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Full text of "Physikalisches Wörterbuch oder Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre mit kurzen Nachrichten von der Geschichte der Erfindungen und Beschreibungen der Werkzeuge begleitet in alphabetischer Ordnung"

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6000446358 





E.BIBL.RADCL. 


IS? e.27 








60004468358 


E.BIBL.RADCL. 


IS e.27 





6000446358 


E.BIBL.RADCL. 


air e. Ze? 








Johann Samuel Traugott Gehler’s 


Physikalisches 
W orterbuch 


neu bearbeitet 


Brandes. Gmelin. Horner. Muncke. Pfaff. 


— 


Vierter Band. 
Zweite Abtheilung. 
G. 





Mit Kupfertafeln X bi XVII. 





Leipzig, ' 
‚bei E: B., Schwickert. 
1828. 


+‘ 


` 


Physikalisches Wörterbuch 


IV. Band. 


Zweite Abtheilung. 
6. 


— —— - 


Gährung. 


Fermentatio; fermentation; fermentation. Unter 
Gährung im weitesten Sinne versteht man die S. 3. dieses Ban- 
des beschriebene Selbstestmischung der organıschen Materien 
überhaupt, welshalb die Fäulnifs bisweilen faulige Gährung ge- 
nannt wird. Gährung im engeren Sinne jedoch begreift nur 
diejenigen Arten der freiwilligen Zersetzung, bei welchen ei- 
nige vorzüglich nutzbare Producte hervorgehen. Hierher rech- 
net man 1. die weinige oder geistige Gährung, bei welcher 
verschiedene in einer wässerigen Lösung befindliche Arten von 
Zucker bei Gegenwart von einer kleberartigen Materie, dem 
Gährungsstoffe, und bei einer Temperatur von 10 bis 20° C. 
veranlafst werden, sich in Kohlensäure, die sich als Gas ent- 
wickelt, und im Weingeist, welcher gröfstentheils in der Flüs- 
sigkeit bleibt, zu zersetzen. Auch die Brodgährung ist hier- 
her zu zählen. 2, Die saure, oder Essig - Gâhrung , mittelst 
welcher der mit Wasser verdünnte Weingeist, bei Gegenwart 
eines ähnlichen Gährungsstoffs bei Zutritt von Luft und bei ei- 
ner Wärme von 15 his 30°C. unter Absorption von Sauerstoff- 
gas und Entwickelung von Kohlensäure in Essigsäure verwan- 
delt wird. 3. Unter Zucker-Gährung kann man die, ohne 
Kohlensänrebildung erfolgende Umwandlung von Stärkemehl in 
Zucker verstehen, welche bei der Darstellung des Biers und 
Fruehtbrannteweins der weinigen Gährung vorausgeht. G. 


Galaktometer. 


Minder richtig Lactometer, Milchmesser (von zéie, 
alt yaXu& Milch und uergov Mals), ein einfaches Werkzeug, 
um die Güte oder den Fettgehalt der Milch zu messen. Es be- 
steht aus einigen Röhren (oder nach Juussow nur aus einer 
Röhre auf einem Piedestal? 1,5 bis 2 Z. weit und 11 Z. hoch, 


1 Ann. of Phil. X. 30%. 


554 Galvanismus. — 


welche am untern Ende verschlossen und neben einander in ei 
Bret gestellt werden. In der Höhe von 10 Z. sind herabwaurt 
32. von 0 anfangend in Zehntel-Zolle getheilt, so dafs also jed: 
auf das Glas geätzte oder geschnittene Abtheilung 0,01 Z. be 
greift. In diesen Röhren werden die verschiedenen zu prüfen: 
den Milchsorten frisch und ber gleicher Temperatur gegosse: 
so dafs sie bis O reichen, und ruhig stehen gelassen, wora 
sich die Fettigkeit absondert, und die Abtheilung, bis zu we: 
cher dieselbe reicht, giebt die Procente derselben in der Mil. 
an!. Der Apparat ist kein eigentlich physikalischer, und m. 
daher hier nur deswegen kurz erwähnt, werden, weil seine Cer 
struction auf das hydrostatische Gesetz des Standes unglen 

schwerer Flüssi gkeiten gegründet ist. M. 





Galvanismu S. 


Galvanismus; Galvanisme; Galvanism. Unter G. 
vanismus im weitesten Sinne des Wortes versteht man den |: 
begriff aller Erscheinungen, welche von der Erregung d 
Elektrieität durch blofse wechselseitige Berührung der Kür; | 
unter sich bei mannigfaltig möglicher Abänderung ihrer Anc D 
anderreihung abhängen, und sich auf diese Erregung theils . 
Bedingungen und Ursachen, theils als Folgen beziehen. N 
Verschiedenheit der Eigenschaften und Kräfte der Körper, vw: 
che theils zur Erregung der E. durch bloſse Berührung beit., 
sen, theils mit der auf diese Weise (galvanisch) erregten F. 
Wechselwirkung treten, so wie nach der verschiedenen Art «| 
Aneinanderreihung der Körper, sind diese Erscheinungen bo, ` 
mannigfaltig, und umfassen das ganze Gebiet'der Natur. l 
besondere sind alle Modificationen der elektrischen und maz!| 
tischen Erscheinungen, die ganze Mannigfaltigkeit des cher, 
schen Processes, und die Lebensthätigkeit erregbarer Organe 
diesen Kreis mit eingeschlossen. 

In ihrem ersten Auftreten bezeichnete man diese Ersch. 
nungen mit dem Namen der tAhierischen und animalischer 7. 
tricität (da man die zuerst bekannt gewordenen iriger AA 
von einer dem Thiere eigenthümlichen E. ableitete) oder a 
der metallischen Elektricuät, ein unpassender Ausdrock, 


— —— — — e 


1 Journ. of Sc. and the Arts. DI. 399, 





Galvanısmus. 555 


auch ohne alle Mitwirkung von Metallen diese Erscheinun- 
gen hervorgerufen werden können. Angemessener werden sie 
durch die Benennung: Erscheinungen der Berührungs - oder 
Contact - Elektricität bezeichnet. Die Erscheinungen des ver- 
stärkten Galvanigmus oder der mehrfachen Kette haben man- 
che, da ihre Entdeckung das Verdienst des berühmten VoLTra, 
so wie die der einfachen Kette des Italieners ALoysıus (Lud- 
wig) GaLvarı ist, nach dessen Namen die Hauptbenennung ge- 
formt ist, durch den Ausdruck Yoltaismus unterschieden, so 
wie man dann auch die Ausdrücke von Galvanischer oder Fol- 
ta’scher Elektricität zur Bezeichnung jener durch blolse Be- 
rührung erregten E. gebraucht hat, besonders in einem Zeit- 
puncte, in welchem die Ueberzeugung von der Identität der- 
selben mit der gewöhnlichen Elektricität noch nicht allgemein 
war, und selbst ein galvanisches Fluidum als ein ganz eigen- 
thümliches noch seine Rolle spielte. Das Adjectivum gulvanisch 
ist auf ähnliche Weise zur Bezeschnung gewisser Hauptverhält- 
nisse , die hier in Betgacht kommen, benutzt worden. So ver- 
steht man unter gal anischer Action die Thätigkeit der durch 
blofse Berührung der Körper unter sich erregten E. mit allen 
ihren mannigfaltig modificirten Folgen; unter galvanischem 
Reise, der auch wohl uneigentlich Metallreiz genannt. wurde, 
die Einwirkung der galvanischen Action auf erregbare Indivi- 
duen und ihre Organe, welche davon nach vitalen Gesetzen 
aíficirt werden, und durch galvanisiren: bezeichnet man end- 
lich das in Thätigkeit setzen der E. auf jene eigenthümliche 
Weise zur Hervorbringung der mannigfaltigen Erscheinungen, 
die davon abhängen, besonders zur Reizung erregbare Organe. 
Eine grofse ‘Classe von galvanischen Erscheinungen , näm- 
lich die magnetischen, welche durch die galvanisch erregte E. 
hervorgebracht werden, ist bereits unter dem Artikel Elektro- 
magnetismus? abgehandelt worden. Demungeachtet bleibt 
noch eine aufserordentliche Masse von interessanten Thatsachen 
übrig. Ich hoffe am besten für die Uebersicht und Deutlichkeit 
gesorgt zu haben, wenn ich erst eine kurze historische Ueber- 
sicht der Entdeckungen vorausschicke, dann sowohl die Er- 
scheinungen des einfachen als des verstärkten Galvanismus ìn 
systematischer Hinsicht äbhandle, nnd am Ende die wichtig- 





La Bd. IN. S. 472, 


556 -Galvanismus. 


sten Theorien dieser Erscheinungen darstelle und kritisch prüfe. 
Um jedoch diesen Artikel nicht zu sehr zu überladen, werde 
ich der umständlichen Beschreibung der Apparate, durch wel- 
che der verstärkte Galvanısmus erhalten wird, so wie der von 
ihnen abhängigen Erscheinungen einen eigenen Artikel: Säule, 


Volta’sche, widmen. 


Geschichte des Galvanismus, 


So mannigfaltig auch die galvanischen Erscheinungen sind, 
und so vielfach sie immerfort im stillen Haushalte .der Natur 
vor sich gehen, so blieben sie doch den Naturforschern bis auf 
die neuesten Zeiten verborgen, vorzüglich darum, weil sie un- 
ter den gewöhnlich im Naturlaufe vorkommenden Bedingungen 
nur durch ihr Product in längerer Zeit auffallend werden, und 
dieses Product an und für sich von denjenigen nicht verschieden 
ist, welche man von bereits bekannten, vorztiglich chemischen, 
Kräften abzuleiten gewohnt war. Die erste im engern Sinne 
galvanische Erscheinung die aus den bekannten Eigenschaften 
der Körper nicht zu erklären, und eben darum geeignet war, 
die Naturforscher auf die Spur dieser grolsen Naturthätigkeit zu 
leiten, findet sich von J. G. Botzen angeführt. Zur Unter- 
stützung einer von ihm in seiner Theorie der angenehmen und 
unangenehmen Empfindungen? aufgestellten Hypothese, dafs 
auch die Geruchs- und Geschmacks - Nerven, um ihre Empfin- 
dungen zu erhalten, durch eine Folge von Schlägen (pulsa- 
tions) affıcirt werden, findet sich in einer Anmerkung zu 
$. 82. folgende merkwürdige Stelle: „diese Hypothese scheint 
durch eine ganz merkwürdige Erfahrung bestätigt zu werden. 
Wenn man zwei Stück Metall, ein bleiernes und ein silbernes, 
. so mit einander vereinigt, dafs ihre Ränder eine Fläche aus- 
machen und man bringt sie an die Zunge, So wird man einen 
gewissen Geschmack daran merken, der dem Geschmacke des 
Eisenvitriols ziemlich nahe kommt, da doch jedes Stück be- 





1 Diese Abh. ist in den Mém. de Berlin 1760 ia franz. Sprache 
abgedruckt, aber auch unter obigem Titel in einer deutschen Ueber- 
setzaug erschienen. Berlin 1762. Vergl. Dessen vermischte Schriften 
sur Beförderung der schönen Wissenschaften und freien Künste Bier 
Baud und Göttinger Taschenkalender für 1794. 8. 136, wo diese 
Stelle zucrst der V rgessenheit entrissen wordea ist. 


Geschichte, 557 


-~ 


sonders nicht die geringste Spur von diesem Geschmacke hat. 
Nun ist es nicht wahrscheinlich, dafs bei dieser Vereinigung 
der beiden Metalle von dem einen oder andern eine Auflösung 
vorgehe, und die aufgelösten Theile in die Zunge eindringen. 
Man muls also schlielsen, dafs die Vereinigung dieser Metalle 
in einem von. beiden oder in allen beiden eine zitternde Bews-. 
gung in ihren Theilchen verursache, und. dafs diese zitternde 
Bewegung, welche nothwendig die Nerven der Zunge rege 
machen muls, oberwähnten Geschmack hervorbringe.“ Indeſs 


blieb dieser merkwürdige galvanische Gesohmacksversuch, den . 


Vora einige M) Jahre später wieder anstellte und in-seine 
gehörige Verknüpfung. brachte, so wie Ger interessante Wink 
Surzenr’s ganz unbeachtet. 

In der ersten Periode der galvanischen Entdeckungen hat 
man auch eine sonderbare Erfahrung des berühmten. Arstes’ und; 
Professors der Anatomie zu Neapel Da. Coruens'hitrber aében 
wollen, welche derselbe in einem Briefe vom 3,0ct. 1784 dem 
Ritter Vırawzıo mitgetheilt hatte 3 Es hatte derselbi ‚eine 
kleine Hausmaus'.mit dem Daumen und Zeigefinger an der. 
Rückenhaut angefalst und mit dem Unterleibe aufwärts gehalten, 
um sie lebendig zu anatomiren. Kaum war ein Theil der Haut 
durchschnitten, als die Maus den Schwanz heftig gegen sei- 
nen dritten Finger bewegte, und ihm einen Stols durch den 
ganzen Arm mit einem innern Zittern, Schmerz in der Schulter 
und Erschütterung des Kopfes beibrachte. Dieser Krampf hielt 
über eine V iertelstunde an und der Beobachter gesteht, dals 
schon die Erinnerung daran ihm Abscheu erwecke. Diese 
isolirte Erfahrung bleibt immer schwierig zu erklären. Sie 
würde sich am unmittelbarsten an die Erscheinungen der el. 
Fische anschliefsen, wenn sonstige Erfahrungen etwas Aehnli- 
ches in der Classe der höheren Thieren nachgewiesen hätten. 
Immerhin wäre es möglich, dals die von Todesangst ergriffene 
Maus ihren Schwanz mit solcher Heftigkeit (Geschwindigkeit) 
gegen die Finger des Beobachters bewegte, dafs die bloise me- 
chanische Einwirkung, die vielleicht zufälliger Weise. auf ei- 
nen einzelnen Nervenzweig unmittelbar traf (wie dieses öfters 
bei dem Anstofsen mit dem Ellbogen eine so unangenehme 





1 Goth. Magazin für das Neueste aus der Phyaik a.s ` w. VII. Bd. 
Aer St. S. 121. 


558 ` Galvanismus. 


Empfindung hervorbringt) verbunden ‚mit dem Unerwarteten, 
` solche‘ Wirkungen Iervorzubringen im Stande war. . Auf jeden 
Fall het eine eigentlich galvanische. Action ktinen' Theil daran 
gehabt. A" u 

Erst im Jahre 17790 bot ein gähstiger Zufall die interessante 
Entdeckung, die die Wurzel dieser ganzen Lehre:wurde, dem 
Italiener Lunwıe Gauvanı, Professor der Anatomie Zu Rolegna 
dar, wie èr selbst in der Schrift erzählt, in welcher er seinè 
dadurch veranlalsten Versuche und.Folgerungen bekannt machte. 
Eines Abends, als GALvasır- in Gesellschaft einiger Freunde 
sich .auf seinem Zimmer mit Versuchen beschäftigte, wolke es 
der Zufall, dafs.mehrere emthäntete Frösöhe (die nach ALızear ? 
eigentlich zu Brühen für Galvani’s kranke Gattin. bestimmt wa- 
ren) auf einem Tische 'lagen, wo zugleich eine Elektrisir- 
maschine sich befand. Ohne etwas. dadurch zu beabsichtigen, 
brachte ein Gehülfe die Spitze des ‘Scalpells an die Grural - Ner+ 
ven &ines solchen Frosches, und sah mit Erstaunen, dals ia 
demselben Augenblicke die. Schenkelmüskeln sich eonvulsivisch 
zusammenzogen, Ein anderer (oder wie ALıssar und Bue? 
nach genauen Privatnachrichten angeben, GALvanı's eigene 
Gattin; worauf auch ein zu Ehren dieser Entdeckung verfertigtes 
italienisches Sonnett hinweist) glaubte zu-bemerken, dals diese 
Zuckungen nur dann erfolgten, wenn in demselben Augenblicke 
aus dem vom Frosche ziemlich entfernten Conductor der Elek- 
trisir- Maschine ein Funke ausgezogen wurde. Man (oder nach 
ALIBERT, Gauvanı's Gattin) eilte die ‚seltsame Erscheinung 
Gaıvarı (ihrem: Gatten), der so- eben des Zimmer verlassen 
hatte, .zu hinterbringen. Er fand durch wiederholte Versuche 
diese Abhängigkeit der Zuckungen bei Berührung der Crural- 
Nerven mit der Messerspitze von dem Ausziehen des Funkens 
aus dein Conductor vollkommen bestätigt. Wäre GaLvanı da- 
mals mit den Gesetzen des el. Einflusses oder der Atmosphären- 
Wirkung und der Kraft der el. Strömung als eins der wirksamsten 





1 A. Galvani de visibus el. in mota musculari commentarius. 
In Comm. Acad. Bononiensis VII. vom Jahre 1791, wieder gedruckt in 
einer Schrift seines Neffen Aldini Aloysi Galvani etc. Cum Joannis 
Aldini Dissertatione et notis. Mutinae 1792, 

