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35. Jahrg. x BERLIN, 19. Oktober 1909. x No. 42.
PHOTOGRAPHISCHES
WOCHENBLATT
Redigirt von J. GA ED ICKE
Berlin W. io.
Inhalts-Verzeichnis
Der gegenwärtige und zukünftige Stand des photographischen Ge¬
schäfts in Syrien . 409
lieber die photographische Wirkung des Wasserstoffsuperoxyds und
anderer Oxydationsmittel . 411
Ueber Atelier verkaufe . 413
Irrtum in der Gebrauchsanweisung der Autochromplatten .... 415
Repertorium: Feculose, ein neuer Klebstoff aus Stärke . 415
Schwefeltonung von auskopirten Bildern . 416
Restaurirung von Daguerreotypen ....... 416
Bei der Redaktion eingegangen . 418
Ausstellungswesen . 419
Unterrichtswesen . ,....419
Statistisches . . 420
Briefkasten . 420
Das Photographische Wochenblatt erscheint wöchentlich Dienstags.
Jährlich viele Kunstbeilagen.
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oder an die Druckerei von Bajanz & Studer, Berlin S., Alte Jaeobstr. 84 einzusenden.
Verlag und Redaktion von J. Gaedicke, Berlin W., Bendlerstr. 13.
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35. Jahrg.
Berlin, 19. Oktober 1909.
Nummer 42
; - ■ — — 1
Der gegenwärtige und zukünftige Stand des
pbotograpbiscben Geschäftes in Syrien.
(Eigenbericht aus Beirut.) [Nachdr. verb.
A uch in Syrien hat, wie in den meisten
** anderen türkischen Ländern, das
photographische Gewerbe wie die Ama¬
teur-Photographie und damit auch natur-
gemäss das photographische Geschäft,
d. h. der Absatz photographischer Appa¬
rate und Artikel seit der Neuordnung der
Verhältnisse im türkischen Reiche einen
bedeutsamen Ansporn erhalten, weil die
platzgreifende freiere Gesinnung der
Muhamedar.er und das Abstreifen so
mancher religiöser Fesseln der Ausübung
der Photographie grössere Bewegungs¬
freiheit verliehen hat. Ist es doch inmitten
der Mauern der altberühmten syrischen
Hauptstadt Damaskus, die mit ihrer gross¬
artigen Moschee eine der Hochburgen
des Islam ist, bereits vorgekommen, dass
sich Muhamedanerinnen nicht nur mit
ganz durchsichtigem Schleier haben pho-
tographiren lassen, womit einerseits der
religiöse Schein gewahrt und andererseits
dennoch der Photographische Zweck
erreicht wurde, sondern sich sogar ganz
ohne, bezw. mit »zufällig« verschobenem
Schleier dem Apparat die Verewigung
ihrer Gesichtszüge ermöglicht haben.
Diese neue freiere und daher umfang¬
reichere Betätigung der Photographie in
Syrien haben die englischen Fabrikanten
photographischer Apparate sehr geschickt
und ohne viel Zeit zu verlieren auszu¬
nutzen verstanden, und dies zeigt, wie
vorzüglich sie durch ihre Konsulate
unterrichtet gewesen sind. Der Import
Syriens in allerlei photographischem Ma¬
terial aus England hat in letzter Zeit auf¬
fallend stark zugenommen. Aber bei dieser
Erweiterung des englischen photographi¬
schen Geschäftes hierselbst spricht noch
wesentlich ein anderer Umstand mit,
nämlich die plötzlich und in Zusammen¬
hang mit den politischen Vorgängen auf¬
getretene England-Freundlichkeit der syri¬
schen Bevölkerung und Kaufmannschaft
und ihre gleichzeitige Deutsch- und
Oesterreich-Feindlichkeit. Auf sehr vielen
Gebieten des Importes in Syrien, wie
übrigens auch sonst in der Türkei, hat
demgemäss der englische Anteil eine be¬
trächtliche Steigerung und der deutsche
undösterreichischeAnteil eine beträchtliche
Schwächung erfahren. Mit Bezug auf
die Einfuhr und Einführung photogra-
409
Br&3S!Z3aS3E2SfaEaa HMOTOÜKAPH1SCHES WOCHENBLATT S?S£* ®SS3 SV3
phischer Apparate und Artikel ist dies
besonders bedauerlich wegen der er¬
wähnten freieren und umfangreicheren
photographischen Betätigung in Syrien,
die unter anderen Umständen der Anlass
für eine umfangreiche Beteiligung der
deutschen photographischen Industrie an
dem photographischen Geschäft in Syrien
hätte werden können.
Immerhin darf Deutschland die Flinte
nicht ins Korn werfen. Schon machen
sich die Anzeichen dafür bemerkbar, dass
die in Syrien vorherrschende Liebe zu
England nicht von langer Dauer sein
kann. Die kretischen Verhältnisse und
vor allem gewisse Vorgänge in Südarabien
haben bereits ernüchternd auf die Gemüter
der sehr türkisch -patriotisch gesinnten
Syrier gewirkt, und je nachdem die Ab¬
sichten Englands auf Südarabien von
Aden her und auf den schönen Hafen
von Suda auf Kreta mehr oder weniger
offensichtlich zu Tage treten, wird sogar
eine heftige und ausgesprochene Feind¬
schaft gegen England an die Stelle der
jetzigen Zuneigung treten. Dann aber
wird auch der jetzige gewaltige Ansturm
des englischen Exporthandels auf Syrien
seine beste Stütze, die Gunst der Be¬
völkerung verlieren. Denn es gibt kein
zweites Absatzgebiet in der Welt, wo
Sinken oder Steigen des Importes aus
einem Lande so sehr von der Stimmung
der Bevölkerung gegen dieses Land be¬
stimmt wird, wie die Türkei in den
meisten ihrer Gebiete und vor allem in
Syrien. Es braucht nicht immer gleich
ein allgemeiner Boykott aufzutreten, wie
der jüngste Boykott gegen österreichische
und zum Teil auch deutsche Waren, von
der auch die deutsche photographische
Industrie in Mitleidenschaft gezogen
wurde. Es gibt hier auch einen Einzel-
Boykott, der darin besteht, dass der
Einzelne nicht gern oder auch, wenn
möglich, überhaupt nicht Waren kauft,
die aus einem Lande kommen, das er
nicht leiden kann. Dies hat sich in der
Vergangenheit vielfach gezeigt, es zeigt
sich in der Gegenwart und wird sich in
der nächsten Zukunft zeigen. Gerade
die Syrier sind unter den maassgebenden
Bevölkerungs- und Nationalitäten-Schich-
ten im türkischen Reich durch die Mekka-
Bahn, die bekanntlich von Damaskus aus¬
geht, und durch die von Damaskus aus¬
gehenden und nach hier zurückflutenden
Pilgerzüge den Vorgängen in Südarabien
besonders nahe gerückt, und darum muss
hier der Groll gegen England zuerst und
mit elementarer Gewalt losbrechen. Dann
aber ist es mit der erstrebten Vorherrschaft
des englischen Handels in Syrien vorbei,
und auch im photographischen Geschäft
hat dann Deutschland grössere Aussichten
als zur Zeit. Soweit sich die Dinge
überblicken lassen, kann diese Entwick¬
lung nicht mehr lange ausbleiben, und
darum ist es dringend notwendig, dass
die deutschen Interessenten der photo¬
graphischen Industrie Syrien als ein für
sie viel versprechendes Absatzgebiet im
Auge behalten und schon jetzt tatkräftig
bearbeiten A. D.
