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TRANSFERRED TO
FINE ARTS LIBRARY
HARVARD COLLEGE
LIBRARY
FROM THE BEQUEST OF
CHARLES SUMNER
GLASS OF 1830
Senator fram Massachusetts
K>E BOOKS BELATIN6 TO
FOLRICS AHD HNB ABTS
TRANSFERRED TO
FINE ARTS LIBRARY
1
W
/7F-2.
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN
-^.
40. Jahrgang (1908)
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN
HALBMONATSCHRIFT
FÜR
AMATEUR-PHOTOGRAPHIE
Begründet von H. W. Vogel
40. JAHRGANG
1903
Herausgegeben von P. Hanneke in Berlin
Bilder-Redaktion: Fritz Loescher
Mit zahlreichen Gravüren, Bildertafeln und Abbildungen im Text
BERLIN, 1903
VERLAG VON GUSTAV SCHMIDT
(VORM. ROBERT OPPENHEIM)
;^~ff
L.
J
HABViBD Piro ABTS fiiaaiHr
£QGG MUSEQII
, HARVARD
UNIVERSITY
iUN20l962
-', ^r
Alle Rechte vorbehalten.
Druck von Gebr. Unger in Berlin, Bernburger Strasse SO.
Alphabetisches
Sach- und Namen-Register.
Jahrgang XL. (1903)
Abschwächer, Ein neuer — mit amidoessigsaurero
Natron 46; Über Ammoniumpersulfat 382.
Acetonbisulfit 270; Praktische Versuche mit — 320;
R. Namias, Ober — 383.
Aktien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation, Unal
188.
Alaun, Lumiere fr^es und Seyewetz, Über die
saure Reaktion der — e 31, 48.
Albuminplatten, Diapositive auf — 35 ; Unterguss
für — 124; Entwickler für — 160.
Albums fttr Photographien 337.
Altero-Stereo-Quart 238.
Amerikanische Kunstphotographien 67.
Ammoniumpersulfat, Pigg, Wirkung von — auf
das phot. Bild 382.
Anastigmat, K. Martin, Über lichtstarke — e 139;
Busch — F : 5,5 160.
Aristokopie, Über das Vergilben der — en 29;
Rote Töne auf — en 220; Entwickler für — en
257.
Aristopapier, Rexept für Selbstanfertigung von —
237.
Ausstellung, — von Damen-Arbeiten in der Ge-
sellschaft zur Förderung der Amateur-Photo-
graphie zu Hamburg 83; Zehnte internationale
— von Kunstphotographien zu Hamburg 307.
Baekeland Leo, Bestimmung der Haltbarkeit von
Silberkopien 302; Zarttckgehen des latenten
Bildes 304; Schwefelt onung von Btomsilber-
kopien 319.
Baltin, Einige Winke über Objektivprüfungen 8;
Die Verwendung von Gelbscheiben bei ge-
wöhnlichen Bromsilberplatten 115; Über Mo-
mentverschlUsse 156.
Bauemkunst, O. Schwindrazheim, Die Bedeutung
der Photographie für die Erforschung der
deutschen — 251, 266.
Baum, Ernesto, Über die Verwendbarkeit alter,
schleiemder Cblor- und Chlorbromsilberplatten
durch physikalische Entwicklung 195; Über
Tonung von Diapositiven 364.
Bellach, V., Neue orthochromatische Schichten
172.
Bennet, H. W., Chrombäder für den Pigment-
prozess 339; Über Standentwicklung 374.
Bentzen, Th., Anwendung des Dreifarbendrucks
191.
Beschleuniger, L. Gramer, Einige Bemerkungen
über die sog, — 22.
Bichromin 143.
Bilder, Zu unseren — n 6, 21, 37, 57, 63, 67,
83. 103. "8. "33» »47. 168, 182, 198, 213,
231, 245, 26a, 277, 295, 325, 341. 360, 377.
Bisson-Lichtdruck-Prozess 284.
Blitzlampe, — von Richard Höh & Co. 351.
Blitzlicht, Mercks — Tabletten 47.
Böcklin über Porträtmalerei 32.
Bogisch, A., Metochinon 176.
Bromsilber, Foucaut, Eine neue — Modifikation
124; Über — Gelatine und das latente Bild 256.
Bromsilbergelatinebilder, Tonung von — n 240.
Bromsilberkopien , C. Winthrope ^Ipie Umwand-
lung von — in Platin 64, 80, 273; Grün-
tonung von — 94; Schwefeltonung von —
319; Namias, GrUntonung von — 350; Warme
Töne für — 385.
Bromsilberpapier, Edinol für — e 81; ~e mit
silberglänzendem Untergrund 320.
Bromsilberplatten, W. Scheffer, Einiges über
neue hochempfindliche — 171.
Bunel, L. J., Modifikation des Uran Verstärkers
241.
Busch, Expositionsmesser 143; Taschen-Klemm-
bUgel 159; Anastigmat F : 5,5 160.
Camera, Ferd. Nicolai, Die Hand — 90, 121,
136; Dreifarben-Detektiv — iio; Voigtländers
Scheren 177; Altero-Stereo-Quart — 238.
Castifopapiere und — Platten 64.
Celloldin-Emulsion, — mit Silbernitratammoniak
144.
CelloYdinentwicklungspapier 303.
CelloYdinkopien, Murexid-Tonung für — 285;
Tonung von matten — mit PalladiumchlorUr
302.
Cellulolfd, Ersatz für — 29.
Cerwenka, Photophonograph 47.
Chlorbromsilberemulsion, — für Diapositivplatten
und Papiere 284.
Chlorbromsilberpapiere 243; P. Hanneke, Ent-
wicklung von — n in verschiedenen Farben 291 .
Chlorsilbergelatine siehe unter Aristo.
Chlor- und Chlorbromsilberplatteii, Emesto Baum,
Über die Verwendbarkeit alter schieiernder —
durch physikalische Entwicklung 195.
Chrom, Gebrüder Lumiere und Seyejvetz, Wirkung
von — auf Gelatine 335.
Collatin-Papier 221, 317; Diapositive mit — 367.
Cramer, Lüppo, Einige Bemerkungen über die
sogenannten Verxögerer und Beschleuniger
22; Die physikalische Entwicklung von Trocken-
platten 44.
Davaone, Theorie der Solarisation 369.
Diapositiv, —e auf Albuminplatten 35; Edinol
für —platten ili; Tonbäder für — e 125;
Entwickler tUr Albumin — platten 160; Über
die Verwendbarkeit alter, schleiemder — platten
195; Chlorbromsilber-Emulsion für —platten
284; Farbige — durch Änderung der Ent-
wicklerzusammensetzung 286; E. Baum, Über
Tonungvon— en364;— emitCollatinpapier367.
Direkte Herstellung von Positiven, E. Hrudnik,
— auf Auskopierpapieren nach Diapositiven
336.
Doppel-Orthar 382.
Drecker, J., Über Lichthöfe und deren Vermei-
dung 305.
Dreifarbendruck, Th. Benteen, Anwendung des
— s 191.
Dreifarbenphotographie, -Kopien auf Papier 15;
Carl Kaiserling, Der gegenwärtige Stand der
Ivesschen — 106; Detektiv-Camera für — iio.
Dunkelkammerbeleuchtung, A Parzer- Mühlbacher,
Über — 234.
Dyk, F., Celloldinentwicklungspapier 303.
Dynar I : 6 von Voigtländer & Sohn 352.
Eastman, Pelloidplatten 93.
Eder, Über Messung der Plattenempfindlichkeiten
238.
Edinol, — für Bromsilberpapiere 81; — für
Diapositivplatten und Papiere 1 1 1 ; — Spezial-
entwickler 381.
Edwards, Fred., Gummi-Eisendrucke 161.
Eingesandt 194.
Eisendrucke, Gummi — 161.
Eisenpapier mit Entwicklung in Silbersalzlösung
323.
Empfindlichkeit, Messung der — von Platten 238.
Emulsionspapiere, Kollodium- Vorpräparation für
— 206.
Entwickler, Edinol für Bromsilberpapiere 81;
Pyrogallus — mit Atzalkalien 92; Glycin-Metol
— 93; Haltbarer Pyrogallus — 126; A. u. L.
Lumiere u. Seyewetz, Über Metochinon 142,
154; A. Bogisch, Über Metochinon 176; Uoal
188; — für Momentaufnahmen 206; Metol-
Adurol — 220; Metol-Pyrogallol* und Metol-
Brenzcatechin — 239; — für Aristokopien
*57; Pyo — noi* Ammoniak und Aceton 303;
Ersatz der Ketone und Aldehyde in — n 337;
Edinol-Spezial — 381.
Entwicklung, L. Cramer, Die physikalische —
von Trockenplatten 44; — mit Chlorgoldlösung
64; Stand — mit Ortol 80; Automatische —
239; Empfindlichkeit ortochromatischer Platten
während der — 302; Lumiere & Seyewetz,
Über Entwicklung bei hellem Licht 355, 374,*
W. Heinieke, Standentwicklung 371.
Erfurth, Zu Hugo — s Bildern 103.
Expositionsmesser, Buschs — 143; Feitzingers
— 206; Zankis — »Azet« 369.
Fahre, Cb., Metol-Pyrogallol- und Metol-Brenz-
catechin-Entwickler 239.
Farbenempfindliche Platten, 179; V. Bcllach,
Neue — 172; — mit Orthochrom T. 185;
Empfindlichkeit der, — während der Entwicklung
302.
Farbenempfindliche Films 47, 219.
VI
Farbige Photograpbie, Sanger-Shepherd, Fort-
schritte in — 14; — auf Papier 15, 28; Wo-
rcls direkte — &>; Carl Raiserling, Der gegen-
wärtige Stand von lyes — 106; Vereinigung
für die Förderung der — 176; V. Kopetochni,
Über Worels direkte — 204, 217, 249, 280,
299, 313. 33' • 346; Gurtners — 220; Über
direkte — mittels Ausbleichy erfahren 257, 367 ;
Herstellung von — en nach Lippmanns Ver-
fahren 35a.
Farbenfabriken, vorm. Fnedr. Bayer & Co., Rot-
lack 189; Edinol-Spesialent Wickler 381; Ge-
färbte — 383.
Farbwerke, vorm. Meister Lucius & BrOning,
Pinakolsalx N 12, 40, 46; Orthochrom T 185.
Fdtxingers Exponometer 206.
Film, Farbenempfindliche Roll — s für Tages-
lichtwechslung 47; Kodaks Kodoid- (Pelloid-)
Platten 93; Neue Roll — Packung 161, 275;
Neue farbenempfindliche Roll— s der Kodak-
Gesellschaft 219.
Fixierbad, Saures — 303,
Fleck, C, Leimdruck- Verfahren 158; Murexid-
Tonung von Celloidinkopien 285.
Formosulfit siehe Trioxymethylen.
Foucaut, A. u. G., Eine neue Bromsilber-Modi-
fikation 124.
Foxlee, Weiteres über direkten Gummi-Pigment-
prozess 144.
Funger, A., Gef^bte Entwickler 383.
Gelbscheibe, P. Baltin, Die Verwendung von
— ^n bei gewöhnlichen Bromsilberplatten 115.
Glas, Lichtabsorption durch — 272.
Godde, G., Farbige Photographien nach Lipp-
manns Verfahren 352.
Grösste Photographie der Welt, Die 333,
Grfinsche Linse, Vorteile und Nachteile der —
160.
Gummidruck, Papiere fUr — Präparationen 3S2.
Gummi-Eisendrucke 161.
Gummipapier, Verbesserung im Kopierprozess
mit käuflichem — 79.
Gummipigmentprozess, weiteres über Foxlees
direkten — 144.
Gurtners Verfahren zur Herstellung mehrfarbiger
Photographien 220.
Haltbare Kopien, Herstellung von — auf Aus-
kopierpapieren 304.
HadfieM, E. O., Chlorbromsilber-Emuision für
Diapositivplatten u. Papiere 284.
Haltbarkeit, Bestimmung der — von Silber-
kopien 302.
Hamburger Ausstellungsbrief iii.
Hanneke, P., Pinakolsalz N 12, 40; Platten und
Films 85; Glycin-Metol- Entwickler 93; Über
Katatypie 99; Pigmentdrucke in richtiger Stel-
lung mittels einfachen Übertrags 131; Busch's
Ezpositionsmesser 143; Bichromin 143; Fai^
benempfindliche Platten 179; »Photon«-Ton-
bad 184; Neue Pigmentpapiere 211; Abzieh-
bare Pigmentfolien 227; Chlorbrom8ilber>
papiere 244; Haltbar sensibilisiertes Pigment-
papier 265; Acetonbisulfit27o; Neue Rollfilm«
Packung 275; Entwicklung von Chlorbrom-
silberpapieren in verschiedenen Farben 291t
Collatinpapier 317; Konzentr. Edinol-Spezial-
entwickler 381 ; Doppel-Orthar 382.
Heinicke, W., Lenta- Papier 43; Standentwick-
lung 371.
Heliar 78.
Homolka, B , Abschwächer mit Pinakolsalz N,
46, Entwicklung mit Chlorgoldlösung 64.
Hrudniic, Emil, Direkte Herstellung Ton Positiven
auf Auskopierpapieren nach Diapositiven 336.
von HObl, Platindrucke mit glänzender Ober-
fläche 208.
Jahreswende, Zur — i.
Jarmann, A. J., Rezept für Selbstanfertigung von
Aristopapier 237; Pigmentdrucke auf Metall-
platten mit polierter und mattierter Ober-
fläche 289.
Jves, Carl Kaiserling, Der gegenwärtige Stand
der — sehen Dreifarbenphotographie 106.
Kaiserling, Carl, Die Photographie für Freunde
der Naturwissenschaft. Die Camera wähl 51,
Das Objektiv 163; Über MomentverschlUsse,
Stative usw. 259. Der gegenwärtige Stand
der Jves'schen Dreifarbenphotographie 106.
Kallitypie 323, 344.
Katatypie, ein neues Kopierverfahren ohne Licht-
wirkung, 17, 188; P. Hanneke, Über — 99.
Kodak-Gesellschaft, Neue farbenempfindliche
Rollfilms 219.
KoUodiumprozess, R. Namias, Versuche mit
dem — 274.
Kongress, Berichte vom V. Internationalen —
für angewandte Chemie 188, 207, 212, 219,
238, 239, 256, 257, 302, 304, 319, 320.
Kopierpapiere mit Silberuntergrund 320.
Kunstpapier als Unterlage fUr phot. Kopien 319.
Kupfertonbad für Platinkopien 302.
Lack, Schwarzer Matt — 92.
Latentes Bild, R. A. Reiss, Zerstörung des — s
14; K. Schaum. Über Bromsilbergelatine und
das — 256; Einwirkung von Gasen und
vn
Dämpfen auf das — 286, 365; Zurückgehen
des —es 304.
LebretOD, Aug., Pyroentwickler mit Ammoniak
' und Aceton 303.
Lehnert, Hildegard 21.
Leimdnick-Verfahren 158.
Lenta-Papier, W. Heinicke, — 43.
Lichthöf, J. Drecker, Über — e 305.
Lichthoffreie Platten, Unterguss für — 256.
Lippmann's Verfahren, Farbige Photographien
nach — 352.
J-iteratur 16, 33, 49, 65, 97, 114, 129, 145,
162, 178, 209, 225, 241, 257, 290, 321,
353. 370. 385.
Löbel, Leopold, Ersat« der Retone und Alde-
hyde in Entwicklern 377.
Loescher, Fritz, Ober Porträtphotographie 26,
57, 295; Hamburger Ausstellungsbrief iii;
Zehnte internationale Ausstellung von Kunst-
photographien zu Hamburg 307 ; Internationale
Bildniskunst 325.
Lucidus, Aus dem Notizbuch 94, 126, 222.
Lumi^re & Seyewetz, Über das Vergilben der
Aristokopien 29 ,* Über die saure Reaktion der
Alaune und der Einfluss des Säuregehaltes
auf das Unlöslichwerden der Gelatine in
Bezug auf Chromalaun 31, 48; Das Trioxy-
methylen und seine Anwendungen in der
Photographie 72, 89, 109; Über Metochinon
142, 154; Über die Zerstörung des farbigen
Schleiers in Negativen 200; Wirkung von
Chrom auf Gelatine 335; Ersatz der Ketone
und Aldehyde in Entwickeln 337, 338; Über
Entwicklung bei hellem Lichte 355, 374.
Manly, Thomas, Neues von der Ozotypie 19, 272.
Marriage, Säurebäder fUr Ozotypie 368.
Martin, R., Über lichtstarke Anastigmate 139.
Mattpapier, Herstellung eines — s zum Aus-
kopieren 46.
Menke, H William, Kupfertonbad air Platin-
kopien 302.
Merck, Blitzlicht-Tabletten 47.
Merckens, Waldemar, Photon-Tonbad 175, 184.
Metochinon, A. u. L. Lumi^re u. Seyewetz,
Über — 142, 154; A. Bdgisch, Über — 176.
Metol-Adurol-Entvrickler 220.
Metol-Brenzcatechin-Entwickler 239.
Metol-Pyrogallol-Entwickler 239.
Momentaufnahmen, Entwickler für — ao6.
MomentverschlUsse, P, Baltiin, Über — 156.
Murexid-Tonung für Celloidinkopien 285.
Namias, R., Platintonbad 92, Erhöhung der
Haltbarkeit von Chromatschichten 212; Wir-
kung der Bleisalze in den Tonfixierbädern 219;
Versuche mit dem Kollpdiumprozess 274;
Eisenpapier mit Entwicklung in Sübersalz-
lösung 323.- Grüntonung von Bromsilber-
papierkopien 350; Über das Vergilben der
Silberkopien und Negative 350; Über Aceton-
bisulfit 384.
Naturwissenschaft, Carl Kaiserling, Die Photo-
graphie für Freunde der 51, 163, 259.
Negativ, Haltbarkeit phot. — e 189; Vergilben
der — e 350.
Negativ-Umkehrung, C. Schmuck, Beobachtungen
über — 152.
Nicolai, Ferd., Die Handcamera 90, 121, 136.
Notizbuch, Aus dem — 94, 126, 222.
Oakley, Unterguss für lichthoffreie Platten 256.
Objektiv, P. Baltin, Einige Winke über —
Prüfungen 8; Ein neues Tele — 124; K.
Martin, über lichtstarke Anastigmate 139;
Vorteile und Nachteile der Grünschen Linse
160; Busch-Anastigmat F:5,5. 160; Dynar 352;
Unofocal 383.
Orthar, Doppel — 382.
Orthochrom T. 185, 353.
Orthochromatische Schichten, V.' Bellach, Neue
— 1I2.
Ortol, Standentwicklung mit — 80.
Ozotypie, Neues von der — 19, 272, Haltbar
sensibilisiertes Papier für — 367," Säurebäder
für — 368.
Parzcr-Mühlbacher, A., Über Dunkelkammer-
beleuchtung 234.
Papiere, Neue — 186.
Patent-Nachrichten 16, 34, 50, 66, 82, 98, 114,
130, 146, 162, 178, 193, 210, 226. 242, 258,
274, 290, 306, 322, 338, 354, 370, 386.
Pflüger, A., Lichtabsorption durch Glas 272.
Photophonograph, Ein neuer 47.
Pigg, J. J., Wirkung von Amrooniumpersulfat 382.
Pigmentdruck, Modifikation des — s 15; Doppeltes
Übertragspapier mit matter Oberfläche 15;
Der — und die Dreifarbenphotographie 70.
— e in richtiger Stellung mittels einfachen
Übertrags 131, 227; — auf Metallplatten mit
polierter und mattierter Oberfläche 289.
Pigmentfolien 131; P. Hanneke, Abziehbare
— 227.
Pigmentpapier, Schnelltrocknung von — 159;
Lichtempflndliches — 160; Matte — e 211;
Herstellung von haltbar sensibilsiertem — 212;
Haltbar sensibilisiertes — 265.
Pinakolsalz N., 12, 40, 46.
VIII
Platinbilder, Sepia-Tonbad ftir — 256; Kupfer-
tonbad für — 302.
Platindruck, von HUbl, — e mit glHnzender
Oberaäche 208.
Platintonbad, — nach R. Namias 92.
Platten und Films 85.
Plattenempfindlichkeiten, Messung der — 238.
Plaubel & Co., Doppel-Orthar 382.
Plombotypie 13,
Ponsin, Sinop-Prozess 63.
Porträtphotographie, Einiges über moderne —
*6» 57; Von neuer — 295.
Posetive, Haltbarkeit phot. Negative und — 189.
Postkarten, — mit Uranpräparation 220.
Pyrogallns^Enrwickler, — mit Atzalkalien 92;
Herve, Haltbarer — 126; — mit Ammoniak
und Aceton 303.
Quecksilber- Verstärkung 64, 187.
Quecksilberchhmdp Schwächung der mit — lösung
gebleichten Negative durch Fixiematron 351.
Radke, Louis, Solarisation und Umkehrwirkung
in der Photographie 61.
Reiss, R. A., Verstärkung mit Quecksilberchlorid
vor dem Fixieren 187; Einwirkung von
Gasen und Dämpfen auf das latente Bild
286, 305.
Riebensahm & Posseidt, Tardo- Papier 125,
Collatinpapier 317.
Riepos-Tardo-Papier 125.
Rollfilm siehe unter Film.
Rotlack-Bayer 189.
Royal Photographic Society, Jubiläum der — 188,
Scharf, Zu Otto — s Bildern 262.
Schaum, K., Über Bromsilbergelatine und das
latente Bild 256.
Scheffer, W. , Einiges über neue hochempfindliche
Platten 171.
Schleier, Lumi^e und Seyewetz, Über die Zer-
störung des farbigen — s in Negativen 200.
Schmuck, C, Beobachtungen ttber Negativ-
Umkehrung 152.
▼OD Scholler, Zu den Bildern Philipp — s 231.
Schröder, Dr. Hugo, f 34«
Schultz, F., Formel der durch Tiefenaberration
hedbgten Unscharfe 30.
Scfawartz, York, Kollodium-Vorpräparation für
Emulsionspapiere 206.
Schwindrazheim, O.. Die Bedeutung der Photo-
graphie für die Erforschung der deutschen
Bauemkunst 251, 266.
Shepberd, Sanger, Fortschritte in Farbenphoto-
graphie 14, 28.
Silberhaloide, v. Tugolessow, Veränderung der —
am Licht 385.
Silberkopieen, Bestimmung der (ialtbarkeit von
— 302; Vergilben der — 350.
Siifop-Prozess 63.
Smith, K. E. Blake, Neue Tonbäder mit Sulfo-
carbamid 175.
Solarisation, Louis Ratke, — und Umkehr-
wirkung in der Photographie 61; Davanne,
Theorie der — 369.
Sollet, Postkarten mit Uranpräparation 220.
Standeotwicklung, — mit Ortol 80; Glasrippen -
kästen für— 187; W. Heinicke, Über— 371.
Steinheil, Alto-Stereo- Quart 238; Unofocal 383.
Teleobjektiv, Ein neues — 124.
Thermophotographie 48.
Thompson, James, Kallitypie 345.
Tiefenaberration, F. Schultz, Formel der durch
— bedingten Unschäife 30.
Tonbad, Saure -^ er mit Sulfocarbamid 15;
Platin — nach R. Namias 92; — er für Dia-
positive 125; Neue — er mit Sulfocarbamid
175; Photon— 175, 184; — für rote Töne
auf Aristokopieen 220; Sepia — fUr Platin-
bilder 256; — mit PalladiumchlorUr 302;
Kupfer — für Platinkopieen 302.
Tonfixierbad, R. Namias, Wirkung der Bleisalze
in — dem 219.
Tonfixierpapier 93.
Tonung, Schwefel — von Bromsilberkopien
319; Grün — von Bromsilberkopieen 359.
Trioxymethylen, Gebrüder Lumi^re und Seyewetz,
Das — und seine Anwendungen in der Photo-
graphie 72, 89, 109; Der Ersatz des — in
Entwicklern 337, 338.
Trytat, E., Entwickler fttr Momentaufnahmen
206; Herstellung haltbarer Kopien auf
Auskopierpapieren 304.
V. Tugolessow, Veränderung der Silberhaloide
am Licht 385«
Unal 188.
Unofocal 383.
Uran, Postkarten mit — Präparation 220; Mo-
difikation des — Verstärkers 241.
Valenta, E., Celloidin-Emulsion mit Silbetnitrat-
ammoniak 144; Tonung von matten Celloidin-
kopieen mit PalladiumchlorUr 302: Empfind-
lichkeit orthochromatischer Platten während
der Entwicklung 302.
Vergilben von Silberkopieen und Negativen;
Namias, Über das — 350.
Verstärker, Modifikation des Uran — s 241.
W
VcTStärkuDg, Quecksilber — 64; — mit Qaeck-
silberchlorid yor dem Fixieren 187.
Verzögerer, L. Cramer, Einige Bemerkungen
über die — 22.
Voigtländers Scheren-Camera 177; Dynar i : 6,
352.
Watkin« Automatische Entwicklung 239.
WaUeck, Prof Hans, + 209.
Winthrope, C, Die Umwandlung von Brom-
silberkopien in Platin 64, 80, 273.
Worel, Kopetschni, V., Über — s direkte far-
bige Photographien 80, 204, 217, 249. 280,
299. 313, 331. 346.
Zankl, A.. Expositionsmetser »Azet« 369.
Bilderverzeichnis.
a) Bildertafeln.
Seite
Albert, Max (St. Gallen), Landschaft. . . 343
Amsink jr., Frau Wilh. (Hamburg)» Ver-
gnügtes Pärchen .......... 86
Amsinck, Frau Joh. S. (Hamburg), Mölhi 87
Bauch, Anna (Hamburg), Damenportrftt . 86
Bertolini, Dr. Franz (Graz), Feierabend . 158
V. Bronsart, Frau Staatsminister (Marien-
hofX Knabenportrftt 86
Bruns, Otto (Berlin), Nebelstimmung. . . 371
Bari, Emil (Basel}, Erlenwald 362
Cartensen, H. M. (Flensburg), Winterland-
schaft 195
Andacht I98
Dollmann, Frau Gen.-Konsul (Hamburg),
Trauergondel 87
T. Düren, C. (Berlin). Porträts . . . 291, 294
Landschaft 298
Dflhrkoop, R. (Hamburg), Damenbildnis . 310
Ebert, Olga (Hamburg), Schneelandschaft 83
Ehrhardt, Otto (Coswig), Landschaft. . . 339
Frühling 346
Erliirth, Hugo (Dresden), Porträt in Land-
schah 99
J. V. Cissarz 102
Porträtgruppe 106
Aktstudie 378
Fischer, Niels (Kopenhagen), Im fernen
Westen Dänemarks 131
Bei der Lampe 134
Towerbridge in London .... 138
Gesche, W. (Hamburg), Vor Sonnenunter-
gang IIS
Seite
Görke, Franz (Berlin), Kiefern bei Alt-MUritz 38
Motiv aus der Rostocker Heide . 42
Baumstudie (Burg Schlitz) .... 46
Grell, G. Henry (Hamburg), Abend im Harz 12
Grönewolt, Elisabeth (Hamburg), Gewitter-
stimmung 83
Kinderporträt 86
Hegg, Dr. E. (Bern), April 358
Herrmann, Therese (Berlin), Motiv aus
Gastein 122
Hinton, A. Horsley (London), Tagesneige 374
Hofmeister, Th. u. O. (Hamburg), Doppel-
bildnis 326
Käsebier, Gertrude (Newyork), Muttergiück 67
Bildnis der Mrs. K 70
Julia 74
Kirstein, Alfred (Berlin), Aus Venedig . . 222
Kühner & Wiek (Davos), Alpendorf ... 366
Lehnert, Hildegard (Berlin), Auf dem
Lande 22
Baumstamm-Studie 26
— Gänserupfen 30
Loescher, Fritz (D. Wilmersdorf), Porträt-
Studien 5'» 54
Lorenz, Max (Klotzsche), Birken auf der
Heide • . 202
Maack, Frau Dr. (Hamburg), Fütterung . 87
Mäy, Max (Hamburg), In Erwartung . . 118
Möller, Max (Aachen), Motiv aus der Ei fei 150
V. Ohiendorft", Hans (Hamburg), Ncbel-
stimmung - . . 190
Puyo, C, (Paris), Im Schilf 4
XI
Seit«
Puyo, C, (Paris), Mutterschaft 8
Am See 318
Rembrandt van Rijn: Nicolaes Bniynink . 58
Renger-Patzscb, Rob. (Dresden;, Porträt-
studien 246
Rey, Guido, Koromunikantin 214
Richter, A. (Lipine), Am Gardasee. . . . 278
Friedhof bei Salo 282
Scharf, Otto (Krefeld), Waldsee 259
Pferde 262
BUsserin 266
Weiden im Vorfrühling 275
Titelbild für einen Katalog ... 307
Schmidt-Diehler (Frankfurt a. M.), Italie-
nische Fischer 186
Schneider, Alfred (Meissen), Waldlandschaft 163
Lektüre 166
Das Modell 170
Seite
V. Schöner, Ph. (Wien), Porträtstudic . . 227
Seestück bei Ajaccio 230
— — Japanerin 234
Scholr, R. u. Th. (Wien), Eichen .... 182
Sneyers, Leon (Brüssel), Herrenbildnis . • 314
Steichen, Eduard J. (Newvork), Eleonore
Düse 323
Stoltz, Elma (Hamburg), Birken und Heide 83
Urff, S. (Hanau), Föhrenwald 218
Versmann, Frau Arnold (Hamburg), Vier-
ländische Diele 86
Waitz, Frau Dr. (Hamburg), Geschwister 87
Weil, Mathilde (Philadelphia), Löwensahn-
Ketten 330
Weiss, Karl (Dresden), Porträtstudie 250, 25
Winkel, Karl (Göttingen), Letzter Schnee . 154
Wolters, Frau Geo (Hamburg), Segler . . 87
b) Textbilder.
Albers, A. H. (Schönberg), Bei Locarno . 358
Albert, Max (St. Gallen), Kanal in Amster-
dam. 340
Winterlandschaft 341
Bei Steineck 342
Aming, Dr. Ed. (Hamburg), Hüttenwerk. 315
Bachmann, Dr. H. (Gras), Im Hafen . . 182
Barnbrock, E. (Hamburg), Landweg bei
HummelsbUttel 7
Beck, H. (Hamburg), Auf der Elbe ... 120
Blount, David (Newcastle), Malerbildnis . 329
Bock, Mercedes (Rheinbeck), Aus Tirol . 84
Brandt, Dr. L. (Berlin), Sestri-Levante . . 380
Dubreuil, Pierre (Lille), Porträt des Bild-
hauers Braque 327
von Dühren, C. J. (Berlin). Bildnis des
Malers Fidus 291
Porträts. . . .292, 293, 295, 296, 297
Fischer 294
Landschaft 298
Dührkoop, R. (Hamburg), Damenporträt . 330
Ehrhardt, Otto (Coswig), Mühle 339
Im Wasser 343
Selbstbildnis 346
Enge, F. (Leipzig), Dorfstrasse 148
Erfurth, Hugo (Dresden), Im Sommer-
sonnenschein 99
Karl Meissner 100
A. Thamm loi
Erfurth, Hugo (Dresden), Hans Unger . . 102
— — Aktstudie 103
Landschaft 104
Porträt in Landschaft 105
~ — Mutter und Kind 106
Fischer, Niels (Kopenhagen), SörQord in
Norwegen 131
Damenporträt 132
Vor der Haustür 133
— — Selbstbildnis 134
»R^verie« 135
— — Herrenporträt 136
An der Treppe 137
Kinderporträt 138
— — Freilichtporträt 139
Damenbildnis 309
Framheim, Frau Dr. (Hamburg), Birken . 84
Gesche, W. (Hamburg), Winterlandschaft. 121
Goerke, Franz (Berlin), Ernte. ..... 35
Dierhagen 36
— — Netzflickerin 37
Motiy aus MUritz 39
Wolken und Wellen 40
Motiv aus Ahrenshoop ..... 41
Am Strand von Warnemünde . . 42
Gottheil, £. (Königsberg l Pr.), Tänzerin 5
Grantz, Caesar (Rixdorf), Dorfweg ... 184
Grell, G. Henry (Hamburg), Heimweg. . i
Hauers, Frau Dr. (Hamburg), Kutter . . 85
XII
SeiU
Hayn, Dr. (Köln), Im Sanerland .... 195
Herbefg, Georg (Breslau), Alt-Breslau, an
den Mühlen 361
»- Alt-Breslau, Domportal 362
Heimann, Therese (Berlin), Auf dem Felde 117
Hertwig, Frau A. (Charlottenburg), Frans
Goerke 38
Hilsdorf, J. (Bingen), Maler Melchior
Lechter 308
Hofineister, Th. & O. (Hamburg), Ilse J. 8
Abendsonne 311
Homeck, Prof Rud. (Bozen), Stille Gewässer 1 86
Hujsser, Job. F. J. (Bloemendaal), Hol-
lindische Windmühle (Monode-Studie). 2
Jung, Wilh. (Cöln a. Rh«), Rheinlandschaft 363
Kaesebier, Gertrude (New York), »The
Black Fox« 69
Mrs. E 71
Kirstein, Alfred (Berlin), Selbstbildnis . . 4
Waldwiese 6
Porträts 214, 215, 216
Kolster, H. (Hamburg), Dorfstrasse . . . 376
Kühlwein, Armin (München), Schneesturm 149
Kühner & Wieck (Davos), Pis Kesch . . 356
Languarde, Mlle. C. (Aix), Halbschatten . 312
Lichtenhahn, Ernst, St. Saphorin .... 355
Lehnert, Hildegard (Berlin), Schafweide in
der Mark 19
Am PlOner See 20
Rosenstock 21
Selbstbildnis 21
Aus einem hessischen Bauerndorf. 22
Sommertag (Mecklenburg). ... 23
Sonntagsmorgen (Motiv aus Hessen) 24
Bei Goslar 25
— — Aus Hosterwitr (Elbe) 26
Loescher, Fritz (Deutsch -Wilmersdorf),
Porträtstudien. . .51, 52, 53, $5. 5^, 57. 5»
Lorenz, Max (Klotzsche), Birkenweg. . . 196
Abend an der Nordsee 197
Luders, P. (Hamburg), Winterlandschaft . 278
Maj, Max, (Hamburg), Bildnis des Dr.
jur. L 119
Mayer, M. (Pilsen), Karawane 153
Micke, Dr. (Berlin), Aus Bomholm . . . 373
Milster Edgar (Berlin), Aus SUdtirol ... 199
Brandung 201
- — Tiroler Bauernhaus 202
Heiligen drei Brunnen bei Trafoi
(Ortler Alpen) 279
Aus Tirol 283
Misonne, L. (Gilly), Winter 307
Möller, Max (Aachen), Niedeggen (Eifel) 151
Dorf Pelm (Eifel) 154
Sftite
Persqhdd, Nicola (Leipzig), Porträt . . . 325
▼on Pfistermeister, Dr. F. (München), Holz-
fuhrwerk. 357
Puyo, C. (Paris), Reflexe 3
y. Rambach, H. (Rappin), Landschaft . . 378
Renger-Patzsch, Rob. (Dresden), Mönch . 245
Porträt : 247
Richter, A. (Lipine), Tauwetter 375
Nach dem Gewitter 276
— — Oberschlesisches Dorf 277
Ringel, Frau Ed. H. (Hamburg), Elbe-
bild 83
Rothermundt, W. (Berlin), Am Golf von
PozzuoU 371
Schaefer, Frau Kammerdirektor (Bensheim),
Wintersonne 86
Scharf, Otto (Krefeld), Niederrheinische
Landschaft 259
Die Netzflicker 260
Waldesrand 261
Porträts 262, 263
Birken 264
Abendsegen 328
Schildknecht, H. (Wien), Vor der Tür . . 360
Schmidt -Diehler, W. (Frankfurt a. M.),
Trostburg b. Waidbruck 179
Kartoffelernte im Schwarzwald . . 180
Gufidaun b. Klausen 243
Schneider, Alfred (Meissen), Studienkopf . 163
Sprossen und Blüten 164
— — Bildnis Sascha Schneiders .... 165
— — Im Steinbruch 167
— — Zigeunerkind 168
— — Kinderkopf 169
von Schoeller, Philipp (Wien), Bastelica . 227
Porträtstudien 228, 229, 231
— — Turm Parata (Corsica) 232
Schafe 233
Fischer aus vSkagen 234
Scholz, R. u. Th. (Wien), Morgenstimmung i8l
Seiberth, J. (Basel), Am Brienzer See . . 150
Simmonds, Frau Dr. (Hamburg), Porträt . 83
Spencer, Erna (Newark-Ohio), Kind mit
Apfel 67
Katzen-Gesellschaft 313
Steichen, Ed. (Newyork), Schriftsteller
Sadakichi Hartmann 310
Stieglitz, Alfred (Newyork), The Hand of
Man 3»6
Damenporträt 323
Urff; S. (Hanau), Winterlandschaft ... 211
Feldweg 212
Tannenwald 213
Venth, Hermann (Gotha), Kleeernte . . . 3S9
XIII
Seite
Walter, Alois (Katbarinaberg), Nach dem
Gewitter ii8
Abend im Wald 122
Warburg, John C. (London), Klippen-
schatten » 314
Weil, Mathilde (Philadelphi.a), Leonore. . 73
Weimer, Wilh. (Darmstadt), Porträt . . . 324
Weinkauff, Antonie (Hamburg), Baby . . 86
Weiss, Karl (Dresden), Porträtstudien 246, 248
Seile
White, Clarence H. (Newark), Miss Julia
Mc. Cune • 326
Wimmer, V. (Charlottenburg), Tschengelser
Hochwand ....•• 372
Winckelmann, H. (Berlin), Landschaften 115, 116
Winkel, Carl (Göttingen), Wiesenbach . . 147
Würz, Th. (Winterthur), Aufnahme eines
Blitzes 287
XIV
Kleine Chronik.
Vereins-Nachrichten.
Augsburg, Amatettr-Pbotographen- Verein 115.
BarmcD, Verein filr Liebbaber-Pbotograpbie ill.
Basel, Amateur-Photographen- Verein i, 5?.
Berlin, Verein aur Förderung der Photographie
7, 15, 27, 39. 46, 55, 68. 93, 108. 147.
Lichtbild- Verein Berlin 26.
Amateur-Photographen- Vereinigung vEos«
3. 57. 97, loi. 136.
Deutsche Gesellschaft von Freunden der
Photographic 9, 33, 46, 81, 87, 102, 112,
"6, 159, 176.
Boien, Amateur-Photographen-Club fttr Bösen
und Umgebung 3, 15. 61, 78, 91, 142.
Verein aur Förderung der Amateur-
Photographie, Bösen und Umgebung 27, 59,
79, 96, 147.
Breslau, Schlesische Gesellschaft von Freunden
der Photographie 27, 69, 75. 83, 104, 109,
117, 121, 127, 172.
Chemnitz, Amateur-Photographen-Verein 45.
Danzig, Photographische Gesellschaft 53.
Dresden, Dresdener Gesellschaft zur Förderung
der Amateur-Photographie 35, 53, 70, 88,
100, 142, 150, 158.
Duisburg, Amateur-Photographen- Verein i, 135,
163.
Elberfeld, Verein für Amateur-Photographie 72,
80, 115. 124.
Elmshorn, Verein von Amateur-Photographen
41, loi.
Erfurt, Photographischer Klub i.
Freie Photograph. Vereinigung 155, 175.
Gotha, Vereinigung Gotbaer Amateur • Photo-
graphen 96, 158.
Hamburg, Gesellschaft zur Förderung der Ama-
teur-Photographie 23, 77, 84, 91, 171.
— — Freie Vereinigung von Amateur-Photo-
graphen 1, 8. 18, 99, 156, 165; 179.
Photographische Gesellschaft 2, 33.
Hannover, Verein für Amateur-Photographie 23,
32, 45. 54. 67, 85, 94, 127, 131, 13s, 141.
155. «64.
Jena, Verein von Freunden der Photographie
«7, 58.
Leipzig, Verein für Amateur-Photographie «Gut
Licht« 156.
Leroberg, Photographische Gesellschaft 79.
Linz (Donau), Amateur-Photographen- Verein 23.
Mainz, Rheinisch. Camera-Klub 2, 15, 60, 149, 174.
MUlhausen i.E., Photo-Club »Alsatia« 155.
München, Photographischer Club 2, 26.
Offenbach a. M., Amateur- Photographen- Verein
65-
Posen, Photographischer Verein 31, 46, 65, 107.
Rixdorf , Amateur - Photographen - Verein » Gut
Licht« 79.
Steglitz, Sektion — der Deutschen Gesellschaft
von Freunden der Photographie 42, 72, 80,
124. 178.
Zittau, Amateur-Club »Gut Licht« 32.
Fragen und Antworten.
Seite 5, II, 19, 29, 36, 43, 49, 62, 73, 81, 89, 97, 105, 112, 119, 125, 128, 133, 137, 143. «51
161, 181.
XV
einer Fülle klangvoller Namen wollten wir glänzen; an der Hand einer ausgesuchten
Zahl trefflicher Leistungen das Bild einer geschlossenen Produktion zu geben, das
war unser Ziel.
Nicht ganz gelang es uns mit Bezug auf die künstlerischen Vorlagen aus dem
Gebiet der Malerei den gesteckten Rahmen auszufüllen. Gar zu oft scheitert hier
der gute Wille an der Ungunst der Verleger, bei denen die Autorisation zur Publi-
kation der in Aussicht genommenen Kunstblätter nachgesucht werden muss. Immerhin
gelang es uns, in den Reproduktionen nach Allonge, Franz Hals, Pieter de
Hooghe, W. Feldmann, T. Chauvel und Walther Leistikow unsern Lesern
eine Serie gehaltvoller, zum Schaffen anregender Blätter zu geben. Der Anklang,
dessen sich diese Einrichtung zu erfreuen hatte, wird uns ein Ansporn zu weiteren
Bemühungen sein.
r
n
Können wir so befriedigt auf die Darbietungen des verflossenen Jahres zurück
schauen, so glauben wir unsern Lesern für das kommende noch reichere Gaben
versprechen zu dürfen, die nicht nur durch inneren Wert, sondern auch durch
Hebung der äusseren Aus-
stattung das bisher Gebotene
übertreffen sollen. Wir
werden immer mehr danach
streben, auch im äusseren
Gewände das vornehmste
Organ der photographischen
Publizistik in Deutschland zu
werden.
Das verflossene Jahr hat,
unterstützt durch gewisse
unterm 12. Längengrade in
Sachsen gekeimte Monopoli-
sierungsgedanken , ein böses
Gemetzel unter den photo-
graphischen Organen an-
gerichtet; zwei Fachjournale
haben dabei ihr Leben lassen
müssen. UnsereVerant wortung
ist durch diesen Wandel der
Dinge gewachsen. Mehr noch
fühlen wir die Pflicht, eine
von aller Kleinlichkeit freie,
mit rein ideellen Mitteln ge-
pflegte Stätte zum freien Spiel
der Kräfte in unserer Zeit-
schrift zu bieten.
Die photographische
Wissenschaft , die Technik
schreitet unbekümmert in den
Laboratorien der Praktiker,
in den Studierstuben der Ge-
Jüh. F. J. Huysser, Bioemendaal. 11. -v -iir ti-
- ' „ ,. , ,,,. , , . ,„ . . ,. . lehrten ihren Weg. Hier tut
Holländische Windmühle (Monocle-Sludie).
eine Zeitschrift ge-
nug, wenn sie ein
möglichst solid
und kritisch ge-
sichtetes Material
aller bemerkens-
werten Fort-
schritte gibt. In
dieser Hinsicht hat
uns stets aller
Dilettantismus, der
Kult ephemerer
Nachrichten fern-
gelegen, und in
dieser bewährten
Bahn werden wir
auch ferner vor-
wärts schreiten. —
Die bildnerische
Photographie da-
gegen ist nicht
mehr so aus-
schliesslich Fach-
sache, sie ist mit
ihren Leistungen
wiederholt vor die
breite Öffentlich-
keit getreten, sie
hat bewusst von
dem Urteil der
Techniker an das
der Kimstästhe-
ükcr appelliert.
Hier kann man
nicht mehr auf
den Weg einseitig
phototechnischer ^- P">o, Paris. Rencxe.
Beurteilung weitergehen, der bis zum Erstarken der modernen Bestrebungen all-
gemein als der einzig richtige angeschen wurde; wir haben bereits im verflossenen
Jahre begonnen, dieser Einsicht entsprechend den Rahmen ftlr den illustrativen Teil
unseres Blattes weiter zu ziehen, und wir werden fortfahren, innerhalb der Grenzen
des guten Geschmacks so tolerant und weitherzig wie möglich gegen alle Richtungen
zu sein. Man kann durchaus nicht absehen, welchen Wandel die Entwicklung der
künstlerischen Photographie noch bringen wird; wir dürfen erwarten, dass wir da
noch viel überraschendes erleben werden und dass es dermaleinst eins der inter-
essantesten Dinge sein wird, diesen vielverschlungenen, nicht immer leicht in den
treibenden Motiven zu erkennenden Gang rückschauend zu verfolgen. Die Aufgabe
der Journale ist es, dieser Entwicklung zu folgen, auch da, wo sie nach herkömm-
licher Ansicht sich von dem Wege der reinen Photographie entfernt. Massgebend
darf hier allein der Ernst der in Frage stehenden Bestrebungen sein und ihr Wert
als Baumaterial für die Fortbildung der Photographie als künstlerisches Ausdrucks-
mittel. — Wir sind zwar der Ansicht, dass auch hier möglichst kritisch gewähh
werden solle, sind aber zugleich überzeugt, dass vieles beachtenswert ist, dessen
Bedeutung das in
einseitig techni-
scher Beurteilung
befangene Auge
nicht sofort er-
kennt. Wir glau-
ben zwar , dass
die Photographie
auch in künst-
lerischer Hinsicht
letzten Endes mit
eigenen Mitteln,
selbständig etwas
leisten muss, dass
sie der wunder-
feinen Widergabe
der Natur, die nur
ihr möglich ist,
sich nicht vollends
entschlagen darf,
wenn sie etwas
Originelles , Ein-
ziges erreichen
will, dennoch dür-
fen wir uns der
Erkenntnis nicht
verschliessen, dass
uns jede Ema-
nation stark bean-
lagter Persönlich-
keiten weiter-
bringt und dass
gerade im Gebiet
der Kunst keine
chinesischen
Mauern aufgerich-
tet werden dür-
fen. Gewöhnen
wir uns daran,
auch zunächst be-
fremdende Bilder,
die uns nicht ganz
in den Kram
passen, duldsam
hinzunehmen und
ernst zu prüfen,
wir werden dann
Alfred Kirstein, Berlin.
Ol p ,
£2
ü CL,
als Baumaterial für die Fortbildung der Photographie als künstlerisches Ausdrucks-
mittel. — Wir sind zwar ^^'^ a .%>.;>^w* o—«. -««*, *•;•«- ^äj^j^j^j,^* |^j^-^-u ^.«n.
'. '^
Eh
ü ^
vor solcher namen-
losen Erregung der
Leidenschaften be-
wahrt bleiben , wie
sie die Publikationen
eines jungen Ameri-
kaners in einem
unserer Amateur-
blätter vor einigen
Monaten hervorrief ;
die belgische Re-
gierung aber erwarb
kurz darauf eines
dieser Bilder für die
Brüsseler Gallerie,
und sanktionierte so-
mit mindestens ihren
Kunstwert. Also ru-
hig Blut — , es ist
nicht alles schlecht,
was uns ungewohnt
ist.
Die Vorgänge,
die ich hier berührt
habe, machten eine
Anzahl von Kräften
frei, die sich nach
einer Stätte sehnen,
wo sie sich unbe-
einflusst , frei aus-
sprechen können.
Wer zu uns kommt
mit bedeutsamen Lei.
stungen, dem werden
wir stets gern einen
Platz einräumen und
er braucht nicht zu fürchten, dass Intoleranz oder Kleinmütigkeit ihm Schranken zieht.
Wir haben die Verpflichtung, alle ernst Schaffenden zum Wort kommen zu lassen,
wenn ihre Sprache noch mächtig genug ist, auf den Gang der Dinge einzuwirken.
Wir werden nie das Interesse der Photographie über irgend einem, wenn auch noch
so geschickten und verblüffenden Spezialistentum, nie über dem formalen den inneren
Wert vergessen, aber wir werden ein freier Boden sein für alle ehrlichen Kämpfer.
Dass dieser edle Wettstreit, der sich im neuen Jahre in den Spalten unseres Blattes
abspielen wird, fruchtbringendster Anregungen voll ist, das soll unsere Aufgabe sein,
deren glücklicher Lösung wir schon jetzt durch wohlbegründete Voraussetzungen das
günstigste Prognostikon stellen können.
E. Gottheil, Königsberg i. Pr.
Zu unseren Bildern.
Unter unseren heutigen Bildern nehmen die Leistungen des Franzosen C. Puyo
einen hervorragenden Platz ein. Unsere Allermodernsten zwar mögen solche wohl
erwogenen, nach ihrer Meinung zu „gedrechselten" Bilder nicht mehr recht leiden.
Sie haben der französischen Schule häufig übertriebene Stlssigkeit, gezwungene, er-
ktlnstelte Komposition vorgeworfen. Und in der Tat schlägt auch alles, was Puyo
macht, ein wenig ins Reutlingersche Genre. Dennoch brauchen wir uns die naive
Freude an Leistungen, in denen die Photographie nach einer bestimmten Richtung
hin so virtuos entwickelt ist, nicht nehmen zu lassen. Es ist wirklich genug Platz
für alle ernsten Bestrebungen. Was man der französischen Photographie entgegen-
hält, das wird häufig auch der Malerei und Plastik dieses beweglichen und sensiblen
Volkes zum Vorwurf gemacht: zu viel dramatische Pose, zu wenig Innerlichkeit, zu
viel formale, technische Geschicklichkeit, zn wenig Leben. Dennoch reissen uns
die französischen Künstler hin mit ihrer spielenden Überwindung schwierigster
technischer Probleme, mit der immer sicheren, immer vornehmen Ausgeglichenheit
ihres Vortrages. Es ist eine alte künstlerische Kultur in diesem Volke, ein namen-
loses Können, ein äusserst verwöhnter Blick, den die leisesten Disharmonieen ver-
stimmen, ein scharfes Gehör, das die unscheinbarsten Regungen der Natur belauscht.
Jeder Mensch aus dem Volke, der das Pariser Pflaster tritt, ist mehr Künstler als
so mancher, der bei uns mit breitkrämpigem Kalabreser und wehender Kravatte
herumläuft. Haben wir einstweilen noch ein wenig Achtung vor diesem Künstler-
volk, wir deutschen „Barbaren", die immer noch vorwiegend für Familienblatt und
Alfred Kirstein, Berlin.
Waldwiese.
E. Barnbrock, Hamburg.
Landweg bei Hummelsbüttel*
Öldruck schwärmen, und, wenns hoch kommt, dem Auslande die technischen
Mätzchen abgucken.
Freuen wir uns also auch ungemischt an Puyos, des Photographen, Bildern.
An dieser reizenden, duftigen Gestalt, die da im Schilf hockend verträumten Auges
übers Wasser blickt, auf dem die grossen, sonnenüberglänzten Mummelblätter ruhen ;
an der keuschen Marienerscheinung, die, lichtumflossen vor einer einfachen, zart
herabgetönten Landschaft stehend, als Sinnbild der Mutterschaft gegeben ist; an
jenem edlen jugendlichen Kopf, den ein Reflex tiefliegenden Lichtes zu klar kon-
trastierender, effektvoller Beleuchtung bringt. Von jeher sind die pikanten Licht-
effekte Puyos Stärke gewesen; wie sicher und virtuos er sie handhabt, das zeigen
auch diese Bilder.
Die junge Hamburger Schule kommt zur Sprache in einem schlicht und sinnig
gegebenen Mädchenporträt der Gebrüder Hofmeister, sowie in einigen Land-
schaftsaufnahmen von Henry Grell, von denen namentlich der „Abend im Harz"
durch einen anscheinend geschickt auf der Platte hineingedeckten Lichtstreif überm
Horizont zu stimmungsvoller Wirkung gebracht ist. — E. Barnbrock, der hier
mit einem „Landweg bei Hummelsbüttel" figuriert, ist unseren Lesern von früherer
Publikation in diesen Blättern bekannt. — Von Dr. Alfred Kirstein, einem der
eifrigsten Berliner Vertreter des Gummidrucks, bringen wir zwei Bilder, von denen
namentlich das vortreffliche Herrenkniestück durch Frische und Ungezwungenheit
der Auffassung fesselt. Wir werden demnächst bei der Publikation einiger weiterer
Bilder Gelegenheit nehmen, auf die Leistungen dieses interessanten Amateurs etwas
näher einzugehen. — Auch der stimmungsvollen Monocle-Studie des Holländers
Huysser, sowie der graziösen Menuett-Tänzerin Gottheils sei anerkennend gedacht.
F. L.
Einige Winlte über Objektivprüfungen.
Von P. Baltin.
Die wenigsten Amateure, welche sich ein neues Objektiv anschaffen,
nehmen sich die Mühe, dasselbe einer gründlichen Prüfung auf seine Leistungen
hin zu unterwerfen^ meist wohl, w^eil sie sich auf ihren Händler oder auf die
Firma des Fabrikanten verlassen. Es kann aber natürlich auch bei den ersten
Firmen vorkommen, dass trotz aller Kontrolle doch einmal ein fehlerhaftes
Instrument durchgeht, und bei den billigen Erzeugnissen empfiehlt es sich
ganz entschieden, vor dem definitiven Ankauf sich durch eigenen Versuch
ein Urteil zu bilden. Die Mehrzahl der optischen Firmen gewährt bekanntlich
gern eine genügende Prüfungsfrist, und wo das nicht der Fall sein sollte,
verzichte man lieber und beehre die koulantere Konkurrenz.
Wenn dem
Amateur auch selten
genügende Mittel
zu einer erschöpfen-
den, exakten Unter-
suchung zu Gebote
stehen, so wird er
doch meist im
Stande sein, bei
einigermassen
systematischem
Verfahren so viel
zu ermitteln, als
ihm zu wissen nötig
ist.
Besitzt man
eine Handcamera,
bei welcher das Ob-
jektiv nicht heraus-
genommen werden
kann — womög-
lich auch ohne
Mattscheibe — , so
ist freilich nicht viel
zu machen. Man
muss sich daraut
beschränkeo, bei
feststehender Ca-
mera und mit
voller Öffnung
die Aufnahme einer
fernen Landschaft
Th. u. O. Hofmeister, Hamburg.
Ilse J.
i:ii)i4<rc x^
j ,4...t_lvi. - '->'^:,Brj^Z^^'Ml
IM SCHIL.F
Photogr. Mitteüiingpnyi
(oder noch besser, eines nicht zu nahen, hohen und langen Gebäudes von
einfacher Architektur) zu machen und das Negativ auf Mittel- und Rand-
schärfe zu untersuchen. Da es sich in diesem Falle meist um aplanatische
Objektive handeln wird, so ist zu fordern, dass die Mitte absolut scharf und
die Abnahme der Schärfe nach dem Rande zu nach allen Richtungen hin eine
gleichmässige sei. Fehler in dieser Beziehung können sowohl am Objektiv
liegen (z. B. schlechte Centrierung, Fokusdifferenz), als an mangelhafter Aus-
führung der Camera. Der Besitzer der letzteren wird selten die wahre Ur-
sache ermitteln können und tut in diesem Falle am besten, bei dem Verkäuler
zu reklamieren.
Bei Kodaks und ähnlichen Filmcameras kann die Leistungsfähigkeit des
Objektivs durch Aufnahmen auf Films niemals mit Sicherheit geprüft werden,
doch bietet es bei den meisten derartigen Apparaten (wie z. B. Klapp-
Taschen-Kodak III und ähnlichen) keine Schwierigkeit, eine dünne, passend
geschnittene Trockenplatte einzulegen. Bei der Aufnahme muss nur darauf
geachtet werden, dass man das rote Fensterchen in der Rückwand gut zu-
deckt. Häufig steht bei solchen Kameras die das Objektiv tragende Vorder-
wand etwas schief. Die daraus resultierende einseitige Unscharfe des Negativs
darf natürlich nicht, wie es oft geschieht, dem Objektiv aufs Konto gesetzt
werden.
Eine wirkliche Objektivprüfung kann man nur vornehmen, wenn man
dazu eine Stativcamera mit langem Balgenauszug und möglichst mit aufklapp-
baren Kassetten zur Verfügung hat. Manche, die eine solche nicht besitzen,
werden sich dieselbe von einem Bekannten leihen können.
Zunächst prüfe man, ob das Objektiv Fokusdifferenz hat.
Es ist eine ebenso verbreitete als irrige Annahme, dass dieser Fehler
schon seit Petzvals Zeiten zu den überwundenen gehöre: er kommt viel-
mehr weit häufiger vor, als man denkt, ja, er ist fast bei jedem Objektive
in gewissem Masse vorhanden.
Bei diesem Versuch, wie auch bei allen übrigen, ist es höchst notwendig,
die Einstellung nicht auf der zum Apparat gehörenden Mattscheibe vor-
zunehmen, sondern auf einer Mattscheibe in Grösse der Platte, die man in
die zu benutzende Kassette legt. Dies ist nur möglich beim Gebrauch auf-
klappbarer Kassetten. Andernfalls muss man sich vorher durch möglichst
genaue Messungen überzeugen, dass keine Kassettendifferenz vorhanden ist,
d. h. dass Mattscheibe und Platte wirklich an genau dieselbe Stelle des
Apparates zu liegen kommen.
Man bestimmt die Fokusdifferenz am besten so, dass man die Camera
etwa auf das Doppelte der Brennweite des zu untersuchenden Objektivs aus-
zieht und so in natürlicher Grösse auf ein unter 45° angeheftetes Zeitungs-
blatt (mit möglichst kleinem Druck und möglichst engen Zeilen) einstellt.
Wird dann — natürlich ohne Abbiendung — die eingestellte Zeile die
schärfste im Negativ, so ist Fokusdifferenz nicht vorhanden. Ist dies bei
irgend einer anderen der Fall, so kann man aus der Lage derselben sowohl
1. 1. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 2
auf die Grösse als auch Richtung der Fokusdifferenz schliessen, und man
sieht, ob man zur Erzielung eines absolut scharfen Bildes die Mattscheibe
nach der optischen Einstellung dem Objektiv nähern oder sie von demselben
entfernen muss. Die Richtung der Fokusdifferenz bleibt dieselbe, ob man
nun auf die Nähe oder Ferne einstellt, doch wird ihr absoluter Betrag um
so kleiner, je mehr man auf »unendlich« einstellt und beträgt im letzten
Falle circa 7* von der Focusdifferenz bei natürlicher Grösse.
Beträgt die ermittelte Focusdifferenz bei einer Brennweite von z. B.
12 bis i8 cm, bei Einstellung auf natürliche Grösse^ nicht mehr als i bis
i^/, mmj so ist dieselbe bei Aufnahme ferner Objekte nicht wesentlich
störend, und das Objektiv kann als normal angesehen werden, sie muss aber
dringend berücksichtigt werden in den sehr häufigen Fällen, wo man Re-
produktionen oder Vcrgrösserungen mit grossen Blendenöffnungen macht.
Es ist übrigens wenig bekannt, dass ein Objektiv, welches z. B. für die
gewöhnliche Bromsilbergelatine-Trockenplatte vollkommen frei ist von dem
besprochenen Fehler, trotzdem für andersartige photographische Schichten
mit beträchtlicher Fokusdifferenz behaftet sein kann. Dies gilt z. B. bei den
nassen Kollodiumplatten für die meisten Anastigmate mittlerer Lichtstärke,
soweit sie nicht speziell fiir Reproduktionszwecke berechnet wurden.
Noch auffälliger zeigt sich dies bei reinen Chlorsilberschichten, wie z. B.
bei Dr. Steinschneiders Chlorsilberdiapositivplatten. Diese äusserst un-
empfindlichen Platten sind zwar nicht zu Aufnahmen mittelst Objektiv, sondern
ausdrücklich nur zum Kontaktkopieren bestimmt, doch ist ein Versuch damit
lehrreich: er zeigt, dass man zwar mit den gewöhnlichen Aplanaten darauf
ein der optischen Einstellung entsprechendes scharfes Bild erhält, aber nicht
mit den allerbesten Anastigmaten, die in diesem Falle eine ausserordentlich
merkbare Fokusdifferenz besitzen.
Mit der Fokusdifferenz nicht zu verwechseln ist die Blendendifferenz,
welche eine Folge nicht vollkommener Korrektion der sphärischen Abweichung
ist und sich darin äussert, dass die Schärfe bei voller Öffnung nicht an der-
selben Stelle liegt, wie bei kleineren Blenden. Dieselbe ist bei den be-
liebtesten und verbreitetsten Anastigmattypen mehr oder weniger vorhanden,
so dass z. B. die Firma Zeiss in ihrem Kataloge direkt empfiehlt, die Auf-
nahme mit derselben Blende einzustellen, mit welcher sie gemacht werden
soll. Auch für die Kollineare empfiehlt sich dieses Verfahren.
Die Bestimmung der Blendendifferenz erfolgt in derselben Weise, wie
die der Fokusdifferenz, nur muss man nicht eine, sondern mehrere Auf-
nahmen mit gleicher Einstellung, aber wechselnden Blenden, machen. Man
sieht dann, wie die Schärfe mit der Blende wandert. Bei den kleineren
Blenden, unter F/30, ist dann die Tiefenschärfe so gross, dass der Fehler
verschwindet.
Die schwer zu überwindende Vorliebe älterer Reproduktionstechniker für
aplanatische Objektive beruht zum grossen Teil darauf, dass die Reproduktions-
aplanate weniger Blendendifferenz zeigten als die ersten für diesen Zweck
10
bestimmten Anastigmate (was besonders für die Autotypie in Betracht
kommt). Erst in neuerer Zeit ist seitens der führenden optischen Firmen
l'.ierin Abhilfe geschaffen worden. Es gibt indessen unter den im Handel
befindlichen Anastigmaten noch manche, bei denen bei Aufnahmen näherer
(iegenstände, wie z. B. bei Gruppenaufnahmen, sich die Blendendifferenz auf-
fällig bemerkbar machen kann, so dass eine Prüfung daraufhin angezeigt
erscheint.
Die beiden bisher erwähnten Fehler — Fokus- und Blendendifferenz —
^»i^d diejenigen, deren Vorhandensein in den Kreisen der Amateure am
wenigsten bekannt ist und deren Kenntnis doch in vielen Fällen den Schlüssel
zu sonst rätselhaften Erscheinungen bietet.
Die sonstigen Eigenschaflen des Objektivs sind mit einer für den Lieb-
haberphotographen ausreichenden Genauigkeit leicht zu ermitteln.
Die genaue Bestimmung der Brennweite und des Bildwinkels (des Durch-
messers des runden Bildfeldes) haben selten Interesse. Höchstens lohnt es
sich bei billigen Aplanaten die Lichtstärke, d. h. das Verhältnis von Öffnung
zur Brennweite, zu kontrollieren, weil dabei manchmal unglaublich gemogelt
wird. So wurde z. B. jüngst dem Verfasser auf Bestellung ein derartiges
Instrument übersandt, welches statt der angegebenen Lichtstärke F : 8 eine
solche von etwa F : 1 1 hatte. Über die Methode dafür findet man genügenden
Aufschluss in den Lehrbüchern.
Ob bei einem als »Anastigmat» bezeichneten Objektiv — es sind nicht
alle Objektive Anastigmate, welche so genannt werden — eine wirkliche
anastigmatische Bildfeldebnung vorhanden ist, zeigt sich, wenn man bei voller
()frnung auf eine möglichst grosse ebene Fläche so einstellt, dass die optische
Achse des Objektivs senkrecht und die Mattscheibe parallel dazu steht.
Geeignet dazu sind ausgedehnte Gebäude, grosse Zeichnungen, Karten
und dergl., am besten solche Objekte, bei d«nen am Rande sowohl senk-
rechte als auch wagerechte Linien vorkommen (Fenster an Häusern z. B.)
Wenn diese bei derselben Einstellung scharf erscheinen, kann man beruhigt
sein. Natürlich darf man an die ganz lichtstarken Anastignjate (etwa F: 5)
bei voller Öffnung nicht ebenso hohe Anforderungen stellen wie an die
normalen von etwa F : 6,5 bis F : 7.
Noch ein Punkt scheint erwähnenswert: das Vorkommen von Reflex-
bildem. Solche sind unter gewissen Verhältnissen bei allen Objektiven vor-
handen, werden aber um so leichter auftreten, je mehr reflektierende Flächen
im Objektiv selbst vorhanden sind, so dass also die aus drei oder vier Einzel-
linsen bestehenden Objektive in dieser Beziehung ungünstiger dastehen, als
die aus verkitteten Linsen zusammengesetzten. Diese Reflexe treten be-
sonders auf bei Innenaufnahmen, wenn helle Fenster mit grösseren dunklen
Partieen wechseln, und können an solchen Objekten studiert werden.
Aus diesem Grunde ist für solche Aufnahmen ein verkittetes Objektiv in
den meisten Fällen vorzuziehen. Diese Bemerkung diene gleichzeitig zur Er-
gänzung meiner Ausfuhrungen in Heft 22 dieser Zeitschrift.
11
Mitteilungen aus unserem pliotocliemisclien
Versuchs-Laboratorium.
Pinakolsalz N von den Farbwerken vorm. Meister Lucius & Brüning-
Höchst a. M.
Die modernen organischen Entwickler- Lösungen setzen sich im allgemeinen aus
Entwicklersubstanz, Sulfitsalz und Alkali zusammen. Bezüglich des letzteren Agens
stehen uns sehr verschiedene Mittel zur Auswahl, am meisten Anwendung finden
die Soda, die Potasche und die Ätzalkalien, weniger eingeführt haben sich bis jetzt
das Aceton und das dreibasisch phosphorsaure Natron, sehr wenig beliebt ist der
Gebrauch von Ammoniaklösung.
Abgesehen davon, dass die verschiedenen Alkalien in ihren Eigenschaften und
in ihren Wirkungen bei der Hervorrufung des Bildes wesentliche Unterschiede
zeigen, ist auch zu beachten, dass die Benutzung des gleichen Alkalis nicht für jeden
Entwickler gleich rationell ist, so gibt z. B. Pyrogallus-Soda eine für die Praxis
sehr taugliche Kombination, während Brenzcatechin-Soda ungewöhnlich langsam
arbeitet. Das bisher am meisten verwendete Alkali ist wohl die Pottasche, obgleich
sie nicht das wohlfeilste Mittel ist und manche Plattensorten in Pottasche-Entwickler-
lösungen leicht zum Kräuseln neigen.
Von den Farbwerken vorm. Meister Lucius & Brüning- Höchst a. M.
haben wir nun ein neues Alkali-Ersatzmittel, welches den Namen „Pinakolsalz N"
führt, zur Prüfung erhalten, desgl. einen hiermit angesetzten Rapidentwickler,
welcher für den Gebrauch mit 8 bis lo Teilen Wasser zu verdünnen ist.
Das Pinakolsalz der Höchster Farbwerke ist eine Lösung eines amidoessigsauren
Salzes, welche den Entwicklerlösungen an Stelle der Pottaschelösung etc. zugesetzt
wird. Es ist eine klare, fast farblose Lösung, die genaue Zusammensetzung der-
selben ist nicht bekannt gegeben. Unangenehme Einwirkungen auf die Haut, wie
sie z. B. die Ätzalkalienlösungen zeigen, sind nicht zu bemerken.
Die Höchster Farbwerke empfehlen das Pinakol insbesondere für folgende Ent-
wickler-Zusammensetzungen :
L Pyrogallol-Pinakolsalz N-Entwickler.
Pyrogallus 12,5 g
Natriumsulfit (wasserfrei) 45 g
Wasser 500 cc
Für den Gebrauch mischt man 50 ccm dieser Lösung, 10 ccpt Pinakolsalz und
50 ccm Wasser.
II. Brenzcatechin-Pinakolsalz N-Entwickler.
Brenzcatechin 11^
Natriumsulfit (wasserfrei) 35 ^
Wasser 500 cc
Man mischt 50 ccm dieser Lösung mit 20 ccm Pinakolsalz und 50 ccm Wasser.
Dieser Entwickler ist weniger rapid als der Pyro-Entwickler.
III. Glycin-Pinakolsalz N-Entwicklcr.
Glycin 20 ^
Potasche 14 ^
Natriumsulfit (wasserfrei) 30 ,^
Wasser 500 cc
Man mischt 50 ccm Entwickler, 30 can Pinakolsalz und 50 bis 100 ccm Wasser.
12
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IV. Paramidophenol-Pinakolsalz N-Entwickler.
Paramidophenol (salzsaures) 15 ^
Wasser * . . . 250 cc
Natriumsulfit -(wasserfrei) 45 ^
Wasser 250 cc
Bromkalium 3 ^
Man löse das Paramidophenol und das Natriumsulfit jedes für sich in der an-
gegebenen Menge kalten Wassers und mische die Lösungen. Dabei scheidet sich
die Paramidophenolbase in weissen Kriställchen ab, die sich bald zu Boden setzen.
Vor dem Gebrauch ist der Bodensatz gut aufzuschütteln. Dann mischt man
20 cc der gut aufgeschüttelten Lösung
15 — 25 cc Pinakolsalz N
100 — 200 cc Wasser.
Die Paramidophenolbase geht hierbei schnell in Lösung.
Die im Vorstehenden gegebenen Rezepte wurden mit den üblichen analogen
Potasche-Entwickler-Zusammensetzungen in Parallele geprüft und ergaben sich hierbei
nachfolgende Resultate.
Bei Pyrogallus-Pinakol wurde zum Vergleich eine Mischung von 50 ccm
Pyrogallus-Sulfit-Lösung (wie oben sub I) und 50 ccm loprozentige Potasche-Lösung
herangezogen. Beide Entwickler wurden auf gleiche Temperatur (16° C.) gehalten
und darin Aufnahmen des gleichen Gegenstandes und von gleicher Exposition ent-
wickelt.
Auf der in Pyro-Pinakol befindlichen Platte erschien das Bild früher als bei
Pyro-Potasche, und war auch die Entwicklung in ersterer Lösung in etwas kürzerer
Zeit vollendet. Die Negative mit Pinakol standen im Charakter in keiner Weise
hinter den mit der Potaschelösung erhaltenen zurück, sie besassen die bei Pyro
gewohnte vortreffliche Klarheit, Tongradatiou und Kraft in vollstem Masse. Was die
Farbe der Negativschichten anbelangt, so zeigten die Pinakolplatten ein reineres
Grau resp. Schwarz, als die mit Pyro-Potasche hervorgerufenen Platten.
P. Hanneke.
(Schluss folgt.)
Kleine Mitteilungen.
Plombotypie.
In einigen französischen und englischen Zeitschriften werden die bereits 1891
publizierten Rezepte über ein Kopierverfahren mit Bleisalzen wiederum in Er-
innerung gebracht. Das interessante Verfahren beruht bekanntlich darauf, dass
man mit Stärke vorpräpariertes Rohpapier auf nachfolgender Lösung 5 Minuten
schwimmen lässt:
Wasser 450 g
Bleiacetat 150 „
Essigsäure 2,5 ccm
Nachdem das Papier getrocknet ist, wird es auf einer 3prozentigen Jodkalium-
lösung sensibilisiert; hierbei bildet sich gelbes Bleijodid. Wird solches Papier unter
einem Negativ exponiert (in direktem Sonnenlicht ca. 3 — 4 Sekunden), so entsteht ein
grünes Bild auf gelbem Untergrund. Die Fixage geschieht in einer gesättigten
Salmiaklösung; die Kopie verbleibt hierin so lange, bis der gelbliche Untergrund
verschwunden und das Bild in blauvioletter Farbe erschienen ist. Zum Schluss
wird Ya Stunde in fliessendem Wasser gewaschen.
13
Das so entstandene blaue Bild besteht aus Jodstärke, eine nicht gerade sehr
beständige Verbindung. Vielleicht gelingt auf dem einen oder anderen chemischen
Wege, ein haltbareres Bildprodukt zu gewinnen und so das Verfahren für die Praxis
tauglich zu machen.
Eigenschaften des Natriumsulfits.
C. Sordes Ellis berichtet in „Photography XIV, Nr. 712" über die Hahbarkeit
des Natriumsulfits in Kristallen und in Lösung. Die Umwandlung des Natriumsulfits
an der Luft durch Aufnahme von Sauerstoff in Natriumsulfat ist seit langer Zeit
bekannt; die Natriumsulfit- Lösungen verlieren mit der Zeit an Stärke, und zwar wird
allgemein angenommen, dass je konzentrierter eine Lösung ist, desto geringer ist der
Verlust. Die beste Haltbarkeit zeigen die Lösungen, wenn sie in voll gefüllten und
gut verkorkten Flaschen aufbewahrt werden.
Sordes Ellis hat nun beobachtet, dass bei Aufbewahrung in halbvoll gefüllten,
aber gut verkorkten, weithalsigen Flaschen eine 2oprozentige Sulfitlösung nach ca.
6 Tagen nur noch einen Gehalt von 10 pCt. zeigte, eine loprozentige Lösung hatte
in 4 Tagen nur 5 pCt, und eine sprozentige in 5 Tagen nur 2^/^ pCt. Sulfit. Diese
Veränderung ging sowohl im Licht als in der Dunkelheit von statten. Die Resultate
waren bei Wiederholung der Versuche nicht immer die gleichen; jedenfalls zer-
setzten sich konzentriertere Lösungen verhältnismässig langsamer als schwache
Lösungen. Die Ursache der Verschiedenheit in der Menge des umgesetzten Salzes
ist noch nicht näher untersucht worden.
Fortschritte In Farbenphotographle.
Im Londoner Camera- Club führte Sanger Shepherd eine Camera für Drei-
farbenphotographie vor, mit welcher unter Anwendung von zwei Spiegeln und nur
einem Objektiv drei Platten gleichzeitig exponiert werden können. Die Belichtungs-
dauer soll eine erstaunlich kurze sein. Der bekannte Plattenfabrikant Cadett war
bei dieser Sitzung zugegen und machte interessante Bemerkungen bezüglich der zu
verwendenden orthochromatischen Platten. Er sagte, dass es keine Schwierigkeiten
böte, eine Handelsplatte zu fabrizieren, welche eine absolute korrekte Wiedergabe
der Farben ohne Zuhilfenahme eines Filters gebe, aber zugleich würde hierbei die
Empfindlichkeit in dem Grade reduziert werden, dass die Platte für den praktischen
Gebrauch zu langsam arbeitet. Anderseits sei es absolut unmöglich, eine Platte
fabrikmässig herzustellen, welche für alle Farben des Spektrums empfindlich sei,
weil, wenn man auch nach Watkins Methode die Negative im Dunkeln entwickeln
könnte, doch für die Präparation und Prüfung der Platten in der Fabrik etwas Licht
bedingt sei. (The Amateur Photogr. XXXVI, Nr. 945.)
Zerstörung des latenten Bildes durch Metallsalze.
Über die Vernichtung des latenten Bildes sind schon wiederholt Versuche an-
gestellt worden. Wir wissen, dass Chromat- oder Chromsäurelösung mit Schwefel-
säure, ammoniakalisches Kupferchlorid, Chlor-, Brom- und Jodwasser, sowie Queck-
silberchlorid das Bild zerstören. R. A. Reiss berichtet im „Phot. Centralblatt
Nr, 19" über weitere diesbezügliche Versuche mit anderen Metallsalzen. Er fand,
dass Kupfersulfat (in 7prozentiger Lösung) das latente Bild zerstört, ohne dass da-
durch die Platte für eine zweite Belichtung untauglich wird, sie ist nur unempfind-
14
lieber geworden und erhält einen mehr oder weniger starken Grauschleier. Ähnliche
Resultate ergab eine iprozentige Urannitrat-Lösung (Badedauer 30 Minuten). Eisen-
sulfat in loprozentiger Lösung zeigte keine Vernichtung des latenten Bildes.
Saure Tonb&der mit Sulfocarbamid.
Das von H^lain empfohlene Tonbad mit Sulfocarbamid, auch Thiocarbamid oder
Schwefelharnstoff genannt, (siehe Jahrg. 1902, Seite 160) besitzt ein gutes Tonungs-
vermögen und hat vor den Rhodangoldbädern den Vorzug, dass es die zarten Halb-
töne nicht angreift. Valenta zieht bei diesen Tonbädern den Zusatz von Citronen-
>äure der Weinsäure vor und giebt folgende Modifikation der H^lain sehen Vorschrift:
Zu 25^ ccm einer i prozentigen Goldchlorid-Lösung fügt man so lange 2 prozentige
wässrige Sulfocarbamid-Lösung, bis der anfangs entstandene Niederschlag sich wieder
gelöst hat, ca. 15 ccm\ es bildet sich ein Aurosalz (CSNgHJg ■ Au Cl. Danach setzt
man 0,5^ Citronensäure zu, bringt das Ganze mit Wasser auf i Liter und fügt
schliesslich noch 10^ Chlornatrium zu. Die Kopieen sind vor dem Tonen zu
wässern. (Phot. Correspondenz 1902, XI.
Modifikation des Pigmentdrucks.
Die letzten Jahre haben uns verschiedene neue Abarten des Pigmentdrucks
gebracht, es sind dies die Ozotypie, das Artigue- und das ähnliche Fresson-
V erfahren. Wie wir in der „Deutschen Phot. Zeitung No. 47^' lesen, soll Carl
Zink -Gotha eine neue Modifikation ausgearbeitet haben. Derselbe hat Bildproben
hiervon in verschiedenen Fachvereinen vorgelegt, über die Ausübung des Verfahrens
selbst jedoch keine näheren Angaben veröffentlicht. Da für die praktische Brauch-
barkeit eines Kopierverfahrens vor allen Dingen die Art und Weise der Herstellung
der Bilder in Betracht kommt, so lässt sich ein Urteil über den Wert des Prozesses,
ob >\'irkliche Vorteile vor früheren Verfahren vorliegen, bis jetzt nicht abgeben.
Das in englischen Zeitschriften neuerdings erwähnte „Chromatype-Ver-
fahren" (Photography XIV Nr. 733) ist in seiner Handhabung den Beschreibungen
nach völlig analog den Kopierprozessen auf käuflichen Gummidruck-, resp. Artigue-
papieren.
Doppeltes Übertragspapier mit matter Oberfl&che.
Die Autotype Company zeigt in „Photography Nr. 734" an, dass sie jetzt
auch ein doppeltes Übertragspapier mit einer rauhen Oberfläche auf den Markt
bringt. Die Behandlungsweise ist dieselbe wie bei dem gewöhnlichen Übertrags-
papiere, Dasselbe wird vor dem Gebrauch ca. eine Stunde in kaltem Wasser geweicht.
Drelfarbenkopieen auf Papier.
British Journal schreibt in seinem 5. Dezember-Heft, dass der Redaktion
Proben von einem neuen farbigen Kopierverfahren vorgelegen haben. Die Auf-
nahmegegenstände bestanden in Fruchtstudien und in einer Kopie eines Gemäldes.
Bezüglich Wiedergabe der Farben soll der Prozess einen grossen Vorzug gegen-
über den älteren Verfahren zeigen. Nähere Details über die Herstellungsweise
15
dieser Drucke werden nicht mitgeteilt, doch soll die Ausübung des Verfahrens ein
sehr einfaches sein. Dieser Dreifarbenkopierprozess ist in den Laboratorien der
Lumiere North American Company ausgearbeitet worden.
Wahrscheinlich handelt es sich hier um das in unserer Zeitschrift, Jahrgang 1901»
beschriebene Lumieresche Farbenverfahren. Red.
Litteratur.
Deutscher PhOtographen-Kalender, Taschenbuch und Almanach far 1903. Herausgegeben
von K. Schwier. 22. Jahrgang. In zwei Teilen. Verlag der Deutsch. Phot. Ztg., Weimar.
Pünktlich für den Weihnachtstisch erscheint auch in diesem Jahre wieder der erste Band des
Schwier sehen Kalenders, welcher neben den üblichen Tabellen und Statistiken eine vortrefflich
redigierte Sammlung von Rezepten bietet. Letztere sind bis auf die jüngsten Erscheinungen
ergänzt, so finden wir darin bereits die neuen Entwicklungsrezepte mit dem Pinakolsalz.
Hesekiels Retouchierlösung etc. aufgeführt. — Die Ausgabe des 2. Teils des Kalenders, welcher
die Mitgliederverzeichnisse der Vereine, die Zeitschriftenlisten und Fachschul-Nachrichten bringt,
erfolgt Ende Dezember. ' P. H.
Plastische Weltbilder. Photographische Original- Auf nahmen von Max Skladanowsky.
Heft 1. Eine Knipsfahrt durch Berlin. Deutscher Verlag, Berlin. Viele unserer Leser werden
sich noch der Anaglyphen erinnern, d. s. Kopieen von stereoskopischen Aufnahmen, von denen
die linke in blauer, die rechte in roter Farbe übereinander gedruckt waren und zwar so, dass
das blaue Bild gegen das rote um einige Millimeter verschoben ist. Betrachtet man solchen
Kombinationsdruck durch eine Brille mit einem grünen und mit einem roten Glas, so sehen wir
das Bild stereoskopisch. Nach diesem Prinzip fmden wir in dem vorliegenden Hefte 15 Repro-
duktions-Autotypieen ca. 18X24 r/// nach Aufnahmen hervorragender Berliner Bauten und Kunst-
denkmäler. Wir können von diesen Erzeugnissen nur das Urteil wiederholen, was s. Zt. all-
gemein gefällt worden ist, dass diese Art Bilder gegenüber den üblichen Stereoskopen dunkler
erscheinen und dass das Auge leichter ermüdet wird.
Georges HanriOB, Le HatMel photographiqiie. Verlag von Gauthier-Villars-Paris.
Behandelt in Kürze die Eigenschaften des Objektivs und die Einrichtung des Laboratoriums und
der Dunkelkammer.
Patent-Nachrichten.
Anmeldungen.
57 a. G. 16 630. Sammelbehälter für den jeweilig unbenutzten Teil des Bildbandes von Serien-
apparaten mit endlosem Bildband. Ladislaus Emanuel Granichstaedten, London;
Vertr.: F. Kollm, Berlin NW. 6. — 8. 9. 00.
57 b. N. 6147. Retouchierverfahren, mittels dessen dunklere Partieen in das zu erzeugende Positiv
hineingebracht werden. W. Nauck, Leipzig-R., Crusiusstr. 11. — 14. 4. 02.
57a. P. 13 839. Magazin für photographische Platten. George Nicholas Pifer, Cleveland»
V. St. A.; Vertr.: C. Gronert & W. Zimmermann, Berlin NW. 6. — 21. 7. 02.
57 b. W. 18 561. Verfahren zum Entwickeln von Filmbändern mit Aufnahmen ungleicher Be-
lichtung. August Weiss, Strassburg i. E. — 11. 10. 01.
„ „ F. 15 970. Verfahren zur Herstellung von photographischen Schmclzfarbenbildcrn mittels
Bichromat-Zucker. Arthur Fischer, Berlin, Passage 9. — 22. 2. 02.
Erteilungen.
57a. 137 607. Teleskopauszug für photographische Cameras. Kodak, G. m. b. H., Berlin. —
23. 10. 00.
„ „ 137 746. Photographische Camera mit abwärts gerichtetem Objektiv. Louis Drcyfus»
Frankfurt a. M., Kaiscrstr. 73. — 11. 7. 01.
p p 137 747. Rouleau-Verschluss. A. Stegemann, Berlin, Oranienstr. 151. — 11. 3. 02.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanneke in Berlin.
Verlag von Chistav Schmidt (vomi. Robort Oppenheim) Berlin. — Druck von (Jcbr. l'nger in Berlin.
16
Katatypie,
ein neues Kopierverfahren oline Liclitwirlcung.
Ein ganz neues, eigenartiges Kopierverfahren, ohne jede Mitwirkung von
Licht, ist von dem bekannten Professor der physikalischen Chemie an der
Leipziger Universität, Wilhelm Ostwald, in Gemeinschaft mit seinem
Assistenten, Dr. Gross, gefunden worden. Gerade wie vor 7 Jahren die
Entdeckung der Röntgenstrahlen die gesamte civilisierte Welt in Aufregung
versetzt hat, ebenso überraschend kamen uns jetzt die ersten Nachrichten
durch die Tageszeitungen von einer uns bisher völlig fremden Methode der
Bilderzeugung, welche uns in kürzester Zeit mit Hilfe einfacher chemischer
Mittel die Herstellung einer beliebigen Anzahl von Kopien nach Negativen
oder Positivbildern, ohne Lichtwirkung, gestattet. Dass dieses Ostwald-
Grosssche Verfahren eine eminente Bedeutung hat und der Photographie
ganz neue Bahnen weist, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Wenn
auch nicht vergessen werden darf, dass wir unter unseren photographischen
Kopierprozessen bereits solche besitzen, welche an Einfachheit und Schnellig-
keit kaum übertroffen werden können, wie z. B. das Arbeiten mit Bromsilber-
und Chlorbromsilberpapieren*), so werden doch in der Praxis auch Bilder
anderen Charakters gefordert, wie z. B. Pigment- und Gummidrucke,
und hierin, in der Wahl der verschiedenartigsten Bildschichten, scheint uns
das Ostwald-Grosssche Verfahren den denkbar weitesten Spielraum zu
bieten. Die Herren Ostwald und Gross haben ihr Verfahren in Leipzig
und Berlin öffentlich experimentell vorgeführt, und lassen sich über die
Prinzipien desselben jetzt nähere Aufschlüsse geben.
Bei dem neuen Kopierverfahren spielt die j^ Katalyse« die Hauptrolle,
daher auch die Bezeichnung »Katatypie«. Mit Katalyse bezeichnet man den
Vorgang, dass die Dauer, in welcher eine chemische Reaktion vor sich geht,
durch Zusatz gewisser Stoffe verlangsamt oder beschleunigt wird, ohne dass
der zugesetzte Stoff hierbei selbst eine Veränderung erleidet.*) Solche Stoffe
nennt man »Katalysatoren«. Nachstehend beschriebene Versuche werden
uns den Vorgang klarer machen.
Von Dr. Gross wurde zunächst für die praktische Bilderzeugung
das Platin als Katalysator benutzt. — Kaliumbromat und Pyrogallussäure
wirken nur langsam aufeinander ein, es bildet sich allmählich ein brauner
Körper. Fügt man aber etwas fein verteiltes Platin dazu, .so verläuft die
Reaktion in wesentlich kürzerer Zeit. Präpariert man nun Papier mit Kalium-
1) Hierzu jjeliören u. a. das Vdox-, Lnita- und Tiilapapior.
2) Wahrscheinlich spielen bei dem \\)rgang Zwisihenrcaktionen mit.
17
bromat und Pyrogallussäure und bringt hiermit eine gewöhnliche Platinkopie
in Konkakt, so wird an den Stellen, wo die Pyro-Bromatschicht mit Platin
in Berührung tritt, die Bräunung schneller von statten gehen, und es entsteht
so nach ca. 45 Minuten Einwirkung eine genaue Kopie des Platinbildes in
rotbrauner Farbe. Das Original-Platinbikl ist dabei unverändert geblieben,
und wir können den Kopierprozess mit frischen PyroBromatpapieren beliebig
wiederholen.
P^iir die Katatypie ist das Wasserstoffsuperoxyd (H^O,) von besonderer
Wichtigkeit, und führte Dr. Gross hiermit eine grössere Reihe von P-xperi-
mcnten vor. Das Wasserstoffsuperoxyd kommt bekanntlich in wässeriger
Lösung in den Handel. An der Luft zersetzt sich das Wasserstoffsuperoxyd
sehr langsam unter Sauerstoffabgabe. Diese Zersetzung geht bei Anwesen-
heit von fein verteiltem Silber oder Platin sehr rasch vor sich.
Behandelt man z. B. eine negative Kopie auf Platinpapier mit Wasser-
.superoxyd, und zwar am besten mit einer ätherischen Lösung, so bleibt
dasselbe auf dem Negativ an den platinfreien Stellen intakt, an den
platinierten Stellen dagegen wird es zersetzt, und wir erhalten so ein un-
sichtbares positives Bild. Bringen wir nun das Platinnegativ im Kopier-
rahmen mit einem gelatinierten Papier wenige Sekunden in Kontakt, so geht
das W^asserstoffsuperoxyd-Bild auf die Gelatineschicht über. Diese unsichtbare
Kopie lässt sich mit Eisenoxydulsalz-Lösungen, z. B. Eisenvitriol, entwickeln.
Es erscheint eine schwache Kopie, welche durch Nachbehandlung mit ge-
wissen Lösungen die mannigfaltigsten P'arben erhalten kann (Gallussäure
ergiebt z. B. violette Töne). — Statt des Platinpapiernegativs kann auch ein
gewöhnliches Bromsilbernegativ benutzt werden.
Das Wasserstoffsuperoxyd koaguliert ferner Gelatine, und lässt sich daher
die Katatypie auch für den Pigmentprozess verwenden. Den grössten Beifall
fanden die Experimente von Dr. Gross in dem Gummidruck. In auffallend
kurzer Zeit wurden wirklich perfekte Gummibilder hergestellt. Das Negativ
wird hierzu mit ätherischer Wasserstoffsuperoxyd-Lösung übergössen, dann
mit Höchheimerschem Gummidruckpapier in Kontakt gebracht, hierauf das
Papier in Eisensulfatlösung gelegt, nach einer Minute herausgenommen und
dann in bekannter Weise in heissem Wasser mit Sägemehl entwickelt.
Wenn auch einige der zur Ansicht gestellten noch kleine technische
Mängel zeigten, wie unreine Weissen und Eehlen feinerer Halbtöne, so steht
es doch ausser Zweifel, dass die Katatypie eine Zukunft hat. Die äusserst
schnelle Herstellung von Kopien in den verschiedensten Prozessen ohne Mit-
hilfe des Lichts sind einzig dastehende, unschätzbare Vorteile des neuen
Verfahrens. Wir hoffen, unseren Lesern demnächst weitere Details über die
Arbeiten Ostwalds und Gross' bringen zu können. P. H.
18
Hildegard Lehnert, Berlin.
Schafweidc in der Mark.
Neues von der Ozotypie.
In der Birmingham Photographic Society machte Thomas Manly Mit-
teilungen über die jetzige Gestaltung der praktischen Ausfuhrung des
Ozotypie-Prozesses. *)
Das mit der neuen Sensitierungs-Lösung") präparierte Papier gebraucht
unter einem normalen Negativ bei gutem Tageslicht eine Exposition von un-
gefähr 3 Minuten (bis die Halbtöne des Bildes sichtbar werden). Die Kopie
wird hiernach gut gewaschen. War das Papier frisch, so erscheinen die
Ränder jetzt vollkommen weiss. Sind alle Details heraus, so füge man dem
Waschwasser einige wenige Tropfen einer loprozentigen Lösung von
Schwefelsäure zu, wodurch das Bildresultat noch gewinnt.
Für die Säurelösung gibt Manly eine neue Zusammensetzung, in welcher
wieder das Eisensulfat aufgenommen ist:
Wasser 1200 ccm
. loprozentige Schwefelsäure-Lösung ... 8 ,,
Eisensulfat 4— 5 ^
Man nimmt nun zwei Schalen, die eine mit reinem Wasser, die andere mit
obigem Säurebad, und hält die Temperatur der Flüssigkeiten auf i 5 — 2 1 <> C.
Die Kopie wird zunächst auf ca. 10 Sekunden in das Wasser gelegt
und das Pigmentpapier (zu beziehen von der Ozotype-Company) gleichzeitig
1) The Amateur Photographer XXX VI S. 520.
2) Phot. Mitt. 1902 S. 285.
15. 1. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
19
in das Säurebad. Die Kopie wird danach im Säurebad mit dem Pigment-
papier in Kontakt gebracht, beide werden zusammen herausgenommen, mit
dem Gummiquetscher leicht überstrichen und schliesslich zwischen Fliess-
papier zum Trocknen gelegt. Eine Pressung ist zu vermeiden, ausgenommen
wenn rauhe Papiere vorliegen. Nach ca. 7» Stunde werden die Papiere wie
beim Kohleprozess in heisses Wasser (43 ° C.) gelegt, das Pigmentpapier ab-
gezogen und entwickelt. Ist das Bild fertig entwickelt, so wird es behufs
Klärung auf 5 Minuten in folgende Lösung übergeführt:
pulveris. Alaun .... 62 g-
Wasser 1240 ,,
Salzsäure 30 Tropfen.
Nachher wird die Kopie mit Wasser abgespült, zum Trocknen aufgehängt,
und auf Karton gezogen.
Das Eisensulfat-Bad soll eine bessere Kontrolle über den Kopieausfall bieten.
Durch Erhöhung des Eisensulfatgehalts wird ein Bild von geringerem Pigment-
relief erlangt, die Schatten erscheinen tiefer bei ganz klaren Lichtern. Bei
8 g- Eisensulfat ist das Relief stark herabgesetzt, die schwächsten Details
werden vollkommen wiedergegeben, aber keine schweren Schatten. Für ein
dünnes Negativ ist daher ein geringerer Zusatz von Eisensulfat angebracht.
Bei rauhen Papieren soll die Eisensulfatlösung wärmer sein als fiir glatte
Papiere.
Hilde«:ard Lehnert, Berlin.
Am Plöncr See.
20
HUdegard
Lehnert.
Hildegard Lehnert.
Man könnte viel-
leicht meinen, dass die
Maler ganz besonders
dazu geeignet wären,
die künstlerische Photo-
graphie zu pflegen und
zu fördern. Dies ist je-
doch im allgemeinen aus
verschiedenen Gründen
nirht zur reffend. Einmal fordert doch auch die Kunst-
phritri^;rapliie die volle, uneingeschränkte Hingabe des
Menschen und Iäs*?t sich schwer mit der höheren
Kunstübung der Malerei vereinen, und dann gelingt
es den Malern für gewöhnlich nicht, die Technik der
Photographie in dem Grade zu meistern, der für ihre künstlerische Übung unerlässlich
ist. Meist benutzen sie die Camera nur zur Herstellung von Studienmaterial; sie
unterstützen durch das Lichtbild ihre Erinnerung an die Natur, legen aber keinen Wert
darauf, abgeschlossene und fertige Bilder in Photographie zu geben. Sehr schwer
wird es dem Maler auch, sich in die eigentümliche Farbengebung der photo-
graphischen Platte hineinzuversetzen, wie überhaupt so weit von der Farbe zu ab-
strahieren, als das in der Photographie erforderlich. Der Photograph kann sehr viel
vom Maler lernen, am meisten jedoch, wenn er ihn ohne Camera begleitet, sich
Auge und Sinn öffnen lässt für die Bilder in der Natur.
Dies eben muss der Amateur in erster Linie lernen: das Sehen des Bildes in
der Naiur. Wieweit er hierin Schärfung des Instinktes und Zielsicherheit erreicht,
daran mi^st ^ich die Stärke seiner natürlichen Veranlagung. Und wenn sich Maler
ernstlich mit der Photographie beschäftigen, so haben sie allerdings von vornherein
diesen Vorzug einer sicheren Schulung des Auges. Dies kommt auch zum Aus-
druck in den Bildern von Hildegard Lehnert, welche eine selten glückliche Ver-
bindung malerischer und photographischer Fähigkeiten
zeiget- Dasi fdne Naturempfinden, das mit einer stillen
Freudigkeit aus ihren Gemälden spricht, ist auch in ihre
Photographien hinübergegangen. Es ist nicht ohne Be-
deutung, dass sie den Blumen eine so grosse Liebe ent-
gegenbringt. In farbenfrohen Gemälden, in vielen Licht-
bUderti hat sie die so reiche, wechselvolle Schönheit des
BlQEcnlebens gefeiert. Hierin kann sie ein Vorbild geben
und den Lichtbildner zum Schaffen auf einem Felde
anregen, da-s bei uns in Deutschland noch zu wenig be-
baut wird. Oie Blumen müssen nicht daheim ins Glas
gestellt, sie müssen in der Natur aufgenommen werden,
in ihrem freien Wachsen und Blühen, in ihrer land-
sihafiUchcn l ingebung. Auch dort kann durch die Ver-
teilung der Schärfe der Hintergrund so untergeordnet
gehalten werden, dass eine Blütengruppe für sich als
Porträt wirkt. »Oder die Blumen treten als Staffage
auf, ausdrucksvoll den Vordergrund belebend, vor einer Hildegard Lehnert, Berlin.
Selbstbildnis.
21
in das Säurebad. Die Kopie wird danach im Säurebad mit dem Pigment-
papier in Kontakt gebracht, beide werden zusammen herausgenommen, mit
dem Gummiquetscher leicht überstrichen und schliesslich zwischen Fliess-
papier zum Trocknen gelegt. Eine Pressung ist zu vermeiden, ausgenommen
wenn rauhe Papiere vorliegen. Nach ca. 7a Stunde werden die Papiere wie
beim Kohleprozess in heisses Wasser (43 ° C.) gelegt, das Pigmentpapier ab-
gezogen und entwickelt. Ist das Bild fertig entwickelt, so wird es behufs
Klärung auf 5 Minuten in folgende Lösung übergeführt:
pulveris. Alaun .... 62 ^
Wasser 1240 ,.
Salzsäure 30 Tropfen.
Nachher wird die Kopie mit Wasser abgespült, zum Trocknen aufgehängt,
und auf Karton gezogen.
Das Eisensulfat-Bad soll eine bessere Kontrolle über den Kopieausfall bieten.
Durch Erhöhung des Eisensulfatgehalts wird ein Bild von geringerem Pigment-
relief erlangt, die Schatten erscheinen tiefer bei ganz klaren Lichtern. Bei
8 g- Eisensulfat ist das Relief stark herabgesetzt, die schwächsten Details
werden vollkommen wiedergegeben, aber keine schweren Schatten. Für ein
dünnes Negativ ist daher ein geringerer Zusatz von Eisensulfat angebracht
Bei rauhen Papieren soll die Eisensulfatlösung wärmer sein als für glatte
Papiere.
Hildcj^ard Lchnert, Berlin.
Am Plöncr See.
20
Hildegard
Lehnert.
Hildegard Lehnert.
Man könnte viel-
leicht meinen, dass die
Maler ganz besonders
dazu geeignet wären,
die künstlerische Photo-
graphie zu pflegen und
zu fördern. Dies ist je-
doch im allgemeinen aus
verschiedenen Gründen
nirht ü titreffend > Einmal fordert doch auch die Kunst-
plioto^raphie die volle^ uneingeschränkte Hingabe des
Mensiühen und läsest sich schwer mit der höheren
Kunstübung der Malerei vereinen, und dann gelingt
es den Malern für gewöhnlich nicht, die Technik der
Photographie in dem Grade zu meistern, der für ihre künstlerische Übung unerlässlich
ist. Meist benutzen sie die Camera nur zur Herstellung von Studienmaterial; sie
unterstützen durch das Lichtbild ihre Erinnerung an die Natur, legen aber keinen Wert
darauf, abgeschlossene und fertige Bilder in Photographie zu geben. Sehr schwer
wird es dem Maler auch, sich in die eigentümliche Farbengebung der photo-
graphischen Platte hineinzuversetzen, wie überhaupt so weit von der Farbe zu ab-
strahieren, als das in der Photographie erforderlich. Der Photograph kann sehr viel
vom Maler lernen, am meisten jedoch, wenn er ihn ohne Camera begleitet, sich
Auge und Sinn öffnen lässt für die Bilder in der Natur.
Dies eben muss der Amateur in erster Linie lernen: das Sehen des Bildes in
der Na.tur. Wir weit er hierin Schärf ung des Instinktes und Zielsicherheit erreicht,
daran misst .^irh die Stärke seiner natürlichen Veranlagung. Und wenn sich Maler
ernstlich mit der Photographie beschäftigen, so haben sie allerdings von vornherein
dkscn Vorzug einer sicheren Schulung des Auges. Dies kommt auch zum Aus-
druck in den Bildern von Hildegard Lehnert, welche eine selten glückliche Ver-
biifedmig: malenscher und photographischer Fähigkeiten
zeigt. Das^ feinf Naturempfinden, das mit einer stillen
Freudigkdi aus ihren Gemälden spricht, ist auch in ihre
Photographien hinübergegangen. Es ist nicht ohne Be-
deutung, dasis liie ilen Blumen eine so grosse Liebe ent-
^i!§eiibriiigt. In Jürbenfrohen Gemälden, in vielen Licht-
büdem hat sie die so reiche, Wechsel volle Schönheit des
Bltacniebenä gefcitTt. Hierin kann sie ein Vorbild geben
önd den LieiubÜdner zum Schaffen auf einem Felde
anrtgen» das bei uns in Deutschland noch zu wenig be-
baM wird. Die Blumen müssen nicht daheim ins Glas
gra^t^ sie möi^s-eu in der Natur aufgenommen werden,
in ihfem freien Wachsen und Blühen, in ihrer land-
achifiUchen ümt^ehung. Auch dort kann durch die Ver-
lälung der Schärfe der Hintergrund so untergeordnet
gehalten werden, dass eine Blütengruppe für sich als
Porträt wirkt. lOder die Blumen treten als Staffage
auf, ausdrucksvoll den Vordergrund belebend, vor einer Hildegard Lehnert, Berlin.
Selbstbildnis
21
-ich -ann in iUc Kt rnc hinein ^tnfci.di -i 1 .••.,:
mit (It I NiUiii' i!i M'i.m-ic l-icruhnri^ hi'n..
Doch «!.r-v i-T nur f.nc S(Mt(" <!»*• l . hnc »»-.i i
Schalhrrth /<-•. i. -.la-- -p' am h in» '"^(u<* iv- n. )]•<!' !
oriLfineü nn .\t!--- hn-r» ii:i«l anii.!!«--.! .ri t:« i - ■ : j
ahcni a»ith. <ht aii -jc/r.. hilf*« 1 ri » .u'i- 1 m*'..»- \'r: «.(
li.fiiii"' h v(''..ivn. ■;.('< \t'v llnurrnl, wrl.lit-r •" »^'.:
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liiniiic Ivciiicrkun<;cii über die sogeiiannlcn Wr/4>^crcr
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Die Wirkung der Broin-
<-a\ i- als X'erzöjierer ist eine
X) cmMianiue, und die then-
II S hni)iM.>-C I anici , Pht-
in^.,. Ci^vrv^y. 1901, S. 22o.
H
X
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Q
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X
retische Erklärung
ihrer Wirkung sichert,
obgleich sie noch nicht
einwandsfrei dasteht,
diesen Salzen eine
solche Ausnahme-
stellung, dass man
sie nicht in eine Ab-
teilung mit Körpern
durchaus heteroge-
ner Natur und in
vieler Beziehung ganz
verschiedener Wir-
kung bringen sollte.
Die organischen
Entwickler bedOrfen
des Alkalis, und ihre
Entwicklungskraft
und -Geschwindigkeit
steigt bis zu einem
gewissen Grade mit
der Menge und der
Basicität des Alkalis;
bei Körpern mit viel
basischen Gruppen
wie dem Amidol,dem
Diamido-Resorcin u.
a, verwendet man nur
Sulfit, da das Alkali-
karbonat oder gar
Hydroxyd zu „rapid**
wirkt, und auch mit
dessen Menge steigt
das Entwicklungsvermögen. Sulfit und Alkalien sind also „Beschleuniger". Da diese
Körper eigentlich die conditio sine qua non für das Entwicklungs vermögen überhaupt
sind, so ist der Ausdruck „Beschleuniger" eigentlich wenig zutreffend; manwird ja auch
die Entwicklersubstanzen selbst keine „Beschleuniger" nennen, wenn sie auch sehr
wohl bei steigender Konzentration ceteris paribus die Hervorruf ung „beschleunigen".
In diesem Sinne wäre die Bezeichnung „Beschleuniger" für das Thiosulfat etc.
im Eisenentwickler sinngemässer, weil es dem Entwickler tatsächlich eine Eigen-
schaft zufügt, die dieser allein in seinen Bestandteilen nicht birgt. Da die Wirkung
des Thiosulfates aber nach den Untersuchungen des Verfassers gar keine ent-
wicklungsbeschleunigende ist, sondern dieser Körper das latente Bild selbst
verändert, so ist die Bezeichnung „Beschleuniger" auch nur für die Praxis, nicht
theoretisch zu verantworten.
Als „Verzögerer" hat man von alters her zunächst eine Reihe von Körpern
bezeichnet, die beim Eisenentwickler die Reduktionskraft herabsetzen; zu diesen
gehören Citrate*), Tartrate, welche das betreffende Eisensalz bilden, damit das
1) Die dem Kaliumeitrat im Pyroga Hol -Entwickler zugeschriebene verzögernde Wirkung
konnte ich selbst bei Zusatz von 5^ Citrat auf \ 00 ccm Pyro-Soda nicht bemerken, D. Verf.
Hildegard Lehnert, Berlin.
Sommertag (Mecklenburg).
23
kräftiger reduzierende Eisenoxalat zum Teil ersetzen und, da ihre Reduktionskraft
geringer ist, die Summe der Reduktionswirkung herabsetzen. Auch die Wirkung
der organischen Säuren im Eisenentwickler ist eine analoge. Untersucht man die
Wirkung derartiger Verzögerer im Oxalat-Entwickler im Vergleich mit der des
Bromkaliums, dem man meines Erachtens allein den Namen „Verzögerer" reservieren
sollte, so findet man, dass die Wirkung des Bromids eine so viel stärkere ist, dass
man die anderen „Verzögerer" ruhig fallen lassen sollte.
Auch bei einigen organischen Entwicklern ist die Wirkung der Bromide eine
derartig energische, dass man ausserordentlich stark damit verzögern kann. Eine
ganze Reihe von modernen Rapid Entwicklern reagiert hingegen sehr wenig auf
Bromkali, und es lassen sich mit ihnen
reichliche Überexpositionen nur bis zu
einem gewissen Grade ausgleichen,
wenn man sie mit sehr wenig Alkali
oder nur mit dem schwach alkalischen
Sulfit verwendet. Man benutzt diese
Entwickler deshalb auch meist „in ge-
trennten Lösungen", so dass man die
erforderliche Quantität Alkali nach Be-
lieben zufügen kann. Aber auch die
Beschränkung des Alkahs auf ein Mi-
nimum bietet bei den Rapid-Entwick-
lern nicht ein so grosses Anpassungs-
vermögen an Überexpositionen wie dsLs
Bromkalium bei beispielsweise Hy-
drochinon. Pyrogallol, Glycin und
AduroP), vielmehr scheint die „Ab-
stimmbarkeit" der Entwickler eine
spezifische Eigentümlichkeit der Her-
vorruf ungs- Substanz selbst zu sein.
Man kann nun selbstverständlich,
anstatt die Menge des Alkalis gering zu
wählen, auch auf einem Umwege zu
demselben Ziel gelangen, wenn man
einen Entwickler, der nun einmal „fertig
gemischt" ist, doch für reichliche Ex-
position brauchbar machen will, indem
man einen Teil des Alkalis durch saure
Körper neutralisiert. Dies hat man
bekanntlich schon seit langer Zeit durch
Zusatz verschiedener Säuren oder
saurer Sulfite erreicht, und bei Ent-
wicklern mit kaustischen Alkalien, wie
z. B. dem Rodinal, kann man auch
Bicarbonate nehmen, welche, indem
sie die in den Phenolat-Entwicklern
vorhandene nur geringe Menge von
Hildegard Lehiiert, Berlin.
Sonntagmorgen (Motiv aus Hessen).
1) S. Lüppo-Cramer, Wiss.Arb. 1902,
S. 99; Eder, Photogr. Corresp. 1902, S. 646.
24
Hildegard Lehnert, Berlin.
Bei Goslar a. Harz.
kaustischem Alkali in das Carbonat überführen, das Entwicklungsvermögen er-
heblich herabsetzen. Die Bezeichnung „Verzögerer" sollte aber auf derartige Körper
nicht angewandt werden ; sie mag im praktischen Sinne zulässig sein, dass man aber
derartige Nothelfer, die man ganz umgehen kann, wenn man eine der guten, alten,
abstimmbaren Entwicklersubstanzen für billiges Geld kauft, mit dem Bromkalium
in eine Rubrik steckt, ist vom wissenschaftlichen Standpunkte aus entschieden zu
verwerfen.
Endlich mag noch eine Erscheinung erwähnt werden, die bei der oberfläch-
lichen Prüfung eine „verzögernde" Wirkung zu sein scheint, die aber auch fundamental
von der Wirkung des Bromkaliums verschieden ist. Es ist dies die Wirkung der
Bicarbonate in Carbonat -alkalischen Entwicklern. Dieselbe ist bezüglich des
Pyrogallols lange bekannt und wurde neuerdings für Edinol-Karbonat-Entwickler
zum Ausgleich von Überexposition empfohlen. Genaue Vergleichsversuche zeigten
mir, dass sowohl bei Pyrogallol wie bei Edinol durch starken Zusatz von Natrium -
bikarbonat (zu loo ccm Normalentwickler 20 ccm gesättigter Bikarbonatlösung, ca.
1:15) zwar eine ganz erhebliche Verlangsamung des Hervorrufungsprozesses
eintritt, dass aber bei Entwicklung auf gleiche Normaldichte Bilder von genau
derselben Gradation und demselben chemischen Schleier erhalten werden; die
erforderlichen Entwickelungszeiten ohne und mit der angegebenen Menge Bikarbonat
verhielten sich wie 3 : 5 Minuten.
Die in einem anonymen Artikel über die Eigenschaften des Edinols in
Eders Jahrbuch 1902 S. 12 enthaltene Mitteilung, dass ziemlich starke Über-
expositionen beim Edinol durch Bikarbonat besser als durch Bromkalium aus-
geglichen werden könnten, die vielfach, offenbar ohne Kontrolle, von anderen
25
Autoren acceptiert wurde, zeugt also von einer Verkennung der guten und ganz
einzig dastehenden Wirkung des Bromides in Verbindung mit modulationsfähigen
Entwicklungssubstanzen. Diese besteht nicht in einer blossen Verlangsamung,
die praktisch kaum einen Wert haben würde, sondern darin, dass die Skala der
Schwärzungen total verschoben und der sogen, chemische Schleier hintan-
gehalten wird.
Einiges über moderne Porträtphotographie.
I.
Mehr und mehr gewinnt das Porträt für den Amateur an Bedeutung. Noch
vor wenig Jahren war es der Fachphotograph allein, welcher regelrechte Porträt-
photographieen herstellen durfte. Der Amateur — , nun ja, der versuchte wohl hie
und da auch ein Bildchen für den Familiengebrauch zu machen, doch blieben im
Urteil des Publikums diese Amateurporträts immer unterwertig im Gegensatz
zu den gewissermassen mit allen Chikanen gefertigten Bildern der Fachleute, —
Kopfhalter, kunstvoll gestufter Hintergrund, mit Hilfe komplizierter Gardinensysteme,
sauber ausgeglichene Beleuchtung, und nun gar die alle Unebenheiten des Antlitzes
glättende Retouche, — — das alles erreichte der mit bescheidenen Mitteln arbeitende
Amateur nicht, und da ihm dieser vielfältige Apparat schlechterdings unzugänglich
war, so gab er es auf, „kunstgerechte" Porträts herzustellen.
Die Übermacht der Fachleute, unterstützt durch den suggestiven Zwang der
Gewohnheit, war auf diesem Gebiete zu drückend. Die Fachphotographie stützt
sich auf eine sechs Jahrzehnte alte Kultur. Von den Anfängen der Daguerreotypie
an ist die Lichtbildnerei eine Porträtkunst gewesen, hat sie der Befriedigung
menschlicher Eitelkeit gedient. Die Technik war schwierig, und man sah ein, dass
es die ganze Kraft eines Menschen forderte, in dieser Tätigkeit etwas Vollendetes
zu erreichen. So wurde die Photographie zum Beruf, gelangte in die Hände der
Fachleute, welche in der Höherentwickelung der Technik ihre Lebensaufgabe sahen.
Es bildeten sich gewisse Arbeitsmittel heraus, ein bestimmter Arbeitsgang, wenn man
will eine „Schablone", die jedoch nicht so leicht umzustossen ist, da sie immerhin,
trotz aller Anfeindungen eine Höchstentwickelung darstellt, durch viel Jahrzehnte
lange Arbeit gefestigt ist. Man spottet heute über die landläufigen Atelier-Photo-
Hildegard Lchncrt, Berlin.
Aus Hosterwitz a. Elbe.
26
I'UOTOC.RM^lirSc IIK
NJITTIII TNOKN XI
1!. ^i, r.;l/ ... h
HILDEGARD LEHNERT
0 0 0 0 0 0 O O 0 BERLIN
RAUMSTAMM-
o o o o STUDIE
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XI
graphieen, man wirft sie in den Orkus mit der Unbekümmertheit der Jugend, die
mit fröhlichem Hohn das Werk der Alten über den Haufen stürzt; aber man über-
legt nicht, welche Summe von Arbeit und Kultur vorhergegangen sein muss, bis
eine langgeübte Betätigung ins Fratzenhafte ausläuft.
Dass dieser Punkt erreicht ist, wird kein geschmackvoller Mensch bezweifeln.
Seit die wunderbare, naturechte Feinheit der Daguerreotypieen durch die Negativ-
platten abgelöst wurde, und namentlich s^eit Einführung der in der Bildgebung
gröberen Trockenplatten hat die Retouche unaufhaltsam ihren Vernichtungszug
geführt. Anfänglich ein wohlbegründetes, vernünftiges Mittel, die häufig offenbar
unwahre Naturwiedergabe durch die photographische Platte zu korrigieren, wurde
sie bald Selbstzweck, diente nicht nur dazu, Wahrheit und Natürlichkeit wieder-
herzustellen, sondern schliesslich bis ins Grenzenlose zu „verschönen". Was wir
jetzt aus den Ateliers hervorgehen sehen, sind fast durchgehends der Natur un-
endlich ferne Puppenköpfe; wir sehen die Menschen in einer stereotypen, un-
natürlichen Umgebung, in einem die Charakteristik der Züge verwischenden, unserer
täglichen Beobachtung fremden Licht, mit einer Haut ohne jede natürliche Struktur,
von der narbigen Glätte eines Handschuhleders.
Dem aufrichtigen Menschen, der auf den natürlichen, durch den Lebenskampf
geprägten Ausdruck seiner Züge etwas hält, sind diese geschönten Bilder längst
zuwider. Dennoch beherrschen sie ganz allgemein das Feld, und füessen trotz der
lauten Proteste, die wir seit einigen Jahren in photographischen Blättern wieder
und wieder gegen die hergebrachte, eintönige Porträtiererei zu hören bekamen,
die Quellen einer neuen Bildniskunst äusserst spärlich. In Berlin haben wir nicht
einen einzigen, nach modernen, künstlerischen Gesichtspunkten arbeitenden Fachmann,
aber wir haben die Warenhausphotographie, welche einen reichen Kundenkranz
auch in den „feinsten" Kreisen ihr eigen nennt.
Durch so ein bischen Wind wird eben ein Bau, an dem man sechzig Jahre
Stein um Stein fügte, noch nicht umgeblasen, sei er auch hier und da bereits ein
bischen wackelig. Es gilt mehr, als geflissentlich auf das Alte schimpfen, es gilt
Neues zu schaffen und dieses Neue zur Anerkennung zu bringen. Das aber
können nicht die Fachleute tun, die unter dem Zwang des Publikumgeschmacks
stehen, das kann nur aus diesem Publikum selbst heraus geschehen, also durch die
Schar der Amateure.
Die Amateure haben die Landschaftsphotographie revolutioniert, sie haben die
, künstlerische Photographie" wenn nicht geschaffen, so doch ganz immens gefördert.
Ihre Haupterfolge jedoch errangen sie rein auf landschaftlichem Gebiet. An das
Porträt wölken sie nicht so recht heran, — das Übergewicht der fachmässigen
Photographie war hier zu stark, die Normen zu sehr festgelegt, und — die Arbeits-
mittel fürs Porträtieren ausserhalb des Glashauses zu wenig bekannt und erprobt.
Wer hier anfing, musste sich mühsam seine Technik schaffen, und das Aussehen
seiner im Zimmer gefertigten Platten flösste dem technisch Sensiblen ein ent-
mutigendes Grauen ein.
In den letzten Jahren ist das anders geworden. Man hat ernsthaft begonnen,
die Bedingungen der Bildnisphotographie ausserhalb des Glashauses zu studieren.
Einige wenige hervorragende Fachleute haben sich, angeregt durch die Leistungen
der Amateure, diesen modernen Bestrebungen gewidmet, und indem sie ihr reiches
und solides technisches Können in den Dienst der neuen Sache stellten, wirkten sie
wieder anspornend und befruchtend auf die Tätigkeit der Liebhaber ein. So wurde
eine Reihe recht guter, ja vorzüglicher Leistungen zu Tage gefördert, erstand eine
kleine Anzahl von Pionieren, die uns zeigten, welch bedeutende, ganz neuartige
1& L 1908. Photogr. Mitteiltmgen. Jahrg. 40.
27
Erfolge der Bildnisphotographie beschieden sein können, wenn man sie auf einen
völlig neuen, vorurteilsfreien Boden stellt; der Wunsch wurde rege, dass sich recht
viele auf diesem Felde betätigen mögen, damit das Auge der Menge sich an diese
neuen Bildnisse gewöhne und die Porträtphotographien alten Stils endlich durch
solidere Erzeugnisse ersetzt werden. — Wie notwendig es ist, dass ein grösseres
Interesse namentlich bei den Amateuren für die neue Bildnisphotographie erweckt
werde, das zeigt die Tatsache, dass wir über den Gegenstand noch keine einzige,
auch nur annähernd zureichende Publikation haben. Wir sind eben auf diesem
vielversprechenden Gebiete erst in den Anfängen.
Sobald man das Lichtbildnis ausserhalb des Glashauses ernst anpackte, sah man.
dass es auf einen ganz anderen Boden gestellt werden müsse. Man musste Stellung,
Beleuchtung, Umgebung des Ateliers, ja selbst die herkömmliche Negativ- und
Positivbehandlung vergessen. Das Zimmerporträt stellte so andre Aufgaben, dass
die ganze Technik danach umgestaltet werden musste. Man sah jetzt, dass all' die
Hilfsmittel, welche der Atelierphotograph braucht, im Zimmer nicht nur entbehrlich,
ja, dass sie geradezu schädlich und dem Gelingen verderblich seien. Der Kopf-
halter, diese gefürchtete Eisenklammer, der getönte und gemalte Hintergrund, die
ganze künstliche Umgebung, die ebenso künstliche, „ausgeglichene** Beleuchtung, —
alles das musste nicht durch lokalen Zwang, nein, im Interesse des Gelingens der
Aufnahmen wegfallen. Ein ganz unerforschtes Gebiet betrat hier der Lichtbildner,
das ihn zunächst fremd und unsicher anmutete, dann aber, je mehr er darauf
heimisch wurde, eine immer reichere, ganz ungeahnte Fülle neuer Möglichkeiten
auftat. Das Leben des Menschen, des natürlichen, ungeschminkten, unverputzten
Menschen in seiner intimsten, tausendfältig wechselnden Besonderheit wurde der
Photographie erschlossen. Wo man bisher nur Gelenkpuppen gesehen hatte, die.
an eiserne Klammern festgeschmiedet, mechanisch gedreht und gerichtet wurden,
da sah man jetzt lebendige, in Leid und Lust atmende Menschen von Fleisch und
Bein. — — Gehen wir nun das nächste Mal mit unserer Camera hin zu diesen
Menschen. F. L.
Kleine Mitteilungen.
Shepherds farbige Photographie.
Über sein neues Verfahren der Herstellung von farbigen Bildern auf Papier
gab Shepherd*) in der Dezember-Sitzung des Londoner Camera- Clubs nähere
Details. Die Grundlage bildet auch hier das Iv es sehe Chromoskop. Zuerst werden
in der bekannten Weise drei Negative mit entsprechenden Filtern hergestellt. Von
diesen werden Kopieen auf chromierten Celluloidfilms hergestellt, durch Entwickelung
in warmem Wasser erhält man Reliefbilder. Ein solches Bild ist äusserst hart und
widerstandsfähig.
Der positive Abdruck von dem Grünfilter-Negativ wird nun in ein rotes Färbe-
bad gelegt und nachdem er genug Farbstoff absorbiert hat, wird der Film zusammen
mit einem speziell gelatinierten Papier in Kontakt gebracht, Schicht an Schicht,
und mittelst eines Quetschlineals das überschüssige Wasser entfernt (ganz analog
wie beim Pigmentübertrag). Nach ca. 15 Minuten wird man beobachten, dass die
ganze Farbschicht von der stärker absorbierenden weichen Gelatine des Übertrag-
papieres aufgenommen worden ist. Auf dieses rote Bild werden dann die Farb-
1) Siehe auch den Artikel Seite 14.
28
schichten der beiden anderen Positive übertragen und das Resultat ist eine Kopie
in den Farben des Originals.
Die Gelatinereliefs leiden hierbei in keiner Weise und können immer wieder
für die Herstellung neuer Kopieen benutzt werden, natürlich müssen sie stets von
neuem in den Farblösungen gebadet werden. Das genaue Übereinanderpassen der
3 Bilder auf Papier macht keine Schwierigkeiten.
Shepherd ist bei den Versuchen mit verschiedenen Farbstoffen auch auf eine
neue Art der Verstärkung gekommen. Er nahm ein Filmdiapositiv, legte es in
ein Bad von hellgrüner Farblösung und übertrug das Bild auf Papier. Die Kopie
machte so, wenn auch alle Details und Halbtöne vorhanden waren, einen flauen
Eindruck. Hiemach folgt abermaliges längeres Eintauchen in das Färbebad und
Wässern, bis die Farbe nur an den dunkleren Schatten noch haftete. Der Celluloid-
film wurde dann wieder auf das Papier gelegt. Man erreicht so, dass alle
Schatten verstärkt werden, während die zarten Halbtöne intakt bleiben. (Für die
Praxis sind für die Verstärkung von Negativen und Diapositiven jedenfalls die alten
Methoden leichter zu handhaben und daher vorzuziehen. — Red.)
Shepherd schliesst seine Ausführungen mit der Bemerkung, dass sein farbiger
Prozess sich auch auf Seide, Satin, Elfenbein etc. bei geeigneter Vorpräparation an-
wenden lässt. (Phot. News, Nr. 364.)
Die Materialien für den geschilderten farbigen Prozess werden von der Firma:
Sanger Shepherd & Co. -London in den Handel gebracht. — Red.
Ersatz für Cellulold.
Von H. W. Vogel ist schon eine Kombination von Kollodium und Gelatine
für die Herstellung von Bromsilbertrockenplatten versucht worden. In die Praxis
hat dieses Em ulsions verfahren keinen Eingang gefunden. In England ist jetzt für die
Kollodium - Gelatinekombination eine neue photographische Verwendung entdeckt
worden, nämlich als Unterlage für Bromsilbergelatinefilms.
Kollodiumwolle und Gelatine sind bekanntlich in Eisessig löslich. Aus dieser
Lösung resultiert beim Verdunsten des Eisessigs eine transparente Schicht. Man löst
z. B. 5 Teile Gelatine und 1,8 Teile Kollodiumwolle in 16 Teilen Eisessig. Nach
leichtem Anwärmen und Umrühren werden 7,5 Teile Alkohol zugegeben. Soll die
Mischung behufs Herstellung von Filmunterlagen auf Glas gegossen werden, so ist
eine weitere Verdünnung der Lösung erforderlich.
(The Amat. Photographer XXXVI Nr. 948).
Über das Vergilben der Aristokoplen.
Lumiere und Seyewctz haben über die Veränderung von Aristobildern,
welche mit Tonfixierbad behandelt worden waren, eingehende Versuche angestellt
und sind zu folgenden Resultaten gelangt:
Die Hauptursache des Vergilbens der Aristokopien ist das Vorhandensein von
Fixiernatron, welches beim Wässern des Bildes nicht vollständig entfernt worden
ist; eine Veränderung des Bildes findet jedoch nur bei Gegenwart von Feuchtigkeit
statt. Das Vergilben findet auch statt, wenn das Tonen und Fixieren getrennt vor-
genommen worden ist, die Auswässerung aber eine ungenügende war.
Die Abwesenheit jeder Spur von Fixiernatron in dem Bilde gewährt auch eine
Haltbarkeit in feuchter Luft, selbst wenn das Bild kein Gold enthält und aus
29
Schwefelsilber, aus Silber allein oder aus Silber und Blei besteht. Das vergilbte
Aussehen verdorbener Bilder scheint daher nicht der Gegenwart von Schwefelblei
zuzuschreiben zu sein, sondern von sehr fein verteiltem Schwefel, welcher von der
langsamen Zersetzung des Fixiernatrons herrührt.
Das Verwerfen der kombinierten Tonfixierbäder mit der Motivierung, dass die
Herstellung haltbarer Bilder hiermit überhaupt ausgeschlossen sei, ist nach obigen
Arbeiten nicht mehr aufrecht zu erhalten.
(Bullet. Soci6t6 Fran^. XVIII, Nr. 17.)
Formel der durch Tiefenaberration bedingten Unscharfe.
Keines der mir bekannten Werke Über Photographie gibt eine für den Lieb-
haber geeignete Formel der durch die sogenannte Tiefenaberration bedingten Un-
scharfe im Einzelfall. Herrn Baltins Bemerkungen auf Seite 350/351 des vorigen
Jahrgangs gaben mir Veranlassung, eine solche Formel zu suchen, und ich glaube,
dass die in der Anlage verzeichnete Formel die richtige ist. Theoretisch gilt sie natür-
lich nur für ein von allen Fehlern freies Objektiv mit vollkommener Bildfeidebnung;
praktisch wird sie für jedes gute moderne Objektiv genügen. Der Nutzen der
Formel liegt in der dem Liebhaber gebotenen Möglichkeit, durch eine Rechnung
von weniger als einer Minute einwandfrei festzustellen, wie stark er abblenden
muss, damit die Unscharfe eines bestimmten Gegenstandes im Bildfeld ein gegebenes
Mass — das für Laubwerk, für Personen, für hellbeleuchtete Gebäude natürlich
verschieden ist, dem praktischen Liebhaber aber bekannt sein muss — nicht Über-
schreitet.
Berechnung der Tiefenaberration im Einzelfall.
u ist die gesuchte Unscharfe, d. h. der Durchmesser des von einer punkt-
förmigen Lichtquelle ausgehenden Strahlenkegels auf der Platte.
b ist der Durchmesser der angewandten Blende.
f ist die äquivalente Brennweite des Objektivs.
e ist die Entfernung des Gegenstandes, auf welchen scharf eingestellt wird.
e' ist die Entfernung des Gegenstandes, dessen Unscharfe, bei scharfer Ein-
stellung auf e, gesucht wird.
(e' kann grösser oder kleiner als e sein; auf die Vorzeichen kommt es
nicht an.)
Die Formel lautet: u = b ( -. » — , 1 ).
Praktische Anwendung: Man hat die bei voller Öffnung sich ergebende Un-
scharfe berechnet und will sie durch Abbiendung auf ein empirisch bekanntes un-
schädliches Mass herabmindern. Dazu genügt ein einfaches Regeldetri-Exempel.
Die praktisch erträgliche Unscharfe sei u', der gesuchte Blendendurchmesser sei x.
Dann ist : x : b = u' : u.
Praktische Berechnung der Unscharfe in dem auf Seite 350/351 in Heft 22 der
Photographischen Mitteilungen gedachten Fall: f=i5^»i, volle Öffnung =F/5, also
b = 3r//i; scharf eingestellt auf 30/«, also e = ^000 cm. Gesucht die Unscharfe bei
' / ^000 148s \
15 /w, also e = 1500 cm. Formel: Unscharfe u = 3 • | ^ • -^-^ - i\cm gleich (rund)
0,15 ww. Eine solche Unscharfe lässt sich für Laubwerk ertragen, soll sie aber für
eine hell beleuchtete Gebäudeecke beispielsweise auf 0,05 mm herabgemindert werden,
30
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so muss b auf den dritten Teil seines Wertes herabgemindert, mit anderen Worten
auf F/15 abgeblendet werden. F. Schultz.
NB. Die Formel ergibt richtige absolute Werte, und wenn e' > e ist, sind diese
auch dem Zeichen nach richtig. W. Zschokke.
Repertorium.
über die saure Reaktion der Alaune und der Binfluss des Säure-
l^ehaltes auf das Unlöslichwerden der Gelatine in Bezug auf Chromalaun.
Von Lvmitoo Mras und Seyewsts.
I. Wird ein Alkali einer Lösung von Chromalaun, Eisenalaun oder gewöhn-
lichem Alaun zugefügt, so findet man, dass davon eine relativ grosse Menge ein-
geführt werden kann, ohne einen Niederschlag von Chrom-, Eisen- oder Aluminium-
Oxyd zu erzeugen. Von diesen drei Alaunen besitzt der Chromalaun, wie bekannt,
die Eigenschaft, mit Gelatine eine chemische Verbindung zu bilden, welche selbst
der Einwirkung von kochendem Wasser widersteht, während die andern Alaune
die Löslichkeit der Gelatine nur vermindern.
Namias^) hat schon gezeigt, und wir haben gleichfalls gefunden, dass der
Säuregehalt des Chromalauns die unlöslichmachende Wirkung, welche diese Substanz
auf die Gelatine ausübt, vermindert. Wir haben nun untersucht: i. Warum den
Alaunen bedeutende Mengen Alkali zugesetzt werden können, ohne Oxydniederschläge
zu geben. 2. Den Unterschied zwischen der durch neutralisierten und der durch
nicht neutralisierten Chromalaun erreichten Unlöslichkeit, um daraus die besten
Bedingungen zur Erreichung der vollständigsten Unlöslichkeit zu folgern.
A Über die saure Reaktion der Alaune. I. Wir konnten uns leicht über-
zeugen, dass die Alaune nicht infolge der Gegenwart von freier Säure, sondern nur
durch eine genügende Menge Alkali Niederschläge geben können, denn die wieder-
hohen Kristallisationen machen diese Eigentümlichkeit nicht verschwinden
Wenn man z. B. reinen Chromalaun nach fünfmal aufeinander folgenden
Kristallisationen analysiert, findet man, dass zur Bildung eines dauernden Nieder-
schlages von Chromsesquioxyd nach der fünften Kristallisation dieselbe Alkali-
menge nötig ist, wie nach der ersten. Übrigens entspricht die Dosierung des Ge-
samtinhaltes an Schwefelsäure im Alaun nach der fünften Kristallisation, wie nach
der ersten der Formel: Cr, (SOJ, -H SO^K, -H 2 H,0.
Wir haben ferner die Quantität Natron gemessen, welche den titrierten Lösungen
der drei genannten Alaune zugefügt werden muss, um eine dauernde Trübung von
Chrom-, Aluminium- oder Eisen-Oxyd zu erhalten. Diese Menge Natron bei 100 g
Alaun entspricht 8 • 435 g Schwefelsäure für kalt oder bei 50° aufgelösten Chrom-
alaun, und nur 5 • 134 ^ für gewöhnlichen Alaun und Eisenalaun. Der Chromalaun
verlangt also verhähnismässig die grösste Menge Alkali. Der Eisenalaun zeigt eine
Eigentümlichkeit: der Oxydniederschlag beginnt sich zu bilden, wenn man eine
Alkalimenge, entsprechend dem Säuregehalt von 1,78 bis 2,567 ccm SO^Hg, zugefügt
hat, aber die Trübung verschwindet in einigen Augenblicken, indem gleichzeitig die
Lösung dunkler wird, wahrscheinlich durch Bildung eines basischen Salzes. Nur
nach Hinzufügung einer Alkalimenge, entsprechend 5,134^ SO^H, für 100^ Alaun,
bleibt die Trübung.
Wird Chromalaun in kochendem Wasser oder bei 50° gelöst, so muss die nötige
1) Phot, MitteU. 1902, Seite 842.
31
Alkalimenge bedeutend vergrössert werden ; sie beträgt für loo^ Alaun 12,8^ SO^H^
anstatt 8,435^.
IL Vergleichen wir die Mengen freier Schwefelsäure, welche uns die alkali-
metrische Titrierung der Alaune ergeben hat, mit jenen, welche unter Bildung
eines basischen Salzes frei werden, ähnlich wie z. B. bei grünem Chromalaun, der
aus violettem Alaun entsteht und zwar nach der Hypothese Recouras wie folgt:
2 (M,03, 3 SO«) = 2 M^O«, 5 SO3 + SO,.
Diese Rechnung zeigt, dass hier die bezüglichen Säurequantitäten sind: 4,9^
für 100^ Chrom-Alaun, 4,9^ für 100^ Eisen-Alaun, 5,7^ 100^ Aluminium-Alaun.
Die für den Chromalaun berechnete Säurequantität (4,9 ^O ist grösser als die
Hälfte derjenigen, welche in der Kälte oder in Wasser von 50° aufgelöstem Alaun
gefunden wurde (8,435 g). Sie ist dagegen kleiner als diese Hälfte, welche mit Alaun
in kochendem Wasser gelöst wurde; das Titrieren ergab 12,8^ Schwefelsäure. Die
für die beiden andern Alaune berechneten Säuremengen entsprechen beinahe den
gefundenen, nämlich ein Molekül SO, für 2 Moleküle Alaun.
In Bezug auf Chromalaun könnte man vielleicht annehmen, dass sich folgende
Reaktionen ergeben: In einer ersten Phase bildet sich unter dem Einflüsse des
Alkalis ein grünes basisches Salz, ähnlich jenem, welches man durch Erhitzen von
violettem Alaun erhält; in einer zweiten Phase spaltet sich in Gegenwart eines
Überschusses von Alkali, dieses Salz in ein Hydrat und Schwefelsäure:
2Cr,0„ 5S03 = (2Cr,03, 4 SO3) SO3
(2 Cr,0„ 4 SO,) SO3 + 2 KOH = SO^K, -|- (2 Cr,0„ 4 SO3) H,0
Es wird also im ganzen 2 Moleküle SO* geben, welche unter dem Einflüsse
des Alkalis frei geworden sind. Diese Menge stimmt merklich mit der durch
Titrierung des in der Kälte oder in Wasser von 50° gelösten Alauns gefundenen überein.
Schliesslich kann man aus diesen Titrierungen die Formel des gebildeten
basischen Salzes nicht exakt folgern, da die Reaktion wahrscheinlich unvollständig ist.
(Bullet. Soci6t6 Frangaise, Nr. 22.)
(Schluss folgt.)
Böcklin über Porträtmalerei.
Aus den von der „Züricher Post" veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen von
Otto Lasius entnehmen wir folgende auch für die Photographie interessante Äusse-
rungen Böcklin s über das Porträtbild: Als mich Böcklin einmal fragte, ob ich
schon jemand porträtiert hätte, zeigte ich ihm ein Bild meines Bruders, das ich gemalt.
„Scharfe Profilauffassung sollte man, wenn es nicht ausdrücklich verlangt wird, immer
vermeiden," belehrte mich Böcklin. „Es ist allerdings die charakteristische Auffassung
eines Menschen, die es gibt, da die Form der Nase, des Kinns, der ganze Schädel-
bau ihr unverändertes Mass haben; aber wir sind einmal nicht gewohnt, unsere
Mitmenschen im Profil anzusehen, wenn wir mit ihnen verkehren, und wir glauben
auch nie recht an die Ähnlichkeit eines Profilbildes, selbst wenn es vorzüglich
getroffen ist. Es zeigt uns den Menschen in einer einzigen, ganz bestimmten
Stellung, die er ja einmal haben kann, die uns aber fremdartig berührt, so dass
selbst gute Bekannte, Verwandte, Freunde, die auf Porträtähnlichkeit halten, ein
Profilbild nicht erkennen, da in ihm das charakteristische Minenspiel nicht mitspricht,
das sie zu sehen gewohnt sind. Das Profilbild gestaltet sich dem Maler auch räum-
lich, plastisch sehr schwer. Freilich, wenn es gilt, einen Dichter auf einer Münze,
oder einen Fürsten auf einer Marke zu verewigen, da passt allein das Profil. Man
32
gewöhnt sich daran, und je markanter, desto besser ist es. Die beste Porträt-Auf-
fassung ist für den Maler immer Dreiviertei-Profil. Ein schlagender Beweis dafür
ist Raffaels Sekretär Inghirami im Pitti zu Florenz. Der Mann schielt nämlich.
Raffael hätte es leicht gehabt, ihn im Profil zu geben, und kein Mensch würde den
Augenfehler bemerkt haben; vielleicht hätte man ihn aber gerade wegen des
Fehlens dieser Eigentümlichkeit nicht erkannt. So malte ihn Raffael mit feinem
Takt und im Bewusstsein seiner Kunst im Dreiviertei-Profil, gab aber dem Kopfe
eine so starke Wendung über Eck, dass wir das charakteristische Schielen zwar
nicht vermissen, es aber so gemildert dargestellt finden, dass es unser Empfinden
nicht wesentlich berührt. Dreiviertei-Profil wirkt sodann auch ähnlicher und ist
künstlerisch weit interessanter als eine Aufnahme direkt en face, weil die so
charakteristische Nase viel prägnanter zum Ausdruck kommt. In der en face-Auf-
nahme erscheint sie unnatürlich verkürzt. Von vorn aufgenommen erscheint zudem
das Gesicht in zwei Hälften geteilt, was nicht nur unkünstlerisch, sondern auf die
Dauer auch langweilig wirkt. Im Weiteren sind in der en face- Aufnahme die
Ohren nicht genügend erkennbar und doch sind diese zum Erkennen eines Menschen
oft von charakteristischer Bedeutung. Die Porträtähnlichkeit darf nicht erst während
des Malens in ein Bild hineinkommen, sie muss schon in der Skizze vorhanden
sein; ist dies nicht der Fall, so ist das Porträt verfehlt. Schnelles Erfassen und
richtige Wiedergabe des Schädelbaus ist Hauptbedingung. Probieren Sie das alles
einmal mit sich selbst vor dem Spiegel. Von vorn hat sich jeder oft genug im
Spiegel gesehen. Wer sich aber zum ersten Mal in scharfem Profil sieht, ist er-
staunt, weil er sich selber fremd vorkommt " B.
Litteratur.
Jalubuch des Photographen und der photographischen Industrie. i903, Herausgegeben
von G. H. Emmerich. Mit 51 Textillustrationen. (Verlag von Gustav Schmidt -Berlin.) Der
rührige Leiter der Mflnchener Fachschule gibt in diesem Bande von ca. 400 Seiten Oktav
den Fachphotographen sowie den Fabrikanten und Hflndlern photographischer Artikel ein höchst
brauchbares Nachschlagebuch. Es enthalt eine Übersicht der Neuheiten des letzten Jahres in
Apparaten, Platten, Papieren, Chemikalien etc., ferner die- wichtigsten Rezepte für den Negativ-
und Positivprozess, juristische Ratschläge, Patentnachrichten, Übersicht * der wirtschaftlichen Lage
des Photographengewerbes, Verzeichnis von Unterrichtsanstalten, Fachvereinen, Zeitschriften sowie
eine sehr sorgfältig bearbeitete Adressenliste von Handelsfirmen, Reproduktionsanstalten etc.
Dieser reiche Inhalt des neuen Jahrbuchs, bei dessen Bearbeitung tüchtige Fachleute mitgewirkt
haben, wird ihm sicher viele Freunde zuführen. (Preis geheftet 2,50 Mk., gebunden 3, — Mk.)
P. H.
Eder, AusffllirllCheS Handbuch der Photographie, X. Heft. Die Praxis der Photo-
graphie mit Gelatine-Emulsionen. Mit 206 Abbildungen. 5. vermehrte und verbesserte
Aufl. Verlag von Wilh. Knapp-Halle a. S. Der vorliegende Band bildet die Fortsetzung des
im Frühjahr erschienenen Teils von den wissenschaftlichen Grundlagen der Gelatine-Emulsionen.
Mit grösster Fachkenntnis finden wir hier die Herstellung der Bromsilberplatte und die Negativ-
Entwicklung beschrieben; hieran schliessen sich Kapitel über das Abschwächen, Verstärken
und Lackieren der Platten, Duplikatnegative, Lichthof Schutzmittel, farbenempfindliche Platten, Films
und Bromsilberpapiere. Alle Kapitel sind in erschöpfendster Weise und rein sachlich behandelt, an
keiner Stelle tritt irgendwelche Reklame für gewisse Fabrikate hervor. Das sind Vorzüge, welche
die Ed ersehen Handbücher zu einem besonders wertvollen Leitfaden für das gesamte photo-
graphische Gebiet machen. P. H.
Lee Königsberger, Hermann von Heimholte, I. Band. Mit 3 Bildnissen in Heliogravüre.
Verlag von Friedrich Vieweg & Sohn, Braunschweig. Diese grosse Helmholtz-Biographie
dQrftc nicht nur speziell für Naturwissenschaftler, sondern für alle Gebildeten von grösstem
33
Interesse sein. Der Verfasser stand lange Jahre in persönlicher Beziehung mit dem grossen Ge-
lehrten,, welchem wir eine so unermessliche Fülle von hervorragenden Arbeiten auf dem Gebiete
der Physik, Physiologie etc. verdanken. Das vorliegende Werk ist auf Grundlage |des gesamten
wissenschaftlichen Nachlasses sowie zur Verfügung gestellter Korrespondenzen Helmholtz's
geschrieben worden; die Anordnung und Darstellungsweise ist eine vortreffliche. Der I. Band
beschreibt uns das Leben und Wirken Helmholtz's bis zum Jahre seiner Verheiratung (1861).
F. H.
The Americaii Aanual of Photography for 1903. Pubi. by The Anthony & Scoviii Co.,
New-York. Das reich illustrierte amerikanische Jahrbuch, welches stets, in zwangloser Reihenfolge,
vortreffliche Aufsätze aus dem Gebiete der technischen, wissenschaftlichen und künstlerischen
Photographie darbietet und als Anhang die üblichen Rezepte und Tabellen enthält, ist in Deutsch-
land bereits wohl bekannt und erlreut sich hier, wie wir vernommen haben, eines von Jahr zu Jahr
wachsenden Abnehmerkreises ^ Die Ausstattung des Buches ist eine mustergiltige, die Illustrationen
in Tafeln und im Text sind auf das beste ausgeführt, der Preis dabei ein sehr massiger. Den
Vertrieb des Werkes für Deutschland hat die Firma Dr. Adolf Hesekiel & Co., Berlin W.
P. H.
Patent-Nachrichten.
Anmeldangen.
57 c. St. 7297. Vorrichtung zum Befördern photographischer Bildbänder durch Entwicklungs-,
Fixier-, Wasch- u. dgl. Bäder. Franz Steinkamp & Rud, Chast6, Magdeburg, und
Paul Müller, Berlin, Königgrätzerstr. 70. — 17. 12. 01.
57 a. G. 14 681. Schnellseher mit unbiegsamen Bildplatten an einem Bande ohne Ende. A. E.
Guttin, Paris; Vertr.: H. Heimann, Berlin NW. 7. — 21. 7. 00.
57b. W. 74 948. Verfahren ziu: Herstellung farbiger photographischer Bilder. Robert Williams
Wood, Madison, V. St. A.; Vertr.: A. Specht & J. D. Petersen, Hamburg 1. — 5. 3. 99.
„ , F. 15 631. Verfahren zur Entwicklung des latenten photographischen Bildes. Farbwerke
vorm. Meister Lucius & Brüning, Höchst a. Mr — 28. 11. 01.
Erteilungen.'
57 a. 137 774. Aus zwei geschlitzten Armpaaren bestehende Stützvorri htung für das Objektiv-
brett photographischer Cameras. F. H. Sanderson, Cambridge. — 5- 10. 01.
57 d. 137 644. Verfahren zur Herstellung von Druckplatten durch Umdruck von Lichtdruck-
platten. Lithographische Kunstanstalt und Steindruckerei Otto W. Hoffmann, Leipzig-
Reudnitz. — 15. 6. 01.
57b. 137 962. Lichtundurchlässige Schutzstreifen für Rollfilms. Akt.-Ges. für Anilin-Fabri
kation, Berlin. — 7. 7. 01.
Dr. Hugo Schroeder f.
Der bekannte Optiker Dr. Hugo Schroeder ist am 31. Oktober im Alter von 68 Jahren
zu Balham in England infolge eines Schlaganfalles verschieden. Schroeder hat auf dem Ge-
biete der Optik sich ausserordentliche Verdienste erworben, er hat u. a. die ersten anastigmatischen
Objektive konstruiert. Er war lange Jahre in der optischen Anstalt von Ross & Co. als Mathematiker
tätig. Von seinen Schriften erwähnen wir sein Werk Ober die „Elemente der photographischen
Optik"", in welchem er eine vortreffliche Darstellung der Einrichtung der photographischen Linsen-
systeme gegeben hat. Schroeders Arbeiten haben auch inM von Rohrs »Theorie und Ge-
schichte des photographischen Objektivs" gebührende Anerkennung gefunden.
DniCkf6hl6r - BBriChtiQUlig : im abgeschlossenen Jahrgang Seite 87 Zeile 5 von unten
lies 4,04 cm. — Seite 288 ZeUe 1 1 von oben lies 20 biS 30 Sekunden. — Seite 377 ZeUe 2
von oben lies Karl Schaum und ViCtOF BellftCh.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Uanneke in Berlin.
Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin — Druck von Gebr. Unger in Berlin.
34
Franz Goerke, Berlin.
Ernte.
Diapositive auf Albuminplatten.
Die Albuminbilder zeichnen sich bekanntlich gegenüber den Celloidin-
kopieen durch eine bessere Wiedergabe der Details des Negativs aus,
namentlich , gibt das Albumin in den Schatten eine viel bessere Zeichnung.
Auch die Albumin -Diapositivplatten mit Entwicklung liefern hervorragende
Bildresultate, und verdient dieser Prozess unseren Amateuren, welche an
Selbstpräparationen von Kopiermaterial ein Interesse nehmen, in Erinnerung
gebracht zu werden, zumal die Herstellung der Albuminplatten keine allzu
schwierige ist.
Die zu verwendenden Glasplatten ') lege man zunächst auf einige Stunden
in verdünnte Salpetersäure (i : 3), reibe sie dann mit einer Bürste unter dem
Wasserhahn ab, spüle mit Wasser nach und reibe sie mit einem Handtuche
vollständig trocken.
Die Albuminlösung bereitet man wie folgt: Frische Hühnereier werden
zerschlagen und das Eiweiss für sich in einem reinen irdenen Topfe auf-
gefangen. Das gesonderte Eiweiss wird zu Schnee geschlagen, was vorteil-
haft mittelst eines sogen. Schneeschlägers geschieht. Das Eiweiss lässt man
über Nacht absetzen, giesst es dann vom Bodensatz ab in ein neues reines
Gefass, fügt die weiter unten angeführten Salze dazu, schlägt nochmals zu
Schnee, lässt wiederum über Nacht absetzen und erhält so die gussfertige
Albuminlösung.
In 500 ccm Eiweiss sind zu lösen:
Jodkalium S ^
Jod 0,2s „
^) Alte, unbrauchbar gewordene Bromsilberplatten resp. Negative lasse man ca. 48 Stunden
sfluern.
1. II- 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 5
35
Bevor man die Glasplatte mit der Albuminlösung übergiesst, haucht man
die zu überziehende Seite an oder hält sie kurze Zeit über Wasserdampf.
Das Albumin wird unter Vermeidung von Luftblasen auf die Mitte der Platte
gegossen, durch leichtes Neigen der Platte wird es nach allen Seiten verteilt,
dann lässt man den Überschuss in ein Gefäss ablaufen, bringt die Platte
in einen Trocken schrank und lässt sie in genau horizontaler Lage auf einem
Gestell trocknen. Die getrockneten Platten sind sehr lange Zeit haltbar.
Für die Sensibilisierung werden die Platten in folgende, vorher filtrierte
Silberlösung hineingelegt:
Wasser 250 ^
Silbernitrat 20 ,,
Eisessig 20 ccm.
Nach längstens einer Minute wird die Platte herausgenommen, unter dem
Wasserhahn tüchtig abgespült und auf einen Bock zum Trocknen gestellt.
Das Sensbilisieren und Trocknen geschieht natürlich in der Dunkelkammer.
Die gesilberten Platten werden am besten gleich oder am anderen Tage
verarbeitet.
Die Exposition der Albuminplatten ist, wie ja auch bei anderen Platten-
sorten, reine Erfahrungssache; sie beträgt im Kopierrahmen unter einem
klaren, nicht zu dichten Negativ bei diffusen Licht einige Sekunden. Die Ent-
wicklung braucht nicht an demselben Tage zu erfolgen.
Franz Goerke, Berlin.
Dierhagen.
36
Franz Goerke, Berlin. Netzflickerin.
Für die Hervorrufung empfiehlt sich am besten eine gelinde angewärmte
Gallussäure-Lösung :
Wasser 500 g
Gallussäure 8 ,,
Essigsaurer Kalk 4 ,,
Hierzu fiigt man einige Tropfen Silbernitrat-Lösung i : 100. Die Entwicklung
geht ziemlich langsam von statten. Sind alle Details mit genügender Kraft
heraus, so wird die Platte mit Wasser abgespült, in loprozentiger Lösung von
von unterschwefligsaurem Natron fixiert und wie üblich gewässert. Die Farbe
dieser Albumindiapositive ist ein Braun, welches durch Nachbehandlung mit
Goldtonbildern verschiedene Nuancen erhalten kann.
Zu den Bildern von Franz Goerke.
Franz Goerke ist ein anerkannter Meister der Handcamera-Photographie. Seit
Jahren bewundern wir in der Berliner Urania seine prächtigen Reisecyklen, deren
Bilder uns stets durch die Feinheit der Beobachtung und den Geschmack des Bild-
ausschnittes fesseln, seien sie nun den prunkvollen Motiven des sonnigen Italiens
oder den versteckten Lieblichkeiten unserer Mark entnommen. Dennoch findet man
verhähnismässig sehen in den photographischen Journalen Goerkesche Bilder, und
das liegt hauptsächlich daran, dass der Autor sich mit der positiven Bildgebung
überhaupt nicht befasst. Er macht seine Aufnahmen, stellt Diapositive für die
Projektionslampe her und lässt dann die Negative in seine Plattenschränke wandern,
wo sie nun serienweise stumm neben einander ruhen und nichts mehr erzählen
können von all der landschaftlichen Schönheit, die auf ihnen gebannt ist.
37
Wir haben eine Anzahl der jüngsten Bilder Goerkes — welche auf einer
Mecklenburger Reise entstanden sind — ihrem Schlafe entrissen und führen sie
heute unseren Lesern vor. Es ist dies umso interessanter, als wir eben hier einen
hervorragenden Landschafter haben, der den Positivprozess zur Bildwirkung gar-
nicht mitsprechen lässt. Man hat hier reine, in keiner Weise ausgestaltete photo-
graphische Aufnahmen, und man sieht doch, welches Schwergewicht dem Aufnahme-
prozess beizulegen ist, inwieweit eine Landschaftsphotographie auch ohne die Mittel
der modernen Positivbehandlung künstlerische Wirkung erzielen kann. Freilich
dürfen wir hierbei eben nicht an die künstlerische Wirkung etwa des modernen
Gummidruckes denken. Eine Wirkung mit persönlichen Mitteln über die Grenzen
des rein photographischen Verfahrens hinaus, — das ist es nicht, was Goerke will.
Er will schlechthin die Natur wiedergeben mit der ganzen Feinheit, mit dem ganzen
wunderbaren Reichtum an Details, der nur der Photographie möglich ist. Freilich
will er sie in guter Stunde belauschen, will sie ganz umfassen mit Herz und Sinn,
um ihre der Camera günstigsten Seiten kennen und erfassen zu lernen. Auch
Goerkes Bilder sind natürlich nicht zufällig am Wege geknippst. Je länger er an
einem Orte bleiben, sich in die Landschaft vertiefen kann, desto lieber ist ihm das.
So sind seine Projektionsvorträge
gewöhnlich die Frucht dreiviertel-
jähriger Arbeit, so zeigen alle seine
Bilder ein feines Studium der je-
weiligen Landschaft und einen siche-
ren Blick für den Bildausschnitt. Da
Goerke immer für den Projektions-
vortrag, also für ein geschlosse-
nes Ganzes, das auch geistigen Zu-
sammenhalt gestatten soll, photo-
graphiert, so ist ihm besonders daran
gelegen, das Charakteristische einer
Gegend, eines Landes festzuhalten,
ein Stück Erde in einer Bilderreihe
möglichst typisch auszuschöpfen.
Wie weit ihm das mit Bezug auf
Mecklenburg gelungen ist, davon
kann unsere kleine Auswahl dieser
Bilderserie natürlich kein voll-
kommenes Zeugnis geben. Zu
wünschen wäre es indessen, da<s
alle Amateure mit dem sicheren,
vorausblickenden Gedanken arbeite-
ten, die Reisebilder später — sei es
im Album oder in einem Projek-
tionsvortrag — zu einem organisch
geeinten Spiegelbilde der Reise zu
vereinigen, zu wünschen auch, dass
möglichst alle, die sich mit Pro-
jektion beschäftigen, ihrem Publikum
so reiche und in jeder Hinsicht
^ , wohlvorbereitete Kost böten, wie
Franz Goerke
Nach einer Aufnahme von Frau A. Heriwig. CjOerKe.
38
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2
5
Wir wollen
nicht vergessen,
darauf hinzu-
weisen, dass das
an Wäldern, Seen
und Höhenzügen
so reiche Mecklen-
burg eine wahre
Fandgrube für
den Landschafts-
photographen ist.
Wer von Rheins-
berg aus zu Rad
oder zu Fuss in
Mecklenburg ein-
zieht, von Röbel
nach Waren das
„Binnenmeer",
den riesigen, be-
sonders des
Abends wunder-
bar stimmungs-
vollen Miiritz-See
mit dem Dampf-
schiff überfährt,
dann vielleicht
nochMalchovv und
Flau mitnimmt,
über Burg-Schliiz
die „mecklenbur-
p<i:\\t Schweiz"
durchstreift, und
schliesslich von
Rostock und War-
nemünde aus ein Stück Küste mit den idyllischen Bädern Mtiritz, Wustrow und
Ahrenshoop folgen lässt, — der ist durch ein Feenreich der herrlichsten Motive
sewandert, und kann — wofern er nur Augen hat, zu sehen — schwer beladen
heimkehren.
Franz Goerke benutzt für seine sämtlichen Aufnahmen eine 9 X J2 Hand-
Camera mit Momentverschiuss. Wo es irgend angeht, macht er jedoch Zeitaufnahmen
vom Stativ. Als Plattenmaterial bevorzugt er seit einiger Zeit die Westen dorp sehe
Momentplatte, deren schöne Tonabstufung verbunden mit hoher Empfindlichkeit sehr
von ihm gelobt wird, und für Zeitaufnahmen die orthochromatischen Isolar- Platten
und -Films. Zur Entwicklung der Negative braucht er ausschlieislich den Glycin-
Franz Goerke, Berlin.
Motiv aus Moritz.
entwickler.
F. L.
39
Mitteilungen aus unserem photocliemisclien
Versuchs-Laboratorium.
Pinakolsalz N von den Farbwerken Yorm. Meister Lucius & Brüning-
Höchst a. M.
(Schluss von Seite 12.)
Von grossem Vorteil zeigte sich die Verwendung des Pinakolsalzes für das
ßrenzkatechin. Es wurden zum Vergleich folgende zwei Entwickler heran-
gezogen :
I. Brenzkatechin-Lösung (kryst. Natriumsulfit 40 ^^
Wasser 500 ^, Brenzkatechin 10 ^) . . . . 50 ccm
käufl. Pinakolsalz-Lösung 20 „
Wasser 50 »
II. Brenzkatechin-Lösung wie oben 50 ccm
loprozcntige Pottasche-Lösung 40 »,
Wasser 30 »,
Die Hervorrufung gleich exponierter Platten unter Beobachtung der Temperatur-
übereinstimmung in diesen Entwicklern ergab auch hier wieder ein früheres Erscheinen
des Bildes in der Pinakol-Lösung, und auch die Gesamtdauer der Entwicklung war
eine kürzere als in der Pottasche-Lösung. Trotz der schnelleren Wirkung gaben
die Negative mit Pinakolsalz denen mit Pottasche behandelten nichts nach, sie waren
gleichfalls sehr klar, vorzüglich moduliert, von rein grauschwarzer Farbe und gut
gedeckt. Bei der Entwicklung von kurz exponierten Aufnahmen zeigte sich das
Brenzkatechin - Pinakol entschieden überlegen , die Negative hiermit bewahrten
/
Franz Gocrkc, Berlin.
Wolken und Wellen.
40
Franz Goerke, Berlin. " Motiv aus Ahrenshoop.
grössere Klarheit und bessere Durchzeichnung in den Schatten neben vortrefflicher
Deckkraft. Es waren Resultate, wie man sie sonst nur bei langsamer Entwicklung
in sehr verdünnten Lösungen erreicht. Das Brenzkatechin-Pinakol ist infolgedessen
für die Entwicklung von Momentaufnahmen ganz besonders zu empfehlen.
Ferner ist zu bemerken, dass Brenzkatechin-Pinakol sehr empfindlich auf Brom-
kali-Lösung reagiert, und dass sich mit Leichtigkeit Negative von starker Deckung
erzielen lassen. Ein Kräuseln der Platten wurde nicht beobachtet. (Für die Ver-
suche wurden Sachs- und Schleussner-Platten benutzt.) Was die Ausgiebigkeit und
Haltbarkeit des Brenzkatechin-Pinakol-Entwicklers anbelangt, so konnten in 50 ccm
Lösung nach dem oben sub I angegebenen Rezept hintereinander drei Negative
9X 12 cm von fast gleicher Dichte hervorgerufen werden. Eine in offener Mensur
über Nacht stehen gelassene Lösung entwickelte noch am andern Morgen zur
Zufriedenheit.
Auch gegenüber dem Brenzkatechin-Ätzalkali- Entwickler besitzt die Pinakol-
Lösung Vorteile, indem sie leichter Deckung gewährt und nicht zum Kräuseln der
Schicht neigt.
Für die Prüfung der Wirkungsverhältnisse bei Glycin wurden folgende zwei
Rezepte verglichen:
L Glycin-Lösung (Glycin 10 g^ Pottasche 7 g, kryst.
Natriumsulfit 30 g^ Wasser 300 g 35 ccm
Pinakolsalz-Lösung Jt5 „
Wasser 40 w
IL Glycin-Lösung wie oben 35 ccm
loprozentige Pottasche-Lösung 40 »,
Wasser 40 »
41
In der Pinakolsalz - Lösung war die Geschwindigkeit der Reduktion etwa-
grösser, die Endresultate waren fast die gleichen; beide Vergleichsplatten wiesen den
bekannten schönen Charakter der Glycinentwicklung auf.
Mit Hydrochinon zeigte die Pinakolsalz - Lösung keine Überlegenheit zur
Pottasche.
Die von den Höchster Farbwerken unter der Bezeichnung Pinakol P in
den Handel gebrachte konzentrierte Pyro-Entwickler-Lösung wird für den Gebrauch mit
8 — IG Teilen Wasser verdünnt und mit Bromkali-Lösung je nach Bedarf versetzt.
Was die Eigenschaften der Negative mittelst dieses Entwicklers anbetrifft, so gilt
das Gleiche, was wir früher bei der Besprechung des Pyrogallus-Pinakol-Entwickler>
angeführt haben. Zu bemerken ist noch, dass die Lösung sehr ausgiebig arbeitet.
Das Gesamtergebnis der mit dem Pinakolsalz ') angestellten Versuche lautet
dahin, dass genanntes Salz insbesondere für Pyrogallus und Brenzkatechin grosse
Vorzüge besitzt. Die Entwicklung verläuft wesentlich schneller schneller als mit
Carbonaten, der Charakter der Negative ist in jeder Beziehung ein vortrefflicher;
bei Unterexpositionen bringen die Pinakol-Kombinationen die Details aufs beste
heraus. Die Lösungen sind äusserst abstimmungsfähig und ausgiebig. Zu w^ünschen
wäre nur, dass der Preis des Pinakolsalzes etwas herabgesetzt wird.
P. Hanneke.
1) Die Finakolsalz-Lösung des Handels ist, wie wir erfahren, eine 20 prozentige Lösung von
amidoessigsaurera Natron.
Franz Goerke, Berlin.
Am Strand von Warneraünde.
42
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Am "^tr.tin! von \V; : ikt i.;i!>ii
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Lenta- Papier.
Von W. Heinicke.
Das Bestreben, die Dunkelkammer zu vermeiden, gehört augenblicklich zu den
Tagesfragen auf dem Gebiete der Amateur-Photographie. Für das photographische
Kopie r\' erfahren gibt es bereits seit mehreren Jahren Bromchlorsilberpapiere, die
sich bei Tageslicht entwickeln lassen. Von den verschiedenen existierenden
Fabrikaten habe ich neuerdings auch mit dem sogen. „Lenta- Papier" eingehende
Versuche angestellt, und möchte ich im nachstehenden über meine Erfahrungen
damit berichten. Vorausgeschickt sei noch, dass das Lenta-Papier in 6 Qualitäten,
verschieden in der Färbung und Oberfläche des Papiers, hergestellt wird, und dass
der Preis des Papiers ein sehr massiger ist.
Zuerst die Belichtung. Trotz der Bemerkung auf den Paketen, nicht am
Tageslicht zu öffnen, kann man das Papier unbesorgt in einer dunkleren Zimmer-
ecke, im Schutze einer offenstehenden Tür oder eines sonstigen Vorbaues, der den
Zutritt des direkten Tageslichtes verhindert, in den Kopierrahmen legen. Um jeden
unnötigen Lichteinfluss zu verhindern, empfiehlt es sich, das Papier mit der Schicht-
seite nach unten aus dem Paket zu ziehen und hierbei möglichst schnell zu Werke zu
gehen. Liegt das Papier im Kopierrahmen, so schreitet man zur Belichtung. Auch hierfür
verwendet man etwas gedämpftes Tageslicht ; ein nicht zu hell beleuchtetes Fenster,
nach einem Hof räum gelegen, ist am geeignetsten. Die Belichtung schwankt
zwischen 3 und 40 Sekunden, je nach der Dichte des Negativs.
Es folgt jetzt die Entwickelung. Hierin liegt die ganze Schwierigkeit bei der Ver-
arbeitung dieser bei Tageslicht zu verwendenden Bromsilberpapiere. Hauptsache für
das Gelingen ist ein energischer Entwickler. Hieraus ergibt sich, dass die Entwickelung
sehr schnell vor sich geht und etwas Fingerfertigkeit, die man sich erst nach einigen
Versuchen aneignet kann, notwendig ist. Als Entwicklungsschalen bewähren sich am
besten möglichst leichte Schalcii ausCelluloid oder Hartgummi. Besonders zu empfehlen
sind Celluloidschalen, bei denen ein Viertel durch einen Deckel abgeschlossen ist,
sogen. Kippschalen. Diese Schalen ermöglichen es dadurch, dass man den Ent-
wickler durch Schräghalten in den verdeckten Teil laufen lässt, dann das belichtete
Papier hineinlegt und nun herunterkippt, dass die Entwicklcrflüssigkeit mit einem
Mal das ganze Papier befeuchtet. Ein vorheriges Eintauchen des Papiers in Wasser,
um das gleichmässige Überläufen des Entwicklers zu erleichtern, ist nicht zu
empfehlen, da die Schwärzen darunter leiden und leicht eine Verschleierung ver-
ursacht wird. Es ist auch unbedingt darauf zu achten, dass die Entwicklerflüssigkeit
nicht zu knapp bemessen ist. Wenn man nicht im Besitz einer Kippschale ist,
kann man auch eine gewöhnÜche, etwas reichlich mit Entwickler gefüllte Schale
verw-enden. In diese bringt man das Papier mit der Schichtseite nach unten, muss
es aber, möglichst unter Zuhilfenahme beider Hände, sehr energisch hin und her
bewegen, damit keine Luftblasen event. haften bleiben. Nach der Entwickelung wird
das Papier kurz gewässert und im Fixierbade i : 5 fixiert. Bei etwas Finger-
fertigkeit und einiger Übung müssen gute Resultate erzielt werden. Es sei noch
erwähnt, dass die Kraft des Entwicklers bald verbraucht ist. In 150 ccm Ent-
wicklerflüssigkeit lassen sich etwa 12 Bilder 13 X »8 bezw. 24 Bilder 9 X 12 ent-
wickeln, es empfiehlt sich nicht, den Entwickler mehr auszunutzen, da man sonjjt
grüne Töne und keine reinen Weissen bekommt.
Von vielen Seiten, und vielfach auch mit Recht, ist den weniger empfindlichen
Bromsilberpapieren der Vorwurf gemacht worden, dass es nur möglich ist, „harte"
Bilder zu erzielen. Dem Verfasser dieser Zeilen wurde von dem Fabrikanten des
1. 11 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 6
43
Edinol ein für Bromsilberpapiere besonders zusammengesetzter Entwickler, Edinoi
in Verbindung mit Hydrochinon, nach folgender Vorschrift, empfohlen:
Acetonsulfit SM
Natriumsulfit 20 „
Hydrochinon i „
werden in 150 ccm lauwarmem Wasser aufgelöst. Sobald die Lösung ein wenig ab-
gekühlt ist, werden hinzugefügt:
Edinol 3 ^
Bromkali 0,5 „
zuletzt
Pottasche 30 „
Von dieser Lösung werden 10 ccm mit 100 ccm Wasser verdünnt. Edinol
in vorstehender Verbindung mit Hydrochinon gibt in jeder Weise befriedigende
Resultate.
Bei den schlechten Lichtverhältnissen in den Wintermonaten, wo man ge-
nötigt ist, Kopien auf Celloidinpapier oft mehrere Tage dem Lichte auszusetzen,
ehe man einen Abzug erhält, und andererseits das Arbeiten mit Platinpapier bei der
zeitweilig andauernden feuchten Witterung noch grösseren Schwierigkeiten begegnet,
wird das Arbeiten mit Bromchlorsilberpapieren, wie Lenta-, Tula-, Velox-Papier etc.,
unbedingt oft vorzuziehen sein, umsomehr, als bei einiger Übung ein Misserfolg mit
diesen Papieren au.sgeschlossen ist.
Die physikalische Bntwicl^luiig von Trockenplatten.
Von Dr. Lüppo-Cramer.
Mit der Verdrängung des sogen, nassen Kollodiumverfahrens durch den Gelatine-
trockenplattenprozess ging die Ersetzung der physikalischen Entwicklung durch die
chemische Hand in Hand. Unter physikalischer Entwicklung versteht man diejenige
Methode, welche nicht das Brom-, Jod- oder Chlorsilber selber zersetzt, sondern
welche aus löslichen Silbersalzen Silber reduziert, das sich in statu nascendi an den
belichteten Bildstellen niederschlägt, ganz analog dem Quecksilberdampf bei der
Daguerreotypie.
Die moderne Entwicklungsmethode der Emulsionen wurde im Gegensatz zu
diesen alten Verfahren die chemische genannt.
Die physikalische Entwicklung von Trockenplatten wurde vor einigen Jahren
einmal wieder in Erinnerung gebracht durch das Wiederauftauchen der allerdings
schon recht lange bekannten Tatsache, dass man eine gleich nach der Belichtung
fixierte Platte wieder mit silbersalzhaltigem Entwickler hervorrufen kann. Ver-
schiedene Autoren bauten darauf die kühnsten Pläne, verfolgten aber die Sache nicht
weiter, und niemand wusste wohl bis heute genaue Rechenschaft darüber ab-
zulegen, warum das Verfahren spurlos wieder in den Orkus der Vergessenheit
hinabsank.
Die Entwicklung gewöhnlicher Trockenplatten nach dem Fixieren hat nicht nur
allerhand technische Schwierigkeiten und liefert nicht nur meist schleirige und
dünne Bilder bei relativ langer Exposition, sondern sie hat auch kaum einen prak-
tischen Zweck.
Es ist allbekannt, dass das völlige Auswaschen des Fixiernatrons aus der
Gelatineschicht mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist und dass das Thiosulfat
44
mit Silbernitrat in sehr geringer Menge Niederschläge gibt, die bei so feinen
Reaktionen, wie sie die physikalische Entwicklung darstellt, auch bei peinlicher
Sauberkeit recht unliebsame Störungen verursachen können.
Wesentlich anders steht es nun aber um die physikalische Entwicklung vor
dem Fixieren. Es ist allbekannt und theoretisch leicht einzusehen, dass das Korn,
welches sich bei physikalischer Hervorrufung bildet, ungleich feiner ist, als das,
welches sich bei der Reduktion immerhin schon recht grober Bromsilberpartikel
aus diesen bildet; die Feinheit und geschnittene Schärfe der nassen Platte gegen-
über der Trockenplatte ist zum Teil ja auch durch die Entwicklungsart bedingt.
Versucht man nun die gewöhnlichen Trockenplatten des Handels direkt durch
nascierendes Silber zu entwickeln, so erhält man ebenfalls recht unliebsame Resultate
Man erhält Schleier, Unregelmässigkeiten und bei aller Mühe auf fast allen Platten-
marken annähernd gleich schlechte, dünne, kraftlose Bilder, selbst wenn man die
Exposition nach jeder Richtung hin variiert.
Wie ich nun neuerdings im Verfolge einer theoretischen Frage gefunden
habe,*) verhalten sich Chlorsilber- und die verbreiteteren Chlor bromsilber-
platien bei der physikalischen Entwicklung fundamental verschieden von den ge-
wöhnlichen Trockenplatten.
Bei den verschiedenen Chlorbromsilberplatten des Handels sind allerdings
erhebliche Unterschiede im Verhalten bei der physikalischen Entwicklung vorhanden,
selbst wenn sie sich gegen die gewöhnliche Hervorrufung annähernd gleich ver-
halten: Meine hier mitgeteilten Versuche gelten nur für die neuen Chlorbrom silber-
platten von Schleussner; die Platten von Perutz ergeben auch brauchbare
Resultate, dagegen lieferten einige andere für die gewöhnliche Entwicklungsmethode
gut geeignete Marken bei physikalischer Entwicklung ganz kraftlose Bilder.
Man exponiert unter einem Negativ ebenso, höchstens doppelt so lange, wie für
die chemische Hervorrufung erforderlich ist, und entwickelt mit dem Metolsilbcr-
Vcrstärker folgender Zusammensetzung:
Lösung I. lo g Metol, 50 g Citronensäure, 500 ccm Wasser, 3 ccm
Kochsalzlösung 1:10.
Lösung II. loproz. Silbernitrat-Lösung.
Man setzt unmittelbar vor dem Gebrauch zu 80 ccm Lösung I. 10 ccm der
Lösung II. Es erfolgt dabei eine Trübung durch ausgeschiedenes Chlorsilber, und
nach dem Cbergiessen der Platte tritt nach etwa 2 Minuten die Entwicklung ein,
die nach weiteren 2 — 3 Minuten vollendet ist. Man verwende zu diesen Versuchen
peinlich sauber geputzte Porzellanschalen, da sich das nascierende Silber an allen
möglichen Unreinlichkeiten festsetzt. Man wäscht die Platte nach dem Entwickeln gut
ab und fixiert wie gewöhnlich. Oft lagert sich bei der Entwicklung, besonders an
den Rändern, oberflächlich und unregelmässig Silberschlamm fest ab, der sich aber
mit einigem Druck gänzlich und sauber abreiben lässt.
Die so erhaltenen Bilder zeichnen sich durch ein ausserordentlich feines Korn
in schöner schwarzblauer Farbe bei völliger Glasklarheit aus und haben das Aus-
sehen mit Gold getonter Chlorsilberplatten. Bei einiger Übung ist das Verfahren
durchaus sicher, und es dürfte sich die physikalische Entwicklung der genannten
Platten für alle Zwecke empfehlen, wo wegen aussergewöhnlich starker Vergrösserung
(z. B. bei der Mikrophotographie?) die Feinheit des Kornes von Wichtigkeit ist.
Die angegebene Metol-Entwicklung leistete die besten Dienste; Pyrogallol ergab
auch gute Resultate, doch dauert die Hervorrufung viel länger; Hydrochinon liefert
1) S. Photogr. Correspondenz 1903, Febr.
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zentige Lösung von amidoessigsaurem Natron), Die Lösung ist in einer gelben oder
braunen Flasche aufzubewahren.
Für den Gebrauch wird die Lösung mit 5 — 10 Teilen Wasser verdünnt Die
Abschwächung geht rasch von statten, das Fortschreiten der Abschwächung ist
durch Betrachten des Negativs in der Durchsicht zu kontrollieren. Nach genügender
Wirkung wird die Platte mit Wasser abgespült und dann in ein saures Fixierbad
gelegt. Der bei der Verstärkung eingetretene violettgraue Schleier verschwindet im
Fixierbad. Der Abschwächer kann wiederholt benutzt werden.
Wird eine weitere Verstärkung des Negativs gewünscht, so lässt sich dieselbe
mit Quecksilberchlorid und Natriumsulfit ausführen.
Parbenempfindliche Rollfilms für Tageslichtwechslung.
George Houghton & Sons -London kündigen den Vertrieb von farben-
empfindlichen Rollfilms an. Die Films sind von Austin Edwards, welcher durch
>eine farbenempfindlichen Planfilms bereits bekannt geworden ist, fabriziert. Die
neuen Films werden zu demselben Preise wie die gewöhnlichen Films abgegeben
und in allen gangbaren Grössen für 6 und 12 Aufnahmen hergestellt.
(The Amat. Photogr. No. 952.)
Ein neuer Photophonograph.
Cerwenka in Prag hat, wie die „Phot. Rundschau XII" berichtet, einen neuen
Phonographen konstruiert, bei welchem die Aufnahme nicht auf einer Wachswalze,
sondern auf einer Bromsilberplatte oder Negativpapier, natürlich vermittelst Lichl-
wirkung, stattfindet. Mit der Aufnahme-Membran ist hier ein Stift mit Spiegel ver-
bunden: letzterer reflektiert ein von einer Nernst-Glühlampe auffallendes Strahlen-
bflndel auf die rotierende lichtempfindliche Platte. Wird nun die Membran durch
Schallwellen in Schwingungen versetzt, .so zeichnet das gleichfalls schwingende
Lichtbündel Wellenlinien von wechselnder Grösse, je nach der Tonhöhe und Klang-
farbe. Zur Wiedergabe wird diese „phonische Linie" auf eine Platte mit Chrom -
üelatine kopiert und durch Baden in warmem Wasser ein Relief erzeugt. Diese
Schallplatte wird dann wie beim Grammophon mit dem Wiedergabeapparat in Ver-
bindung gebracht. Nach den Angaben des Berichterstatters soll der Photophono-
graph frei von allen Nebengeräuschen sein und die Wiedergabe der Klangfarbe eine
äusserst genaue sein.
Blitzlicht-Tabletten.
Von der chemischen Fabrik Merck -Darmstadt werden jetzt auch Blitzpulver
in Tablettenform angefertigt. Dieselben sind in der Weise hergestellt, dass die
kleinere Hälfte der Tablette eine geringere Pressung erhalten hat; dieser Teil lässt
Nich leicht abbrechen und zwischen den Fingern zu Pulver zerdrücken. Eine Tablette
enthäh i^ Magnesium - Blitzlichtmischung, genügend für eine Porträt -Auf nähme in
Kabinettgrösse; für Gruppen- und Interieur -Aufnahmen sind zwei bezw. mehrere
Tabletten zu verwenden.
Mercks Blitzlicht -Tabletten werden in Röhrchen, welche 10 Stück enthalten,
in den Handel gebracht, als Umhüllung dient ein Stück Salpeterwatte, welche als
Zündmittel verwendet werden soll.
Bei Verwendung der Tabletten verfährt man in der Weise, dass man ein ent-
sprechendes Stück Salpeterwatte als Streifen auf ein Stück Blech oder eine eiserne
47
Schaufel bringt, am einen Ende dieses Streifens die zu Pulver zerdrückte, kleinere
Hälfte der Tablette als Häufchen aufschüttet und die noch komprimierte Hälfte
darauflegt. Man entzündet den Wattestreifen am entgegengesetzten Ende, worauf
sicher die Zündung erfolgt. Der Vorsicht wegen ist es besser, das brennende Zünd-
holz in einen, an einem Draht befindlichen Kork zu stecken und hiermit die Zündung
des Wattestreifens zu bewerkstelligen.
Man kann sich zur Zündung auch jeder Blitzlichtlampe für ßlitzlichtmischungen
bedienen oder die Zündung durch den elektrischen Strom bewerkstelligen.
Thermophotographle.
In der „Physikal. Zeitschrift" Nr. 5 berichtet L. Graetz über eigentümliche
Strahlungserscheinungen. Wird in absoluter Dunkelheit eine Bromsilberplatte in
einigen Centimetern Entfernung über einer Wasserstoffsuperoxyd-Schicht (käufl.
3prozentige) aufgestellt, so dass die Emulsionsseite der Flüssigkeit zugewendet ist,
und legt man dann auf die Glasseite ein beliebig geformtes Metallstück, z. B. ein
aus Kupferblech geschnittenes Kreuz, so ergibt sich, wenn die Platte entwickelt
wird, ein deutlich wahrnehmbares helles Abbild des Kreuzes auf dunklem Grunde.
Diese „Rückabbildung" geht sogar vor sich, wenn Filtrierpapier, dünne Ebonit- oder
Holzplatten etc. sich zwischen Glasplatte und Metall befinden. — Nichtmetall ische
Körper erzeugen auf dem Glase keine Abbildung.
Für diese Erscheinungen kommt nur die Wärme in Betracht; mit einem Thermo-
element angestellte Messungen zeigten, dass es sich zwischen den einzelnen Stellen
der Schicht um Temperaturdifferenzen von 0,01 — 0,02 handelt. Über die eigent-
lichen Träger der Erscheinung haben sich bis jetzt keine Aufschlüsse erlangen
lassen. Die Experimente gingen am besten mit Anilinplätten.
Repertoriiim.
über die saure Reaktion der Alaune und den Einfluss des Säure-
gehaltes auf das Unlöslichwerden der Gelatine in Bexug auf Chromalaun.
Von Lnmiire Mres und Seyeweti.
(Schluss von Seite 31.)
B. Einfluss der Säure des Chromalauns auf die Unlöslichkeit der
Gelatine. Um zu untersuchen, welchen Einfluss die Säure des Chromalauns
auf das Unlöslichwerden der Gelatine ausübt, wurde zuerst reiner, nicht neu-
tralisierter Chromalaun genommen. Wir untersuchten in diesem Falle den Einfluss
der Konzentration der Gelatinelösung und bei gleicher Konzentration den Einfluss
der Chromalaunmenge. Die Versuche w^urden in drei Serien vorgenommen, und
zwar mit 5, lo und 2oprozentigen Gelatinelösungen. Von jeder Konzentration
wurden 5 Teile zu 20 cm^ genommen, welchen von einer Chrom alaunlösung 20 : 100
folgende Mengen zugefügt wurden: i cm^^ 5 cm^, 10 cm^^ 15 cm^ und 20 cm^. In
jeder Flasche wurde das Volumen durch Zugabe von Wasser auf 40 cm^ erhöht.
Nachdem diese Mischungen erstarrt waren, wurde ihr Widerstand gegen kochendes
Wasser untersucht und folgendes gefunden:
1. Bezüglich des Erstarrens der Gelatine: Das Erstarren der Masse
erfolgte bei gleicher Menge Chromalaun umso schneller, je mehr Gelatine die
48
Mischung enthielt. Bei gleicher Menge Gelatine umso schneller, je weniger Chrom-
salz dabei war.
2. Bezüglich des Widerstandes gegen kochendes Wasser: Von den
5 prozentigen Gelatinelösungen widerstand keine der Massen dem kochenden Wasser.
Von der lo prozentigen Lösung schmolzen die Massen bei ioo°, ausgenommen jene,
wo man i cm^ oder 5 cm^ der Chromalaunlösung gebrauchte. Von den 20 prozentigen
(ielatinelösungen widerstanden die Massen der Wirkung des kochenden Wassers.
Darnach scheint es regelwidrig, dass ein Übermass von Chromalaun das
Unlöslichwerden der Gelatine ungünstig beeinflusst.
Der durch ein Alkali bis zur Bildung eines leichten, dauernden Niederschlages
neutralisierte Alaun zeigt nicht mehr diese Regelwidrigkeit; das Unlöslichwerden
der Gelatine wächst bis zu einer gewissen Grenze mit der zugefügten Chromalaun-
menge, dann bleibt sie konstant.^)
Wir haben ferner untersucht, welche Menge Salzsäure (21° B.) man einer
2oprozentigen Gelatinelösung bei einem bestimmten Quantum neutralen Chrom -
alauns zusetzen kann, ohne das UnlösUchwerden zu verhindern. In 20 cm^ Gelatine-
lösung 20 : 100 mit 5 cm^ neutralisiertem Chromalaun 20 : 100 beträgt diese Menge
Salzsäure 0,15 cm^.
Die Resultate, welche wir bei Untersuchung des Einflusses einer Quantität nicht
neutralisierten Chromalauns auf das Unlöslichwerden der Gelatine erzielten, erschienen
uns anormal.
Man begreift vorerst nicht, warum ein Übermass von Chromalaun dem
Unlöslichwerden der Gelatine ungünstig sein kann. Weil aber diese Regelwidrig-
keit nicht vorhanden ist, wenn man neutralisierten Alaun verwendet, kann man
annehmen, dass sie einzig ihren Grund in der sauren Reaktion des Chrom-
alauns hat.
Tatsächlich wird das Unlöslichkeits- Maximum erreicht, der Säuregehalt jedoch
wächst proportional der Vergrösserung des Chromalaunquantums. Da nun der
Säuregehalt die Wirkung des Alauns zerstört, ist es klar, dass das Bestreben der
Gelatine, wieder löslich zu werden, in gleichem Verhältnis mit der Zuführung an
saurem Chromalaun wächst.
Schlussfolgerungen. Wenn man die Gelatine durch Chromalaun unlöslich
machen will, empfiehlt es sich, wie Namias bereits angegeben, dem Alaun Alkali
zuzusetzen, bis ein leichter, bleibender Niederschlag entsteht.
Wird Chromalaun in Verbindung mit einem Bade verwendet, welches noch
andere Substanzen enthält, so sollte man darauf achten, dass das Bad nicht sauer
reagiere, wenn man das Maximum der Wirkung auf die Gelatine erreichen will.
(Bulletin de la Soci6t6 fran9aise de Photographie 1902 No. 22.)
Litteratur.
ÖHt Licht! Jahrbuch und Alraanach für Liebhaber-Photographen. Redigiert von Hermann
Schnauss. 8. Jahrgang. Verlag des „Apollo", Dresden 1903. Der mit Text und Tafelbildern
1) Die mit Chromalaun gemachten Versuche wurden vergleichsweise mit Chromsulfat,
-Nitrat und -Chlorid wiederholt. Man hat gefunden, dass diese Verbindungen, welche unter
gleichen Verhaltnissen Avie Alaun die Gelatine unlöslich machen, gegen letzteren doch keine
Vorteile zeigen. Im Gegenteil, sie kristallisieren schwerer und nur in saurer Lösung, sie ent-
halten wechselnde Mengen von freier Säure. Man müsste diesen Verbindungen, um den Säure-
gehalt zu neutralisieren, eine grössere Menge Alkali zusetzen als bei dem Chromalaun.
49
ausgestattete Kalender enthfilt neben einer Liste von Ordensverleihungen, Jubiläen, Vereins-
gründungen, Ausstellungen etc. des Jahres 1902 als Originalbeitrage drei interessante AufsAtze uu<
dem Gebiete der Kunstphotographie von Dührkoop, Daclen und Horsley-Hinton.
Alpine Majestäten nnd ihr Gefolge. Die Gebirgswelt der Erde in Bildern. Heft IX— XII.
Verlag der Vereinigten Kunstanstalten A. G. Mnnchen. Mit diesen Nummern, welche u. a.
hervorragende Aufnahmen aus den Ötzthaler Alpen, dem Ortler -Gebiet, den Hohen Tauern,
der Bozener Umgebung, dem Mont Blanc-Massiv und dem Kaukasus bringen, schliesst der II. Jahr-
gang dieses für jeden Alpen- und Naturfreund interessanten Werkes. Auf die Ausstattung und
die Reproduktionen hat der Verlag die grösste Sorgfalt auch in diesem Bande verwendet; der
Preis des Heltes (1 Mk.) muss als ein sehr minimaler bezeichnet werden, was natürlich nur
infolge der grossen Verbreitung des Werkes ermöglicht wird.
Patent-Nachrichten.
Anmeldungen.
57a. K. 23 083. Scherenartig verbundene Spreizen für Flachcameras. Dr. R. Krügcncr»
Frankfurt a. M., Mainzer Landstr. 87/89. — 19. 4. 02.
57 b. E. 7929. Verfahren zur Herstellung einer Untergrundschicht auf Papieren, welche mit
photographischen Emulsionen aberzogen werden sollen. Dr. Georg Eichclbaum, Berlin»
Augsburgerstr. 11. — 12. 10. 01.
, „ F. 15 547. Verfahren zur Herstellung \on in alkalischen Bfldern selbstentwickelnden licht-
empfindlichen Platten und Papieren. Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co..
Elbcrfeld. — 31. 10. 01.
57 a. K. 23 082. Vorrichtung zum Halten und Andrücken von Kassetten. Dr. R. Krügen er,
Frankfurt a. M., Mainzer Landstrasse 87/89. — .19. 4. 02.
57 b. Seh. 17 850. Verfahren zum Transparentmachen von Papier für den photographischca
Kopierprozess. A. Schlouppes, Paris; Vertr. : Dr. B. Alexander-Katz, Görlitz. -
16. 10. 01.
„ „ D. 11 304. Vorrichtung zur Bestimmung der Dichte photographischer Negative. John
William Dawson, Bradford, Engl.; Vertr.: A. Wiele, Nürnberg. — 13. 2. 01.
„ „ D. 12 550. Lichtpausapparat mit Transportvorrichtung. A. Dingler, Graz; Vertr.:
C. Hantke von Harrtaus, Berlin N. 24. — 17. 5. 02.
„ „ E. 7836. Maschine zum Entwickeln, Tonen und Fixieren von langen photographischeii
Bildbändern, bei welcher der Entwickler den einzelnen Trögen, durch welche das Bildband
geführt wird, beständig zu- und abgeführt wird. Berlin-Neuroder Kunstanstalten«
Akt.-Ges., Berlin. — 3. 9. 01.
Erteilungen.
57a. 138 157. Anzeigevorrichtung an photographischen Kassetten, >velche angibt, ob eine Platte
eingelegt ist und ob diese belichtet oder unbclichtct ist. Richard Bodlaender, Breslau,
Klosterstr. 87. — 18. 6. 01.
„ „ 138 158. Rouleau-Schlitz- Verschluss mit veränderlicher Schlitz weite. Dr. Rudolf Krügen er,
Frankfurt a. M., Mainzerlandstr. 87—89. — I. 10. 01.
57 c. 138 342. Buchförmiger .Sanimel- und Aufbewahrungsbehälter für photographischc Platten.
Alfred Wagner, München, Ohmstr. 6. — 3. 1. 01.
57b. 138 365. Silberphosphat-Emulsion. York Schwarz, Hannover, Edenstr. 3. — 6. 4. 02.
„ „ 138 388. Verfahren zur Herstellung von photographischen Lichtschnittaufnahmen für die
plastische Nachbildung körperlicher Objekte. Willy Selke, Berlin, Leipzigerstr. 128. —
6. 1. 01.
Drackiehler-Berlcbtigniig: Seite 18 vorletzter Absatz Zeile 1 lies „ferner Gelatine ver-
mittelst Eisenoxydolsalie"; letzter Absatz Zeile 1 lies „gestellten Bilder noch".
Für die Rc'daktion verantwortlich: P. Hanaeke in Berlin.
Verlag von CUistav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin — Druck von Gebr. l'nger in Berlin.
50
Al-ni^ «-» -
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'« • • I i' ' .1 II •' I t , .
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„ferner Gelatine vei-
„g-steliten Bilder noch'*
FRITZ LOESCHER
coo 30000 phot.
l'HOTOGRAPHISCHK
Fritz Loescher phot.
Die Photographie für Freunde der Naturwissenschaft«
Von Privatdozent Dr. Carl Kaiserling- Berlin.
Die Camerawahl.
AufSeitie 165 des Jahrganges XXXVIII hatte ich in einer Plauderei über den
Nutzen der Photographie fiir den Naturfreund eine P'ortsetzung versprochen,
die aus äusseren Gründen bisher ausgeblieben ist und mir wiederholte Mah-
nungen eingetragen hat.
Die gegenwärtig herrschende Moderichtung in der Liebhaberphotographie
ist die ,, Kunst", und gar weit von ihr entfernt sich, was ich zu sagen hätte.
Aber ich habe so oft schriftlich und mündlich Auskunft zu geben über das Thema,
welches ich heute besprechen will, dass es mir entschuldbar erscheint, einmal
vom praktischen und theoretischen Alltagsstandpunkt aus die Frage zu be-
antworten: Was für ein Instrumentarium eignet sich für wissenschaftliche
Aufnahmen? Vielleicht dürfte auch jedem ,, Amateur" dies oder das bei der
Anschaffung eines Apparates wertvoll zu wissen sein, denn mit einem zu
wissenschaftlichen Aufnahmen geeigneten Apparat kann man auch alle künst-
lerischen machen.
15. IL 190a Phoiogr. Mitteüungen. Jahrj;. 40.
51
Wie die Götter vor die Tugend und Vollkommenheit als Schreckgespenst
für manchen den Schweiss setzten, so setzten die Fabrikanten vor die Be-
schaffung eines ,, Prima' '-Apparates den Preis. Für unsere Zwecke ist eben
das Beste gerade gut genug, und das Beste erscheint auf den ersten Blick
das Teuerste zu sein. Doch scheint das eben nurl In Wahrheit ist voll-
kommenes Handwerkszeug bei guter Pflege viel länger haltbar, viel allgemeiner
anwendungsfähig, als billiges, das durch Ausbesserungen, Neuanschaffungen
bei höheren Anforderungen teuer wird, zumal bei eigener Vervollkommnung
minderwertige Apparate den Besitzer nicht befriedigen und ihm oft die Lust
zu weiterem Arbeiten nehmen. Freilich nutzt das beste Handwerkszeug, das
teuerste Material
nichts, wenn der
Inhaber nicht selbst
unablässig bemüht
ist, durch theore-
tische und techni-
sche Weiterbildung
sich selbst über das
Mass des Alltags-
könnens hinaus zu
erheben. Es ist
nicht zu bestreiten,
dass unter bestimm-
ten Voraussetzun-
gen völlig sichere
Photographen auch
mit mangelhaften
Instrumenten Gutes
leisten können. Die
Umkehrung ist aber
ganz ausge-
schlossen, und kein
Mensch ist voll-
kommener Photo-
graph durch
schlechte Hilfsmit-
tel. Darum geht
mein Rat dahin, bei
der Anschaffung
nur das Gute und
praktisch Bewährte
zu kaufen und lieber
zu warten, bis die
Fritz Locs.hcr phot. ungenügenden
52
Geldmittel durch
Sparen ausrei-
chend geworden
sind. Nicht ge-
sagt ist damit,
dass man die
teuersten Appa-
rate und Fabri-
kate kaufen soll,
denn oft genug
wird auch hierbei
unnötiger Luxus
getrieben.
Was zu-
nächst die Ca-
mera betrifft, so
wähle man fiir
den allgemeinen
Gebrauch eine
Stativcamera
nicht unter dem
Format i^XiScm
Plattengrösse.
Nur in einem
Falle ist ein
kleineres Foimat
von 9X12 allen-
falls zulässig,
wenn nämlich
der Apparat auf
weite Reisen mit-
genommen wer-
den soll. Aber
das dürfte nur
für wenige zu-
treffen. Ausserdem pflegt aber ein Teilnehmer wissenschaftlicher Reisen
seinen Apparat nicht selber zu tragen. Es ist auch weniger der Apparat,
der ein kleineres Format erwünscht macht, als vielmehr die Last der mitzu-
nehmenden Platten. In zivilisierten Gegenden kann man heute überall gute
Platten kaufen, und man kann daher die mitzunehmende Menge beschränken.
In unzivilisierte Länder dürften wohl nur wenige Ausnahmemenschen längere
Fahrten unternehmen. Die Platten sind meiner Meinung nach noch immer
allen Films vorzuziehen, und ich für meine Person arbeite nur mit Platten,
trotz des höheren Gewichts und der Zerbrechlichkeit. Ganz abgeneigt bin
Fritz Locscher phot.
53
ich den Rollfilms, wer aber meint, er habe von Films Vorteile, tue was er
nicht lassen kann. Soll die Camera vorwiegend im Hause, im Laboratorium
und nur gelegentlich auswärts gebraucht werden, so dürfte das Format
i8 X 24 cm das geeignete sein; es hat sich mir seit 10 Jahren fiir alle vor-
kommenden Fälle bewährt
Ich ziehe die quadratisch gebauten Cameras den anderen vor, weil sie
durch einfaches Umsetzen des Visierscheibenrahmens schnell Hoch- oder
Querformate zu wählen gestatten, während bei anderen Konstruktionen die ganze
Camera abgeschraubt werden muss und die Stabilität leidet. Zudem erlaubt
die quadratische Camera leicht das P^insetzen einer Stereoskop- Scheidewand.
Fig. 1
Fig. 2
Wichtig ist ein möglichst langer Auszug für die Aufnahme vergrösserter
Objekte und für mikrophotographische Zwecke. Die Verstellung der Matt-
scheibe erfolgt am besten mittels gut gearbeiteter, schräger Zahnstange und
Trieb. Selbstverständlich muss eine Vorrichtung die Festklemmung dieses
Triebes in jeder Lage gestatten, damit nicht bei schrägen Lagen der Camera-
achse eine freiwillige Verschiebung erfolgen kann. Das Laufbrett muss fest
gearbeitet sein, mit einer sicheren Führung des doppelten Bodenauszugs.
Alle diese Führungen sollen nicht einfach aus Holz, sondern um Verquellungen
und leichtes Ausbrechen zu vermeiden, aus Metall gearbeitet sein. Man ver-
säume nicht, Zahnstange, Trieb und Führungen von Zeit zu Zeit zu reinigen
und leicht zu ölen.
Hat die Mattscheibe vertikale und horizontale Verstellungen, was für
viele Zwecke sehr erwünscht ist, so achte man darauf, dass diese solide
und fest gearbeitet sind, damit nicht nach kurzer Zeit die Visierscheibe
wackelig wird, und dass die Klemmvorrichtungen gut halten.
54
k .:vi
\U\
i. • .X^tn.ilmie vcrgr- --^scrtt r
\hc Wr^tc'Ilun«^ der M.itr
^r!ira;.;cr Zahnstange iiiivi
liic- rotldcmnuin^r 11'. -c
!i!aL,i n Lagen der C arüer,»-
J /;is 1 aufbrett mu^s tV-i
' i!(>j)j)(.lien l^udcnaiis/iiL >
>()n'le:n inn \^erqnellnni;i:'"i
L'.earbeilct sein. Man \ er
»n Zeit zAi Zeit zu rcinJLn :i
An-:. ..im' .
• liti'-' ':ii 1 ;v>'!/ ontalc \'erstclhmf;en, \v;is f^i
•■ if i-t. .-<» .1. lue man darauf, dass diese ^»^ii-iL
1- •! u:i:t iiu'lit n leh kurzer Zeit die X'isiersclK-ib^'
• l'v K U 'lum . -n ''htnnLjt ri iiwi halten.
54
FRITZ LOESCHER
oooooooe phot.
I'HOTOGRAPHISCHE
Alle Holz-
teile müssen gut
verzahnt und zur
Erhöhung der
Widerstands-
fähigkeit mit ein-
gelegten Metall-
winkeln ge-
sichert sein. Sol-
chen Cameras
pflegen manche
Händler den
schönen Namen
j Tropencamera«
beizulegen.
Für viele
Fälle kann es
erwünscht sein,
dass auch der
Stirnteil der Ca-
mera verschieb-
bar ist, dass man
also ausser durch
Verschieben der
Mattscheibe auch
durch Verstellen
desObjektivs ein-
stellen kann.
Das Objektiv-
brett muss nach
oben und unten,
nach rechts und
links beweglich sein. Der Balgen ist zweckmässig aus Leder herzustellen,
doch hat mein Kalikobalgen mit Lederecken trotz mancher Unbilden seit
8 Jahren vorzüglich gehalten. Die Figur i zeigt eine Camera mit doppelt ver-
stellbarer Visierscheibe, Einstellung durch Zahn und Trieb, sowohl der Matt-
scheibe als des Objektivbrettes, doppelten Bodenauszug und den anderen
wünschenswerten Einrichtungen. Sie ist durch alle besseren Handlungen zu
beziehen. Zusammengelegt ist der Balgen sicher geschützt (siehe Fig. 2).
In den Boden des Lautbretts wird häufig eine Wasserwage eingelassen,
um eine genaue Horizontaleinstellung zu ermöglichen. Ich ziehe es vor, die
Wasserwage als eisernes Requisit in der Westentasche zu tragen, um sie
auch bei einer horizontalen Lage der Mattscheibe auf diese aufsetzen zu
können.
Fritz Loescher phot.
55
Die Kassetten der ,, Reiseapparate** sind in der Regel Doppelkassetten zum
Aufklappen. Sind sie nicht aus bestem Material und mit grösster Genauigkeit
gearbeitet, so werden sie bald undicht. In frischen Kassetten lasse man un-
belichtete Platten nicht lange liegen, weil sie sonst schieiern. Durch Liegen-
lassen an der Luft sorge man dafür, dass
Fritz Loescher phot.
die aufgeklappten Kassetten gut
ausdünsten können. Selbstredend
darf keine Kassettendifferenz
vorhanden sein, weil für wissen-
schaftliche Zwecke das Scharf-
einstellen noch wichtiger ist, als
bei gewöhnlichen Aufnahmen.
Die Deckel müssen umlegbar
sein. Die herausziehbaren Schie-
ber sind für grössere Formate
noch gefährlicher als für die
kleinen der Handcameras. Oft
springt die Verschlussfeder nicht
rasch genug oder auch gar nicht
vor, und so tritt Licht von oben
her auf die Platte. Hartgummi-
kassetten sind wegen ihrer Zer-
brechlichkeit nicht zu empfehlen,
ganz abgesehen von gelegent-
lichen elektrischen Erscheinun-
gen, die sie erzeugen. Auch
die Holzkassette gewinnt durch
Metallwinkeleinlagen wesentlich
an Haltbarkeit.
Der Preis einer guten Ca-
mera 13x18 beträgt zwischen
90 — 1 50 Mk. Teurere Fabrikate
halte ich für Luxusinstrumente.
Am besten scheint es mir beim
Ankauf zu sein, wenn man sich
an eine grössere, gut eingeführte
Handlung wendet, weil sie bei
gleichem Preise wie bei direktem
Fabrikbezuge den Vorteil bietet,
verschiedene Fabrikate zur Wahl
vorlegen zu können und im Falle
eines etwaigen Fehlers leichter
zur Hand ist als die Fabrik.
Über Stativ, Objektiv und
anderes Zubehör nächstes Mall
56
über moderne Porträtphotographie.
II.
Das Schwierigste und Wichtigste an der modernen Bildnisphotographie ist das-
jenige, worüber man am wenigsten sprechen oder bestimmte Regein aufstellen kann.
Wenn ich von bedeutenden Kunstphotographen Bilder publizierte, erbat ich stets
von ihnen Mitteilungen über ihre Arbeitsweise, um auch in technischer Hinsicht ihr
Schaffen dem Leser näher bringen zu können. Meist war die Antwort ein be-
dauerndes Achselzucken, das besagte: wir haben gar keine Geheimnisse, unsere
technischen Handgriffe sind die in der Photographie allgemein üblichen, die jeder
sich durch Fleiss zu eigen machen kann; an dieser Stelle liegt der Schwerpunkt
unserer Arbeit nicht!
So ganz stimmt das nicht; ich sagte bereits in meinem ersten Aufsatz, dass
diese neue Art des Lichtbildnisses auch eine ganz neue Arbeitsweise verlangt, und
ich bin überzeugt, dass man über diese nach den bisherigen Erfahrungen reden kann
und muss. Dennoch
— das Wesentliche
liegt in einem Im-
ponderabile: in dem
natürlichen Empfin-
den des Lichtbildners
für die stille, schlichte
Schönheit der Natur.
Man kann einem
Menschen nicht sa-
gen: das ist schön,
jenes ist hässlich,
denn immer kann er
mit Recht seinem
Anschauungskreise
und Bildungsniveau
entsprechend alle Re-
geln mit der Frage
tot schlagen : warum ?
Er muss das selber
sehen , die Natur
muss sich ihm selbst
erschliessen , — und
dazu gelangt er nur
durch immerwähren-
des, ernstes Studium
dieser Natur und
ihres Spiegelbildes,
der Kunst.
Entdeckungen in
der Natur machen,
und zwar in der all-
täglichsten , bisher
völlig übersehenen,
- das ist alles. Es p^j^^ Loescher phot.
57
luuidoi' - I '
ncn Ln !•;! :
neue .\rt ^ '
man iiiii-- . • '
noiu - "-. ',. -l'-r
str'ikic aii-c. •..'.'••!' . ^ .
Man kann <'■ :• M* • i:fii
Vor (In* CauK ' a -^m |! .-. i, .
ihm .>a: t-ri t?f'(,c *> i »mk
lieiii vo] , <uii/' il-n : «^ ■ !i
t<^ii A'iii auf dif' 1 . ' !•:
platff*, nmim cm l\ \ ii
in «iie I land und aiinn- »ii*'
(ionardo de^ Lesen«? na» L;
man kann diin den K«'pi
nach link^ oder reoni-
d:«^hri., srine Nei^um^ ijc
uen dies'* oder jene Si-fiii!
t( r \ e?ändern und auf die-e
Wri-e da> Modell in eine
SteihanLT hinein drehen und
wenden, die einem \oi
Liefasstt n photographisc heu
rorirätbe^riffe entspnvdu.
So arbeitet man generell
in Arn photographiscJuii
Ateliers.
Oder man kann den
M< II 'i lien sich selbst Qber-
la^^en, ohne alles Anfassen
und I*o>ieren. Man kann
Mtdi mit ihm in verstiln-
diüer, X'crtrauen und In
terr-se erweckender Art
nmerhalien, dabei unauf
tailit:, doch scharf beol)-
a'htend, wie er sich in der
ihm gewohnten Umaebuni:
bfUTLit, welche Clesien,
wcl. her (iesicht>ausdrurk
iiit/ I o. -.[,,! plic.t. jliiii eiiientümlich sind.
1 i it man auf diese \Vei>e
eine boondere charakt'Mivu-chc und /ni;leich bi!(ln1:i>-!g verwtMtbarc Haltunii ent-
dckt, dann stellt man den Apparat ant uiid tanut sie ninji,. hst >chne]l und r.lir^e
Fackeln rin. — So aibeitet der mf)derne Li( htbildner beim Porträtieren in VVotm-
räiimen.
In der Tat: je w eiliger r<»>ici-en. desto besser fnr dd'- I .i< lohilHnis. pje meisten
gebildeten Mrns.hen und l^esoiiders die harnen hal-cn eine natnr'i-he (Jra/ie an >ich.
die ganz unbewus-t eine grosse Fülle interessanter und hmcrixliöner Stelliiniren er-
zielt, wenn man sie sich mir selbst überlässt. Nun und jene, welche diese (irazie
REMBRANDTVAN RIJN: NICOLAES BRUYNINK
Nach einer Original -Aufnahme von Franz Hanfstaengl in München
KÜNSTLERISCHE
VORBILDER Nr. 7
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XL
nicht besitzen? Ihnen wird man durch künstliches Posieren, wohl kaum eine solche
anquälen können, die nicht lächerlich wirkt. Gehört es zur Eigenart des Menschen,
dass er ein wenig ungelenk und robust ist, so mag das ruhig auf dem Lichtbild zum
Ausdruck kommen. Es darf nicht übertrieben werden, gewiss nicht, aber es soll
auch nicht künstlich fortgemodelt werden. Charakteristik und Naturwahrheit haben
grösseren und dauernderen Wert als eingebildete Schönheit. Es wird freilich heute
noch oftmals das Los des modernen Photographen sein, dass seine nach solchen
Gesichtspunkten geschaffenen Bilder den Porträtierten, deren Geschmack durch die
unwahren Atelierbilder korrumpiert ist, nicht gefallen. Das tut jedoch nichts zur
Sache; die Hauptsache ist, dass die Bilder an sich gut sind; sie werden dann bei
wahrhaft Gebildeten, an die allein sich eine neue Porträtkunst richten kann, schon
Anklang finden.
Man vermeide also möglichst alles Posieren. Angebracht ist es, dass man diese
Tendenz dem Aufzunehmenden gegenüber besonders betont, um ihn von allem
Zwange frei zu halten; es ist ja leider bereits so weit gekommen, dass, sobald das
Photographieren in Frage kommt, die Menschen sich in eine unnatürliche Haltung
werfen. Man sage daher ruhig, dass man derartiges verwirft und den grössten
Wert auf eine schlichte, ungezwungene Haltung legt. Man leite in unauffälliger
Weise die Person an den Platz, der für die Aufnahme günstig erscheint, und ver-
suche dort eine gute Stellung aus ihr heraus zu locken. Die Einwirkung des
Photographen trete dabei möglichst zurück. Anregungen zur Änderung der Stellung
in diesem oder jenem dürfen nur durch entsprechende Bemerkungen versucht werden,
doch wird man häufig finden, dass auch auf diese Weise geschraubte und un-
natürliche Haltungen entstehen. Ist dieser Punkt erreicht, so breche man sofort ab,
lasse die Person vollkommen wegtreten, damit sie in freier Bewegung ihre Un-
befangenheit zurückerhalte. Dann versuche man von neuem. Arbeit, ja selbst
Plattenverlust darf man nicht scheuen. Hier, wo Regeln und Schablone wegfallen,
ist das Ziel ein höheres, der Weg beschwerlich.
Man wird bei angestrengter Beobachtung bald finden, dass in den Wohnräumen
die Möglichkeiten der Stellung wie Beleuchtung unendlich reich sind. Die Beleuchtung
ist ja freilich gegeben, und man kann an ihr nur ändern dadurch, dass man ge-
legentlich vielleicht das Unterlicht abschliesst, um eine konzentriertere Beleuchtung
zu bekommen. Dennoch ist je nach der Stellung das Spiel des Lichtes sehr wechsel-
voll und interessant. Je weiter vom Fenster entfernt man die Personen plaziert,
desto ausgeglichener, je näher an demselben, desto kontrastreicher ist die Beleuchtung,
desto kräftiger aber auch das Licht. Wir fürchten die Kontraste beim Zimmer-
porträt nicht und werden finden, dass in unmittelbarer Nähe des Fensters oder nur
wenige Fuss von demselben entfernt sich eine reich nuancierte und vor allem sehr
malerische Beleuchtung ergibt. Bei einer grossen Anzahl von Zimmeraufnahmen
bekommt man daher das Fenster mit aufs Bild, viele werden direkt gegen das Licht
aufgenommen. Dies alles wird deutlich gemacht durch die Bilder, welche ich diesem
Aufsatz beigebe. Sie treten keineswegs mit dem Anspruch auf, mustergiltig zu
sein; sie sollen lediglich als Studienblätter die reichen Möglichkeiten des Zimmer-
porträts veranschaulichen, und ich glaube, das tun" sie. Man sieht daran, wie dank-
bare Effekte die Aufnahme in der Nähe des Fensters oder direkt gegen das Licht
verspricht, und dies ist der Grund, weshalb wir lichthoffreie Platten für das Zimmer-
porträt verwenden müssen. Das mindeste ist eine gute gewöhnliche Platte, die
mit Lichthofschutz hinterstrichen wird, noch besser fand ich die Isolarplatten
für den Zweck geeignet. Sie stehen den gewöhnlichen Platten zwar erheblich an
Empfindlichkeit nach, aber die Feinheit der Zeichnung in Lichtern und Mitteltönen
15. IL 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 8
59
ist unübertrefflich. So ist auf dem Porträt der Dame in ganzer Figur (RtSckenan-
sicht), deren rechte Hand auf einem Stuhl lehnt, das weisse Kleid mit einer solchen
Fülle von Details gekommen, die mit gewöhnlicher Platte nimmermehr erreichbar
gewesen wäre. Wenn ich nun sage, dass diese Aufnahme bei trübem Dezember-
licht gemacht wurde, so gibt die völlig zureichende Schärfe den Beweis dafür, dass
die Empfindlichkeit der Isolarplatten fast immer ausreicht, wenn ein hinreichend licht-
starkes Objektiv und vorsichtige Entwicklung zur Verwendung kommt. Kinder-
aufnahmen müssen hiervon ausgenommen werden, da bei diesen, namentlich wenn
es sich um Kinder in den ersten Jahren handelt, mit einem Minimum an Exposition
und daher höchster Empfindlichkeit der Platte gerechnet werden muss.
Eine besondere Bedeutung muss noch einmal die farbenempfindliche
Platte für das Zimmerporträt gewinnen, weil sie vor Übertreibung der Tonwerte,
zu starker Prononzierung der Pigmentflecke der Haut bewahrt und daher die Retouche
einschränkt oder überflüssig macht. Ich habe mich jedoch noch nicht davon über-
zeugen können, dass eine gute Farbenempfindlichkeit bei gleichzeitiger Lichthof-
freiheit die allgemeine Empfindlichkeit nicht zu stark herabdrückt. Die neuen Farben-
platten, die jetzt wie Pilze aus der Erde schiessen, sind sehr mit Vorsicht aufzu-
nehmen.
In engstem Zusammenhang mit den behandelten Dingen steht die Qualität des
Objektivs. Bei Zimmeraufnahmen kommt man mit billigen Instrumenten nicht immer
aus. Da, wie bemerkt, häufig direkt gegen das Fenster gearbeitet wird, darf das
Objektiv vor allem keine Spiegelflecke zeigen, da sonst durch in den Schatten auf-
tretende Spiegelung der Scheiben, die Bilder völlig verdorben werden. Diese
Erscheinung fand ich beispielsweise auch bei dem Bistigmaten, einem sonst
sehr gut verwendbaren billigen Objektiv. Am besten ist es, man bedient
sich eines der modernen anastigmatischen Instrumente, dessen grösste Lichtstärke
mindestens F : 5 betragen sollte. Ein solches Objektiv kann bei gutem Licht stets
noch etwas abgeblendet werden und liefert mit voller Öffnung auch in der licht-
armen Jahreszeit auf lichthoffreien Platten noch zureichende Aufnahmen, ohne dass
die Belichtung ins Ungemessene verlängert wird. Den Beweis liefern die beige-
fügten Aufnahmen, für welche ich eines der charakterisierten Instrumente, den neuen
Goerzschen Doppel -Anastigmaten, Typus B (F : 4,5 bis F : 5,5) verwendete. Das
bereits gekennzeichnete Damenbildnis und die beiden Herrenporträts wurden im
Dezember kurz vor Weihnachten in der Mittagsstunde aufgenommen. Das Tafel-
bild der stehenden Dame mit den Astern wurde an einem sehr trüben, nebelver-
hangenen Septembermittag gemacht. Die Belichtung betrug in allen diesen Fällen
15 — 20 Sekunden. Natürlich wurde die grösste Öffnung verwandt, man sieht jedoch,
dass die Schärfe vollkommen genügt; ja, die geringere Tiefe eines lichtstarken In-
strumentes erhöht die malerische Wirkung, indem sie die Schärfe auf die Figur
konzentrieren, den Hintergrund weich und unbestimmt halten lässt. Dieses ist um
so angebrachter, wenn letzterer aus einem unruhigen Tapetenmuster besteht, das
man unter keinen Umständen vollkommen scharf wiedergeben darf, wenn nicht die
ganze Bildwirkung über den Haufen geworfen werden soll. — Was die Länge der
Belichtung anbetrifft, so wird bei schlechtem Lichte die Grenze durch die Geduld
des Modells gesetzt; man belichtet so lange, als die Person es, ohne allzustark ins
Schwanken zu geraten, aushalten kann. Diese Grenze wird selten höher als 20 Se-
kunden gelegt werden dürfen. Bei gutem Licht im Sommer kann man ein licht-
starkes Objektiv etwas (nicht zu viell) abblenden und kommt dann meist mit circa
5 Sekunden Belichtung aus.
Das Aufnahme-Format sollte mindestens 13X18 sein, der Apparat eine solide
60
Balgencamera. 13 X 18 ist ein Format, das der geschlossenen Bildwirkung Genüge
tut und nicht vergrössert zu werden braucht; es lässt — was häufig erfordert wird
— sehr gut ein Wegschneiden tiberflüssiger Bildteile zu. Natürlich geht's schliess-
lich auch mit der Handcamera 9 X 12, aber es arbeitet sich schwerer. Am
schwersten mit jenen Cameras, denen die Einstellscheibe fehlt Die Einstellskalen
sind meist unzuverlässig, und die Sucher zeigen die Begrenzung der Bilder nicht
richtig an. Auch die Unbeweglichkeit der Plattenebene ist bei Handcameras
störend. Es wird oft notwendig, der natürlichen Blickrichtung entsprechend, die
Camera nach vorn zu neigen ; befinden sich nun senkrechte Linien im Bilde — was
sehr oft im Zimmer der Fall — , so sollte die Neigung durch Geraderichtung der
Mattscheibe ausgeglichen werden können.
Ich arbeite mit einer 18 X 24 Camera und schütze — wie ich das in meinem
, Leitfaden der Landschaftsphotographie" früher schon beschrieb — jedesmal vor
der Aufnahme die Hälfte der Platte vor der Einwirkung des Lichtes durch Vor-
setzen eines schwarzen Kartons vor die Mattscheibenöffnung. Das Objektiv wird
korrespondierend verschoben, und ich erhalte immer zwei 12 X 18 Bilder auf einer
Platte. Die Brennweite des Objektivs beträgt 24 cm und schützt mich bei den
12 X 18 Aufnahmen vor zu nahem Standpunkt, welcher unfehlbar zu sehr störenden
Verzeichnungen aller dem Apparat näher liegenden Körperteile führt.
Einige meiner Bilder zeigen deutlich, dass es im Zimmer nicht immer möglich
ist, den Porträts eine vollkommen ausgeglichene Beleuchtung zu geben.
So zeigt ein zufälliger Bewegung entnommenes Moment das Bild der Dame,
welche sich, ein Bildchen betrachtend, übers Klavier beugt. In der Natur war
dieses Schattenbild durch eine Fülle reizvollster Lichtdetails belebt. Die Photo-
graphie hat natürlich Hell sowohl wie Dunkel viel mehr in Flächen zusammen-
gezogen und das Bild dadurch schwerer verständlich gemacht. Dennoch halte ich
es gerade für interessant, weil es die Richtung zeigt, in der man bei Zimmer-
porträts vorgehen soll; darum zeige ich es hier.
Man muss häufig auf Ausgeglichenheit der Beleuchtung verzichten, tauscht aber
dafür grössere Naturwahrheit und unmittelbares Leben ein. Ein durch den Zufall
gruppiertes Bild ist auch das Doppelbild der im Buche blätternden Damen. Es
zeigt in dem knieenden Mädchen, welches bei den Vorbereitungen zufällig herzu-
gesprungen war und noch während der Aufnahme weiterblätterte, gewisse Kom-
positionsfehler, ist dagegen lebhaft und ungezwungen im Ausdruck.
Dass auf einigen der Bilder, dem Wunsch der Dargestellten entsprechend, die
Toilette besondere Berücksichtigung fand, bedarf wohl keiner Erklärung. Auch das
soll und muss den Charakter des Bildes bestimmt beeinflussen, in welchem Ge-
wände der Mensch auf ihm zur Darstellung gelangt. — Über das Entwickeln der
Platten und Fertigmachen der Bilder seien später noch ein paar Worte angefügt.
F. L.
Solarisation und Umkehrvirirkuiig in der Photographie.
Von Louis Radke.
Von der Solarisation, als Erscheinung von überlichteten Flächen in Aufnahmen
mit grossen Lichtkontrasten, wurde bisher, als mit dieser ihren Ursachen nach ver-
wandt, aber nicht identisch, die sogenannte Umkehrwirkung unterschieden, die wohl
schon oft beobachtet und beschrieben, aber noch lange nicht genügend studiert
wurde, um einer bestimmten Regel unterworfen werden zu können.
6t
Als Sorarisationscrscheinung wurde die Lichthofbildung bei geringerer und
die umgekehrte Lichtwirkung bei hoher Überbelichtung bezeichnet. Während
nun diese Erscheinungen durch ein Zuviel von Licht verursacht sind,
zeigt sich oft dieselbe Umkehrwirkung der Lichtwerte auch bei so geringer
Belichtung, dass der Gedanke an die gewöhnliche Solarisation ausgeschlossen
erscheint. Zu den beachtenswertesten und eigentümlichsten Erscheinungen auf
diesem Gebiete gehören die dunklen Blitze, deren Entstehen bis jetzt noch einer
positiven Erklärung bedarf; wenn nämlich auf einer Platte mehrere Blitze nach-
einander aufgenommen werden, so erscheinen einige — und zwar die schwächsten —
dunkel. Im Sommer 1901 ist mir zufällig eine solche Aufnahme gelungen, die, bei
ziemlich starker, durch diffuses, einfallendes Licht verursachter Deckung des
Negativs u. a. einen Blitz aufweist, dessen Abzweigungen dunkel (auf dem Negative
hell) erscheinen. Herr Prof. As s mann -Berlin, dem ich diese Aufnahme mit der
Bitte um Erklärung einsandte, hatte die Liebenswürdigkeit, in der von' ihm
redigierten meteorologischen Monatsschrift „Das Wetter" eine Zusammenstellung
der verschiedenen Erklärungsversuche zu veröffentlichen und mir mitzuteilen, dass
diese . Kontroverse noch durchaus nicht über allen Zweifel erhaben sei. Die wahr-
scheinlichste Erklärung scheint die von R. W. Wood zu sein, nach welcher die
Umkehrwirkung durch Nachbelichtung einer vorher mit sehr kurz dauerndem,
diffusem Licht eines elektrischen Funkens belichteten Platte eintritt. Eine Belichtung
mit Kerzenlicht, welches dem Licht eines solchen Funkens gleicht, hat jedoch nach
Wood diese Wirkung auf die Platte nicht, so dass z. B. bei gleicher Behandlung
zweier Platten mit Funken- und mit Kerzenlicht nur im ersteren Falle die Umkehrr
wirktmg erscheint. Dagegen wurden von Wood bei einer sehr, kurzen Vorbelich-
tung mit nicht zu hellem, künstlichem Licht (Vi«ooo ^^^- ^^^ noch nicht genügend
kurz; Vssooo ^^^' ergab erst ein günstiges Resultat) genau derselbe Effekt erzielt
wie durch einen Funken,
Ich habe mich weiter mit dieser Sache befasst und richtete meine Versuche
vor allem dahin, selbst eine solche Umkehrwirkung von einer Kerzenlicht-Aufnahme
zu erlangen. Ich exponierte auf schwarzem Hintergrunde eine brennende Kerze
fünfmal nebeneinander auf einer Platte: 5, 3Ya, i, Va ^"^ Vioo Sekunden und be-
lichtete dann die unverhüllte Platte nachträglich ca. 2 Sekunden mit einem brennenden
Streichholz. Die Entwicklung ergab, dass die Nachbelichtung genügt hatte, um den
Lichteindruck der drei kürzeren Expositionen durchweg und den Lichthof, sowie
den oberen, durchleuchteten Rand der 37^ und 5 Sekunden exponierten Kerze um-
zukehren, während die stärker vorbelichteten Stellen unbeeinflusst blieben. Der
Versuch zeigt also, dass die Vorbelichtung lange nicht so kurz zu sein, braucht, wie
von Wood angegeben, da die Nachbelichtung von 2 Sekunden schon eine Exposition
von I Sekunde umzukehren vermag.
Auch bei der Herstellung von Duplikatnegativen durch Solarisation, also durch
direkte Überbelichtung, fand ich, dass zuerst die durchsichtigsten Stellen des Negativs
im Duplikat umgekehrt werden und dann die Umkehrung des ganzen Bildes
stufenweise erfolgt; unterbricht man nämlich das Kopieren vorzeitig (etwa nach
20 Minuten bei Auer- Gaslicht), so bemerkt man nach der Entwicklung, dass die
hellsten Stellen des Originalnegativs schon ein negatives Bild auf dem Duplikat er-
zeugt haben, während an den dunkelsten Stellen des Negativs das Duplikat noch
positiv ist.
Diese. Analogie in der Entstehung der beiden Erscheinungen brachte mich auf
den Gedanken, dass die Umkehrung kurzer Lichteinwirkungen durch Nachbelich-
tungen nichts weiter sei als eine modifizierte Solarisation. Tätsächlich ist es längst
62
als Solarisatlonscfscheinung bekannt, dass eine dem Tageslicht ausgesetzte und dann
in der Camera tausendfach überlichtete Platte kein Negativ, sondern direkt ein
Positiv ergibt. Die Umkehrwirkung wird also in diesem Falle durch zwei sehl*
intensive Lichteinwirkungen, von welchen die erstere entschieden stärker als die
zweite ist, hervorgerufen. Ob nun diese stärkere Lichtwirkung als Vor- oder Nach-
belichtung erscheint, dürfte auf das Resultat ohne Einfluss sein. Mein Versuch, bei
dem die grössere Lichtwirkung die Nachbelichtung ist, zeigt, dass die Umkehr-
wirkung schon bei zwei unvergleichlich kürzeren Belichtungen eintritt; Wood hält
die Ümkehrwirkung nur bei einer Nachbelichtung von V06000 Sekunde für möglich;
die dunklen Blitzerscheinüngen dagegen beweisen, dass schon das diffuse Licht
einiger Blitze ausreicht, uni die Lichteinwirkungen der schwächsteh, auf derselben
Platte aufgenommenen Blitze umzukehren.
Die Dauer der Nachbelichtung steht also bei den angeführten Beispielen in
einem gewissen Verhältnis zur ersten Lichteinwirkung und müsste daher, wenn sich
diese Beobachtung bewahrheitet, eine jede Lichteinwirkung durch entsprechende
längere oder kürzere Nachbelichtung uingekehrt werden können. Einige Versuche
mit I^ndschaftsauf nahmen, die ich in dieser Richtung anstellte, sind leider nicht
gelungen; vielleicht gelingt es aber noch in der Zukunft, diese meine Vermutung in
der Praxis zu beweisen. Der grösste Faktor dürfte hierbei der Zufall sein; denn
bei dem gänzlichen Mangel diesbezüglicher Erfahrungen ist eine auch nur ungefähre
Vorherbestimmung unmöglich.
Zu unserer künstlerischen Vorlage.
Rembrandt vahRijri und Franz Hals sind die beiden grössten holländischen
Meister. Von letzterem führten wir früher bereits unseren Lesern ein Porträt in
Reproduktion vor, und heut bringen wir Rembrandt 's Nicolaus Bruynink, dessen
Original in der Galerie zu Kassel — nächst Petersburg der an Werken Rem-
brandts reichsten Galerie der Welt — sich befindet. Dieses Porträt entstammt der
dritten, der letzten Schaffensperiode des Meisters, die durch ausserordentliche Kühn-*
heit und Breite der malerischen Behandlung charakterisiert ist. Sehr deutlich tritt
hier die wundervolle Verwendung des Rembrandt 'sehen Helldunkels hervor. Alles
ist in dämmrigen Schatten getaucht, und nur auf den Kopf fällt ein schmales, kon-
zentriertes Licht, die Charakteristik des Gesichtes prachtvoll hervorhebend ; doch
auch die Schatten sind nicht schwer, sondern, wenn man näher zusieht, von vielem
Detail belebt. Neben der vor allem interessanten Beleuchtung ist auch die kühne
und lebendige Auffassung in der Anordnung des Porträts für uns von höchstem Reiz.
F. L.
Kleine Mitteilungen.
Der Slnop-Prozess.
Von Ponsin- Reims ist eine Methode der Herstellung von haltbaren Gelatine-
platten für Lichtdruck gefunden worden, und werden solche Platten in den Handel
gebracht. Dieselben werden direkt unter einem Negativ belichtet, dann gewässert»
in ein Glycerinbad gelegt und nunmehr auf der Lichtdruckpresse oder einer eigens
für diesen Zweck fabrizierten Kopierpresse montiert und wie üblich mit Lichtdruck-
farbe eingewalzt. Durch die Einführung dieser Platten soll der Lichtdruckprozess
63
auch für den Amateur zugänglicher werden. Die für den Druck gediente Sinop-
platte kann aufbewahrt werden und durch eine einfache Präparation von neuem
druckfähig gestahet werden. (The Amateur Phot. XXXVI).
Caselnpapiere und -Platten.
Von der Firma Dr. Buss & Co. in Rtischlikon bei Zürich ist ein „Verfahren
zur Herstellung phötographischer Papiere und Platten mittels Casein" für Österreich
zum Patent angemieldet worden. Caseln in saurer Lösung wird mit silberfreien
Salzlösungen gefällt, bezw. auf der Unterlage fixiert, worauf vermittels des
Sensibilisierungsbades der lichtempfindliche Körper in der unlöslichen CaseTnschicht
erzeugt wird. (Mitteil, des Patentbureäus Heimann & Co., Oppeln.)
Entwicklung mit Chlorgoldlösung.
B. Hamolka hat mittelst einer einfachen Chlorgoldlösung i : looo sowohl
Bromsilbergelatineplatten als Aristokopien entwickelt. Eine Platte benötigt zur
Entwicklung 15 Stunden. Aristopapier, 15 — 20 Sekunden bei Tageslicht belichtet,
ergibt nach 2 — 3 Stunden eine Kopie. Für Aristobilder ist der Goldlösung etwas
Phosphorsäure zuzusetzen. (Phot. Correspond.)
Quecksilber -Verstärkung.
Für die Quecksilber- Verstärkung wird im „Le Nord-Photographe" folgender Weg,
der übrigens nicht neu, aber empfehlenswert ist, angegeben: Das Negativ w^ird,
wenn es Schleier zeigt, zunächst auf i Minute in Eisenchlorid-Lösung gelegt:*)
Wasser 500 ccm
Eisenchlorid 30^
Zitronensäure 30 „
Hiernach wird die Platte 5 Minuten in fliessendem Wasser gewässert und dann in
einer Lösung von:
Wasser ^00 ccm
Quecksilberchlorid 15^
Natriumchlorid 15 „
gel^leicht. Das Negativ kommt jetzt auf i Minute in eine öprozentige Lösung von
gewöhnlichem Kochsalz, danach Abspülen mit Wasser und Schwärzung in:
Wasser ^00 ccm
Natriumsulfit 18^
Schwefelsäure 10 ccm
Zum Schluss wird sorgfältigst gewässert.
Repertorium.
Die Umwandlung von Bromsilberkopien in Platin.
Von C. Winthrope, Somerville.
Bei Versuchen der vollständigen Substitution des Silbers durch Platin erhielt
ich letzteres in Form eines schwarzen Niederschlags. Einen schönen schwarzen Ton
erreichte ich auch mit dem nachstehenden Vogelschen Rezept:
1) Diese Lösung verdünne man noch mit Wasser. — Red.
64
Kallumplatinchlorür o,ä g
Wasser 150 ^
Salzsäure lo Tropfen
Um zu untersuchen, ob hier der Ersatz durch Platin ein vollständiger sei, brachte
ich das Bild zum Bleichen in folgende Bromkupfer- Lösung:
Kupfersulfat 12 ^
Kaliumbromid 12 „
Wasser 600 „
Nach 15 Minuten Einwirkung war noch keine Andeutung einer Bleichung zu be-
merken, aber nach Behandlung mit einem Fixierbade wurde das Bild schnell hell, und
zwar verlor es ungefähr die Hälfte der Originaltiefe und blieb so unverändert be-
stehen. Dieses Ergebnis schien mir für die Anwesenheit von Silber zu sprechen
und verfolgte ich diese Richtung weiter. Ich unterwarf eine andere getonte Kopie
der Einwirkung von Kupferbrom id, wässerte sie und behandelte mit Rodinal-Ent-
Wickler. Das Bild wurde hierdurch kräftig mit schön blauschwarzem Ton verstärkt.
Hiernach wurde wieder die Bleichlösung genommen und das gebildete Silberbromid
gelöst. Das Bild wurde wieder wie beim vorigen Versuch schwächer. Diese Ex-
perimente zeigten, dass die Substitution durch Platin nur eine partielle und auch
begrenzte war, gleichviel wie lange die Bilder untergetaucht wurden, resp. welche
Konzentration die Lösungen hatten.
Ich war überzeugt, dass die Überführung in metallisches Platin in Sepiaton
noch auf anderen Wegen erreicht werden kann. Ich versuchte eine Lösung von
Platin mit Quecksilber mit dem Gedanken, dass hierbei gleichzeitig Bleichung des
Silberbildes und ein Niederschlag des stärkeren Platins stattfindet. Ich erhielt so zuerst
eine Annäherung zu einem Sepiaton, doch ging das Bleichen, sofern nicht eine sehr
grosse Quantität Platinsalz benutzt wurde, zu schnell, und das Bild wurde viel zu
hell. Dieser Vorgang führte mich auf die Anwendung eines Verzögerers, eines
Citrats. Ich fand, dass die Verhältnisse des bleichenden und verzögernden Agens
sehr genau und unveränderlich gehalten werden müssen, während die Menge des
Platin nicht so genau zu nehmen ist. Als die beste Vorschrift habe ich gefunden:
iproz. Kaliumplatinchlorür-Lösung ... 20 ccm
iproz. Quecksilberchlorid-Lösung ... 20 „
Citronensäure 1,8 ^
Wasser 50 „
Der hiermit gewonnene Ton ist ein warmes Sepia und kann durch Vermehrung der
Quecksilberchloridmenge heller gehalten werden.
Das Kaliumplatinchlorür kann auch durch Platinchlorid ersetzt werden, andere
Platinsalze dagegen zeigen keine genügende Wirkung.
(Photographic Journal XXVI.)
(Schluss folgt.)
Literatur.
Felix Anerbacli, die fimndbegriffe der medernen Hatarlehre. Mit 79 Textßguren. Verlag
von B. G. Teubner. Dieser Band der Sammlung- „Aus Natur und Geisteswelt" gibt eine zu-
sammenhängende, für jeden Gebildeten verstflndlicbe Entwickelung der Begriffe, die in der modernen
Naturlehre eine allgemeine und exakte Rolle spielen, also die Begriffe von Raum, Zeit, Bewegung,
Kraft und Masse etc.
65
VOH HftU, Die Dreifarbenplietograpllie mit besonderer Berücksichtigung des Dreifarbendrucks
und der photographischen Pigmentbilder in natOrlichen Farben. 2.. umgearbeitete Auflage: Verlag
von Wilhelm Knapp, Halle. Die indirekte Farbenphotographie findet, wenn auch sehr langsam
steigend, doch immer mehr Anwendung in der Praxis; wir erinnern nur daran, dass in den letzt
verflossenen Jahren von Lumi^re, Hesekiel u. a. Dreifarben verfahren in Deutschland eingeführt
wurden, deren Ausübung auch dem Amateur, welcher den gewöhnlichen Negativ^ und Positiv-
prozess behen-scht, nicht allzu schwierig fflUt. Das Kubische Buch wird jedem, der sich über
die Prinzipien und verschiedenen Methoden der Dreifarbenphotographie orientieren will, ein guter
Berater sein.
FraiU HaBlstaenfl, Kunstverlag, München, Verlags-Katalog von PigmeHtdlUCkeB naCh
Originalen alter Meister. Dieser Katalog enthält ein Verzeichnis der erschienenen Pigment-
Reproduktion der Galerien zu Berlin, Dresden, München, London, Florenz, Rom, Venedig, Mailand,
Neapel, Amsterdam und Haarlem. Die Bildgrösse betrftgt ca 1 9x25 ein. ' Es braucht wohl kaum
erwähnt zu werden, dass die Ha nfstaengel sehen Bilder -Reproduktionen einen Weltruf ge-
messen.
BranO Heyer, Sachverständige nnd D. R.P. 64806. In dieser Schrift erörtert der Ver-
fasser seine Ansichten über den Stand des gerichtlichen Sachverständigen sowie über das Patent
für Winkelungen der Strichlagen bei Farbendrucken von Dr. E. Albert-München.
Patent-Nachrichteiu
Anmeldungen.
57 a. P. 12 656. Buchartig zusammenlegbare Flachcamera mit zur Seite schwingbarem Platten-
magazin. Jean Antoine Pautasso, Genf; Vertr.: Hugo Pataky u. Wilhelm Pataky,
Berlin NW 6. — 13. 6. 01.
57 b. H. 27 064. Verfahren zur Vorbereitung von Rohpapieren für den Tintenkopicrprozess.
H. Haucke, Wevelinghoven, Rheinpr. — 11. 11. 01.
Erteilungen.
57a. 138 54?. Wechselkassette für photographische Platten oder geschnittene Films; Zus. z.
Pat. 117 132. Ni611 & Simons, Cöln. — 22. 10. 01.
f, t, 138 675. Verfahren zur Einführung lichtempfindlicher Platten in photographische Kassetten
bei Tageslicht. Albert König, Uthleben b. Heringen. — 26. 11. 01.
57 d. 138 676. Apparat zur Herstellung von Autotypienegativen, event. auch Positiven unter An-
wendung einer verstellbaren Blende; Zus. z. P. 121620. Adolf Brand weiner, Leipzig-
Oetzsch. — 17. 4. 02.
57 b. 138 821. Verfahren zur Behandlung von auf langen Papierbahnen kopierten Photographien
in den Bädern. Georg Gerlach, Berlin, Chaussecstr. 81. — 28. 11. 01.
Fragekasten.
Hiermit machen wir nochmals darauf aufmerksam, dass wir den Fragekasten
unserer Beilage „Kleine Chronik" eingefügt haben, da die Anfragen aus unserem
Leserkreise häufig Sachen betreffen, welche in früheren Jahrgängen bereits behandelt
worden sind, resp. da die betr. Gegenstände oft weniger allgemeines Interesse
haben. Wir glauben, dass mit dieser neuen Anordnung unseren verehrten
Lesern sehr gedient sein wird, zumal hierdurch im Hauptteil der Zeitschrift mehr
Raum für Originalaufsätze, Repertorium etc. verfügbar geworden ist. — Red.
DniCk|e]ll6r im Inhalts-Register des Jahrgangs 1902: Im Verzeichnis der Bildertafeln, 2. Spalte,
vorletzte und letzte Zeile lies: Seite 388 und 384.
Für die Redaktion YorantworÜich: P. Hanneke in Berlin.
Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlia — Druck von Gebr. Ung^er in Berlin.
66
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Erna Spencer, Newark-Ohio.
Kind mit Apfel.
Amerikanische Kunstpliotograpliieti.
Amerika hat auf dem Gebiete der Bildnisphotographie in den letzten
Jahren eine Überraschung an die andere gereiht, und als es bereits unbestritten
an der Spitze marschierte, da beschenkte es, wie aus einem Born unversieg-
licher,, Kraft schöpfend, die Welt vor kurzem mit einem neuen Wunder —
dem jungen Steichen, der dem Lichtbildnis nun wieder ganz eigene Wege
suchte und fand.
Es ist seltsam, dass gerade die »Yankees«, diese kühl wägenden business-
Menschen, deren scheinbare Poesielosigkeit das Volk der Dichter und Denker
gern bespöttelt, auf dem Felde der künstlerischen Photographie soweit voraus
eilen konnten, Kräfte treibend, die, ohne alle Anlehnung, ganz frei, ganz
originell und selbständig Neues schufen. — Aber es ist auch wieder nicht
merkwürdig, wenn man die Entwicklung der Porträtphotographie in Amerika
berücksichtigt, wenn man daran denkt, dass vielleicht in keinem Lande der
Welt die berufsmässige Atelierphotographie so in einen starren Manierismus
entartet ist als dort. Das amerikanische Durchschnittsporträt ist wirklich ein
1. 111. 1908. Photogr. Mitieüungen. Jahrg. 40.
67
Schrecken für den künstlerisch empfindlichen Menschen. Nicht nur, dass
gewisse banal 2 effektvolle* Atelierbeleuchtungen immer wiederholt werden,
hat der Amerikaner auch noch das fürchterlichste Übel, den sogenannten
»Graiii« erfunden; dies ist ein Korn, das von geschickt retouchierender Hand,
jegliche Struktur der Haut zerstörend, handschuhlederartig über das Antlitz der
Menschen gebreitet wird. Je besser sich der Retoucheur auf diesem »Grain«
versteht, desto mehr reüssiert er in den amerikanischen Porträt-Geschäften.
Es ist verständlich, dass bei solcher Entartung des Atelierporträts der
Umschlag mit verstärkter Macht kommen musste. Je mehr die Dinge in
reaktionärem Sinne auf die Spitze getrieben werden, desto leichtere und
gründlichere Arbeit tut immer der Umsturz; und in Amerika hat er in wenig
Jahren so gründlich gearbeitet, dass kaum noch etwas zu wünschen bleibt.
Was da von den besten Modernen geleistet wird, ist so frei, so kühn, dass
es alles, was in England und auf dem Kontinent hervorgebracht wurde, er-
reicht, ja überflügelt. Immer natürlich vom Bildnis gesprochen, denn das ist
die Domäne der Amerikaner. Und da ist es interessant, dass die modernen
Bestrebungen bereits in einer Weise Eingang in die Berufsphotographie ge-
funden haben, die bei uns bisher ganz undenkbar ist. All die kleinmütigen
Einwände, die der deutsche Berufsphotograph gegen die Einführung der
modernen Bildnisphotographie in den Geschäftsbetrieb macht, haben einzelne
talentvolle Amerikaner und Amerikanerinnen — denn die Damen spielen
hierbei eine bedeutende Rolle — bereits glänzend widerlegt. Und wenn man
von amerikanischen Berichterstattern liest, dass dort die Kunstphotographen
bis zu 25 Dollar für die Porträtaufnahme und 2,50 Dollar für jeden Abzug
verlangen, so muss man sagen, dass dies die kühnsten Träume, denen man
sicb.niit Bezug auf die geschäftliche Ausnutzung der neuen Bildniskunst hin-
geben kann, übersteigt.
New -York ist die Centrale der amerikanischen Kunstphotographie, und
in dieser riesigen Geschäftsstadt lebt und schafft Mrs. Gertrude Kaesebier,
eine der feinsten Porträtistinnen der neuen Welt. Sie unterhält in der
Stadt ein Atelier, das dem Publikum offen steht und das sie alljährlich im
Sommer nach einem feinen Badeort verlegt. Aus dieser Art des Geschäfts-
betriebes geht schon hervor, dass sie für das bessere, das kunstverständige
Publikum arbeitet, und die Auffassung, die aus ihren Bildern spricht, bestätigt
das. Dennoch ist es wirklich bewundernswert, welche Frische und Spann-
kraft diese Frau sich in der täglichen Publikumsarbeit bewahrt hat. Es muss
eine grosse Liebe zur Kunst und ein reicher Quell schöpferischer Ideen in
ihr sein. In der Tat ist es nicht allein die grosse technische Fertigkeit, die
feine Meisterung der photographischen Mittel zu künstlerischem Ausdruck,
sondern vor allem der Ideenreichtum, die immer neue originelle Auffassung,
die an ihren Bildern auffällt. Unserem germanischen Sinne scheint diese der
Künstlerin anscheinend so reich und leicht fliessende Erfindungsgabe sich mit-
unter in fast zu originellen, beinahe ein wenig gesuchten Formen zu doku-
mentieren. Doch wer wollte darum mit ihr rechten^ wo die Vorzüge ihrer
68
Ms. G. Kaesebier, New -York.
„The Black Fox"
69
Bilder so überwiegend und augenfällig sind ! Es ist überraschend, wie ver-
schieden, je nach den Sujets, wie wenig über einen Leisten geschlagen ihre
Bilder sind. Wie zart, in wie duftigen Tönen ist das Bildnis des am Fenster
sitzenden jungen Mädchens gehalten! Es liegt etwas Keusches in Ton und
Haltung über diesem Bilde, das auch technisch in der Art, wie die vors
Fenster gezogene, diskret gemusterte Gardine anscheinend in Verbindung mit
einem kräftigen Reflex zum Ausgleich der Kontraste benutzt wurde, als ein
Meisterstück angesprochen werden muss. Und wie prachtvoll kräftig im
Gegensatz zu diesem zarten Mädchenbilde ist der Apache gegeben, mit welch
saftvollen Kontrasten, welcher prägnanten, die Charakteristik der Züge scharf
herausarbeitenden Beleuchtung! — Unsere Gravüre gibt eine Ahnung davon,
wie vortrefflich Mrs. Kaesebier mit Kindern, diesen schwierigen Objekten
der Photographie, umzugehen versteht. Alles in allem müssen wir dieser
Künstlerin des modernen Lichtbildnisses einen ersten Platz unter ihren
Kollegen einräumen, und angesichts ihrer vielseitigen, trefflichen Leistungen
verstehen wir es, wenn der Amerikaner sie in nationalem Enthusiasmus zum
jbest Portrait- photographer in the world* erhebt. —
Miss Mathilde Weil tritt als Berufsphotographin in Philadelphia für die
Ziele der neuen künstlerischen Bildnisphotographie ein, und schon die eine
Probe, die wir heute von ihrem Schaffen geben können, kennzeichnet deutlich
ihre selbständige Eigenart. Ebenso gibt Erna Spencer, Newark, in ihrem
»Kind mit Apfel € ein äusserst glücklich und originell aufgefasstes Kinderbild.
F. L.
Der Pigmentdruck und die Dreifarbenphotographie.
Im »British Journal« äussert sich ein Pigment-Fachmann über die Ver-
wendung des Pigmentdrucks in seiner üblichen Ausführung für die Zwecke
der Dreifarbenphotographie wie folgt:
Es ist oft in meiner Gegenwart gesagt worden, dass der Pigmentdruck
nächst den photomechanischen Methoden der beste Weg dir die Erzeugung
von Photographien in natürlichen Farben sei. Andererseits ist auch aus-
gedrückt worden, dass die Fabrikanten von Materialien für den Pigmentdruck
nicht die entsprechenden Farben für diesen Prozess in den Handel bringen.
Es war, wenn ich nicht irre, zuerst Ducos du Hauron, welcher die Be-
nutzung des Pigmentprozesses für die Herstellung von Bildern nach dem
Dreifarbenprinzip vorschlug.
Ist nun dieser Prozess wirklich der beste Weg zum Ziel? — Erfahrene
Pigmentdrucker, einige wenigstens, haben eine negative Meinung. Wir
wollen jetzt den Gegenstand vom praktischen Standpunkte aus betrachten.
Die für den Dreifarbenprozcss benutzten Pigmente müssen transparent
und die Farben selbst genau abgestimmt sein, ferner dürfen sie durch
den Sensibilisicrungsstoff, das Kaliumbichromat, nicht verändert werden, auch
70
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^^^^TRUDE KAESEBIER
tW^ YORK o o o o o
BILDNIS o o
DER MRS. K.
rii(»nK;RAPmsr»K
MITTKII.LXÜEN XL
Ms. G. Kaesebier, New- York.
Mrs. E.
sollen sie nicht eine
Löslichkeit der
Chromgelatine be-
wirken. Des wei-
teren ist in Betracht
zu ziehen, dass in
dem Pigmentbild
die grünlich gelbe
Chromverbindung,
welche hierin doch
existiert, die Origi-
nalfarbe des Pig-
ments bis zu einem
gewissen Grade be-
einflusst. Setzen
wir nun voraus,
dass diese Schwie-
rigkeiten in genü-
gender Weise ge-
hoben sind , so
treten bei der
praktischen Aus-
führung des Drei-
farbenprozesses
weitere Punkte ent-
gegen.
Genaues Über-
einanderlegen der
drei Einzeldrucke
ist eine Hauptbe-
dingung. Wird nun
ein Pigmentdruck in
kaltes Wasser ge-
taucht, bevor er
auf seine biegsame
oder starre provi-
sorische Unterlage
gebracht wird, so
dehnt sich Papier
und Gelatineschicht
aus , entsprechend
der Länge der Zeit
des Eintauchens ;
das Papier dehnt
71
sich jedoch hierbei nach der einen Richtung stärker aus als nach der anderen,
und will es mir daher scheinen, dass ein genaues Übereinandertreffen der
Konturen der drei gefärbten Bilder ein klein wenig Schwierigkeit machen
sollte.
Nehmen wir an, dass auch diese Schwierigkeit überwunden ist, so stellt sich
eine zweite Bedingung ein: Bei der Entwicklung hat es der Operateur in der
Hand, die Bilder durch längere oder kürzere Behandlung weniger oder mehr
kräftig zu halten. Hier müssen nun alle drei Bilder bis genau zu derselben
Tiefe entwickelt werden, sobald die eine oder andere Farbe vorherrscht, so
resultiert keine Photographie in »natürlichen Farben t.
Bei der Methode von Sanger Shepherd*) ist die Gelatine auf einer
starren Unterlage ausgebreitet, und unter diesen Bedingungen findet bei der
Entwicklung keine Änderung in der Ausdehnung statt; sie zeigen am Schluss
der Operationen dieselbe Grösse wie vorher. Die Gelatinefilms werden hier
in gewissen Lösungen gefärbt, bis sie die erforderliche, einander entsprechende
Farbstärke zeigen. Stimmt die Farbstärke bei einem Film nicht genau, so
kann sie leicht nachträglich geschwächt oder verstärkt werden.
Zieht man alle diese Vorteile des letzteren Dreifarbenprozesses in Betracht,
so steht es wohl sehr in Frage, ob der Pigmentprozess, vorausgesetzt, dass
seine Farben richtig sind, irgend welche praktischen Vorteile vor den
existierenden Arbeitsmethoden bietet.
Das Trioxymethylen und seine Anwendungen in der
Photograpliie.
Von Gebrüder Lumi^re und Seyewetz.
A. Über die Löslichkeit des Trioxymethylens in NatriumsuHitldsungen.
I. Das Trioxymethylen*) würde hinsichtlich seiner geringen Flüchtigkeit und der
Beständigkeit seiner Zusammensetzung ein bequemes Mittel sein, um Formaldehyd
herzustellen und zu benutzen, wenn man es in Wasser lösen könnte.
Der Formaldehyd wird im Handel bekanntlich nur in Form wässeriger Lösungen
geliefert, und werden selbige von den Fabrikanten mit den mannigfaltigen Bezeich-
nungen belegt.') Diese Formaldehydlösungen enthalten oft verschiedene Beimen-
gungen, wie Methylalkohol, Ameisensäure etc., was den Gebrauch in vielen Fällen
unsicher macht, namentlich in der Photographie.
Beim Studium der Löslichkeit des Trioxymethylens in verschiedenen Salz-
lösungen haben wir beobachtet, dass diese Verbindung ausser in Lösungen von
kaustischen Alkalien, Alkalikarbonaten, dreibasischem Natriumphosphat, auch in
Natriumsulfit in sehr beträchtlichen Verhältnissen löslich ist.
1) Eine Beschreibung des Sanger Shephcrd sehen Farbenprozesses haben wir im Jahr-
gang 1901, Seite 6 gebracht.
2) Von der Formel (HCHO).i
3) Sehr bekannt ist z. B. das Scheringsche Produkt „Formalin. — Red.
Mathilde Weil, Philadelphia.
Lenore.
73
Die mit den Alkalien oder ihren Ersatzmitteln heriie-t< Ilu m Lnsuni£<i; ' < t
infolge ihrer ätzenden Eii^ensrliaften wenig Interesse. Das mit |r«ii . h nicht \
Lösungen, welche mit Natriumsulfit her;^estellt wurden, ihn Iirrnschaftcn -
analog denen der wässerigen Formaldehydlösuugcn zu sein.
Die Lösungsfähigkeit in Wasser kann man dem TrioxNnv.nhylen dadn.<
leihen, dass man es in pulverisiertem Zustande mit Natrium-Sulfit mis< i.;
geringe Quantitäten von Natriumsulfit sind schon imstande, «.Tusse Quantr . •
Trioxymethylen zu lösen.
Wir haben die Löslichkeit des Trioxymethylens in Natriumsulfitlosui. .
verschiedenen Konzentrationen bestimmt, ebenso die LösUchkeit von Misrhr-
variablen Verhältnissen von Trioxymethylen und schwefligsaurem Alkali.
IL Es wurden zunächst 5-, 10-, 15-, 20-, 25- und 28prozentige Lösun. -
Natriumsulfit in Wass»er hergestellt und hierin die Lö-!iclikeit des Trioxym«'.
bestimmt. Die gefundenen Resultate waren folgende:
Menge des wasserfreien Gewicht des gelösten
Natriumsulfits Trioxymethylens
gelöst in 100 cun Wasser in 100 ccm Lösung
5 g 22 g
10 » 24 „
20 „ 26 „
25 ^ 27 „
28 „ (hei 20'' g(^^ättlgte Lösung) 27 „
^ «Ml einem anderen Teil wurden Mischungen in variablen Verhältnissen
l riox' niethylen und Natriumsulfit genommen und ihre Löslichkeit in Wa^-cr
-tin'Mji.
f ^ <*r,-;,bpn sich hierbei folt;ende Daten:
(Siehe Taheüp S. 75.)
!"«•• M'^tliunu besitzt also ein Löslichkeits-Maximum, wenn sie in loc Tf
• ».•'t,,}\i /j^^' \.*rnum.">ulflt (wasserfrei) und 30^^^ Trioxymethylen enthält.
\\.' 'trjbt-n ferner untersucht, ob das Trioxymethylen und das Alkalisulfit up
-' !• c,nr feste, bestimmte Verbindung eingehen, oder ob dies letzte Reagens einf.
. •• ^ »••:>■ In inerisation des Trioxymethylen hervorruft.
l»:c lai-a. he, dass die Lö^-lir-hkeit in Wasser nicht proportional der gelü- ^
• i..'':ti.. M_f i'i, /'"im schon arv, dass es sich wahrscheinhch nicht um eine \-
' . . '.1. '-;'ul(»lt. Ausserdem liefert die Verdampfung der Lösungen kein bestimn»
•••♦in- 4. u.ts uiNprnngüche .Sulfit -««hlägt sich nieder und hält hierbei ein wi
!m)i pn;«ic!5N(l /um« k, welches man durch Erwärmen auf dem Wasserbade fast v«
ständig xcriaiicM kann.
l.'in un^ 7.\\ versichern, dass es sich um eine einfache Depolymerisation hamif
l«,iL>cn wir ejnri f»its 100 Ci/u emer i2prozenti£:en Lösung einer Mischung von q^
1 ^'•|^ vmethylen und 5 ^'' Sulfit eiiiiicdainpft, andererseits eine Menge entsi)re(^}tc
i-^X rrioxynietljylfMi susj)endiert m looo ccm Wasser. Die erste Lösung uah ..
Kiicksiand nur < ine Spur von FornialdehNd und das Gewicht des angewandten wa^^t
'ic.*': Suitii'^, wahrend bei de;n zweiten Versuch 3 ^»^ trockenes Trioxyinetf.\ ..
••# ••!• • >v\\
•il, !»(■ i)|>ii:on Resultate zrJL'en, dass man, um die möglichst grösste M» ••.
' ^\'\' '\\\Wn in Xatriumsultit zu l<'>sen, keinen Vorteil bei Gebrauch von Lö«»ii'
M. V. ♦•!. I»c nichr aN 20 ^i^ Salz auf \oo ccm Wasser enthalten.
74
rERTRUDE KAESEBIER
t\Y YORK o o o o
JULIA"
PHOTOGKAPinstllK
MITTEILINCJKX XI.
100 Teile Mischung enthielten
K?
Natriumsulfit
99 CCM 1
Vioxyi
(wasserfrei)
3.
.
97
m
5 .
•1
95
1»
10.
.
90
.
15 ,
.
85
n
20.
1»
80
.
30 .
.
70
„
40.
.
60
"
50.
.
50
.
60.
.
40
tf
70 .
.
30
„
75.
„
25
m
80.
.
20
„
85 .
.
15
.
90.
.
10
n
95 „
,,
5
„
Mischungsgewichte, welche in 100 tcm Wasser
gelöst sein können
1^
5 .
15 .
18 .
22 .
27 .
35 .
42 .
54 .
73 .
76 .
74 „
60 „
48 .
40 .
35.
Sulfit-
Prozent-
gebalt
in der
Lösung
0,01
0,15
0,75
1,8
3,30
5.4
10,50
16,8
27
43,8
53,2
55.5
48
48,8
36
33,25
Trioxy-
I methylen-
I Prozent-
I gehalt in
I der Lösung
_l
I 0,99
I
I 4,85
I 14,25
' 16,2
I 18,70
I 21,6
I 24,50
25,2
! 27
29,2
22,8
18,5
I 12
7,2
4
1,75
Die Mischungen von Trioxymelhylen und Natriumsulfit sind um so löslicher in
Wasser, je mehr Natriumsulfit sie besitzen und zwar bis zu einem Gehalte von 70 ^^
Sulfit und 30^ Trioxymethylen. Bei weiterer Steigerung der Sulfitmenge nimmt
die Löslichkeit ab.
Wenn man die Molekulargewichte des Trioxymethylens und des Natriumsulfits
in Rechnung zieht, so findet man, dass die Verhältnisse fast entsprechen: i Molekül
Natriumsulfit und 2 Molekülen Formaldehyd = Na, SO, + 2 (CH^O).
Es ist möglich, dass diese Verbindung des Formaldehyds mit dem Natrium -
Sulfit nur in Lösung existiert und nicht isoliert werden kann, infolge ihrer Un-
beständigkeit.
Die Unterschiede, welche zwischen der Löslichkeit des Trioxymethylens in den
Sulfitlösungen und der Löslichkeit der Mischungen von Trioxymethylen und Natrium -
Sulfit zu existieren scheinen, sind in Wirklichkeit nicht vorhanden. Bei der Be-
rechnung der Menge des Trioxymethylens, welche sich in 100 ccm der Lösung löst,
sieht man, dass sie nicht über 26 bis 27 ^ hinausgeht, das Löslichkeits - Maximum,
welches für das Trioxymethylen in Sulfitlösungen gefunden wurde.
Die Mischung, welche in ein bestimmtes Volumen Wasser die grösste Mence
Trioxymethylen einzuführen gestattet, ist diejenige, welche 40^ letzterer Substanz
auf 60^ Natriumsulfit (wasserfrei) enthält.
Wir bemerken schHesslich noch, dass die Gegenwart von Trioxymethylen die
Löslichkeit des wasserfreien Sulfits in Wasser wesentlich erhöht. In der Tat kann
1. IJI. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
10
75
man mit ca. 25 ^ Trioxymethylen auf loo ccm Lösung beinahe doppelt so viel Sulfit
als die normale Menge ist (55^ anstatt 25^ bei 150), lösen.
Das Löslichkeits- Maximum des wasserfreien Natriumsulfits erscheint also er-
reicht, sobald zwei Moleküle depolymerisiertes Trioxymethylen mit einem Molekül
Natriumsulfit (wasserfrei) zusammentreten.
B. Gebrauch des Trloxymethylens als Ersatz der Alkalien in der
Entwicklung.
I. Zunächst haben wir versucht, das im Handel käufliche Trioxymethylen zu
benutzen, indem wir dieses an Stelle der kaustischen Alkalien und der Karbonate
in die verschiedenen Entwickler einführten.
Wir haben hierbei konstatiert, dass, um ein Schleiern der Bilder zu verhüten,
es erforderlich ist, sehr geringe Mengen von Trioxymethylen zu nehmen (bei
Hydrochinon ist z.B. ungefähr 100 mal weniger als Alkalikarbonat schon ausreichend,
um dieselben Effekte zu erzielen).
In Hinsicht auf diese Wirkung einer so schwachen Dosis muss das Abwägen
mit sehr grosser Genauigkeit erfolgen. Um diese Unbequemlichkeit zu vermeiden,
zogen wir vor, das Produkt mit Natriumsulfit (wasserfrei) zu mischen, und zwar in den
Verhältnissen, welche gemeinschaftlich das Alkali und das Natriumsulfit zuzusetzen ge-
statten.
Die Mischung, welche uns den Bedingungen der Praxis am besten zu entsprechen
scheint, enthält 3 g Trioxymethylen auf 100 ^ Natriumsulfit (wasserfrei). Eine solche
Mischung ist unter dem Namen „Formosulfit" im Handel zu haben.
Es folgen nun die Zusammenstellungen für die hauptsächlichsten Entwickler,
wie sie nach unseren Versuchen die besten Resultate ergeben haben:
1. Pyrogallus -Entwickler:
Wasser 100^
Formosulfit^) g „
Pyrogallussäure i „
2. Hydrochinon-Entwickler:
Wasser 100^
Formosulfit 9 „
Hydrochinon i „
3. Paramidophenol-Entwickler:
Wasser 100^
Formosulfit 14 „
Paramidophenol i „
4. Metol-Entwickler:
Wasser 100^
Formosulfit 9 „
Metol I „
5. Metol-Hydrochinon-Ent Wickler:
Wasser 100 ^
Formosulfh 8 „
Metol 0,5 „
Hvdrochinon i „
1) Mischung von 100 ^ Natriumsulfit und 3 ^ Trioxymethylen mit einer kleinen Menge
Bromkali.