2 Eloge historique de Louis Galvani par J. L. Ausenr p. 37. 

8 Geschichte des Galvanismas nach Sog bearbeitet von Da, J. 
C. L. Banen, Leipzig 1803. S. 8. 


Geschichte. | 359 


\-rreareize vorzüglich ìn- Hervorbringung von: Zaokumgen;:\wie 
ve damals sdħon constirten ; vollkommen bekannt gewesen, sa 
wirde das anscheinend Seltsame und: Außerordentliche det Er- 
«himna auch sogleich für ihn’ fufzehört haben, und -die fer- 
neren Versuche, "die erst zu galvamischen Erscheinungen führten; 
z :ien dann schwerlich Yon ihm ähgestellt-worden seyn. Man 
l⸗mebe nämlich leicht, dals die: Berührumb: der .Nerwen mit 
a seien Leiter, wie einem Bo pell. Ap: dem: Augenblicke, 
` der Funke aus: dem Conduetor‘ auspezogert wurde, ‚untl 
A die Ursache 'sufhärte, welche vorher das el. Gleiohge 
rk: sestört hatte, die Bedingung lieferte; untersweicher.die- 
‚achgewicht desch schnelles Zuströnsen der mit derjenigen 
‚(udacters gleichnamigen und von ihm vorher zutückge» 
en E dunenblicklich wieder hergestellt werden konnte; 
z: des schnelle Ein - und Durchsträmen von E. An den Ner- . 
mı dom wirksamen Reiz bildet. Glücklicher Weise bot sich 
eut diese Erklärung nicht dat; vielleicht auch ` darum 
© 2, weil er in diesen auffallendenErsoheinungen eine Be~» 
“ıma seiner Lieblinsshypöthese von einer. den Thieren ei- 
:thünlichen B. sah. Er verfolste daher diese Versuche‘ wei- 
~. md prüfte unter andern auch den Einflufs der Luft - Elek- 
„at auf die Erzeugung der Zuckungen in: den Froschpräpara- 
=. Ja dieser Absicht hatte GaLvanı mehrere zubereitete 
i.-Nettremitäten an dem eisernen Gitter eines Gärtchens auf- 
en; es erfolgte aber, so: lange er auch wartete, kaum 
«see Zuckung. Des langen Harrens müde wog er die 
Adrahte, welche durch das Rückenmatk des Thieres ge- 
en waren, gegen das Gitter zurück, um vielleicht auf 
“An durch Zuführung der atmosphärischen E. durch das= 
- e seinen Zweck zu erreichen, und in der That erhielt er 
`“ sarke Zasammenziehungen der Muskeln ; die jedoch: nach 
“übrigen Umständen zu schliefsen, mit den Veränderungen 
` amosphärischen E. in keinem Verhältnifs zu stehen schie- 
5. Im sich hiervon völlig zu überzeugen, wiederholte 
unvan in einem wohl verschlossenen Zimmer zu verschiede- 
- "den des Tages dieselben Versuche, indem er das 
-- .apraparat auf eine eiserne Scheibe legte und den in das 
-“ımwark gesenkten Haken in Berührung “damit brachte, wo 
ı dann bei jedesmaliger Berührung lebhafte Zusammenziehun- 
»zusten. Diese, im eigentlichen Sinne galvanischen, Ver- 


ww 


560 Galvauismus. 


suche wurden nun noch weiter von ihm verfolgt und führten 
ihn za seiner Hypothese einer eigenthümlichen thierischen E. 
der Muskeln, welche letztere er mit einer Leidener Flasche 
verglich, die durch den leitenden Bogen, durch welchen die 
Kette geschlossen wird, von deren Schliefsung das Eintreten 
der Zuckungen abhängt, entladen werde, 

Man ‚kann alle ferneren Entdeckungen, zu welchen GA 
yızı auf diese Weise die Bahn gebrochen hatte, unter zwei 
Perioden bringen, ‚nämlich diejenige von:1791— 1800 oder die 
Periode des einfachen Galvanısmus, - und die Periode vom 
Jahre 1800 an, wo Vor seine wichtige Entdeckung des ver- 
stärkten Galvanismus oder der Säule bekannt maphte. In dem 
ersten Zeitraume bezogen sich die Versuche fast ausschliefsend. 
auf einfache galvanische Ketten, in welchen mit Nerven be- 
gabte Theile, insbesondere Muskeln kaltblütiger Thiere (Frosch- 
präpayate) als Glieder eingingen, und diese Theile dienten durch 
die sichtlichen Verändergngen, die sie erlitten, insbesondere 
die Muskeln durch ihre Zusammenziehungen als Reagenten fir 
den Grad, die Art, und die Richtung der hierbei thätig wer- 
denden Kraft, über deren eigentliches Wesen es jedoch in die- 
sem ersten Zeitraume zu keiner völligen Einstimmigkeit unter 
den Physikern kam. 

Es wär zu erwarten, dafs die Entdeckung GaLvamı’s ein 
sehr grofses Aufsehen erregen und überall zur Bestätigung durch 
wiederholte Versuche und weitere Ausbildung derselben auf- 
fordern würde. Unter seinen Landsleuten war es vor allen 
Auzrxaupen VoLTA, der gleich vom ersten Anfange an mit ei- 
nem seltenen Scharfblicke in die verborgenen Tiefen dieser Er- 
scheinung eindrang, als der geübteste Elektriker seiner Zeit 
ihre Beziehungen zu der allgemeinen E. richtig erkannte, und 
Garvanı’s Hypothese von einer eigenthümlichen thierischen 
E. schon in seiner ersten Abhandlung? bestritt. Diese Hypo- 
these fand äber in den ersten Jahren noch eifrige Vertheidiger 
an einigenLandsleuten? Garvanı’s, namentlich an CARMISATI, 





1 Memoria sull Ellettricita animale. Discorso recitato nel aula 
dell’ Universita in occassioue di una Promotione il die 5 Maggio 1792, 
Deutsch Azz. Vorra’s Schriften über die thierische Elektricität, her- 
ausgegeben von Dr. Mayer. Prag 1793. 

2 Lettero sopra lolettricita animale al Sign. Caval. Felice 
Fontana 1793, 


Geschichte. 561 


"CAarnapons, Bonn, VaLLo?, Aupiniꝰ, und GAtrAgt selbst 
trat in diner anonymen Schrift? von neuem zur Behauptung ei- 
ner eigenthümlichen thierischen E. auf. Ein Hauptpanct in 
diesem Streite war nämlich, ob’ die Zuckungen auch ohne alle 
Mitwirkung der Metalle durch Schlielsung einer aus blols thieri- 
schen Theilen bestehenden Kette in sich selbst erregt werden 
könnten, welches durch letztere Schrift, so wie durch ALnıuı’s 
Versuche aufser allen Zweifel gesetzt wurde. Diese wichtige 
Thatsache diente GaLvası’s Theorie zur Hauptstütze, und sie 
wurde nebst noch andern Gründen flir dieselbe zuletzt im Jahre 
1797 von dem ersten Entdecker in einigen Briefen an den Abt 
SraLzaszamı gegen Vorra’s Ansichten geltend gemacht 3, 

Indefsen wurden diese Gegengründe von VoLr4 in Briefen an 
Ant vom Jahre 1798 siegreich widerlegt® pnd dienten nur 
dazu, seiner siunreichen el. Theorie von dem Vorgange in der 
galvanischen Kette, die er in mehreren auf einander folgenden 
Äbhandlangen ® in ein immer helleres Licht gesetzt hatte, j 
gleichsam die letzte Vollendung zu ertheilen. Die wichtigste 
galvanische Entdeckung Vour4’s, die noch in diesen Zeitpunct 
fallt, ist die wirkliche Nachweisung der durch die Berührung 
der Metalle upter einander, go wie mit feuchten Körpern er- 





1 Nach mehreren kleineren Abhandlungen erschien ein gröfseres 
Werk von demselben: Experiments on animal electricity with their 
application to physiology. 

2 J. Aldini Dissert. duae Bononiae 1794, 

3 Dell’ Uso o dell’ Attivitä deif Arco Conduttore nelle contra- 
zioni dei Muscoli. In Bologoa 1794. 

% Memorie sull ellettricita animale di L. Galvani al celebre Ab- ` 
bate Lazaro Spallanzani. Aggiunte alcune sperienze di G, Aldini., 
Bologna 1797. 4. c. Fig. 

5 In Brugnatelli’s Annsli di Chimica Tome XVI, und daraus 
übersetzt in Ritter’s Beiträgen zur nähern Kenntnils des Galranismus. 
2ter Band. Stes und 4tes Stück. 8. 3. ` 

6 Sie finden sich in den Annali di Chimica von Brugnntelli vom 
Jahre 179% an, und die wichtigsten sind drei Briefe an den Abt 
Vassalli, wovon die zwei ersten in Gren’s neuem Journale der Phy- 
sik Bd. II. 1795. S. 181 ff. und der dritte als Volta’s Schriften an 
dea Herrn Abt Vassalli über die thierische Elektricität, herausgegeben 
von Dr, Mayer. Prag 1796 erschienen sind, so wie zwei Briefe au 
Gren übersetzt in dessen Neuen Journal der Physik. UI. 450. uud - 
IV. 107? — 130. . 

IV. Bd. Nn 


562- Galvanismus. 


regten E., worüber mehrere an Grey gerichtete Briefe 1, so wie 
auch jene oben erwähnten Briefe an Aupiui die ausführlichste 
Darstellung enthalten. 

In Deutschland wurde die erste Nachricht von Garvanı's 
wichtiger Entdeckung durch Dr. J. F. Acxermanw in Mainz 
in der medicinisch -chirurgischen Zeitung mitgetheilt, und die 
ersten deutschen Aerzte und Physiker, welche die von ihnen 
über diesen Gegenstand angestellten Versuche, wodurch jedoch 
keine neuen Thatsachen oder Aufschlüsse gewonnen wurden, 
bekannt machten, waren C. C. Crrve?, En. Jon. Scaumuck ?, 
Garg und Be, 8, Indem ich selbst gerade damals meine 
medicinische Inauguraldissertation auszuarbeiten hatte, so wählte 
ich diesen Gegenstand zum Thema derselben®, und es muls 
mir damals gelungen seyn, diesen Gegenstand in einer licht- 
vollen Ordnung darzustellen, da der Dissertation das Glück zu 
Theil wurde, sowohl in Gren’s Journale der Physik, als auch 
in dem Supplementbande der zweiten Ausgabe dieses \Vörter- 
buches übersetzt zu erscheinen. Meme vorzügliche Bemühung 
war dahin gerichtet, die allgemeinsten Bedingungen und Ge- 
` setze dieser neuen Erscheinungen aus den Versuchen anderer 

sowohl als meinen eigenen festzusetzen, und darans die Ursache 
derselben, so wie die Wirkungsart dieser Ursache zu bestim- 
men. Ich erklärte mich schon damals für eine, von der Mit- 
. wirkung der thierischen Organe ganz unabhängige, nur durch 
die Wechselwirkung der Metalle und der Feuchtigkeit erregte 
E., kurz für Vorra’s Ansicht, so weit sie damals bekannt 
war, verfolgte diese ersten Untersuchungen noch weiter, und 
gab im Jahre 1795 ein grölseres Werk heraus’, in welchem 





1 5. Brugnatelli Ann. di Chim. cet. Tom. ZIL und XIV. von 
den Jahren 1796 und 1797. 

2 Beiträge zu Gälrani’s Versuchen über die Kräfte der thieri- 
schen Eiektricität auf die Bewegung der Muskeln 1792. 

3 Beiträge zur nähern Kenntnifs der thierischen Elektricität. 
Munuheim 1792. 

4 Journal der Physik 1792. VI Bd. III Heft. 8. 402. und VII Bd. 
II Heft. S. 323. 

5 Ebend. VI Bd. II Heft- S. 411. 

6 Dissertatio inaug. medica de Electricitate sic dicta animali. 
Auctore C. H. Prarr. Stuttgardiae 1793, 

3 Ueber thierische Elektricität und Reizbarkeit. Leipzig 1795. 


m 


| . Geschichte. 8 563 


alles, was damals über diesen Gegenstand bekannt geworden 
war, sich zusammengestellt findet. Eine ooch umfassendere, 
viele nene Thatsachen enthaltende Schrift, erschien im Jahre 
1797 von Arzx. v. Humsouor ti In keiner Sbhrift sind die 
mannigfaltigen Abänderungen der galvanischen Ketten, in wel- 
che thierische Theile als Glieder eingehen, mit solcher Voll- 
ständigkeit abgehandelt, und alle T'hatsachen in Rücksicht auf 
diese so genau festgesetzt, ohne dafs jedoch ein neuer wichtiger 
Schritt vorwärts dadurch gemacht worden wäre. Vielmehr 
wurde der berühmte Verfasser zu irrigen Schlüssen verleitet, 
indem er das diesen Erscheinungen zum Grunde liegende Agens 
als ein von der E. verschiedenes ganz eigenthümliches erklärte, 
das von den thierischen Theilen selbst ausgehe, und diese Er- 
scheinungen als der Sphäre des Lebens selbst im engern Sinne 
angehörig betrachtete. Vorzüglich zu rühmen ist,in diesem 
Zeitpuncte unter den Deutschen J. W. Rırrzr , dessen erste 
Abhandlung über diesen Gegenstand vom Jahre 1797 herrührt 2, 
uud dessen andere, im Jahre 1798 im Drucke erschienen, nächst 
den Schriften VoLra’s die bedeutendste auf dem damaligen 
Standpuncte dieser Entdeckung ist. Alle Abänderungen. der 
Ketten sind in dieser Schrift unter ihre Hauptclassen geordnet, 
die allgemeinsten Gesetze für die Wirksamkeit und Unwirksamkeit 
derselben aufgestellt, und durch viele neue Erfahrungen ist der 
Beweis vollständig geführt, dals in einer geschlossenen galva- 
nischen Kette eine fortdauernde Thätigkeit von gleicher Art, als 
diejenige, die durch die Schliefsung eingeleitet werde, statt finde, 
ein Beweis, der sich vorzüglich auch auf die Entdeckung einer ` 
eigenthümlichen Modification der Reizbarkeit in den Muskeln 
stützte, welche selbst, oder deren Nerven, Glieder geschlos- 
sener Ketten bilden, eine Entdeckung, welche noch wichtige 
Früchte tragen kann, wenn sie von sorgsamen Händen ge- 
pfest wird. d 

In Frankreich hat GaLvanı’s Entdeckung in dieser ersten 
Periode kein besonderes Interesse eingeflölst, wenigstens ist 


í Versuche über die gereizte Muskel - und Nerven «Faser nebst 
Vermuthongen über den galvanischen Procels des Lebens. 2 Bde., 
Posen und Berlin 1797. 

2 Ueber den Galvanismus; in dessen phys. chem. Abhandl. 
1806. I. Bd. 

Nn 2 


Së Galvanısmus. 


diese Lehre von den französischen Naturforschern nicht berei- 
chert worden. Erst im Jahre 1798 wurde eine Commission des 
National - Instituts bestehend aus den Bürgern CouLomp, SA- 
sarnıen, PeLLeETAN, COnanızs, Founcnor, VAUQUELIN, 
Gorros und HALLE niedergesetzt, welche einen ausführlichen 
Bericht? über die von ihr angestellten Versuche an das National- 
Institut abstattete, in welchem die wichtigsten Erscheinungen, 
die sich auf die Erregung von Muskelzusammenziehungen durch 
galvanische Ketten beziehen, abgehandelt sind, und der Ein- 
Bob der abgeänderten Bedingungen vorzüglich unter den zwei 
Hauptrubriken des thierischen und des erresenden Bogens mit 
Klarheit entwickelt ist, ohne dafs jedoch zu dendurch die Be- 
mühungen der Naturforscher anderer Länder schon damals aus- 
gemittelten 'Thatsachen etwas wesentlich Neues hinzugefügt 
worden wäre. Auch äufserten die Commissarien über die ei- 
gentliche Ursache dieser Erscheinungen keine ganz entschiedene 
Meinung, woran vorzüglich der Umstand Schuld war, dafs 
Ausx.ıv. Humsoınr, der sich ihnen später beigesellt hatte, 
damals noch seiner Hypothese von einem eigenthümlichen gal- 
vanischen Agens und einer unmittelbaren Beziehung desselben 
auf die Lebenskraft ergeben war, und die Commissarien durch 
gewisse scheinbare Verschiedenheiten zwischen diesem Agens 
und der E., vorzüglich was das Leitungsverhältnifs der Körper 
für dasselbe betraf, dieser Hypothese geneigt machte. Aulser 
dieser Arbeit verdient nurnoch Erwähnung Le Hor’sTheorie? des 
einfachen Galvanismus gegründet, auf neue Versuche, die übrigens 
im Wesentlichen mit den von VoLt4 schön früher vorgetrage- 
nen in Betreff der Circulation eines Fluidums in der galvanı- 
schen Kette, nach einer von der wechselseitigen Lage der Ket- 
tenglieder abhängigen Richtung übereinstimmt, in demjenigen 
Puncte aber, der ihre Eigenthümlichkeit ausmacht, dafs sich 
nämlich das galvanische Fluidum beim Durchgange der mit Ar- 
matüren versehenen Organe anhäufe, offenbar unrichtig ist. In 
gewisser Hinsicht gehört diese Abhandlung in den zweiten 
Zeitraum, da sie erst im Dec. 1800 im National - Institute vor- 
gelesen worden war. 


1 Uebersetzt in Ritter’s Beiträgen zur näheren Kenntnifs des 
Gelranismus isten Bandes lates u. 2tes Stück. 9. 1. 
2 Aus den Ann. de Chim, Tome XXXVIII. in C. IX. 188. 








