicht  ausgeführt  werden  kann 
Herr  Hesekiel  erörterte  zunächst  die  vieleriei 
Bemühungen,  die  schon  früher  zur  Erreichung 
dieses  Zieles   gemacht  worden    sind,   aber  sich 


118 


KLEINE  CHRONIK. 


sämtlich  als  unzulänglich  erwiesen  haben.  In 
der  Tat  scheint  nunmehr  durch  Anwendung 
des  sogenannten  Coxins  das  Problem  gelöst  zu 
sein.  Das  Coxin  stellt  eine  tiefrote  Flüssigkeit 
dar^  in  welche  die  zu  entwickelnde  Platte  zunächst 
auf  2  Minuten  gebracht  wird.  Da  dies  unter 
Lichtabschluss  geschehen  muss,  so  bedient  man 
sich  hierbei  eines  sogenannten  Wechselsackes. 
Es  kann  dies  ein  gewöhnlicher  Beutel  sein, 
jedoch  hat  Herr  H.zur  grösseren  Bequemlichkeit 
einen  solchen  construiert,  in  dessen  unterer  Bahn 
ein  Rahmen  mit  Deckel  eingefügt  ist,  welcher  auf 
die  Coziuschale  gelegt  und  durch  den  die  im  Sack 
der  Cassette  entnommene  Platte  vollständig  licht- 
sicher in  das  Coxin  gelegt  wird.  Der  Sack 
braucht  darauf  nur  abgehoben  zu  werden.  Auch 
existiert  eine  höchst  einfache,  wohlfeile  Vor- 
richtung, welche  an  den  Cassetten  angebracht 
'werden  kann,  die  es  ermöglicht,  durch  einen  Druck 
die  aus  der  Kassete  in  die  darunter  befindliche  Platte 
Coxinschale  fallen  zu  .lassen ,  sodass  hierdurch 
sogar  der  Wechselsack  überflüssig  wird.  Sobald 
sich  die  Platte  nun  im  Coxinbade  befindet,  ge- 
schehen alle  weiteren  Operationen  bei  Tages- 
licht. Man  bringt  nach  zwei  Minuten  die  Platte 
aus   der  Coxinschale  in  den  danebenstehenden 


Entwickler.  Darauf  spült  man  die  Platte  kurz 
ab  und  legt  sie  wieder  bei  TagesUcht  in  das 
Fixierbad.  Beim  Auswaschen  verschwindet 
dann  die  Färbung,  und  die  Farblosigkeit  ist 
gleichzeitig  ein  gutes  Kriterium  für  richtiges 
Auswaschen.  Das  Coxin  bietet  namentlich  dem 
Amateur  grosse  Vorteile  ohne  nennenswerte 
Unkosten,  da  das  gebrauchte  Coxin  weiter  zu 
verwenden  ist.  Das  Verfahren  wurde  bei  elek- 
trischem Bogenlicht  sogleich  praktisch  vorgeführt, 
und  Herr  Hesekiel  erntete  von  sehr  zahl- 
reichen Zuhörern  reichen  Beifall.  — 

Nach  dem  Vortrage  begaben  sich  die  Mit- 
glieder in  das  Vereinslokal,  um  die  dort>  ausge- 
stellten Ansichtspostkarten  zu  besichtigen.  Es 
waren  über  500  Stück  ausgestellt,  welche  Kfm. 
Schatz  in  übersichtlicher  und  geschmackvoller 
Weise  geordnet  hatte.  Die  Ausstellung  soll  vor- 
läufig intern  sein  und  erst  während  der  Osterf eier- 
tage dem  Publikum  zugänglich  gemacht  werden. 
Zu  diesem  Zwecke  ist  in  zuvorkommender  Weise 
vom  Breslauer  Magistrat  und  Direktor  der  Real- 
schule IL  die  Aula  der  genannten  Anstalt  be- 
willigt worden.  Die  6  besten  Arbeiten  sollen 
entsprechend  prämiiert  werden.  — 

F.  Peltz. 


Fragen  und  Antworten. 


Es  wäre  mir  üeby  wenn  Sie  mir  ein 
Kopierpapier  oder  eine  Papiersorte  angeben 
könnten  j  bei  deren  Anwendung  (unter 
sorgfäitiger  Beachtung  alkr  Vorschriften) 
man  sicher  sein  kann,  dass  die  Bilder 
später  keine  Flecken  bekommen^  resp,  nicht 
vergilben. 

Die  bisher  von  mir  gebrauchten  Papiere 
besitzen  die  erwähnte  wichtige  Eigenschaft 
nicht.  Nach  Verlauf  von  j  Jahren  sind 
mir  von  20  Bildern  circa  i  bis  j  fleckig 
geworden. 

Die  haltbarsten  Kopieen  liefern  die  Brom- 
silberpapiere und  zwar  insbesondere  die  mit 
stumpfer  (stärkehaltiger)  Bildschicht,  ferner  die 
Chlorbromsilberpapiere,  wie  z.  B.  Velox,  Tula, 
Dekko,  Lenta  etc.  (auch  hier  ziehen  wir  die 
stumpfen  Sorten  vor)  und  die  Platinpapiere.  Sehr 
haltbare  farbige  Bilder,  sofern  echte  Farbstoffe 
verwendet  worden  sind,  gibt  auch  der  Pigment- 
und  der  Gummidruck. 

Bitte  um  Angabe  eines  Leitfadens  für 


Mikrophotographie,  in  welchem  auch  die 
Aufnahmen  von  Spektren  und  dcts  Auf 
nehmen  im  polarisierten  Licht  berück- 
sichtigt ist. 

In  Kaiserling,  Lehrbuch  der  Mikro- 
photographie, Hnden  Sie  diese  Kapitel  vor- 
trefflichst behandelt. 

Ist  es  nötige  dass  nach  dem  Härten  von 
Chlorsilbergelatine '  Bildern  mittelst  5  bis 
lOpCt,  Formatin ,  dieselben  ausgewaschen 
werden,  und  wenn,  dank  wie  langet  Ist 
es  besser,  die  Härtung  vorzunehmen,  nach- 
dem die  Abdrücke  muh  dem  Weichen 
getrocknet  waren,  oder  können  sie  aus 
dem  letzten  Wasser  direkt  ins  Härtebad 
kommen? 

Nach  dem  Härten  sind  die  Bilder  kurz  zu 
wässern,  ca.  10  Minuten.  Das  Härten  nimmt 
man  direkt  nach  dem  Wässern  vor,  denn  je 
eher  die  Bilder  gehärtet  werden,  desto  weniger 
sind  sie  verletzbar,  und  das  will  man  doch  mit 
dem  Härten  bezwecken. 


119 


KLEINE  CHRONIK. 


Verschiedenes. 


Apparat  zur  Entwicklung  bei 
Tagesliclit. 

Die  Firma  C.  F.  Kind  er  mann -Berlin  zeigt 
an,  dass  sie  einen  transportablen,  handlichen 
Apparat  zur  Entwicklung  und  Fixierung  von 
Platten  bei  Tageslicht  oder  hellem  Lampenlicht 
in  den  Handel  bringt.  Es  werden  hier  durch 
einen  Schlitz  die  Plattem  in  einen  Kasten  (ver- 
mittelst einer  geeigneten  Kassette)  eingeführt, 
welcher  eine  Cuvette  mit  Entwickler-Lösung 
enthalt.  Die  Beobachtung  der  Entwicklungs- 
fortschritte geschieht  durch  angebrachte  rote 
Scheiben.  Nach  beendigter  Entwicklung  lässt 
man  das  Negativ  durch  eine  Vorrichtung  in  den 
Behftlter  mit  Fixierbad  gleiten. 


Aristogmat  F  :  5,5. 

Die  optische  Anstalt  von  Hugo  Meyer- 
Görlitz  hat  einen  neuen  Aristogmaten  von  der 
Öffnung  F  :  5,5  herausgebracht.  Derselbe  soll 
nach  den  Angaben  von  Dr.  Servus  vortreff- 
liche Schärfen  Zeichnung  geben,  ein  Instrument 
von  18  cm  Brennweite  soll  mit  voller  Öffnung 
eine  13Xl8^m  randscharf  auszeichnen.  Des 
weiteren  wird  mitgeteilt,  dass  der  Aristogmat 
keine  Spur  von  Astigmatismus  zeigt  und  sphä- 
risch und  chromatisch  gut  korrigiert  sei. 


Abbrennen  von  Magnesiumband. 

Zum  bequemen  Abbrennen  von  Magnesium- 
band- oder  Draht  wird  im  „Amat.  Photographer" 
das  Einklemmen  zwischen  die  Seiten  eines  alten 
Buches  empfohlen.  Das  Band  brennt  ruhig  bis 
zum  Rand  des  Buches,  ohne  dessen  Papier 
wesentlich  anzugreifen.  FQnf  oder  sechs  30 
bis  60  ein  lange  Streifen  so  eingeklemmt,  das 
sie  konvergieren  und  mit 'den  Enden  zusammen- 
gedreht, können  gleichzeitig  entzündet  werden 
und  geben  ein  äusserst  kräftiges  Licht.  Die 
so  improvisierte  Lampe  kann  an  beliebiger 
Stelle  und  Höhe  placiert  werden.  Ein  30  cm 
langer  Magnesiumdraht  brennt  ungefähr  zwölf 
Sekunden;  durch  Abschaben  des  Oxyds  mit 
dem  Messer  wird  das  Brennen  erleichtert. 
Wenn  auch  das  Papier  eines  geschlossenen 
Buches  nicht  so  leicht  Feuer  fangen  kann,  ist 
bezüglich  loser  Papfierblätter,  Vorhänge  oder 
Gardinen  grösste  Vorsicht  zu  beachten.  Wer 
mit  Magnesium  arbeitet,  sollte  stets  während 
des  Brennens  von  der  Flamme  wegblicken,  da- 
mit er  nach  Verlöschen  derselben  sofort  sehen 
kann,  wenn  sich  etwas  entzündet  hat. 

F.  L. 

Verkauf  alter  unbrauclibarer  Films. 

Wiederum  geht  uns  von  einem  Abonnenten 
die  Klage  zu,   dass   ihm  von  einem  Handlungs- 


hause Rollfilms  verabfolgt  seien,  die  sich  bei 
Öffnung  als  alt  und  verdorben  erwiesen;  das 
innere  Etikett  trug  die  Aufschrift  .zu  entmckelo 
bis  1.  Juni  1901!" 

Bei  dem  früheren  Fall,  welchen  wir  mitteüteo, 
war  das  Etikett  zur  Hälfte  abgerissen,  so  dass 
nur  die  Worte  stehen  geblieben  waren  ,2« 
entwickeln  bis".  —  Wir  können  dazu  nichts 
weiter  tun,  als  zu  empfehlen,  bei  Einkauf  von 
Films  stets  darauf  zu  achten,  dass  man  nidit 
«antike*  Ware  erhält.  Die  Handluagshäuser 
soUten  entschieden  ihre  Films-Bestftnde  unter 
bester  Kontrolle  halten,  denn  durch  Liefermig 
verdorbenen  Negativ-Materials  können  die  uh 
angenehmsten  Folgen  entstehen.  Films  haben 
nun  einmal  nicht  die  lange  Haltbarkeit,  welche 
die  Platten  besitzen. 


Eingesandt. 

Vielleicht  nehmen  Sie  Gelegenheit,  bei  den 
deutschen  Platten-  und  Papier-Fabrikanten  dahin 
zu     wirken,     ihre     Fabrikate     mit     hftrterer 
Gelatineschicht  herzustellen.     Man  kann  sich  in 
Europa  keinen  Begriff  machen,  wie  viel  Arger 
und  Verdruss  es  einem  bereitet,  wenn  man  den 
Sonntagmorgen  in  der  glühenden  Sonne  herum- 
gelaufen ist,  um  einige  Aufnahmen  zu  erhalten, 
und  diese  einem  des  Abends  von  den  Platteu  ab- 
laufen   wie    Butter,    Es    ist  deshalb  auch  nicbt 
zu  verwundem.  Wenn  sich  die  deutschen  Platten 
in  Indien    nicht    einführen;    wer    solche  einmal 
probiert  hat,    lässt  seine  Finger  davon  und  mit 
dem    Patriotismus    ist    es    aus.     Warum  sollten 
die    Deutschen    ihre    Platten   und  Papiere  nicht 
ebenso  hart  machen  können  wie  die  Engländer, 
deren  Platten  unverwüstlich   sind?     Wenn  die 
Deutschen  nur  wüssten,  welche  Unmassen  von 
Platten     und    Papieren    im     Osten    verbraucht 
werden,  dann  würden  sie  mehr  für  die  Tropen 
geeignete  Platten  fabrizieren. 

Rangoon,  den  6.  Juni  1903.      G.   Storz. 

Soweit  uns  bekannt  ist,  liefern  verschiedene 
deutsche  Fabriken  auch  Platten  mit  besonderer» 
für  die  Tropen  geeigneter  Emulsion.       Red. 


Geschäftliche  Mitteilungen. 

Ottomar  Anschütz -Berlin  hat  in  seinen 
Geschäftsräumen  in  der  Leipziger  Str.  116  eine 
Ausstellung  von  Vergrösserungen  auf  Bromsilbcr- 
papieTi  hergestellt  mit  deutschen  Materialien,  ver- 
anstaltet. Wir  empfehlen  den  Besuch  dieser 
interessanten,   103  Bilder  zählenden  AussteOung- 

Von  der  Firma  Unger  &  HofiEoiaxui-Dresden 
erschien  ein  illustriertes  Hilfsbuch  fQr  das  Be^ 
lichten  und  Entwickeln  der  ApoUo-Platten,  zu- 
gleich Festschrift  zur  Feier  des  25jährige]i 
Bestehens  der  Fabrik. 


120 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen   und  Antworten    —   Verschiedenes    —   Auastellungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Vereins  -  Nachrichten. 


Schlesische  GeseUschalt 
▼on  Freunden  der  Photographie. 

1 1 .  ordentliche  Sitzung :  Freitag,  den  3.  April 

im  Palast-Restaurant 

Anwesend:  26  Mitglieder,  3  Gäste. 

Tagesordnung. 

1.  Aufnahmegesuche: 

1.  Fräulein  Margar.  Rahmer, 

2.  Herr  Optiker  Adolf  Heidrich, 

3.  „      Apotheker  Julius  Kl  am  t, 

4.  „      Ingenieur  Max  Maus, 

5.  V      Rechtsanwalt    und    Notar   Karl 

Pavel, 

6.  „      KaufmannWilhelmReymann, 
sämtlich  in  Breslau  wohnhaft. 

2.  Geschäftliche  Mitteilungen. 

3.  Dr.   Riesenfeld:    ^Über    den    heutigen 
Stand  der  Ozotypie*  mit  Demonstrationen. 

4.  Kleinere  Mitteilungen. 

Nach  Eröffnung  der  Sitzung  begrüsste  der 
Vorsitzende,  Dr.  Riese nfeld,  die  zahlreich  er- 
schienenen Mitglieder  und  Gäste  im  neuen  Lokal 
und  erklärt,  warum  ein  Wechsel  desselben  not- 
wendig geworden  war.  Hierauf  werden  die 
oben  genannten  Herren  und  Frl.  Rahmer,  da 
kein  Widerspruch  erfolgt  ist,  als  neu  aufgenommene 
Mitglieder  vom  Vorsitzenden  herzlich  willkommen 
geheissen,  und  die  eingegangenen  Zeitschriften, 
F*reislisten  und  Korrespondenzen  zur  Einsicht 
ausgelegt.  Besonders  aufmerksam  macht  Dr. 
Riesenfeld  auf  die  Preisverzeichnisse  von 
Voigtländer  &  Sohn  und  Heinrich  Erne- 
mann-Dresden,  vormals  Herbst  &  Firl-Görlitz. 
Desgleichen  teilt  er  ein  Schreiben  des  Dr.  LQttke 
und  A  r  n  d  t-Wandsbek  mit,  worin  photographische 
Muster  zur  Probe  angeboten  werden,  und  schliess- 
lich ein  ebensolches  von  Dr.  Riebensahm  & 
Posseldt-Berlin  nebst  Proben  von  schwach- 
empfindlichem Entwicklungspapier  —  Riepos- 
Tardo  genannt  —  das  zur  Prüfung  an  die  tech- 
nische Kommission  abgegeben  wurde. 

Es  folgt  nun  der  angekündigte  Vortrag  über 
Ozotypie.  Der  Vortragende  erklärt  zunächst, 
dass  man  unter  Ozotypie  ein  in  der  photo- 
graphischen   Technik     angewandtes    Druckver- 


fahren verstehe,  welches  von  Th.  Manly  in 
London  erfunden  ist,  und  eine  Abart  des  Pig- 
mentdruckes darsteUt.  Da  dies  nur  sehr  wenig 
Amateiu'en  bekannt  sei,  habe  es  der  Vortragende 
auf  allgemeinen  Wunsch  unternommen,  das 
Druckverfahren  hier  praktisch  vorzuführen.  Er 
vergleicht  nun  die  Ozotypie  mit  dem  Pigmentdruck 
und  sagt  im  Weiteren,  dass  das  Wesentliche 
der  Ozotypie  darin  bestehe,  ein  sichtbares  Bild 
auf  ein  mit  ChromatlOsung  lichtempfindlich  ge- 
machtes und  mit  Gelatine  überzogenes  Papier 
auszukopieren ,  bis  die  Details  in  den  hohen 
Lichtern  sichtbar  werden  und  dann  in  ein  Pig- 
mentbild umzuwandeln.  Dies  geschieht  dadurch, 
dass  man  zunächst  das  auskopierte  Bild  in  kaltem 
Wasser  gut  wäscht,  bis  es  vollkommen  eben, 
d.  h.  ohne  WeUen  und  Beulen,  liegt  und  das 
Wasser  klar  bleibt.  Hierauf  legt  man  gewöhn- 
liches, nicht  lichtempfindlich  gemachtes  Pig- 
mentpapier in  ein  bestimmtes  Säurebad,  be- 
stehend aus  Wasser,  Eisessig  und  Hydrochinon 
und  bringt  dann  beide,  das  Bild  und  das  Pigment- 
papier, Schicht  auf  Schicht  aufeinander,  quescht 
leicht  an,  trocknet  mit  Fliesspapier,  bringt  das 
Ganze  dann  in  warmes  Wasser,  worauf  sich 
das  Pigmentpapier  abziehen  lässt.  Nach  diesen 
Manipulationen  entwickelt  man  —  da  das  sicht- 
bare Bild  nun  mit  dem  Pigment  überzogen  ist  — 
mit  heissem  Wasser  und  erhält  ein  ebenso 
schönes  und  durchgearbeitetes  Bild,  wie  beim 
Pigmentdruckverfahren.  Der  Vorteil  dieses  Ver- 
fahrens besteht  darin,  dass  dasselbe  nicht,  v(de 
beim  Pigmentdruck,  seitenverkehrte  Bilder  liefert, 
und  das  man  beim  Kopieren  das  Bild  beob- 
achten kann.  Der  interressante,  mit  grossem 
Beifall  aufgenommene  Vortrag  dürfte  viele 
Zuhörer  veranlassen,  der  Ozotypie  näher  zu 
treten. 

In  der  an  den  Vortrag  sich  anschliessenden 
Debatte  sprach  der  2.  Vorsitzende  Professor 
Dr.  Hager  dem  Vortragenden  den  Dank  der 
Versammlung  aus  und  betonte  den  grossen 
Wert  derartiger  praktischer  Vorträge.  Peltz 
wies  darauf  hin,  dass  in  den  Lehrbüchern  die 
Rezepte  für  Belichtungszeiten,  Mischungen  usw. 
oft  ungenügend  angegeben  seien,   und  er  bittet 


121 


KLEINE  CHRONIK. 


den  Vortragenden,  da  derselbe  in  allen  photo- 
graphischen Druckverfahren  eine  grosse  Übung 
habe,  seine  Erfahrungen  in  einfachen  Notizen 
oder  Rezepten  den  Mitgliedern  zugänglich  zu 
machen.  Kaufmann  Kionka  erinnert  an  das 
von  Artigue  in  Bordeaux  hergestellte  Pigment- 
papier, welches  zur  Entwicklung  nicht  auf  eine 
andere  Fläche  übertragen  zu  werden  braucht. 
Dieses  Papier  sei  unter  dem  Namen  „Charbon- 
Velours"  -  Papier  im  Handel  zu  haben  und 
liefere  hervorragend  schöne  Bilder  von  feiner 
kQnstlerischer  Wirkung.  Nachdem  noch 
Dr.  Riesenfeld  über  die  Belichtungszeiten,  die 
bei  der  Ozotypie  in  den  Lehrbüchern  immer  zu 
kurz  angegeben  seien  und  Kaufmann  Spindler 
über  die  hierzu  am  besten  zu  verwendenden 
Negative  gesprochen,  wurde  die  Debatte  ge- 
schlossen. 

Bei  Punkt  4  der  Tagesordnung  erinnert  der 
Vorsitzende  nochmals  an  die  Postkarten-Aus- 
stellung, welche  in  der  Zeit  vom  5. — 7.  April 
in  der  Aula  der  Realschule  11  auch  dem 
Publikum  geöffnet  sein  wird.  Es  wird  be- 
schlossen, ein  diesbezügliches  Referat  in  die 
hiesigen  Zeitungen  zu  bringen  und  die  Re- 
daktionen zu  ersuchen,  im  lokalen  Teile  auf  die- 
selbe besonders  hinzuweisen.  F.  Peltz. 


Zur  Einweihung  des  neuen  Vereinslokals 
im  Palast-Restaurant  hatten  sich  am  17.  April 
eine  Anzahl  Herren  und  auch  einige  Damen 
daselbst  zu  einem  solennen  Abendbrot  vei-- 
einigt.  Die  vorzüglichen  Speisen  und  Weine 
brachten  die  Gesellschaft  bald  in  (}ie  heiterste 
Stimmung,  die  noch  bedeutend  gesteigert  wurde 
als  unvermutet  —  Champagner-Pfropfen  knallten. 
Es  hatten  nämlich  die  bei  der  Postkarten -Aus- 
steUung  prämiierten  Herren  ihre  Preise  in 
„Sekt"  angelegt  und  denselben  in  liebens- 
würdigster Weise  allen  Tischgenossen  zur  Ver- 
fügung gestellt.  Auch  für  andere  Unterhaltung 
durch  Skioptikonbilder  hatten  die  Herren 
Schatz,  Spindler,  Kionka  und  Dr.  Riesen- 
feld reichlich  gesorgt.  Die  bei  Tafel  gehaltenen 
Reden  und  die  ungezwungene  herzliche  Gemüt- 
lichkeit bis  in  die  frühen  Morgenstunden  be- 
wiesen, dass  derartige  Festlichkeiten  viel  dazu 
beitragen,  die  einzelnen  Mitglieder,  besonders 
die  neu  eingetretenen,  sich  gegenseitig  näher 
zu  bringen.  Alle  Teilnehmer  gingen  mit  dem 
Empfinden  nach  Hause,  einen  recht  an- 
genehmen und  vergnügten  Abend  verlebt  zu 
haben.  F.  Peltz. 

Freitag,  den  1.  Mai  1903: 

12.  ordentliche  Sitzung. 

Tagesordnung: 

1.  Aufnahmegesuch :        Herr       Fabrikbesitzer 
Bruno  Bloch,  Herdain-Bohrauer-Chaussee. 

2.  Geschäftliche  Mitteilungen. 


3.  Antrag  des  Herrn  Peltz:  Die  Gesellschaft 
wolle  beschliessen,  im  Frühjahr  1904  doe 
öffentliche  Ausstellung  von  Arbeiten  ^irer 
Mitglieder  zu  veranstalten. 

4.  Herr  Wilborn:  Cber  Herstellung  von 
Papier-Negativen . 

5.  Herr       Peltz:.       Über        photographische 

Apparate. 
6.  Kleinere  Mitteilungen. 
Der  Vorsitzende,  Dr.  Riesenfeld,  bemerkt 
nach  Eröffnung  der  Sitzung,  dass,  da  kdn 
Widerspruch  erfolgt  sei,  Fabrikbesitzer  Bruno 
Bloch  als  neues  Mitglied  aufgenommen  worden 
ist.  Hierauf  gibt  er  den  Inhalt  der  eingegangenen 
Korrespondenzen  bekannt  und  legt  die  neuesten 
Zeitschriften,  Preisverzeichnisse  etc.  ver- 
schiedener Firmen  zur  gefl.  Einsicht  ans. 

Zu  Punkt  3  der  Tagesordnung  erhält  Zeichen- 
lehrer Peltz  das  Wort  zur  Begründung  seines 
oben  gestellten  Antrages.  Die  Bespredmog 
desselben  führte  eine  lebhafte  Debatte  unter 
den  Herren  Hager,  Schatz,  Wilboro, 
Kionka  und  dem  Antragsteller  herbei,  die  die 
Lokalfrage,  das  Format,  das  Dnickverfahreo, 
ob  Vergrösserungen  oder  nur  Originalaufnahmen 
zuzulassen  seien,  und  ob  die  Bilder  genhmt 
oder  ungerahmt  eingeliefert  werden  sollen,  zum 
Gegenstande  hatte.  Schliesslich  wurde  mit 
grosser  Majorität  folgender  Antrag  ange- 
nommen : 

«Die    Gesellschaft     von    Freunden    der 

Photographie  veranstaltet  im  Frühjahr  1904 

eine    öffentliche  Ausstellung    von  Arbeiten 

ihrer   Mitglieder,   jedoch    nur    bis    zu   dem 

Format  von  18X24  cm* 

Die    Lokalfrage    und    die    Ernennung   einer 

Jury  soll  späterer  Beschlussfassung  vorbehalten 

bleiben.    Der  Vorsitzende  wird  ersucht,  auf  der 

Einladung    für    die    nächste  Sitzung    diesen  Be- 

schluss  sämtlichen  Mitgliedern  bekannt  zu  geben. 

Hierauf   spricht    Herr    Bildhauer   Wilborn 

über:    „Herstellung  von  Papier-Negativen.*     Er 

führt  ungefähr  folgendes  aus: 

Wenn  man  eine  ^gute  Aufnahme,  eines 
schönen,  landschaftlichen  Motivs  z.  B.  gemadit, 
so  habe  man  sicher  auch  den  Wunsch,  das 
Bild  in  vergrössertem  Massstabe  zu  besitzen. 
Man  sieht  das  Motiv  vieUeicht  nie  wieder,  und 
wenn  dies  je  der  Fall  sein  sollte,  dann  doch 
nicht  mit  derselben  Umgebung,  derselben 
Staffage  etc.  So  können  Winterbilder  z.  B.  oft 
nur  ein  einziges  Mal  in  dieser  oder  jene 
Stimmung  vorhanden  sein  und  nie  wiederkdiren. 
Um  derartige  Aufnahmen  durch  verschiedene 
Druckverfahren,  Pigment,  Gummi,  Platin  etc., 
künstlerisch  weiter«  <  .auszugestalten,  seien  vor 
allen  Dingen  vergrösserte  Negative  erforderlich, 
da  'die  meisten  Aufnahmen  ja  nur  in  eincia 
Format  von  9X12  oder  13x18  cm  gemadit 
werden.      Die    Vergrösserung     auf    Glasplattca 


122 


KLEINE  CHRONIK. 


herzustellen,  wflre  zwar  aus  verschiedenen 
Gründen  zu  empfehlen,  aber  der  Kostenpunkt  sei 
ein  so  bedeutender,  dass  davon  abgesehen  werden 
mOsse.  Wilborn  empfahl  daher  das  Negativ- 
papier und  zwar  besonders  das  der  N.  P.  G.- 
Gesellschaft. Er'  besprach  die  Lichtempfindiich- 
keit  und  die  Behandlung  desselben,  welche 
durchaus  nicht  so  einfach  sei,  als  manche  viel- 
leicht glauben;  ebenso  erwähnte  er  empfehlend 
das  Schaeuffelensche  Papier,  das  er  aber 
nicht  bekommen  hätte.  Das  Bild  sei  am  besten 
mit  sehr  schwachem  Rodinal-Entwickler  — 
1  :  80  —  hervorzurufen,  und  es  sei  beim  Fixieren 
desselben  besonders  darauf  zu  achten,  dass 
keine  Luftblasen  entstehen.  Hierauf  besprach 
er  die  Herstellungswege,  welche  zweifach  sind. 
Erstens  kann  man  nach  dem  Originalnegativ 
ein  Diapositiv  anfertigen  und  dasselbe  dann  auf 
Bromsilberpapier  vergrössern,  wodurch  natürlich 
ein  Negativ  entsteht;  oder  man  vergrössert  das 
Originalnegativ  auf  Bromsilberpapier  und  erhält 
ein  positives  Bild.  Dieses  bringt  man  mit  einem 
anderen  Bromsilberpapier  im  Kopierrahmen  in 
Kontakt,  belichtet  entsprechend  lange  Zeit,  ent- 
wickelt und  erhält  dann  natürlich  ein  Negativ 
von  genau  derselben  GrOsse  des  Positivs.  Diese 
zwei  Wege  besprach  Wilborn  ausführlich,  und 
er  gab  dem  ersten  aus  verschiedenen  Gründen 
den  Vorzug.  Die  Debatte  zeigte  jedoch,  dass 
viele  Mitglieder  den  zweiten  Weg  besonders 
deshalb  für  den  besseren  halten,  weil  Fehler 
des  Originalnegativs  auf  dem  vergrösserten 
Positiv  durch  die  Retouche  sehr  leicht  zu  ent- 
fernen sind.  Besonders  wies  Schatz  darauf 
hin,  dass  jedes  andere  Bromsilberpapier  zur 
Herstellung  von  vergrösserten  Negativen  zu  ver- 
wenden sei. 

Kionka  hätte  gewünscht,  neben  den  vor- 
gezeigten Papiernegativen  auch  die  Diapositive 
zu  sehen,  um  beurteilen  zu  können,  wie  die- 
selben für  ein  gutes  Negativ  beschaffen  sein 
müssen;  er  fragt  an,  welche  Platten  der  Vor- 
tragende für  die  geeignetsten  hält.  Hierauf  er- 
widert Wilborn,  dass  nach  seiner  Meinung 
in  erster  Linie  die  Thomas-Diapositivplatten  zu 
empfehlen  seien,  neben  diesen  dann  noch  die 
Hertzka-Platten.  Mit  den  anderen  habe  er 
schlechte  Erfahrungen  gemacht.  —  Peltz  em- 
pfahl die  Weisbrodt-Platten.  —  Zur  Unter- 
stützung seines  Vortrages  hatte  Wilborn  sehr 
schöne  Pigmentdrucke,  Winterlandschaften  aus 
der  nächsten  Umgegend  von  Breslau,  ausgestellt» 
die  in  Blaugrün  recht  wirkungsvoll  gedruckt 
waren  und  noch  eine  eingehende  Besprechung 
fanden. 

Hierauf  hielt  Landschaftsmaler  Peltz  einen 
Vortrag  Ober:  ,, Photographische  Apparate."  Er 
teilte  dieselben  in  Hand-  umd  Stativcameras 
ein  und  besprach  bei  den  ersteren  besonders 
die    sogenannten    Magazincameras,    die    er   aus 


verschiedenen  hier  zu  weit  führenden  Gründen 
nicht  empfehlen  könne,  ebenso  könne  er  sich 
für  die  RoUfilmcameras  nicht  begeistern,  dagegen 
zolle  er  den  Klappcameras  grosses  Lob.  Sie 
seien  nach  seiner  Meinung  die  handlichsten, 
besten  und  sichersten  Apparate,  sowohl  fär  die 
Reise  als  auch  für  Spaziergänge  u.  s.  w.  Die- 
selben seien  in  neuerer  Zeit  derartig  vervoll- 
kommnet, dass  man  damit  wohl  nie  eine  Fehl- 
aufnahme machen  kann.  Die  Belichtungszeiten 
seien  bis  zu  Vioon  Sekunde  verstellbar  und  das 
Volumen  eine  äusserst  geringes,  das  Aussehen 
ein  hochelegantes.  Eine  solche  Camera  mit 
den  aller  neuesten  Konstruktionen  hatte  auf  vor- 
heriges Verlangen  die  Firma  Voigtländer  & 
Sohn  dem  Vortragenden  zur  Ansicht  und 
Demonstration  zur  Verfügung  gestellt. 

Von  den  Stativcameras,  die  der  Vortragende 
ebenfalls  nach  den  verschiedenen  Systemen 
besprach,  hielt  er  diejenigen  mit  doppeltem 
Bodenauszug  für  die  einzig  richtigen.  Der 
doppelte  Auszug  sei  deshalb  so  wichtig,  weil 
man  dann  auch  mit  der  Hinterlinse  des  Ob- 
jektivs Aufnahmen  machen  könne,  die  die 
Gegenstände  in  der  doppelten  Grösse  erscheinen 
Hessen.  Dazu  seien  freilich  S3rmmetrische  Ob- 
jektive erforderlich.  Stativapparate  waren  von 
KurtBentzin  in  Görlitz  ausgestellt,  die  wegen 
ihres  eleganten  Ausseren  und  der  praktischen 
Einrichtung  allgemeines  Lob  ernteten.  Als  be- 
sondere, wichtige  Neuerung  verdient  hervor- 
gehoben zu  werden,  dass  bei  einer  Camera  der 
Fokal  -  Schlitzverschluss  allseitig  um  seine 
optische  Achse  drehbar  ist  und  zwar  unabhängig 
von  der  Quer-  oder  Hochlage  des  Bildfeldes. 
Dadurch  ist  es- möglich,  von  seitlich  sich  schnell 
fortbewegenden  Objekten  unverzei-rte,  richtige 
Bilder  zu  erhalten.  Einige  Beispiele  erläuterten 
das  Gesagte.  —  Eine  weitere  Besprechung  er- 
fuhr die  Camera-Favorita  von  Bentzin,  die 
der  Vortragende  auf  seiner  letzten  Reise  benutzt 
und  die  sich  ausgezeichnet  bewährt  habe.  Sie 
ist  trotz  ihres  ausserordentlich  kleinen  Volumens 
doch  sehr  fest  und  stabil  gebaut,  die  Kassetten 
sind  nur  halb  so  voluminös  wie  Holzkassetten , 
die  Schieber  aus  Hartgummi  und  umlegbar,  und, 
was  noch  sehr  wertvoll  ist,  das  sogenannte 
Mutterstück  am  Cameraboden,  welches  zur  Be- 
festigung des  Stativs  dient,  ist  verschiebbar, 
wodurch  der  Schwerpunkt  immer  auf  die  Mitte 
des  Stativs  gebracht  werden  kann. 

In  der  an  den  Vortrag  sich  anschliessenden 
Debatte  wurden  hauptsächlich  die  Apparate 
mit  Hartgummi  -  Kassettenschiebern  besprochen, 
die  der  Vortragende  als  besonders  empfehlens- 
wert bezeichnet  hatte.  F.  Peltz. 


123 


KLEINE  CHRONIK. 


Deutsche  GeseUschaft 

von  Freunden  der  Photographie, 

Sektion  Steglitz. 

Sitzung  am  ^2.  Juni  er.  abends  8  Uhr 

im  Restaurant  Kaiserhallen. 

Vorsitzender  Herr  C.  Breuer. 

Vor  Eintritt  in  die  Tagesordnung  teilt  der 
Vorsitzende  mit,  dass  in  der  Ausstellung  von 
Scioptikonbildern  der  Deutschen  Gesellschaft 
am  15.  Juni  er.  die  Herren  Gebhardt  und 
Zschokke  ausgezeichnet  seien,  ersterer  mit  dem 
1 .  Preis  —  bronzene  Medaille  — ,  letzterer  durch 
ehrende  Anerkennung.  Unter  BeglQckwQnschung 
der  Prämierten  gibt  er  seiner  Freude  Ausdruck 
über  den  schönen  Frfolg  der  Sektion.  Ferner 
bringt  Herr  Breuer  eine  Erfindung  des  Drogisten 
Dankmar  Hermann,  Friedenau,  zur  Vorlage: 
ein  Stativ,  welches  vermittels  einer  Kette  äusserst 
sicher  an  Bäumen,  Stangen,  hohen  Steinen  usw. 
befestigt  werden  kann.  Nach  Erledigung  einiger 
interner  Punkte  der  Tagesordnung  erhält  das 
Wort  Herr  Oberingenieur  Brinkmann  zu  seinem 
Experimentalvortrage :  „Über  abziehbare  Pigment- 
folien, ein  neues  Kopiermaterial  für  den  Pigment- 
druck. *  Der  Vortragende  gibt  zunächst  einen 
kurzen  Überblick  über  das  Pigmentverfahren. 
Das  neue  Verfahren,  das  von  der  N.  P  G.  dem- 
nächst dem  Handel  übergeben  wird,  unterscheidet 
sich  von  dem  bisher  üblichen  dadurch,  dass  ein 
einmaliger  Übertrag  —  ohne  umgekehrte  Nega- 
tive —  bei  äusserst  sicherer  Arbeitsweise  seiten- 
richtige Bilder  liefert.  Der  doppelte  Übertrag 
fällt  demnach  fort.  Statt  des  Schichtträgers  von 
Papier  verwendet  die  N.  P.  G.  Celluloidfolien 
nach  einem  Patent  von  Rob.  Krayn.  Die 
Arbeitsweise  ist  folgende:  das  Chromieren  der 
Folien  geschieht  in  der  gewohnten  Form.  Die 
äusserst  dünnen  —  ca.  0,03  fftm  —  und  glas- 
klaren Folien  gestatten  aber,  und  darin  liegt  der 
grosse  Vorteil  dieses  Materials,  das  Belichten  von 
der  Rückseite,  ohne  dass  die  Schärfe  des  Bildes 
auch  nur  merklich  beeinflusst  wird.  Für  das 
Entwickeln  eignen  sich  besonders  weisse 
Porzellanschalen,  da  bei  der  vollen  Durchsichtig- 
keit der  Folien  das  Fortschreiten  der  Entwicklung 
in  einer  schwarzen  Schale  schwierig  zu  beurteilen 
ist.  In  diesem  Falle  prüft  man  die  Entwicklung, 
indem  die  Folie  auf  eine  weisse  Unterlage,  Papier 
oder  Milchglas,  gelegt  und  in  der  Aufsicht 
beurteilt  wird.  Die  bei  dem  bisher  üblichen 
Verfahren  zulässigen  Ausgleiche  von  unrichtigen 
Belichtungen  sind  auch  bei  den  Folien  möglich. 
Angenehm  ist  es,  dass  die  Folien  sofort  nach 
dem  fjntauchen  ins  Wasser  vollständig  plan 
liegen.  Das  Übertragen  erfolgt  wieder  in  der 
alten  Weise;  erstaunlich  ist  aber  hierbei  die 
Leichtigkeit  und  Sicherheit,  mit  welcher  sich  die 
Celluloidfolien  vom  Bilde  abziehen  lassen;  es  ist 
nur  darauf  zu  achten,  dass  das  Bild  vorher  voll- 


ständig trocken  war,  da  andernfalls  naturgemäss 
leicht  Teile  an  der  Folie  hängen  bleiben  können. 
Zum  Schutze  kann  man  aber  auch  die  Folie 
auf  dem  Bilde  belassen,  welches  dann  allerdings 
hochglänzend  ist;  derselbe  Hochglanz  ist  auch 
auf  dem  Übertragenen  Bilde  vorhanden,  er  ver- 
sehwindet aber  sofort  bei  dem  Härten  der  Schidit 
oder  auch  schon  beim  blossen  Elintauchen  in 
kaltes  Wasser.  Äusserst  einfach  gestaltet  sich 
die  Herstellung  von  Diapositiven,  da  hierbei  nur 
das  auf  der  Folie  entwickelte  Bild  zwischen 
zwei  Glasscheiben  gelegt  zu  werden  braucht, 
welche  dann  in  bekannter  Weise  durch  Klebe- 
streifen miteinander  verbunden  werden.  Auch 
der  Kombinationsdruck  ist  nach  dem  neuen  Ver- 
fahren leicht  und  sicher  auszuführen.  —  In  dem 
Dank  des  Vorsitzenden  an  den  Vortragenden 
gab  ersterer  seiner  Genugtuung  darüber  Aus- 
druck, dass  die  Sektion  den  Vorzug  habe,  die 
erste  Vereinigung  zu  sein,  in  welcher  dieses  ver- 
besserte Verfahren  zur  Vorführung  komme, 
durch  welches  die  stets  vorwärts  strebende 
N.  P.  G.  allen  Freunden  des  Pigmentdruckes  eine 
sehr  vereinfachte  und  äusserst  sichere  Arbeits- 
weise ermöglicht  habe.  —  Der  vom  Unterzeich- 
neten gestellte  Antrag  auf  Vertagung  bis  zum 
September  findet  mit  der  Massgabe  Annahme, 
dass  die  regelmässigen  Studienausflflge  weiter 
unternommen  werden  sollen.  Hierauf  schhesst 
der  Vorsitzende  die  Sitzung  mit  den  besten 
Wünschen  für  erfolgreiches  Arbeiten  während 
der  bevorstehenden  Reisezeit. 

LA:  P.  Gebhardt 


Amatetir-Photographeii- Verein 
Biberfeld. 

Vorsitzender:  Herr  R.  Gesser. 

Projektionsabend    am  2.  Juli  1903  im  Vcreins- 

lokal  „Deutscher  Kaiser*. 

Der  V.  f.  A.  Ph.  hatte  für  Donnerstag,  den 
2.  Juli  einen  Projektionsabend  angesetzt,  um  u.  a. 
Projektionen  mit  stereoskopischer  Wirkung  vor- 
zuführen. Herr  Gesser,  der  an  Stelle  des 
plötzlich  erkrankten  Herrn  Süss  das  Referat 
übernommen  hatte,  begrüsste  die  Anwesenden 
und  brachte  eine  kurze  Einführung  in  die  Ge- 
schichte der  Bestrebungen,  die  projizierten  Bilder 
auf  der  Leinwand  körperlich,  plastisch  zur  Dar- 
stellung zu  bringen. 

Diese  Versuche  datieren  seit  dem  Jahre  1868. 
Vorschläge  und  Vefsuche  nach  dieser  Richtung 
machten  ohne  besondern  praktischen  Erfolg  der 
Franzose  d' AI  meide  und  1881  der  bekannte 
Photograph  und  Schriftsteller  Schnauss.  Erfolge 
hatte  erst  das  Verfahren  von  Anderton.  Dieses 
Verfahren  besteht  darin, dass  man  die  zwei  stereo- 
skopischen Projektionsbilder  durch  zweiApparate 
auf    die   Wand    wirft  und  sie  hier  durch  dne 


124 


KLEINE  CHRONIK. 


Prismenbrille  (70°)!  betrachtet.  1897  erregten 
derartige  Bilder  auf  der  Natur forscherver Sammlung 
in  Braunschweig  berechtigtes  Aufseben 

Unserem  Verein  war  nun  durch  den  ver- 
dienten Kunstphotographen  und  Amateur  Herrn 
Max  Petzold  in  Chemnitz  ein  Verfahren  an- 
gegeben worden,  mit  dem  Projektionsbilder  mit 
körperlicher  Wirkung  auf  einer  Platte  mit  ver- 
hältnismässig geringer  Mühe  hergestellt  und 
natürlich  mit  einer  Projektionslampe  mit  Hilfe 
einer  leichten  (7  °)  und  bUligen  Brille  (25  Pf.) 
zur  Darstellung  gebracht  werden  können.  Das 
Verfahren  von  d*  AI  meide  ist  von  Herrn 
Petzold  derartig  vereinfacht  worden,  dass  jeder 
einigermassen  geschickte  Amateur  imstande  ist, 
Stereo-Diapositive  herzustellen.  Es  würde  zu 
weit  führen,  die  Anfertigung  der  Diapositive  hier 
zu  beschreiben.  Es  ist  dies  umsoweniger  not- 
wendig, als  Herr  Petzold,  der  überdies  die 
Anfertigung  derartiger  Diapositive  für  geringen 
Preis  übernimmt,  den  Interessenten  gerne  mit 
Gebrauchsanweisung  und  Verkauf  der  ihm  ge- 
schützten Farblösungen  und  Brillen  an  die  Hand 
geht.  Das  Verfahren  besteht  kurz  darin,  dass 
zwei  stereoskopische  Bilder  auf  eine  ausfixierte, 
gewöhnliche  (ev.  auch  gebrauchte  und  dann 
ausgesilberte)  Bromsilberplatte,  die  mitBicbromat- 
lösung  sensibilisiert  ist,  in  Grün  und  Rot  über- 
einander gedruckt,  projiziert  und  durch  farbige 
Brillen  betrachtet  werden. 

Es  wurde  nun  eine  stattliche  Anzahl  der- 
artiger von  Herrn  Petzold  hergestellter  Bilder, 
unter  denen  sich  auch  einige  befanden,  die  von 
den  Mitgliedern  Herren  Gesser  und  Süss  an- 
gefertigt waren,  vorgeführt.  Die  Bilder  bedürfen 
einer  sehr  starken  weissen  Lichtquelle,    da  die 


farbigen  Brillen  viel  Licht  verschlucken.  Ein 
Mitglied  unseres  Vereins,  Herr  Bern  er,  hatte 
seinen  Apparat  mit  elektrischem  Bogenlicht  zui 
Verfügung  gestellt  und  so  den  Erfolg  nach  dieser 
Seite  gesichert.  Bekanntlich  erzielen  alle  stereo- 
skopischen Bilder,  die  Femsichten  darstellen,  nur 
im  Vordergrund  eine  plastische  Wirkung.  Die 
Stereo-Projektionsbilder  dürfen  darum,  wenn  sie 
ihrem  Zweck  entsprechen  sollen,  nur  Vorder- 
grundbilder sein.  Die  nach  dieser  Beschränkung 
angefertigten  Bilder  überraschten  durch  ihre 
wunderbare  Plastik.  Der  lebhafte  Beifall,  der 
den  Vorführungen  gezollt  wurde,  dankte  nicht 
allein  dem  Verein,  sondern  auch  Herrn  Petzold 
für  eine  derartige  neue,  überraschende  Dar- 
bietung. 

Nach  einer  kurzen  Pause  wurde  darauf  eine 
Reihe  gewöhnlicher  d.  h.  einfacher  Bilder,  die 
unsere  Mitglieder  aufgenommen  hatten,  vor- 
geführt. Mit  einem  warmen  Apell  an  die  Er- 
schienenen, sich  einem  photographischen  Verein, 
soweit  es  noch  nicht  geschehen,  anzuschliessen, 
schloss  der  Vorsitzende  den  Abend,  der  uns 
jedenfalls  viel  Freunde  brachte. 

Der  Schriftführer:  Rektor  Kiekert. 


In  Nagy-Värad  ist  ein  Liebhaber-Photo- 
graphen-Verein gegründet  worden.  Zum  Präsi- 
denten wurde  Herr  Notar  Michael  Mezey, 
zum  I.  Schriftführer  Herr  Eduard  Hausliaa, 
zum  Kassierer  Herr  Paul  Strohmayer  ge- 
wählt.   

Die  Photographische  Vereinigung  in 
Aachen  hat  die  Photographischen  Mitteilungen 
zu  ihrem  Vereinsorgan  gewählt. 


Fragen  und 


(7/^/  «  ^in  Verfahren^  um  von  Nega- 
tiven direkt  wieder  Negative  zu  erhaltend 

Hierzu  existieren  verschiedene  Verfahren, 
wir  empfehlen  Ihnen  dasjenige  von  Eder  und 
Pizzighelli.  Näheres  darüber  ßnden  Sie  in 
jedem  Lehrbuch  der  Photographie,  u.  a.  in 
Vogels  Taschenbuch  d.  Photographie,  11.  Aufl., 
Seite  219. 

Ich  habe  früher  meine  Architektur- 
aufnahmen  auf  Albuminpapier  kopiert^  bin 
cLÖer  dann  zu  Celloidinpapier  übergegangen^ 
da  es  schneller  arbeitet  und  das  Tonen  und 
I*ixieren  zusammen  vorgenommen  werden 
kann.  Das  Celloidinpapier  gibt  mir  aber 
oft  in  den  dunklen  Teilen  nicht  soviel  De- 
tails heraus,  wie  ich  es  mit  dem  Albumin- 
papier  bekomme.    Kann  man  das  Albumin- 


Antworten, 

papier  nicht  auch    in  einem   Tonfixierbad 
tonen? 

Jawohl,  für  das  Dresdner  haltbar  gesilberte 
Albuminpapier  wird  z.  B.  nachfolgendes  Ton- 
fixierbad gegeben: 

Wasser SQO  ccm 

Fixiernatron 100^ 

Kristallisiert,  essigsaures 

Natron 8  „ 

Bleinitrat 8  „ 

Ammoniumchlorid  ...       25  „ 
Citronensaures  Kali  .    .       20  „ 

Citronensäure 5  , 

1  proz.  Goldchloridlösung      25  ccm 
In    dieses   Bad    können    die   Kopien    direkt 
ohne  Vorwässerung  gebracht  werden.     Sic  ver- 
bleiben darin  so  lange,  bis  sie  den  gewünschten 
Ton  zeigen. 


125 


KLEINE  CHRONIK. 


In  Heft  JS,  igoj  der  >Photogr,  Mit- 
teilungen t  besprachen  Sie  unter  ^Kleine 
Mitteilungen^  Feitzingers  Exponomtter, 
Da  ich  mir  einen  solchen  kommen  lassen 


möchte^  bitte  ich  hofliehst  um  Angabe 
genaueren  Adresse, 

Heinrich  Feitzinger,  Wien  VTI.,   Mj 
hüfer  Str.  8. 


Verschiedenes. 