76
6. Hydramin-Entwickler');
Wasser loo ^
Formosulfit 5 „
Hydramin o,5 »
loprozentige Bromkali-Lösung .... i ccm
7. Eikonogen-Entwickler:
Wasser 100 g
Formosulfit 9 „
Eikonogen 1,5 „
8. Brenzcatechin-Entwickler:
Wasser 100 g
Formosulfit 14 „
Brenzcatechin i „
Bei eventuellen Überexpositionen fügt man den angegebenen Lösungen, welche
mit den bekannten normalen Entwicklern korrespondieren, die üblichen Mengen
Bromkali-Lösung zu.
Ferner kann man auch in gewissen Fällen (z. B. bei der Pyrogallussäure) nur
einen Teil des Formosulfits in die normale Entwickler-Zusammensetzung einführen
und den Rest nach Massgabe der Entwicklung des Bildes zusetzen. Es lässt sich
so die Energie des Entwicklers herabdrücken, was für Überexpositionen in Betracht
kommt.
Umgekehrt kann man die Menge des Formosulfits in den Entwicklern erhöhen,
wo sonst die Zufügung eines Übenchusses von Alkali zur Verbesserung unter-
exponierter Bilder am Platze wäre.
Infolge der grossen Löslichkeit des Formosulfits in Wasser kann man sich auch
eine konzentrierte Vorratslösung herstellen (man löse zu diesem Zweck 2A g in
100 ccm Wasser). Man fügt in diesem Falle dem Entwickler das entsprechende
Volumen dieser Lösung zu und vermindert um dieses Volumen die Quantität des
Wassers beim Ansetzen des normalen Entwicklers.
IL Wir haben nun versucht zu erklären, in welcher Weise das Trioxymethylen
in Gegenwart von Natriumsulfit die Rolle des Alkalis spielen kann.
In unserer früheren Arbeit über den Gebrauch der Aldehyde und Ketone als
Ersatzmittel der Alkalien*) hatten wir eine Hypothese aufgestellt; wir dachten, dass
hier vielleicht die Tendenz der Aldehyde und Ketone, Bisulfitverbindungen zu
bilden, zu berücksichtigen ist, dass das Alkali frei ist, sobald man eine Aldehyd-
oder Ketonverbindung zu einem Phenolentwickler mit Alkalisulfit bringt.
Es ist in der Tat möglich, dass der Körper von PhenoUFunktion die Rolle einer
wirklichen Säure gegenüber dem Natriumsulfit spielt; es kann sich dann ein Alkali-
phenolat bilden, und das Bisulfit, welches so entsteht, kann sich mit der entsprechen-
den Menge Aldehyd oder Aceton verbinden.
Die folgende Gleichung steUt uns z. B. den Reaktionsverlauf mit Hydro-
chinon dar:
CeH^ (OH), + 2Na,S0, -f 2HCHO = C^H^ (ONa), h 2(NaHSO, -HCOH)
Hydrochinon Natriumsulfit Formaldehyd Bisulfit- Aldehyd Verbindung
Eine Tatsache scheint dennoch mit dieser Hypothese in dem Falle des Trioxy-
raethylens in Widerspruch zu stehen, das ist die Möglichkeit, diese Substanz mit
1) Eine Kombination von Hydrochinon und Paraphenylendiamin. Siehe Phot. Mittcil. 1899,
Seite 119.
2) Siehe Phot. Mitteil. XXXIV, 1897, Seite 15.'
77
Alkali in einem Entwickler von basischer Eigenschaft zu substituieren. SeUt man
/NH,(,)
zu Paraphenylendiamm =C,H.'^ Natriumsulfit und Trioxymethvlen, so reagien
\nh,(,)
es in einem viel stärkeren Masse als bei Abwesenheit der letzteren Verbindung,
Um diese Reaktion zu erklären, kann man annehmen, dass das stark basische Para-
phenylendiamin die ersten Spuren von Bromwasserstoff, welche bei der Entwicklung
des latenten Bildes entstehen, aufnimmt. Sobald sich ein wenig Bromhydrat des
Paraphenylendiamins bildet, wird die bereits begonnene Entwicklung etwas gehemmt;
das Natriumsulfit zersetzt dann das Bromhydrat und regeneriert das Paraphenylen-
diamin, zugleich bildet sich Natriumbisulf it. Die saure Reaktion des letzteren hindert
die weitere Entwicklung, aber in Gegenwart von Trioxymethylen wird das Natrium-
bisulfit für die Bildung der Bisulfitverbindung verbraucht, und die Entwicklung kann
fortschreiten.
(Schluss folgt.)
Über das »Heliar«.
Von Florence.
Die ausserordentlichen Fortschritte, die die photographische Optik nach Einführung
des „Jena-Glasverfahrens" erfahren hat, haben sich bekanntlich in der Praxis durch
eine ganze Anzahl neuer Objektivkonstruktionen hinlänglich bemerkbar gemacht. Eine
Anzahl dieser neuen Objektive sind durch ihre vorzüglichen Eigenschaften einer fast
universellen Anwendung fähig, und entstand hierdurch dem alten Porträt- Objektiv,
welches nur durch seine grosse Lichtstärke sich noch einigermassen behaupten konnte,
eine sehr starke Konkurrenz. Da indessen dem Porträtphotographen immer noch
das sogenannte Porträtobjektiv am meisten zusagte, so erschien es für die Optiker
als eine Pflicht, dem Fachmann an Stelle des veralteten, weniger leistungsfähigen
Instrumentes ein von den bekannten Fehlern freies Objektiv mit höchstmöglicher
Lichtstärke zu verschaffen.
Unter den in Betracht kommenden neueren Konstruktionen führt sich nunmehr
als Neuheit das von H. Harting konstruierte, von der Firma Voigtländer &Sohn,
A.-G., Braunschweig hergestellte „Heliar" ein.
Bezüglich des Konstruktionstypus unterscheidet sich das neue Objektiv sehr
wesentlich von allen im Handel, befindlichen, indem es weder zu den symmetrischen
oder unsymmetrischen Anastigmaten , noch zu dem Triple-Anastigmat-Typus gezählt
werden kann, sondern vielmehr ein neues, ausserordentlich verbessertes Triplet mit
dem Öffnungsverhältnis von f .• 4,5 für alle Brennweiten repräsentiert. Von dem
Triple Anastigmat und dem sogenannten Porträts Anastigmat derselben Firma unter-
scheidet es sich dadurch, dass die Vorder- und Hinterlinse nicht einfache positive,
sondern verkittete Linsen sind, und dass die mittlere Linse, eine einfache negative
Linse, von beiden gleich weit entfernt ist, sich also in der sogenannten Blendenebene
befindet. Die Blende hat infolgedessen ihren Platz zwischen der mittleren und hin-
teren Linse gefunden. Dieses Arrangement erweist sich als ausserordentlich geeignet,
indem es bei einem grossen Öffnungsverhältnis die Beseitigung des Astigmatismus
und der sphärischen Aberration, sowie der Coma bei jeder beliebigen Brennweite
ohne irgend welche Änderung gestattet. Es ist daher bei dem „Heliar* das Öffnungs-
verhähnis bei allen Brennweiten das gleiche, nämlich f : 4,5.
78
Das Bildfeld ist dementsprechend sehr eben, und der Astigmatismus ist praktisch
innerhalb der gegebenen Grenzen ganz beseitigt, so dass nicht nur eine allgemeine
gute Schärfe bis in die Ecken resultiert, sondern auch trotz des grossen Öffnungs-
verhältnisses die Tiefenschärfe beachtenswert ist, indem sie nicht durch weniger
scharfe Zonen beeinträchtigt wird. Einen besonderen Wert hat man auf die Entfernung
des unter dem Namen „Coma** bekannten Abbildungsfehlers gelegt. Die ist um so
bemerkenswerter, als die „Coma** sich bei grösseren Öffnungsverhältnissen besonders
bemerkbar macht und, wenn vorhanden, trotz anastigmatischer Korrektion die Brillanz
des Bildes erheblich beeinträchtigen kann. Die Orthoskopie ist, wie sich nach dem
Konstruktionstypus von vornherein erwarten lässt, eine korrekte, was sowohl für die
direkte Aufnahme, namentlich aber für Projektionen sehr in Betracht kommt. Des-
gleichen ist die chromatische Korrektion eine den sonstigen Eigenschaften des Objektives
angepasste, so dass die im Negativ zu erzielende Schärfe mit der bei der Einstellung
zu erhaltenden übereinstimmt.
Das grosse Öffnungsverhältnis bedingt selbstverständlich entsprechend grosse
Linsen, und da es sich beim „Heliar" doch immer um fünf Einzellinsen handelt,
so ist man geneigt, anzunehmen, dass das Objektiv auch seinem Volumen entsprechend
schwer sein müsse. Das ist aber nicht der Fall, indem einerseits die Linsen ziemlich
dann und nicht wesentlich sind, als die nutzbare Öffnung es erfordert. Anderseits
ist die Fassung nicht aus Messing, sondern aus dem wunderbar leichten Magnalium
hergestellt.
Die Fassung ist elegant und zudem ganz eigenartig nach einem neuen
Prinzip konstruiert. Über dem in gewöhnlicher Weise, aber ohne Sonnenblende
hergestellten Objektivkörper befindet sich ein aus gleichem Material hergestellter
Mantel, der sich vom flanschenartig erweitert und dadurch die allgemein übliche Form
der Sonnenblende bildet. Dieser Mantel ist drehbar, durch einen kleinen Hebel
feststellbar und so mit der Irisblende verbunden, dass diese durch Drehung des
Mantels in entsprechende Funktion tritt. Der Grad der Abbiendung wird hierbei
leicht an einem schwarzen Ring abgelesen, welcher sich als Fassung um die vordere
Linse zieht.
Die kleinen zu Handcameraaufnahmen zu benutzenden Nummern der „Heliare"
(auch in der bekannten Spezial-Detektivfassung mit Einsteilvorrichtung erhältlich)
können auch mit grösstem Vorteil zu kinematographischen Aufnahmen, zu Projektions-
und Vergrösserungszwecken dienen. Namentlich bei letzterem Verfahren wird die
grosse Lichtstärke sehr angenehm sein, indem sie gestattet, auch ohne allzulange
Expositionszeiten mit weniger empfindlichem Papier arbeiten zu können.
iQeine Mitteilimgen.
Verbesserung im Kopierprozess mit k&uflicliem Gummipapier.
Von der Gummipapier-Fabrik Höchheimer & Co. -Feldkirchen wird für die
Scnsibilisation ein neues Chrombad-Rezept veröffentlicht, welches die Verarbeitung
des Papiers wesentlich vorteilhafter gestaltet. Diese Methode hat femer noch den
Vorzug, dass die Bildschicht geschlossener wird und das chromierte Papier, wenn
sorgfältig verpackt, in einer Chlorcalciumbüchse aufbewahrt, sich 14 Tage sehr
gut hält.
79
Das Chrombad wird wie folgt angesetzt: In i Liter destilliertem Wasser löst
man 50 ^^ Kaliumbichromat, hierauf werden 20 g chlorsaures Kali (pulverisiert
chemisch rein) darin gelöst. Letzteres muss kalt geschehen. Die Temperatur beim
Chromieren sei 7 — 8° R.
Das Entwicklungsgemisch hat nachstehende Zusammensetzung: Zu je i Liter
Wasser werden 10 g Holzmehl und i g chemisch reine Pottasche gefügt. Will man
für spezielle Zwecke weniger kräftige Tiefen im Bild haben, so nehme man iV« bis
2 g Pottasche pro Liter Wasser. Die Entwicklung verläuft selbst bei weniger rasch
getrocknetem Papier in 3—4 Minuten.
Bereits länger aufbewahrtes chromiertes Papier sollte eine kleine Wenigkeit
länger exponiert werden, es verarbeitet sich im übrigen ebensogut wie frisches.
Diese Vervollkommnung des Verfahrens wird dem Höchheim ersehen Papiere
weitere neue Freunde zuführen. Im übrigen ist zu berücksichtigen, dass uns viel-
leicht auch die „Katatypie'* in absehbarer Zeit neue, vorteilhafte Methoden der Ver-
arbeitung des Gummipapiers bringt.
Standentwlcklung mit Ortol.
Der Ortol-Ent Wickler wird für Standentwicklung nach Melrose wie folgt zu-
sammengesetzt:
Ortol 1,3 ^
Schwefligsaures Natron 5 „
Soda 6,5 „
Wasser 1500 „
Wenn nach einigen Stunden alle Details erschienen sind, werden die Platten heraus-
genommen, abgespült und in einen Ortol -Entwickler normaler Zusammensetzung
gelegt, worin sie bis zu der erforderlichen Dichte zu Ende entwickelt werden.
(Photographic News.)
Worels direkte farbige Photographien.
K. Worel sandte uns zwei Proben von seinen neuesten Arbeiten in der
direkten Farbenphotographie zu (siehe die bezüglichen Artikel im vorigen Jahrgang
dieser Zeitschrift). Es lagen eine Aufnahme einer Vase mit Blumen nach der Natur
und eine Kopie nach einem Farbendruck vor. Die Resultate verdienen sicher grosse
Anerkennung und zeigen sehr erhebhche Fortschritte gegenüber den ersten in den
Jahren 1891 und 1892 von Worel öffentlich ausgestellten Farbenbildern.
Die neuen Photographien gelangten in den Februar -Sitzungen des Berliner
Vereins zur Förderung der Photographie und des Frankfurter Vereins zur Pflege
der Photographie bei den anwesenden Mitgliedern zur Zirkulation. Wir bemerken
noch, dass Worel für die Fixierung der Bilder ganz neue Wege versucht hat, und
werden wir darüber demnächst weitere Details bringen.
Repertorium.
Die Umwandlung von Bromsiiberkopien in Platin.
Von G. Winüirope, Somenrille.
(Schluss von Seite 65.)
Es ist bekannt, dass die meisten, wenn nicht alle Tonbäder für Bromsilberpapier
zugleich eine mehr oder weniger intensive Verstärkung des Bildes herbeiführen.
80
In dem vorliegenden Fall ist die Verstärkung so gering, dass die getonte Kopie fast
genau dieselbe Gradation aufweist wie das Originalbild.
Eine Lösung nach zuletzt angegebener Formel hat die Eigenschaft, in der
Gelatineschicht mitunter Flecke zu erzeugen. Beim Tonen von Bromchlorsilber-
kopien mit dieser Lösung fand ich, dass die Wirkung des Quecksilbersalzes zu
energisch war, und anstatt wie bisher den Zusatz von Zitronensäure zu erhöhen,
fügte ich etwas loprozentige Bromkalilösung zu. Dieser Zusatz bewirkte, was ich
gewünscht hatte, die nötige Kraft und Klarheit des Bildes, sowie völlige Abwesen-
heit von Flecken. Für das früher angeführte Tonbad genügt ein Zusatz von i bis
3 Tropfen Bromkalilösung.
Das Tonbadrezept eignet sich auch gleich vortrefflich für Diapositivplatten, es gibt
ein feines Purpurschwarz; durch Zusatz von Bromkali erhält man ein kaltes Sepia.
Platinchlorid ergibt eher kältere als wärmere Töne. Im folgenden finden sich
noch einige nützliche Bemerkungen für den Prozess. Mangelt es einer getonten
Kopie an Tiefe, so wird sie zunächst auf 3 Minuten in die Seite 65 angegebene
Kupfersulfatlösung gebracht, in fliessendem Wasser eine Minute gewaschen und
dann mit irgend einem der gebräuchlichen Entwickler behandelt. Man erhält auf
diese Weise intensive Verstärkung, die Farbe der Schicht ist das ursprüngliche
Schwarz, welches sich wieder tonen lässt.
Wenn nach dem Bleichen die Kopie in eine Fixierlösung getaucht wird, so wird
das Silber gelöst, und es hinterbleibt ein helles, sepiafarbenes Bild von reinem Platin.
Das Tonbad kann bis zur völligen Erschöpfung des Platins benutzt werden; durch
einfache Zufügung von Platinsalz wird die erschöpfte Lösung wieder brauchbar.
Bezüglich der Haltbarkeit der Bilder wurden folgende Versuche angestellt. Ein
Druck wurde zur einen Hälfte mit einem Karton überdeckt und dann das Bild an
einem Südfenster zwei Jahre lang exponiert. Es zeigte sich keine Spur von Aus-
bleichung. Eine andere Kopie wurde mit folgenden Lösungen behandelt:
Stunde in 5oprozentige Ammoniaklösung; keine Veränderung.
„ »50 „ Ätznatronlösung: schwache Aufweichung des Papiers.
„ „ 25 „ Salzsäure: keine Veränderung.
„ »25 „ Salpetersäure: keine Veränderung.
„ w 25 „ * Schwefelsäure: keine Veränderung.
„ „ 25 prozentiges Königswasser: leichtes Ausbleichen.
Eine andere Kopie zeigte bei Behandlung in heisser, gesättigter Lösung von
Quecksilberchlorid keine Veränderung.
Nicht zu vergessen ist femer die Eigenschaft, dass die Schicht des Papiers eine
grosse Härte erlangt hat. (Phot. Journal.)
Edlnol für Bromsilberpapiere.
Es ist bekannt, dass sich für Bromsilberpapiere nicht alle Entwickler eignen,
so liefert z. B. das für Platten so empfehlenswerte Pyrogallol auf Papier selten rein
graue resp. schwarze Töne, dieselben besitzen meist einen unangenehmen Stich
ins Grünliche oder Gelbbräunliche. Als ein sehr vortrefflicher Entwickler für Brom-
silberpapiere wird von verschiedenen Seiten das Edonol empfohlen. T. Thorne
Baker gibt für Veloxpapiere folgende Vorschrift:
Wasser 500 ^
Acctonsulfit 5 „
Edinol 5 „
Kristallisierte Soda 30 «
81
Für die gewöhnlichen (hochempfindlichen) Bromsilberpapiere ist nachstehendes
Rezept :
Wasser 500 .^
Acetonsulfit 7,5 „
Edinol 5 „
Kristallisierte Soda 35 »
loprozentige Bromkalilösung .... 25 Tropfen.
Der Acetonsulfitzusatz ist nicht höher zu nehmen, da hierdurch leicht grünliche
Töne entstehen.
Ferner wird für gewöhnliche Bromsilberpapiere auch ein Entwickler ohne
Acetonsulfit wie folgt angegeben:
Wasser 500 g
Natriumsulfit 40 „
Edinol 5 „
Soda 50 „
(Amat. Photographer.)
Patent-Nachrichten.
Anmeldungen.
57a. G. 15 946. Vonrichtung zum Auslösen eines Objektivverschlusses nach Ablauf einer be-
stimmten Zeit nach Inbetriebsetzung der Vorrichtung und zum Schliessen desselben nach
einer einstellbaren Belichtungszeit. Wilhelm Gofferj6, MOgeln b. Dresden. — 5. 8. Ol.
57b. F. 16 272. Ersatzmittel fQr die ätzenden und kohlensauren Alkalien in photographischen
Entwicklern. Farbwerke vorm. Meister, Lucius & BrQning, Höchst a. M. — 6. 5. 02.
„ „ F. 16 784. Ersatzmittel für die Alkalien in photographischen Entwicklern; Zus. z. Anrn.
F. 16 272. Farbwerke vorm. Meister, Lucius & Brüning, Höchst a. M. — 6. 10 02.
„ ^ S. 17 035. Entwicklungs- und Tonfixierbäder. Societe Anonyme des Plaques et Papiers
Photographiques A. Lumierc et ses Fils, Lyon-Monplai.sir ; Vertr.: Hugo Pataky und
Wilhelm Pataky, BcrHn NW. 6. — 11. 10. 02.
57c. A. 8794. Lichtundurchlflssige Hülle für röhrenförmige Lichtpausapparate. Oscar Asch,
Dresden-Löbtau, Roonstr. 16. — 6. 12. 01.
Erteilungen.
57c. 138874. Transportable photographischc Dunkelkammer. Tetzncr ik Silber, Erfurt.—
3. 12. 01.
57 a. 139 659. Vorrichtung zum Auslösen von Objektivverschlossen nach einem bestimmten Zeit-
raum und zum Offenhalten während vorher einstellbarer Zeiten. Friedrich Brück, Ruhla
i. Thür. — 6. 2. 02.
„ „ 139 660. Einrichtung an Wechselkassctten und Magazincameras zum Füllen und Entleeren
derselben bei Tageslicht. Fa. C. P. Goerz, Friedenau-Berlin. — 30. 5. 02.
57 b. 139 555. Verfahren zur Herstellung mehrfarbiger Lichtpausen nach dem Prinzip des ncgro-
graphischen Verfahrens. Anton Lemberger, Pasing. — 30. 3. 02.
57a. 139 794. Kincmatograph. George Frederic Hatton, St. Leonhards, Engl. — 26. 3. Ol.
„ n 139814. Vorrichtung zum Versprcizen des Vorder- u. Hinterahmens von flach zusammen-
legbiu-en Balg-Cameras. Josef Barth, München, Heustr. 22. — 30. 10. Ol.
57 c. 139 681. Vorrichtung zum allseitigen Verschieben und Neigen von vor dem Objektiv an-
geordneten Vignettierschciben. Georg Kaufmann und Julius Schaletzky, Frankfurt a. M.,
Zeil 56/64. — 15. 12. Ol.
57c. 140 083. Schwenkvorrichtung für photographische Schalen. E. Liebold, Gera, Reuss,
Prinzelpl. 18. 10. 7.02.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanneke in Berlin.
Verlag von Oustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.
82
Elma Stoltz, Hamburg
A
Birken und Heide
I. PREIS
Ausstellung von Damen-Arbeiten
Hambui^ 1903 o o o o o o o
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XL
Olga Ebertf Hambuf^g
II. PREIS
Schneelandschaft
Elisabeth (hoenetcoldt, Hamhurg
de w itt er stimm u ng
\y^ -^Stellung von Damen-Arbeiten
Ha «nburg 1903 o o o o o o o
PHOTOGRAPHISCHK
MITTKILUNGKN XI.
Frau Dr. Simraonds, Hamburg
111. PREIS
Ausstellung von Damen -Arbeiten
in der Gesellschaft zur Förderung der Amateur-
Photographie zu Hamburg.
Zweifellos hatte der Vorstand der Hamburger t Gesellschaft zur Förderung
der Amateur-Photographie» eine sehr zeitgemässe Idee, als er die dem Verein
angehörenden Damen zur selbständigen Veranstaltung einer Ausstellung an-
regte. Es ist keine Frage, dass die
Frauen für moderne kunstgewerbliche
Betätigungen ein hervorragendes Ge-
schick mitbringen und auf diesem Felde
bereits begonnen haben, eine Rolle zu
spielen. Für die Photographie scheint
das weibliche Empfinden besonders prä-
destiniert zu sein; wir haben auch auf
dem Kontinent bereits eine Anzahl
tüchtiger Berufsphotographinnen, und in
Amerika spielen — wie wir im letzten
Heft bereits ausführten — die Damen
in der modernen künstlerischen Bildnis-
photographie eine erste Rolle. Gerade
ihre Aufnahmen haben zweifellos be-
wiesen, dass in der Lichtbildnerei die
Frau mit dem Manne vollauf in die
Schranken treten kann. »\\s fehlen uns
noch die grossen Künstlerinnen, wie Mrs.
Käsebier, Miss Weil, Miss VVatson
und Miss Spencer, die in Amerika als
Frau Ed. H. Ringel, Hamburg. Elbebild. Fachphotographinnen tätig sind«, be-
15. m. 1903. PhotogT. Mitteilungen. Jahrg. 40.
II
83
Mercedes Bock, Reinbek.
Aus Tirol.
merkte der Vorsitzende des Vereins.
Herr Ernst Juhl, bei Eröffnung
der Hamburger Ausstellung, und
darin hat er zweifellos recht.
Auch mit Rücksicht hierauf ist es
höchst interessant, einmal zu sehen,
was ein grosser Amateurverein
mit Bezug auf die Arbeit seiner
Damen leistet; die Anregung und
der Ansporn zu höher hinauf-
strebendem Schaffen durch solche
Ausstellungen wird auf die Pro-
duktion der Damen sicher for-
dernd wirken. Mit Verg^iügen
kommen wir dem Wunsche des
Vorstandes genannten Hamburger Vereines, der ersten selbständigen Aus-
stellung der Damen ein Heft zu widmen, nach, in der Überzeugung, dass
besonders den Vereinen die hier gegebene Anregung wertvoll sein wird.
Um ein gutes Bild von den auf dieser Ausstellung zu Tage geförderten
Leistungen zu geben, war es uns darum zu tun, eine möglichst grosse Anzahl
von Bildern wiederzugeben, deren Auswahl von Herrn Juhl besorgt wurde.
Die Ausstellung, welche in
den letzten Wochen des Januar
stattfand, machte nach den Be-
richten einen sehr guten, viel-
verheissenden Eindruck und
wurde von der Kritik äusserst
sympathisch aufgenommen. Dass
Galanterie hier nicht das Urteil
beeinträchtigte , zeigen unsere
Wiedergaben. Mit dem ersten
Preise ausgezeichnet wurden die
Bilder von Frl. Elena Stoltz,
von der wir zwei fein gesehene,
stimmungsvolle Landschaften
bringen. Den zweiten Preis be-
kam Frl. Olga Ebert mit einer
sehr originell herausgeschnitte-
nen, äusserst kraftvoll und gar
nicht damenhaft durchgeführten
Schneelandschaft, und den dritten
endlich Frau Dr. Simmonds,
von der wir ein sehr frisch und
lebendig erfasstes Porträt zeigen.
Sehr hervorzuheben sind
Frau Dr. Framheim, Hamburg.
Birken.
84
auch die Arbeiten von Elisabeth Groenewoldt, deren Kinderaufnahme
besonders äusserst lebendig und ungezwungen ist. Auch die anderen Bilder
bieten viel des Interessanten und Wertvollen, ich nenne nur die flotten Marinen
der Damen Wolters und Dr. Hauers, das durch die einfallende Sonne in ein
interessantes Spiel von Licht und
Schatten gesetzte vierländische
Interieur der Frau Arnold Ve r s-
mann, die kräftig und wirksam
gehaltenen »Birkene von Frau
Dr.Framheim, die Winterland-
schaft der Frau Schaefer sowie
die geschickt durchgeführten
Zimmerporträts der Frau Dr.
Waitz, Frau Staatsminister von
Bronsart und des Frl. Anna
Bauch.
Ich muss es mir versagen,
auf jedes der zahlreichen Bilder,
die wir von der Ausstellung
bringen, hier einzugehen. Ins-
gesamt zeigen sie, wie durchaus
gut dieses Experiment, diese
Veranstaltung der Damen ge-
lungen ist. Wünschen wir ihnen,
dass sie zielbewusst ihre Sache
fortführen, und freuen wir uns
auf die weiteren Unternehmun-
gen, die dieser ersten hoffentlich
folgen werden. F. L.
Platten und Films.
Was ist für den Amateur-
photographen , namentlich fii r
Reisen, vorzuzithen: Platten oder
Films r ^ Ein altes Thema,
welches in den letzten Jahren
in den photographischen Ver-
teilten sehr oft auf dem Programm stand und zu den lebhaftesten Debatten
geführt hat. Nach den häufigen Anfragen, welche wir diesbezüglich erhalten,
z^2 urteilen, scheint jedoch vielen unserer Leser mit der weiteren Behandlung
te Stoffes gedient zu sein, und so sollen denn einmal im nachfolgenden die
Vorteile und Nachteile unseres verschiedenen Negativmaterials zusammen-
gestellt werden.
Frau Dr. Hauers, Hamburg.
Kutter.
85
Die grösste Verwendung für
die Aufnahme findet natürlich
die Platte. Sie besitzt die
höchst geschätzte Eigenschaft,
dass die Unterlage der licht-
empfindlichen Emulsion voll-
kommen durchsichtig und plan-
eben ist. Beide Eigenschaften
sind von grosser Wichtigkeit.
Je durchsichtiger die Emul-
sionsunterlage ist, in desto
kürzerer Zeit kopieren die
Bilder. Ist die Unterlage nicht
aus Glas, sondern aus leicht
biegsamen Materialien (wie
Celluloid, Papier), so ist es
schwierig, wenigstens bei For-
maten über 13x18 cm hin-
aus, sie in vollkommen plan-
ebener Lage in den Kassetten
etc. zu halten^). Für viele
Aufnahmezwecke spielt aller-
dings das völlige planebenc
Aufliegen der Emulsionsschicht
bei der Exposition keine grosse Rolle, unerlässlich ist es aber bei Auf-
nahmen von Achitekturen und gewissen Reproduktionen (z. B. Aufnahmen von
Strichzeichnungen), wenn dieselben für den Fachmann Wert haben sollen.
Bei den Bromsilberplatten haben wir eine grosse Auswahl in den
Fabrikaten, wir finden Emulsionen von verschiedenstem Charakter in Ton-
gradation, in allgemeiner und Farbenempfindlichkeit. Diese Punkte, wenigstens
die erstgenannten, kommen jedoch mehr für den Fachphotographen in
Betracht.
Ein wichtiger Vorzug der Bromsilberemulsionen auf Glas, auch für die
Amateure, ist dagegen, dass die Schichten eine sehr grosse Haltbarkeit
besitzen, dass die Platten nach
der Exposition lange Zeit liegen
bleiben können, ehe sie ent-
wickelt werden brauchen. Dieser
Faktor ist für grössere Reisen
von Bedeutung. Schreiber dieses
hatte einmal Aufnahmen von
I) Nimmt man für das Planlic^en
der grosseren Films Glasplatten etc. zu
Hilfe, so erhöht sich wiederum das (ic-
wicht des Apparats bedeutend.
Frau Kammerdirektor Schaefer, Bensheim.
Wintersonne.
Antonie Weinkauff, Hamburg.
Babv.
83
Frau Atmold Versmanny Hamburg
Jlerländer -Diele
Elisabeth Groenewoldt, Hamburg
Ausstellung von Damen- Arbeiten
Hamburg 1903 o
O O 0 o
PIIOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGKN XL
Frau St aattf minister ron Brontiart,
Marienhof
Anna Bauch ^ Hamburg
Frau Wüh. Amsinck Jr..
Hamburg
Vergnügtes Pärchen
Ausstellung von Damen-Arbeiten
Hamburg 1903 o o o o o o o
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XL
Ft-au Joh. S. Afnsinck, Hamburg
„MöUn''
Frau Geo WoUerSy Hamburg
Ausstellung von Damen-Arbeiten
Hamburg 1903 <
1 o o o o o o o
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XL
Frau Dr. Maack,
Hamburg
Fütterung
Frau Dr. Waitz,
Hamburg
Geschwistei'
Irau General- Konsul Dollmann,
Hamburg
Trauei'gondcl in
Venedig
Ausstellung von Damen-Arbeiten
Hamburg 1903 o o o o o o o
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XL
einer italienischen Reise erst nach 3 Jahren entwickelt, und waren die Negative
(ausgenommen der Rand, welcher V«~"^ ^^^ schwarz erschien) noch voll-
kommen normal ausgefallen. Wenn nun auch eine so grosse Dauer der
Haltbarkeit im allgemeinen nicht beansprucht wird, so wäre anderseits ein
Weiterrücken der Grenze bezw. Brauchbarkeit der Films, deren Garantie
für Brauchbarkeit meist nur auf ein Jahr geht, sehr erwünscht, denn es ist
zu bedenken, dass die Ware bei den Händlern nicht immer frisch von der
Fabrik stammt.
Die Verarbeitung der Platten wird von vielen Seiten als eine einfachere
als die von Celluloid- und Papierfilms befunden, doch wollen wir darüber
nicht streiten, hierbei spielen Gewohnheit und Geschicklichkeit eine be-
deutende Rolle.
Zwei Übelstände der Glasplatten, zumal für Reisen, sind die leichte Zer-
brechlichkeit und das schwere Gewicht. Vorsichtige Menschen werden durch
sachgemässe Verpackung, Transportleitung und Behandlung ihrer Platten
nicht allzuviel Verluste durch Bruch erleiden. Das bedeutend höhere Gewicht
der Glasplatten gegenüber den Celluloid- und Papierfilms lässt sich nicht ver-
meiden, aber doch vermindern. Es ist unter den Amateuren noch viel zu
wenig bekannt, dass die Plattenfabriken ihre Emulsionen auch auf dünneres
Glas (sogen, extra mince) giessen. Diese Platten sind erheblich leichter an
Gewicht, und die Preisdifferenz ist keine allzu hohe; so kosten z. B. die
gewöhnlichen Sachs-Platten 1,90 Mk. per Dutzend 9X 12 fw, die auf extra
dünnem Glase 2,40 Mk. — Was die Aufbewahrung des Negativmaterials
betrifft, so beanspruchen natürlich die gewöhnlichen dicken Platten ansehnlich
grösseren Raum als die dünnen Platten oder gar die Celluloid- und Papier-
folien.
Nun zu den Celluloid- und Papierfilms. Das was wir bei den Platten
auszusetzen haben, ist hier im vollsten Masse erreicht. Die guten Seiten der
Films: ihr äusserst niedriges Gewicht und die geringe Rauminanspruchnahme,
haben wir schon genügend berührt, und diese Vorzüge sind auch jedem
Anfanger der Photographie bekannt. Dazu tritt bei den Papiernegativen
eine weitere Eigenschaft, sie lassen sich sehr leicht mit Bleistift etc. re-
touchieren. Ferner haben wir zu Gunsten der Celluloid- und Papierfolien noch
anzuführen, dass in Gestalt der Rollfilms das Einlegen und Wechseln des
Negativmaterials ungemein schnell und bequem vor sich geht. Die völlige
Entbehrlichkeit einer Dunkelkammer für diese Operationen ist sicherlich für
den reisenden Amateur ein hoch schätzbarer Vorteil. Wie sehr diese Ein-
richtung in Anrechnung zu setzen ist, beweist am besten der grosse Konsum
in Apparaten nach dem System des »Klapp-Taschen-Kodakc.
Wenden wir uns jetzt zu den schlechten Seiten der Films und zwar zu-
nächst zu den Celluloidfilms. Hier müssen wir vorausschicken, dass die
dickeren Planfilms in Qualität im allgemeinen besser ausfallen als die Roll-
films. Bei letzteren wird nicht nur häufig über eine mangelhafte, von vielen
kräftigen Rissen durchzogene Celluloidschicht (letztere treten bei eventueller
87
stärkerer Vergrösserung des Negativs sehr störend hervor), sondern auch
über Unsauberkeiten, Fingerflecke in der Emulsionsschicht geklagt. Ich habe
z. B. von einer grösseren Reise eine Kollektion von ca. 2CX) Aufnahmen 6X9 r;;/.
und befinden sich hierunter milde gerechnet, 30 Stück Negative, welche infolge
Schmutz- und Fingerflecke etc. nicht kopierfähig sind. Bei Aufnahmen auf
Platten kommt ein derartiger hoher Prozentsatz infolge Fabrikationsfehler wohl
kaum heraus. Es soll nun hiermit nicht gesagt sein, dass jede Spule sicher
einen gewissen Ausschuss birgt, aber im Durchschnitt genommen bleibt der
Fehlfabrikat -Prozentsatz bei Rollfilms ein ziemlich hoher. Derartige Mängel
fallen bei dem Papiernegativ-Material selten vor, zum wenigsten ist die
Erscheinung von Rissen in dem Bildträger gänzlich ausgeschlossen.
Über den Punkt der Haltbarkeit der Celluloidfilms haben wir bereits ge-
sprochen. Es muss zugegeben werden, dass dieselbe eine ausreichendeist. Damit
keine Beanstandungen dieserhalb bei Rollfilms vorkommen, tragen viele
Fabrikate auf der Verpackung einen Vermerk, bis wann dieselben verarbeitet
sein müssen. Traurig ist es aber, wenn eine Firma diese Zettelchen, um
alte Ware absstossen zu können, entfernt, resp. so weit abreisst, dass nur die
Worte *zu verbrauchen bis« übrig bleiben. Ein solcher Fall ist uns durch
eine Abonnentin unseres Blattes zu Ohren gekommen, und verdient derselbe
eigentlich unter Namensnennung der Öffentlichkeit übergeben zu werden.
Auch die Preisfrage wollen wir bei den Films nicht vergessen. Die
Celluloidfilms sind nicht erheblich teurer als Platten. Dies ergibt folgende
Aufstellung: i Dtz. gewöhnlicher Bromsilberplatten gY^i 2 cm renommiertester
Fabrikfirmen kostet M. 1,90— 2,15; i Dtz. Platten auf extra dünnem Glase
(Sachs) M. 2,40; I Dtz. Planfilms 9x12a« oder ein Rollfilm für 12 Auf-
nahmen gXi2cm ca. M. 2,50. Wesentlich billiger sind die Negativpapiere:
I Paket zu 12 Blatt gX 12 cm kostet bei der N. P. G. nur 80 Pf.
Zum Schluss haben wir noch einiges über die Negativpapiere zu sagen.
Celluloidfilms können, vorausgesetzt dass das Celluloid klar und homogen ist,
Bildresultate ergeben, welche denen mit Glasplatten völlig ebenbürtig sind.
Das ist bei Negativpapieren nicht der Fall und zwar infolge des wesentlichen
verschiedenen Charakters der Emulsionsunterlage. Wir mögen vor dem
Kopieren das Papier einölen oder nicht, ein gewisses Korn wird den Bildern
stets anhaften und eine sogen, geschnittene Schärfe wie bei Glasplatten mit
guter Gelatine- oder gar Kollodiumemulsion ist nicht möglich. Letztere
sind für Aufnahmezwecke und zum Vergrössern, wo es auf genaueste
Detailwiedergabe und grösste Schärfe ankommt, weit überlegen. Werden
diese Ansprüche nicht gestellt, so bildet das Papier ein vortreff'liches Material
sowohl für Aufnahme als Anfertigung vergrösserter Negative.
Aus unseren Auseinandersetzungen folgt, dass alle drei Negativmaterialien
gewisse Sondervorzüge und -nachteile besitzen, und dass das eine durch das
andere nicht zu ersetzen ist. P. H.
88
Das Trioxymethylen und seine Anwendungen in der
Pliotographie.
Von Gebrüder Ltunl^re und Seyewetz.
(Fortsetzung von Seite 78.)
Um die Richtigkeit der Hypothese bezüglich Bildung einer Bisulfitverbindung
bei den Entwicklern von Phenolcharakter zu untersuchen, waren wir zunächst
bestrebt, die Menge Alkali zu beiechnen, welche in einer Natriumsulfit-Lösung, ver-
setzt mit steigenden Mengen von Trioxymethylen, bei Zusatz von Säure im Über-
schuss, frei wird. Man kann in einer gewissen Menge die Säure durch eine Phenol-
verbindung abstumpfen und kann annehmen, dass die Reaktion mit Natriumsulfit
und Trioxymethylen in den beiden Fällen vergleichbar ist.
Wir haben in gleiche Volumina einer lo prozentigen Natriumsulfit - Lösung
wachsende Mengen von Trioxymethylen (i, 2, 3, 5. 7 und 10^) eingeführt. Zu
diesen Lösungen, welche alle die gleiche Gewichtsmenge Alkalisulfit enthielten,
wurde titrierte Schwefelsäure gefügt, bis zur Sättigung mit Phenolphtaleln.
In allen Fällen wurde konstatiert, dass die titrierte Säuremenge, welche zur
Sättigung erforderlich war, mit derjenigen übereinstimmte, welche das Sulfit zur
Bildung der Bisulfitmenge, ausreichend für die Aldehydverbindung, erforderte. Man
kann also annehmen, das in dem Falle, wo die Phenolverbindung durch Schwefel-
säure ersetzt ist, diese letztere das freie Alkali einfach aufnimmt und so Natrium-
bisulfit entsteht.
Es ist ferner möglich, dass die Phenolverbindung in Gegenwart von Alkalisulfit
und Aldehyd in analoger Weise mit Schwefelsäure reagiert.
Wir haben des weiteren das Gewicht des Trioxymethylens bestimmt, welches
erforderlich ist, um bei Gegenwart eines Oberschusses von Natriumsulfit das gesamte
Alkali in Freiheit zu setzen, welches eine gewisse Menge einer Phenolverbindung,
z. B. Hydrochinon, aufnehmen kann. Man hat hierbei die Löslichkeit der Phenole in
Äther benutzt, denn ihre Alkalisalze sind darin unlöslich.
Eine Reihe Flaschen wurde je mit 100 ccin einer 10 prozentigen Lösung von
Xatriumsulfit (wasserfrei) gefüllt. Zu jeder Lösung wurde i g Hydrochinon getan.
\'on diesen Flaschen wurde eine zurückgestellt, in die anderen Flaschen brachte
man Trioxymethylen in steigenden Mengen: 0,1^, 0,2^, 0,5^, 0,8^, i ^.
Jede Lösung ist V4 Stunde lang mit 100 ccm Äther digeriert worden, dann wurden
40 ccm der Flüssigkeit bis zur Trockene eingedampft und das Gewicht des zurück-
gebliebenen Hydrochinons bestimmt. Man hat so konstatiert, dass für i g Hydrochinon
ungefähr 0,8^ Trioxymethylen gebraucht werden. Die Natriummenge, welche durch
0,8^ Trioxymeth\4en in Freiheit gesetzt werden kann und in Bisulfitverbindung
unter dem Einfluss von Natriumsulfit und einer Phenolverbindung übergeht, ist be-
rechnet worden und verglichen mit derjenigen, welche notwendig ist, um ein
Alkalisalz mit i g Hydrochinon zu bilden. Diese Rechnung ergab, dass i g Hydro-
chinon sich mit 0,72 Natriumhydroxyd verbinden kann. Oder 0,8^ Trioxymethylen
befreit 1,08^ Natrium, indem es sich mit Bisulfit im aequimolekularen Verhältnisse
verbindet, während es davon 0,71 in Freiheit setzt, wenn die Zusammensetzung
(HCHO)» + 2NaHSO, ist.
Kommen wir auf den Seite 76 angeführten Hydrochinon - Entwickler zurück,
i^ Hydrochinon kann 0,77^ Natriumhydroxyd aufnehmen; 0,26^ Trioxymethylen
können davon im Maximum nur 0,35 g in Freiheit setzen, wenn angenommen wird,
dass die Verbindung aequimolekular ist, und 0,23^, wenn die Verbindung 3 Molek.
89
Formaldehyd auf 2 Molek. Bisulf it enthält. Diese Menge ist also 3 bis 4 mal geringer
als die zur Bindung des Hydrochinons erforderliche. Man kann annehmen, dass das
Natrium beständig nach Massgabe der Entwicklung regeneriert wird.
Es ist untersucht. worden, ob das kaustische Alkali, welches direkt einem Ent-
wickler zugefügt wird, Resultate gibt, welche mit denen der Mischung von Trioxy-
methylen und Natriumsulfit vergleichbar sind. Es wurden 2 Entwickler mit Hydro-
chinon angesetzt, welche soviel Natrium hydroxyd enthielten, dass 10^ Formosulfit
in Freiheit gesetzt werden können und zwar entsprechend den Formeln 3(HCH0)
+ 3 Na H S Og und 3 (H CH O) -f 2 Na H S O3. Die Zusammensetzung dieser Ent-
wickler ist:
I. Wasser 100 g
Hydrochinon 1 „
Natriumsulfit (wasserfrei) 9 „
Natriumhydroxyd 0,23 „
II. Wasser 100 g
Hydrochinon i „
Natriumsulfit (wasserfrei) 9 „
Natriumhydroxyd 0,35 „
Die Negative wurden unter gleichen Bedingungen entwickelt, einerseits in diesen
beiden letzt angeführten Lösungen, anderseits in dem normalen Entwickler mit
Formosulfit.
Wir stellten fest, dass die Mischung von o^^g kaustischem Alkali sich hin-
sichtlich der Schnelligkeit der Reduktion und der Insensität des Bildes genau wie
die mit 10 ^'^ Formosulfit 3prozentig verhält. Dagegen wirkte die mit 0,27^ viel
langsamer als die anderen. Die beiden mit kaustischem Alkali entwickelten Negative
zeigten einen deutlichen Schleier, was bei den Platten mit Formosulfit nicht der
Fall war.
(Schluss folgt.)
Die Handcamera.
Von Ferd. Nicolai.
Den Siegeslauf, welchen die Photographie über die ganze Welt angetreten hat,
verdankt sie unstreitig der Erfindung der hochempfindlichen Trockenplatte, ihre un-
geheure Popularität jedoch der Handcamera. Mehr und mehr bricht sich die An-
sicht Bahn, dass die Handcamera nicht mehr ein Spielzeug für den Feld-, Wald- und
Wiesenphotographen ist, der da wegknipst, was ihm vor das Objektiv kommt; nein,
schon längst schenkt der zielbewusst arbeitende Amateur und auch der Photograph
von Beruf, der erkannt hat, dass ausserhalb des Ateliers noch ein unerschöpfliches
lohnendes Gebiet seiner harrt, dem so viel bespöttelten und doch so sehr beliebten
Handapparat seine Aufmerksamkeit.
Mag auch die schwerere Stativcamera grösseren Formats von gewissen Gebieten
der Photographie, z. B. der Architekturphotographie, der Reproduktionstechnik, nie
zu verdrängen sein, so erobert sich der kleine, stets fertige Handapparat doch mehr
und mehr Boden und zwar in dem Masse, wie die Vielseitigkeit und Anpassungs-
fähigkeit desselben zunimmt und bekannt wird. Grade die scheinbare Einseitigkeit
ist es, die der Handcamera noch nicht diejenige Würdigung in den Kreisen der
zielbewusst arbeitenden Photographen verschafft hat, die ihr gebührt.
90
Die vermeintliche Einseitigkeit der Handcamera findet ihre Begründung haupt-
sächlich in der Gebundenheit an das kleine Format bis zu 9X^2 cm ferner in der
Beschränkung auf nur eine Objektivbrennweite, die für dieses Format 1^0 mm im
allgemeinen nicht überschreiten kann.
Was zunächst die Bildgrösse anbelangt, so darf allerdings das Format 9X12^;/
kaum überschritten werden, soll nicht die ganze Ausrüstung hinsichtlich ihrer wichtigsten
Vorzüge wie Handlichkeit, Leichtigkeit und schnelle Bereitschaft wesentliche Einbusse
erleiden. Doch auch dieses Format bietet schon eine ziemlich gute Bildwirkung.
Wo dasselbe nicht genügt, kann man Vergrösserungen auf Bromsilberpapier vor-
nehmen. Die Liebhaber des Gummidruckverfahrens, das im allgemeinen grosse
Formate bedingt, ziehen es vor, ein vergrössertes Negativ auf Papier herzustellen, als
ständig mit der Camera 30X40^''^ Landschaftsmotive zu suchen.
Unsere modernen Zeitschriften verbrauchen eine grosse Menge Aufnahmen von
Taijesereignissen, Sehenswürdigkeiten etc., die in grossen Formaten aufgenommen
meist mit grossen Opfern an Material und Zeit verbunden sind. Wie oft hört man,
dass die wenigen Aufnahmen, welche zu fertigen möglich waren, durch Wahl einer
falschen Aufstellung oder sonstige unvorhergesehene Zwischenfälle unbrauchbar
waren.
Oft kommt es vor, dass der Photograph bei irgend einem wichtigen Ereignis,
einem festlichen Aufzug oder dergl., mit grösster Sorgfalt seine grossen Apparate
aufgestellt hat, um im letzten Augenblick zu erfahren, dass durch irgend eine kleine
Programmänderung die ganze Mühe und aufgewendete Zeit vergeblich war, denn zu
einem Wechsel des Standplatzes ist es dann meist zu spät. So kommt es, dass
häufig die Zeitschriften auf die kleinen Aufnahmen von Amateuren zurückgreifen
müssen, die mit ihren Handapparaten sich viel schneller der Situation anzupassen
vermögen.
Nun könnte man gegen das Vergrössern der mit der Handcamera gemachten
Aufnahmen einwenden, dass die Vergrösserung die perspektivischen Fehler der mit
einem kurzbrennweitigen Objektiv gemachten Aufnahmen nur noch mehr vor Augen
führt. Dieser Einwand traf zu, solange man Handapparate grösstenteils mit
Weitwinkellinsen oder doch mit Objektiven ausrüstete, die im Verhältnis zur Platten-
grössc von nur geringer Brennweite waren; hierzu trat dann noch als weiterer
Obelstand, dass dadurch die Randzone mangelhaft durchgearbeitet und unscharf war.
Diesen Fehlern ist man in neuerer Zeit nicht nur durch Vervollkommnung der
Objektive, sondern auch dadurch wirksam entgegengetreten, dass man für bessere
Apparate längere Brennweiten bis zu 160 min verwendet, wo man früher solche
von ca. HO mm benutzte. Der hiermit verknüpfte Umstand, dass derjenige Punkt,
von welchem ab alle Teile des Aufnahmeobjekts gleichmässig scharf erscheinen,
weiter von dem Aufnehmenden abrückt, ist nur eine scheinbare Unbequemlichkeit,
denn bei den meisten Aufnahmen wird der Vordergrund kaum so weit in das Bild
hineingezogen, dass der nächste Gegenstand im Bilde nur i^m entfernt liegt. Bei
Aufnahmen einzelner Gegenstände jedoch, z. B. bei Porträtaufnahmen, kann es die
perspektivische Wirkung nur günstig beeinllussen, wenn die Entfernung zwischen
Aufnehmendem und dem Aufnahmeobjekt sich vergrössert.
Nun kann aber doch der Fall eintreten, dass selbst das im allgemeinen als
grösstes für Handapparate 9X12 gewählte Objektiv von 160 mm Brennweite für ge-
wisse Aufnahmen nicht ausreicht. Sehr fern liegende Aufnahmeobjekte können so
klein im Bilde erscheinen, dass das Negativ zur Erzielung einer günstigen Bild-
wirkung gar zu stark vergrössert werden musste; oder es handelt sich z. B. um
eine Aufnahme von Gebirgszügen, die sich kulissenartig voreinander schieben.
15.111-1903. Photogr. MitteUungen. Jahrg. 40. 12
91
Hier würden die Höhenunterschiede der einzelnen Bergpartien um so unwahrer
wiedergegeben werden, je kürzer die Brennweite des Objektives ist. Der mit Stativ-
apparat Ausgerüstete würde in diesem Falle eine für die Plattengrösse ausscr-
gewöhnlich lange Brennweite anwenden, z. B. 224 ww, die natürlich einen Camera-
auszug verlangt, der der Handcamera fehlt.
Wir kommen somit auf den weiteren Mangel, der der Handcamera mit festem
Focus anzuhaften scheint, nämlich den der Verwendbarkeit nur eines Objektivs.
Dieser Mangel haftet allerdings den meisten Handcameratypen an, wozu sich
noch in den meisten Fällen das Fehlen der Mattscheibe gesellt, die der gewissenhaft
arbeitende Photograph stets ungern vermisst, da selbst die besten Sucher eine
Kontrolle über die Wirkung des Bildes nur dürftig gestatten, oft sogar ganz unmög-
lich machen. So bequem die alte Magazin camera, welche unter diesen Typus fällt,
auch für gewisse Aufnahmen, wie Strassenscenen etc., die eine sehr schnelle Bereit-
schaft erfordern, ist, der Landschafter hat sie wohl aufgegeben.
(Schluss folgt.)
Kleine Mitteilungen.
Schwarzer Mattlack.
Für das Anstreichen der Innenseiten von Cameras etc. wird folgender schwarzer
Mattlack empfohlen:
Borax 30^
Glycerin 15 ccm
Schellack 120^
Wasser 600 „
Das Ganze wird ungefähr eine halbe Stunde gekocht, dann lässt man abkühlen,
filtriert und fügt 60^ Anilinschwai*z zu. (Photographic News.)
Pyrogallusentwlckler mit Atzalkalien.
Valenta hat konstatiert, dass Pyrogallussäure mit Ätzalkalien, und zwar in
Verhältnissen, welche der Bildung des Monophenolats entsprechen, einen sehr brauch-
baren und energischen Entwickler ergiebt. Er empfiehlt folgende Vorschrift:
Lö.sung A: Wasser 1000^
krystall. Natriumsulfit 160 „
Pyrogallussäure 25 „
Lösung B: Wasser 1000^
Ätzkali 1 1 ,5 w
(oder Ätznatron 8 „)
Für den Gebrauch mischt man gleiche Volumina von Lösung A, B und Wasser.
Platintonbad nach R. Namias.
Namias hat Versuche mit kombinierter Goldplatintonung angestellt und hat
hierbei für die Herrichtung des Platintonbades sowohl Phosphorsäure als Oxalsäure
in Anwendung gebracht. Letztere Säure ergab eine energischer wirkende Lösung,
auch die Farbe soll besser sein und gelbe Ränder niemals auftreten. Die Arbeits-
vorschrift ist die nachstehende:
92
Die stark überkopierten Bilder werden zunächst in einem Goldbade getont und
hiernach in ein Platinbad wie folgt gebracht:
Kaliumplatinchlorür i ,^
Destilliertes Wasser 900 „
Reine Salzsäure 75 Tropfen
Kristall. Oxalsäure 10 j^»^
Darnach Fixieren und Wässern wie üblich.
Das Rezept eignet sich insbesondere für matte Aristo- und Celloidinpapiere.
(Photography.)
Tonfixierpapier.
Gebrauchsfertige Tonfixierlösungen und Tonfixierpatronen sind schon seit langen
Zeiten im Handel käuflich zu haben. Neuerdings tritt dazu noch ein „Tonfixier-
papier**, welches die Chemische Fabrik Helfenberg herstellt. In diesem Papier
befinden 5-ich die Ton- und Fixiersalze nebeneinander in vollkommen haltbarer Form
und in einer derartigen Menge, dass dieselben zum Austonen und Fixieren einer
bestimmten Menge von Kopien stets aufgebraucht und ausgenutzt werden.
Beim Gebrauch dieser Papiere wird ein der Grösse der lichtempfindlichen Kopie
entsprechendes Blatt Tonfixierpapier in eine kleine Schale gelegt, welche nur soviel
Wasser von ca. 20® C. enthält, dass das Papier vollkommen bedeckt wird. Hierauf
bringt man die Kopie in die Schale und tont in gewöhnlicher Weise, bis nach etwa
20 Minuten das Bild gewaschen werden kann. Da das poröse Tonfixierpapier alle
Unreinlichkeiten des Tonfixierbades, z. B. Schlamm, zurückhält, gelingt es stets
saubere und fleckenfreie Bilder zu erhalten. In einem so vorbereiteten Tonfixier-
bade lassen sich hintereinander zwei, selbst drei Bilder tönen.
Glycin-Metol-Entwickler.
Man setzt zunächst folgende Lösungen an:
I. Glycin 10^
Pottasche 7,5 „
Krystallis. Natriumsulfit 30 „
Wasser 300 „
II. Metol 10^
Wasser 300 „
Krystallis. Natriumsulfit 50 „
III. Pottasche 60^
Wasser 600 „
Alle 3 Lösungen werden dann zusammengegossen und in gut verkorkter Flasche
aufbewahrt.
Bastman's neue Pelloidplatten.
Von der Kodak-Gesellschaft wird eine neue Art Planfilms hergestellt. Das
Filmmaterial ist dasselbe wie bei den Rollfilms, nur dass hier geschnittene Formate
vorliegen, welche auf Pappkarton mittels Randklammern aus Blech plan festgehalten
werden. Das Einlegen dieser Pelloidplatten in die Kassetten geschieht genau wie
bei den gewöhnlichen Glassplatten. Vor dem Entwickeln sind die dünnen Blech-
leisten und der Karton zu entfernen, was sehr leicht und schnell von statten geht.
93
Films auf Pappkartons sind keine neue Erscheinungen, wohl aber die Art der
Befestigung, wie sie die Kodak-Gesellschaft gewählt hat. Die Pelloidplatten werden
sicher bei den Amateuren, welche das Arbeiten mit planem Material in Kassetten
vorziehen, Anklang finden. P. H.
Grüntonung von Bromsilberkopien.
R. Namias hat zur Erzielung guter grüner Töne auf Bromsilberkopien eine
grosse Zahl von Bäderzusammensetzungen versucht und die nachstehende Vor
Schrift als die beste befunden. Die Bilder werden zunächst mit einer 5 prozentigen
Lösung von rotem Blutlaugensalz behandelt und dann in folgendem Bade getont:
Eisenchlorid ^j^^»-
Vanadinchlorid ^ »
Ammoniumchlorid 2,3 „
reine Salzsäure .... 40 Tropfen
Wasser 250 ccm
Man löst zunächst das Vanadinsalz in etwas warmem Wasser, fügt Salzsäure
zu und dann die übrigen Substanzen. (Photography.)
Aus dem Notizbuch.
Sehr verehrter Herr Redakteurl
Sie machen mir Vorwürfe, dass ich Sie ein volles Vierteljahr lang ohne alles
Publikationsmaterial liess? Sie meinen, das verstiesse gegen unsere vertraglichen
Vereinbarungen und drohen mir mit dem völligen Abbruch unserer meist so har-
monischen Beziehungen?! Ja daraufhin sehe ich mich allerdings, wenn auch wider-
strebend genötigt, w^ieder dies gefährliche Werkzeug der Schriftstellerei zu ergreifen,
das, in seiner zweigespaltenen Spitze der Schlangenzunge ähnelnd, den frömmsten
Eisengallussaft in gährend Drachenblut zu verw^andeln scheint.
Haben Sie denn ganz vergessen, Verehrtester, was Sie mir auf meine letzten,
bereits hinter der Schwelle des Jahreswechsels liegenden journalistischen Emana-
tionen geschrieben haben? Mein Stil errege bei den Lesern Anstoss — ; ich solle
den Ton meiner Artikel ändern, der zu sehr „von oben herab" käme?.' Als ob der
Mensch seinen Stil so leicht ändern könne, wie das Kgl. Preussische Unterrichts-
Ministerium die Regeln der deutschen Rechtschreibung! Insbesondere solle ich die
Vereine mit meinen galligen Seitenhieben über Projektionsvorführungen in Zukunft
gefälligst in Ruhe lassen! Selbst mein Name — dieses mir in glücklicher Stunde
von der Laune des Schicksals verliehene Epitheton — hätte Anstoss zu sarkastischen
Bemerkungen gegeben! — — Genügt das nicht, um eine sensible Leier zu ver-
stimmen?! Wo soll das hinführen, wenn ich nun beim Schreiben beständig mehr
als 3000 Argusaugen auf mich gerichtet sehe? Ich habe vom seligen Schmock
leider nicht das Talent ererbt, die Feder nach Belieben rechts und links zu führen,
doch mit diesem bemitleidenswertesten aller Kollegen muss ich fragen, wie soll das
werden, wenn Sie mir drohen, künftig die „Brillanten" herauszustreichen? Wie soll
mein Wirken da noch „geistreich", „interessant", „anregend" sein?
Nein, Herr Redakteur, so geht es nicht. Wir müssen einen Kompr<^miss machen.
Ich versichere Ihnen, dass ich künftig mich bemühen will, so unpersönlich, so in-
dividualitätslos, so „sachlich" als nur irgend möglich zu berichten; Sie aber geben
mir dagegen das Versprechen, in jedem Falle höchstens zehn Prozent meiner Perlen
94
dem Blaustift zu opfern. Dann wollen wir sehen, wie wir auf dieser Grundlage
weiterkommen.
Und nun gerade die Projektionsvorftihrungcn — , das ist eins meiner Lieblings-
pferde; hier dürfen Sie mich nicht aus dem Sattel heben. Ich schwöre, dass ich
von persönlichen Antipathien frei bin, aber der Gedanke, dass dies mein Lieblings-
rösslein von allzu leichtfertigen Reitern bestiegen werden könne, hat mir wirklich
manch' kummervolle Stunde gebracht. Ich suche natürlich nach gleichgestimmten
Seelen und — finde sie. So fiel mir jüngst im „Amateur Photographer" ein aus-
führlicher Artikel auf, in dem Frederick H, Evans über Diapositive als Ausdrucks-
mittel der künstlerischen Photographie spricht. Seine Meinung geht geradezu dahin,
dass die durchschnittlich geleistete Diaposiiivarbeit sehr mittelmässig ist, obgleich
gerade diese Technik für die künstlerische Photographie höchste Beachtung verdiene,
und er führt Gründe ins Feld, die gewiss vielen neu sind. Er verwirft vollständig
den Kontaktdruck zur Anfertigung von Diapositiven als eine zwar bequeme aber
ganz unzureichende Technik, und empfiehlt, alle I-aternplatten durch die Camera
herzustellen. Ein Haupterfordernis für künstlerische Bildwirkung ist die Berück-
sichtigung der Komposition, der richtige Ausschnitt aus der Originalaufnahme; dem
zu genügen verhindert der Kontaktdruck, während die Wiedergabe durch die Camera
ebenso grosse Kontrolle von Komposition und Ausschnitt erlaubt, wie das Beschneiden
des Papierabzugs, welch letzterem sie dadurch überlegen ist, dass bei entsprechender
Entfernung von Negativ bezw. Mattscheibe vom Objektiv beliebige Teile des Negativs
im Diapositiv im beliebigen Massstabe wiedergegeben werden können. Weiter gibt
die Kontaktarbeit häufig keine vollkommene Schärfe, da die Glasflächen selten voll-
kommen eben sind, während natürlich die Einstellung in der Verkleinerungs- resp,
Vergrösserungscamera jede nur wünschenswerte Schärfe zulässt.
Die Aufmerksamkeit unserer besten Kunstphotographen muss — so meint
Evans — auf die Diapositivarbeit gelenkt werden, denn gewöhnlich schätzen gerade
sie dieselbe als unter Umständen ja ganz nützliche und amüsante, aber keineswegs
auf kunstphotographischem Niveau stehende „Laterna-Magica- Unterhaltung" ziemlich
gering ein. Nicht nur ist jedoch das Diapositiv an feinster Gradation der Töne und
Tonwerte jedem opaken Medium überlegen, nach Ansicht unseres Gewährsmannes
schärft die Arbeit mit dem transparenten Medium auch das Auge für die Erkenntnis
falscher Werte, schlechter Töne, unangemessener Farben etc., lässt Mängel hervor-
treten, die beim Papierabzug vielleicht unbeachtet bleiben würden. Gerade die Ton-
feinheiten der Photographie, die unendlich reiche Variation der Töne, welche die
Linse gibt, die Möglichkeit äussersten Details — all' diesem wird das projezierte
Diapositiv weit mehr gerecht als der Papierabzug. Für beide Techniken würde der
Kunstphotograph besseres Urteil über Wahrheit in Natur und Kunst davontragen.
Bei der Vergrösserung auf Bromsilberpapier, ja selbst bei derjenigen auf Platten,
lässt sich nicht der volle Wert des kleinen Negativs erhalten, die Projektion eines
guten Diapositivs jedoch in angemessener Grösse auf gutem Schirm liefert die denk-
bar vollkommenste Vergrösserung des Originalnegativs. — Das Originalnegativ soll
für diesen Zweck reichlich exponiert und nicht überentwickelt, von reicher Ton-
abstufung, ohne völlig undurchsichtige oder glasige Partien sein, mit vollen, weichen
Schatten und transparenten hohen Lichtern. Unterentwickelte, dünne Negative be-
dürfen zur Erleichterung der Exposition geringer Verstärkung. Harte Negative
eignen sich schlecht, weil ein lokaler Ausgleich von Licht und Schatten nicht möglich
ist, ohne den Ton des Diapositivs zu beeinträchtigen. Man halte die Bilder so, dass
sie in der grössten Ausdehnung stets von gleicher Grösse die Diapositivplatte ganz
füllen und richte im übrigen die Abdeckmaske nach dem ansprechendsten Bild-
95
ausschnitt. — Dem Färben der Diapositive ist der Autor abhold nach der Cber
Zeugung, dass die Photographie eine Übersetzung in Schwarz und Weiss sei, charak-
terisiert und vor aller Kunst ausgezeichnet durch bestmögliche Wiedergabe unend-
licher Variationen der Töne. Ein schönes Braunschwarz erscheint ihm am geeignetsten:
andere Farben lenken nur die Aufmerksamkeit von der vollkommenen monochromen
Wiedergabe ab. — Gutes Negativ, normaler Entwickler, richtige Belichtung und
peinlich genaue Abmessung der Entwicklungsdauer des Diapositivs bilden die Haupt-
sache. Schwer fixierende Platten sind zu vermeiden. Man arbeitet bei vollem gelben
Licht und unterbricht gelegentlich die Entwicklung durch Waschen, um genau den
rechten Moment abzupassen, da die geringste Cberentwicklung zu stellenweis über-
mässiger Deckung führt. Verstärkung der Diapositive ist zu vermeiden, Ab-
schwächung dagegen kann unter peinlicher Beobachtung der hohen Lichter oft mit
Vorteil angewandt werden. Sowohl vollkommene Undurchsichtigkeit wie blankes
Glas sollen im Diapositiv vermieden werden; die Lichter sollen weich und delikat,
die Schatten kräftig und doch transparent sein. — Das Einkopieren von Himmeln
wird prinzipiell verworfen, weil es nur äusserst selten zu guten und überzeugenden
Effekten führt. Hat das Negativ keine Wolken oder keinen der Natur entsprechen-
den Lichtton im Himmel, so verwerfe man es und lerne bessere Platten machen.
Viel Wahres liegt gewiss in diesen Ausführungen, die ich hier ohne eigenen
Kommentar wiedergebe. — Dasselbe englische Blatt beschäftigt sich unter Beigabe
einiger gelungener Proben mit der Frage der photographischen Buchillustration.
Will. A. Cadby weist darauf hin, was auf diesem Gebiet bereits von bedeutenden
Kunstphotographen — so z. B. Clarence White — geleistet ist und regt auch
andere Grössen zur Mitarbeit an dieser vielversprechenden Aufgabe an, indem er
ihnen zugleich Autoren empfiehlt, die ihrer Individualität gelegen sind. Er verkennt
dabei nicht, dass die ausserordentliche Schwierigkeit solcher photographischer Buch-
illustrationen überhaupt nur die Beteiligung allererster Lichtbildner zulässt, wenn
nicht künstlerisch wertlose theatralische Machwerke, wie sie in Paris und Amerika
bereits auftauchten, an Stelle der Zeichnung von Künstlerhand treten sollen. Aber
wird diese überhaupt je durch Photographie ersetzt werden können'«* Zweifellos
ist das Lichtbild eines Horsley Hinton, Craig Annan, Demachy oder Holland
Dey turmhoch der- .Zeichnung eines mittelmässigen Illustrators überlegen; dennoch
verlangt man von eirter Buchillustration, dass sie der Phantasie Spielraum lasse, mehr
andeute als ausführe, nicht zu naturwahr sei, und hierin wird das Linsenbild dem
freien Stift des Zeichners gegenüber immer im Nachteil sein. — Ein guter Vor-
schlag allerdings ist es für den Amateur, ohne Rücksicht auf Publikation seine
Lieblingsbücher mit geeignet erscheinenden Bildern aus seinem Negativschatze zu
schmücken. Dadurch kann der rein persönliche Wert eines Buches für den Ein-
zelnen unter Umständen gewiss erhöht werden.
Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung über den neuen Cervenka'schen
Photophonographen, über welchen auf pag. 47 dieser Blätter bereits eine kurze Notiz
erschien. Mit der gloriosen Erfindung dieser „Musikphotographie" scheint es näm-
lich noch gewisse Häkchen zu haben. Cervenka hat seinen Apparat am 8. Februar
in der Aula der Universität der Internat. Musikgesellschaft und der Psychologischen
Gesellschaft vorgeführt; Prof. Dr. Oskar Fleischer und Dr. Fiat au machten die
Komplimente, und namentlich ersterer stiess gewaltig ins Hörn, indem er die Lösung
des Problems, „die Musik objektiv und rein, wie sie erklingt, der Nachwelt zu ver-
mitteln", als gekommen erklärte. Wesentlich skeptischer äusserte sich schon unser
bester Musikreferent Prof. Carl Krebs in einer Kritik in No. 67 des „Tag", indem
er alle Mängel, welche das durch das photographische Aufnahmeverfahren allerdings
96
wesentlich verbesserte Instrument noch aufweist, hervorkehrte. „Die menschliche
Stimme klang immer noch, als ob in einen Topf gesungen würde, das Violoncello
hätte man ebensogut für eine gedämpfte Trompete halten können, das Klavier war
kaum zu hören und machte, sobald es vernehmlich war, einen erbärmlichen Ein-
druck** — und so weiter. Nachdem er dann noch besonders die Verwerflichkeit
des Aufnahmetrichters überhaupt als den Bedingungen des Ohres nicht entsprechende
Quelle der Klangverzerrung angegeben, schliesst er: „Sollten einmal alle diese Ver-
besserungsbedingungen erfüllt werden, dann würden wir allerdings Musikstücke in
einer Form aufbewahren können, .... die vielleicht künstlerische Eindrücke über-
mitteln könnte, während jetzt eigentlich nur Karikaturen gewonnen werden."
Inzwischen hat nun die Grammophon-Gesellschaft in allen grösseren Zeitungen
erklären lassen, dass keine der von Cervenka reproduzierten Aufnahmen durch
ihn selbst mit einem Apparat gemacht sei, sondern dass er grammophonische
Originalaufnahmen der Gesellschaft benutzt habe. Ferner soll das von ihm bei der
Vorführung zum Vergleich herangezogene Grammophon ein solches äherer Kon-
struktion, nicht auf der Höhe der Zeit stehend gewesen sein . . . . !
Meines Wissens hat Cervenka diej^e Anklage bislang noch nicht entkräftet; so
lange er das aber nicht getan, dürfen wir uns meines Erachtens für diesen Photo-
phonographist en in den Fachblättern nicht allzustark ins Zeug legen*). — Mit welcher
un massgeblichen Meinungsäusserung ich für heute verbleibe
Ihr
allerergebenster
Lucidus.
*) Während diese Zeilen gesetzt wurden, antwortete Herr Cervenka. Er ver-
sichert, nur eigene photograghische Aufnahmen vorgeführt zu haben, gibt jedoch
ohne weiteres zu, dass diese erst wieder nach Aufnahmen der Gammophon-Gesell-
schaft — die er doch gerade für minderwertig hält — hergestellt seien.
Mit Recht vergleicht Prof. Krebs ihn mit einem Manne, der ein verbessertes
photographisches Verfahren entdeckt zu haben glaubt und, um dessen Vorzüglichkeit
an einer Landschaftsaufnahme darzutun, nicht die Landschaft selbst photographiert,
siondem eine nach älterer Methode hergestellte Photographie derselben. — Man kann
sich seinem Wunsche anschliessen, dass die von Cervenka inaugurierte gerichtliche
Auseinandersetzung mit der Grammophon-Gesellschaft „das dringend nötige Licht in
diese dunkele und höchst eigentümliche Angelegenheit bringen möge. L.
Literatur.
E. Holm, Photographie bei kttnstlicliem Licht, Anleitung zum Photographieren bei Magnesium-
Licht. Mit zahlreichen Abbildungen und 6 Tafeln. Verlag von Gustav Schmidt, Berlin. Der vor-
liegende 16. Band der „Photographischen Bibliothek" führt den Amateur und Fachmann in die
Praxis des Photographierens bei Magnesiumlicht ein. Der Autor behandelt das Magncsium-Bnnd-
licht, das Pustlicht sowie das Blitzlicht und bespricht ausführlichst die Handhabungdieser verschiedenen
Beleuchtungsmittel; ferner wird genaue Anweisung Ober das Arrangement bei Innenaufnahmen,
über die Gruppierung von Personen etc. erteilt, so dass das Buch allen Ansprüchen eines sowohl
für den Anfänger als den Fortgeschrittenen brauchbaren Leitfadens der Magncsiumlicht-Photographie
gjerecht wird In einem besonderen Kapitel sind die verschiedenen Lampenkonstruktionen,
Handelsfabrikate von Blitzpulvern, Patronen und Folien sowie die Rauchfangvorrichtuna:cn beschrieben,
und hat hierbei Herr O. Hasselkampf, bekannt durch vortreffliche Bilderpublikationen auf dem
(»ebiete der Moment- und Blitzphotographie, mitgewirkt. P. H.
97
E. Trutftt, TrftitÖ gönönd d6S ProJektionSi teme second, projektions sclentifiques, Verlage
von Ch. Mendel, Paris. Verfassergibt in dem vorliegenden Werke eine ausführliche Darstellung
der Verwendung des Projektionsapparates auf den Gebieten der Naturwissenschaft, der Meteorologie
Asti'onomie, Chemie und Physik. Diesen Abschnitten geht ein allgemeiner Teil über die geeigneten
Apparate voran, in denen neben den französischen und englischen Konstruktionen auch die der
ersten deutschen Firmen mit lobenswerter Neutralität beschrieben sind. Auch die Kinematographen
und miki'Ophotographischen Apparate finden gebührende Berücksichtigung. In den einzelnen Kapiteln
sind zahlreiche Beispiele für geeignete Projektionsversuche gegeben und die zweckmässigste Art
ihrer Ausführung besprochen. Mit besonderer Vorliebe sind Chemie und Physik behandelt.
Namentlich für Schulen dürfte sich eine ausgedehntere Verwendung des Projektionsapparates auf
diesen Gebieten bewähren, und eS sei daher die Lektüre des vorliegenden Werkes bestens empfohlen.
Im Register (l*/j Bogen!) sind mehrere Schreibfehler, z. B. Edringer, Linemann, Schucker, während
der Text die Namen richtig enthält, oder deutsche Namen sind franzOsich frisiert, z. B. Helmoltz
u. s. w. Kg.
8tadienblitt6r der Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie zu München. Diese im Selbst-
verlag der Münchener Anstalt erschienene Sammlung enthält 1 5 Blatt sehr gut ausgeführter Duplex-
Autotypien, hergestellt nach Originalen, welche als SchOlerarbeiten des 1. Unterrichtsganges
(1900 — 1902) entstanden sind. Die Mappe, deren Blätter zumeist aus Porträts bestehen, kaptiväert
uns durch eine Reihe sehr ansprechender Damenköpfe, welche freilich nicht nur reizvoll in den
Sujets, sondern auch durch die lichtbildnerische Behandlung in Komposition und Beleuchtung wertvoll
sind. Die Sammlung zeigt, dass in München die Schüler zu guter, moderner Auffassung und Durch-
führung ihrer Aufgabe angeleitet werden. Ir.
A. Ribette, Traitö pratiqae d'Höliogravare an crenz sur zinc, au bitume de judee
Verlag von Charles Mendel, Paris. Dieser kleine Band enthält eine Anweisung zur praktischen
Ausübung der Zinkstrichätzung, insbesondere für die Zwecke der Vervielfältigung von geographischen
und topographischen Karten.
Patent-Nachrichten.
Anmeldungen.
57 a. B. 29 436. Vomchtung zum Auswechseln geschnittener Films o. dgl. in photographischen
Cameras. Edwin Drew Bartlett, South Tottenham, Engl.; Vertr. : Kenneth Roman es,
BeHin, Kurfürstensti-. 153. -- 10. 6. 01.
57c. K. 22 866. Kopiergestell zum Arbeiten im Freien. Carl König, Ratibor. — 10. 3. 02.
„ N. 6133. Vorrichtung zum Untertauchen von durch Bäder geführten photographischen Bild-
bändern. Willy Nauck, Leipzig-R., Perthesstr. 2. — 8. 4. 02.
57 a. G. 16 889. Antriebsvorrichtung für SektorenverschlOsse. Fa. C. P. Goerz, Friedenau-
Berlin. — 2. 5. 02.
57b. M. 19 965. Farbe zum Übermalen von Photogrammen. Job. Carl Mehler, Bremer,
Ostertorstr. 50a — 3. 7. 01.
57 c. W. 18 731. Apparat zum Kopieren von abgetönten Photographien bei künstlichem Licht.
Fa. A. Wertheim, Berlin. — 8. 2. 02.
Erteilungen.
57b. 140176. Verfahren zur Erhöhung der Haltbarkeit von Lichtpauspapieren. Hermann
Wandrowsky, Bredenbeck b. Bovenau, Holst. — 22. 10. 01.
57 a. 1 40 528. Sammelbehälter für den jeweilig unbenutzten Teil des Bildbandes von Serienapparaten
mit endlosem Bildband. Ladislaus Emanuel Granichstaedten, London. — 9. 9. 00.
57 b. 140 529. Verfahren zum Entwickeln von Filmbändern mit Aufnahmen ungleicher Belichtung.
August Weiss, Strassburg i. E. — 12. 10. 01.
„ 140 530. Retouchier verfahren, mittels dessen dunklere Partien in das zu erzeugende Positiv
hineingebracht werden. W. Nauck, Leipzig-R. — 15. 4. 02.
DraCkfelller-BeriCiltignng: Seite 80 Zeile 12 von unten lies 1901 und 1902 statt 1891 und 1892.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Uanneke in Berlin.
Vorlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.
98
L- '^
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r.cr
1 r ♦, Tr-'
, t .t I ifm^ T
1901 nad 1902
Hjc^o^.^ur'i^^D-esden.
Georq Bu xpnstun & Comp.btrlin hei.
PORTRAT ITT 1 .Ai: H S CM AFT .
PSotoo" W-T'f, liDoei XL
Hugo Erfurth phot.
Im Somraersonnenschein.
Über Katatypie.
über die Prinzipien des neuen eigenartigen Kopierprozesses, der Kata-
typie, haben wir bereits in einem früheren Artikel*) berichtet. Inzwischen ist
von verschiedenen Seiten versucht worden, die interessanten Experimente von
Ostwald und Gros zu wiederholen, und hört man sowohl von günstigen
Resultaten als auch von gänzlichen Misserfolgen sprechen. Für einen in der
Photochemie und in den photographischen Präparationen Bewanderten reichen
<iie von den Erfindern bisher veröffentlichten Angaben vollkommen hin,
um die mannigfaltigen Bilderzeugungsweisen der Katatypie ausführen zu
können. Wer jedoch bestimmter Rezepte mit Zahlen und genauer Gebrauchs-
a-nweisungen bedarf, der wird in der Katatypie weniger reüssiert haben.
Schon in unserem ersten Berichte führten wir an, dass die Katatypie
noch der weiteren Vollendung bedarf, um der photographischen Praxis dienst-
bar zu werden. Auch bietet die Anwendung der Katatypie nicht für alle
1) Siehe Seite 17.
1. IV. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
13
99
Kopierprozesse einen Nutzen, so wird z. B. das Arbeiten mit unseren sämt-
lichen Silber-Entwicklungspapieren nach dem alten Modus vorteilhafter bleiben,
denn die Belichtungsdauer ist hier eine ässerst kurze und ermöglicht uns zu-
gleich eine recht verschiedenartige, unseren Wünschen entsprechende Gestaltung
des Bildcharakters. Wertvoll dagegen kann die Katatypie für diejenigen
Prozesse werden, wo eine längere Belichtung erforderlich ist; dazu zählen ge-
wisse Auskopier- und Pausverfahren, sowie der Gummi- und Pigmentdruck;
vorausgesetzt natürlich, das die Bildresultate in Sicherheit und Schönheit
unseren jetzigen Produkten nicht nachstehen.
Wie wir vernehmen, soll die Katatypie zum Patent angemeldet worden
sein und für die weitere Ausarbeitung der einzelnen Druckverfahren eine Ge-
sellschaft gegründet werden. Im Nachstehenden wollen wir nun eine kurze
praktische Anleitung geben, wie eine »Katatypie« gemacht wird.
Für die Herstellung der Katatypieen können unsere gewöhnlichen Nega-
tive benutzt werden, natürlichen dürfen dieselben auf der Schichtseite keine
Retouchen etc. tragen, denn dieselben würden zu Störungen Veranlassung
geben. Von den Erfindern wurde bei den öffentlichen Vorführungen u. a.
auch ein Platinpapiernegativ angewandt, es müssen also jedenfalls darin ge
wisse Vorteile liegen.
Es ist einerseits be-
kannt, dass Platin
äusserst rapid auf die
Zersetzung von
Wasserstoffsuperoxyd
wirkt, anderseits liegt
bei einer Platinkopie
das bildgebende Me-
dium mehr auf der
Oberfläche als bei
einem Negativ auf
einer Bromsilbergela-
tineplatte. Bei meinen
Versuchen beobachte-
te ich, dass für manche
Prozesse, z. B. für
Gallustintebilder, mit
Platinpapiernegativen
leichter klare und
kräftige Kopieen er-
halten werden können
(auch Bromsilber-
papier-Negative dürf-
ten vorteilhafter sein
Hu^o Erfiiitli pliot. Karl Meissner. ^^^ Platten). Die Her-
100
Stellung eines besonderen
Platinpapiernegativs ist aller-
dings für eine Kopie-Er-
zeugung wiederum auch von
nachteiliger Wirkung, denn
wir müssen von dem Ori-
ginalnegativ zunächst ein
Diapositiv anfertigen, und
darnach kann erst die Pla-
tinkopie genommen werden;
bei solchen Reproduktionen
tritt selbstverständlich stets
ein gewisser Verlust in
feineren Details und in Ton-
gradation ein.
Was die Bereitung der
ätherischen Wasserstoff-
superoxyd - Lösung zum
Übergiessen der Negativ-
schichten anbetrifft, so be-
zieht man hierzu am besten
von E. Merck-Darmstadt
das 30 prozentige ehem.
rein. Wasserstoffsuperoxyd.
Hiervon gibt man in eine
hohe Glasflasche 15 ccvty
giesst darüber 200 ccm
reinen Äther (absol.) und
schüttelt um. Beim Niedersetzen der Flaschen werden wir zwei getrennte
Flüssigkeitsschichten haben: unten Wasser, darüber Äther mit aufgenommenem
Wasserstoffsuperoxyd. Man tut gut, die ätherische Lösung von dem Wasser
durch vorsichtiges Abgiessen zu trennen, da andererseits beim Begiessen der
Negative leicht Wasser mit herausfresst und zu Blasen-
bildungen auf der Negativschiclit resp. zu Flecken auf der
späteren Kopie Veranlassung gibt. Diese Trennung macht
sich am einfachsten mittelst eines sogen. Scheidetrichters.
Noch praktischer ist es, wenn man die ätherische Lösung des
Wasserstoffsuperoxyds in einer Spritzfllasche (siehe beifolgende
Figur), deren längeres Rohr die untere Wasserschicht nicht
berührt, anrichtet. Auch geht mit solcher Flasche das Über-
spritzen der Platten und Papiere bequemer, ohne allzuviel Ma-
tei ialvergeudung, von statten.
Um nun z. B. eine Tintenkopie herzustellen, verfahren wir wie folgt.
Nachdem die Negativschicht mit Wasserstoffsuperoxyd- Lösung Übergossen und
Hugo Erfurth phot.
A. Thamm.
101
K .•
I' .. 1 ! I<:i th |,l)ot
.1 » II- ^lu-
: I T! ^\ ■ -^ 't/t.n '
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<!; ick niittri-t der Kat..t\ ;•.
i "^ij.ciir.a^^rii ki.lp}>t,
stcljcn dt.rh die 1\'..^. .•:..(
• 1 den anilcrcn Kop.t ■
\\.-rfahrcn nnch zurück. > »
wollrn wir w machen (' -.
i(»j
J. V. CISSARZ o c o o
Von HUGO ERFURTH
DRESDEN o o o o o o
PHOTOGRAPHIi
MITTEILUNGEN
die verdienstvollen Erfinder recht
bald über weitere Fortschritte
berichten, resp. mit speziell ge-
eigneten Papieren und prakti-
schen Lösungen den Interessen-
ten zur Hand gehen.
P. Hanneke.
Zu Hugo Erfurths
BUdern.
Gelegentlich der Besprechung
amerikanischer Bilder wurde
darauf hingewiesen, wie langsam
bei uns im Gegensatz zu jenem
Lande die modern künstlerische
Art der Porträtbehandlung in die
Fachphotographie Eingang findet.
Möglich, dass in Deutschland
das Bildnis noch nicht banal
genug geworden ist, um dem
verständigen Publikum klar und
erschreckend vor Augen zu
fuhren, dass hier eine Verjüngung
von Grund auf not tut. Doch
— wir wollen uns hier nicht
wieder gegen die Fachleute
wenden. Wo man heutzutage
über Kunstphotographie redet
oder schreibt, da wird auch aufs
schärfste der Konservatismus der
Fachphotog'raphen verdammt.
Man sollte jedoch . nicht ver-
gessen, dass auch das Publi-
kum, das eine gewisse Art ge-
schmeichelter Bilder geradezu
verlangt, ein gerüttelt Mass von
Schuld trägt. Häufig wird über
Kunstphotographie auch mit
mehr Eifer als Verständnis ge-
redet von solchen, denen die
zu einem vollwiegenden Urteil
Hugo Erfurth phot.
Aktstudie.
103
Hugo Erfurth phot.
Landschaft.
erforderliche Kenntnis der technischen Bedingungen fehlt. Dem Tieferblickenden
muss eine gewisse, sehr prinzipielle Distanz zwischen der ? naturwahren ^ und
der * künstlerischen« Photographie auflallen. Das Künstlerische an modernen
Bildnissen dokumentiert sich häufig in einer Art der Auffassung und Be-
leuchtung, in einer Art freier, malerischer Positivbehandlung, welche die ein-
fache, schlichte Ähnlichkeit, wenn nicht unterdrückt, so doch in die zweite
Reihe rückt, und die daher von dem Publikum, ohne dass man es deshalb
kurzer Hand verurteilen dürfte, abgelehnt wird. Es Hesse sich eine Reform
unserer Atelierphotographie denken zunächst nur in Hinsicht auf Wahrheit
und Naturtreue, ohne dass man dem Publikum nun gleich zumutet, in jedem
Abbilde eine malerische und kompositionell vollendete Kunstleistung zu er-
warten und zu verlangen. Wir sind noch ganz im Unklaren darüber, in
welcher Weise sich die modernen Tendenzen ins Publikum bringen Hessen,
welche Saiten der Fachphotograph eigentlich berühren muss, um die Melodie
zu finden, die das Publikum von eingewurzelten üblen Neigungen fortlockt;
und dies ist vielleicht auch ein Grund, dass es bei uns mit dem Künst-
lerischen im Fach nicht recht vorwärts geht. Nur Experimentieren kann
darüber hinforthelfen, rastlose Arbeit mit ganzer Liebe. Darum sind wir
104
jenen vereinzelten Fachleuten, die ntben ihrer ermüdenden Tagesarbeit noch
Zeit zu der so diffizilen und langwierigen Betätigung auf dem Felde der
künstlerischen Photographie finden, zu so grossem Dank verpflichtet.
Zu diesen Wenigen gehört Hugo Erfurth in Dresden, und die vor-
trefFlichen Bilder seiner Hand, die wir heut unseren Lesern vorführen, dienen
ausgezeichnet zur Illustration des Gesagten. In allen diesen Porträts finden
wir eine originelle, von allem Herkömmlichen abweichende Auffassung, sei
diese nun durch Beleuchtung oder Komposition gegeben. Wie markig im
Licht ist der Kopf Hans Ungers und der im Ausschnitt freilich etwas un-
gewöhnliche des Maler-Illustrators J. V. Cissarz; und doch werden wohl die
meisten Menschen mit einer gewissen Berechtigung sich nicht so porträtiert
sehen wollen, da besonders die im Unger sehen Fall gewählte scharfe und
eigenartige Beleuchtung das Antlitz ungewohnt erscheinen lässt; hier hat
eben der Photograph in erster Linie die rein künstlerische Wirkung im Auge
gehabt. — Wie wunderbar in der Charakteristik, wie sprechend lebendig ist
das wie mitten im Gespräch gepackte Gesicht der alten Dame auf dem
Hu;o Erfurth phot.
Porträt in Landschaft.
105
Doppelbildnis — , und
doch — wie viele
Menschen würden es
vertragen, sich so ab-
gebildet zu sehen, ob-
schon hier wiederum
die Ähnlichkeit
äusserst gesteigert
herausgebracht ist.
Rein malerisch , nur
mit der Tendenz aufs
Bildmässige ge-
schaffen, wirkt auch
die von uns in Helio-
gravüre wiedergege-
bene , eindringlich
schlichte Gruppe in
der Landschaft,
während beispiels-
weise die Gruppe
»Mutter und Kindt
einen Mittelweg ein-
schlägt, in glücklicher
Weise die künst-
lerische Behandlung
mit dem verbindend,
was das Publikum
vom Porträt verlangt
So erzählen uns
Erfurt hs Bilder, wenn wir sie eingehender betrachten, mancherlei von den
interessanten Beziehungen zwischen Kunst und Fachphotographie, alle aber
geben sie Zeugnis von einem ernsten^ hingebenden Studium. Es sei nicht
unterlassen^ noch besonders auf die reizende, im Lichte so pikante Gruppe
im Walde und auf den malerischen, linienschönen Akt hinzuweisen. Gelegent-
lich der Besprechung von Clarys Sammelwerk vom Nackten in der Photo-
graphie nahmen wir bereits Gelegenheit, auf Erfurths hervorragende Akte
hinzuweisen, die in der Tat zum Besten, was jenes Buch bietet, gehören.
F. L.
Der gegenwärtige Stand der Ivesschen Dreifarben-
photographie.
Von Privatdozent Dr. Carl Kaiserllng.
Es wäre -eine interessante Aufgabe, einmal eine allgemeine Lehre von
der Mode zu schreiben. Spezielle Werke gibt es genug, aber die Ursachen
Hugo Erfurth phot.
Mutter und Kind.
106
Von lll'CiO KKMm i- ! II
DKKSDl.N
Der j;c:;ir»%v':« , » i:.>- Si»::; 1 k^ ,
der Mode zu ^« 1.
PORTRÄTGRUPPE o .
Von HUGO ERFURTII
DRESDEN o
O O C 0 0
PHOTOGRAHHISCHE
MITTEILUNGEN XI.
der Mode, die Art, wie sie zur Herrschaft über die Sinne der Menschheit
gelangt, wie sie die Menschen umbildet, wie sie geht und wiederkommt, wie
oft ein glückliches Schlagwort, ein leuchtendes Beispiel längst vergessene
Dinge wieder neu erstehen lässt, das würde ein interessantes Kapitel der
Psychologie des Menschen sein. Ich denke dabei nicht nur an die Kleidung,
sondern auch an alle anderen menschlichen Bedürfnisse in Kunst, Wissen-
schaft und Technik. Mir scheint, dass zu den Ursachen des ewigen Wechsels
vor allem die UnvoUkommenheit der betreffenden Dinge gehört, demnächst
die Abwechselungs- und Neuerungssucht der Verbraucher und schliesslich die
pekuniären Bedürfnisse der Industriellen und Erfinder. Die Photographie
liefert zahlreiche Beispiele. Eins der interessantesten bietet die Farben-
photographie. Noch immer ringen die drei Methoden miteinander, wie vor
Jahren, bald herrscht die eine, bald siegt die andere. Am gleichmässigsten
bleibt sich die einzig wahre — die direkte Farbenaufnahme. Noch immer
ist die Lippmannsche Methode die einzige mit positiven Ergebnissen, noch
immer ist sie aber mangelhaft, umständlich und für die Praxis unbrauchbar
Den eigentlichen Konkurrenzkampf fuhren die indirekten Methoden, bei denen
mit Hilfe dreier Grundfarben die Mischfarben erzeugt werden. Seit etwa
1898 ist dieser Kampf besonders heftig. Damals kamen praktische Apparate
für die sogenannte additive Farbenmischung, die von Ives mehrere Jahre
vorher angegeben war, in den Handel. Eingebürgert hat sich das Verfahren
nicht. Dann kam die Rastermethode nach Jolly, die ebenfalls in diese Klasse
hineingehört. Wenig mehr als ein Jahr beherrschte sie das Feld, als von
England durch Sanger Shepherds praktische und relativ einfache Arbeits-
methode die subtraktiven Verfahren, deren Grundlage der Dreifarbendruck
ist, zur fast alleinigen Herrschaft kamen. Immer waren es kleine technische
Vervollkommnungen, praktische Filterschlitten, verbesserte Farbenempfind-
lichkeit der Platten und dergleichen, welche den Methoden den Sieg ver-
schafften.
Jetzt scheint eine Zeit anzubrechen, in der möglicherweise wieder die
Ives-Farbenphotographie Mode wird. Wie einst Prof. H. W. Vogel die
subtraktiven Dreifarbendrucker anführte, so versucht jetzt sein Amtsnachfolger,
Prof Miethe, Mannen um sich zu scharen, auf deren Banner die additiven Drei-
farbenverfahren geschrieben sind. Miethe zeigt in den Räumen der Berliner
Gesellschaft > Urania t in der Taubenstrasse seine Resultate, deren erzieherischer
Wert durch einen dazu von Prof. Müller verfassten Vortrag: »Durch Wald
und Flur« sehr gehoben wird. Diese Bilder sind zum Teil hervorragend
schön und in solcher Grösse, und was offene Landschaft mit und ohne
Staffage anbetrifft, in solcher Vollkommenheit wohl noch nicht gezeigt. Wir
empfehlen allen Photographen und Nichtphotographen, sich diese Projektionen
anzusehen, damit die Sehnsucht nach der Farbe wieder belebt wird und zu
eigenen Versuchen anspornt.
Das Verfahren Miethes ist identisch mit dem von Ives. Es werden
durch Rot-, Grün- und Violettfilter je eine Aufnahme, von jedem Negativ ein
1. IV. 1908. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 1 4
107
schwarzes Diapositiv gemacht. Die drei schwarzen Bilder ergeben, jedes mit
seiner Filterfarbe beleuchtet, auf der Projektionswand das farbige Bild. An
sich ist also das IMld nicht farbig. Was Miethe zu den bisher bekannten
Dingen hinzugetan hat, ist eine Verbesserung der Farbenempfindlichkeit der
Aufnahnieplatten. Miethe verwendet neuerdings Badeplatten, die er mit
Äthylrot sensibilisiert. Nach ihm ist das Äthylrot (ein Chinolin Chinaldin-Jod-
Alkyl) der erste Sensibilisator, welcher für das gesamte Spektrum stark sen-
sibilisiert und die bekannte Lücke im Grünblau vollkommen ausfüllt (Atelier
des Photographen, Heft 2, 1903). Nach Angaben Miethes verhalten sich
die Expositionszeiten von Rot, Grün, Violett wie i : 72 • ^ t>ei Benutzung
Miethescher Filter. Bei gutem Licht und Abbiendung auf 12,5 betrugen
die Expositionszeiten 4:2:4 Sekunden, während bei f : 4 Momentaufnahmen
von ^40 Sekunden gelangen. Eigene Erfahrungen mit dem Sensibilisator waren
noch nicht möglich, wir werden jedoch baldigst Versuche anstellen und
darüber berichten.
Eder schreibt im Märzheft der Photographischen Korrespondenz: »Die
Versuche mit Badeplatten ergeben eine gute Sensibilisierung für Orangerot
über Gelb nach Grün, so dass es (das Äthylrot) neben den bereits bekannten
Farbensensibilisatoren ein sehr schätzbarer Beitrag zur Herstellung farben-
empfindlicher Platten, namentlich sogenannter panchromatischer Platten ist.«
Nicht zum wenigsten verdanken die Bilder ihre gute Wirkung dem
gewaltigen Projektionsapparate der Urania, welcher unter vorzugsweiser
Mitwirkung des Physikers der Anstalt, Dr. Donath^ gebaut ist. Dieser
Apparat bietet an sich nichts Neues, er ist aber für den vorliegenden Spezial-
zweck mit mancherlei technischen Vervollkommnungen ausgestattet, die den
Zweck haben, die drei Bilder schnell zu justieren und etwaige Deckun^s-
fehler zu korrigieren. Drei grosse Bogenlampen von je 50 Ampere mit
schrägstehenden Kohlen senden ihr Licht durch eine Schutzscheibe von Hart-
glas auf die drei Kondensoren, weiterhin durch die Kühlgefasse, deren
gefärbtes Wasser gleichzeitig als jeweiliges Rot-, Grün- oder Blaufilter dient,
auf die Diapositive. Durch drei lichtstarke und identische Objektive gelangen
die Strahlen endlich auf die Projektionsfläche, welche fast die ganze Bühnen-
öfTnung des Urania-Theatersaales ausfüllt.
Was die Theorie des Ives- Mi et h eschen Verfahrens angeht, kann ich
mich kurz fassen und auf meine ausführliche Arbeit in dieser Zeitschrift:
»JoUys Methode der Farbenphotographie«, 35. Jahrgang 1898. Seite
273 ff., 289 ff., 36. Jahrgang 1899, Seite 8 ff, 35 ff, 46 ff., 65 ff., verweisen,
da die Grundlage des JoUyschen Verfahrens die gleiche ist, wie die des
vorliegenden.
Alles, was ich damals gesagt habe, gilt auch heute noch. Damals hiess
es vom Ives sehen Verfahren, dass es nicht mehr verbesserungsfahig sei.
Jetzt, nach sechs Jahren, ist es gleichwohl geschehen durch eine bessere
Aufnahmeplatte, von der Miethe wiederum sagt, dass sie einen Abschluss
bedeute, da wir kaum noch eine bessere brauchen. Aber wer weiss, was
108
der wieder aufgestachelte Wetteifer unserer Forscher nun bringen wird?
Hoffentlich eine haltbare panchromatische Handelsplatte, ohne die meiner
Erfahrung nach sich kein Dreifarbenverfahren in der allgemeinen Praxis ein-
bürgern wird. Die beste Handelsplatte ist wohl noch immer die Spektrum-
platte von Cadett und Neall, aber die Rot-Orange-Empfindlichkeit genügt
nicht.
Selbstredend wurde zur Erläuterung der Methode bei der Vorführung
in der Urania wieder die Theorie der Farbenwahrnehmung von Young-
Helmholtz herangezogen, anstatt die Ergebnisse der Farbenmischungs-
Experimente. Darüber habe ich auf Seite 276 des 35. Jahrganges dieser
Zeitschrift das Nötige gesagt. Wenn sich doch die Erklärer einmal die
geringe Mühe machen wollten, die andere Theorie, welche heute unter den
Physiologen den weit grösseren Teil der Anhänger besitzt, die Heringsche
Theorie nachzulesen l Vielleicht berichte ich ein anderesmal darüber, wenn
nur die, so es angeht, die Sache lesen würden. Jedes Lehrbuch der Physio-
logie gibt Aufklärung. Die von den Farbenphotographen geliebte Theorie
von Helmholtz ist eine Ableitung, die Tatsachen hingegen sind die Ergeb-
nisse der Farbenniischungsversuche. Diesen sollen die Photogramme ent-
sprechen und nicht den Gedanken, welche sich Helmholtz darüber gemacht
hat, wie im Gehirn die Empfindung Rot zustande kommt.
Auch heute noch sind die Fehler der Ives sehen Methode, abgesehen
von den grossen technischen Schwierigkeiten, bei allen Phasen der Bild-
erzeugung wesentlich folgende zwei: der kleinere, dass die Aufnahmen nach-
einander gemacht werden müssen, der grössere, dass kein reelles farbiges
Bild resultiert, sondern nur ein in besonderen Guckkästen oder bei Projektion
mit sehr komplizierten teuren Apparaten — der Urania- Apparat kostet
ca. 4000 Mk. — farbig erscheinendes. Die Verwendung dreier Lampen ver-
teuert den Apparat und stört den Gesamteindruck, sobald eine von ihnen
nicht mit der gleichen Helligkeit brennt wie alle anderen. Die bisher bekannt
gewordenen Spiegelkonstruktionen bei Verwendung einer Lichtquelle sind
auch niclit ideal, und so bleibt nach wie vor die Konstruktion eines allgemein
brauchbaren Projektionsapparates, womöglich mit einer Lichtquelle, eine Auf-
ijabe der Erfinder.
Das Trioxymethylen und seine Anwendungen in der
Pliotograpliie.
Von Gebrüder Lumiöre und Seyewetz.
(Schluss von Seite 90.)
C. Gebrauch des Trioxymethylens in Tonfixierbädern ats Ersatz
des Alauns.
Da Lösungen von Trioxymethylen mit Natriumsulfit die Gelatine unlöslich machen,
so haben wir- versucht, dieselben auch in die Tonfixierbäder an Stelle des Alauns
einzufahren. Unsere Experimente zeigten, dass, um die Eigenschaften der Tonung
109
nicht zu modifizieren, es Bedingung ist, ntu- eine sehr geringe Menge von Sulfit zu
nehmen. Das Formosulfit, welches 3 pCt. Trioxymethylen enthält, kann in diesem
Falle nicht benutzt werden. Gute Resultate erzielt man, wenn ein beträchtlicher
Teil des Sulfits durch eine indifferente Substanz, Chlornatrium, ersetzt wird. Es
wurde zu dem Trioxymethylen das gleiche Gewicht einer Mischung von 10 Teilen
Natriumsulfit (wasserfrei) mit 40 Teilen Chlomatrium gefClgt. 2^ dieses Produkts
wurden in einem Liter Tonfixierbad gelöst. Die hier verwendete Trioxymethylen-
menge = 1,5^ ersetzt ungefähr 10—15^ Alaun.
Man kann die Mischung von Trioxymethylen und Alkalisulfit auch in den Ver-
hältnissen nehmen, welche wir früher für das Unlöslichmachen der Gelatine in
Papieren gegeben haben. Eine wässerige iprozentige Lösung dieser Mischung
liefert recht gute Resultate, schon nach wenigen Minuten ist die Gelatineschicht des
Papiers so gehärtet, dass sie ohne nachteilige Folgen mit kochendem Wasser be-
handelt werden kann.
In den Fixierbädern für Platten ist der Gebrauch des Trioxymethylens nur in sehr
schwacher Dosis möglich, und zwar in den Verhältnissen, welche wir bei der Ver-
wendung des Formosulfits in den Entwicklern angegeben haben.
Zu grosse Mengen bewirken eine übertriebene Zusammenziehung der Schicht.
Da sich diese Zusammenziehung auf das Glas nicht zu gleicher Zeit erstrecken
kann, so löst sich die Gelatine von ihrer Unterlage los. Diese Erscheinung tritt
bei Papier nicht ein, denn dieses folgt leicht der Kontraktion der aufgetragenen
Schicht.
Die Vorteile, welche die Mischung von Trioxymethylen und Alkalisulfit in den
Tonbädern gegenüber dem Alaun bieten, sind folgende:
1. Ihre Reaktion ist alkalisch, und eine Zersetzung des Fixiernatrons, w^ie sie
in sauren Tonlösungen statthat, ist nicht möglich. Bei Einführung in Ton-
fixierbäder tritt also keine Schwefelabscheidung ein. Diese Eigenschaft
gestattet, Tonfixierbäder in der Kälte anzusetzen, während bei Alaun-
verwendung das Ansetzen mit Erwärmung geschehen soll, um den ent-
stehenden überschüssigen Niederschlag von Schwefel zu entfernen.
2. Die Tonfixierbäder bleiben unbegrenzt klar, während sie mit Alaun beständig
trübe erscheinen.
3. Wenn man die Gelatinekopien aus einem Tonfixier- oder Fixierbad in eine
Alaunlösung legt, um die Gelatineschicht zu härten, so kann in dem Bilde
aus dem in der Schicht noch befindlichen Fixiematron wieder Schwefel durch
den Alaun abgeschieden werden. — Trioxymethylen macht die Gelatine-
schicht unlöslich, ohne dass dabei Schwefel abgeschieden wird.
4. Endlich ist es bekannt, dass die saure Reaktion des Alauns die Haltbarkeit
des Bildes schädigt, sobald nicht jede Spur von Fixiernatron aus dem
Bilde entfernt worden ist. Solche Veränderung ist bei Trioxymethylen infolge
der alkalischen Reaktion seiner wässerigen Lösungen weniger zu fürchten.
Kleine Mitteilungen.
Dreifarben - Detektiv - Camera.
In der Januar-Sitzung der Soci6t6 Fran^aise de Photographie zu Paris führte
Monpillard eine Detektiv-Camera für Dreifarben- Aufnahmen von Prieur&Dubois
vor. Der Apparat ist nach Art der Geheimcameras gebaut; er besitzt ein Uhrwerk,
welches automatisch und sehr schnell hintereinander die drei Platten zur Exposition
110
bringt und zugleich die Filter wechselt. — Vidal bemerkt hierzu, dass schon im
Jahre 1894 der Gesellschaft ein ähnlicher Apparat von Guitton de Giraudy vor-
gelegen habe.
Bdinol für Diapositivplatten und Papiere.
Für Brom Silberpapiere und Diapositivplatten empfiehlt T. Thorne-Baker
folgenden Edinol-Entwickler :
Fixiematron *) 4iO,?
Kaliummetabisulfit 5,2 „
Edinol 2,6 „
Soda 13,0 „
Wasser 120 cnu
loproz. Bromkali-Lösun^ 13 n
Für die Entwicklung schwach ankopierter Aristo -Drucke dient nachstehende
Zusammensetzung :
Lösung A: Wasser 120,0^
Kaliummetabisulfit ... 2,6 „
Edinol 1,3 „
Eisessig 20 Tropfen
Soda 2,6^
Lösung B: Ammoniumcarbonat . . . 13,0^
Wasser 120,0 „
Vor der Entwicklung sind die Kopien zunächst unter 3- bis 4 maligem Wasser-
wechsel zu wässern. Dann wird die Kopie mit Lösung A behandelt. Durch Zusatz
von einigen Tropfen Lösung B. wird die Entwicklung beschleunigt.
(Photography.)
Hamburger AusstellungsbrieL
Seit geraumer Zeit bereits richten sich die Blicke der gesamten photographischen
Welt auf die Hamburger Ausstellungen. Vor zehn Jahren veranstaltete die jetzige
„Gesellschaft zur Förderung der Amateurphotographie" das erste derartige Unter-
nehmen in der Hamburger Kunsthalle, um dann Jahr für Jahr mit immer schärfer
gesichteten, künstlerisch wertvolleren Ausstellungen wiederzukommen. Die Kataloge
dieser Veranstaltungen spiegeln in höchst interessanter Weise die Entwicklung der
ktlnstlerischen Photographie wieder; sie zeigen, wie mächtig die Photographie als
künstlerisches Ausdrucksmittel sich in diesem Dezennium entwickelt hat. Diese
schnelle und reiche Entwicklung ist nicht zum mindesten den mit reinstem Idealismus
und selbstloser Hingabe vorbereiteten Hamburger Ausstellungen zu danken. Sie
brachten nicht hoch genug zu schätzende Anregungen, schufen Vermittlung zwischen
den Gleichstrebenden im In- und Auslande, brachten dem Publikum das Verständnis
der kunstphotographischen Bestrebungen näher, — Hamburg wurde für Deutschland
das Zentrum in kunstphotographischen Dingen. Man darf auch jetzt, wo der Boden
beackert, eine Tradition geschaffen ist, nicht vergessen, welche Verdienste sich der
genannte Verein mit seiner Pionierarbeit erworben hat.
Ober kurz oder lang kommt ja, wenn es sich um künstlerische Dinge handelt,
1) Zusatz von geringen Mengen Fixiernatron bewirkt bei manchen Entwicklerzusammen-
setzungen grössere Klarheit, so z. B. auch bei Metol und Ortol. Siehe diesbezüglich Phot. Mitteil.
XXXIII, S. 197 und XXXI V, Seite 267.
111
fast immer der Moment, da in einem grossen und machtvollen Verein aus irgend
welchen, meist in persönlichen Geschmacksdifferenzen gelegenen Gründen sich eine
Sezession bildet. Es handelt sich dann darum, ob für zweierlei Veranstaltungen
am gleichen Ort Bedürfnis und Existenzmöglichkeit vorhanden ist — was gerade in
photographischen Dingen abzuwarten bleibt — , und ferner hat die neue Vereinigung
zu zeigen, ob sie die Tradition zu hüten imstande ist.
Im hier vorliegenden Falle scheint die Sezession aus einer gewissen Verstimmung
über die Exklusivität der bisherigen Veranstaltungen hervorgegangen zu sein. An-
scheinend hat man die im Laufe der Zeit immer schärfer gewordene Sichtung des
Materials nach rein künstlerischen Gesichtspunkten nicht mehr goutiert. Man wollte eine
weitherzigere Jury, und man wollte auch von jenen rein photographischen Leistungen
zugelassen haben, die den Accent nicht derart aufs Künstlerische legen. So entstand
diese Frühjahrsausstellung der „Freien Vereinigung von Amateur-Photographen zu
Hamburg", die allerdings an Ausdehnung (sie zählt 1343 Nummern) die Ver-
anstaltungen der letzten Jahre bei weitem übertraf. Dennoch muss man sagen:
weniger wäre mehr gewesen. Eine schärfere Sichtung, ein Abscheiden wenigstens
der unter Mittelmass stehenden Sachen, hätte die kleine Schar vortrefflicher Bilder,
welche die Ausstellung barg, zu reinerem, erhöhtem Ausdruck kommen lassen; dies
fässt man vielleicht bei künftigen Unternehmungen ins Auge. Diese Ausstellung ist
vielleicht ein sehr guter Beweis dafür, wie leistungsfähig die Photographie heut-
zutage ist; sie entbehrt des Eindrucks nicht, obschon die grossen Namen — das
Wiener Kleeblatt, die bedeutendsten Hamburger und Ausländer — fehlen.
Der Gummidruck ist reichlich vertreten von den kleinsten bis zu den grössten
Formaten; nicht immer aber harmonieren bei letzteren die Dimensionen mit dem
Inhalt der Fläche, und man kann nicht umhin, einigen Ausstellern mit Bezug auf
das Riesenformat einmal die Bedeutung des Gegenstandes und dann die Geschlossen-
heit und Ruhe in der Bildwirkung recht ans Herz zu legen.
Imponierend tritt der im Banne der Wiener Schule stehende Dr. H. Bach-
m an n- Graz mit grossen Landschaften in Gummidruck auf, unter denen namentlich
die in mehreren Farben gehaltenen Schneebilder sehr wirksam sind. — Rudolf
und Theodor Scholz -Wien bringen kräftige, frische Gummidrucke, an denen man
jedoch, besonders im Gedanken an das Hofm eist er sehe Dioskurenpaar, hie und
und da die Feinheit in der Wahl der Motive, das Ineinanderaufgehen beim Zu-
sammenbringen der einzelnen landschaftlichen Elemente vermisst.
Rob. R enger- Pratz seh -Dresden ist mit Porträts vertreten, die voller Charak-
teristik, voll seelischen Ausdrucks sind, besonders wenn es sich um die Darstellung
von Kindern handelt. Ein wenig nach steht diesen innerlichen Vorzügen mitunter
die formale Eleganz in Ausschnitt und linearer Anordnung, die malerische Ver-
teilung der Töne, — Elemente des Bildes, in deren Anwendung Alfred Schneider-
Meissen — der Bruder des bekannten Künstlers Sascha Schneider — äusserst
feinfühlig und geschickt ist.
Ganz treffliche grosse Landschaften in Gummidruck mit zum Teil sehr glücklich
und schlicht sich einordnender Staffage zeigt Dr. Franz Bertolini-Graz, — gute,
lebensvolle Porträts, die jedoch wohl durch die Eigenart des angewandten Verfahrens
etwas ausgeschnitten auf einem anders getonten Hintergrund stehen, Heinrich
Reiter-Graz. S. Jaff6-Posen bringt stimmungsvolle, zum Teil freilich etwas sehr
verschwommene Landschaften, unter denen sein schon früher gesehenes, sonnen-
durchglitzertes Bild einer holländischen Gracht mir immer noch am meisten zusagt.
— Etwas zu weit hat auch Clara B au r- Stuttgart, eine gewiss talentvolle Dame,
die Emanzipation von der Schärfe getrieben. Die Unscharfe als Selbstzweck, nicht
112
motiviert durch Art und Grösse des Gegenstandes, — dem kann man nicht folgen.
— Herrn. Vonachten- Aachen bringt seine anerkannt tüchtigen Landschaften, und
von in kleineren Formaten arbeitenden Gummisten möchte ich in absteigender Linie
Carl Winkel - Güttingen, S. Urff - Hanau und Armin Kühlwein - München
nennen. —
Die polychrome Bildijebung tritt im Gummidruck nur sehr vereinzelt und ganz
diskret als andeutungsweise Tönung auf; das schwere und interessante Problem der
ausgesprochen farbigen Wiedergabe, mit dem sich einige der strebsamsten Gummisten
jetzt beschäftigen, wird kaum hie und da gestreift. Nur ein prätentiöser Versuch
liegt vor, und den muss man leider ablehnen. Es ist eine Landschaft mit weiblicher
Staffage von Franz von Steffenelli-Graz, wie man sagt, ein nicht weniger als
einundzwanzig Mal gedrucktes farbiges Bild. Man kann den Fleiss bewundern und
muss angesichts des Resultates doch sagen: „ein grosser Aufwand ist hier leer
vertan"; die Wirkung kommt über einen mäs^igen Öldruck nicht hinaus. Sicher
ist es sehr schwer, in der Photographie in künstlerischem Sinne farbig zu sein.
Man muss sich aber immer gegenwärtig halten, dass, will man eine Kunstleistung
schaffen, nach vorgefasster Idee, vollbewu.ssi eine Vereinfachung, Stilisierung, Über-
tragung der farbigen Natur ins Künstlerische vollbracht werden muss. Gelingt das
nicht, so bleibt die Farbe besser weg. Die Wiedergabe der natürlichen Farben hat
mit der Kunst an sich nichts zu schaffen, und sehr fatal wirkt gerade in der Photo-
graphie jenes unmögliche Mittelding zwischen natürlicher Farbenwiedergabe und
künstlerischer Übersetzung.
Auf einen muss noch nachdrücklich hingewiesen werden, der zwar mit kleinen,
wenig hermachenden Bildern kommt und doch einer der besten ist: Max Möller-
Aachen. Er bringt kleine Landschaften von einer wunderbaren, schlichten Innigkeit.
Darin ist etwas, das vielen der „Grosszügigen" fehlt: die Tiefe. Mit einer grossen
Liebe ist hier die Natur umfangen. Die Technik ist die des einfachen Gummidrucks
(anscheinend Höchheimerpapier) und man sieht, was der Geschmack daraus machen
kann. Vollbewusst ist die Eigenart dieser Technik zur Vereinfachung der Töne, zur
Hervorhebung des Charakteristischen in der Landschaft in äusserst malerischer Weise
benutzt.
Auch das Bromsilberpapier findet sehr tüchtige Vertreter. C ar st ensen- Flens-
burg gibt auf diesem spröden Material eine ganz vortreffliche grosse Schneeland-
schaft, Frau A. Hertw ig -Charlottenburg rötlich angetont einige formschöne Halb-
akte, und vor allem Karl Weiss -Dresden weiss dem Bromsilberdruck ganz neue
künstlerische Seiten abzugewinnen. Auf einigen seiner Porträts benutzt er sehr
interessant ein vollkommenes Vorderlicht zur Unterdrückung der Plastik und Hervor-
hebung der Formen etwa in dem schlichten, zeichnerischem Sinne der alten deutschen
Meister.
Bei einigen Ausstellern zeigt sich ein schädlicher Amerikanismus So ahmt man
die in Amerika und England gepflegte Art, verschiedene in Grösse und Farbe sich
abstufende Papiere übcreinandergelegt als Unterlage für die Photograghie zu be-
nutzen, nach, verwendet jedoch statt der dort gebrauchten feinen Farbennuancen
grelle und verdriesslich bunte Komplementärfarben. Man vergisst dabei, dass die
Tonränder den Zweck haben, eine ruhige und unauffällige Überleitung vom Bild zum
Papierfond zu schaffen, nicht aber, den Blick abzulenken und zu zerstreuen. Es ist
zu bedauern, dass auch der in guter Erinnerung stehende W. Bändel ow- Krakow
sich diesem Irrtum angeschlossen hat. — In diesen Passus über angenommene
Manieren gehört auch der Gummist Victor Stouffs- Brüssel, der, sicher von guter
Anlage, einen modernen Manierismus in Technik und Aufmachung alles über-
wachern lässt.
113
Nrl" [} ;ii'-Mi 'I \frMi, dir i.li aii-. ,lrr l'berfüllo des Gebotenen herausgreife»
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11 M li i:rn;uin' i'.ir vkm iil)cr:iii> r':inis^«^n Hamburger Herren vom Vorstände *» ■
\ri oi-ia'»cn(lon Voreni^ ^!ax May. Wilhelm Gebche, Heinrich Herk und IN tf
! ii'! r-. :< riif r im Porträt- und I ai.d^chaftsfach Th. Schncider-Leipzij:, Hfi*:o
Wiohr !>«•'-. «tn, [. i". St r) t klu)! m - Kopenhagen, Faul von Holwede-Hamhnr^.
CjtI h ,«m1it iksi n K'opeidia^en, und in der Land.schaft Alb. Gottheil -Dan.-.iu,
M.ix I-.'i ••'. /Dr. -j!mi, Kiihter !.«|jiiic, Victor Heuer-Graz, Gunnar Malni-
\)Vii *'-to. 1 !i'-Mi, I! von SeL'iicrn- Hmiiburg, Friedrich Behrens-Posen, lohn
IJ1,( -f ro:ii .M'. khu'.ii. — Knien Anziehuiiii.spunkt besonders pikanter Natur bddeten
riiv A.i/.< ii iiü «{ ui/o-iv('hen Stil raffiniert geschickt gemachter Freilichtaktc de^
pritf«,-,.]' vnii 1 an Stia^^burü. F. L.
Literatur.
Joh. Grasshoff. Die Betonche von Photographien neb^t ausführlicher Anieitui.^^ /um
K>»i'»iit r« ;i pi i At^nariil- \in<l ()it;Ml)eii Nt'ur.to völlig veräiulortf Auflage. Bearbeitet \'on Fft^
1-f '"^«hri XMiau Mui (ihxtav Sr h m idl-Hnlin.
f's h..iMl«lt *j>. b bifi lun die weit lukaunte und jijeschätzto Arbeit Cirassholf*; übci .:»
Rctourbc-, vvi'l« bc ich tiuih iiK-inc l'bennl.eitung nach besten Kräften ftberall auf ncuzejtl'.bt i.
Standjjunkt >r«bTji(bt habe l>ir bi.-^t rude Hand legte ich namentliih in den Kapiteln übt; die
<'i)ientli«'b(' N<i;at'iv- und P(»-'ti\ i ctöui In* an, weil da do«h manche Fortschriltt. in neuerer Z<Mt -♦'
V r/citbneii >ii»d, wahrend die aut «^u grijiidlirber Sachkenntnis beruhenden Ausführunsjen (i'-.» - ■
li.t««- liber da«* Kuloiieren xoji Phut»«.:! a|.linii im wcsenliichen unberührt blieben. - • F.rwfdint ^«^ '
ni.i. .!a<»-- uh(M:dl au'h auf die Brdurliii^^r de^ Amateur^ Rücksicht genommen w<»Mlen i^i , ,1..,.
(!.«•-• liKKiiiKh <\n- oA'nlr Anleituiit: Im tlcn F.Hhnr.inn g< tährdet wird. F. L.
Brnno Meyer, Das neue photographische Schutzgesetz nach dem Kcgurungs-Entwurfr.
Vcilai^ iler Deutschen Ph()t«ii.'i:iph<-ri-/eitunij, \V*Mmar. Der Verfasser, welcher der Ncuge^tjltu» :.
d»"^ l>ln)t»üraj>hisci»<Mi b<hutzucsetz{ s seit j.ilncn das regste Interesse entgegcnbrinjit, let;t in «Jfi
V'»i iii rrnden Schrift «^cine Ansichten ii[)t:r die verschiedenen Punkte des Rechts an phcUouraphisi bei
Bildwerken unil Reproduktionen nieder. Pai h])hotographen und Reproduktionstet hinkci werdt..
die l)ai<t(Mlun»ien des Aiitoi^ mit Inteiesse lesen.
Patent-Nachrichten.
Anmeldungen.
57 a. C Q2*5S. Aus eniem endlosen Hände mit Belichtungsschlitz bestehender Rouleauvf <» biu>--
Nathan A. (obh, Siduev, Australien; \'ertr.: H. Neubart u.F. Kollm, B«ilin NW o.
- 1 1 9. 00.
„ K. 21214. Rcflexcamcra. Fritz Kricheld or f f , Berlin, Karlstr. 26. - 15. H. 02.
„ R. 15 ^78. Kii»ematograj)h, dessen Bildband mit mehreren nebeneinander liei^endt-n Reiht n
v<M) Bildern vrr.schen ist, und dessen Objektiv durch seitliche Verschiebung von dci t-incn
r.'irli ,ilu' \<jr di<' andere gebracht wird. A. Rosenberg, London; Vertr.: C. Fehicrt.
(.. l.oubier u. Fr. Harmsen, Berlin NW. 7. - 10. 4. 01.
Erteilungen.
57 i'. \\\ (i \ S. l.-irlI..rlH r mit unbiegsamen Bildplatten an einem Bande ohne Knde. A. E. Ciuttin ,
1'..- L'j. 7 00.
■>"' I '• \.'lalirrn zur Herstellung farbiger photographischer Bilder. Robert Williams
^'- Vi.. .i-)n. V. St. A. 7 ' 3. 90.
\ idi'cn zum Voipräpanercn von Papieren, welche mit photographischen Schichten
• 1 A(i.t«n >st.lUn, mit Kollodium. York Schwartz, Hannover, Eden^tr. 3. —
l'ijj «li«- !<« dakti<»u vi'rantworilich: P Hanncke in Berhn.
^ hiit..;. i\<»fin KdImii Oppenlu'ini) Berlin. — liruck von («cbr. Untrer in Brrlif-
114
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H. Winckelmann, Berlin.
Die Ver^w^endung von Gelbscheiben bei gewOlinlichen
Bromsilberplatten.
Von P. Baltin.
Es ist nichts Neues, dass man auch auf gewöhnlichen, nicht farben-
empfindlichen Platten mit Hilfe von Gelbscheiben eine Verbesserung der
Farbwirkung erzielen kann, doch ist dieselbe nicht sehr bedeutend, wenn
man sich der im Handel befindlichen, in der Masse gefärbten Glasscheiben
bedient, welche gewöhnlich von den optischen Fabriken geliefert werden.
So ist es denn wenig bekannt, dass man, selbs verständlich bei sehr langer
Belichtungszeit, auf solchen Platten vollkommen farbenrichtige Resultate
erzielen kann, wenn man sich nur geeigneter Gelbfilter bedient. Wenn auch
dieser Umstand praktisch nicht von grosser Bedeutung ist, weil man mit
orthochromatischen Platten schneller zum Ziele kommt, so kann doch für
manchen Amateur ein Hinweis darauf von Nutzen sein.
Die in der Masse gefärbten Gelbscheiben sind, wie schon angedeutet,
dafür nicht brauchbar. Dieselben zeigen eine bräunliche Färbung und
schwächen sehr merklich das Grün des Spektrums, lassen aber trotzdem
noch Spuren von Blau durch. Eine für unseren Zweck geeignete »reine«
Scheibe muss so beschaffen sein, dass sie das Blau möglichst auslöscht, aber
das Grün ungeschwächt durchlässt, und es gibt ohne Zweifel eine ganze
15. IV. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
15
115
Reihe von Farbstoffen, welche dieser Bedingung genügen. Die Erfahrungen
des Verfassers erstrecken sich nur auf das ihm von Prof. Miethe empfohlene
Tartracin und einen ihm dem Namen nach leider unbekannten Farbstoff.
Am bequemsten lassen sich meines Erachtens sehr gut haltbare Filter
in der Weise herstellen, dass man eine möglichst konzentrierte Lösung des
Farbstoffs in wenigen Kubikcentimetern Alkohol herstellt und davon tropfen-
weise zu einer kleinen Quantität gewöhnlichen Zaponlacks zusetzt, bis man
durch Proben die richtige Färbung erreicht. Mit diesem gefärbten Lack
übergiesst man — wie dies beim Lackieren von Negativen üblich — Spiegel-
glasplatten. Infolge der Härte des Zaponlacks sind diese Gelbscheiben so
widerstandsfähig, dass man für dieselben, bei einiger Vorsicht im Gebrauch,
keines weiteren Schutzes bedarf, besonders wenn man sie im Innern der
Camera, hinter dem Objektiv, anbringt.
Da nun bei der Aufnahme fast nur die sehr unbedeutende Grün-
empfindlichkeit der Platte zur Wirkung kommt, wird die Belichtungszeit stark
verlängert und beträgt das loo — 300 fache der Exposition ohne Filter. Das
Resultat aber ist dies, dass farbige Originale, auch Landschaften, in genau
denselben richtigen Tonwerten reproduziert werden, wie bei Verwendung
wirklich farbenempfindlicher Platten.
Bewiesen wurde dies durch eine Reihe von Versuchen mit den ver-
schiedensten Gelbfiltern auf gewöhnlichen Bromsilberplatten des Handels
H. Winckclmann, Berlin.
116
Thcrese Herrmann, Berlin.
Auf dem Felde.
(Anschütz- Momentplatte) und Perutz Perortoplattcn , welche auf Ver-
anlassung des Verfassers von Herrn Rassmann in sorgfältigster Weise durch-
geführt wurden, und zwar dienten als Aufnahmeobjekte sowohl buntfarbige
Tuschzeichnungen als auch die bekannte Hübische Farbentafel.
Zwar geben die Perortoplattcn, wie bekannt, schon ohne Filter eine be-
deutend bessere Farbenwirkung als gewöhnliche Platten, doch noch lange
keine vollkommen wahre, und es wurde bei ersteren der beste Effekt mit
den käuflichen, in der Masse gefärbten Gelbscheiben erzielt, freilich unter
etwa 5 — 20facher Verlängerung der Belichtungszeit.
Der Grad der Dunkelheit der Gelbscheiben wirkt dabei fast nur auf die
Belichtungszeit ein, aber nicht auf die Richtigkeit der Farbenwiedergabe. Es
empfiehlt sich also die Verwendung heller Filter.
Die » reinen c Gelbfilter sind für diese Platten nicht zu empfehlen, sie
verlängern zwar die Expositionszeit nicht so sehr, geben aber eine über-
triebene Gelbwirkung und fast gar keine Blauwirkung, so dass die Resultate
— in umgekehrter Weise -- ebenso falsch sind wie auf gewöhnlichen
Platten.
Daraus geht wohl hervor, dass die Benutzung der käuflichen Gelbscheiben,
gegen welche von den Theoretikern oftmals geeifert wird, in der Praxis ihre
volle Berechtigung hat.
Bei Verwendung gewöhnlicher Platten bieten, wie schon erwähnt, diese
Filter keinen besonderen Nutzen, wohl aber die > reinen c Gelbscheiben. Es
117
gibt genug Fälle, in denen die Belichtungszeit keine Rolle spielt, und in
diesen erhält man tatsächlich auf gewöhnlichen Platten genau dasselbe Re-
sultat, wie auf Perortoplatten mit käuflicher Gelbscheibe.
Wenn früher manchmal behauptet wurde, man erhielte dann nur ver-
schleierte, kraftlose Negative, so lag das wohl meist daran, dass die Cameras
für die erforderlichen langen Belichtungszeiten nicht genügend lichtdicht
waren. Es genügt selbstverständlich ein kleines Loch im Balgen, das für ge-
wöhnlich ganz unschädlich ist, zur Erklärung des Schleiers.
Darauf also muss man achten.
Wenn intelligente Amateure, die etwas Zeit haben, ähnliche Versuche
anstellen wollten, könnten vielleicht weitere, interessante Resultate erzielt
werden.
Zu unseren Bildern.
Im Anschluss an unsere Besprechung der Hamburger Frühjahrs Ausstellung
bringen wir heut einige dort gezeigte Bilder, denen nach Einlauf der Arbeiten
weitere folgen werden. Den Herren Ge sehe, May und Beck, welche dem Vor-
stande der veranstaltenden Vereinigung angehören, gelang es, neben geschäfts-
tüchtiger Leitung auch mit ihren Bildern Ehren einzuheimsen. Am besten von
ihnen schnitt wohl Max May ab, der namentlich fürs Porträt eine wirklich tüchtige
Beanlagung zeigt. Das von uns wiedergegebene Herrenporträt ist vornehm in
der Linie und steht ruhig und einfach vor dem dunklen Hintergrunde. Das
Alois Walter, Katharinaberg.
Nach dem Gewitter.
118
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F>noTOr,KATHI^< HK
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MAX MAY
HAMBURG
If\ooooooo
ERWARTUNG
PHOTOGRAPHISCHE
Tafelbild »In Erwartungc zeigt dem Amateur, der sich mit Zimmerporträts
beschäftigt, eine der vielen interessanten Lichtwirkungen, die sich in unmittel-
barer Nähe des Fen-
sters finden lassen.
Im übrigen ist es
weniger selbstver-
ständlich in der Be-
wegung, als das
Herrenbild, und wirkt
etwas gestellt. Die
rechte Hand greift
ein bisschen unmoti-
viert nach dem Blu-
menständer; vielleicht
hätte einfaches Hän-
genlassen des Armes
und Fortschneiden des
unruhigen Blumen-
arrangements die
Wirkung des in der
Beleuchtung recht ge-
fälligen Bildes erhöht.
Wilhelm Gesche
hat ein gutes Gefühl
für landschaftliche Mo-
tive, das sich freilich
über die photo-
graphische Wirkung
des Gesehenen noch
nicht immer ganz klar
ist. So kommt seine
» Winterlandschaft c
mit dem übermässig
breiten Weg im Vor-
dergrund in den Linien
nicht recht zusammen,
während der farbige
Duft, der im Wider-
spiel von Sonne und
Schnee diese Land-
schaft in der Natur
zweifellos sehr an-
wehend machte, von
der Photographie im
Max May, Hamburg.
Bildnis des Dr. jur. L.
119
Stiche gelassen wurde. Eine schöne und reine Leistung der Photographie
ist dagegen die Sonnenuntergangsstimmung von der Elbe mit dem ruhig
im dämmernden Lichte übers Wasser dahingleitenden Schiflf. Der Reiz des
Bildes liegt in der glücklichen Wiedergabe der ruhevollen Stimmung, in den
sanft, ohne harten Kontrast sich abstufenden Tönen, den in langen horizontalen
Streifen den Horizont überlagernden natürlichen Wolkengebilden, die hier
einmal sehr gut zum Bilde passen. — Ein recht flottes Momentbild von
der Elbe zeigt uns ferner H. Beck als dritter im Bunde der Hamburger,
die wir heute bringen. —
Was die Bilder, die wir in Ergänzung dieser Ausstellungssachen bringen,
betrifft, so braucht auf die zarten Landschaften H. Winckelmanns nur hin-
gewiesen zu werden, da unsere Leser diesen Autor bereits früher kennen
lernten. Alois Walter, der viel Gefühl für stimmungsvolle Landschafts-
bilder hat, darf man ein gutes Prognostikon stellen, nur müsste er dazu
übergehen, die gelungenen seiner kleinen Handcameraaufnahmen durch Ver-
grösserung in der Wirkung zu steigern. Das Bild »Nach dem Gewitter«, im
Original ein sehr zarter Pigmentdruck in grüner Farbe, hat leider in der
Reproduktion durch störende, falsch eingesetzte Tiefen an Luftperspektive
bedeutend eingebüsst. — Auch das Gasteiner Bild Therese Herrmanns
zeigt die Autotypie in den Tönen etwas verflacht. L.
H. Beck, Hamburg.
Auf der Eibe.
120
W. Gesche, Hamburg.
Winterlandschaft.
Die Handcamera.
Von Ferd. Nicolai.
(Fortsetzung von Seite 92.)
Der zielbewusst arbeitende Photograph wird sich derjenigen Camerakonstruktion
zuwenden, die bei aller Leichtigkeit und Handh'chkeit doch ein genaues Kontrollieren
der Aufnahmen und, wie wir später sehen werden, auch die Anwendung ver-
schiedener Objektivbrennweiten gestattet, nämlich der Klappcamera.
Unter dieser Bezeichnung gibt es eine grosse Zahl von Fabrikaten, unter denen
sich die billige Marktware äusserlich kaum von den besten Leistungen deutscher
Cameratechnik unterscheidet. Ihr Wert wird lediglich durch die sorgfältigere Arbeit,
vornehmlich aber durch die zur Anwendung gelangenden besseren Momentverschltlsse
bedingt, deren beste Konstruktionen den Apparat sowohl zu schnellsten Moment-
aufnahmen als auch zu Zeitaufnahmen geeignet machen.
Die Klappcamera bildet gewissermassen den Obergang zwischen der vornehm-
lich zu Momentaufnahmen bestimmten Geheimcamera und der schwerfälligen Stativ-
camera. Da die Klappcamera mit grösster Handlichkeit bei praktischer Konstruktion
und richtiger Wahl der Optik eine Anpassungsfähigkeit erreichen kann, die die Stativ-
camera, abgesehen von der zu erreichenden Bildgrösse, tibertrifft, so möge sie hier
einer eingehenden Besprechung unterzogen werden.
Die besseren Apparate sind mit Schlitzverschltissen ausgerüstet, welche bekannt-
lich die günstigste Ausnutzung des Objektivs ermöglichen. Hinsichtlich der
Erreichung einer grossen Geschwindigkeit verhalten sich alle Schlitzverschlüsse
annähernd gleich. Die Regulierung der Geschwindigkeit soll möglichst durch Ver-
engen oder Erweitern des Schlitzes, weniger durch die Federspannung erreicht
werden, da die Schlitzbreite, also das successive Belichten der Platte, die Ge-
schwindigkeit weit mehr beeinflusst als die Federspannung.
121
Die besten Schlitzverschlüsse lassen aus diesem Grunde auch nur einen geringen
Spielraum in der Spannung der Feder zu, womit ihnen auch der Fehler genommen
wird, dass sie bei starker Anspannung der Feder während der Aufnahme den
Apparat erschüttern oder gar nach der Aufnahme ^wieder zurückschnellen. Bei
massiger Spannung lässt sich leicht ein ruhiger, gleichmässiger Gang erzielen.
Hinsichtlich der Erreichung einer grossen Geschwindigkeit verhalten sich die
Spaltverschlüsse annähernd gleich. Grosse Unterschiede treten jedoch auf, sobald
es sich um die nur zu häufig notwendigen mittleren Geschwindigkeiten von ca. 7s ^*^
Vso Sekunden handelt.
Hierin erreicht u. a. der der Stege mann sehen Klappcamera eingebaute
Levinsohnsche Doppelrolltuchverschluss eine grosse Vollkommenheit und An-
passungsfähigkeit. Durch einen von aussen regulierbaren Spalt und vermittelst einer
äusserst gleichmässig wirkenden Bremse lässt sich die Geschwindigkeit von i Sekunde
bis zu einem Grade steigern, die diesen Verschluss auch für die in der Praxis vor-
kommenden kürzesten Augenblicksaufnahmen befähigt. (Vergl. die Aufnahmen Phot.
Mitteil. 1902, Seite 11 1 u. f.; es sind Reproduktionen von 9 X 12 Platten in gleicher
Grösse und nicht etwa aus grösseren Platten herausgeschnittene Stücke.)
Bedeutend wertvoller als die nur selten benötigten höchsten Geschwindigkeiten
sind für die Praxis die
Belichtungszeiten , welche
zwischen der eigentlichen
Augenblicksaufnahme und
der Zeitaufnahme liegen,
Belichtungszeiten von i bis
Vj, Sekunden. Für längere
Belichtungen kann der Spalt
bis zur vollen Plattenbreite
geöffnet werden und gleitet
nun entweder ohne Unter-
brechung gleichmässig an
der Platte vorbei (ca. */»
bezw. bis zu i Sekunde)
oder der Gang wird bis
zur gewünschten Dauer
der Zeitaufnahme unter-
brochen. Die Auslösung
des Verschlusses kann so-
wohl mit der Hand als
auch pneumatisch erfolgen.
Wie schon früher er-
wähnt, macht sich häufig
das Bedürfnis geltend, bald
ein Objektiv von kürzerer
bald von längerer Brenn--
weite zu verwenden, als
die Handcamera enthält.
Bei der Klappcamera lässt
sich dies z. B. recht gut
Abend im Wald. durch Anwendung des
Alois Walter, Katharinaberg.
122
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Z ei SS sehen Doppelprotars ermöglichen. Die Serie VII a der Zeiss-Anastigmate
besteht bekanntlich aus einzelnen Linsensystemen, deren jedes für sich einen gut
korrigierten Anastigmaten von F/12,5 darstellt. Zwei solcher Linsensysteme in
einer Fassung vereinigt, geben dann ein kurzbrennweitiges Objektiv von grosser
Lichtstärke (F/6,3 — F/7,2). Man besitzt also in einem Doppelprotar wenigstens
zwei, bei der Zusammensetzung zweier nicht identischer Protarlinsen sogar drei ver-
schiedene Brennweiten, deren Zahl sich durch successives Erwerben weiterer Linsen
beliebig erweitern lässt. Die vorteilhafteste Ausrüstung der Klappcamera mit dem
Doppelprotar dürfte am besten aus einem Beispiel hervorgehen. Verfasser Hess
sich eine Stegemann sehe Klappcamera 9X12 cm mit dem Doppelprotar von 128 mm
Brennweite ausrüsten. Diese für Landschaftsaufnahmen etwas geringe Brennweite
sollte hauptsächlich auf der Reise für Architekturen und Innenaufnahmen, also ge-
wissermassen als Weitwinkel und wegen ihrer grossen Lichtstärken F/6,3 ^^
kürzesten Momentaufnahmen dienen.
Um aber die Camera auch vorteilhaft für Landschaften verwenden zu können,
war die Spezialfassung des Objektivs so gewählt, dass sie auch für die nächst
grössere Brennweite dieser Serie noch genügend Auszug hatte. Vertauscht man
nun die vordere Linse von 224 tum Brennweite mit der nächst grösseren von 285 ww,
so erhält man ein Objektiv von 143 mm Brennweite und einer relativen Öffnung
von F/7,2. Zur leichteren Einstellung war auch für dieses Objektiv eine Einstell-
skala auf der Fassung angebracht.
Es standen somit lediglich durch das Auswechseln der Vorderlinse zwei ver-
schiedene Brennweiten zur Verfügung, eine Annehmlichkeit, die jeder, der auf
Reisen photographiert, wohl zu schätzen weiss.
Nun tritt aber an den Landschafter häufig der Wunsch heran, Objekte zu
photographieren, die wegen ihrer Entfernung zu klein im Bilde erscheinen würden,
wie dies an dem früher erwähnten Beispiel der kulissenartig sich voreinander
schiebenden Bergmassen eintreten würde.
Derartige Fälle, in denen die für eine bestimmte Plattengrösse geeigneten
Brennweiten ein von der Wirklichkeit sehr abweichendes Bild, ein Bild mit starker
perspektivischer Vergrösserung liefern, tritt häufiger auf, als dem ständig nur mit
einem Objektiv arbeitenden Amateur zum Bewusstsein kommt.
Manches schöne Landschaftsbild, bei dem diese Erscheinungen zu stark auf-
treten, musste fallen gelassen werden, oder aber das Resultat enttäuschte gewaltig.
Für derartige Fälle ist nun der Satzanastigmat von grossem Vorteil. Da aber
die Klappcamera auch unter Zuhilfenahme des Fassungsauszugs nicht genügend
Länge für eine Brennweite von 224 bezw. 285 mm besitzt, so führen wir noch ein
Stück ausziehbaren Lederbalgen mit, der, an Stelle der Mattscheibe an der Klapp-
camera befestigt, diese mit einem Handgriff in eine Balgencamera von genügender
Auszuglänge verwandelt.
Dieser Ansatz hat ungefähr die Dimensionen zweier Doppelkassetten, vermehrt
also das Gepäck verhältnismässig nur wenig, während er die Vielseitigkeit der
Camera ganz bedeutend erhöht. Selbstverständlich schliesst die Anwendung des
.Ansatzes in Verbindung mit der weniger lichtstarken Einzellinse die Herstellung
kürzester Augenblicksaufnahmen aus, weil der Spaltverschluss nicht mehr unmittelbar
vor der Platte vorbeigleitet, sondern als RoUtuchverschluss zwischen Objektiv und
Platte wirkt. Immerhin gestattet auch diese Anwendung der Klappcamera noch
Aufnahmen bis etwa Yao Sekunde Belichtungszeit.
Von den für die Handcamera geeigneten Objektiven war bereits das Doppel-
protar wegen seiner grossen Anpassungsfähigkeit hervorgehoben. Von anderen
15. IV. 1908. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 16
123
Typen, die für den vorliegenden Zweck geeignet sind, gibt es jetzt eine so grosse
Anzahl, dass deren Besprechung an dieser Stelle unterbleiben muss. Bemerken
möchte ich noch, dass ich für gar zu grosse Lichtstärke nicht bin. In der Praxis
hat sich auch das Öffnungsverhältnis von ca. F : 7 als vollkommen ausreichend
erwiesen.
(Schluss folgt.)
Kleine Mitteilungen.
Bin neues Teleobjektiv.
Von Vautier - Dufour und Schaer ist, wie das „Photogr. Wochenblatt*
berichtet, ein sehr handlicher Apparat für Telephotographie, dessen Gewicht nur
ca. 5 kg beträgt, konstruiert worden. Das Objektiv soll unter normalen Verhält-
nissen eine Exposition von '/».jo Sekunde zulassen. Die Schärfe und der Detail-
reichtum der Bilder wird sehr hervorgehoben. Der Apparat soll insbesondere für
Ballonaufnahmen und Küstenaufnahmen der Marine gute Dienste leisten.
Eine neue Bromsilber -Modifikation.
Dr. A. Foucaut und G. Foucaut zu Orleans sollen ein Mittel gefunden haben,
um das Bromsilber auch für direkte Kopierzwecke bei Tages- und Lampenlicht
fähig zu machen, und zwar vermittels eines bisher in der Chemie noch nicht be-
kannten Körpers. Genaueres über die Art und Darstellungs weise der neuen Substanz
ist nicht angegeben. Das Aussehen ist dasselbe wie das des gewöhnlichen Brom-
silbers, die Löslichkeit in Fixiernatron ist beträchtlicher. Bezüglich der Strahlen-
wirkung herrscht ein Unterschied, von den roten Strahlen wird der neue Körper
affiziert, von den grünen jedoch wenig.
Die chemische Behandlung, welche bei der neuen Bromsilbermodifikation statt-
gefunden hat, lässt sich auch auf Chlorsilber anwenden. Letzteres wird für Tage.^-
licht empfindlicher, dagegen nicht für unsere künstlichen Lichtquellen.
Das neue Bromsilber lässt sich sowohl direkt auf Papier tragen, als mit
Gelatine oder Kollodium in Emulsion bringen. Das reihe Bromsilberpapier, ohne
Gelatine etc., bedarf unter einem Negativ im Schatten einer Belichtung von 25 bis
30 Minuten. Die Bilder sollen von brillantem Aussehen sein, sie lassen sich auch
mit Gold- und Platinlösungen tonen. Sehr mannigfaltige Farben erhält man auch
durch einfache Behandlung mit Ammoniak-, Alaun-, Citronensäure, Ammoniumnitrat-
Lösungen etc.
M. Londe hat das Foucautsche Bromsilber für Röntgenstrahlen versucht; es
hat sich hierfür weniger empfindlich gezeigt, aber immerhin ergaben sich direkte
Bilder. (Bullet. Soci^t^ Fran<;aise.)
Unterguss für Albumin-Diapositivplatten.
Bei der Selbstherstellung von Albumin-Diapositivplatten (siehe den Artikel S. 35)
bietet das Giessen der Eiweisslösung auf die Glasplatten gewisse Schwierigkeiten.
Es ist hier anzuempfehlen, die zu präparierende Gla,sseite vorher mit Kollodium,
wie es auch bei Pigmentdiapositiven geschieht, zu überziehen. Man giesst zu diesem
Zwecke auf die gereinigte und sauber geputzte Glasplatte iprozentiges Rohkollodium
124
auf, lässt dasselbe nach allen Seiten laufen und den Cberschuss abfliessen. Hier-
nach wird die Platte in destilliertes Wasser gelegt, worin sie so lange verbleibt, bis
das Wasser nicht mehr fettig von der KoUodiumschicht abgestossen wird. Nunmehr
kann die Albutninlösung aufgetragen werden.
,,Riepos-Tardo'«- Papier.
Von Dr. Riebensahm & Posseldt-Berlin wird unter der Bezeichnung
„Riepos-Tardo" ein Entwicklungspapier nach Art des Vclox- resp. Lenta- Papiers in
den Handel gebracht. Die Exposition beträgt je nach der Dichte des Negativs bei
Gasglühlicht in 30 cm Abstand 10 — 50 Sekunden. Für die Hervorruf ung des Bildes
dient ein „Tardos-Spezialentwickler", welcher für den Gebrauch mit der zehnfachen
Menge Wassers verdünnt wird. Auch der Metol - Hydrochinon - Entwickler nach
folgender Vorschrift kann Verwendung finden:
Wasser . 1000 ccm
Natriumsulfit, kryst 50 ^
Metol 2 „
Hydrochinon 6,5 „
ßromkalium 0,5 „
Natriumkarbonat, ehem. rein kryst. ... 120 „
Der Ton der Bilder wird hiermit ein schön blauschwarzer. Wendet man in
diesem Entwickler nur die Hälfte der angegebenen Menge Natriumkarbonat an oder
setzt zu obiger Vorschrift pro \oo ccm 3 — 4'/«,^ Zitronensäure und verdünnt mit
IG Teilen Wasser, so erhäh man braune Töne.
Die Entwicklung für schwarze Töne in den starken Entwicklern setzt fast
momentan ein und ist in 10 — 30 Sekunden beendet Es ist daher in diesem Fall
notwendig, jedes Blatt einzeln hervorzurufen. Die Entwicklung für braune Töne in
den schwachen Entwicklern beginnt nach 30 — 50 Sekunden und ist in 2 — 3 Minuten
beendet. Bei der rapiden Entwicklung empfiehh sich die Anwendung eines momentan
wirkenden Unterbrechers, bestehend aus
Eisessig 10 ccm
Wasser 1000 „
in welchen man die Bilder direkt aus dem Entwickler hineingibt und ca. i Minute
darin lässt. Danach spült man die Kopien unter fliessendem Wasser sorgfältig ab,
fixiert und wässert wie üblich.
Tonbäder für Diapositive.
In „Photographic News" werden einige Modifikationen der bekannten Tonbäder
für Diapositivplatten gegeben. Für die Erzielung tiefblauer Töne dient folgendes
Bild:
Destilliertes Wasser 250 ^'^
Rhodanammonium 3 „
iprozentige Sodalösung 3 „
I prozentige Goldchloridlösung 3 „
Die Lösung soll eine Temperatur von 30° C. haben. Diese Tonungsweise bringt
keine Verstärkung des Bildes hervor.
Für tiefgrüne Töne wird folgendes Rezept empfohlen: Man behandelt die
Diapositive zunächst mit einer Lösung von:
125
\Vas>cr ... 250.0 ^
Oxalsäure» tiacnoxyd ... ... 0.5 ^
Roie> BlutlaugCRaalz ... 0.5 ^
f>>- *;c eine blaue Färbuiur zeigen, hiemai.n :>puit man üjc Platten mit \Va>ser ab
urA bnnxfi *ie dann in eine lJ}r:unz von:
\Va.-5>er 250.00^
Kaliumbichromat 0^5 ^
Zum S hlu-rs werden die Platten gewa»cn.
Für rote Töne wird ein Uranbad wie folgt geaeben:
l^f^unz A: Walser 500^^
Rotes Blutiaugen^alz .... i ,
I>>ung B: \Va.-»er 5^^^
Urannitrat 2 «
Rhodanammonium ... 10 .
Citronen.^äure 2 .
Man mischt gleiche Teile A und B und legt da> Diapositiv hinein. Wenn die
Lichter sirh gefärbt haben, bringt man die Platte nach der \Vä»erung in eine
>< hwar he Sodalö-^ung (i : .soo) und spült dann weder mit Wasser.
Die beiden letzten Tonung-prozes>e veranla»en wie bekannt eine Verstärkung
des Bildes.
Haltbarer Pyro|^allns-Bntwickler.
M. Herv6 gibt im ,,Moniteur de la Photographie" folgende Vorschrift für eine
haltbare PyrolO^ung:
Destilliertes Wasser 100^
Natriumsulfit, kristallisiert*)- . - 12 ^
Pyrogallussäure i2„
loprozentige Citronen>äurelösung ... 10 ,,
Für den Gebrauch werden 3 ccm dieser Lösung mit 40 — 50 ccm Wasser versetzt
und tropfenweise Ammoniak- oder gesättigte Sodalösung wie bekannt zugesetzt.
Obige Lösung soll sich in verkorkter Flasche ein Jahr lang unverändert halten,
selbst wenn die Flasche nicht bis zum Hals gefüllt ist.
Aus dem Notizbuch.
Frühjahrsrevision der Cameras. — Beginn der Ausstellungssaison. — Preis-
gerichtsurteile. — ^Photo-Secession" in Amerika. — Reinliche Scheidung. —
Aufmerksamkeiten der , Photographischen Korrespondenz*.
Nun segeln wir wieder einmal mit einem ganzen Sack voll froher Hoffnungen
in den Frühling hinein; das Vereinsleben, das unseren photographischen Interessen
über den Winter hinweghalf, ebbt langsam ab, und das Reisefieber fängt an zu
rumoren; Unter sotanen Umständen gibt „Amateur-Photographer" seinen Leseni
den guten Rat, Handcameras vor neuerlichem Gebrauch vorerst einer gründlichen
1 ) Der Sulfitgehalt i«5t ein sehr geringer, die Farbe der Negative daher wohl etwas brfiunlicb.
Red.
126
Prüfung von sachverständiger Hand unterziehen zu lassen, da namentlich Moment-
verschlüsse und Wechselmechanismen ein wahres Talent hätten, während des
Winterschlafs in Unordnung zu geraten. Vielleicht wurde die Camera letztmalig an
einem nebligen Herbstabend in Aktion gesetzt, und die damals in der Luft ent-
haltene Feuchtigkeit ist die Ursache zu einer rheumatischen Erschwerung der Ver-
schlussbeweglichkeit geworden. Sehr empfindhch gegen derartige Verschnupf ungen
sind besonders die Schlitzverschlüsse vor der Platte. Einmal ordentlich feucht ge-
worden, laufen sie nicht mehr, oder doch nur bei der stärksten Federspannung
herab, welch letzterer Mangel besonders noch dann begünstigt wird, wenn man
verabsäumt, die Feder nach jedesmaligem Gebrauch wieder abzuspannen. Derart
rappelig gewordene Handcameras übergibt man am besten dem Fabrikanten zu
gründlicher Revision, da namentlich die Reparatur der Verschlüsse die Schulung des
Mechanikers verlangt.
Mit dem Frühjahr hat sich auch pünktlich die Ausstellungssaison angekündigt.
Die Hamburger Freie Vereinigung hat den ersten Trompetenstoss erschallen lassen,
und der tönte, wenn auch nicht frei von Nebengeräuschen, so doch ganz ver-
nehmlich. Die Bilderreihen, die da, von den Reflexen der lustig plätschernden
Alsterwellen umspült, sich dem Auge boten, gaben zu mannigfachen späteren Nach-
denklichkeiten Veranlassung. Vielfach hat die Wahl und Rangordnung dei- 131 Prä-
miierten teils mit Recht, teils mit Unrecht Anstoss erregt. Gegen heimliches Munkeln
ist sehr schwer ankämpfen — besonders da hier das den klaren Blick trübende
Motiv des gekränkten Ehrgeizes mit ins Spiel kommt — und ich fühle mich nicht
berufen dazu. Dennoch, meine ich, sollte man den Preisgerichtsurteilen an sich
nicht solches Schwergewicht beimessen, sintemalen sie kein Gradmesser für die
Leistungsfähigkeiten zu sein pflegen. Im vorliegenden Fall waren hauptsächlich
Maler an der Arbeit, die ihre Aufgabe sehr gewissenhaft nahmen, aber doch viel-
leicht nicht die vollkommene Würdigung der photographischen Mittel hatten. Diese
gehört aber gerade unserer werdenden Lichtbildkunst gegenüber unbedingt zum
vollkräftigen Urteil. Gerade jetzt, wo die Photographie einerseits mit Aufwand aller
Kraft in die freie Republik der Kunst hineinstrebt, andererseits sich hartnäckig und
prinzipiell an die herkömmliche Mechanik klammert, kann man den auf dieser oder
jener Linie liegenden Wert ihrer Erzeugnisse nicht erkennen und festlegen, ohne
sich tüchtig hinter den Kulissen orientiert zu haben. Gewiss ist letzten Endes für
die Bedeutung eines Kunstwerks rein ästhetische Wertung massgebend, aber zur
Beurteilung des Lichtbildes gehört heutzutage, wo in der Photographie die Dinge
so stark im Fluss und schwer zu entwirren sind, die Schätzung der technischen
Mittel.
Im übrigen ist es unverkennbar, dass sich zw^ischen den modernsten Künstler-
photographen und ihren Antipoden, den Bekennern der scharfen, detailtreuen
Photographie aUen Stils, eine immer schärfere Trennung vollzieht. Am klarsten
zeigen das vielleicht die amerikanischen Verhätnisse. Die Amerikaner haben ja be-
kanntlich die kühnsten und umstrittensten Kunstphotographen. Der New -Yorker
Camera-Klub war bereits bekannt für seine modernen künstlerischen Leistungen und
nicht zum mindesten auch durch die Exklusivität seines Organs, der vierteljährlich
in sehr opulenter Ausstattung erscheinenden, von Alfred Stieglitz mit äusserster
Finesse geleiteten „Camera Notes". Und nun geht plötzlich in diesem modernsten
Kreise irgend etwas unter der Oberfläche vor, das sich unserer Kenntnis entzieht;
Stieglitz dankt ab, gründet eine neue, noch verschwenderischer ausgestattete Zeit-
schrift „Camera Work", und eine neue Vereinigung, die „Photo Secession". Dieser
neue Verband hat (nach „Photo Miniature") den Zweck, „alle jene zu vereinen, denen
127
das Gedeihen der künstlerischen Photographie in Amerika am Herzen liegt**, wobei
der Begriff „künstlerische Photographie* im Sinne jener gefasst ist, , welche ihn
zum Gespräch der ganzen photographischen Welt gemacht haben*. Unter den Mit-
gliedern werden neben Stieglitz eine Anzahl der bedeutendsten Kunstphotographen
des Landes genannt: Kaesebier, Steichen, Eugene Reiley, Devens, White,
Dyer\ Watson, Stirling, Bullock, Redfield etc. Die Pflege grösserer und
kleinerer Ausstellungen soll die Hauptaufgabe der neuen Vereinigung sein. Ihr
Organ, das „Camera Work", bringt in seiner ersten Nummer gleich eine ganze
Anzahl auf feinstem Japan gedruckter Heliogravüren nach Originalen von Mrs.
Kaesebier; die Ausstattung des Heftes ist in jeder Hinsicht mustergültig und bei
uns in Deutschland ohne jedes Seitenstück.
Dort in Amerika vollzieht sich eben ganz folgerichtig das, was bei uns viel-
leicht auch in Aussicht steht: die Trennung der Photographie als rein künstlerisches
Ausdrucksmittel von der Photographie als treuer Nachbildner in der Natur zu irgend
einem wissenschaftlichen, praktischen oder vergnüglichen Zwecke.
Beide Anwendungen der Photographie haben innerlich kaum noch Berührungs-
punkte, und aus dieser Discrepanz ergeben sich häufig die humor\'ollsten Miss Ver-
ständnisse. Auch wir können neuerdings wieder über solche quittieren. So beschäftigt
sich beispielsweise die „Photographische Korrespondenz" in ihrer Aprilnummer wieder
in mannigfacher Hinsicht mit unserer Zeitschrift, und obgleich die fortgesetzten
Aufmerksamkeiten der geschätzten Wiener Kollegin die Leitung der „Photographischen
Mitteilungen" mit einem gewissen Wohlbehagen erfüllen könnten, erscheint es doch
angezeigt, einige von dem Ernst ehrlicher Auseinandersetzung, wie von dem heiteren
Spiel witzigen Wortgefechtes gleich weit entfernte Angriffe, die sicherlich nicht dem
geschmackvollen Herausgeber der „Korrespondenz" aufs Konto zu setzen sind, an
dieser Stelle etwas tiefer zu hängen. Herr Dr. Lüppo- Cr am er verwendet, seitdem
er in die Dienste der Schien ssner sehen Trockenplattenfabrik trat, einen Teil seiner
Zeit darauf, den Protokollen des Frankfurter Vereins zur Pflege der Photographie
eine reichlich persönliche Note zu geben (den Mitgliedern jenes Vereins und seinem
verdienten Vorsitzenden, Herrn Prof. F. Schmidt- Karlsruhe, muss zur Beurteilung
überlassen bleiben, ob eine so subjektive, mit persönlichen Bemerkungen oft an-
fechtbarster Art über den Gang der Verhandlungen hinausgreifende Berichterstattung
im Interesse der Vertretung einer Vereinigung nach aussen hin gelegen ist). So
werden auch in dem Protokoll der Märzsitzung einige Neuerungen der photo-
graphischen Technik, noch ehe sie die Probe in der Öffentlichkeit bestehen konnten,
unter kräftigen Seitenhieben des genannten Herrn vermöbelt, und durch das ganze
Skriptum ziehen sich wie ein roter Faden Bemerkungen eines geradezu deprimierend
gequälten Witzes über die Publikation amerikanischer Kunstphotographien in Heft 5
der „Photographischen Mitteilungen". Ein auf photographischem Gebiet bekannter
Schriftsteller, Herr Dr. E.W. Buchner, war aus Darmstadt herübergekommen, um
die Exekution zu vollziehen, und er tat das in äusserst geschmackvoller Manier, indem
er den qu. Bildern u. a. folgende Titel Variationen unterlegte: „Kind mit un-
sichtbarem Apfel", „Dame mit Himmelfahrtsnase", „Miese alte Jungfer mit Palette**,
„Leonore von verschleiertem Negativ". Nachdem er mit seiner ganzen gross-
inquisitorischen Würde erklärt hat, dass diese Bilder „als Anfangsstümpereien eines
Amateurs einfach in den Papierkorb gehörten", stellt er „zu der Bemerkung des
Impresarios der überexponierten ,Julia' auf S. 74, es liege ,etwas Keusches in Ton
und Haltung'", die dem Niveau eines Herrenabends entnommene Anfrage, „was der
Photograph für die Keuschheit seiner Modelle könne".
Diesem Elaborat gegenüber gewinnt nur die Empfindung Raum: wie hat man
128
sich durch eine derart oberflächliche und gehässige „Kritik" der Arbeiten einer
ersten Fachphotographin Amerikas, die ihre Anhänger und Auftraggeber in den
weitesten und besten Kreisen findet, dem Ausland gegenüber wieder einmal benommen!
— Der Gerechtigkeit wegen aber wollen wir doch konstatieren, dass aus unserem
Leserkreise solche Urteile nicht laut geworden sind; hervorragende deutsche Kunst-
photographen haben dagegen dem amerikanischen Hefte vollen Beifall gezollt.
Die „Photographischen Mitteilungen" halten es nicht für ihre Aufgabe, in blindem
Konservatismus alle modernen Bestrebungen auf dem Gebiete der Lichtbildkunst
geflissentlich abzulehnen. Sie halten es für interessant und lehrreich, auch ab und
zu die ernst strebenden jungen Kräfte, deren Leistungen noch umstritten sind, zum
Wort kommen zu lassen. Dass dabei jede Einseitigkeit, jedes Einschwören auf
eine bestimmte „Richtung" vermieden wird, das wird mit der Publikation der weiteren
Hefte klar werden. — Wir freuen uns, dass dieses loyale und tolerante Programm
Anerkennung gefunden hat, und wollen gern darauf verzichten, die allzu grobschlächtig
sich äussernde Missgunst einzelner zu überzeugen, deren Stil- und Redeblüten,
denn doch schon mehr an die Art jener Laienkritiker gemahnen, von denen Wilhelm
Busch so treffend singt:
Sie lockt das zartere Gemüt
Ins anmutreiche Kunstgebiet,
Worüber, wenn man's nicht versteht,
Der Schnabel um so leichter geht.
Lucidus.
Literatur.
Dr. Carl Kaiserling, Lehrbuch der Mikrophotographie. Mit 54 Abbildungen im Text.
Verlag von Gustav Schmidt- Berlin. Der Name Kaiserling ist auf dem Gebiete der wissen-
schaftlichen Photographie wohlbekannt. All seine Schriften zeigen das Streben, den gegebenen
Stoff mit Gründlichkeit und Unparteilichkeit zu behandeln und jede Reklame zu vermeiden. Die
Mikrophotographie ist Kaiserlings Spezialgebiet, er ist eine anerkannte Autorität auf diesem
Felde, und seine Unterrichtskurse an der Berliner Universität erfreuen sich seit Jahren eines
regen Zuspruchs. — Das vorliegende Lehrbuch behandelt die Mikrophotographie in ihrem ganzen
Umfange. Nach einem allgemeinen optischen Teile werden die verschiedenen Beleuchtungs- sowie
VergTösserungsapparate und die praktische Herstellung von Mikrophotogrammen besprochen ;
hieran schliesst sich eine kurze Anweisung ober die Handhabung der benötigenden photo-
graphischen Prozease, wie das Entwickeln, Kopieren, Anfertigung von farbigen Bildern. Über
alle Fragen, welche das Gebiet der Mikrophotographie berühren, gibt das Kaiserlingsche
Lehrbuch erschöpfenden Aufschluss, so dass dasselbe allen Freunden der Mikrophotographie ein
zuverlässiges Ratgeber sein wird. P. H.
Dr. Lüppo-C ramer, Die Trockenplatte, ihre Eigenschaften und ihre Behandlung in der
photographischen Praxis. Mit 6 Tafeln. Verlag von Gustav Schmidt- Berlin. Der Verfasser
ist seit Jahren in Trockenplatten-Fabriken tätig und ist daher mit unserem Hauptnegativraaterial
wohl vertraut. Er bespricht in dem vorliegenden Werke die Bestimmung der Lichtempfindlichkeit,
den Schleier, die Gradation, die Entwicklung, die Fixierung, das Auswässern, Verstärken und
Abschwächen der Negative sowie die farbenempfindlichen Platten. Sowohl der Fachmann als der
Amateur wird das Buch mit grossem Nutzen studieren, manche Ratschläge werden ihnen sehr
willkommen sein, vor allem werden sie einen vortrefflichen Überblick über den Stand unseres
modernen Negativprozesses erhalten. P. H.
Ottomar Anschütz, Die Photographie im Hause. IL Teil. 2. Abteilung. Moment-, Land
Schafts- und andere Aufnahmen. Verlag von Ottomar Anschütz, Berlin.
Das Büchlein orientiert in gedrängter Kürze über die Anfangsgi-ünde der im Untertitel ge-
nannten Gebiete, wobei Oberall die jetzt bei den Amateuren so beliebten Handcamera-Aufnahmen
129
in den Vordergrund gestellt sind. Eine Reibe seiner bekannten, auch beut nocli unObertroffenen
Tieraufnahmen hat der Verfasser dem Texte eingefügt. Zum Beschluss werden kurz Architektur-
Interieur-, Gemäldeaufnahmen und etwas eingebender die Aufnahmen mit kOnstlicbem Lichte be-
handelt. — Der Text ist überall, wo es nottut, durch instruktive Illustrationen unterstützt. L.
Kupferdruck-Künstler-Karten in Heliogravüre, herausgegeben von G. Heuer & Kirmse,
Graphische Kunstanstalt, Berlin.
Die Industi'ie der illustrierten Postkarten hat in den letzten Jahren einen ungeahnteil Auf-
schwung genommen. Erfreulicherweise aber ist man dazu gelangt, die Banalen, dem allgemeinsten
Geschmack angepassten Erzeugnisse mehr und mehr durch Reproduktionen von künstlerischem
Anstrich zu ersetzen. Zur Kategorie dieser QualitAtskarten gehören die vorliegenden. Die an-
sprechenden Sujets sind dem Gebiete der Malerei und Skulptur entnommen, die Heliogravüre-
Ausführung ist durchgehend sauber und vornehm. L.
Marcel Molinie, Comment on obtient un Gliche photographique. Verlag von Gauthier-
Villars, Paris. Dieses Bfindchen behandelt die Theorie und Praxis der Entwickelung des
Negativs.
Ferner gingen uns zu:
Paul Darby, La Photographie au Charbon. Verlag von Gauthier -Villars, Paris.
Herbert Silberer, Anleitung zum Gummidruck. Separatabdruck aus der .Allgemeinen
Sport- Zeitung", Wien.
Illustrierter Katalog der Kunst-photographischen Ausstellung 1900 zu Hamburg, ver-
anstaltet von der Freien Vereinigung von Amateur-Photographen zu Hamburg.
Jahresbericht der Dresdner Gesellschaft zur Förderung der Amateur-Photographie.
Patent-Nachrichten.
Anmeldungen.
57a. K. 22 773. Photographische Camera in Form eines Stockgriffs. Emil Kronke, Dresden,
Lindenaupl. 1. — 25. 2. 02.
„ M. 18 797. Plattenpackung, bestehend aus einer den Plattenstapel umschliessenden, in einen
einseitig offenen Kasten eingeschobenen Zarge. Dr. Karl Michaelis, Charlottenburg,
Knesebeckstr. 25. — 27. 10. 00.
57b. K. 21 729. Pigmentfolien. Neue Photographische Gesellschaft, Akt.-Ges., Steglitz
b. Berlin. — 8. 8. 01.
57 c. H. 27 931 . Kopierrahmen mit abnehmbarem oder abklappbarem und gegen seitliche Ver-
schiebung gesichertem Pressdeckel. Albert van Hoorn, London; Vertr. : R. Deissler,
Dr. G, Döllner und M. Seiler, Berlin NW. 6. — 14.4. 02.
57 d. Seh. 19 763. Raster für Autotypie. Arthur Schulze, Berlin, Wilhelmstr. 10. —
31. 10. 02.
57 a. H. 28 316. Vorrichtung zur Herstellung von Aufnahmen sowohl in Hoch- als auch in
Querformat mit solchen Magazincameras, bei welchen sich unter der Camera ein Behftltcr
für die belichteten Platten befindet. Herbert E. Hickox, Great Yarmouth, Engl.; Vertr.:
A. Specht, J. D. Petersen und J. Stuckenburg, Hamburg 1. — 4. 12. 01.
57b. F. 16 271. Verfahren zum Entwickeln des latenten photographischen Bildes. Farbwerke
vorm. Meister Lucius & Brüning, Höchst a. M. — 6. 5. 02.
57a. E. 8774. Objektivverschluss mit zwei gegeneinander schwingenden Drehschiebern. Fa^
Heinrich Erncmann, Akt.-Ges. für Camera-Fabrikation, Dresden. — 31. 10. 02.
Erteilungen.
57a. 141 127. Magazin für photographiscbe Platten. George Nicholas Pifer, Cleveland. —
22. 7. 02.
57a. 141 581. Vorrichtung zum Halten und Andrücken von Kassetten. Dr. R. KrOgencr,
Frankfurt a. M., Mainzer Landstr. 87/89. — 20. 4. 02.
„ 141 582. Scherenartig verbundene Spreizen für Flachcaraeras. Dr. R. Krügen er, Frank-
furt a. M., Mainzer Landstr. 87/89. — 20. 4. 02.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanneke in Berlin.
Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin — Druck von Gebr. Unger in Berlin.
130
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< . .«ibün. \'- '.-4.' v»>n riauthit;r-V il I w, P.t:i>..
'1 • •.'' d»t,»'k ^t'|»..i atalulnick au« tiir „Aiit:»'nu'i i«"»
* * . i rn .h.. n Aui»stellung 1900 zu Hamburg. \ir.
i'" ■' ".•? ii.Ikii zu Hamburii.
*..fT .'Vif Pvfd^-rung der Amateur-Photograpbie.
I\';?c'.u-Naclirichten.
Xniiii ^tiiiiitcti.
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'Mi, Hr»(hst a.M. --■ 6. 5. 02.
'\\<'i ji^(urn(inaij(l< r sch\vinv:ciuU'n !>:« I1-. hit l.t-r.i. F.i
' .• ( iHMrr.i-Fahrikati.uj. [)ic-dcn. — <I lo "J
lirteilungen.
.S7a. 141127. Mij./M. •• ' p'..' ,' ' :.- rMttc.n. (icor^'C Nichola< l'.'t-r. ' '. viland
22. 7. 02.
51i\. 141 581. Vurri« lit .1»; ,iii. '• • u .:i'l Apln'k-kcn von Ka^^sottcn. I >j i\ K'UL-<*iit '.
Frankliirt a. M., M, •../»: l .. ■■ t- i > o. _- 20 4. 02.
„ 141582. SchcrciKiitiü \r]\- i..' .'• ^piti/.«'n für Flarli«anHMa*<. I>t. R K' :,♦ :mj. Fi.i.k
fürt a. M.. iMainzcr I.;rn.N:r. h - - 20. 4. 02.
Für dii" k«iliik. '. \ < --ariiw örtlich: F Hannekc in Hr'rhn
V»'rlag von (Jtisia\ Schmidt (vorm i<..».in i>p|M'i)h«Miiu Borlin ~ Druck von ' it-br ^ n^or in BitHh
130
K , Flacker, Ko pciilutgt-*j i .
Pigmentdrucke in richti^icr Stellung
mittels einfachen Übertrags.
Bei dem Pi^mentprozess erliält man bekanntlich mfolf^e des zur Kihaltun^
der Halbtöne notwendigen Übertragne ns des Bilden seitenverkehrte Kopien.
Ufa Bilder in richtiger Stellung zu erhalten, ist es erforderlich die Drucke
nochmals auf eine neue Unterlage zu übertragen. Sind die Aufnahmen auf
dünnen Films gemacht worden, ^o kann man sich den doppelten Übertrag
ersparen, indem man beim Kopieren die Films verkehrt, mit der Schichtseite
nach aussen, in den Rahmen legt.
Von H. W. Vo^^eP) wurde bereits vorgeschlagen, um Pigmentbilder
ohne Übertrag mit vollkommener Erhaltung der Halbtöne zu erzielen, die
Pigment Chromatgelatincschicht von vornherein auf eine durchsichtige h" lache
wie Kollodium aufzutragen und dann unter dem Negativ von der Rückseite,
also durch die Kollodiumschicht, zu beUcIitcn. Man erreicht so Pigment-
kopien auf Kollodium - Unterlage in seitenverkehrter Stellung. Die Neue
J* holographische Gesellschaft- Steglitz hat nun diesen Weg verfolgt,
um Pigmentpapierkopien in richtiger Stellung ohne doppelten Übertrag zu
trrhaUen.
Es werden dünne Celluloidfülien mit Gelattne-Pigmentschichten überzogen.
diese dann sensibilisiert, unter einem Negativ. Celluloid.seite an Xegativschicht
1) Vo^, Da* Pigmcntverfnhren, Seite 9,
IT
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gelegen, belichtet, nach-
her in warmem Wasser
entwickelt, und schliess-
lich wird das Pigmentbild
auf gewöhnliches Über-
tragspapier etc. in der
üblichen Weise über-
tragen.
Es unterliegt keinem
Zweifel, dass hierdurch
dem Pigmentprozess, so-
fern es sich um die Her-
stellung seitenrichtiger
Kopien auf Papier etc.
von Glasnegativen han-
delt, eine praktische
Vereinfachung geboten
wird. Wie wir schon
berichtet haben (siehe
Seite 1 30) sind die neuen
Pigmentfolien von der
N. P. G. zum Patent an-
gemeldet worden.
Celluloidfolien bil-
den, wie aus dem Ne-
gativprozess allgemein
bekannt, ein vortreff-
liches Unterlagsmateriai,
vorausgesetzt, dass dieselben möglichst glasklar, frei von Kratzern und
Schrammen sind. Allerdings verteuern sich durch die Benutzung der Celluloid-
unterlage die Pigmentkopien wesentlich, so dass allein aus diesem Grunde
der doppelte Übertrag aus der Praxis nicht ganz verschwinden wird. Für
Reproduktions-Anstalten, welche Pigm.entkopien von Ölgemälden, Skulpturen
etc. in grösserer Auflage fiir den Handel herstellen, wird es im übrigen vor-
teilhafter bleiben, sich verkehrter Negative, erhalten durch Anwendung eines
Prismas resp. abziehbarer Platten bei der Aufnahme, zu bedienen.
Für den Amateur, bei welchem Massenauflagen nicht in Frage treten,
auch der Kostenpreis keine so grosse Rolle spielt, wird die Neuerung der
N. P. G. willkommen sein. Sobald uns von den Pigmentfolien Proben vor-
liegen, werden wir auf deren Eigenschaften näher zu sprechen kommen.
Der Pigmentdruck zählt sicherlich zu unseren schönsten Kopierprozessen,
er bietet uns nicht allein eine grosse Auswahl in den Farben, sondern er
lässt auch in der Art der Bildunterlage den weitesten Spielraum zu. Wir
können Pigmentdrucke nicht nur auf die verschiedensten Papiersorten über-
N. Fischer, Kopcnliagen.
132
tragen, sondern auch auf Glas (Diapositive), Metall, Elfenbein, Holz etc. Von
grosser Wichtigkeit ist ferner der Pigmentprozess für die Erzeugung von
Duplikatnegativen, sowie für gewisse Pressendrucke, wir erwähnen hier nur
die Heliogravüre. Das Anwendungsgebiet des Pigmentprozesses ist jedenfalls
ein sehr ausgedehntes, wie es wohl kaum ein anderes photographisches
Verfahren aufweist. P. H.
Zu unseren Bildern.
Wir machen unsere Leser heut mit den Bildern eines bisher wenig her-
vorgetretenen dänischen Photographen — Niels Fischer aus Kopenhagen —
bekannt. Er gehört zu jenen bildungsfähigen Fachleuten, die den Spuren
der modernen Bewegung folgten, dabei aber massvoll sich in jenen Grenzen
haltend, innerhalb deren das Publikum für die künstlerischen Bestrebungen
im Lichtbild wohl am leichtesten zu gewinnen ist. Ich glaube nicht fehl zu
gehen, wenn ich sage, dass die Art des Skandinaviers unserem deutschen
Empfinden näher liegt als so manche andere Manier, die uns aus dem Aus-
lande kommt und bei der das Hauptgewicht auf eine formale äusserliche
Eleganz oder ein technisches Raffinement gelegt ist. — Freilich sind seine
Bilder mitunter herbe, ja beinahe ein wenig eckig, doch haben sie uns fast
immer etwas zu sagen, das
über die gewöhnliche Selbst-
verständlichkeit der Photo-
graphie hinausgeht. Am
besten ist Fischer da, wo
er die Natur einfach und
schlicht sprechen lässt, ohne
ilir besondere Gedanken unter
zulegen. So sind seine äusserst
ruhig, ohne alle Pose aus der
Natur herausgenommenen Por-
träts sehr lebensvoll und
sprechend. Auch der alte
Herr, der beim Lampenschein
seine Tagesneuigkeiten liest,
ist prächtig charakterisiert ;
der Ausdruck des Gesichtes,
die Haltung und namentlich
die Lage der Hände ist sehr
gut Der BeleuchtungsefTckt
ist hier einmal sehr über-
zeugend gelungen; das Haupt-
licht geht wirklich von der
N. Fischer, Kopenhagen.
V^or der Haustör.
133
Lampe aus. Die
meisten Amateure
wissen nicht, dass
man besonders bei
Gasglühlicht und
Bogenlicht , nicht
zu weit von der
Lichtquelle entfernt
und selbstverständ-
lich unter genügen-
der Aufhellung der
Schatten durch
Tücher oder Spie-
gel, sehr gut Por-
trätaufnahmen
machen kann, die
dann viel male-
rischer in der Be-
leuchtung sind als
die Aufnahmen bei
Blitzlicht, weil man
bei letzterem den
Lichteffekt nicht
vorher sehen und
beurteilen kann. —
Den Porträts gegen-
über wirkt das
Genrebild »Reverici
und schliesslich
auch das sonst im
Licht reizvolle Freilichtporträt etwas zurechtgesetzt und weniger frei. Wohl
die beste Leistung sind die in den Dünen weidenden Schafe, welches
Bild wir in Heliogravüre wiedergeben. Es macht eine sehr bildmässige
Wirkung, obschon es lediglich ein geschickt erfasster Moment ist, der ziem-
lich treu durch die Photographie reproduziert ist, ohne dass daran nach-
träglich viel verändert, hinfortgenommen oder hinzugetan wäre. Das Bild
zeigt sehr gut, dass sich in der Natur Scenen finden, die ohne jede Zutat,
rein photographisch wiedergegeben, bildmässig wirken. — Die feinen Ton-
verhältnisse, welche einen Hauptreiz des Originals ausmachen, sind in der
etwas härteren Reproduktion nicht ganz herausgekommen. Auf dem Kohle-
original sind die zarten Abstufungen des ganzen Bildes eingebettet in einen
gedämpften Ton, aus dem nur die Kämme der im Mittelgrunde rauschenden
Wellen als höchste Lichter hervorleuchten. Das gibt dem Bilde eine feine
Stimmungsnote, und man kann es angesichts solcher Leistung nur bedauern,
N. Fischer, Kopciihajjeii.
Selbstbildnis.
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dass auf die Wiedergabe der Tonverhältnisse, die in der die Photographie so
Reizvolles geben kann, im allgemeinen wenig Wert gelegt wird, und dass
die Landschafter die farbenempfindlichen Platten meist nur vom Hörensagen
kennen.
Zeigt das letztbehandelte Sujet, wie trefflich sich die feine Detailarbcit
der Photographie auch zu bildmässiger Wirkung verwenden lässt, so gibt die
Londoner Tovverbridge ein sehr sprechendes Beispiel dafür, wie unter ver-
änderten Umständen auch eine andere Arbeitsweise bezw. Anwendung: der
N. Fischer, Kopenhagen.
„Rßverie."
photographischen Mittel am Platze ist. Dort ein in klarer Seeluft stehendes
Bild, in jener geklärten, dunstfreien Atmosphäre, die dem schweifenden Auge
das Erkennen aller Einzelheiten bis in die Ferne hinein gestattet — , hier
eine trübe Stimmung im nebligen London, eine mit Feuchtigkeit gesättigte
Luft, in der die Konturen der Dinge verschwimmen, welche die Details schon
in geringer Entfernung .mit einem Nebelvorhang verdeckt. Im letzten Falle
wäre es unverständlich, wenn der Photograph, der solche Stimmung wieder-
geben will, sich bemühte, durch den Prozess das Neblige der Luft, das Ver-
schleierte der Gegenstände und Gestalten aus dem Bilde herauszubringen;
wir werden ihm aber keinen Verrat an der Photographie vorwerfen dürfen,
wenn er, um das Charakteristische der Naturstimmung zu gesteigertem Aus-
druck zu bringen, die Art der Aufnahme und den Positivprozess so einrichtet,
135
dass die Details noch ein wenig mehr unter-
drückt, die Konturen und namentlich der
Körper der entfernteren Dinge noch um einen
Grad weicher und unbestimmter erscheinen.
Das hat Fischer bei dem vorliegenden Bilde
der Towerbridge getan, und wenn man sich
nur einmal von dem Gedanken losmacht, dass
eine Photographie unter allen Umständen haar-
scharf und detailliert sein muss, so wird man
zugeben müssen, dass hier die atmosphärische
Wirkung bei einer solchen Nebelstimmung
vorzüglich wiedergegeben ist. Der Grain
freilich des gerippten Positivpapiers, das der
Autor zur Unterstützung der geschlossenen
Wirkung, der flimmernden Luftwiedergabe
wählte, wird auf dem glatten Reproduktions-
papier immer etwas unmotiviert erscheinen
müssen.
Ich bin in der Parallele dieser beiden Bilder etwas ausfuhrlicher geworden,
weil es mir daran lag, hier an einem mir treffend scheinenden Beispiel zu
zeigen, dass die Mittel, die uns die Photographie gibt, je nach der Natur-
stimmung, die wiedergegeben werden soll, in verschiedener Weise angewendet
werden dürfen Mir scheint aus solcher Vergleichung hervorzugehen, dass
man einzig danach fragen darf, ob ein Stück Natur zu gutem, sinnfälligem
Ausdruck gebracht ist, dass man aber nicht einseitig Regeln über scharfe
bezw. unscharfe Bildgebung aufstellen sollte.
In den drei kleinsten Bildern, welche wir reproduzieren, sucht Fischer
in amüsantem Spiel alte und neue Meister der Malerei zu kopieren. Der
Herr mit der spiegelnden Brille soll Rembrandt, die Hofscene mit den
drei Holländerinnen Pieter de Hooch und das Mädchen an der Treppe mit
dem Schutenhut der Kate Greenaway nachempfunden sein. Solche Ver-
gleiche müssen der Photographie gefahrlich werden; schauen wir uns daher
das im Licht reizvolle kleine Porträt und die gefällige Genrescene lieber
ohne den Seitenblick auf so erlauchte Beziehungen an. F. L.
N. Fischer, Kopenhagen.
Die Handcamera.
Von.Ferd. Nicolai.
(Schluss von Seite 124.)
Schwer zu iöseii ist die Frage, welches Negativmaterial und welche Wechsel-
vorrichtung für die Ilandcamera am praktischsten zu verwenden sei. Für das Arbeiten
zu Haus oder auf kleineren Ausflügen, wo es sich nur um eine begrenzte Anzahl
von Aufnahmen handelt, wird sich die Platte in Doppelkassette oder in einer sorg-
fähig gearbeiteten Magazinkassette wohl kaum verdrängen lassen. Wenn es sich
136
jedoch bei dem Amateur um Aufnahmen in grösserer Zahl handeh, wie z. B. auf
Reisen, besonders auch auf Radtouren, da ist es unbequem, eine grössere Anzahl
Kassetten und Reservematerial mitzuführen. Sein Plattenmaterial aber unterwegs in
unbekannten Handlungen zu ergänzen, stellt das ganze Resultat, alle aufgewendeten
Mühen und Kosten in Frage.
Die als Plattenersatz bei Amateuren sehr in Aufnahme gekommenen Tages-
lichtspulen bieten hinsichtlich des Belichtens und Auswechseins die denkbar grösste
Bequemlichkeit, und seitdem auch erste deutsche Fabriken sich mit der Her-
stellung eines guten Filmmaterials und zuverlässig arbeitender Rollkasetten be-
fassen, hat die Verwendung von Rollfilms eine recht grosse Verbreitung gefunden.
Die Klagen über fehlerhaftes Material haben bedeutend nachgelassen; auch die
Gewähr für die Haltbarkeit der Filmspulen, welche sich in den ersten Zeiten auf
6 Monate beschränkte, ist ausgedehnt worden. Die Aktiengesellschaft für Anilin-
fabrikation hat im verflossenen Jahre die Grenze auf 9 Monate gesetzt, und in-
zwischen hat diese Fabrik ihr Herstellungsverfahren noch mehr vervollkommnet, so
dass sie in Zukunft einen Termin, bis zu welchem die Spulen entwickelt sein
müssen, gar nicht mehr anzugeben beabsichtigt, indem angenommen wird, dass
Filmspulen innerhalb eines Jahres zur Verarbeitung gelangen; mit dieser Einrichtung
würden sich auch für die Händler grosse Erleichterungen ergeben. Kleine Un-
bequemlichkeiten sind bei dem Verarbeiten von Rollfilms allerdings nie zu ver-
meiden, sie liegen eben in der Natur des Materials, das eine andere Behandlung
verlangt als Glasplatten.
Wer das absolut sichere Arbeiten, wie es die Platte ermöglicht, nicht aufgeben,
aber auch die wesentlichen Vorzüge des
Films geniessen will, muss sich der Ver-
wendung von Planfilms zuwenden.
Dieses auf ungefähr 0,25 mm starken
Celluloidfolien hergestellte Negativmaterial
verhält sich in der Verarbeitung fast
genau so wie die Glasplatte, ist aber -un-
zerbrechlich und so leicht und kompendiös,
dass 10 Dutzend Planfilms in geeigneter
Verpackung etwa einem Dutzend Platten
entsprechen. Ein weiterer Vorzug ist es,
dass die Negativschichten auch als ortho-
chromatische hergestellt werden können,
was für den Landschafter von grossem
Wert ist. Allerdings steilen gewisse Fabri-
kanten von Rollfilms, z. B. Schleussner-
Frankfurt a. M., auf Wunsch auch diese
mit farbenempfindlicher Emulsion her.
Es ist bekannt, dass Celluloid nach
längerer Zeit schädlich auf die Negativ-
schicht einwirkt; bei den Isolarfilms der
Anilingesellschaft ist diese Einwirkung
durch Einschieben einer unempfindlichen
Schicht aufgehoben. Selbst in den Tropen,
wo bekanntlich an die Haltbarkeit des
Negativmaterials die grössten An-
forderungen gestellt werden, haben sich N. Fischer, Kopcnhai^cn. An der Treppe.
137
die orthochromatischen Isolar-Agfafilms vorzüglich bewährt. Auch die Wechsel-
vorrichtung bietet bei Verwendung von Planfilms keine besonderen Schwierigkeiten,
da diese steifen Folien schon in gewöhnlichen Plattenkassetten verwendet ^verden
können, wenn sie eine Versteifung durch geeignete Filmhalter erfahren.
Wer jedoch viel mit Filmfolien zu arbeiten gedenkt, sollte die der Firma
A. Stegemann patentierten, ausschliesslich für diesen Zweck hergestellten
Filmkassetten verwenden. Filmhalter in gewöhnlichen Doppelkassetten bedingen
nämlich eine geringe Fokusdifferenz. Bei den Stege mann sehen Filmkassetten,
welche sowohl als Doppelkassetten wie auch als Wechselkassetten zu 12 bczw.
24 Folien hergestellt werden, ist dieser Fehler vollkommen ausgeschlossen; ausser-
dem zeichnen sich diese Kassetten, ihrer Bestimmung entsprechend, durch sehr
geringen Umfang aus.
Wie der Name Handcamera besagt, soll dieser Apparat ein Stativ entbehrlich
machen. Er kann dies auch, so lange man mit guten Objektiven und unter günstigen
Verhältnissen arbeitet. Dennoch wird der gewissenhafte Photograph das Stativ
nicht ganz entbehren wollen, obgleich man sich bei längeren Zeitaufnahmen in
vielen j^ällen dadurch helfen kann, dass man den Apparat auf einen vorhandenen
festen Gegenstand auflegt und mit dem Deckel belichtet oder aber den Verschluss
auf seine geringste Geschwindigkeit spannt. Leider besitzen sehr viele Schlitz-
verschlüsse die unangenehme Eigenschaft, bei ganz geringer Spannung, sehr unr^el-
mässig zu funktionieren oder auf halbem Wege stehen zu bleiben. Für der-
artige längere Belichtungen bewährt sich u. a. der Lew iaso husche Doppelrolltuch-
verschluss auf das beste, weil derselbe vermöge seiner eigentümlichen Brems-
vorrichtung so langsam, ruhig und gleichmässig herabgleitet, dass sich Zeiten von
mehreren Sekunden ohne
Erschütterung erzielen
lassen.
Sehr geringe Sorgfalt
wird vielfach auf die Un-
terbringung der photo-
graphischen Ausrüstung
verwendet, obgleich Nach-
lässigkeiten nach dieser
Richtung zu empfindlichen
Schädigungen führen und
auch das bequeme Arbeiten
sehr beeinträchtigen
können. Vielfach werden
Handapparate noch mit
einer unnötigen Menge von
glänzenden Beschlägen ver-
sehen, auch befinden sich
vielfach die wichtigsten
und empfindlichsten Metall-
leile des Verschlusses so
ungeschützt ausserhalb der
Camera, dass auf eine
sorgfältige Unterbringung
besonderer Wert gelegt
N. Fischer, Kopenhagen. werden muss. Staub und
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Feuchtigkeit sind auf Reisen
die grössten Feinde der pho-
tographischen Utensilien.
Am besten dient dem
Schutz des Apparates und
der Wechselvorrichtung
ein steifer Ledertornister,
dessen Verschlussklappe
an allen Seiten überragt.
Der Radfahrer, der während
der Fahrt photographieren
will, ohne den Tornister
vom Rad abnehmen zu
müssen, lässi die Tasche
so herstellen, dass sie seit-
lich aufgeklappt wrerden
kann, und befestigt sie
dann an dem Verbindungs-
rohr. Hier hindert sie
nicht und erhält die wenig-
sten Erschütterungen. Der
Tourist trägt nach meinen
Erfahrungen seinen Appa-
rat am besten abwechselnd-
in der Hand oder über einer
Schulter; das anhaltende
Tragen auf dem Rücken
wird bei anstrengenden
Märschen in grosser Hitze
äusserst lästig.
-^
•p
L
l4/^^
1* .
0 -
N. Fischer, Kopenhagen.
Frcilichtporti-ät.
Über lichtstarke Änastigtnate.
Von K. Martin -Rathenow.
Im zweiten Novemberheft der „Photographischen Mitteilungen" Jahrgang 1902,
S. 349 u. f. hat Herr P. Baltin-Friedenau, dessen Urteil in photographischen Fragen
ich auf Grund längerer, persönlicher Bekanntschaft besonders anerkenne und schätze,
einen Artikel über „Einige Schattenseiten der modernen lichtstarken Anastigmate"
geschrieben. Ich verkenne durchaus nicht, dass die dort erhobenen Bedenken nicht
ganz der Begründung entbehren, dennoch — glaube ich — hat Herr Bai t in etwas
zu schwarz gesehen, wenn er vor einer zu allgemeinen Anwendung der lichtstarken
Anastigmate warnt. Der Zweck dieser Zeilen ist denn auch weniger der, die
dort erhobenen Bedenken zurückzuweisen, als vielmehr eine zu tragische Auf-
fassung derselben in den mit der Sachlage nicht gänzlich vertrauten Kreisen zu
verhindern.
Ich will hier gleich von gewissen Nachteilen lichtstarker Systeme- sprechen,
die im bescheidenen Grade tatsächlich vorhanden sind, wobei sich aber in den
meisten Fällen zeigen wird, dass dieselben nicht entfernt so störend sind, als es
vielleicht im ersten Augenblick und bei einseitiger Betrachtung den Anschein hat
1. V. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
18
139
Naturgemäss besitzt ein Objektiv von grösserer relativer Öffnung eine geringere
Tiefe als ein solches von kleinerer relativer Öffnung, und demzufolge rächen sich
Einstellungsfehler bei jenem beträchtlich merklicher als bei diesem durch entsprechende
Unscharfe im Bilde. Man ist daher genötigt, bei Verwendung von Objektiven
grösserer Öffnung etwas sorgfältiger einzustellen als sonst, ein Nachteil, der auch
durch korrekte Einstellungsskalen am Objektiv oder an der Camera nicht immer
ganz vermieden werden dürfte. Dieser Übelstand ist nicht abzuleugnen, muss aber
— wohl oder übel — mit in den Kauf genommen werden, wenn die grosse Licht-
stärke des Objektives durchaus gebraucht wird, wie z. B. bei schnellen Moment-
aufnahmen und bei Porträts im Atelier resp. Zimmer; in denjenigen Fällen jedoch,
wo bei guter Beleuchtung des Objekts die Tiefenzeichnung des lichtstärkeren In-
strumentes nicht genügt, um die verschiedenen Bildpartien im Vorder- und Hinter-
grunde gleichscharf abzubilden, kann man — wie auch Herr Baltin erwähnt — sein
Objektiv einfach auf das nötige Mass, z. B. F : 8 abblenden und hat nun an Lichtstärke
und demnach auch an Tiefe das Gleiche, was ein anderes Objektiv mit der Maximai-
Öffnung F:8 leistet.
Ein weiterer Nachteil lichtstarker Anastigmate wird in den natürlich grösseren
Dimensionen derselben gefunden, wodurch einmal das Gewicht etwas erhöht und das
andere Mal die Verschiebbarkeit des Objektivbrettes oft etwas beeinträchtigt wird. —
Auch diese Umstände sind nicht so störend, wie man vielleicht annehmen könnte. Ein-
sichtsvolle Firmen tragen den Bedenken gegen den ersteren Nachteil einfach dadurch
Rechnung, dass sie die Fassungen ihrer Objektive aus einem weniger schweren Material
herstellen; u. A. fertigt z.B. die Rathenower Optische Industrie- Anstalt vorm. Emil
Busch A.-G. die Anastigmate ihrer beiden Serien II und III mit den relativen
Öffnungen F : 5,5 und F:7 in Nickelaluminium an, eine Legierung, welche die
Leichtigkeit des Reinaluminiums mit der Widerstandsfähigkeit guten Messings verbindet
und sich überdies ebensogut wie Messing bearbeiten lässt. Dadurch w^ird ganz
erheblich an Gewicht gespart.
Der andere Übeistand ist für manche Cameras entschieden vorhanden, wird aber
für alle diejenigen Handcameras (Plattengrösse meist 8 X 10 oder 9 X 12 rjw),
deren Objektive gleich in Verschlüsse montiert sind (und das sind eine grosse Zahl),
nicht fühlbar werden. Die Dimensionen dieser Verschlüsse (Unicum-, Automatic-
etc. Verschluss) sind so gewählt, dass auch lichtstärkere Anastigmate für Platten-
grösse 9 X 12 hineinmontiert werden können.
Wenn ferner den Systemen grösserer Öffnung ein geringerer Winkel nach-
geredet wird, so muss man sich andererseits auch fragen, ob denn der grosse Winkel
eines Objektivs überhaupt unter allen Umständen ein solcher Vorteil ist, wie es von
manchen Seiten dargesteUt wird. Es ist ja vom kaufmännischen Standpunkt aus
betrachtet durchaus gerechtfertigt, wenn eine Firma — unter Hinweis auf den
ausreichenden Bildwinkel irgend eines ihrer Typen — in ihren Ankündigungen sagt
(und das ist erst neuerdings wieder geschehen), „bei Verwendung meines Anastig-
maten kannst du eine 9 X 12 Platte schon mit einer so und so langen Brennweite
auszeichnen, und wenn der andere Fabrikant dir für dieselbe Plattengrösse eine
längere Brennweite empfiehlt, dann ist sein Objektiv eben weniger leistungsfähig
und ausserdem kaufst du bei mir das an sich kleinere aber doch zureichende
Objektiv doppelt billig". — Man darf nun aber doch in solchen Fragen nicht Banause
sein und muss die Sache auch von einem anderen Standpunkt aus betrachten; es
ist ja schon verschiedenfach von kompetenter Seiten darauf hingewiesen worden, -
dass eine Objektivbrennweitc gleich der langen Plattenseite etwas sehr kurz ist und eine
oft unschöne Perspektive zeitigt. Wenn nun ehi lichtstärkeres Objektiv einen
140
geringeren Bildwinkel besitzt, so wird dies vielleicht für manchen einsichtigen
Amateur ein Grund mehr sein, eine etwas längere Brennweite zu wählen und das
wird für seine Bilder in den meisten Fällen von Vorteil sein. Ich möchte mich
aber natürlich gegen die Unterstellung verwahren, als sähe ich in dem geringen
Bildwinkel eines Objektives geradezu einen Vorteil; das ist selbstverständlich nicht
der Fall.
Da gerade gegen die unnötige Verwendung lichtstarker Anastigmate an Hand-
cameras Bedenken erhoben worden sind, so scheint mir die Bemängelung der —
allerdings nicht ganz gleichwertigen — Qualität der Hinterlinse lichtstarker Systeme
ziemlich unb^ründet, da die meisten Handcameras — ihres zu kurzen Auszugs
wegen — die Verwendung der Hinterlinse überhaupt nicht gestatten. — Der Fall,
dass ein Amateur das Objektiv seiner Handcamera gelegentlich abschraubt, um es
an einer anderen Camera zu benutzen, dürfte nicht sehr oft vorkommen; — die
Preise guter Anastigmate sind auch heute derart niedrig, dass jeder, der sich den
Luxus einer zweiten Camera gestattet, auch sicherlich die Kosten für 2 Objektive
nicht scheuen wird, eines lichtstarken für Moment-, Porträt- etc. Photographie und
eines lichtschwächeren für Aufnahmen unter grösserem Winkel.
Wenn in der getrennten Linsenanordnung lichtstarker Anastigmate ein Nachteil
erblickt wird, so muss zunächst bedeutet werden, dass es ja auch relativ hchtstarke
Anastigmate mit verkitteten Systemhälften gibt.
Das von Herrn Baltin erwähnte Beschlagen der unverkitteten Linsenflächen
kann durch geeignete Wahl der Glassorten und sachgemässe Ausführung der In-
strumente (gutes Austrocknen des Lackes) auf ein Minimum reduziert werden. —
Dabei möchte ich daran erinnern, dass die Urform des bekannten Petzval'schen
Porträt- Objektives, wie sie z. B. noch von verschiedenen Firmen (Busch u. a.)
seit mehr als 50 Jahren ausgeführt und für Porträt- und Projektionszwecke auch
noch vielfach benutzt wird, ebenfalls eine unverkittete Systemhälfte enthält, ohne
dass dieser Umstand zu Klagen Anlass gegeben hätte. Und wenn dennoch einmal
eine Reinigung notwendig werden sollte, dann wird jeder Mechaniker, Optiker oder
Uhrmacher — falls der Besitzer das Auseinandernehmen scheut — dies ohne
Schwierigkeit bewirken können. — Ausserdem könnte man einem eventl. Verwechseln
der Linsen dadurch einfach vorbeugen, dass man die Fassungen entsprechend zeichnet
(nummericrt) oder die Gewinde der Fassungen sämtlich etwas verschieden macht.
Andererseits haben unverkittete Objektive aber auch ihre Vorzüge, z. B. bei der
Projektion mit künstlichem Licht, f— Benutzt man einen verkitteten Anastigmat als
Projektions-Objektiv bei Anwendung von starken Lichtquellen, dann läuft man Gefahr,
denselben durch Erweichen der Kittschichten sehr bald unbrauchbar zu machen, ein
Übelstand, der bei unverkitteten Objektiven nicht zu befürchten ist.
Nach all dem komme ich zu dem Schluss, dass Herrn B alt ins Zeilen insofern
beachtenswert sind, als sie den Amateur auf die Eigentümlichkeiten lichtstarker
Anastigmate aufmerksam machen und damit zur Bildung und Urteilsfähigkeit des
Amateurs^ in optisch-photographisrhen Fragen wesentlich beitragen ;'^uf Grund dieser
Betrachtungen aber vor einer allzu weitgehenden Benutzung der lichtstarken Anastig-
mate allgemein zu warnen, halte ich dagegen für verfehlt, und ich stehe durchaus
auf dem von Herrn B alt in ebenfalls erwähnten Standpunkt, dass ein lichtstarkes
Instrument, welches mir an Lichtstärke mehr leistet als ich für gewöhnlich brauche,
immer eine wertvolle Reserve an Lichtstärke bildet für eventl. vorkommende un-
günstige Fälle. — Kommt aber wirklich jemand häufig in die Lage, weitwinklige
Aufnahmen zu machen, dann wird auch der Bildwinkel des lichtschwächeren
Univcrsal-Instruments oft nicht ausreichen, und ein derart vielseitiger Amateur (von
141
Fach-Photographen ganz zu schweigen) muss dann neben seinem lichtstarken
Anastigmat für Moment- und Porträt -Photographie und Projektion noch einen
spezifischen VVeitwinkel für Interieurs und Architektur-Aufnahmen besitzen.
Zum Schluss möchte ich noch bemerken, dass die vorstehenden Zeilen durchaus
keine prinzipielle Kritik des angezogenen Aufsatzes bezwecken; ich wollte nur zeigen,
dass man die Sache auch von einer anderen Seite betrachten kann und dabei dann
auch zu einer etwas abweichenden Ansicht kommen wird.
Über Metochinon.
Von A. und L. Lumlere und Ä. Seyewetz.
Das unter dem Namen „Metol" in den Handel eingeführte schwefelsaure Methyl-
paramidophenol kann bekanntlich mit dem Hydrochinon vereinigt werden und ergibt
dann einen Entwickler, der Eigenschaften besitzt, die die beiden Entwicklersubstanzen
einzeln verwendet nicht besitzen.
Wir vermuteten nun, dass diese neuen Eigenschaften vielleicht der Bildung einer
wirklichen Verbindung der beiden Substanzen, von denen das Hydrochinon einen
ausgesprochenen sauren, das Metol jedoch einen basischen Charakter besitzt, zu-
geschrieben werden könnten. Unsere Vermutung wurde durch die Praxis be-
stätigt, es gelang uns, eine genau definierte Verbindung der beiden Substanzen zu
isolieren.
Herstellung der Verbindung. Man mischt gesättigte, wAsserige Lösungen von Mctol
und Hydrochinon in dem Verhältnis, dass auf zwei MetolmolekOle ein Hydrochinonnioleköl kommt.
Dann wird die Mischung mit wasserfreiem Natriumsulfit gesättigt. Nach kurzer Zeit bildet sich ein
reichlicher Niederschlag von glänzend weisser Farbe, der bei 135° ohne Zersetzung schmilzt
Der Schmelzpunkt dieses Niederschlages ist ganz bedeutend verschieden von dem des Hydro-
chinon s (169°) und dem des Mctols (87°). Die neue Verbindung ist in kaltem Wasser löslich:
Wasser von 15° löst 1 pCt. der Substanz; warmes Wasser löst grössere Mengen (10 pCt. bei
1(X)°). Die Substanz kristallisiert leicht beim Erkalten der heisscn, gesättigten Lösung aus.
Aceton ist das beste Lösungsmittel für die neue Verbindung, welche wir Metochinon ge-
nannt haben. ^ 00 ccm Aceton lösen bei gewöhnlicher Temperatur 35 pCt. der Substanz.
Unsere analytischen Versuche ergaben, dass das Metochinon zwei MolekQle Metol auf ein
Molekül Hydrochinon enthält.
j. Entwicklung mit Natriumsulfit ohje Zugabe von Alkalien. Das
Metochinon besitzt hochinteressante, entwickelnde Eigenschaften, die weder das
Metol, noch das Hydrochinon, noch eine Kombination der beiden Substanzen besitzt.
Metochinon mit Natriumsulfit allein entwickelt das latente Bild der photographischen
Platte gerade so wie das salzsaure Diamidophenol, doch ist die entwickelnde Wirkung
langsamer; die Deckung in den Lichtern und die Transparenz der Schatten ist die
gleiche.
Die unserer Ansicht nach beste Normalvorschrift ist die folgende:
Wasser looo^
Metochinon g „
Wa.s.scrfreies Natriumsulfit . . . 6o „ ')
Die Lösung ist farblos und hält sich in gut verschlossenen Flaschen ohne die
geringste Zersetzung. In angebrochenen Flaschen färbt sich die Lösung nur sehr
langsam. Die Färbung wird erst nach mehreren Monaten deutlich sichtbar, ohne
1) Man löst zuerst das Metochinon im Wasser auf und fügt dann erst das Natrium-
Sulfit hin/.ii.
142
jedoch der entwickelnden Eigenschaft der Lösung Abbruch zu tun. Der Entwickler
kann wiederholt, ohne dass sich die Lösung merklich färbt, verwendet werden.
Er färbt ausserdem die Finger nicht, wahrscheinlich infolge seiner NichtOxydierbarkeit
an der Luft.
(Schluss folgt.)
Kleine Mitteilungen.
Buschs Bxposltlonsmesser.
Von der Rathenower Optischen Industrie-Anstalt vorm. Emil Busch
ist ein neuer Expositionsmesser erschienen, welcher die Gestalt einer Uhrmacher-
lupe hat und sich durch einfache Handhabung auszeichnet. Die Lupe besitzt am
Okular eine drehbare Scheibe nach Art der Revolverblenden, welche 6 Öffnungen
mit Kobaliglas von verschiedener Intensität enthält. Man stellt das dunkelste Glas-
feld ein, richtet die Lupe auf den zu photographierenden Gegenstand und beob-
achtet die dunkelsten Partien. Man dreht dann die Scheibe auf die nächste hellere
Öffnung usw., bis die Hauptdetails auch in den dunkelsten Partien des Bildes deut-
lich zu erkennen sind. Die Ziffer, welche der Strich am Rande des Okulars auf das
deutlichste markiert, gibt direkt die Belichtungszeit an und zwar für ein Objektiv
von der relativen Öffnung F : <S. In der Höhlung des Okulars befindet sich eine
kleine Tabelle, welche uns die entsprechenden Belichtungszeiten für andere Öffnungs-
verhältnisse angibt.
Nicht allen Amateuren ist Gelegenheit geboten, durch einen längeren praktischen
Lehrkursus sich eine gewisse Sicherheit in allen Punkten der photographischen Auf-
nahme zu verschaffen; Anfängern, welche in ihren photographischen Studien auf sich
allein angewiesen sind, wird der Busch sehe Expositionsmesser gute Dienste leisten
und einen gewissen Anhalt über die zu treffende Belichtung gewähren.
Blchromln.
Unter der Bezeichnung „Bichromin" bringt Kiss Zoltän-Steinamanger eine
lichtempfindliche Lösung zur Herstellung von Gummidrucken in den Handel. Die
Gebrauchsanweisung lautet wie folgt: In 200 ccm dest. Wasser werden 1 10^ Gummi
arabicum (in Stücken) aufgelöst. Diese Lösung lässt man einige Tage abstehen.
Für die Präparation der Papiere nimmt man 2 Teile Gummilösung, i Teil Bichromin
und eine entsprechende Menge Tempera- oder Aquarellfarbe. Die Mischung wird
dünn und gleichmässig mittels eines breiten, etwas harten Pinsels auf das Papier ge-
strichen.
Von der Firma Kiss Zoltän wurden uns einige Stücke fertig präparierten
Papiers nebst einem Probebild zugesandt. Letzteres zeigte den Charakter eines guten
einfachen Gummidrucks. Die Versuche mit den sensibilisierten Papierstücken ergaben,
dass die Kopierdauer unter einem normalen Negativ im Freien (Mitte April, gegen
Mittag, bei bewölktem Himmel) ca. 7« Stunde betrug, die Entwicklung vollzog sich
in kaltem Wasser sehr langsam, durch warmes Wasser wurde dieselbe beschleunigt.
Die erzielten Resultate waren im grossen und ganzen dieselben wie mit dem
käuflichen Gummidruckpapier. Die Feinheit und Details der matten Chlorsilber bilder,
welche man laut Prospekt mit Bichromin erhalten soll, besassen die Gummikopien
nicht. P. H.
143
Celloidln-Bmulslon mit Silbernltratainmonlak.
E. Valenta gibt in der „Phot. Correspondenz" ein Rezept für die Herstellung
von Chlorsilber-Emulsion mit Silbernitratammoniak. Man bereitet sich dazu folgende
Lösungen :
A. 3 proz. Collodium 750 ccm
B. Citronensäure 18 ^
Alkohol 30 ccm
Hierzu fügt man eine Lösung von:
Calciumchlorid (wasserfrei) o,7 ^
Glycerin-Alkohol (1:1) 5 ccm
C. Silbernitrat, pulverisiert . . . . 2,5 — 3 ^
werden in so viel Ammoniakwasser gelöst, als
erforderlich ist, um den entstandenen Niederschlag
wieder in Lösung zu bringen; hiernach werden
20 ccm Alkohol zugesetzt.
D. Silbernitrat 15 ^
werden in ein wenig Wasser (ca. 15 ccm — Red.)
in der Wärme gelöst und 70 ccm Alkohol zu-
gegeben.
E. Äther 120 ccm
Lösung B wird zu A gefügt, dann unter Ausschluss von Tageslicht Lösung C
(warm) unter Umschütteln nach und nach zugefügt, ebenso Lösung D und schliesslich
der Äther.
Die Emulsion wird wie üblich auf glänzendes oder mattes Barytpapier gegossen.
Für die Tonung der Kopien auf glänzendem Papier wird Boraxgold-Lösung, für
mattes Papier ein Bad wie folgt empfohlen:
Kaliumplatinchlorür i ^
Wasser 600 „
Phosphorsäure (D = 1,12) 15 ccm
Repertorium.
Weiteres über Foxlees direkten Gumml-Pigmeutprozess.
Zu den im vorigen Jahre gegebenen Vorschriften über die Ausführung des
Gummi-Pigmentprozesses (siehe Phot. Mitt. 1902, Seite 93) gibt Foxlce jetzt im
„Amateur Photographer" einige Ergänzungen.
Für die erste Papierpräparation können an Stelle von Gelatine auch Stärkeanen,
Tragant und Mehlkleister verwendet werden. Diese sollen nach Foxlee bessere
Resultate als Gelatine geben, da sie eine glanzfreie Oberfläche liefern.
Was die Stärke-Präparation anbetrifft, so empfiehlt Foxlee folgendes Rezept:
Arrowroot 16^
Wasser 500 „
Das Arrowroot wird zunächst mit 200 ccm Wasser in einer Porzellanschale ver-
rührt, der Rest des Wassers wird in einem besonderen Gefäss bis zum Sieden
erhitzt, dann dem Arrowroot-Brei zugefügt und das Ganze unter fortwährendem
Umrühren mit einem Glasstab 4 Minuten lang gekocht. Hiernach lässt man erkaltea
Man bereitet diesen Stärkekleister am besten am Abend und lässt ihn über Nacht
stehen.
144
Für die Mehl- Präparation nimmt man
Weizenmehl 50^
Wasser 500 „
Die Herstellung erfolgt genau wie oben, jedoch koche man nur 3 Minuten.
Die Tragant-Schichten präparieren sich nicht immer so glatt wie die obigen;
das Verhältnis ist hier:
Tragant 16^
Wasser 900 „
Man benutze besten weissen Tragant, welchen man in die angegebene Menge
Wasser einträgt und dann einige Tage stehen lässt, ab und zu wird mit einem Glas-
stab umgerührt. Wir erhalten eine dicke schleimige Masse, welche in einer
Porzellanschale ca. 10 Minuten gekocht wird. Nachher lässt man erkalten und presst
die Masse durch feinen Musselin.
Es ist gut geleimtes Papier zu verwenden (Rives-Rohpapier, Whatmans Aquarell-
papiere etc.), poröse Papiere müssen 2 bis 3 mal vorpräpariert werden. Die Präpa-
ration hat möglichst gleichmässig zu geschehen und erfolgt durch Aufstrich mittels
weichen Pinsels oder Schwamms.
Das Sensibilisierungsbad für so präparierte Papiere soll schwächer genommen
werden :
Kaliumbichromat 10^
Wasser 1 Liter
Das Stärkepapier lässt man auf dieser Lösung einige Minuten, das Weizenmehl-
papier iV, Minuten und das Tragantpapier nur eine Minute oder noch weniger
schwimmen. Die Empfindlichkeit der Papiere variiert etwas, das Tragantpapier
kopiert am schnellsten, das Stärkepapier am langsamsten.
Nach der Exposition werden die Kopien unter mehrmaligem Wasserwechsel
gewaschen, bis alles freie Bichromat entfernt ist, und dann zum Trocknen auf-
gehängt. Die Zusammensetzung der Pigment- Lösung hat Foxlee wie folgt am
besten befunden:
Wasser 40 ccm
Glycerin 8 „
Schwefelsäure (i : 10) 4 „
Gummi-Lösung (bestehend aus Gummi
100^, Wasser 200 ccm^ Karbolsäure
6 Tropfen) 16 „
Die Chemikalien sind in der angegebenen Reihenfolge zuzugeben.
Literatur.
J. Gaedicke, Der Gummidruck. Eine Anleitung für Amateure und Fachphotographen.
2. durchgesehene und vermehrte Auflage. Mit 2 Tafeln. Verlag von Gustav Schmidt, Berlin.
Der Gummidruck ist dasjenige Kopierverfahren, welches bei unseren Kunstphotographen die
grOsste Aufnahme gefunden hat, und das mit Recht, denn kein anderer Positivprozess Iflsst eine
so freie Behandlung wie jener zu. Dadurch unterscheidet er sich auch insbesondere von dem
Pigmentdnick. Anderseits kann der Gummidruck nicht die feinen Details und Tonabstufungen
herausbringen, wie der Pigmentdruck. Wir haben es hier mit zwei Kopierprozessen zu thun,
welche uns in lichtempfindlichen Medien Analogien zeigen, in ihren Bilderzeugnissen aber wesent-
lich verschiedenen Kopier-Richtungen dienen.
Die Gae dicke sehe Anleitung schildert in vortrefflicher Weise die verschiedenen Mani-
pulationen des Gummidruckverfahrens wie die Vorpräparation des Papiers, die Herstellungsweisen
145
der Gummischichten, die Zusammensetzung der Farben, die Exposition, die Entwicklung sowie die
Mehrfarbendrucke: auch die neue Gummi-Ozotypie und die Anwendung der Katatypie im Gummi-
prozess finden Erwähnung. Dieser so bis auf die Erscheinungen der jüngsten Zeit ergänzte
Führer des Gummidrucks kann allen Amateuren und Fachleuten auf das Angelentlichste empfohlen
werden. P. H.
Photographisches Almanach für das Jahr 1903. 23. Jahrgang. Begründet von Dr. Paul
Ed. Liesegang. Herausgegeben von Joh. Gaedicke. Ed. Liesegangs Verlag, Leipzig.
Mit diesem Jahre hat Herr Gaedicke den Almanach übernommen. Neben der Üblichen Tabelle
von Geburts- und Sterbetagen berühmter Männer sowie von Daten wichtiger Erfindungen etc.,
der Rezeptsammlung und dem Verzeichnis von Vereinen finden wir in dem mit Tafeln und
Textbildern reich gezierten Büchlein eine Reihe guter Originalaufsiltze.
R. B. Litchfield, Tom Wedgwood, The first Photographer, an account of his life, his
discovery and his friendship with Samuel Taylor Coleridge, including the letters of Coleridge
to the Wedgwoods. Verlag von Duckworth & Co. -London. Wedgwood hat bekanntlich die
ersten Silberbilder auf Papier erzeugt. In dem vorliegenden umfangreichen Werke werden
auch in einem Anhange die früheren Veröffentlichungen von Joh. Heinr. Schulze etc.
kritisch behandelt.
Paul Ed. Liesegang, Die Projektions-Kunst für Schulen, Familien und öffentliche Vor-
stellungen. Mit 153 Illustrationen. XL vollständig umgearbeite und vermehrte Auflage. Ed.
Liesegangs Verlag, Leipzig. Das Buch behandelt in populärer Weise das Gcsanitgebiet der
Projektions- Vorführungen; es unterrichtet nicht nur über die verschiedenen Apparate und Arten
des Bildermaterials, sondern erklärt auch die unsere liebe Jugend so in Entzücken setzende
Laterna itiagica-Experimente, als da sind: Darstellung von Schneefall, Gewitter, schaukelndc
Schiffe, Springbrunnen, Kaleidoskop - Farbenspiele etc. Ferner werden wir mit der experi-
mentellen Vorführung der Lichtbrechung, totalen Reflexion, des Spektrums, der Interferenz,
Polarisation sowie anderen physikalischen, sowie chemischen und physiologischen Erscheinungen
bekannt gemacht.
Patent-Nachrichten.
Anmeldungen.
57 b. K. 23 475. Verfahren zur Herstellung von Papier oder Karton mit lichtempfindlichen Stellen.
Hermann Kuhrt, Berlin, Wassertorstr. 67. — 1.7.02.
57 c. M. 22 654. Photographischer Kopierapparat mit schrittweiser Fortschaltung des Kopier-
papiers. Oskar Messter, Berlin, Schiffbauerdamm 18. — 19. 12.02.
„ F. 16 012. Photographische Entwicklungs Vorrichtung , bei welcher das Licht vermittels
Spiegel oder dergl. durch den durchsichtigen Boden des die Platte und den Entwickler
enthaltenen Behälters geworfen wird. Paul Friesel, Berlin, Neue Königstr. 35. —
8. 3. 02.
Erteilungen.
57b. 141 583 Verfahren zur Herstellung einer Untergrundschicht auf Papieren, welche mit
photographischen Emulsionen überzogen werden sollen. Dr. Georg Eichelbauro, Berlin,
Augsburgerstr. 11. — 13. 10. 01.
„ 141 584. Verfahren zur Herstellung von in alkalischen Bftdern selbstentwickelnden licht-
empfindlichen Platten und Papieren. Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer &. Co., Elber-
feld. — 1. 11. 01.
57 a. 141 947. Buchartig zusammenlegbare Flachcamera mit zur Seite schwingbarem Platten-
magazin. Jean Antoine Pautasso, Genf. — 14.6.01.
57 b. 141 773. Verfahren zum Transparentmachen von Papier für den photographischen Kopier-
prozcss. A. Schlouppes, Paris. — 17. 10.01.
57 c. 141 774. Vorrichtung zur Bestimmung der Dichte photographischer Negative. John William
Dawson, Bradford, England. — 14.2.01.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanne ke in Berlin.
Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin, — Druck von Gebr. Unger in Berlin.
146
Carl Winkel, Göttingen.
Zu unseren Bildern.
Wir haben in unserem Bericht über die letzte Hamburger Ausstellung in
Heft 7 bereits auf die malerischen Qualitäten der Max Möllerschen Bilder,
die dort zum ersten Male an die Öffentlichkeit kamen, hingewiesen, und sind
heut in der Lage, unseren Lesern einige dieser Arbeiten vorzuführen. Möllers
Bilder sind nicht so recht gewürdigt worden, und dies erklärt sich wohl
daraus, dass sie technisch absolut nichts Virtuoses oder Bestechendes, ja
zum Teil eher etwas Unbeholfenes an sich haben. Man sollte aber nicht
immer durch eine eigentümliche oder nicht in allem zulängliche Technik
sich Bildern gegenüber in seinem Urteil von vornherein beeinflussen lassen.
Über eine zunächst vielleicht fremdartige Technik hinweg sollte man zu dem
Wesentlichen des Bildes vorzudringen suchen. Wie es Maler gibt, die bei
einer eigentümlich befremdlichen und noch suchenden Technik einen tieferen
Inhalt in ihren Bildern geben als gewandtere Kollegen, denen die technische
Routine zur Schablone ward, so gibt es heut auch Lichtbildner, die technisch
noch im Experimentieren begriffen, doch einem feineren Naturgefühl, einem
reicheren Innenleben Ausdruck zu geben bestrebt sind, als man es bisher in
der Photographie für möglich hielt.
Dass die Möllerschen Motive mit einem feinen, malerisch geübten Blick
15. V. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
19
147
gesehen sind, lassen auch die Reproduktionen noch deutlich erkennen. Dies
nimmt uns freilich nicht wunder, wenn wir hören, dass dieser Amateur von
Jugend auf viel in der Natur gezeichnet und gemalt hat und auf Reisen in
den Galerien reichlich Gelegenheit fand, an den Werken alter und neuer
Meister sein künstlerisches Empfinden zu pflegen und zu bilden. So kommt
es wohl, dass er auch in seinen Lichtbildern eine mehr malerische der rein
photographischen Ausführung vorzieht. In der Tat haben seine Bilder eine
der Kreidezeichnung ähnliche Weichheit, welche das photographisch geschulte
Auge etwas befremden mag. Doch wenn jene, die so empfinden, sich über
den ersten Eindruck hinwegsetzen, so werden sie schliesslich doch vielleicht
erkennen, dass hier neue und interessante Wirkungen mit Hilfe der Photographie
erstrebt sind. Sehr lehrreich ist es, wenn man die rein photographischen
Bilder, die wir heut bringen — es sind dies die Arbeiten von F. Enge,
M. Mayer undj. Seiberth — mit den Möller sehen Sachen vergleicht, dirf,
wie gesagt, eine mehr malerische Wirkung, wie sie die Photographie nicht
ohne weiteres hergibt, anstreben. So lässt beispielsweise die Engesche
Dorfstrasse an photographischer Schärfe und Detail nichts zu wünschen übrig.
Die Landschaft mit den im Wege zusammendrängenden Schafen ist recht
voll photographischer Anziehungspunkte, und auch der BeleuchtungseflTekt —
obschon durch den anscheinend einkopierten Himmel etwas in der Wahr-
scheinlichkeit beeinträchtigt — ist sehr wirkungsvoll und interessant. Das
F. Enge, Leipzig.
Dorfstrasse.
148
Armin Kahlwein, München.
Schneesturm.
Bild ist zweifellos die recht gelungene photographische Wiedergabe eines
hübschen Naturausschnittes und als solche von entschiedenem Wert. Stellen
wir nun das Möllersche »Motiv aus der Eifel« daneben, so fällt uns sofort
der vollkommen gegensätzliche Charakter, in dem dies Bild gehalten ist, auf.
Wir können hier nicht an den feinen, scharf umrissenen Details uns ergötzen,
die effektvolle Beleuchtung fehlt, und kaum findet das Auge eine solche
Anzahl gleichmässig das Interesse auf sich ziehender Gegenstände deutlich
wiedergegeben wie auf dem Engeschen Bilde. Und doch, wenn wir uns
dies Eifelbild längere Zeit und ohne photographisch voreingenommen zu sein,
betrachten, so gewinnt es ein ganz eigenartiges Leben. Das bewegte Wider-
spiel, in dem die Linien des Weges, der Mauer, des verästelten überhängenden
Baumes, des Häuschens im Hintergrund zueinander stehen, gibt an sich ein
reizvolles, originelles Motiv, das gut aus der Natur herausgehoben ist. Das
Auge findet einen Ruhepunkt, es wird unauffällig zu dem wie in einem
Rahmen liegenden Häuschen hingeleitet. Und nun hat der Photograph durch
die Art des Positivverfahrens dieses Bild in den Licht- und Schattenwirkungen
möglichst einfach gehalten. Er hat die Töne vereinfacht, hat Details fort-
gelassen, um so eine ruhige Wirkung des Ganzen zu erreichen, ohne dass
das Auge durch Nebensächliches abgelenkt wird. Dann hat er über alles
eine leichte Unscharfe gebreitet, hat die Konturen sich nicht fest absetzen,
sondern ein wenig verfliessen lassen, um so jenen romantischen, halb ver-
149
träumten seelischen Eindruck, den er von jener Landschaft in der Natur
empfangen haben mag, hier im Lichtbild wiederzugeben. — So findet sich
hinten auf dem Wege in der Sonne figürliche Staffage. Wenn wir mit photo-
graphischem Auge diese Figuren in der Nähe zu identifizieren suchen, so
werden wir sie unscharf und unkenntlich im höchsten Grade finden. Wer
ein scharfes, photographisches Ansichtsbild verlangt, wird ein Recht haben,
diese verschwommene Bildgebung zu verwerfen. Entfernen wir uns jedoch
etwas mit dem Auge und richten unsern Blick auf den malerischen Total-
eindruck des Bildes, so werden wir finden, dass sich die Figuren willig dem
Ganzen einordnen, als dessen beigeordnete Teile sie eben der Photograph
nur aufgefasst hat.
Ich hätte nicht so viel Worte gemacht, wenn mir der Fall nicht
günstig erschien, um einmal anzudeuten, wie grundverschieden tatsächlich
heutzutage die Zwecke und Ziele der Photographie sind. Man verkennt
so oft die Absicht der Kunstphotographen, wenn man sie an dem misst,
was im herkömmlichen photographischen Sinn das optische Instrument an
präziser, detaillierter Wiedergabe der Natur leisten kann. Unter diesem
Gesichtspunkt muss man zur Verurteilung jedes nur einigermassen unscharfen,
in Licht und Schatten nicht alle Einzelheiten zeigenden Bildes kommen.
Stellt man sich indessen auf den Standpunkt, dass der Kunstphotograph jene
volle Leistungsfähigkeit
in puncto Schärfe und
Detail für seine beson-
deren Zwecke gar nicht
ausnutzen will, so wird
das Bild mit einem
Schlage ein anderes.
Nimmt man nur einmal
die Möglichkeit an, dass
sich gerade durch die
Verwendung einer ge-
wissen Unscharfe, durch
die teilweise Unter-
drückung der Details
neue, spezifisch male-
rische Wirkungen mit
der Photographie erzielen
lassen, so wird man den
Kunstphotographen volle
Freiheit im Gebrauch
dieser Mittel zugestehen
müssen. Es wird sich
dann nur darum handeln,
J. Seibei th, Basel. Am Brienzer See. ob sie ihre Bildwirkungen
150
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in der Tat nach
einer bestimmten,
vorgefassten Idee
bewusst erzielten
(d. h. ob das Re-
sultat nicht am
Ende ein tech-
nischer Zufallseffekt
ist) , und ferner
darum, ob — das
endliche Produkt
noch innerhalb der
photographischen
Grenzen liegt. —
Ein Streiten
zwischen »scharfer«
und -unscharfere
Richtung aber wird
immer müssig, ein
Kampf mit Wind-
mühlen sein , da
eben die Inter-
essen, die Ziele
auf verschiedenen
Feldern liegen, die
sich nicht decken
sollen und können Auch die beiden anderen Möllerschen Bilder sind
durch den zarten Reiz der Motive und die schlichte Art ihrer Wiedergabe
ausgezeichnet. Die Technik ist die des einfachen Gummidrucks auf Höch-
heimer-Fapier. Dieses Material, das stets eine Körnung zeigt, ist für breite
Effekte sehr geeignet, zeigt aber zugleich eine gewisse Einseitigkeit, die
allgemeinerer Anwendung widerstrebt. Wenn es Möller gelänge, sich in der
Technik des Kombinationsdrucks zu vervollkommnen, so würden seine Bilder
dadurch sicher an Bedeutung gewinnen.
Über Carl Winkel Hesse sich bezüglich der Motive nur oben Gesagtes
wiederholen. Auch ihm liegen am besten die einfachen zarten Stimmungen,
wie sie die Natur namentlich im Vorfrühling zeigt; diese versteht er mit einer
freilich weit vollendeteren Gummitechnik trefflich zum Ausdruck zu bringen.
— Dr. Franz Bertolini, Graz, zeigt eine schöne, ruhige Feierabendstimmung.
Das Landschaftliche ist sehr gut. und auch die Menschen, die da abseits der
Wagenspuren in abendlichem Geplauder stehen, dunkel hineinragend in den
vom letzten Licht erhellten Himmel, ordnen sich glücklich und unbefangen,
die Stimmung erhöhend, dem Landschaftsbilde ein. Etwas freilich stört uns
an diesem Bilde, und das .sind einige tiefe Drucker auf den Figuren und dem
Max Moller, Aachen.
Niedeggen (Eifel).
151
Körper des Hundes, die aus den gedämpften Tönen des Ganzen herausfallen.
Der Gummitechnik, welche die Tonwerte ganz nach persönlichem Empfinden
ändern und verschieben lässt, wird immer die Gefahr nahe legen, dass etliche
falsche Töne ins Bild hineinkommen. Davor muss man sich im Hinblick auf
die Natur besonders hüten. Es muss freilich zugegeben werden, dass im
vorliegenden Fall die Autotypie diese Drucker noch etwas mehr prononziert
hat. — — Schliesslich sei auch der stimmungsvollen Wiedergabe eines
Schneesturm-Ausbruchs von Armin Kühl wein nicht vergessen.
F. L.
Beobachtungen über Negativ-Umkehrung.
Von C. Schmuck.
Auf Seite 310 dieser Zeitschrift vorigen Jahres befindet sich ein Artikel über
„ Eigentümliche Entwicklungserscheinungen " .
Der hier beschriebene sehr interessante Fall, die Umkehrung eines Negativs in
ein Positiv, unter Umständen, die ein solches Resultat nicht erwarten lassen, wird
gewiss die wohlberechtigte Aufmerksamkeit mancher Leser auf sich gezogen haben.
Da in der Photographie alle neuen Erscheinungen, auch wenn sie uns noch so
geringfügig vorkommen, beobachtet und untersucht werden sollten, um Aufklärung
und Veranlassung zu weiteren Experimenten zu geben, will ich einige gleiche
Erfahrungen bei anderer Arbeitsweise hier mitteilen, die dasselbe Resultat hatten.
j. Bei einer Versuchsaufnahme (Moment) bei trübem Wetter im Atelier wurde
weil unterbelichtet, zum Eisencntwickler Natron i : 100 zugesetzt, und zwar im Ver-
hältniss zum Volumen des Entwicklers sehr viel. Der Entwickler war unter
normaler Temperatur, und die Hervorrufung dauerte 7* Stunde, nach Beendigung
war ein positives Bild in gelber Farbe erschienen.
2. Um eine Briefmarkenkassette auf richtige Seitenverschiebung zu prüfen,
wurden zwei Aufnahmen auf eine durchschnittene 9X12 Platte gemacht.
M. Mayer, Pilsen.
152
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M. Mayer, Pilsen.
Die eine Hälfte wurde unter gleichen Umständen wie vorher belichtet und ent-
wickeh, und auch hier ergab sich ein Positiv.
Die zweite Hälfte der durchschnittenen Platte ergab bei gleicher Exponierung
(Moment), aber normaler Entwicklung, ein normales Negativ.
Um nun zu sehen, ob die Umkehrung an Verhältnisse gebunden ist, die es
nicht zulassen, sie je nach Wunsch eintreten zu lassen, hatte ich eine dritte Aufnahme
unter gleichen Bedingungen und Lichtverhältnissen wie bei den vorhergehenden
Versuchen gemacht. Es war trübes Wetter, also die Lichtverhältnisse im Atelier
ungünstig. Der Entwickler hatte eine Temperatur von 5 — 6® R. Das Bild erschien
sehr langsam und wurde infolge der abnorm niederen Temperatur des Entwicklers
noch mehr zurückgehalten. Die ersten Bildspuren erschienen nach 10 Minuten und
nachdem 3 — 4 Tropfen Natron (i : 100) zugesetzt waren, entwickelte sich die Platte
im Zeiträume von ungefähr 20 Minuten zu einem schwachen Negativ. Von hier ab
wurde tropfenweise Natron zugesetzt, wodurch eine langsame Umkehrung des
Negativs in ein Positiv bezweckt wurde. In der Aufsicht wirkte das Bild als
Negativ kräftiger, während es in der Durchsicht als Positiv in gelber Farbe
erschien.
Der Natronzusatz wurde nun soweit fortgesetzt, das 25—30 Tropfen auf ^occm
Entwickler kamen, ohne die geringste Spur von Schleier zu verursachen, der doch
sonst beim normalen Entwickeln unausbleiblich ist.
Um nun festzustellen, welchen Einfluss eine höhere Temperatur auf den weiteren
Verlauf ausübt, wurde die Schale mit der Entwicklerflüssigkeit bedeckt und auf
18—20° R. erwärmt, was zur Folge hatte, dass die Positiv-Entwicklung rascher
vorschritt. Die Entwicklung wurde fortgesetzt, bis das Negativ, mit Ausnahme der
dunkelsten Stellen eines Teiles, in Positiv umgewandelt war. Dieser Teil hat die
graue Farbe des Negativs behalten, alles andere war gelb, ein Beweiss dafür, dass
die Gelbfärbung erst mit der Umsetzung in Positiv erfolgte und nicht durch die
lange Einwirkung des Eisenoxalats. Der ganze Verlauf nahm eine Stunde Zeit in
Anspruch. Die fertige Platte hatte in der Durchsicht den Charakter eines Pigment-
Diapositivs, in der Aufsicht den eines unfixierten Negativs. Die Versuchsplatte war
der Kontrolle wegen ein anderes Fabrikat als das der beiden ersten Aufnahmen.
Nach diesen Beobachtungen halte ich den übermässig grossen Zusatz von Natron
bei niederer Temperatur des Entwicklers als die Ursache der Umkehrung eines
153
Negativs in ein Positiv. Dass auch hier nicht Solarisation die Ursache der Er-
scheinung sein kann, ist schon daraus zu ersehen, dass die Belichtung der Platte
nicht ausreichend war, ein brauchbares Negativ zu erzeugen.
Über Metochinon.
Von Ä. und L. Lumi^re und A. Seyewetz.
(Schluss von Seite 144.)
2. Entwicklung mit kohlensauren Alkalien. Der Zusatz von kohlen-
sauren Alkalien verstärkt ganz bedeutend die reduzierende Wirkung der Metochinon-
lösung. Das Negativ ist weniger klar als das durch alleinige Zugabe von Natrium-
sulfit hergestellte; es ist jedoch kräftiger als letzteres. Für unterexponierte Platten
ist die Zugabe von kohlensauren Alkalien zum Entwickler sehr zu empfehlen. Die
Lösung ist wiederholt zu benutzen. Nach unseren Versuchen ist folgendes Rezept
das beste:
Wasser looo g
Metochinon 9 „
Natriumkarbonat 10 „
Wasserfreies Natriumsulfit ... 60 „
3. Verwendung des Acetons. Die grosse Löslichkeit des Metochinons in
Aceton empfiehlt letzteres ganz besonders als Ersatz der Alkalien bei Bereitung des
Metochinonentwicklers.
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Max Möller, Aachen.
Dorf Pelm (Eifel)
154
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LETZTER SCHNEE o o o Von
CARL WINKEL, GÖTTINGEN
PHOTOr.RAPHISCHE
Die Menge des Acetons hängt natadich von der gewünschten Energie des Ent-
wicklers ab. Selbst eine geringe Acetonzugabe hat schon eine sehr merkbare
Wirkung.
Wir geben in folgendem zwei Vorschriften für Normalentwickler; die eine für
Anwendung des mit Metochinon gesättigten Acetons, die andere für Zugabe von Aceton
zum gewöhnlichen Entwickler.
1. In Aceton gesättigte Metochinon-
lösung*) 30 ccin
Wasser 1000^
Wasserfreies Natriumsulfit . . 60 „
2. Wasser 1000^
Metochinon 9 „
Natriumsulfit 60 „
Aceton 3 ccm
4. Entwicklung mit Ätzalkalien. Bei Zugabe von 0,5^ Ätzlithium zu
100 ccm Normalentwickler ist die Entwicklung ungefähr zweimal so rasch beendigt
als bei Anwendung von Natriumkarbonat und fünfmal so rasch als bei der von
Natriumsulfit allein. Erhöht man die Ätzlithiummenge auf 1 g^ so erhält man das
Maximum der Wirkung. Der so dargestellte Entwickler ist äusserst energisch und
kann mit Vorteil für unterexponierte Platten angewendet werden.
5. Anwendung des Formosulfits. Wie bekannt ersetzt das Formosulfit zu
gleicher Zeit das Alkali und das Alkalisulfit. Mit dem neuen Entwickler ergibt das
Formosulfit ausgezeichnete Resultate. Die nach unseren Versuchen beste Vorschrift
ist die folgende:
Wasser 1000^
Metochinon 9 „
Formosulfit 80 „
In Bezug auf die Entwicklungsenergie verhält sich das Formosulfit dem Meto-
chinon gegenüber wie die Alkalikarbonate.
6. Anwendung von Bromkalium. Der Metochinonentwickler ist sehr
empfindlich gegen Bromkalium. Schon bei Zugabe von 3 ccm einer zehnprozentigen
Bromkaliumlösung zu 100 ccm des Entwicklers wird die verzögernde Wirkung sehr
fühlbar.
Das Metochinon empfiehlt sich ganz besonders zur Entwicklung von Bromsilber-
gclatinepapieren. Bei alleiniger Gegenwart von Natriumsulfit und unter An-
wendung der von uns zur Plattenentwicklung adoptierten Normalvorschrift ergibt
Metochinon intensive Schwärzen, beinahe wie die mit Diamidophenol erhaltenen,
und sehr reine Weissen. Die Zugabe einer kleinen Dosis Alkali zum Entwickler
schadet der Reinheit der Lichter in keiner Weise, verstärkt dagegen die Kraft der
Schwärzen. Letztere werden jetzt kräftiger als die mit Diamidophenol erzielten.
Wir schlagen folgende Zusammensetzung des Entwicklers zur Hervorrufung von
Bromsilberpapier-Kopieen vor:
Wasser 1000^
Metochinon 9 „
Wasserfreies Natriumsulfit ... 60 „
Wasserfreies Natriumkarbonat 10 „
Bromkalium lösung (zehnprozentig) . 10 ccm
1) Die Lösung des Metochinons in Aceton muss in gut verschlossenen Flaschen aufbewahrt
werden, da sie an der Luft langsam Sauerstoff absorbiert und sich braun fArbt.
15. V. 1908. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 20
155
Das Natriumsulfit und das Karbonat können vorteilhaft auch durch Formosulfit
ersetzt werden. Die Vorschrift ist dann die folgende:
Wasser looo^
Metochinon 9 „
Formosulfit 60 „
Mit dieser Lösung erhält man die gleichen Resultate, wie , mit .dem "oben
angegebenen Natriumkarbonat - Entwickler. Metochinon ist folglich auch für die
Entwicklung von Bromsilberpapieren hochwichtig.
Über Momentverschlüsse.
Von P. Baitill.
Der unvergessliche H. W. Vogel pflegte vor Jahren als besten Momentverschlus.s
ein Stück Pappe zu empfehlen, welches mit einem Schlitz versehen und mit der
Hand am Objektiv vorbeigeführt wurde. Die Ansprüche sind seitdem gestiegen,
man wird kaum noch Gelegenheit finden, diesen Verschluss in praktischer Tätigkeit
zu sehen.
Die Frage, welcher Verschluss — oder allgemeiner gesagt, welches Verschluss-
sYStem — am besten sei, lässt sich durchaus nicht ohne weiteres durch Nennung
irgend eines Namens beantworten, und kann nur unter Berücksichtigung der speziellen
Umstände befriedigend gelöst werden, denn jedes System hat seine Vorzüge und
Nachteile.
Als Praktiker, der jahrelang in einem der ersten Berliner Amateurgeschäfte
tätig war, darf ich mir vielleicht erlauben, den angehenden Lichtbildkünstlem in
dieser nicht unwichtigen technischen Frage einige Fingerzeige zu geben. Die Zeil
dazu ist insofern gekommen, als jetzt unter den unzähligen Modellen, welche mit
dem Aufblühen der Amateurphotographie auf dem Markte erschienen, die Praxis
die Scheidung der Böcke von den Schafen vorgenommen hat, so dass nur eine be-
grenzte Zahl bewährter Systeme zu erwähnen ist.
Es gibt natürlich sehr v^iele Fälle, in denen der Amateur des Nachdenkens
über die Wahl des Verschlusses enthoben ist, nämlich, wenn er eine solche Hand
Camera erwirbt, die von vornherein mit einem Verschluss versehen ist, an dem
sich nichts ändern lässt. *Es kommt dann aber sehr häufig vor, dass ein solcher
Apparat den Ansprüchen des Besitzers trotz „Doppel- Anastigmat** nicht genügt, weil
'selbst massig schnelle Bewegungen nicht scharf genug wiedergegeben werden. Die
Schuld wird dann — natürlich — meist dem Objektiv zugeschoben, manchmal auch
den Platten oder gar dem Entwickler. Wenn aber endlich selbst mit „Edinol" nichts
Besseres herauszuholen ist, dämmert allmählich die Erkenntnis, dass die Ursache
vielleicht anderswo zu suchen sein könnte.
Die Hauptgruppen der Verschlüsse lassen sich am deutlichsten definieren (nach
Anschütz) als „Platten verschlusse" und „Objektiv verschlusse". Erstere Gruppe
urafasst alle jene „Rouleau-" oder „Schlitz" -Verschlüsse, die sich in der Camera
befinden und die Belichtung durch einen Spalt bewirken, welcher möglichst nahe an
der Platte vorbeigleitet, letztere diejenigen Verschlüsse, die vor, in oder unmittelbar
hinter dem Objektiv angeordnet sind.
Die beste Ausnutzung der Lichtstärke des Objektivs ermöglichen, wie bekannt,
die Schlitzverschlüsse vor der Platte, welche auch allein Momentaufnahmen unter
7x60 Sekunde zu machen gestatten. Dann kommen die Verschlüsse im Objektiv,
von denen die besten Marken Belichtungszeiten bis zu etwa Yiw Sekunde gestatten,
156
endlich diejenigen vor oder hinter dem Objektiv, die am billigsten sind (und darum
sehr verbreitet), aber selbst in den kleineren Nummern durchschnittlich höchstens
Vöo Sekunde Belichtungszeit ergeben.
Auf diese Verhältnisse ist bei der Wahl eines Verschlusses Rücksicht zu nehmen.
Wer „alles", auch schnellste Momentaufnahmen machen will, hat keine Wahl: er
muss sich für einen Schlitzverschluss vor der Platte, wie z. B. den Anschützverschluss,
entscheiden, aber auch seine Nachteile mit in den Kauf nehmen. Der geringste von
diesen ist die in der Theorie vorhandene und in* der Praxis nachweisbare Ver-
zeichnung, die aber nur in Ausnahmefällen wirklich bemerkt wird. Dagegen gibt es
noch keine praktisch bewährte Konstruktion, die langsame Moment- und Zeitaufnahmen
gestattet, *ohne dass Gefahr vorliegt, durch einen falschen Handgriff den ganzen
Mechanismus in Unordnung zu bringen. Berufsphotographen, bei denen jede
Aufnahme „sitzen muss", wählen desshalb mit Vorliebe die bekannte Konstruktion
ohne Schlitzverstellung von aussen, und bedienen sich für Zeitaufnahmen des
Objektivdeckels. Bei genügend sorgfältiger Behandlung und Vorsicht funktionieren
aber auch die Verschlüsse mit Verstellung von aussen tadellos. Es ist nur nicht
jedermanns Sache, bei schwierigen und eiligen Aufnahmen genügend „ruhig Blut"
zu behahen.
Verzichtet man auf die Möglichkeit schneller Momentaufnahmen, so tut es
natürlich auch ein am Objektiv selbst befindlicher Verschluss. Es ist aber gut, sich
darüber klar zu sein, dass man dann oft anscheinend langsame Bewegungen nicht
mehr absolut scharf erhalten kann. Man will z. B. einen Mann von i,8o m Grösse,
der in der sehr massigen Geschwindigkeit von einem Meter in der Sekunde am
Photographen vorbeigeht, mit einer Handcamera gy^mcm so photographieren, dass
sein Bild auf dem Negativ 6 cm hoch wird: man bedarf dann, wenn man ein
scharfes Bild erzielen will (d. h. ein solches, bei dem die Unscharfe höchstens 7io *"*"
beträgt) einer Belichtung von weniger als '/soo Sekunde, die nur mit dem Schlitz-
verschluss zu machen ist. Bei der üblichen Geschwindigkeit der meisten Objektiv-
verschlüsse von */go bis V70 Sekunde würde die Verschiebung auf dem Negativ etwa
Vj nim betragen, also auch für das blosse Auge ohne weiteres als Unscharfe er-
scheinen. Photographiert man dagegen denselben Mann unter denselben Verhält-
nissen in kleinerem Massstabe, so dass sein Bild nur i cm hoch erscheint, so gibt
auch der Objektivverschluss ein als absolut scharf zu bezeichnen^les Resultat.
Bewegungen, die mehr in der Richtung auf die Camera zu oder von derselben
hinweg erfolgen, sind leichter scharf zu erhalten, weil dann die Verschiebung des
Bildes auf der Platte eine geringere ist, und man kann mit "/to Sekunde sogar ein
Pferd im Sprunge oder einen fahrenden Eisenbahnzug befriedigend scharf erhalten,
wenn die Aufnahme so weit als möglich von vorn gemacht wird.
Alle grösseren photographischen Lehrbücher enthalten Tabellen der gewöhnlich
vorkommenden Geschwindigkeiten, deren Studium dem Amateur zu empfehlen ist.
Zur vollkommenen Beherrschung der Technik — ohne welche die höhere künst-
lerische Photographie nicht möglich ist — gehört auch die Erkenntnis, was man mit
seinen Mitteln machen kann, was nicht, und die daraus sich ergebende weise Selbst-
beschränkung in der Wahl der Aufnahmen.
Unter den Objektivverschlüssen sind noch die besten diejenigen, welche nahe
der Blendenebene zwischen den Linsen des Objektivs arbeiten, deren verbreitester
Typus der Bausch & Lomb „Unikumverschluss" ist. Die besten Verschlüsse
dieser Art sind Görz „Sektoren-", Zeiss „Iris-", Voigtländers „Sektoren" -Ver-
schlüsse, die bis zu 7i6o Sekunde heruntergehen und deren Zeitangaben ziemlich
verlässlich sind. Von den billigeren Lamellenverschlüssen, wie „Unikum" und ähn-
157
liehen, darf man billigerweise nicht zuviel verlangen. Auf Grund zahlreicher Ver-
suche glaube ich annehmen zu müssen, dass die darauf angegebene Zeit von
Vi 00 Sekunde kaum je erreicht wird. Dafür bieten diese Verschlüsse die grosse
Bequemlichkeit langsamer Moment-, Ball- und Zeitaufnahmen. „Ball "-Aufnahmen
sind solche, bei denen der Verschluss beim Druck auf den Gummiball sich öffnet
und beim Loslassen wieder schliesst: eine vortreffliche Einrichtung für alle kurzen
Zeitaufnahmen von Ys ^^^ zu einigen Sekunden, wie solche bei Porträtaufnahmen
alle Tage vorkommen.
Die Verschlüsse vor oder hinter dem Objektiv sind am bequemsten anzubringen,
aber für Momentaufnahmen am wenigsten zu empfehlen, obwohl man auch mit
ihnen bei richtiger Benutzung Gutes erreichen kann. Es ist vor allem darauf zu
achten, dass nicht durch die Wahl einer zu kleinen Nummer das Gesichtsfeld de«
Objektivs beschränkt wird, was leider sehr häufig der Fall ist. Selbst, wenn die
Verschlussöffnung gross genug ist, um die Platte bis in die Ecken belichten zu
können, tritt oft eine Vignettierung der Randstrahlen ein, welche eine mehr als
nötige Lichtabnahme nach den Rändern der Platte zu bewirkt und sehr oft als Fehler
des Objektivs angesehen wird.
Nimmt man nun aber in solchem Falle einen wesentlich grösseren Verschluss
derselben Art, so wird man finden, dass man nicht mehr so kurze Belichtungs-
zeiten, wie vordem, herausbekommt. Das ist auch ganz nattirlich: je grösser ein
Verschluss ist — von jedem beliebigen System — desto langsamer arbeitet er,
einmal, weil grössere Strecken von den einzelnen Teilen zurückgelegt werden
müssen, und zweitens, weil die Trägheit grösserer Massen überwunden werden muss.
Die so beliebte Belichtungszeit von Yiooo Sekunde z. B. lässt sich mit einem Anschütz-
verschluss höchstens noch bei einem Cameraformat 13 X i8 ^'w erreichen, aber nicht
mehr mit 18X24 cm oder gar 24X30 cm Verschlüssen. Bei einem grossen Thomton-
Pickard- Verschluss habe ich als grösstmögliche Schnelligkeit ca. Ygo Sekunde gemessen.
Das ist im übrigen so ganz weise eingerichtet, denn die grossen Objektiven sind
auch infolge der meist unterschätzten Absorption des Lichts im Glase verhältnis-
mässig sehr viel lichtschwächer als die kleinen Nummern desselben Typus.
Für einen denkenden Amateur ist es natürlich von Wert, zu wissen, wie schnell
sein Verschluss arbeitet. Ausnahmsweise soll hier keine neue Methode, dies zu
ermitteln, angegeben werden. Das Bequemste für Verschlüsse von mittlerer Ge-
schwindigkeit, (welche ja doch die Mehrzahl bilden) ist die bekannte Hese kiel sehe
Messuhr. Befestigt man an den äussersten Enden des Zeigers kleine blanke Metall-
oder Glaskugeln und macht die Aufnahme in direktem Sonnenlichte, so kann man
ziemlich sicher Belichtungszeiten von 7ioo Sekunde und noch etwas weniger be-
stimmen. Natürlich muss man die Umdrehungszeit mit Hülfe des Sekundenzeigers
einer Taschenuhr kontrollieren. Die Messung schnellerer Verschlüsse übersteigt
gewöhnlich die Mittel des Amateurs; da solche aber meist auch teuer sind und
meist von ersten Fabriken hergestellt werden, wird er sich betreffs der Zeitangaben
im allgemeinen auf die Angaben des Fabrikanten verlassen können, deren Richtigkeit
durch den Ausfall der Aufnahmen ziemlich sicher kontrolliert werden kann.
Kleine Mitteilungen.
Leimdruck -Verfahren.
C. Fleck gibt in der „Phot. Correspondenz" Vorschriften für ein dem Gummi-
druck ähnliches Kopierverfahren, welches er „Leimdruck" nennt. Derselbe bedingt
158
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als Unterlage Papier von Linien- oder Kornstruktur; die Tongradation, die Weissen
und die Tiefen der Leimkopien sollen vortreffliche sein.
Als Unterlage wird u. a. Pyramidenkornpapier empfohlen; dieses wird zunächst
mit folgenden Lösungen vorpräpariert:
Lösung A: Küchengelatine 3 Teile
Arrowroot 5 „
Wasser 150 „
Borax 1,5 „
Lösung B: Kristallisierte Soda 2 „
Pulverisiertes Kolophonium .... i,5 „
Wasser 75 „
Jede der Lösungen wird für sich unter Erwärmung hergestellt, dann werden beide
unter stetem Umrühren gemischt, und hiermit das Papier überstrichen. Nach
Trocknung der Schicht wird folgende (ebenfalls unter Erwärmen hergestellte)
Fischleim -Lösung aufgetragen :
Guter, flüssiger Fischleim i Teil
Geklärtes Hühnereiweiss o,5 »
5 proz. Kaliumbichromat-Lösung . . 3 „
Tubenfarbe i — 2 „
Das Kopieren und Entwickeln geschieht wie beim Gummidruck.
Von L. Strasser werden in der „Phot. Rundschau" Rezepte für einen Leimdruck
gebracht, bei welchem die Wahl des Papieres gleichgültig ist und eine Vorpräparierung
beiseite gelassen wird, dagegen besteht die Hauptpräparation selbst aus zwei Phasen :
Zunächst Präparation mit einer Gelatinebichromat-Lösung, danach Auftrag einer mit
Farbsubstanz versetzten Lösung von Gelatine in Eisessig.
Buschs Taschen-Klemmbügel.
Von der Rathenower Optischen Industrie-Anstalt, vorm. Emil Busch,
ist zu ihrem Patent-Taschen -Stativ (siehe Phot. Mitteil. 1902, Seite 227) ein Ergänzungs-
stück in Gestalt eines Klemmbügels erschienen. Derselbe dient dazu, in allen Fällen,
wo sich das Stativ allein aus Rücksicht auf die Beschädigung des anzubohrenden
Gegenstandes direkt nicht anschrauben lässt, eine Verbindung zu ermöglichen. Das
Stativ in Verbindung mit dem Klemmbügel ist an jedem Stuhl, Tisch, Fensterbrett,
Gartenzaun etc., ohne Beschädigung dieser Gegenstände, leicht anzubringen,
insbesondere ist die Vorrichtung auch bei Zimmeraufnahmen verwendbar.
Schnelltrocknung von Pigmentpapier.
Das sensibilisierte Pigmentpapier gebraucht in der Regel 8 — 10 Stunden zum
Trocknen. Um das Papier in kürzerer Zeit kopierfähig zu erhalten, wird empfohlen,
dasselbe nach dem Sensibilisieren zunächst von der überschüssigen Flüssigkeit
durch Abdrücken mit Fliesspapier zu befreien und dann auf einige Minuten in ge-
wöhnlichen absol. Alkohol oder in Methylalkohol zu legen. Hiernach werden die
Papiere in einem luftigen, massig warmen Räume zum Trocknen aufgehängt. In
wenigen Minuten sind die Papiere kopierfähig.
(Amateur-Photographer.)
Das Trocknen mit Alkohol ist auch bei uns schon in früheren Jahren empfohlen
worden. Red.
159
Vorteile und Nachteile der Grünschen Linse.
„Bulletin Association Beige" bringt einen Artikel, in welchem die Vorzüge und
Übelstände der Grünschen Linse einander gegenübergestellt werden.
Das Objektiv ist von grossem Volumen. Das Gesichtsfeld ist sehr gering, es
beträgt nur ein wenig mehr als der Linsendurchmesser; infolgedessen ist die Scharf-
einstellung sehr penibel. Es scheint, als ob die Cameras des Grün -Syndikats eine
mathematische Einstellung besitzen, welche auch den Gebrauch der Linse an Moment-
apparaten zulässt.
Ferner ist die Frage aufzuwerfen, ob sich die Flüssigkeit mit der Zeit nicht
färben oder verändern wird. Jedenfalls muss man bis jetzt über die Haltbarkeit
erstaunt sein. Sieht man von den Mängeln ab, so überholt die Grün sehe Linse in
Lichtstärke all ihre Vorgänger.
Sie hat die beträchtliche Öffnung F 2,5 und F 1,3. Verglichen mit einem
Porträt - Dallmeyer erforderte letzterer 2 Sekunden, Grüne nur Vio Sekunde
Exposition. Fehler von Distorsion sind nicht bemerkbar. Die sphärische Aberration
ist gleich null. Astigmatismus ist nur schwach vorhanden.
Entwickler für Albumin-Diapositivplatten.
Liesegang empfiehlt in der neuen Auflage seines Buches „Die Projektions
Kunst" für Albumin-Diapositivplatten fol
Lösung A: Wasser . . .
Zitronensäure .
Eisessig . . .
Pyrogallussäure
Lösung B: Wasser . . .
Zitronensäure .
Silbernitrat . .
genden Entwickler:
960 g
12 ccm
I «
I »
Für den Gebrauch nimmt man 30 ccm der erwärmten Lösung A und 4 Tropfen
Lösung B; während des Entwickeins fügt man nach und nach weiter tropfenweise
von Lösung B zu. Das Bild erscheint um so detailreicher, je mehr von Lösung B
zugesetzt wird; für 30 ccm Lösung A werden im allgemeinen 2 — 3 ccm Lösung B
ausreichen.
Lichtempfindliches Pigmentpapier.
Von der Firma Romain Talbot, Berlin, wird jetzt lichtempfindliches Pigment-
papier der Londoner Autotype Company in den Handel gebracht. Dieses Papier, in
Blechbüchsen verpackt, wird in 13 X 18 ^^ und 18 X 24 ^/ki geschnittenen Formaten
und in folgenden Farben geliefert: Standard-Braun, Kupferstich-Schwarz, Sepia, Rötel,
Meergrün und Dunkelblau. Es soll sich, in Originalverpackung aufbewahrt, bis zu
6 Monaten halten.
Busch-Anastigmat P : 5,5.
Die Firma Emil Busch in Rathenow schickte mir ihr neues Objektiv „Busch-
Anastigmat" Serie II, Nr. III, F : 5,5, F - 190 mm, zur genauen Prüfung zu. Es ist
ein symmetrisches Doppel- Objektiv in Messingfassung, dessen einzelne Linsen Nickcl-
Aluminium-Fassung haben, wodurch das ganze Objektiv mit seiner beträchtlichen
Öffnung bedeutend leichter gemacht wird. Die freie Linsenöffnung beträgt 34 mm
und die Einstellung auf unendlich und gleiche Grösse ergab eine Brennweite von
190 mm. Das Objektiv zeichnet bei voller Öffnung eine Platte von 13X18 cm rand
160
scharf aus; beachtet man, dass ein gutes Objektiv eine Platte auszeichnen soll, deren
grösste Seite gleich der Brennweite des Objektives ist, so genügt das vorliegende
Objektiv diesen Forderungen also reichlich. Bei kleinster Blende zeichnet es eine
16X21 cm Platte reichlich aus. Das Objektiv besitzt Irisblenden mit den jetzt ge-
bräuchlichen Bezeichnungsweisen neben dem drehbaren Ringe. Die verwendeten
Glassorten sind äusserst lichtdurchlässig und / ohne jeden Stich ins Gelbe, die
Zentrierung ist tadellos und eine Fokus- und Blendendifferenz ist nicht zu bemerken.
In Bezug auf den Astigmatismus habe ich das Objektiv einer strengen Prüfung
unterworfen, aber es gibt gekreuzte, vertikale und horizontale Linien mit absolut
der gleichen Schärfe wieder, und konzentrische Ringe zeigen im Bilde keine Spur
von Unscharfe; der Astigmatismus ist also völlig beseitigt.
Gerade Linien werden auch im Bilde als solche wiedergegeben, und nach den
Rändern hin ist keine Verzeichnung zu bemerken. Das Objektiv ist selbstverständlich
völlig achromatisch, die Kugelgestaltfehler sind aufgehoben, und da die erzeugten
Bilder eine völlig gleichmässige Ausdehnung der Schärfe von der Mitte bis in die
äussersten Ecken haben, so ist also auch völlige „Bildfeldebenung" erreicht. Die
Brillanz der Bilder zeigt, dass auch die Beseitigung der Koma gut gelungen ist.
Das Objektiv gehört demnach zu den besten Objektiven der Gegenwart; bei
seiner Güte ist der Preis von iio Mark als ein sehr massiger zu bezeichnen.
Es gibt ein überall gleichmässig beleuchtetes Bild von überraschender Klarheit
und Tiefe, das hintere System allein stellt eine Landschaftslinse mit nahezu doppelter
Brennweite des Systems dar. Das Objektiv ist ein Universal-Objektiv, das sich bei
seiner grossen Öffnung und Lichtstärke zu Momentaufnahmen selbst bei trübem
Wetter aufs vorzüglichste eignet.