E2SeS@Eii23Ei?Z3®8Z3 PHOTOGRAPHISCHES WOCHENBLATT. E353 E35S E3SS5 ES3 ®5£3
ilebcr die photographische Wirkung des
Wasserstoffsuperoxyds und anderer Oxydationsmittel.
Von Dr. Lüppo-Cramer.
(Wissenschaft!. Laboratorium der Dr. C. Schleussner Aktien-Gesellschaft zu Frankfurt a. M.)
[n dem soeben erschienenen jahrbuche
* von Eder habe ich in einer Ab¬
handlung: »Lieber die Wirkung des
Wasserstoffsuperoxyds, so wie der Terpene,
Harze usw. auf die Trockenplatte« eine
Hypothese darüber aufgestellt, in welcher
Weise Oxydationsmittel auf die Brom¬
silberschicht wirken könnten.
Ich fand, dass von reduzirten Silber¬
spuren völlig freie Bromsilberplatten
überhaupt nicht auf Oxydations¬
mittel reagiren, dass die Wirkung jener
Agenzien vielmehr erst indirekt dadurch
zustande kommt, dass die Silberspuren,
die sich in jeder hochempfindlichen
Trockenplatte finden, in eine leicht redu¬
zierbare Form übergeführt werden, und
dass diese Spur von Silbersalzen ähnlich
wie der Emulsion zugesetzte Silbersalze
eine Verschleierung der Schicht einleiten.
Als zweiter wichtiger Punkt ist zu be¬
achten, dass alle Oxydationsmittel und
Säuren im Prinzip genau so wie das
Wasserstoffsuperoxyd auf die Bromsilber¬
schicht wirken.
Die Literatur der so ausserordentlich
komplizirten photographischen Vorgänge
zeichnet sich nun bekanntlich dadurch
aus, dass man sehr oft Widersprüche in
den Angaben verschiedener Autoren findet,
die oft anscheinend unvereinbar
sind. Sehen wir z. B. in dem klassischen
Werke von Eder »Die Photographie
mit Bromsilbergelatine« nach, so finden
wir in der 1890 erschienenen vierten
Auflage S. 59 den Passus: »Einige
Tropfen Wasserstoffsuper¬
oxyd zur Emulsion vor dem
Kochen gesetzt, hält die
Emulsion sehr klar, mindestens
ebensogut als irgend eine
Säure«. Bezüglich der Säuren (Sal¬
peter- und Salzsäure) finden sich wieder¬
holt Angaben bei E d e r,*) dass sie die
Emulsion k 1 a r h a 1 1 e n.
Der Widerspruch zwischen diesen
letzten Angaben und der nicht zu leug¬
nenden Tatsache, das Wasserstoffsuper¬
oxyd, Schwefelsäure, Salzsäure, Salpeter¬
säure, Persulfat und viele andere Säuren
und Oxydationsmittel unsere gewöhnlichen
Trockenplatten und also auch die un-
gegossene Emulsion total verschleiern,
ist nun allerdings nur ein scheinbarer.
Es ist schon von Rüssel, dem
Entdecker der interessanten Wirkung
des H2 02, angegeben und von dem
Verfasser auch für eine Reihe anderer
Oxydationsmittel festgestellt worden, dass
alle jene Körper eine scheinbar »solari-
sirende« Wirkung ausüben. Bei kurzer
Einwirkungsdauer resp. geringer Kon¬
zentration verschleiern jene Agenzien das
Bromsilber, bei längerer Einwirkung oder
grösserer Konzentration geht die ver¬
schleiernde Wirkung nicht nur zurück, son¬
dern ein schon zuvor vorhandener Schleier
wird sogar zerstört. Es geschieht also
genau dasselbe, was Eder dazu ver-
anlasste, jene Zusätze zur Emulsion zu
empfehlen. Ein Widerspruch in den
verschiedenen Angaben liegt also nicht vor.
Ueber die Frage, was für ein chemischer
Vorgang bei jener solarisafionsähnlichen
Umkehrung durch die oxydirenden Agen¬
zien sich abspiele, liegt noch keinerlei
Untersuchung vor und selbst die zahl¬
reichen bis in die fünfte Dimension sich
versteigenden Hypothesen über die Wasser¬
stoffsuperoxydreaktion Hessen jenes zweite
Stadium der Wirkung unberücksichtigt.
Die von mir aufgestellte Hypothese, dass
*) Eders Handb. Bd. III, 5. Auf!. S. 58,87, 89.