Grüntonung  von  Chlorbromsilber-  „Wöchentliche  Übersicht",  das  Oi^an  der  Wdt- 

koplen«  ausstdlungsledtung,    meldet,     derartig    zahlreich 

r*      j-      i-  *  ^                       r-Li    u         -iv  aus    allen  Teilen    der   Welt    eingegangen,  dass 

Für    die    Grüntonung    von   Chlorbromsilber-  "^^     " 

, .,,            ...       „,    ^          1-     XT        «    c  1       j  <^er  Platz  vollkommen  vergriffen  ist    Es  handelt 

bildern  wird  in  „Photographic  News     folgende  * 

..        ,    ..^          .  sich  jetzt  nicht  mehr  darum,  AussteDungsgegen- 

Vorschrift  gegeben:  t    ,       ^      ^^             ,       ,    ,*         — ©-»^ 

^             .                          ,  stÄnde  für  den  Platz  zu  beschaffen,  sondern  es 

lOproz.    Lösung    von    Uran-  .   .            ,.,,.                                , 

wird    sorgfältig    erwogen    werden    müssen,    lo 

..........  welcher  Weise  man  den  Bestellungen  auf  Platz 

^.  mit  den  vorhandenen  Rflumlichkeiten  wird  Ge- 
saurem      Eisenoxyd  -  Am-  ^        .  .           ,^               -.          .  ^  ^       ,          , 
•^                      „  nüge    leisten    können.      Dass   jetzt    schon    der 

monium 25     -  rr  .         ,         .                             .        , 

Zeitpunkt    eingetreten   ist,    in    dem    es    keinen 

lOproz.    Lösung    von    rotem  oi  *  «u    n        •     ^       a       ♦  n            -u*     -^      • 

^.    ,              ,  Platzüberfluss  in  der  Ausstellung    gibt,   ist    ein 

Blutlaugensalz 50     „  „        .      ,        ,.                               ^.      ,.  \       ^  -, 

^  ,                        .     .^  ^  .,  Beweis    für    die    ganz    ausserordenthche    Tcil- 

Salpetersfiure    mit    10  Teilen  ^         ^                 .      »^  ,           ,.          .• 

nähme  der  gesamten  Kulturwelt  an  dieser  Aus- 
Wasser verdünnt    ....         50     -  „                ,  ,        ,                         ™ 
--_                                                   *nnrk  Stellung,    welche    den    grössten  Platz   zur  Ver- 

*  fügung    gehabt    hat,    den    jemals     eine    Welt- 
ausstellung aufzuweisen  hatte.     Die  Ausstellung 

Nvctol.  ^^    Philadelphia    bedeckte    236  Acres    amerika- 

C-.      ,        D  uiM    *•         j         T     j     •       i_  nischen  Masses:    die  Pariser  Ausstellung   1900 

beit     der    Publikation     des     Ludwig  sehen  '                                            ^ 

Coxin-Entwickler»   erscheinen    fast   aUwöcbent-  '"''"*  ^^  ^""^    '^•'    Columbia-AussteUung   in 
lieh    neue  Mittel   zur  Entwicklung   der   Platten  ^'"^^  ^^   ^^  ^"""''    *"'  WdUussteUung 
bei  Tageslicht.      Von  Reche   wird    unter   der  '"  ^'-  ^°"'"    *""    ^'°  '^^"""    ''""  ^^  *""^ 
Marke    Nyctol    ein    Entwickler   in   den  Hai,del  ""^  Verfügung.     Die  Baukosten    für   die    letzte 
gebracht,    welcher    keinen    Farbstoff   enthalten  ^'"^"^  WelUussteUung   betrugen    36  MilUonen 
soU   und  dennoch  bei  voUem  GasglOhlicht  usw.  ^"^'    "*'*  '^°''*'"    ''"'   <^'=  Stauung   der   Ge- 
ru  arbeiten  gestattet.    -    Wir   haben   jetzt  so  ''*'"'*  """*  die  HersteUung  des  gesamten  Plattes 
viele  Tageslicht-Entwickler,  jeder  soll  stets  aUe  '"  ^'-  ^°"'"    erforderten    120  Millionen    Mark, 
anderen  an  Vorteilen  übertreffen,   so  dass    der  ^  ^"'''''°*'  "*'  "^  ^'*  AussteUung  nicht  nur  iu 
Amateur    garnicht    mehr    recht     wissen    wird,  ^""«  *"'  ^''^^^  ""''  Reichhaltigkeit,   sondern 
welchem  Verfahren  er  sich  zuwenden  soll  und  »"'=''  '"  ^""^  »"'  '^'^  Teilnahme  der  gesunten 
schliesslich    bei   der   alten    Dunkelkammer    mit  Kulturwelt  die  grösste  sein  wird,  welche  jemals 
bewahrter  roter  Scheibe  verbleibt.     Oder  sollte  '°  ^"'"  gesetzt  worden  ist. 
es  wahr  sein,   wie  wir  kürzlich  in   einem  Ver-  —    —  - 
einsprotokoll  lasen,  dass  ein  solcher  Tageslicht- 
entwickler eine  Platte  klarer    als  bei  bestem  Geschäftliche  Mittellimg^eil. 
Rubinlicht  entwickelt!!  Eingegangene   Prospekte,    PreUlisten   etc.: 

~  F.  Welsbrod  &  Co.  -  Frankfurt  a.  M.,  Preis- 

Ausstellung^S-Nachrichten.  liste  über  Platten. 

Weltausstellung    in   St.   Louis.    Die  Be-  C.  A.  Steinheil  Söhne,  Broschüre  über  die 

Stellungen  auf  Ausstellungsraum    sind,    wie    die  „Alto-Stereo-Quart* -Camera. 


126 


INHALT:     Vereine-Nachrichten    —    Fragen    und  Antworten    —    Verschiedenes    —    Ausstellung &* 
Nachrichten   —  GcschäTtUche  MitleUungcn. 


Vereins  -  Nachrichten» 


Schlefiische  Geaellsctiaft 

von  Freunden  der  Photographie, 

Breslau. 

Letzte  Sitzung  vor  den  Ferien, 
Tagesordnung: 

1.  Geschäftliche  Mitteilungen. 

2.  ,Rom     und     der     Vatikan*    Skioptikon- 
Demonstration. 

3.  Kleinere  MitteÜuogen. 

In  der  heutigen  letzten  Sitzung  vor  den  Ferien 
führte  Dr.  Riesen  fei  d  eine  Menge  Lichtbilder 
csius  Rom  und  dem  Vatikan  den  zahlreich  er- 
schiepencn  Mitgliedern  und  Gasten  vor.  Bald 
war  es  ein  bewege s  Strasse nbild^  bald  das 
Innere  einer  Kirche,  hajd  die  herrlichen  Ge- 
lOÄlde  und  Skulpturen  der  Renaissance,  bald 
ein  idyllisches  Platzchen  in  den  wundervollen 
Parkanlagen  der  Villa  Farne  sina,  bald  die 
KTossartige  Architektur  der  Peterskirche,  bald 
Überreste  lAnjE^at  vergangener  Zeiten  des  Forum 
romanum,  welche  die  Zuschauer  uorf  -HOrer 
ij3  hohen  Grade  fesselten.  Wenn  auch  alle 
-diese  Herrhchkeiten  nur  ala  Licbtbüder  gesehen 
wurden,  so  fühlte  sich  doch  jeder  durch  den 
die5,elhen  begleitenden  sehr  interessaßtcn  Vor- 
trag im  Geiste  in  die  »Siebenhügelstadt*  selbst 
versetzt,  und  er  sah  den  Apollo  von  BelvederCj 
^ie  Laokoongruppe,  die  Pieta,  den  Moses,  die 
Sixtimscbe  Kapelle  mit  ihren  Wandgemälden, 
die  Loggien  Rafaels  u.  a.  m-  mit  ganz  anderen 
Augen  AHj  als  wenn  diese  KunstdenkmSJer  al^ 
Reproduktion  tn  Museen  und  Schulen  betrachtet 
werden.  Gerade  das  Plastische  der  Photo- 
graphie, begleitet  von  dem  Umstände,  dass  die 
Bilder  in  völliger  Dunkelheit  betrachtet  und 
interessant  erläutert  werden,  bringt  uns  im 
Geiste  die  Wirklichkeit  sehr  nahe.  Es  wörde 
-ZU  weit  führen,  alle  die  herrlichen  Sachen  auf- 
zuzählen, die  die  etwa  30  —  60  Latern bilde r 
zeigten,  aber  darauf  möge  noch  hingewiesen 
werden,  dass  derartige  Lichtbild  vortrage  nicht 
nur  für  einen  Verhältnis smässig  kleinen  Kreis 
bestimmt  sein,  sondern  vielmehr  dem  grossen 
Publikum  zugänglich  gemacht  werden  sollten. 
Jetzt    beginnt    der  Sommer,    da  werden  wieder 


Hunderte  von  schönen  Motiven  von  den  Mit- 
gjiedcrfi  auf  Reisen  und  in  Sommerfrischen,  an 
der  See  und  auf  hohen  Bergen  gesarameU* 
Möchten  diese  Schätze  nicht  verbolzen  bleiben 
in  der  photogrnphischen  Mappe  oder  Dunkel- 
kammer der  einzelnen  Mitglieder,  sondern  im 
nächsten  Winter  viele  Herzen  erfreuen  uod  er- 
quicken* 

An  diesen  Skioptikon- Vortrag  schlössen  sich 
noch  einige  recht  interessante  und  originelle 
Lichtbilder  des  Kaufmann  Zadek  aus  dem 
Zirkus  Busch  an,  welche  die  Zuschauer  in 
recht  heitere  Stlrnmung  versetzten. 

Zum  Schluss  wurde  für  Freitag  den  22,  Mai^ 
Nachmittag,  ein  allgemeiner  Ausflug  nach  der 
sogenannten  pWeiberkränke"  bei  Lissa  he* 
schlössen^  zu  welchem  Herr  Equii>agenbesitzer 
Zadek  die  Wagen  zu  stellen  sich  erboten 
hatte.  F.  Peltz. 

Verein  für  Amateur-pPhotographle 
zu  Hannover. 

Ordenüicbe  Hauptversammlung 

Montag,  den  15-  Juni  1903. 

Vereinslokal :    |»Zu  den  vier  Jahreszeiten'. 

Der  von  seinem  Urlaub  zurückgekehrte  Vor- 
sitzende Alfred  Fuhrmann  eröffnet  um  9  Uhr 
die  Versammlung*  Das  Protokoll  vom  18.  Mai 
wird  verlesen  und  genehmigt. 

Herr  Kgl.  Musikdirigent  Carl  Merkel  vrird 
als  Mitghed  einstimmig  aufgenommen  und  Herr 
Fabrikant  Hasseraann  und  Herr  ZahnkOn stier 
Wassmann  angemeldet. 

Darauf  erteilt  der  Vorsitzende  Herrn  Lübke 
das  Wort  zu  seinem  Vortragt  »Die  Entstehung 
und  Fertigstellung  des  Kobledrucks". 

Nach  einer  eingehenden  Besprechung  der 
historischen  Entwicklung  des  Kohledruckes  geht 
der  Redner  auf  das  Wesen  des  Pigment* 
Verfahrens  in  Theorie  und*  Praxis  näher  ein 
und  erläutert  den  chemischen  Vorgang  beim 
Kopieren  und  Fertigstellen  des  Papicres.  Die 
Scnsibilisimng  und  das  Kopierverfahren  werden 
eingehend  erläutert  und  besonders  die  Not* 
wendig keit  der  Obcrtragung  begründet.    Die  an 


\21 


KLEINE  CHRONIK. 


.1 


der  Tafel  gezeichneten  Schemata  tragen  wesent- 
lich zum  Verständnis  der  ziemlich  verwickelten 
Vorgänge  bei.  Bezugnehmend  auf  die  prak- 
tische Vorführung  des  Pig^entsverfahrens  in 
der  vorigen  Sitzung,  gibt  Herr  Lflbke  genaue 
Angaben  für  die  Herstellung  von  Kohlebildern 
und  fahrt  einige  Apparate  zur  Bestimmung  der 
Kopierzeit  vor.  Allseitiger  Beifall  lohnt  den 
Vortragenden  für  seine  interessanten  Aus- 
führungen. An  der  auf  den  Vortrag  folgenden 
Diskussion  beteiligt  sich  Herr  Fuhrmann. 

Darauf  folgt  eine  Besprechung  über  die  An- 
schaffung einer  Sammelmappe.  Im  Namen  der 
Kommission  schlägt  Herr  Kirsten  dem  Verein 
vor,  drei  verschiedene  grosse  Kasten  zur  An- 
legung einer  Bildersammlung  anzuschaffen.  Herr 
Heiler  hält  diese  Anordnung  nicht  für  prak- 
tisch und  empfiehlt  für  jedes  Format  einen  be- 
sonderen Kasten  anzulegen.  Herr  Dipl.-Ing. 
S  c  h  ö  n  i  a  n  bittet,  der  Kommission  die  Erledigung 
der  Angelegenheit  zu  überlassen.  Der  Ansicht 
schliesst  sich  Herr  Kirsten  an.  Die  Erledigung 
wird  der  Kommission  überwiesen. 

Im  Auftrage  von  Herrn  Rosenthal  Ober- 
gibt der  Vorsitzende  dem  Verein  mehrere  Bilder, 
die  Charakterkopfe  darstellen.  Die  ausge- 
zeichneten Aufnahmen  finden  allseitige  An- 
erkennung. Herr  Oberpostsekretär  Kruse  und 
Herr  Rosenthal  übersenden  dem  Verein 
Grüsse  von  ihrer  Sommerreise.  Der  Vorsitzende 
spricht  beiden  Herren  für  ihr  warmes  Interresse 
den  Dank  des  Vereins  aus. 

Herr  Fuhrmann  berichtet  über  seine  Ver- 
suche mit  den  Platten,  die  dem  Verein  zur  Ver- 
fügung gestellt  sind. 

Eingegangen  sind:  Prospekte  von  Liese- 
gang-Düsseldorf,  Aristopapier  von  der  Dresd- 
ner Albuminpapierfabrik,  Farbenplatten 
und  Diapositivplatten  von  Jobs.  Sachs  &Co., 
Berlin,  und  von  Unger& Hoffmann,  Dresden, 
ferner  Prospekte  der  Firma  F.  A.  Bern  er, 
Optische  Anstalt  in  Hagen  (Westf.)  und  von 
Dr.  Ludwig  Ellon  Sc  Co.,  Seegefeld- Berlin, 
Aristopapier  von  Albert  Peltzer,  Wickradt 
(Rhld.),  Mattpapier  „Tanne*  von  Dr.  A.  Kurz, 


Wernigerode,  und  Prospekte  von  Heinrich 
Billig,  Hamburg.  —  Ferner  hat  die  Krusescbe 
Buchhandlung  dem  Verein  verschiedene  photo- 
graphische Lehrbücher  iur  Ansicht  flbersaodt, 
von  denen  auf  Antrag  des  Herrn  Fuhrmano 
ein  Werk  über  Pigmentdruck  für  die  Vereins- 
bibliothek angekauft  werden  soll. 

Mit  Rücksicht  auf  das  Anfang  Juli  statt- 
findende Bundesschiessen  wird  beschlossen,  die 
erste  Juli-Sitzung  ausfallen  zu  lassen  und  dafflr 
am  20.  Juli  die  Hauptversammlung   abzobalteii. 

Herr  Lüttgens,  der  Hannover  verlisst, 
wird  auf  Antrag  des  Vorstandes  zum  amser- 
ordentlichen  Mitglied  ernannt,  in  Anerkennoo^ 
seines  regen  Interesses  für  den.  Verein. 

Herr  Heiler  zeigt  seine  Resultate,  die  er  mit 
dem  Spezialpapier  „Extra -Hart'  voo  Dr. 
Lüttke  &  Arndt,  Hamburg -Wandsbek,  be- 
kommen hat  und  berichtet  über  seine  Versuche 
damit. 

Herr  Kirsten  berichtet  über  die  Behand- 
lung von  Negativen,  die  Gelbschleier  zeigen 
und  empfiehlt  zur  Beseitigung  des  Schleiers  die 
Anwendung  von  Tonfixierbad.- 

Verschiedene  Mitglieder  klagen  über  starken 
Gelbschleier,  die  sie  mit  Perortoplatten-Marke: 
„Grünsiegel"  bekommen  haben.  Die  Herren 
Lüttgens  und  SchOnian  führen  den  Fehler 
auf  das  Alter  der  Platten  zurück. 

Herr  Dipl.  -  Ing.  S  c  h  ö  n  i  a  n  schlägt  vor, 
Sonntag,  den  28.  Juni,  einen  pbotographischen 
Ausflug  in  die  nächste  Umgebung  Hannovers 
zu  machen;  Zeit  und  Ort  sollen  bei  der  Firma 
Potthoff  &  Abbenthern  und  Hendrik 
Lübke  durch  Anschlag  bekannt  g^eben  werden. 

Bei  den  folgenden  ProjektionsbOdern  zogt 
uns  Herr  Kirsten  ausser  einigen  ausgezeich- 
neten Momentaufnahmen  sehr  gelungene  Innen- 
aufnahmen von  Fabriken ,  Herr  Dipl.  -  Ing. 
Schönian  führt  dem  Verein  Landschaften  ans 
Schleswig-Holstein  und  einige  Tieraufnahmen  vor. 
Schluss  der  Sitzung  11   Uhr. 

Der  Vorsitzende  Der  Schriftführer 

Alfred  Fuhrmann,     i.  V.:  HansScbOnian« 
Kl.  Pfahlstrasse  2,  I.  Diplom-Ingenieur. 


Fragen  und  Ant^rorten. 


H^c  es  Ihnen  möglich^  nach  einge- 
sandter  Bromsilberkopie  mir  mitteilen  tu 
können^  welches  Fabrikat  hier  vorliegt? 

Das  lässt  sich  so  ohne  weiteres  am  fertigen 
Bilde  nicht  ergründen.  Es  konnte  z.  B.  Velox- 
papier    sein,     aber    such    mit    vielen    anderen 


Bromsilber-  resp.  Bromchlorsilberpapieren  saA 
gleiche  Resultate  möglich. 

Ist  das  neue  ma^  ß^menipapier  flr 
alle  Übertragspapiere  gut  geeignet? 

Wir  haben  mit  allen  Obertragpapierea  der 
Autotype  Company  gute  Erfolge  erzielt 


128 


KLEINE  CHRONIK. 


Verschiedenes. 

Rezept  für  Negativlack.  Bezeichnung  „Kunstphotographie*  verstand.    Es 

Gebleicht.  ScheUack  ...       90^  ^^^    ^^^   "^^^*  Aufgabe  sein,   zu   untersuchen, 

Borax  .            .                           25  ^^^     gross     und     bedeutungsvoll    dieses    Feld 

Natriumcarbonat     ....         e]  innerhalb    des  Rahmens  ist,   den  die  gesamte 

Glycerin 6  ccfu  Leistungsfähigkeit    der  Photographie  auszufüllen 

Wasser 900  vermag.     Es   genügt,   zu   erkennen,  dass  diese 

Man  löst  zunächst  das"  Natriumcarbonat  und  Kunstphotographie,    immer    unter    dem  Einfluss 

den  Borax   in    450  ccm    heissen  Wassers;    der  der  Kunstmalerei  und  meist  in  enger  Anlehnung 

Schellack   wird    in    zerkleinerten    Stücken    zu-  *"    ^^^°  Vorbüder  in  ihren  besten  Vertretern 

gegeben.       Dann    wird    bis    zur    vollständigen  "°^  ausserordenthche  formale  Gewandheit,  eine 

Lösung  erwärmt,   hierauf   lässt  man  ein  wenig  Geschmacksverfeinerung  erlangt  hat,  die  in  der 

abkühlen    und  filtriert  durch  P^ier.     Nachher  "^^^  staunenswert  ist,  namentiich  wenn  man  die 

wird  das  Glycerin    und  der  Rest  des  Wassers  ^°°  ^"^^    *^^   f  °»^^  Sprödigkeit    des  photo- 

zueefüet.  graphischen  Materials  malerischen  Effekten  gegen- 

Nach  einigen    Tagen    Stehens  hat   »ich  ein  *"^''    *"  T^^'^^i   "eht.     Es    ist  noch  nicht  zu 

Niederschlag    abgesetzt,     welcher     durch    FU-  ""'enn«°.    inwieweit    die    Gesamtphotographie 

trierung   entfernt   wird.      Nunmehr    kann    der  "■"*    »«nentUch   die  Berufsphotographie,   deren 

L.ck,   welcher  eine  schöne  heUe  Farbe  besitzt,  "''*"°«    doch    schliesslich    für    die   Bedeutung 

in  Gebrauch  genommen  werden.  "•«>  Entwicklung  der  Photographie  als  mensch- 

(Photo  Gazette  No.  9.)  ^'^''^  Tätigkeit  in  weiter  Perspektive  gesehen, 

sehr    charakteristisch    und    bedeutungsvoll    ist, 

»  von  den  nach  dieser  Richtung  gehenden  kOnst- 

PlatlntOnbÄder  für  MattceUoidln-  '*"'=''*'"    Bestrebungen    beeinflnsst     oder    be- 

fruchtet  werden    wu-d.     Es   bleibt    abzuwarten, 

^   ^         '  wie   die  Photographie  die  starken  Anregungen, 

I.  Destill.  Wasser 60Q  cc/u  welche  von  diesem  einen  Zweige  künstlerischer 

Kaliumoxalat ig  Betätigung    ausgehen,     mit    dem    Ganzen    ver- 

Phosphorsäure   (spez.  Ge-  schmelzen     und    zur    Fortentwicklung    nutzbar 

wicht  1,12) ^0  ccm  machen    wird.      Zwar    finden    sich    unter    den 

Unmittelbar  vor  dem  Gebrauch  mischt  man  Illustratoren     der    unten     angeführten     Bücher 

MX)  ccfu  des  Bades    mit  \0  ccni   1  proz.  Kalium-  auch  Leute    vom  Fach,    doch  gerade  diejenigen 

platinchlorür-LOsung.  von    ihnen,    welche    den    daneben   aufgezeigten 

II.  Kaliumplatinchlorür    ...          Ig  Mustern  der  Amateure  am  nächsten  kommen,  also 

destill.  Wasser 500  „  am  reinsten  die    in    diesen  Büchern  vertretene 

Zitronensäure 10  „  künstlerische      Photographie      zum      Ausdruck 

in.  Kochsalz 3  „  bringen,    haben  für  ihre  neue  künstlerische  Ar- 

destin.  Wasser 500  „  beit  noch  kein  Publikum  gewinnen  können,  und 

Kaliumoxalat 1  „  dürfen     ihre     so    gearteten    Werke     nur     als 

Citronen säure 5  „  Spezialistenleistungen  ansehen. 

Zu   \00  ccm   dieser   Lösung  werden    W  ccm  Die    „Bildmässige  Photographie"    von 
1  proz.  Kaliumplatinchlorür-Lösung  gegeben.  F.  Matthies-Masuren  gibt  in  einem  88  Seiten 
starken,    mit  40  Tafelbildern   illustrierten,    vor- 
nehm   ausgestatteten  Bande    (verlegt   bei  Wilh. 
Literatur   zur  Kunstphotographie.  Knappe    in    Halle   a.  S.)    ein    klares    BUd    von 
Die   Bewegung   der    ,, künstlerischen  Photo-  der  Art    und   Leistungsfähigkeit   der    oben    an- 
g^raphie",    welche   im  letzten  Jahrzehnt  das  be-  gedeuteten  kunstphotographischen  Bestrebungen 
deutsamste  Entwicklungsproblem  für  die  Photo.  in  Porträt    und  Landschaft.     Der  Autor    stellte 
graphie  bildete,   findet  jetzt,    nachdem  sie  nach  es    sich  nicht  zur  Aufgabe,    die  Technik  zu  er- 
einer    bestimmten  Richtung  sich  voll  entwickelt  örtern    (diese    wird    nur    bei    Erwähnung    des 
und    ausgelebt   hat,    ihren  Niederschlag   in   der  Gummidrucks   gestreift),    sondern   war  lediglich 
photographischen  Literatur.    Die  bildende  Kunst  bemüht,  auf  die  Bedingungen  hinzuweisen,  die  mit 
v^ar    es,    welche    der    Photographie    in    dieser  Bezug  auf  das  Sehen  von  Motiven,   die  Regeln 
Periode   die  stärksten  Anregungen  gab,  und  so  der  Komposition,  die  Wahl  des  Vorwurfs,  Licht 
ist    es    sehr    natürlich,    dass    jetzt   von    einem  und    Schatten,    und    ähnliche    ästhetische    Vor- 
Maler  die  Publikationen  ausgehen,   welche  das  bedingungen    zu    einer    geschlossenen    einheit- 
klarste   BUd    von    der    Ausdehnung    und    den  liehen  Bildwirkung  im  Sinne  der  Malerei  führen 
Früchten  des  Feldes  geben,  auf  dem  das  bestellt  können.  —  Das    Buch    ist   mit  Benutzung    von 
und  gepflegt  wurde,  was  man  seither  unter  der  H.     P.    Robinsons     bekanntem    Werk    „Der 


129 


KLEINE  CHRONIK. 


malerische  Effekt  in  der  Photographie*  ge- 
schrieben, bedient  sich  aber  Robinsons  Aus- 
führungen nur  so  auszugsweise  und  mit  so 
prädominierenden  Ei^ftnzungen  aUermodernsten 
Sinnes,  dass  es  ganz  und  gar  von  dem  Namen 
des  neuen  Herausgebers  gedeckt  erscheint. 
Wer  das  Robinson  sehe  Buch  in  seiner  Ganz- 
heit als  historisches  Dokument  liebte,  wird  be- 
dauern, dass  es  in  jener  ursprünglichen  Form 
scheinbar  so  wenig  „gegangen"  ist. 

Konsequent  wird  von  Matthies-Masuren 
überall  der  moderne  Standpunkt  der  Kunst- 
photographie  durchgeführt.  Das  malerische 
Element,  der  „bildmässige  Effekt'  steht  an  erster 
Stelle,  die  Naturwahrheit  wird  nur  so  weit  ge- 
schätzt, als  sie  diesem  dient,  als  Mittel  zum 
Zweck.  Die  bildmässige  Photographie  wird  im 
Sinne  der  KunstschOnheit  und  zu  ihr  hin  ent- 
wickelt; die  Natur  Schönheit  an  sich  steht 
ausserhalb  der  Betrachtung.  Von  diesem  kon- 
sequenten Standpunkt  aus  erscheint  es  wohl 
verständlich,  dass  der  Autor  dem  angehenden 
Porträtisten  Beleuchtungsstudien  an  GipskOpfen 
empfiehlt  (obschon  er  sich  an  anderer  Stelle 
gegen  das  Kopieren  von  Ornamenten  -  und 
Köpfen  im  Zeichenunterricht  der  Schulen  wendet) 
und  ferner,  dass  er  die  „verschönernde" 
Porträtretouche,  insofern  als  sie  die  bildmässige 
Wirkung  im  Keim  ersticken  muss,  verurteilt; 
nicht  aber  scheint  uns  die  Verwerfung  jeder 
Unterstützung  der  Photographie  durch  manuelle 
Nachhilfe  im  Verfolg  der  Logik  seines  Stand- 
punktes zu  liegen.  Gerade  vom  Standpunkt 
des  modernen  Lichtbildners,  der  von  den  Ge- 
setzen der  bildenden  Kunst  ausgeht  und  nur 
die  Kunst  Schönheit  in  den  Bereich  seiner  Be- 
trachtung und  Arbeit  zieht,  dürften  keinerlei 
einschränkende  Zäune  mit  Bezug  auf  die  Ver- 
wendung des  Materials  gezogen  werden;  es 
dürfte  —  so  scheint  es  uns  —  lediglich  die 
Bild  Wirkung  des  Resultats,  ohne  Rücksicht  auf 
dessen  Entstehungsgeschichte,  auf  die  Frage,  ob 
hier  die  „photographischen  Bedingungen"  ge- 
wahrt seien,  als  massgebend  angesehen  werden. 
Der  Amerikaner  St  eichen,  dessen  Selbst- 
porträt das  Buch  gibt,  war  im  Sinne  der 
„Kunstphotographie"  ganz  konsequent  in  der 
Verbindung  von  Photographie  und  manueller 
Nachhilfe.  Der  Zwiespalt,  in  den  der  Autor 
des  Buches  Steichen  gegenüber  gerät  — 
dessen  Arbeiten  er  als  einer  Mischtechnik  ent- 
sprungen verwirft,  um  gleich  darauf  ihren 
malerischen  Werten  grösste  Anerkennung  zu 
zollen  —  spricht  für  unsere  Annahme,  dass  er 
in  dieser  Hinsicht  seinen  Standpunkt  nicht 
konsequent  verfolgt  hat. 

Die  Frage,  ob  Steichens  Bilder  nun  von 
dauerndem  Wert  für  die  Entwicklung  der 
Photographie,  oder  am  Ende  nur  als  äusserst 
routinierte  Artistenstücke    zu    beti-achten    sind, 


lässt  sich  vom  Standpunkt  unserer  hentigca 
Kunstphotographie  nicht  beantworten,  da  (fiete 
solche  Fragen  überhaupt  nicht  stellt  —  ^ 
Ferner  sind  —  mag  man  scheinbar  nodi  so  cia- 
leuchtende Gegenbeweise  konstruieren  —  (£e 
Überarbeitungen  des  Positivs,  wie  sie  die  Gummi- 
drucker  üben,  auch  nichts  anderes  als  manucfle 
Ergänzungen,  andersartige  Retoucben,  die,  falsch 
verstanden,  zu  ebenso  scheussUchen,  natur- 
widrigen Effekten  führen  können,  als  die  land- 
läufigen Retouchiermethoden.  — 

Die  zweite  Publikation  Über  den  berührten 
Gegenstand  ist  das  vom  selben  Malerphotographen 
herausgegebene,  im  gleichen  Verlag  erschienene 
Jahrbuch  «Die  photographische  Kunst 
im  Jahre  1902".  Hier  finden  wir  in  sehr 
würdiger  Ausstattung  eine  Reihe  hervorragender 
Reproduktionen  (die  freilich  nicht  alle  im  Titel 
bezeichneten  Jahre  entstandene  Photographien 
zu  Originalen  haben),  begleitet  von  interessanten 
Texten  über  kunstphotograpfaische  Themen,  von 
denen  wir  nur  die  wertvoUen  Beiträge  von 
Watzek,  Henneberg,  Kühn  und  Eugen 
Kalkschmidt  herausgreifen.  Hier  finden  wir 
auch  mit  einer  allerdings  nicht  sehr  glückficben 
Bilderserie  den  Darmstädter  Porträtpbotographeo 
Wilhelm  Weimer  vertreten,  den  wir  im  erst- 
besprochenen Werke  so  sehr  vermissten;  dem 
ersten  unserer  Fachphotographen,  der  zeitlich 
vor  dem  Auftreten  der  Amateure  und  also  un- 
beeinflusst  von  ihnen,  ganz  selbständig  sich  vom 
konventionellen  Atelierporträt  löste  und  neue, 
eigene  Wege  beschritt,  dem  deutschesten,  inner- 
lichsten und  echtesten  unserer  Porträti^oto- 
graphen,  wenn  man  mit  Bezug  auf  Materialechtheit 
das  fertige  Werk  wertet  und  die  Photographic 
als  solche  ohne  die  Verkoppelung  mit  der  Malerei 
betrachtet,  einem  in  seiner  schlichten  Art,  aller- 
dings nicht  zum  Schaden  für  ihn,  viel  zu  oft 
Übersehenen.  _  F.  L. 

Edward  L.  Wilson,  f 

Edward  L.  Wilson,  der  Herausgeber  von 
Wilsons  Photographic  Magazin  -  New- York,  ist 
am  23.  Juni  zu  Vineland,  New -Jersey,  im 
65.  Lebensjahre  gestorben.  Wilson  hat  auch 
mehrere  Spezialwerke  geschrieben.  Er  war 
Ehrenmitglied  des  Vereins  zur  Förderung  der 
Photographie  zu  Berlin. 


Geschäftliche  Mitteilungen. 

In  Heft  15  haben  wir  bereits  Über  die  von 
der  Neuen  photographischen  Gesellschaft- 
Steglitz  in  den  Handel  gebrachten  .abziehbaren 
Pigmentfolien*  eingehend  referiert.  Diesem 
Hefte  ist  ein  Preisverzeichnis  der  Folien  bei- 
gelegt, worauf  wir  unsere  Leser  aufmerksam 
machen.  Interessenten  sollten  nicht  versäumen 
sich  Musterpacket  kommen  zu  lassen. 


130 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen   und   Antworten    —   Verschiedenes    —   AussteUungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Vereins  -  Nachrichten. 


Verein  füi*  Amateurphotographie  zu 
Hannover. 

Ordentliche  Hauptversammlung 

Montag  den  20.  Juli  1903. 

Vereinslokal:    „Zu  den  vier  Jahreszeiten". 

Der  Vorsitzende  eröffnet  um  9  Uhr  die 
ausserordentlich  gut  besuchte  Versammlung  und 
teilt  nach  Begrüssung  der  Anwesenden  mit,  dass 
die  Geschäfte  des  Vorstandes  augenblicklich  allein 
auf  seiner  Person  und  der  des  zweiten  Vor- 
sitzenden, Herrn  Dipl.  Ing.  Schönian,  ruhen. 
Es  seien  in  der  letzten  Zeit  viele  sehr  unan- 
genehme Angelegenheiten  zu  erledigen  gewesen, 
bei  denen  Herr  Kirsten  den  Vorstand  in  auf- 
opfernder Weise  unterstützt  hat.  Herr  Fuhr- 
mann spricht  Herrn  Kirsten  für  seine  liebens- 
w^Qrdige  Hilfe   den   Dank   des  Vorstandes   aus. 

Nach  Verlesung  des  Protokolls  werden  die 
Herren  Fabrikant  Georg  Haasemann  und 
ZahnkQnstler  Karl  Wassmann  einstimmig  als 
Mitglieder  aufgenommen.  Darauf  erteilt  der 
Vorsitzende  Herrn  Kirsten  das  Wort  zu  seinem 
Vortrag:  »Die  nasse  Platte  einst  und 
jetzt". 

Der  Vortragende  führt  aus,  dass  die  nasse 
Platte  noch  für  Amateure  viel  Interessantes 
bietet,  da  sie  doch  als  Ursprung  der  jetzigen 
Trockenplatte  anzusehen  ist  und  durch  die 
Erfahrungen,  die  man  mit  der  nassen  Platte  ge- 
macht hat,  die  Trockenplatte  entstanden  ist. 
Der  Träger  der  lichtempfindlichen  Schicht  ist 
das  Kollodium. 

Nach  einer  eingehenden  Besprechung  der 
Herstellung  und  der  Eigenschaften  des  Kollodiums, 
sowie  der  zum  Sensibilisieren  der  nassen  Platte 
nötigen  Chemikalien  wird  das  Präparieren  einer 
Platte  in  verschiedenen  Grössen  praktisch  vor- 
geführt. Da  die  nasse  Platte  vor  der  Trocken- 
platte viele  Vorzüge  bietet,  so  hat  sie  sich  trotz 
der  grösseren  Bequemlichkeit  der  Trockenplatte 
beim  Gebrauch  nicht  ganz  aus  der  photo- 
graphischen Praxis  verdrängen  lassen.  Die 
hauptsächliche  Verwendung  der  nassen  Platte 
bildet  das  Reproduktionsverfahren.  Die  Re- 
produktionstechnik wird  ausführlich  an  Hand 
verschiedener  Bilder   und  Platten   demonstriert. 


Herr  Kirsten  geht  noch  kurz  auf  die  so 
genannten  Raster  -  Aufnahmen  ein  und  führt 
schliesslich  noch  eine  grosse  Anzahl  fertiger 
Platten,  sowie  Erzeugnisse  aus  "dem  Gebiete  der 
Autotypie,  Zinkätzung  und  des  Lichtdruckes  vor, 
die  allgemeinen  Beifall  finden.  Der  Vorsitzende 
dankt  Herrn  Kirsten  für  seinen  interessanten 
Vortrag  und  stellt  mit  Rücksicht  auf  die  vor- 
geschrittene Zeit  den  Vortrag  für  die  nächste 
Versammlung  zur  Diskussion.  Herr  Fuhrmann 
verteilt  die  von  der  Firma  Unger  &  Hoffmann, 
Dresden,  dem  Verein  zur  Verfügung  gestellten 
Festschriften  zur  Feier  des  25 jährigen  Bestehens 
dieser  Firma. 

Der  Vorsitzende  berichtet,  dass  mehrere 
Amateure  in  Wetzlar  beabsichtigen  einen  photo- 
graphischen Verein  zu  gründen  und  den  Vorstand 
gebeten  haben,  freundliche  Ratschläge  zu  erteilen. 
Herr  Fuhrmann  hat  den  Herren  geantwortet 
und  ihnen  ein  Exemplar  unserer  Satzungen  zu- 
gesandt. 

Den  Schluss  der  Versammlung  bildete  die 
Vorführung  von  Lichtbildern  von  ausserordent- 
lich gut  gelungenen  Festzug-Auf  nahmen  des  Herrn 
Kirsten,  sowie  einige  Momentaufnahmen  vom 
Festplatz  des  Bundesschiessens.  Herr  Dipl.  Ing. 
Schönian  führt  einige  dem  Verein  gehörige 
Projektionsbilder,  sowie  eigene  Aufnahmen  vor. 

Der  Vorsitzende  dankt  beiden  Herren  für 
ihre  Bemühungen. 

Schluss  der  Versammlung  llVa  Uhr. 
Der  Vorsitzende  Der  Schriftführer 

Alfred  Fuhrmann,      i.V.  Hans  Schönian, 
Kl.  Pfahlstr.  2, 1.  Dipl.  Ing. 


Ordentliche  Hauptversammlung 
Montag,  den  2.  August  1903 
Vereinslokal:    „Zu  den  vier  Jahreszeiten". 
Einleitend    bemerkt    der    Vorsitzende,    dass 
einige   Mitglieder    dem  Wunsche  Ausdruck    ge- 
geben haben,    man    möge    zu    den    zwanglosen 
Versammlungen  Damen  nicht  einladen    und    an 
Stelle    des    geschäftlichen    Teils    „Besprechung 
allgemeiner    photographischer  Angelegenheiten" 
treten    lassen.      Der    letzte    Punkt    wird    ohne 


131 


KLEINE  CHRONIK. 


Debatte  genehmigt.  Herr  Kirsten  schlägt  vor,  an 
den  in  Rede  stehenden  Abenden  die  jeweiligen 
Nummern  der  Vereinszeitschrift  zu  besprechen. 
Auf  den  ersten  Wunsch  zurückkommend, 
betont  Herr  SchOnian,  dass  man  den  Damen 
auch  in  Zukunft  bei  den  zweiten  Monats- 
versammlungen Zutritt  gewähren  müsse,  da  sie 
als  Mitglieder  ein  Recht  darauf  hätten,  und 
ausserdem  eine  möglichst  grosse  Beteiligung 
an  den  Vereinsabenden  in  jedem  Falle  er- 
wünscht sei. 

Nach  Verlesung  und  Genehmigung  des  vori- 
gen Protokolls  meldet  sich  Herr  Kaufmann  Linz 
als  Mitglied  an. 

Darauf  ergreift  Herr  Fuhrmann  das  Wort 
zu  seinem  Vortrage:  Ȇber  Bunttonen  von 
Bromsilbergelatinebildern  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  von  der  Firma  Dr.  Lud- 
wig Kilon  &  Co.,  Seegefeld  bei  Berlin,  her- 
gestellten Bunttonungspatronen. 

Redner  streift  kurz  die  Vorzüge  des  Pigment- 
und  des  gewöhnlichen  Chlorsilberdrucks,  um 
hierauf  die  Herstellung  bunter  Bromsilberbilder 
eingehend  zu  erläutern. 

Das    schöne    Verfahren    erfreue    sich    noch 
nicht    des    verdienten    Interesses,    da    es    nach 
allgemeiner    Ansicht     Schwierigkeiten     mache, 
reine  Farben    und    klare  Weissen    zu  erhalten. 
Bei     sachgemäsder     Behandlung     Hessen     sich 
jedoch  diese  Missstände  vermeiden.    Als  Grund- 
bedingung   zur  Erzielung    guter  Resultate    be- 
zeichnet er  Verwendung  gut  gedeckter  Negative 
und  schleierfreier  Bromsilberpapiere.     Richtiger 
Belichtung     und     Entwicklung      mit    nicht     zu 
schwachem  Entwickler  ohne  Bromkalium  müsse 
sehr  ausgiebiges  Fixieren  und  Wässern   folgen* 
Die  zu  erreichende  Farbe    des  Bildes    sei   dem 
Charakter    des    Objektes    anzupassen    und    die 
Entwicklung   je    nach    dem   Farbtone    kräftiger 
oder  schwächer  vorzunehmen.    Für  „rötel*  und 
„sepia"    seien  normale,    für  wg^'ün"  und  .blau* 
dagegen     dünn     entwickelte     Kopien     zu    ver- 
wenden.    Die  Tonskala  wird  als  äusserst  reich 
und  alle  Farben  bis  auf  blau  werden    auch  als 
haltbar  bezeichnet.     Bezüglich  empfehlenswerter 
Rezepte  wird    auf   die    zahlreichen  Lehrbücher 
hingewiesen.      Als  besonders  bequem  erwähnt 
Redner    die  Tabletten    von   E.  Merck,    Darm- 
stadt,     und      die      Bunttonungspatronen      von 
Dr.    Ludwig    Kilon    &    Co.,     Seegefeld     bei 
Berlin,     deren    Präparaten    genaue    Gebrauchs- 
anweisung beiliege.    Mit  Rücksicht  auf  die  Licht- 
empfmdlichkeit  einiger  der  hierbei  verwendeten 
Chemikalien    wird   angeraten,    die    Tonung   bei 
gedämpftem  Licht  vorzunehmen.     Da  die  Bilder 
nach  dem  Trocknen    an  Brillanz  verlieren,    sei 
es    angebracht,     die    Kopien     mit    Harz-    oder 
ätherischer  Paraffinlösung  zu  überziehen,    oder 
aber    die  Drucke    in   nassem  Zustande    auf  gut 
gereinigte    Ferrotype-   oder    Glasplatten    aufzu- 


quetschen. Einem  Bromsilberbilde  drei  Farben 
zu  geben  mache  keine  Schwierigkeiten,  wenn 
man  die  nicht  weiter  zu  färbenden  braunen 
Stellen  mit  Zaponlack  schütze.  Im  Anschluss 
wird  noch  kurz  die  Tonung  von  Bromsilber- 
platten und  Chlorsilberj^^apieren  berührt 

Besonders  interessierten  sehr  gute  Probe- 
bilder der  Firma  Dr.  Ludwig  EUon  &  Co., 
die  nach  dem  erwähnten  Verfahren  getont  sind 
und  schöne  reine  Farben  und  saubere  Weissen 
zeigen. 

Der  II.  Vorsitzende  dankt  dem  Redner  für 
die  neue  Anregung  im  Namen  der  Versammlung, 
die  durch  herzlichen  Beifall  ihrer  Wertschitzung 
Ausdruck  gegeben  hat. 

Herr  Lehmann  zeigt  Kopien  auf  Brom- 
silberpapier, die  ebenfalls  durch  Tonung  erzielte 
sehr  schöne  Färbungen  aufweisen. 

An  den  Vortrag  schliesst  sich  eine  sehr  leb- 
hafte Diskussion,  bei  der  hauptsächlich  die 
wahrscheinlichen  Gründe  für  das  leichte  Ver- 
bleichen der  blauen  Färbung  auf  Bromsilber- 
bildern  erwähnt  werden. 

Herr  Dipl.-Ing.  Schön! an  ersucht  um  An- 
gabe eines  Verfahrens  zur  Reproduktion  von 
Bleistiftzeichnungen,  bei  dem  auch  die  dünnsten 
Striche  völlig  schwarz  wiedergegeben  werden. 
Herr  Lübke  empfiehlt  Anwendung  der  Kata- 
typie,  Herr  Kirsten  glaubt  mit  der  .nassen 
Platte*  am  sichersten  zum  Ziele  zu  gelangen. 
Beide  Verfahren  machen  jedoch  Arbeiten  nOtig, 
die  gerade  vermieden  werden  sollen. 

Prospekte  der  Firma  Romain  Talbot, 
Berlin  über  Rombot-Postkarten  und  Rombot- 
Kartons  kommen  zur  Verteilung. 

Zwecks  Veranstaltung  eines  gemmsamen 
photographischen  Ausflugs  will  Herr  SchOnian 
Programm  und  nähere  Angaben  demnächst  in 
den  Geschäftslokalen  der  Firmen  Potthoff 
&  Abbenthern  sowie  Hendrik  Lfibke  aus- 
hängen. Weiter  empfiehlt  er  dringend  die  An- 
schaffung eines  eigenen  Stativs  zum  Projektions- 
apparate. 

Der  Fragekasten  enthält  vier  Fragen,  die  so- 
fort erledigt  werden. 

Herr  Fuhrmann  zeigt  eine  Perortoplatte 
9: 12,  die  trotz  vorschriftsmässiger  Behandlung 
ganz  mit  schwarzen  Punkten  besät  ist.  Da  man 
über  die  Entstehung  dieses  Fehlers  sehr  ge- 
teilter Ansicht  ist,  erklärt  sich  Herr  Lfibke 
bereit,  beim  Fabrikanten  anzufragen. 

Nach  Vorführung  sehr  guter  Lichtbilder  des 
Herrn  Kirsten  schliesst  der  Vorsitzende  um 
12^4  Uhr  die  sehr  anregend  und  zeitweilig 
recht  hmnoristisch  verlaufene  Hauptversamm- 
lung. 

Der  I.  Vorsitzende  Der  Schriftführer 

Alfred  Fuhrmann,        i.V.:  A.  Burkhardt, 
Kl.  Pfahlstr.  2,  I.  Mag.- SupernimieFar. 


132 


KLEtNE  CHRONIK. 


Fragen  und  Antworten. 

Da  ich  mich  flLr  die  Rtüef-Photographie 


interessiere  (mittekt  Jünematographen),  so 
bitte  ich  Sie,  mir  Literatur  darüber  an- 
zugeben  und  mir  mittuteilen,  wo  ich  ein 
Relüfbild  sehen  könnte, 

Sie  meinen  wohl  die  sogenannte  Photo- 
skulptur?  £änen  Artikel  über  das  Verfahren 
haben  wir  im  15.  Oktober-Heft,  Jahrgang  1899, 
gebracht.  Das  Verfahren  wird  von  der  ,,Selke- 
Photoskulptur-Gesellschaft'  zu  Berlin'  ausgefibt. 
In  dem  Schaufenster  genannter  Firma  finden  Sie 
Reliefs  in  den  verschiedensten  AusfQhningen  aus- 
gestellt. 

Würden  Sie  die  Güte  ßuiben,  im  Brief- 
kasten der  ^^Photogr.  Mitteilungen^^  die 
P'ormel  ßir  die  Sensitierungslösung  zum 
Präparieren  des  Papieres  in  der  Ozotypie 
^zu  veröffentlichen,  (In  Nr.  2  des  jetzigen 
Jahrganges  wurde  darauf  hingewiesen.) 

Ein  Rezept  seiner  neuen  Sensitierungslösung 
hat  Manly  nicht  veröffentlicht.  Die  Zusammen- 
setzung ist  Geschäftsgeheimnis;  die  Lösung  ist 
im  Handel  fertig  zu  kaufen. 

von  Hflbl  gibt  in  seinem  Buche  «Die  Ozo- 
typie"  folgende  Lösung  fOr  die  Sensibilisierung: 
Wasser      ....     100^ 
Kaliumbichromat  3  „ 

Alaun 2  „ 

Borsäure    ....         3  ,, 
Bitte    könnten    Sie    mir   mitteilen^    ob 
Soäopapier  auch  rot,  blau,  rötel,  Kupfer, 


kirschrot  oder  grün  getont  werden  kann 
wie  Bromsilberpapier?  Oder  könnte  man 
das  kopierte  Bild  vor  oder  nach  der  Fixage 
verbromsiibern,  so  dcus  dieselben  Tonbäder 
wie  für  Bromsilberbilder  gebraucht  werden 
können? 

Für  Röteltonungen  Hnden  Sie  Seite  184  und 
285  Rezepte.  —  Für  Berliner  Blau-  und  Grün- 
tonung  sind  die  Auskopierpapiere  nicht  geeignet. 
Die  Überführung  des  Silberbildes  in  Bromsilber 
führt  zu  keinem  praktischen  Ziel.  Die  durch 
Entwicklung  von  Bromsilberschichten  erhaltenen 
Bilder  bestehen  nicht  aus  BromsOber,  sondern 
auch  aus  Silber. 

Ein  nach  dem  in  Vogels  Handbuch 
angegebenen  Rezept  hergestelltes  Tonfixier- 
bad  zeigte  bei  mir  nach  etwa  zweiwöchent- 
lichem Stehen  einen  schmutzigen^  grauen 
Niederschlag,  Wie  mag  derselbe  ent- 
standen sein  und  was  raten  Sie  zur  Ab- 
hilfe, Jch  habe  die  Lösung  filtriert,  befürchte 
aber,  dass  die  filtrierte  Lösung  die  Halt- 
barkeit der  Bilder  ungünstig  beeinflussen 
könne. 

Die  Tonfixierbäder  scheiden  mit  der  Zeit 
Schwefel  und  Schwefelblei  ab.  Diese  Nieder- 
schläge werden  am  besten  ab  und  zu  einfach 
abfiltriert.  Der  Niederschlag  selbst  schadet  den 
Kopien  nichts,  nur  hindert  derselbe,  da  er  die 
Tonfärbung  trübt,  die  Beobachtung  des  Ton- 
fortschritts. 


Verschiedenes. 


HersteUung  von  DupllkatnegatiTen. 

Um  von  einem  Negativ  wieder  ein  Negativ 
in  gleicher  Grösse  herzustellen,  ist  wohl  für  den 
Amateur  die  Eder-Pizzighellische  Methode 
die  einfachste.  Man  badet  zu  diesem  Zweck 
einen  dünnen  gewöhnlichen  Film  2  Minuten  in 
einer  Lösung  von 

Kaliumbichromat.    .        10^ 

Wasser 250  , 

und  lässt  denselben  in  der  Dunkelkammer,  an 
Klammern  aufgehängt,  trocknen:  Das  Negativ, 
Mrelches  wir  auf  dem  Film  später  erhalten,  ist 
ein  verkehrtes,  d.  h.  die  Gegenstände  der  rechten 
Seite  kommen  bei  der  Kopie  auf  der  linken 
zu  liegen  und  umgekehrt.  Die  Benutzung  von 
Films  statt  Platten  hat  nun  den  Vorzug,  dass 
der  Film  beim  späteren  Kopieren  des  Duplikat- 
n^ativs  verkehrt  eingelegt  werden  kann  und  so 
direkt  seitenrichtige  Kopien  erhalten  werden 
können. 

Nachdem  die    chromierte    Platte    getrocknet 


ist,  wird  sie  unter  dem  zu  reproduzierenden 
Negativ  kopiert.  Man  belichtet  so  lange,  bis 
alle  Details  der  Bilder  zu  sehen  sind  und 
wässert  dann  die  Platte  eine  Stunde.  Hier- 
nach bringt  man  den  Film  in  eine  der  gebräuch- 
lichen Entwickler  -  Lösungen ,  am  besten  in 
Hydrochinon,  Pyrogallus  oder  Elisenoxalat  und 
und  erhält  so  ein  Negativ.  Der  Vorgang  ist  der, 
dass  die  belichteten  Teile  die  Entwicklerlösung 
abstossen,  dieselbe  wirkt  nur  auf  wenig  oder 
garnicht  belichtete  BildsteUen.  Zum  Schluss 
wird  die  Platte  wie  üblich  in  Fixiernatron-Lösung 
gelegt  und  gewässert.  R. 


WeltaussteUung  St.-Loals  1904. 

über  den  Stand  und  die  Fortschritte 
der  Bauten  und  Einrichtungen  berichtet  die 
von  der  AussteUungsleitung  herausgegebene 
illustrierte  Monatsschrift  »Worlds  Fair  Bulletin* : 
„Im  Juli  1901,  neun  Monate  vor  der  Eröffnung, 


133 


KLEINE  CHRONIK. 


befindet  sich  die  Louisiana  <  Weltausstellung  in 
einem  Zustande  der  Fertigkeit  und  des  Fortschritts, 
wie  noch  nie  vorher  eine  andere  Weltausstellung. 
Durch  das  günstige  Zusammenwirken  von  Um- 
ständen wird  die  Ausstellung  gleichzeitig  die 
grösste  Zahl  von  fremden  Staaten  als  Aussteller 
aufzuweisen  haben,  die  jemals  eine  Weltaus- 
stellung besass.  Die  Liste  der  ausstellenden 
Staaten  umfasst  nicht  nur  sämtliche  Staaten 
Nord-,  Mittel-  und  Südamerikas,  sondern  auch 
Deutschland  ,  England  ,  Frankreich  ,  Spanien, 
Belgien ,  Italien ,  Griechenland ,  Österreich- 
Ungarn,  Russland,  Schweden  und  Norwegen, 
Holland  und  Dänemark  in  Europa;  China, 
Japan,  Korea,  Siam  und  Britisch  -  Indien  in 
Asien;  Ägypten,  Marokko  und  die  Kapkolonie 
in  Afrika;  das  Philippinen-Inselreich  und  die 
grossen  Inseln  Kuba  und  Ceylon.  Mit  Ausnahme 
von  Portugal,  der  Schweiz,  der  Türkei  und 
Australien  ist  die  ganze  zivilisierte  Welt 
auf  dieser  Ausstellung  vertreten.  Auf  dem 
Riesenraum  von  nahezu  500  Hektar,  welchen 
jetzt  die  Ausstellung  nach  Hinzunahme  neuer 
Terrains  zur  Verfügung  hat,  wird  für  die  Aus- 
stellungsobjekte der  ganzen  Welt  genügender 
Raum  vorhanden  sein.  Fünf  der  ungeheuren 
Ausstellungspaläste  sind  vollständig  vollendet, 
alle  anderen  Bauten  werden  laut  Verträgen  bis 
Ende  des  Jahres  fertig  sein.  Das  riesenhafte 
Werk  der  Vorbereitung  und  Konstruierung  der 
Ausstellung  ist  so  gut  gehandhabt  und  so  weit 
ortgeschritten,  dass  schon  monatelang  vor 
der  Eröffnung  die  Ausstellung  bereit  sein  wird, 
um  die  aus  aller  Welt  eingehenden  Ausstellungs- 
objekte aufzunehmen." 