Geschichte, 565 


In England wurde die neue Entdeckung zuerst durch zwei. 
Briefe ALzx. Vorra’s vom 13. Sept. und 25. Oct. an Tızerıus 
Cavarro* bekannt, in welchen nicht bloſs ein ausführlicher 
Auszug aus GaLvanı’s Schrift mitgetheilt, sondern auch die 
Volta’sche Ansicht von der Bewegung der E. durch die ei- 
gentkümliche Einwirkung der Metalle dargelegt und auf die ihm 
eigenthümlichen neuen Versuche gestützt ist, unter welchen 
sich auch der Zungenversuch befindet. Die wichtigste Arbeit - 
aus diesem Zeitpuncte von brittischen Gelehrten verdankt man 
Rıcuann Fowıer?, der wie es scheint unabhängig von an- 
dern manche Verhältnisse der Kette entdeckte, namentlich die 
Empfindurg eines Blitzes in den Augen, die Ersegung des Her- 
zens unter bestimmten Bedingungen, den Eimflufs der Unter- 
bindung der Nerven unter verschiedenen Umständen auf die 
Entstehung der Zuckungen in den Muskeln. Indels warde 
Fowıra durch einige irrige Beobachtungen, namentlich dals 
die Holzkohle kein Leiter der in der galvanischen Kette thäti- 
gen Kraft ist, so wie durch die falsche Deutung einiger anderer 
Versuche? zu dem Resultate geleitet, dafs die galvanische In- 
finenz, wie er die hierbei thätige Kraft neant, verschieden von 
der E. sey. Aırx. Mowao# kam durch wenigere aber sinn- 
reich angestellte Versuche zu der Folgerung, dafs die in der 
galvanischen Kette in Bewegung gesetzte Flüssigkeit die gröfste 
Uebereinstimmung mit der E. habe und wohl einerlei mit dieser, 
die Nervenkraft selbst aber ganz verschieden davon sey, und 
dafs jene in der Kette in Bewegung gesetzte Flüssigkeit bloſs 
als ein Reiz für dieselbe wirke und dadurch die Zackungen her- 
vorbringe. Ueber die Kraft, durch welche die el. Materie 
in Bewegung gesetzt werde, blieb er aber im Dunkeln, so wie 
er auch noch den Irrtham mit andern theikte, dafs in der ge~ 
schlossenen Kette keine weitere Thätiskeit statt finde, sondern 


1 Ph. Tr. for 179. 8.1. 

2 Experiments and observations relative to the Influence lately 
discovered by Mr. Galvani and commonly called animal Zlectrioitv. 
Edinb. and London. 4793. 8. ins Deutsche ‚übersetzt. Leipz. 4796, 8. 

3 Vergi. meine Schrift über thierische Elektricität und Reizbar- 
keit. S. 383. 

4 Yxperiments on the nervous System übersetzt unter dem Ti- 
tel: Alex. Monro’s und Richurd Fowler’s Abhandlung über thierische 
Flektricität u. s. w. Leipzig 1796. 


568 Galvanismus. 


welche zugleich den vollständigsten Inductionsbeweis lieferten, 
dafs dieser Procefs ganz nach galvanischen Gesetzen erfol.e, 
nach denselben Gesetzen nämlich, nach welchen die Muskel- 
zusammenziehungen durch galvanischg Ketten erregt werden. 
So manche Dunkelheiten, welche dieses Gebiet von Er- 
scheinungen bei so vielen mit unermüdetem Eifer fortgesetzten 
Forschungen immer noch verhüllten, insbesondere aber alle 
Ungewilsheit über die wahre Natur der hierbei thätigen Kraft 
wurden aber nun auf einmal zerstreut durch die glänzendste 
und folgereichste Entdeokung der neuern Physik, durch den 
. grolsen Schritt, den VorLrA nach seiner eigenen Versicherung 
any Ende des Jahres 1799 gethan hatte, und wovon die er ste 
öffentliche Nachricht in einem. Briefe desselben aus Como vom 
: 20. März 1800 an den Präsidenten der Königl. Societät in Lon- 
don enthalten "ett, durch die Erfindung seiner Säule oder 
die Entdeckung des verstärkten Galvanismus, \Venn gleich 
VoLTA nirgend genau angegeben hat, wie er eigentlich auf 
diesen letzten Schritt geleitet worden.ist, so lag es doch in dem 
Gange seiner Untersuchungen, dafs er ihn früher oder später 
thun mufste, und dafs unter den mannigfaltigen Combinationen, 
die sein Eifer der Untersuchung unterwarf, um den elektrischen 
Vorgang, den sein genialer Scharfsinn so frühe im Beginnen 
dieser Forschungen erkannt hatte, und die Gesetze desselben 
in ein immer helleres Licht zu setzen, früher oder später auch 
diejenige vorkommen mulste, die das Wesen seiner Säule bil- 
det. In sofern kann man behaupten, dafs die grofse Entdeckung 
der Hauptsache nach dem Geiste angehört, der seine Ideen ex- 
perimentirend prüft und verfolgt. Man findet nur in einer ein- 
zigen der in der ersten Periode erschienenen Schriften eine Art 
von Annäherung zu dieser Entdeckung, nämlich in dem An- 
hange zu Fowıza’s oben angeführter Schrift in einem Briefe 
Rosıson’s; „Ich verschaffte mir,‘ heifst es daselbst, „meh- 
rere Stücke Zink von der Grölse eines Schillings, und legte sie 
mit eben to vielen Schillingen abwechselnd auf einander in 
Form einer kleinen Geldrolle. Eine solche Vorrichtung, finde 
ich, vermehrt in einigen Fällen den Reiz beträchtlich, und ich 
erwarte von einem ähnlichen Verfahren eine noch grälsere Ver- 








1 On the Electricity escited by the mere oontaot of conducting 
Substances of different Kinds, Ph. Tr. for 1900. p. 402. 





` 


Goschichte.. 560 


stärkung desselben. Bringt man die eine Seite von einem sol- 
chen Röllchen auf die Zunge, so dals diese alle einzelnen Stücke 
davon berührt, so ist der Reiz sehr stark und unangenehm, 
Cavarro? hob auch diese Beobachtung als eine vorzüglich 
merkwürdige in seiner Abhandlung von der thierischen..E. her- 
vor. Man sieht wohl, dass zur eigentlichen Säule die feuchten 
Zwischenleiter hier fehlten, und dafs die Verstärkung des Ef- 
fects eigentlich nur von den vielen einzelnen Ketten, von de- 
nen nämlich jede durch ein Paar der Metallstücke, und den 
Theil der Zunge, der dasselbe berührte, gebildet wurde, abhing. 
Auch wurde dieser schon im Jahre 1793 gegebene Wink nicht 
weiter verfolgt. | 
in seiner ersten Abtheilung ertheilte Vorra vorzüglich ` 
eine genaue Anweisung zur Construction seiner Säule, beschrieb 
auch eine Abänderung seines Apparats, den sogenannten Tas- 
sen- Apparat, liefs sich in ein sehr genaues Detail über die Er- 
schütterungen und anderweitige Sensation ein, die von der Ein- 
wirkung desselben auf die verschiedenen Sinnesorgane abhängen, 
und erklärte alle diese Erscheinungen auf dieselbe Weise aus 
dem verstärkten el. Strome von einem Ende (Pole) der Säule 
zum andern durch den Körper hindurch, welcher eine leitende 
Verbindung zwischen diesen beiden Enden macht, wie schon 
früher die Erscheinungen der einfachen Kette. Die Anhänfung 
und Verstärkung der E, durch diesen neuen Apparat bewies er 
noch überdies durch dem Condensator, mit dessen Hülfe er die 
E. seines Apparate in deutlichen Funken darstellte. Er er- 
theite ihm daher anch den Namen eines elektromotorischen Ap- 
parats, und verglich ihn mit den el. Organen desKrampfrochens, 
bei denen er eine ähnliche Construction und Wirkungsart ẹn- 
nahm. Von eigentlichen Funken unmittelbar aus der Säule, 
von Anziehungs - und Abstofsungserscheinungen, an den Polen 
und von den chemischen Wirkungen der Säule ist aber in die- 
ser Abhandlung nicht die Rede. Diese letzteren wurden so- 
gleich von den englischen Physikern, die zuerst VaLra’s Ver- 
suche wiederholten, beobachtet, insbesondere die so merk- 
würdige Wasserzersetzung zuerst von CARLISLE und zwar zu- 


fällig?, als ein Tropfen Wasser auf die obere Platte gebracht 





1 Vollst. Abh. Ster Bd. S. 234. . 
2 S. Nicholson’s Beschreibung u. s. w. in G. VI, 30, ` 





570 Galvanısmus, 





worden, um der Berührung gewisser zu seyn, und die Schli 
fsung durch den negativen Draht in diesem Tropfen gesch 
wo sich dann um denselben ein Gas entwickelte, das sich dur: 
den Geruch als \Vasserstoffgas zu erkennen gab und dann : 
weitern Versuchen führte; dann verschiedene andere chemisc] 
Wirkungen der Säule durch Cous span, Henny u.a. Noc 
bemerkten die englischen Physiker zuerst den Funken der Vo 
taschen Säule, namentlich Nıc#oLsox an einer Säule von 1( 
Kronenstücken und Zinkscheiben, -deren Tuchscheiben mı 
Kochsalzauflösung getränkt waren, im Finstern und mit deu 
lichem Knistern, CavıKsuank an einer Säule von 40 bis 10 
-Plattenpaaren von Silber und Zink mit Salmiakscheiben son: 
im Tageslichte vollkommen sichtbar, so wie auch eine deni 
Jiche Einwirkung der Pole auf das Goldblattelektrometer ohn 
Hülfe des Condensators. Auch in Deutschland wurde die Vol 
ta’sche Säule unter den Händen J. W. Rırrza’st sogleich ein 
Quelle vieler interessanter Erfahrungen , namentlich auch i 
Betreff der \Vasserzersetzung, ohne . dafs dem deutschen Physi 
ker damals schon die Versuche der Engländer bekannt gewor 
den waren?, und auch ich selbst erinnere mich noch mit ei 
nem eigenen Vergnügen des Zeitpunctes, als ich auf eine vo 
dem aus England eben wieder auf dem Continente angekomme 
nen Dr. Buscu erhaltene Nachricht von Vorra’s wichtige 
Entdeckung die erste Säule baute, und durch Hülfe eines Gold. 
blättchens den ersten Funken daraus zog, den Diren in sei- 
ner ersten Reihe von Versuchen noch nicht hatte darstelle: 
können. Auch bemerkte ich zuerst die Arziehungserscheinun- 
gen an den Polen, und verfolgte durch eine Reihe von Versu- 
chen die Uebereinstimmung dieser sogenannten > galvanische 
E. mit der gewöhnlichen, vorzüglich in Rücksicht auf das Lei- 
tungsvermögen der Körper für dieselben?. Es würde zu wei 
führen, wenn ich hier im Detail die besonderen Verdienste dei 
einzelnen Physiker, wie die einzelnen Entdeckungen und Er- 
findungen, wie sie nach der Reihe gemacht wurden, verſolgen 
wollte. Ich werde’bei der näheren Darstellung der Erscheinun- 











1 Voigt’s Magaz. II. 354, 

2 Vergi. das Historische hierüber von Gilbert in dessen Ann. 
VI. 468. 

3 G. VIL 247. 





Geschichte, ' 571 
er selbst Gelegenheit haben, manches in dieser Hinsicht nach- 


riseg, und begnüge mich daher blols die wichtigsten Mo-. ` 


zeme aus der Geschichte der weiteren Entwickelung hervor- 
scheben, | 
In Jahr 1801 reisete Vorra nach Paris, vm den französi- 
schen Nationalinstitute einen vollständigen Bericht über seine 
LCaedngen mitzutheilen. Der damalige erste Consul Buona- 
AKTE, selbst Mitglied jenes gelehrten Körpers , schenkte die- 
«t Entdeckung seine vorzügliche Aufmerksamkeit, liefs eine 
Medaille zum Andenken derselben prägen, stiftete zu deren 
v:mrer Beförderung zwei Preise, einen grölseren für eine 
-pratdeckung und einen kleineren jährlich auszutheilenden, 
3 &durch wesentlich zur Belebung des Eifers der Physiker 
den auch in Frankreich, dem der Galvanismus bisher bei- 
ra fremd geblieben war) zur Erweiterung dieser Lehre bei. ` 
tz de Bestätigung von Vorra’s Theorie, war die Vergleichung 
cer Ladung sehr grofser el. Batterieen durch die wirksamsten 
fkeisisrmaschinen mit der Ladung derselben duroh die Säule 
vn emem besondern Interesse und VouTA beauftragte mich 
sa, als ich damals in Paris seine persönliche Bekanntschaft 
<-zacht hatte, auf meiner Durchreise durch Haarlem’ van Ma- 
cm, dem in der Tayler’schen Stiftung alle Mittel zur Ausfüh- 
22 dieser Versuche zu Gebote standen, zu bewegen, diesel- 
ten gemeinschaftlich mit mir auszuführen, von deren Resultate 
ez ufahrlicher Bericht damals im Druck erschien. 

Ueber die chemischen Wirkungen der Säule wurde ein ganz 
rees Licht verbreitet durch eire meisterhafte Arbeit von H. 
Duer 3. durch welche vorzüglich die Wanderung der Stoffe, 
ind die Ansammlung derselben ihrer eigenthümlichen el. Natur 
pas an den entsprechenden Polardrähten als die allgemeinste 
Tistsache erwiesen wurde, eine für die elektrochemische 
Theorie besonders wichtige Thatsache, die aber gleichzeitig 
mit H. Davy und ganz unabhängig von diesem auch von Ber- 
zeurts und Hısısaer entdeckt worden ward. Eine sehr 





1 C. It. 262. nn 

2 Abbandlungen über einige chemische Wirkungen der Elcktri- 
cut a. s. w. in Gehlen’s Journ. d. Ch. Ph. und Min. Y. 

3 Aus deren Afhandlingar i Fisik u. s. w. Första (Delen. Stock- 
icim 1806. übers. in G. XVII. 269. ' 


v 


572 Galvanısmus. 


wichtige neue Erfahrung über die Wirkung dereinzelnen Metall- 
platten auf gefärbte Pflanzen - Papiere verdankt man dem Leib- 
` arzte Dr. Jaser in Suuttgart1!, so wie auch eine zweite wich- 
tige Thatsache, dafs nämlich eine Volta’sche Säule, deren 
feuchte Zwischenleiter durch Gold oder Silberscheiben mit voll 

kommenen trockenes Rande unterbrochen sind, keine Spur 
von chemischer Wirkung geben 2. 

Im Jahr 1803 machte Rırrza seine Versuche über die so- 
genannte Ladungssäule 3? bekannt, deren Eigenthümlichkeit so- 
wohl als das für dieselbe von ihm aufgestellte Princip vorzüg- 
lich von Voura angefochten wurde. Die Bemiihungen der 
Physiker waren in den ersten Jahren nach der Bekanntmachung 
der Säule vorzüglich auch auf die Verbesserung: und Verstär- 
kung: dieses merkwürdigen el. Apparat’s gerichtet, und unter 
den mannigfaltigen Vorrichtungen, die ausgeführt warden, und 
die unter dem Namen der Trog-, Zeilen-, Kasten -, Apparate 
us. w. bekannt geworden sind, verdient insbesondere Hane’s 
Calorimotor erwähnt zu werden. Diese Bemühungen, die auch 
für die weitere Aufklärung der Theorie dieser Erscheinungen 
unternommen wurden, führten zu der sogenannten trockenen 
Volta’schen Säule, von welcher verschiedene Arten in Vor- 
schlag gebracht wurden, von denen jedoch nur die von ap 
Lüc zuerst im Jahre 1810 * beschriebene und von diesem Phy- 
siker als ein atmosphärisches Elektroskop empfohlene, diesen 
Namen verdient, die aber erst im Jahre 1814 mit einer kleinen 
Abänderung durch den Italiener Zamsoxs zu einer grölseren 
Pnublicität gelangte®, nach diesem auch den Namen der Zam- 
boni’schen Säule erhielt, und zu vielen interessanten Verhand- 
lungen, vorzüglich die Theorie der Säule betreffend, Veranlas- 
sung gab, an welche Pannor, Jacer und v. Yerım® einen 
vorzüglich wichtigen Antheil hatten. Wichtiger für die Theorie 

1 G. XI, 288. 

2 ZEbend. XXIII. 77. 

$ Vuvigt’s Magasin VI, 2tes Stück, S. 98. 

&- In Nicholsons Journale Oct. 1810 und daraus in G. XLIX. 100. 

D Vgl. Einige historische Nachrichten über die trockenen el. 
Säulen der Herrn De Lüc und Zansboni in G. XLIX. 35. 

6 In einer eigenen Schrift: Versuche und Beobachtangen zur 


näheren Kenntnils der Zamboni’schen trockenen Säule A. München 
1820. 








Einfa ch er, 573 


als diese uneigentlich sogenannte trockene Säule, wurde die 
von mon: zuerst entdeckte sogenannte zweigliedrige Säule*, 

doch setzte allen diesen mannichfaltigen Arbeiten und Bemü- 
hungen im Jahre 1820 die Entdeckung des Elektro - Magnetis- 
mus, und im Jahre 1822 des Thermo - Magnetismus die Krone 

auf, von welchem ersteren bereits? ausführlich gehandelt ist, 

und von welchen letzteren noch unter einem besondern Artikel 
die Rede seyn wird. 


I. Von der einfachen galvanischen 
Action oder dem einfachen unverstärk- 
ten Galvanısmus. 


A. Thatsachen. 


AA. Von der einfachen galvanischen Action 

in ungeschlossenen Ketten. System der Er- 

reger oder Leiter des Galvanismus und 
Spannungsreihen derselben. 