Charlottenburg, den ii. April 1903. Dr. H. Servus,
Oberlehrer und Privatdocent
an der Königl. Technischen Hochschule.
Gummi-Bisendmcke.
Bei der Bereitung von Eisenblaupapier wurde schon früher der Zusatz von
Gummi empfohlen, um ein Einsinken der Eisenlösungen in den Papierfilz zu ver-
hindern. Ferner hatte man den Lösungen auch Kaliumbichromat zugefügt, wodurch
die Haltbarkeit der Papiere gesteigert wird. Fred. Edwards hat nun beide
Substanzen zugleich in Anwendung gebracht und auf diese Weise Gummi-Eisen-
kopien erzeugt. Seine diesbezüglichen Versuche sind noch nicht zum Abschluss
gelangt. Bis jetzt hat sich folgendes Rezept für die Papierpräparation am besten
erwiesen:
10 proz. zitronensaure Eisenoxydammonium -Lösung . . . . i Teil
10 „ rote Blutlaugensalz -Lösung i „
5 „ Kaliumbichromat-Lösung 2 Teile.
Hierzu nach Bedarf Gummi arabicum -Lösung (Massangaben fehlen. — Red.).
(Amateur-Photographer.)
Neue Rollfilmpackung.
Von der Leipziger Buchbinderei-Akt.-Ges. vorm. Gustav Fritzsche ging
uns ein Muster einer neuen Packung für Rollfilms zu. Dieselbe enthält einzelne
Filmfolien und gestattet, dass jede einzelne Aufnahme von der Spule genommen
werden kann, ohne dass hierdurch die übrigen Films irgendwie berührt werden.
Zwischen je 2 Filmblättern befindet sich eine Lage aus transparentem Papier, so
161
dass diese, in den Fokus gebracht, als Mattscheibe für die Einstellung dienen kann.
Die Spule enthält femer eine Sperrvorrichtung, wodurch selbsttätiges Aufrollen oder
Auflockern verhindert wird. Bei der vorliegenden Rollfilmpackung kann ein Ab-
drucken der Nummern nicht statthaben. Ein Urteil über die praktische Verwendbarkeit
dieser neuen Packung lässt sich natürlich erst fällen, wenn Spulen mit eingelegten
wirklichen Films des Grossbetriebs vorliegen. P. H.
Literatur.
Lreo Königsberger, Hennann von Helmholtz, IL Band mit 2 Bildnissen und 111. Band mit,
4 Bildnissen und einem Brieffacsimile. Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn-Braunscfaweig
Mit grOsstem Interesse hatten wir den ersten Band der Biographie unseres Helmholtz gelesen.
Die nunmehr erschienene Fortsetzung schildert das Wirken Helmholtzs an der Heidelberger
und Berliner Universität (bis Ostern 1888). Der Scblussband gibt uns die Tätigkeit Helmholtzs
als Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt bis zu seinem Tode. Die Arbeit KOnigs-
b ergers muss als ein Meisterwerk bezeichnet werden, er hat es verstanden, uns in trefflichster
Weise ein Bild von dem Lebensgang und dem immensen Schaffen dieses genialen Naturforschers
zu geben. Sehr bescheiden klingt es, wenn der Verfasser in dem Vorworte des letzten Bandes
sagt: , Indem ich die Darstellung des Lebensganges eines der gottb^nadeten Fürsten im Reiche
geistiger und sittlicher Macht abzuschliessen im Begriffe stehe, überkommt mich von neuem das
Gefühl der Unzulänglichkeit, mit der ich es unternommen habe, die schöne, aber grosse und
schwierige Aufgabe zu lösen." — Königsberg er hat seine Aufgabe voll und ganz zu Ende
geführt, und können wir das Werk allen Kreisen nur auf das wärmste zu empfehlen.
Patent-Nachrichten.
Anmeldungen.
57. c. R. 16 041. Vorrichtung zum Entwickeln photographischer Bildbänder bei Tageslicht. Max
Reichert, South Norwood, Engl.; Vertr.: Hugo Pataky und Wilhelm Pataky, Berlin NW.
6—9. 11. 01.
„ L. 17 618. Verfahren zum Schutz des in Entwicklungsschalen befindlichen Entwicklers gegen
Oxydation. Otto Lienekampf, Leipzig-R., Perthesstr. 2. — 24. 12. 02.
57b. K. 21 965. Verfahren zur Herstellung farbiger Photographien. Gustav Koppmann,
Hamburg, Hohe Bleichen 29. — 25. 9. 01.
, V. 4531. Verfahren, um Photographien mehrfarbig zu tonen. Solon Vathis, Paris; Vertr.:
Rud. Schmidt, Dresden. — 17. 1. 02.
57c. C. 10 319. Beleuchtungsschirm für photographische Zwecke. M. A. E. J. G. Cromer, Paris;
Vertr.: A. Rohrbach, M. Meyer und W. Bindewald, Erfurt. — 23. 11. 01.
Erteilungen.
57b. L. 16 009. Verfahren zur Herstellung von Emailbildern. Fa. L. Chr. Lauer, Nürnberg.—
!9. 10. Ol.
„ K. 24 147. RoUfUmcamera, welche auch ftir Plattenaufnahmen eingerichtet ist. Dr. R.
KrQgener, Frankfurt a. M., Mainzer Landstr. 87/89. — 7. 11. 02.
„ B. 30 408. Zur Herstellung von Farbfiltern für photomechanische Zwecke dienende Farb-
filterraasse. Dr. C. Wilhelm Georg Aarland, Leipzig, Frankfurterstr. 29. — 18. 11. 01.
57 c. 141 775. Maschine zum Entwickeln, Tonen und Fixieren von langen photographischen
Bildbändern, bei welcher der Entwickler den einzelnen Trögen, durch welche das Bildband
geführt wird, beständig zu- und abgeführt wird. Berlin-Neuroder Kunstanstalten
Akt.-Ges., Berlin. — 4. 9. 01.
, 141 776. Lichtpausapparat mit Transportvorrichtung. A. Dingler, Graz. — 18. 5. 02.
57 d. 1 41 777. Verfahren zur Herstellung von autotypischen Hochdruckplatten durch Abformung
von rastrierten Tiefdruckplatten. Ivan Levinstein, Manchester. — 28. 11.01.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanneke in Berlin.
Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlia — Druck von Gebr. Unger in Berlin.
162
Alfred Schneider, Meissen.
Studienkopf.
Die Photographie für Freunde der Naturwissenschaft.
Von Privat dozent Dr. Carl Kaiserling-Berlin.
Das Objektiv.
Wenn der angehende Photograph auf wissenschaftlichen Gebieten etwa
nach den Grundsätzen, die ich in Heft 4 dieses Jahrgangs dargelegt habe,
sich endlich zur Anschaffung einer Camera entschlossen hat, so wird er nach
der Wahl erleichtert aufatmen. Aber lange dauert die Freude nicht, und
neue Qual, neues Katalogstudieren, neues Fragen und Versuchen beginnt,
sobald die Frage entschieden werden muss, welche Linse soll ich anschaffen?
Die moderne Optik und der emsige Wettbewerb unserer ersten Firmen
haben eine so grosse Auswahl guter Objektive auf den Markt gebracht, dass
die Wahl ungleich schwerer ist als bei der Camera. Diese Schwierigkeit
wird peinlich vermehrt durch den Preis guter Linsenkonstruktionen, und man
muss sich von vornherein klar machen, dass er in der Regel dem der Camera
gleichkommt, ja ihn vielleicht übertreffen wird. Je mehr und je vielseitiger der
wissenschaftliche Photograph arbeitet, um so sicherer lässt sich sagen, dass
er mit einer einzigen Linse nicht auskommen wird. Wohl haben sich die
1-VL1908. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
21
163
optischen Anstalten
bemüht, sogenannte
Universalobjektive
herzustellen, die
grosse Lichtstärke
verbinden mit
grossem Bildwinkel,
mit möglichst
ebener und scharf
ausgezeichneter
Bildebene, aber ein
sehr wichtiges Mo-
ment lässt sich
nicht erreichen, eine
veränderliche
Brennweite. Von
ihr hängt vorzugs-
weise die von ge-
gebenem Stand-
punkte aus zu er-
reichende Bild-
grösse des abzu-
bildenden Gegen-
standes ab. Je
kleiner die Brenn-
weite, um so kleiner
wird bei gleichem
Aufnahmeorte das Objekt wiedergegeben. Nun kann man oft beim besten
Willen seinen Standort nicht beliebig wählen, um das Objekt m der ge-
wünschten Grösse oder Ausdehnung zu erhalten. Oft genug wird man
auch von kleinen Objekten, z. B. von Kristallen, Käfern, Knochen u. s. w.
vergrösserte Aufnahmen machen müssen. In diesen Fällen muss der Camera-
auszug länger sein als die doppelte Brennweite der Linse beträgt. So wird
eine möglichst kurze Brennweite nötig, während die Vermeidung unschöner
Perspektive bei Architekturen und Porträts eine lange Brennweite erfordert.
Nach meinen Erfahrungen schwankt die nötige Brennweite zwischen 12 und
lO cm bei einer 13x18 bis 18X24 Camera.
Bekanntlich gestatten Objektive aus zwei symmetrischen Linsenkombi-
nationea die Benutzung der hinteren allein. Man erhält dann zwar ein Objektiv
mit fast doppelter Brennweite, aber es hat dann die Fehler der alten Land-
schaftslinse, die Verzeichnung gerader Linien am Rande, geringe Licht-
stärke u. a. m. Dieser Ausweg ist also oft nicht gangbar. Daher haben
verschiedene Firmen Objektivsätze konstruiert mit ausgiebiger Kombination
verschiedener Brennweiten und Lichtstärken. Die alten aplanatischen Sätze
Alfred Schneider, Meisseii.
Sprossen und BlQhen.
164
sind meist nur für Landschaften zu empfehlen, die neuen aus Anastigmaten
sind teuer und nicht immer allen Anforderungen entsprechend. Aber sie
sind bequem und nehmen wenig Platz ein. Immerhin ziehe ich es vor, für
jeden Fall ein Spezialobjektiv zu haben. Bisher bin ich ausgekommen mit
einem Weitwinkel, einem kurzbrennweitigen Universalanastigmat, einem lang-
brennweitigen Anastigmat und einem besonders lichtstarken System mittlerer
Brennweite für schwierige Moment- und Zimmeraufnahmen bei schlechtem
Lichte und für die Photographie in natürlichen Farben. Ein gewöhnlicher
Sterblicher wird sich nicht alle diese Objektive auf einmal anschaffen (Preis
ca. 700 Mk.), sondern im Laufe der Zeit mit den wachsenden Anforderungen.
Manchmal muss ich mich auch begnügen, bei einem guten Freunde oder
einem zuvorkommenden Lieferanten eine Anleihe zu machen.
Und nun möchte der Leser wissen, welche Linsen und welche Fabrikate
er kaufen soll. Da aber, »lieber Leser«, sei milde! Da ich kein Millionär
bin, konnte ich mir nicht alle Fabrikate anschaffen. Gerecht vermag ich ein
Objektiv nicht nach flüchtiger Probe zu beurteilen, sondern nur, wenn ich es
längere Zeit unter den verschiedensten Verhältnissen gebraucht habe. Man
lernt nur die Linsen
genau kennen, die man
besitzt, und mit ihnen
vermag man oft Auf-
nahmen zu machen,
die bei flüchtiger
Kenntnis unmöglich
erscheinen. Es kann
daher nicht meine
Aufgabe sein, ein be-
stimmtes Objektiv zu
empfehlen, sondern
muss die definitive
Wahl dem eigenen
Urteil des Käufers
überlassen. Wer noch
unsicher ist, kaufe
nicht bei irgend einem
Fabrikanten direkt,
denn dann wird er ein
meist einseitiges und
nur die eigenen Pro-
dukte lobendes Urteil
hören, sondern wende
sich an eine bessere
Handlung. Zwar sind
Händler ebensowenig
Alfred Schneider, Meisseii.
Bildnis Sascha Schneiders.
165
allwissend wie ich, aber sie können — wenigstens von Firmen mit sog.
koulanten Geschäftsprinzipien — eher eine Linse zur Ansicht bekommen als
unsereiner. Sollte sich da irgend eine Firma als nicht entgegenkommend
erweisen, kaufe man bei einer anderen. Es gibt heute gleich gute Linsen
der verschiedenen Gruppen von verschiedenen Fabrikanten, und kein Ab-
nehmer braucht sich Fabrikantenstolz gefallen zu lassen. Ohne uns sog.
Amateurphotographen würden die optischen Anstalten lange nicht den
Absatz haben, wie es heute der Fall ist, ergo können wir Entgegen-
kommen verlangen. Wer nicht selbst genügende Erfahrung besitzt, ziehe
einen geübten Kunstgenossen zu Rate, sowohl vor wie bei der Wahl.
Zuerst muss man Klarheit haben, was die anzuschaffende Linse leisten soll
und kann. Ein Weitwinkelobjektiv von der Lichtstärke i : 4, endloser Tiefe usw.
gibt es nicht, und ehe man sich die Grundbegriffe und die einfachsten Ab-
hängigkeitsverhältnisse der optischen Eigenschaften voneinander nicht klar
gemacht hat, soll man keine Linse kaufen, ja überhaupt nicht photographieren,
am wenigsten aber sich über Instrumente und Leistungen ein Urteil erlauben.
Leider ist bei vielen Amateuren die theoretische und praktische Vorbildung
durch eine ein bis zweimalige Unterweisung beim Verkäufer des Apparates
erworben. Solche Leute glauben, dass bei ihnen die Photographie anfinge,
und sie kommen den Fabrikanten, Händlern, Vereinsvorständen, Zeitschriften-
redakteuren, Bücherschreibern immer wieder mit alten Geschichten. Wenn
einer aus den genannten Menschengruppen dem angehenden Künstler dann
einmal deutlich die Meinung sagt, so geschieht es zu Recht. Auch hier sei
es gesagt, dass die erfolgreiche Ausübung der Amateurphotographie ernste
Arbeit erfordert.
Und nun zu den verschiedenen Arten der Objektive! Als erstes Objektiv
wähle man einen langbrennweitigen Universalanastigmaten von ziemlicher
Lichtstärke, etwa f : 5,5 bis f : 7. Für i3Xi8r/« Plattenformat sind min-
destens 18 cm Brennweite erforderlich^ besser wählt man aber ca. 24 bis
26 cm. Manche Konstruktionen erlauben bei kleinen Blenden einen Bild-
winkel von über 60° (bis zu 90°) auszunutzen, aber normalerweise beschränke
man sich auf etwa 60°. Brauchbar sind diese Linsen für Momentaufnahmen
aller Art, für Landschaft, Architektur, Porträts, Gruppen, und mit kleinen
Blenden für Reproduktionen. Hierher gehören: die Doppelanastigmate von
Goerz (i : 6,8), die Kollineare von Voigtländer (i : 5,4 bis ^,^\ die Ortlio-
stigmate von Steinheil usw. Nicht symmetrisch sind: das Unar (1:5),
Protar (i : 8), Triple-Anastigmat (i : t,']) u. a. m.
Zu den lichtstärksten Linsen fiir aUgemeinen Gebrauch gehören die
Planare von Zeiss (bei f = 20 — 30 ^w i : 4,0). ganz vorzügliche Linsen, aber
schwer und leider teuer {^-=2^0 cm 430 Mk ). Die kleinen Nummern von
l'^—T^mm Brennweite, die Mikroplanare , sind meines Wissens die voll-
kommensten Linsen für Mikrophotographien bei geringer Vergrösserung und
für den wissenschaftlichen Photographen unentbehrlich. Femer das Heliar
von Voigtländer (i :4,5). Durch seine Magnaliumfassung ist es trotz der
166
1 i'.t.
..1 i ::
n ' tM^ .
LEKTÜRE o Von ALFRED
SCHNEIDER in MEISSEN
PHOrOGRAPHISCHE
MITTKILUNGEN XL
grossen Linsen relativ leicht. Der Preis ist niedriger als der des Planars
[{ = 24 cm 260 Mk.), da es weniger Linsen enthält und geringeren Bildwinkel hat.
Beide Objektive geben auch bei grosser Öffnung geschnittene Schärfe, so dass
sie zu Reproduktionen besonders geeignet sind. Das Heliar arbeitet wegen
seiner völligen Frei
heit von Koma sehr
brillant. Hierher
gehört ferner der
Doppelanastigmat
Typus B. I :4,S.
Zu den Weitwinkeln
gehören die kleinen
Brennweiten der
erstgenannten Ob-
jektivgruppe bei
starker Ab-
biendung. Eigent-
liche Weitwinkel
sind dasProtar 1:18
mit ca. 110°, das
Kollinear 1:12 mit
ca. 100° und für
ganz seltene Fälle
der Hypergon-
Doppelanastigmat
mit ca. 135° Bild-
winkel. Wegen
seiner kurzen
Brennweite (6 cm
für 1 3 X 18) ist er
nur an sehr eng
zusammenschieb-
baren Cameras aus-
zunutzen.
Es gibt nun
noch zahlreiche an-
dere Konstruk-
tionen nach dem
Alfred Schneider, Meisseu.
Im Steinbruch.
Vorbilde der genannten, die in ihrer Wirkung mir grösstenteils unbekannt sind.
Sie sind aus dem Bedürfnis nach billigen Objektiven hervorgegangen, und dass
auf diesem Gebiete etwas zu erreichen ist, zeigen die vielfach gelobten Ana-
stigmate von Busch. Hoffentlich wird auch die Zeit kommen, wo die hohen
Preise der erstklassigen Linsen herabgesetzt werden. Schon zeigen sich
Symptome dafür, wenn auch natürlich die Fabrikanten möglichst lange die
167
Preise halten wer-
den. Ich bin Ketzer
genug, um die Ver-
billigung für durch-
aus möglich zu
halten.
Wer nicht die
höchsten Leistun-
gen auch bei grossen
Öffnungen von einer
Linse beansprucht,
wer nicht gelegent-
lich gute Strich-
reproduktionen
machen muss, dürfte
zu Anfang mit einem
guten Aplanaten
auskommen. Mein
leider zu früh ver-
storbener Freund
Dr. E. Vogel, der
frühere Herausgeber
dieser Zeitschrift,
pflegte scherzend zu
sagen , wenn die
Alfred Schneider, Meissen. Zigeunerkind. Frae'e nach den
Objektiven im engeren Kreise verhandelt wurde: Kinder, wenn Ihr keine
Strichreproduktionen machen müsst, kauft euch einen Rapid- Aplanaten fiir
3oMk.l Es liegt viel Wahrheit in diesem Ausspruche, jedenfalls muss
nicht jeder die teuersten Linsen haben, dreiviertel der vorkommenden Auf-
nahmen sind auch mit denen in mittlerer Preislage zu machen; aber wer die
höchsten Ansprüche stellt, muss wenigstens bei den lichtstarken Anastigmaten
etwas mehr anlegen als 30 Mk. !
Zu unseren Bildern.
Alfred Schneider, Meissen, zeigt sich in den Bildern, die wir heute
von ihm bringen, für Landschaft und Porträt gleichen\^eise beanlagt. Die
tüchtigen Vertreter der Lichtbildnerei finden sich ja — wenn sie nur wollen
— fast stets beiden Darstellungsgebieten gewachsen, — ein Symptom, das
wiederum einen gewissen Gegensatz kennzeichnet zu den Vertretern der
Malerei, deren Anlagen meist persönlicher und differenzierter sind. Wer eine
reizvolle und bildmässige Anordnung in der Natur sehen kann — und davon
163
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1 und ditYeien/jciter ^j''. * Wer t ri
ilei- X.ilur sehen kaiui und d-iv ,
geht doch im Prinzip alle Lichtbildnerei aus — , der wird diese Fähigkeit
ohne Schwierigkeit der menschlichen Figur sowohl als dem Landschaftsbilde
gegenüber in Anwendung bringen können. Und da der Ausdruck besonderer
seelischer Eigenstimmungen in der Photographie mindestens aussergewöhnlich
und sehr schwierig ist, so wird der Lichtbildner gut tun, sein Gebiet mög-
lichst weit zu dehnen, um nicht dem Mangel der Einseitigkeit zu verfallen.
Schneider hat offenbar sehr viel Sinn für geschickten Bildausschnitt
und schöne Anordnung. Er lässt die Natur nicht so einfach zu uns sprechen,
wie wir das früher bei anderen Lichtbildnern kennen lernten; er sucht sie
stets gefällig anzuordnen und zeigt hierbei viel malerischen Sinn und etwas
von französischer Grazie. Geht so seinen Bildern vielleicht der »grosse Zug«
ab, so zeigen sie doch viel feine, spezifisch photographische Reize, deren wir
uns ungetrübt freuen dürfen.
Dass Schneider auch in der Landschaft bestrebt ist, dem Sinn für
schöne, bewegte Linie Ausdruck zu geben, zeigt deutlich das von uns in
Heliogravüre wiedergegebene Bild. Die Linien der sich zueinander neigen-
den Birken im Vordergrund, des in sanfter Biegung zum Mittelgrunde sich
hinschlingenden Weges werden unterbrochen durch einen schräg übers ganze
Bild verlaufenden hellen, geraden Streifen, der — - vom Autor durch manuelle
Nachhilfe stärker pro-
nonciert — zwar nicht
ganz verständlich und
motiviert ist , aber
zweifellos dem Bilde
etwas Originelles gibt.
Wahrscheinlich wurde,
um diese originelle
Linienwirkung , mit
der das Bild steht und
fällt, zu erzielen, die
ganze Photographie
um ein bedeutendes
nach links gedreht (die
Neigung der Bäume
im Hintergrunde legt
diesen Gedanken
nahe), so dass aus
einer ursprünglich ho-
rizontal verlaufenden
Chaussee dieser eigen-
2^rtig geneigte , helle
Streifen entstand.
Wenn wir die Probe
machen, das Bild nach
Alfred Schneider, Meissen.
169
rechts herumrücken und durch Überdecken der Seiten mit Kartonstreifen
wieder einen geraden Bildausschnitt herstellen, so sehen wir sofort, wie sehr
durch die supponierte Verschiebung des Ausschnittes das Bild an Wirkung
gewonnen hat.
Auch die Porträts zeigen, wie gern Schneider mit originellem Bild-
ausschnitt arbeitet. Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass ein besonders
interessanter Kopf, dessen Reiz in dem Ausdruck des Gesichts liegt, knapp
ausgeschnitten wird. Wie das unter Umständen zur Steigerung der Charakte-
ristik in einem ausdrucksvollen Antlitz beitragen kann, zeigt das von uns im
Text wiedergegebene Bild des Zigeunerknaben. Hier wird wohl kaum jemand
etwas dagegen einzuwenden haben, dass durch den Ausschnitt Teile des
Kopfes und der Haare fortgefallen sind, denn es ist ersichtlich, dass durch
dies enge Herausschneiden der eigenartig schwermütige Gesichtsausdruck eine
stärkere Betonung erhalten hat. — Mehr dürfte der gleich eng geschnittene
weibliche Kopf dem Widerspruch zugänglich sein. Hier hat man doch etwas
das Gefühl, dass durch den knappen Ausschnitt eine ungünstige Haltung ver-
deckt werden sollte, und so sprechend das Gesicht auch ist, die durch die
Stellung bedingte hohe Rückenlinie wirkt nicht gerade günstig. — Das Porträt
Sascha Schneiders (zu dessen Bruder ein freundlicher Irrtum im Hamburger
Ausstellungsbericht unsern Lichtbildner gemacht hatte) bringt uns den
bekannten phantasievollen Künstler mit Hausrock und kurzer Pfeife sozusagen
menschlich näher.
Meist sehr geschickt und von einem pikanten, jedoch von allem Zweifel-
haften freien Reiz ist Schneider in seinen Studien nach dem nackten weib-
lichen Körper. Unser «Tafelbild des sitzenden Mädchens mag dem Amateur
zeigen, wie gut sich unter Umständen mit einigem Geschick eine gewöhn-
liche Kaffeedecke als ganz wirkungsvolle Draperie verwenden lässt. Die
zweite Tafel giebt einen ausdrucksvollen Kopf in flottbewegter Haltung, wo-
gegen der Körper auf diesem Bilde ein wenig massig wirkt.
Hinsichtlich der von ihm bevorzugten Gummitechnik lässt der Autor uns
folgende Daten zugehen: »Meine Originalaufnahme ist immer 9: 12 cm. Ich
vergrössere hiervon bis 40 : 50 cm. Die vergrösserte Platte ist nach lang-
jährigen Proben einzig richtig, klar und normal kräftig. Beim Kopieren
nehme ich den Kraftdruck zuerst und passe dann die dünnen Drucke unter
dem Negativ darauf, wenn dasselbe klar und durchsichtig ist. Als Photo-
meter benutze ich einige verschiedene kleine Negative, welche dieselbe
Dichtigkeit wie das vergrösserte Negativ haben, und lege denselben Farbauf-
strich darunter, kopiere alle zu gleicher Zeit in der Sonne, nehme aber die
kleinen Negative in Zeitabständen weg und entwickle diese Probestreifen
nacheinander bis zum grossen Negativ. Es ist dies meiner Ansicht nach
das praktischste Verfahren.« F. L.
170
.'. in-
I . j . ; ! -.
.c . . u '
n .1 ^ •
DAS MODELL o Von ALFRED
SCHNEIDER in MElSSENo o o
PHOTOGRAPH
MITTEILUNGEl
Billiges über neue liociiempfindliclie Platten.
Von Dr. W. Scheff er.
Vor kurzem kam eine neue Platte der Lumiere-Fabrik in den Handel; von
dieser Platte wurde angegeben, sie sei etwa 3 — 4 mal so empfindlich, wie die höchst-
empfindlichen bisher hergestellten Trockenplatten. Erstaunlicherweise hat diese
iMitteilung nicht das Aufsehen erregt, was sie von Rechts wegen hätte hervorrufen
sollen. Die relativ wenigen Urteile widersprachen einander in vielen wesentlichen Punkten.
Aus diesen Gründen machte der Verfasser einige Versuche mit diesen Platten.
Mit Absicht wurden komplizierte Anordnungen etc. vermieden und nur solche
Experimente angestellt, die der Amateur jederzeit ohne die geringsten Kosten mit
den einfachsten Hilfsmitteln wiederholen kann.
Man versehe die Innenseite des Schiebers einer Kassette mit Marken gleichen
Abstandes in der Richtung der Schieberbewegung. Man kann mit Hilfe dieser Skala
die verschiedenen Partien (Streifen) einer Platte verschieden lang exponieren.
Man verfährt am besten so, dass man erst um eine Marke aufzieht und exponiert,
Expositionszeit a, dann um eine weitere Marke aufzieht und wieder exponiert, Ex-
positionszeit des zweiten Streifens b, des ersten nun a+b. Auf diese Weise kann man sich
Skalen von Streifen jeder beliebigen Expositionszeit herstellen. Diese Methode
ist sehr einfach und schon lange bekannt — leider wird sie viel zu wenig an-
gewandt — , z. B. zum Auffinden richtiger Expositionszeiten ist sie von grossem
Wert.
Nun stellt man sich eine gleichmässig beleuchtete weisse Fläche her und ex-
poniert eine Platte bekannter Empfindlichkeit so, dass die Exposilionszeiten etwa 10, 20,
40, 80, 160 Sekunden betragen. Eine hochempfindliche Lumiere-Platte (neu) wurde
genau so exponiert und mit einer gewöhnlichen hochempfindlichen Lumiere-Platte
vcrgUchen, ausserdem wurden noch einige andere hochempfindliche Momentplatten
zum Vergleich herangezogen.
Alle Platten wurden quantitativ genau gleich entwickelt. Es stellte sich nun
heraus, dass die Streifen der gewöhnlichen, hochempfindlichen Lumi^re-Platten den
V4 so lange exponierten Streifen der neuen Platte entsprachen.
Diese Übereinstimmung der Dichtigkeit war gleichmässig über alle entsprechenden
Streifen; also es entsprachen an Dichtigkeit:
gewöhnlich 40 80 160
neu 10 20 40
Unter verschiedenen anderen als gut und hochempfindlich bekannten Platten
wurde keine gefunden, die ein wesentlich anderes Verhältnis ergeben hätte.
Selbstverständlich wurden die Versuche sowohl an hell wie weniger stark be-
leuchteten Objekten vorgenommen; es ergab sich immer bei Zeitaufnahmen
(eventl. mit sehr kleiner Blende) dasselbe Verhältnis.
Bei Momentaufnahmen, also kürzesten Expositionszeiten, war das Ergebnis ein
etwas anderes — für kürzeste, intensivste Belichtungen war die neue Lumiere-Platte
noch wesentlich mehr als 4 mal so empfindlich wie die gewöhnliche Momentplatte
(die Empfindlichkeit beurteilt nach dem entwickelbaren Lichteindruck). Diese Er-
scheinung ist sehr wohl verständlich, wenn man die Einwirkung des Lichtes mit
der Wirkung eines fallenden Gewichtes (Hammerschlag etc.) vergleicht.
Man kann z.B. eine Glastafel zerschmettern, wenn man ein Kilogramm aus
einem Meter Höhe auf sie fallen lässt. Man kann zahlenmässig genau dieselbe
Kraft auf die Glasplatte wirken lassen, wenn man 1000 mal nacheinander ein Gramm
1. VI. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 22
171
aus einem Meter Höhe auf sie fallen lässt — aus diesem Beispiel geht her\'or, dass
die Zeit, in der eine Arbeit geleistet wird, auf den physikalischen oder chemischen
Endeffekt, von grösster Bedeutung ist, im allgemeinen wird dieser desto grösser sein,
je kürzer die Zeit ist, in der eine bestimmte Arbeit geleistet wurde.
Diese letzteren Versuche wurden bei hellem Sonnenlicht, hochstehender Sonne
und wolkenlosem Himmel mit einem raschgehenden Momentverschluss gemacht;
die einzelnen Streifen wurden verschieden oft exponiert.
Selbstverständlich geben diese einfachen und primitiven Versuche nur annähernde
Werte und sind durchaus nicht als wissenschaftlich exakt zu bezeichnen — geben
sie doch z B. gar keine Vorstellung über die Empfindlichkeit der Platten für die
verschiedenen Teile des Spektrums — sie sollen nur den Amateur veranlassen,
diese immerhin recht zuverlässige Methode für die Plattenprüfungen zu verwenden.
Weitere Versuche an Objekten von verschiedener Helligkeit zeigten, dass die neue
Lumiere-PIatte gute Abstufungen gibt — also wahrscheinlich einen ziemlich gleich-
massigen Verlauf der Empfindlichkeitskurve hat.
Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass das Korn nicht wesentlich ver-
schieden ist von dem der gewöhnlichen, hochempfindlichen Platten — es ist nicht
viel gröber als das Korn jener.
Um sich über die Bedeutung dieser neuen Platte klar zu werden, bedenke man
nur, dass mit ihrer Hilfe dasselbe mit einer Objektivöffnung von F/io zu leisten
ist, wozu man früher eine Öffnung von F/5 brauchte — ein Vorteil für die Opiik
des Bildes, den jeder ohne weiteres einsieht.
Neue orthochromatische Schichten.
Von Dr. V. Bellach.
Die rege Tätigkeit wissenschaftlicher Forschung, die Zahl brauchbarer optischer
Sensibilisatoren zu erweitern, sowie die Forderungen der Reproduktionstechnik nach
guten farbenempfindlichen Schichten zwingt die Emulsionsfabrikation, eine eifrige
Konkurrenz auch auf dem Gebiete der orthochromatischen Photographie zu entfalten.
Leider verhält sich die grosse photographierende Menge zu der letzteren zum Teil
noch passiv. Warum? Ja, das lässt sich schwer sagen. Auf jeden Fall aber
müssen Vorurteile vorhanden sein, die zu beseitigen nur den eifrigen Bemühungen
unserer Forscher gelingen kann. Jedoch, was nützen „Bemühungen*, wenn die
Plattentechnik nicht auch dazu beiträgt, denn diese ist es zuerst, welche durch gleich-
massige, vorzügliche Fabrikate die Sympathien des photographierenden Publikums
für ein Spezialgebiet unserer Kunstwissenschaft erlangen kann.
Zwar reichen die augenblicklich bekannten Fabrikate des Handels an die
Wirkungen der sogenannten Badeplatten kaum heran, und es bedarf jedenfalls noch
angestrengtester Arbeit, um cinigermassen analoge Empfindhchkeiten zu erzielen,
ganz abgesehen von der Haltbarkeit, in welcher die in der Emulsion gefärbten
Schichten den Badeplatten bereits überlegen sind; aber man ist auf dem besten
Wege, orthochromatischen Trockenplatten die gleichen Empfindlichkeiten zu erteilen,
falls sich in der Praxis nicht Schwierigkeiten einstellen, die weitere Mühen aussichtslos
erscheinen lassen. Ich verstehe unter Empfindlichkeit hierbei diejenige, welche
sich möglichst auf alle Teile des sichtbaren Spektrums erstreckt, mithin das Problem,
welches in der Herstellung einer ausgesprochenen „panchromatischen* bezDgl-
„isochromatischen" Platte gestellt ist.
172
In neuester Zeit bringt die Firma Unger & Hoffmann, Dresden, eine farben-
empfindliche Trockenplatte in den Handel, die in allen Punkten befähigt ist, mit
den bestehenden Fabrikaten zu konkurrieren. Sie besitzt eine hohe Allgemein-
empfindlichkeit mit einer für die Zwecke der orthochromatischen Photographie not-
wendigen Farbenempfindlichkeit, wobei insbesondere eine vortreffliche Rotsensi-
bilisation hervorzuheben ist.
Beistehende Spektrenaufnahmen, welche die Wirkungsweise der ApoUo-Ortho-
Platte im Vergleich zur Perchromo- bezügl. Viridinplatte veranschaulichen, wurden
mit Hilfe des kleinen Glas-Spektrographen der Firma Stein heil in München, unter
Verwendung einer künstlichen Lichtquelle (Petrol-Lichi), ausgeführt.
Die Expositionszeit betrug bei einer Spaltbreitc von 0.5 vim und einem Abstand
von circa 20 cm des Spaltes von ^
der Lichtquelle 20 Sekunden. ^ ^ ^
Als Entwickler fand Pyrogallol-
Pottasche bei einer Entwicklungs-
zeit von ca. 6 Min. Verwen-
dung. Zur besseren Orien-
tierung sind in den sichtbar roten
und gelben Teil sowie in das
Ende des grünen Bezirkes des
Spektrums Linien (et, j3, 7) mit-
photographiert, die sich etwa in
der Nähe der Frauenhofer-
schen Linien B C, D und Eb
befinden. Die hellsten Stellen
im Bild zeigen die kräftigste
Sensibilisation für den betreffen-
den Spektralbezirk (Maxima), die
dunkelsten dagegen die geringste
Empfindlichkeit (Minima).
Wir bemerken in dem Spek-
trum der Apollo -Ortho -Platte
zuerst eine kräftige Sensibilisation
zwischen p und 7, d. h. die Platte
zeigt eine günstige Wirkung für
gclbgrüne und grüne Strahlen,
nimmt der Niederschlag, wenn
Apollo-Ortho-Platte, II. Perchrorao-Perutz-Platte,
111. Viridin-Schleussner-Plattc.
ZU
ein
Nach dem spektralen Gelb (|3) sowie nach 7
auch nur gering, ab, um jenseits von 7 in
Minimum, jenseits von ß in eine gleichmässige Sensibilisation für Orange und Rot
(bis etwa zur Frauenhof ersehen Linie B) überzugehen. Das jenseits des Minimums
liegende! breite, helle Band stellt die Eigenempfindlichkeit des Halogensilbers der
Platte dar.
Ein Vergleich mit den Spektren der Pechromo- und Viridinplatte zeigt, dass
bei gleichen Expositionszeiten die Apollo-Ortho-Platte die bei weitem rotempfind-
lichste ist.
Es sei nun kurz auf die sensitometrische Prüfung der neuen Platte hingewiesen,
deren Resultat in Verbindung mit der spektrographischen Untersuchung einen Ein-
blick gestattet auf ihr Verhalten bei der Exposition hinter Farbenfiltern, wie sie etwa
die Ivessche Dreifarbenphotographie benötigt.
Ich sehe hierbei von der Aufstellung diesbezüglicher Schwärzungskurven ab und
gebe die Werte, wie sie nach der von Eder angegebenen Methode (siehe System
173
der Sensit ometrie photogr. Platten, Sitzgsber. d. kaiserl. Akad. d. Wissensch., Wien,
9. Nov. 1899, S. 84 f.; auch Handbuch III), mit Hilfe des Sehe in ersehen Sensi-
tometers gefunden wurden.
I. Belichtung ohne Filter i Min., Abstand i /// (Benzinlampe)
im Mittel (A) = 15° Seh.
IL Belichtung mit Gelbfilter do. (4 prozentige Kaliummono-
chromatlösung in 1 cm dicker Schicht) im Mittel = 12° „
Korrektionszahl, um welche der gefundene Empfindlichkeitswert
hinter dem Filter erhöht werden muss, um denselben auf
die Belichtung ohne Filter zu beziehen s= i® ^
(a) = 13° Seh.
Bezeichnet man nach Eder die Gesamtempfindlichkeit der Platte mit A, den
Filterwert mit a, so ist die Differenz A — a = 15° — 13® = 2° Seh., ein für ortho-
chromatische Schichten als „gut" angesehener Empfindlichkeitswert.
Die Gesamtempfindlichkeit 15° Seh. entspricht derjenigen einer hochempfind-
lichen Momentplaite.
Den Versuchen mit Dreifarbenaufnahmen wurden die Mi et besehen Additivfilter
zu Grunde gelegt unter Verwendung eines Porträtanastigmaten f 4,5 der Firma
Voigtländer & Sohn. Die Resultate fielen sehr günstig aus, insbesondere über-
raschten die für farbenempfindliehe Troekenplatten relativ kurzen Expositionszeiten
im Atelier, so dass weitere Versuche in Angriff genommen werden konnten, über
die ich event. später berichten werde. An dieser Stelle sei vor allem auf das
Expositionsverhältnis der Apollo-Ortho-Platte hinter den Filtern hingewiesen.
Dasselbe wurde nach der von Miethe angegebenen Methode (schwarzer Hinter-
grund, Gipsbüste, Expositionszeit der drei Teilbilder hinter dem Blau-, Grün- und
Rotfilter, bis dieselben im Negativ gleich stark gedeckt erscheinen) festgelegt, und
zwar ergab sich bei den ersten Versuchen (f 4,5) eine durchschnittliche Belichtung
von 2 Sek. für Blau, 1 Sek. für Grün und 9 Sek. für Rot, also das Verhältnis
2:1:9. F^r die Mi et besehe Aethylrotbadeplatte hatte ich im vorigen Jahr für
meinen Filtersatz 27^ * i .* 3 gefunden. Es zeigte also die Apollo-Ortho-Platte im
Anfang Ys ^^'* Rotempfindliehkeit der Aethylrotbadeplatte, während die Blau-
empfindlichkeit annähernd, die Grünempfindliehkeit dagegen gleich war.
Neuere Versuche ergaben jedoch ein wesentlich günstigeres Resultat. Im Mittel
schien bei ziemlieh eingeschränkter Atelierbeleuchtung eine Belichtung von 4 Sek.
(Blaufilter) 4 Sek. (Grünfilter) und 15 Sek. (Rotfilter) ausreichend, was einem
Expositionsverhältnis von 1:1: 3^4 entspricht. Letzteres liegt demjenigen der
Aethylrotbadeplatte sehr nahe.
Wenn nun auch durch neuere Präparationen das Expositionsverhältnis derselben
ein günstigeres als früher geworden ist (vergl. Mitteilung von Prof. Dr. Miethe,
Allgem. Phot. Ztg. 1903, Heft II, S. 188, desgl. Dr. Kaiserling, Phot. Mitteil. 1903,
Heft 7, S. 106), so dürfte das zuletzt gefundene der Apollo-Ortho-Platte einen
für farbenempfindliehe Trockenplatten bisher unerreichten Wert darstellen.
Nach den hierselbst mitgeteilten Resultaten über die Wirkungsweisen der Apollo-
Ortho-Platte sei noch bemerkt, dass auch sie das unserer Wissenschaft vorschwebende
Ideal nicht völlig erreicht. Ob man zu demselben jemals gelangt, bleibt dahin-
gestellt! So lange wir nicht Troekenplatten des Handels besitzen, die bei kurzen
Expositionszeiten im Spektrographen einen homogenen Niederschlag von spektralen
Blau-Violett bis zum Rot liefern, ist das Arbeitsgebiet nicht erschöpft.
174
Kleine Mitteilungen.
Neue Tonbäder mit Sollocarbamid.
R. E. Blake Smith empfiehlt für Sepia- und Röteltöne folgende Vorschrift:
Sulfocarbamid 0,07 — 1,3 £
Wasser 750 „
Zitronensäure 0,2 — 10 „
I proz. Goldchlorid-Lösung ... öYa ^^^
Die Variationen im Ton werden durch die Zeitdauer des Verweil ens im Bade
und durch den Zitronensäuregehalt des letzteren bewirkt. Je mehr Säure vorhanden
ist, desto rötlicher wird der Ton. Vermehrung des Sulfocarbamids verlängert die
Tondauer. Das Tonbad soll eine Temperatur von 14 — 16° C. haben.
Für die Zitronensäure können auch andere Säuren eintreten. Salpetersäure
kann namentlich benutzt werden, wenn rote Töne gewünscht werden (0,02 — 0,8 ^
konzentr. Salpeters.). Es ist zu beachten, das Sulfocarbamid in salpetersaurer
Lösung sich zu einem Disulfid kondensiert; letzteres mag für die Tonwirkung eine
Rolle spielen.
Purpurtöne erhält man am besten mit folgendem Bad:
Sulfocarbamid 0,2 — 0,25 ^
Wasser 900 „
Konzentr. Salpetersäure . . 9—13 Tropfen
I proz. Goldchlorid-Lösung . 13 ccm
Zusatz von Chlomatrium bewirkt ein schnelleres Tonen, zugleich werden die
Töne kälter. Kaliumnitrat, Rhodanammonium und andere Metallsalze geben gleiche
Resultate,
Unnötiges langes Wässern nach dem Tonen ist zu vermeiden, da hierdurch
leicht Flecke entstehen. Man fixiert die Kopien am einfachsten direkt in einer
alkalischen Fixiematron-Lösung. Wünscht man zwischen Tonen und Fixieren die
Kopien zu wässern, so lege man sie in stark verdünnte Salzsäure (i Teil Säure auf
I Liter Wasser).
Was die Haltbarkeit der Töne mit Tonfixierbädern anbetrifft, so lässt sich
darüber gegenwärtig noch kein Urteil fällen. Man erhält hiermit kalte braune Töne.
Ein Rezept für Tonfixage ist z. B. folgendes:
Sulfocarbamid 9 ^
Fixiernatron 60 „
Wasser 600 ccm
I proz. Goldchlorid-Lösung 13 »
(Photography.)
Photon -Tonbad.
Von Waldemar Merckens-Mülhausen (Eis.) wird unter der Marke „Photon"
ein Tonbad hergestellt, welches sich insbesondere für Mattpapiere (Celloidin, Aristo,
Albumin) eignet. Man erhält mit diesem Bade vortreffliche Rötel- und kupferbraune
Töne. Die Behandlungsweise für Mattpapiere ist folgende:
Die nicht allzustark überkopierten Bilder werden zunächst gewässert, bis das
Wasser nicht mehr milchig erscheint, dann in eine 10 prozentige Fixiernatron-Lösung
gelegt, hiernach wiederum gewässert und dann in verdünnter Photon- Lösung getont.
In dem Tonbade nehmen die Kopien zunächst einen Rötelton an, welcher allmählich
175
in ein Kupferbraun übergeht. Sobald man den gewünschten Ton erreicht hat,
werden die Bilder aus dem Bade genommen und gewässert.
Wir werden auf das Tonbad in nächster Nummer noch ausführlicher zu sprechen
kommen. P. H.
Vereinigung für die Förderung der farbigen Photographie.
Unter dem Namen „Comit^ d'^tudes photochrom iques** hat sich in Paris eine
Vereinigung zur Förderung der Farbenphotographie gebildet, deren Vorsitz L^on
Vidal führt. In der Liste der gründenden Mitglieder finden wir verschiedene uns
bekannte Namen, welche zum Teil auf dem Gebiete der Farbenphotographie bereits
hervorragende selbständige Arbeiten geliefert haben, wie die Gebrüder Lumiere
und E. Vallot. (Le Moniteur d. 1. Photogr.)
Über Metochinon.
Die Gebrüder Lumiere und Seyewetz veröffentlichen eine Abhandlung über
„Metochinon", eine Verbindung von Metol und Hydrochinon, dessen Eigenschaften
als Entwickler besonders hervorgehoben werden gegenüber der bisher gebräuchlichen
Mischung beider Komponenten.
Eine für den ersten Augenblick befremdende Tatsache ist es allerdings, dass
das Metochinon bei gleichem Alkaligehalt schneller und kräftiger arbeitet als die
molekulare Mischung von Metol und Hydrochinon, ganz besonders, wenn nur Sulfit
als Alkali angewendet wird. Daraus könnte hervorgehen, dass in der blossen Mischung
eine molekulare Verbindung, wie Lumiere und Seyewetz besonders hergestellt
haben, nicht vorliegt. Dem ist aber nicht so, sondern es ist tatsächlich diese Ver-
bindung immer vorhanden, wo Metol und Hydrochinon in einer Lösung bei Gegen-
wart eines Alkalis verwendet wird, und diese Verbindung haben schon viele, welche
in der Konzentration von Metol-Hydrochinon-Entwickler zu weit gegangen sind, in
Händen gehabt, denn der hierbei entstandene Niederschlag war nichts anderes als
das Metochinon Lumieres.
Worin liegt nun aber der Grund, dass die Mischung sich anders verhält, als die
Verbindung selbst? Einfach darin, dass das in beiden Fällen vorhandene Metochinon
unter verschiedenen Bedingungen zur Verwendung gelangte.
Metol ist das schwefelsaure Salz der Metolbase. Wird dieses nun mit Hydro-
chinon bei Gegenwart von Sulfit oder Soda gemischt, so entsteht nicht nur Meto-
chinon, sondern auch eine entsprechende Menge schwefelsaures Natron, sowie freie
schweflige Säure, bezw. Kohlensäure, welche in Lösung bleiben und eine nicht un-
bedeutende Verzögerung der Entwicklung verursachen. Wenn man daher einerseits
dafür gesorgt, dass das Auftreten freier Kohlensäure aus schwefliger Säure bei der
Mischung vermieden wird, nämlich dadurch, dass eine zur Neutralisation dieser
Säuren genau abgemessene Menge Ätznatron (am besten zu erreichen mittels Nonnal-
lauge) verwendet wird, andererseits, dass dem fertigen Metochinon die entsprechende
Menge schwefelsaures Natron zugefügt wird, so stehen beide Lösungen unter genau
gleichen Bedingungen und arbeiten alsdann auch vollkommen gleich.
Der Vorteil des Metochinons besteht also darin, dass die Schwefelsäure, das ver-
zögernde Moment, ehminiert ist; man kann indes praktisch die verzögernde Wirkung
der Mischung durch Vermehrung der Alkalimenge leicht paralysieren.
Dr. A. Bogisch.
176
Volgtl&nder - Scheren - Camera.
Eine neue Camera, die wohl zu den besten gehört, die bis jetzt existierten, und
allen Anforderungen genügt, ist die von der optischen Anstalt Voigtländer & Sohn
in Braunschweig in den Handel gebrachte Scheren-Camera für die Plattengrösse
9 X 12 cm. Sie ist sowohl als Hand-, wie als Stativ - Apparat zu benutzen. Die
eigene Art der Balgenentwicklung durch eine Schereneinrichtung, die unter Patent-
schutz steht, macht das Laufbrett vorn und hinten überflüssig und gibt der Camera
eine ungemeine Stabilität. Ausserdem wird durch diese Einrichtung absolute
Parallelität der Mattscheibe und des Vorderrahmens bei jeder Auszugslänge der
Camera gewährleistet. Die Abbildung Fig. i zeigt dieselbe in geöffnetem Zustande.
Das Öffnen und Schliessen erfolgt durch Drehen der im Mittelstück unten an-
gebrachten grossen Schraube und geht ziemlich schnell von statten. Der Apparat
lässt sich bis auf etwa 30 cm ausziehen.
Die grosse Stabilität der Camera gestattet auch die Anwendung sehr diffiziler
Objektive, die genaueste Einstellung erfordern. Das seitlich angebrachte Band dient
zum Anbringen der Marken für verschiedene Einstellung. Die Objektive lassen sich
ohne weiteres auswechseln und ohne besondere Einsteilvorrichtung benutzen, sobald
ein für alle Mal die Marken am Apparat vorgezeichnet sind. Das Objektivbrett ist
nach allen Richtungen bis an den Balgenrand verstellbar, und zwar ohne Klemm-
schrauben durch Anbringung federnder Klemmen.
Fig. 1.
Fig. 2.
Der Umfang der Camera übersteigt nicht den anderer Apparate, und da Mag
nalium zur Anwendung kommt, so ist auch das Gewicht nicht besonders hoch. Die
Handhabung ist einfach, sehr bequem und leicht verständlich.
Die Camera ist mit leicht abnehmbarem Schlitzverschluss mit von aussen ver-
stellbarer Schlitzbreite versehen. Wer ohne diesen Verschluss arbeiten will, legt ihn
beiseite. Der an dem Schlitzverschlüsse befindliche Rahmen ist genügend gross, um
Filter anzubringen. Wenn man sich Einschiebrähmchen anfertigt, so lassen sich
Kompensations- oder Kontrastfilter einsetzen, oder aber Selektionsfilter, falls man
Dreifarbenaufnahmen beabsichtigt. Es kann aber auch an Stelle des Schlitz-
verschlusses ein Rahmen angesetzt werden, der zu Dreifarbenaufnahmen eingerichtet
wird, wozu ich die Plattengrösse 6y^g cm vorschlagen würde, um das Volumen
nicht unnötigerweise zu vergrössern. Auf diese Weise erhält man eine wirkliche
Universal-Camera, die infolge ihrer soliden Ausführung zu allen ernsten Arbeiten
durchaus geeignet ist. Ein Dosenlibellensucher mit Spiegel erlaubt selbst bei hoch-
gehaltener Camera noch genaues Nivellieren. Das Öffnen des Apparates wirkt
derart, dass das Schwergewicht gleichmässig verteilt wird, so dass auch beim Auf-
setzen auf das Stativ ein sicheres Arbeiten ohne Schwanken des Apparates garantiert
177
ist. Die neue Scheren-Camera wird gewiss bald viele Freunde finden, da sie zu
vielseitigstem Gebrauche geeignet ist und Reparaturen infolge der soliden Kon-
struktion ausgeschlossen sein dürften. Das Äussere der Camera ist sehr gefällig.
Dr. G. Aarland - Leipzig.
Literatur.
E. Vogel, Taschenbuch der praktischen Photographie. Ein Leitfaden fQr Anfftnger und
Fortgeschrittene. 11. vermehrte und ergänzte Auflage (31. — 36. Tausend) .Bearbeitet von Paul
Hanneke. Mit 89 Abbildungen, 12 Tafeln und 20 Bildvorlagen. Verlag von Gustav Schmidt.
Wiederum im Frühjahr erscheint der Vogel sehe Leitfaden in Neudruck. Die in letztem Jahre
erschienenen Neuheiten haben, soweit sie für den Amateur und Praktiker von Wert sind, volle
Berücksichtigung gefunden. Einige Kapitel sind, den Bedürfnissen des Anfängers mehr ent-
sprechend, erweitert worden. Die Anzahl der instruktiven Illustrationen ist erhöht worden. Ober
den gegenwärtigen Stand der Katatypie, welches Verfahren die weitesten Kreise interessiert, ist
in einem besonderen Anhange eine kurze gemeinverständliche Darstellung gegeben.
C. Fahre, Aide-memoire de Photographie pour 1903. 28. Ann6. Verlag Gauthiers-
Villars, Paris. Dieses kleine Jahrbuch bringt stets eine vorzügliche, kurzgefasste Übersicht der
Erfindungen, Neukonstruktionen von Apparaten etc. des abgelaufenen Jahres. Andererseits be-
dürfte das Vereins- und Zeitschriften- Verzeichnis einer Korrekturdurchsicht; es finden sich darin
deutsche Journale, welche seit Jahren eingegangen sind, die Namen verschiedener Vereins-
vorsitzender sind ebenfalls nicht mehr zutreffend. -
Eder, Systeme de sensitometrie des plaques photographiques. Verlag von Gauthier-
Villars, Paris. Diese vorzügliche Arbeit Eders ist uns bereits in ihrer deutschen Publikation
durch die Photographische Correspondenz bekannt.
Ferner sind erschienen:
Fotografisch Jaarboek voor de jaren 1902 en 1903. Onder Redactie van J. J. M. M. van
den Bergh. Verlag von Laurens Hansma, Apeldoorn.
P. Salcher, Die Wasser - Spiegelbilder. Angaben für Zeichner, Maler und Photographen,
Mit 8 Textabbildungen und 12 Aufnahmen. Verlag von Wilhelm Knapp. (Halle).
, Report of govemment Laboratories of the Philippine Islands for the year ended
August 1902.
Patent-Nachrichten.
Anmeldungen.
57a. P. 12 940. Rouleauverschluss. George Arthur Pickard, Altrincham, Engl.; Vertr.: Paul
Breddin, Halberstadt.- 19. 9. 01.
, T. 8537. Vorrichtung zur Aufnahme von Stereoskopbildern mit einer Camera. Julius Knud,
Ludwig Thomsen und Adam Bertel Thomsen, Buffalo, V. St. A.; Vertr.: M. Schmelz,
Aachen. — 10. 11. 02.
H B. 30 343. Magazincamera für abwärtskippende Platten. Heinrich Bleil, Berlin, Brunnen«
Strasse 84. — 8. 11. 01.
„ L. 17 375. Einrichtung an Rouleauverschlüssen zur Verkürzung der Belichtungsdauer des
unteren Teiles der Bildflftche. Louis Lang, Dresden, Moritzstr. 20. — 24. 10. 02.
57b. L. 17 274. Lichtempfindliche Schichten tragende Films aus Nitrozellulose. Dr. Hans Lüttke,
Wandsbeck. — 29. 9. 02.
57 c. B. 31 735. Maschine zum Waschen von photographischen Platten. Julius Blank, Radcbeul-
Dresden, Kirchstr. 3. — 22. 5. 02.
57b. S. 17 506. Verfahren zur Herstellung farbiger Chromgelatinebilder nach dem Imbibitions-
verfahren. Max Skladauowsky, Berlin, Schwedterstr. 35a. — 27. 1. 03.
57 a. S 16 826. Verfahren zum Einkopieren von Inschriften in die einzelnen Bilder von Serien-
films. Karl Späth, Fürstenstr. 8, und Emil Grabsch, Novalisstr. 14, Berlin. — 19.8.02.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanneke in Berlin.
Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlia -- Druck von Gebr. Unger in Berlin.
178
W. Schmidt-Diehler, Frankfurt a. M.
Trostburg b. Waidbruck.
Farbenempfindliche Platten.
Sobald das Landschaftsbild seine Farbenpracht wieder zeigt, sieht man
auch die photographische Camera wieder häufiger erscheinen. Es ist ja eine
alte Sache, dass von den Amateuren die Landschaftsphotographie am meisten
betrieben wird, und die Gründe für diese Tatsache brauchen wohl kaum erst
erörtert werden. — Für Landschaftsaufnahmen, sowie fiir das Porträtfach
werden hauptsächlich die gewöhnlichen Platten verwendet, obgleich in vielen
Fällen der Gebrauch von farbenempfindlichen Platten sicher besser am Platze
ist. Eine wirklich feste Einführung ist der orthochromatischen Platte bis jetzt,
abgesehen von dem Gebiet der Photographie in Naturfarben und für wissen-
schaftliche Zwecke, nur in der Reproduktionsphotographie zu teil geworden.
Für den Amateur kommen meist nur solche Präparate in Betracht, welche
er im Handel gebrauchsfertig kaufen kann, das gilt auch von den farben-
empfindlichen Platten. Wir haben nun gerade keinen Mangel an Farbenplatten-
Fabrikaten, warum wird davon nicht mehr Anwendung gemacht? Vielfach
findet man unter Amateuren immer noch die irrige Annahme verbreitet, dass
die Farbenplatten schwieriger zu behandeln sind. Dass solches nicht der
Fall ist, ist in früheren Aufsätzen unseres Blattes zur Genüge hervorgehoben
worden. Nun könnte für die geringere Inanspruchnahme der höhere Kosten-
preis in Rücksicht gezogen werden. Die renommiertesten Marken gewöhn
15. VL 1903. Photoirr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
23
179
licher Platten erhält man für 2 Mk. per Dutzend 9X 12 cin\ gute Farben-
platten in demselben Format kosten 2,25 bis 3 Mk. Für die Vorteile, welche
eine gute Farbenplatte bietet, dürften diese Preisdifferenzen nicht allzu schwer
ins Gewicht fallen. Gehen wir nun in unserer Betrachtung weiter, und stellen wir
einmal die Frage, ob die Handelsfarbenplatten nicht irgendwelche Nachteile
gegenüber den gewöhnlichen Platten bieten, denn in der Regel hat doch jedes
Ding seine zwei Seiten.
Wir haben Farbenplalten in Händen gehabt, bei denen wir gegenüber
gewöhnlichen Platten beim besten Willen keine bemerkenswerten Schatten-
seiten zu rügen hatten, aber andererseits sind uns auch F'arbenplatten be-
gegnet, welche grobe Fehler aufwiesen.
Was den Punkt der Haltbarkeit anbetrifft, so haben wir darüber öfter zu
klagen. Es ist uns schon frische Fabrikware — Musterpakete — zur Prüfung
zugegangeu, welche nach sechs bis acht Wochen völlig unbrauchbar gewesen
ist, sie zeigte Schleier, masrige Flecke, schwarze Ränder etc. Das ist keine
Haltbarkeitsgrenze für eine farbenempfindliche Handelsplatte; einen Termin
von sechs Monaten müssen wir darin mindestens beanspruchen können. Die
Herstellung einer guten haltbaren Farbenplatte ist ja nicht so einfach, als es
manchem mit der Emulsionspraxis nicht Vertrauten erscheint, aber Fabrikate
von oben angeführter geringer Brauchbarkeit sind zurückzuweisen, sie haben
kein Recht auf den Titel »hahbar«. Es gibt genügend Marken im Handel,
W. Schmidt-Diehler, Frankfurt a. M.
Kartoffelernte im Schwarzwald.
180
R. u. Th. Scholz, Wien.
Morgenstimmung.
welche uns in bezug der Haltbarkeit selten zu Ausständen Veranlassung
geben. Das etwaige Auftreten von schwarzen Rändern bei alten Platten, so-
bald jene nicht zu grosse Dimensionen annehmen, wird uns weniger Verdruss
bereiten. Wer mit Farbenplatten auf Reisen geht, vergewissere sich jeden-
falls vorher genau über die Qualität; solches ist ja auch schon bei dem ge-
wöhnlichen Negativmaterial geboten, denn jeder erfahrene Praktiker weiss,
dass schliesslich ^ überall mal etwas vorkommen kann«.
Worin die Farbenplatten-Fabrikate den gewöhnlichen Platten nachstehen,
ist die Empfindlichkeit. Sofern es sich nicht um kurze Momentaufnahmen
handelt, wird dieselbe in den meisten Fällen vollkommen ausreichen. Von
dieser allgemeinen Empfindlichkeit der Platte ist die relative F'arbenempfind-
lichkeit zu unterscheiden. Für alle Farben gleichmässig empfindlich ist
keine Platte, das Ideal der panchromatischen Platte ist noch nicht erreicht.
Was nun die Empfindlichkeit für einzelne Farbenregionen anbetrifft, so ist
dieselbe bei den Handelsplatten verschieden; die meisten Fabrikate sind
gelbgrünempfindlich. Wir haben aber auch spezielle Marken, welche auch
für Orange und Rot empfindlich sind. Über die Prüfung der Farbenempfind-
lichkeit der Platten finden sich in Vogels Handbuch der Photographie, Bd. i,
und Eder, Praxis der Photographie mit Gelatine-Emulsionen, ausführliche
Angaben.
Auf einen Umstand, der uns bei käuflichen farbenempfindlichen Platten
öfter aufgefallen ist, wollen wir noch aufmerksam machen. Man wird nämlich
181
finden, dass manche Farbenplatten härter arbeiten, als gute gewöhnliche
Handelsplatten.
Diese letzt erwähnten Fehler besitzen die selbstgefertigten Farbenplatten,
hergestellt durch Baden der gewöhnlichen Platten in gewissen Farbstoff-
lösungen, nicht, und es wäre zu wünschen, dass sich der Amateur mit diesem
Prozess mehr vertraut machte. Allerdings ist hierzu ein geeigneter Trocken-
raum Hauptbedingung, ohne solchen werden wir stets Ausstände haben,
dahingehend^ dass uns "die Platten schon während des Trocknens oft ver-
derben, dass von Farbenempfindlichkeit keine Spur zu finden ist, trotzdem
das Baden regelrecht ausgeführt wurde, und anderes mehr.
Wer die Eigenschaften der farbenempfindlichen Platten noch nicht erprobt
hat, der sollte gerade zur jetzigen Jahreszeit, wo die Landschaft so mannig-
faltige Farben aufweist, einen Versuch damit machen. Auch in Femsichten
kann uns die Farbenplatte bedeutend mehr herausgeben als die gewöhnliche
Platte. H.
Zn unseren Bildern.
Die Gebrüder Scholz vom Wiener Camera-Klub zeigten auf der Ham-
burger Frühjahrsausstellung eine Anzahl Gummidrucke, welche durch die
schlichte NaturaufTassung,
durch glückliches Vermeiden
jener den Bildern dieser Tech-
nik häufig anhaftenden Effekt-
wirkung angenehm auffielen.
Wenn auch noch nicht alles
bei ihnen gelungen und or-
ganisch war, so zeigten sie
doch, dass sie zu jenen ver-
ständigen Ausübern des mo-
dernen Verfahrens gehören,
denen die Technik nicht Selbst-
zweck ist, sondern die Natur,
die vohrnehmste Lehrmeisterin
der Lichtbildkunst, an erster
Stelle steht. Die Bilder, die
wir heut von ihnen bringen —
die schönen, kräftigen Eichen
und die poetische Morgen-
stimmung, in der man deut-
lich den frischen Hauch der
Frühe zu spüren meint, geben
Zeugnis von dem lebendigen
Natursinn der beiden. Und
da in den Ausführungen, die
Dr. H. Bachmann, Graz.
182
fj
KRIIEX o o o o . o \
.< u. TH. SCHOLZ. \\ :•
»- M Mise
^^\\\jt.\^
^: . •• s:..^tui l^HrbcnMattcn.
. i*T '. ': L:'J'.vi-^'.r. V.irb^t«»fr-
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/.". r.'^k i^t. s«»n<iern die \.'t».
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«'.vT I.i'. hlbililkunbt. an t'-* >
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•ir..l die poetische N^Tu/n
f-inuMni», in der man iee.r
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Man.
i-riilie zw -})urt:n nu int. l;« I;
/' uj^nis von dem K h'-u.i-^t
Xatursinn tier Ne'/kn. If
da Hl den Au^tuhrun^-cn. ■
!• .; i
1 e.. ; „> ,1,,,^ Ciraz.
\H'J
EICHEN o 0 o o o o Von
R. u. TH. SCHOLZ, WIEN
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XL
sie uns im Anschluss an diese Bilder zukommen Hessen, viel beherzigenswerte
Wahrheit steckt, wollen wir einiges daraus hierher setzen, zumal dadurch
manchem vielleicht die richtige Wertung des Gummidruckes ein wenig näher
gebracht wird.
»Wir fingen« — so schreiben die Brüder Scholz — »im kleinen an, wie
alle Amateure anfangen, und wir hatten an der neuartigen Beschäftigung
viel kindliche Freude. Wir wären aber wahrscheinlich langsam davon ab-
gekommen, wie wieder so viele, wenn wir nicht den Gummidruck kennen
gelernt hätten. Der riss uns unwiderstehlich mit, und wir strengten alle Kräfte
an, um weiter zu lernen. Das war eine neue und ernste Aufgabe. Wir
wissen sehr wohl, dass es die Technik nicht ausmacht, dass auch das grosse
Format oft genug nur die Leute täuscht, aber dass man aus einem Bilde
machen kann — man darf sagen: was man will, das reizte uns derart, dass
uns die grosse Mühe nicht verdross. Wir konnten mehr als blosse Photo-
graphien, wir konnten wirkliche Bilder machen. Es Avar keineswegs
Ehrgeiz, was uns trieb; denn wo dies der Fall ist, kommt nie etwas wirklich
Befriedigendes heraus. Während des Arbeitens wurde es uns vielmehr ganz
klar: das lange Befassen mit demselben Bilde, das öftere Wiederholen, das
Zurücklegen und Wiedervornehmen, die verschiedene Art der Ausführung am
gleichen Bilde, und dass man nur wenig Bilder machen kann und genau aus-
wählt — dabei lernt man etwas. Diese Art der Arbeit ist keine Spielerei,
sie ist eine ganz tüchtige Schule des Kunstverständnisses. Dieses Kunstver-
ständnis ist unserer Meinung nach der oberste Zweck des photographischen
Arbeitens. Es ist unangemessen, wenn sich Photographen als Künstler auf-
spielen, aber Natur- und Kunstverständnis können sie erlernen und zeigen.
Dazu bedarf es nur erstlich wirklicher Freude an der Natur selber, und dann
besonders der Liebe zur Heimat. Wir beschränken uns ganz allein auf diese.
Das ist unser Gebiet, da sind wir zu Hause. Wir können die Heimat nie
erschöpfen, die Beschränkung macht uns aber klug. Plätze, die uns lieb
geworden sind, müssen uns Bilder geben. Wir beobachten die verschiedenen
Beleuchtungen und probieren so lange, bis uns ein Bild gelingt. Das erzieht
gewiss mehr als das weite Herumpilgern. Hat einer z. B. gefunden, dass
die holländischen Landschaften gut verwertbar und die holländische Tracht
malerisch ist, so pilgert einer nach dem andern nach Holland. Das wird
Modesache, und sehr viele tun dann, was sie ohne die Modeherrschaft nie
getan hätten. — Unscharfe Bilder machten wir erst, als uns die scharfen nicht
mehr gefallen wollten, grosses F^ormat erst, als uns das kleine nicht mehr
befriedigte. Diese Entwicklung dauerte viele Jahre.« —
Das sind gewiss recht annehmbare Grundsätze lichtbildnerischen Schaffens,
und wer seine Aufgabe so ernst nimmt, der wird sich dann auch nicht in
technische Künstelei oder Schablonenarbeit verlieren, er wird selbständig
zu werden suchen und — und wie das hier der Fall ist — sich vor Unduld-
samkeit hüten und neben sich auch andere Arbeitsweisen gelten lassen. —
Hans von Ohlendorff zeigt ein nicht nur im Ausschnitt, sondern vor
183
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Die Kopien werden nur wenig überkopiert und unter mehrmaligem
Wasserwechsel gewässert, bis das Wasser nicht mehr durch ausgeschiedenes
Chlorsilber trübe erscheint. Hiernach werden die Bilder auf 2 Minuten in
eine 5 proz. Kochsalzlösung gelegt, dann kurz abgespült, auf 10 Minuten in
eine 10 proz. Fixiernatron-Lösung gebracht, nachher mindestens eine Stunde
unter wiederholtem Wasserwechsel gewaschen und nunmehr in der verdünnten
Photon-Lösung getont. Hierin nehmen die Kopien eine schöne Rötelfärbung an.
Zum Schluss werden die Bilder ca. 5 Minuten gewässert. Auf Trapp & Münchs
Mattalbumin und Christensens Mattcelloidin erhielt ich auch ohne Kochsalz-
Vorbad schöne Röteltöne.
Mehr violette Nuancen (Purpurbraun etc.) werden erhalten, wenn die
Kopien nach der Vorwässerung zunächst in einem Goldbad folgender Zu-
sammensetzung angetont werden:
Wasser 1000^
Borax 10^
I proz. Goldchlorid -Lösung . . . \o ccm
Nachher werden die Kopien abgespült, fixiert und weiter wie vorher an-
gegeben behandelt. Je länger man die Bilder im Goldbade belassen hat,
desto bläulicher fallen die Töne aus. Für diesen kombinierten Tonungsprozess
ist zu empfehlen, die Kopien etwas stärker überzukopieren.
Schaltet man statt des Goldbades eine Platinlösung wie folgt ein, so
erhält man je nach der Dauer der Einwirkung derselben sepia bis schwarz-
braune Färbungen.
Wasser 1000 ccm
Phosphorsäure JO ^
I proz. Kaliumplatinchlorür-Lösung 20 „
Die Lichtbeständigkeit der mit Photon getonten Bilder i.st, soweit wir
bis jetzt durch Auslegen der Kopien konstatieren konnten, eine gute. Vor
Ammoniak- und Säuredämpfen sind die mit Photon getonten Bilder zu schützen.
Mit der Photon -Lösung lassen sich durch Anwendung weiterer Vorbäder
noch andere Nuancen erzielen, doch dürften die aufgeführten Vorschriften
am meisten interessieren, insbesondere sind die Röteltöne sehr gefällig.
P. Hanneke.
Kleine Mitteilungen.
Orthochrom T.
Von den Farbwerken Meister, Lucius & Brüning, Höchst a. M., ist ein
neuer Sensibilisierungfarbstoff für Rot, Orange, Gelb und Grün, „ Orthochrom T "
genannt, zum Patent angemeldet worden. Durch das Färben mit Othochrom wird
die Empfindlichkeit der Platten nicht herabgedrückt, die Platten schieiern nicht und
sind lange Zeit haltbar.
Obgleich die Platten mit Orthochrom eine hohe Rotempfindlichkeit besitzen,
Überwiegt doch noch immer die Blauempfindlichkeit des ungefärbten Bromsilbers.
185
Bei Aufnahmen ohne Farbfilter kommt nur die Blau-, Gelb- und Grtinempfinc
zum Ausdruck. Für die Wirkung von Orange und Rot ist es erfoi
hinter einem intensiv gelb oder orange gefärbten Filter zu belichten.
Für den Gebrauch wird i g Orthochrom in loo ccm Alkohol in der
gelöst und dann mit 400 ccm Alkohol und 500 ccm dest. Wasser versetzt.
Zur Färbung von Emulsionen werden 6 — 10 ccm obiger Lösung zu
Emulsion gefügt.
Zur Herstellung von Badcplatten wird folgende Lösung empfohlen:
Destill. Wasser 200 ccm
Ammoniak 2 „
Orthochrom T (1 : 1000) 3 — 4 „
In dieser Lösung lässt man die Platten 2 Minuten, wäscht sie dann 2 — 3 Ä
und trocknet sie möglichst schnell. Solche Badeplatten sollen einige Monate 1
bleiben.
Neue Papiere.
„The British Journal" schreibt in seiner jüngsten Nummer über neue Pa
u. a. Folgendes: Mit den neuen photographischen Kopierpapieren scheint es
Ende zu nehmen. In der letzten Versammlung des Camera -Klubs wurde
„Mattos-Prozess" zum Kopieren auf Papier und anderen Materialien gezeigt,
die Vorführung war durchaus nicht befriedigend, da der Versammlung nichts 1
die Natur der lichtempfindlichen Subslanz mitgeteilt wurde. Alle Händler hl
jn ein Recht ^ übtr die Herkunft ihrer Waren Gei^chäftsgeheimnis zu wsM
Es wäre auch leicht möglich^ wenn die lichtcnipfindljdien Sal;se dieser Präparai
kannt gef^eben werden, dass danti vielleicht tiichts Neues mehr daran gefi
M-erden würde. In den letzten Jahren sind in der Photographie hatipts^i
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Chlor-, Brom- und Jodsilber, oder Mischungen von diesen verwendet worden, aber
es gibt noch andere lichtempfindliche Silbersalze, so hat z. B. schon vor dem Jahre
1839 ein Dr. Fyfe Silberphosphat zur Sensibilisierung von Papier benutzt, und
etwa 3 oder 4 Jahre vorher war der Gebrauch von Silberphosphat patentiert
worden. Die Anwendung von Silberphosphat in Verbindung mit anderen Silber-
salzen ist der Gegenstand eines neueren Patents. Fluorsilber wurde 1844 von
Hunt gebraucht, auch mit Silbertartrat hat Hunt schon gearbeitet. Benzoe-
saures Silber bildet für Papierpräparationen ein sehr lichtempfindliches Material,
aber die Substanz hat auch gewisse üble Seiten und sollte vermieden werden. —
* *
*
Es ist richtig, dass der Nimbus mancher Neuheit schwinden würde,' wenn die
Zusammensetzung bekannt wäre. — Wie viele Apparate, Papiere, Entwickler, Ton-
bäder etc. werden uns täglich als neueste Erfindung, alles bisher Dagewesene ver-
drängend, angepriesen und wie viel wirklich Neues findet der Sachverständige
darunter?? Bleiben wir bei den Auskopierpapieren und zwar bei den Rezepten
für Präparationen, so sind wohl die meisten lichtempfindlichen Silbersalze in den
verschiedensten Combinationen schon in der Fabrikpraxis durchprobiert worden,
jedoch von diesen vielen Versuchen, von denen der grösste Teil keine für die
Praxis brauchbaren Resultate ergeben hat, kommt nichts in die Öffentlichkeit.
Glas-Rlppenkästen für Standentwicklung.
Die Glashüttenwerke von Poncet - Berlin SO. fa-
brizieren sehr praktische Standentwicklungs-Tröge mit
durch Flüssigkeit luftdicht abzuschliessendem Deckel.
Die Anordnung der Innenrippen ist derart getroffen,
dass sie nach beiden Seiten treppenartig aufsteigen,
so dass die Platten in dem Kasten treppenförmig, jede
über die andere hervorragend, darin stehen (siehe die
Abbildung). Es lässt sich so bequem mit den Negativen
hantieren. Am Boden besitzen die Kästen ein Abfluss-
rohr zur bequemen Ablassung der Lösungen ; auch kann
dieses Rohr als Zuflussrohr dienen, wenn man einen
Gummischlauch anfügt. Die Preise der Kästen sind sehr
niedrig.
Verstärkung mit Quecksilberchlorid vor dem
Fixieren nach R. A. Reiss.
Nach der Entwicklung wird das Negativ ca. 10 Min.
gewässert und dann in folgende Lösung gebracht:
Wasser 100 g
Quecksilberchlorid 5 „
Kochsalz 5 „
Bromkalium 5 „
Nach genügender Bleichung wird das Negativ wiederum und zwar eine halbe
Stunde gewässert, hierauf mit dem angewandten Entwickler geschwärzt und
schliesslich in Lösung von unterschwef ligsaurem Natron fixiert. Das Negativ kann
nach Wässerung abermals mit Quecksilberchlorid etc. verstärkt werden.
(Lechners Mitteil.)
15. VI. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
24
187
Katatypie.
Nachdem wir über den Fortgang der Katatypie lange Zeit nichts gehört haben,
geht uns jetzt die Nachricht zu, dass die Neue Photographische Gesellschaft-
Steglitz die Nutzbarmachung der Katatypie für die Praxis übernommen hat. Die
diesbezüglichen Arbeiten werden in Leipzig in einem besonderen Laboratorium unter
der Leitung von Professor Ostwald und Dr. Gros ausgeführt.
Jedenfalls ist zu konstatieren, dass nach den bisherigen von iachmännischer
Seite vorliegenden Katatypie-Resultaten der Prozess noch nicht mit der für die Praxis
genügenden Sicherheit arbeitet, auch lässt die Qualität der Bilder zu wünschen übrig.
Man hat von verschiedenen Seiten der Katatypie insbesondere für das Reproduktions-
fach eine grosse Bedeutung zugesprochen; es ist bekannt, dass gerade auf diesem
Gebiete der Photographie ganz besonders hohe Anforderungen gestellt werden. Wir
sind gespannt, was die Zukunft bringen wird. Hoffen wir, dass wir, wo jetzt mit
vereinten Kräften gearbeitet wird, bald von Fortschritten in dem interessanten Ver-
fahren hören. H.
Der V. Internationale Kongress für angewandte Chemie zn Berlin
ist vom 2. bis 8. Juni im Reichstagsgebäude abgehalten worden. Es bestanden
II Sektionen, darunter auch eine für die Photochemie. Zur Besprechung kamen
u. a. folgende Fragen: Über die Zerstörung des Farbenschleiers, Über chemische
Reaktionen in Tonfixierbädern, Über Sensitometrie phot. Platten, Über den Stand
der farbigen Photographie. Wir werden über die Verhandlungen noch näher zu
sprechen kommen.
Jubiläum der Royal Photographic Society.
Die Eröffnung der Ausstellung in Verbindung mit der Jubiläumsfeier der Royal
Photographic Society fand am 19. Mai in der neuen Galerie in der Regent Street
statt. Abney, der Vorsitzende der Gesellschaft, empfing mit dem Vorstande die
Mitglieder und Gäste. Die Galerie enthält die Sommer-Ausstellung von Werken
lebender Künstler; die gleichzeitige Betrachtung einer rein photographischen Samm-
lung wird vielen sehr willkommen sein. Die Teilnahme war nicht so stark als er-
wartet worden ist, es waren etwa 200 Herren und Damen anwesend.
Die kurz gefasste Adresse, überreicht durch den Vorsitzenden, enthält den
Wunsch, dass das Jubiläumsjahr der Gesellschaft die Einrichtung eines Laboratoriums
für photographische Untersuchungen bringe, und Abney ersuchte die Mitglieder,
die Verwirklichung dieses Planes zu unterstützen. Mit einem geselligen Beisammen-
sein schloss der erste Festtag. (British Journal.)
Unal.
Von der Aktien-Gesellschaft für Anilinfabrikation-Berlin ging uns eine
Probe ihres „Unals", d. i Rodinal in Patronenform, zu. Das Unal-Pulver ist in
kleinen Glastuben verpackt; der Gesamtinhalt jeder solchen Packung wird in 100 am
Wasser gelöst. Dies erfolgt zweckmässig in der Weise, dass man eine Flasche von
passender Grösse mit dem vorgeschriebenen Quantum Wasser beschickt, den
Inhalt der Packung hinzufügt, die Flasche hierauf mit einem Kork verschliesst und
kurze Zeit schütteh. In wenigen Sekunden ist dann die Entwicklerlösung fertig.
188
Das Unal eignet sich wie das Rodinal sowohl für Platten und Films als für
Bromsilberpapiere.
Bei normaler Belichtung entwickle man ohne weiteres mit dieser Lösung.
Bei Überbelichtung füge man der Lösung je nach dem Grade der Überbelichtung
Bromkaliumlösung i : lo hinzu. Bei Unterbelichtung verdünne man mit Wasser,
und zwar mit desto mehr Wasser, je beträchtlicher die Unterbelichtung ist, und
entwickle entsprechend länger.
Zum Entwickeln von Diapositiven und Bromsilberbildern verdünne man
obige Normallösung mit der halben bis gleichen Menge Wasser.
Die vorteilhafteste Temperatur der Entwickler lösung ist 15° C. (= 12° R.). Da
Unal keine kohlensauren Alkalien enthält, so genügt es, zum Auflösen Brunnen-
oder Leitungswasser zu verwenden. Da die mit Unal hervorgerufenen Negative
im Fixierbade scheinbar an Dichtigkeit verlieren; so entwickle man etwas über die
gewünschte Dichtigkeit hinaus.
Rotlack - Bayer.
Die Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.-Elberfeld erzeugen neuer-
dings einen Rotlack zur Herstellung von Dunkelzimmerscheiben und zur Verwendung
als Lichthofschutzmittel. Das Auftragen desselben auf Glas geschieht mittels eines
weichen Pinsels.
Bei elektrischen Glühlampen und bei Scheiben von Dunkelkammerlampen ist
darauf zu achten, dass die Schicht möglichst dick aufgetragen wird und vor der
Benutzung Ungleichheiten in der Deckung durch Nachbehandlung mit dem Pinsel
ausgeglichen werden. Eine sehr gleichmässige Deckung erzielt man bei Scheiben
durch Aufgiessen und Verteilen in horizontaler Lage, bei Glühlampen durch Über-
giessen derselben mit Rotlack über einer untergestellten Schale. Eine vollständige
Inaktinität wird bei gegossenen Glühlampen nur durch eine Wiederholung des Über-
giessens nach dem Trocknen erzielt. Die so dargestellten 10 — 16 kerzigen Dunkel-
kammer-Glühlampen geben bei einem Meter Abstand in 10 Minuten, selbst bei hoch-
empfindlichen Platten, keinen merklichen Lichteindruck.
Soll der Lack zum Überziehen von Dunkelkammerfenstern benutzt werden, so
kann er, falls er für diesen Zweck zu dick sein sollte, mit Aceton oder einer
Mischung gleicher Teile Aceton und Alkohol beliebig verdünnt werden. In allen
Fällen ist darauf zu achten, dass die Glasflächen vor dem Auftragen völlig
trocken sind.
Für die Verwendung als Hinterguss zur Vermeidung von Lichthöfen wird die
Rückseite der Trockenplatten mittels des Pinsels mit Rotlack gleichmässig über-
zosjen.
Repertorium.
Die Haltbarkeit photograpliischer Negative und Positive
ist eine sehr wichtige und daher naturgemäss häufig erörterte Frage. Meist wird Ver-
ändern oder Verderben auf ungenügendes Waschen oder Fixieren zurückgeführt, ein
ebenso wichtiger Faktor beim Verderben von Photographien ist jedoch, wie Alfred
P. Wire im „Amateur Photographer" ausführt, die Feuchtigkeit. Jedes Papier zieht
Feuchtigkeit an und Glas kondensiert dieselbe an seiner Oberfläche bei gewöhnlicher
Temperatur aus der umgebenden Luft.
Von einer Anzahl vor 12 Jahren gefertigter, in trockenen Räumen aufbewahrter
N^ative waren diejenigen, welche nach dem Waschen und Trocknen keinerlei
189
weitere Behandlung, nicht einmal einen Lacküberzug erhalten hatten, völlig unverändert.
Die mit Quecksilber verstärkten und in Ammoniak geschwärzten Platten hatten ein
scheckiges Ansehen bekommen und hatten sich im Laufe der Zeit anscheinend in
den Zustand, in dem sie vorm Schwärzen waren, zurückverwandelt. Wurden
diese scheinbar verdorbenen Negative indes wieder in Quecksilber gebleicht und
dann mit gewöhnlichem, um 50 pCt, mit Wasser verdünntem Hydrochinonentwickler
geschwärzt, so erhielten sie ihre normale Beschaffenheit zurück. — Zur Aufbewahrung
wurden die Platten in Enveloppes von Manilapapier, deren weiche Seite nach innen
gekehrt ist, gesteckt, in Plattenschachteln verpackt und im Atelier des Photc-
graphen, als dem trockensten Raum, untergebracht.
Für Diapositive hat man gelegentlich empfohlen, Öffnungen in der bindenden
Umhüllung zu lassen, um der Luft zwischen Deckglas und Platte die Cirkulation zu
gestatten. Auch hier ist es besser, die Gläser nach völligem Trocknen her-
metisch zusammenzuschliessen. Am besten erwärmt man beide über einer Lampe
soweit, dass ihre Hitze gerade noch von der Hand ertragen wird, und klebt sie dann
sofort zusammen. Stets sollte man die Diapositive ein oder zwei Tage in warmem
Raum austrocknen lassen, ehe sie montiert werden.
Äussert wichtig ist natürlich der trockene Aufbewahrungsort auch für Papier-
positive. Wire, der als Fachmann viel mit Reproduktionen nach alten Photographien
zu tun hat, erzählt verschiedene Fälle, in denen sich Silberdrucke, gerahmt an der
Wand oder in Bücher geklebt, jedoch in ganz trockenen Räumen aufbewahrt, 40
bis 50 Jahre hindurch nahezu unverändert gehalten haben. — Hiernach wäre dem
Lichtbildner anzuraten, vor allem das Wohnen in ganz neuen Häusern zu vermeider,
deren in den Wänden enthaltene Feuchtigkeit eine schwere Gefahr für Phok-
graphien ist.
Nachträgliche Färbungen der Negative können nach Chapman Jones Aus-
führungen in demselben Blatte durch den Gebrauch säurehaltiger Klär- und Fixier-
bäder hervorgerufen werden. Nach seiner Argumentation muss, wenn man von
Collodionnegativen und mit Eisen entwickelten Platten absieht, gründliches Auswaschen
des Alkalis nach dem Entwickeln gefordert werden, ehe die Platte ins Säurebad kommt,
da es wegen der Gefahr chemischer Umsetzungen nicht gut ist, eine Säure in die
natriumkarbonathahige Schicht einzuführen. Gerade zu gründliches Waschen zwischen
Entwickeln und Fixieren aber bilde eine Gefahr. Jeder Entwickler enthält Sulfit,
um die Lösung farblos zu halten, und dieses wird durchs Waschen schnell gelöst
und weniger wirksam gemacht. Das entwickelnde Agens wird verdünnt, seine
Kraft, die Lösung zu färben, bleibt bestehen; Lösungen von Pyrogallussäure und
Sulfit in verschiedenen Graden der Verdünnung färben sich, je verdünnter, um
so schneller. — Das Säurebad birgt ferner nach Jones insofern eine Gefahr, als
die färbende Substanz in oxydierten Entwicklern durch Säurezusatz w^eniger löslich
gemacht wird, dass sie zwar in der Farbe geklärt, dennoch aber nicht fortgeschafft,
sondern fixirt wird, und daher, in die Schicht übergehend, durch Wiederhervortreten
der alten Färbung gefährlich werden kann; durch alkalische Behandlung dagegen
wird der oxydierte Entwickler in löslicher und sichtbarer Form gehalten.
Jones empfiehlt nach dieser Begründung, die Platte nach der Entwicklung nur
durch Abspülen von oberflächlich anhaftender Lösung zu befreien und in einer Lösuns:
zu fixieren, die ähnlich dem Entwickler zusammengesetzt ist, nur dass an Stelle der
Entwicklungssubstanz das Fixiernatron tritt; der Alkali- und Sulfitgehalt braucht
nur höchstens ^4 bis Y^ zu betragen. Als brauchbar für gewöhnliche Zwecke whd
folgendes Bad empfohlen: Wasser \ooo cc/n^ Fixiernatron 200^, Natriumkarbonat
4 g^ Natriumsulfit 15 g. Nach dem Ausfixieren wird das Negativ nun einige Zeit
190
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NEBELSTIMMUNG
PHOTOGRAPHIScriK
MITTEILUNGEN XL
in eine frische Lösung derselben Zusammensetzung gelegt und dann sorgfältig ge-
waschen. Ist das eigentliche Fixierbad erschöpft, so wird es durch die zweite Lösung
ersetzt und letztere erneuert. — Dieses Bad soll über etwaiges Vorhandensein die
Schicht färbender Stoffe keine Täuschung hervorrufen und überdies die Tendenz
haben, solche zu lösen. L.
Anwendung des Dreifarbendrucks.
Th. Bentzen -Petersburg sandte uns über seine Erfahrungen in Dreifarben-
photographie') einen Bericht zur Veröffentlichung zu, und geben wir aus selbigem
nachfolgende Daten wieder.
Bei meinen Bestrebungen, ein neues Kopiermaterial, ein Papier für das Drei-
farbenverfahren zu fertigen, hatte ich Gelegenheit, zu erfahren, dass sich mit einer
gewöhnlichen Camera keine befriedigende Dreifarbenaufnahme machen lässt, und
nachdem ich ein paar von den verschiedenen, als ausserordentlich praktisch an-
gepriesenen Kassetten-Konstruktionen ausprobiert hatte, konnte ich nur bestätigen,
dass das Resultat dem Verhältnis der Geldsumme, die hierfür verausgabt wurde,
nicht entsprach. Ich fand nun, dass es schon eine Anzahl verschiedener Cameras
gibt, die sich mit wenig Arbeit und wenig Geld für das Dreifarbenverfahren
umändern lassen, ohne dadurch für die ursprüngUche Verwendung als Camera für
gewöhnliche Aufnahmen weniger brauchbar zu werden.
Zu Filter verwende ich ausfixierte, gewaschene und wieder getrocknete Trocken-
platten (extra dünnes Solinglas), und zwar für jedes Filter zwei Platten, 5 Minuten
in folgenden Farbenlösungen (nach Lumiere) gebadet:
I. Orangefilter: 0,5 proz. Lösung von Erythrosin i8crm
bei 16° C. gesättigte Lösung von
Metanilgelb 20 „
II. Grünfilter: 0,5 proz. Lösung von Methylen-
blau N 5 „
0,5 proz. Lösung von Aurarain . 30 „
III. Blauviolettfilter: destilhertes Wasser 20 „
0,5 proz. Lösung von Methylen-
blau N 20 „
Die gefärbten und getrockneten Platten werden paarweise mit Kanadabalsam
zusammengekittet.
Für das Negativverfahren verwende ich Perutz' Perchromo-Platte, belichte in
folgendem Zeitverhältnis: Orangefilter 2'/« — 3, Grünfilter 2, Blauviolettfilter i und
entwickle weich.
Um die drei Diapositive für das durchsichtige Filmsbild herzustellen, verwende
ich „Agfa" -Rollfilms der Aktien-Gesellschaft für Anilinfabrikation, 2 Minuten in
0,5 proz. Lösung von Ammoniumbichromat gebadet, staubfrei getrocknet und be-
lichtet, bis auf der Schichtseite der Folie die höchsten Lichter des Negativs sich
eben schwach sichtbar von der dunkleren Umgebung abheben. Die Films werden
in 40° warmem Wasser entwickelt, in saurem Fixierbad ausfixiert, in 5 proz. Lösung
von rotem Blutlaugensalz geklärt und eine Stunde gewaschen, wonach sie in folgenden
Lösungen gefärbt werden:
I. Blaubild : dest. Wasser 500 ccm
Methylenblau N 2^
Methylgrün 2 „
1) Ausführliche Details siehe im „Photograph" Nr. 14.
191
II. Rotbild: dest. Wasser ^oo ccm
Fuchsin 2^
Eosin 2 „
III. Gelbbild : dest. Wasser 500 ^cm
Diamantgelb (Aubert) bei 40° C. gelöst 5^
Das Aufnehmen von Porträts und Gruppen verlangt spezielle Vorrichtungen,
die ein schnelles Wechseln der Farbenfilter und Kassetten ermöglichen, und zwar
in einer so unauffälligen Weise, dass die aufzunehmende Person nicht gestört wird,
wodurch wenigstens eine veränderte Augenrichtung und also unegale Einzelbilder
resultieren würden. Besonders diese letzte Bedingung findet man aber nur sehr un-
vollständig erfüllt bei den käuflichen Schlitten-Kassetten.
Wir brauchen eine Camera: i. in passendem Format, 2 mit einer Vorrichtung,
die es ermöglicht, Farbenfilter und Platten schnell und unauffällig zu wechseln,
3. einstellbar mittels Visierscheibe, und 4. mit einem lichtstarken Objektiv versehen.
Das passende Camera-Format ist 13 X iScm. Die Vorrichtung, um das schnelle
und unauffällige Wechseln der Farbenfilter und Platten zu ermöglichen, könnte mit
Vorteil nach dem Prinzip der bekannten Magazincameras gebaut sein. Die Not-
wendigkeit einer Visierscheibe zwecks genauen Einstellens schliesst aber die Ver-
wendung der gewöhnhchen Hand -Magazincameras aus. Ein passendes Objektiv
lässt sich leicht mit einer jeden Camera in Verbindung bringen.
Will man auf die Visierscheibe verzichten, lassen sich verschiedene Handcamera-
Modelle in Grösse 13 X 18 verwenden, z. B. Hüttig & Sohns „Monopol",
Krügeners „Delta" und Ferd. Franz Meyers „Victoria". Der Fachphotograph
braucht aber unbedingt die Visierscheibe, denn nur durch die Möglichkeit des ge-
nauen Einsteilens wird man ein Bild herstellen können, welches der öffentlichen
Kritik des zahlenden Publikums vorgelegt werden darf.
Die erwähnten zwei Bedingungen finden wir in den Spiegelreflex - Magazin-
cameras „Monopol** und „Zeus* von Hüttig&Sohn vereinigt, und solche Camc^a^
lassen sich deshalb vorzüglich durch kleine Änderungen für unsere Zwecke ver-
wenden.
Das Plattenwechseln muss geschehen, während die Camera auf dem Stativ fest-
steht, also ohne dass es nötig ist, die Camera zu neigen, eine Bedingung, die oben
besprochene Cameras alle erfüllen, wenn die Mechanik eine genaue ist. Da es be-
sonders bei Porträtaufnahmen von Wichtigkeit ist, dass die aufzunehmende Person
während der drei nach einander folgenden Aufnahmen durch nichts gestört wird»
wodurch die Augenrichtung sich eventuell verändern würde, so muss die Führung
der Wechselvorrichtung so unauffällig wie möglich vorgenommen werden.
Wir kommen jetzt zu der Hauptsache, der Konstruktion der Kassetten. Wollen
wir mit Glasfilter arbeiten, müssen wir die Kassetten so einrichten lassen, dass jede
doppelt so dick wie die gewöhnliche Kassette wird, indem ausser dem Falz für die
photographische Platte noch ein zweiter Falz für die Filterplatte angebracht wird.
Der Filterfalz muss so viel schmäler als der Plattenfalz sein, dass die hintenliegendc
Vorderseite des Plattenfalzes so viel hervorragt, dass die Kassette, wenn sie durch
die Feder nach vorn gedrückt wird, die Platte in Focus stellt. Die Schichtseite
der Platte muss sich also unter allen Umständen genau da befinden, wo sie in einer
gewöhnlichen zur Camera gehörenden Kassette zu stehen kommt. Dadurch wird
das Format des Filters also etwas kleiner wie die Platte, aber das freie Feld ist
für beide gleich gross. Wenn die Konstruktion der Camera es verlangt, dass die
Kassette mit ihrer Rückseite anliegen muss, um im Focus zu stehen, so kann man
mit Vorteil die Kassetten so anfertigen lassen, dass Platte und Filter in ein und dem-
192
selben Falz angebracht werden. Der Falz ist also in diesem Falle doppelt so weit wie
in den gewöhnlichen Metallkassetten.
Da die Trockenfilter nicht fest angebracht sind, aber auf selbige Art wie die
Platte zu entfernen sind, wird es leicht möglich sein, ein jedes Fabrikat zu ver-
wenden, sowohl käufliche Lumieres, oder Voigtländers oder die oben besprochenen
selbst hergestellten Glas- oder Filrasfilter.
Verwendet man Filmsfilter, statt solchen aus Glasplatten, ist es möglich, diese
vor der Platte in den gewöhnlichen Metallkassetten anzubringen, man muss aber
dann das Objektiv nach dem Einstellen so viel zurückschrauben, wie die Filmsdicke
ausmacht, und braucht also keine Änderung in der Konstruktion der Kassetten vor-
zunehmen. Oder man kann mittelst Kartonstreifen von passender Dicke die Visier-
scheibe so viel heben, dass das korrekte Einstellen sofort erfolgt.
Das Objektiv muss unbedingt ein sehr lichtstarkes sein, jedenfalls nicht weniger
als F : 6 oder als äusserste Grenze F : 7,5.
Ist eine Camera auf diese Art eingerichtet, so ist man imstande, von einem
absolut stabilen Stativ aus die drei Aufnahmen in möglichst kürzester Zeit zu machen,
ohne bei Porträtaufnahmen die aufzunehmende Person durch Griffe und Wechseln
von Kassetten zu stören.
Patent-Nachrichten.
Anmeldungen.
57b, V. 5027. Verfahren zur Herstellung von trocken abziehbaren photographischen Gelatinc-
bildern. Vereinigte Gelatine-, Gelatoidfolien- und Flitterfabriken A. G. , Hanau a. M. —
10. 3. 03.
57c. L. 16 837. Vorrichtung zum Tragen der ausserhalb eines mit lichtdurchlässigen Wänden
versehenen Aufnahmeraums anzubringenden Lampen. Bcrlin-Neuroder Kunstanstalten Akt.-
Ges., Berlin. — 31. 5. 02.
57 a. C. 9614. Reproduktionscamera mit zwangläufiger Verbindung der um parallele, die optische
Achse senkrecht schneidende Achsen drehbaren Bild- und Objektrahmen. Jules Carpenti er,
Paris; Vertr,: A. Loll, Berlin W. 8. — 4. 2. 01.
, D. 12 303. Kassete fOr die Photographie in natürlichen Farben nach dem Dreifarbenprozesse.
William Norman Lascelles Davidson, Southwick, Engl.; Vertr.: R. Deissler,
Dr. G. Döllner u. M. Seiler, Berlin NW. 6. — 28. 2. 02.
57b. H. 28 456. Verfahren zur Herstellung von Bronzeschichten; Zus. z. Pat. 127 899. August
Huck, Ludwig Fischer u. Hermann Ahrle, Frankfurt a. M , Kaiserstr. 66. — 20.6.02.
, K. 24 499. Verfahren zur Herstellung von Papier oder Karton mit lichtempfindlichen Stellen.
Hermann Kuhrt, Berlin, Wassertorstrasse 67. — I8. 11. 02.
57 c. D. 12 426. Vorrichtung zum gleichmässigen Erhellen einer lichtdurchlässigen Fläche, gegen
welche photographische Negative oder Diapositive betrachtet werden sollen. Friedrich
Dessauer, Aschaffenburg. — 7. 4. 02.
I, W. 18 242. Verfahren und Vorrichtung zum Entwickeln von Filmbändern. August Weiss,
Strassburg i. E. — 11. 10. 01.
9 W. 19 119. Apparat zum Kopieren von abgetönten Photographien bei künstlichem Licht;
Zus. z. Anm, W. 18 731. Fa. A. Wertheira, Berlin. — 6. 5. 02.
Erteilungen.
57a. 142 755. Antriebsvorrichtung für Sektorenverschlüsse. Fa. C. P. Goerz, Friedenau-Berlin. —
3. 5. 02.
57b. 142 926. Verfahren zur Herstellung panchromatischer Trockcnplatten. Dr. A. Micthc,
Kantetrasse 42, u. Dr. Arth. Traube, Rankestr. 25, Charlottenburg. — 6. 5. 02.
193
57 b. 142 927. Verfahren zur Herstellung eines baltbar chromiertcn lichtempfindlichen Gelatine-
papiers. Fabrik Technischer Papiere Arndt & Troost, Frankfurt a. M. — 10. 3. 01.
57c. 142 779. Kopiergestell zum Arbeiten im Freien. Carl König, Ratibor. — 11. 3. 02.
57 a. 142 979. Vorrichtung zum Auswechseln geschnittener Films o. dgl. in photographiscbcn
Cameras. Edwin Drew Bartlett, South Tottenham, Engl. — 11. 6. Ol.
57 b. 1 42 938. Verfahren zur Herstellung von photographischen Schmelzfarbenbildern mittels
Bicfaromatzucker. Arthur Fischer, Berlin, Passage 9. — 23. 2. 02.
„ 142 953. Farbe zum Übermalen von Photogrammen. Job. Carl Mehler, Bremen,
Ostertorstr. 50a. — 4. 7. 01.
„ 1 43 062. Ersatzmittel für die Alkalien in photographischen Entwicklern ; Zus. z. Pat. 1 42 489.
Farbwerke vorm. Meister, Lucius & BrOning, Höchst a. M. — 7. 10. 02.
57 c. 142 954. Apparat zum Kopieren von abgetönten Photographien bei künstlichem Licht.
A. Wertheim, Offene Handelsgesellschaft, Berlin. — 9. 2. 02.
Eingesandt.
Bezüglich des Edinol - Patent - Prozesses gingen uns von den beiden Parteien folgende
Schreiben zu:
In dem Prozess, den wir wegen des Vertriebes des photographischen Entwicklers Edinol
gegen die Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer & Co. in Elberfeld, sowie einen Berliner
Händler photographischer Artikel angestrengt hatten, hat das Königl. Landgericht I Berlin durch
Urteil vom 14. d. M. nach unseren Antr&gen erkannt und den Beklagten bei namhafter Strafe
untersagt, fernerhin den Entwickler Edinol in den Verkehr zu bringen oder feilzuhalten. Wir
wollen nicht verfehlen, auf dieses Urteil im Interesse unserer geehrten Händlerkundschaft
deshalb ganz besonders hinzuweisen, weil von jetzt ab der Vertrieb des Edinol nach den Be-
stimmungen des Patentgesetzes (vergl. § 36) als wissentliche Patentverletzung mit Geldstrafe bis
zu 5000 Mk. oder mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft werden kann.
Hochachtungsvoll
Aküen-Gesellschaft für AnUin-Fabrikation.
Berlin, den 20. Mai 1903.
Auf das von der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin an die geehrte Händler-
Kundschaft versandte Zirkular vom 20. d. M. betreffend Edinol erwidern wir, dass uns das Vor-
gehen der Gesellschaft völlig unverständlich ist, da die Gründe des Urteils des Kgl. Landgericht I
zu Berlin ihr sowohl wie uns noch unbekannt sind.
Ebenso unbegi-eiflich ist es, wie das Zirkular von wissentlicher Patentverletzung sprechen
kann angesichts der Tatsache, dass der vom Gericht ernannte Sachverständige, Herr Geh.-Rat
Professor Dr. Liebermann ausdrücklich begutachtet hat, dass unser Edinol mit dem Rodioal-
Patent der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation nicht kollidiere. Da die gerichtliche Entscheidung
somit in direktem Widerspruch zu dem Gutachten des Sachverständigen steht, werden wir gegen
das Urteil der ersten Instanz sofort Berufung einlegen und hoffen, Ihnen recht bald die Aufhebung
des Urteils mitteilen zu können.
Aus dieser Sachlage ergibt sich, dass die von der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikadon
in dem Zirkular au die Kundschaft gerichtete Warnung durchaus ungerechtfertigt ist und keinerlei
Beachtung verdient. Durch den Weitervertrieb des Edinols kann sich kein Händler wegen
wissentlicher Patentverletzung strafbar machen.
Erst dann wäre die Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation zu ihrer Warnung berechtigt,
wenn der zwischen ihr und uns schwebende Prozess in letzter Instanz durch das Reichsgericht
endgültig zu unseren Ungunsten entschieden wäre. In diesem Falle würden wir selbstverständlich
unsere geehrte Händler-Kundschaft vor Schaden bewahren.
Hochachtungsvoll
Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer & Co.
Elberfeld, den 22. Mai 1903.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanneke in Berlin.
Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.
194
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cr-^ tiLxrrvHTe r ft: L'ci-p. r'c",.
/ 1 K TERl ^V I^J : J S C l i /vr'
rhotciqr. Miilcilünqen XJ,
Dr. Hayn, Köln.
Im Sauerland.
Über die Verwendbarkeit
alter, schieiernder Clilor- und Chlorbromsilber-Platten
durch physikalische Entwicklung.
Von Bmesto Baum.
Im Anschluss an die Untersuchungen des Herrn Dr. Lüppo-Cramer
über physikalische Entwicklung von Chlor- und Chlorbromsilber - Platten *)
habe ich, teilweise im Vereine mit Oberstleutnant G. Pizzighelli, folgende
Versuche angestellt:
Zur Behandlung kamen Diapositiv -Platten von Otto Perutz-München,
Thomas & Co. Ltd.-London und das italienische Fabrikat Melazzo & Co.-
Neapel bei Verwendung des von Dr. Lüppo-Cramer empfohlenen Metol-
Citronensäure-Entwickler.
Der P2ntwicklungsprozess verlief bei den verschiedenen Plattensorten in
gleicher Art, und war auch der erhaltene blaue Silberton bei allen Platten
ein sehr ähnlicher. Die Belichtungsdauer gestattet grosse Elastizität, von
15 Sekunden bis zu 2 Minuten Expositionszeit in der Camera Hessen sich
die Platten auf die für Projektionen erforderliche Dichtigkeit bringen. Daraus
ergibt sich, dass durch partielles Abdecken einzelner Teile während der Be-
1) Siehe Photographische Mitteilungen, Seite 44: Lüppo-Cramer, Die physikalische Ent-
wicklung der Trockenplatten.
1. VII. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
25
195
lichtung bei der physikalischen Entwicklung weniger markante Unterschiede
in der Dichtigkeit hervorgerufen werden, als bei der chemischen, und somit
mehr harmonisch ausgeglichene Platten erzeugt werden. Analog der
chemischen gibt die physikalische Entwicklung in feststehender (nicht be-
wegter) Schale brillantere und mehr kontrastreiche Cliches cils bei Bewegung
der Schale während der Entwicklung; freilich erzeugt der unbew^egte Ent-
wickler häufig Flecke auf der Platte, die sich nicht mehr entfernen lassen.
Die Entwicklung verläuft in 2 — 5 Minuten, und da die Platten im Fixierbade
stark zurückgehen, müssen die Schattenpartien bei Dunkelkammerlicht in der
Durchsicht vor dem Fixieren sehr dicht erscheinen. Das erzielte Silberkom
ist sehr fein, ob aber feiner als das durch chemische Entwicklung erzeugte,
muss erst durch weitere Versuche festgestellt werden.
Soweit decken sich im allgemeinen meine Beobachtungen mit denen
des Dr. Lüppo-Cramer. Eine interessante, meines Wissens vorher noch
nicht beobachtete Erscheinung brachte das Arbeiten mit den Diapositiv-
Platten der Fabrik Melazzo & Co. - Neapel zu Tage. Dieselben waren
zwei Jahre alt und gaben bei chemischer Entwicklung einen starken Rand-
schleier, der sie unbrauchbar machte. Bei der physikalischen Ent-
wicklung trat dieser Schleier nicht auf! Wohl belegte sich der Rand
mit einem dichten Silberschlamm, dieser Hess sich aber durch Reiben leicht
entfernen, und nur der belichtete Teil der Platte hielt das nascierende
Silber in stabiler Form fest. Dieser Vorgang, welcher, soviel mir bekannt.
Max Lorenz, Klotzsche-Drcsden.
Birken weg.
196
M. Lorenz, Klotzsche-Drcsden.
Abend an der Nordsee.
vorher noch nie beobachtet wurde, den ich durch zahlreiche Versuche fest-
stellte, hat ein doppeltes Interesse: Ein praktisches, weil infolge dessen
Chlor- und Chlorbromsilber-Platten, die verdorben sind, durch physikalische
Entwicklung wieder verwendbar werden, w'ährend sie es bei chemischer
nicht mehr sind, und ferner ein wissenschaftliches Interesse, weil er möglicher-
weise dazu beitragen dürfte, über die Natur des Randschleiers Aufklärung
zu bringen.
Die Verwendung anderer Entwickler gab analog den Erfahrungen des
Dr. Lüppo-Cramer wenig befriedigende Resultate. Im Eisen -Verstärker
des nassen Verfahrens schwärzte sich die ganze Platte gleichmässig, Pyro-
Citronensäure arbeitet sehr flau und langsam, und auch ein Hydrochinon-
Citronensäure-Entwickler gibt, trotz sehr langer Belichtung, nur dünne flaue
Bilder. Die Farbe der Bilder ist bei allen Entwicklern dieselbe, und bietet
somit keiner von ihnen Vorteil gegen den Metol-Entwickler.
Physikalisch entwickelte Diapositiv- Platten bleichjen im Quecksilber-
verstärker in der Aufsicht vollständig aus und haben dann in der Durchsicht
nach dem Trocknen und längeren Belichten an der Sonne einen der ge-
brannten Siena-Erde analogen Ton. Sie lassen sich mit Uran gut tonen,
ebenso mit Schwefelammon nach vorheriger Überführung in Chlorsilber. Die
Platintonung wurde nur nach stundenlanger Einwirkung angenommen. Ver-
goldung hat wenig Zweck, weil das blaue Silber einer Goldtonung sehr ähn-
lich ist. Eine zum mindesten interessante braungelbe Tonung kann man
197
während der Entwicklung erzielen und zwar auf folgende Weise. Die etwa
zu halber Intensität entwickelte Platte wird auf Y« t)^s i Minute unter die
Brause der Wasserleitung gelegt und dann zu Ende entwickelt. Ihr Ton ist
nach dem Fixieren nicht mehr blau, sondern bräunlich gelb, fast der gleiche
wie bei der chemischen Entwicklung.
Ich werde diese Versuche fortsetzen, und falls sie Interessantes zu Tage
fördern, mir erlauben, weiter darüber zu berichten. —
Florenz im Juni 1903.
Zu unseren Bildern.
*Dass man aus einem Bilde machen kann, was man will«, darin hatten
die Brüder Scholz — wie wir im letzten Heft sahen — das Charakteristikum
des Gummidrucks gefunden, das sie in ästhetischem Sinne zu benutzen
suchten, um aus Photographien »wirkliche Bilder« zu machen. Von diesem
Ehrgeiz war H. M. Carsten sen nicht beseelt, als er seine Winterlandschaft
schuf; denn hier handelt es sich um eine reine Photographie, der durch
nachträgliche Behandlung nicht ein Körnchen von ihrer charakteristischen
Treue genommen wurde. Unsere Heliogravüre - Reproduktion ist nach einer
Bromsilbervergrösserung hergestellt, und bereits in Hamburg — wo das Bild
ausgestellt war und mit der höchsten Auszeichnung bedacht wurde — er-
staunte man allgemein, wie vollkommen diese riesige Papiervergrösserung in
der Wirkung mit den Gummidrucken konkurrieren konnte. Freilich scheint
es sich im vorliegenden Falle um ein in den Tonstufen ganz vortreflTlich
reiches und harmonisches Originalnegativ zu handeln, das einigen Abzug an
Tonfülle durch das Bromsilberverfahren gut vertrug, um immer noch sehr reiz-
voll zu bleiben. Unsere Wiedergabe, die etwas härter als das Original aus-
gefallen ist, zeigt noch deutlich genug die feine, weiche Tongebung in der
Modulation des Schnees, in dem so glücklich sich einfügenden, leicht ver-
schleierten Wolkenhimmel, in dem geschickt die tiefste Stelle des Bildes
markierenden Hause mit den windverbogenen Bäumen. — Die stille und
sichere Ruhe dieses Lichtbildes, welches eine schöne, einsame Natur-
stimmung so schlicht und eindringlich wiedergibt, nimmt auf d^ft' ersten
Blick für sich ein. Man sagt sich, dass es doch Stimmungen und Bilder in
der Natur gibt, die so vollendet und in sich geschlossen sind, dass ihnen
nichts von Menschenhand hinzuzufügen bleibt. Und man findet, dass gerade
die einfache, treue. Photographie solchen Naturbildern einen äusserst glück-
lichen und befriedigenden Ausdruck schafft.
Auch die Lorenzschen Bilder, von denen der »Abend an der Nordsee«
sicher das gehaltvollste ist, bestätigen das Gesagte. Gewiss ist dieser
Blick aufs abendliche Meer nur ein treu festgehaltenes Momentbild, aber
welch reiche Stimmungswelt schliesst es ein für den, der die Natur sehen und
lieben lernte. Das Heranrollen der sich überschlagenden Uferwellen, die
Bahn golden - tanzender Sonnenrcflexe bis hin zum Horizont, der gedämpfte
198
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i . I . •' . . V '. K.^ eine schone, einsame Nat-jr-
• .' :■ ■. • • •! I < '• :' -M wu.i-lep^ibt. nimmt auf defi erM« fi
i ,. ; , ••■ " • ■• -. 1- .. '. . «-i -^ <M di»ch Stimmungen und l^ildtr ;i
\ .. ; './ \ . - » \ " T "•• 1 i'i -^irh otschlo.s-^en sind, dass ihiwn
■r • : '^n ■; . i.. • i'-.'. !. ' 1/ .: . ''. \)U lit l'nd man findet, dass g<.r;u\
.' 'M* M-i V. • i 1. .. .t, > «>• i-inn Naturbildcrn einen äusserst i;'.nrr-
■..■••.• i !• . i'»'r .1 .) !) A' '": 1 s( ;MfVt.
.\ .•..,; I i .r;'., ^ :.: .1 }. i. t. \on (i»'i;en der »Abend an der N<*jrd>e«-
V X :;. '! V- ^,i *..i i\"" ti '-t. !>• .^^ ri!;_;ui das Gesagte. Gewiss i>t iije>«--
r«!.' K .i'.i:' i'.b'jp !!!4*bi^ M-.cr r.'i: ».-in tmi festgehaltenes Mi^mcntbild. al-'-r
\\t.i U :• j '>. .s^ll:nlMn;^^^\\ 't ^c ».'i.- «nI es em für den, der die N.itui sti.^ n .ii>:
li'h n ii rnlt'. Pas I ieiaiirf'An <lrr sich überschlagenrltn ITeiAt "I'.p. <"<
H il\n '^"i.: n - tan/Aiidtr S"nnepr(*tlc\e bis hin zum llorizunt, dn i^x-r:-^'-
198
ANDACHT o o o o o o o o o Von
H. M. CARSTENSEN, FLENSBURG
PIIOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XL
Himmel, hinter dessen aufsteigenden Wolken die sinkende Sonne kämpft — ,
ist es nicht prächtig, wie vollkommen die Photographie alles wiedergegeben
hat, dass man das Rauschen der Brandung zu vernehmen, den Salzgeruch
des Meeres zu spüren meint?
Wir stehen jetzt wieder mitten in der Zeit, in welcher der Lichtbildner
draussen im Freien seine Eindrücke empfängt, sein Material sammelt; es
kann nicht oft genug betont werden, dass es das Erste und Wichtigste ist,
zur Natur in ein recht inniges Verhältnis zu kommen, ihr die Schätze mit
dem Auge abzuringen, die sie so reich in ihrem Schosse birgt. Sehen
lernen sollten wir alle zuerst, das Schöne herausfinden, Bilder mit dem
Blick begrenzen, und dann diese Bilder in Photographie so treu und
technisch vollendet als nur irgend möglich in der Linienwirkung und dem
Verhältnis der Tonwerte zu einander wiedergeben lernen. Das muss unsere
Aufgabe sein; auf dem in der Naturwiedergabe tadellosen Negativ baut sich
alle Ausgestaltung, alle Vereinfachung oder Stilisierung auf Darum sollen
wir auch nicht
achselzuckend an
guten, naturtreuen
Photographien vor-
übergehen ; sie sind
der feste Grund, in
dem wir wurzeln,
und wie oft sind sie
gehaltreicher und
ehrlicher als miss-
verstandene, ver-
meintlich » künst-
lerische € Verän-
derungen, die mit
der Natur vorge-
nommen werden!
Auch die bei-
den anderen Lo-
renzschen Blätter,
welche wir wieder-
geben, zeugen von
liebevollem Beob-
achten der Natur,
einem geübten Blick
für einfache, stim-
mungsvolle Motive.
Namentlich die »Bir-
ken auf der Heide c
geben ein gutes
Edgar Muster, Berlin.
Aus Südtirol.
199
Bild, und auf den Stämmen der Birken geschickt durch Negativretouche
eingesetzte Lichter fuhren in augenscheinlicher Erhöhung der Bildwirkung —
deutlicher noch am Original als in der Reproduktion — den Übereifer
mancher Kritiker, welche die Retouche in Bausch und Bogen verdammen,
ad absurdum. Grund, die Retouche gänzlich aus dem photographischen
Verfahren hinauszuwerfen, haben nur jene, welche sie niemals richtig hand-
haben lernten; denn freilich muss die retouchierende Hand von ästhetischem
Feingefühl gelenkt werden, wenn die Photographie nicht eine Verbesserung
ä la Ballhorn erfahren soll. Das übermässige Gezeter aber gegen eine
natürliche Nachhilfe an unseren, selbst in den besten Fällen technisch noch
mit Mängeln behafteten Photographien sollte sich endlich etwas menagieren.
Carstensens »Andacht« — die einzige Reproduktion nach einem
Gummidruck im vorliegenden Heft — reicht an die geschlossene Wirkung
seiner Schneelandschaft nicht heran. Das Bild ist in der Verteilung der
Lichtflecke etwas unruhig und zerrissen, und die Alte macht schliesslich
doch einen etwas hingesetzten Eindruck. Technisch ist freilich das Bild sehr
interressant und wohl gelungen. Da sich vor dem Fenster nicht freier
Himmel, sondern anscheinend eine Baumwand befindet, und femer die Sonne
schräg einfällt, so ist die Aufnahme gegen hellstes Sonnenlicht ohne wesent-
liche Überstrahlungen geglückt. Den Gummidruck hat dann der Autor an-
scheinend dazu benutzt, um die schweren Schatten in der unteren Hälfte des
Bildes günstig aufzuhellen.
In Edgar Milster frischen wir eine alte Bekanntschaft auf; wir hatten
bereits im vergangenen Jahre Gelegenheit zu sehen, wie sicher er bei der
Wahl seiner Landschaftsmotive zu Werke geht, und wie fehlerlos die
technische Durchführung seiner Bilder ist, — Vorzüge, die hier neue Be-
stätigung finden. — Dr. Hayn debütiert mit einem ansprechenden Land-
schaftsbildchen aus dem Sauerland. F. L.
Herr Niels Fischer in Kopenhagen, von dessen Hand wir in Heft 9 eine
Reihe trefflicher Lichtbilder bringen konnten, bittet uns gegenüber der dort aus-
gesprochenen Annahme festzustellen, dass er kein „Fachmann" sei, sondern vielmehr
alles, was wir von ihm sahen, nur „con amore" gemacht habe. — Wir freuen um-
deshalb nicht minder über sein gutes Gelingen und nehmen auch gern davon Notiz,
dass er sich mit der natürlichen Bescheidenheit, welche Leuten, die etwas können,
eigen zu sein pflegt, gegen die Bezeichnung „Kunstphotograph" sträubt. „Meine
Camera ist" — so schreibt er — „für mich nur ein Mittel, um das Schöne der
Natur in Form und Linien festhalten zu können." Es ist dies eine sehr verständige
und sympathische Auffassung der Photographie. L.
Über die Zerstörung des farbigen Schleiers
in Negativen.
Auf dem Anfang Juni in Berlin abgehaltenen Kongress für angewandte
Chemie eröffnete in der Sektion für Photochemie Herr Seyewetz die Reihe
200
Edgar Muster, Berlin.
Brandung.
der Vorträge mit äusserst interessanten Mitteilungen über die Entfernung des
farbigen Schleiers bei Negativen. Die diesbezüglichen experimentellen Arbeiten
sind von A. Seyewetz in Gemeinschaft mit A. L. Lumi^re ausgeführt
worden, und geben wir daraus folgendes wieder.
Die farbigen Schleier, auch »dichroitische Schleier« genannt, zeigen sich
bekanntlich nach der Entwicklung oder nach der Fixage, und ist die Farbe
merklich verschieden, je nach den vielfältigen Bedingungen ihrer Entstehung.
Sie erscheint rötlich, orange und violett in der Durchsicht, dagegen grün, gelb-
lich grün, blau oder gelb grünlich in der Aufsicht. Die Negative, bei auf-
fallendem Lichte betrachtet, machen den Eindruck, als ob sie nicht ausfixiert
wären. Die über die Natur des Schleiers angestellten Versuche haben er-
geben, dass derselbe sich bald bei der Entwicklung, bald bei der Fixage
bildet.
Der Schleier zeigt sich allemal, wenn der Entwickler ein Lösungsmittel
von Bromsilber enthält, also Fixiematron, Ammoniak, Cyankalium. Der
Schleier entsteht ferner in dem Fixierbade, wenn letzteres mit einer kleinen
Menge von Sulfit und Entwickler des Typus Diamidophenol in Berührung
kommt oder mit überschüssigem Alkalikarbonat bei alkalischen Entwicklern.
Ferner wurde beobachtet, dass die Schleier-Erscheinungen durch Unter-
exposition, Entwickelungsverzögerer und -Beschleuniger begünstigt werden.
Lumi^re und Seyewetz haben weiter konstatiert, dass der Schleier kein
Bromsilber enthält. Er besteht wahrscheinlich aus einer stark silberhaltigen
Verbindung, welche eine geringe Menge organischer Materie einschliesst,
201
ähnlich dem Collargol; er könnte aber auch reinem i^.'i- -
werden, wofür ebenfalls die chemischen Reaktionen spf:
wurde bemerkt, dass durch verschiedene Behandlun^^en da^ .- •
und Sauerstoffvcrbindun^en übcri^efuhi t werden konnte, w-.
I'ärbun^ des Schleiers zerstört wird und die schwächere Failnin. •
silbei> oder de.s < )xyds eintritt.
Ms wurden foli;en le Versuch.^ angestellt, den farbiL;en S« '
st<ircn:
I. Durch Über fuhrun;^^ der Schleier- Verbindung p- ^
>ilber. Die XeL,ati\e wurden mit Schwefelwasserstoff oder S^iix*. •
behandelt, der Schleier färbte sich ganz allmählich schwur/ Di
verläuft mit Schwefelwasserstoff ausserordentlich langsam, nurk'i'-*
mit Alkalisultulen, insbesondere mit rolysulfiden. aber die Alka. * *
Verbindungen wirkt auf die Gelatine, indem sich letztere bv.i l.u-ig»-.«'
weilen der Platten in den Ikidern losl/isst. ]U\-;sei eignet >ich !m>«- •■:
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202
BIRKEN AUF DER HEIDE o o o o Von
MAX LORENZ, KLOTZSCHE-DRESDEN
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XL
Schwefelwasserstoffgas in Wasser, verdünnt mit gleichem Volumen
Wasser.
b) Lösung von Schwefelammonium, verdünnt mit gleichem Volumen
von Ammoniakwasser.
c) 5prozentige Lösung von Schwefelleber.
d) Schwefelnatrium in Schwefelwasserstoff-Lösung, verdünnt mit gleichem
Volumen Wasser.
2. Durch Behandlung des Negativs mit Silber-Lösungsmitteln
(Abschwächern). Cerisulfat löst den Schleier, aber zugleich schwächt
dieses das Silberbild. Ebenso verhalten sich der rote Blutlaugensalz-Ab-
schwächer, Kaliumpermanganat mit Schwefelsäure (nach dem Rezept von
Namias), Kaliumbichromat mit Schwefelsäure.
Es ist nun bekannt, dass Ammoniumpersulfat (mit Schwefelsäure etwas
angesäuert) die Negative in ganz anderer Weise wie die oben genannten
Lösungen abschwächt. - Es entfernt mit Leichtigkeit den tiefen Schleier,
welcher im Fixierbad entstanden ist, ohne das Silberbild merklich anzugreifen,
vorausgesetzt, dass das Negativ, nachdem der Schleier entfernt ist. sofort in
eine Natriumsulfit- oder Bisulfitlösung getaucht wird. — Das Ammonium-
persulfat wurde in 3 prozentiger Lösung benutzt^ Erhöhung der Konzentration
ergibt keine merkliche Beschleunigung in der Wirkung.
Der im Entwickler entstandene oberflächliche Schleier wird durch Am-
moniumpersulfat wohl gleichmässig gelöst, da sich derselbe aber nicht hinläng-
lich in den tiefen Teilen der Schicht findet, so löst sich das Bild teilweise.
3. Überführung des dichroitischen Schleiers in eine unlösliche
Verbindung, welche durch einen Entwickler reduziert werden
kann. Das Negativ wurde mit Eisenchlorid, Bromwasser, Jodlösung oder
rotem Blutlaugensalz behandelt. Alle diese Substanzen beseitigen den Schleier
wohl, aber das reduzierte Silber, welches nach der Einwirkung eines Ent-
wicklers entsteht, ist undurchsichtiger als das ursprüngliche Silber und gibt
femer einen Silberschleier von gelblicher Färbung.
4. Behandlung mit Oxydationsmitteln. Lumiere und Seyewetz
haben versucht das Silberbild und zugleich den Schleier in eine Silberoxyd-
verbindung von grösserer Lichtdurchlässigkeit überzuführen. Es wurde zunächst
Ammoniumpersulfat, mit schwachem Alkali neutralisiert, angewendet; das
Silberbild wird so nicht gelöst, es wird bei längerer Einwirkung sogar leicht
verstärkt. Neutrales Ammoniumpersulfat reagierte aber nicht merklich auf
den Schleier. Mehr Erfolg hatte dagegen die Verwendung von Kalium-
permanganat in Lösung i : 1000; diese löst den dichroitischen Schier in
wenigen Augenblicken vollständig. In der Schicht schlägt sich Manganoxyd
nieder. Letzteres wird gelöst, wenn die Platte in eine Lösung von Natrium-
bisulfit gelegt wird. Das Bild selbst wird nicht geschwächt, nur seine Farbe
wird etwas verändert, sie w-ird mehr bräunlich. Das Permanganat beseitigt
sowohl den im Entwickler als im Fixierbad entstandenen Schleier und ist
daher als das vorteilhafteste Mittel zu betrachten.
1. Vn. 1908. Photogr. Mitieüungen. Jahrg. 40. 26
203
über Worels direkte Farbenphotographien.
Nachdruck und Übersetzung verboten.
Wir kommen hiermit unserer im Schlusshefte des vorigen Jahrgangs gemachten
Zusage nach und beginnen mit einer Reihe von Artikeln über die Ausführung und
den Stand des obigen photographischen Verfahrens. Bevor wir aber in die Einzel-
heiten desselben eingehen, erscheint es uns von Wichtigkeit, zum leichteren Ver-
ständnis in minder eingeweihten Kreisen mancherlei vorauszuschicken, das, wiewohl
vielfach bekannt, dennoch zur richtigen Auffassung der angeführten Prozesse und
Vorgänge nicht überflüssig sein dürfte. Diesen Vorbemerkungen werden wir weiter
die Schilderung aller jener Arbeiten nachfolgen lassen, die seit dem vorigen Jahre
von Worel in zielbewusster Weise zu dem Ende unternommen wurden, um den Ur-
sachen nachzuforschen, welche den vielfachen Erscheinungen in diesem Verfahren
zu Grunde liegen.
Licht und Farbe. Es wird heute wohl nur wenige Menschen geben, denen
die allgemein gültige Theorie über Licht und Farbe fremd ist. Die älteste Ansicht war,
Licht sei ein materieller Ausfluss aus den Körpern, die gesehen werden, der in unser
Auge dringt (Empedokles im 5. Jahrhundert v. Chr.) und dort die Lichtempfindungen
hervorbringt. Später war es Plato, der vermeinte dass es des Zusammentreffens der
Lichterreger des aussendenden Körpers mit den vom Auge ausgehenden Strahlen
bedarf, um Lichtempfindungen hervorzubringen, und ein halbes Jahrhundert später
stellte Aristoteles den Satz auf: Lichtempfindung entstehe durch die Bewegung eine>
zwischen der Lichtquelle und dem Auge liegenden feinen Mittels, also ähnlich, wie
beim Schalle die vibrierende Luft den Ton unserem Gehörorgane überbringt.
Die ältere Anschauung (Emanations-, Ausfluss-Hypothese) musste den vielen
überwältigenden Beweisen vom Gegenteil weichen, und heute gilt einzig und aUein
die Undulations- (Wellen-) Theorie, nach welcher Licht nichts anderes als eine
Wellenbewegung des Lichtäthers ist, die sich von einem leuchtenden Körper aus in
ähnlicher Weise fortpflanzt wie der Schall von einem tönenden Körper aus durch
die Vibriation der Luft. Wie hier der tönende Körper die ihn umgebende Luft er-
schüttert, die Luft die Vibriationen als Schallwellen fortpflanzt, bis die Wellen unser
Ohr treffen und durch die Nerven das Bewusstsein des Tönens in uns entstehen
lassen, ebenso befinden sich dort die Moleküle eines leuchtenden Körpers beziehungs-
weise die zwischen diesen kleinsten Teilchen gespannten Ätherteilchen in vibrierender
Bewegung, pflanzen diese auf den das ganze Weltall erfüllenden Äther über, der
hingegen wieder diese Schwingungen als Lichtwellen weiter gibt, bis sie die Nerven
in unserem Auge erregen, dadurch die Empfindung der Helligkeit hervorbringen
und sonach zur Ursache der Sichtbarkeit der uns umgebenden Gegenstände werden.
Erregt ein Körper solche Schwingungen von selbst, so ist er ein selbstleuchtender
Körper. Dunkle Körper sind die, deren Äther erst durch Lichtwellen eines
leuchtenden Körpers angeregt werden muss, um Lichtschwingungen zu machen; sie
sind dann beleuchtet und befähigt, wieder andere dunkle Körper zu beleuchten
(Lichtresonanz).
Aber nicht allein hell und dunkel sehen wir die Gegenstände, die uns im täg-
lichen Leben umgeben, sondern auch in tausendfältigen Farben und Farbenabstufungen,
und es entsteht die Frage, wie diese Erscheinung zu erklären ist. Plato hieh die
Farbe für kleine Flämmchen, die farbige Körper aussenden, während Aristoteles
aus der Mischung von Licht und Dunkel (Weiss und Schwarz) die Entstehung der
Farben vermutete. Letzterer Ansicht huldigten hervorragende Geister selbst des
vorigen Jahrhunderts noch, wie Goethe, Schopenhauer u. a., wiewohl die heutige
204
Theorie schon 1666 durch die Zerlegung des Lichtes in seine Komponenten durch
Newton bekannt war.
Die Farben sind Bestandteile des weissen Sonnenlichtes, und sobald auch nur
eine Farbe in dieser Summe fehlt, dann ist der Lichtstrahl nicht mehr weiss,
sondern andersfarbig. Das Sonnenlicht besteht aus unzählig vielen Farbstrahlen,
welche alle Nuancen von Rot über Gelb, Grün, Blau bis Violett repräsentieren.
Diese Farben vermögen wir zu sehen; im Sonnenlichte sind aber auch noch andere
Farbstrahlen enthalten, die unser Auge wahrzunehmen nicht imstande ist, weil unser
Auge die Über ein gewisses Mass hinaus sich vergrössernden und verkleinernden
Vibrationen nicht mehr zum Bewusstsein bringt, die aber durch chemische Reagentien
ihre Anwesenheit beweisen; sie liegen über dem sichtbaren Rot und unter dem
sichtbaren Violett und werden als ultrarote und ultraviolette Strahlen bezeichnet.
Der Beweis für die Zusammensetzung des Sonnenlichtes ist leicht erbracht.
Ein schmaler Lichtstrahl auf die brechende Kante eines dreieckigen Glasprismas ge-
worfen, zeigt auf einer entgegen gehaltenen weissen Fläche sofort die einzelnen Be-
standteile, und eine dazwischen gehaltene Sammellinse vereinigt alle Farben wieder
zu weiss. Lässt man aber eine der Farben die Sammellinse nicht passieren, dann
fehlt die Harmonie, und es kann kein weisses Licht gebildet werden.
Das Bild des zerlegten Lichtes zeigt eigentlich unzählig viele Farben, denn sie
fliessen aus unendlichen Abstufungen ineinander, wir wollen für unseren Zweck nur
die Hauptfarben d. i. rot, gelb, grün, blau und violett festhalten. Diese Farben des
Spektrums bezeichnen wir als einfache oder homogene Farben, weil sie sich durch
das Glasprisma nicht weiter brechen lassen. Diesen gegenüber stehen die Misch-
farben. Um den Eindruck Weiss zu erhalten, sind nicht alle Farben des Spektrums
erforderlich, auch zwei einfache Farben können schon Weiss erzeugen; solche sich
zu weiss summierenden Farben heissen Ergänzungs- oder Komplementärfarben. Diese
sind nach Helmholtz: Rot und grünlichblau, orange und cyanblau, gelb und indigo-
blau, grünlichgelb und violett. Einfaches Grün hat keine einfache Komplementär-
farbe, sondern purpurrot, d. i. eine Mischfarbe, bestehend aus rot und violett. Farben
sind also Lichtarten, deren Verschiedenheit in den Schwingungszahlen der sie fort-
pflanzenden Wellenbewegungen des Lichtäthers gelegen ist.
Die Schwingungszahl des Äthers in der Zeiteinheit oder die Dauer einer
Schwingung ist das Merkmal der Farbe, und die Schwingungszahl ist so vielmal
grösser als die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Ätherwelle wächst oder die Wellen-
länge kleiner wird. Von Rot gegen Blau wächst die Schwingungsgeschwindigkeit,
dagegen wird die Wellenlänge kleiner, die Schwingungszahl aber immer grösser.
Von Blau gegen Rot tritt das Umgekehrte ein.
Wir haben schon erinnert, dass beim Schall es sich ähnlich wie beim Licht
verhält. Was der Ton für das Ohr ist, ist die Farbe für das Auge, nur citiert
beim Schall die Luft, beim Licht der Äther und zwar immer transversale Schwingungen.
Je mehr Ätherschwingungen das Auge in der Zeiteinheit empfängt, desto höher
gegen violett hin empfindet es den Farbenton.
Dringen Lichtstrahlen durch gasförmige, feste oder flüssige Materien, so können
sie scheinbar vernichtet (verschluckt) werden. Dies ist zu erkennen, wenn das
fragliche Mittel in den Strahlengang des Lichtes gebracht und das nun durchfallende
Licht durch ein Prisma zerlegt wird. Dem nun sichtbaren Spektralbild fehlen ein
oder mehrere Farbstrahlen, an ihrer Stelle ist Dunkelheit getreten, sie sind daher
von dem Mittel verschluckt, absorbiert worden.
Die Absorption des Lichtes erklärt uns das Zustandekommen der Farben der
uns umgebenden Gegenstände, die wir natürliche Farben oder Körperfarben nennen.
205
Die Körperfarbe besteht also aus den Arten, welche nach der Absorption von den
auffallenden und durchgehenden Strahlen übrig geblieben sind, und es kann daher
ein Körper nur Farben zeigen, welche in dem zur Beleuchtung ver-
wendeten Lichte bereits enthalten sind. K.
(Fortsetzung folgt.)
Kleine Mitteilungen.
Feitzingers Exponometer.
Heinrich Feitzinger-Wien bringt Photometerskalen in den Handel, welche
in ihrer Anordnung den Skalen des Vogel- resp. Swan - Photometers entsprechen.
Sie bestehen gleichfalls aus treppenförmig übereinander geschichteten transparenten
Papierlagen. Die sauber gearbeitete Skala kostet nur 70 Heller und ist (am besten
ohne Passe-partout, mit Celloldinpapier- Unterlage) im Kopierrahmen auf Glasscheibe
gepresst, für Pigment- und Gummidruck gut zu verwenden.
Kollodium -Vorpräparation ffir Emulsionspapiere.
Um das Einsinken der lichtempfindlichen Silberschichten in den PapierfiJz zu
vermeiden, erhalten bekanntlich die Papiere eine geeignete Vorpräparation. York
Seh war tz -Hannover hat sich die Vorpräparation mit Kollodiumwolle patentieren
lassen und zwar Lösungen von Kollodiumwolle in Aceton, Amylacetat und dergleichen
oder Mischungen dieser unter Zusatz von Benzol.
Eine sehr geeignete Flüssigkeit erhält man beispielsweise durch Lösen von
19^ trockener Kollodiumwolle in 1000 cc/u 99 prozentigem Aceton und 875 f^/// Am}-!-
acetat, unter Zusatz von 875 cc//i Benzol. Durch diese Flüssigkeit zieht man das
Papier, oder man trägt sie mittels geeigneter Vorrichtungen auf letzteres derart auf,
dass auf je i ^m Papier etwa 70 bis 80 ccm der Flüssigkeit verbraucht werden.
Das Papier behält bei dieser Behandlung eine matte, vollkommen gleichmässige,
streifenfreie Oberfläche, welche wässrige Flüssigkeiten und Emulsionen leicht und
gleichmässig annimmt. Dabei wird das Papier ausserordentlich zähe und etwas
durchscheinend. Letzterer Umstand würde besonders bei der Herstellung von Brom-
silbernegativpapier von Bedeutung sein.
Entwickler für Momentaufnahmen.
Für die Hervorruf ung von Momentaufnahmen empfiehlt E. Trutat in der
^ Revue Suisse" folgende Entwickler-Kombinationen:
I. Hydrochinon-Metol in nachstehender Zusammensetzung:
Wasser (heiss> 1000^
Metol 1 „
Natriumsulfit, wasserfrei 75 „
Hydrochinon 12,,
Soda kristallis 150 »
Bromkali 1 „
206
2. Pyrogallussäure-Ortol. Es werden folgende 4 Lösungen angesetzt :
A. Wasser (warm) 500,0 g
Salicylsäure 0,5 „
Pyrogallussäure 2,5 „
Ortol 4,0 „
B. Natriumsulfit, wasserfrei 5,0 „
Wasser 500,0 „
C. Soda 50,0 „
Wasser 100,0 „
D. Gelbes Blutlaugensalz 10,0 „
Wasser 100,0 „
Für den Gebrauch mischt man 30 Teile Lösung A, 25 Teile B, 6 Teile C und
I Teil D.
Internationaler Kongress für angewandte Chemie zu Berlin.
Der Berliner Kongress hat sich eines äusserst zahlreichen Besuches erfreuen
können, an 3000 Teilnehmerkarten sind gelöst worden, aus aller Herren Länder
waren Gäste erschienen, letzteres gilt auch ftlr die Photochemie-Sektion. Von be-
kannten Persönlichkeiten des Auslandes hatten sich u. a. eingefunden: Dr. L. Baeke-
land-Yonkers N.-Y., Prof. Dr. Castellani-Florenz, Hofrat Prof. Dr. Eder-Wien,
Prof. Dr. Fabre-Toulouse, K. Hazura-Wien, Prof. R. N am ias- Mailand, Dr. M.
Scavia-Turin, Dr. A. Seyewetz-Lyon. Es fanden in der Sektion für Photochemie
6 Sitzungen statt, in denen eine Fülle höchst interessanter Vorträge und Vorlagen
geboten 'wurde, welche zum Teil zu sehr lebhaften Diskussionen Veranlassung gaben.
Die behandelten Themata waren folgende:
Dr. A. Seyewetz: Über die Zerstörung des dichroitischen Schleiers (siehe
Seite 200), Über die verschiedenen Ursachen des Entstehens und über die Zu-
sammensetzung des dichroitischen Schleiers. — Prof. R. Namias: Einfluss gewisser
Alkalisalze mit organischen Säuren, um die Haltbarkeit von Chromatpräparationen
zu erhöhen, Chemische Reaktionen in Tonfixierbädern mit Bleisalzen. — Dr. A. König:
Über einen neuen Sensibilisator (Orthochrom T. — Siehe den Artikel Seite 185.). —
Hofrat Prof. Dr. Eder: Über Sensitometrie photographischer Platten. — Prof.
Dr. Schaum: Über Bromsilbergelatine und das latente Bild. — Prof. Dr. Fahre:
Entwickler mit Methylparamidophenol. — Prof. Dr. Mi et he: Projektions Vortrag über
farbige Photographie durch additive Synthese (System Ives, vergl. den Aufsatz
Seite 106). — Prof. Dr. Precht: Atomgewichtsbestimmung des Radiums, Über
Solarisation und verzögerte Entwicklung. — Dr. Neuhauss: Über Farbenphotographie
mittels Ausbleich Verfahrens unter Vorlage von Kopien. — J. Gaedicke: Über Doppel-
salze von Silber- und Natriumthiosulfat. — Dr. L. Baekeland: Über die Entwicklung
der photochemischen Industrie in den Vereinigten Staaten, Eine praktische Methode
iür Bestimmung der relativen Haltbarkeit von Silberkopien, Eine Schnellmethode der
quantitativen Bestimmung von Silber in photographischen Papieren, Die Ton-
wirkung einer Mischung von Fixiernatron und Alaun , Der Einfluss des Feuchtigkeits-
gehahs der Luft bei der Fabrikation photographischer Papiere, Die elektrische
Wirkung von Metallpartikeln in Papierpräparationen, Photo-Retrogression des latenten
Bildes, Die Eigenschaften des centrifugierten Bromsilbers.
Wir werden über die einzelnen Vorträge, soweit sie für unseren Leserkreis
Interesse haben und sofern der Gegenstand in unserem Blatte nicht bereits be-
sprochen worden ist, nähere Mitteilungen veröffentlichen.
207
Repertorium.
Platindrucke mit glänzender Oberfläche nach A. von Hfibl.
Durch Erzeugung einer glänzenden Oberfläche erhalten die Kopien auf MaUpapier
bekanntlich eine bessere Detaillierung in den dunklen Tönen. Für den Platindruck
empfiehlt von Hübl in der „Photographischen Korrespondenz" folgenden Weg:
Grobkörniges Zeichen- oder Aquarellpapier wird mit einer Gelatinelösung (i :2o)
vorpräpariert (Gerbung ist nicht erforderlich, da diese durch die Sensibilisierung
erfolgt). Nach dem Trocknen wird das Papier möglichst schnell mit nachstehender
Lösung in bekannter Weise sensibilisiert:
Eisenlösung 4 ccm
Kaliumplatinchlorür-Lösung 1:6 . . .1,5 „
Die Entwickler-Lösung wird wie folgt angesetzt:
Kaliumoxalat-Lösung 1:4 50»
Platinlösung 2 „
Die Entwicklung geschieht am besten, indem man die Kopien auf einem
Brett mit Reissstiften befestigt und die Flüssigkeit mit Pinsel oder Schwamm rasch
aufträgt. Bei Heissentwicklung wird die Kopie wie üblich durch das Bad gezogCD.
Zur Erzielung brauner Töne werden dem Sensibilisier ungsbade oder der Ent-
wicklerlösung Quecksilbersalze zugefügt. Hier finden dann zwei chemische Prozesse
statt: aus dem Platinsalz entsteht metall. Platin, das Quecksilbersalz wird zu Oxydul-
salz reduziert. Um rein braune Töne zu erhalten, muss die Reduktion des Platins
herabgedrückt und die des Quecksilbersalzes erhöht werden; das geschieht durch
Zusatz von Säure zur Sensibilisier ungs- und Entwicklerlösung und durch Gebrauch
leicht reduzierbarer Quecksilbersalze.
Für Sepiatöne sind die gelatinierten Papiere mit folgender Lösung zu sensibili-
sieren:
Eisenlösung 20 ccm
Kaliumplatinchlorür-Lösung 1:6.... 8 „
Quecksilbercitrat*)- Lösung i : 30 . . . 5 „
Zitronensäure-Lösung 1:2 5 „
Durch Vermehrung resp. Verminderung der Quecksilbercitrat- Lösung kann die
Braunfärbung variiert werden.
Die Entwicklung wird in folgender Lösung vorgenommen:
Wasser 1000 g
Kaliumoxalat 200 „
Zitronensäure 20 „
Die Kopien können kalt mit Pinsel oder heiss (Durchziehen) entwickelt werden.
Bei zu hohem Quecksilbergehalt erhalten die Lichter zuweilen eine gelbliche Färbung.
Der Glanz der Bilder ist von der Behandlung der Papiere wesentlich abhängig.
Wird das feuchte Papier sogleich in den Trockenkasten gebracht, so trocknet die
Gelatineschicht glänzend ein. Wird heiss entwickelt, so entsteht stets Hochglanz.
Die Platinbilder können auch mit Lack (Damarf irniss , Negativlack) überzogen
werden. Vorher sind die Bilder etwas anzuwärmen, ebenso nach dem Aufstreichen
des Lacks.
1) Quecksilbercitrat kann man sich leicht herstellen, indem man 3^ gelbes 'Quecksilber-
oxyd mit 20 g Zitronensäure und 90 ccm Wasser bis zur völligen Lösung des Oxyds erwärmt.
208
Professor Hans Watzek f.
Am 12. Mai ist Professor Hans Watzek in Wien im Alter von nicht ganz
54 Jahren einem langen und schweren Leiden erlegen. Der Verstorbene gehörte
vom Beginn der mordernen künstlerischen Bestrebungen in der Photographie, vor
etwa zehn Jahren, an mit seinen Freunden Henneberg und Kühn zu den eifrigsten
und erfolgreichsten Pionieren auf dem neu erschlossenen Schaffensgebiet. Der
grösste Vorzug des mit seinen Leistungen in der ganzen Welt bekannt gewordenen
„Kleeblattes" bestand in dem Aufbauen auf einer soliden ästhetischen und zeichne-
rischen Vorbildung, die es in der Ausgestaltung seiner Photographien nie in
Gemacklosigkeiten, nie in Unnatur und Künstelei sich verirren liess. — So war auch
Hans Watzek von Hause aus zu künstlerischer Betätigung berufen. Anfangs Aus-
übender der Holzschneidekunst, wirkte er später als Professor im Freihandzeichnen
und Modellieren an einer Wiener Staats- Oberrealschule, auch hier im Gegensatz zu
den überkommenen, erstarrten Formen des Zeichenunterrichts für die direkte Natur-
nachbildung nach Kräften eintretend. — In seinen Lichtbildern zeigte Watzek stets
einen vornehmen, grossen Zug. Sein Streben war darauf gerichtet, das Unwesent-
liche zu unterdrücken zu Gunsten einer breiten, malerischen Wirkung, die er doch
niemals auf Kosten der Naturwahrheit zu erreichen suchte. Die technischen Mittel
gab ihm anfangs der Platindruck und später vor allem der Gummidruck, zu dessen
eifrigsten Bekennern und Förderern er gehörte. — Seit 1893 Vorstandsmitglied des
Wiener Cameraklubs, konnte er eine lange Reihe uneingeschränkter Erfolge feiern.
Seine Bilder und eine Anzahl literarischer Arbeiten, in denen er seine reichen
Erfahrungen besonders auf dem Gebiete des Gummidrucks in conciserForm nieder-
legte, werden seinen Namen in der Photographie übers Grab hinaus lebendig er-
halten. F. L.
Literatur.
Dr. Mazel, Künstlerische Gebirgs-Photographie. Autorisierte deutsche Übersetzung von
Dr. £. H egg -Bern. Mit 12 Tafeln nach Original- Auf nahmen des Verfassers. Verlag von Gustav
Schmidt -Berlin. Die im Vorjahre erfolgte französische Ausgabe des vorliegenden Werkes
ist allgemein gut beurteilt worden. Die auch der deutschen Übersetzung beigegebenen Re-
produktionen von Originalaufnahmen des Autors zeigen, dass derselbe auf dem Gebiete der
alpinen Photographie nicht nur einen geschulten Blick für künstlerische Wirkung besitzt, sondern
auch die Technik der Photographie vollkommen beherrscht. Es ist ja bekannt, dass das Auf-
nehmen im Gebirge sich schwieriger gestaltet als in ebenen Landen; es gilt da oft, starke Kon-
traste von Licht und Schatten auszugleichen, die so effektvollen Fernen zur Geltung zu bringen,
die passenden Beleuchtungen und Wolkenstellungen schnell zu ßxieren. Mit allem diesen be-
schäftigt sich Mazel in seiner Schuft auf das eingehendste und gibt zahlreiche praktische Winke.
Er bespricht die Auswahl geeigneter Platten, die Anwendung der Gelbscheibe, die Entwicklung,
die VergrOsserung der Aufnahmen ; ferner die Charakteristik der Alpenlandschaft, die Beleuchtung,
die Effekte des Wassers, des Himmels und der Ferne, die Figur in der Landschaft, auch erteilt
Mazel in einem besonderen Kapitel sehr schätzenswerte Anweisungen über Exkursionspläne,
Platten Wechsel etc. — Dr. E. Hegg, der unseren Lesern schon durch technische Abhandlungen
und Aufnahmen aus den Alpenlanden bekannt ist, hat die Übersetzung des Mazel sehen Buches
in vortrefflichster Weise besorgt. — Jeder Freund der alpinen Photographie wird das Werk mit
Ceouss lesen und auch reichen Nutzen daraus ziehen. P. H.
Prof. F. Schmidt, Leitfaden der Momentphotographie. Verlag von Otto Nemnich-
Wiesbaden. Der mit dem Gebiete der praktischen Photographie gut vertraute Autor behandelt
in diesem mit vielen Illustrationen versehenen Büchlein speziell die Momentphotographie und gibt
u. a. auch eine sorgfältigst zusammengestellte Liste der Haupt-Handcameratypen deutschen, öster-
reichischen und schweizerischen Ursprungs.
209
Patent-Nachrichten.
Anmeldungen.
57 b. B. 30 336. Photographisches Verfahren zur Herstellung plastisch richtiger Biidw^erke.
Carlo Baese, Berlin, Hallesche Str. 15. — 7. 11.01.
„ S. 16 432. Gewebe und Verfahren zur Herstellung von Imitationen gewebter Bilder auf
photographischem Wege. Jan Szczepanik, Wien; Vertr.: C. Fehlert, G. Loubier,
Fr. Harmsen u. A. Büttner, Berlin NW. 7. — 12.5.02.
57 c. T. 7962. Lichtpausrahmen mit seitlichen Aussparungen zum Kopieren kleiner Stücke aus
beliebig grossen Zeichnungen. Walter Thele, Kantstr. 107, u. Alfred Grünberg, Leibniz-
Strasse 92, Charlottenburg. — 15. 1. 02.
57a. W. 19 344. In Taschenuhrform zusammenlegbare Camera. Hans Wettern, Hamburg»
Reeperbahn 4. — 7. 7. 02.
Erteilungen.
57 a. 143 329. Vorrichtung zur Herstellung von Aufnahmen sowohl in Hoch- als auch in Quer-
format mit solchen Magazincameras, bei welchen sich unter der Camera ein Bchfllter für die
belichteten Platten befindet. Herbert E. Hickox, Great Yarmouth, Engl. — 5. 12. 01.
„ 143 485. Aus einem endlosen Bande mit Belichtungsschlitz bestehender Rouleau verschluss.
Nathan Augustus Cobb, Sydney. — 12.9.00.
„ 143 486. Kinematograph, dessen Bildband mit mehreren nebeneinander liegenden Reihen
von Bildern versehen ist, und dessen Objektiv durch seitliche Verschiebung von der einen
Bildreihe vor die andere gebracht wird. A. Rosenberg, London. — 11. 4.01.
„ 143 487. Reflexca-nera. Fritz Kricheldorff, Berlin, Karlstr. 26. — 16. 11.02.
An unsere Leser.
Angesichts der Reisesaison, in die wir nun wieder mit vollen Segeln hinein-
steuern, möchten wir unsere Leser neuerdings daran erinnern, bei ihren licht-
bildnerischen Studien auch das Interesse unserer „Photographischen Mitteilungen*
ins Auge zu fassen. Bereits im vergangenen Jahre traten wir erfolgreich mit einer
derartigen Anregung an die Leser heran, und waren es damals Seebilder, so sind
es diesmal Momentaufnahmen aller Art, Aufnahmen von Architekturen und
solche alpiner Landschaften, die wir zum Thema stellen. Die Momentbilder sollen
das charakteristische Gepräge dieser Gattung tragen, es wird sich also in der Haupt-
sache hier um Handcamera- Aufnahmen handeln, die jedoch nach u-gend einer
Richtung, sei es durch künstlerische oder gegenständliche Anziehungspunkte be-
sonderer Art, vor den landläufigen Erzeugnissen der „Knipserei" ausgezeichnet sein
sollen. Bei den Architekturaufnahmen wird das historisch Interessante im Vorder-
grund stehen, und mit Bezug auf die Gebirgslandschaften ist die besondere Berück-
sichtigung der auf diesem Gebiet nicht leicht zu erzielenden malerischen, einheitlich
bildmässigen Wirkung erwünscht.
Wer also meint, etwas unter diese drei Rubriken Fallendes, das der Reproduktion
würdig ist, mit seiner Camera eingefangen zu haben, den bitten wir, an die Adresse
des Verlegers Herrn Gustav Schmidt, Berlin W. 35, Lützowstrasse 27, möglichst
bald, spätestens jedoch bisj zum i. Oktober, einzusenden. Für die Pubhkation
der Ausbeute werden wir mehrere Hefte der „Photographischen Mitteilungen*» zur
Verfügung stellen. — Orientierende Begleitnotizen über die Technik der Aufnahmen
sowie über die dargestellten Sujets sind erwünscht.
Hochachtungsvoll
Die Redaktion.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanne ke in Berlin.
Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.
210
S. Urff, Hanau.
Neue Pigmentpapiere.
Vor kurzem haben wir angekündigt*), dass demnächst Pigmentfolien in
den Handel kommen werden, welche gestatten, mit einfacher Übertragung
ein seitenrichtiges Bild zu schaffen. Wir können jetzt von einer abermaligen
Neuerung im Pigmentprozess berichten, und zwar handelt es sich um die
Herstellung von Kopien mit matter Oberfläche.
Lange Jahre hatten wir von Fortschritten im Pigmentprozess, abgesehen
von der Einführung neuer Farben und verschiedenartiger Übertragspapiere,
nichts Wesentliches zu melden. Es scheint, als ob die Pigmentpapier-
fabrikanten jetzt durch den Aufschwung des Gummidrucks veranlasst worden
sind, für den Kohledruck neue Vorteile zu schaffen. Schon oft haben
Anhänger des Gummidrucks dem Pigmentprozess den Übelstand nachgesagt,
dass er nur Bilder mit glänzender Schicht gebe. Dieser Vorwurf fällt nun-
mehr fort, denn die Londoner Autotype-Company hat jetzt Pigmentpapiere
auf den Markt gebracht, die Kopien mit völlig stumpfer Oberfläche liefern.
Durch das Hinzutreten dieser neuen Art von Papieren gewinnt der
Pigmentdruck als künstlerisches Kopierverfahren ganz bedeutend. Mit den vor-
liegenden Farben können wir jedenfalls ganz zufrieden sein, die Pigmentpapier-
fabrikanten bieten uns eine äusserst, reiche Kollektion. In der Wahl der
Untergrundpapiere sind wir so gut wie unbeschränkt; mit Leichtigkeit können
wir uns auch die Papiere selbst vorpräparieren. Auch das Hervorheben und
Unterdrücken von gewissen Details im Bilde haben wir in der Hand, sei es.
1) Siehe Seite 131.
15. Vn. 1903. Photogr. Mitteüungen. Jahrg. 40. 27
211
durch einfaches Abdecken des Negativs oder durch partielle Entwicklung des
Pigmentbildes selbst.
Man hört mitunter die Meinung aussprechen, der Kohledruck verlange
harte, also stark gedeckte, kontrastreiche Negative. Das ist durchaus nicht
richtig. Man frage nur einmal die Reproduktionsanstalten, welche Pigment-
papiere in ihrem Betriebe in grösseren Massen verarbeiten, ob sie ihre
Negative sämtlich hart halten. Für den Pigmentdruck eignen sich am besten
klare, brillante Negative mit guten Lichtern, Negative von einem Charakter,
wie sie auch in dem Albumin-, Celloidin- und Platinkopierverfahren die
schönsten Resultate geben.
Kommen wir nun auf die neuen Pigmentpapiere mit stumpfer Schicht
zurück, so ist zu erwähnen, dass die Behandlungsweise genau dieselbe ist
wie bei den älteren Papieren. Wir haben für normale Negative in 4proz.
Kaliumbichromat-Lösung sensibilisiert, und ging das Übertragen und Entwickeln
der Bilder glatt von statten. Besonders wirkungsvoll machten sich die matten
Kopien auf den Ubertragspapieren Nr. iio und ']^ der Autotype-Company.
Die matten Pigmentpapiere werden sicher in allen photographischen Kreisen
freudige Aufnahme finden.
Für die Herstellung von
haltbaren Chromat-
schichten, was ja eben-
falls den Pigmentprozess
betrifft, hat R. Namias
interessante Versuche an-
gestellt und darüber auf
dem Berliner Kongress
für angewandte Chemie
berichtet. Namias er-
wähnte zunächst, dass
die mit Ammooium-
bichromat sensibilisierten
Schichten schneller ver-
derben, als die mit
Kaliumbichromat. Um
die Haltbarkeit der Chro-
matschichten allgemein
zu steigern, wurden den
Chrombädern verschie-
dene Zusätze erteilt, und
hatte Namias mit der
Verwendung von Oxal-
säuren und zitronen-
sauren Salzen den besten
Erfolg. Wurde z. B. den
S. Urff. Hanau.
Feldweg.
212
Chromlösungen 3 pCt. neutrales, oxalsaures Kalium oder zitronensaures Natrium
zugesetzt, so zeigten die hiermit chromierten Papiere nach einem Monat noch
die gleiche Empfindlichkeit wie frisch sensibilisierte Papiere. Auch nach zwei
Monaten war die Entwicklungsfähigkeit noch eine völlig befriedigende. Für
den Pigmentprozess würde sich demnach empfehlen, das Chrombad wie folgt
anzusetzen:
Kaliumbichromat 20 ^
neutrales Natriumeitrat 15 „
Wasser 500 ,,
Wir werden hierüber noch weitere Versuche anstellen und demnächst
Bericht erstatten. P. H.
Zu unseren Bildern.
Unser Tafelbild »Kommunikantin c von Guido Rey verdanken wir der
vortrefflichen neuen Zeitschrift des Pariser Photoclub »La Revue de Photo-
graphie « . Obgleich
dieses Bild eine schein-
bar zufällige Handlung
wiedergibt, kann man
es doch gewiss nicht
einen aus dem Leben
gegriffenen Moment
nennen. Im Gegen-
teil, es ist mit dem
Feingefühl, das den
Franzosen in künst-
lerischen Dingen eigen
ist, alles daran gestellt
und aufs feinste aus-
getüftelt. Wenn das
dem deutschen Emp-
finden, dem die Schön-
heit der Natur sich
in ihrer Herbheit offen-
bart , vieleicht etwas
zurecht gemacht er-
scheint, so kann doch
sicher auch unser
Amateur viel von der
feinen und bewussten
Art lernen, wie hier
alle einzelnen Teile,
aus denen das Bild be-
steht, gegeneinander
S. Urff, Hanau.
Tannenwald
213
abgewogen und in
Beziehung gebracht
sind. — Das Bild be-
handelt ein Licht-
problem. Allerdings
sind auch die Formen
und Linien aufs sorg-
fältigste vom Photo-
graphen berechnet.
Man beachte, wie ge-
schickt beispielsweise
Abschluss und Gleich-
gewichtauf der rechten
Seite des Bildes durch
den Blumenstrauss mit
dem dunklen Fleck
daneben hergestellt
sind und wie bewusst
auf der anderen Seite
der dunkle Wand-
streifen noch mit ins
Bild genommen ist
Deckt man diese Ele-
mente zu, so vertiert
das Ganze bedeutend
an Wirkung. Das
Hauptinteresse aber
nimmt ohne Zweifel
die Beleuchtung in
Anspruch; dieser pikante Gegenlichtseffekt bildet also das eigentliche Motiv
im Bilde. Es ist äusserst geschickt, wie die Figuren gegen das Fenster
gestellt und gerade so weit von der Schattenseite aufgehellt sind, dass
nirgends übermässige Kontraste erscheinen, vielmehr eine ganz harmonische
Abstufung vom Licht zum Schatten entsteht. Die grösste Tiefe gibt das
Kleid der Erwachsenen, dann folgt das Gewand der Kommunikantin mit dem
nächsten Mittelton, dann wieder Haube und Leinenzeug der ersteren, und so
geht es fort in sanften Abstufungen bis zum höchsten Licht, das durchs Fenster
hereinflutet und in feiner und bedeutungsvoll auf die Handlung hinzeigender
Weise die Figur des Kindes umspielt. Es ist lehrreich zu beobachten, wie
zwischen hellstem Sonnenlicht und tiefstem Schatten die Verbindung durch
eine Reihe wohlberechneter Tonabstufungen hergestellt ist, wie an einer Stelle,
deren Umgebung das Auge besonders fesseln soll, hellstes Licht unmittelbar
neben tiefen Schatten gestellt ist, ohne dass das Auge, welches einen Ruhe-
punkt in der Hauptsache und von diesem sanfte Abstufung in die unter-
Dr. A. Kirstein, Berlin.
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geordneten Bildelemente findet, sich dadurch beleidigt fühlte. Das trennende
Licht zwischen beiden Figuren ist im übrigen nicht ganz motiviert, da die
Mauer unterm Fenster an dieser Stelle eigentlich einen dunkleren Ton haben
müsste, aber es ist — wahrscheinlich durch Deckung auf der Platte — sehr
geschickt und überlegt eingesetzt, und wirkt, da ein neben tiefen Schatten
gestellter heller Ton dem Auge lichter erscheint, als er in Wirklichkeit ist,
auch nicht unlogisch. Erreicht ist durch die Aufhellung der Mauer an dieser
Stelle, dass sich die Rückenkontur des Kinderkörpers klar und tonig vom
Grunde abhebt, während andererseits der vom Kopf herabfliessende, hell
durchleuchtete Schleier wirkungsvoll durch die hier im ursprünglichen, dunkleren
Ton belassene Wand hervorgehoben wird. Das ganze Bild ist sehr einfach
in seinen Bestandteilen. Es sind wenig Gegenstände darauf, aber jedes
einzelne ist wohl berechnet und am Platze. Auch die Licht- und Schatten-
verteilung ist eine einfache, aber klar, in grossen, ruhigen Flächen und sanften
Abstufungen. Es kann nicht oft genug gesagt werden, dass die Wirkung
eines Bildes nicht von
der Menge der darauf
befindlichen Gegen-
stände abhängt, son-
dern einzig allein da-
von, wie diese Dinge
gegeneinandergestellt,
wie sie miteinander in
Verbindung gebracht
sind. Je mehr Ob-
jekte das Bild enthält,
desto schwerer wird
es, sie zur Einheit,
zur Harmonie zu bin-
den. Darum sollte
man sich stets be-
mühen, möglichst ein-
fach zu sein, scharf zu
envägen, welche Ob-
jekte zur Bildwirkung
unerlässlich sind, sich
ganz der Einordnung
dieser wenigen Dinge
hingeben, und alles
übrige nach Möglich-
keit rücksichtslos ver-
bannen. Beim Por-
trät ist auch in der
Photographie solche Dr. A. Kirstein, Berlin.
215
Auswahl und Einordnung
sehr wohl möglich.
Ich habe vielleicht
zu lange bei diesem Bilde
verweilt, doch halte ich
es für den Schaffenden
sehr nützlich, vor einem
Bilde, das einen ausge-
sprochenen Effekt zeigt
— man könnte dies hier
als den »idealen Gegen-
lichteffekt c bezeichnen—
stehen zu bleiben und
sich klar zu werden, wo-
rin eigentlich dieser spon-
tane Effekt begründet ist,
und durch welche Mittel
er erreicht wurde. Es
ist an wenigen Bildern
das so klar zu sehen und
zu erläutern wie an dem
vorliegenden.
Die Aufnahmen von
S. Urff, 'Hanau, geben
hübsch gesehene Natur-
ausschnitte. Es spricht
sich in ihnen ein feines
Naturgefühl aus, und
namentlich der »Föhren-
wald c, der in der Be-
leuchtung sehr stim-
mungsvolle »Feldweg!
und die duftige kleine Winterlandschaft zeigen, wie einfache Motive in der
Photographie reizvolle Bilder geben können, wenn sie nur zur rechten Tages-
zeit, vom richtigen Standpunkt aus und in wohldurchdachter Umgrenzung
wiedergegeben werden. Die Originale sind fein durchgeführte, in ansprechenden
Tönen gehaltene Kohledrucke, zu deren Technik der Autor mitteilt, dass er
gelatiniertes, gekörntes Zeichenpapier als Übertragspapier benutzte. Gleich
vielen anderen Kohledruckern präpariert er sich also sein Übertragspapier
selbst, und dies gibt nach übereinstimmendem Urteil neben dem Vorzug
freier Wahl der Körnung die Gewähr für gutes Haften der Bilder, was bei
den Handelspapieren wegen mangelhafter Gelatinierung häufig nicht der
Fall ist. Wie wohl fast alle der künstlerischen Photographie nachgehenden
Arbeiter benutzt auch Urff nur noch orthochromatische Platten für seine
Dr. A. Kirstein, Berlin.
216
Aufnahmen, die er mit Glycin entwickelt. Von Dr. Kir stein hatten wir
bereits früher Gelegenheit, unseren Lesern einige Arbeiten vorzuführen. Er
ist für Berlin der einzige typische Vertreter des Gummidrucks, und ein enger
Connex namentlich mit den Hamburger Meistern dieses Verfahrens hat seine
Entwicklung zur Beherrschung und stilgerechten Anwendung der Mittel wesent-
lich gefördert. Wir finden in all seinen Bildern das Charakteristikum des
Gummidrucks: die grosse, malerische Behandlung. Vereinfachung im Detail,
Unterdrückung des Nebensächlichen zu Gunsten der Bildwirkung, zur stärkeren
Hervorhebung des Motivs. Am interessantesten sind Kirsteins Versuche in
mehrfarbigem Gummidruck, welche auf zweifellos richtigem Wege und mit
teilweis recht glücklichem Erfolge den stilisierten Kolorismus etwa der
modernen Originallitographien oder der farbigen Radierung durch die Photo-
graphie anstreben. Leider mussten wir es uns versagen, ein solches Bild
farbig zur Wiedergabe zu bringen. F*. L.
Über Worels direkte Farbenphotographie.
(Fortsetzung von Seite 206.)
Nachdruck und Vberseizung verboten.
Nicht allein die Absorption von Lichtstrahlen ist es, die uns die Körper in
ihrer Farbe sehen lässt, es geschieht dies durch die Kombination von Absorptfon
und Reflexion von Farbstrahlcn ; denn würden Lichtstrahlen von den Körpern nicht
reflektiert werden, so würden sie in anderer Richtung fortgehen und Überhaupt
nicht in unser Auge gelangen. Wenn wir daher die rote Rose rot sehen, so ist
dies zweierlei Umständen zu danken: i. wird der einfallende rote Farbstrahl reflek-
tiert, d.i. zurückgeworfen, und 2. wird der gelbe, grüne, blaue und violette- Farb-
strahl verschluckt. Dieser letztere Umstand ist für unser Verfahren der Farben-
photographie von Wichtigkeit.
Es bleibt noch das Zustandekommen von Weiss und Schwarz zu erwähnen.
Ein undurchsichtiger Körper erscheint im Sonnenlichte weiss, wenn er Strahlen von
jedem Grade der Brechbarkeit und in demselben Mischungsverhältnisse, wie sie im
Sonnenlichte vorkommen, zurückwirft, schwarz dagegen, wenn er Farben jeder
Strahlengattung, die ihn treffen, absorbiert, also fast gar keine Strahlen des Sonnen-
lichts zurückwirft.
Wirkungen des Lichtes. Der Satz von der Erhaltung der Energie verbürgt
uns, dass bei der Absorption des Lichtes nicht etwa ein Verlust der Energie erfolgt.
Licht ist Bewegung des lichttragenden Äthers, lebendige Kraft, eine nach Meter--
kilogramm zu messende Arbeitsgrösse, welche die Fähigkeit besitzt, einen ihr ent-
gegenstehenden Widerstand zu bewältigen und hierbei eine ebensogrosse Arbeit zu
verrichten, wie die bewegende Kraft vorher aufgewendet hat, um dem Äther seine
Bewegung zu erteilen. Der Druck, den das Sonnenlicht beim Auftreffen auf einen
Körper ausübt, wurde von P. Lebedow*) experimentell nachgewiesen und bei
absolut matter, schwarzer Fläche mit Viodov?" pro Quadratcentimeter gemessen.
1) Phot. Mitteilungen 1902, Seite 161.
217
Bei der Lichtabsorption muss die Energie des Äthers sich äussern, und zwar:
entweder durch Fluoreszenz oder Phosphoreszenz, d. i. Veränderungen des Lichtes
durch den bestrahlten Körper, oder durch Wärmebildung oder durch chemiscbc
Wirkung in demselben.
Eine chemische Wirkung des Lichts ist der Bleichprozess.
Über das Wesen, vermöge dessen die Schwingungsenergie des Lichtäthers
chemische Arbeit verrichtet, bestehen heute nur Vermutungen, die bei Annahme der
neueren Anschauung, die Lichtschwingungen werden durch elektrische Erschütte-
rungen erzeugt, annehmen lassen, es handle sich hier um ähnliche Vorgänge, we
sie bei der Bildung und Zersetzung chemischer Verbindungen unter dem Einfluss des
galvanischen Stromes vorkommen.
Während bei fluoreszierenden oder phosphoreszierenden Stoffen die Licht-
strahlen nur vorübergehende Lichterscheinungen hervorzurufen vermögen, können
dieselben Strahlen andere Materien, welche deshalb lichtempfindlich genannt werden,
bleibend erschüttern.
Ob der Zusammenhang solcher Materien durch die Ätherschwingungen einfach
aufgehoben oder aber die Atome derselben durch diese Energie einander bis zur
chemischen Anziehung genähert werden, sei dahingestellt.
Chemisch am wirksamsten sind im allgemeinen die blauen, violetten und ultra-
violetten Strahlen. Die Strahlen von Grün gegen Rot können aber ebenso chemische
Wirkungen äussern, besonders dann, wenn diese durch die ersteren eingeleitet wurden;
bei gewissen Stoffen auch ohne diese Einleitung.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass bei Belichtung eines lichtempfindlichen Stoffes
die Wirkung nur durch die Zahl der Lichtschwingungen hervorgerufen wird und
davon unabhängig ist, in welcher Zeit die gleiche Anzahl gleichartiger Schwingungen
auf den Stoff einwirkt.
Hieraus folgt, dass, die Anwendung gleichartigen Lichtes vorausgesetzt, die photc-
chemische Wirkung von dem Produkte aus Intensität und Belichtungszeit abhängig ist.
Grundfarben, Farbensehen. In seiner Farbentheorie nahm Helmholtz
bloss drei Grundfarben an, d. i. Rot, Gelb und Blau. Hering fügte dieser Reihe
noch das Grün als Grundfarbe zu, so dass nach letzterem vier Grundfarben, und
zwar Rot, Gelb, Grün und Blau zu unterscheiden sind.
Die Wahrnehmung dieser Farben geschieht durch drei verschiedene Substanzen
im menschlichen Auge, und zwar einer rot -grün -empfindenden, einer blau -gelb-
empfindenden und einer schwarz- weiss- empfindenden, welch letztere zur Wahr-
nehmung der verschiedenen Helligkeitsabstufungen dient. Durch die stärkere Er-
regung der einen oder der anderen, oder mehrerer dieser Substanzen wird uns
Farbe und Helligkeitswert zum Bewusstsein gebracht.
Über Rot und Violett hinaus vermögen wir aber keine Farbe mehr zu unter-
scheiden, weil unsere Netzhaut Strahlen von grösserer Wellenlänge als die roten
nicht empfindet, daher nicht zum Bewusstsein bringt, Strahlen von kleinerer
Wellenlänge als die violetten aber von der Kristallinse des Auges nicht durch-
gelassen werden.
Trotz der geringen Zahl der einfachen Farben sind aber Tausende von Ab-
stufungen denkbar, und die Empfindlichkeit des menschlichen Auges soll auch Tausende
solcher Farben-Abstufungen unterscheiden lassen.
218
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FÖHRENWALD o o o
Von S. URFF. HANAU
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XL
Subjektive Farbenempfindungen. Abgesehen von organischen Fehlern,
welche manchem Menschen die Farben nicht so wie es die Mehrzahl sieht, sehen
lassen, erscheinen uns unter Umständen Farben anders als sie wirklich sind.
Längeres Besehen eines grellfarbigen Objekts erzeugt eine Abnahme der Leb-
haftigkeit der Farbe. Wird das Auge dann auf eine weisse oder schwarze Fläche
gerichtet, so erscheint uns als Nachbild das Objekt in der Komplementärfarbe.
Die Kontrastwirkungen der Farben liegen lediglich in der Verschiebung unseres
Urteils. So sehen wir die beiden Schatten, die ein einerseits vom Tageslicht,
anderseits vom gelben Kerzenlicht beleuchteter Bleistift auf eine weisse Fläche
wirft, nicht richtig weiss und gelb, sondern blau und gelb, also durch Kontrast-
wirkung in den Komplementärfarben.
Schliesslich sei noch der verschiedenen Wirkung eng nebeneinander und über-
einander gelagerter Farben (Subtraktions- und Additionsfarben) Erwähnung getan.
Wenn auf einer Fläche dicht nebeneinander blaue und gelbe Punkte stehen,
bemerken wir aus genügender Entfernung gesehen nicht etwa Grün, sondern Weiss,
wird aber Blau und Gelb übereinander aufgetragen, so sehen wir Grün, weil vom
weissen Licht beim Durchgange durch Blau alle Strahlen absorbiert werden, mit
Ausnahme von Blau und Grün, von denen beim Durchgange durch Gelb aber wieder
Blau absorbiert wird, so dass nur das Grün übrig bleibt. K.
(Fortsetzung folgt.)
Kleine Mitteilungen.
Wirkung der Bleisalze in den Tonfixierbädern.
R. Namias hielt auf dem Berliner Kongress für angewandte Chemie einen
Vortrag über die Reaktionen von Bleisalzen in Tonfixierbädern. Nach den Unter-
suchungen von Lumiere und Seyewetz') enthalten die getonten Kopien kein
Blei, sie nehmen daher an, dass das Blei nur als Überträger des Goldes auf das
Silber wirkt. Namias hat die Analyse in anderer Weise angestellt (Veraschung
des Papiers) und hierbei eine geringe Menge Blei festgestellt. Er schreibt die
durch den Bleisalzgehalt beschleunigte Tonung der Wirkung von Schwefelblei zu;
solches setze sich auf dem metallischen Silber der Kopie nieder und führe einen
Teil des Silbers in Schwefelsilber über.
Neue larbenempflndllche Rollfilms der Kodak-Gesellscbaft.
Die Kodak-Gesellschaft bringt einen neuen Rollfilm (Marke NC) in den
Handel. Diese neuen Films haben den Vorteil, dass sie mit farbenempfindlicher
Emulsion präpariert sind. Sie sollen femer keine Neigung zum Rollen zeigen; ein
Glycerinbad ist nicht erforderlich. Die Entwicklung dieser Films darf natürlich
nur bei rotem Licht geschehen; das Trocknen des Films geschieht frei in der Luft,
sie werden an Nadeln oder Klammern aufgehängt.
Die Kodak-Films gehören zu den besten Filmfabrikaten, die existieren, und
wollen wir wünschen, dass auch diese neue Präparation den Beifall des Publikums
findet. Bemerkt sei noch, dass für die färben empfindliche Emulsionierung kein
Preisaufschlag eintritt.
1) Siehe Phot. Mitteil. 1902, Seite 190.
15. VIL 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 28
219
Metol - Adurol - Entwickler.
Die chemische Fabrik J. Hauff & Co. gibt für ihr Adurol folgende Kom-
binationen mit Metol:
Wasser looo^
Metol 12 „
Adurol 40 „
Natriumsulfit, wasserfrei^) 150 „
Pottasche 200 „
Bromkali 2 „
Für Platten wird i Teil der Lösung mit 10—15 Teilen Wasser verdünnt; für
Bromsilberpapiere werden 15 — 20 Teile Wasser zugesetzt.
Postkarten mit Uranpräparation.
Sollet macht darauf aufmerksam, dass zur Sensibilisierung von Postkarten eine
Lösung von Silber- und Urannitrat vortreffliche Bilder-Resultate gibt. Gewöhnliche
Postkarten werden mit folgender Lösung überstrichen:
Silbernitrat i ^
Urannitrat 10 w
destilliertes Wasser 10 ccm
Alkohol 40 w
Nach dem Kopieren werden die Bilder gewaschen, dann in schwache Salzsäure-
Lösung gelegt und zum Schlüsse tüchtig gewässert. (Photographic News.)
Rote Töne auf Arlstokoplen.
Zur Erzielung roter Töne auf Aristopapier wird neuerdings folgende Lösung
angegeben :
Rhodanammonium 2,5 ^
Jodkalium o,5 »
Wasser 500|0 n
Hierzu fügt man unter stetem Umrühren 12 ccm einer i prozentigen Goldchlorid-
Lösung.
Die Drucke sind nicht tiefer als üblich zu kopieren und sind vor dem Tonen
gut zu wässern. Mach dem Tonen sind die Bilder kurz zu wässern und dann auf
15 Minuten in eine 15 — 20prozentige Fixiernatron-Lösung zu bringen.
(Amateur Photographer.)
Gurtners Verfahren zur Herstellung mehrfarbiger Photographleen.
Über die Herstellungsweise seiner farbigen Photographieen hatte Gurtner
bisher nicht die geringsten Andeutungen gegeben. Die seinerzeit in die Schweizer
und deutschen Tageszeitungen lancierten Notizen (siehe Phot. Mitteil. 1901, S. iV^
Hessen auch keine Vorstellungen über das Verfahren zu, im Gegenteil, die dortigen
Ausführungen klangen höchst wunderlich, in der geschilderten Weise konnten un-
1) Oder Natriumsulfit kristallis. 300^.
220
möglich naturfarbige Bilder zustande kommen. Jetzt ist das Gurtner sehe Verfahren
zum Patent angemeldet worden (siehe Seite 226}, wir erhalten nunmehr endlich
Licht über den Prozess. Im übrigen ist es Gurtner nicht zu verübeln, wenn
er ein Verfahren, von welchem er sich pekuniären Nutzen verspricht, nicht der
Öffentlichkeit preisgegeben hat. Bis jetzt hat noch kein Erfinder ein für die Praxis
wirklich brauchbares, resp. aussichtsvoll scheinendes Farbenverfahren in allen Details
mit genauen Arbeitsvorschriften publiziert und der Welt zum Geschenk gemacht.
Wie der Titel der Patentanmeldung sagt, handelt es sich bei Gurt ner nicht um
naturfarbige, sondern um mehrfarbige photographische Bilder; das ist ein
wesentlicher Unterschied; es ist keine Dreifarbenphotographie, es wird nur mit
zwei Aufnahmeplatten gearbeitet. Das farbige Bild bei Gurtner entsteht durch
Vereinigung einer blauen und orangegelben monochromen Kopie.
Gurt ner bewerkstelligt die beiden Aufnahmen gleichzeitig, indem zwei Platten,
Schichtseite an Schichtseite gelegt, zur Exposition gebracht werden. Die dem Ob-
jektiv zuliegende Platte ist mit einer weniger empfindlichen Emulsion überzogen
(Chlorbromsilber oder Chlorsilberdiapositivplatte). Diese Platte wird in einer Anilin-
orange-Lösung gebadet. Die hintere Platte ist eine orthochromatische Bromsilber-
platte mit Empfindlichkeit für Gelb und Rot. Das Anilinorange der vorderen Platte
vertritt ein Filter. Auf die vordere Platte wirken vorwiegend die blauen Strahlen,
auf die hintere die gelben und roten Strahlen. Bei dieser Anordnung wird natürlich
die Schärfenzeichnung leiden.
Von dem Negativ auf der orthochromatischen Platte wird eine Kopie in blauer
Farbe, von dem anderen eine Kopie in Orangefarbe angefertigt und diese beiden
Bilderschichten aufeinandergebracht.
Handelt es sich z. B. um die Herstellung farbiger Diapositive, so kann die
Kopie nach dem Negativ ohne Filter auf einer gewöhnlichen Diapositivplatte kopiert
und das Bild in bekannter Weise in ein Eisenblaubild übergeführt werden. Die
Kopie des zweiten Negativs kann auf abziehbarem Celloidinpapier erfolgen; dieselbe
wird dann nur fixiert und so ein Bild in Orangefarbe erhalten. In ähnlicher Weise
geschieht auch die Herstellung von farbigen Papierbildern; die blaue Kopie wird
dann z. B. auf Aristopapier hergestellt.
Das Gurtn ersehe Verfahren ermöglicht also nicht die Wiedergabe aller Farben,
ein reines Rot, ein Gelb etc. ist ausgeschlossen; es gibt farbige Bilder, aber nicht
naturfarbige Bilder. Gurt ner empfiehlt seine Methode vornehmlich für Landschafts-
bilder, da in diesen ein Rot wenig vorkomme.
Über den praktischen Wert des Verfahrens des Zweifarbendrucks wollen wir
noch nicht urteilen, wir haben dasselbe weder versucht, noch haben uns Bilder von
unparteiischer Seite vorgelegen. Jedenfalls, was die Farbenwiedergabe anbetrifft, so
bieten selbstverständlich die Dreifarbenverfahren eine bessere Garantie für Natur-
wahrheit; dem Aufnahmegebiet der letzteren wird keine Grenze gezogen, abgesehen
von den Expositionsbedingungen, die im übrigen auch bei dem Zweifarbendruck in
Rechnung treten.
CoUatin-Papler.
Von Dr. Riebensahm & Pos sei dt- Berlin erscheint ein Auskopierpapier auf
dem Markt, welches einen neuen Bildträger, Collatin genannt, besitzt. Das neue
Papier liegt in den Bädern vollkommen flach, ist gegen höhere Temperaturen sehr
widerstandsfähig und gibt sowohl in getrennten als kombinierten Tonfixierbädern
221
gute Töne. CoUatinschichten lassen sich auch von dem Papieruntergrund abziehen
und auf Glas tibertragen. Das Papier kann daher auch zur Herstellung von Dia-
positiven dienen.
Aus dem Notizbuch.
Der Schüler in der Enge. — Ein Loblied für Herrn Regierungrat Schrank. —
Die Hamburger Kulissen. — Wiesbaden und die „Afterkunst des Hofphoto-
graphenproduktes". — Die gedankenlose Verhetzung der Retouche. — Photo-
graphie und Handmalerei. — Die Akten sind geschlossen. — Ausnahmegesetz in
Sicht.
„Mir wird von alle dem so dumm, als ging mir ein Mühlrad im Kopf herum",
stöhnt der unschuldsvolle Schüler, als Mephisto im faustischen Gewände die beissende
Satire aufs Collegium Logicum gegen ihn loslässt. Wäre er in der Lage, die
heutigen Streitigkeiten über die sogenannte moderne Kunstphotographie gemessen
zu müssen, so würde ihm vermutlich ein ähnlicher Seufzer entfahren, und nicht
viel anders wird es seinen jüngeren Kollegen ergehen, die in unserer Zeit eifrig
um die Kunst des „gebändigten Lichtstrahls, wie man^s so schön genannt hat, sich
bemühen. Das ist vielleicht das bedenklichste an der Geschichte, dass in dem
leidenschaftlichen Hin und Her der Nachwuchs wirr und unsicher wird. Hin- und
herüber wird geschlagen und jeder führt die Plempe im Namen der „wahren Kunst*.
Die aber schüttelt das Haupt und spricht: „Ihr gleicht dem Geist, den ihr begreift,
— nicht mir!"
Besonders amüsant ist es immer, wenn Regierungsrat Schrank in der „Photo-
graphischen Korrespondenz" zu einem Gang sich in Parade stellt; d. h. amüsant nur,
so lange man nicht selbst an die Reihe kommt, so lange man die vergnügliche
Rolle des Tertius gaudens spielt. Denn Regierungsrat Schrank führt in seiner
Feder eine scharfe Waffe, er nutzt in temperamentvollster Weise die Freiheit, die
dem Geisteskämpfer gegeben sein muss, aus, aber — und das ist sein feiner Zug —
er überschreitet dieselbe nicht. Geschmack und Geist verlässt ihn nicht, und das
muss in diesen Zeitläuften sehr anerkannt werden. Mag man seine Ansichten rück-
ständig nennen, er hat wenigsten welche; sehr bestimmt und immer in vollster Ehr-
lichkeit tritt er für seine Anschauungen über die Aufgaben der Photographie ein,
und diese Anschauungen sind das Resultat eines langen Lebens. Auch das muss
anerkannt und berücksichtigt werden; man sollte nie den Kampf bis aufs Messerum
geistige Güter mit wesenloser, kleinüch persönlicher Streiterei verwechseln oder
vermischen.
Auch in die beschauliche Ruhe dieser Sommertage hat Schrank einige auf-
munternde Trompetenstösse erschallen lassen. Mit scharfem Blick wacht er über
alle Veranstaltungen, in denen die Photographie an die Öffentlichkeit tritt. So schob
er auch gelegentlich der Hamburger Ausstellung mit scheinbar tändelnder Hand die
Kulissen ein wenig beiseite, um dort etwas „Belichtung" zu schaffen, wo er die
schummrige Dunkelkammerbeleuchtung besonders erwünscht glaubte. Das macht
ihm nämlich immer ein besonderes, diabolisches Vergnügen! Der Spass hat aber
auch für ihn stets eine ernste Seite, und so ist mindestens das Facit, was er, mit
Richtigstellungen bestürmt, aus diesem Ausstellungs-Epilog in Gestalt einer Parallele
zwischen einer Berichtigung und einem Spiegel in folgender pragmatischer
222
PHOTOGRAII USCHI:
-'••1 i .11. h ». ,'; .itni Papie!-iinr'»ri:ruji(i y :• ,
A!>s dem Notizbuch.
■ * ^ i'i ■ • •! ! u 1 J • -. i 'I H i > J«. ri. II »^ry t Schraub.. —
ti'.t LifMl «in , A.iiM J« --n«-! de« H"fj.i ; -
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'.-.«•< «i'l t • 5 'i i f -<«. u. All'» iiahmcijt • ctz .
■■ • . .'il :i'i'j mir f'in M.il-lrad im Kopf hrri.n.
' >'• '.M-t.' n:i !. uvtiM |:cn Gewände die bci-^- 'i •
ii-ri iM-,.S'>!. \V;\rf* er m der I^acc '
• •'-.•. MO 111' 'ii.'rnc Kmistphotn^raphie i.enn-
• '. «'»i alniij« h'^r Hcufzer er.t'ahren, un<i »*
'I K"'!« . II ei'ii^ehen, die in unserer Zeit ♦.
i .u'i-, \vi*- nun''- so ^thöii L'enaimt hat,
'•' o.'ki'.-h^Tt an d<T (ic>«*liii'htc, das> in -U
'•. N '>\\{\ '1 v'irr und un>i(.hcr \v;rd. Hin- w
•' • • i/n! dl" i'KMT'jM im Namen der „nähren Kun.-i
i'" !i. „Ilir i'ii i'ht «ieni Cioi-t, den ihr bei:r<- .
• I, wrr.'i lv".;icriin^-;:n S-. lirank in der „IM»..-. .
I * . r.L: 'WU in i^aradc .-^u.-Il:: d.h. aniü«^a*i: n-
■'. t . r k"ii^nif, ^o Innige man <iie v^ru?iüi;h- ' •
! '• • K\".:iiiir.''^rai Sihiank fütirt in »*f-n - r
' • .'• u ;;)» .anientvf'd.^ier \Vei-.r <iie Frejh»'ii. il»
. . : i - ■. r.]^, a"):-! - nii(! da^ i^t M'in teii^t-r Zui;
• •' ' .. I'.'»'. 1; mui (iv\>t \<'r!.''-^t iln fi i -.t. urd d;.~
. . t .».!''■ WMtl«]:. Mati m:Mi -eine An-"»» ''»fn r:;/k-
At . • ; >v\w lic^^timmt und immer m. \«. '•-\*- Kl-r-
.- ' > •\^ i»!>< r die Aulifah<*:i d«*r |-iir •..:..>:.. • f^-ii.
^ .'• . . i'j •:':.•.» < \u> Ian;i<.n Leben*- Au« !i ^a- mu--
' • . . ' ■ • . . ■ I' ..' -"'.'.e nie den Kamj>J *»i- a.-i Mr^-t'-v.r
' • ... -r ., . , :. ' ;•• ' •■■Hl' Iicr Str ittifi w.wr i ^ , ;; ., ^
.\: ■ i i' • I' • : • ♦ i-'-. • * • M" '^••ir nierta<.'i' Iiat >.!.:.•• »,1* - .• j» ..
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ALFRED KIRSTEIN
o e o o o o o BERLIN
AUS o o o o o
» " VENEDIG
MiOTOGRArHISCHE
Mt-TTPIf ItMnU'M VI
Form zieht: „In der Berichtigung sehen die Menschen so aus, wie sie erscheinen
möchten, in dem Spiegel, wie sie sind" von hoher erkenntnistheoretischer Be-
deutung, deren Tragweite der im literarischen Leben Stehende voll vermisst.
Auch Wiesbaden, wo unter der Ägide des künstlerischen Leiters der „Photo-
graphischen Rundschau" Miss Gertrude Käsebier und Mathilde Weil mit
silbernen Medaillen ausgezeichnet wurden und „die ausgezeichneten Ar*beiten
Ed. Steichens nur deshalb keinen Preis erhielten, weil die Preisrichter in ihnen
mehr Kunstwerke eines Malers als eines Photographen erblickten**, hat den Wächter
an der Donau arg verschnupft. Herr Dr. von Grolmann, der für die veranstaltende
„Wiesbadener Gesellschaft für bildende Kunst" das Vorwort zum Katalog der Aus-
stellung verantwortlich zeichnet, hat sich in letzterem das Wort von der „Unnatur
und Afterkunst des üblichen Hofphotographenproduktes" entschlüpfen lassen. Das
bringt Schrank gewaltig in Harnisch; „welch alberne Tiraden!" ruft er und geht
in seinem Eifer so weit, zwei ernste und lebensvolle Gruppen über das Thema
„Mutter und Kind" von Hugo Erfurth und Otto Scharf an „ästhetischem Zauber"
unter die sentimental-süssliche „Mutterliebe" eines Budapester Hofphotographen,
der er in seiner „Korrespondenz" Raum gibt, zu stellen. An Erfurth und Scharf
aber hat er sich vergriffen. Beide der angezogenen Gruppenbilder sind Übrigens
früher in den „Mitteilungen" erschienen; wir urteilen nach dem Eindruck der Ori-
ginale, nicht nach dem der mangelhaften Reproduktionen im Wiesbadener Katalog,
und müssen namentlich Schar fs „Mutter und Kind" einen ersten Platz geben.
Freilich erscheint das geflissentliche Herabziehen der „Afterkunst des Hof-
photographen" nicht gerade erforderlich. Man kann auch für das Neue kämpfen,
ohne fortwährend auf das Alte, das man nicht goutiert, loszuschlagen.
Auch bei den Modernen und ihren Nachahmern gibt es, wie Dr. von Grolmann
selbst bemerkt, recht viel „Afterkunst". Schrank allerdings legt sich wiederum zu
heftig für die herkömmhche Porträtphotographie ins Zeug. Auch im Atelier kann
unter den bisherigen Bedingungen Gutes gemacht werden, und ist zu allen Zeiten
von verständnisvollen Arbeitern Gutes geleistet worden (das wissen nur die Neu-
zeitler nicht.'); kein Zweifel aber ist, dass das Atelier vorwiegend zu ganz banalen,
von Natur und Kunst gleich entfernten Produktionen missbraucht worden ist, und
dass dieses oberflächliche Genre bei der jetzigen Unterbietung der Preise er-
schreckende Dimensionen angenommen hat. Auch die Hofphotographen tragen
daran ihre Schuld, und wir können Herrn Regierungsrat Schrank eidhch ver-
sichern, dass der von ihm bis zum Totsagen verehrte alte Paul Loescher niemals
an gewissen, sehr prunkvoll hergerichteten Bildergalerien der Leipzigerstrasse in
Berlin vorüber konnte, ohne sich mit weher Handbewegung nach der Gegend zu
fahren, die unterhalb des Brustkorbes liegt.
Also, bitte, Mässigung auf beiden Seiten! In einem freilich muss man Schrank
unbedingt Recht geben, in der Verurteilung der unüberlegten Art, mit der die
Retouche von den „Modernen" jetzt sinnlos verhetzt wird. Es ist ganz richtig, dass
zwischen den Änderungen, welche die Gummidrucker durch Aufreiben mit Watte
an ihren Positiven vornehmen, und den Retouchen, die am Negativ mit Bleistift,
Pinsel oder Schabmesser erzielt werden, prinzipiell überhaupt kein Unterschied
besteht. Es kommt nur darauf an, wie 's gemacht wird. Ebenso unverständlich ist
die Bretterwand, die Matthies-Masuren in seiner „bildmässigen Photographie" vor
223
der Verbindung von Photographie und Handmalerei zieht. Auch hier kommt es
lediglich auf das Wie an bei der Beurteilung, ob auf diesem Wege etwas Ganzes
erreicht werden kann oder nicht. Durch Verbote kann alles totgeschlagen werden,
mit demselben Recht auch die ganze Kunstphotograph ie, die jener Autor vertritt.
Wenn's nach den Verboten ginge, so hätten wir keine Wagnersche, keine
Böcklinsche Kunst, denn die sind gewiss als der notwendigen „Einheit des Kunst-
werkes" nach damals herkömmlichen Begriffen widerstreitend gebrandmarkt worden.
Lasse man getrost die Leute, die es verstehen, Photographie und manuelle Arbeit
verbinden; wenn dann das Resultat nicht mehr „reine Photographie** ist, was
schadet's denn? Vielleicht ist etwas Schöneres, Höheres daraus geworden, wenn
ein Könner am Werke war. Dann schweigen alle Deduktionen vor der einfachen
Logik des : 1 + 1 = 2. — Darüber Hesse sich noch viel sagen ; wer aber nur ehrlich im
Nachdenken bis zum Ende geht, der kann dies willkürliche Setzen von Schranken
nicht mitmachen, am allerwenigsten nun schon aber in der Kunst.
Die Leser erwarten nun gewiss von mir, wo ich schon einmal wieder über die
Kunst in der Photographie in Fluss gekommen bin, noch ein Nachwort zu jener er-
baulichen Angelegenheit, der man die geschmackvolle Marke „Kunstekel** aufgeprägt
hat. Doch ich weiss mich damit zu entschuldigen, dass mein Raum erschöpft ist,
und — Hand aufs Herz — lohnt es sich auch noch, davon zu sprechen? Im
Schubfach der Redaktion liegt eine ganze Literatur zu diesem Thema, darunter
befindet sich jedoch nicht eine Stimme, die jene Art des Vorgehens gegen die
„Photographischen Mitteilungen** in Schutz nimmt, wohl aber durchgehcnds tiefes
Bedauern und schärfstes Urteil darüber, dass man sich in der Opposition gegen
eine dem eigenen Empfinden fremde photographische Betätigung zu solcher Kampfes-
weise hinreissen Hess.
Unter den energischsten Protestlern fanden sich — um nur die gewichtigsten
zu nennen — auch Otto Scharf -Crefeld, N. Perscheid-Leipzig und Heinrich
Kühn- Innsbruck. Der „Wiener Photo-Club** erliess einen lebhaften Protest in
seinem Vereinsbericht in der „Photographischen Rundschau** und dem , Photo-
graphischen Centralblatt" (der leider nicht wie s. Z. der gegen uns gerichtete An-
griff, unter fetter Spitzmarke abgedruckt wurde)*), und im „Amateur -Photographer*
1) Dieser Protest hfltte ferner in der „Photographischen Korrespondenz, welche gleich-
falls Organ des Photo-Klubs ist, abgedruckt werden müssen. Freilich kam darin mit Bezug auf
die Buchn ersehen Angriffe der Satz vor: „Der Klub verurteilt insbesondere die ganz ungehörige
Form jener Ausführungen und betont, dass er nicht die moralische Verantwortung dafür über-
nimmt, dass seine beiden Kluborgane: „Photographisches Centralblatt" und „Photographischc
Korrespondenz" derartige Angriffe gegen die „Photographischen Mitteilungen" und geachtete
Künstler unseres Faches veröffentlicht haben. Insbesondere bedauert der Klub, dass in einem
seiner Organe in letzter Zeit die objektive Kritik Angriffen persönlicher Natur gewichen ist'
Letzteres ging augenscheinlich auf die „Korrespondenz" und verschnupfte Herrn Regierungsrat
Schrank derart, dass er — wie das mir unter der Korrektur obigen Artikels zugehende Juli-
heft der „Korrespondenz" ausweist — die ganze Erklärung kurzerhand cskamotierte mit d«r
klassischen Begründung: „Nachdem laut der bestehenden Vereinbarungen }ede Polemik in den
Klubberichten unstatthaft ist, entfällt hier die Publikation dieser Erklärung." Den Abdruck der
scharfen Polemik Dr. Buchners stand also nichts im Wege, aber die Publikation einer in weit
gemessenerer Form gehaltenen Gegenerklärung erscheint .musterhaft". Ein wahrhaft glänzendes
Zensurslfickchen und ein schlagender Beweis der Unparteilichkeit des Wiener Altmeisters der
Kunstkritik. L.
224
stellte sich J. C. Warburg unter ausführlicher Notiznahme von allem in sehr
sympathischer Weise auf unsere Seite.
Wir können die Akten schliessen. — Erwähnt sei nur noch als symptomatisch,
dass einerseits in fast allen Briefen der Kunstphotographen der Wunsch nach
engerem Zusammenschluss zur Wahrung ihrer Interessen ausgedrückt ist, während
auf der anderen Seite der Frankfurter Fachverein ebenso gegen die Kunstphoto-
graphie, wo sie ihm nicht genehm ist, mobil machen will. — Den Kunstphotographen
kann man sagen, dass Einigkeit stets ideelle Interessen fördert, die Frankfurter aber
sollten von ihrem klugen Schutzpatron Schrank daran erinnert werden, dass junge
Bewegungen, selbst wenn sie übers Ziel hinausschiessen, durch Gewaltmittel noch
stets aufs beste propagiert worden sind. Lucidus.
Literatur.
J. M. Eder, Die Photographie mit Chlorsilber-Gelatine. Mit 20 Abbildungen. 5. verniebrte
und verbesserte Aufl. Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S. Mit dem vorliegenden Teile
schliesst der 3. Band von Eders ausführlichem Handbuch der Photographie. Er behandelt die
Chloisilber- und Chlorbromsilber-Gelatineemulsionen und liefert zugleich eine Ergänzung zu den
ersten Heften, enthaltend die neuesten Arbeiten im Bromsilbergelatineprozess. Über die Gediegen-
heit und Zuverlässigkeit der Ederschen Schriften haben wir schon wiederholt hingewiesen.
Allen Photochemikern, Emulsionftren und Fachphotographen wird auch der neue Band des Hand-
buchs, welcher das Gesamtgebiet der Gelatineemulsion in erschöpfendster Weise vorführt, ein
höchst wertvoller Führer und Berater sein. P. H.
Leon Vidal, Traite pratique de Photochromie. Verlag von Gauthier-Villars, Paris.
Die Herstellung von Photographien in natürlichen Farben ist ein Gegenstand, dem sich in den
letzten Jahren nicht nur die Amateure, sondern auch die Fachleute, namentlich die Reproduktions-
techniker, mit grossem Eifer zugewandt haben. Es sind unzweifelhaft auf diesem Felde anerkennens-
werte Fortschritte gemacht worden. Vidal gibt in seinem Buche neben allgemeinen Betrachtungen
über das Licht und die Farben eine Beschreibung der verschiedenen direkten und indirekten Farben-
verfahren. Den Ausführungen sind instruktive Illustrationen im Text und in Tafeln angefügt.
Hermann Schnauss, Diapositive, 4. vermehrte Auflage. Mit 44 Abbildungen. Verlag des
»Apollo", Dresden. Diese im Neudruck erschienene Anleitung für die Herstellung von Projektions-,
Fenster- und Stereskopbildern auf Chlor- und Chlorbromsilberplatten können wir nur wiederum
bestens empfehlen. Die sehr detailliert gegebenen Arbeitsvorschriften werden insbesondere dem
Anfänger sehr willkommen sein.
Victor Bellach, Die Struktur der photographischen Negative. Mit 11 Tafeln. Verlag
von Wilhelm Knapp- Halle. Diese vortreffliche Arbeit über das Korn der Bromsilbergelatine-
Emulsionen bei den Prozessen des Reifens, der Belichtung und der Entwicklung wird alle Photo-
cbemiker, insbesondere die sich mit dem Emulsionfach beschäftigen, interessieren.
Von Meyers Reisebüchem, Verlag des Bibliographischen Instituts- Leipzig, sind die nach-
stehenden Bände in neuer Auflage erschienen :
Dresden und die Sächsische Schweiz. 6. Aufl. Mit 12 Karten, 9 Plänen und 4 Panoramen.
Ostseebäder und Städte der Ostseeküste. 2. Auflage. Mit 12 Karten und 17 Plänen.
Norwegen, Schweden und Dänemark. Von Dr. Yngyar Nielsen, Professor an der
Universität Christiania. 8. Auflage. Mit 24 Karten und 1 4 Plänen.
Der Harz. Grosse Ausgabe. 17. Auflage. Mit 21 Karten und Plänen sowie einem
Brockenpanorama.
Deutsche Alpen. II. Teil Salzburger Alpen, Hohe Tauern, Unterinntal, Brennerbahn etc.
7. Auflage. Mit 27 Karten, 5 Plänen und 8 Panoramen.
225
» • ? . X j . 1 .
IM k . I .li
] -n I
t V .« 11 ll'ioJll, I.OIJ" i; - l'^. 4. 'iJ
y II ci'.. i.'...i ,^- .
Philipp von Schoeller, Wien.
Bastelica, Corsica.
Abziehbare Pigmentfolien.
Von der Neuen Photographischen Gesellschaft-Steglitz haben wir von den
neuen abziehbaren Pigmentfolien einige Blatt 13 X i8 cm und zwar in schwarzer,
brauner und Rötel-Farbe nebst Übertragpapieren zu Versuchen erhalten. Die Folien
bestehen aus dünnen, durchsichtigen Celluloidblättern, auf welchen die farbigen
Gelatineschichten aufgetragen sind. Da man bei diesen Pigmentfolien durch die
Schichtunterlage, das Celluloid, hindurchkopieren kann, ohne dass die Schärfe des
Bildes für das Auge gelitten hat, was bei den gewöhnlichen Pigmentpapieren
nicht möglich ist, erspart man das zweite Übertragen der Bilder.
Die Pigmentfolien werden in geschnittenen Formaten, Gelatineschicht gegen
Gelatineschicht gepackt, geliefert. Es ist darauf zu achten, dass die Folien nicht an
feuchten Orten aufbewahrt werden, da sie leicht zusammenkleben.
Die Arbeitsweise mit den Folien gestaltet sich wie folgt: Die Folien werden zu-
nächst ca. lYa Minuten in eine Lösung von
Kali umbi Chromat 30^
Wasser 1000 „
Ammoniak 25 ccin
gelegt, Schichtseite nach oben. Die Films bleiben in diesem Bade flach liegen.
Nach der Sensibilisierung drückt man die überschüssige Chromatlösung mit Fliess-
papier ab und hängt die Films an Klammern zum Trocknen auf. Die aufgehängten Films
rollten sich beim Trocknen nicht zusammen. In der beigegebenen Gebrauchsanweisung
wird empfohlen, die Films mit Stecknadeln auf Pappkarton zu befestigen und so
trocknen zu lassen. Nach dem Trocknen auf der Celluloidseite etwa anhaftende
1. VIU. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 29
227
Chromsalzpartikel reibe man mit einem Watte- oder Flanellbausch ab. Die sensi-
bilisierten Folien sind nach dem Trocknen möglichst bald zu verarbeiten.
Das Kopieren geschieht nun in der beim Pigmentdruck üblichen Weise mittelst
eines Photometers. Zu beachten ist nur, dass auf die Schichtseite des Negativs die
Celluloidseite der Films zu liegen kommt. Normale Negative werden mit Vogel-
oder Sa wy er- Photometer bis Grad 12 kopiert.
Die weitere Behandlungsweise weicht von der beim Pigmentprozess bisher üblichen
etwas ab, die Entwicklung des Bildes geschieht nämlich auf dem CelluloidfUm vor dem
Übertrag. Es wird hier folgende Vorschrift gegeben: Nach dem Kopieren nimmt
man die Folie aus dem Kopierrahmen und legt sie, ohne sie unnötig dem Tageslicht
auszusetzen, in eine bereitstehende Schale mit kaltem Wasser; hierin lässt man die
Folie etwa 5 Minuten wässern. Man achte darauf, dass die Folie im Wasser unter-
taucht.
Nach dem Wässern
legt man die Folien,
Schicht nach oben,
in eine Schale mit
Wasser von 40 bis
50° C. und schaukeh
ab und zu die Schale.
Die vom Licht nicht
getroffenen Stellen
der Bildschicht wer-
den gelöst, während
die belichteten Stellen
nach Massgabe der
Lichteinwirkung un-
löslich geworden sind
imd auf der Folie ver-
bleiben. Nach etwa
6 bis 10 Minuten ist
ein richtig kopiertes
Bild im allgemeinen
fertig entwickelt.
Sind nach dieser Zeit
die Lichter noch nicht
klar, so giesst man
das Wasser ab, und
setzt die Entwicklung
in frischem warmen
Wasser fort. Man
giesse das frische
Entwicklungswasser
nicht direkt auf die
Bildschicht, sondern
DU r c u 11 \XT- nehme zuvor die
Philipp von Schoeller, Wien.
228
Bilder heraus, denn
der Warm Wasser-
strahl könnte die fein-
sten Halbtöne leicht
vernichten.
Ist das Bild etwas
überkopiert, so er-
höht man die Tem-
peratur des Entwick-
lungswassers ; hat
man stark über-
kopiert, so setzt man
dem Entwicklungs-
wasser einige Trop-
fen Ammoniak zu,
welches Mittel sich
besonders bei Ver-
wendung alt gewor-
dener Folien em-
pfiehlt.
Man kontrolliert
das Fortschreiten der
Entwicklung, indem
man das Bild, mit
der Schichtseite nach
oben, auf eine Glas-
platte oder besser auf
eine weisse Milch-
glasplatte legt.
Sind alle Details
des Bildes heraus und die Lichter klar, so ist die Entwicklung beendigt. Man bringt
dann die Folie auf ca. 5 Minuten in reines kaltes Wasser und hängt sie an Klammern
zum Trocknen auf. Sollten die Films Neiguni^ zum Zusammenrollen zeigen, so be-
festige man an den unteren Ecken je eine Klammer, eventuell kann das Trocknen
auch auf Pappkarton mit Nadelbefestigung geschehen.
Wie bei dem Prozess mit Pigmentpapier, so auch bei den Pigmentfolien, kann
durch Anwendung von Chromatlösung verschiedener Konzentration, längeres oder
kürzeres Kopieren, kältere oder wärmere Temperatur des Entwicklungswassers, dem
Charakter des Negativs resp. dem beabsichtigten Bildeffekt Rechnung getragen werden.
Ftlr den Übertrag wird das von der N. P. G. beigegebene Auftragpapier und das
Pigmentbild i — 2 Minuten lang in kaltem Wasser eingeweicht, alsdann, am besten
unter Wasser, Schicht auf Schicht, miteinander vereinigt. Die lose zusammen-
hängenden Blätter werden, Papier nach unten, auf eine Glasplatte gelegt und etwaige
Luftbläschen, die man durch die Celluloidfolien hindurch gut erkennen kann, sanft
mit der Hand herausgestrichen. Ein Gummiroller oder Gummiquetscher soll hierbei
nicht benutzt werden.
Philipp von Schoeller, Wien.
229
Hierauf drückt man die zusammenhaftenden Blätter zwischen Fliesspapier ab und
legt sie dann zwischen zwei Glasplatten, die man durch Klammern zusammenhält, oder
man spannt sie in einen Kopierrahmen. Nach etwa V, Stunde nimmt man das Bild
wieder heraus und legt es, mit der Papierseite nach oben, zum Trocknen. Nach-
dem das Bild vollkommen trocken ist, kann man die Celluloidfolie mit Leichtig-
keit abblättern, während das Pigmentbild auf dem Papier verbleibt.
Von besonderer Wichtigkeit für das Gelingen des Übertrags ist die Stärke des
verwendeten Celluloidfilm. Zu dicke Films würden schwer haften. Selbstverständ-
lich müssen die in Anwendung kommenden Colluloidfolien auch glasklar und
schrammenfrei sein.
Die Kopie wird nun mit einem Wattebausch und einigen Tropfen Benzin über-
rieben. Die so erhaltenen Pigmentbilder zeigen einen hohen Glanz. Derselbe ver-
schwindet, wenn man die Kopien in kaltes Wasser legt. Will man vollkommen
matte Kopien erhalten, so quetscht man das vorher in 5 prozentiger Alaun-Lösung
gehärtete Bild 'auf eine Mattscheibe; das Bild ist von dieser in noch feuchtem Zu-
stande abzuziehen.
Wie schon erwähnt, fand bisher bei dem Pigmentprozess das Übertragen der
Kopie stets vor der Entwicklung statt, und können wir nicht klagen, dass dieses
irgend besondere Schwierigkeiten bereitet hat. In dem Prospekt über die neuen
Folien steht nämlich vermerkt, dass bei letzteren der überaus heikle Übertrag
„während der Entwicklung" fortfällt. Das Entwickeln der Bilder, oder wie es
Eder richtiger nennt, „das Auswaschen des Pigmentbildes ^ wird ja erst später in
warmem Wasser vorgenommen. Bei dem Einweichen der Pigmentkopie in kaltem
Wasser löst sich die Pigmentschicht nicht. Also bezüglich der Entwicklung haben
die Pigmentfilms wohl nichts voraus, der Hauptvorteil der neuen N. P. G. - Folien
besteht darin, dass sie von den gewöhnlichen Negativen mit einmaligem Übertrag
seitenrichtige Bilder zulassen.
Was den Preis der neuen Pigmentfolien anbetrifft, so kosten 10 Blatt 13 X 18 ^«
2,35 Mk., 10 Blatt Übertragpapier dazu 0,80 Mk. Es werden bis jetzt die Pigmeni-
folicn in folgenden Farben geliefert: Schwarz, Dunkelbraun, Hellbraun, Rötel,
Kirschrot, Ziegelrot, Dunkelblau, Hellblau, Hellgrün, Olive, Blauviolett.
Bei dem hier beschriebenen Prozess mit Pigmentfolien wird gegenüber dem
gewöhnlichen doppelten Übertragungsprozess an Zeit etwas gespart. Diejenigen
Pigmentdrucker, welche in dem Arbeiten mit Films gewandt sind, und denen ein
zweites Übertragen der Bilder nicht behagt, werden sich für die neuen Folien
interessieren.
Auch die Anfertigung von Diapositiven für Fensterbilder und Projektionszwecke
gestaltet sich mit den N. P. G. - Folien sehr einfach, indem das auf der Celluloid-
schicht entwickelte Bild überhaupt nicht weiter übertragen zu werden braucht,
sondern man bringt dasselbe nur zwischen zwei Glasscheiben und verklebt die
Ränder wie übhch.
P. Hanneke.
230
5
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CT.
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Zu den Bildern Philipp von Schoellers.
Philipp Ritter von Schoeller, der Präsident des Wiener Camera-
Klubs, gehört zu den Veteranen der Amateurphotographic ; er zählt zu jenen
Amateuren, welche die Lichtbildkunst von vornherein mit ganz ausser-
gewöhnlichem Eifer und einer Vertiefung anpackten, die den Grund legte zu
der glänzenden Entwicklung, die der Amateurphotographie in neuerer Zeit
beschieden war. Durch keinerlei Rücksichten eingeengt, konnte er sich ganz
der rein ideellen Pflege seiner Leidenschaft hingeben. Gleich dem Freiherrn
von Rothschild richtete er sich in Wien ein eigenes Atelier ein, das neben
der Fertigstellung seiner auf Reisen aufgenommenen Landschaftsbilder vor
allem der Aufnahme von Porträtstudien dient. In diesem Atelier wird mit
dem ganzen verfeinerten technischen Apparat des Fachmanns, aber ohne die
lästigen Rücksichten, die der Fachphotograph auf Publikum und Gelderwerb
nehmen muss, gearbeitet. Wir sehen also hier gewissermassen, was in einem
Idealatelier, mit allen Mitteln, welche die hoch entwickelte Technik zur Ver-
^gung stellt, der
guten, soliden Tra-
dition folgend, ein
geschmackvoller
Mensch leisten
kann, der allezeit
nur zur Befriedigung
des eigenen Ver-
langens nach Schön-
heit, nicht um den
Beifall anderer tätig
ist.
Denn » modern «
im Sinne jener
Schule, die wir heute
in erster Linie mit
dem Begriff »Kunst-
photographie « in
Verbindung brin-
gen, ist Philipp
von Schoeller
nicht und will er
nicht sem. Mit dem
Ausdrucksmittel
des Gummidrucks,
dessen sich die
Modernen in erster
Liniebedienen,ister
äusserst vorsichtig
Philipp von Schoeller, Wien.
Studienkopf.
231
Philipp von Schoeller, Wien.
Turm Parata, Corsica.
und sparsam. Er verwendet ihn hauptsächlich, um gewisse malerische
Stimmungen in der Landschaft auszudrücken, und dass er hier auch über
diese Technik gebieten kann, zeigt unsere Tafelreproduktion des in der
grossen, malerischen Licht- und Schattenwirkung, in der interessanten Silhouette
sehr glücklich gegebenen Seestücks bei Ajaccio. Für Porträts, besonders
in kleineren Formaten, erscheint ihm diese Technik aus dem Grunde nicht
geeignet, »weil dadurch Gesicht und Hände körnig erscheinen und hiermit
die Lichter, welche einen Kopf interessant machen, unterdrückt werden*
Er wendet sich gegen jene ausdruckslosen Bildnisse moderner Amateure
»ohne Licht und Schatten im Gesicht, bei denen die Augen, in welchen
doch gerade die Seele eines Menschen liegt, als zwei schwarze, nichts-
sagende Punkte erscheinen, c Zweifellos ist hiermit eine wunde Stelle des
kunstphotographischen Bildnisses berührt, dem es nicht immer gelingt, mit
der angestrebten und häufig erreichten malerischen Wirkung die intime
Ähnlichkeit, welche wir von jedem Porträt, zumal vom photographischen
fordern, zu vereinen.
Diesen seinen Anschauungen entsprechend, sehen wir in allen Scho eil er-
sehen Porträts die photographische Naturtreue vollkommen bewahrt. Die
künstlerische Wirkung sucht er dem Bilde durch die Art der Anordnung und
der Beleuchtung zu sichern. In der Art der Aufnahme also liegt flir ihn
das wichtigste Moment des ganzen Prozesses, dessen wesentlichstes Hilfs-
mittel ein tadelloses Negativ ist. »Der heutige Gummidruck«, sagt er, ust
eigentlich keine Photographie mehr, die im Grunde sich auf eine schöne
Aufnahme aufbauen sollte; auch ein schlechtes Negativ genügt, um durch
232
Farbenmischungen, Änderungen beim Entwickeln usw. stimmungsvolle Bilder
zu Stande zu bringen.« Auch in diesen Worten ist ein wichtiger Punkt be-
rührt. Die Originalnegative der Gummidrucker sehen mitunter böse aus, und
solche mangelhaften Matrizen geben, wenn auch die Technik des Gummi-
drucks noch so geschickt gehandhabt wird, häufig genug zu einem gefähr-
lichen Abirren von der Naturwahrheit Veranlassung. Dennoch haben wohl
jetzt unsere besten Gummidrucker eingesehen, dass sie die Technik be-
herrschen müssen, um sichere Resultate zu erzielen, und dass auch für den
Gummidruck ein möglichst vollendetes Negativ der beste, sicherste und
solideste Ausgangspunkt ist. Die Natur bleibt die reine Quelle, deren der
Photograph niemals entraten kann. Das Negativ muss die Natur vollkommen
und unverfälscht geben, wenn anders die Positivkiinste nicht über kurz oder
lang in leere Routine sich verlieren sollen.
Diese Andeutungen, welche gerade in ihrem vielfach opponierenden
Charakter interessant sind, mögen genügen, um den Leser der rechten
Wertung der Schoeller sehen Bilder nahe zu bringen. Hören wir nun zum
Schluss. was der Autor über die Technik seiner Porträtaufnahmen sagt:
»Ich unterscheide streng, ob ich ein Porträt oder einen Studienkopf an-
fertigen will. Bei Porträtaufnahmen ersuche ich die betreffende Person, sich
zu stellen oder zu setzen, wie sie sich am bequemsten fühlt. Dann umkreise
ich sie, um zu ergründen, von welcher Seite sie sich am vorteilhaftesten
präsentiert. Ferner verlege ich meinen Augenpunkt höher oder niedriger,
um zu sehen, wie sich das Verhältnis des Halses, des Kinns usw. gestaltet;
so werde ich beispielsweise einem Menschen mit kurzem Halse gegenüber
den Standpunkt des Apparates tiefer nehmen. — Dann kommt die Regu-
Philipp voii Schoeller, Wien.
Schafe.
233
Philipp von Schoeller, Wien.
Fischer aus Skagen.
lierung der Be-
leuchtung, welche
sich hauptsächlich
nach dem Charakter
des Kopfes richtet
Ist die Kassette
aufgezogen, fange
ich an zu plaudern,
und wenn ich sehe,
dass der Mensch
sich nicht mehr als
Photographier-
objekt fühlt, ersuche
ich ihn, einen
Augenblick ins Ob-
jektiv oder nach
einer anderen Stelle
zu sehen, und in
längstens 2 Sekun-
den ist er auf-
genommen. Meine
Aufnahmen erfol-
gen meistens auf
18: 24 Platten. Ich
stellt immer scharf
ein. Die Vergrösse-
rung erfolgt durch
ein dünnes Draht-
netz, wodurch die
Härte sich verliert.
Hütte aufgenommen,
Das Bild des Fischers aus Skagen wurde in einer
in der die offene Tür das Hauptlicht spendete, während die Schattenseite
durch ein kleines Fenster aufgehellt wurde. Das Original des Fischers ist
ein Gummidruck, den ich nur bei Porträts in grossen Formaten anwende.
Für kleinere Formate benutze ich Platinpapier oder das Papier Velours Artigue,
welches leider nicht mehr in guter Qualität zu haben ist. An die Stelle des
letzteren wird neuerdings das Fressonpapier treten können.« F. L.
Über Dunkelkammerbeleuchtung.
Von Allred Parzer -Mühlbacher.
Wenn wir gegenwärtig auch über Coxin, Weisslichtentwickler und ähnliche
Mittel verfügen, welche es ermöglichen, bei Tages- oder Lampenlicht die Negative
entwickeln zu können, so werden wir hiervon w.)hl nur in vereinzelten Fällen Ge-
234
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JAPANERIN o o o o o o Von
PH. VON SCHOELLER, WIEN
PHOTOGRAI MISCHE
MITTElI.IJNr.EN XL
brauch machen. Ein Lichtbildner, der einmal an seinen Arbeitsmodus und an seine
Dunkelkammer, respektive den Entwicklungsraum gewöhnt ist und sich voll ein-
gearbeitet hat, wird nicht so schnell davon lassen. Im übrigen bedarf der Photo-
graph nicht nur für die Entwicklung der Negative einen Dunkelraum, sondern auch für
viele andere Arbeiten. Ganz anders aber verhält es sich auf Reisen, wo die wechselnden
Lichtverhältnisse, die nicht gewohnten Einrichtungen und Unannehmlichkeiten der
verschiedenartigsten Hotel-, Pension- und Fach-Dunkelkammern das sichere Arbeiten
mitunter beträchtlich erschweren. Viele Amateure ziehen deshalb vor, auf Reisen
nur Probeentwicklungen einzelner Aufnahmen zu machen und sich die Hauptarbeit
für zuhause aufzusparen.
Das wichtigste eines brauchbaren Entwicklungsraumes ist ausser entsprechender
Grösse des Lokales das verfügbare Dunkelkammerlicht. Es soll gestatten, ohne
Überanstrengung der Augen, bequem das Fortschreiten des Negativprozesses über-
wachen zu können, wobei natürlich keine Schleierbildungen auftreten dürfen.
Sehr gerne verwendet man für stabile Dunkelkammern einfenstrige Räume, in
denen man gewöhnlich sämtliche Fenstertafeln bis auf eine mit schwarzem Papier
überklebt und letztere entweder durch eine Rubinscheibe ersetzt oder mit einem
sonstigen roten Lichtfilter versieht. Die Hauptsache bleibt, dass dieses Lichtfilter
nur rote, gelbe und orangerote Strahlen aussendet. Es ist nicht erforderlich, dass das
herrschende Licht dunkel, respektive sehr schwach sei. Mann kann ganz gut bei
Lichtverhältnissen arbeiten, die gestatten, den kleinen Druck einer Zeitung noch
deutlich zu lesen.
Von Dr. G. Hauberrisser ist im Handel unter dem Namen „Dunkelkammer-
prüfer** ein sehr nützlicher Behelf erschienen, der gestattet, mit grosser Verlässlich-
keit bei jeder Gelegenheit das im Entwicklungsraume herrschende Licht auf seine
Sicherheit gegen Schleierbildung untersuchen zu können. Ich finde in Amateur-
kreisen dieses sehr nützliche Instrumentchen noch viel zu wenig verbreitet und
möchte daher nicht unterlassen, hier darauf hinzuweisen.
Der „Dunkelkammerprüfer" besteht aus einer besonders präparierten kleinen
Glasplatte und beruht auf dem Prinzipe, dass ein blaues Glas, das gelbe und
rote Strahlen vollständig absorbiert, mit einer roten Glasscheibe kombiniert (die nur
rote und gelbe Strahlen hindurchgehen lässt), in der Durchsicht schwarz ergeben muss.
Man hält nun den Prüfer gegen die zu untersuchende Lichtquelle, und wenn man bei
längerem Hindurchsehen keinen Lichteindruck wahrnimmt, ist das herrschende Dunkel-
kammerlicht frei von aktinischen, respektive auf die Platte schädlich wirkenden Strahlen.
Zur Verglasung von Dunkelkammerfenstern empfiehlt sich Massiv-Rubinglas
und wird auch zumeist verwendet, falls nicht die Glassfläche zu gross und die An-
schaffung dadurch zu kostspielig wird. Statt Rubinscheiben kann man auch eine
oder mehrere Lagen roten Cherrystoffs oder rotes Dunkelkammerpapier verwenden.
Mit dem Dunkelkammerprüfer ist es sehr leicht möglich, das richtige Lichtfilter, sei
es aus Glas, Stoff oder Papier, eventuell auch in verschiedenen Kombinationen,
schnell und sicher zu finden.
Ein vorzügliches Mittel zur Herstellung brauchbarer Dunkelkammer-Lichtfilter ist
auch der neue Rotlack „Bayer" (Elberfeld). Man kann dainit sowohl gewöhnliche
Fenstertafeln überstreichen oder übergi essen, als auch elektrische Glühbirnen durch
Eintauchen in vorzügliche Rubinlampen verw^andeln.
1. VUI. 1908 Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 30
235
Entwicklungsräume mit Tageslicht-Beleuchtung sind zum Arbeiten sehr angenehm,
wenn man nicht mit besonders starken Lichtschwankungen zu rechnen hat. Diese
treten nicht nur durch den jeweiligen Stand der Sonne zu den verschiedenen Tages-
zeiten auf, sondern werden namentlich dann sehr fühlbar, wenn das Fenster der
Dunkelkammer nach einer Himmelsrichtung liegt, wo die Sonne ihre Strahlen direkt
auf das Lichtfilter wirft. In einem solchen Falle ist es unerlässlich, die rote Trans-
parentschicht noch mit einer entsprechenden Stofflage, respektive mit Vorhängen aus
Cherry- und Canarienstoff zu versehen.
Es empfiehlt sich auch, die für Tageslicht in Verwendung gelangenden Dunkel-
kammerfenster von Zeit zu Zeit, namentlich in den Sommermonaten, wo die Aktinität
des Lichtes am stärksten ist, mit dem vorerwähnten DunkelkammerprOfer zu unter-
suchen, weil bekanntlich gefärbte Stoffe und Papiere mit der Zeit verschiedenen
Veränderungen unterworfen sind.
Dort, wo elektrisches Licht vorhanden ist, wird wohl in den seltensten Fällen
eine Tageslicht-Dunkelkammer in Frage kommen, da die grosse Stabilität des elek-
trischen Glühlichtes ein sehr angenehmes Arbeiten in Entwicklungsräumen gestattet.
Ich habe bereits vorher der Selbstanfertigung von Rubinbirnen mit Hilfe des neuen
Rotlackes einige Worte gewidmet. Man kann mit diesem Behelfe die vorher von
etwa anhaftendem Fette gereinigten Glühlampen entweder bestreichen oder über-
giessen. In jedem Falle ist darauf zu sehen, dass man eine geschlossene, poren-
freie, gleichmässige rote Lackschicht erhält, was keine besonderen Schwierigkeiten
macht.
Sehr empfehlenswert sind Massiv-Rubin -Glühbirnen, die man heute für ver-
schiedene Kerzenstärken und Voltspannungen überall zu billigen Preisen käuflich er-
hält. Kostspieliger, aber in der Anwendung bedeutend bequemer sind die neu-
artigen Kombinationsglühbirnen für Dunkelkammerzwecke, sie sind für rotes, gelbes und
weisses Licht, welches man bei Bedarf durch einfache Drehung der Lampe sofort
einstellen kann.
Auf Reisen kann man sich in Zimmern, wo elektrisches Licht vorhanden ist,
nach Verdunkelung der Fenster und durch Umhüllen der Glühbirnen mit mehreren
Lagen Cherrystoff schnell eine bequeme Dunkelkammerbeleuchtung schaffen. Es
empfiehlt sich daher auf Reisen stets die Mitführung eines solchen Stoffstückes.
Weniger angenehm sind Dunkelkammerlampen mit den gew^öhnlichen Licht-
quellen, sei es Kerze, Rüböl, Petroleum oder Benzin etc. Bei längerem Arbeiten,
namentlich in einem kleinen Räume, beeinträchtigen fast alle diese Laternen die Luft
und fallen dadurch manchen Amateuren lästig. Am wenigsten ist dies bei Rüböl
und Kerzenlicht der Fall. Die Verwendung von Petroleum und Benzin erfordert
eine sehr gute Konstruktion der Lampe, bei welcher Rauch- und Geruchbildung
möglichst vermieden sind.
Die meisten Dunkelkammerlampen sind mit Rubinscheiben oder Rubinzylindem
ausgestattet und besitzen oft noch Vorrichtungen, um gelbes und mattweisses Lichi
einstellen zu können. Ich ziehe Massiv-Rubinfabrikate den gewöhnlichen roten
Scheiben und Zylindern vor.
Grosser Beliebtheit erfreuen sich auch die Dunkelkammerlampen mit orange-
gelbem Lichte, respektive die sogenannten Bichromatlampen. Dieselben erleichtern
bedeutend den Negativprozess. Statt der Rubinscheibe ist bei diesen Lampen eine
236
Cövette, welche eine konzentrierte Lösung von doppelt chromsaurem Kali in Wasser
enthält, vorgeschahet. Die Brauchbarkeit der Dichromat -Dunkelkammerlaternen
hängt vor allem von der Dimension der Glascüvette und der Konzentration der Chrom-
lösung ab. Zu dünne Cüvetten ergeben mitunter etwas aktinisches Licht, welches
bei grosser Annäherung der Entwicklerschale leicht zu Verschleierungen Veranlassung
geben kann. Dasselbe tritt bei zu dünner Lösung ein. Das doppeltchromsaure Kali
neigt bekanntlich bei niederer Temperatur leicht zur Auskristallisation. Diesem Übel-
stande habe ich in ausgiebiger Weise durch Zusatz von Glycerin abgeholfen.
Die Bichromatlampe soll etwas erhöht von der Entwicklerschale aufgestellt
werden, und nimmt man als normale Entfernung beim Arbeiten von der Lichtquelle
zirka 80 cm bis i m an. Wenn man bei den ersten Versuchen mit einer solchen
Lampe den Dunkelkammerprüfer zu Rate zieht, wird man wohl nie mit Miss-
erfolgen zu kämpfen haben.
Ich habe die Anwendung einer guten, verlässlichen Bichromatlaterne als sehr
bequem gefunden, und ist bei der angenehmen, hellen Beleuchtung eine Ermüdung
der Augen, selbst bei längerer Arbeitszeit, so gut wie ausgeschlossen. Man ist in
der Lage, den Negativprozess mit grösster Genauigkeit überwachen und ausführen
zu können.
Auch mit elektrischen Glühbirnen lassen sich solche Dunkelkammerlampen her-
stellen. Hierzu genügt jedes gewöhnliche Trinkglas mit ungefähr 7« Liter Inhalt.
Man füllt dasselbe mit gesättigter Lösung von doppeltchromsaurem Kali in Wasser
und fügt in den Wintermonaten Glycerin zu. Die Zuleitungsdrähte der Glühbirne
werden mit einem Gummischlauch derart überstülpt, dass kein Kurzschluss durch die
Flüssigkeit eintreten kann. Das Glas bedeckt man mit einem Brettchen, welches die
durch ein Loch in die Lösung getauchte Glühbirne genau in der Mitte des Gefässes
fixiert erhält.
Sollen Bichromatlaternen zur Entwicklung von farbenempfindlichen Platten Ver-
wendung finden, so ist selbstredend die Vorschaltung eines separaten Glasfilters
erforderlich. Die Entwicklung orthochromatischer Platten soll überhaupt stets bei
bedeckter Schale vorgenommen werden. Es bleibt dies der sicherste Arbeitsmodus,
an den man sich bei nur einiger Übung leicht gewöhnen kann.
Dem Dunkelkammerlichte, sei es zum Einlegen der Platten oder zum Entwickeln
derselben, soll man stets das nötige Interesse und die erforderliche Aufmerksamkeit
entgegenbringen; hierdurch wird namentlich dem Anfänger viel Ärger und mancher
Misserfolg erspart bleiben.
Kleine Mitteilungen.
Rezept für Selbstanfertigung von Arlstopapler.
A. J. Jarmann giebt für die Herstellung von Aristopapier folgende Emulsion.
120 g harte Heinrichs Gelatine , in Streifen geschnitten, lässt man eine Stunde in
300 ccm kalten Wassers quellen, bringt sie dann auf dem Wasserbade zum Schmelzen
und lässt hiernach die Lösung auf 60° C. abkühlen. Ferner sind folgende Lösunger.
zu bereiten.
Nr. I. Seignettesalz 6^
destill. Wasser 100 ,,
237
Nr. II. Ammoniumchlorid 3 ^
destill. Wasser 100 »
„ III. Silbernitrat 36 „
Citronensäure pulveris 6 „
destill. Wasser 300 „
„ IV. Alaun pulveris 6 „
destill. Wasser (heiss) . . . . 160 „
Diese Lösungen werden der Reihe nach der Gelatinelösung, unter Umrühren
mit einem Glasstabe, zugefügt. Darnach werden 60 ccm absoluter Alkohol zugegeben
und zwar nach und nach in kleinen Portionen. Wird der Alkohol auf einmal zu-
gegossen, so koaguliert die Gelatine und bildet unlösliche Klumpen. Das Mischen
geschieht am besten bei gewöhnlichem Lampenlicht. Die Emulsion lässt man
3 Tage reifen.
Nun wird die Emulsion auf dem Wasserbade geschmolzen, und sobald sie eine
Temperatur von 65° C. zeigt, werden
Destill. Wasser 120 ccm
Alkohol absol 30 »
zugesetzt. Hierauf wird die Emulsion (durch Flanell) filtriert und kann dann auf
Barytpapier aufgetragen werden. Jarmann empfiehlt, kleinere Papierstücke zu
schneiden und diese auf der warmen Emulsion schwimmen zu lassen (ähnlich wie
beim Sensibilisieren des Albuminpapiers). (Wilsons Photogr. Magazine.)
Über Messung der Plattenempflndlichkeiten.
Eder sprach auf dem Berliner Kongress über die Prüfung der Empfindlichkeit
von gewöhnlichen und farbenempfindlichen Platten. Das für die Praxis am besten
geeignete Messinstruraent ist das Schein ersehe Sensitometer mit Benzinlichtquelle.
Platten von sogenannter mittlerer Empfindlichkeit sollen 10° Scheiner, RapidplaUen
13 — 14° und Extra-Rapidplatten 16 — 17° aufweisen. Orthochromatische Platten
zeigen infolge ihrer Empfindlichkeit für das gelbe Licht einen höheren Grad an, als
es ihrer relativen Empfindlichkeit bei gewöhnlichem Tageslicht entspricht. Eder
hat für die Messung orthochromatischer Platten ein eigenes Röhrenphotometer kon-
struiert (mit geometrischer Skala) ^) und exponiert dieses auf weisses Papier, von
Tageslicht beleuchtet. Es werden eine gewöhnliche Platte, deren Empfindlichkeit
bekannt ist, und die zu messende orthochromatische Platte exponiert, die Schwellen-
werte derselben verglichen und so die allgemeine Empfindlichkeit der Platte be-
stimmt. Für die Messung der Empfindlichkeit der orthochromatischen Platten auf
einzelne Spektralregionen werden Filter benutzt, welche vor der Benzinlampe de>
Scheiner-Sensitometers eingeschaltet werden. — Das von H. W. Vogel empfohlene
Magnesiumlicht hat sich als Lichtquelle nicht bewährt; beim Abbrennen einer genau
gleichen Menge Magnesiumband ergaben sich Differenzen bis zu 20 pCt.
Der Älto- Stereo -Quart.
Die Firma Stein heil in München bringt soeben unter der Bezeichnung „Alto-
Stereo- Quart" einen neuen Universal -Apparat für die Plattengrösse 9 X 12 in den
Handel, der sich in erster Linie durch seine bei einem Handapparat dieser Grösse
1) Siehe auch Eder, Photometrische Untersuchungen der chemischen Helligkeit von brennendem
Magnesium, Aluminium und Phosphor; ferner Zeitschrift für wissenschaftl. Photograph. Heft 4,
Sensitometrische Prüfung gewöhnl. und farbcnempfindl. Platten.
238
ausserordentliche Vielseitigkeit, andererseits aber auch durch tadelloseste Ausführung
bei geringem Gewicht und Volumen auszeichnet. Die Camera ist mit drei Objek-
tiven (Orthostigmaten der Serie i : 8), auf einem gemeinsamen Objektivbrett sitzend,
ausgestattet und dient sowohl zur Herstellung von gewöhnlichen Aufnahmen 9X i2r«,
als auch von Stereoskop-Bildern 6 X 12 cm auf Platte 9X12 cm.
Durch Kombination der Objektive und Anwendung der Hinterlinsen allein lassen
sich für das Format 9 X 12 ^/« nicht weniger als 5 verschiedene Brennweiten, von
8,5 cm bis 21 cm^ für die Stereoskop-Photographie 2 Brennweiten, 8,5 cm und 15 cm^
verwenden, ausserdem kann auf Wunsch ein Orthostigmat in Verbindung mit einem
Vergrösserungssystem an derselben Camera als Fern- Objektiv benutzt werden.
So gut wie neu ist die Verwendung des allgemein bekannten und gangbarsten
Formates 9 X 12 cm zur Stereoskop-Photographie. Über die verschiedenen Vorteile
dieses neuen Stereoskop -Formates gibt der allgemeine Prospekt der „Alto- Stereo-
Quart" genügend Bescheid, an dieser Stelle wäre nur zu erwähnen, dass hierbei
dem schon von vielen Seiten verlangten Prinzip Rechnung getragen ist, die Ent-
fernung der beiden Objektive dem menschlichen Augenabstand, ungefähr 63 mm^
anzupassen.
Die Camera ist nach Art der allgemein üblichen Klapp-Camera mit Balg und
Laufbrett, sowie Trieb zur feinen Einstellung gebaut und wird sowohl mit drei
Doppel-Kasseten bezw. einer Magazin-Kassete für Platten oder Planfilms, als auch
einer RoU-Kassette für Rollfilms geliefert. Ein Betrachtungs- Stereoskop gy^ 12 cm wird
dem Apparat beigegeben.
Metol-Pyrogallol und Metol-Brenzcatechin-Entwickler.
Prof. Ch. Fahre teilte auf dem Berliner Kongress mit, dass, ebenso wie die
Gebr. Lumiere & Seyewetz^) das Metochinon dargestellt haben, er die ent-
sprechenden Kombinationen von Metol mit Pyrogallol und Brenzcatechin erhalten
hat. Die chemischen Zusammensetzungen sind analog dem Metochinon:
o ,1 , / Metol ü * u- / Metol
Pvrogallol \ ,, , Brenzcatechm \ ,.
" \ Metol ^ Metol
Diese gut kristallisierenden Verbindungen werden aus den Komponenten ent
sprechender wässriger Lösungen erhalten, denen, um eine Oxydation zu vermeiden,
Natriumsulfit zugesetzt wurde.
Das Metol-Pyrogallol und das Metol-Brenzcatechin entwickeln auch ohne Zusatz
von Alkali. Die Pyrogallol -Verbindung reduziert schneller, die Brenzcatechin -Ver-
bindung langsamer als das Metochinon. Die beste Gradation ergab das Metol-Brenz-
catechin. Die Kombinationen arbeiten sehr schleierfrei und eignen sich sowohl für
Platten als Papiere.
Automatische Entwicklung.
Watkins hat beobachtet, dass zwischen den Zeitintervallen, gerechnet von dem
Moment, wo man den Entwickler über die Platte giesst, bis zu dem Punkt, wo das
Bild zu erscheinen beginnt, einerseits, und bis zu dem. Zeitpunkt, in welchem die
Platte fertig entwickelt ist, andererseits, feste Beziehungen bestehen. Kennt man die
Zeitlänge für die erste Phase, so lässt sich die gesamte Zeitdauer der Entwicklung
dadurch feststellen, dass man die gefundene Zahl mit einem gewissen Faktor multi-
pliziert. Der Faktor selbst ist von dem gewählten Entwickler und der Plaitensorte
1) Siehe Seite 142.
239
abhängig. Derselbe kann nicht für alle Fälle als ein fester, unabänderlicher Wert
betrachtet werden, sondern nur als eine für die Praxis ausreichende gewisse Basis.
Gibt z. B. der Faktor 5 mit einem Entwickler zu grosse Dichtigkeit, so nimmt man
in Zukunft Faktor 4. Fällt die Emulsion der Platten sehr verschieden aus, so
ändert sich auch selbstverständlich der Faktor.
Die Zuführung von Bromkali vermindert den Faktor. Verdünnung der Eni-
wicklerlösung ändert ebenfalls den Faktor. Bei allen Entwicklern ausser PyrogalJus
und Amidol hat die Verdünnung keinen Einfluss auf den Faktor, die Zeitdauer bis
zur Erscheinung des Bildes ist immer der Gesamtentwicklungszeit gleichraäs>ig
proportional.
Watkins gibt für die Faktoren nachfolgende Liste:
Pyrogallus - Soda 0,2 g auf 100 ccm Wasser, 0,1 ^ Bromid 11 g
n »» ^»4 » »j »> *j »f Oj2 n ff 0,00 „
»» ?t ^»5 »I ff " V »> ®>3 n »» 5»^5 I»
»» >» ^j" M w n »» »j ®>4 w ff 40^ I»
» w ^»® » » ff » » ®»" » •» 3» 75 w
Hydrochinon (Karbonat oder Ätzalkali) . 5,5 ^
Eikonogen • . . 9 ^
Metol 28 „
Glycin 14 „
Amidol, 0,4 g in 100 ccm Wasser 18 „
Pyrogallus-Metol 13 „
Rodinal 40 „
Metol-Hydrochinon 13 „
Diese Zahlen sollen nur einen Anhalt für einen ersten Versuch geben.
(Photo-Gazette XIU Nr. 2)
Tonung von Bromsilberbildem.
Über die Tonung von Bromsilberkopien mit Eisen-, Uran- und Kupfersalzen
berichtet A. T. Lakin, dass die Art des angewandten Entwicklers von grossem
Einfluss auf das Resultat der Tonung sei.
folgende Daten wieder:
Bei Entwicklung mit
Amidol
Hydrochinon-Metol
Hydrochinon
Edinol
Eisenoxalat
Rodinal
Wir geben aus der aufgestellten Tabelle
Blautonung mit
Eisenoxalat
Urantonung
Fergusonsche
Kupfertonung
ungenügend
die Weissen
sind mehr oder
weniger unrein
sehr gut
keine gefälligen
Töne
ungenügend
tont schlecht
und unschön
gut
gut
»
ungenügend
»
gut
ff
keine gefälligen
Töne, neigt zu
Bronzetönen
tont schwach
(The Photogram, May.)
Unsere Beobachtungen stimmen mit denen Lakins nicht überein. Wir haben
gefunden, dass für die Tonung einerseits die Bromsilberpapierqualität, anderseits der
240
Charakter des entwickelten Bildes eine Rolle spielt. Mit all oben angeführten Ent-
wicklern haben wir in geeigneter Zusammensetzung auf Bromsilberpapieren schöne,
kräftige Kopien mit reinen Weissen erzielen können, und derartige Bilder haben uns
in allen Tonbädern stets vortreffliche Färbungen gegeben. Flaue Bilder mit un-
reinen Weissen, oder Bilder, welche aus irgend welchen Ursachen bei der Ent-
wicklung missfarbene bräunliche und grünliche Töne zeigten, gaben dagegen mit
Eisen-, Uran- und Kupfertonung meist weniger gefällige oder ungenügende Färbungen,
namentlich bei Bromsilberpapieren mit glänzenden Oberflächen.
Werden die Entwickler in ungeeigneter Zusammensetzung benutzt, so resultieren
sehr leicht flaue missfarbene Bilder, und diese tonen dann auch schlecht. Ein Ent-
wickler, welcher für Bromsilberpapiere weniger Anwendung findet, ist Pyrogallus,
obgleich er auf Bromsilberplatten die besten Resultate zulässt. Red.
Modifikation des Uranverstärkers.
Handelt es sich um ausgiebige Verstärkung sehr dünner Negative, so ist der
Uran- Verstärker am besten am Platze. L. J. Bunel vermeidet die Essigsäure und
empfiehlt statt deren Zitronen- oder Oxalsäure *). Er gibt die nachfolgenden Verhält-
nisse für das Ansetzen des Verstärkers und empfiehlt, sich besondere Vorratslösungen
von rotem Blutlaugensalz, Urannitrat, Zitronensäure und Oxalsäure anzusetzen; diese
Lösungen halten sich, vor Licht geschützt, sehr gut.
Wasser 50 — 60 ccm
10 prozentige Zitronensäure-Lösung 25 „
(oder 10 prozentige Oxalsäure-Lösung .... 15 „ )
5 prozentige Urannitrat-Lösung 20 „
I prozentige rote Blutlaugensalz-Lösung .... 8 „
In dieses Bad werden die vorher gut gewaschenen Negative gebracht. Die
Negative färben sich darin sehr schnell und regelmässig. Nach genügender Ein-
wirkung werden die Negative in Wasser, welches mit einigen Tropfen Zitronen- oder
Oxalsäure versetzt ist, kurze Zeit gewässert. (Bullet. Society Fran^. Nr. 12.)
Literatur.
G. Mercator, Anleitung zum Kolorieren photographischer Bilder jeder Art mittels
Aquarell-, Lasur-, Öl-, Pastell- und anderer Farben. Verlag von Wilhelm Knapp, Halle. Das
Übermalen von Photographien , resp. das farbig Anlegen einzelner Partien , wird sehr viel aus-
geübt Um hierin gute Wirkungen zu erzielen, ist nicht nur Farbensinn, sondern auch etwas
Maltalent erforderlich. Mercator bespricht in seinem Buche die in Anwendung kommenden
MalutensUien und gibt in reichlichem Masse praktische Fingerzeige Ober das Kolorieren von Papier-
kopien und Glasdiapositiven mit den verschiedenen Farben.
Photographische Belichtungstabelle, berechnet von J. Rheden. Verlag von R. Lechner
(Wilhelm Müller) Wien. Die Nachfrage nach Tabellen oder Instrumenten, welche die Bestimmung
der Expositionszeit erleichtern, ist eine grosse. Sind sie doch namentlich für Anfänger, welche
auf Reisen oder Ausflügen gezwungen sind, selbständig zu arbeiten, von grösster Wichtigkeit,
da bekanntlich das richtige Taxieren der Lichtverhältnisse ohne jedes Hilfsmittel Sache längerer
Erfahrung ist. J. Rheden hat nun die vorliegende Tabelle berechnet, welche eine möglichst
rasche Auffindung der Expositionszeit in allen Eventualitäten gestattet. Die eigentlichen Tabellen
befinden sich in einem in Buchform gehaltenen Einschiebeblock, der selbst wieder als Tabelle
1) Zitronensäure statt Essigsäure anzuwenden ist bereits von verschiedenen Seiten empfohlen
worden.
241
dient und mit entsprechenden Einschnitten versehen ist, durch welche die fflr den betreffenden
Tag geltenden Zahlen sichtbai* sind. Der Block selbst findet in einem eleganten Etui Aufnahme. Da^
Format ist ein derartiges , dass das Ganze bequem in der Westentasche untergebracht w^erdco
kann.
Das Zeisswerk und die Carl Zeiss-Stiftung in Jena, ihre wissenschaftliche, technische
und soziale Entwicklung und Bedeutung. Für weitere Kreise dargestellt von Felix Auerbach.
Mit 78 Textbildern. Verlag von Gustav Fischer, Jena. Die vorliegende Broschüre des Jenenser
Universitäts-Professors Auerbach dürfte für die weitesten Kreise von grösstem Interesse sein.
Wir brauchen nicht erst zu sagen, dass der Name Zeiss einen Weltruf geniesst, überall treffen
wir die berühmten Erzeugnisse der Jenenser optischen Anstalt an. Im Jahre 1846 als kleine fein-
mechanische Werkstatte gegründet, ist sie jetzt wohl die grösste optische Fabrik Deutschlands,
sie beschäftigt rund 1350 Personen. Auerbach schildert in anregendster Weise die Entwicklung
des Zeiss-Werks, er gibt einen Überblick von den verschiedenen Betrieben und ihren Erzeu^-
nis.sen, er erzählt uns von dem verdienstvollen Wirken von Carl Zeiss und Professor Abbe
und würdigt auch gebührend die einzig darstehende Schaffung des letzteren, die Carl Zeiss-
Stiftung. P. H.
Patent-Nachrichten.
Anmeldungen.
57a. R. 16 700. In ein Opernglas oder ein Stereoskop zu verwandelnde Stereoskopcamera. Louis
Rancoule, Paris; Vertr.: H. Neubart und F. Kollm, Berlin NW. 6. — 9. 5. 02.
57 d. St. 7995. Verfahren zur photomechanischen Vervielfältigung von Originalen unter Benutzung
von Registermarken. Georg Stadelmann, Nürnberg, Hummelsteinerweg 19. — 21. 1.03.
42h. G. 16 340. Sphärisch, chromatisch und astigmatisch korrigiertes Zweilinsensystem: Zus. 2,
Pat. 109 283. Fa. C. P. Goerz, Friedenau-Berlin. — 9. 12.01.
57 b. K. 24 981. Verfahren zur Herstellung von Papier oder Karton mit lichtempfindlichen Stellen.
Hermann Kuhrt, Berlin, Wassertorstr. 67. — 6. 1.03.
57 c. J. 7149. Photogaphischer Kopierapparat, bei welchem sowohl die Belichtung als auch die
Anpressung des Papiers an das zu kopierende Negativ selbsttätig bewirkt wird. Hervcy
H. Mc Intire, South Bend, V. St. A.; Vertr.: A. M. Jacobsen, Edm. Jacobsen und
Dr. J. Bendixen, Hamburg, Fuhlentwiete 4. — 13. 1. 03.
57a. H. 27 135. Magazincamera mit Entwicklungsraum. Herbert E. Hickox, Great Yarmouth,
Engl.; Vertr.: A. Specht, J. D. Petersen und J. Stuckenberg, Hamburg 1. — 4. 12.01.
57b. H. 29 339. Verfahren zur Erzeugung vignettierter Negative. Richard Hoh& Co., Leipzig. —
24, 11.02.
57c. D. 12 782. Kopierrahmen, insbesondere für Films. William Elliot Debenham, London;
Vertr: H. Neubart und F. Kollm, Berlin NW. 6. - 19.8.02.
, K. 22 912. Verfahren zur Herstellung von Photographien mit Hintergrund sowie von Hinter-
grundvignetten. Hermann Kuten, Weidling bei Klosterneuburg, Nieder-Österr. ; Vertr.:
A. B. Drautz und W. Schwaebsch, Stuttgart. — 14.3.02.
57 b. S. 1 7 409. Kopiermaterial mit Dreifarbenschicht zur Herstellung von farbigen Bildern nach
dem Ausbleichverfahren. Jan Szczepanik, Wien; Vertr.: C. Fehlert, G. Loubicr,
Fr. Harmsen und A. Büttner, Berlin NW. 7. — 3. 5. 02.
57 c. B. 32 211. Spannrahmen zur Aufnahme eines lichtempfindlichen Papierblattes, Films o. deiigL
für photographische Zwecke. RichardBeckmann, Charlottenburg, Wilmersdorfer Str. 1 42. —
24. 7. 02.
, B. 33 274. Spannrahmen zur Aufnahme eines lichtempfindlichen Papierblattes, Films o. dergl.
für photographische Zwecke; Zus. z. Anm. B. 32 211. Richard Beckmann.
57 a. P. 12 587. Magazincamera, bei welcher Belichtung, Plattenwechsel und Wiederspannen des
Objektivverschlusses durch einmalige Auslösung bewirkt wird. Society Prieur ÄDubois,
Puteaux, Frankr.; Vertr.: Arpad Bauer, Berlin N. 24. — 21.5.01.
57d. M. 21 951. Geweberaster. Dr. Ludwig Mach, Wien; Vertr.: Fr. Meff ert und Dr. L. Seil,
Berlin NW. 7. — 31. 7.02.
Für die Redaktion yerantwortlich: P. Hanneke in Berlin.
Verlag von Oustay Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.
242
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W. Schmidt-Diehler, Frankfurt a. M.
Gufidaun b. Klausen.
Chlorbromsilberpapiere.
Chlorsilber- sowie Chlorbromsilber-Gelatineentwicklungspapiere sind keine
neue Erscheinung. Schon in den achtziger Jahren brachten Dr. Just- Wien
und die Britannia Work Company solche Papiere in den Handel. Diese
Fabrikate konnten jedoch damals nicht die Gunst des Publikums ei langen.
Es war schwer, immer die gleichen gewünschten Töne zu erhalten. Die
Länge der Exposition hat bei diesen Papieren bekanntlich einen sehr
grossen Einfluss auf den Ausfall des Tons. Die nach der Entwicklung und
Fixage resultierenden Töne (Rötel, braune, bräunlich- und grünlich -schwarze
Nuancen, rein Grauschwarz) gefielen den Porträtphotographen nicht recht, und
die durch nachfolgende Anwendung von Goldbädern erzielten Töne fielen
zu verschieden aus.
Jetzt hat sich dies wesentlich geändert, es werden diese Kopierpapiere
in grossen Massen hergestellt und namentlich von Amateuren viel verwendet.
Die Chlorbromsilber-Papiere besitzen einerseits nicht die hohe Lichtempfind-
lichkeit der Bromsilberpapiere, so dass man damit bei gewöhnlichem Lampen-
licht hantieren kann, anderseits erlauben sie uns Kopien in viel kürzerer
Zeit herzustellen, als es uns mit den Auskopierpapieren möglich ist. Ferner,
sind jetzt Kopien in braunen und schwarzen Tönen mit matter Oberfläche sehr
begehrt. Viele Fabriken photographischer Papiere haben auch den Betrieb von
15. Vm. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
31
243
Chlorbromsilber- resp. Chlorsilberentwicklungspapieren aufgenommen , und
kommen die Papiere unter den verschiedensten Bezeichnungen in den Handel;
hierzu zählen das Velox-, Dekko-, Tula-, Blitz-, Riepos-Tardo-, Gaslicht-, Lenta-
und Panpapier. Durch Änderung der Belichtungszeit und der Entwickler-
Zusammensetzungen lassen sich auf diesen Papieren sehr verschiedene Töne
erzielen, namentlich wenn die Emulsion viel Chlorsilber enthält. Als all-
gemeine Regel für diese Papiere kann gelten: Lange Belichtungszeit und
verdünnte Entwickler geben wärmere Töne, kürzere intensive Belichtung und
starke Entwickler geben kalte Töne (Sepia, Schwarz, Blauschwarz). Was
die Entwicklersubstanzen selbst anbetrifft, so lassen sich wohl alle für die
Chlorbromsilberpapiere verwenden, aber die zu erzielenden Töne (Variationen
in der Zusammensetzung der Lösung berücksichtigt) .sind nicht immer gleich
gefällig. Am meisten findet man Hydrochinon, Metol, Hydrochinon-Metol,
Amidol und Edinol empfohlen. Die Kombinationen von Metol und Hydrochinon,
welche auch im Negativprozess stark in Aufnahme gekommen sind, sind fiir
Velox, Tula, Riepos, Blitzpapier z. B. folj^ende:
Velox.
Wasser looo g
Metol 1.5 ,
krist. schwefligsaures Natron . 50 ,,
Hydrochinon 6 ,,
krist. kohlensaures Natron 120 ,,
10 proz. Bromkali-Lösung . . 1,5 ccin
Diese Entwicklerlösungen geben bei normaler Belichtung*) kalte Töne.
Werden die Lösungen verdünnter genommen und die Expositionen verlängert,
so werden die Töne bräunlicher.
Ein Beispiel für die Einwirkung des Sulfitgehalts in Entwicklerlösungen
geben z. B. folgende Rezepte: man entwickle für sich zwei Kopien auf
Veloxpapier in folgenden Lösungen:
Entwickler I. 2 proz. Lösung von Brenzkatechin in Wasser ... 30 ccm
8 ,, ,, ,, krist. Natriumkarbonat .... 30 „
Entwickler IL Lös. A Brenzkatechin 2 g
krist. schwefligsaures Natron 2,5 „
Wasser 100 „
,, H krist. Natriumkarbonat 10 ^
Wasser 100 „
Unmittelbar vor Gebrauch mischt man 30 cm
Lös. A und 4 — 7 ccm Lös. B.
Der erstere Entwickler liefert bräunlich schwarze Töne; der letztere gibt
bläulich schwarze Töne auf Veloxpapier, vorausgesetzt, dass nicht zu lange
belichtet w^orden ist.
Tula.
Blitzpapier.
Riepos.
1000^
1000^
1000 g
2 „
2 „
2 „
50 ,.
50 „
50 ..
6 „
6 „
6.5.
»35 .,
135 »
120 „
4 ccm
2 ccm
0,5 M
1) Dieselbe ist natürlich bei den einzelnen Papieremulsionen verschieden.
244
Sehr mannigfaltige Nuancen liefert auch der Edinol-Aceton-Entwickler in
folgender Form:
Edinol I ^
Kaliummetabisulfit 8 ,,
Wasser loo ,,
Aceton lo ccvi
Wenn wir nun schon allein durch Entwicklung die verschiedenartigsten
Töne von Rötel, Gelbbraun, Rotbraun, Sepia erhalten können, so vergrössert
sich die Zahl der möglichen Färbungen auf Chlorbromsilberpapieren noch,
wenn wir die bekannten Tonlösungen mit Eisen- und Kupfersalzen anreihen.
Für diese Tonungen eignen sich am besten Kopien, welche möglichst rein
schwarz mit guten Tiefen entwickelt worden sind, insbesondere empfehlen wir
die Anwendung der Kupfertonung, welche ganz prächtige Rötelbilder liefert.
P. H.
Zu unseren Bildern.
Der illustrative Schmuck unseres Heftes ist diesmal Bildnissen gewidmet, die
sich durch die besondere Art der Auffassung sofort als Amateurarbeiten charak-
terisieren und zu-
gleich in ihrer Frische
und Natürlichkeit
zeigen, wie wün-
schenswert es wäre,
wenn auch die Be-
ruf sphotographen ,
welche zum grössten
Teil noch in der alten
Atelierschablone
weitergehen , etwas
von dieser voraus-
setztmgslosen Unbe-
fangenheit der Ama-
teure bei ihrem Por-
trätieren anwenden
möchten.
Dass auch der
Lichtbildner etwas
wie einen persön-
lichen Stil in seinen
Arbeiten bezeigen
kann, sieht man recht
deutlich an den
Bildern von Karl
Weiss. In allen
seinen Stücken ist
Roh. Renger-Patzsch, Dresden.
Mönch.
245
etwas sehr Eigenes und
Persönliches. Seine , Re-
naissancestudie" weist auf
die Art der alten deut-
schen Meister der Malerei
des 15. und 16. Jahr-
hunderts zurück, und doch
möchten wir auch in ihr
weniger die geschickte
Nachahmung eines grossen
Vorbilds, als den Ausdruck
persönlichen Empfindens
sehen, das halb unboÄiisst
und natürlich sich in jener
schlichten deutschen Art
dokumentierte. — Weiss
hat hier und indem Männer-
bildnis eine in der Porträi-
photographie bisher ver-
pönte Beleuchtung — das
reine Vorderlicht — zu
einer neuen Wirkung von
eigenem Reiz benutzt
Dieses Vorderlicht löschi
die Schatten aus, stellt den
Ausdruck aufs Zeichne-
rische, auf die Wirkung
der Linien und gibt dadurch
dem Bilde etwas Geistiges,
ein Mittel zur Wiedergabe
des Charakters. — Freilich
wird man immer vorsichtig
sein müssen, mit diesem Lichte nicht dem Eindruck der Leere zu verfallen, von
dem auch unsere beiden Bilder nicht ganz frei sind, diese allerding.: hauptsächlich
durch Schuld der Autotypie, welche den Feinheiten nicht zu folgen vermag. —
Dass Weiss auch plastisch sein kann, beweist sein hübsches Kinderporträt.