Geschäftliche  Mltteilungenu 

Die  Kodak-Gesellschaft-Berlin  veranstaltet 
drei  grosse  Preisausschreiben,  bei  welchen  404 
Preise  in  Bar,  im  Gesamtwerte  von  20  000  Mk. 
zur  Verteilung  gelangen.  Die  näheren  Be- 
dingungen ergeben  die  von  der  Firma  zu  be- 
ziehenden Prospekte.  Interessenten  machen 
wir  auf   dieses  Preisausschreiben  aufmerksam. 

Hüttlgs  Rekord-Schlltz-Camera.  Als  der 
Kronprinz  letzthin  mit  mehreren  Offizieren  bei 
dem  Radpolospiel  tätig  war,  näherte  sich  ein 
Amateurphotograph  der  spielenden  Gruppe,  um 
von  dieser  eine  Aufnahme  zu  machen.  Der 
Kronprinz,  selbst  ein  eifriger  Anhänger  der 
Photographie,  rief  nach  Beendigung  des  Spieles 
den  Amateur,  Herrn  Wilhelm  Becher, 
Generalbevollmächtigten  der  Fabrik  photogra- 
phischer Apparate  auf  Aktien,  vorm.  R.  Hüttig 
&  Sohn,   zu  sich,    erkundigte  sich  bei  diesem 


in  leutseligster  Weise  nach  den  Aufnahmen 
und  zeigte  lebhaftes  Interesse  für  die  in  Be- 
nutzung befindliche  Rekord  -  Schlitz  -  Camera, 
deren  Konstruktion  er  sich  eingehend  erläuters 
liess. 

Die  Firma  Meyer  &  Kaste -Bremen  zeigt 
an,  dass  sie  Rollfilms  in  neuer  Packung  unter 
der  Marke  „Hansa -Rollfilms"  in  den  Handel 
bringt  Näheres  Über  die  Preise  ergeben  die 
Prospekte  der  Firma. 

Die  Fabrikate  der  Firma  Voigtländer  &  Sohn, 
Braunschweig,  Optische  Anstalt,  wurden  anf 
der  diesjährigen  Photographischen  Ausstellnng  m 
Dresden  (Deutsche  Städteausstellung)  wiederum 
mit  dem  ersten  Preise  ausgezeichnet. 

Von  der  Firma  C.  P.  Goerz-Priedenaa 
ist  uns  ein  Cirkular  zug^;angen,  dem  wir 
folgendes  entnehmen:  Die  bisherige  Pinna 
C.  P.  Goerz  zu  Friedenau-BerUn  mit  ihren 
Filialen  in  London,  Paris,  New-York  und  den 
Fabriketablissements  in  Friedenau,  Winterstem 
i.  Thüringen  und  New^York  ist  in  eine  Aktien- 
gesellschaft mit  einem  Aktienkapital  von  Mark 
3  500000  umgewandelt  worden  ist. 

Die  Firma  lautet  von  jetzt  an:  OptisdK 
Anstalt  C.  P.  Goerz  Aktiengesellschaft  Das 
Zentralgeschäft  befindet  sich  nach  wie  vor  in 
Friedenau-Berlin,  Rheinstr.  44/46.  Herr  L6on 
Christmann  und  der  Kaufmann  Herr  Julius 
Rinnebach  sind  als  kaufmännische  Mitglieder 
und  Herr  Ingenieur  Carl  Schücke  als  tech- 
nisches Mitglied  in  den  Vorstand  berufen  und 
zu  Direktoren  ernannt;  ausserdem  sind  die 
Herren  Paul  Baltin,  Wilhelm  Goerz, 
Friedrich  Hahn,  Otto  Lütje,  Gustav 
Oppelt  und  Paul  Zilling  zu  Prokuristen 
bestellt  worden.  Je  zwei  Direktoren  oder  ein 
Direktor  in  Gemeinschaft  mit  einem  Prokuristen 
zeichnen  die  Firma» 

Herr  Ottomar  Anschütz-Berlin  W.  bringt 
ein  Werk  enthaltend  Reproduktionen  photo- 
graphischer Aufnahmen  vom  Sommeraufenthalt 
der  deutschen  Kaiserfamüie  auf  Cadinen  in  den 
Handel.  Probe  -  Illustrationen  sind  aus  bei- 
liegendem Prospekt  zu  ersehen.  Der  volle  Rein- 
ertrag fliesst  mit  allerhöchster  Genehmigung  den 
durch  die  Wassersnot  Geschädigten  zu. 

Wir  machen  alle  unsere  Leser  darauf  auf- 
merksam und  empfehlen  die  Beilage  frdl.  Be- 
achtung. 

Eingegangene  Prospekte,  Preislisten  etc.: 
Richard  Voorgang,  Berlin  SW.  Yorkstr.  60. 
Nachtrag  zur  Preisliste  No.  V  betr.  Platten, 
Papiere  und  Chemikalien.  Prospekte  und  Preis 
listen  kostenlos. 


134 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen   und  Antworten    —   Verschiedenes 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Ausstellungs- 


Vereins  -  Nachrichten» 


Die  verehrlichen  Vereinsvorstände  werden 
hiermit  freundlichst  gebeten,  uns  die  Protokolle 
tunlichst  bald  nach  den  betreffenden  Sitzungen 
zugehen  zu  lassen.  £s  ist  uns  nicht  möglich, 
die  nachträglich  eingehenden,  von  einem  Viertel- 
jahr und  länger  gesammelten  Berichte  eines 
Vereins  auf  einmal  zum  Druck  zu  bringen,  ander- 
seits haben  die  so  verspätet  gebrachten  Be- 
schlüsse und  Verhandlungen  eines  Vereins  an 
Interesse  oft  sehr  eingebüsst.  Auch  bitten  wir 
um  eine  nach  Möglichkeit  knappe  Fassung 
der  Protokolle,  insbesondere  bez.  der  Projek- 
tionsvorträge, da  der  Inhalt  letzterer  der 
Photographie  meist  sehr  fern  liegt.  W^ir 
können  in  jedem  Hefte  nur  eine  bestimmte  Zahl 
von  Seiten  zur  Verfügung  stellen. 

Die  Redaktion. 


Verein  für  Amateurphotographie  zu 
Hannover. 

Zwanglose  Zusaounenkunft 

Montag  den  17.  August  1903. 

Vereinslokal:  „Zu  den  vier  Jahreszeiten*. 

Die  Erledigung  des  geschäftlichen  Teils  nimmt 
nur  kurze  Zeit  in  Anspruch.  Das  Protokoll  der 
letzten  Versammlung  wird  ohne  Einspruch  ge- 
nehmigt und  die  Aufnahme  des  Herrn  Linz 
einstimmig  beschlossen.  —  Herr  Kaufmann  Leh- 
mann hat  sich  als  Mitglied  angemeldet.  —  Unser 
erstes  auswärtiges  Mitglied  Herr  Lüttgens  in 
Haspe  hat  dm-ch  Übersendung  einer  selbtver- 
fertigen  Ansichtskarte  seinem  unverminderten 
Interesse  Ausdruck  gegeben. 

Auf  Ersuchen  des  Bibliothekars  Herrn  Burk- 
hardt  werden  30 Mk.  für  Einbinden  von  Büchern 
bewilligt.  Die  Vereinsbibliothek  soll  vom  1 .  Okt. 
d.  J.  in  Benutzung  genommen  werden. 

Auf  eine  Anfrage  bezüglich  der  Sapimel- 
mappenangelegenheit  macht  Herr  Stein  die  er- 
freuliche Mitteilung,  dasw  die  Herrn  Kirsten 
übertragene  Einrichtung  in  allernächster  Zeit 
zum  Abschluss  kommt. 

Die  Herren  Wrede  und  Bornmüller  haben 
sich  in  höchst  dankenswerter  Weise  zur  Freude 


der  Versammlung  bereit  erklärt,  dem  Verein  ein 
Stativ  zum  Projektionsapparat  zu  stiften. 

Herr  Kirsten  hat  das  Hintergrundtuch 
reinigen  lassen  und  so  seine  Fürsorge  in  einer 
besonders  der  Kasse  angenehmen  V^eise  betätigt. 

Die  jetzt  folgende  „Besprechung  allgemeiner 
photographischer  Angelegenheiten"  gibt  zu  an- 
regenden Debatten  Veranlassung.  Die  Beteiligung 
daran  ist  eine  allgemeine,  und  man  merkt,  dass 
durch  Einschaltung  dieses  Punktes  in  die  Tages- 
ordnung einem  Bedürfnis  entsprochen  ist. 

Der  Vorsitzende  legt  unter  anderem  Moment- 
aufnahmen von  Automobilen  vor,  die  sich  mit 
einer  Stundengeschwindigkeit  von  mindestens 
\2Qkm  bewegt  haben.  Höchst  auffällig  ist  dabei 
die  schiefe  Stellung  der  Vorderräder  und  die 
Verdickung  der  Pneumatiks  nach  oben  hin.  Herr 
S  c  h  ö  n  i  a  n  erklärt  die  erste  Erscheinung  durch 
die  Eigentümlichkeit  des  Schlitzverschlusses,  die 
Platte  successive  zu  belichten. 

Zum  Schlüsse  der  Besprechung  werden  einige 
Anfragen  erledigt,  die  sich  im  Fragekasten  be- 
fanden. Es  ist  mit  Genugtuung  zu  begrüssen^ 
dass  diese  nützliche  Einrichtung  als  Quelle  der 
Belehrung  immer  reger  benutzt  wird.  Mit  dem 
Gefühle,  in  angenehmer  Unterhaltung  mancherlei 
neues  gehört  zu  haben,  schieden  die  Mitglieder 
um  12  Uhr. 

Der  Vorsitzende  Der  Schriftführer 

Alfred  Fuhrmann,     i.V.  A.  Burkhardt, 

Kl.  Pfahlstr.  2,  L  Mag.  Supernumerar. 


Amateur-Photographen- Verein 
Duisburg. 

Vorsitzender  Herr  Karl  Rojahn. 
Kurzer  Bericht  über  die  erstjährige  Tätigkeit. 
Das   abgelaufene  Jahr  brachte  dem  Vereine 
nach  jeder  Richtung  befriedigende  Erfolge,  und 
ist  dasselbe   als   ein  Jahr  fortschreitender  Ent- 
wicklung und  fleissiger  Arbeit  zu  bezeichnen. 

Die  Gründung  des  Vereins  vollzog  sich  am 
24.  Juli  1902,  zu  welcher  sieben  Herren  an- 
wesend waren.  Durch  Beitrittserklärung  er- 
reichte   der  Verein   am   Schlüsse    des  Vereins- 


135 


KLEINE  CHRONIK. 


Jahres  eine  Mitgliederzabi  von  31,  von  denen 
2  im  Laufe  des  Jahres  ausschieden  und  zwar 
wegen  Krankheit  und  Wegzug,  so  dass  am 
Ende  des  Verein  sjahres  noch  ein  Bestand  von 
29  ordentlichen  Mitgliedern  zu  verzeichnen  war. 

Am  2.  August  wurde  die  erste  Versammlung 
abgehalten,  in  welcher  die  Lokalfrage,  Wahl 
des  Vorstandes  und  die  Höhe  der  Beiträge  für 
ordentliche,  sowie  ausserordentliche  Mitglieder 
erledigt  ward.  Gleichzeitig  begann  man  mit  der 
Ausarbeitung  der  Vereinssatzungen,  welche  kurze 
Zeit  darauf  zur  Genehmigung  vorgelegt  wurden 
und  im  Druck  erschienen. 

Als  Vereinsabend  legte  man  den  1.,  3.,  und 
5  Sonnabend  im  Monat  fest,  während  man  sich 
an  den  übrigen  Sonnabenden  zu  einer  zwanglosen 
gemütlichen  Zusammenkunft  einfand. 

Das  interne  Leben  des  Vereins  gestaltete 
sich  folgendermassen : 

Es  wurden  14  Monats  Versammlungen  ab- 
gehalten in  denen  hauptsächlich  die  laufenden 
Geschäfte  erledigt  wurden.  Ausserdem  ge- 
langten hierbei  zur  Verteilung  verschiedene  Ent- 
wickler, wie  Geka,  in  Patronen  und  Flüssig- 
keit, von  der  Firma  Krebs  in  Offenbach  a.  M., 
Eurodin-Entwickler,  Verstärker,  sowie  Viridin- 
Platten  (orthochromatische)  von  Schleussner- 
Frankfurt,  ferner  Papiere  von  Riebensahm  & 
Posseldt-Berlin:  wie  Riepos  Tardo,  Riepos- 
Brom.,  Postkarten  etc. 

Mit  sämtlichen  oben  angeführten  Proben 
wurden  seitens  der  Mitglieder  Versuche  an- 
gestellt, welche  zur  allgemeinen  Befriedigung 
ausfielen. 

Es  fanden  zwei  öffentliche  Projektionsabende 
statt.  Am  ersten  Projektionsabend,  an  welchem 
grösstenteils  nur  Aufnahmen  von  Vereinsmit- 
gliedern projiciert  wurden,  fand  nebenbei  noch 
eine  Bilderausstellung  statt,  welche  zum  grössten 
Teile  von  Mitgliedern  des  Vereins  beschickt 
wurde. .  Um  diese  Ausstellung  noch  zu  ver- 
vollkommenen, waren  einige  Nachbarvereine  um 
Unterstützung  von  Bildern  gebeten,  und  ist  auch 
eine  grössere  Anzahl  schöner  Bilder  eingesandt 
worden.  Das  beste  Bild  sollte  durch  ein  Diplom 
ausgezeichnet  werden,  dieses  wm"de  dem  Barmer 
Verein  zuteil. 

Am  zweiten  Abend  gelangte  eine  Serie  sehr 
schöner  farbiger  Aufnahmen  aus  der  Schweiz 
zur  Projektion.  Beide  Abende  waren  von 
Damen  und  Herren  zahlreich  besucht  und  be- 
deuteten einen  durchschlagenden  Erfolg. 

Es  wurden  verschiedene  Vorträge  gehalten 
und  zwar  von  Herrn  Dr.  Meltzing  über  Optik 
des  Auges  und  der  photographischen  Linse, 
über  Photographie  in  natürlichen  Farben  von 
Herrn  Rojahn.  Ein  Experimental-Vortrag  des 
Herrn  Photographen  Herbes  über  Pigment- 
druck, Ozotypie  und  Gummidruck.  Die  Ent- 
stehung eines   Pigmentbildes,    vom  Leimen   des 


Papieres  bis  zur  Entwicklung  und  volbtändiger 
Fertigstellung. 

Der  Verein  trat  dem  Wandermappenzirkd 
bei  und  sandte  im  Oktober  seine  erste  Mappe 
zur  Zirkulation  ab. 

Es  fanden  zwei  Preisausschreiben  statt 
Beim  ersten  wurde  ein  einheitliches  Motiv  aus 
dem  Duisburger  Wald,  beim  zweiten :  Landschaft 
nach  freier  Wahl  als  Motiv  festgelegt.  Als 
Anerkennung  für  höchste  Leistung  gelangte  io 
beiden  Fällen  das  von  unserem  Vereinsmitgliede, 
Herrn  Stadtbaumeister  Taubert,  entworfeoe 
und  auf  photographischem  Wege  hergestellte 
grosse  Diplom  zur  Verteilung. 

Am  Schlüsse  des  Vereinsjabres  fand  eine 
gemütliche  Zusammenkunft  bei  reger  Teilnahme 
statt.  A.  Wiegand,  Ingenieur, 

I.  Schriftführer. 


Amateur-Photographen  -Vereini- 
gung „Bos'<  zu  Berlin. 

Der  Vorstand  setzt  sich  für  das  Vereins- 
jahr 1903/04  aus  folgenden  Herren  zusammen: 
L  Vorsitzender  Herr  W.  Dahse,  II.  Vorsitzen- 
der Herr  W.  Dönne,  L  Schriftführ«-  Herr 
M.  Scheibe,  Kassierer  Herr  Paul  Klötzer, 
Archivar  Herr  Gustav  Giessler. 

Im  Gegensatz  zu  den  verflossenen  Jahren 
werden  auch  während  des  Sommerhalbjahrs 
pro  Monat  4  Sitzungen  (2  ordentliche  und 
2  ausserordentliche)  abgehalten. 

Von  der 'Firma  Dr.  Krebs  in  Offenbach  a.  M. 
lagen  verschiedene  Produkte  vor,  die  auf  ihren 
praktischen  Wert  geprüft  wiu-den  und  folgende 
Resultate  zeitigten: 

Die  Chromotonungs -Patronen  bczw. 
-Lösungen  dienen  zum  farbigen  Tonen  von 
Bromsilber-,  Chlorbromsilberpapieren,  Diaposi- 
tiven und  Opalplatten  und  können  als  Ersatz 
für  den  Pigment-  und  Gummidruck  gelten.  Die 
Rosinalpatrone  gibt  ziegelrote  bis  feurigrote, 
die  Rötelpatrone  rötliche  und  rotbraune,  die 
Sepiapatrone  Sepia-  und  Photographie-,  und 
die  Blaupatrone  blaue  und  grüne  Töne. 

Die  Anwendung  gestaltet  sich  äusserst  ein- 
fach, und  mit  Rücksicht  auf  die  wirklich  schönen 
Effekte  können  die  Patronen  bestens  empfohlen 
werden. 

Geka -Tonfixierpapier  wird  für  Reise- 
zwecke zur  Beachtung  empfohlen.  Zwecks  Ver- 
wendung wird  die  zu  tonende  Kopie  mit  einem 
gleich  grossen  Stück  Tonfixierpapier  ins  Wasser 
gelegt,  sodann  getont. 

Geka  -  Tageslichtentwickler:  Erstellt 
einen  neuen  gebrauchsfertigen  Entwickler  dar, 
welcher  das  Arbeiten  in  der  Dunkelkammer 
überflüssig  macht.  Die  Lösung  ist  mit  ge- 
wissen    Farbstoffen     präpariert,      welche     die 


136 


KLEINE  CHRONIK. 


aktinisch  wirkenden  Lichtstrahlen  absorbieren, 
so  dass  die  Platten  bei  Gas-  und  Lampenlicht 
bezw.  bei  zerstreutem  Tageslicht  entwickelt 
werden  können.  Ein  Vorbad,  wie  z.  B.  beim 
Coxin verfahren,  ist  unnötig;  die  Platten  werden 
direkt  entwickelt  und  fixiert  Infolge  seiner 
Durchsichtigkeit  lässt  der  Geka-TagesUcht-Ent- 
wickler  eine  genaue  Kontrolle  über  den  Gang 
der  Entwicklung  zu.  Die  mit  diesem  neuen 
Entwickler  entwickelten  Platten  ergaben  in 
jeder  Hinsicht  gute  Resultate,  besonders  ver- 
dient hervorgehoben  zu  werden,  dass  der  Ent- 
wickler völlig  schleierfrei  arbeitet. 

In  der  Sitzung  vom  1 5.  Mai  hielt  der  Vor- 
sitzende, Herr  W.  Dahse  einen  Vortrag  über 
die  „Teerfarbstoffe  und  ihre  Beziehungen 
zur  Photographie*.  Nachdem  Redner  kurz 
der  Entdeckung  der  Anilinfarben  mit  einigen 
einleitenden  Worten  gedacht  hatte,  ging  er  zur 
Behandlung  des  gewählten  Themas  über  und 
streifte  diejenigen  Gebiete  der  Photographie, 
für  welche  die  Teerfarbstoffe  in  Betracht 
kommen. 

Er  kam  u.  a.  auf  die  jetzt  ausserordentlich 
häufig  angewendeten  Mittel  ge^en  Licht- 
höfe zu  sprechen,  bei  denen  man  mit  Erfolg 
sich  des  Fuchsins  und  Akridingelbs  be- 
dient, ferner  wies  er  auf  die  hohe  Bedeutung 
des  Erythrosins  für  farbenempfindliche 
Bromsilbergelatineplatten  hin.  Auch  die 
Herstellung  von  Gelbscheiben,  welche  be- 
kanntlich den  Zweck  haben,  das  blaue  Licht  zu 
dflmpfen,  wurde  in  den  Bereich  der  Betrachtung 
gezogen  und  hierbei  ein  bewährtes  Rezept  zur 
Selbstherstellung  (mittels  Akridingelb)  an- 
gegeben. Eine  ausführliche  Besprechung  widmete 
der  Vortragende  sodann  dem  Pigment-  und 
Gummidruck -Verfahren,  bei  denen  das  ganze 
Heer  der  bis  in  die  Tausende  zählenden  Anilin- 
farben  aufgeboten  werden  kann,    um    die    ver- 


schiedensten Farbtöne   —  dem  jeweiligen  Cha- 
rakter des  Motivs  entsprechend  —  zu  erhalten. 

Der  Vortragende  schloss  mit  einer  Be- 
trachtung über  das  ,  Coxin '  ;  sie  gab  Anlass 
zu  einer  Debatte  über  die  eventl.  Identität 
dieses  zur  Tageslichtentwicklung  bestimmten 
Präparats  mit  dem  roten  Farbstoff  gleichen 
Namens. 

Im  weiteren  Verlauf  der  Sitzung  werden 
weitere  Firmen  namhaft  gemacht,  welche  sich 
zur  Lieferung  von  Bedarfsartikeln  zu  wesentlich 
ermässigten  Preisen  bereit  erklärt  haben.  — 

Herr  Dahse  berichtet-  kurz  über  den  Ver- 
lauf der  Sektionssitzungen  für  Photochemie  ge- 
legentlich des  V.  Internationalen  Kongresses  für 
angewandte  Chemie  und  teilt  mit,  dass  die 
Haltbarkeit  des  sensibilisierten  Pigmentpapiers, 
durch  Zusatz  von  3  pCt.  Kaliumoxalat  zur  Sen- 
sibilisierungslösung,  auf  mehrere  Monate  ge- 
steigert werden  kann. 

Herr  Ingenieur  Weiss  äussert  sich  ein- 
gehend über  das  abziehbare  CelloTdinpapier 
(Dr.  Lüttke&  Arndt)  und  führt  dasselbe  den 
anwesenden  Herren  vor.  — 

„Die  Herstellung  der  photographi- 
schen Objektive*  bildet  den  Gegenstand 
einer  längeren  Betrachtung  des  Herrn  Dönne. 

Von  den  Firmen  Unger  &  Hoffmann  in 
Dresden  liegen  neue  Exemplare  der  wirklich 
trefflichen  »Hilfsbücher  zum  Entwickeln" 
und  von  der  Aktiengesellschaft  für  Anilin- 
fabrikation, Berlin  Proben  ihres  neuen 
„Unal" -Entwicklers  vor.  Beides  gelangt  zur 
Verteilung. 

An  neuen  Mitgliedern  konnten  wir  begrüssen 
die  Herren  Ingenieur  Weiss,  Max  Scheibe, 
Willy  Scheibe,  Berkholz  und  Di x. 

(gez.)  Max  Scheibe, 
I.  Schriftführer. 


Fragen  und  Antworten. 


/cA  möchte  meine  Reiseaufnahmen  gern 
in  einem  Verfahren  kopieren^  welches  nicht 
nur  rötäche,  braune  und  vioUttbraune 
Tone  liefert^  sondern  auch  Kopieen  in 
andern  Farben^  wie  blauy  violett^  karmin^ 
grün  usw.  Das  Papier  soll  ferner  die 
Details  und  Tonabstufungen  gut  wieder- 
geben. Welches  Kopierpapier  können  Sie 
mir  hierzu  empfehlen^  resp.  welches  Buch 
gibt  nähere  Anweisungen  über  einen  solchen 
Prozesse 

'   Die  gestellten  Bedingungen    finden    Sie  alle 
beim  Pigmentdruck  erfüllt.    Pigmentpapiere  sind 


in  den  verschiedensten  Färbungen  im  Handel 
überall  käuflich  zu  haben.  Ausführliche  An- 
leitung über  den  Kopierprozess  mit  Pigment- 
papieren giebt  Ihnen  „Vogel,  Das .  Pigment- 
verfahren*  (Verlag  von  Gustav  Schmidt- 
Berlin). 

Bei  Landschaftsbildern^  speziell  Wald- 
Interieurs  mit  greller  Sommer  ^  Sonne 
machen  die  hellen  Stellen  den  Eindruck, 
als  wenn  es  sich  um  Schneepartien  handelt^ 
während  es  in  Wirklichkeit  grelle  Sonnen^ 
beleuchtung  ist,  so  dass  man  sogar  im 
Zweifel  sein   kann,    ob   es   sich   um   eine 


137 


KLEINE  CHRONIK. 


Winterlandschaft  handelt.     Wie  lässt  sich 
dies  vermeiden? 

Die  Photographie  hat  den  allgemeinen  Fehler, 
die  Helligkeitsunterschiede  nicht  richtig  wieder- 
zugeben, sie  gibt  die  hellen  Partien  zu  hell,  die 
dunklen  Schatten  zu  schwarz  wieder.  Man  muss 
es  daher  vermeiden.  Landschaften  bei  zu  greller 
Sonnenbeleuchtung  aufzunehmen,  man  erhält 
g^nz  unnatQrliche  Effekte,  auch  treten  leicht 
Lichthoferscheinungen  ein.  Dieselben  werden 
gemildert,  wenn  man  sogen,  „lichthof  freie 
Platten*  verwendet.  Siehe  auch  den  Artikel 
über  ,  Lichthöfe "  im  Hauptteil  Seite  305, 

Jüngst  war  ich  gezwungen^  bei  un- 
genügend verdunkeltem  Zimmer  Ver- 
grösserungen  machen  zu  müssen^  die,  wie 
ich  erwartete^  leicht  verschleiert  erschienen. 
Um  sie  eventuell  abschwächen  zu  können, 
liess  ich  sie  etwcLs  länger  im  Entwickler 
und  bitte  Sie  nun  um  gefl,  Beantwortung, 
womit  ich  diesen  Entwicklungsschleier  am 
besten  entferne.  Der  Farm  er  sehe  Ab- 
schwäeher  greift  die  Halbtöne  zu  sehr  an. 
Die  Losungen  sind  zima  Abschwächen  von 
Papierbildern  stets  sehr  verdQnnt  zu  benutzen. 
Wenn  Ihnen  der  Farmer  sehe  Abschwächer 
in  verdünnter  Lösung  die  HalbtOne  zu  stark 
angreift,  so  empfehlen  wir  Ihnen  den  Be- 
litzki sehen  Kaliumferrioxalat-Abschwächer,  der 
wie  folgt  zusammengesetzt  ist,  zu  nehmen: 

Wasser 200  g 

Kaliumferrioxalat 8  „ 

Natriumsulfit  krist 8  „ 

Oxalsäure 3  , 

Fixiernatron 50  „ 

Auch  der  Lumi^resche  Cerisulfat  -  Ab- 
schwächer ist  verwendbar: 

Cerisulfat 10^ 

Wasser 100  „ 

Schwefelsäure 4  ccm 

Beide  Lösungen  sind  für  Ihre  Zwecke  zu  ver- 
dünnen. Die  Kopien  sind,  bevor  sie  in  die 
Abschwächerlösung  kommen,  etwas  zu  wässern. 
Kann  man  mit  Uran  verstärkte  Nega- 
tive wieder  zu  ihrem  ursprünglichen  Stande 
bringen  und  auf  welche  Weise? 

Sie  können  die  Verstärkung  mit  verdünnten 
alkalischen  Lösungen,  z.  B.  Wasser  mit  etwas 
Ammoniak  versetzt,  wieder  rückgängig  machen. 


In  den  ursprünglichen  Zustand  wird  aber  hier, 
durch  die  Bildschicht  nicht  zurückgeführt 
Näheres  über  die  chemischen  Vorgänge  findeo 
Sie  in  Eder,  Handbuch  der  Photographie, 
UL  Bd.  2.  Heft,  Seite  543. 

Bitte  um  gefl.  Adresse  eines  Ateliers, 
welches  Architekturaufnahtnen,  auch  in 
grösseren  Formateny  übernimmt.  Es  kommt 
mir  bei  den  Aufnahmen  auch  darauf  an, 
dass  die  Farbentomverte  der  bei  den 
Fassaden  verwendeten  Steinsorten  möglkhit 
zum  Ausdruck  kommen. 

Derartige  Aufnahmen  werden  u.  a.  von  dem 
Atelier  Ad.  Quidde,  Berlin  S.,  Ritterstr.  106 
bestens  ausgeführt. 

Welcher  Entwickler  ist  energisch  für 
schnellste  Momentaufnahmen,  aöstimmbwr 
für  Zeitaufnahmen,  gibt  Negative  von 
schwarzer  Farbe  und  schönes  saftiga 
Schwarz  auf  Veloxpapier,  bleibt  hell  und 
greift  die  Haut  nicht  an? 

Eine  energische,  also  rapid  arbeitende  Ent- 
wicklerlösung ist  für  Momentbilder  weniger  zu 
empfehlen,  da  dieselbe  leicht  zu  stark  gedeckte, 
'  kontrastreiche  Negative  gibt,  welche  in  den 
hellen  Stellen  des  Positivbiides  weniger  Zeich- 
nung aufweisen  als  Negative,  welche  in  langsam 
wirkenden  Lösungen  hervorgerufen  worden 
sind.  Eine  Entwicklerlösung,  die  vortrefflich 
abstimmbar  ist.  Negative,  Bromsilberpapier-  und 
Veloxkopien  von  guter  schwarzer  Farbe  liefert, 
ist  die  Kombination  von  Metol-  und  Hydrochinon: 
Lösung  I : 

Wasser 500  ccm 

kryst.  Natriumsulfit    .    .     50^ 

Hydrochinon 5  , 

Metol 1  ^ 

Lösung  11:  lOproz.  Pottasche-Lösung. 
Für  den  Gebrauch  mischt  man  gleiche 
Teile  I  und  II  mit  Bromkalizusatz  (für  Papiere 
nach  Bedarf  verdünnen).  —  Ein  Entwickler, 
welcher  die  Haut  kaum  angreift,  aber  weniger 
energisch  wirkt,  ist  Glycin. 

Wo  finde  ich  eine  elementare  Anleitung 
für  das  Ansetzen  der  Ent^vicklerlösungen 
und  für  die  Entwicklung  selbst? 

Eine  solche  finden  Sie  u.  a.  in  Vogel 
Taschenbuch  der  praktischen  Photographie, 
11.  Auflage,  Seite  107—146. 


Verschiedenes. 

Entfernung  von  Grfinschleier. 


Zur  Beseitigung  des  Grünschleiers  von 
Negativen  hat  Abney  folgendes  Rezept  ge- 
geben : 


Wasser 1000^ 

BromkaU    ....  18  , 

Eisenchlorid  ...         24  , 
In    diese    Lösung    wird    das  Negativ    einge- 
taucht,   bis   es  vollkommen  gebleicht  bt,    nach- 


138 


KLEINE  CHRONIK. 


her  wird  die  Platte  gewaschen  und  mit  Eisen- 
oxalat-Entwickler  geschwärzt.  Ist  der  Schleier 
nur  oberflächlich  und  ganz  .schwach,  so  ist  seine 
Entfernung  meist  schon  möglich,  wenn  das  ge- 
wässerte Negetiv  in  Methylalkohol  gelegt  wird 
und  die  Schichtseite  leicht  mit  einem  Watte- 
bausch usw.  abgerieben  wird. 

(La  Revue  de  Phot.) 


Hydrochinon-Rodinal-Entwlckler. 

«Amateur  Photographer*  empfiehlt  folgenden 
Hydrochinon-Rodinal-Entwickler : 
Lösung  A: 

Natriumsulfit  ...        60  ^ 
Zitronensäure    .    .  4  „ 

Bromkali    ....         2  „ 

Wasser 600  ccm 

Rodinal 30  „ 

Hierauf  werden  1 0  ^  Hydrochinon  in  30  <r/// 
Alkohol    gelöst    und  diese  Lösung    der    obigen 
unter  Umschütteln  zugegeben. 
Lösung  B: 

Pottasche   ....       90  ^ 

Soda 90  , 

Wasser 600  , 

Für    den    Gebrauch    werden    gleiche    Teile 
Lösung  A  und  B  gemischt. 


Neuheiten. 

Doppel-Orthar  F :  6  bis  7,7. 
Die  Photo-optische  Manufaktur  von  Pia  übel 
&  Co.-Frankfurt  a.  M.  hat  unter  der  Bezeich- 
nung ifDoppel-Orthare"  neue  lichtstarke,  an- 
astigmatische Objektive  herausgebracht.  Die- 
selben bestehen  aus  zwei  symmetrischen 
Lfinsenpaaren,  welche  nicht  aneinander  hegen, 
sondern  durch  einen  Luftraum  getrennt  sind. 
Ziwischen  diesen  Linsenpaaren  ist  eine  Iris- 
blende. Die  Objektive  sind  nach  Mitteilungen 
der  Firma  sphärisch  uud  chromatisch  korrigiert, 
das  Instrument  von  21  Cß/t  Brennweite  soll  bei 
voller  Öffnung  eine  Platte  von  16x21  fm  rand- 
scharf auszeichnen.  Infolge  ihrer  grossen 
Lichtstärke  sind  die  Doppel-Orthare  auch  für 
Momentaufnahmen  vortrefflichst  geeignet.  Da 
ferner  der  Bau  derselben  ein  sehr  gedrängter 
ist,  so  sind  die  Doppel-Orthare  besonders  gut 
für  Handcameras  zu  verwenden;  so  sind  u.  a. 
Krügeners  bekannte  Delta-Klappcameras  mit 
diesen  Objektiven  erhältlich. 


Bromsilbergelatineplatten  ohne  Entwickler. 
Die  Photochemische  Fabrik  C.  R.  Ber- 
nauer &  Co.  in  Wien  kündigt  an,  dass  sie 
Bromsilbergelatineplatten  herstellt,  bei  denen 
die  Entwicklung  einfach  in  gewöhnlichem  alkali- 


haltigen  Wasser  geschieht.  Wer  beliebt,  die 
bisher  üblichen  Entwicklerlösungen  anzuwenden, 
kann  auch  dies  mit  den  neuen  Platten  tun.  Als 
Hauptvorzug  der  Bernauer  sehen  Platten  wird 
gerühmt,  dass  sie  eine  5mal  grössere  Empfind- 
lichkeit als  die  bisherigen  Fabrikate  besitzen. 
Infolgedessen  wird  das  neue  Fabrikat  nament- 
lich für  kurze  Momentaufnahmen,  kinematogra- 
phische  Aufnahmen  und  Röntgenphotographie 
empfohlen. 

Ausstellungs-Nachrichten. 

Die  untenstehend  abgebildete  Plakette  wurde 
von  der  „Freien  Vereinigung  von  Amateur- 
Photographen  zu  Hamburg"  den  prämiierten 
ersten  Ausstellern  der  kunstphotographischen 
Ausstellung,  die  im  Frühjahr  zu  Hamburg  statt- 


fand, als  besondere  Auszeichnung  verliehen. 
Das  Original,  nach  einem  Entwurf  von  Max 
Römer- Blankenese  in  zartem  Bronzerelief 
ausgeführt,  bietet  ein  durchaus  würdiges  Zeichen 
der  Ehrung. 

52.  Wanderversammlung  des  Deutschen 
Photographen  -  Vereins  zu  Dresden.  Der 
Vorsitzende  des  Vereins,  Herr  K.  Schwier- 
Weimar,  eröffnete  die  Versammlung  mit 
einer  Begrüssung  der  Teilnehmer.  In  die  Tages- 
ordnung eintretend,  gelangte  zunächst  der  Ge- 
schäftsbericht für  1902/03  zur  Vorlage. 
Hierauf  folgte  die  Wahl  und  Konstituierung  des 
Preisgerichtes.  Am  Dienstag  den  18.  August 
erfolgte  durch  den  Vorsitzenden,  in  Gegenwart 
der  Mitglieder  des  Ehren-Ausschusses,  Orts-  und 
Arbeits- Ausschusses,  sowie  einer  Anzahl  be- 
sonders geladener  Ehrengäste  die  Eröffnung 
der  Photographischen  Ausstellung  des 
Vereins.  Schon  beim  Eintritte  in  die  Aus- 
stellung wurde  es  jedem  Besucher  bemerkbar, 
dass  Dresden  die  Stadt  der  photographischen 
Industrie  ist.  Es  gibt  wohl  kaum  eine  Stadt, 
in  der  sich  die  photographische  Industrie  einer 
so    ungeheuren    Ausdehnung    zu   erfreuen    hat, 


139 


KLEINE  CHRONIK. 


wie  in  Dresden.  Am  Abend  vereinigten  sich 
die  Teilnehmer  im  Roten  Saale  des  Ausstellungs* 
palastes  zur  Entgegennahme  von  mehreren 
fachwissenschaftlichen  Vortragen.  Zunächst 
ffihrte  Herr  Photograph  S  ehr  oed  er -Branden- 
burg a.  d.  H.  sein  transportables  Blitzlicht- 
Atelier  mit  elektrisch  durch  den  Objektiv-Ver- 
schluss  selbsttätig  bewirkter  Perkussions-Zfln- 
dung  vor.  Herr  Photograph  Sonntag  demon- 
strierte eine  neue  Satiniermaschine,  System 
Dorticus,  mit  auswechselbaren  Walzen  und 
eine  Satiniermaschine  mit  Hintergrundgestell. 
Schliesslich  hielt  noch  Herr  Saemann-Frei- 
berg  i.  S.  einen  interessanten  Vortrag  Über 
das  Wesen  der  Beleuchtung  mit  Demonstrationen. 
Am  folgenden  Tage  fanden  die  Vorträge 
ihre  Fortsetzung  mit  einer  Vorführung  ver- 
schiedener Heizsysteme  für  Satiniermaschinen 
durch  Herrn  A.  H.  Anders -Dresden.  Um 
halb  11  Uhr  traf,  vom  Vereins  vorstände  am 
grossen  Portale  des  Ausstellungspalastes  ehr- 
furehtsvetl  begrüsst,  Ihre  Majestät  die 
Königin-Witwe  Carola  und  der  Protektor 
der^,  Wanderversammlung,  Se.  KOnigl.  Hoheit 
Kronprinz  Friedrich  August  von  Sachsen 
mit  Gefolge  ein.  In  der  am  21.  August  ab- 
gehaltenen Sitzung  beschäftigte  man  sich  zu- 
nächst'mit  der  Frage  des  photographischen 
Schutzgesetzes.  Zur  Frage  des  unlauteren 
Wettbewerbes  teilte  der  Vorsitzende  einige 
Versuche  aus  neuerer  Zeit  mit,  diesem  zu  Leibe 
zu  gehen.  Auf  Antrag  des  Vorstandes  wurde 
einstimmig  beschlossen,  die  beiden  Mitglieder 
des  Ortsausschusses,  Herren  Photograph  Sonn- 
tag und  Kommerzienrat  A.  F.  Silomon,  in 
Anerkennung  ihrer  ausserordentlichen  Ver- 
dienste um  die  32.  Wanderversammlung  zu 
Ehrenmitgliedern  des  Deutschen  Photo- 
graphenvereins zu  ernennen.  Am  Abend  wurde 
die  Schlusssitzung  im  grossen  Saale  des 
Ausstellungspalastes  abgehalten.  Herr  Hermann 
Linden berg-Dresden  führte  seine  neueste 
automatische  Heiss -Satiniermaschine  vor,  sowie 
HerrA.  H.  Anders-Dresden,  Pfotenhauerstr. 43, 
seine  neueste  elektrische  Heizung  der  Heiss- 
Satiniermaschine  „Heureka  B*.  Darauf  hielt 
Herr  E.  Hirsch-Leipzig  einen  längeren  Vor- 
trag „Über  Ozotypie*  mit  interessanten  Demon- 
strationen. Ozotypie,  ein  vereinfachtes  Kohle- 
druckverfahren, ergibt  ohne  besondere  Über- 
tragungen rechtseitige  farbige  Bilder,  welche  sich 
durch  ihre  ausserordentliche  Haltbarkeit  und 
Feinheit  auszeichnen.  E.  Hirsch- Leipzig  hat 
das  Verfahren  nach  eigenen  Ideen  ausgearbeitet 
und  erläuterte  seine  Erfahrungen  an  einer 
Sammlung  von  grösseren  Bildern.  Die  Bilder 
stammten    aus    dem    photographischen    Atelier 


Georg  Brokesch-Leipzig  und  erregten  die 
volle  Bewunderung  der  Versammlung. 

Hieran  schloss  sich  die  Bekanntgabe 
der  Preise.  Es  erhielten:  die  erste  S(iat»> 
medaille  Heinrich  Ernemann,  A.-G.  fOr 
Camera-Fabrikation,  die  zweite  Staatsmedailk 
und  den  Ehrenpreis  Sr.  König).  Hoheit  des 
Kronprinzen  die  Neue  Photographische 
Gesellschaft,  A.-G.  in  Steglitz  bei  Berlin,  (fie 
dritte  Staatsmedaille  Rom  ml  er  u.  Jonas- 
Dresden,  die  vierte  Sta'atsmedaille  die  Firm 
Hüttig  n.  Sohn-Dresden.  Erste  Preise  er- 
rangen die  Pbotoskulpturgesellschaft  Selke- 
Berlin,  H.  J.  Tollen s  -  Dortrecht,  Rudolf 
Lichtenberg- Osnabrück,  Prof.  von  Jan- 
Strassburg,  die  Photog^aphenschnle  von  Ernst 
Sonntag- Dresden-Trachau,  die  Buchbinderei- 
Aküenge^ellschaft  vorm.  Pritsche  -  Leipzig, 
Dr.  Höhn  u  Co.  in  Düsseldorf,  die  Aktien- 
gesellschaft Voigtländer  u.  Sohn -Braun 
schweig  und  Max  Blochwitz-Dresden. 

Die  internationale  Ausstellung  für  Photo- 
chromieen  in  Paris  wird  vom  15.  Febmar  bis 
15.  März  1904  stattfmden. 


Unterrichts  -Nachrichten. 

Die  photographische  Lehr-  und  Versuchs- 
anstalt zu  München  hat  soeben  ihren  Jahres- 
bericht über  das  3.  Schuljahr  herausgegeben. 
Von  Oktober  bis  Mai  wird  daselbst  ein  Vortrags- 
zyklus für  Photog^aphengehilfen  abgehalten. 
Näheres  siehe  aus  den  diesbezüglichen  Pro- 
spekten der  Anstalt. 


Geschäftliche  Mitteilungen. 

Von  der  Firma  Soenneken  ft  Co.  in  München 
ist  die  Filiale  der  A.-G.  Emil  Wünsche  in 
München,  Marienplatz  12  übernommen  worden 
und  wird  dieselbe  als  Zweiggeschäft  ihrer  Firma 
fortgeführt  werden. 

Die  Firma  Voigtländer  ft  Sohn,  Akt- 
Ges.,  Braunschweig,  teilt  uns  mit,  dass  sie,  um 
selbst  den  modernsten  Ansprüchen  an  einen 
vollkommenen  Handapparat  zu  genügen,  ihre 
Rollfilmcameras  nunüiehr  auch  mit  einer  Ein- 
richtung für  Vidü-Films  liefert.  ZweifeUos  sind 
die  vorzüglichen  Cameras  der  genannten  Firma 
durch  diese  Einrichtung  der  Vollendung  wieder 
um  einen  Schritt  näher  gebracht. 

Die  Optische  Anstalt  C.  P.  Goerz  teilt  mit, 
dass  die  Resultate  des  Preisausschreibens  An- 
fang Oktober  publiziert  werden. 


140 


I 


r 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen  und  Antworten    —  Verschiedenes    —   Ausstellungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Vereins  -  Nachrichten. 

(Die  Verantwortung  für  die  Fassung  und  den  Inhalt  der  Vereinsberichte  tragefi  die  betreffenden 

Vereinsvorstände.) 


Die  verehrlichen  Vereinsvorstfinde  werden 
hiermit  freundlichst  gebeten,  uns  die  Protokolle 
tunlichst  bald  nach  den  betreffenden  Sitzungen 
zugehen  zu  lassen.  Es  ist  uns  nicht  mOgUch, 
die  nachträglich  eingebenden,  von  einem  Viertel- 
jahr und  länger  gesammelten  Berichte  eines 
Vereins  auf  einmal  zum  Druck  zu  bringen,  ander- 
seits haben  die  so  verspätet  gebrachten  Be- 
schlüsse und  Verhandlungen  eines  Vereins  an 
Interesse  sehr  oft  eingebOsst.  Auch  bitten  wir 
um  eine  nach  Möglichkeit  knappe  Fassung 
der  Protokolle,  insbesondere  bez.  der  Projek- 
tionsvorträge, da  der  Inhalt  letzterer  der 
Photographie  meist  sehr  fern  liegt.  Wir 
können  in  jedem  Heft  nur  eine  bestimmte  Zahl 
von  Seiten  zur  Verfügung  stellen. 

Die  Redaktion. 


Verein  für  Amateurphotographie  zu 
Hannover. 

Ordentliche  Hauptversammlung 
Montag  den  7.  September  1903. 

Vereinslokal:  »Zu  den  vier  Jahreszeiten". 

Der  Vorsitzende,  Herr  Fuhrmann,  verliest 
nach  Bewillkommnung  der  Erschienenen,  unter 
denen  sich  auch  Gäste  befinden,  ein  Telegramm 
des  Herrn  Schönian,  der  sich  in  Dresden 
befindet,  und  teilt  gleichzeitig  mit,  dass  Herr 
Wrede  sich  zwecks  photographischer  Studien 
in  der  Heide  aufhalte.  —  Nach  Genehmigung 
des  letzten  Protokolls  wird  Herr  Drogist  Leh- 
mann durch  Zuruf  als  Mitglied  aufgenommen. 
—  Auch  heute  ist  wieder  eine  Vermehrung  der 
Mitgliederzahl  zu  verzeichnen.  Herr  Ober- 
lithograph Ackermann  meldet  seinen  An- 
tritt an. 

Als  Punkt  3  steht  auf  der  Tagesordnung: 
Vortrag  des  Herrn  A.  Burkhard!  „Über 
Brom^ilbervergrösserungen".  Der  Inhalt 
ist  kurz  folgender:  Gerade  wie  in  einer  Kunst- 
ausstellung zunächst  die  grossen  Gemälde  das 
Interesse  des  Besuchers  erwecken,   so  ist  auch 


eine  Vergrösserung  eher  geeignet,  Eindruck  zu 
machen,  als  die  verhältnismässig  kleine  Auf- 
nahme. Wohl  jeder  vorgeschrittene  Amateur 
hegt  den  Wunsch,  seinen  Bildern  ein  ansehn- 
liches Format  zu  geben.  Bei  der  Wahl  eines 
Vergrösserungsapparates  sind  zwei  Haupttypen 
zu  unterscheiden:  1.  Apparate  mit  künstlicher 
Lichtquelle,  2.  Tageslicht -Vergrösserungsappa- 
rate. 

Die  Vergrösserungsapparate  werden  als  eine 
Umkehrung  der  Aufnahmecamera  bezeichtnet 
und  die  erforderliche  Vervollkommnung  bez. 
Lichtquelle,  Kondensatoren  usw.  erläutert.  Nach- 
dem auch  die  Vorzüge  der  Apparate  des 
zweiten  Typus  vor  Augen  geführt  sind,  werden 
die  Vergrösserungsarbeiten  selbst  geschildert. 
Mit  näheren  Angaben  über  die  '  erforderliche 
Beschaffenheit  der  Negative  schliesst  Redner 
seinen  beifällig  aufgenommenen  Vortrag. 

In  der  Diskussion  handelt  es  sich  haupt- 
sächlich um  die  Wahl  des  Entwicklers.  Während 
der  Vortragende  Amidol  empfohlen  hatte,  wird 
von  einigen  Herren  Rodinal  als  besonders 
brauchbar  bezeichnet 

Die  Firma  Herzog  &  Co.,  Hemelingen- 
Bremen,  hat  reichliche  Proben  von  Platten 
yhochempfindUch*  und  „normal",  sowie  Roll- 
films und  Spezialentwickler  übersandt.  —  Herr 
Paul  Hanneke-Berlin  hat  durch  freundliche 
Dedikation  von  „Dr.  E.  Vogel  Handbuch 
der  Photographie"  unsere  Bibliothek  um 
ein  wertvolles  Buch  bereichert.  —  Da  am 
1.  Oktober  die  Bibliothek  eröffnet  werden  soll, 
hat  Herr  Burkhardtdie  erforderlichen  Satzungen 
ausgearbeitet.  Die  Paragraphen  werden  mit 
einigen  unwesentlichen  Änderungen  angenommen 
und  beschlossen,  jedem  Mitgliede  ein  Exemplar 
der  Bestimmungen  zu  überreichen. 

Eine  Anfrage  über  „Gegenlichtaufnahmen* 
führt  zu  interessantem  Meinungsaustausch. 

Zum  Schluss  werden  die  durch  Herrn 
Kirsten  besorgten  Sammelkasten  vorgeführt, 
die  sich  durch  saubere  und  dauerhafte  Arbeit 
auszeichnen. 


141 


KLEINE  CHRONIK. 


Die  Herren  Rosenthal  und  Hallenstein 
haben  durch  Oberweisung  prächtiger  Porträts 
und  Landschaften  den  Grundstein  zur  Vereins- 
bildersammlung gelegt. 

Mit  dem  Wunsche  des  Vorsitzenden,  die 
hochbedeutsame  Sammlung  recht  fleissig  mehren 
zu  helfen,  endet  um  ll^tUhr  die  Sitzung. 

Der  I.  Vorsitzende  Der  Schriftführer 

Alfred  Fuhrmann,     i.V.  A.  Burkhardt, 
Ulanenstr.  4,  I.  Mag.  Supernumerar. 


Dresdner  Gesellschaft  zur  Förderung 
der  Amateur-Photographie,  e.  V. 