411
SaSSüraS«3EC3!3!E3 PHOTOGRAPHISCHES WOCHENBLATT. ESS E5S ®5S3 E3SS Sffit
die Bildung eines leicht reduzirbaren
Silbersalzes in der Schicht die vermittelnde
Ursache der Schleierbildung ist, lässt
sich nun sehr wohl auch dahin erweitern,
dass die Umkehrungserscheinung ver¬
ständlich wird. Nehmen wir an, dass
sich bei der Behandlung einer Silber¬
spuren enthaltenden Bromsilberschicht
ein lösliches Silbersalz bildet, so wird
dieses vermutlich vom Bromsilber als
Silberoxyd unauswaschbar adsorbirt, ehe
es noch Gelegenheit hat, sich durch
Diffusion von der Bromsilberkornober¬
fläche, dem Orte seiner Entstehung, zu
entfernen. Nun sind wir allerdings nicht
im Stande, am Bromsilber selbst die
Adsorptionsvorgänge durch chemische
Reaktionen direkt zu studiren, weil alle
in Frage kommenden scharfen Reaktionen
auch das Bromsilber selbst verändern.
Aber man kann indirekt der Frage
näher kommen. Wie ich in umfassenden
Untersuchungen über die Gerbung und
die Adsorptionsersverbindungen der Ge¬
latine1') gezeigt habe, werden sozusagen
alle Salze, insbesondere die der Schwer-
metalle, von der Gelatine unauswaschbar
adsorbirt, wobei meistens eine hydrolytische
Spaltung der Salze zu Oxydhydrosolen
eintritt. So bleibt beim Baden einer
Gelatineschicht in einer Silbernitratlösung
auch bei längstem Waschen Silbernitrat
resp. Silberoxyd in der Gelatine zurück,
das eine starke Reaktion z. B. auf Schwefel¬
ammonium gibt. Derartig adsorbirtes
Silberoxyd wird nun aber durch stark
verdünnte Säuren, wie Salpeter-, Schwefel¬
und Zitronensäure sowie auch durch
Persulfatlösung wieder aus der Schicht
eliminirt, ja eine Adsorption tritt über¬
haupt nicht ein, wenn die Silberlösung
mit jenen Agenzien in einer Konzentration
(z. B. 0,1 °/0 AgNOj und 1 — 2% der
genannten Agenzien) versetzt ist. Diese
der Adsorption entgegenwirkenden Ein¬
flüsse finden sich bei den meisten Ad¬
sorptionserscheinungen wieder.
*) Lüppo-Cramer, Kolloidchemie und Photo¬
graphie, Dresden 1908, S. 121, fortgesetzt in
Zeitschr. f. Chemie und Industrie d. Kolloide,
1908 und 1909.
Aehnliche der Adsorption des Silber¬
oxyds entgegengesetzte Einflüsse werden
sich nun aller Wahrscheinlichkeit nach
auch bei der Adsorption durch das
Bromsilber geltend machen. Be¬
handeln wir also eine Bromsilberplatte,
die Silberspuren in der unmittelbaren
Nähe der Kornoberfläche enthält, mit
Salpetersäure oder Schwefelsäure, so wird
zunächst Silberoxyd gebildet werden,
das an der Kornoberfläche unauswaschbar
adsorbirt bleibt. Ist die Konzentration
der Nitrat oder Sulfationen nun hoch,
so wird die Silberoxydadsorption nicht
stattfinden bezw. wieder aufgehoben und
das lösliche Silbersalz, dessen Menge wir
allerdings als ganz minimal anzunehmen
haben, hat Gelegenheit, sich von der
Kornoberfläche resp. aus der Schicht
durch Diffusion zu entfernen und es
liegt kein Anlass bei der Entwicklung
mehr vor, dass das Bromsilber ver¬
schleiert wird. Eine die Adsorption des
Silberoxydes durch die Gelatine auf-
| hebende Wirkung durch Wasserstoff-
| Superoxyd grösserer Konzentration
konnte ich allerdings nicht feststcllen,
doch kann man sehr wohl annehmen,
dass auch bei der Adsorption durch das
Bromsilber, das ja immerhin ein viel
weniger weit ausgeprägt kolloider Kö'per
ist als die Gelatine, eine grössere Kon¬
zentration der oxydirenden Lösung hin¬
derlich ist. Immerhin glaube ich, dass
die im Vorstehenden versuchte Erklärung
der Umkehrung bei der photographischen
Wirkung der Oxydationsmittel mit den
Tatsachen durchaus in Uebereinstimmung
steht,
In einer früheren Arbeit*) beschrieb
ich einen Versuch, der von der Voraus¬
setzung ausging, dass das durch die
verschleiernden Oxydationsmittel in der
Bromsilberschicht entstandene Silbersalz
resp. Silberoxyd durch Bromsalze in
Bromsilber übergeführt werden und damit
seine Wirkung als »Keim« verlieren würde.
Jener Versuch verlief negativ insofern,
als nicht nur die Verschleierung durch
Oxydationsmittel, sondern auch die durch
412
') Photogr. Korresp. 1908, S. 548,
taaasca E*Z3®!Z3Ei3Z3 PHOTOGRAPHISCHES WOCHENBLATT 5353 CTS 5353 !353 'SfiU
direkt eingeführtes Silhernitrat durch
Bromide nicht aufgehoben wurde. In
dieser Richtung ist auch folgender Versuch
höchst lehrreich. Wie ich in dem zitirten
Artikel in Eders Jahrbuch füi 1909
ausführte, sind die Dämpfe von Ter¬
pentinöl im Stande, in kurzer Zeit
kolloide Silbergelatiue in Silberoxyd über¬
zuführen. Führt man nun derartige durch
das im Terpentinöl okkludirte Ozon her¬
gestellte »Bilder« von Silberoxyd auf
Silber bei Lichtausschluss durch Baden
in Bromkalium in Bromsilber über, so
wird dieses kolloide Bromsilber durch
Entwickler sehr leicht zu Silber in grün¬
schwarzer Form reduziert. Es zeigt auch
dieser Versuch, dass das Ausbleiben einer
Aufhebung der Verschleierung durch
Wasserstoffsuperoxyd nach dem Baden
im Bromid nichts gegen meine Hypothese
beweist, dass die Bildung löslichen Silber¬
salzes resp.. von adsorbirtem Silberoxyd
als die indirekte Ursache der Verschleierung
der gereiften Bromsilbergelatine durch
Wasserstoffsuperoxyd und andere Oxy¬
dationsmittel anzusehen ist.
lieber Htelierverkäufe.
Von Ernst Wohlgemuth.
Rei Kauf oder Pacht eines Ateliers
werden oft von Verkänfer und
Käufer grosse Fehler begangen, so dass
es am Platze ist, auf die Sache etwas
näher einzugehen.