Die sämtlich im Wohnzimmer gemachten Aufnahmen wurden je nach der be-
absichtigten Wirkung verschieden entwickelt. Die Platten der Vorderlichtaufnahmen
mit Glycin und Hydrochinon, die, welche mehr plastische Wirkung zeigen sollten, da-
gegen mit Rodinal. — In der für seine Liebhaberei verfügbaren Zeit beschränkt, benutzt
der Autor zum Druck vorwiegend Bromsilberpapier, und es gelingt ihm, durch
besondere Sorgfalt der Behandlung auch mit diesem Material individuell zu arbeiten.
Zur Entwicklung des Papiers werden zwei Schalen Rodinalentwickler — die erste
Va — 1:100, die zweite 1V2 — 2V2 •* 100 — angesetzt. Während das Papier zunächst
in der schwächeren Lösung ancntwickelt, wird ein ganz weicher Pinsel benutzt, um
gewisse Stellen im Bilde mit stärkerem Entwickler aus der andren Schale zu über-
Karl Weiss, Dresden.
246
HOB. KKNCiKK FATZSCIl
o o o o o o o I'KKSDKX
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ROB. RENGER -PATZSCH
o o o o o o o DRESDEN
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XL
gehen. Zum Schluss wird das Bild meist noch etwas im stärkeren Entwickler
nachentwickeh, um vielleicht durch die partielle Behandlung entstandene Streifen
unsichtbar zu machen. — Sehr gut geeignet für diese Manipulationen fand der Autor
die Eastmanpapiere, mit denen sich nach Belieben durch mehr oder weniger kalte
Bäder, durch Fortlassen oder Zusetzen von Bromkali Töne von Reinschwarz und
Grünschwarz bis Braunschwarz erzielen lassen.
Sehr anerkennens-
werte Leistungen sind
auchRenger-Patzschs
Bildnisse, besonders
wenn man in Betracht
zieht, dass sie in primi-
tiven Raumverhältnissen
entstanden. Am meisten
sagt uns das Bild des
Knaben zu. Man möchte
hier etwas gegen den
Ausschnitt sagen, und
dass der Junge ein
bisschen ungeschickt und
zufällig im Rahmen sitzt.
Dagegen aber stehen die
grossen Vorzüge der
vollkommenen Unbe-
fangenheit, des echt
kindlichen Ausdrucks,
dem ein wenig Un-
beholfenheit ganz gut
ansteht. Das Bild ist aus ,
dem Leben genommen
und wirkt in seinem
Inhalt schlicht und ein- ,
dringUch. — Während
Weiss „das Typische
und Charakteristische
einer Person, welches
ihm besonderen Ein-
druck macht, durch Be-
leuchtung oder Stellung
derart zu steigern sucht,
das ihm das Bild die
Illusion annähernd wie-
dergibt", während er
also selbst auf Kosten ^
der Ähnlichkeit zur stil-
vollen Bild Wirkung zu ^ ^ ^ ^ ^
Rob. Renger-Patzsch, Dresden.
247
gelangen sucht, will Ren-
ger-Patzsch nichts als
Natur festhalten in einem
glücklichen Moment. Er
sucht „das Modell möglichst
wenig zu beeinflussen, den
charakteristischen Augen-
blick in Bezug auf Stellung
und Ausdruck zu erhaschen
und momentan zu be-
lichten". Die Entwicklung
wird mit Rodinal i : 50 bei
74 bis '/, stündiger Dauer
vorgenommen, um mög-
lichst viel herauszuholen.
Von dem resultierenden,
äusserst zarten Negativ
wird mit seinem Charakter
angepasster Entwicklung
ein Diapositiv auf wenig
empfindlicher Trocken-
platte hergestelh, und nach
diesem dann ein bis zu
Lebensgrösse vergrössertes
Papiernegativ gefertigt. Die
Retouche beschränkt sich
einzig auf Ausflecken und
Flächenbehandlung. — Als eine sehr wichtige, noch nicht ganz gelöste Frage bezeichnet
Renger-Patzsch mit Recht die optische. Wenn man das Zimmer- und Freilicht-
porträt im Auge hat, das die Anwendung der trefflich weich zeichnenden aber zu
schweren und voluminösen Petzval-Objektive verbietet, muss man dem Urteil recht
geben, dass wir „noch kein für Bildnisaufnahmen geeignetes Special-Objektiv besitzen.
Das Monokelobjektiv ist zu lichtschwach, die Aplanate und Anastigmate leiden an ge-
schnittener Schärfe. Das beste Objektiv" — meint Renger-Patzsch mit frommem
Wunsch — „wäre für genannten Zweck eine einfache, höchstens zweifach verkittete
Linse, die bei grosser Lichtstärke (etwa F : 3,5) und massiger Tiefe ein in den
Linien weiches, nicht geschnitten scharfes Bild liefert. Unsere modernen Objektiv-
typen sind hervorragende Reproduktionsinstrumente, sie leisten aber nicht das, was
der Kunstphotograph als Landschafter, ganz besonders aber als Porträtist, von einer
Linse verlangen muss."
Diese Bemerkungen, die einen häufig gehörten Wunsch formulieren, seien
allgemeineren Interesses wegen wiedergegeben. Relativ gute Resultate hat der
Autor bei richtiger Behandlung, „die in der Hauptsache darauf beruht, alle Bild-
teile von der scharfen Ebene aus weder besonders vor- noch rücklagern zu
lassen", mit Rodenstockschem Porträt- Objektiv erzielt. — Von den Positivn»'cr-
fahren wird dem Gummidruck „infolge seiner erhöhten Anpassungsfähigkeit an das
Karl Weiss, Dresden.
248
Negativ und nicht zuletzt der Haltbarkeit der Bilder wegen, der Vorzug gegeben.
Künstlerisch wirkende Bilder lassen sich aber in jedem Positiv verfahren erzielen,
wenn das Negativ entsprechende Qualitäten besitzt. Als Beweis mögen das hier
reproduzierte Kinderbildnis und der Mönch gelten, deren Originale beide gewiss
nicht kleinlich wirkende Celloidinkopieen im Format 50 X 60 cm sind."
F. L.
Über Worels direkte Farbenphotographie.
(Fortsetzung von Seite 219.)
N€u:hdruck und Übersetzung verboten.
Farben im Licht. Die meisten der gebräuchlichen Farbstoffe sind an und für
sich lichtunecht, d. h. sie vermögen einer lang andauernden kräftigen Einwirkung
des Sonnenlichtes, namentlich bei Zutritt von Luft und -F-euchtigkeit, nicht zu wider-
stehen. Insbesondere neigen hiezu die Blumen- und Teerfarbstoffe, und häufig sind es
gerade jene, deren Brillanz uns ganz besonders entzückt, welche am frühesten vergehen.
Die Veränderung zeigt sich anfänglich durch ein matteres Aussehen, Verschwinden
der ursprünglichen Reinheit, Übergehen in Missfarbigkeit und schliesslich durch
Farbloswerden der gefärbten Stellen (V^rschiessen, Ver(pleichen). Aber nicht allein
die Sonnenstrahlen vermögen bei organischen Farbstoffen solche Veränderungen
hervorzurufen, sondern auch das diffuse Tageslicht, das elektrische Licht und selbst
das Licht einer Petroleumlampe bewirkt das Verbleichen bei länger andauernder
Einwirkung. Über die auswählende Bleichkraft der verschiedenfarbigen Lichtstrahlen
auf einzelne Farben haben wir im vorigen Jahrgang dieser Mitteilungen (S. 338) bereits
näheres gebracht. Welcher Art der Vorgang ist, der das Verbleichen der Körper-
farben herbeiführt, ist heute noch nicht endgühig erforscht. Alexander Pedler^)
nimmt als Ursache des Verblassens der Farbstoffe vier Möglichkeiten an u. z.:
1. eine zersetzende Wirkung des Lichtes auf den Farbstoff, beziehungsweise eine
Verflüchtigung desselben,
2. die Einleitung einer chemischen Einwirkung des Sauerstoffs, der Kohlen-
säure, der Feuchtigkeit oder des Ozons der Luft auf den Farbstoff durch
das Licht,
3. die Auslösung einer chemischen Wirkung des gefärbten Gewerbes auf den
Farbstoff mit oder ohne Mitwirkung der Atmosphärilien, endlich
4. die Begünstigung der Wirkung von Mikroorganismen bei Hinzutritt des
Lichtes.
Seine Versuche mit einigen Pflanzen- und Teerfarben sowohl in Lösungen
als auch als Auftrag auf Baumwolle oder Asbest lieferten folgende Ergebnisse:
Organische Farbstoffe in wässerigen Lösungen sowohl wie auch als Farben auf
organischen und unorganischen Stoffen werden bei Abschluss von Licht auch bei
Gegenwart von Luft und atmosphärischen Einflüssen selbst in drei Jahren nicht
verändert. Dasselbe gilt nach P edlers Versuchen von diesen Farbstoffen, wenn
sie diffusem Tageslichte vor einem nach Norden gelegenen Fenster gleich lange aus-
gesetzt werden; hingegen verbleichen dieselben im direkten Sonnenlichte, jedoch in
verschiedenen Zeiträumen.
1) Naturwissenschaft!. Rundschau, XL Jahrg., S. 139.
249
Bei Abschluss von Luft und Feuchtigkeit etc. bleicht starkes Sonnenlicht selbst
in drei Jahren keinen der Versuchsfarbstoffe in Lösungen oder als Auftrag auf un-
organischen Stoffen, wohl aber als Auftrag auf organischen Stoffen, woraus [der
Forscher die Folgerung zieht: es sei das Verbleichen keine Wirkung des Lichtes
allein und beruhe auch nicht auf der Flüchtigkeit der Farben. Im allgemeinen ist
die Bleichung bei Farbstofflösungen verhältnismässig geringer, als bei gefärbten Ge-
weben, dann bei Lösungen, in denen lebende Keime und Organismen durch Erhitzen
vorher vernichtet wurden, geringer, als in Lösungen, welche nicht so behandelt
wurden. —
Auf Grund seiner Versuche glaubt P edler die bleichende Wirkung des Lichtes
der Oxydation des Farbstoffes zuschreiben zu sollen.
H. W. Vogel ^) erklärt das Verbleichen mancher Farbstoffe durch Oxydation,
anderer durch Reduktion.
Chastaing^) studierte die photochemischen Wirkungen auf organische Körper
(Äther, Phenole, Öle und Lackmus) und erklärte deren Veränderungen im Licht als
Folge der Oxydation, deren Intensität aber unter verschiedenen Farbstrahlen
variiert. Wenn die Oxydation im Dunkeln mit i angenommen wird, so ist sie für
Rot mit etwa 2, für Blauviolett mit fast 3 zu veranschlagen. Bei Grün ist die oxy-
dierende Wirkung anfänglich schwach, steigt aber dann und überwiegt jene, welche
im Rot hervorgerufen wird.
Chastaing fand weiter bei den Versuchen über die photochemischen Wirkungen
an fluorescierenden Körpern (schwefelsaurem Chinin und Curcuma), dass diese aus-
schliesslich von den Strahlen verändert werden, welche die Fluorescenz erzeugen
und dass die Wirkungen verschieden seien, sich bald als molekulare Änderungen
(Chinin — Chinidin), bald als Oxydation (Curcuma) äussern.
Begünstigung des Verbleichens. Es gibt Stoffe, welche den Farbmaterialien
zugesetzt, deren Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkung der Lichtstrahlen herab-
setzen, bei deren Gegenwart die Farbstoffe also rascher und intensiver verbleichen
als es geschähe, wenn die Stoffe nicht zugegen wären. Solche Bleichungsförderer
können selbst Farbstoffe sein, oder aber sie können auch ganz heterogenen Stoffgruppen
angehören. Welcher Art die unterstützende Tätigkeit solcher Stoffe bei dem Bleich-
prozesse ist, kann nicht entschieden ausgesprochen, wohl aber angenommen werden,
dass überall dort, wo der Farbstoff an und für sich die Tendenz hat, unter Ein-
wirkung des Lichtes zu oxydieren, ein die Oxydation fördernden Stoff den Oxyda-
tionsprozess fördern und somit die Neigung zu verbleichen, begünstigen wird. Dass
aber Oxydation, sei es durch direkte Anlagerung von Sauerstoff an den organischen
Farbstoff, sei es durch Entziehung von Wasserstoff und die Ersetzung des Wasser-
stoffes durch Sauerstoff als Ursache des Verbleichens nicht immer und überall vor-
liegt, haben wiederholte Versuche mit verschiedenen Farbstoffen zweifellos dar-
getan.
Für unser in Rede stehendes und alle von diesem abgeleiteten Verfahren ist die
bleichungsfördernde Mitwirkung von Zusätzen zu den Farben von besonderer Wichtig-
keit, da nur mit Hilfe solcher Zusätze jene Empfindlichkeit für Licht erzielt werden
1) H. W. Vogel, Photochemie (Verlag Gustav Schmidt, Berlin).
2) Photog. Mitteil., XIV. Jahrg., Seite 135.
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CARL WEISS,
DRESDEN c °
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XL
kann, welche nötig ist, damit die Lichteinwirkung auf eine möglichst kurze Zeit
restringiert und das Verfahren damit für die Praxis geeignet gemacht wird.
Arten der Farbstoffe im allgemeinen, Färbeerscheinung. Nicht alle
Farbstoffe verhalten sich der zu färbenden Gewebsfaser gegenüber gleichartig. Manche
verbinden sich mit derselben unmittelbar, sobald die Gewebsfaser mit der Lösung
des Farbstoffes in Berührung gebracht wird. Solche Farbstoffe nennt man daher
direkt färbende oder Substantive, weil sie eben keines Vermittlers zur Farbeannahme
bedürfen. Andere Farbstoffe zeigen diese Eigenschaft nicht, sie verlangen, um an
der Gewebsfaser zu haften und zu färben, einen vermittelnden Stoff (Beize). Diese
nennt man, zum Unterschied von ersteren, Beizenfarbstoffe oder adjektive Farb-
stoffe.
Über die Vorgänge, welche die Färbung von Geweben hervorbringen, ist man
keineswegs vollständig im Klaren. Einerseits wird diese Erscheinung der chemischen
Affinität gewisser Bestandteile der Faser zu den Farbstoffen zugeschrieben, ander-
seits als rein physikalische Wirkung wie Oberflächenanziehung betrachtet. Nach
diesen Gesichtspunkten gibt es also eine gesonderte chemische und mechanische
Theorie des Färbens.
So weit die einleitenden Ausführungen, welche wir verschiedenen Werken*)
entlehnt und zur besseren Beurteilung der Vorgänge bei dem Verfahren der direkten
Farbenphotographie anzuführen nicht für Überflüssig gehalten haben. K.
(Fortsetzung folgt.)
Die Bedeutung der Photographie für die Brforschung
der deutschen Bauernkunst.
Von O. Schwlndrazhelm.
Mit 8 Abbildungen nach Originalnufnahmen.
Nachdruck verboten.
Es ist noch nicht lang her, da ward von deutscher Bauernkunst nur ironisch
gesprochen. Einige wenige Erzeugnisse nur hatten Gnade vor den Augen der ihrer
Ansicht nach kunstsinnigen Städter gefunden, wie z. B. das Schweizerhaus mit
seinem reichen Schmuck, die Vierländer Möbel mit ihrem reichen Intarsienornament,
der Kerbschnitt der Friesen u. dergl. Sonst aber — deutsche Bauernkunst I — was
sollte sie anders sein, als verballhorn isierte Kopie der an der Spitze der Kuhur
schreitenden städtischen Kunst!
Es ist damit heute etwas anders geworden. Mit dem unerwartet schnellen
Eraporblühen der Wissenschaft der deutschen Volkskunde und des allgemeinen
regen Interesses für sie, ist auch das Interesse für unsere alte Bauernkunst ge-
stiegen. Dazu kam, dass der Umschwung unserer Kunstanschauungen auch einen
1) Helmholtz „Handbuch der physiologischen Optik" (Leipzig). Stokes „Das Licht",
Deutsche Übersetzung von Dziobek (Leipzig, Barth). Pisko „Licht und Farbe" (München,
Oldenbourg). Damm er „Handbuch der organischen Chemie" (Stuttgart, Enke). Prof. Dr. Zoth's
Vortrag (Graz, 1902) „Ober die fünf Sinne des Menschen". Meyer und Jacobson, Lehrbuch
der org. Chemie (Leipzig, Veit & Comp.).
15. VIII. 1908. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 32
251
Umschwung in der Wertschätzung der Bauemkunst nach sich zog: Das Fiasco der
Versuche, aus den Kopien alter historischer Stadtstile allein einen lebensfähigen
modernen Stil zu konstruieren, hatte gezeigt, dass ein lebensfähiger Stil als festen
Punkt etwas positiv Eigenes, eigenen selbständigen Charakter, eigene Seele, eigene
Poesie verlangt, und das Streben danach öffnete und schärfte auch die Augen für
eine gerechtere Beurteilung der deutschen Bauernkunst.
Plötzlich sah man, dass von einem blossen Kopieren der Stadtkunst in der
Bauernkunst keine Rede sein könne, denn überall sah man merkwürdige, von aller
städtischen Art, total ab-
weichende, ihren Charakter
in allerlei Umbildungen treu
wahrende, selbständige Ge-
bilde. Und von einem Ver
ballhomisieren der Anregun-
gen der Stadtkunst war ei>t
recht keine Rede, sondern
nur von einem Cbersetzen in
den besonderen Dialekt de>
Landes, hier so, dort anda^,
wie das jede gesunde Kun>t
mit fremden Anregungen ge-
macht hat, wie das der ro-
manische Stil, die italienische,
die deutsche Renaissance u. a,
getan haben. Man fand Hau>-
formen von malerischstem
Reiz, trauliche, färben fröhliche
Stuben (wie man sie von den
Engländern zu lernen strebte),
praktische, bequeme, lustige
Möbel (zum teil sogar fast
aufs Haar genau die Modelle
der sog. englischen Möbel I)
u. a. Man fand sodann im
bäuerlichen Ornament die
frischesten Griffe in die Natur,
in unsere Pflanzenwelt — Tulpen, Iris, Rosen, Nelken, Ringelblumen, Akelei sah
man verwandt! — in die Tierwelt — der alten städtischen Ornamentik völlig un-
bekannte Tiere, wie Gemse, Steinbock, Elch, Möve, ja Walfisch! kommen vor — ,
sowie in das Volksleben. Man fand eine beneidenswerte Farbenfröhlichkeit und
-keckheit und einen goldigen Humor. Und überall fand man energische, wurzelfeste
Eigenart, die dem Hause und Gerät dieser Gegend entsprechend dem Charakter
ihrer Bewohner ein ganz anderes Gepräge gab, als dem der Nachbargegend, die in
Gegenden von bestimmtem Charakter, Inseln bestimmter abweichender Färbung
erkennen Hess, die einzelne kleine Ländchen hoch über ihre Umgebung hinaushob
u. a. m. — Kurz, man fand alles, was man unserm' modernen Stil wünschte!
Bauernhaus von der Rhön.
252
HoflQr in Vierlandcn.
Und nun ging's ans Studieren,
Sammeln und Veröffentlichen.
Zu den grossen Museen, die
zumteil, wie das Hamburger und
Flensburger, schon immer auch
bäuerliche Kunst gesammelt hatten
und es nun mit verdoppeltem Eifer
taten, gesellten sich kleine Museen
in Stadt und Land in überraschend
grosser Zahl, mit überraschend
guten Ergebnissen und unter über-
raschend grossem Beifall der Be-
völkerungen — man muss nur ein-
mal im Altonaer Museum, einem
der höchststehenden dieser neuen
Heimatsmuseen, die Besucher be-
lauschen, um sich der warmen An-
teilnahme derselben zu erfreuen!
Es erschienen Veröffentlichun-
gen, insbesondere über das Bauernhaus, darunter besonders hervorhebenswert das
grossartige Unternehmen der deutschen Architekten (in Verbindung mit denen Öster-
reichs, der Schweiz und Hollands), in dem systematisch die überraschend vielartigen
deutschen Bauernhausformen aufgenommen worden sind, u. a. m.
Und es ging ans Forschen und Erklären — und Streiten. Der eine sieht in den
deutschen Bauern die reinen Nachkommen
der ahen deutschen Stämme, die unser
deutsches Gesamtvolk zusammensetzen, und
in ihrer Kunst eine direkt aus der alt-
germanischen Kunst herstammende echt
deutsche Kunst. Die Pferdeköpfe auf dem
Giebel des niedersächsischen Bauernhauses,
die Donnerbesen u. a m. berechtigen ihn
seines Erachtens dazu. Er glaubt, bei
grösserer Kenntnis insbesondere aller Bauern-
haus-Typen und ihrer Unterarten würden
sich noch heute die einzelnen Stammes-
gebiete so scharf trennen lassen, als lägen
gar keine tausend und mehr Jahre da-
zwischen. Er spricht von Bajuwaren, von
Alemannen, von Chatten, von Hermunduren,
als hätte er sie sozusagen noch persönlich
gekannt und hätte in ihrem Hause verkehrt!
Der andere ist in diesem Punkte skep-
tisch und glaubt nicht an die alten Ger-
manen, d. h. an solche Fernwirkung ihrer
Kachelstube in Baderup (Sylt). Stammesunterschiede bis auf unsere Tage.
253
Er hält den Einfluss des Klimas, der Bodenverhältnisse, der Lebensweise u. a. für den
massgebenden und weist auf Beispiele hin, wo ein im Gebirge angesiedeltes Ebenen-
volk den Gebirgsstil annahm u. dgl.
Wieder ein anderer kümmert sich um diese „ahen Geschichten** überhaupt
nicht, sondern datiert eine eigentliche Bauernkunst erst etwa seit 300 Jahren, stellt
gar keine Hypothesen auf, sondern untersucht und beschreibt, was vorhanden ist, und
findet nur eine selbständige Fortentwicklung einer früheren Kunst, die Stadt und
Land gemein hatten.
Der Eine verdammt die frühere
Lehre vom städtischen Einfluss aufs
bitterste, dreht den Spiess um und
leitet vielmehr die ganze Stadtkun>t
aus cjer Bauernkunst her, ja er nei^
bisweilen dazu, erstere überhaupt nicht
als eine höhere Entwicklungsstufe an-
zusehen! Ihm steht ein typisches,
echtdeutsches Bauernhaus höher, al>
ein Patrizierpalast, in dem er antike,
italienische, französische u. a. EinflQs-e
herrschend glaubt I
Der andere erkennt denn doch
der Stadt einen ziemlichen Einflus>
auf die Bauernkunst zu, hier natur-
gcmäss infolge grösserer Stadtnahe
mehr, als anderswo bei Stadtfenie.
Er findet ihn auch nicht verdammens-
wert, sondern erkennt in ihm danken>-
werte Anstösse, ohne die die Bauern-
kunst sich nicht so fortentwickelt hätte,
wie sie's getan hat, ohne dass sie sich
dessen zu schämen hätte — genau die
gleiche Geschichte, wie's in der deut-
schen Renaissance der Fall war, wo
auch die fremden, italienischen Ein-
flüsse einen dankbar zu begrüssenden
Anstoss zu neuer Entwicklung gaben, ohne dass jemand die deutsche deswegen als
eine blosse Kopie und Verballhornisierung der italienischen anzusehen gewagt hätte.
Ein dritter steht trotz allem noch auf dem älteren Standpunkt und dekretiert:
Es ist alles aus der Stadt gekommen, freut sich über alles, was Dorf- und Stadt-
kunst gemein haben, weil er darin Beweise für seine Theorie sieht, und kritisien
alles, was das Dorf Eigenes hat, als naturgemäss minderwertig.
Wie entscheiden, wer recht hat? Wir können das heute noch nicht, wir
müssen erst mehr Material haben, das Handhabung zu genauer Einsicht, zur Lösung
verschiedener Fragen gibt.
Unser deutsches Vaterland ist, Gott sei Dank! ein recht grosses Land und ein
recht individuelles Land, erfüllt von den verschiedensten Landschaf ischarakteren
Details eines Vierläiider Hauses.
254
unJ Menschencharaktereii, wie kaum ein zweites, erfüllt von Menschensiedelungen
der verschiedensten Art und des verschiedensten Charakters, Abbildern des Charakters
ihrer Bewohner, dem natürliche Einflüsse: der Kampf mit der Ungunst des Klimas
und des Bodens, oder im Gegenteil die Gunst des Klimas und Bodens, die von
den Bodenverhältnissen bestimmte Erwerbs- und Lebensweise (Ackerbau, Viehzucht,
Obstbau, Industrie, Fischerei u. a.), die Verkehrsverhältnisse, die Nähe oder Ferne
einer einflussreichen Stadt, die Geschichte, die religiösen Verhältnisse, Blutmischungen
u. s. f.. hier diesen, dort jenen Stempel aufgedrückt haben. Die alten Stammes-
unterschiede schimmern noch durch — wir sprechen ja auch von dem ernsten Friesen,
dem bedächtigen Niedersachsen, dem knorrigen Westfalen, dem fröhlichen Franken,
dem derben Bayern, wir erkennen noch deutlich holländische Kolonisten an der Elbe,
in Holstein, w^ir haben noch reine Slaven auf deutschem Boden — sie sind aber
durch die genannten Einflüsse aufs erstaunlichste variert worden.
Und all das prägt sich in der bäuerlichen Kunst aus.
Da herrscht z. B. ein bestimmter Kunsttypus über einen grossen Landstrich.
Plötzlich, mitten darin, sehen wir einen völlig abweichenden Kunsttypus ein paar
Dörfer umfassen, ringsum von jenem ersten eingeschlossen — wir erfahren, dass
ein anderer Volksstamm da sitzt, dass ein besonderer Erwerbszweig dort herrscht,
dass die Geschichte oder das religiöse Bekenntnis dieses Fleckchens anders ist.
Wir beobachten beim Wandern ein allmähliches leises Ändern, z. B. des zu-
nächst Auffallenden, des Bauernhauses. Dieser Teil ändert sich oder jener, sie
ändern sich mehr und mehr und siehe, schliesslich stehen wir einem gänzlich andern
Typus gegenüber — wir haben die Grenze zweier grosser Volksstämme, die sich
an der Grenze vermischt haben oder eine Naturgrenze zwischen einer gesegneten
fruchtreichen Talgegend und einem armen, wettergeprüften Gebirge überschritten.
Wir halten uns in einer Gegend auf, deren Haustypus von Ort zu Ort gleich
ist — aber im Innern finden wir grosse Abweichungen in bezug auf charakteristische
Eigenschaften, auf Schmuck- und Farbensinn, auf Sinn für Behaglichkeit, auf Symbole.
Wir fragen und forschen: Andere Erwerbsart, Seeverkehr, Nähe einer Stadt u. dgl.
erklären den Unterschied.
Wir besuchen zwei Kolonien gleicher Abstammung und finden Ähnlichkeiten
und Unterschiede — die eine ist älter als die andere, hat weniger Verbindung mit
„Mutterlande", ist aber den Einflüssen der andersst ammlichen Umgegend mehr aus-
gesetzt gewesen. Und so geht's fort.
Jede neue Wanderung, selbst auf schon bekannt geglaubtem, schon einmal durch-
wandertem Gebiet ergibt Neues und neue Fragen, und jede neue Wanderung in
neuem Gebiet wirft wiederum neue Schlaglichter auf schon Bekanntes, und lässt neue
Fragen entstehen, macht Sachen, die man als nebensächlich angesehen, zu merk-
würdigen, studienswerten Gegenständen. Immer mehr sieht man, wie wenig man
bisher auf diesem Gebiete gewusst hat, immer mehr ungelöste Fragen tauchen auf.
Erst bei vollkommenem Material können wir vollkommene Antworten geben.
(Schluss folgt.)
255
Kleine Mitteilungen.
Unterguss für lichthoffreie Platten.
Ch. Fr. Oakley benutzt für die Herstellung lichthoffreier Platten eine Vor-
präparation mit Permanganat-Gelatine Die Glasplatten werden zu diesem Zwecke
zunächst mit Gelatinelösung übergössen und nach Trocknung letzterer in eine
Lösung von
Kaliumpermanganat 7 .;•"
Dest. Wasser .... locx) „
getaucht. Es bildet sich eine unlösliche, bräunliche Verbindung. Auf diese Schicht
wird dann in der üblichen Weise die Bromsilber-Emulsion aufgetragen.
Die braune Farbe des Untergusses wird bei der Entwicklung der Platten ent-
fernt, und zwar durch das schwefligsaure Natron der Entwicklerlösung. Ist die
Färbung im Entwickler nicht ganz verschwunden, so bringe man die Negative nach
der Fixage in folgende Lösung:
Wasser 1000 ^''
Schwefligsaures Natron 'oo „
Salpetersäure ... 30 ccm
(La Revue de Photographie. 1
Sepia-Tonbad für Platinbilder.
Man setzt folgende Lösungen an:
l Urannitrat 2 .;•
IOC
2
100
2
100
Dest. Wasser ....
11. Rotes Blutlaugensalz .
Dest. Wasser ....
in. Schwefligsaures Natron
De.st. Wasser ....
Für den Gebrauch mischt man:
Lösung I ... 60 um
Lösung II : . 60 „
Lösung III 60 „
Eisessig 35 ,.
Wasser 800 „
Die Kopien sind vor dem Tonen gut zu wässern.
(Photographic News Nr. 390'
Über Bromsilbergelatine und das latente Bild.
Auf dem Berliner Kongress hieh Prof. Karl Schaum einen Vortrag über
Bromsilbergelatineschichten mit Projektionen von Mikroaufnahmen und sprach die
Ansicht aus, dass es nur eine amorphe Bromsilbermodifikation geben könne. Die
von Stass aufgestellten 5 Modifikationen seien nur verschiedene Formen des amorphen
Bromsilbers. Die Annahme, dass der Vorgang der Reifung ein rein physikalischer
sei, ist zu verwerfen, da die Reifung sowie das latente Bild durch Oxydationsmittel
aufgehoben werden. Die Reifung wird von vielen auf die reduzierende Wirkung
der Gelatine zurückgeführt. Aus Versuchen des Vortragenden in Gemeinschaft mit
Herrn Braun hat sich aber ergeben, dass bei Schichten von reinem trockenen Broni-
silber ohne irgend ein Bindemittel, mit der Zeit die Empfindlichkeit steigt. Schaum
256
hält zu der Silbersubbromid-Theorie. Die Solarisationserscheinung führt Schaum
nicht auf die Gerbung der Gelatine zurück, da auch gelatinefreie Schichten eben-
falls Solarisationen aufweisen.
Lüppo Gramer bemerkte zu diesen Ausführungen, dass nach seinen Ver-
suchen mit Imperialplatten das Bromsilber beim Reifen entschieden kristallinisch ist.
Es muss daher ein Übergang in eine andere Modifikation stattfinden.
Ober direkte Farbenphotographle mittels Ausblelchverfahren.
Über den gegenwärtigen Stand der direkten Farbenphotographie bringt zur Zeit
unsere Zeitschrift einen ausführlichen Bericht. Mit diesem Problem beschäftigen sich
bekanntlich Worel-Graz und Neuhauss -Berlin sehr eifrig. Letzterer sprach auf
dem Kongress für angewandte Chemie über seine jüngsten diesbezüglichen
Versuche unter Vorlage einer grösseren Anzahl von Bildern auf Gelatineplatten.
Neuhauss bereitet jetzt die Gelatineschichten ohne Wasserstoffsuperoxyd und be-
handelt dieselben erst unmittelbar vor dem Gebrauch mit einer ätherischen Wasser-
stoffsuperoxydlösung, ähnlich wie es bei der Katatypie geschieht.
Die Gelatinefarbschicht setzt er jetzt wie folgt zusammen:
Weiche Emulsionsgelatine lo^»'
Destilliertes Wasser loo ccm
o,2proz. Lösung von Methylenblau in Wasser 6 „
o,2proz. „ „ Auramin i,5 »
o,5proz. „ „ Erythrosin 3 „
Diese Farbgelatine wird auf Milchglasplatten getragen und wie oben angegeben
mit Wasserstoffsuperoxyd behandelt.
Im Anschluss hieran machte Neuhauss einige Mitteilungen über die Bildung
von Farbstoffen im Licht. Gewisse blaue Farbstoffe in wässriger Gelatinelösung
mit Zusatz von Ammoniumpersulfat verlieren im Dunklen ihre Farbe. Werden mit
dieser Lösung Platten überzogen, nach dem Trocknen gewässert und feucht dem
Licht exponiert, so erhalten die Schichten ihre Farbe zurück; die Regeneration geht
am besten im Lichte, dessen Farbe dem ursprünglichen Farbstoff komplementär ist.
Entwickler för Aristokoplen.
„Photo Gazette Nr. 8" empfiehlt für die Entwicklung schwach ankopierter Aristo-
kopien folgenden Brenzcatechin-Entwickler.
Lösung A : Wasser 500 g
Kristallis. essigsaures Natron 100 „
Lösung B : Alkohol 400 ccm
Brenz catechin 20^
Für den Gebrauch werden 10 ccm Lösung A, 10 ccm Lösung B und 80 ccm Wasser
gemischt. Das Bild wird hierin bis zu der gewünschten Intensität entwickelt, dann
gewässert und darauf im Tonfixierbad getont und fixiert.
Literatur.
Wilhelm Manchot, Das Stereoskop. Seine Anwendung in den technischen Wissen-
schaften. Über Entstehung und Konstruktion stereoskopischer Bilder. Mit 50 Figuren, Leipzig,
Verlag von Veit & Comp., 1903. Preis 1,80 Mk. Verfasser wendet sich weniger an die All-
gemeinheit der „ Amateurphotographen ", als vielmehr an Techniker und mit mathematischen Her-
257
leitungen Vertraute. Dieser Umstand dürfte den trefflichen Auseinandersetzungen einen grosscu
Leserkreis verschliessen. Unsere Amateure haben noch immer eine grosse Abneigung gegcc
wissenschaftliche Abhandlungen, selbst wenn sie mit einfachen und leicht zu Übersehenden
Formeln durchgeführt sind. Nach Erledigung der Theorie werden die verschiedenen Stereoskope
erörtert und schliesslich ein vom Verfasser konstruiertes Universalstereoskop. Hierbei findet
sich S. 49 in einer Fussnote die Bemerkung, dass zu den auf telestereoskopischen Effekte be-
ruhenden Feldstechern mit Vermehrung der Tiefenwahrnehmung auch die Goerz sehen Trißder-
Binocles geboren. In Wahrheit trifft dieser Umstand nur für die zitierten Zeissschen Instru-
mente zu, und ist dies der Kernpunkt der Patente dieser Firma. Das zum Patent angemeldete
Universalstereoskop des Verfassers hat eine sehr grosse Ähnlichkeit mit dem von Cazes be-
schriebenen Apparat (vergl. La St^r^oscopie de precision, Paris, Pellin 6diteur). Falls dem Rädis-
patentamte diese französische Arbeit und die Abbildung jenes Apparates in Eders Jahrbuch von
190t, Seite 422 bekannt ist, dürfte die Patenterteilung Schwierigkeiten haben. Kg.
(Die von dem Referenten angeführte Ähnlichkeit ist uns auch von einem unserer Leser in
einer Zuschrift bestfltigt. ( — Red.
Ferner sind bei der Redaktion eingegangen:
H. A. Krüss, Die Durchlässigkeit einer Anzahl Jenaer optischer Gläser für ultraTiolette
Strahlen. Inaugural-Dissertation.
E. A. Martel, La Photographie souterraine. Mit 16 Tafeln von Hohlenauf nahmen etc.
Verlag von Gau thier -Villars, Paris. Preis 2 M.
Deutsche Kunst und Dekoration, Jahrgang VI, Heft 11. Verlag Alex Koch, DarmsU<ii
Diese Nummer bringt u. a. von Dr. von Grolmann einen reich illustrierten Bericht der jüngst b
Wiesbaden veranstalteten photographischen Ausstellung.
Patent-Nachrichten.
Anmeldungen.
57a. B. 30 957. Apparat zum Aufnehmen und Betrachten stereoskopischer Bilder. Leon Bloch,
Paris; Vertr.: R. Fiedler, Berlin NW. 40. - 1. 2. 02.
57b. B. 30 884. Verfahren zum Aufziehen von Photographien. Adolf Benecke u, Heinrich
August Ernst, Hannover, Nicolaistr. 5 bzw. Lindenstr. 40. — 24. 1.02.
Erteilungen.
42g. 144 595. Verfahren zur Aufnahme von Tonschwingungen auf photographischem Wege bzw.
zur Wiedergabe auf tclephonischem Wege. Adolf Poetzl, SchneidemQhl. — 30. 7.02.
57 a. 144 660. Rollfilmcamera, welche auch für Plattenauf nahmen eingerichtet ist. Dr. R. KrQgencr,
Frankfurt a. M., Mainzer Laudstr. 87 89. — 8. 11. 02.
57 b. 144 554. Verfahren zur Herstellung farbiger Photographien. Dr. Rieb ens ahm & Posseldl
G. m. b. H., Berlin. — 26. 9. 01.
„ 144 555. Verfahren, um Photographien mehrfarbig zu tonen. Solon Vathis, Paris. —
18. 1.02.
„ 144 606. Verfahren zur Herstellung von Emailbildern. Fa. L. Chr. Lauer, Nürnberg. -
20. 10.01.
„ 14466t. Zur Herstellung von Farbfiltern für photographische Zwecke dienende Farbfilier-
masse. Dr. C. Wilhelm Georg Aarland, Leipzig, Frankfurterstr. 29. — 19. tt.01.
57 c. 144 556. Belcuchtungsschirm für photographische Zwecke. M. A. E. J. G. Cromer, Pari«. —
24. 11.01.
144 557. Verfahren zum Schutz des in Entwicklungsschalen befindlichen Entwicklers gegen
Oxydation. Otto Lienekamp, Leipzig-R. — 25. 12. 02.
„ 144 607. Vorrichtung zum Entwickeln photographischer Bildbänder bei Tageslicht Max
Reichert, South Norwod, England. — 10. 11.01.
„ 144 136. Photographischer Kopierapparat mit schrittweiser Fortschaltung des Kopierpapier*.
Oskar Mcsster, Berlin, Schiffbauerdamm 18. — 20. 12.02.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanneke in Berlin.
Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.
258
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2.->8
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Otto Scharf, Crefeld.
Niederrheinische Landschaft.
Die Photographie für Freunde der Naturwissenschaft.
Von Dr. Karl Kaiserling- Berlin.
Über Momentverschlüsse, Stative etc.
Nachdem wir Camera und Objektiv besprochen haben, bleibt noch übrig
einige Nebenapparate zu erwähnen, deren richtige Wahl für die Sicherheit
des Arbeitens und die Vielseitigkeit des Aufnahmeinstrumentariums von mehr
oder weniger grosser Bedeutung ist.
Über die Momentverschlüsse kann ich um so schneller hinweggehen,
als in dieser Zeitschrift wiederholt darüber geschrieben ist, zuletzt von
P. B alt in in Heft lo dieses Jahrganges. Im allgemeinen stimme ich diesem
Autor und erfahrenen Praktiker vollständig zu, dass für schnellste Moment-
aufnahmen nur der Schlitzverschluss vor der Platte in Frage kommt. Für
derartige Aufnahmen gehe man nicht über das Format 9:12 hinaus, da
grössere Schlitzverschlüsse nicht mehr schnell genug sind, und übertreibe vor
allem nicht die Grösse des Gegenstandes auf der Platte. Wenn nun auch
die Wiedergabe schnellster Bewegungen von Menschen, Tieren usw. gerade
für wissenschaftliche Zw^ecke gelegentlich von Wichtigkeit ist, so muss ich
doch sagen, dass man sie recht selten in der allgemeinen Praxis braucht,
und für das empfohlene Format der Stativkamera 13: 18 bezw. 18:24 kann
1. IX. 1903. Phot<..i;:r MittoiluMjfen Jahrg 40.
33
259
ich den Schlitzverschluss nicht unbedingt empfehlen. Auch darüber lässt
sich streiten, ob Anschütz-Verstellung oder Verstellung von aussen durch
andere Vorrichtungen besser ist. Beide Konstruktionen haben ihre Anhänger.
Bei den Verschlüssen mit Einstellung von aussen arbeitet der Mechanismus
schnell und sicher. Andererseits hat sich aber auch der Anschütz- Verschluss
in der Praxis selbst in weniger geschickten Händen sehr gut bewährt. Um mir
ein sicheres Urteil zu bilden, habe ich jetzt beide Verschlüsse in Gebrauch,
und ich werde gelegentlich mitteilen, welcher der bequemere ist. Für den
Stativapparat habe ich bisher keinen Momentverschluss kennen gelernt, der
billiger, haltbarer, einfacher und vielseitiger wäre, wie der echte Thornton-
Pickard-Verschluss. Am einfachsten setzt man ihn vor das Objektiv. Durch
Zwischenlagen lässt er sich für verschiedene Objektive benutzen und erlaubt
auch Zeitaufnahmen mit dem Druckball zu machen. Die Anpassungsfähigkeit
für verschiedene Objektive ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber den zwischen
den Objektivlinsen angepassten Sektoren- Verschlüssen, die an sich mechanische
Meisterwerke sind, aber immer nur für ein Objektiv passen.
Das Stativ soll möglichst fest sein. Die heute allgemein üblichen drei-
teiligen Reisestative mit verstellbaren, mehrgliedrigen Füssen bedürfen, wenn
sie einen einsetzbaren Stativkopf haben, stets noch eines sogenannten Stativ-
feststellers, der nicht nur das Ausgleiten der einzelnen Beine auf glattem
Boden verhütet, sondern auch die Standfestigkeit erhöht. Als Stativkopf
Otto Scharf. Crefcld.
Die Netiflickcr,
260
Otto Scharf, Crefeld.
Waldesrand.
empfiehlt sich ein sogenannter verstellbarer, wie er z. H. von Stegemann
gebaut wird. Er gestattet nicht nur die wagerechte Stellung der Camera,
sondern auch die senkrechte mit nach oben und unten gerichtetem Objektiv
und jede beliebige Schräglage. Die Festigkeit des Stativs prüft man, indem
man nach erfolgter Aufstellung und Festziehen aller Klemmschrauben die
Hand flach auf den Stativkopf legt und nun nach rechts und links zu drehen
versucht. Sobald merkliche Drehungen und Verschiebungen der einzelnen
Teile erfolgen, ist das Stativ ungeeignet.
Durchaus empfehlenswert ist die Anschafiung einer wasserdichten, soliden
Tasche, in der Camera, Kassetten, Linsen, Verschluss usw. bequem Platz
finden können, ohne dass sich die einzelnen Teile aneinander scheuern
können. Meist genügen Segeltuchtaschen, da Leder erheblich teurer ist.
Ausser dem üblichen Einstelltuch ist für den reisenden Photographen dringend
eine wasserdichte Decke über die ganze Camera zu empfehlen, die sich an
den Stativbeinen so befestigen lässt, dass sie auch bei Wind nicht davon-
fliegt. Zum Schutze gegen Sonne und Regen dient schliesslich noch ein
Regenschirm, der ebenso ein Begleiter des wandernden Liebhaberphoto-
graphen sein sollte, wie die früher erwähnte Dosenlibelle. Mit einer Aus-
rüstung, wie sie bisher besprochen ist, dürfte man für alle Fälle der ge-
wöhnlichen makroskopischen Photographie auskommen und auch für Spezial-
fälle, z. B. die Mikrophotographie brauchbare Hilfsmittel besitzen. Davon
weiteres später.
261
Zu Otto Scharfs Bildern.
Die neuen Arbeilen Scharfs, welche wir in diesem Hefte unseren Lesern
vorführen, geben einen weiteren Beleg für das früher über seine Art in diesen
Blättern gesagte und zeigen zugleich sehr deutlich, wie sicher und zielbewusst dieser
Amateur, der zu den berufensten Vertretern der künstlerischen Photographie in
Deutschland zählt, auf dem für recht erkannten Wege weitergeht. Wir erkennen
einen Künstler, der seinen Weg gefunden hat, in der Art seiner Bilder wieder,
mögen sie auch noch so verschiedenartige Vorwürfe behandeln. So ist es auch für
den Lichtbildner ein Zeichen der Reife, wenn wir in seinen Arbeiten etwas wie
den Ausdruck eines persönlichen Stils erkennen, und um so höher zu werten, als es
mit dem photographischen Material viel schwerer ist, dahin zu gelangen. Immer ist
das nur möglich, wenn die Technik in dem Grade beherrscht wird, dass sie absolut
keine Hindernisse und Schwierigkeiten mehr bietet, dass die technischen Mittel ganz
willig der leitenden Hand des Photographen folgen. Dann erst gelingt es, dem
persönlichen Empfinden vollendeten Ausdruck zu verschaffen, soweit dies eben
innerhalb der Gren-
zen unseres V^er-
fahrens überhaupt an-
gängig ist.
Bei Scharf sehen
wir diesen Punkt er-
reicht. Er hat sich
den Gummidruck er-
wähh, weil er einsah,
dass dies Verfahren
für das Hineintragen
des Persönlichen in
die mechanisch ent-
standene Photo-
ii^raphie von allen
Prozessen , die wir
kennen, den weite-
sten Spielraum ge-
währt. Nun aber hat
er durch unablässige
Arbeit diese Technik
so zu beherrschen
und zu erweitern ge-
sucht, dass sie ein
wirklich gefügiges
und allseitig zu-
reichendes Mittel
wurde. Denn das ist
der Gummidruck ab
Otto Scharf, Ciefeld. origine keineswegs.
262
LUU-
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Als ein einfacher
Pigmentdruck ohne
Übertragung hat er
von Haus aus die
Eigentümlichkeit, in
den Mitteltönen aus-
zureissen, also ein
tonlich verschlechter-
tes, also überhaupt
mangelhaftes Bild zu
ergeben. Aus dieser
Not wurde beim brei-
teren Aufkommen
des Verfahrens viel-
fach eine Tugend ge-
macht. Das auf breite,
flache Licht- und
Schatteneffekte ge-
steUte Bild, das jener
Gummidruck lieferte,
hatte äusserlich einen
gewissen flotten, ma-
lerischen Anstrich,
und viele taten sich
darauf etwas zu gute,
ohne zu merken, dass
sie diesen „künst-
lerischen" Effekt
einerZufälligkeit ver-
dankten, dass sie ihre
Bildwirkung auf eine Äusserlichkeit stellten, die unabhängig von ihrem Willen und jene
zielbewusste Absicht, deren Erfolg allein im tieferen Sinne als dem Wesen künst-
lerischer Produktion entsprechend bezeichnet werden muss, entstanden war. In-
zwischen ist es nun aber der intensiven Fortarbeit der Gummidrucker gelungen, durch
die Wahl des Papierkorns, durch die Art der Präparation und vor allem durch die
Technik des mehrfachen Übereinanderdruckens Mittel und Wege zu finden, um den
Prozess auch für die Wiedergabe der Mitteltöne geeignet zu machen. Ist der Gummi-
drucker so weit gekommen, so hat er es in der Hand, in einem gewissen Stadium den
Druckprozess zu unterbrechen, und so ein Bild mit gerade der Tonabstufung resultieren
zu lassen, welche ihm nach seinem Empfinden für das Sujet angemessen scheint.
Nun erst, da das gelungen ist, kann diese Technik als vollwertig für ein zielbewusstes
Schaffen anerkannt werden, und da die Art der Entwicklung des Positivs einen
weitgehenden Einfluss auf den Charakter des Bildes gestattet, so darf man mit Recht
jetzt den Gummidruck als das Positivverfahren bezeichnen, welches für bildmässig
wirken sollende Photographien die reichsten Möglichkeiten bietet, und man muss
Scharf zustimmen, wenn er für jeden Photographen, der seine Aufgabe ernst
Otto Scharf, Crefeld.
263
nimmt und genügend Zeit zur Herstellung seiner Bilder zur Verfügung hat, die M-
eignung dieser Technik für sehr wünschenswert erklärt. Womit nicht gesagt sein
kann, das dies nun das einzige und allein seligmachende Verfahren ist. — Wenn
man aber über die Berechtigung des Gummidrucks urteilt, so muss man ihn in der
heutigen vollendetsten Form des Kombinationsdruckes zum Vergleich heranziehen;
man darf ihn jetzt nicht mehr aus seinen unvollkommenen Vorstadien heraus
kritisieren, wie das vielfach noch geschieht.
Scharf hat sich im Gummiprozess so vervollkommnet, dass er darin nahezu
die Feinheit des Pigmentdrucks erzielen kann, wenn er will. Ein Blick auf seine
Bilder zeigt es, und diese Leistungen genügen meines Erachtens, um die volle und
dauernde Berechtigung des Verfahrens zu erweisen und zugleich jedem Photographen
und besonders jedem Amateur den Wunsch, es zu beherrschen, rege werden zu
lassen. — Die Scharf sehen Arbeiten zeigen, wie vortrefflich sich auf diesem Wege
die feinsten Naturempfindungen im photographischen Bilde wiedergeben lassen.
Nicht nur die Naturstimmungen, die etwas objektives, ausser uns liegendes bind,
sondern auch Steigerung gewisser Stimmungswerte, die besonderen Eindruck
hervorriefen, im Bilde, auch die persönlichen Empfindungen, die den Menschen vor
der Natur überkommen. Diese Möglichkeit ist für die Photographie eine nicht hoch
genug anzuschlagende Errungenschaft.
Schon früher sagten wir, dass Scharf seine Landschaftsaufnahmen nicht dem
Zufall einmaliger Begegnung überlässt, sondern wiederholt seine Motive besucht,
Vorstudien macht, ehe er zur Aufnahme gelangt, die definitiv den Grundstock für
Vergrösserung und Gummidruck legen soll, und nur so ist es möglich zu hinreichend
Otto Scharf, Crefeld
Birken.
264
vollendeten Platten für Photographien von bildmässiger Wirkung zu gelangen. —
Die von uns wiedergegebenen Landschaften ohne Staffage sind sehr originell im
Ausschnitt und interessant in deq[i Bejveis, wie sich durch die Wahl des Stand-
punktes, der Beleuchtung, durch die Umgrenzung des Motivs aus den einfachsten
landschaftlichen Vorwürfen sehr reizvolle Bilder herausholen lassen. Der Land-
schafter muss es sich geradezu zur Aufgabe machen, recht einfache Motive zu ge-
stalten; er lernt dabei am meisten und erzielt auch die schönsten Erfolge. Der in
Heliogravüre wiedergegebene Waldsee, auf den wir durch einen Vordergrund
knorriger Baumstämme sehen, ist von frappierender Raumwirkung. Diese Aufnahme
in der Ferne liegender Motive durch ein Gitter von Baumstämmen hindurch ist jetzt
sehr in Mode gekommen. Die Manier aber macht es nicht; es kommt darauf an,
dass das Bild wirklich so gesehen und empfunden wurde. Das ist bei Scharf der
Fall, und darum wirkt sein Bild nicht nur originell, sondern vor allem poetisch und
schlicht natürlich. Nun ist es das einfachste Motiv von der Welt. Die Bäume an
sich sind nichts besonderes, und wäre der Photograph hinaus ans Ufer getreten, so
wäre der See und die Ferne für die Camera eine ganz banale Langweiligkeit ge-
wesen. So aber, von diesem Punkte aus gesehen, mit den paar kräftigen Stämmen
im Vordergrund, dem von reizvollen Reflexen durchzogenen Spiegel des Sees, der
zarten Waldlisiere und den geschickt, zur Stimmung passend hineingebrachten
Wolken, gibt es insgesamt ein Bild. So was sieht man aber in der Natur nie auf
den ersten Blick, sondern erst nach vielfachem Beobachten und Verändern des
Standpunkts.
Auch wo er Menschen als Staffage in die Landschaft hineinsetzt, tut Scharf es
nur nach sorgfältigem Beobachten und einer oft sehr mühevollen Anordnung im
Kontakt mit den Leuten, um eine Harmonie des Ganzen und eine möglichst natür-
liche und zugleich gefällige Wirkung der Stellungen zu erzielen. — Die Pferde-
gruppe ist natürlich Momentaufnahme, aber jedenfalls ein sehr gut gewählter
Moment, und was das Bild durch Unklarheiten in der zufälligen Gruppierung der
Pferdekörper verliert, gewinnt es durch eine unmittelbare, kräftige Lebensfrische.
In dem Bild der Beterin sucht Scharf mit gutem Erfolg zu einer feineren,
gedankentieferen Auffassung des Genrebildes zu gelangen, das von den Kunstphoto-
graphen arg verfehmt war, jetzt aber doch hie und da mit geläutertem Geschmack
wieder kultiviert wird. — Seine Bildnisse, zu denen er ebenfalls eine starke Be-
anlagung erweist, verdanken ihre Wirkung einer sehr einfachen und lebenswahren
Auffassung des natüriich sich gebenden Menschen. L.
Mitteilungen aus unserem photochemischen
Versuchs-Laboratorium.
Haltbar sensibilisiertes Pigmentpapier.
Von der Autotype Company erhielt ich eine Kollektion hahbar lichtempfind-
liches Pigmentpapier zur Prüfung. Diese Papiere sind in Blechbüchsen verpackt, und
265
geschieht das Öffnen derselben sehr leicht durch Abziehen eines aufgelöteten Blcck-
streifens mittels Zange. Um die Büchse mit dem Deckel nachher wieder gm
schliessen zu können und so das Papier möglichst vor Feuchtigkeitsein fluss zu
schützen, wird ein langes Pflasterband zum Umlegen beigegeben.
Die Pigmentpapiere liess ich 5 Wochen in ihrer Originalverpackung liegen und
nahm dann die Verarbeitung vor. Die Papiere wurden wie üblich kopiert und cm-
wickelt. Diese Prozesse werden genau so ausgeführt, wie bei frisch senäibili-
sierten Pigmentpapieren. Auch die Bildresultate gaben in keinem Punkte den
frisch chromierten Papieren nach. Sie zeigten vollkommen reine Weissen und vor-
treffliche Tiefen ; während die nach bekannter Weise selbst sensibilisierten Pigmem-
papiere schon nach wenigen Tagen, namentlich im Sommer, flaue Kopien liefern.
Das haltbar lichtempfindliche Pigmentpapier fabriziert die Autotype Company
auch mit matter Schicht, was allgemeinen Beifall finden wird.*) Man entwckle die
Mattkopien in nicht zu heissem Wasser und behandle die Bildschicht vorsichtig, da
die Oberfläche etwas empfindlicher gegen mechanische Einflüsse zu sein scheiDt,
als bei den gewöhnlichen Pigmentpapieren. Das lichtempfindliche Pigmentpapicr
wird in den Formaten 13 X 18 cm und 28 X 24 cm in folgenden Farben geliefen:
Standardbraun, Kupferstichschwarz, Sepia, Rötel, Meergrün und Dunkelblau.
Das neue Fabrikat der Autotype Company verdient jedenfalls Anerkennung und
beste Empfehlung. P. Hanneke.
Die Bedeutung der Photographie für die Erforschung
der deutschen Bauernkunst.
Von O. Schwindrazheim.
Mit 8 Abbildungen nach Originalaufnahmen.
(Schluss von Seite 255.)
Nachdruck verboten.
Die Sammlungen der grossen Museen geben uns vielen Aufschluss, aber eine
wichtige Eigenschaft der Bauernkunst, die ausserordentlich grosse Verschieden-
gestaltung eines und desselben Gegenstandes, selbst in ein und demselben Dorf,
können sie gar nicht zeigen, sie müssen sich damit bescheiden, aus einer Gegend
Stichproben zu geben, die diese Gegend von andern unterscheiden, in Einzelheiten
können sie nicht eingehen. Die kleinen Heimatsmuseen geben deren schon mehr,
aber über grosse Gebiete, insbesondere was Dorf- und Hausanlage, Hauseinteilung,
Wohnungsstimmung, was ferner Mühlen, Fahrzeuge u. dgl., Zaun, Brücken, Hütten und
Hocken auf dem Felde anbetrifft, können auch sie nicht genügend Auskunft geben.
Es hilft nichts als wandern und ansehen und bildlich feststellen — nicht nur
vieles, sondern womöglich alles! Nur so wird das Material gross genug werden
können, um die Bauernkunst so gründlich kennen lernen zu können, wie's nötig ist
und wie sie's verdient!
1) Siehe den Artikel „Neue Pigmentpapiere*, S. 211.
266
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BÜSSERIN o o o o o o Von
OTTO SCHARF, KREFELD
»HOTOGRAPHISCHE
dlTTEaUNGEN XL
Ziehbrunnen.
Gut, machen wir also mit Notiz- und Skizzenbuch
Jagd auf alles, was wir an Bauernkunsterzeugnissen er-
blicken. Aber allein ist's damit noch nicht getan, es muss
noch etwas hinzukommen: Schnell, sehr schnell muss das
geschehen, denn unsere Jagdobjekte, die noch erhaltenen
Häuser, Möbel u. s. f. haben ein paar bitterböse Feinde!
Das Feuer frisst alljährlich eine Unzahl von Häusern samt
Inventar, durch Verkauf verschwindet vieles von seiner
Ursprungsstätte, Pietätlosigkeit und Unkenntnis der Besitzer
lassen wertvolle alte Sachen untergehen, die Neuerungs-
sucht desgleichen. Stellt man zusammen, was in einem
einzigen Jahre in einer bestimmten Gegend an Häusern,
Möbeln, Geschirr und Gerät, Kostüm- und Schmuckstücken,
alten Schobern und Scheunen, Zäunen u. dgl. m. ver-
schwindet, und überträgt man das auf ganz Deutschland,
so kommt man zu Schlüssen, die erschreckend sindl
Schnell muss also diese Aufnahme möglichst aller
Bauernkunsterzeugnisse vor sich gehen, und wo wäre da
ein besserer Bundesgenosse des Forschers, als der photo-
graphische Apparat! Er allein ermöglicht Schnelle und
Genauigkeit und — last, not least! — genügende zahlreiche Mitarbeiter!
Die Wanderlust, die Sommerfrische, der Gebirgssport werfen auch in die ent-
ferntesten, abgelegensten Gegenden alljährlich Tausende und Abertausende von
Besitzern des kleinen Wunderapparats! Wenn die unsere Mitarbeiter werden
wollten! Wenn die alles, was ihnen der glückliche Zufall oder ernstliches, absicht-
liches Suchen an Bauernkunsterzeugnissen vor die Linse bringt, festhalten wollten
— was für ein Riesenmaterial würden wir erhalten!
Alles, aber alles wäre der Bauernkunst-
forschung erwünscht! Dorf Strassen, Haus-
typen und Sonderausbildungen dieser Typen
mit dieser und jener Abweichung, Haus-
details, Hoftore, Giebel, Türen, Fenster,
Erker, Lauben, Mauerschmuck durch Sgraffito,
Malerei, Ziegelmosaik, Schiefermuster,
Bretterverschalung, Schindelverwendung und
was immer es sei, Wirtshausschilder, Blumen-
kästen, Käsekästen am Hause, einzelne Haus-
symbole, Schmuckeinzelheiten, Schnitzereien,
Wetterfahnen, vor dem Hause stehendes
Geschirr und Gerät aller Art, Dorfkirchen,
Kirchhoftore, Grabkreuze, Grabsteine, dörf-
liche Rat- oder Gemeindehäuser, alte Ding-
stätten, Scheunen, Ställe, Brunnen, Bienen-
stände, Brücken, Zäune, Gartengitter, Holz-
hauerhütten im Walde, Mittagshütten, Hocken
Hoftor eines Dorfes der Wetterau. auf dem Felde, Bootsschuppen, Boote, Wagen,
1. IX. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
34
267
Schlitten samt ihren Zug-
tieren in ihrem oft so inter-
essanten Geschirr, alte Müh-
len, alte Ziegeleien, Glas-
hütten, Marterln, Kruzifixe,
Votivtafeln, Kapellen am
Wege — an wieviel Inter-
essantem führt der Weg
vorbei, ohne dass man zu
suchen nötig hat! Selbst
moderne Dorfbauten wären
willkommen, um an ihnen
den Verfall der alten echten
deutschen Kunst zeigen zu
können und alle wachzu-
rtitteln, die bisher noch nicht
eingesehen haben, was in
Truhe in Alt -Westerland (Sylt). unserer alten Bauemkunst
untergeht! — Freilich, bisweilen ist so eine Strasse verwünscht eng, ein richtiges
Bild ist nicht zu erhalten, der nach, oben gehaltene Apparat wird ein verzernes
Bild geben — schadet nichts, besser als keins, wir finden uns schon aus!
Freilich, nicht immer ist Frau Sonne so freundlich, just in dem Moment, wo
man's gut brauchen könnte, ihr Antlitz in die erwünschte Haltung zu bringen, ja oft
versteckt sie sich gar, und statt ihrer uns
so sympathischen Strahlen giesst der
Himmel eine abkühlende Douche auf die
Begeisterung aus, in die uns ein soeben
glücklich erwischtes altes schönes Haus
versetzt hat — und die Douche ist ein
Landregen, dem unsere Erfahrung stunden-
lange Dauer ansieht, und wir haben keine
Zeit zu warten, und wir haben keine
Aussicht wieder herzukommen, und wer
weiss, ob's nächstes Jahr noch steht, das
alte schöne Haus! — Gut, wird's also
kein schönes Bild, nur mitgenommen, es
wird doch ein Abbild des Hauses, besser
als gar keins!
Schöner wär's freilich, man klammerte
sich an dieses alte schöne Haus, bliebe
da, benützte die schöne Anknüpfungs-
gelegenheit, träte in das Haus mit der
Bitte um Unterstandsgewährung und
schaute nun derweil, bis der Regen auf-
gehört hat, drinnen einmal nach, ob etwa
da nichts für den Bauernkunstforscher zu Scheunen-Tor (Hessen-Nassau).
268
erwischen wäre. Und man würde etwas finden, denn auch drinnen ist allerlei, ja
vielleicht noch mehr, was wir gern, ach gar gern wüssten! Wie das Prunk-
zimmer, "wie das gewöhnliche Wohnzimmer ausschaut, was für Möbel darinnen
stehen, ob's einen Herrgottwinkel gibt, wie die Wand, wie die Decke aussieht, wie
der Flur, die Diele aussieht u. dgl. Die Möbel interessieren uns, das Geschirr, das
Gerät, alte Trachten, der Herd, der Alkoven, das Gesindezimmer, der Dach-
boden u. s. w., u. s. w. Nicht minder giebt's in Stall und Scheune allerlei, was uns
angenehm wäre, zu erfahren, in ihnen sind oft ältere Gedanken und Gegenstände
erhalten. Und ebenso nicht minder sähen wir's natürlich gern, so einer die
Kirche auch von innen sich einmal ansähe und dies und das festhielte. — Hinzu-
gefügt werden muss freilich, dass dem Forscher mit stimmungsvoll düsteren, alle
Details anmutig verdeckenden Aufnahmen nicht so sehr gedient wäre, auch wenn sie
noch so künstlerisch empfunden sind, als vielmehr mit alle Details deutlich zeigenden
Blitzlichtaufnahmen.
Es wird gar nicht lange dauern, so wird der Photographierende unwillkürlich
selbst ein scharfes Auge für seine zuerst vielleicht nur aus Gefälligkeit aufs Korn
genommenen neuen Motive bekommen, selbst zum Forscher werden. Allerlei Unter-
schiede werden ihm auffallen, die er bis dahin nicht beachtet, allerlei Schönheiten
werden sich ihm offenbaren, die er vorher nicht empfand. Erst jetzt, wo er den
Charakter der dörflichen Bauweise hier und dort in seinen typischen Unterschieden
kennen gelernt hat, wird er Ansichten des Dorfes geben können, die nicht zufällige
malerische Züge und Beleuchtungseffekte wiedergeben, sondern die wahrhafte
Charakterbilder sind, in denen der typische Charakter der Landschaft, die Stammes-
angehörigkeit der Bewohner, ihre gesamte Lebensweise und ihre Kunstart sich aus-
sprechen. Gerade so wie wir ein treffendes, sprechendes Porträt einer Person
auch erst schaffen können, nachdem wir sie selber von Grund aus kennen! Und
das Gleiche wird bei Innenaufnahmen u. dgl. der Fall sein.
Trägt so die Arbeit schon einen Lohn in sich, indem sie zur Vertiefung der
künstlerischen Einsicht beiträgt, so ist der andere Lohn doch wohl noch schöner:
das Bew^usstsein, die Überzeugung, Mitarbeiter an einem Werke zu sein, das zu den
bedeutsamsten unserer Zeit gehört, an einer Ausgrabung, die ebenso wichtig ist, wie
die einer antiken oder hinterindischen oder centralasiatischen Stadt, ja die vielleicht
weit wichtiger ist, weil sie für unser deutsches Volkstum und unsere volkstümliche
Kunst in ihrer heutigen sichtbaren Aufwärtsbewegung die grösste Bedeutung hat,
weil ihre Ergebnisse beitragen können zur endgiltigen Wiedergewinnung eines in
der Volksseele wurzelnden, wahrhaft deutschen Kunststiles, der nicht wiedergiebt,
was der Wind von. London oder Paris herüberweht, sondern in dem das wieder
lebendig geworden ist, was in früheren Zeiten des romanischen und gotischen Stiles
die höchsten Höhepunkte deutschen Kunststiles erstehen Hess, deutsche Volkspoesie !
Alle Kunst- oder Heimatsmuseen werden sich freuen, wenn ihnen von neu-
gewonnenen Freunden solches Forschungsmaterial überwiesen wird, alle Freunde
deutscher Volkskunst, seien sie forschende Gelehrte oder Künstler, die bestrebt sind,
auf Grund unserer alten deutschen Kunst eine neue Blütezeit deutscher Kunst anzu-
bahnen, werden ihnen gleichfalls dankbar die Haud drücken, wenn sie durch sie
neuen Stoff für ihre Forschungen erhalten werden!
269
Reaktionen nicht weiter eingehen und verweisen die Leser, welche sich dafür inter-
essieren, auf die angezogenen Originalartikel. Wir wollen auf die Resultate der
praktischen Versuche, welche mit dem Acetonbisulfit in verschiedenen Richtungen
angestellt worden sind, demnächst näher eingehen.
640
500
442
415
388
357
—
0,7
—
1,2
2,5
4*7
0,3
0,5
1,4
1,8
2,5
3,4
1,6
2,5
3,4
5,2
9,8
35
0,7
0,7
3,6
12
30
49
—
1,6
—
2,7
6
9
0,5
0,9
2,1
2,5
8,6
18
—
—
—
4,1
9.6
28
0,5
0,9
—
6,9
28
41
Kleine Mitteilungen.
Lichtabsorption durch Glas.
A. Pflüger hat das Absorptionsvermögen für einige Jenenser Gläser bestimmt,
und zwar mit Hilfe einer Rubens sehen Thermosäule. Als Lichtquelle wurde bis
400 /üLfuL ein Nernstbrenner, für das Ultraviolett eine Sie mens sehe Kontaktbogenlampc
benutzt. Die zu untersuchenden Glasplatten hatten mehrere Zentimeter Dicke und
waren planparallel geschliffen. Die Intensität der Strahlen für die verschiedenen
Wellenlängen wurde mit und ohne Einschaltung der Platte gemessen, uuter Be-
rücksichtigung der Reflexion an beiden Glasflächen. Die Resultate waren folgende:
Welllenlänge in fxfjL
Borosilikat-Kron 0,2831 (144) . . .
Kalksilikat-Kron 0,3309 (60) ....
Schwerstes Baryt-Kron 0,3192 (1209)
Fernrohrflint 0,3083 (2001) ....
Baryt-Lichtflint 0,2717 (602) . . .
0,3131 (578) . • •
Gew. Silikatflint 0,3234 (103) . ,
0,3096 (102) . .
Die Zahlen geben die pro 1 cm Glasdicke absorbierte Strahlung in Prozenten
der auffallenden Strahlung. (Zeitschrift f. wissensch. Phot. Nr. 4.)
Neues von der Ozotypie.
Th. Manly ist damit beschäftigt, seinen Ozotype-Prozess zu vervollkommnen,
und hat neue Anweisungen für das Säurebad gegeben; er empfiehlt die Salzsäure
statt der Schwefelsäure. Erstere hat gewisse Vorteile. Sie kann dem Wasser un-
verdünnt zugesetzt werden und ist leichter rein zu beschaffen als Schwefelsäure.
Es ist ferner zu berücksichtigen, dass das Wasser bisweilen kalkhaltig und daher
schwach alkalisch ist. In diesen Fällen nehme man 5 bis 10 Tropfen Säure mehr.
Es werden jetzt drei Rezepte für die verschiedenen Negativcharaktere gegeben,
und gilt folgende Regel: Ein Minimum von Eisensulfat wird kräftige Drucke von
einem schwachen und flauen Negativ geben, ein Maximum von Eisensulfat wird
weiche und zarte Drucke von guten, gedeckten Negativen geben.
Lösung A: Wasser 1000 ccm
Reine Salzsäure 2 „
Pulveris. Alaun 5 i''
Eisensulfat 2,5 „
Diese Lösung ist namentlich für breite Sachen auf rauhem Papier, für Drucke
von sehr flauen und überexponierten Negativen. Sie sollte nicht für feinere Sachen
' auf stark geleimten Papieren benutzt werden, auch nicht für rote, blaue ufid grüne
Pigmente.
272
Lösung B: Wasser looo ccm
Reine Salzsäure 2 „
Pulveris. Alaun 5 ^
Eisensulfat 3,5 »
Diese gibt kräftige Bilder auf feinen, stark geleimten Papieren, mittlere Kon-
traste auf rauhen und schwach geleimten Papieren. Sic ist ausgezeichnet für rote
und warme sepia Pigmente.
Lösung C: Wasser 1000 ccm
Reine Salzsäure 2 „
Pulveris. Alaun 5 ^
Eisensulfat 4,5 »
Dieses Bad ist das beste für blaue und grüne Pigmente. Es ist besonders für
zarte Bilder mit feinen Details auf stark geleimten Papieren, für kleine Porträts und
Figuren von guten Negativen.
Das Waschen der Drucke soll kurz und gründlich geschehen, nicht mehr als
IG bis 15 Minuten in fliessendem Wasser; andernfalls wird das Bild schwächer.
Der gewaschene und getrocknete Erstdruck verliert auch an Kraft, wenn er zu lange
starkem Licht ausgesetzt wird.
Alaun ist nicht absolut erforderlich für alle Pigmente, doch sollte er bei Blau
und Grün stets verwendet werden. Ist die Pigmentschicht hart und trocken ge-
worden, so kann sie, bevor sie ins Säurebad kommt, in kaltem Wasser geweicht
werden, aber nicht länger als 30 Sekunden.
(The Amat. Photograph Nr. 979.)
Weitere Mitteilungen über die Umwandlung von Bromsilberkopien
in Platin nach C. Winthrope.
Zu den Seite 64 und 80 gegebenen Vorschriften gibt C. Winthrope jetzt
folgende Ergänzungen: Je mehr Schatten eine Kopie aufweist, desto entsprechend
mehr Platin wird auch erforderlich. Nachfolgende Formel enthält das Minimum der
anzuwendenden Platinmenge. Die Gewichtsverhältnisse, in welchen Platin mit den
übrigen Salzen gebraucht werden kann, sind unbegrenzt.
iproz. Kaliumplatinchlorür-Lösung . . 13 ccm
iproz. Quecksilberchlorid-Lösung . . 6,5 „
Citronensäure 0,6 ^
Wasser 15 »,
Diese Lösung tont 3 bis 4 12 X 16 cm Kopien in 20 Minuten; es ist rat-
sam, die Drucke einzeln zu tonen und nicht gleichzeitig in derselben Schale. In
frischer Lösung ist das erste Bild in 5 Minuten fertig. Man füge von Zeit zu Zeit
etwas Platinlösung zu, jedoch gehe man bei der oben gegebenen Quecksilbersalz-
und Citronensäuremenge nicht über 40 ccm hinaus.
Soll eine grössere Anzahl Kopien getont werden, so ist es besser, eine grössere
Quantität Bad anzusetzen. Für 24 Stck. 12 X 16 cm Bilder z. B. die 6 fache Menge
wie oben angegeben. In dieser Lösung können dann gleichzeitig 3 Kopien getont
werden.
Ohne Zusatz von Bromkali ist die Kraft der Bilder eine schwache. Zusatz von
I bis 4 Tropfen einer loproz. Lösung von Bromkali zur obigen Normallösung gibt
eine Verstärkung verschiedenen Grades in Sepiafärbung. Wird die Menge über-
schritten, so offenbart sich leicht eine bleichende Wirkung.
273
Die bromkalihaltige Lösung tont schneller und wenn obige Menge auf einmal
zugesetzt wird, so geht die Verstärkung momentan vor sich, sie zeigt dann zunäoh>t
einen schönen blauschwarzen Ton. Soll letzterer erhalten bleiben, so muss sogleich
und tüchtig gewaschen werden, da der Übergang in Sepiaton sehr schnell folsL
Man nehme nicht zu wenig Platinlösung, denn falsch angebrachte Sparsamkeit
rächt sich an dem Ausfall der Bilder. Zu beachten ist, dass das Bad nach Ingebrauch-
nahme nicht länger als zwei Tage hält, ferner, dass die Farbe einer nassen Kopie
intensiver erscheint als die einer trockenen.
(The Photogram X., Nr. 113.)
Versuche mit dem KoUodiumprozess von R. Namlas.
Um ein sehr empfindliches und konstant empfindliches Kollodium zu haben, i^l
es wichtig, dass das Jod in sehr geringer aber konstanter Menge vorhanden ist. Um
überschüssiges freies Jod zu entfernen, kann in das Kollodium reines metallisches
Zink oder Cadmium eingeführt werden. Man belässt diese Metalle so lange darin,
bis die Rotfärbung verschwunden ist, nicht länger. Durch Zuftigung einiger Tropfen
Jodtinktur kann man dem Kollodium wieder die gewünschte Nuance erteilen.
Namias empfiehlt für das Kollodium folgende Zusammensetzung:
Alkohol absol 500 ccm
Äther 500 „
Kollodiumwolle ^5 vV^
Kryst. Jodstrontium 18 „
Bromammonium 2,5 „
(Moniteur de la Phot. X., 13.)
Patent - Nachrichten.
Anmeldungen.
57 c. H. 29 049. Als Lichtquelle benutzbare Trocken Vorrichtung ftlr photographische Bildbänder.
Chr. Halsmeyer, Düsseldorf, Harkotstr. 1. — 7. 10.02.
57 a. P. 13 849. Vorrichtung an Photographieautomaten zum Kippen der die Platten in den Bddem
tragenden Behälter. George Nicholas Pifer, Cleveland, V. St. A.; Vertr.: C. Groncrt &
W. Zimmermann, Berlin NW. 6. — 21.7.02.
57 b. A. 9606. Verfahren zur Übertragung von auf Celluloidunterlager hergesteUten Pigmentbildem
auf Papier. Akt.-Ges. für Anilin-Fabrikation, Berlin. — 2. 1.03.
57 c. G. 17 725. Rolle zum Glätten von durch Aufrollen nach einer Richtung gekrümmten Gcgco-
ständen, wie photographischen Films oder dergl. Ernst Friedrich Gerstäcker, Vrj'beid,
Transvaal; Vertr.: B. MOller-Tromp, Berlin SW. 12. — 12. 12. 02.
57 d. L. 15 528. Raster mit regelmässig wiederholten Gruppen gleichartiger Elemente. Hcnry
Lyon, Manchester, Engl.; Vertr.: Wilhelm KortOm, Berlin W. 8. — 13.5.01.
Erteilungen.
57b. 144 296. Verfahren zur Herstellung photogi'aphischer Kaseinschichten. Dr. Busse & Co.
Rüschlikon b. Zürich. — 5. 5. Ol.
57 c. 144 318. Schleuse zum Überführen photographischer Platten unter Lichtabschluss in frei-
stehende Behälter. Dr. Adolf Hesekiel, Berlin, LOtzowstr. 2. — 6. 11.02.
„ 1 44 409. Photographische Entwicklungvorrichtung, bei welcher das Licht vermittels Spiegel
oder dgl. durch den durchsichtigen Boden des die Platte und den Entwickler entbaltendeo
Behälters geworfen wird. Paul Friesel, Berlin, Neue Königstr. 35. — 9. 3.02.
57a. 144 754. Serienapparat mit mehreren Bilderreihen. Marie Sagl, Wien. — 8. 4.99.
Für die Redaktion verantwortlich: F. Hanoeke in Berlin
Verlag von (iustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin. — Druck von (iebr. l'ngcr in Berlin
274
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flu S
A. Richter, Lipine.
Thauwetter.
Neue Rollfilm-Packung.
Bereits im II. Maiheft hatten wir die Mitteilung gebracht, dass von der
Leipziger Buchbinderei-Akt.-Ges., vorm. Gustav Fritzsche eine neue Packung
für Rollfilms hergestellt worden ist, welche mancherlei Vorteile bietet. Nun-
mehr haben diese Spulen Eingang in die Praxis gefunden, und liefern bereits
verschiedene Rollfilmfabriken ihre Produkte in der Fritzscheschen Packungs-
weise. Der neuen Spuleneinrichtung ist die Bezeichnung »Vidil-Film« bei-
gelegt worden.
Wer die Vereinsberichte der letzten Jahre verfolgt hat, wird die Beob-
achtung gemacht haben, dass Diskussionen über das Arbeiten mit Rollfilms
sehr oft an der Tagesordnung waren. So viel gute Seiten auch der Gebrauch
von Rollfilms besitzt, so ist doch auch über verschiedene Mängel heftige
Klage gefuhrt worden. Da ist vor allem der häufig auftretende Fehler des
Erscheinens der Filmnumerierung auf den Negativbildern, wodurch unter
Umständen das ganze Bild zu verwerfen ist. Ferner passiert es manchen
Amateuren oft, dass beim Abrollen der Film behufs Zcrschneidens der einzelnen
Aufnahmen die auf dem Papierbande markierten Grenzstriche verschoben
werden und dann der Durchschnitt des Film an unrichtiger Stelle erfolgt.
Des weiteren ist häufig der Wunsch laut geworden, dass man auch einzelne
Aufnahmen, bevor die ganze Rolle durchexponiert ist, zur Entwicklung heraus-
nehmen könnte.
All diese Punkte haben bei der neuen Filmpackungsform Berücksichtigung
gefunden. Ein Durchdrucken der Nummern ist hier ausgeschlossen. Zur
Vermeidung des Lockerns des Filmbandes beim Abrollen und Zerschneiden
15. IX 1908. Photogr. MitteUungen. Jahrg. 40.
35
275
ist eine Sperrvorrichtung angebracht. Auch einzelne Aufnahmen können ab-
getrennt und für sich entwickelt werden. Die Einrichtung der neuen Spulen
ist die folgende:
Auf einem weissen, transparenten Papierstreifen sind die Films einzeln, in
Grösse der gebräuchlichen Bildformate geschnitten [6x9 cm, 8x107, cm etc),
angeklebt; zwischen jedem Filmblatt und dem weissen Papier ist ein schwarzes
Gelatineblatt eingelegt. Die Zeichennummerierung ist rückwärts auf dem
weissen Papier angebracht. Ein Durchdrucken der Zeichen resp. ein Ein-
dringen von Licht ist durch die Einschaltung des schwarzen, undurchsichtigen
Gelatineblattes vermieden.
Zwischen den einzelnen Films ist auf dem transparenten Papierbande
immer ein den Films an Grösse gleicher Raum unbelegt gelassen, so dass
nach Aufrollung des Filmblatts ein Stück transparentes Papier in den
Focus gelangt. Dasselbe vertritt die Stelle einer Mattscheibe, und wird so
die Möglichkeit geschaffen, die Wirkung eines Bildes vor der Aufnahme zu
prüfen, analog wie es bei den gewöhnlichen Landschaftscameras geschieht.
Natürlich sind die Mattscheibenfelder ebenfalls markiert, so dass man am
roten Fenster der Camera stets ablesen kann, ob Film oder Mattscheibe
eingestellt ist. Für die Benutzung der Mattscheiben ist es erforderlich, an
der Rückwand der Camera einen besonderen Lichtschirm anzubringen. —
Das transparente Band des Vidil-Films hat infolge der Einschaltung der Matt-
scheibenfelder die doppelte Länge eines gewöhnlichen Filmschutzbandes.
Da die Films in einzelnen Blättern auf dem Papierband befestigt sind,
so kann mit Leichtigkeit irgend eine beliebige Aufnahme herausgetrennt
werden, während die anderen Filmblätter auf dem Band verbleiben. Die
Films sind auf dem Untergrundpapier mit einer Randkante angeklebt und sind
durch eine Perforierlinie leicht von der Unterlage zu trennen Durch die
A. Richter, Lipine.
Nach dem Gewitter.
276
A. Richter, Lipine.
Oberschlesisches Dorf.
sehr sinnreiche Sperrvorrichtung ist eine Lockerung der ganzen Filmlage beim
Abrollen vermieden, ebenso erleichtert sie auch ein festes Wiederaufrollen
des Bandes.
Muster von Films in der geschilderten Verpackung, und zwar eine Spule
für 3 Aufnahmen haben uns von der Deutschen Rollfilms-Gesellschaft-
Köln-Frankfurt und von Johannes Herzog & Co.-Hemelingen vorgelegen.
Da die neue Packung in der Tat vielen bisher gerügten Übelständen bei
dem Gebrauch der Rollfilms abhilft, so dürfte dieselbe alle Amateure, welche
mit Rollfilms arbeiten, auf das lebhafteste interessieren, zumal durch die
neue Packung kein Preisaufschlag eintreten soll.
Die Rollfilms haben jedenfalls in den letzten Jahren eine immer stärkere
Verbreitung gefunden. Wir möchten hier nicht unerwähnt lassen, dass es
die Kodak Gesellschaft war, welche die ersten, so bequemen Spulen mit
Tageslichtwechslung auf den Markt gebracht hat und dadurch sicher zu dem
grossen Zuwachs, den die Amateurphotographie genommen hat, viel bei-
getragen hat. P. H.
Zu unseren Bildern.
In unserem Tafelbilde „Weiden im Vorfrühlung**, das eine Ergänzung zu den
im ersten Monatsheft" gebotenen Leistungen Otto Scharfs bildet, haben wir ver-
sucht, den Effekt des mehrfarbigen Gummidrucks durch Reproduktion in zwei Farben
wiederzugeben. Die Zeitschriften sind ja mit der üblichen Reproduktionsart den
mehrfarbigen Gummidrucken gegenüber, die von den Kunstphotographen jetzt ver-
hältnismässig stark kultiviert werden, in einer üblen Lage. Gibt man sie in Schwarz-
Weiss der Autotypie wieder, so geht meist der ganze Reiz verloren. Man hört
häufig eine Parallele mit den Werken der Malerei ziehen, die ja auch farblos in den
277
Kunstzeitschriften reproduziert werden. Das ist aber kein ganz entsprechender Fall,
denn ein Gemälde ist unter allen Umständen eine viel persönlichere, eigenere Leistung,
als sie von der Photographie selbst im Gummidruck erreicht werden kann. Im
Gemälde spricht sich in viel höherem Masse als in der Photographie die Auffassung,
die Seele des Künstlers aus. Und dieses Etwas persönlichster Auffassung, von dem
der Wert des Kunstwerks abhängt, dokumentirt sich nicht nur in der Wahl der
Farben, sondern überhaupt in der ganzen technischen Behandlung, deren Wesen auch
in die Reproduktion übergeht. Daher steckt in farblosen Gemäldereproduktionen
immer noch etwas vom Geist des Künstlers, ein schwacher Wiederschein von der
Wirkung des Originals. — In Photographien aber spricht, wenn man sie nicht gerade
direkt mit der Hand verändert, wie es St eichen beispielsweise thut, selbst beim
Gummidruck immer noch mehr die Natur als die Eigenart des Photographen, so
sehr letzterer auch zum Gelingen des Bildes beitragen mag. Die Farbe nun fügt
den Gummidrucken plötzlich ein ganz neues Element hinzu, und sie wirkt gerade
dadurch so überraschend, dass sie meist stilisiert, also etwa im Sinne der Original-
litographien, nicht zur Erzeugung eines naturalistischen Effektes, sondern nur zur
Erhöhun;^ der Stimmung verwandt wird. Hier aber bringt der Gummist wirklich
ein ganz eigenes Element in das Bild hinein, das von der Natur ganz unabhängig ist
und daher, wenn es glücklich gegriffen, zu ganz überraschenden Wirkungen führt
Übertragen wir aber die farbigen Sachen in die farblose Reproduktion, so geht mit
der Farbe das reizvoll Persönhche fort, und es bleibt vorwiegend das Photographische
übrig.
Im vorliegenden Fall, auf Scharf s Bild, war es zudem noch fast unmöglich,
farblos den Himmel wiederzugeben, da sich das Weiss der Wolken vom Blau des
Firmaments fast nur durch die Farbe, nicht im Ton wert trennte. So wählten
wir den Unterdruck einer Blauplatte, um doch einigermassen das wiederzugeben,
was das Original zeigt. Auch so kann es natürlich nur eine entfernte Annäherung
F. Lüders, Hamburg.
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sein, denn das Ori-
ginal ist nicht nur in
zwei , sondern in
vielen Farben ge-
druckt. Die Land-
schaft, und besonders
das Terrain , zeigt
zahlreiche, feine Far-
benabstufungen, die
sich zweifarbig nicht
treffen lassen.
Das Motiv des
Bildes beweist wie-
der das im vorher-
gehenden Heft Ge-
sagte. Viele würden
an solchem einfachen
Vorwurf vorüber-
gehen, ohne etwas
zu sehen. Freilich
merkt man sehr
wohl, dass Scharf
lange gesucht hat,
bis er den Standpunkt
für dieses Bild fand,
von dem aus die
Linien der male-
rischen Weiden und
des Wasserlaufs sich
zum Bild zusammen-
schlössen. Der Him-
mel ist in der Reproduktion etwas wollig geworden, ohne ihn aber verliert das Bild
erheblich an Bedeutung. — Man vernimmt häufig, dass Amateure sich für die
Wirkungslosigkeit ihrer Motive mit der landschaftlichen Armut der Gegend, in der
sie leben müssen, entschuldigen. Dieser Grund trifft selten zu, denn es ist kaum
ein Stück Erde so arm, dass sich nicht für die Photographie Motive darauf finden
wenn man nur beobachtet und sucht. Ja, was in der Natur sehr einfach und fast
eintönig aussieht — viele Motive der Flachlandschaft — wirkt häufig gut in der
Photographie, während die „bedeutende" Landschaft — Gebirgspanoramen , Fern-
sichten von hochgelegenen Punkten — meist zu sehr wirkungslosen Bildchen zu-
sammenschrumpfen.
A. Richter-Lipine weiss allerdings die Grösse der italienischen Landschaft in
der Photographie gut zum Ausdruck zu bringen, aber hauptsächlich dadureh, dass
er ihr im Gummidruck Vereinfachung und Ruhe zu geben versteht. Wenn dabei
die flächige Behandlung, besonders in den Lichtern, beinahe ein wenig zu dekorativ
wirkt, so ist die Bearbeitung im allgemeinen doch in den Grenzen gehalten, die das
Edgar Muster, Berlin.
Aus den Ortler Alpen.
279
ganze Bild noch als organische Photographie erkennen lassen. Interessant ist es,
diese italienischen Bilder mit denen zu vergleichen, die Richter nach heimatlichen
Motiven machte. Die Reisebilder sind zwar durch die nachträgliche Behandlung im
Gummidruck zu starkem Effekt gebracht, aber intimer und mehr vom Gefühl durch-
drungen sind zweifellos die kleinen Bildchen dörflicher Motive, die der Autor daheim
in Oberschlesien fertigte, in einer Landschaft, die seinem Empfinden näher lag. Er
hat sich in diese Natur mehr eingelebt.
Das Winterbild von Peter Luders -Hamburg, welches neben Edgar Musters
tüchtigen Alpenlandschaften das Heft vervollständigt, ist in den Linien recht hübsch
und originell. Nicht gut wirken die durch Unterexposition übermässig schwarz
gekommenen Bäume und Häuser des Hintergrundes; sie sind nicht natürlich genug,
wenn auch ein gewisser Effekt durch dies harte Nebeneinanderstellen von ungebrochenen
Licht- und Schattentönen vielleicht erreicht wird.
Über Worels direkte Farbenphotographie.
(Fortsetzung von Seite 251.)
Nachdruck und Übersetzung verholen.
Die aktiven Stoffe des Verfahrens.
I. Die Farben. >)
a) Primrose ä l'alcool ist das Kaliumsalz des TetrabromfluorescelnäthylesterN
Der in Verwendung gezogene Farbstoff des Handels ergab den Schmelzpunkt bei
270°, verflüchtigte bei 275° mit Hinterlassung eines Rückstandes, der in Alkohol
sich mit roter Farbe löste.
b) Viktoriablau B, das Chlorhydrat des Phenyltetramethyltriamido - * - naphtvl-
diphenylcarbinols. Die verwendete Handelsware ergab den Schmelzpunkt bei 200°,
Verflüchtigung bei 210°, Rückstand dunkle Masse.
c) Auramin, das Chlor hydrat des Amidotetramethyldiamido-diphenylmethans^.
Der verwendete Farbstoff zeigte den Schmelzpunkt bei 177*^, Verflüchtigung bei 195°.
Produkt dunkelbraune Masse.
d) Curcumin, Pflanzenfarbstoff aus der Wurzel von Curcuma longa und viridi-
flora. Schmelzpunkt bei 130°, Verflüchtigung bei 200°.
e) Cyanin ziehen wir nicht in den Kreis unserer Besprechung, weil dessen Ver-
wendung bei dem Verfahren durchaus unerlässlich ist.
2. Bleichungsförderer.
Anethol, der Methyläther des Anols. Er findet sich in den ätherischen Ölen
des gewöhnlichen Anis, des Sternanis, des Fenchels und des Estragons (Artemisia
Dranunculus-L.). Formel; CHjCH : CH • CgH^ • O • CH,. Schmelzpunkt bei 21®,
Siedepunkt 232°.
Anethol erleidet bei monatelangem Stehen in der Sonne eine polymere Modi-
fikation zu Photoanethol, das geruch- und geschmacklos ist. Welchen Einfluss diese
Modifikation bei unserem Verfahren üben kann, ist noch nicht völlig untersucht und
werden die diesfälligen Resuhate in einer späteren Zeit mitgeteilt werden.
1) Schultz und Julius: Tabell. Übersicht der im Handel beßndlichen kflnstlicfaen organischen
Farbstoffe (Berlin, Gärtners Verlag).
280
Aber nicht allein Anethol vermag die Bleichung der Farbstoffe im Licht zu bc-
gtinstigen. In der Gruppe der ätherischen Öle finden wir manche andere, welche
diese Eigenschaft aufweisen, dagegen wieder andere, welche die Bleichung nicht
fördern.
Wir lassen die Tabelle der im Handel häufig vorkommenden ätherischen Öle etc.,
bei Angabe ihres Verhaltens als Zusätze zum Farbbade folgen:
Ätherisches Öl
(Stearopten)
etc.
fördert
die
Bleich-
ung
Bergamotten
Bittermandel (natürl.) . . .
Kümmel
Estragon
Pfeffer
Ingber
Apfelsinen
Geranium
Angelika —
Birken —
Bitterwurz —
Calmus —
Cardamon —
Krauseminz —
Macis —
Macisnuss —
Majoran —
Salbei —
Rauten —
Cura^aoschalen —
Sassafrass —
Sandelholz —
Sellerie 1
Quendel (Thymian) ... —
Kampfer —
Senf —
Pfefferminz 1
Rosmarin —
Fenchel 1
Lavendel 1
Thymian —
Sternanis 1
Citronen 1
Wachholder —
Zimmt —
Nelken —
Baldrian —
Cajeput —
fördert
nicht die
Bleich-
ung
oder nur
gering
Ätherisches Öl
(Stearopten)
etc.
fördert
die
Bleich-
ung
Terpentin —
Cumarin —
Persiko 1
Melissen 1
Polej -
Pomeranzen (süsse) ... —
Pomeranzenschalen. . . . —
Wintergrün
Badian 1
Piment —
Alant -
Pomeranzen (bittere) . . . —
Petersilien 1
Chamillen —
Kirschlorbeeren —
Koriander —
Bfirwurzel 1
Cedernholz 1
Dillen -
Galgant Wurzel —
Mirban —
Neroli 1
Rosen —
Spanisch Hopfen 1
Spik —
Weinbeeren —
Wermuth —
Cassia (Zimmt) —
Zimmtblüten —
Zwetschgenkern —
Anis (Anethol) 1
Eucalyptus (Eucalyptol) . .
Alantol —
Menthol —
Carvol —
Eugenol. —
Carvacrol —
fördert
nicht die
Bleich-
ung
oder nur
gering
1
1
Was uns bei Durchsicht dieser Tabelle zunächst auffällt, ist: dass das Terpentinöl
nicht zu der Gruppe der stärksten Bleichungsförderer zähh, wiewohl (die Bleichungs-
erscheinung der Farbstoffe als Oxydation betrachtet) gerade dieser Stoff als erster
281
Repräsentant erscheinen sollte. Die Untersuchungen, welche in den letzten Jahren M
mit dem Terpentinöl angestellt wurden, brachten die Überzeugung, dass dasselbe beim
Stehen an der Luft den Sauerstoff der Luft absorbiere, also eine Autoxydation erleide.
Als wahrscheinlich w^ird weiter hingestellt, dass dieser aktivierte Sauerstoff chemisch
gebunden ist, dass sich zunächst eine superoxydartige Verbindung durch Anlagerung
eines Moleküls Sauerstoff an die doppelte Bindung bildet und die Hälfte des auf-
genommenen Sauerstoffs leicht abgespalten wird, indem sie die Oxydation >onsi
nicht oxydabler Körper bewirken kann.
3. Bildträger.
Cellulose in Form von Papier mit schwacher Harzleimung. Untauglich ist Papier
mit Holzfaser, gut solches aus reiner Leinen- und Baumwollfaser, aber auch letzteres
entspricht nicht, wenn es mit tierischem Leim präpariert ist.
Die Auswahl des Papiers muss also mit aller Sorgfalt getroffen werden. Papier,
das nach Imprägnierung mit den Farbstoffen Rauhigkeiten und eine andere Färbung
aufweist, als sie die Farbbadlösung in der Durchsicht besitzt, dannPapier, das nach
Färbung und Trocknung helle Pünktchen auf seiner Oberfläche aufweist, ist zu ver-
werfen. Gut eignen sich die besseren Sorten der im Handel vorkommenden Papiere
für Aquarellmalerei, aber immer empfiehlt es sich, ehe man zu grösseren Arbeiten
schreitet, die Papiere vorher zu untersuchen und zu erproben, ob sie nach jeder
Richtung hin für den Prozess taugen.
Will man die Ursache der Untauglichkeit einer Papierprobe eruieren, so müssen
die bekannten Verfahren der Papieruntersuchungen angewendet werden. Diese er-
strecken sich auf die Untersuchung ob i. mineralische Bestandteile im Papier ent-
halten sind. 2. welcher Art die faserigen Bestandteile sind, 3. welche Leimung an-
gewendet wurde und 4. ob Säuren oder freies Chlor anwesend sind.
Die mineralischen Bestandteile werden durch Verbrennung des Papiers und
Untersuchung der Asche festgestellt. Über die faserigen Bestandteile gibt das
Mikroskop Aufschluss, doch kann das Erkennen von Holz, Jute usw. auch auf
chemischem Wege erlangt werden. Als Reagenzien dienen: 7«proz. wässerige Lösung
von Phloroglucin, sie färbt Papier mit Holzschliff purpurrot, wenn dasselbe zuerst
mit Salzsäure und dann mit dem Reagens betupft wird; i proz. Lösung von
schwefelsaurem Anilin färbt solches Papier gelb.
Die Untersuchung der Leimung geschieht in der Absicht, um zu erkennen, ob
Harzleim oder tierischer Leim verwendet wurde. Ersterer ist durch Auftropfen von
Jodtinktur auf das vorher feucht gemachte Papier durch Blaufärbung deshalb leicht
zu erkennen, weil dem Harzleim stets Stärke zugesetzt wird. Auf tierischen Leim
wird, wie folgt, reagiert: 8 g Papier, vorher zerkleinert, werden mit 100 g Wasser
so lange gekocht, bis das Quantum auf ca. 20 g sinkt. Dieses wird mit 5 um
5 proz. Ätznatronlauge und 5 ccm iproz. Sublimatlösung versetzt und 3 — 4 Minuten
gekocht. Bei tierischer Leimung wird das ausgeschiedene rotgelbe Quecksilberoxvd
schwarzgrau, bei Harzleimung grünlich.
Es wäre noch die Untersuchung des Papiers auf Anwesenheit von Säuren und
1) Publikationen Dr. Englers in den Berichten der Deutschen chemischen Gesellschaft,
Jahrg. 1897, 1898, 1900 und 1901.
282
^ 2C
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Jahrg. löQ7. Ki9B, 19<H» und l<>01.
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2 2
freiem Chlor zu er-
wähnen. Erstere ge-
schieht durch eine
sehr schwacheLösung
von Methylorange,
letztere durch Ab-
kochung des Papiers
und Zusatz von
I proz. Silbernitrat-
lüsung zum Koch-
vvasser. Bei An-
wesenheit von
freiem Chlor erfolgt
Trübung.
4. Lösungsmittel.
Chemisch reiner
Alkohol von 93 bis
95 pCt.
5. Verdickungs-
mittel zum Farb-
bad.
Dasselbe dient
dazu, um die Kon-
sistenz des Farbbades
zu erhöhen und soll
einesteils die Farb-
schichten am Papier
stärker machen, andererseits verhüten, dass das Farbbad allzu tief in die Masse des
Papiers eindringe. Für diesen Zweck hat sich am besten bewährt: Zusatz von
reinen Canadabalsam oder von Harzleim. Die Versuche andere Verdickungsmittel
heranzuziehen, z. B. Alkoholisnhe Leimlösung, CoUodion, Eiweiss, Schellack, Copal-
lack, Benzoeharz, Myrrhen, Weihrauch u. a. haben keine befriedigenden Resultate
zur Folge gehabt.
Harzleim ist nicht überall erhältlich, es sei daher erwähnt, wie man sich den-
selben leicht selbst herstellen kann.
50^ wasserfreie sogenannte Ammoniaksoda werden gelöst in 325^ destilliertem
Wasser, hierauf in einem Kochkolben erhitzt, 450 g gepulvertes reines Kolophonium-
harz zugegeben und unter häufigem Umrühren im Wasserbade 6 Stunden ge-
kocht, bis eine konsistente gleichmässige Masse entstanden ist. Hierauf wird ein
Teil davon in möglichst wenig Alkohol aufgelöst und dieser Teil dient als Zusatz
zum Farbbad. Der andere Teil des Harzleims kann in Flaschen mit Glasstöpsel
lange aufbewahrt werden.
6. Fixierungsmittel.
Schwefelsaures Kupferoxyd (Kupfervitriol), chemisch rein, oder das käufliche
Salz, durch Umkrystallisieren gereinigt und in kaltem destilliertem Wasser bis zur
15. IX. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 36
Edgar Muster, Berlin.
Aus Tirol.
283
Sättigung gelöst. — Der in der Anilinfärberei gebräuchliche Zusatz von Weinsäure
ist nachteilig und daher zu vermeiden.
K.
(Fortsetzung folgt.)
Kleine Mitteilungen.
Chlorbromsilber-Bmulsion für DiapOBlttyplatten und Papiere.
E. O Hadfield gibt für diejenigen, welche sich für ihren eigenen Bedarf Chlor-
bromsilberpapiere und -Platten herstellen wollen, folgende Emulsions- Vorschrift:
Lösung I. Silbernitrat 6,5 ^
Citronensäure 6,5 „
Dest. Wasser 90 „
Lösung 2. Chlornatrium 1,1»,
Bromkalium 2,6 „
Citronensäure 6,5 „
Nelson- Gelatine Nr. i 2,5 „
Dest. Wasser 90 „
Lösung 3. Nelson-Gelatine 13 „
lässt man in ausreichender Wassermenge quellen.
Lösung I und 2 werden auf ca. 40° C. erwärmt, dann wird (in der Dunkelkammer)
Lösung 2 nach und nach zu Lösung i gefügt und gut umgeschüttelt. Hierauf wird
die gequollene Gelatine zugegeben und dabei fortwährend mit einem Glasstab um-
gerührt. Ist alles in Lösung, so wird das Gefäss bedeckt, um jeden Lichteinfluss zu
verhindern, und so 12 Stunden stehen gelassen.
Nach der Reifung wird die Emulsion in kleine Stücke geschnitten, durch Cancvas
gepresst und in ein Glas mit kaltem Wasser gelassen. Man rührt mit einem Glas-
stab wiederholt um, giesst nach 6 Minuten das Wasser ab und frisches auf. Dieser
Wasserwechsel wird im ganzen 6 mal vorgenommen. Hiernach wird das Wasser
von der Emulsion durch Abpressen möglichst entfernt, die Emulsion in einem
geeigneten Gefäss geschmolzen und dazu in kleinen Portionen unter fortwährendem
Umrühren 15 ccm Alkohol gegeben; zum Schluss wird die Emulsion durch Batist-
tuch filtriert.
Die Emulsion ist jetzt gussfertig und kann sowohl für Papiere als Platten Ver-
wendung finden. Für ein ca. 16 X 23 cm Papierstück oder Platte sind ungefähr
15 ccm Emulsion ausreichend.
(Amat. Photographer XXXVII Nr. 974.)
Der Bisson-Llchtdruck^Prozess.
Über das Bisson- Verfahren, welches dem Lichtdruck ähnliche Drucke liefen,
gibt jetzt die Patentschrift näheren Aufschluss. Eine Metallplatte, am besten Kupfer,
wird zunächst gerauht, dann auf etwa 45° C. erwärmt und nun mit einer Lösung
überzogen, welche hauptsächlich aus folgenden Ingredienzen besteht:
Destillierte« Wasser (70° C.) 120^
Harte Gelatine 35 „
Kalium- oder Ammoniumbichromat . . 10 „
284
Alkohol 45 — 50 ccm
Eisessig i „
Nach dem Übergiessen mit dieser Chromatgelatine wird die Platte auf etwa
80^ C. erwärmt. Die Essigsäure bildet mit dem Kupfer essigsaures Kupfer, welches
eine feste Haftung der Gelatineschicht mit der Kupferplatte vermittelt. Die Platte
ist nach Erkalten kopierfähig. Für den Druck wird die Platte mit möglichst
wasserfreiem Glycerin befeuchtet.
Die so präparierten Platten besitzen folgende Vorzüge: Die Schicht haftet
dauernd und fest an der Metallplatte. Die Schicht ist ungewöhnlich zähe. Die
Schicht kann in jeder Stärke aufgetragen werden, so dass die Erzeugung hoher
Reliefs ermöglicht wird. (The Process Photogram. X. Nr. 114.)
Murexid-Tonung von Celloidinkopien nach C. Fleck.
C. Fleck empfiehlt zur Erzielung roter Töne auf Celloidinkopien die Anwendung
von Murexid. Die Kopien werden zunächst in folgende „Auschlorlösung" gebracht:
Destill. Wasser 2000 g
Cyankalium (98 pCt.) 2 „
Ammoniumchlorid 25 „
Natriumchlorid 50 „
Hiernach kommen die Bilder in eine zweite stärkere Auschlorlösung:
Destill. Wasser 5000 g
Cyankalium (98 pCt.) 10 „
Ammoniumchlorid 50 „
Natriumchlorid 150 »
Beide Bäder sollen mindestens 24 Stunden vor der Ingebrauchnahme an-
gesetzt sein.
Nach dem Auschloren werden die Kopieen 3 Minuten in fliessendem Wasser
gewaschen und dann in folgendes „Ausbleichbad" gelegt:
Destill. Wasser 1000^
Quecksilberchlorid 5 „
Natriumchlorid 5 „
Salzsäure, rein 5 Tropfen.
Sobald die Kopien gebleicht sind, werden sie wieder 5 Minuten in fliessendem
Wasser gewaschen und dann in das Murexid-Tonbad gebracht:
Destill. Wasser 1000^
Murexid .... 20 „
Ammoniak (0,910) 1—2 ccm
Hierin nehmen die Bilder einen schönen roten Ton an.
Liegen Kopien nach sehr harten Negativen vor, so bleiben jene so lange in der
Murexid- Lösung, bis die hellsten Stellen stark rot gefärbt sind, nachher übergeht man
dieselben mit einem in Auschlorlösung getauchten Wattebausch, spült dann die
Kopie rasch ab und wäscht zum Schluss 5 Minuten.
(Phot. Correspond. Nr. 513.)
Das Murexid gibt bekanntlich mit Metallsalzen unlösliche purpurfarbene Nieder-
schläge. Säuren zersetzen das Murexid. — Red.
285
Farbige Diapositive durch Änderung der Bntwicklerzusammensetzung.
Es ist bekannt, dass die Farbe der Schichten unserer Negative nicht nur von der Art
der Emulsion abhängig ist, sondern auch von der Dauer der Exposition, der Entwickler-
zusammensetzung usw. J. Roussel hat mit Chlorbromsilber -Diapositivplatten ivou
der Fabrik Jougla- Paris) in dieser Richtung Versuche angestellt und die verschieden-
artigsten Farbtöne erhalten. Er ging hierzu von folgendem Hydrochinon-Entwickler aus:
Lösung I : Hydrochinon .... 20 .^'
Natriumsulfit 100 „
Bromammonium 3 „
Wasser 1000 „
Lösung II: Ammoniak 70 „
Bromammonium 60 „
Wasser . . , 1000 „
Um Diapositive in roter Farbe zu erhalten, wurde bei einem Gasrundbrenner
in Entfernung von 1^ cm 2 Minuten belichtet und der Entwicker wie nachstehend
zusammengesetzt :
Lösung I I Teil
Lösung II I „
Wasser 2 Teile
Für violette Töne nimmt man gleiche Belichtung und folgenden Entwickler;
Lösung I I Teil
Lösung II I „
Alkohol (90°) 1 „
Ftir gelbe Töne ist die Expositionszeit bedeutend länger zu nehmen. Der Ent-
wickler hierzu ist:
Lösung I 40 ccm
Lösung II 40 »,
Wasser 80 »
Salpetersäure 30 — 40 Tropfen
Die Entwicklung selbst geht sehr langsam von statten (mehrere Stunden).
(Photo Revue 1903.)
Repertorium.
Einwirkung von Gasen und Dämpfen auf das latente Bild.
Dr. R. A. Reiss hat eine Reihe von Versuchen über die Einwirkung von
Gasen und Dämpfen auf das latente Bild angestellt und berichtet darüber in der
„Revue Suisse de Photographie XV, 6" folgendes:
Die Platten wurden in eine Glascuvette von 9,5 cm Länge, 5 cm Breite und
4,5 cm Tiefe eingestellt. Der Rand oben wurde mit etwas Vaselin eingerieben und
dann das Gefäss mittels einer Glasplatte luftdicht verschlossen. Die Platte selbst
ruhte auf einem Glasdreifuss. Bei den Versuchen wurde die Cuvette noch in eine
besonders lichtdicht verschlossene Plattenkiste gebracht. Die Platten waren normal
exponiert. Jede Platte wurde in drei Teile zerschnitten, zwei Stücke wurden den
Gasen ausgesetzt, das dritte Stück wurde zur Kontrolle zurückbehalten.
286
1. Wirkung von Schwefelwasserstoff. Am Boden der Cuvette befand
sich eine Schale mit gesättigter, wässeriger Schwefelwasserstofflösung. Die Dauer
der Einwirkung der Dämpfe auf die Platte betrug eine Stunde, die Zimmer-
temperatur war 22°. Beim Herausnehmen aus der Cuvette zeigte die Platte eine
graue metallische Oberfläche. Bei der Entwicklung ergab sich auf der Schichtseite
keine Spur eines Bildes, aber von der Glattseite bemerkte man sehr gut die einzelnen
Details. Nach der Fixage behielt die Platte ihre metallische Oberfläche; in der
Durchsicht war das Bild gut erkennbar, wenn auch mit einer sehr starken Gelb-
färbung.
2. Wirkung von Chlor. In das Gefäss wurde Chlorkalk eingeführt. Die
Einwirkung bei Zimmertemperatur währte lY« Stunde. Beim Herausnehmen hatte
die Platte ein nor-
males Aussehen.
Bei der Hervor-
rufung kam diese
Platte schneller als
die zurückgelegte
Kontrollplatte.
Nach Fixage und
Trocknung zeigte
erstere jedoch
Schleier ung. Bei
272Stündigem Ver-
weilen in der
Cuvette ergab die
Platte schon bei
der Entwicklung
einen leichten
Schleier.
3. Wirkung
von Bromdäm-
pfen. Am Boden
des Gefässes be-
fand sich Brom mit etwas Wasser. Die Dauer der Einwirkung der Bromdämpfe
war i^j Stunde, Zimmertemperatur ca. 20°. Die Platte erwies sich äusserlich nach
dieser Zeit unverändert. Bei der Entwicklung erschien das Bild viel langsamer als
bei der zurückbehaltenen Vergleichsplatte, ferner kam ein Bild nur in der Mitte der
Platte zum Vorschein, die Ränder zeigten nichts. Nach der Fixage zeigten sich die
erschienenen Bildteile bedeutend schwächer als bei der Vergleichsplatte; die Ränder
waren durchsichtig, ohne jede Bildspur.
4. Wirkung von Joddämpfen. Die Versuche wurden wie oben angestelh.
Das Jod wurde in Blättern verwendet. Die Einwirkungsdauer bei Zimmertemperatur
war 8 Stunden. Nach dieser Einwirkung zeigte die Schicht der Platte eine dunklere
Färbung. Bei der Her vorruf ung kam das Bild nicht viel langsamer zum Vorschein
als bei der Kontrollplatte. Trotz langer Entwicklung blieb jedoch das Bild sehr
schwach. Nach der Fixage hatte das sehr dünne Negativ eine viel grössere Brillanz
als das Vergleichsnegativ.
5. Einwirkung von Salzsäuredämpfen. In die Cuvette wurde etwas
konzentrierte Salzsäure gebracht; Einwirkungsdauer bei Zimmertemperatur 1 Stunde.
Die Platte besass bei der Herausnahme ein normales Aussehen, ausgenommen ihre
Aufnahme eines Blitzes von Th. Würz, Winterthur.
287
Ränder, welche heller erschienen und sich beim Berühren klebrig zeigten. Die
Entwicklung ergab in der Mitte ein schwaches, schleiriges Bild, die Ränder blieben
nach der Fixage vollständig durchsichtig und lösten sich etwas vom Glase los. Bei
längerer Einwirkung der Salzsäure (3 Stunden) entwickelte sich kein Bild mehr und
nach der Fixage verblieb eine völlig transparente Schicht von körniger Oberfläche.
6. Einwirkung der Dämpfe von Eisessig. Nach einständiger Exposition
zeigte sich die Mitte der Platte normal, die Ränder waren hell und klebrig. Bei
der Entwicklung kam diese Platte später als die Vergleichsplatte und zwar erschien
das Bild zuerst in der Mitte, die Ränder kamen später, wurden dann aber bald
dunkler als der übrige Teil des Negativs. Nach der Fixage und Trocknung war das
Negativ dichter als die Kontrollplatte, ihre Ränder waren noch schwärzer, die
Gelatineschicht teilweise angegriffen, über dem Ganzen lag ein Schleier.
Nach einer Einwirkung von 22 Stunden wurde der Entwickler zunächst ab-
gestossen, dann zeigten sich unregelmässige, graue, wellenförmige Streifen quer
über der Platte, daneben wurde ein sehr schwaches Bild beobachtet; die Ränder
zeigten keine Bildspuren.
7. Einwirkung der Kohlensäure. In das Gefäss wurde eine wässrige
Lösung von Kaliumcarbonat gebracht und hierzu Zitronensäure gegeben; die sich
entwickelnde Kohlensäure verjagte zunächst die Luft aus dem Rezipienten. Nach
wenigen Augenblicken wurde die Platte eingestellt und das Gefäss verschlossen. Nach
einstündigem Liegen wurde sie zugleich mit dem Kontrollstreifen entwickelt; beide
kamen zu gleicher Zeit, aber die mit Kohlensäure behandelte hatte starken Schleier.
8. Einwirkung von Ammoniak. Am Boden befand sich eine wässrige
Lösung von Ammoniak. Nach einstündiger Einwirkung hatte die Platte noch ein
normales Aussehen. Bei der Entwicklung kam die dem Ammoniak ausgesetzte
Platte schwächer als die Vergleichsplatte. Nach der Fixage und Trocknung zeigten
beide Negative keine bemerkenswerten Unterschiede. Dasselbe Resultat ergab sich
bei 27» stündiger Einwirkung des Ammoniaks.
9. Einwirkung von Formalindämpfen. Hier bekam die Platte nach
i7a Stunde ein anormales Aussehen. Nach sehr langer Behandlung mit der Ent-
wicklerlösung zeigte sich ein schwaches Bild. Bei der Fixage löste sich die Gelatine-
schicht vollständig vom Glase ab, und die Entfernung des Bromsilbers von der Haut
vollzog sich in der Fixiernatronlösung sehr langsam. Die Negativhaut war sehr zähe
und hatte nach dem Waschen und Trocknen eine weisse Färbung. Eine Einwirkung
des Förmalins auf 22 Stunden ergab das gleiche Resuhat.
10. Einwirkung von Chloroformdämpfen. Die Einwirkungsdauer betrug
I Stunde. Die Entwicklung vollzog sich langsamer als bei der Vergleichsplatte,
ferner trat Schleierung ein. Nach Fixage und Trocknung erschien das Bild ein
wenig schwächer und als beim Vergleichsnegativ. Bei allen weiteren Versuchen
ergaben sich stets gleiche Bildresultate mit Schleier.
11. Einwirkung von Terpentinöl. Nach einer dreistündigen Einwirkung der
Terpentindämpfe konnten an der entwickelten, fixierten und getrockneten Platte keine
bemerkenswerten Verschiedenheiten wahrgenommen werden. Bei 24 stündiger Ein-
wirkung schwärzten sich bei der Entwicklung die Ränder der Platte, welche dem Ge-
fäss mit Terpentin am nächsten gestanden hatten, sehr schnell und intensiv. Die Ränder
blieben auch nach der Fixage tiefschwarz, daS^Bild selbst war vollständig verschleiert.
12. Einwirkung von Zigarrenrauch. In das Gefäss wurde von Zeit zu
Zeit Zigarrenrauch eingeblasen. Nach einstündiger Behandlung hatte die Platte ihr
normales Aussehen bewahrt, bei der Entwickung erschien das Bild jedoch viel
langsamer als bei der Vergleichsplatte, auch wurde der Entwickler von der Schicht-
288
fläche zurückgestossen. Nach beendeter Entwicklung ergab das Negativ ein weniger
dichtes Bild als die Vergleichsplatte.
Die Versuche dieser Art werden von Dr. Reiss fortgesetzt, und sind die Mit-
teilungen, insbesondere für die Aufbewahrung von Negativen, sicher von grossem
Interesse.
Pigmentdrucke auf Metallplatten mit polierter und mattierter Oberfläche.
A. J. J arm an gibt für die Übertragung von Pigmentbildern auf Metallplatten
folgende Anweisungen.
Liegen Messing-, Nickel- plattierte Kupfer- oder Bronzeplatten vor, so ist es
ratsam, die Flächen vor dem Übertrag des Pigmentdrucks mit einem Kollodium-
überzug zu versehen, denn die Chromsäure greift Zink und Nickel an.
Für die Sensibilisierung des Pigmentpapiers wird folgendes Bad empfohlen:
Kaliumbichromat 60^
Wasser 1500 „
Glycerin 15 Tropfen
Salicylsäure (gelöst in heissem Wasser) . i ccm
Ammoniumcarbonat 2, 5 ^
Wird eine mattierte Oberfläche gewünscht, z.B. auf einer Kupfer- oder Aluminium-
platte, so wird letztere zuvor poliert, dann in loprozentige Kalilauge gebracht,
darnach gut abgewaschen und getrocknet. Sobald die Platte trocken ist, wird die
Rückseite mit einem Schellack- oder Asphaltüberzug versehen. Nach dieser Trocknung
wird die Platte unter Wasser mit Holzkohle abgerieben und dann durch Eintauchen
in ein Bad von
Salpetersäure 30 ccm
Wasser 600 „
gekörnt. Soll das Korn ein gröberes werden, so ist weniger Wasser zu nehmen.
Nach dieser Ätzung wird die Platte mit Wasser abgespült, dann mit einer feinen
Drahtbürste abgerieben und schliesslich in heissem Wasser abgewaschen.
Bei Anwendung von Aluminiumplatten ist Salzsäure statt Salpetersäure zu
nehmen. Die Verdünnungsverhältnisse können die gleichen sein; nur füge man noch
15 g Kochsalz der Lösung zu. Letzteres setzt die starke Wirkung der Säure herab.
Das Kopieren des Pigmentpapiers geschieht wie bekaont Die Metallplatte wird
in Lauge gelegt, mit einem Wattebausch abgerieben und mit kaltem Wasser abgespült.
Das Pigmentpapier wird wie üblich eingeweicht. Dann werden Platte und Papier
in eine kalte Lösung von
Zucker Siog
Wasser 600 „
gebracht, zusammen herausgenommen und mit dem Quetscher übergangen. Man
lässt die Platte 15 — 20 Minuten stehen, legt sie dann zunächst auf i — 2 Minuten in
kaltes Wasser und entwickelt hiernach in warmem Wasser. Nach vollständiger Ent-
wicklung wird die Platte mit kaltem Wasser abgespült, dann zur Härtung der Schicht
auf 5 Minuten in ein Bad von
Alaun 60^
Wasser 3000 „
gelegt, nachher wieder abgespült und nunmehr zum Trocknen aufgestellt. Es ist
bekannt, dass Pigmentdrucke auf Silber- und Aluminiumplatten eine ausgezeichnete
Wirkung besitzen. (Wilsons Photographic Magazine Nr. 559).
289
Literatur.
Adressbuch der photograpischen Ateliers, der photochemigrapbischen Kunstanstalten und
Lichtdruckereien, sowie sämtlicher Fabriken und Handlungen photographischer Apparate, UtensiBen
und Bedarfsartikel Deutschlands. 4. Jahrgang. 1903. Leipzig, Verlag von Eisenschmidt &
Schulze. Der vorliegende Jahrgang dieses Adressbuchs zeichnet sich durch ein sehr reichhaltiges
Material aus und scheint, soweit dies kurz festzustellen ist, auch in der Vollständigkeit der Adressen
allen Ansprüchen zu genügen. Die Ausstattung ist recht gut, und können wir das Bach allen
Interessenten empfehlen. S.
F. Stolze, Chemie für Photographen. Unter besonderer Berücksichtigung des photo-
graphischen Fachunterrichts. Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S. Für die erfolgreiche
Ausübung der Photographie, namentlich für die Herstellung der verschiedenen Präparate des
Negativ- und Positivprozesses sind allgemeine chemische Kenntnisse ein Haupterfordernis. Das
vorliegende Werk bietet dem Photographen eine vortreffliche Einführung in das Gebiet der Chemie,
es enthält auch eine kurze Anweisung der wichtigsten Reagentien. P. H.
A. von Hübl, Die Ozotypie. Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S. Die Ozotypie ist
ein Verfahren, welches noch nicht recht klappen will. Erst kürzlich (siehe Seite 272) veröffent-
lichte Manly, der Erfinder der Ozotypie, wieder neue Arbeitsvorschriften, von Hübl verbreitet
sich in seiner Broschüre Über die Theorie und Praxis der Ozotypie und berichtet über eigene
wertvolle Versuche in diesem interessanten Kopierprozesse.
G. Pizzighelli, Die photographischen Prozesse. Dargestellt für Amateure und Touristen.
3. verbesserte Auflage, bearbeitet von Curt Mische wski. Mit 221 Textbildern. Verlag von
Wilhelm Knapp, Halle a. S. Wohl jedem, der sich mit Photographie beschäftigt, ist der
Name Pizzighelli bekannt; wir verdanken ihm u. a. den Platinauskopierprozess. Pizzighellis
Lehrbücher sind zufolge ihrer zuverlässigen Angaben und vortrefflichen praktischen Winke a&-
gemein anerkannt. Der vorliegende Band bildet den 2. Teil des grossen Pizzighellischeo
Handbuchs der Photographie, dessen Neuherausgabe von Herrn CurtMiscbewski besorgt worden
ist. Im Vorwort des Werkes wäre es vielleicht angebracht erschienen, zu bemerken, warum
Herr Pizzighelli, welcher jetzt in Florenz lebt und den Vorsitz der Societa Fotograf! ca Italiana
führt, sowie eine vortreffliche italienische Zeitschrift herausgibt, sein Handbuch nicht mehr selbst
bearbeitet.
Ferner gingen bei der Redaktion ein:
Katalog der Ausstellung des Deutschen Photographen- Vereins in Dresden. Mit 1 7 Kunst-
beilagen in Autotypie. Preis 50 Pf. (franko).
Katalog der internationalen Ausstellung für Photographie und graphische Künste zu
Mainz. (Veranstaltet vom Süddeutschen Photographen verein). Mit 8 Bildbeilagen.
Katalog der Ausstellung der Oriental Photographic Association, Tokyo.
Patent - Nachrichten.
Anmeldungen.
57 b. P. 12 302. Verfahren zur Herstellung von lichtempfindlicher Halogcnsilbergelatine. Elektro-
und Photochemische Industrie G. m. b. H., Berlin. — 20. 2. 01.
„ F. 17 325. Rollfilm für Dreifarbenphotographie. Hugo Fritzsche, Leipzig-Gohlis, Fechner-
strasse 4.-27. 2. 03.
K. 24 782. Tageslichtrollfilm. Kodak, G. m. b. H., Berlin. — 21. 2. 03.
Erteilungen.
42h. 145 014. Zusammenlegbarer Projektionsapparat. Dr. Franz Stoedtner, Berlin, Bremer-
strasse 56. — 11. 9. 01 .
57 a. 145 005. Verfahren zum Einkopieren von Inschriften in die einzelnen Bilder von Serien-
films. Carl Späth, Fürstenstr. 8 und Emil Grabsch, Novalisstr. 14, Berlin. — 20. 8. 02.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanneke in Berlin.
Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlia — Druck von Gebr. Unger in Berlin.
290
C. J. von Dühren, Berlin.
Bildnis des Malers Fidus.
Entwicklung von Chlorbromsilberpapieren
in verschiedenen Farben.
Nachdem wir über die allgemeine Behandlung der Chlorbromsilberpapiere ^)
uns vor kurzem verbreitet haben ^), wollen wir jetzt einmal experimentell die
Erzeugung verschiedenartiger Töne mit ein und demselben Entwickler in
wechselnder Zusammensetzung verfolgen. Ich bemerke hierzu nochmals, dass
die Erzielung verschiedenartiger Töne, wie gelbrot, rötel, rotbraun, sepia,
schwarz, nicht nur mit einigen wenigen Entvvicklersubstanzen möglich ist, sondern
fast mit sämtlichen Entwicklern, natürlich weichen die speziellen Rezepte der
Lösungen in ihren Zusammensetzungen von einander ab. Ferner ist zu beachten,
dass die Lösung der vorliegenden Chlorbromsilberpapierqualität anzupassen ist,
denn die Schichten der einzelnen Fabrikate sind nicht einander völlig gleich.
Für die Versuche benutzte ich die stumpfen (matten) Chlorbromsilber-
papiere von Webe r-Mügeln (Blitzpapier). Dr.Riebensahm & Posseldt(Riepos-
Tardo) und von der Neuen Photographischen Gesellschaft-Steglitz (Lenta). Als
Entwicklersubstanz wählte ich das überall leicht erhältliche Hydrochinon.
Es wurden normale, nicht zu stark gedeckte Negative verwendet. Die
Exposition fand bei einer gewöhnlichen Stearinkerze in 15^;// Entfernung statt.
1) Das sind u. a. die Marken Velox-, Dekko-, Tula-, Blitz-", Ricpos-Taido-, Lenta-, Gaslichtpapier.
2) Siehe den Aufsatz Seite 243.
1 X. 1903. PhotogT. Mitteilungen. Jahrg 40.
37
291
Schwarze Töne, meist mit einem schwachen Stich ins Bläuliche, erhielt
ich bei einer Exposition von 3 bis 5 Minuten und Benutzung folgenden Ent-
wicklers:
Hydrochinon 2 g
Natriumsulfit krystallis 10 »
Wasser 100 ccm
10 proz. Pottaschelösung . . . 200 »
Für eine 9x12 cm Kopie wurden 40 ccm dieser Lösung und 4 Tropfen
10 prozentige Bromkalilösung genommen. Sobald das Bild in voller Kraft
heraus ist, was in wenigen Sekunden der Fall ist, wird dasselbe auf 10 Minuten
in ein Fixierbad, wie nachstehend angegeben, gebracht und darnach gewässert
(iVt Stunden bei sechsmaligem Wasserwechsel)
Fixiernatron ^O g
Alaun 10 »
Wasser 5CX) »
Die bereits be-
nutzte Entwickler-
lösung konnte noch
ein zweites und
drittes Mal benutzt
werden, ohne dass
die Töne jnerkliche
Unt(;rschiede auf-
wiesen.
Wird die Ex-
position verlängert
und der Entwick-
lungsgang verlang-
samt, so erhält
man Färbungen
von Sepia, Rot-
braun, Rötel und
rötlich Gelb. Wur-
den z. B. 1 5 ccm der
Entwicklerlösung
mit 45 ccm Wasser
verdünnt und i Trop-
fen Bromkalilösung
zugesetzt, so er-
gaben sich auf
Blitz- und Lenta-
papier bei 10 Min.
Belichtung Sepia-
töne. — 10 ccm
C. J. von Duhren, Berlin.
292
Entwickler mit 60 ccm
Wasser und 3 Tropfen
Rromkalilösung liefer-
ten bei 25 Minuten
Kxposition rötliche
und gelbliche Töne.
Die Schalen sind
während der Entwick-
lung hin und wieder
zu schaukeln.
Die Hauptrolle
für die Erzielung dieser
verschiedenen Fär-
bungen spielt neben
der Beschaffenheit der
Kmulsionschicht die
Exposition, der Ver-
d ünnungsgr ad des Ent-
wicklers und der Brom-
kaligehalt des letzteren.
Gleiche Braun- und
Rötelfärbungen konnte
ich auch mit Entwick-
lern ohne Sulfitgehalt
erreichen. Kalt und
wa rm s e p i a färbe ne
liilder ergaben sich
bei einer Exposition
von ca. 8 — 10 Minuten
C. J. von Döhren, Berlin.
und folgender Entwickler-Zusammensetzung.
Hydrochinonlösung 2 ccm
2 proz.
IG proz. Pottaschelösung 4 »
Wasser 75 *
IG proz. Bromkalilösung i Tropfen
Das Bild erscheint in dem Entwickler zuerst in rötlich violetter Färbung,
welche bald in Braun übergeht. Bei der Fixierung wird die Farbe heller,
nach Trocknung des Bildes wird der Ton dunkler.
Gehen wir mit der Exposition weiter hinauf, 20 — 5G Minuten, und ver-
wenden wir die zuletzt angegebene Entwicklerlösung (ohne Natriumsulfit) mit
3 Tropfen Bromkalilösung, so erhalten wir nach beendigter Fixage ein wärmeres
Braun, welches häufig einen Stich nach Violett besitzt.
Auch hier wie bei den nachfolgend beschriebenen Versuchen ist zu be-
merken, dass die Färbung, welche das Bild im Entwickler zeigt, nach dem
Fixieren sich stets etwas ändert.
Purpurbraune und Röteltöne erhält man auf mattem Blitz- und
293
Lentapapier bei einer Exposition von ca. 40 — 60 Minuten und Zugabe von
6 — 10 Tropfen zu der oben angeführten Entwicklerlösung ohne Sulfit.
Was die Entwicklungsdauer der Bilder in den verschiedenen Tönen an-
betrifft, so erfordern die schwarzen und kalten braunen Töne die kürzeste Zeit.
Die Entwicklung der wärmeren braunen Töne in verdünnten Lösungen betrug
I — 3 Minuten und die der Röteltone 3 — 4 Minuten.
Die Belichtungszeiten lassen sich natürlich bedeutend abkürzen, wenn
man Gas- oder Auerbrenner in Benutzung nimmt. Letzere Leuchtquellen
empfehlen sich schon der Billigkeit wegen mehr.
Bis jetzt hat man in der photographischen Praxis von solchen Bild-
färbungen durch Varia-
tionen in Exposition
und Entwickluugs-
zusammensetzung
noch wenig Gebrauch
gemacht. Allerdings
erfordern diese Pro-
zesse eine sehr pein-
liche Kontrolle der
Belichtung und des
Entwicklers, wenn die
Kopien klar, ohne
Schleier, und die Färb
töne gleichmässig nach
Wunsch ausfallen
sollen. Aus diesem
Grunde mag der Prak-
tiker es vielleicht vor-
ziehen, Papiere mit
Bromsilberemulsion zu
benutzen und die-
selben nachher in
Uran- und Kupfer-
tonbädern zu färben.
Hier hat der Photo-
graph es leichter in
der Hand, eine Auf-
lage in bestimmten
und gleichmässigen
Tönen zu liefern.
Auch die Lichtbestän-
digkeit der mit Uran-
und Kupfersalzen ge-
von Dühicn, BtiüM. Fischer. tontcn Kopicen ist
1- ..• 1 h'
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Auch die Lichthe-
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tonten Kopieen
enü'e n .l^Liimp ,aeriin rE<,
F^'iO'ugr. Wirtei^unqen XL..
eine vollkommen ausreichende. Bemerkt sei noch, dass auch die schwarzen
Chlorbromsilberkopien mit Uran und Kupfer getont werden können.
P. Hanneke.
Von neuer Porträtphotographie.
(Zu unseren Bildern.)
Es ist ein sehr erfreuliches Zeichen, dass auch bei uns in Deutschland die
Berufsphotographen, welche die alte Schablonenarbeit verlassen, zahlreicher werden.
Lange genug hat es ja gedauert, bis man zur Einsicht kam, dass auch hier für eine
interessante und persönliche Arbeit ein Publikum zu finden ist. Als im Jahre 1893
die erste kunstphotographische Ausstellung in Hamburg veranstaltet wurde, war man im
Ausland, besonders in Amerika und England bereits zu einer bedeutenden Verfeinerung
des Geschmacks vor-
geschritten. Dies zeigte
sich nicht allein im
Inhalt der Bilder, son-
dern auch in der Aus-
führung, welche die
Ausländer damals schon
vorwiegend in vor-
nehmem Platindruck
gaben, während bei uns
noch durchaus die glän-
zenden Papiere domi-
nierten, die auch das
bestgesehene Bild zu
einem Massenprodukt
herabdrücken. Auch
hervorragende Fach-
photographen schlössen
sich im Ausland bald
mit ausserordentlichem
Erfolge an. Man braucht
nur auf Craig Annen
und Hollyer, auf die
amerikanischen Fach-
leute zu blicken, um
einzusehen, wie viel
wir noch nachzuholen
haben. Mit Ausnahme
von Wilh. Weimer,
der allerdings schon
anfangs der neunziger
Jahre, angeregt durch c. J. von Döhren, Berlin.
295
das ernste Schaffen eines
bildenden Künstlers, eine
ganz persönliche und selb-
ständige Arbeitsweise pfies-
te, hat bei uns da Er-
wachen der Berufsphoto-
graphie lange auf sich
warten lassen, und es be-
durfte erst der mit jedem
Jahre sich steigernden,
durch die Ausstellungen
kontrollierten Erfolge der
Amateure, um die Fach-
photographie in einzelnen
beanlagten Vertretern aus
der Schablonenarbeit her-
auszureissen. Erst 1899
traten Dührkoop und
Perscheid auf den Ham-
burger Ausstellungen mit
modernen Arbeiten her\ör.
Die Allgemeinheit der Fach-
leute aber fängt jetzt erst
an, von den neuen Be-
strebungenNotiz zu nehmen.
Es ist keine Frage»
dass sich die Fachleute
vielfach durch den Gummi-
druck, auf den sehr bald
unsere besten Amateure ihr kunstphotographisches Schaffen stellten, von der Pflege
einer neuen Bildnisauffassung abschrecken Hessen. Der Berufsphotograph sah
im Gummidruck lediglich eine absonderliche Positivtechnik, für die er sein Publikum
niemals zu interessieren wagen durfte, und bemühte sich daher gar nicht um das
Verständnis dessen, was hier angestrebt wurde. Mit dem Urteil über diese
„Klexereien", wie er es nannte, war für ihn die „moderne Richtung" überhaupt
abgetan; dies galt ihm fortan nur noch als ein Sammelbegriff für alles Entartete
in der Photographie, innerhalb dessen er keine Unterschiede persönlicher Leistung
machen konnte.
Glücklicherweise ist das jetzt anders geworden, wenn auch die Anfänge zu
freierer und gerechterer Auffassung der Dinge innerhalb der Fachphotograph ie noch
bescheidene sind, und es nur äusserst wenigen gelang, eine neue Art auch wirklich
in die Tagesarbeit einzuführen. Die Verständigen aber beginnen doch einzusehen.
dass es sich hier nicht allein um das Formale, um eine Besonderheit der Technik,,
sondern in erster Linie um eine andere Auffassung von den Aufgaben der Photo-
graphie handelt, die dann eine dem neuen Inhalt entsprechende Form nach sich
zieht. Der Porträtphotograph alten Stils hatte sich eben gerade an eine sehr kom-
C. J. von Dührcn, Berlin.
296
plizierte Technik, in der namentlich die „verschönernde" Retouche eine grosse Rolle
spieh, verloren. Dabei wurde schliesslich die Natur in seinen Lichtbildern fast
vollständig zurückgedrängt. Was man nun verlangt, ist zunächst weiter nichts, als
dass vom Photographen die Naturwahrheit, das Leben wieder respektiert werde ; dass
Menschen wieder als Menschen und nicht als idealisierte Puppenköpfe erscheinen.
Die „Kunst" kommt dabei zunächst noch gar nicht in Frage. Das herkömmliche
Atelier hat an Künstelei so viel geleistet, dass die Porträtphotographic jetzt vor allem
einmal das Leben mit allem Ernst zu studieren und zu bezwingen bemüht sein
muss, ehe sie an die Pflege einer künstlerischen Art gehen kann. Das hat natürlich
nur allgemeine Geltung, denn einzelne beanlagte Ausnahmemenschen werden immer
über dem Niveau stehen. Eine
naturwahre, lebenstreue Arbeit aber
kann jeder Porträtphotograph leisten,
auch wenn ihm die grossen künst-
lerischen Talente fehlen, und die
Erfahrung hat gezeigt, dass für
solche ehrliche Arbeh, die von der
Schablone abweicht, sehr wohl ein
Publikum zu finden ist. Gerade die
Amateurphotographen können hier
sehr viel zur Hebung der Berufs-
photographie tun, wenn sie den Ge-
schmack des Publikums reformieren
helfen.
Aus all diesen Gesichtspunkten
kann es nicht genug begrüsst
werden, wenn Fachphotographen
sich auftun, die eine bessere, ehr-
lichere Arbeit, als sie im herkömm-
lichen Atelier getrieben wird, auf
ihre Fahne geschrieben haben, und
die diese neue Art auch mit Energie
wirklich in der Tagesarbeit und
nicht nur zur Herstellung von Aus-
stellungsstücken zu verwenden
suchen.
Gerade Berlin ist so arm als
nur möglich an guten und ehr-
lichen Bildnisphotographen. In
Hamburg, Dresden, Leipzig, Darm-
stadt sitzen Fachleute, die mit Hin-
gebung für die Einführung besserer
Arbeit bestrebt sind. In Berlin aber
wurstelt man in den herkömmlichen
Geleisen ruhig weiter als ob in den
letzten zehn Jahren in der Photo- C. J. von Dnhrcn, Berlin.
297
C. J, von DQhren, Berlin.
graphie gar nichts passiert wäre. Zwischen dem Massenprodukt der Waren-
häuser und den Arbeiten, welche die Ateliers herausstellen können, ist so wen]?
Unterschied, dass ein nicht unbedeutender Prozentsatz auch der Gebildeten ein-
fach zu Tietz oder Wert heim geht, um sich photographieren zu lassen; es ist
eben so gut und billiger. — Einer der geschmackvollsten Fachphotographen ist von
jeher Fechner; aber auch er ist noch etwas in herkömmlicher Atelierarbeit befangen.
Die talentvolle Amateurin Frau Hertwig, die schon mit einem Fuss in der Beruf s-
photographie steht, hat noch nicht verstanden, sich ein Publikum zu schaffen. Hoff-
nungsvolle Ansätze für die Berliner Porträtphotographie aber liegen bei Fräulein
Schwarz (Atelier Hülsen) und C. J. v. Dühren, die neuerdings mit Erfolg um die
neue Art bemüht sind.
Die bemerkenswerteste Erscheinung ist von Dühren, den wir im vorliegenden
Heft zum Wort kommen lassen. Er ist in allen seinen Arbeiten bemüht, von der
Atelierschablone frei zu werden. Wir sehen in seinen Bildern weder das allein
seligmachende weichliche „vordere obere Seitenlicht", noch den Talmikram der kon-
ventionellen Ateliermöbel und Versatzstücke oder die banalen gemalten Hintergründe.
Abgetönte Bilder, ohne die der Durchschnittsfachmann nicht auskommen zu können
meint, gibts bei ihm überhaupt nicht mehr. Meist auf dunkel getönten ruhigen
Hintergründen, denen hie und da eine Unterbrechung durch diskret gehaltenes Stoff-
oder Tapetenmuster zu wünschen wäre, stehen ausdrucksvoll und lebenswahr die
Figuren oder Köpfe. Die Stellung ist, wenn auch mit feinem Gefühl arrangiert,
immer natürlich; man hat nicht das Empfinden einer verrenkten, gezwungenen Pose.
Der Ausdruck ist ruhig und einfach, wie ihn das Leben gibt, nicht zu künstlichem
298
C. J. VON DUIIKi:\
in F.ERLIN ° ^ > "
■ rs XL
^* . > -. ^
VI
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1 li'ittTi^riin»!* n. . - i •, •
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■•'•ii;T riaiii' I" !«. , M,. ■ I •
C. J. VON DÜHREN
in BERLIN o o o o
PHOTOGRAPIITSCHK
MITTEILUNGEN XL
Lächeln verzerrt. In den Gesichtern hauste nicht die Retouche, alles Feine und
Charakteristische, was uns die Menschen wert macht, verwischend. Überall ist der
Mensch respektiert, den der Photograph lediglich in einem gtinstigenMcmei-t möglichit
kennzeichnend w^icderzugeben sucht.
Es ist erfreulich zu konstatieren, dass von Dühren mit seiner Arbeit beim
Berliner Publikum Erfolge erringt. Mögen dem talentvollen Photographen, von dessen
Hand wir auch einige fein empfundene Landschaften bringen, bald andere auf diesem
guten Wege folgen. Fritz Loescher.
Über Worels direkte Parbenphotographie.
(Fortsetzung von Seite 284.)
Nachdruck und Cbersetziing verboten.
Eigenschaften und Verhalten der Farbstoffe. Die Auswahl der an-
geführten Farbstoffe für unser Verfahren ist das Resultat zahlreicher Versuche,
welche mit ganzen Reihen von Teer- und Pflanzenfarbstoffen unternommen wurden.
Wir haben bisher keine besseren aufzufinden vermocht.
Alle vier Farben sind subjektive, d. h. sie färben das Papier direkt, brillant und
kräftig. Sie verbleichen im Lichte an und für sich, also auch ohne Zusatz eines
Bleichungsförderers, aber in verschiedenen Zeiträumen. Während Kurkuma eine
itarke Neigung zum Verbleichen in weissem Lichte besitzt, widersteht Primrose
den Lichtstrahlen schon kräftiger, Viktoriablau noch kräftiger und Aurcmin am
kräftigsten.
Das Verhalten dieser Farben unter farbigen Lichtstrahlen ist kein gleich massige^".
Ein ideales Verhalten zeigt Primrose in uierer Beziehung. Wenn wir unsere Farben
nebeneinander auf Papier streichen und unter der Matrize aus rotem, gelbem,
grünem und blauem Glase (siehe Seite 370 der Phoiogr. Mitteilungen, 39. Jahrg.) be-
lichten, so erkennen wir leicht die Bleichungswirkung verschiedenfarbiger Licht-
strahlen. Wir haben uns bei dieser Feststellung nicht des durch den Spektral-
apparat zerlegten Lichtes, sondern der Glasmatrize bedient, weil wir das Studium
der Bleichungswirkung gewöhnlicher Körperfarben, wie sie in der Natur überall
vorkommen, nicht der homogenen Farben, vor Augen haben.
Belichten wir nun die Farben gleich lange unter der Matrize und betrachten
die eingetretene Bleichung unter den einzelnen Farbstreifen, so zeigt Primrose unter
dem roten Glasstreifen keinerlei Veränderung, die Farbe ist satt und frisch geblieben,
wiewohl sie den roten Lichtstrahlen geraume Zeit hindurch ausgesetzt war. Unter
Blau ist das Rot gänzlich verbleicht, die Stelle des Papieres ist weiss. Unter Grün
und Gelb ist eine leichte Andeutung an die ursprüngliche Farbe zurückgeblieben.
Es bleicht also Primrose im roten Lichte gar nicht, unter gelbem Lichte stark, unter
grünem Lichte stark, unter blauem Lichte ganz. Ein gleiches Verhalten zeigt keiner
der anderen Farbstoffe, deshalb nannten wir eben diesen Farbstoff einen idealen,
für Zwecke unseres Verfahrens. Betrachten wir die Wirkungen des farbigen Lichtes
an den mit Viktoriablau gefärbten Stellen, so finden wir ein anderes Verhalten.
Die Farbe ist nur unter Geib stark gebleicht, unter Rot weniger, unter Grün noch
weniger, unter Blau aber ebenso stark gebleicht wie unter Rot. Kurkumin zeigt die
stärkste Blcichung unter Blau, schwächste Bleichung unter Rot, starke Bleichung
1. X. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 38
299
aber auch unter Grün und Gelb. Auramin endlich verbleicht unter Blau stark, unter
Rot und Grün nicht, unter Gelb etwas.
Die Beobachtung über den Verlauf der Bleichung innerhalb drei gleicher Be-
lichtungsabschnitte an den vier gewählten Farbstoffen (auf Papier aufgetragen) ergab
folgende Intensitätsabnahmen eines jeden Farbstoffes unter farbigen Lichtstrahlen:
Farbstoff
Unter
rotem
Lichte
Unter
gelbem
Lichte
Unter Unter
grünem blauem
Lichte Lichte
1
Unter
farblosem
Lichte
Grad
der
Bleichung
j 1. Ablesung . .
Primrose 1
{2.
ä Talcool 1
13.
Viktoria- J ' "
blau B 1 '
1
Auramin - 2. „ . .
3. „
......
Kurkumin < 2. „
1 3.
1
1
1
2
3
4
1
2
3
4
5
2
3
5
1
1
2
2
2
5
3
4
5
1
1
2
1
1
1
2
2
5
:
6
3
4
2
2
5
5
5
6
4
5
6
2
4
6
2
2
5
5
5
6
1 = nicht
gebleicht
2 = etwas
gebleicht
3 = etwas
stärker
gebleicht
4 = ziemlich
stark
gebleicht
5 = stark
gebleicht
6 = ganz
gebleicht
unter dem roten Lichte
gelben
Kombinieren wir die auf den vier Farbstreifen nach der dritten Belichtung
ungebleicht zurückgebliebenen Farben zu einer einzigen Farbenmischung, so er-
halten wir:
— Rot, weil dieses ganz erhalten blieb, das Gelb uber-
überwogen wird und Blau ziemlich stark ver-
blasst ist,
— Gelb, weil dieses erhalten blieb, die anderen Farben
verblasst sind,
— Grün, weil Gelb und Blau erhalten blieb, Rot ver-
verblasst ist,
— Blau, weil diese Farbe am meisten erhalten blieb, und
— keine Farbe, weil alle Farben verblichen sind,
Wir haben also ein Resultat erhalten, dass unserem Zwecke zusagt, indem
unter jedem Farbstrahle die korrespondierende Farbe zustande kam. Dieses Ver-
halten der gefärbten Papierstreifen im Lichte entspricht nicht völlig den Prinzipien,
die wir in unserer Abhandlung vom vorigen Jahre aufstellten, und wir erachten
es für nötig darzulegen, warum dies nicht zutrifft.
Ungeachtet aller Bemühungen, homogen gefärbte Glasplatten für unsere Versuchs-
matrize zu erhalten, war es uns dennoch unmöglich, solche zu erlangen. Wir
grünen
blauen
farblosen
300
mussten uns mit den in Handel vorkommenden gefärbten Gläsern begnügen, welche
dem Auge wohl recht rein rot-, gelb-, grün- und blaugefärbt erschienen, im Spektral-
apparate aber leider ausser den angeführten Farben auch noch andere sehen Hessen,
also eigentlich keine reinen, sondern gemischte Farben repräsentieren. Diese Mit-
wirkung von Strahlen anderer Gattung hat die Bleichungsresultate einigermassen
beeinflusst.
So wenig einwandfrei nun auch die Resultate dieser Experimente einer streng
kritischen Anforderung gegenüberstehen, so lassen sie dennoch den Schluss zu, dass
dem roten Lichtstrahle schwächere Bleichkraft innewohnt als dem blauen, und man
ist versucht zu glauben, die relative Bleichkraft der Farbstrahlen wachse mit der
Zunahme der Schwingungsgeschwindigkeit der Farbstrahlen und umgekehrt, falle ab
mit der Abnahme der Schwingungsgeschwindigkeit derselben. Dies trifft aber nicht
zu, wenn wir die Bleichkraft des gelben und grünen Farbstrahls mit in Kalkül ziehen,
denn wiewohl der grüne Farbstrahl eine grössere Schwingungsgeschwindigkeit
besitzt als der gelbe, so ist doch die Bleichkraft des gelben Farbstrahles grösser als
jene des grünen.
Die Reihenfolge der Aktinität der Farbstrahlen ist nach obiger Tabelle von
schwach gegen stark gedacht: Rot, Grün, Gelb, Blau mit den beiläufigen Verhältnis-
werten 8:13, 17:21, während sich die Aktinität des farblosen Lichtes mit 23
ergibt.
Die Tabelle gibt weiter zu entnehmen, in welchem Grade die Bleichung einer
jeden Farbe mit zunehmender Belichtungszeit unter jedem einzelnen Farbstrahle sich
vollzieht und welche Farbenskala die Kopie in den einzelnen Belichtungsstadien
durchmacht. Dieses Verhaken bleibt für unser Verfahren bemerkenswert. Anethol
beschleunigt die Bleichung der Farben, ändert aber an den gegenseitigen Bleichungs-
intensitäten nichts.
Erwähnenswert ist noch das Verhalten der Farben im Lichte, wenn sie ohne
jeden Zusatz als dünne Haut auf Glas aufgetragen werden.
Viktoriablau besitzt im auffallenden Lichte einen kupferfarbigen Schimmer, der
durch die Belichtung verschwindet, Primrose einen grüngelben Schimmer, der
• durch Belichtimg gleichfalls verschwindet. Kurkumin und Auramin zeigen einen
solchen Schimmer nicht. Die Produkte, welche durch die Belichtung entstehen,
sind bei allen vier Farben farblos und deshalb erscheint das Papier an den ge-
bleichten Stellen wieder rein weiss. Dieses Verhalten ist Vorbedingung für unseren
Prozess, da das Gegenteil, wie z. B. bei Methylenblau, welches nach dem Ver-
bleichen am Papier ein missfarbiges Produkt hinterlässt, für unseren Zweck un-
brauchbar ist.
In alkoholischer Lösung fluoreszieren alle unsere Farben mit Ausnahme von
Auramin und zwar Viktoriablau in schwach rötlichem, Primrose in intensiv gelb-
grünem und Kurkumin in grünem Lichte. Die Fluoreszenz dieser Farben ist sehr be-
deutsam, wir werden später noch darüber sprechen und bemerken jetzt nur noch,
dass auch Anethol kräftig in bläulichem Lichte fluoresziert.
(Fortsetzung folgt.)
301
Kleine Mitteüungen.
Tonung von matten Cello Idlnkopien mit Palladiumchlorür.
E. Valenta empfiehlt in der „Phot. Correspondenz Nr. 512'' für die Tonung
v^on Kopien auf Mattcelloidin folgendes Bad:
Kalium-Palladiumchlortir ig
Wasser 2000 ccm
Phosphorsäure (1,12) . 15»
Die Bilder sind kräftig überzukopieren. Vor der Tonung werden dieselben kurz
gewässert und in ein Vorbad von loprozentiger Kochsalzlösung gebracht. Je nach
der Dauer des Tonens gibt das Palladiumbad rötlichbraune, sepia oder braun-
schwarze Töne.
Nach Erzielung des gewünschten Tones werden die Bilder gut abgespült,
in einer loprozentigen Lösung von Fixiernatron fixiert und gewässert.
Bestimmung der Haltbarkeit yon Silberkopien nach Leo Baekeland.
Auf dem Kongress für angewandte Chemie beschrieb Baekeland eine
Methode zur Bestimmung der relativen Haltbarkeit von Silberbildern. Die Haupt-
ursache des Verderbens der Kopien sind nach Baekeland Schwefel- und Ammonium-
verbindungen, die in geringen Mengen in der Atmosphäre stets vorhanden sind. Um
nun im voraus zu erfahren, welche Haltbarkeitsdauer den Kopien wohl zukommt,
empfiehlt Baekeland, die Bilder einer mit Schwcfelammonium gesättigten Atmosphäre
auszusetzen. Je nach der Widerstandsfähigkeit, welche die Kopien darin zeigen,
lässt sich ein Urteil über die relative Dauerhaftigkeit der betreffenden Kopien im
allgemeinen fällen. Baekeland bringt zu diesem Zwecke die Kopien in ein
grösseres Glassgefäss (sehr geeignet ist dazu ein Exsiccator), auf dessen Boden sich
eine Porzellanschale mit gesättigter Schwefelammoniumlösung befindet, und schlic>5it
das Gefäss mit einer Glasplatte. Kopien, von denen einige Proben in dieser Atmo-
sphäre sich beständig zeigten, hatten ihr gutes Aussehen nach weiteren 10 Jahren
noch nicht verloren.
Kupfertonbad für Platinkopien.
H. William Menke empfiehlt für Platinbilder eine Modifikation des Fergusor.-
sehen Kupfertonbades:
Lösung I: Destilliertes Wasser 140 ^
Kupfersulfat 6 „
Lösung IL* Destilliertes Wasser 140 „
Rotes Blutlaugensalz 5 „
Lösung IH: Gesättigte Lösung von Kaliumeitrat ... 24 ccm
Lösung IV: Destilliertes Wasser 50 ,^''
Rhodankalium 5 „
Diese Lösungen werden erst unmittelbar vor dem Gebrauch in der angegebenen
Reihenfolge gemischt. Je nachdem man die Kopien kürzere oder längere Zeit in
dem Bade lässt, erhält man warme braunschwarze bis rote Töne.
(Photo-Beakon 1903.)
Empfindlichkeit orthochromatischer Platten während der EntwiclLlang.
E. Valenta hat beim Arbeiten mit rotempfindlichen Badeplatten die Beobachtung
gemacht, dass bei Benutzung gewisser Sensibilisatoren die Platten durch den Einfluss
■302
des Entwicklers fast die ganze Rotempfindlichkeit verlieren. Man kann also unter
diesen Umständen, sobald die Platten im Entwickler liegen, den Fortschritt der
Bilderscheinung bei rotem Dunkelkammerlicht in der üblichen Weise kontrollieren.
Zx den betreffenden Rotsensibilisatoren zählen u. a. folgende Farbstoffe: Glycinrot,
niazoschwarz BHN, Nigrosin B, Plutoschwarz, Wollschwarz 4B, Diamantschwarz,
Phenylschwarz, Alizarinblaubisulfit. Auch bei den Erythrosinplatten ist die Gelb-
und Gelbgrünempfindlichkeit, sobald die Platten in der Entwicklerlösung liegen, nicht
mehr so stark. (Amateur Photograph XVII, 8.)
Saures Fixierbad.
„Photographic News" empfiehlt für ein saures Fixierbad besonders folgende Forme] :
Wasser 300 S!'
Fixiernatron 75 „
Natriumsulfit 15 „
Chromaiaun 7,5 g
Schwefelsäure 15 Tropfen
Man löse die Salze in der angegebenen Reihenfolge.
Celloldinentwicklungspapier.
Die Fabrik photographischer Papiere von F. Dyck- Luxemburg bringt neuerdings
ein Celloidinentwicklungspapier in den Handel. Die Exposition für normale Negative
beträgt bei diffusem Tageslicht 3 — 4 Sekunden, bei Auerlicht 30 — 40 Sekunden.
Entwickelt wird bei gelbem Gas- oder Petrolcumlicht und zwar mit Eisenoxalat
oder Hydrochinon nach folgenden Vorschriften:
Eisenoxalat-Entwickler.
Lösung L* Neutral. Kaliumoxalat 200 g
Wasser .... 1000 ,,
Lösung II: Citronensäure 5 w
Eisenvitriol 50 „
Kaliumjodid i »
Kaliumbromid o,5 „
Wasser . 200 „
Für den Gebrauch nimmt man 100 ccm Lösung A und 20 — 25 ccm B.
Hydrochinon -Entwickler.
Wasser 1000 g
Natriumsulfit, wasserfrei 20 „
Hydrochinon 10 »
Kaliumjodid i,5 1»
Kaliumbromid i w
Pottasche ' 80 «
Nach der Entwicklung werden die Bilder mit destilliertem Wasser abgespült, in
einer 20 prozentigen Fixiernatronlösung fixert und wie üblich gewässert.
Pyroent Wickler mit Ammoniak und Aceton.
Aug. Lebreton hat für die Kombination von Pyro mit Ammoniak und Aceton
nachstehende Vorschriften als die besten befunden. Er bemerkt zunächst, dass der
Gebrauch von Aceton allein eine grosse Quantität von Pyrogallussäure erfordert,
303
um eine ausreichende Intensität zu erhalten, das Ammoniak dagegen beansprucht
weniger. Daraus folgt, dass Aceton die Tendenz hat, dünnere Negative zu geben,
während Ammoniak dichtere Negative liefert. Lebreton geht immer von folgendem
Entwickler aus: 80 ccm einer 3proz. Lösung von Natriumsulfii (wasserfrei), hierzu
wird ein kleiner Theelöffel Pyrogallussäure *) gegeben und danach 2 Tropfen Ammoniak.
Liegt starke Überexposition vor, so wird das Bild in diesem Entwickler bald
erscheinen; es werden dann einige Tropfen loproz. Bromkalilösung zugefügt und
zum Ende der Entwicklung noch 2 — 3 Tropfen Ammoniak. Aceton wird hier fort-
gelassen.
Erscheint dagegen das Bild langsam, mag nun richtig oder unterexponiert sein.
so werden weitere 2 — 3 Tropfen Ammoniak zu der Normallösung gegeben, je nach
dem Grade des Bilderscheinens. Hat man mit Unterexposition zu tun, so werden
5—6 Tropfen Aceton zugesetzt. — Lebreton gibt an, dass er mit dieser einfachen
Abstimmung zu den vortrefflichsten Negativresultaten gelange.
(Photo- Gazette, 1903, Nr. 10.)
Herstellung haltbarer Kopien auf Auskopierpapieren.
E. Trutat empfiehlt, um Kopien auf Auskopierpapieren (Celloidin, Aristo) von
grosser Haltbarkeit zu erhalten, folgenden Weg: Die Kopien werden zunächst ge-
wässert und dann in ein Goldbad, bestehend aus:
Borax 10 ^
destill. Wasser 1000 ccm
iproz. Lösung von Goldchlorid . . 25 „
gebracht. Die Goldlösung ist erst vor dem Gebrauch des Bades zuzufügen. Hierin
larjsen sich bis 150 Stück Kopien 13 x 18 cm tonen. Sobald die Bilder einen violetten
Ton angenommen haben, werden sie kurz abgespült und dann in dem Lu miere-
schen Tonfixierbade weiterbehandelt:
Wasser (kochendes) 1000 g
Fixiernatron 250 „
Alaun 15 „
Nach Erkalten und Absetzenlassen wird die klare Lösung abdekantiert und
nunmehr
Bleiacetat 2. g
iproz. Lösung von Goldchlorid . . . 100 ccm
zugesetzt. — In dem Tonfixierbade verbleiben die Bilder, bis sie den gewünschten
Ton zeigen. Nachher werden die Bilder wie üblich gewaschen.
(Phot. Chronik, 1903, Nr. 72.)
Zurückgehen des latenten Bildes.
Dr. Baekeland sprach auf dem Berliner Kongress über seine Erfahrungen
bezüglich des Zurückgehens des latenten Bildes (Photoretrogression). Es ist schon
oft die Beobachtung gemacht worden, dass exponierte Platten, Films, Papiere, wenn
dieselben erst nach längerer Zeit entwickelt werden, nicht mehr so kräftige Bilder
liefern. Baekeland hat gefunden, dass für den Zurückgang des latenten Bildes die
Temperatur eine Rolle spielt, je höher jene ist, desto stärker ist die Abnahme.
Ebenso wirkt auch Feuchtigkeit ein. Enthalten die Emulsionen Chromalaun, so neigen
1 ) Die Angabe der Pyrogallussäure in Gewicht wäre erwflnschter.
304
sie mehr zur Photoretrogrcssion. Des weiteren stellte Baekeland fest, dass neutrale
und sch>vach alkalische Emulsionsschichten besser das latente Bild halten. Für seine
Versuche benutzte Baekeland ein Sensitometer und nahm stets das Minimum der
Exposition. — Das Zurfickgehen des latenten Bildes ist namentlich bei Verwendung
exponierter Kinematographenfilms wiederholt bemerkt worden.
Repertorium.
über Lichthöfe und deren Vermeidung.
Prof, J. Drecker berichtet in der „Zeitschrift für wissenschaftl. Phot.", Heft 6,
über die Entstehung der Lichthöfe und ihre Beseitigung. Ein Lichthof tritt immer auf,
sobald einzelne Teile der Platte stark überbelichtet worden sind, also stets, wenn in
dem Bilde starke Kontraste vorhanden sind. Die Lichthofbildung wird vermieden,
erstens durch Verhinderung der Reflexion des diffusen Lichts an der Rückseite des
Glases oder zweitens durch Vorkehrung, dass das von den hellen Bildstellen der
Schicht ausgehende diffuse Licht nicht in das Glas eindringt. — Ersteres geschieht
durch rückseitigen Überzug des Glases mit einer Substanz von gleichem Brechung: -
exponenten. Ferner ist noch zu beachten, dass das Licht auf seinem Wege durch
diese Substanz absorbiert wird; es braucht diesbezüglich nur die Absorption der
photographisch wirksamen Strahlen bewirkt werden. Die Schicht wird dieserhalb
mit einem roten Farbstoff versetzt. Liegen rotempfindliche Platten vor, so ist Russ
der einfachste Weg. — Bei der Hinterkleidung der Platten ist natürlich Bedingung,
dass die Schicht unmittelbar an dem Glase liegen muss.
Das zweite Abhilfmittel besteht darin, dass zwischen Emulsionsschicht und Glas
eine Schicht (Unterguss) eingeschaltet wird, die das Durchdringen des Lichts bis
zum Glase verhindert.
Das Verkehrteinlegen der Platte in die Kassette, also die Glasseite dem Objektiv
zugewandt, ist zwecklos, der Lichthof gelangt so noch zu intensiverer Ausbildung,
da jetzt die hellste Seite der Emulsionsschicht in das Glas hineinstrahlt. Auch ist
es unrichtig, dass Films an und für sich lichthoffreie Bilder liefern. — Ferner ist
die Behauptung, die sogen, üchthoffreien Platten seien weniger empfindlich als ge-
wöhnliche Platten, irrtümlich.
Nicht zu verwechseln mit der Lichthof bildung ist die Solarisation, d. h. Um-
kehrung des negativen Bildes in ein positives Gegen diese gibt es kein Mittel.
Weiteres über die Einwirkung von Dämpfen auf das latente Bild.
Dr. A. Reiss hat die Versuche, über welche wir in unserem letzten Hefte be-
richtet haben (siehe Seite 286) fortgesetzt, und entnehmen wir daraus Folgendes.
Die Versuche wurden genau in derselben Weise wie früher angestellt.
Wirkung von Alkoholdämpfen. Die Platte \vurde 24 Stunden den Dämpfen
von Äthylalkohol ausgesetzt. Bei der Entwicklung zeigte sich zwischen der so be-
handelten Platte und der Kontrollplatte kein Unterschied. Nach der Fixage und
Trocknung erschien die Alkoholplatte ein wenig dünner, was jedoch wahrscheinlich
der gerbenden Wirkung des Alkohols auf die Gelatine zuzuschreiben ist. Ähnliche
Resultate ergaben sich mit Amylalkohol.
Wirkung von Jodoformdämpfen. Auf den Boden des Gefässes wurde
eine kleine Menge von Jodoformkristallen ausgestreut. Nach sechs Stunden Ein-
wirkung waren bei der Entwicklung keine Abweichun2:en zu konstatieren. Nach
305
Fixage und Trocknung war diese Platte ein wenig schwächer als die Vergleichs-
platte. Nach einer 24 stündigen Einwirkung kam die Jodoform- Platte langsamer und
blieb auch schwächer als die Vergleichsplatte.
Wirkung von Dämpfen des Cyankaliums. In das Gefäss wurde etwas
Cyankalium gebracht. Bei der Entwicklung kam diese Platte anfangs langsamer als
die Kontrollplatte, aber sie schwärzte sich dann sehr schnell. Das fertige Negativ
war etwas dtinner.
Wirkung von Benzoesäure. Nach 24 stündiger Einwirkung wurde bei der
Hervorrufung der Platte ein langsames Erscheinen des Bildes beobachtet, auch nach
der Fixage und Trocknung war das Bild schwächer als bei der Vergleichsplatte. —
Dämpfe von Benz oylchlorid zeigten schon nach vier Stunden bei der Entwickluiiji
eine Reaktion, namentlich an den Rändern der Platte, welche dem Gefäss mJi
Benzoylchlorid zunächst standen.
Es wurde nun versucht, ob eine auf einen Gegenstand exponierte Platte, welche
Joddämpfen ausgesetzt war (siehe Seite 287, Versuch 4), noch ein zweites Mal
zur Aufnahme verwendet werden kann. Eine überexponierte Platte wurde 48 Stunden
in dem Gefäss mit Jod belassen und dann nochmals zur Exposition gebracht. Bei
der darauf folgenden Entwicklung der Platte erschienen zwei Bilder, beide langsam
und schwach, das Bild der ersten Aufnahme war etwas kräftiger.
Eine andere Platte wurde 80 Stunden in dem Gefäss mit Jod bewahrt. Nachher
wurde ein Teil der Platte mit schwarzem Papier bedeckt, der andere nochmals in
der Camera exponiert. Die Belichtung wurde 20 mal länger als die erste genommen.
Bei der Entwicklung trat besonders die zweite Aufnahme hervor, die Zeichnung der
ersten Aufnahme war aber ebenfalls noch sichtbar. Der mit schwarzem Papier be-
deckte Teil der Platte ergab ein sehr schwaches Bild der ersten Exposition. Nach
der Trocknung zeigte die Platte eine sehr glänzende Oberfläche und schwaches
Relief. (Revue Suisse XV, No. 7 )
Patent - Nachrichten.
Anmeldungen.
57 b. S. 17 337. Verfahren zur Herstellung von Mehrfai'benphotogrammen durch Übereinanderlegen
von Monochrombildern. Dr. Gustav Seile, Brandenburg a. H., Jakobstr. 1. — 18.12.02.
„ H. 29 653. Verfahren zur Erzeugung von Bronzeschichten als Unterlage für photographischc
Bilder. Zus. z. Pat. 127 899. August Huck, Ludwig Fischer und Hermann Ahrlc,
Frankfurt a. M. — 7. 11. 02.
Erteilungen.
57 a. 145 274. Reproduktionscamera mit zvvangläufiger Verbindung der um parallele, die optische
Achse senkrecht schneidende Achsen drehbaren Bild- und Objektivrahmen. Jules C.11-
pentier, Paris. — 5.2.01.
145 275. Rouleauvcrschluss. George Arthur Pickard, Altrincham, Engl. — 20.9.01.
145 276. Kassette für die Photographie in natürlichen Farben nach dem Dreifjirbenprozessc.
William Norman Las Celles Davidson, Southwick, Engl. — 1.3.02.
145 277. In Taschenuhrform zusammenlegbare Camera. Hans Wettern, Hamburg, Reepcr-
bahn 4. — 8. 7. 02.
145 278. Einrichtung an Roulcauverschlüssen zur Verkürzung der Belichtungsdauer cic^
unteren Teiles der Bildfläche. Louis Lang, Dresden, Moritzstr. 20. — 25. 10.02.
145 279. Vorrichtung zur Aufnahme von Stereoskopbilderu mit einer Camera. Juliu>
Knud Ludwig Thomscn und Adam Bertel Thomsen, Buffalo, V. St. A. —
n. 11. 02.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanneke in Berlin.
Vorlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin. — Druck von Gebr. Ungcr in Berlin
306
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I'.. ;..ii - I..' .»■ vi.a Li. •• (
PREISGEKRÖNTES TITELBILD.
Von OTTO SCHARF, KREFELD
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XL
X. Internationalo Jahros-Ausstcllunj;: von
Kunstphotos^raphien o o Hamburj; 1JK);{
L. Misonne, Gilly.
Winter.
Zehute internationale Ausstellung von Kunst-
photographieu zu Hamburg.
(Mit Abbildungen.)
Am 26. September wurde in der Hamburger Kunsthallc die X. internationale
Jahre.^ausstellung der „Gesellschaft zur Förderung der Amateur -Photographie" nach
einer Ansprache des Vorsitzenden Ernst Juhl vom Bürgermeister Dr. Bui'chard
in feierlicher Weise eröffnet. Durch die Freundhchkeit des Herrn Juhl sind wir
in der Lage, im vorHegenden Heft bereits eine Anzahl der ausgestellten Bilder
bringen zu können, und da diese Publikation noch zurzeit der bis Ende Oktober
währenden Ausstellung erscheint, so kann sie als Anregung dienen zum Besuch
dieser ganz hervorragenden Veranstaltung, die in kaum jemals dagewesener Weise
ein Bild von dem Stande zeitgenössischer Kunstphotographie gibt.
Die Hamburger Gesellschaft hat es sich angelegen sein lassen, dieser Jubiläums-
ausstellung einen besonders grossartigen Charakter zu verleihen, und dies ist ihr in
so ausserordentlichem Masse gelungen, dass man den Eindruck unbedingter Vor-
herrschaft Hamburgs als Zentrale für die kunstphotographischen Bestrebungen mit
nach Hause nimmt. Nichts ist mehr zu bedauern, als dass es in Berlin noch nicht
möglich war, den Resultaten der kunstphotographischen Bewegung einen ähnlich
vollkommenen Ausdruck zu verschaffen.
Die Hamburger Ausstellung ist von 100 Ausstellern mit insgesamt 505 Bildern
beschickt. Diese Zahl der Arbeiten reicht an diejenige der Hamburger Frühjahrs-
ausstellung der „Freien Vereinigung", über die w^ir seinerzeit in diesen Blättern
15. X. 1903. Pholojjr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
39
307
berichteten, nicht heran, aber das allgemeine Niveau ist ein unvergleichlich höheres
Direkt schlechte Arbeiten konnten wir kaum bemerken, der Durchschnitt steht auf
einer meist das Mittelmass tiberragenden Stufe, und sehr gross ist die Zahl der in
Auffassung und Technik gleich hervorragenden Leistungen.
Äusserst reichhaltig und geschlossen treten die Amerikaner in einer von Alfred
Stieglitz, New York, zusammengestellten Kollektion der „Photo - Sezession" auf.
welche die interessantesten und phantasiereichsten Stücke der ganzen Ausstellung
birgt. Die Belgier sind durch den von L^on Sneyers geleiteten „Cercle TEffort**,
Brüssel, vertreten, der, ebenfalls das Resultat einer Sezessionsbewegung, hiermit in
einer deutschen Ausstellung sein Debüt gibt. In England brachte John C. War bürg,
London, eine Sammlung vom „Camera- Club" und „Linked Ring" zusammen, die
ein ausgezeichnetes Gesamtbild von der hohen Stufe kunstphotographischerTätig-*
keit in diesem Lande gibt. Der „Photo-Club de Paris" hat sich unter der Direktive von
Bucquet, Demachy und Puyo mit einer für die französische Art äusserst charak-
teristischen Sammlung beteiligt. Deutschland ist durch die Matadore der Hamburger
Gesellschaft hervorragend vertreten,
und ganz besonders freudig muss
es begrüsst werden, dass diesmal
auch die Wiener Gruppe sich mit
einer kleinen, aber gewählten Kollek-
tion beteiligt hat. Diesen ge-
schlossen auftretenden Gruppen
fügen .sich eine Reihe hervor-
ragender Einzelaussteller aller Län-
der an.
Dieser flüchtige Überblick zeigt
bereits, dass man in Hamburg tat-
sächlich alles zu sehen bekommt,
was in der Kunstphotographie der
ganzen Welt eine Rolle spielt. Nur
ganz vereinzelte Namen von Klang
fehlen, und das Gesamtbild ist so
vollständig, als nur möglich. Studiert
man dieses Bild auf seine einzelnen
charakteristischen Züge, so wird
man erstaunt sein über den ausser-
ordentlich prägnanten Ausdruck, den
Nationalcharakter und Einzelindivi-
dualitäten finden. Es sind im
wesentlichen dieselben Mittel, deren
sich die einzelnen Arbeiter bedienen,
Mittel, die jedem bekannt und zu-
gänglich sind — , wie verschieden
aber sind sie verwandt, >vie absolut
frei von allem Uniformen stehen
die Resultate nebeneinander! Diese
Photographien sind so verschieden
wie die Seelen der Menschen, die
sie geschaffen haben. Wenn e»
noch des Beweises bedurfte, dass
J. Hilsdorf, Bingen.
Maler Melchior Lechter.
308
sich mit photographischen Mitteln
das persönliche Empfinden eines
Menschen zum Ausdruck bringen
lässt, so würde diese Ausstellung
ihn überzeugend erbringen. Ein
Vergleich der kleinen, äusserst
tonfeinen und phantasiereichen
Platindrucke der Amerikaner
mit den riesigen dekorativen
Gummitafeln der Hamburger lässt
es kaum glaublich erscheinen,
dass diese in Auffassung und
Wirkung so grundverschiedenen
Bilder im Prinzip denselben
Mitteln ihre Entstehung ver-
danken.
Ein Rundgang durch die
Ausstellung lehrt, dass in den
zehn Jahren, die seit Veranstaltung
der ersten Hamburger Aus-
stellungdahinflossen, die deutsche
Kunstphotographie, die damals als
schwer definierbarer Säugling in
der Wiege lag, eine ganz über-
raschende Entwicklung erfahren
hat. Nicht nur hat sie sich zu
dem Ausland voll ebenbürtigen
Leistungen emporgearbehet, sie
zeigt sogar gegenwärtig den stärksten Diang zu weiteren forti;chrittlichen Taten.
Amerika, England, Frankreich, Belgien — wir sehen sie seit Jahren weitergehen auf
der Höhe gleichmässig vorzüglicher Leistungen. Die Kinderkrankheiten sind über-
wunden, der Sturm und Drang ist gewichen, und man gönnt sich ein ruhiges Ausleben
in den festgelegten Formen. Anders in Deutschland. Kaum hat man hier das Gummi-
druckverfahren, das unseren Amateuren charakteristisches Ausdrucksmittel für kunst-
photographisches Streben geworden ist, ganz meistern gelernt, so sucht man den
monochromen Gummitafeln auch schon ein neues bereicherndes Moment hinzuzufügen,
das mit einem Ruck die Perspektive erweitert und der Photographie ganz neue
Entwicklungen anbahnt. Deutschland ist jetzt die Pflegstätte des mehrfarbigen
Gummidrucks geworden, und die diesjährige Hamburger Ausstellung gibt ein sehr
vollständiges Bild von den Versuchen, die bereits auf diesem Felde vorliegen.
In erster Linie sind hier die farbigen Gummidrucke der Hamburger Th. und
O. Hofmeister, H.W. Müller und Bernh. Troch zu beachten. Die Genannten
fügen die Farbe nach freiem Ermessen dem Bilde, das durch eine einzige Aufnahme
gewonnen wurde, hinzu. Ihr Verfahren hat also rein den Zweck, die künstlerische
Wirkung des Bildes durch geeignete Farbentöne zu unterstützen, es hat mit irgend
einem Naturfarbendruck nichts zu tun. Letzteren hingegen kultiviert N. Per scheid,
Leipzig. Durch jahrelange Versuche hat er sich ein Dreifarben verfahren ausgearbeitet,
das ihm gestattet, durch Kopieren nach drei Teilaufnahmen in einem dem Gummi-
druck ähnlichen Verfahren grosse Bilder von künstlerischem Charakter zu erstreben.
Wir behalten uns vor, auf Einzelleistungen dieser an Anregungen so reichen
Niels Fischer, Kopenhagen.
309
Ausstellung zurückzukommen, und wollen heute nur noch den Besucher auf einige
herv^orragende Namen hinweisen. Neben den bereits Genannten seien von der
Hamburger Gesellschaft Dr. Ed. Arning, der mit einem „Hüttenwerk" betitelten
Bilde von wunderbarer Stimmung vertreten ist, Hugo Dachwitz, der einstweilen
noch ein wenig heftig in Farben schwelgt, Dr. Benack, eine verheissungsvolle neue
Erscheinung auf dem Gebiet des Gummidrucks, Ulrich Brandt und Dr. Alfred
Kirstein besonders hervorgehoben. Diesen reihen sich von bedeutenden deutschen
Einzelausstellern an Otto Scharf mit seinen technisch meisterhaften Gummidrücken,
Hauptmann Böhmer, von Fachphotographen der bewährte Dührkoop, der diesmal
auch mit grossen Gummidrucken kommt, Erwin Raupp und als interessante Neu-
erscheinung der geschmackvolle J. Hilsdorf.
Bei den Wienern verdienen neben Hennebergs immens kräftigem, gehalt-
vollem Gummidruck „Pflügender Bauer" und des zu früh verstorbenen Watzeck
tonlich äusserst fein abgestimmten Landschaften, Kuhns kräftige „Italienische Land-
schaft" und Spitzers Porträts besonders betrachtet zu werden. Ihnen schliessi
sich der Grazer Bachmann an mit frisch aufgefassten Landschaften und einem
ausgezeichneten Kubelikporträt mit italienischem Prospekt.
Von den Amerikanern darf in erster Linie Steichen Beachtung beanspruchen,
der u. a. ein wundervolles, von jeder manuellen Einwirkung freies Duseporträt zeigt;
neben ihm sind hervorragend vertreten der ausgezeichnete Porträtist Coburn,
Stieglitz mit äusserst tonschönen, stimmungsvollen Landschaften, Clarence
H. White mit wundervoll zarten Interieurstudien in Platin und einigen absonderlich
phantastischen Gummidrucken, Math. Weil mit entzückend beobachteten, trefflich
Ed. Steichen, New York.
Schriftsteller Sadakichi Hartmann.
310
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BILDNIS, o o o o o o o Von
R. DÜHRKOOP, HAMBURG
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XI
X. Internationale Jahres-Ausstellunj; von
KunHtphotog^raphien o o HambuFK ÜKXi
angeordneten
Kinderbildern ,
die bekannten
vorzüglichen
Porträtistinnen
Käsebier und
Spencer und
die geschickten
Landschafter
Eickemeyer
undW.B.Post.
Unter den
ebenfalls sehr
reichhaltig ver-
tretenen Eng-
ländern ragt
Craig Annan
mit einem ganz
wundervollen
Porträt desBild-
hauers Hamp-
ton um Haup-
teslänge her-
vor; neben ihm
kommen in
erster Linie
Cochrane,
Page Croft,
Keighley,
Craigie,Hors-
ley Hinton,
Mrs. Barton,
Bland, War-
burg, Blount
und Steward
in Betracht. —
Bei den Bel-
giern fallen Misonnes stimmungsvolle, landschaftliche Gegenlichteffekte besonders'
auf; daneben sind zu nennen Adelot, Dewit, Leys, Sneyers, der etwas mani-
rierte Stouffs, Vanderkindere und Willems mit einem famosen männhchen
Porträt mit Strassenperspektive. — Bei den Franzosen endlich finden wir Demach y,
Puyo, Mlle. Laguarde, Bucquet, Le Begue und den stark, aber nicht immer
zum Vorteil von St eichen beeinflussten Dubreuil.
Th. u. O. Hofmeister, Hamburg.
Abendsonne
Unsere Bilder, die dem äusserst opulent ausgestatteten Katalog entnommen sind,
geben im kleinen ein Spiegelbild dieser interessanten, abwechslungsreichen Aus-
stellung. Von den deutschen Leistungen finden wir Hofmeisters ernsten, gross-
zügigen Gummidruck ,,Abendsonne", Arnings „Hüttenwerk", dessen starke, das
Wuchten der Arbeit inmitten der Stille nächtlicher Natur greifbar verkörpernde
311
Wirkung leider in der kleinen, einfarbigen Reproduktion nicht zum Ausdruck kommt,
OttoScharfs im Lichte sehr wirkungsvolles Titelbild zum Katalog, Hilsdorfs
fein aufgefassten Lechter und ein sehr zartes Damenporträt von Dührkoop.
Von den Amerikanern bringen wir eins der eindrucksvollsten Bilder, Stieglitz*
„The Hand of Man", das das gewaltige Epos, welches die rollende Maschine
vom schaffenden Menschengeiste singt, an einem stimmungsvoll herausgegriffenen
Moment packend zur Darstellung bringt. Diesem reiht sich Steichens charakteri-
stischer Sadakichi Hartmann und Ema Spencers reizende Kinderstudie an;
letzteres Bild, das ein
kleines Mädchen mit den
Vorbereitungen zu einer
„Katzengesellschaft'
zeigt, ist ein Beweis für
den Ideenreichtum, den
die Amerikaner mit Be-
zug auf die Komposition
zur Verfügung haben.
Von den Belgiern zeigen
wir Sneyers in einem
vorzüglichen, lebeas-
wahren und ruhig an-
geordneten Porträt, und
Misonne in einer
Winterlandschaft mit
einer seiner reizvollen
Gegenlichtwirkungen.
Dieses Bild, sehr gut
im Ausschnitt, ist direkt
gegen die Sonne auf-
genommen und zeigt
doch nichts von un-
angenehmer, unnatür-
licher Härte. — Von
Franzosen geben wir
P u y o s geschmackvolle
Staffagestudie und eine
sehr geschickte Ponräi-
studie „Halbschatten'
von Mlle. Laguarde
wieder. Diesen charak-
teristischen Proben
französischer Kunst-
photographie reiht sich
ein zartes Strandbild
des Engländers War-
burg und ein Zimmer-
porträt mit pikantem
_^ Hinterhcht vom Dänen
Niels Fischer, den
Mllc. C, Laguarde, Aix. Halbschatten. wir früher bereits in
rel^
312
diesen Blättern kennen lernten, an. — — Möge unsere Publikation recht viel Vor-
urteilsfreie und Genussfreudige zum Besuch der Hamburger Kunsthalle anregen!
F. L.
Über Worels direkte Farbenphotographie.
(Fortsetzung von Seite 301.)
Nachdruck und Cberseisttng verboten.
Löslichkeit und Reagens der Farbstoffe. In kaltem Wasser ist Prim-
rose und Viktoriablau etwas, Kurkumin nicht, Auramin aber leicht löslich; in
siedendem Wasser lösen sich alle vier Farbstoffe und zwar Primrose bei Schwinden
der Fluoreszenz mit rosenroter, Viktoriablau mit violetter, die letzten beiden mit
gelber Farbe, doch entfärbt sich Auramin erst bei längerem Kochen. In Ammoniak
löst sich Kurkumin, in Benzol gleichfalls, die anderen Farbstoffe nicht. Im käuf-
lichen Benzin sind
dieselben teils
äusserst schwer,
teils ganz unlös-
lich.
Die in kochen-
dem Wasser ge-
lösten Farben mit
Mineralsäuren ver-
setzt, verändern
sich bis auf Aura-
min, das die gelbe
Farbe behält, und
zwar Primrose in
Orange, Viktoria-
blau in grünblau
bis schwarz, Kur-
kumin in hellgelb.
Essigsäu r ez usatz
bewirkt bei Prim-
rose eine Orange -
färbung, bei Vik-
toriablau eineBlau-
färbung,Kurkumin
und Auramin blei-
ben unverändert.
Mit Ammoniak
färbt sich Prim-
rose wieder rot,
und die , Fluor-
eszenz kehrt wie-
der, Viktoriablau
Miss Erna Spencer, Newark.
Katzen-Gesellschaft.
313
rot, Kurkuma bleibt un-
verändert und Auramin
wird farblos.
Die Farben in alko-
Iiolischer Lösung auf Papier
gestrichen und getrocknet
verhalten sich wie folgt: m
kaltem Wasser, in Benzol.
in Benzin, in Terpentin, in
Äther, in Schwefelkohlen-
stoffunverändert; in sieden-
dem Wasser tritt ein Ver-
blassen der Farben ein, in
95 prozentisjem Alkoholver-
blasst nur Primro.se und
Viktoriablau, in Natron-
lauge verblas.st Priraro>e.
Viktoriablau wird lavendel-
farbig. Kurkumin rötlich
braun, Auramin farblos.
Bei Zusatz von Mineral-
säuren verblasst Primrnse
etwas gelblich, Viktoria-
blau ziemlich stark, Aura-
min ganz. Kurkumin bleibt
unverändert. Bei Zusatz
von organischen Säuren
verblasst Primrose >iark,
Viktoriablau etwas, Aura-
min ganz. Kurkumin bleibt
unv^erändert.
Wird das durch Säuren verändtite Papier mit Ammoniak neutralisiert, so
erscheint Primrose wieder rot, die anderen Farben bleiben unverändert, wird endlich
Ammoniak im Überschuss zugesetzt, so bleibt Primrose rot wie ursprünglich,
Viktoriablau bleibt unverändert blassblau, Kurkuma färbt sich braun, bei Auramin
kehrt die Farbe nicht wieder.
Brom entfärbt alle vier Farben, stark oder gänzlich, sowohl im Licht als auch
im Dunklen. Jod in Jodkalium entfärbt die gefärbten Stellen nur etwas.
Es bleibt nun noch das Verhalten der Farben in bekannten stark bleichenden
Mitteln zu erwähnen und zwar in mit Ozon geschwängertem Wasser, dann in
Wasserstoffsuperoxydlösung. In ersterem tritt starke Bleichung bei Primro>e.
schwache Bleichung bei Viktoriablau und Kurkumin, völlige Bleichung bei Auramin
ein und zwar gleichgültig ob dem Lichte ausgesetzt oder vom Licht fern gehalten.
In einer dreiprozentigen Wasserstoffsuperoxydlösung verblassen alle Farben um
geringes, gleichgültig, ob dem Lichte ausgesetzt oder im Dunklen gehalten. Bei
Einbringen der soartig gebleichten Farben in Schwefelwasserstoffwasser bleiben die
John C. Waiburg, LoiuIo:i.
Klippenschatten.
314
HII.DXIS. .000 ■ : Vor
\ Iiitt'riKilwn.il' j;.!'.r.->.Aii-vi
•T H.».
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BILDNIS, o o o o o o Von
LEON SNEYERS, BRÜSSEL
i'HOTOGRAPHlSCHE
MITTEILUNGEN XL
X. Internationale Jahrcs-Aus.stcllunjf von
KunstphotograpliicQ o o Hamburjj 1(X>:{
durch Ozon entfärbten Farben unverändert, die Farben kehren nicht wieder, die
durch Wasserstoffsuperoxyd entfärbten Farben aber kehren wieder und zwar Prim-
rose und Auramin fast zur ursprünglichen Frische, Viktoriablau und Kurkumin ganz
zur ursprünglichen Satte
Schweflige Säure entfärbt die Farben zum Teil, dem Lichte ausgesetzt, kehren
aber einige schwach wieder.
Verhalten der Farben in Gasen, Dämpfen u.a.m. Eine lange Reihe von
Versuchen galt der Erforschung des Verhaltens der Farben in gasförmigen Körpern,
Dämpfen, dann im luftverdünnten Räume. Wir würden den uns verfügbaren Raum
wohl beträchtlich überschreiten, wollten wir alle unternommenen Versuche im De-
tail schildern,
wir müssen
uns daher dar-
auf beschrän-
ken, bloss die
wichtigsten der-
selben nebst
den sonst ge-
machten Beob-
achtungen kurz
anzuführen.
Von den
vier Farben des
Verfahrens:
V^iktoriablau B,
Primrose äl'al-
cool, Kurkumin
und Auramin
verblassen im
Lichte alle,
wenn sie in Lösungen auf Papier gestrichen werden, in Gegenwart von atmo-
sphärischer Luft. Hiernach wären also die zum Verbleichen nötigen Bedingungen:
Licht, Luft und organische Unterlage. Licht ist unbestritten der Hauptfaktor. Ohne
Licht verblassen selbst ganz leichte Nuancen der Farben absolut nicht, auch wenn
die anderen Bedingungen, Luft und organische Unterlage, gegeben sind. Über diesen
Umstand stehen uns zwar nur Beobachtungen über einen Zeitraum von fünf Jahren
zu Gebote, d. i. die Zeit, seit welcher die ersten Versuche auf diesem Gebiete durch
Worel angestellt wurden, aber die Un Veränderlichkeit der Farben in dieser Zeit
lässt den Schluss auf die absolute Haltbarkeit der Farben im Dunkeln ganz gut zu.
Ob auch Luft oder einer ihrer Bestandteile ein unbedingtes Erfordernis für das
Verbleichen bildet, sollte durch Versuche festgestellt werden.
Ausserstande über einen absolut luftleeren Raum zu verfügen, konnte natur-
gemäss bloss ein luftverdünnter Raum oder ein Raum, der mit anderen Gasen ge-
fülh war, zu Versuchen verwendet werden.
Es wurde ein Vakuumrohr hergestellt, dessen Luftverdünnung soweit getrieben
wurde, dass ein kräftiger Wechselstrom durch die Elektroden geleitet, Phosphoreszenz
Dr. Ed. Arning, Hamburg.
Hüttenwerk.
15. X. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40.
40
315
Alfred Stieglitz, New York.
The Hand of Man.
des Glases wahrnehmen Hess. In diesem Rohr war eine Papierrolle mit ein-
geschlossen, welche mit den vier Farben gefärbt war. Der Apparat wurde der
Sonne ausgesetzt und das Verhalten der Farben durch rtickbehaltene Proben genau
kontrolliert.
Der Bleichprozess begann schon in kurzer Zeit und zwar zuerst bei Kurkumin,
dann bei Viktoriablau und Primrose und endlich erheblich später auch bei Auramin.
Ein weiterer Versuch wurde in Luft angestellt, welcher der Sauerstoff durch
Einführung reichlicher Mengen v^on Pyrogallol und Ätzkalilösung entzogen wurde.
Diesmal waren die Farben nicht auf Papier, sondern auf einer Kollodionhaut auf-
getragen, aber auch hier trat die Bleichung der Farben im Sonnenlicht wenn auch
verzögert, so doch kräftig ein.
Um zu wissen, wie die Farben sich in verschiedenen Gasen verhalten, reihten
sich neue Versuche an, bei welchen die Belichtung in Stickstoff, Wasserstoff und
Kohlensäure stattfand; in allen drei Fällen verblassten die Farben nach längerer
Lichteinwirkung.
Ein Parallelversuch gah dem Verhalten der Farben im Lichte bei Zufuhr von
Wasserdämpfen, dann in Luft, der der Wasserdampf durch austrocknende Stoffe
möglichst entzogen wurde. Hier trat die Bleichung im ersteren Falle rascher ein
als in trockener Luft.
Auch in komprimierter Luft trat rascheres Verblassen der Farben ein.
Nun wurden Versuche mit Ozon und mit Wasserstoffsuperoxyddämpfen, dann
mh Anetholdämpfen und mit Wasserdampf geschwängerten Anetholdämpfen gemacht,
Ozon wurde hierbei einmal durch Verwendung des Siemens sehen Apparates, ein
316
zweites Mal durch Oxydation von Phosphor an der Luft erzeugt. Die Bleichung
erfolgte in allen Fällen, aber ohne bemerkenswerte Beschleunigung gegen die Be-
lichtung in atmosphärischer Luft.
Schliesslich wurden die Farben auf einer Gipsplatte aufgetragen und deren Ver-
halten im lufterfüllten und luftverdünnten Räume beobachtet. Da war nun ein ganz
bedeutender Unterschied in der Bleichungsneigung eingetreten; während im luft-
erfüllten Rohr die Bleichung ziemlich bald sichtbar war, widerstanden die Farben
im luft verdünnten Räume der Einwirkung der Sonnenstrahlen ganz kräftig.
Wird das Verhalten der Farben unter den geschilderten verschiedenen Be-
dingungen erwogen, so können folgende Schlüsse daraus gezogen werden:
1. Licht ist die erste und unerlässliche Bedingung für das Zustandekommen der
Bleichung bei den Farben. Ohne Licht ist der Bleichprozess ausgeschlossen, gleich-
viel, ob die Farben auf organischen oder anorganischen Stoffen aufgetragen sind,
gleichviel ob Luft gegenwärtig oder nicht gegenwärtig ist.
2. Luft (Sauerstoff) ist, wenn auch auf ein Minimum verdünnt, Bleichungs-
bedingung, wenn die Farben auf anorganischer Unterlage aufgetragen sind. Liegen
die Farben auf organischer Unterlage, dann tritt die Bleichung auch in Abwesenheit von
Sauerstoff ein; dasselbe trifft zu, wenn die Farben auf anorganischer Unterlage gebettet
sind aber mit einem organischen Bindemittel (Harz usw.) zur Verwendung kommen.
3. Die Bleichung verläuft rascher, wenn die Farben verdünnt sind und rascher,
wenn die Farbenteilchen nicht in geschlossener dichter Schicht nebeneinander ge-
lagert sind, sondern in losem Gefüge Über- und nebeneinander liegen (z. B. auf rauhem
Papier besser als auf glatter KoUodionhaut).
4. Zellulose ist die geeignetste Unterlage. Eiweiss, Leim, wie wohl organischer
Natur, eignen sich weniger, einesteils weil diese Stoffe zu chemischen Bindungen
geneigt sind, andernteils weil bei deren Anwendung als Auftrag Zusammenschluss
der Farbenteilchen eintritt.
5. Eine Verflüchtigung der Farbstoffe liegt der Bleichung nicht zu Grunde, es
müsste sonst die Bleichung im Vakuum rascher verlaufen als in komprimierter Luft,
was aber nicht der Fall ist.
Der Punkt 2 lässt uns unschwer die Bedingungen erkennen, unter welchen die
Fixierung der Farben gegen das Licht erzielt werden kann. Versuche in dieser
Richtung sind im Gange und haben schon überraschende Resultate geliefert, doch
entziehen sich dieselben, weil noch nicht gänzlich abgeschlossen, vorläufig der Ver-
öffentlichung. K.
(Fortsetzung folgt.)
Mitteilungen aus unserem pliotocliemisclien
Versuclis-Laboratorium.
Collatlnpapier.
Die Fabrik photographischer Papiere von Dr. Riebensa hm &Posseldt-
Berlin stellt ein neues Auskopierpapier her, dessen Bildschichl sich in ihrem Verhalten
wesentlich von der des Celloidin- und Aristopapiers unterscheidet. Von diesem neuen
317
Fabrikat, welches die Bezeichnung „Riepos-Collatin" trägt, ging uns eine grös^cre
Kollektion zur Prüfung zu.
Die Schicht des Collatinpapiers ist gegen mechanische Einwirkungen (Reibung,
Kratzer) nicht so leicht verletzlich wie das Celloidinpapier, dieses gilt auch für
die Collatinschicht in feuchtem Zustande. Ein weiterer Vorzug ist die Eigenschaft,
dass das Collatinpapier im Wasser und in den Bädern stets flach liegt. Gegenüber
vielen Aristopapieren ist die Beständigkeit der Schicht auch in wärmeren Wässern
und Lösungen hervorzuheben. In Bädern von 30° C. zeigte die Collatinschicht nicht
die geringste Neigung zu schmelzen; man kann also die feuchte Bildschicht auch
mit warmen Fingern ohne Sorge anfassen. Das Collatinpapier wird in drei Sonen
von verschiedener Oberflächenbeschaffenheit fabriziert, nämlich hochglänzend, albumin*
glänzend und matt.
Die CoUatinpapiere kopieren mit rotbrauner Farbe. Die Bilder sind etwas
überzukopieren, da sie, wie auch bei anderen Auskopierpapieren, in den Bädein
zurückgehen. Negative, welche im Celloidinprozess gute Resultate geben, eignen
sich auch am besten für Collatinpapier. Was die Lichtempfindlichkeit der CoUatin-
papiere betrifft, so kommen sie darin den guten Celloidinpapiermarken fast gleich;
die Tongradation ist eine gute. Die Bilder zeigen ausgezeichnete Tiefen, ein Bronzieren
wurde bei den fertigen Bildern nicht beobachtet. Die CoUatinpapiere liefern sowohl
beim getrennten als kombinierten Tonen und Fixieren schöne Färbungen.
Für den getrennten Ton und Fixierprozess ist folgende Vorschrift gegeben: Die
Kopien werden gut vorgewässert, bis das Waschwasser keine Trübung mehr aufweist,
und dann in einem sauren, neutralen oder Rhodangoldbad getont. Alkalische Lösungen
sind zu vermeiden. Insbesondere ist ein Rhodanbad, bestehend aus
Rodanammonium 10^
destilliertes Wasser 1500 „
I proz. Chlorgoldlösung 30 ccm
zu empfehlen. Die Kopien werden hierin zuerst hellgelb, dann purpurbraun bis
violettbraun. Der Tonungsprozess geht flott vonstatten, die Kopien waren in 4— 6 Min.
fertig getont. Nach dem Tonen werden die Bilder kurz abgespült, auf 10 Minuten
in eine 10 proz. Fixiernatronlösung gebracht und schliesslich (Vi- Stunde in fliessendem
Wasser) gewässert.
Für Tonfixage kann das bekannte Kurzesche Bad genommen werden. Ich
benutzte die nachstehende Tonfixierlösung und erzielte damit ausgezeichnete warme
purpurbraune bis dunkelviolettbraune Färbungen.
Wasser 1000 ccm
Fixiernatron 200^
essigsaures Natron krist 10 „
essigsaures Blei 20 „
Rhodanammonium 15 „
Zitronensäure 5 „
I proz. Chlorgoldlösung 50 „
Sehr schön sind auch die Färbungen, welche die Mattkopien in einem Platin-
tonbad :
Wasser 1000^
Kaliumplatinchlortir i „
Zitronensäure 8 „
und nachfolgender Fixage in 10 proz. Fixiernatronlösung annehmen. Wir erhalten
318
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C. V\\n, PAKI.s
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AM SEE. o Von
C. PUYO, PARIS
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEILUNGEN XL
X. Internationale Jahres-Ausstellun^ von
Kunstphotojjraphien o o Hambufj^; l}U>:i
hier violettbraune und platinartige Töne. Im allgemeinen ist hervorzuheben, dass
die Bilder auf MattcoUatin ganz vortreffliche Effekte zeigen.
Mit dem CoUatinpapier lassen sich auch Diapositive herstellen, indem die Bild-
schicht vom Papier auf Glas übertragen werden kann. Hierzu eignet sich am besten
das CoUatinpapier mit hochglänzender Schicht. Die Gebrauchsanweisung ist wie
folgt: Man kopiert das Bild stark über, tont, fixiert und wässert wie gewöhnlich
(alaunhaltige Tonbäder sind zu vermeiden), quetscht dann die Kopie auf eine gut
geputzte Glasscheibe und lässt vollkommen fest trocknen. Nach dem Trocknen
legt man die Platte in eine Schale, giesst heisses Wasser auf die Rückseite des
Papiers, lässt so 2 bis 3 Minuten liegen, hebt die Platte dann heraus und zieht vor-
sichtig das Papier ab. — In gleicher Weise kann man die Bilder auf Celluloid,
Porzellan usw. übertragen. — Die so erhaltenen Bilder sind natürlich seitenverkehrt.
Insgesamt haben die vorgenommenen Proben gezeigt, dass das CoUatinpapier
sich leicht verarbeiten lässt und ein für die Praxis vorzüglichst geeignetes Kopier-
material ist, welches die verschiedenartigsten Färbungen in Gold- und Platinbädern
zulässt und sich durch prächtige Tiefen sowie schöne Weissen auszeichnet.
P. Hanneke.
Kleine Mitteilungen.
Schwefeltonung von Bromsilberkopien.
Am letzten Sitzungstage des Kongresses für angewandte Chemie sprach Dr. Baeke-
land über das Tonen von Bromsilber bildern in Lösungen von Fixiernatron und Alaun.
Nach Redner beruht der Tonprozess auf der Verbindung von Schwefel im statu
nascendi mit dem Silber der Kopie. Für ein solches Tonbad wird folgende Vor-
schrift empfohlen: In 5 Liter schwach erwärmtes Wasser wird i kg Fixiematron
gebracht und dann unter stetem Umrühren 200 g pulverisierter Alaun zugegeben ; es
bildet sich hierbei Tonerdehydrat, Natriumsulfat, schweflige Säure und Schwefel. Das
Ganze lässt man 2 — 3 Tage stehen. Für den Gebrauch ist das Bad so stark als es
die Kopien aushalten können zu erwärmen (55 — 66°), kalt tont es zu langsam.
Kunstpapiere als Unterlage für photographische Kopien.
Für die sich mit der Photographie Beschäftigenden, welche als ihr Spezialfach
das künstlerische Bildnis betreiben, hat die Industrie in neuerer Zeit verschiedene
Materialien auf den Markt gebracht, welche sicher sehr willkommen sind, wir
erinnern nur an die kürzlich erschienenen matten Pigmentpapiere, ferner an die
modernen Untergrundpapiere und Kartons. Wir brauchen nicht erst darauf hinzu-
weisen, dass die Aufmachung eines Bildes sehr viel zu der Gesamtwirkung beiträgt,
über diesen Punkt ist schon in unserer Zeitschrift genügend gesprochen worden.
Von dem Verlage des „Apollo "-Dresden liegt uns ein Musterheft mit 84 ver-
schiedenen Sorten vortrefflicher englischer Untergrundpapiere vor. Dieselben sind
in den mannigfaltigsten Färbungen hergestellt, es sind die verschiedensten Nuancen
von Grau, Mode, Sepia, Olive, Kupfer, Chamois, Malve, Grün, Blau usw. vertreten.
Diese Papiere werden in Bogengrösse von 52 x 65 cm geliefert, auch sind dieselben
auf Karton aufgeklebt in gleichen Formaten erhählich. Da die Preise der englischen
Untergrundpapiere nicht teuer sind (pro Bogen 25 Pf., auf Karton 50 Pf.), so werden
diese bald eine allgemeinere Anwendung finden. P. H.
319
Kopierpapiere mit Silberantergrund.
Die Elektro- und Photochemische Industrie, Bingen a. Rh., fabriziert u. a.
auch Bromsilberpapiere mit silberglänzendem Untergrund. Die Empfindlichkeit und
Verarbeitung dieser Papiere ist genau dieselbe wie die der gewöhnlichen Bromsilber-
papiere. Die Kopien mit metallischem Grund geben ganz reizvolle Effekte und
dürften für gewisse Zwecke gern verwendet werden. Wir haben uns auch überzeugt,
dass diese Papiere eine gute Haltbarkeit besitzen; Papiere, welche nach 6 Monaten
in Gebrauch genommen wurden, erwiesen sich in allen Beziehungen genau wie
frische Ware. P. H.
Repertorium.
Praktische Versuche mit Acetonbisulfit.
Auf dem Berliner Kongress für angewandte Chemie hielt Dr. A. Eichen-
grün, Chemiker der Farbenfabriken von Bayer-Elberfeld, einen Vortrag über die
Verwendung des Acetonbisulfits zur Entwicklung von Chlorbromsilberkopien
in Tönen von Braunschwarz bis Gelbbraun. Für die Erzeugung dieser Töne ist nach
Dr. Eichengrün nicht allein der Sulfitgehalt, sondern auch die Entwicklersubstanz
und der Alkaligehalt von Einfluss. Auch Entwicklerlösungen nur mit Natrium-
sulfit ohne Alkali vermögen derartige braune Töne zu liefern. Für die Hervornifung
brauner Töne hält Dr. Eichengrün den Edinol-Acetonentwickler für den ge-
eignetsten. — P. Hanneke bemerkte hierzu, dass gleiche braune und Röteltöne,
wie sie die Vorlagen zeigen, auch mit Entwicklern erhalten werden können, die kein
Sulfit, sondern nur Alkali enthalten, so z. B. mit Hydrochinon- Pottasche, Brenz-
katechin-Pottasche.
Prof. J. Precht hat die Beobachtung gemacht, dass Bromsilbergelatineplatten,
die in einer i- bis 5proz. Lösung von Acetonbisulfit vorgebadet wurden und nach
dem Trocknen längere Zeit exponiert wurden, eine bedeutend langsamere Entwicklung
zeigen; hiermit wird auch die Solarisationsschwelle herabgedrückt. — Ferner teilt
Precht mit, dass Bromsilbergelatineplatten, welche mit einer Entwicklersubstanz
ohne Alkali versetzt werden, keine Solarisationserscheinungen ergäben — Hieran
schloss sich eine längere Diskussion, an welcher sich Prof. Eder, Dr. L. Cr am er
und Dr. Englisch beteiligten. — Prof. Eder hob hervor, dass praktische An-
wendungen verzögernd wirkender Entwicklerlösungen schon früher geschehen seien,
so habe Ein sie Kircheninterieurs gegen das Licht aufgenommen und alle (15) Nega-
tive sind bei langsamer Hervorruf ung brillant ausgefallen. Einsle*) benutzte für
sämtliche Platten (im Format 30 X 40 cni) ein und dieselbe Entwicklerlösung; die-
selbe war wie folgt zusammengesetzt: Natriumsulfit 40 g^ Hydrochinon 10 g,
Pottasche 2 g^ Wasser 400 g. — In dieser Lösung beanspruchten die Negative zu
ihrer vollkommenen Entwicklung eine Zeit von Y* — i Stunde.
Soweit über die Verhandlungen des Acetonbisulfits auf dem Kongresse. — In
einer Notiz über Acetonbisulfit, Seite 92 Jahrgang 1902 unserer Zeitschrift, befindet
sich die Angabe der Elberf eider Farbenfabriken, dass 5^ Acetonbisulfit, 40^ kri>t.
schwefelsaures Natron (resp. 20^ wasserfreies Salz) ersetzen. Dr. L. Cramer hat
hierüber Vergleichs versuche angestellt und berichtet davon in der „Phot. Correspondenz
1903» VII": Es wurden behufs Prüfung des Acetonbisulfits als Ersatz des Natrium-
sulfits zunächst zwei Lösungen wie folgt angesetzt:
1) Eders Jahrbuch 1892 Seite 111.
320
I. 2proz. Edinollösung 50 ccm
Acetonsulfit 5^
Soda krist 15 „
Wasser 50 „
II. 2proz. Edinollösung 50 ccm
Natriumsulfit, wasserfrei 3,5 g
Soda krist 7 »»
Wasser 50 „
Da 5 ^ Acetonbisulfit 8 g Soda zur Neutralisation gebrauchen, so ist im Rezept I
der Sodagehalt um diese Menge erhöht worden. Bei dieser Umsetzung werden dann
3»5<r Natriumsulfit gebildet. — Der Vergleich der Entwicklung mit beiden oben an-
geführten Lösungen ergab, dass Nr. I langsamer arbeitet als Nr. II, dass Nr. I aber
nach längerer Zeit dasselbe Bild ergab wie Nr. II. Bei der Umsetzung des Aceton-
bisulfits mit Soda entsteht Bikarbonat und dieses verlangsamt den Entwicklungsgang,
ohne Einfluss auf das Bildresultat ^).
■Hinsichtlich des Ersatzes des Natrium sulfits durch Acetonbisulfit zur Konservierung
von Entwicklerlösungen wurden zwei Parallelversuche mit Pyrogallus angestellt:
I. loproz. Pyrolösung 5 ccm
„ Acetonsulfitlösung 10 »,
„ Pottaschelösung 20 „
Wasser 30 .;
IL loproz. Pyrolösung 5 ccm
„ Natriumsulfitlösung 40 „
„ Pottaschelösung 20 „
Es sind in Rezept I 4 Gewichtsteile Natriumsulfit (wasserfrei) durch i Gewichls-
teil Acetonsulfit ersetzt. Beide Lösungen sollten also gleich haltbar sein. Beim
Stehenlassen der Lösungen in offenen Schalen färbte sich Lösung I sehr rasch, II
sehr langsam; nach 12 Stunden war Lösung I schwarzbraun, II gelblich. —
Es wird nun geklagt, dass man das Natriumsulfit im Handel mitunter unrein
und zersetzt erhält. Dieses kommt in der Tat vor und ist zum Teil eine Folge nicht
sachgemässer Aufbewahrung des Sulfits. Bei Bezug von Chemikalien hat man
darauf zu achten, dass dieselben genügende Reinheit besitzen, und denjenigen,
welchen die Vornahme diesbezüglicher persönlicher Prüfungen nicht möglich ist,
kann nur angeraten werden, bei Ankauf genügend reine Ware auszubedingen resp.
von renommierten Chemikalienhandlungen zu beziehen, welche in ihren Lieferungen,
wie die Preislisten zeigen, stets gewisse Garantien leisten. — Ferner ist, wenn man
Präparate, wie Acetonsulfit und Natriumsulfit, zueinander in Vergleich stellt, auch
der höhere Kostenpreis des ersteren in Rücksicht zu ziehen, namentlich wenn der
Gegenstand in der Praxis in grösseren Mengen Verwendung finden soll.
Literatur.
Eder, Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik für das Jahr 1903.
17. Jahrgang. Mit 220 Textbildern und 27 Kunstbeilagen. Verlag Wilh. Knapp, Halle. Was
die Eder sehen Jahrbücher so äusserst wertvoll macht, ist der stetige, vom Herausgeber
auf das sorgfältigste zusammengetragene Bericht über alle wichtigen Publikationen in photo-
graphischen Prozessen und Apparaten des letzten Jahres; derselbe umfasst diesmal 320 Seiten.
Neben diesem Repertorium finden wir in Eders Buch viele interessante Originalaufsätze von
1) Siehe die Abhandlung: Einige Bemerkungen über die sogen. Verzögerer, Seite 25,
321
anerkannten Wissenschaftlern und Technikern. Unter den Kunstbeilagen sind auch
Blätter, welche der Wiener Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt entstammen und von &tä
vortrefflichen Schülerleistungen dieser Anstalt Zeugnis geben. — Wir können die Ansdiaihi^
der E der sehen Jahrbücher nur immer wieder bestens empfehlen. P. R,
Hermann Schnauss, Photographischer Zeitvertreib. Eine Zusammenstellung einfacki^
leicht ausführbarer Beschäftigungen und Versuche mit Hilfe der Camera. Mit Bildbeilageo wi
154 Abbildungen im Text. 7. vermehrte Auflage. Verlag von Ed. Liesegang (M. Eger),
Leipzig. Dieses Buch beschäftigt sich mit verschiedenen Anwendungen der Photograplae a
ernsten und heiteren Dingen. So gibt es uns Anleitungen über die Wiedergabe von WasserwtfleB|
Kristallen, elektrischen Erscheinungen, über Drachenaufnahmen, Serienbiider usw., anderersdhi
behandelt es die Herstellung von Scherzbildern, wie Doppelgängerbilder, verzerrte Figmtt«
(ieisterphotographien u. a. m. Der „Photographische Zeitvertreib* wird auch in der neuen Anffafe
viele Freunde finden.
Patent - Nachrichten.
Anmeldungen.
57 d. J. 6762. Verfahren zur Herstellung photographischer Mehrfarbendrucke. Adolph Jesse,
Friedenau b. Berlin. — 2. 5. 02.
57 a. B. 31 844. Apparat zur Aufnahme und Wiedergabe von photographischen Dreifarbenbikkn
mit zwei zu einander gewinkelten Spiegeln. Thomas Knigbt Barnard, HammersmiA,
Engl.; Vertr.: C. Pieper, H. Springraann & Th. Stört, Berlin NW. 40. — 6.6.02.
W. 20 550. Vorrichtung zum Verstellen der Schlitzweite an Rouleauxverschlüssen nl
durch Bandzüge gegen einander beweglichen Rouleauxhälften. Emil Wünsche Akt.-Ge&
für photogr. Industrie, Reick b. Dresden. — 23. 4. 03.
57 b. S. 18 001. Kopiermaterial mit Dreifarbenschicht zur Herstellung von farbigen Bildern uack
dem Ausbleich verfahren. Zus.z.Anm.S. 17 409. Jan Szczepanik, Wien; Vertr. : C.Fehlert,
G. Loubier, Fr. Harmsen & A. Büttner, Berlin NW. 7. — 6. 1.03.
57 c L. 17 759. Satiniermaschine zum mehrmaligen Satinieren photographischer Bilder. Her-
mann Lindenberg, Dresden, Waisenhausstr. 38. — 4. 2. 03.
„ Seh. 20 305. Badeeinrichtung für Rollfilms. Deutsche Coxin - Gesellschaft m. b, H.
Berlin. — 1. 5. 03.
42 5^ A. 9234. Verfahren zur Herstellung von Phonogrammen auf photographischem Wege.
Dr. Wilhelm Asara, Murnau, Oberbayern. — 13. 8. 02.
57 a. B. 28 697. Wechselkassette für geschnittene Films mit einem bei Tageslicht auswechsel-
baren Filmmagazin. Arthur Augustus Brooks & George Andrew Watson, Liver-
pool; Vertr.: E.W. Hopkins. Berlin C. 25. — 23.2.01.
,. B. 32 664. Antriebsvorrichtung für federnd sich schliessende ObjektivverschlOsse. Chr. Bruns,
München, Schnellerstr. 17. — 26. 9. 02.
Erteilungen.
57 b. 145 280. Photographisches Verfahren zur Herstellung plastisch richtiger Bildwerke. Carlo
Baese, Berlin, Hallesche Strasse 15. — 8. 11.01.
145 281. Gewebe und Verfahren zur Herstellung von Imitationen gewebter Bilder auf
photographischem Wege. Jan Szczepanik, Wien. — 13 5. 02.
145 282. Verfahren zur Herstellung von Bronzeschiebten; Zus. z. Pat. 127 899. Augusl
Huck, Ludwig Fischer und Hermann Ahrle, Frankfurt a. M., Kaiserstr. 66. —
21.6. 02.
145 283. Lichtempfindliche Schichten tragende Films aus Nitrozellulose. Dr. Hans Lüttke,
Wandsbek. — 30. 9. 02.
^ 1 45 284. Verfahren zur Herstellung farbiger Chromatgelatinebilder nach dem Imbibitions»
verfahren. Max Skladanowsky, Berlin, Schwedter Strasse 35a. — 28. 1.03.
145 285. Verfahren zur Herstellung von trocken abziehbai*en pbotograj>hischen Gelatine-
bildern. Vereinigte Gelatine-Gelatoidfolien- und Flitterfabriken A. G., Hanta
a. Main. — 11. 3. 03.
■ r=^^
Für die Redaktion verantwortlich: F. Hanneke in Berlin.
Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin — Druck von Gebr. Unger in Beilin.
322
Eisenpapier mit Entwicklung in Silbersalzlösung.
Die Kallity]JteM ist ein Kopierprozess, welcher ausserordentlich viele Modi-
fikationen ?!u]ä>^t. Das gilt nicht nur hinsichtlich der zu erzielenden Töne, sondern
auch bezüglich der Art der Präparation des Papiers. R. Namias veröffentlicht
in dem neuesten Hefte
des „Bulletni Je T Asso-
ciation Belize" folgende
Arbeitsvorschrtftci^.
E:^ wird eine Lösung
besjtehend au&: Wasser
lOG gt Klit:icnrhlorid 20 ^,
Oxalsäure 18 ^% Gelatine
5 ^j angesetzt. Dieselbe
wird miticlsi eines breiten
Pinsels auf giitc>^ wohl ge-
Icinites Papier iiesirichen;
es ist nirht uuhedingt er-
fordedichi da» Kives- oder
Sieinbachpapicr verwendet
wird. Nach Trrnknung der
Schicht wird da.s Papier
unter einem Negativ ko-
piert-
Nach Xamias finden
durch die Wn'kung des
Lichtern i:hcnii>rhe Um-
setzungen nach folgenden
Gleichungen *^t;itt;
Fe^Cl« + C^OJ L -- 2 FeCIa
+ 2 iRl + ^CO^;
FeCl^ + C,U,ll, --FeC.O,
+ 2 na
E^ bildet >ich also
oxalsauro Eisfnnxydul in
den vom Lieh tu urtroffenen
1 ( über dif Prinzipien der
Kuilitypte detii- iIpii Aufsatz im
Jniirgimi; 18^*^, Stitr- 160. Alfred Stieglitz, New York.
I XL iJKirri. PIsoiUkTT Mitteilungen. Jalirg. 40.
41
323
Stellen des Papiers.
Bringt man nun die
Kopie in eine ammonia-
kalische Silbernitrat-
lösung, so wird an diesen
Stellen das Silbernitrai
reduziert. Man benutzt
hierzu eine aproz.Silber-
nitratlösug, welcher man
so viel Ammoniak zu-
fügt, bis der anfangs ent-
standene Niederschlag
wieder verschwunden
ist. Die Kopie er-
scheint beim Hinein-
legen in das Silberbad
sofort schw^arz gefärbt,
die Tiefen werden gelb
infolge Bildung von
Eisenoxydhydrat.
Nach I oder 2 Min.
nimmt man die Kopie
heraus und taucht sie in
eine 5proz. Lösung von
Oxalsäure, diese löst
sehr schnell das ganze
Eisenoxyd. Das Bild
ist jetzt klar. Man spült
es dann ab und bringt
es in eine sproz. Fixier-
natronlösung, um jede
Spur Silbersalz zu ent-
fernen. — Das Bild erhält einen bedeutend besseren warmen Ton, wenn man der
Fixiernatronlösung etwas essigsaures Blei zugesetzt hat.
Die besten Färbungen geben jedoch Gold- und Platintonung. Als Goldtonbad
wird eine iprozentige Goldchloridlösung benutzt, der man eine geringe Menge
Natriumbicarbonat beigibt. Für Platintonung lässt sich sowohl Platinchlorid- als
-Chlorürsalz benutzen. Es gentigt eine sehr kleine Menge Platinsalz, um schöne
schwarze Töne zu erhalten.
Namias erwähnt, dass es bis jetzt weder unter den direkten noch indirekten
Silberkopierverfahren ein Papier gebe, in welches das Platin mit so grosser
Leichtigkeit eingeführt werden könne. Ein anderer grosser Vorteil ist, dass sich das
Eisensilberpapier sehr billig stellt.
Wilhelm Weimer, Darmstadt.
324
Internationale Bildniskunst.
(Zu unseren Bildern.)
Gelegentlich der Dührenschen Bilder, die wir im ersten Oktoberheft brachten,
verfolgten wir die Entwicklung der deutschen Fachphotographie zu natürlicher,
lebenswahrer Auffassung des Porträts. Heut nun haben wir Gelegenheit, das Bild,
welches wir auf kleinem Raum vom heutigen Stande der Porträtphotographie ent-
warfen, durch einen interessanten Blick auf die internationalen Leistungen von Fach-
leuten und Amateuren zu ergänzen.
Wie schrecklich modern! wird gewiss wieder eine Anzahl unserer Leser, die
selbst die Photographie als Liebhaberei betreiben, beim Durchblättern des vor-
liegenden Heftes ausrufen. Sie alle möchten wir bitten, doch recht unbefangen und
vorurteilslos an Bilder, wie wir sie hier zeigen, heranzutreten. Es ist recht schlimm,
dass gerade bei uns in Deutschland gewisse Schlagworte wie „moderne Richtung"
zur gangbaren Münze geworden sind. Früher sagte man sogar „unscharfe Richtung"
und zeigte damit noch deutlicher, wie sehr man die vom Herkommen abweichenden
Photographien nach Äusserlichkeiten beurteilte. Gewiss gab es eine ganze Anzahl
von Leuten, die das „Künsderische" in der Unscharfe oder sonst einem formalen
Trick suchten. Solche Faiseure aber können auf die Dauer nicht über ihren Mangel
an ernster Auffassung
hinwegtäuschen. Die
Zeit führt alles auf
seine >vahre Bedeu-
tung zurück. Schon
heute sehen wir, wie
sehr sich in der
künstlerischen Photo-
graphie die Dinge
klären. Auf die Dauer
können sich nur die
Berufenen halten,
welche nicht nur
irgend eine {neue,
verblüffende Form
suchen, sondern das
Lichtbild auch mit
einem vertieften In-
halt erfüllen wollen;
die blosse Mache wird
als solche erkannt.
— Die ganze Ent-
wicklung der künst-
lerischen Photo-
graphie aber ist noch
jung. Durch das Auf-
treten neuer Er-
scheinungen sehen
wir alle Tage wieder,
wie sehr die Dinge
im Fluss sind. Zu Nicola Perscheid, Leipzig.
325
solchen Zeiten musN
man sehr vorsichtig
mit abschliessendem
Urteil sein, um nicht
von vornherein Ar-
beiten zu verdammen,
deren Wert für die
Entwicklung der
Photographie man
später noch einmal
anerkennen muss.
Wie wäre es, wenn
wir jetzt einen in
Lachen und Spott be-
graben wollten, weil
er im Überschwang
seines Wollens viel-
leicht hie und da
einen etwas extra-
vaganten Sprung ge-
macht hat, um nach-
her, wenn er reif
und abgeklärt vor uns
tritt, seinen Wen
doch anerkennen zu
müssen. Es ist wohl
weniger gefährlich,
einem, der sich später
als blosser Macher
entpuppt, gegenüber
anfänglich zu duldsam
zu sein, als einen
Berufenen ungerecht
zu verurteilen. —
Überdies wäre es
doch nicht zu verteidigen, wenn unsere deutschen Zeitschriften das, was allenthalben
im Ausland geschätzt und gepflegt wird, einfach totschweigen wollten. Es könnte
dann schliesslich der Zustand eintreten, dass man in „La Revue de Photographie",
in „Photograms of the ycar" und „Camera Notes" mit Worten höchster Anerkennung
von den deutschen Kunstphotographen spricht, die Bilder der Hofmeister, Müller,
Scharf, Perscheid in vornehmen Reproduktionen bringt, während unsere deutsche
Amateurwelt nichts von diesen Landsleuten kennt, geschweige denn über die
Lei^:tungen des Auslandes orientiert ist. Diesen Zustand werden wohl auch die
Gegner der Kunstphotographie nicht heraufführen wollen. Muss es doch für jeden
Photographen, gleichviel welche Ansichten er hat, von Wert sein, über alle Er-
scheinungen seines Fachs in umfassender Weise orientiert zu werden. Das und
nichts Anderes erstreben wir, wenn wir in diesen Heften hin und wieder ohne Vor-
eingenommenheit ein Bild vom Stande künstlerischer Photographie entrollen.
Was diese nun selbst betrifft, so sollte man jetzt anfangen, das Wesen der
Sache über irgendwelche Erscheinungsformen zu stellen. Man sollte nicht immer seine
Clarence H. White, Newark.
Miss Julia Mc. Cune.
326
DOPri:LBILL)\IS. o o o . o o o Vf.n
TM. u. O. llOKMKISTtR. IIAMBUKU
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DOPPELBILDNIS, o o o o o o o Von
TH. u. O. HOFMEISTER, HAMBURG
iniOTOGRAPHISCHE
UnTEILUNGBN XL
letzten Urteile auf „Schulen'* und „Richtungen" hinausspielen. Über solche Schabloni-
>ierungen müssen wir fortkommen. Eine geschlossene, uniforme „moderne Richtung",
die irgendwelche Bedeutung hätte, gibt e> überhaupt nicht. In der bildenden Kunst
>o\vohl wie in der Photographie lassen sich unter solchen Sammelbegriff nur all' jene
falschen „Sezessionisten" bringen, die selbständig schaffenden Persönlichkeiten irgend-
etwas abgeguckt haben, das sie nun in äusserlichen Mätzchen verwerten, ohne über-
haupt nur zu ahnen, worin der Wert persönlicher Leistung liegt. Gerade wie es in
Kunst und Litteratur der Fall war, so haben sich aber auch jetzt in der Photo-
graphie aus der Menge nach „allgemeingiltigen" Normen Arbeitender einzelne be-
Pierre Dubreuil, Lille.
Porträt des Bildhauers Braque.
anlagte Menschen erhoben, die ihre eigenen Wege gehen. Diese suchen den
Horizont zu erweitern, sie ringen nach neuen Ausdrucksformen, sie mögen auf un-
begangenen Pfaden manchen Fehltritt tun, doch wenn sie eben die stark beanlagten
Menschen sind, so werden gerade sie es sein, die Leben und Arbeit mit neuen
Wirkungsmitteln bereichern, die ein höheres Niveau schaffen, auf das sich dann die
Menge hebt. — Diese Wenigen aber sind nicht in Rubriken unterzubringen. Eine
starke, schaffende Persönlichkeit macht gewöhnlich über kurz oder lang Schule,
d. h. sie wird in ihren Bestrebungen von Nachahmern verwässert und karrikiert.
Ihr aber können wir es nicht zum Vorwurf machen, wenn das Wesen persönlicher
Leistung so töricht verkannt wird, wenn viele nicht einsehen, dass man vorbildlich
wirkende Menschen nicht nachahmen, sondern an ihrem Beispiel erkennen soll, dass
327
es das Höchste ist, nach
ganzer Kraft selbst eine
Persönlichkeit zu werden.
Auch die Bezeichnung
„Kunstphotographie", die
wir leider noch so vielfach
brauchen müssen, um Un-
terschiede festzulegen, hat
viel Unklarheit geschaffen.
Man meint nun immer, es
käme bei der neuen An
darauf an, durch die Pho-
tographie die bildende
Kunst nachzuahmen. Ge-
wiss ist das vielfach ge-
schehen, aber es wäre doch
Verkennung der Tatsachen.
wenn man hierin schlecht-
weg das Kennzeichen fö-
dic neuen Bestrebungen im
Lichtbild sehen wollte. Wir
haben jetzt in allen Ün
dern einzelne „ Kunst-
photographen", die man
nicht einfach zu Nach-
ahmern der Malerei
stempeln kann.
Jene wirklich wen-
voUen Vertreter der neuen
Bewegung bilden wohl Ge-
schmack, Empfinden und
Urteil an den Werken der
Kunst, aber sie ahmen sie
nicht nach, Sie wissen.
dass wir das neue Lichtbild
aus der Natur, nicht aus der Kunst herausholen müssen, dass es sich darum handelt,
die Photographie zu einer ganz selbstständigen Vermittlerin der Natureindrücke zu
machen, die einzigartige, in ihrer Art nicht zu überbietende Werke schafft, dass c>
sich für die neue Bewegung, soweit sie wahrhaft der Entwicklung dient, darum
handeh, einerseits über die Schablonenarbeit der Fachleute und andererseits über
die Knipserei der landläufigen Amateure hinauszukommen, die photographische Be-
tätigung mit einem tieferen Sinn zu erfüllen, sie zu einem reicheren ausdrucb-
voUeren Mittel zu machen, das der Mensch zur Vertiefung seiner eigenen Innerlich-
keit und zur Förderung seiner Nebenmenschen braucht.
Man erkennt den Wunsch, auch auf diesem Gebiete Leben und Arbeit ganz in
Einklang zu bringen. Alle, denen es Ernst ums neue Lichtbild ist, mögen ihre Auf-
fassungen und Arbeiten noch so verschieden von einander sein, mögen sie Steichen
oder Weimer heissen, haben es ausgesprochen, dass die Photographie, wüe sie sie
üben, Ihnen zur Lebensaufgabe geworden ist, dass Arbeit und Leben ihnen eins ist.
Allen, die ihre Aufgabe so ernst fassen, wollen wir in Deutschland Gastrecht
Otto Scharf, Crefeld.
Abendsegen.
328
gewähren, wenn sie uns etwas Neues und Eigenes zu sagen haben. Tun wir die
Scheuklappen vor einer „modernen Richtnng" ab, die in Wirlichkeit garnicht be-
steht. Werten wir die gebotenen Leistungen lediglich als Ausdruck selbständiger
Persönlichkeiten, so werden wir auch da, wo wir nicht mehr mitgehen, noch die
besondere Auffassung, eine originelle Ausdrucksform anerkennen und zur Festigung
oder Bereicherung eigener Ideen benutzen können.
Wenn eine Zeitschrift wie die unsrige es sich zum Gesetz macht, ohne Rück-
sicht auf irgend welche herrschenden „Richtungen", das ganze Bild zeitgenössischer
Arbeit, gleichviel ob sie alter oder neuer „Schule" angehört, vor den Lesern auf-
zurollen, so ist das zweifellos interessanter und belehrender, als wenn immer nur
aus einer Tonart, die uns allen schon bekannt ist, geblasen würde.
Diese allgemeinen Bemerkungen, welche natürlich nicht besonders auf die heut
vorliegenden Bilder Bezug nehmen, erschienen angebracht, damit die Leser, welche
den neuen Bestrebungen auf unserem Gebiet ferner stehen, unsere illustrativen
Darbietungen aus dem richtigen Gesichtswinkel sehen. Über die beigegebenen
Bilder muss ich mich nun kurz fassen. Die Deutschen — Perscheid, Weimer,
Dührkoop, Scharf — sind unseren Lesern in ihrer Art aus früheren Publi-
kationen bekannt. Dühr-
koop gibt eine in den
Linien sehr gefällige Studie
in Höchheimer Druck. Das
etwas körnige Material, das
auch in der Reproduktion
zum Ausdruck kommt, ist
für solche Effekte mit
grösseren Licht- und
Schattenwirkungen gut ge-
eignet. Scharfs schönes,
ruhiges Mädchenporträt ist
ein geschickter Ausschnitt
aus jener vollendeten
Gruppe, die er „das Gebet"
betiteh hat. Von Gebr.
Hofmeister, den be-
kanntesten deutschenKunst-
photographen, die freilich
bei uns noch wenig zum
Wort kamen, bringen wir
ein sehr lebendiges Doppel-
bild nach einem grossen
Kombinationsgummidruck.
Von diesen Arbeiten,
in denen sich, wie wir
glauben, doch ein echt
deutsches Empfinden aus-
spricht, bis zu den Bildern
der modernen Amerikaner
ist ein gewaltiger Schritt.
Wir geben dem viel um- , David Blount, Newcastle. Malerbildnis.
329
r ^V^RI
-J
rfc^^^ ^^^^^^^^^^^^^^*^BBM
strittenen Eduard
Steichen in einer
Gravüre das Won,
weil einmal die Fein-
heiten seines Kohle-
drucks nur in die>eni
Verfahren wieder-
zugeben sind, und c>
sich ferner hier tai
sächlich um eine
Leistung von kan>t-
lerischem Rang han-
delt. Wir bitten den
Leser, dieses Du-c-
porträt einmal rein
als Kunstblatt ohne
pholographische Vor-
eingenommenheit zu
betrachten .Steichen
als Maler will nämbd
nicht „reine Phc*>
graphien" machec
sondern er will die
Camera lediglich zur
Herstellung von
Kunstwerken be-
nutzen, ebenso wie
er Pinsel und Farbe
dazu benutzt. Daher
nimmt er auch den
Pinsel zu Hilfe, um
die Wirkung seiner
„Lichtmalereien" zu
unterstützen. Da er
übrigens solche Wirkungen in der Hauptsache durch Decken oder Schaben auf dem
Negativ erzielt, so benutzt er lediglich die Mittel der Retouche, welche auch unsere
heutigen Fachphotographen in ausgedeiintestem Masse in Anspruch nehmen. Sehen
wir nun einmal davon ab, gewisse spezifisch photographische Forderungen, die der
Autor in diesem Bilde nicht erfüllen will, zu stellen, so müssen wir zugeben, da>>
die Charakteristik der grossen Tragödin vortrefflich gegeben ist, und dass das Antlitz
mit diesem beseelten Ausdruck für sich eine vorzügliche Leistung abgäbe, auch
wenn wir die mit der Hand hineingedeckten Lichter des Pelzkragens weniger deut-
lich sähen.
Kaum einem Wiederspruch dürfte die reizende Kindergruppe von Math. Weil
begegnen. Diese Amerikanerin hat es verstanden, sich in ganz einziger Weise in
die Welt der Kleinen einzuleben. Wer so etwas einmal versucht hat, weiss, wie un-
endlich schwer es hält, eine Kindergruppe so unbefangen und hübsch in der Anordnung
zugleich zu erhalten. — Von Amerikanern bringen wir noch Clarence H. White,
der in seinen Porträts durch eine sehr zarte, gedämpfte Tongebung zu wirken sucht,
und ein Damenbildnis des verdienten Herausgebers der „Camera Notes" Alfred
R. DOhrkoop, Hamburg.
330
LOWKXZAHN KI i 1 ,
MATHILDE \VI ii i: Mti
PHOTOr.RAl'H S5< HF
MTTTKILüNni-N XL
R I)'.liik..op, Hamhi
!i rn VI w
Kini^t werken
•lui/cii, eben-
VI Vm<c] imu '
i\:iAu benutzt, i
nminil er aU' i
Pinsel zu Hi\
die Wirkung
„Lichimalereic
unterstützen.
übriucns sülrlic Wum-;;'
Neualiv erzieh, so hrn
i: i« I li,:ii;.: : t- j-m. !■ I Jf, kcu oder Srhaben ar,'
.,^^c.i.> v.,..v... ^v . . i. !rj!iO. die M !;. ! .um KcTiHi. he. wckhe amh t:
heutii^en FaehphuioLii aidi- ii i-i ;.)>..« ''rn-v t. m \I,t~ -e m An<[)rueh nelimen.
wir nun einmal (la\'i>n ab. .,< .\ • '• .:»r/:ti-, i, [>*i-'!. or.:jdii>«he Forderungen. •''
Autor in diesem Bilde iir üi 't; ;] <i; vv ! '. I . /r. gellen, -«. müssen wir zugebe»,
die Charakteristik <Jer ^»o- ei .- •:. 'Wi \>>\i\i,\Uh ^ei^cben ist, und da^> ii->
n.ii diesem be>echen Ar-.lii;'k !ii -.. h e,!U' v »r/ü^üehc Leisiunji abgiibt' .
'•.v'im wir die mit d<'r li,i::d hi!i<-iij t^ii- kM. i, l.irbii.-r dt- iVlzkra^ens \vcni2<'r
1" 'b -,dir-n.
Kaum einem \Viedcr-i>ni< b ..i;;'-v '!•».• rri/rude Kindergruppe von Math ^
h'L.LM'en I)ie>-e Ainei'ikanenM n it ».^ ',i •. 4?T(b-n. siidi in ganz einziger Weh
'" Alb (Irr Kb'inen ein/nlebcn. \\'<'i -i» et\va> einmal versucht hat, wci<>, \^'
. iw! . b s< bwer e> baU, eine Kind» mrnNj.r -(- mdielanuen und hübseh in der A:i"('''
/'i::b 1« b zu ei liahen. - \''>n Amei .k ni' rn bimsen wir noch Clarem^e I!. W:
der in seinen Tnitrats dureh eine -el.i /aiie. gedämpfte Toniiebung zu wirken --
and ein 1 >annMibjldm's des \ei dienten llci au-iiehers der „Camera Note-" .\ '
330
LÖWENZAHN -KETFEN. o o o o Von
MATHILDE WEIL in PHILADELPHIA
PHOTOGRAPHISCHE
MTTTKILÜNGBN XL
Stieglitz. — Der Engländer David Blount zeigt uns das gut aufgefasste Bidlnis
eines Miniaturmalers, das freilich im Kohleoriginal weit weniger kompakt und schwer
im Ton ist. — Dubreuil endlich zeigt uns ein Bildhauerporträt in echt
französischem Geist. Hier haben wir wirklich einmal den „halb durchgeschnittenen
Kopf", der zu Unrecht nach Ansicht vieler ein Merkmal moderner Porträts ist.
Dass aber dieses Bild originell ist, dass wird ihm selbst der Spott lassen müssen.
Ge>viss wird deutschem Empfinden an der Art der Ausländer manches fremd
sein, doch in der Photographie nicht mehr als in der Malerei oder der Dichtung
auch. Darum gerade ist es interessant, ihre Leistungen neben die unseren zu
stellen, nicht dass wir sie nachahmen, sondern vielmehr unsere eigene Art schärfer
und sicherer erkennen und pflegen lernen. — —
Es bleibt hinzuzufügen, dass alle Bilder, welche wir hier wiedergeben, den
besten Leistungen einer internationalen Ausstellung für Bildnisphotographie ent-
nommen sind, die von der Wiesbadener Gesellschaft für bildende Kunst ins Leben
gerufen, jetzt mit grossem Erfolg den Rundgang durch eine Anzahl von Gross-
städten macht. Wir wollten diese Bilder mit Rücksicht auf ihre Aktualität nicht
gern zurückstellen, werden aber nun, da sich die Porträts ein wenig gehäuft haben,
in den nächsten Heften vorwiegend die Landschaft pflegen. F. L.
Über Worels direkte Farbenphotographie.
(Fortsetzung von Seite 317.)
Nachdruck und Übersetsung verboten.
Die Bleichung fördernde Stoffe. Man wird es gewiss erklärlich finden,
wenn wir gleich einleitend bemerken, dass Anethol bei unseren Versuchen das grösste
Interesse hervorrief. Dieser Stoff ist ja doch das Fundament, auf dem sich das
ganze Verfahren aufbaut, indem nur durch dessen Hinzutritt die Belichtungszeit der
Farbstoffe verkürzt werden kann, ohne dass es nötig wäre, die kürzere Belichtungs-
dauer auf Kosten der Konzentration der Farbbäder, also durch die Anwendung sehr
verdünnter Farblösungen, zu gewinnen.
Es ist einleuchtend, dass ein starker, kräftiger Farbenauftrag dem Einflüsse der
Lichtstrahlen einen zäheren Widerstand entgegen zu setzen vermag als ein schwacher,
dünner, eine Tatsache, welche ihre volle Erklärung schon in der blossen Erwägung
der in beiden Fällen ungleich grossen Mengen des zu bewältigenden Farbenmaterials
findet, es ist aber ebenso einleuchtend, dass satte, kräftige Färbungen auf unseren
Lichtbildern nur dann erhalten werden können, wenn konzentrierte Farblösungen in
Anw^endung kommen.
Wenn es nun auch ganz gut gelingt, schwache Farbschichten durch Beisätze
verschiedener Art zum rascheren Verbleichen zu bringen, so gelingt das doch nur
sehr unzureichend bei kräftigen Farbaufträgen mit anderen Stoffen als mit Anethol.
Dies ist der Grund, warum wir trotz aller Versuche und Bemühungen wieder zum
Anethol greifen und bei demselben solange bleiben müssen, solange es uns nicht
gelingt, einen diesen Körper in seiner bleichenden Wirkung übertreffenden Stoff zu
finden, was trotz redlichen Bemühens bis heute leider nicht zu verzeichnen ist.
Auch vom Papier als Bildträger wollen wir uns, soweit Vervielfältigungen von
Urbildern in Betracht kommen, nicht trennen, weil wir die allgemeine Verwendung
vor Augen haben und bei bestem Willen einen praktischen Wert für die Benutzung
1. XI. 1908. PhotogT. Mitteilungen. Jahrg. 40. 42
331
anderer Bildträger als Papier, etwa Milchglas, Zelluloid, Bein usw., nicht herauszu-
finden vermögen.
Ein anderes ist es, wenn wir die Gewinnung von polychromen Urbildern durch
Aufnahmen von Gegenständen der Natur, Kunst und Industrie mit der photographischen
Camera anstreben; Urbilder, welche die richtigen Farben der aufgenommenen
Objekte so kräftig und satt zum Ausdruck bringen, dass mit Hilfe derselben farben-
richtige und farbenkräftige Vervielfältigungen erlangt werden können, dann müssen
wir bei der Wahl des Bildträgers das Papier fallen lassen und zu durchsichtigen
Mitteln greifen, doch bis dahin führt noch ein weiter und schwieriger Weg, wenn
auch das Ziel nicht fern zu liegen scheint.
Farbenrichtige und farbenkräftige Kopien von transparenten Gemälden oder
farbigen Zeichnungen auf Papier liefert unser Verfahren schon heute in tadelloser
Güte, damit begnügen wir uns vorläufig; und solange es nicht gelingt, die polychromen
Urbilder hierzu mit einer direkten Aufnahme zu schaffen, wird das Dreifarben-
verfahren auf durchsichtigen Mitteln, ja vielleicht schon die blosse Projektion von
drei Teilbildern durch monochrome Gläser, diese Urbilder ersetzen können.
Wir warnen entschieden vor der Verwendung von Anisöl, wie es überall im
Handel vorkommt. Es mag billiger sein als Anethol, aber schlechter ist es bestimmt
für unsef Verfahren. Die fraktionierte Destillation käuflichen Anisöls ergab Destillate
von loo — 240° C. Die Destillate von 100—210° C. sind unbrauchbar, jene von
210 — 240° C. gut, doch unter sich auch nicht gleich, am besten sind jene bei 230
bis 235° C. Diese sind eben reines Anethol. Man verwende daher nur diese*.
Anethol ist ein im gewöhnlichen Leben fast ungekannter Name, dennoch hat dieser
Stoff eine umfangreiche Literatur. Wir verweisen auf die Veröffentlichungen
Cahours, Ladenburgs und anderer').
Anethol fördert die Bleichung der Farben beträchtlich. Man neigt der Ansicht
zu, es belade sich gleich dem Terpentinöle mit Ozon, nach anderen mit Wasserstoff-
superoxyd und gäbe aktiven Sauerstoff an andere sonst nicht oxydable Körper ab,
welche hierdurch oxydiert werden. Naturgemäss galt es in erster Linie sich hierüber
Gewissheit zu verschaffen, um zutreffendenfalls etwa diese Oxydation zu fördern,
welche hinwieder die Bleichung der Farben begünstigen könnte.
Anethol wurde im Sonnenlichte tagelang unter häufigem Schütteln stehen ge-
lassen, hierauf ein und dasselbe Farbenbad mit der gleichen Menge dieses sowie
eines Anethols versetzt, das wochenlang im Dunkeln aufbewahrt war, das Papier
imprägniert und exponiert, das Resultat war bei beiden Proben dasselbe, die
Bleichung verlief in gleicher Zeit und in gleicher Intensität.
Weiter wurde durch Anethol hindurch trockener Sauerstoff geleitet und mit
diesem ein Parallelversuch angestellt, aber auch hier war ein Unterschied in der
bleichenden Wirkung nicht zu erkennen. Ein Gleiches erfolgte, als durch Anethol
geraume Zeit hindurch Ozon geleitet wurde und dasselbe negative Resultat lieferte
endlich ein Anethol, welchem Dämpfe von Wasserstoffsuperoxyd zugeführt wurden.
Auch wurde Anethol, das im Licht mit Sauerstoff geschüttelt wurde, wiederholt
untersucht und ergab nie einen Gehalt von Ozon oder Wasserstoffsuperoxyd.
Nun kam eine Anzahl Versuche an die Reihe, die darin gipfelten, andere Stoffe
als Anethol auf ihr Vermögen, die Bleichung der Farben zu beeinflussen, zu prüfen,
dann Versuche mit verschiedenen Stoffen, welche vielleicht als Zusätze zum Anethol,
dessen eigene Bleichungs Wirkung zu steigern vermögen.
In ersterer Beziehung wurden oxydierende und reduzierende Stoffe ausgewählt,
1) Erschienen in Liebigs Annalen der Chemie.
332
in letzterer Beziehung Stoffe benutzt, welche durch das Licht Veränderungen er-
leiden, spaltbar, stark lichtbrechend sind, oder bleichend wirken. Doch auch diese
Versuche, welche durch den Umstand, dass ja viele der Stoffe, weil nicht käuflich,
erst auf umständlichen Wegen im Laboratorium selbst dargestellt werden mussten,
recht zeitraubend waren, führten zu keinem befriedigenden Erfolge.
Kein Stoff wurde gefunden, der das Anethol in der ßleichungsbegünstigung
übertrifft, kein Stoff gefunden, der dem Anethol zugesetzt, dessen Bleichkraft
wesentlich steigert. Es sei gestattet, die Stoffe, die wir versuchten, hier zu nennen,
damit Andere, welche etwa mit uns die gleichen Wege gehen, der Mühe, diese zu
versuchen, enthoben bleiben.
Anol, Anisaldehyd, Anissäure, Anthracen, Anissaures Natron, Amylenhydrat,
Ammoniumpersulfat, Anissäureanhydrid, Allyljodid, Aesculin, Bromanisol, Benzoe-
säure, Benzoesäureanhydrid, ßenzoesäureäthylester, Baryumsuperoxyd, Carosche
Säure mit Permanganat, Campferoxyn, Campfersäure, Eau de Javelle, Eisenchlorid,
Hydroschwefligsaures Natron, Isobutyljodid, Isobutylbromid, Kaliumpersulfat, Natrium-
superoxyd, Ozonine, Oxalsäure, Phtalsäureanhydrid, Ricinusölsulfosäure, Salpetrige
Säure, Salycilsäure, Salycilsaures Natron, Schweflige Säure, Schwefelwassserstoff,
Schwefelsaures Chinin, Unterschwefligsaures Platinoxydnatron, Terpin, Vinylbromid,
Zinnchlorür, einige zuckerartige Körper u. a. von minderem Belange. K.
(Schluss folgt.)
Die grösste Photographie der Welt.
Grosses und berechtigtes Aufsehen erregte anlässlich der diesjährigen Ausstellung
des „Deutschen Photographen- Vereins" in Dresden die daselbst im besonderem Pavillon
der dortigen Städteausstellung aufgestellte Riesenphotographie der Neuen Photo-
graphischen Gesellschaft, A. G., Berlin - Steglitz , darstellend das Panorama des
Golfes von Neapel (siehe Abb. i). Diese Photographie hat die bisher noch niemals
erreichte Grösse von 12 m Länge und l^/^m Höhe und wird daher auch in Fach-
kreisen mit Recht als die hervorragendste Leistung betrachtet, die bisher die photo-
graphische Reproduktionstechnik aufzuweisen hat. Für die Herstellung dieser Photo-
Abb. 1
333
Abb. 2
graphie mussten erklärlicherweise in der
Steglitzer Anstalt, die auf dem Gebiet der
Bromsilber - Rotations - Photographien
bahnbrechend gewesen ist und die>e
neue Industrie des photographischen
Maschinendruckes zuerst in Deutst h-
land eingeführt hat, ganz besondere
Vorrichtungen getroffen worden, derer
nähere Darstellung vielleicht auch
weitere Kreise interessieren dürfte.
Die photographische Aufnahme
des Panoramas erfolgte von dem
Castell S. Martino, dem höchstgelegenen
Punkte von Neapel, von dem aus man
den herrlichsten Ausblick auf Stadi
und Golf besitzt, ein Ausblick, auf der einen Seite bis zum Vesuv reichend, auf der
anderen Über das Meer bis dort hin, wo Capri im sonnigen Nebel verschwimmt.
Zur Gewinnung eines möglichst weiten und umfassenden Panoramabildes wurden
von diesem Punkte aus sechs verschiedene Aufnahmen in einer Grösse von 21 X 27 oi
gemacht. Von diesen sechs Platten, welche so aufgenommen sind, dass die Platten
unmittelbar eine an die andere angereiht werden konnten, wurden sechs Ver-
grösserungen im Format 1^/^X2 m mittels eines Vergrösserungs-Apparat^ mit einem
Condensor von 32 cm Durchmesser angefertigt, aber nicht etwa in der Weise, da>>
erst eine neue Platte in dieser Grösse hergestellt wurde, sondern so, dass die Ver-
grösserung direkt auf lichtempfindliches photographisches Papier, und zwar auf das
bekannte Bromsilber-Papier N. P. G. III. übertragen wurde.
Die grosse Schwierigkeit, die darin besteht, die einzelnen Platten so aneinander
zu reihen, dass die Übergänge nicht zu bemerken sind, ist hierbei in einer über-
raschend glücklichen Weise gelungen. Es ist selbst für den Fachmann nicht erkenn-
bar, wo das Bild der neuen Platte beginnt.
Je nach der Beschaffenheit der einzelnen sechs Negative musste auch die Exjkh
sitionszeit eine verschiedene sein; sie schwankte
zwischen 7» und 17* Stunde. Um das Bild zu
entwickeln, wurde aus präparirtem Holz ein
grosses Rad hergestellt von 4 m Durchmesser,
1,75/« Breite, also einem Umfang von 12^/^m mit
90 zur Papierauflage bestimmten Speichen (siehe
Abb. 2). Weiter kamen zur Verwendung drei
grosse Bottiche mit einem Flüssigskeitgehalt von
ca. 2 cdm^ bestimmt für Entwickler-Eisessig und
Natronlösung. Jeder Bottich war durch fünf eiserne
Räder, die sich auf einer Schiene von 16 m hänge
bewegten, fahrbar gemacht. Zur Anwendung kam
ferner noch ein Riesenwasserbottich von 15 ///
Länge, 2 m Breite und '/* ^ Höhe und einem Ge-
samtinhalt von 13,5 c^m.
Wegen des dabei zur Verwendung ge-
langenden grossen Entwücklungsrades konnte die
Entwickelung des Bildes nicht in geschlossenem
Räume vorgenommen werden, sondern musste Abb. 3
334
Nachts unter freiem Himmel ausgeführt werden. Die Entwicklung wurde mit Eisen-
oxalat in der Weise vorgenommen, dass das zunächst noch mit einer Schutzdecke ver-
sehene belichtete Papier über die Speichen des Entwicklungsrades gespannt wurde;
hierauf wurde das Rad in Bewegung gesetzt und bei der Umdrehung tauchte dann
der untere Teil des aufgespannten Papieres in die Entwicklerflüssigkeit. Hierbei
wurden die hellen Stellen mit Schwämmen, die mit energisch arbeitendem Ent-
wickler getränkt waren, noch besonders behandelt, anderseits die zu schnell hervor-
schlessenden Stellen durch Eisessiglösung zurückgehalten. Nachdem dann durch
Bespritzen von Eisessiglösung vermittels einer Handdruckpumpe der Entwicklungs-
prozess unterbrochen war, wurde das Bild 20 Minuten lang in einen Bottich mit
Eisessiglösung gebracht, um hierauf in das Fixierbad überführt zu werden, wo es
'/^ Stunden verblieb. Nach einer reichlichen Abspülung wurde es dann in den er-
^ ? ^„iVi
Abb. 4
Abb. 5
wähnten grossen Waschbottich gebracht, wo es bei fortwährendem Wasser-Zu- und
Abfluss etwa 8 Stunden lang verblieb. Der Gesamtverbrauch des hierzu verwandten
Wassers betrug ca. 300 cdm.
Auf Holzstäben, die an der oberen Kante des Bottichs angebracht waren, wurde
dann das Bild nach Ablassen des Wassers ausgebreitet und verblieb in dieser Lage
bis zum vollständigem Trockenwerden, das etwa 10 Stunden dauerte.
Hervorgehoben zu werden verdient noch, dass ausser der Üblichen Retouche,
die bei Bromsilber-Photographien angewendet werden muss, ein besonderes Retou-
chieren bei dem Bilde kaum nötig war. Der Beschauer wird daher auch nichts von
einer irgend wie aufdringlichen Retouche bemerken.
Es wurden nacheinander mehrere Bilder hergestellt, von denen, wie bereits be-
merkt, das eine im photographischen Pavillon der Städteausstellung aufgesteüt war;
ein zweites wird in dem Ausstellungssaal der Neuen Photographischen Gesellschaft
in Berlin, Leipzigerstrasse 131, Aufstellung finden, um dann später von hier aus
zu der im nächsten Jahre in St. Louis stattfindenden Weltausstellung überführt zu
werden.
Kleine Mitteilungen.
über die Wirkung von Chrom auf Gelatine.
Die Gebrüder Lumiere und Seyewetz haben Versuche über die Zusammen-
setzung der durch Chromoxydsalze unlöslich gemachten Gelatine angestellt und sind
335
dabei zu folgenden Resultaten gelangt: Bei der Behandlung mit Chromsalzen scheint
die Gelatine das Chrom direkt zu binden, denn ihre Eigenschaften sind wesentlich
andere geworden, das Chrom kann selbst durch verschiedene Waschungen mit
kochendem Wasser nicht entfernt werden. Die Säure des Chromsalzes, obwohl von
der Gelatine mit Energie festgehalten, scheint bei der Erscheinung des Unlöslich-
werdens keine Rolle zu spielen, denn sie kann eliminiert werden, ohne dass die
Eigenschaften der gegerbten Gelatine verändert werden. Eine bestimmte Gewichts-
menge der Gelatine bindet eine gewisse Maximalmenge Chromoxyd, welche 3,3 — 3,5 f
für 100^ Gelatine beträgt und unabhängig von der Art des gewählten Chromoxyd-
salzes ist. Diese Tatsache spricht daftir, dass man es mit einer festen Verbindung
zu tun hat. In Betracht ihrer leichten Spaltbarkeit ist die unlösliche Gelatine mehr
ein Additionsprodukt als eine eigentliche Verbindung. Die Zersetzung der Chrom-
gelatine durch oft wiederholte Behandlung mit kochendem Wasser kann verhindert
werden, wenn man unter bestimmten Bedingungen die chromicrte Gelatine mit
ammoniakalischem Wasser wäscht oder wenn man die Gelatine vor dem Zusammen-
bringen mit Chromsalz mit einer Quantität Ammoniak versetzt, welche der Rechnung
entspricht, um die Säure dieses Salzes abzustumpfen.
(Revue Suisse XV, 8.)
Direkte Herstellung von Positiven auf Auskopierpapieren
nach Diapositiven
Von Lassaigne wurde bereits 1839 die Beobachtung gemacht, dass belichtetes
Chlorsilberpapier durch Behandeln mit Jodkaliumlösung die Eigenschaft erhält, am
Lichte wieder entfärbt zu werden. Hauptmann Emil Hrudnik berichtet in der
„Phot. Correspondenz 1903, IX", dass er diese Versuche weiter ausgeführt hat. Er
liess Celloidinpapier am Lichte anlaufen, badete es dann 5—10 Minuten in einer
Lösung*) von:
Wasser 30 ccm
Jodcadmium 2 ^
Jodammonium 2 „
Borax 2 „
Hiernach wird das Papier zwischen Filtrierpapier abgepresst, getrocknet und
unter einem Diapositiv kopiert, bis die durchsichtigen Stellen weiss geworden sind
Dann wird die Kopie mit Wasser abgesptüt, im Fixierbade fixiert, im Tonfixierbade
getont, was oft i Stunde erfordert, und schliesslich gewässert.
Wird ein, wie oben beschrieben, mit Jodsalzlösung behandehes Auskopierpapier
unter einem farbigen Diapositiv belichtet, so ergiebt sich, wie bekannt, eine Kopie in
den mehr oder weniger richtigen komplementären Farben des Originals. Hier
hat bei Hrudnik die Anwendung von Jodcadmium die beste Farbenbildung ge-
geben. Angelaufenes Celloidinpapier wird einige Minuten in emer I^sung von Jod-
cadmium in Wasser, i : 15, mit Zusatz einiger Tropfen Salzsäure, gebadet. —
Dunkel angelaufene Schichten geben, wenn auch langsamer, schöne und kräftige
Farben. Hrudnik konstatierte ferner, dass bei dieser Präparation nicht immer
komplementäre Farben erhalten, sondern bei manchen Papiermarken auch die
Originalfarben. Bei Zusatz gewisser Bromsalze ergaben sich bei allen Papiersorten
die Originalfarben. — In der Dezembersitzung der Wiener Photographischen Ge-
sellschaft hatte Hrudnik Kopien nach dem beschriebenen Verfahren vorgelegt.
1) Nur mit Jodammonium präparierte Schichten sind nur kurze Zeit haltbar.
336
Albums für Photographien.
Für die Aufbewahrung photographischer Kopieen stehen uns geeignete Sammel-
kästen, Albums zum Einkleben resp. Einstecken der Bilder in den verschiedensten
Ausführungen zu Gebote. Was die Photographiealbums anbetrifft, so geniessen
darin die englischen Fabrikate seit alters her einen besonders guten Ruf, aber auch
in Deutschland werden jetzt ganz vortreffliche Sachen hergestellt. Von der Leip-
ziger Buchbinderei Akt. Ges., vorm. Gustav Fritzsche liegen uns mehrere
Albums zum Einstecken von unaufgezogenen Photographien in Bildgrösse 9X12 und
6y,gcm vor, welche sich durch geschmakvoUe äussere Ausstattung und Verwendung
gediegenen Materials auszeichnen. Solche Albums sind namentlich zur Aufbewahrung
von Reiseaufnahmen, Studienbildern jeglicher Art zu empfehlen; sie besitzen vor den
Büchern zum Einkleben der Photographien den Vorteil, dass sich die Bilder leicht
umrangieren lassen, was für Anlagen gewisser Bildersammlungen sicher sehr ange-
nehm ist. Das Aufbewahren von Photographien in unaufgezogenem Zustande in
Albums hat ferner den Vorzug, dass die Bilder nicht soviel Platz beanspruchen, als
wenn sie einzeln auf stärkeren Karton gezogen sind. Ferner ist bekannt, dass sich
z. B Albuminkopieen unaufgezogen längere Zeit halten als auf Karton geklebt. Hierzu
ist noch zu bemerken, dass ein sehr grosser Teil der im Handel befindlichen, besseren
Ansichtsphotographien, namenthch in Belgien, Frankreich, Schweiz, Italien auf Albu-
minpapier hergestellt sind. — Wir haben mitunter bei Einsteckalbums den Übelstand
gefunden, dass die Leimung der enthaltenen Kartonblätter mangelhaft war, so dass
beim Einschieben von Kopieen oft der Deckkarton sich gänzlich von der Unterlage
löste und somit die Bilder haltlos wurden. Bei den vorliegenden Leipziger Albums
zeigten sich bei Ingebrauchnahme diese Mängel nicht. Die Gesamtausführung dieser
Sammelbücher muss in jeder Hinsicht eine vortreffliche genannt werden.
P. H.
Der Ersatz der Ketone und Aldehyde In Entwicklern.
Leopold Löbel hat bezüglich des Entwickeins mit Formosulf it *) und mit Ätz-
alkalien Vergleichsversuche angestellt, und haben sich hier folgende Resultate ergeben:
Natrium-
Formo-
sulfit
sulfit
s
^
i'
I.
Hydrochinon . .
IG
—
2.
w
—
10
3.
»»
20
—
•4.
„ . . .
—
20
5.
Brenzkatechin . .
20
—
6.
n
—
20
7-
Paramidophenol .
5
—
8.
n
—
5.2
9.
Edinol ....
3
—
10.
n ....
u: :lx _:^i-
J J.
_ r' — ^.-.-'-i
3
Das Bild
Ausent-
Ätznatron
erschien
wickelt
in
in
K
Sek.
Sek.
0,35
40
520
—
160
1440
0,72
10
80
—
40
360
0,72
4
16
—
16
80
0,36
7
60
—
20
280
0,22
6
90
—
36
540
Hieraus ergibt sich, dass die Entwickler, in welchen das Alkali durch Trioxy-
methylen ersetzt ist, hinsichtlich ihrer Energie zurückstehen. Demnach scheint bei
dieser die entwickelnde Substanz auch nicht vollständig in Phenolat umgebildet
zu sein. (Le Moniteur d. 1. Phot. 1903, 17.)
1) Siehe den Artikel über Trioxymethylen von Lumiere und Seyeretz Seite 72.
337
Auf die Versuche Lob eis erwidern A. L. Lumiere und Seye^^•etz im
„Moniteur No. 19" folgendes: Lob ei scheint das Formosulfit des Handels benutzt
zu haben. Er gibt nicht die Menge von Trioxymethylen an, welche dieses Formosulfit
besass; des weiteren enthält das Handelsprodukt bekanntlich auch BromkaJi*). L<
ist unerlässlich, die Versuche genau nach unseren Angaben anzustellen, nämlich mit
einer bestimmten Menge von reinem Trioxymethylen, gemischt mit der entsprechenden
Menge Sulfit ohne Zusatz von Bromkali.
In Betracht der grossen Einwirkung der Temperaturverhältnisse bei gcMrissen
Entwicklern, insbesondere Hydrochinon, wäre es nötig gewesen, sich zu versichern,
dass beide Entwickler genau gleiche Temperatur besitzen.