1. Um die grolse Masse von Erscheinungen, die zum 
Galvanismus gerechnet werden, zu einer' leichten systemati- 
schen Uebersicht zu bringen, scheint es am angemessensten, 
dieselben unter zwei Hauptabtheilungen abzuhandeln, wovon 
die erste die Erscheinungen des einfachen Galvanismus oder 
der einfachen Kette, die zweite die des verstärkten Galvanis- 
mus oder der vervielfachten Ketie unter sich begreift. Alle 
Erscheinungen, die sich auf die homologe Wiederholung ei- 
ner einfachen galvanischen Kette beziehen nnd von dieser ab- 
hängen, oder die Erscheinungen der sogenannten galvanischen 
Batterie oder der F olta schen. Säule machen den Gegenstand der 
zweiten Abtheilung aus, deren Element in der ersten Abthei- 
lung als sogenannte einfache Kette im ungeschlossenen und ge- 
schlossenen Zustande betrachtet wird. 


1 G. LX. 151. ` 

2 8. Th. IL 473 ff, 

3 Vgl. Dr. F. B. Taomusposrr Geschichte des Galvanismus oder 
der Galvanischen Elektricität vorzüglich in chemischer Hinsicht 2te un- 
veränderte Auflage. Erfurt 1808; und Geschichte des Gulvanismus 
nach Sue d. ä. frei bearbeitet von Dn. Jon. Consr, Leor, ReisuoLn. 
In zwei Abtheilangen. Leipzig 8. 1803. 





556 Galvanismus. 


schiedener Oberfläche werden die Spannungen den Oberflächen 
umgekehrt proportional seyn, dem el. Werthe nach aber wird 
eben wegen dieser Proportionalität der Spannungs - Unterschied 
doch immer als der gleiche sich zeigen. Um ein gemeinschaft- 
liches Maís für alle Spannungs - Unterschiede, welche durch 
die Berührung je zweier Körper mit einander begründet werden, 


on haben, wollen wir den Spannungsunterschied zwischen 


Kupfer und Zink = 1 setzen. Da nun die positive Spannung 
ihrer Gröfse nach vollkommen gleich der negativen ist, wenn 
beide Körper isolirt, und übrigens in Gestalt und Gröfse der 
Oberfläche einander vollkommen gleich sind, so folgt in Be- 
ziehung auf diese Einheit von selbst, dafs unter den angege- 
benen Bedingungen die positive Spannung des Zinks durch + 4. 
die negative des Kupfers durch — $ ausgedrückt werden muls, 
wodurch indels über die elektrometrische Grölse dieser Span- 
nung, verglichen mit irgend einer andern, noch nichts ausge- 
sagt ist. Wird der eine von diesen beiden Körpern mit dem 
Erdboden in Verbindung gesetzt, wodurch seine el. Spannung 
auf O herabsinkt, indem hierbei von der sehr geringen galvani- 
schen Wirkung zwischen dem Erdboden (oder der blolsen 
Feuchtigkeit) und diesen Körpern abgesehen wird, so steigt die 
Spannung in dem andern auf das Doppelte von derjenigen wel- 
che er in’ dem ersten Falle zeigte, und zwar in dem einen die 
‚positive, in dem andern die negative, folglich in dem ange- 
nommenen Beispiele von + $4 auf + Tin dem Zinke, und 
von —#} auf — 1 in dem Kupfer, worin eben. sich das We- 
sen der galvanischen Elektricitäts-Erregung, dafs sie ihre Grenze 
in einem constanten Spannungsunterschiede habe, ausspricht, 
Der Spannungs - Unterschied zwischen 4 4 und — 4 ist näm- 
lich gleich dem Spannungsunterschiede zwischen O und + 1 
und O und — 1. Dasselbe gilt auch, wenn beide Körper durch 
anderweitige Mittheilung E. erhalten haben. Diese wird sich 
zwischen ihnen, sie sey positiv oder negativ, nach den Gese- 
tzen, die für die Vertheilung der E. überhaupt gelten, aus- 
theilen, aber es wird in keinem Falle zu einer gleichförmigen 
Spanmıng kommen, sondern es wird in allen Fällen derselbe 
Unterschied in ihrer el. Spannung bleiben, den sie zeigen, wenn 
sie vorihrer wechselseitigen Berührung sich im natürlichen el. Zu- 
stande befanden. Diese Erregung von freier E., oder dieseStörung 
des natürlichen el. Gleichgewichts in Folge der Einwirkung he- 








Einfacher. 577 


terogener Körper auf einander durch blofse Berührung selbst 
derjenigen, die am stärksten auf einander wirken, ist indefs so 
schwach, dafs sie auch durch die empfindlichsten Elektrometer 
für sich allein angewandt nicht darstellbar ist, aber mit Hülfe 
des Condensators, Collectors oder Duplicators 2 lassen sich diese 
schwachen Spuren so sehr verstärken, dafs eben durch diese . 
Versuche das bisher entwickelte Grundgesetz für den Galvanis- 
mus in das hellste Licht gesetzt werden kann. 

4. Am beguemsten und sichersten bedient man sich zu 
dem angegebenen Zwecke der Condensatoren, und zwar giebt 
es verschiedene Arten, die el. Erregung jener beiden, als Mu- 
ster gewählten Körper, des Zinks und Kupfers im Folge ihrer 
wechselseitigen Berühryng darzustellen. Die erste und wichtig- 
ste ist ohne allen Zweifel diejenige, wo alle Mitwirkung von 
Feuchtigkeit, selbst wenn es auch blofs die des berührenden 
Fingers wäre, ausgeschlossen ist. Zu diesem Behuf bedient 
man sich eines Condensators, dessen beide Scheiben selbst aus 
jenen Metallen bestehen, wozu die Größse von etwa 3 Z. im 
Durchmesser eine angemessene ist. Schraubt man die eine 
Scheibe, z. B. die Zinkscheibe, auf ein Goldblattelektrometer, 
setzt die andere von Kupfer darauf, beide durch die dünne 
Schicht von Bernsteinfirnifs, womit sie überzogen sind, von ein- 
ander getrennt, macht eine Verbindung zwischen beiden durch 
einen Metalldraht, gleichviel von welchem Metalle, wozu man 
also um den Fall so einfach als möglich zu machen, einen 
Kupferdraht nehmen kann, den man, um auch dem entfernte- ` 
sten Einwurfe zu begegnen, als habe Feuchtigkeit hierbei auf 
das Metall eingewirkt, nicht mit der Hand anfalst, sondern mit 
einer isolirenden Handhabe z. B. einer Siegellackstange hält, 
und hebt nach vorheriger Entfernung des verbindenden Drahtes 
die obere Scheibe auf, so wird das Goldblattelektrometer einen 
bestimmten unveränderlichen Grad von positiver, und wenn 
die Knupferscheibe auf das Elektrometer aufgeschraubt war, 
einen gleichen Grad von negativer E. durch die Divergenz der 





1 Die erste unwidersprechliche Nachweisung dieser Elektricitäts- 
erregung durch blofse Berührung des Silbers und Zinks unter ein- 
ander geschah von Vorra mit Hülfe des Nicholson’schen Duplicators 
im Jahre 1796. 8. Dessen Schreiben an Gren in Gren’s N. Journ. der 
Physik. IV. 127. 

2 Vergl. den Art. Condensator. Th. IL S. 280. 

IV. Bd. ' Oo 


578 . Galvanismus. 


Goldblättehen anzeigen. Dafs gleichzeitig in der obern IL. 
die entgegengesetzte E. von gleicher Spannung, wie in der : 
das Elektrometer aufgeschraubten Platte existirt', kann man ou 
unmittelbar dadurch erkennen, dafs man mit der aufgehoben 
oberen Platte ein zweites, dem ersten soviel möglich gleich 
Goldblattelektrometer berührt, an welchem man die glei: 
Divergenz der Goldblättchen, aber von entgegensetzter E. I:: 
rührend, beobachten wird. Man kann auch beide E. zu x! 
cher Zeit an zwei Elektrometern erhalten, wenn man sich zw 
Condensatoren bedient, von denen der eine mit der Kupi. 
der andere mit der Zinkscheibe auf das Elektrometer geschra: 
ist, Bringt man dann die beiden Collector-Platten und zu x: 
cher Zeit die beiden obern Platten durch einen Metalldralıt ı 
eirtander in Verbindung, hebt auch schon nach ein Paar Secu 
den, die Verbindung auf und entfernt die oberen Scheiben v 
den Collector -Platten, so erhält man an beiden Elektromete: 
wenn sie von gleicher Empfindlichkeit und die Condensator 
von gleicher eondensirenden Kraft sind, die gleiche Diver: 
der Goldblättchen, und zwar von + E an denjenigen, auf we 
chen die Zinkscheibe, von — E an denjenigen, auf welch: 
die Kupferscheibe aufgeschraubt war. | 

Man erhält denselben Erfolg nach Voura, wenn die Co 
densator -Platten nicht mit Firnils überzogen, sondern von cl 
ter metallischer Oberfläche sind, wenn man durch kleine Sclır.. 
ben, die durch die obere Platte hindurchgehen, die Platten n 
um eine sehr dünne Luftschicht von einander entfernt, in w: 
chem Falle die kleinen Schrauben selbst die metallische Do". 
rung und davon abhängige galvanische Wirkung auf einan. 
vermitteln, in der ganzen übrigen Fläche aber die Metallplatt 
condensatorisch auf einander wirken £. 

Geschieht die Verbindung der beiden Metallplatten in d 
beiden zuerst genannten Fällen statt durch einen Metalldr. 
durch den Finger, so bleibt in der Regel alle Wirkung au 
Die Wirkung wird auch nicht verstärkt, ob der Metalldraht « 
Scheiben kürzere oder längere Zeit mit einander in Verbindu 
hält, vielmehr reichen einige Secunden immer zu, um die vo! 
Wirkung zu geben, auch macht es keinen Unterschied, ob dis 
Verbindung durch einen Metalldraht auf eine blofse einfa 





1 G. X. Ae, 


Einfacher. 579 


breng sich beschränkt, aber mit Druck, Hin- und Herbe- 
wgn, Reiben u. d. g. verbunden ist, 

A Die zweite Hauptart, den Versuch anzustellen, ist unter 
ter Bedingung, dals eines der Metalle mit dem Erdboden ver- 
"de und eben dadurch fortwährend im Zustande von 0 E. er- 
29 wird. In diesem Falle kann die Collectorplatte des Con- 
oral selbst die Stelle des einen Metalls vertreten. Man 
ni mf diese Weise, wenn man die Collector - Platte von 
"rs mit der Kupferscheibe, die man in der Hand hält, be. 
“x, and nach aufgehobener Berührung die obern Platten des 
| złensators abhebt, die Goldblättchen mit eben so starker po- 
“Ze E und wenn die Collector - Platte von Kupfer ist, die 
z zn einer in der Hand gehaltenen Zinkscheibe berührt, 
- -hen mit eben so starker negativer E. divergiren sehen, wie 
- 8 oben (4) angeführten Versuchen. Nimmt man aber zu 
selben Versuche : zwei Metallscheiben von Zink und Kupfer, 
7m man bald die eine, bald die andere in der Händ hält, 
«end die andere, die auf jener liegt, oder an sie gelöthet, 
"2 darch eine Schraube, Niete u. s. w. in gute Berührung 
=: dr gebracht ist, mit der Collector - Platte in Gemeinschaft 
de wird, so wird man zwar, wenn die Collector - Platte 

‘Kupfer ist, bei der Berührung derselben mit der Kupfer- 
Wës die volle negative Spannung haben, aber nicht so die, 
t -ive Spannung bei der Berührung mit dem Zink, das näm- 
tà a diesem Falle zwischen Kupfer und Kupfer sich befindet, 
B!ıter den, angegebenen Umständen gar keine Wirkung her- 
" metz die positive Spannung wird aber sogleich in ihrer gan- 
2 Sarke zum Vorschein kommen, wenn man die Gemein- 
“it zwischen dem Zink und der Collector - Platte von Kupfer 
A eine Zwischenlage von nalsgemachtem Papiere oder Tuche 
“rattelt, so dafs das Zink in keine unmittelbare metallische 
brihrung mit dem Kupfer kommt, oder auch wenn man der 
"Zoe - Platte von Kupfer eine Collector - Platte von Zink 

"str. Dafs das Zink zwischen zwei Kupferscheiben sich 
en hebt das Vermögen des Zinks, seine positive Erre- 

ya Collector - Platten mitzutheilen, nur-in den Richtun- 
en, 1. welche durch die Berührungspuncte dieser Metalle unter 
Gamer gehen, oder durch diese Kupfer - Platte hindurch , aber 
Gr nach andern Richtungen auf. Eine Zinkplatte zwischen 


"sei Kupfer-Platten, wovon die eine oder die andere mit dem 
2 


580 | Galvanısmus. 


Erdboden in Verbindung steht (der Fall, dafs beide Kupfer-T';. 
ten zugleich mit dem Erdboden in Verbindung stehen, geh: 
schon zu den geschlossenen Ketten) bringt vielmehr ihre vo 
positive Spannung: hervor, wenn siè mit irgend einem Dun, 
ihres Standes mit einer Collector - Platte in Verbindung komn 
Bei der Darstellung der hier angegebenen Versuche ma. 
es schlechterdings in dem Erfolge keinen Unterschied, in we 
chem Verhältnils der Gröfse die Metallstücke gegen einand 
stehen, und wie grofls oder klein die Berührungsfläche ders: 
ben unter einander sey. Die kleinsten Feilspähnchen, wenn : 
nur in die kleinstmögliche Berührung unter einander und mit d 
Collector - Platte kommen , bringen ganz dieselbe Wirkung he 
vor, wie die gröfsten Metallmassen mit der ausgedehntesten D 
rührung. - 
6. Berührt von den beiden mit einander in Gemeinsch: 
stehenden Metallen das eine die ihm homologe Collector - Platt 
ohne dafs das andere zugleich ableitend berührt, letzteres vie 
mehr an einer isolirenden Handhabe gehalten wird, so zeige 
die Goldblättchen nicht die kleinste Spur von E. Indels lass« 
sich auch mit zwei Scheiben von Zink und Kupfer, die an is« 
lirenden Händhaben gehalten werden, allmälir zunehmen! 
Spuren von E. durch Hülfe des Condensators am Elektromet: 
hervorrufen, wenn man nach jedesmaliger Berührung der Colle: 
tor - Plate durch das ihm homologe Metall das andere Met«! 
ehe jenes wieder mit ihm in Gemeinschaft tritt, ableitend ba 
rührt, und auf diese Weise auf 0 zurückbringt. Hat man die 
ses 12? — 15 mal wiederholt, so zeigt sich schon einige F 
durch Divergenz der Goldblättchen, und dieser Zeitpunct trij 
um so eher ein, je gröfser die Metallplatten sind und je kleine 
verhältnilsmälsig die Oberfläche des Condensators ist. Ma 
kann auch mit diesen Metallen im isolirten Zustande, ohne dal 
sie ableitend berührt werden und Feuchtigkeit mit in’s Spi 
kommt, schon durch eine einmalige Berührung dem Go 
tor, wenn auch nicht seine volle Ladung verschaffen, doch scho 
merkliche Spuren von E. erhalten, wenn, während das eine Me, 
tall die Collector - Platte berührt, das andere mit einem isolirter 
metallischen Conductor von sehr ausgedehnter Oberfläche oe 
sehr grolser Capacität, also namentlich mit dem innern Belege ei 
ner el. Batterie in Gemeinschaft gebracht wird. Doch muls je, 
ner Leiter von demselben Metalle seyn, oder es muls bei Ve 


Einfacher. _ 881 
schiedenheit der metallischen Qualität die Gemeinschaft durch 


einen nassen Körper vermittelt werden. Bringt man die innere 
Stanniol - Belegung einer grossen Batterie mit Kupfer in Berüh- 
rung, so theilt letzteres der Condensator - Platte von Kupfer 
beinahe dieselbe Ladung mit, oder bringt in derselben eine eben 
so grolse negative Erregung hervor, wie Stanniol, der ableitend 


berührt wird, und dieselbe Condensator - Platte unmittelbar be- 


rührt. 