Dass der Verkäufer, in den meisten
Fällen, sein Atelier sehr hoch einschätzt
und der Käufer für weniges Geld wieder
recht viel haben will, ist eine bekannte
Tatsache. Bei fast allen Inseraten spielt
in erster Linie der Umsatz pro anno eine
grosse Rolle, doch ist gerade hierbei
ernstlich zu erwägen, wie stellen sich
denn die erforderlichen Ausgaben zu
diesem Umsätze? Wie steht es denn
mit dem Reingewinn? Bei 10000 Mark
Umsatz kann oft ein niedrigerer Ueber-
schuss resultiren, als in einem anderen
Atelier von 6000 Mk. Einnahme. Leider
verfügen die meisten Käufer über zu geringe
Baarmittel und sind oft nicht im Stande,
ein Drittel des Kaufpreises anzuzahlen,
es sind mir viele Fälle bekannt, dass
Käufer glaubten, wenn sie 1 0 °/0 des
Kaufpreises entrichten, dass dieser Betrag
genügend sei. Dieser Irrtum ist ein sehr
verbreiteter. Einige Käufer wünschen
erst das Atelier auf ein Jahr zu pachten
und dann zu kaufen, hieraus entstehen
meistens grosse Differenzen auf beiden
Seiten, für den Käufer dadurch, dass der
Pachtbetrag verloran ist, falls der Ver¬
käufer anders gesonnen, während gleich¬
zeitig auch der Verkäufer nach abgelau¬
fener Pacht keine Sicherheit hat, ob es
zum Kauf kommt, aus diesen oder jenen
Gründen
Ein tüchtiger Fachmann sollte schon
wissen, nachdem er Einsicht der Ge
schäftsbücher erhalten und gründlich alles
413
SÜE9EC3H!Z3S!Z3*3!Z3 PHOTOGRAPHISCHES WOCHENBLATT. ES5S ESS5 f?S£3 E3SH
in Augenschein genommen hat, ob das
Atelier lebensfähig und rentabel sei. Fast
bei jedem Kaufverträge wird besonders
Wert darauf gelegt, dass der Verkäufer
sich verpflichtet, für immer kein Kon¬
kurrenz-Atelier in der Stadt zu errichten.
Ein solcher Vertrag hat keine Giltigkeit,
da wir Gewerbefreiheit haben und es
jedem frei steht, wo und wann er sich
eine Existenz gründen will. Es ist dies
ein Passus, der wohl den Verkäufer
moralisch verpflichtet, aber nicht gesetz¬
lich. Aus Unkenntnis hat mancher Be¬
trogene, der zur Klage wegen Entschädi¬
gung schritt, Unrecht erhalten und die
bedeutenden Gerichtskosten noch zu
tragen gehabt. Ein reeller Verkäufer wird
ja sein Wort halten, aber einen Schutz
bietet diese Abmachung nicht. Ebenso
lässt sich auch die sogenannte Kund¬
schaft nicht bewerten beim Kauf, da
man eine Garantie nicht übernehmen
kann, ob der Nachfolger auch dieselben
Geschäfte machen wird, was doch meist j
von persönlichen Eigenschaften abhängig
ist. Viele Geschäfte erleiden durch den
Besitzwechsel einen rapiden Niedergang,
während andere emporblühen. Ein her¬
untergekommenes Atelier emporzubringen,
ist bedeutend schwerer, als ein neues zu
gründen, aus dem einfachen Grunde,
weil das Publikum das Neue liebt.
Wollte heut ein Käufer in einer mittleren
Provinzialstadt ein Atelier errichten mit
der Absicht, die in den grossen Städten
auftauchenden Kunstrichtungen, Rem-
brandbeleuchtung und dergl. zu pflegen,
er würde jämmerlich Fiasko machen und
klagen, dass er als Künstler vom Publi¬
kum nicht verstanden wird. Eines schickt
sich nicht für alle. Die Einwohner der
kleinen Städte werden für künstlerische
Aufnahmen schwer reif werden, damit
muss ein Geschäftsmann rechnen.
In vielen grösseren Städten hat sich
die Anzahl der Ateliers sehr vermindert,
da die Warenhäuser und die Schleuder¬
geschäfte den grössten Teil des Publi¬
kums an sich gerissen haben, man sei
deshalb besonders vorsichtig in solchen
Städten, wo schon viele le°rste'nende
Ateliers vorhanden sind.
Einige Käufer rechnen so, sobald es
sich um die Einwohnerzahl handelt, dass
auf ein Atelier 4 bis 5000 Einwohner
kommen müssen, um bestehen zu können.
Diese Rechnung ist aber sehr trügerisch,
da es doch nur darauf ankommen kann,
ob auch ein gewisser Wohlstand vor¬
handen ist, oder ob die Bevölkerung
hauptsächlich aus Arbeitern besteht, die
für den photographischen Luxus nicht
viel übrig haben. Wer ein offenes Auge
hat, wird leicht feststellen bei Besichtigung
einer Provinzialstadt, dass wo schöne
Häuser, gut gepflegte Strassen, grosse
Schaufenster von Gold- und Silberwaren
und anderen Luxusartikeln vorhanden,
dass da Geld rouliren muss, hingegen
wo eine Stadt nur einen armseligen,
dürftigen Eindruck macht, für den Photo¬
graphen nicht viel zu holen ist.
Dass die Verkäufer von Ateliers oft
grosses Misstrauen gegen die Reflektanten
haben, erscheint berechtigt, da mancher
Bewerber vielleicht gar nicht die Absicht
hat zu kaufen, sondern nur die geschäft¬
liche Lage auszuhorchen und wenn alles
günstig liegt, auf eigene Hand ein Atelier
zu errichten, auf diese Weise erhält der
Verkäufer noch einen neuen Konkurrenten.
Ebenso ist es sehr zu tadeln, wenn der
Verkäufer zweifelhafte Angaben über den
Wert des Objektes macht, der den Tat¬
sachen nicht entspricht, dadurch entsteht
für den Reflektanten Zeit- und Geldver¬
lust, der nach Erledigung der Vorfragen,
die brieflich gut lauten, zu einer persön¬
lichen Besichtigung eine vergebliche Reise
macht. Hier kann allein Offenheit und
Klarheit in allen Punkten auf beiden
Seiten zum guten Resultat führen und
wenn dies ernstlich beherzigt wird, so
wird sich auch manche Uebernahme eines
Ateliers besser lösen lassen, als es bisher
der Fall war.