Im übrigen handelt es sich bei den Versuchen, welche wir publiziert haben,
nur um Hydrochinon. Es ist nicht ausgeschlossen, dass unsere Hypothese auch für
andere Entwickler Geltung hat.
Patent - Nachrichten.
Anmeldungen.
57 a. G. 17 197. Vorrichtung zum Wechseln geschnittener Films bei Tageslicht; Zus. z. Pat. 124 536.
Fa. C. P. Goerz, Friedenau b. Berlin. — 23.7.02.
57 b. K. 24 500. Verfahren zur Herstellung von Papier oder Karton mit lichtempfindlichen Sleaen.
Hermann Kuhrt, Berlin, Wassertorstr. 67. — 1.7.02.
„ P. 1 2 303, Verfahren zur Herstellung von lichtempfindlichem Gewebe , Holz, Leder n. ^\.
Elektro- und Photocbemische Industrie G. m. b. H., Berlin. — 21. 2. 01.
57 c. Seh. 18 943. Durch Druckluft betriebene Antriebsvorrichtung für Objektivverschlüsse, welche
gleichzeitig mit dem Öffnen des Verschlusses einen elektrischen Strom schliesst. Friedrich
Schroeder, Brandenburg a. H., Ritterstr. 17/18. - 28.6.02.
57 a. B. 32 597. Ausziehbarer Objektivträger für Magazincameras, bei denen die Platten oder Fibns
auf einer flachen, drehbaren Spule angeordnet sind. E. D. Bartlett, South Tottenbam,
Engl.; Vertr.: E. Witte, Berlin W. 9. — 10.6.01.
57 b. F. 14 087. Photographische Entwickler. Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.,
Elberfeld. - 25. 4. 01.
57 a. L. 15 824. Plattenpaket zum Einführen von photographischen Platten bei Tageslicht in
Magazincameras. David Abraham Lowthime, Finsbury, Engl.; Vertr. Hugo Pataky u
Wilhelm Pataky, Berlin NW. 6. — 13. 8. 01.
Brtellungen.
57b. 145 398. Anwendung der Ketonbisulfite für photographische Zwecke. Farbenfabriken
vorm. Friedr. Bayer & Co., Elberfeld. — 30. 7. 01.
57c. 145 286. Verfahren und Vorrichtung zum Entwickeln von FUmbändern. August Weiss
Strassburg i. E. — 12. 10. 01.
„ 145 287. Lichtpausrahmen mit seitlichen Aussparungen zum Kopiei*en kleiner Stücke aus
beliebig grossen Zeichnungen. Walter Thele u. Alfred GrOnberg, Charlotten bürg,
Kantstr. 107 bezw. Leibnizstr. 92. — 16. 1.02.
Druckfehler-Berichtigung.
Seite 320, Zeile 4 von unten lies „schwefligsaures" statt schwefelsaures.
1) Das Handelsprodukt ist mit Bromkali versetzt, um Bildung jeglichen Schleiers zu ver-
meiden um so recht klare Bilder zu erhalten.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanneke in Berlin.
Verlaß von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.
338
.-:•• . > !•• int ila^ Porni«.-ii ' , . i • < . j , l.^
♦ '.fj 1 « -v ^ lM<|}»;.lC5l ÜN. \^ • '■ < - . - 1^ ■ J.
ii •'••) p'- Ml.'kt bckannii.« I; ..•• ' - ii.rv ' '
\' ••«• •:: i< r 1 ('iii}»«»rHiU'"\ crlirflti..' ^ ^ri liov.
'■ 5 « •';• J < MtlU hc>it/('n.
\''MuiHn, welche wir piibjj 'k.-* t I..
^' H .- (Ml, da^s un^-ere llvpinlu-^r au .
P.ncDt- Nxich richten.
Aiiinciüur^en.
i ;.M i r,i|cr K^irton mit lirhtcnipfindii«-Iu-.n '
• o, 17. 02.
i. litin'jjfiiullirheni (icwebe, Holz, L*«i«i
'IC <;. in. b. H.. Herliii. - 21.2. Ol.
< ,' ♦ nb-^voiiiili! ijit; tiir ()bjektivvei'^«-liiii-- .
• -. «'Mi'ii elcktrivoheii Slrom schlit»ssl }• r
»M ;^. - >S. O. 02..
• . • »1 ua/inr.in-i IMS, b<*i <knon die Plattt u
.• Mint sind. K 1). BartU'tt, South i
V ■' 10. ö. 01.
' I «i b(Mit:i brikc«! vorm. Fried r I^.ii .
■ •• \'>-i |.ii.it'it;ia]»l<.<«ht'n PlaU<'n J»< i I iv
• ■Atiuinc, liii-lnn\, i.iigl.; Vtitr. Hui.'«' J*
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Iticilungen.
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"1 — .10. 7. 01.
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Ä X
U
«3 z.
Otto Ehrhardt, Coswig.
Chrombäder für den Pigmentprozess.
Das zum Sensibilisieren der Pigmentpapiere benutzte Bad besteht im
allgemeinen aus einer 4proz. Lösung von Kaliumbichromat in Wasser. Liegen
dünne Negative vor, so empfiehlt es sich, schwächere Lösungen anzuwenden,
für dichte Negative dagegen erhöhe man den Kaliumbichromatgehalt, etwa
auf 6 pCt. Diese Regel ergiebt sich bekanntlich daraus, dass starke Chrom-
bäder ein weich kopierendes, schwache Bäder ein hart kopierendes Pigment-
papier liefern. Das sensibilisierte Pigmentpapier hat nur eine Haltbarkeit von
wenigen Tagen, durch Zusatz von Oxalsäuren und zitronensauren Salzen kann
jedoch, wie Namias^) gefunden hat, das Papier bedeutend haltbarer gemacht
werden. Neuerdings hat H. W. Bennet*) weitere Versuche über die Ein-
wirkung gewisser Zusätze zum Chrombade angestellt. So gibt z. B. Natrium-
carbonat und Kaliumcarbonat eine geringe Gradationssteigerung in den helleren
Partien. Zitronensäure verursacht gleichfalls eine Änderung der Tonskala;
es ist jedoch erforderlich, die Säure durch Ammoniak abzustumpfen (es würde
dann zitronensaures Salz vorhanden sein). Bennet stellt folgende Chrom-
bäder auf:
A. Kaliumbichromat 30^^
Zitronensäure 7»5 '
Wasser i 500 »
1) Siehe den Artikel S. 211.
2) Photography XVI, S. 321.
15. XI. 11*03. Photogr. Mitteilungen Jahrg 40. 43
339
kommt hinzu die Art, wie die Umgrenzung des Bildes gewählt, wie der „Ausschniu*'
des Bildes festgelegt wird. Hier soll namentlich bei grösseren Formaten mögliebt
schon bei der Aufnahme durch die Wahl einer entsprechend langen Objektivbrenn-
weite der Teil aus der Natur richtig umgrenzt herausgehoben werden, welcher das
eigentliche Bild ausmacht. Oft aber, besonders bei Handcameraaufnahmen, wird der
richtige Ausschnitt aus dem Negativ oder durch Beschneiden des Positivs nach-
träglich vorgenommen werden müssen, und auch dies ist eine Kunst, die geübt sein
will. — Zu diesen wesentlichsten und von jeher angewandten Mitteln zur Erzielung
einer „bildmässigen" Anordnung treten dann die unterschiedlichen Negativ- und
Positivkünste, die „Retouchen", welche viele Kunstphotographen fanatisch verurteilten,
um ihnen in Gestalt der weitgehenden positiven Überarbeitungen im Gummidruck
doch wieder Raum zu geben. Die Wahrheit ist, dass man mit Retouchen sehr vor-
sichtig sein muss, um den feinen Charakter der Photographie nicht zu zerstören,
dass aber in erster Linie verständige manuelle Nachhilfen am Negativ immer
erlaubt sein müssen.
Das Ehrhardtsche Landschaftsbild zeigt einen zum Motiv in der Form und im
Ton sehr gut passenden Wolkenhimmel. Der Himmel ist ja einer der w'undesien
Punkte an Landschaftsphotographien. Freiwillig gibt ihn die Platte fast niemals
her, da Luft und Terrain,
so weit in fler Licht-
intensität voneinander
entfernt, durch eine
Belichtung nicht har-
monisch zu erhalten
sind. Und doch ist die
Belebung des Himmels
so unendlich wichtig,
ein Hauptmittel, dem
Bilde „Komposition* zu
geben. Über den hier-
zu geeigneten Weg sind
sich die Gelehrten nun
keineswegs einig. Die
Vorsichtigen machen für
jede Aufnahme an der-
selben Stelle eine be-
sondere Wolkenauf-
nahme, möglichst mit
farbenempfindlicher
Platte und Gelbscheibe;
diese kopieren sie dann
in die Landschaft ein.
Dieser Art wird anderer-
seits entgegengehalten,
dass die Natur selten
eine zum Motiv in jeder
Hinsicht passende Wol-
kenbildung zeigt, und
dass es also auf diese
Max Albert, St. Gallen. Bei Rheineck. Weise schwer ist, einen
342
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ruhigen, in der Form
befriedigenden
Himmel zu erhalten.
Deshalb sind viele
Gummidrucker dazu
gekommen, die Wol-
ken auf dem Negativ
mit Farbe einzu-
decken oder einfach
nach ihrem Gusto bei
der Entwicklung des
Positivs mit Watte
hineinzuwischen. So
arbeiten sie aller-
dings ganz frei, aber
dennoch haben wir
gerade dieser Manier
die vielen wattigen,
form- und körper-
losen Wolkengebilde
auf modernen Licht-
bildern zu verdanken.
Ehrhardt scheint
einen Naturhimmel
verwandt zu haben,
der sich besonders
durch diskrete Unter-
ordnimg vor den viel
zu schw^eren, massi-
gen Himmeln aus-
zeichnet, die häufig
durch Einkopieren
entstehen. In der
Natur ist der Himmel in den allermeisten Fällen viel lichter im Ton als das Terrain,
und das sollte in der Photographie besser beachtet werden. — Stellt man Max Alberts
„Sommertag" neben das Ehrhardt sehe Bild, so wird hier gleich die unruhige Wirkung
des Himmels auffallen. Albert hat auch Wolken einkopiert, aber es ist ihm nicht
gelungen, in der Form und der Verteilung heller und dunkler Flecke die ruhige,
harmonische Wirkung des vorbesprochenen Bildes zu erreichen. Auch die Schatten-
partien der Bäume sind auf dem Albertschen Bilde, das sonst im Motiv sehr
reizvoll ist, zu schwer. Zu dunkle Wiedergabe des Grün ist auf Photographien
auch heute noch eine ganz gewöhnliche Erscheinung. In der Natur ist selbst bei
Sonnenbeleuchtung in den Schatten alles licht, und es kann nur immer wieder der
Gebrauch guter Farbenplatten empfohlen werden, um die Verfälschung der Töne
und die harten Kontraste zu vermeiden.
Die schwere Wirkung des Grün zeigt sich auch auf Ehrhardts Bild mit der Mühle,
das im übrigen einen sehr hübschen Mittelgrund hat, im Vordergrund aber, der zu
knapp abgeschnitten erscheint, etwas leer und nicht recht befriedigend ist. — Neben
einer huschen Freilichtgruppe und dem äusserst lebendigen Momentbild eines
badenden Knaben gibt Ehrhardt dann noch ein originell aufgefasstes Selbstporträt.
Otto Ehrhardt, Coswig.
Im Wasser.
343
Alberts „Kanal in Amsterdam" und „Winterlandschaft" geben Höchhcimcr-
drucke wieder, in denen diese stets etwas flache Licht- und Schattenwirkungen
gebende Technik sehr geschickt verwandt ist. Seine anderen Bilder sind nach
Bromsilberdrucken reproduziert. Dieser Autor fertigt seine Aufnahmen auf N. P. G.-
Negativpapier im 13 X 18 Format. Hiervon nimmt er auf auskopierender Platte
von Liesegang ein Diapositiv im 9 X 12 Ausschnitt. Wolkenmotive werden von
besonderer Platte einkopiert. Dann wird auf Negativpapier (Normal N. P. G.) eine
Vergrösserung 18 X 24 hergestellt. Hier setzt nun die Verbesserung der Landschafts-
aufnahme durch Retouche ein. Diese geschieht mit Bleistift, Wischer und Kreide;
an zu dichten Stellen, welche heller kopieren sollen, wird das Negativpapier durch
Öl transparent gemacht.
Die Kallitypie.
Gegenwärtig finden sich in ausländischen Zeitschriften wieder öfter Abhand-
lungen über den interessanten Kallitypie-Kopierprozess. Es ist kein Zweifel, dass
mit diesem Prozess schon recht schöne Bildresultate gezeigt worden sind, anderer-
seits aber erscheint an den gegebenen Präparierungsmethoden noch vieles ver-
besserungsbedürftig; ferner fallen die Töne trotz genauer Innehaltung der Vor-
schriften nicht immer nach Erwartung aus, auch verändern sich mitunter die
Kopien nach einiger Zeit im Ton.
Für die Ausführung der Kallitypie bringt der „Focus" 1903 S. 253 folgende
Anweisung: Es können die verschiedenartigsten Papiere für die Kallitypie Verwendung
finden, so Japanische, Velinpapiere, Postkartons, Schreib- und Zeichenpapiere. Für
die nachstehenden Anweisungen soll das bekannte Whatmanpapier als Unterlage ge-
wählt sein. Zunächst ist dasselbe vorzupräparieren und zwar am einfachsten mittelst
eines dünnen Stärkekleisters:
Wasser 300 g
Arrowroot 1,3»
Dem fertigen Kleister werden 150 ccm Methylalkohol zugegeben und das Ganze
dann durch Musselin filtriert. In die filtierte Stärkelösung werden die Papierslücke
eingelegt und ca. 2 Minuten lang darin untergetaucht gehalten. Nachher kommen die
Papiere zum Trocknen.
Es werden nun folgende Vorratslösungen angesetzt:
Lösung A. Oxalsaures Eisenoxyd 3^ S
Gummi arabicum 3 „
Destill. Wasser 150 »
Man giesst in eine reine Flasche aus braunem Glase zuerst die angegebene
Wassermenge, fügt dazu unter Umschütteln nach und nach das Eisensalz und lässt
die Flasche 24 Stunden im Dunklen stehen. Nach dieser Zeit hat sich alles Salz
gelöst, nunmehr wird das Gummi arabicum zugegeben.
Lösung B. Kaliumferrioxalat ^5 ^
Destill. Wasser 240 „
Lösung C. Oxalsäure 15 „
Destill. Wasser 120 ccm
Die Temperatur der Säurelösung soll 27° C. sein. Unmitelbar vor dem Ge-
brauch der Lösung werden 6 ccm Ammoniak zugegeben. Die Lösung ist zu filtrieren.
Lösung D. Kaliumbichromat 8 ^
Destill. Wasser 120 „
344
Die Sensibilisierungslösung für Drucke von normalen Negativen setzt sich wie
folgt zusammen: Lösung A 30 ccm^ B 15 ccm^ C 30 Tropfen, D 4 Tropfen. —
Von diesem Gemisch nimmt man 6 ccm^ fügt dazu 3 ccm einer loprozentigen
Silbernitratlösung und rührt mit einem Glasstab um. Das Bestreichen des Papiers
mit dieser Lösung hat bei gelbem oder gewöhnlichem Lampenlicht zu geschehen.
Das Papier ist in kurzer Zeit trocken. Man belichtet nun unter einem Negativ
so lange, bis die Konturen des Bildes deutlich sichtbar sind.
Für die nachfolgende Entwicklung sind zwei Dinge von Wichtigkeit: Die Ober-
fläche des Bildes muss schnell und vollständig von der Entwicklungsflüssigkeit be-
deckt werden, der Druck bleibt so lange in der Lösung, bis das Bild in voller Kraft
erschienen ist. Für die Entwicklung sind besonders Natriumacetatlösungen zu
empfehlen.
I — 77i prozentige Lösung von Natrium acetat 240 ccm
Weinsäure 12 ^
Lösung D (siehe oben) 20 ccm
Der Entwickler arbeitet besser, wenn er 48 Stunden vor dem Gebrauch an-
gesetzt wird. Im allgemeinen erfordert die vollständige Hervorrufung des Bildes
5 bis 15 Minuten. Hiernach werden die Kopieen kurz abgespült und in ein Klärbad
gebracht :
Kaliumoxalat 30 ^V
Wasser 250 „
Hierin verbleiben die Bilder eine halbe Stunde, dann werden sie wiederum
kurz abgespült und nun in eine Lösung von
Natriumeitrat l^'S S
Zitronensäure ^»3 •,
Wasser 240 „
gelegt. Zum Schluss werden die Bilder eine Stunde gewässert.
James Thompson bringt in „ Photo -Beacon" folgende Ausf ühi ungen : Ein
grosser Fehler des Kailitypieprozesses, auf welchen noch garnicht aufmerksam ge-
macht wurde, ist, dass bei Verwendung kontrastreicherer Negative die Tiefen
bronzieren.*) Thompson hat viel experimentiert, diesen Fehler zu beseitigen, aber
mit wechselnden Erfolgen. Als Sensibilisierungslösung empfiehlt er:
Silbernitrat 2,0 ^^
Oxalsaures Eisenoxyd 4 »9 1»
Citronensaures Eisenoxydammoniak 0,7 „
Kupferchlorid 0,6 „
Destilliertes Wasser ... .... 30,0 „
Das Oxalsäure Eisen wird zunächst gelöst und zwar in warmem Wasser. Man
lässt es über Nacht stehen, fügt dann die übrigen Chemikalien zu, filtriert die Lösung
und nimmt nun die Präparation des Papiers vor. Nach Trocknung kann mit dem
Kopieren begonnen werden. Man belichtet so lange, bis die tiefsten Schatten gut zu
sehen sind; das Bild erscheint lachsfarbig.
Für die Entwicklung werden 1,6^ Rochellesalz in ^o ccm Wasser gelöst, ferner
in besonderer Flasche 3 g Borax in 30 ccm Wasser. Je nach den verschiedenen
Mischungsverhältnissen, welche man von diesen Lösungen nimmt, resultieren ver-
schiedene Töne; je mehr Borax, desto dunkler wird der Ton. — Des weiteren
werden 0,3^ Kaliumbichromat in y^ccm Wasser gelöst und hier\'on 4 bis 20 Tropfen
1) Bezaglich des Bronzierens spielt auch die Papierqualität, resp. die gewählte Vorprftparation
eine Rolle. — Red.
345
zu je 30 ccm Entwicklerlösung gefügt. Die Kopieen verbleiben in der Entwickler-
lösung 15 — 30 Minuten, hiernach werden sie gewässert, in einer Lösung von 4 ccm
starken Ammoniaks in Vs Liter Wasser geklärt und dann wieder 30 Minuten ge-
waschen.
Über Worels direkte Farbenphotographie.
(Schluss von Seite 333.)
Nachdruck und Cbersetsung vrrhoten.
Der Bleichungsprozess. Die gemachten Wahrnehmungen lassen es be-
zweifeln, dass die Bleichung unserer Farben im Lichte lediglich Folge einer
Oxydation oder Reduktion sei, viel eher ist anzunehmen, dass unter dem Einflüsse
der Lichtstrahlen molekulare Änderungen in den Farbstoffen eintreten, deren Folge
Veränderungen der physikalischen Eigenschaften sind. Aus dieser Ursache erscheint
uns das Streben, einen Entwicklungsmodus des ankopierten oder latenten Bildes
_ zu finden, aussichts-
los. Weiter hat es
sich gezeigt, dass die
Lichtempfindlichkeit
der Farben mit deren
Fluoreszenz im Zu-
sammenhange sieht,
sowie dass Stoffe,
welche fluoreszieren,
auch imstande sind,
Farben zu rascherem
Verbleichen zu brin-
gen. — Elektrizität be-
einflusst die Neigung
der Farben, im Lichte
zu verbleichen , in
keiner Weise.
Fixierung der
Lichtbilder. Mit
Entziehung des Anc-
I thols erlangt das far-
I bige Lichtbild selbst-
verständlich schon
I eine grössere Halt-
I barkeit, es bleibt ihm
I nur jene Lichtem -
I pfindlichkeit übrig,
, welche die Farben
an und für sich be-
I sitzen, die aber schon
I eine weit geringere
ist.
Otto Ehihardt, Coswig. Selbstbildnis. Nun gibt es aber
346
KKÜllLIXt. o . Von
OTVO 1 llKllAkDI. ( ()>\VI(.
'^ Ml-
N xr.
? '•:
is Jf rekle FarbcnpliotOjfcjrapliie.
FRÜHLING o o o o o o Von
OTTO EHRHARDT, COSWIG
PHOTOdRAPHISCHE
MITTEILUNG KN XL
Stoffe, welche auch diese übriggebliebene Lichtempfindlichkeit herabzudrücken ver-
mögen. In erster Linie ist es Kupfervitriol, dann Lösungen von Eisen-, Nickel-,
Kobalt- und Chromsalzen, also durchweg gefärbte Lösungen, welche fixierend wirken.
Auch das in der Färberei gebräuchliche Tannin-Brechweinsteinverfahren konserviert
die Farben. Wir sind der Ansicht, es beruhe diese Fixierung auf physikalischer
Basis. Denken >yir uns das Farbenbild mit einem Stoffe überzogen, der keinerlei
Lichtstrahlen durchlässt, also alle absorbiert, so wird überhaupt kein Licht zu
den Farben gelangen und dieselben verändern können, in diesem Falle sind die
Farben also unbegrenzt haltbar. Ähnliches trifft bei unseren Fixierungslösungen zu.
Kupfervitriol hinterlässt eine leichte, durch Waschen nicht ganz zu beseitigende
Schicht von blauer Farbe auf dem Lichtbilde zurück. Diese Schicht lässt nicht das
volle Licht hindurch, wirkt daher fixierend durch Abhält desselben. Mit dem Tannin-
verfahren ist es ebenso, hier bleibt eine braune Färbung zurück, welche ganz gleich
wirkt. Ähnlich verhält es sich mit den anderen Lösungen.
Die Versuche, die Farben am Bilde in Lacke zu verwandeln, sind insofern
gescheitert, als die Lacke keine verminderte Lichtempfindlichkeit zeigten.
Man solte meinen, dass eine völlige Fixierung der Farben unerreichbar sei, dem
ist aber nicht so; wir haben auf Seite 317 die Gesichtspunkte angeführt, unter denen
die Fixierung denkbar ist, und in der Tat ist es Worel gelungen, unsere Farben
mit Ausnahme von Kurkuma als Auftrag auf organischer Substanz unter be-
stimmten. Bedingungen so lichtunempfindlich zu machen, dass eine zweihundert-
stündige Aussetzung dem vollen Sommersonnenlichtc noch keine merkbare
Veränderung hervorbrachte. Eine noch längere Belichtung ist deshalb nicht eingeleitet
worden, weil die Aktinität des Sonnenlichtes mit Herbstesanfang stark abnimmt.
Im künftigen Jahre wird die Untersuchung fortgesetzt und hierbei auch auf Licht-
bilder ausgedehnt werden, welche durch unseren Prozess erzeugt wurden.
Die Ausführung des Verfahrens. Im 39. Jahrgang der Photographischen
Mitteilungen haben wir die allgemeinen Grundzüge veröffentlicht und ergänzen die-
selben hiermit durch einige Details. Als Voraussetzung für das Gelingen des Pro-
zesses steht obenan die Verwendung gleicher Farben wie wir sie anwenden, des-
halb lieferten wir auch die nötigen Daten über Zusammensetzung und Schmelz-
punkt usw. Primrose ä l'alcool bezogen wir aus der Farbenfabrik Durand Sc
Huguenin in Basel, Kurkumin in Kristallen von E. Merck in Darmstadt; die beiden
anderen Farben sind von Zwischenhändlern erworben worden, doch ist anzunehmen,
dass Viktoriablau B von der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin, und
Auramin von Filippi in Wien herstammt.
Wie schon im vorigen Jahre erwähnt, muss das Farbbad empirisch abgestimmt
werden. Wir verwenden beiläufig auf 300 ccm 95prozentigem Alkohol: 45 cg Prim-
rose, 12 — 13 cj^ Viktoriablau, 50 cg kristallisiertes Kurkumin und 10 ^r^ Auramin.
Nach Auflösung der Farben empfiehlt es sich, noch 30 Tropfen konzentrierte Cyanin-
lösung beizusetzen und unter Schütteln einige Stunden stehen zu lassen. Nun
werden auf je 100 ccm dieses Bades 15^ konzentrierter Harzleimlösung zugegeben
und die Mischung unter Schütteln stehen gelassen. — Will man die Kopien mit
kurzer Belichtungszeit erhalten, so wird dieses Bad mit Alkohol verdünnt, in diesem
Falle sind die Kopien minder kräftig. Will man farbenkräftige Kopien, so verwendet
man das unverdünnte Bad, dabei ist aber die Belichtungszeit länger. In beiden
Fällen werden dem Bade noch auf i ccm 1 Tropfen reines Anethol tropfenweise
unter Schütteln bei etwa 20° C. zugesetzt. Mehr Anethol erhöht die Lichtempfind-
lichkeit, beeinträchtigt aber die Farbenfrische und ist, da ja die Belichtungszeit bein^
Kopierprozess keine so grosse Rolle spielt, nicht zu empfehlen.
15. XL 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 44
347
Das Farbbad kann verschieden appliziert werden. Entweder wird das Papier
durch dasselbe rasch hindurchgezogen, oder es wird mit einem grossen steifen
Borstenpinsel möglichst trocken und gleichmässig auf das Papier aufgetragen. Die
Papiere werden hierauf hängend getrocknet und sofort belichtet. Zur Imprägnierung
empfiehlt sich ein verdünntes Bad, zum Auf streichen auf das Papier das konzen-
trierte Bad. Die Belichtung im Kopierrahmen geschieht im direkten Sonnenlichte.
Die beste Zeit ist etwa von 9 — 3 Uhr im Sommer. Häufiges Nachsehen der Kopien
während der Exposition verlängert die Belichtungszeit, weil das Anethol verflüchtigt.
Zeigt sich ein starkes Abnehmen der Lichtempfindlichkeit während des Kopieren^,
oder muss die Kopierung wegen Auftauchen von Wolken unterbrochen werden, so
kann das ankopierte Papier in eine Mengung von Benzin und Anethol eingeleg:t und
nach Trocknung weiter exponiert werden. Hierdurch wird die Lichtempfindlichkeit
des Papiers wieder gehoben. Da die Sonnenwärme das Anethol gleichfalls bald
zur Verflüchtigung bringt, so empfiehlt es sich, im Hochsommer vor dem Kopier-
rahmen einen Luft- oder Wasserktihler aus planparallelen Glasscheiben einzu-
schalten.
Die Belichtungszeit hängt aber nicht allein vom Bade und dessen Applikation
ab, sondern variiert auch nach Aktinität der Sonnenstrahlen und hauptsächlich nach
der Transparenz des Urbildes. Diaphanien, wie man sie überall verkauft, brauchen
länger, weil deren Farben nicht durchsichtig, sondern durchscheinend sind. Gemalte
Diapositive, deren Farben durchsichtig sind, vollenden die Kopierung in einem
Bruchteil der Zeit.
Es wird wohl niemandem beifallen, Kopien von Diaphanien anzufertigen, die-
selben sind ja um wenige Pfennige Oberall zu haben, dagegen wird das Verfahren
jeden interessieren, der farbige Porträts usw. herzustellen wünscht.
Für ein Porträt z. B. ist es nötig, eine kräftige kontrastreiche photographische
Aufnahme in der gewöhnlichen Weise anzufertigen. Je grösser der Kopf ist, desto
besser eignet er sich ; es empfehlen sich also Brustbilder auf Platten von mindesten:»
13 X 18 cm Format, besser solche von 18 x 24 cm Grösse und aufwärts. Von diesem
Negativ fertigt man im Kopierrahmen bei künstlichem Licht ein Diapositiv auf
Trockenplatte an und zwar nicht Schicht an Schicht, sondern Schicht am Glas des
Negativs.
Nach Fertigstellung des Diapositivs beginnt das Bemalen desselben mit Künstler-
ölfarbe auf einem gewöhnlichen Retouchierpulte. Zur rascheren Trocknung
werden die Farben mit Siccatif de Courtray (von Günther Wagner) gemengt. I>er
Farbenauftrag erfolgt mit breiten Pimseln aus Rinderhaaren, und zwar auf der
Glasseite des Diapositivs, anfänglich in leichten Tönen. Nach dem Trocknen werden
diese durch einen zweiten, nötigenfalls dritten Farbenauftrag so verstärkt, dass
sie ein farbenfrisches, kräftiges und gut abgestimmtes Transparentbild liefern.
Zur Beurteilung der nötigen Farbensättigung dient uns unsere Matrize aus ge-
färbten Glasstreifen und die Farbenkopie derselben. Diese beiden Hilfsmittel genügen
vollkommen zu dem Urteil über die Wirkung unseres gemahen Urbildes im Farber.-
abdruck und zur richtigen Abstimmung der Farben nach Ton und Tiefe.
Für die Bemalung geeignete Farben sind: Krapplack dunkel, Indischgelb, Gummi-
gutti, Pariserblau, grüner Zinnober und Korkschwarz. Weiss wird selbstverständlich
nicht angewendet, weil alles das, was in dem Farbenbild weiss erscheinen soll, im
Diapositiv farblos, also glasklar bleiben muss.
Bei der oben beschriebenen Präparation sind die dunkelsten Stellen (Schatten»
des Bildes bräunlich (so ist der Urton des gefärbten Papieres), was unter Umständen
ganz künstlerisch wirkt. Das Papier wird direkt in dem Kopierrahmen unter dem
348
bemalten Diapositive dem Sonnenlichte ausgesetzt. Das Papier wird auf die Gelatine-
seite angepresst, die gemalte Seite liegt also oben.
Um ein Ankleben der Ölfarben an die Pressplatte zu verhindern, bedient
man sich eines Kopierrahmens ohne Glasplatte. Das Sonnenlicht muss senk-
recht einfallen und dieser Einfallswinkel während der ganzen Kopierzeit genau ein-
gehalten werden, weil sonst Verschwommenheiten an den Konturen entstehen. Das
durch den Lauf der Sonne nötige Nachrücken mit dem Kopierrahmen genügt von
fünf zu fünf Minuten.
Die Senkrechtstellung des Kopierrahmens geschieht mit Hilfe eines Stückchens
weissen Kartons, der von einem Drahtstifte senkrecht durchstochen wird. Dieser
Karton wird in einer Ecke auf das Urbild gelegt und der Rahmen so geneigt und
gerückt, dass der Schatten des Drahtstiftes in sich selbst fällt, also am Karton nicht
zu sehen ist.
Das fertige Farbenbild wird nun in reines Benzin eingebracht, welches das
Anethol löst, dann getrocknet. Ist hiernach noch ein Geruch von Anethol wahr-
nehmbar, so muss der Prozess wiederholt werden. Hierauf legt man die Bilder in
eine Schale, welche eine konzentrierte Kupfervitriollösung enthält, wäscht, trocknet
zwischen Fliesspapier und spannt dieselben mit Kleister auf Kartonpapier.
Wünscht man z. B. Kopien von Plänen, Skizzen oder technischen Zeichnungen
auf Pauspapier, welche Linien, Schraffen, Schrift- und Zahlenzeichen etc. in ver-
schiedenen Farben enthalten, in mehreren Exemplaren herzustellen, so kann stark
durchscheinendes, nicht wolkiges Papier, wie es zur Herstellung der Diaphanien
verwendet wird, mit dem Farbbade imprägniert werden. Von diesem Papier können
mehrere Blätter durch Verkleben der Ränder zu einem Block vereinigt, und dieser
Block exponiert werden.
Ist das erste Blatt fertig kopiert, so entfernt man es, und wird finden, dass
das darunter liegende Blatt bis zu zwei Dritteilen, das dritte Blatt bis zu einem
Dritteile auskopiert ist, man benötigt also zur Fertigstellung des zweiten Blattes nur
noch Ys ^^^ Kopierzeit des ersteren. Ähnlich verhält es sich mit dem dritten
Blatte usw. Man ist sonach in der Lage die Kopierzeit für eine Anzahl Blätter
stark zu restringieren. Das richtige Einlegen des nächstliegenden Blattes unter
die Originalzeichnung unterliegt bei Anwendung von geeigneten Randzeichen keiner
Schwierigkeit.
Soviel über das Verfahren Wo reis in seiner Anwendung zur Herstellung von
farbigen Positiven nach übermalten photographischen Naturaufnahmen, dann zur
Vervielfältigung von kolorierten Illustrationen, Karten, Plänen und Konstruktions-
zeichnungen usw., also für Gebiete, die nicht allein dem Berufsphotographen und
Amateur Beschäftigung und Unterhaltung schaffen, sondern, und dies ist wohl das
Wichtigste, auch für Wissenschaft und Technik von ganz hervorragender Be-
deutung sind.
Über die Fortschritte, welche bis heute zur Lösung der zweiten Aufgabe das
ist: die Schaffung von Urbildern durch direkte Aufnahmen gemacht wurden, sind
wir nicht autorisiert zu berichten, können jedoch versichern, dass auch hier ganz
überraschende Erfolge vorliegen. So sind die Prinzipien festgestellt und praktisch
erhärtet, unter welchen der Verbleichungsprozess sich schon in einer Minute vollzieht,
und es ist Grund vorhanden anzunehmen, dass hiermit auch noch keineswegs die
äusserste Grenze der Lichtempfindlichkeit erreicht wurde.
Wird erwogen, dass anderseits auch jene Umstände klargestellt sind, unter
welchen eine ganz ungeahnte Haltbarkeit der Farben eintrittt, so können wir mit
voller Berechtigung glauben, dass es Worel, ebenso wie es ihm gelungen ist, den
349
ersten Teil des Problems der Photographie in natürlichen Farben voll und ganz zu
lösen, auch gelingen wird, den zweiten Teil des Problems zu bewältigen.
g^l Hierbei kommt ihm seine unverwüstliche Spannkraft zu statten, welche ihm ja
auch das Verdienst zuwandte, der Erste zu sein, der mit der Einführung von
Stoffen, welche die Bleichung der Farben im Lichte beschleunigen, ein längst zü
den Toten geworfenes Verfahren mit praktischem Erfolge wieder neu auf-
leben Hess.
Wenn auch die Veröffentlichung des auf gleichem Grundsatze fussenden Ver-
fahrens Neuhauss\ mit Anwendung von Wasserstoffsuperoxyd, früher (Jänner 19021
erfolgte, als jene Worels (März 1902) und so manche Publikation glauben lässt, e>
hätte Worel bei seinem Verfahren sich lediglich eine Idee Neuhaus s* zunutze
gemacht, so entspricht dies einfach nicht der Wahrheit, was die Tatsache wohl
schlagend beweist, dass Proben nach Wo reischen Verfahren nicht nur Neuhausi^
sondern auch anderen Interessentenkreisen schon im Sommer des Jahres 1900^)
vorlagen. Vincenz Kopetschni-Ragnitz.
Kleine Mitteilungen.
über Grüntonung von Bromsiiberpapierkopien.
Für die Erzielung guter grüner Färbungen auf Bromsilberkopien empfiehlt
Namias die Anwendung zweier Bäder, zunächst wird das Bild in einer Lösung von:
Rotes Blutlaugensalz 5 ^
Wasser 100 „
gebleicht und dann mit einer Lösung von Eisen- und Vanadiumchlorid von nach-
folgender Zusammensetzung behandelt.
Eisenchlorid 12 g
Vanadiumchlorid 10 „
Ammoniumchlorid 25 „
Reine Salzsäure 25 ccm
Wasser 2500 „
Um die Lösung des Vanadiumsalzes zu erleichtern, löst man dasselbe zunächst
für sich in etwas heissem Wasser mit der oben angeführten Menge Salzsäure.
Hiernach werden dann die übrigen Salze zugesetzt.
(Revue Suisse 1903, Seite 123.)
Über das Vergilben der Silberkopien und Negative.
Lumiere und S eye wetz hatten in ihrer Publikation über die Veränderung von
Chlorsilbergelatinebildern, hergestellt mit Tonfixierbad"), die Ansicht vertreten, das<
die gleichzeitige Wirkung von unterschwefligsaurem Natron und Feuchtigkeit für
das Verderben der Bilder von bedeutendem Einfluss ist. Namias') ist der gleichen
Meinung, doch bezüglich der sich abspielenden chemischen Reaktion glaubt er, da>s
in der feuchten Luft eine Oxydation des unterschwefligsauren Natrons statthat, es
bildet sich Schwefelsäure und schwefelsaures Natrium:
NagSjOj -f 4 O -f HjO = Na^SO^ + H^SO^.
1) Lechners Miteilungen, Jahrg. 1902. Seite 74.
2) Bulletin Societe Fran9aise 1902, Seite 407; Phot. Mitteil. 1903, Seite 29.
3) Bulletin Societe Fran^aise 1903, Seite 438.
350
Namias hat auch die Veränderung von Negativplatten studiert. Er tauchte die
eine Hälfte eines Negativs in eine Fixiernatronlösung"^und bewahrte dann die Platte
an einem feuchten Orte auf. Nach drei Tagen war das Bild angefressen, ein
Niederschlag von Schwefel war nicht zu entdecken. An einigen Stellen war die
Gelatine gelb gefärbt, zeigte aber ihre ursprüngliche Transparenz. Ohne Zweifel
war das gebildete lösliche Silbersalz die Ursache der Gelbfärbung der Gelatine.
Eine neue Blitzlampe.
Von Richard Höh & Co. -Leipzig kommt unter der Bezeichnung „Reform-
Blitzlampe" ein neuer Apparat für die Blitzlichtphotographen in den Handel. Die
nähere Einrichtung der Lampe ist
aus der beifolgenden Zeichnung er-
sichtlich. Die Funktionierung geht
in der Weise vor sich, dass unter
dem Zündstift, welcher in dem Bügel
über der Pulverpfanne eingesetzt ist,
ein Zündblättchen gelegt und dann
das Pulver darüber und daneben ge-
schüttet wird. Durch einen kurzen
kräftigen Druck auf die Gummibirne
wird ein Kolben in die Höhe ge-
schleudert, welcher an den Bolzen
schlägt, auf welchem das Zündblätt-
chen liegt. Letzteres wird hierdurch
gegen den Zündstift gepresst, ent-
zündet sich und damit auch das
Pulver. Der Kolben fällt sofort, - _ _---- -■ ^
wenn der Druck auf die Gummi-
birne nachlässt, in seine alte Lage zurück, und die Lampe ist für die nächste Auf-
nahme bereit.
Schw&rzung der mit Quecksilberlösnng gebleichten Negative durch
Flxlematron.
Für die Schwärzung der behufs Verstärkung mit Quecksilbersalzlösung be-
handelten Negative kann bekanntlich auch Fixiernatron Verwendung finden, doch ist
dasselbe in verdünnter Lösung zu nehmen, und sind die Negative darin nur kurze
Zeit zu belassen; starke Fixiernatronlösungen schwächen das Bild ab. Noch besser
arbeitet die Fixiernatronlösung, wenn etwas Goldchlorid zugegeben wird.
Wasser 500 g
Fixiernatron 3»5 w
Goldchlorid o,5 w
Es entsteht hier ein Doppelsalz des Gold- und Natriumhyposulfits, welches eine
sehr beträchtliche Verstärkungskraft zeigt. Der teure Preis eines solchen Bades
verhindert jedoch die allgemeine Anwendung und schlägt Gm ein er daher vor, das
Silberdoppelsalz zu wählen. Valenta hat in der „Phot. Correspondenz" Nr. 512
die Benutzung eines Doppelsalzes mit Blei empfohlen, welches man erhält, wenn
man zu einer Lösung von Bleiacetat oder Bleinitrat konzentriertere Lösung von
351
Fixiernatron fügt, bis der anfangs entstandene Niederschlag wieder gelöst ist. Auch
diese Doppelsalzlösung ist für den Gebrauch zu verdünnen; es liefert gleichfalls sehr
starke Deckung:.
Herstellung von farbigen Photographien nach Lippmanns Verfaltren.
G. Godd6 benutzt für die Herstellung von farbigen Li pp mann- Photographien
folgende Vorschriften: Für die Emulsion diente das von Lippmann angegebene
Rezept*). Vor dem Gebrauch werden die Platten lo bis 15 Sekunden in einer
Lösung von:
Alkohol absol 40 ccm
loprozentige Lösung von Silbernitrat in
Wasser 0,6 „
Eisessig 2 Tropfen
oder 60 Sekunden in einer Lösung von:
Destill. Wasser 100 ccm
loprozentige Lösung von Silbernitrat in
Wasser 3 „
Ammoniak (D. 96^ 1 „
gebadet. Die mit ersterer Lösung behandelten Platten erfordern nur einige Minuten
zum Trocknen. Sie nehmen nach einigen Stunden an Empfindlichkeit zu, namentlich
ist die Rotempfindhchkeit grösser geworden, was ohne Zweifel der vollständigen
Verdunstung der Essigsäure zuzurechnen ist.
Die zweite Lösung gibt den Platten ungefähr eine doppelte Empfindlichkeit.
Sie halten sich eine Woche gut, wenn sie nach der Sensibilisierung mit destilliertem
Wasser gewaschen worden sind.
Entwicklung:
Lösung A. Wasser 100 g
Bromkali 5 „
Ammoniak (D. 96) 12 ccm
Lösung B. Wasser 100 g
Pyrogallussäure i „
Unmittelbar vor dem Gebrauch mischt man: iio ccm Wasser, 10 ccm Lösung B
und 2 ccm Lösung A. Sobald das Bild schwach erschienen ist, muss es sofort aus
dem Entwickler genommen, abgespült und in isprozemiger Fixiematronlösung
fixiert werden.
Zur Verstärkung wird die Platte in eine o,iprozentige Lösung von Quecksilber-
chlorid in Wasser getaucht, bis das Bild vollständig verschwunden ist, dann ge-
wässert und in folgender Lösung entwickelt:
Wasser 100 g
Kryst. Natriumsulfit .... ... 10 „
Amidol I „
Für den Gebrauch werden 5 ccm mit 50 ccm Wasser verdünnt.
Der Verstärkungsprozess wird so oft wiederholt, bis genügende Intensität er-
reicht ist. (Bulletin Society Fran^. 1903. Nr. 14.)
Das Dynar 1 : 6 von Voigtländer & Sohn.
Zu den bewährten Typen, die in Tausenden von Exemplaren über die ganze
Welt verbreitet sind, gesellt sich jetzt ein neues Objektiv. Die Konstruktion ist von
1) Siehe Phot. Mitteil. 1899. Seite 120.
352
dem technischen Leiter der Firma Voigtländer & Sohn, Herrn Dr. H, Harting,
gefunden worden und scheint berufen zu sein, eine Lücke auszufüllen, die in der
trotz allem schon unvergleichlich reichhaltigen Auswahl der Voigtländ ersehen
Objektive noch bestanden hat. Das Dynar zeichnet sich durch seinen relativ
niedrigen Preis bei hoher Vollkommenheit seiner Leistungen aus, so dass es auch
dem ernsthaft strebenden, aber weniger bemittelten Photographen möglich wird, sich
ein solche^ vorzügliches Universalobjektiv anzuschaffen.
Das Dynar besteht aus drei Linsen, von denen die mittelste eine einfache
bikonkave ist, während die beiden äusseren Linsen aus je zwei miteinander ver-
kitteten Paaren bestehen. Die Irisblende befindet sich zwischen der Mittel- und
Hinterlinse. Die Fassung ist schwarz lackiert mit Ausnahme des blank vernickelten
Irisblenden ringes und macht einen sehr eleganten Eindruck. Für Cameras mit festem
Balgenauszug werden die Dynare auch in Einzelfassung geliefert.
Die Leistungen des Dynars, das eine Lichtstärke von i : 6 besitzt, sind von
hoher Vollkommenheit. Man teilt uns mit, dass die von den Fabrikanten angegebenen
Plattengrössen nicht allein schon bei voller Öffnung rand^charf ausgezeichnet werden,
sondern dass die Objektive auch ohne Blendung noch ein gutes Teil mehr leisten.
Durch die vollkommene Beseitigung der komatischen Abweichung wird eine über-
raschende Brillanz des Bildes erzielt.
Das Dynar eignet sich vermöge seiner Lichtstärke und präzisen Zeichnung auch
besonders zur Verwendung als positives Element in Verbindung mit den Voigt-
länd ersehen Teleansätzen. — Die Einzelglieder des Dynars können nicht für sich
allein für Landschaftsaufnahmen u. dergl. benutzt werden.
Entsprechend den Bedürfnissen der Kreise, für die das Dynar vorzugsweise
bestimmt ist, und die sich fast ausschliesslich der Formate 9 X 12 und 12 X 16 be-
dienen, werden nur drei Brennweiten 12, 15 und 18 ccin hergestellt.
Zu erwähnen bleibt noch das geringe Gewicht des Dynars und sein flacher
Bau, welch letzterer eine gleichmässige Beleuchtung der Platte gewährleistet und
die Montierung auch an diejenigen Klappcameras gestattet, die im Innern nur einen
geringen Spielraum für die Anbringung des Objektives bieten.
Orthochrom T.
„The Photogram" berichtet über Vergleichsversuche, welche mit Orthochrom T
und anderen Sensibilisatoren angestellt worden sind. Es wurden gewöhnliche
Platten und Platten gleichen Ursprungs, gebadet in Erythrosin, Äthylrot ^) und Ortho-
chrom, herangezogen. Die gewöhnliche Platte zeigte die bekannte Wirkung, das
Erythrosin ergab eine Empfindlichkeit bis gegen Rot, beim Äthylrot ging die Em-
pfindlichkeit noch weiter und beim Orthochrom war die Wirkung bis zum äusseren
Rot ausgedehnt. Eine gleiche Reihe Platten wurde mit Chapman Jones Sensitometer
geprüft und gefunden, dass die Allgemeinempfindlichkeit nicht gelitten hatte.
Literatur.
Friedrich Behrens, Der Gummidruck. Mit einer Zweifarbendruckbeilagc und mehreren
Textbildern. 2. gänzlich umgearbeitete und erweiterte Auflage. Verlag von M. Krayn, Berlin.
Seit dem Erscheinen der ersten Auflage der vorliegenden Anleitung (1898) hat der Gummidruck
wesentliche Fortschritte zu verzeichnen. Es können jetzt nicht nur grobkörnige Gummischichten
1) Siehe Phot. Mitteil., Kl. Chronik, Seite 14.
353
von geringer Tongradation präpariert werden, sondern man hat auch gelernt, feinere Schichter.
mit reicher Gradation herzustellen. Zart ausgeführte Gummidrucke, wie sie z.B. von Scharf-
Krefeld vorliegen, zeigen einen Tonreichtum, der dem der schonen matten Pigmentkopien nahe
kommt. Die Gegner des Gummidruckes, welche dem Verfahren vor allem den Vorwurf machten,
dass es nur rohe Kopien liefern könne und nur zur Herstellung von photographiscben BildwerkcD
gewisser moderner Richtungen diene, müssen allmählich eine andere Ansicht gewinnen. Der
Gummidruck soll ja im übrigen kein Massenkopierverfahren sein. Behrends behandelt in
seinem Buche in ausführlicher Weise das Arbeiten mit käuflichem sowie mit sclbstbcreitetem
Gummidruckpapier, auch der Kombinations-Gummidruck wird besprochen. Bemerken wollen vnt
noch, dass der Verfasser selbst in der Praxis des Gummidrucks Vortreffliches geleistet hat
P. H,
Ferner gingen bei der Redaktion ein:
Dr. P. Rudolph, Anleitung zur Auswahl für Zeiss-Objektiye. 4. Ausgabe. Sept 1903.
Mit zahlreichen Bildbeilagen nach Aufnahmen mit Zeiss-Objektiven.
Dr. Benno WTandoUeck, Mikrophotographie für Liebhaber-Photographen. Mit 9 Abb.
Verlag des „Apollo", Dresden. Die vorliegende Broschüre ist ein Sonderabdruck des vor kurzem
in der Zeitschrift „Apollo" erschienenen populären Aufsatzes unter gleichem Titel. Preis 1 M.
Thomas Manly, Anleitung zur Ausübung der Ozot3rpie. Autorisierte Cbersctzung.
Verlag des „Apollo", Dresden. Preis 0,60 M.
Patent - Nachrichten.
Anmeldungen.
27 a. K. 23 902. Vorrichtung zum Verstellen der Schlitzweite von Rouleau verschlussen. Kon-
stantin Kossatz, Berlin, Steinmetzstr. 5. — 24. 9. 02.
57b. K. 25 365. Goldfreies Tonfixierbad. Hermann Kurz, Basel; Vertr.: R. Scbmehlik,
Pat.-Anw., Berlin NW. 6. — 28. 5. 03.
„ C. 11 285. Photographische Entwicklungspapiere. Chemische Fabrik auf Aktien (vorm.
E. Schering), Berlin. — 29. 11. 02.
57c. B. 35 035. Maschine zum Waschen von photographischen Platten. Julius Blank, Rade-
beul-Dresden. — 18. 8. 03.
Erteilungen.
57 c. 145 288, Vorrichtung zum gleichnifissigen Erhellen einer lichtdurchlässigen Fläche, gegen
welche photographische Negative oder Diapositive betrachtet werden sollen. Friedrich
Dessauer, Aschaffenburg. — 8. 4. 02.
„ 145 289. Apparat zum Kopieren von abgetönten Photographien bei künstlichem Licht;
Zus. z. Pat. 142954. A. Wertheim, Berlin. — 7.5.02.
„ 1 45 290. Vorrichtung zum Tragen der ausserhalb eines mit lichtdurchlässigen Wänden
versehenen Aufnahmeraumes anzubringenden Lampen. Berlin - Neuroder Kunst-
anstalten Akt.-Ges., Berlin. — 1.6.02.
57d. 145 399. Raster für Autotypie. Arthur Schulze, Berlin, Wilhelmstr. 10. — 1. 11.02.
42 c. 145 640. Auf der Spitze eines Schirmes oder Stockes durch Klemmwirkung zu befestigender
Halter für eine photogiaphische Camera. Georg Philipp, Dresden, Gneisenaustr. 16. —
20. 1. 03.
„ 1 46 1 49. Verfahren zur Herstellung von mehrfarbigen Photographien durch Vereinigung eines
blauen und eines orangegelben Monochrombildes. A. Gurtner, Bern, — 16. 1.02.
„ 146 150. Doppelplatte für die Farbenphotographie; Zus. z. Pat. 146 149. A. Gurtner,
Bern. - t. 7. 02.
57c. 146 082. Apparat zum Auswaschen photographischer Positive und Negative. Antoinette
Charaply, geb. Ricklin, Paris. — 22. 10.01.
57 d. 146 151. Verfahren zur Herstellung von photomechanischen Mehrfarbendrucken ; Zus. z. Pat.
146 149. A. (iurtner, Bern. — 26. 3. 03.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanneke in Berlin.
Verlajj von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin. — Druck Ton Gebr. Unger in Berlin
354
Ernst Licbtciihahn, St. Saphorin.
Über Entwicklung bei hellem Licht.
Von A. L. Lnmi^re und A. Seyewetz.
Man hat seit langer Zeit Versuche angestellt, in der Dunkelkammer den
Gebrauch von Laternen mit gefärbten Scheiben entbehrlich zu machen, da
es einerseits schwierig ist, sich im Handel Gläser zu verschaffen, welche nur
unwirksame Strahlen durchlassen, anderseits weil die Helligkeit solcher
Laternen nur eine sehr schwache ist. Die bis jetzt empfohlenen Mittel
bestehen darin, dass entweder die Schicht der Platte vorher gefärbt wird
oder dass der Entwickler mit einem geeigneten Farbstoff versetzt wird. Der
erstere Weg ist von J. N. Ludwig^) verfolgt worden; dieser färbt die Platte,
bevor sie in den Entwickler getaucht wird, mit einer Lösung von Crocein
3 B, welches auf der Gelatine nicht dauernd fixiert wird, es schützt das in
der Schicht enthaltene Bromsilber vor aktinischen Strahlen. Das ist der
bekannte »Coxinprozessc — Die einfachere und auch ältere Methode ist die,
dass der Entwicklerlösung eine lösliche Substanz zugesetzt wird, welche wohl
die Lösung färbt, aber nicht dauernd die Gelatineschicht; die gewählte
Substanz muss die auf die Plattenschicht chemisch wirksamen Strahlen in
genügender Weise absorbieren.
Trotz der Einfachheit hat sich dieser letztere Prozess bis heut keinen
Eingang verschafft, und zwar infolge der Schwierigkeit, Farbstoffe zu finden,
welche die verschiedenen unerlässlichen Bedingungen erfüllen. Sie müssen nicht
nur mit dem Entwickler passend gefärbte Lösungen geben, um die aktinischen
Strahlen zu absorbieren, sondern sie dürfen auch nicht von der Gelatine dauernd
festgehalten werden, sie dürfen weder Schleier hervorrufen, noch das latente
1) Siehe Phot. Mitteil. 1902 S. 382.
1. XII. 1903. PhotoRf. Mitteilungen. Jahrg. 40.
45
355
Bild angreifen. Des weiteren sollen sie nicht die Finger des Operateurs färben.
Die Anforderung, dass keine Färbung zurückbleibt, ist namentlich dann zu
stellen, wenn es sich um die Entwicklung von Papieren handelt. Endlich ist
noch erwünscht, dass der Farbstoff für diverse Entwickler benutzt werden
kann, ohne Niederschläge zu erzeugen und ohne merklich die Farbe zu ver-
ändern, weder mit der Entwicklersubstanz, noch mit den anderen Chemikalien
(Sulfit, Alkali).
Wir haben streng untersucht, welche von den zahlreichen Farbstoffen
des Handels den oben gestellten Bedingungen am vollkommensten ent-
sprechen, wir haben jedoch eine vollständige Erfüllung nicht gefunden. Die-
jenigen Farbstoffe, welche unseren Anforderungen am nächsten kommen, sind:
Croceinscharlach 3 B, Phenolphtalein, Ponceau 6 R, Uranin, Tartrazin. Keine
dieser Substanzen gestattet in ausreichender Weise die Entwicklung von
Papierbildern, denn sie verleihen der Papiermasse eine Färbung, welche das
frische Aussehen des Bildes beeinträchtigt.
Gleichzeitig haben wir nachgeforscht, ob es nicht farblose Körper gäbe,
welche die Empfindlichkeit des Bromsilbers aufheben, ohne hierbei das
latente Bild zu vernichten, und so eine Entwicklung bei vollem Licht er-
möglichen. Wir haben eine grosse Zahl von Verbindungen geprüft, aber
keine einzige entdeckt, welche solche Eigenschaft besitzt.
Danach wurden farbige Verbindungen vorgenommen, welche die
Schichten nicht färben. Nach einer langen Reihe von Versuchen haben
wir gefunden, dass mit Pikraten, gelöst in Natriumsulfit, gefärbte, aber
Kühner u. Wieck, Davos.
Piz Kesch im GraubQndener Hochgebirge.
356
Dr. F. von Pfistermeister, München.
Holzfuhrwerk.
nicht färbende Lösungen entstehen, welche imstande sind, die aktinischen
Strahlen zu absorbieren.
Um in Wasser eine ausreichende Menge der Substanz lösen zu können,
haben wir die löslichsten Pikrate, welche durch Natriumsulfit nicht ausgefällt
werden, vorgenommen; das sind das Natrium-, Ammonium- und Magnesium-
pikrat. Das Ammoniumpikrat kann nicht verwendet werden, denn es veranlasst
dichroitischen Schleier. Das reine Natriumpikrat kann ebenso gute Resultate
wie das Magnesiumsalz geben, wir ziehen jedoch das letztere vor, da die
Herstellung eines ganz neutralen Natriumpikrats schwierig ist.
Anstatt das Magnesiumpikrat in den Entwicklerflüssigkeiten zu lösen,
erschien es uns praktischer, diese Substanz mit Natriumsulfit in einem
geeigneten Verhältnis zu mischen, und so ein Produkt herzustellen,
welches einfach als Ersatzmittel des Sulfits bei dem Ansetzen der Entwickler-
lösung benutzt wird. Es ist auf diese Weise möglich, direkt für die Ent-
wicklung bei hellem Licht passend gefärbte Lösungen herzustellen. Wir
haben dann weiter ermittelt, welches die besten Verhältnisse von Magnesium-
pikrat und Natriumsulfit sind, um ein Gemisch zu erhalten, welches für
diverse Entwickler des Handels dienen kann. Es ergaben sich folgende
Verhältnisse: loo Teile Natriumsulftt (wasserfrei) und 50 Teile Magnesium-
pikrat. Für gewisse Entwickler ist eine Mischung: 100 Teile Sulfit und
1 5 Teile Pikrat günstiger. Die erstere Mischung bezeichnen wir mit Chryso-
357
Sulfit No. I, die andere mit Chrysosulfit No. 2. Wir haben nun u. a. folgende
Formeln aufgestellt:
Entwickler mit Chrysosulfit No. i :
a) Metochinon: In allen Rezepten mit Metochinon ist das Sulfit ein-
fach durch das gleiche Gewicht Chrysosulfit No. i zu ersetzen, also z. B.
Wasser looo^
Metochinon 9 »
Chrysosulfit No. i 60 »
Aceton 30 ccm
b) Hydrochinon-Metol:
Lösung A. Wasser 500 g
Metol 2,5 »
Chrysosulfit No. i 60 »
Hydrochinon 4,5 *
Lösung B. Wasser 500^
Soda (wasserfrei; 35 »
Für den Gebrauch werden gleiche Teile A und B gemischt.
c) Hydrochinon:
Wasser looo^
Chrysosulfit No. i 40 >>
Hydrochinon 10 »
Soda (wasserfrei) 56 »
A. H. Albers, Schöncbcr^.
Bei Locarno am Lago Maggiore.
358
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A li \i.,-.-.. s.
Bei Lorariio an' I
358
APRIL o o o o Von
Dr. E. HEGG, BERN
l»HOTOGRAPHlSCHIt
MITTEILUNGEN XL
Hermann Venth, Gotha.
d) Metol:
Lösung A. Wasser 500^
Chrysosulfit No. i 40 »
Metol 5 »
Lösung B. Wasser 500 »
Soda (wasserfrei) 15 »
Es werden ebenfalls gleiche Teile A und B gemischt.
e) Edinol:
Wasser i cxx) g
Chrysosulfit No. i 60 *
Edinol 10 »
dreibasisches Natriumphosphat . . 60 »
f) Eikonogen:
Wasser 1000^
Chrysosulfit No. i 30 »
Soda (wasserfrei) 40 »
Eikonogen 10 »
g) Ortol:
Wasser 1000 ^'^
Ortol 7 »
Chrysosulfit Nr. i 60 »
Soda (wasserfrei) 40 »
Kleeernte.
359
h) Brenzkatechin:
Wasser icxx)^
Chrysosulfit No. i 40 »
Brenzkatechin 15 »
Soda (wasserfrei) 40 »
(Schluss folgt.)
Die Bilder unserer Aussdireibung.
Im ersten Juliheft traten wir im Hinblick auf die Reisesaison mit der
Anregung an unsere Leser heran, bestimmte photographische Themen be-
sonders zu bearbeiten und uns dann die Ausbeute zur Reproduktion zur Ver-
fügung zu stellen. Es waren charakteristische Momentaufnahmen, Architekturen
und alpine Landschaften, die wir ihnen besonders ans Herz legten. Das vor-
liegende Heft nun bringt die allerdings nicht sehr reiche Ausbeute. Wir
hatten eine ziemlich grosse Anzahl Einsendungen, aber leider war der weit-
aus grösste Teil der ge-
lieferten Bilder zur Re-
produktion nicht ver-
wendbar. Ohnejemandem
weh tun zu wollen, muss
man doch nach solcher
Übersicht die Über-
zeugung äussern, dass
sehr viele Amateure ihre
Camera vorwiegend zur
Herstellung ziemlich be-
langloser Dokumente be-
nutzen. Gearbeitet wird
nach den beigefügten No-
tizen fast durchgehends
mit äusserst wertvollen,
kostspieligen Apparaten
und Objektiven, aber die
Resultate entsprechen
selten dem Aufwand —
Angesichts der Resultate
meint man, dass es besser
wäre, wenn weniger
aber gehaltvoller pho-
tographiert würde. —
Es ist schon recht, der
H. Schildknecht, Wien. Amateur treibt seine
360
Photographie zum
Vergnügen , zur Er-
holung nach der Ar-
beit. Aber könnte
denn nicht auch die
Tätigkeit in diesen
Feierstunden einige
ganze, bleibende
Werke an Stelle
vieler belangloser
schaffen?
Man kommt zur
Überzeugung, wie
schwer im Grunde
das Photographieren
ist. Wie schwer es
trotz der heutigen
Erleichterung des me-
chanischen Prozesses
ist, mit der Camera
etwas zustande zu
bringen, das in irgend
einer Hinsicht bleiben-
de Bedeutung hat.
Es bedarf auch hier
der ganzen Hingabe
des Menschen, der
grössten Vertiefung in
die Sache, um über
eine nur für den
Beteiligten amüsante Beschäftigung hinauszukommen.
der Aufnahmen, die uns vorlagen, hatte das Kennzeichen einer gewissen
Zerfahrenheit. Es erscheint äusserst schwer, nach vorbedachtem Plane zu
arbeiten, ein bestimmtes Ziel ins Auge zu fassen, irgend etwas in der
Phantasie zu sehen — sei es eine packende Momentszene, eine Land-
schaftsstimmung, oder ein architektonischer Zeuge vergangener Zeit — und
daraufhin die kaleidoskopartigen Natureindrücke zu sichten und fürs Bild zu
gebrauchen. Das geistige Element, das den Photographen allerdings be-
fähigt, etwas ganz persönliches in seine Aufnahmen zu legen, wird allzuoft
vermisst. Es hat den Anschein^ als ob meist photographiert wird, was eben
zufällig vor die Camera kommt, und auch hier ist man häufig nicht eben
geschickt im Abwarten des günstigsten Augenblicks, in der Begrenzung des
Bildes. Dass aber der Autor ein besonderes Interesse für ein bestimmtes
Naturbild an den Tag gelegt, eine Landschaft etwa bei verschiedener Luft-
Georg Herberg, Breslau.
Alt-Breslau, an den Mflhlen.
Die Mehrzahl
361
und Lichtstimmung aufgesucht hätte, diesen Eindruck gewinnen wir nur bei
ganz wenigen Einsendungen.
Das Planlose tritt am deutlichsten bei den Momentaufnahmen her\or.
Man befasst sich selten damit, jene packenden Szenen, die das tägliche Leben
schafft, die gewiss keine künstlerischen Kompositionen aber lebensprühende
Dokumente sind, auf die Platte zu bannen. Wo es sich um Genreszenen
handelt, sind meist interesselose Momente gegriffen, die Staffage ist steif,
die Menschen fühlen sich nicht unbeobachtet, einer oder der andere sieht
immer ins Objektiv und damit ist das Leben fort, das »Photographische c gibt
dem Bild das Gepräge. Schlimmer sind die gestellten Bilder. Da sind
Kinder, die Ringel - Rosenkranz spielen und dabei ins Objektiv schielen,
kostümierte Figuren, die steif und langweilig, mit unschlüssigem Blick auf
einer Wiese vor Bäumen stehen, mit fortgeschnittenen Beinen. Hier
sitzen Männlein und W^eiblein gedrängt nebeneinander auf einer Stange wie
die Wellensittiche,
nur dass sie sich
nicht beissen wie
diese, sondern
lächeln. Dort sieht
eine weibliche
Figur durch die
eben geöffnete Tür;
der grösste Teil
des Bildes wird
von der Tür aus-
gefüllt , die Figur
ist bis zu den
Hüften an den un-
teren Bildrand ge-
rutscht, der Aus-
druck ist gleich-
gültig, darunter
steht: >Es regnet*.
Die Bilder aber sind
sauber kopiert und
auf farbige Kartons
gelegt.
Bei den alpinen
Aufnahmen zeigte
sich wieder, wie
schwer es ist, auf
diescmGebiet Bilder
zu schaffen, welche
die Grösse der
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Georg Hcrbcrg, Breslau.
Alt-Breslau, Domportal.
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ERLENWALD, o o Von
EMIL BURI in HASEL
PHOTOGRAPHISCHE
MITTEII.ÜNGEN XL
Wilh. Jung, Cöln. Rheinlandschaft.
Natur wiedergeben und zugleich von ruhiger, einheitlicher Wirkung sind. Es
gab Bilder, die man von rechts und links, oben und unten ansehen konnte,
eine unentwirrbare Masse von Wasser und Fels. Oder die Motive sind
hübsch gesehen, aber der gewählte Standpunkt bringt sie nicht zur Geltung.
Sehr häufig ist der Vordergrund übermässig schwarz, während die Ferne in
Helligkeit verschwindet, ein Zeichen dafür, dass nicht mit Farbenplatten und
Gelbscheibc gearbeitet wurde.
Unter Architekturaufnahmen versteht man meist trockene Wiedergabe
öffentlicher Gebäude irgendwelcher Art. Nur einer der Einsender hatte es
sich zur dankbaren Aufgabe gemacht, einigermassen systematisch historisch
interessante Städtebilder aufzusuchen und mit dem Blick fürs Interessante
und Malerische zugleich zu registrieren. Sofort sah man am Resultat die
günstige Wirkung, die die Spezialisierung des Arbeitsgebietes übte.
Meist scheint man froh zu sein, recht viel auf die Platte zu bekommen.
Die Fülle der abgebildeten Gegenstände aber wirkt verwirrend. Der Blick
muss auf dem Hauptgegenstand des Bildes zur Ruhe kommen. Dazu tut not,
dass ablenkende Nebensachen möglichst vermieden werden. Auch Ansichts-
bilder gewinnen, wenn man sie nach solchen Gesichtspunkten aufnimmt. —
Sehr häufig werden Motive aufgenommen, die nur in der Natur schön sind,
auf der Photographie nicht wirken.
Viele Aufnahmen schienen durch »Schnellentwicklung« beeinträchtigt.
Namentlich kurze Momentaufnahmen sollten zur Vermeidung harter Kontraste
stets langsam, in dünner Lösung, entwickelt werden. Es scheint auch nicht
genügend berücksichtigt zu werden, dass das Kopiermaterial dem Charakter
der Platte zweckmässig angepasst wird. Namentlich fiel die Härte der auf
Entwicklungspapieren hergestellten Bilder auf. Es sei hier daran erinnert,
dass Celloidinpapier ein wenig gedecktes, weiches Negativ verlangt, während
I. XIL 1908. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 46
363
4- Für reines Rot : i Teil A und 2 Teile B.
Bei den Lösungen 3 und 4 empfiehlt sich, die Bäder mit einigen Tropfen Eis-
essig anzusäuern. Stets soll man sich erinnern, dass die Urantonungen das Diapositiv
verstärken und die Entwicklung danach vorher regulieren.
Die Lösung C von Eisenchlorid dient für Blau- und Grünfärbungen und für die
wirklich künstlerische Doppeltonung von blau und rotbraun.
Zur Erzielung einer blaugrünen Färbung tont man zuvor in Losung Nr. 3 und
legt die Platte nach kurzem Waschen in ein Bad von i Teil C und 5 Teilen Wasser.
Da diese Lösung recht langsam wirkt, kann man durch dieselbe Doppeltöne erzielen.
Das Eisensalz färbt zuerst die hohen Lichter, welche blau anlaufen, während die
Schattenpartien noch rotbraun bleiben. Will man z. B. auf diese Weise eine Land-
schaft tonen, so färben sich der Himmel, das Wasser oder die fernen Berge licht-
blau, indes die Laubpartien, Gebäude oder alle Schatten im Vordergrunde die ret-
braune Uranfarbe beibehalten haben. Im geeigneten Moment unterbricht man öic
Tonung, legt die Platte für etwa 25 Sekunden unter die Wasserbrause und ^^äschi
sie dann 5 Minuten in reichlichem, etwa viermal gewechseltem Wasser, welche^
keine festen alkalischen oder Metallteile enthalten darf. Man muss darauf Rücksicht
nehmen, dass beim Trocknen die Blautonung noch ein wenig fortschreitet, da<
Diapositiv also etwas früher aus der Lösung nehmen, als der gewünschte Ton
erreicht ist. Nach kurzer Übung wird man den rechten Augenblick sehr leicht ab-
passen und mit den Resultaten gewiss zufrieden sein. Lässt man die Lösung etwa
5 Minuten auf die Platte einwirken, so erhält man eine blaugrüne Färbung; mit
Lösung C, unverdünnt, kann man ein schönes reines Blau erzielen.
Ich stellte auch Proben mit der von Thurneyssen im Bulletin de la Socieie
fran^aise de Photographie empfohlenen Urantonung in getrennten Lösungen mit
einem Zwischenbade von verdünnter Salpetersäure (zwischen dem Uran- und Blut-
laugensalzbade) an. Man erhält dabei sehr lebhafte Farben, jedoch neigen die
Diapositive beim Trocknen zum Schleier. Bei allen Urantonungen empfielt es sich,
die Trocknung durch Alkohol zu beschleunigen; die Farben trocknen lebhafter auf.
und man vermeidet Unreinlichkeiten. Sorgfältig ausgeführte Urantonungen von
Diapositiven sind ziemlich stabil; ich habe derart gefärbte Bilder, welche sich seit
mehr als einem Jahre nicht im geringsten verändert haben.
In manchen Handbüchern wird angeführt, dass sich Urantonungen durch ein
Alkalibad oder am besten durch Cyankali leicht entfernen lassen und dass die Bilder
dann wieder von neuem getont werden können. Für Diapositivplatten ist jedenfalls
die Sache nicht angängig. Das Alkali nimmt die Tonung fort, der zurückgebliebene
Ton ist aber absolut unbrauchbar, und eine neue Urantonung gelingt selten, da in
den meisten Fällen Flecken und Ungleichheiten zum Vorschein kommen.
Sehr brauchbar ist für einzelne Fälle die Kupfertonung nach der bekannten
Vorschrift von Ferguson, die man in jedem Lehrbuche findet. Man erzielt auf
diese Weise wunderschöne Lichtkontraste, denn während die Lichter sehr trans-
parent bleiben, werden die Schatten ziemlich stark gedeckt, doch nicht so stark,
dass die rotviolette Färbung auf dem Projektionsschirm nicht zur Geltung kommt.
Seestücke mit Wolken und gewisse Baumgruppen färbt man auf diese Art sehr
stimmungsvoll.
Weniger empfehlenswert scheinen mir die Tonungen vermittels Überführung
des metallischen Silbers in Chlorsilber und Färbung der gebleichten Platten durch
Belichtung derselben, und will ich auf diesen Prozess heute nicht eingehen, sowie
ich mich aus ähnlichen Gründen nicht mit der Tonung gebleichter Diapositive
beschäftigen will.
366
KIIIXKR u. WIKK
in DAVOS o o u o
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KÜHNER u. WIEK
in DAVOS o o o o
PHOtOGRAPHISCHÄ
MITTEILUNGEN XL
Die lichtblaue Diapositivton ung durch die sgenannte physikalische Entwicklung
habe ich S. 195 der Phot. Mitteil, eingehend behandelt. Leider scheint nach meinen
neuesten Erfahrungen der dadurch erzielte schöne Ton nicht haltbar zu sein, denn
nach wenigen Monaten sind die im Dunkeln aufbewahrten Glasbilder in ein monotones
Blaugrau übergegangen.
Florenz im November 1903.
Kleine Mitteilungen.
Farbige Photographien nach dem Ausbleich verfahren.
Wie wir aus den „Patent-Nachrichten" *) ersehen, beschäftigt sich auch der
durch seine vielen industriellen Erfindungen bekannte Jan Szczepanik mit der Her-
stellung von Photographien nach dem Ausbleichverfahren. Die von Dr. Ad. Hesekiel
in der Sitzung des „Vereins zur Förderung der Photographie" zu Berlin kürzlich
vorgelegten Papierbilder grösseren Formats*) entstammen zum Teil von genanntem
Autor. Die prächtigen, leuchtenden Farben dieser Bilder wurden allgemein be-
wundert. Als Matrizen hatten farbige Diaphanien gedient. — Einen praktischen
Wert erhält das Ausbleichverfahren erst, wenn es gelingt, Aufnahmen mit Camera
in kurzer Zeit mit einer ausreichend getreuen Wiedergabe der Naturfarben zu
liefern. Immerhin verdienen die bisher ausgefürten Versuche im Ausbleich verfahren,
wenn sie auch mehr wissenschaftliches Interesse haben, Anerkennung.
Diapositive mit CoUatinpapier.
Die Schicht des Collatinpapiers lässt sich, wie wir kürzlich beschrieben haben'),
auf Glas übertragen, und können auf diese Weise auch Diapositive erzeugt werden.
Die Fabrikanten des Collatinpapiers geben dazu neuerdings folgende Vorschrift.
10 ^ Gelatine werden in 175 ccm heissen Wassers gelöst und 25 ccm einer
Lösung von Chromalaun i : 100 hinzugefügt. Die Lösung muss warm gehalten werden.
Mittelst eines Leinewand- oder Lederläppchens trägt man dieselbe in dünner Schicht
auf gutgeputzte Glasplatten bezw. den Gegenstand, auf welchen das Bild übertragen
werden soll, auf, lässt trocknen und quetscht sodann das tief kopierte Bild, nachdem
es wie gewöhnlich getont, fixiert und gewaschen ist, glatt unter sorgfältiger Ver-
meidung aller Luftblasen, an. Nach dem Festtrocknen des Bildes legt man die
Platte in eine flache Schale, übergiesst^ mit siedendem Wasser, hebt nach i bis
iVa Minuten die Platte heraus und zieht das Papier ab. Darnach spült man in lau-
warmem Wasser, bis die Bildfläche vollständig klar erscheint, und lässt trocknen.
Haltbar sensibilisiertes Papier für Ozotypie.
Von der „Ozotype Company-London" ist jetzt ein haltbar sensiblisiertes Papier
erschienen. Dasselbe wird unter einem Negativ (am geeignetsten sind klare, etwas
kräftige Platten für das Verfahren) so lange belichtet, bis auch die hellsten Partien
des Bildes deutliche Details aufweisen. Hiernach folgt Wässerung der Kopie, bis
der Papiergrund (am besten am Rande erkennbar) rein weiss erscheint, und Auf-
1) Siehe „Patent-Nachrichten" Seite 322.
2) Siehe „Kleine Chronik" Seite 149.
3) Siehe den Aufsatz Seite 317.
367
legung der Kopie auf Pigmentpapier in einem Säurebade. Zu letzterem sind folgende
Rezepte empfohlen:
I.
FQr kontrastreiche FQr normale Ffir dünne
Negative Negative Negative
Wasser looo ccm tooo ccin looo am
reine Salzsäure 2 „ 2 „ 2 ,
Eisenvitriol 2,5 ^ 3»5 iT 4.5 ^
oder II.
Wasser 1000 ccm 1000 ccm 1000 ccm
verdünnte Schwefelsäure (loprozentige) . 5 „ 4 „ 3 ,
Eisenvitriol 3^ 4^ 5^
Will man die Entwicklung erst nach mehreren Stunden oder am anderen Tage
vornehmen, so benutze man ein Hydrochinon-Säurebad:
Für kontrastreiche Für normale Für dünne
Negative Negative Negative
Wasser 1000 ccm 1000 ccm 1000 ccm
Eisessig 6 „ 5 „ 4 ,
Hydrochinon 1^ ^ g \ g
loprozentige Kupfervitriol-LOsunj: ... i ccm 5 ccm 10 ccm
Die Entwicklung geschieht in derselben Weise wie beim Pigmentdruck mittel>i
heissen Wassers. Nach der Entwicklung werden die Bilder alauniert und dann zum
Trocknen aufgehängt oder gleich direkt aufgezogen. — Den Alleinvertrieb der
Papiere und Chemikalien der Ozotype Company hat der „Verlag des Apollo*.
Dresdcn-A.
Säurebäder für Ozotyple.
Ernest Marriage hat die für die Ozotypie empfohlenen verschiedenen Vor-
schriften durchgearbeitet; er zieht die alten Formeln des Säurebades den neuer-
dings von Manly gegebenen Rezepten vor und rät, die Bäder in nachfolgender,
bereits früher publizierter Zusammensetzung anzuwenden.
Für Negative mit grossen Kontrasten:
Eisessig 2,0 ccvi
Hydrochinon i,5 ^
Wasser 1200,0 „
Für normale, etwas kräftige Negative-
Eisessig 3,0 ccm
Hydrochinon ^3 ^
Wasser 1200,0 „
Für dünne Negative:
Eisessig 7,0 ccm
Hydrochinon ^»3 ^
Wasser 1200,0 „
Für sehr dünne Negative ist statt Hydrochinon das Metol zu wählen:
Eisessig 3,0 ccm
Metol 1,0 ^
368
Die Erhöhung des Eisessiggehahes vermehrt die Kontraste in der Kopie. Will
man gleichzeitig Kopien von Negativen verschiedenen Charakters pigmentieren, so
bringe man die Drucke von kräftigen, kontrastreichen Negativen in die erste Lösung;
darnach fügt man i ccm Eisessig zu dem Bad und überträgt hierin die normalen
Drucke; schliesslich werden noch i7i ccm Eisessig zugegeben und darin die dünnen
Drucke pigmentiert. Blaue und grüne Pigmente erfordern Bäder von stärkerem
Säuregehalt als die anderer Farben, die Bilder können auch etwas tiefer kopiert
werden. (The Amateur Photographer XXXVIII., Seite 234.)
Über Theorie der Solarlsatlon.
A. Davanne gibt in „Photo Revue" für die Theorie der Solarisation folgenden
Beitrag: Die vom Licht erregte chemische und physikalische Bewegung geht von
dem Molekül des Silbersalzes auf das der organischen Substanz über. Diese erste
Reaktion liefert das negative Bild. Durch weitere Lichtwirkung geht die Bewegung
auf das Silbersalzmolekül zurück. Hierdurch wird die erste Wirkung aufgehoben
und aus dem negativen Bilde wird ein positives und so fort. Der Kreislauf dieser
Umkehrungen erfordert immer längere Lichtwirkungen und schliesslich zeigt sich
das Silbersalz völlig unempfindlich. — Trifft die Bewegung auf ein Reagens, welches
sie aufhebt (z. B. Hydrochinon), so kann die Platte, ohne zu solarisieren, eine viel
längere Exposition aushalten. Das ist bei gewissen, besonders präparierten Platten
des Handels der Fall. (Nach Phot. Wochenblatt 1903, Nr. 41.)
A. Zankls Expositionsmesser „Azet''.
Von der Firma Carl Lange, Berlin SW., wird ein Expositionsmesser, welcher
auch zum Patent angemeldet ist, in den Handel gebracht. Bei diesem Messer ist
den verschiedenen, eine möglichst genaue Bestimmung der Expositionszeit erforder-
lichen Daten Rechnung getragen worden. Das Instrument ist von sehr geringen
Dimensionen und kann bequem in der Westentasche geführt werden. Die Be-
rechnung der Expositionszeit geschieht auf folgende Weise: Es wird zunächst ein
Stück Silberpapier unter eine Skala von transparenten Papierlagen (ähnlich wie
bei den bekannten Vogel- und Sawyer- Pigmentphotometern) gelegt und dann das
Photometer demselben Lichte ausgesetzt, von dem der aufzunehmende Gegenstand
getroffen wird. Sobald auf dem Papier einige Skalenteile kopiert sind, merkt man
sich die Zeit, welche zu dieser Kopierung erforderlich war, sowie den Grad, bis zu
welchem kopiert worden ist. Nachdem auf diese Weise der „Photometergrad" und
die „Photometerzeit" ermittelt worden ist, verschiebt man die auf der anderen Seite
des Instruments befindlichen Skalen so, dass die gebrauchte Photometerzeit genau
gegenüber dem erreichten Photometergrad zu liegen kommt und ferner, dass der
Empfindlichkeitsgrad der verwendeten Plattensorte (nach Warnerke- oder Scheiner-
graden) genau gegenüber der Angabe des vorliegenden Aufnahmeobjektes zu stehen
kommt. Nun sucht man auf dem 4. Skalenstreifen die eingestellte Blende, die da-
neben stehende Zahl gibt mir dann die erforderliche Expositionszeit und zwar in
Sekunden oder Minuten, je nachdem man die „Photometerzeit" nach Sekunden oder
Minuten (bei dunklen Gegenständen) gemessen hat. — Das sehr sauber gearbeitete
Instrument kostet 4 Mk.
369
Literatur.
Bruno Meyer, Zur Frage des Photographie - Schutzes. Deutsche Photogr. Bibliothek,
Band X. Verlag der Deutschen Photographen-Zeitung (K. Schwier), Weimar. Preis M. 2.50.
Diese Arbeit bildet einen Nachtrag und eine Erweiterung der im Frühjahr von gleichem Autor
erschienenen Broschüre: Entwurf des neuen photographischen Schutzgesetzes. In dem neuen
Bande behandelt Bruno Meyer die Frage, in welchen Beziehungen die Photographic zur
Kunst steht.
Ferner gingen bei der Redaktion ein :
H. Emery, Manuel pratique de Platlnotype. Verlag von Charles Mendel-Paris
Preis 2 Franken.
L*Abbe J. Ferret, La Photographie par le Collodion. Verlag von Gauthier-VilUrs-
Paris. Preis 1,50 Franken.
Auguste Pierre Petit Fils, La Photographie simplifi^e et la lumi^re artificielle. Verlag
von Gauthicr-Villars-Paris. Preis 2 Franken.
H. Quentin, La Proced^ Ozotjrpe, Manuel pratique pour Tobtention d'epreuves au charbon
sans transfert et sans photometre. Verlag von Charles Mendel-Paris. Preis 1 Frank.
Ris Paquot, La Preparation des Plaques au gelatinobromure par l*amateur lui-meme.
Verlag von Gauthier-Villars-Paris. Preis 2 Franken.
Patent - Nachrichten.
Anmeldungen.
57 b. S. 16 390. Verfahren zur Herstellung mehrfarbiger Photographien nach dem Ausbleich-
verfahren. Jan Szczepanik, Wien; Vertr.: C. Fehlert, G. Loubier, Fr. Harmsen
und A. Büttner, Berlin NW. — 3. 5. 02.
57a. G. 15 727. Verfahren zur Projektion von Stereoskopreihenbildern. Claude Grivola«
fils, Chatou, Frankr.; Vertr.: F. C. Glaser und L. Glaser, Berlin SW. 68. — 24. 5. 01.
57b. F. 17 233. Rollfilm mit Einstellfenster und Einzelfilms. Hugo Fritzsche, Leipzig-Gohli«.
9. 2. 03.
57 a. F. 16 506. Rouleau verschluss mit gegen einander verstellbaren Rouleauhälften, bei welchem
der Lichtschlitz während des Aufziehens des Verschlusses geschlossen bleibt. Fabrik photo-
graphischer Apparate auf Aktien vorm. R. Hfittig & Sohn, Dresden-Striesen. — 14.7.02,
57 c. M. 20 099. Apparat zum Entwickeln von Rollfilms bei Tageslicht, bei dem der Filmstreifen
von einer seitlichen Kammer durch einen Schlitz in den eigentlichen Entwickelungsraum
geführt wird. James Wyndham Meek, London: Vertr.: A. du Bois-Reymond und
M. Wagner, Berlin NW. 6. — 27. 8. 02.
Crteilungen.
57a. 146 339. In ein Opernglas oder ein Stereoskop zu verwandelnde Stereoskopcamera. Louis
Rancoule, Paris. — 10.5.02.
„ 146 392. Magazincamera für abwärts kippende Platten. Heinrich Bleil, Berlin, Brunnen-
strasse 84. — 9. 11. 01.
57 b. 146 276. Verfahren zur Herstellung von Papier oder Karton mit lichtempfindlichen Stellen.
Hermann Kuhrt, Berlin, Wassertorstr. 67. — 19. 11.02.
57a. 146 684. Magazincamera mit Entwicklungsraum. Herbert E. Hickox, Great Yarmutb,
Engl. — 5. 12. 01.
57 b. 146 785. Kopicrniaterial mit Dreifarbenschicht zur Herstellung von farbigen Bildern nach
dem Ausbleich verfahren. Jan Szczepanik, Wien. — 4.5.02.
57 c. 146 685. Photographischer Kopierapparat, bei welchem sowohl die Behchtung, als auch die
Anpressung des Papieres an das zu kopierende Negativ selbsttätig bewirkt wird. Hervey
H. Mc. Intire, South Bend, V. St. A. - 14. 1. 03.
Für die Redaktion verantwortlich: P. Hanneke in Berlin.
Verla;; von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenkeim) Berlin. — Druck von Oebr. Unger in Beiün.
370
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H. M.. I.it.w. s. . tl> 1 . •.. V ^i \ - 14 t (M.
l'ur du- p.il^i«. I. \ r.i .'u-iM'i' h: 1* Hannoko in Berlin.
Vrrla.; von (inslav S<1iiiimU 'venu Km»..'-» M;.i,r(-jH.uui Berlin — Druck von üebr l i-,
niTc B-or-s.Bcrlm phot
Goo g nujtenslem & Comp Berlin hei
NKIi}-:LGi:MMUaNG IN W/.K iMAKK.
Photogr Mitteilungen XL. .
W. Rothermundt, Berlin.
Am Golt von Pozzuoli.
Standentwicklung.
Von W. Heinicke.
Der Standentwicklung ist schon oft das Wort geredet worden und meist
wird sie hingestellt als eine Entwicklungsmethode, die, wie auch immer eine
Platte belichtet sein mag, unbedingt gute Resultate ergibt. Wenn dem so
wäre, so muss man sich doch fragen, warum wird sie noch so wenig an-
gewandt? Warum hat sie nicht schon die weiteste Verbreitung gefunden:
Ist sie doch bestrebt, den Aufenthalt in der Dunkelkammer abzukürzen und
die Entwicklungsarbeit erheblich zu vereinfachen. Nachstehend soll versucht
werden, dieses Warum zu beantworten, und gezeigt werden, welche Vorteile
und welche Nachteile bei Anwendung der Standentwicklung sich ergeben.
Jeder, der sich mit der Photographie eingehender beschäftigt, sollte auch
einen Versuch mit der Standentwicklung nicht scheuen. Nicht dass er sie
als Universalentwicklungsmethode anwendet, nein, nach einiger Praxis wird
er bald gelernt haben, wann er die Standentwicklung mit Erfolg anwendet
und wann er eine spezielle, für jede Aufnahme abgestimmte Entwicklung vor-
zieht. Für die Standentwicklung sind keine besonderen kostspieligen Ein-
richtungen notwendig. Für den, der sie nur hin und wieder anwendet, genügt
ein sogenannter Fixieitrog aus Glas mit Rillen, in welche die zu entwickelnden
Platten eingeschoben werden, es ist so ein gegenseitiges Berühren während
15. XII. 1903 Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40
47
371
der Entwicklung unmöglich. Bei Anwendung dieser Tröge, die an den vier
Innenseiten Rillen haben, ist zu beobachten, dass die Platten niemals so
gestellt werden, dass die Schicht den Rillen zugekehrt ist (siehe die Ab-
bildung Seite 374), da sonst Entwicklungsstreifen entstehen.
Hat man die Platten in den Entwickler gestellt, so ist es zu empfehlen,
sie mehrmals hin und her zu bewegen, um etwaige Luftblasen zu entfernen.
Fast alle gebräuchlichen Entwickler lassen sich in entsprechender Verdünnung
auch für Standentwicklung verwenden; besonders empfohlen wird der Glycin-
entwickler, auch gibt Rodinal in der Verdünnung i : 100 bis 1:125 gute Resultate.
Den Entwicklungstrog stellt man, um ihn gegen Lichteinflüsse zu schützen, in
eine Kiste mit Schiebedeckel und deckt zur Sicherheit noch ein dunkles Tuch
darüber. Dass bei der Standentwicklung die Platten nur sehr wenig dem
Dunkelkammerlicht ausgesetzt sind, ist anderen Entwicklungsmethoden gegen-
über unbedingt ein Vorzug.
Auch die meisten Wässerungskästen lassen sich zur Standentwicklung
verwenden.
Hat man die Platten in den Entwickler gestellt, so könnte man, wie viel-
fach behauptet wird, sie ruhig ihrem Schicksal überlassen, man brauchte erst nach
Verlauf von 1 7, bis 2 Stunden nachzusehen, wie weit die Entwicklung vor-
geschritten ist und kann inzwischen eine andere Beschäftigung vornehmen. Diese
Arbeitsweise ist wohl sehr angenehm und kann auch gut entwickelte Platten er-
geben, vorausgesetzt, dass die Platten nicht zu kurz belichtet waren und der Ent-
V. Wimmer, Charlotteiiburg.
Tschengclscr Hochwand» Tirol.
372
Dr. Micke, Berlin.
Aus Bornholm.
Wickler der Entwicklungsdauer entsprechend zusammengesetzt war; auch über-
belichtete Platten werden noch leidlich gute Resultate ergeben. Anders ver-
hält es sich aber mit unterbelichteten Platten, fiir diese ist die Standentwicklung
oft schädlich. Werden unterbelichtete Platten längere Zeit dünnen Ent-
wicklerlösungen ausgesetzt, so bilden sich häufig Schleier in allen möglichen
Farben, die die Platten für jede weitere Behandlung unmöglich machen.
Hieraus ergibt sich, dass bei zweifelhafter Exposition auch die Standentwicklung
ständig überwacht werden muss. Bei guter Überwachung des Entwicklungs-
vorganges wird man bald erkennen, welche Platten unterbelichtet sind. Für
diese empfiehlt es sich, sie aus dem dünnen Entwickler herauszunehmen
und in einem bereit gehaltenen stärkeren Entwickler fertig zu entwickeln.
Aber auch die reichlicher belichteten Platten kann man der Standentwicklung
nicht ohne weiteres überlassen. Es ist zu beachten, dass sie nicht unnötig
lange dem Entwickler ausgesetzt sind, da sich auch hier leicht störende
Schleier bilden. Die Standentwicklung bringt femer eine andere unangenehme
Erscheinung mit sich, und zwar bei Aufnahme von dunklen Gegenständen mit
hellem Hintergrund; z. B. Bäume, die gegen den freien Himmel photo-
graphiert wurden, zeigen an den Rändern eine Art Überstrahlung, die ich auf
die lange Einwirkung des Entwicklers zurückführe, da sie sich bei kürzerer
Entwicklungsdauer nicht zeigt. Jeder, der die Standentwicklung anwendet,
wird solche Überstrahlungen auf seinen Negativen aufzuweisen haben; wenn
sie auch ein Negativ nicht unbrauchbar machen, so macht sich diese Er-
scheinung zeitweilig doch recht unangenehm bemerkbar. Sehr zweckmässige
Anwendung kann die Standentwicklung bei folgenden Aufnahmen finden.
373
Handelt es sich z. B. um eine grössere Anzalil von Fällen von kunst-
gewerblichen Gegenständen, die alle unter denselben Lichtverhältnissen, mit
derselben Objektivöffnung und gleicher Belichtungszeit hergestellt wurden,
so stellt man durch eine Probeentwicklung die Länge der Entwicklungsdauer
und die entsprechende Zusammensetzung des Entwicklers fest. Nach diesen
Ermittlungen kann man nun sämtliche Aufnahmen entwickeln, und das Resultat
wird gleichmässig gut durchgearbeitete Negative ergeben. In gleicher Weise
verhält es sich bei Entwicklung einer grösseren Anzahl von Naturaufnahmen,
z. B. Momentaufnahmen, die unter guten Lichtverhältnissen, gleichmässiger
Objektivöffnung und gleicher Geschwindigkeit des Verschlusses nicht zu kurz
belichtet sind. Hat man hier durch eine Probeentwicklung, z. B. Entwickler
Rodinal i : lOO, Entwicklungsdauer 2 Stunden festgestellt, so kann man die
Platten unbesorgt dem Entwickler 2 Stunden aussetzen, ohne nachzusehen;
das Resultat wird befriedigend sein.
Es ergibt sich aus dem vorstehend Gesagten: will man gute Resultate
mit Stande atwicklung erzielen, so muss man die Be-
lichtung der zu entwickelnden Negative unbedingt kennen,
und den Entwicklungsgang, wenn es sich nicht um Auf-
nahmen unter gleichen Lichtverhältnissen usw. handelt,
ständig überwachen. Grosse Belichtungsunterschiede
durch die Standentwicklung ausgleichen zu wollen, ist
nicht möglich. Schon Frhr. von Hiibl sagt in seinem Buche über die Ent-
wicklung, S. 47, dass ihm dies nicht gelungen sei.
In England sind kürzlich Stimmen gegen die Anschauung, dass die
Standentwicklung die einzig richtige sei, laut geworden; hier zeigt Bennet
(Brit. Journ. of Phot. No. 2264, Seite 778) an der Hand einer kleinen Tabelle,
dass bei persönlich geleiteter Entwicklung und mechanischer Entwicklung
bei gleichen Belichtungseinheiten die persönlich geleitete Entwicklung in den
höchsten Lichtern weniger Dichtigkeit besitzt, andererseits gab sie in den
Schatten Details, die bei der mechanischen Entwicklung vollständig fehlten.
Im allgemeinen sei die Tongradation bei letzterer bedeutend geringer.
In vorstehendem hoffe ich gezeigt zu haben, dass die Standentwicklung
unter gewissen Bedingungen mit Erfolg angewandt werden kann, die mit
Verständnis geleitete persönliche Entwicklung aber nicht übertrifft.
Über Entwicklung bei heilem Licht.
Von Ä, L. Lumlöre und A. Seyewetz.
(Schluss von Seite 360.)
Der Chrysosulfit No. i wird ferner beim Pyrogallol verwendet:
Wasser 500^
Chrysosulfit No. i 100 »
Pyrogallussäure 20 >
374
TAGESNLKiK o o o o o o o \ ,,n
A. HOksi,i:Y HINTOX, I.ONDoN
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riK-r I-atwlckluns; bei hellem Licht.
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C. Iiry-o-.i'''tt \, . .1 Il(j
r\T<>i2alIu .^ Oiic ?! 1
TAGESNEIGE o o o o o o o Von
A. HORSLEY HINTON, LONDON
PHOTOGRAPHISCHE
MT'PTPtT TnarsvM vt
Für den Gebrauch mischt man 50 ccin dieser Lösung mit 1 50 ccm Wasser
und 10 ccm Aceton.
Mit Chrysosulfit No. 2 werden der Diamidophenol- , Hydramin-,
Paramidophenol- und Glycinentwickler angesetzt. Die Vorschriften für die
beiden letzteren sind folgende:
a) Paramidophenol:
Wasser lOüO^
Chrysosulfit No. 2 75 >
Ätzlithium 5 ^
Paramidophenol 10 »
b) Glycin:
Lösung A. Wasser Soo^
Chrysosulfit No. 2 60 »
Glycin 15 »
Lösung B. Wasser 500 »
Pottasche 40 »
Zur Entwicklung werden gleiche Teile von A und B genommen.
I. Entwicklung von hochempfindlichen Platten und Films.
a) Bei künstlichem Licht: Man nimmt eine so grosse Menge von der
Entwicklerlösung, dass letztere ungefähr i cm hoch über der Plattenschicht
steht. Das Herausnehmen der Platte aus der Kassette und das Hineinlegen
in die Schale mit Entwickler geschieht in der Dunkelkammer wie üblich bei
roter Laterne. Sobald die Platte untergetaucht ist, kann bei vollem Licht
entwickelt werden. Der Abstand, in welchem die Schale von der Lampe zu
halten ist, hängt von der Natur der zur Verfügung stehenden Lichtquelle ab.
Die Entfernung beträgt für Kerzenlicht ca. 0,5 m, für Gaslicht (Schmetterlings-
brenner) I /«, für eine Petroleumlampe (i4Linienbrenner) 0,75 /«, für eine
löKerzen-Glühlampe 1,5/«. — Bei sehr hochempfindlichen Platten ist es nicht
ratsam, während der ganzen Zeit der Entwicklung die Schalen in den an-
gegebenen Entfernungen zu halten, sondern man gehe an eine weniger er-
leuchtete Stelle des Zimmers und kehre der Lampe den Rücken zu, nur ab
und zu wende man sich dem Lichte zu, um den Fortschritt der Entwicklung
zu kontrollieren. Während der Entwicklung schaukele man die Schale langsam,
achte jedoch darauf, dass die Platte stets von der Flüssigkeit bedeckt ist.
Die vorher angeführten Entwicklerrezepte sind so gewählt, dass die Negative
in ca. 5 Minuten ausentwickelt sind. Nach Verlauf von 2 Minuten ist es zu-
lässig, das Negativ 2 bis 3 mal aus dem Entwickler zu nehmen und es in
der Durchsicht, die Rückseite dem Lichte zugewandt, schnell (bis 3 Sekunden)
zu prüfen, ohne dass hierbei eine Schleierung eintritt. Der Abstand von der
Lampe, welchen man hierbei einhalten muss, ist bei Kerzenlicht i ;//,
Petroleumlampe 1,50/«, Schmetterlingsbrenner 2,50 ;;/, elektrischer Glühlampe
3 m, — Durch Einschaltung einer Gelbscheibe zwischen Lichtquelle und
Negativ können diese Distanzen bedeutend gekürzt werden.
375
H. Kolster, Hamburg.
Dorfstrassc.
Sobald die Entwicklung beendigt ist, wird die Platte, vom Licht ab-
gewandt, abgespült und dann wie üblich fixiert und gewässert.
b) Entwicklung bei natürlichem Licht: Man kann auch bei Tages-
licht entwickeln, vorausgesetzt, dass nicht direkte Sonnenstrahlen auf den
Arbeitsplatz fallen, und dass man die Vorsicht gebraucht, Vorhänge am
Fenster anzubringen. Man placiere sich möglichst weit von dem Fenster
fort und wende während der ganzen Entwicklung dem Fenster den Rücken
zu. Hier ist es jedoch nicht mehr möglich, das Negativ in der Durchsicht
zu prüfen, ohne Schleier befürchten zu müssea Die Einführung der Platten
in die Schale, Fixieren und Wässern geschieht wie vorher.
2. Entwicklung von Diapositivplatten.
Infolge der geringen Empfindlichkeit der Diapositivplatten kann die Ent-
wicklung bei derselben Beleuchtung vorgenommen werden, welche für Brom-
Silberpapiere (siehe weiter unten) zulässig ist. Für Diapositive in schwarzen
Tönen empfehlen sich die gleichen Entwicklungsvorschriflen wie für Brom-
silberpapiere.
376
3- Entwicklung von Bromsilberpapieren.
a) Bei künstlichem Licht: Die nachfolgenden beiden Rezepte haben
uns bei Bromsilberpapieren die besten Resultate ergeben.
Metochinon: Wasser looo^
Metochinon 9 »
Chrysosulfit No. i 60 »
Aceton 30 ccm
hierzu einige Tropfen 10 proz. Bromkalilösung.
Diamidophenol : Wasser looo^
Chrysosulfit No. 2 30 »
Diamidophenol 10 ^
Bromkali lösung 2 ccm
Man hat bei der Entwicklung nur darauf zu achten, dass die Kanten der
Papiere nicht aus der Lösung herausstehen; das Papier soll auf dem Boden
der Schale liegen und nicht oben schwimmen. Es können die früher er-
wähnten Lichtquellen benutzt werden, ohne es hier mit den Abständen so
genau nehmen zu müssen. Man gehe so nahe an die Lampe heran, dass
man das Erscheinen des Bildes leicht verfolgen kann. Die Exposition muss
eine ausreichende gewesen sein, damit die Operation nicht länger als
ca. 40 Sekunden dauert.
Das Einlegen der Papiere in die Entwicklerlösung kann in gleicher Weise
wie bei den Platten geschehen.
b) Bei Tageslicht: Man verfährt hier wie bei den Platten und sorge
daflir, dass das Papier vollständig untertaucht. Nach der Entwicklung wird
schnell abgespült und darnach in einem orangegelb gefärbten Fixierbad fixiert;
das Anfärben kann mit etwas Chrysosulfit geschehen. Nach beendigter Fixage
werden die Bilder wie bekannt reichlich gewässert, die Rückseiten müssen
rein weiss erscheinen.
Zu unseren Bildern.
Von Otto Bruns, den unsere Leser als geübten Schilderer der Mark bereits
früher kennen lernten, bringen wir in der Gravüre eine sehr geschickt photographisch
festgehaltene Nebelstimmung. Das Bild gibt die Stimmung gut wieder und ist durch-
aus harmonisch bis auf die ein wenig zu stark hervortretenden Wolken, die in
diesem Falle auf der Schichtseite der Platte mit der Graphitestompe hineingewischt
wurden. Wenn auch das Gefühl ganz richtig war, dass der allzu gleichmässigc
Himmel einer Belebung bedurfte, hätte doch diese Partie etwas diskreter gehalten
sein können. Dennoch ist das Hineinbringen von Wolken auf die genannte Art oder
durch Farbdeckung auf der Glasseite der Platte nicht von der Hand zu weisen; es
führt, wenn man geschickt vorgeht, gerade da, wo eine nur leichte Belebung
des Himmels erstrebt wird, oft besser zum Ziel, als das Einkopieren einer Wolken-
aufnahme. — Der Reiz des vorliegenden Bildes ruht auf der Abstufung der
Töne. Der Nebel verhängt das kleinliche Detail und zieht die Baumgruppen zu
grossen Sühouetten zusammen, die in ihrer verschiedenen Schattierung das Ab-
377
klingen nach dem Hintergrunde, die Luftperspektive, in malerischer Weise zur
Geltung bringen. Die grössten Tiefen müssen gerade bei solcher Stimmung natürlich
im Vordergrunde liegen, und es hätte daher die nächste Baumgruppe, die namentlich
am linken Bildrande dem Vordergrunde Konkurrenz macht, noch etwas gedämpfter
sein können.
Die Aktgruppe im Freilicht gibt eine Probe dieses von Hugo Erfurth mit be-
sonderer Meisterschaft behandelten Gebietes. Das Hinterlicht zeigt die jugendlichen,
durch unnatürliche Kleidung noch nicht verdorbenen Körper von einer reizvollen Lichi-
linie umspielt. Die Erf urthschen Akte haben den grossen Vorzug, durchaus deutsch
in ihrer Art zu sein, und man muss sagen, dass sie angenehm von den „Pikanterien"
sich unterscheiden, welche die Franzosen mit verschnürten Modellen auf diesem
Gebiet leisten. Der
Mädchenkörper unsere-
Bildes könnte als Ideal-
typus für Schultze-
Naumburgs Buch von
der Kultur des weib-
lichen Körpers gelten.
Von besondcreiü
Interesse ist Horsley
Hintons Bild, eines der
beiden Gegenstücke
dieses berühmten Autors
„Days Awakening" und
„Days Decline", die in
der Entwicklung der
englischen Kunstpholo-
graphie eine historische
Rolle spielen und
ausserordentlich viel
Nacheiferer fanden. Das
Bild zeigt namentlich in
derLichtverteilung deut-
lich die Kennzeichen
der Horsley Hinton-
schen Wirkungsmittel. Jene Konzentration des Lichtes auf bestimmte Partien des
Bildes, die im Hinblick auf eine der Idee entsprechende Gesamtwirkung gegen andere
mehr untergeordnete Teile besonders hervortreten sollen, erzielt Horsley Hinton
bekanntlich durch allerhand Abdeckungskünste beim Kopieren in einer besonderen,
vom gewöhnlichen Kopierrahmen emanzipierten Vorrichtung. Wie er dieses Ver-
fahren, das ihm auch eine besonders freie Bearbeitung des Himmels ermöglicht, bei
seinen Platindrucken anwendet, hat er in seinem Buch über „Künstlerische Land-
schaf tsphotographie" erläutert. Der soeben erschienenen dritten Auflage dieses
Werks hat der Autor ein interessantes Kapitel über „Impressionismus und Indivi-
duahtät in der Photographie" hinzugefügt, dem wir folgende Sätze entnehmen:
„In der ersten Auflage hatte ich mir die Auseinandersetzung gewisser funda-
mentaler Grundsätze zur Aufgabe gemacht, welche den auf ein künstlerisches Ziel
hinarbeitenden Landschaftsphotographen bei der Auswahl seiner Motive leiten sollten,
damit seine Bilder gleichzeitig naturwahr und wiederum derartig mit Bedacht aus-
gesuchte Darstellungen sein sollten, dass sie innerhalb des dem Bilde bemessenen
H. V. Rambacb, Rappin (Livland).
378
; • ^ -.i -1'
k%
■ .. .■(■:m::'1.
AKTSTUDIE => o c c o o Von
HUGO ERFURTH, DRESDEN
PHOTOGRA PHISCH E
MITTKIIUNGEN XL
Raumes harmonisch befriedigend wirken, und nicht das Gefühl von einem willkürlich
aus dem Ganzen herausgerissenen Ausschnitt hervorrufen. Denn in diesem Punkt
unterscheidet sich das Bild, gleichviel durch welche Mittel es erzeugt wurde, von
Grund aus von unserer Anschauung der Natur. Das Auge ruht entzückt auf einem
Landschaftsbild, gefesselt durch die Harmonie der Linie und der Form oder den
Zusammenklang von Farbe, Licht und Schatten, während es sich gleichzeitig der
vielleicht um kein Haar weniger schönen Umgebung bewusst ist und sie jeden Augen-
blick durch eine blosse Wendung des Kopfes in den Bereich des Blickes bringen
kann. Aber beim Bilde bedarf es eines solchen Nachdrucks, einer derartigen An-
spannung der Aufmerksamkeit, dass das Auge gebannt, das Interesse gefesselt ist,
dass man vergisst, dass jenseits der Grenzen jenes verhältnismässig kleinen Quadrats
nichts ist. Dies kann nur erreicht werden durch die geschickte Auswahl von Formen,
welche in ihrer Anordnung so wirken, dass die Aufmerksamkeit gefangen und Geist
und Auge befriedigt sind. Die interessanten Partien des Naturbildes müssen betont
werden; hohe Lichter müssen verstärkt. Schatten vertieft, störende und unwichtige
Objekte zurückgedrängt werden, um das, was betont werden soll, zur Geltung zu
bringen, und auf diese Weise einen Ausgleich zu schaffen für ein gewisses Manko,
\velches sich ergibt, wenn die reale Körperwelt in eine flache Darstellung über-
setzt wird.
.... Die Exposition der Platte und die nachfolgende Erzeugung des sicht-
baren Bildes werden nur zu oft als zwei für sich bestehende und voneinander un-
abhängige Dinge betrachtet, wenigstens, was den künstlerischen Gedanken des Licht-
bildners betrifft. Ich, hingegen, bin der Meinung, dass, um eine befriedigende
Wiedergabe eines persönlichen Eindrucks zu erzielen, diese beiden Teile des Ver-
fahrens in derartig enge Beziehung zueinander gebracht werden müssen, dass das
Bild auf der Mattscheibe gesehen, eingestellt, entsprechend lang belichtet werden
sollte, alles mit dem bestimmten Bewusstsein, in welcher Weise das Negativresultat
später zur Erzeugung des schliesslichen Abzuges verwendet werden muss.
.... Ein berühmter Kunstkritiker sagt: „das ist das Verdienst und der Vorzug der
Kunst: wirklicher zusein, als die Wirklichkeit, nicht die Natur selbst zu sein, sondern
die Essenz der Natur. Des Künstlers Aufgabe ist nicht zu kopieren, sondern zu kom-
ponieren, aus der Buntheit der Wirklichkeit, welche sein Rohmaterial ist, alles aus-
zuscheiden, was zufällig, nichtig, nebensächlich, und zur Verewigung nur das heraus-
zugreifen, was geeignet und unvergänglich ist." Die Wirklichkeit ist nur der Aus-
gangspunkt, der Rohstoff der Kunst, aber sie ist der Ausgangspunkt, daher die Not-
wendigkeit, dass der Künstler das Leben studiere, und der Photograph kann gewiss
sein, dass sein Verfahren ihm die treue Darstellung der Töne und Werte, sowohl
als der Formen gestattet.
Um künstlerischen Erfolg durch die Photographie zu erzielen, ist es wichtig,
dass der Photograph verstehen lerne, in welcher Weise die Einbildungskraft die
Entstehung des Bildes beeinflusst, ebenso wichtig, als es für ihn ist, die Empfind-
lichkeit seiner Platte oder die Quantität des Zusatzes von Pyro zu seinem Entwickler
zu kennen. Dem Anschein nach möchte man sagen, ist es unmöglich, ein durch
die Vorstellung erzeugtes Werk mittels der Photographie zu schaffen, aber talsächlich
liegt die wahre Schwierigkeit lediglich in dem Mangel an selbstschöpferischer Kraft
auf Seiten des Photographen. Er versuche es nur, seine Sinne zu üben und auszu-
denken oder zu fühlen, wie, hätte es das Schicksal gewollt, die Szene vor ihm besser
sein könnte — besser komponiert, wirksamer, weicher im Ton, kühner im Kon-
trast usf. — , er versuche es ferner, durch Kontrolle des Druckes etwas von dieser
vollkommenen Schönheit, welche er sich vorstellte, zu erhalten, und er beginnt sofort,
15 Xn. 1903. Photogr. Mitteilungen. Jahrg. 40. 48
379
die Wirklichkeit zu idealisieren. Durch so einfache Mittel wie das Tiefertönen
eines zu starken Lichtes nahe am Bildrand oder Zurückhalten eines aufdringlich
dunklen Gegenstandes, stellt er die Dinge so dar, wie er wünscht, dass sie gewesen
sein möchten, das heisst, wie seine Phantasie ihm sagt, dass sie hätten sein können.
.... Doch es darf nicht vergessen werden, dass ein gutes phantasiegeschaffene>
Werk nie von einem Naturabbild zu unterscheiden ist; das heisst, wenn man e^
betrachtet, scheint es so möglich, so vernunftgemäss, dass niemand, der es nicht
positiv weiss, sagen könnte, es sei nicht der Wirklichkeit entsprechend. Das ist ein
Künstlern wohlbekannter Grundsatz, so dass ich keine weiteren Argumente zu seiner
Begründung anzuführen brauche, doch es führt auf den Gedanken, dass die Leichtig-
keit naturgetreuer Darstellung der selbstschöpferischen Tätigkeit des Photographen
nicht notwendig Schranken setzt; das heisst, die scheinbare Naturwahrheit ist nicht
im Widerspruch mit dem künstlerischen Resultat, sondern sie ist dazu notwendig,
aber sie darf nicht mit Natur selbst oder Nachahmung des Tatsächlichen verwechselt
werden.
Für die künstlerische Photographie bedarf es keiner besonderen Verfahren.
Methoden oder Materialien, das Motiv aber und die richtige Auffassung sind alles.
Das, was wir darzustellen versuchen, sollte die Wiedergabe des Eindrucks einer
Szene sein, wie wir sie uns verschönt im Geiste vorstellen, und imi das photo-
graphische Verfahren unsem Wünschen dienstbar zu machen, ist es notwendig, dass
wir alle zu unsrer Verfügung stehenden Mittel in die Gewalt bekommen; der Kunst-
photograph darf die technische Ausbildung nicht vernachlässigen, er sollte, ja er
muss in erster Linie sich die nötige Fertigkeit aneignen, um mit den gegebenen
Mitteln sein Ziel erreichen zu können."
1^^.
Dr. L. Brandt, Berlin.
Scstri- Levante.
380
Hübsch beobachtete Bilder von Dr. Brandt, H. v. Rambach, V. Wimmer,
W. Rothermundt, H. Kolster und Dr. Micke vervollständigen den Bilderteil
dieses Heftes. F. L.
Mitteilungen aus unserem photochemischen
Versuchs-Laboratorium.
Konzentrierter Bdinol - Spezialentwickler.
über die Entwicklung von Chlorbrom Silberpapieren in verschiedenen Farben
hatten wir vor kurzem in einem Artikel (siehe Seite 291) nähere Au.sführungen ge-
bracht. Von den Farbenfabriken, vorm Friedrich Bayer & Co., Elberfeld,
w^ird jetzt ein Spezialentwickler für diese Zwecke hergestellt. Er besteht in einer
konzentrierten Edinollösung, welche für den allgemeinen Gebrauch mit 10 Teilen
Wasser verdünnt wird. Die klare, hellgelbe Lösung hält sich selbst in angebrochenen
Flaschen gut; in den gebräuchlichen Verdtinnungen zeigt sie sich ebenfalls sehr be-
ständig, sie färbte sich beim Stehenlassen in offenen Schalen an der Luft nur
äusserst langsam.
Der Edinol-Spezialent Wickler ist eine für die Hervorruf ung von Chlor-
bromsilberkopien gut abgestimmte Lösung, mittelst deren sich mit Leichtigkeit
bräunlich schwarze, blauschwarze und auch Röteltöne erzielen lassen. Es wurden
von mir zu den Versuchen das Lenta-, Tardo- und _Blitzpapier herangezogen.
Mit der bei den einzelnen Chlorbromsilberpapier- Fabrikaten vorgeschriebenen
Exposition erhält man unter Anwendung der Edinollösung in lofacher Verdünnung
bräunlich schwarze Töne. Bei gleicher Exposition und bei Zusatz von Pottasche zur
Edinollösung (Edinollösung 10 ^r///, Wasser \oo ccm^ Pottasche 3^) verläuft die Ent-
wicklung sehr schnell, und es resultieren vortreffliche blauschwarze Töne.
Für die Hervorrufung von Bildern in Sepiafarbe ist die Exposition um das Drei-
fache zu erhöhen ; für die Entwicklung wird eine Lösung von nachfolgender Zusammen-
setzung gegeben: Edinollösung 10 ccßii, Wasser 100 ccm^ Acetonsulfit 1,5^. — Eben-
falls schöne Sepiatöne mit klaren Weissen erhielt ich, wenn ich letztgenanntem Ent-
wickler statt des Acetonsulfits 8 bis 10 Tropfen loprozentige Bromkalilösung zuführte.
Die letztere Lösung arbeitet schneller.
Gelbbraune und Röteltöne bedingen eine 5 bis 10 mal längere Exposition. Zur
Hervorrufung ist hier ein Entwickler, bestehend aus Edinollösung 2rrm, Wasser
100 ccm^ Acetonsulfit i ^, angegeben. Diese Lösung entwickelt natürlich infolge ihrer
starken Verdünnung und dem Acetonsulfitzusatz langsam. Die resultierenden Rötel-
töne sind sehr verschiedener Art, je nach dem Charakter der vorliegenden Chlor-
bromsilberschicht.
Sämtliche Bilder zeichneten sich durch tadellose Weissen aus. Für die Praxis
sind, abgesehen von den allgemeinen grauschwarzen und schwarzen Tönen, ins-
besondere die blauschwarzen und Sepiafärbungen von Interesse. Letztere sind be-
kanntlich auch mit gewöhnlicher Hervorrufung und nachfolgender Urantonung zu
erzielen, doch ist der Weg durch einfache Entwicklung vorzuziehen, da der ganze
Prozess in kürzerer Zeit vollendet ist, die Weissen rein erhalten bleiben und die
bei Uranbädern leicht auftretenden Fehler (weisse und bläuliche Flecke usw.) ver-
mieden werden. — Nach den vorliegenden Resultaten kann der Bayersche Edinol-
Spezialentwickler für die Entwicklung von Chlorbromsilberkopien in verschiedenen
Tönen bestens empfohlen werden. P. Hanneke.
381
Doppel -Orthar.
Von der optischen Anstalt Plaubel & Co., Frankfurt a. M., ging mir ein
Objektiv mit der Bezeichnung „Doppel- Orthar Nr. 2" zur praktischen Prüfung zu.
Das Doppel-Orthar besteht aus 2 symmetrischen Linsenpaaren, deren Einzel-
linsen durch Luftschicht getrennt sind; zwischen den beiden Linsenpaaren ist eine
Irisblende eingeschaltet. Die mechanische Arbeit ist eine sehr gute, der Bau de>
Objektivs sehr kurz.
Die Brennweite bei dem vorliegenden Exemplar beträgt 129 mm. Der Bildkreis-
durchmesser ist 22,5 cm. Die wirksame Öffnung, nach Steinheils Methode ge-
messen, ergab 19 mm — F : 6,8.
Focus- und Blendendifferenz sind nicht vorhanden. Der Astigmatismu> ist
bestens korrigiert.
Die Aufnahme einer Architektur mit voller Öffnung zeigte einen brauchbaren
Schärfekreis von 19 cm Durchmesser, das entspricht einer Plattengrösse von
J2 X 16 cm.
Bei Aufnahme einer Strichzeichnung in Y> Grösse wurde eine 9 X i^ cm Platte
randscharf ausgezeichnet.
Diese Resultate übertreffen zum Teil die Angaben, welche der Katalog der
Firma gibt. Die ausgeführten Aufnahmen zeigen, dass das vorliegende Objektiv
sehr leistungsfähig ist; es ist für Landschafts-, Architektur- und Gruppenbilder vor-
trefflichst geeignet und infolge seiner grossen Lichtstärke auch für kurze Moment-
aufnahmen wohl zu verwenden. Zu letzterem Zwecke wird das Objektiv mit dem
bekannten Unikum verschluss versehen. Nach dem Gesamtergebnis der Prüfung
verdient das kleine Instrument beste Empfehlung. P. Hanneke.
Kleine Mitteilungen.
Die Wirkung von Ammonlumpersulfat auf das photographische Bild.
J. L Pigg hat mit Hilfe von mikrophotographischen Aufnahmen die Wirkungen
des Blutlaugensalz-, Cyankalium- und Ammoniumpersulfat-Abschwächers verglichen
und ist hierbei zu den bereits bekannten, auf gewöhnlichen Negativen beobachteten
Resultaten gelangt. Der Blutlaugensalz-Abschwächer greift die dünneren Stellen dc>
Negativs stärker an als die dichteren, das Bild wird durch die Wirkungsweise
also zugleich härter im Charakter. Ähnliches gilt von der Abschwächung mit
Cyankalium und Jod. Beim Ammoniumpersulfat dagegen werden die dichten Stellen
ganz bedeutend stärker geschwächt als die lichteren Teile, das Negativ wird al>r.
zugleich weicher. Pigg gibt seinem Artikel sehr interessante Abbildungen von
verschieden abgeschwächten Rasteraufnahmen bei.
(The British Journal No. 226 t.)
Papiere für Gummidruck -Präparationen.
Von der Papierfabrik J. W. Zanders, Berg. Gladbach, liegen uns verschiedene
Sorten von rauhen und extra rauhen Papieren für Gummipräparationen vor. Wir
brauchen nicht zu sagen, dass die Zander sehen Fabrikate für gedachten Zweck
besonders qualifiziert sind, denn diese Marke ist wiederholt von unseren an-
gesehendsten Arbeitern im Gummidruckverfahren, sowie in Spezial - Lehrbüchern
382
bestens empfohlen worden. Zugleich möchten wir bemerken, dass die gut ge-
leimten, festen Zeichenpapiere, und zwar die glatten und feinkörnigen Marken, nicht
nur für den Gummidruck Verwendung finden können, sondern auch für licht-
empfindliche Schichten mit Eisensalzen, insbesondere für den Platindruck, sehr
geeignet sind und vortreffliche Bildeffekte zulassen. Für den Platindruck bedürfen
natürlich alle Papiere, gleichviel welcher Art, einer Vorpräparation.
Gefärbte Entwickler.
A. Funger empfiehlt in der „Phot. Chronik" Nr. 82 für die Entwicklung von
Platten bei gewöhnlichem Lampenlicht usw. folgenden mit PhenolphtaleYn und Rosol-
säure gefärbten Metol-Hydrochinonentwickler:
Lösung I. Wasser 1000 g
Schwefligsaures Natron 70 „
Metol 4 „
Hydrochinon 8 „
loprozentige Lösung von Phenolphtalein
in Alkohol 20 ccm
Lösung II. Wasser 1000 g
Pottasche 100 „
Rosolsäure (pulvrisiert) ....... i „
Beide Lösungen werden zu gleichen Teilen gemischt.
Die Fixage geschieht in einem sauren Fixierbad, worin auch die Rotfärbung der
Negativschicht wieder verschwindet.
Unofocal.
Die optische Anstalt St ein heil, München, bringt soeben ein neues lichtstarkes
astigmatisch korrigiertes Universal- Objekliv „Unofocal 1:4,5" ^"•'^ ^'ier unverkitteten
Linsen, symmetrisch angeordnet, in den Handel.
Dasselbe eignet sich in den kleineren Brennweiten (bis 24 cm) für Handcamera-Auf-
nahmen mit kürzesten Belichtungszeiten, sowie bei besonders ungünstigen Lichtverhält-
nissen in den grösseren Brennweiten (von 24 bis 50 cm) für Porträts und Gruppen,
bei denen sich die Bildschärfe bis zum äussersten Rand der Platte erstreckt.
Der Unofocal i : 4,5 liefert infolge seiner vorzüglichen Fehlerkorrektur schon bei
Aufnahmen mit voller Öffnung ein tadelloses, brillantes Bild ohne hofähnliche Über-
strahlung der Konturen, das sich bei grossen Blenden durch völlig gleichmässige
Beleuchtung bis zum Rande (ohne Vignettieren), bei kleinsten Blenden ohne Auf-
treten des sogen. Blendenflecks auszeichnet. Das Öffnungsverhältniss 1:4,5 ^^^ bei
allen Brennweiten beibehalten.
Die Fassungen der Objektive werden in Magnalium ohne Mehrkosten hergestellt;
weitere Serien des Unofocals werden demnächst ausgegeben.
Über AcetonbisnlfJt.
Nach R. Namlas.
Um die Wirkung einer Überexposition bei der nachfolgenden Entwicklung ab-
zuschwächen, wird das Alkali der Lösung teilweise neutralisiert; dies wird am besten
durch Zusatz von Natriumbisulfit, Kaliumetabisulfit oder Acetonbisulfit erreicht. Um
383
einen Vergleich der Wirkungen dieser Zusätze anzustellen, wurden Aufnahmen von
einer Photographie mit reichen Tonabstufungen mittelst des Reproduktionsapparats;
gemacht. Nachstehende Tabelle zeigt die Zusammensetzung der verwendeten Ent-
wickler, die Expositionen sowie die Negativresultate.
Benutzter Entwickler
10 fach
Exposition
der normalen
20 fach
40 fach
100 fach
Edinol lOpCt. mit 0,5 pCt
Acetonbisulfit
Negat. etw. dünn,
aber gut
Negativ gut
Schleier
—
do. mit 1 pCt. Acetonbisulfit
—
sehr gut
gut, etwas grau
—
do. mit 2 pCt. »
—
gut
gut
Grau, Mangel
an Kontrast
do. mit 3,5 pCt. „
--
dann
ein wenig dünn
genfigeod
do. mit 5 pCt. „
—
dQnn
dQnn
zu dünn, nicht
brauchbar
Hydrochinon-Metol m. 1 pCt.
Acetonbisulfit
Negativ gilt
gut
etwas grau,
aber brauchbar
do. mit 2 pCt. Acetonbisulfit
—
—
gut
gut
do. mit 3,5 pCt.
—
etwas dQnn
gut
gut
do. mit 5 pCt.
—
zu dünn, nicht
brauchbar
Edinol mit 0,5 pCt. Meta-
bisulfit
gut, aber etw. dQnn
gut
etwas grau
—
do. mit 1 pCt. Metabisulfit
—
gut
gut
etwas Mangel
an Kontrast
do. mit 2 pCt .
Inten
sitflt in allen
FflUen ungenügend
Hydrochinon-Metol m. 1 pCt.
Metabisulfit
—
sehr gut
gut '
genügend
do. mit 2pCt. Metabisulfit
—
etwas dQnn
sehr gut
gut
Aus dieser Tabelle ergiebt sich, das die Bisulfite in der Tat eine grosse Fähig-
keit besitzen, die Überexpositionen zu verbessern, und es scheint, dass sie gegen-
wärtig für diesen Zweck das beste Mittel sind. Das Acetonbisulfit scheint gegentiber
dem Metabisulfit den Vorzug einer grösseren Elastizität zu haben, die Grenzen zur
Erzielung guter Negative sind grösser. Für sehr starke Überexpositionen (loo mal
und mehr) scheint dagegen das Metabisulfit etwas vorteilhafter zu sein. Für starke
Überexpositionen scheint ferner der Gebrauch von Entwicklern, welche kräftigere
Bilder geben (Hydrochinon-Metol — Red.), empfehlenswerter zu sein.
In den Fällen, wo die Exposition um das Hundertfache der normalen überstiegen
ist, läs.st sich jedoch eine Korrektion nicht immer ausführen. — Bei dem Gebrauch
von Diamidophenol oder Amidol zieht Namias das Acetonbisulfit dem Mcta-
bisulfit vor. Zusatz von Metabisulfit hält hier die Entwicklung sehr leicht zurück
oder macht sie vollständig unzureichend, das Acetonbisulfit kann dagegen in relativ
grossen Mengen gegeben werden, ohne die Entwicklungskraft zu sehr zu schwächen;
es korrigiert Überbelichtungen besser als Bromkali, für welches Diamidophenol wenig
empfindlich ist. (Revue Suisse Nr. ii.)
384
Veränderung der Sllberhaloide am Licht.
J. von Tugolessow hat Versuche bezüglich der chemischen Veränderungen
der Silberhaloide am Lichte angestellt und gelangt zu der Schlussfolgerung, dass die
Erscheinung der Solarisation ebenso wie die Gewichtszunahme des Chlorsilbers am
Lichte darauf hinweisen, dass unter der Einwirkung des Lichts zunächst eine Addition
von Sauerstoff zu den Haloidsalzen des Silbers vor sich gehe. v. Tugolessow gibt
dieser Verbindung die allgemeine Formel (AgHal.)jO. — Es ist anzunehmen, dass
die Sauerstoff Verbindungen des Chlorsilbers äusserst unbeständig sind, und würde
daher die Existenz einer solchen Verbindung kaum möglich sein; günstiger dürfte
die Sache bei den analogen Brom- und Jodverbindungen liegen.
Das Jodsilber soll der Analogie nach die grösste Lichtempfindlichkeit zeigen.
V. Tugelessow tränkte 3 Papierstreifen mit Normallösungen von Chlor-, Brom- und
Jodkalium, die Streifen wurden dann in einer sprozentige Lösung von Silbernitrat
sensilibisiert, ausgewaschen, getrocknet und im Scheinerschen Sensitometer neben-
einander exponiert (30 Sekunden bei Tageslicht). Nach der Entwicklung zeigte sich,
dass das Chlorsilberpapier kaum eine Änderung erlitten hatte, das Brom Silberpapier
nur bis zur 5. Teilung, das Jodsilberpapier aber bis zur 14. Teilung sich verändert
hatte. Hiernach wäre die Lichtempfindlichkeit für Jodsilber am grössten.
(Phot. Correspondenz No. 517.)
Warme Töne für Bromsilberkopien.
Für die Erzielung warmer Töne auf Bromsilberpapieren wird in „Photographic
News Nr. 411" der Eisenoxalat-Entwickler in folgender Zusammensetzung empfohlen:
I. 3oprozentige Lösung von neutral. Kalium oxalat
II. i3prozentige Lösung von Kaliumchlorid
III. sprozentige Lösung von Eisensulfat . . 2^0 ccm
Citronensäure 2 g
Kaliumbromid 2 „
Für den Gebrauch mischt man 4 Teile I und je i Teil von II und III. Je mehr
von Lösung II genommen wird, desto wärmer wird der Ton.
Literatur.
Die Bildnis -Photographie. Ein Wegweiser für Fachmänner und Liebhaber von Fritz
Loescher. 180 Seiten mit 98 Abbildungen. Verlag Gustav Schmidt, Berlin. Geh. 4,50 Mk.,
geb. 5,50 Mk.
Camera -Kunst. Eine internationale Sammlung von Kunstphotographien der Neuzeit. Unter
Mitwirkung von Fritz Loescher herausgegeben von Ernst Juhl, Hamburg. 108 Seiten mit
63 Abbildungen im Text und 20 Tafeln. Ebenda. Kart. 4,50 Mk., geb. 5,50 Mk.
Diese Selbstanzeige möge kurz das Wesentliche der Publikationen kennzeichnen. Mein Buch
hat nicht den Ehrgeiz „modern" zu sein, es will keine bestimmte „Schule" des Porträts be-
handeln, sondern abseits der Richtungen das festhalten, was dem Fortschritt der Photographie zu
vertiefter, ehrlicher, naturwahrer Bildnisauffassung dient, in einer Zeit, da man sich über die
grossen Ziele vielfach im Unklaren ist. Der erste Teil gibt einen kurzen, durch Beispiele unter-
stützten Blick auf die Entwicklung von der Daguerreotypie bis heut, wobei der Zusammenhang
der Bildnisauffassung mit Menschen- und Zeitcharakter zur Begründung des Verfalls herangezogen
ist. Dann wird Sinn und Ziel der mit Anfang der neunziger Jahre einsetzenden Reformbewegung
herausgeschält und das auf dem neuen Gebiet vorliegende Material unter Berücksichtigung der
besonderen kunstphotographischen Schule in typischen Beispielen verschiedener Länder vorgelegt.
385
Ein zweiter Teil geht dann die Arbeitsweise von der Aufnahme bis zur Rahroung durch und
gibt an, was sich in der Praxis bedeutender Porträtisten dienlich gezeigt hat. Das Buch ist in
dieser Art ohne Vorgftnger und sucht Interesse und Kritik aller, denen die Hebung des photo-
giaphischen Porträts am Herzen liegt.
Die Bilder für „Camera-Kunst" wfthlte Ernst Juhl, der durch seine seit 1893 in der Ham-
burger Kunsthalle veranstalteten Ausstellungen reiche Erfahrung auf kunstphotographischem Gebiet
sammelte. Neben Deutschland sind England, Amerika, Frankreich, Belgien, Dänemark mit besten
Vertretern zu finden. Über die englischen Ausstellungen berichtet J. C. War bürg, die Situation
der künstlerischen Photographie in Frankreich wird von Robert Demachy, die der deutsciien
vom Herausgeber und Unterzeichneten geschildert. Weiterhin sind Steichen, Stieglitz,
Scharf, Dr. Thiele, Bandelow mit gehaltvollen Beiträgen vertreten. Das Werk bat bei
massigem Preise eine sehr vornehme Ausstattung erhalten. F. Loescher.
Patent - Nachrichten.
Amneldungeii.
57 d. S. 13 407. Verfahren zur Herstellung eines gekörnten Chromatgelatineumdruckpapiers.
Ignaz Sandtner, Neratowitz, Böhmen; Vertr.: R. Neu mann, Berlin NW. 6. — 26.2.00.
„ V. 4654. Verfahren zur Herstellung einer körnig eintrocknenden lichtempfindlichen Asphalt-
lösung. Jan Vilim, Prag; Vertr.: Otto Hoesen, Berlin W. 8, — 21.4.02.
57c. B. 34 293. Vorrichtung zum Tränken von Rollfilms mit Coxin. Edward Berndt, Berlin,
Motzstr. 34. — 30. 4. 03.
57 d. T. 8930. Verfahren zur Herstellung von photomechanischen Druckformen. Adolf TeU-
kampf, Charlottenburg, Windscheidstr. 25. — 16. 5. 03.
57 a, P. 14 021. Vorrichtung an Rollcaroeras zum Ausrücken der die Drehung der Spulen in
einer Richtung hindernden Sperrvorrichtung. Henry Frank Purser, London; Vertr.:
C. v. Ossowski, Berlin W. 9. — 15. 9. 02.
57 c. B. 33 669. Kopiervorrichtung, bei welcher das Original und das lichtempfindliche Papier
durch ein durchsichtiges wanderndes Band gegen ein wanderndes Auflager gepresst wird.
Nathaniel Howland Brown, Philadelphia, V. St. A.; Vertr.: F. Schwenterley, Berlin,
W. 66. — 17. 2.03.
Erteilungen.
57c. 146 786. Spannrahmen zur Aufnahme eines lichtempfindlichen Papierblattes, Films o, «Jgl.
f Qr photographische Zwecke. RichardBeckmann, Charlottenburg, Wilmersdorferstr. 1 42. —
25. 7. 02.
„ 146 787. Spannrahmen zur Aufnahme eines lichtempfindlichen Papierblattes, Films o. dgl. für
photographische Zwecke; Zus. z. Pat. 146 786. Richard Beckmann, Charlottenburg —
21.12.02.
57 a. 146 896. Magazincamera, bei welcher Belichtung, Platten Wechsel und Wiederspannen des
Objektivverschlusses durch einmalige Auslösung bewirkt wird. Society Prieur & Dubois.
Puteaux, Frankr. — 22 5. 01.
57b. 147 827. Verfahren zur Erzeugung vignettierter Negative. Richard Höh & Co., Leipzig.
— 25. 11. 02.
„ 146 936. Verfahren zur Herstellung von Papier oder Karton mit lichtempfindlichen Stelle».
Hermann Kuhrt, Berlin, Wassertorstr. 67. — 7. 1. 03.
57 c. 147 017. Verfahren zur Herstellung von Photographien mit Hintergrund, sowie von Hinler-
grundvignetten. Hermann Kuten, Weidling bei Klosterneuburg, Nieder -Osterreich. —
15. 3. 02.
57 d. 146 969. Geweberaster. Dr. Ludwig Mach, Wien. — 1. 8. 02.
57 a. 147410. Vorrichtung an Photographieautomaten zum Kippen der die Platten in deo
Bädern tragenden Behälter. George Nicholas Pifer, Cleveland, V. St. A. — 22. 7. 02.
Für die Redaktion verantwortlich: F. Hanne ke in Berlin
Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim) Berlin. — Druck von Gebr. Ung<er in Berlin.
386
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten ^— VcffHihtedene» ^ AusstcUungs-
Nachrichten — Geschäftliche MitteUungen.
Vereins - Nach ric ht en<
Der Amateiir - Photograplieii - Terein in
Basel« der ^hotographische Klnb" in Erfurt
und der Amateur - Photograplieii - Tereiii in
in Dvisbarg haben unsere Zeitschrift zu ihrem
Vereinsorgan erwählt.
Freie Vereinigung von Amateur-
Photographen XU Hamburg.
1 1 8. Vereinssitzung am 17. November 1902.
Der Vorsitzende des Komitees för die „Kunst-
photographische Ausstellung 1903 zu Hamburg"
machte die Mitteilung, dass die Einladungen an
sämtliche Amateurphotographen-Vereine Europas
abgesandt worden sind und dass sich in den
deutschen und ausländischen Amateurkreisen
bereits jetzt ein lebhaftes Interesse für die Aus-
stellung kundgegeben hat.
Herr H.Beck teilte einige Einzelheiten mit
Ober das neue Verfahren zur Entwickelung und
Ferti^tellung photographischer Platten bei Tages-
oder künstlichem Licht, welches Anfang nächsten
Jahres von der Deutschen Coxin-Gesellschaft in
Berlin publiziert werden wird. — Das Verfahren
beruht darauf, dass man eine Lösung be-
stimmter Farbstoffe als Vorbad vor der Ent-
wickelung einschaltet. — Alle im Handel be-
findlichen Trockenplattensorten und aDe Ent-
wickler, ausgenommen Eisenoxalat, können ohne
weiteres Verwendung finden. — Die Platte
wird aus der Kassette oder aus dem Apparat
unter Ausschluss des Lichts — z. B. in einem
Wechselsack oder unter einem grossen dunklen
Tuch — in das Vorbad gebracht; sobald die
Platte darin liegt, kann das Licht hinzutreten.
Der Transport aus dem Vorbad . in die Ent-
wickelungslösung geschieht auch im Licht. —
Mit den allereinfachsten Mitteln wird also der
lästige Aufenthalt im Dunktrlzimmer Überflüssig
gemach tf und da auch die »ngestellten Versuche
absolut sichere Resultate erzielt bnben sollen,
dürfte diesem neue Verfahren für die Zukunft
der Amateur-Photographic von ausserordent-
licher Bedeutung werden. ck^
I 19. Vereinssitzung »m K Dezember t903-
Nach Erstattung des Berichts des Komitees
für die „Kunstphotographischc Ausstellung 1903
zu Hamburg* Über seine weitere Tätigkeit
wurden mehrere Neuheiten auf dem Gebiete fl<:r
photo graphischen Technik und Chemie vorgelegt
und erläutert. — Durch die freundliche Ver-
mitteLung der FirmA Oscar Miehlmann in
Hamburg ^iirde eine von der Kodak-Gesell-
schaft hergestellte kleine Maschine zur Ent-
wickelung und Fertigstellung von Films bei
Ta^es- oder künf^tlichem Licht gezeigt , Die
Maschine besteht aus einem metallenen [Be-
hälter mit einem sinnreichen atver einfachen
Mechanismus. Durch den Versihiuss des Kastens
mit einem Deckel wird daf^; Tageslicht abgehalten.
Dic^Ent^^'ickelung selbst, ebenso^wie auch die
sp fitere FLxage und Wässerung geschieht durch
die Umdrehung einer KurbeL — Der Verein s-
vorslt^Eende, Herr H. Beck, legte einen neuen
von der Firma Dr. J. H. Smith Ä Co. in Zürich
fabrizierten l,Unive rsal " -Expositionemeaser vor,
erläuterte die Handhabung desselben, wies auf
die Vorteil haftigkeit der Benutzung eines Expo-
sitionsme^serf^ hin und empfahl den Gebrauch
desselben namentlich für Aufnahmen bei
schwachem Licht^ Inlerieursi etc, — Ferner
referierte der Vorsitzende über ein neues Er-
satzmittel der Alkalien in den photographischen
Entwicklern, n am Lieb das von den Fsrh weihten
KLEINE CHRONIK.
i
vorm. Meister Lucius & Brüning in Höchst
ji^ M* in den Handel gebrachte Pinakolsalz N.
(Amido'Essigsäure).
Photographische Gesellschaft
zu Hamhurg (B. V.).
Sitzung am 27. Oktober 1902 in Bocks
Restaurant, Gr. Bleichen.
Der Vorsitzende, Herr Schmidt, eröffnet
die Sitzung und bringt zur Kenntnisnahme, dass
die Herren Fr. Niemeyer, Alb. Jensen,
Alfr, Brummer als Mitglieder aufgenommen
sind; ferner berichtet er Ober die demnächst
stattfindenden grösseren Vorträge. Herr Löwen-
herz wird über die Düsseldorfer Ausstellung,
Herr Dr. Oh aus über Brasilien und Dr. Ad.
H CSC kiel Ober Farbenphotographie sprechen.
Nunmehr erhielt Herr Quatz das Wort zu
seinem Vortrag über Acetylen, dessen Eigen-
schaften und Anwendung bei Projek-
tionen. Unter den verschiedenen künstlichen
Lichtquellen ist das Acetylen die jüngste, in
Bc^ug auf Leistungsfähigkeit nimmt sie aber
durchnuB nicht die letzte Stelle ein. Der Vor-
tragend e gab einen Überblick über die Geschichte
der Erfindung des Acetylens und besprach die
Herstellungsart des Calciumcarbids. Sodann
wurde ti die bisher gebräuchlichsten Apparate
zur Erzeugung des Acetylens in Betracht ge-
£n|^ei> und ihre Konstruktion an der Hand von
Modellen demonstriert; insbesondere fanden die-
jcn^eu Apparate und Brenner Berücksichtigung,
die f(ir t*rojektionsz wecke im Gebrauch sind.
Ein Acetylen-Erzeuger der Firma Margreth-
lUmburj^, welcher unter Patentschutz steht, er-
regte we^iin seines einfachen und höchst genialen
Mefhiinismus allgemeines Interesse. Die Gefähr-
lichkeit des Acetylens, hob Redner hervor, werde
vielfach übertrieben, ebenso die Giftigkeit des-
selben ; durch einige Experimente wurde gezeigt,
daaa die Explosion des Gases nur bei einer
Rüni be!^timmten Mischung von Acetylen mit
Luft «stattfindet und ebenso mit Metallen nur
eine explosive Verbindung zu stände kommt,
nAmlicb der Niederschlag, welcher entsteht,
wenn das Gas durch eine Kupferoxydammoniak-
LOsuug geleitet wird. Bei vernünftiger Behand-
ln iig ist das Acetylen keineswegs gefährlicher
ah Leuchtgas. Schliesslich wurde der Vorzüge
und vielseitigen Verwendbarkeit dieser Licht-
quelle Erwähnung getan. Im Anschluss hieran
liess Herr Quatz, um die Leistungsfähigkeit
des Acetylens bei Projektionen zu zeigen, eine
Uchtbildervorführung folgen, bei welcher Dia-
positive, tiach Negativen der Mitglieder gefertigt,
zur Verwendung kamen. Die Bilder kamen
auf der» Schirm trotz des nur 2 flammigen
Brennern vorzüglich zur Geltung. Lebhaften
Beifall fand der sehr instruktive Vortrag. Der
Frsgekasten war derart überfüllt ^ das^ die Er^
ledigung desselben längere Zeit in Anspruch
nahm und daher beschleunigt werden mussle-
Rhelttlscher Camcralüuh Mainz.
Projektiünsabend am 17. November im Vereine-
lokfilc Rheimsche Bierhalle.
Zur Projektion gelangten Aufnahmen von
Mitgliedern und zwa.r von Hexrn Quenzleiti
Bilder au^ Mainz und Umgebung^ von Herrn
Frenay aus dem bnihscben Hochgebirge und
von Herrn Dr. Manz solche von Heidelberg und
Umgebung. Die Bilder , meist Landschaften,
fanden lebhafte ti Beifall.
Eine Kategorie von Aufncihinen jedoch liessen
die letzten Projekt ionsabcnde vertnisaen ^ tue
gerade bei solchen Gelegenheiten eine er-
frischende Abwechslung bieten. Es siod die*
gute Genrebildchen* Sie erfordern allerding*
sehr viel mehr Mühe, Zeit und geübtes, gut ge-
schulte ^ Auge. Es ist zu hoffen , dass es nur
einer Anregung bedarf und der nächste Sommer
uns mehr aus die^^em Gebiete bringen wird-
Zur Mitteilung ii^Sangte eine Einladung der
numburger freien Vereinigung der Anjaletu-^
photographen zur Beteiligung an einer Aus-
stellung von Kunstphotograpbiecn im Jaiire 1903.
Ausserdem kamen zur Vorlage ein Gcsaml-
katalog von Krebs in OffenbAch a. H. Ober
photD^nphische Chemikalien in Patronenfonn»
ferner von Unger & Hof mann in Dresden
eine Neitauflage der Anleitung zur Entwicklung
der Diapositivplatten der Firma und ein Prospcki
über Kfiinmatograph*
Die Preis verieichnisse wurden der Bibliothek
einverleibt.
Den Srbluss des Abends bildete noch längerem
gemütlichem Zusammensein.
Photographischer Klub München.
Am Dienstag den 25 ► November vergangenen
Jahres fand der zweite grössere Projektions-
abend für das laufende Vereinsjahr statt. Da<
Programm war äusserst reichhaltig und bot eine
hübsche Abwechslung in Umdschaften, Archi-
tekturstudieii, Interieurs und Aktstudien. Die
Diapositive waren nach Autoren geordnet, so
da BS jedem Anwesenden Gelegenheit geboten
war, das Schaffen der vorführenden Mitglieder
beurteilen zu kOnnen. Die Herren Issraayer^
Dr. Lemberger^ Trautmann, Lehmann»
Reitbmaoji, Elcbinger, Rau^ Kummer*
Lenck und Nieder maier erzielten durch ihre
Leistungen reichen BdfalK Die Pflege des kolo-
rierten Diapositivs verdient rühmend hervor-
KLEINE CHRONIK.
geboben eu werden. Es zeigten gerade die in
dieses Gebiet eiriscbJä^gen Vorführungen, was
ernstes Arbeite» hier zu leisten vermag.
Mit dem Projekt oasabend war auch eine
AussteDuQg von PapierbUdern — Bromsilber-
vergrösscrungen und Gummidrücken — ver-
btmden. Die Leistungen des Herrn Issmayer
auf dem Gebiete des Gummidruckes erregten
allgemeines Interesse,
Der Abend kann als wohlgelungene Ver-
nnstaltung bezeichnet werden. Er zeigte, dass
der photograph Ische Klub die traditionelle Pflege
der Projektionskunst als eine der vornehmsten
Aufgaben des Vereioft stets hochhfllt.
I. A.: W, Trautmann.
Am at eur - Pho tographen - Klub für
Bozen und Umgebung
in Bozeu (Südtirol).
Sitzung vom 21. Oktober 1902.
Vorsjt^ei^der : Herr Max Schreiber.
Nach Eröffnung des Klubabends wurde zu-
nächst das zweite Oktoberheft einer Besprechung
unterzogen, worauf Herr Ernst Pacher die
Herstellung von Diapositiven mittelst Diapositiv-
platten vorführte und die Mitglieder gleich-
zeitig mit dem innerhalb des Klubverbandes
noch wenig angewendeten Glycin - Entwickler
bekannt machte, dessen Vorteile allseitig an-
erkannt ^wurdcn.
Nach Herstellung mehrerer tadelloser Diaposi-
tive legte dann der Obmann, HerrM. Schreiber,
eine Anzahl Bilder auf Lenta-Papier vor, er-
klärte die Handhabung des Papiers und die Art
und Weise, mit vo11st£ndiger Sicherheit Kopieen
auf diesem Papier herzustellen. Die Ausführung
mehrerer Kopieen erJfluterte die Angaben und
mu<;bte mehrere Mitglieder von dem Celloidin-
papier abwendige
Scfaluss der Sitzung 1 1 Vi Uhr.
Sitzung vom 5. November 1902.
(Vortragsabend.)
Vorsibeender : Herr Max Schreiber.
Dieser Klubabend brachte einen äusserst
interessanten Vortrag durch den Obmann, Herrn
Max Schreiber, Ober Mikrophotographie. Der
Vortragende wies zunächst in gedrängter Kürze
auf die ausserordentliche Bedeutung der Photo-
graphie fOr die Wissenschaften hin, deren eines
der wichtigsten Hilfsmittel der mikrophotogra-
phische Apparat ist. Nach Erklärung des Baues
solcher Apparate und des Wesens der Mikro-
photographie brachte der Vortragende eine An-
zahl BcispielCt die die Leistungsfähigkeit und die
Bedeutung der Mikrophotographie in einigen
Zweigen wissenschaftlicher Forschung darstellten.
Hierauf demonstrierte der Redner, auf weiche
Weise öuch der Amatcurphotograph^ insofern
er Interesse für die Natur hat, mit Hilfe eines
einfachen Mikroskops und der Camera recht
iitteressünte Au Fn ahmen machen kann.
In wenigen Minuten wurde sodann aus
einer 13 X 18-Cßmera und einem Mikroskop
ein mikro photographisch er Apparat gebaut^
dessen Leistungsfähigkeit bei den nun folgen-
den Aufnahmen über alle Elrwartungen hinaus-
ging. Die Aufnuhtncn wurden hier zwar nur in
einer etwa 80^ 100 fachen linearen Vergrösse-
rung gemacht', doch leigte der Vortragende,
dass sich mit dem ihm zm^ Verfügung stehen-
den priroitlven Mikroskop noch leidliche Ver-
grösserungcn um das ca. 300 fache linear machen
lassen. Als Probe legte derselbe das Bild eines
Insekts vor, welches in Natur etwa ^j^mm roissti
auf dem Bilde eine l^nge von 21 cm aufweist.
Nu oh Beendigung des Vortrages folgten noch
Dehatten in Vcreinsangefegenheit, worauf der
Klubabend gegen 12 Uhr geschlossen wurde.
Sitzung vom 18. November 1902*
Vorsitzender; Herr Mai Schreiber.
Die eingelaufenen Hefte der Pbotographiscben
Mitteilungen wurden der Durchsicht unterzoi^eUi
ebenso mehrere vorliegende Geschäftsstücke.
Die Farbwerke Bayer in Elberfeld sandten eine
Kollektion verschiedener photographischer Prä-
parate» welche an mehrere Mitglieder zur Prü-
fung und seinerzeitigen Berichterstattung über
die Resultate verteilt wurdenn
H err Hofreiter Jegte m ehrere r ei ze nd e
Bildchen auf Platinpapier vor, welche ungeteilten
Beifall fanden.
Es wurde dann die Anschaffung eines Vcr-
gröfiseruiigsapparates angeregt, und erkl Arten
sich die Mitglieder bereit ^ da die Vereinskasse
für grösser? Ausgaben nicht die nötige P'üllunj:
aufweist, gemeinsam für die Kosten aufzu-
kommen.
Der Obmann, Herr Max Schreiber^ stellte
für die kommenden Klubahenrle Experinientt^
und Vorträge in Au«isicht, welche die Aus-
bildung der minder fortgeschrittenen MitgUedei'
bezwecken*
Schluss der Sitzung ^^Vi Uhr.
A nt at eur-Ph ot o gra ph en • Ve relni ••
gung ,,£o8'' %u BerHn.
Vorsitzender Herr W. Dahse.
Sitzungsbericht vom Monat Oktober und
November.
Die Sitzungen fanden in den neu bezogenen
Vereinsräumen „Restaurant zum alten Fritz",
KLEINE CHRONJK.
Invalidenstr. 16, statt und wurden um 9^/, Uhr
eröffnet.
Betreffs der im Frühjahr 1903 stattfindenden
Ausstellung werden die Bedingungen behufs
Zulassung zum Preisbewerb den Mitgliedern zur
Kenntnis gebracht. Die fflr die Ausstellung bis
Zürn 1. März einzusendenden Bilder werden hin-
sichtlich ihrer Beschaffenheit einer Vorprüfung
unterzogen werden; die hierzu gewählte Kom-
mission setzt sich zusammen aus den Herren
Dahse, Kloy, Wintzer und Bohlmann,
Das neue für Versuchszwecke eingerichtete
Liiboratorium wurde Mitte Oktober zur Be-
tiutzung freigegeben und bei dieser Gelegenheit
den Mitgliedern eine seitens des Herrn Kloy
üLisgearbeitete Benutzungsordnung bekanjit j^c-
macht.
Die monatlichen Beitragsgebühren werden in
Anbetracht der Mehrausgaben, welche durch die
in standhaltung des Versuchs-Laboratoriums dem
Verein erwachsen, auf 1 Mk. erhöht.
Herr Dahse führt eine von der Firma
Dr. Lüdtke Sc Arndt bezogene Klappcamerfl
p Columbia" vor und macht auf die Vorzüge des
Apparates aufmerksam. Die Camera zeichnet
sich vor allem durch ein kleines Volumen so-
wie durch elegante Ausstattung aus und kann
infolge des verhältnismässig geringen Preises
166 Mk.) als recht preiswert empfohlen werden.
Der der Bibliothekskasse entnommene, recht
HEimhaftc Betrag wird zur Anschaffung von
weiteren Fach werken verwendet.
„Über die Herstellung von farbigen
Photographieen auf Gewebe" betitelt sich
ein von Herrn Dahse am 14. November ge-
haltener Vortrag. Nachdem der Vortragende
knrz der vielseitigen Verwendbarkeit der Photo-
lt;raphie gedacht hatte, ging er zur Behandtmig
des von ihm gewählten Themas über und führte
Hus, dass — obwohl bereits Verfahren zur Her-
stellung von Photographieen auf Gewebe sm die
Öffentlichkeit gedrungen — bis jetzt keine Me-
thode bekannt sei, welche in jeder HiuEicbt
befriedigende Resultate ergeben hätte. Der
Hauptübelstand bei den bekannt gewordcnei]
Methoden besteht in der geringen Haltburkeit
des erzeugten Bildes. Das von dem Vortiugen-
den angegebene Verfahren beruht auf einer Im-
prägnierung des Gewebes mit Ferricyankaliiini
und citronensaurem Eisenoxyd-Ammoniak. Setzt
man ein derart vorbereitetes Gewebe unter
einem Negativ dem grellen Sonnenlicht aus, so
findet an den mit dem Licht in Berührung ge-
kommenen Stellen die Entwicklung des sogen,
„Berliner Blau" statt. Nach sorgfältigem
Auswaschen erhält man ein blaues Bild auf
^veissem Grunde. Durch hierauf folgende!^ Be-
handeln in mit Natronlauge versetztem Wasser
wird der blaue Ton des Bilden in eine ro^t-
gelbe Farbe verwandelt^ d. h. das BerUner Blau
in eine sogen^ ^Eisenbeiie" umgcführt.
Benutzt man nun die den Alizcion- oder
Beizenfarbstoffen eigene FiLbigkeit^ niflmlich nur
mittels gewisser ^Beizen** präparierlr
Stoffe intensiv anzufärben ^ so resultiert
da^ gewünschte Bild in der dem gewäbHcn
Farbstoff entsprechenden Farbe. Da die Zahl
der bekannten Beizenfarbstoffe eine recht hohe
{Bit vermag man sämtliche nur erdenklichen TOne
zu erzielen. —
Herr Kloy legte mit Rücksicht auf dsis höbe
Interesse^ das die An^wendung des Kohledrucks
erheischt^ den Mitgliedern dringe iid uns Heri,
diesen Zweig der Photogrnphie recht zu pflef;en.
Herr Schwarz^ Vertreter der Kodak-
Gesellschafl, führt den Mitgliedern verschiedene
Erzeugnisse seiner Firma vor, die allseitigefi
Anklang fanden. Besonders Intere&se erregte
die neue Tageslicht - Enlwicklungs - Ma-
schine. Durch wenige Haudgriffe \vtrd dit
Filmsptile in den Apparat gelept, dieselbe mit
Entwickler begossen und durch Drehen ver-
mittelst einer Kurbel während 5 Minuten ent-
wickelt, der Entwickler auspe^Efossen, die Spule
— ohne aie aus dem Apparat zu nehmco —
gespGlt und in de tu selben (1) Apparat fixiert
und gewässert. Die Negaüve waren verschiedefi
Janpe belichtet worden j ihr AusfuU war bio-
sichtlich der entsprechenden Dichte recht pat
Du mun den eigentlichen EntwiekluD^^proiess
hei der Ve^^^endun^ dieses neuen Apparates
nicht beobachten kanit, so ist c^ Bedinge ag,
den Entwickler bereite; vor der Entwick-
lung dem Charakter der Film spule ^enau an-
zupasse n^ also je nach der Expositiortszeil ibo
in mehr oder minder verdünnter Formi anzn-
wenden. Obige Maschine dürfte daher wohl
nur fflj' Geübtere In Frage kommen, da An-
fänger ober das hierbQ unerlässliche Beurtti-
lungs vermögen erfahrungsgemü^s in den sdteiüPteii
FöHeu verfü|fen. Indessen {gestaltet der Apparat
ein überaus sauberes Arbeiten und macht vor
allen Dingen eine Dunkelkammer entbehrlich.
An Stelle einiger an* ihren Ämtern iiusge-
schiede nen Herren werden die Herren Frie-
^eeke zum II.« Vorsitze nöen^ Böblmnnn zum
I. Srhriftführer und Thiele zum Archivar ge-
wählt.
Als neue Mitglieder konnten wir begnlsien
die Herren Dischercit, Couball^ Lehnianr
und Noüvel aus Neustadt ö, d^ Tj^feltichli
(letzterer als korrespondierendes Mitglied). An^
geschieden sind die Herren ROroer unf
Rosenthah
Gustav Bohlmann, L Schnftlührcr.
KLEINE CHRONIK.
Fragen und AntMrorten.
Welche Camera eignet sich am besten
für nachstehenden Zweck: Ich möchte
Bilder, Zeichnungen etc, Grösse (5X9 ^^»
auf Bromsilberplatten vergrössem, so dass
ich ein scharfes Negativ, Grösse 24^30 cm,
van dem Objekt bekomme. Von diesem
Negativ möchte ich ein Glas -Diapositiv
herstellen, ebenfalls Grösse 24"^ jo cm, —
Können Sie mir ein Buch empfehlen, welches
dieses Verfahren eingehend behandelt?
Die Herstellung vergrOsserter Negative und
Diapositive geschieht am besten in sogen. Repro-
duktionscameras, wie solche von den Camera-
Tischlereien A. Stege man n-Berlin S., C.Bent-
zin-GOrlitz, Heinrich Ernemann -Dresden
us^v. hergestellt werden. — Es ist zu empfehlen,
von einer kleinen Originalaufnahme zunächst ein
Pigmentdiapositiv zu kopieren und dieses dann in
der Camera zu vergrösscrn. — Ein Spezialwerk
Ober die Herstellung vergrOsserter Negative
existiert nicht, doch finden Sie ausreichende An-
weisungen darüber in: E.Vogel, Taschenbuch
der prakt. Photographie X.Aufl. (Seite 208—215),
ferner Vogel, Das Pigmentverfahren (im Kapitel
Ober Reproduktionen von Negativen und Her-
stellung von VergrOsserungen).
Tt Goldbäder mit Rhodanammon tonen
auch nach dem Fixieren, € Darauf fussend,
üxierte ich Chlor silber-Celloidin- Bilder nach
gehöriger Auschlorung, Applizierung eines
Kochsalzbades und nochmaligen mehreren
Waschungen in Fixier- Natron 1: 20^ wusch
wieder ordentlich und tonte dann in einem
Goldbade folgender Zusammensetzung: 5 g
Rhodanammon, 1000 ccm Wasser und ig
Chlorgold, 1000 ccm Wasser^ zu gleichen
Teilen gemischt. Die Tonung ging an-
standslos von statten, das Bild hatte einen
sehr schönen, blauen Ton und gefiel mir
zunächst sehr. Aber der hinkende Bote
kam nach. Nach dem Trocknen zeigte das
Bild, dessen Ton im übrigen unverändert
geblieben war, keine reinen Weissen, die-
selben waren ziemlich gelblich, trotzdem
ch sehr gut gewaschen. Woran kann das
iegen^ Wie Hesse sich dem event. begegnen/^
Man zieht es in der Praxis stets vor, die
Kopieen*zuerst zu tonen und dann zu fixieren.
Bei dem umgekehrten Prozess erhält man mdse
nicht die reichen Tonfärbungen, und die WeJsseo
verlieren an Klarheit. Durch das vorberige
Fixieren, namenüich wenn die Lösung stark
konzentriert ist, werden auch häufig die Halb-
töne des Bildes angegriffen. Ober mangd hafte
Haltbarkeit von zuerst fixierten und dann ge-
tonten Bildern ist schon in früheren Zeiten ge-
klagt worden (siehe H. W. Vogel, Die photogr.
Kopierverfahren, Seite 21, [Verlag von Gustav
Schmidt, Berlin] oder Eder, Kopierverfahren
mit Silbersalzen, Seite 24).
Für harte Negative, die aber in ätn
Schatten keine Einzelheiten verlieren soikn,
wird in den photographischen Handbüchern
der Ammoniumpersulfat - Abschwächer
empfohlen. Derselbe wirkt auch in der an-
gegebenen Weise, aber, und da kommt die
Schwierigkeit, nicht gleichmäss ig sondern in
Flecken, wodurch natürlich das Negativ
verdorben ivird. Was ist die Ursache?
Ich dachte sofort an Spuren von Fixier-
natron und liess ein Negativ 12 Stunden
lang in fliessendem Wasser weichen, aber
auch da bekam ich Wolken trotz ganz
frischer Lösung mit und ohne Schwefel-
säure, — Dann dachte ich, es möchte der
Alaun uicht gleichmässig gewirkt haben
(ich arbeite mit Pyro-Soda und wende bei
warmem Wetter Alaun an), aber auch
nicht mit Alaun gebadete Platten ^aben
mir solche Wolken, Wo kann der Fehler
stecken?
Wir haben wohl mitunter konstatiert, daas
die mit Ammoniumpersulfat abgeschwächten
Negative etwas an Klarheit einbflsscu» aber
direkte Fleckenbildungen sind uns bei sach-»
gemftsser Ausführung der Abschwäcbung^ und
solche ist ja bei Ihnen gleichfalls beobachtet
worden, nicht vorgekommen. Sollte der Fehler
vielleicht an der Plattenemulsion liefen ? — Viel-
leicht hat jemand aus unserem Leserkreis dies-
bezügliche Erfahrungen gesammelt ; wir bitten um
eventi. gefällige Mitteilung. — Red.
""Die im Fragekasten empfohlene n'BQ eher so-
wie ^ auch alle übrige in- [und ausländische
Litteratur auf photographischem Gebiete besorgt
die Sortimentsabteilung unseres Verlages bereit-
willigst und prompt. — Red.
KLEINE CHRONIK.
wird der blaue Tor ^
gelbe Farbe veiy" i^
m eine sogen /^
Benutzt^ /
Beizenfp/ ^ -^
mitt y
>id-Entwickler.
Invalidenstr. 16, statt und wurden um 9*/, Uhr
eröffnet.
Betreffs der im Frühjahr 1903 stattfindenden
Ausstellung werden die Bedingungen behufs
Zulassung zum Preisbewerb den Mitgliedern zur
Kenntnis gebracht Die für die Ausstellung bis
zum 1 . März einzusendenden Bilder werden hin-
sichtlich ihrer Beschaffenheit einer Vorprüfung
unterzogen werden; die hierzu pewflhUe Kom-
mission ^etit sich zusammen aus den Her'
Dahse, Kioy, Wint^er ui;d Böhlmiin
Das neue fflr Versuchszwecke ein^
Laboratorium wurde Mitte Oktobr
nutzung freigegeben und bei dies*
den Mitgliedern eine seitens f* ^'
ausgearbeitete BenutKungaor'* i>^ Markenschutz angemeldaO
macht. ,ie Alkall in den photograpliischi EntwicklemJ
Die moimtlichcri Be' ^ , i , _, .
A b tr ] t d M h njilohlen bei Pyro, Brenzkaiechin, Paramidophenol, Glycm etc.
Instandhaltung de j;.^^=inli N hergestelUcn Mniwickler arbeiten bedeutend
Verein erwnch- W^ sohnellePi kräftiQep und klarer 'Vi
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i
XXII
r;^/-:
%
1 — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Geschäftliche
Stellungen. — Ausstellungs-Nachrichten
.A eins -Nachrichten.
.craklub Mainz.
.<:. Januar im Vereinslokale
Rheinische Bierhalle.
Anwesend : 1 2 Mitglieder.
Tagesordnung: 1, Bericht ober die Eingänge.
2. Projektion. 3. Blitzlichtaufnahme. 4. Ein-
holung der Genehmigung zum Ankaufe eines
elektrischen Widerstandes.
Zur Vorlage resp. Verteilung gelangten folgende
Eingänge :
Prospekte der Firma Carl Zeiss, Jena, über
das Tessar, sowie Nachtrags-Katalog und Probe-
bilder. Ejne Streitschrift der Firma Bayer,
Elberfeld, über Edinol im Vergleich zu andern
Entwicklern, sowie eine Probe des Blitzlichtes
der Firma. Prospekt der Firma Erwin Queden-
feldt über elektr. Blitzfem- Zündung Baidur.
Empfehlungsschreiben der Firma Kies er,
Pfeuferu.Co. München, über Sepia Platin Papier.
Prospekt der Firma Höchheimeru.Co. in Feld-
kirchen über Gummidruckpapiere. Prospekt und
Lagerverzeichnis der Warenvermittlungsvereini-
gungDresden. Katalog der Firma Hans Ruhflttig
über photographische Litteratur und Ansichts-
exemplar des Taschenkalenders für Amateur-
photographen, Ausg. 1903. Einladung der Firma
OttomarAnschütz zur Lieferung von Bildern
zur Ausstellung. Katalog der Firma Falz u.
Werner, Leipzig. Ferner ein Probeexemplar
der photographischen Zeitschrift „Gut Licht",
W^ien 1903.
Besonderes Interesse erregte der Katalog der
Firma Bernhard Wachtl, Wien, über photo-
graphische Bedarfsartikel durch seine ausser-
ordentliche Reichhaltigkeit.
Zur Projektion gelangten Aufnahmen des
Herrn D. Manz aus Chile und Aufnahmen des
Herrn Rechnungsrat Jännike, Dammwild im
Leininger Park. Die Bilder fanden allgemeines
interesse.
Es folgten sodann 2 Aufnahmen mit Bayer-
schem Blitzlicht und eine Vergleichsaufnahme
iiit gewöhnlichem Blitzpulvergemisch.
Der Ankauf des Widerstandes zum Preise
on 20 Mk. wurde genehmigt.
Amateur -Photographen -Klub für
Boxen und Umgebung
in Bozen (Südtirol).
Sitzung am 16. Dezember 1902.
Vorsitzender: Max Schreiber.
Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um
9 Uhr, um den angesagten Vortrag über das
Abschwächen und Verstarken der Platten zu
halten. Er rügte zunächst die Tatsache, dass
die Mehrzahl der Amateure die Herstellung der
Negative mit dem Entwickeln und Fixieren für
beendet halten und sich nicht die Mühe nehmen,
etwaige Expositions- und Entwicklungsfehler
durch eine geringe Nacharbeit zu verbessern ;
manche Platte, die als unbrauchbar in den
Ausschuss wandert, könnte durch geeignete
Behandlung noch gerettet werden.
Der Vortragende erklärte sodann die Be-
Behandlung der verschiedenen Verstärker mit
Quecksilbersublimat, Uran und den für den
Gebrauch handlichen und in vielen Fällen aus-
reichenden Agfa- Verstärker , sowie die Ab-
schwächungsmethoden mit Blutlaugensalz und
Ammoniumpersulfat, ferner die partiellen Be-
handlungen mit Blutlaugensalzabschwächer, mit
Alkohol und mit Bimssteinpulver. Die praktischen
Vorführungen erleichterten das Verständnis, und
gaben Kopien der Platten vor und nach deren
Behandlung ein deutliches Bild von der
Wirkungsweise der Verstärker und Abschwächer.
Besonders aufmerksam machte der Vortragende
auch auf die Methode des Chlorsilberns und legte
auch hierfür vergleichende Proben vor.
Nach Besprechung verschiedener KJub-
angelegenheiten wurde die Sitzung nach 1 1 Uhr
geschlossen.
Verein zur Förderung der Photo-
graphie zu Berlin.
Hauptversammlung vom 9. Januar 1903.
Zur Aufnahme in den Verein haben sich
gemeldet die Herren Dr. Schwinning. In-
genieur-Potsdam, Dr. A. König- Salzhof bei
Spandau.
Als Mitglieder sind aufgenommen wordtMi
15
KLEINE CHRONIK.
die Herren J. Leraan, Patentanwalt-Berlin SO.,
L. L. Lewinsohn-Steglitz.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit der
traurigen Mitteilung vom Ableben des Hitgliedes
Herrn Dr. M Abringe der lange Zeit unser Vor-
standsmitglied war und durch sein ruhiges^freund-
liebes Wesen sieb allgemeiner Beliebtheit erfreute.
Die Versammlung ehrt das Andenken des Ver-
storbenen durch Erheben von den Plätzen. —
Die eingelaufenen Zeitschriften und Prospekte
zirkulieren, darunter zwei Hefte Freibandauf-
nahmen mit Zeiss' Palmos- Camera, Preis-
listen von Richard Voorgang als Vertreter
Scheringscher Fabrikate und HOchheimer'ä
(vummipapiere, sowie ein starker Katalog des
Handlungshauses Bernhard Wachtl-Wien.
Herr Hanneke rfls erster Schriftführer be-
richtet Ober die Mitgliederzahl des verflossenen
Vereinsjahres. Danach hatte der Verein am
I. Jan. 1902 110 hiesige und 94 auswärtige, zus.
204 Mitglieder. Im Laufe des Jahres sind ein-
getreten 27 , ausgeschieden 32 (davon 3 durch
Tod), sodass der Verein z. Z. 199 Mitglieder
zählt, und zwar 1 1 3 hiesige und 86 auswärtige.
Der Rückgang der auswärtigen Mitglieder er-
klärt sich aus der grossen Zahl von Lokal-
Vereinen, die jetzt in kleineren Städten ge-
gründet werden. — Der Vorsitzende hebt hervor,
dass für das Vereinsleben nicht die Mitglieder-
zahl, sondern der Besuch der Sitzungen von
Bedeutung sei, und in dieser Hinsicht können
wir zufrieden sein , da sowohl Sitzungen wie
Projektionsabende sich stets eines regen Be-
suches erfreuen. — Der Kassenbericht weist
in den Einnahmen M. 2564,89 auf, und in den
Ausgaben M. 2534,39, sodass z. Z. ein Bestand
von M. 30,50 vorhanden ist.
Vor Beginn der nunmehr vorzunehmenden
Neuwahl des Vorstandes ersucht Herr Haberlandt
von seiner Wiederwahl als 3. Vorsitzender
Abstand zu nehmen, und dafür Herrn Dr. Tobias
zu wählen. Ebenso verzichtet der bisherige 2.
Schriftführer zu Gunsten des Herrn Löscher;
als neues Mitglied des Vorstandes wird Herr
Landgerichtsrat Hauche corne vorgeschlagen.
Auf Antrag des Herrn Bab wird der Vorstand
in dieser Zusammensetzung per Akklamation
gewählt. Die Zusammensetzung des Vorstandes
ist nunmehr folgende: Erster Vorsitzender: Herr
Rittmeister Kiesling, zweiter Vorsitzender:
Herr Wirkl. Geh. Ob.-Reg.-Rat Dr. B r a n d t, dritter
Vorsitzender: Herr Dr. Tobias, erster Schrift-
führer: Herr Paul Hanneke, zweiter Schrift-
führer: Herr Fritz Löscher, Kassenwart:
Herr Gustav Schmidt; Beisitzer : Die Herren :
Dr. Ellon, Landgerichtsrat Hauchecorne,
A. Quidde, Dr. Statius, H. Stegeraann.
Herr Hanneke legt darauf verschiedene,
von ihm verfertigte Kopien auf Ilfords selbst-
tonendem Aristopapier vor, deren Tonfärbungen
lange nicht so mannigfaltig sind, als mit den
gewöhnlichen Aristopapieren , auch eine Er-
sparnis an Zeit tindet bei der Verarbeitung der
Papiere nicht statt. (Siehe den besonderen
Artikel Jahrg. 1902 der Phot. Mitt. Seite 3441
Herr Geh. Rat Dr. Brandt berichtet Ober
seine Versuche mit Acetonsulfit. Er habe den
Prächtschen Versuch wiederholt und eine stark
flberexponierte Platte mit Gtycin unter Zusatz
von viel Bromkali bei 10^ R. entwickelt. Nach
einer halben Stunde habe er ein normales Ne-
gativ erhalten. Acetonsulfit ergab dasselbe Re-
sultat in etwas kürzerer Zeit. — Herr Han
neke sagt, dass Acetonsulfit den Vorzug der
leichteren LOslichkeit hat. Dass dieses Prä-
parat für Oberexpositionen etwas besonderes
voraus habe, könne er nicht ßnden —
Herr Dr. Statius hat es bei Bromsilber-
papier benutzt und ebenfalls keinen Vorteil
gefunden. — Herr Dr. Tobias teilt mit, dass
nach Eders Untersuchungen Pyrogallussäure
mit Bromkalium dasselbe leiste. Ein vorzüg-
licher Entwickler für Überexposition sei Breni-
katechin. — Der als Gast anwesende Herr
Dr. Schäfer ist der Ansicht, dass eine un-
richtig exponierte Platte durch keine Entwick-
lungskunststücke das gleiche Aussehen einer
richtig exponierten Platte annehmen kOnne.
Das beweisen mikrophotographische Aufnahmen
des Bromsilberkornes, das bei unter-, ricbtig-
und überexponierten Platten ganz verschieden
aussieht, wie aus den herumgegebenen Mikro-
photogrammen ersichtlich ist.
Hieran reihte sich eine hochinteressante
nicht auf der Tagesordnung stehende Vorlage.
Herr Dr. Schäfer hatte freundlichst einer En-
ladung des Vorsitzenden entsprochen, uns seinen
von ihm konstruierten mikrostereographiscben
Apparat (gebaut von Fuess in Berlin) vorzu-
führen und in Theorie und Praxis mit den da-
zu gehörigen Hilfsapparaten zu erklären. Den
Ausführungen des Vortragenden zu folgen ist
ohne Zeichnung nicht möglich, und es seien
hier nur einige Worte Ober den Apparat selbst
gesagt.
Der Objektträger ist der bei den modernen
Mikroskopen übliche. Die Camera ist an der
starken eisernen Säule senkrecht verschiebbar
und lässt sich zur Erzielung des stereoskopischen
Effektes nach beiden Seiten der Mittelachse um
das Objekt als Mittelpunkt drehen. Es sind
also zwei Aufnahmen nötig und die Berechni
des Ausschlages ist die Hauptsache, um um
Vermeidung einer Übertreibung den höchst
stereoskopischen Effekt zu erzielen.
Eine grössere Anzahl herumgegebener MiL
Stereoskopien in Form vorzüglicher Oiaposit
beweisen die Richtigkeit der Konstruktion '
lassen auch dem Laien die Vorzüge die
Methode erkennen. Im Namen des Vr
16
Jß'W^-^i.
KLEINE CHRONIK.
spricht der Vorsitzende Herrn 'Dr. Schäfer,
seinen Dank für die interessante Vorlage aus.
Fragekfi^sten : 1. „Welche Erfahrungen
liegen bezQglich der Farbenempfindlichkeit und
insbesondere der Haltbarkeit der Perorto-,
Perxanto- und Perchi-omoplatten vor?" — Nach
Mitteilung des Vorsitzenden sind die bisherigen,
allerdings geringen Erfahrungen mit Perorto-
platten keine guten, sie zeigten schon nach
kurzer Zeit Randschleier. Herr Geh. Rat
Brandt hat frisch von Perutz bezogene Peror-
tofilms als völlig unbrauchbar befunden.
2. , Woher rührt die weisse Farbe der
Flüssigkeit beim Abschwächen mit Ammonium-
persulfat?" — Herr Dr. Tobias sagt, die
milchige Trübung besteht aus Chlorsilber und
rührt von chlorsalzhaltigem Leitungswasser her in
Verbindung mit dem aufgelösten Silber des
Negativs, genau wie beim sog. „Chloren" der
Silberkopien im Wasser. Bei Anwendung von
destilliertem Wasser entsteht dieser Nieder-
schlag nicht, der aber durchaus unschädlich ist
und ein ganz gutes Kriterium für das Fort-
schreiten des Prozesses abgibt.
3. „Löst sich Glycin für sich in Wasser?
Ich habe neulich Glycin gekauft, welches sich
ganz leicht in Wasser löst, — Ist dies vielleicht
kein Glycin gewesen ?■ — Herr Dr. Tobias
meint, es könnte höchstens das Salz des Gly-
cins gewesen sein, denn ohjie Pottasche löse
sich Glycin nicht in Wasser. Wahrscheinlich
ist es aber gar keins gewesen.
4. „Kann mir jemand einen Entwickler
empfehlen, welcher auf Lentapapier weiche Ab-
züge in der l'onabstufung ähnlich wie Velox
Spezial- Porträt erzielen lässt?" — Herr Dr.
Statius empfiehlt Edinol mit Acetonsulfit als
bestes für Lentapapier. Herr Heinicke nimmt
Edinol und Hydrochinon und zieht Lenta allen
ühnlichen Maiken vor.
5. „Woher rührt der weisse Belag, der sich
in Staudentwicklungskästen von Zinkblech mit
der Zeit bildet? Ist derselbe schädlich für die
darin entwickelten Platten?" — Der Belag ist
Zinkoxyd und vollkommen unschädlich.
Es folgt nun als Diskussionsobjekt des
Abends eine Besprechung der Kopierverfahren
mit Bromsilberpapieren, wobei der Vorsitzende
besonders auf zwei seiner ausgestellten Ver-
grösserungen hinweist, die er von Anschütz
bekommen hat nach zwei für Ausstellungs-
zvvecke eingesandten Negativen. Gleichfalls sehr
hübsche Sachen hat Herr Heinicke ausgestellt.
Herr Landgerichtsrat Hauchecorne legt
eine grosse Anzahl gut gelungener Kopien auf
Matt-Albilminpapier vor. Die Negative sind
z. T. auf Viridinplatlen gemacht, die dem Vor-
tragenden infolge seiner ungünstigen Äusse-
rungen darüber in unserem Verein von der
Fabrik zugesandt wurden , die damals ver-
teilten Proben seien zu alt gewesen. Die neue
Sendung sei entschieden besser , am geeig-
netsten für seine Zwecke aber (Aufnahmen von
Baumpartien gegen hellen Himmel) wären Anti-
haloplatten.
Herr Hanneke berichtet über seine Erfah-
rungen mit Pinakolsalz (Siehe den Spezial-
aitikel Seite 12 u. 40). A. Quidde.
Gesellschaft von Freunden der
Photographie %u Jena.
In der Sitzung am 19. November 1902 wurde,
nachdem die Geschäftsberichte des Vorsitzenden
und des Kassierers verlesen waren, eine Neu-
wahl des Vorstandes vorgenommen, deren
Resultat folgendes war: Osk. Trinkler, Vor-
sitzender, Rieh. Weber, Beisitzer, A. Leisten -
Schneider, Kassenwart, Wezel, Dunkel-
kammerverwalter, A. Weller, Schriftführer.
Aus dem Geschäftsbericht unseres Vor-
sitzenden entnehmen wir einige Einzelheiten,
die vielleicht ein allgemeineres Interesse haben
dürften. Die Zahl der Mitglieder stieg auf 41,
trotzdem die Arbeit des Vereins nicht so er-
folgreich war, wie in früheren Jähren, was
z. T. an den sehr schlechten Dunkelkammer-
verhältnissen lag. Das soll sich nun im neuen
Jahre ändern, da dem Vereine von der Zeiss-
Stiftung in liebenswürdiger Weise sehr schöne
Räume für Dunkelkammerzwecke in der neu
eröffneten Lesehalle zur Verfügung gesteDt
wurden. Dadurch breche für den Verein eine
neue Ära an, da durch die vorzügHchen Ein-
richtungen derselben (Vergrösserungsapparat,
.Schränke für Mitglieder etc.) ein hervorragender
Anziehungspunkt geschaffen wäre. Aber noch
ein anderer, sehr wesentlicher Vorzug ver-
knüpfe den Verein mit der neuen Lesehalle,
und das sei die Erlaubnis, die besseren Bilder
der Mitglieder in den Leseräumen für eine be-
stimmte Zeit aufhängen zu dürfen, sodass sie
einem grösseren Publikum zugänglich wären.
Dies sei nicht nur ein Ansporn für die Mit-
glieder, sondern wirke auch belebend für das
Vereinsleben im allgemeinen, da viele Kreise
dadurch auf den Verein und seine idealen Ziele
aufmerksam würden.
In der Sitzung vom 3. Dezember 1902 wurde
neben den laufenden Geschäften über Mittel
und Wege beraten, wie interessierte Kreise am
zweckmässigsten an den Verein gefesselt
werden könnten. Auf Antrag eines Mitgliedes
wurde eine Kommission vom Vorsitzenden er-
nannt, der die Aufstellung eines systematischen
Arbeitsprogramms obliegen soll. Herr Rieh.
Weber ist Vorsitzender dieser Kommission,
und sein Name bürgt wohl dafür, dass wir
17
KLEINE CHRONIK.
etwas Erspriessliches von demselben erwarten
können. Alfred Weller, ScbriftfOhrer,
1. Januar 1903. Jena. Lutberstr. 57.
Freie Yereinlgang von Amateur-
Photographen xu Hamburg.
120. Vereinssitzung am 15. Dezember 1902.
Mehrere Mitglieder berichten Qber die von
ihnen vorgenommene Prüfung der von Dr. J.
H. Smith & Co. als Muster eingegangene
Kollektion in Platten und Papieren; dieselben
wurden als ein wandsfrei befunden. Besondere
Beachtung verdienen davon die höcbstempfind-
lichen Platten und das Celloidinpapier «Kloria*,
welch* letzteres bei der gewöhnlichen Be-
handlung im Ton fixierbade warmschwarze Töne
liefert.
Der Vorsitzende des Komitees für die
«Kunstphotographiscfae Ausstellung 1903 zu
Hamburg" teilte mit, dass die Anmeldungen
recht zahlreich einlaufen, sodass sich eine er-
hebliche Erweiterung der Ausstellungsräume
notwendig gemacht hat. Mit der Anfertigung
von Entwürfen für Plakate, Diplome und
Medaillen sind erste Hamburger Künstler be-
auftragt worden.
Seitens des Vereinsvorsitzenden wurde die
Mitteilung gemacht, dass der Verein am
31. Januar 1903 im Tucher-Haus am Jungfern-
stieg einen Projektions-Abend mit künstlerischen
Diapositiven und sogen, lebenden Bildern ver-
anstalten wird. ck.
121. Vereinssitzung am 5. Januar 1903.
Als Vereinsmitglieder werden aufgenommen
die Herren F. Becker, Rud. Mehring,
William Schmidt, H. von Seggern und
Ad. Viegelmann.
Der Vereinskassierer legte die Abrechnung
über das verflossene Jahr vor. Dem Vorstand
wird Decharge erteilt.
Die satzungsmassige Neuwahl des Vorstandes
ergibt folgendes Resultat:
I. Vorsitzender: Heinr. Beck,
II. n '• Peter Lüders,
I. Schriftführer: Paul Jordan,
II. „ : Gust. Hasse,
Kassierer: Rud. Schwartz,
Inventarverwalter: H. Müttel.
Hierauf nimmt Herr H. Beck das Wort zu
einem Vortrage über die Photographie in natür-
lichen Farben. Der Vortragende führte un
gefähr aus: Die Versuche, die Photographie in
natürlichen Farben zu erzielen, lassen sich in
zwei Gruppen teilen; einerseits trachtet man
danach, lichtempfindliche Schichten herzustellen,
die beim Auf treffen der Lichtstrahlen die Färbung
derselben annehmen, oder man sucht anderer-
seits durch Übereinanderlegen mehrerer in |;cv
wohnlicher Weise hergestellter farbiger pboto-
graphischer Bilder das gewünschte Resultat zu
erzielen. Jene Methode bezeichnet man ab
direkte, diese als indirekte Farbenphotographic.
Die erste Methode ist noch unvollkommen in
ihren Resultaten und überaus schwierig in der
Ausführung; sie hat bis heute rtocfa keinen
praktischen Wert. Der Vortr^ende be-
schränkte deshalb seine weiteren Ausftlhruiigen
auf die indirekte Farbenphotograpfaie : Das
weisse Licht — Sonnenlicht — v^rird durch das
Prisma in das Sonnenspektrum mit den sechs
Hauptfarben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und
Violett zerlegt, aber bedingt durch die Tat-
sache, dass sich durch Mischung irdischer Farb-
stoffe von Rot, Gelb und Blau nahezu alle
übrigen Farbtone, darunter Orange, Grfln und
Violett herstellen lassen, hat sich schon früh-
zeitig die Theorie der Primär- oder Grund-
farben (Rot, Gelb und Blau) gebüdet. Und auf
dieser Theorie hat man nun die Photographie
in natürlichen Farben aufgebaut. Also aus-
gehend von dem Grundsatz, dass sich durch
Mischung der drei Primärfarben alle Farben-
tOne herstellen lassen, sucht man von einem
Gegenstande drei Aufnahmen zu machen, bei
welchen immer nur je ein Dritteil des Spektrunis
gewirkt hat. Dieses wird erreicht, indem man
jedesmal einen verschieden gefärbten LichtfiJtrr
aus Glas oder einem ähnlichen Stoff zwischen
Platte und Objektiv einschaltet Nachdem man
nun auf diese Weise bezüglich ihrer Farben werte
verschiedenartige Negative erhalten hat, fertigt
man nach den drei Negativen ein rotes, gelbes
bezw. blaues Positiv. Diese drei monocbrooien
Bilder, welche mau als Teilbüder bezeichnen
kann, werden durch Übereinanderlegen ver-
einigt und ergeben dann ein Gesamtbild vom
Aussehen des Originals. Nach diesen theo-
retischen Ausführungen, welche durch Farben-
tafeln unterstützt wurden, erläuterte der Vor-
tragende die praktische Ausübung des Verfahreos
und wies besonders darauf hin, dass jetzt die
fabrikmässige Herstellung der nötigen Utensilien
die Photographie in natürlichen Farben ohne
bedeutenden Kostenaufwand ermögliche. Zum
Schluss seines etwa einstündigen Vortrag^e?«
zeigte Herr Beck eine Anzahl nach diesem
Verfahren hergestellter Photographien, welche
wegen ihrer farbenprächtigen Wirkung den u '
geteilten Beifall aller Anwesenden fanden. •
Hierauf wurden zwei Neuheiten auf de
Gebiete der photographischen Technik geze*
und erläutert: ein Spazierstock, welcher
seinem Griff einen kleinen photogTaphiscb
Apparat für Film -Aufnahmen enthält; fem
ein von Dr. R. Krügener fabrizierter, re<
praktischer, zusammenklappbarer Apparat ^
Vergrösserungen mit Tageslicht.
18
KLEINE CHRONIK.
Fragen und AntM^orten.
Auf du Fra^e hezü^i:;iuh Flecken-
biUung auf Negativen bei Ami/wnium-
per Sulfat' Ab scfnväch^r (Seite j) ging uns
folgende Mitteilung zu:
Die Flecken erscheinen sowohl bei unge-
nflgend gew&ssertcn Negativen als auch bei
unreinem Ammoniumpersulfat. Lumiere bat in
einer Mitteilung darauf hingewiesen, dass dieser
Übelstand sich bei folgendem Arbeitsmodus hebt :
Bereitung einer 3 — Sprozentigen Ammonium-
persulfatlösung. Derselben wird sovielAmmoniak
zugesetzt, bis rotes Lakmuspapier leichte Blau-
färbung zeigt. (Nicht nur sich an den Ammoniak-
geruch halten.) Sodann Baden des nassen
Negativs 2 — 5 Minuten in dieser leicht alkalischen
Ammoniakpersulfatlösung. Dieselbe wird nun
abgeschattet und in einem Becherglas so viel
reine Schwefelsäure zugesetzt, bis blaues Lakmus-
papier rot wird. Zugleich wird die klare
Lösung auch ganz leicht getrübt, ein Zeichen,
dass ein geringer Überschuss der Schwefel-
säure da ist. Mit dieser sauren Lösung geht
nun die Abschwächung stets sicher von Statten
ohne Flcckenbildung. Ich bezog mein Ammoniak-
persulfat von Merck. Es ist jedenfalls von
Belang ein reines Präparat zu verwenden.
Gibt es einen Verstärker^ welcher analog
wie Ammoniumpersulfat wirkte d, h. die
dünnen Fartieen mehr verstärkt^ als die
dichten. Oft möchte man bei mit Ammo-
niumpersulfat abgeschwächte Negativen
7vieder etwas verstärken. Ich habe mit
Agfaverstärker mehrere solcher Negative
ruiniert^ mit Uranverstärker werden sie
zu hart, Kupferbromverstärker deckt zu
irenig.
Eine Lösung, welche die dünnen Partien
mehr verstärkt als die dichten, ist in der
photographischen Praxis nicht gebräuchlich.
Uranverstärker wirkt gerade entgegengesetzt,
derselbe ergibt kontrastreichere, härtere Negative.
Brorakupferverstörker gibt sehr gute Deckung,
wahrscheinlich haben Sic die Platte zu lange
Zeit in der ICupfervitnollösung liegen lassen.
Man muss bei allen Abschwächungen und Ver-
stärkungen gleich von vornherein auf den
richtigen Grad der Intensitätsverhältnisse achten ;
denn durch allzu viel Experimente wird schliess-
lich die Negativschicht leicht gänzlich verdorben.
Ich beabsichtige, mir ein Sciopticon für
Bilder gy^ i2 anzuschaffen. Ich möchte
mit demselben gelegentlich auch Vergrösse-
rungen auf Bromsilberpapier resp, Flatten
ausführen, Welche Firmen liefern der-
artige Apparate speziell!^
Derartige Projektionsapparate werden in
guter Ausführung von verschiedenen Seiten
hergestellt; wir nennen Ihnen u. a.: A. Krüss-
Hamburg, Ed. Liesegang-Düsseldorf. Die
Preislage der einzelnen Modelle ist sehr ver-
schieden und richtet sich natürlich nach den
von Ihnen gestellten Ansprüchen. Jede grössere
renommierte Handlung wird Ihnen mit illustrier-
ten Katalogen gern zur Hand gehen.
Nachivekhem Frinzip sind die Warnerke-
sehen Empfindlichkeitsgrade abgestuft^ und
in welchem Verhältniss stehen insbesondere
die Grade: 25"^, 24"^, 20"^ und 3^ zuein-
ander?
Die Skala des Warnerk eschen Sensito-
meters ist rein willkürlich aufgestellt. Mit den
einzelnen Nummern soll die Durchsichtigkeit der
Felder in geometrischer Reihe abnehmen. Setzt
man die mittlere Undurchsichtigkeit des Feldes
1°= 1, so beträgt diese für Feld 2^ = 1,33, für
3° = 1 ,75 U.S.W, für 20°:^ 192, 24°= 580, 25°= 765.
Diese Zahlen geben zugleich die relative Licht-
empfindlichkeit der Platten an. Ober die Her-
steUung und Prinzipien des Sensitometers finden
Sie ausführliche Angaben in Eder, Handbuch
der Photographie, Heft 3.
Welche Fabrik stellt Metall- Doppel-
kasseiten S^j^ij für Stereo Klapp- Camera
her. Meine Camera {von unbekannter Her-
kunft) ist für Films {gY.18) und Flatten
{S^l^y. 17) eingerichtet; doch besitze ich nur
eine Doppelkassette. Wo bekomme ich
7oeiterer
Metallcasseten fabriziert z. B. H. Mader,
Isny (WOrttemb.). Wir bitten um gefl. weitere
Adressen aus dem Leserkreis.
Wie erhält man am besten den silber-
grauen bis titfschwarzen Ton bei matten
Kopien t Die zur Ansicht folgenden Ko-
pien habe ich laut Vorschrift erst mit Gold
und dann mit Fiatin getont, aber der Ton
ist bräunlich, und die Weissen sind nicht
rein, ivoran liegt dasr
Nach den vorliegenden Kopien zu urteilen,
scheint das von Ihnen benutzte Papier sehr alt
und verdorben gewesen zu sein, denn die Rück-
seite der Bilder zeigt eine starke Gelbfärbung.
Mit alten vergilbten Papieren werden Sie in
getrennten Tonbädern kaum jemals schöne
Resultate erhalten. Sic hatten doch die Kopien
vor dem Tonen auch gut vorgewässert?
Giebt es eine Anleitung zum Selbst-
. anfertigen photographischer Apparate, so-
wie über Montier ung und Zusammensetzung
von Linsen zu Doppelobjektiven?
19
KLEINE CHRONIK.
Uns ist ein derartiges Buch nicht bekannt.
Die Selbstherstellung wirklich guter Cameras
dflrfte dem Amateur nicht so leicht gelingen.
Noch weniger Erfolg dürfte er in der Zusammen-
setzung von Linsen haben; derartige Arbeiten
Usst man sich von einer optischen Special-
werkstfitte ausführen.
Vor einiger Zeit gaben Sie eine An-
leitung um selbst Schalen aft^uferägm.
Wo bekommt man den Asphaltiack äaxur
Asphaltlack bezieht man von I>ro^ctH uoii
Anstrichfarben-Handlungen, z, B. von J. G. Bfaü-
müller & Sohn, Berlin S^ W*. Zimmerstr. 35
Verschiedenes.
Um Bromsllberbllder
gegen den Einfluss der Luft zu schützen und
zugleich in den Tiefen kräftiger, modulations-
reicher zu machen, überzieht man die trockene
Bildfläche mit Gerat. Um einen gleichmässigen
Auftrag des Wachses zu ermöglichen, über-
fährt man zunächst die Bildfläche wiederholt
mit einem in Terpentin getränkten Lederläppchen,
bis sie völlig und gleicbmässig feucht ist.
Dann drückt man auf einen zweiten Lederlappen
reichlich Gerat aus und verteilt dies unter
schneller, kreisförmiger Bewegung gleicbmässig
über das ganze Bild. Nun poliert man so lange,
bis das Terpentin verdunstet ist und der Wachs-
überzug den gewünschten Glanz erreicht hat.
Dieser wird bei solchem Vorgehen völlig gleich-
massig, während beim Arbeiten mit dem reinen
Gerat unfehlbar mehr oder minder glänzende
Flecke entstehen. Ir.
Bin Plagiat.
Unter dieser Spitzmarke behandelten wir in
unserem I. Dezemberheft jenen Fall, in dem
ein Glasmaler einen seiner „Entwürfe" in höchst
auffälliger Weise einer Kunstphotographie ent-
entlehnte. Da der Verleger des kunstgewerb-
lichen Blattes, in welchem das Gliche des frag-
lichen Glasfensters erstmalig publiziert wurde,
unser Vorgehen in einigen Punkten missbiUigt, so
möchten wir hier zunächst konstatieren, dass die
Erwähnung des Kunstgewerbeblattes lediglich der
im litterarischen Leben geläufigen Quellenangabe
zufolge stattfand, keinesfalls aber einen Vorwurf
für jenes Blatt oder seinen Verleger in sich
schliessen sollte. Der Verleger kann doch ge-
wiss nichts dafür, dass ein Glasfenster, welches
als selbständige künstlerische Leistung auf der
Turiner Ausstellung figurierte, sich hernach als
eine so plumpe Nachzeichnung entpuppt, und
keinem vernünftigen Menschen kann es ein-
fallen, seinem Blatte für jene vor der Auf-
deckung des Sachverhalts stattgehabte Publi-
kation den leisesten Tadel anzuhängen.
Zur Sache selbst möchten wir noch be-
merken, dass man uns missverstanden hat,
wenn man die Sache auf den Standpunkt des
formalen Rechtes schiebt. Wir haben diesen
Boden nicht betreten, denn wir wi^aen 5<:hr
wohl, dass zur Verfolgung eines derartii^e«
eklatanten Missbrauches künsüeriscber Fboto-
graphieen das Gesetz bei uns in DeiitscbtantJ
gegenwärtig noch keine Handhubt bietet. Wa^
will das aber sagen? Enlbehrcn t?twii Jedig
lieh die Handlungen, welche durch irgend cm
Gesetz zu fassen sind, des Anaiündes und der
ehrlichen Gesinnung, die gebildete lden<^eben
und vor allem Künstler im Verkehr mit ein-
ander pflegen sollten? Es gibt viek» Detiktr,
die durch die Maschen des lorraalen Recht*
durchschlüpfen und dennoch dem Urteil de*
idealen Rechts nicht entgehen können, Alleio
vom Standpunkt des idealen RethU bubcn wir
die Angelegenheit beurteilt, und e^ scheint un^
fraglos, dass in diesem Sinne das Vorgehen
des Glasmalers überhaupt f^ar mchi t\x ver-
teidigen ist Dass das Gesetz hier eine Lücke
hat, hat man empfunden und, so \"iel Uüs bcv
kannt ist, in dem Entwurf 2uni neuen Urbebr^r-
recht zum Ausdruck gebracht.
Selbstverständlich muss es Künstlern immc-r
gestattet sein, Photographien zu benutzen. Dem
Künstler steht die ganze umgebende Welt al-4
Material zur Verfügung; er wird alles aaf-^
nehmen, was der Gonzeption seines Werkes
förderlich erscheint. Wenn jedotb der Prore^s
des Schaffens beginnt, so soll er all' die fremden
Stoffe bereits assimiliert haben» und was da
unter seinen Händen entsteht, soll ein Eigenes
sein. Das ist aber der grosse Unterschied
zwischen dem echten Künstler und dem Nach-
ahmer: diesem gelingt es nur notdürftig, die
einzelnen Vorbilder, nach denen er kopierte,
zu verdecken, jener benutzt die weite Wdt,
und was er schafft, ist doch etwas ab^ut
Neues, dem keine Vorbilder, kein Kofueren
nachgewiesen werden können. — Selbst vef*
ständlich: hätte der Glasmaler ntchf da& stolzi:*
„Entwurf unter seine Kopie gesetzt, hätte er
durch Namennennung den eigen tlicbeti Urhebern,
den Photographen, ihr Recht werden lassen, ?t>
wäre die Sache erledigt gewesen ^ der Fall
spurlos vorübergegangen. Diese Unlerschriit
aber gibt gerade dem Vorgehen de^ Maleret den
bedenküchen Anstrich und veranlasste uns zur
Nebeneinanderstellung der Bilder.
20
KLEINE CHRONIK.
Hiermit dürfen wir wohl die unerquickliche
Angelegenheit als erledigt betrachten. L.
Eine kleine Monographie über
den „Fleck",
welcher in der Photographie auf Negativen
und Positiven, sowie auch an den Händen so
oft zur Unzeit auftritt, bringt Amat. Photographer.
Flecke an den Fingern — so heisst es — lassen
sich gewöhnlich leicht durch ein Gemisch von
je 100 Teilen Glaubersalz, Chlorkalk und
Wasser, das in Verbindung mit Bimsstein oder
Nagelbürste angewandt wird, entfernen. Silber-
nitratflecke an den Händen dagegen sollen mit
Eisenchloridlösung behandelt werden.
Blutlaugensalzabschwächer erzeugt leicht
Flecke auf Bromsilberbildern. Besser soll da-
her die Anwendung von Chlorkalk als Ab-
schwächer sein. Eine Unze (28^) Chlorkalk
wird mit Wasser angerührt und filtriert; dies
soll einen Abschwächer geben, der nicht nur
die Lichter erhöht, sondern auch das Bild klärt
und von der so häufig vorhandenen Gelbfärbung
befreit, es im ganzen kräftiger und brillianter
macht (hierzu bemerken wir, dass Chlorkalk
die Mitteltöne angreift). Darauf folgt aus-
giebiges Waschen. Auch zur Entfernung der
Gelbfärbung von Platinotypien soll die Chlor-
kalklösung gut sein, und vsrird hier ihre Wirkung
durch etwas Salzsäurezusatz noch erhöht.
Häufig entstehen beim Kopieren noch nicht
ganz trockener Negative Silberfhecke dadurch,
dass an der Schicht Partikelchen des Silber-
papiers kleben bleiben. Diese hartnäckigen
Silberflecke werden mit alkoholischer Jod-
lösung (1 : 160) entfernt. Das Negativ wird
sorgfältig gewaschen und dann in die Lösung
gelegt bis die Silberflecke verschwinden. Es
folgt gutes Waschen, wonach . zum Schluss noch
ein Fixierbad gegeben werden sollte. Zeigt sich
die Platte beträchtlich abgeschwächt, so kann
man sie wieder verstärken. Oft hilft auch
schon längeres Baden der Platte in frischer
Fixiernatronlösung gegen diese Art von Flecken.
Für die meisten chemischen Flecke an den
Händen genügt ein Tropfen verdünnter Säure,
und P>Toflecke entfernt man nach bekanntem
Rezept durch Reiben der Finger mit einem
Krystall von Citronensäure, indem die Haut
zwischen dem Reiben reichlich gewaschen wird.
L.
Mita-Reform-Licht.
Der Mita-Licht- Apparat von Siegel &
Uutzigcr Nachf., Dresden, ist neuerdings ver-
bessert worden. Seine Inbetriebsetzung be-
steht in Füllen des Behälters und der Vorwärm-
«fhale. — Anbrennen derselben (brennt
3 Minuten). — Luftdruck zuführen. — Hahn
aufdrehen.
Das schöne, rund 300 Kerzen bietende
Licht ist fertig und brennt 3 volle Stunden ohne
jedes weitere Zutun, als etwa halbstündiges
Nachdrücken von Luft. Der in seiner Kon-
struktion vom bisherigen stark abweichende
Apparat ist äusserst solide und praktisch ge-
baut und ist garantiert i/ngefährlich.
Jeder Apparat ist auf 3 Atmosphären ge-
prüft, obwohl er nur I74 bis IV« Atmo-
sphären Druck benötigt. Seinen riesig einfachen
Betrieb verdankt dieser Apparat haupt-
sächlich einer kleinen, aber leistungsfähigen
Luftpumpe. Gegen die bisherigen Gummi-
gebläse (höchste Leistung eine halbe Atmosphäre),
werden hiei-^urch jeweils mehrere Griffe ge-
spart, da es weder ein Ventil zu öffnen, noch
eines zu schliessen gibt. Weiter ist der
Apparat mit Manometer und einem verbesserten
Brenner ausgerüstet, welcher eine vollständig
in sich selbst abgeschlossene Glühfläche
(keinerlei Überflamme) gewährleistet.
Für die neue abgesperrte Brennart wird ein
stark widerstandsfähiger Strumpf, ferner, um
die Höchstleistung, das sind photometrisch ge-
messene 296 H.-K., womöglich noch zu über-
treffen, werden demnächst auch noch Doppel-
strümpfe geliefert werden. R.
Geschäftliche Mitteilungen.
Das renommierte Handlungshaus Rudolf
Chastä zu Magdeburg macht bekannt, dass die
Preise fOf sein bekanntes Auskopierpapier:
„Blue-Star-Paper" trotz wesentlicher Ver-
besserung herabgesetzt werden wird, indem eine
Einheitspackung zum Preise von 60 Pfg. ge-
troffen worden ist. Es werden hierfür 48 Blatt
6X9 oder 24 Blatt 9x12 oder 15 Blatt 12x16
oder 12 Blatt 13x18 oder 6 Blatt 18x24 rw ge-
liefert und zwar glänzend oder matt.
Prakttsche Anleitiing an Magnesium-
Anlnalimen von Apotheker K. Tiabeck-Stettin.
Das kleine Heftchen enthält in gedrängter
Form die wichtigsten Momente, welche bei
Magnesiumaufnahmen zu beachten sind, z. B.
Stellen der Lichtquelle, Entfernung derselben
etg. Alle Angaben beziehen sich hauptsächlich
auf die von dem Verfasser konstruierte Mag-
nesiumlichtlampe. Das Heftchen wird vom Ver-
fasser allen Vereinen kostenlos zu: Verfügung
gestellt.
Die unter der Firma GlUIZ k Bttlter, In-
haber Kaufm. Diedr. Bülter (allein Vertr.) und
Frau Herrn. Glunz, Hannover betriebene Fa-
brik photograph. Apparate ist mit allen Aktiven
und Passiven auf den Kaufmann Diedr.
Bülter übergegangen, der in Gemeinschaft mit
21
KLEINE CHRONIK.
dem in der photograph. Camera-Industiie bestens
bekannten Techniker Herrn Fried r. Stamme r
auft FnMBkiurt a. M. unter der Firma BOlter &
Stamm er, K«anover die Fabrik fortführen
wird. Ausser den bisher fabrizierten Cameras
sollen namentlich bessere, moderne Prftzisions-
Apparate in Zukunft hergestellt werdea.
Ausstellungen.
Kanstphotographlsche Aasstelinng 1903 sn
Hunburg. Diese von der Freien Vereinigung
von Amateur-Photographen zu Hamburg ver-
anstaltete Ausstellung wird vom 8.— 22. März in
der im Mittelpunkt des Hamburg- Altonaischen
Stadtekomplexes am Alsterbassin reizend be-
legenen Alsterlust stattfinden. — Die Anmel-
dungen zur Beschickung der Ausstellung sind in
sehr beträchtlicher Zahl aus dem In- und Aus-
lande eingegangen. — Mit der Anfertigung von
Plakat-, Diplom- und Medaillen-Entwürfen sind
erste Künstler beauftragt worden.
Internationale Ansstellang fttr Photo-
graphie nnd graphische Künste Mainz 1903.
über diese, vom ^Süddeutschen Photographen-
Verein" unternommene Veranstaltung liegt nun-
mehr das Programm in einer 56 Seiten stirkeji
Broschüre vor. Die Ausstellting, unter «ieen
Protektorat des Grossherzog^ von Hc*s«i
stehend, gliedert sich tu 23 Gruppen und mu-
fasst Porträts, Landschaften« Verfrösserung^i,
Kunst-Photographie, Kollektiv- Au Stellungen dt^
Auslandes, eine Ausstellung der Lehr- und Ver-
sucbsanstalt für Photograph ie zu If uneben,
slMlKcfae Reproduktionstechniken und graphi-
schen Verfaihcea uud dk geturnte pbotographi-
sche lodtistrie, insbesondere Trockenplatten ,
Papiere, Optik, Cbemik^ienr Cameras^ R&hmci],
Atelierbaukonstruktiou, Maschinen üu ßctneb
und Literatur. FOr die Ausslidhiog iäL dk'
Mainzer Stadthalle ztir V^crfügiing L-I imü
worden, die in all ihren Räumen voll b^^i
wird. Dem Programm buch ist noch ein
interessantes Verzeichnis der Prämierungen aller
früheren Veranstaltungen beigefügt, aus denen
zu erfahren ist, dass flit'h die letzten Veran-
staltungen des „Süddeutschen Pholographcn-
Vereins* mit fast 2O0 Ausstellern weit über
das Niveau gewöhnlicher Fach- Ausstellungen
erhoben ; Grund nssplAne vervollätAndigen
dieses Programm, das auch typographisch mit
Sorgfalt ausgestattet ist und schon Jcswe]|rc''j
Interesse verdient.
Die Rubrik ,yPHOTO- ANTIQUARIA*' befmdet sich auf vorletzter Anzei|ren seile.
Curt Bentzin
Werksfätte für photograph. Apparate
GÖRLITZ.
TerscUnss - Camera.
Schlitzweite verstellbar I
Special; tat;
Hand- nnd Stativ -Apparate
mit Fokal - Schlitzverschlüssen für Moment-
und Zeitaufnahmen.
Rollfilmkassetten
für Tageslichtwechselung,
% Plattenmagazine.
Komplette Ausrüstungen.
22
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes
und Unterrichts-Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Ausstellungs-
Vereins - Nachrichten.
Photographischer Verein zu Posen.
Der photographiscbe Verein zu Posen hielt
am 16. Januar im kleineren Saale des Restau-
rants von Schwersenz, Wilhelmstrasse, seine
erste diesjährige Sitzung ab. Der Vorsitzende,
Herr Stadtbaurat G rüder, eröffnete die Sitzung,
indem er den zahlreich versammelten Mitgliedern
nachträglich ein frohes neues Jahr, insbesondere
aber auch erfreuliche Erfolge in der Lichtbild-
kunst wünschte. Seit der letzten Sitzung waren
dem Vereine inzwischen zugegangen: Offerten
der „Waren -Vermittelungs -Vereinigung der
Phototechnischen Industrie" zu Dresden, des
„Verleihinstituts von Projektionsbildern und
Vorträgen" von R. Minzloff, Tilsit, Preisliste
Ober Handcameras von Voigtländer u. Sohn,
Braunschweig, die „Mitteilungen" der Aktien-
Gesellschaft für Anilinfabrikation, sowie deren
Entwickler- etc. Preisliste, die Preisliste über
photographische Neuheiten 1902 von Wünsche
in Reick bei Dresden. Die Schriftstücke wurden
für die Mitglieder zur Einsichtnahme ausgelegt.
Von einem Schreiben der „Deutschen Gesell-
schaft von Freunden der Photographie", Berlin,
über geschäftliche Massnahmen der Kodakgesell-
schaft und von der hierauf ergangenen Er-
Aviderung der Kodakgesellschaft wurde Kenntnis
genommen. Auf die Mitteilung der Verlags-
buchhandlung von W. Knapp in Halle, dass
die Zeitschrift „Photographische Rundschau"
mit dem „Photographischen Zentralblatt" jetzt
verschmolzen sei, wurde beschlossen, ein
Exemplar der neuen Zeitschrift für den Verein
zu halten.
Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles
hielt Herr Kaufmann Broh in längerer Aus-
fQbrung und an der Hand von ihm gefertigter
Aufnahmen einen erschöpfenden Vortrag Ober
den neuen Entwickler „Edinol" der Farben-
fabriken, vormals Friedrich Bayer u. Co.-
Elberfeld. Der Raum gestattet es leider nicht,
auf diesen Vortrag ausführlicher einzugehen,
nur das Wichtigste aus ihm sei hier her\^or-
ehoben. „Edinol", das sowohl in Pulverform,
\/ie auch, gleich dem allgemein bekannten Ent-
wickler „Rodinal", in konzentrierter Lösung in
den Hande^ gebracht wird, gehört zur Klasse
der Rapidentwickler, d.h. er bringt das latente
Bild schon nach ganz kurzer Zeit zum Vor-
schein. Hierbei besitzt aber Edinol die sehr
günstige Eigenschaft, dass es das unentwickelte
Bild nicht sofort, sondern erst nach einiger Zeit
sich aufbauen lässt. Hierdurch lässt er dem
Operateur genügend Zeit, etwaige Belichtungs-
fehler auszugleichen oder durch Abstimmen des
Entwicklers das Negativ seinen Wünschen ent-
sprechend auszuarbeiten. Als Mittel hierzu
dienen das Bromkalium und das doppeltkohlen-
saure Natron. Die Negative, welche durch
fxlinol eine grössere Weichheit erlangen, können
durch Zusatz von Pottasche bis zum harten
Negativ verstärkt werden. Der Zusatz von
Bromkalium bei Überbelichtung veranlasst aller-
dings keine Vermehrung der Kontraste, wie
dies bei dem doppeltkohlensauren Natron der
Fall ist, sondern nur ein langsameres Arbeiten
des Entwicklers. Die Verwendungsweise des
Edinols in seiner konzentrierten Lösung ist für
normal belichtete Platten die 15 — 20 fache, für
unterbelichtete die lOfache, für* überbelichtete
die 30 — 40 fache Verdünnung der käuflichen
Lösung. Das Edinol wirkt auch bei den Über-
belichtungen recht gut, da der richtig verdünnte
Entwickler verhältnismässig kontrastreiche Ne-
gative ergibt. Temperaturunterschiede machen
sich wenig bemerkbar, nur warme Lösungen
haben beschleunigende Wirkungen bei diesem
Entwickler. Aus seinen unter den verschieden-
sten Belichtungsverhältnissen vorgenommenen
und entsprechend entwickelten Aufnahmen zieht
der Vortragende den Schluss, dass es wohl
überhaupt keine Entwicklersubstanz gebe, welche
aus irgend einer Platte, ganz gleichgültig bei
welcher Art der Belichtung, mehr herausholt
als das Edinol. Wenn ein Nachteil hervorzu-
heben sei, so wäre es nur die etwas langsame
Entwickelung. Die Negative müssen stark durch-
entwickelt werden, um die richtige Kraft zu
erlangen, da sie beim Fixieren bedeutend zurück-
gehen. Für Bromsilberpapiere sei Edinol be-
sonders zu empfehlen. Das Urteil über den
31
KLEINE CHRONIK.
neuen Entwickler sei kurz dahin zusammenzu-
fassen, dass er gut abstimmbar sei, eine gute
Wirkung beim Herausholen der Einzelheiten
zeige, dass er weich arbeite und wenig oder
gar keinen Schleier aufweise.
Im Anschluss an diesen Vortrag legte Herr
Hofphotograph Engelmann verschiedene von
ihm mit Edinol entwickelte Platten vor, welche
sich durch eine grossartige Weichheit auszeich-
neten und die Bewunderung aller Anwesenden
erregten. Herr Engelmann hatte mit dem
Edinol - Entwickler verschiedene Versuche an-
gestellt. Die Platten waren mit Edinol unter
Beigabe teils von Soda, teils von Hydrochinon,
wieder andere mit Edinol und Acetonsulfit und
endlich mit Edinol und Pottasche unter Zusatz
von Bromkali entwickelt. Die besten Ergebnisse
lieferte Edinol mit Acetonsulfit.
Auch Herr Engelmann sprach sich nur
lobend über den Edinol- Entwickler aus. Herr
Engelmann legte zum Schluss zwei von ihm
gefertigte Kohledrucke auf Silberplatten, ein
Porträt und eine Landschaft mit Rauhreif dar-
stellend, vor. Die Aufnahmen wirkten geradezu
verblüffend. Durch das matte Schwarz des
Kohledruckes schimmerte leicht der Glanz des
Silbers hervor, wodurch besonders die Rauh-
reiflandschaft eine erhöhte Wirkung erhielt.
Für Amateure dürften derartige Bilder allerdings
etwas kostspielig sein, kostet doch eine Silber-
platte im Format 12 : 16 allein 12 Mk. Der Herr
Vorsitzende dankte beide Herren für die ge-
habten Mühen und ihre lehrreichen Vorträge,
und auch die Anwesenden schlössen sich diesem
Danke durch Erheben von den Sitzen an.
Im Fragekasten fand sich folgende Frage
vor: Hat bei Reproduktion sauf nahmen die Ab-
biendung des Objektivs auch dann noch den
Erfolg, grOnere Kldscbärfe zu erzielen, wenn
das Objektiv bereits bei voller Blende die volle
Platte auszeichnet? Die Frage wurde an der
Hand von Skizzen unter reger Beteiligung der
Anwesenden in bejahendem Sinne beantwortet.
Vor Schluss der Sitzung sprach der Herr Vor-
sitzende die Hoffnung aus, dass alle wirklichen
Freunde der Photographie in der Stadt Posen
sich dem Photographischen Vereine als Mitglieder
anschliessen möchten. Der im Vereine ermög-
lichte Meinungsaustausch über alle Fragen der
Photographie, das Vorführen von Bildern und
Besprechen ihrer Mängel und Vorzüge und nicht
zuletzt die reichhaltige, jedem MitgUede zur Ver-
fügung stehende Bibliothek des Vereins müssten
allein schon einen hinreichenden Grund ab-
geben, dass jeder, der sich dieser edlen Kunst
gewidmet hat, in seinem eigenen Interesse dem
Vereine beitritt.
Verein für Amatear - Photographie
%n HannoTer.
Protokoll der konstituierenden Versammlunf^.
Montag, den 26. Januar 1903 im Restaurant
„Puszta".
Zahlreiche von den aus dem .Photo-
graphischen Verein zu Hannover" freiwillig
ausgeschiedenen Amateuren hatten sich zur
heutigen konstituierenden Versammlung ein-
gefunden.
Um 9 Uhr eröffnet Alfred Fuhrmann
die Versammlung und entwickelt in eingehender
Weise seine Ansichten über den neu zu
gründenden Verein. — Es wird beschlossen,
denselben , Verein für Amateur -Photo-
graphie zu Hannover" zu benennen. —
Als Vorstandsmitglieder werden einstimmig ge-
wählt: 1. Vorsitzender Alfred Fuhrmann,
Kl. Pfahlstrasse 2, I. Et; 2. Schriftführer Paul
Victor Wrede, Königstrasse 16; 3. Kassen-
führer Adolf Bornmüller, in Firma Pott-
hoff &. Abbenthern.
Als Vereinsorgan werden die »Photo-
graphischen Mitteilungen" vorgeschlagen und
genehmigt.
Wegen eines Vereinslokals bemüht sich
Dipl. Ing. Schönian.
Die Mitglieder Bornmüller und Rosen-
thal stiften für die Vereinsbibliothek einige
Werke, die dankend angenommen werden.
Schluss der Sitzung 10 Uhr.
Alfred Fuhrmann, Vorsitzender.
Paul Victor Wrede. Schriftführer.
Amateur-Clab „Gat Licht«* in ZitUn.
Sitzung am 5. Februar 1903.
Die Sitzung wurde '/i^ ^^^ eröffnet mit
dem Vortrage des Herrn Ingenieur Weber
über Photographie in natürlichen Farben nacti
den Ausführungen des Herrn Prof. Hiethe an
Hand eines Beschauungsapparates , welchen
Herr Bermpohl-Berlin dem Verein mit Dia-
positiven gütigst überlassen hatte. Hit Interesse
wurde dieser Sache Beachtung geschenkt und
beschlossen, im Laufe des Frühjahrs mit Ver-
suchen zu beginnen.
Anschliessend an dieses führte Herr In-
genieur Weber sein neues Licht aus Acetyiith,
nicht Carbid, vor. Dies war um so inter-
essanter, da der kleine Apparat nach seinem
Volumen, 1*2 cm Durchmesser und 40 cm hoch,
eigentlich nicht eine grosse Leistung vermuten
Hess. Herr Weber führte an, dass an Stelle
des Calciumcarbids ein neues Produkt getreten
wäre, welches Wel gleichmässiger und ohne die
Nachteile des Calciumcarbids Acetylengas ent-
wickle.
32
KLEINE CHRONIK.
Der Apparat bestand aus zwei ineinander-
schiebbaren BQchsen. Die innere war in einem
korbfthnlichen BebAlter ausgebildet, in welchem
sich das Acetylith befand. Nach Auffüllen von
2 Liter Wasser war der Apparat in Betrieb und
-wurde zu Projektionszwecken ein dreiflammiger
Brenner, welcher ca. 75 Liter Gas pro Stunde
verbrauchte, im Projektionsapparat angezündet.
Die erzielte Beleuchtung wirkte sehr gut, die
Flammen brannten stets gleichmässig bell. Nach
Verlauf einer Stunde wurde, ohne am Apparat
«twas zu tun, das Licht gelöscht. Man er-
wartete nun eine Überproduktion durch Nach-
«ntwicklung. Dies war jedoch nicht der Fall.
"Weder Geruch noch Gerftusch war bemerkbar.
Kurz darauf wurde die innere Büchse aus-
gehoben, und Herr Weber überzeugte uns,
dass das restliche Acetylith nicht angegriffen,
sondern von einer schleimigen Masse überzogen
war, welche die Nachentwicklung gänzlich ver-
hinderte. Dies ist der Hauptvorteil des Ersatz-
■ Produktes, und ist dasselbe aller Ansicht nach
berufen, das Acetylenlicht zu seinem berechtigten
Werte zu heben.
Nach Scbluss der Vortrage wurde noch be-
schlossen, das diesjährige L Stiftungsfest durch
einen geselligen Abend zu feiern und die nötigen
Vorarbeiten in Angriff zu nehmen.
Scbluss der Sitzung 12 Uhr.
Th. Handschug,
Schriftführer.
Prismen, sowie die Vereinigung aller parallel
auffallenden Strahlen hinter der Linse in einem
Punkte und die Erzielung eines umgekehrten
Bildes. Redner geht nun auf die Eigentümlich-
keiten der gewöhnlichen Linsen über, bespricht
die Fokusdifferenz, zeigt wie diese chromatische
Aberration durch Verbindung von zwei Glas-
sorten gehoben werden kann und erläutert die
sphärische Aberration, um schliesslich auf die
Vorzüge der sog. aplanatischen Objektive hin-
zuweisen. Hieran reihte sich die Bestimmung
der Brennweite, Ermittelung der wirksamen
Öffnung, sowie Wirkung der Blenden. Der
Vortrag gewann noch dadurch besonderes Inter-
esse, dass die verschiedenen Materialien vom
rohen Stück Jenenser Glas an bis zum fertig
montierten anastigmatischen Objektiv »Anti-
stigmat", welche die Firma Emil Wünsche.
Aktiengesellschaft für photographische Industrie,
in liebenswürdiger Weise zur Verfügung ge-
stellt hatte , zur Vorlage gelangten. Herr
Behrens sprach dem Vortragenden sowie der
genannten Fabrik den Dank der Gesellschaft
aus. Nachdem noch die in der Tropenverpackung
„Naxol" ca. vier Monat aufbewahrt gewesenen
lichtempfindlichen Papiere einer Prüfung unter-
zogen waren und der Fragekasten seine Er-
ledigung gefunden hatte, wurde die Sitzung um
12'/« Uhr geschlossen.
Hamburg, 15. Februar 1903.
Photographlsche Gesellschaft
zn Hamburg (B. V.).
20. ordentliche Sitzung
in Bocks Restaurant, Gr.-Bleichen Nr. 38.
Die Versammlung wurde in Abwesenheit des
I. Vorsitzenden und wegen eines Vortrages des
II. Vorsitzenden durch den zeitigen Schatzmeister
Herrn K. Behrens eröffnet. Nach einigen ge-
schäftlichen Mitteilungen gibt der Vorsitzende
bekannt, dass die für die Kunstphotographische
Ausstellung 1903 bestimmten Bilder zwecks Vor-
prüfung einer Kritikkommission vorzulejj^en sind,
welche sich durch Wahl aus den Herren
Löwenherz, Reincke, Schmidt, Wolf und
Quatz zusammensetzt. Alsdann hielt Herr
H. Qu atz einen äusserst instruktiven Vortrag
über: „Die photographischen Objektive "
und Herstellung derselben mit Vor-
lagen." Vortragender geht von der Ablenkung
der Lichtstrahlen aus, sobald sie in ein anderes
Medium kommen. An verschiedenen Zeich-
nungen erläutert er, wie die Richtung nach der
Ablenkung durch plane Spiegelscheiben gleich-
bleibt, durch Prismen jedoch verändert wird;
eine audere Zeichnung veranschaulicht die Zu-
sammensetzung der Linsen aus verschiedenen
Deutsche Gesellschaft von Freunden
der Photographie
Hauptversammlung am 12. Januar 1903 im
Kasino der Königlichen Kriegsakademie.
Vorsitzender: Herr Geheimrat Prof. Dr. Tobold .
Als neue Mitglieder sind aufgenommen worden :
Herr Paul Fraenkel, Privatier, Paulstrasse 33,
Herr Gustav Herrmann, Fabrikbesitzer, Alte
Jakobstrasse 120 b. Als Hitglieder sind an-
gemeldet worden: Herr Emil Ebeling, Kauf-
mann, S. 53, Wilmsstrasse 14, Herr Dr. med.
Neumann, Posdam, Nauenerstrasse 30/31,
Freifrau von G a b I e n z , W., Tauenzienstrasse 20,
Herr H. Steiner, Ingenieur, Haiensee, Ring-
bahnstrasse 117.
Herr Wilhelm Knapp- Halle hat der Bibliothek
eine Reihe wertvoller Werke geschenkt, die
mit Dank entgegengenommen worden.
Die Sitzung ist wesentlich nicht als Haupt-
versammlung einberufen worden; es entspinnt
sich deshalb eine kleine Statutenplänkelei; die
Versammlung beschliesst aber, die heutige
Sitzung dennoch als Hauptversammlung zu be-
trachten und die Wahlen vorzunehmen. Diese
ergaben das folgende Resultat:
Vorsitzende: Herr Geheimrat Prof. Dr.
33
KLEINE CHRONIK.
Tobold, Herr Major von Westcrnhagcn,
Herr Geh. Reg. Rat Meyer.
Schriftführer: Herr Direktor Schultz-
Hencke, Herr Dr. Brehnif FrÄulcin M.
Kundt.
Schatzmeister: Herr Banquier Goemaon .
Beisitzer: Herr Major Beschmidt, Herr
Direktor C. Breuer, Herr Eugen Ellon,Herr
Leopold Gradenwitz, Herr Dr. Grosser,
Herr Rittmeister Kaehne, Herr Parlaments-
stenopraph Krause, Herr D. D. Michelly,
Herr Dr. R. Neuhaus, Herr Ludwig Russ,
Herr Joh. Otto Treue, Herr W. Vorwerk,
Frau Dr. Lessing, Frau Prof. Sccler.
Nach einer Iftogeren Debatte aber die
eventuelle Verlegung des Vereinsateliers in das
Lettehaus, an welcher sich beteiligen die Herren
Meyer, Krause, Schultz-Hencke, Kies-
ling, Beschnidt, Neuhaus, Breuer, Vor-
werk und Frflulein von Damm, sieht der
Verein davon ab, mit dem Letteverein in Ver-
bindung zu treten und verweist die Atelier-
vorlage behufs weiterer Vorbearbeitung an den
Vorstand zurück.
Die Revision der Satzungen wird auf die
nächste Sitzung vertagt, welche als Haupt-
versammlung einberufen werden soll.
Herr Johann Otto Treue legt eine ausser-
ordentlich umfangreiche Sammlung von Moment-
aufnahmen aus Kissingen, OberitaJien und von
der Nordsee vor, die sämtlich ohne Stativ auf-
genommen worden sind. Die Vorlage ist muster-
gültig und verrftt in ihrer seltenen und gleich-
mAssigen Schönheit sowohl in Bezug auf Bild-
ausschnitt wie Technik die vollendete Meister-
schaft dieses unseres verehrten Altmeisters.
Einzelne Kopier- und RetouchierkunststOcke
werden gebührend bewundert.
Mochten sich durch diese „Spezialaussteliung",
wie man sie füglich nennen konnte, doch auch
andere Mitglieder des Vereins zur Vorlage ihrer
verborgenen Schatze anregen lassen, wenn es
auch nicht jedem leicht fallen dürfte, Ähnliches
in gleicher Fülle zu bieten!
Den Rest des Abends füllte der mit Spannung
erwartete Vortrag des Herrn Dr. Hesekiel
über das neue Coxinverfahren zur Entwickelung
photographischer Platten ohne Dunkelkammer
bei Tages- oder beliebigem künstlichen Lichte
mit Demonstrationen, worüber wir folgendes
Autoreferat bringen : Nachdem der Vortragende
kurz an die verschiedenartigen Bemühungen
erinnert hatte, welche .im Laufe der Zeit ge-
macht worden sind, um bei der Weiter-
bearbeitung der Platten des Dunkelzimraers
cntraten zu können, nachdem er hingewiesen
hatte auf die Versuche mit helleren, gelben
und grünen Lampenscheiben und Zylindern, auf
die verschiedenen Konstruktionen von Dunkel-
säcken, auf die pelhrot jcefflrbten Entwickeler-
schalen etc., kam er auf die Methode zu sprechen»
welche im Jahre 1889 aus Amerika eingefühlt
wurde und darauf beruhte, dass man den Ent-
wickler selbst rot färbte. Er wies darauf bin,,
dass diese Methode sich habe in der Praxis
nicht einfahren können, schon deshalb nichU
weil die gewählten Farbstoffe sich auf die Dauer
mit den mehr oder weniger stark alkalischen
modernen Entwickeiern nicht vertragen, sondern
diese letzteren schwächen und zersetzen. Ver-
wendet man stark gefärbten EntwickeJer, so
kann man, wenn die Platte hervorgerufen wird,
naturgemäss nicht mit genügender Deutlichkeit
das Fortschreiten des Entwickelungsprozesses
verfolgen, und bei der notwendigen SdiaukeU
bewegung tritt mif Sicherheit die Gefahr ein»
dass bald die eine, bald die andere Seite mit
zu wenig roter Flüssigkeit bedeckt ist und dann
durch das Licht verschleiert wird. Färbt man
aber den Entwickeier schwach, so verbraucht
man in verschwenderischer Weise naturgemäss
viel EntwickelungslOsung, da ja so viel von dem
Farbstoff über der Platte stehen muss, dass das
aktinische Licht mit Erfolg abgehalten wird.
Die Platte verschleiert um so leichter in dem
gefärbten Entwickeier, als sie im trockenen
Zustande in diesen gebracht wird, und sonst
geraume Zeit braucht, um in demselben auf-
zuweichen. Dies Verfahren mit gefärbtem Eot-
wickeler ist aber auch unOkonomisch, denn rail
jedem Entwickeleransatz muss der hinzugetanene
Farbstoff verschüttet werden. Die nötige Do-
sierung des Farbstoffes im Entwickeier richtet
sich natürlich nach der Menge, welche man von
demselben anwendet, und nach der Grösse der
Schale, die man benutzt.
Das neue Verfahren zur Entwickelung und
Fertigstellung phothographischer Platten ohne
Dunkelkammer, bei Tages- oder künstlichem
Licht — kurz genannt das Coxinverfahren —
beruht nun im Gegensatz zu allen bisherigen
Versuchen darauf, dass man die Aufnahme-
platte natürlich noch unter Ausschluss des Lichtes»
sei es mit einem einfachen kleinen Wechdsack»
den sich jeder im eigenen Hause selbst fertigen
kann, sei es mit Hilfe eines kleinen Wechsd-
kästchens, welches ermöglicht, die Platte direkt
aus der Kassette in eine darunterstehende
Schale fallen zu lassen, in das Coxin bringt.
Das Coxin ist zwar auch eine rote Flüssig-
keit, besteht aber, wie Redner ausdrücklich be-
tont, nicht etwa ausschliesslich aus rotem Farb-
stoff. In diesem Bade bleibt die Platte c;i.
2 Minuten. Die Einwirkung des Bades braucht
nicht durch die sonst übliche Schaukelbewegung
der Schale gefördert zu werden. Das Coxin-
bad kann als Vorbad immer wieder benuirt
werden, es erschöpft sich nicht; es ist nur er-
forderlich, dass die Coxin flüssigkeit immer 1 ce*
hoch über der Platte steht. Die Platte saugt
34
KLEINE CHRONIK.
sich mit der Flflssigkcit voll, und nach Ablauf
der angegebenen Zeit sind die Licbtempfmd-
lichkeit-MoIeküIe gleichsam in eine Schicht ein-
gebaut, welche die Weiterbearbeitung der Platte
bei Liebt gestattet. Man nimmt sodann die
Platte aus dem Vorbade heraus und legt sie in
den danebenstehenden Entwickeier, welcher nicht
gefärbt ist. Hier in der Entwickelung sieht man
sodann das Bild hervorkommen und kann sofort
beobachten, ob Über- oder Unterexposition vor-
liegt. In beiden Fällen können unmittelbar
darauf die entsprechenden Gegenmittel an-
gewendet werden. Ja, man kann auch die Platte
aus der Entwickelungslösung heraus-, in eine
andere Entwickelungslösung hineinlegen, wenn
man aus irgend welchem Grunde solche
Variationen wünscht. Die weitere Entwickelung
der Platte, das Fixieren des Negativs im Fixier-
bade und das Wässern geschieht in der bisher
üblichen Weise. Dr. He se kiel betonte, dass
das neue Coxin verfahren überaus einfach ist und
bei Befolgung der Gebrauchsvorschrift und bei
Verwendung der auf das genaueste ausprobierten
Originalzusammensetzung zuverlässig absolut
schleierfreie Resultate liefert. Der Verdienst
der Erfindung gebührt Johann Ludwig, von
dem der glückliche Gedanke und die zuverlässige
Zusammensetzung der Coxinflüssigkeit herrührt.
Er hat bereits ein deutsches Reichspatent auf
seine Erfindung erhalten.
Eine Reihe vorgelegter, fertiger nach diesem
Verfahren bearbeiteter Platten von tadelloser
Brillanz, sowie die im Sitzungssaal vorgenommene
Entwickelung einer Platte vor den Augen der
Anwesenden, erhärtete die Brauchbarkeit der
neuen Erfindung, welcher danach eine grosse
Zukunft zu prognostizieren ist.
Lebhafter Dank lohnte die interessanten
Ausführungen des Vortragenden und seines
Bruders, welcher ihn bei den letzteren unter-
stützte.
Hierauf wurde der Vortrag geschlossen.
Dr. Brehm,
II. Schriftführer.
Dresdner Gesellschaft zurF5rderun|^
der Amateur-Photographie, e. V.
106. Sitzung vom Montag, den 12. Januar 1903.
Vorsitzender: Herr Rentier E. Frohne.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung an-
lässlich des Jahreswechsels mit einer Ansprache
und gibt bekannt, dass Herr Oberbaurat F. Hoff-
roann als Mitglied aufgenommen und Herr
Kaufmann Heinrich Vogel zur Mitgliedschaft
angemeldet wurde.
Vom Photo - Klub Budapest ist eine Ein-
ladung ergangen, die Frühjahr 1903 dort statt-
findende Ausstellung zu beschicken. Anmeldungen
werden bis 10. März erbeten. Platzmiete wird
nicht erhoben, und die Hin- und Rückh'acht
nebst Verpackungsspesen trägt der Budapester
Klub. Die Bilder sind der Dresdner Speditions-
firma Herrn Job. Carl Seebe zu übermitteln.
Der Vereinsbibliothek stiften : der Verlag des
„Apollo", Dresden, das Jahrbuch „Gut Licht"
für 1903, Herr Gustav Schmidt in Bcrhn
das in seinem Verlage erschienene „Jahrbuch
des Photographen " für 1903, Herr Hofbuch-
händler Hans Kufittich in Friedenau ein
Exemplar seines „Taschenkalenders für Amateur-
photogi'aphen". Band 1.
Probepackungen ihres Mattpapieres und Ent-
wickler fläschchen sandten die „Vereinigten Fa-
briken photograpbischer Papiere, Dresden".
Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles
erhielt Herr Redakteur Schnauss das Wort zu
seinem Bericht Ober die letzten Neuerungen
auf photographischem (iebiete. Redner bespricht
zunächst ein neue« von dem England^
E. Sanger Shepherd erfundenes Verfahren
der Farbenphotographie auf Papier, welches
sich von den bisherigen ähnlichen Verfahren
durch die Art und Weise, wie die drei Tcil-
bilder übereinander gebracht werden, unter-
scheidet (vergl. „Apollo" 1903, S. 2).
Ferner berichtet der Vortragende über ein
von Dr. B. Ho molk a in der „Photographischen
Correspondenz" 1903, Januarheft, angegebenes
neues Verfahren, welches als Abschwächungs-
mcUiode die bekannte Farm er sehe Lösung
von Fixiernati'on mit rotem Blutlaugensalz vor-
teilhaft zu ersetzen vermag. Ein Nachteil dieser
letzteren besteht bekanntlich in ihrer geringen
Haltbarkeit. Der genannte Autor hat nun ge-
funden, dass eine Lösung von 5 g rotem Blut-
laugensalz in XQOccm der im Handel befind-
lichen Pinakolsalz-N-Lösung, die beim Gebrauch
mit 5 — 10 Teilen Wasser verdünnt wird, einen
vorzüglichen, rasch wirkenden und, in gut ver-
korkter gelber oder brauner Flasche aufbewahrt,
sehr lange haltbaren Abschwächer bildet. Die
abgeschwächten Negative werden kurz abge-
spült und in ein saures Fixierbad gelegt. Das
Abschwächungsbad kann bis zur Erschöpfung
gebraucht werden.
Den Hauptpunkt der Tagesordnung bildet
ein Vortrag des Herrn Hofgraveur Joh. Wolf
über das in letzter Zeit oft angezogene Thema
„Photographie und Kunst". Dass die Photo-
graphie nicht nur ein rein mechanisches Ver-
fahren ist, beweist der Umstand, dass mehrere
Photographen, vor dieselbe Aufgabe gestellt,
diese in ganz verschiedener Weise lösen, und
je nachdem eine mehr objektive oder subjektive
Auffassung zu gründe liegt, kann man von einer
rein photomechanischen Wiedergabe im Gegen-
satze zur individuellen kunstphotographiscben
Ausdrucksweise sprechen. Kenner sind in der
35
KLEINE CHRONIK.
age, ohne Vor wissen zu bezeichnen, welche
Arbeiten Kfibn, welche Henneberg zuzu-
schreiben sind. Hierfflr ist aber nicht die
ftusserlicbe Mache kennzeichnend, sondern allein
die anders geartete individuelle kflnstlerische
Ausdrucksweise eines jeden. Deshalb vertritt
Redner auch die Ansicht, dass hervorragende
künstlerische Individualitäten, wie die Wiener
und Hamburger Führer der modernen kunst-
photographischen Bewegung es sind, auch in
der hohen Kuqst als Maler, Radierer etc. zu
Ansehen gekommen wftren, hätten sie sich
diese Technik frühzeitig aneignen können.
Nicht das Handwerkszeug, nicht das Material,
sondern die individuelle, geistige Auffassung des
Urhebers kennzeichnen ein Werk als der Kunst
zugehörig. Dass man in der subjeküvcB Be-
tätigung auch zu wdi cekeii %ann, dafür haben
^rir in aOen Kunstgattungen, auch in der Photo-
graphie, Beispiele genug. Der Fall tritt immer
ein, wenn Wollen und Können im Missverhftlt-
nis zueinander stehen, oder die jedem künst-
lerischen Ausdrucksmittel gesetzten Grenzen
überschritten werden. Redner präzisiert die
Photographie vornehmlich als eine zeichnende
Kunst, und als solche ist sie an die Form ge-
bunden. Das Formensehen, das künstlerische
Sehen ist eine psychologische Tätigkeit, die
durch Übung gesteigert, bis zu einem gewissen
Grade auch gelernt werden kann. Für den
Photographen besteht eine Gefahr, falsch sehen
zu lernen, sein Auge zu verbilden, durch die
Anwendung von Weitwinkelobjektiven. Wenn-
gleich auch diese Instrumente eine geometrisch
richtige Projektion vom Gegenstande entwerfen,
so fassen sie doch einen Bildwinkel, der um
ein Vielfaches grösser ist, als der Gesichts-
winkel unseres Auges. Welche Nachteile
hieraus für die Bild Wirkung erstehen, ist all-
gemein bekannt.
Der Vortragende gab dann noch Auszüge
aus einer, von Herrn Pastor AI lihn verfassten,
satirischen Epistel zum besten, in welcher
hauptsächlich die Auswüchse der modernen
Kunstphotographie g^eissclt werden, iiod zeigt
„Schablonotsrpien" genannte, nach eioem vom
Verfasser in humorvoller Weise zusammen-
gestellten Verfahren, mittels Papierschablonen,
Farbe und einem alten Flaschenkorke ber-
gesteUte Bilder, vor, die sogenannten hyper-
modernen kunstphotographischen Erzeugnissen
in der Wirkung nahe kommen. Der Heiterkeits-
erfolg büeb nicht aus, und Herr Wolf erntet
für seinen allgemein interessierenden Vortrag
lang anhaltenden Beifall.
Nachdem der Vorsitzende Herrn Wolf für
seinen Vortrag gedankt hat, acMesst er unter
Bezugnahme auf das «oeben im Verlage von
Wilh. Kna^ in Halle erschienene Gravm^en-
PjMShtwerk noch einige Worte an und stimmt
damit im grossen Ganzen den Ausfahrungen
des Vorredners bei. In der nun folgenden
Pause betrachtet man die im Nebenraume be-
ßndliche Ausstellung, welche Bilder aus dem
schon erwähnten , von Herrn Matthles-
Masuren redigierten Gravuren - Prachtwerk,
einige Probedrucke auf einem feinkörnigen,
neuerdings herausgekommenen Gummidnack-
papier von Höchheimer, eine Anzahl von
Herrn Redakteur Schnauss zur Verfügung
gestellter Bilder ausländischer Kunstphotographen ,
sowie sechs grosse Ozotypien von Herrn
Dr. Bellach enthält. Die letzteren sind zwei-
und dreimal übereinander gedruckte, von Herrn
Dr. Bell ach teils nach eigenen Negativen, teils
nach solchen der Firma Carl Bellach, Leipzig,
hergestellte Ozotypien.
Im weiteren Verlaufe der Sitzung kommt
Herr Fr ohne auf das neue Verfahren ,KaU-
typie" zu sprechen. Nach einer lebhaften,
diesen Gegenstand betreffenden Diskussion
werden die im Fragekasten voigcfundenen
Fragen erledigt. Andere technische Angelegen-
heiten werden in Anbetracht der vorgerückten
Stunde auf eine spätere Sitzung verschoben.
Anwesend waren 41 Mitglieder und 8 Gaste.
Renger-Patzsch, 1. Schriftführer.
Fragen und Anti^orten.
Das Negativpapier soll verzeichnen. Da
ich das Papier nicht aus eigener Erfahrung
kenne y so bitte ich um kurze Angabe über
dessen Vor- und Nachteile. Bitte mir auch eim
Firma zu nennen, weiche gutes Negativpapier
fabriziert.
Negativpapier verzeichnet nicht, sondern gibt
die Details nicht so ausgeprägt wie eine Glas-
platte oder Film. Der Grund liegt darin, dass
das Bild durch das Kopieren durch die Papier-
schicht (anstatt durch die homogene, durchsichtige
Glasplatte) ein gewisses Korn erhält. Dies«
Unterschiede zeigen sich besonders imprftgnant,
wenn Sie von einer Aufnahme des gleichen
Sujets auf Bromsilberplatte und auf Negativpapier
Vergrösserungen herstellen. Das Negativpapier
hat vor den Platten den Vorteil des geringen
Gewichts. Ferner ist sein Preis bedeutend
niedriger als der von Celluloidfilms. Das Negativ-
36
KLEINE CHRONIK.
papier gibt LicbthofbUdungen geringer als ge-
wöhnliche Bromsilberplatten. Es ist am Platze ,
wo es auf absolute Schärfe und äusserste
Detail wiedergäbe nicht ankommt. Negativver-
grOsseningen für Gummidrucke werden insbe-
sondere gern auf Papier hergestellt. Gutes
Negativpapier bringen u. a. in den Handel:
Gustav Schaeufclen, Heilbronn a. N., Neue
Photographische Gesellschaft, Steglitz.
Bitte mir die Adresse einer Fabrik mit-
zuteilen, von welcher man Kupferplatten
flir , Photogravure beziehen kann.
Wir nennen Ihnen Metallwarenfabrik H.
Berner t, Berlin N., Kastanien Allee 40; A.
Laue & Co., Berlin N., Chaussee Str. 2e;
Leopold Jastrow, Berlin O., Blumen Str. 37;
In Oesterreich können Sie Kupferplatten von
F. A. Lange, Wien VU, Westbahn - Str. 5, be-
ziehen.
Wie stelle ich von flauen Negativen
kontrastreiche Viapositive her?
Hierzu sind klar arbeitende und gute Deckung
gebende Platten erforderlich. Ganz vortrefflich
eignen sich dazu die sogen. Diapositivplatten
(Chlorbromsilberplatten), wie sie von ver-
schiedenen Fabriken in guter Qualität in den
Handel gebracht werden. Die Belichtung ge-
schieht bei Lampenlicht in nicht zu naher Ent-
fernung der Flamme. Für die Hervorrufung
benutzen Sie in Ihrem Falle einen hart ar-
beitenden Entwickler, z. B. Hydrochinon mit
Bromkali. Alles Nähere ergeben die Gebrauchs-
anweisungen der Diapositivplatten.
Bitte um Rezepte für Tonbäder zu
Velox' Papier, mit welchen ich verschiedene
Töne {Rötel, Sepia, Blau und Seegrün) er-
hcUten kann.
Für Blautonung:
1 proz. Lösung von zitronensaurem
Eisenoxydammon 25 ccm
5 proz. Lösung von Zitronensäure . . 5 „
1 « m n rotem Blutlaugen-
salz-Lösung 25 „
Für Sepiatonung:
1 proz. Lösung von Urannitrat ... 25 ccm
5 H >i n Zitronensäure . . 5 ,»
\ n f» ti rotem Blutiaugcn-
salz-Lösung 25 „
Für Grüntonung:
Man mischt 1 Teil der Lösung für Blautonung
mit 2 Teilen der Lösung für Sepiatonung.
Für Röteltonuug:
10 proz. Kupfersulfat-Lösung .... 25 ccm
„ f, Kaliumcikrat- „ 190 „
« „ rote Blutlaugensalz-Lösung . 22 „
Ich benutze für meine Arbeiten isochro-
matische Edwards Snapshot - PkUten^ die
bei rotem Licht sehr leicht schieiern und
l^g^ grossen Wert auf du Beurteilung der
Exposition in der Durchsicht. Gewöhn-
lich entwickle ich nach der Hauff sehen
Vorschrift im Standentwicklungskasten mit
Glycin oder kurz mit Pyrokatechin.
Ich möchte nun gerne wissen, ob ich
flach Behandlung mit Coxin die Platten
auch in der Durchsicht prüf en kann, wenn
ich anstatt bei Tageslicht bei gelbem Licht
(wie ich dies für Bromsilberpapiere benutze)
arbeite, und eventuell ob dies auch bei
Platten möglich ist, die sich in Stand-
entwicklung befinden. Eventuell ob ein
schwächeres Rot, das die Augen weniger
angreift als du dunkelrote Lampe, zu-
lässig ist.
Da Coxin noch nicht im Handel zu haben
ist, so können wir Ihnen sichere Auskunft hierin
nicht erteilen. Wollen Sie sich diesbezüglich an
die Coxin-Fabrikanten (Adresse : Deutsche Coxin-
Gesellschaft, Berlin W., Lützow-Str. 2) wenden.
Die roten Dunkelkammerscheiben resp. Cylinder
sind oft übermässig dunkel gefärbt, was für die
Praxis, wenn es sich nicht um speziell rot-
empfindliche Platten handelt, durchaus nicht er-
forderlich ist. Gute Rotscheiben liefert C. H.
Ulrich, Charlottenburg, Bismarck-Str. 98. Man
entwickelt farbenempfindliche Platten in bedeckter
Schale und nimmt dieselben ab und zu behuf»
Prüfung heraus; man betrachte die Platten
möglichst fern von der Lampe. In dieser Weise
wird auch in den photographischen Ateliers ver-
fahren. Gelbes Licht ist für farbenempfndliche
Platten nicht anzuwenden, da diese Platten doch
hierfür speziell empfindlich sind.
Hat jemand von den verehrten Lesern
der Mitteilungen die Spiritusglühlampe
Phöbus oder die Petroleumglühlampe Stob-
was s er probiert^ Sind dieseWen für photo-
graphische Zwecke {Projektion etc) brauch-
bar? Sind die Glühstrümpfe sehr zerbrechlich
bezw, wie oft müssen dieselben erneuert
werden? Die Inserate und Prospekte sind
verlockend^
37
KLEINE CHRONIK.
Verschiedenes.
Platlnkoplen In Sepia- nnd Rötel- treffen, beantwortet Herr F. Tellmann
tOnen. Bremen, Sternstrasse 11.
UmPIatinkopienSepia-undRoteltönezugeben, ünteiTlchta-Nachricilten.
"'" "u'LtS.f''^'"'' '^''"■'*''*'"7*" '"' Das TaehalkuMlttWeUa. ein unter Staats-
' .... ' ' .^^ aufsieht stehendes höheres technisches Institut
DestiUiertes Wasser ... 100 „ * .-u n t_a_ j »« •_•
zur Ausbildung von Elektro- und Maschinen-
II. Rotes Blutlaugensalz . . . 1^ Ingenieuren, Technikern und Werkmeistern.
Salzsäure 3 Tropfen ^j^jj^^ -^^ verflossenen 36. Schuljahre 3610 Be-
DestUliertes Wasser ... 100^ 3^^^^^. Der Unterricht in der Elektrotechnik
III. Salzsaure ....... \Q ccm ist in den letzten Jahren erheblich erweitert und
Destilliertes Wasser. . . 100 « wird durch die reichhaltigen Sanunhuigen ,
IV. Rhodanammonium . ... 5 g" Laboratorien, Werkstatten und Bfaschinrnaniagen
Destilliertes Wasser ... 100 ^ (Maschinenbau-Laboratoriuni) u. s. w. srfir wirk-
Für den Gebrauch mischt man *»°» unterstützt Das Sommersemester beginnt
30 Teile Lösuns- 1 ^°^ ^^' -^P'^t ^^^ ^^ finden die Aufnahmen für
2Q ir den am 17. Mftrz beginnenden unentgeltlichen
a^ 11T Vorunterricht von Anfang Mftrz an wochen-
. jY tAglich statt. AusfQhrliches Programm mit
80 Was^»e^ Bericht wird kostenlos vom Sekretariat des
(Phot News ) Technikums Mittweida (Königreich Sachsen) ab-
gegeben. In den mit der Anstalt verbundenen
ca. 3000 fffi Grundfläche umfassenden Lehr-
Geka- Entwickler. FabrikwerksUtten finden Volont&re zur prak-
Von der Photochemischen Fabrik tischen AusbUdung Aufnahme, Das Technikum
Helios, Dr. G. Krebs, Offenbacb a. Main, Mittweida erhielt anlasslich der SAchsisch-
wird unter der Marke .Geka- ein neuer Rapid- Thüringischen AussteUung zu Leipzig die höchste
entwickler in den Handel gebracht. Derselbe Auszeichnung, die Königlich Sachsische Suats-
wird in Pulverform zum Selbstansatz, in kon- «edaiUe .für hervorragende Leistungen im tech-
zentrierter Lösung (welche für den Gebrauch n»s<^hcn Unterrichts wesen".
mit 10 bis 40 Teilen Wasser zu verdünnen ist)
und in Patronenform (je für 200 bis 250 ccm Geschäftliche MttteülUlfeil.
Lösung) geliefert. Der Geka-Eniwickler wird D»e best renomierte Hofmanufaktur von
für Moment- und Zeitoufnahmen empfohlen. Er R- iMtkMW (Witt. H1l]l0r)-Wi6ll giebt nuter
eignet sich auch fflr Diapositivplatten, Brom- dem Titel , Lechners Mitteilungen" seit Jahren
Silber- und Chlorbromsilberpapiere. R. «»«c illustrierte Monatsschrift heraus, in welcher
namentlich die Neuheiten auf dem Gebiete von
Apparaten, Chemikalien, Papieren etc. behandel
werden.
Eine Ausstelltm^ j^j^ Aktiengesellschaft für Trockenpiatten,
von kflnstleHschen Lichtbildern ^om. WettenAorp 4 Wekaer-KOii macht be-
deutscher Herkunft veranstaltet im kommenden kannt, dass ihr Vorstand, Herr Josef Wehner
September die Photographische Gesellschaft zu am 5. Januar verschieden ist und dass Herr
Bremen £. V. Aus den Bestimmungen sei hier Dr. Halssig auch fernerhin die Leitung der
nur kurz erwähnt: Hinsichtlich des Gegenstandes Fabrik Qbernehmen wird.
ist dem Aussteller keinerlei Beschrankung auf- Ferner gingen ein:
eriegt. Platzmiete wird nicht erhoben. Die PhOtecllMAitClM Ftbrlk Dr. 0. ErekS-
Einsendungen unterliegen einer Vorprüfung Offeilbacll A. M., Preisliste 1903.
durch den Ausstellungsausschuss. Die Aus- Trtpp k HftBCll - Fri^dbeff b. Frankfurt
Zeichnungen bestehen in Bronzepia ketts und a. M., Prospekt über neues Matt-Albuminpapier,
Ehrendiplomen; ausserdem werden etwaige haltbar gesilbert.
Ehrenpreise vergeben. Das Preisgericht setzt Romain TalM-Beilill, Preisliste über Ertee-
sich zusammen aus den Herren Senator und Essemm-Artikel
Schultz, Vorsitzender, Willy Dose, Ed. HvgoHillterberger-WieillZ, Laboratoriums-
Gildemeister, Fritz Mackensen-Worps- Jahresbericht über das Jahr 1902.
wede, Dr. G. Pauli, Carl Schütte, B. Wie- ToigtUfiAer 4 SolUI, A.-0., BmUWCkVtli,
gandt. Anfragen, welche die Ausstellung be- Illustrierte Liste Ober Hand- und Stativcameras.
38
NHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Ausstellungs-
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Vereins - Nachrichten.
Verein zur Förderung der Photo-
graphie zu Berlin.
Sitzung vom 11. Februar 1903.
Vorsitzender Herr Rittmeister Kiesling.
Zur Aufnahme in den Verein haben sich ge-
meldet: die Herren Dr. Ph. von Pal6zieux-
Charlottenburg undCarlKöster- Berlin ; ferner
der Verein zur Förderung der Kunst in
Berlin.
Als Mitglieder sind aufgenommen worden
die Herren Dr. Schwinning-Potsdam und
Dr. A. KOnig-Salzhof bei Spandau.
Zur Verteilung gelangen verschiedene Pro-
sp)ekte photographischer Firmen, besonders zu
nennen sind: Liesegang Ober photogr. Papiere,
Aktien-Ges. für Anilin-Fabrikation über „Agfa"-
Artikel, ein Preisausschreiben von Bausch &
Lomb, Rietzschel über „Clack" -Apparate
und neues Objektiv „Linear" F : 4,5, Haake &
Albers Ober Zinks Pigmentdruck und Brune
& H-öfinghoff über ihren „Brillant" -Entwickler,
von welchen ferner Probefläschchen in reich-
licher Anzahl vorliegen.
Der Vorsitzende teilt mit, dass die in voriger
Sitzung zu Vorstandsmitgliedern gewählten Herren
sämtlich die Wahl angenommen haben. Zu
Kassenrevisoren werden die Herren Rosen-
bohm und Rundorf gewfihlt. Herr Gust.
Schmidt Oberweist der Vereinsbibliothek ein
Exemplar seines neuen Werkes; „Jahrbuch des
Pbotographen und der photographischen In-
dustrie" .
Herr Hanneke legt zwei Worelsche
Farbenphotographien vor, die nach der Aus-
bleichmetode hergestellt sind. Herr Worel
hat über sein Verfahren in den „Mitteilungen"
ausführlich berichtet. (Siehe Phot. Mitteil. 1902,
Seite 336). Bei der Fixage der vorliegenden
Proben soll ein ErwÄrmen derselben eine
Rolle spielen, eine Neuerung, über die bisher
noch .nichts bekannt ist. Von den beiden
Bildern ist das Blumenstock eine Aufnahme
nach .der Natur, das Genrebild eine Kopie
von einem Farbendruck, und ist besonders das
erstere bei der anerkannten Schwierigkeit des
Prozesses als recht gut gelungen zu bezeichnen.
Ein Urteil Ober die Richtigkeit der Farbenwieder-
gabe ist allerdings nicht möglich, da man die
Originale leider nicht zum Vergleich hat. —
In der Diskussion macht Herr Dr. Tobias auf
den Widerspruch aufmerksam, der darin Hegt,
dass man zunächst möglichst lichtunechte Farb-
* Stoffe nehmen müsse, um den Prozess zu be-
schleunigen, und nachher sollen diese selben
Farbstoffe durch die Fixage lichtecht gemacht
werden. Eine vollständige Fixierung werde wohl
nie erreicht werden. — Herr Quidde erblickt
in der guten Wiedergabe der grauschwarzen
Schatten des Blumenstückes einen Beweis von
der Richtigkeit des Mischungsverhältnisses der
Farben. — Herr Klepp und Herr Hanneke
sprechen über die Bedeutung der Vorpräparation
des Papieres, da die Leuchtkraft der Farben
diu-ch Einsinken in die Papierschicht stark be-
einträchtigt wird. Der Vorsitzende meint, es sei
zu verwundern, warum Worel die Drucke
lackiere. Immerhin sei es nach Worels
Verfahren möglich, ansehnliche Kopieen auf
Papier zu machen, während die sonstigen
Dreifarbenbilder nur in der Durchsicht wirken.
— Herr Dr. H es e kiel misst dem Verfahren
keine praktische Bedeutung bei, da man wohl
selten ein brauchbares Resultat erzielen werde,
obgleich die vorliegenden Drucke besser seien
als die seinerzeit von Dr. Neu haus an-
gefertigten. Herr Dr. Hesekiel bemerkte
bei dieser Gelegenheit, dass demnächst auch
das indirekte Dreifarbenverfahren für Papier-
kopieen brauchbar wird, und zwar in der Weise,
dass man zunächst den blauen Druck anfertige.
Auf diesen quetscht man die rote Kopie, aus der
nach einiger Zeit die rote Farbe von dem unter-
liegenden blauen Druck her ausgesaugt werde.
Das Gleiche geschieht mit Gelb, so dass schliess-
lich alle drei Farben in einem Blatt vereinigt
sind. Die Versammlung sieht dieser überaus
interessanten Neuerung mit Spannung entgegen.
39
KLEINE CHRONIK.
Fragekasten: 1.) „GewAhi'en Gelbscheiben
in Verbindung mit gewöhnlichen (d. h. nicht
farbenempfindlichen) Platten Vorteile bei Land-
schaf tsauf nahmen?" — Die Herren Hanneke,
Haberlandt und Quidde sind der Ansicht,
dass die Gclhscheibe nur die Exposition be-
deutend verlängere, einen praktischen Nutzen
nber nicht habe, da die gewöhnlichen Platten
für Gelb und Grün so gut wie gar nicht empfindlich
sind. Eine Empfindlichkeit dafür zeigt sich erst
bei sehr langer Exposition. Herr Rudolphy
will dagegen bei Aufnahmen von Schneeland-
schaften eine bessere Wirkung erzielt haben,
was Herr Quidde jedoch darauf zurückführt,
dass durch die Gelbscheibe in diesem Falle nur
eine Überexposition verhindert wurde. Herr
Hanneke und Klepp vertreten den theoretisch
richtigen Standpunkt der Anwendbarkeit der
Gelbscheibe, da bei gewöhnlichen Platten bei
genügend lange ausgedehnten Spektralaufnahmen
eine Wirkung über Gelb hinaus bis ins Rot
hinein festgestellt sei.
2. , Liegen Erfolge in der Katatypie vor?" —
Herr Hanneke hat Versuche damit angestellt
und wird in der nflchsten Sitzung die Resultate
zur Vorlage bringen. Es ist zu beachten, dass '
die Herren Prof. Ostwald und Dr. Gross bei
der öffentlichen Vorführung specielle Rezepte
nicht mitgeteilt haben. — Herr Dr. Hesekiel
hat kürzlich mit Dr. Gross gesprochen, der ihm
von den zahlreichen Briefen erzählt habe, die
taglich einlaufen und alle das eine Thema •
variieren: „es geht nicht*. Das Publikum möge
sich noch ein wenig gedulden, in 8 — 12 Wochen
werde Weiteres veröffentlicht werden.
3. Die in der letzten Nummer der „Mit-
teilungen" beschriebene Selbstherstellung von
Albumin- Diapositivplatten dürfte dem namentlich
im Plattengicssen Ungeübten doch Schwierigkeiten
bereiten. Ich erlaube mir deshalb die Frage:
Sind derartige Platten, ungcsilbert oder haltbar
gesilbert, im Handel?" — Herr Hanneke ver-
neint diese Frage, auch die Anfertigung von
Chlorsilber -Gelatine -Platten sei fast von allen
Fabriken wieder aufgegeben, der zu geringen
Nachfrage wegen. Es Werden für die Herstellung
von Diapositiven jetzt meist Bromchlorsilber-
platten genommen.