7. Alle bisher angeführten Versuche führen im Wesent- | 


lichen zu einem und demselben Resultate und bilden einen und 
` denselben Fundamental - Versuch, welchen man den Polta’schen 
Fundamental- Versuch nennen kann, da er zuerst von VoLTA 
angestellt worden ist, und dieser. grofse Physiker vorzüglich 
auf diesen Versuch die Theorie der einfachen Kette sowohl als 


seiner Säule gebaut hat. VoLrra hat ihn, wie schon oben be- 


merkt, zuerst im Jahre 1796 in einem Briefe an Garg bekannt 
gemacht, dann aber besonders-ausfährlich in allen seinen Ab- 
änderungen in jener ersten Abhandlung, in welcher erdie Theo- 
rie seiner Säule entwickelt, beschrieben!. Er ist jedoch bei 
dieser Gelegenheit in einen Irrthum gerathen, indem er behaup- 
tet, dals die unter A angegebene Methode nur eine halb so grofßse 


Spannung wie diejenige gebe, welche man erhält, wenn man ` 


den Versuch auf die unter 5 angegebene Weise anstelle. Dieser 
Irthum hing davon ab, dafs er. das Gesetz für die verschiedene 
condensirende Kraft des Condensators unter der Bedingung jener 
beiden Methoden nicht kannte, sondern in beiden Fällen für 
denselben Condensator einerlei condensirende Kraft annahm. 
Unter dieser Voraussetzung würde allerdings die Spannung in 
dem zweiten Falle doppelt so grols ausfallen müssen, wenn die 
beiden Metalle überhaupt einen Spannungsunterschied von con- 
stanter Gröfse mit einander eingeben, und unter Umständen 
sich befinden, wo sie auch nach vollkommener Ausgleichung 
mit dem Condensator ihre volle Spannung behaupten können. 
Dieselbe Spannung nämlich, wenn ihr ihre entgeg&@ngesetzte 
von gleicher Grölse gegenübersteht, kann, um denselben Ynter- 
schied von Spannung in beiden Körpern zu geben, nur halb so- 
viel betragen, als wenn ihr O gegenübersteht, oder sie muls 





1 Ueber die sogenannte galvanische Elektricität ron Alex. Volta. 
G. X. 421. ' 


d 


584 Galvanismus. 


€ Geringsten in Betracht kommende E. erregen, da sein Elektro- 
meter mit doppelten Condensatoren keine Spur davon anzeigte, 
ungeachtet dasselbe doch schon yyy'oow eines Grades Spannung 
anzuzeigen im Stande gewesen seyn würde. Wenn PARROT an 
einem andern Orte? Versuche anführt, wo er naclı vorheriger 
Berührung zweier, wohl polirter, Zink- und Kupferplatten 
von 5” im Durchmesser unter einander durch Abhebung und 
Prüfung durch den Condensator vom Zinko A. E und vom 
Kupfer —E erhielt, und diese Versuche dem ungeachtet nicht 
als beweisend ansieht, so stützt er sich dabei auf den Umstand, 
dafs im Falle die eine nicht abgehobene Platte mit dem Erdbo- 
den in Verbindung stand, dennoch die Spannung nicht in dem 
Verhältnisse wuchs, in welchem die Berührung der Platten und 
die Abhebung wiederholt wurde, sondern die Spannungen sich 
hierbei ganz unregelmälßsig, und sogar nach mehrmaliger Wie- 
derholung wieder vermindert, dann auf einmal sehr grols zeig- 
ten, Erscheinungen, welche Pınror ohne Zweifel als einen 
Beweis ansieht, dals die E. hier durch zufällige veränderliche 
Ursachen, nämlich durch das verschiedene Aneinanderreiben 
und Stofsen erregt worden seyen, wozu dann noch der Um- 
stand kam, dals auch bei unvollkommener Isolirung des, beiden 
., Metallplatten durch lange Glasstangen sich doch Zeichen von 
E. nur im Ganzen schwächer als in der ersten Reihe von Ver- 
suchen zeigten, da doch in diesem Falle nach Vor ra’s Theorie 
gar keine Spur (?) vonE. hätte zum Vorschein kommen sollen. 
Wovon nun dieser ungünstige Ausfall der Parrot’schen Ver- 
suche abgehangen haben mag, ist nicht zu entscheiden, wenn 
wir etwa den Fall ausnehmen, in welchem sich die Kupfer- 
scheibe in Verbindung mit dem Erdboden, das Zink sich alsö 
zwischen Kupfer und Messing (denn von diesem Metall waren 
die Verbindungsdrähte mit dem Condensator) befand, wo dann 
freilich nur die höchst schwache el. Spannung zwischen Kupfer 
und Messing, aber keineswegs die zwischen Kupfer und Zink 
zum Vorschein kommen konnte. Indefs kann dadurch die Ge- 
wilsheit des obigen Resultats auf kene Weise erschüttert wer- 
den. Dals auf den Erfolg der Versuche das Reiben, Stolsen, 
Drücken auch nicht den geringsten Einflufs habe, davon habe 


ich mich durch eine wohl tausendfache Wiederholung obiger 


1 Dessen Grundrifs II. 553. 





Einfacher. | 3585 


Versuche vollkommen tiberzeugt. Die Spannung blieb ihrer 
Gräfse nach im Wesentlichen dieselbe mit den kleinen Abände- 
rungen, die von der Einrichtung und Gebrauchsart des Conden- 
sators unzertrennlich sind. Der Einwurf Parnor’s, dafs nicht 
die ruhenden Metalle schon durch ihre blofse Berührung freie 
E. erhalten, sondern diese erst nach ihrer Entfernung von ein- 
ander zum Vorschein komme, und dafs daher. keine Anwendung 
auf die Säule gemacht werden könne, in welcher die Metallplatten 
ruhig auf einander liegen bleiben, widerlegt sich vollkommen 
durch folgende zwei Arten den Versuch anzustellen, von wel- 
chen die zweite besonders wichtig ist, da dorch dieselbe auch 
andere unrichtige Deutungen des Yolta’schen Fundamental- 
Versuches beseitiget werden. Von zwei in ihren Dimensionen 
und in ihrer condensirenden Kraft einander soyiel möglich glei- 
chen Condensatoren, deren eine Scheibe von Kupfer, die an- 
dere von Zink ist, wird die Kupferscheibe des einen auf ein 
Goldblattelektrometer, die Zinkscheibe des andern auf ein ande- 
res Goldblattelektrometer aufgeschraubt, und es werden die ih- 
nen zugehörigen Scheiben aufgesetzt, die durch einen an sie 
gelötheten Streifen Metall mit einander in Verbindnng stehen, 
Berührt man nur die beiden untern Platten ableitend, und ent- 
fernt die Elekirometer mit diesen ihren Scheiben nach Aufhe- 
bung der Verbindung mit dem Erdboden durch eine angemessene 
Vorrichtung von den obern Scheiben, so dafs diese.in ihrer Lage 
mverrückt bleiben, so wird das Elektrometer mit der Kupfer- 
platte, die durch die E. der obern Zinkplatte nach dem Gesetze 
der Vertheilung erregte — E, das Elektrometer mit der Zink- 
scheibe die eben so von der aufihr befindlich gewesenen er- 
regte LR und zwar beide von gleicher Spannung anzeigen. In 
diesem Falle haben doch unstreitig die beiden obern Platten durch 
eine E. gewirkt, die sie besalsen, so lange sie sich berührten, 
und! blols }berührten , da diese Berührung nicht aufgehoben 
wurde. In einer etwas abgeänderten Gestalt lälst sich dieser 
Versuch auch so anstellen. Man schraube auf ein Elektrometer 
eine Kupferplatte a, die mit einer Firnifsschicht überzogen ist, ` 
auf diese lege man vermittelst einer isolirenden Handhabe von 
Glas die in den Rand derselben seitwärts eingesehraubt ist, eine 
zweite Kupferplatte b, die an ihrer unteren Fläche gleichfalls 
mit einer Firnifsschicht überzogen ist, deren obere Fläche aber 
aufs vollkommenste abgeschliffen metallisch ist, auf diese lege 





586 Galvanismus. 


man eine eben so wie b vorgerichtete Zinkscheibe c, so datz: 
mit ihrer wohlabgeschliffenen metallischen Fläche in unmitt: 
bare Berührung. mit b kommt, ihre mit Firnils überzogene a; 


dere Fläche aber nach oben gekehrt ist, endlich lege man a 


diese eine vierte Zinkplatte d, deren untere Fläche mit ein 
Firnifsschicht überzogen und die mit einem isolirenden Hanı 
griffe versehen ist. Berührt man nun die oberste und unter: 
Platte d, und aableitend, und hebt dann die obere Platte 
ab, und prüft sie durch ein Elektrometer, so wird dieselbe — 
zeigen, und die Goldblättchen des andern Elektrometers, a 
welchem noch die übrigen drei Platten ruhen, werden mit + | 
jedoch von geringerer Spannung, aus einander gehen. In diese; 
höchst entscheidenden Versuche wirkten doch offenbar die Ele! 
tricitäten der beiden Scheiben b und c, die in ihrer metallisch e 
Berührang galvanisch auf einander wirkten, frei nach auf 
ungeachtet. sie ruhig auf: einander liegen blieben, und unge 
achtet bei der unmittelbaren Berührung und des so viel mö- 
Hch vollkommenen Parallelismus ihrer Oberflächen ihre E. nael 
den gewöhnlichen Gesetzen sich vollkommen hätten binden sol. 
len; denn wie hätte ohne eine solche vertheilende Wirkun: 
nach aufsen in der Scheibe d jene — E entstehen können, un 
welche andere Quelle von Elektricitätserregung als die in dei 
blofsen Berührung von b und c gegebene lässt sich hier nach- 
weilsen? Dafs die nach der Entfernung der condensirendr: 
Platte d nun nicht mehr gebundene +E c durch Anziehun; 
und Bindung von — E aus dem Q der Kupferplatte a und Frei- 
machung und Zurücktreibung der + E die Goldblättchen mii 
dieser E. aus einander treiben, dafs aber die davon abhänzi.« 
Spannung schwächer seyn mulste, als die negative in d, weil 
sich die LE von e nun auf der doppelten Oberfläche (num- 
lich die der Kupferscheibe b mit gerechnet) ausgebreitet hatte, 
folgt nothwendig aus bekannten elektrischen Gesetzen. 

Auch andere Physiker haben den Volta’schen Fundamental- 
versuch vollkommen bestätigt gefunden, namentlich JAGER, dar 
den Einflufs abgeänderter Umstände auf den verschiedenen Aus- 
fall desselben sehr genau bestimmte, und G. G. ScumipTt, dessen 
Zeugnils, als eines so genauen Physikers, besonders vollzülti: 


ist. Wenn dieser bei der Austdllung des Versuchs nach de: 


1 G. XIII 415. 


Einfacher. > l 587 


eg $ gegebenen Methode bei der -ersten Aufhebung des 
Dedek 3° bis 5° E. erhielt, so steigerten wiederholte Berüh- 
masen diese Spannung regelmälsig auf 15°, wenn man zwischen 
» zwei Versuchen den Deckel oder die Basis ableitend berührte, 
=] zwar im ersten Falle in der Basis, im letztern im Deckel. 
Wwe die Stärke der Spannung ganz genau durch die Grade 
cms Goldblattelektrometers, und zwar im einfachen Vierhält- 
rae der Zahl derselben angegeben, so würde demnach die 
Sumang durch dieses Verfahren anf das Dreifache gesteigert 
wder seyn. Da indels bei dieser Zunahme der Divergenz 
miech auch die Anziehung der Seitenwände in Betracht 
tast, die natürlich in dem Verhältnisse zunimmt, in wel- 
em sch die Goldblättchen bei ihrer zunehmenden Divergenz 
ce Seitenwandung mehr nähern, so geben die Grade eines 
o Blektrometers an und für sich nie genaue Malze, Dem 
exe J anfgestellten Grundgesetze und der Wirkungskraft des 
Uolessıtors gemäfs mülste, wenn man das O in den beiden 
Nalen als ein wenigstens in Beziehung auf die Capacität des . 
l cdnstors unerschöpfliches betrachten dürfte‘, die Spannung 
Jaen anf das Doppelte gestiegen seyn, da sie sich bei fort- 
cutten Berührungen aus einem Spannungsunterschiede zwi- 
+œ% enem gleichen -- und — in einen zwischen + und Q 
vreudelt hätte, der um der gleiche in beiden Fällen zu seyn, 
de letztern Falle die doppelte Spannung erfordert. ‘Mir 
"ist xhien auch bei Wiederholung dieses Versuchs bei An- 
ré eines Elektrometers, das so genau wie möglich zu 
men senauen Malse der Spannung regulirt war, die Spannung 
zit mehr als verdoppelt worden zu seyn. 

10. J. Bıscuorr und v. Muscuhow haben Versuche be- 
kmt semacht2 aus welchem dem ersten Anscheine nach das 
2Volta schen Fundamental-Versuche gerade entgegengesetzte 
Lab hervorzugehen schien, nämlich dafs von den zwei Me- 
Ko Zink und Kupfer durch die Berührung das erstere viel- 
zehr negativ, das letztere positiv werde. Sie bedienten sich 
viar. vn Durchmesser haltender Metaliplatten , die alle sehr 
wsalig an einander abgeschliffen, und mit Mastixfirnifs auf 
ien Berührungsflächen überzogen waren. Beim Aufeinander- 
xuen der so zugerichteten Metalle aufeinander wirkten diesel- 


ne 


1 Poggendorfis An. der Ph. I. 279. 


588 f Galvanismus 


ben ohne allen Zweifel wechselseitig condensatorisch aufeinan- 
der, und da jene Physiker die Verbindung der beiden Metall- 
platten unter einander nicht durch einen Metalldraht, sondern 
durch den Finger machten , so fehlte hier offenbar die wesent- 
liche Bedingung zur galvanischen Wechselwirkung der. Metalle 
mit einander, nämlich unmittelbare oder durch andere Metalle 
vermittelte Gemeinschaft derselben mit einander. Woher indels 
die so auffallenden und ihrer Beschaflenheit nach constanten 
Zeichen von E. in den Versuchen jener Physiker abgehangen 
haben mögen, ist noch etwas problematisch. Wurden näm- 
lich die beiden auf einander gesetzten Platten nach ihrer gleich- 
zeitigen Berührung mit den Fingern von einander getrennt, 3 

verhielt sich. das Kupfer gewöhnlich stark -}-, das Zink gewöhn- 
lich stark — el., and zwar bis zum starken Anschlagen der 
Goldblättchen. Diese starke Wirkung trat aber nur dann ein, 
wenn die Platten mit ihren Firnifsschichten an einander gerieben 
wurden. War aber durch ein einmaliges Reiben die E. in den 
. Metallen ersegt worden, so dauerte sie Stunden und Tage lang 
fort. Stellt oan. oun mit einem solchen Condensator den Vol- 
ta’schen Fundamentalversuch (4) an, indem man die beiden Me- 
talle durch einen Draht mit einander verbindet, so kann es 
leicht geschehen, dafs das Zink nun statt -4 E, — E zeigt, und 
so umgekehrt das Kupfer + E. Der Grund hiervon liegt aber, 
wie aus der Vergleichung aller Erscheinungen hervorgeht, in 
der Concurrenz zweier Wirkungen, die einander entgegenge- 
setzt sich wechselseitig beschränken, und wovon die eine die 
andere im. Verhältnisse ihres Uebergewiehts ganz verschwinden 
macht, und mit dem Unterschiede beider gleichsam als ein Rest 
zum Vorschein kommt. Man wird nämlich immer finden, dals 
wenn das Kupfer in einem solchen Falle mit E, das Zink mit 
— E auftritt, ihre respectiven E. schwächer sind, als wenn 
ihre Verbindung durch den blolsen Finger gemacht worden 
wäre, offenbar weil nun die durch die galvanische Wirkung 
der Metalle aufeinander erregte — E im Kupfer und + E im 
Zinke, die nach dem andern Gesetze i in ihren erregten entgegen- 
gesetzten Elektricitäten beschränkt haben, und war die durch 
die Verbindung der beiden Metallplatten mit dem Finger er- 
regte E. an und für sich schwach, so wird sich das Zink 
auch wohl +, das Kupfer — zeigen, jedoch immer schwä- 
cher, als wenn jene andere entgegengesetzte E. gar nicht vor- 


H 
U 





Einfacher. 589 


den it. Ich habe gefunden, dafs gewisse Zink - und 
krpierplatten mehr disponirt waren, durch Abreiben ihrer Fir- 
r.issxhichten an einander solche (elektrophorische ?) E. anzuneh- 
ae als andere. Von zwei Condensatoren a und b, deren Zink- 
æ Änpferplatten dem Ansehen nach einander ganz gleich wa- 
ra. wite der eine a sehr starke + E des Kupfers und — E 
ca Zinis, der andere keine Spur solcher E. Ich setzte dann 
¿r Änpferplatte von b statt der Zinkplatte auf die Kupferplatte 
"ca. verband beide durch den Finger mit einander und hob. 
~ Äcpferplatie von b ab; jetzt zeigte die Kupferplatte von a 
„mehr 4, sondern starke — E: wurde derselbe Versuch 
= derZinkplatte von b angestellt, so zeigte auch dann noch 
"ege von a — E, aber in einem viel schwächeren 

» Im Allgemeinen habe ich gefunden, dals der Ueberzug. 

;-Weallscheiben von Mastixfirnifs leichter zur Erregung sol- 
BR malen Elektricitäten Veranlassung gab, als mit Bern- 
‘mil, Ich halte daher diese ganze Wirkung für eine 
rzh Reiben zwischen den Firnilsschichten und den Metallen 
-"sadene, da sie auch ihrem Grade nach viel stärker ist, als 
su nirsend einem Falle durch blolse Berührung der Körper 
„treinander erhalten kann, und man mufs daher, wenn man 

l- sichere und täuschende Resultate erhalten will, bei An- 
"ong galvanischer Versuche mit dem Condensator stets zu- 
tt ds letzteren Verhalten in dieser Rücksicht prüfen. 

Il. Werfen wir nochmals einen Rückblick auf die von 
+-19 mitgetheilten Versuche und die Erörterung derselben, 
` iebt ich aus ihnen unbezweifelt die Richtigkeit desin 3 
;etellten Grundgesetzes, dafs durch die blofse Berührung 

:»et Körper, wie Zink und Kupfer, das el. Gleichgewicht 
2, oder eine el. Erregung veranlafst werde, vermöge wel- 
tr das Zink bis zu einem bestimmten Grade + das Kupfer— 
r:l Diese E. müssen von den Berührungspancten,, in wel- . 
22 ge entstehen, ausgegangen, als nach aufsen thätig und 
~: betrachtet werden, selbst auch so lange, als die Berührung 
"neet, und nicht als in wechselseitiger Bindung ruhend 
DN htent, weil sie sonst nicht in dem unter 8 angeführten Ver- 
"Ae ihre Gegensätze in den Scheiben der Condensatoren hät- 
m 1 
‚I Vgl Ueber den Volta’schen Fundamentalrersuch von C. H. 
æ. Schweigg. XVI S. 129, 








| 592 Galvanismns. 