SBS SE3 ESE3 E2Z3 ®ÜZ3 PHOTOGRAPHISCHES WOCHENBLATT E55S P'SS SSSSf SS£3
Irrtum in der Gebrauchsanweisung der Hutocbromplatlen.
[jie neue vereinfachte Gebrauchsan-
Weisung, die den Autochromplatten
heiligt, ist in 5 Sprachen abgefasst (fran¬
zösisch, deutsch, englisch, italienisch und
spanisch). Im französischen Urtext ist für
das Aetzbad wie früher eine mit Schwefel¬
säure angesäuerte Lösung von Kaliumper¬
manganat angegeben und dasselbe ist auch
in den anderen Sprachen geschehen bis
auf den deutschen Text, wo sich der
Irrtum eingeschlichen hat, dass für das
Bad Natri u m permanganat angegeben ist.
Theoretisch genommen könnte das ziem¬
lich belanglos erscheinen, in der Praxis
aber ist es anders. Herr Leon Christ¬
mann teilt uns mit, dass nachdem er
sich, treu der Gebrauchsanweisung, Na¬
triumpermanganat verschafft hatte, was
mit einigen Umständlichkeiten verknüpft
war, und das Bad damit ansetzte, seine
Bilder, die wirsonst als von hervorragender
Qualität bezeichnen können, braun und
trübe wurden, welcher Fehler sofort be¬
hoben war, als er wieder Kaliumperman¬
ganat zum Fortätzen des Bildes verwen¬
dete. Er korrespondirte darüber mit der
Firma Lumiere und Herrn Dr. Seye-
wetz, worauf er die Antwort erhielt, dass
es sich hier um einen Druckfehler handle.
Bevor nun eine neue Auflage der
Gebrauchsanweisungen gedruckt wird,
die diesen Fehler nicht enthält, ist jeden¬
falls eine grosse Anzahl von Autochrom¬
platten im deutschen Handel, die mit
Gebrauchsanweisungen versehen sind,
worin sich dieser Irrtum befindet, der zu
Fehlresultaten führt, wir möchten daher
unseren Autochromisten diese Mitteilung
machen, um sie vor Ungelegenheiten zu
bewahren.
Warum das Natriumpermanganat keine
guten Resultate liefert, ist a priori schwer
zu sagen Es ist zerfliesslich und gibt
keine guten Kristalle, ist also schwer
rein darzustellen und deshalb ist es
schon wenig vertrauenswürdig. Vermut¬
lich sind die Verunreinigungen die
Ursache gewesen, die zu mangelhaften
Bildern geführt haben. J. G.
■ ■■■ REPERTORIUM !■■■*■■■■
Feculose, ein neuer Klebstoff |
aus Stärke. johnTraquair berichtet
im Journal of the Society ,of Chemical
Industry über Herstellung und Eigen¬
schaften neuer Stärkeester, das sind
chemische Verbindungen von Stärke mit
Säuren. Der Verfasser beschreibt u. a.
die Ameisensäure-Verbindung: Durch ent¬
sprechende Behandlung von Stärke mit
Ameisensäure erhält man eine klare
gummiartige Lösung, für die jedoch keine
wichtige gewerbliche Verwendung ge-
415
funden wurde. Dagegen ist die Verbin¬
dung von Stärke mit Essigsäure (Stärke-
Acetat oder Acetyl-Ctärke) für manche
Zwecke erprobt worden, und es hat sich
gezeigt, dass es vorteilhaft ist, nicht
wasserfreie Essigsäure, sondern Eisessig,
der etwas Wasser enthält, zu verwenden.
Gleiche Teile von Trockner Stärke und
Eisessig werden mehrere Stunden mit
einander langsam gekocht und die er¬
haltene Verbindung mit Wasser ausge¬
waschen. Das so erhaltene Et zeugnis
G2?aG22 a;E^3S!Z3S!Z3 PHOTOGRAPHISCHES WOCHENBLATT. E3SS E3SS E3SS KSS E35S\
wird von der Patentinhaberin, der Firma
William Wothersporn in Paisley (England)
unter dem Namen Feculose in den Handel
gebracht. Das Erzeugnis sieht last wie
gewöhnliche Stärke aus und löst sich in
kochendem Wasser klar aut; aus der
Lösung setzt sich bei mehrstündigem
Stehen nichts ab Die dünne Lösung
erstarrt aufeiner Glasplatte beim Trocknen
zu einer durchsichtigen biegsamen Haut.
Feculose wird verwendet in der Textil¬
industrie, als Ersatz für Tragant in der
Zuckerwarenindustrie und 2 um Binden
von Farbstoffen in der Buntpapierfabrika¬
tion an Stelle von tierischem Leim oder
Kasein. Die Eigenschaften des neuen
Klebstoffes sollen denen von Tierleim so
ähnlich sein, dass man ihn als stickstoff¬
freie Gelatine bezeichnen könnte.
(Die Umschau, 29. Mai 09, S. 472)
Anm. Für die photographische In¬
dustrie dürfte sich durch die Feculose
ein neues Versuchsfeld eröffnen. Es I
müsste deren Verwendbarkeit als Binde¬
mittel für das Barytweiss der Barytpapiere
und ferner als Träger für die Emulsionen
für Auskopirpapiere und für Bromsilber¬
emulsionen erprobt werden. Vielleicht
bietet das neue Produkt Vorteile, die
man bis jetzt noch nicht kennt J. G.