4. „Gibt es ein Verfahren, die glänzenden
Schatten der Pignientbilder stumpf zu machen?"
— Der Vorsitzende glaubt, dass gegen diesen
(ilanz in den Tiefen, der durch die Dicke der
Gelatineschicht entstehe, schwerlich etwas zu
machen sei. — Herr Dr. Hesekiel meint, dass
vielleicht Aufquetschen auf eine Mattscheibe
helfe.
5. „Kann mau ein sehr hartes Negativ in
ein weiches umwandeln und eventuell wodurch?"
— Der Vorsitzende hiilt Abschwächen mit Am-
iuüniumj)crsulfat für das allein in Betracht Kom-
mende, dauert aber die Abschwftcbuog zu
lange, so werden die Tiefen auch angegriffen.
Herr Hanneke legt eine Anzahl Bilder vor,
die nach Zinks neuem Kopierverf ahren
hergestellt sind. Dieselben ähneln Pigmentdrucken
und zeigen eine feine durchgehende Struktur.
Über die Einzelheiten dieses Verfahrens ist nur
soviel bekannt, als die Firma Haake& Aljbers
in Frankfurt a. M., die die Generalvertretuns:
übernommen hat, mitteilt: Das Photometer und
der Übertrag fallen fort, denn das Bild kopiert
sichtbar und wird seitenrichtig. Auch ist keine
so grosse Sorgfalt beim Entwickeln nöt%, denn
die Kopie ist nicht so leicht verletzbar und
verträgt heisses Wasser, ohne Blasen zu geben.
Als Unterlage dient das im Handel befindliche
Pigmentpapier. Der Subskriptionspreis für dieses
als „Oxydationsprozess" bezeichnete Verfahren
ist 35 Mk., es müssen aber mindestens 200 Unter-
schriften beisammen sein, ehe das Verfahren
mitgeteilt wird. Es scheint sich um eine der
Ozotypie ähnliche Sache zu handeln.
Herr Hanneke legt ferner eine Anzahl
Bilder auf Panpapier vor. Die Firma Liese-
gang in Düsseldorf hatte ein Preisausschreiben
für dieses Papier veranstaltet, und waren uns
die prämiierten Bilder zur Vorlage zugesagt.
Leider mussten dieselben aber wegen der Ver-
schiebung der Sitzung wieder zurückgesandt "wer-
den ; statt dessen gelangt eine Anzahl anderer Pan-
bilder von Herrn Hanneke zur Cirkulation. Pan-
papier ist ein Entwicklungspapier, dem durch die
Entwicklung verschiedene Töne gegeben werden
können (siehe PhoL Mitt, 1901, Seite 129). —
Herr Haberlandt hat früher mit diesem
Papier Versuche angestellt und dabei gefunden,
dass es überaus schwer ist, damit eine grössere
Anzahl gleichmässiger Bilder zu erzielen. —
Herr Hanneke sagt, dass man über den
Charakter eines Papieres nur nach Vergleichs-
kopien urteilen könne. Albumin habe z. B.
die reichste Tonskala, und im Vergleich damit
werde man finden, dass die meisten modo-nen
Entwicklungspapiere ziemlich hart arbeiten.
Es folgen nun einige Mitteilungen Ober
Pinakol-Entwickler. Herr Rudolphy hat 5 bi;«
6 Platten entwickelt, aber keine besonderen
Vorteile gefunden. — Die Herren Rosen-
bohm und Hei nicke haben einige Platten
damit zur Zufriedenheit entwickelt, letzterer
betont aber, dass bei der Kleinheit der Probe.
fläschchen ein wirkliches Urteil kaum möglich
sei, auch werde man jetzt mit Ansuchen, neue
Entwickler zu probieren, Oberhäuft. — Der Vor-
sitzende bestätigt, dass für das praktische Ar-
beiten das fortwährende Erscheinen neuer Ent-
wickler nicht angenehm sei, nichtsdestoweniger
sind wir den Fabriken dankbar, dass sie uns
ihre neuen Erzeugnisse zusenden; übrigens sei
der heute verteilte Entwickler in sicherlich aus-
40
KLEINE CHRONIK.
reichender Menge vorhanden. — Herr Hanneke
macht darauf aufmerksam, dass beim Pinakol
nicht die Entwicklungssubstanz, sondern das
Pinakolsalz N die Hauptsache sei. Dieses soll
Soda, Poltasche oder Ätzalkali ersetzen, die
£ntwicklung beschleunigen, dabei aber das
Krftuseln verhindern und die Platten klar halten ;
der damit hergestellte Pyrogallol • Entwickler,
Pinakol P, färbe Platten und HAnde nicht gelb
und arbeite schneller als der ' Pottasche-Ent-
wickler (siehe Phot. lAitteil., Seite 12). ■— Herr
Landgerichtsrat Hauchecorne sucht den Grund
des Krftuselns der Platten ausschliesslich im
Wasser, denn dieselben Platten, die hier gar
nicht kräuselten, haben im Gebirge (Riesengeb.)
schon im Entwickler gekräuselt, hiergegen habe
auch ein Bestreichen der Ränder mit Kautschuk
nicht geholfen. — Frau ExcellenJe von Igel hat
bei einer bestimmten Sorte Platten stets Kräuse-
lung gehabt, bei Westendorp & Webncr
dagegen nie. — Herr Dr. Tobias schiebt es
ausschliesslich auf die Platten, denn auch frQher
beim Eisenentwickler sei Kräuselung eingetreten,
ein Beweis, dass es nicht am Alkali liege.
Herr Dr. Holm hat Bayers Blitzpulver
versucht, mit dessen Wirkung er ganz zufrieden
sei; eine geringere Rauchentwicklung habe er
nicht feststellen können. Am meisten jedoch
bevorzuge er das sogenannte Kugelblitzlicht von
Krebs. Dasselbe sei kugelförmig in Seidenpapier
gewickelt mit zwei Fäden daran; an einem
hängt man es auf und mit dem anderen ent-
zündet man es. — Im Anschluss daran findet
ein Meinungsaustausch statt Ober die Zweck-
mässigkeit von Pustlicht und Blitzlicht.
M. Kiesling. A. Quidde.
NB. In dem Sitzungsbericht vom 9. Januar
(S. 16) ist bei der Mitteilung der Vorstandswahl
fibersehen worden, anzuführen, dass für das
Amt des Bibliothekars Herr Dr. Ad. Hese- ,
kiel wiedergewählt worden ist.
Vereinlgiuig von Amateur - Photo-
graphen zn Elmshorn.
Am 23. November 1902 hatten »ich auf Ein-
ladung des Unterzeichneten fflnf Amateur-Photo-
graphen im „Holsteinischen Hofe" zusammen-
gefunden, um Ober die Gründung eines Amateur-
Vereins zu beraten. Trotz der geringen Zahl
der Erschienenen wurde die Gründung be-
schlossen, da man hoffte, durch mflndtiche
Agitation noch eine Reihe von Mitgliedern ge-
winnen zu können. Zum Vorsitzenden wurde
Lehrer Kohlsaat und zum Kassirer, Kaufmann
Langmaak gewählt. Der monatlich zu be-
zahlende Beitrag wurde auf 0,50 Mk. festgesetzt
und zum Vereinslokal der „Holsteinische Hof
bestimmt. In der Sitzung vom 30. November
waren bereits acht Mitglieder anwesend, während
noch fernere Anmeldungen mit Sicherheit er-
wartet werden konnten. In dieser Versammlung
wurde mit der Festsetzung des Vereinsstatuts
vorgegangen. Seitdem haben noch fernere
Sitzungen stattgefunden, am 19. Dezember 1902
und 9. Januar 1903. In der ersteren zeigte
Herr Kummerfeldt, wie mit einer einfachen
Camera Stereoskopaufnahmen gemacht werden
können, und Herr Härder fQhrte die Behandlung
des abziehbaren Celloidin-Papiers vor. In der
letzten Sitzung hielt Herr Langmaak einen ein-
gehenden Vortrag über „Photographische Appa-
rate." Referent stellte vor allem die Forderung
auf, dass Anfänger in der Photographie un-
bedingt einen Apparat mit Mattscheibe nötig haben,
weil nur an einem solchen das Einstellen gelernt
werden kann und dieses fOr die Beherrschung
der photographischen Technik unumgänglich not- <
wendig ist. Er gelangte nach Erörterung der
Vorzüge und Nachteile sämtlicher gangbaren
Systeme zur Verwerfung der sogenannten Kasten-
apparate, empfahl dagegen die Klappapparate,
namentlich diejenigen mit Schlitzverschluss. Die
Versammlung zeigte sich in allen Punkten mit
dem Vortragenden einverstanden. Zum Schluss
zeigte Herr Kummerfeldt, wie durch ent-
sprechende Belichtung und Entwicklung mit
dem Pan-Papier die verschiedensten Farben töne
erzielt werden können. — Die Mitgliederzahl
des Vereins ist jetzt auf 13 angewachsen.
Friedrich Kohlsaat, Vorsitzender.
Amateur-Photographen -Verein
„Gnt Licht«*, Rlxdorl b. Berlin.
Der Amateur -Photographen -Verein „Gut
Licht", Rixdorf b. Berlin veranstaltet in den
Tagen vom 10. bis 13. Apri 1903 eine Aus-
stellung von photographischeu Erzeugnissen
seiner Mitglieder. Dieselbe findet in Hoff-
manns Festsälen (Inhaber H. Tiel) Rixdorf,
Bergstr. 151 — 152 statt.
Der hier seit einiger Zeit bestehende PhetO-
graphisehe LMeürkel Rv4olsta4t ist jetzt in
einen Verein gleichen Namens umgewandelt
Lehrreiche Zeitschriften, eine verhältnismässig
gute Bibliothek und endlich ein guter Ver-
grösserungs- und Projektions -Apparat, haben
dem jungen Verein bereits 30 Mitglieder zugefQhrt.
Vereinsabende alle 14 Tage Freitags im
Hotel zur Krone, hier.
Adresse: H. WenBel, Rn4olsta4t, Schvara-
burgentr. 67 p.
41
KLEME CHRONIK.
Monats -Versaimnliuig der Sektion
Steglüx der Deutschen Gesellscliaft
▼Ott Freunden der Photographie
am 22. Februar 1903, Abeods 8*/» Uhr, im
Restaurant Kaiserhallen.
V^orsitz: Herr Direktor C. Breuer.
Die Versammhing ist zabh-eich besucht; ein-
gegangen sind: Jahrbuch, III. Bd., der Photo-
graphischen Geaellflchaft in Bremen ; zwei Hefte
»Mittcüungen photographischen Inhalts* von
Lechner in Wien; Beschreibung der Siegriste-
Camera von Fraaz Kahn, BerUn, und Ent-
wickler und Biitzlichtproben von Dr. G. Krebs,
Offenbach.
Die Versammhing nimmt von den Eingingen
mit Interesse Kenntnis; die Proben werden mit
der Massgabe verteilt, dass die Empfänger Ober
'den Ausfall der Versuche in der nächsten Sitzung
berichten.
Herr Breuer bringt Leistenproben mit In-
tarsien f Qr kleinere Bilderrahmen aus der Leisten-
fabrik von Karl Friemel in Rixdorf zur Vorlage,
die wegen ihrer exakten Arbeit und schönen
Muster den vollen Beifall der Versammlung
finden.
Sodann erliih das Wort Herr S k o w r o n D e c k
von der N. F. G. zu seinem Vortrage: »Experi-
mentelle Behandhing des Lentapapicres*. Die
lichtvollen Ausfahrungen des Vortragenden und
die Ergebnisse des Experiments, sowie die vor-
gdegten Bilder in den versduedenslen Papier-
Sorten und Farbentonen i eclillei tigeu voO-
kommen die dem Papier nachgerOhmten Eigen-
sdiaften, und wird es sich nach diesem Vortrage
in unserer Sektion sicher viele Freande er-
werben, wie es auch wohl eins von den
wenigen der neu erscheinenden Papiere sein wird,
welches sich auf dem umfangreicrfaen pboto-
graphischen Handelsmarkt einen danemden Pbtz
sichern wird.
Ein weiterer interessanter Vortrag <lcs Herrn
Oberingenieur Brinkmann Ober Herstellnng
der Trockenplahe musste der vorgerOckten Zeit
wegen vertagt werden.
Zum Schhiss wurde noch eine Probeauf-
nahme mit dem eingangs eq^flhnten Bhtzlicht-
pulver fär Zeitaufnahmen gemacht, aber deren
Ergebnis ebenfalls in der näc^isten Sitznag be~
richtet werden soll.
L A.: P. Gebhardi,
L SchritfObrer.
Verschiedenes.
Bromsilber-Kopieil in farbi^^en Sehr verschiedenartige gelbe, rote, braune
Tönen. "°^ grOnschwarze TOne gibt z. B. das Pan-
Bekanntlich iMsst sich die Farbe der Brom- ^^
Silberkopien durch Variationen in der Entwickler^
Zusammensetzung nur wenig modifizieren. Einen __ , ^ •• . ,.
* * Gl «K WA.. Telos-Celloldinpaplcr.
weit grösseren Spielraum gewAhren hierin die '^ *^
Gelatincpapiere, welche Chlor- und Bromsüber Oswald Mob, Inhaber der Firma Xau-
enthalten. So gibt z. B, das Vdoxpapier mit mann & Zimmermann-Leschwite bringt ein
nachfolgender Lösung blauschwarze Töne: Celloidinpapicr auf den Markt, welches als Un-
Natriumsulfit krystallis. . . 16^ terlage der Celloidinschicht kein Barytpapier
Wasser 300 trftgt, sondern eine neue eigenartige Papier-
Brenzkatechin 4 prftparation, wodurch die Kopien unzerkratzbar
Atznatron 3 „ werden. Das Mohsche Papier soll schnell
Pur den Gebrauch werden 10 cau dieser kopieren und tonen.
Lösung mit 100 ccm Wasser und 3 Tropfen - -
Bromkali-Lösung gemischt. Bedingung fflr die
Erzielung guter W.i^chwarzer, resp. bUugrauer ^alon de Photographie de« PhotO-
Töne ist, dass nicht zu lange exponiert worden ist wIttO in x'ariS.
Bräunliche Töne gibt nachfolgender Ent- Die diesjfthrige Ausstellung des Photo-Club
Wickler: wird am 1. Mai eröffnet und dauert bis Ende
2 proz. Brenzkatechin-Lösung 20 crm Ifai. Nur wirklich kflnstlerische Photographien
lOproz. Pottasche-Lösung . . 10 „ sind zugelassen. Anmeldungen sind bb zum
Wasser 20 „ 1 . April an den GeneralsekretAr des Photo-Clubs«
10 proz. Bromkali-Lösung . . 3 Tropfen 44, Rue des Hathurins, Paris, zu richten.
42
L_
KLEINE CHRONIK.
Fragen und Antveorten.
H^ie lange bleiben Aufnahmen eniwick-
iungsfähig? Auf Bromsilber -Papier ge-
machte Positive verlieren mit der Zeit ihre
Jßn *^fjicklungsfähigkeit.
Die Dauer der Entwicklungsfähigkeit hängt
nicht allein von der Art der Emulsion, sondern
auch von dem Material der Unterlage ab. Auf-
nahmen auf guten BromsUberplatten-Fabrikaten
bleiben bis zu 2 Jahren und länger enkwicklungs-
fflhig. FOr Celluloidfilms ist die Ausdehnbarkeit
der Entwicklung eine kürzere, da an und für
sich die Films eine geringere Haltbarkeit auf-
weisen; man beachte diesbezflglich die Daten-
angaben auf den Enveloppen. Sehr variable
ist die Entwicklungsgrenze bei den verschiedenen
Bromsilberpapieren; siehe diesbezQgli<. i: ,.:ch
den Artikel von G. Koppmann im vorigen
Jahrgang der Photographischen Mitteilungen.
Seite 193.
Welches ist die beste Zusammensetzung
des Glycin ' Entwicklers^ d) für Stand-
Entwicklung^ b) für Rapid- Entwicklung^
um harte oder weiche Negative tu erhalten?
Im allgemeinen gelten folgende Regeln: Je
mehr Bromkali eine EntwicklerlOsung enthält,
desto härter fallen die Negative aus; das gilt
insbesondere für die mit Soda oder Pottasche
zusammengesetzten Entwickler. Je verdünnter
die EntwicklerlOsung genommen wird, desto
w^cicher werden die Bilder, auch Vermehrung
des Pottasche- oder Ätzalkaligehalt gibt grössere
Weichheit. — Manche Entwickler neigen an
und für sich dazu, etwas härter zu arbeiten,
z. B. Hydrochinon; andere wieder entwickeln
vornehmlich zarte, weiche Negative, z. B. Edinol,
Rodinal, Glycin.
I>er Ausfall des Negativs ist nicht allein von
der Wahl des Entwicklers, sondern auch von
der Qualität der Emulsion, der Exposition etc.
so dass sich sogen. Universal-lfezepte für alle
Fälle überhaupt nicht geben lassen.
Für Glycin-Standentwicklung empfehlen wir
folgende altbewährte Vorschrift:
Destilliertes Wasser (heiss) . 400 g
Glycin 5 „
Krist. schwefligsaures Natron 15 „
PotUsche 40 ,
Diese Vorratslösung wird für den Gebrauch
mit der fünffachen Menge Wasser versetzt.
Dieser Entwickler gibt vortrefflich zarte Negative.
Für schnelle Entwicklung finden Sie Rezepte
pag. 41 unten.
Zur Erzeugung speciell harter Negative eignet
sich besonders Hydrochinon-Soda mit Bromkali-
zusatz.
Für Rapid - Entwicklung dient am besten
Metol-Rodinal, Brenzcatechin-Ätzalkali etc.
Eine ausführliche elementare Darstellung Ober
das Ansetzen der Entwickler nebst Angabe der
verschiedenen Rezepte gibt Ihnen E. Vogel,
Taschenbuch der praktischen Photographie,
10. Auflage. Seite 102—134.
Auf die Frage {Seite 2g) zur Ent-
fernung von starkem Gelbschleier aus Ne-
gativen- welcher durch zu viel Sulfit-
gehalt in Glycinstandentwickler enstanden
istf geht uns noch folgende Mitteilung zu:
Die sorgfaltig fixierten und gut gewaschenen
Platten werden in gewöhnlichem 2 — 3 {igen
Quecksilberchlorid- Verstärker gebleicht, darnach
werden die Negative nochmals gründlich aus-
gewässert und in verdünnter Ammoniaklösung
wieder geschwärzt. • — Selbst der hartnäckigste
Gelbschleier lässt sich auf diese Art ganz vor-
züglich entfernen. — Zudem werden Platten,
welche bis zur Gelbschleierbildung entwickelt
wurden, durch die eingetretene Verstärkung
nur gewinnen können. — Das Schwärzen in
Natriumsulfit-Lösung ist bei diesem Verfahren
zu unterlassen, da leicht hierdurch der Farb-
schleier wieder auftritt. S. C.
Woraus besteht die Lösung der Flüssig-
keitsfilter von Dunkelzimmerlampen für hell-
gelbes unschädliches Licht? Wie lässt sich
solche herstellen?
Die Dunkelkammer-Filter-Cuvetten enthalten
eine gesättigte Lösung von Kaliumbichromat.
Die Dicke der Flüssigkeitsschicht in der Cuvette
soll nicht unter 1 cm betragen. Hochempfind-
liche Platten entwickele man in nicht zu grosser
Nähe dieser Cuvetten.
Wer liefert einen leichten Filmapparat,
Stereo gy^i8 cm, mit Schützverschluss vor
der Platte^ an welchem ich meine zwei
Doppelanastigmate, Görz Serie Jll No, o,
von 12 cm Brennweite i^nver stellbare^ ohne
Schnecken^ang) verwenden kann?
Gefl. Angabe diesbezüglicher Adressen bis
17. März an die Redaktion erbeten.
Können Sie mir ein Handbuch über
die Absorptionsspektren der Farbstoffe emp-
fehUn?
H. W. Vogel, Praktische Spektralanalyse,
Verlag von Gustav Schmidt- Berlin.
Wo kann man Cr am er s isochromatische
Platten, wovon in Eders Jahrbuch für Igo2,
•^' 53^ gesprochen wird, in Belgien be-
kommen?
Eine Niederlage der Gramer - Platten in
Belgien ist uns nicht bekannt. Vielleicht kann
uns aus dem verehrlichen Lesekreise jemand
eine Firma angeben. — Die Adresse der Fabrik
43
KLEINE CHRONIK.
selbst ist: G^ Gramer Dry Platc Co., St. Louis.
Mo. (Nordamerika).
Bitte um Angäbe einer guten Vor sehr iß
zu Metoi- Glycin- Entwickler fiir Moment-
au/nalimen.
Siehe das betr. Rezept im Hauptteil dieses
Heftes S. 93.
Wie hat man bei dem Relief druck- Ver-
fahren vorzugehen r
Der dem Briefkasten zugemessene Raum
reicht nicht dazu, ganze photographische Ver-
fahren zu schildern. Diesbezüglich mOssen wir
auf die vorhandenen Spezialwerke verweisen,
z. B. Vi dal, Photoglyptie, zu beziehen durch
Gustav Schmidt-Berlin W.
In No, 2 des laufenden Jahrganges ist
des Buches ^Die Elemente der photo-
graphischen Optik€ von Dr, Hugo Schrö-
der Erwähnung getan.
In diesem Buch wird auf S. JS folgende
Formel entwickelt: a= (d+r) (i -m) =d-^r
—dm -—mr =r (i— m) —md, in welch letzter
Formel offenbar d zu fehlen sckemL An
einen Fehler von selten des Verfassers ist
wohl nicht zu denken, weshalb ich um
gütige Aufklärung bitte.
In der beanstandeten Formd liegt tatslchficfa
ein Irrtum vor, es fehlt die Grosse d.
Man könnte annehmen, dass d vcmachUssitct
wurde, weil es sehr klein ist. Diese Annahme
steht jedoch im Wiedersprach mit einem Sauc
auf S. 39 in der Mitte: sind die
Formeln allgemein gültig, znmal nichts als zu klein
vernachlässigt ist!
IVcu für ein ÖffnungsverhäÜnis ist für
ein Objektiv empfehlenswert^ welches für
Landschafts - Momentaufnahmen benutzt
werden soü, die später vergrossert werden
sollen?
Wir empfehlen Ihnen fOr Ihre Zwecke einen
Anastigmaten von ca. 1:7. Über die Vorteile
und Nachteile lichtstarkerer Objektive haben wir
im II. Novemberheft einen lAngereo, gemcin-
verstfindlichen Artikel gebracht.
Geschäftliche Mittellniigeii.
Ton 4er Rtthenover i^seheii IiiAiistrie-
Anatalt Torm. Emil BvbcIi, A.-Q., ging uns
folgende Mitteilung zu:
Von Amateur-Photographen sind uns in den
letzten Monaten wiederholt Aplanate mit der
Gravierung: „Rathenower-Rapid-Aplanat" oder
„Rathenower - Universal - Aplanat" eingeschickt
worden mit dem Ersuchen, solche zu prüfen,
da die Objektive nicht das leisteten, was für
Busch-Rapid-Aplanate, Serie D, in unserer Preis-
liste angegeben sei. Wir konnten den be-
f reff enden Herren nur antworten, dass die frag-
lichen Aplanate nicht unser Fabrikat seien und
nur darauf hinweisen, was in der Vorrede
zu unserem Katalog bezüglich Gravierung unserer
Objektive deutlich gesagt ist. Um jedoch nach
Möglichkeit weiteren Missverständnissen in vor-
gedachtem Siqne vorzubeugen , möchten wir an
dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, dass
alle unsere Aplanate und Anastigmate mit unserer
vollen Firma: Rath. Opt Ind.-Anst. vorm. Emil
Busch, Rathenow, oder wenigstens abgekürzt
mit R. O. I. A. vorm. Emil Busch, Rathenow,
graviert sind.
Wie uns die AcUen - Gesellscliaft für
Anilin-Fabrikation mitteilt, gelangen hin und
wieder Anfragen an sie, ob die „Agfa"-
Platten mit dem früheren als »Anilin'- Platten
bekannten Fabrikat identisch seien, und bitieo
uns, darauf hinzuweisen, dass absolut keine
Änderung in der Fabrikation eingetreten ist;
nur der Wunsch, eine einheitliche Bezeichnung
einzuführen., sei für die Wahl der Bencnn uns:
„Agfa "-Platten massgebeud gewesen.
Die Bezeichnung „Agfa" ist nur die Zu-
sammenziehung der Firmen-Anfangsbuchstaben
Actien- Gesellschaft für Anilinfabrikation.
Eingegangene Proapekte, Preia-
liaten etc.:
Rathonovor Optisdio InAnstrio-Aaatall,
vorm. Emil Busch, A.-G., Rathenow: Preis-
liste über photographische Objektive und Zu-
behör nebst neuen Supplementlisten. Wir machen
hier besonders auf die Erzeugnisse : Anastigmat
Serie TI, F : 5,5, Teleansatz, Expositionsme«ser
mit BUdsucber und Taschenstativ aufmerksam.
Toigtlän4or k Sohn, A.-Q., Braunschwei«;.
Illustrierte Beschreibung des CoUinears.
Planbol k Co., Frankfurt a. M. : Prospekt
Ober Doppel-Orthar F : 6,8.
A. Lolunann, Charlottenburg. Prospekt Qt»c^r
Spazier- und Touristenstock mit photogra-
phischem Apparat im Griff.
44
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Ausstellungs-
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Vereins - Nachrichten.
Der Amateur - Pbotograplien - Verein
ChenmitS hat die ,,Photographischen Mit-
teilungen'* zu seinem Vereinsorgan erwflhlt.
Verein für Amateur-Photographle
zu Hannover.
Protokoll der ordentlichen Hauptversammlung.
Montag den 2. Februar 1903.
• Restaurant: „Stadt Pilsen".
Der Vorsitzende eröffnet um 9 Uhr die
Versammlung. Die von ihm ausgearbeiteten
Satzungen werden vorgetragen und einstimmig
angenommen. Darauf berichtet der Vorsitzende
Ober die Eingänge. Die Firmen: Wilhelm
Knapp, Halle a. S., Gustav Schmidt,
Berlin, Ungar & Hoffraann, Dresden, haben
verschiedene Nummern der in ihrem Verlage
erschienenen Zeitschriften gesandt, Romain
Tal bot, Berlin, seine neuesten Preislisten.
Herr BornmQller stiftet für die Vereins-
bibliothek 2 Werke von Prof. Dr. Eder und
eins von Ed. Valenta über Positiv-Prozesse.
Der Schriftführer Wrede macht dem Verein
eine schwarze Tafel zur Demonstrierung bei
Vorträgen zum Geschenk.
Dipl. Ing. Sc ho ni an berichtet Ober seine
Bemühungen wegen eines passenden Vereins-
lokals und empfiehlt warm das Hotel „Zu den
vier Jahreszeiten". Er wird mit der weiteren
Erledigung dieser Angelegenheit beauftragt.
Über die von den Herren Nieder Stadt
und Kirsten mitgebrachten Negative und
Positive entspinnt sich eine lebhafte, lehrreiche
Debatte.
Als neue Mitglieder melden sich die Herren :
Otto Stephan, Kaufmann, Waldhausen,
Hendrik Lübke, Kaufmann, Hannover, A.
Burkhardt, Magistrats-Supernumerar, Han-
nover, Otto Stein, Lithograph, Hannover.
Auf Vorschlag des Herrn Kirsten soll in
den Geschäftslokalen der Herren Bornmüller
(in Firma Potthoff & Abbenthern) und
Hendrik Lübke je eine Tafel angebracht
werden, worauf die jeweilige Tagesordnung des
Vereins mitgeteilt wird.
Schluss der Sitzung lOVf Uhr.
Der Vorsitzende: Der Schriftführer:
Alfred Fuhrmann, Paul Viktor Wrede,
Kl. Pfahlstrasse 2. 1. Königstrasse 16.
Zusammenkunft
Montag den 16. Februar 1903.
Vereinslokal: „Zu den vier Jahreszeiten".
Um 9 Uhr eröffnet der Vorsitzende Alfred
Fuhrmann die Versammlung und berichtet
zunächst über die Eingänge von RomainTalbot,
Berlin und Deutsche Coxin-Gesellschaft, Berlin.
Die Deutsche Coxin-Gesellschaft beabsichtigt in
unserem Verein einen Vortrag über ihr Coxin
zu halten.
Herr Lüttgens teilt mit, dass die „Photo-
graphischen Mitteilungen " bei Herrn Bornmüller
eingetroffen seien und von den Abonnenten in
Empfang genommen werden können.
Herr Oberpostsekretär Kruse meldet sich
als Mitglied an. — Herr Dipl. Ing. Schönian
berichtet, dass er das grosse Klubzimmer des
Hotels „Zu den vier Jahreszeiten" unter günstigen
Bedingungen als Vereinslokal bekommen habe;
ferner bittet er um die Bewilligung der Kosten
des elektrischen Anschlusses für die Projektions-
Lampe. Die Bewilligung dieser Auslage wird
auf die Hauptversammlung verschoben, weil die
Versammlung sich nicht für zuständig hält.
Herr Malta Niederstadt übergab dem
Verein eine eigens konstruierte Blitzlichtlampe.
Herr Dipl. Ing. Schönian teilt noch mit,
dass erfreulicherweise einige Damen geneigt
sind, dem Verein beizutreten.
Darauf folgt die Besprechung der mit-
gebrachten Schneelandschaften. Die Diskussion
ist äusserst lebhaft.
Schluss der Zusammenkunft gegen 11 Uhr.
Der Vorsitzende: i. V. des Schriftführers
Alfred Fuhrmann, Hans Schönian.
Kl. Pfahlstrasse 2. 1.
45
KLEINE CHRONIK.
Wk0i0grtLphlBcher Verein xn Po«en*
In der Sitzung am 17. Februar er. begrflsst
der Vorsitzende, Herr Stadtbaurat Gr Oder, die
zahlreich erschienenen Mitglieder und macht die
freudige Mitteilung, dass unserem Mitgtiede Herrn
Jalf^ auf der internationalen Ausstellung fOr
Amateurphotographie in Graz fflr kflnstlerich
ausgefahrte Gummidrücke die silberne Medaille
und ein Ehrenzeugnis zuerkannt sei; die An-
wesenden beglQckwQnschten Herrn Jaff^.
Die Firma Carl Zeiss in Jena bietet ein
neues Objektiv «dasTessar* an, berechnet
von Dr. P. Rudolph. (N&heres Ober die
Konstruktion siehe kleine Chronik Seite 12.)
Es wird ferner hingewiesen auf die Objektive
und die Palmos-Handapparate der vor-
stehend genannten Firma. Die Palmos-Apparate
enthalten Rollfilms uit Tageslichtwechselung.
(BildgrOsse 6X9 bis 13X18 <m.)
Rietzschel in München zeigt einen licht-
starken Universal -Anastigmat ^I^inear* an.
(Höchste Lichtstarke F : 4,5.); Zech & Co. in
Charlottenburg offeriert seine Bromsilber-
Gelatine - Trockenplatten , orthochromatischen
Platten sowie Platten fQf die Tropen. Falz
& Werner in Leipzig haben ihr Preis-
verzeichnis für photographische Bedarfsartikel
eingeschickt.
Die Aktiengesellschaft für Anilin-
Fabrikation in Berlin bietet ihre photo-
graphischen I, Agfa "-Artikel an, ferner Perutz-
Mflnchen seine Preisliste, Wiesenhavern-
Hamburg seinen Katalog, desgleichen Talbot-
Berlin.
Verteilt wird u. a. eine Broschüre von Dr.
£. König aber ein neues Ersatzmittel der
Alkalien in den photographiscben Entwicklern.
Im Anschluss hieran ist auf den konzentrierten
Entwickler »Pinakol P." hingewiesen, welcher
Pyrogall, aroidoessigsaures Salz und Sulfit in
passendem Verhältnis enthält. Zur Ansicht
ausgelegt wird das Jahrbuch d«r photo-
graphischen Gesellschaft zu Bremen,
Band III, ferner die vom deutseben Photo -
Verlag Berlin-Schöneberg herausgegebene
„Photo-Börse", namentlich für Fabrikanten
und Händler bestimmt.
Der Vorsitzende zeigt eine grosse Anzahl
von Herrn Huth hier gefertigter Abdrücke auf
Panpapier, welche wegen ihi-er vortrefflichen
Ausführung hinsichtlich der verschiedenen
Tönungen und der Auffassung allgemeinen Beifall
fanden. Herr Jaffe legte im Anschluss an die
anderweitige Vorlage in der vorigen Sitzung
einen Pigmentdruck auf einer Aluminiumplatte
vor. Diese Aufnahme, eine Rauhreiflandschaft
darstellend, rührt von einer Serie derartiger
von Herrn Jaff6 hergestellter. Winteraufnahmen
her. Er bemerkt, dass die Übertragung auf
eine Mci^aOplatte ebenso wie auf eine Papier-
unterlage erfolgt, daher dieses Verfahren keine
besondere Schwierigkeit biete.
Herr Oberlehrer Behrens spricht anf den
Hinweis seines in zweiter Auflage erschemendcn
Gummidruckes über das Gummidruckpapier von
Höchheimer & Co.-Feldkirch bei MOndien.
An der Haod von der Fabrik gesandter Chrom*
grummiabzfige beschreibt Herr Behrens das
Verfahren. Es wird bemerkt, dass die Vor-
schriften für dieses Verfahren auch variiert werden
können, dass das Papier durchaus glasklare Ne>
gadve bedingt und es noch nicht feststehe, dass
Matrizen mittelst Negativpapiers hergestellt^
erfolgreich für das Höchheimer-Papier in Ver-
wendung genommen werden können. Gegen>
über dem früheren englischen Chromgummi-
druckpapier bemerkt Herr Jaff^, hat das in
Rede stehende den Vorteil, durchaus haltbar zu
sein.
Zum Schluss wird ein sogenannter pboto-
graphischer Spazierstock .Ben-Akiba* von
Lehmann in Bertin vorgezeigt. Der photo-
graphische Apparat befindet sich in der Krücke.
Der zum Teil ausgehöhlte Stock birgt kleine
Filmsrollen für Tageslichtwechselung.
Verein zar Förderung der Photo-
graphie zu Berlin.
FreiUg, den 27. Februar 1903.
52. Projektionsabend.
Herr A. Reich wein: Christiania und die
nordischen Spiele im Februar 1903.
Deutsche Gesellschaft von Freunden
der Photographie.
Unseren Mitgliedern geben wir zur Kenntnis»
dass zur Erleichterung der Benutzung der
Vereinsbibliothek es den Mitgliedern anheim-
gestellt werden soll, Bücher durch Postkarte zu
bestellen, mit der Massgabe, dass der Vereins-
diener das betreffende Buch in der nachstehendea
Vereinssitzung dem Besteller aushändigt.
Ferner sind wir in der angenehmen Lage
von folgender Bereicherung der Vereinsbibliotfaek
Kenntnis zu geben : Die Firma Wilhelm Knappe
Halle, hat uns in liebenswürdigster Weise
folgende Werke zur Einverleibung in die
Bibliothek zum Geschenk gemacht: 1 Eder^
Jahrbuch 1902; 1 Matthies-Masuren. BiM-
mftssige Photographie ; 1 Stolze, Kalender 1903;
1 Mi et he, Lehrbuch der praktischen Photo-
graphie; 1 Stolze, die Kunst des Vergrössems;
1 Valenta, Photographische Chemie; 1. Teil
Anorganische Chemie, 2. Teil Organische Chemie^
Die Firma Schmidt-Oppenheim schenkte
46
KLEINE CHRONIK.
folgende Werke ihres Verlages: Dr. £. Vogels
Taschenbuch, 10. Auflage; Vogel-Hanneke,
Das photographiscbe Pigmentverfahren; Fritz
Löscher, VergrOssern und Kopieren auf Brom-
silberpapier; Hans Schmidt, Die Architektur-
Photographie; Dr. E Holm, Das Objektiv im
Dienste der Photographie.
Montag, den 9. Februar 1903, abends 8 Uhr:
Ordentliche Versammlung
im Casino der. Königlichen Kriegs- Akademie,
Dorotheenstr. 58/59.
Als MitgUeder wurden aufgenommen: Herr
Emil Ebeling, Kaufmann, S. 53, Wilmsstr. 14;
Herr Dr. med. Neu mann, Potsdam, Nauener-
Strasse 30/31; Freifrau von Gablenz, W.,
Tauenzienstr. 20; Herr H. Steiner, Ingenieur,
Haiensee, Ringbahnstr 117. — In Vertretung des
durch Krankheit verhinderten 1. Vorsitzenden
abernimmt Herr Major von Wester nhagen die
Leitung der Versammlung. Nach Aufnahme und
Anmeldung der neuen Mitglieder berichtet Herr
Major von Westernhageu über die zur Ein-
sendung nach Hamburg gelangten Bilder. Die
Jury, bestehend aus den Herren Major von
Westernhageu, Geheimrat Meyer, Direktor
Schultz-Hencke, Direktor Breuer und Frau,
Alma Lessing geb. Marschall von Bieber-
stein, sowie Frftulein Maria Kundt, waltete
am Sonntag den 22. Februar ihres Amtes im
Atelier der Photographischeu Lehranstalt des
Lette- Vereins. Von den 32 eingelieferten Bildern
gelangten 26 Bilder zur Annahme, ebenso
4 Fenster mit Diapositivbildern, 2 sechs und
2 neun Bilder enthaltend.
Als erster Punkt der Tagesordnung gelangte
eine reiche Serie Bilder auf Panpapier, die
seinerzeit für das von der Firma Liesegang-
Düsseldorf veranstaltete Preisausschreiben ein-
gesandt und durch Preise ausgezeichnet wiu-den,
zur Ausstellung. Einzelne der Bilder zeigten
ganz wundervolle FarbentOne. Wie bekannt
vfird der Farbenreichtum beim Panpapier, welches
ein Entwicklungspapier ist, durch die ver-
schiedene Länge der Exposition, sowie die
variierende Konzentration des Entwicklers be-
stimmt. Die roten Töne erhält man durch ver-
hältnismässig lange Expositionszeit mit ver-
dünntem Entwickler 1 : 40 bis 1 : 100, braune
Töne bei mittlerer Exposition und Entwickler
1 : 10, 1 :12, grüne bis olive durch kürzere
Exposition und konzentrierteren Entwickler. Diese
Angaben beziehen sich auf den sogenannten
Panentwickler, den Liesegang als besonders
empfehlenswert in den Handel bringt.
Ganz besonderes Interesse erregten an diesem
Abend Bilder grossen Formates, ausgestellt von
der Firma Spohr & Schneider, Doro-
theenstr. 32. Es waren Kohle- und Gummi-
drucke, letztere lediglich Kombinationsdrucke.
Wie die künstierisch ausgeführten Bilder be-
wiesen, beherrscht die Firma beide Verfahren
in hohem Masse, und zeigten besonders die
Gummidrucke eine Tiefe und Leuchtkraft der
Farben, die ausserordentiich wirksam waren.
Herr Spohr bemerkte in einigen erläuternden
Worten, dass zu den Gummidrucken Zanders
Zeichenplipier verwendet worden war und
T e m p e r a-Tubenfarben.
Nach einer Pause zur Besichtigung der
Bilder ergriff Herr Geheimrat Meyer das Wort
zu einem Referat über das Ergebnis der Ver-
handlungen des Vorstandes mit verschiedenen
Atelierbesitzern, zur Schaffung erleichterter
Arbeitsgelegenheit für unsere Mitglieder. Herr
Jens Lützen, Passauerstr. 13 Frau Kindler-
Lenz, Lützowstr. 97, Herr Spohr & Schnei-
der, Dorotheenstr. 32,. haben ihre Ateliers zu
den gleichen Bedingungen zur Verfügung ge-
stellt, und wird der Vorschlag des Vorstandes,
mit diesen, in drei verschiedenen Stadtgegenden
belegenen Ateliers die Verhandlungen dergestalt
abzuschliessen, dass unsere Mitglieder zu er-
mässigten Preisen in denselben arbeiten können,
von den Mitgliedern einstimmig angenommen.
Unseren Mitgliedern wird über die näheren Be-
dingungen, Preis etc., zum 1. Aprit d. J. ein be-
sonderes Zirkular zugehen.
Des Weiteren wird ein Vorschlag des Vor-
standes auf Veranstaltung von Lehrkursen, deren
Kosten die Gesellschaftskasse zu tragen hätte,
und die dazu dienen sollen, die Mitglieder nach
Möglichkeit anzuspornen und in allen Verfahren,
besonders den rein künstlerischen Zw^ecken
dienenden, leistungsfähig zu machen, einstimmig
angenommen. Als erster solcher Kursus w^ird
ein Unterrichskursus bei obengenanntem Herrn
Spohr in Pigmentdruck stattfinden, event. ein
Parallelkursus für Tag und Abend. Voraus-
setzung bei Veranstaltung eines solchen Kursus
ist natürlich eine genügende Anzahl von Teil-
nehmern. In der Sitzung selbst erfolgten so-
gleich zahlreiche Anmeldungen.
Den Beschluss des Abends bildete die
praktische Vorführung des verbesserten Pro-
jektionsapparates der Sauerstofffabrik- Berlin.
Die Verbesserung erstreckt sich speziell auf den
Brenner, der entgegen den bisherigen Brennern
für verschiedenen Atmosphärendruck eingestellt
werden kann, so dass bei den verschiedenen
Druckverhältnissen und der damit verbundenen
Veränderung der Leuchtkraft für jede Kerzen-
stärke das günstigste Verhältnis im Sauerstoff-
verbrauch hergestellt werden kann. Zur Probe
des Apparates hatten eine Reihe von Mitgliedern
Projektionsbilder mitgebracht, deren Projektion
dann stattfand. Schmerzlich empfunden wurde
es, dass der Apparat noch immer nicht für
9X12 Grösse eingerichtet ist.
M. Kundt, Protokoll. Schriftführer.
47
KLEINE CHRONIK.
MonUg, den 9. Mftrz 1903, abends 8 Uhr:
OrdenÜicbe Versammlung
im Kasino der Königlichen Kriegs - Akademie,
Dorotheenstr. 58/59.
In Vertretung des durch Krankheit ver-
hinderten ersten Vorsitzenden Qbeminunt Herr
Major von Wester nhagen die Leitung der
Versammlung.
Bei den geschflftlichen Mitteilungen wird
nochmals auf die Bedingungen fflr die Ver-
leihung der Projektionsapparate der Gesellschaft
aufmerksam gemacht. Der Projektionsapparat
fOr 9:12 Bilder, der besonders viel von den
Mitgliedern in Anspruch genommen wird, be-
findet sich im Lettehaus, Viktoria Luise-Platz 6,
und kann der Entleiher den Apparat daselbst
in Empfang nehmen. Auf Wunsch besorgt der
Vereinsdiener den Hin- und Rflcktransport,
natürlich auf Kosten und Gefahr des Entleihers ;
auch abernimmt der Vereinsdiener die Be-
dienung des Apparates gegen ein Entgelt von
3 Mk. für den Abend.
Ferner teilt der Schriftfflhrer mit, dass die
fOr die Bibliothek getroffene Neu - Einrichtung,
durch Postkarte Bücher zu bestellen, welche
der Vereinsdiener behufs Aushändigung zur
jedesmaligen nächsten Vereinssitzung mitbringt,
von grossem Erfolge ist. Die Bibliothek erfreut
sich seitdem einer lebhafteren Benutzung.
Im Hinblick auf die im September hierselbst
stattfindende grosse Amateur-Ausstellung macht
der Vorstand den Vorschlag, eine sogenannte
Sprechstunde einzurichten, zu welcher die Ifit-
glieder unserer Gesellchaft sich einfinden können,
um über ihre Negative und deren eventueUe
Weiterbearbeitung zu beraten. Herr Direktor
Schultz-Hencke hat in liebenswürdiger Weise
die Leitung dieser Besprechungen übernommen,
und findet das erste Zusammenkommen am
Sonntag, den 22. d. M., im Lettehause statt.
Als zweiter Punkt der Tagesordnung wurden
die Tage und Stunden für den Unterricht im
Pigmentdruck festgesetzt. Es findet ein für
unsere Mitglieder unentgeltlicher Tages- und
Abendkursus statt. Ersterer beginnt Mittwoch,
den 1 1 . d. M., nachmittags 5 Uhr, im Atelier
Spohr & Schneider, Dorotheenstr. 32, und
sind die Stunden immer Mittwoch und Sonn-
abend von 5 — 7 Uhr. Der Abendkursus be-
ginnt Mittwoch, den 18. d. M., und findet immer
Mittwoch und Sonnabend von 8 — 10 Uhr an
demselben Orte statt.
Der Abend gehörte in dieser Sitzung der
praktischen Arbeit. Um denjenigen Mitgliedern,
welche den Pigmentdruck nicht kennen, einen
Überblick über das Verfahren zu geben, fand
eine praktische- Vorführung des Pigmentdruckes
statt. Herr Direktor Schultz-Hencke sprach
zur Einführung einige Worte über die Theorie
des Verfahrens. Er erläuterte auf Grund von
ihm auf einfacher Chromgelatine bergestcßtcr
sichtbarer Bilder das Zustandekommen der-
selben im Pigmentdruck, sowie durch Zeichnung
an der Tafel, weshalb es von nöten, dass man das
Pigmentbild auf eine zweite, resp. wenn man
das Bild in rechts und links richtiger Lage haben
will, auf eine dritte Fläche übertragen muss.
Herr Spohr, der zukünftige Lehrer im Pigment-
druck, übernahm die praktische VorfGhmng.
Er zeigte sowohl die einfache Übertragung eines
Bfldes, \Vie die Entwicklung des .doppelten
Übertrages*, so dass die Mit^ieder, w^elche sich
in überraschend grosser Zahl zu dem Kursus
angemeldet haben, den gewünschten Übert»Gck
über die von ihnen nunmehr praktiscJi aus-
zuführenden Verfahren gewonnen haben.
Im Anschlüsse an die Vorführungen fand
eine lebhafte Diskussion über das Gehörte und
Gesehene statt
Der Fragekasten spann dieses Thema weiter,
indem sich in demselben folgende Frage be-
fand : »Wie vermeidet man die störenden Flecken
bei Pigmentbildem, die in schwachen Chrom-
bädern sensibilisiert wurden? Während ich bei
allen übrigen Bädern tadellose Abzüge erhalte,
werden die 2proz. präparierten immer fleckig.'
Dieser Frage waren drei Pigmentdrucke bei-
gegeben, die hauptsächlich in den Lichtern nach
Massgabe der Farbe des Pigments mit bellen
und dunklen Flecken überzogen waren. Da die
Fragestellerin, die den Pigmentprozess weit-
gehend beherrscht, versichert, die Bilder mit
der gleichen Sorgfalt behandelt zu haben wie
immer, und die Konzentration und die Tem-
peratur des Bades besonders berücksichtigt zu
haben, konnte man keine Erklärung finden, und
geben wir hier die Frage zur Beantwortung
weiter.
Des weiteren fand sich eine Anfrage über
Standentwickelung im Fragekasten, und da
dieses sehr interessante Thema lange nicht in
der Versammlung behandelt worden ist, wurde
beschlossen, einen der nächsten Versammlungs-
abende der . Standentwickelung " zu widmen.
Eine Frage, was zu tun sei, um das Kunst-
verständnis der Mitglieder zu heben, fand vor-
läufig noch keine befriedigende Erledigung.
M. Kundt.
Im Vereinsnachrichtenteil Seite 39, 2. Spalte,
ZeUe24 lies »^Cllt lackiere" sUtt lackiere;
Seite 34, 1. Spalte, Zeile 20 lies: Fräulein von
Daum.
Die Manuskripte der Vereinsprotokolle für
Heft 8 erbitten wir bis zum 6. ApriL
Die Redaktion.
48
KLEINE CHRONIK.
Fragen und Antworten.
Gibt es für die Hersteüung von Dia-
posüivplatten noch ändert einfachere Ver-
fahren, als die mit Albuminschichten i^
Die verschiedenen PrAparierungen der Dia-
positivplatten, wie Albumin ) Kollodium, Chlor-
silbergelatine ^ Chlor brom Silbergelatine dürften
sich, was die Ausführung anbetrifft,., so ziemlich
das Gleichgewicht halten. Vielleicht versuchen
Sie einmal das Bromsilber-Kollodium-Emulsions-
verfahrenr; Vorschriften hierüber finden Sie in
VogelsTaschenbuch der prakt. Photographie.
Bei dieser Gelegenheit möchten wir daran er-
innei'n, dass auch der Pigmentprozess vorzügliche
Diapositive liefert.
Welchen Anasiigmaten halten Sie fiir
eine Klappcamera fiir am geeignesten?
Welche Klappcamera g^i2 cm ist die beste i^
Es gibt viele Anastigmate, welche für Klapp-
cameras gleich gut geeignet sind. Eine dies-
bezügliche Aufstellung finden Sic z. B. im Klapp-
camera-Prospekt von A. Stegemann, Berlin
S., Oranienstr. 151 . — Gute Klappcameras liefern
ebenfalls verschiedene Firmen , u. a. die letzt-
genannte Camera-Tischlerei, ferner C. P. Goerz-
Friedenau, Carl Zeiss-Jena, PaulReichardt-
Berlin W., Vo igtländ er & Sohn, Braunschweig,
Körner & Mayer-Sontheim.
Wie kann man sich eine schwarze, leicht
mit Wasser abwaschbare Deckfarbe billig
herstellen?
Für starke Deckung auf der Glasseite wird
z. B. eine mit chinesischer Tusche versetzte
dicke Gummilösung verwendet. Solche Deckung
lässt sich mit Wasser auch leicht wieder ent-
fernen.
Bezüglich der Anfrage über /mögen-
Sulfit, Seite jo, ist uns bis Jetzt nur eine
Mitteilung, wie folgt, zugegangen:
Ich habe das Imogeii-Sulfit versucht und
finde es in seinen Wirkungen dem Eikonogen-
Hydrochinon-Entwickler ähnlich. Ich habe es
namentlich zur Entwicklung von Bromsilber-
vergrösserungen benutzt und sehr schöne Re-
sultate erhalten. H. T.
Da mein Holzstotiv bei Ausflügen sehr
behinderlich ist, so wollte ich mir ein Stock-
stativ kaufen, liess aber davon ab^ da ich
hörte, dass dieses nicht genügend feststeht.
Ich möchte nun wissen, ob bei den ge-
wöhnUehen Metallstativen sich der oben
gerügte Fehler nicht vorfindet.
Die zusammenschiebbaren Metallstative
gewähren nicht die Festigkeit, welche das be-
kannte, alte, hölzerne Dreigestell besitzt. Für
den Transport sind erstere Stative bedeutend
bequemer und für Apparate kleineren Formats,
bis 12 X 16 cni^ ist ihre Festigkeit in den
meisten Fällen eine ausreichende. Bei den in-
einander zu verschiebenden Metallstativen ist
darauf zu achten, dass die Röhren bei- Gebrauch
frei von Sand etc. bleiben, andernfalls die
Führung in den Röhren bald eine sehr lockere
wird.
Betreff der Anfrage auf Seite j/ über
Phöbus- Spiritus- GasglühUcht-Lampe ging
uns folgende Mitteilung zu:
Ich benutze selbe seit 2 Monaten zur Pro-
jektion, sowie zu Vergrösserungen und bin mit
ihr zufrieden. Nur scheint mir der Mechanismus
etwas kompliziert zu sein, für den Fall, dass
man die Lampe behufs Reinigung zerlegen muss.
Einige Teile müssen laqt Beschreibung ausgelötet,
bei anderen wieder Verkittungen entfernt und
ersetzt werden etc. Was die Strümpfe anbelangt,
so benutze ich ein und denselben schon seit 2
Monaten und bei nötiger Vorsicht ist selbiger
dauerhaft und nicht besonders gebrechlich. Ich
benutze den Glühkörper von Henry Hill&Co.
Limited, Berlin SW., Alexandrinenstr. 11.
Selbiger hat doppeltes, starkes Gewebe und ist
speziell für Spiritus-Glühlicht-Lampen bestimmt.
E. D.
Sind hölzerne Doppelkasse Iten mit Um-
legeschiebern den einfachen Metallkassetten
Mit herausziebaren Schiebern vorzuziehen?
Über die billigen Mettalkassetten haben wir
schon viel Klage führen hören. Wir ziehen
jedenfalls die solide gearbeiteten Holz-Doppei-
kassetten, wie sie z. B. die Camera-Tischlerei
A Stege mann-Berlin S. baut, vor; allerdings
ist deren Preislage eine bedeutend höhere.
Von verschiedenen Seiten werden fetzt
orthochnomatische Platten zu gletchem Preise
wie gewöhnliche Trockenplatten angeboten.
Ist für solchen niedrigen Preis eine gute
Platte lieferbar?
Es ist wohl möglich, für den gleichen Preis
farbenempfindliche Platten zu liefern, denn die
Herstellungskosten der Emulsion an und für sich
werden durch den geringen Zusatz von Farb-
stoffen etc. nicht erhöht. — Nicht alle billigen
Marken sind empfehlenswert.
Es soll eine auf Pauspapier gezeichnete
Tuschzeichnung auf Negropapier über-
tragen werden. Das Negropapier soll
unter der Pause belichtet, schwarze Linien
auf weissem Grunde geben. Können Sie
mir eine Fabrik in Österreich empfehlen,
welche ein solches Papier erzeugt, oder ein
Buch angeben, welches die Selbstanfertigung
eines solchen Papieres eingehend bthandelt?
49
KLEINE CHRONIK.
Solches Papier fabriziert u. a. J. Gablert,
Wien. — Genaue Anweisungen für Selbst-
herstellung giebt : Vogel, Die photographischen
Kopierverfahren Seite 134. Preis M. 4,50. —
(Verlag von Gustav Schmidt-Berlin).
Im Anschluss auf Seite 28 der kleinen
Chronik der „Fhot. Mitt,"" {jgoS), möchte ich
Sie freundlich ersuchen , mir Genaueres
über das Journal: „Internationale Kunst-
Photographien'* zukommen zu lassen,
2 Bände ä 6 Hefte. Fol. in Mappe ä Mappe
10 Mk., einzelne Hefte ä 1,50 Mk.
Ein Negativ t welches zu starke Kon-
traste hatte ^ schwächte ich mit einer öproz.
Ammoniumper Sulfatlösung ab und behandelte
es in einer y proz. NatriumsulfiHösung.
Das Negativ wurde sehr schön weich^
es zeigten sich aber auf der ganzen Platte
feine, undurchsichtige Punkte. Woher sind
diese entstanden?
Ihre AmmoniumpersulfatlOsung ist sehr stark,
und dieses wird auch die Ursache der Punkte
sein. Man verwendet in der Regel nur 2 proz.
Lösungen.
Für den doppelten Übertragsprozess bem
Pigmentdruck überziehe ich die gerdnigten
Glasplatten mit einer Kolophanmmr Wachs-
lösung und gebe dann einen Chromg^elaiine'
unterguss. Beidieser VorpräparcOion passiert
es mir oft^ dass sich die Bildsckicht am
Rande löst, femer , dcus beim sweiten Über-
trag das Papier nicht vom Glase herunter-
geht, etliche Teile bleiben stets am Glau
sitzen. Woran kann der von mir begangene
Fehler liegen?
Für den doppelten Obertragsprozess werden
die Glasplatten einfach nur gewachst oder aach
gewachst und mit Kollodiumunterguss (nicht
Chromgelatine) Oberzogen (siehe Vogel, Pigment-
Verfahren Seite 64).
Wie ist die beste Zusammensetzung des
Gerat zum wachsen der matten Brom-
silberkopien?
Man löst 1 Teil weisses Wachs in 10 Teilen
warmem Benzin und Iftsst erkalten.
Verschiedenes.
Eingesandt.
Zu dem in Heft 4 enthaltenen AufsaU über
Solarisation und Umkehrwirkung in der Photo-
graphie erlaube ich mir folgende Beobachtung
mitzuteilen. Beim Entwickelp einer Innen-
ansicht mit hellem Fenster wurde ich gezwungen,
die Entwickelung bei gelbem Licht auszuführen.
Sehr bald hatte ich ein Positiv. Bei Versuchen
fand ich, dass jede Unterbelichtung bei gelbem
Licht, mit Rodinal ausgefQhrt, gute Posidive ergab,
ohne zu Schleiern, während bei dem geringsten
weissen Lichte die Platte einen dichten Schleier
zeigte.
B. Graf von der Schulenburg.
Hierbei dürfte wohl auch die Art des gelben
Lichts in Betracht zu ziehen sein. — Man vergl.
den Artikel : „Eine eigentümliche Entwicklungs-
erscheinung" Phot. Mitteilungen 1902, Seite 310.
nahmen nach der Natur (Portrftts, Genrebilder
Landschaften, Früchte), nach Gemälden etc.
Retotichier-Lack.
Äther 10 Teile
Sandarak 6 .
Mastix 6 »
Blonder Schellack 1
Negativ-Lack.
Alkohol absol 350 Teile
Gebleichter Schellack ... 35
Mastix 10
Venetianischer Terpentin . 1 ,
Lavendelöl einige Tropfen
Dreifarben-Photographle.
Wer sich für Dreifarben - Aufnahmen und
-Reproduktionen interessiert, machen wir auf
die vortreffliche und elegant ausgestattete Zeit-
schrift „La Photographie Franqaise* aufmerk-
sam. Dieselbe erscheint monatlich und bringt
in jeder Nummer einen Dreifarbendruck in
grösserem Format (bis zu 1 5 X 22 cnt) von Auf-
Ausstellungs-Nachrichten.
Im Herbst dieses Jahres wird in BmÜB
wieder eine All88telllU19 ftÜr kflllStlMiSlAe
Pbotograpllle von der Deutschen Gesellscfaaft
von Freunden der Phot. und Mer Freien phoL
Vereinigung veranstaltet. Die X^eschfiftsfühnuig
hat die erstgenannte Gesellschaft inne (Adresse
der Gesellschaft: Berlin W.. \^t
Platz 6).
kfbria Luise
50
KLEINE CHRONIK.
Auf der KUBSt-PllOtegniplllSClieil Ans- 20. Juni bis 5. Juli stattfinden, und wird die
stttlllUlfl zu Hmblirg bat die Jury, an deren Werke der Mitglieder der Gesellschaft sowie
Spitze Prof. Justus Brinckmann stand, die auch die fremder Künstler ausstellen. Weiteie
goldene Medaille folgenden Herren zuerteilt: Auskünfte erteilt der Vorstand: Rue de Ur-
Dr.H. Bachmann-Graz, H. M. Carstensen- selines 39.
Flensburg, Wilh. Ges che- Hamburg, Max
Lorenz-Klotzsche bei Dresden, Max May-
Hamburg Direktor Richter-Lipine, Alfr. GeschÄltllche Mitteilungen.
Schneider-Meissen, H. von Seggern-
Hamburg. Ed. IiieS61|aBg8 TerUg ist an den bisherigen
Der IIL inteniattoaele KvaStSalon des Leiter, Herrn Max Eger, übergegangen. Die
vyELFORT" wird im Saale der „Grande Har- Firma wird weiter geführt: Ed. Liesegangs
monia*, nie de la Madeleine, zu Brüssel, vom Verlag (M. Eger).
51
UtrZtiAiiS dtr Utrtiit w^Ucdn alslmSiib Te^unUwkiift be^ei!^
AJtoaas V«r«iMigaac tos AoMtewr-PhotomiplMB. L Von.: Dr. med. Alfred Gwmf, Reidienstr. 4. — Sdaitt:
Eduard Reimer, Rechtskonsulent, Neueboii^ S. — &a«e.: Ad. Wiener, A.-Ottensen, Amolrtetia— e IS. ~ "^rrthn^iii
ZoMmmenkfinite: jeden Dienstag: Abend 91/4 ^^^f >n Pnbet-OeseOechaftaluins, Könintr. U&. — Bettea^: ISlft. jibriä.
Eintrittsreld 8 Mk. — Alle Sendunf en aind sn adressieren an den L Schnftführer jSd. Retmer. Nenebvxs 3
Aa^soorgt Aauittmr^'Vk.oitogrmphmn Verelm. L Vors.: P. O. LauienscMager, Prokurist und Gescklftifeiter te
8chmid*sclien Verla^buclihandlunr, Baxfüsserstr. C. 284. — Sdiriftl: Alfred Teichmmm, kaofn. Beamter, Wertai^
bruckerthontr. P 105 II — Kass.: Josef Ali^OUch, Drogist St Asnastrasse B. 258. — GesamtnülciiedexxaU: 54.
B«rm«ai Vereis Hkr Uekbaber-Pliotogimphle. L Vors.: A. Kapp, Bredderstr. Z, — Scbrtftl: L. Dinges, JOänA-
hoUstr. 86. — Kass.: PK. MichH, KL Plurstr. 7. — Buchenr.: Fr. Röder, Cleferstr. 5L — Sitxoigen 14-tikpg Diens4aa*ia
Baale der Restaur. Hohwarde (HAImer Hof) — jAhrl. Beitrag 6 Mk.. Eintrittsgeld 8 Jlk.
Basel: Anateiur-Photocrapliea -Verein BaseL L Vors.: E. Suier, Feierabendstr. 87. ~ IL fstellrenr.) Von.«.
Kass.: Rob, PhiUppi - Scbriftf.: Ed. SchmidUMuih, - BibUothekar und Kat-Verw.: Lotis fCehlstadt, — Mitsfie^ir-
zahl 46. — Sitzungen: Jeden Honat einmal, m^L mit belehrenden Vorträgen, in der Kunsthalle
BerUnt Vereta sarPArdenuf der Pkotogniphle. Gegründet 1864. L Vors.: Rittmeister a.D. Jfofm KkOmg,
. . , _ g^jjriftl: Paul Hatmeke, Chemiker. — -^- - " - ■ "
hlndler, W., Lfitzowstr. 87. — MltgUederzahl 212. — Sitztmgen zweimal monatlich, abends 8 Uhr. Am ersten Freitagi
des Monats im Saale des Hotels sum Burggrafen, Kurfürsienstr. 97. Die zweite Sitsnnc findet am rierten Pratace 9k
Projektionsabend in der Aula der Kaiser Priedxidischule am Savignyplatz statt Beitrag für Berliner Ifimeds
16 ML, fOr Auswärtige 12 Mk. jährlich. Eintrittsgeld 5Mk. — Adr.: Paul Hanneke (s. o).
Berila: UolUbUd -Verein Berlin. Gegründet 5. 2. 1900. Sitzungslokal: Restaurant Zur Hochschule. Israiiaes-
str. 4041. — L Vors.: Otto Knopf, Kaufmann, Burgsdorfstr. 11. — Sitzungen: jeden 1. und 8. Montag im Monat abcaii
prAcise 9 Uhr. — Eintrittsgeld 2 Mk., Beitrag pro Monat 1 Mk.
Berlin N.: Antatenr-Photocmphen-Vemnlgnng »Boe*. Gegründet 1901. — Vereinslokal: Johannisstr. 14-1Sl -
Sitzungen ron April bis September jeden zweiten Preitag, Abends 9 Uhr. — Einschreibgebühr 2,00 Mk^ monaffidier
Beitrag 0,60 Mk. — L Vor:: cand. ehem. Wüly Dahee, Hussitenstr. 79. — L Schriftl: Rudclf Römer, Zehdeni<^entr. U
Berlin: Sektion Btegllts der Deutschen GeaHlaoluift Yon Freunden der Photogmphle. Vors.: Direktar
C. Breuer, Friedenau, Rembrandstr. 10 1. — L Schriftl: P. Gebhardt, Steglitz, Schlossstr. 118 OL — Sitzunr jedes
4. Montag im Monat im Restaurant „KaiserfaaUen^ Am Markt — Eintrittsgeld 1 Mk., jlhrlicher Beitrag nur 7ML
Bingen (Rhein): Jtmatenr-Photographen-Veretnlpuig gegründet 1900. Vors.: Dr. med. Linden, Schriftl u. Es»..
Protjoet, — Sitzungen: Jeden ersten und dritten Samstag im Monate. — Eintrittsgeld 8 Mk. jAhrticher Beitrag 15 Uk.
— Vereinslokal' Hotel EngL Hol — Vereinsor^gan: Photographische Mitteilungen.
Bösen: i»Anuitenr-Photognu>lien-Clnb fir Bösen nnd Umgehnng.'* Gegründet 1806. — Obmann: Jlor ScitnSker.
Bautechniker, Stadt-Bauamt — Sitzungen alle 14 Tage, Dienstag Abend 9 Uhr tm Restaurant ..Foreterbrftn". Ooediestr,
Jahresbeitrag 4 Kronen, Aufnahmegebühr 2 Kronen.
Bösen: Verein snr Fdrdemni^ Äer Amntenr-Photographie, Bösen nnd Umgebnnjr. — L Vors. .Josef FVatadm
Obstmarkt 2. — Vereinsabende alle 14 Tage. Dienstag Abend Vfl6 Uhr im Cafe Larcher, Dreifaltigkeiuplatz (Veretat-
zimmer). — Jahresbeitrag 4 Kronen, Einschreibgebühr 2 Kronen.
Brealnn: Antatear-Pnotogiraphen Verein. Vors.: Buchhalter Eduard Schaff er, Höfchenstr. 61 IL; Schriftl Kaite.
Hermann KÜgler, Tschepineretr.6; Kass.: Oberielegraphen -Assistent Paul Weber, Matthiasstr. 176 HL — Sitsuagss
wöchentlich emmal. — Anfragen und Zuschriften an den Schriftführer. — Eintritt \ Mk., monatlicher Beitrag 75 PL
BreeUra: Sohlealsohe Geselachalt ron Prennden der Photographie. Vors.: Dr. R. Riesenfeld. Ohlauer Stadt-
graben 28. — Sitzungen Freitags, abends 8i't Uhr im Rizzibrflu, Zwingerplatz 3. — Eintrittsgeld 8 Mk. jährt. Beitn;
12 Mk. für Einheimische, 8 Mk. für Auswärtige.
Budapest: Budal Camera KOr. I. Vors.: Oberhuber Teno. — I. Schriftl: Szentzimrei Deasö. — Kass.: Pm/ Lm
— Sitzungen im Restaurant „Alagut" [L k. Alagut utca 2] abends 8 Uhr an jeden ersten und dritten Donnentag, Im-
sammenkfinfte an jeden zweiten und Tierien Donnerstag des Monats. — Beitrag für active Mitstieder 12. für paisiT«
Mitjrlieder 4 Kronen jährlich. — Eintrittsgeld 3 Kronen. — Adr.: Oberhuber JenÖ, Budapest I. k. Bors ucta 8. IL
Cnarlottenburs: Charlottenburger Camera-Club. L Vors.: V. Wimnier, Ingenieur, Cauerstrasse 19 IL
— Sitzungen abends 8 Uhr am ersten imd dritten Donnerstage des Monats im Restaurant ..Prinz Luitpold' n
Chariottenbuig, Berlinerstr. — Beitrag für Berliner Mitglieder (incl. Vororte) 9 Mk.. für auswärtige, passive Mitglieder
8 Mk. jährtich. Eintrittsgeld 8 Mk.
Chemnlts : Amnteur-Photographen-Vereln. L Vors. : Franz Eckardi, Stadtbaumeister. — Schriftl : Ernst Emmnch
Lehrer, Chemnitz, Reichstr. 40. -- Sitzungen: alle 14 Tage Dienstags im Klubiokal. Langestr. 12.
CAln-Nlppes: Photofraphlscher Amateur-Club. Vors.: Lehmann, KgL Eisenbahn-Sekretär. — Schrift: Wttl
KgL Eisenb.-Stationsassistent — Kass.: Reinhardt, Restaurateur. — Sitzung jeden ersten, dritten bezw. fünften Fnüaf
jedes Monats im Restaurant .,Zur Post". — Adresse: Eisenbahn-Sekretär Lehnu»nn, Coin-Nippes, Kempenerstr. 861
Dansl^: Weatpreuaelache Gesellschaft ron Freunden der Photographie. Oegründet 1893. L Vors.: Direbor
des bakteriologischen Instituts, Dr. med. Petruschky in Lanrfuhr bei Danzig, Kastanienweg 8. — Schriftl: E. Blech. Ar^
diakonus. St Katharinen-Kirchplatz 2. — Kass.: Felix Kavealki, Kaufmann, Langenmarkt 82. — Sitzungen abcedi
1 t9Uhr im Saale der Naturtorschenden Gesellschaft, Frauenthor, am zweiten resp. am vierten Dienstag des Monatz-
Beitrag für einheimische (westpr.) Mitglieder 10 Mk., für auswärtige 2 Mk. Eintrittsgeld 2 Mk. — Adresse : E. Blech {% t ,
Dresden: Dresdner Gesellschaft zur POrdemn|^ der Amateur-Photo^rapnle. Vorsitzender: Rentier E. Frakm,
Schumannstr. 24 — Kassierer: Direkt. M. Hermtann. — Besond. Einriebt: DunkeUimmer, Bibliothek. LesezirkeL At«ücr
Duisburg: Amateur-Photoi^aphen-Vereln. Gegründet Juli 1902. — I Vors.: Carl Roiahn, — I. Schriftl: Ivgm.
O. Wiegand. — Kass.: Gusi. Neuhaus. — Sitzungen jeden 1. 8. uud 5. Sonnabend im Monat im Hotel ..Prinz R^r^nf -
Beitrag 10 Mk, für ordentL und 6 Mk. für ausserordentl. Mitgl. - Adresse: Cnrl Rnjahn, Friedrich-Wilhelmstr. 7
Blmshom: Verein ron Amateur*Photographen.
Brfurt: Photographischer Klub. Vors.: Hugo Büchner, Rentier, Cvriaxstrasse. Sitzungen jeden zweiten Diencta;
im Restaurant Steiniger. Aufnahmegebühr 3 Mk., Jahresbeitrag für Einheimische 11.50 3ik.. für Auswärtige 4 ML
Brfurt: Verein Preluide der Llchtblldkunst. Oegründet 1901. L Vorsitzender: Rob. Müller, Erfurt. Gartensir,:!.
- Sitzimg jeden Donnerstag abends 8 Vi Uhr Pomona, Gartenstr. 70 L Vortrags-, Übungs- u. Projektionsabende. — Beitn{
jährlich 5 Mk. Eintrittsgeld 1 Mk.
Prankfurt a. O.: Naturwissenschaf tL Verein d. Res.-Bes. Prankfurt a. O., Photogiraphleche AbteUaai.
Adr.: Richard Kawser Nchf, Frankfurt a. O., Junkerstr. 20. — Kass.: Bankier Max Grrwig, Frankfurt a. O., Wilhelmplzn.
Frankfurt a.M.: Vereinigte Amateur -Photographen. Gegründet 1894. L Vors. :£. i^offc, Apotheker, Blnek£^
Strasse 25/27. — L Schriftl: C. Wall, Kaufmann. Eppsteinerstr. 28. — Kass.: Carl Pfisterer, Kaufmann, Leerbachstr 4t-
Sitzuneen: Monatlich einmal an jedem dritten Montag im ,.Hotel du Nord" Grosse GaUusstr. 17. — Au)bahmeg«bfihr 2 Iß:
Jährt. Beitrag 12 Mk. für hiesige. 6 Mk. für auswärtige Mitglieder. — Adresse :A. Kohn, Frankfurt, Gr. Bschenbeimerstr. 9
Gerat Freunde der Photographie. Gegründet 19. 5. 1899. L Vors.: Robert lAker, Kaufmann. Gera-Untenahsn.
Agnesstr. 2. — Schriftl: Wilhelm Dietzel, Kaufmann, Schuhgasse 14. — Kass.: Gustar Roller, Kaufmann. Oc»
Langenberg. Hermannstr. — An jedem 1. u. 3. Mittwoch Versammlung, am S. u. 4. Mittwoch geseihges BeiKammensets ia
Vereinslokal „Gewerbehaus''. — Eintrittsgeld 3 Mk. u. jährl. Beitrag 6 Mk. - Adresse: W. Dietzel, Gera R.. Scfauhgs«»
Qotha: Verelnlgunjg Gothaer Amateurphotog^aphen. I. \^r8.: Ingenieur Wedekind, Ohrdruferstr. 89. — Schitti-
Rentier O. Rudolph, Kaiserstr. 84a. — Kass. : Tierarzt Georges, Pfortenrasse 1. — Bibliothekar: Lehrer Beck, Kaiserstr.SlH
— Versamminngen finden jeden 1. und 3. Mittwoch des Monats im Hotel „Schützen'^ statl
Görllts: Photopraphlaohe Geeellachnft. Gegründet 1895. Vors.: Apotheker Renner, Consulstr. 21. — SitsuBga-
Jeden ersten Montag im Monat (ausgenommen Juli und August) 8^/1 Uhr Abends im Vereinslokal ,.Engli.%cher Gancc'
— Beitrag 6 Mk. jährlich. Eintrittsgeld 8 Mk.
Cta^ls: Freunde der Photographie. Gegründet 1895. L Vors. : Fabrikdirektor C. Prüfer, — IL Vors. Fabrik»
W. WüM, — Schriftl: Kaufmann M. Möschke — Kass.: Landrentenbankkassierer Sehneider. — Sitzung alle 14 Tip
MiUwochs. — Jahresbeitrag 9 Mk. Aufnahmegebühr 8 Mk. — Adresse: Fr. d. Ph. C. Prüfer, Greiz L V.
Halnlchen: Verein sur Pflege der Photographie für Halnlchen und Umfeffend. Vereinslokal : Bahafe»
restauranl — Vers, jeden 1. Montag i. Monat — Vors. Fr. Wilh. Büschel, Kratzmühle b. Hainichen.
Hamburg: Freie Vereinigung ron Amateur -Photopraphen. I. Vors.r Heinr. Beck, Schmiedestr. 6. — !
Rud. Schvartz, Buxtehuderstr. 22, Harburg — L Schriftf. : P. Jordan, Catharinenstr. 88, Hambui^g. — Sitzungen j<*t
1. und 3. Montag im Monat im Vereinslokal, Restaurant zum Dornbusch, Dombusch Nr. 2 — 4 part. — An ^
52
I
DJHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und «Antworten — Verschiedenes — Ausstellungs-
Nachrichten — Geschäftliche BAitteilungen.
Vereins - Nachrichten.
pPhotographlsche GeseUschalt
zu Danxif .
Die i^Westpreussische Gesellschaft von
Freunden der Photographie zu Danzig" hat
ihren Namen wie oben in Oberschrift an-
gegeben geändert. Die Neuwahl des Vorstandes
gestaltete sich wie folgt: Vorsitzender: Ober-
lehrer Dr. Terletzki; Stellvertreter: Direktor
Dr. med. Petruschky; Schriftführer: Archi-
diakonus £. Blech; Kassenwart: Konsul
Poschmann.
Dresdner Cresellschait zur Förderung
der Amateur-Photographie, e. V.
108. ordentliche Sitzung,
Montag, den 9. Februar 1903.
Vorsitzender: Herr Rentier F. Frohne,
Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung, heisst
die Anwesenden herzlich vidllkonmien und teilt
mit, dass sich die Herren Kunstmaler Paul
Hirstchfeldt, William Müller und Hilfs-
topograph Paul Petermann zur Mitgliedschaft
angemeldet haben. An geschäftlichen Eingängen
sind zu verzeichnen: III. Jahrgang des Photo-
graphischen Jahrbuches, übersendet von der
Photographischen Gesellschaft in Bremen. Preis-
liste für VergrOsserungen von Blum, Preisliste
über photographische Stockcamera »Ben Akiba"
und Preisliste für Agfa-Artikel der Anilin-Aktien-
Gesellschaft zu Berlin. Der Vorsitzende erteilt
nunmehr Herrn Landschaftsmaler Oskar
Schütz das Wort zu seinem Vortrage über
.Aufnahmen nach der Natur". Der Vortrag
gipfelte im Prinzip in einem Vergleich der Kunst
des Malers mit derjenigen des modernen Photo-
graphen. Redner stellt* sich dabei nicht auf
den leider häufig anzutreffenden Standpunkt,
dass die Photographie von der Malerei zu ver-
-werfen sei, sondern sucht als tüchtiger Fachmann
und guter Amateurphotograph Verbindungen
zwischen beiden zu schaffen, wobei er für die
Vertreter beider Künste den jLudwig Rich-
terschen Satz: „Erst Sehen lernen* an die
Spitze stellt. Wie der Maler beim Skizzieren
in grosse Intimität zur Natur tritt, den Blick
und das Auge schult, so soll auch der Kunst-
photograph in gleicher Weise Studien treiben,
soviel wie mOglich arbeiten und auffassen^ Erst
dann wird eine Photographie, welche durch
moderne Verfahren zur Kunstphotographie er-
hoben wird, mehr Einheitlichkeit aufweisen.
Wie sich der Zeichner hüten muss, Ergebnisse
zu bringen, die das Auge nicht gesehen hat
(Redner verweist hierbei auf Jdas Abzeichnen
von Moment - Photographien für illustrative
Zwecke), so soll auch der Kunstphotograph
darauf bedacht sein, im Bilde nichts zu korrigieren,
was das Auge nicht ^n natura wahrgenommen
hat. Auch vor Einseitigkeit warnt der Redner
und empfiehlt dem Maler wie dem Kunst-
photographen ein Studium guter Bilder und
Musterwerke, sowie Naturstudien. Interessant
ist schliesslich die Verwendung vorteilhafter
Verzeichnungen der photographischen Objektive
für den Maler, sowie die Stellungnahme des
Redners zu Genreszenen und Porträts. Redner
vertritt den Satz: „Was gestellt wird, wird selten
so natürlich, als dasjenige, was man im Moment
erfasst" ; ferner spricht er die Ansicht aus, dass
es besser sei, von dem als Motiv gewählten
Gegenstande 'möglichst viel verschiedene Auf-
nahmen zu fertigen und die beste auszuwählen,
als nur eine Aufnahme herzustellen und diese
so lange zu verbessern, bis ein brauchbares
Bild entsteht. Der Vortrag, welcher seitens
der Anwesenden mit lautem Beifall aufgenommen
wird, erhält durch eine von dem Redner ver-
anstaltete Ausstellung von hervorragenden
Skizzen etc., sowie von Photographien, eine
würdige Umrahmung. Hierauf erteilt der Vor-
sitzende Herrn Lang das Wort, welcher Neu-
heiten in Stativen, ferner einen Tageslicht-Ver-
grOsserungsapparat und einige damit hergestellte
Bilder vorführt. Daran anschliessend demon-
striert Herr Redakteur Schnauss einen von
der Firma Geo. Houghton & Son, London,
53
KLEINE CHRONIK.
eingeffihrten Dichtigkeitsprflfer („Densitometer').
Das kleine, sehr sinnreich erdachte Hilfs-
instrument ist bei der Diapositivherstellung,
sowie beim Bromsilberverfahren vorteilhaft ver-
wendbar. Der Vorsitzende verliest nunmehr die
in dem Fragekasten enthaltenen Fragen, von
denen sich die erste durch die Konstitution der
Prüfungskommission erledigt und zu der zweiten :
«Was für Farben werden zum Kolorieren von
Diapositivplatten empfohlen" ? seitens des Vor-
sitzenden die Firma M. Petzold in Chemnitz
und seitens des Herrn Kunstmalers Hirsch-
feldt die Firma Unger St Hoffmann in
Dresden genannt werden. Herr Kunstmaler
Hirschfeldt, welcher Negative zur Vorlage
bringt, welche Verzeichnungen an Objektiven
demonstrieren, macht schliesslich darauf auf-
merksam, dass man gezwungen i^t, derartige
Erscheinungen durch Retouche zu beseitigen*
Dr. V. Bellach, I. Schriftführer.
Verein für Amateur-Photographie
zu Hannover.
Ordentliche Hauptversammlung Montag, den
2. März 1903.
Vereinslokal: „Hotel zu den vier Jahreszeiten".
Der Vorsitzende eröffnet um 9 Uhr die
auch von Damen gut besuchte Versammlung
und teilt mit, dass der Verein polizeilich ange-
meldet und die Satzungen genehmigt sind.
Der Schriftführer Wrede verliest die
Protokolle vom 2. und 16. Februar, die ange-
nommen werden.
Darauf hält Herr Dipl. Ing. Schönian
seinen Vortrag Über „Die künstlichen Licht-
quellen in der Photographie". Der Vortragende
setzt auseinander, welche Eigenschaften von
den künstlichen Lichtquellen zu fordern sind.
Um die Einwirkung verschiedener Lichtquellen
auf die photographische Platte zu zeigen, wird
eine Aufnahme mehrerer, verschiedener, neben-
einander aufgestellter, brennender Leuchtkörper
gemacht (Kerze, Petroleumlampe, elektrische
Glühlampen mit normaler Spannung und mit
Oberspannung, Auerlicht, Magnesium und
elektrisches Bogenlicht). Die Aufnahme wird
mit einer „Isolar"-Platte der Aktien-Ge-
sellschaft für Anilin-Fabrikation, Berlin,
gemacht und lässt die verschiedenen Licht-
abstufungen ausserordentlich gut erkennen,
dieselbe wird mittels Projektionsapparates vor-
gezeigt.
Es zeigt sich, dass Magnesium und elekrisches
Bogenlicht als die geeignetsten Lichtquellen in
der Photographie zu betrachten sind. Nach Vor-
ausschickung einer kurzen Beschreibung des Vor-
kommens von Magnesium und seiner fabrik-
mässigen Darstellung wird das Magnesium in
seinen verschiedenen Formen als Pustlicht, Band-
licht und Blitzlicht vollgeführt. Sodann bespricht
der Vortragende die gebräuchlichsten Apparate,
welche zur Erzeugung des Magnesiumlidites
erforderlich sind: die von den Firmen:
Potthoff & Abbenthern und Hendrik
Lübke in liebenswürdigster Weise zur Ver-
fügung gestellten Apparate werden in Moddien
und Lichtbildern vorgeführt und in ihrer
Funktion erklärt. Besonders eingebend fOhrt
der Vortragende das elektrische Bogenficht
vor, die Entstehung des Lichtbogens und die
Behandlung der Bogenlampen wird an der
Hand von Experimenten gezeigt. Interessant
gestalten sich die Experimente mittels
Induktionsapparates, hier wird ein Quantum
Blitzlich^ulver durch Funkenübertragung^ znr
Zündung gebracht, anderseits erfolgt die
Zündung durch glühenden Draht mitt<>l« kleiner
Akkumulatoren.
Redner dankt den verschiedenen Firmen:
Pottboff & Abbenthern, Hendrik Lübke,
Otto Giese, photochemisches Laboratorium
in Magdeburg, und Dr. Krebs, photochemische
Fabrik „Helios" Offenbach, die ihm zu seinemVor-
trage Apparate und Blitzlichtpulvermischungen
zur Verfügung gestellt haben, wie auch be-
sonders Herrn P. V. Wrede nebst seinem
Assistenten Herrn Ludwig Bleyer, die sich
imi die Herstellung der Diapositive für die
Projektionslampe verdient gemacht haben. Zum
Schlüsse bemerkt der Redner, dass sein Vor-
trag auch den Zweck habe, die Mitglieder an-
zuregen, ihre Erfahrungen auf den verschiedenen
Gebieten dem Verein zu gute kommen zu
lassen.
Der Vorsitzende spricht Herrn Dipl. Ing-
Schönian für seinen hochinteressanten, lehr-
reichen Experimental -Vortrag im Namen der
Mitglieder seinen Dank aus.
Im Anschluss an diesen Vortrag führt der
hiesige Vertreter der Farbenfabriken vorm.
Fried. Bayer & Co. in Elberfeld, Herr Richard
Gabler, die von Dr. Quedenfeld in Düsseldorf
konstruierte Blitzlichtlampe „Baidur* in Ver-
bindung mit Blitzlicht „Bayer' vor.
Herr Dipl. Ing. Schönian beantragt eine
Versuchskommission zu wählen, die Ober die
Resultate der eingesandten Proben berichten
soll. Hierzu werden gewählt die Herren:
Alfred Fuhrmann, Paul Viktor Wrede,
Theodor Kirsten und Hans Schönian*
Als neue Mitglieder werden angenommen
die Herren: Hendrik Lübke, Kaufmann,
Otto Stephan, Kaufmann, Otto Stein,
Lithograph, A. Burkhardt, Magistrats-Super-
numerar, Otto Kruse, Oberpostsekretftr,
sämtlich in Hannover.
Ausgeschieden sind : Paul Kleffel, BerÜn,
Voigtländer & Sohn, Braunschwei^,
54
KLEINE CHRONUC
Xyr. med. BiUeb» Hannover, Dr. J. Knoeve-
na gel, Hannover.
Die Firmen: Otto Giese, photochemisches
Laboratorium, Magdeburg, Dr. Krebs, photo-
chemische Fabrik i^HeUos", Offenbach, sandten
zaiüreiche Blitzpulverproben nebst Prospekte,
die Farbwerke vorm. Fried. Bayer, Elber-
leld, die Prospekte Ober ihr Blitzlicht sowie
ihren neuen Entwickler «Edinol*, desgl.
Apotheker Visbeck, Stettin, Prospekte aber
seine Magnesiumlampe lySedinia*. Ober die
gesandten Proben wird die Versuchskommission
später berichten.
Der Vorsitzende weist nochmals darauf hin,
dass die Vereinszeitschrift bei Herrn Born-
maller (in Firma PotthofI & Abbenthern)
fOr die Abonnenten zum Abholen . bereit liegt;
femer teilt der Vorsitzende mit, dass Herr
Adolf Schmidt ans Hamburg im Auftrage
der »Deutschen Coxin - Gesellschaft' ,
Berlin, Sonnabend, den 4. April, das Coxin-
verfahren im Verein vorführen wird.
Als neue . Mit^eder haben sich gemeldet:
Frau Geh. Ob^eg.-Rat Kraut, Herr Willi
Roerts, Herr Ingenieur Buhlan, Herr
Richard Gabler.
Schluss der Sitzung 11 Uhr.
Der Vorsitzende Der Schriftführer
Alfred Fuhrmann^ Paul Viktor Wrede,
Kl. Pfahlstrasse 2, I. Konigstrasse 16.
Verein zur Pördening der Photo-
graphie xn Berlin.
Sitzung vom 6. Mfirz 1903.
Vorsitzender Herr Wirkl. Geh. Ober-Regierungs-
rat Dr. Brandt.
Zur Aufnahme in den Verein hiü>en sich
gemeldet die Herren: Richard Schumacher,
städt. Gesanglehrer, Hermsdorf b. Berlin; Paul
Hildebrandt, Berlin; Otto Freund, Buch-
händler, Berlin W.
. Als Mitglieder sind aufgenommen worden die
Herren: Fr. van Dyk, i. Fa. Dieskau & Co.,
Charlottenburg, und Carl Küster, Berlin C.j
ferner der Verein zur Forderung der
Kunst in Berlin.
Zur Verteilung gelangen Prospekte von:
Trapp & Mflnch-Friedberg über das neue
„Matt-AIbuminpapier", Unger & Hoffmann-
Dresden Über Apollo-Entwickler, Gesellschaft
für chemische Industrie in Basel über
die Entwicklungssubstanz Paraamidophenolchlor-
hydrat, DrAger werk -Lübeck über Kalklicht-
brenner und Sauerstoffapparate. Es zirkulieren
ferner: eine Einladung ztu- Ausstellung, welche
ciie |,Soci6t6 Jurassienne de Photographie" im
August 1903 in Saint-Claude (Jura) veranstaltet,
ein von der Firma Unger & Hoff mann gratis
zu beziehendes Hilfsbuch über Apolloplatten,
ein Katalog über photographische Literatur des
Hauses Charles Mendel-Paris, der Jahres-
bericht der Dresdener .Gesellschaft zur Förde-
rung der Amateur-Photographie, so^e Probe-
nummern von Lechners Mitteilungen und
Wunsches Lichtbildkünstler.
Herr Baltin legt interessante Papiernegative
vor, welche mit einem alten Portrfttobjektiv
(unbekannter Herkunft) gemacht wurden, das
gerade jetzt sein 50 jähriges Jubiläum feiern
kann. Das Instrument (kein Petzval) besteht
aus drei verkitteten Linsen, und ist — ein
seltener Fall bei jenen alten Objektiven — frei
von Fokusdifferenz. — Dann zeigt Herr Baltin
eine Anzahl von Vergleichsaufnahmen, die den
Beweis erbringen, dass sich auf gewöhnlichen
Platten unter Verwendung einer passenden
Gelbscheibe bei richtiger Exposition der
gleiche Effekt wie auf farbenempfiindlichen
Platten hervorbringen lässt Allerdings verlängert
sich die Belichtung ganz ausserordentlich, und man
muss daher peinlich darauf achten, dass nicht durch
kleine Undichtheiten, die bei kurzer Exposition
belanglos sind^ falsches Licht in die Camera
dringt Der Gebrauch der in der Masse ge-
färbten C^bscheiben des Handels sei hier nicht
zu empfehlen, da diese stets bräunlichen Gläser
zu viel Blau durchlassen und zu viel Grün ab-
sorbieren. Da der "Effekt aber hauptsächlich
auf der Grünwirkung beruht, so ist eine rein
gelbe Scheibe, die das Grün nicht schwächt
und das Blau völlig ausschliesst, erforderlich;
solche Filter muss man sich» am besten unter
Benutzung von Tartracin als Farbstoff, selbst
herstellen. Die Belichtung wird je nach der
Tiefe der Färbung um das 1(X)—3(X) fache
heraufgesetzt. — Herr Baltin betont, dass für
den Gebrauch mit farbenempfindlichen Platten
die in der Masse gefärbten Scheiben den
charakterisierten rein gelben Filtern vorzuziehen
sind.
Herr Geh. JElat Dr. Brandt bringt eine
grosse Anzahl sehr schöner Bromsilberver-
grösserungen im Format 13 >< 18 und 18x24
zur Ausstellung, welche den ungeteilten Beifall
der Versammlung finden. Der Autor entwickelt
seine Negative mit Glycin möglichst zart und
dünn, und benutzt für diese dann zum Ver-
grossem das Brqmsilberpapier von Wellington
& Ward mit glatter Oberfläche; für dichte
Negative dagegen verwendet erHesekiels hoch-
empfindliches Papier. Das genannte englische
Material zeigt grosse Weichheit in der Ton-
abstufimg und schöne tiefe Schwärzen ; bei Ver*
Wendung der kartonstarken Fabrikate rollt es
beim Trocknen nicht, lässt sich gut retouchieren
und neigt ferner nicht, wie manches deutsche
Papier, zu Rissen in der Schicht. Zur Entwick-
55
KLEINE CHRONIK.
lung eignet sich vortrefflich ein Adurol-Metol*
entwickler; derselbe ist sehr ausgiebig , fflrbt
sich nicht und liefert sammetartige Tiefen. —
Herr Dr. Tobias bemerkt, dass nur die
starken Papiere nicht roDen, in dOnner Quafitflt
jedoch auch das englische Fabrikat, welches
fibrigens doppelt so teuer als das deutsche sei,
diese Eligenschaft zeigt, und Herr Hanneke
fflhrt das Rollen auf verschiedene Ausdehnungs-
fähigkeit von Rohpapier und Emulsionsscbicht
zurflck.
Herr Dr. He se kiel empfiehlt beim Arbeiten
mit dOnnen, wfihrend des Trocknens zum Rollen
neigenden BromsUberpapieren dem letzten Wascfa-
wasser 2 — 4 pCt. Glyzerin hinzuzusetzen. Herr
Geh. Rat Dr. Brandt warnt, mit der Ver-
grösserung zu weit zu gehen, da mit der Grösse
auch die Hftrte der Bilder auffallend zunehme,
worauf Herr Hanneke konstatiert, dass für
den Tageslichtapparat noch eine 4 fache Linear-
vergrösserung ohne Einbusse an Tönen durch-
zufahren sei, während mit kOnstltchem Licht
schon 2 fache VergrOsserungen hart ausfallen.
Herr Dr. He se kiel macht die bereits in
letzter Sitzung angekftndigte Vorlage Ober die
Ausgestaltung seines brannten Dreifarben -
Verfahrens zur Erzeugung von Papier-
bildern an Stelle der bisherigen Transparent-
bilder.
Die Übertragung geschieht in der Weise,
dass nach dem hinter 'dem Rotfilter aufge-
nommenen Negativ eine Kopie auf Bromsilber-
gelatinepapier hergestelh und blau gefärbt wird.
Die hinter dem Grfln- und Blaufilter gefertigten
Aufnahmen wurden wie bisher auf Celhdoid-
häute kopiert und diese entsprechend rot und
gelb gefärbt. Das blaue Bild wird nun, noch
nass, auf eine Glasplatte gebracht, das Rotbild
darauf gelegt, beide zur Deckung gebracht und
mit einem Rollenquetscher flbergangen. Nach-
dem sie 5 Minuten unter Druck gelegen haben,
hat sich der Farbstoff des Rotbildes in das
Blaubild hineinbegeben. Alsdann wird das
feuchte Gelbbild aufgelegt und dieselbe Mani-
pulation wiederholt. Man kann die Häute ziu-
Übertragung der roten und gelben Teilbilder
wiederholt benutzen; auch Vergrösserungen
lassen sich sehr gut nach dieser Methode her-
stellen. Nach den vorgelegten Proben ist man
allgemein der Ansicht, dass dem Verfahren ein
gflnstiges Prognostikon zu stellen sei. — Herr
Patentanwalt Leman bemerkt unter Hinweis
auf den Hektographen, dass das Übergehen
des Farbstoffes in Gelatine eine bekannte
Tatsache sei. Herr Klepp betont, dass bd
Hesekiels Verfahren nur das unterste Bild
aus Deckfarben, die anderen aus Lasurfarben
beständen, wodurch Überdeckungsfehler tunlichst
beseitigt warden, und Herr Dr. Hesekiel
selbst weist darauf hin, dass hier nicht wie bei
anderen Verfahren die Farben flbereinander
liegen, sondern sich tatsächlich mit einaiider
verbinden.
In der Diakussion Ober die Herstellung
von Duplikat- und vergrösserteo Ne-
gativen erläutert Frau Generalin von Igel
unter Vorlage sehr instruktiver Vergiciclw-
platten und Abzüge die verschiedenen Wege
zur PlattenvergrOsserung. Zur Herstciinng ver-
grOsserter Papierposttive wird N. P. G.-Papier
No. II mehr empfohlen als Negathrpnpier, da
letzteres zu starke Struktur zeigt, besonders
wenn man nach diesem Positiv das grosse
Negativ in Kohledmck hersteOt. Die Snpcriorität
des letzteren zur HersteDmig des Kontakt-
negatives gegenftber der Bromsilberplatte wird
durch Vorlage von Vergleidwplaftten erwiesen.
Fflr die Herstellung sehr grosser Forante wird
aus praktischen ROcksichten Negativpapier
empfohlen, doch sei dies der bemerkbaren
Struktur wegen fflr zarte Sujets nicht ge-
eignet.
Herr Haberlandt legt Kopien auf Chloro-
typ-Papier vor und weist airf den Reichtnm
der Tonabstufungen, die matte, leidlit zn re-
touchierende Oberfläche hin, wdehe cfiesem
Material eigen, das sich durch absohites Plao-
liegen in den Bädern besonders vortefllialt aus-
zeichne. — In der Diskussion wird benerkt,
dass es sich hier um ein unter neuem Namen
auftretendes Chlorsflbergelatinepapier nach Art
des Matt-Aristopapiers handele, und das allen
Papieren dieser Klasse das Qattfiegen in den
Bädern eigentümlich seL
Fragekasten: 1. »VHe steht es mit der
Lichtechtheit der bei dem Dreifarbenbuchdrock
(Autotypie) verwandten Farben?" — Hierzu
bemerkt Herr Quidde, dass die verwandlen
Farben allerdings, an den Forderungen der
Praxis gemessen, ziemlich lichtecht seien, von
absoluter Lichtechtheit jedoch nicht die Rede
sein könne.
2. „Ich erhalte seit einiger Zeit beim Tonen
von Celloldinbildern in getrenntem Tonbnd mit
Rhodanammonium stets gelbe Töne ohne jeden
Stich ins Blaue oder Violette. Woran ficgt
das? — Herr Hanneke rät, stark Oberzn-
kopieren, ein Ammoniakvorbad zu geben tmd
dann im Rhodangoldbade zu tonen. V^lkrden
dann nicht tiefblaue Töne erzielt, so sei da«
Papier schlecht.
3. ,, Worauf ist es zurOckzufttbren , das«
beim Abschwächen mit Sprozentiger Ammoninn:-
persulfatlösung das Negativ schwarze Punkte
erhält?" — Man ist allgemein der Ansidit, dastt
die angegebene Lösung sehr stark genontuaen
ist und dass sich überhaupt auch bei aller Vor-
sicht nur sehr schwer sichere Resultate
Abschwächen mit Ammoniumpersulfat
lassen.
56
KLEINE CHRONIK.
4. »Worin besteht das Neue bei den Vor-
ffihningen Mietheschei* Farben-Photographien,
von denen jetzt so viel in den Zeitungen die
Rede ist? — Herr Tbieme antwortet, dass es
sich nicht um etwas prinzipiell Neues, sondern
— wie Prof. Miethe übrigens selbst gesagt
habe — nur um eine Ausgestaltung des Ives-
sehen Verfahrens handelt. Lediglich das von
Prof. Miethe zur Sensibilisierung der Platten
verwandte Athylrot, welches die Rotempfindlich-
keit erhobt, sei neu. — Geh. Rat Brandt fasst
das allgemeine Urteil dahin zusammen, dass an
diesem Verfahren noch viel zu verbessern
sei, besonders in Hinsicht auf die Notwendig-
keit der drei zeitlich hintereinander liegenden
Aufnahmen. Dennoch seien hier bereits schöne
Resultate erreicht,
5. »Welcher Entwickler arbeitet am besten
för Lentapapier?" — Es wird bemerkt, dass
Edinol, welches ja auch in der Vorschrift an-
gegeben ist, mit Lentapapier gute Resultate
zeitigt. —
Weiterhin konstatiert Herr Patentanwalt
Leman unter Vorlage von Vergleichsplatten,
4lass die neue höchstempfindliche Lu-
mifere-Platte selbst der Schleussnerschen
Momentplatte an Empfindlichkeit bedeutend
überlegen ist ; das Korn sei allerdings ein dem-
entsprechend starkes. — Das Urteil der Dis-
kutierenden hierüber geht auseinander; während
i^eh« Rat Brandt dem Urteil des Vortragenden
beistimmt, ist Herr B alt in der Ansicht, dass
•der Zuwachs an Empfindlichkeit zu gering sei,
um den Nachteil des groben Korns der neuen
Platte aufzuwiegen. Weitere sachverständige
Urteile in dieser strittigen Frage werden in
Aussicht gestellt«
Die Mitteilungen über Versuche mit den in
voriger Sitzung verteilten Proben von Brune
^ Höffinghoffs Brillant-Entwickler gip-
feln darin, dass hier ein sehr brauchbarer, ab-
stimmungsfähiger Entwickler vorliegt, dessen
Preis allerdings als etwas hoch zu be-
zeichnen ist.
Brandt. Fritz Loescher.
Freitog, den 20. März 1903,
53. Projektionsabend.
Herr Dr. Horst Brehm: Streif zOge mit
Angelrute und Camera.
Amateur - Photographen -Verein
BaseL
Der Vorstand bestand in dem Jahre 1902
-aus den Herren: E. Suter, Präsident, Rob«
;i*hilippi, Vizepräsident und Kassierer,
E. Schmid, Aktuar, L. Kehlstadt, Biblio-
thekar, Dr. P. Witzig und C. Ramstein-
Gschwind, Beisitzer. — Der Verein zählte
Ende 1902 45 Mitglieder.
Auch im verflossenen Jahre war der Verein
bestrebt, seinen Mitgliedern möglichst viel
dessen zu bieten, was zur Förderung unserer
schönen Kunst dienlich sein kann.
Die Versammlungen waren jeweilig ziemlich
gut besucht, doch wäre eine noch grössere
Beteiligung daran erwünscht. Dieselben dienen
ja nicht nur der Belehrung allein, sondern es
bc/ wecken dieselben vielmehr noch, dass die
verschiedenen Mitglieder mehr mit einander
bekannt werden und ihre Erfahrungen, Leiden
und Freuden in Ausübung unseres Sports mit
einander austauschen können.
Laut Vereins - Beschluss wurde ein ent-
sprechendes Plakat angefertigt und an ver-
schiedenen geeigneten Lokalen und Geschäften
aufgehängt, um dadurch Interessierende Aber
das Wirken und Bestreben unseres Vereins
aufmerksam zu machen und eventuell zum Ein-
tritt in denselben zu veranlassen.
Infolge der Initiative des Vorstandes und
der im Schosse des Vereins gestellten
Wünsche ist ein Stereoskopen-Sammelkasten
angeschafft worden, welcher mit Diapositiv-
Glasbildern unserer Mitgbeder versehen, je-
weilen an den Vereinsabenden im. Lokale auf-
gestellt ist; Beschickung desselben ist stets
sehr erwünscht und wird dankend ange-
nommen.
Ebenso hat eine Auffrischung unserer
Bibliothek mit Ej-zeugnissen neuerer Literatur
und Werke stattgefunden, und bietet nun die-
selbe den Mitgliedern alles Wünschenswerte;
eine rege Benützung derselben wäre sehr er-
freulich.
Basel, Januar 1903.
Amateur-Photographen - Vereinl-
gang ,y£o8^< zu Berlin.
Vorsitzender: Herr W. Dabse.
Von den Farbwerken vorm. Meister
Lucius & BrQning in Höchst a. M. gelangen
zwei neue Erzeugnisse ^Pinakol P" und
nPinakolsalz N" an die Mitglieder zur Ver-
teilung. Pinakol P ist ein konzentrierter
Rapidentwickler, der als entwickelnde Substanz
Pyrogallol enthält. Er enthält weder ätzendes
noch kohlensaures Alkali, weder Ammoniak
noch übel riechende organische Basen, sondern
an ihrer Stelle das Pinakolsalz N. Letzteres
soll also als Alkali-Ersatzmittel für organische
Entwickler dienen, ohne dessen schädliche
Nebenwirkungen (Angreifen, Kräuseln, Ab-
schwimmen der Gelatineschicht etc.) zu be-
sitzen. Beide vorliegenden Substanzen wurden
57
KLEINE CHRONIK.
hinsichtlich ihres Wertes in unserm Vei'eins-
laboratorium untersucht, und es wurde festge-
stellt, dass Pinakol P klare detailreiche Negative
von rein schwarzer Farbe erzeugt, während
die mit Pinakolsalz N angesetzten Entwickler-
lösungen die gebräuchlichsten Soda- und
Pottasche-Entwickler an Rapiditflt, Kraft und
Klarheit Qbertreffen.
Die offzielle Weihnachtsfeier wurde in
unserem Vereinsheim in einer der Würde des
Festes angemessenen Weise begangen. Die
Bescherung brachte vielen Mitgliedern un-
geahnte Überraschungen. Besonders hold war
Fortuna den Herreu Kloy, Klinke und
Giessler. Während Herr Kloy mehrere
Dutzend Trockenplatten (Isolar) einheimste,
hatten die Herren Klinke und Giessler das
GlQck, zwei prächtig ausgestattete photogra-
phische Apparate zu gewinnen. Um 2 Uhr
morgens hatte die Feier ihren Höhepunkt und
somit ihr Ende erreicht, und wohl jeder verliess
die Festräume mit dem Bewusstsein, wieder
einmal in der Vereinigung »Eos* angenehme
Stunden verlebt zu haben. In längerer Aus-
führung erläutert Herr Dahse die Prinzipien,
auf denan das neue Cox in verfahren beruht.
Da die mit Coxin vorgebadete Platte während
des Entwicklungsprozesses nicht aus der Schale
genommen werden darf, der Fortschritt in der
Entwicklung also nur in der Aufsicht (nicht
Durchsicht!) beurteilt werden kann, so wird
die Zuverlässigkeit des neuen Verfahrens an-
gezweifelt.
Von der Firma Dr. Lüttke & Arndt
liegen einige Platten und Papierproben vor; sie
wurden für recht brauchbar befunden.
Die am Sonntag den 15. Februar stattge-
fundene Ausstellung von „Pan"-Bildem der
Firma Ed. Liesegang in Düsseldorf erfreute
sich lebhaften Zuspruchs. Die ausgestellten
Bilder waren auf der vorjährigen Düsseldorfer
Ausstellung mit der silbernen Medaille ausge-
zeichnet worden und stellten in Motiv wie Aus-
führung Kunstwerke ersten Ranges dar. An
die Besucher der Ausstellung wurden Proben
des »Pan"-Papieres für Versuchszwecke ver-
teilt. Die Handhabung des vorerwähnten
Papiers gestaltet sich sehr einfach; Dauer der
Behchtung und Konzentration des Entwicklers
spielen bei der Herstellung der Bilder eine
grosse Rolle.
Der neu eingerichtete Lehrkursus wurde
von Gästen und Mitgliedern stark besucht; er
behandelte das Pigmentverfahren in seinem
ganzen Umfange.
Die von der Firma Dr. G. Krebs in Offen-
bach a. M. gespendeten Zeitlicht- und Ent-
wicklerproben gelangen zur Verteilung; zahl-
reich angestellte Versuche haben die vorteil-
hafte Verwendung beider Substanzen ergeben.
Besonders seien die Zeitlichtpatronen hiermit
bestens empfohlen. Ebenfalls giAnzende
Resultate wurden mit den uns zur VerfOgwig
gestellten .Herz k a'- Diapositivplatten erzielt.
Angestellte Vergleiche zwischen Herzkapiattrti
und einigen Platten anderer Firmen fielen sämt-
lich zu Gunsten erstexer aus.
In der am 10. März stattgefundenen Vor-
standssitzung gelangten interne Angelegenheiten
zur Sprache und Erledigung.
Neu aufgenommen wurde Herr Kurt
Hettgen.
Berlin, 20. lU. 03.
Gustav Böhlmann, I. Schriftführer.
Ge«ell8clialt von Freunden der
Photoi^aphle xn Jena.
Protokoll der Sitzung vom 7. Januar 1903.
Gegen 8 Uhr versammelten sich unsere Hit-
glieder ziemlich zahlreich im KelTer der Lese-
halle, um der Eröffnung unserer Vereinsarbeits-
räume beizuwohnen. In der Tat präsentierte
sich den Anwesenden ein kaum erwartetes BÜd.
Statt unseres alten Dunkelzimmers, welches im
Winter wegen Mangel eines Ofens unbenntzbar
war und in welchem sich noch eine Reäic von
anderen Unzuträglichkeiten bemerkbar msfhtrn^
haben wir jetzt, dank des Entgegenkommens
der Zeiss-Stiftung, eine Serie von 3 Zimmern:
Einen Raum, in dem unser Vei^OsserungS'
apparat Aufstellung erfahren hat, zweitens das
eigentliche Dunkelzinmier, drittens ein Ramn,
welcher zum Waschen der Platten und Kopien
benutzt werden soH. Überall ist elektrisches
Licht gelegt worden und im Dunkelzimmer und
Waschraum auch Wasseranscfaluss. Als von
hervorragender Wichtigkeit mag erwähnt sein,
dass sich im VergrOsserungsraum eine Reibe
verschliessbarer Schränke befindet, welche clen
Mitgliedern für ihre Utensilien zur Verfflguos
stehen sollen. — Sodann begaben sich die lfit>
glieder nach dem Sitzungslokal in der Hopfen-
blute, wo noch einige Punkte geschäfliicl&er
Natur erledigt werden sollten. Zunächst macht
der Herr Vorsitzende bekannt, dass aUe Mit-
glieder ne&e Mitgliedskarten erhalten sollten zar
besseren Kontrolle der Dunkelzimmerbenutzun^,
Der Schlüssel zur Dunkelkammer könnte nur
verabreicht werden gegen Vorzeigung der nenco
Mitgliedskarte und Eintragung in das KontroD-
buch. Im Anschluss daran stellt Herr Welle r
den Antrag, dass der Verein als solcher Mit-
glied des Lesehallen -Vereins werden sollte. Die
allgemeine Stimmung stand dem Antrag im
Prinzip sympathisch gegenüber, jedoch musste
derselbe auf spätere Zeiten verschoben werden,
da die Finanzen, wenigstens augenblickfich«
keine Extrabelastung des Etats zuliessen uB4l
58
KLEINE CHRONIK.
weil die Verpflichtung, die der Verein über-
nommen hatte, für eine permanente Ausstellung
von Bildern in der Lesehalle Sorge zu tragen,
sehr bald die Beschaffung einer grosseren An-
zahl von Rahmen nötig machen würde, so dass
vor der Hand, wenn auch ungern, von dem
Antrag Abstand genommen werden müsste.
Nach Schluss der Sitzung waren die Mitglieder
noch lange in gemütlichem Zusammensein ver-
eint, beseelt von der Oberzeugung, dass die
heutige Sitzung einen wichtigen Abschnitt in
der Geschichte des Vereins bedeute.
Protokoll der Sitzung vom 21. Januar 1903.
Auf der Tagesordnung stand neben geschäft-
lichen Punkten eine Demonstration unseres Mit-
gliedes Well er, betreffend die Behandlung von
EntwickeluBgspapieren. Die H^tglieder ver-
sammelten sich pünktlich im Dunkelzimmer der
Lesehalle. Herr Weber, in Abwesenheit des
Vorsitzenden, eröffnete die Sitzung und ertdlte
Herrn Well er das Wort. Derselbe suchte zu-
nAchst zu zeigen, wie der Entwickler mit Brom-
kali für irgend ein Entwickelungspapier ab-
gestimmt werden könnte und verfertigte dann
mehrere Kopien, deren Belichtungszeiten em-
pirisch bestimmt waren. Zum Schlüsse wurden
noch einige Tonungen mit Eisen und Uran vor-
genommen. Die Neue Photographische Gesell-
schaft, Berlin, hatte die Liebenswürdigkeit, eine
reichhaltige Auswahl getonter Lentakopien zur
Verfügung zu stellen, welche nicht wenig dazu
beitrug, das Interesse der Anwesenden bis zum
Schlüsse rege zu erhalten. Auch die Farben-
fabriken vorm. Fried r. Bayer Sc Co. hatten
eine Anzahl VerstArkertuben zum Röteltönen
von Bromsilberkopien gesandt, welche grossen
Anklang fanden. Schliesslich sei noch erwähnt,
dass sich der Demonstrierende ausschliesslich
des Lentapapieres bediente und bemüht war,
den nicht zu verkennenden Vorzügen des Lenta-
papieres allgemeine Geltung zu verschaffen. —
Nach der Demonstration begaben sich die Mit-
glieder nach der Hopfenblüte, wo noch einige
geschäftliche Mitteilungen verlesen wurden, unter
anderen auch, dass Aussicht vorhanden wäre,
daas die Coxingesellschaft eine Demonstration
geben würde, eine Nachricht, welche mit grösstem
Beifall aufgenommen wurde. —
Protokoll der Sitzung vom 4. Februar 1903.
Die Sitzung wurde 87t ^^ vom Vorsitzenden
eröffnet, nachdem die Ausstellung und Verteilung
der neuen Mitgliedskarten vor sich gegangen
vvar. Der Vorsitzende machte bekannt, dass
sicU im Besitze des Vereins noch eine Anzahl
gerahmter Bilder befänden, welche aus ihren
Rahmen provisorisch entfernt werden sollten,
um den Mitgliedern zur Verfügung zu stehen,
ihre Kopien ausstellungsfähig zu machen. Darauf
stellte Herr Well er den Antrag, dass unsere
Tagesordnung und Bekanntmachungen an Stellen
ausgehängt würden, wo eventuelle Interessenten
sie lesen könnten, da das Annoncieren sich als
ziemlich kostspielig und für unsere Zwecke als
wenig nutzbringend erwiesen hätte. Die Ver^
Sammlung stimmte für den Antrag, und es wurde
beschlossen, vor der Hand mit mehreren Ge-
schäften, die photographische Utensilien führen,
den Anfang zu machen. Unser Mitglied Herr
Seifert erbot sich, entsprechende Aushänge-
formulare dem Verein umsonst zu drucken, ein
Anerbieten, welches vom Verein mit grossem
Danke entgegengenommen wurde. — Sodann
begann der Vorsitzende mit seiner angekündigten
Besprechung i, Einige Winke über die Photo-
graphie gegen das Licht". Nach einer Ein-
leitung über die künstlerische Berechtigung und
Bedeutung der Photographie gegen das Licht
wies er darauf hin, dass diese Richtung eine
völlige Umkehrung^ der allbekannten Regel sei,
das Einfallen des direkten Liehtes in die Linse
zu verhüten. Der Redner zeigte uns an der
Hand von einigen Cameras, dass vor allen
Dingen die Reflexe, welche durch die Innen-
seite des Camerabalgens entständen, verhütet
werden müssten und schlug als bestes Mittel
einsetzbare Blenden im Balgen selbst vor, welche
dort eingesetzt werden müssten, wo die Reflexe
im Balgen entständen. An einer anderen Camera
zeigte uns Herr Trinkler in sehr interessanter
Weise sein System, die schrägen Lichtstrahlen,
welche sich an den sphärischen Flächen der
Linsen brechen könnten, abzublenden. Die
ganze Ausführung bot vieles Neue für die An-
wesenden. Im Laufe der Diskussion kam Herr
Leistenschneider auf die für die Photo-
graphie gegen das Licht geeigneten Platten zu
sprechen und empfahl die AGFA Isolar-Platte.
Herr Trinkler pflichtete diesem bei und er-
gänzte diese letzte Mitteilung durch Empfehlung
von gewöhnlichen Platten für Momentphoto-
graphie, welche erst durch einen der vielen im
Handel zu habenden Hintergüsse lichthoffrei
gemacht worden wären. Dies genügte für die
meisten Fälle und hätte den Vorzug vor den
Isolarplatten, schneller zu sein, was ganz be-
sonders bei Blitzlichtaufnahmen ins Gewicht falle»
Die Sitzung wurde 10 Vi Uhr geschlossen,
trotzdem blieben die Mitglieder noch längere
Zeit in angenehmer Unterhaltung versammelt.
Verein zur Pörderung der Amatenr-
Photographie Bozen und Umgebung.
Dienstag, den 27. Januar 1903.'
[Skioptikon- Vortrag :
„Eine Wanderung durch Venedig".
59
KLEH^E CHRONHC
Sitzung vom Dienstag, den 10. Februar.
Nach Eröffnung der Sitzung wurden die
eingelangten Drucksachen verteilt und die letzte
Nummer der .Photographischen Hitteüungen*
besprochen.
Herr Fiatscher demonstriert das Asco-
Bromsilbertonungsbesteck, und waren die cr>
zielten Resultate befriedigend.
Die durch viele praktische Neuerungen
komplettierte Dunkelkammer wird einer ein-
gehenden Besichtigung unterzogen und findet
den allseitigen BeifaU.
Bald nach 11 Uhr wurde die Sitzung ge-
geschlossen.
Sitzung vom Donnerstag, den 26. Februar 1903.
Das Protokoll der letzen Sitzung wurde ver-
lesen. Als neues Mitglied wird gemeldet und
aufgenommen :
Herr Josef LarzoneT in Bozen.
Herr Scharmann legt einige gut gelungene
Aufnahmen von Oberbozen vor.
Zur Ausschmückung des Vereinslokales stiftet
Herr Obmann Fiatscher drei hQbsch gerahmte
VergrOsserungen 50 : 60.
Die Asco-Fabrikate : Abschwächer und Per-
suHat-Abschwächer, sowie VerstÄrker werden
praktisch vorgeführt und befriedigten die Re-
sultate vollkommen.
£s wird beschlossen, das auf den 24. März
fallende Stiftungsfest feierlich zu begehen; ge-
legentlich desselben soll ein Projektions-Abend
stattfinden, das nähere Programm wird noch
festgesetzt werden.
Nach Erledigung einiger interner Vereins-
angelegenheiten wurde die Sitzung nach 12 Uhr
geschlossen.
Sitzung vom Dienstag, den 10. März 1903.
Nach Eröffnung der Sitzung zirkulieren die
in grosser Menge eingelaufenen Prospekte etc.
Herr Dr. Malf^r legt einige recht gute
Vergrösserungeu auf Bromsilberpapier vor und
erläutert den Vergrösserungsprozess in kurzen
Begleitworten.
Der „Deutschc-Photographen-Kalender 1903"
sowie der „Photographische Alma nach 1903*
werden besprochen und dem Archiv einverleibt.
' Die durch Herrn Schürmann vorgelegte
Leihordnung findet den Beifall der Anwesenden,
und wird beschlossen, dieselbe zu acceptieren.
Nach eingehenden Besprechungen, das
Stiftungsfest betreffend, wurde die Sitzung um
7i1 L'hr geschlossen,
Dienstag, den 24. März 1903,
i Stiftungsfest.
Gegen Va^ ^^hr eröffnete Herr Obmann
Fiatscher diesen Festabend und beg^rQsst die
statth'che Anzahl der erschienenen
HdTcn.
Der Scioptikon- Vortrag: ,rEine Rheioreise von
Köln bis Mainz* erntete reichen BeifaU ebenso
die von den Mitgücdem Herren Dr. Malfdr,
Schürmann und Larzonel projiziertca Land-
scbafts- und Genrebilder.
Nach Schluss des Vortrages vereinigte eia
gemeinsames Essen die Anwesenden zu einem
gemütlichen Beisammensein, bei dem es an Toasten
und launigen Reden nidit fehlte.
Eine treffliche Musik brachte unermüdhch
Konzertstücke zum Vortrag, die den ^rohlver-
dienten BeifaU fanden.
EUne Blitzlichtaufnahme der Teilnehmer ao
diesem Abende wurde auch angefertigt uod
wird gewiss allen eine angenehme Erinnerong
bleiben.
Erst in früher Morgenstunde ging man aus-
einander mit dem Bewusstaein, sich wirkhch
vorzüglich unterhalten zu haben.
Dieses erste Stiftungsfest gab ein beredtes
Zeugnis der Sympatien, deren sich unser noch
junger Verein allseits erfreut.
Rhelniacher Camera-Club Maini.
Sitzung vom 9. Februar 1903.
Vortrag des Herrn Schmidt aus Hamburg
über das Coxin-Verfahren. Redner führt in
knappen Zügen aus, welche Unbequemlichkeiten
die Dunkelkanuner bietet, und welche Ver-
suche gemacht worden waren, dieselben aus-
zuschalten.
Im weiteren Verlaufe seines Vortrages
ging Herr Schmidt auf die Schilderung des
von unserem Mitbürger Herrn ]. N. Ludwig
erfundenen Coxin -Verfahrens über. Hiemach
ist es erforderlich, die Platten unter Benutzung
einer einfachen Hilfskassette der Einwirkung
einer roten Flüssigkeit unbekannter chemischer
Zusammensetzung, Coxin genannt, auszusetzen,
was, da die Hilfskassette lichtdicht abschhesst,
bei jeder Art Licht geschehen kann. Nach
diesem Vorbade kann die Platte ohne Benutzung
der Dunkelkammer, entwickelt werden. Das
Verfahren wurde hierauf praktisch vorgefahrt.
Durch die Vorführung wurde der Beweis
erbracht, dass durch das Coxin-Verfahren gute
Negative ohne Dunkelkammer erzielt werden
können, ohne dass andrerseits der £nt-
^\icklungsprozess eine nennenswerte Ver-
längerung erfährt. Allerdings ist dabo eine
kleine Aenderung der Kassetten nOtig. Wie
Herr Schmidt mitteilte, haben die Fabrikanten
zugesagt, ihre Kassetten auf Wunsch entsprechend
abzuändern, für Films sei eine entsprechende
Einrichtung in Vorbereitung. Der Vortrag und
Demonstration fanden lebhaftes Interesse der
60
KLEINE CHRONIK,
Veisaminelten.- Es wurde sodann eine Blitzlicht-
aufnähme gemacht, die ebenfalls mit Coxin bei
Lampenlicht entwickelt wurde. Zum Schlüsse
dankte der Vorsitzende Herrn Schmidt för
seine interessanten Ausführungen und sprach
den versammelten Gästen den Dank fOr ihr Er-
scheinen aus.
Sitzung vom 9. Mftrz 1903.
Projektionsabend.
Bei Beginn brachte der Vorsitzende die
neuesten Eingänge zur Kenntnis der Ver-
sammlung und zwar:
Das Jahrbuch der Photographischen Gesell-
schaft zu Bremen mit Ausdruck des Dankes
an die Geberin; Extrait du Catalogue de la
Biblioth^quc generale de Photographie par
Charles Mendel Paris; Schreiben des Ehren-
mitgliedes Herrn Karl Weiland in Wiesbaden,
worin derselbe seinen Dank für die ihm er-
wiesene Auszeichnung der Ernennung zum
Ebrenmitgliede aussprach; Abmeldung des
Herrn Josef Lindebuer in Mainz; Probe-
hefte der pbotographischen Zeitschriften
1. Lechner's Mitteilungen, Wien, 2. Gut Licht,
Wien ; 3. Prometheus, Berlin ; Apollo, Dresden ;
Preisausschreiben von Bausch & Lomb.
Preislisten und Prospekte der Firmen:
A. Lehmann, Berlin, über Ben Akiba,
Pbotographierstock ; Neubert & Damm-
bacher, Mainz, Ober Herstellung von Licht-
druckpostkarten etc., E. Merek, Darmstadt,
über Blitzlichttablettcn ; Süddeutsches Camera-
w^crk Kerner & Mayer über Nettel-Cameras
mit Schercnspreitzen ; Eduard Blum Ober
Vergrösserungen ; E. Osten über Suter-
Apparate und Objektive; Aktien-Gesellschaft
für Anilinfabrikation, Berlin, über photographi-
sche Chemikalien; Gesellschaft für chemische
Indu.strie Basel überParaamidopbenolchlorhydrat.
Ungcr& Hofmann, Dresden, „Hilfsbuch beim
Beliebten und Entwickeln der Apollo-Platten*;
Paul Reincke, Rudolstadt, Bezug photo-
^-aphischer Apparate und Objektive auf Ab-
schlagszahlung. Zur Vorlage gelangte ferner
noch ein Probeheft der Zeitschrift „Kunst in
der Photographie", das allgemeines Interesse
erweckte. Alsdann wurden Entwicklerproben
des Brillantentwicklcrs der Barmer Trocken-
plattenfabrik Brune & Höf finghoff verteilt
und um Mitteilung der diesbezüglichen Er-
fahrungen gebeten.
Es gelangten hierauf die dritte Serie von
Bildern aus Chileauf nahmen des Herrn
Dr. Manz zur Vorführung, die allgemeines
Gefallen fanden, ferner ein interessantes See-
bild des Herrn Barth.
Amatetirphotographeii-Ktub ffir
Bozen und Umgebung.
Klubsitzung am 10. Februar 1903.
Vorsitzender: Herr M. Schreiber.
Das Protokoll der 7. ordentlichen General-
versammlung wird verlesen und mit Befriedigung
zur Kenntnis genommen.
Zufolge früherem speziellen Ersuchen ergreift
sodann der Herr Vorstand M. Schreiber das
Wort zu einem Vortrag Über Pigmentdruck, Über
welchen zwar schon im Vorjahre ein Ex-
perimentierabend stattgefunden, der aber auch
heuer infolge der grossen Anzahl neuer Mit-
glieder von ungeteiltem Interesse ist. Nach Er-
läuterung der chemischen Vorgänge bei diesem
Verfahren, welche eine von allen übrigen- Kopier-
verfahren abweichende Behandlung erfordern,
wurden sämtliche Manipulationen an entsprechend
vorbereiteten Papieren vorgenommen, wodurch
den Mitgliedern ein klares Bild von diesem
interessanten Verfahren geboten wurde. Neben
der Übertragung auf Papier wurde auch jene
auf Glas und Seide gezeigt.
Nach Beendigung des lehiTeichen Vortrages
brachte der Kassier Herr Ernst Pacher die
Herren Heinrich Prochaska, Drogist, und
Ludwig Prochaska, Pharmazeut, als Mit-
glieder zur Anmeldung, deren Aufnahme ein-
stimmig erfolgte.
Schluss der Sitzung um ^I%i2 Uhr.
Klubsitzung am 3. März 1903.
Vorsitzender: Herr M. Schreiber.
Der Herr Vorsitzende eröffnet die Klubsitzung
mit der Begrüssung der neu eingetretenen Mit-
glieder und mehrerer Gäste und führt sodann den
von der Firma Reichard t in Berlin bezogenen
Vergrösserungsapparat vor, dessen Anschaffung
dank der Opferwilligkeit der Klubmitglieder und
mehrerer Klubfreunde möglich geworden ist,
ohne die Vereinskassc beanspruchen zu müssen.
Obzwar der Apparat nur für Belichtung mit
Tageslicht bestimmt ist und als solcher, wie
eine Anzahl vorgelegter, vom Vorstand ange-
fertigter Bilder bewies, tadellos und bei der
bedeutenden Vergrösserung auf 30 : 40 cm mit
sehr befriedigender Schärfe arbeitet, wurde doch
eine Vergrösserung mit Magnesium versucht,
welche sehr gut ausfiel. Nur beansprucht diese
Belichtung viel Magnesiumband. Dieser Apparat
gestattet Vergrösserungen von 9/12- und
13 18-Platten auf 13 18, 18/24, 24/30 und
30' 40 f///, was den gewöhnlichen Bedürfnissen
unserer Mitglieder vollkommen genügt.
Etwas verspätet infolge Verhinderung er-
scheint der Herr Schriftführer H. Gostner
und bringt den Einlauf zur Kenntnis der Mit-
glieder, worunter auch eine Einladung der Firma
61
KLEINE CHRONIK.
R. Lechner in Wien zum Abonnement auf
die Mitteilungen dieser Firma. Infolge der ge-
botenen Begünstigung im Abonnement, erklären
sich mehrere Mitglieder zu diesem bereit.
Es folgten dann noch längere Debatten und
Erläuterungen zu der gelegentlich der General-
versammlung erfolgten Preisausschreibung, be-
treffend eine Wegstudie, deren Charakter durch
Vermeidung von Architektur und Staffage
mOglicbst gewahrt werden soll. — Schloss der
Sitzung um 7*^2 Uhr.
Für dieses Heft gingen uns eine so grosse
Anzahl von Protokollen zu, dass wir einige der
jüngsten Vereinsberichte für die nächste Nummer
zurückstellen mussten. — Protokolle für das
I. Maiheft erbitten wir bis 20. April.
Die Redaktion.
Fragen und Antworten.
Besteht ein Verfahren^ resp, Vorrich-
tungen, um Rollfilms so7Vohl in Bändern
als auseinandergeschnitten in Standentivicke-
lung zu behandeln?
Hierzu eignet sich am besten die von
M. Riesling angegebene Vorrichtung, be-
stehend in einem tiefen Kasten aus Zinkblech,
worin das Filmband eingehängt wird; die
Dimensionen richten sich natürlich nach den
Filmbandgrössen. Nähere Details über diesen
Kasten finden Sie in Phot. Mitteil. 1900, Heft 4,
ferner in M. Kiesling, Das Arbeiten mit Films.
Zu beziehen sind solche Kästen u. a. von Romain
Talbot-Berlin.
Bei der Ausübung des kombinierten
Gummidruckes verursacht mir das Über-
einanderpcLssen der Wiederholungsdrucke
wegen des stärkeren Zusammenziehens des
Papier es ^ besonders bei grösseren Formaten,
beträchtliche Schwierigkeiten, Ich frage
hiermit ergebenst bei Ihnen an, ob ein
praktisches Mittel bekannt isi^ das Über-
eifianderpassen zu erleichtern?
Alle Papiere erfahren, sobald sie mit
Flüssigkeiten bchandet werden, eine Änderung
in ihren Ausdehnungsverhältnissen. Beim Auf-
trocknen mancher Papiersorten treten mitunter
unrcgelmässige Verziehungen ein, namentlich
wenn die Trocknung zu schnell oder bei zu
hoher Temperatur geschieht. Man kann diese
Verziehungen des Papieres durch gewisse Vor-
präparationen mindern, aber empfehlenswerter
bleibt CS, solche umständlichen Manipulationen
zu vermeiden und eine andere Qualität in
Papieren zu nehmen, welche sich nicht unregel-
mässig oder in zu starker Weise ausdehnt; wir
haben ja gerade in geeigneten Papierstoffen für
Gummidruck eine sehr grosse Auswahl zu
Gebote.
Sind Alaunbäder für jedes Kopierpapier
zweckmässig?
Nein, nur für Papiere mit gelatinehaltigen
Schichten, also Aristopapicrc, Bromsilbergelatinc-
papierc, Pignientpapierc etc.
Halten Bromsilberpapiere sich im Sommer
weniger gut, als in den anderen Jahres-
zeiten?
Bromsilberpapiere halten sich stets ^t, so-
fern dieselben nicht in zu feuchten Räumen
aufbewahrt werden.
Ist das OzO'Kohledruck' Verfahren su
empfehlen, und hauptsächlich Aalt es das,
wcLs es verspricht?
Über den Ozo-Kohledruck können wir ein
Urteil nicht abgeben, da einerseits genauere
Details über die Papierbereitungen nicht gegeben
sind, andererseits uns Bildproben sowie Urtole
von unparteiischer Seite bis jetzt nicht vor-
gelegen haben. Dieselben Vorteile, welche dem
Ozo-Kohledruck nachgerühmt werden, wurden
seiner Zeit auch der Mariot3rpie und der Ozo-
typie von den Erfindern zugesprochen, bis jetzt
haben letztere Verfahren aber noch nicht den
Pigmentdruck aus dem Felde schlagen können,
da sie nach den bestehenden Rezepten bei
weitem nicht so sicher arbeiten als das alte
Kohleverfahren. „British Journal* schreibt in
seiner 6. Mäi'z - Nummer, dass das Ozo-Vcr-
fahren von Lansche in seinen wesentlichen
Zügen mit Foxlees Mariotypie identisch zu
sein scheint; Fox!ee setzt die Säure dem
Chrombad zu, während bei dem Verfahren von
Lansche das Papier zunächst chromiert und erst
später in ein Säurebad gebracht wird. Genaue
Vorschriften über Foxlees Mariot3rpie finden
Sie Phot. Mitteil. 1899, Seite 150.
Welche Lichtquelle — BogenUcht und
Kalklicht ausgeschlossen — ist für einen
Projektionsapparat am vorteilhaftesten, um
am Schirm ein Bild von mindestens 2 m
Durchmesser klar durchleuchtet zu cr^
halten? Was sagen Sie zu Mitcdkht?
Die Mitalampe in ihrer neuen Gestaltung ist
uns von verschiedenen Seiten sehr gelobt ^vorden.
Jedenfalls ist die Helligkeit eine ausgezeichnete.
Anfrage bezw, Kcdiumbichromat-J^iäer
für Dunkelkammerlampen, S. 48,
M. F. Rolph empfiehlt die Dicke der
62
KLEINE CHRONIK.
Schicht, um naiic dem Lichte mit den Platten
arbeiten zu kOunen, auf 4 cm zu nehmen. —
Eder schreibt in seinem Handbuch der Phot.,
dass eine 1 cm dicke Schicht einer lOprozentigen
Ammoniumbichromatlösung för Bromsilberplatten
ausreiche, Kapidplatten bringe man jedoch nicht
zu nahe solchem Lichte.
Bei gewöhnlichen Entnnckelimgen kann
der Entwickler ^Geka'L bei richtiger Auf-
bewahrung wiederholt verwendet werden.
Nimmt nun derselbe bei Verwendung von
„Coxin'' sclion bei der ersten Platte eine
solche rote Färbung an, dass er zur
nächsten Platte bereits undurchsichtig ge-
worden ist, oder können viele mit Coxin
.behandelte Platten hintereinander im
selben EntivickUr gut entivickelt werden;
kann dieser EntivickUr auch für spätere
Entwickelungen aufbetvahrt wei den? — Ist
es nicht sehr umständlich^ bei Entwickelung
mehrerer Platten (auf einmal) jedesmal
eigens bei jeder Platte die beiden Hände in
den IVechselsack stecken zu müssen?
Wolil ein jedes Ding hat seine Sonnen- und
seine Schattenseiten. Wenn Ihnen das Han-
tieren mit Wechsclsack oder Wcchselkasten
nicht sympathisch ist, so müssen Sie eben eine
Dunkelkammer zu Hilfe nehmen, ohne welche
ja schliesslich ein Photograph, sei er nun Fach-
mann oder Amateur, nicht bestehen kann, denn
abgesehen von dem Entwickeln, erfordern viele
photogi'aphische Arbeiten die Inanspruchnahme
einer Dunkelkammer unbedingt. Spezielle Er-
fahrungen von Geka und Coxin besitzen wir
nicht. Wollen Sie sich diesbezüglich an den
Geka- oder den Coxinfabrikanten wenden.
Verschiedenes.
Interleuraufnahmen im Spiegel.
Bei Interieuraufnahmen ist es meist sehr
schwer, einen Standpunkt für die Camera zu
gewinnen, von dem aus die Gegenstände des
Zimmers in genügender Anzahl und in natürlichen
Proportionen abgebildet werden; in kleinen
Räumen ist es unmöglich, mit direkter Aufnahme
diesen beiden Bedingungen zu genügen. F. C.
Lambert macht nun im „ Amateur-Photographer "^
auf eine sehr hübsche Erleichterung aufmerksam,
indem er empfiehlt, die Aufnahme durch einen
Spiegel zu machen. Es ist ganz auffallend, wie
durch das Spiegelbild die Verhältnisse für die
Photographie mit einem Schlage günstiger ge-
staltet werden. Dies wird sofort klar, wenn
man Vergleichsaufnahraen herstellt. Die Per-
spektive ist auf dem Spiegelbilde bedeutend
günstiger j obgleich der Gesichtswinkel ein
weiterer geworden ist, sind dennoch die näher-
liegenden Gegenstände im Verhältnis zu den
entfernteren nicht so in der Grösse übertrieben
und nicht derart von oben gesehen, wie auf
der direkten Aufnahme. Es erklärt sich dies
dadurch, dass bei der Aufnahme durch den
Spiegel der imaginäre Augenpunkt gewisser-
massen ebenso weit hinter dem Spiegel liegt,
als der Standort der Camera sich vor demselben
befindet. Es läuft also darauf hinaus, dass
durch den Spiegel eine weitere Aufnahmeent-
fernung erlangt wird, die das Umfassen einer
grösseren Menge von Gegenständen und bessere
perspektivische Verhältnisse im Gefolge hat.
Freilich kann man nicht immer einen Wand-
spiegel für diesen Zweck bei sich tragen; häufig
jedoch bedarf es nur aufmerksamer Beobachtung,
um einen im Zimmer befindlichen Spiegel für
die Aufnahme zu benutzen, und manchmal
empfiehlt sich die provisorische Anbringung
eines solchen, wenn dadurch die Aufnahme
bedeutend verbessert wird. Wenn der Stand-
punkt der Camera nahe am Spiegel ist, so
genügt ein solcher von massiger Grösse (etwa
60 : 90 Cf/t) beim Gebrauch von Linsen mit nicht
allzu grossem Winkel. Die Camera muss so
weit seitlich vor dem Spiegel stehen, dass sie
nicht mit aufs Bild kommt.
Die erforderliche Grösse des Spiegels lässt
sich leicht berechnen, wenn man einen in be-
stimmtem Massstabe verkleinerten Grundriss des
Raumes aufzeichnet und dann von dem hinter
der Wand gelegenen imaginären Augenpunkt
den gewünschten Bildwinkel zieht. Die Punkte,
wo die Schenkel des Winkels die Wand schneiden,
geben die horizontale Weite und zugleich den
Ort des Spiegels an.
Die so hergestellten Bilder sind natürlich
seitenverkehrt, es wird empfohlen, sie auf dünnen
Häuten (z. B. Pelloid-Folien) herzustellen, die
dann durch die Filmseite kopiert werden
können. Ir.
Eingesandt.
Entwicklung bei Tagesliclit mit
„Plienol-Plitaleln««.
Da das Thema „Tageslichtentwicklung" gegen-
wärtig aktuell ist, so wurde ich dazu geführt,
auch einmal mit dem früher empfohlenen
63
KLEINE CHRONIK.
„Phenol -PhtaJcTn' (welches direkt den Ent-
wickler zugefQ^rt wird) diesbezQgliche Versuche
anzustellen. Ich lOste 1 g dieses Farbstoffs in
10 ^ Spiritus. Diese weisslicb -gelbe Lösung
bildet mit ca. 150 cnn Entwickler (alkalischen)
eine intensiv rote FlGssigkeit. Die Wirksamkeit
des Entwicklers wird durch den Zusatz absolut
nicht beeinflusst, das angegebene Quantum ge-
nflgt ffir eine oder mehrere Platten 13/18.
Versuch L Die Platte wurde im Dunkeln
in die Entwicklerlösuog gelegt, die Schale zu-
gedeckt und geschaukelt. Bei ruhig stehender
Schale wurde von Zeit zu Zeit das Fortschreiten
der Entwicklung 2tn von einer 32 kerzigen
elektrischen GlQhlampe kontrolliert. 4w
von der Lampe entfernt, im Schatten des Körpers
ins Fixierbad gebracht, ergab sich ein tadel-
loses, scbleierfreies Negativ.
Versuch II. Behandlung genau wie bei I,
nur fand die Entwicklung und Fixage bei Tage
in der vom Fenster entferntesten Ecke eines
hellen Zimmers statt. Erfolg derselbe!
Paul Tröger, Chemnitz.
AnsatelliuisA-Nachiicliteii.
Die PhotographUche Gesellschaft zu
Görlitz veranstaltet in der Zeit vom 10. bis
17. Mai er. eine Ausstellung von Arbeiten
ihrer Mitglieder,
Ober den Stand der Bauten auf der Welt^
Ausstellung in St. Louis 1904.
lAsst sich nur Gutes berichten. Es ist kein
Zweifel, dass die Ausstellung am Eröffnungs-
termin, im nächsten Jahre, wirklich »fertig"
sein wird. Das grosse Gebäude für Erziehung
und Unterricht ist bereits vom Gerüst befreit
und zeigt sich in seiner ganzen Schönheit. Die
grosse Maschinenhalle mit ihren beiden ge-
waltigen Türmen ist unter Dach und wird bereits
abgerüstet, der grosse äussere Dektrizitätspalast
ist im Äusseren vollendet. Das Riesengebäude
der freien Künste kommt noch im März unter
Dach und soll bei der Weihe der Ausstellung am
30. April als gewaltige Festhalle dienen. Das
Landwirtschaftsgebäude (500 Fuss breit und
1600 Fuss lang) wird am 1. September dieses
Jahres fertig. Die letzten der bereits ver-
dungenen Bauten müssen kontraktlich bis zum
1 . November dieses Jahres fertiggestellt sein.
Ganz besondere Beleuchtungseffekte will der
Elektrizitätsingenieur der Weltausstellung in St.
Louis 1904, Herry Rustin, Abends in den
Ausstellungsgcbäuden vorführen. Man will den
Besuchern bei Nacht ein Bild bieten, wie es
bisher auf keiner internationalen Ausstellung
geboten worden ist. Bei Tage wird der Effekt
der AussteDungspaläste durch die SAolcii, wekiic
vor den Mauern angebracht worden sind, erbAbL
Auf sie konzentrieren sich die Lichtstrablen, nod
es wird eine architektonisch grossartige Ver-
teilni^^ von Licht und Schatten erzidt. Herr
Rustin hofft weitere Effekte zu erreicbeo,
indem er diese Säulen bei Nacht gar nicht be-
leuchtety sondern dieselben wie Silhoiictien an
den hellerlenchteten Wänden henrorstefaen Usst
Unter der Dachkante und hinter den Säulen
soOen Tansende elektrischer Glfihlichter von je
acht Kerzenstärken angebracht werden, welche
die Mauern taghell beleuchten. Das System hat
den wdteren Vorteil, dass die Lampen bei
Tage nicht sichtbar sind und die architek-
tonischen Effekte nicht beeinträchtigen können.
Gesch&ftliche Mitteilimsen.
Die Optische Anstalt G. Rodenstock-
München fabriziert neuerdings auch Klapp-
Cameras. Die Rodenstocksche .Rodar-
Klappcamera' hat einen eingebauten verstdl-
baren Roleaux - Verschluss , der von aussen
bedient wird. Die Aussenmasse für das Format
9 X \2cni sind 16,5^/7/ Breite, 14,5 rw Höbe,
6 cm Dicke. Das Gewicht mit drei Doppd-
kassetten beträgt 1400 g Die Rodar-Camera
wird mit dem neuen Roden stock sehen Anastig-
maten, dem Lumar, ausgerüstet.
Vom April dieses Jahres ab wird im Ver-
lage von Johann Ambrosius Barth in Leipzig
eine „Zeitschrift für wissenschaftliche
Photographie, Photophysik und Photo
Chemie" erscheinen, die neben der eigent
lieben wissenschaftlichen Photographie alle Er-
scheinungen, die mit der Physik und Chemie
der Strahlung zusammenhängen, ganz besonders
aber die Spektroskopie, in den Bereich ihrer
Betrachtung ziehen wird. Abonnementspreis
für den aus 12 Heften bestehenden Band
20 Mk. Die Zeitschrift wird unter besonderer
Mitwirkung von Professor H. Kays er in Bonn
herausgegeben von Dr. Englisch- Stuttgart und
Dr. S c h a u m - Marburg.
Eingegangene Prospekte, Preislisten etc.:
Rathenower Optische Industrie-Anstalt,
vorm. Emil Busch-Rathenow: Prospekt Qbcr
einen neuen Exposition smesser. (Näheres dar-
über im Hauptteil des I. Maiheftes.)
The Brooks -V\^atson Dayllght Camera
Comp.-Liverpool : Prospekt über Rollfilm- und
Magazin-Wecbselsysteme.
Romain Talbot-Berlin : Photo-Neuheiten.
E. Osten -Hamburg: Prospekt betreffend
Suter-Objektive.
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Ausstellungs-
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen»
Vereins - Nachrichten.
Die verehrlichen Vereinsvorstande werden
hiermit freundlichst gebeten, uns die Protokolle
tunlichst bald nach den betreffenden Sitzungen
zugehen zu lassen. Es ist uns nicht möglich,
die nachträglich eingehenden, oft sehr umfang-
reichen, von einem Vierteljahr und länger ge-
sammelten Berichte eines Vereins auf einmal
zum Druck zu bringen, anderseits haben die so
verspätet gebrachten Beschlüsse und Verhand-
lungen eines Vereins an Interesse oft sehr ein-
gebfisst. Auch bitten wir um eine nach MOg-
hcbkeit knappe Fassung der Protokolle, da
wir in jedem Hefte nur eine bestimmte Zahl
von Seiten zur Verfügung stellen können. —
Die Protokolle für das II. Maiheft erbitten wir
bis spätestens 3. Mai. Die Redaktion.
Amateur - Photographen -Verein
zu OHenbach a. M.
Sitzung vom 26. Februar 1903.
Der Vorsitzende, Herr Eichmeister Rühl-
manuy eröffnete die statutengemäss heute ein-
berufene General-Versammlungy indem er den
zahfa-eich versammelten MitgUedern seinen Dank
für das ihm im ersten Vereinsjahre als Vor-
sitzender entgegengebrachte Vertrauen aus-
drückte imd wünschte, dass der Verein auch
"weiterhin solche gute Fortschritte machen und
die schon recht erfreulichen Elrfolge auf dem
Gebiete der schwarzen Kunst erhöhen möchte.
Nach Erledigung einiger geschäftlicher Teile
hielt Herr O. Pieper Referat ab über die im
Laufe des Jahres gehaltenen Vorträge und er-
-wähnte speziell nochmals die dem Verein von
den Firmen: Neue Photographische Gesellschaft,
Berlin, £. van Bosch, Strassbuig, Chemische
Fabrik a. Akt. vorm. E. Schering, Berlin etc.
für die Vorträge »Kopierverfahren und Tonen*
und »Behandlung verschiedener Papiere", Far-
benfabrik von Fr. Bayer & Cie., Elberfeld
(Edinol, Bayers Fixiersalz etc.), Farbwerke
vorm. Meister, Lucius & Brüning in Höchst
a. M. (Pinakol und Pinakolsalz N.), Unger &
Hoffmann, Dresden (Apollo-Platten), Photo-
chemische Fabrik -Helios*, Dr. G. Krebs,
Offenbach a. M. (Geka-Entwickler, Helios-Blitz-
lichtpulver) für Vorträge über Entwicklung etc.
freundlichst übermachten Proben etc. Es sei
auch nochmals an dieser Stelle der Dank des
Vereins hierfür ausgesprochen.
Das ferner dem Vereine von der Firma
Unger & Hoffmann überwiesene Werkchen
„Hilfsbuch beim BeUchten imd Entwickeln der
Apollo-Platten* fand sehr guten Anklang und
wurde speziell den jüngeren Mitgliedern warm
empfohlen.
Nach Antragstellung, auch in diesem Jahre
ein Preisarbeiten zu veranstalten, wurde der
Beschluss hierzu für eine interne. Arbeit im
Vereine gefasst.
Stand der Mitgliederzahl heute 52.
O. Pieper, Schriftführer.
Photographlscher Verein m Posen.
Die am 3. März stattgehabte Sitzung wurde
von dem Vorsitzenden Herrn Stadtbaurat
Grüder geleitet.
Nach Erledigung einiger geschäftlichen Mit-
teilungen kam ein von der Verlagsbuchhandlung
Wilh. Knapp in Halle gesandtes Probeheft
der „Kirnst in der Photographie* , herausgegeben
von Franz Goerke, zur Vorlage. Die zu-
meist künstlerisch ausgeführten Beilagen boten
Gelegenheit zu einer eingehenden Besprechung
über die technische Herstellung und die Art der
Auffassung der Original-Aufnahmen.
Die Gesellschaft zur Förderung der Amateur-
Photographie in Hamburg zeigte an, dass sie
ein Heliogravüren -Werk herausgeben werde,
sobald die sehr bedeutenden Herstellungskosten
durch Subskriptionen gedeckt sein werden. Die
einzelnen Blätter würden die besten Arbeiten
der ersten Kunstphotographen der Gesellschaft
wiedergeben. £^ wird beschlossen, das Werk
für die Vereinsbücherei zu bestellen. Herr
Schwartz berichtet über gute Erfolge, die er
mit dem Entwickler „Pinakol* der Farbwerke
Höchst a. M. erzielt habe. Herr Architekt
Schmidt machte Mitteilungen über Seccofilms,
65
KLEINE CHRONIK.
&.e firh oamenthch desbair» fftr ioDeiiatrfiiafaiBen
^neo, weil oahezo jede LirJithofbüdua^ aua-
ft!i^JUUß%^€n nt. Vit Aala»bmen des Herrn
Scbfliidt, KsTrhen-ltsttrie-jn mit Glasfenstero
liarnUXIend, hatten auf Sercofihns durcbau« t^t«
kf^ultate zur Fol|f<i- Obwohl die Anwenöuag
*hf:%t% JCesrativ-Material« al» Neu#:run^ bereits
trnii$^e Jahre zurfirkiiegt, (j*i«ten die inzwiscben
er«<:bienenen Nei^ativpapiere keinen grosseren
Vorteil, Sercofilm^ scheinen in der Behandlung
d#'«haJk leichter, weil, wie bemerkt wird, das
Durch ^ichtii^mar. he n der N*t^ativpap;ere, also die
F.ntferm^nt; de^ PajHerkorn«, nirht so leicfaf von
statten {^eht. Allerdings bezwecken auch einige
Platten fahrikate mit Hinterguss oder auch die
Hinterklf:bün^ von Vegativ platten den Ausschluss
von Lichthofl^ildungen.
Hieran an «ichli essend, l>c*»[»richt Herr Jaffe
sehr eingehend die neuen Erscheinungen von
orthorhromatisrhen Trocken platten. Derselbe
weist darauf hin, dass seit Einführung der von
Otto Perutz in München fabrizierten Vogcl-
<M>ernett€:r Kosinsilberplatte es eine
ähnlich wirksame Platte inländischen Fabrikates
kaum gegeben habe. Später kamen die ortbochro>
inatisrhen Platten der Anilinfabrik in Anwen-
iliing und von ausländischen Fabriken schienen
<\\f: Lumiere- und die sogenannte Spektrum-
platte von Cadet & Neal die brauchbarsten
zu sein, weil namentlich letztere für das
photographische Dreifarben-Verfahren mit und
ohne Hinterguss (Asphalt) Verwendung ge-
funden. Die Cadet & Neal- Spektrumplatte
besitzt jedoch eine massige Lichtempfindlich-
keit, deshalb ist es freudig zu begrfissen, dass
die deutsche Plattenfabrikation die Herstellung
von orthochromatischen Trocken platten in neue-
ster 2^it weiter aasgebildet hat.
Hervorzuheben sind nun die neuen Platten-
sorten von Perutz, Schleussner und der
Firma W^stcndorp & Wehner, die bei aus-
gedehnter Farbenempfindlichkeit auch eine hohe
Lichtempfindlichkeit besitzen. Es ist nunmehr
möglich, selbst unter Benutzung von Gelbfiltern,
wenn solche noch nötig sind, Momentaufnahmen
herzustellen. Am lichtempfindlichsten sind nach
den Versuchen des Vortragenden die Perorto-
plattc von Perutz und die Colorplatte von
Weste ndorp & Wehner. Beide brauchen
nur ein Zwanzigste] der Belichtungszeit unter
Blau-, Grün- und Rotfilter der Cadetplatte gegen-
öber, während die Viridinplatte von Schleuss-
ner die Farbenabstufungen in grosser Klarheit
wiedergibt. Es sind dies, wie Herr Jaff6
schliesslich hervorhebt, grosse Vorteile für
Farben -Aufnahmen nach der Natur, welche
durch den sogenannten photographischen Drei-
farbendruck hervorgerufen und auf die Ver-
besserungen durch Herrn Professor Miethe
zurückzuführen sind.
Der VomtECiMle ciUutcrt !
Zubereitung farbeocapfindficfacr Pfaiftem,
aiidi die Konstruktion der mewtn Ob^ekthe
von Voigtläoders »Hcliar'* nad Z^i-^^s
»TeMar*. Er weist daranf Ibo, dass man von
der Verkittnng der Linsen mcfar und Mihi Ab-
stand nimmt und mit Erfolg rwisci»en drii
letzteren einen Luftraum bdässt.
Am Schlüsse der Sitzung wirtl von dem
Vorsitzenden, Herrn Baurat Cr Oder, bekannt
gegeben, dass die Coxin-CeseDschaft H e s e k i e I
& Co. in Berlin sich erboten habe, ihr neues
Verfahren hierorts durch einen Vertreter mit
Demonstrationen zu erläutern.
In der am 17. März in der Aula der städti-
schen Mittelschule stattgehabten Sitzung er-
schienen ausser einer AnzahT Vercinsmitgfieder
auf Ankündigung ein zahlreiches Auditorium
von Damen und Herren. Der Vorsitzende,
Baurat Grüder, begrüsste die Gäste und er-
teilte Herrn Wilhelm Hesekiel als Vertreter
der Coxin-Gesellschaft aus Berlin zu seinem
Vortrage mit Demonstration Ober das neue
Coxin-Verfahren das Wort. Einleitend be-
merkte der Vortragende, wie schwierig es für
den Amateur -Photograpfaen insbesondere auf
der Reise sei, sich eine Dunkelkammer herzu-
richten. Das neue Verfahren erübrige die
Dunkelkammer, da die Coxin-LOsung nach Ein-
wirkung auf die Negativplatte diese gegen jedes
Licht unempfindlich mache, Wie der Vor-
tragende erläutert, sind erhebliche Änderungen
an der Kassette nötig. Die Platte wird unter
Anwendung eines Wechselsackes mit Ärmeln
oder auch einfach durch Oberstülpung eines
viereckigen der Grösse der Kassette ent-
sprechenden Gestells in die mit Coxin gefalke
Schale transportiert. Bei voller Saalbelencfatong
wurde durch den Vortragenden die De-
monstration mit einer vorrätigen belichteten
9/12 Platte voiigenommen, und es gelang der
Versuch ganz tadellos. Von der Coxin-LOsting
wurde die Platte in die daneben stehende Ent-
wicklungsschale gebracht, darin vollstftndig ans-
entwickelt und ebenso wiederum in das Fnier-
bad gebracht. Nach dem Ausfixieren z^^te
sich keine Schleierbildung. Es wurde dem Ver-
fahren von den Anwesenden Interesse ent-
gegengebracht, das sich durch verschiedene
Fragen bekundete. Nach der Vorführung zeigte
Herr Hesekiel einige neue Erscheinungen von
Apparaten auf dem photographischen Gebiet,
darunter auch Diapositive von mikrophota»-
grapfaischen Aufnahmen, die durch einen i
wenig kostspieligen Apparat hergestellt
sollen. Damit schloss die Sitzung. Baiirat
Grüder dankte Herrn Hesekiel für den Vor-
trag und dem Auditorium für das
Interesse.
66
KLEINE CHRONIIC
Verein fflr Amatettr-Photographle
XU HannoTer.
Zasammenkunft: Montag, den 16. Mftrz
1903. Vereinslokal: Hotel „Zu den vier Jahres-
zeiten".
Der Vorsitzende eröffnet tun 9 Uhr die
Versammlung. Das Protokoll der letzten Haupt-
versammlung wird gelesen und genehmigt.
Neu angemeldet hat sich: Herr Fritz
Schumacher jr., Bankier«
Angenommen werden die Herren: Ingenieur
Bu^ilan, Willi Roerts, Richard Gähler,
Frau Geh. Ober-Reg^Rat Kraut.
Zur Verteilung an die MitgHeder und Ver-
suchskommission gelangen verschiedene Proben
photographischer Firmen : Dr. Lflttke & Arndt,
Hamburg-Wandsbek d, Auto-Papier* und .Extra
Hart*, nebst zahlreichen Katalogen), Dr* Rie-
bensahm&Posseldt, Berlin (Riepos-Tardo).
Farbeniabriken vorm. Fr. Bayer & Co., Elber-
feld (Blitzlicht-Bayer), Vereinigte Papierfabriken
photographischer Papiere, Dresden (Platinomatt-
Papier), Dresdner Photochemische Werke,
Mflgeln b. Dresden (Aristo, Celloidin- und Brom-
silberpapiere),
Ober die Resultate wird die Versuchs-
kommission berichten.
Der Vorsitzende Alfred Fuhrmann gibt
praktische Vorschlfige fflr Blitzlichtaufnahmen
und verteilt im Laufe seines Referats von ihm
entworfene Skizzen zur Veranschaulichung der
Aufstellung von Camera und Personen in leichten
und schwierigen Fällen. Redner führt aus, dass
"wie ^i allen Personenaufnahmen, besonders
bei Blitziichtauf nahmen, der Hintergrund, sei es
die Wand csines Zimmers oder ein künstlicher,
stets ruhig wirken müsse, denn die Person sei
die Hauptsache» Von dem Hintergrund ent-
fernt müsse sich die Person ungefähr 1 m be-
finden. Mit Rücksicht auf die verhältnismässig
schlechte Beleuchtung in den Zimmern am
Abend geschehe das Einstellen am besten mit
Hilfe eines Metermasses und einer genau zu-
verlässigen Einstellskala. Die Begrenzung des
Aufnahmegegenstandes nach oben und unten,
sowie nach den Seiten, müsse durch Ableuchten
festgestellt werden. Zur Aufhellung der Schatten-
partien empfehle sich entweder ein Schirm aus
weissem Papier oder ein Laken, oder auch
eine zweite Magnesiumlampe, die, in Kopfhohe
der aufzunehmenden Person stehend, ein Drittel
des Quantums Pulver enthalten müsse, wie die
Y, — 1 m über Kopfhohe stehende Beleuchtungs-
lampe. Dass das Licht der Lampe das Objektiv
nicht treffen dürfe, sei selbstverständlich, und
müsse event. zwischen Lampe und Camera ein
Sicherheitsschirm angebracht werden« Der Stand
der 'Lampe sei am vorteilhaftesten '/t — '' ^
hinter der Camera. Um ein leichenhaftes Aus-
sehen un4 einen starren Blick der aufzunehmen-
den Person zu vermeiden, empfehle es sich, in
einer Entfernung von ca. 25 cm vor der Blitz-
lichtlampe einen aus Ölpapier oder Pausleinen-
wand hergestellten Zerstreuungsschirm im Winkel
von 45° anzubringen. Die hierdurch ver-
minderte aktive Wu-kung des Blitzpulvers kOnne
durch einen im gleichen Abstand von 25 cm
hinter der Lampe angebrachten Reflezschirm
aus weisser Pappe oder blankem Snkblech
wieder ausgeglichen werden.
Ober die für Blitzlichtaufnahmen erforder-
liche Menge Pulver kOnne man bestimmte An-
gaben nicht machen. Dies hänge von der Art
des Pulvers, der Konstruktion der Lampen, der
Lichtstärke des Objektives, der Empfindlichkeit
der Plattensorten, der Entfernung der Lampen
vom Aufnahmeobjekt und der Helligkeit und
Reflexionsfähigkeit der Wände ab. Auf jeden
Fall sei darauf zu achten, dass vor und während
der Exposition der Raum, in dem die Aufnahme
erfolge, erleuchtet set
Darauf dankt dem Redner im Namen der
Mitglieder der Schriftführer Wrede.
An der sich daran schliessenden Diskussion
beteiligen sich die Herren : S ch 0 nian , Kir ste n.
Heiler, Lüttgens und Fuhrmann. Herr
Dipl. Ing. SchOnian berichtet über die von
der Versuchskommission erzielten Resultate der
seiner Zeit eingesandten Blitzlichtproben der
Firma: Otto Giese, Magdebiurg, Dr. G. Krebs,
Offenbach. Sämtliche Proben haben zufrieden-
stellende Resultate ergeben, am besten haben
sich die „Ideal" - Blitzlichtpatronen der Firma
Otto Giese, Magdeburg, bewährt; über recht
gute Resultate der Firma Dr. G. Krebs,
Offenbacb mit „Kugelblitz*^ weiss Herr Mag.-
Supernumerar Burkhardt zu berichten.
Hierauf wird eine Blitzlichtaufnahme von
Herrn Paul Victor Wrede unter Assistenz
des Herrn Ludwig Bleyer mit der Volz-
Weiss sehen Blitzlichtlampe, zu der Argentorat-
pulver verwendet wurde, gemacht.
Der Vorsitzende berichtet, dass der „Photo-
graphische Verein zu Hannover* Sonnabend,
den 21. März, sein Stiftungsfest feiert, zu dem
die Mitglieder unseres Vereins freundlichst ein-
geladen sind; es wird beschlossen, dass der
Vorsitzende als Vertreter unseres Vereins an
dem Festessen teilnehmen soll.
Die Herren Lüttgens und Burkhardt
werden beauftragt, für den Verein einen passen-
den Schrank zu erwerben.
Herr Krausse beantragt fernerhin, einen
Fragekasten in den Sitzungen aufzustellen.
Schluss der Siteung 11 Vi Uhr.
Der Vorsitzende Der Schriftführer
Alfred Fuhrmann, Paul Victor Wrede,
Kl. Pfahlstrasse 2, L Königstrasse 16.
67
KLEINE CHRONIK.
Verein zur Forderung der Photo-
j:raphie zu Berlin.
Sitzung vom 3. April 1903.
Vorsitzender: Herr Rittmeister Kiesling.
Zur Aufnahme in den Verein haben sich die
Herren Dr. Riebensabm und Posseldt-Berlin
gemeldet.
Als Mitglieder wurden aufgenommen die
Herren: Richard Schuhmacher, städt. Ge-
sangslehrer, Hermsdorf b. Berlin ; Paul Hilde-
brandt, Berlin; Otto Freund, Buchhändler,
Berlin.
Am 16. März verschied unser Mitglied, der
Chemiker Friedrich Wölbung; die Ver-
sammlung ehrt das Andenken des Verstorbenen
durch Erheben von den Sitzen.
Der Vorsitzende weist auf eine vorläufige
Ankündigung des Photographischen Salons hin,
den «California Camera-Club" und „San Fran-
cisco Art Association* im Oktober 1903 zum
dritten Mal in San Francisco veranstalten. —
Herr Gust. Schmidt, Berlin hat die neuesten
Erscheinungen seines Verlages und Herr K.
Schwier , Weimar, ein Exemplar des Deutschen
Photographen Kalenders 1903 für die Bibliothek
gestiftet.
Die Herren Spohr und Schneider, In-
haber einer Reproduktions- und Vergrösserungs-
Anstalt in Berlin, bringen eine ganze Anzahl
künstlerischer Bilder grösseren Formates in
Pigment- und Gummidruck zur Vorlage. Herr
Spohr bemerkt dazu, dass die Negative sämt-
lich auf N. P. G. - Negativpapier vergrOssert
wurden; die Gummidrucke sind auf Zander-
schem Zeichenpapier mit Tempera-Tubenfarben,
die Kohledrucke unter Benutzung selbstpräpa-
rierten Übertragspapiers hergestellt. Letzteren
Gebrauch motiviert auf Anfrage des Vorsitzenden
Herr Spohr unter Hinweis auf die Möglichkeit
der freien Wahl bezüglich des Korns, der
Farbe und Grösse des Papiers beim Selbst-
präparieren. Seine Erfahrungen mit gekauften
Übertragspapieren seien insofern schlechte, als
dasselbe bei der Entwicklung Neigung zum
Losgehen zeige, die nur durch nochmaliges
Nachpräparieren bekämpft werden könne. —
Der Vorsitzende hat das Loslassen der Pigment-
biJder, besonders bei einigen Nuancen — z. B.
Blau und Blaugrün — bemerkt. Herr Spohr
dagegen führt es generell auf mangelhafte Vor-
präparation des Übertragspapieres zurück. Bei
der Selbstpräparation sei im Übrigen ein mehr
flaches, sanftes Korn bei der Wahl des Papiers
vorzuziehen. — Die vorgelegten Bilder werden
einstimmig des höchsten Lobes wert befunden,
und vor allem bewundert man die ausserordent-
liche, bis zur Wiedergabe feiner Details reichende
Vervollkommnung der Gummidrucke.
Herr Hanneke weist darauf hin, dass die
Firma Dr. Lüttke & Arndt - Hamburg sich
bereit erklärt hat, unseren Mitgliedern Proben
ihrer Fabrikate zu senden und legt alsdann das
vor einiger Zeit in den Handel gekompiene
Taschenstativ von Busch in Rathei^ow^ vor.
Das in der Tat sehr handliche Stativ ist io
seiner ursprünglichen Form mit einem Bohr-
ansatz versehen, mittels dessen es .an geeigneten
Holzkörpern — Baum oder Zaun — festg^eschra\ibt
werden kann. Falls dies nicht angftngig, tritt
als Ergänzungsstück, eine Klemme in Aktion»
die ein Anschrauben des Stativs gestattet und
besonders bei Aufnahmen im Ziminuer von
Nutzen sein dürfte, zum^l der Preis (9 Hk.
für die ganze Einrichtung) ein niedriger ist.
Herr A. Lehmann, Charlott6nburg 1^^
einen neuen Photographier-Stock »Ben Akiba"
vor, welcher im Griff eine durch Fümspulen
gespeiste Liliput-Camera trägt. Die Wechsehing
beruht auf dem Prinzip der Kodak-Apparate.
Der Griff enthält 4 Fümspulen ä 25 Aufnahmen,
doch da sich im Stock selbst weitere 16 Spulen
unterbringen lassen, so kann sich der Wanderer
mit Material für 350 dieser kleinen Aufnahmen
ausrüsten! Die vorgelegten Originalbildchen
haben etwa Briefmai-kenformat u^d zeigen zum
Teil eine ganz nette Durcharbeitung, welche
die von der Firma versicherte Chance der Ver-
grösserung auf 6X9 bezw. 9x12 möglich er-
scheinen lässt. — Zwei weitere Photo-Nippes-
Sachen, ein Streichholzbüchschen und du
Gürtel-Breloque für Damen, werden von dem-
selben Herrn in allerdings noch nicht ganz
fertigem Zustand vorgezeigt.
Herr Patentanwalt Leman illustriert durch
Vorlage von Kopien auf Ozotyp-, Pigment- und
Chlorbromsilberpapier die Tatsache, dass ein
und dasselbe Negativ auf verschiedenen Pa-
pieren sehr verschiedenartig l^opiert. Er be-
dauert, in der Literatur nicht genügende An-
gaben über die dem bestimmten Toncharakter
der Negative entsprechende Wahl der Positiv-
papiere gefunden zu haben. — Der Vorsitzende
bemerkt, dass die Ozotypie, obwohl eine Abart
des Pigmentdruckes, bislang bei weitem noch
nicht die Feinheit des letzteren erreiche; der
richtige Pigmentdruck lasse sich dagegen durch
entsprechende Wahl der Bäder jedem Negat&v-
charakter anpassen. — Herr Hanneke hält
dem Vorlegenden entgegen, dass eine aus-
reichende Klassifizierung der Papiere auch
unter Angabe ihres Kopiercharakters sieb in
allen grösseren Handbüchern findet, bedauert
indessen die irreführenden Namen, mit denen
die gangbaren Papiersorten jetzt häufig von
den Fabrikanten belegt werden.
Fragekasten: 1. „Hat jemand mit dem
neuen Objektiv „Tessar* von Zeiss schon
Aufnahmen gemacht?" — Herr Quidde hat mit
der Serie III des genannten Instrumentes mit
68
KLEINE CHRONIK.
dem besten Erfolg gearbeitet. Für Reproduk-
tionen beispielsweise lasse sich nichts besseres
denken; das Objektiv, welches mit voller
Öffnung die Platte auszeichne, halte vollkommen,
was der Prospekt verspricht.
2. «Was ist vorteilhafter für den Amateur,
die Coxin- oder die Standentwicklung? — "Der
Vorsitzende bemerkt, dass die Gegenüber-
stellung keine korrekte ist, da beide £ut-
wicklungsmethoden ganz verschiedene Zwecke
verfolgen. Die einzige Ähnlichkeit beruhe in
der Reduzierung des Aufenthaltes in der
Dunkelkammer. — Verschiedentlich laut ge-
wordenen Bedenken gegenüber betont Herr
Dr. H es e kiel, dass die Prüfung der Platten
in der Durchsicht beim Entwickeln mit Coxin
nicht die geringsten Schwierigkeiten biete; es
sei nur nOtig, eine Schale mit Glasboden zu
verwenden, und auf diesen eine rote oder gelbe
Scheibe zu legen. Stellt man unter solche
Schale ein Licht, so Iftsst sich die Entwicklung
bequem auch in der Durchsicht verfolgen.
3. «Läuft das Eikonogen noch unter Patent-
schutz?" — Diese Frage bleibt offen, doch er-
bietet sich Herr Patentanwalt Leman, bis zur
nAchsten Sitzung die betr. Information einzu-
holen.
4. «Welches ist das einfachste Verfahren,
von einem Negativ wieder ein Negativ in gleicher
Grösse zu erhalten?"
Herr Bab empfiehlt das bekannte, in allen
Leitfäden beschriebene Verfahren von Edler-
Pizzighelli.
5. „Wäre es nicht möglich, die Sitzungs-
berichte zeitiger in der Zeitschrift zu publi-
zieren?" — Herr Hanneke legt überzeugend
auseinander, dass die Publikation frühestens
ca. 3 Wochen nach unserem Sitzungstermin
erfolgen könne.
In der Diskussion über das Tonen
und Kolorieren von Diapositiven weist
Herr Hanneke auf die beschränkte Anzahl
brauchbarer Tonbäder hin. Für Sepia- und
Roteltöne empfehlen sich die Uran- und Kupfer-
tonungen. Schon die Eisenblautonung aber sei
"we^en der zu krassen Farbeneffekte, zu denen
sie führe, weniger empfehlenswert, und die
^ Grüntonungen seien wegen der Unsicherheit
der Lösungen einerseits, der lichtunechten
Farbennuancen, die sie ergeben, andererseits
nicht recht für die Praxis verwendbar. Solide
grüne Töne lassen sich einzig im Pigmentprozess
erzielen ; alles in allem sei die Tonungsfrage in
den letzten Jahren nicht weiter gekommen. —
Der Vorsitzende erinnert an den früher von
I>r. E. Vogel in den «Photographischen Mit-
teilungen" l^emachten Vorschlag, die auf Braun -
seh Au Diapositivpapier hergestellten Transparente
durch Einlagern von Farbstoffen behebig zu
iArben, und geht alsdann nach einem Seiten-
blick auf die immerhin sehr schwierigen Drei-
farbenprozesse zur Schilderung der Hand-
kolorierung mit Anilinfarben über. Die Farben
werden auf die halbfeuchte Schicht des Dia-
positivs, welches nicht zu dicht sein darf, am
besten mit mehrfachem, vorsichtigem Über-
einanderlegen aufgetragen. — Frau Lützen
zeigt eine Anzahl nach diesem Verfahren kolo-
rierter Diapositive vor, welche durch die Fein-
heit ihrer Farbennuancierung allgemeine Be-
wunderung erregen. — Zur Frage der Licht-
echtheit der durch Tonen erzielten Farben
äussert Herr Dr. Tobias die Mutmassung, dass
es verschiedene Modifikationen von Berliner
Blau geben müsse, da diese sonst veränderliche
Farbe im Pigmentdruck als lichtecht bekann
sei. — Der Vorsitzende erwähnt, dass die mit
Anilinfarben kolorierten Diapositive bereits
nach 3 — 5 maliger Vorführung im elektrischen
Licht zu verbleichen beginnen; Frau Lützen
bestätigt dies, doch unter Hinweis auf die Er-
fahrungstatsache, dass die Farben beim Liegen
der Platten im Dunkeln ihre alte Leuchtkraft
zurückgewinnen .
Zum Schluss legtHerr Rudolphy seine mit
dem Brillant-Entwickler erzielten Resultate vor^
welche dem bereits in letzter Sitzung über
diesen Entwickler gefällten günstigen Urteil
neue Bestätigung bringen.
M. Kiesling. Fritz Loescber.
Freitag, den 17. April 1903.
54. Projektionsabend.
Herr J. Leman, Projektion von Stereoskop-
Aufnahmen von Berlin und Umgfegend.
Herr Rittmeisler Kiesling, Die Herstellung
photographischer Objektive.
Schleslsche Gesellschaft
von Freunden der Photographie
Breslau.
17. Oktober 1902: Generalversammlung.
Vorsitzender: Prof. Dr. Hager.
Anwesend: 21 Mitglieder.
Tagesordnung:
1 . Jahresbewcht über das Vereinsjahr 1 901/02.
2. Kassenbericht.
3. Neuwahl des Vorstandes.
4. Antrag,, betreffend Einrichtung einer tech-
nischen Kommission.
5. Aufnahmegesuche der Herren: Arthur
Beuthner, Ingenieur, Holteistr. 1; Paul
Korn, Reg.-Bauführer, Tauentzinstr. 19.
Nach Eröffnung der Sitzung durch den stell-
vertretenden Vorsitzenden veriiest Herr F.
Peltz den Jahresbericht und Herr Gebeck
den Kassenbericht. Die Versammlung erteilt
69
KLEINE CHRONIK.
dem Schatzmeister Decharge. Als Rechnungs-
rcvisoren fungierten die Herren Buchmann
und Tschampel, die auch fOr das nAchste
Jahr wiedergewfthlt wurden.
Bei der Neuwahl des Vorstandes ergab sich
folgendes Resultat: Es wurden austimmig
wiedergewfthlt: Dr. Riesenfeld als 1., Prof.
Dr. Hager als 2. und Kaufmann Kionka als
3. Vorsitzender; femer als Schriftfflhrer: Peltz,
Menzel und Mamelok; zum Schatzmeister
Gebeck, zum Bibliothekar Ernst Schatz und
zum Atelierverwalter H. Pringsheim. Als
Beisitzer erhielten die meisten Stimmen: Prof.
Dr. Abegg, Prof. Dr. Herm. Cohn, Kauf-
mann König, Brandmeister Reddemann,
Kaufmann Spindler und Prof. Dr. Strauss.
In die technische Kommission wurden gewAhlt:
Kaufmann Kionka, Rentier H. Pringsheim
und Kaufmann Spindler.
Nachdem sämtliche Herren die Wahl ange-
nommen, wurde an die Generalversammlung
eine ordentliche Sitzung angeschlossen und in
eine Diskussion Über die Atelierfrage einge-
treten. Herr Pringsheim teilt mit, dass der
Frauen-BUdungsverein vom 1. Januar 1903 ab
das photographische Atelier aufgebe, und es ent-
stehe daher fflr uns die Frage, wo wir ein
anderes nebst einem Raum fflr den Ver-
grösseningsapparat herbekommen können, oder
ob wir Oberhaupt fernerhin noch ein Atelier
mieten wollten? In längerer Debatte wurde
beschlossen, dass der Vorstand der Frage nfther
treten solle.
Die Feier des Stiftungsfestes ist fflr den
29. November in Aussicht genommen und die
Vorbereitungen den Herren Peltz und Redde-
mann übertragen worden.
gez.: F. Peltz.
24. Oktober 1902: 1. ordentliche Sitzung.
Vorsitzender: Prof. Dr. Hager.
Anwesend: 26 Bftitglieder und 1 Gast.
Tagesordnung:
1. Aufnahmegesuch des Herrn Kaufmann
H. Bö er, Kaiser Wühelmstr. 101.
2. Vortrag des Herrn Leonhard: Ȇber
den Edinol-Entwickler und einige neuere
photographische Produkte".
3. Beratung Ober das Stiftungsfest.
4. Kleinere Mitteilungen.
Gegen •/* 9 Uhr eröffnet der 2. Vorsitzende,
Herr Prof. Dr. Hager, die Sitzung. Nach er-
folgter Aufnahme des oben genannten Herrn
erhftlt Herr Leonhardt das Wort und führt
etwa folgendes aus: Heutzutage stehen dem
Amateur-Photographen eine ganze Menge Ent-
wickler zu Gebote, von denen jeder seine Vor-
züge hat. Es ist nun der Firma Beyer, Elber-
fcld gelungen, in dem von ihr hergestellten
Edinol einen Entwickler auf den Markt za
bringen, welcher die Vorzüge verschiedeiier
Entwickler in sich vereinigt. Vorzflgfiche Re-
sultate liefert der Edinol-Entwickler bei Moment-
aufnahmen, doch auch bei stark Qberfidilelai
Platten liefert dersdbe noch gute Resultate,
wenn man bis zur völligen Undordisicfati^idt
entwickelt Der Edinol-Entwickler lisst ach
auch verschieden abstimmen. So liefert er mit
einem Zusatz von Soda sdur weiche, mit Zusatz
von Pottasche krftftige Negative. Anch bei
Blitzlichtaufnahmen ist das Edinol mit Vorteil
anzuwenden. Femer zeichnet sich der Edinol-
Entwickler als sehr haltbar aus. Gebranchta-
Edinol-Entwickler erwies sich nach 4 Wochen
noch als ganz wirksam. Ein ganz besonderer
Vorzug aber ist die langsame Deckkraft des
Edinols. Daher werden Platten, bei denen
grosse Kontraste in Licht und Schatten vor-
handen sind, in diesem Entwickler viel besser
ausgearbeitet werden, da man die betreffende
Platte mit Rücksicht auf die Schattenpartien
viel Iftnger im Entwickler lassen kann, ohne
Gefahr zu laufen, knallige Lichter zu erhalten.
Auch zur Entwicklung der verschiedenen Brom-
silberpapiere, besonders N. P. G. ist Edinol gut
zu brauchen. Sodann gedenkt der Vortragende
des unter dem Namen »Blitzlicht-Bayer* von
derselben Firma in den Handel gebraditen
Blitzpulvers. Dasselbe liefert ein kräftiges
aktinisches Licht bei sehr kurzer Verbrennui^j»-
dauer und ist bedeutend rauchftrmer als andere
Gemenge. An der sehr lebhaften und Äusserst
lehrreichen und anregenden Debatte beteiligten
sich namentlich die Herren: Prof. Dr. Ab egg.
Rentier Pringsheim, Maler Peltz und Kaut
mann Schatz.
Bezüglich des Stiftungsfestes gingen die
Meinungen sehr auseinander. Schliesslich wurde
der in voriger Sitzung gefasste Beschhiss, ein
Stiftungsfest mit Damen zu feiern, fallen ge-
lassen. Der grösste Teil der Versammlung
stimmte für Abhaltung eines Stiftungsfestes in
Gestalt eines Herrenabends.
Im Laufe der Sommerferien hatten sich eine
grosse Menge Probesendungen von photo-
graphischen Artikeln angesammelt. Diesdben
wurden der technischen Kommission zur Prüfung
überwiesen.
Schluss ca. Vi 12 Uhr. C Menzel
Dresdner GresellechAft zurFördenmi^
der Amateur-Photographie, e. V.
109. ordentliche Sitzung,
Montag, den 2. MArz 1903.
VorsiUender: Herr Rentier E. Fr ohne»
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung ao<i
teilt mit, dass die Herren : Hauptmann a, D.
70
KLEINE CHRONIK.
Ehnthold, Blasewitz, Kunstmaler Hirsch-
feld, Dresden, William MQller, Hainsberg
und Paul Petermann, Dresden, als Mitglieder
aufgenommen worden sind. Der Bibliothek der
Gesellschaft ist die Dissertation von Dr. V.
B e 1 1 a c h über „ Die Struktur der photographischen
Negative" überwiesen worden. Der Vorsitzende
teilt weiter mit, dass die Firma Bausch &
Lomb, Frankfurt a. M., ein Preisausschreiben
«rlassen hat; ferner wird auf den Termin der
Ausstellung in Budapest am 10. März hinge-
wiesen. FQr den Aussteller entstehen keine
Kosten. Der Vorsitzende erteilt hierauf Herrn
Hennig das Wort zur Demonstration der
Cbristoldfilms. Die Vorführung, welche
sich zu einer äusserst interessanten gestaltet,
Ifisst die Cbristoldfilms als Bildträger ohne
Unterlage erscheinen, welche die Vorzüge der
Sande 11 -Platten besitzen. Die Films weisen
demnach zwei übereinander gegossene Halogen-
silber>Gelatineschichten von verschiedener Em-
pfindlichkeit auf. Der Entwicklung der Cbristold-
films geht eine Behandlung mit einem Formalin-
bad 1 : 40 voraus, worauf in gewöhnlichem
Wasser gewaschen uhd nun wie üblich ent-
wickelt wird. Der Entwickler darf keine
kohlensauren Alkalien enthalten, dagegen ist die
Anwesenheit kaustischer Alkalien der Film-
substanz nicht schädlich. Nach dem Ent-
wickeln erfolgt das Waschen, sowie die Fixage;
zu letzterer bedient man sich vorteilhaft eines
Fixierbades folgender Konzentration: 400 ^
uQterscbwefligsaures Natron, 1000 ccm Wasser.
Als Vorzug der Cbristoldfilms ist die grosse
Widerstandsfähigkeit derselben während des
Entwicklungsprozesses zu nennen; ferner ist
das Fabrikat gut für das Arbeiten in den
Tropen geeignet, da es sich leicht mit warmem
Entwickler behandeln lässt. Ein Glyzerinbad
ist im Gegensatz zu anderen Fabrikaten nicht
notwendig. Das Trocknen der fixierten und
gewaschenen Cbristoldfilms kann durch Alkohol
«rfolgen. Es findet hierbei eine Kontraktion
statt, welche die starke Ausdehnung der Films
ioi Entwickler (ca. 20 pCt.) einigermassen kom-
pensiert. Die Vorführung findet den Beifall
•der Anwesenden, sowie den Dank des Vor-
sitzenden. Herr Kunstmaler Forti erklärt
nunmehr die von ihm veranstaltete und mit
künstlerischem Geschmack zusammengestellte
Ausstellung von Aufnahmen, kopiert auf Matt-
papieren (Schwerter - Piatinomattpapier der
Dresdner Vereinigten Fabriken, sowie Matt-
papier Christensen) und teilt Verhaltungs-
inassregeln über die Behandlung der Papiere
mit. Es ist in erster Linie notwendig, dass
dieselben sehr dunkel kopiert werden ; je tiefer
iü den Schatten, desto besser das Resultat.
Als Goldtonbad empfiehlt "Redner ein Borax-
-Ooldbad, welches zum Gebrauch stets frisch
(etwa zwei Stunden vorher) angesetzt wird.
Nach dem Golden der Bilder findet eine Be-
handlung derselben mit einem Platinbad statt.
Während des Tonprozesses müssen die Bilder
vor Natronflecken sorgfältig geschützt werden.
Die Ausstellung, in welcher u. a. auch Loch-
camera-Aufnahmen vorgeführt werden, wird
seitens der Anwesenden mit grossem Interesse
betrachtet; der Vorsitzende drückt Herrn
Forti seinen besonderen Dank aus. Zu der
technischen Ecke teilt hierauf Herr Wolf mit,
dass das Entfernen von Lichtstreifen auf einer
entwickelten Platte (partielle Abschwächung)
mit Leder und Alkohol nicht geglückt ist, da-
gegen vorteilhaft ein Putzmittel (Putzpomade)
verwendet worden sei. Herr Forti empfiehlt
statt Leder Watte zum Abreiben der Platten.
Herr Fr ohne bestätigt die Mitteilung des Herrn
Wolf. Herr Jahr teilt mit, dass man in
England Globusputzpulver mit Terpentin ange-
rührt bereits im Sinne des Herrn Wolf ver-
wendet habe. Herr Dr. Fleischer empfiehlt
als bestes Putzmittel Flussspatpulver, da das-
selbe nur die Härte 5 besitzt und damit keine
Rillen etc. entstehen. Zur wissenschaftlichen
Ecke teilt alsdann der Vorsitzende mit, dass
Herr Dr. Gross in Leipzig nach Ostern einen
Vortrag über Katatypie zugesagt hat. Herr
R. Jahr referiert hierauf 1. über neue In-
strumente der astronomischen Photographie,
2. über stereoskopische Mikrophotographie nach
Ives, 3. über die Hewitt -Quecksilberdampf-
lampe. Letztere ist eine 1 m lange Glasröhre
mit einem Durchmesser von 3 — 4 ctn^ die an
dem einen Ende zu einer Kugel ausgeblasen
ist, welche Quecksilber enthält. Durch einen
sehr starken elektrischen Strom wird in der
evakuierten Röhre der Quecksilberdampf zum
Leuchten gebracht. Das Licht entstellt die
Farben beleuchteter Gegenstände. Referent
weist darauf hin, dass die Quecksilberlampe
bereits alt ist. Auch Herr Dr. Fleischer be-
merkt, dass das Licht mit Quecksilberdampf
nichts Neues sei. Es sei eine Art Phosphor-
escenzlicht; zu einer praktischen Anwendung
eigne es sich aber garnicht. Auch mit Tes la-
schem Licht seien ähnliche Erscheinungen be-
obachtet worden. Herr Jahr bemerkt, dass
das Hewitt-Licht vielleicht für Reproduktions-
zwecke geeignet sei. Herr Verbeek wendet
sich schliesslich gegen die stereoskopische
Mikrophotographie nach Ives; femer spricht
derselbe über Verhütung von Lichthofbildungen.
Dr. V. Bei lach, 1. Schriftführer.
71
KLEINE CHRONIIC
Verein i9ür Amatenr-Photofraphie,
Biberfeld.
Sitzung am Donnerstag, den 19. Mftrz 1903,
im Vereinslokal, Restaurant (^Deutscher Kaiser*,
Vorsitzender: Herr Rud. Gesser.
Es war dem Vorsitzenden YergOnnt,an diesem
Sitzungsabend eine besonders zaUreicbe Ver-
sammlung begrassen zu können, da ausser den
Mitgliedern nocb 15 Gäste an derselben teil-
nahmen. Nach Vorlesung der eingelaufenen
Offerten und Briefe, von welchen ein Angebot
der Verlagsanstalt Wilh. Knapp, in Halle a. S.,
betr. das Werk .Die Kunst in der Photographie'
besonders hervorgehoben zu werden verdient,
gelangte eine Anzahl Exemplare des von der
Firma Unger & Hoff mann herausgegebenen
und von dieser dem Verein überwiesenen
Werkchens »Hilfsbuch beim Entwickeln von
Apollo-Platten* an die Mitglieder zur Verteilung.
Der genannten Firma sei auch an dieser Stelle
der Dank des Vereins dafür ausgesprochen.
Hierauf gab der Vorsitzende der Versammlung
Kenntnis von einem Einladungsschreiben seitens
des Berg. MArk. Photographenvereins zu dessen
lOjflhrigem Stiftungsfest nebst nationaler Aus-
stellung, welches am 3. April in der Stadthalle
gefeiert werden soll. Die Versammlung nahm
die Einladung an und beauftragte den Vor-
sitzenden, den Dank dafür zu übermitteln. Als-
dann erteilte derselbe dem Mitgliede Herrn Rektor
Kieke rt das Wort zu seinem Vortrage »Ober
moderne Hilfsmittel bei der Kunstlichtphoto-
graphie*.
Von dem einfachsten Modell, der mit Hilfe
einer holländischen Tonpfeife inprovisierten
Blitzlichtlampe, ausgehend, beschrieb der Redner
die bisher konstruierten, verschiedenartigsten
Einrichtungen, welche das Blitzpulver zur Ent-
zündung bringen. Veranlasst durch das häufige
Versagen und den hohen Preis der bis jetzt im
Handel erschienenen Lampen, hat der Referent
ein System erdacht, welches sich durch die
Einfachheit der Ausführung, sowie durch die
hiermit erzielte Sicherheit bei der Entzündung
des Blitzpulvers auszeichnet. Bei der Vor-
führung der Lampe waren die Anwesenden von
der prompten Wirkung überrascht und zollten
dem Redner für seine Bemühungen, auf diesem
Gebiete etwas Brauchbares geschaffen zu haben,
ihren vollen Beifall. Auf den Vorschlag ver-
schiedener Vereinsmitglieder hin hat sich Herr
Rektor Kieker t entschlossen, diese Lampe unter
dem Namen .Columbus- Blitzlichtlampe* dem
Handel zu übergeben. Eine kurze Beschreibung
derselben möge hier folgen:
Die Columbusblitzlichtlampe besteht aus einem
kleinen (12 X9x6 ^, tischfthnlicben Aufbau,
auf dem sich ein drehbares ZOndlager für das
Blitzpulver befindet. Die Entzündung erfolgt
durch eine Drehung, bezw. Heranführung 4e»
Zündlagers an eine ZündqueDe, eine Kerze,
die an dem Aufbau leicht befestigt werden kann
Die besonderen Vorzüge der Lampe sind vor
allem Nachstehende: Infolge ihrer Finfarhhdt
ist die Lampe leicht und unverwüstlich. Sie ist
immer gebrauchsfertig und bedarf keinerlei
Vorbereitungen, dabei ist ein Versagen einfocb
unmöglich und die Zündung tritt prompt im
gewollten Augenblick ein. Breiteste Fkunmcn-
Wirkung. Explosionsgefahr gänzlich ausge-
schlossen. Selbstaufnahme auf beliebige Ent-
fernung durch Schnur mOc^ch. Was die Lampe
noch besonders empfehlenswert macht, ist der
billige Preis, der voraussichtlich noch oicbt
2 Mk. betragen wird.
Im Anschluss hieran wurden dann mdircre
Blitzlichtaufnahmen gemacht, bei weichen 6 Auf-
nahmeapparate gleichzeitig benutzt worden.
Hierbei gelangte Blitzlicht Bayer in Baidur-
patronen zur Verwendung. Erstercs erwies sich
als sehr aktinisch und wenig Rauch entwickelnd,,
während die elektrische Fernzündung wiederholt
versagte, so dass die Columbusblitzlichtlampe der
Baidureinrichtung vorgezogen wurde.
Zum Schluss der Sitzung gelangten noch
zwei Wandermappen der Vereine Magdeburf^
und Siegen zur Vorlage, welche den erschineneo
Mitgliedern instruktives Material boten, nament-
lich die Mappe des ersteren Vereins zeichnete
sich durch vorzüghche Mikrophotogramme ans.
Für die nächste Sitzung wiu^e von einem
der anwesenden Photochemiker ein Vortrag
„Phenol-Phtaleine und Rosolsäure contra Coxin*'
angekündigt. Schluss der Sitzung llVt ^^^-
Der Schriftführer.
J. A.: Schone, Bibliothekar.
Deutsche Gesellschaft
▼on Frennden der Photo^;raplile,
SekUon StegUtx.
Ordentliche Sitzung am Montag, den 23. März
1903, 8*1^ Uhr abends, im Restaurant «Kaiser-
hallen*, am Markt.
Vorsitz: Du-ektor C. Breuer, später P. Geb-
hardt
Es sind eingegangen: Prospekte der Ver-
lagsbuchhandlung von Liesegang - Leipzig;
Prospekte, Gutachten und Proben des Original-
Brillant-Entwicklers der Barmer Trockcnplatten-
fabrik Brune & Hüfinghoff, Barmen; Proben
vom Ripos-Tardo-Papier; ein Ansichtsheft ^.
Goerke. Die Kunst in der Photographie*.
Prospekte und Proben kommen zur Verteflnng»
letztere mit der Massgabe, dass in der nftcfastea
Sitzung darüber berichtet werde. Ober die ia
der vorigen Sitzung verteilten Proben des Geka-
Entwicklers aus der Fabrik Helios — I>r. G.
Krebs, Offenbach — berichtet Herr Gietselt,
72
KLEINE CHRONIK.
dass der Entwickler energisch und schleierfrei
arbeite und gute Deckung gebe. Bei der Probe
mit der Zeitlichtpatrone aus derselben Fabrik
hat Herr Wittneben angenehm empfunden
die geringe Rauchentwicklung und die Möglich-
keit zu Zeitaufnahmen. Herr Schwabe hat
bei der Entwicklung der im Vereinslokal ge-
machten Probeaufnahmen bemerkt, dass die
Lichtstärke dieses Pulvers nicht sehr hoch sei.
Hierauf erhfilt Herr Oberingenieur Brink-
«mann das Wort zu seinem Vortrage: „Die
Herstellung der Trockenplatten. * Einleitend
erwähnt der Voi tragende, wie erst das Ge-
lingen der Herstellung der Trockenplatten der
Photographie den grossen Aufschwung, den sie
in den letzten Jahrzehnten genommen, ermög-
licht habe und dieser Aufschwung rückwirkend
die Trockenplatten-Fabrikation so beeinflusste,
dass sich daraus eine bedeutende Industrie ent-
wickeln konnte. Er ging dann darauf über,
die Theorie, auf die sich die Trockenplatten-
Fabrikation gründet, zu besprechen und er-
läuterte eingehend die chemischen Vorgänge
des Emulsionsprozesses, wie durch Versetzen
voD Silberlösungen mit Bromsalzen das Brom-
silber entstehe, das dann durch den Reife-
prozess, da es nach dem Mischen mit der
Gelatine noch zu unempfindlich sei, auf die
nötige Empfindlichkeit gebracht werden müsse
und wie dieser Reifeprozess überhaupt den
Charakter der Emulsion bedinge; die wieder
erstarrte Emulsion werde dann geschnitten und
gc^^aschen^ um die darin befindlichen Nitrat-
salze zu entfernen; dann müssen, sie geprüft
^v^erden, was mit Hilfe von Photometern ge-
schehe. An der Hand zahlreicher Photometer-
proben zeigte Herr Brinkmann, wie diese
nicht nur über die Empfindlichkeit, sondern
auch über den Charakter der Emulsion Auf-
scfaluss gäben und wie sich von der Photo-
meterprobe auf eine spätere zweckmässige
Verwendung und Verarbeitung schliessen lasse.
Nach Erläuterung der Mittel, die Emulsion nach
der Prüfung zu korrigieren, ging er zur Be-
sprechung der Eünrichtung der Trockenplatten-
Fabriken über und zeigte, dass die Theorie
des Emulsionsprozesses sich in der Praxis nur
mit Schwierigkeiten durchführen lasse, sowie
welche Apparate und Maschinen für die Fabri-
kation erforderlich seien. Eingehend wurde
das Arbeiten der Plattenwaschmaschinen ge-
schildert, die imstande seien, grosse Mengen
von Platten zu präparieren; eine Maschine er-
spare rund 20 Arbeiterinnen. An einer Zeich-
nung wurde sodann der sehr interessante Vor-
gang des Giessens mittels Maschinen erläutert.
Das Trocknen biete wieder grosse Schwierig-
keiten, die der Engländer Nelson durch
raffiniert erdachte Maschinen zu umgehen
sucht.
Der Vortragende beschrieb dann noch die
endgiltige Fertigstellung der Platte und bewies
am Schluss seiner sehr lichtvollen Ausführungen,
welche Vorteile und Annehmlichkeiten auch
dem Amateur eine eingehendere Kenntnis der
Herstellungsweise der Platte bei ihrer weiteren
Verarbeitung bietet.
Den nächsten Punkt der Tagesordnung be-
handelte der Unterzeichnete in seinem Vor-
trage: „Momentaufnahmen mit billigen Trocken-
platten." Der Vortragende führt aus, dass er
über die billigen Trockenplatten im allgemeinen
bereits früher gesprochen habe und heute über
die Ergebnisse der mitdenselben vorgenommenen
Momentaufnahmen berichten wolle. Er be-
dauert, dass es ihm nur möglich war, von den
zahlreichen Marken dieser Platten einige
wenige zum Vergleich heranzuzieheq.
(Schluss folgt.)
Fragen und Antworten.
Ich habe Negative mit Uran verstärkt
(JSayerschen Uran-- Verstärker) , die Ptatten
hn Bade stetig bewegt und nachdem ich
die gewünschte Dichte erreicht^ kurz an
der Wasserleitung abgespült. Nachdem die
J^latten trocken y waren auf der Schicht-
seite irisierende Streifen und Wolken sicht-
bar; woher kommen diese und lassen sich
diese Fehler verbessern^ bezw. habe ich
hierbei ein Versehen begangen^
Mit Uran fu verstärkende Negative müssen
vorher gut fixiert und tüchtig gewässert worden
sein. Vielleicht haben Sie hierin gefehlt. Sie
können die Verstärkung auch wieder entfernen,
indem Sie das Negativ in Wasser, mit etwas
Ammoniak versetzt, bringen. Jedoch kann mit
solchen Platten eine abermalige Uran Verstärkung
nicht vorgenommen werden.
Welche Celloidin - Kopierpapiere lassen
sich in getrennten Tonbädern leicht ohne
Misserfolge tonen lassen? Habe z. B, mit
X-Papieren keinen Erfolg oder nur schlecht ^
73
KLEINE CHRONIK.
hingegen tonen die Y-Papiere gut, aber es
leiden du IVeissen, sie nehmen den Ton
mit an und bleiben nicht klar.
Die benannten Fabrikate erfreuen sich eines
sehr guten Rufs. Wenn dieselben Ihre Zu-
friedenheit nicht finden können, so raten wir
Ihnen, mal die Papiere von der Fabrik photo-
graphischer Papiere vorm. Carl Christensen,
Berlin S. oder von E. van Bosch-Strass-
burg i. Eis. zu versuchen.
Ich habe eine zu dicht entwickelte Platte
mit dem Parmerschen Abschwächer be-
handelt. Nachdem die Platte trocken —
vorher genügend im Wässerkasten aus-
gewässert — , waren auf der Schichtseite
weisse y glänzende ^ sternförmige Punkte
sichtbar y welche auf der Kopie korre-
spondierende weisse PUcken hervorriefen.
Woher kommt diese Erscheinung?
Wenn die Platte wirklich ordnungsmässig
gewässert worden ist und nicht etwa aus dem
Wasser herausgestanden hat, so ist uns die
Ursache der sternförmigen, glAnzenden, weissen
Punkte nicht ersichtlich. Sollte vielleicht beim
Trocknen der Platten irgend welcher Ch^mi-
knlien-Staub auf diesel\)e eingewirkt haben?
Lässt sich ein Objektiv . van 20 ccm
äquivcU, Brennweite mit Vorteil für eim
gY^l2 Camera verwenden,
20 cm Brennweite ist für eine 9x12 cm
Platte zu gross. Man wählt im allgemeinea die
Brennweite gleich der längsten Seite der ge-
forderten Plattengrösse oder höchstens gleich
der Länge der Diagonale der Platte. Nähere
Details Über die Auswahl passender Objektive
finden Sie in dem betr. Kapitel von E. Vogel,
Taschenbuch der praktischen Photographie.
Bitte mir ein Eezept zu einem Ton-
fixier beut mitzuteilen^ welches blaue Tone
liefert.
Wasser 1000^
Fixiernatron 200 ,
essigsaiu-es Natron kryst. . . 12 ,
essigsaures Blei 12 «
Rhodanammonium 10 »
Citronensäure 4 ,
Chlorgold-Lösung (1 : 100). . 60 ccm
Mit diesem Tonfixierbad haben wir u. a. auf
den Celloidinpapieren von Weber-Mügeln,
Vereinigten Fabriken photogr. Papiere, Dresden,
Kurz- Wernigerode, van Bosch- Strassburg
schöne blaue Töne erzielt.
Verschiedenes.
Eingesandt.
Seite 63 der „Kleinen Chronik" findet sich
ein Eingesandt, das die Entwicklung mit Phenol-
phthalein behandelt.
Es ist schon sehr lange her, dass dieser
Körper zum Färben alkalischer Entwickler be-
nutzt wurde. Er eignet sich prinzipiell nicht
allein zur Tageslicht-Entwicklung, weil er einen
betrachtlichen Teil aktinisch besonders wirk-
samen Lichtes passieren lässt; ein gefärbter
Entwickler hat überhaupt wenig Sinn, da er
eine Beurteilung des Negatives bei der Ent-
wicklung unmöglich macht. Beim Coxinverfahren
Hegt das grundsätzlich Neue darin, dass die
Schicht in der Lösung gefärbt wird und dass
dann im ungefärbten Entwickler hervorgerufen
wird. Die geringen Mengen des Coxins, die in
den Entwickler übergehen, behindern die Be-
urteilung des Bildes in keiner Weise.
Dr. W. Scheffer, Berlin.
Unterrichts-Nachrichten.
In der Münchner Lehr- und Versuchsanstalt
findet vom 14. bis 24. Juli ein Meisterkurs für
selbständige Photographen und Gehilfen statL
Näheres ergeben die Prospekte der Anstalt.
GescliäftUche MitteUiin|reii.
Die Firma Paul BonatZ, Photograpbische
Manufaktur in Berlin N., Invalidenstrasse 106
unterhält während der Badesaison in Ahlbeck,
Seestrasse, im Postgebäude, eine Filiale und
empßehlt alle photographischen Bedarfsartikel
in bester Qualität zu Originalpreisen.
Fabrik photographischer Apparate auf
Aktien vorm. R. .HOttig & Sohn>Dresdcn:
Reich illustrierter Haupt-Katalog für 1903 über
pbotographische Apparate und Zubehör. Ferner
illustrierte Preisliste für Amateur-Photographen,
enthaltend praktische Ratschläge bei Ankauf
eines Apparates. Zahlreiche Kunstdrucktafeln
sind als Bilderschmuck beigegeben. Händkr
photographischcr Apparate werden auf das
neueste Reklame-Material der Firma Hütdg auf-
merksam gemacht. Vor uns liegen einige Relief-
Plakate von instruktiver Wirkung und sehr ^uter
technischer Ausführung bei vornehmem Aus-
sehen.
74
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Ausstellungs-
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Vereins - Nachrichten.
Schlesische Ge«ell8chalt
Yon Freunden der Photographie
Breslan.
7. November i902: 2. ordentliche Sitzung.
Vorsitzender: Dr. med. B. Riesen fei d.
Anwesend: 21 Mitglieder.
Tagesordnung:
1. Geschäftliche Mitteilungen.
2. Herr Wilborn: Ȇber verschiedene
photographische Druckverfahren ) besonders
den Gummidruck." (Mit Demonstration.)
3. Kleinere Mitteilungen.
Herr Dr. Riesenfeld eröffnet gegen 9 Uhr
die Sitzung, welche er nach seiner Genesung
zum ersten Mal wieder leitet, und dankt für
seine erfolgte Wiederwahl. Darauf erhält Herr
Wilborn das Wort und geht in seinen Aus-
fflhrungen vom CelloTdinpapier aus, das von
jedem Anfänger wegen seiner einfachen und
leichten Behandlung zuerst benatzt wird. £s
hat wohl einigen Wert für Porträts, eignet sich
aber in keiner Hinsicht zur HersteUung
stimmungsvoller Landschaitsauf nahmen. Bei
dieser Gelegenheit schnitt Herr Wilborn die
vielbesprochene Frage an, ob die Photographie
eine Kunst sei. Wenn die Photographie sich
nur damit befasst, irgend welches Bild auf der
Platte festzuhalten, um dann von diesem Negativ
ohne Anwendung irgend welcher Hilfsmittel
beliebig viel Abzüge herzustellen, so kann man
diese rein mechanische Tätigkeit selbstredend
keine Kunst nennen. Anders freilich, wenn
man bestrebt ist, die betreffende Stimmung in
der Natiu* auf die Platte zu bannen, oder durch
verschiedene Manipulationen bemflht ist, dem
Positiv die bezügliche Stimmung oder auch eine
gedachte Stimmung zu verleihen — dann wird
die Photographie zur Kunst. Auch über die
Unscharfe äusserte sich Redner und sprach
sich für dieselbe aus, da durch dieselbe das
nebensächliche Beiwerk unterdrückt und das
Interesse auf die Hauptsache hingelenkt wird.
Nun wandte sich der Vortragende wieder dem
Druckverfahren zu. Von künstlerischer Be-
deutung sind nun die verschiedenen Mattpapiere,
Anker matt, van Bosch u. a. Auch auf den Brom-
silberpapieren, namentlich Schaeufelen, lassen
sich namentlich durch Retouche schöne künst-
lerische Abdrücke erzielen, wie die von Herrn
Wilborn ausgestellten Bromsilbervergrösse-
rungen zeigten. Dies ist nach Meinung des
Redners bei dem Kohledruck nicht der Fall.
Auch verwirft er dieses Verfahren, weil zu
demselben besonders harte Negative zu ver-
wenden sind, die man wiederum bei anderer
Verwendung, z. B. Vergrösserungen , nicht
brauchen kann. Auch dem Höchheimerschen
Gummidruck -Papier spricht Herr Wilborn
einen praktischen Wert ab. Für das idealste
Druckverfahren hält er den eigentlichen Gummi-
druck, dessen Vorzüge Redner nun in das
rechte Licht stellt. Dieselben bestehen in der
Vielseitigkeit des Farbentones, Ausübung von
Retouche im nassen und trockenen Zustande
des Druckes, Unterdrückung des Beiwerkes
diu*ch die dem Gummidruck eigene Unscharfe
und Erzielung besonderer künstlerisch wert-
voller Abdrucke durch mehrmaliges Oberdrucken,
auch in verschiedenen Farbentönen. Herr
Wilborn führte darauf das Streichen des
Papieres sowie die Entwicklung eines Druckes
praktisch vor.
An den Vortrag schloss sich eine lebhafte
Debatte an. Herr Kionka spricht sich gegen
den Gummidruck aus und nimmt die Matt-
papiere in Schutz, bei denen sich auch künst-
lerische Effekte erzielen lassen imd die für Re-
touche wohl geeignet sind.
Herr Pringsheim bricht eine Lanze für
den Gummidruck ohne die übrigen Verfahren,
namentlich Kohle- und das H ö ebb ei m er sehe
Gummidruckpapier zu verwerfen. Allgemeinen
Anklang fanden seine vorgezeigten Gummi-
und Kohledrucke. Herr Dr. Riesenfeld ver-
teidigt besonders den Pigmentdruck tüs sauberer
und einfacher in seiner Handhabung.
Nach Schluss der Debatte referierten die
beiden Mitglieder der technischen Kommission
Kionka und Pringsheim über ihre gemachten
75
KLEINE CHRONIK.
Erfahrungen. Dieselben betrafen die Hertzka-
Diapositivplatte und das Piatino -BromsUber-
papier.
Die Resultate waren recht befriedigend, so
dass sie die genannten Artikel empfehlen
konnten.
Herr Pringsheim bittet die Mitglieder, zu
den Sitzungsabenden Bilder mitzubringen, um
somit Gelegenheit zu gegenseitiger, frucht-
bringender Kritik und Belehrung zu geben.
Schluss der Sitzung gegen 11 Uhr.
C. Menzel.
3. ordentliche Versammlung am21.Novbr. 1902.
Vorsitzender: Herr Dr. Riesenfeld.
Anwesend: 23 Mitglieder.
Tagesordnung :
1. Gcschftftliche Mitteilungen.
2. Herr Franz Kionka:
Was muss ein Amateur von seinem
Objektive wissen? Welches Objektiv
schaffe ich mir an?
3. Kleinere Mitteilungen.
Zur Prüfung waren Proben des matten „halt-
bargesUberten Albuminpapiers*, sowie ein neues
Klebemittel „Norin" eingegangen, welche der
technischen Kommission übergeben wurden.
Ausserdem lag ein Prospekt Ober ein Gravuren-
Werk vor. Darauf erhftlt Herr Kionka das Wort
zu seinem Vortrage. Bei den Aufnahmen mit
einem Apparat ist das Objektiv die Hauptsache,
von ihm hangen viele Eigenschaften des Bildes
ab. Die Fehler, welche ein Objektiv haben
kann, sind sehr mannigfaltige; es sind dies
1. chromatische und sphärische Aberration,
2. Bildwölbung und Astigmatismus,
3. Distorsion oder Verzerrung,
4. Der sogenannte Licht- oder Spiegelfleck.
Durch die verschiedenartige Korrektur dieser
Fehler sind die mannigfaltigen Objektivarten
entstanden.
1. Einfache Linsen, sogen. Landschafts-
linsen, sind achromatisch, dazu gehören auch
die Choroskope. Die Aufhebung der chro-
matischen Abberation geschieht durch Zu-
sammenkitten von Glaslinsen verschiedener
Brechbarkeit, Crown- und Flintglas; die Distor-
sion wird durch starke Abbiendung möglichst
aufgehoben.
2. Apianute sind chromatische, für die Bild-
wölbung und Distorsion korrigierte Objektive,
welche aber nicht anastigmatisch sind, dazu ge-
hören : Lynkeioskope, Antiplanate, Euryskopeetc.
3. Periskope und Bistigmate sind Apianate,
welche jedoch nicht achromatisch sind. Die
Differenz der Brennpunkte zwischen den op-
tischen und chemisch wirksamen Strahlen
wird durch Nähern der Mattscheibe an das Ob-
jektiv oder EinSchiebung des Objektiv-Tubus
nach geschehener Einstellung ausgeglichen und
so die chemischen Strahlen in den Brennpunkt
gebracht, Differenz ca. '/so <*«" Brennweite.
4. Anastigmate sind Apianate, bei welchen
der Astigmatismus aufgehoben ist, es sind die
vollkommensten Objektive; dazu gehören die
Collineare, Orthostigmate, Doppel-Anastigmate,
Triple-Anastigmate etc. Trotz der mehr oder
weniger gut korrigierten Objektive v^ird auch
das einfache Brennglas von einigen Axnateoreo
benutzt, weil es infolge der chromatischen nnd
sphärischen Abberation eine Unscharfe ergibt,
welche durch ihre Weichheit von vielen Ana-
teuren beliebt ist.
Bei den vielen Arten von Objektiven scheint
eine Auswahl für den Amateur schwierig. Bd
Zeit-, also Stativaufnahmen, tun die billigen Land-
schaftshnsen, Apianate, Bistigmate gute Dienste
für den Landschafter. Für Architektaren und
Momentaufnahmen ist ein Anastigmat vorzu-
ziehen; für erstere der korrekten Zeichnung
wegen, für letztere der Lichtstärke wegen. Die
erstgenannte Objektiv-Gruppe hat eine mehr
oder weniger starke Abbiendung, um Distorsion,
Bild Wölbung etc. unwirksam zu machen. An-
astigmate sind zwar bedeutend teurer, bei den
kleinen Brennweiten für Moment - Apparate
sollte dies jedoch nicht ins Gewicht fallen. Je
grösser die Öffnung der Objektive im Verhält-
nis zur Brennweite ist, desto lichtstärker ist
dasselbe. Ein Objektiv, welches eine Öffnung
von \^l^cm und \% cm Brennweite besitzt, ist
lichtstärker wie ein solches von 2 cm Öffnung
und 30 cm Brennweite ; bei ersterem beträgt
der Öffnungsdurchmesser den 12. Teil, bei
letzterem den 15. Teil der Brennweite gleich
F 12 und F 15. Alle Objektive, bei denen der
Öffnungsdurchmesscr denselben Bruchteü der
Brennweite beträgt, sind gleich lichtstark.
Bei Seen und Hochgebirge mit Schnee
kommt man bei günstiger Beleuchtung mit einer
Öffnung von F 15 aus, für gew^öhnliche Land-
schaften mit nicht zu vnel grünem Vordergrund
mit F. 12. Bei weniger günstiger Beleuchtung
braucht man eine Öffnung von F. 10 bis F. 7.
Man nehme also für Moment-Cameras nur An-
astigmate, weil sie die grösste brauchbare Öff-
nung haben. Öffnungen vou F. 4 — 6 sind für
LandschaAsaufnahmen nicht brauchbar, mreil sie
keine Tiefe haben; je grösser die Öffnung im
Verhältnis zur Brennweite, desto weniger Tiefe
haben sie. Objektive mit kleiner Brennweite
haben grössere Tiefe, wie solche mit langer
Brennweite. Bei Objektiven mit grösserer
Öffnung ist darauf zu achten, dass das ge-
^ wünschte Bildformat scharf ausgezeichnet wird.
Der ganze Lichtkreis, welchen ein Objektiv
zeichnet, ist das Gesichtsfeld, der Teil des Ge-
sichtsfeldes, innerhalb dessen das scharfe B3d
liegt, das Bildfeld. Dieses muss einen Durch.
76
KLEINE CHRONIK.
znesser haben wenigstens so gross als die Dia-
gonale des Plattenformats; will man das Ob-
jektivbrett verschieben, so muss das Bildfeld
grösser sein. Anastigmate haben ein grösseres
Bildfeld wie andere Objektive; man könnte
deshalb kleinere Brennweiten für ein bestimmtes
Plattenformat nehmen wie bei den anderen
Objektiven; man sollte die Brennweite jedoch
nicht kleiner nehmen tüs die Diagonale des
Plattenformates. Bei kleinerer Brennweite wird
die Zeichnung zu klein und die Perspektive eine
ungewohnte. Die Brennweite eines Objektives
findet man, wenn man erst auf unendlich ein-
stellt und den Stand der Mattscheibe markiert
dann so einstellt, dass der Gegenstand auf der
Mattscheibe die Originalgrösse hat und wieder
den Mattscheibenstand markiert; die Entfernung
der beiden Marken gibt die Äquivalente Brenn-
weite an.
Jeder Amateur mQsste sein Objektiv genau
kennen, d.h. 1 . die Brennweite, 2. das Ver-
hältnis der vollen Öffnung und auch der ein-
zelnen Blenden zur Brennweite, 3. die Grösse
der Diagonale des scharfen Bildfeldes seines
Objektives bei voller Öffnung. Es wÄre dringend
zu wünschen, dass die Amateur-Vereine sich
dieser Angelftp-enheit annähmen, die Fabrikanten
zu verai », dass diese Eigenschaften auf
allen Objektiven, auch auf den billigeren, ver-
zeichnet würden; nur dadurch könnte man ded
Wert eines Objektives beim Kauf erkennen.
An diesen Vortrag, der mit grossem Beifall
aufgenommen wurde, schloss sich noch eine
Debatte an. Da weitere Mitteilungen nicht vor-
lagen, schloss der Vorsitzende die Versammlung.
C. Menzel, 2. Schriftführer.
Gesellschalt zur Förderung der
Amateur-Photographle, Hamburg.
Donnerstag, den S.Februar 1903.
General -Versammlung.
Tagesordnung: 1. Wahlen a) Neuwahl des
Vorstandes an Stelle der ausscheidenden Herren
Ernst Juhl und O. Meyner, welche der Vor-
stand ziu- Wiederwahl vorschlägt, b) Wahl
zweier Revisoren, Vorschlag des Vorstandes:
die Herren G. Henry Grell und Otto Riesen-
feld, 2. Antrag des Vorstandes, für das Jahr 1902
keine Verzinsung oder Auslosung der Anteil-
scheine vorzunehmen. — Es waren 19 Mitglieder
anwesend, vom Vorstand nur der zweite Vor-
sitzende Dr. Ed. Arning und der Kassierer
Herr Lienau.
Dr. Arning eröffnet die Versammlung und
gab zunftchst einen Überblick Ober die Tätigkeit
der Gesellschaft im verflossenen Vereinsjahre,
besonders bezugnehmend auf die beiden Aus-
stellungen, die Frflhjahrsausstellung in der Kunst-
halle und die AussteUung der Damen im Januar
1903. Sodann wurden kiu-z die Umstände
erläutert, die zu einem Wechsel des Gesellschafts-
organes geführt hatten, als welches vom 1 . Januar
ab an Stelle der bei Knapp in Halle erscheinenden
Rundschau, die Photographischen Mitteilungen
aus dem Verlage von Gustav Schmidt zu
Berlin getreten sind.
Es wurde dann zu den einzelnen Punkten
der Tagesordnung geschritten, zunächst zur
Neuwahl für den Vorstand an Stelle der
Statuten massig ausscheidenden Herrn £. Juhl
und Herrn O. Meyner.
Beide Herren wurden einstimmig wieder
gewählt. —
Ebenso wurde durch Acdamation die vom
Vorstand vorgeschlagene Wahl der Herren Grell
und Riesenfeld zu Kassenrevisoren für das
neue Vereinsjahr bestätigt.
Nachdem Herr Lienau einen kurzen vor-
läufigen Kassenbericht abgelegt hatte, wurde der
Vorschlag des Vorstandes, in diesem Jahre auf
die Verzinsung der Anteilscheine und die Aus-
losung eines Teiles derselben zu verzichten, ein-
stimmig angenommmen.
Im Anschluss hieran sprach der Vorsitzende
noch Herrn A. F. Walther für die Schenkung
seiner \der Anteilscheine den Dank der Gesellschaft
aus, und forderte die übrigen Besitzer der
Anteilscheine auf, diesem Beispiele nachzufolgen;
hiermit schloss die Generalversammlung.
Im weiteren Verlaufe des Abends gab dann
Dr. Ed. Arning einen kurzen Rückblick auf
die Entwicklung der Photographie in technischer
und künstlerischer Hinsicht während des ver-
flossenen Jahres und schloss daran eine aus-
führliche Mitteilung über das Wesen der Katatypie
des von den Herren Geh. Rat Ostwald und
Dr. Gros in Leipzig neuerdings veröffentlichten
Verfahrens.
Nach Erklärung der Wirkung der Kata-
lysatoren wurden die einzelnen Phasen des neuen
Druckprozesses besprochen und versucht, das
etwas schwer verständliche Thema auch den
nicht mit Chemie Vertrauten fasslich darzulegen.
In der sich anschliessenden Diskussion be-
richtete Herr Troch von Versuchen, die er
gemacht habe; er konnte über positive, aller-
dings noch sehr unsichere und kümmerliche
Erfolge berichten. Die Beschaffung des vor-
geschriebenen Katalysators, einer ätherischen"
Lösung von Wa'sserstoffsuperoxyd, scheint noch
grosse Schwierigkeiten zu machen.
Donnerstag, 19. Februar 1903, im Bürgerschafts-
saal des Patriotischen Hauses.
Projektionsvortrag von Louis Sänne: Reise-
bilder aus Ostafrika.
Der „Hamburgische Correspondent' schreibt
darüber wie folgt: „Reisebilder aus Ost-
77
KLEINE CHRONIK.
afrika" lautete der Titel eines Projektionsvor-
trages, den am Donnerstag Abend Herr Louis
Sänne im grossen Saal des Patriotischen Hauses
vor einer sehr grossen Zuhörerschaft hielt. Herr
Sanne hat mit seiner Gemahlin eine Reise nach
dem Sambesi und etwa 500 Kilometer flussauf-
wärts bis Tete gemacht und dabei eine, grosse
Zahl von höchst interessanten, charakteristischen
Aufnahmen von Land und Leuten gemacht, die
er zur Erläuterung seines Vortrages verwandte.
Auf dem schönen Postdampfer „Kronprinz** der
Ostafrika-Linie, dessen Komfort und Verpflegungs-
Einrichtungen der Reisende in lebhaften Worten
rühmte, wurde die Reise in Hamburg angetreten
und ging durch das Mittelmeer nach Port Said,
um den Suezkanal zu passieren. Dann ging
CS durch den Kanal ins Rote Meer mit seiner
drückenden Hitze, nach Aden und um das wie
ein schlummernder Löwe hingestreckte Kap
Guardafui herum in den Indischen Ozean. Die
Versammlung konnte das Schiff auf seinem
ganzen Wege begleiten und den Obergang zu
den Tropen in den Landschaftsbildern mitmachen.
Tanga, Sansibar und Dar-es-Salaam wurden be-
sucht und schliesslich die Sambesi-Mündung
erreicht, wo die Reisenden in kolossalen Körben
auf einen kleineren Dampfer übergeladen wurden,
der sie Ober die Barre des Riesenstroms hinweg
nach Chinde brachte. Dann ging es mit einem
auf der Schiffswerft und Maschinenfabrik A.-G.
vormals Janssen & Schmilinsky in Hamburg
erbauten Hinterraddampfer von nur 45 cm
Tiefgang den gewaltig strömenden Sambesi mit
seinen zahllosen Sandbflnken und Inseln hinauf,
wobei das Schiff vielfach stundenlang auf dem
Trockenen sitzen blieb und den Reisenden Zeit
liess, auf die Jagd nach Krokodilen, Flusspferden
u. s. w. zu gehen. Herr Sänne wies auf die
Bedeutung des Sambesi für den Handel mit .
Zentralafrika hin, wobei auch der an den Njassa-
see stossende Teil von Deutsch - Ostafrika in
Betracht kommt, und meinte, wenn einmal das
portugiesische Mosambik-Gebiet zwischen Eng-
land und Deutschland aufgeteilt werden sollte,
so werde der Sambesi ohne Zweifel die Grenze
bilden. — Eine grosse Zahl von Landschafts-
bildern stellte die Ufer des Stromes dar, auf
dem der Heckraddampfer für die Bewältigung
der 500 Kilom. Entfernung fast 18 Tage gebrauchte.
Flache Ufer wechselten mit höchst romantischen
Gebirgspartien und tropischem Urwald ab. Auch
die Orte, wo unterwegs angelegt wurde, meist
alte portugiesische Niederlassungen mit starken
Spuren des Verfalls, wurden in gelungenen
Aufnahmen dargestellt. So gelangten die Rei-
senden und mit ihnen die Zuhörer nach Tete,
dem Endpunkt der Fahrt, wo sich in hübschen
massiven Faktoreien der Beginn eines neuen
Aufschwungs von Handel und Verkehr zeigte.
Die interessanten Ausführungen fanden den
lebhaften Beifall der Versammlung.
Amateurphotographen-Klnb ffir
Bozen und Umgebung.
Klubsitzung am 17. März 1903.
Vorsitzender: Herr M. Schreiber.
Nach Eröffnung der Klubsitzung wird das
Protokoll der letzten Sitzung verlesen und die
Klubzeitschrift verteilt.
Die Barmer Trockenplattenfabrik sendet eine
Anzahl Musterflaschen ihres Brillant-Entwickler»,
welcher unter die Mitglieder verteilt wird, deren
Ansichten über die Güte des Fabrikates nach
erfolgter Erprobung kund gegeben werden
sollen.
Der Vorsitzende legt die erste Lieferung des
für sich bestellten Werkes „Die Kunst in der
Photographie" vor, welches allseitige Be-
wunderung erregt. Nachdem sich Herr H.
Wa 1dm Oll er für die Kosten zur Anschaffung
dieses Werkes einsetzte, wurde dessen An-
erbieten dankbarst angenommen und die An-
schaffung des Werkes beschlossen. Zugleich
spendet Herr H. Wald mül 1er dem Verein das
Lehrbuch der praktischen Photographie von
Dr. Miethe.
Für beide Spenden wird demselben der
wärmste Dank ausgedrückt.
Schluss der Sitzung um 11 Uhr.
Klubsitzung am 31. März 1903.
Vorsitzender: Herr M. Schreiber.
Nach Eröffnung des Klubabends gelangt das
letzte Protokoll zur Verlesung; die photo-
graphischen Mitteilungen werden verteilt und einer
Besprechung unterzogen.
Hierauf hielt Herr H. Gossner eine Vor-
lesung über Ästhetik in Landschafts - Photo-
graphie, welche sehr beachtenswerte Winke
enthielt und auf viele Punkte hinwies, welche
von den Amateuren in gegenteiliger Weise ge-
handhabt werden. So namentlich, was die Be-
leuchtung und die für das Photographiercn
günstigste Jahreszeit anbelangt.
Das erste Heft der „Kunst in der Photo-
graphie* ist für den Klub angelangt und liegt
zur Ansicht auf.
Von den letzten verzweifelten Versuchen
einiger Mitglieder, welche sich auf die Jagd
nach Preisbüdern begeben hatten, werden
amüsante Begebenheiten zum besten gegeben,
welche zugleich als Warnung für leichtsinnige
Lichtbüdkün stier dienten.
Nach Iflngeren Besprechungen über interne
Angelegenheiten wurde die Sitzung um 1 1 Vj ^'hr
geschlossen.
78
KLEINE CHRONIK.
Verein zur Förderung der Amateiir-
Photographie Bozen und Umgebung.
Sitzung vom Dienstag, den 7. April 1903.
Vorsitzender: Herr Josef Fiatscher.
Bald nach Vt^ U^ eröffnete der Herr
Vorsitzende die Sitzung und begrOsste die er-
schienen Gäste.
Als ordentliche Mitglieder werden gemeldet
und aufgenommen: Herr Josef Malfdr sen.
in Auer, Herr Viktor Wurescht in Bozen.
Herr Dr. Malf6r legte eine Serie sehr
hQbscher Landschafts- und Genrebilder vor, die
dea, wohl verdienten Beifall fanden.
Proben von Brillant- Entwicklern der Firma
Brune & Hoffinghoff in Barmen und Riepos-
Tardopapier wurden verteilt und mit letzterem
gleich einige Experimente gemacht, die gut aus-
fielen.
Hierauf folgte die Vorführung des neuen
„Coxin" -Verfahrens, welches sich entschieden
gut bewährte; es wurden mehrere Proben bei
schwacher als auch bei sehr heller elektrischer
Beleuchtung vorgenommen, die vollauf be-
friedigten. Die Negative zeigten keine Spur
von Schleierbildung und waren in jeder Be-
ziehung klar und rein. Das Fortschreiten der
Entwicklung Hess sich gut beobachten, wie
Oberhaupt das ganze „Coxin" -Verfahren keinerlei
Schwierigkeiten bietet.
Es folgt eine längere Debatte über die
eventuelle Veranstaltung eines Preisausschreibens ;
es wurde jedoch beschlossen, ein solches nicht
abzuhalten, vielmehr eher der Idee für eine in
absehbarer Zeit abzuhaltende Ausstellung von
Photographieen der Mitglieder des Vereins nahe-
zutreten.
Die Herren Fiatscher, Dr. Malfdr, Lar-
zoneT, Reitz. und Schürmann referierten
über die s. Zt. zur Probe verteilten Herzka-
Diapositiv-Platten, mit denen alle Herren gute
Resultate erzielten.
Erst nach 1 Uhr schloss Herr Obmann
Fiatscher die Sitzung.
Lemberger photographische
Gesellschalt.
Der Lemberger Klub der Amateurphoto-
graphen hat in letzter Zeit drei Plenarver-
sammlungen seiner sämtlichen Mitglieder ver-
anstaltet, auf der Tagesordnung stand die
Beratung der neuen Statuten. Nach erschöpfender
Diskussion und lebhaftem Anteil aUer An-
wesenden wurden die neuen Paragraphen in
grossen Zügen nach den Vorschlägen def
Ausschusses angenommen. Auch die Benennung
-wurde umgeändert in:
„Lemberger photographische GeseUschaft".
Der Ausschuss beschäftigt sich zur Zeit mit
der Veranstaltung einer polnischen Ausstellung
von ausschliesslich Amateur werken, welche am
16. Mai in Lemberg eröffnet wird. Die Aus-
stellung wird hoffentlich nicht nur qualitativ,
sondern auch quantitativ imponierend wirken,
da das Comit6 fast nicht imstande ist, das bis
jetzt eingegangene Material zu ordnen und zu
klassifizieren.
Lemberg, den 20. April 1903.
Amateur-Photographen -Verein
n-Gut Licht«, Rixdorf b. Berlin.
Die erste Ausstellung der Mitglieder dieser
seit etwa drei Jahren bestehenden Vereins in
Hoff mann s Festsälen, welche in der Zeit von
Charfreitag bis zum zvveiten Osterfeiertag statt-
fand, war mit etwa 200 Bildern, durchweg
mittleren Formats, beschickt, unter welchen
sich recht beachtenswerte Leistungen befanden,
die ein glänzendes Zeugnis von dem in dem
jungen Verein herrschenden künstlerischen Eifer
und Können ablegten. Die ausgestellten Bilder
waren zum grössten ' Teile Kohledrucke von
durchweg rühmenswerter Technik. Als Sujets
kamen namentlich Landschaften in betracht,
und hier wieder vorwiegend die märkische
Landschaft, die in den stimmungsvollsten Mo-
tiven vertreten war. Daneben war das künst-
lerische Porträt reichlich ausgestellt, und in
wenigen Exemplaren das Genrebild, Interieur-
Aufnahmen, Stillleben und Architektur. Be-
sonders gut gelungen in künstlerischer und
technischer Beziehung waren die Bilder mit
den Bezeichnungen: „Vom Wasser haben wirs
gelernt*, „Des Baches Wiege", Herbstbild,
„Lektüre", „Auf dem Lande", „Mittagsruhe",
^Märkisches Grehöft", „Der Wanderer", „Studier
köpf", „Am Wiesengraben", „Kühe auf dfli
Weide", „Schularbeit", „Bildnis des Herrn B.
und insbesoadere auch einige „Frflhlingsbildef
und „Birken-Studien" von zartester Anmui.
Von der Firma Farbenfabriken vorm. Friedrich
Bayer & Co.. Elberfeld, waren prächtige Bror"
Silber -Vergrösserungen aus der heiligen Ge-
schichte von Bettin i-Livorno (nach lebenden
Modellen aufgenommen) zur Ausstellung ge-
bracht; dazu eine Aufmachung ihrer photo-
chemischen Erzeugnisse. Otto Halle -Rixdorf
hatte Mikro - Photographieen nach natürlichen
Objektiven ausgestellt. Preise hatten gestiftet
die Firmen Dr. Steinschneider-Berlin, Emil
Busch-Rathenow, Bayer-Elberfeld, Gustav
Schmidt-Berlin, Dr. G. Krebs- Offenbach. Die
Prämiierung fiel folgendermassen aus: 1. Preis
B. Apclt,2.Preis Zimmermann (Vorsitzender),
3. Preis E. Gruhn, 4. Preis Albin Fischer,
5. Preis Wilhelm Kunze, 6. Preis Paul
Grigoleit, 7. Preis Adolf Kümpfel. Das
79
KLEINE CHRONIK.
Publikum brachte dieser Ausstellung, wie der
starke Besuch bewies, das grOsste Interesse
entgegen.
April 1903. J
Verein für Amateur-Photographie,
Elberfeld.
Sitzung vom 16. April 1903.
Vorsitz: Rud. Gesser.
Anwesend 20 Personen.
Protokollauszug :
Nach Erledigung der geschäftlichen Eingänge,
unter denen sich auch ganz neue, kurzgefasste
Gebrauchsanweisungen fOr Edinol befanden,
gelangte der Antrag Zinz „Veranstaltung einer
anonymen, internen Ausstellung im Klub-
lokal* zur Besprechung und Annahme. Hierauf
erteilte der Vorsitzende dem Mitglied SQss das
Wort zu einem Experimental- Vortrag, den man
„Rosolsäure und Phenol-Phtalein contra Coxin"
nennen konnte. Unter Zuhilfenahme eines
Gummimantels, welcher als Ersatz der .Licht-
schleuse' diente, wurde eine belichtete, hoch-
empfindliche Perutz - Platte in eine schwarze
„Iltz" -Patent -Schale befördert, in welcher sich
ein Entwickler folgender Zusammensetzung
befand :
100 g Wasser,
40 „ Soda krystall,
0,2 V Rosolsäure roh (1 kg kostet etwa
5,- Mk.!),
und 0,1 „ Phenolphtalein,
25 „ Natriumsulfit,
3 „ Edinol,
100 , Wasser.
Mischungsverhältnisse ad libitum.
Der Entwickler wird chemisch und photo-
graphisch nicht verändert. Die Entwicklung
geschah bei vollem Gasglfihlicht, und währte
etwa 6 Minuten. Im sauren (acetonsulfithaltigen)
Fixierbad verschwand fast momentan die Rot-
färbung. Das Negativ (eine Jones Screen-Platte)
war tatsächlich schleierfrei. Zu bemerken ist
noch, dass Entwickler, welche Aceton an
Stelle von Soda enthalten, nicht geeignet sind!
Die Vorführung erregte Interesse und geistreiche
Debatten, auf welche an dieser Stelle nicht
weiter eingegangen werden kann. Im Verlaufe
der Sitzung berichtete das Mitglied Süss noch
über Versuche mit der Sublimatverstärkung
vor dem Fixieren nach Dr. Reiss-Lausanne,
und verspricht, in nächster Sitzung vorzüglich
gelungene Belag-Negative vorzuführen. Ingenieur
Bern er demonstriert das Goerz-Photo-Stereo-
Opernglas und Apotheker Schöne referierte
über seine Versuche mit Katatypie und legte
einige Gummidrucke, mittelst Katalyse her-
gestellt, vor. Der Schriftführer,
i.V.: F. A.
Deutsche Gresellachalt
Yon Freunden der Photographie,
Sektion StegUts.
(Schluss von Seite 73.)
Diese waren:
I. Reformplatte von OttoKirscbteo, Eisen-
berg, S.-A., Preis 1 ,— Mk. p. Dtz. 9x12
II. Spezial - Trockenplatte von F. Wcis-
brod & Co., Preis 1,— Mk. p. Dtz. 9X12
III. Trockenplatte von F. Grzybowski, Berlin.
Fabrikant unbekannt, Preis 1 , — BIk. p. Dtz.
9X 12
IV. Trockenplatte von Schüler & Günther,
Berlin, Preis 1, — Mk. p. Dtz. 9x12
V. Badenia- Trockenplatte von Kretschmar
& Prager, Karlsruhe, Preis 1,20BCk. p.
Dtz. 9X12
VI. Zum Vergleich die Agfa-Platte, Preis 1,90 Mk.
p. Dtz. 9X12
Die Aufnahmen wurden gemacht an einem
trüben Nachmittage, als die Sonne kurz vor
Untergang hinter einer dunkelblauen Wolken-
wand verschwunden und Gewähr für möglichst
konstantes Licht g^eben war. Benutzt ivurde
die Gderz-Anschfltz-Klappcamera bei voller
Öffnung, Geschwindigkeit 9, Schlitzbreite 3 cm.
Das Objekt, Strassenbild mit Umgebung, zeigte
im Vordergrund asphaltierte Strasse, im Mittel-
grund dunkelgrüne Nadelbäume und im Hintei^
gründe Häuser und graublauen Himmel. Die
Sonne stand links hinterm Apparat Die Ge-
schwindigkeit wurde so gewählt, dass ein elek-
trisch betriebener Wagen der westlichen Vor-
ortbahn in voller Fahrt scharf erschien. Die
6 Aufnahmen erfolgten in Zwischenräumen
hintereinander, wie sie das Spannen des Ver-
schlusses, Öffnen, Schliessen und Wechseln
von 3 Doppelkassetten bedingte. Entwickelt
wurde mit Rodinal 1 : 25, auf 300 ccm 1 ccm
Bromkali, sämtliche 6 Platten zusammen in
einer 24 : 30 Schale. Der Vortragende glaubt
hiermit die Möglichkeiten erfüllt zu haben, die,
ohne besondere Einrichtungen, Gewähr für eine
möglichst gleichmässige Behandlung der Platten
bieten. Das Ergebnis war folgendes : Die ersten
Bildspuren erschienen bei I nach 70 Sekunden,
II, Ul nach 60, IV nach 65, V nach 50 und VI
nach 75 Sekunden.
Die Entwicklung wurde nach 14 Minuten
beendet; die Deckung in den Platten war trotz
der ungünstigen Verhältnisse bei der Aufnahme
derart, dass auch die dunklen Nadelbäume im
Mittelgrunde bei den Sorten II — VI genügend
herausgekommen waren, um von den Platten
nach später vorgenommener Verstärkung brauch-
bare Abdrücke zu bekommen; die Sorte I war
ziu-ückgeblieben. Leider waren die Proben
meistens zu gering, um die Platten b« Zeit-
aufnahmen auch auf ihren Silbergehalt und Be-
80
KLEINE CHRONIK.
schaffenheit der Schicht prüfen zu können;
jedoch bemerkte Referent, dass Sorte I ihm in
dieser Hinsicht vorteilhaft bekannt sei und
Sorte V bei weiterer Verarbeitung ebenfalls
gute Resultate gegeben habe.
Hierauf wurde die Sitzung mit der Mit-
teilung geschlossen, dass die diesjährige Aus-
stellung der Sektion am 17. — 20. Mai im Vereins-
lokal stattfinde.
I. A.: P. Gebhardt,
I. Schriftführer.
Deutsche Gesellschaft Ton Freunden
der Photographie.
Montag, den 20. April 1903, abends 8 Uhr:
Ausserordentliche Hauptversammlung
im Hörsaale der photographischen Lehranstalt
des Lette -Vereins, Viktoria Luiseplatz 6.
Vorsitzender: Herr Major von Westernhagen.
Als Mitglieder wurden angemeldet: Herr
Dr. Alfred Koppen, Docent, Quitzowstr. 26,
Herr Dr. med. Zernick, Berlin N. 4, Bergstr. 29,
Herr Stud. Kretschmer, Brückenstr. 14, Herr
Theremin, königlicher Forst - Assessor,
Friedenau, Kirchstr. 8.
Die Versammlung war ausnahmsweise nach
dem Lettehause berufen worden, einesteils weil
nach Ausfall des zweiten Montags (Oster-
montags) im Monat in der Kriegsakademie der
Saal daselbst nicht frei war, andernteils wegen
der von Herrn Direktor Schultz-Hencke zu
veranstaltenden Experimente. Über 70 Mit-
glieder waren dem Rufe gefolgt.
Zunächst erstattete Herr Kilon einen Bericht
über die stattgehabten Übungstage für Pigment-
druck. Wie unsern Mitgliedern bekannt, fanden
2 Parallelkurse im Atelier von Spohr &
Schneider statt, ein Nachmittagskursus und
ein Abendkursus, jeder Kursus zählte 13 Mit-
glieder, Herren und Damen. Der erste Arbeits-
tag war dem Entwickeln einiger Pigmentbilder
gewidmet, um die Teilnehmer mit dem ganzen
Verfahren vertraut zu machen, ferner wurde
Papier sensibilisiert. In der zweiten Unterrichts-
stunde arbeiteten die Teilnehmer selbst mit ein-
fachem Übertragspapier, daran schloss sich fQr
die dritte Zusammenkunft der doppelte Übertrag
mittels Entwicklungspapier, in der vierten Stunde
wurden die Übertragungspapiere selbst her-
gestellt, und zum Schluss wurde in der letzten
Stunde Überti*agung von Pigmentbildern auf Glas
vorgenommen. Welchen Eifer die Teilnehmer
in diesem Kursus bewiesen, mag daraus hervor-
gehen, dass an manchen Tagen bis zu 50 Bilder,
in der Grösse 9 X 12 = 30 X 40 cm für die Stunde
kopiert wurden.
Im An schluss an diesen Bericht wurde sofort
der Lehrkursus in Gummidruck festgesetzt.
Derselbe findet ebenfalls für die Mitglieder un-
entgeltlich in Gestalt eines Tageskursus und
eines Abendkursus statt. Beide Kurse bestehen
aus je 3 Doppeltagen, werden ebenfalls im
Atelier Spohr & Schneider, Dorotheenstr. 32,
abgehalten und beginnen am Mittwoch, den
29. April, Nachmittags 5, resp. Abends 8 Uhr.
Während die neugedruckten Satzungen den
Mitgliedern zur Durchsicht verteilt wurden, be-
gann Herr Direktor Breuer, Friedenau, einen
längeren, durch Vorzeigung einer Sammlung von
Apparaten und Vorrichtungen, sowie einen
Versuch erläuterten Vortrag über „Standent-
wicklung". Der Redner erwähnte, dass ihm
in den letzten Monaten obgelegen habe, eine
grössere Anzahl von Aufnahmen für ein wissen-
schaftliches Werk, an welchem er arbeite, in
verschiedenen Museen zu machen. Diese Auf-
gabe sei ebenso interessant wie instruktiv ge-
wesen. Das tägliche Arbeiten in der Dunkel-
kammer haben ihm aber das Vergnügen ver-
leidet. Er habe daher die von ihm schon früher
geübte Standentwicklung wieder aufgegriffen.
Die Arbeitsweise habe sich in der folgenden
Weise gestaltet. Gleich nach der Heimkehr
habe er die belichteten Platten in Nutenkästen
aus Ton geschoben. Diese werden in vor-
trefflicher Qualität von den vereinigten Char-
lottenburger Tonwerken, früher March, in
Charlottenburg, geliefert. Jeder Trog fasse
3V, Liter Wasser, dem er etwa 7 ccm Rodinal
zufüge und gut umrühre.
(Schluss folgt.)
Fragen und Antrrorten.
Ist es richtig^ dass filr Kohledruck nur
harte Negative zu verwenden sindr
Nein, das stimmt nicht; im Gegenteil, im
Pigmentdruck ist ein grosser Spielraum im Cha-
rakter der Negative geboten. Am besten eignen
sich sogenannte brillante, nicht harte Nega-
tive, wie sie auch auf Celloidin- und Albumin-
papier die besten Resultate liefern. Aber auch
von dünnen Negativen können Sie brauchbare
Pigment-Kopien erhalten, wenn Sie einfach das
Chrombad dünner ansetzen. Weiteres siehe
„Vogel, Das photographische Pigment -Ver-
fahren."
81
KLEINE CHRONIK.
PVas hilft am besten gegen Lichthöfe?
Die holarplatten der AniUnfabrik sind für
Porträts im Zimmer zu unempfindlich, die
Hintergiessung mit Antisol stört bei der
Entwicklung^ man kann die Dichte nicht
recht beurteilen. Was sagen Sie zu den
Antihalaticn Fads? Weiche Firma ver-
treibt sie in Deutschland? welches ist der
Freis?
Wir ziehen die Hinterg^sse mit guten Rot-
kollodien etc. dem Ankleben von gefärbten
Folien vor. Wenn Ihnen die Hintergflsse fOr
die Beurteilung des Negativs hinderlich sind, so
können Sie ja dieselben vor dem Entwickeln
herunterkratzen, resp. mit Wasser herunter-
wischen. Gute Lichthof Schutzmittel sind u. a. die
im Jahrgang 1902 der Phot. Mitteilungen S. 30
angegebenen Helain sehen Rezepte mit Dex-
trin. — Die englischen Antihalation Pads sind
uns nicht näher bekannt; vielleicht hat jemand
aus unserem Leserkreise mit diesen Gelatine-
foUen Versuche angesteOt
Welche Erfahrungen li^en mit dem
Capentwickler und dem Fhoton-Tonftoäer'
bad vor?
Es kommen jetzt so viele Entwickler-
Lösungen, namentlich Kombinationen von Meto!
und Hydrochinon, auf den Bfarkt, dass es un-
möglich ist, alle durchzuprobieren. BezQg^ch
des Photon werden wir in der nächsten Nummer
über eigene Versuche berichten.
Kann man die FatcntscArifün einzeln
beziehen und wohin hat man sich event.
diesbezüglich zu wenden?
Die Patentschriften sind einzeln käuflich und
zwar beim Kaiserlichen Patentamt, Beriin NW.,
Abteilung fflr Verkauf von Patentschriften.
Verschiedenes.
Aasttellanga-Nachrichten.
Die Anmeldungen zur Weltausstellung in
St. Louis 1904 haben beim Reichskommissar,
Berlin W. 35, Schöneberger Ufer 22, zu er-
folgen. Zur Anmeldung dient ein Formular,
welches in beliebiger Anzahl kostenfrei vom
Retchskommissariat bezogen werden kann. Nach-
dem die Anmeldung erfolgt und die Zulassung
zur Ausstellung ausgesprochen ist, erhalten die
Aussteller alle erforderlichen weiteren Infor-
mationen vom Reichskommissar durch Zirkular-
schreiben unmittelbar. Insbesondere wird darin
bekannt gegeben werden, bis wann, in welcher
Verpackung und wohin die AussteUungsgegen-
stände zu senden sind, welche Vorschriften
bezflglich des Transportes zur Erlangung der
ermässigten Frachtsätze und der ZoUfreiheit im
Ausstellungs- und Erzeugungslande zu beob-
achten bleiben. Soweit Kollektivausstellungen
von besonderen Arbeitskomitees organisiert
werden, wird den Ausstellern, welche fflr die
betreffenden Gruppen angemeldet haben, vom
Reichskommissar anheimgestellt werden, sich
diesen anzuschliessen, und gleichzeitig werden
die in Betracht kommenden Stellen namhaft ge-
macht werden. Auch wird im Reichskommissariat
auf jede Anfrage bereitwilligst Auskunft erteilt,
für welche Gruppen Kollektivausstellungen in
der Bildung begriffen und wohin für diese die
Anmeldungen zu richten sind. Die Frist zur
Anmeldung läuft mit dem 1. Juni d. J. ab. Die
Ausstellung wird am 30. April 1904 eröffnet
und am I.Dezember 1904 geschlossen.
Die Royal Photographic Society of Great
Brltain hält ihre 48. JahresaussteDung vom
24. September bis 31. Oktober in der Neuen
Galerie, Regent Street 121, ab. Die Statuten
sind durch den Sekretär A. W. W. Bartlett,
London W. C, 66 Russell Square, zu beziehen.
Geschäftliche Mltteiliingen.
Die Firma Maz Steckelmann - Beriin hat
ihre Geschäftsräume von der Markgrafen-Str.
nach der Link-Str. 13 verlegt.
Eingegangene Prospekte, Preislisten etc.:
Heinrich FeiUinger, Wien Vn. Gelegen-
heits-Liste Nr. 170.
Die Photoohemische Fabrik Helios, Dr.
G. Krebs- Offenbach a. M. ersucht uns mit-
zuteilen, dass sie fflr ihre pat. Zeitlichtpatronen
und fQr ihr raucharmes Excelsiorblitzpulver das
österreichische Patent Nr. 11648 erhalten hat.
Julius Laack, opt-mechan. Werkstatte in
Rathenow, neue Preisliste Ober Objektive, Ver-.
schlösse, Objektivsätze, Beleuchtungslinsen und
Cameras.
82
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Ausstellungs-
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Vereins-Nachrichten.
Die verehrlichen Vereinsvorstände werden
hiermit freundlichst gebeten, uns die Protokolle
tunlichst bald nach den betreffenden Sitzungen
zugehen zu lassen. Es ist uns nicht möglich,
die nachträglich eingehenden, von einem Viertel-
jahr und länger gesammelten Berichte eines
Vereins auf einmal zum Druck zu bringen. Auch
bitten wir um eine nach Möglichkeit knappe
Fassung der Protokolle; Projektionsvor-
träge, sofern deren Inhalt die Photographie
selbst nicht berührt, ersuchen wir möglichst
nur mit dem Titel anzuführen. Die Proto-
kolle für das nächste Heft erbitten wir bis spä-
testens 2. Juni. Die Redaktion.
1.
2.
3.
Schlesische Gesellschalt
von Freunden der Photographie.
Breslau, den 5. Dezember 1902.
"1. ordentliche Versammlung.
Vorsitz: Dr. Riesenfeld.
Tagesordnung :
Geschäftliche Mitteilungen.
Herr Professor Dr. Hermann Cohn:
„Ober den anastatischen Druck*.
Herr Dr. Riesenfeld: «Die französische
Malerei des 19. Jahrhunderts von David
bis Millet\
4. Kleinere Mitteilungen.
Trotz der an diesem Tage herrschenden
Kälte hatten sich doch 27 Mitglieder und 2 Gäste
eingefunden, welche auch für ihren Mut reichlich
entschädigt wurden, da die Erwartung, einen
besonders interessanten Abend zu verleben,
keineswegs unerfüllt blieb.
Zunächst erhielt Professor Dr. H. Cohn das
Wort. Nachdem Redner das Wort: Anastasis,
^welches soviel wie , Wiederaufstehen* bedeutet,
erklärt hatte, ging er auf die Deutlichkeit und
Lesbarkeit der verschiedenen Letterndrucke über
und zeigte an Beispielen durch Rotation einzelner
Ausschnitte aus gedruckten Büchern, die mehr
oder weniger grosse Helligkeit der Drucke und
ihre Anstrengung beim Lesen derselben für die
Augen, wobei der anastatische Druck meist eine
grössere Schwärze aufwies, als die Originale.
Der anastatische Druck sei zwar keine Erfindung
der Neuzeit, aber die Vervollkommnung desselben
gehöre doch dem letzten Jahrzehnt an. Er be-
stehe darin, dass ein beliebiger, auch alter,
Druckbogen, eine Zeichnung, eine Lithographie
u. s. w. mit Salpetersäure, Eisessig und anderen
Säuren präpariert, sofort auf Stein übertragen
werden kann, wovon dann beliebig viel Abzüge
gemacht werden können, die, wie die vor-
gelegten Beispiele bewiesen, sich durch nichts
von dem Originale unterschieden. Nur beim
Betrachten mit einer Lupe finden sich einige
Unkorrektheiten vor. Dass das Verfahren
wenn es noch weiter vervollkommnet wird, für
den Bücherdruck von unschätzbarem Werte ist,
ist leicht einzusehen, wenn man bedenkt, dass
ein durch dieses Umdruckverfahren hergestelltes
Buch ungefähr den 12. Teil soviel kosten würde,
als ein durch den gesetzten Letterndruck her-
gestelltes. An der sich an den Vortrag an-
schliessenden Debatte beteiligten sich ausser dem
Vortragenden die Herren Riesen feld, Kionka
Reddemann und Peltz, welche ^teils über die
Ursachen der Unscharfe, teils über das Verfahren
selbst und teils über das Verhältnis desselben zur
Autographie sprachen. — Hierauf verlas Herr Dr.
Riesenfeld einen Vortrag über: „Die franzö-
sische Malerei des 19. Jahrhunderts von David
bis Millet", unter Vorführung der hierzu er-
forderlichen Lichtbilder. Wenn auch der neuesten
retüistischen Richtung ein Vorzug eingeräumt
wurde, so liess der Verfasser doch auch den
guten alten Meistern volle Anerkennung zu teil
werden und erkannte das Verdienst derselben
um die Entwicklung der französischen Malerei
vollkommen an. Um einen Oberblick und ein
Urteil zu gewinnen, wurden als Lichtbilder
Reproduktionen von David, z. B. „Der Schwur
der Horatier" , die „ Sabinerinnen * , „Napoleon
überschreitet den St. Bernhard* j von G6rad:
„Portrait*; von Gross: „Die Pestkranken in
Jaffa* ; von G6ricault: „Das Floss der Medusa* ;
von Delacroix: „Das Blutbad von Chios* ;
von Ougres: „Die Quelle* (ein prachtvoU ge-
maltes junges Mädchen), von Scheffer, Dela-
83
KLEINE CHRONIK.
roc-he, Robert, Hubert, Conture, Cab-anel^
Bourguereau, MeissönieV (von welch
letzterem besonders der ROctftZug Napoleons
181 4.. -von ergreifender Wirkung .wur) — und
verschiedenen andern Geistern vorgeführt. Zu'.
letzt auch einige sehr realistisch empfundene
und dargestellte Bilder von Mi 11 et, die sämtlich-
auf alle diejenigen, welche sich mit der neuen
Richtung vertraut gemacht hatten, einen grossen
Eindruck machten.
Hieran schloss sich eine lebhafte Debatte,
an welcher sich namentlich die Herren Dr.
Riesenfeld, Wilborn und PeUz beteiligten
und besonders über Unscharfe in der Photo-
graphie gesprochen wurde.
Schluss gegen 11 Uhr.
F. Peltz.
Geaellachalt zur Förderung der
Amateur-Photographie. Hamburg.
Donnerstag, den 5. März 1903, im Vereinslokal.
Technischer Herrenabend :
Vorführung des Coxinverfahrens durch Herrn
Wulf, von der Firma W. Frankenhäuser,
Donnerstag, den 12. Mfirz 1903, im Vereinslokal.
Projektionsabend :
Vorführung von Bildern von Frftulein Elena
Stoltz, Fräulein Olga Ebert. Frau Dr.
Simmoiids, Frau A. Versmann, Fräulein
Anna Bauchj Fräulein L. Eiffe, Fräulein
Anna Sthiller, Frau R. Veers, Fräulein A.
Willink, Frau A. Hesse, und Fräulein H.
Lehnert — Berlin.
Donnerstag, den 19. März 1903, im Vereinslokal.
Dr. Richard Stettin er. Projektions-
vortrag: „Von Vierlanden * mit Lichtbildern von
Herrn Weimar u. a.
Donnerstag, den 26; März 1903, im Bürger-
schaftssaal, Patriotisches Haus.
Ernst Juhl. Projektionsvortrag: „Die Kunst-
photographie unserer Zeit*. Über diesen Vor-
trag berichtet der „Hamburgische Correspon-
dent„ wie folgt:
In der Gesellschaft zur Förderung der Ama-
teur-Photographie hielt am Donnerstag Abend
der Vorsitzende Herr Ernst Juhl einen Vor-
trag mit zahlreichen Projektionsbüdern über
„Die Kunstphotographie unserer Zeit*. Das in-
teressante Thema, das wohl niemand sicherer
beherrscht ais Her^ Juhl, hatte eine sehr grosse
Zuhörerschaft im grossen Saal des Patriotischen
Hauses vereinigt. Der Redner begann mit einem
kurzen Ausbhck auf die modernen Anschauungen
Ober das Wesen eines Kunstwerks überhaupt.
Nicht, was dargestellt werde, sondern wicda$
Darzustellende gesehtn und wiedergegeben «<i,
. erscheine den Modernen als das Wesentliche.
Daran liege es, dass. nicht hur jn der Malerei,
sondern auch in der Kunstphotographie die
Leistungen der am selbständigsten empfindeadea
und ihre malerischen Absichten zur Gdtoae
bringenden Persönlichkeiten den grössteo Wider-
spruch der Menge fänden. Sodann wurde die
Bedeutung der Photographie für die AuffassuDe
und Wiedergabe bewegter Objekte dargetan
und an mehreren sorgfältig gewählten Bildem
gezeigt , wie . die Maler heute ohne Bedenken
ihre Figuren halb durchschnitten und ihre Bikkr
in der äusseren Form gestalten, wie es der E^to-
graph ihnen vorgemacht habe.
Mit der Vorführung einer ganzen Anzahl
vollendeter Porträt-Aufnahmen, die von dem
schottischen Maler Hill schon 1843 als erste
Bilder auf Papier hergestellt und dann Ober
50 Jahre luibeachtet geblieben sind , um den
völlig unkünstlerischen charakterlosen Retoucfae-
Porträts der Photographen Platz zu macfaeo,
begannen die Ausführungen zum Thema. Aa
einigen von dem hiesigen Fachphotographeo
Herrn Dflhrkoop seit 1900 ausgeführten Por-
träts zeigte der Redner die Wirkung der Be-
strebungen der Amateure und richtete an die
Zuhörer die dringende Mahnung, diese vortretf-
lichen Leistungen dadurch zu unterstützen, dass
sie solche Bilder verlangten an Stelle der ge-
wöhnlichen Du^tzendphotographien, die ein künst-
lerisch empfmdender Mensch heute nicht mehr
ertragen könne. — Dann folgten Leistungen
aus den beiden massgebenden deutschen Kunst-
photographen-Schulen , der 1|/^iener und der
Hamburger, in denen besonders die technische
Leistungsfähigkeit der Wiener und die univer-
selle Vielseitigkeit der Hamburger (Dr. Arning,
Müller, Brüder Hofmeister, Dr. Kirsteio-
Bertin u. a. m.) durch vorzügliche Beispiele
erklärt wurde. Ihnen schlössen sich ausgezeich-
nete Arbeiten von Watzeck, Henneberg und
Kühn in Wien an. — Nach Redners Über-
zeugung stehen Deutschland-Österreich und die
Vereinigten Staaten augenblicklich in der Kunst-
photographie weit voran. England, Frankreicfa,
Belgien und Dänemark leisten zwar auch recbi
Gutes, aber an Originalität erreichen sie <fic
beiden Hauptländer nicht. Sehr ausfahrfich
verbreitete sich Herr Juhl über die Arbeiten
des Malers Eduard Steichen und der Mr^.
Käsebier in New York und zeigte auch einige
reizvolle Kinderporträts von Mrs. Watson is
Chicago. An englischen Arbeiten wurde ein
1853 aufgenommenes Porträt des Sir John
Herschel von Dudgeon, eine schöne &in-
mungslandschaft von Robinson und ixjm
Schhiss ein phantastisches Rcitcreibild tob
Cochrane gezeigt.
84
KLEINE 01RONIK.
Den Schluss machten sehr beherzigenswerte
Winke, wie ein angebender Kunstphotograph
es anfangen solle, zur Kunsterkenntnis luid zur
Selbständigkeit durch unausgesetzte, sorgfältige
Beobachtung der Natur und der Kunst zugelangen.
Dadurch bekomme er auch Achtung vor den
Leistungen der selbständigen Meister seines
Faches, die er begreifen lernen mOsse. Es
werde ihm gelingen, sich in ihre Absichten ein-
zuleben und dadurch teilzunehmen an ihren
Freuden bei der Schaffung neuer Bilder und
an dem Fortschritt der Kunst auf diesem ihr
erst so kurze Zeit eroberten Gebiet.
Donnerstag, den 16. April 1903, im Bürger-
schaftssaal,, Patriotisches Haus.
Projektionsvortrag von Dr. Max Friede-
rich sen. „Durch Transkaspien und die süd-
liche Kirgisensteppe zu den Hochregionen des
zentralen Tiftn-schan (Russisch Zentral-Asien)" .
Der „Hamburgische Correspondent" berichtet
Ober diesen Vortrag wie folgt:
In der Gesellschaft zur Förderung der Ama-
teur-Photographie hielt am Donnerstag Abend
Herr Dr. Max Friederichsen einen Vortrag
Ober seine Reise in das zum grossen Teil
noch unerforschte Gebiet desTiCn-schan-Gebirges
in Russisch Zentral-Asien unter Vorführung vieler
wohlgelungener und in Bezug auf den Gegen-
stand hochinteressanter Projektionsbilder. In
^freier Rede erzählte der junge Reisende von
'seinen Erlebnissen und Entdeckungen und Hess
seine Zuhörer im Bilde mitgeniessen , was sich
<ia Unbekanntes und Eigenartiges seinem Auge
an Landschaftsbildern und Volkstypen bot.
560 Aufnahmen hat er selbst gemacht, etwa
1200 im ganzen brachte die von der russischen
Universität Tomsk ausgesandte Expedition heim,
ein Material, das einen unschätzbaren wissen-
schaftlichen Wert hat, abgesehen von seiner
hohen malerischen Bedeutung. Die Zuschauer
reisten mit durch Transkaspiens uralte Kultur-
stätten Buchara und Samarkand, sie sahen die
eigenartigen Formationen der Stein-, Schutt- und
Sandwüste der südlichen Ausläufer der Kirgi-
sensteppe und stiegen mit den Forschern zum
ewigen Eis und Schnee der unwirtlichen Hoch-
gebirgs-Regionen des zentralen TiCn-schan hin-
auf, wobei sie die Ausdauer und Hingabe aller
Teilnehmer der Expedition an ihre hohe wissen-
schaftliche Aufgabe bewundern lernten. Den
Landschaftsbildern folgten interessante Aufnah-
men der aus den verschiedensten Volkstypen
gemischten Bevölkerung dieses Gebietes. Wie
im Fluge schwand die Zeit dahin, und rauschen-
der Beifall am Schluss seines Vortrages bewies
dem Redner, dass seine Meinung, vielleicht zu
viel an Ausdehnung geboten zu haben, nicht
sticHhaltig war.
Verein für Amateur-Photographie
zu Hannover.
Zusammenkunft: Montag, den 20. April 1903.
Vereinslokal „Zu den vier Jahreszeiten*.