Reihe selbst, den absolut positiven, den andern den absolut 
negativen nennen kann, wiefern jener mit allen übrigen +, die- 
ser hingegen — wird, alle übrigen gleichsam nach zwei Seiten 
hingekehrt mit allen dem — Ende näher wie sie liegenden +, 
mit allen dem -+ Ende näher stehenden, dagegen — werden; 
d. dafs endlich der Spannungsunterschied zweier Körper a und 
z jedes Abstandes in dieser Spannungsreihe gleich ist der Sum- 
me der einzelnen Spannungsunterschiede aller zu diesem Stücke 
der Reihe gehörenden zwischen ihnen liegenden Körper in der 
Ordnung genommen, wie sie auf einander folgen, d. h. dafs der 
Spannungsunterschied von az == ist dem Spannungsunterschiede 
vonab-+-bce-+cd..... + wz, woraus denn von selbst folgt, 
dals der Spannungsunterschied der beiden äulsersten Endglieder 
gleich ist der Summe der Spannungsunterschiede aller übrigen 
Glieder der Reihe in der Ordnung genommen, welche das Ge- 
setz der Reihe erheischt. 

14. Die Auffindung dieser Spannungsreihe und der angege- 
benen Gesetze insbesondere, oder die richtige Anordnung der 
Körper, für welche allein diese Gesetze gültig sind, ist ein 
‘reines Resultat der Erfahrung. Es kommt daher alles auf die 
Genauigkeit und Untrüglichkeit der Methode an, deren man 
sich zur Ausmittelung jenes Verhaltens und insbesondere zur 
Bestimmung der Grölsa des Spannungsunterschiedes bedient. 
Vor der Entdeckung des Elektromagnetismus gab es innerhalb 
der Sphäre des einfachen Galvanismus zweierlei Methoden der 
Ausmittelung, nämlich durch den Condensator und die Aequi- 
valente desselben, den Collector und Duplicator, und durch 
Froschpräparate, wozu dann nach Erfindung der Säule die Me- 
thode durch Hülfe derselben die Spannung zu verstärken hin- 
zukam. Die Methode der Ausmittelung durch den Condensator 
besteht darin, dafs man mit einer, Collectorplatte von Zink, die 
auf ein Goldblattelektrometer aufgeschraubt wird, die verschie- 
denen Körper, die man zwischen den Fingern hält, m Berüh- 
sung bringt, während man zugleich die obere Scheibe des 


Condensators , die von einem beliebigen Metalle seyn kann, 


ableitend berührt; da in diesem Falle der zwischen den Fingern 
gehaltene Körper in 0 el. Zustande bleibt (indem hierbei von 
der schwachen galvanischen Einwirkung der Finger selbst abge- 
sehen wird), so erreicht die el. Spannung des Zinks ihr mögliches 
Maximum. 


Einfacher. 593 


Man wird finden, dafs das Zink zwar mit allen unter 12 
aufgezählten Körpern positiv el, wird, aber in einem verschie-. 
denen Grade, und anderweitige Versuche, von denen sogleich 
die Rede seyn wird, haben dann bewiesen, dafs diejenigen 
Körper, mit welchen das Zink in geringerem Grade -+ al. ge- 
worden ist, mit allen denjenigen, die dasselbe stärker erregt 
hatten, ihrerseits in der Berührung -+ letztere — werden. Da 
auf die Intensität der el. Spannung, welohe an dem Goldblatt- 
elektrometer nach Abhebung des Deckels des Condensators 
sichtbar wird, weder die Gröfse noch die Gestalt des mit dem 
Zink in Berührung gesetzten Körpers einen merklichen Einflufs 
zu haben scheint, so sind auch die kleinsten Bruchstücke der 
verschiedenen Körper hierzu brauchbar. Die einzige Unvoll- 
kommenheit dieser Methode besteht darin, dafs alle Spannungs- 
verschiedenheiten der so ungemein grolsen Zahl von Körpern, 
die zur ersten Classe gehören, innerhalb der Grenzen einiger 
Grade des Goldblattelektrometers eingeschlossen sind, und die 
Spannungen, welche in der Reihe an einander'grenzende Kör- 
per in dem Zinke hetvorrufen, in ihrer Grölse an einem ge- 
wöhnlichen Goldblattelektrometer nicht unterscheidbar sind, und 
folglich nach dieser Methode ihre respective Stelle verhältnils- 
mäfsig gegen einander in der Reihe nicht wohl zu bestimmen 
wäre. indels lassen sich diese kleineren Verschiedenheiten . 
schon dadurch sichtlicher machen, dafs man sich eines Elektro- 
zmeters nach Pannor’s Angabe? bedient, welches ich schon 
früher zu diesem Behufe in Anwendung gebracht hatte?, wo 
nämlich eine Stange seitwärts dem Goldblättchen genähert wird, 
das längs einem Metallstabe von gleicher Breite und Länge her- 
abhängt, und durch die verschiedenen Entfernungen, in wel- 
chen die hineingeschobene Stange das Goldblättchen bis zu ei- 
ner bestimmten Elongation anzieht, auch schon kleine Ver- 
schiedenheiten in der erregten Spannung mit Genauigkeit ange- 
zeigt werden. Man kann nun ferner auch der Collectorplatte 
von Zink eine in Kupfer substituiren, mit. welcher dann alle 
diejenigen Körper, welche in der ersten Reihe von Versuchen 
mut dem Zinke eine schwächere positive Spannung hervor- 
brachten, als das Kupfer, in der Kupferplatte nunmehr eine 


> 





2 S. Elekiromete. Th. IH. S. 656. \ 
2 G. XXIII. 55. u 
IV. Bd, ` , Pp 


594 Galvanısmus. 


negative, dagegen alle diejenigen Körper, die das Kupfer 
der positiven Erregung übertroffen hatten, nun auch im Rup:: 
E erregen werden, aber um die ganze Grälse verminde: 
welche das Kupfer an und für sich in dem Zinke hervorgyerul: 
hatte, Noch läfst sich die el. Brregung, welche je zwei Ni 
per der ersten Classe mit einander gaben, auch unmittelbar nau 
dem in D angegebenen Verfahren finden, indem man den- ein: 
Körper zwischen den Fingern hält, den andern" darauf, und a 
diesen eine mit \Vasser benetzte Pappscheibe legt, so dafs d 
Gemeinschaft mit der Collectorplatte des Condensators, die i 
diesem Falle von einem beliebigen Metalle seyn kann, keji 
unmittelbare, sondern durch den feuchten Leiter. vermitte! 
ist. Es versteht sich von selbst, dafs ehe der Deckel des Cou 
densators aufgehoben wird, die Körper aufser Berührung m 
der Collectorplatte gebracht werden müssen. Kehrt man dar 
den Versuch um, so dafs nur derjenige Körper, der vorlu 
ableitend berührt wurde, vermittelst des feuchten Leiters nm: 
der Collectorplatte in die nächste Gemeinschaft kommt, so wir 
nun die entgegengesetzte E. von merklich gleicher Spann 
zum Vorschein kommen, und zwar wird von zweien solclıe 
Körpern jedesmal derjenige, der in der ersten Reihe von \eı 
suchen mit dem Zinke die stärkere positive Spannung geset. 
hatte, negativ, der andere positiv erscheinen, und der Unien 
schied, der in jener Reihe von Versuchen zwischen den re 
spectiven Spannungen, die sie am Zinke gaben, sich zeit: 
wird gleich der el. Spannung seyn, welche sie mit einand: 
selbst geben, wobei aber vorausgesetzt wird, dafs zur Bestim 
mung der Spannungen ein so viel möglich genau regulirts 
Elektrometer angewandt werde. . 

Da selbst durch Hülfe eines sehr guten Condensators vo 
einer 100 bis 200fachen condensirenden Kraft, die schwache 
Elektricitäten, welche nahe an einander grenzende Metalle ni 
einander erregen, nicht angezeigt werden, namentlich bei di 
Berührung einer Collectorplatte von Kupfer mit Gold, Plati 
Silber, Antimon, Wismuth, Eisen keine Wirkung zum Vor 
schein kommt, und nur eben das Zinn einerseits und die Koh: 
andererseits anfangen, einige Spuren zu zeigen, so hat ma 
durch zu Hülfe nehmen eines zweiten Condensators von gar 
gleicher Beschaffenheit wie der erste ein sehr bequemes und si 
cheres Mittel diese schwachen Spannungen ungemein zu ver, 








~ 





wë 


Einfacher, 595- 


è 
sırken, ein Mittel, welches besonders auch nützlich ist, wenn 
nam die schwache Erregung mancher feuchten Erreger mit den 
trsckemen bestimmen will. Man schraubt' nämlich auf ein zwei- 
ws Elektrometer den zweiten-Condensator und zwar so, dafs 
de darauf geschraubte Scheibe, die als Collectorplatte- dient, 
tut der oberen Scheibe des ersten Condensators homolog ist. 
Cesetet non, die erste Scheibe zeige nach dem ersten Abheben 
die Spannung hundertmal verstärkt, und der zweite Condensa- 
t~r condensire seiner Seits auch hundertmal, so wird man, wenn 
man den Versuch durch Berühren der untern Platte des ersten 
(.odnsators, Abheben’ seiner oberen Scheibe‘, und Anbringen 
“eselben an die Collectorplatte des zweiten Condensators oft 


sc: wiederholt, die ursprüngliche Spannung bis auf das ` 


MUeche verstärken können, und selbst bei den schwächsten 
Errersasen wird gewöhnlich eine zehnmalige Wiederholung 
geen Verfahrens hinreichen, die Goldblättchen zum Anschla- 
sa zu bringen. Eine gleiche nietallische Beschaffenheit der 
beten Scheibe des ersten und der untern oder Collectorscheibe 
des zweiten Condensators ist darum nöthig, "damit zwischen ih- 
Sen selbst durch wechselseitige Berührung keine Elektricitäts- 
erresung statt finde, und sich in das Resultat einmische. An; 
dem Gesetze der Wirkungsart des Condensators leuchtet übri- 
Cem von selbst ein, dafs die E., welche das zweite Elektro- 
meter zeigt, gerade die entgegengesetzte von derjenigen ist, 
weiche der zu prüfende Körper in der untern Scheibe des ersten 

Ccodensitors erregt hat. 
15. Ein zweites Verfahren, in der ersten Periode häufig an- 
cewındt, um die Stelle, welche die Erreger der ersten Classe 
ir der Spannungsreihe einnehmen, zu bestimmen ‚ und auszu- 
eiteln, welcher von beiden der positive, welcher der negative 
, bestand in der Anwendung derselben als Armaturen bei 


Fruchpräparaten. Rırren hat besonders dieses Verfahren un- pj, 
ver verschiedenen Abänderungen benutzt?. Man präparirt die 78 


kinteren Extremitäten, und zwar für diesen Zweck am besten 
von kleinen und jungen Fröschen, indem man die Cruralnerven 


a.b, soviel möglich von allem Zellgewebe und den Blutgefälsen, 


1 Nene Versuche und Bemerkungen u. s. w. In Briefen an den 


Berausscher. Erster Brief. Ueber die Spannungsreihe der Leiter. ~ 


a IVL 293. 
Pp 2 ` 


~ 


506 Galvanismus. 


die zugleich mit ihnen zu- den Muskeln gehen, befreit, dann 
das Becken, auf dem sie liegen, indem man das eine Blatt ei- 
ner Scheere unter die Cruralnesven selbst schiebt, und das 
Becken zwischen dieses Blatt und das andere bringt, dicht über 
den Schenkeln und am Ende des Rückgrats durchschneidet, das- 
. selbe entfernt, und nun noch das Rückgrat selbst dicht über 
dem Ursprunge der Cruralnerven trennt, wodurch der Vortheil 
erreicht wird, dafs die hintern Extremitäten mit ihren Nerven 
von dem übrigen Körper getrennt sind, diese.Nerven selbst aber 
noch an einem kleinen Stückchen des Rückgrats hängen , wo- 
durch die Handhabung derselben sehr erleichtert wird. Um 
jede Extremität mit ihrem Nerven abgesondert für sich dem Ver- 
suche unterwerfen eu, können, durchschneidet man nun noch 
jedes Stückchen vom Rückgrat in der Mitte der Länge nach, wo 
dann der Nerve jeder Seite an der dieser zugehörigen Halfte 
hängen bleibt, und leichter manipulirt werden kann. Wenn 
man an den einen Nerven a Zink, in welcher Form man will 
z. B. in Form eines Plättchens‘, womit man den Nerven auch 
wohl umwickeln kann, an den andern Kupfer anlegt, und nun 
die Kette schlielst, dadurch dafs man das Zink mit dem Kupfer 
in Berührung bringt, so zeigt sich namentlich bei kleinern und 
jüngern Fröschen fast sogleich nach Abtrennung der.Gliedmalsen 
von dem übrigen Körper, bei gröfseren etwas später im Augen- 
blicke der Schliefsung die Zuckung (Schliefsungsssckung) 
bestimmt allein, oder doch die stärkere Zuckung in derjenigen 
Extremität, deren Nerv mit dem Zinke, und die Zuckung in 
dem Augenblicke der Trennung (Trennungssuekung) bestimmt 
allein oder eben so vorzüglich in derjenigen Extremität, deren 
Nerv mit dem Kupfer bewaffnet ist. In diesem Zustande der 
Erregbarkeit, vorzüglich aber wenn die Schlielsungszuckung 
ausschlielslich in der mit dem Zinke,. die Trennungszuckung 
ausschließlich in der mit dem Kupfer armirten Extremität ein- 
tritt, ist das Froschpräparat zu obigen Versuchen tauglich. 
Uebersieht man dieses, so können die Resultate widersprechend 
ausfallen. Es giebt nämlich Zustände von höherer Reizbarkeit, | 
namentlich bei gröfseren Individuen, wo unmittelbar nach der 
Abtrennung der Gliedmafsen vom Rumpfe, gerade der entgegen- 
gesetzte Erfolg statt findet, indem die Schlielsungszuckung aus- 
schlielslich oder wenigstens vorzüglich in der mit Kupfer armir- 
ten Extremität eintritt, Zustände, über welche besonders Rerrera 


Einfacher. 397 


interessante Erfahrungen mitgetheilt bat 3. In jenem zweiten 
Zustande der Erregbarkeit, dessen Daseyn wir hier voraus- 
setzen, wird von den beiden Körpern, mit denen die Nerven 
armirt werden, stets derjenige der positive seyn, welcher die 
Schliefsungszuckung, derjenige dagegen der negative, welcher 
die Trennungszuckung giebt. Man kann auf diese Weise jeden 
beliebigen Körper o mit allen übrigen experimentirend verglei- 
chen. Gesetzt man hätte gefunden, dafs er mit einer Zahl von 
Körpern £, y, ð, &, u. s. w. die Schliefsungszuckung, dagegen 
mit einer andern Zahl von Körpern b, c, d,e, u. s. w. die Tren- 
nungszuckung gegehen hätte, so wird: auch jeder der Körper 
b, c, d, e, mit allen Körpern f, y, de die Schliefsungszuckung, 
letztere aber werden die Trennungszuckung geben, Auch wird 
man immer bei der Prüfung des el. Verhältnisses dieser beiden 
Körper durch den Condensator (nach 6) finden, dafs derjenige, 
der die Schliefsangszuckung gegeben hat, gegen denjenigen, dar 
die Trennungszuckung gab, sich positiv, letztere gegen, ihn 
sich negativ verhält. Nach der Analogie, da man bis jetzt die- 
ses Resnltat stets erhalten hat, kann mar daher’ schliefsen, dals 
es allgemein gültig sey. Und eben darin liegt der Werth dieses 
Verfahrens, dafs man vermittelst dieser Zuckungsversuche nóch 
Auskunft über die relative Stelle zweier Körper in der Span- 
nungsreihe erhalten kann, wo der Condensator gicht mehr aus- 
reicht, d. h. keine Elektricitätserregung zwischen ihnen selbst, 
oder keinen Unterschied in der Spannung, den sie etwa mit ei- 
nem dritten Körper eingehen, anzeigt, weil beide zu geringe 
sind. Rırren hat ein Verfahren angegeben, das noch weiter 
als das erwähnte reicht, um die Stelle irgend eines trockenen 
Erregers in der Spannungsreihe zu bestimmen 2. Mit dem zu 
untersuchenden Körper und einem seinem Orte in der Span- 
nungsreihe nach schon bekannten Metalle schlielst man eine. 
Kette genau, wobei das Froschpräparat bereits schon so weit 
in seiner Erregbarkeit gesunken seyn kann, dafs es bei der 
Schliefsung der Kette gar keine Zuckung mehr zeigt, und sichert 
die mit einander verbundenen Erreger am Beriihrungsorte e SI 
durch eine kleine hölzerne Schraube, oder auch, indem man 
sie mit einem Gewichte beschwert, vor jeder Verrückung. Dar- 





1 S. Dessen Beiträge 2ter Bd. Stes u. Ate Stück. Ss. 70£. 
2 G. XVI. 2%. 


598. Galvanismus, 


auf nimmt man die äufsere Belegung einer kleinen sehr schw: 
geladenen Leidner Flasche zwischen die feuchten Finger der 
nen Hand, berührt mit einem angefeuchteten Finger der andi 
Hand die Kette be h, und bringt sodann den Knopf o 
Haken der innern Belegung bei g, gleichviel ob an e oder a 
War die Flasche inwendig positiv geladen- und erschien by 
Entladen durch die Kette gh die Zuckung allein oder vorzi 
lich in dem Schenkel, dessen Nerve mit dem seiner el. Qual 
nach zu bestimmenden Körper armirt ist, so kann man cev 
seyn, dafs jener Körper x in Berührung mit dem andern = 
positiv. el. verhalte, erscheint aber die Zuckung im and 
Schenkel, so ist x der negative Erreger. Der Grund dir 
Methode beruht darauf, dafs auf der zweiten Stufe der Erri 
barkeit die LE einen stärkeren Reiz auf den Nerven ausübt, 
die negative, wenn nämlich jene abwärts in der Richtung mn 
dem Muskel durch den Nerven wirkt, oder die Richtung, 
welcher die Ausgleichung @wischen + und — erfolgt, für | 
-- den Nerven abwärts nach den Muskeln zu statt findet, 
wenn die —E sich in diesem Falle befindet. . In der Spra 
derjenigen, welche nur eine el. Materie annehmen, würde n 
sogen, dals der den Nerven abwärts gehende el, Strom ei! 
stärkern Reiz ausübt, als der die Nerven aufwärts gehende. N 
aber verhalten sich zwei Metalle (oder überhaupt zwei Erre 
der ersten Classe) wenn sie, wie in dem Fingerversuche, | 
den Nerven und Muskeln zur Kette geschlossen werden, in I 
ziehung auf die Nerven wie die äulsere und innere Deler 
einer geladenen Flasche bei ihrer Entladung, so dafs, wenn 
Flascheim Innern geladen ist, dasjenige Metall, das nach | 
der innern Belegung wirkt, das positive, das andere das ne 
tive ist. Da nun das positive Metall bei der oben angegebrı 
Entladungsweise der Flasche in demselben Sinne wie die Flasi 
selbst, das negative Metall in einem entgegengesetzten Ši! 
wirkt, so mufs für den Schenkel, dessen Nerve mit dem p: 
tiven Metalle armirt ist, der Reiz verstärkt, in dem andern ií 
gegen vermindert werden, und eben darum in dem erstern 
stärkere Zuckung oder nur ausschliefsend in den letzteren 
schwächere zum Vorschein kommen, oder wenn man die | 
dung der Flasche schwach genug genommen hat, ganz al 
bleiben. 