Schwefeltonung von auskopirten
Bildern von Harry E. Smith. Die
Tonung von auskopirten Bildern nach
dem Fixiren mit den Schwefebaben des i
Molybdäns oder Wolframs gibt sehr
reiche braune Töne. Der Verfasser hat
nun den Prozess durch Ausschalten des
Auschlorens zu vereinfachen getrachtet
Wenn man die Ueberführung des lös¬
lichen Silbernitrats in eine unlösliche
Verbindung durch Kochsalz bewirkt, so
hat das einen Einfluss auf den endgiltigen
Ton. Besser ist dafür ein Phosphatbad
aber das hat den Nachteil, dass es mit [
dem Silbernitrat freie Salpetersäure
bildet, die ohne vorheriges Waschen im
Fixrbirbad schon eine Schwefelung er¬
zeugen würde. Der Verfasser hat daher |
das Phosphatbad mit Ammoniumcarbonat
versetzt und kommt so zu einem Badei
das nicht vorzeitig schwefelt. Als Am¬
moniumcarbonatbad wendet er die ge¬
wöhnliche in der Analyse verwendete
Lösung an, indem er eine Flasche von
2400 ccm Inhalt zu J/4 mit destiUirtem
Wasser füllt und darin kalt 400 gr
Ammoniumcarbonat (Hirschhornsalz) löst
und die Flasche dann mit Ammoniak
(QG 0,880) auffüllt. Zum Arbeiten ver¬
wendet man:
Ammoniumphosphat in
io%iger Lösung . 3 Teile
Ammoniumcarbonat -Lö¬
sung wie oben 1 Teil.
Die Bider werden wie sie aus dem
Kopierrahmen kommen, ohne zu waschen
in das Bad gelegt und darin 10 Minuten
liegen gelassen. Dann werden sie direkt
ohne zu waschen in das Fixirbad gelegt,
das folgende Zusammensetzung hat:
Fixirnatronlösung 1:7 . 4 Teile
Ammoniumcarbonat - Lö¬
sung wie oben ... 1 Teil.
Man fixirt 15 Minuten und wäscht dann
eine Stunde lang gut aus. Dann erfolgt
die eigentliche Tonung mit Thiomolyb-
dat. Die Bildung von Calciumphosphat
in der Bildschicht durch kalkhaltiges Was¬
ser ist ängstlich zu vermeiden, weil das
Bild milchig wird. Dazu dient der Am¬
monioncarbonatgehalt des Fixirbades,
der alles etwa gebildete Calciumphosphat
auflöst.
(ßrit Jojrn., 20. August 09, S. 646. 1
Restaurirung von Daguerreo-
typen v. Welborne Piper. Der Ver¬
fasser erhielt, wie er im Bull, of Photogr.
schreibt, eine Anzahl Daguerreotypen,
zum Restauriren, die sich in einem
traurigen Zustand befanden, da sie über
und über mit Anlauffarben bedeckt
waren, die sich besonders bemerkbar
machten an Stellen, wo das bedeckende
416
£!2*aG22®f320 3SE3E2Z3 PHOTOGRAPHISCHES WOCHENBLATT. ®S£3 SSS3 E3SS ©fiä E35S
Glas gesprungen war. Er verfuhr zu-
nächts nach dem Diktionär von Wall.
Danach wird das Daguerreotyp zuerst in
vergällten Spiritus getaucht, um es von
fettigen Substanzen zu befreien, dann
wird es mit Wasser gewaschen, dann
in eine Lösung von Fixirnatron gebracht,
um die blauen Flecke zu entfernen, dann
in eine Cyankaliumlösung, um die braunen
Flecke zu entfernen, dann wird in destil
lirtem Wasser gewaschen und schliesslich
über einer Spiritustlamme getrocknet.
In anbetracht der modernen Vergäl¬
lungsmittel des Spiritus verwendete der
Verfasser absoluten Alkoho1, hielt .sich
aber im Uebrigen an die Vorschrift Dabei
erschien das P'ixirnatron wenig erfolg¬
reich für die Entfernung der blauen
Anlauffarben und es wurde daher reines
Cyankahum versucht, was allerdings
erfolgteich war, aber es schien dem Ver¬
fasser, dass das Fixirnatronbad doch
dem Cyankalium den Weg ebnete, so
dass es dann viel schneller wirkte. Der
Verfasser verwendete demnach beide
Bäder in folgender Weise: Man über¬
giesst die Platte mit absolutem Alkohol
und taucht sie dann einen Augenblick
in Wasser, nach 2-3 Minuten vergehen
die Schlieren und das Wasser bleibt
auf der Bildschicht wenn man sie vertikal
hält. Sie wird nun in eine Lösung von
Fixirnatron 1:3 gelegt und 10 Minuten
darin gelassen und eine Minute lang
gespült Sie wird dann in eine leere
Schale gelegt und mit einer 2'/2°/0igen
Lösung von Cyankalium übergossen und
darin liegen gelassen bis alle Flecke
bezw. Anlauffarben verschwunden sind.
Da aber das Cyankalium auch die Kupfer¬
platte angreift, so zog es der Verfasser
vor die Cyankaliumlösung nur auf die
Oberfläche zu giessen und mehrmals
zu erneuern. Dann wird gründlich mit
destillirtem Wasser gewaschen und über
einer Spiritusflamme getrocknet. Das
Schutzglas muss dann wieder aufgelegt
und an den Rändern sorgfältig verklebt
werden.
(Photo Revue, 3. Oktober. OS), S. 111.)
m
Salzpapier auf Japanpapier. A.
J Jarmann gibt in Wilsons Photogra¬
phie Magazine eine Methode an, Japan¬
papier zu sensibilisiren, von Interesse für
solche Photographen, die neue Wirkungen
zu erstreben suchen. Man löst in
1500 ccm destillirtem Wasser 80 gr
Chlorammonium und 80 gr Chlornatrium.
Dann versetzt man das Weisse von drei
Eiern mit 90 ccm destillirtem Wasser
und schlägt die Mischung 5 Minuten lang
mit einer silbernen oder versilberten
Gabel und giesst sie in die Flasche mit
der Salzlösung. Man schüttelt bis eine
vollkommene Mischung erzielt ist und
lässt 12 Stunden stehen. Dann filtrirt
man zunächst durch doppelten Mull und
dann durch einen Wattebausch, den man
in einen Trichter gestopft hat. Die
Flüssigkeit giesst man dann in eine sau¬
bere Schale und das Papier, dessen
Rückseite man durch eine Bleistiftmarke
kenntlich gemacht hat, lässt man darauf
schwimmen, indem man es an zwei dia¬
gonalliegenden Ecken fasst und so auf¬
legt, dass die herabhängende Mitte des
Blattes die Flüssigkeit zuerst berührt,
worauf man langsam und gleichmässig
die Ecken herabsinken lässt. Man hebt
dann eine Ecke nach der anderen und
kontrollirt, ob Luftblasen gebildet sind,
die man dann mit einem in das Bad ge¬
tauchten Pinsel entfernt Nach 3 Minuten
hebt man das Blatt ab und hängt es an
einer Holzklammer auf, um es bei guter
Lüftung staubfrei trocknen zu lassen.