Nach Begrüssung der zahlreich Erschienenen
durch den Vorsitzenden Alfred Fuhrmann
wird das vom Bücherwart Burkhardt in Ver-
tretung des Schriftführers Wrede verlesene
Protokoll vom 4. April angenommen.
Herr Fr. Kahrmann, Kaufmann wird an-
gemeldet, Herr G u stavHallenstein, Fabrikant,
als neu aufgenommenes Mitglied begrüsst.
Herr Oberpostsekretär Kruse ergreift das
Wort, um auf den hohen erzieherischen Wert
einer photographischen Ausstellung hinzuweisen ;
er wünscht, dass der Gedanke an solche die
Mitglieder anrege, Künstlerisches zu schaffen,
um auch unserem Vereine einen ehrenvollen
Namen zu erringen. Er schlägt der Versammlung
vor, sich in corpore an einer grösseren aus-
wärtigen Ausstellung zu beteiligen, oder aber,
mit hiesigen photographischen Vereinen gemein-
sam am Platze etwas derartiges zu arrangieren.
Redner empfiehlt, in der Art der bisherigen
Tätigkeit Wandel zu schaffen, indem neben der
technischen und wissenschaftlichen Seite der
Photograi^e vor allem die künstlerische in
Betracht gezogen werden müsse.
Seine Ausführungen finden allseitigen Beifall,
nur hält man, besonders auch der Vorsitzende,
eine Ausstellung z. Zt. noch für verfrüht. Während
Herr Dipl. Ing. Schönian die bedeutenden
Kosten betont, wünscht Herr Heiler zunächst
die Frage beantwortet zu haben: .Was leisten
die Mitglieder?"
Da der Verein sich erst vor kurzem von den
Fachleuten getrennt habe und zahlreiche Damen
und Herren neu aufgenommen seien, Hess sich
diese Frage nicht ohne weiteres beantworten.
Um in diesem Punkte möglichst bald zu
einem Resultat zu kommen , regt Herr Burkhardt
die Anlegung einer Sammelmappe an.
Herr Kirsten stellt fest, dass man sich sehr
wohl bemüht habe, neben der Technik auch die
Kunst zu üben, nur sei eine intensivere Pflege
der letzteren bei dem Umfange der Einleitungs-
arbeiten nicht möglich gewesen.
Der Vorsitzende macht den Vorschlag, eine
interne Ausstellung in geeigneter Weise mit dem
ersten Stiftungsfest zu verbinden. Die lebhafte
Debatte lässt klar erkennen, dass alle Mitglieder
von dem aufrichtigen Wunsch beseelt sind, mit
allen Kräften dahin zu wirken, dass auch der
, Verein für Amateurphotographie zu Hannover"
sein Scherflein beitrage, die schöne Lichtbild nerei
als .Leben atmende Kunst* zu fördern.
Eine grosse Anzahl von Platten der Firmen
J. Hauff & Co, Feuerbach, Theodor Matter ,
Mannheim, Haake& Albers, Frankfurt a./M.,
85
KLEINE CHRONIK.
Dr. J. Steinschneider, Berlin, sowie Papiere
der Firmen: L. Langebartels, Charlottenburgt
ferner Haake& Alb ers,Frankfurta./M., kommen
an die Versuchskonimission und Mitglieder zur
Verteilung. Ebenso werden die Anwesenden
und die Vereinsbibliothek mit Prospekten
reichlich bedacht. Eingesandt sind ferner:
Prospekte von Karl Zeiss, Jena, „Photobörse
aus Wien", „Amateurphotograph„ und „Photogra-
phiscbe Korrespondenz".
Herr BornmOUer (in Firma Potthoff &
Abbenthern) hat in liebenswürdiger Weise
die Vereinsbibliothek wieder um zwei Werke
bereichert. Es sind dies: A. Horsley-Hinton,
„ Künstlerische Landschafts- Photographie" und
Kretschmann „Die Photographie eine Kunst".
Über das in letzter Versammlung verteilte
Negativ-Papier von Gustav Seh aeuf feien,
Heilbronn a./N., liegen verschiedene gute Resul-
tate vor. Frau Geheimrat Kraut und Herr
Burkhardt bezeichnen das Papier auch für
direkte Aufnahmen als sehr empfehlenswert.
Besonders verdiene hervorgehoben zu werden,
dass selbst beim Drucken aiif Glanzpapier kein
störendes Korn erzeugt werde, wenn nur das
Aufnabmeformat nicht zu klein sei. Die Ver-
suchskommission wird Ober die Papierproben
der Firmen: Gustav Schauef feien , Heilbronn,
und der „Neuen Photographischen Gesellschaft",
Berlin-Steglitz, in der nfichsten Sitzung eingehend
berichten.
Der Vorsitzende bringt eine in der letzten
Hauptversammlung beschlossene Änderung des
§ 14 der Vereinssatzungen zur Kenntnis. Die
Fassung ist jetzt folgende : Der Vorstand besteht
aus einem Vorsitzenden, einem stellvertretenden
Vorsitzenden, einem Schriftführer, einem Kassen-
führer und einem Bücherwart.
Besonderes Interesse erregt das von den
Herren Kirsten und Stein in Chromolitho-
graphie ausgeführte Vereinsplakat. Der vom
erst genannten Herrn stammende Entwurf zeigt
eine die Kunst verkörpernde Frauengestalt, die
schützend ihren Arm über unseren Vereinsnamen
hält. Im Vordergrunde erscheinen die markanten
Kirchtürme der Stadt Hannover, hinter denen
das goldene Tagesgestirn im herrlichsten Sti-ahlen-
glanze leuchtet. Ohne die Harmonie des Gan-
zen im geringsten zu stören, befindet sich an
vorteilhafter Stelle ein kleiner Raum, der für
Vereinsanzeigen bestimmt ist. Das Plakat soll
demnächst in den hiesigen Handlungen photo-
graphischer Artikel ausgehftngt werden. Der
Vorsitzende spricht unter lebhaftem Beifall der
Versammlung den beiden Herren für ihr
meisterhaftes Werk herzlichsten Dank aus.
Nach Erledigung einiger interner Vereins-
angelegenheiten wird zur Projektion geschritten,
Diapositive aus den Sammlungen der Herren
Wrede, Heiler und Burkhardt, Bilder aus
Nordemey, Hannover, Brasilien, Rügen und
Bornholm werden seirenweise vorgeführt und
erläutert.
Mit verbindlichstem Dank an alle, die sieb
um das schöne Gelingen des Abends verdient
gemacht, schliesst der Vorsitzende um 1 1 */, LTir
die Versammlung.
Der Vorsitzende: I.V. Hans Scbönian.
Dipl. Ing., Göthestrasse 49.
Der Schriftführer: I.V. A. Burghardt
Mag.- Supernummerar.
Ordentliche Hauptversammlung :
Montag, den 4. Mai 1903.
Vereinslokal: „Zu den vier Jahreszötcn".'*
Um 9 Uhr eröffnet der stellvertretende Vor-
sitzende, Dipl. Ing. Scbönian, jUe Versammlung.
Das Protokoll wird verlesen und genehmigt.
Herr Kahrmann, Kaufmann, wird als Mit-
glied einstimmig aufgenommen.
Angemeldet haben sich die Herren: Erwin
Arnstadt, Grotefend, stud. rer. techn. Otto
Krön e,Kunstmaler und Oberst vonStein wehr.
Darauf führt Herr Bruno Lüttgens das Kohle-
verfahren praktisch vor. Die sehr instruktiven
Versuche gelingen vorzüglich. Zahlreiche Fragen
beweisen das Interesse der Anwesenden.
Herr Heiler gibt einen kurzen historischen
Überblick über das Pigmentverfahren. Elr macht
besonders auf die Notwendigkeit der Übertragung^
aufmerksam. Herr Lflbke empfiehlt, in einer
der n&chsten Sitzungen das Kohleverfahren aus-
führlich zu behandeln.
Im Namen der Versuchskommission berichtet
Herr A. Burkhardt über die angestellten Ver-
suche mit Negativ-Papier der^Nepen Photo-
graphischen Gesellschaft", Berlin-Steglitz,
Marke „Nojmal und Rapid", desgleichen Negativ-
papierder Gustav Seh aeuf feien scbenPapie r-
fabrik, Heilbronn a. N., .Normal und Rapid'.
An Hand der mitgebrachten Papier-Negative^
die kaum einen Unterschied von Platten zeigen,'
wird die Brauchbarkeit bei grösseren Formaten
speziell betont, dazu kommt noch die erhebliche
Billigkeit und Leichtigkeit, die wohl am meisten
ins Auge fallen. Es wurden Personen im Freien
und Interieurs aufgenommen; die Lichtempfind-
lichkeit der Negativpapiere ist nicht sehr gross
und kommt denen einer langsam arbeitenden
Landschaftsplatte gleich, die Entwicklung geht
schnell vor sich, die Deckung der Negative
ist recht gut und die Schatten klar.
Abdrücke auf „Pyramiden - Platinobrom-
Papier" von Gustav Schaeuffelen in HeiK
bronn ergaben recht gute Resultate. Die Probe-
kopien werden der Vereinsbibliothek einverieibt.
Herr Burkhardt beantragt die 'Anlegung
einer Vereins-Sammelmappe und macht bezQgL
der Einrichtung verschiedene VorschlAge. Der
86
KLEINE CHRONIK.
Antrag wird einstimmig angenommen und einer
Kommission, bestehend aus den Herren Heiler,
Kirsten und Wrede, zur weiteren Bearbeitung
öberwiesen.
Um die Vereinsberichte möglichst unverzQg-
lich im Vereinsorgan erscheinen zu lassen, bittet
der Vorsitzende, die Protokolle ohne vorherige
Genehmigung der Versammlung der Redaktion
zuzustellen. Man erklärt sich damit ein-
verstanden.
Der Vorsitzende plaidiert für gemeinsame
photographische Ausflüge während dei* Sommer-
monate.
Herr Alfred Fuhrmann hat freundliche
Grflsse auf selbstgefertigter Postkarte Qbersandt;-
die Versammlung dankt dafür durch eine ge-
meinsame Karte.
Der Fragekasten enthält die Bitte um Angabe
eines Rezeptes zur Erhaltung der Karminfarbe,
wie sie das ungetonte Ankermattpapier aufweist.
Einfache Behandlung mit Fixiernatron führt nicht
zum Ziele. Da keines der Mitglieder die Frage
beantworten kann, wird der Fragesteller vom
Vorsitzenden ersucht, sich dieserhalb an den
Briefkasten der .Photographischen Mitteilungen*
zu wenden.
Den Schluss der Tagesordnung bildet die
Vorführung sehr interessanter Diapositive der
Herren Kirsten, Wrede und Gabler.
Die Momentaufnahmen des Herrn Kirsten
vom „Hannoverschen Schützenfest" finden
wegen ihrer Schärfe und Plastik berechtigte An-
erkennung; Herr Wrede überrascht uns mit
Momeotbildern aus Riva a. Gardasee und Um-
gebung; beachtenswert ist die Behandlung des
Wassers.
Herr Gabler führt sehr interessante Ver-
gleichsaufnahmen vor. Die Wirkung der mit
„Rotlack Bayer* hinterstricbenen Platten, bei
denen eine Lichthofbildung gänzlich vermieden
ist, lässt klar erkennen, dass die bekannte Firma:
Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer & Co., Elber-
feld, auch Ehre mit ihrem neuen Solarisations-
Schützmittel einlegt. Die Versuchskommission
will eingehende Versuche mit dem neuen Solari-
sationsmittel „Rotiack Bayer* anstellen.
Schluss der Sitzung 11 7« Uhr.
Der Vorsitzende: i. V. Dipl. Ing. Schönian,
Goethestrasse 49.
Der Schriftführer: Paul Victor Wrede,
Königstrasse 16.
Deutsche Gesellschaft von Freunden
der Photographie zu Berlin.
(Schluss von Seite 81.)
Der Trog wurde dann mit einem einfachen,
selbstgefertigten Blechdeckel verschlossen und
mit Platten gefüllt, bis zum Morgen des folgenden
Tages sich selbst Überlassen. Höchstens müsse
man zwischenzeitlich die Platten sämtlich einmal
kräftig auf und nieder bewegen, um die Bildung
von Flüssigkeitsschichten von abweichender
Entwicklungsfähigkeit und damit verbundene
Streifen in den Platten zu verhindern. Selbst
erhebliche Überbelichtung sei hierbei niu* von
geringem Belange, da die Entwicklungskraft so
hochgradig verdünnten Rodinals bei einer ge-
wissen Dichtigkeit der Platte fast aufhöre, und
daher eine Oberentwicklung kaum zu besorgen
sei. Redner zeigte eine Platte herum, die
etwa 48 Stunden im Entwickler verblieben
war, und die sich diu-cb grosse Weichheit und
harmonische Durchbildung auszeichnete. Er
verwies hierbei auf zwei treffliche Bücher, die .
diesen Gegenstand behandeln. Vorab das
klassische Werk des Freiherrn von Hübl:
»Die Standentwicklung der photographischen
Bromsilberplatte bei zweifelhaft richtiger Be-
lichtung*, sodann auf ein Werkchen aus dem
rührigen Schmidtschen Verlage: „Standent-
wicklung*, von Blech geschrieben. Sodann
wurden die bequemen Präparate der chemischen
Fabrik Helios, von Dr. Krebs in Offenbach,
die sich vorzüglich ziu- bequemen Ausübung
der Standentwicklung eignen, rundgezeigt und
besprochen.
Redner erwähnte dann noch, dass die Stand-
fixage ein notwendiges Complement der Stand-
entwicklung sei. Es wurden hierzu die gleichen
Rillentonkästen benutzt. Man könne auf diese
Weise aber auch ganz enorme Plattenmengen
bewältigen. So fasse z. B. ein einziger Char-
lottenburger Trog, wenn jede Rille mit einem
Plattenpaare Glas auf Glas beschickt und über
die unterste Serie noch eine zweite (unter
Zwischenschaltung von zwei Glasstreifen) gehakt
würde, 48 Platten 9 x 12. Verdünne man die
Lösung in der angegebenen Weise, so könne
man ruhig die Platten über Nacht im Troge
lassen.
Wolle man keine fertigen Krebs sehen
Standentwicklungspatronen kaufen, so möge
man das bekannte Rezept anwenden: 1500 Teile
Wasser 3 Teile Glycin, 3 Teile Natriumsulfit,
45 Teile Soda. Arbeite dieser noch zu rasch,
so könne man ihn noch zur Hälfte mit Wasser
verdünnen.
Nachdem nun noch der interessante und
geschickt konstruierte Pogadesche Apparat
zur Standentwicklung geschnittener Films de-
monstriert worden war, beschloss Redner seinen
beifällig aufgenommenen Vortrag, indem er kurz
noch einmal die Vorzüge der Standentwicklung
in folgenden Punkten resümierte.
1. Sie ist billig.
2. Grosse Belichtungsgegensätze (Lichthöfe
und Überbelichtungen) werden durch sie
ausgeglichen.
87
KLEINE CHRONIK.
3. Sie arbeitet automatisch und spart dadurch
Zeit und macht das geistlose Schaukeln
Ober flüssig.
4. Platten verschiedener Belichtung können
gleichzeitig entwickelt werden.
5. Bei der grossen Verdünnung sind viele
Entwickler haltbar.
6. Jeder beliebige Entwickler kann verwendet
werden, es scheint sogar, dass der Oxalat-
entwickler si9h eie net.
7. Die Beschaffenheit der erzielten Negative
ist fast immer so gut, als ihre sonstigen
Eigenschaften dies irgend wie zulassen.
Meist sind sie harmonischer und künst-
lerischer, als die mit den sonst üblichen
Entwicklungsmethoden hergestellten.
Als Mitglied der Kommission für Revision
der Satzungen berichtete Herr D. D. Michel ly
über einige wenige Änderungen in den Satzungen,
von denen wir nur erwähnen, dass der Mitglieds-
beitrag von nun an jährlich gezahlt werden soll,
und nur noch auf besonderen Wunsch in
halbjährlichen Raten. Die Satzimgen wurden
in der jetzigen Fassung von den zahlreich ver-
sammelten Mitgliedern einstimmig angenommen.
Nunmehr ergriff Herr Direktor Schultz-
Hencke das Wort zu seinem Experimental-
vortrage über Katatypie. Redner bemerkt ein-
leitend, dass er nichts wesentlich Neues vor-
zuführen in der Lage sei, da er durch eine
beinah zweimonatliche militärische Übung von
weiter<;m Experimentieren abgehalten worden
sei, doch glaube er einige Hinweise geben zu
können, durch welche es seinen Zuhörern
ermöglicht werde, selbst mit Aussicht auf
Erfolg auf diesem Gebiete zu arbeiten. Das
Verfahren stellt sich auch jetzt noch dar,
wie es in dieser Zeitschrift Seite 17 und 99
beschrieben worden ist. Wenn nun, wie er ge
hört habe, an verschiedenen Stellen in Berlin
Misserfolge zu verzeichnen waren, so führt
Redner dieselben in erster Linie auf 2 Umstände
zurück, auf Verwendung von konzentrierten
und zum Cberfluss noch sehr teuren Wasser-
stoff superoxydlösungen. Redner arbeitete von
vornherein mit der sogenannten medizinischen
lOproz. Wasscrstof fsuperoxydlösung , von der
er 250 ccm mit 250 ca/i Äther in einer grossen,
weiten Flasche schüttelte. Nach dem Absetzen
giesst Redner den über dem Wasser stehenden,
nunmehr wasserstoffsuperoxydhaltigen Äther in
ein hohes, sogenanntes Opodeldoc-Glas, mög-
lich ein gleichzeitiges Überfliessen von Wasser
vermeidend, denn jedes mechanisch beige-
mengte Wasser giebt zu unangenehmer Blasen-
bildung sowohl auf Papier- wie Glasnegativen,
bezüglich Positiven Veranlassung. Bei den
Färbungen, die Redner mit Gallussäure und
rotem bezw. gelbem Blutlaugcnsalze vornahm,
betonte er, dass sowohl diese Lösungen w^ie
die vorher anzuwendende Eisenoxydulsau-
lösung in 'möglichst konzentriertem Zustaodf
anzuwenden seien, wodurch die l&ziehic?
reiner Bilder mit guten Weissen erleicfateA
wird. Als Eisenoxydulsalz verwendet Redner
nicht Eisenvitriol,' sondern das frUher schoo
einmal versuchsweise in dem nassen Konodioa-
prozesa als Entwickler eingeführte schwefel-
saure Eisenoxydul- Ammoniak, das sich durch
grössere Haltbarkeit vor dem Eüsenvitriol aus-
zeichnet, wie Redner durch Vorlage verschiedener
Proben beweist. Hinsichtlich der Negative ist
Redner zu dem Resultat gekommen, dass eio
Negativ, wie es sich zu den herkömmlichea
. photographischen Kopierverfahren eignen vvilrdc
für die Katatypie nicht besonders eignet, da
derartige Negative zu dicht sind, d. h. zu vid
pulvriges Silber auf ihrer Oberfläche enthalten,
so dass eine zu kräftige Zersetzung der auf-
gegossenen ätherischen Wasserstoffsuperoxvd-
lösung erfolgt. Redner begleitete seine Worte
durch die entsprechenden Experimente, deren
schnelle Durchführung die Zuhörer so über-
raschten, dass sie am Schlüsse des Vortrages
lauten Beifall kundgaben.
Am Schlüsse der Sitzung wurde noch auf
Anregung von Herrn Sassnik der Termin der
demnächstigen Diapositivausstellung festgelegt
Die Ausstellung soll mit der Junisitzung ver-
bunden werden. — Der späte At>end vereinigte
einea grossen Teil der Mitglieder zu etnem
gemütlichen Beisammensein in den reservierten
Zimmern des dem Lettebaus gegenüberliegenden
Spatenbräus.
M. Kundt, Protok.-Schriftführer.
Dresdner Gesellschalt xurFArdemng
der Amateur-Photographie, e. V.
18. öffentlicher Projektionsvortrag
vom 16. März 1903.
Vor einem wohl an 1000 Köpfe zählenden
Auditorium sprach an diesem Abende im grossen
Saale des Vereinshauacs Herr Dr. Edwin
Th. Walter, weil. Lektor an der Univeratlt
in Lund, über „Finnland, das Land der
1000 Seen, und seine Russifizieruag*.
Abweichend an der üblichen Vortragsweise
vereinigt Herr Dr. Walter die Vorführung der
Projektionsbilder nicht mit seinem eigentlichen
Vortrage, sondern er hält diesen zuerst bd
heller Beleuchtung des Saales und lässt dano.
nach einer Pause, nachdem der Saal verdunkek
worden ist, die den vorhergegangenen Vortrag
veranschaulichenden Bilder mit kurzen Er-
läuterungen schnell hintereinander auf den
Schirme erscheinen. Dieser Modus bat vielkicbt
den Nachteil, dass die vom Vortrage getrennten
Bilder nicht mehr ganz so überzeugend wirken.
88
KLEINE CHRONIK.
und"' die Ausfabrungen des Redner» jiicht inf
demselben Masse zu unterstützen vermögen, als
wenn sie gleicbzeitig mit dem Vortrage vor-
geführt werden, aber er hat auch sicherlich
einen grossen Vorteil, der darin besteht, dass
auf diese Weise die Zuhörer dem eigentlichen
Vortrage viel aufmerksamer zu folgen vermögen,
dass sie ihr Interesse ausschliesslich auf die
Worte und auf die Person des Vortragenden
konzentrieren können. Und dieses letztere ist
von besonderer Wichtigkeit, wenn es sich um
einen Vortragenden von so aussergewöhnlichen
Rednerfahigkeiten handelt, wie sie Herrn
Dr. Walter zu eigen sind.
Der vom Vortragenden gewählte Gegen-
stand war sehr zeitgemäss. Wer würde wohl
dem unglücklichen Volk der Finnen, das jetzt trotz
seiner durch Jahrhunderte hindurch bewährten
Treue durch den unbarmherzigen, gefühllosen,
eisernen Koloss (wie der Vortragende die rück-
sichtslose Diplomatie der russischen Regierung
treffend bezeichnete) zertreten wird, seine innige
Teilnahme versagen können, selbst wenn er
sich frei fühlt von Schwärmerei? Der Vor-
tragende gab ein gross umrissenes Bild von der
Entwickelung Finlands auf allen Gebieten des
geistigen und öffentlichen Lebens. Wie die
Bewohner des Landes sich ansiedelten, aus
verschiedenen Rassen zu einer Nation zusammen-
wuchsen, was sie geleistet und erduldet haben,
wie sie russifiziert werden gegen ihren Willen,
auf welcher enorm geistigen Höhe das Volk
steht, und als Kulturvolk ersten Ranges zu be-
trachten ist. Sitten und Charakter von Land
und Leuten, die Naturbe^chaffenheit des wunder-
baren Landes, das das Land der Mitternachts-
sonne und der tausend Seen genannt ist —
alles dieses bekamen die andächtig lauschenden
Zuhörer in einer Weise vorgetragen, dass, man
sich förmUch in jene Gegend versetzt fühlte.
Stürmischer Beifall lohnte den Redner, am
Schluss seiner Ausführungen. Die Projektions-
bilder, die Herr Dr. Walter, nach einer Pause
mit Hilfe seines eigenen Apparates vorführte,
interessierten gleichermassen. Zwar besassen
dieselben, da als Lichtquelle Acetylen gewählt
worden war, das für den sehr umfangreichen
Saal sich als zu schwach erwies, nicht den
Grad der Helligkeit, der namentlich für die weit
zurück Sitzenden erwünscht gewesen wäre,
nichtsdestoweniger aber war der Gesamt-
eindruck, den die in höchst verständnisvoUer
Weise kolorierten, die Stimmung naturgetreu
wiedergebenden Bilder auf alle Zuhörer aus-
übten, ein sehr starker. Das bewies der auch
am Schlüsse des zweiten Teiles spontan aus-
brechendCf laute und lange anhaltende Beifall.
Die Dresdener Gesellschaft zur Förderung der
Amateur-Photographie hat mit diesem Vortrage
die Reihe ihrer diesjährigen öffentlichen Pro-
jektionsvorführungen in der denkbar besten
Weise beschlossen.
Fragen und Antworten.
BitU um Angabt eines Rezeptes zur
Erhaltung der Karminfarbe, wie sie das
ungetonte Ankermattpapier aufweist?
Die Farbe der Silberbilder wird durch das
Behandeln mit den üblichen Lösungen stets ver-
ändert. Einen ähnlichen Ton, wie ihn die rohe
Kopie zeigt, erhalten Sie durch Anwendung
des Photon-Tonbades (siehe Haupteil Seite 175).
Wek/ie Klappcamera 13 X 18 cm,, die
auch genügende Auszugsweite für Tele-
Photographie besitzt^ und. mit Rouleauver-
schluss versehbar ist, ist die beste i^
Klappcamera und Telephotographie passen
nicht recht zusammen. Für ernste Zwecke der
Telephotographie ist nur eine stabile Reise-
camera mit längerem Btügen und AnsatzlM*ett
geeignet Gute Klappcameras werden von ver-
schiedenen Cameratischlereien hergestellt; bei
der Auswahl der Klappcameras spielt der
persönliche Geschmack bezw. Ausstattung, Ver-
schluss etc. eine grosse Rolle. Siehe auch den
Artikel über Handcamera in Heft 6, 8 und 9.
Welche Teleobjektive sind die besten bei
annehmbarem Preise P
Vortreffliche Teleobjektive für stärkere
Vergrösserungen stellen in Deutschland her:
Steinheil-München, Voigtländer-Braun-
schweig und Zeiss-Jena. Die Preise für die
Vergrösserungslinsen sind bei allen Firmen nahezu
die gleichen. Näheres über die einzelnen
Systeme siehe in Schmidt: Das Fernob-
jektiv.
Ist das Objektiv XI F 4^ leistungsfähiger
als YIF:4,5i^
Die von Ihnen angeführten Objektivsysteme
unterscheiden sich wesentlich in ihrer Kon-
struktion und lassen einen unmittelbaren Ver-
gleich nicht recht zu. Pas Objektiv Y hat uns
2Ur praktischen Prüfung vorgelegen, und sind
wir mit dessen Leistungen ausserordentlich zu-
frieden. Über die Eigenschaften lichtstarker
Objektive siehe die Aufsätze; Jahrgang 1902,
Heft 22, 1903, Heft 9, 11.
89
KLEINE CHRONIK.
Verschiedenes.
Eingesandt.
Eine ebenso einfache, wie sinnreiche Er-
findung (Patent und Musterschutz angemeldet)
eines bekannten Dresdner Amateurs gestattet
das Entwickeln ohne Dunkelkammer. Die
belichtete Platte kann sogar direkt an Ort
und Stelle der Aufnahmen im Freien ohne
Dunkelzimmer in einer besonders konstruierten
Kassette, in welcher sich die Platte schon
während der Aufnahme befindet, entwickelt
werden.
Ganz besonders wichtig ist dies fQr Auf-
nahmen von Gelegenheitagruppcn, aktuellen oder
sportlichen Scenen, wo eine spÄtere Wieder-
holung nicht möglich ist. Hier kann der Photo-
graph sofort nach der Aufnahme an Ort und
Stelle die Platte entwickeln und die Beurteilung
gewinnen, ob die Aufnahme gelungen. Die
Kassette ist jedem Apparat anzupassen. Da
auch der Preis für die Kassette ein geringer, ist
anzunehmen, dass diese praktische Neuerung
viel Anklang nicht nur unter den Amateuren,
sondern auch unter den Fachphotographen finden
wird,
Otto L. Göring, Dresden-A. 1.
(Alleinvertrieb der Entwicklungskassette.)
Ansstellnngs-Nachrichten.
Der Deutsche Photographen- Verein hfllt in
der Zeit vom 17. — 21. August laufenden Jahres
seine 32. Wanderversammlung in Dresden
ab. Die damit verbundenen Veranstaltungen
stehen unter dem Protektorate Sr. Königlichen
Hoheit des Kronprinzen Friedrich August
von Sachsen, welcher, in der Photographie
wohl bewandert, die Ausstellung ebenfalls mit
eigenen Aufnahmen etc. beschicken wird. Diese
mit dieser Versammlung verbundene Ausstel-
lung, welche bis Ende September 1903 für das
Publikum geöffnet bleibt, wird in einem eigens
zu diesem Zwecke erbauten Pavillon von
12X45 w Grundfläche untergebracht. Die bis
jetzt eingelaufenen Anmeldungen für die Aus-
stellung sind recht bedeutend. Beteiligung ist
jedem gestattet, welcher sich für Photographie
interessiert, einerlei, ob er Mitglied des Deutschen
Photographen-Vereins ist oder nicht.
Aus der reichhaltigen Festordnung heben
wir hervor einen am 19. August geplanten Aus-
flug nach Meissen zur Besichtigung der Albrechts-
burg und der Porzellanmanufactur; Donnerstag
den 20. August einen Ausflug nach der Sächsi-
schen Schweiz mittels Sonder-Dampfer , welcher
einschliesslich der verschiedenen E^ssen von den
Fabrikanten und HfindJern photographiscfaer
Artikel in Dresden dargeboten wird.
Für die Ausstellung sind ausser den stehenden
Vereinspreisen in Form von goldenen, silbernen,
bronzenen Medaillen und Diplomen noch 28 ver-
schiedene Stiftungen im Gesamtwerte von ca.
4000 Mark für Spezialarbeiten von Gönnern
des Vereines und vom Vereine selbst ausge-
schrieben.
Anmeldungen zur Ausstellung werden bis
spätestens Anfang August an den Vorsitzenden
des Deutschen Photographen- Vereines , Herrn
K. Schwier in Weimar, erbeten, während
die Eänlieferung der Ausstellungsgegenstände
bis zum 10. August zu erfolgen hat.
Die näheren Bestimmungen (Programms etc.)
sind durch die Geschäftsstelle des Deutschen
Photographen- Vereines in Weimar zu erhalten.
In der Ausstellung für künstlerische Bild-
nis -Photographie zu Wiesbaden, welche unter
der Ägide des Herrn Mattries-Masuren,
stand , gelangten die Preise folgendermassen
zur Verteilung:
I. Preis (sübervergoldete Medaille): Dr. F.
V. Spitzer, Wien, Gebr. Hofmeister, Ham-
burg. .
II. Preis (silberne MedaiUe): Nie. Per-
scheid, Leipzig, Miss. Mathilde Weil, Phila-
delphia, Miss. Gertrud Käsebier, New- York,
Otto Scharf, Krefeld, Fred Hollyer, London,
Frank Eugene, New- York und München.
lU. Preis (bronzene Medaille): Rud. Dühr-
koop, Hamburg, Hugo Erfurt, Dresden, Erwin
Raupp, Dresden, Miss. Erna Spencer, Newark
(Ohio), M. und T. Bernoulli, Basel, R. Ren-
ger Patsch, Dresden.
Die Wiesbadener (^Seilschaft für bildende
Kunst bemerkt noch, dass die ausgezeichneten
Arbeiten Ed. Steichens New- York nur des-
halb keinen Preis erhielten, weil die Preisrichter
in ihnen mehr Kunstwerke eines Malers als
eines Photographen erblickten.
Gesch<Uche MitteUung en.
Von der Aktien-Gesellschaft für Anilin-
Fabrikation ist ein neues Entwickler-Präparat
unter dem Namen «Unal' in den Handel ge-
bracht worden. Es sei bemerkt, dass es sich
um Rodinal in fester Form handelt und dass
dem Unal alle guten Eigenschaften des Rodinals
eigen sein sollen. Ein Versuch dürfte deshalb zu
empfelilen sein, umsomehr als schon Packungen
zu 20 Pfg-, für 1(X) ccm EntwickierlOsung aus-
reichend, durch die Handlungen zu beziehen sind.
90
INHALT: Verein s-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Ausstellungs-
Nacbrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Vereins - Nachrichten.
Amateur - Photographen - Klub für
Bösen und Umgebung.
Sitzung, am 14. April 1903.
Vorsitzender: Max Schreiber.
Nach Verlesung des letzten Sitzungsberichtes
legt der Obmann, Herr M. Schreiber, von der
Firma Dr. Riebensahm & Posseidt -Berlin
^ngesandte Proben des ,Riepos*-Tardo-Papieres
vor und bringt dieselben zur Verteilung. Gleich-
zeitig erklärte derselbe dessen Behandlung,
stellte einige Kopien mittels Magnesium-Be-
lichtung her, welche das Verhalten des Papieres
in Bezug auf den Farbenton bei verschiedener
Behandlung zeigten. Das Papier fand ungeteilten
Beifall. — Als Gast war Herr Rudolf Hör neck,
Professor, erschienen, welcher sich sodann zum
Beitritt in den Klub als ordentliches Mitglied
^erkl&rte.
Schluss der Sitzung um 11 Uhr.
Sitzung am 30. April 1903.
Vorsitzender: Max Schreiber.
Nach Eröffnung des Klubabends begrOsst der
Vorsitzende zunflchst das neu eingetretene Mit-
glied Herrn Professor Rudolf Weil, worauf
der Schriftführer das letzte Protokoll zur Ver-
lesung bringt. . Sodann erhält Herr Friedrich
Hofreiter das Wort zur Vorführung von
Tonungen des Platinpapieres in Rötel u. Blau und
-demonstriert die verschiedenen Verfahren an
•entsprechend vorbereiteten Papieren. Mehrere
vom Vortragenden vorgelegte fertige Bilder
zeigten, dass sich die Tonungen innerhalb ge-
wisser Grenzen sehr gut für verschiedene Effekte
verwenden lassen. Allgemeiner Beifall lohnte
den Vortragenden für seine Ausführungen. —
Nach Besprechung verschiedener Klubange-
legenheiten wurde die Sitzung um 7«^ ^ Uhr
geschlossen.
Gesellschaft zur Förderung der
Amateur-Photographie. Hamburg.
Donnerstag, den 23. April 1903, 8V4 Uhr pünkt-
lich im Bürgerschaftssaal, Patriotisches Haus.
Projektions Vortrag von Mr. R. Kearton F.
Z. S., Surrey, England: «Aus dem Haushalt der
freien Natur* . Der „ Hamburgische Correspondent"
bringt Ober diesen Vortrag folgendes Referat:
Den letzten Projektionsvortrag dieser Saison
hielt am Donnerstag Abend im grossen Saale
des patriotischen Hauses der Engländer Mr. R.
Kearton in englischer Sprache. Das Thema
lautete: „Aus dem Haushalt der freien
Natur", und die den Vortrag begleitenden
Projektionsbilder boten wohl das Intimste und
Interessanteste, was ein von der lebhaftesten
Liebe zur Natur erfüllter, vor keiner Beschwerde
zurückschreckender Amateurphotograph davon
auf die Platte bannen kann. Gleich das erste
Bild zeigte ein zwar allbekanntes, aber gewiss
nur von sehr wenigen Zuhörern beobachtetes Er-
eignis in der Vogelwelt: die Fütterung eines
jungen Kuckucks von seinen Pflegeeltern. Wie
ein plumper Riese lag der junge Fremdling in
dem zierlichen Nestchen eines Rohrspatzen,
weit riss er den Schnabel auf und die Alten
bemühten sich eifrigst, den Hunger des frechen
Nimmersatts zu stillen. Während sie selbst
schmal und schlank dabei geworden waren,
streckte er seinen feisten Leib über den Rand
des Nestes, aus dem er die eigenen Jungen des
liebenswürdigen Elternpaares längst rücksichtslos
verdrängt hatte. Unter lebhaftem Beifall der
Zuschauer erzählte Herr Kearton, welche un-
sägliche Geduld es erfordert habe, dem Nest
nahezukommen und die Aufnahmen so zu
machen, dass die scheuen Alten keine Ahnung
von der Nähe eines Menschen gehabt hätten. —
Dann folgte die Aufnahme eines mit Margueriten
bedeckten Feldes kurz vor Sonnenaufgang. Alle
Blüten hatten die weissen Kronenblättchen zu-
91
KLEINE CHRONIK.
sammengeschlosses und standen wie .im
Schlummer. Wenige Minuten später hatte die
Sonne ihre Strahlen über den Horizont geworfen,
alle BlQten waren erwacht und blickten weit
geöffnet der Spenderi|i vop Licht und Wärme
entgegen. Ein Igel trippelte in der ersten
Morgenfrühe nach ergiebiger nächtlicher Jagd
zu seinem Schlupfwinkel, ein Hasenpaar spielte
am Rande des saftigen Kleefeldes, am sonnigen
Feldrain huschte eine Feldmaus, ein Kiebitz war
im Begriff, sich auf sein Nest zu setzen und sein
niedliches Junges duckte sich in Furcht vor
einem Verfolger zwischen Binsen und Moorgras
auf dem Boden, so dass es fast unsichtbar wurde.
— Ein Mövenpaar hatte seine Jungen ausgebrütet,
und der längst auf diesen Moment harrende
Photograph legte sorgsam eins von ihnen auf
eine vorher zu diesem Zweck vorbereitete Mass-
scheibe, um seine Erscheinung und Grösse zu
Hxieren und diese Aufnahme nach je 24 Stunden
auf derselben Tafel zu wiederholen, um den
Fortschritt des Wachstums und der Entwickelung
zu kontrollieren. Mit staunenswerter Schnellig-
keit wächst das Tierchen ; auf dem kahlen Leibe
haben sich am zweiten Tage Flaumfedern ent-
wickelt, Hals und Beine strecken sich und die
anfangs fest geschlossenen Augen öffnen sich;
am dritten Tage sind schon die Anfänge der
Flügel zu erkennen, am vierten erscheint das
Tierchen fast doppelt so gross wie am ersten
und hebt sich auf seinen Beinchen empor —
da ist das wunderbare Schauspiel leider aus,
denn ein blutdürstiger vierbeiniger Räuber hat
das Nest überfallen und die Brut verzehrt. —
Nun kamen alle möglichen anderen Vögel an
die Reihe, Eulen, Falken, Seevögel, Grasmücken,
alle in ihrer Eigenart beim Nestbau, beim Brut-
geschäft oder der Fütterung der Jungen auf-
genommen. Zwischendurch liefen Aufnahmen
von Insekten und Spinnen, Schmetterlingen,
Reptilien, ja sogar von Fischen und Mollusken
in ihrem Element, eine immer hübscher und
interessanter als die andere. Eine ganze Anzahl
von Aufnahmen ist auch den eigenartigen Kunst-
griffen und Hilfsmitteln bei solchen Aufnahmen
gewidmet. Mit Bewunderung sieht man , wie
der Photograph auf dem Felskegel des Ailsa
Craig, der wie ein unnahbarer Wächter in der
Irischen See vor dem Eingang zum Firth of
Clyde steht und neben den Leuchtturmwärtern
keinen Menschen und kein Haustier beherbergt,
unter den härtesten Beschwerden das Leben
der Seevögel studiert, wie er Über der schwindeln-
den Tiefe von mehreren hundert Metern am
schwankenden Tau mit seinem Apparat hängt,
wie er dann wieder bis zum Halse im kalten
Wasser stundenlang stehen muss, um endlich
den Seeadler zu überlisten und sein Bild in der
Camera festzuhalten, wie er mit dem ausgestopften
Ochsen umherzieht und geduldig im Innern der
Attpippe ausharrt, um scheue Vögel oder aadere?
Wild in der Freiheit beobachten und aofnefamen
zu können. Weit' über 100 BiUfer begleiteten
de« Vortrag, der von ebenso genauer und liebe-
voller Beobachtung wie von pbotographiscfaer
Künstlerschaft zeugte. Viel Interesse erregteD
auch die ausserordentlich treffenden Nady
ahmungen von Tierstimmen, die Herr Keartoo
zum Besten gab, um zu zeigen, wie er die Tiere
anzulocken verstehe. Er betonte mehrfach, wie
es ihm nur in gemeinsamer Arbeit mit seinem
Bruder möglich gewesen sei, solche Erfolge zq
erzielen. Durch rauschenden Beifiall drückte ihm
die grosse Zuhörerschaft ihren Dank für die
Belehrung und Anregung aus, die der Vortrt^
jedem gebracht hatte. Die Gesellschaft zur
Förderung der Amateur-Photographie hat sich
durch die Veranstaltung erneuten Anspruch auf
den Dank ihrer Mitglieder und aller NatuiireoDde
erworben, die Gelegenheit hatten, so interessante
Blicke in das Leben in Feld und Flur zu werfen.
Laut Beschluss des Vorstandes findet die
10. internationale Ausstellung von Kscst-
photographien vom 26. September bis 26. Ok-
tober 1903 in den Räumen der Kunsthalle
statt. Die Einladungen vtrerden nnr an die
hervorragendsten Kunstphotographen des in- uod
Auslandes gerichtet. Von den Mitgliedern der
Gesellschaft werden ebenfalls nur einige zur
Beschickung der Ausstellung aufgeforderL Der
Grund dieser Beschränkung liegt in dem Mangel
an verfügbaren Arbeitskräften für die Sichtunc^
und Ausstellung der Bilder, sowie des mii
einer solchen Ausstellung verknüpften Brief-
wechsels u. s. w.
Die Mitglieder haben, wie immer, freien Ein-
tritt zu der Ausstellung.
Die Gesellschaft zur Förderung der Amateur-
Photographie ladet alle Mitglieder zur Teilnahme
an einem Wettbewerb
1. für ein AussteUungs-Plakat,
2. für einen Katalogumschlag,
3. für je 6 künstlerische Postkarten
ein. Es wird für 1. und 2. einfachste Dar-
stellung im Plakatstil gewünscht
Den Siegern wird eine künstierischc Ehren-
gabe mit Widmung und Wappen der GeseDschalt
verliehen.
Letzter Tag der Einlieferung für Pbüuit, Ka-
talogumschlag und Postkarten ist der 1. JuK 1903.
Adresse für alle Einsendungen: Herrn Ernst
Juhl, Hamburg 24, Schwanenwik 33.
Der Vorstand hat beschlossen, um künst-
lerische Anregungen zu geben und die Weiter-
bildung der Mitglieder zu fördern und um nüi
den Leistungen der Mitglieder bekannt zu vrodcn,
alljährlich interne AussteDungen in den Rftumea
der Gesellschaft zu veranstalten. Diese Ausr
92
KLEINE CHRONIK.
Stellungen sollen weniger den Stempel von reifen
Kunstausstellungen ausgewählter Bilder tragen,
als Gelegenheit sein, für fortgeschrittene Freunde
der Photographie, sowie auch für Anfänger einen
regeren Austausch von Ansichten und Erfahrungen
herbeizuführen, sie sollen offen sein fQr ordent-
liche und ausserordentüche Mitglieder der Ge-
sellschaft.
Die Namen der besten Aussteller werden
bekannt gemacht.
Für die diesjährige Ausstellung ist von
unserem Mitglied, Herrn Emil Barnbrock, ein
flhrenpreis gestiftet worden.
Zur Begutachtung der eingelaufenen Arbeiten
sollen in der Sitzung der Gesellschaft am
30. April von den Mitgliedern drei Preisrichter
errvählt werden.
Zulässig sind alle Arten Kopierverfahren in
gerahmtem oder aufgezogenem Zustand, es wird
jedoch besonders betont, dass auch Bilder
kleinerer Formate sehr erwünscht sind. Letzter
Tag der Einlieferung: Sonnabend, 9. Mai d. J.
Alle Zusendungen sind an Herrn Bruns,
Patriotisches Haus, zu richten.
Die Bilder sind ohne Namen, mit Kennwort
versehen einzuliefern, ein das gleiche Kennwort
tragendes Couvert hat Name und Adresse des
Urhebers zu enthalten.
Die Ausstellung dauert vom 14. Mai, Mittags
12 Uhr, bis zum 27. Mai, Abends, ein-
schliesslich.
Vom 28. Mai ab sind alle Einlief er ungen bis
zum 6. Juni spätestens abzuholen.
Herrn G. Henry Grell wurde die Leitung
der Ausstellung vom Vorstande übertragen.
Aufgenommen bezw. vorgeschlagen sind als
Ordentliche Mitglieder:
die Herren: Arthur Robert, Neuerwall 68,
Ed. Luttropp, Bellevue 8, H. D. Cotterell,
Blumenau 173, Ph. Messias, Klein-Flottbeck,
Friedrichstr. , Juan Gayen, Gross -Flottbeck,
Grollenstr. 17, Fritz Clarfeld, Park Allee 82,
Franz Wilmann, SchlOterstr. 18.
Ausserordentliche Mitglieder :
Frau Anna Claviez, Hochkamp b. Nienstedten,
Frau Dr. Dora Braband, WUlystr. 7, Frau Dr.
Lappenberg, Blumenstr. 16, Frau Ad. Stracki
Adolphstr. 59, Frau Ed. Luttropp, Bellevue 8,
Frau Dr. Kiesselbach, Alte Rabenstr. 14,
Fräulein Amory Willink, Frauenthal 10,
FrÄulein S. Burmester, Bellevue 15, Fräulein
Elsa Voigt, Georgsplatz 6, Fräidein Agnes
Schramm, Holzdamm 2, Frau H. D. Cotterell,
Blumenau 173, Frau Dora Sänne, Oder-
felderstr. 6, Fräulein M. Grüner, Hagedorn-
strasse 27.
Auswärtige Mitglieder:
Herr Oberleutnant zur See Robert Fischer,
AVilhelmshafen , Fabrikbesitzer Karl Roesch,
Mülheim a. d. Ruhr.
Verein zur Förderung der Photo-
graphie m Berlin.
Sitzung vom 1. Mai 1903.
Vorsitzender: Herr Rittmeister Kiesling.
Als Mitglieder wurden aufgenommen: Dr.
Riebensahm & Posseidt, Berlin.
Vor Eintritt in die Tagesordnung fordert
Herr Kammergerichtsrat Hauchecorne, eine
bereits früher gegebene Anregung wiederholend,
die Mitglieder zur Mitarbeit an dem in Vor-
bereitung befindlichen forstbotanischen Merkbuch
für die Provinz Brandenburg auf. Erwünscht
sind gute Photographien merkwürdig gewachsener
einheimischer Waldbäume; zur Angabe ge-
eigneter Objekte sowie zur Aufklärung Ober
alle weiteren Details ist der genannte Herr
gern bereit Die Aufnahmen im 9X12 oder
13X18 Format müssen bis zum Herbst vollendet
sein und geschehen am besten mit licht-
hoffreien Platten unter Abbiendung auf f/32
und entsprechend reichlicher Exposition. —
Der Vorsitzende schliesst sich dieser Anregung
dankbar an und macht zugleich auf die Hinterlegung
der Platten mit rotem Glanz- oder Mattpapier
zur Vermeidung von Lichthüfen aufmerksam. —
Herr Dr. Hesekiel, welcher ähnliche Folien
in Formate geschnitten in den Handel bringt,
betont, dass zur Erzeugung von Lichthof freiheit
verwandte Mittel den gleichen Brechungs-
exponenten wie . das Glas haben und mit
letzterem in inniger Verbindung sein mOssen,
und Herr Kammergerichtsrat Hauchecorne
empHehlt für schwierige Fälle das an sich licht-
hoffreie Negativpapier von Schaeuffelen oder die
abziehbaren Wellingtonfilms zu verwenden.
HerrHanneke legt denneuenExpositions-
messer der Firma Busch in Rathenow vor,
der sich anderen derartigen Instrumenten gegen-
über durch sehr einfache Handhabung aus-
zeichnet (detaillierte Beschreibung s. »Phot.-
Mitteilungen" S. 143). Die Angaben sind auch
hier, wie bei anderen Messern, natürlich nur
annähernde (da z. B. die Plattenempfindlichkeit
nicht in Betracht gezogen ist), dürften jedoch
als Anhalt für die Praxis genügen. — In der
Diskussion wird auf die besondere Verwendbar-
keit solcher Messer bei den oft schwer in der
Belichtung abzuschätzenden Interieuraufnahmen
hingewiesen und unter den bereits vorhandenen
Instrumenten namentlich das Wynne^che von
verschiedenen Seiten gelobt.
Femer berichtet Herr Hanneke über ein
neues Tonfixierpapier, das in Wasser mit
der Kopie zusammengebracht wird und so viel
Chemikalien enthalten soll, dass das Bild und
sogar noch ein zweites gut fixiert und tont. —
Der Vorlegende weist darauf hin, dass der
Natron- bezw. Goldgehalt durch die Aufnahme-
fähigkeit des Papiers begrenzt sei, und damit
93
T
KLEINE CHRONIK.
stimiiit eine von Dr. He se kiel ausgesprochene
Bemflngelung des Tons der Bilder, deren Halt-
barkeit noch nicht erprobt ist, Oberein.
Nun nimmt Herr Dr. W. Scheffer das
Wort zu interessanten Ausführungen Aber die
Messung der Empfindlichkeit von
Trockenplatten, welche in einem sehr
günstigen Urteil Ober die Hochempfindlicbkeit
der neuen Lumi^reschen Ultra - Rapid - Platten
gipfeln. (Näheres darüber siehe im Hanptteil
S. 171.)
Der Vorsitzende ist mit den Ultra -Rapid-
Platten bei Verwendung für Tele -Moment -Auf-
nahmen weniger zufrieden gewesen. Die
Platten zeigten Neigung zur Flauheit und sehr
starkes, die VergrOsserung ausschliessendes
Korn, das freilich vielleicht durch den zur
Hervorrufung dieser schwach belichteten Tele-
aufnahmen verwandten starken Rodinal-Ent-
wickler begünstigt worden sei. — Herr Dr.
Scheffer betont die stArkere Korn- und leich-
tere Schleierbildung durch die sogenannten
Rapidentwickler und Iflsst im übrigen die Mög-
lichkeit offen, dass diese Beobachtungs-
discrepanzen durch ungleichmässigen Ausfall der
Emulsion zu erklflren sind. — Nachdem Herr
Klepp auch die Berücksichtigung der Gradation
bei Plattenprüfungen für wünschen wert erklfirt,
und die Herren Quidde und Hanneke darauf
hingewiesen haben, dass die von Dr. Scheffer
verwandte Methode der Empfindlichkeitsmessung
bereits früher von H. W. Vogel und Weber
benutzt worden sei, schliesst die lebhafte Dis-
kussion über diesen Gegenstand mit dem Aus-
druck der Absicht, weitere Untersuchungen
über die noch strittige Qualität dieser inter-
essanten Platte folgen zu lassen.
Die Firma Dr. Riebensahm &. Posseidt
zeigt eine Reihe sehr trefflicher Kopien auf
ihren Entwicklungs- und Auskopierpapieren,
unter denen besonders ein neues ^l^epos-
Collatin" genanntes Fabrikat auffällt, dessen
Schicht übertragbar, also auch für die Her-
stellung von Diapositiven zu verwenden ist.
Da der technische Vertreter der Firma am
Sitzungstage leider verhindert ist, werden
nähere Aufklärungen über das neue Papier
nebst Verteilung von Proben für die nächste
Sitzung in Aussicht gestellt.
Fragekasten. 1 : »Ist schon etwas Näheres
über die Ausstellung bekannt?" — Der Vor-
sitzende teilt mit, dass die Ausstellungsangelegen-
heit über das Stadium der Vorbereitung noch
nicht hinausgekommen sei. Vermutlich würde
die Ausstellung nicht vor Ende Oktober statt-
finden. Auch bezüglich eines Zusammengehens
der Berliner Vereine mit der Jubiläumsausstellung
der Hamburger Ges. z. Förderung der Amateur-
photographie seien noch keine definitiven Ent-
schlüsse gefasst.
2. »Wie ist die Empfrmffirhkeit derWdmgtoD-
films?* — Kammrrgeriditsrat Haochecornc
hat eine mittlere TroAenpiatten-Eippfinrttrhkdt
festgestellt; besonders bei starkem Licfat, das
sonst leicht zu Cbcrexposition oder LididiOfen
führt, seien diese Films sehr brandibsr. —
Eline Frage der Fran General von Igel bezüg-
lich der guten AbziehboriEeit der Wcffingtoo-
films wird bejahend beantwortet.
3. «Wie kann man Pigmentpapicr schnell
trocknen nach erfolgtem Sensibüiaicren ?* —
Der Vorsitzende empfiehlt Einlegen in Spirita«,
bis auf der Rückseite die Farbe der Pigment-
schicht durchschimmert. Das Papier trocknet
dann, ohne schädlich beeinflnsst zu sein, in
5 — 10 Minuten. — Eine Anfrage bezflghcfa
Alkoholzusatz zur ChromatlOsung wird dahin
beantwortet, dass ein solcher Zusatz, weil
Chrombad und Papier gleicherweise schndl ver-
derbend, nicht zu empfehlen sei.
Im Anschluss an diese Frage macht der
Vorsitzende auf die von der Autotype^Co. jetzt
fertig sensibilisiert, in Formate geschnitten in
den Handel gebrachten Pigmentpapiere auf-
merksam. Dem Nachteil, das hier die Ab-
stimmung der Bäder fortfallen müsse, stehe die
Eliminiening des unangenehmen Arbeitens mit
chromsaurem Kali als Vorzug gegenüber. Die
Haltbarkeit der Papiere sei noch nicht erprobt.
Martin Kiesling. Fritz Loescher.
Verein für Amatenr-Photo^raphie
XU HannoTer.
Ordentliche Hauptversammlung,
Sonnabend, den 4. April 1903.
Vereinslokal „Zu den vier Jahreszeiten*.
Nachdem der Vorsitzende um 9 Uhr die
Versammlung eröffnet hat und das Protokoll
vom 16. März verlesen und genehmigt ist, wird
Herrn Adolf Schmidt aus Hamburg das Wort
zu seinem Vortrage über das neue Coxin- Ver-
fahren erteilt. Da über dieses Thema in s^u-
vielen Vereinen zur Genüge gesprochen ist und
diesbezügliche Referate erteilt sind, woDen wir
auf den Inhalt des Vortrages nicht weiter ein-
gehen. DemVortragenden,wiederDeutschen
Coxin-Gesellschaft spricht der Vorsitzende
im Namen des Vereins besten Dank aus.
An der sich anschliessenden lebhaften Dis-
kussion beteiligen sich die Herren Lübke,
Schönian, Kirsten und Prof. Dr. Julius
Precht, deren Ansicht über die Brauchbarkeit
des Coxins mit derjenigen des Vortragenden
vielfach in Widerspruch steht, besonders wird
bezweifelt, dass ea möglich ist, nicht richtig bc^
lichtete Platten mit dem Coxin -Verfahren so xu
entwickeln, wie dies beim Arbeiten in der
Dunkelkammer der Fall ist.
94
KLEINE CHRONIK.
}ifrT BoromQller (in Firma Potthoff &
Abbenthern) schenkt dem Verein den Jahr-
gang 1902 der photographiscben Rundschau.
Herr Fritz Schumacher jr., Bankier,
wird aufgenommen.
Herr Gustav Hallenstein, Fabrikant,
hat sich als Mitglied angemeldet.
Eingegangen sind: Papierproben der
Rh ei nis eben Emulsions-Papier-Fabrik in
Köln-Ehrenfeld «CeUoidin- und Chlor otyp-Papier."
Tonfixirpapier „Toncit* der Chemischen
Fabrik in Helfen berg, «Original Brillant-
Entwickler' von Brune &HOfinghoff, Barmen,
Lumidre- Platten und -Films von Meyer-Frey
in Frankfurt a. M., Negativpapiere der Neuen
Photographischen Gesellschaft, Steglitz-
Berlin, Negativ- und Bromsilberpapiere von
Gustav Sehaeuffelen, Heilbronn. Die ein-
gegangenen Proben werden an die Versuchs-
kommission und Mitglieder verteilt. Der Schrift-
führer Wrede berichtet über die Resultate der
letztet Eingänge: Photochemische Werke
von Fritz Weber in MOgeln bei Dresden.
Das von dieser Firma hergestellte „Imperial-
Blitzpapier" eignet sich für weiche Negative
sehr g^t, harte Platten hingegen geben kein
gutes Resultat, das Papier kann bei Lampen-
licht entwickelt werden, bei richtiger Exposition
erzielt man sehr schöne Weissen und sammt-
schwarze Tiefen.
Dr. Lüttke & Arndt, Hamburg -Wands-
bek, Spezialpapier .Extra Hart" ist für recht
flaue Negative bestimmt, im Vergleich zu dem
bekannten »Rembrand-Papier' hat es den Vor-
zug, dass die Schicht nicht gelb gef&rbt ist,
mithin ein zuverlässiges Taxat stattfinden kann;
ein zweiter Vorteil ist der, dass das Papier in
den Bädern nicht rollt, die Kopien gehen stark
zurück.
Bei dem «Auto-Papier" derselben Firma ist
die Tonskala sehr variierend, je nach der Dauer
des Kochsalz-Bades. Das Papier eignet sich
vorzQglich für die Reise, da ein Goldbad nicht
erforderlich ist. Ein richtig getontes Bild hat
den Charakter eines auf Kurzschem Celloidin-
Papier kopierten Bildes. Saftige Tiefen und
reine Weissen zeichnen diese Papiere aus.
Zu dem mit den gesammten Proben von
I, Blitzlicht Bayer" erzielten Resultate be-
merkt der Vorsitzende, dass sich dieses gelb-
lich verbrennende Pulver für orthochromatische
Platten gut eigne, nur müsse man, um eine
richtig ausexponierte Platte zu erhalten, be-
deutend mehr Pulver verwenden als in den
Prospekten angegeben ist.
Herr Dipl.-Ing. Schön ian beantragt, den
§ 14 der Satzungen dahingehend abzuändern,
dass ein stellvertretender Vorsitzender und ein
Bücherwart zugewählt werden.
'Herr Schönian wird als stellvertretender
Vorsitzender und Herr A. Burkhardt ab
Bücherwart gewählt.
Der Vorsitzende berichtet über das Stiftungs-
fest des .Photograph. Vereins zu Hannover.*
Herr Lüttgens teilt mit, dass er mit Herrn
Burkhardt einen Ver einsschrank gekauft habe.
Herr Dipl. Ing. Schönian befürwortet ein
Vereinsrezeptbuch anzulegen.
Schluss der Sitzung 11 Uhr.
Der Vorsitzende: Der Schriftführer:
Alfred Fuhrmann, Paul Victor Wrede,
Kl. Pfahlstrasse 2, L Königstrasse 16.
Zusammenkunft: Montag, den 18. Mai 1903.
Vereinslokal „Zu den vier Jahreszeiten."
Mit Rücksicht auf die zwangslose Zusammen-
kunft ist der geschäftliche Teil auf ein Minimum
reduziert. Nach der Begrüssung der zahlreich
erschienenen Mitglieder und Gäste verliest der
Schriftführer Wrede das Protokoll der vorigen
Versammlung, das ohne Einspruch angenommen
wird.
Herr Kgl. Musikdirigent Merkel wird als
Mitglied angemeldet. Aufgenommen sind die
Herren Oberst von Steinwehr, Grotefend,
stud. rer. techn., Otto Krone, Kunstmaler, und
Erwin Arnstadt.
Herr Burkhardt berichtet über die Re-
sultate, die mit Platten der Firmen: Westen-
dorp& Wehner, Köln a. Rh., Imperial Dry
Plate Co., Ltd., Cricklewood, Londen N.W
erzielt sind. Die Kopien auf dem gleichfalls
eingesandten Chlorotyp-Papier der Rheinischen
Emulsions-Papier-Fabrik finden allgemeine An-
erkennung. Das Luna- Papier der Firma
P. Thibaut & Co., Paris, Genefalvertrieb von
Haake & Albers, Frankfurt a. M. wird mit
Recht gelobt.
Herr Rosenthal hat der Bibliothek in
liebenswürdiger Weise überwiesen : „Monatsblatt
für Freunde der Lichtbildkunst, " dann »Prak-
tischer Ratgeber, 1895, »Photographische Rund-
schau" 1899, „Photographisches Zentralblatt"
„Photographische Mitteilungen", „Der Amateur-
Photograph" und „Zeitschrift für Amateur-
Photographie."
Der erste Vorsitzende, Herr Alfred Fuhr-
mann, hat wieder freundliche GrOsse auf selbst-
gefertigter Ansichtskarte Übersandt. Ihm wird
durch gemeinsame Antwort herzlicher Dank
ausgesprochen.
Herr Otto Stein hat Schilder für den
Fragekasten, Herr Theodor Kirsten Weg-
weiser zum Vereinslokal gestiftet. Den Herren
wird bestens gedankt und dann mit der Vor-
führung von Diapositiven begonnen. Bilder aus
Dem Militärleben wecheln mit Tier- und Strassen-
auf nahmen, Herr Kirsten führt noch einige
Bilder vom Hannoverschen Schützenfest vor.
95
KLEINE CHRONIK.
die durch brillante Technik Überraschen , den
Schluss bilden einige Negative des Herrn
A. Burkhardt, die die Güte der.»Color-* und
hochempfindlichen Platten von Westend orp &
Wehner zeigen.
Schluss der Sitzung IOV2 Uhr.
Der Vorsitzende:
Hans Schönian, Dipl.-Ing., Goethestrasse 49.
Der Schriftführer:
Paul Victor Wrede, Königstrasse 16.
Verein zar Förderung der Amateur-
Photographie Bozen und Umgebung.
Dienstag, den 5. Mai 1903.
Scioptikon -Vortrag des Herrn F. A. Schür-
mann: „Der Werdegang eines Amateur-Photo-
gri^phen*.
Sitzung: Dienstag, den 19. Mai 1903.
Vorsitzender: Herr J. Fiatscher.
Das Protokoll der letzten Sitzung wurde
verlesen und genehmigt.
Herr Schürmann berichtet über seine
Versuche mit „Ozopapier* von Max Lusche.
Die vorgelegten Proben befriedigten zwar voll-
auf, es scheint jedoch das ganze Verfahren
etwas zu umständlich zu sein. Der Herr Redner
verspricht demnächst noch Genaueres über diesen
Kopierprozess zu berichten.
Preislisten und Prospekte der Firmen Karl
Buisson, Kiss Zolt&n und Friedr. Bayer
& Co. werden verteilt, ebenso die eingelangten
Zeitschriften „ Amateurphotograph " und „Gut
Licht«.
Herr Fiatscher legt eine grosse Anzahl
Bilder von „Venedig" vor, die er anlässlich
seiner letzten Reise nach dorthin aufgenommen
hatte ; die vorzüglich ausgeführten Photographien
fanden den wohlverdienten Beifall.
, Es gelangen eine ßerie Pigmentbilder des
Herrn Kassierers Zorbach zur Zirkulation, die
allseits gefielen.
Herr Fiatscher legt eine neue Klapp-
Camera der Firma Hüttig & Sohn vor, die
90 Kronen kostet.
Nach Erledigung interner Vereinsangelegen-
heiten schloss der Herr Obmann die Sitzung
nach Vgl Uhr.
Vereinigung Gothaer Amateur-
Photograplien.
Vorsitzender: Herr Ingenieur Wedekind.
Jahresbericht :
Das am 1. April 1903 abgelaufene Geschäfts-
jahr zählte insgesamt 22 Versammlungen. Den
Gegenstand derselben bildeten, ausser einem
regen Meinungsaustausch der in der photo-
graphischen Praxis gewonnenen Erfahrungen
noch Referate, zum , .T^l mit Projektioiieii,
sowie Mitteilungen über die Resultate mit Ent-
wicklern, BlitzUchtpulver , Patronen ^ photo-
graphischen Papieren etc., welche von ver-
schiedenen Firmen in dankenswerter Weise
dem Verein gratis zur Verfügung gestellt waren.
Auch zur Ansicht eingegangene Zeitschriften,
Bücher, Kunstmappen, Preislisten sowie sonstige
Angebote gelangten zur Besprechung und fohrteo
zum Teil zu Bestellungen. Die Vorträge ver-
teilten sich folgendermassen :
Herr Baumeister und Hofphotograph Schmidt
sprach über: „Daguerreotypie*. Herr Schmidt,
ein Zeitgenosse jener Periode, in welcher
die Photographie noch in den Kindcrschnben
steckte, als die Photographen zum grOssten
Teile auf eigene Herstellung ihres Apparates,
der Platten und Papiere angewiesen waren,
schilderte in fesselpder Weise das umständliche,
mühevolle und oft gefährliche Verfahren bei
Anfertigung der Bilder. Zum besseren Ver-
ständnis seiner interessanten AusfÜhrangen
legte der Vortragende eine Anzahl von ihm
gefertigter Daguerreotjrpien , Ferrotypien nod
Panotypien, sowie Bilder auf Eiweisspapier vor,
welche infolge ihrer sauberen Bearbeitung all-
gemeinen Beifall fanden. Eine Panotypie und
einige Bilder auf Eiweisspapier erhielt der
Verein zum Geschenk.
Den nächsten Vortrag hielt der Vorsitzende
des Vereins Über: „Die optischen Eigenschaften
der Objektive*. Referent begann mit der
Camera obscura, ging sodann auf die ver-
schiedenen Linsenkonstruktionen über und ver-
gass auch nicht, auf die neuesten Erzeugnisse
der optischen Institute gebührend hinzuweisen.
Herr Neiling, Leiter einer kunstgewerb-
lichen Schule, verbreitete sich in einer der
nächsten Versammlungen Über Blitzlicbtauf-
nahmen. Vortragender legte u. a. verschiedene
selbst hergestellte Hilfsmittel vor, diu-ch welche
das Aufnahmeverfahren erleichtert wird, und
machte zum Schlüsse seiner Ausführungen eine
wohlgelungene Aufnahme der Anwesenden.
Der folgende Vortrag galt der Projektion
von Reisebildern. Herr Ingenieiur Graf erklärte
zunächst seinen, eigens von ihm konstruierten,
äusserst praktischen Projektionsapparat und
fesselte sodann die Anwesenden durch eine
Serie vortrefflicher Reisebilder aus Finnland.
Im nächsten Referate erläuterte Herr In-
genieur Wedekind einen yon den MitgÜedem
des Vereins noch wenig kultivierten Kopier-
prozess, den Pigmentdruck. Die Versammelten
folgten dem Vortragenden mit Interesse und
stellten Versuche in Aussicht.
Die Reihenfolge der Vorträge wurde nun
zunächst durch eine kleine Ausstellung von
Bildern unterbrochen, die gelegenthch einer
Preisbewerbung eingegangen, und zu welcher
96
KLEINE CHRONIK.
I*ortrilts, Genre- und Landschaftsbilder zuge-
lassen waren. Die zum Teil voftbglichen
Arbeiten legten einerseits beredtes Zeugnis
davon ab, welch schOne Erfolge sich durch ge-
schickte Handhabung von Apparat und Material
erreichen lassen, andrerseits bekundeten sie
grösstenteils das ernste Streben nach künst-
lerischer Ausgestaltung des Bildcharakters. Die
Herren Preisrichter, Herr Hofphotograph Zink
und Herr Maler Asperger, erkannten das
lobend an. Selbstverstfindhch gelangte auch
der Tadel zu seinem Rechte, und richtete sich
dieser besonders auf die Umrahmung der Bilder.
Ermutigt durch diese Veranstaltung gedenkt der
Verein sich an der Ausstellung des hiesigen
Kunstvereins im SpAtsommer d. J. zu beteiligen.
Um die Mitglieder der Vereinigung noch tiefer
in das Wesen eines künstlerischen Bildes ein-
zuführen, sprach Herr Maler Asperger in der
folgenden Versammlung über die hauptsäch-
lichsten Gesichtspunkte, welche bei der Auf-
nahme einer Landschaft, bezgl. des Standortes,
Beleuchtung, Perspective etc., im allgemeinen zu
berücksichtigen sind
«Die Herstellung eines photographischen
Objektivs* behandelte ein Vortrag des Herrn
Lehrer Beck. Hierzu hatte die Firma Zeiss
in Jena in liebenswürdigster Weise eine Anzahl
„Bilder aus der Werkstatt" zur Projektion und
einen Demonstrationssatz „Der Werdegang des
photographischen Objektivs", bestehend aus
12 Glasstücken in den verschiedenen Stadien
der Bearbeitung, bereitwilligst zur Verfügung
gestellt.
Den Schluss der Vorträge bildete die Vor-
führung und Erklärung der neuesten Apparat-
konstniktion der Firma Curt Bentzin in
Görlitz durch Herrn Hofdrogist Gewalt.
Der Verein ist Abonnent der »Photo-
graphischen Rundschau", der „Photographischen
Mitteilungen" und der «Kunst in der Photo-
graphie" von Franz Goerke, besitzt ausserdem
eine Bibliothek und in Kürze einen eigenen
Projektionsapparat. Die Mitgliederzahl beträgt 26.
Als Jahresbeitrag werden 6 Mk. und als Eintritts-
geld 2 Mk. erhoben. B.
Amateur-Photographen -Vereini-
gung »3o8'' zu Berlin.
Vorsitzender: Herr W. Dahse.
Zwecks Wahl des Vorstandes für das Vereins-
jahr 1903/04 übernehmen die Leitung des Wahl-
akts die Herren DOnne, Bohlmann und
G i e s s 1 e r. Gewählt wurden zum L Vorsitzenden
Herr W. Dahse, zum IL Vorsitzenden Hcnf^
W. Dönne, zum L Schriftführer Herr Plössl,
zum IL Schriftführer Herr Th i el e , zum Kassierer
Herr Paul Klötzer. Zum Archivar bezw.
Laboratoriumsverwalter wurden die Herren
Giessler und Hettgen, zu Revisoren die
Herren Bohlmann und Giessler ernannt.
Die Neugewählten wurden in ihr Amt einge-
führt und in der Erledigung der Tagesordnung
fortgefahren. Es finden während des Sommer-
halbjahrs auf vielseitigen Wunsch ebenfalls
jeden Monat 4 Sitzungen (u. zwar 2 ordentliche
und 2 ausserordentliche) statt.
(Schluss folgt.)
Fragen und Antworten.
IFü schwärzt man sich die Blenden-
bleche wieder neu an?
Die Blendenbleche werden zunächst über
einer Spirituslampe angewärmt, dann in eine
Losung von 5^ Kupfer und 0,5 j' Silber in
\QKican Salpetersäure getaucht, hierauf, ohne
abzuwaschen, erhitzt, bis sie schwarz geworden
sind, und schliesslich mit Ol abgerieben.
Sind Kampfer- oder Naphtalindämpfe
(Kleiderschrank) für die Empfindlichkeit
von Chlor- und Bromsilberplatten von
schädlichem Einfluss, und 7vie kann man
event. den Schaden^ wenn die Einwirkung
nicht zu lange stattfand, ivieder heben?
Uns ist von diesbezüglichen Einflüssen bis-
her nichts zu Ohren gekommen. Vielleicht
sind Ihre Platten schon sehr alt und deshalb
verdorben. — Wenn Platten durch Einwirkung
irgend welcher Stoffe gelitten haben, so gibt's
dagegen kein Heilmittel.
Gibt es im aUgemeinen ein Mittel, lang-
sam arbeitende Chlor- und BromsHberpkUten
empfindlicher zu machen? Wenn nicht, für
welche anderen Zwecke kann ich, speziell
die ersteren — es handelt sich um grössere
Formate — noch verwenden?
An den Platten können Sie nichts ändern.
— Weniger empfindliche Bromsilberplatten
können Sie für alle Aufnahme-Objekte, wo starke
Helligkeit vorhanden ist oder bei denen kurze
Expositionen nicht Bedingung sind, sehr gut
verwenden. Chlorbromsilberplatten benutzt man
nur zur Herstellung von Diapositiven (Glas-
diapositiven).
Wo erhält man Postkarten zur Her-
stellung farbiger PostkcLrten, wo solche für
Kopien in der Art von Stichen und Grch
vüren (schwarzbraun)?
Postkarten zur direkten Herstellung farbiger
97
KLEINE CHRONIK.
Kopien sind nicht im Handel, ausgenommen
Postkarten mit Eisenprfiparation, welche blaue
Kopien geben. Um farbige Bilder zu erzeugen,
bedienen Sie sich am besten der im Handel
überall kÄuflichen BromsUbcrpostkarten und be-
handeln die schwarzen Kopien nachher mit
Tonbädern. (Näheres darüber finden Sie u. a.
in Vogel, Taschenbuch der Photographie, im
Kapitel: Färben von Bromsilbergelatiaekopien.)
Kopien, ähnlich Stichen und Gravüren (schwarz-
braun) erreichen Sie ebenfalls mit Brom«Iber-
oder auch mit Platinpostkarten. Jede grossere
Handlung photographischer Artikel liefert solche
Kavten.
Verschiedenes.
Notizen.
Als zum Härten von Gelatineschichten ge-
eignet bringt Amat. Photogr. das Kaliumbi Chromat
in Erinnerung. Negative, welche mit Kalium-
bichromat behandelt und durch das Licht ge-
härtet wurden, verlieren LOslichkeit und Ab-
sorptionsfähigkeit für Wasser, ohne dabei im
Bildcharakter beeinträchtigt zu werden, wie das
immerhin beim Härten mit Alaim oder Formalin
leicht der Fall ist. Zu beachten ist, dass das
Bichromat gut aus der Schicht ausgewaschen
werden muss, wenn nicht nach der Belichtung
die charakteristische braune Chromatfärbung
entstehen soll. — Fügt man der Bichromat-
lOsung Salzsäure zu und belässt das Negativ
darin bis zu stark gelblicher Bleichung, so kann
CS mit schwacher Lösung von Pyro oder anderem
Entwickler wieder hervorgerufen werden. Diese
Behandlung empfiehlt sich zum Ausgleich von
harten. Übermässig kontrastreichen Negativen.
F. L.
WelssUcht - Entwickler.
Wilhelm Baumann-München bringt unter
der Bezeichnung „W. B. -Weisslicht-Entwickler*
eine gebrauchsfertige, rot gefärbte Entwickler-
Lösung in den Handel, mittels deren man die
Negative ohne Dunkelkammer hervorrufen kann.
Ebenso wie beim Coxin etc. bedarf es auch
hier irgend einer Vorrichtung, um die Platten
aus der Kassette in die Lösung zu befördern.
Bin neuer SenslblUsator.
Die Benutzung des Äthylrots zur Herstellung
'farbenempfindlicher Emulsionsplatten auf Grund
des Deutschen Reichspatentes Nr. 142 926 so-
wie der Verkauf dieses Präparates zur Erzeu-
gung von Badeplatten ist von den Erfindern
Prof. Dr. A. Miethe und Dr. A. Traube der
Firma Otto Perutz, Trockenplattenfabrik,
München übertragen worden, und hat diese
Firma das deutsche, österreichische und italie-
nische Patent käuflich erworben. Sowohl
Athylrot - Badeplatten (Perchromoplatten), als
auch das Äthylrot in Substanz zur Selbst-
herstellung von Badeplatten ist nebst Gebrauchs
an Weisung von der genannten Firma in München
sowie durch alle Händler photographischer
Artikel zu beziehen.
Geschältllche Mltteilnsif en.
Eingegangene Prospekte, Preislisten etc.:
Dr. R. Krügener-Frankfurt a. M.: Haupt-
liste No. 17, April 1903, über sämtliche Camens
und sonstige Erzeugnisse.
C. F. Kindermann & Co -Berlin S.W.,
Neuheiten 1903.
Rochester Optical & Camera Co. -London:
Deutscher Katalog über Premo- und Poco-
Cameras. Selbiger steht allen Intcresseoten
gratis und franko zur Verfügung.
Albin Müller- Dresden -A.: Preisliste über
photographiscbe Apparate etc.
Falz & Werner- Leipzig haben ihr Kontor
und Lager nach Lindenau, Kaiser Wilhelm-
strasse 24/26 verlegt
Die Firma Soennecken & Co. in München
Kaufingerstr. 31 erlässt ein. Preisausschreiben
mit Preisen im Gesamtbetrage von 1000 Mk.
Alles Nähere ist durch den Prospekt der Fuma
zu ersehen, der unserm heutiges Heft beiliegt.
Unterrichts -Nachrichten.
Lehr-, und Versuchsanstalt für Photo-
graphie zu München. Die Anstalt beschliesst
am 15. Juli d. J. ihr drittes Unterrichtsjahr; das
Ergebnis desselben wird wieder in einer Aus-
stellung zus4mmengefasst und der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht werden. Ein Teil dieser
Arbeiten mit solchen des vorjährigen Unter-
richtsabschlusses wird dann zur InternatioBalen
Ausstellung für Photographie und g^raphiscbe
Künste, Mainz, transferiert und im September
dort ausgestellt. Im Oktober beginnt ein neuer
Unterrichtsgang. Das Statut wird von der
Anstaltsdirektion München, Rennbahnstrasse 11,
kostenlos zugesendet und Auskünfte gern er-
teilt.
98
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten -— Verschiedenes —
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Ausstcllungs-
Vereins -Nachrichten.
Freie Vereinigung Ton Amateur-
Photographen zu Hamburg.
Am 12. Januar 1903 wurde von Herrn
Heinr. Beck ein Experimental-V ortrag über
die Anfertigung von Diapositiven für Fenster,
Vergrösserung und Projektion gehalten.
122. Vereinssitzung
am Montag, den 19. Januar 1903.
Vorsitzender: Heinrich Beck.
Als neues Mitglied wurde Herr P. Wutck,e,
ABC-Strasse 28, aufgenommen. Nach Verlesung
der Eingänge und daran anschliessender Be-
sprechung berichtete der Vorsitzende über das
Fortschreiten der Arbeiten für die Ausstellung
und prognostizierte einen guten Erfolg der-
selben. — Mehrere Mitglieder berichteten über
ihre erzielten Resultate mit dem Entwickler
wPinakol P." und Smith Bromsilberpapier; über
«Pinakol P" sind die Meinungen geteilt, das
genannte Bromsilberpapier fand einstimmige An-
erkennung. — Von Herrn Hasse war der
Antrag eingebracht worden, dass der früher
gefasste Beschluss, dass den Mitgliedern die
Vereinszeitschrift portofrei ins Haus gesandt
werden solle, prolongiert werden möge; der
Antrag wurde mit der Modifikation angenommen,
dass die Abgabe der Zeitschrift an die Mit-
glieder in der am 1. und 3. Montag jeden
Monats stattfmdenden Vereinssitzung stattfinden
soll, während die in der Sitzung nicht an-
wesenden Mitglieder das jeweilig erschienene
Heft durch die Post zugestellt erhalten. — Herr
Gesche beantragte für das Vereinsatelier
2 Schalen grOssten Formats für Gummidrucke
anfertigen und den Vergrösserungsapparat mit
Gasglühlicht einrichten zu lassen; der Antrag
wurde angenommen. — Herr Beck berichtet
sodann über die neue Erfmdung der „Katatypie"
an der Hand der im »Berliner Tageblatt" vom
8. Januar enthaltenen illustrierten Publikation.
— Auf Antrag des Vorstandes wurde die Ein-
setzung einer Kommission zur Prüfung der
neuen Meldungen zur Aufnahme in den Verein
beschlossen und für diese Kommission die
Herren Jordan und Me bring gewählt, die das
Amt annahmen. — Zum Schluss der Sitzung
wurden noch mehrere Mitglieder im Bekleben
der Projektions-Diapositive unterwiesen. —
Am 26. Januar 1903 wurde von Herrn
A. Knüppel ein Experimental- Vortrag über
»Vergrösserungen aufBromsilber-Negativ-Papier"
gehalten.
Am 31. Januar 1903 fand im „Tucherhaus*,
Jungfernstig 40, ein Projektionsabend statt. Um
eine bessere Beurteilung der Diapositive herbei-
zuführen, war für diesen Abend die Bestimmung
getroffen, dass die Projektion der einzelnen
Diapositive anonym erfolge. Der Besuch belief
sich auf ca. 500 Personen ; Entree wurde nicht
erhoben. Die „Hamburger Nachrichten* refe-
rierten über den Projektionsabend in ihrer Aus-
gabe vom 1. Februar 1903 wie folgt:
Die 'Freie Vereinigung von Amateur-
Photographen veranstaltete eine überaus wohl-
gelungene Projektionsvorstellung, in den
60 Diapositive und 10 Kinematogramme vor
überfülltem Saale vergegenwärtigt wurden. Wir
haben erst kürzlich Gelegenheit gehabt, der
photographischen Kunst ein Loblied zu singen:
bei Gelegenheit der Bilder nflmlich, die Herr
Rittmeister Kiessling auf der Orientreise der
„Prinzessin Viktoria Luise" aufgenommen hatte.
Präsentierte sich uns bei dieser Gelegenheit die
Photographie aber mehr als ebenso voll- wie
willkommene Gehilfin der Erinnerung, so trat
sie gestern anspruchsvoller auf, nämlich als
Nebenbuhlerin der Malerei, insonderheit des
Landschafters. Es ist allbekannt, wie ausser-
ordentlich entwickelt sich die photographische
Kunst auch nach dieser Richtung hin hat, und
dass malerisch begabte Dilettanten, denen ein
neidisches Geschick verwehrte, sich der Malerei
zu widmen, in dem photographischen Apparat
ein Gerät erhalten haben, die von ihnen in ihren
Mussestunden gefundenen landschaftlichen Motive
ohne Mühe in der gewünschten Weise festzu-
halten. So war denn auch unter den gestern
99
KLEINE CHRONIK.
Abend zur Anschauung gebrachten Aufnahmen
eine ganze Reihe hinreissender Bilder, die man
zuweilen geneigt war, für Schwarzweisswieder-
gaben bestimmter moderner Gemälde zu halten.
Es war da z. B. ein Erntebild — wogendes
Getreide, im Vordergrunde ein Schnitter und
eine Garbenbinderin, über dem Ganzen sonnen-
flimmernde Luft — , das lebhaft an ähnliche Dar-
stellungen Hans Oldes erinnerte; ferner eine
ganze Reihe Schneelandschaften, die an Fritz
Thaulow denken Hessen. Wie reich von ma-
lerischen Motiven Hamburg und seine nähere
Umgebung ist, zeigten die ersten Diapositive,
die Ansichten von der Alster vom Hafen, aus
Bergedorf, Curslack und ein wundervolles
Bauernhaus aus Duvenstadt ein Interieur aus
der Petrikirche. Dies sowie ein AlstermOven-
bild zeigten, dass dem modernen Amateur
auch die schwierigsten Aufgaben gut gelungen.
Auch verschiedene Genrebilder fanden sich
unter den Vorführungen: so ein reizendes Bild
zweier Bauernkinder vor einem Strohdiemen,
ferner singende Italiener, heimkehrende Feld-
arbeiter, die von einem Worpsweder hätten
gemalt sein können, und andere Sujets dieser
Art. Es folgten mehrere wundervolle Blumen-
und Fruchtstücke, die in ihrem vollen Farben-
zauber wiedergegeben waren. Dann kam eine
grosse Anzahl prächtiger Schneelandschaften zur
Wiedergabe: Wiesen, Teiche, Baumporträt?,
Alleen usw. Den Schluss endlich bildeten zahl-
reiche romantische Küstenlandschaf teu aus Eng-
and und Schottland, unt^r denen sich viele
prächtig gelungene Mondscheinaufnahmen be-
fanden. — Die Kinematogramme wurden leider
etwas undeutlich wiedergegeben, im Übrigen
legten aber auch sie ein sprechendes Zeugnis
für die Fortschritte der modernen Photographie
ab. Die zahlreichen Gäste spendeten den inter-
essanten Vorführungen die lebhafteste und
wärmste Anerkennung.
Dresdener Gesellschaft
zur Förderung der Amateur-Photo-
graphie, e. V.
1 10. ordentliche Sitzung, den 30.März 1903.
Vorsitzender: Herr Rentier E. Fr ohne.
Nach Eröffnung der Sitzung dankt Herr
Frohne im Namen der Gesellschaft Herrn Dr.
phil. Walter für seinen letzthin in uneigen-
nützigster Weiser gehaltenen öffentlichen Pro-
jektionsvortrag; desgleichen wird Herrn Dr.
med. Keller der Dank der Gesellschaft für
ärztliche Hilfe einer Dame gegenüber während
desselben übermittelt. Der Vorsitzende ei-wähnt
alsdann die Auszeichnungen, welche einige Mit-
glieder unserer Gesellschaft auf der Hamburger
Ausstellung für hervorragende photographische
Leistungen ertialten haben. — Als Mitglieder
haben sich angemeldet die Herren: Rentier
Rothermund, Kunstmaler Fischer-Geerig,
Max Rumpf und Oswald Richter. Betreffs
der Neumietung von Vereinslokalitäten in den
Räumen der hiesigen Kaufmannschaft bittet der
Vorsitzende die Anwesenden um eine Nachbe-
willigung von Mk. 50, — . Herr J a h r stellt dazu den
Antrag, diese Forderung zu bewilligen. Die
Versammlung erklärt sich einstimmig für die-
selbe. Der Mietskontrakt soll ab 1. September
1903 abgeschlossen werden und zwar nicht mit
Mk. 400,—, sondern mit Mk.450,— pro Jahr. Der
Vorsitzende erledigt nunmehr die zahlreich ein-
gelaufenen geschäftlichen Eingänge und erteilt
dann Herrn Hofgraveur J.Wolf das Wort zu.
seinem Vortrag über das Höchheimer
Gummidruckpapier. Die interessanten Ans-
führungen des Vortragenden, welche mit prak-
tischen Demonstrationen dß^ Verfahrens ver-
bunden sind, lassen dasselbf als ein zwischen
dem Pigment- und Gummidruck stehendes er-
kennen. Im Gegensatz zu den letzteren sind
mit Höchheimer - Gummidruckpapier mehrere
Drucke unmöglich; die Kraft des Bildes muss
bei dem ersten Druck erzielt werden. Jedoch
gestattet das Papier analog dem gewöhnlichen
Gummipapier eine individuelle Entwicklungs^
methode, was einen Vorzug gegenüber dem
gewöhnlichen Pigmentpapier bedeutet Die
Sensibilisation des Höchheimer Papieres ge-
staltet sich einfacher, als bei dem letzteren; sie
erfolgt durch Baden des Papieres mit der
Schicht nach oben in einer vierprozentigen
Natriumbichromatlösung Vt Minute, worauf
schnell im Dunkeln getrocknet wird. (Das von
Höchheimer empfohlene Chrombad mit chlor-
saurem Kalium arbeitet ebenso, jedoch nicht
besser.) Zum Kopieren sind nur kontrastreiche
Negative zu verwenden. Die Belichtung des
Papieres geschieht analog dem Pigmentdruck
mit Hilfe des von dem Vortragenden empfohlenen
Photometers von Sawyer etwa bis zu dem
Grad 16. Vor der Entwicklung wässert nsan
die Kopien zehn Minuten in kaltem Wasser ;
dann werden dieselben mit der Schicht nach
oben auf Blechplatten festgeklammert und hieranf
mit warmem Holzmehlwasser durch Aufgiessen
hervorgerufen. Während der Entwicklung kann
eine Behandlung mit dem Pinsel oder mit AVatte
analog wie bei dem gewöhnlichen Gummi ver-
fahren angewendet werden. Die Positive werden
schliesslich zehn Minuten mit kalt^*^ Wasser
behandelt und alsdann zum Trocknen au%e-
hängt. Am schnellsten kopieren blaue und
schwarze Papiere, dann folgen Braun, Sepia,
Rötel usw. In die fertigen Höchheimer Gununi-
kopien lassen sich Wolken schön einaquarellieren.
Der Vorsitzende dankt Herrn Wolf für seine
interessante Demonstration. Herr O. Francke
100
KLEINE CHRONIK.
fahrt hierauf die Kodak- EntwickJungsmaschine
vor. Dieselbe vereinfacht das Entwickeln von
Films, bildet jedoch eine Gefahr, die sonst in-
dividuelle Entwicklung zu einer rein mechanischen
Manipulation zu gestalten. Die Entwicklungs-
zeit mit dem Apparat beträgt fOnf Minuten, wo-
rauf bei geschlossenem Deckel gewaschen und
fixiert wird. An die Vorführung der Apparate
schliesst sich eine Debatte, an welcher sich u. a.
beteiligen die Herren Schildbach, Francke
und Jahr. Zu der technischen Ecke teilt der
Vorsitzende Urteile der Prflfungskommission
über Christensen-Mattpapiere , sowie Ober den
Brillantentwickler der Barmer Trockenplatten-
fabrik mit. Die Urteile lauten günstig. Auf
Antrag einiger Mitglieder wird dazu bemerkt,
dass es für die Herren Amateure ratsam ist,
mit der Dosierung der Pottasche vorsichtig zu
sein, infolge des hohen Kaliumnitritgehaltes.
Ferner spricht Herr Dr. Keller über partielle
Abschwächung photographischer Negative mit
verdünnter AmmoniumpersulfatlOsung unter Be-
nutzung eines Pinsels. Der Fragekasten ent-
hält eine geschäftliche Frage, welche von dem
Vorsitzenden beantwortet wird.
Dr. V. Bellach, I. Schriftführer.
Verelnliouig von Amateur - Photo-
graphen zu Elmshorn.
Die hiesige ' Vereinigung von Amateurphoto-
graphen besteht nunmehr ein halbes Jahr und
hat während dieser Zeit einen recht erfreulichen
Aufschwung genommen. Seit dem letzten Be-
richte wurden in den Vereinssitzungen folgende
Vorträge gehalten: „Die photographischen Ob-
jektive* — der Unterzeichnete, „Die Ermittelung
der Brennweite und die Festsetzung der wirk-
samen Öffnung bei den Objektiven" — Herr
Kaufmann Mehring, „Die Belichtung der
Platten" und „die verschiedenen Methoden der
Vergrösserung" — Herr Bildhauer Möller.
Daneben wurde den Mitgliedern mittels Experi-
ment vorgeführt: Die Entwicklung von Moment-
aufnahmen bei ungünstiger Belichtung, das Be-
schneiden und Aufziehen der Bilder und das
Coxin- Verfahren. Namentlich das letztere, von
Herrn Glasermeister Kummerfeldt ausgeführte
Experiment erregte allgemeines Interesse. Herr
K. legte im Dunkeln eine exponierte Platte in
eine mit Coxin gefüllte Schale, nahm sie nach
ca. drei Minuten heraus und entwickelte sie
danach bei hellem Gaslicht. Die Platte zeigte
nach dem Fixieren, abgesehen von der roten
Farbe, den Charakter einer normalen Platte.
Der Versuch ergab somit die Brauchbarkeit des
Coxin s. Trotzdem vermochte die Versammlung
sich für die Anwendung desselben nicht zu be-
geistern. Man war allgemein der Ansicht, dass
für die wenigen Platten, welche der Amateur
zu entwickeln habe, sich die Anschaffung des
Coxins nicht lohne. Herr Kaufmann Langmaak
zeigte noch in der lelzten Vereinssitzung einige
von ihm auf dem neuen „Tardo" -Papier der
Firma Dr. Riebensahm & Posseidt her-
gestellte Bilder. Wie der Augenschein ergab,
sind mit diesem Papier ausgezeichnete Resultate
sowohl beim Kontaktdruck als auch bei Ver-
grösserungen zu erzielen. — Die Vereinsabende,
welche jeden ersten und dritten Freitag im
Monat abgehalten wurden, waren stets gut be-
sucht, und die Mitgliederzahl hatte eine bedeutende
Zunahme zu verzeichnen.
Elmshorn, 9. Mai 1903.
Friedrich Kohlsaat, Vorsitzender.
Amateur-Photographen -Vereini-
gung „Bos<< zu Berlin.
(Schluss von Seite 97.)
IL Jahresbericht (pro 4. April 1902 bis
27. März 1903).
Das zweite Vereinsjahr begann am 4. April
1902. Der Verein zählte 23 Mitglieder; der
Vorstand setzte sich folgendermassen zusammen :
"W. Dahse, I. Vorsitzender, M. Rosenthal,
II. Vorsitzender, W. Römer, I. Schriftführer,
Otto Baumbach, II. Schriftführer, M. Thiele
Kassierer, O. Fries ecke, Archivar, H. Kloy,
techn. Leiter. Zu Revisoren wurden die Herren
Böhlmann und Giessler gewählt.
An Beschlüssen sowieVeranstaltungen
seien folgende erwähnt:
8. August. Beschluss betr. Veranstaltung
einer Ausstellung im Sommer 1903.
15. August. Vorstandssitzung behufs Fest-
legung der Statuten für die Ausstellung.
22. August. Preisausschreiben des Mitglieds
Herrn Wintzer.
30. Oktober. Übersiedelung des Vereins in
die neuen Räume und Einrichtung eines
Versuchs-Laboratoriums.
28. Dezember. Weihnachtsfeier.
15. Februar 1903 Ausstellung von ,Pan-"
Bildern der Firma Liesegang in Düsseldorf.
Vorträge fanden statt:
30. Mai. W. Dahse: Fortschritte auf dem
Gebiete der Farbenphotographie.
13. Juni. W. Dahse: Welche Bedingungen
sind zwecks Erzielung eines guten Negativs zu
erfüllen?
1 4. November. W. Dahse: Farbige Photo-
graphien auf Geweben.
28. November. Schwarz (Kodak - Ges.) :
Über Tageslichtentwicklung.
9. Januar. Klötzer: Herstellung von Blitz-
lichtaufnahmen ohne Lampe.
20. März. Kloy: Über Verstärkung.
20. März. Dönne: Herstellung von Schnell-
photographien.
101
KLEINE CHRONIK.
Ausserdem wurde von Herrn Kloy ein
Vortragskursus über den Kohledruck abge-
halten.
Die von zahlreichen Firmen uns über-
mittelten Muster ihrer Erzeugnisse wurden auf
ihren Wert gewissenhaft untersucht und die
erzielten Ergebnisse an dieser Stelle veröffent-
licht. Die Teilnahme an Sitzungen und Aus-
flügen war eine befriedigende, wenngleich
letztere hätten mehr frequentiert werden können.
Durch Stiftungen zwecks Ausstattung des
neueingerichteten Laboratoriums haben sich die
Herren Win tz er, Lehmann undDahse ver-
dient gemacht; bei der Einrichtung desselben
haben die Herren Karch, Bornstein und
Kloy ihre Krilfte in den Dienst der guten
Sache gestellt.
Johann Plössl, L Schriftführer.
Deutsche Gesellschaft Ton Freunden
der Photographie zu Berlin.
Montag, den 11. Mai 1903, abends 8 Uhr:
Ordentliche Versammlung im Kasino der König-
lichen Kriegsakademie, Dorotheenstr. 58/59.
Vorsitzender: Herr Major von Westernhagen.
Als Mitglied wurden aufgenommen: Herr
Königl. Forstassessor Th6re min, Friedenau,
Kirchstr. 8; Herr Dr. med. Z er nick, N. 4,
Bergstr. 29; Herr Dr. Alfred Koppen,
Quitzowstr. 126; HeiT stud. Kretschmer,
Brückenstr. 14; Herr Dr. Ahlemeyer, Kur-
fürstendamm 202.
Unter den eingelaufenen Drucksachen und
Schriftstücken erregt besonderes Interesse der
Katalog über Hand- und Stativ-Cameras der
Firma Voigtlaender u. Sohn, der' in einer
Anzahl von Exemplaren zur Verteilung gelangt.
Die Farbenfabriken vorm. Fried r. Bayer
&. Co., Elberfeld, sandten eine Gebrauchs-
anweisung für „Rotlack Bayer", der den ver-
schiedensten Zwecken dienlich sein soll, z. B.
zum Oberziehen der Dunkelkammerfenster und
zur Verhinderung von Lichthöfen bei Aufnahmen
gegen das Fenster, gegen künstliche Licht-
quellen und glänzende und reflektierende Gegen-
stände.
Unter Nr. 2 der Tagesordnung macht Herr
Dr. Neu haus s eine Vorlage der neueren Re-
sultate seines Ausbleichverfahrens zur Her-
stellung farbiger Bilder. Herr Dr. Neuhauss
weist auf die genaue Beschreibung seines Ver-
fahrens im Januar- und Februarheft des vorigen
Jahrganges der Rundschau hin und fügt hinzu,
dass neu in seinem Verfahren sei, dass es ihm
gelungen sei, Platten mit sehr gleicbmässiger
Schicht beliebig haltbar herzustellen, und hat
sich Haltbarkeit von 6 Wochen schon als zu-
verlässig erwiesen. Hierdurch hat das Ver-
fahren einen gewaltigen Fortschritt gemacht,
indem die Platten die Fähigkeit erlangt haben,
eine Handelsware zu werden Herr Dr. Neu«
hau SS betont nochmals, dass er durch eine
einzige Kopierung ein fertiges Bild eridh.
Auch seine Bemühungen, mit der Camera eine
Aufnahme in dieser Weise herzustellen, snd,
wenn auch noch eine sehr lange Belichtmig»-
zeit erforderlich ist, von gutem Erfolg begleitet
gewesen und stellt Herr Dr. Neuhauss be-
stimmt in Aussicht, im Herbst farbig au^
nommene Bilder zur Vorlage gelangen lassen
zu können.
Nähere Angaben über die VervoUkommniing
des Verfahrens möchte Herr Dr. Neuhaass
nicht geben, da er sich eine diesbezQgiicbe
Veröffentlichung für den PHngsteu stattfinden-
den internationalen ChemikerkoDgress vor-
behalten will.
Herr Direktor Schultz-Hencke bittet am
das Wort und hebt nochmals die grosse Be-
deutung des soeben Gehörten und Gesehenen
hervor, indem er der Meinung Ausdruck gibt,
dass der von Herrn Dr. Neuhauss einge-
schlagene Weg der erste sein wird, der zm
Erlangung eines farbigen positiven Bildes führt,
denn wenn wir erst das farbige Original habeo,
bietet sich nunmehr keine grosse Schwierigkeit
mehr, von dem farbigen Originale durch dieses
Verfahren positive Abzüge herzustellen.
Die Anwesenden besichtigen mit regsten
Interesse die Resultate des eifrigen Forschens
unseres verehrten Mitgliedes.
Eine Pause gibt Gelegenheit , die von
unseren Mitgliedern in derKunstphotograpbischeo
Ausstellung 1903 zu Hamburg ausgestellt ge-
wesenen Bilder in Augenschein zu nehmen.
Es hatten korporativ aus der Gesellschaft
ausgestellt 10 Mitglieder mit insgesamt 22 Kl-
dem, sicherlich ein kleiner Kreis unter 221
Ausstellern mit insgesamt 1300 Bildern. Von
den 10 Ausstellern wurden 7 mit Preisen aus-
gezeichnet, und zwar Fräulein Else SchOne-
mann-Südende und Herr Paul Mengel-
Steglitz je mit silberner Medaille und einem
Ehrenpreis, Herr Geheimer Regierungsrat
Meyer und Fräulein Hedwig Reimann je
mit einer Bronze-Medaille, Fräulein Dillmano,
Herr D. D. Michelly und Herr Walter
Hei nicke je durch ein Diplom.
Nach der Pause nahm der Vorsitzende Herr
Major von Westernhagen Gelegenheit, Fräu-
lein Kundt im Namen des Vereins den Dank
auszusprechen für den im Frühjahr veranstaltetea
Retouschekursus, dessen Erlös in der Höhe
von 68 Mk. der Vereinskasse zu gute ge-
kommen war.
Am 3. Mai war unser Mitglied, Fräs
Cäcilie Sei er, von einer halbjähriges
Forschungsreise aus Mexiko heimgekehrt nsd
102
KLEINE CHRONIK.
benutzte dieselbe den ersten Sitzungsabend) an
den sie sich wieder beteiligen konnte, uns von
ihren Erfahrungen mit Isoiarßims zu be-
richten. Frau Sei er hat während dieser letzten
Reise einige 30 Dutzend Films verarbeitet und
steht nicht an, den Isolarfilms das beste Zeug-
nis zu geben. Sie ist im allgemeinen sehr zu-
frieden gewesen, die Films haben der Witte-
nmg vorzüglich stand gehalten, trotzdem Frau
Sei er sich wochenlang im feuchtesten Tropen-
klima aufgehalten bat, und. die Temperatur im
Schatten oft 35® zeigte.
Frau Seier klagt nur, dass eine ganze
Anzahl Films nicht ausfixieren wollte trotz
grOsster Vorsicht und Anwendung von stets
frischem sauren Fixierbad. Herr Dr. Leyden
gibt ebenfalls den Isolarfilms das beste Zeugnis
und stimmt Herrn Direktor Schultz-Hencke
bei, der das Nicbtausfixieren der Filmfolien auf
ein Zusammenkleben oder zu festes Über-
einanderliegen derselben in dem Fixiernatron-
bade zurflckführt. Herr Dr. Rasch macht
darauf aufmerksam, dass die schweflige Säure
sehr leicht im heissen Lande aus dem Natron
entweicht, und dass es sehr wohl möglich ist,
dass das Fixierbad überhaupt nicht mehr ge-
nügend sauer gewesen ist. Herr Lützen
glaubt, dass ein stark konzentriertes Fixierbad
dem Crbel abhelfen würde.
Nunmehr erhält Herr Cohen zl das Wort
zu seiner Vorlage über Herstellung von wasch-
und lichtechten Photographien auf lichtempfind-
lich präparierten Stoffgeweben. Herr Cobenzl
zeigt Photographien in den verschiedensten
Formaten auf Atlas, Seide, Rips, Baumwolle,
Leinen und Batistgeweben, auf Gobelinstoff und
Sammet, auf Holz und Leder. Am allermeisten
gefielen die Kopien auf Sammet, die eine
wunderhübsche Tiefe im Ton zeigten und durch
den matten Glanz des Sammets sehr vornehm
■wirkten. Herr Cobenzl stellt als Grund-
bedingung für derartige Kopien auf, dass man
ein möglichst tadelloses Negativ benutze, da
jegliche Retousche naturgemäss wegfällt. Das
lichtempfindliche Material auf den Stoffen ist
Chlorsilber, kopiert wird, bis in der Durchsicht
alle Details sichtbar, getont in einem Rhodan-
goldbade, gewaschen und fixiert. Das Ton-
fixierbad ist nach Angabe von Herrn Cobenzl
gänzlich zu verwerfen. Alle eingehenderen
Rezepte, sowie Preisliste erhält man in der
Elektro- und Photochemischen Industrie,
Berlin SW., Alexandrinenstr. 110.
Zu Nr. 7 der Tagesordnung ergreift Herr
Direktor Schultz-Hencke das Wort, indem
er darauf aufmerksam macht, dass die Auto-
typie Company neuerdings auch haltbar sensi-
bilisiertes Kohlepapier in den Handel bringt.
Dem Redner wurde von der Firma Talbot
ein Probepaket in Gestalt eines Blechkastens
zur Verfügung gestellt und machte Redner in
Intervallen von 4 — 8 Tagen Versuche mit dem
Papier, wobei er einesteils frisch sensibilisiertes
Papier ziun Vergleiche heranzog, anderenteils
jedesmal durch Photometerproben die Verände-
rung der Empfindlichkeit des Papiers feststellte.
Ober den Ausfall letzterer Versuche wird im
nächsten Hefte eingehender berichtet werden,
doch sei so viel schon gesagt, dass das Papier
sich 3 Wochen lang sehr brauchbar erhielt,
wenngleich isipige Änderungen in seinen Eigen-
schaften auftraten, die beim Verbrauch berück-
sichtigt werden müssen. Redner legte die
Serie seiner Vergleichsaufnahmen sowohl in
Gestalt von Porträtbildern wie in Photometer-
skalen vor.
Im Anschlüsse hieran machte Herr Direktor
Schultz-Hencke auch noch einige Angaben
zu Punkt 8 der Tagesordnung: «Mitteilungen
für die Teilnehmer an dem Pigment- und
Gummidruck-Kursus". An den Kursen hatten
rund 60 Mitglieder teilgenommen, und war der
Erfolg, wie allgemein anerkannt wurde, ein
sehr zufriedenstellender. Der Fleiss der Teil-
nehmer ging so weit, dass für manche Obungs-
tage bei der Firma Spohr 46 Bilder kopiert
werden mussten, was insofern eine Unzuträg-
lichkeit mit sich brachte, dass die mit der
Firma Spohr u. Schneider abgemachte
Honorierung einer solchen Extraleistung nicht
entsprach, es sollten deshalb bei späteren
Kursen derartige persönliche Leistungen von
den Teilnehmern besonders honoriert werden.
Es ist aber der Wunsch geäussert worden,
schon jetzt Massnahmen zu treffen, welche es
den Teilnehmern an den Kursen ermögUchen,
ohne besonderen Kostenaufwand die erlernten
Verfahren, besonders den Gummidruck, in den
Räumen und mit den Vorrichtungen der Firma
Spohr u. Schneider auszuüben. Die ge-
nannte Firma kam einem dahin geäusserten'
Wunsche auf das liebenswürdigste entgegen,
und zwar sollen die Preise in nachfolgender
Weise normiert weiden. Da es schwer ist,
den Materialverbrauch beim Gummidruck in den
einzelnen Phasen festzulegen, so dient das
Format des fertigen Bildes zur Grundlage bei
Festsetzung der Preise.
Preisliste für Kopien von Gummidruck mit Farbe
und Papier.
Anzahl der Drucke
Grösse
2 fach
18x24 0,65 Mk.
24 y 30 0,90 „
30X40 1,40 „
40X50 1,80 „
3 fach 4 fach
0,85 Mk. 1,05'Mk.
1,20 „ 1,50 ,
1,75 „ 2,10 „
2,20 . 2,60 .
Vorstehende Preise sind gedacht für das
beste sogen. Zanderpapier, bei Verwendung
von gewöhnlichem Rollenpapier stufen sich die
103
KLEINE CHRONIK.
Preise ab auf 60 Pf., 75 Pf., 1,20 Mk., 1,50 Mk.
Des weiteren ist darauf aufmerksam zu machen,
dass bei vorstehenden Preisen vorausgesetzt
wird, dass der Teilnehmer alle Arbeiten, bis
auf den Kopierprozess, selbst ausführt, wobei
natürlich für die Licenz des Arbeitens in den
Räumen der Firma Spohr u. Schneider die
vereinbarten Stundenhonorare: 1 Doppelstunde
1 Mk., jede weitere Stunde 50 Pf., bei ge-
wünschter Unterweisung für die erste Stunde
1 Mk. extra, für jede weitere Stunde 50 Pf. zu
zahlen sind.
Zum Schlüsse wurde auf vielseitigen Wunsch
noch eine gemeinsame Dampferfahrt für Montag,
den 18. Mai nachmittags nach Templin bei Pots-
dam festgesetzt und die Herren Russ und
Dr. Grosser beauftragt, vorbereitende Schritte
für die grosse Sommerpartie zu tun, als deren
Ziel aus der Gesellschaft Neubrandenburg vor-
geschlagen wurde.
Die näheren Bedingungen für die anonyme
Scioptikonausstellung am 8. Juni werden den
Mitgliedern noch übermittelt.
M. Kundt,
Protokoll-Schriftführer.
Schlesische Gesellschaft
▼on Freunden der Photographie
Breslau.
Freitog, den 9. Januar 1903:
5. ordentliche Sitzung.
Anwesend: 32 Mitglieder.
Tagesordnung :
1. Aufnahmegesuche der Herren:
a) KurtSandberg, Fabrikbesitzer, Frey-
stadt; Nieder - Schlesien ; b) Adolf Ko-
ni cki, Dr. jur. und Subdirektor, Tauen-
zienstrasse 68a; c) August Christiani,
KOnigl. Steuerrat, Paulstrasse 33.
2. Geschäftliche Mitteilungen.
3. «Der französische Realismus, Impressionis-
mus und Idealismus in der modernen
Malerei". Vortrag mit zahlreichen Licht-
bildern.
4. Herr Thuns: Demonstration einer Film-
Entwicklungs-Maschine.
5 Kleinere Mitteilungen.
Nachdem oben genannte Herren einstimmig
in den Verein aufgenommen und einige ge-
schäftliche Mitteilungen erledigt worden sind,
setzte Dr. Riesenfeld den am vorigen Ver-
einsabende begonnenen Vortrag: „Die franzö-
sische Malerei des 19. Jahrhunderts" fort. Als
zweiter, der für die realistische Manier wichtig
wurde, trat Gustave Courlet hinzu. Ging
Mi 11 et, der Begründer der realistischen Richtung,
auf die Schilderung des einfachen Bauernlebens
zurück, so stellte Courbet das städtische Volks-
leben dar. Wie seine Vorgänger, so üeas auch
er sich durch die abfälligen und spöttischen
Kritiken, welche seine Bilder erfuhren, durchaas
nicht abschrecken, auf der betretenen Bahn
weiterzu wandeln. „Nur die graue Wirklichkeit
sei das einzig Wahre", so erklärte er, und diese
Meinung führte ihn, wie viele Talente, zur Über-
treibung. Er sah nur die Form der Dinge und
kalt, mechanisch, ohne poetische Empfindung
gab er sie wieder. Nicht so sein Kollege Corrot
Ein träumerischer Idyllenmaler, sah er die meisten
Landschaften im Traume, und wir fühlen es aus
seinen Landschaften heraus, wie gern er in der
Natur träumte und wie sehr er ihr Liebling war.
Der dritte Bahnbrecher in der französischen
Malerei war Edouard Manet, der Vater der
Impression, dem das Verdienst gebührt, auf
ganz Europa am stärksten und überzeugendsten
eingewirkt zu haben. Schon von Jugend auf
besass er eine grosse Beobachtungsgabe für die
Farbe. Anfangs hielt man seine Bilder für
Scherz, und ihn selbst behandelte man als eine
Art Charlatan. Der Einfluss Velasquez, eines
Spaniers, führte ihn weiter auf das Problem
der Freilichtmalerei. Das Charakteristische der
Impressionisten ist die Fixierung eines Moments.
So malt Degas, ein noch grösseres Talent als
Manet, gern Tänzerinnen und fixiert den
flüchtigen Moment beim Ballet. Zu ruhiger
Meisterschaft gelangt Bastien Lepages. Die
Rauheit des Realismus Courbets mildert er,
die Bauernmalerei Millets machte er salonfähig,
und die Kühnheit des Impressionismus führte er
auf das rechte Mass zurück. Es erfolgte nun
eine Reacdon gegen die unbedingte Herrschaft
des Realismus. Diese Gegenströmung kam von
England. Für Frankreich bedurfte es aber nur
der Anregung, um dieser neuen Richtung, dem
Idealismus, begeisterte Anhänger zuzuführen.
An Stelle des scharfen Naturalismus trat die
Vorliebe für etwas Phantastisches. Mit un-
erhörtem Raffinement primitiver Einfachheit in
der Zeichnung erscheint das helle, kreidige Tages-
licht Manets in ein mysteriöses Halbdunkel
verwandelt. Das ist das Charakteristische bei
Gustave Moreau und Puvis de Chavannes,
welcher spät erst der Malerei zugeführt wurde.
Auch auf Deutschland ging der IdeaKsmns
über. Aus dem Naturalismus, der erst 20 Jahre
später als in Frankreich auch bei uns festen
Boden fasste, ging eine neue Romantik hervor.
Beide Richtungen bestehen fort und gegenseitige
Einwirkungen sind selbstverständlich. Al>er oft
noch steht der Laie den Bildern urteilslos ent-
gegen. Einesteils haben sich gewöhnlich eine
Fülle schlechter Bilder, zum Teil kurioser Art,
in die Ausstellungssäle eingedrängt, so dAss die
wenigen guten fast erdrückt werden; anderer-
seits weiss das Publikum oft gar nicht, ^worauf
es dem ernst beobachtenden Künstler axikjun.
104
KLEINE CHRONIK.
Zahlreiche Scioptikonbilder , Reproduktionen
angefahrter Bilder der betreffenden Künstler,
belebten den interessanten Vortrag, an den sich
eine längere Debatte Über die heutige Malerei
anschloss.
Hierauf demonstrierte Herr Thuns eine aus
Metall gefertigte Filmentwicklungs-Mascbine , in-
dem er einen belichteten Filmstreifen entwickelte.
Sie fand bei den Zuschauern keine günstige
Beurteilung.
C. Menzel.
6. ordentliche Sitzung: Freitag, den 23. Jan. 1903.
Tagesordnung:
1. Aufnahmegesuche:
a) Frau Rechtsanw. Julie Henschel,
Viktoriastr. 103.
b) Herr Fritz Mugdan, Nikolai-
Stadtgraben 14.
c) HerrDr.med.Joseph Garnmann,
Neudorfstr. 24.
2. Ge^chäfÜiche Mitteilungen.
3. Herr Frings he im: »Der Pigmentdruck"
(mit praktischer Vorführung des Ver-
fahrens).
4. Herr Peltz: Referate aus den letzten
Zeitschriften.
5. Kleinere Mitteilungen.
Anwesend: 28 Mitglieder, 1 Gast.
Der Vorsitzende, Dr. Riesenfeld, eröffnet
um 9 Uhr die Sitzung und. gibt nach Erledigung
verschiedener geschäftlicher Mitteilungen und
nach einstimmiger Aufnahme oben genannter
Damen und Herren bekannt, .dass — wie schon
auf der Einladungskarte bemerkt — von vielen
Seiten der Wunsch ausgesprochen worden ist,
eine Ausstellung von selbstgefertigten Ansichts-
postkarten zu veranstalten. „Hier ist in der
Tat,* — so führt der Vorsitzende weiter aus —
irjedem, auch dem, der sich noch nicht lange
mit Photographie beschäftigt, Gelegenheit ge-
geben, erfolgreich in den Wettstreit einzutreten,
weil jeder Negative kleinen Formats aus den
Gebieten der Landschaft, des Genres, der Archi-
tektur usw. besitzt und niemand zu fürchten
hat, dass Bilder grossen Formats seine eigenen
kleinen schon durch ihre Grösse erdrücken
werden. Die verehrten >Iitglieder werden des-
halb ersucht , diese Postkarten - Ausstellung
recht zahlreich zu beschicken und ihre Bilder bis
Dienstag, den 10. März er. dem Vorsitzenden
zuzustellen. Ort und Ej-öffnungstermtn werden
spAer bekannt gegeben werden."
Hierauf sprach Dr. Riesenfeld über den
Pigmentdruck. Er betonte, dass dieses Druck-
verfahren durchaus nicht so schwer sei, als
manche glauben, und es müsse ausserdem noch
das billigste und schönste in der gesamten
photographischen Technik genannt werden ; man
brauche hierzu weder eiu Tonfixierbad noch
stundenlanges Waschen der Bilder, sondern
zum Entwickeln nur warmes Wasser. Der
Pigmentdruck beruhe auf der Eigentümlichkeit
der Gelatine, durch Belichtung bei Gegenwart
chromsaurer Salze ihre Löslichkeit in heissem
Wasser zu verlieren. Oberzieht man also
Papier mit Gelatine, welche mit einem beliebigen
Farbstoff (Pigment) versetzt ist, macht dasselbe
durch Baden in Kaliumbichromatlösung licht-
empfindlich und belichtet es nach dem Trocknen
unter einem Negativ, so werden die vom Licht .
getroffenen Stellen bei nachheriger Behandlung
des Papiers mit warmem Wasser stehen bleiben,
und man vnrd ein positives Bild erhalten.
(Schluss folgt.)
Fragen und Anti^orten.
Lassen sich auch drei oder mehr Farben
durch Tonprozesse auf Bromsilberpapier
hersUüen.^
Nein. — Drei- und mehrfarbige Kopien lassen
sich mittels des Pigment- und Gummidrucks her-
stellen. Mit den farbigen Prozessen empfehlen
iwir Ihnen, sich erst dann zu befassen, wenn Sie
die einfachen Kopieprozesse auf Silber- und
Pigmentpapieren vollkommen beherrschen.
Auf welchen Sorten Papier sind die
df^ei Ihnen in Anlage übersandten Kopien
h^rs^esUUt^
Das Porträt ist auf mattem Celloldinpapier,
die Landschaft auf Bromsilber -Pyramidenkorn-
papier und die kunstgewerblichen Sachen auf
glattem Bromchlorsitberpapier (Veloxpapier,
Riepos-Tardo etc.) hergesteUt. Das Nähere über
die Behandlungsweise ergeben die den Papieren
beiliegenden Gebrauchsanweisungen.
Die Schicht der roten Pigmentpapiere
zeigt eine konsequente Neigung^ beim Ent-
wickeln zusammenzuschrumpfen und zu
kräuseln, fVas ist da zu machen?
Die Ursache dieser Erscheinung kann sehr
verschiedener Art sein. Das chromierte Papier
hat zu lange gelegen, oder es ist zu lange ein-
geweicht worden, oder das Einweichwasser war
zu warm, oder das Entwicklungswasser war zu
heiss, es kann aber auch ein Fehler in der
Papierpräparation vorliegen.
Beifolgend sende ich Ihnen / Celluloid--
foUen der X-Fabrik, welche Streifenbildung
in verstärktem Masse zeigen. Ausserdem
gesellten sich neuerdings noch zwei Fehler
105
KLEINE CHRONIK.
hinzu. Es sind Gruben vorhanden^, die
die flache Bildebene unterbrechen. Ausser-
dem liegen die Blätter nicht mehr flach.
Die Häufigkeit der Fehler ^ besonders des
Fehlers /, ist so gross, dass ich in einem
Paket 13Y.18 unter 12 Blättern 5 fand
mit diesem Fehler,
Entgegen Ihrem Bemerk s. Z., betretend
das Nicht'Kopieren der Streifen^ muss ich
bemerken^ dass diese Streifen mitkopieren,
z. B, sind die Augen eines Bildes immer
so aussehend^ als wenn sie die eines Be-
trunkenen wären. Bei Gebäude-Aufnahmen
werden die geraden Linien beeinträchtigt,
besonders die in derselben Richtung der
Schrammen gehenden, — Ein Blatt sandte
ich der betr, Fabrik nebst Brief ein.
Die uns übersandten Films sind allerdings
von höchst mangelhafter Qualität, wie uns solche
bisher noch nicht zu Gesicht gekommen sind. Es ist
aber zu beachten, dass über das Celluloidmaterial
allgemein viel geklagt wird, und dass Fabrikations-
fehler, wenn auch nicht in so hervorragender
Weise, oft auftreten. Die von Ihnen so sehr
gerügten Striche kommen namentlich häufig vor.
Wer von diesen Unannehmlichkeiten sich fro .
machen will, dem bleibt nichts anderes übrig,
als Glasplatten zu verwenden. Wir haben schon
wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass die
Fabrikanten auch Präparationen auf extradüooem
Glase fertigen, welche nur wenig teurer als
Platten gewöhnlicher Stärke sind. Im übrigen
würden wir Ihnen raten, es zunächst mal mit
Films einer anderen Fabrik zu versuchen.
Wer hält in Berlin, resp, in J^eussen
oder Sachsen Lager von Ilford-Platitn.
Wir bitten um gefl. Adressen aus dem Leser-
kreise. Red.
In welchem Buche kann ich mich über dit
Einrichtung der verschiedenen Fhotometer
für Pigment- und Gummidruck orientierend
Spezielle Angaben darüber finden Sie in
»Vogel, Das photogr. Pigmentverfahren".
Verschiedenes.
Geka -Tageslicht - Entwickler.
Geka-Tageslicht-Entwickler ist ein gebrauchs-
fertiger, harmonisch abgestimmter Entwickler,
welcher das unangenehme Arbeiten in der
Dunkelkammer überflüssig macht; er ist mit
gewissen Farbstoffen präpariert, welche die
aktinisch- wirkenden Lichtstrahlen absorbieren,
so dass die Platten bei Gas- und Lampenlicht
resp. bei zerstreutem Tageslicht entwickelt
werden können; ein Vorbad, wie z.B. beimCoxin-
Verfahren, ist unnötig, die Platten werden direkt
entwickelt und dann fixiert. Mein Geka-Tages-
licht-Entwickler lässt infolge seiner Durchsichtig-
keit eine genaue Kontrolle über den Gang der
Entwicklung zu, er gibt schleierfreie, glasklare
Negative, ist gegen Temperaturunterschiede wenig
empfindlich und äusserst ergiebig. Der Ent-
wickler ist sehr lange baltbar und kann eventl.
filtriert mit frischem Entwickler versetzt immer
wieder verwendet werden.
Dr. G. Krebs, Offenbach (Main).
Geschäftliche IMLitteilungen.
Papst Leo XIII., welcher sich seit 14 Jahren
weder photogr aphieren noch porträtieren Hess,
hat dem rührigen Direktor des Kaiser-Panorama-
Berlin, Herrn A. Fuhrmann, g^estattet, zwei
verschiedene Aufnahmen zu machen, welche
den 93jährigen rüstigen Greis in ausserordent-
licher Natürlichkeit zeigen. Ferner durfte Herr
Fuhrmann die sehr interessanten Privatgemächer,
in welche bisher noch kein Photc^raph ge-
kommen ist, aufnehmen.
Eingegangene Prospekte, Preislisten etc.:
Romain Talbot -Berlin C: Jahrbuch, Aus-
gabe 1903, eine ausführliche illustrierte Preis-
liste photographischer Artikel.
Thomton - Pickard Manufacturing Co.:
Regeln und Bedingungen über ein Preisaus-
schreiben (Goldpreise im Betrage von 2000 Mk.).
Das Hotel Panorama in Berchtesgaden-
Schönau übersendet uns eine kleine Brochöre,
welche zahlreiche Reproduktionen hübscher Ljuid-
schaftsauf nahmen der anmutigsten und inter-
essantesten Punkte der Umgebung de» Hotels
enthält.
Erläuternder Text in deutscher und eng-
lischer Sprache geben dem Leser ober die
örtliche Lage und landschaftlichen Reize von
Berchtesgaden-SchOnau, Hotel -Verpflegung etc
Auskunft.
Interessenten machen wir auf das Ueiae
Album aufmerksam.
Die Photochemische Fabrik Helios, Dr.
G. Krebs, Offenbach (Main), erhielt auf der
internationalen Ausstellung zu St. Petersboi^
die goldene Medaille.
106
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Ausstellungs-
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Vereins - Nachrichten.
Photographischer Verein xu Posen.
Sitzung vom 9. April
in Schwersenz's Restaurant.
Der Vorsitzende, Stadtbaurat Grüder,
konnte den wie immer zahlreich erschienenen
Mitgliedern bei Beginn der Sitzung die er-
freuliche Mitteilung machen, dass es den Mit-
gliedern S. Jaffe und Oberlehrer Dr. Behrens,
hierselbst, wiederum gelungen sei, ihren auf
photographischen Ausstellungen erlangten mehr-
fachen Auszeichnungen weitere ehrenvolle An-
erkennungen anzureihen, indem ersterer auf
der photographischen Ausstellung zu Hamburg
fflr seine eingesandten Photographien die silberne
Medaille, letzterer ein Ehrendiplom erhielt.
Beiden Herren, sowie auch den übrigen Mit-
gliedern, ist, wie der Vorsitzende ferner mit-
teilte, Gelegenheit gegeben, bei der im Sep-
tember d. J. stattfindenden , Ausstellung von
künstlerischen Lichtbildern deutscher Herkunft"
in Bremen sich zur Geltung zu bringen. Das
flinladungsschreiben zu dieser Ausstellung wurde
ausgelegt. Der geschäftliche Teil war hiermit
erledigt. — Aus der Versammlung teilten
hierauf Mitglieder ihre Erfahrungen mit, die sie
mit den dem Vereine von den „Farbenfabriken
vormals Friedrich Bayer & Co. in Elberfeld*
übersandten Proben von „Blitzlicht-Bayer" ge-
macht hatten. Die von der Firma hervor-
gehobenen Vorzüge dieses Blitzlichtes fand der
Vortragende durch seine Versuche vollauf be-
stAtigt. Als besonderer Vorteil konnte bei
diesem Blitzlichtpulver anderen Sorten gegen-
über die völlige Unempfindlichkeit gegen Schlag,
Stoss und Reibung hingestellt werden. Ver-
suche, das Pulver durch kräftiges Schlagen mit
einem Hammer auf einer Eisen- und Blech-
platte, durch Reiben auf den gleichen Unter-
lagen mit eisernen Gegenständen zur Ent-
zündung zu bringen, blieben ohne Erfolg.
"Weitere bemerkenswerte Vorzüge waren ferner
die geringe Rauchentwicklung und vor allem
der sich nur wenig nach der Entzündung be-
merkbar machende Pulverstaub.
Während bei den sonst üblichen Blitz-
lichtpulvern der nach erfolgter Verpuffung des
Pulvers entstehende Staub sich überall hin
im geschlossenen Räume verteilt und auf
alle Gegenstände in übel bemerkbarer Weise
niedersetzt, war bei diesem Pulver, das übrigens
fast geräuschlos verpufft, nur wenig von
diesen Übelständen zu bemerken. Die ver-
brannten Teile fallen in der Nähe des Ver-
brennungsortes in zusammengeballten kleinen
Kügelchen hernieder, eine lästige Rauch-
entwicklung findet nicht statt. Dass das
Bayer sehe Blitzlichtpulver ausserdem ungiftig
sein soll, mag zutreffen. Der Vortragende
hatte sich jedoch von der Richtigkeit dieser
Behauptung durch Probeversuche nicht über-
zeugen wollen. — hn Anschluss daran fand
seitens einzelner Mitglieder ein lebhafter Aus-
tausch über die durch Praxis gewonnen Er-
fahrungen auf photographischem Gebiete statt.
So wurden die verschiedenen Vorteile des
Panpapiers und des Veloxpapiers besprochen,
und auch die nicht immer zu vermeidende
Bildung des «Lichthofes* bei Aufnahme von
Glasplatten bezw. Films gab vielen Mitgliedern
Gelegenheit, einiges aus dem Schatze ihrer
reichen Erfahrungen zum besten zu geben.
Wenn nun noch hervorgehoben wird, dass im
Laufe des Abends verschiedene Arten der
Stative, Stereoskopaufnahmen und der Drei-
farbendruck zur eingehenden Besprechung ge-
langten, so mag daraus ersehen werden, welch
reiche Belehrung, welche Anregung in photo-
graphiscber Beziehung den Mitgliedern des
photographischen Vereins durch ihre Zugehörig-
keit zu demselben geboten wird. Es wäre zu
wünschen, dass alle hiesigen Amateurphoto-
graphen, von den gewöhnlichen „Knipsern * ab-
gesehen, dem photographischen Vereine als
Mitglieder beitreten möchten. Nur auf diesem
Wege kann der mit der Photographie es ernst
Meinende lernen, und dem in der Photographie
bereits Erfahrenen ist hier reichlich Gelegenheit
gegeben, seine bereits erworbenen Kenntnisse
auch auf andere zu Obertragen.
107
KLEINE CHRONIK.
Verein xur Förderung der Photo-
graphie zu Berlin.
Sitzung vom 22. Mai 1903.
Vorsitzender: Herr Rittmeister Kiesling.
Zur Aufnahme in den Verein haben sich
gemeldet: Herr Paul Kuban -Berlin N., Herr
C. W. Dalcke-BOtzow (Meckl.), Meisen-
bach, Riffarth & Co.- Berlin, Direktor Fr.
Gregory-Berlin.
Obgleich bereits die letzte Sitzung gewisser-
massen als Abschiedssitzung proklamiert worden
war, hat sich der Vorstand in Rücksicht auf
die anhaltend kQhle Witterung entschlossen,
noch diese zweite Mai-Zusammenkunft zu ver-
anstalten.
Herr Hanneke legt eine neue Rollfilm-
packung vor, welche auf S. 161 der „Photo-
graphischen Mitteilungen" sich bereits be-
schrieben findet. — In der Diskussion wird
vor allem mit Recht betont, dass sich ein ab-
schliessendes Urteil erst fällen lassQ', wenn die
neue Packung mit richtigen lichtempfindlichen
Films vorliegt, und dem Erstaunen Ausdruck
gegeben, dass eine ganze Reihe von Autori-
täten Urteile abgaben, die den Anschein er-
wecken, als ob dies tatsächlich schon der Fall
wäre. Es wird darauf hingewiesen, dass die
meisten Rollfilmcameras fflr Benutzung mit
Mattscheibe erst eine Umarbeitung erfahren
mOssten, und ferner geltend gemacht, dass,
wenn lange aufgerollt, die einzelnen Filmblätter
eine unangenehme, den Gebrauch der neuen
Packung wesentlich erschwerende Neigung zum
Rollen erhalten. Herr Hanneke vermutet,
dass durch den grosseren CeUuloidverbrauch bei
der neuen Packung eine Verteuerung einti-eten
dürfte, und Herr Dr. Hesekiel meint, (fass
bei Benutzung der transparenten Zwischenlagen
als Mattscheibe die nebenliegenden Filmblätter
durch seitlich eindringendes falsches Licht ge-
fährdet werden würden. Den Gedanken des
Erfinders, die neue Packung durch Überlegung
der Filmblätter mit entsprechend gefärbten
Gelatinfolien auch für Dreifarbenaufnahmen
fertig zum Gebrauch herzustellen, vermag die
Versammlung vor der Hand noch nicht ernst
zu nehmen. Man zieht vor allem in Zweifel,
ob sich die Gelatinfilter zum erforderlich ge-
ringen Preise in der unerlässlichen Gleich-
mässigkei^ bezüglich der Farbendichte herstellen
und ferner die vier Blätter, welche alsdann in
der Packung zusammentreffen, so glatt und eng
anliegend, wie es der Prozess erfordern würde,
übereinander legen lassen. — Der Vorsitzende
lobt die Zweckmässigkeit der Sperrvorrichtung
zum Arretieren der Packung und gibt an, dass
letztere für Cameras, die keine Mattscheibe be-
sitzen, auch ohne die transparenten Zwiscben-
lagen geliefert werden solle; im übrigen bittet
er die Zweifler, abzuwarten bis zur Fabrikatioo
des neuen Artikels, welche nach den Hoff-
nungen des Erfinders vielleicht doch manche
der angedeuteten Schwierigkeiten flberwtnden
werde.
Ferner legt Herr Hanneke seine mit dem
von ihm auf S. 184 der „Photographischen Mit-
teilungen" eingehend beschriebenen Photoo-
Tonbad erhaltenen Resultate vor. Dasselbe
ist eine kupferhaltige Lösung, die hier erst
malig auf Auskopierpapier angewandt ist und
namentlich auf Mattpapieren gute Rotd- und
Kupfertöne ergibt. Herr Dr. Tobias bemerkt
hierzu ebenfalls unter Vorlage von Vergleichs-
bildern, dass sieb alle Silberauskopierpapiere
mit den bekannten Bromsilbertonbädern tonen
lassen, so besonders Mattalbuminpapier mit den
Kupferbädern, nur seien die erzielten Töne
nicht immer schön. Bei dieser Gelegenheit
fragt Herr Dr. Statins an, ob den Anwesenden
über die Färbung von Bromsilberbildern durch
Wasserstoffsuperoxyd etwas bekannt sei, was
jedoch verneint werden mus^ß.
Herr Dr. Hesekiel legt eine Mappe von
Interieuraufnahmen industrieller Anlagen des
Photographen H. Schmeck in Siegen vor, die
in zum Teil sehr grossen Formaten gehalten
und, sowohl was die Aufnahmen als aach die
Positivausführung auf Mattcelloidinpapier be-
trifft, technisch tadellos durchgeführt sind. Die
Anwesenden zollen dieser Lösung schweriger
Aufgaben uneingeschränkt Beifall und be-
wundern namentlich die günstige, von Ver-
zeichnungen freie Perspektive der Interieurs.
Herr Dr. Hesekiel schliesst hieran die nicht
auf der Tagesordnung stehende Vorlage einer
neuen' Einrichtung ziu* Entwicklung von
Filmspulen bei Tageslicht mit seinem
Coxinver fahren. Der von Dr. Scheffer er-
sonnene, ebenso einfache wie sinnreiche Appa-
rat besteht in einer an die Schale anzusetzenden
lichtdichten Metallkapsel, in welche die Spule j
eingesetzt wird. Durch einen Schlitz -wird nun
das Ende des schwarzen Umhüllungsstreüeo«» |
der Spule herausgezogen und der- unter dem- 1
selben liegende Film gleitet, durch eine Feder
im Innern der Kapsel geführt, vollkommen
gleichmässig heraus und in das Coxinbad, wird
in diesem auf eine Metallplatte von entsprechen-
der Grösse geführt und kann nun, da das
schwarze Papier mit der Signierung der
einzelnen Aufnahmen oben liegt, bequem ab-
geschnitten werden. Der von Coxin g^etränkfte
Abschnitt wird in den Entwickler gebracht und
in bekannter Weise weiter behandelt. Der Vor^
sitzende weist besonders auf die flinfadihek
dieser Methode im Gegensatz zu dem neues
Kodak-Entwicklungsapparat hin.
Eine ebenfalls unerwartete Bereicherung der
Tagesordnung bringt Frau Lützen mit der
108
KLEINE CHRONIK.
Vorlage ganz vortrefflicher Photographien
auf verschiedenen lichtempfindlichen
Stoffen. Die Stoffe — Schirting, Taffet, Mer-
veilleux und Holz — , welche mit lichtempflnd-
licher Schicht versehen, im Handel sind, werden
auskopiert und mit Rhodanammon getont. Der
Effekt ist besonders dadurch Oberraschend,
dass die Textur der Stoffe voll zur Geltung
kommt Herr Mischewsky erinnert daran,
dass schon seit den sechsziger Jahren derartige
Versuche mit lichtempfindlichen Stoffen ge-
macht wurden, ohne dass bisher so vorzügliche
Resultate wie die vorliegenden erreicht worden
seien. — Probepakete des neuen Materials,
dessen Haltbarkeit Frau Lotzen versichert,
sind durch die Lehranstalt Jens Lützen er-
hftltlich.
Die Versuche mit dem von der Autotype-
Komp. in den Handel gebrachten, haltbar
sensibilisierten Pigment-Papier, denen
sich Frau Generalin von Igel in liebens-
w^ürdigster Weise unterzog, haben im allgemeinen
recht günstige Resultate gezeitigt. Vor allem
haben die damit hergestellten Bilder, wie die
Vorlagen zeigen, eine sehr malerische Effekte
gebende, auch in den Tiefen vollkommen matte
Schicht, wie sie sonst selbst mit extra mattem
Übertragspapier nicht zu erreichen ist. Das
Papier kopiert anfangs etwas langsamer, soll
jedoch mit der Zeit nach längerem Liegen die
Empfindlichkeit selbst sensibilisierten Pigment-
papiers nicht nur erreichen, sondern über-
steigen. Die Schicht ist beim Entwickeln sehr
^derstandsfähig und schwer löslich, kann da-
her hciss entwickelt werden. Nach dem Ent-
wickeln jedoch ist grosse Vorsicht zu beob-
achten, da die Bilder auch nach dem Form-
alinisieren noch sehr empfindlich gegen die
leiseste Berührung bleiben; sie dürfen deshalb
beim Anwässern stets nur nebeneinander liegen.
Das Papier wird in sechs Farbnuancen (vgl.
„Pfaotographische Mitteilungen* S. 160) herge-
stellt. Die Haltbarkeit wird von der Autotype-
Komp. auf 6 Monate angegeben und zwar ohne
Garantie, was Herr Jahr mit Bezug auf die
Rigorosität des englischen Gesetzes in diesem
Punkte zu erklären sucht. Die Ursache der
Mattheit der Bilder ist nach Herrn Hanneke
ivahrscheinlich durch einen Zusatz zur Gelatine
erreicht. Man kommt zu dem Schluss, dass die
Emulsion viel Farbstoff und wenig Gelatine
enthalte, wodurch auch die geringe Relief-
bildung der Drucke ^u erklären sei.
Über die neuen Pigmentfolien der Neuen
Photographischen Gesellschaft, welche statt
Papier- Celluloiduiitcrlage aufweisen, und da-
her, durch die Celluloidschicht kopiert, mit ein-
fachem Übertrag seitenrichtige Bilder ergeben,
muss das abschliessende Urteil vertagt werden,
da noch keine genügenden Versuchsresultate
vorliegen. Doch kommt man dem neuen Artikel
allseitig mit grossem Interesse entgegen, und
wird namentlich von Herrn Thieme auf den
hohen Wert hingewiesen, den diese Folien für
den Dreifarbenpigmentdruck gewinnen können.
Fragekasten. 1. „Ist der pulverisierte
syrische Asphalt, mit Terpentin vermischt, zum
Lackieren der Papiermasch^-Schalen zu ver-
wenden?" Direkte Ej-fahrungen hierzu liegen
nicht vor, doch sieht man keinen Grund gegen
die Verwendbarkeit.
2. „Wer fabriziert die besten Stereo-Cameras
und welche Objektive sind hierzu zu empfehlen?
Der Apparat soll auch für schnelle Moment-
aufnahmen geeignet sein.* Aus der Versamm-
lung werden die Firmen Fuhrmann, Stege-
mann, Lechner als geeignet für den Bezug
solcher Apparate genannt, doch lehnt der Vor-
sitzende im Hinweis auf das viele vorhandene
Gute die Empfehlung eines „besten" Fabrikates
durch den Vei'ein prinzipiell ab.
Zum Schluss legt Herr Dr. Statins eine
grosse Anzahl höchst vollendeter Brom silb er -
kopien verschiedenen Genres der Neuen
Photographischen Gesellschaft vor, welche mit
grösstem Interesse und Beifall in Augenschein
genommen werden. Der Vorlegende teilt mit,
dass in der Neuen Photographischen Gesell-
schaft täglich 10— 12 000 //i Bromsilbergelatine-
papier hergestellt werden, das zu einem grossen
Teil von der Firma selbst verarbeitet wird.
Die Entwicklungsmaschine stellt bei zehn-
stündiger Arbeitszeit 150 — 160 000 im Rotations-
verfahren belichteter Kabinetbilder fertig. Der
Preis einer Kabinetphotographie stellt sich in
der Massenauflage auf 5 Pfg.
Mit diesen erstaunlichen Ziffern findet die
Sitzung und mit ihr die Vereinssaison 1902,03
ihren Beschluss. Der Vorsitzende schliesst
diese „unwiderruflich letzte Sitzung* mit dem
Wunsche auf ein frohes und vollzähliges
Wiedersehen im Oktober, und es darf sein be-
reits in vorhergegangener Versammlung an die
Mitglieder ergangener Appell, in der Zwischen-
zeit eifrig für den Verein zu werben, hier nun
seine Stelle flnden.
M. Kiesling. Fritz Loescher.
Schleslsche Gesellschaft
von Freunden der Photographie.
(Schluss von Seite 105.)
Nach diesen theoretischen Erläuterungen,
die des beschränkten Raumes wegen nur im
Auszuge wiedergegeben sind, führte Rentier
Pringsheim das Verfahren praktisch vor.
Er zeigte an schon vorher belichteten Bildeiii
das Entwickeln derselben durch Wasser und
ebenso auch, wie man dadurch, dass das Pig-
ment nicht überall gleichmässig herausgewaschen
109
KLEINE CHRONIK.
wird, i^ewisse Stimmungen in das Bild hinein-
bringen kann, die durch kein anderes Druck-
verfahren zu erreichen sind. Ebenso ist eine
massige Retouche mit einem feinen Haarpinsel,
mit welchem einzelne Stellen, z. B. Lichter in den
Wölken, herausgewischt werden können, leieht
möglich.
Der Vortrag sowohl als auch die Demon-
stration gaben Anlass zu einer längeren und ein-
gehenden Debatte. In derselben kamen die
verschiedenen Meinungen und Ansichten Aber
die Positiv- und Negativretouche beim Pigment-
druck-Verfahren zum Ausdruck, und es ging die all-
gemeine Meinung dahin, dass der Pigmentdruck
nur mit Farben gut retouchiert werden könne.
Ebenso sei für die Negativretouche die Anilin-
farbe sehr zu empfehlen.
Der vorgerückten Zeit wegen musste Punkt 4
der Tagesordnung: „Referate aus den letzten
Zeitschriften," abgesetzt und auf die nächste
Sitzung verschoben werden. F. Peltz.
7. Ordentliche Sitzung:
Freitag, den 6. Februar 1903.
Tagesordnung:
1 . Aufnahmegesuche der Herren : Redakteur
Adolf Bartsch, Zahnarzt Dr. Alfred
Hafke.
2. Geschäftliche Mitteilungen.
3. Herr Maler Peltz: „Referate aus den
letzten Zeitschriften".
4. Herr Prof. Dr. Abegg: „Über Vor-
richtungen zum Bildsuchen ".
5. Kleinere Mitteilungen.
Anwesend: 22 Mitglieder.
Die oben genannten Herren werden als
neue Mitglieder aufgenommen. Hierauf teilt der
Vorsitzende Dr. Riesenfeld mit, dass das be-
kannte und beliebte Gummidruck - Papier von
Höchheimer in Feldkirchen - München nun
auch in Paketen, ä 10 Blatt, zu haben ist. Das
Druckverfahren sei in neuerer Zeit derart ver-
einfacht worden, dass die Verarbeitung dieser
vorzüglichen Papiere, sofern es sich um künst-
lerische Wirkung von Photographien handeln
soll, keinerlei Schwierigkeiten mehr verursacht.
Man erhält mit einem Druck Kopien von
grosser Kraft und Tonabstufung, sowie absoluter
Haltbarkeit. Dabei sei zu bemerken, dass der
Ausübende bei der Entwicklung auf das Resultat
ganz seinem persönlichen Empfinden gemäss
hinwirken kann, Vorzüge, die bei keinem
anderen Druckverfahren erreicht werden können.
Sodann bespricht der Vorsitzende in kurzen,
anerkennenden Worten das Jahrbuch, 111. Band,
der Photographischen Gesellschaft in Bremen
und verteilt die eingegangenen Nummern der
Zeitschriften: »Der Photograph " und „Gut
Licht".
Aus den letzten Zeitschriften referiert Maler
Peltz und legt seinen Ausführungen einen
Artikel des Zentralblattes über Raumverteilung
von Spörl und einen in den Photographiscben
Mitteilungen, Heft 2, von F. L. über „Hildegard
Lehnert" zu Grunde. Er spricht besonders
über das Format, welches der Photograph bei
Herstellung von Bildern zu berücksichtigen
habe. Nicht die Mode, sondern das „Sujet"
müsse für das Format massgebend sein. Aach
'bei Landschaftsaufnahmen sei es nicht gleicfa-
giltig, ob Hoch- oder Breitformat genommen
werde. Oft sehe man Bilder im „Brettformat',
die an beiden Seiten, rechts und links, neben-
sächliche und oft auch unschöne Dinge ent-
halten, dafür fehle aber nicht selten einem
interessanten Gegenstande in der Mitte des
Bildes, z. B. einem Baume, die erforderliche
Höhe: die Krone. Ein solches Bild sei un-
schön im „Breitformat", während es im Hoch-
format vielleicht recht künstlerisch wirken
würde. Diesen Vorwurf könne Referent leider
auch vielen Kunstphotographen nicht ersparen.
Von den Bildern der Malerin -H. Lehnert ge-
fielen ihm am besten die „Winterlandschaft bei
Goslar" und „Gänserupfen", während er an den
anderen, wie z. B. „^mmertag auf dem Lande"
und aus dem „Hessischen Bauerndorf e*, manches
auszusetzen fand.
In der Debatte über das Gehörte benutzte
Bildhauer Wilborn die Gelegenheit, sich über
die letzten Hofmeister scheu Bilder des
längeren auszusprechen, die er in keiner Weise
als künstlerisch anzuerkennen vermöchte. Er
regte die Besprechung derselben in einer be-
sonderen Sitzung an.
Nach diesen Ausführungen kam endlich
Universitäts - Professor Dr. Abegg zu seinem
Vortrag: „Über Vorrichtungen zum Bildsuchen ".
Er besprach zuerst die verschiedenen kleinen,
einer Camera ähnlich gebauten Sucher, welche
an den meisten Handcameras angebracht sind,
und betonte, dass diese Sucher sehr häufig das
Bild nicht in genau derselben Grösse ^-iedcr-
geben, wie es auf der Platte erscheint. Dies
sei aber notwendig und auch leicht möglich ein-
zurichten, wenn 1. der Sucher dieselbe Form
wie die Platte habe und 2. wenn die Brenn-
weite des Objektivs mit der des Suchers aber-
einstimme. Das müsse von den Fabrikanteo
stets beachtet werden. Ausserdem sei es anch
nicht vorteilhaft, durch dieselben das aufzu-
nehmende Bild in sehr verkleinertem Mässstabe
zu sehen.
Besser und einfacher sei der sogenannte
Anschütz-Sucher, bestehend aus einem kiräien
Rähmchen mit senkrechter und wagere^^itcr
110
KLEINE CHRONIK.
Zweiteilung, der so einfach sei, dass man sich
ihn im Notfalle auch selbst aus einer Postkarte
schneiden kann, wenn man ihn etwa auf seine
Reise mitzunehmen vergessen, wie dies dem
Vortragenden einst passiert war. Aber auch
dieser Sucher habe den Nachteil, dass man
durch denselben die Natur plastisch sehe und
ferner, dass die Seiten nicht verdeckt seien, so
dass man über, neben und unter dem Rfthm-
chen die Gegenstände noch mit beobachten
niQsse. Deshalb zeigte er einen selbst kon-
struierten vor, bei welchem die Seiten durch
schwache Wflnde, fthnlich wie bei einer Camera,
verdeckt waren und bei dem der Diopter vor-
und zurflckgeschoben werden kann. Dieses
Vor- und Zurückschieben des Diopters sei be-
sonders bei Benutzung von Objektivsätzen, wo
man je nach Bedürfnis mit den Brennweiten
wechselt, notwendig.
Reicher Beifall ward dem Vortragenden für
die interessante Behandlung dieses in der Photo-
graphie oft als nebensächlich angesehenen
Kapitels zu teil, und der Vorsitzende sprach
ihm den Dank der Versammlung noch be-
sonders aus.
In der sich an den Vortrag anschliessenden
lebhaften Debatte wies Kaufmann Kionka auf
den von Stegemann konstruierten und sehr zu
empfehlenden Sucher hin, während Bildhauer
Wilborn behauptete, dass diese Sucher nur
ffir die Handcameras von einigem Werte seien,
fOr Stativcameras dagegen seien sie zwecklos.
Man möge es dahin zu bringen suchen, dass
man mit den Augen das malerische Motiv,
z. B. einer Landschaft, erkenne, und dann
möge man mit der Camera, d. h. mit der Matt-
scheibe derselben, den besten Standpunkt suchen.
Er empfahl den sogenannten Schwarzspiegel als
den bequemsten Sucher. Zeichenlehrer Peltz
beschreibt den Schwarz-, auch Landschafts-
spiegel genannt, und sieht den Vorteil desselben
für die photographischc Aufnahme nicht allein
darin, dass man mit demselben leicht und
bequem ein Motiv in der Natur finden, sondern
dass man vielmehr die Licht werte durch den-
selben feststellen könne. Dr. Riesenfeld ist
der Ansicht, dass es nicht möglich sei, die
kleinen an Handcameras angebrachten Sucher
so zu konstruieren, dass sie stets genau das
Bild wiegergeben, welches auf die Platte kommt.
Eine kleine Differenz werde immer bestehen.
Bei Moment-Aufnahmen von in Bewegung 'be-
findlichen Gegenständen sei es bei den kleinen
Suchern sehr schwer, die Bildmitte xa treffen.
Auch die Konkavlinsen erscheinen ihm wenig
geeignet, weil sie das Bild verzerrt zeigen.
Fräulein Helene Lettgau weist auf die
Camera von Krügener hin, die sehr gute
Spiegel- Reflex -Sucher habe. — Zum Schluss
widerlegt Professor Dr. Abegg einige hervor-
getretene irrige Ansichten und spricht sich
ebenfalls günstig über die Spiegel-Reflex-Sucher
aus. F. Peltz.
Verein für Liebhaber-Photographie,
Bannen.
III. Jahresbericht.
Der hiesige »Verein für Liebhaber-
Photographie" zählt gegenwärtig — zu
Schluss seines 3. Vereinsjahres — 21 Mitglieder.
Im Laufe des Jahres wurden 22 Sitzungen
abgehalten, die zumeist gut besucht waren.
Von den gehaltenen Vorträgen seien erwähnt:
„Die Retouche bei der Landschafts-
photographie." (Herr Kapp.)
„Über Blitzlichtphotographie und
eine neue Blitzlichtlampe mit elek-
trischer Zündung." (Herr Jansen.)
„Ein einfaches Verfahren zur Her-
stellung vergrösserter und verkleiner-
ter Negative und Diapositive." (Herr
Kapp.)
Da der Verein auch in diesem Jahre der
Wandermappen-Vereinigung deutscher Amateur-
photographen zugehörte, wurde die Tages-
ordnung der meisten Sitzungen durch die
Besichtigung einer Wandermappe bereichert.
Der mehr oder weniger grosse Genuss, der
durch die Betrachtung der Arbeiten anderer
Vereine geboten wird, führt jedoch den Übel-
stand herbei, dass in den Sitzungen nur wenig
Zeit zu andern Arbeiten übrig bleibt. Zur be-
quemen Besichtigung der Mappenbilder dient
eine zusammenlegbare Ausstellungsstellage, die
nach den Plänen des Mitgliedes, Herrn In-
genieur Merzenich, konstruiert wurde und
sich als praktisch erweist.
Das Vereinsinventar erfuhr ferner Zuwachs
durch den Ankauf eine Projektions- und Ver-
grösserungs-Apparats.
Am 15. Juni 1902 wurde das Stiftungsfest
in Gestalt eines gemeinsamen Ausfluges mit
Damen nach der Beyenburg gefeiert; des-
gleichen fand am 18. Oktober ein Ausflug zur
Auf nähme von Landschaftsbildern statt. Auf
Einladung des Herrn Kapp besichtigten die
Vereinsmitglieder am 22. Juni das neuerbaute
Atelier desselben; Herr Kapp sprach bei der
Gelegenheit über: „Portraitaufnahmen mit
Atelierbeleuchtung".
Aus verschiedenen Gründen wurde im Laufe
des Jahres ein Wechsel des Vereinslokales not-
wendig.
Statt des bisher benutzten Saales der
Restauration Höhnerhof wurde ein Sälchen
im Ratskeller als Vereinslokal gewählt.
Als Vereinsorgan gelten die „Photographi-
schen Mitteilungen* und die „Photographische
Rundschau".
111
KLEINE CHRONIK.
Deutsche Gresellschaft yon Freunden
der Photographie zu Berlin.
Montag, den 15. Juni 1903, abends 8 Uhr:
Ordentliche Versammlung in der Aula und dem
Kasino der Königlichen Kriegsakademie, Doro-
theenstrasse 58/59.
Vorsitzender: Herr Geheimrat Tobold.
Die letzte ordentliche Versammlung vor den
Ferien begann in der Aula der Königlichen
Kriegsakademie, wo Mitglieder und Gäste der
Projektion der zur anonymen Ausstellung von
S^ioptikonbildern eingesandten Bilder bei-
wohnten. Von 6 Uhr an hatten daselbst die
Mitglieder des Preisgerichts, Herr Dr. Grosser,
Frl. M. Kundt, Herr Russ und Herr Dir.
Schultz -Hencke^) ihres Amtes gewaltet,« und
wurde die Projektion der Bilder nach altem
Brauch in der Weise vorgenommen, dass die
am mindestbewerteten Bilder zunächst zur Pro-
jektion gelangten und die demnächst proji-
cierten Bilder in ihrer Göte immer vorwärts
schritten, bis als letzte Serie die von dem
Preisgericht mit der Vereinsmedaille ausgezeich-
neten Bilder zur Darstellung kamen. Dass das
Urteil des Preisgerichts sich mit dem der Zu-
schauer voll und ganz deckte, bewies wohl der
Beifall, der gerade diesen letzten Bildern ge-
zollt wurde. — Herr Direktor Schultz-
Hencke begleitete die" Vorführung mit einigen
Worten. Redner betonte besonders, dass un-
zweifelhaft ein bemerkenswerter Fortschritt bei
allen eingesandten Bildern gegenüber denjenigen
des Vorjahres zu verzeichnen sei. Dieser Fort-
schritt kennzeichnet sich am besten auch da-
durch , dass schon jetzt sich vier Mitglieder
bereit erklärt haben, im kommenden Winter
durch Projektionsvorträge an die Öffentlichkeit
zu treten.
Eingesandt waren 121 Bilder von 17 Aus-
stellern, und erhielt die Bronze-Medaille der Ge-
sellschaft das Motto „Glückauf, als dessen In-
haber nach Öffnung des begleitenden Brief-
umschlags Herr Paul Gebhardt, Steglitz,
festgestellt wurde. Im Einverständnis mit der
Versammlung wurden auch noch die Brief-
umschläge der nächstfolgenden vier besten Aus-
steller geöffnet, als welche sich ergaben unter
^) Herr von Westernhagen und Herr
Treue waren verhindert zu kommen.
dem Motto «Grunewald" Frau Jens Lützen
mit kolorierten Diapositiven, die wegen der
ausserordentlich natürlichen und besonders sdir
dezenten Farbenwiedergabe sehr gut wirkten,
unter dem Motto i^Helios" Herr Sassnick,
unter dem Motto , Erinnerungen' Heir
Zschokke, während der Briefumschlag mit
dem Motto „Mussestunden* namenlos war. Die
Stunde des Vortrages war von solcher An-
regung für die Mitglieder, dass verschiedentlich
der Wunsch laut wurde, in nicht allzu langer
Zeit eine derartige Ausstellung zu wiederholen. —
Bei der Fortsetzung der Sitzung im Kasino
legte zunächst der Schriftführer Herr Direktor
Schultz-Hencke die eingegangenen Briefe
und Kataloge vor. Die Firma Karl Buisson
aus Emmendingen, Baden, sendet ihre Saison-
liste ein über photographische Apparate, haupt-
sächlich einfache, auf ein Plattenformat zu-
geschnittene Vergrösserungsapparate zu, massi-
gen Preisen, ebenso eine Liste Ober Gelegen-
heitskäufe der Fabrik, die Aktien -Gesellschaft
für Anilin-Fabrikation sendet eine Anzahl
Prospekte über ihren neuen Entwickler .Unal".
Unal ist Rodinalentwickler in fester Form und
wird sicher den Amateuren, die auf den Rodinal-
entwickler eingearbeitet sind, willkommen für
die Reise sein. Liesegangs Verlag kündigt
den Photographischen Almanach 1903 an und
ausserdem eine Neuauflage des .Photographt-
schen Zeitvertreib" von H. Schnauss. Romain
Tal b o t , Beriin, Kaiser Wilhelmstr. 46, sendetPreis-
liste und vier Probepakete seiner Rombot-Kar-
tons und -Postkarten zur Verteilung. Die Rom-
bot-Postkarten sind mit Ornament - Umrah-
mung versehen, und nur das Feld, welches für
das hineinzukopierende Bild bestimmt ist, ist
lichtempfindlich, es wird also beim Kopieren
eine Vignette erspart. Die Karten werden wie
gewöhnliches Celloidinpapier behandelt. Max
Steckelmann, Berlin, Linkstr. 13, schickt
eine Gebrauchsanweisung und Preisliste für
Westendorp u. Wehner-Plattcn ein nebst
vier Probepaketen von Color-Platten 9X12 der
gleichen Fabrik. Angenehm wird empfunden,
dass Herr Ste ekel mann auf Wunsch mehr
Material zur Verfügung stellt, denn, wer je mit
Farbenplatten gearbeitet hat, wird wissen, wie
wenig Erfahrung man sammeln kann, wenn
man als Probe zwei Platten zur Verfügung erfaih.
(Schluss folgt.)
Fragen und Antworten.
IVoran kann es liegen^ dass ich bei der
Standentwicklung mit Rodinal gelbschleierige
Platten bekomme^ die ausserdem auf der
Schichtseite metallisch glänzende Streifen
habend
Gelbschleier erhält man oft bei zu kurz
112
KLEINE CHRONIK.
exponierten Negativen und bei lang andauernder
Entwicklung (siehe auch den Artikel Ober
farbige Schleier im Hauptteil S. 200). Metallisch
glänzende Flecke entstehen oft durch An-
fassen der Schicht mit Hflnden, die mit Fixier-
natron in Berührung waren, oder auch durch
zu lange Entwicklung.
hi der Momentverschluss Anschütz auch
gut bei Zeitaufnahmen^
Für Zeitaufnahmen wird der Schlitz ge-
öffnet und mit dem Objektivdeckel exponiert.
Ist die Unscharfe des Ihnen in Anlage
übersandten Bildes künstlich beim Kopier-
prozess erzeugt oder mittels Objektiv r
Die Scharfeinstellung ist auf das Gesicht
geschehen. Die Kleidung könnte bei der vor-
liegenden Aufnahme infolge ihrer näheren Lage
zur Camera nur durch Einführung kleinerer
Blenden scharf erhalten werden. Dann würde
aber eine längere Exposition erforderlich ge-
-wesen sein.
Mit Sublimat und Ammoniak verstärkte
und gut gewässerte Negative zeigen bei
einer ncuhiräglichen Abschwächung durch
rotes Blutlaugensalz in ^ prozentiger Lösung
von unterschwefligsaurem Natron (also
nicht saures Fixierbad) stets Gelbfärbung
der Gelatineschicht, Woher kommt dieses
und wie ist die Gelbfärbung wieder zu be-
seitigen?
Mit Sublimat zu kräftig verstärkte Negative
werden nicht mit Blutlaugensalz, sondern einfach
mit lOprozentiger Fixiernatron - Lösung abge-
schwächt. Ein Mittel zur Entfernung der durch
den Blutlaugensalz absch wacher eingetretenen
Gelbfärbung ist uns nicht bekannt.
Auf welche Weise wird das gründliche
Auschloren der kopierten Celloidinbilder be-
günstigt resp, erleichtert?
Durch Zusatz von etwas Kochsalz zum
Waschwasser.
Verschiedenes.
Vorschriften mit Bdinol. Ausstellungs-Nachrichten.
a) Entwickler für Porträts: ^i« Vereinigung Gothaer Amateur-
^, . ,,. --. Photographen wird in der Zeit vom 15. bis
Natrmmsulfit 50 ^ «^ , ,• j t •. a , . --l. «*• i- j j
-^ 31. Juli d. J. mit Arbeiten ihrer Mitgheder in der
- * Ausstellung des Kunstvereins zu Gotha im
cn " Herzoglichen Orangeriegebäude daselbst ver-
Soda 5Ü „
treten sein.
b) Entwickler für Momentaufnahmen: Der Klub der Amateurphotographen zu
Kaliummetabisulfit 5 ^ München hat vom 16. bis 25. Juni seine
"Wasser 500 „ IIL Jahres-Ausstellung im nördlichen Schraunen-
Edinol 5 „ pavillon veranstaltet. Die Ausstellung war mit
Pottasche 30 „ 143 Bildern beschickt worden, darunter be-
. fanden sich auch, und zwar in der Abteilung
für wissenschaftliche Photographie, einige Kata-
Natriumsulfit 30 ^ ^^^^^
"Wasser 500 , ^^^^ Ausstellung von künstlerischen
^^*"ol 5 „ Lichtbildern deutscher Herkunft wird zu
dreibasisches phosphorsaures Natron 30 „ Bremen vom 13. bis 27. September 1903 von
d) Entwickler für Diapositive: der Photogi-aphischen Gesellschaft zu Bremen
Natriumsulfit 40 ^f E. V. in ihrem Klubhause (Droste-Haus, Schleif-
er ^i^ mühle 31) veranstaltet. Schluss der Anmeldungen
j.^ , 5 am 26. August. Einlieferung der Bilder bis zum
» ^^ -IQQ ^^f^ 5. Septbr. Mfeldebogen und Auskünfte durch
Herrn F. Teilmann (Adresse der Photogr.
e) Entwickler für Bromsilber- und Chlor- Gesellschaft),
bromsilberpapiere :
Natriumsulfit 40 ^ Unterrichts - Nachrichten.
Wasser 500 , Schüleraufnahme der k. k. Graphischen
Edinol 5 » Lehr- und Versuchanstalt in Wien,
Aceton 40 f^// VII. Westbahnstrasse 25.
Am 15., 16. und 17. September 1. J. finden
~ die Schüleraufnahmen an dieser Anstalt für das
113
KLEINE CHRONIK.
Schuljahr 1903/04 statt, und zwar sowohl fflr
die drei Kurse der I. Sektion (Lehranstalt fQr
Photographie und Reproduktions verfahren), als
fflr die drei Kurse der II. Sektion (Lehranstalt
fflr Buch- und Illustrationsgewerbe). Es werden
an der I. Sektion die wichtigsten Methoden der
Photographie und Reproduktionsverfahren theo-
retisch und praktisch gelehrt, in der IL Sektion
erstreckt sich der Unterricht auf Buchdruck
(Satz und Druck), die Herstellung der Drucke
von Klich^s in der Buchdruckpresse, sowie die
Illustrierung von Druckwerken mittels der ver-
schiedenen Arten der graphischen Reproduktions-
verfahren.
Aufnahmebedingungen in den Kursus der
I. Sektion : ein Alter von mindestens 1 5 Jahren
und ein Zeugnis über die mit gutem Erfolge
besuchte Vorbereitungsschule der Anstalt oder
absolvierte Bürgerschule oder Untermittelschule ;
in den ersten Kursus der IL Sektion als
ordentliche Schaler: der Nachweis der mit
Erfolg beendeten Studien der sechsten Klasse
einer Mittelschule oder der beendeten Studien
an einer Untermittelschule und überdies eines
zweijährigen, mit Erfolg zurückgelegten Studiums
an der allgemeinen Abteilung einer Kunst-
gewerbeschule; als ausserordentliche
Schüler: Absolventen der I. Sektion oder
Personen, welche schon in der Praxis tfttig
waren.
Die Absolventen der IL Sektion (Lehr-
anstalt für Buch- und Illustrationsgewerbe),
welche durch das Abgangszeugnis die mit Er-
folg beendeten Studien an der IL Sektion der
k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt
nachweisen können, hab^n den Anspruch auf
Begünstigung des Einjährigfreiwilligen-Dienstes
in derselben Art, wie die Absolventen einer
ganzen Mittelschule.
Nähere Auskünfte erteilt die Direktion der
Anstalt, wo auch Programme erhältlich sind.
Geschäftliche Mitteilungen.
Die Firma Ungar & Hoffmann in Dresden
beging am 1. Juli d. J. die Feier des
25jährigen Bestehens. Im Jahre 1878 wurde
sie von ihrem jetzigen alleinigen Inhaber, Herrn
Franz Hoffmann, in Gemeinschaft mit Herrn
Unger begründet. Anfänglich beschäftigte
sich die Firma ausschliesslich mit der Fabrikation
von Albumin-, Salz-, Algftin-, Arrowroot-
papieren, nachdem sie jedoch im Jahre 1885
zusammen mit vier anderen Fabriken photo-
graphischer Papiere in eine Aktiengesellschaft
umgewandelt worden war, begründete Herr
Hoffmann eine Fabrik photographischer
Trockenplatten. Sein Teilhaber, Herr Unj;er,
war inzwischen aus der Firma ausgeschieden.
Unter der tatkräftigen und umsichtigen Leitung
des ^Herrn Hoffmann nahm das Geschäft
schnell einen bedeutenden Aufschwung. Später
nahm die Firma Unger & Hoffmann noch
die Fabrikation von photographischen Artikdn,
von Projektions- und VergrOsserungsapparaten in
ihren (^schäftsbetrieb auf. Herr Franz Hoff -
mann, der noch jetzt an der Spitze dieses
umfangreichen Geschäftes steht, wurde mehr-
fach mit Ehrenstellen betraut, denen er sich
mit dem gleichen Eifer wie seiner Geschäfts-
leitung widmet.
Die Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer
& Co.-Elberfeld haben auf der internationalen
AussteUung zu St. Petersburg für ihre Präparate:
Edinol, Acetonsulfit, Verstärker, Blitzlicht und
Fixiersalz, die goldene Medaille erhalten.
The Thornton - Pickard Manufacturing
Company-Altrincham und die Firma Soen-
necken & Co. - München veranstalten Preis-
aussclireiben. Die näheren Bedingungen er-
geben die von den genannten Firmen zu be-
ziehenden Prospekte.
Die optische Anstalt C. P. Goerz-Priedenau
ist, wie wir vernehmen, in eine Aktien-Gesell-
schaft umgewandelt worden.
Unter der Firma: Deutsche Rollfilms-
Gesellschaft m. b. H. wurde in Köln nut einer
Zweigniederlassung in Frankfurt a. M. eine Ge-
sellschaft gegründet. Die Gesellschaft wurde
von den beiden Trockenplattenfabriken von
Westendorp & Wehner A.-G., Köln, und
Dr. C. Schleussner A.-G. in Frankfurt a. M.
gegründet.
In Berlin hat sich zur Nutzbarmachung des
Selle*8chen Dreifarbenyerfahrens eine Gesell-
schaft mit beschränkter Haftung gegründet. Das
Stammkapital beträgt: 1 000 000 Mk. Geschäfts-
führer sind: Dr. med. Gustav Seile zu Branden-
burg a.H., Ingenieur Hans Schmidt zu München,
Hauptmann a. D. Georg Grunert zu Schöne-
berg. Nach näherer Massgabe des § 4 des
Gesellschaftsvertrages bringt der Gesellschafter
Dr. med. Gustav Seile zu Brandenburg * a. H.
seine Erfindung, betreffend die Herstellung
farbiger Photographien, insbesondere särothcfae
hierfür bestehenden und erteilten, sowie an-
gemeldeten Patente und Schutzrechte, wie über-
haupt das aus der Erfindung herrührende
Urheberrecht in die Gesellschaft zu dem fest-
gesetzten Gesamtwerte von 900 000 Mk. unter An-
rechnung dieses Betrages auf seine Stammeinlage
IH
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Ausstellungs-
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Vereins - Nachrichten.
Amateur-Photographen -Verein
Augsburg.
Die am 18. Juni 1. Js. im Vereinslokal „Caf6
Augusta" abgehaltene 3. Generalversammlung
war im Verhältnis, zur Mitgliederzahl auch dies-
mal wieder ziemlich schwach besucht. Herr
Fabrikant Friedrich Engel, welcher nach
dem im Monate Mai erfolgten Wegzuge des
Herrn Eberlen an die Stelle des ersten Vor-
sitzenden rQckte, eröffnete die Versammlung
abends 9 Uhr und erteilte dem Kassierer, Herrn
Altfillisch, das Wort zur Verlesung des Kassen-
berichtes. Aus demselben geht hervor, dass der
Verein bei einer Einnahmen-Summe von
396,85 Mk. und bei 283,87 Mk. Ausgaben über
ein Saldo von 112,98 Mk. verfügt, ein Zeichen,
wie gut und vorteilhaft es Herr Altfillisch
verstanden bat, die Gelder des Vereins zu ver-
walten, was auch allseitig nur lobend anerkannt
wurde. — Der Geschäftsbericht des letzten
Schriftführers, Herrn Rumbuch er, konnte
leider nicht vorgetragen werden, da dieser Herr
noch vor der Generalversammlung seinen Aus-
tritt aus dem Verein erklärte und infolgedessen'
auch in dieser Versammlung nicht anwesend war.
Herr Oberlitbograph G ei ssler nahm sodann
das Wort, um der bisherigen Vorstandschaft
für die vorzügliche Verwaltung des Vereins im
namen der übrigen Mitglieder zu danken, was
durch Erheben von den Sitzen noch speziell
zum Ausdrucke gebracht wurde. Somit war
der bisherigen Vorstandschaft Entlastung erteilt,
und wurde nun zur Neuwahl der Vorstandschaft
geschritten. Die Wahl wurde auf allgemeinen
Wunsch per Akklamation vorgenommen und er-
gab folgendes Resultat:
I. Vorsitzender: Herr Oberlithograph Julius
Geissler mit sämtlichen Stimmen. II. Vor-
sitzender: Herr Fabrikant Friedrich Engel
mit sämtlichen Stimmen. Schriftführer: Herr
kaufm. Beamter Alfred Teicbmann mit sämt-
lichen Stimmen. Kassierer: Herr Drogist Lud-
wig Wassermann mit sämtlichen Stimipen.
Material- Verwalter : Herr Kaufmann Gustav
Kühn mit sämtlichen Stimmen. I. Beisitzender:
Herr Regierungsrat Wilhelm Hermann mit
sämtlichen Stimmen. II. Beisitzender: Herr
Kaufmann Josef Altfillisch mit sämtlichen
Stimmen.
Herr Geissler dankte den soeben gewählten
Herren für die Annahme der auf sie gefallenen
Wahl und gab seiner Freude darüber Ausdruck,
dass diese Wahl gegenüber derjenigen in den
früheren Generalversammlungen so glatt und
rasch von statten ging.
Nach Ansicht des Herrn Geissler sollen
im künftigen Vereinsjahre die grossen und
immerhin kostspieligen Vorträge etwas ein-
geschränkt werden, da es leider an dem nötigen
Interesse hierzu seitens der Mitglieder fehlt; es
sollen vielmehr öfters einfache Zusammenkünfte
unter den Mitgliedern im Vereinslokale statt-
finden, an denen nur Diskussionen und kleinere
Vorträge abgehalten werden. Auch sollen künftig-
hin mehr Ausflüge zu Landschaftsaufnahmen
unternommen werden. —
Vom „Klub der Amateur-Photographen in
München* lag ein Schreiben vor, in welchem
derselbe unsern Verein zum Besuche der Aus-
stellung genannten Klubs, welche vom 16. bis 24.
Juni geöffnet ist, einladet. Herr Fachphotograph
Ell er wurde von der Versammlung dazu be-
stimmt, diese Ausstellung in München zu be-
suchen, zu welchem Zwecke Herrn Eller
10 Mk. aus der Vereinskasse bewilligt wurden.
Herr £11 er hat nach Besichtigung dieser Aus-
stellung in einer der nächsten Versammlungen
hierüber zu berichten.
Nach Erledigung einiger noch weiter vor-
liegenden Einlaufe wurde die Generalversammlung
Abends 11 Uhr geschlossen.
Augsburg, den 27. Juni 1903.
Alfred Teichmann, Schriftführer.
Amateur-Photographen- Verein
Elberfeld.
Vereinslokal „Deutscher Kaiser".
Voritzender: Herr R. Gesser.
Anwesend sind 14 Mitglieder und 3 Gäste.
Nach Verlesung des Protokolls der letzten
Sitzung wurde der angesagte Stero-Projektions-
115
KLEINE CHRONIK.
abend auf den 2. Juli festgesetzt, sodann gelangte
die Wandermappe des Würzburger Amateur-
Photographen- Vereins zur Vorlage, an deren
Bildern auch nicht ein einziger der Anwesenden
etwas auszusetzen hatte, ^^m besten gefielen
die BUder Nr. 16, 15, 14 und 8.
Man konnte sehen, dass man sich bei der
Anfertigung dieser Bilder die grösste Mähe ge-
gegeben hatte. Es hat wohl kaum eine Mappe
zirkuliert, welche grösseren Beifall gefunden, als
die des Würzburger Amateur-Klubs.
Mitglied Süss spricht über die neuen Kohle-
films der N. P. G. (Neue Photogfaphische Gesell-
schaft BerHn-Steglitz), welche durch ihre Papiere,
Bromaryt etc. rühmlichst bekannt sein dürfte.
Bei diesem neuen Verfahren erhält man schon
bei einfacher Übertragung ein seitenrichtiges
Bild und erspart man so hierbei nicht nur die
doppelte Übertragung, sondern auch ungefähr
die Hälfte der früher gebrauchten Zeit. Es ist
sehr empfehlenswert, diesem neuen Verfahren
Beachtung zu schenken.
Grosses Interesse erregte ein Bild, welches
eine Figur mit zwei bvennenden Lampen darstellt.
Vor der Aufnahme war die eine Hälfte der
Platte mit Rotlack- Bayer, einem neuen Produkt
zur Lichthofvermeidung und zur Herstellung von
Dunkelkammerlampen der Farbenfabriken vorm.
Fried r. Bayer & Co. hier hinterkleidet, während
die andere frei gelassen war. Der Unterschied
war in die Augen springend. Die Lampe, welche
vor der nicht hinterkleideten Seite stand, zeigt^
dunkle und kräftige Überstrahlung, während die
andere vollständig scharf und ohne jeden
Lichthof erschien. Der Lack zeigt ausserdem
die Annehmlichkeit, dass, nachdem die Platte
kurze Zeit im Entwickler gelegen hat, er sich
als zusammenhängendes Häutchen leicht entfernen
und den Entwickler vollständig farblos lässt.
Nun folgt ein interessantes Rätselspiel. Ein
Mitglied reichte mehrere in verschiedenen Farben
angefertigte Bilder herum, bei welchen die An-
wesenden erraten sollten, auf welcher Papier-
sorte dieselben hergestellt seien. Dies zu erraten
gelang nur bei einem Bruchteil, trotzdem die
Bilder unaufgezogen waren. Des Rätsels Lösung
war, das sämtliche Bilder auf Brom- und Chlor-*
bromsilber-Papier angefertigt, teils durch starkes
Überbelichten, teils durch kräftiges Satinieren
verändert waren. Auf diese Weise dürften sogar
Fachleute irregeführt werden.
Unter den Eingängen befand sich auch eine
Anzahl Entwickler und Plattenproben nebst
Prospekten der Firma Johannes Herzog,
Hemelingen.
Der Vorschlag, ein neues Vereinslokal zu
wählen, wurde bis zur nächsten Sitzung vertagt.
I.A.: F. Schroeder.
Deutsche Gesellschaft von Freunden
der Photographie xu Berlin.
(Schluss von Seite 1 1 2.)
Ferner teilt Herr Direktor Schultz-Hencke
mit, dass Herr Jens Lützen, Passauerstr. 13»
der, wie bekannt, die Vertretung der elektro-
photochemischen Industrie übernommen bat«
um die Sache einzuführen, Probepakete mit
lichtempfindlich präparierter Seide, Atlas, Leinen,
Sammet, Holz mit 25 pCt. Rabatt an unsere
Mitglieder abgibt.
Auf Bitte von Frl. v. Daum verliest FrL
Kundt einen Brief von Frl. v. Daum, wonQ
sich dieselbe lobend über die Perutzscbeo
Perorto-Platten ausspricht. Frl. v. Daum ver-
arbeitete Platten, die Frau Prof. Hartmann
nach chinesisch Turkestan mitgenommen und
wieder zurückgebracht hatte, und die dort
wiederholt grossen Temperaturschwankungen,
Kälte und Hitze, unterworfen waren. Frl.
V. Daum zeigte als beste Empfehlung die auf
diesen Platten von ihr hergestellten Auf-
nahmen. —
Nunmehr ergreift Herr Direktor Schultz-
Hencke das Wort zu einer kurzen Aus-
führung über den für den Herbst dieses Jahres
geplanten Berliner Salon. Redner weist darauf
hin, wie schwierig es ist, in Berlin und be-
sonders jetzt nach dem in Angriff genommenen
Abbruch der Akademie ein geeignetes Aus-
stellungslokal zu finden. So gelang es ihm und
Herrn GOrke, unter Mitwirkung des Herrn
Major V. Wester nhagen, nach vielen Be-
mühungen, die Zustimmung des Präsidenten und
der Direktion des Abgeordnetenhauses für die
Veranstaltung einer Ausstellung in den Räumen
des Abgeordnetenhauses zu erhalten. Diese
endgültige Entscheidung traf aber erst vor zwei
Tagen ein, und sind die beiden geschäftsführen-
den Herren, Herr GOrke und Herr Schultz-
Hencke, der Meinung, dass es jetzt nicht mehr
mOglich sei, bis zum Herbst eine AussteUuag
vorzubereiten. Sie schlagen deshalb vor, das
geplante Unternehmen bis zum nächsten Jahre
zu verschieben, umsomehr, als dann, wie uns
schon versichert worden ist, die Räume uns
wieder zur Verfügung stehen sollen. Der Vor-
schlag fand einstimmige Annahme.
Zum Schlüsse wurde noch als erste Arbeit
des kommenden Wintersemesters ein Kiu^us
für Herstellung von Projektionsbildem im
Atelier des Herrn Jens Lützen beschlossen.
Zur Einführung des Kursus wird ein ent-
sprechender Vortrag in der ersten Oktober-
sitzung stattfinden.
Mit dem Wunsch für eine angenehme und
photograpbisch erfolgreiche Ferienzeit schloss
116
KLEINE CHRONIK.
Herr Direktor Schulz-Hencke in Vertretung
des Vorsitzenden die Versammlung.
M. Schmidt,
Protokoll - Schriftfflhrer.
Schlesische Gesellschaft
▼on Freunden der Photographie.
8. ordentliche Sitzung:
Freitag, den 20. Februar 1903.
Tagesordnung:
1. Aufnahmegesuch des Fräulein Helene
Lettgau, Neue Schweidnitzerstr. 11.
2. Geschäftliche Mitteilungen.
3. Vortrag des Herrn Peltz: „Die Inseln
Bornholm und ChristiansOe" (Skioptikon-
Demonstrationen).
4. Herr Kionka: ^Demonstration des
Krebs sehen Zeitlichtes.
Anwesend: 25 Mitglieder, 1 Gast
Fräulein Helene Lettgau wurde als neues
Mitglied einstimmig in den Verein aufgenommen.
Hierauf erledigte der Vorsitzende einige ge-
schäftliche Mitteilungen und eröffnete der Ver-
sammlung, dass in der letzten Vorstandssitzung
beschlossen worden ist, die besten Leistungen
bei der Photographischen Postkarten-Ausstellung
durch mindestens 6 Preise auszuzeichnen.
Gleichzeitig gab er bekannt, dass das Atelier
vollständig renoviert ist und der Vergrösserungs-
Apparat in bester Ordnung sich befindet.
Nach Verteilung einiger Offerten erhielt
Zeichenlehrer Peltz das Wort zu seinem oben
angekündigten Vortrage. Er führte etwa fol-
gendes aus:
Die in der Mitte der Ostsee, etwa sechs
Stunden Dampferfahrt von Rügen und zwei
Stunden von der Schwedischen Küste entfernt
liegende, 1 1 Quadratmeilen grosse dänische Insel
Bornholm ist heute das Ziel so manches Reise-
lustigen. Bietet doch die Insel ein Stück nor-
discher Natur, wie sie schöner und prächtiger
kaum gedacht werden kann. Turmhohe, mäch-
tige Granitfelsen, die in den seltensten For-
mationen dräuend über dem Meere abhängen,
oder in wild zerrissenen Klippen- und Schären-
bildungen von der vernichtenden Kraft der
Meeresbrandung Zeugnis ablegen, begrüssen
uns gleich zu Anfang, wenn wir mit dem
Dampfer in den Hafen von Hammershus ein-
laufen. Und, — um den erhabenen Anblick
noch vollkommener zu gestalten, — thront auf
hohem Felsplateau weithin sichtbar die alt ehr-
würdige Schlossruine Hammershus. Redet diese
von der historischen Bedeutung dieses Stück-
chens Erde und von der Vergänglichkeit alles
Bestehenden, so erblicken wir nach der Land-
seite zu ein tief ausgedehntes Tal, Paradiestal
genannt, von wunderbarer Schönheit mit herr-
lichen Laubpartien und Aussichten auf das
Meer, sowie auf die zerklüfteten steilen Ufer,
an denen die Brandung oft haushoch in die
Höbe steigt, um mit furchtbarem Getöse kopf-
über wieder zurück in das Meer zu schlagen.
Solche Schären und Klippen gibt es an der
Ost- und Westküste mehrfach, die bedeutendsten
sind die von Hammershus, Johns-Kapell, Rand-
klöveskaar und Helligdomcn. Die letzteren
sind die grossartigsten und werden von Sommer-
gästen — da auch ein g^tes Hotel dort vor-
handen ist — sehr viel besucht und zu länge-
rem Aufenthalt gewählt. Viel besucht werden
auch die Felsenpartien von Randklöveskaar,
d. h. Randspalte. Wegen der Grossartigkeit
und Wildheit der Natur ist diese Felsenschlucht
einer der sehenswertesten Punkte, der Be-
wunderung und Grauen zugleich erweckt. Die
Schlucht ähnelt an einzelnen Stellen den
Kletterpartien in Adersbach und Weckelsdorf
in Böhmen. Oberhaupt denke man sich Aders-
bach und Weckelsdorf ins Meer versetzt und
man hat ein ungefähres Bild von der Erhaben -
iieit und Grossartigkeit dieser Natur.
Die Bevölkerung Bornholms teilt sich in
Ackerbauer und Fischer. Die ersteren leben
nicht in Dörfern, sondern es hat jeder Land-
mann seine Wohn- und Wirtschaftsgebäude in
der Mitte seines Besitzes angelegt. Man findet
daher nur einzelne Höfe, auch keine Gross-
grundbesitzer und keine Dominien. Da es im
Innern der Insel keine Dörfer gibt, so sind
auch keine Wirtshäuser vorhanden. — Die
pischer haben an den Küsten grössere oder
kleinere Ansiedelungen errichtet, und man findet
daher sowohl an der West- als auch an der
Ostküste kleinere Dörfer und Städte. Die
grösste und zugleich Hauptstadt ist Rönne an
der Westküste. Sie besteht durchweg aus
lauter einstöckigen Häusern, welche mit einem
roten Fleischton angetünscht uiid mit Ziegeln
gedeckt sind.
Der einzige, etwa 75 qkm grosse Wald be-
findet sich in der Mitte der Insel, und er bietet
mit seinen Seen, Felsenpartien, Wiesenflächen
und Abgründen des Interessenten so viel, dass
kein Reisender versäumen sollte, denselben zu
besuchen. Er heisst: Almindingen, d. i. Allge-
meinheit, und hier kommen alljährlich am
2. Pfingstfeiertage fast sämtiiche Bornholmer zu
einem grossartigen Volksfeste zusammen. Ein
grösseres Hotel mitten im Walde auf einer
Anhöhe an der schönsten Stelle erbaut, macht
mit seinen weiten offenen Hallen den Eindruck
eines kleinen Lustschlosses, welches nur dazu
bestimmt scheint, der Freude und der Erholung
zu dienen.
Als verschlagene Ausläufer des Bornholmer
Granitgebirges ist die 19 km entfernte Insel-
117
KLEINE CHRONIK.
gnippe ChristiansOe zu betrachten. Sie besteht
aus 5 kleinen, bis zu 20 m aus dem Meere empor-
ragenden Felseninseln, von denen die zwei
grösseren von circa 170 Menschen, meist
Schiffern, bewohnt sind. Sie sollen erst im
17. Jahrhundert dadurch einigermassen frucht-
bar gemacht worden sein, dass Erdboden mit
Schiffen von Bornholm aus hingeschafft worden
ist. Die Wasserstrasse zwischen beiden Inseln
bildet, besonders da sie von Norden nach
Süden geht, einen vorzüglichen und natürlichen
Hafen. Die Einfahrt ist jedoch für tiefgehende
Schiffe nicht ungefährlich und für Unkundige nur
mit Hilfe eines Lootsen möglich. Die beiden
grösseren Inseln, früher stark befestigt, sind
durch eine Brücke verbunden. Es ist eine
Schule, ein Wirtshaus, eine Lootsenstation, ein
Leuchtturm und ein grösserer Gesellschafts-
garten vorhanden, wo zweimal im Jahre Volks-
feste gefeiert werden, zu welchen aus Born-
holm zahlreiche Gäste mit Segelboot und
Dampfer hinüberfahren.
Die 45 höchst malerisch wirkenden Licht-
bilder, mit welchen der Vortrag illustriert
wurde, waren nach Naturaufnahmen des Vor-
tragenden selbst, des Dr. Soetbeer in Berlin
und des Dr. Riesenfeld in Breslau ange-
fertigt. —
An den Vortrag schloss sich eine kurze
Debatte, in welcher Dr. Riesenfeld darauf
hinwies, dass erst in letzter Zeit der Hass
gegen die Deutschen etwas geschwunden sei,
früher erhielt man auch von denjenigen, welche
deutsch sprechen konnten, keinen Bescheid.
Peltz warnte vor dem Dampfschiff „Born-
holm", das früher „Sequens" hiess und nächstes
Jahr wahrscheinlich wieder einen andern Namen
führen wird. Das Schiff sei ein enger, alter
Kasten ohne jede Bequemlichkeit und einem
grösseren Sturm wahrscheinlich nicht ge-
wachsen.
Hierauf demonstriert Kaufmann Kionker
das Krebs sehe Zeitlicht. Er konnte nach
seinen gemachten Erfahrungen dasselbe warm
empfehlen.
Zur Verteilung kamen eine Menge Flächschen
mit Brillant-Entwickler inkl. Pottasche. Der
Vorsitzende ersucht, die Resultate, die nach
seiner Meinung glänzende sind, in einer der
nächsten Sitzungen mitzuteilen. F. Peltz.
Freitag, den 6. März 1903:
' 9. ordentl. Sitzung im Universitäts-Institut.
Tagesordnung :
1. Aufnahmegesuch des Herrn Georg
Kringler, Kfm; Herrnstr. 7 a.
2. Geschäftliche Mitteilungen.
3. Herr Dr. Riesenfeld: „Die Technik
der Vergrösserung" (mit Demonstration).
4. Kleinere Mitteillungen.
5. Antrag auf Beschaffung eines Skioptikons
in der Grösse 9: 12 für Projektion.
Anwesend 33 Mitglieder, 3 Gäste.
Kfm. Kringler wird als Mitglied aufgenommen.
Um den in den letzten Jahren neu ein-
getretenen Mitgliedern Gelegenheit zu geben.
Vergrösseningen von Photographien selbst an-
zufertigen, hielt der Vorsitzende Dr. Riescn-
f e 1 d auf allgemeinen Wunsch einen orientierenden
Vortrag und führte nach demselben das Ver-
fahren praktisch vor. In seinem Vortrage
besprach er zunächst, von der einfachen Camera
ausgehend, den Vergrösserungsapparat in seinen
einzelnen Teilen, dann die Lichtquelle, die
Dunkelkämmerlampe , den weissen Schirm zum
Auffangen des Bildes und die verschiedenen
Bromsilberpapiere, welche zu Vergrösseningen
benutzt werden. Nach diesen tbeoretisdien
Erörterungen gelangte ein Negativ, an welchem
der Vortragende auch das Zurückhalten bezw.
Vorbelichten einzelner Stellen zeigte, zur prak-
tischen Verwendung. Interessant und neu
dürfte vielen, auch geübten Amateuren, das
Einkopieren von Wolken gewesen sein, waches
Dr. Riesenfeld mit gewohnter Meisterschaft
ausführte.
Der Hitze und der vorgerückten Zeit wegen
schloss sich an den Vortrag keine Debatte aa.
Die Beschaffung eines Skioptikons wurde
einstimmig beschlossen und der Vorstand mit
der Anschaffung beauftragt. — Nach der offi-
ziellen Sitzung war gemütliches Beisammensein
im Vereinslokal, Rizzi-Bräu. F. Peltz.
Freitag, den 20. März 1903:
10. ordentliche Sitzung
im Vortragssaale des Kunstgewerbe-Museums.
Tagesordnung :
1. Vortrag des Herrn Hesekiel-Berfin:
ifOber das Coxin.' — 2. Eröffnung der
Postkarten -Ausstellung im Vereinslokal Rizzi-
BrSu.
Anwesend : Im Vortragssaal mehr als Hundert
Mitglieder und Gäste; im Vereinslokal etwa
30 — 40 Mitglieder.
Am heutigen Tage versammelten sich zahl-
reiche Vereinsmitglieder und noch zahlreichere
Gäste im hiesigen Kunstgewerbe -Museum, um
den Vortrag des Herrn Hesekiel aus Berlin
über »Das Coxin* zu hören. Der Vortragende
führte ungefähr folgendes aus: Es handelt sich
um ein neues Verfahren zur Entwicklung
photographischer Platten, welches die Dunkel-
kammer entbehrlich macht, da es bei Tagest
oder Lampenlicht ausgeführt werden kann
Herr Hesekiel erörterte zunächst die vieleriei
Bemühungen, die schon früher zur Erreichung
dieses Zieles gemacht worden sind, aber sich
118
KLEINE CHRONIK.
sämtlich als unzulänglich erwiesen haben. In
der Tat scheint nunmehr durch Anwendung
des sogenannten Coxins das Problem gelöst zu
sein. Das Coxin stellt eine tiefrote Flüssigkeit
dar^ in welche die zu entwickelnde Platte zunächst
auf 2 Minuten gebracht wird. Da dies unter
Lichtabschluss geschehen muss, so bedient man
sich hierbei eines sogenannten Wechselsackes.
Es kann dies ein gewöhnlicher Beutel sein,
jedoch hat Herr H.zur grösseren Bequemlichkeit
einen solchen construiert, in dessen unterer Bahn
ein Rahmen mit Deckel eingefügt ist, welcher auf
die Coziuschale gelegt und durch den die im Sack
der Cassette entnommene Platte vollständig licht-
sicher in das Coxin gelegt wird. Der Sack
braucht darauf nur abgehoben zu werden. Auch
existiert eine höchst einfache, wohlfeile Vor-
richtung, welche an den Cassetten angebracht
'werden kann, die es ermöglicht, durch einen Druck
die aus der Kassete in die darunter befindliche Platte
Coxinschale fallen zu .lassen , sodass hierdurch
sogar der Wechselsack überflüssig wird. Sobald
sich die Platte nun im Coxinbade befindet, ge-
schehen alle weiteren Operationen bei Tages-
licht. Man bringt nach zwei Minuten die Platte
aus der Coxinschale in den danebenstehenden
Entwickler. Darauf spült man die Platte kurz
ab und legt sie wieder bei TagesUcht in das
Fixierbad. Beim Auswaschen verschwindet
dann die Färbung, und die Farblosigkeit ist
gleichzeitig ein gutes Kriterium für richtiges
Auswaschen. Das Coxin bietet namentlich dem
Amateur grosse Vorteile ohne nennenswerte
Unkosten, da das gebrauchte Coxin weiter zu
verwenden ist. Das Verfahren wurde bei elek-
trischem Bogenlicht sogleich praktisch vorgeführt,
und Herr Hesekiel erntete von sehr zahl-
reichen Zuhörern reichen Beifall. —
Nach dem Vortrage begaben sich die Mit-
glieder in das Vereinslokal, um die dort> ausge-
stellten Ansichtspostkarten zu besichtigen. Es
waren über 500 Stück ausgestellt, welche Kfm.
Schatz in übersichtlicher und geschmackvoller
Weise geordnet hatte. Die Ausstellung soll vor-
läufig intern sein und erst während der Osterf eier-
tage dem Publikum zugänglich gemacht werden.
Zu diesem Zwecke ist in zuvorkommender Weise
vom Breslauer Magistrat und Direktor der Real-
schule IL die Aula der genannten Anstalt be-
willigt worden. Die 6 besten Arbeiten sollen
entsprechend prämiiert werden. —
F. Peltz.
Fragen und Antworten.
Es wäre mir üeby wenn Sie mir ein
Kopierpapier oder eine Papiersorte angeben
könnten j bei deren Anwendung (unter
sorgfäitiger Beachtung alkr Vorschriften)
man sicher sein kann, dass die Bilder
später keine Flecken bekommen^ resp, nicht
vergilben.
Die bisher von mir gebrauchten Papiere
besitzen die erwähnte wichtige Eigenschaft
nicht. Nach Verlauf von j Jahren sind
mir von 20 Bildern circa i bis j fleckig
geworden.
Die haltbarsten Kopieen liefern die Brom-
silberpapiere und zwar insbesondere die mit
stumpfer (stärkehaltiger) Bildschicht, ferner die
Chlorbromsilberpapiere, wie z. B. Velox, Tula,
Dekko, Lenta etc. (auch hier ziehen wir die
stumpfen Sorten vor) und die Platinpapiere. Sehr
haltbare farbige Bilder, sofern echte Farbstoffe
verwendet worden sind, gibt auch der Pigment-
und der Gummidruck.
Bitte um Angabe eines Leitfadens für
Mikrophotographie, in welchem auch die
Aufnahmen von Spektren und dcts Auf
nehmen im polarisierten Licht berück-
sichtigt ist.
In Kaiserling, Lehrbuch der Mikro-
photographie, Hnden Sie diese Kapitel vor-
trefflichst behandelt.
Ist es nötige dass nach dem Härten von
Chlorsilbergelatine ' Bildern mittelst 5 bis
lOpCt, Formatin , dieselben ausgewaschen
werden, und wenn, dank wie langet Ist
es besser, die Härtung vorzunehmen, nach-
dem die Abdrücke muh dem Weichen
getrocknet waren, oder können sie aus
dem letzten Wasser direkt ins Härtebad
kommen?
Nach dem Härten sind die Bilder kurz zu
wässern, ca. 10 Minuten. Das Härten nimmt
man direkt nach dem Wässern vor, denn je
eher die Bilder gehärtet werden, desto weniger
sind sie verletzbar, und das will man doch mit
dem Härten bezwecken.
119
KLEINE CHRONIK.
Verschiedenes.
Apparat zur Entwicklung bei
Tagesliclit.
Die Firma C. F. Kind er mann -Berlin zeigt
an, dass sie einen transportablen, handlichen
Apparat zur Entwicklung und Fixierung von
Platten bei Tageslicht oder hellem Lampenlicht
in den Handel bringt. Es werden hier durch
einen Schlitz die Plattem in einen Kasten (ver-
mittelst einer geeigneten Kassette) eingeführt,
welcher eine Cuvette mit Entwickler-Lösung
enthalt. Die Beobachtung der Entwicklungs-
fortschritte geschieht durch angebrachte rote
Scheiben. Nach beendigter Entwicklung lässt
man das Negativ durch eine Vorrichtung in den
Behftlter mit Fixierbad gleiten.
Aristogmat F : 5,5.
Die optische Anstalt von Hugo Meyer-
Görlitz hat einen neuen Aristogmaten von der
Öffnung F : 5,5 herausgebracht. Derselbe soll
nach den Angaben von Dr. Servus vortreff-
liche Schärfen Zeichnung geben, ein Instrument
von 18 cm Brennweite soll mit voller Öffnung
eine 13Xl8^m randscharf auszeichnen. Des
weiteren wird mitgeteilt, dass der Aristogmat
keine Spur von Astigmatismus zeigt und sphä-
risch und chromatisch gut korrigiert sei.
Abbrennen von Magnesiumband.
Zum bequemen Abbrennen von Magnesium-
band- oder Draht wird im „Amat. Photographer"
das Einklemmen zwischen die Seiten eines alten
Buches empfohlen. Das Band brennt ruhig bis
zum Rand des Buches, ohne dessen Papier
wesentlich anzugreifen. FQnf oder sechs 30
bis 60 ein lange Streifen so eingeklemmt, das
sie konvergieren und mit 'den Enden zusammen-
gedreht, können gleichzeitig entzündet werden
und geben ein äusserst kräftiges Licht. Die
so improvisierte Lampe kann an beliebiger
Stelle und Höhe placiert werden. Ein 30 cm
langer Magnesiumdraht brennt ungefähr zwölf
Sekunden; durch Abschaben des Oxyds mit
dem Messer wird das Brennen erleichtert.
Wenn auch das Papier eines geschlossenen
Buches nicht so leicht Feuer fangen kann, ist
bezüglich loser Papfierblätter, Vorhänge oder
Gardinen grösste Vorsicht zu beachten. Wer
mit Magnesium arbeitet, sollte stets während
des Brennens von der Flamme wegblicken, da-
mit er nach Verlöschen derselben sofort sehen
kann, wenn sich etwas entzündet hat.
F. L.
Verkauf alter unbrauclibarer Films.
Wiederum geht uns von einem Abonnenten
die Klage zu, dass ihm von einem Handlungs-
hause Rollfilms verabfolgt seien, die sich bei
Öffnung als alt und verdorben erwiesen; das
innere Etikett trug die Aufschrift .zu entmckelo
bis 1. Juni 1901!"
Bei dem früheren Fall, welchen wir mitteüteo,
war das Etikett zur Hälfte abgerissen, so dass
nur die Worte stehen geblieben waren ,2«
entwickeln bis". — Wir können dazu nichts
weiter tun, als zu empfehlen, bei Einkauf von
Films stets darauf zu achten, dass man nidit
«antike* Ware erhält. Die Handluagshäuser
soUten entschieden ihre Films-Bestftnde unter
bester Kontrolle halten, denn durch Liefermig
verdorbenen Negativ-Materials können die uh
angenehmsten Folgen entstehen. Films haben
nun einmal nicht die lange Haltbarkeit, welche
die Platten besitzen.
Eingesandt.
Vielleicht nehmen Sie Gelegenheit, bei den
deutschen Platten- und Papier-Fabrikanten dahin
zu wirken, ihre Fabrikate mit hftrterer
Gelatineschicht herzustellen. Man kann sich in
Europa keinen Begriff machen, wie viel Arger
und Verdruss es einem bereitet, wenn man den
Sonntagmorgen in der glühenden Sonne herum-
gelaufen ist, um einige Aufnahmen zu erhalten,
und diese einem des Abends von den Platteu ab-
laufen wie Butter, Es ist deshalb auch nicbt
zu verwundem. Wenn sich die deutschen Platten
in Indien nicht einführen; wer solche einmal
probiert hat, lässt seine Finger davon und mit
dem Patriotismus ist es aus. Warum sollten
die Deutschen ihre Platten und Papiere nicht
ebenso hart machen können wie die Engländer,
deren Platten unverwüstlich sind? Wenn die
Deutschen nur wüssten, welche Unmassen von
Platten und Papieren im Osten verbraucht
werden, dann würden sie mehr für die Tropen
geeignete Platten fabrizieren.
Rangoon, den 6. Juni 1903. G. Storz.
Soweit uns bekannt ist, liefern verschiedene
deutsche Fabriken auch Platten mit besonderer»
für die Tropen geeigneter Emulsion. Red.
Geschäftliche Mitteilungen.
Ottomar Anschütz -Berlin hat in seinen
Geschäftsräumen in der Leipziger Str. 116 eine
Ausstellung von Vergrösserungen auf Bromsilbcr-
papieTi hergestellt mit deutschen Materialien, ver-
anstaltet. Wir empfehlen den Besuch dieser
interessanten, 103 Bilder zählenden AussteOung-
Von der Firma Unger & HofiEoiaxui-Dresden
erschien ein illustriertes Hilfsbuch fQr das Be^
lichten und Entwickeln der ApoUo-Platten, zu-
gleich Festschrift zur Feier des 25jährige]i
Bestehens der Fabrik.
120
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Auastellungs-
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Vereins - Nachrichten.
Schlesische GeseUschalt
▼on Freunden der Photographie.
1 1 . ordentliche Sitzung : Freitag, den 3. April
im Palast-Restaurant
Anwesend: 26 Mitglieder, 3 Gäste.
Tagesordnung.
1. Aufnahmegesuche:
1. Fräulein Margar. Rahmer,
2. Herr Optiker Adolf Heidrich,
3. „ Apotheker Julius Kl am t,
4. „ Ingenieur Max Maus,
5. V Rechtsanwalt und Notar Karl
Pavel,
6. „ KaufmannWilhelmReymann,
sämtlich in Breslau wohnhaft.
2. Geschäftliche Mitteilungen.
3. Dr. Riesenfeld: ^Über den heutigen
Stand der Ozotypie* mit Demonstrationen.
4. Kleinere Mitteilungen.
Nach Eröffnung der Sitzung begrüsste der
Vorsitzende, Dr. Riese nfeld, die zahlreich er-
schienenen Mitglieder und Gäste im neuen Lokal
und erklärt, warum ein Wechsel desselben not-
wendig geworden war. Hierauf werden die
oben genannten Herren und Frl. Rahmer, da
kein Widerspruch erfolgt ist, als neu aufgenommene
Mitglieder vom Vorsitzenden herzlich willkommen
geheissen, und die eingegangenen Zeitschriften,
F*reislisten und Korrespondenzen zur Einsicht
ausgelegt. Besonders aufmerksam macht Dr.
Riesenfeld auf die Preisverzeichnisse von
Voigtländer & Sohn und Heinrich Erne-
mann-Dresden, vormals Herbst & Firl-Görlitz.
Desgleichen teilt er ein Schreiben des Dr. LQttke
und A r n d t-Wandsbek mit, worin photographische
Muster zur Probe angeboten werden, und schliess-
lich ein ebensolches von Dr. Riebensahm &
Posseldt-Berlin nebst Proben von schwach-
empfindlichem Entwicklungspapier — Riepos-
Tardo genannt — das zur Prüfung an die tech-
nische Kommission abgegeben wurde.
Es folgt nun der angekündigte Vortrag über
Ozotypie. Der Vortragende erklärt zunächst,
dass man unter Ozotypie ein in der photo-
graphischen Technik angewandtes Druckver-
fahren verstehe, welches von Th. Manly in
London erfunden ist, und eine Abart des Pig-
mentdruckes darsteUt. Da dies nur sehr wenig
Amateiu'en bekannt sei, habe es der Vortragende
auf allgemeinen Wunsch unternommen, das
Druckverfahren hier praktisch vorzuführen. Er
vergleicht nun die Ozotypie mit dem Pigmentdruck
und sagt im Weiteren, dass das Wesentliche
der Ozotypie darin bestehe, ein sichtbares Bild
auf ein mit ChromatlOsung lichtempfindlich ge-
machtes und mit Gelatine überzogenes Papier
auszukopieren , bis die Details in den hohen
Lichtern sichtbar werden und dann in ein Pig-
mentbild umzuwandeln. Dies geschieht dadurch,
dass man zunächst das auskopierte Bild in kaltem
Wasser gut wäscht, bis es vollkommen eben,
d. h. ohne WeUen und Beulen, liegt und das
Wasser klar bleibt. Hierauf legt man gewöhn-
liches, nicht lichtempfindlich gemachtes Pig-
mentpapier in ein bestimmtes Säurebad, be-
stehend aus Wasser, Eisessig und Hydrochinon
und bringt dann beide, das Bild und das Pigment-
papier, Schicht auf Schicht aufeinander, quescht
leicht an, trocknet mit Fliesspapier, bringt das
Ganze dann in warmes Wasser, worauf sich
das Pigmentpapier abziehen lässt. Nach diesen
Manipulationen entwickelt man — da das sicht-
bare Bild nun mit dem Pigment überzogen ist —
mit heissem Wasser und erhält ein ebenso
schönes und durchgearbeitetes Bild, wie beim
Pigmentdruckverfahren. Der Vorteil dieses Ver-
fahrens besteht darin, dass dasselbe nicht, v(de
beim Pigmentdruck, seitenverkehrte Bilder liefert,
und das man beim Kopieren das Bild beob-
achten kann. Der interressante, mit grossem
Beifall aufgenommene Vortrag dürfte viele
Zuhörer veranlassen, der Ozotypie näher zu
treten.
In der an den Vortrag sich anschliessenden
Debatte sprach der 2. Vorsitzende Professor
Dr. Hager dem Vortragenden den Dank der
Versammlung aus und betonte den grossen
Wert derartiger praktischer Vorträge. Peltz
wies darauf hin, dass in den Lehrbüchern die
Rezepte für Belichtungszeiten, Mischungen usw.
oft ungenügend angegeben seien, und er bittet
121
KLEINE CHRONIK.
den Vortragenden, da derselbe in allen photo-
graphischen Druckverfahren eine grosse Übung
habe, seine Erfahrungen in einfachen Notizen
oder Rezepten den Mitgliedern zugänglich zu
machen. Kaufmann Kionka erinnert an das
von Artigue in Bordeaux hergestellte Pigment-
papier, welches zur Entwicklung nicht auf eine
andere Fläche übertragen zu werden braucht.
Dieses Papier sei unter dem Namen „Charbon-
Velours" - Papier im Handel zu haben und
liefere hervorragend schöne Bilder von feiner
kQnstlerischer Wirkung. Nachdem noch
Dr. Riesenfeld über die Belichtungszeiten, die
bei der Ozotypie in den Lehrbüchern immer zu
kurz angegeben seien und Kaufmann Spindler
über die hierzu am besten zu verwendenden
Negative gesprochen, wurde die Debatte ge-
schlossen.
Bei Punkt 4 der Tagesordnung erinnert der
Vorsitzende nochmals an die Postkarten-Aus-
stellung, welche in der Zeit vom 5. — 7. April
in der Aula der Realschule 11 auch dem
Publikum geöffnet sein wird. Es wird be-
schlossen, ein diesbezügliches Referat in die
hiesigen Zeitungen zu bringen und die Re-
daktionen zu ersuchen, im lokalen Teile auf die-
selbe besonders hinzuweisen. F. Peltz.
Zur Einweihung des neuen Vereinslokals
im Palast-Restaurant hatten sich am 17. April
eine Anzahl Herren und auch einige Damen
daselbst zu einem solennen Abendbrot vei--
einigt. Die vorzüglichen Speisen und Weine
brachten die Gesellschaft bald in (}ie heiterste
Stimmung, die noch bedeutend gesteigert wurde
als unvermutet — Champagner-Pfropfen knallten.
Es hatten nämlich die bei der Postkarten -Aus-
steUung prämiierten Herren ihre Preise in
„Sekt" angelegt und denselben in liebens-
würdigster Weise allen Tischgenossen zur Ver-
fügung gestellt. Auch für andere Unterhaltung
durch Skioptikonbilder hatten die Herren
Schatz, Spindler, Kionka und Dr. Riesen-
feld reichlich gesorgt. Die bei Tafel gehaltenen
Reden und die ungezwungene herzliche Gemüt-
lichkeit bis in die frühen Morgenstunden be-
wiesen, dass derartige Festlichkeiten viel dazu
beitragen, die einzelnen Mitglieder, besonders
die neu eingetretenen, sich gegenseitig näher
zu bringen. Alle Teilnehmer gingen mit dem
Empfinden nach Hause, einen recht an-
genehmen und vergnügten Abend verlebt zu
haben. F. Peltz.
Freitag, den 1. Mai 1903:
12. ordentliche Sitzung.
Tagesordnung:
1. Aufnahmegesuch : Herr Fabrikbesitzer
Bruno Bloch, Herdain-Bohrauer-Chaussee.
2. Geschäftliche Mitteilungen.
3. Antrag des Herrn Peltz: Die Gesellschaft
wolle beschliessen, im Frühjahr 1904 doe
öffentliche Ausstellung von Arbeiten ^irer
Mitglieder zu veranstalten.
4. Herr Wilborn: Cber Herstellung von
Papier-Negativen .
5. Herr Peltz:. Über photographische
Apparate.
6. Kleinere Mitteilungen.
Der Vorsitzende, Dr. Riesenfeld, bemerkt
nach Eröffnung der Sitzung, dass, da kdn
Widerspruch erfolgt sei, Fabrikbesitzer Bruno
Bloch als neues Mitglied aufgenommen worden
ist. Hierauf gibt er den Inhalt der eingegangenen
Korrespondenzen bekannt und legt die neuesten
Zeitschriften, Preisverzeichnisse etc. ver-
schiedener Firmen zur gefl. Einsicht ans.
Zu Punkt 3 der Tagesordnung erhält Zeichen-
lehrer Peltz das Wort zur Begründung seines
oben gestellten Antrages. Die Bespredmog
desselben führte eine lebhafte Debatte unter
den Herren Hager, Schatz, Wilboro,
Kionka und dem Antragsteller herbei, die die
Lokalfrage, das Format, das Dnickverfahreo,
ob Vergrösserungen oder nur Originalaufnahmen
zuzulassen seien, und ob die Bilder genhmt
oder ungerahmt eingeliefert werden sollen, zum
Gegenstande hatte. Schliesslich wurde mit
grosser Majorität folgender Antrag ange-
nommen :
«Die Gesellschaft von Freunden der
Photographie veranstaltet im Frühjahr 1904
eine öffentliche Ausstellung von Arbeiten
ihrer Mitglieder, jedoch nur bis zu dem
Format von 18X24 cm*
Die Lokalfrage und die Ernennung einer
Jury soll späterer Beschlussfassung vorbehalten
bleiben. Der Vorsitzende wird ersucht, auf der
Einladung für die nächste Sitzung diesen Be-
schluss sämtlichen Mitgliedern bekannt zu geben.
Hierauf spricht Herr Bildhauer Wilborn
über: „Herstellung von Papier-Negativen.* Er
führt ungefähr folgendes aus:
Wenn man eine ^gute Aufnahme, eines
schönen, landschaftlichen Motivs z. B. gemadit,
so habe man sicher auch den Wunsch, das
Bild in vergrössertem Massstabe zu besitzen.
Man sieht das Motiv vieUeicht nie wieder, und
wenn dies je der Fall sein sollte, dann doch
nicht mit derselben Umgebung, derselben
Staffage etc. So können Winterbilder z. B. oft
nur ein einziges Mal in dieser oder jene
Stimmung vorhanden sein und nie wiederkdiren.
Um derartige Aufnahmen durch verschiedene
Druckverfahren, Pigment, Gummi, Platin etc.,
künstlerisch weiter« < .auszugestalten, seien vor
allen Dingen vergrösserte Negative erforderlich,
da 'die meisten Aufnahmen ja nur in eincia
Format von 9X12 oder 13x18 cm gemadit
werden. Die Vergrösserung auf Glasplattca
122
KLEINE CHRONIK.
herzustellen, wflre zwar aus verschiedenen
Gründen zu empfehlen, aber der Kostenpunkt sei
ein so bedeutender, dass davon abgesehen werden
mOsse. Wilborn empfahl daher das Negativ-
papier und zwar besonders das der N. P. G.-
Gesellschaft. Er' besprach die Lichtempfindiich-
keit und die Behandlung desselben, welche
durchaus nicht so einfach sei, als manche viel-
leicht glauben; ebenso erwähnte er empfehlend
das Schaeuffelensche Papier, das er aber
nicht bekommen hätte. Das Bild sei am besten
mit sehr schwachem Rodinal-Entwickler —
1 : 80 — hervorzurufen, und es sei beim Fixieren
desselben besonders darauf zu achten, dass
keine Luftblasen entstehen. Hierauf besprach
er die Herstellungswege, welche zweifach sind.
Erstens kann man nach dem Originalnegativ
ein Diapositiv anfertigen und dasselbe dann auf
Bromsilberpapier vergrössern, wodurch natürlich
ein Negativ entsteht; oder man vergrössert das
Originalnegativ auf Bromsilberpapier und erhält
ein positives Bild. Dieses bringt man mit einem
anderen Bromsilberpapier im Kopierrahmen in
Kontakt, belichtet entsprechend lange Zeit, ent-
wickelt und erhält dann natürlich ein Negativ
von genau derselben GrOsse des Positivs. Diese
zwei Wege besprach Wilborn ausführlich, und
er gab dem ersten aus verschiedenen Gründen
den Vorzug. Die Debatte zeigte jedoch, dass
viele Mitglieder den zweiten Weg besonders
deshalb für den besseren halten, weil Fehler
des Originalnegativs auf dem vergrösserten
Positiv durch die Retouche sehr leicht zu ent-
fernen sind. Besonders wies Schatz darauf
hin, dass jedes andere Bromsilberpapier zur
Herstellung von vergrösserten Negativen zu ver-
wenden sei.
Kionka hätte gewünscht, neben den vor-
gezeigten Papiernegativen auch die Diapositive
zu sehen, um beurteilen zu können, wie die-
selben für ein gutes Negativ beschaffen sein
müssen; er fragt an, welche Platten der Vor-
tragende für die geeignetsten hält. Hierauf er-
widert Wilborn, dass nach seiner Meinung
in erster Linie die Thomas-Diapositivplatten zu
empfehlen seien, neben diesen dann noch die
Hertzka-Platten. Mit den anderen habe er
schlechte Erfahrungen gemacht. — Peltz em-
pfahl die Weisbrodt-Platten. — Zur Unter-
stützung seines Vortrages hatte Wilborn sehr
schöne Pigmentdrucke, Winterlandschaften aus
der nächsten Umgegend von Breslau, ausgestellt»
die in Blaugrün recht wirkungsvoll gedruckt
waren und noch eine eingehende Besprechung
fanden.
Hierauf hielt Landschaftsmaler Peltz einen
Vortrag Ober: ,, Photographische Apparate." Er
teilte dieselben in Hand- umd Stativcameras
ein und besprach bei den ersteren besonders
die sogenannten Magazincameras, die er aus
verschiedenen hier zu weit führenden Gründen
nicht empfehlen könne, ebenso könne er sich
für die RoUfilmcameras nicht begeistern, dagegen
zolle er den Klappcameras grosses Lob. Sie
seien nach seiner Meinung die handlichsten,
besten und sichersten Apparate, sowohl fär die
Reise als auch für Spaziergänge u. s. w. Die-
selben seien in neuerer Zeit derartig vervoll-
kommnet, dass man damit wohl nie eine Fehl-
aufnahme machen kann. Die Belichtungszeiten
seien bis zu Vioon Sekunde verstellbar und das
Volumen eine äusserst geringes, das Aussehen
ein hochelegantes. Eine solche Camera mit
den aller neuesten Konstruktionen hatte auf vor-
heriges Verlangen die Firma Voigtländer &
Sohn dem Vortragenden zur Ansicht und
Demonstration zur Verfügung gestellt.
Von den Stativcameras, die der Vortragende
ebenfalls nach den verschiedenen Systemen
besprach, hielt er diejenigen mit doppeltem
Bodenauszug für die einzig richtigen. Der
doppelte Auszug sei deshalb so wichtig, weil
man dann auch mit der Hinterlinse des Ob-
jektivs Aufnahmen machen könne, die die
Gegenstände in der doppelten Grösse erscheinen
Hessen. Dazu seien freilich S3rmmetrische Ob-
jektive erforderlich. Stativapparate waren von
KurtBentzin in Görlitz ausgestellt, die wegen
ihres eleganten Ausseren und der praktischen
Einrichtung allgemeines Lob ernteten. Als be-
sondere, wichtige Neuerung verdient hervor-
gehoben zu werden, dass bei einer Camera der
Fokal - Schlitzverschluss allseitig um seine
optische Achse drehbar ist und zwar unabhängig
von der Quer- oder Hochlage des Bildfeldes.
Dadurch ist es- möglich, von seitlich sich schnell
fortbewegenden Objekten unverzei-rte, richtige
Bilder zu erhalten. Einige Beispiele erläuterten
das Gesagte. — Eine weitere Besprechung er-
fuhr die Camera-Favorita von Bentzin, die
der Vortragende auf seiner letzten Reise benutzt
und die sich ausgezeichnet bewährt habe. Sie
ist trotz ihres ausserordentlich kleinen Volumens
doch sehr fest und stabil gebaut, die Kassetten
sind nur halb so voluminös wie Holzkassetten ,
die Schieber aus Hartgummi und umlegbar, und,
was noch sehr wertvoll ist, das sogenannte
Mutterstück am Cameraboden, welches zur Be-
festigung des Stativs dient, ist verschiebbar,
wodurch der Schwerpunkt immer auf die Mitte
des Stativs gebracht werden kann.
In der an den Vortrag sich anschliessenden
Debatte wurden hauptsächlich die Apparate
mit Hartgummi - Kassettenschiebern besprochen,
die der Vortragende als besonders empfehlens-
wert bezeichnet hatte. F. Peltz.
123
KLEINE CHRONIK.
Deutsche GeseUschaft
von Freunden der Photographie,
Sektion Steglitz.
Sitzung am ^2. Juni er. abends 8 Uhr
im Restaurant Kaiserhallen.
Vorsitzender Herr C. Breuer.
Vor Eintritt in die Tagesordnung teilt der
Vorsitzende mit, dass in der Ausstellung von
Scioptikonbildern der Deutschen Gesellschaft
am 15. Juni er. die Herren Gebhardt und
Zschokke ausgezeichnet seien, ersterer mit dem
1 . Preis — bronzene Medaille — , letzterer durch
ehrende Anerkennung. Unter BeglQckwQnschung
der Prämierten gibt er seiner Freude Ausdruck
über den schönen Frfolg der Sektion. Ferner
bringt Herr Breuer eine Erfindung des Drogisten
Dankmar Hermann, Friedenau, zur Vorlage:
ein Stativ, welches vermittels einer Kette äusserst
sicher an Bäumen, Stangen, hohen Steinen usw.
befestigt werden kann. Nach Erledigung einiger
interner Punkte der Tagesordnung erhält das
Wort Herr Oberingenieur Brinkmann zu seinem
Experimentalvortrage : „Über abziehbare Pigment-
folien, ein neues Kopiermaterial für den Pigment-
druck. * Der Vortragende gibt zunächst einen
kurzen Überblick über das Pigmentverfahren.
Das neue Verfahren, das von der N. P G. dem-
nächst dem Handel übergeben wird, unterscheidet
sich von dem bisher üblichen dadurch, dass ein
einmaliger Übertrag — ohne umgekehrte Nega-
tive — bei äusserst sicherer Arbeitsweise seiten-
richtige Bilder liefert. Der doppelte Übertrag
fällt demnach fort. Statt des Schichtträgers von
Papier verwendet die N. P. G. Celluloidfolien
nach einem Patent von Rob. Krayn. Die
Arbeitsweise ist folgende: das Chromieren der
Folien geschieht in der gewohnten Form. Die
äusserst dünnen — ca. 0,03 fftm — und glas-
klaren Folien gestatten aber, und darin liegt der
grosse Vorteil dieses Materials, das Belichten von
der Rückseite, ohne dass die Schärfe des Bildes
auch nur merklich beeinflusst wird. Für das
Entwickeln eignen sich besonders weisse
Porzellanschalen, da bei der vollen Durchsichtig-
keit der Folien das Fortschreiten der Entwicklung
in einer schwarzen Schale schwierig zu beurteilen
ist. In diesem Falle prüft man die Entwicklung,
indem die Folie auf eine weisse Unterlage, Papier
oder Milchglas, gelegt und in der Aufsicht
beurteilt wird. Die bei dem bisher üblichen
Verfahren zulässigen Ausgleiche von unrichtigen
Belichtungen sind auch bei den Folien möglich.
Angenehm ist es, dass die Folien sofort nach
dem fjntauchen ins Wasser vollständig plan
liegen. Das Übertragen erfolgt wieder in der
alten Weise; erstaunlich ist aber hierbei die
Leichtigkeit und Sicherheit, mit welcher sich die
Celluloidfolien vom Bilde abziehen lassen; es ist
nur darauf zu achten, dass das Bild vorher voll-
ständig trocken war, da andernfalls naturgemäss
leicht Teile an der Folie hängen bleiben können.
Zum Schutze kann man aber auch die Folie
auf dem Bilde belassen, welches dann allerdings
hochglänzend ist; derselbe Hochglanz ist auch
auf dem Übertragenen Bilde vorhanden, er ver-
sehwindet aber sofort bei dem Härten der Schidit
oder auch schon beim blossen Elintauchen in
kaltes Wasser. Äusserst einfach gestaltet sich
die Herstellung von Diapositiven, da hierbei nur
das auf der Folie entwickelte Bild zwischen
zwei Glasscheiben gelegt zu werden braucht,
welche dann in bekannter Weise durch Klebe-
streifen miteinander verbunden werden. Auch
der Kombinationsdruck ist nach dem neuen Ver-
fahren leicht und sicher auszuführen. — In dem
Dank des Vorsitzenden an den Vortragenden
gab ersterer seiner Genugtuung darüber Aus-
druck, dass die Sektion den Vorzug habe, die
erste Vereinigung zu sein, in welcher dieses ver-
besserte Verfahren zur Vorführung komme,
durch welches die stets vorwärts strebende
N. P. G. allen Freunden des Pigmentdruckes eine
sehr vereinfachte und äusserst sichere Arbeits-
weise ermöglicht habe. — Der vom Unterzeich-
neten gestellte Antrag auf Vertagung bis zum
September findet mit der Massgabe Annahme,
dass die regelmässigen Studienausflflge weiter
unternommen werden sollen. Hierauf schhesst
der Vorsitzende die Sitzung mit den besten
Wünschen für erfolgreiches Arbeiten während
der bevorstehenden Reisezeit.
LA: P. Gebhardt
Amatetir-Photographeii- Verein
Biberfeld.
Vorsitzender: Herr R. Gesser.
Projektionsabend am 2. Juli 1903 im Vcreins-
lokal „Deutscher Kaiser*.
Der V. f. A. Ph. hatte für Donnerstag, den
2. Juli einen Projektionsabend angesetzt, um u. a.
Projektionen mit stereoskopischer Wirkung vor-
zuführen. Herr Gesser, der an Stelle des
plötzlich erkrankten Herrn Süss das Referat
übernommen hatte, begrüsste die Anwesenden
und brachte eine kurze Einführung in die Ge-
schichte der Bestrebungen, die projizierten Bilder
auf der Leinwand körperlich, plastisch zur Dar-
stellung zu bringen.
Diese Versuche datieren seit dem Jahre 1868.
Vorschläge und Vefsuche nach dieser Richtung
machten ohne besondern praktischen Erfolg der
Franzose d' AI meide und 1881 der bekannte
Photograph und Schriftsteller Schnauss. Erfolge
hatte erst das Verfahren von Anderton. Dieses
Verfahren besteht darin, dass man die zwei stereo-
skopischen Projektionsbilder durch zweiApparate
auf die Wand wirft und sie hier durch dne
124
KLEINE CHRONIK.
Prismenbrille (70°)! betrachtet. 1897 erregten
derartige Bilder auf der Natur forscherver Sammlung
in Braunschweig berechtigtes Aufseben
Unserem Verein war nun durch den ver-
dienten Kunstphotographen und Amateur Herrn
Max Petzold in Chemnitz ein Verfahren an-
gegeben worden, mit dem Projektionsbilder mit
körperlicher Wirkung auf einer Platte mit ver-
hältnismässig geringer Mühe hergestellt und
natürlich mit einer Projektionslampe mit Hilfe
einer leichten (7 °) und bUligen Brille (25 Pf.)
zur Darstellung gebracht werden können. Das
Verfahren von d* AI meide ist von Herrn
Petzold derartig vereinfacht worden, dass jeder
einigermassen geschickte Amateur imstande ist,
Stereo-Diapositive herzustellen. Es würde zu
weit führen, die Anfertigung der Diapositive hier
zu beschreiben. Es ist dies umsoweniger not-
wendig, als Herr Petzold, der überdies die
Anfertigung derartiger Diapositive für geringen
Preis übernimmt, den Interessenten gerne mit
Gebrauchsanweisung und Verkauf der ihm ge-
schützten Farblösungen und Brillen an die Hand
geht. Das Verfahren besteht kurz darin, dass
zwei stereoskopische Bilder auf eine ausfixierte,
gewöhnliche (ev. auch gebrauchte und dann
ausgesilberte) Bromsilberplatte, die mitBicbromat-
lösung sensibilisiert ist, in Grün und Rot über-
einander gedruckt, projiziert und durch farbige
Brillen betrachtet werden.
Es wurde nun eine stattliche Anzahl der-
artiger von Herrn Petzold hergestellter Bilder,
unter denen sich auch einige befanden, die von
den Mitgliedern Herren Gesser und Süss an-
gefertigt waren, vorgeführt. Die Bilder bedürfen
einer sehr starken weissen Lichtquelle, da die
farbigen Brillen viel Licht verschlucken. Ein
Mitglied unseres Vereins, Herr Bern er, hatte
seinen Apparat mit elektrischem Bogenlicht zui
Verfügung gestellt und so den Erfolg nach dieser
Seite gesichert. Bekanntlich erzielen alle stereo-
skopischen Bilder, die Femsichten darstellen, nur
im Vordergrund eine plastische Wirkung. Die
Stereo-Projektionsbilder dürfen darum, wenn sie
ihrem Zweck entsprechen sollen, nur Vorder-
grundbilder sein. Die nach dieser Beschränkung
angefertigten Bilder überraschten durch ihre
wunderbare Plastik. Der lebhafte Beifall, der
den Vorführungen gezollt wurde, dankte nicht
allein dem Verein, sondern auch Herrn Petzold
für eine derartige neue, überraschende Dar-
bietung.
Nach einer kurzen Pause wurde darauf eine
Reihe gewöhnlicher d. h. einfacher Bilder, die
unsere Mitglieder aufgenommen hatten, vor-
geführt. Mit einem warmen Apell an die Er-
schienenen, sich einem photographischen Verein,
soweit es noch nicht geschehen, anzuschliessen,
schloss der Vorsitzende den Abend, der uns
jedenfalls viel Freunde brachte.
Der Schriftführer: Rektor Kiekert.
In Nagy-Värad ist ein Liebhaber-Photo-
graphen-Verein gegründet worden. Zum Präsi-
denten wurde Herr Notar Michael Mezey,
zum I. Schriftführer Herr Eduard Hausliaa,
zum Kassierer Herr Paul Strohmayer ge-
wählt.
Die Photographische Vereinigung in
Aachen hat die Photographischen Mitteilungen
zu ihrem Vereinsorgan gewählt.
Fragen und
(7/^/ « ^in Verfahren^ um von Nega-
tiven direkt wieder Negative zu erhaltend
Hierzu existieren verschiedene Verfahren,
wir empfehlen Ihnen dasjenige von Eder und
Pizzighelli. Näheres darüber ßnden Sie in
jedem Lehrbuch der Photographie, u. a. in
Vogels Taschenbuch d. Photographie, 11. Aufl.,
Seite 219.
Ich habe früher meine Architektur-
aufnahmen auf Albuminpapier kopiert^ bin
cLÖer dann zu Celloidinpapier übergegangen^
da es schneller arbeitet und das Tonen und
I*ixieren zusammen vorgenommen werden
kann. Das Celloidinpapier gibt mir aber
oft in den dunklen Teilen nicht soviel De-
tails heraus, wie ich es mit dem Albumin-
papier bekomme. Kann man das Albumin-
Antworten,
papier nicht auch in einem Tonfixierbad
tonen?
Jawohl, für das Dresdner haltbar gesilberte
Albuminpapier wird z. B. nachfolgendes Ton-
fixierbad gegeben:
Wasser SQO ccm
Fixiernatron 100^
Kristallisiert, essigsaures
Natron 8 „
Bleinitrat 8 „
Ammoniumchlorid ... 25 „
Citronensaures Kali . . 20 „
Citronensäure 5 ,
1 proz. Goldchloridlösung 25 ccm
In dieses Bad können die Kopien direkt
ohne Vorwässerung gebracht werden. Sic ver-
bleiben darin so lange, bis sie den gewünschten
Ton zeigen.
125
KLEINE CHRONIK.
In Heft JS, igoj der >Photogr, Mit-
teilungen t besprachen Sie unter ^Kleine
Mitteilungen^ Feitzingers Exponomtter,
Da ich mir einen solchen kommen lassen
möchte^ bitte ich hofliehst um Angabe
genaueren Adresse,
Heinrich Feitzinger, Wien VTI., Mj
hüfer Str. 8.
Verschiedenes.
Grüntonung von Chlorbromsilber- „Wöchentliche Übersicht", das Oi^an der Wdt-
koplen« ausstdlungsledtung, meldet, derartig zahlreich
r* j- i- * ^ r-Li u -iv aus allen Teilen der Welt eingegangen, dass
Für die Grüntonung von Chlorbromsilber- "^^ "
, .,, ... „, ^ 1- XT « c 1 j <^er Platz vollkommen vergriffen ist Es handelt
bildern wird in „Photographic News folgende *
.. , ..^ . sich jetzt nicht mehr darum, AussteDungsgegen-
Vorschrift gegeben: t , ^ ^^ , , ,* — ©-»^
^ . , stÄnde für den Platz zu beschaffen, sondern es
lOproz. Lösung von Uran- . . ,.,,. ,
wird sorgfältig erwogen werden müssen, lo
.......... welcher Weise man den Bestellungen auf Platz
^. mit den vorhandenen Rflumlichkeiten wird Ge-
saurem Eisenoxyd - Am- ^ . . ,^ -. . ^ ^ , ,
•^ „ nüge leisten können. Dass jetzt schon der
monium 25 - rr . , . . ,
Zeitpunkt eingetreten ist, in dem es keinen
lOproz. Lösung von rotem oi * «u n • ^ a ♦ n -u* -^ •
^. , , Platzüberfluss in der Ausstellung gibt, ist ein
Blutlaugensalz 50 „ „ . , ,. ^. ,. \ ^ -,
^ , . .^ ^ ., Beweis für die ganz ausserordenthche Tcil-
Salpetersfiure mit 10 Teilen ^ ^ . »^ , ,. .•
nähme der gesamten Kulturwelt an dieser Aus-
Wasser verdünnt .... 50 - „ , , , ™
--_ *nnrk Stellung, welche den grössten Platz zur Ver-
* fügung gehabt hat, den jemals eine Welt-
ausstellung aufzuweisen hatte. Die Ausstellung
Nvctol. ^^ Philadelphia bedeckte 236 Acres amerika-
C-. , D uiM *• j T j • i_ nischen Masses: die Pariser Ausstellung 1900
beit der Publikation des Ludwig sehen ' ^
Coxin-Entwickler» erscheinen fast aUwöcbent- '"''"* ^^ ^""^ '^•' Columbia-AussteUung in
lieh neue Mittel zur Entwicklung der Platten ^'"^^ ^^ ^^ ^"""'' *"' WdUussteUung
bei Tageslicht. Von Reche wird unter der '" ^'- ^°"'" *"" ^'° '^^""" ''"" ^^ *""^
Marke Nyctol ein Entwickler in den Hai,del ""^ Verfügung. Die Baukosten für die letzte
gebracht, welcher keinen Farbstoff enthalten ^'"^"^ WelUussteUung betrugen 36 MilUonen
soU und dennoch bei voUem GasglOhlicht usw. ^"^' "*'* '^°''*'" ''"' <^'= Stauung der Ge-
ru arbeiten gestattet. - Wir haben jetzt so ''*'"'* """* die HersteUung des gesamten Plattes
viele Tageslicht-Entwickler, jeder soll stets aUe '" ^'- ^°"'" erforderten 120 Millionen Mark,
anderen an Vorteilen übertreffen, so dass der ^ ^"'''''°*' "*' "^ ^'* AussteUung nicht nur iu
Amateur garnicht mehr recht wissen wird, ^""« *"' ^''^^^ ""'' Reichhaltigkeit, sondern
welchem Verfahren er sich zuwenden soll und »"'='' '" ^""^ »"' '^'^ Teilnahme der gesunten
schliesslich bei der alten Dunkelkammer mit Kulturwelt die grösste sein wird, welche jemals
bewahrter roter Scheibe verbleibt. Oder sollte '° ^"'" gesetzt worden ist.
es wahr sein, wie wir kürzlich in einem Ver- — — -
einsprotokoll lasen, dass ein solcher Tageslicht-
entwickler eine Platte klarer als bei bestem Geschäftliche Mittellimg^eil.
Rubinlicht entwickelt!! Eingegangene Prospekte, PreUlisten etc.:
~ F. Welsbrod & Co. - Frankfurt a. M., Preis-
Ausstellung^S-Nachrichten. liste über Platten.
Weltausstellung in St. Louis. Die Be- C. A. Steinheil Söhne, Broschüre über die
Stellungen auf Ausstellungsraum sind, wie die „Alto-Stereo-Quart* -Camera.
126
INHALT: Vereine-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Ausstellung &*
Nachrichten — GcschäTtUche MitleUungcn.
Vereins - Nachrichten»
Schlefiische Geaellsctiaft
von Freunden der Photographie,
Breslau.
Letzte Sitzung vor den Ferien,
Tagesordnung:
1. Geschäftliche Mitteilungen.
2. ,Rom und der Vatikan* Skioptikon-
Demonstration.
3. Kleinere MitteÜuogen.
In der heutigen letzten Sitzung vor den Ferien
führte Dr. Riesen fei d eine Menge Lichtbilder
csius Rom und dem Vatikan den zahlreich er-
schiepencn Mitgliedern und Gasten vor. Bald
war es ein bewege s Strasse nbild^ bald das
Innere einer Kirche, hajd die herrlichen Ge-
lOÄlde und Skulpturen der Renaissance, bald
ein idyllisches Platzchen in den wundervollen
Parkanlagen der Villa Farne sina, bald die
KTossartige Architektur der Peterskirche, bald
Überreste lAnjE^at vergangener Zeiten des Forum
romanum, welche die Zuschauer uorf -HOrer
ij3 hohen Grade fesselten. Wenn auch alle
-diese Herrhchkeiten nur ala Licbtbüder gesehen
wurden, so fühlte sich doch jeder durch den
die5,elhen begleitenden sehr interessaßtcn Vor-
trag im Geiste in die »Siebenhügelstadt* selbst
versetzt, und er sah den Apollo von BelvederCj
^ie Laokoongruppe, die Pieta, den Moses, die
Sixtimscbe Kapelle mit ihren Wandgemälden,
die Loggien Rafaels u. a. m- mit ganz anderen
Augen AHj als wenn diese KunstdenkmSJer al^
Reproduktion tn Museen und Schulen betrachtet
werden. Gerade das Plastische der Photo-
graphie, begleitet von dem Umstände, dass die
Bilder in völliger Dunkelheit betrachtet und
interessant erläutert werden, bringt uns im
Geiste die Wirklichkeit sehr nahe. Es wörde
-ZU weit führen, alle die herrlichen Sachen auf-
zuzählen, die die etwa 30 — 60 Latern bilde r
zeigten, aber darauf möge noch hingewiesen
werden, dass derartige Lichtbild vortrage nicht
nur für einen Verhältnis smässig kleinen Kreis
bestimmt sein, sondern vielmehr dem grossen
Publikum zugänglich gemacht werden sollten.
Jetzt beginnt der Sommer, da werden wieder
Hunderte von schönen Motiven von den Mit-
gjiedcrfi auf Reisen und in Sommerfrischen, an
der See und auf hohen Bergen gesarameU*
Möchten diese Schätze nicht verbolzen bleiben
in der photogrnphischen Mappe oder Dunkel-
kammer der einzelnen Mitglieder, sondern im
nächsten Winter viele Herzen erfreuen uod er-
quicken*
An diesen Skioptikon- Vortrag schlössen sich
noch einige recht interessante und originelle
Lichtbilder des Kaufmann Zadek aus dem
Zirkus Busch an, welche die Zuschauer in
recht heitere Stlrnmung versetzten.
Zum Schluss wurde für Freitag den 22, Mai^
Nachmittag, ein allgemeiner Ausflug nach der
sogenannten pWeiberkränke" bei Lissa he*
schlössen^ zu welchem Herr Equii>agenbesitzer
Zadek die Wagen zu stellen sich erboten
hatte. F. Peltz.
Verein für Amateur-pPhotographle
zu Hannover.
Ordenüicbe Hauptversammlung
Montag, den 15- Juni 1903.
Vereinslokal : |»Zu den vier Jahreszeiten'.
Der von seinem Urlaub zurückgekehrte Vor-
sitzende Alfred Fuhrmann eröffnet um 9 Uhr
die Versammlung* Das Protokoll vom 18. Mai
wird verlesen und genehmigt.
Herr Kgl. Musikdirigent Carl Merkel vrird
als Mitghed einstimmig aufgenommen und Herr
Fabrikant Hasseraann und Herr ZahnkOn stier
Wassmann angemeldet.
Darauf erteilt der Vorsitzende Herrn Lübke
das Wort zu seinem Vortragt »Die Entstehung
und Fertigstellung des Kobledrucks".
Nach einer eingehenden Besprechung der
historischen Entwicklung des Kohledruckes geht
der Redner auf das Wesen des Pigment*
Verfahrens in Theorie und* Praxis näher ein
und erläutert den chemischen Vorgang beim
Kopieren und Fertigstellen des Papicres. Die
Scnsibilisimng und das Kopierverfahren werden
eingehend erläutert und besonders die Not*
wendig keit der Obcrtragung begründet. Die an
\21
KLEINE CHRONIK.
.1
der Tafel gezeichneten Schemata tragen wesent-
lich zum Verständnis der ziemlich verwickelten
Vorgänge bei. Bezugnehmend auf die prak-
tische Vorführung des Pig^entsverfahrens in
der vorigen Sitzung, gibt Herr Lflbke genaue
Angaben für die Herstellung von Kohlebildern
und fahrt einige Apparate zur Bestimmung der
Kopierzeit vor. Allseitiger Beifall lohnt den
Vortragenden für seine interessanten Aus-
führungen. An der auf den Vortrag folgenden
Diskussion beteiligt sich Herr Fuhrmann.
Darauf folgt eine Besprechung über die An-
schaffung einer Sammelmappe. Im Namen der
Kommission schlägt Herr Kirsten dem Verein
vor, drei verschiedene grosse Kasten zur An-
legung einer Bildersammlung anzuschaffen. Herr
Heiler hält diese Anordnung nicht für prak-
tisch und empfiehlt für jedes Format einen be-
sonderen Kasten anzulegen. Herr Dipl.-Ing.
S c h ö n i a n bittet, der Kommission die Erledigung
der Angelegenheit zu überlassen. Der Ansicht
schliesst sich Herr Kirsten an. Die Erledigung
wird der Kommission überwiesen.
Im Auftrage von Herrn Rosenthal Ober-
gibt der Vorsitzende dem Verein mehrere Bilder,
die Charakterkopfe darstellen. Die ausge-
zeichneten Aufnahmen finden allseitige An-
erkennung. Herr Oberpostsekretär Kruse und
Herr Rosenthal übersenden dem Verein
Grüsse von ihrer Sommerreise. Der Vorsitzende
spricht beiden Herren für ihr warmes Interresse
den Dank des Vereins aus.
Herr Fuhrmann berichtet über seine Ver-
suche mit den Platten, die dem Verein zur Ver-
fügung gestellt sind.
Eingegangen sind: Prospekte von Liese-
gang-Düsseldorf, Aristopapier von der Dresd-
ner Albuminpapierfabrik, Farbenplatten
und Diapositivplatten von Jobs. Sachs &Co.,
Berlin, und von Unger& Hoffmann, Dresden,
ferner Prospekte der Firma F. A. Bern er,
Optische Anstalt in Hagen (Westf.) und von
Dr. Ludwig Ellon Sc Co., Seegefeld- Berlin,
Aristopapier von Albert Peltzer, Wickradt
(Rhld.), Mattpapier „Tanne* von Dr. A. Kurz,
Wernigerode, und Prospekte von Heinrich
Billig, Hamburg. — Ferner hat die Krusescbe
Buchhandlung dem Verein verschiedene photo-
graphische Lehrbücher iur Ansicht flbersaodt,
von denen auf Antrag des Herrn Fuhrmano
ein Werk über Pigmentdruck für die Vereins-
bibliothek angekauft werden soll.
Mit Rücksicht auf das Anfang Juli statt-
findende Bundesschiessen wird beschlossen, die
erste Juli-Sitzung ausfallen zu lassen und dafflr
am 20. Juli die Hauptversammlung abzobalteii.
Herr Lüttgens, der Hannover verlisst,
wird auf Antrag des Vorstandes zum amser-
ordentlichen Mitglied ernannt, in Anerkennoo^
seines regen Interesses für den. Verein.
Herr Heiler zeigt seine Resultate, die er mit
dem Spezialpapier „Extra -Hart' voo Dr.
Lüttke & Arndt, Hamburg -Wandsbek, be-
kommen hat und berichtet über seine Versuche
damit.
Herr Kirsten berichtet über die Behand-
lung von Negativen, die Gelbschleier zeigen
und empfiehlt zur Beseitigung des Schleiers die
Anwendung von Tonfixierbad.-
Verschiedene Mitglieder klagen über starken
Gelbschleier, die sie mit Perortoplatten-Marke:
„Grünsiegel" bekommen haben. Die Herren
Lüttgens und SchOnian führen den Fehler
auf das Alter der Platten zurück.
Herr Dipl. - Ing. S c h ö n i a n schlägt vor,
Sonntag, den 28. Juni, einen pbotographischen
Ausflug in die nächste Umgebung Hannovers
zu machen; Zeit und Ort sollen bei der Firma
Potthoff & Abbenthern und Hendrik
Lübke durch Anschlag bekannt g^eben werden.
Bei den folgenden ProjektionsbOdern zogt
uns Herr Kirsten ausser einigen ausgezeich-
neten Momentaufnahmen sehr gelungene Innen-
aufnahmen von Fabriken , Herr Dipl. - Ing.
Schönian führt dem Verein Landschaften ans
Schleswig-Holstein und einige Tieraufnahmen vor.
Schluss der Sitzung 11 Uhr.
Der Vorsitzende Der Schriftführer
Alfred Fuhrmann, i. V.: HansScbOnian«
Kl. Pfahlstrasse 2, I. Diplom-Ingenieur.
Fragen und Ant^rorten.
H^c es Ihnen möglich^ nach einge-
sandter Bromsilberkopie mir mitteilen tu
können^ welches Fabrikat hier vorliegt?
Das lässt sich so ohne weiteres am fertigen
Bilde nicht ergründen. Es konnte z. B. Velox-
papier sein, aber such mit vielen anderen
Bromsilber- resp. Bromchlorsilberpapieren saA
gleiche Resultate möglich.
Ist das neue ma^ ß^menipapier flr
alle Übertragspapiere gut geeignet?
Wir haben mit allen Obertragpapierea der
Autotype Company gute Erfolge erzielt
128
KLEINE CHRONIK.
Verschiedenes.
Rezept für Negativlack. Bezeichnung „Kunstphotographie* verstand. Es
Gebleicht. ScheUack ... 90^ ^^^ ^^^ "^^^* Aufgabe sein, zu untersuchen,
Borax . . 25 ^^^ gross und bedeutungsvoll dieses Feld
Natriumcarbonat .... e] innerhalb des Rahmens ist, den die gesamte
Glycerin 6 ccfu Leistungsfähigkeit der Photographie auszufüllen
Wasser 900 vermag. Es genügt, zu erkennen, dass diese
Man löst zunächst das" Natriumcarbonat und Kunstphotographie, immer unter dem Einfluss
den Borax in 450 ccm heissen Wassers; der der Kunstmalerei und meist in enger Anlehnung
Schellack wird in zerkleinerten Stücken zu- *" ^^^° Vorbüder in ihren besten Vertretern
gegeben. Dann wird bis zur vollständigen "°^ ausserordenthche formale Gewandheit, eine
Lösung erwärmt, hierauf lässt man ein wenig Geschmacksverfeinerung erlangt hat, die in der
abkühlen und filtriert durch P^ier. Nachher "^^^ staunenswert ist, namentiich wenn man die
wird das Glycerin und der Rest des Wassers ^°° ^"^^ *^^ f °»^^ Sprödigkeit des photo-
zueefüet. graphischen Materials malerischen Effekten gegen-
Nach einigen Tagen Stehens hat »ich ein *"^'' *" T^^'^^i "eht. Es ist noch nicht zu
Niederschlag abgesetzt, welcher durch FU- ""'enn«°. inwieweit die Gesamtphotographie
trierung entfernt wird. Nunmehr kann der "■"* »«nentUch die Berufsphotographie, deren
L.ck, welcher eine schöne heUe Farbe besitzt, "''*"°« doch schliesslich für die Bedeutung
in Gebrauch genommen werden. "•«> Entwicklung der Photographie als mensch-
(Photo Gazette No. 9.) ^'^''^ Tätigkeit in weiter Perspektive gesehen,
sehr charakteristisch und bedeutungsvoll ist,
» von den nach dieser Richtung gehenden kOnst-
PlatlntOnbÄder für MattceUoidln- '*"'=''*'" Bestrebungen beeinflnsst oder be-
fruchtet werden wu-d. Es bleibt abzuwarten,
^ ^ ' wie die Photographie die starken Anregungen,
I. Destill. Wasser 60Q cc/u welche von diesem einen Zweige künstlerischer
Kaliumoxalat ig Betätigung ausgehen, mit dem Ganzen ver-
Phosphorsäure (spez. Ge- schmelzen und zur Fortentwicklung nutzbar
wicht 1,12) ^0 ccm machen wird. Zwar finden sich unter den
Unmittelbar vor dem Gebrauch mischt man Illustratoren der unten angeführten Bücher
MX) ccfu des Bades mit \0 ccni 1 proz. Kalium- auch Leute vom Fach, doch gerade diejenigen
platinchlorür-LOsung. von ihnen, welche den daneben aufgezeigten
II. Kaliumplatinchlorür ... Ig Mustern der Amateure am nächsten kommen, also
destill. Wasser 500 „ am reinsten die in diesen Büchern vertretene
Zitronensäure 10 „ künstlerische Photographie zum Ausdruck
in. Kochsalz 3 „ bringen, haben für ihre neue künstlerische Ar-
destin. Wasser 500 „ beit noch kein Publikum gewinnen können, und
Kaliumoxalat 1 „ dürfen ihre so gearteten Werke nur als
Citronen säure 5 „ Spezialistenleistungen ansehen.
Zu \00 ccm dieser Lösung werden W ccm Die „Bildmässige Photographie" von
1 proz. Kaliumplatinchlorür-Lösung gegeben. F. Matthies-Masuren gibt in einem 88 Seiten
starken, mit 40 Tafelbildern illustrierten, vor-
nehm ausgestatteten Bande (verlegt bei Wilh.
Literatur zur Kunstphotographie. Knappe in Halle a. S.) ein klares BUd von
Die Bewegung der ,, künstlerischen Photo- der Art und Leistungsfähigkeit der oben an-
g^raphie", welche im letzten Jahrzehnt das be- gedeuteten kunstphotographischen Bestrebungen
deutsamste Entwicklungsproblem für die Photo. in Porträt und Landschaft. Der Autor stellte
graphie bildete, findet jetzt, nachdem sie nach es sich nicht zur Aufgabe, die Technik zu er-
einer bestimmten Richtung sich voll entwickelt örtern (diese wird nur bei Erwähnung des
und ausgelebt hat, ihren Niederschlag in der Gummidrucks gestreift), sondern war lediglich
photographischen Literatur. Die bildende Kunst bemüht, auf die Bedingungen hinzuweisen, die mit
v^ar es, welche der Photographie in dieser Bezug auf das Sehen von Motiven, die Regeln
Periode die stärksten Anregungen gab, und so der Komposition, die Wahl des Vorwurfs, Licht
ist es sehr natürlich, dass jetzt von einem und Schatten, und ähnliche ästhetische Vor-
Maler die Publikationen ausgehen, welche das bedingungen zu einer geschlossenen einheit-
klarste BUd von der Ausdehnung und den liehen Bildwirkung im Sinne der Malerei führen
Früchten des Feldes geben, auf dem das bestellt können. — Das Buch ist mit Benutzung von
und gepflegt wurde, was man seither unter der H. P. Robinsons bekanntem Werk „Der
129
KLEINE CHRONIK.
malerische Effekt in der Photographie* ge-
schrieben, bedient sich aber Robinsons Aus-
führungen nur so auszugsweise und mit so
prädominierenden Ei^ftnzungen aUermodernsten
Sinnes, dass es ganz und gar von dem Namen
des neuen Herausgebers gedeckt erscheint.
Wer das Robinson sehe Buch in seiner Ganz-
heit als historisches Dokument liebte, wird be-
dauern, dass es in jener ursprünglichen Form
scheinbar so wenig „gegangen" ist.
Konsequent wird von Matthies-Masuren
überall der moderne Standpunkt der Kunst-
photographie durchgeführt. Das malerische
Element, der „bildmässige Effekt' steht an erster
Stelle, die Naturwahrheit wird nur so weit ge-
schätzt, als sie diesem dient, als Mittel zum
Zweck. Die bildmässige Photographie wird im
Sinne der KunstschOnheit und zu ihr hin ent-
wickelt; die Natur Schönheit an sich steht
ausserhalb der Betrachtung. Von diesem kon-
sequenten Standpunkt aus erscheint es wohl
verständlich, dass der Autor dem angehenden
Porträtisten Beleuchtungsstudien an GipskOpfen
empfiehlt (obschon er sich an anderer Stelle
gegen das Kopieren von Ornamenten - und
Köpfen im Zeichenunterricht der Schulen wendet)
und ferner, dass er die „verschönernde"
Porträtretouche, insofern als sie die bildmässige
Wirkung im Keim ersticken muss, verurteilt;
nicht aber scheint uns die Verwerfung jeder
Unterstützung der Photographie durch manuelle
Nachhilfe im Verfolg der Logik seines Stand-
punktes zu liegen. Gerade vom Standpunkt
des modernen Lichtbildners, der von den Ge-
setzen der bildenden Kunst ausgeht und nur
die Kunst Schönheit in den Bereich seiner Be-
trachtung und Arbeit zieht, dürften keinerlei
einschränkende Zäune mit Bezug auf die Ver-
wendung des Materials gezogen werden; es
dürfte — so scheint es uns — lediglich die
Bild Wirkung des Resultats, ohne Rücksicht auf
dessen Entstehungsgeschichte, auf die Frage, ob
hier die „photographischen Bedingungen" ge-
wahrt seien, als massgebend angesehen werden.
Der Amerikaner St eichen, dessen Selbst-
porträt das Buch gibt, war im Sinne der
„Kunstphotographie" ganz konsequent in der
Verbindung von Photographie und manueller
Nachhilfe. Der Zwiespalt, in den der Autor
des Buches Steichen gegenüber gerät —
dessen Arbeiten er als einer Mischtechnik ent-
sprungen verwirft, um gleich darauf ihren
malerischen Werten grösste Anerkennung zu
zollen — spricht für unsere Annahme, dass er
in dieser Hinsicht seinen Standpunkt nicht
konsequent verfolgt hat.
Die Frage, ob Steichens Bilder nun von
dauerndem Wert für die Entwicklung der
Photographie, oder am Ende nur als äusserst
routinierte Artistenstücke zu beti-achten sind,
lässt sich vom Standpunkt unserer hentigca
Kunstphotographie nicht beantworten, da (fiete
solche Fragen überhaupt nicht stellt — ^
Ferner sind — mag man scheinbar nodi so cia-
leuchtende Gegenbeweise konstruieren — (£e
Überarbeitungen des Positivs, wie sie die Gummi-
drucker üben, auch nichts anderes als manucfle
Ergänzungen, andersartige Retoucben, die, falsch
verstanden, zu ebenso scheussUchen, natur-
widrigen Effekten führen können, als die land-
läufigen Retouchiermethoden. —
Die zweite Publikation Über den berührten
Gegenstand ist das vom selben Malerphotographen
herausgegebene, im gleichen Verlag erschienene
Jahrbuch «Die photographische Kunst
im Jahre 1902". Hier finden wir in sehr
würdiger Ausstattung eine Reihe hervorragender
Reproduktionen (die freilich nicht alle im Titel
bezeichneten Jahre entstandene Photographien
zu Originalen haben), begleitet von interessanten
Texten über kunstphotograpfaische Themen, von
denen wir nur die wertvoUen Beiträge von
Watzek, Henneberg, Kühn und Eugen
Kalkschmidt herausgreifen. Hier finden wir
auch mit einer allerdings nicht sehr glückficben
Bilderserie den Darmstädter Porträtpbotographeo
Wilhelm Weimer vertreten, den wir im erst-
besprochenen Werke so sehr vermissten; dem
ersten unserer Fachphotographen, der zeitlich
vor dem Auftreten der Amateure und also un-
beeinflusst von ihnen, ganz selbständig sich vom
konventionellen Atelierporträt löste und neue,
eigene Wege beschritt, dem deutschesten, inner-
lichsten und echtesten unserer Porträti^oto-
graphen, wenn man mit Bezug auf Materialechtheit
das fertige Werk wertet und die Photographic
als solche ohne die Verkoppelung mit der Malerei
betrachtet, einem in seiner schlichten Art, aller-
dings nicht zum Schaden für ihn, viel zu oft
Übersehenen. _ F. L.
Edward L. Wilson, f
Edward L. Wilson, der Herausgeber von
Wilsons Photographic Magazin - New- York, ist
am 23. Juni zu Vineland, New -Jersey, im
65. Lebensjahre gestorben. Wilson hat auch
mehrere Spezialwerke geschrieben. Er war
Ehrenmitglied des Vereins zur Förderung der
Photographie zu Berlin.
Geschäftliche Mitteilungen.
In Heft 15 haben wir bereits Über die von
der Neuen photographischen Gesellschaft-
Steglitz in den Handel gebrachten .abziehbaren
Pigmentfolien* eingehend referiert. Diesem
Hefte ist ein Preisverzeichnis der Folien bei-
gelegt, worauf wir unsere Leser aufmerksam
machen. Interessenten sollten nicht versäumen
sich Musterpacket kommen zu lassen.
130
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — AussteUungs-
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Vereins - Nachrichten.
Verein füi* Amateurphotographie zu
Hannover.
Ordentliche Hauptversammlung
Montag den 20. Juli 1903.
Vereinslokal: „Zu den vier Jahreszeiten".
Der Vorsitzende eröffnet um 9 Uhr die
ausserordentlich gut besuchte Versammlung und
teilt nach Begrüssung der Anwesenden mit, dass
die Geschäfte des Vorstandes augenblicklich allein
auf seiner Person und der des zweiten Vor-
sitzenden, Herrn Dipl. Ing. Schönian, ruhen.
Es seien in der letzten Zeit viele sehr unan-
genehme Angelegenheiten zu erledigen gewesen,
bei denen Herr Kirsten den Vorstand in auf-
opfernder Weise unterstützt hat. Herr Fuhr-
mann spricht Herrn Kirsten für seine liebens-
w^Qrdige Hilfe den Dank des Vorstandes aus.
Nach Verlesung des Protokolls werden die
Herren Fabrikant Georg Haasemann und
ZahnkQnstler Karl Wassmann einstimmig als
Mitglieder aufgenommen. Darauf erteilt der
Vorsitzende Herrn Kirsten das Wort zu seinem
Vortrag: »Die nasse Platte einst und
jetzt".
Der Vortragende führt aus, dass die nasse
Platte noch für Amateure viel Interessantes
bietet, da sie doch als Ursprung der jetzigen
Trockenplatte anzusehen ist und durch die
Erfahrungen, die man mit der nassen Platte ge-
macht hat, die Trockenplatte entstanden ist.
Der Träger der lichtempfindlichen Schicht ist
das Kollodium.
Nach einer eingehenden Besprechung der
Herstellung und der Eigenschaften des Kollodiums,
sowie der zum Sensibilisieren der nassen Platte
nötigen Chemikalien wird das Präparieren einer
Platte in verschiedenen Grössen praktisch vor-
geführt. Da die nasse Platte vor der Trocken-
platte viele Vorzüge bietet, so hat sie sich trotz
der grösseren Bequemlichkeit der Trockenplatte
beim Gebrauch nicht ganz aus der photo-
graphischen Praxis verdrängen lassen. Die
hauptsächliche Verwendung der nassen Platte
bildet das Reproduktionsverfahren. Die Re-
produktionstechnik wird ausführlich an Hand
verschiedener Bilder und Platten demonstriert.
Herr Kirsten geht noch kurz auf die so
genannten Raster - Aufnahmen ein und führt
schliesslich noch eine grosse Anzahl fertiger
Platten, sowie Erzeugnisse aus "dem Gebiete der
Autotypie, Zinkätzung und des Lichtdruckes vor,
die allgemeinen Beifall finden. Der Vorsitzende
dankt Herrn Kirsten für seinen interessanten
Vortrag und stellt mit Rücksicht auf die vor-
geschrittene Zeit den Vortrag für die nächste
Versammlung zur Diskussion. Herr Fuhrmann
verteilt die von der Firma Unger & Hoffmann,
Dresden, dem Verein zur Verfügung gestellten
Festschriften zur Feier des 25 jährigen Bestehens
dieser Firma.
Der Vorsitzende berichtet, dass mehrere
Amateure in Wetzlar beabsichtigen einen photo-
graphischen Verein zu gründen und den Vorstand
gebeten haben, freundliche Ratschläge zu erteilen.
Herr Fuhrmann hat den Herren geantwortet
und ihnen ein Exemplar unserer Satzungen zu-
gesandt.
Den Schluss der Versammlung bildete die
Vorführung von Lichtbildern von ausserordent-
lich gut gelungenen Festzug-Auf nahmen des Herrn
Kirsten, sowie einige Momentaufnahmen vom
Festplatz des Bundesschiessens. Herr Dipl. Ing.
Schönian führt einige dem Verein gehörige
Projektionsbilder, sowie eigene Aufnahmen vor.
Der Vorsitzende dankt beiden Herren für
ihre Bemühungen.
Schluss der Versammlung llVa Uhr.
Der Vorsitzende Der Schriftführer
Alfred Fuhrmann, i.V. Hans Schönian,
Kl. Pfahlstr. 2, 1. Dipl. Ing.
Ordentliche Hauptversammlung
Montag, den 2. August 1903
Vereinslokal: „Zu den vier Jahreszeiten".
Einleitend bemerkt der Vorsitzende, dass
einige Mitglieder dem Wunsche Ausdruck ge-
geben haben, man möge zu den zwanglosen
Versammlungen Damen nicht einladen und an
Stelle des geschäftlichen Teils „Besprechung
allgemeiner photographischer Angelegenheiten"
treten lassen. Der letzte Punkt wird ohne
131
KLEINE CHRONIK.
Debatte genehmigt. Herr Kirsten schlägt vor, an
den in Rede stehenden Abenden die jeweiligen
Nummern der Vereinszeitschrift zu besprechen.
Auf den ersten Wunsch zurückkommend,
betont Herr SchOnian, dass man den Damen
auch in Zukunft bei den zweiten Monats-
versammlungen Zutritt gewähren müsse, da sie
als Mitglieder ein Recht darauf hätten, und
ausserdem eine möglichst grosse Beteiligung
an den Vereinsabenden in jedem Falle er-
wünscht sei.
Nach Verlesung und Genehmigung des vori-
gen Protokolls meldet sich Herr Kaufmann Linz
als Mitglied an.
Darauf ergreift Herr Fuhrmann das Wort
zu seinem Vortrage: Ȇber Bunttonen von
Bromsilbergelatinebildern mit besonderer
Berücksichtigung der von der Firma Dr. Lud-
wig Kilon & Co., Seegefeld bei Berlin, her-
gestellten Bunttonungspatronen.