115.  ordentliche  Sitzung  vom 
7.  September  1903. 
Vorsitzender:  i.V.  Redakteur  H. Schnauss. 
Die    erste  Sitzung    nach    den  Sommerferien 
bildet  zugleich  die  Einweihung  der   neuen  Ver- 
^szimmer   in    den   Räumen  Moritzstrasse  1  b, 
1 .  Et.    Die  hellbeleuchteten,  geräumigen  Zimmer 
machen    einen    angenehmen,    freundlichen  Ein- 
druck und  sind  für  die  Zwecke  unserer  Gesell- 
schaft sehr  geeignet.    Der  Vorsitzende  weist  in 
seiner   Begrüssungsrede    auf    den    vollzogenen 
Domizilwechsel  hin  und   spricht    die  Hoffnung 
aus,  dass   das  ernste  Streben   der  Gesellschaft 
auch  in  den  neuen  Räumen  von  bestem  Erfolg 
begleitet  sein  mOge.    Fernerhin  macht  er  darauf 
aufmerksam,    dass    die  Räume   den  Mitgliedern 
unserer  Gesellschaft  jeden  Montag  Abend   zu- 
gänglich sind,   also  auch  an  den  Montagen,    an 
denen  keine  Sitzungen  stattfinden ;  es  wäre  sehr 
erfreulich,    wenn    von    dieser  Gelegenheit    zum 
geselligen  Beisammensein   fleissig  Gebrauch  ge- 
macht werde.     Nach  Verlesung  des  Protokolls 
der  vorigen  Sitzung  und  Genehmigung  desselben 
beginnt  sofort   der    vom  stellvertretenden  Vor- 
sitzenden  übernommene  Vortrag   über    „Ozo- 
typie'.     Dieses  schöne  und  einfache  Pigment- 
Kopierverfabren ,    welches    vom    gewöhnlichen 
Pigmentdruck    sich    dadurch    vorteilhaft    unter- 
scheidet,    dass    es    keines    Photometers    beim 
Kopieren  und   keiner  Übertragung  bedarf,   ver- 
dient auch  bei  uns  in  Deutschland  die  Beachtung 
und  Pflege,  die  ihm  seiner  Bedeutung  nach  ge- 
bührt.     Sein    Erfinder,     Thomas    Manly     in 
London,  hat  das  Verfahren  mit  unermüdlichem 
Fleisse  soweit  vervollkommnet,    dass   es   schon 
jetzt  praktisch   sehr  vorteilhaft  verwendbar   ist 
und  mit  dem  Pigmentdruck  zu  rivalisieren  ver- 
mag.   Zum  Kopieren  dient  ein  mit  chromsauren 
Salzen  und  Mangansalzen  sensibilisiertes  Papier. 
Bei    der   BeUchtung   unter    dem  Negativ    findet 
eine  Zersetzung  des  lichtempfindlichen  Gemisches 
statt,  indem  die  Hälfte  der  vorhandenen  Chrom- 
säure zu  Chromdioxyd  reduziert  wird,  während 
die    andere  Hälfte    an  Kalium,    in    Gestalt    von 


neutralem  chromsauren  Kalium  gebunden  bleibt 
Dieses  letztere  setzt  sich  mit  dem  Mangansalze 
zu  Manganchromat  um,    so  dass  also  das  beim 
Kopieren  entstehende,  deutlich  sichtbare  braune 
Bild   teils  aus  Chromdioxyd,  teils  aus  Mangan- 
chromat besteht.    Zur  Umwandlung  der  Mangao- 
chromatkopie    in    ein   Pigmentbfld    bedarf   man 
eines  Bades,  welches  einerseits  die  in  der  Bild- 
substanz   enthaltenen    chromsauren   Salze  löst, 
anderseits     aber     die     hierdurch     entstehende 
Chromsäurelösung  zu  Chromoxyd  reduziert   Die 
Lösung  des   letzteren,    des  Chromoxyds,   wirkt 
gerbend    auf   die  Gelatine    der  Bildschicht   und 
bewirkt    somit,    dass    dieselbe    dem   beim  Ent- 
wickeln   zur  Anwendung    kommenden    hdssen 
Wasser  Widerstand   leistet.     Als  Lösemittel  in 
dem  Pigmentieningsbade    verwendet  man   eine 
Säure,    als    Reduktionsmittel   entweder   Hydro- 
chinon    oder    Eisenvitriol.     Diejenigen,   welche 
sich    über    die  Theorie    der    Ozotypie   genauer 
unterrichten  woUen,   verweist  der  Vortragende 
auf  die  kürzlich  bei  Wilh.  Knapp  in  Halle  er- 
schienene vortreffliche  Schrift    .Die  Ozotypie*, 
von  A.  Freiherrn  v.  Hübl.     An  die  theore- 
tischen   Erklärungen    des    Vorsitzenden    reihte 
sich  eine  praktische  Vorführung  des  Verfahrens, 
wobei  alle   einzelnen  Stadien    desselben   genau 
beschrieben    und    ausgeübt  wurden.    Auch  die 
vorkommenden  Fehler    wurden   gebührend   be- 
rücksichtigt und  an  der  Hand  von  Fehldrucken 
besprochen.     Vortrag   und  Vorführung,   sowie 
die  im  Zimmer  ausgestellten  Ozotjrpien,  welche 
die    Leistungsfähigkeit    des    Verfahrens    veran- 
schauHchten,  erregten  allseitig  lebhaftes  Interesse. 
—  Nach  Erledigung    dieses    Hauptpunktes   der 
Tagesordnung   wurden    die    geschäftlichen  Ein- 
gänge vorgelegt.     Die    in   grosser  Anzahl  ein- 
gegangenen Prospekte,  insbesondere  ein  von  der 
Chemischen    Fabrik    auf   Aktien    (vorm. 
E.  Schering)  in  Berlin    in  freundhcher  Weise 
in  vielen  Exemplaren    gestiftetes  Handbuch  für 
den  Gebrauch  von  photog^aphischen  Erzeugnissen 
dieser  Firma  fanden  schnellen  Absatz.    Als  Ge- 
schenk war  von  Herrn  Hauptmann  David  on 
Exemplar  seines  rühmUcht  bekannten  „Ratgeber 
für  Anfänger*  eingegangen ;  dasselbe  wurde  mit 
vielem   Danke  der  Bibliothek  einverleibt  — 
Der  Vorsitzende  verkündet  noch,  dass  die  Herren 
Rechtsanwalt  Dr.  jur.  Fr.  Ritz   und  Apotheker 
O.  Schnitze  sich  zur  BAitgliedschaft  angemeldet 
haben  und  schliesst  dann    den    offiziellen  Teil 
der  Sitzung. 

Verein  zur  Förderung  der  Amateur- 
Photographie  Bozen  und  Umgebung. 

Sitzung  vom  21.  September  1SK)3. 
Vorsitzender:    Herr  Josef  Fiat  scher. 
Um  9  Uhr  eröffnete  Herr  Obmann  Fiatscher 
diesen  ersten  Vereinsabend  für  die  Saison  1903/04. 


142 


KLEINE  CHRONfK. 


Die  eingelangten  Zeitschriften.  „ Photographische 
.  Mitteilungen",   „Amateurphotograph"    und    „Gut 
Licht*  werden  verteilt. 

Hcsrr  Schflrmann  bespricht  einen  Aufsatz 
von  Dr.  Hauberisser  über  das  »Coxin*,  es 
schliesst  sich  hieran  eine  lebhafte  Debatte. 

Die  Herren  Dr.  Malf6r  und  Reitz  jun. 
loben  den  seinerzeit  zur  Probe  verteilten 
»Brillant -Entwickler*  und  empfehlen  denselben 
angelegentlichst. 

Über  seine  Erfahrungen  mit  den  neuen 
,Vidil*- Films  spricht  Herr  Fiatscher,  die 
ersten  Versuche  mit  denselben  waren  jedoch 
nicht  entsprechend,  Redner  wird  noch  später 
hierüber  weiter  referieren. 

Zwei  Apparate    der  „Blair- Camera  Co."    in 

Rochester  liegen  zur  Ansicht  vor  und  gefiel  eine 

Film-Camera  zum  Preise  von  78  Kr,  allgemein. 

Herr  Hub  er  legt  einige  gut  gelungene  Hoch- 

gebirgsaufnahmen  vor. 

Herr  Schflrmann  bespricht  seine  mit  N.  C.- 
Films der  Kodak- Co.  gemachten  Erfahrungen. 
Redner  hat  auf  seinen  Sommertouren  wieder- 
holt dieses  Fabrikat  verarbeitet  und  sind  die 
mit  demselben  gemachten  Erfahrungen  nicht 
zufriedenstellend ,  auf  mehreren  Negativen 
sieht  man  deutlich  den  Abdruck  der  Nummer 
des  Schutzstreifens,  ausserdem  muss  man  bei 
der  Entwicklung  sehr  diffizil  zu  Werke  gehen. 
Es  wurden  nur  frische  Filmspulen  benutzt.  — 
Mit  den  ebenfalls  verarbeiteten  „Agfa' -Rollfilms 
war  Redner  stets  zufrieden  und  empfiehlt  der- 
selbe, doch  den  deutschen,  g^ten  Fabrikaten  den 
Vorzug  vor  ausländischer  Ware  zu  geben.  — 
Diese    Ausführungen    des    Herrn   Schürmann 


wurden      mit      besonderer     Befriedigung     auf- 
genommen. 

Prospekte  und  Proben  von  „Blue  Star  Paper" 
wxirden  verteilt. 

Zum  allgemeinen  Bedauern  teilt  Herr 
Kassierer  Zorbach  mit,  dass  er  demnächst 
Bozen  verlässt  und  daher  gezwungen  sei,  sein 
Amt  niederzulegen.  Er  dankt  für  das  ihm  ent- 
gegengebrachte Vertrauen  und  verspricht,  dem 
Verein  als  auswärtiges  Mitglied  weiterhin  anzu- 
gehören. 

Herr  Dr.  Malf6r  spricht  sein  Bedauern  im 
Namen  des  Vereins  aus,  dass  Herr  Zorbach, 
der  uns  ein  so  Ueber  Kamerad  und  umsichtiger 
Kassierer  war,  von  uns  scheidet,  Redner  gibt 
der  Hoffnung  Ausdruck,  dass  Herr  Zorbach 
uns  aber  doch  öfter  noch  Proben  seiner  photo- 
graphischen Arbeiten  zukommen  lassen  möge, 
und  endet  seine  Rede  mit  einem  freudig  auf- 
genommenen „Gut  Licht". 

Als  stellvertretender  Kassierer  wurde  Herr 
Josef  LarzoneT  gewählt. 

Gegen  7«^  Uhr  schloss  der  Obipann  die 
Sitzung. 


In  Steinamanger  (Ungarn)  wurde  am  12.  Sep- 
tember ein  neuer  Verein  unter  dem  Titel  „Vas- 
värmegyci  mureduclok  cygesulete"  gegründet 
mit  50  Mitgliedern.  Zum  Präsidenten  wurde 
gewählt:  Gustav  Potyondy  von  Cs&ford, 
II.  Präsident:  Max  Rauscher,  Verwalter: 
Zoltän  von  Kiss,  Sekretäre:  Julius  Pauer, 
Alexander  Szabö,  Kassierer:  Josef  Berke, 
Kontrolleiu* :  Otto  Greisinger. 


Fragen  und  Ant^'rorten» 


Weiches  ist  das  empfehlenswerteste  Mittel^ 
um  den  eingetrockneten  Ton  bei  Bromsilber- 
bildern^  namentlich  getonten  y  zu  heben  i^ 
Gerat  hat  wohl  den  gewünschten  Erfolg^ 
die  Anwendung  ist  jedoch  heikler  Natur, 
Vor  dem  Aufziehen  der  Bilder  gebraucht^ 
geht  der  Glanz  des  Bildes  nach  dem  Auf- 
zug  verloren,  und  bei  aufgezogenen  Bildern 
ist  das  Abreiben  stets  mit  Gefahr  für  den 
Karton  verbunden. 

Ein  sehr  viel  angewandtes  Mittel,  um  die 
Tiefen  zu  heben,  ist  Überziehen  der  trocknen 
Kopie  mit  käuflichem  alkoholischen  Negativlack 
oder  Kollodium;  beide  Lösungen  sind  zu  dem 
Zweck  mit  Alkohol  zu  verdünnen. 

Haben  die  X- Platten  {extra  rapid) 
wirklich  eine  Empfindlichkeit  von  30""  W,, 
wie  die  Preislisten  ankündigen  ^    und  sind 


daher   diese  Platten   in  der  Tat  bedeutend 
empfindlicher  wie  andere  gute  Fabrikate? 

Ob  die  X- Platten  dieselbe  Empfindlichkeit 
wie  gewisse  andere  Fabrikate  haben,  können 
Sie  leicht  selbst  praktisch  feststellen,  indem  Sie 
von  den  beiden  Sorten  je  eine  Platte  halbieren, 
diese  Hälften  in  einer  Kassette  gleichzeitig  einen 
kurzen  Moment  auf  einen  Gegenstand  exponieren, 
nachher  zusammen  in  einer  (verdünnten)  Ent- 
wicklerlösung hervorrufen  und  dann  die  Negativ- 
resultate vergleichen.  —  Die  Angaben  in  Sen- 
sibilitätsgraden auf  den  Etiketten  entsprechen 
mitunter  nicht  dem  Inhalt. 

Bitte  mir  näheres  über  Präparieren 
und  Sensibilisierung  der  Malleinwand  mit- 
zuteilen zum  Zweck  des  Vergrössems  bei 
Petroleumücht.  Ich  beabsichäge^  mir  die 
Leinwand  selbst  lichtempfindlich  herzustellen. 


143 


KLEINE  CHRONIK. 


Der  Raum  gestattet  es  nicht,  derartige  Arbeits- 
vorschiiften  ausftkhrlich  zu  behandeln;  wir 
.  können  hier  nur  auf  die  betreffende  Literatur 
verweisen.  Rezepte  über  die  Vorpräparation 
und  die  Emulsionierung  von  Malleinen  finden 
Sie  in  Eder,  Jahrbuch  1897,  Seite  408,  Eder, 
Praxis  der  Photographie  mit  Gelatine-Emulsionen, 
Seite  617. 

Stehen  die  bei  den  BuschanasügmaUn 
verarbeiteten  sogen.  „aUen'^  Giasarten  denen 
bei  anderen  Anastigmaten  verwendeten  in 
Bezug  auf  Haltbarkeit  nach? 

Bezüglich  der  Haltbarkeit  ihrer  Anastigmat- 
glfiser    teilt    uns    die   Optische  Anstalt  Busch- 


Rathenow  folgendes  mit:  «Um  betreffend  der 
Angaben  Über  die  Haltbarkeit  unserer  An> 
astigmatgläser  ganz  sicher  zu  geben,  haben  wir 
uns  vor  kurzem  von  unserem  Glaslieferanten 
Schott  &  Gen. -Jena  Angaben  über  die  Wider- 
standsfähigkeit mehrerer  gebräuchlicher  Gläser 
erbeten.  Auf  Grund  der  Schottschen  An- 
gaben können  wir  die  Anfrage  dahingehend 
beantworten,  dass  die  von  uns  für  unsere  An- 
astigmate  benutzten  dten  Gläser  den  neueren 
(Baryt-orown  usw.)  überlegen  sind,  und  wir 
stehen  deshalb  nicht  an,  zu  erklären,  dass 
unsere  Anastigmate  jeden  Vergleich  mit  anderen 
erstklassigen  Anastigmaten  aushalten.' 


Verschiedenes. 

Buryplan.  Nachdem    die    Bromsilberkopien   gut  fixiert 

^.     ^    .    ,       .         ,            ^    ,       ^    ,     ,  und  gewässert   sind,    werden    sie    zonichst  in 
Die  Optische  Anstalt  von  Gebr.  Schulze-  ^  .  ^      ,    -i.       i_i     -j      .  ^  i 
^      ^            ,                                  .         .  einer  Lösung  von  Quecksilberchlorid  und  Salz- 
Potsdam    bringt    einen    neuen    Anastigmattypus  .          . ,         ,    ,        ^       ^       ,    .„  ,.  ,    > 
^        ,     ^       ,   ,      ,,    ,        »,    ,     ,       .       ;  säure    (dem    bekannten   Quecksuberverstäxter), 
„Euryplan     auf  den  Markt.     Nach  den  Angaben          ,      .-,        ,        „,        ,,.,. 

J,.         .       ,      ^ ,  oder  m  folgendem  Bade  gebleicht: 

der  Firma  ist  das  Eurypian  ein  sphärisch,  chro-  Ri  *  'fr  f  i  s 

matisch     und     astigmatisch     korrigiertes     sym-  „  ^      «,  /i   *    *    '  , m^ 

^         ,  ,  .  ,   .       ,^.     ,    .,      r.  Rotes  Blutlaugensalz 20  , 

metrisches  Doppelobjeküv.    Die  beiden  System-  Destilliertes  Wasser 360  . 

hälften  sind  für  sich  sphärisch,    in    und   ausser  ...  .  <        «•     *^     • 

,.,         ,  .,  '.  ,.  Hiernach  werden  die  Kopien  gewässert, 

der  Achse  chromatisch  und   astigmatisch  körn-  ««r    ^         j«  .    i_     ^  i.        rr     -       • 

^,         „    ,  ^  ,,  ,,  Werden     die     so     behandelten    Kopien    in 

giert.      Nach  Entfernung    der    vorderen    Hälfte  .  .  ,  ,  _^  ,  •  .      .  . 

f  .      ,.         .         .  ^       ^    .    ^  Ammoniakwasser  gelegt,  so  ergeben  sich  schöne 

kann    somit    die    Hmterhnse    als    Landschaits-  .  «,.  „  «       ,x  .         •..!. 

,  .  ,   .      ,  ,  ,     ,  braune  Töne.     Bessere  Resultate    erhält  man, 

objektiv   benutzt   werden    von    annähernd    der  ,.     „.,,      .       .        ...  ,  ,    . .  ^ 

-         ,        ^  .        ,      ^         ,        ,   .  wenn  die  Buder  in  einer  Kiste  usw^.  aufgebln^ 

doppelten  Brennweite    des  Doppelobjektivs  mit  jjTN-r  *  -i 

,     V, .  ,     I    ,  „  ,  ,    ,  und    den    Dämpfen    von  Ammoniak    ausgesetxt 

der    Lichtstärke    app.  F.  14    (entsprechend    der  , 

Blendenbezeichnung  24).     Ein   besonderer  Vor-  tt     "  l-  j       _^-       ^  -n-  i.  i. 

.  o      '  Verschiedenartige  braune  Töne  geben  auch 

teil  ergibt  sich  aus   der  Konstruktionseigentüm-  i^..  .        ^      .. 

,.  ,  ,    .       ^  ^  ,„  ..    .       T .  ,  Fixiernatronlösungen. 

lichkeit,    dass    der  grösste  Teil  der  Linsen  des  .       •  n  j 

/  *  In  einem  Bade  von 

Sechshnsensystems  aus  ein  und  demselben  Glase  v  v      u*  i.         ^  ^   -v  -i 

"^  Kahumbichromat 1   Teil 

besteht  und  zwar    aus  einem  solchen,    das  ein  a  •  i  « 

'  Ammoniak 1      . 

im  Verhältnis    zu   seiner   hohen   Brechung  nur  .^  lO  t  'l 

geringes  Dwpersionsvennögen    besitzt.     Infolge  „t^t  J'^^  '^^  QuedL^beriösung  gebllkhte« 

dieser    EigentOmUchkeit    ist    die     chromatische  ^^^^    dunkelbraune,    die    mit    Bleüösung   ge- 

Differeni    der    sphärischen    Aberation    auf   ein  ydchten  rötUch  gelbe  Töne. 
Minimum  reduziert.     Verzeichnung,    Coma  sind  ^.     -q   , 

nicht    vorhanden.      Die    Fassungen    sind    aus-  iSiod'anl^um 1   TeU 

schliesslich    in  Messing   gehalten    und    auf   das  -^  10  T  '1 

sorgfältigste    ausgeführt     Da.  Eurypian    ist  für  ^^^  br'^Z^' ^ä   blauschwarze  Färb^ 

Porträts,  Gruppen,  Landschaften,  Architekturen,  .^  „^^  ^^  ^^^^  ^^  Verweüens   der  Kopien 

Vcrgrösserungen  sowie  Reproduktionen  zu  ver-  .      ,      Lösung 
wenden  und  gestattet  bei  Anwendung  kleinerer  Rotbraune  Töne  gibt: 

Blenden  Weitwinkel- Aufnahmen  bis  90^  Natriumkarbonat 1  Tcü 

Wasser 10  Tefle 

Dunkelbraune  Töne: 
Tonbäder  für  Bromsilberdrucke*  Natriumsulfit   .......     i  Teil 

Wasser 10  Teile 

In    »Camera  Graft  Nr.  4"  wird  an    die   alten 

Tonungsvorschriften  durch  Bleichung  der  Bilder  (Schluss  folgt) 

und   nachfolgende    Färbung    mit   verschiedenen 

Metallsalzlösungen  usw.  erinnert.  


144 


KLEINE  CHRONIK. 


Ottomar  Anschütz,  Album  von 
Cadinen. 

In  dem  vorliegenden  Album  hat  Anschütz 
den  Sommeraufenthalt  der  deutschen  Kaiser- 
familie in  einer  Reihe  lebendiger  Bilder  geschildert- 
Neben  Porträts  und  Szenen  aus  dem  Leben  der 
kaiserlichen  Familie  ßnden  wir  festliche  Ereig- 
nisse und  Momente  aus  dem  Milieu  der  dorflichen 
Bevölkerung  in  wohlgelungenen,  interessanten 
Augenblicksbildern  festgehalten.  Diesen  reihen 
sich  einige  schöne  landschaftliche  Studien  an. 
Die  grosse  technische  Geschicklichkeit  des 
Autors  hat  im  Verein  mit  sehr  sauberer  Druck- 
ausfflhrung  und  reicher  Ausstattung  der  Publi- 
kation einen  sehr  vornehmen  Charakter  ver- 
liehen. Da  der  Erlös  zur  Unterstützung  der 
durch  die  diesjährigen  Hochwasserkatastrophen 
geschädigten  Eünwohner  Schlesiens  und  Posens 
bestimmt  ist,  darf  man  dem  Werk  eine  um  so 
grössere  Verbreitung  wünschen.  Ir. 


Ausstellungs-Nachrichten. 

Auf  der  Internationalen  Ausstellung 
für  Photographie  und  graphische  Künste 
Mainz  1903  wm-den  folgende  erste  Preise  er- 
teilt : 

Gruppe  Kunstp  ho  tographie:  Die  Gross- 
herzoglich Hessische  Silberne  Staats- 
medaille an:  R.  Dührkoop-Hamburg,  C.  Ruf- 
Freiburg  i.  B.  Die  Goldene  Vereinsmedaille 
an:  Franz  Grainer  -  München.  Die  Gross- 
herzoglich Hessische  Bronzene  Staats- 
medaille an:  Max  Herber  -  München ,  Hans 
Siemssen- Augsburg,  W.  Weimer  -  Darmstadt. 
Die  Silberne  Vereinsmedaille  an:  Hugo 
Erfurth- Dresden,  W.  Fechner- Berlin,  B.  Her- 
mann-Dortmund, F.  Naumann-Leipzig. 

Gruppe  Photographie:  Die  Goldene 
Vereinsmedaille  an:  Hans  Hildenbrand- 
Stuttgart.  Die  Silberne  Vereinsmedaille 
an:  Alexander  Möhlen-Hannover,  Fr.  Ette -Eis- 
leben, A.  Jonason-Goteburg,  H.  Junior -Frank- 
furt a.  M.,  M.  Lusche-Hof,  C.  Kunhenn-Frank- 
furt.a.  M.,  J.  Moegl6-Thun,  Otto  Renard-Düssel- 
dorf,  W.  Rumbier- Wiesbaden,  Otto  Strub-Mainz. 

Gruppe  Reproduktionsverfahren:  Die 
Grossherzoglich  Hessische  Silberne 
Staatsmedaille  an:  E.  Nister  -  Nürnberg, 
Meisenbach,  Riffarth  &  Co.  -  München -Berlin. 
Die  Goldene  Vereinsmedaille;  Joh.  Ham- 
böck-MOnchen-Cöln  a.  Rh.,  Albert  Frisch-Berlin, 
Brend^amour,  Simhart  &  Co.- München,  Alphons 
Bruckmann  -  München ,  Dr.  E.  Albert  &  Co.- 
München-Schwabing.  Die  Grossherzoglich 
Hessische  Bronzene  Staatsmedaille  an: 
Zedier  &  Vogel-Darmstadt,  Brunner  &  Ploetz- 
MüDchen ,  J.  G.  Schelter  &  Giesecke  -  Leipzig, 
Husnik  &^Häusler-Prag-Ziskow.    Die  Silberne 


Vereinsmedaille  an:  Gg.  Büxenstein  &  Co 
Berlin,  Rotophot,  Gesellschaft  für  photographische 
Industrie  m.  b.  H.-Berlin,  Rudolf  Schuster-Berlin. 

Maschinen:  Die  Silberne  Vereins- 
medaille an:  Wilh.  Ferd.  Heim-Offenbach  a.  M., 
Maschinenfabrik  Johannisberg ,  Klein,  Forst  & 
Bohn  Nachfolger-Geisenheim  a.  Rh. 

Industrie:  Die  Silberne  Staatsmedaille 
an:  J.  Hauff  &  Cie. -Feuerbach  (Württemberg), 
Höchheimer  &  Cie.-München-Feldkirchen.  Die 
Goldene  Vereinsmedaille  an:  die  Aktien- 
gesellschaft für  Anilinfabrikation-Berlin,  Dr.  G. 
Krebs,  Photochemische  Fabrik  „Helios "-Offen- 
bach a.  M.,  Roland  Risse-Flörsheim  a.  M.,  Voltz, 
Weiss  &  Co.,  G.  m.  b.  H.-Strassburg  i.  Eis.  Die 
Bronzene  Staatsmedaille  an:  E.  Merck- 
Darmstadt,  C.  A.  Steinheil  Söhne  -  München, 
Trapp  &  Münch  -  Friedberg  in  Hessen.  Die 
Silberne  Vereinsmedaille  an:  die  Farben- 
fabriken vorm.  Friedr.  Bayer-Elberfeld,  Gastav 
Schmidt,  Verlag  für  photographische  Literatur- 
Berlin,  Badische  Trockenplattenfabrik,  Kretsch- 
mar  &  Prager  -  Karlsruhe  i.  B. ,  Hugo  Meyer 
&  Cie.- Görlitz  i.  Schi.,  Rieh.  Bentzin  -  Görlitz, 
Ferdinand  Troger  -  München,  Süddeutsches 
Camera  werk  Körner  u.  Mayer -Sontheim  a.  N., 
Society  Anonyme  des  AppareilesPhotographiques 
a  Rendement  maximum  in  Neuilly  sur  Seine, 
Regina  Bogenlampenfabrik-Cöln  a.  Rh.,  Vertrieb 
von  Schmidts  elektrischem  Beleuchtungsapparat 
für  Photographie  -  Frankfurt  a.  M. ,  Elektrische 
Bogenlampen-  und  Apparatefabrik,  G.  m.  b.  H.- 
Nürnberg ,  Dr.  Riebensahm  &  Posseidt  -  BerUn, 
Photos,  AktiengeseUschaft  für  photochemische 
Industrie- Wädensweil  i.  Schweiz,  August  Horn- 
Wiesbaden. 

Die  X.  internationale  Ausstellung  von 
Kunstphotographien  zu  Hamburg,  über  die 
wir  an  anderer  Stelle  dieses  Heftes  berichtet, 
wurde  einen  Tag  vor  der  Eröffnung  mit  grossem 
Interesse  von  der  Königin  von  Italien  be- 
sichtigt. Das  Resultat  des  Besuches  war  der 
Ankauf  eines  grossen  mehrfarbigen  Gummi- 
drucks „Wiesenbach"  von  Gebrüder  Hoff- 
meister. 

Die  Soci^t^  Photographie  de  Marseille 
veranstaltet  ihre  2.  internationale  Ausstellung 
vom  7.  bis  23.  Februar  im  Palais  des  archi- 
tectes.  Nähere  Auskünfte  erteilt  der  Sekretär 
Dr.  Castueil,  Marseille,  20  Coms  du  chapitre. 

WTeltausstellung  in  St.  Louis.  Eine 
grosse  Erleichterung  für  die  Aussteller, 
welche  ihre  Waren  in  Schränken,  Vitrinen 
oder  Glaskästen  ausstellen  wollen,  ist  durch 
ein  Abkommen  geschaffen  worden,  das  der 
Reichskommissar  mit  der  amerikanischen  „The 
Pittsburgh  Plate  Glas  Co."  in  St.  Louis  ge* 
troffen  hat.  Um  die  grossen  Kosten  zu  ver- 
meiden,   welche    durch    den    Bruch    der    Glas- 


145 


KLEINE  CHRONIK. 


Scheiben  in  den  obenerwähnten  Ausstellungs- 
behflltem  wfthrend  des  langwierigen  Trans- 
portes von  Europa  nach  Amerika  entstehen 
wtkrden,  hat  sich  die  obengenannte  Gesellschaft 
erboten,  das  Glas  in  die  Schränke  an  Ort  und 
St^e  einzusetzen  und  es  nach  Schluss  der 
Ausstellung  wieder  zurückzunehmen  zu  redu- 
zierten Preisen. 


Eingesandt. 

Von  der  Rathenower  Optischen  Industrie- 
Anstalt  vorm.  Emil  Busch  A.-G.  geht  uns 
folgende  Mitteilung  zu: 

Gegenober  der  Tatsache,  dass  in  neuerer 
Zeit  uns  mehrfach  Kondensor  -  Fassungen  zu 
Händen  gekommen  sind,  welche  unsere  Rechte 
aus  dem  D.  R.  G.  M.  No.  142  906  verletzen,  ver- 
fehlen wir  nicht,  darauf  aufmerksam  zu  machen, 
dass  der  für  uns  eingetragene  Gebrauchsmuster- 
schutz Nr.  142906,  betreffend  eine  Kondensor- 
Fassung  mit  Bajonettverschluss,  noch  für  fernere 
drei  Jahre  zu  Recht  besteht.  — 

In  ihrem  eigenen  Interesse  empfehlen  wir 
daher  allen  Herren  Händlern,  Fachphotographen 
und  Amateuren  beim  Kauf  von  Kondensoren  in 
Fassung  mit  Bajonettverschluss  darauf  zu  achten, 
dass  die  Fassungen  mit  der  eingeprägten  Angabe 
D.  R.  G.  M.  1  42  906  versehen  sind,  da  anderen- 
falls nicht  unser  Fabrikat  vorliegt,  sondern  eine 
Nachahmung,  deren  Verkauf  resp.  Benutzung 
nach  §9210  des  Gesetzes  betreffend  den  Schutz 
von  Gebrauchsmustern  strafbar  ist.  — 


Personal-Nachrichten. 

Herr  PaulGoerz,  der  Begründer  der  opti- 
schen Anstalt  C.  P.  Goerz-A.  G.,  Friedenau,  ist 
zum  Kommerzienrat  ernannt  worden. 


Geschäftliche  MitteUnngen. 

DieEletro-  und  Photochemische  Industrie- 
Berlin  S.W.  bringt  folgende  Platten-  und  Papier- 
marken in  den  Handel:  Porträttrockenplatten, 
Momenttrockenplatten,  Celloidinpapiere  „Orida", 
Chlorsilbergelatinepapiere  , Gloria",  Chlorbrom- 
silbergelatinepapiere  „Presto*,  letztere  auch  mit 
metallglänzender  Unterlage,  Bromsilberpapiere  für 
Kontakt  und  VergrOsserungen,  auch  mit  Metall- 
unterlage (Marke  «Nibelung"). 


Die  Aktien  Gesellschaft  Mr  Camerafabrt- 
kation,  vorm.  Ernst  Herbst  k  Firl^Goriitj 
(Ernemann)  stellte  dieser  Tage  ihren  20  000.  Ap- 
parat fertig.  Da  genannte  Firma  nur  CajDeru 
besserer  Ausführung  für  Facbphotographeu  uml 
Amateure  herstellt,  bei  welchen  ein  Arbeiter  u 
einer  Camera  oft  wochenlang  zu  tuD  hat,  m 
stellt  die  Zahl  20  000  der  Leisümgslähigkcit  der 
Firma,  welche  seit  14  Jahren  besteht,  cm  glln- 
zendes  Zeugnis  aus.  —  Das  20  000.  Stock  ist 
ein  Salonapparat,  in  modernstem  Stü  gehjüten 
und  mit  allen  Verbesserungen  der  Neuidt  va- 
sehen,  derselbe  ist  für  eine  FachausstcUuDg  nach 
London  bestimmt. 

Der  Aktien  -  Gesellschaft  für  AiMn- 
Fabrikation,  Berlin,  die  auf  der  ^Intematioaika 
Ausstellung  für  Photographie  und  Graptiiche 
Künste  in  Mainz  1SK)3'  ihre  reaonmiknfti 
„Agfa "-Entwickler:  Unal,  Rodinal^  Meto!,  Eiko- 
nogen  usw.,  sowie  ihre  i^Agf^'-SpeziAlitäteii: 
Verstärker,  Abschwächer,  Neutr.  TonfiiicrsaJi, 
Fixiersalz  usw.  ziu-  Schau  stellte,  ^iirde  dit 
„Goldene  VereinsmedaiHe  *  *(ilr  hervor- 
ragende Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Fibn- 
kation  photographischer  Cbemikniien  und  S^ 
zialitäten"  zuerkannt. 

Nachdem  die  Photochemische  Fabrik 
Helios  Dr.  G.  Krebs,  Offenbach  a.  M.,  er^t  im 
Frühjahr  dieses  Jahres  auf  der  InteraatictnakiL 
Ausstellung  für  Photographie  zu  St,  Petersbors 
die  goldene  Medaille  erhalten  hatte«  wurde  der* 
selben  auf  der  Internationale a  Ausstellung  fCr 
Photographie  und  Graphische  Künste  in  Silaim 
in  der  Abteilung  Photograpbiscbe  Industrie  lür 
ihre  hervorragenden  Leistungt'ii  und  ausgt^ 
zeichneten  Präparate  (Entwickler,  Fuder-  und 
Tonfixiersalze,  Chromotonungcn,  BUuticht-  pnd 
Zeitlichtpräparate,  Photographischc  Papiere  und 
Postkarten  usw.)  wiederum  die  böcbste  Aus- 
zeichnung die   Goldene   Medaille  verHebcn. 

Eingegangene  Prospekte,  Preislisten  mw.: 

A.  Hch.  Rietzschel  G.  m.  b.  H*,  Optische 
Fabrik,  München,  Schillerstr.  28,  illustrierte, 
vornehm  ausgestattete  Preisliste  Oktober  1903, 
über  Rietzschels  „Clack'-Universal-Cameras  fflr 
Film  und  Platten  sowie  Rietzschels  „Linear* 
hchtstärkster,  verkitteter  Universal -AnastigmaL 
Interessenten  erhalten  die  Liste  kostenfreij  zu- 
gesendet. 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen   und   Antworten    —   Verschiedenes 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


AussteUungs- 


Vereins  -  Nachrichten. 

Die  VerantwoHung  für  die  Fassung  und  den  Inhalt  der  Vereinsberichte  tragen  die  betreffenden 

Vereinsvorstände. 


Verein  zur  Förderung  der  Ämateur- 
Photographie  Bozen  und  Umgebung. 

Sitzung  vom   Dienstag,    den   6.  Oktober   1909. 

Das  letzte  Protokoll  wird  verlesen  und  ge- 
nehmigt. 

Als  Mitglieder  werden  gemeldet  und  auf- 
genommen: Herr  Heinrich  Waagner,  Apo- 
theker, Gries  bei  Bozen,  Herr  Alex  Kind, 
Maler    St  Uhich. 

Herr  SchOrmann  legt  eine  Serie  Auf- 
nahmen von  ein  und  demselben  Motiv  vor, 
an  der  man  sah,  wie  vieler  MQhe  es  bedurfte, 
ein  annehmbares  Bild  zu  erhalten.  Ferner  zeigt 
Herr  SchOrmann  zwei  Vergleichsaufnahmen 
einer  Wegstudie  und  mehrere  Aufnahmen  von 
„StUlleben". 

Herr  Fiatscher  demonstriert  den  Ex- 
positionsmesser „Infallible". 

Die  B Photographischen  Mitteilungen"  werden 
verteilt  und  besprochen. 

Nach  Erledigung  einiger  interner  Vereins- 
angelegenheiten wurde  die  Sitzung  um  12  Uhr 
geschlossen. 


Verein   zur   Förderung   der  Photo- 
graphie zu  Berlin. 

Sitzung  vom  9.  Oktober  1903. 

Vorsitzender:  Herr  Rittmeister  Kiesling. 

Zur  Aufnahme  haben  sich  gemeldet  die 
Herren:  Dr.  H.  Wedekind-Berlin,  Zahnarzt 
Dr.  Wolf-Berlin,  Oberlehrer  Alfred  Engel- 
Berlin,  Oswald  B  ab -Berlin. 

Vor  Eintritt  in  die  Tagesordnung  teilt  der 
Vorsitzende  mit,  dass  unser  Ehrenmitglied  Herr 
Edward  L.Wilson,  Herausgeber  von  „Wilson 's 
Photographic  Magazin"  New  York,  am  23.  Juni 
in  Vineland,  New  Jersey,  gestorben  ist.  Die 
Versammlung  ehrt  das  Andenken  des  Ver- 
storbenen durch  Erheben  von  den  Sitzen. 

Eingegangen  sind  eine  Anzahl  von  Prospekten 
und  einzelnen  Probenummern  von  Fachblättern 
verschiedenster    Industriezweige.     Die  Verlags- 


handlung Gustav  Schmidt  stiftete  in  die 
Bibliothek:  die  elfte  Auflage  von  Dr.  E.  Vogels 
„Taschenbuch  der  praktischen  Photo- 
graphie", A.  Mazel,  „Künstlerische 
Gebirgsphotographie";  die  optische  Anstalt 
Goerz:  Dr.  E.  Holm  „Das  Objektiv  im 
Dienste  der  Photographie".  —  Es  liefen 
ferner  ein  der  sehr  geschmackvoll  ausgestattete 
Katalog  der  X.  internationalen  Jahresausstellung 
von  Kunstphotographien  zu  Hambiu'g  und 
der  Katalog  der  Internationalen  Ausstellung  für 
Photographie  und  graphische  Künste  zu  Mainz. 
Zum  Beginn  der  Tagesordnung  legt  Herr 
Hanneke  den  von  der  Optischen  Anstalt  Gebr. 
Schulze  in  Potsdam  in  den  Handel  gebrachten 
neuen  Anastigmaten  „Euryplan"  vor,  der  grosse 
Leistungsfähigkeit  mit  zivilem  Preis  verbinden 
soll.  Es  liegt  einstweilen  ein  Ansichtsexemplar 
für  9X12  Format  vor.  Die  Prüfung  und  de- 
finitive Berichterstattung  wird  ausgesetzt,  bis 
die  Firma  ein  in  Aussicht  gestelltes  Instrument 
von  iS  cm  Brennweite  gesandt  bat. 

Nun  folgt  sogleich  die  Piece  de  resistance 
dieser  Sitzung:  eine  Vorlage  von  Dr.  Neuhauss 
über  farbige  Photographien  nach  dem  Ausbleich- 
verfahren. Hier  führt  Dr,  Neuhauss  seine 
jüngsten  Resultate  in  dem  neuesten  Farben- 
kopier verfahren  vor,  die  er  durch  einen  aus- 
drucksvollen Vortrag  begleitet.  Er  streift  zu- 
nächst die  Dreifarbenprozesse  und  das  Inter- 
ferenzverfahren. Erstere  erreichten,  so  sehr 
sie  auch  vervollkommnet  seien,  alle  ihren 
Zweck  nur  auf  Umwegen ;  letzteres  liefere  keine 
direkten,  sondern  nur  Interferenzfarben  und 
würde  sich,  nicht  zum  wenigsten  wegen  des 
kleinen  Formats  der  Bilder,  nie  allgemein  ein- 
führen. Redner  hat  daher  jetzt  seine  ganze 
Kraft  in  den  Dienst  des  Ausbleichverfahrens 
gestellt,  von  dem  er  die  endgültige  Lösung  des 
Problems  der  direkten  Farbenphotographie  er- 
wartet. Das  Verfahren  besteht  bekanntlich  im 
Wesen  darin,  dass  Papier  mit  einer  Mischung 
bestimmter  Anilinstoffe,  die,  alle  Farben  ent- 
haltend, zusammen  Schwarz  ergeben,  überzogen 


147 


KLEINE  CHRONIK. 


den  allwöchentlichen  zwanglosen  Zusammen- 
kOnften,  die  auch  während  der  Sommermonate 
stets  besucht  waren^  haben  fünf  Projektionen, 
ein  Vortrags-  und  ein  Diskussionsabend  statt- 
gefunden. Das  Inventar  des  Klubs  ist  um  einen 
elektrischen  Widerstand  und  eine  Rednerpult 
bereichert  worden. 

An  die  Ausführungen  des  Vorsitzenden 
schloss  sich  die  Rechnungsablage  des  Kassierers 
an.  Die  Gesamteinnahme  des  abgelaufenen 
Jahres  belauft  sich  auf  362,70  Mk.,  die  Aus- 
gabe auf  353,16  Mk.;^  an  Überschuss  sind  mit- 
hin ins  neue  Geschäftsjahr  9,54  Mk.  zu  über- 
nehmen. Nach  Prüfung  der  Rechnung  durch 
die  von  der  Versammlung  gewählten  Revisoren, 
der  Herren  Fr e nach  und  Bopp,  erfolgte  die 
Entlastung  der  Vorstands.  Die  für  den  Vereins- 
gebrauch erfolgten  Anschaffungen  fanden  die 
Genehmigung  der  Versammlung. 

Da  die  während  der  letzten  Jahre  für  Pro- 
jektionszwecke verwendete  elektrische  Bogen- 
lampe künftig  nicht  stets  verfügbar  sein  wird, 
wurde  einstimmung  die  Anschaffung  einer 
Vcreinsbogenlampe  für  unbedingt  nötig  erkannt. 
Mit  der  Ausführung  dieses  Beschlusses  wurde 
der  Vorstand  betraut.  Die  Deckung  der  An- 
schaffungskosten soll  durch  freiwillige  Beiträge 
erfolgen.  Andere  dahin  gerichtete  Vorschläge 
fanden  nicht  die  Zustimmung  der  Anwesenden. 

Bezüglich  der  Vereinszeitschrift  wurde  nach 
Diskussion  der  Beschluss  gefasst,  die  seitherige 
Zeitschrift  auch  für  das  nächste  Jahr  beizu- 
behalten. 

Als  letzter  Punkt  der  Tagesordnung  kam 
die  Neuwahl  der  ausgeschiedenen  Vorstands- 
mitglieder zur  Erledigung.  /Der  Vorsitzende 
und  der  Kassierer  wurden  durch  Zuruf  wieder- 
gewählt. Als  Schriftführer  ging  Herr  Josef 
Kordonnier  und  als  Beisitzer  Herr  Karl 
Fr e nach  aus  der  Wahl  hervor,  wobei  der 
regen  Teilnahme  dieser  Herren  an  den  Be- 
strebungen des  Klubs  anerkennend  gedacht 
wurde. 

Da  weitere  Anträge  nachträglich  nicht  ge- 
stellt worden  waren,  schloss  der  Vorsitzende 
kurz  vor  Mitternacht  die  Sitzung,  nachdem  er 
noch  einmal  die  Mitglieder  zu  eifriger  Mitarbeit 
an  dem  Ausbau  des  Klubs  aufgefordert  und 
den  seitherigen  Vorstandsmitgliedern  seinen 
Dank  für  die  tatkräftige  Unterstützung  aus- 
gesprochen hatte. 

Dresdner  Gesellschaft  zur  Förderung 
der  Amateur-Photographie»  e,  V. 

115.  ordentliche  Sitzung  vom 
21.  September  1903. 
Stellvertretender  Vorsitzender : 
Redakteur  H.  Schnauss. 
Nach  Verlesung  und  Genehmigung  des  Pro- 
tokolls der  vorigen  Sitzung  wird  vom  Vorsitzenden 


bekannt  gegeben,  dass  die  Herren  Rechtsanwalt 
Dr.  jur.  Ritz  und  Apotheker  O.  Scbultze  als 
Mitglieder  aufgenommen  worden  sind.  Herr 
Redakteur  H.  S  ch  n  au s  s  erstattet  hierauf  Bericht 
über  „die  neuesten  FortschrittederPhoto- 
graphie*.  Er  bespricht  zunächst  das  von  dem 
Schweizer  Gurtner  ei'fundene  Verfahren  der 
Farbenphotographie,  über  welches  s.  Zt.  in  der 
Fachpresse  aligemein  der  Stab  gebrochen  wurde, 
das  aber  jetzt  von  J.  Gädicke,  der  von  An- 
fang an  in  die  Geheimnisse  der  Erfindung  ein- 
geweiht war,  im  «Photographiscben  Wochenblatt" 
als  ein  ganz  brauchbares  Verfahren  bezeichnet 
wird,  das  sich  seiner  Einfachheit  wegen  bald 
in  Amateurkreisen  einbürgern  dürfte.  Bei  dem 
Gurtnerschen  Verfahren  wird  das  Bild  nicht, 
wie  bei  der  indirekten  Farbenphotographie,  aus 
drei  farbigen  Teilbildern  (einem  blauen,  einem 
gelben  und  einem  roten)  zusammengesetzt,  sondern 
nur  aus  zwei  farbigen  Komponenten ,  einem  orange- 
farbigen und  einem  blauen  Bilde ;  es  vermag  in- 
folgedessen nicht  die  ganze  Farbenskala,  die  sich 
in  der  Natur  vorfindet,  wiederzugeben,  sondern 
nur  diejenigen,  welche  sich  aus  der  Mischnng 
Orange  und  Blau  ergeben,  insbesondere  konmit 
das  Rot  niemals  rein  zum  Vorschein,  sondern 
höchstens  als  Ziegelrot.  Bei  Landscbaftsauf- 
nahmen  fällt  dieser  Mangel  nicht  so  sehr  ins 
Gewicht,  da  reines  Rot  in  der  freien  Natur 
verhältnismässig  selten  vorkommt.  Dagegen 
hat  das  Verfahren  den  grossen  Vorzug,  dass  es 
mit  jeder  beliebigen  Camera  ausführbar  ist  und 
dass  eine  einzige  Aufnahme  zur  Anfertigung  der 
beiden  Teil  negative  genügt.  Es  werden  nämlich 
zur  Aufnahme  zwei  Schicht  gegen  Schicht  lie- 
'  gende  Platten  verwendet,  von  denen  die  vordere 
blauempfindlich,  die  andere  orangeempfindlicfa 
ist.  Die  dabei  entstehende  Kassettendifferenz 
Iflsst  sich  leicht  ausgleichen.  Das  auf  der  vor- 
deren, blauempfindlichen  Platte  erzeugte  Negativ 
wird  in  Orangegelb,  dass  auf  der  zweiten  Platte 
entstandene  Negativ  in  Blau  auf  Glas  kopiert; 
die  beiden  farbigen  Glaspositive  werden  genau 
im  Register  übereinandergelegt. 

Weiterhin  besprach  der  Vortragende  ein  von 
dem  Franzosen  Coustet  angegebenes,  auf  be- 
kannten Grundlagen  beruhendes  Verfahren,  um 
eine  wie  gewöhnlich  in  der  Camera  belichtete 
Platte  direkt  und  ohne  Mithilfe  des  Lichtes  in 
eine  für  den  Farbendruck  berw.  die  Dreifarben- 
photographie  geeignete  Druckplatte  umzuwandeln. 
Das  Verfahren  beruht  auf  den  bekannten  Eigen- 
schaften des  Wasserstoffsuperoxydes,  des  Per- 
sulfates und  anderer  Oxydationsmittel,  die  vom 
Entwickler  geschwärzten  Stellen  des  Negativs 
anzugreifen  und  bei  längerer  Einwirkung  ganz 
aufzulösen,  während  die  nicht  reduzierten  Stellen 
der  Bromsilbergelatineschicht  unverändert  blei- 
ben. Man  erhält  auf  diese  Weise  ein  Relief,  bei 
welchem  die  hohen  Lichter  des  Bildes  am  tiefsten. 


150 


KLEINE  CHRONIK. 


die  Schatten  am  höchsten  liegen.  Coustet  hat 
nun  ein  Mittel  gefunden,  welches  die  erwähnte 
oxydierende  Wirkung  sehr  schnell,  oft  schon  in 
wenigen  Minuten,  ausübt.  £r  nennt  diese  Lösung 
„Bioxhydre".  Das  Reliefbild  wird  in  der  Lösung 
eines  Teerfarbstoffes  gebadet;  dabei  schluckt 
es  im  Grade  seiner  Dicke  Farbstoff  ein  (d.  h. 
die  Schatten  nehmen  entsprechend  mehr  Farb- 
stoff an  wie  die  Halbschatten,  und  die  Lichter 
bleiben  ganz  frei  von  Farbe)  und  gibt  ihn  dann 
im  gleichen  Verhältnis  an  das  zum  Drucken 
verwendete  gelatinierte  Papier  ab.  Der  Vor- 
tragende bemerkt,  dass  dieses  Verfahren  seiner 
Ansicht  nach  auch  auf  das  Gurtnersche  Zwei- 
farbendruckverfahren anwendbar  sei. 

Den  letzten  Punkt  des  Berichtes  bildete  die 
von  der  Leipziger  Buchbinderei -Aktiengesell- 
schaft vorm.  Gust.  Fritzsche  eingeführte  „Vidil- 
Film '-Packung,  die  an  der  Hand  eines  Modells 
erklärt  wurde. 

Nach  einer  Pause,  die  der  Erledigung  der 
Kassengeschäfte  gewidmet  war,  erfolgte  die 
Vorführung  von  Neuheiten.  Zunächst 
wurde  seitens  des  Vorsitzenden  ein  Exemplar 
der  Steinheiischen  „Alto-Stereo-Quart* -Camera 
vorgelegt,  ein  für  das  Format  9X12  cm  einge- 
richteter kleiner,  sehr  handlicher  und  gut  ge- 
arbeiteter Apparat,  mit  dem~  man  nach  Belieben 
gewöhnliche  Bilder  im  Formate  9x12  oder 
Stereoskopbilder  im  Hochformate  (die  Teilbilder 
messen  demnach  etwa  6x9  cm)  aufnehmen  kann 
(vergl.  den  Artikel  Seite  238).  Die  Camera 
ist  mit  drei  Objektiven  ausgestattet,  einem 
mittleren  von  ^3cm  Brennweite  für  gewöhnliche 
Aufnahmen  und  zwei  Stereoskopobjektiven  von 
je  8,5  cm  Brennweite.  Durch  Vertauschung  der 
einzelnen  Objektive,  sowie  dadurch,  dass  man 
die  Vorderlinsen  entfernt  und  nur  mit  den  Hinter- 


linsen arbeitet,  erhält  man  eine  Reihe  von 
Kombinationen,  welche  allen  Ansprüchen  ent- 
sprechen dürften.  Die  Camera  ist  daher  eine 
Universalcamera  im  wahren  Sinne  des  Wortes. 
Sehr  bemerkenswert  ist  auch  die  Einrichtung 
für  Stereoskopie.  Die  Firma  Steinheil  Söhne 
liefert  nämlich  mit  der  Camera  gleich  ein  Stereo- 
skop, welches  in  Bezug  auf  Brennweite  und 
Entfernung  der  optischen  Mittelpunkte  genau 
der  Camera  entspricht.  Die  Wirkung  der  mit 
diesem  Apparate  betrachteten  Stereoskopbilder 
ist  deshalb  auch  eine  erstaunlich  gute.  Das 
Auge  sieht  das  Bild  sofort,  ohne  jede  An- 
strengung, körperlich  und  naturgetreu.  Diese 
interessante  Vorlage  fand  grossen  Beifall. 

Es  folgte  hierauf  die  Vorführung  des  unter 
dem  Namen  HErnemann's  Kino"  im  Handel 
beHndlichen  Kinematographen  seitens  des  Herrn 
Dienwiebel.  Da  dieser  vortreffliche  Apparat 
erst  kürzlich  genau  beschrieben  wurde  (.Apollo" 
No.  1 98  S.  225),  braucht  hier  auf  einzelnes  nicht 
näher  eingegangen  zu  werden.  Der  Apparat 
wiu-de,  nachdem  sein  Mechanismus  erklärt 
worden  war,  in  Tätigkeit  gesetzt.  Die  auf  dem 
Schirme  erscheinenden  lebenden  Photographien 
überraschten  durch  ihre  natürlichen  Bewegungen, 
ihre  Schärfe,  Grösse  und  Helligkeit.  Der  Erne- 
mannsche  Apparat  legte  bei  dieser  Gelegenheit 
eine  glänzende  Probe  seiner  Leistungsfähigkeit 
ab.  In  Anbetracht  dessen  muss  sein  Preis,  der 
200  Mark  beträgt,  als  ein  sehr  massiger  be- 
zeichnet werden. 