Man hebt die trocknen Blätter auf, indem
man sie, die Schicht nach aussen, auf
eine Papprolle aufwickelt. Zum Gebrauch
sensibilisirt man das Papier durch
Schwimmenlassen auf einem Bade von:
Wasser . 900 ccm
Doppelt krist. Silbernitrat . 1 20 gr
Citronensäure . 30 gr
Man legt das Papier wie oben
beschrieben auf das in einer sauberen
flachen Glas- oder Porzellanschale befind¬
liche Silberbad, entfernt etwaige Luft¬
blasen mit einem spitzen Hölzchen und
lässt 3-3 y2 Minuten schwimmen, worauf
417
taüSKSfas^ascuKSfS photographisches Wochenblatt. Essst^sEssassaEsss
man das Blatt an einer Holzklammer
zum trocknen bei gelbem Licht aufhängt.
Man setzt ein Gefäss unter die unterste
Ecke, um das abtropfende Silberbad
wieder zu gewinnen, wie man auch voiher
das abtropfende Salzbad sammeln und
nachher fi triren kann. Das getrocknete
Papier wird ebenso aufbewahrt wie vorher
beim gesalzenen Papier angegeben war.
Das Papier hält sich mehrere Wochen.
Das Kopiren und Tonen des Papiers
wird ausgeführt wie beim gewöhnlichen
Albuminpapier.
(Photo Revue, 3. Oktober 09, S. 110.)
Die Firma Heiniich Gressner
(vorm. Gebr Gressner) zeigt an, dass sie
das bisher unter der Firma Gebr. Gress¬
ner betriebene Geschäft (Sitzaullagen
von Filz, Markeufeuchter und Nadelkis¬
sen) in ihren neuen Räumen in Steglitz
bei Berlin, Schützenstr. 7 in unveränder¬
ter Weise weiter führen wird.
U?
„Jupiter“, Flektrophotographi-
sche Gesellschaft m. b. H. in Frank¬
furt a. M. versendet einen eleganten Pro
spekt mit Einzelporträts und eine Grup¬
pe von ipPersonen, die mit der Jupiter-
Lampe bei Momentexpositionen erhal¬
ten sind.
W.
Der Hansa- Bund sendet sein aus¬
führliches Programm, das sich eine sehr
vielseitige Arbeit vornimmt Es wird
betont, dass der Hansabund keine po¬
litische Partei sei, vielmehr nur wirt¬
schaftliche Zwecke habe und Anhänger
aller politischen Parteien in sich auf¬
nehme. Sein Streben ist nur eine Gleich¬
berechtigung aller erwerbenden Stände
211 erreichen gegenüber den Bevorzugun¬
gen, die sich der Bund der Landwirte
auf Kosten von Handel, Industrie und
Handwerk zu verschaffen gewusst hat.
Das ausführliche Programm, das den
Rahmen unseres Raumes überschreitet ist
genügend durch die Tagespresse bekannt.
Der Berliner Tierschutz-Ver¬
ein sendet den von ihm wie alljährlich
herausgegebenen illus'rirten Tierschutz-
Kalender für 1910. Er enthält einige
rührende Tiergeschichten, die geeignet
sind auf das Gemüt der Kinder zu
wirken und es zur 1 ierfreundlichkeit. zu
erziehen Der Kalender wird für 10
Pfennig franko zugesandt und eignet sich
recht für den Weihnachtstisch.
Die Firma G Gilmer(voim. Clement
& Gilmer) in Paris sendet ihre Preis¬
liste Nr 26 über Apparate und Zubehör
für Projektion und Vergrösserung sowie
Kinematographien. Die Liste ist reich
illustrirt und in 3 Sprachen (französisch,
englisch und deutsch) abgefasst. Die
Anzahl der aufgetührten Apparate ist
sehr reichhaltig, es befinden sich darunter
auch solche für Theaterdekorationen
bezw Hintergründen, wo sich statt des
Hintergrundes nur eine weisse Lein¬
wand befindet, auf die von hinten je
nach Bedarf ein entsprechender Hinter-
418
BfcZa GS553 @®9 EÄSä PHOTOGRAPHISCHES VC OCH EN BLATT. ««3
grund projizirt wird. Auch andere
Theatereffekfe nach dem Prinzip der
Geisterphotographien sind verzeichnet.
X
Ausstellungswesen
Eine ständige Ausstellung für Papier-
und Druck - Gewerbe ist im Papier¬
hause zu Berlin, Dessauerstr. 2, eröffnet
worden, sie ist wochentäglich von 9 7
und Sonntags von 1 1-2 Uhr für jeder¬
mann unentgeldlich zugänglich Sonntags
von Y211*1 Uhr finden Vorträge mit Pro¬
jektionen und Experimenten statt. Den
ersten dieser buchgewerblichen Vorträge
hielt Herr Dr Hans Hofmann über Papier-
fabrikatioa, wir erhalten darüber folgen¬
den Bericht:
Am Sonntag, den 3 Oktober, begann
die Vortragsreihe, welche die Ständige
Ausstellung für Papier- und Druckge¬
werbe im Papierhause für das Winter¬
semester angekündigt hat. Schon lange
vor dem festgesetzten Beginn versam¬
melten sich die Zuhörer in dem grossen
Saale und die Zahl derer, die der Ein¬
ladung der Aussteliungsleitung Folge ge¬
leistet hatten, war so gross, dass etwa
150 Personen keinen Einlass mehr er¬
halten konnten. Der Leiter der Aus¬
stellung, Herr Felix Burger, begrüsste
die Erschienenen und dankte ihnen für
das rege Interesse, welches sie den Ver¬
anstaltungen der Ausstellungsleitung ent¬
gegenbrächten; er wies auch noch ein¬
mal auf den Zweck hin, den die Vorträge
erfüllen sollen, unter den Angehörigen
des Papier - und Druckgewerbes Aufklä¬
rung auch über die Gebiete zu verbreiten,
welche dem Einzelnen durch seine Tätig¬
keit nicht unmittelbar zugänglich sind.