16. Eine dritte Methode das el, Verhalten zweier Erre] 











Einfacher. 509 


= ersten Classe mit einander auszumitteln, besteht darin, aus - 
et gehörigen Anzahl von Paaren derselben mit nalsgemachten \ 
zeben von Pappe oder Tuch eine Volta’sche Säule zu errich- 
‘= Dadie el. Spannung, welche die zwei, ein einzelnes Paar 
»zahenden, trockenen Erreger mit einander geben, im Ver- 
. zısder Anzahl der Paare zunimmt, so kann man auf diese 
"x durch Hülfe des Condensators leicht ausmitteln, welcher 
| ider Saule der positive, welcher der negative ist, wobei sich 
ur auch ehne weiteres ergiebt, welcher von den beiden 
' armen Erregern in der wechselseitigen el. Erregung mit po- 
ren, welcher mit negativem Charakter auftritt. Auch ohne 
Je des Condensators lälst sich durch den Ort, an welchem 
a je Gesentwickelungsröhre, durch welchen man die beiden 
Te nit einander verbindet, das Wasserstoffgas auftritt, die 
r. Ssschaffenheit der Pole und damit der einzelnen trockenen 
(zg bestimmen, denn wenn auch die Säule in ihrer 
\usisankeit poch so schwach ist, wird man bei Anwendung 
"»Lrahten zur Entbindung des Gases, die sieh leicht oxydi- 
=. wiez. B. von Eisendrähten an der Oxydation des einen, 
da der Entwickelung, wenn auch nur einzelner kleiner 
Lupp an dem andern Drahte die Stelle ‚des Oxygen - und 
E. ngen- Poles leicht erkennen können. Uebrigens ist die- 
+ \elahren vorzüglich nar anwendbar für Körpex, die sich 
«it in eine Form z. B, von Platten. bringen lassen, die eine 
Letersanderschichtung desselben gestattet. 
i. Vor den bisher angeführten Methoden hat indels noch 
& Verfahren ‚den Vorzug, das wir den Entdeckungen im Ge- 
-te des Elektromagnetismus verdanken. Die Art der Ablen- ` 
La einer Magnetnadel dient hierbei als Mittel der Bestimmung, 
œ bei gehöriger Vorriehtung ist diese unstreitig das emplind- 
L'ste uad sicherste Reagens zur Ausmittelung des galvanischen 
oben je zweier trockener Erreger mit einander. Man 
~eat nämlich zwischen die beiden in dieset Hinsicht zu prü- 
den Körper eine befeuchtete Pappe oder Tuchscheibe, und 
' ebt de Kette, indem man das eine Ende des recht stark 
teuellältisenden Multiplicators z. B. von 100 oder 240 Win- 
cvm mit dem einen Körper und das andere Ende mit dem 
z'ea Körper in genaue Berührung bringt. Kennt man nun 
nn Voraus die Ablenkung, welche die Nadel durch eine ähn- 


a 7 KL > > HM D H e 
- ie Kette von Kupfer und Zink erfährt, so wird von je zwei 


- 


kb 


600 Galvanismus. 


. andern Körpern x und y die nun die Stelle des Kupfers und 
Zinks einnehmen, derjenige z. B. y, der an der Stelle des Zinks 
gerade dieselbe Ablenkung hervorbringt, welche dieses vorher 
bewirkt hatte, -+, und also der andere — seyn, die entgegen- 
gesetzte Ablenkung. der Magnetnadel wird dagegen den ent- 
gegengesetzten el. Charakter, d. h. den — in y, und den + in 
x verrathen. Sollten die Körper x und y in der Spannungs- 
reihe einander so nahe stehen, dafs die von ihrer durch den 
Draht des Maultiplicators vermittelten Gemeinschaft abhängige 
Störung des el. Gleichgewichts und darauf beruhende el. Strö- 
mung, oder wie man sonst die der geschlossenen Kette statt 
findende Action auch nennen mag, zu schwach wäre, um die 
Magnetnadel bei der angegebenen Vorrichtung zu afficiren, so 
mülste man dals Reagens der Magnetnadel durch den von 
BecQurrer vorgeschlagenen Apparat? oder durch Anwendung 
des Galvanometers von Nosırı ? noch empfindlicher ma- 
chen. Auch ganz kleine Bruchstücke von Körpern geben in 
‚solchen Fällen noch einen entscheidenden Ausschlag, wenn sie 
eine etwas stärkere Spannung mit einander erzeugen, obgleich 
in allen Fällen die Wirkung auf die Magnetnadel mit der. Gröfse 
der Berührungsfläche des feuchten Leiters mit dem trockenen 
Erreger zunimmt, und bei schwacher Wirkung der letztern mit 
einander, gsolse Platten nöthig sind. 

18. Bei Anwendung der von 15—17 beschriebenen Ver- 
fahrungsarten ist jedesmal ein feuchter Leiter:mit im Spiele. Die 
el. Action hängt also in allen diesen FäHen nicht bloſs von der 
Wechselwirkung der trockenen Erreger mit einander, sondern 
auch beider mit dem feuchten Leiter ab. Dasselbe gilt auch in 
dem Falle, wenn bei Anwendung des Condensators nach dem 
in 6 beschriebenen Verfahren der eine trockene Erreger ablei- 
tend berührt wird, und also der Einwirkung der Feuchtigkeit 
der Finger oder des Erdbodens ausgesetzt ist. Die Bestimmung 
der polaren Thätigkeit der trockenen Erreger nach dem Erfolge 
jener Versuche gilt daher nur unter der Voraussetzung, dafs 
der Beitrag der Erregung derselben mit einander überwiegend, 





1 Ueber eine Zusammenstellung von Galvanomcetern, durch wel- 
che Minima von Eloftticität bemerkbar gemacht werden können. 
Schweigg. N. R. VIIE 8. 


2 Bibl, Univ. XXIX- 119. und Poggendoril’s Ann. VILL 838. 


Einfacher. l 401 


oder ihr Verhalten gegen den feuchten Leiter merklich dasselbe, 
d. h. der Unterschied desselben geringer ist, als ihre eigene el, 
Erregung mit einander. Dieses scheint, wie weiter unten ge- 
zeigt werden soll, allerdings fiir die meisten trockenen Erregerin ` 
Beziehung auf das bloſse Wasser zu gelten, und in so weit haben 
daher auch die auf die angezeigten Weisen erhaltenen Bestim- 
mungen ihre Gültigkeit. Wendet man daher statt des letztern 
einen andern feuchten Leiter an, insbesondere einen solchen, 
der anf den einen oder den andern der trockenen Erreger eine 
starke chemische Wirkung ausübt, so kann wohl auch ein Er- 
folg, z. B. eine Abweichung der Magnetnadel statt finden, wel- 
cher gerade ein entgegengesetztes Verhalten der trockenen Er- 
reger anzeigen würde, als sie in der That mit einander ein- 
gehen, wenn man nämlich den Erfolg als blols abhängig von 
ihrer Wirkung auf einander ansehen würde. 

19. Durch die angezeigten Versuche 'haben verschiedene 
Physiker die Spannungsreihe der Erreger der ersten Classe in 
einem theils gröfsern theils kleineren Umfange bestimmt. Dals 
ihre Resultate nicht ganz mit einander übereinstimmen, hat sei- 
nen Grund vorzüglich darin, dafs die von ihnen unter einerlei 
Namen aufgeführten Körper nicht streng dieselben waren und. 
kleine Beimischungen die Stelle eines Körpers in der Reihe be- 
deutend ändern können, auch das Verfahren bei den Versuchen 
nicht immer das richtige war!. Ich selbst habe zuerst durch 
Versuche mit Froschpräparaten die relative Stärke der el. Erre- 

. gung je zwei trockener Erreger mit einander, durch die Stärke 
der Zuckungen, welche sie als Armaturen die Nerven und Mus- 
kein erregten, annähernd für viele Körper bestimmt, sie auch 
schon in Beziehung auf einander durch die Zeichen + und — 
unterschieden, wobei ich denjenigen der beiden Erreger, der 
als Muskel- Armatur mit dem andern als Nerven - Armatur einen 
stärkern Reiz als bei der umgekehrten Vertheilung ausübte, 
durch A. bezeichnete, wofür aber nach den spätern Aufklärun- 
gen gerade das entgegengesetzte Zeichen gilt”. Demnächst hat 
Voura? auf ähnliche Weise die Spannungsreihe bestimmt. Sie 


1 Vgl. Meine vorläufigen Bemerkungen in G. XXIII. 8. 52. 

2 Ueber thierische Elektricität u. s. w. S. 60 fŒ. S. 96 ff. 

3 8. Dessen Schreiben an den Herrn Abt Vassali über die thie- 
rische Elektricität, herausgegeben von Mayer, Prag 1796 und dessen 
erste Abhandlung über die sogenannte galv. Elektricität in G. X. 456. 


604 Galvanismus. 


schwache Erregung gaben, suchte er durch Vergröfserung der 
Platten den Ausschlag noch merklich zu machen; Auch hier 
gilt indels die Bemerkung, dafs der Schluls auf den relativen 
el. Charakter der beiden Erreger nur unter der Voraussetzung 
gültig ist, dals die elektromotorische Wirkung der beiden trocke- 
nen Erreger mit einander das Uebergewicht in der Bestimmung 
der Richtung des el. Stromes über die elektromotorische Thätig- 
keit der Feuchtigkeit mit den beiden trockenen Erregern nach 
beiden Seiten hin habe, aer es nun, dafs diese letztere Erregung 
überhaupt an sich die schwächere sey, oder, wenn gleich die 
stärkere, sich wechselseitig durch ihre gleichartige Wirkung 
mach entgegengesetzten Seiten hin aufhebe. 


Folgendes ist die von Marıanısı aufgestellte Reihe von 
dem am meisten negativen Erreger ausgegangen: — Kohle (sehr 
oxydirte, lange der Luft ausgesetzte;) Graubraunsteinerz (strah- 
liges) ; Schwefelkies (unkrystallisirter) ; Magnetkies, Arsenikkies 
(krystallisirter); Graphit; Tellur (Goldhaltiges, gediegenes); 
Gold; Platin; Kupferkies; Tellur (blättriges); Kobaltglanz ; 
Fahlerz; Arseniknickel; Kohle (langsam bis zur Temperatur 
der Luft erkaltet und frisch bereitet); Bleiglanz; Rothgültigerz; 
Antimonsilber; Quecksilber; Silber; Antimon (angelaufenes); 
Arsenik ; Molybdänglanz ; Zinnober (krystallisirter); Kupfer (an- 
gelaufenes); Antimon (glänzendes); Kohle (kurz nach dem Ab- 
löschen durch ‚schnelles Eintauchen in Wasser); Nickel; Wis- 
muth (angelaufenes); Messing (sehr oxydirtes); Kupfer (glän- 
zendes); Messing; Magneteisen (krystallisirtes); Eisen; Blei 
(angelaufenes) ; Mangan; Zinn; Blei (glänzendes); Kohle in dem 
Augenblicke geprüft, wo die lebhaft brennende in Wasser ein- 
getaucht wird); Zink +. Uranpecherz, natürliches Chrom- 
Eisen und dunkles Rothgültigerz, welche in meinen Versu- 
chen sehr bestimmte el. Erregung mit Zink durch den Conden- 
sator geprüft zeigten, gaben AM Angus keine Spur von elek- 
tromotorischer Thätigkeit. 


Meine eigenen Versuche mit dem Condensator gaben mir, 
unter der Voraussetzung, dals, wenn von zwei Körpern a und 
b der eine a einen dritten a in höherem Grade + oder — macht, 
als der Körper b, a mitb im ersten Falle —, im zweiten Falle 
4 werde, eine Voraussetzung, für welche die Analogie der 
damit übereinstimmenden directen Resultate vieler Versuche 








Einfacher. 605 


spricht, folgende Reihe, die zugleich eine groſse Zahl von Er- 
zen umfalst: l 

— Krystallisirtės Graubraunsteinerz; Schrifterz (eine Le- . 
girang von Gold, Silber und Tellur); Derber Wolfram (eisen- 
haltiges Scheeloxydul); Graphit; Titanoxyd (sogenannter Oisa- 
nit oder Atanase); Cornisches Zinnerz (Pecherz); Uranoxy- 
dul; Schwefelmolybdän (Wasserblei); - Arsenikkies; Kupfer- 
nickel; Zunngraupen ; Bleiglanz; Kupferkies; Kupferglanz- 
erz; Schwefelkies; Glaserz; Kolile; Silber; Quecksilber; 
Gold; Platin; Spiefsglanz; Kupfer; Arsenik; Kobalt; Wis- 
muth; Eisen; Zinn; Kadmium; Blei; Zink +. 

Die von —— aufgestellte Reihe 1: Kohle; Platin; 
Gold; Silber; Antimon ; Kupfer; Blei; Zinn; Eisen; Wismuth ; 
Zink; verdient bei den auffallenden Abweichungen von den 
Resultaten anderer Physiker kein Zutrauen, ‘auch bleibt es 
unerklärlich, wie er das Kohlenende + das Zinkende — 
nennen kann. 

%. Der Spannungsunterschied, welchen je! zwei einander 
in der Spannungsreihe, wie sie namentlich nach meinen eige- 
nen Versuchen aufgestellt ist, zunächst gelegene Körper mit 
einander zeigen , ist bei weitem nicht immer gleich dem Span- 
nungsunterschiede je zweier anderer gleichfalls unmittelbar an 
einander grenzender Körper, oder gleiche Intervalle, nach der 
Zahl der zwischengelegten Körper bestimmt, bestimmen nicht 
gleiche Gröfsen des Spannungsunterschieds. So findet gleich- 
sam ein auffallender Sprung vom Zink zum Blei statt, so dafs 
dieses mit jenem eine eben so grolse Erregung giebt, als die 
Kohle mit dem Blei, so theilt das Kupfer die ganze Reihe gleich- 
sam in zwei Hälften, ohngeachtet in dem einen Zwischepraume 
zwischen den Graubraunsteinerze und Kupfer sich in meiner 
Reihe 22 Körper, in dem andern Zwischenraume zwischen dem 
Kupfer und Zink sich nur 6 befinden. Berührt man die Collec- 
torplatte von Zink mit Kupfer, das man zwischen den Fin- 
gern hält, so zeigt sich im Zinke eine eben so starke positive 
Spännung durch die Divergenz der Goldblättchen, als im Kupfer, 
wenn man nämlich die obere Kupferscheibe desselben Conden- 
sators zur Collectorscheibe wacht, und mit einem zwischen den 
Fingern gehaltenen Krystalle von Graubraunsteinerz berührt, und 





1 Schweigg. X, 823. 


608 i Galvanismus. 


wie schon oben gezeigt worden ist, und Rrrren’s Resultate 
werden auch durch die Erfahrungen anderer Physiker bestätigt, 
wie z. B. Vorra’s, welcher gleichfalls bemerkte, dafs die el. 
Wirksamkeit des Zinks durch etwas Zinn oder Zinn und Blei zu- 
gleich in grofsem Grade erhöht werde, eben so Bauasarteıu!s, 
der Zusammensetzungen aus Zink und Spielsglanz, Zink. und 
Quecksilber mit Silber stärker wirken sah, als irgend ein an- 
deres Metall, so wie durch meine eigenen Versuche in Bezie- 
hung auf das Messing und die Versetzungen des Zinks mit Zinn. 