Nachdem  der  Vorsitzende  Herrn  Direktor 
Ernemann,  sowie  Herrn  Dienwiebel  für 
diese  höchst  interessante  Vorführung  gedankt 
hatte,  wurde,  da  nichts  weiter  vorlag,  die 
offizielle  Sitzung  geschlossnn. 


Fragen  und  Ant^worten» 


JiCann  man  sich  Bromsiiöerposikarten 
hersteUtn^  indem  man  vielleicht  die  kauf- 
Ziehen  Postkarten  auf  Lösungen  von  Brom- 
kalium  und  Silbernitrat  schwimmen  lässtr 

Nein  —  Bromsilber  wird  fast  ausschliesslich 
nur  in  Emulsion  und  für  diesen  Zweck  auf  be- 
sonders geeignete,  eventuell  vorpräparierte 
Papierstoffe  gebracht.  Der  gewöhnliche  Post- 
karton ist  für  direkte  Auftragung  von  Silber- 
schichten jeglicher  Art  nicht  zu  empfehlen. 

Ist  der  Agfa-  Verstärker  identisch  mit 
dem  Quecksilber chloriduer stärker  ^ 

Der  Agfa -Verstärker  gehört  zu  der  Klasse 
der  Quecksilberverstärker,  ist  jedoch  von  anderer 
Zusammensetzung  als  der  bekannte  Quecksilber- 
verstärker. Beim  Agfa -Verstärker  kommt  ein 
Doppelsalz    des     Quecksilberrhodanids    in    An- 


wendung; er  gibt  etwas  grössere  Schwärze  als 
der  Quecksilberchloridverstäi'ker. 

Ist  die  stärkere  Belichtung  der  Platte 
bei  Schlitzverschlüssen  vor  der  Platte  gegen 
Verschlüsse  beim  Objektiv  so  bedeutend^  dass 
man  bei  Benutzung  von  Wynnes  Ex- 
positionsmesser darauf  Rücksicht  nehmen 
muss? 

Die  Expositionsmesser  geben  uns  nur  an- 
nähernde Zahlen  für  die  Belichtung,  es  sind 
hier  nur  die  Hauptfaktoren  in  Rechnung  ge- 
zogen, die  Art  des  Verschlusses  ist  nicht  be- 
rücksichtigt (siehe  den  Artikel,  Bd.  1901,  S.  189). 
Für  die  Verschlüsse  im  allgemeinen  ist  noch 
zu  bemerken,  dass  sie  nicht  stets  gleichmässig 
arbeiten,  dass  namentlich  die  Spannkraft  der 
Federn  etwas  verliert. 


151 


KLEINE  CHRONIK. 


Wer  liefert  ausser  der  Fhotochemischen 
Industrie  in  Köln- Nippts  noch  farbige 
Pigmentpapiere  (rot,  blau,  gelb),  ähnlich  den 
Kardinalpapieren  eben  genannter  Gesell- 
schaft, die  sich  für  die  Farbenphotographie 
eignend 

Pigmentpapiere  in  verschiedensten  Färbungen 


fabrizieren:  Braun  &  Co.-Dornach,  F.  Hanf- 
stängl  -  Manchen,  Autotype  Company- 
London  und  Elliot  &  Son-Barnet  Ferner 
liefern  neuerdings  PigmentceUuloidfolien  die 
Neue  Photographische  Gesellschaft  zu  Steglitz. 
Romain  Talbot-Berlin  C,  Vertreter  der  Aoto- 
type  Company,  annonciert  ein  spezielles  Rot-, 
Gelb-  und  Blaupigmentpapier  fQr  Dreifarbendruck. 


Verschiedenes. 


Tonbäder  für  Bromsilberdrucke. 

(Schluss  von  Seite  144.) 
Wird  die  gebleichte  Kopie  in  eine  Lösung  von 

Silbernitrat 2,5^ 

Wasser 30     „ 

Ammoniak .1 0 — 20  Tropfen 

gebracht,  so  resultieren  eigenartige  braune 
Töne. 

Ein  Bad  von 

Kupfersulfat 1   Teil 

Wasser 10  Teilen 

gibt  ein  gefälliges  Rot. 

Ein    in   der  BleilOsung  gebleichter  Druck  in 

Chlorcobalt 1   Teil 

Wasser 5  Teilen 

getaucht,  gibt  graugrüne  Färbungen.    Wird  eine 
so  getonte  Kopie  in  das  vorgenannte  Kupferbad 
gelegt,  so  erhält  man  graurote  Töne. 
Gelbe  Töne  gibt: 

Kaliumbichromat  ....      1   Teil 

Wasser 10  Teilen. 

Bringt  man  die  gelben  Bilder  in  eine  lOpro- 
zentige  Lösung  von  Kaliumpermanganat,  so  re- 
sultieren braune  Töne,  in  lOprozentiger  Kupfer- 
chloridlösung kupferrote  Töne,  in  einer  Lö- 
sung von 

Urannitrat 1   Teil 

Ammoniumchlorid     ...      1      „ 

Wasser 10  Teilen 

rotbraune  Färbungen,  in  lOprozentiger  Lösung 
von  Jodkalium  tiefgelbe  Färbungen,  in  einer 
lOprozentigen  Eisenchloridlösung  grOne  Fär- 
bungen. 

Ernst  Abbe. 

Der  in  weitesten  Kreisen  bekannte  Professor 
Ernst  Abbe  ist  von  der  Leitung  der  Zeiss*schen 
Werkstätte  sowie  der  Schottschen  Glasfabrik 
zurückgetreten.  Der  „Karl  Zeiss  Stiftung"  wird 
Abbe  auch  fernerhin  als  wissenschaftlicher  und 
technischer  Berater  angehören.  Die  grossen 
Verdienste  Abbes  sind  in  der  kürzlich  erschie- 
nenen Broschüre  Felix  Auerbachs,  "Das  Zeiss- 
werk  und  die  Karl-Zeiss-Stiftung"  trefflichst  ge- 


schildert. Über  die  Ehrung,  welche  Abbe  bei 
seinem  Abschiede  von  den  Fabrikangestellten 
zu  teil  wurde,  berichtet  das  Jenenser  Volksblatt 
wie  folgt:  Auf  dem  Karl  Zeiss-Platze  sammelten 
sich  die  Hunderte  mit  ihren  Flammenzeicbec 
vor  der  bescheidenen  Villa  des  Gefeierten ,  der 
sich  mit  einigen  Angehörigen  auf  dem  Balkoo 
zeigte.  Nun  trat  einer  der  Altestea  Arbeiter, 
Mechaniker  Cäsar  Otto,  aus  dem  Kreise  her- 
aus und  richtete  folgende  Ansprache  an  Pro- 
fessor Abbe:  »Hochverehrtier  Herr  Professor'. 
Im  Namen  der  sämtlichen  BetriebsaDgebörigcn 
der  Firmen  Karl  Zeiss  und  Schott  u.  Gen.,  die 
sich  hier  in  Liebe  und  Ehrerbietung  vor  ihrem 
Chef,  dem  opferfreudigen  Begründer  der  Karl- 
Zeiss-Stiftung,  dem  genialen  Förderer  der  Wissen- 
schaft und  der  Industrie,  dem  hochherzigen  und 
gerechten  Freund  der  Arbeit,  versammelt  haben, 
bitte  ich,  diese  unsere  Ovation  als  den  Aqs- 
druck  unseres  tiefempfundenen  Dankes, 
unserer  unbedingten  Verehrung  und  des 
unbegrenzten  Vertrauens  entg^enzuoeh- 
men  und  der  Versicherung  Glauben  zu  schenken, 
dass  wir,  so  sehr  wir  ihren  Rflcktritt  von  der 
Geschäftsleitang  beklagen,  doch  darin  eins  sind, 
dass  wir  alle  aus  aufrichtigem  Herzen  heraus 
wünschen,  dass  Ihnen  bald  vollständige  Gene- 
sung und  dann  ein  recht  langer,  langer,  glück- 
licher Lebensabend  beschieden  sein  möge.  Euch 
aber,  liebe  Mitarbeiter,  bitte  ich,  diese  meine 
Worte  zu  bekräftigen,  indem  Ihr  mit  mir  ein- 
stimmt in  den  Ruf:  „Unser  allverehrter, 
geliebter  Herr  Professor  Dr.  Ernst 
Abbe,  er  lebe  hoch!"  Dreimal  stimmten  die 
Massen  begeistert  in  den  Hochruf  ein.  Nach- 
dem das  Hoch  verklungen  war,  intonierte  die 
Seideische  Kapelle  das  Lied:  »Wie  könnt  ich 
Dein  vergessen,  ich  weiss,  was  Du  mir  bist!' 
Dass  Professor  Abbe  nicht  reden  würde ,  nicht 
reden  sollte,  da  er  sich  grösste  Schonung  auf- 
erlegen muss,  wusste  man.  Nur  einige  Worte, 
die  aber  alles  sagten,  klangen  vom  Balkon  her- 
unter: «Herzlichen  Dank,  herzlichen  Dank!' 
Der  Zug  setzte  sich  wieder  iu  Bewegung,  un 
sich  auf  dem  Marktplatze  aufzulösen.    Während- 


152 


KLEINE  CHRONIK. 


dessen  erblickte  man  am  Saalbau  des  Volks- 
hauses der  Karl-Zeissstiftung  die  leuchtenden 
Schriftzeichen :  „Hoch  Professor  Abbe"  ,  die 
von  der  Zinne  eines  Fabrikgebäudes  der  Firma 
Karl  Zeiss  mittels  Scheinwerfers  und  Projektions- 
apparats hervorgerufen  waren. 


Entwicklung  bei  Tageslicht. 

Die  Firma  Ha  man  &  Schulze  -  Rabenau 
macht  bekannt,  dass  mit  ihrem  Phenoleln 
jeder  Entwickler  in  einen  Tageslichtentwickler 
umgewandelt  werden  kann.  Wir  haben  nun- 
mehr schon  eine  ganze  Reihe  von  Produkten, 
welche  fQr  Tageslichtentwicklung  empfohlen 
werden.  — 


Eingesandt. 

PixiersalzzerstOrer-Bayer.  Durch  das  un- 
genügende Auswaschen  des  Fixiernatrons  werden 
nachträglich  häufig  sowohl  Platten  und  Films, 
als  auch  Papiere  infolge  von  Fleckcnbildung 
frühzeitig  zerstört.  Der  Grund  liegt  meistens 
weniger  in  Fehlern  bei  der  Behandlung,  als  in 
der  schweren  Auswaschbarkeit  des  Fixiernatrons 
selbst  durch  fliessendes,  oder  öfter  gewechseltes 
Wasser.  Der  Fixiersalzzerstörer-Bayer  erleich- 
tert die  Entfernung  des  Fixiersalzes  aus  den 
Schichten  und  Papieren  ganz  bedeutend,  indem 
er  das  Salz  zerstört  und  in  leicht  lösliche  und 
daher  leicht  auswaschbare  Verbindungen  über- 
führt. Die  Waschdauer  inkl.  der  Behandlung 
mit  dem  Zerstörer  wird  dadurch  auf  10  —  15  Mi- 
nuten abgekürzt,  und  ist  so  der  Fixiersalz- 
zerstörer-Bayer mit  Vorteil  für  Photographen, 
für  Amateure  und  auf  der  Reise  zu  verwenden. 

Gebrauchsanweisung.  Zum  Gebranch  löse 
man  1  Teil  Fixiersalzzerstörer-Bayer  in  100  Teilen 
Wasser.  In  dieser  Lösung  werden  die  voll- 
ständig ausfixierten  und  5  Minuten  in  dreimal 
gewechseltem  oder  fliessendem  Wasser  ge- 
^vaschenen  Platten  oder  Abdrücke  mehrere 
Minuten  unter  dauernder  Bewegung  gebadet. 
Es  beträgt  diese  Zeit:  für  Platten  2—3  Minuten, 
für  dünne  Papiere  3  Minuten,  für  dicke  Papiere 
(Kartons,  Postkarten  usw.)  4 — 5  Minuten,  für 
Celloidinpapiere')  1 — 2  Minuten. 

Die  angegebene  Zeitdauer  der  Behandlung 
braucht  in  keinem  Falle  überschritten  zu  werden. 
Darauf  werden  die  Platten  nochmals  3 — 5  Mi- 
nuten in  mehrmals  gewechseltem  oder  flicssen- 

1)  Es  ist  bei  diesen  Papieren  streng  darauf 
zu  achten,  dass  nur  stets  frisch  angesetzte 
Lösungen  verwendet  werden.  Zur  Blasen- 
bildung neigende  Celloidinpapiere  sind  für  die 
Behandlung  mit  Fixiersalzzerstörer-Bayer  nicht 
geeignet. 


dem  Wasser  gewaschen  und  zum  Trocknen  bei 
Seite  gestellt.  Es  wird  also  die  gesamte  Dauer 
des  Waschens  auf  den  dritten  Teil  der  normalen 
reduziert. 

Die  Lösung  des  Fixiersalzzerstörer  -  Bayer 
wird  zweckmässig  stets  kurz  vor  dem  Gebrauche 
angesetzt  und  soll  nur  einmal  verwendet  werden. 
Um  einer  guten  Wirkung  sicher  zu  sein,  sollen 
nicht  mehr  als  2  Platten  oder  Abdrücke  der 
Grösse  13:18  mit  i 00  cnu  I  prozentiger  Fixier- 
salzzerstörerlösung (also  1  g"  Fixiersalzzerstörer- 
Bayer  in  100  ccvi  Wasser  gelöst)  behandelt 
werden.  Die  Vorteile  des  Fixiersalzzerstörer- 
Bayer  sind  die  folgenden: 

Die  Substanz    ist    leicht    und    schnell    löslich 
und   im  geschlossenen  Gefäss    gut    haltbar, 
die    damit    behandelten  Platten    und    Papiere 
enthalten    bei    Einhaltung    der    Gebrauchs- 
anweisung   kein    Fixiersalz    oder    sonstige 
schädliche  Substanzen  mehr,    die  die  Halt- 
barkeit beeinträchtigen, 
die  mit  Fixiersalzzerstörer-Bayer  behandelten 
Platten,  Films  oder  Abdrücke  erlauben  die 
Anwendung    jeder    Art    von    Verstärkung^ 
Abschwächung    oder    Tonung,    ohne    dass 
Gefahr  der  Fleckenbildung  zu  befürchten  ist» 
die  Lösung  ist  geruchlos, 
die   Lösungen    des  Fixiersalzzerstörer  -  Bayer 
schwächen    das    entwickelte  Bild    nicht  ab 
und  greifen  die  Gelatineschichten  nicht  an. 


Geschäftliche  Mitteilungen. 

Die  optische  Anstalt  von  Voigtländer  &  Sohn 
Braunschweig  hat  am  1.  Oktober  in  Berlin, 
Zimmerstrasse  95/96  eine  selbständige  Zweig- 
niederlassung unter  eigener  Firma  errichtet. 
Die  Leitung  derselben  ist  Herrn  Eduard 
Berger  übertragen.  Es  wird  in  Berlin  ein 
vollständiges  Engroslager  sämtlicher  Erzeugnisse 
der  Voigtländischen  Anstalt  gehalten. 

Unter  der  Firma  Quidde  &  Müller  h^it 
sich  in  Berlin  S.,  Ritterstrasse  106  eine  neue 
photographische  Anstalt  für  Kunst  und  In- 
dustrie aufgetan.  Die  Anstalt  beschäftigt  sich 
mit  Aufnahmen  von  Ölgemälden,  Aquarellen, 
Skulpturen,  Architekturen,  Innenräumen,  Ma- 
schinen, Möbeln  und  kunstgewerblichen  Gegen- 
ständen, insbesondere  auch  mit  Aufnahmen  für 
Dreifarbendruck.  Wir  qiachen  noch  darauf 
aufmerksam,  dass  Herr  Quidde  lange  Jahre 
bei  der  bekannten  Reproduktiosanstalt  Georg 
Büxenstein  &  Comp,  die  praktische  Aus- 
führung von  Dreifarben  aufnahmen  besorgt  hat 
und  speziell  mit  diesem  schwierigen  Gebiet  der 
Photographie  sehr  vertraut  ist. 

Der  Firma  Ungar  ii  Hoffmann,  Abteilung 
Projektion  in  Dresden,  wurde  auf  der  Deutschen 


153 


KLEINE  CHRONIKi 


Zufahrung  und  Ableitung  vom  Boden  des  Platten- 
kastens sei  sicherlich  die  Verwendung  des 
fliessenden  Wassers  am  besten.  •  -. 

Schluss  der  Sitzung  IOV4  Uhr. 
ed  Fuhrmann,  A.  Burkhardt, 


Alfr 

Vorsitzender. 


Schriftführer. 


Ordentliche  Hauptversammlung. 

Montag,  den  5.  Oktober  1903. 

Vereinslokal:  Hotel  zu  den  vier  Jahreszeiten. 

Um  9  Uhr  begrflsst  der  Vorsitzende,  Herr 
Fuhrmann,  die  erschienenen  Mitglieder  und 
Gäste  und  bittet  um  Zustimmung,  die  heutige 
Versammlung  als  zwanglose  Zusammenkunft 
aufzufassen,  da  der  Besuch  fOr  eine  Haupt- 
versammlung wegen  des  an  diesem  Abende 
herrschenden  miserablen  Wetters  zu  gering  sei. 

Das  Protokoll  der  vergangenen  Sitzung 
konnte  nicht  verlesen  werden,  da  HerrWrede 
wegen  umfangreicher  geschäftlicher  Tätigkeit 
die  Ausarbeitung  unterlassen  hatte. 

Herr  Fuhrmann  klagt  darüber,  dass  sich 
in  der  letzten  Zeit  der  Farbstoff  aus  den  Perorto- 
platten  (Grünsiegel)  ungemein  schwer  entfernen 
Hesse,  während  dies  früher  nicht  der  Fall  ge- 
wesen sei.     Empfohlen  wird  ein  Sodabad. 

Die  im  Fragekasten  vorhanden  gewesenen 
Fragen:  „Welche  Erfahrungen  liegen  mit  Blitz- 
licht Bayer  vor?"  und  „Wie  kopiert  man 
Wolken  ein?"  geben  zu  lebhafter  Diskussion 
Veranlassung. 

Am  Schluss  der  Sitzung  äussert  sich  Herr 
Fuhrmann  über  das  Verhalten  des  Herrn 
Wedekindt  bezüglich  Überlassung  des  Ver- 
einslokals. 

Schluss  der  Sitzung  1 1 7«  Uhr. 
Alfred  Fuhrmann,  A.  Burkhardt, 

Vorsitzender.  Schriftführer. 


Verein   für   Amateur -Photographie 

„Gut  Licht*«,  Leipzig. 

Protokoll  vom  5.  Oktober   im  Vereinslokal 
„Siebenmännerhaus". 

In  Abwesenheit  des  Herrn  Bottiger  eröffnet 
der  2.  Vorsitzende,  Herr  Hill ius,  um  '/»^  Uhr 
die  Versammlung  und  gibt  zum  Vortrag  Ȇber 
Blitzlichtaufnahmen"  Herrn  Höh  das  Wort. 
Genannter  Herr  entledigt  sich  der  Aufgabe  in 
vorzüglicher  Weise  unter  leichtverständlicher 
Detaillierung  aller  vorkommenden  Fälle.  Die 
anwesenden  Mitglieder,  welche  erfreulicherweise 
recht  zahlreich  erschienen  sind,  verfolgen  den 
Vortrag     mit      dem      regsten     Interesse      und 


spendeten  der  zum  Schlüsse  ausgeführten  prak- 
tischen BUtzlich  tauf  nähme  aligemeiflCeii  Beifall. 
Hierauf  stattet  der  inzwischen  erscbieneoe 
1.  Vorsitzende  dem  Vortragenden  seinen  Dank, 
ab  und  bittet  die  Mitglieder,  sich  recht  rege  an 
der  Diskussion  zu  beteiligen,  was  auch  ge- 
schieht; sämtliche  Fragen  werden  zur  Zufrieden- 
heit beantwortet.  Zum  2.  Punkt  »Verschiedeoes' 
gelangt 

1.  das  im  Druck  erschienene  Winter- 
programm in  mehreren  Exemplaren  an  die 
Mitglieder  und  Gäste  zur  Verteilung.  Das  sehr 
reichhaltige  Programm,  welches  bis  26.  April 
festgesetzt  ist,  wechselt  mit  Vorträgen,  prak- 
tischen Vorführungen,  Verteilung  von  Gratis- 
proben, Bilderaufgaben  etc.  ab. 

2.  werden  Diapositivplatten,  Grösse 
87t  X  10  ^^y  ^^  unseren  kleineren  Projektions- 
apparat passend,  sowie  Unal-£ntwickler  gratis 
verteilt.  Hergestellte  Diapositive  sind  an  den 
Verein  abzugeben;  auch  werden  von  den  Mit- 
gliedern Urteile  über  die  mit  dem  Entwickler 
angestellten  Probeversuche  erbeten. 

3.  Als  Monatsaufgabe  wird  eine  Herbst- 
landschaft bestimmt. 

4.  Als  Termin  der  Ausstellung  wird  der 
22.  November  festgesetzt.  Die  Einlieferung  der 
Bilder  hat  bis  zum  15.  November  zu  erfolgen. 
Für  Anerkennuiig  vorzüglicher  Leistung  sollen 
Diplome  verteilt  werden.  Der  sehr  gut  ge- 
lungene Entwurf  hierzu  ist  von  unserem  Mit- 
glied Herrn  Kunad  ausgeführt  worden.  Zur 
Kritik  sollen  keine  Mitglieder,  sondern  drei 
unparteiische,  sachverständige  Herren  gewonnen 
werden.  Zum  Schlüsse  wird  eine  Ausstellungs- 
kommission von  5  Herren  gewählt,  und  zwar 
die  Herren  Diel,  Böttcher,  Wittascheck» 
Kodritsch  und  Enge. 

Nachdem  der  I.Vorsitzende  Herr  Böttiger 
die  Mitglieder  zur  recht  zahlreichen  Beteiligung 
an  der  Ausstellung  aufgefordert  und  auf  den 
am  nächsten  Montag  stattfindenden  Vortrag  des 
Herrn  Chemiker  Bauermeister  über  »Ver- 
schiedene Entwickler  und  Dunkelkammer- 
beleuchtung"  aufmerksam  gemacht  hat,  wird 
die  Versammlung  Vs*^^  ^^^  geschlossen. 

B.  Diel. 


Freie    Vereinigung    von    Amateor» 
Photographen   zu   Hamburg  (R.  V.). 

123.  Vereinssitzung 

am  Montag,  den  2.  Februar  1903. 

Vorsitzender:  Heinr.  Beck. 

Als    ordentliches  Mitglied  wird  Herr  Hein- 

richTesmer,  Trichi nenbeschauer ,  Glashütten- 

Strasse  85,  aufgenommen. 


156 


KLEINE  CHRONIK. 


Das  bisherige  Sitzungslokal  hat  sich  auf  die 
Dauer  als  zu  klein  und  im  übrigen  als  nicht 
mehr  für  den  Verein  geeignet  erwiesen.  Der 
Antrag  auf  Verlegung  des  Sitzungslokals  wird 
deshalb  angenommen  und  die  Angelegenheit 
zur  weiteren  Bearbeitung  an  die  aus  den 
Herren  F.  Becher,  A.  Knüppel  und  dem 
Vorsitzenden  bestehende  Kommission  verwiesen. 

Der  Vorsitzeude  berichtet  Ober  die  weiteren 
Ausstellungsarbeiten  und  teilt  mit,  dass  die 
Herren  Redakteure  der  ^Photogr.  Rundschau" 
und  der  »Photogr.  Mitteilungen"  sich  bereit 
erklärt  haben,  unserer  Ausstellung  je  ein  Heft 
zu  widmen. 

Über  die  Frage,  ob  eine  Ausstellungsleitung 
berechtigt  ist,  Bezahlung  für  eine  verliehene 
Medaille  vom  prämiierten  Aussteller  zu  ver- 
langen»  trotzdem  ein  solcher  Vorbehalt  in  den 
Ausstellungsbedingungen  nicht  enthalten  war, 
entsteht  eine  längere  Debatte,  insbesondere 
auch  darüber,  ob  ein  Prozess  gegen  ein  solches 
Verlangen  durchzuführen  Aussicht  auf  Erfolg 
habe.  Der  Sachverhalt  ist  der  folgende:  Von 
einem  deutschen  Fachphotographen -Verein  war 
eine  Ausstellung  für  die  Tage  ihrer  vorjährigen 
sommerlichen  Hauptversammlung  ausgeschrieben 
-worden.  In  dem  Ausschreiben  war  nichts  über 
eine  Bezahlung  der  Herstellungskosten  der  zu 
verleihenden  Medaillen  enthalten.  Auf  Grund 
dieses  Ausschreibens  wurde  die  Ausstellung 
von  einem  unserer  Mitglieder  beschickt  und 
demselben  dann  die  goldene  Medaille  zu- 
erkannt. Während  der  Dauer  der  Ausstellung 
wurde  dann  von  der  erwähnten  Haupt- 
versammlung des  veranstaltenden  Vereins  plötz- 
lich beschlossen,  dass  die  prämiierten  Aussteller 
die  Herstellungskosten  der  Medaillen  zu  tragen 
hätten.  Gegen  dieses  Verlangen  fühlt  sich  nun 
unser  Mitglied  wohl  nicht  mit  Unrecht  beschwert, 
und  ist  deshalb  gewillt,  die  Sache  auf  gericht- 
lichem Wege  zum  Austrag  zu  bringen. 

Der  Vorsitzende  erstattet  Bericht  über  den 
kürzlich  stattgefundenen,  von  ihm  arrangierten 
Projektionsabend  und  verliest  zum  Schluss  eine 
Rezension  der  „Hamburger  Nachrichten"  über 
diese  Veranstaltung.  Herr  Lud  er  s  spricht  im 
Namen  der  Mitglieder  Herrn  Beck  den  Dank 
des  Vereins  aus  für  seine  allseitig  anerkannte 
Tätigkeit  und  Herrn  Miehlmann  für  die 
freundliche  Überlassung  und  Bedienung  des 
Projektionsapparates  und  Kinematographen.  Die 
genannten  Herren  danken  für  die  Anerkennung. 

Seitens  des  Herrn  Prof.  Louis  Douzette 
ist  durch  Vermittlung  des  Herrn  P.  Lüders 
ein  Landschaftsbild  in  Gouachemalerei  für 
unsere  Ausstellung  gestiftet  worden.  Dieses 
Bild  kommt  zur  Vorlage  und  findet  den  vollen 
Dank  und  die  ungeteilte  Anerkennung  der  An- 
wesenden. Herr  O.  Miehlmann  erklärt  sich 
bereit,    eine  photographische  Reproduktion   des 


Bildes  in  natürlicher  Grösse  auf  eigene  Rechnung 
anfertigen  zu  lassen,  welche  freundliche  Bereit- 
willigkeit von  den  Mitgliedern  dankend  akzeptiert 

'^räSä.      •  ' 

Am  Montagy  den  9.  Februar  1903,  wurde 
von  Herrn  G.  Hasse  ein  Experimental -Vortrag 
Ober  den  Platindruck  gehalten. 


124.  Vereinssitzung 

am  Montag,  den  16.  Februar  1903. 

Vorsitzender:  Heinr.  Beck. 

Unter  den  Eingängen  befindet  sich  ein 
Schreiben  eines  hiesigen  Veranstalters  von 
Hafen-  und  Stadtausfahrten,  in  welchem  der- 
selbe anfragt,  ob  der  Verein  oder  die  Mitglieder 
gewillt  seien,  ihm  Bilder  vom  Hamburger  Hafen 
zu  überlassen,  und  zu  welchem  Preise.  Die 
MitgUeder  sind  der  Meinung,  dass  es  sich  nicht 
mit  den  Prinzipien  der  Loyalität  vertrage,  wenn 
ein  Amateur  dem  Fachphotographen  durch 
Wegnahme  von  Arbeiten  den  Erwerb  er- 
schwere, und  es  wird  deshalb  beschlossen, 
das  Schreiben  ablehneud  zu  beantworten. 

Der  Vorsitzende  berichtet,  dass  der  Re- 
dakteur des  künstlerischen  Teils  der  »Photo- 
graphischen Mitteilungen",  Herr  F.  Loescher, 
mitgeteilt  hat,  dass  er,  wenn  möglich,  die  Aus- 
stellung besuchen  werde,  dass  bereits  mehrere 
hiesige  Tageblätter  auf  die  Ausstellung  empfehlend 
hingewiesen  haben,  und  dass  das  Komitee 
die  Anfertigung  von  BromsUberpostkarten  be- 
schlossen hat. 

Die  Versammlung  nimmt  den  Bericht  der 
Atelierkommission  sowie  der  Sitzungslokal- 
kommission entgegen.  Die  letztere  schlägt  als 
neues  Sitzungslokal  den  „Börsenhof"  -  Saal 
(vormals  Zinggs  Hotel),  Adolphsplatz  6,  gegen- 
über der  Börse,  vor;  der  Vorschlag  wird  nach 
kurzer  Debatte  angenommen. 


Am  Montag,  den  23.  Februar  1903,  wurde 
von  Herrn  Peter  Laders  ein  Experimental- 
vortrag  Ober  das  Verstärken  und  Abschwächen 
von  Negativen  gehalten. 


125.  Vereinssitzung 
am  MonUg,  den  2.  März  1903. 
Vorsitzender:  Heinr.  Beck. 
Die  heutige  Sitzung    ist  die  erste  im  neuen 
Vereinslokal.      Der    Vorsitzende    begrOsst    die 
zahlreich     erschienenen    Mitglieder     im     neuen 
Heim    und  gibt  dem  Wunsche  Ausdruck,    dass 
mit    den    neuen    und  grösseren  Vereinsräumen 
auch  der  Verein  sich  selber  verjünge  und  aus- 
dehne zu  erfolgreicher  Arbeit. 


157 


KLEINE  CHRONIK. 


Als  neue  ordentliche  Mitglieder  werden  auf- 
genommen die  Herren  Wilh.  Seyfarth,  Kauf- 
mann, Richardstrasse  47;  G.  E.  König,  Post- 
assistent, Kleiner  Schftferkamp  25;  G.  Vögel, 
Handlungsgehilfe,  Marktstr.  100. 

Die  Ausstellungskommission  berichtet,  dass 
die  sehr  umfangreiche  Arbeit  des  Auspackens 
der  Kisten  beendet  sei,  dass  aber  das  zeit- 
raubende Aufhängen  der  Bilder  noch  binnen 
weniger  Tage  geschehen  mOsse;  der  Katalog 
werde  120  Seiten  stark,  und  jedes  Mitglied  er- 
halte eine  Dauerkarte  sowie  eine  Interimskarte 
für  einen  einmaligen  Besuch. 

Der  Vorsitzende  beantragt  eine  durchgreifende 
Änderung  der  bisher  bestandenen  Satzung,  er- 
läutert diejenigen  Punkte,  welche  einer  Ab- 
änderung dringend  bedürfen,  und  macht  dahin- 
gehende Vorschläge.  Der  Antrag  wird  nach 
unwesentlicher  Debatte  angenommen. 

H.  Beck,  I.  Vorsitzender. 


Dresdner  Gesellschaft  zur  Förderung 
der  Amateur-Photographie,  e.  V. 

117.  ordentliche  Sitzung   vom  5.  Oktober  1903. 

Vorsitzender:   Herr  Rentier  E.  Fr  ohne. 

Den  Hauptpunkt  der  Tagesordnung  dieser 
Sitzung  bildete  ein  Projektionsvortrag  des  Fräu- 
lein Leopoldine  Bartels,  welcher  den  Titel 
führte:  „Ein  Spaziergang  durch  die  sächsisch- 
böhmische  Schweiz".  Den  schönen  Darbietungen 
wurde  von  den  Anwesenden  reichster  Beifall 
gespendet:  Diesen  Bildern  reihten  sich  noch 
einige  höchst  interessante  Aufnahmen  aus  China 
an,  welche  während  des  letzten  Krieges  dort 
vom  Oberleutnant  von  Soden  gefertigt  worden 
waren. 

Zum  geschäftlichen  Teile  der  Tagesordnung 
übergehend,  teilt  der  Vorsitzende  mit,  dass  sich 
die  Herren  Alwin  Hempel,  Paul  Leinert, 
Kommerzienrat  Silomon,  Otto  Steuer  und 
Redakteur  William  Wauer  als  Mitglieder  an- 
gemeldet haben.  Hierauf  verliest  er  Zuschriften 
aus  Baku  (Russland)  und  Bern,  in  denen  die 
Gesellschaft  zur  Beteiligung  an  den  dort  statt- 
findenden Ausstellungen  eingeladen  wird.  Ein- 
gegangen sind  seitens  der  Kodak-Gesell- 
schaft Kodoit-Films  zur  Prüfung,  von  Herrn 
Dr.  Holm  in  Berlin  für  die  Bibliothek  der 
Gesellschaft  ein  Exemplar  des  unter  dem  Titel 
„Das  Objektiv"  erschienenen  Werkes  des  ge- 
schätzten Spenders  und  seitens  der  Firma 
Unger  &  Hoff  mann,  Dresden,  zahlreiche 
Exemplare  des  „Hilfsbuch  zum  Belichten  und 
Entwickeln  von  Apollo -Platten",  sowie  der 
neuen  Preisliste  über  Projektionsapparate. 

Es  folgt  hierauf  eine  Vorführung  einer  für 
Projektionsapparate    bestimmten  Spiritus  -  Glüh- 


lichtlampe durch  Herrn  L.  Lang.  Diese  do- 
fach  zu  handhaben de^  solid  gebaute  und  voll- 
kommen gefahr-  und  geruchlose  Lampe  gibt 
ein  helles ,  weisses  Licht  von  etwa  90  Kerzen- 
kraft, welches  mindestens  zwei  Stunden  lang 
anhält.  *■ 

Zur  „technischen  Ecke*  beschreibt  Herr 
Redakteur  Schnauss  an  der  Hand  einiger  ?on 
ihm  gefertigter  Kopien  ein  in  einer  englischen 
Zeitschrift  angegebenes  Verfahren,  um  nach 
einer  Kombination  eines  Negativs  mit  ebem 
Diapositiv  des  gleichen  Gegenstandes,  welche 
mit  der  Glasrückseite  aneinander  Hegen,  reücf- 
artig  wirkende  Kopien  zu  erzeugen.  Seiner 
Ansicht  nach  hat  diese  Spielerei  für  gewisse 
Zwecke  der  künstlerischen  Photographie,  z.  B. 
um  einzelne  Konturen  stärker  zu  betonen, 
andere  abzuschwächen,  praktischen  Wert 

Herr  Hofgraveur  J.  Wolf  verlas  hierauf  aos 
einer  Dresdner  Zeitung  eine  Kritik  der  Aus- 
stellung des  Deutschen  Photographen -Verdös 
in  der  Deutschen  Städte -Ausstellung  zu  Dresden, 
welche  zu  einer  lebhaften  Diskussion  über  den 
Kunstwert  der  Photographie  Veranlassung  gab. 


Vereinigung  Gothaer  Amateor- 
Photographen. 

Vorsitzender:  Herr  Ingenieur  Wedekind. 
Sitzung  am  21.  Oktober  1903. 
Nach  Eröffnung  der  Sitzung  und  E>ledigimg 
einiger    geschäftlicher  Angelegenheiten    erteilte 
der    Vorsitzende    Herrn    Venth    das  Wort  zu 
seinem    Referat    „Über    Kunstphotographie   im 
Anschluss    an    die  Kunstphotographischen  Ans- 
Stellungen    in  Oldenburg    und  Hamburg^.     Ge- 
nannter Herr  hat  beide  Ausstellungen    besucht 
und  wusste  durch  lebendige  Schilderung  seiner 
daselbst    empfangenen    EindrücLe    die    Zuhörer 
im    höchsten    Grade    zu    fesseln.      Zu    Beginn 
seiner  Ausführungen    knüpfte  Referent    an   die 
von     unserer    Vereinigung     veranstaltete    Aus- 
stellung   an,    welche    in  Gemeinschaft    mit   der 
Gemäldeausstellung    des    hiesigen    Kunstvereins 
im  Juli  d.  J.  stattfand.     Leider  habe  damals  die 
öffentliche    Meinung    an    unserer  Veranstaltuiif 
eine  unzureichende  Kritik  geübt,  indem  sie  den 
ausgestellten  Bildern,  zirka  70  an  der  Zahl,  im 
allgemeinen  überschwengliches  Lob  erteilte,  die 
Leistungen  im  einzelnen  aber    überhaupt    nicht 
berücksichtigte.     So    schrieb    ein   Kuastkritikef 
in     der     hiesigen     Tagespresse:     „Kunstaus- 
stellung": Die  erste  Abteilung  der  diesjfihr^eo 
Kunstausstellung  mag  etwa  den  dritten  Teil  des 
Ganzen,  das  uns  geboten  wird,  enthalten.   Vor- 
geführt werden  uns  zur  Zeit  ausser  z'wei  sym- 
pathischen Bronzen,    von    denen    wir    die  eine 
auch    schon    in    der   letzten  Ausstellung  sahen. 


158 


KLEINE  CHRONIK. 


gegen    200    Öl-    und  Aquarellbilder,'  etwa   10Q 
graphische  Musterblfttter    des    Deutschen  Buch- 
gewerbevereins   uiW  etwa    ebensoviele   ^*hoto- 
graphien    der    Vereinigung    Gothaer    Amateure. 
Dass  wir  es  bald  sagen:  die  letzteren  schiessen 
den    Vogel    ab,     nicht    nach    vereinzelter    Auf- 
fassung, sondern  nach  einstimmigem  Urteil.   Das 
verlangt  seine  Bedeutung,  denn  in  Ausstellungen 
wo  die  bunte  Farbe  herrscht,  wird  das  Farblose 
schon  naturgemäss  gedrOckt  und  zum  Stiefkind 
der    Beschauer.     Soll,    was    nicht    prunkt    und 
besticht,  sieb  doch  zur  Geltung    bringen,    dann 
müssen     ihm    Vorzöge     eigen    sein,     die    jede 
Prüfung  aushalten.     Es  ist    hier    der  Fall,    und 
wir  können  unsere  Anerkennung  um  so    rück- 
haltsloser   aussprechen,     als    wir    uns    in    der 
Mehrzahl    des  Gebotenen    anonymen    Amateur- 
künstlern   gegenüber    befinden."      Um    so    in- 
teressanter sei  es  für  ihn  gewesen,    durch  den 
Besuch    auswärtiger    Ausstellungen    ein    klares 
Urteil    über    die   unsrige    zu    bekommen.     Vor- 
tragender beleuchtete  nun  zunächst    die  Kunst- 
photographie  und  ihre  Technik  im    allgemeinen 
und    besprach    sodann    die    Oldenburger    Aus- 
stellung, welche  einen  sehr  günstigen  Eindruck 
auf  ihn  gemacht  habe.     Sie  sei  als    eine    wohl- 
gelungene zu  bezeichnen  gewesen,  zu  welchem 
Erfolge     in     erster     Linie     einige      vorzügliche 
Leistungen  in  Portr&ts  beigetragen  hätten.     Der 
Vorsitzende  des"  Oldenburger  Vereins    habe    in 
liebenswürdigster  Weise  ihm  Führerdienste  ge- 
leistet und  reiche  Anregung  zuteil  werden  lassen. 
Herr  Venth  ging  sodann  auf  die  Vereinstätigkeit 
der   Oldenburger    Amateure    über.      Besonders 
interessant  waren  in  dieser  Beziehung  seine  Aus- 
führungen über  die  Aufgaben,  welche  zeitweise 
den  Mitgliedern  gestellt  werden.    Ein  bestimmtes 
Motiv  wird  individuell  bearbeitet ;  die  gefertigten 
Bilder  werden  dann  in  einer  der  nächsten  Ver- 
sammlungen ausgestellt  und  schriftlich  beurteilt. 
In   der  darauffolgenden  Sitzung  erfolgt    die  Be- 
sprechung   der   Urteile.     Dieser    Weg    zur    Er- 
ziehung   zu    kritischer  Bildbetrachtung    und  Er- 
zielung eines  künstlerischen  Geschmackes    fand 
allgemeine  Anerkennung,  und  es  wurde  angeregt, 
in    gleicher    Weise    in    unserem    Verein    einen 
Versuch      zu     machen.       Die     weiteren     Aus- 
führungen   erstreckten    sich    nun    zunächst   auf 
einige  Mitteilungen    über    das  Vereinshaus    der 
Amateure  in  Bremen,  worauf  eine  Besprechung 
der  Hamburger  Ausstellung  folgte.    Vortragender 
>vies  an  der  Hand  des  umfangreichen  Kataloges 
auf    die    besten    Arbeiten     dieser     imposanten 
Ausstellung  hin,  besonders  auf  die  vorzüglichen 
Gummidrucke  der  deutschen  Kunstphotographen. 
Zum  Schluss  empfahl  er  den  Besuch  einer  der- 
artigen   Ausstellung    als    höchst    lehrreich    und 
anregend. 

Der    Vorsitzende     sprach     dem    Referenten 
L>esten  Dank  für  seinen  fesselnden  Vortrag  aus. 


Den  Mitghedern  wurde  hierauf  bekannt  ge- 
geben, dass  die  Firma  W.  Knapp  in  Halle 
ein  Exemplar  „Die  Photographische  Kunst  im 
Jahre  1902"  der  Vereinsbibliothek  gratis  über- 
wiesen habe,  wofür  genannter  Firma  auch  an 
dieser  Stelle  nochmals  herzlicher  Dank  aus- 
gesprochen werden  möge.  Ferner  stiftete  der 
Vorsitzende  das  von  Dr.  Neuhauss  verfasste 
„Lehrbuch  der  Projektion",  welches  gleichfalls 
dankend  angenommen  wurde.  Sodann  wurde 
eine  Zuschrift  des  Herrn  Dr.  Fr.  Goerke 
„Die  Photographie  im  Dienste  der  Heimat- 
kunde" verlesen  und  beifällig  besprochen. 

Ausserdem  teilte  der  Vorsitzende  das  Re- 
sultat einiger  Kommissionssitzungen  mit,  welche 
die  Auswahl  eines  Projektionsapparates  für  den 
Verein  bezweckten.  Es  wurde  beschlossen,  einen 
Müller-Wetzig  Projektionsapparat  mit  elek- 
trischer Lichtquelle  zu  bestellen.  Die  Tilgung 
der  Unkosten  erfolgt  teils  durch  einen  Betrag 
aus  der  Vereinskasse,  teils  durch  jährlich  aus- 
losbare Anteilscheine  der  Mitglieder. 

Schluss  der  Sitzung  11*  g  Uhr.  B. 


Deutsche  Gesellschaft  von  Freunden 
der  Photographie  zu  Berlin. 

Ordentliche  Versammlung  am  Montag,  den 

12.  Oktober  1903,  abends  8  Uhr  im  Kasino  der 

K^nigl.     Kriegsakademie,     Dorotfieenstr.  58/59. 

Vorsitzender:     Herr     Geheimer     Regierungsrat 

Meyer. 

Als  Mitglieder  wm-den  aufgenommen:  Die 
Herren  H.  W.  Lind,  Ingenieur,  Berlin  NW.  52, 
Paulstr.  25,  Professor  Drehschmidt,  Müller- 
strasse 184a,  Herrmann  Schimmel,  Chemiker 
Sieboldstr.  3,  O.  Praetorius,  Gartenstr.  100, 
Frau  Clara  Friedheim,  W.,  Matthäikirchstr.  3 
und  Fräulein  Suse  Richter,  W.,  Motzstr.  67. 

Als  Mitglied  wurde  angemeldet :  Frau  Anna 
Rasch,  Pankow,  Amalienpark  5. 

Der  Vorsitzende  begrüsst  mit  warmen  Worten 
die  Versammlung,  die  zum  ersten  Male  nach  der 
Ferienzeit  tagt  und  Herr  Direktor  Schultz- 
Hencke  ergreift  das  Wort,  um  von  zahlreichen 
eingesandten  Briefen  und  Zirkularen  Kenntnis 
zu  geben:  Vom  Verlag  des  Apollo  war  aus 
Dresden  eine  Probenummer  des  Organs  für 
Amateurphotographie  eingesandt  und  bittet  der 
Verlag  darauf  hinzuweisen,  dass  der  an  sich 
sehon  sehr  niedrig  bemessene  Bezugspreis  von 
6  Mk.  für  den  Jahrgang  der  Zeitschrift  bei  Ent- 
nühme  von  10  Exemplaren  des  „Apollo"  um 
33Vs  pCt.  ermässigt  wird.  Der  Schriftführer 
bittet  die  Damen  und  Herren,  welche  auf  die 
Zeitschrift  reflektieren,  sich  zu  melden  und  ihre 
Adressen  anzugeben.  Ein  namenloser  Fabrikant 
empfiehlt  sein  Erzeugnis,  welches  als  „Rigi 
Moment-Platte"  zu  sehr  billigem  Preise  (1  Dutzend 


159 


KLEINE  CHRONIK. 


13X18  Platten  2,40  Mk.)  in  jeder  photogra- 
phischen Handlung  erhältlich  sein  soll.  Die 
Photofhemische  Fabrik  C.  R.  Bernauer  &  Co., 
Wien  .Xa,  bringt  eine  Gelatine  -  Emulsions- 
platte ohne  Entwicklung  auf  den  Markt.  Sie 
rflhmt  der  Platte  eine  besonders  grosse  Halt- 
barkeit und  bedeutend  grössere  Lichtempfind- 
lichkeit  nach,  wie  alle  bisherigen  Platten  sie 
besitzen.  Die  Platten  werden  mit  gewöhnlichem 
alkalih altigen  Wasser  entwickelt.  Ein  Karton 
Platten  13x18  Grösse  kostet  4,80  Mk  Die 
Photographische  Abteilung  der  Leipziger  Buch- 
binderei-Aktiengesellschaft übersendet  eine  An- 
zahl Separatabdrücke  aus  dem  Oktoberheft  1903 
der  deutschen  Kunst  und  Dekoration,  die  einen 
l&ngeren  Artikel  über  Vidil- Films  enthalten. 
Herrn  Fritsch  in  Leipzig  ist  es  gelungen,  in 
diesen  Films  eine  Aufnahmefläche  zu  schaffen, 
die  die  Vorzüge  der  Rollfilms  mit  denen  der 
geschnittenen  Films  und  Platten  verbindet.  Bei 
der  Vidil-Film-Packung  sind  geschnittene  Films 
auf  lange  Streifen  Pergamentpapier  mit  Zwischen- 
räumen aufgeklebt,  welche  letztere  als  Matt- 
scheibe zu  verwenden  sind.  —  Wir  hoffen,  in 
einer  der  nächsten  Sitzungen  eingehenderes 
über  diese  Films  zu  hören.  Eine  deutsche  Roll- 
films-Gesellschaft m.  b.  H.  hat  sich  in  Köln  zu- 
sammengefunden. Da  Fabrikation  und  Versand 
unter  den  Auspizien  der  Aktiengesellschaft  für 
Trockenplatten  f abrikation  vorm.  Westendorp& 
Wehner,  Köln  und  der  Trockenplattenfabrik 
Dr.  C.  Schleussner,  Frankfurt  a.  M.  erfolgen, 
ist  wohl  eine  Gewähr  für  die  Güte  des  Fabrikates 
geboten.  Ein  vorzügliches  Buch  für  den  Ama- 
teur bringt  die  Chemische  Fabrik  auf  Aktien 
vorm.  £.  Schering  im  Selbstverlag  als  Hand- 
buch für  den  Gebrauch  von  photographischen 
Erzeugnissen  ihrer  Fabrik.  Es  enthält  eine  An- 
zahl bewährter  photographischer  Rezepte  mit 
kurzen  Gebrauchsanweisungen.  Einige  Proben 
des  neuen  selbsttonenden  Solio-Papiers  der 
Kodakgesellschaft  werden  verteilt  und  die  Emp- 
fänger gebeten,  in  der  nächsten  Sitzung  die 
Resultate  ihrer  Versuche  mit  diesem  Papier 
mitzuteilen. 

Während  der  Ferienzeit  erfolgte  eine  Ein- 
ladung an  die  Gesellschaft  zur  kunstphoto- 
graphischen  Ausstellung  der  „Freien  Vereinigung 
Oldenburger  Amateurphotographen ".  Herr 
Direktor  Breuer  bittet  bei  dieser  Mitteilung 
um  das  Wort  und  berichtet,  dass  die  Sektion 
Steglitz  dieser  Einladung  gefolgt  sei,  die  Aus- 
stellung beschickt  habe  und  einen  sehr  schönen 
Erfolg  davon  getragen,  Herr  Mengel  wurde 
mit  einem  Ehrenpreis  und  einer  ehrenden  An- 
erkennung, Herr  Gebhardt  mit  einer  ehrenden 
Anerkennung  ausgezeichnet.  Das  Süddeutsche 
Camerawerk  Körner  &  Mayer,  G.  m.  b.  H., 
Sontheim  a.  Rh.  übersendet  Prospekte  ihrer 
Momentklappcamera     für     Trockenplatten     und 


Films, ,  an  welcher  sie  als  besonders  vorteilhaft 
hervorheben,  dass  eine  Einstellung  auf  jeden 
beliebigen  Punkt  durch  S^ndelbetrieb  möglich 
ist.  Dem  vern:^ehir|jeo  Gebrauch  der  geschnittenen 
Films  Rechnung  tragend,  hat  die  AktiengeseO- 
Schaft  für  Anilinfabrikation  einen  Filmtriger 
geschaffen,  der  für  alle  Kassetten  verwendet 
werden  kann  und  ermöglicht,  dass  der  Film  in 
jedem  Fall  absolut  sicher  an  der  richtigen 
Stelle  liegt. 

Der  heutigen  Einladung  lag  eine  Eintritts- 
karte zum  einmaligen  Besuch  der  Internationalen 
Ausstellung  für  Bildnisphotographie  im  Kunst- 
salon KellerÄ  Reiner  bei.  Herr  Direktor 
Schultz-Hencke  hatte  auf  Grund  voran- 
gegangener Verhandlungen  eine  Ermässigung 
auf  die  Hälfte  des  Eintrittspreises  für  unsere 
Mitglieder  erwirkt,  so  dass  jedem  Mitglied  auf 
Kosten  der  Gesellschaftskasse  eine  Eintritts- 
karte znr  Verfügung  gestellt  werden  konnte. 

Zu  No.  2  der  Tagesordnung  «greift  Herr 
Direktor  Breuer  das  Wort.  Redner  hatte  mit 
den  uns  von  der  Firma  Tal  bot  übersandten 
Rombot-Postkarten  gearbeitet.  Herr  Direktor 
Breuer  gibt  zu,  dass  bei  diesen  Karten,  wenn 
die  künstlerische  Qualität  der  Zeichnungen  auch 
noch  massig,  doch  immer  schon  ein  Anlauf  ge- 
nommen worden  sei,  Umrahmungen  und  Zeich- 
nungen auf  Postkarten  etwas  geschmackvoller 
herzustellen.  Er  rügt,  dass  das  Klebematerial 
(bei  den  Karten  ist  der  gezeichneten  Um- 
rahmung entsprechend  ein  Stück  lichtempfind- 
lichen Papiers  eingeklebt)  dem  Wässern  nicht 
genügend  Widerstand  entgegensetzt  Herr 
Dr.  Leyden  hat  dieselbe  Bemerkung  gemacht 
und  er  sowohl  wie  Unterzeichnete  finden  die 
Bildfläche  zu  klein  gewählt  im  Verhältnis  znr 
umrahmenden  Zeichnung. 