Redner streift kurz die Vorzüge des Pigment-
und des gewöhnlichen Chlorsilberdrucks, um
hierauf die Herstellung bunter Bromsilberbilder
eingehend zu erläutern.
Das schöne Verfahren erfreue sich noch
nicht des verdienten Interesses, da es nach
allgemeiner Ansicht Schwierigkeiten mache,
reine Farben und klare Weissen zu erhalten.
Bei sachgemäsder Behandlung Hessen sich
jedoch diese Missstände vermeiden. Als Grund-
bedingung zur Erzielung guter Resultate be-
zeichnet er Verwendung gut gedeckter Negative
und schleierfreier Bromsilberpapiere. Richtiger
Belichtung und Entwicklung mit nicht zu
schwachem Entwickler ohne Bromkalium müsse
sehr ausgiebiges Fixieren und Wässern folgen*
Die zu erreichende Farbe des Bildes sei dem
Charakter des Objektes anzupassen und die
Entwicklung je nach dem Farbtone kräftiger
oder schwächer vorzunehmen. Für „rötel* und
„sepia" seien normale, für wg^'ün" und .blau*
dagegen dünn entwickelte Kopien zu ver-
wenden. Die Tonskala wird als äusserst reich
und alle Farben bis auf blau werden auch als
haltbar bezeichnet. Bezüglich empfehlenswerter
Rezepte wird auf die zahlreichen Lehrbücher
hingewiesen. Als besonders bequem erwähnt
Redner die Tabletten von E. Merck, Darm-
stadt, und die Bunttonungspatronen von
Dr. Ludwig Kilon & Co., Seegefeld bei
Berlin, deren Präparaten genaue Gebrauchs-
anweisung beiliege. Mit Rücksicht auf die Licht-
empfmdlichkeit einiger der hierbei verwendeten
Chemikalien wird angeraten, die Tonung bei
gedämpftem Licht vorzunehmen. Da die Bilder
nach dem Trocknen an Brillanz verlieren, sei
es angebracht, die Kopien mit Harz- oder
ätherischer Paraffinlösung zu überziehen, oder
aber die Drucke in nassem Zustande auf gut
gereinigte Ferrotype- oder Glasplatten aufzu-
quetschen. Einem Bromsilberbilde drei Farben
zu geben mache keine Schwierigkeiten, wenn
man die nicht weiter zu färbenden braunen
Stellen mit Zaponlack schütze. Im Anschluss
wird noch kurz die Tonung von Bromsilber-
platten und Chlorsilberj^^apieren berührt
Besonders interessierten sehr gute Probe-
bilder der Firma Dr. Ludwig EUon & Co.,
die nach dem erwähnten Verfahren getont sind
und schöne reine Farben und saubere Weissen
zeigen.
Der II. Vorsitzende dankt dem Redner für
die neue Anregung im Namen der Versammlung,
die durch herzlichen Beifall ihrer Wertschitzung
Ausdruck gegeben hat.
Herr Lehmann zeigt Kopien auf Brom-
silberpapier, die ebenfalls durch Tonung erzielte
sehr schöne Färbungen aufweisen.
An den Vortrag schliesst sich eine sehr leb-
hafte Diskussion, bei der hauptsächlich die
wahrscheinlichen Gründe für das leichte Ver-
bleichen der blauen Färbung auf Bromsilber-
bildern erwähnt werden.
Herr Dipl.-Ing. Schön! an ersucht um An-
gabe eines Verfahrens zur Reproduktion von
Bleistiftzeichnungen, bei dem auch die dünnsten
Striche völlig schwarz wiedergegeben werden.
Herr Lübke empfiehlt Anwendung der Kata-
typie, Herr Kirsten glaubt mit der .nassen
Platte* am sichersten zum Ziele zu gelangen.
Beide Verfahren machen jedoch Arbeiten nOtig,
die gerade vermieden werden sollen.
Prospekte der Firma Romain Talbot,
Berlin über Rombot-Postkarten und Rombot-
Kartons kommen zur Verteilung.
Zwecks Veranstaltung eines gemmsamen
photographischen Ausflugs will Herr SchOnian
Programm und nähere Angaben demnächst in
den Geschäftslokalen der Firmen Potthoff
& Abbenthern sowie Hendrik Lfibke aus-
hängen. Weiter empfiehlt er dringend die An-
schaffung eines eigenen Stativs zum Projektions-
apparate.
Der Fragekasten enthält vier Fragen, die so-
fort erledigt werden.
Herr Fuhrmann zeigt eine Perortoplatte
9: 12, die trotz vorschriftsmässiger Behandlung
ganz mit schwarzen Punkten besät ist. Da man
über die Entstehung dieses Fehlers sehr ge-
teilter Ansicht ist, erklärt sich Herr Lfibke
bereit, beim Fabrikanten anzufragen.
Nach Vorführung sehr guter Lichtbilder des
Herrn Kirsten schliesst der Vorsitzende um
12^4 Uhr die sehr anregend und zeitweilig
recht hmnoristisch verlaufene Hauptversamm-
lung.
Der I. Vorsitzende Der Schriftführer
Alfred Fuhrmann, i.V.: A. Burkhardt,
Kl. Pfahlstr. 2, I. Mag.- SupernimieFar.
132
KLEtNE CHRONIK.
Fragen und Antworten.
Da ich mich flLr die Rtüef-Photographie
interessiere (mittekt Jünematographen), so
bitte ich Sie, mir Literatur darüber an-
zugeben und mir mittuteilen, wo ich ein
Relüfbild sehen könnte,
Sie meinen wohl die sogenannte Photo-
skulptur? £änen Artikel über das Verfahren
haben wir im 15. Oktober-Heft, Jahrgang 1899,
gebracht. Das Verfahren wird von der ,,Selke-
Photoskulptur-Gesellschaft' zu Berlin' ausgefibt.
In dem Schaufenster genannter Firma finden Sie
Reliefs in den verschiedensten AusfQhningen aus-
gestellt.
Würden Sie die Güte ßuiben, im Brief-
kasten der ^^Photogr. Mitteilungen^^ die
P'ormel ßir die Sensitierungslösung zum
Präparieren des Papieres in der Ozotypie
^zu veröffentlichen, (In Nr. 2 des jetzigen
Jahrganges wurde darauf hingewiesen.)
Ein Rezept seiner neuen Sensitierungslösung
hat Manly nicht veröffentlicht. Die Zusammen-
setzung ist Geschäftsgeheimnis; die Lösung ist
im Handel fertig zu kaufen.
von Hflbl gibt in seinem Buche «Die Ozo-
typie" folgende Lösung fOr die Sensibilisierung:
Wasser .... 100^
Kaliumbichromat 3 „
Alaun 2 „
Borsäure .... 3 ,,
Bitte könnten Sie mir mitteilen^ ob
Soäopapier auch rot, blau, rötel, Kupfer,
kirschrot oder grün getont werden kann
wie Bromsilberpapier? Oder könnte man
das kopierte Bild vor oder nach der Fixage
verbromsiibern, so dcus dieselben Tonbäder
wie für Bromsilberbilder gebraucht werden
können?
Für Röteltonungen Hnden Sie Seite 184 und
285 Rezepte. — Für Berliner Blau- und Grün-
tonung sind die Auskopierpapiere nicht geeignet.
Die Überführung des Silberbildes in Bromsilber
führt zu keinem praktischen Ziel. Die durch
Entwicklung von Bromsilberschichten erhaltenen
Bilder bestehen nicht aus BromsOber, sondern
auch aus Silber.
Ein nach dem in Vogels Handbuch
angegebenen Rezept hergestelltes Tonfixier-
bad zeigte bei mir nach etwa zweiwöchent-
lichem Stehen einen schmutzigen^ grauen
Niederschlag, Wie mag derselbe ent-
standen sein und was raten Sie zur Ab-
hilfe, Jch habe die Lösung filtriert, befürchte
aber, dass die filtrierte Lösung die Halt-
barkeit der Bilder ungünstig beeinflussen
könne.
Die Tonfixierbäder scheiden mit der Zeit
Schwefel und Schwefelblei ab. Diese Nieder-
schläge werden am besten ab und zu einfach
abfiltriert. Der Niederschlag selbst schadet den
Kopien nichts, nur hindert derselbe, da er die
Tonfärbung trübt, die Beobachtung des Ton-
fortschritts.
Verschiedenes.
HersteUung von DupllkatnegatiTen.
Um von einem Negativ wieder ein Negativ
in gleicher Grösse herzustellen, ist wohl für den
Amateur die Eder-Pizzighellische Methode
die einfachste. Man badet zu diesem Zweck
einen dünnen gewöhnlichen Film 2 Minuten in
einer Lösung von
Kaliumbichromat. . 10^
Wasser 250 ,
und lässt denselben in der Dunkelkammer, an
Klammern aufgehängt, trocknen: Das Negativ,
Mrelches wir auf dem Film später erhalten, ist
ein verkehrtes, d. h. die Gegenstände der rechten
Seite kommen bei der Kopie auf der linken
zu liegen und umgekehrt. Die Benutzung von
Films statt Platten hat nun den Vorzug, dass
der Film beim späteren Kopieren des Duplikat-
n^ativs verkehrt eingelegt werden kann und so
direkt seitenrichtige Kopien erhalten werden
können.
Nachdem die chromierte Platte getrocknet
ist, wird sie unter dem zu reproduzierenden
Negativ kopiert. Man belichtet so lange, bis
alle Details der Bilder zu sehen sind und
wässert dann die Platte eine Stunde. Hier-
nach bringt man den Film in eine der gebräuch-
lichen Entwickler - Lösungen , am besten in
Hydrochinon, Pyrogallus oder Elisenoxalat und
und erhält so ein Negativ. Der Vorgang ist der,
dass die belichteten Teile die Entwicklerlösung
abstossen, dieselbe wirkt nur auf wenig oder
garnicht belichtete BildsteUen. Zum Schluss
wird die Platte wie üblich in Fixiernatron-Lösung
gelegt und gewässert. R.
WeltaussteUung St.-Loals 1904.
über den Stand und die Fortschritte
der Bauten und Einrichtungen berichtet die
von der AussteUungsleitung herausgegebene
illustrierte Monatsschrift »Worlds Fair Bulletin* :
„Im Juli 1901, neun Monate vor der Eröffnung,
133
KLEINE CHRONIK.
befindet sich die Louisiana < Weltausstellung in
einem Zustande der Fertigkeit und des Fortschritts,
wie noch nie vorher eine andere Weltausstellung.
Durch das günstige Zusammenwirken von Um-
ständen wird die Ausstellung gleichzeitig die
grösste Zahl von fremden Staaten als Aussteller
aufzuweisen haben, die jemals eine Weltaus-
stellung besass. Die Liste der ausstellenden
Staaten umfasst nicht nur sämtliche Staaten
Nord-, Mittel- und Südamerikas, sondern auch
Deutschland , England , Frankreich , Spanien,
Belgien , Italien , Griechenland , Österreich-
Ungarn, Russland, Schweden und Norwegen,
Holland und Dänemark in Europa; China,
Japan, Korea, Siam und Britisch - Indien in
Asien; Ägypten, Marokko und die Kapkolonie
in Afrika; das Philippinen-Inselreich und die
grossen Inseln Kuba und Ceylon. Mit Ausnahme
von Portugal, der Schweiz, der Türkei und
Australien ist die ganze zivilisierte Welt
auf dieser Ausstellung vertreten. Auf dem
Riesenraum von nahezu 500 Hektar, welchen
jetzt die Ausstellung nach Hinzunahme neuer
Terrains zur Verfügung hat, wird für die Aus-
stellungsobjekte der ganzen Welt genügender
Raum vorhanden sein. Fünf der ungeheuren
Ausstellungspaläste sind vollständig vollendet,
alle anderen Bauten werden laut Verträgen bis
Ende des Jahres fertig sein. Das riesenhafte
Werk der Vorbereitung und Konstruierung der
Ausstellung ist so gut gehandhabt und so weit
ortgeschritten, dass schon monatelang vor
der Eröffnung die Ausstellung bereit sein wird,
um die aus aller Welt eingehenden Ausstellungs-
objekte aufzunehmen."
Geschäftliche Mltteilungenu
Die Kodak-Gesellschaft-Berlin veranstaltet
drei grosse Preisausschreiben, bei welchen 404
Preise in Bar, im Gesamtwerte von 20 000 Mk.
zur Verteilung gelangen. Die näheren Be-
dingungen ergeben die von der Firma zu be-
ziehenden Prospekte. Interessenten machen
wir auf dieses Preisausschreiben aufmerksam.
Hüttlgs Rekord-Schlltz-Camera. Als der
Kronprinz letzthin mit mehreren Offizieren bei
dem Radpolospiel tätig war, näherte sich ein
Amateurphotograph der spielenden Gruppe, um
von dieser eine Aufnahme zu machen. Der
Kronprinz, selbst ein eifriger Anhänger der
Photographie, rief nach Beendigung des Spieles
den Amateur, Herrn Wilhelm Becher,
Generalbevollmächtigten der Fabrik photogra-
phischer Apparate auf Aktien, vorm. R. Hüttig
& Sohn, zu sich, erkundigte sich bei diesem
in leutseligster Weise nach den Aufnahmen
und zeigte lebhaftes Interesse für die in Be-
nutzung befindliche Rekord - Schlitz - Camera,
deren Konstruktion er sich eingehend erläuters
liess.
Die Firma Meyer & Kaste -Bremen zeigt
an, dass sie Rollfilms in neuer Packung unter
der Marke „Hansa -Rollfilms" in den Handel
bringt Näheres Über die Preise ergeben die
Prospekte der Firma.
Die Fabrikate der Firma Voigtländer & Sohn,
Braunschweig, Optische Anstalt, wurden anf
der diesjährigen Photographischen Ausstellnng m
Dresden (Deutsche Städteausstellung) wiederum
mit dem ersten Preise ausgezeichnet.
Von der Firma C. P. Goerz-Priedenaa
ist uns ein Cirkular zug^;angen, dem wir
folgendes entnehmen: Die bisherige Pinna
C. P. Goerz zu Friedenau-BerUn mit ihren
Filialen in London, Paris, New-York und den
Fabriketablissements in Friedenau, Winterstem
i. Thüringen und New^York ist in eine Aktien-
gesellschaft mit einem Aktienkapital von Mark
3 500000 umgewandelt worden ist.
Die Firma lautet von jetzt an: OptisdK
Anstalt C. P. Goerz Aktiengesellschaft Das
Zentralgeschäft befindet sich nach wie vor in
Friedenau-Berlin, Rheinstr. 44/46. Herr L6on
Christmann und der Kaufmann Herr Julius
Rinnebach sind als kaufmännische Mitglieder
und Herr Ingenieur Carl Schücke als tech-
nisches Mitglied in den Vorstand berufen und
zu Direktoren ernannt; ausserdem sind die
Herren Paul Baltin, Wilhelm Goerz,
Friedrich Hahn, Otto Lütje, Gustav
Oppelt und Paul Zilling zu Prokuristen
bestellt worden. Je zwei Direktoren oder ein
Direktor in Gemeinschaft mit einem Prokuristen
zeichnen die Firma»
Herr Ottomar Anschütz-Berlin W. bringt
ein Werk enthaltend Reproduktionen photo-
graphischer Aufnahmen vom Sommeraufenthalt
der deutschen Kaiserfamüie auf Cadinen in den
Handel. Probe - Illustrationen sind aus bei-
liegendem Prospekt zu ersehen. Der volle Rein-
ertrag fliesst mit allerhöchster Genehmigung den
durch die Wassersnot Geschädigten zu.
Wir machen alle unsere Leser darauf auf-
merksam und empfehlen die Beilage frdl. Be-
achtung.
Eingegangene Prospekte, Preislisten etc.:
Richard Voorgang, Berlin SW. Yorkstr. 60.
Nachtrag zur Preisliste No. V betr. Platten,
Papiere und Chemikalien. Prospekte und Preis
listen kostenlos.
134
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Ausstellungs-
Vereins - Nachrichten»
Die verehrlichen Vereinsvorstände werden
hiermit freundlichst gebeten, uns die Protokolle
tunlichst bald nach den betreffenden Sitzungen
zugehen zu lassen. £s ist uns nicht möglich,
die nachträglich eingehenden, von einem Viertel-
jahr und länger gesammelten Berichte eines
Vereins auf einmal zum Druck zu bringen, ander-
seits haben die so verspätet gebrachten Be-
schlüsse und Verhandlungen eines Vereins an
Interesse oft sehr eingebüsst. Auch bitten wir
um eine nach Möglichkeit knappe Fassung
der Protokolle, insbesondere bez. der Projek-
tionsvorträge, da der Inhalt letzterer der
Photographie meist sehr fern liegt. W^ir
können in jedem Hefte nur eine bestimmte Zahl
von Seiten zur Verfügung stellen.
Die Redaktion.
Verein für Amateurphotographie zu
Hannover.
Zwanglose Zusaounenkunft
Montag den 17. August 1903.
Vereinslokal: „Zu den vier Jahreszeiten*.
Die Erledigung des geschäftlichen Teils nimmt
nur kurze Zeit in Anspruch. Das Protokoll der
letzten Versammlung wird ohne Einspruch ge-
nehmigt und die Aufnahme des Herrn Linz
einstimmig beschlossen. — Herr Kaufmann Leh-
mann hat sich als Mitglied angemeldet. — Unser
erstes auswärtiges Mitglied Herr Lüttgens in
Haspe hat dm-ch Übersendung einer selbtver-
fertigen Ansichtskarte seinem unverminderten
Interesse Ausdruck gegeben.
Auf Ersuchen des Bibliothekars Herrn Burk-
hardt werden 30 Mk. für Einbinden von Büchern
bewilligt. Die Vereinsbibliothek soll vom 1 . Okt.
d. J. in Benutzung genommen werden.
Auf eine Anfrage bezüglich der Sapimel-
mappenangelegenheit macht Herr Stein die er-
freuliche Mitteilung, dasw die Herrn Kirsten
übertragene Einrichtung in allernächster Zeit
zum Abschluss kommt.
Die Herren Wrede und Bornmüller haben
sich in höchst dankenswerter Weise zur Freude
der Versammlung bereit erklärt, dem Verein ein
Stativ zum Projektionsapparat zu stiften.
Herr Kirsten hat das Hintergrundtuch
reinigen lassen und so seine Fürsorge in einer
besonders der Kasse angenehmen V^eise betätigt.
Die jetzt folgende „Besprechung allgemeiner
photographischer Angelegenheiten" gibt zu an-
regenden Debatten Veranlassung. Die Beteiligung
daran ist eine allgemeine, und man merkt, dass
durch Einschaltung dieses Punktes in die Tages-
ordnung einem Bedürfnis entsprochen ist.
Der Vorsitzende legt unter anderem Moment-
aufnahmen von Automobilen vor, die sich mit
einer Stundengeschwindigkeit von mindestens
\2Qkm bewegt haben. Höchst auffällig ist dabei
die schiefe Stellung der Vorderräder und die
Verdickung der Pneumatiks nach oben hin. Herr
S c h ö n i a n erklärt die erste Erscheinung durch
die Eigentümlichkeit des Schlitzverschlusses, die
Platte successive zu belichten.
Zum Schlüsse der Besprechung werden einige
Anfragen erledigt, die sich im Fragekasten be-
fanden. Es ist mit Genugtuung zu begrüssen^
dass diese nützliche Einrichtung als Quelle der
Belehrung immer reger benutzt wird. Mit dem
Gefühle, in angenehmer Unterhaltung mancherlei
neues gehört zu haben, schieden die Mitglieder
um 12 Uhr.
Der Vorsitzende Der Schriftführer
Alfred Fuhrmann, i.V. A. Burkhardt,
Kl. Pfahlstr. 2, L Mag. Supernumerar.
Amateur-Photographen- Verein
Duisburg.
Vorsitzender Herr Karl Rojahn.
Kurzer Bericht über die erstjährige Tätigkeit.
Das abgelaufene Jahr brachte dem Vereine
nach jeder Richtung befriedigende Erfolge, und
ist dasselbe als ein Jahr fortschreitender Ent-
wicklung und fleissiger Arbeit zu bezeichnen.
Die Gründung des Vereins vollzog sich am
24. Juli 1902, zu welcher sieben Herren an-
wesend waren. Durch Beitrittserklärung er-
reichte der Verein am Schlüsse des Vereins-
135
KLEINE CHRONIK.
Jahres eine Mitgliederzabi von 31, von denen
2 im Laufe des Jahres ausschieden und zwar
wegen Krankheit und Wegzug, so dass am
Ende des Verein sjahres noch ein Bestand von
29 ordentlichen Mitgliedern zu verzeichnen war.
Am 2. August wurde die erste Versammlung
abgehalten, in welcher die Lokalfrage, Wahl
des Vorstandes und die Höhe der Beiträge für
ordentliche, sowie ausserordentliche Mitglieder
erledigt ward. Gleichzeitig begann man mit der
Ausarbeitung der Vereinssatzungen, welche kurze
Zeit darauf zur Genehmigung vorgelegt wurden
und im Druck erschienen.
Als Vereinsabend legte man den 1., 3., und
5 Sonnabend im Monat fest, während man sich
an den übrigen Sonnabenden zu einer zwanglosen
gemütlichen Zusammenkunft einfand.
Das interne Leben des Vereins gestaltete
sich folgendermassen :
Es wurden 14 Monats Versammlungen ab-
gehalten in denen hauptsächlich die laufenden
Geschäfte erledigt wurden. Ausserdem ge-
langten hierbei zur Verteilung verschiedene Ent-
wickler, wie Geka, in Patronen und Flüssig-
keit, von der Firma Krebs in Offenbach a. M.,
Eurodin-Entwickler, Verstärker, sowie Viridin-
Platten (orthochromatische) von Schleussner-
Frankfurt, ferner Papiere von Riebensahm &
Posseldt-Berlin: wie Riepos Tardo, Riepos-
Brom., Postkarten etc.
Mit sämtlichen oben angeführten Proben
wurden seitens der Mitglieder Versuche an-
gestellt, welche zur allgemeinen Befriedigung
ausfielen.
Es fanden zwei öffentliche Projektionsabende
statt. Am ersten Projektionsabend, an welchem
grösstenteils nur Aufnahmen von Vereinsmit-
gliedern projiciert wurden, fand nebenbei noch
eine Bilderausstellung statt, welche zum grössten
Teile von Mitgliedern des Vereins beschickt
wurde. . Um diese Ausstellung noch zu ver-
vollkommenen, waren einige Nachbarvereine um
Unterstützung von Bildern gebeten, und ist auch
eine grössere Anzahl schöner Bilder eingesandt
worden. Das beste Bild sollte durch ein Diplom
ausgezeichnet werden, dieses wm"de dem Barmer
Verein zuteil.
Am zweiten Abend gelangte eine Serie sehr
schöner farbiger Aufnahmen aus der Schweiz
zur Projektion. Beide Abende waren von
Damen und Herren zahlreich besucht und be-
deuteten einen durchschlagenden Erfolg.
Es wurden verschiedene Vorträge gehalten
und zwar von Herrn Dr. Meltzing über Optik
des Auges und der photographischen Linse,
über Photographie in natürlichen Farben von
Herrn Rojahn. Ein Experimental-Vortrag des
Herrn Photographen Herbes über Pigment-
druck, Ozotypie und Gummidruck. Die Ent-
stehung eines Pigmentbildes, vom Leimen des
Papieres bis zur Entwicklung und volbtändiger
Fertigstellung.
Der Verein trat dem Wandermappenzirkd
bei und sandte im Oktober seine erste Mappe
zur Zirkulation ab.
Es fanden zwei Preisausschreiben statt
Beim ersten wurde ein einheitliches Motiv aus
dem Duisburger Wald, beim zweiten : Landschaft
nach freier Wahl als Motiv festgelegt. Als
Anerkennung für höchste Leistung gelangte io
beiden Fällen das von unserem Vereinsmitgliede,
Herrn Stadtbaumeister Taubert, entworfeoe
und auf photographischem Wege hergestellte
grosse Diplom zur Verteilung.
Am Schlüsse des Vereinsjabres fand eine
gemütliche Zusammenkunft bei reger Teilnahme
statt. A. Wiegand, Ingenieur,
I. Schriftführer.
Amateur-Photographen -Vereini-
gung „Bos'< zu Berlin.
Der Vorstand setzt sich für das Vereins-
jahr 1903/04 aus folgenden Herren zusammen:
L Vorsitzender Herr W. Dahse, II. Vorsitzen-
der Herr W. Dönne, L Schriftführ«- Herr
M. Scheibe, Kassierer Herr Paul Klötzer,
Archivar Herr Gustav Giessler.
Im Gegensatz zu den verflossenen Jahren
werden auch während des Sommerhalbjahrs
pro Monat 4 Sitzungen (2 ordentliche und
2 ausserordentliche) abgehalten.
Von der 'Firma Dr. Krebs in Offenbach a. M.
lagen verschiedene Produkte vor, die auf ihren
praktischen Wert geprüft wiu-den und folgende
Resultate zeitigten:
Die Chromotonungs -Patronen bczw.
-Lösungen dienen zum farbigen Tonen von
Bromsilber-, Chlorbromsilberpapieren, Diaposi-
tiven und Opalplatten und können als Ersatz
für den Pigment- und Gummidruck gelten. Die
Rosinalpatrone gibt ziegelrote bis feurigrote,
die Rötelpatrone rötliche und rotbraune, die
Sepiapatrone Sepia- und Photographie-, und
die Blaupatrone blaue und grüne Töne.
Die Anwendung gestaltet sich äusserst ein-
fach, und mit Rücksicht auf die wirklich schönen
Effekte können die Patronen bestens empfohlen
werden.
Geka -Tonfixierpapier wird für Reise-
zwecke zur Beachtung empfohlen. Zwecks Ver-
wendung wird die zu tonende Kopie mit einem
gleich grossen Stück Tonfixierpapier ins Wasser
gelegt, sodann getont.
Geka - Tageslichtentwickler: Erstellt
einen neuen gebrauchsfertigen Entwickler dar,
welcher das Arbeiten in der Dunkelkammer
überflüssig macht. Die Lösung ist mit ge-
wissen Farbstoffen präpariert, welche die
136
KLEINE CHRONIK.
aktinisch wirkenden Lichtstrahlen absorbieren,
so dass die Platten bei Gas- und Lampenlicht
bezw. bei zerstreutem Tageslicht entwickelt
werden können. Ein Vorbad, wie z. B. beim
Coxin verfahren, ist unnötig; die Platten werden
direkt entwickelt und fixiert Infolge seiner
Durchsichtigkeit lässt der Geka-TagesUcht-Ent-
wickler eine genaue Kontrolle über den Gang
der Entwicklung zu. Die mit diesem neuen
Entwickler entwickelten Platten ergaben in
jeder Hinsicht gute Resultate, besonders ver-
dient hervorgehoben zu werden, dass der Ent-
wickler völlig schleierfrei arbeitet.
In der Sitzung vom 1 5. Mai hielt der Vor-
sitzende, Herr W. Dahse einen Vortrag über
die „Teerfarbstoffe und ihre Beziehungen
zur Photographie*. Nachdem Redner kurz
der Entdeckung der Anilinfarben mit einigen
einleitenden Worten gedacht hatte, ging er zur
Behandlung des gewählten Themas über und
streifte diejenigen Gebiete der Photographie,
für welche die Teerfarbstoffe in Betracht
kommen.
Er kam u. a. auf die jetzt ausserordentlich
häufig angewendeten Mittel ge^en Licht-
höfe zu sprechen, bei denen man mit Erfolg
sich des Fuchsins und Akridingelbs be-
dient, ferner wies er auf die hohe Bedeutung
des Erythrosins für farbenempfindliche
Bromsilbergelatineplatten hin. Auch die
Herstellung von Gelbscheiben, welche be-
kanntlich den Zweck haben, das blaue Licht zu
dflmpfen, wurde in den Bereich der Betrachtung
gezogen und hierbei ein bewährtes Rezept zur
Selbstherstellung (mittels Akridingelb) an-
gegeben. Eine ausführliche Besprechung widmete
der Vortragende sodann dem Pigment- und
Gummidruck -Verfahren, bei denen das ganze
Heer der bis in die Tausende zählenden Anilin-
farben aufgeboten werden kann, um die ver-
schiedensten Farbtöne — dem jeweiligen Cha-
rakter des Motivs entsprechend — zu erhalten.
Der Vortragende schloss mit einer Be-
trachtung über das , Coxin ' ; sie gab Anlass
zu einer Debatte über die eventl. Identität
dieses zur Tageslichtentwicklung bestimmten
Präparats mit dem roten Farbstoff gleichen
Namens.
Im weiteren Verlauf der Sitzung werden
weitere Firmen namhaft gemacht, welche sich
zur Lieferung von Bedarfsartikeln zu wesentlich
ermässigten Preisen bereit erklärt haben. —
Herr Dahse berichtet- kurz über den Ver-
lauf der Sektionssitzungen für Photochemie ge-
legentlich des V. Internationalen Kongresses für
angewandte Chemie und teilt mit, dass die
Haltbarkeit des sensibilisierten Pigmentpapiers,
durch Zusatz von 3 pCt. Kaliumoxalat zur Sen-
sibilisierungslösung, auf mehrere Monate ge-
steigert werden kann.
Herr Ingenieur Weiss äussert sich ein-
gehend über das abziehbare CelloTdinpapier
(Dr. Lüttke& Arndt) und führt dasselbe den
anwesenden Herren vor. —
„Die Herstellung der photographi-
schen Objektive* bildet den Gegenstand
einer längeren Betrachtung des Herrn Dönne.
Von den Firmen Unger & Hoffmann in
Dresden liegen neue Exemplare der wirklich
trefflichen »Hilfsbücher zum Entwickeln"
und von der Aktiengesellschaft für Anilin-
fabrikation, Berlin Proben ihres neuen
„Unal" -Entwicklers vor. Beides gelangt zur
Verteilung.
An neuen Mitgliedern konnten wir begrüssen
die Herren Ingenieur Weiss, Max Scheibe,
Willy Scheibe, Berkholz und Di x.
(gez.) Max Scheibe,
I. Schriftführer.
Fragen und Antworten.
/cA möchte meine Reiseaufnahmen gern
in einem Verfahren kopieren^ welches nicht
nur rötäche, braune und vioUttbraune
Tone liefert^ sondern auch Kopieen in
andern Farben^ wie blauy violett^ karmin^
grün usw. Das Papier soll ferner die
Details und Tonabstufungen gut wieder-
geben. Welches Kopierpapier können Sie
mir hierzu empfehlen^ resp. welches Buch
gibt nähere Anweisungen über einen solchen
Prozesse
' Die gestellten Bedingungen finden Sie alle
beim Pigmentdruck erfüllt. Pigmentpapiere sind
in den verschiedensten Färbungen im Handel
überall käuflich zu haben. Ausführliche An-
leitung über den Kopierprozess mit Pigment-
papieren giebt Ihnen „Vogel, Das . Pigment-
verfahren* (Verlag von Gustav Schmidt-
Berlin).
Bei Landschaftsbildern^ speziell Wald-
Interieurs mit greller Sommer ^ Sonne
machen die hellen Stellen den Eindruck,
als wenn es sich um Schneepartien handelt^
während es in Wirklichkeit grelle Sonnen^
beleuchtung ist, so dass man sogar im
Zweifel sein kann, ob es sich um eine
137
KLEINE CHRONIK.
Winterlandschaft handelt. Wie lässt sich
dies vermeiden?
Die Photographie hat den allgemeinen Fehler,
die Helligkeitsunterschiede nicht richtig wieder-
zugeben, sie gibt die hellen Partien zu hell, die
dunklen Schatten zu schwarz wieder. Man muss
es daher vermeiden. Landschaften bei zu greller
Sonnenbeleuchtung aufzunehmen, man erhält
g^nz unnatQrliche Effekte, auch treten leicht
Lichthoferscheinungen ein. Dieselben werden
gemildert, wenn man sogen, „lichthof freie
Platten* verwendet. Siehe auch den Artikel
über , Lichthöfe " im Hauptteil Seite 305,
Jüngst war ich gezwungen^ bei un-
genügend verdunkeltem Zimmer Ver-
grösserungen machen zu müssen^ die, wie
ich erwartete^ leicht verschleiert erschienen.
Um sie eventuell abschwächen zu können,
liess ich sie etwcLs länger im Entwickler
und bitte Sie nun um gefl, Beantwortung,
womit ich diesen Entwicklungsschleier am
besten entferne. Der Farm er sehe Ab-
schwäeher greift die Halbtöne zu sehr an.
Die Losungen sind zima Abschwächen von
Papierbildern stets sehr verdQnnt zu benutzen.
Wenn Ihnen der Farmer sehe Abschwächer
in verdünnter Lösung die HalbtOne zu stark
angreift, so empfehlen wir Ihnen den Be-
litzki sehen Kaliumferrioxalat-Abschwächer, der
wie folgt zusammengesetzt ist, zu nehmen:
Wasser 200 g
Kaliumferrioxalat 8 „
Natriumsulfit krist 8 „
Oxalsäure 3 ,
Fixiernatron 50 „
Auch der Lumi^resche Cerisulfat - Ab-
schwächer ist verwendbar:
Cerisulfat 10^
Wasser 100 „
Schwefelsäure 4 ccm
Beide Lösungen sind für Ihre Zwecke zu ver-
dünnen. Die Kopien sind, bevor sie in die
Abschwächerlösung kommen, etwas zu wässern.
Kann man mit Uran verstärkte Nega-
tive wieder zu ihrem ursprünglichen Stande
bringen und auf welche Weise?
Sie können die Verstärkung mit verdünnten
alkalischen Lösungen, z. B. Wasser mit etwas
Ammoniak versetzt, wieder rückgängig machen.
In den ursprünglichen Zustand wird aber hier,
durch die Bildschicht nicht zurückgeführt
Näheres über die chemischen Vorgänge findeo
Sie in Eder, Handbuch der Photographie,
UL Bd. 2. Heft, Seite 543.
Bitte um gefl. Adresse eines Ateliers,
welches Architekturaufnahtnen, auch in
grösseren Formateny übernimmt. Es kommt
mir bei den Aufnahmen auch darauf an,
dass die Farbentomverte der bei den
Fassaden verwendeten Steinsorten möglkhit
zum Ausdruck kommen.
Derartige Aufnahmen werden u. a. von dem
Atelier Ad. Quidde, Berlin S., Ritterstr. 106
bestens ausgeführt.
Welcher Entwickler ist energisch für
schnellste Momentaufnahmen, aöstimmbwr
für Zeitaufnahmen, gibt Negative von
schwarzer Farbe und schönes saftiga
Schwarz auf Veloxpapier, bleibt hell und
greift die Haut nicht an?
Eine energische, also rapid arbeitende Ent-
wicklerlösung ist für Momentbilder weniger zu
empfehlen, da dieselbe leicht zu stark gedeckte,
' kontrastreiche Negative gibt, welche in den
hellen Stellen des Positivbiides weniger Zeich-
nung aufweisen als Negative, welche in langsam
wirkenden Lösungen hervorgerufen worden
sind. Eine Entwicklerlösung, die vortrefflich
abstimmbar ist. Negative, Bromsilberpapier- und
Veloxkopien von guter schwarzer Farbe liefert,
ist die Kombination von Metol- und Hydrochinon:
Lösung I :
Wasser 500 ccm
kryst. Natriumsulfit . . 50^
Hydrochinon 5 ,
Metol 1 ^
Lösung 11: lOproz. Pottasche-Lösung.
Für den Gebrauch mischt man gleiche
Teile I und II mit Bromkalizusatz (für Papiere
nach Bedarf verdünnen). — Ein Entwickler,
welcher die Haut kaum angreift, aber weniger
energisch wirkt, ist Glycin.
Wo finde ich eine elementare Anleitung
für das Ansetzen der Ent^vicklerlösungen
und für die Entwicklung selbst?
Eine solche finden Sie u. a. in Vogel
Taschenbuch der praktischen Photographie,
11. Auflage, Seite 107—146.
Verschiedenes.
Entfernung von Grfinschleier.
Zur Beseitigung des Grünschleiers von
Negativen hat Abney folgendes Rezept ge-
geben :
Wasser 1000^
BromkaU .... 18 ,
Eisenchlorid ... 24 ,
In diese Lösung wird das Negativ einge-
taucht, bis es vollkommen gebleicht bt, nach-
138
KLEINE CHRONIK.
her wird die Platte gewaschen und mit Eisen-
oxalat-Entwickler geschwärzt. Ist der Schleier
nur oberflächlich und ganz .schwach, so ist seine
Entfernung meist schon möglich, wenn das ge-
wässerte Negetiv in Methylalkohol gelegt wird
und die Schichtseite leicht mit einem Watte-
bausch usw. abgerieben wird.
(La Revue de Phot.)
Hydrochinon-Rodinal-Entwlckler.
«Amateur Photographer* empfiehlt folgenden
Hydrochinon-Rodinal-Entwickler :
Lösung A:
Natriumsulfit ... 60 ^
Zitronensäure . . 4 „
Bromkali .... 2 „
Wasser 600 ccm
Rodinal 30 „
Hierauf werden 1 0 ^ Hydrochinon in 30 <r///
Alkohol gelöst und diese Lösung der obigen
unter Umschütteln zugegeben.
Lösung B:
Pottasche .... 90 ^
Soda 90 ,
Wasser 600 ,
Für den Gebrauch werden gleiche Teile
Lösung A und B gemischt.
Neuheiten.
Doppel-Orthar F : 6 bis 7,7.
Die Photo-optische Manufaktur von Pia übel
& Co.-Frankfurt a. M. hat unter der Bezeich-
nung ifDoppel-Orthare" neue lichtstarke, an-
astigmatische Objektive herausgebracht. Die-
selben bestehen aus zwei symmetrischen
Lfinsenpaaren, welche nicht aneinander hegen,
sondern durch einen Luftraum getrennt sind.
Ziwischen diesen Linsenpaaren ist eine Iris-
blende. Die Objektive sind nach Mitteilungen
der Firma sphärisch uud chromatisch korrigiert,
das Instrument von 21 Cß/t Brennweite soll bei
voller Öffnung eine Platte von 16x21 fm rand-
scharf auszeichnen. Infolge ihrer grossen
Lichtstärke sind die Doppel-Orthare auch für
Momentaufnahmen vortrefflichst geeignet. Da
ferner der Bau derselben ein sehr gedrängter
ist, so sind die Doppel-Orthare besonders gut
für Handcameras zu verwenden; so sind u. a.
Krügeners bekannte Delta-Klappcameras mit
diesen Objektiven erhältlich.
Bromsilbergelatineplatten ohne Entwickler.
Die Photochemische Fabrik C. R. Ber-
nauer & Co. in Wien kündigt an, dass sie
Bromsilbergelatineplatten herstellt, bei denen
die Entwicklung einfach in gewöhnlichem alkali-
haltigen Wasser geschieht. Wer beliebt, die
bisher üblichen Entwicklerlösungen anzuwenden,
kann auch dies mit den neuen Platten tun. Als
Hauptvorzug der Bernauer sehen Platten wird
gerühmt, dass sie eine 5mal grössere Empfind-
lichkeit als die bisherigen Fabrikate besitzen.
Infolgedessen wird das neue Fabrikat nament-
lich für kurze Momentaufnahmen, kinematogra-
phische Aufnahmen und Röntgenphotographie
empfohlen.
Ausstellungs-Nachrichten.
Die untenstehend abgebildete Plakette wurde
von der „Freien Vereinigung von Amateur-
Photographen zu Hamburg" den prämiierten
ersten Ausstellern der kunstphotographischen
Ausstellung, die im Frühjahr zu Hamburg statt-
fand, als besondere Auszeichnung verliehen.
Das Original, nach einem Entwurf von Max
Römer- Blankenese in zartem Bronzerelief
ausgeführt, bietet ein durchaus würdiges Zeichen
der Ehrung.
52. Wanderversammlung des Deutschen
Photographen - Vereins zu Dresden. Der
Vorsitzende des Vereins, Herr K. Schwier-
Weimar, eröffnete die Versammlung mit
einer Begrüssung der Teilnehmer. In die Tages-
ordnung eintretend, gelangte zunächst der Ge-
schäftsbericht für 1902/03 zur Vorlage.
Hierauf folgte die Wahl und Konstituierung des
Preisgerichtes. Am Dienstag den 18. August
erfolgte durch den Vorsitzenden, in Gegenwart
der Mitglieder des Ehren-Ausschusses, Orts- und
Arbeits- Ausschusses, sowie einer Anzahl be-
sonders geladener Ehrengäste die Eröffnung
der Photographischen Ausstellung des
Vereins. Schon beim Eintritte in die Aus-
stellung wurde es jedem Besucher bemerkbar,
dass Dresden die Stadt der photographischen
Industrie ist. Es gibt wohl kaum eine Stadt,
in der sich die photographische Industrie einer
so ungeheuren Ausdehnung zu erfreuen hat,
139
KLEINE CHRONIK.
wie in Dresden. Am Abend vereinigten sich
die Teilnehmer im Roten Saale des Ausstellungs*
palastes zur Entgegennahme von mehreren
fachwissenschaftlichen Vortragen. Zunächst
ffihrte Herr Photograph S ehr oed er -Branden-
burg a. d. H. sein transportables Blitzlicht-
Atelier mit elektrisch durch den Objektiv-Ver-
schluss selbsttätig bewirkter Perkussions-Zfln-
dung vor. Herr Photograph Sonntag demon-
strierte eine neue Satiniermaschine, System
Dorticus, mit auswechselbaren Walzen und
eine Satiniermaschine mit Hintergrundgestell.
Schliesslich hielt noch Herr Saemann-Frei-
berg i. S. einen interessanten Vortrag Über
das Wesen der Beleuchtung mit Demonstrationen.
Am folgenden Tage fanden die Vorträge
ihre Fortsetzung mit einer Vorführung ver-
schiedener Heizsysteme für Satiniermaschinen
durch Herrn A. H. Anders -Dresden. Um
halb 11 Uhr traf, vom Vereins vorstände am
grossen Portale des Ausstellungspalastes ehr-
furehtsvetl begrüsst, Ihre Majestät die
Königin-Witwe Carola und der Protektor
der^, Wanderversammlung, Se. KOnigl. Hoheit
Kronprinz Friedrich August von Sachsen
mit Gefolge ein. In der am 21. August ab-
gehaltenen Sitzung beschäftigte man sich zu-
nächst'mit der Frage des photographischen
Schutzgesetzes. Zur Frage des unlauteren
Wettbewerbes teilte der Vorsitzende einige
Versuche aus neuerer Zeit mit, diesem zu Leibe
zu gehen. Auf Antrag des Vorstandes wurde
einstimmig beschlossen, die beiden Mitglieder
des Ortsausschusses, Herren Photograph Sonn-
tag und Kommerzienrat A. F. Silomon, in
Anerkennung ihrer ausserordentlichen Ver-
dienste um die 32. Wanderversammlung zu
Ehrenmitgliedern des Deutschen Photo-
graphenvereins zu ernennen. Am Abend wurde
die Schlusssitzung im grossen Saale des
Ausstellungspalastes abgehalten. Herr Hermann
Linden berg-Dresden führte seine neueste
automatische Heiss -Satiniermaschine vor, sowie
HerrA. H. Anders-Dresden, Pfotenhauerstr. 43,
seine neueste elektrische Heizung der Heiss-
Satiniermaschine „Heureka B*. Darauf hielt
Herr E. Hirsch-Leipzig einen längeren Vor-
trag „Über Ozotypie* mit interessanten Demon-
strationen. Ozotypie, ein vereinfachtes Kohle-
druckverfahren, ergibt ohne besondere Über-
tragungen rechtseitige farbige Bilder, welche sich
durch ihre ausserordentliche Haltbarkeit und
Feinheit auszeichnen. E. Hirsch- Leipzig hat
das Verfahren nach eigenen Ideen ausgearbeitet
und erläuterte seine Erfahrungen an einer
Sammlung von grösseren Bildern. Die Bilder
stammten aus dem photographischen Atelier
Georg Brokesch-Leipzig und erregten die
volle Bewunderung der Versammlung.
Hieran schloss sich die Bekanntgabe
der Preise. Es erhielten: die erste S(iat»>
medaille Heinrich Ernemann, A.-G. fOr
Camera-Fabrikation, die zweite Staatsmedailk
und den Ehrenpreis Sr. König). Hoheit des
Kronprinzen die Neue Photographische
Gesellschaft, A.-G. in Steglitz bei Berlin, (fie
dritte Staatsmedaille Rom ml er u. Jonas-
Dresden, die vierte Sta'atsmedaille die Firm
Hüttig n. Sohn-Dresden. Erste Preise er-
rangen die Pbotoskulpturgesellschaft Selke-
Berlin, H. J. Tollen s - Dortrecht, Rudolf
Lichtenberg- Osnabrück, Prof. von Jan-
Strassburg, die Photog^aphenschnle von Ernst
Sonntag- Dresden-Trachau, die Buchbinderei-
Aküenge^ellschaft vorm. Pritsche - Leipzig,
Dr. Höhn u Co. in Düsseldorf, die Aktien-
gesellschaft Voigtländer u. Sohn -Braun
schweig und Max Blochwitz-Dresden.
Die internationale Ausstellung für Photo-
chromieen in Paris wird vom 15. Febmar bis
15. März 1904 stattfmden.
Unterrichts -Nachrichten.
Die photographische Lehr- und Versuchs-
anstalt zu München hat soeben ihren Jahres-
bericht über das 3. Schuljahr herausgegeben.
Von Oktober bis Mai wird daselbst ein Vortrags-
zyklus für Photog^aphengehilfen abgehalten.
Näheres siehe aus den diesbezüglichen Pro-
spekten der Anstalt.
Geschäftliche Mitteilungen.
Von der Firma Soenneken ft Co. in München
ist die Filiale der A.-G. Emil Wünsche in
München, Marienplatz 12 übernommen worden
und wird dieselbe als Zweiggeschäft ihrer Firma
fortgeführt werden.
Die Firma Voigtländer ft Sohn, Akt-
Ges., Braunschweig, teilt uns mit, dass sie, um
selbst den modernsten Ansprüchen an einen
vollkommenen Handapparat zu genügen, ihre
Rollfilmcameras nunüiehr auch mit einer Ein-
richtung für Vidü-Films liefert. ZweifeUos sind
die vorzüglichen Cameras der genannten Firma
durch diese Einrichtung der Vollendung wieder
um einen Schritt näher gebracht.
Die Optische Anstalt C. P. Goerz teilt mit,
dass die Resultate des Preisausschreibens An-
fang Oktober publiziert werden.
140
I
r
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Ausstellungs-
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Vereins - Nachrichten.
(Die Verantwortung für die Fassung und den Inhalt der Vereinsberichte tragefi die betreffenden
Vereinsvorstände.)
Die verehrlichen Vereinsvorstfinde werden
hiermit freundlichst gebeten, uns die Protokolle
tunlichst bald nach den betreffenden Sitzungen
zugehen zu lassen. Es ist uns nicht mOgUch,
die nachträglich eingebenden, von einem Viertel-
jahr und länger gesammelten Berichte eines
Vereins auf einmal zum Druck zu bringen, ander-
seits haben die so verspätet gebrachten Be-
schlüsse und Verhandlungen eines Vereins an
Interesse sehr oft eingebOsst. Auch bitten wir
um eine nach Möglichkeit knappe Fassung
der Protokolle, insbesondere bez. der Projek-
tionsvorträge, da der Inhalt letzterer der
Photographie meist sehr fern liegt. Wir
können in jedem Heft nur eine bestimmte Zahl
von Seiten zur Verfügung stellen.
Die Redaktion.
Verein für Amateurphotographie zu
Hannover.
Ordentliche Hauptversammlung
Montag den 7. September 1903.
Vereinslokal: »Zu den vier Jahreszeiten".
Der Vorsitzende, Herr Fuhrmann, verliest
nach Bewillkommnung der Erschienenen, unter
denen sich auch Gäste befinden, ein Telegramm
des Herrn Schönian, der sich in Dresden
befindet, und teilt gleichzeitig mit, dass Herr
Wrede sich zwecks photographischer Studien
in der Heide aufhalte. — Nach Genehmigung
des letzten Protokolls wird Herr Drogist Leh-
mann durch Zuruf als Mitglied aufgenommen.
— Auch heute ist wieder eine Vermehrung der
Mitgliederzahl zu verzeichnen. Herr Ober-
lithograph Ackermann meldet seinen An-
tritt an.
Als Punkt 3 steht auf der Tagesordnung:
Vortrag des Herrn A. Burkhard! „Über
Brom^ilbervergrösserungen". Der Inhalt
ist kurz folgender: Gerade wie in einer Kunst-
ausstellung zunächst die grossen Gemälde das
Interesse des Besuchers erwecken, so ist auch
eine Vergrösserung eher geeignet, Eindruck zu
machen, als die verhältnismässig kleine Auf-
nahme. Wohl jeder vorgeschrittene Amateur
hegt den Wunsch, seinen Bildern ein ansehn-
liches Format zu geben. Bei der Wahl eines
Vergrösserungsapparates sind zwei Haupttypen
zu unterscheiden: 1. Apparate mit künstlicher
Lichtquelle, 2. Tageslicht -Vergrösserungsappa-
rate.
Die Vergrösserungsapparate werden als eine
Umkehrung der Aufnahmecamera bezeichtnet
und die erforderliche Vervollkommnung bez.
Lichtquelle, Kondensatoren usw. erläutert. Nach-
dem auch die Vorzüge der Apparate des
zweiten Typus vor Augen geführt sind, werden
die Vergrösserungsarbeiten selbst geschildert.
Mit näheren Angaben über die ' erforderliche
Beschaffenheit der Negative schliesst Redner
seinen beifällig aufgenommenen Vortrag.
In der Diskussion handelt es sich haupt-
sächlich um die Wahl des Entwicklers. Während
der Vortragende Amidol empfohlen hatte, wird
von einigen Herren Rodinal als besonders
brauchbar bezeichnet
Die Firma Herzog & Co., Hemelingen-
Bremen, hat reichliche Proben von Platten
yhochempfindUch* und „normal", sowie Roll-
films und Spezialentwickler übersandt. — Herr
Paul Hanneke-Berlin hat durch freundliche
Dedikation von „Dr. E. Vogel Handbuch
der Photographie" unsere Bibliothek um
ein wertvolles Buch bereichert. — Da am
1. Oktober die Bibliothek eröffnet werden soll,
hat Herr Burkhardtdie erforderlichen Satzungen
ausgearbeitet. Die Paragraphen werden mit
einigen unwesentlichen Änderungen angenommen
und beschlossen, jedem Mitgliede ein Exemplar
der Bestimmungen zu überreichen.
Eine Anfrage über „Gegenlichtaufnahmen*
führt zu interessantem Meinungsaustausch.
Zum Schluss werden die durch Herrn
Kirsten besorgten Sammelkasten vorgeführt,
die sich durch saubere und dauerhafte Arbeit
auszeichnen.
141
KLEINE CHRONIK.
Die Herren Rosenthal und Hallenstein
haben durch Oberweisung prächtiger Porträts
und Landschaften den Grundstein zur Vereins-
bildersammlung gelegt.
Mit dem Wunsche des Vorsitzenden, die
hochbedeutsame Sammlung recht fleissig mehren
zu helfen, endet um ll^tUhr die Sitzung.
Der I. Vorsitzende Der Schriftführer
Alfred Fuhrmann, i.V. A. Burkhardt,
Ulanenstr. 4, I. Mag. Supernumerar.
Dresdner Gesellschaft zur Förderung
der Amateur-Photographie, e. V.
115. ordentliche Sitzung vom
7. September 1903.
Vorsitzender: i.V. Redakteur H. Schnauss.
Die erste Sitzung nach den Sommerferien
bildet zugleich die Einweihung der neuen Ver-
^szimmer in den Räumen Moritzstrasse 1 b,
1 . Et. Die hellbeleuchteten, geräumigen Zimmer
machen einen angenehmen, freundlichen Ein-
druck und sind für die Zwecke unserer Gesell-
schaft sehr geeignet. Der Vorsitzende weist in
seiner Begrüssungsrede auf den vollzogenen
Domizilwechsel hin und spricht die Hoffnung
aus, dass das ernste Streben der Gesellschaft
auch in den neuen Räumen von bestem Erfolg
begleitet sein mOge. Fernerhin macht er darauf
aufmerksam, dass die Räume den Mitgliedern
unserer Gesellschaft jeden Montag Abend zu-
gänglich sind, also auch an den Montagen, an
denen keine Sitzungen stattfinden ; es wäre sehr
erfreulich, wenn von dieser Gelegenheit zum
geselligen Beisammensein fleissig Gebrauch ge-
macht werde. Nach Verlesung des Protokolls
der vorigen Sitzung und Genehmigung desselben
beginnt sofort der vom stellvertretenden Vor-
sitzenden übernommene Vortrag über „Ozo-
typie'. Dieses schöne und einfache Pigment-
Kopierverfabren , welches vom gewöhnlichen
Pigmentdruck sich dadurch vorteilhaft unter-
scheidet, dass es keines Photometers beim
Kopieren und keiner Übertragung bedarf, ver-
dient auch bei uns in Deutschland die Beachtung
und Pflege, die ihm seiner Bedeutung nach ge-
bührt. Sein Erfinder, Thomas Manly in
London, hat das Verfahren mit unermüdlichem
Fleisse soweit vervollkommnet, dass es schon
jetzt praktisch sehr vorteilhaft verwendbar ist
und mit dem Pigmentdruck zu rivalisieren ver-
mag. Zum Kopieren dient ein mit chromsauren
Salzen und Mangansalzen sensibilisiertes Papier.
Bei der BeUchtung unter dem Negativ findet
eine Zersetzung des lichtempfindlichen Gemisches
statt, indem die Hälfte der vorhandenen Chrom-
säure zu Chromdioxyd reduziert wird, während
die andere Hälfte an Kalium, in Gestalt von
neutralem chromsauren Kalium gebunden bleibt
Dieses letztere setzt sich mit dem Mangansalze
zu Manganchromat um, so dass also das beim
Kopieren entstehende, deutlich sichtbare braune
Bild teils aus Chromdioxyd, teils aus Mangan-
chromat besteht. Zur Umwandlung der Mangao-
chromatkopie in ein Pigmentbfld bedarf man
eines Bades, welches einerseits die in der Bild-
substanz enthaltenen chromsauren Salze löst,
anderseits aber die hierdurch entstehende
Chromsäurelösung zu Chromoxyd reduziert Die
Lösung des letzteren, des Chromoxyds, wirkt
gerbend auf die Gelatine der Bildschicht und
bewirkt somit, dass dieselbe dem beim Ent-
wickeln zur Anwendung kommenden hdssen
Wasser Widerstand leistet. Als Lösemittel in
dem Pigmentieningsbade verwendet man eine
Säure, als Reduktionsmittel entweder Hydro-
chinon oder Eisenvitriol. Diejenigen, welche
sich über die Theorie der Ozotypie genauer
unterrichten woUen, verweist der Vortragende
auf die kürzlich bei Wilh. Knapp in Halle er-
schienene vortreffliche Schrift .Die Ozotypie*,
von A. Freiherrn v. Hübl. An die theore-
tischen Erklärungen des Vorsitzenden reihte
sich eine praktische Vorführung des Verfahrens,
wobei alle einzelnen Stadien desselben genau
beschrieben und ausgeübt wurden. Auch die
vorkommenden Fehler wurden gebührend be-
rücksichtigt und an der Hand von Fehldrucken
besprochen. Vortrag und Vorführung, sowie
die im Zimmer ausgestellten Ozotjrpien, welche
die Leistungsfähigkeit des Verfahrens veran-
schauHchten, erregten allseitig lebhaftes Interesse.
— Nach Erledigung dieses Hauptpunktes der
Tagesordnung wurden die geschäftlichen Ein-
gänge vorgelegt. Die in grosser Anzahl ein-
gegangenen Prospekte, insbesondere ein von der
Chemischen Fabrik auf Aktien (vorm.
E. Schering) in Berlin in freundhcher Weise
in vielen Exemplaren gestiftetes Handbuch für
den Gebrauch von photog^aphischen Erzeugnissen
dieser Firma fanden schnellen Absatz. Als Ge-
schenk war von Herrn Hauptmann David on
Exemplar seines rühmUcht bekannten „Ratgeber
für Anfänger* eingegangen ; dasselbe wurde mit
vielem Danke der Bibliothek einverleibt —
Der Vorsitzende verkündet noch, dass die Herren
Rechtsanwalt Dr. jur. Fr. Ritz und Apotheker
O. Schnitze sich zur BAitgliedschaft angemeldet
haben und schliesst dann den offiziellen Teil
der Sitzung.
Verein zur Förderung der Amateur-
Photographie Bozen und Umgebung.
Sitzung vom 21. September 1SK)3.
Vorsitzender: Herr Josef Fiat scher.
Um 9 Uhr eröffnete Herr Obmann Fiatscher
diesen ersten Vereinsabend für die Saison 1903/04.
142
KLEINE CHRONfK.
Die eingelangten Zeitschriften. „ Photographische
. Mitteilungen", „Amateurphotograph" und „Gut
Licht* werden verteilt.
Hcsrr Schflrmann bespricht einen Aufsatz
von Dr. Hauberisser über das »Coxin*, es
schliesst sich hieran eine lebhafte Debatte.
Die Herren Dr. Malf6r und Reitz jun.
loben den seinerzeit zur Probe verteilten
»Brillant -Entwickler* und empfehlen denselben
angelegentlichst.
Über seine Erfahrungen mit den neuen
,Vidil*- Films spricht Herr Fiatscher, die
ersten Versuche mit denselben waren jedoch
nicht entsprechend, Redner wird noch später
hierüber weiter referieren.
Zwei Apparate der „Blair- Camera Co." in
Rochester liegen zur Ansicht vor und gefiel eine
Film-Camera zum Preise von 78 Kr, allgemein.
Herr Hub er legt einige gut gelungene Hoch-
gebirgsaufnahmen vor.
Herr Schflrmann bespricht seine mit N. C.-
Films der Kodak- Co. gemachten Erfahrungen.
Redner hat auf seinen Sommertouren wieder-
holt dieses Fabrikat verarbeitet und sind die
mit demselben gemachten Erfahrungen nicht
zufriedenstellend , auf mehreren Negativen
sieht man deutlich den Abdruck der Nummer
des Schutzstreifens, ausserdem muss man bei
der Entwicklung sehr diffizil zu Werke gehen.
Es wurden nur frische Filmspulen benutzt. —
Mit den ebenfalls verarbeiteten „Agfa' -Rollfilms
war Redner stets zufrieden und empfiehlt der-
selbe, doch den deutschen, g^ten Fabrikaten den
Vorzug vor ausländischer Ware zu geben. —
Diese Ausführungen des Herrn Schürmann
wurden mit besonderer Befriedigung auf-
genommen.
Prospekte und Proben von „Blue Star Paper"
wxirden verteilt.
Zum allgemeinen Bedauern teilt Herr
Kassierer Zorbach mit, dass er demnächst
Bozen verlässt und daher gezwungen sei, sein
Amt niederzulegen. Er dankt für das ihm ent-
gegengebrachte Vertrauen und verspricht, dem
Verein als auswärtiges Mitglied weiterhin anzu-
gehören.
Herr Dr. Malf6r spricht sein Bedauern im
Namen des Vereins aus, dass Herr Zorbach,
der uns ein so Ueber Kamerad und umsichtiger
Kassierer war, von uns scheidet, Redner gibt
der Hoffnung Ausdruck, dass Herr Zorbach
uns aber doch öfter noch Proben seiner photo-
graphischen Arbeiten zukommen lassen möge,
und endet seine Rede mit einem freudig auf-
genommenen „Gut Licht".
Als stellvertretender Kassierer wurde Herr
Josef LarzoneT gewählt.
Gegen 7«^ Uhr schloss der Obipann die
Sitzung.
In Steinamanger (Ungarn) wurde am 12. Sep-
tember ein neuer Verein unter dem Titel „Vas-
värmegyci mureduclok cygesulete" gegründet
mit 50 Mitgliedern. Zum Präsidenten wurde
gewählt: Gustav Potyondy von Cs&ford,
II. Präsident: Max Rauscher, Verwalter:
Zoltän von Kiss, Sekretäre: Julius Pauer,
Alexander Szabö, Kassierer: Josef Berke,
Kontrolleiu* : Otto Greisinger.
Fragen und Ant^'rorten»
Weiches ist das empfehlenswerteste Mittel^
um den eingetrockneten Ton bei Bromsilber-
bildern^ namentlich getonten y zu heben i^
Gerat hat wohl den gewünschten Erfolg^
die Anwendung ist jedoch heikler Natur,
Vor dem Aufziehen der Bilder gebraucht^
geht der Glanz des Bildes nach dem Auf-
zug verloren, und bei aufgezogenen Bildern
ist das Abreiben stets mit Gefahr für den
Karton verbunden.
Ein sehr viel angewandtes Mittel, um die
Tiefen zu heben, ist Überziehen der trocknen
Kopie mit käuflichem alkoholischen Negativlack
oder Kollodium; beide Lösungen sind zu dem
Zweck mit Alkohol zu verdünnen.
Haben die X- Platten {extra rapid)
wirklich eine Empfindlichkeit von 30"" W,,
wie die Preislisten ankündigen ^ und sind
daher diese Platten in der Tat bedeutend
empfindlicher wie andere gute Fabrikate?
Ob die X- Platten dieselbe Empfindlichkeit
wie gewisse andere Fabrikate haben, können
Sie leicht selbst praktisch feststellen, indem Sie
von den beiden Sorten je eine Platte halbieren,
diese Hälften in einer Kassette gleichzeitig einen
kurzen Moment auf einen Gegenstand exponieren,
nachher zusammen in einer (verdünnten) Ent-
wicklerlösung hervorrufen und dann die Negativ-
resultate vergleichen. — Die Angaben in Sen-
sibilitätsgraden auf den Etiketten entsprechen
mitunter nicht dem Inhalt.
Bitte mir näheres über Präparieren
und Sensibilisierung der Malleinwand mit-
zuteilen zum Zweck des Vergrössems bei
Petroleumücht. Ich beabsichäge^ mir die
Leinwand selbst lichtempfindlich herzustellen.
143
KLEINE CHRONIK.
Der Raum gestattet es nicht, derartige Arbeits-
vorschiiften ausftkhrlich zu behandeln; wir
. können hier nur auf die betreffende Literatur
verweisen. Rezepte über die Vorpräparation
und die Emulsionierung von Malleinen finden
Sie in Eder, Jahrbuch 1897, Seite 408, Eder,
Praxis der Photographie mit Gelatine-Emulsionen,
Seite 617.
Stehen die bei den BuschanasügmaUn
verarbeiteten sogen. „aUen'^ Giasarten denen
bei anderen Anastigmaten verwendeten in
Bezug auf Haltbarkeit nach?
Bezüglich der Haltbarkeit ihrer Anastigmat-
glfiser teilt uns die Optische Anstalt Busch-
Rathenow folgendes mit: «Um betreffend der
Angaben Über die Haltbarkeit unserer An>
astigmatgläser ganz sicher zu geben, haben wir
uns vor kurzem von unserem Glaslieferanten
Schott & Gen. -Jena Angaben über die Wider-
standsfähigkeit mehrerer gebräuchlicher Gläser
erbeten. Auf Grund der Schottschen An-
gaben können wir die Anfrage dahingehend
beantworten, dass die von uns für unsere An-
astigmate benutzten dten Gläser den neueren
(Baryt-orown usw.) überlegen sind, und wir
stehen deshalb nicht an, zu erklären, dass
unsere Anastigmate jeden Vergleich mit anderen
erstklassigen Anastigmaten aushalten.'
Verschiedenes.
Buryplan. Nachdem die Bromsilberkopien gut fixiert
^. ^ . , . , ^ , ^ , , und gewässert sind, werden sie zonichst in
Die Optische Anstalt von Gebr. Schulze- ^ . ^ , -i. i_i -j . ^ i
^ ^ , . . einer Lösung von Quecksilberchlorid und Salz-
Potsdam bringt einen neuen Anastigmattypus . . , , , ^ ^ , .„ ,. , >
^ , ^ , , ,, , », , , . ; säure (dem bekannten Quecksuberverstäxter),
„Euryplan auf den Markt. Nach den Angaben , .-, , „, ,,.,.
J,. . , ^ , oder m folgendem Bade gebleicht:
der Firma ist das Eurypian ein sphärisch, chro- Ri * 'fr f i s
matisch und astigmatisch korrigiertes sym- „ ^ «, /i * * ' , m^
^ , , . , . ,^. , ., r. Rotes Blutlaugensalz 20 ,
metrisches Doppelobjeküv. Die beiden System- Destilliertes Wasser 360 .
hälften sind für sich sphärisch, in und ausser ... . < «• *^ •
,., , ., '. ,. Hiernach werden die Kopien gewässert,
der Achse chromatisch und astigmatisch körn- ««r ^ j« . i_ ^ i. rr - •
^, „ , ^ ,, ,, Werden die so behandelten Kopien in
giert. Nach Entfernung der vorderen Hälfte . . , , _^ , • . . .
f . ,. . . ^ ^ . ^ Ammoniakwasser gelegt, so ergeben sich schöne
kann somit die Hmterhnse als Landschaits- . «,. „ « ,x . •..!.
, . , . , , , , braune Töne. Bessere Resultate erhält man,
objektiv benutzt werden von annähernd der ,. „.,, . . ... , , . . ^
- , ^ . , ^ , , . wenn die Buder in einer Kiste usw^. aufgebln^
doppelten Brennweite des Doppelobjektivs mit jjTN-r * -i
, V, . , I , „ , , , und den Dämpfen von Ammoniak ausgesetxt
der Lichtstärke app. F. 14 (entsprechend der ,
Blendenbezeichnung 24). Ein besonderer Vor- tt " l- j _^- ^ -n- i. i.
. o ' Verschiedenartige braune Töne geben auch
teil ergibt sich aus der Konstruktionseigentüm- i^.. . ^ ..
,. , , . ^ ^ ,„ .. . T . , Fixiernatronlösungen.
lichkeit, dass der grösste Teil der Linsen des . • n j
/ * In einem Bade von
Sechshnsensystems aus ein und demselben Glase v v u* i. ^ ^ -v -i
"^ Kahumbichromat 1 Teil
besteht und zwar aus einem solchen, das ein a • i «
' Ammoniak 1 .
im Verhältnis zu seiner hohen Brechung nur .^ lO t 'l
geringes Dwpersionsvennögen besitzt. Infolge „t^t J'^^ '^^ QuedL^beriösung gebllkhte«
dieser EigentOmUchkeit ist die chromatische ^^^^ dunkelbraune, die mit Bleüösung ge-
Differeni der sphärischen Aberation auf ein ydchten rötUch gelbe Töne.
Minimum reduziert. Verzeichnung, Coma sind ^. -q ,
nicht vorhanden. Die Fassungen sind aus- iSiod'anl^um 1 TeU
schliesslich in Messing gehalten und auf das -^ 10 T '1
sorgfältigste ausgeführt Da. Eurypian ist für ^^^ br'^Z^' ^ä blauschwarze Färb^
Porträts, Gruppen, Landschaften, Architekturen, .^ „^^ ^^ ^^^^ ^^ Verweüens der Kopien
Vcrgrösserungen sowie Reproduktionen zu ver- . , Lösung
wenden und gestattet bei Anwendung kleinerer Rotbraune Töne gibt:
Blenden Weitwinkel- Aufnahmen bis 90^ Natriumkarbonat 1 Tcü
Wasser 10 Tefle
Dunkelbraune Töne:
Tonbäder für Bromsilberdrucke* Natriumsulfit ....... i Teil
Wasser 10 Teile
In »Camera Graft Nr. 4" wird an die alten
Tonungsvorschriften durch Bleichung der Bilder (Schluss folgt)
und nachfolgende Färbung mit verschiedenen
Metallsalzlösungen usw. erinnert.
144
KLEINE CHRONIK.
Ottomar Anschütz, Album von
Cadinen.
In dem vorliegenden Album hat Anschütz
den Sommeraufenthalt der deutschen Kaiser-
familie in einer Reihe lebendiger Bilder geschildert-
Neben Porträts und Szenen aus dem Leben der
kaiserlichen Familie ßnden wir festliche Ereig-
nisse und Momente aus dem Milieu der dorflichen
Bevölkerung in wohlgelungenen, interessanten
Augenblicksbildern festgehalten. Diesen reihen
sich einige schöne landschaftliche Studien an.
Die grosse technische Geschicklichkeit des
Autors hat im Verein mit sehr sauberer Druck-
ausfflhrung und reicher Ausstattung der Publi-
kation einen sehr vornehmen Charakter ver-
liehen. Da der Erlös zur Unterstützung der
durch die diesjährigen Hochwasserkatastrophen
geschädigten Eünwohner Schlesiens und Posens
bestimmt ist, darf man dem Werk eine um so
grössere Verbreitung wünschen. Ir.
Ausstellungs-Nachrichten.
Auf der Internationalen Ausstellung
für Photographie und graphische Künste
Mainz 1903 wm-den folgende erste Preise er-
teilt :
Gruppe Kunstp ho tographie: Die Gross-
herzoglich Hessische Silberne Staats-
medaille an: R. Dührkoop-Hamburg, C. Ruf-
Freiburg i. B. Die Goldene Vereinsmedaille
an: Franz Grainer - München. Die Gross-
herzoglich Hessische Bronzene Staats-
medaille an: Max Herber - München , Hans
Siemssen- Augsburg, W. Weimer - Darmstadt.
Die Silberne Vereinsmedaille an: Hugo
Erfurth- Dresden, W. Fechner- Berlin, B. Her-
mann-Dortmund, F. Naumann-Leipzig.
Gruppe Photographie: Die Goldene
Vereinsmedaille an: Hans Hildenbrand-
Stuttgart. Die Silberne Vereinsmedaille
an: Alexander Möhlen-Hannover, Fr. Ette -Eis-
leben, A. Jonason-Goteburg, H. Junior -Frank-
furt a. M., M. Lusche-Hof, C. Kunhenn-Frank-
furt.a. M., J. Moegl6-Thun, Otto Renard-Düssel-
dorf, W. Rumbier- Wiesbaden, Otto Strub-Mainz.
Gruppe Reproduktionsverfahren: Die
Grossherzoglich Hessische Silberne
Staatsmedaille an: E. Nister - Nürnberg,
Meisenbach, Riffarth & Co. - München -Berlin.
Die Goldene Vereinsmedaille; Joh. Ham-
böck-MOnchen-Cöln a. Rh., Albert Frisch-Berlin,
Brend^amour, Simhart & Co.- München, Alphons
Bruckmann - München , Dr. E. Albert & Co.-
München-Schwabing. Die Grossherzoglich
Hessische Bronzene Staatsmedaille an:
Zedier & Vogel-Darmstadt, Brunner & Ploetz-
MüDchen , J. G. Schelter & Giesecke - Leipzig,
Husnik &^Häusler-Prag-Ziskow. Die Silberne
Vereinsmedaille an: Gg. Büxenstein & Co
Berlin, Rotophot, Gesellschaft für photographische
Industrie m. b. H.-Berlin, Rudolf Schuster-Berlin.
Maschinen: Die Silberne Vereins-
medaille an: Wilh. Ferd. Heim-Offenbach a. M.,
Maschinenfabrik Johannisberg , Klein, Forst &
Bohn Nachfolger-Geisenheim a. Rh.
Industrie: Die Silberne Staatsmedaille
an: J. Hauff & Cie. -Feuerbach (Württemberg),
Höchheimer & Cie.-München-Feldkirchen. Die
Goldene Vereinsmedaille an: die Aktien-
gesellschaft für Anilinfabrikation-Berlin, Dr. G.
Krebs, Photochemische Fabrik „Helios "-Offen-
bach a. M., Roland Risse-Flörsheim a. M., Voltz,
Weiss & Co., G. m. b. H.-Strassburg i. Eis. Die
Bronzene Staatsmedaille an: E. Merck-
Darmstadt, C. A. Steinheil Söhne - München,
Trapp & Münch - Friedberg in Hessen. Die
Silberne Vereinsmedaille an: die Farben-
fabriken vorm. Friedr. Bayer-Elberfeld, Gastav
Schmidt, Verlag für photographische Literatur-
Berlin, Badische Trockenplattenfabrik, Kretsch-
mar & Prager - Karlsruhe i. B. , Hugo Meyer
& Cie.- Görlitz i. Schi., Rieh. Bentzin - Görlitz,
Ferdinand Troger - München, Süddeutsches
Camera werk Körner u. Mayer -Sontheim a. N.,
Society Anonyme des AppareilesPhotographiques
a Rendement maximum in Neuilly sur Seine,
Regina Bogenlampenfabrik-Cöln a. Rh., Vertrieb
von Schmidts elektrischem Beleuchtungsapparat
für Photographie - Frankfurt a. M. , Elektrische
Bogenlampen- und Apparatefabrik, G. m. b. H.-
Nürnberg , Dr. Riebensahm & Posseidt - BerUn,
Photos, AktiengeseUschaft für photochemische
Industrie- Wädensweil i. Schweiz, August Horn-
Wiesbaden.
Die X. internationale Ausstellung von
Kunstphotographien zu Hamburg, über die
wir an anderer Stelle dieses Heftes berichtet,
wurde einen Tag vor der Eröffnung mit grossem
Interesse von der Königin von Italien be-
sichtigt. Das Resultat des Besuches war der
Ankauf eines grossen mehrfarbigen Gummi-
drucks „Wiesenbach" von Gebrüder Hoff-
meister.
Die Soci^t^ Photographie de Marseille
veranstaltet ihre 2. internationale Ausstellung
vom 7. bis 23. Februar im Palais des archi-
tectes. Nähere Auskünfte erteilt der Sekretär
Dr. Castueil, Marseille, 20 Coms du chapitre.
WTeltausstellung in St. Louis. Eine
grosse Erleichterung für die Aussteller,
welche ihre Waren in Schränken, Vitrinen
oder Glaskästen ausstellen wollen, ist durch
ein Abkommen geschaffen worden, das der
Reichskommissar mit der amerikanischen „The
Pittsburgh Plate Glas Co." in St. Louis ge*
troffen hat. Um die grossen Kosten zu ver-
meiden, welche durch den Bruch der Glas-
145
KLEINE CHRONIK.
Scheiben in den obenerwähnten Ausstellungs-
behflltem wfthrend des langwierigen Trans-
portes von Europa nach Amerika entstehen
wtkrden, hat sich die obengenannte Gesellschaft
erboten, das Glas in die Schränke an Ort und
St^e einzusetzen und es nach Schluss der
Ausstellung wieder zurückzunehmen zu redu-
zierten Preisen.
Eingesandt.
Von der Rathenower Optischen Industrie-
Anstalt vorm. Emil Busch A.-G. geht uns
folgende Mitteilung zu:
Gegenober der Tatsache, dass in neuerer
Zeit uns mehrfach Kondensor - Fassungen zu
Händen gekommen sind, welche unsere Rechte
aus dem D. R. G. M. No. 142 906 verletzen, ver-
fehlen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen,
dass der für uns eingetragene Gebrauchsmuster-
schutz Nr. 142906, betreffend eine Kondensor-
Fassung mit Bajonettverschluss, noch für fernere
drei Jahre zu Recht besteht. —
In ihrem eigenen Interesse empfehlen wir
daher allen Herren Händlern, Fachphotographen
und Amateuren beim Kauf von Kondensoren in
Fassung mit Bajonettverschluss darauf zu achten,
dass die Fassungen mit der eingeprägten Angabe
D. R. G. M. 1 42 906 versehen sind, da anderen-
falls nicht unser Fabrikat vorliegt, sondern eine
Nachahmung, deren Verkauf resp. Benutzung
nach §9210 des Gesetzes betreffend den Schutz
von Gebrauchsmustern strafbar ist. —
Personal-Nachrichten.
Herr PaulGoerz, der Begründer der opti-
schen Anstalt C. P. Goerz-A. G., Friedenau, ist
zum Kommerzienrat ernannt worden.
Geschäftliche MitteUnngen.
DieEletro- und Photochemische Industrie-
Berlin S.W. bringt folgende Platten- und Papier-
marken in den Handel: Porträttrockenplatten,
Momenttrockenplatten, Celloidinpapiere „Orida",
Chlorsilbergelatinepapiere , Gloria", Chlorbrom-
silbergelatinepapiere „Presto*, letztere auch mit
metallglänzender Unterlage, Bromsilberpapiere für
Kontakt und VergrOsserungen, auch mit Metall-
unterlage (Marke «Nibelung").
Die Aktien Gesellschaft Mr Camerafabrt-
kation, vorm. Ernst Herbst k Firl^Goriitj
(Ernemann) stellte dieser Tage ihren 20 000. Ap-
parat fertig. Da genannte Firma nur CajDeru
besserer Ausführung für Facbphotographeu uml
Amateure herstellt, bei welchen ein Arbeiter u
einer Camera oft wochenlang zu tuD hat, m
stellt die Zahl 20 000 der Leisümgslähigkcit der
Firma, welche seit 14 Jahren besteht, cm glln-
zendes Zeugnis aus. — Das 20 000. Stock ist
ein Salonapparat, in modernstem Stü gehjüten
und mit allen Verbesserungen der Neuidt va-
sehen, derselbe ist für eine FachausstcUuDg nach
London bestimmt.
Der Aktien - Gesellschaft für AiMn-
Fabrikation, Berlin, die auf der ^Intematioaika
Ausstellung für Photographie und Graptiiche
Künste in Mainz 1SK)3' ihre reaonmiknfti
„Agfa "-Entwickler: Unal, Rodinal^ Meto!, Eiko-
nogen usw., sowie ihre i^Agf^'-SpeziAlitäteii:
Verstärker, Abschwächer, Neutr. TonfiiicrsaJi,
Fixiersalz usw. ziu- Schau stellte, ^iirde dit
„Goldene VereinsmedaiHe * *(ilr hervor-
ragende Leistungen auf dem Gebiete der Fibn-
kation photographischer Cbemikniien und S^
zialitäten" zuerkannt.
Nachdem die Photochemische Fabrik
Helios Dr. G. Krebs, Offenbach a. M., er^t im
Frühjahr dieses Jahres auf der InteraatictnakiL
Ausstellung für Photographie zu St, Petersbors
die goldene Medaille erhalten hatte« wurde der*
selben auf der Internationale a Ausstellung fCr
Photographie und Graphische Künste in Silaim
in der Abteilung Photograpbiscbe Industrie lür
ihre hervorragenden Leistungt'ii und ausgt^
zeichneten Präparate (Entwickler, Fuder- und
Tonfixiersalze, Chromotonungcn, BUuticht- pnd
Zeitlichtpräparate, Photographischc Papiere und
Postkarten usw.) wiederum die böcbste Aus-
zeichnung die Goldene Medaille verHebcn.
Eingegangene Prospekte, Preislisten mw.:
A. Hch. Rietzschel G. m. b. H*, Optische
Fabrik, München, Schillerstr. 28, illustrierte,
vornehm ausgestattete Preisliste Oktober 1903,
über Rietzschels „Clack'-Universal-Cameras fflr
Film und Platten sowie Rietzschels „Linear*
hchtstärkster, verkitteter Universal -AnastigmaL
Interessenten erhalten die Liste kostenfreij zu-
gesendet.
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
AussteUungs-
Vereins - Nachrichten.
Die VerantwoHung für die Fassung und den Inhalt der Vereinsberichte tragen die betreffenden
Vereinsvorstände.
Verein zur Förderung der Ämateur-
Photographie Bozen und Umgebung.
Sitzung vom Dienstag, den 6. Oktober 1909.
Das letzte Protokoll wird verlesen und ge-
nehmigt.
Als Mitglieder werden gemeldet und auf-
genommen: Herr Heinrich Waagner, Apo-
theker, Gries bei Bozen, Herr Alex Kind,
Maler St Uhich.
Herr SchOrmann legt eine Serie Auf-
nahmen von ein und demselben Motiv vor,
an der man sah, wie vieler MQhe es bedurfte,
ein annehmbares Bild zu erhalten. Ferner zeigt
Herr SchOrmann zwei Vergleichsaufnahmen
einer Wegstudie und mehrere Aufnahmen von
„StUlleben".
Herr Fiatscher demonstriert den Ex-
positionsmesser „Infallible".
Die B Photographischen Mitteilungen" werden
verteilt und besprochen.
Nach Erledigung einiger interner Vereins-
angelegenheiten wurde die Sitzung um 12 Uhr
geschlossen.
Verein zur Förderung der Photo-
graphie zu Berlin.
Sitzung vom 9. Oktober 1903.
Vorsitzender: Herr Rittmeister Kiesling.
Zur Aufnahme haben sich gemeldet die
Herren: Dr. H. Wedekind-Berlin, Zahnarzt
Dr. Wolf-Berlin, Oberlehrer Alfred Engel-
Berlin, Oswald B ab -Berlin.
Vor Eintritt in die Tagesordnung teilt der
Vorsitzende mit, dass unser Ehrenmitglied Herr
Edward L.Wilson, Herausgeber von „Wilson 's
Photographic Magazin" New York, am 23. Juni
in Vineland, New Jersey, gestorben ist. Die
Versammlung ehrt das Andenken des Ver-
storbenen durch Erheben von den Sitzen.
Eingegangen sind eine Anzahl von Prospekten
und einzelnen Probenummern von Fachblättern
verschiedenster Industriezweige. Die Verlags-
handlung Gustav Schmidt stiftete in die
Bibliothek: die elfte Auflage von Dr. E. Vogels
„Taschenbuch der praktischen Photo-
graphie", A. Mazel, „Künstlerische
Gebirgsphotographie"; die optische Anstalt
Goerz: Dr. E. Holm „Das Objektiv im
Dienste der Photographie". — Es liefen
ferner ein der sehr geschmackvoll ausgestattete
Katalog der X. internationalen Jahresausstellung
von Kunstphotographien zu Hambiu'g und
der Katalog der Internationalen Ausstellung für
Photographie und graphische Künste zu Mainz.
Zum Beginn der Tagesordnung legt Herr
Hanneke den von der Optischen Anstalt Gebr.
Schulze in Potsdam in den Handel gebrachten
neuen Anastigmaten „Euryplan" vor, der grosse
Leistungsfähigkeit mit zivilem Preis verbinden
soll. Es liegt einstweilen ein Ansichtsexemplar
für 9X12 Format vor. Die Prüfung und de-
finitive Berichterstattung wird ausgesetzt, bis
die Firma ein in Aussicht gestelltes Instrument
von iS cm Brennweite gesandt bat.
Nun folgt sogleich die Piece de resistance
dieser Sitzung: eine Vorlage von Dr. Neuhauss
über farbige Photographien nach dem Ausbleich-
verfahren. Hier führt Dr, Neuhauss seine
jüngsten Resultate in dem neuesten Farben-
kopier verfahren vor, die er durch einen aus-
drucksvollen Vortrag begleitet. Er streift zu-
nächst die Dreifarbenprozesse und das Inter-
ferenzverfahren. Erstere erreichten, so sehr
sie auch vervollkommnet seien, alle ihren
Zweck nur auf Umwegen ; letzteres liefere keine
direkten, sondern nur Interferenzfarben und
würde sich, nicht zum wenigsten wegen des
kleinen Formats der Bilder, nie allgemein ein-
führen. Redner hat daher jetzt seine ganze
Kraft in den Dienst des Ausbleichverfahrens
gestellt, von dem er die endgültige Lösung des
Problems der direkten Farbenphotographie er-
wartet. Das Verfahren besteht bekanntlich im
Wesen darin, dass Papier mit einer Mischung
bestimmter Anilinstoffe, die, alle Farben ent-
haltend, zusammen Schwarz ergeben, überzogen
147
KLEINE CHRONIK.
den allwöchentlichen zwanglosen Zusammen-
kOnften, die auch während der Sommermonate
stets besucht waren^ haben fünf Projektionen,
ein Vortrags- und ein Diskussionsabend statt-
gefunden. Das Inventar des Klubs ist um einen
elektrischen Widerstand und eine Rednerpult
bereichert worden.
An die Ausführungen des Vorsitzenden
schloss sich die Rechnungsablage des Kassierers
an. Die Gesamteinnahme des abgelaufenen
Jahres belauft sich auf 362,70 Mk., die Aus-
gabe auf 353,16 Mk.;^ an Überschuss sind mit-
hin ins neue Geschäftsjahr 9,54 Mk. zu über-
nehmen. Nach Prüfung der Rechnung durch
die von der Versammlung gewählten Revisoren,
der Herren Fr e nach und Bopp, erfolgte die
Entlastung der Vorstands. Die für den Vereins-
gebrauch erfolgten Anschaffungen fanden die
Genehmigung der Versammlung.
Da die während der letzten Jahre für Pro-
jektionszwecke verwendete elektrische Bogen-
lampe künftig nicht stets verfügbar sein wird,
wurde einstimmung die Anschaffung einer
Vcreinsbogenlampe für unbedingt nötig erkannt.
Mit der Ausführung dieses Beschlusses wurde
der Vorstand betraut. Die Deckung der An-
schaffungskosten soll durch freiwillige Beiträge
erfolgen. Andere dahin gerichtete Vorschläge
fanden nicht die Zustimmung der Anwesenden.
Bezüglich der Vereinszeitschrift wurde nach
Diskussion der Beschluss gefasst, die seitherige
Zeitschrift auch für das nächste Jahr beizu-
behalten.
Als letzter Punkt der Tagesordnung kam
die Neuwahl der ausgeschiedenen Vorstands-
mitglieder zur Erledigung. /Der Vorsitzende
und der Kassierer wurden durch Zuruf wieder-
gewählt. Als Schriftführer ging Herr Josef
Kordonnier und als Beisitzer Herr Karl
Fr e nach aus der Wahl hervor, wobei der
regen Teilnahme dieser Herren an den Be-
strebungen des Klubs anerkennend gedacht
wurde.
Da weitere Anträge nachträglich nicht ge-
stellt worden waren, schloss der Vorsitzende
kurz vor Mitternacht die Sitzung, nachdem er
noch einmal die Mitglieder zu eifriger Mitarbeit
an dem Ausbau des Klubs aufgefordert und
den seitherigen Vorstandsmitgliedern seinen
Dank für die tatkräftige Unterstützung aus-
gesprochen hatte.
Dresdner Gesellschaft zur Förderung
der Amateur-Photographie» e, V.
115. ordentliche Sitzung vom
21. September 1903.
Stellvertretender Vorsitzender :
Redakteur H. Schnauss.
Nach Verlesung und Genehmigung des Pro-
tokolls der vorigen Sitzung wird vom Vorsitzenden
bekannt gegeben, dass die Herren Rechtsanwalt
Dr. jur. Ritz und Apotheker O. Scbultze als
Mitglieder aufgenommen worden sind. Herr
Redakteur H. S ch n au s s erstattet hierauf Bericht
über „die neuesten FortschrittederPhoto-
graphie*. Er bespricht zunächst das von dem
Schweizer Gurtner ei'fundene Verfahren der
Farbenphotographie, über welches s. Zt. in der
Fachpresse aligemein der Stab gebrochen wurde,
das aber jetzt von J. Gädicke, der von An-
fang an in die Geheimnisse der Erfindung ein-
geweiht war, im «Photographiscben Wochenblatt"
als ein ganz brauchbares Verfahren bezeichnet
wird, das sich seiner Einfachheit wegen bald
in Amateurkreisen einbürgern dürfte. Bei dem
Gurtnerschen Verfahren wird das Bild nicht,
wie bei der indirekten Farbenphotographie, aus
drei farbigen Teilbildern (einem blauen, einem
gelben und einem roten) zusammengesetzt, sondern
nur aus zwei farbigen Komponenten , einem orange-
farbigen und einem blauen Bilde ; es vermag in-
folgedessen nicht die ganze Farbenskala, die sich
in der Natur vorfindet, wiederzugeben, sondern
nur diejenigen, welche sich aus der Mischnng
Orange und Blau ergeben, insbesondere konmit
das Rot niemals rein zum Vorschein, sondern
höchstens als Ziegelrot. Bei Landscbaftsauf-
nahmen fällt dieser Mangel nicht so sehr ins
Gewicht, da reines Rot in der freien Natur
verhältnismässig selten vorkommt. Dagegen
hat das Verfahren den grossen Vorzug, dass es
mit jeder beliebigen Camera ausführbar ist und
dass eine einzige Aufnahme zur Anfertigung der
beiden Teil negative genügt. Es werden nämlich
zur Aufnahme zwei Schicht gegen Schicht lie-
' gende Platten verwendet, von denen die vordere
blauempfindlich, die andere orangeempfindlicfa
ist. Die dabei entstehende Kassettendifferenz
Iflsst sich leicht ausgleichen. Das auf der vor-
deren, blauempfindlichen Platte erzeugte Negativ
wird in Orangegelb, dass auf der zweiten Platte
entstandene Negativ in Blau auf Glas kopiert;
die beiden farbigen Glaspositive werden genau
im Register übereinandergelegt.
Weiterhin besprach der Vortragende ein von
dem Franzosen Coustet angegebenes, auf be-
kannten Grundlagen beruhendes Verfahren, um
eine wie gewöhnlich in der Camera belichtete
Platte direkt und ohne Mithilfe des Lichtes in
eine für den Farbendruck berw. die Dreifarben-
photographie geeignete Druckplatte umzuwandeln.
Das Verfahren beruht auf den bekannten Eigen-
schaften des Wasserstoffsuperoxydes, des Per-
sulfates und anderer Oxydationsmittel, die vom
Entwickler geschwärzten Stellen des Negativs
anzugreifen und bei längerer Einwirkung ganz
aufzulösen, während die nicht reduzierten Stellen
der Bromsilbergelatineschicht unverändert blei-
ben. Man erhält auf diese Weise ein Relief, bei
welchem die hohen Lichter des Bildes am tiefsten.
150
KLEINE CHRONIK.
die Schatten am höchsten liegen. Coustet hat
nun ein Mittel gefunden, welches die erwähnte
oxydierende Wirkung sehr schnell, oft schon in
wenigen Minuten, ausübt. £r nennt diese Lösung
„Bioxhydre". Das Reliefbild wird in der Lösung
eines Teerfarbstoffes gebadet; dabei schluckt
es im Grade seiner Dicke Farbstoff ein (d. h.
die Schatten nehmen entsprechend mehr Farb-
stoff an wie die Halbschatten, und die Lichter
bleiben ganz frei von Farbe) und gibt ihn dann
im gleichen Verhältnis an das zum Drucken
verwendete gelatinierte Papier ab. Der Vor-
tragende bemerkt, dass dieses Verfahren seiner
Ansicht nach auch auf das Gurtnersche Zwei-
farbendruckverfahren anwendbar sei.
Den letzten Punkt des Berichtes bildete die
von der Leipziger Buchbinderei -Aktiengesell-
schaft vorm. Gust. Fritzsche eingeführte „Vidil-
Film '-Packung, die an der Hand eines Modells
erklärt wurde.
Nach einer Pause, die der Erledigung der
Kassengeschäfte gewidmet war, erfolgte die
Vorführung von Neuheiten. Zunächst
wurde seitens des Vorsitzenden ein Exemplar
der Steinheiischen „Alto-Stereo-Quart* -Camera
vorgelegt, ein für das Format 9X12 cm einge-
richteter kleiner, sehr handlicher und gut ge-
arbeiteter Apparat, mit dem~ man nach Belieben
gewöhnliche Bilder im Formate 9x12 oder
Stereoskopbilder im Hochformate (die Teilbilder
messen demnach etwa 6x9 cm) aufnehmen kann
(vergl. den Artikel Seite 238). Die Camera
ist mit drei Objektiven ausgestattet, einem
mittleren von ^3cm Brennweite für gewöhnliche
Aufnahmen und zwei Stereoskopobjektiven von
je 8,5 cm Brennweite. Durch Vertauschung der
einzelnen Objektive, sowie dadurch, dass man
die Vorderlinsen entfernt und nur mit den Hinter-
linsen arbeitet, erhält man eine Reihe von
Kombinationen, welche allen Ansprüchen ent-
sprechen dürften. Die Camera ist daher eine
Universalcamera im wahren Sinne des Wortes.
Sehr bemerkenswert ist auch die Einrichtung
für Stereoskopie. Die Firma Steinheil Söhne
liefert nämlich mit der Camera gleich ein Stereo-
skop, welches in Bezug auf Brennweite und
Entfernung der optischen Mittelpunkte genau
der Camera entspricht. Die Wirkung der mit
diesem Apparate betrachteten Stereoskopbilder
ist deshalb auch eine erstaunlich gute. Das
Auge sieht das Bild sofort, ohne jede An-
strengung, körperlich und naturgetreu. Diese
interessante Vorlage fand grossen Beifall.
Es folgte hierauf die Vorführung des unter
dem Namen HErnemann's Kino" im Handel
beHndlichen Kinematographen seitens des Herrn
Dienwiebel. Da dieser vortreffliche Apparat
erst kürzlich genau beschrieben wurde (.Apollo"
No. 1 98 S. 225), braucht hier auf einzelnes nicht
näher eingegangen zu werden. Der Apparat
wiu-de, nachdem sein Mechanismus erklärt
worden war, in Tätigkeit gesetzt. Die auf dem
Schirme erscheinenden lebenden Photographien
überraschten durch ihre natürlichen Bewegungen,
ihre Schärfe, Grösse und Helligkeit. Der Erne-
mannsche Apparat legte bei dieser Gelegenheit
eine glänzende Probe seiner Leistungsfähigkeit
ab. In Anbetracht dessen muss sein Preis, der
200 Mark beträgt, als ein sehr massiger be-
zeichnet werden.
Nachdem der Vorsitzende Herrn Direktor
Ernemann, sowie Herrn Dienwiebel für
diese höchst interessante Vorführung gedankt
hatte, wurde, da nichts weiter vorlag, die
offizielle Sitzung geschlossnn.
Fragen und Ant^worten»
JiCann man sich Bromsiiöerposikarten
hersteUtn^ indem man vielleicht die kauf-
Ziehen Postkarten auf Lösungen von Brom-
kalium und Silbernitrat schwimmen lässtr
Nein — Bromsilber wird fast ausschliesslich
nur in Emulsion und für diesen Zweck auf be-
sonders geeignete, eventuell vorpräparierte
Papierstoffe gebracht. Der gewöhnliche Post-
karton ist für direkte Auftragung von Silber-
schichten jeglicher Art nicht zu empfehlen.
Ist der Agfa- Verstärker identisch mit
dem Quecksilber chloriduer stärker ^
Der Agfa -Verstärker gehört zu der Klasse
der Quecksilberverstärker, ist jedoch von anderer
Zusammensetzung als der bekannte Quecksilber-
verstärker. Beim Agfa -Verstärker kommt ein
Doppelsalz des Quecksilberrhodanids in An-
wendung; er gibt etwas grössere Schwärze als
der Quecksilberchloridverstäi'ker.
Ist die stärkere Belichtung der Platte
bei Schlitzverschlüssen vor der Platte gegen
Verschlüsse beim Objektiv so bedeutend^ dass
man bei Benutzung von Wynnes Ex-
positionsmesser darauf Rücksicht nehmen
muss?
Die Expositionsmesser geben uns nur an-
nähernde Zahlen für die Belichtung, es sind
hier nur die Hauptfaktoren in Rechnung ge-
zogen, die Art des Verschlusses ist nicht be-
rücksichtigt (siehe den Artikel, Bd. 1901, S. 189).
Für die Verschlüsse im allgemeinen ist noch
zu bemerken, dass sie nicht stets gleichmässig
arbeiten, dass namentlich die Spannkraft der
Federn etwas verliert.
151
KLEINE CHRONIK.
Wer liefert ausser der Fhotochemischen
Industrie in Köln- Nippts noch farbige
Pigmentpapiere (rot, blau, gelb), ähnlich den
Kardinalpapieren eben genannter Gesell-
schaft, die sich für die Farbenphotographie
eignend
Pigmentpapiere in verschiedensten Färbungen
fabrizieren: Braun & Co.-Dornach, F. Hanf-
stängl - Manchen, Autotype Company-
London und Elliot & Son-Barnet Ferner
liefern neuerdings PigmentceUuloidfolien die
Neue Photographische Gesellschaft zu Steglitz.
Romain Talbot-Berlin C, Vertreter der Aoto-
type Company, annonciert ein spezielles Rot-,
Gelb- und Blaupigmentpapier fQr Dreifarbendruck.
Verschiedenes.
Tonbäder für Bromsilberdrucke.
(Schluss von Seite 144.)
Wird die gebleichte Kopie in eine Lösung von
Silbernitrat 2,5^
Wasser 30 „
Ammoniak .1 0 — 20 Tropfen
gebracht, so resultieren eigenartige braune
Töne.
Ein Bad von
Kupfersulfat 1 Teil
Wasser 10 Teilen
gibt ein gefälliges Rot.
Ein in der BleilOsung gebleichter Druck in
Chlorcobalt 1 Teil
Wasser 5 Teilen
getaucht, gibt graugrüne Färbungen. Wird eine
so getonte Kopie in das vorgenannte Kupferbad
gelegt, so erhält man graurote Töne.
Gelbe Töne gibt:
Kaliumbichromat .... 1 Teil
Wasser 10 Teilen.
Bringt man die gelben Bilder in eine lOpro-
zentige Lösung von Kaliumpermanganat, so re-
sultieren braune Töne, in lOprozentiger Kupfer-
chloridlösung kupferrote Töne, in einer Lö-
sung von
Urannitrat 1 Teil
Ammoniumchlorid ... 1 „
Wasser 10 Teilen
rotbraune Färbungen, in lOprozentiger Lösung
von Jodkalium tiefgelbe Färbungen, in einer
lOprozentigen Eisenchloridlösung grOne Fär-
bungen.
Ernst Abbe.
Der in weitesten Kreisen bekannte Professor
Ernst Abbe ist von der Leitung der Zeiss*schen
Werkstätte sowie der Schottschen Glasfabrik
zurückgetreten. Der „Karl Zeiss Stiftung" wird
Abbe auch fernerhin als wissenschaftlicher und
technischer Berater angehören. Die grossen
Verdienste Abbes sind in der kürzlich erschie-
nenen Broschüre Felix Auerbachs, "Das Zeiss-
werk und die Karl-Zeiss-Stiftung" trefflichst ge-
schildert. Über die Ehrung, welche Abbe bei
seinem Abschiede von den Fabrikangestellten
zu teil wurde, berichtet das Jenenser Volksblatt
wie folgt: Auf dem Karl Zeiss-Platze sammelten
sich die Hunderte mit ihren Flammenzeicbec
vor der bescheidenen Villa des Gefeierten , der
sich mit einigen Angehörigen auf dem Balkoo
zeigte. Nun trat einer der Altestea Arbeiter,
Mechaniker Cäsar Otto, aus dem Kreise her-
aus und richtete folgende Ansprache an Pro-
fessor Abbe: »Hochverehrtier Herr Professor'.
Im Namen der sämtlichen BetriebsaDgebörigcn
der Firmen Karl Zeiss und Schott u. Gen., die
sich hier in Liebe und Ehrerbietung vor ihrem
Chef, dem opferfreudigen Begründer der Karl-
Zeiss-Stiftung, dem genialen Förderer der Wissen-
schaft und der Industrie, dem hochherzigen und
gerechten Freund der Arbeit, versammelt haben,
bitte ich, diese unsere Ovation als den Aqs-
druck unseres tiefempfundenen Dankes,
unserer unbedingten Verehrung und des
unbegrenzten Vertrauens entg^enzuoeh-
men und der Versicherung Glauben zu schenken,
dass wir, so sehr wir ihren Rflcktritt von der
Geschäftsleitang beklagen, doch darin eins sind,
dass wir alle aus aufrichtigem Herzen heraus
wünschen, dass Ihnen bald vollständige Gene-
sung und dann ein recht langer, langer, glück-
licher Lebensabend beschieden sein möge. Euch
aber, liebe Mitarbeiter, bitte ich, diese meine
Worte zu bekräftigen, indem Ihr mit mir ein-
stimmt in den Ruf: „Unser allverehrter,
geliebter Herr Professor Dr. Ernst
Abbe, er lebe hoch!" Dreimal stimmten die
Massen begeistert in den Hochruf ein. Nach-
dem das Hoch verklungen war, intonierte die
Seideische Kapelle das Lied: »Wie könnt ich
Dein vergessen, ich weiss, was Du mir bist!'
Dass Professor Abbe nicht reden würde , nicht
reden sollte, da er sich grösste Schonung auf-
erlegen muss, wusste man. Nur einige Worte,
die aber alles sagten, klangen vom Balkon her-
unter: «Herzlichen Dank, herzlichen Dank!'
Der Zug setzte sich wieder iu Bewegung, un
sich auf dem Marktplatze aufzulösen. Während-
152
KLEINE CHRONIK.
dessen erblickte man am Saalbau des Volks-
hauses der Karl-Zeissstiftung die leuchtenden
Schriftzeichen : „Hoch Professor Abbe" , die
von der Zinne eines Fabrikgebäudes der Firma
Karl Zeiss mittels Scheinwerfers und Projektions-
apparats hervorgerufen waren.
Entwicklung bei Tageslicht.
Die Firma Ha man & Schulze - Rabenau
macht bekannt, dass mit ihrem Phenoleln
jeder Entwickler in einen Tageslichtentwickler
umgewandelt werden kann. Wir haben nun-
mehr schon eine ganze Reihe von Produkten,
welche fQr Tageslichtentwicklung empfohlen
werden. —
Eingesandt.
PixiersalzzerstOrer-Bayer. Durch das un-
genügende Auswaschen des Fixiernatrons werden
nachträglich häufig sowohl Platten und Films,
als auch Papiere infolge von Fleckcnbildung
frühzeitig zerstört. Der Grund liegt meistens
weniger in Fehlern bei der Behandlung, als in
der schweren Auswaschbarkeit des Fixiernatrons
selbst durch fliessendes, oder öfter gewechseltes
Wasser. Der Fixiersalzzerstörer-Bayer erleich-
tert die Entfernung des Fixiersalzes aus den
Schichten und Papieren ganz bedeutend, indem
er das Salz zerstört und in leicht lösliche und
daher leicht auswaschbare Verbindungen über-
führt. Die Waschdauer inkl. der Behandlung
mit dem Zerstörer wird dadurch auf 10 — 15 Mi-
nuten abgekürzt, und ist so der Fixiersalz-
zerstörer-Bayer mit Vorteil für Photographen,
für Amateure und auf der Reise zu verwenden.
Gebrauchsanweisung. Zum Gebranch löse
man 1 Teil Fixiersalzzerstörer-Bayer in 100 Teilen
Wasser. In dieser Lösung werden die voll-
ständig ausfixierten und 5 Minuten in dreimal
gewechseltem oder fliessendem Wasser ge-
^vaschenen Platten oder Abdrücke mehrere
Minuten unter dauernder Bewegung gebadet.
Es beträgt diese Zeit: für Platten 2—3 Minuten,
für dünne Papiere 3 Minuten, für dicke Papiere
(Kartons, Postkarten usw.) 4 — 5 Minuten, für
Celloidinpapiere') 1 — 2 Minuten.
Die angegebene Zeitdauer der Behandlung
braucht in keinem Falle überschritten zu werden.
Darauf werden die Platten nochmals 3 — 5 Mi-
nuten in mehrmals gewechseltem oder flicssen-
1) Es ist bei diesen Papieren streng darauf
zu achten, dass nur stets frisch angesetzte
Lösungen verwendet werden. Zur Blasen-
bildung neigende Celloidinpapiere sind für die
Behandlung mit Fixiersalzzerstörer-Bayer nicht
geeignet.
dem Wasser gewaschen und zum Trocknen bei
Seite gestellt. Es wird also die gesamte Dauer
des Waschens auf den dritten Teil der normalen
reduziert.
Die Lösung des Fixiersalzzerstörer - Bayer
wird zweckmässig stets kurz vor dem Gebrauche
angesetzt und soll nur einmal verwendet werden.
Um einer guten Wirkung sicher zu sein, sollen
nicht mehr als 2 Platten oder Abdrücke der
Grösse 13:18 mit i 00 cnu I prozentiger Fixier-
salzzerstörerlösung (also 1 g" Fixiersalzzerstörer-
Bayer in 100 ccvi Wasser gelöst) behandelt
werden. Die Vorteile des Fixiersalzzerstörer-
Bayer sind die folgenden:
Die Substanz ist leicht und schnell löslich
und im geschlossenen Gefäss gut haltbar,
die damit behandelten Platten und Papiere
enthalten bei Einhaltung der Gebrauchs-
anweisung kein Fixiersalz oder sonstige
schädliche Substanzen mehr, die die Halt-
barkeit beeinträchtigen,
die mit Fixiersalzzerstörer-Bayer behandelten
Platten, Films oder Abdrücke erlauben die
Anwendung jeder Art von Verstärkung^
Abschwächung oder Tonung, ohne dass
Gefahr der Fleckenbildung zu befürchten ist»
die Lösung ist geruchlos,
die Lösungen des Fixiersalzzerstörer - Bayer
schwächen das entwickelte Bild nicht ab
und greifen die Gelatineschichten nicht an.
Geschäftliche Mitteilungen.
Die optische Anstalt von Voigtländer & Sohn
Braunschweig hat am 1. Oktober in Berlin,
Zimmerstrasse 95/96 eine selbständige Zweig-
niederlassung unter eigener Firma errichtet.
Die Leitung derselben ist Herrn Eduard
Berger übertragen. Es wird in Berlin ein
vollständiges Engroslager sämtlicher Erzeugnisse
der Voigtländischen Anstalt gehalten.
Unter der Firma Quidde & Müller h^it
sich in Berlin S., Ritterstrasse 106 eine neue
photographische Anstalt für Kunst und In-
dustrie aufgetan. Die Anstalt beschäftigt sich
mit Aufnahmen von Ölgemälden, Aquarellen,
Skulpturen, Architekturen, Innenräumen, Ma-
schinen, Möbeln und kunstgewerblichen Gegen-
ständen, insbesondere auch mit Aufnahmen für
Dreifarbendruck. Wir qiachen noch darauf
aufmerksam, dass Herr Quidde lange Jahre
bei der bekannten Reproduktiosanstalt Georg
Büxenstein & Comp, die praktische Aus-
führung von Dreifarben aufnahmen besorgt hat
und speziell mit diesem schwierigen Gebiet der
Photographie sehr vertraut ist.
Der Firma Ungar ii Hoffmann, Abteilung
Projektion in Dresden, wurde auf der Deutschen
153
KLEINE CHRONIKi
Zufahrung und Ableitung vom Boden des Platten-
kastens sei sicherlich die Verwendung des
fliessenden Wassers am besten. • -.
Schluss der Sitzung IOV4 Uhr.
ed Fuhrmann, A. Burkhardt,
Alfr
Vorsitzender.
Schriftführer.
Ordentliche Hauptversammlung.
Montag, den 5. Oktober 1903.
Vereinslokal: Hotel zu den vier Jahreszeiten.
Um 9 Uhr begrflsst der Vorsitzende, Herr
Fuhrmann, die erschienenen Mitglieder und
Gäste und bittet um Zustimmung, die heutige
Versammlung als zwanglose Zusammenkunft
aufzufassen, da der Besuch fOr eine Haupt-
versammlung wegen des an diesem Abende
herrschenden miserablen Wetters zu gering sei.
Das Protokoll der vergangenen Sitzung
konnte nicht verlesen werden, da HerrWrede
wegen umfangreicher geschäftlicher Tätigkeit
die Ausarbeitung unterlassen hatte.
Herr Fuhrmann klagt darüber, dass sich
in der letzten Zeit der Farbstoff aus den Perorto-
platten (Grünsiegel) ungemein schwer entfernen
Hesse, während dies früher nicht der Fall ge-
wesen sei. Empfohlen wird ein Sodabad.
Die im Fragekasten vorhanden gewesenen
Fragen: „Welche Erfahrungen liegen mit Blitz-
licht Bayer vor?" und „Wie kopiert man
Wolken ein?" geben zu lebhafter Diskussion
Veranlassung.
Am Schluss der Sitzung äussert sich Herr
Fuhrmann über das Verhalten des Herrn
Wedekindt bezüglich Überlassung des Ver-
einslokals.
Schluss der Sitzung 1 1 7« Uhr.
Alfred Fuhrmann, A. Burkhardt,
Vorsitzender. Schriftführer.
Verein für Amateur -Photographie
„Gut Licht*«, Leipzig.
Protokoll vom 5. Oktober im Vereinslokal
„Siebenmännerhaus".
In Abwesenheit des Herrn Bottiger eröffnet
der 2. Vorsitzende, Herr Hill ius, um '/»^ Uhr
die Versammlung und gibt zum Vortrag Ȇber
Blitzlichtaufnahmen" Herrn Höh das Wort.
Genannter Herr entledigt sich der Aufgabe in
vorzüglicher Weise unter leichtverständlicher
Detaillierung aller vorkommenden Fälle. Die
anwesenden Mitglieder, welche erfreulicherweise
recht zahlreich erschienen sind, verfolgen den
Vortrag mit dem regsten Interesse und
spendeten der zum Schlüsse ausgeführten prak-
tischen BUtzlich tauf nähme aligemeiflCeii Beifall.
Hierauf stattet der inzwischen erscbieneoe
1. Vorsitzende dem Vortragenden seinen Dank,
ab und bittet die Mitglieder, sich recht rege an
der Diskussion zu beteiligen, was auch ge-
schieht; sämtliche Fragen werden zur Zufrieden-
heit beantwortet. Zum 2. Punkt »Verschiedeoes'
gelangt
1. das im Druck erschienene Winter-
programm in mehreren Exemplaren an die
Mitglieder und Gäste zur Verteilung. Das sehr
reichhaltige Programm, welches bis 26. April
festgesetzt ist, wechselt mit Vorträgen, prak-
tischen Vorführungen, Verteilung von Gratis-
proben, Bilderaufgaben etc. ab.
2. werden Diapositivplatten, Grösse
87t X 10 ^^y ^^ unseren kleineren Projektions-
apparat passend, sowie Unal-£ntwickler gratis
verteilt. Hergestellte Diapositive sind an den
Verein abzugeben; auch werden von den Mit-
gliedern Urteile über die mit dem Entwickler
angestellten Probeversuche erbeten.
3. Als Monatsaufgabe wird eine Herbst-
landschaft bestimmt.
4. Als Termin der Ausstellung wird der
22. November festgesetzt. Die Einlieferung der
Bilder hat bis zum 15. November zu erfolgen.
Für Anerkennuiig vorzüglicher Leistung sollen
Diplome verteilt werden. Der sehr gut ge-
lungene Entwurf hierzu ist von unserem Mit-
glied Herrn Kunad ausgeführt worden. Zur
Kritik sollen keine Mitglieder, sondern drei
unparteiische, sachverständige Herren gewonnen
werden. Zum Schlüsse wird eine Ausstellungs-
kommission von 5 Herren gewählt, und zwar
die Herren Diel, Böttcher, Wittascheck»
Kodritsch und Enge.
Nachdem der I.Vorsitzende Herr Böttiger
die Mitglieder zur recht zahlreichen Beteiligung
an der Ausstellung aufgefordert und auf den
am nächsten Montag stattfindenden Vortrag des
Herrn Chemiker Bauermeister über »Ver-
schiedene Entwickler und Dunkelkammer-
beleuchtung" aufmerksam gemacht hat, wird
die Versammlung Vs*^^ ^^^ geschlossen.
B. Diel.
Freie Vereinigung von Amateor»
Photographen zu Hamburg (R. V.).
123. Vereinssitzung
am Montag, den 2. Februar 1903.
Vorsitzender: Heinr. Beck.
Als ordentliches Mitglied wird Herr Hein-
richTesmer, Trichi nenbeschauer , Glashütten-
Strasse 85, aufgenommen.
156
KLEINE CHRONIK.
Das bisherige Sitzungslokal hat sich auf die
Dauer als zu klein und im übrigen als nicht
mehr für den Verein geeignet erwiesen. Der
Antrag auf Verlegung des Sitzungslokals wird
deshalb angenommen und die Angelegenheit
zur weiteren Bearbeitung an die aus den
Herren F. Becher, A. Knüppel und dem
Vorsitzenden bestehende Kommission verwiesen.
Der Vorsitzeude berichtet Ober die weiteren
Ausstellungsarbeiten und teilt mit, dass die
Herren Redakteure der ^Photogr. Rundschau"
und der »Photogr. Mitteilungen" sich bereit
erklärt haben, unserer Ausstellung je ein Heft
zu widmen.
Über die Frage, ob eine Ausstellungsleitung
berechtigt ist, Bezahlung für eine verliehene
Medaille vom prämiierten Aussteller zu ver-
langen» trotzdem ein solcher Vorbehalt in den
Ausstellungsbedingungen nicht enthalten war,
entsteht eine längere Debatte, insbesondere
auch darüber, ob ein Prozess gegen ein solches
Verlangen durchzuführen Aussicht auf Erfolg
habe. Der Sachverhalt ist der folgende: Von
einem deutschen Fachphotographen -Verein war
eine Ausstellung für die Tage ihrer vorjährigen
sommerlichen Hauptversammlung ausgeschrieben
-worden. In dem Ausschreiben war nichts über
eine Bezahlung der Herstellungskosten der zu
verleihenden Medaillen enthalten. Auf Grund
dieses Ausschreibens wurde die Ausstellung
von einem unserer Mitglieder beschickt und
demselben dann die goldene Medaille zu-
erkannt. Während der Dauer der Ausstellung
wurde dann von der erwähnten Haupt-
versammlung des veranstaltenden Vereins plötz-
lich beschlossen, dass die prämiierten Aussteller
die Herstellungskosten der Medaillen zu tragen
hätten. Gegen dieses Verlangen fühlt sich nun
unser Mitglied wohl nicht mit Unrecht beschwert,
und ist deshalb gewillt, die Sache auf gericht-
lichem Wege zum Austrag zu bringen.
Der Vorsitzende erstattet Bericht über den
kürzlich stattgefundenen, von ihm arrangierten
Projektionsabend und verliest zum Schluss eine
Rezension der „Hamburger Nachrichten" über
diese Veranstaltung. Herr Lud er s spricht im
Namen der Mitglieder Herrn Beck den Dank
des Vereins aus für seine allseitig anerkannte
Tätigkeit und Herrn Miehlmann für die
freundliche Überlassung und Bedienung des
Projektionsapparates und Kinematographen. Die
genannten Herren danken für die Anerkennung.
Seitens des Herrn Prof. Louis Douzette
ist durch Vermittlung des Herrn P. Lüders
ein Landschaftsbild in Gouachemalerei für
unsere Ausstellung gestiftet worden. Dieses
Bild kommt zur Vorlage und findet den vollen
Dank und die ungeteilte Anerkennung der An-
wesenden. Herr O. Miehlmann erklärt sich
bereit, eine photographische Reproduktion des
Bildes in natürlicher Grösse auf eigene Rechnung
anfertigen zu lassen, welche freundliche Bereit-
willigkeit von den Mitgliedern dankend akzeptiert
'^räSä. • '
Am Montagy den 9. Februar 1903, wurde
von Herrn G. Hasse ein Experimental -Vortrag
Ober den Platindruck gehalten.
124. Vereinssitzung
am Montag, den 16. Februar 1903.
Vorsitzender: Heinr. Beck.
Unter den Eingängen befindet sich ein
Schreiben eines hiesigen Veranstalters von
Hafen- und Stadtausfahrten, in welchem der-
selbe anfragt, ob der Verein oder die Mitglieder
gewillt seien, ihm Bilder vom Hamburger Hafen
zu überlassen, und zu welchem Preise. Die
MitgUeder sind der Meinung, dass es sich nicht
mit den Prinzipien der Loyalität vertrage, wenn
ein Amateur dem Fachphotographen durch
Wegnahme von Arbeiten den Erwerb er-
schwere, und es wird deshalb beschlossen,
das Schreiben ablehneud zu beantworten.
Der Vorsitzende berichtet, dass der Re-
dakteur des künstlerischen Teils der »Photo-
graphischen Mitteilungen", Herr F. Loescher,
mitgeteilt hat, dass er, wenn möglich, die Aus-
stellung besuchen werde, dass bereits mehrere
hiesige Tageblätter auf die Ausstellung empfehlend
hingewiesen haben, und dass das Komitee
die Anfertigung von BromsUberpostkarten be-
schlossen hat.
Die Versammlung nimmt den Bericht der
Atelierkommission sowie der Sitzungslokal-
kommission entgegen. Die letztere schlägt als
neues Sitzungslokal den „Börsenhof" - Saal
(vormals Zinggs Hotel), Adolphsplatz 6, gegen-
über der Börse, vor; der Vorschlag wird nach
kurzer Debatte angenommen.
Am Montag, den 23. Februar 1903, wurde
von Herrn Peter Laders ein Experimental-
vortrag Ober das Verstärken und Abschwächen
von Negativen gehalten.
125. Vereinssitzung
am MonUg, den 2. März 1903.
Vorsitzender: Heinr. Beck.
Die heutige Sitzung ist die erste im neuen
Vereinslokal. Der Vorsitzende begrOsst die
zahlreich erschienenen Mitglieder im neuen
Heim und gibt dem Wunsche Ausdruck, dass
mit den neuen und grösseren Vereinsräumen
auch der Verein sich selber verjünge und aus-
dehne zu erfolgreicher Arbeit.
157
KLEINE CHRONIK.
Als neue ordentliche Mitglieder werden auf-
genommen die Herren Wilh. Seyfarth, Kauf-
mann, Richardstrasse 47; G. E. König, Post-
assistent, Kleiner Schftferkamp 25; G. Vögel,
Handlungsgehilfe, Marktstr. 100.
Die Ausstellungskommission berichtet, dass
die sehr umfangreiche Arbeit des Auspackens
der Kisten beendet sei, dass aber das zeit-
raubende Aufhängen der Bilder noch binnen
weniger Tage geschehen mOsse; der Katalog
werde 120 Seiten stark, und jedes Mitglied er-
halte eine Dauerkarte sowie eine Interimskarte
für einen einmaligen Besuch.
Der Vorsitzende beantragt eine durchgreifende
Änderung der bisher bestandenen Satzung, er-
läutert diejenigen Punkte, welche einer Ab-
änderung dringend bedürfen, und macht dahin-
gehende Vorschläge. Der Antrag wird nach
unwesentlicher Debatte angenommen.
H. Beck, I. Vorsitzender.
Dresdner Gesellschaft zur Förderung
der Amateur-Photographie, e. V.
117. ordentliche Sitzung vom 5. Oktober 1903.
Vorsitzender: Herr Rentier E. Fr ohne.
Den Hauptpunkt der Tagesordnung dieser
Sitzung bildete ein Projektionsvortrag des Fräu-
lein Leopoldine Bartels, welcher den Titel
führte: „Ein Spaziergang durch die sächsisch-
böhmische Schweiz". Den schönen Darbietungen
wurde von den Anwesenden reichster Beifall
gespendet: Diesen Bildern reihten sich noch
einige höchst interessante Aufnahmen aus China
an, welche während des letzten Krieges dort
vom Oberleutnant von Soden gefertigt worden
waren.
Zum geschäftlichen Teile der Tagesordnung
übergehend, teilt der Vorsitzende mit, dass sich
die Herren Alwin Hempel, Paul Leinert,
Kommerzienrat Silomon, Otto Steuer und
Redakteur William Wauer als Mitglieder an-
gemeldet haben. Hierauf verliest er Zuschriften
aus Baku (Russland) und Bern, in denen die
Gesellschaft zur Beteiligung an den dort statt-
findenden Ausstellungen eingeladen wird. Ein-
gegangen sind seitens der Kodak-Gesell-
schaft Kodoit-Films zur Prüfung, von Herrn
Dr. Holm in Berlin für die Bibliothek der
Gesellschaft ein Exemplar des unter dem Titel
„Das Objektiv" erschienenen Werkes des ge-
schätzten Spenders und seitens der Firma
Unger & Hoff mann, Dresden, zahlreiche
Exemplare des „Hilfsbuch zum Belichten und
Entwickeln von Apollo -Platten", sowie der
neuen Preisliste über Projektionsapparate.
Es folgt hierauf eine Vorführung einer für
Projektionsapparate bestimmten Spiritus - Glüh-
lichtlampe durch Herrn L. Lang. Diese do-
fach zu handhaben de^ solid gebaute und voll-
kommen gefahr- und geruchlose Lampe gibt
ein helles , weisses Licht von etwa 90 Kerzen-
kraft, welches mindestens zwei Stunden lang
anhält. *■
Zur „technischen Ecke* beschreibt Herr
Redakteur Schnauss an der Hand einiger ?on
ihm gefertigter Kopien ein in einer englischen
Zeitschrift angegebenes Verfahren, um nach
einer Kombination eines Negativs mit ebem
Diapositiv des gleichen Gegenstandes, welche
mit der Glasrückseite aneinander Hegen, reücf-
artig wirkende Kopien zu erzeugen. Seiner
Ansicht nach hat diese Spielerei für gewisse
Zwecke der künstlerischen Photographie, z. B.
um einzelne Konturen stärker zu betonen,
andere abzuschwächen, praktischen Wert
Herr Hofgraveur J. Wolf verlas hierauf aos
einer Dresdner Zeitung eine Kritik der Aus-
stellung des Deutschen Photographen -Verdös
in der Deutschen Städte -Ausstellung zu Dresden,
welche zu einer lebhaften Diskussion über den
Kunstwert der Photographie Veranlassung gab.
Vereinigung Gothaer Amateor-
Photographen.
Vorsitzender: Herr Ingenieur Wedekind.
Sitzung am 21. Oktober 1903.
Nach Eröffnung der Sitzung und E>ledigimg
einiger geschäftlicher Angelegenheiten erteilte
der Vorsitzende Herrn Venth das Wort zu
seinem Referat „Über Kunstphotographie im
Anschluss an die Kunstphotographischen Ans-
Stellungen in Oldenburg und Hamburg^. Ge-
nannter Herr hat beide Ausstellungen besucht
und wusste durch lebendige Schilderung seiner
daselbst empfangenen EindrücLe die Zuhörer
im höchsten Grade zu fesseln. Zu Beginn
seiner Ausführungen knüpfte Referent an die
von unserer Vereinigung veranstaltete Aus-
stellung an, welche in Gemeinschaft mit der
Gemäldeausstellung des hiesigen Kunstvereins
im Juli d. J. stattfand. Leider habe damals die
öffentliche Meinung an unserer Veranstaltuiif
eine unzureichende Kritik geübt, indem sie den
ausgestellten Bildern, zirka 70 an der Zahl, im
allgemeinen überschwengliches Lob erteilte, die
Leistungen im einzelnen aber überhaupt nicht
berücksichtigte. So schrieb ein Kuastkritikef
in der hiesigen Tagespresse: „Kunstaus-
stellung": Die erste Abteilung der diesjfihr^eo
Kunstausstellung mag etwa den dritten Teil des
Ganzen, das uns geboten wird, enthalten. Vor-
geführt werden uns zur Zeit ausser z'wei sym-
pathischen Bronzen, von denen wir die eine
auch schon in der letzten Ausstellung sahen.
158
KLEINE CHRONIK.
gegen 200 Öl- und Aquarellbilder,' etwa 10Q
graphische Musterblfttter des Deutschen Buch-
gewerbevereins uiW etwa ebensoviele ^*hoto-
graphien der Vereinigung Gothaer Amateure.
Dass wir es bald sagen: die letzteren schiessen
den Vogel ab, nicht nach vereinzelter Auf-
fassung, sondern nach einstimmigem Urteil. Das
verlangt seine Bedeutung, denn in Ausstellungen
wo die bunte Farbe herrscht, wird das Farblose
schon naturgemäss gedrOckt und zum Stiefkind
der Beschauer. Soll, was nicht prunkt und
besticht, sieb doch zur Geltung bringen, dann
müssen ihm Vorzöge eigen sein, die jede
Prüfung aushalten. Es ist hier der Fall, und
wir können unsere Anerkennung um so rück-
haltsloser aussprechen, als wir uns in der
Mehrzahl des Gebotenen anonymen Amateur-
künstlern gegenüber befinden." Um so in-
teressanter sei es für ihn gewesen, durch den
Besuch auswärtiger Ausstellungen ein klares
Urteil über die unsrige zu bekommen. Vor-
tragender beleuchtete nun zunächst die Kunst-
photographie und ihre Technik im allgemeinen
und besprach sodann die Oldenburger Aus-
stellung, welche einen sehr günstigen Eindruck
auf ihn gemacht habe. Sie sei als eine wohl-
gelungene zu bezeichnen gewesen, zu welchem
Erfolge in erster Linie einige vorzügliche
Leistungen in Portr&ts beigetragen hätten. Der
Vorsitzende des" Oldenburger Vereins habe in
liebenswürdigster Weise ihm Führerdienste ge-
leistet und reiche Anregung zuteil werden lassen.
Herr Venth ging sodann auf die Vereinstätigkeit
der Oldenburger Amateure über. Besonders
interessant waren in dieser Beziehung seine Aus-
führungen über die Aufgaben, welche zeitweise
den Mitgliedern gestellt werden. Ein bestimmtes
Motiv wird individuell bearbeitet ; die gefertigten
Bilder werden dann in einer der nächsten Ver-
sammlungen ausgestellt und schriftlich beurteilt.
In der darauffolgenden Sitzung erfolgt die Be-
sprechung der Urteile. Dieser Weg zur Er-
ziehung zu kritischer Bildbetrachtung und Er-
zielung eines künstlerischen Geschmackes fand
allgemeine Anerkennung, und es wurde angeregt,
in gleicher Weise in unserem Verein einen
Versuch zu machen. Die weiteren Aus-
führungen erstreckten sich nun zunächst auf
einige Mitteilungen über das Vereinshaus der
Amateure in Bremen, worauf eine Besprechung
der Hamburger Ausstellung folgte. Vortragender
>vies an der Hand des umfangreichen Kataloges
auf die besten Arbeiten dieser imposanten
Ausstellung hin, besonders auf die vorzüglichen
Gummidrucke der deutschen Kunstphotographen.
Zum Schluss empfahl er den Besuch einer der-
artigen Ausstellung als höchst lehrreich und
anregend.
Der Vorsitzende sprach dem Referenten
L>esten Dank für seinen fesselnden Vortrag aus.
Den Mitghedern wurde hierauf bekannt ge-
geben, dass die Firma W. Knapp in Halle
ein Exemplar „Die Photographische Kunst im
Jahre 1902" der Vereinsbibliothek gratis über-
wiesen habe, wofür genannter Firma auch an
dieser Stelle nochmals herzlicher Dank aus-
gesprochen werden möge. Ferner stiftete der
Vorsitzende das von Dr. Neuhauss verfasste
„Lehrbuch der Projektion", welches gleichfalls
dankend angenommen wurde. Sodann wurde
eine Zuschrift des Herrn Dr. Fr. Goerke
„Die Photographie im Dienste der Heimat-
kunde" verlesen und beifällig besprochen.
Ausserdem teilte der Vorsitzende das Re-
sultat einiger Kommissionssitzungen mit, welche
die Auswahl eines Projektionsapparates für den
Verein bezweckten. Es wurde beschlossen, einen
Müller-Wetzig Projektionsapparat mit elek-
trischer Lichtquelle zu bestellen. Die Tilgung
der Unkosten erfolgt teils durch einen Betrag
aus der Vereinskasse, teils durch jährlich aus-
losbare Anteilscheine der Mitglieder.
Schluss der Sitzung 11* g Uhr. B.
Deutsche Gesellschaft von Freunden
der Photographie zu Berlin.
Ordentliche Versammlung am Montag, den
12. Oktober 1903, abends 8 Uhr im Kasino der
K^nigl. Kriegsakademie, Dorotfieenstr. 58/59.
Vorsitzender: Herr Geheimer Regierungsrat
Meyer.
Als Mitglieder wm-den aufgenommen: Die
Herren H. W. Lind, Ingenieur, Berlin NW. 52,
Paulstr. 25, Professor Drehschmidt, Müller-
strasse 184a, Herrmann Schimmel, Chemiker
Sieboldstr. 3, O. Praetorius, Gartenstr. 100,
Frau Clara Friedheim, W., Matthäikirchstr. 3
und Fräulein Suse Richter, W., Motzstr. 67.
Als Mitglied wurde angemeldet : Frau Anna
Rasch, Pankow, Amalienpark 5.
Der Vorsitzende begrüsst mit warmen Worten
die Versammlung, die zum ersten Male nach der
Ferienzeit tagt und Herr Direktor Schultz-
Hencke ergreift das Wort, um von zahlreichen
eingesandten Briefen und Zirkularen Kenntnis
zu geben: Vom Verlag des Apollo war aus
Dresden eine Probenummer des Organs für
Amateurphotographie eingesandt und bittet der
Verlag darauf hinzuweisen, dass der an sich
sehon sehr niedrig bemessene Bezugspreis von
6 Mk. für den Jahrgang der Zeitschrift bei Ent-
nühme von 10 Exemplaren des „Apollo" um
33Vs pCt. ermässigt wird. Der Schriftführer
bittet die Damen und Herren, welche auf die
Zeitschrift reflektieren, sich zu melden und ihre
Adressen anzugeben. Ein namenloser Fabrikant
empfiehlt sein Erzeugnis, welches als „Rigi
Moment-Platte" zu sehr billigem Preise (1 Dutzend
159
KLEINE CHRONIK.
13X18 Platten 2,40 Mk.) in jeder photogra-
phischen Handlung erhältlich sein soll. Die
Photofhemische Fabrik C. R. Bernauer & Co.,
Wien .Xa, bringt eine Gelatine - Emulsions-
platte ohne Entwicklung auf den Markt. Sie
rflhmt der Platte eine besonders grosse Halt-
barkeit und bedeutend grössere Lichtempfind-
lichkeit nach, wie alle bisherigen Platten sie
besitzen. Die Platten werden mit gewöhnlichem
alkalih altigen Wasser entwickelt. Ein Karton
Platten 13x18 Grösse kostet 4,80 Mk Die
Photographische Abteilung der Leipziger Buch-
binderei-Aktiengesellschaft übersendet eine An-
zahl Separatabdrücke aus dem Oktoberheft 1903
der deutschen Kunst und Dekoration, die einen
l&ngeren Artikel über Vidil- Films enthalten.
Herrn Fritsch in Leipzig ist es gelungen, in
diesen Films eine Aufnahmefläche zu schaffen,
die die Vorzüge der Rollfilms mit denen der
geschnittenen Films und Platten verbindet. Bei
der Vidil-Film-Packung sind geschnittene Films
auf lange Streifen Pergamentpapier mit Zwischen-
räumen aufgeklebt, welche letztere als Matt-
scheibe zu verwenden sind. — Wir hoffen, in
einer der nächsten Sitzungen eingehenderes
über diese Films zu hören. Eine deutsche Roll-
films-Gesellschaft m. b. H. hat sich in Köln zu-
sammengefunden. Da Fabrikation und Versand
unter den Auspizien der Aktiengesellschaft für
Trockenplatten f abrikation vorm. Westendorp&
Wehner, Köln und der Trockenplattenfabrik
Dr. C. Schleussner, Frankfurt a. M. erfolgen,
ist wohl eine Gewähr für die Güte des Fabrikates
geboten. Ein vorzügliches Buch für den Ama-
teur bringt die Chemische Fabrik auf Aktien
vorm. £. Schering im Selbstverlag als Hand-
buch für den Gebrauch von photographischen
Erzeugnissen ihrer Fabrik. Es enthält eine An-
zahl bewährter photographischer Rezepte mit
kurzen Gebrauchsanweisungen. Einige Proben
des neuen selbsttonenden Solio-Papiers der
Kodakgesellschaft werden verteilt und die Emp-
fänger gebeten, in der nächsten Sitzung die
Resultate ihrer Versuche mit diesem Papier
mitzuteilen.
Während der Ferienzeit erfolgte eine Ein-
ladung an die Gesellschaft zur kunstphoto-
graphischen Ausstellung der „Freien Vereinigung
Oldenburger Amateurphotographen ". Herr
Direktor Breuer bittet bei dieser Mitteilung
um das Wort und berichtet, dass die Sektion
Steglitz dieser Einladung gefolgt sei, die Aus-
stellung beschickt habe und einen sehr schönen
Erfolg davon getragen, Herr Mengel wurde
mit einem Ehrenpreis und einer ehrenden An-
erkennung, Herr Gebhardt mit einer ehrenden
Anerkennung ausgezeichnet. Das Süddeutsche
Camerawerk Körner & Mayer, G. m. b. H.,
Sontheim a. Rh. übersendet Prospekte ihrer
Momentklappcamera für Trockenplatten und
Films, , an welcher sie als besonders vorteilhaft
hervorheben, dass eine Einstellung auf jeden
beliebigen Punkt durch S^ndelbetrieb möglich
ist. Dem vern:^ehir|jeo Gebrauch der geschnittenen
Films Rechnung tragend, hat die AktiengeseO-
Schaft für Anilinfabrikation einen Filmtriger
geschaffen, der für alle Kassetten verwendet
werden kann und ermöglicht, dass der Film in
jedem Fall absolut sicher an der richtigen
Stelle liegt.
Der heutigen Einladung lag eine Eintritts-
karte zum einmaligen Besuch der Internationalen
Ausstellung für Bildnisphotographie im Kunst-
salon KellerÄ Reiner bei. Herr Direktor
Schultz-Hencke hatte auf Grund voran-
gegangener Verhandlungen eine Ermässigung
auf die Hälfte des Eintrittspreises für unsere
Mitglieder erwirkt, so dass jedem Mitglied auf
Kosten der Gesellschaftskasse eine Eintritts-
karte znr Verfügung gestellt werden konnte.
Zu No. 2 der Tagesordnung «greift Herr
Direktor Breuer das Wort. Redner hatte mit
den uns von der Firma Tal bot übersandten
Rombot-Postkarten gearbeitet. Herr Direktor
Breuer gibt zu, dass bei diesen Karten, wenn
die künstlerische Qualität der Zeichnungen auch
noch massig, doch immer schon ein Anlauf ge-
nommen worden sei, Umrahmungen und Zeich-
nungen auf Postkarten etwas geschmackvoller
herzustellen. Er rügt, dass das Klebematerial
(bei den Karten ist der gezeichneten Um-
rahmung entsprechend ein Stück lichtempfind-
lichen Papiers eingeklebt) dem Wässern nicht
genügend Widerstand entgegensetzt Herr
Dr. Leyden hat dieselbe Bemerkung gemacht
und er sowohl wie Unterzeichnete finden die
Bildfläche zu klein gewählt im Verhältnis znr
umrahmenden Zeichnung.
Der Bericht des Herrn Jens Lützen über
seine Versuche mit den von der Firma Steckel-
mann zur Verfügung gestellten Colorplatten
hat eine lebhafte Diskussion über Farben-
platten zur Folge. Herr Lützen kann der Color-
platte weder etwas besonders rühmenswertes
nachsagen, noch hat er schlechte Erfahrung
mit ihr gemacht. Er hält die Farbwirkung
gleichwertig den anderen guten Fabrikaten und
lobt besonders die Schippang-Platte, welcher
er eine grosse Haltbarkeit zuspricht. Dr. Neu-
haus ist sehr eingenommen von der Perorto-
Platte und hat mit Platten, die seit 2 Jahren
in seinem Besitz, ausserordentlich gute Resultate
erhalten, allerdings hatten die Platten besonders
trocken gelagert. Herr Michelly und Herr
Direktor Schultz-Henke loben besonders die
Vogel -Obernetter- Platte und erwähnt Herr
Direktor Schultz - Hencke, dass er bei
den damaligen ersten Versuchen mit Farb-
platten, noch von der farbigen Emulsion nach
3 und 4 Jahren gute Platten erzielt habe. Weiler
160
KLEINE CHRONIK.
empßehlt Redner besonders fflr Reproduktion
von Ölgömftlden die farbenempfindliche Platte
von J. Gebhardt, Schumannstr. 14.
Ein Kursus in der Herstellung von Diaposi-
tiven konnte, da Herr Jens Lützen verreist,
noch nicht endgültig festgesetzt werden, doch
nahm Herr Jens Lützen bei einer Verhand-
lung hierüber die Gelegenheit wahr, in Kürze
die Resultate seiner Versuche mit den ver-
schiedensten Diapositvplatten des Handels mit-
zuteilen. Anerkannt gut und beliebt sind ja bei
unseren Mitgliedern die Thomasplatten. Herr
Lützen bemerkt hierzu, dass bei richtiger
Behandlung fast alle Platten des Handels den
Thomasplatten gleichkommen, am meisten gleich-
wertig erschien ihm die Herzogiatte. — Doch
wenn man beabsichtigt, die Diapositivplatte zu
kolorieren, so soll man unbedingt zur Thomas-
platte greifen, da diese für das Kolorieren am
geeignetsten, die übrigen Platten zeigten alle
beim Kolorieren Risse, Herr Lützen wiU dem-
nächst eingehender in der Zeitschrift über seine
Versuche berichten.
Herr Dr. Neuhauss überraschte wieder
mit einer neuen Arbeit. Er hat sein Ausbleich-
verfahren in der Camera' ausgedehnt und brachte
als wohlgelungenes Resultat eine farbige
Stereoskopaufnahme mit, das Lichterfelder Rat-
baus, welches er vom Dache seines Hauses
mit mehrstündiger Exposition aufgenommen.
Herr Direktor Schulz-Hencke berichtet,
dass es ihm bei seinem Besuch der Mainzer
Ausstellung aufgefallen sei, wie eine grössere
Zahl von Ausstellern die Papiere von Roland
Risse und besonders sein Platinsepiapapier
verwandt hätten. Aus diesem Grunde hatte er
sich bemüht, einige Probebüder zu erlangen,
M^elche augenblicklich ausgestellt sind. Bezüg-
lich der Mainzer Ausstellung selbst berichtet
Redner, dass dieselbe in bezug auf das von
Herrn Direktor Emmerich durchgeführte
Arrangement nicht allein tadellos, sondern
' geradezu hervorra|)end.^Sijei, was leider nicht
von dem Durchschnitt der ausgestellten Objekte
gesagt werden könne. Auch der Titel „Inter-
nationale Ausstellung" sei wohl etwas voll-
tönend gegenüber der Tatsache, dass nur zwei
Ausländer als Aussteller in dem Kataloge ver-
merkt seien.
Zu Nr. 7 der Tagesordnung ergriff Herr
Ingenieur Robert Krayn das Wort, um an
der Hand praktischer Arbeit uns das neue
Kopiermaterial, die Pigmentfolien der N. P. G.
in Steglitz vorzuführen. Entwicklung und Über-
tragung gelangen ausgezeichnet. Die Pigment-
folien liefern durch direkte Entwicklung in
warmem Wasser ohne Anwendung umgekehrter
Negative, seitenrichtige Bilder. — Da von der
N. P. G. eine genaue Gebrauchsanweisung den
Paketen der Pigmentfolien beigegeben wird,
erübrigen sich nähere Mitteilungen an dieser
Stelle.
Zum Schlüsse zeigt Herr Dr. Brehm eine
gelbe Brille, die ursprünglich für den Träger
hergestellt ist, wohl aber geeignet erscheint,
dem photographischen Auge ein Gefährte zu
werden. Herr Dr Brehm hat die Brille
selbst studiert. Dieselbe mindert die Helligkeit
absolut nicht, lässt die Landschaft nur in
richtigerem Farbwerte erscheinen, klärt das
Gelände auf, löscht störende Reflexe, zeichnet
Silhouetten fliegender Körper deutlicher und ist
somit dem Jäger" und Fischer bereits unent-
behrlich geworden, ob sie es dem Photographen
werden kann, überlässt Herr Dr. Brehm der
Zukunft.
M. Kundt, Protokoll-Schriftführer.
Fragen und Antworten.
Ich beabsichtige^ mir meinen Projektions^
apparat im Innern mit starker Asbestpappe
ausschlagen zu lassen; woher kann ich
solche beziehen und wie teuer stellt sich
dieselbe!^
Asbestpappe liefert die Fabrik J. R. Schma,
Berlin N., Wörtherstr. 42. — Asbestpappe von
5 mm Stärke kostet pro Kilo 60 Pf. : ein Quadrat-
meter dieser Qualität stellt sich auf 3—3,50 Mk.
IVer hält in Berlin Niederlage von
Il/ord-Flatten.
Wie uns die Ilford-Gesellschaft mit-
teilt, sind ihre Fabrikate durch RomainTalbot,
Berlin C, Kaiser- Wilhelmstr. 46, zu beziehen.
Sind die Brillantentwickkr^ namentlich
der sogenannte Original-Brillantentwickler
von Brune &* Hö/ingho/, vorteilhaft
für Chlorbromsilberpapiere zu verwenden
oder begünstigen sie nicht ganz schleier-
freien Ausfall des Bildes oder einen nicht
rein schwarzen^ resp. bläulich schwarzen
Tonf
Es lässt sich nicht die Regel aufstellen, dass
ein Entwickler von bestimmter Zusammen-
setzung, sei es welcher es wolle, sich für alle
Chlorbromsilberpapiere gleich gut eigne, dazu
ist die Zusammensetzung der lichtempfindlichen
Schicht der einzelnen Chlorbromsilberpapier-
Fabrikate zu verschiedenartig. Jedenfalls steht
es fest, dass die sogen. Brillantentwickler, welche
161
KLEINE CHRONIK.
wobl meist Metol-Hydrochinon enthalten, fQr
eine Reihe von Chlorbromsilberpapierarten vor-
treffliche klare Bilder mit guten Schwärzen
liefern.
Womit kann man Ctüoidinbilder leicht
gkichmässig färben i^
Für die Färbung können spritlösliche Anilin-
farben benutzt werden. Alte Celloidinbilder
nehmen infolge der hornig gewordenen Schicht
Farbe schwer und unregelmässig an.
Es wer den jetzt von verschiedenen Firmen
Stereoskop-Apparate für das Plattenformat
gy^i2cm angeboten. Da ich nun immer
der Meinung gewesen bin, dass bei Stereoskop-
bildern die Mittelpunkte der beiden Einzel-
bilder 63 — 70 mm von einander entfernt sein
müssen, so gestatte ich mir die Anfrage,
ob bei dem Plattenformat gy^i2cm auch
eine gute plastische Wirkung zu erzielen
ist, weil hier doch die Mittelpunkte der
beiden Einzelbilder 6 y, gern nur 60 mm
von einander entfernt sein können, wenn
man die Bilder nebeneinander aufklebt.
Gibt es für das Format gy^i2 auch
einen entsprechenden Stereo -Verschluss im
Handelt
Ist es vorteilhaft, bei Stereo- Aufnahmen
mit Gelbscheibe zu arbeiten, oder geht da-
durch die Tiefenwirkung verloren?
Die normale Entfernung zwischen den
optischen Achsen beträgt 65 — 68 mm^ man
geht aber bis 80 mm und darüber hinaus, doch
wird dann die Perspektive eine übertriebene.
Die Grösse der Entfernung der beiden Büd-
mittelpunkte hängt von dem Abstand ab, in
welchem die beiden Objektive an der Vorder-
wand der Camera befestigt sind. Betreffs Be-
schaffung eines passenden Stereo- Verschlnsscs
wenden Sie sich am besten an eine Fabrik,
welche sich mit Objektivverschlüssen befasst;
sehr beliebt sind die Thornton -Pickard-
Verschlüsse. — Bezüglich Gelbscheibe gut für
Stereoskopaufnahmen dasselbe wie für gewObn-
liche Aufnahmen. — Alles Weitere Ober die
Einrichtung von Stereoskop -Apparaten finden
Sie in Kaiserling, Praktikum der wissen-
schaftlichen Photographie ; ferner Steinhäuser,
Theoret. Grundlage für die Herstellung der
Stereoskopenbilder, Bergung, Stereoskopie
für Amateurphotographie.
Verschiedenes.
Photographische Industrie in
Österreich.
C. Mar teil US berichtet in Heft 10 der
Wiener Zeitschrift „Gut Licht" Ober die Lage
der photographischen Industrie in Österreich
u. a. folgendes. Bei uns in Österreich ist es '
ausserordentlich schwer, eine Fabrikation zu
begründen, und noch schwerer, selbe aufrecht
2u erhalten. Ich erwähne hier die für Öster-
reich verloren gegangene Farbstoffindustrie, trotz
der bahnbrechenden Arbeiten des Professors
Hlasivetz an der technischen Hochschule, die
ausgewanderte photo-optische Industrie, trotz
-des Begründers lichtstarker Objektive Professor
Petzval in Wien. Die aufgegebene Trocken-
plattenf abrik A n g e r e r , die aufgegebene Trocken-
plattenfabrik Dr. Lilienfeld, die aufgegebene
Trockenplattenfabrik Löwy - Eder - Plener,
«benso die Trockenplattenfabrik in Brunn; die
aufgelassene Barytpapierstreicherei und Celloidin-
papierfabrik in Brunn (Emmerich), die in deutsche
Hände übergegangenen Protalbinwerke sprechen
■eine deutliche Sprache. Von einem Schutz
durch Zölle ist in Österreich keine Rede.
Deutschland arbeitet mit etwa 50 Fabriken,
dazu kommt Frankreich, England, Amerika,
Russland, Belgien, Schweiz; alle diese Länder
liefern nach Österreich! Wir müssen ander-
seits Rohprodukte herbeischaffen; so kostet
z. B. ein Waggon Glas 4000 Franken, dazu
kommen 2000 Kronen an Zoll- und Fracfat-
spesenü Belgien, Frankreich, Russland sind
durch Schutzzölle von über 200 Kronen pro
Meter-Zentner geschützt, Amerika mit ca. 400
Kronen. Unser Zoll auf lichtempfindliche Papiere
beträgt 25 Kronen, er soll aber grossmQtig auf
50 Kronen erhöht werden, womit natOrlich
nicht der geringste Schutz erreicht wird. Alles
in Allem : der österreichische Fabrikant hat
gegen die Grossproduktion des Auslandes, gegen
welche er trotz der Schutzzölle noch zu schvirach
ist, gegen die Indolenz der verwaltenden Fak-
toren, sowie gegen das Vorurteil, welches das
Auslandserzeugnis dem heimischen vorzieht, zu
bestehen."
Geschäftliche Mitteilungen.
Die Rochester Optica! & Camera Co. ia
London teilt uns mit, dass nunmehr ihre
Films, gen. Film Packs, in 4X5 inches engL
Grösse in den Handel kommen. Blit einem
Adapter 4X5 (Preis 6,50 Mk.) können dieselben
zu allen Premo-Cameras mit verstellbarer Rück-
wand für 9X12 cm benutzt werden.
162
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Ausstellungs-
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen
Vereins - Nachrichten.
Die Verantwortung für die Fassung und den Inhalt der Vereinsberichte tragen die betreffenden
Vereinsvorstände.
Die verehrlichen Vereinsvorstände werden freundlichst gebeten, uns die Protokolle recht bald
nach den betreffenden Sitzungen zugehen zu lassen. Es ist uns nicht möglich, die nachträglich
eingehenden, von einem Vierteljahr und länger gesammelten Berichte eines Vereins auf einmal
zum Druck zu bringen, anderseits haben die so verspätet gebrachten Beschlüsse und Verhandlungen
eines Vereins an Interesse sehr oft eingebüsst. Auch bitten wir um eine nach Möglichkeit
knappe Fassung der Protokolle, insbesondere bez. der Projektionsvorträge, da der Inhalt
dieser der Photographie meist sehr fern liegt. Wir können in jedem Heft nur eine bestimmte
Zahl von Seiten für Vereinsberichte zur Verfügung stellen. Die Redaktion.
Amateur-Photographen- Verein
Duisburg.
Bericht über die Vereinstätigkeit im
III. Quartal 1903.
Die am 1., 3. und 5. Sonnabend jeden
Monats stattfindenden Versammlungen erfreuten
sich dauernd eines regen Besuchs, wie sich
Oberhaupt ein steter Fortschritt und ein
wachsendes Interesse der Mitglieder konstatieren
liess. Neue eifrige Freunde der Lichtbildkunst
wurden gewonnen und dadurch die Leistungs-
fähigkeit des Vereins gefördert.
Mit besonderem Interesse sah man dem
Eintreffen der neuen Wandermappen entgegen,
welche sich nach wie vor als ein vorzügliches
Mittel zur Hebung sowohl des Kunstsinns als
auch des Eifers der Mitglieder überhaupt
erwiesen. Nach einer gemeinsamen Besichti-
gung an den Vereinsabenden werden die
Mappen zur gewissenhaften Ausübung der
Kritik an eine Kommission überwiesen. Es
^viu-de die Fertigstellung einer eigenen neuen
Wandermappe beschlossen und dieselbe am
7. Oktober nach einer sorgfältigen Sichtung
durch die hierzu gewählte Kommission mit
30 Bildern in Umlauf gesetzt.
Einer Einladung der Schweizer und inter-
nationalen photographischen Ausstellung in
Bern zur Beteiligung an derselben wiu-de Folge
geleistet und am 7. Oktober eine Auswahl von
36 Bildern, entsprechend einem Flächenraum
von 5 ^m abgesandt.
Dagegen konnten die Ausstellungen in
Mainz und Oldenburg wegen Kürze der Zeit
leider nicht beschickt werden.
Eingerichtet wurde ein Retouchierkursus
unter Leitung eines Fachphotographen.
Zur allgemeinen Anregung der Mitglieder
fmdet ein neuer Wettbewerb statt: Einreichungs-
termin: 14. November; Motiv: ausschliesslich
Porträtfach; 7 Preise, wie Weitwinkelobjektiv
usw. Der Düsseldorfer Verein hat in liebens-
würdiger Weise das Preisrichteramt über-
nommen und zu diesem Zwecke eine sieben-
gliedrige Kommission mit einem Fachphoto-
graphen gebildet.
Es wurde beschlossen, ausser durch schrift-
liche Einladungen an die Mitglieder, stets durch
ein Zeitungsinserat mit dem Zusatz: . Gäste
willkommen" zum Besuch der Sitzungen auf-
zufordern.
Die u. a. zur Verteilung gelangten Planfilms
der Kodak-Gesellschaft ergaben nach den an-
gestellten Versuchen ein günstiges Resultat.
Die dem Vereine vom Verleger Herrn
Ad. Knapp dedizierte „Photographische Kunst
im Jahre 1902 von Matthies-Masuren* wurde
mit bestem Dank der Vereinsbücherei ein-
verleibt.
Über eine Neuerung auf dem Gebiete des
Kohledrucks, die Pigmentfolien der Neuen
163
KLEINE CHRONIK.
Photographischen Gesellschaft, berichtet der
I. Vorsitzende nach angestellten Versuchen
folgendes :
Die Pigmentfolien sind geeignet, das Kohle-
druckverfahren bedeutend zu vereinfachen, da
sie bei nur einem Übertrag ein seitenrichtiges
Bild geben und es infolge der Durchsichtigkeit
ermöglichen, den schlimmsten Feind des schönen
Verfahrens, das „Blasenleiden" zu beseitigen,
resp. ganz auszuschliessen. Demgegenüber
stehen aber noch mancherlei Nachteile:
1 . Die Folien bestehen neben kräftigen auch
aus so dQnnen Häutchen, dass es geradezu
unmöglich ist, dieselben in den Bädern plan
zu halten und ein vollständiges feines Zu-
sammenrollen von allen Seiten aus zu ver-
meiden.
2. Behandlung mit heissen Wasserstrahlen
zur Aufhellung einzelner Partien ist ganz aus-
geschlossen, da hierbei die Folien unfehlbar
schrumpfen und für den Übertrag unrettbar
verloren gehen.
3. Der Übertrag ist nur auf äusserst glattes,
sehr stark gelatiniertes Papier möglich; die
schwammigen Schattenpartien haften zwar auch
auf rauhem Papier, aber die zarten Lichter und
Wölkchen haben nicht mehr die Fähigkeit, sich
genügend festzusaugen; anders bei den Pigment-
Papieren, wo bekanntlich die Übertragung
der ganzen unausge wasch enen Gelatinemasse
leicht stattfindet.
Gut Hessen sich hingegen die Folien über-
tragen auf Celloidinpapier, z. B. van Bosch-
Matt, auf welches zuvor Wolken einkopiert und
braun getont waren und welches dann neu
gelatiniert wurde. Auch lassen sich mit Pigment-
foHen ihrer Durchsichtigkeit wegen Kombinations-
drucke herstellen, was bei dem alten Verfahren
nicht möglich war.
Zum Schluss sei noch bemerkt, dass Be-
stellungen von Musterkollektionen durch einen
hiesigen Händler von der Neuen Photo-
graphischen Gesellschaft erst nach 12 Tagen
effektuiert wurden. Wir glauben nicht, dass
die Fabrik dadurch ihren Interessen gedient
hat, zumal doch die Einführung einer Neuerung
in Betracht kam.
C. Rojahn, O. Wiegand,
I. Vorsitzender. 1. Schriftführer.
Verein für Amateur-Photographie
zu Hannover.
Die ordentliche Hauptversammlung vom
19. Oktober 1903 leidet unter der Ungunst
eigenartiger Umstände. Als die Sitzung be-
ginnen soll, finden wir das Vereinszimmer durch
eine Hochzeitsgesellschaft besetzt. Rekla-
mationen unserseits bleiben erfolglos, da auch
sonst kein Zimmer im Hotel „Zu den vier
Jahreszeiten" für uns verfügbar ist Dies«
Vorkommnis wurde Veranlassung zu dDem
Lokalwechsel , der als ein sehr glücklicher zu
bezeichnen ist.
Der jetzt in Aussicht genommene Saal
im Hotel «Kronprinz*, Raschplatz 12,
zeichnet sich durch schönere Dekoration nad
besseren Zugang aus. Die Herren Fuhrmann
und Burkhardt verabreden mit dem Wirte,
Herrn Weber, kostenfreie Überlassuag des
Zimmers für den ersten und dritten Mittwodi
eines jeden Monats. Die ÜberfGhruog des
Vereinsinventars wird Herr Bornmfiller bis
zur nächsten Versammlung vornehmen lassen.
Der Vorsitzende Der Schriftführer
Alfred Fuhrmann, i.V.: A. Burkhardt,
Ulanenstr. 4, I. Mag. Supemummerar.
Hauptversammlung.
Mittwoch, den 4. November 1903
im Hotel „Kronprinz*, Raschplatz 12.
Einleitend erklärt der Vorsitzende der zahl-
reichen Versammlung die zwingenden GrUnde
für ^eu Lokal Wechsel, über die bereits im
vorigen Protokoll Mitteilung gemacht ist.
Nach Genehmigung des letzten Sitzungs-
berichts wird beschlossen, dem § 19 folgende
Fassung zu geben: Jeden ersten Mittwoch im
Monat wird eine ausserordentliche Hauptver-
sammlung abgehalten; jeden dritten Mittwoch
findet eine zwanglose Zusammenkunft statt -
Herr Wrede wird beauftragt, dem Königlichen
Polizei- Präsidium die Abänderung des Part-
graphen sowie den Lokalwechsel anzuzeigen.
Herr Fuhrmann ergreift nun das Wort zn
seinem Vortrage : „Über Landschaftsphoto-
graphie.* Seine Ausführungen enthalten sehr
willkommene Winke. An der Hand mehr oder
weniger künstlerischer Vorlagen aus den
„Photographischen Mitteilungen*, der
„Photographischen Rundschau* usw« ent-
wirft er einen Plan der vielseitigen An-
forderungen, die zur Erzielung bildmässigcr
Wirkung erfüllt werden müssen. Nach Nennnnf
der hervorragendsten Lehrbücher für dieses
Gebiet erklärt Redner die Linienführung nnd
Flächenwirkung. Er unterscheidet horizontale,
vertikale und schräge Linien, die jedoch nie
jede für sich allein oder fast ausschliesslich
Anwendung finden sollten. Bei schrftgea
Linien sei deren einseitige Verwendung zu ver-
meiden und stets für einen Ausgleich Sorge to
tragen.
Als wichtiges Moment bei LandschaftsbOdtrc
wird das Gleichgewicht der Massen, das jedoch
nicht zur störenden Symmetrie ausarten dürie.
bezeichnet und als Illustration ein Bild von
164
KLEINE CHRONIK.
Gustav Heinke „Am Schlacbtensee" heran-
gezogen. Hierbei zeigt Redner, wie eine kräftig
modellierte Wolke auf der linken Seite, als
Gegengewicht zum dunkleren Nadelwald auf
der rechten Verwendung gefunden hat. Jedes
Bild solle stets nur ein Motiv enthalten und
dieses nicht genau im Mittelpunkte des Bildes
liegen. Besondere Sorgfalt sei auf die Ein-
fflhrungslinien zu legen, die in Form eines
Weges, einer Ackerfurche, einer Hecke, eines
Wasserlaufes usw. den Blick stets zum Motiv
leiten sollen. UnnatQrliche Verbreiterung von
Wegen, Wasserläufen usw. sei immer zu ver-
meiden und durch entsprechende Aufstellung
des Apparates an der Seite der Wege usw.
fQr schräge Einführung dieser Linien zu sorgen.
Die zeitweilig höchst poetisch angehauchten
Ausführungen finden sehr warme Anerkennung.
Herr Wrede dankt im Namen des Vereins,
während Herr Burkhardt den Vorschlag
macht, die dem Sammelkasten überwiesenen
Landschaftsbilder auf Grund dieses Vortrages
fortlaufend zu besprechen.
Herr Hallenstein' stiftet wieder einige
schon gelungene Kohledrucke für die Bilder-
sammlung und das Werk: Leitfaden der
Landschaf tsphotographie von Fritz
Loescher. — Herr Wilhelm Knapp,
Halle a. S., hat durch freundliche Obersendung
des Buches: „Die photographische Kundt
im Jahre 1902" von Matthies - Masuren
unsere Bibliothek wertvoll bereichert.
Vier gleichfalls übersandte Probenummern
der „Photographischen Rundschau*
werden verteilt.
Die Firma C. B. Bernauer & Co., Wien,
hat einige Prospekte Ober ihre neuesten
Trockenplatten eingeschickt, die ohne Ent-
wickler nur in alkalih altigem Wasser entwickelt
werden.
Die Herren Fuhrmann und W r e d e klagen
vN^ederholt über die seinerzeit auftretenden
Flecken und Randschleier der »Perorto-
GrOn-Siegel*-Platten, deren sonstige her-
vorragenden Eigenschaften durch diese Mängel
stark beeinträchtigt werden.
Herr Fuhrmann bringt sodann einen Antrag
der „Gesellschaft von Freunden der
Photographie zu Hannover" betreffs
Verschmelzung mit unserem Verein vor.
Die von der Gesellschaft gestellten Bedingungen
sind folgende:
1. Die beiderseitigen Vereinsnamen werden
aufgegeben und es wird ein neuer an-
genommen.
2. Die .Gesellschaft" bringt uns ihr Bar-
vermögen in Höhe von 60 bis 80 Mk, sowie
ihre Bibliothek ein.
3. Zwei Mitglieder der „Gesellschaft" ge-
hören bis zum Schlüsse dieses Jahres mit zu
unser m Vorstande.
4. Die Mitglieder der „Gesellschaft" sind
von dem Eintrittsgelde überhaupt und von den
Beiträgen bis zum Schlüsse dieses Jahres be
freit.
5. Die Mitglieder der „Gesellschaft" haben
sonst gleiche Rechte und Pflichten wie unsere
Mitglieder.
Punkt 1 veranlasst eine heftige Debatte.
Fast alle Mitglieder sprechen sich gegen eine
Änderung des Vereinsnamens aus. Inzwischen
sind die Mitglieder der »Gesellschaft," die im
Restaurant „Stadt Pilsen" tagen, um ihr Er-
scheinen ersucht.
Nach Begrüssung der Herreh bringt Herr
Fuhrmann den Antrag nochmals zur Kenntnis
und betont, dass unseren Mitgliedern eine
Änderung des Vereinsnamens nicht er-
wünscht sei.
Der Vorsitzende der „Gesellschaft" Herr
Regieningsbaumeister Gilowy beleuchtet die
uns erwachsenden Vorteile und spricht die
Hoffnung aus, dass wir der „Gesellschaft" durch
Annahme der ersten Bedingung ein kleines
Entgegenkommen zeigen möchten.
Da jedoch auf unserer Seite zurzeit auf
ein Nachgeben nicht zu rechnen ist, wird auf
Vorschlag des Herrn Pastor Uhlhorn (von
der „Gesellschaft"), den auch die Herren
Kirsten und Hallenstein warm befürworten,
beschlossen, auf Mittwoch, den 11. d. Mts. eine
ausserordentliche Generalversammlung ein-
zuberufen, in der über den Antrag der „Gesell-
schaft" nochmals beraten werden soll.
Nach Schluss der Tagesordnung, um
1 1 Vi Uhr, blieben die Mitglieder beider Vereine
bei einem Glase Bier noch längere Zeit gemüt-
lich beisammen.
Der Vorsitzende Der Schriftführer
Alfred Fuhrmann, i.V.: A. Burkhardt,
Ulanenstr. 4, L Mag. Supernummerar.
Freie Vereinigung von Amateur*
Photographen zu Hamburg (R. V.).
Kunstphotog^aphische Ausstellung
Hamburg 1903.
(8.-29. März in der „Alsterlust").
Die ersten Beweggründe zu dieser unserer
ersten öffentlichen Ausstellung liegen bereits
mehrere Jahre zurück; sie gingen hervor aus
dem Bestreben, die photographische Kunst, so-
wie das Vereinsleben zu fördern; sie wurzelten
allein im Verein selbst und sind nicht von aussen
hereingetragen, ebensowenig sind sie durch
irgendwelche sezessionistischen Gründe hervor-
gerufen. Ein schon im Oktober 1901 zur
Veranstaltung einer öffentlichen Ausstellung ge-
165
KLEINE CHRONIK.
wahltes Komitee löste sich bald auf, weil es
nicht genOgenden Stützpunkt im Verein fand.
Die Frage einer Öffentlichen Ausstellung wurde
wieder akut, als im Frühjahr 1902 auf Vereins-
recbnung ein Atelier gemietet «md dadurch
seitens der Mitglieder den Arbeiten im Verein
stärkeres Interesse entgegengebracht war. Das
beue Ausstellungskomitee wurde am 5. Mai 1902
gewählt. In vielen Sitzungen wurden von diesem
die Prinzipien fQr die Ausstellung beraten. Ob-
gleich zunftchst beabsichtigt war, eine öffentliche
Ausstellung nur lokalen Umfanges zu veranstalten,
so erweiterte sich mit dem fortschreitenden
Interesse an den Ausstellungsarbeiten der ur-
sprOngliche kleine Kreis bis zu denjenigen
Plänen, auf deAen das spätere Unternehmen
basierte.
Nachdem für die Jury geeignete Persönlich-
keiten gewonnen waren, traten wir an eine
Anzahl Fabriken photographischer Artikel heran
mit dem Ersuchen, durch Stiftung von Ehren-
preisen unser Unternehmen zu unterstützen.
Dieser Bitte wurde, in. zuvorkommendster Weise
entsprochen, wofür wir den Spendern unseren
Dank zum Ausdruck bringen. Sämtliche Preise
wurden zur Verfügung gestellt, ohne dass die
Fabrikanten daran die Bedingung geknüpft hätten,
dass die eingelieferten Arbeiten auf Papieren
oder mit Apparaten ihrer Firma hergestellt
werden sollten;
'Das Charakteristikum unseres Ausstellungs-
programms war freier Wettbewerb. Die Ein-
ladung zur Beschickung erging öffentlich an alle
Amateure Europas, und alle Anmeldungen wurden
akzeptiert, ohne Unterschied, ob der Anmeldende
bereits anderswo ausgestellt hatte, ob er die
„alte* oder „moderne* Richtung vertrat. Zu-
gelassen sollten nur diejenigen Arbeiten werden,
welche von der Vorjury genehmigt würden.
Durch diesen Modus der Einladung, der das
strikte Gegenteil der sonst meistens üblichen
persönlichen Einladung bildete, glauben wir bei
vielen Amateuren das Interesse für öffentliches
Schaffen geweckt und manche bis dahin un-
bekannte Kraft zur verdienten Anerkennung
verholfen zu haben.
Als Prämiierung hatten wir ausser den
Ehrenpreisen goldene (Silbervergoldet), silberne
und bronzene Medaillen (Plaketten), sowie Di-
plome vorgesehen. Die Zahl der Medaillen und
Diplome war unbeschränkt und in das Ermessen
des Preisgerichts gestellt. Das diese Grundzüge
enthaltende Programm wurde in grosser Auflage
gedruckt und an alle Amateure, deren Adressen
wir zu beschaffen vermochten, versandt, wobei
uns das in dem Deutschen Photographen-
Kalender von Karl .Schwier- Weimar nieder-
gelegte Adressenmaterial vorzügliche Dienste
geleistet hat. Die Bekanntgabe des Programms
erweckte für die Ausstellung in nahezu allen
Teilen Europas das grösste Interesse. Esliefea
insgesamt 250 Anmeldungen für 300 Quadrat-
meter Wandfläche ein.
Als Ausstellungslokal sahen wir uns ge*
nötigt, das Etablissement „Alsteriust* zu mieten,
das den S^orteil einer reizvollen Lage am Alster-
bassin bot.
Für Ausstellungsplakat und Prfiinüeruo^
diplom wurde ein Ausschreiben veranstaltet.
Der von dem Kunstmaler Friedr. Schaper
eingelieferte Plakatentwurf kam zur Annahme.
Die Vervielfältigung des Plakats mittels Litho-
graphie in zehn Farben wurde von der litho-
graphischen Anstalt JohnPacher in Hamburg
ausgeführt. Das von dem Kunstmaler Julius
von Ehren entworfene Prämüeningsdiplom
wurde von dem Künstler selbst auf den Stdn
gezeichnet, während der Druck von der Firma
Gebr. Sülter in Hamburg ausgeführt wurde.
Sichtung und Sortierung des Bildermateriak
von mehr als 1500 Stücken war sehr mfihevott,
umsomehr als für diese Arbeit und ffir die der
Vorjury nur fünf Werktage zur VeHüguni
standen. Die Zusammenstellung des Katalogs
kostete ebenfalls viele Mühe, die indess dadurch,
dass die vorgedruckten Bilderverzeichnisse erst
mit den Bildern eingeliefert werden mussten,
und dadurch eine Obereinstimmung mit den
Bildersendungen gewährleisteten, auf das miß-
lichst geringste Mass beschränkt wurde. Der
Katalog hatte einen Umfang von 128 Seiten.und
war mit 22 Reproduktionen ausgestellter ^der
versehen. Die Ausführung stammte aus der
Verlagsanstalt A,-G. (vorm. J. F. Richter) in
Hamburg.
Nach diesem kurzen Überblick der Arbeilen
kommen wir zur Berichterstattung über die
Ausstellung selbst: Die Eröffnung fand am
7. März 1903 vor geladenen Gästen, Künstlern,
Gelehrten, Vertretern der Presse, sowie Vercin«-
mitgliedern statt, während für das grössere
Publikum die Ausstellung erst am folgenden
Tage zugängig war. Die Eröffnungsrede wurde
von Herrn F. Matthies-Masuren aus Halle
gehalten, da Herr Proi. Dr. Justus Brinck-
mann in Hapiburg, Direktor des hamburgischen
Museums für Kunst und Gewerbe durch eine
Reise nach dem Auslande verhindert war.
Der Redner wies darauf hin, dass das Zu-
standekommen der Ausstellung auf die Initiative
eines verhältnismässig kleinen Vereins zurück-
zuführen und dass man deshalb imisomehr von
dem Geleisteten überrascht sei, da die Ausstellung
mit ihrem internationalen Charakter ein voll-
ständiges Bild der gegenwärtigen Leistungen
biete. An die Eröffnungsrede schloss sich die
Besichtigung der auf die verschiedenen, gut be-
leuchteten Räume der „Alsterlust" verteilten
Bilder. Die Gesamtzahl derselben betrug 1384.
Eine Übersicht über die Beteiligung der einzelnen
166
KLEINE CHRONIK.
Staaten geben wir in Folgendem. Es waren
vertreten :
Hamburg . durch 36 Aussteller mit 235 Bildern,
Preussen . , 83 , , 408 „
Sachsen. . „ 17 , . 112 ,
Bayern . . „ 10 . „ 50 „
Baden. . . „ 5 , „ 41 «
die Qbrigen
deutschen
Staaten . , 23 „ „ 199 „
Österreich-
. Ungarn . , 32 „ , 166 „
Schweiz. . , 14 „ „ 98 „
Russland . „ 3 „ „ 22 „
Holland. . „ 3 „ „ 18 ^
Schweden „ 2 , „ 11 „
Itolien. . . „ 1 „ „ 10 ,
Dfinemark. » 1 •» i> 6 „
Belgien . . „ 1 « « 4 „
Frankreich , 1 » „4 „
Total 232 Aussteller mit 1384 Bildern.
Die Arbeit des Preisgerichts, das aus dem
Direktor des Hamburgischen Museums für Kunst
und Gewerbe, Prof. Dr. Justus Brinckmann
und den Kunstmalern Julius von Ehren und
Fried r. Schaper in Hambiu-g bestand, war
so gewaltig, dass sie vier Tage in Anspruch
nahm. Es wurden verliehen:
8 goldene Medaillen (Plaketten) mit 9 Ehrenpr.,
20 silberne „ „ „ 20 „
3 bronzene „ „ „ 3 „
ferner
33 bronzene Medaillen (Plaketten) und
67 Diplome,
insgesamt 131 Auszeichnungen.
Der Besuch der Ausstellung während ihrer
dreiwöchentlichen Dauer war ausserordentlich
gut; er belief sich auf mehr als 5000 Personen.
Soviel uns bekannt, übersteigt diese Besuchs-
ziffer alle diejenigen Ähnlicher Veranstaltungen
in Hamburg. Hierbei mag bemerkt werden,
dass Herzog Paul Friedrich zu Mecklenburg-
Schwerin die Ausstellung zweimal mit grossem
Interesse besichtigte, und dass seitens der
Leitung der staatlichen Hamburgischen Gewerbe-
schule den Schülern der Besuch empfohlen
wurde. — Als Erinnerungszeichen an die Aus-
stellung gaben wir 12 Bromsilber -Postkarten
nach ausgestellten Bildern heraus, deren An-
fertigung der Rotophot G. m. b. H. in Berlin
abertragen war.
Die Presse, sowohl die Tageszeitungen, als
auch die' photographischen Zeitschriften, nahm
lebhaftes Interesse an unserem Unternehmen;
zu bedauern war nur der Umstand, dass ein
allerdings kleiner Teil der Presse keine Ver-
anlassung genommen hatte, sich bei uns zu in-
formieren und demnach infolge ihrer absoluten
Unkenntnisder tatsächlichen Verhältnisse unseres
Unternehmens ihren in dieser Hinsicht „durch
Sachkenntnis nicht getrübten" Berichten mehr
einen sensationellen als objektiven Charakter .
gab. Das auf der Ausstellung Gebotene wurde
recht eingehender Besprechungen seitens der
gesamten Presse gewürdigt. Man erkannte den
hohen Wert des Gebotenen an und betonte,
dass das künstlerische Niveau der Ausstellung
hinter dem bis dahin in Hamburg Gesehenen
durchaus nicht zurückstehe. Ein sehr grosser
Teil der Bilder wurde eingehend lobend be
sprochen, und die photographische Presse
brachte nahezu 100 Bild wiedergaben , davon
35 die "liPbotogr- Mitteilungen". — Hierbei
wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass der
Herausgeber der „l^unst in der Photographie",
Herr Direktor Franz Goerke aus Berlin und
der künstlerische Leiter der »Photogr. Mit-
teilungen", Herr Fritz Loescher aus Beriin,
die Ausstellung, ebenso wie der künstlerische
Leiter der „Photogr. Rundschau", Herr F. Mat-
thies-Masuren aus Halle, mit ihrem Besuche
beehrten.
Die finanzielle Seite des Unternehmens be-
reitete erhebliche Schwierigkeiten, die aber
durch anhaltende Energie überwunden wurden.
Die Ausgaben beliefen sich, einschliesslich
650 Mk. für die Prämiierungsplaketten, auf
7050 Mk.; die Einnahmen betrugen 7250 Mk.
Durch die von den Ausstellern bezahlte Platz-
miete wurde nur ein sehr kleiner Teil der
Kosten gedeckt, und lediglich dem Umstände,
dass unsere Ausstellung das Interesse weiter
Kreise einer kunstliebenden Bevölkerung wach-
rief, das durch die stattliche Höhe der Besucbs-
ziffer bewiesen wird, verdanken wir die Deckung
der hohen Kosten.
Als den würdigen äusseren Abschluss unseres
erfolgreichen Unternehmens dürfen wir wohl
die von uns herausgegebene Prämiierungs-
plakette bezeichnen. Sie zeichnet sich durch
geschmackvolle Ausführung aus und kann als
ein Fortschritt gegenüber den bis dahin in
Deutschland in photographischen Ausstellungen
verliehenen Medaillen bezeichnet werden. Die
Vorderseite zeigt die kräftige Gestalt eines
jugendlichen Genius, der in der rechten Hand
ein photograpbisches Objektiv trägt und mit den
errungenen Lorbeeren dem Höchsten, der
Sonne, entgegenschwebt. Durch dieses Motiv
ist das Streben der Amateurphotographie nach
künstlerischen Zielen vortrefflich zum Ausdruck
gebracht. Die Rückseite trägt das Hamburger
Wappen und die Reliefinschrift: »Für hervor-
ragende Leistungen auf dem Gebiete der Kunst-
photographie". Die Plakette wurde von einem
jungen, norddeutschen Künstler, Max Römer
in Blankenese, modelliert ; die Herstellung unter
Benutzung der Reliefkopiermaschine erfolgte in
der Münzprägeanstalt von L. Chr. Lauer in
167
1
KLEINE CHRONIK.
Nürnberg. Reproduktionen der Plakette sind
in mehreren Kunst-, numismatischen und photo-
graphischen Zeitschriften gebracht worden.
Zum Schluss ein kurzes Resum6. Wir sind
der Überzeugung, dass nur durch Aus-
stellungen möglichst grossen Umfanges
auf Grundlage des freien Wettbewerbs
die ideale Sache der Kunstphoto-
graphie am «besten gefördert wird. Wir
glauben bewiesen zu haben, dass die Ver-
anstaltung grosser Ausstellungen nicht das Vor-
recht der grösseren Vereine zu sein braucht.
Ob wir aber unser gestecktes Ziel, zu der
weiteren Entwickelung der Kunstphotognphie
in einem bescheidenen Tefle beizutragen, er-
reicht haben, darüber gestatten wir uns kein
Urteil. Heinr. Beck, 1. Vorsitzender.
Verschiedenes.
Notizbuch.
In meinem letzten Artikel (s. Hauptteil S. 222)
registrierte ich eine Meinungsverschiedenheit
zwischen Regierungsrat Schrank, Wien, und
Herrn Dr. von Grolmau, dem Vorsitzenden
der „Wiesbadener Gesellschaft für bildende
Kunst", welche die auch in dieser Zeitschrift
(Heft 21 ) eingehend berücksichtigte interessante
Porträtausstellung ins Leben rief. Ich re-
produzierte die von Dr. von Grolman ge-
prägte - „Afterkunst des üblichen Hofphoto-
graphenproduktes", sprach von geflissentlichem
Herabziehen der Atelierphotographen alten Stils
und der «gedankenlosen Verhetzung der Re-
touche" durch die „Modernen". Hiergegen
protestiert Dr. von Grolman in einem Er-
widerungsschreiben an die Redaktion.
Meine damals nach rechts und links
ausgesprochene Bitte um Mässigung nennt er
einen „Kompromissstandpunkt, so gefährlich
und verderblich wie nur möglich", und fährt
fort, es sei durch die Worte jenes Artikels die
Situation so dargestellt „als handele es sich
gegenwärtig in der Photographie um einen
ähnlichen Kampf wie etwa den zwischen dem
Impressionismus und der älteren Kunst in der
Malerei. Dagegen kann nicht energisch genug
protestiert werden . . . Nicht divergierende
Kunstrichtungen, sondern Kunst und Unkunst
sollen mit diesem Prädikat (Afterkunst) getrennt
werden. Mit Afterkunst bezeichnet man eine
Produktion, die sich für Kunst ausgibt, indem
sie deren Manieren nachzuäffen sucht, im Grunde
ihres Wesens aber jeder Kunst, welcher Richtung
sie auch sei, gleich fernsteht. Dass dies in
vollstem Masse für herkömmliche Hofatelierware
zutrifft, dafür glaube ich in dem Vorwort des
Wiesbadener Katalogs den Beweis nicht schuldig
geblieben zu sein . . . Auch in dem Sonder-
heft der »Deutschen Kunst und Dekoration'
über die Ausstellung findet man die Stigmata
dieser Afterkunst noch einmal zusammen-
gestellt."
Nach einem Rückblick auf Hill und die
Anfänge der Kunstphotographie wird dann fest-
gestellt, „dass es sich heuer nicht um die Ab-
lösung eines alten künstlerischen Stüs durch
einen neuen und die dabei unvermeidlichen
Kämpfe bandelt, sondern um die auch schon
früher versuchte, aber nicht ernstlich durch-
geführte Übertragung künstlerischer Ar-
beitsprinzipien auf ein in völlig un-
künstlerischem Schematismus erstarr-
tes und verdorbenes Gewerbe."
Mit Bezug auf die Retouche sagt Dr. von
Grolman weiterhin: „Ich möchte glauben, dass
jeder, dem die Zukunft unserer Berufsphoto-
graphie irgendwie am Herzen Hegt, die Pflicht
hat mit Feuer und Schwert gegen diese Geissei
des photographischen Handwerks anzukämpfen,
um sie, so wie sie ist, womöglich mit Stumpf
und Stiel auszurotten. Nur so wird es möglich
sein, dem Photographen erst w^ieder jenen
heiligen Respekt vor der Natur beizubringen,
der ihm ein völlig Unbekanntes, jedem künst-
lerisch Schaffenden in F\,eisch und Blut Ober-
gegangen sein muss, soll er nicht in Manier und
Unnatur entarten Dass man auch in künst-
lerischem Sinne manuell nachhelfen, also re-
retouchieren kann, wird damit nicht bestritten,
aber dies wird und muss, sobald es sich auf
das Gebiet des geistigen Ausdrucks erstreckt,
Privileg Einzelner bleiben und kann nie und
nimmer in der Retouchierkammer des Pbdto-
graphen von den dort sitzenden jungen ,Damen'
und unwissenden Gehilfen, die nicht einmal ihr
,Modell' gesehen haben, geleistet werden. Dass
andererseits die Retouche entbehrlich ist, be-
weisen die Arbeiten Wilhelm Weimers, die
gerade dem praktisch tätigen Photoj^aphen als
klassische Muster seiner Kunst gelten sollten."
Soweit Dr. v. Grolman. Hätte ich mir
beikommen lassen, die im Atelier geleistete
Schablonenarbeit „Kunst" zu nennen, so würde
das in der Tat den Schulmeister verdienen.
Davon steht aber in meinem Artikel nichts.
Hier wie an anderen Stellen dieser Zeitschrift,
die vor Jahren bereits die von Dr. v. Grol-
man aufgeworfene Frage behandeln (s. u. a. die
Begleitworte zu Dührkoops, Weimers und
168
KLEINE CHRONIK.
V. Dührens Bildern — 1900, S. 301; 1902.
S. 169 und 1903, S. 235) ist gegen den Sche-
matismus der herkOmmlicben Atelierphotographie
Stellung genommen. Allerdings bin ich der Ansicht,
dass der Porträtphotographie in erster Linie
der Zug zur Wahrheit, zur Ehrlichkeit nottut,
dass die Betonung dessen wichtiger ist, als der
hfiufige Hinweis auf die .künstlerischen Arbeits-
Prinzipien". Man muss bekennen, dass die
V. Grolmansche Definition der Afterkunst, die
, Manieren der Kunst nachzuäffen sucht", leider
gerade vielfach auf „ moderne Kunstphotogra-
phien" anwendbar ist.
Die alles '„verschönernde" Retouche habe
ich nie verteidigt, aber auch nicht die gänzliche
I, Ausrottung" manueller Nachilfe gut heissen
können. Wer die Technik kennt und weiss,
wie unwahr und Obertrieben hflufig die Photo-
graphie Tonwerte und Konstraste wiedergibt,
wird manuelle Nachhilfen generaliter zulassen
müssen. Und zwar handelt es sich da auch
um ganz simples Ausflecken von tintig ge-
kommenen Sommersprossen usw., nicht nur
um künstlerische Steigerungen ä la Steichen.
In dem erwähnten Artikel in „Deutsche
Kunst und Dekoration", der manches Anfecht-
bare enthält (so auch im Schlusspassus, der
den „vielen jungen Talenten mittlerer Be-
gabung (!), die jetzt in der Malerei und Plastik
nur mühsam vorwärts kommen" als „lohnendes
Feld" die Kunstphotographie empfiehlt!), in
diesem Artikel sagt Dr. v. Grolman Ober die
englisch -amerikanische Abteilung der Wies-
badener Porträtausstellung: „Diese im Format
so bescheidenen, im ästhetischen Gehalt oft so
eminenten Blätter hatten auch die letzte
Erinnerung an ihren plebejischen Ur-
sprung (!) in der mechanisch arbeiten-
den Camera abgestreift und erschienen als
vollgültige Kunstwerke, die nur aus dem Geist des
Künstlers geboren zu sein schienen. Am meisten
wurde, man an kostbare Vorzugsdrucke deli-
vkater Atzungen oder gewisser „Aquatinta-
Blätter erinnert."
Ich kann mir nicht helfen, diese Ansichten
und Bewertungen halte nun ich für gefährlich.
In ihrer Konsequenz, meine ich, liegt der Kultus
jener „pikanten Mache" und des „künstlerischen
Raffinements", der zu Halbheiten führt, die
zwischea Photographie und bildender Kunst in
der Luft schweben.
Wilhelm Weimer, den wir seit langem
als unseren wertvollsten Berufsphotographen
schätzen (vgl. Photogr. Mitt. 1902, S. 169 u. ff.)
sagte: „Das stille Beobachten und ins Leben
Hineingehen halte ich allein für wertvoll; das
gibt unserer Arbeit erst eine Berechtigung.
Ich möchte immer mehr Photograph
werden der Photographie willen, um so
zuletzt ein nützliches Glied der menschlichen
Gesellschaft gewesen zu sein." Hier ist Kein
moderner Ästhetizismus, sondern tief gefasste
Lebensaufgabe; das weist in die Zukunft.
Wenn es Kompromissstandpunkt ist, mit
solchen Ideen modernen Obereifer zu bremsen,
so will ich gern Kompromissler sein.
*
Die „Münchener Allgemeine Zeitung" 1903,
Nr. 306, widmet dem Porträtheft 21 der Phot.
Mitteil, liebenswürdige Zeilen. Es heisst
da: „Eine neue Düse - Photographie, die be-
rühmte Tragödin im Pelzmantel darstellend,
wird im neuesten Heft der Halbmonatsschrift
„Photographische Mitteilungen" reproduziert.
Das Bild, das Eduard J. Steichen in New-
York zum Schöpfer hat, erregte schon auf der
jüngsten photographischen Ausstellung in Wies-
baden das Entzücken der Kunstfreunde. Wir
kennen keins, das die Tiefe und rätselvolle
Empfindsamkeit des Duseschen Wesens rest-
loser wiedergäbe, als eben dieses von Steichen.
Interessant ist der Begleittext, der dem Bild
beigegeben ist " Es folgt dann ein
längeres Zitat aus dem Bildertext jenes Heftes.
Vielleicht interessiert es ferner als eine Art
Kontrastwirkung unsere Leser, zu erfahren,
wie man in den Kreisen, die jenen Feldzng
wegen der amerikanischen BUderpublikationen
in Heft 5 gegen uns unternahmen. Ober Ama-
teure denkt. In einer der jüngsten Sitzungen
des betreffenden Vereins heisst es gelegentlich
der Beratung von Unterrichtskursen des Vereins :
„Es entspinnt sich eine Diskussion darüber, ob
nicht eine reinliche Scheidung zwischen Amateur
und Fachmann bei den Kursen zu empfehlen sei.
Herr Sonntag vertritt die konservative Rechte,
indem ihm jeder Amateur ein Greuel ist,
hingegen weist Herr Dr. Büchner*) auf die
Bedeutung und eventuelle Existenzberech-
tigung der Amateure hin." Lucidus.
1 ) Der Druckfehlerteufel hat in der Fussnote
meines letzten Beitrags auf S. 224 Buch n er
aus Büchner gemacht. Ebenso hat er Zeile 3
von unten „unstatthaft" in „musterhaft"
umgewandelt.
Die Gravüre -Beilage erscheint diesmal im 2. Dezemberheft.
— Red.
169
KLEINE CHRONIK.
Fragen und Antworten.
Ich beabsichtige einem Bekannten in
Nordamerika im Staate Ohio meinen etwa
seit einem Jahr- in Gebrauch befindlichen
Apparat mit Einrichtung im Werte von
zusammen Mk. joo, — zu schicken und
möchte wissen^ ob diese Sendung mit Zoll
belegt wird in Amerika und in welcher
Höhe, Ist diese Sendung mit der Post zu
schicken bezw. welches ist die vorteilhafteste
Versandweise i^
Die Sendung wird mit Zoll belegt. In
welcher Hohe ist uns nicht bekannt, vielleicht
gibt hierüber einer unserer Leser in den Ver-
einigten Staaten Auskunft. Sendungen bis zu
5 kg gehen am besten als Postpacket, bei
höherem Gewicht empfiehlt sich Versand als
Postfrachtstück. Nähere Auskunft erteilt Ihnen
jedes Postamt.
Bitte um gefällige Angabe der Vorzüge
und Schattenseiten des Mita- Lichtes gegen-
über anderen Lichtquellen und welche
Lichtquelle (abgesehen vom Kalklicht und
elektrischen Licht) als beste von Ihnen
empfohlen wird.
Wir haben mit dem Mita-Licht Projektionen
in kleinen Rfiumen gesehen, und waren die
Resultate recht befriedigend. Ein volles Urteil
über die praktische Brauchbarkeit können wir
nicht abgeben, da wir persönlich mit dem be-
treffenden Licht längere Zeit nicht gearbeitet
haben. Aus zuverlässigen Quellen können wir
Ihnen mitteilen, dass das "Mita-Reformlicht"
eine Lichtstärke von ca. 200 Kerzen hat, das
reicht für Projektion im Familienkraise aus.
Der Brenner strahlt eine sehr grosse Wärme
aus, es ist daher für eine gute Ventilation des
Apparates usw. Sorge zu tragen. Eine ge-
ringere Helligkeit gibt ein »dreifacher Acetylen-
brenner*. Diese und ähnliche Projektions->
lampen können in Helligkeit mit Kalklicht und
elektrischem Licht nicht konkurrieren, auch ist
ihre Bedienung meist umständlicher. Wer
jedoch von letzterwähnten Punkten absehen
will, mag es mit Mita- oder Acetylenlicbt
versuchen; ähnliches Besseres ist uns nicht
bekannt.
Ich habe mehrere Aufnahmen von
Interieurs auf X- Platten mit Unter guss
gemacht und zeigten diese aUe starke
Neigung zum Losschwimmen der Schicht,
Die Temperatur der Bäder war die ge-
wöhnüehe, bei welcher ich früher bei
gewöhnlichen Platten gearbeitet habe.
Können Sie mir hier etwas raten?
Die Ursache könnte darin liegen, dass die
Entwicklerlösung zuviel Alkali enthielt und dass
die Platten in der Lösung zu lange »gequält'
worden sind. Sollte dies nicht der Fall ge-
wesen sein, so liegt wahrscheinlich ein Fabri-
kationsfehler vor und wollen Sie dieserhalb
einmal bei der betreffenden Fabrik reklamieren.
IVo kann man Kritik üer seine Bilder,
sowie Techrik wie Komposition berück-
sichtigend erhcLÜen?
Uns sind hierfür Adressen picht bekannt.
Vielleicht wenden Sie sich dieserhalb einmal an
einen photographischen Verein Ihrer Gegend.
Zu der Frage über Stereoskop- Apparate y
Seite 162 der Kl. Chronik lässt uns das
Süddeutsche Camerawerk Koerner&* Mayer-
Sontheim folgende Mitteilung zugehen.
Wir gestatten uns, Sie auf unseren Ortho-
stereoskopapparat aufmerksam zu machen.
Gleichzeitig bemerken wir, dass auch unsere
Schlitzversphluss - Klappcameras »Nettcl* für
Stereoskopaufnahmen im Formate 9x14 cm
hergestellt werden, wozu dann eine Rollfilms-
kassette 9X14 c/ßi mit oblonger Schauöffnung
zu verwenden ist — Jedenfalls wird bei
einem solchen, dem doppelten Masse der
Augendistanz entsprechenden Bildformate eine
in jeder Beziehung gute und natürliche Plastik
der Stereoskopbilder erreicht.
PreiB-Äusschreiben.
Von dem Goerz-Preisausschrelben ist jetzt
die Liste der Prämiierten erschienen. Im
ganzen wurden 98 Einsendungen ausgezeichnet,
darunter befinden sich 63 Ausländer. Von be-
kannten deutschen Photographen und Ama-
teuren finden wir auf der Liste folgende Namen :
Ferd. Bimpage-HaUe a. S., Willy Wilke-
Hamburg, A. Wände - Salzwedel, Alfred
Schneider - Meissen, Hauptmann Böhmer-
Lyck, Otto Scharf -Krefeld.
Geschäftliche Mitteiltmi^en.
Die Firma C. F. Kindermann k Co.-
Berlin SW. teilt uns folgendes mit: Infolge
der überaus günstigen Aufnahme, weiche der
Entwicklungsapparat bei Tageslicht .Bravo"
(System „v. Goldammer") allseitig gefunden bat,
sehen wir uns veranlasst, die Fabrikation des-
selben in ganz bedeutenden Quantitäten vorzu-
nehmen und Spezial-Maschinen und -Werkzeug-
einrichtungen dafür aufzustellen. Durch diese
Massregel sind wir in die angenehme Lage ge-
setzt, den Preb des Apparates auf 30 Mk.
herabzusetzen.
170
INHALT: Vereins-Nachrichten — Fragen und Antworten — Verschiedenes — Ausstellungs-
Nachrichten — Geschäftliche Mitteilungen.
Vereins - Nachrichten.
Die Vet-antwoHung für die Fassung und den Inhalt der Vereinsberichte tragen die betreffenden
Vereinsvorstände,
Die verehrlichen Vereinsvorstände werden freundlichst gebeten, uns die Protokolle recht bald
nach den betreffenden Sitzungen zugehen zu lassen. Es ist uns nicht möglich, die nachträglich
eingehenden, von einem Vierteljahr und länger gesammelten Berichte eines Vereins auf einmal
zum Druck zu bringen, anderseits haben die so verspätet gebrachten Beschlüsse und Verhandlungen
eines Vereins an Interesse sehr oft eingebOsst. Auch bitten wir um eine nach Möglichkeit
knappe Fassung der Protokolle, insbesondere bez. der Projektionsvorträge, da der Inhalt
dieser der Photographie meist sehr fern liegt. Die Redaktion.
Gesellschaft zur Förderung der
Amateur-Photographie, Hamburg.
Donnerstag, 4. Juni 1903.
Generalversammlung.
Tagesordnung :
1) Mitteilungen Aber die Jubiläumsausstellung
und über Erfolge der Gesellschaft bei aus-
wärtigen Ausstellungen.
2) Wahl eines Ehren-Präsidenten an Stelle
des verstorbenen Herrn Senators Möring.
Dei* stellvertretende Vorsitzende, Dr. Ed.
Arning, eröffnet die Sitzung mit der Mitteilung,
dass der Vorsitzende, Herr Ernst Juhl, im
Interesse der Jubiläumsausstellung eine Reise
habe unternehmen müssen und deshalb nicht
anwesend sein könne. Nachdem alsdann der
erste Punkt der Tagesordnung seine Erledigung
gefunden hatte, wurde zur Wahl eines Ehren-
Präsidenten an Stelle des verstorbenen Herrn
Senators Möring geschritten. Der Vorsitzende
führte aus, dass der Vorstand den Wunsch ge-
habt habe, anlässlich der im Herbst stattfindenden
Jubiläumsausstellung ein neues Ehren-Präsidium
zu ernennen, und es gereiche dem Vorstande
zu grossem Vergnügen, der Versammlung ^-
öffnen zu können, dass Se. Magnifizenz, Herr
Bürgermeister Dr. Burchard, der derzeitige
Vorsitzende der Kommission für die Verwaltung
der Kunsthalle, sich bereit erklärt habe, die
Ehren-Präsidentschaft anzunehmen. Nach dieser
von der Versammlung mit Beifall aufgenommenen
Mitteilung wird Se. Magnifizenz, Herr Bürger-
meister Dr. Burchard, einstimmig zum Ehren-
Präsidenten der Gesellschaft erwählt, worauf
die Generalversammlung geschlossen wird.
Bei der vom 14. bis 27. Mai in den Räumen
der Gesellschaft veranstalteten anonymen Aus-
stellung von Bildern von hiesigen Mitgliedern
hat Herr Leutnant Boell den I. Preis erhalten.
Fräulein Elisabeth Carr und Herr Arthur
Robert erhielten wegen guter Porträtaufnahmen
eine „lobende Erwähnung". Ausser Konkurrenz
hatten ausgestellt die Herren G. Henry Grell
und Th. & O. Hofmeister.
Als Preisrichter fungierten die Herren :
Dr. Ed. Arning, G. Henry Grell, B. Troch.
Donnerstag, den 8. Oktober 1903, im Vereinslokal.
1) Vortrag des Herrn Ingenieur Krayn über
ein neues Kopiermaterial zur Herstellung
ein- und mehrfarbiger Pigmentbilder (Pig-
mentfolien) der Neuen Photographischen
Gesellschaft A.G., Berlin-Steglitz.
2) Vorführung eines Kalklichtapparates für
Projektionszwecke und Vergrösseningen
im Privathaus seitens der Firma W.
Frankenhäuser, Hamburg.
171
KLEINE CHRONIK.
Schlesische Gesellschaft
von Freunden der Photographie,
Breslau.
General-Versammlung
im Palast-Restaurant, Neue Schweidnitzerstr. 17,
16. Oktober 1903.
Tagesordnung.
1. Jahresbericht; 2. Kassenbericht; 3. Neu-
wahl des Vorstandes; 4. Antrag auf Änderung
von II. § 3 der Satzungen.
Anwesend 20 Ä^itgUeder.
Der Vorsitzende Dr. Riesenfeld eröffnet
nach 9 Uhr die Sitzung und erteilt Herrn Peltz
das Wort zur Verlesung des Jahresberichtes.
Die mit gutem Humor gewürzten Mitteilungen
tragen dem Referenten den allgemeinen Beifall
der Anwesenden ein. Nachdem der Vorsitzende
dem Schriftführer für seine Mühewaltung den
Dank der Gesellschaft ausgesprochen hat, be-
kommt Herr Gebek, der Schatzmeister unseres
Vereins, das Wort zu seinem Kassenbericht.
Wenig versprechend war seine einleitende
Bemerkung und bange Sorge spiegelte sich
in den Minen der Zuhörer, fürchtend, das Vor-
handensein eines grossen Mankos zu erfahren.
Doch der geschätzte Kassierer schien sich nur
einen kleinen Scherz mit uns erlaubt zu haben.
Nicht nur kein Defizit, sondern sogar einen
nennenswerten Überschuss hatte die Kasse auf-
zuweisen. Herr Buchmann, welcher in
Gemeinschaft mit Herrn Hausfelder die Be-
lege und den Bestand einer Prüfung unterzogen
und in tadelloser Ordnung gefunden hatte,
würdigte die Äusserst gewissenhafte und spar-
same Kassenführung in gebührenderweise und
beantragte Dechargeerteilung, welcher auch Folge
geleistet wurde. Wie in früheren Jahren, so
waren auch diesmal in vorangegangener Vor-
standssitzung den Anwesenden für die Neuwahl
des Vorstandes Vorschläge gemacht worden.
Die Wahl erfolgte laut Statut in drei besonderen
Wahlgängen. Im ersten Wahlgange, welcher der
Wahl des ersten Vorsitzenden galt, ging der bis-
herige, bewährte Vorsitzende des Vereins, Herr
Dr. Riesenfeld, hervor. Im zweiten Wahl-
gange erfolgte die Wahl der beiden Stell-
vertreter des Vorsitzenden. Es wurden in dem-
selben die Herren Prof. Dr. Hager und Kauf-
mann Fr. Kionka wiedergewählt. Der dritte
Wahlgang galt der Wahl der übrigen Vorstands-
mitglieder. Als wiedergewählt gingen aus dem-
selben hervor: Herr Peltz als erster, Lehrer
Menzel als zweiter und Kaufmann M a m e 1 o k als
dritter Schriftführer, ferner die Herren Gebek
— Kassierer, Kaufmann Schatz— Bibliothekar
und Rentier H. Pringsheim — Atelier -Ver-
walter. Bei der Wahl der Beisitzer mussten
einige Stimmen als ungültig erklärt werden, da
einzelne Herren verabsäumt hatten, von der
Liste der Vorgeschlagenen die entsprecheade
Anzahl zu streichen. Gewählt wurden die
Herren: Prof. Dr. Ab egg, Prof. Dr. Herrn.
C oh n, Kaufmann König, Brandmstr.B. Redde-
mann, Kaufmann H. Schönberg, Prof. Dr.
Strauss und Bildhauer R. Wilboro. Alle
Gewählten nahmen die Wahl an.
Der Wegzug des sehr bewährten Mitgliedes
Spindler hatte den Vorstand veranlasst, dco
Antrag su stellen, genannten Herrn forthin als
korrospendierendes Mitglied zu führen. Die Ver-
sammlung nimmt den Antrag einstimmig an.
Eine grössere Redeschlacht ruft der \'ierte
Punkt der Tagesordnung hervor. Referent Kauf-
mann Schatz empfiehlt der Versammlung, dem
Antrage des Vorstandes beizustimmen, wonach
auch Berufsphotographen in die Schles. Ges.
von Freunden der Photographie aufgenommen
werden können. Herr Wilborn erklärt sich
gegen Annahme. Auf seine Anfrage, ob in
anderen derartigen Vereinen auch Bemis-
photographen aufgenommen würden, antwortet
Prof. Dr. Hager, dass seines Wissens nach in
zwei Vereinen dies der Fall ist, was in einem
jedoch eine Spaltung des betreffenden Vereines
herbeigeführt hätte, während in dem anderen
zwischen Berufsphotographen und Amateuren
das beste Einvernehmen herrsche. Ein fernerer
Einwurf des Bildhauers Wilborn, dass bei un-
seren Ausstellungen die Berufsphotograpben
mit ihren Bildern vorherrschen und uns speziell,
was Porträts anbelangt, ausstechen würden,
wird von den Herren Dr. Riesenfeld, Prof.
Hager, Kaufmann Schatz, Maler Peltz,
Rentier Pringsheim und Maler Kionka,
welche sich lebhaft an der Debatte beteiligten,
zurückgewiesen. Es wurde u. a. vorgeschlagen,
im event. Falle zwei Gruppen: 1. Bemfs-
photographen , 2. Amateure zu veranstalten.
Besonders aber wurde allseitig betont, dass wir
speziell, was Technik anbelangt, nur von den
Berufsphotographen lernen könnten, während
andererseits diese in manchen Beziehungen auch
von uns manche Anregung erhalten könnten.
Der Antrag des Vorstandes fand bei der Ab-
stimmung Annahme.
Während der Ferien hatte sich eine grosse
Menge Zuschriften, Kataloge usw. angesammdt
Die Versammlung nahm von derselben Notiz.
Einige Nummern von zugesandten Zeitschriften,
ferner ein zweites Exemplar des Werkes:
.Holm, Das Objektiv im Dienste der Photo-
graphie", welches dem Verein vom Verlage über-
wiesen war, wurden der Bibliothek überwiesen.
Eine Probe selbsttonenden Papiers wurde an
die technische Kommission gegeben, welche in
diesem Jahre von den Herren Pringsheim,
Peltz und Wilborn gebildet wird.
Herr Schatz teilt der Versammlung die
Neuanschaffungen der Bibliothek vom 1 . Oktober
172
KLEINE CHRONIK.
1902 bis 1. Oktober 1903 mit und empfiehlt die-
selbe zum regen Gebrauche. Ferner sollen laut
Mitteilung auf den Einladungen die Herren
Kionka, Pringsheim und Schatz an den
Sitzungsabenden Auskunft über Fragen der
photögraphischen Praxis erteilen.
Da weitere Mitteilungen nicht vorliegen,
schliesst der Vorsitzende nach 11 Uhr die offi-
zielle Sitzung. O. Menzel.
Jahresbericht.
Wiederum stehen wir am Schlüsse eines
Vereinsjahres; es ist das sechzehnte seit dem
Bestehen der Schlesischen Gesellschaft von
Freunden der Photographie. War auch die
Zahl der Mitglieder damals klein, so ist sie doch
von Jahr zu Jahr stetig gewachsen, so dass sie
heute die ansehnliche Zahl von 139 erreicht
hat. Doch nicht die hohe Mitgliederzahl macht
<lie Grösse eines Vereins aus, auch nicht das
Vermögen, welches sich in der Kasse befindet,
sondern seine Tätigkeit und Tüchtigkeit nach
innen und aussen, sowie die Vervollkommnung
•der einzelnen Mitglieder im künstlerischen Emp-
finden und im technischen Können. Wenn
auch in dieser Beziehung nicht alle Mitglieder
auf gleicher Höhe stehen wie die Herren Fer-
scheid, Henneberg, Kühn u.a., so sind es
aber doch einige, welche ebenfalls Hervor-
ragendes leisten, wie die diesjährige Prämiierung
auf der Ausstellung in Hamburg bewiesen hat.
Die Herren Schatz und Richter sind mit
£hrendiplomen und der silbernen Medaille und
Herr Gritschker mit der bronzenen Medaille
ausgezeichnet worden. Ebenso können sich die
Photographien in natürlichen Farben des Herrn
Dr. Riesenfeld mit jeden anderen auf diesem
Oebiete messen. Wenn auch die Erfolge ein-
zelner Mitglieder hervorragende sind, so kommen
aber dennoch viele nicht weit über das Celloidin-
papier hinaus. Ozotypie, Kohle-, Platin- und
Gummidruck sind Techniken, die bisher nur auf
-einen verhältnismässig kleinen Kreis beschränkt
geblieben sind. Möge die nächste Ausstellung
auch hierin einen Fortschritt aufweisen!
Bevor ich jedoch auf die inneren Angelegen-
heiten unserer Gesellschaft näher eingehe, ge-
statten Sie mir, derjenigen Mitglieder ehrenvoll
zu gedenken, die der Tod plötzlich aus unserer
Mitte gerissen hat. Es sind dies die Herren:
Prokurist Erhard t, Konsul Meyer und
Telegraphen-Direktor Uhlmann. Der letztere
^var schon im vorhergehenden Jahre durch
längere Krankheit verhindert, an unseren
Sitzungen persönlich teilzunehmen, doch sobald
sich seine Krankheit zum besseren gewandt,
erschien er wieder regelmässig und fühlte sich
wohl in unserem Kreise, wie er oft selbst aus-
gesprochen hat. Leider waren ihm nur noch
wenige Monate zu leben vergönnt. Sein und
der Verstorbenen Andenken wird bei uns stets
in Ehren bleiben.
Wenn wir die Protokolle des abgelaufenen
Jahres durchblättern, so sehen wir, dass die
Tätigkeit der Schlesischen Gesellschaft von
Freunden der Photographie sich nach der künst-
lerischen, technischen und wissenschaftlichen
Seite hin erstreckte. Dr. Riesenfeld suchte
durch seine Skioptiken-Vorträge über die fran-
zösische Malerei und über die Kunstgegenstände
des Vatikans, Peltz durch Referate aus den
Zeitschriften das Verständnis für Kunst und alles,
was damit zusammenhängt, zu wecken und zu
pflegen; die Vorträge von Wilborn Über die
verschiedenen photographischen Druckverfahren
und über Herstellung von Papier-Negativen, von
Pringsheim über den Pigmentdruck,' von
Prof. Ab egg über Vorrichtungen zum Bild-
suchen, von Dr. Riesenfeld über die Technik
der Vergrösserungen und über Ozotypie, von
Peltz über photographische Apparate waren
geeignet, die Mitglieder mit allem dem vertraut
zu machen, was heute zur Herstellung eines
guten und schönen photographischen Bildes
gehört. In wissenschaftlicher Hinsicht wirkten
höchst anregend die Vorträge von Prof. Dr.
Cohn Über den anastatischen Druck, von
Kionka über Objektive, von Hesekiel aus
Berlin Ober das Coxin, sowie auch der Skioptiken-
Vortrag von Peltz Über die Inseln Bornholm
und Christiansöe.
Als eine gute Idee muss die Anregung des
Herrn Pringsheim, eine Postkarten-Ausstellung
zu veranstalten, bezeichnet werden. Sie fand
in der Osterwoche 1903 in der Realschule II
statt und war von etwa 20 Mitgliedern mit ca.
500 Postkarten beschickt worden. Der Besuch
dieser Ausstellung war ein äusserst reger, die
Ausstellung selbst hoch interessant, sie wurde
von sämtlichen hiesigen Zeitungen günstig be-
sprochen. Sie gab Veranlassung zu dem in der
Sitzung am I.Mai d. J. gefassten Beschlüsse:
„Die Gesellschaft von Freunden der
Photographie veranstaltet im Frühjahr 1904
eine öffentliche Ausstellung von Arbeiten
ihrer Mitglieder, jedoch nur bis zu dem
Format von 18X24V)W.''
War auf diese Weise für geistige Anregung
hinreichend gesorgt, so liess es sich der Vor-
sitzende aber auch angelegen sein, die gesellige
Seite des Vereinslebens zu pflegen. Denn kaum
waren die offiziellen Sitzungen mit ihren ernsten
und gründlichen Debatten geschlossen, als auch
schon der Humor in seine Rechte trat. Was
einzelne Mitglieder in dieser Beziehung zu
leisten imstande sind, das aufzuzeichnen wäre
dem Schriftführer selbst mit dem Stifte eines
Oberländers und der Feder eines Königs
nicht möglich.
173
KLEINE CHRONIK.
Dass im verflossenen Jahre kein Stiftungs-
fest gefeiert wurde, also die Gesellschaft ihren
Geburtstag stillschweigend übergangen hat, wird
nicht bloss von dem Schriftführer, sondern auch
von vielen Damen bedauert. Festlichkeiten, in
der richtigen Weise arrangiert und geleitet,
tragen viel dazu bei, die Mitglieder einander
näher zu bringen, dies zeigte deutlich das
Stiftungsfest vor zwei Jahren sowie das zur
Einweihung des neuen Lokals veranstaltete
Abendbrot im Palast-Restaurant und der Aus-
flug nach Lissa.
Im vergangenen Jahre wurden 13 ordent-
liche Sitzungen abgehalten, welche durchschnitt-
lich von 26 Mitgliedern — gegen 25 im vorher-
gehenden Jahre — besucht waren. Die meisten
Mitglieder waren anwesend in der Sitzung am
6. M&rz (34), die wenigsten am I.Mai (19).
Ausserdem wurden 3 Vorstandssitzungen und
1 Generalversammlung abgehalten.
Referate über die Versammlungen wurden
sämtlichen hiesigen Zeitungen stets zugeschickt,
doch nur der General- Anzeiger und die Schle-
sische Zeitung brachten dieselben regelmässig,
auch meist ungekürzt, zum Abdruck, die übrigen
nur, wenn eine hervorragende Persönlichkeit
einen Vortrag hielt.
Die Bibliothek wurde im abgelaufenen Jahre
von 51 Mitgliedern in Anspruch genommen,
wovon 8 sich speziell für den Gummi- und
Platindruck zu interessieren schienen und 4 die
künstlerische Landschaftsphotographie studieren
wollten; die übrigen haben meist Zeitschriften,
Kompendien, Ratgeber und Handbücher ver-
langt.
Von Journalen wurden folgende gehalten:
1. Atelier des Photographen; 2. Photogra-
phisches Centralblatt (2 Exempl.); 3. Photo-
graphische Chronik; 4. Photographische Corre-
spondenz; 5. Die Kunst für Alle; 6. Moderne
Kunst; 7. Photographische Kunst; 8. Inter-
nationale Kunstphotographien ; 9. Photogra-
phischc Mitteilungen; 10. Photographische
Rundschau; 11. Wochenbeilage zur Photogra-
phischen Kunst; 12. Zeitschrift für Repro-
duktionstechnik.
Sie lagen im Vereinslokal bei den Sitzungen
aus und zirkulierten in besonderen Mappen
unter 39 Mitgliedern. Als Vereinsorgan werden
die Photographischen Mitteilungen gehalten.
Das Atelier und der Vergrösserungsapparat
befinden sich in bester Ordnung und sind von
den Mitgliedern viel benutzt worden.
Die Schlesische Gesellschaft von Freunden
der Photographie besteht gegenwärtig aus
139 Mitgliedern, und zwar 109 einheimischen,
17 auswärtigen, 11 korrespondierenden und
2 Ehrenmitgliedern. Ausgeschieden sind im
Laufe des Jahres 21, neueingetreten 18. Im
vorhergehenden Jahre waren ausgeschieden 10
und neueingetreten 19.
Aus der Statistik geht hervor, dass diejenijreo
Sitzungen, in welchen die verschiedenen Druck-
verfahren, wie Vergrösserungen, (33 -f- 3), Ozo-
typie (27 -|- 2), Pigmentdruck (28 -\- 1) etc., prak-
tisch vorgeführt und diejenigen, in welchen
Skioptikon-VorfOhrungen veranstaltet wurden,
am zahlreichsten besucht waren.
Das Vereinslokal musste aus verschiedenea
den Mitgliedern bekannten Gründen in da«
Palast-Restaurant verlegt werden.
Überblicken wir nun noch einmal die Tätig-
keit im abgelaufenen Jahre und vergleichen sie
mit der des vorhergehenden Jahres, so ist wohl
ein kleiner Fortschritt zu verzeichnen. Schoa
der Umstand, dass überhaupt eine Ausstdiung
photographischer Erzeugnisse vorhanden ge-
wesen und eine solche auch für das kommende
Jahr geplant ist, verdient lobend hervorgehoben
zu werden. Möchten sich nur an der nächsten
Ausstellung recht viele Mitglieder beteiligen
und die Schätze, welche in den Dunkelkammern
verborgen liegen, an das Tageslicht ziehen!
Denn nur durch Vergleichung seiner eigenen
Arbeiten mit anderen gelangt man zur Viel-
seitigkeit und Vollkommenheit, die wir doch
gewiss alle anstreben.
Zum Schluss meines Berichtes kann ich
nicht umhin, den gemütlichen Verkefarston und
das herzliche Verhältnis der Hitglieder unter-
einander auch dieses Jahr wieder besonders
hervorzuheben. Möchte neben dem Wissen-
schaftlichen und Künstlerischen auch die Ge-
selligkeit so weiter gepflegt werden, wie dies
bis jetzt geschehen ist, und die Schlesische
Gesellschaft von Freunden der Photographie
auch fernerhin wachsen, blühen und gedeihen,
damit das Ziel, die Photographie zur Kunst zu
erheben, erreicht werden kann. Peltz.
Rheinischer Cameraklub Mainz.
Monats Versammlung vom 10. November 1903.
Nach der Eröffnung der Sitzung teilte der
Vorsitzende mit, dass dem Verein verschiedene
Bücher zum Geschenk gemacht worden seien,
nämlich „Das Objektiv" von Dr £. Holm durch
die Firma C. P. Görz Aktiengesellschaft, »EHe
Photographische Kunst im Jahre 1902" von F.
Matthies-Masuren durch die Verlagsbuch-
handlung Wilh. Knapp in Halle a. d. Saale
und der Ausstellungskatalog der Gesellschaft
zur Förderung der Photographie in Hambmg,
die mit dem Ausdrucke des Dankes an die
Geber der Vereinsbibliothek einverleibt wurden.
In die Katalogsammlung wurden aufgenommen :
das Handbuch der Chemischen Fabrik auf Aktien
vorm. E. Schering in Berlin und die Jubiläums
174
\
KLEINE CHRONIK.
ausgäbe des Handbuchs beim Entwickeln und
Belichten der ApoUoplatten von Unger & Hoff-
mann in Dresden. Zum Umlauf gelangten die
eingegangenen Probehefte der Zeitschriften
.Gut Licht" herausgegeben von Frz.Sedlaczek,
Wien, pPhQtographisches Wochenblatt" von
S. Gaedicke, Berlin, „Apollo" von Herrn.
Schnauss, Dresden, »Die Saison" von A.
Scharrer, München, »Überall" Verlag von
BoU & Pickardt in Berlin.
Ferner gelangten nach kurzer Besprechung
durch den Vorsitzenden die eingegangenen Pro-
spekte, Preislisten usw. nachstehender Firmen
zur Verteilung:
C. F. Kindermann & Co. in Berlin SW.
über Klappcamera Royal, Aktiengesellschaft für
Anilinfabrikation, Mitteilungen No. 22 und 23,
F. Weisbrod & Cie. über Trockenplatten, A.
Hch. Rietzschel, München, über Rouleauclack,
Wilh. Knapp, Halle (Saale) Muster moderner
Kartonpapiere, Frd. Bayer & Co, Elberfeld,
über Rotlack, Sulfite, Blitzlicht, Edinolspezial-
entwickler für photographische Papiere, Fixier-
salzzerstörer, Acetonsulfit usw., Heinrich Er-
nemann A.-G. über Kinematograph und Auto-
Bob, L. Gervaert & Cie, A.-G., Oude God
bei Antwerpen über Kopierpapiere, H. Mer-
zen ich. Barmen, über eine zerlegbare Kollek-
tivstaffelei, R. Minzlaff, Tilsit, über Projek-
tionsvorträge, Anton Busch, Plön, über pho-
togr. Vergrösserungen , Bülter & Stammler,
Hannover und Albin Müller, Dresden-A. über
Photogr. Apparate, Unger & Ho ff mann,
Dresden, über Projektionsapparate und Zubehör,
Hch. Lomberg & Co., Langenberg, Ober
Trockenplatten, Frz. Wilde & Sohn, Görlitz,
Ober Cosmos-, Chlor-, Jod-, Bromsilber-Platten,
Apollo, Dresden-A. über Manlys Original
Ozotypie-Verfahren .
Hieran schloss sich die Ausgabe der von der
Firma Farbenfabriken Frdr. Bayer & Cie. in
Elberfeld übersandten Proben von Rotlack, Fixier-
salzzerstörer, Edinoltabletten und Aristo- Edinol-
Hydrochin.-Entwickler, sowie Proben vonKodoid-
platten und selbsttonendem Soliopapier der
Kodakgesellschaft Berlin.
Reges Interesse erweckte die Vorführung
der von der Firma Rieh. Höh & Cie. in Leipzig
eingegangenen Neuheiten, zweier Blitzlampen mit
pneumatischer Auslösung einer Lux -Kopieruhr,
eines Taschen stativs und eines Plattenhalters.
Die Besichtigung eines Teils der von unserem
Vorsitzenden bei einer Tour durch die säch-
sische Schweiz gemachten Stereo-Aufnahmen
brachte eine angenehme Abwechselung.
Hierauf erhielt der heute als Gast anwesende
Vertreter der Kodakgesellschaft Herr Ed. Scher-
ner aus Berlin das Wort zu einem Referate
über die Kopierpapiere der Gesellschaft. Zum
leichteren Verständnis der Verarbeitung der
Entwicklungspapiere wurden vor den Augen
der Versammelten einige Kopieen hergestellt,
deren treffliche Ausführung ein beredes Zeug-
nis von der Güte des Fabrikates ablegte. Den
gleichen Zweck erreichten auch die von Herrn
Scherner zahlreich zur Vorlage gebrachten
Musterkopieen. Dass Herr Scherner es ver-
standen hatte, während der Dauer seiner Aus-
führungen die Aufmerksamkeit der Versammelten
rege zu halten, gab die ihm gezollte Aner-
kennung kund, welcher mit warmen Worten des
Dankes von dem Vorsitzenden Ausdruck ver-
liehen wurde.
Den Schluss der Sitzung bildeten die Vor-
führung der von E. Kiek er t in Elberfeld dem
Verein in dankenswerter Weise zur Verfügung
gestellten Blitzlichtlampe Kolumbus. Ihre Er-
probung bei einer Aufnahme der versammelten
Mitglieder lieferte ein gutes Resultat.
Freie Photographische Vereinigung
zu Erfurt.
Wie schon in Heft 22 kurz berichtet, hat
sich in Erfurt eine Reihe von Liebabern der
Photographie zu einem neuen Verein unter dem
Namen „Freie Photographische Vereinigung zu
Erfurt" zusammengetan. Als Hauptzweck hat
sich derselbe erkoren in völlig freier Art die
künstlerische Photographie zu pflegen und
seinerseits zu erhöhtem Ansehen dieser schönen
Kunst, sowie zur Belebung des Kunstsinnes
weiterer Kreise beizutragen. Deshalb soll nicht
der Photographie ausschliesslich gehuldigt wer-
den, nein, alle Künste, aUes was den Menschen
in edler Weise erfreuen und erheben kann,
soll, soweit es in den Mitteln des Vereins
steht, kräftig gefördert werden. Eine Anzahl
neuer Aufgaben haben sich die Mitglieder
bereits gestellt und hoffen wir, dass es den-
selben bald gehngen wird, zu beweisen, dass
ihre Bestrebungen auch in die Tat umgesetzt
werden, so dass der junge Verein getrost in
die Reihe der bewährten älteren Vereine, die
dasselbe Ziel verfolgen, aufgenommen werden
kann. Eine kleine Probe seiner Leistungen
bietet die vorletzte Nummer der Zeitschrift, in
welcher einige Aufnahmen des Vorsitzenden,
Herrn Dr. Ing. G. Herberg, reproduziert
sind.
Das Sekretariat befindet sich Bahnhofstr. 37
bei Herrn O. Zechmann.
Sitzungsabende des Vereins jeden 2. und
4. Freitag des Monats im „Rheinischen Hof",
wozu Freunde der Sache stets willkommen sind.
Erfurt, den 24. November 1903.
175
KLEINE CHRONIK.
Amatenr-Photographen- Verein
Duisburg.
Protokoll der XXI. Vereinssitzung am
31. Oktober 1903.
Eröffnet wird dieselbe um 9^/4 Uhr durch
den I.Vorsitzenden Herrn Rojahn.
Anwesend sind 20 Herren und 6 Gäste.
Das Protokoll der vorigen Versammlung wird
verlesen und genehmigt.
Zur Tagesordnung: Punkt I. Durchsicht
der Kieler- und Würzburger Wandermappe.
Beide Mappen zirkulieren zur Durchsicht. Es
erregt namentlich die Kieler Mappe durch ihre
Pigment- und Gummidrucke allgemeines Interesse.
Punkt II." Kritik unserer neuen Wander-
mappe. Die als erste eingegangene Kritik des
Münchener Vereins wird verlesen. Dieselbe
spricht sich im Allgemeinen sehr lobend über
unsere neue Mappe aus. Als bestes Bild kenn-
zeichnet derselbe eine Aufnahme des HeiTn
Rojahn „Abend am Como-See".
Punkt III. Retouchier-Kursus betreffend.
Derselbe ist am 27. Oktober d. J. eröffnet worden
und haben bereits einige Herrn an demselben
Teil genommen. Es ist der Dienstag Abend
von 8 bis 9 Uhr beim Photographen Herrn
Gerling hierfür angesetzt. Es mögen die Mit-
glieder recht ausgiebigen Gebrauch davonmachen,
Punkt IV. Ausbildung der Anfanger. Hier-
zu wird bemerkt, dass sich die ftlteren Mitglieder
gern bereit erklären, jungen Anfängern mit Rat
und Tat zur Seite zu stehen. Ausserdem wird
diese Angelegenheit der Kommission übergeben.
Punkt V. Festsetzung der Preise für den
nächsten Wettbewerb. Es werden der Ver-
sammlung folgende Preise vorgeschlagen und
von derselben genehmigt: 1. Preis: Ein Weit-
winkel-Objektiv. 2. Preis: Eine Blitzlichtlampe.
3. Preis: Eine Schneidemaschine. 4. Preis: Eine
Dunkelkammer -Lampe mit schiebbaren Zylin-
dern, gelb und rot. 5. Preis: Ein Satz Gelb-
scheiben. 6. Preis: Ein silbernes Tablett mit
vier Gläsern. 7. Preis: Ein Dutzend Pigment-
Folien. 8. Preis: Eine Kiste Havanna. (6—8 ge-
stiftet von Vereinsmitgliedern.)
Zum Einkauf der Preise wird eine Kommis-
sion, bestehend aus den Herren Dr. Meltzing,
Neuhaus und O. Wiegand, gewählt.
Verschiedenes. Herr Rojahn referiert Über
den Projektionsabend in Düsseldorf, an welchem
seitens unseres Vereines die Herren Rojahn,
Lierhaus, Lindemann und O. Wiegand
nach vorangegangener Einladung Teil nahmen.
An Drucksachen kamen zur Verteilung:
C. König, Aktien-Gesellschaft für Anilinfabri-
kation, ferner Unger & Hoffmann, Prospekt
über Projektions- und Vergrösserungsapparate.
Am Schluss der Tagesordnung reihte sich
der angesagte Vortrag des Herrn Scherner,
Vertreter der Kodak-Gesellschaft an, beginnend
mit einer kurzen Einleitung, in welcher derselbe
hauptsächlich auf die Entwicklungspa^Mere auf-
merksam machte und ausdrflcklich betonte, dass
den Entwicklungs-Papieren, namenÜicfa in Aina-
teurkreisen, die Zukunft gehöre.
Herr Sehern er b^ann dann mit einigen
Abzügen auf Dekko-Papier. Er bediente sich
hierbei eines ziemlich dichten Negatives, belichtete
dasselbe mit einem 8 — 10 mm langen Magnesium-
band und entwickelte hierauf die Kopie mit
einem konzentrierten HydrochinonentwicUer,
zuerst ohne Zusatz von BromkalüOsuag, bei
welchem die Weissen nicht ganz rein blieben,
dann unter Zusatz von Bromkalilösnng ; es ent-
stand ein tadelloses Bild mit reinen Weissen.
Die Entwicklung ging rasch von statten. Das
Resultat der Bilder war ein recht zufrieden-
stellendes.
Nach der Entwicklung wurden die Bilder
kurze Zeit in eine Natriumhyposulfitlösung zum
Ausfixieren gelegt. Zwischendurch zirkulierten
Vergrösserungen auf Bromsilberpapieren (Po-
sitive vsrie Negative). Diese Papiere, welche
sich hauptsächlich durch ihre Dichtigkeit, Durch-
sichtigkeit und Glätte (d. h. fast kornlos) aus-
zeichneten, eignen sich vorzüglich für Kohle-
und Gummidruckverfahren, da man dieselben
von beiden Seiten kopieren kann und man auf
diese Weise direkt beim ersten Abzug ein seiten-
richtiges Bild bekommt.
Ferner zirkulierten Aufnahmen, welche auf
Solio-Papier kopiert waren und durch ihre an-
mutigen Sujets und Tonfülle allgemeine Be-
wunderung hervorriefen.
Es gelangten einige Pakete dieser Papiere
zur allgemeinen Verteilung.
Ein Kodakapparat (neues Fa^on) 10 X 16,
sowie ein Entwicklungskasten für Films mit
Drehvorrichtung wurde gezeigt und erklärt.
Herr Rojahn schliesst dann, nachdem er
dem Herrn Scherner im namen des Vereins
seinen Dank für den so schön und anregend
verlaufenen Vortrag ausspricht, gegen 1 Uhr
die Versammlung.
I. Vorsitzender: I. Schriftführer:
C. Rojahn. O. Wiegand,
Ingenieur.
Deutsche Gesellschaft von Freunden
der Photographie in Berlin.
Monfag, den 9. November 1903, abends 8 ühr:
Ordentliche Versammlung
im Kasino der königlichen Kriegsakademie,
Dorotheenstr. 58/59.
Vorsitzender: Herr Geheimrat Tobold.
Als Mitglieder wurden aufgenommen: Herr
H. W. Lind, Ingenieur, Berlin NW. 52, Paul-
176
KLEINE CHRONIK.
Str. 25. Frau Clara Friedheim, W., Matthfti-
kirchstr. 3. Fräulein Suse Richter W., Motz-
str. 67. Herr O.Praetorius, N., Gartenstr. 100.
Frau Anna Rasch, Pankow, Amalienpark 5.
Als Mitglieder wurden angemeldet: Herr
Ludwig Bab, Besitzer einer photogr. Lehran-
stalt» Nürnbergerstr. 8. Herr Direktor Frede-
rick Gregory, Berlin SW., Friedrichstr. 16.
Nach Aufnahme und Anmeldung neuer Mit-
glieder macht der Schriftführer, Herr Direktor
Schul tz-Hencke, Mitteilung von den ein-
gegangenen Schriftstficken und Drucksachen.
Der Verein deutscher Ingenieure wirbt fQr sein
Unternehmen, ein allgemeines technisches
Wörterbuch in den drei Sprachen, deutsch,
englisch und französisch herauszugeben. Bei-
träge aus allen technischen Fächern sind will-
kommen. Auskunft erteilt Dr. Hubert Jansen
NW. 7., Dorotheenstr. 49. Einen Wettbewerb
für Amateurphotographen veranstaltet die Firma
Carl Mampe, Berlin, Veteranenstr. 24, in dem
sie verschiedene Preise für originellehumoristische
Momentphotographien aussetzt, bei denen eine
Originalflasche der Likörspezialität „Halb und
Halb" der Firma Mampe irgendwie zur Dar-
stellung gelangt. Die Einsendungen haben bis
zum 10. Dezember 1903 an die Firma zu ge-
schehen.
Die Verlagsbuchhandlung Knapp, Halle a. S.
empfiehlt „Die photographischc Kunst im Jahre
1903", herausgegeben von Matthies-Masuren,
zur Anschaffung für den Verein, und der Ver-
lag von Gustav Schmidt, Berlin, sendet einen
Prospekt über die im November erscheinende
„Camera-Kunst", eine internationale Sammlung
von Kunst-Photographien der Neuzeit,- heraus-
gegeben von Ernst Juhl, Hamburg. Auf An-
regung von Frau Exzellenz von Igel sollen
beide Werke in der Dezembersitzung zur An-
sicht vorgelegt werden. —
Die Firma C. P. Goerz sandte als Geschenk
für die Vereinsbibliothek ein Exemplar des
kurzlich von Herrn Anschütz herausgegebenen
Werkes „Cadinen", eine weitere Bereicherung
erfuhr die Bibliothek durch ein kleines Buch
aus der optischen Werkstätte Carl Zeiss, Jena,
^Anleitung zur Auswahl der Zeiss-Objektive
von Dr. P. Rudolph, Jena. — Nach diesem
kleinen Buche war solche Nachfrage, dass Herr
Direktor Schultz-Hencke beauftragt wurde,
bei der Firma Zeiss noch um einige Exemplare
zu bitten.
Ferner macht der Schriftführer bekannt, dass
der nächste ^kioptikonabend nicht wie gewöhn-
lich am dritten Montag des Monats stattfindet,
sondern am 30. November, da Herr Hauptmann
Tanera, der diesen Vortrag in liebenswürdiger
Weise übernommen hat, nur am genannten
Tage in Berlin anwesend sein kann. Herr
Direktor Schultz-Hencke fügt hinzu, dass
auch für den Dezember der Projektionsabend
verschoben wird und zwar wird derselbe in
der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr
stattfinden, welcher Zeitpunkt in den letzten
Jahren bei unseren Mitgliedern viel Anklang
gefunden habe. Ferner teilt Herr Schultz-
Hencke den Beschluss des Vorstandes mit,
dass nunmehr der Eintritt an den Projektions-
abenden nur gegen Abgabe einer Einladungs-
karte oder gegen Vorzeigen der Mitgliedskarte
gestattet ist. Jedes Mitglied wird zwei Gast-
karten erhalten. Weitere Karten sind auf
Wunsch erhältlich in der Geschäftsstelle Viktoria-
Luiseplatz 6. Im Anschlüsse an die Be-
sprechung über die Skioptikonabende wird noch
mitgeteilt, dass der Unterricht in der Herstellung
von Diapositiven im Atelier des Herrn Jens
Lützen, Passauerstr. 13, Sonnabend, den 14.
d. M., nachmittags 5 Uhr, beginnt und an fünf
aufeinanderfolgenden Sonnabenden daselbst statt-
finden wird.
Herr Direktor Breuer fordert zu einem
gemeinschaftlichen Ausflug auf und bittet ev.
Teilnehmer am Sonntag, den 15. d. M., den
Morgenzug 8'® ab Berlin nach Klein -Machnow
benutzen zu wollen.
Die N. P. G., Steglitz, hatte eine Anzahl Ein-
lasskarten zur Besichtigung der Kolossalphoto-
graphie „Der Golf von Neapel" in ihrem Aus-
stellungslokal, Leipzigerstr., zur Verteilung an
die Mitglieder gesandt.
Mit den in der letzten Sitzung verteilten
Proben von Pigmentfolien der N. P. G. hatten
Herr Holtz, Herr Nowak und Unterzeichnete
Versuche angestellt. Herr Holtz klagte Ober
das Rollen der FoHen, die beiden Letztgenannten
fanden das Arbeiten mit den Folien ausser-
ordentlich leicht und sicher, und hatten sehr
gute Resultate mit denselben erzielt. Auch die
vier Bilder, die Herr Heinicke zur Sitzung
eingesandt, sprachen entschieden zugunsten der
Folien.
Um die Zweifel, welche in letzter Sitzung
Ober das Roland Risse-Papier auftauchten, zu
zerstreuen, hatte Herr Direktor Schultz-
Hencke sich mit der photochemischen Fabrik
in Flörsheim in Verbindung gesetzt und die
Zusicherung erhalten, dass die Bilder tatsächlich
reine Platinbilder seien. Die Behandlungsweise
ist ähnhch wie bei allen Platinpapieren. Sen-
sibilisierungslösung, Papier und Entwickler ist
in der Fabrik Flörsheim a. M. erhältlich. Die
Fabrik sandte auch noch Proben ihres Matt-
papiers Koh-i-noor und wurde dieses der tech-
nischen Prüfungskommission Überwiesen.
Die Farbenfabriken vorm. Fried r. Bayer &
Co., Elberfeld, sandten ein Probepacket ihrer
neuesten Präparate, das zur Verteilung an die
Mitglieder gelangte.
Zu Punkt 6 der Tagesordnung „Ober Ozo-
177
KLEINE CHRONIK.
typie* mit Experimenten" ergriff Herr Direktor
Schultz-Hencke das Wort, und illustrierte
zugleich seinen Vortrag praktisch durch Sen-
sibilisieren des Papiers, Übertrag und Ent-
wicklung. * Es ist hier nicht der Ort zu
einem eingehenden Bericht, zumal schon des
öfteren in diesem Blatt das Wort zu dem
gleichen Thema ergriffen ist. Als praktisch
hervorzuheben ist, dass Herr Direktor Schultz-
Hencke als Grundpapier das gelatinierte Papier
von Dr. Jacoby, welches als vorpräpariertes
Papier für Platinpapier in den Handel kommt
benutzte, als besser aber empfahl, das Papier
selbst zu gelatinieren, da hierbei die Möglichkeit
vorhanden ist, immer genau die gleiche Menge
Gelatine auf den Bogen zu bekommen und die
etwas stärkere Gelatineschicht auch den Bildern
grössere Tiefe im Ton verleiht.
Man präpariert sich derartiges Papier, indem
man ein StQck gutes Rohpapier in lauwarmes
Wasser taucht, eine Glasplatte dem Formate
des Papieres entsprechend, nivelliert, das Papier
auf die Glasplatte bringt, an den vier Seiten
ungefähr 1 ctn breit umbiegt, um eine Art Schale
zu gewinnen und dann auf das Papier warme
Gelatinelösung in die Mitte aufgiesst, mit Finger
oder Glasstab das Ausbreiten der Gelatine Ober
den ganzen Bogen unterstützt, die Gelatine er-
starren lässt und dann den Bogen zum weiteren
Trocknen aufhängt. Die ganze Arbeit muss in
einem gut temperierten Raum geschehen. Die
Gelatinelösung ist angesetzt 1 : 20 und für ein
Stück Papier 30 X 40 Grösse nimmt man 50 ccm.
Zum Schlüsse legte Herr Direktor Schultz-
Hencke noch einige Bilder auf einem Papier
vor, welches noch namenlos und auch noch
nicht im Handel ist, das aber photographisch
eine Zukunft haben wird, da es die Vorzüge
des alten Albuminpapiers, Haltbarkeit, Wider-
standsfähigkeit mit dem Vorzuge des modernen
Celloidinpapiers , Lichtempfindlichkeit, vereinigt.
Schluss der Sitzung lO*/« Uhr.
M. Kundt.
Protok. Schriftführer.
Deutsche Gesellschaft
von Freunden der Photographie,
Sektion Steglitz.
Ordentliche Sitzung am Montag den 26. 10. 1903
im Restaurant Kaiserhallen.
Vorsitz: Herr C. Breuer.
Zu Punkt a der Tagesordnung „Geschäft-
liches" gibt der Unterzeichnete zunächst be-
kannt, dass bei der Beteiligung der Sektion an
der kunstphotographischen Ausstellung der
Freien Vereinigung Oldenburger Amateurphoto-
graphen in Oldenburg von 13 Auszeichnungen
2 auf die Sektion entfallen seien. £s erhielteo
Herr P. Mengel einen Ehrenpreis mit ehreo-
voUer Anerkennung und der Unterzeichnete
eine ehrenvolle Anerkennung. Ferner \vird
mitgeteilt, dass L e c h n e r -Wien und Verlag des
Apollo-Dresden unter Zusicherung von namhaften
Preisnachlässen zum Bezüge der „MitteilungCD
photographischen Inhalts" und des „Apollo'
aufgefordert haben.
Punkt b, d und e sind interner Natur.
Den Hauptpunkte der Tagesordnung behandelt
Herr Zschokke in seinem Vortrage: .Die
Grundbegriffe der photographischen Optik." Er
führte in kurzem Folgendes aus: Die Undulations-
theorie gilt heute für die richtige. Mit Hilfe der-
selben werden die Gesetze der Reflexion und das
von Snellius (1626) aufgestellte Brechungs-
gesetz: „Der Sinus des Brechungswinkels steht
zum Sinus des Einfallswinkels im konstanten
Verhältnis" erklärt, ebenso die Ablenkung eines
weissen Lichtstrahls und Zerlegung in seine
Elemente „die Regenbogenfarben" bei seinem
Gang durch ein Glasprisma. Die Ablenkung
wächst mit dem Prismenwinkel, erreicht ihr
Maximum, wenn der Winkel ca. 80° beträgt
(bei grösserem Prismen winkel findet totale
Reflexion statt); mit ihm wächst auch die Zer-
streuung der Spektralfarben, jedoch verschieden
bei verschiedenen Glassorten. — Eine Linse
kann, als aus vielen Prisnuen mit stetig wachsen-
dem Prismenwinkel zusammengesetzt, gedacht
werden, wodurch sich die stärkere Brechung
der Randstrahlen oder der Abweichungsfehlcr
wegen der Kugelgestalt leicht erklärt. Die
Koma erweist sich als Kugelgestaltfehler fflr
schief einfallende StrahlenbOndel. \Vie beim
Prisma, wird auch durch eine Linse weisses
Licht in seine farbigen Bestandteile zerlegt —
es entsteht der Farbenfehler. Kugelgestalt und
Farbenfehler wurden zuerst von Dollond
(1760) durch praktische Versuche besdtigi;
Fraunhofer fand im Jahre 1814 durch Be-
rechnung die Konstruktionsdaten für ein
sphärisch und chromatisch korrigiertes Objektiv.
Für photographische Zwecke geniigteo die
Fr au nhof ersehen Objektive indes nicht, sie
hatten chemischen Fokus, d. h., die chemisch-
wirksamen Strahlen hatten eine andere Ver-
einigungsweite als die optischen. 'Wohl gelang
es, diesen Fehler zu beseitigen und scharfe
Bilder zu erzeugen, die aber dem Objekt nicht
geometrisch ähnlich, sondern verzerrt und
zudem sehr lichtschwach waren. Im Jahre
1840 brachte Petzval seine lichtstarken
Porträtobjektive, der Verzeichnungsfehlcr wurde
jedoch erst durch die symmetrische Anordnung
bei den von Stein heil konstruierten Periskopen
und Aplanaten gehoben. Aber auch die
Aplanate waren noch nicht ideal, sie zeichneten
Rand und Mitte, wie auch seitlich gelegene
178
KLEINE CHRONIK.
Horizontal- und Vertikaliinien nicht gleichzeitig
scharf. Diese beiden Fehler, Bildkrümmung
und Astigmatismus wurden erst beseitigt, als
Schott u. Gen. in Jena neue Glassorten
auf den Markt brachten, die bei hoher Brechung
eine verhältnismässig geringe Zerstreuung
hatten. Die ersten Objektive mit astigmatischer
Korrektion stellte die Firma Zeiss im Jahre
1890 her, ihnen folgte 1892 der von der Firma
C. P. Goerz konstruierte symmetrische Doppel-
Anastigmat, der heute noch als unübertreffliches
Objektiv den Weltmarkt behauptet.
Anhaltender Beifall lohnte Herrn Zschokke
und mit .Bravo* wurde seine Ankündigung zu
einem Experimen talvortrage Ober dasselbe Thema
aufgenommen. Der Vorsitzende gab in warmen
Worten dem Dank der Versammlung noch
besonders Ausdruck und knüpfte hieran einige
Bemerkungen über verschiedene glastechnische
Neuheiten, die auf der mit der jüngsten Natur-
forscher-Versammlung zu Kassel verbundenen
Ausstellung wissenschaftlicher Instrumente all-
gemeines Aufsehen erregten. Herr Breuer
erwähnte u. a. die neuen Gläser, der rühmlich
bekannten Jenaer Hütte von Schott & Gen.,
welche möglicherweise von grOsster Wichtig-
keit seien insofern, als sie unter Umständen die
Möglichkeit böten, die photographische Optik
auf einem neuen Wege zu fördern. Bekannt-
lich setzen alle Zeitlang verwendeten optischen
Gläser, im Gegensatz zu Bergkristall, dem
Durchgange der eigentlichen chemisch wirksamen
und namentlich der ultravioletten Strahlen einen
erheblichen Widerstand entgegen. Ein grosser
Teil von ihnen wird verschluckt und könne
daher nicht auf die Schicht der lichtempfind-
lichen Platte einwirken. Nun sei es aber den
ausdauernden Bemühungen des genannten
Hüttenwerkes gelungen, Gläser herzustellen,
die eine erheblich grössere Durchlässigkeit für
diese Strahlengattung besässen. Da diese
Gläser mit den verschiedensten Brechungs- und
Zerstreuungsvermögen verschmolzen werden
könnten, so sei es jetzt möglich, Linsensysteme
zu schleifen, die bei sonst gleichen Krümmungs-
verhältnissen und Abbiendung eine wesentlich
grössere Menge strahlender chemischer Energie
im gleichen Zeitraum durchliesse. Auf diesem
Wege würde es wabrscheinlich gelingen,
Objektive herzustellen, die zwar für das Auge
auf der Mattscheibe keine grössere Helligkeit
als die früheren Kombinationen zeigen, die
aber auf die lichtempfindliche Schicht erheblich
stärker einwirken würden. Man würde daher
unbeschadet der Durcharbeitung die Expositions-
dauer noch weiter verkürzen, oder bei der
gleichen Expositionsdauer Bilder erhalten
können, die in den Schattenpartien weit mehr
Einzelheit aufweisen. Für die Astronomie sei
dieser Zukunftstraum schon in die Wirklichkeit
umgesetzt worden. Aus den erwähnten Gläsern
hergestellte Fernrohrobjektive hätten photo-
graphische Aufnahmen ergeben, die caeteris
panbus nicht blos einen grösseren Sternen-
reichtum (nämlich eine halbe Grössenklassc
mehr), sondern auch gewisse Gebilde, wie
einzelne Nebel, die fast nur ultraviolette
Strahlen aussenden, viel deutlicher zeigten.
Beifall der Versammlung lohnte auch diese
Ausführungen. P. Gebhardt.
Freie Vereinigung von Amateur-
Photographen zu Hamburg (R. V.).
126. Vereinssitzung
am Montag, den 16. März 1903.
Vorsitzender: Heinrich Beck.
Der Vorsitzende berichtet ausführlich über
die am Sonnabend, den 7. März eröffnete Aus-
stellung; wegen des Näheren verweisen wir
auf den im Heft 23 enthaltenen Bericht
Herr Leonhard Schneider, Kaufmann,
Bankstrasse 54 II, wurde als ordentliches Mit-
glied aufgenommen.
Aus den Eingängen erwähnen wir 1 Exem-
plar des , Deutschen Photographen-Kalenders
1903" von Karl Schwier-Weimar, welches
vom Herausgeber für die Vereinsbibliothek
überwiesen ward. Vom Verleger der „Kunst
in der Photographie", Herrn Wilhelm Knapp
in Halle a. S., ging eine Offerte ztun Bezüge
dieses Sammelwerkes ein. Der Vorsitzende
bemerkt hierzu, dass das Studium eines Sammel-
werkes neben einer textlichen Zeitschrift für
die weitere Fortbildung jedes Freundes der
lichtbildnerischen Kunst ausserordentlich förder»
lieh sei und empfiehlt den Bezug des genannten
Werkes. Hierauf erklärten 9 Mitglieder je ein
Abonnement für das ganze laufende Jahr; die
Lieferung wird durch Vermittelung des Vor-
standes geschehen.
Der weitere Teil der Sitzung wurde von
der Vorbesprechung der Satzungsrevision in
Anspruch genommen.
Am Montag, den 23. März tmd am Montag»
den 30. März 1903 wurden zwei Experimcntal-
vorträge gehalten von Herrn A. Knüppel über
das Coxinverfahren und von dem I. Vorsitzen-
den über die Entwickelung solarisierter Auf-
nahmen mit Hilfe von Chrorasäure.
127. Vereinssitzung
am Montag, den 6. April 1903.
Vorsitzender: Heinrich Beck.
In den Verein wurden aufgenommen: Herr
Gustav Geber, Kaufmann, Jungfernstieg 29,
und Herr Theodor Voss, Glasermeister,
179
KLEINE CHRONIK.
EinisbQtteler Marktplatz 14; Herr Rechtsanwalt
Th. Kumpel, Hagenau 36, als ausserordent-
liches Mitglied.
Der Vorsitzende macht die Mitteilung, dass
Herr Paul Jordan seine Funktionen als
I. Schriftführer und Mitglied der Aufnahme-
PrQfungskommission infolge erhöhter geschäft-
licher Inanspruchnahme nicht mehr ausQben
könne, weshalb er bittet, ihn von seinen
Ämtern zu entbinden. Diesem Wunsche wird
stattgegeben; der Vorsitzende spricht Herrn
Jordan für seine bisherige Tätigkeit den Dank
des Vereins aus. — Hierauf wird zum I. Schrift-
führer der bisherige II. Schriftführer, Herr
Gustav Hasse und zum II. Schriftführer Herr
M. May gewählt; die Aufnahme -Prüfungskom-
mission wird durch die Wahl des Herrn
A. Viegelmann komplettiert.
Der Vorsitzende berichtet Ober die Eingänge :
mehrere Probepackete Riepos-Tardopapier und
Empfehlungen sowie Preislisten mehrerer
Fabriken photographischer Artikel.
Hierauf findet die erste Beratung des von
Herrn R. Seh war tz und dem I. Vorsitzenden
ausgearbeiteten umfangreichen neuen Satzungs-
entwurfes, der im wesentlichen die Zustimmung
der Mitglieder findet, statt.
Ein Antrag des Vorsitzenden auf Einsetzung
einer dreigliederigcn Kommission zur Leitung
von Vereinsausflügen wird angenommen; zur
Kommission werden die Herren W. Gesche,
R. Schwartz und W. Seifarth gewählt.
Einige Mitglieder machen den Vorschlag, Aus-
flüge nicht allein zu Fuss, sondern auch per
Rad zu arrangieren.
Am Ostermontag, den 13. April 1903 fand
eine gemeinschaftliche Besichtigung der in der
Kunsthalle abgehaltenen Grossen Gemälde- Aus-
stellung des Kunstvereins statt.
128. Vereinssitzung
am Montag, den 20. April 1903.
Vorsitzender: Heinrich Beck.
Als ordentliche Mitglieder wurden die Herren
Cäsar Sington-Ro^dal, Kaufmann, Bismarck-
strasse 111, und A. Eine, Reuterstrasse 11,
aufgenommen.
Bei Verlesung der Eingänge teilt der Vor-
sitzende mit, dass Herr Dr. R. Neuhauss ein
Exemplar seines Werkes „Lehrbuch der Pro-
jektion" für die Vereinsbibliothek gestiftet hat,
wofür wir demselben auch an dieser Stelle
bestens danken. — Ein Antrag des Vorstandes,
dass er ermächtigt werde, zur Verstärkung der
Vereinsbibliothek eine grössere Auswahl der
neuesten Erscheinungen der photographischen
Literatur käuflich zu erwerben, wird an-
genommen.
Hierauf wurde von Herrn H. Sahlsenein
Experimental- und Projektionsvortrag Ober die
Photographie in natürlichen Farben nach dem
Dreifarben - Kombinationsverfahren gehalten,
unter Benutzung der dreifachen Projektions-
lampc.
Am Montag, den 27. April 1903 wurde von
Herrn Oscar Miehlmann ein Experimental-
vortrag über die Anfertigung von Diapositiven
mittels Reisecamera, Kondensator und Lampe,
und am Sonntag, den 3. Mai 1903 wurde von
Herrn Max May in dessen Wohnung ein Ex-
perimentalvortrag über künstlerische Porträt-
aufnahmen im Zimmer gehalten.
129. Vereinssitzung
am Montag den 4. Mai 1903.
Vorsitzender: Heinrich Beck.
Die Herren John Grewe, Kaufmann,
Moltkestrasse 17, Walde mar Anders, Por-
zellanmaler, Bürgerweide 24, Paul Bentbien,
Kaufmann, Hohe Bleichen 23, Friedr. Puls,
Kaufmann, EUbeckerweg 136 und C. H. Sievers,
Lehrer, Neuer Kamp 9, wrurden als ordentliche
Mitglieder aufgenommen.
Für die VereinsbibUothek sind gestiftet
worden: von einem Nichtmitglied, Herrn
M. Henning, vier Jahrgänge der ,Photogra-
phischen Rundschau", von Herrn F. Matthies-
Masuren das von ihm herausgegebene Werk
„Die photogi-aphische Kunst im Jahre 1902'
und von Herrn Ludwig David die soeben
erschienene neueste Auflage seines „Ratgeber
für Anfänger im Photographieren und für Fort-
geschrittene". Für das Vereinsatelier wurde
von einem Mitgliede die Stiftung eines Appa-
rates zur Entwickelung von Gummidrücken
angezeigt. Allen Spendern vielen Dank.
Unter den Eingängen befinden sich diverse
Preislisten, ein Prospekt von A. Lurz & Co.
in Wien Über auskopierbares Platinpapier,
sowie Probenummern diverser Zeitschriften,
u. a. „Union", Sport- und Landwirtschafts-
zeitung, mit einem Preisausschreiben für Sport-
bilder.
Von dem Klub L'Effort in Brüssel war eine
Einladung zur Beschickung seiner diesjährigen
Ausstellung eingegangen; mehrere Mitglieder
wollen sich an derselben beteiligen.
Um die Prüfung photographischer Neuheiten
in Zukunft einheitlicher als bisher zu gestalten,
wird von dem Vorsitzenden die Elinsetzuag
einer technischen Kommission beantragt; der
Antrag wird angenommen und in die Kom-
180
KLEINE CHRONIK.
mission die Herren W. Gesche, G. Hasse,
P. Luders und W. Seifarth gewählt.
Die Beratung des neuen Satzungsentwurfs
wird fortgesetzt.
Am Montag, den 11. Mai 1903 wurde von
Herrn A. KnOppel ein Ezperimentalvortrag
über die Ozotypie gehalten.
Am Sonntag, den 17. Mai 1903 wurde ein
Vereinsausflug nach Buchholz, Jestcburg usw.
unternommen.
130. Vereinssitzung
am Montag, den 17. Mai 1903.
Vorsitzender: Heinrich Beck.
Aus den Eingängen erwähnen wir ein
Schreiben des Vorsitzenden der Photogra-
phischen Gesellschaft-Bremen mit einer Ein-
ladung zur Beschickung ihrer Ausstellung,
welcher Einladung ein Teil der Mitglieder ent-
sprechen wird. Ferner liegt ein Heft von
^Lechners Mitteilungen photographischen In-
halts", das Reproduktionen einiger Bilder von
unserer verflossenen Ausstellung enthält, vor.
Die technische Kommission berichtet durch
ihren Obmann Herrn P. LOders Ober das
lichtempfindliche KoMepapier der Autot3rpe-
Company: Das neue Fabrikat ist gut, es er-
leichtert das Kohledruckverfahren wesentlich.
Als letzter Punkt steht auf der Tagesordnung
die letzte Lesung des neuen Satzungsentwurfs.
Die Beratung wurde heute abgeschlossen. Aus
der neuen Fassung der Satzung ist besonders
erwähnenswert, dass die Beteiligung an den
auf Grundlage des freien Wettbewerbs zu ver-
anstaltenden Ausstellungen der »Freien Ver-
einigung" sämtlichen Mitgliedern gestattet ist,
dass der Verein aus ordentlichen, ausserordent-
lichen, auswärtigen, korrespondierenden und
Ehrenmitgtiedern besteht, dass der Austritt nur
auf den Schluss des Jahres erfolgen kann, dass
der Jahresbeitrag beträgt für ordentliche Mit-
glieder 20 Mk., für ausserordentliche 15 Mk.
und für auswärtige 10 Mk., dass nur die ordent-
lichen Mitglieder ein Eintrittsgeld von 3 Mk. zu
zahlen haben, dass jedes Mitglied eine Vereins-
zeitschrift gratis erhält und dass die Zahl der
Vorstandsmitglieder von 6 auf 9 erhöht wird.
Aus der Komplettierungswahl zum Vorstand
gingen die Herren L. Schneider, Ad. Knüppel
und H. von Seggern hervor.
Am Montag, den 25. Mai wurde von Herrn
Carl von Salzen ein Vortrag über Negativ-
und Positivretouche gehalten.
Heinrich Beck, L Vorsitzender.
Unterm 25. Juni 1903 hat sich in Zeitz unter
dem Titel „Photographische Gesellschaft in
Zeitz** ein Amateurverein gebildet. Vorsitzender
desselben ist: Bureau Vorsteher PaulFiederer,
Zeitz, Kaiser Wilhelmstrasse 38, an welchen
alle Anfragen und sonstige Zuschriften zu richten
sind.
Fragen und Antworten.
Zu der Anfrage über Stereoskopauf-
nahmen auf Seite j 62 der KL Chronik;
Die altbekannte optische Anstalt von C.
A. Steinheil Söhne-München teilt mit, dass
bei ihrer „Altero - Stereo - Quart - Camera" das
stereoskopische Prinzip: Objektivabstand = Fern-
punktabstand im Negativ und Positiv = mensch-
lichem Augenabstand von etwa 63 m/// eingehalten
ist. — Prospekte Ober diesen Apparat versendet
die Firma auf Wunsch gratis.
Wie arbeitet der C'Entwickler\ ist der
G'Enhvickler empfehlenswert?
Fast alle Handlungen photographischer Ar-
tikel bereiten selbst gebrauchsfertige Entwickler-
losungen, welche dann unter irgend einer Marke
zum Verkauf kommen. Es ist natürlich un-
möglich, diese Hunderte von speziellen Haus-
marken alle zu kennen. Im Übrigen enthalten
diese Lösungen nicht etwa ganz neue Ent-
wicklersubstanzen, sondern es werden zu deren
Herstellung die gebräuchlichsten Präparate
wie Hydrochinon, Metol, Paramidophenol,
Edinol usw. verwendet; sehr beliebt sind auch
Kombinationen, äusserst verbreitet ist Metol-
Hydrochinon. Letztere Kombination arbeitet
sehr vortrefflich.
Beim Entwickeln mit Hydrochinon er-
halte ich an den Fingern braune Flecke,
Wie entferne ich diese?
Versuchen Sie einmal Abreiben der Finger
mit: Glaubersalz 200 g, Chlorkalk 100 f,
Wasser 200 ccm^ vermittelst Bürste oder auch
einfach Abreiben mit Bimstcin.
181
KLEINE CHRONIK.
Verschiedenes.
Rudolf Scholz, t
Wiederum bat der Wiener Camera -Klub
einen berben Verlust erlitten. Am 16. Oktober
starb in Gries bei Bozen Rudolf Scholz nach
längerem Leiden im Alter von 25 Jahren. Der
Verstorbene, der dem Lehrerstande angehörte,
lag mit seinem Bruder Theodor eifrig der Pflege
künstlerischer Photographie ob; von dem schönen,
vielverheissenden Schaffen der Brüder, von ihren
gesunden, schlichten und erfrischend persön-
lichen Anschauungen konnten wir im Heft 12
dieses Jahres Oberzeugende Proben bringen.
Auch die Worte, mit denen [der Bruder die
Todesnachricht begleitet, geben Kunde davon,
dass hier ein ganzer Mensch vorzeitig dahihging.
„Er wollte gern gesund werden, um nur ein
schönes Leben zu führen. Sein letztes Reden
war ergreifend und hat sein Herz zum letzten-
mal in seiner schlichten Grösse geoffenbart".
F. L.
AuBBtellungs-Nachrichten.
Ausstellung far künstlerische Photo-
graphie in Bozen. Der Amateur-Photographen-
Klub für Bozen und Umgebung veranstaltet zur
Osterzeit des kommenden Jahres (vom 19. Mflrz
bis 10. April) unter Mitwirkung mehrerer Künstler
in den Räumen des neuerbauten städtischen
Museums eine Ausstellung für künstlerische Photo-
graphie. Dieselbe will ihre Besucher mit der
fortschreitenden Entwicklung und Ausgestaltung,
welche die Kunsphotographie in den letzten
Jahren erfahren hat, bekannt machen und damit
den erfreulichen Umschwung zeigen, den die
Lichtbildkunst von der gehaltlosen und
schablonenmässigen Wiedergabe zu individuell
empfundenem Schaffen, zur Wahrheit und
Natürlichkeit genommen hat. Der leitende
Gedanke, welcher die Veranstalter bei diesem
Werke beseelt, ist, durch dasselbe auf weitere
Kreise in künstlerischem Sinne erziehend und
anregend einzuwirken. Es ergeht daher an
alle Amateur- wie Fachphotographen und
deren Vereinigungen die Einladung, durch
zahlreiche Beteiligung zum Gelingen dieses
Unternehmens beizutragen. Die näheren Be-
stimmungen für die Anmeldung usw. versendet
auf Verlangen bereitwilligst Rudolf Horoeck'
Professor der öffentlichen Handelsschule in
Bozen, Erzherzog Heinrichstrasse Nr. 1.
Der Photo-Club za Nizza veranstaltet vom
19. Januar bis 3. Februar eine internaticaalc
Ausstellung. Prospekte sind durch das Sekre-
tariat des Clubs zu beziehen.
Die Photographische Gesellschaft zu Riga
beabsichtigt, wie wir hören, im kommenden
Frühjahr eine Ausstellung von Amatcur-
photographien zu veranstalten, an welch»
sich auch Nichtmitglieder beteiligen können.
Der Vorstand wurde auf der gestrigen General-
versammlung damit betraut, die nötigen Schritte
zu tun und seinerzeit alles Nähere bekannt zu
machen.
Photograpy^he Ausstellung in Leipzig
1904. Anlässüch ihres Verbandstages ver-
anstalten der Sächsische und der Thüiinger
Photographen - Bund vom 5. September bis
20. Oktober 1904 in den Räumen des Bucb-
gewerbehauses eine Ausstellung, welche be-
sonders die Sächsisch-Thüringische Photographie
in ihrem ganzen Umfange zur Darstdlung
bringen soll.
Geschäftliche Mitteilungen.
Eingegangene Prospekte, Preislisten usw.:
Unger ä Hoffmann - Dresden : Preisliste
über Projektions- und Vergrösseningsapparate
nebst sämtlichem Zubehör Nr. 30. Hierzu
Nachtragsliste Nr. 32.
C. F. Kindermann & Co. -Berlin SW.:
Nachtrag zur Preisliste vom September 1901.
Romain Talbot - Berlin : Photo-Neuheiten.
November 1903.
Preisausschreiben.
Der Schluss-Annahmetermin für Einsendun-
gen zu dem von der Kodak, Ges. m. b. H., ver-
anstalteten grossen . Mitbewerb ist bis zum
30. Juni 1904 hinausgeschoben worden und
zwar auf Wunsch einer Anzahl von Amateuren,
die gegen die kurze gegebene Zeit von August
bis Ende Dezember sofort protestiert hatten.
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