Darauf bestieg Herr Dr Hans Hof¬
mann das Rednerpult, um den angekün¬
digten Vortrag über Papierfabrikation
zu halten. In klarer, leichtverständlicher
Rede schilderte er nach einer kurzen
geschichtlichen Einleitung die Herstel¬
lung des Papiers, seiner Rohstoffe be¬
sonderer Arten von Papier und Pappen,
die leitenden Grundsätze bei der Anlage
und die Grundzüge der Papierprüfung.
Redner verstand es, seinen Zuhörern ein
anschauliches und deutliches Bild von
der Herstellung des Papiers und allen
damit verbundenen Schwierigkeiten zu
geben, ohne sich dabei zu sehr in tech-
niche Einzelheiten zu verlieren Unter¬
stützt wurden seine Ausführungen durch
Lichtbilder, Experimente und Präparate,
Die Bilder wurden mittels des Spezial-
Episkops der Firma Schmidt & Hänsch
sehr deutlich projizirt. Die Präparate
waren grösstenteils von der Aktienge¬
sellschaft für Maschinenpapierfabriktion
Aschaffenburg und der Papierfabrik Kös¬
lin zur Verfügung gestellt Apparate
zur Papierprüfling hatte die Firma Louis
Schopper, Leipzig, geliefert.
Nach dem Vortrag wurde gruppenwei¬
se ein Rundgang durch die Ausstellungs¬
räume veranstaltet, nnd sowohl die Ma¬
schinenhalle, als auch die oberen Räume
besichtigt. Die Verwaltung hatte eine
Sonder - Ausstellung von Papieren an¬
geordnet, wobei sie durch die Papier¬
grosshandlung S. L. Cahen und die Firma
Sieler & Vogel unterstützt wurde welche
ihre vornehmen Erzeugnisse zur Schau
stellten. Sachgemässe Führung und ein¬
gehende Erklärungen erleichterten das
Verständnis für die ausgestellten Neu¬
heiten. Zeitweise vermochten die Räume
die grosse Zahl der Besucher kaum zu
fassen, welche in jeder Weise ihre An¬
erkennung äusserten.
Man muss der Ausstellungsverwal¬
tung für ihre rege Tätigkeit alle Aner¬
kennung zollen. Sie hat durch die Ver¬
anstaltung der volkstümlich gehaltenen
buchgewerblichen Vorträge einem drin¬
genden Bedürfnis abgeholfen und jedem
Gelegenheit geboten, seine Fachkennt¬
nisse zu erweitern, ohne dabei Verpflich¬
tungen zu übernehmen.
■■■■
Unferrichfswesen
■■■■
Goethe -Akademie. Unter dieser
Bezeichnung hat Direktor Friedrich We¬
ber- Robine eine Volkshochschule ins
Leben gerufen, welche eine Ergänzung
der bestehenden ähnlichen Institute die
419
SSÖ B55S S«3 SS£3 E3SS PHOTOGRAPHISCHES WOCHENBLATT E5S» rCV* E^SS *SE3K«S3
Gebiete der persönlichen Kultur, wie
Gesundheit, Gedankenerziehung, Ge¬
schlechtsfragen, praktische Lebensphilo¬
sophie, Schönheitspflege u. dergl be¬
rücksichtigen will Indes soll jeder
Vortragsabend mit künstlerischen Dar¬
bietungen verbunden und monatlich ein¬
mal ein Gesellschaftsabend veranstaltet
werden. Die Goethe- Akademie beginnt
ihre Tätigkeit anfangs Oktober (jeden
Donnerstag) in der Aula des Mommsen-
Gymnasiums, Wormserstr. 12, welche der
Magistrat der Stadt Charlottenburg zur
Verfügung gestellt hat. Näheres durch
die Direktion, Barbarossastr 47.
w
blätter benutzen, wie sie zum Umwickeln
der Stiele von Blumensträussen benutzt
werden. Diese Blattguttapercha ist er¬
hältlich in grösseren Drogengeschäften
oder in Furniturenhandlungen für Blu¬
menfabrikation Man legt das trockne
Bild vor dem Beschneiden auf ein etwas
grösseres Guttaperchablatt und beschnei¬
det beides zusammen, worauf beide einen
losen Zusammenhalt an den Kanten
haben. Dann legt man auf den Karton,
bedeckt mit weissem Papier und üb< r-
fährt mit einem heissen Bügeleisen Da¬
bei erweicht die Guttapercha, wird
äussert klebrig und bil et nach dem
Erkalten eine feste wasserfeste Ver¬
bindung zwischen Bild und Karton.
Wie wir hören, hat Herr Nicola Per¬
scheid in Berlin einen Ruf nach Wien an
die K. K. Graph Lehranstalt als Professor
für Porträtphotographie erhalten. Die
Verhandlungen darüber schweben noch.
Statistisches
!■ ■■
Einfuhr und Ausfuhr von Trocken¬
platten, mitgeteilt von der Firma Otto
Perutz, Trockenplatten-Fabrik, München.
Januar bis August 1909
1907 1908 1909
Einfuhr 814 1052 1385 Dztri.
Ausfuhr 594ö 6270 6011 „
B mm» Briefkasten ■■■ M
A. S. in H. Zum Trockenaufziehen
der Bilder können Sie die Guttapercha-
T. B. in S Schaukastenbilder be¬
dürfen der besonderen Erlaubnis des
Dargestellten oder seiner Rechtsver¬
treter zur Ausstellung. Es genügt nicht
wenn Sie das Bild auch ohne Bezahlung
gemacht haben. Man muss dann bei der
/Aufnahme ausdrücklich oder vor Zeugen
die Abmachung mit dem Berechtigten
treffen, dass die Erlaubnis der Aus¬
stellung des Bildes erteilt ist, sonst
können stets unliebsame Nachspiele er¬
folgen. Man muss sich daran gewöhnen,
dass es jetzt ein Recht am eigenen Bilde
gibt und dass man nicht so frei schalten
und walten kann wie früher. Es wird
immer noch viel zu wenig Wert darauf
gelegt, dass die Bestellung eines Bildes
ein Werkvertrag ist und es wäre zu
wünschen, dass dieser stets schriftlich
gemacht würde und alle Punkte enthielte,
die geeignet sind, spätere Rechtsstreitig¬
keiten zu vermeiden.
420
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