Der  Bericht  des  Herrn  Jens  Lützen  über 
seine  Versuche  mit  den  von  der  Firma  Steckel- 
mann zur  Verfügung  gestellten  Colorplatten 
hat  eine  lebhafte  Diskussion  über  Farben- 
platten zur  Folge.  Herr  Lützen  kann  der  Color- 
platte  weder  etwas  besonders  rühmenswertes 
nachsagen,  noch  hat  er  schlechte  Erfahrung 
mit  ihr  gemacht.  Er  hält  die  Farbwirkung 
gleichwertig  den  anderen  guten  Fabrikaten  und 
lobt  besonders  die  Schippang-Platte,  welcher 
er  eine  grosse  Haltbarkeit  zuspricht.  Dr.  Neu- 
haus  ist  sehr  eingenommen  von  der  Perorto- 
Platte  und  hat  mit  Platten,  die  seit  2  Jahren 
in  seinem  Besitz,  ausserordentlich  gute  Resultate 
erhalten,  allerdings  hatten  die  Platten  besonders 
trocken  gelagert.  Herr  Michelly  und  Herr 
Direktor  Schultz-Henke  loben  besonders  die 
Vogel -Obernetter- Platte  und  erwähnt  Herr 
Direktor  Schultz  -  Hencke,  dass  er  bei 
den  damaligen  ersten  Versuchen  mit  Farb- 
platten, noch  von  der  farbigen  Emulsion  nach 
3  und  4  Jahren  gute  Platten  erzielt  habe.    Weiler 


160 


KLEINE  CHRONIK. 


empßehlt  Redner  besonders  fflr  Reproduktion 
von  Ölgömftlden  die  farbenempfindliche  Platte 
von  J.  Gebhardt,  Schumannstr.  14. 

Ein  Kursus  in  der  Herstellung  von  Diaposi- 
tiven konnte,  da  Herr  Jens  Lützen  verreist, 
noch  nicht  endgültig  festgesetzt  werden,  doch 
nahm  Herr  Jens  Lützen  bei  einer  Verhand- 
lung hierüber  die  Gelegenheit  wahr,  in  Kürze 
die  Resultate  seiner  Versuche  mit  den  ver- 
schiedensten Diapositvplatten  des  Handels  mit- 
zuteilen. Anerkannt  gut  und  beliebt  sind  ja  bei 
unseren  Mitgliedern  die  Thomasplatten.  Herr 
Lützen  bemerkt  hierzu,  dass  bei  richtiger 
Behandlung  fast  alle  Platten  des  Handels  den 
Thomasplatten  gleichkommen,  am  meisten  gleich- 
wertig erschien  ihm  die  Herzogiatte.  —  Doch 
wenn  man  beabsichtigt,  die  Diapositivplatte  zu 
kolorieren,  so  soll  man  unbedingt  zur  Thomas- 
platte greifen,  da  diese  für  das  Kolorieren  am 
geeignetsten,  die  übrigen  Platten  zeigten  alle 
beim  Kolorieren  Risse,  Herr  Lützen  wiU  dem- 
nächst eingehender  in  der  Zeitschrift  über  seine 
Versuche  berichten. 

Herr  Dr.  Neuhauss  überraschte  wieder 
mit  einer  neuen  Arbeit.  Er  hat  sein  Ausbleich- 
verfahren in  der  Camera'  ausgedehnt  und  brachte 
als  wohlgelungenes  Resultat  eine  farbige 
Stereoskopaufnahme  mit,  das  Lichterfelder  Rat- 
baus, welches  er  vom  Dache  seines  Hauses 
mit  mehrstündiger  Exposition  aufgenommen. 

Herr  Direktor  Schulz-Hencke  berichtet, 
dass  es  ihm  bei  seinem  Besuch  der  Mainzer 
Ausstellung  aufgefallen  sei,  wie  eine  grössere 
Zahl  von  Ausstellern  die  Papiere  von  Roland 
Risse  und  besonders  sein  Platinsepiapapier 
verwandt  hätten.  Aus  diesem  Grunde  hatte  er 
sich  bemüht,  einige  Probebüder  zu  erlangen, 
M^elche  augenblicklich  ausgestellt  sind.  Bezüg- 
lich   der    Mainzer   Ausstellung    selbst    berichtet 


Redner,  dass  dieselbe  in  bezug  auf  das  von 
Herrn  Direktor  Emmerich  durchgeführte 
Arrangement  nicht  allein  tadellos,  sondern 
'  geradezu  hervorra|)end.^Sijei,  was  leider  nicht 
von  dem  Durchschnitt  der  ausgestellten  Objekte 
gesagt  werden  könne.  Auch  der  Titel  „Inter- 
nationale Ausstellung"  sei  wohl  etwas  voll- 
tönend gegenüber  der  Tatsache,  dass  nur  zwei 
Ausländer  als  Aussteller  in  dem  Kataloge  ver- 
merkt seien. 

Zu  Nr.  7  der  Tagesordnung  ergriff  Herr 
Ingenieur  Robert  Krayn  das  Wort,  um  an 
der  Hand  praktischer  Arbeit  uns  das  neue 
Kopiermaterial,  die  Pigmentfolien  der  N.  P.  G. 
in  Steglitz  vorzuführen.  Entwicklung  und  Über- 
tragung gelangen  ausgezeichnet.  Die  Pigment- 
folien liefern  durch  direkte  Entwicklung  in 
warmem  Wasser  ohne  Anwendung  umgekehrter 
Negative,  seitenrichtige  Bilder.  —  Da  von  der 
N.  P.  G.  eine  genaue  Gebrauchsanweisung  den 
Paketen  der  Pigmentfolien  beigegeben  wird, 
erübrigen  sich  nähere  Mitteilungen  an  dieser 
Stelle. 

Zum  Schlüsse  zeigt  Herr  Dr.  Brehm  eine 
gelbe  Brille,  die  ursprünglich  für  den  Träger 
hergestellt  ist,  wohl  aber  geeignet  erscheint, 
dem  photographischen  Auge  ein  Gefährte  zu 
werden.  Herr  Dr  Brehm  hat  die  Brille 
selbst  studiert.  Dieselbe  mindert  die  Helligkeit 
absolut  nicht,  lässt  die  Landschaft  nur  in 
richtigerem  Farbwerte  erscheinen,  klärt  das 
Gelände  auf,  löscht  störende  Reflexe,  zeichnet 
Silhouetten  fliegender  Körper  deutlicher  und  ist 
somit  dem  Jäger"  und  Fischer  bereits  unent- 
behrlich geworden,  ob  sie  es  dem  Photographen 
werden  kann,  überlässt  Herr  Dr.  Brehm  der 
Zukunft. 

M.  Kundt,  Protokoll-Schriftführer. 


Fragen  und  Antworten. 


Ich  beabsichtige^  mir  meinen  Projektions^ 
apparat  im  Innern  mit  starker  Asbestpappe 
ausschlagen  zu  lassen;  woher  kann  ich 
solche  beziehen  und  wie  teuer  stellt  sich 
dieselbe!^ 

Asbestpappe  liefert  die  Fabrik  J.  R.  Schma, 
Berlin  N.,  Wörtherstr.  42.  —  Asbestpappe  von 
5  mm  Stärke  kostet  pro  Kilo  60  Pf. :  ein  Quadrat- 
meter dieser  Qualität  stellt  sich  auf  3—3,50  Mk. 

IVer  hält  in  Berlin  Niederlage  von 
Il/ord-Flatten. 

Wie  uns  die  Ilford-Gesellschaft  mit- 
teilt, sind  ihre  Fabrikate  durch  RomainTalbot, 
Berlin  C,  Kaiser- Wilhelmstr.  46,    zu    beziehen. 

Sind  die  Brillantentwickkr^  namentlich 


der  sogenannte  Original-Brillantentwickler 
von  Brune  &*  Hö/ingho/,  vorteilhaft 
für  Chlorbromsilberpapiere  zu  verwenden 
oder  begünstigen  sie  nicht  ganz  schleier- 
freien Ausfall  des  Bildes  oder  einen  nicht 
rein  schwarzen^  resp.  bläulich  schwarzen 
Tonf 

Es  lässt  sich  nicht  die  Regel  aufstellen,  dass 
ein  Entwickler  von  bestimmter  Zusammen- 
setzung, sei  es  welcher  es  wolle,  sich  für  alle 
Chlorbromsilberpapiere  gleich  gut  eigne,  dazu 
ist  die  Zusammensetzung  der  lichtempfindlichen 
Schicht  der  einzelnen  Chlorbromsilberpapier- 
Fabrikate  zu  verschiedenartig.  Jedenfalls  steht 
es  fest,  dass  die  sogen.  Brillantentwickler,  welche 


161 


KLEINE  CHRONIK. 


wobl  meist  Metol-Hydrochinon  enthalten,  fQr 
eine  Reihe  von  Chlorbromsilberpapierarten  vor- 
treffliche klare  Bilder  mit  guten  Schwärzen 
liefern. 

Womit  kann  man  Ctüoidinbilder  leicht 
gkichmässig  färben  i^ 

Für  die  Färbung  können  spritlösliche  Anilin- 
farben benutzt  werden.  Alte  Celloidinbilder 
nehmen  infolge  der  hornig  gewordenen  Schicht 
Farbe  schwer  und  unregelmässig  an. 

Es  wer  den  jetzt  von  verschiedenen  Firmen 
Stereoskop-Apparate  für  das  Plattenformat 
gy^i2cm  angeboten.  Da  ich  nun  immer 
der  Meinung  gewesen  bin,  dass  bei  Stereoskop- 
bildern  die  Mittelpunkte  der  beiden  Einzel- 
bilder 63 — 70  mm  von  einander  entfernt  sein 
müssen,  so  gestatte  ich  mir  die  Anfrage, 
ob  bei  dem  Plattenformat  gy^i2cm  auch 
eine  gute  plastische  Wirkung  zu  erzielen 
ist,  weil  hier  doch  die  Mittelpunkte  der 
beiden  Einzelbilder  6  y,  gern  nur  60  mm 
von  einander  entfernt  sein  können,  wenn 
man  die  Bilder  nebeneinander  aufklebt. 

Gibt  es  für  das  Format  gy^i2  auch 


einen  entsprechenden  Stereo -Verschluss  im 
Handelt 

Ist  es  vorteilhaft,  bei  Stereo- Aufnahmen 
mit  Gelbscheibe  zu  arbeiten,  oder  geht  da- 
durch die  Tiefenwirkung  verloren? 

Die  normale  Entfernung  zwischen  den 
optischen  Achsen  beträgt  65 — 68  mm^  man 
geht  aber  bis  80  mm  und  darüber  hinaus,  doch 
wird  dann  die  Perspektive  eine  übertriebene. 
Die  Grösse  der  Entfernung  der  beiden  Büd- 
mittelpunkte  hängt  von  dem  Abstand  ab,  in 
welchem  die  beiden  Objektive  an  der  Vorder- 
wand der  Camera  befestigt  sind.  Betreffs  Be- 
schaffung eines  passenden  Stereo- Verschlnsscs 
wenden  Sie  sich  am  besten  an  eine  Fabrik, 
welche  sich  mit  Objektivverschlüssen  befasst; 
sehr  beliebt  sind  die  Thornton -Pickard- 
Verschlüsse.  —  Bezüglich  Gelbscheibe  gut  für 
Stereoskopaufnahmen  dasselbe  wie  für  gewObn- 
liche  Aufnahmen.  —  Alles  Weitere  Ober  die 
Einrichtung  von  Stereoskop -Apparaten  finden 
Sie  in  Kaiserling,  Praktikum  der  wissen- 
schaftlichen Photographie ;  ferner  Steinhäuser, 
Theoret.  Grundlage  für  die  Herstellung  der 
Stereoskopenbilder,  Bergung,  Stereoskopie 
für  Amateurphotographie. 


Verschiedenes. 


Photographische  Industrie  in 
Österreich. 

C.  Mar  teil  US  berichtet  in  Heft  10  der 
Wiener  Zeitschrift  „Gut  Licht"  Ober  die  Lage 
der  photographischen  Industrie  in  Österreich 
u.  a.  folgendes.  Bei  uns  in  Österreich  ist  es  ' 
ausserordentlich  schwer,  eine  Fabrikation  zu 
begründen,  und  noch  schwerer,  selbe  aufrecht 
2u  erhalten.  Ich  erwähne  hier  die  für  Öster- 
reich verloren  gegangene  Farbstoffindustrie,  trotz 
der  bahnbrechenden  Arbeiten  des  Professors 
Hlasivetz  an  der  technischen  Hochschule,  die 
ausgewanderte  photo-optische  Industrie,  trotz 
-des  Begründers  lichtstarker  Objektive  Professor 
Petzval  in  Wien.  Die  aufgegebene  Trocken- 
plattenf abrik  A  n  g  e  r  e  r ,  die  aufgegebene  Trocken- 
plattenfabrik  Dr.  Lilienfeld,  die  aufgegebene 
Trockenplattenfabrik  Löwy  -  Eder  -  Plener, 
«benso  die  Trockenplattenfabrik  in  Brunn;  die 
aufgelassene  Barytpapierstreicherei  und  Celloidin- 
papierfabrik  in  Brunn  (Emmerich),  die  in  deutsche 
Hände  übergegangenen  Protalbinwerke  sprechen 
■eine  deutliche  Sprache.  Von  einem  Schutz 
durch  Zölle  ist  in  Österreich  keine  Rede. 
Deutschland  arbeitet  mit  etwa  50  Fabriken, 
dazu  kommt  Frankreich,  England,  Amerika, 
Russland,    Belgien,  Schweiz;    alle  diese  Länder 


liefern  nach  Österreich!  Wir  müssen  ander- 
seits Rohprodukte  herbeischaffen;  so  kostet 
z.  B.  ein  Waggon  Glas  4000  Franken,  dazu 
kommen  2000  Kronen  an  Zoll-  und  Fracfat- 
spesenü  Belgien,  Frankreich,  Russland  sind 
durch  Schutzzölle  von  über  200  Kronen  pro 
Meter-Zentner  geschützt,  Amerika  mit  ca.  400 
Kronen.  Unser  Zoll  auf  lichtempfindliche  Papiere 
beträgt  25  Kronen,  er  soll  aber  grossmQtig  auf 
50  Kronen  erhöht  werden,  womit  natOrlich 
nicht  der  geringste  Schutz  erreicht  wird.  Alles 
in  Allem :  der  österreichische  Fabrikant  hat 
gegen  die  Grossproduktion  des  Auslandes,  gegen 
welche  er  trotz  der  Schutzzölle  noch  zu  schvirach 
ist,  gegen  die  Indolenz  der  verwaltenden  Fak- 
toren, sowie  gegen  das  Vorurteil,  welches  das 
Auslandserzeugnis  dem  heimischen  vorzieht,  zu 
bestehen." 

Geschäftliche  Mitteilungen. 

Die  Rochester  Optica!  &  Camera  Co.  ia 

London  teilt  uns  mit,  dass  nunmehr  ihre 
Films,  gen.  Film  Packs,  in  4X5  inches  engL 
Grösse  in  den  Handel  kommen.  Blit  einem 
Adapter  4X5  (Preis  6,50  Mk.)  können  dieselben 
zu  allen  Premo-Cameras  mit  verstellbarer  Rück- 
wand für  9X12  cm  benutzt  werden. 


162 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen    und   Antworten    —   Verschiedenes    —   Ausstellungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen 


Vereins  -  Nachrichten. 

Die  Verantwortung  für  die  Fassung  und  den  Inhalt  der  Vereinsberichte  tragen  die  betreffenden 

Vereinsvorstände. 

Die  verehrlichen  Vereinsvorstände  werden  freundlichst  gebeten,  uns  die  Protokolle  recht  bald 
nach  den  betreffenden  Sitzungen  zugehen  zu  lassen.  Es  ist  uns  nicht  möglich,  die  nachträglich 
eingehenden,  von  einem  Vierteljahr  und  länger  gesammelten  Berichte  eines  Vereins  auf  einmal 
zum  Druck  zu  bringen,  anderseits  haben  die  so  verspätet  gebrachten  Beschlüsse  und  Verhandlungen 
eines  Vereins  an  Interesse  sehr  oft  eingebüsst.  Auch  bitten  wir  um  eine  nach  Möglichkeit 
knappe  Fassung  der  Protokolle,  insbesondere  bez.  der  Projektionsvorträge,  da  der  Inhalt 
dieser  der  Photographie  meist  sehr  fern  liegt.  Wir  können  in  jedem  Heft  nur  eine  bestimmte 
Zahl  von  Seiten  für  Vereinsberichte  zur  Verfügung  stellen.  Die  Redaktion. 


Amateur-Photographen- Verein 
Duisburg. 

Bericht  über  die  Vereinstätigkeit  im 
III.  Quartal  1903. 

Die  am  1.,  3.  und  5.  Sonnabend  jeden 
Monats  stattfindenden  Versammlungen  erfreuten 
sich  dauernd  eines  regen  Besuchs,  wie  sich 
Oberhaupt  ein  steter  Fortschritt  und  ein 
wachsendes  Interesse  der  Mitglieder  konstatieren 
liess.  Neue  eifrige  Freunde  der  Lichtbildkunst 
wurden  gewonnen  und  dadurch  die  Leistungs- 
fähigkeit des  Vereins  gefördert. 

Mit  besonderem  Interesse  sah  man  dem 
Eintreffen  der  neuen  Wandermappen  entgegen, 
welche  sich  nach  wie  vor  als  ein  vorzügliches 
Mittel  zur  Hebung  sowohl  des  Kunstsinns  als 
auch  des  Eifers  der  Mitglieder  überhaupt 
erwiesen.  Nach  einer  gemeinsamen  Besichti- 
gung an  den  Vereinsabenden  werden  die 
Mappen  zur  gewissenhaften  Ausübung  der 
Kritik  an  eine  Kommission  überwiesen.  Es 
^viu-de  die  Fertigstellung  einer  eigenen  neuen 
Wandermappe  beschlossen  und  dieselbe  am 
7.  Oktober  nach  einer  sorgfältigen  Sichtung 
durch  die  hierzu  gewählte  Kommission  mit 
30  Bildern  in  Umlauf  gesetzt. 

Einer  Einladung  der  Schweizer  und  inter- 
nationalen photographischen  Ausstellung  in 
Bern  zur  Beteiligung  an  derselben  wiu-de  Folge 
geleistet  und  am  7.  Oktober  eine  Auswahl  von 


36  Bildern,  entsprechend  einem  Flächenraum 
von  5  ^m  abgesandt. 

Dagegen  konnten  die  Ausstellungen  in 
Mainz  und  Oldenburg  wegen  Kürze  der  Zeit 
leider  nicht  beschickt  werden. 

Eingerichtet  wurde  ein  Retouchierkursus 
unter  Leitung  eines  Fachphotographen. 

Zur  allgemeinen  Anregung  der  Mitglieder 
fmdet  ein  neuer  Wettbewerb  statt:  Einreichungs- 
termin: 14.  November;  Motiv:  ausschliesslich 
Porträtfach;  7  Preise,  wie  Weitwinkelobjektiv 
usw.  Der  Düsseldorfer  Verein  hat  in  liebens- 
würdiger Weise  das  Preisrichteramt  über- 
nommen und  zu  diesem  Zwecke  eine  sieben- 
gliedrige  Kommission  mit  einem  Fachphoto- 
graphen gebildet. 

Es  wurde  beschlossen,  ausser  durch  schrift- 
liche Einladungen  an  die  Mitglieder,  stets  durch 
ein  Zeitungsinserat  mit  dem  Zusatz:  . Gäste 
willkommen"  zum  Besuch  der  Sitzungen  auf- 
zufordern. 

Die  u.  a.  zur  Verteilung  gelangten  Planfilms 
der  Kodak-Gesellschaft  ergaben  nach  den  an- 
gestellten Versuchen  ein  günstiges  Resultat. 

Die  dem  Vereine  vom  Verleger  Herrn 
Ad.  Knapp  dedizierte  „Photographische  Kunst 
im  Jahre  1902  von  Matthies-Masuren*  wurde 
mit  bestem  Dank  der  Vereinsbücherei  ein- 
verleibt. 

Über  eine  Neuerung  auf  dem  Gebiete  des 
Kohledrucks,     die     Pigmentfolien     der     Neuen 


163 


KLEINE  CHRONIK. 


Photographischen  Gesellschaft,  berichtet  der 
I.  Vorsitzende  nach  angestellten  Versuchen 
folgendes : 

Die  Pigmentfolien  sind  geeignet,  das  Kohle- 
druckverfahren bedeutend  zu  vereinfachen,  da 
sie  bei  nur  einem  Übertrag  ein  seitenrichtiges 
Bild  geben  und  es  infolge  der  Durchsichtigkeit 
ermöglichen,  den  schlimmsten  Feind  des  schönen 
Verfahrens,  das  „Blasenleiden"  zu  beseitigen, 
resp.  ganz  auszuschliessen.  Demgegenüber 
stehen  aber  noch  mancherlei  Nachteile: 

1 .  Die  Folien  bestehen  neben  kräftigen  auch 
aus  so  dQnnen  Häutchen,  dass  es  geradezu 
unmöglich  ist,  dieselben  in  den  Bädern  plan 
zu  halten  und  ein  vollständiges  feines  Zu- 
sammenrollen von  allen  Seiten  aus  zu  ver- 
meiden. 

2.  Behandlung  mit  heissen  Wasserstrahlen 
zur  Aufhellung  einzelner  Partien  ist  ganz  aus- 
geschlossen, da  hierbei  die  Folien  unfehlbar 
schrumpfen  und  für  den  Übertrag  unrettbar 
verloren  gehen. 

3.  Der  Übertrag  ist  nur  auf  äusserst  glattes, 
sehr  stark  gelatiniertes  Papier  möglich;  die 
schwammigen  Schattenpartien  haften  zwar  auch 
auf  rauhem  Papier,  aber  die  zarten  Lichter  und 
Wölkchen  haben  nicht  mehr  die  Fähigkeit,  sich 
genügend  festzusaugen;  anders  bei  den  Pigment- 
Papieren,  wo  bekanntlich  die  Übertragung 
der  ganzen  unausge wasch enen  Gelatinemasse 
leicht  stattfindet. 

Gut  Hessen  sich  hingegen  die  Folien  über- 
tragen auf  Celloidinpapier,  z.  B.  van  Bosch- 
Matt,  auf  welches  zuvor  Wolken  einkopiert  und 
braun  getont  waren  und  welches  dann  neu 
gelatiniert  wurde.  Auch  lassen  sich  mit  Pigment- 
foHen  ihrer  Durchsichtigkeit  wegen  Kombinations- 
drucke herstellen,  was  bei  dem  alten  Verfahren 
nicht  möglich  war. 

Zum  Schluss  sei  noch  bemerkt,  dass  Be- 
stellungen von  Musterkollektionen  durch  einen 
hiesigen  Händler  von  der  Neuen  Photo- 
graphischen Gesellschaft  erst  nach  12  Tagen 
effektuiert  wurden.  Wir  glauben  nicht,  dass 
die  Fabrik  dadurch  ihren  Interessen  gedient 
hat,  zumal  doch  die  Einführung  einer  Neuerung 
in  Betracht  kam. 

C.  Rojahn,  O.  Wiegand, 

I.  Vorsitzender.  1.  Schriftführer. 


Verein  für  Amateur-Photographie 
zu  Hannover. 

Die  ordentliche  Hauptversammlung  vom 
19.  Oktober  1903  leidet  unter  der  Ungunst 
eigenartiger  Umstände.  Als  die  Sitzung  be- 
ginnen soll,  finden  wir  das  Vereinszimmer  durch 
eine  Hochzeitsgesellschaft  besetzt.  Rekla- 
mationen   unserseits  bleiben  erfolglos,    da  auch 


sonst  kein  Zimmer  im  Hotel  „Zu  den  vier 
Jahreszeiten"  für  uns  verfügbar  ist  Dies« 
Vorkommnis  wurde  Veranlassung  zu  dDem 
Lokalwechsel ,  der  als  ein  sehr  glücklicher  zu 
bezeichnen  ist. 

Der  jetzt  in  Aussicht  genommene  Saal 
im  Hotel  «Kronprinz*,  Raschplatz  12, 
zeichnet  sich  durch  schönere  Dekoration  nad 
besseren  Zugang  aus.  Die  Herren  Fuhrmann 
und  Burkhardt  verabreden  mit  dem  Wirte, 
Herrn  Weber,  kostenfreie  Überlassuag  des 
Zimmers  für  den  ersten  und  dritten  Mittwodi 
eines  jeden  Monats.  Die  ÜberfGhruog  des 
Vereinsinventars  wird  Herr  Bornmfiller  bis 
zur    nächsten  Versammlung    vornehmen  lassen. 

Der  Vorsitzende  Der  Schriftführer 

Alfred  Fuhrmann,        i.V.:  A.  Burkhardt, 

Ulanenstr.  4,  I.  Mag.    Supemummerar. 


Hauptversammlung. 

Mittwoch,  den  4.  November  1903 

im  Hotel  „Kronprinz*,  Raschplatz  12. 

Einleitend  erklärt  der  Vorsitzende  der  zahl- 
reichen Versammlung  die  zwingenden  GrUnde 
für  ^eu  Lokal  Wechsel,  über  die  bereits  im 
vorigen  Protokoll  Mitteilung  gemacht  ist. 

Nach  Genehmigung  des  letzten  Sitzungs- 
berichts wird  beschlossen,  dem  §  19  folgende 
Fassung  zu  geben:  Jeden  ersten  Mittwoch  im 
Monat  wird  eine  ausserordentliche  Hauptver- 
sammlung abgehalten;  jeden  dritten  Mittwoch 
findet  eine  zwanglose  Zusammenkunft  statt  - 
Herr  Wrede  wird  beauftragt,  dem  Königlichen 
Polizei- Präsidium  die  Abänderung  des  Part- 
graphen sowie  den  Lokalwechsel  anzuzeigen. 

Herr  Fuhrmann  ergreift  nun  das  Wort  zn 
seinem  Vortrage :  „Über  Landschaftsphoto- 
graphie.*  Seine  Ausführungen  enthalten  sehr 
willkommene  Winke.  An  der  Hand  mehr  oder 
weniger  künstlerischer  Vorlagen  aus  den 
„Photographischen  Mitteilungen*,  der 
„Photographischen  Rundschau*  usw« ent- 
wirft er  einen  Plan  der  vielseitigen  An- 
forderungen, die  zur  Erzielung  bildmässigcr 
Wirkung  erfüllt  werden  müssen.  Nach  Nennnnf 
der  hervorragendsten  Lehrbücher  für  dieses 
Gebiet  erklärt  Redner  die  Linienführung  nnd 
Flächenwirkung.  Er  unterscheidet  horizontale, 
vertikale  und  schräge  Linien,  die  jedoch  nie 
jede  für  sich  allein  oder  fast  ausschliesslich 
Anwendung  finden  sollten.  Bei  schrftgea 
Linien  sei  deren  einseitige  Verwendung  zu  ver- 
meiden und  stets  für  einen  Ausgleich  Sorge  to 
tragen. 

Als  wichtiges  Moment  bei  LandschaftsbOdtrc 
wird  das  Gleichgewicht  der  Massen,  das  jedoch 
nicht  zur  störenden  Symmetrie  ausarten  dürie. 
bezeichnet    und    als    Illustration    ein    Bild    von 


164 


KLEINE  CHRONIK. 


Gustav  Heinke  „Am  Schlacbtensee"  heran- 
gezogen. Hierbei  zeigt  Redner,  wie  eine  kräftig 
modellierte  Wolke  auf  der  linken  Seite,  als 
Gegengewicht  zum  dunkleren  Nadelwald  auf 
der  rechten  Verwendung  gefunden  hat.  Jedes 
Bild  solle  stets  nur  ein  Motiv  enthalten  und 
dieses  nicht  genau  im  Mittelpunkte  des  Bildes 
liegen.  Besondere  Sorgfalt  sei  auf  die  Ein- 
fflhrungslinien  zu  legen,  die  in  Form  eines 
Weges,  einer  Ackerfurche,  einer  Hecke,  eines 
Wasserlaufes  usw.  den  Blick  stets  zum  Motiv 
leiten  sollen.  UnnatQrliche  Verbreiterung  von 
Wegen,  Wasserläufen  usw.  sei  immer  zu  ver- 
meiden und  durch  entsprechende  Aufstellung 
des  Apparates  an  der  Seite  der  Wege  usw. 
fQr  schräge  Einführung  dieser  Linien  zu  sorgen. 

Die  zeitweilig  höchst  poetisch  angehauchten 
Ausführungen  finden  sehr  warme  Anerkennung. 

Herr  Wrede  dankt  im  Namen  des  Vereins, 
während  Herr  Burkhardt  den  Vorschlag 
macht,  die  dem  Sammelkasten  überwiesenen 
Landschaftsbilder  auf  Grund  dieses  Vortrages 
fortlaufend  zu  besprechen. 

Herr  Hallenstein'  stiftet  wieder  einige 
schon  gelungene  Kohledrucke  für  die  Bilder- 
sammlung und  das  Werk:  Leitfaden  der 
Landschaf  tsphotographie  von  Fritz 
Loescher.  —  Herr  Wilhelm  Knapp, 
Halle  a.  S.,  hat  durch  freundliche  Obersendung 
des  Buches:  „Die  photographische  Kundt 
im  Jahre  1902"  von  Matthies  -  Masuren 
unsere  Bibliothek  wertvoll  bereichert. 

Vier  gleichfalls  übersandte  Probenummern 
der  „Photographischen  Rundschau* 
werden  verteilt. 

Die  Firma  C.  B.  Bernauer  &  Co.,  Wien, 
hat  einige  Prospekte  Ober  ihre  neuesten 
Trockenplatten  eingeschickt,  die  ohne  Ent- 
wickler nur  in  alkalih altigem  Wasser  entwickelt 
werden. 

Die  Herren  Fuhrmann  und  W r e d e  klagen 
vN^ederholt  über  die  seinerzeit  auftretenden 
Flecken  und  Randschleier  der  »Perorto- 
GrOn-Siegel*-Platten,  deren  sonstige  her- 
vorragenden Eigenschaften  durch  diese  Mängel 
stark  beeinträchtigt  werden. 

Herr  Fuhrmann  bringt  sodann  einen  Antrag 
der  „Gesellschaft  von  Freunden  der 
Photographie  zu  Hannover"  betreffs 
Verschmelzung  mit  unserem  Verein  vor. 
Die  von  der  Gesellschaft  gestellten  Bedingungen 
sind  folgende: 

1.  Die  beiderseitigen  Vereinsnamen  werden 
aufgegeben  und  es  wird  ein  neuer  an- 
genommen. 

2.  Die  .Gesellschaft"  bringt  uns  ihr  Bar- 
vermögen in  Höhe  von  60  bis  80  Mk,  sowie 
ihre  Bibliothek  ein. 

3.  Zwei    Mitglieder    der    „Gesellschaft"    ge- 


hören   bis    zum  Schlüsse    dieses  Jahres   mit  zu 
unser m  Vorstande. 

4.  Die  Mitglieder  der  „Gesellschaft"  sind 
von  dem  Eintrittsgelde  überhaupt  und  von  den 
Beiträgen  bis  zum  Schlüsse  dieses  Jahres  be 
freit. 

5.  Die  Mitglieder  der  „Gesellschaft"  haben 
sonst  gleiche  Rechte  und  Pflichten  wie  unsere 
Mitglieder. 

Punkt  1  veranlasst  eine  heftige  Debatte. 
Fast  alle  Mitglieder  sprechen  sich  gegen  eine 
Änderung  des  Vereinsnamens  aus.  Inzwischen 
sind  die  Mitglieder  der  »Gesellschaft,"  die  im 
Restaurant  „Stadt  Pilsen"  tagen,  um  ihr  Er- 
scheinen ersucht. 

Nach  Begrüssung  der  Herreh  bringt  Herr 
Fuhrmann  den  Antrag  nochmals  zur  Kenntnis 
und  betont,  dass  unseren  Mitgliedern  eine 
Änderung  des  Vereinsnamens  nicht  er- 
wünscht sei. 

Der  Vorsitzende  der  „Gesellschaft"  Herr 
Regieningsbaumeister  Gilowy  beleuchtet  die 
uns  erwachsenden  Vorteile  und  spricht  die 
Hoffnung  aus,  dass  wir  der  „Gesellschaft"  durch 
Annahme  der  ersten  Bedingung  ein  kleines 
Entgegenkommen  zeigen  möchten. 

Da  jedoch  auf  unserer  Seite  zurzeit  auf 
ein  Nachgeben  nicht  zu  rechnen  ist,  wird  auf 
Vorschlag  des  Herrn  Pastor  Uhlhorn  (von 
der  „Gesellschaft"),  den  auch  die  Herren 
Kirsten  und  Hallenstein  warm  befürworten, 
beschlossen,  auf  Mittwoch,  den  11.  d.  Mts.  eine 
ausserordentliche  Generalversammlung  ein- 
zuberufen, in  der  über  den  Antrag  der  „Gesell- 
schaft"  nochmals  beraten  werden  soll. 

Nach  Schluss  der  Tagesordnung,  um 
1 1  Vi  Uhr,  blieben  die  Mitglieder  beider  Vereine 
bei  einem  Glase  Bier  noch  längere  Zeit  gemüt- 
lich beisammen. 

Der  Vorsitzende  Der  Schriftführer 

Alfred  Fuhrmann,        i.V.:  A.  Burkhardt, 
Ulanenstr.  4,  L  Mag.    Supernummerar. 


Freie    Vereinigung    von    Amateur* 
Photographen   zu   Hamburg  (R.  V.). 

Kunstphotog^aphische  Ausstellung 

Hamburg  1903. 
(8.-29.  März  in  der  „Alsterlust"). 
Die  ersten  Beweggründe  zu  dieser  unserer 
ersten  öffentlichen  Ausstellung  liegen  bereits 
mehrere  Jahre  zurück;  sie  gingen  hervor  aus 
dem  Bestreben,  die  photographische  Kunst,  so- 
wie das  Vereinsleben  zu  fördern;  sie  wurzelten 
allein  im  Verein  selbst  und  sind  nicht  von  aussen 
hereingetragen,  ebensowenig  sind  sie  durch 
irgendwelche  sezessionistischen  Gründe  hervor- 
gerufen. Ein  schon  im  Oktober  1901  zur 
Veranstaltung  einer  öffentlichen  Ausstellung  ge- 


165 


KLEINE  CHRONIK. 


wahltes  Komitee  löste  sich  bald  auf,  weil  es 
nicht  genOgenden  Stützpunkt  im  Verein  fand. 
Die  Frage  einer  Öffentlichen  Ausstellung  wurde 
wieder  akut,  als  im  Frühjahr  1902  auf  Vereins- 
recbnung  ein  Atelier  gemietet  «md  dadurch 
seitens  der  Mitglieder  den  Arbeiten  im  Verein 
stärkeres  Interesse  entgegengebracht  war.  Das 
beue  Ausstellungskomitee  wurde  am  5.  Mai  1902 
gewählt.  In  vielen  Sitzungen  wurden  von  diesem 
die  Prinzipien  fQr  die  Ausstellung  beraten.  Ob- 
gleich zunftchst  beabsichtigt  war,  eine  öffentliche 
Ausstellung  nur  lokalen  Umfanges  zu  veranstalten, 
so  erweiterte  sich  mit  dem  fortschreitenden 
Interesse  an  den  Ausstellungsarbeiten  der  ur- 
sprOngliche  kleine  Kreis  bis  zu  denjenigen 
Plänen,  auf  deAen  das  spätere  Unternehmen 
basierte. 

Nachdem  für  die  Jury  geeignete  Persönlich- 
keiten gewonnen  waren,  traten  wir  an  eine 
Anzahl  Fabriken  photographischer  Artikel  heran 
mit  dem  Ersuchen,  durch  Stiftung  von  Ehren- 
preisen unser  Unternehmen  zu  unterstützen. 
Dieser  Bitte  wurde,  in. zuvorkommendster  Weise 
entsprochen,  wofür  wir  den  Spendern  unseren 
Dank  zum  Ausdruck  bringen.  Sämtliche  Preise 
wurden  zur  Verfügung  gestellt,  ohne  dass  die 
Fabrikanten  daran  die  Bedingung  geknüpft  hätten, 
dass  die  eingelieferten  Arbeiten  auf  Papieren 
oder  mit  Apparaten  ihrer  Firma  hergestellt 
werden  sollten; 

'Das  Charakteristikum  unseres  Ausstellungs- 
programms war  freier  Wettbewerb.  Die  Ein- 
ladung zur  Beschickung  erging  öffentlich  an  alle 
Amateure  Europas,  und  alle  Anmeldungen  wurden 
akzeptiert,  ohne  Unterschied,  ob  der  Anmeldende 
bereits  anderswo  ausgestellt  hatte,  ob  er  die 
„alte*  oder  „moderne*  Richtung  vertrat.  Zu- 
gelassen sollten  nur  diejenigen  Arbeiten  werden, 
welche  von  der  Vorjury  genehmigt  würden. 
Durch  diesen  Modus  der  Einladung,  der  das 
strikte  Gegenteil  der  sonst  meistens  üblichen 
persönlichen  Einladung  bildete,  glauben  wir  bei 
vielen  Amateuren  das  Interesse  für  öffentliches 
Schaffen  geweckt  und  manche  bis  dahin  un- 
bekannte Kraft  zur  verdienten  Anerkennung 
verholfen  zu  haben. 

Als  Prämiierung  hatten  wir  ausser  den 
Ehrenpreisen  goldene  (Silbervergoldet),  silberne 
und  bronzene  Medaillen  (Plaketten),  sowie  Di- 
plome vorgesehen.  Die  Zahl  der  Medaillen  und 
Diplome  war  unbeschränkt  und  in  das  Ermessen 
des  Preisgerichts  gestellt.  Das  diese  Grundzüge 
enthaltende  Programm  wurde  in  grosser  Auflage 
gedruckt  und  an  alle  Amateure,  deren  Adressen 
wir  zu  beschaffen  vermochten,  versandt,  wobei 
uns  das  in  dem  Deutschen  Photographen- 
Kalender  von  Karl  .Schwier- Weimar  nieder- 
gelegte Adressenmaterial  vorzügliche  Dienste 
geleistet  hat.  Die  Bekanntgabe  des  Programms 
erweckte  für   die  Ausstellung    in    nahezu    allen 


Teilen  Europas  das  grösste  Interesse.  Esliefea 
insgesamt  250  Anmeldungen  für  300  Quadrat- 
meter Wandfläche  ein. 

Als  Ausstellungslokal  sahen  wir  uns  ge* 
nötigt,  das  Etablissement  „Alsteriust*  zu  mieten, 
das  den  S^orteil  einer  reizvollen  Lage  am  Alster- 
bassin  bot. 

Für  Ausstellungsplakat  und  Prfiinüeruo^ 
diplom  wurde  ein  Ausschreiben  veranstaltet. 
Der  von  dem  Kunstmaler  Friedr.  Schaper 
eingelieferte  Plakatentwurf  kam  zur  Annahme. 
Die  Vervielfältigung  des  Plakats  mittels  Litho- 
graphie in  zehn  Farben  wurde  von  der  litho- 
graphischen Anstalt  JohnPacher  in  Hamburg 
ausgeführt.  Das  von  dem  Kunstmaler  Julius 
von  Ehren  entworfene  Prämüeningsdiplom 
wurde  von  dem  Künstler  selbst  auf  den  Stdn 
gezeichnet,  während  der  Druck  von  der  Firma 
Gebr.  Sülter  in  Hamburg   ausgeführt   wurde. 

Sichtung  und  Sortierung  des  Bildermateriak 
von  mehr  als  1500  Stücken  war  sehr  mfihevott, 
umsomehr  als  für  diese  Arbeit  und  ffir  die  der 
Vorjury  nur  fünf  Werktage  zur  VeHüguni 
standen.  Die  Zusammenstellung  des  Katalogs 
kostete  ebenfalls  viele  Mühe,  die  indess  dadurch, 
dass  die  vorgedruckten  Bilderverzeichnisse  erst 
mit  den  Bildern  eingeliefert  werden  mussten, 
und  dadurch  eine  Obereinstimmung  mit  den 
Bildersendungen  gewährleisteten,  auf  das  miß- 
lichst geringste  Mass  beschränkt  wurde.  Der 
Katalog  hatte  einen  Umfang  von  128  Seiten.und 
war  mit  22  Reproduktionen  ausgestellter  ^der 
versehen.  Die  Ausführung  stammte  aus  der 
Verlagsanstalt  A,-G.  (vorm.  J.  F.  Richter)  in 
Hamburg. 

Nach  diesem  kurzen  Überblick  der  Arbeilen 
kommen  wir  zur  Berichterstattung  über  die 
Ausstellung  selbst:  Die  Eröffnung  fand  am 
7.  März  1903  vor  geladenen  Gästen,  Künstlern, 
Gelehrten,  Vertretern  der  Presse,  sowie  Vercin«- 
mitgliedern  statt,  während  für  das  grössere 
Publikum  die  Ausstellung  erst  am  folgenden 
Tage  zugängig  war.  Die  Eröffnungsrede  wurde 
von  Herrn  F.  Matthies-Masuren  aus  Halle 
gehalten,  da  Herr  Proi.  Dr.  Justus  Brinck- 
mann  in  Hapiburg,  Direktor  des  hamburgischen 
Museums  für  Kunst  und  Gewerbe  durch  eine 
Reise  nach  dem  Auslande  verhindert  war. 

Der  Redner  wies  darauf  hin,  dass  das  Zu- 
standekommen der  Ausstellung  auf  die  Initiative 
eines  verhältnismässig  kleinen  Vereins  zurück- 
zuführen und  dass  man  deshalb  imisomehr  von 
dem  Geleisteten  überrascht  sei,  da  die  Ausstellung 
mit  ihrem  internationalen  Charakter  ein  voll- 
ständiges Bild  der  gegenwärtigen  Leistungen 
biete.  An  die  Eröffnungsrede  schloss  sich  die 
Besichtigung  der  auf  die  verschiedenen,  gut  be- 
leuchteten Räume  der  „Alsterlust"  verteilten 
Bilder.  Die  Gesamtzahl  derselben  betrug  1384. 
Eine  Übersicht  über  die  Beteiligung  der  einzelnen 


166 


KLEINE  CHRONIK. 


Staaten    geben    wir  in   Folgendem.     Es  waren 
vertreten : 

Hamburg  .  durch  36  Aussteller  mit  235  Bildern, 

Preussen  .  ,  83  ,             ,    408  „ 

Sachsen.   .  „  17  ,             .    112  , 

Bayern   .   .  „  10  .             „      50  „ 

Baden.   .  .  „  5  ,            „     41  « 
die  Qbrigen 

deutschen 

Staaten   .  ,  23  „             „    199  „ 
Österreich- 

.    Ungarn  .  ,  32  „             ,    166  „ 

Schweiz.   .  ,  14  „             „      98  „ 

Russland   .  „  3  „             „      22  „ 

Holland.   .  „  3  „             „      18  ^ 

Schweden  „  2  ,             „      11  „ 

Itolien.   .   .  „  1  „             „      10  , 

Dfinemark.  »  1  •»             i>        6  „ 

Belgien  .   .  „  1  «            «        4  „ 

Frankreich  ,  1          » „4  „ 

Total  232  Aussteller  mit  1384  Bildern. 

Die  Arbeit  des  Preisgerichts,  das  aus  dem 
Direktor  des  Hamburgischen  Museums  für  Kunst 
und  Gewerbe,  Prof.  Dr.  Justus  Brinckmann 
und  den  Kunstmalern  Julius  von  Ehren  und 
Fried r.  Schaper  in  Hambiu-g  bestand,  war 
so  gewaltig,  dass  sie  vier  Tage  in  Anspruch 
nahm.     Es  wurden  verliehen: 

8  goldene  Medaillen  (Plaketten)  mit  9  Ehrenpr., 
20  silberne         „  „  „  20        „ 

3  bronzene      „  „  „     3        „ 

ferner 

33  bronzene  Medaillen  (Plaketten)  und 
67  Diplome, 
insgesamt  131  Auszeichnungen. 

Der  Besuch  der  Ausstellung  während  ihrer 
dreiwöchentlichen  Dauer  war  ausserordentlich 
gut;  er  belief  sich  auf  mehr  als  5000  Personen. 
Soviel  uns  bekannt,  übersteigt  diese  Besuchs- 
ziffer alle  diejenigen  Ähnlicher  Veranstaltungen 
in  Hamburg.  Hierbei  mag  bemerkt  werden, 
dass  Herzog  Paul  Friedrich  zu  Mecklenburg- 
Schwerin  die  Ausstellung  zweimal  mit  grossem 
Interesse  besichtigte,  und  dass  seitens  der 
Leitung  der  staatlichen  Hamburgischen  Gewerbe- 
schule den  Schülern  der  Besuch  empfohlen 
wurde.  —  Als  Erinnerungszeichen  an  die  Aus- 
stellung gaben  wir  12  Bromsilber -Postkarten 
nach  ausgestellten  Bildern  heraus,  deren  An- 
fertigung der  Rotophot  G.  m.  b.  H.  in  Berlin 
abertragen  war. 

Die  Presse,  sowohl  die  Tageszeitungen,  als 
auch  die'  photographischen  Zeitschriften,  nahm 
lebhaftes  Interesse  an  unserem  Unternehmen; 
zu  bedauern  war  nur  der  Umstand,  dass  ein 
allerdings  kleiner  Teil  der  Presse  keine  Ver- 
anlassung genommen  hatte,  sich  bei  uns  zu  in- 
formieren und  demnach  infolge  ihrer  absoluten 
Unkenntnisder  tatsächlichen  Verhältnisse  unseres 


Unternehmens  ihren  in  dieser  Hinsicht  „durch 
Sachkenntnis  nicht  getrübten"  Berichten  mehr 
einen  sensationellen  als  objektiven  Charakter  . 
gab.  Das  auf  der  Ausstellung  Gebotene  wurde 
recht  eingehender  Besprechungen  seitens  der 
gesamten  Presse  gewürdigt.  Man  erkannte  den 
hohen  Wert  des  Gebotenen  an  und  betonte, 
dass  das  künstlerische  Niveau  der  Ausstellung 
hinter  dem  bis  dahin  in  Hamburg  Gesehenen 
durchaus  nicht  zurückstehe.  Ein  sehr  grosser 
Teil  der  Bilder  wurde  eingehend  lobend  be 
sprochen,  und  die  photographische  Presse 
brachte  nahezu  100  Bild  wiedergaben ,  davon 
35  die  "liPbotogr-  Mitteilungen".  —  Hierbei 
wollen  wir  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  der 
Herausgeber  der  „l^unst  in  der  Photographie", 
Herr  Direktor  Franz  Goerke  aus  Berlin  und 
der  künstlerische  Leiter  der  »Photogr.  Mit- 
teilungen", Herr  Fritz  Loescher  aus  Beriin, 
die  Ausstellung,  ebenso  wie  der  künstlerische 
Leiter  der  „Photogr.  Rundschau",  Herr  F.  Mat- 
thies-Masuren  aus  Halle,  mit  ihrem  Besuche 
beehrten. 

Die  finanzielle  Seite  des  Unternehmens  be- 
reitete erhebliche  Schwierigkeiten,  die  aber 
durch  anhaltende  Energie  überwunden  wurden. 
Die  Ausgaben  beliefen  sich,  einschliesslich 
650  Mk.  für  die  Prämiierungsplaketten,  auf 
7050  Mk.;  die  Einnahmen  betrugen  7250  Mk. 
Durch  die  von  den  Ausstellern  bezahlte  Platz- 
miete wurde  nur  ein  sehr  kleiner  Teil  der 
Kosten  gedeckt,  und  lediglich  dem  Umstände, 
dass  unsere  Ausstellung  das  Interesse  weiter 
Kreise  einer  kunstliebenden  Bevölkerung  wach- 
rief, das  durch  die  stattliche  Höhe  der  Besucbs- 
ziffer  bewiesen  wird,  verdanken  wir  die  Deckung 
der  hohen  Kosten. 

Als  den  würdigen  äusseren  Abschluss  unseres 
erfolgreichen  Unternehmens  dürfen  wir  wohl 
die  von  uns  herausgegebene  Prämiierungs- 
plakette  bezeichnen.  Sie  zeichnet  sich  durch 
geschmackvolle  Ausführung  aus  und  kann  als 
ein  Fortschritt  gegenüber  den  bis  dahin  in 
Deutschland  in  photographischen  Ausstellungen 
verliehenen  Medaillen  bezeichnet  werden.  Die 
Vorderseite  zeigt  die  kräftige  Gestalt  eines 
jugendlichen  Genius,  der  in  der  rechten  Hand 
ein  photograpbisches  Objektiv  trägt  und  mit  den 
errungenen  Lorbeeren  dem  Höchsten,  der 
Sonne,  entgegenschwebt.  Durch  dieses  Motiv 
ist  das  Streben  der  Amateurphotographie  nach 
künstlerischen  Zielen  vortrefflich  zum  Ausdruck 
gebracht.  Die  Rückseite  trägt  das  Hamburger 
Wappen  und  die  Reliefinschrift:  »Für  hervor- 
ragende Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Kunst- 
photographie".  Die  Plakette  wurde  von  einem 
jungen,  norddeutschen  Künstler,  Max  Römer 
in  Blankenese,  modelliert ;  die  Herstellung  unter 
Benutzung  der  Reliefkopiermaschine  erfolgte  in 
der    Münzprägeanstalt    von    L.  Chr.  Lauer   in 


167 


1 


KLEINE  CHRONIK. 


Nürnberg.  Reproduktionen  der  Plakette  sind 
in  mehreren  Kunst-,  numismatischen  und  photo- 
graphischen Zeitschriften  gebracht  worden. 

Zum  Schluss  ein  kurzes  Resum6.  Wir  sind 
der  Überzeugung,  dass  nur  durch  Aus- 
stellungen möglichst  grossen  Umfanges 
auf  Grundlage  des  freien  Wettbewerbs 
die  ideale  Sache  der  Kunstphoto- 
graphie  am  «besten  gefördert  wird.     Wir 


glauben  bewiesen  zu  haben,  dass  die  Ver- 
anstaltung grosser  Ausstellungen  nicht  das  Vor- 
recht der  grösseren  Vereine  zu  sein  braucht. 
Ob  wir  aber  unser  gestecktes  Ziel,  zu  der 
weiteren  Entwickelung  der  Kunstphotognphie 
in  einem  bescheidenen  Tefle  beizutragen,  er- 
reicht haben,  darüber  gestatten  wir  uns  kein 
Urteil.  Heinr.  Beck,  1.  Vorsitzender. 


Verschiedenes. 


Notizbuch. 

In  meinem  letzten  Artikel  (s.  Hauptteil  S.  222) 
registrierte  ich  eine  Meinungsverschiedenheit 
zwischen  Regierungsrat  Schrank,  Wien,  und 
Herrn  Dr.  von  Grolmau,  dem  Vorsitzenden 
der  „Wiesbadener  Gesellschaft  für  bildende 
Kunst",  welche  die  auch  in  dieser  Zeitschrift 
(Heft  21 )  eingehend  berücksichtigte  interessante 
Porträtausstellung  ins  Leben  rief.  Ich  re- 
produzierte die  von  Dr.  von  Grolman  ge- 
prägte -  „Afterkunst  des  üblichen  Hofphoto- 
graphenproduktes",  sprach  von  geflissentlichem 
Herabziehen  der  Atelierphotographen  alten  Stils 
und  der  «gedankenlosen  Verhetzung  der  Re- 
touche"  durch  die  „Modernen".  Hiergegen 
protestiert  Dr.  von  Grolman  in  einem  Er- 
widerungsschreiben an  die  Redaktion. 

Meine  damals  nach  rechts  und  links 
ausgesprochene  Bitte  um  Mässigung  nennt  er 
einen  „Kompromissstandpunkt,  so  gefährlich 
und  verderblich  wie  nur  möglich",  und  fährt 
fort,  es  sei  durch  die  Worte  jenes  Artikels  die 
Situation  so  dargestellt  „als  handele  es  sich 
gegenwärtig  in  der  Photographie  um  einen 
ähnlichen  Kampf  wie  etwa  den  zwischen  dem 
Impressionismus  und  der  älteren  Kunst  in  der 
Malerei.  Dagegen  kann  nicht  energisch  genug 
protestiert  werden  .  .  .  Nicht  divergierende 
Kunstrichtungen,  sondern  Kunst  und  Unkunst 
sollen  mit  diesem  Prädikat  (Afterkunst)  getrennt 
werden.  Mit  Afterkunst  bezeichnet  man  eine 
Produktion,  die  sich  für  Kunst  ausgibt,  indem 
sie  deren  Manieren  nachzuäffen  sucht,  im  Grunde 
ihres  Wesens  aber  jeder  Kunst,  welcher  Richtung 
sie  auch  sei,  gleich  fernsteht.  Dass  dies  in 
vollstem  Masse  für  herkömmliche  Hofatelierware 
zutrifft,  dafür  glaube  ich  in  dem  Vorwort  des 
Wiesbadener  Katalogs  den  Beweis  nicht  schuldig 
geblieben  zu  sein  .  .  .  Auch  in  dem  Sonder- 
heft der  »Deutschen  Kunst  und  Dekoration' 
über  die  Ausstellung  findet  man  die  Stigmata 
dieser  Afterkunst  noch  einmal  zusammen- 
gestellt." 

Nach  einem  Rückblick  auf  Hill  und  die 
Anfänge  der  Kunstphotographie  wird  dann  fest- 


gestellt, „dass  es  sich  heuer  nicht  um  die  Ab- 
lösung eines  alten  künstlerischen  Stüs  durch 
einen  neuen  und  die  dabei  unvermeidlichen 
Kämpfe  bandelt,  sondern  um  die  auch  schon 
früher  versuchte,  aber  nicht  ernstlich  durch- 
geführte Übertragung  künstlerischer  Ar- 
beitsprinzipien auf  ein  in  völlig  un- 
künstlerischem  Schematismus  erstarr- 
tes und  verdorbenes  Gewerbe." 

Mit  Bezug    auf    die  Retouche   sagt   Dr.  von 
Grolman  weiterhin:   „Ich  möchte  glauben,  dass 
jeder,    dem    die  Zukunft    unserer    Berufsphoto- 
graphie  irgendwie  am  Herzen  Hegt,    die  Pflicht 
hat  mit  Feuer  und  Schwert  gegen  diese  Geissei 
des  photographischen  Handwerks  anzukämpfen, 
um  sie,   so  wie  sie  ist,    womöglich    mit  Stumpf 
und  Stiel  auszurotten.     Nur  so  wird  es  möglich 
sein,    dem    Photographen     erst    w^ieder    jenen 
heiligen  Respekt    vor    der    Natur    beizubringen, 
der  ihm  ein  völlig  Unbekanntes,   jedem    künst- 
lerisch Schaffenden    in  F\,eisch    und  Blut    Ober- 
gegangen sein  muss,  soll  er  nicht  in  Manier  und 
Unnatur  entarten       Dass  man  auch   in  künst- 
lerischem Sinne  manuell  nachhelfen,    also  re- 
retouchieren  kann,    wird  damit  nicht  bestritten, 
aber  dies  wird  und  muss,    sobald    es    sich    auf 
das  Gebiet    des    geistigen  Ausdrucks    erstreckt, 
Privileg  Einzelner    bleiben    und    kann    nie    und 
nimmer    in    der  Retouchierkammer    des   Pbdto- 
graphen  von  den  dort  sitzenden  jungen  ,Damen' 
und  unwissenden  Gehilfen,  die  nicht  einmal  ihr 
,Modell'  gesehen  haben,  geleistet  werden.    Dass 
andererseits    die  Retouche   entbehrlich   ist,    be- 
weisen die  Arbeiten  Wilhelm  Weimers,  die 
gerade  dem  praktisch  tätigen  Photoj^aphen  als 
klassische  Muster   seiner  Kunst  gelten   sollten." 

Soweit  Dr.  v.  Grolman.  Hätte  ich  mir 
beikommen  lassen,  die  im  Atelier  geleistete 
Schablonenarbeit  „Kunst"  zu  nennen,  so  würde 
das  in  der  Tat  den  Schulmeister  verdienen. 
Davon  steht  aber  in  meinem  Artikel  nichts. 
Hier  wie  an  anderen  Stellen  dieser  Zeitschrift, 
die  vor  Jahren  bereits  die  von  Dr.  v.  Grol- 
man aufgeworfene  Frage  behandeln  (s.  u.  a.  die 
Begleitworte  zu   Dührkoops,  Weimers    und 


168 


KLEINE  CHRONIK. 


V.  Dührens  Bildern  —  1900,  S.  301;  1902. 
S.  169  und  1903,  S.  235)  ist  gegen  den  Sche- 
matismus der  herkOmmlicben  Atelierphotographie 
Stellung  genommen.  Allerdings  bin  ich  der  Ansicht, 
dass  der  Porträtphotographie  in  erster  Linie 
der  Zug  zur  Wahrheit,  zur  Ehrlichkeit  nottut, 
dass  die  Betonung  dessen  wichtiger  ist,  als  der 
hfiufige  Hinweis  auf  die  .künstlerischen  Arbeits- 
Prinzipien".  Man  muss  bekennen,  dass  die 
V.  Grolmansche  Definition  der  Afterkunst,  die 
, Manieren  der  Kunst  nachzuäffen  sucht",  leider 
gerade  vielfach  auf  „ moderne  Kunstphotogra- 
phien"  anwendbar  ist. 

Die  alles  '„verschönernde"  Retouche  habe 
ich  nie  verteidigt,  aber  auch  nicht  die  gänzliche 
I, Ausrottung"  manueller  Nachilfe  gut  heissen 
können.  Wer  die  Technik  kennt  und  weiss, 
wie  unwahr  und  Obertrieben  hflufig  die  Photo- 
graphie Tonwerte  und  Konstraste  wiedergibt, 
wird  manuelle  Nachhilfen  generaliter  zulassen 
müssen.  Und  zwar  handelt  es  sich  da  auch 
um  ganz  simples  Ausflecken  von  tintig  ge- 
kommenen Sommersprossen  usw.,  nicht  nur 
um  künstlerische  Steigerungen   ä  la  Steichen. 

In  dem  erwähnten  Artikel  in  „Deutsche 
Kunst  und  Dekoration",  der  manches  Anfecht- 
bare enthält  (so  auch  im  Schlusspassus,  der 
den  „vielen  jungen  Talenten  mittlerer  Be- 
gabung (!),  die  jetzt  in  der  Malerei  und  Plastik 
nur  mühsam  vorwärts  kommen"  als  „lohnendes 
Feld"  die  Kunstphotographie  empfiehlt!),  in 
diesem  Artikel  sagt  Dr.  v.  Grolman  Ober  die 
englisch -amerikanische  Abteilung  der  Wies- 
badener Porträtausstellung:  „Diese  im  Format 
so  bescheidenen,  im  ästhetischen  Gehalt  oft  so 
eminenten  Blätter  hatten  auch  die  letzte 
Erinnerung  an  ihren  plebejischen  Ur- 
sprung (!)  in  der  mechanisch  arbeiten- 
den Camera  abgestreift  und  erschienen  als 
vollgültige  Kunstwerke,  die  nur  aus  dem  Geist  des 
Künstlers  geboren  zu  sein  schienen.  Am  meisten 
wurde,  man  an  kostbare  Vorzugsdrucke  deli- 
vkater  Atzungen  oder  gewisser  „Aquatinta- 
Blätter  erinnert." 

Ich  kann  mir  nicht  helfen,  diese  Ansichten 
und  Bewertungen  halte  nun  ich  für  gefährlich. 
In  ihrer  Konsequenz,  meine  ich,  liegt  der  Kultus 
jener  „pikanten  Mache"  und  des  „künstlerischen 
Raffinements",  der  zu  Halbheiten  führt,  die 
zwischea  Photographie  und  bildender  Kunst  in 
der  Luft  schweben. 

Wilhelm  Weimer,  den  wir  seit  langem 
als     unseren     wertvollsten    Berufsphotographen 


schätzen  (vgl.  Photogr.  Mitt.  1902,  S.  169  u.  ff.) 
sagte:  „Das  stille  Beobachten  und  ins  Leben 
Hineingehen  halte  ich  allein  für  wertvoll;  das 
gibt  unserer  Arbeit  erst  eine  Berechtigung. 
Ich  möchte  immer  mehr  Photograph 
werden  der  Photographie  willen,  um  so 
zuletzt  ein  nützliches  Glied  der  menschlichen 
Gesellschaft  gewesen  zu  sein."  Hier  ist  Kein 
moderner  Ästhetizismus,  sondern  tief  gefasste 
Lebensaufgabe;  das  weist  in  die  Zukunft. 

Wenn    es  Kompromissstandpunkt    ist,     mit 
solchen  Ideen  modernen  Obereifer  zu  bremsen, 
so  will  ich  gern  Kompromissler  sein. 
* 

Die  „Münchener  Allgemeine  Zeitung"  1903, 
Nr.  306,  widmet  dem  Porträtheft  21  der  Phot. 
Mitteil,  liebenswürdige  Zeilen.  Es  heisst 
da:  „Eine  neue  Düse  -  Photographie,  die  be- 
rühmte Tragödin  im  Pelzmantel  darstellend, 
wird  im  neuesten  Heft  der  Halbmonatsschrift 
„Photographische  Mitteilungen"  reproduziert. 
Das  Bild,  das  Eduard  J.  Steichen  in  New- 
York  zum  Schöpfer  hat,  erregte  schon  auf  der 
jüngsten  photographischen  Ausstellung  in  Wies- 
baden das  Entzücken  der  Kunstfreunde.  Wir 
kennen  keins,  das  die  Tiefe  und  rätselvolle 
Empfindsamkeit  des  Duseschen  Wesens  rest- 
loser wiedergäbe,  als  eben  dieses  von  Steichen. 
Interessant   ist   der    Begleittext,    der    dem  Bild 

beigegeben  ist "      Es    folgt    dann    ein 

längeres  Zitat  aus  dem  Bildertext  jenes  Heftes. 

Vielleicht  interessiert  es  ferner  als  eine  Art 
Kontrastwirkung  unsere  Leser,  zu  erfahren, 
wie  man  in  den  Kreisen,  die  jenen  Feldzng 
wegen  der  amerikanischen  BUderpublikationen 
in  Heft  5  gegen  uns  unternahmen.  Ober  Ama- 
teure denkt.  In  einer  der  jüngsten  Sitzungen 
des  betreffenden  Vereins  heisst  es  gelegentlich 
der  Beratung  von  Unterrichtskursen  des  Vereins : 
„Es  entspinnt  sich  eine  Diskussion  darüber,  ob 
nicht  eine  reinliche  Scheidung  zwischen  Amateur 
und  Fachmann  bei  den  Kursen  zu  empfehlen  sei. 
Herr  Sonntag  vertritt  die  konservative  Rechte, 
indem  ihm  jeder  Amateur  ein  Greuel  ist, 
hingegen  weist  Herr  Dr.  Büchner*)  auf  die 
Bedeutung  und  eventuelle  Existenzberech- 
tigung der  Amateure  hin."        Lucidus. 


1 )  Der  Druckfehlerteufel  hat  in  der  Fussnote 
meines  letzten  Beitrags  auf  S.  224  Buch n er 
aus  Büchner  gemacht.  Ebenso  hat  er  Zeile  3 
von  unten  „unstatthaft"  in  „musterhaft" 
umgewandelt. 


Die  Gravüre -Beilage  erscheint  diesmal  im  2.  Dezemberheft. 


—  Red. 


169 


KLEINE  CHRONIK. 


Fragen  und  Antworten. 


Ich  beabsichtige  einem  Bekannten  in 
Nordamerika  im  Staate  Ohio  meinen  etwa 
seit  einem  Jahr-  in  Gebrauch  befindlichen 
Apparat  mit  Einrichtung  im  Werte  von 
zusammen  Mk.  joo, —  zu  schicken  und 
möchte  wissen^  ob  diese  Sendung  mit  Zoll 
belegt  wird  in  Amerika  und  in  welcher 
Höhe,  Ist  diese  Sendung  mit  der  Post  zu 
schicken  bezw.  welches  ist  die  vorteilhafteste 
Versandweise  i^ 

Die  Sendung  wird  mit  Zoll  belegt.  In 
welcher  Hohe  ist  uns  nicht  bekannt,  vielleicht 
gibt  hierüber  einer  unserer  Leser  in  den  Ver- 
einigten Staaten  Auskunft.  Sendungen  bis  zu 
5  kg  gehen  am  besten  als  Postpacket,  bei 
höherem  Gewicht  empfiehlt  sich  Versand  als 
Postfrachtstück.  Nähere  Auskunft  erteilt  Ihnen 
jedes  Postamt. 

Bitte  um  gefällige  Angabe  der  Vorzüge 
und  Schattenseiten  des  Mita- Lichtes  gegen- 
über anderen  Lichtquellen  und  welche 
Lichtquelle  (abgesehen  vom  Kalklicht  und 
elektrischen  Licht)  als  beste  von  Ihnen 
empfohlen  wird. 

Wir  haben  mit  dem  Mita-Licht  Projektionen 
in  kleinen  Rfiumen  gesehen,  und  waren  die 
Resultate  recht  befriedigend.  Ein  volles  Urteil 
über  die  praktische  Brauchbarkeit  können  wir 
nicht  abgeben,  da  wir  persönlich  mit  dem  be- 
treffenden Licht  längere  Zeit  nicht  gearbeitet 
haben.  Aus  zuverlässigen  Quellen  können  wir 
Ihnen  mitteilen,  dass  das  "Mita-Reformlicht" 
eine  Lichtstärke  von  ca.  200  Kerzen  hat,  das 
reicht  für  Projektion  im  Familienkraise  aus. 
Der  Brenner  strahlt  eine  sehr  grosse  Wärme 
aus,  es  ist  daher  für  eine  gute  Ventilation  des 
Apparates  usw.  Sorge  zu  tragen.  Eine  ge- 
ringere Helligkeit  gibt  ein  »dreifacher  Acetylen- 
brenner*.  Diese  und  ähnliche  Projektions-> 
lampen  können  in  Helligkeit  mit  Kalklicht  und 
elektrischem  Licht  nicht  konkurrieren,  auch  ist 
ihre  Bedienung  meist  umständlicher.  Wer 
jedoch  von  letzterwähnten  Punkten  absehen 
will,  mag  es  mit  Mita-  oder  Acetylenlicbt 
versuchen;  ähnliches  Besseres  ist  uns  nicht 
bekannt. 

Ich  habe  mehrere  Aufnahmen  von 
Interieurs  auf  X- Platten  mit  Unter guss 
gemacht  und  zeigten  diese  aUe  starke 
Neigung  zum  Losschwimmen  der  Schicht, 
Die  Temperatur  der  Bäder  war  die  ge- 
wöhnüehe,  bei  welcher  ich  früher  bei 
gewöhnlichen  Platten  gearbeitet  habe. 
Können  Sie  mir  hier  etwas  raten? 


Die  Ursache  könnte  darin  liegen,  dass  die 
Entwicklerlösung  zuviel  Alkali  enthielt  und  dass 
die  Platten  in  der  Lösung  zu  lange  »gequält' 
worden  sind.  Sollte  dies  nicht  der  Fall  ge- 
wesen sein,  so  liegt  wahrscheinlich  ein  Fabri- 
kationsfehler vor  und  wollen  Sie  dieserhalb 
einmal  bei  der  betreffenden  Fabrik  reklamieren. 

IVo  kann  man  Kritik  üer  seine  Bilder, 
sowie  Techrik  wie  Komposition  berück- 
sichtigend erhcLÜen? 

Uns  sind  hierfür  Adressen  picht  bekannt. 
Vielleicht  wenden  Sie  sich  dieserhalb  einmal  an 
einen    photographischen  Verein    Ihrer    Gegend. 

Zu  der  Frage  über  Stereoskop- Apparate y 
Seite  162  der  Kl.  Chronik  lässt  uns  das 
Süddeutsche  Camerawerk  Koerner&*  Mayer- 
Sontheim  folgende  Mitteilung  zugehen. 

Wir  gestatten  uns,  Sie  auf  unseren  Ortho- 
stereoskopapparat  aufmerksam  zu  machen. 
Gleichzeitig  bemerken  wir,  dass  auch  unsere 
Schlitzversphluss  -  Klappcameras  »Nettcl*  für 
Stereoskopaufnahmen  im  Formate  9x14  cm 
hergestellt  werden,  wozu  dann  eine  Rollfilms- 
kassette 9X14  c/ßi  mit  oblonger  Schauöffnung 
zu  verwenden  ist  —  Jedenfalls  wird  bei 
einem  solchen,  dem  doppelten  Masse  der 
Augendistanz  entsprechenden  Bildformate  eine 
in  jeder  Beziehung  gute  und  natürliche  Plastik 
der  Stereoskopbilder  erreicht. 

PreiB-Äusschreiben. 

Von  dem  Goerz-Preisausschrelben  ist  jetzt 
die  Liste  der  Prämiierten  erschienen.  Im 
ganzen  wurden  98  Einsendungen  ausgezeichnet, 
darunter  befinden  sich  63  Ausländer.  Von  be- 
kannten deutschen  Photographen  und  Ama- 
teuren finden  wir  auf  der  Liste  folgende  Namen : 
Ferd.  Bimpage-HaUe  a.  S.,  Willy  Wilke- 
Hamburg,  A.  Wände  -  Salzwedel,  Alfred 
Schneider  -  Meissen,  Hauptmann  Böhmer- 
Lyck,  Otto  Scharf -Krefeld. 

Geschäftliche  Mitteiltmi^en. 

Die  Firma  C.  F.  Kindermann  k  Co.- 
Berlin  SW.  teilt  uns  folgendes  mit:  Infolge 
der  überaus  günstigen  Aufnahme,  weiche  der 
Entwicklungsapparat  bei  Tageslicht  .Bravo" 
(System  „v.  Goldammer")  allseitig  gefunden  bat, 
sehen  wir  uns  veranlasst,  die  Fabrikation  des- 
selben in  ganz  bedeutenden  Quantitäten  vorzu- 
nehmen und  Spezial-Maschinen  und  -Werkzeug- 
einrichtungen dafür  aufzustellen.  Durch  diese 
Massregel  sind  wir  in  die  angenehme  Lage  ge- 
setzt, den  Preb  des  Apparates  auf  30  Mk. 
herabzusetzen. 


170 


INHALT:     Vereins-Nachrichten    —    Fragen    und  Antworten    —   Verschiedenes    —   Ausstellungs- 
Nachrichten  —  Geschäftliche  Mitteilungen. 


Vereins  -  Nachrichten. 

Die  Vet-antwoHung  für  die  Fassung  und  den  Inhalt  der  Vereinsberichte  tragen  die  betreffenden 

Vereinsvorstände, 

Die  verehrlichen  Vereinsvorstände  werden  freundlichst  gebeten,  uns  die  Protokolle  recht  bald 
nach  den  betreffenden  Sitzungen  zugehen  zu  lassen.  Es  ist  uns  nicht  möglich,  die  nachträglich 
eingehenden,  von  einem  Vierteljahr  und  länger  gesammelten  Berichte  eines  Vereins  auf  einmal 
zum  Druck  zu  bringen,  anderseits  haben  die  so  verspätet  gebrachten  Beschlüsse  und  Verhandlungen 
eines  Vereins  an  Interesse  sehr  oft  eingebOsst.  Auch  bitten  wir  um  eine  nach  Möglichkeit 
knappe  Fassung  der  Protokolle,  insbesondere  bez.  der  Projektionsvorträge,  da  der  Inhalt 
dieser  der  Photographie  meist  sehr  fern  liegt.  Die  Redaktion. 


Gesellschaft  zur  Förderung  der 
Amateur-Photographie,  Hamburg. 

Donnerstag,  4.  Juni  1903. 
Generalversammlung. 

Tagesordnung : 

1)  Mitteilungen  Aber  die  Jubiläumsausstellung 
und  über  Erfolge  der  Gesellschaft  bei  aus- 
wärtigen Ausstellungen. 

2)  Wahl  eines  Ehren-Präsidenten  an  Stelle 
des  verstorbenen  Herrn  Senators  Möring. 

Dei*  stellvertretende  Vorsitzende,  Dr.  Ed. 
Arning,  eröffnet  die  Sitzung  mit  der  Mitteilung, 
dass  der  Vorsitzende,  Herr  Ernst  Juhl,  im 
Interesse  der  Jubiläumsausstellung  eine  Reise 
habe  unternehmen  müssen  und  deshalb  nicht 
anwesend  sein  könne.  Nachdem  alsdann  der 
erste  Punkt  der  Tagesordnung  seine  Erledigung 
gefunden  hatte,  wurde  zur  Wahl  eines  Ehren- 
Präsidenten  an  Stelle  des  verstorbenen  Herrn 
Senators  Möring  geschritten.  Der  Vorsitzende 
führte  aus,  dass  der  Vorstand  den  Wunsch  ge- 
habt habe,  anlässlich  der  im  Herbst  stattfindenden 
Jubiläumsausstellung  ein  neues  Ehren-Präsidium 
zu  ernennen,  und  es  gereiche  dem  Vorstande 
zu  grossem  Vergnügen,  der  Versammlung  ^- 
öffnen  zu  können,  dass  Se.  Magnifizenz,  Herr 
Bürgermeister  Dr.  Burchard,  der  derzeitige 
Vorsitzende  der  Kommission  für  die  Verwaltung 
der  Kunsthalle,  sich  bereit  erklärt  habe,  die 
Ehren-Präsidentschaft  anzunehmen.    Nach  dieser 


von  der  Versammlung  mit  Beifall  aufgenommenen 
Mitteilung  wird  Se.  Magnifizenz,  Herr  Bürger- 
meister Dr.  Burchard,  einstimmig  zum  Ehren- 
Präsidenten  der  Gesellschaft  erwählt,  worauf 
die  Generalversammlung  geschlossen  wird. 


Bei  der  vom  14.  bis  27.  Mai  in  den  Räumen 
der  Gesellschaft  veranstalteten  anonymen  Aus- 
stellung von  Bildern  von  hiesigen  Mitgliedern 
hat  Herr  Leutnant  Boell  den  I.  Preis  erhalten. 

Fräulein  Elisabeth  Carr  und  Herr  Arthur 
Robert  erhielten  wegen  guter  Porträtaufnahmen 
eine  „lobende  Erwähnung".  Ausser  Konkurrenz 
hatten  ausgestellt  die  Herren  G.  Henry  Grell 
und  Th.  &  O.  Hofmeister. 

Als  Preisrichter  fungierten  die  Herren : 
Dr.  Ed.  Arning,  G.  Henry  Grell,  B.  Troch. 


Donnerstag,  den  8.  Oktober  1903,  im  Vereinslokal. 

1)  Vortrag  des  Herrn  Ingenieur  Krayn  über 
ein  neues  Kopiermaterial  zur  Herstellung 
ein-  und  mehrfarbiger  Pigmentbilder  (Pig- 
mentfolien) der  Neuen  Photographischen 
Gesellschaft  A.G.,  Berlin-Steglitz. 

2)  Vorführung  eines  Kalklichtapparates  für 
Projektionszwecke  und  Vergrösseningen 
im  Privathaus  seitens  der  Firma  W. 
Frankenhäuser,  Hamburg. 


171 


KLEINE  CHRONIK. 


Schlesische  Gesellschaft 

von  Freunden  der  Photographie, 

Breslau. 

General-Versammlung 

im  Palast-Restaurant,  Neue  Schweidnitzerstr.  17, 

16.  Oktober  1903. 

Tagesordnung. 

1.  Jahresbericht;  2.  Kassenbericht;  3.  Neu- 
wahl des  Vorstandes;  4.  Antrag  auf  Änderung 
von  II.  §  3  der  Satzungen. 

Anwesend  20  Ä^itgUeder. 

Der  Vorsitzende  Dr.  Riesenfeld  eröffnet 
nach  9  Uhr  die  Sitzung  und  erteilt  Herrn  Peltz 
das  Wort  zur  Verlesung  des  Jahresberichtes. 
Die  mit  gutem  Humor  gewürzten  Mitteilungen 
tragen  dem  Referenten  den  allgemeinen  Beifall 
der  Anwesenden  ein.  Nachdem  der  Vorsitzende 
dem  Schriftführer  für  seine  Mühewaltung  den 
Dank  der  Gesellschaft  ausgesprochen  hat,  be- 
kommt Herr  Gebek,  der  Schatzmeister  unseres 
Vereins,  das  Wort  zu  seinem  Kassenbericht. 
Wenig  versprechend  war  seine  einleitende 
Bemerkung  und  bange  Sorge  spiegelte  sich 
in  den  Minen  der  Zuhörer,  fürchtend,  das  Vor- 
handensein eines  grossen  Mankos  zu  erfahren. 
Doch  der  geschätzte  Kassierer  schien  sich  nur 
einen  kleinen  Scherz  mit  uns  erlaubt  zu  haben. 
Nicht  nur  kein  Defizit,  sondern  sogar  einen 
nennenswerten  Überschuss  hatte  die  Kasse  auf- 
zuweisen. Herr  Buchmann,  welcher  in 
Gemeinschaft  mit  Herrn  Hausfelder  die  Be- 
lege und  den  Bestand  einer  Prüfung  unterzogen 
und  in  tadelloser  Ordnung  gefunden  hatte, 
würdigte  die  Äusserst  gewissenhafte  und  spar- 
same Kassenführung  in  gebührenderweise  und 
beantragte  Dechargeerteilung,  welcher  auch  Folge 
geleistet  wurde.  Wie  in  früheren  Jahren,  so 
waren  auch  diesmal  in  vorangegangener  Vor- 
standssitzung den  Anwesenden  für  die  Neuwahl 
des  Vorstandes  Vorschläge  gemacht  worden. 
Die  Wahl  erfolgte  laut  Statut  in  drei  besonderen 
Wahlgängen.  Im  ersten  Wahlgange,  welcher  der 
Wahl  des  ersten  Vorsitzenden  galt,  ging  der  bis- 
herige, bewährte  Vorsitzende  des  Vereins,  Herr 
Dr.  Riesenfeld,  hervor.  Im  zweiten  Wahl- 
gange erfolgte  die  Wahl  der  beiden  Stell- 
vertreter des  Vorsitzenden.  Es  wurden  in  dem- 
selben die  Herren  Prof.  Dr.  Hager  und  Kauf- 
mann Fr.  Kionka  wiedergewählt.  Der  dritte 
Wahlgang  galt  der  Wahl  der  übrigen  Vorstands- 
mitglieder. Als  wiedergewählt  gingen  aus  dem- 
selben hervor:  Herr  Peltz  als  erster,  Lehrer 
Menzel  als  zweiter  und  Kaufmann  M  a  m  e  1  o  k  als 
dritter  Schriftführer,  ferner  die  Herren  Gebek 
—  Kassierer,  Kaufmann  Schatz—  Bibliothekar 
und  Rentier  H.  Pringsheim  —  Atelier -Ver- 
walter. Bei  der  Wahl  der  Beisitzer  mussten 
einige  Stimmen  als  ungültig  erklärt  werden,  da 
einzelne    Herren    verabsäumt    hatten,    von    der 


Liste  der  Vorgeschlagenen  die  entsprecheade 
Anzahl  zu  streichen.  Gewählt  wurden  die 
Herren:  Prof.  Dr.  Ab  egg,  Prof.  Dr.  Herrn. 
C oh n,  Kaufmann  König,  Brandmstr.B. Redde- 
mann,  Kaufmann  H.  Schönberg,  Prof.  Dr. 
Strauss  und  Bildhauer  R.  Wilboro.  Alle 
Gewählten  nahmen  die  Wahl  an. 

Der  Wegzug  des  sehr  bewährten  Mitgliedes 
Spindler  hatte  den  Vorstand  veranlasst,  dco 
Antrag  su  stellen,  genannten  Herrn  forthin  als 
korrospendierendes  Mitglied  zu  führen.  Die  Ver- 
sammlung nimmt  den  Antrag  einstimmig  an. 

Eine  grössere  Redeschlacht  ruft  der  \'ierte 
Punkt  der  Tagesordnung  hervor.  Referent  Kauf- 
mann Schatz  empfiehlt  der  Versammlung,  dem 
Antrage  des  Vorstandes  beizustimmen,  wonach 
auch  Berufsphotographen  in  die  Schles.  Ges. 
von  Freunden  der  Photographie  aufgenommen 
werden  können.  Herr  Wilborn  erklärt  sich 
gegen  Annahme.  Auf  seine  Anfrage,  ob  in 
anderen  derartigen  Vereinen  auch  Bemis- 
photographen  aufgenommen  würden,  antwortet 
Prof.  Dr.  Hager,  dass  seines  Wissens  nach  in 
zwei  Vereinen  dies  der  Fall  ist,  was  in  einem 
jedoch  eine  Spaltung  des  betreffenden  Vereines 
herbeigeführt  hätte,  während  in  dem  anderen 
zwischen  Berufsphotographen  und  Amateuren 
das  beste  Einvernehmen  herrsche.  Ein  fernerer 
Einwurf  des  Bildhauers  Wilborn,  dass  bei  un- 
seren Ausstellungen  die  Berufsphotograpben 
mit  ihren  Bildern  vorherrschen  und  uns  speziell, 
was  Porträts  anbelangt,  ausstechen  würden, 
wird  von  den  Herren  Dr.  Riesenfeld,  Prof. 
Hager,  Kaufmann  Schatz,  Maler  Peltz, 
Rentier  Pringsheim  und  Maler  Kionka, 
welche  sich  lebhaft  an  der  Debatte  beteiligten, 
zurückgewiesen.  Es  wurde  u.  a.  vorgeschlagen, 
im  event.  Falle  zwei  Gruppen:  1.  Bemfs- 
photographen ,  2.  Amateure  zu  veranstalten. 
Besonders  aber  wurde  allseitig  betont,  dass  wir 
speziell,  was  Technik  anbelangt,  nur  von  den 
Berufsphotographen  lernen  könnten,  während 
andererseits  diese  in  manchen  Beziehungen  auch 
von  uns  manche  Anregung  erhalten  könnten. 
Der  Antrag  des  Vorstandes  fand  bei  der  Ab- 
stimmung Annahme. 

Während  der  Ferien  hatte  sich  eine  grosse 
Menge  Zuschriften,  Kataloge  usw.  angesammdt 
Die  Versammlung  nahm  von  derselben  Notiz. 
Einige  Nummern  von  zugesandten  Zeitschriften, 
ferner  ein  zweites  Exemplar  des  Werkes: 
.Holm,  Das  Objektiv  im  Dienste  der  Photo- 
graphie", welches  dem  Verein  vom  Verlage  über- 
wiesen war,  wurden  der  Bibliothek  überwiesen. 
Eine  Probe  selbsttonenden  Papiers  wurde  an 
die  technische  Kommission  gegeben,  welche  in 
diesem  Jahre  von  den  Herren  Pringsheim, 
Peltz  und  Wilborn  gebildet  wird. 

Herr  Schatz  teilt  der  Versammlung  die 
Neuanschaffungen  der  Bibliothek  vom  1 .  Oktober 


172 


KLEINE  CHRONIK. 


1902  bis  1.  Oktober  1903  mit  und  empfiehlt  die- 
selbe zum  regen  Gebrauche.  Ferner  sollen  laut 
Mitteilung  auf  den  Einladungen  die  Herren 
Kionka,  Pringsheim  und  Schatz  an  den 
Sitzungsabenden  Auskunft  über  Fragen  der 
photögraphischen  Praxis  erteilen. 

Da  weitere  Mitteilungen  nicht  vorliegen, 
schliesst  der  Vorsitzende  nach  11  Uhr  die  offi- 
zielle Sitzung.  O.  Menzel. 

Jahresbericht. 

Wiederum  stehen  wir  am  Schlüsse  eines 
Vereinsjahres;  es  ist  das  sechzehnte  seit  dem 
Bestehen  der  Schlesischen  Gesellschaft  von 
Freunden  der  Photographie.  War  auch  die 
Zahl  der  Mitglieder  damals  klein,  so  ist  sie  doch 
von  Jahr  zu  Jahr  stetig  gewachsen,  so  dass  sie 
heute  die  ansehnliche  Zahl  von  139  erreicht 
hat.  Doch  nicht  die  hohe  Mitgliederzahl  macht 
<lie  Grösse  eines  Vereins  aus,  auch  nicht  das 
Vermögen,  welches  sich  in  der  Kasse  befindet, 
sondern  seine  Tätigkeit  und  Tüchtigkeit  nach 
innen  und  aussen,  sowie  die  Vervollkommnung 
•der  einzelnen  Mitglieder  im  künstlerischen  Emp- 
finden und  im  technischen  Können.  Wenn 
auch  in  dieser  Beziehung  nicht  alle  Mitglieder 
auf  gleicher  Höhe  stehen  wie  die  Herren  Fer- 
scheid,  Henneberg,  Kühn  u.a.,  so  sind  es 
aber  doch  einige,  welche  ebenfalls  Hervor- 
ragendes leisten,  wie  die  diesjährige  Prämiierung 
auf  der  Ausstellung  in  Hamburg  bewiesen  hat. 
Die  Herren  Schatz  und  Richter  sind  mit 
£hrendiplomen  und  der  silbernen  Medaille  und 
Herr  Gritschker  mit  der  bronzenen  Medaille 
ausgezeichnet  worden.  Ebenso  können  sich  die 
Photographien  in  natürlichen  Farben  des  Herrn 
Dr.  Riesenfeld  mit  jeden  anderen  auf  diesem 
Oebiete  messen.  Wenn  auch  die  Erfolge  ein- 
zelner Mitglieder  hervorragende  sind,  so  kommen 
aber  dennoch  viele  nicht  weit  über  das  Celloidin- 
papier  hinaus.  Ozotypie,  Kohle-,  Platin-  und 
Gummidruck  sind  Techniken,  die  bisher  nur  auf 
-einen  verhältnismässig  kleinen  Kreis  beschränkt 
geblieben  sind.  Möge  die  nächste  Ausstellung 
auch  hierin  einen  Fortschritt  aufweisen! 

Bevor  ich  jedoch  auf  die  inneren  Angelegen- 
heiten unserer  Gesellschaft  näher  eingehe,  ge- 
statten Sie  mir,  derjenigen  Mitglieder  ehrenvoll 
zu  gedenken,  die  der  Tod  plötzlich  aus  unserer 
Mitte  gerissen  hat.  Es  sind  dies  die  Herren: 
Prokurist  Erhard  t,  Konsul  Meyer  und 
Telegraphen-Direktor  Uhlmann.  Der  letztere 
^var  schon  im  vorhergehenden  Jahre  durch 
längere  Krankheit  verhindert,  an  unseren 
Sitzungen  persönlich  teilzunehmen,  doch  sobald 
sich  seine  Krankheit  zum  besseren  gewandt, 
erschien  er  wieder  regelmässig  und  fühlte  sich 
wohl  in  unserem  Kreise,  wie  er  oft  selbst  aus- 
gesprochen  hat.     Leider  waren    ihm    nur  noch 


wenige  Monate  zu  leben  vergönnt.  Sein  und 
der  Verstorbenen  Andenken  wird  bei  uns  stets 
in  Ehren  bleiben. 

Wenn  wir  die  Protokolle  des  abgelaufenen 
Jahres  durchblättern,  so  sehen  wir,  dass  die 
Tätigkeit  der  Schlesischen  Gesellschaft  von 
Freunden  der  Photographie  sich  nach  der  künst- 
lerischen, technischen  und  wissenschaftlichen 
Seite  hin  erstreckte.  Dr.  Riesenfeld  suchte 
durch  seine  Skioptiken-Vorträge  über  die  fran- 
zösische Malerei  und  über  die  Kunstgegenstände 
des  Vatikans,  Peltz  durch  Referate  aus  den 
Zeitschriften  das  Verständnis  für  Kunst  und  alles, 
was  damit  zusammenhängt,  zu  wecken  und  zu 
pflegen;  die  Vorträge  von  Wilborn  Über  die 
verschiedenen  photographischen  Druckverfahren 
und  über  Herstellung  von  Papier-Negativen,  von 
Pringsheim  über  den  Pigmentdruck,'  von 
Prof.  Ab  egg  über  Vorrichtungen  zum  Bild- 
suchen, von  Dr.  Riesenfeld  über  die  Technik 
der  Vergrösserungen  und  über  Ozotypie,  von 
Peltz  über  photographische  Apparate  waren 
geeignet,  die  Mitglieder  mit  allem  dem  vertraut 
zu  machen,  was  heute  zur  Herstellung  eines 
guten  und  schönen  photographischen  Bildes 
gehört.  In  wissenschaftlicher  Hinsicht  wirkten 
höchst  anregend  die  Vorträge  von  Prof.  Dr. 
Cohn  Über  den  anastatischen  Druck,  von 
Kionka  über  Objektive,  von  Hesekiel  aus 
Berlin  Ober  das  Coxin,  sowie  auch  der  Skioptiken- 
Vortrag  von  Peltz  Über  die  Inseln  Bornholm 
und  Christiansöe. 

Als  eine  gute  Idee  muss  die  Anregung  des 
Herrn  Pringsheim,  eine  Postkarten-Ausstellung 
zu  veranstalten,  bezeichnet  werden.  Sie  fand 
in  der  Osterwoche  1903  in  der  Realschule  II 
statt  und  war  von  etwa  20  Mitgliedern  mit  ca. 
500  Postkarten  beschickt  worden.  Der  Besuch 
dieser  Ausstellung  war  ein  äusserst  reger,  die 
Ausstellung  selbst  hoch  interessant,  sie  wurde 
von  sämtlichen  hiesigen  Zeitungen  günstig  be- 
sprochen. Sie  gab  Veranlassung  zu  dem  in  der 
Sitzung  am  I.Mai  d.  J.  gefassten  Beschlüsse: 

„Die    Gesellschaft     von    Freunden     der 
Photographie  veranstaltet  im  Frühjahr  1904 
eine    öffentliche    Ausstellung    von  Arbeiten 
ihrer    Mitglieder,    jedoch    nur    bis    zu    dem 
Format  von  18X24V)W.'' 
War  auf  diese  Weise  für  geistige  Anregung 
hinreichend  gesorgt,    so    liess    es  sich  der  Vor- 
sitzende aber  auch  angelegen  sein,  die  gesellige 
Seite  des  Vereinslebens  zu  pflegen.    Denn  kaum 
waren  die  offiziellen  Sitzungen  mit  ihren  ernsten 
und  gründlichen  Debatten  geschlossen,  als  auch 
schon    der  Humor    in   seine  Rechte   trat.     Was 
einzelne     Mitglieder     in     dieser    Beziehung     zu 
leisten   imstande  sind,    das    aufzuzeichnen  wäre 
dem  Schriftführer    selbst    mit    dem   Stifte    eines 
Oberländers    und    der    Feder    eines  Königs 
nicht  möglich. 


173 


KLEINE  CHRONIK. 


Dass  im  verflossenen  Jahre  kein  Stiftungs- 
fest gefeiert  wurde,  also  die  Gesellschaft  ihren 
Geburtstag  stillschweigend  übergangen  hat,  wird 
nicht  bloss  von  dem  Schriftführer,  sondern  auch 
von  vielen  Damen  bedauert.  Festlichkeiten,  in 
der  richtigen  Weise  arrangiert  und  geleitet, 
tragen  viel  dazu  bei,  die  Mitglieder  einander 
näher  zu  bringen,  dies  zeigte  deutlich  das 
Stiftungsfest  vor  zwei  Jahren  sowie  das  zur 
Einweihung  des  neuen  Lokals  veranstaltete 
Abendbrot  im  Palast-Restaurant  und  der  Aus- 
flug nach  Lissa. 

Im  vergangenen  Jahre  wurden  13  ordent- 
liche Sitzungen  abgehalten,  welche  durchschnitt- 
lich von  26  Mitgliedern  —  gegen  25  im  vorher- 
gehenden Jahre  —  besucht  waren.  Die  meisten 
Mitglieder  waren  anwesend  in  der  Sitzung  am 
6.  M&rz  (34),  die  wenigsten  am  I.Mai  (19). 
Ausserdem  wurden  3  Vorstandssitzungen  und 
1  Generalversammlung  abgehalten. 

Referate  über  die  Versammlungen  wurden 
sämtlichen  hiesigen  Zeitungen  stets  zugeschickt, 
doch  nur  der  General- Anzeiger  und  die  Schle- 
sische  Zeitung  brachten  dieselben  regelmässig, 
auch  meist  ungekürzt,  zum  Abdruck,  die  übrigen 
nur,  wenn  eine  hervorragende  Persönlichkeit 
einen  Vortrag  hielt. 

Die  Bibliothek  wurde  im  abgelaufenen  Jahre 
von  51  Mitgliedern  in  Anspruch  genommen, 
wovon  8  sich  speziell  für  den  Gummi-  und 
Platindruck  zu  interessieren  schienen  und  4  die 
künstlerische  Landschaftsphotographie  studieren 
wollten;  die  übrigen  haben  meist  Zeitschriften, 
Kompendien,  Ratgeber  und  Handbücher  ver- 
langt. 

Von  Journalen  wurden  folgende  gehalten: 
1.  Atelier  des  Photographen;  2.  Photogra- 
phisches Centralblatt  (2  Exempl.);  3.  Photo- 
graphische  Chronik;  4.  Photographische  Corre- 
spondenz;  5.  Die  Kunst  für  Alle;  6.  Moderne 
Kunst;  7.  Photographische  Kunst;  8.  Inter- 
nationale Kunstphotographien ;  9.  Photogra- 
phischc  Mitteilungen;  10.  Photographische 
Rundschau;  11.  Wochenbeilage  zur  Photogra- 
phischen Kunst;  12.  Zeitschrift  für  Repro- 
duktionstechnik. 

Sie  lagen  im  Vereinslokal  bei  den  Sitzungen 
aus  und  zirkulierten  in  besonderen  Mappen 
unter  39  Mitgliedern.  Als  Vereinsorgan  werden 
die  Photographischen  Mitteilungen  gehalten. 

Das  Atelier  und  der  Vergrösserungsapparat 
befinden  sich  in  bester  Ordnung  und  sind  von 
den  Mitgliedern  viel  benutzt  worden. 

Die  Schlesische  Gesellschaft  von  Freunden 
der  Photographie  besteht  gegenwärtig  aus 
139  Mitgliedern,  und  zwar  109  einheimischen, 
17  auswärtigen,  11  korrespondierenden  und 
2  Ehrenmitgliedern.  Ausgeschieden  sind  im 
Laufe    des    Jahres  21,    neueingetreten    18.      Im 


vorhergehenden  Jahre    waren  ausgeschieden  10 
und  neueingetreten  19. 

Aus  der  Statistik  geht  hervor,  dass  diejenijreo 
Sitzungen,  in  welchen  die  verschiedenen  Druck- 
verfahren, wie  Vergrösserungen,  (33 -f- 3),  Ozo- 
typie  (27  -|-  2),  Pigmentdruck  (28  -\- 1)  etc.,  prak- 
tisch vorgeführt  und  diejenigen,  in  welchen 
Skioptikon-VorfOhrungen  veranstaltet  wurden, 
am  zahlreichsten  besucht  waren. 

Das  Vereinslokal  musste  aus  verschiedenea 
den  Mitgliedern  bekannten  Gründen  in  da« 
Palast-Restaurant  verlegt  werden. 

Überblicken  wir  nun  noch  einmal  die  Tätig- 
keit im  abgelaufenen  Jahre  und  vergleichen  sie 
mit  der  des  vorhergehenden  Jahres,  so  ist  wohl 
ein  kleiner  Fortschritt  zu  verzeichnen.  Schoa 
der  Umstand,  dass  überhaupt  eine  Ausstdiung 
photographischer  Erzeugnisse  vorhanden  ge- 
wesen und  eine  solche  auch  für  das  kommende 
Jahr  geplant  ist,  verdient  lobend  hervorgehoben 
zu  werden.  Möchten  sich  nur  an  der  nächsten 
Ausstellung  recht  viele  Mitglieder  beteiligen 
und  die  Schätze,  welche  in  den  Dunkelkammern 
verborgen  liegen,  an  das  Tageslicht  ziehen! 
Denn  nur  durch  Vergleichung  seiner  eigenen 
Arbeiten  mit  anderen  gelangt  man  zur  Viel- 
seitigkeit und  Vollkommenheit,  die  wir  doch 
gewiss  alle  anstreben. 

Zum  Schluss  meines  Berichtes  kann  ich 
nicht  umhin,  den  gemütlichen  Verkefarston  und 
das  herzliche  Verhältnis  der  Hitglieder  unter- 
einander auch  dieses  Jahr  wieder  besonders 
hervorzuheben.  Möchte  neben  dem  Wissen- 
schaftlichen und  Künstlerischen  auch  die  Ge- 
selligkeit so  weiter  gepflegt  werden,  wie  dies 
bis  jetzt  geschehen  ist,  und  die  Schlesische 
Gesellschaft  von  Freunden  der  Photographie 
auch  fernerhin  wachsen,  blühen  und  gedeihen, 
damit  das  Ziel,  die  Photographie  zur  Kunst  zu 
erheben,  erreicht  werden  kann.  Peltz. 


Rheinischer  Cameraklub  Mainz. 

Monats  Versammlung  vom  10.  November  1903. 

Nach  der  Eröffnung  der  Sitzung  teilte  der 
Vorsitzende  mit,  dass  dem  Verein  verschiedene 
Bücher  zum  Geschenk  gemacht  worden  seien, 
nämlich  „Das  Objektiv"  von  Dr  £.  Holm  durch 
die  Firma  C.  P.  Görz  Aktiengesellschaft,  »EHe 
Photographische  Kunst  im  Jahre  1902"  von  F. 
Matthies-Masuren  durch  die  Verlagsbuch- 
handlung Wilh.  Knapp  in  Halle  a.  d.  Saale 
und  der  Ausstellungskatalog  der  Gesellschaft 
zur  Förderung  der  Photographie  in  Hambmg, 
die  mit  dem  Ausdrucke  des  Dankes  an  die 
Geber  der  Vereinsbibliothek  einverleibt  wurden. 

In  die  Katalogsammlung  wurden  aufgenommen : 
das  Handbuch  der  Chemischen  Fabrik  auf  Aktien 
vorm.  E.  Schering  in  Berlin  und  die  Jubiläums 


174 


\ 


KLEINE  CHRONIK. 


ausgäbe  des  Handbuchs  beim  Entwickeln  und 
Belichten  der  ApoUoplatten  von  Unger  &  Hoff- 
mann in  Dresden.  Zum  Umlauf  gelangten  die 
eingegangenen  Probehefte  der  Zeitschriften 
.Gut Licht"  herausgegeben  von  Frz.Sedlaczek, 
Wien,  pPhQtographisches  Wochenblatt"  von 
S.  Gaedicke,  Berlin,  „Apollo"  von  Herrn. 
Schnauss,  Dresden,  »Die  Saison"  von  A. 
Scharrer,  München,  »Überall"  Verlag  von 
BoU  &  Pickardt  in  Berlin. 

Ferner  gelangten  nach  kurzer  Besprechung 
durch  den  Vorsitzenden  die  eingegangenen  Pro- 
spekte, Preislisten  usw.  nachstehender  Firmen 
zur  Verteilung: 

C.  F.  Kindermann  &  Co.  in  Berlin  SW. 
über  Klappcamera  Royal,  Aktiengesellschaft  für 
Anilinfabrikation,  Mitteilungen  No.  22  und  23, 
F.  Weisbrod  &  Cie.  über  Trockenplatten,  A. 
Hch.  Rietzschel,  München,  über  Rouleauclack, 
Wilh.  Knapp,  Halle  (Saale)  Muster  moderner 
Kartonpapiere,  Frd.  Bayer  &  Co,  Elberfeld, 
über  Rotlack,  Sulfite,  Blitzlicht,  Edinolspezial- 
entwickler  für  photographische  Papiere,  Fixier- 
salzzerstörer, Acetonsulfit  usw.,  Heinrich  Er- 
nemann  A.-G.  über  Kinematograph  und  Auto- 
Bob,  L.  Gervaert  &  Cie,  A.-G.,  Oude  God 
bei  Antwerpen  über  Kopierpapiere,  H.  Mer- 
zen ich.  Barmen,  über  eine  zerlegbare  Kollek- 
tivstaffelei, R.  Minzlaff,  Tilsit,  über  Projek- 
tionsvorträge, Anton  Busch,  Plön,  über  pho- 
togr.  Vergrösserungen ,  Bülter  &  Stammler, 
Hannover  und  Albin  Müller,  Dresden-A.  über 
Photogr.  Apparate,  Unger  &  Ho  ff  mann, 
Dresden,  über  Projektionsapparate  und  Zubehör, 
Hch.  Lomberg  &  Co.,  Langenberg,  Ober 
Trockenplatten,  Frz.  Wilde  &  Sohn,  Görlitz, 
Ober  Cosmos-,  Chlor-,  Jod-,  Bromsilber-Platten, 
Apollo,  Dresden-A.  über  Manlys  Original 
Ozotypie-Verfahren . 

Hieran  schloss  sich  die  Ausgabe  der  von  der 
Firma  Farbenfabriken  Frdr.  Bayer  &  Cie.  in 
Elberfeld  übersandten  Proben  von  Rotlack,  Fixier- 
salzzerstörer, Edinoltabletten  und  Aristo-  Edinol- 
Hydrochin.-Entwickler,  sowie  Proben  vonKodoid- 
platten  und  selbsttonendem  Soliopapier  der 
Kodakgesellschaft  Berlin. 

Reges  Interesse  erweckte  die  Vorführung 
der  von  der  Firma  Rieh.  Höh  &  Cie.  in  Leipzig 
eingegangenen  Neuheiten,  zweier  Blitzlampen  mit 
pneumatischer  Auslösung  einer  Lux -Kopieruhr, 
eines   Taschen stativs    und    eines  Plattenhalters. 

Die  Besichtigung  eines  Teils  der  von  unserem 
Vorsitzenden  bei  einer  Tour  durch  die  säch- 
sische Schweiz  gemachten  Stereo-Aufnahmen 
brachte  eine  angenehme  Abwechselung. 

Hierauf  erhielt  der  heute  als  Gast  anwesende 
Vertreter  der  Kodakgesellschaft  Herr  Ed. Scher- 
ner aus  Berlin  das  Wort  zu  einem  Referate 
über  die  Kopierpapiere  der  Gesellschaft.  Zum 
leichteren    Verständnis    der    Verarbeitung    der 


Entwicklungspapiere  wurden  vor  den  Augen 
der  Versammelten  einige  Kopieen  hergestellt, 
deren  treffliche  Ausführung  ein  beredes  Zeug- 
nis von  der  Güte  des  Fabrikates  ablegte.  Den 
gleichen  Zweck  erreichten  auch  die  von  Herrn 
Scherner  zahlreich  zur  Vorlage  gebrachten 
Musterkopieen.  Dass  Herr  Scherner  es  ver- 
standen hatte,  während  der  Dauer  seiner  Aus- 
führungen die  Aufmerksamkeit  der  Versammelten 
rege  zu  halten,  gab  die  ihm  gezollte  Aner- 
kennung kund,  welcher  mit  warmen  Worten  des 
Dankes  von  dem  Vorsitzenden  Ausdruck  ver- 
liehen wurde. 

Den  Schluss  der  Sitzung  bildeten  die  Vor- 
führung der  von  E.  Kiek  er  t  in  Elberfeld  dem 
Verein  in  dankenswerter  Weise  zur  Verfügung 
gestellten  Blitzlichtlampe  Kolumbus.  Ihre  Er- 
probung bei  einer  Aufnahme  der  versammelten 
Mitglieder  lieferte  ein  gutes  Resultat. 


Freie  Photographische  Vereinigung 
zu  Erfurt. 

Wie  schon  in  Heft  22  kurz  berichtet,  hat 
sich  in  Erfurt  eine  Reihe  von  Liebabern  der 
Photographie  zu  einem  neuen  Verein  unter  dem 
Namen  „Freie  Photographische  Vereinigung  zu 
Erfurt"  zusammengetan.  Als  Hauptzweck  hat 
sich  derselbe  erkoren  in  völlig  freier  Art  die 
künstlerische  Photographie  zu  pflegen  und 
seinerseits  zu  erhöhtem  Ansehen  dieser  schönen 
Kunst,  sowie  zur  Belebung  des  Kunstsinnes 
weiterer  Kreise  beizutragen.  Deshalb  soll  nicht 
der  Photographie  ausschliesslich  gehuldigt  wer- 
den, nein,  alle  Künste,  aUes  was  den  Menschen 
in  edler  Weise  erfreuen  und  erheben  kann, 
soll,  soweit  es  in  den  Mitteln  des  Vereins 
steht,  kräftig  gefördert  werden.  Eine  Anzahl 
neuer  Aufgaben  haben  sich  die  Mitglieder 
bereits  gestellt  und  hoffen  wir,  dass  es  den- 
selben bald  gehngen  wird,  zu  beweisen,  dass 
ihre  Bestrebungen  auch  in  die  Tat  umgesetzt 
werden,  so  dass  der  junge  Verein  getrost  in 
die  Reihe  der  bewährten  älteren  Vereine,  die 
dasselbe  Ziel  verfolgen,  aufgenommen  werden 
kann.  Eine  kleine  Probe  seiner  Leistungen 
bietet  die  vorletzte  Nummer  der  Zeitschrift,  in 
welcher  einige  Aufnahmen  des  Vorsitzenden, 
Herrn  Dr.  Ing.  G.  Herberg,  reproduziert 
sind. 

Das  Sekretariat  befindet  sich  Bahnhofstr.  37 
bei  Herrn  O.  Zechmann. 

Sitzungsabende  des  Vereins  jeden  2.  und 
4.  Freitag  des  Monats  im  „Rheinischen  Hof", 
wozu  Freunde  der  Sache  stets  willkommen  sind. 

Erfurt,  den  24.  November  1903. 


175 


KLEINE  CHRONIK. 


Amatenr-Photographen- Verein 
Duisburg. 

Protokoll  der  XXI.  Vereinssitzung  am 
31.  Oktober  1903. 

Eröffnet  wird  dieselbe  um  9^/4  Uhr  durch 
den  I.Vorsitzenden  Herrn  Rojahn. 

Anwesend  sind  20  Herren  und  6  Gäste. 

Das  Protokoll  der  vorigen  Versammlung  wird 
verlesen  und  genehmigt. 

Zur  Tagesordnung:  Punkt  I.  Durchsicht 
der  Kieler-  und  Würzburger  Wandermappe. 
Beide  Mappen  zirkulieren  zur  Durchsicht.  Es 
erregt  namentlich  die  Kieler  Mappe  durch  ihre 
Pigment-  und  Gummidrucke  allgemeines  Interesse. 

Punkt  II."  Kritik  unserer  neuen  Wander- 
mappe. Die  als  erste  eingegangene  Kritik  des 
Münchener  Vereins  wird  verlesen.  Dieselbe 
spricht  sich  im  Allgemeinen  sehr  lobend  über 
unsere  neue  Mappe  aus.  Als  bestes  Bild  kenn- 
zeichnet derselbe  eine  Aufnahme  des  HeiTn 
Rojahn  „Abend  am  Como-See". 

Punkt  III.  Retouchier-Kursus  betreffend. 
Derselbe  ist  am  27.  Oktober  d.  J.  eröffnet  worden 
und  haben  bereits  einige  Herrn  an  demselben 
Teil  genommen.  Es  ist  der  Dienstag  Abend 
von  8  bis  9  Uhr  beim  Photographen  Herrn 
Gerling  hierfür  angesetzt.  Es  mögen  die  Mit- 
glieder recht  ausgiebigen  Gebrauch  davonmachen, 

Punkt  IV.  Ausbildung  der  Anfanger.  Hier- 
zu wird  bemerkt,  dass  sich  die  ftlteren  Mitglieder 
gern  bereit  erklären,  jungen  Anfängern  mit  Rat 
und  Tat  zur  Seite  zu  stehen.  Ausserdem  wird 
diese  Angelegenheit  der  Kommission  übergeben. 

Punkt  V.  Festsetzung  der  Preise  für  den 
nächsten  Wettbewerb.  Es  werden  der  Ver- 
sammlung folgende  Preise  vorgeschlagen  und 
von  derselben  genehmigt:  1.  Preis:  Ein  Weit- 
winkel-Objektiv. 2.  Preis:  Eine  Blitzlichtlampe. 
3.  Preis:  Eine  Schneidemaschine.  4.  Preis:  Eine 
Dunkelkammer -Lampe  mit  schiebbaren  Zylin- 
dern, gelb  und  rot.  5.  Preis:  Ein  Satz  Gelb- 
scheiben. 6.  Preis:  Ein  silbernes  Tablett  mit 
vier  Gläsern.  7.  Preis:  Ein  Dutzend  Pigment- 
Folien.  8.  Preis:  Eine  Kiste  Havanna.  (6—8  ge- 
stiftet von  Vereinsmitgliedern.) 

Zum  Einkauf  der  Preise  wird  eine  Kommis- 
sion, bestehend  aus  den  Herren  Dr.  Meltzing, 
Neuhaus  und  O.  Wiegand,  gewählt. 

Verschiedenes.  Herr  Rojahn  referiert  Über 
den  Projektionsabend  in  Düsseldorf,  an  welchem 
seitens  unseres  Vereines  die  Herren  Rojahn, 
Lierhaus,  Lindemann  und  O.  Wiegand 
nach    vorangegangener   Einladung  Teil    nahmen. 

An  Drucksachen  kamen  zur  Verteilung: 
C.  König,  Aktien-Gesellschaft  für  Anilinfabri- 
kation, ferner  Unger  &  Hoffmann,  Prospekt 
über  Projektions-   und  Vergrösserungsapparate. 

Am  Schluss  der  Tagesordnung  reihte  sich 
der   angesagte  Vortrag  des    Herrn    Scherner, 


Vertreter  der  Kodak-Gesellschaft  an,  beginnend 
mit  einer  kurzen  Einleitung,  in  welcher  derselbe 
hauptsächlich  auf  die  Entwicklungspa^Mere  auf- 
merksam machte  und  ausdrflcklich  betonte,  dass 
den  Entwicklungs-Papieren,  namenÜicfa  in  Aina- 
teurkreisen,  die  Zukunft  gehöre. 

Herr  Sehern  er  b^ann  dann  mit  einigen 
Abzügen  auf  Dekko-Papier.  Er  bediente  sich 
hierbei  eines  ziemlich  dichten  Negatives,  belichtete 
dasselbe  mit  einem  8 — 10  mm  langen  Magnesium- 
band  und  entwickelte  hierauf  die  Kopie  mit 
einem  konzentrierten  HydrochinonentwicUer, 
zuerst  ohne  Zusatz  von  BromkalüOsuag,  bei 
welchem  die  Weissen  nicht  ganz  rein  blieben, 
dann  unter  Zusatz  von  Bromkalilösnng ;  es  ent- 
stand ein  tadelloses  Bild  mit  reinen  Weissen. 
Die  Entwicklung  ging  rasch  von  statten.  Das 
Resultat  der  Bilder  war  ein  recht  zufrieden- 
stellendes. 

Nach  der  Entwicklung  wurden  die  Bilder 
kurze  Zeit  in  eine  Natriumhyposulfitlösung  zum 
Ausfixieren  gelegt.  Zwischendurch  zirkulierten 
Vergrösserungen  auf  Bromsilberpapieren  (Po- 
sitive vsrie  Negative).  Diese  Papiere,  welche 
sich  hauptsächlich  durch  ihre  Dichtigkeit,  Durch- 
sichtigkeit und  Glätte  (d.  h.  fast  kornlos)  aus- 
zeichneten, eignen  sich  vorzüglich  für  Kohle- 
und  Gummidruckverfahren,  da  man  dieselben 
von  beiden  Seiten  kopieren  kann  und  man  auf 
diese  Weise  direkt  beim  ersten  Abzug  ein  seiten- 
richtiges Bild  bekommt. 

Ferner  zirkulierten  Aufnahmen,  welche  auf 
Solio-Papier  kopiert  waren  und  durch  ihre  an- 
mutigen Sujets  und  Tonfülle  allgemeine  Be- 
wunderung hervorriefen. 

Es  gelangten  einige  Pakete  dieser  Papiere 
zur  allgemeinen  Verteilung. 

Ein  Kodakapparat  (neues  Fa^on)  10  X  16, 
sowie  ein  Entwicklungskasten  für  Films  mit 
Drehvorrichtung     wurde     gezeigt    und    erklärt. 

Herr  Rojahn  schliesst  dann,  nachdem  er 
dem  Herrn  Scherner  im  namen  des  Vereins 
seinen  Dank  für  den  so  schön  und  anregend 
verlaufenen  Vortrag  ausspricht,  gegen  1  Uhr 
die  Versammlung. 

I.  Vorsitzender:  I.  Schriftführer: 

C.  Rojahn.  O.  Wiegand, 

Ingenieur. 


Deutsche  Gesellschaft  von  Freunden 
der  Photographie  in  Berlin. 

Monfag,  den  9.  November  1903,  abends  8  ühr: 

Ordentliche  Versammlung 

im     Kasino     der     königlichen     Kriegsakademie, 

Dorotheenstr.  58/59. 

Vorsitzender:  Herr  Geheimrat  Tobold. 

Als  Mitglieder  wurden   aufgenommen:  Herr 

H.  W.  Lind,   Ingenieur,   Berlin   NW.  52,  Paul- 


176 


KLEINE  CHRONIK. 


Str.  25.  Frau  Clara  Friedheim,  W.,  Matthfti- 
kirchstr.  3.  Fräulein  Suse  Richter  W.,  Motz- 
str.  67.  Herr  O.Praetorius,  N.,  Gartenstr.  100. 
Frau   Anna  Rasch,   Pankow,   Amalienpark  5. 

Als  Mitglieder  wurden  angemeldet:  Herr 
Ludwig  Bab,  Besitzer  einer  photogr.  Lehran- 
stalt» Nürnbergerstr.  8.  Herr  Direktor  Frede- 
rick Gregory,  Berlin  SW.,  Friedrichstr.  16. 

Nach  Aufnahme  und  Anmeldung  neuer  Mit- 
glieder macht  der  Schriftführer,  Herr  Direktor 
Schul tz-Hencke,  Mitteilung  von  den  ein- 
gegangenen Schriftstficken  und  Drucksachen. 
Der  Verein  deutscher  Ingenieure  wirbt  fQr  sein 
Unternehmen,  ein  allgemeines  technisches 
Wörterbuch  in  den  drei  Sprachen,  deutsch, 
englisch  und  französisch  herauszugeben.  Bei- 
träge aus  allen  technischen  Fächern  sind  will- 
kommen. Auskunft  erteilt  Dr.  Hubert  Jansen 
NW.  7.,  Dorotheenstr.  49.  Einen  Wettbewerb 
für  Amateurphotographen  veranstaltet  die  Firma 
Carl  Mampe,  Berlin,  Veteranenstr.  24,  in  dem 
sie  verschiedene  Preise  für  originellehumoristische 
Momentphotographien  aussetzt,  bei  denen  eine 
Originalflasche  der  Likörspezialität  „Halb  und 
Halb"  der  Firma  Mampe  irgendwie  zur  Dar- 
stellung gelangt.  Die  Einsendungen  haben  bis 
zum  10.  Dezember  1903  an  die  Firma  zu  ge- 
schehen. 

Die  Verlagsbuchhandlung  Knapp,  Halle  a.  S. 
empfiehlt  „Die  photographischc  Kunst  im  Jahre 
1903",  herausgegeben  von  Matthies-Masuren, 
zur  Anschaffung  für  den  Verein,  und  der  Ver- 
lag von  Gustav  Schmidt,  Berlin,  sendet  einen 
Prospekt  über  die  im  November  erscheinende 
„Camera-Kunst",  eine  internationale  Sammlung 
von  Kunst-Photographien  der  Neuzeit,-  heraus- 
gegeben von  Ernst  Juhl,  Hamburg.  Auf  An- 
regung von  Frau  Exzellenz  von  Igel  sollen 
beide  Werke  in  der  Dezembersitzung  zur  An- 
sicht vorgelegt  werden.  — 

Die  Firma  C.  P.  Goerz  sandte  als  Geschenk 
für  die  Vereinsbibliothek  ein  Exemplar  des 
kurzlich  von  Herrn  Anschütz  herausgegebenen 
Werkes  „Cadinen",  eine  weitere  Bereicherung 
erfuhr  die  Bibliothek  durch  ein  kleines  Buch 
aus  der  optischen  Werkstätte  Carl  Zeiss,  Jena, 
^Anleitung  zur  Auswahl  der  Zeiss-Objektive 
von  Dr.  P.  Rudolph,  Jena.  —  Nach  diesem 
kleinen  Buche  war  solche  Nachfrage,  dass  Herr 
Direktor  Schultz-Hencke  beauftragt  wurde, 
bei  der  Firma  Zeiss  noch  um  einige  Exemplare 
zu  bitten. 

Ferner  macht  der  Schriftführer  bekannt,  dass 
der  nächste  ^kioptikonabend  nicht  wie  gewöhn- 
lich am  dritten  Montag  des  Monats  stattfindet, 
sondern  am  30.  November,  da  Herr  Hauptmann 
Tanera,  der  diesen  Vortrag  in  liebenswürdiger 
Weise  übernommen  hat,  nur  am  genannten 
Tage  in  Berlin  anwesend  sein  kann.  Herr 
Direktor    Schultz-Hencke    fügt    hinzu,    dass 


auch  für  den  Dezember  der  Projektionsabend 
verschoben  wird  und  zwar  wird  derselbe  in 
der  Woche  zwischen  Weihnachten  und  Neujahr 
stattfinden,  welcher  Zeitpunkt  in  den  letzten 
Jahren  bei  unseren  Mitgliedern  viel  Anklang 
gefunden  habe.  Ferner  teilt  Herr  Schultz- 
Hencke  den  Beschluss  des  Vorstandes  mit, 
dass  nunmehr  der  Eintritt  an  den  Projektions- 
abenden nur  gegen  Abgabe  einer  Einladungs- 
karte oder  gegen  Vorzeigen  der  Mitgliedskarte 
gestattet  ist.  Jedes  Mitglied  wird  zwei  Gast- 
karten erhalten.  Weitere  Karten  sind  auf 
Wunsch  erhältlich  in  der  Geschäftsstelle  Viktoria- 
Luiseplatz  6.  Im  Anschlüsse  an  die  Be- 
sprechung über  die  Skioptikonabende  wird  noch 
mitgeteilt,  dass  der  Unterricht  in  der  Herstellung 
von  Diapositiven  im  Atelier  des  Herrn  Jens 
Lützen,  Passauerstr.  13,  Sonnabend,  den  14. 
d.  M.,  nachmittags  5  Uhr,  beginnt  und  an  fünf 
aufeinanderfolgenden  Sonnabenden  daselbst  statt- 
finden wird. 

Herr  Direktor  Breuer  fordert  zu  einem 
gemeinschaftlichen  Ausflug  auf  und  bittet  ev. 
Teilnehmer  am  Sonntag,  den  15.  d.  M.,  den 
Morgenzug  8'®  ab  Berlin  nach  Klein -Machnow 
benutzen  zu  wollen. 

Die  N.  P.  G.,  Steglitz,  hatte  eine  Anzahl  Ein- 
lasskarten zur  Besichtigung  der  Kolossalphoto- 
graphie  „Der  Golf  von  Neapel"  in  ihrem  Aus- 
stellungslokal, Leipzigerstr.,  zur  Verteilung  an 
die  Mitglieder  gesandt. 

Mit  den  in  der  letzten  Sitzung  verteilten 
Proben  von  Pigmentfolien  der  N.  P.  G.  hatten 
Herr  Holtz,  Herr  Nowak  und  Unterzeichnete 
Versuche  angestellt.  Herr  Holtz  klagte  Ober 
das  Rollen  der  FoHen,  die  beiden  Letztgenannten 
fanden  das  Arbeiten  mit  den  Folien  ausser- 
ordentlich leicht  und  sicher,  und  hatten  sehr 
gute  Resultate  mit  denselben  erzielt.  Auch  die 
vier  Bilder,  die  Herr  Heinicke  zur  Sitzung 
eingesandt,  sprachen  entschieden  zugunsten  der 
Folien. 

Um  die  Zweifel,  welche  in  letzter  Sitzung 
Ober  das  Roland  Risse-Papier  auftauchten,  zu 
zerstreuen,  hatte  Herr  Direktor  Schultz- 
Hencke  sich  mit  der  photochemischen  Fabrik 
in  Flörsheim  in  Verbindung  gesetzt  und  die 
Zusicherung  erhalten,  dass  die  Bilder  tatsächlich 
reine  Platinbilder  seien.  Die  Behandlungsweise 
ist  ähnhch  wie  bei  allen  Platinpapieren.  Sen- 
sibilisierungslösung,  Papier  und  Entwickler  ist 
in  der  Fabrik  Flörsheim  a.  M.  erhältlich.  Die 
Fabrik  sandte  auch  noch  Proben  ihres  Matt- 
papiers Koh-i-noor  und  wurde  dieses  der  tech- 
nischen Prüfungskommission  Überwiesen. 

Die  Farbenfabriken  vorm.  Fried r.  Bayer  & 
Co.,  Elberfeld,  sandten  ein  Probepacket  ihrer 
neuesten  Präparate,  das  zur  Verteilung  an  die 
Mitglieder  gelangte. 

Zu  Punkt  6    der   Tagesordnung    „Ober  Ozo- 


177 


KLEINE  CHRONIK. 


typie*  mit  Experimenten"  ergriff  Herr  Direktor 
Schultz-Hencke  das  Wort,  und  illustrierte 
zugleich  seinen  Vortrag  praktisch  durch  Sen- 
sibilisieren des  Papiers,  Übertrag  und  Ent- 
wicklung. *  Es  ist  hier  nicht  der  Ort  zu 
einem  eingehenden  Bericht,  zumal  schon  des 
öfteren  in  diesem  Blatt  das  Wort  zu  dem 
gleichen  Thema  ergriffen  ist.  Als  praktisch 
hervorzuheben  ist,  dass  Herr  Direktor  Schultz- 
Hencke  als  Grundpapier  das  gelatinierte  Papier 
von  Dr.  Jacoby,  welches  als  vorpräpariertes 
Papier  für  Platinpapier  in  den  Handel  kommt 
benutzte,  als  besser  aber  empfahl,  das  Papier 
selbst  zu  gelatinieren,  da  hierbei  die  Möglichkeit 
vorhanden  ist,  immer  genau  die  gleiche  Menge 
Gelatine  auf  den  Bogen  zu  bekommen  und  die 
etwas  stärkere  Gelatineschicht  auch  den  Bildern 
grössere  Tiefe  im  Ton  verleiht. 

Man  präpariert  sich  derartiges  Papier,  indem 
man  ein  StQck  gutes  Rohpapier  in  lauwarmes 
Wasser  taucht,  eine  Glasplatte  dem  Formate 
des  Papieres  entsprechend,  nivelliert,  das  Papier 
auf  die  Glasplatte  bringt,  an  den  vier  Seiten 
ungefähr  1  ctn  breit  umbiegt,  um  eine  Art  Schale 
zu  gewinnen  und  dann  auf  das  Papier  warme 
Gelatinelösung  in  die  Mitte  aufgiesst,  mit  Finger 
oder  Glasstab  das  Ausbreiten  der  Gelatine  Ober 
den  ganzen  Bogen  unterstützt,  die  Gelatine  er- 
starren lässt  und  dann  den  Bogen  zum  weiteren 
Trocknen  aufhängt.  Die  ganze  Arbeit  muss  in 
einem  gut  temperierten  Raum  geschehen.  Die 
Gelatinelösung  ist  angesetzt  1  :  20  und  für  ein 
Stück  Papier  30  X  40  Grösse  nimmt  man  50  ccm. 

Zum  Schlüsse  legte  Herr  Direktor  Schultz- 
Hencke  noch  einige  Bilder  auf  einem  Papier 
vor,  welches  noch  namenlos  und  auch  noch 
nicht  im  Handel  ist,  das  aber  photographisch 
eine  Zukunft  haben  wird,  da  es  die  Vorzüge 
des  alten  Albuminpapiers,  Haltbarkeit,  Wider- 
standsfähigkeit mit  dem  Vorzuge  des  modernen 
Celloidinpapiers ,  Lichtempfindlichkeit,  vereinigt. 

Schluss  der  Sitzung  lO*/«  Uhr. 

M.  Kundt. 
Protok.  Schriftführer. 


Deutsche  Gesellschaft 

von  Freunden  der  Photographie, 

Sektion  Steglitz. 

Ordentliche  Sitzung  am  Montag  den  26.  10.  1903 
im  Restaurant  Kaiserhallen. 
Vorsitz:  Herr  C.  Breuer. 
Zu    Punkt  a    der    Tagesordnung    „Geschäft- 
liches"   gibt    der    Unterzeichnete    zunächst    be- 
kannt, dass  bei  der  Beteiligung  der  Sektion  an 
der      kunstphotographischen     Ausstellung     der 
Freien  Vereinigung  Oldenburger  Amateurphoto- 
graphen   in  Oldenburg  von   13  Auszeichnungen 


2  auf  die  Sektion  entfallen  seien.  £s  erhielteo 
Herr  P.  Mengel  einen  Ehrenpreis  mit  ehreo- 
voUer  Anerkennung  und  der  Unterzeichnete 
eine  ehrenvolle  Anerkennung.  Ferner  \vird 
mitgeteilt,  dass  L  e  c  h  n  e  r  -Wien  und  Verlag  des 
Apollo-Dresden  unter  Zusicherung  von  namhaften 
Preisnachlässen  zum  Bezüge  der  „MitteilungCD 
photographischen  Inhalts"  und  des  „Apollo' 
aufgefordert  haben. 

Punkt  b,  d  und  e  sind  interner  Natur. 

Den  Hauptpunkte  der  Tagesordnung  behandelt 
Herr  Zschokke  in  seinem  Vortrage:  .Die 
Grundbegriffe  der  photographischen  Optik."  Er 
führte  in  kurzem  Folgendes  aus:  Die  Undulations- 
theorie  gilt  heute  für  die  richtige.  Mit  Hilfe  der- 
selben werden  die  Gesetze  der  Reflexion  und  das 
von  Snellius  (1626)  aufgestellte  Brechungs- 
gesetz: „Der  Sinus  des  Brechungswinkels  steht 
zum  Sinus  des  Einfallswinkels  im  konstanten 
Verhältnis"  erklärt,  ebenso  die  Ablenkung  eines 
weissen  Lichtstrahls  und  Zerlegung  in  seine 
Elemente  „die  Regenbogenfarben"  bei  seinem 
Gang  durch  ein  Glasprisma.  Die  Ablenkung 
wächst  mit  dem  Prismenwinkel,  erreicht  ihr 
Maximum,  wenn  der  Winkel  ca.  80°  beträgt 
(bei  grösserem  Prismen winkel  findet  totale 
Reflexion  statt);  mit  ihm  wächst  auch  die  Zer- 
streuung der  Spektralfarben,  jedoch  verschieden 
bei  verschiedenen  Glassorten.  —  Eine  Linse 
kann,  als  aus  vielen  Prisnuen  mit  stetig  wachsen- 
dem Prismenwinkel  zusammengesetzt,  gedacht 
werden,  wodurch  sich  die  stärkere  Brechung 
der  Randstrahlen  oder  der  Abweichungsfehlcr 
wegen  der  Kugelgestalt  leicht  erklärt.  Die 
Koma  erweist  sich  als  Kugelgestaltfehler  fflr 
schief  einfallende  StrahlenbOndel.  \Vie  beim 
Prisma,  wird  auch  durch  eine  Linse  weisses 
Licht  in  seine  farbigen  Bestandteile  zerlegt  — 
es  entsteht  der  Farbenfehler.  Kugelgestalt  und 
Farbenfehler  wurden  zuerst  von  Dollond 
(1760)  durch  praktische  Versuche  besdtigi; 
Fraunhofer  fand  im  Jahre  1814  durch  Be- 
rechnung die  Konstruktionsdaten  für  ein 
sphärisch  und  chromatisch  korrigiertes  Objektiv. 
Für  photographische  Zwecke  geniigteo  die 
Fr  au  nhof  ersehen  Objektive  indes  nicht,  sie 
hatten  chemischen  Fokus,  d.  h.,  die  chemisch- 
wirksamen  Strahlen  hatten  eine  andere  Ver- 
einigungsweite als  die  optischen.  'Wohl  gelang 
es,  diesen  Fehler  zu  beseitigen  und  scharfe 
Bilder  zu  erzeugen,  die  aber  dem  Objekt  nicht 
geometrisch  ähnlich,  sondern  verzerrt  und 
zudem  sehr  lichtschwach  waren.  Im  Jahre 
1840  brachte  Petzval  seine  lichtstarken 
Porträtobjektive,  der  Verzeichnungsfehlcr  wurde 
jedoch  erst  durch  die  symmetrische  Anordnung 
bei  den  von  Stein  heil  konstruierten  Periskopen 
und  Aplanaten  gehoben.  Aber  auch  die 
Aplanate  waren  noch  nicht  ideal,  sie  zeichneten 
Rand    und    Mitte,    wie    auch    seitlich    gelegene 


178 


KLEINE  CHRONIK. 


Horizontal-  und  Vertikaliinien  nicht  gleichzeitig 
scharf.  Diese  beiden  Fehler,  Bildkrümmung 
und  Astigmatismus  wurden  erst  beseitigt,  als 
Schott  u.  Gen.  in  Jena  neue  Glassorten 
auf  den  Markt  brachten,  die  bei  hoher  Brechung 
eine  verhältnismässig  geringe  Zerstreuung 
hatten.  Die  ersten  Objektive  mit  astigmatischer 
Korrektion  stellte  die  Firma  Zeiss  im  Jahre 
1890  her,  ihnen  folgte  1892  der  von  der  Firma 
C.  P.  Goerz  konstruierte  symmetrische  Doppel- 
Anastigmat,  der  heute  noch  als  unübertreffliches 
Objektiv  den  Weltmarkt  behauptet. 

Anhaltender  Beifall  lohnte  Herrn  Zschokke 
und  mit  .Bravo*  wurde  seine  Ankündigung  zu 
einem  Experimen talvortrage  Ober  dasselbe  Thema 
aufgenommen.  Der  Vorsitzende  gab  in  warmen 
Worten  dem  Dank  der  Versammlung  noch 
besonders  Ausdruck  und  knüpfte  hieran  einige 
Bemerkungen  über  verschiedene  glastechnische 
Neuheiten,  die  auf  der  mit  der  jüngsten  Natur- 
forscher-Versammlung zu  Kassel  verbundenen 
Ausstellung  wissenschaftlicher  Instrumente  all- 
gemeines Aufsehen  erregten.  Herr  Breuer 
erwähnte  u.  a.  die  neuen  Gläser,  der  rühmlich 
bekannten  Jenaer  Hütte  von  Schott  &  Gen., 
welche  möglicherweise  von  grOsster  Wichtig- 
keit seien  insofern,  als  sie  unter  Umständen  die 
Möglichkeit  böten,  die  photographische  Optik 
auf  einem  neuen  Wege  zu  fördern.  Bekannt- 
lich setzen  alle  Zeitlang  verwendeten  optischen 
Gläser,  im  Gegensatz  zu  Bergkristall,  dem 
Durchgange  der  eigentlichen  chemisch  wirksamen 
und  namentlich  der  ultravioletten  Strahlen  einen 
erheblichen  Widerstand  entgegen.  Ein  grosser 
Teil  von  ihnen  wird  verschluckt  und  könne 
daher  nicht  auf  die  Schicht  der  lichtempfind- 
lichen Platte  einwirken.  Nun  sei  es  aber  den 
ausdauernden  Bemühungen  des  genannten 
Hüttenwerkes  gelungen,  Gläser  herzustellen, 
die  eine  erheblich  grössere  Durchlässigkeit  für 
diese  Strahlengattung  besässen.  Da  diese 
Gläser  mit  den  verschiedensten  Brechungs-  und 
Zerstreuungsvermögen  verschmolzen  werden 
könnten,  so  sei  es  jetzt  möglich,  Linsensysteme 
zu  schleifen,  die  bei  sonst  gleichen  Krümmungs- 
verhältnissen und  Abbiendung  eine  wesentlich 
grössere  Menge  strahlender  chemischer  Energie 
im  gleichen  Zeitraum  durchliesse.  Auf  diesem 
Wege  würde  es  wabrscheinlich  gelingen, 
Objektive  herzustellen,  die  zwar  für  das  Auge 
auf  der  Mattscheibe  keine  grössere  Helligkeit 
als  die  früheren  Kombinationen  zeigen,  die 
aber  auf  die  lichtempfindliche  Schicht  erheblich 
stärker  einwirken  würden.  Man  würde  daher 
unbeschadet  der  Durcharbeitung  die  Expositions- 
dauer noch  weiter  verkürzen,  oder  bei  der 
gleichen  Expositionsdauer  Bilder  erhalten 
können,  die  in  den  Schattenpartien  weit  mehr 
Einzelheit  aufweisen.  Für  die  Astronomie  sei 
dieser  Zukunftstraum  schon  in  die  Wirklichkeit 


umgesetzt  worden.  Aus  den  erwähnten  Gläsern 
hergestellte  Fernrohrobjektive  hätten  photo- 
graphische Aufnahmen  ergeben,  die  caeteris 
panbus  nicht  blos  einen  grösseren  Sternen- 
reichtum (nämlich  eine  halbe  Grössenklassc 
mehr),  sondern  auch  gewisse  Gebilde,  wie 
einzelne  Nebel,  die  fast  nur  ultraviolette 
Strahlen  aussenden,  viel  deutlicher  zeigten. 

Beifall    der  Versammlung  lohnte  auch  diese 
Ausführungen.  P.  Gebhardt. 


Freie  Vereinigung  von  Amateur- 
Photographen  zu  Hamburg  (R.  V.). 

126.  Vereinssitzung 
am  Montag,  den  16.  März  1903. 
Vorsitzender:  Heinrich  Beck. 

Der  Vorsitzende  berichtet  ausführlich  über 
die  am  Sonnabend,  den  7.  März  eröffnete  Aus- 
stellung; wegen  des  Näheren  verweisen  wir 
auf  den  im  Heft  23  enthaltenen  Bericht 

Herr  Leonhard  Schneider,  Kaufmann, 
Bankstrasse  54 II,  wurde  als  ordentliches  Mit- 
glied aufgenommen. 

Aus  den  Eingängen  erwähnen  wir  1  Exem- 
plar des  , Deutschen  Photographen-Kalenders 
1903"  von  Karl  Schwier-Weimar,  welches 
vom  Herausgeber  für  die  Vereinsbibliothek 
überwiesen  ward.  Vom  Verleger  der  „Kunst 
in  der  Photographie",  Herrn  Wilhelm  Knapp 
in  Halle  a.  S.,  ging  eine  Offerte  ztun  Bezüge 
dieses  Sammelwerkes  ein.  Der  Vorsitzende 
bemerkt  hierzu,  dass  das  Studium  eines  Sammel- 
werkes neben  einer  textlichen  Zeitschrift  für 
die  weitere  Fortbildung  jedes  Freundes  der 
lichtbildnerischen  Kunst  ausserordentlich  förder» 
lieh  sei  und  empfiehlt  den  Bezug  des  genannten 
Werkes.  Hierauf  erklärten  9  Mitglieder  je  ein 
Abonnement  für  das  ganze  laufende  Jahr;  die 
Lieferung  wird  durch  Vermittelung  des  Vor- 
standes geschehen. 

Der  weitere  Teil  der  Sitzung  wurde  von 
der  Vorbesprechung  der  Satzungsrevision  in 
Anspruch  genommen. 

Am  Montag,  den  23.  März  tmd  am  Montag» 
den  30.  März  1903  wurden  zwei  Experimcntal- 
vorträge  gehalten  von  Herrn  A.  Knüppel  über 
das  Coxinverfahren  und  von  dem  I.  Vorsitzen- 
den über  die  Entwickelung  solarisierter  Auf- 
nahmen mit  Hilfe  von  Chrorasäure. 

127.  Vereinssitzung 

am  Montag,  den  6.  April  1903. 

Vorsitzender:  Heinrich  Beck. 

In  den  Verein  wurden  aufgenommen:    Herr 

Gustav  Geber,  Kaufmann,    Jungfernstieg  29, 

und     Herr     Theodor    Voss,     Glasermeister, 


179 


KLEINE  CHRONIK. 


EinisbQtteler  Marktplatz  14;  Herr  Rechtsanwalt 
Th.  Kumpel,  Hagenau  36,  als  ausserordent- 
liches Mitglied. 

Der  Vorsitzende  macht  die  Mitteilung,  dass 
Herr  Paul  Jordan  seine  Funktionen  als 
I.  Schriftführer  und  Mitglied  der  Aufnahme- 
PrQfungskommission  infolge  erhöhter  geschäft- 
licher Inanspruchnahme  nicht  mehr  ausQben 
könne,  weshalb  er  bittet,  ihn  von  seinen 
Ämtern  zu  entbinden.  Diesem  Wunsche  wird 
stattgegeben;  der  Vorsitzende  spricht  Herrn 
Jordan  für  seine  bisherige  Tätigkeit  den  Dank 
des  Vereins  aus.  —  Hierauf  wird  zum  I.  Schrift- 
führer der  bisherige  II.  Schriftführer,  Herr 
Gustav  Hasse  und  zum  II.  Schriftführer  Herr 
M.  May  gewählt;  die  Aufnahme -Prüfungskom- 
mission wird  durch  die  Wahl  des  Herrn 
A.  Viegelmann  komplettiert. 

Der  Vorsitzende  berichtet  Ober  die  Eingänge : 
mehrere  Probepackete  Riepos-Tardopapier  und 
Empfehlungen  sowie  Preislisten  mehrerer 
Fabriken  photographischer  Artikel. 

Hierauf  findet  die  erste  Beratung  des  von 
Herrn  R.  Seh  war  tz  und  dem  I.  Vorsitzenden 
ausgearbeiteten  umfangreichen  neuen  Satzungs- 
entwurfes, der  im  wesentlichen  die  Zustimmung 
der  Mitglieder  findet,  statt. 

Ein  Antrag  des  Vorsitzenden  auf  Einsetzung 
einer  dreigliederigcn  Kommission  zur  Leitung 
von  Vereinsausflügen  wird  angenommen;  zur 
Kommission  werden  die  Herren  W.  Gesche, 
R.  Schwartz  und  W.  Seifarth  gewählt. 
Einige  Mitglieder  machen  den  Vorschlag,  Aus- 
flüge nicht  allein  zu  Fuss,  sondern  auch  per 
Rad  zu  arrangieren. 


Am  Ostermontag,  den  13.  April  1903  fand 
eine  gemeinschaftliche  Besichtigung  der  in  der 
Kunsthalle  abgehaltenen  Grossen  Gemälde- Aus- 
stellung des  Kunstvereins  statt. 


128.  Vereinssitzung 
am  Montag,  den  20.  April  1903. 
Vorsitzender:  Heinrich  Beck. 

Als  ordentliche  Mitglieder  wurden  die  Herren 
Cäsar  Sington-Ro^dal,  Kaufmann,  Bismarck- 
strasse  111,  und  A.  Eine,  Reuterstrasse  11, 
aufgenommen. 

Bei  Verlesung  der  Eingänge  teilt  der  Vor- 
sitzende mit,  dass  Herr  Dr.  R.  Neuhauss  ein 
Exemplar  seines  Werkes  „Lehrbuch  der  Pro- 
jektion" für  die  Vereinsbibliothek  gestiftet  hat, 
wofür  wir  demselben  auch  an  dieser  Stelle 
bestens  danken.  —  Ein  Antrag  des  Vorstandes, 
dass  er  ermächtigt  werde,  zur  Verstärkung  der 
Vereinsbibliothek  eine  grössere  Auswahl  der 
neuesten    Erscheinungen    der   photographischen 


Literatur     käuflich     zu     erwerben,      wird    an- 
genommen. 

Hierauf  wurde  von  Herrn  H.  Sahlsenein 
Experimental-  und  Projektionsvortrag  Ober  die 
Photographie  in  natürlichen  Farben  nach  dem 
Dreifarben  -  Kombinationsverfahren  gehalten, 
unter  Benutzung  der  dreifachen  Projektions- 
lampc. 


Am  Montag,  den  27.  April  1903  wurde  von 
Herrn  Oscar  Miehlmann  ein  Experimental- 
vortrag  über  die  Anfertigung  von  Diapositiven 
mittels  Reisecamera,  Kondensator  und  Lampe, 
und  am  Sonntag,  den  3.  Mai  1903  wurde  von 
Herrn  Max  May  in  dessen  Wohnung  ein  Ex- 
perimentalvortrag  über  künstlerische  Porträt- 
aufnahmen im  Zimmer  gehalten. 


129.  Vereinssitzung 

am  Montag  den  4.  Mai  1903. 

Vorsitzender:  Heinrich  Beck. 

Die  Herren  John  Grewe,  Kaufmann, 
Moltkestrasse  17,  Walde  mar  Anders,  Por- 
zellanmaler, Bürgerweide  24,  Paul  Bentbien, 
Kaufmann,  Hohe  Bleichen  23,  Friedr.  Puls, 
Kaufmann,  EUbeckerweg  136  und  C.  H.  Sievers, 
Lehrer,  Neuer  Kamp  9,  wrurden  als  ordentliche 
Mitglieder  aufgenommen. 

Für  die  VereinsbibUothek  sind  gestiftet 
worden:  von  einem  Nichtmitglied,  Herrn 
M.  Henning,  vier  Jahrgänge  der  ,Photogra- 
phischen  Rundschau",  von  Herrn  F.  Matthies- 
Masuren  das  von  ihm  herausgegebene  Werk 
„Die  photogi-aphische  Kunst  im  Jahre  1902' 
und  von  Herrn  Ludwig  David  die  soeben 
erschienene  neueste  Auflage  seines  „Ratgeber 
für  Anfänger  im  Photographieren  und  für  Fort- 
geschrittene". Für  das  Vereinsatelier  wurde 
von  einem  Mitgliede  die  Stiftung  eines  Appa- 
rates zur  Entwickelung  von  Gummidrücken 
angezeigt.     Allen  Spendern  vielen  Dank. 

Unter  den  Eingängen  befinden  sich  diverse 
Preislisten,  ein  Prospekt  von  A.  Lurz  &  Co. 
in  Wien  Über  auskopierbares  Platinpapier, 
sowie  Probenummern  diverser  Zeitschriften, 
u.  a.  „Union",  Sport-  und  Landwirtschafts- 
zeitung, mit  einem  Preisausschreiben  für  Sport- 
bilder. 

Von  dem  Klub  L'Effort  in  Brüssel  war  eine 
Einladung  zur  Beschickung  seiner  diesjährigen 
Ausstellung  eingegangen;  mehrere  Mitglieder 
wollen  sich  an  derselben  beteiligen. 

Um  die  Prüfung  photographischer  Neuheiten 
in  Zukunft  einheitlicher  als  bisher  zu  gestalten, 
wird  von  dem  Vorsitzenden  die  Elinsetzuag 
einer  technischen  Kommission  beantragt;  der 
Antrag    wird    angenommen    und    in    die    Kom- 


180 


KLEINE  CHRONIK. 


mission    die    Herren  W.  Gesche,    G.  Hasse, 
P.  Luders  und  W.  Seifarth  gewählt. 

Die  Beratung  des  neuen  Satzungsentwurfs 
wird  fortgesetzt. 

Am  Montag,  den  11.  Mai  1903  wurde  von 
Herrn  A.  KnOppel  ein  Ezperimentalvortrag 
über  die  Ozotypie  gehalten. 


Am  Sonntag,  den  17.  Mai  1903  wurde  ein 
Vereinsausflug  nach  Buchholz,  Jestcburg  usw. 
unternommen. 

130.  Vereinssitzung 

am  Montag,  den  17.  Mai  1903. 

Vorsitzender:  Heinrich  Beck. 

Aus  den  Eingängen  erwähnen  wir  ein 
Schreiben  des  Vorsitzenden  der  Photogra- 
phischen Gesellschaft-Bremen  mit  einer  Ein- 
ladung zur  Beschickung  ihrer  Ausstellung, 
welcher  Einladung  ein  Teil  der  Mitglieder  ent- 
sprechen wird.  Ferner  liegt  ein  Heft  von 
^Lechners  Mitteilungen  photographischen  In- 
halts", das  Reproduktionen  einiger  Bilder  von 
unserer  verflossenen  Ausstellung  enthält,  vor. 

Die  technische  Kommission  berichtet  durch 
ihren  Obmann  Herrn  P.  LOders  Ober  das 
lichtempfindliche  KoMepapier  der  Autot3rpe- 
Company:  Das  neue  Fabrikat  ist  gut,  es  er- 
leichtert das  Kohledruckverfahren  wesentlich. 

Als  letzter  Punkt  steht  auf  der  Tagesordnung 
die   letzte  Lesung  des  neuen  Satzungsentwurfs. 


Die  Beratung  wurde  heute  abgeschlossen.  Aus 
der  neuen  Fassung  der  Satzung  ist  besonders 
erwähnenswert,  dass  die  Beteiligung  an  den 
auf  Grundlage  des  freien  Wettbewerbs  zu  ver- 
anstaltenden Ausstellungen  der  »Freien  Ver- 
einigung" sämtlichen  Mitgliedern  gestattet  ist, 
dass  der  Verein  aus  ordentlichen,  ausserordent- 
lichen, auswärtigen,  korrespondierenden  und 
Ehrenmitgtiedern  besteht,  dass  der  Austritt  nur 
auf  den  Schluss  des  Jahres  erfolgen  kann,  dass 
der  Jahresbeitrag  beträgt  für  ordentliche  Mit- 
glieder 20  Mk.,  für  ausserordentliche  15  Mk. 
und  für  auswärtige  10  Mk.,  dass  nur  die  ordent- 
lichen Mitglieder  ein  Eintrittsgeld  von  3  Mk.  zu 
zahlen  haben,  dass  jedes  Mitglied  eine  Vereins- 
zeitschrift gratis  erhält  und  dass  die  Zahl  der 
Vorstandsmitglieder  von  6  auf  9  erhöht  wird. 
Aus  der  Komplettierungswahl  zum  Vorstand 
gingen  die  Herren  L.  Schneider,  Ad.  Knüppel 
und  H.  von  Seggern  hervor. 


Am  Montag,  den  25.  Mai  wurde  von  Herrn 
Carl  von  Salzen  ein  Vortrag  über  Negativ- 
und  Positivretouche  gehalten. 

Heinrich  Beck,  L  Vorsitzender. 


Unterm  25.  Juni  1903  hat  sich  in  Zeitz  unter 
dem  Titel  „Photographische  Gesellschaft  in 
Zeitz**  ein  Amateurverein  gebildet.  Vorsitzender 
desselben  ist:  Bureau  Vorsteher  PaulFiederer, 
Zeitz,  Kaiser  Wilhelmstrasse  38,  an  welchen 
alle  Anfragen  und  sonstige  Zuschriften  zu  richten 
sind. 


Fragen  und  Antworten. 


Zu  der  Anfrage  über  Stereoskopauf- 
nahmen  auf  Seite  j 62  der  KL  Chronik; 

Die  altbekannte  optische  Anstalt  von  C. 
A.  Steinheil  Söhne-München  teilt  mit,  dass 
bei  ihrer  „Altero  -  Stereo  -  Quart  -  Camera"  das 
stereoskopische  Prinzip:  Objektivabstand  =  Fern- 
punktabstand im  Negativ  und  Positiv  =  mensch- 
lichem Augenabstand  von  etwa  63  m///  eingehalten 
ist.  —  Prospekte  Ober  diesen  Apparat  versendet 
die  Firma  auf  Wunsch  gratis. 

Wie  arbeitet  der  C'Entwickler\  ist  der 
G'Enhvickler  empfehlenswert? 

Fast  alle  Handlungen  photographischer  Ar- 
tikel bereiten  selbst  gebrauchsfertige  Entwickler- 
losungen, welche  dann  unter  irgend  einer  Marke 
zum   Verkauf    kommen.      Es    ist    natürlich    un- 


möglich, diese  Hunderte  von  speziellen  Haus- 
marken alle  zu  kennen.  Im  Übrigen  enthalten 
diese  Lösungen  nicht  etwa  ganz  neue  Ent- 
wicklersubstanzen, sondern  es  werden  zu  deren 
Herstellung  die  gebräuchlichsten  Präparate 
wie  Hydrochinon,  Metol,  Paramidophenol, 
Edinol  usw.  verwendet;  sehr  beliebt  sind  auch 
Kombinationen,  äusserst  verbreitet  ist  Metol- 
Hydrochinon.  Letztere  Kombination  arbeitet 
sehr  vortrefflich. 

Beim  Entwickeln  mit  Hydrochinon  er- 
halte ich  an  den  Fingern  braune  Flecke, 
Wie  entferne  ich  diese? 

Versuchen  Sie  einmal  Abreiben  der  Finger 
mit:  Glaubersalz  200  g,  Chlorkalk  100  f, 
Wasser  200  ccm^  vermittelst  Bürste  oder  auch 
einfach  Abreiben  mit  Bimstcin. 


181 


KLEINE  CHRONIK. 


Verschiedenes. 


Rudolf  Scholz,  t 

Wiederum  bat  der  Wiener  Camera -Klub 
einen  berben  Verlust  erlitten.  Am  16.  Oktober 
starb  in  Gries  bei  Bozen  Rudolf  Scholz  nach 
längerem  Leiden  im  Alter  von  25  Jahren.  Der 
Verstorbene,  der  dem  Lehrerstande  angehörte, 
lag  mit  seinem  Bruder  Theodor  eifrig  der  Pflege 
künstlerischer  Photographie  ob;  von  dem  schönen, 
vielverheissenden  Schaffen  der  Brüder,  von  ihren 
gesunden,  schlichten  und  erfrischend  persön- 
lichen Anschauungen  konnten  wir  im  Heft  12 
dieses  Jahres  Oberzeugende  Proben  bringen. 
Auch  die  Worte,  mit  denen  [der  Bruder  die 
Todesnachricht  begleitet,  geben  Kunde  davon, 
dass  hier  ein  ganzer  Mensch  vorzeitig  dahihging. 
„Er  wollte  gern  gesund  werden,  um  nur  ein 
schönes  Leben  zu  führen.  Sein  letztes  Reden 
war  ergreifend  und  hat  sein  Herz  zum  letzten- 
mal   in    seiner   schlichten   Grösse  geoffenbart". 

F.  L. 


AuBBtellungs-Nachrichten. 

Ausstellung  far  künstlerische  Photo- 
graphie in  Bozen.  Der  Amateur-Photographen- 
Klub  für  Bozen  und  Umgebung  veranstaltet  zur 
Osterzeit  des  kommenden  Jahres  (vom  19.  Mflrz 
bis  10.  April)  unter  Mitwirkung  mehrerer  Künstler 
in  den  Räumen  des  neuerbauten  städtischen 
Museums  eine  Ausstellung  für  künstlerische  Photo- 
graphie. Dieselbe  will  ihre  Besucher  mit  der 
fortschreitenden  Entwicklung  und  Ausgestaltung, 
welche  die  Kunsphotographie  in  den  letzten 
Jahren  erfahren  hat,  bekannt  machen  und  damit 
den  erfreulichen  Umschwung  zeigen,  den  die 
Lichtbildkunst  von  der  gehaltlosen  und 
schablonenmässigen  Wiedergabe  zu  individuell 
empfundenem  Schaffen,  zur  Wahrheit  und 
Natürlichkeit  genommen  hat.  Der  leitende 
Gedanke,  welcher  die  Veranstalter  bei  diesem 
Werke  beseelt,  ist,  durch  dasselbe  auf  weitere 
Kreise  in  künstlerischem  Sinne  erziehend  und 
anregend  einzuwirken.  Es  ergeht  daher  an 
alle  Amateur-  wie  Fachphotographen  und 
deren  Vereinigungen  die  Einladung,  durch 
zahlreiche  Beteiligung  zum  Gelingen  dieses 
Unternehmens  beizutragen.  Die  näheren  Be- 
stimmungen für  die  Anmeldung  usw.  versendet 


auf  Verlangen  bereitwilligst  Rudolf  Horoeck' 
Professor  der  öffentlichen  Handelsschule  in 
Bozen,  Erzherzog  Heinrichstrasse  Nr.  1. 

Der  Photo-Club  za  Nizza  veranstaltet  vom 

19.  Januar  bis  3.  Februar  eine  internaticaalc 
Ausstellung.  Prospekte  sind  durch  das  Sekre- 
tariat des  Clubs  zu  beziehen. 

Die  Photographische  Gesellschaft  zu  Riga 
beabsichtigt,  wie  wir  hören,  im  kommenden 
Frühjahr  eine  Ausstellung  von  Amatcur- 
photographien  zu  veranstalten,  an  welch» 
sich  auch  Nichtmitglieder  beteiligen  können. 
Der  Vorstand  wurde  auf  der  gestrigen  General- 
versammlung damit  betraut,  die  nötigen  Schritte 
zu  tun  und  seinerzeit  alles  Nähere  bekannt  zu 
machen. 

Photograpy^he  Ausstellung  in  Leipzig 
1904.  Anlässüch  ihres  Verbandstages  ver- 
anstalten der  Sächsische  und  der  Thüiinger 
Photographen  -  Bund     vom     5.    September    bis 

20.  Oktober  1904  in  den  Räumen  des  Bucb- 
gewerbehauses  eine  Ausstellung,  welche  be- 
sonders die  Sächsisch-Thüringische  Photographie 
in  ihrem  ganzen  Umfange  zur  Darstdlung 
bringen  soll. 


Geschäftliche  Mitteilungen. 

Eingegangene  Prospekte,  Preislisten  usw.: 
Unger   ä   Hoffmann  -  Dresden :    Preisliste 

über  Projektions-    und   Vergrösseningsapparate 

nebst     sämtlichem    Zubehör     Nr.    30.      Hierzu 

Nachtragsliste  Nr.  32. 

C.    F.    Kindermann    &    Co. -Berlin    SW.: 

Nachtrag  zur  Preisliste  vom  September  1901. 
Romain   Talbot  -  Berlin :    Photo-Neuheiten. 

November  1903. 

Preisausschreiben. 

Der  Schluss-Annahmetermin  für  Einsendun- 
gen zu  dem  von  der  Kodak,  Ges.  m.  b.  H.,  ver- 
anstalteten grossen .  Mitbewerb  ist  bis  zum 
30.  Juni  1904  hinausgeschoben  worden  und 
zwar  auf  Wunsch  einer  Anzahl  von  Amateuren, 
die  gegen  die  kurze  gegebene  Zeit  von  August 
bis  Ende  Dezember  sofort  protestiert  hatten. 


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