21. Die aufgestellte Spannungsreihe der trockenen Erreger 
gilt indefs nur innerhalb gewisser Temperaturgrenzen. In 
höheren Temperaturen ändert sich die galvanische Spannungs- 
reihe gänzlich, und wird die umgekehrte, worauf die Ersche- 
nungen des TAermomagnetismus beruhen, unter welchem Arti- 
kel von diesem Verhältnisse näher die Rede seyn wird, Zwei 
Stücke eines und desselben Metalls von einer Verschiedenheit 
der Temperatur, die 60 bis 100° R. beträgt, wirken schon merk- 
lich, wie zwei verschiedene Metalle, die in der Spannungs- 
reihe einander nahe stehen, und zwar verhält sich von den 
dem negativen Ende näher liegenden Metallen wie Kupfer, Pla- 
tin das heifsere als das positive, das kältere als das negative, 
vie namentlich Wauxen bei einer einfachen Kette aus Platin, 
Schwefelsäure, Platin, die durch einen Multiplicator geschlos- 
sen wurde, an der Art der Abweichung der Magnetnadel ?, 
Scuweıscen bei einer mehrfachen Kette oder einer Art von 
Kasten-Apparat aus, durch eine Weingeistlampe erhitztem, 
` Kupfer, Kupfer von der gewöhnlichen Temperatur und Salzsäure 
fand, wobei nach der Seite des ersteren hin der Sauerstoffpol 
lag?. Mit diesen Erfahrungen scheinen die von Manran’ 
äuf den ersten Blick nicht ganz in Uebereinstimmung zu stehen, 
da bei einer Kette aus Kupfer und Zink und einer aus Silber 
und Zinn, die Intensität des ei. Stromes, durch die Gröfse der 
Ablenkung der Magnetnadel gemessen, bei der Erwärmung des 
Kupfers so wie des Silbers (des letzteren sogar bis zum Roth- 
glühen) zunahm, ohngeachtet, wenn durch Erhitzung die ne- 


1 G. X. 425. Anm. 

3 Ebend. LXXX. 826. 

3 Gechlen’s Journal. IX. 708. 

4 Schweigg. J. N. R. XIX. 45. 


t 


` Einfacher. 609 


` gativen Metalle einen mehr positiven Charakter annehmen, 
wegen des nun geringeren Spannungsunterschiedes zwischen 
Zink und dem heifsen Kupfer, Zinn und dem rothglühenden 
Silber die Wirkung hätte schwächer seyn sollen. Da indels 
die Lebhaftigkeit der Thätigkeit in der geschlossenen Kette 
nicht blofs durch diesen Umstand, sondern auch durch das Lei- 
tungsvermögen, vorzüglich des flüssigen Leiters, bestimmt, 
dieses aber durch Erwärmung sehr erhöht wird, so könnte die 
davon abhängige Verstärkung der Schwächung durch den zwei- 
ten Umstand soweit entgegen wirken, dafs selbst noch ein Ue- 
berschuls für die Verstärkung der Thätigkeit (der el. Strömung) 
übrigbliebe. Auch die Erhitzung des Zinks verstärkte in obiger 
Kette die Wirkung, ohngeachtet auch hier von der einen Seite 
eher eine Schwächung zu erwarten war, da nach der thermo- 
magnetischen Reihe zu schlielsen, die positiven Metalle durch 
Erhitzung an Positivität abnehmen, folglich der Spannungsun- 
terschied zwischen Kupfer und Zink vermindert werden mülste, 
ohne Zweifel ans demselben Grunde der Verstärkung des Lei- 
tungsvermögens. 

22. Aulser der verschiedenen Temperatur haben noch an- 
dere Umstände einen merklichen Einflufs auf den Grad und die 
Art der el. Erregung, welche irgend ein Erreger der ersten 
Classe a mit den übrigen zeigt, so dals dadurch seine Stelle 
in der Spannungsreihe ug eben damit seine ganze Rolle in der 
galvanischen Action sich merklich ändern kann, Es finden sich 
hierüber viele zerstreute Befahrungen, neuerlich hat aber be- 
sonders wieder MarıAanısı? interessante Versuche darüber be- 
kannt gemacht. Er führt als solche Umstände die Oxydation, 
die el. Strömung, welcher die Erreger eine Zeitlang in einer ge- 
schlossenen Kette unterworfen werden, und die Einwirkung 
des flüssigen Leiters an, und. hat sich zur Auffindung dieser 
Veränderungen der Magnetnadel mit dem Multiplicator als des 
empfindlichsten Reagens (nach 17) für diese Art der el. Erregung 
bedient. Die Oxydation, auch nur eine höchst oberflächliche, 
erhöht im Allgemeinen den negativen Charakter und kann die 
Stelle eines trockenen Erregers um viele Glieder verrücken. 
Streng genommen, ist derselbe freilich dann ein ganz anderer 
Körper geworden und er miülste als solcher besonders in der 


1 Schweigg. N. R. XIX. 34, f, 
IR. Bd. t Q q 


610 Galvanısmus. 


Spannungsreihe aufgeführt werden, wie auch mit der Kohle ı 
einigen Metallen von Marıasını in der von ihm aufgestell 
Spannungsreihe geschehen ist. 

Durch Versuche am Condensator ist zwar dieser Em 
der Oxydation auf Veränderung des el. Verhaltens unmitte! 
nicht untersucht worden, aber aus der Rolle, welche ein 
veränderter Körper in der Kette spielt, jlälst sich analogi 
darauf schliefsen, wobei jedoch nicht zu übersehen ist, dafs « 
veränderte elektromotorisehe Verhältnils des Oxyds gegen 
Flüssigkeit selbst an dem Erfolge einen wesentlichen Anı? 
mit haben kann (vgl. 18). So kann eine an ach ganz unwiı 
same zweigliedrige Kette aus zwei einander in jeder Hins: 
ganz gleichen Metallplatten und einer Flüssigkeit sogleich w i; 
sam gemacht werden, wenn man die eine Metallplatte in U; 
stände versetzt, die eine leichte Oxydation derselben veran!. 
sen, und zwar tritt sie in Beziehung auf die unveränderte D) 
dann stets als negativer Erreger auf. Dieses gilt namentlich | 
zwei Eisen-, Zink-, Kupfer-, Blei-, Zinn - und Wismut 
Platten, wenn man sie beide in eine Flüssigkeit eintaucht, ` 
dann herauszieht, die eine sorgfältig abtrocknet, die andere a‘ 
sich mit Rost überziehen lälst, und dann beide mit einander u 
jener Flüssigkeit zur Kette schlieſst. Durch Oxydation h: 
man das Blei negativ gegen das Zinn machen, mit dem es 
seinem unveränderten metallischen Zu@tande positiv wird; w; 
aber in der geschlossenen Kette das Oxyd durch die gesänet 
Flüssigkeit weggeschafft, so nimmt es seinen vorigen Charal i 
wieder an. \WVismuth, Kobalt, Nickel und Antimon sotl' 
nach Mans mit metallisch glänzendem Kupfer —, n 
oberflächlich oxydirtem + werden. \Vird die Fläche des A 
timons ein wenig oxydirt, so wird es mit dem oberflächli 
oxydirten Kupfer —, und Wismuth muls, je nachdem es on 
dirt ist oder nicht, bald vor bald nach dem Kobalt eingere 
werden. | 

Ein zweiter Umstand, der auf die Veränderung des elckır 
motorischen Verhaltens Einfluls äufsert, ist die el. Strömut 
selbst, welcher ein Erreger in einer geschlossenen Kette Au 
gesetzt wird. Elektrische Ströme gehören zu den Ursachen d 
Oxydation und Desoxvdation, nur indirect daher könme | v4 
die Veränderung beigemessen werden, welehe sie ind H 
tromotorıschen bruit der Metalle hery Olai, CH: We MW 








» € 


Einfacher. 611 


„ee Veränderung nicht auch kund thäte ohne_Spur gleichzeiti- 
.Orvdation, -und bei flüssigen Leitern von der verschieden- 
‚m Art, vorausgesetzt, dafs sie gleiche Leitungsfähigkeit be- 
ep, Em Platin - Graphit- Paar veränderte durch mehrmals 
r..derholtes Eintauchen in ein Gemisch von 100 Theilen Was- 
~: ed f Theil Schwefelsäure seinen Charakter so, dafs das 
yrinshich positive Platin erst indifferent und zuletzt negativ 
‚2 den Graphit wurde, der besonders geprüft keine Verän- 
-ag in seinem elektromotorischen Verhalten erlitten hatte. In 
ades Wasser getaucht nahm das Platin seinen vorigen po- 
- 2 Charakter gegen den Graphit wieder an. Gold und Sil- 
e, ` beide positiv im Contact mit Graphit, bieten, obgleich 
ze weniger ausgezeichnete Weise, die nämlichen Erschei- 
== dar. Ganz wie das Platin ~ Graphit -Paar verhält sich 
.-2 en Platin - Gold - Paar, „wo das Platin erst das positive 
x bildete. Ueberhaupt gist nach MarıAanını’s Versuchen 
„zen derSatz, dafs in einer geschlossen Kette das ursprüng- 
: cstüive Glied an Positivität, das ursprünglich negative an 
met abnimmt, und die el. Pole sich gleichsam umkehren. 
!=- man daher ein Metall, das in einer ersten Kette durch 
"she Ladung seinen Charakter z. B. aus dem positiven 
` Zen negativen, wie z. B. Platin, Gold, Silber, mit Graphit 
vr ziert hatte, in eine entgegengesetzte Kette mit Zink, Blei, 
der Kupfer, so nimmt es durch eine entgegengesetzte Po- 
Luxmseinen vorigen positiven Charakterwiederan. Man kann 
‘steStöme von zwei Metallplatten die wegen ihrer vollkom- 
ten Homögeneität in Beziehung auf einander ganz indifferent 
.. de eine relativ gegen die andere nach Belieben positiv 
-t rafe machen. Hat man z. B. von zwei solchen voll- 
-zam homogenen Silberplatten die eine in Verbindung mit 
"rm Zinkplatte nur eine Minute lang im Wasser einge- 
1. welches A, Kochsalz enthält, dann wieder abge- 
"ort, so zeigt sie sich + gegen die andere, dagegen ver- 
-” up diesen positiven Charakter wieder und nimmt in Be- 
r:tog anf dasselbe Silber einen negativen an, wenn man sie 
> Zeitlang mit Graphit zur Kette geschlossen hat. Durch 
iche Versuche mit Metalllegirungen gegen die reinen Me- 
+ ind ManrawiNr, dafs die elektromotorische Kraft eines 
-i darch den Einfluls eines el. Stromes viel gröfsere Ver- 
“en erleiden kann, als durch einen gewissen Grad von 


Hu? 


612 Galvenismus. 


Legirung mit einem andern Metalle. Dafs, wenn gleich 

merkliche, chemische Veränderungen, nämlich obertlächl 
Hydrogenisationen und Oxydationen und nicht sowohl el. 

dungen der Metalle die Ursache dieser Veränderungen des ; 
vanischen Erregungswerthes derselben seyn dürften, mi: 
man vielleicht aus einigen Erfahrungen MaaıAnını’s schliel' 
So verschieden auch die Veränderungen der elektromotori»«ı 
Kraft des Goldes und Platin’s sind, wenn man diese Met 
der Luft aussetzt (durch allmäliges Oxydiren der Hydro: 
schicht), so beharren sie zugleich auch ganze Monate lan; 
gleicher Kraft, wenn Circulation der Luft um dieselben ~ 
mieden wird, wenn sie z, B. in Papier eingewickelt werc 
So erhält Gold, das in einer Kette mit Zink an Positivität zu 
nommen hatte, seinen vorigen negativen Charakter wieder dı: 
blofses Eintauchen in eine schwache Säure. Auch beschrän 
sich die Modificationen des elektromotorischen Verhaltens 
auf den Theil der Platten, welcher mit dem flüssigen Leiter 
Contact war. Wenn man eine Goldplatte nimmt, und di 
nur zum dritten Theile ihrer ganzen Höhe, welcher mit 7 
zu einer Kette verbunden ist, nälst, mit dem entgegengesetz 
Drittel aber eben so verfährt, indem man es der Einwirkı 
von Graphit unterwirft, so wird in Hinsicht auf elektromat« 
sche 'Thätigkeit das erste Segment unter (näher nach dem Zi: 
zu), das andere über dem Platin (nach dem — Ende der Re 
zu) stehend gefunden werden. Silber zeigt dieselben Erscl: 
nungen. Je lebhafter die Thätigkeit der geschlossenen K« 
ist, um so schneller erfolgen auch diese Umänderungen. | 
den leichten oxydablen Metallen ist dieser Einflufs des el. Sı 
mes an und für sich auf die Veränderung des elektromotorisc! 
Verhaltens weniger bestimmt auszumitteln, weil sich der E 
flufs einer merklichen Oxydation stets damit combinirt. Ind 
zeigen sich gerade hier einige Erscheinungen, die die ol 
gegebene Erklärung durch eigentlich chemische Veränderun, 
etwas zweifelhaft machen. Kupfer nämlich, das nach Marı 
NINI nur wenig mehr — gegen das Zink ist, als Messing ste 
um vieles in seiner Negativität durch die W irkung des Gra phi 
durch den Einflufs des Zinks hingegen wird es positiv ge: 
das Messing. Ganz von selbst aber nimmt es innerhalb 2 — 3 M 
seine natürliche Kraft wieder an. Dieselben Veränderungen tı 
ten beim Messing ein durch die Wirkung des Zinksund Graph 


Einfacher. 613 


‘z letzteren Falle zerstreut sich die erlangte höhere Negativität 

halb weniger Minuten von selbst. Da bei Anwendung der 

--xischen Erklärung hier eine stattgehabte oberflächliche Oxyda- 
„2 des Messings angenommen werden mulste, so sieht man nicht 
— 7 ein, durch welchen chemischen Procels an der Luft sich 
-> ikygen wieder zerstreuen, die Oxydschicht sich wieder 
» zen sollte. Man wird eben darum geneigt, hier vielmehr | 
t Liungen anzunehmen, auf welche wir bei Gelegenheit 
Ser Phänomene wieder zurückkommen werden. 


Esen, Zinn und Quecksilber nehmen in Verbindung mit 
tiven Metallen nicht an Positivität ab, aber wohl mit Zink 
: a hene geschlossen daran zu. Das Eisen erhält dann einen 

en Werth als das Blei und das Zinn, es nimmt von 
ve seinen matürlichen Zustand wieder an. Quecksilber 
..ct an Positivität nur durch mehrmaliges Zusammenbringen 
'postiven Dletallen zu, ist aber diese Veränderung einmal 
sch Emwirkung von Graphit wieder aufgehoben worden, so 
-x sie sch nachher viel leichter von Neuem wieder hervor- 
“an Die Kraft des Zinks endlich läfst sich weder erhöhen 
: ~È vermiodera durch die Einwirkung eines el. Stromes. 


Noch scheint eine Einwirkung des flüssigen Leiters auf das 
"ıbemotorische Verhalten statt zu finden, die nicht ganz unter 
-t Regone des Oxydationsverhältnisses zu bringen ist. Man 
te zwei vollkommen metallisch glänzende Zinkplatten nach 
eazder in einer Zwischenzeit von einer Minute in eine Flüssig- 
zi, e sey nun eine Auflösung von Kochsalz, oder ein ge- 
“tes Wasser, so wird die, welche zuletzt eingetaucht 
xie, — werden gegen die andere. Lälst mar nun diese im 
‘ea Leiter, während man die erste herausnimmt, ab- 
"daet und wieder eintaucht, so wird man bei abermaliger 
abebang beider zur Kette finden, dafs die Wirkung sich 
ge kehrt habe. Bei abwechselndem Herausnehmen und Ab- 
"Anen beider Platten wird die zuletzt abgetrocknete immer 

-* mative seyn. Hierher gehört auch die von andern schon 
‘achte Erfahrung, dafs von zwei Stücken des nämlichen Me- 
‘uS, eingetancht in eine Säure, welche fähig ist, sie anzugrei- 
fta, A zuerst eingetauchte LE annimmt im Verhältnifs zu dem 

“em, wenn man sie zur Kette schliefst. Zink zeigt diese 
“xheinang am auffalleırdsten, Blei, Eisen, Zinn im schwä- 





614 Galvanismus. 


cheren Grade, Messing, Kupfer, Silber, Gold, Platin und 
Graphit zeigen nichts dergleichen. 

Diese Erfahrungen beweisen zur Genüge, wie ‚ schwierig 
es ist,. die Stelle irgend eines trockenen Erregers in der Span- 
nungszeihe auf irgend eine absolute Weise zu bestimmen, und 
erklären auch die scheinbaren Widersprüche in den verschiede- 
nen Angaben der Physiker in Hinsicht dieser Stelle; auch wer- 
den dadurch manche anomale Erscheinungen begreiflich, wovon 
noch weiter unten die Rede seyn wird (vgl. 38). 

23, Eine merkwürdige Folge der Ordnung, in welcher 
(nach 19) alle trockenen Erreger eine grolse Spannungsreihe 
bilden, und des Gesetzes dieser Ordnung in Betreff der relati- 
ven Gröfse der Spannungsunterschiede ist nun, dafs, in wel- 
cher Menge und in welcher Ordnung man auch diese Erreger 
in der ungeschlossenen Kette an einander reiht, oder über ein- 
ander schichtet, die dadurch an den beiden Endgliedern der 
Reihe hervorgebrachte Polarität, oder wenn das eine Endglied 
durch Verbindung mit dem Erdboden auf O gebracht ist, die 
respective -} oder — Spannung am andern Endgliede stets der 
Art und dem Grade nach dieselben sind, als wenn die beiden 
Endglieder sich unmittelbar berührten, und keine Zwischen- 
glieder, -die ihre Wirkung auf einander vermitteln, sich zwi- 
schen ihnen befänden. Denkt man sich nämlich sämmtliche Erreger ` 

‚erstin ihrer derSpannungsreihe angemessenen Ordnung an einander 
gereiht, sa folgt dieses ohne weiteres aus dem Gesetze, dafs 
die Summe der Spannungsunterschiede der Zwischenglieder zwi- 
schen je zwei Endgliedern eines Stückes der Reihe oder der ganzen 
Reihe gleich ist dem Spannungsunterschiede, welchen die bei- 
den Endglieder unmittelbar mit einander geben ; denkt man sich 
nun in einer solchen Reihe a, b, c, d,e... zwei Erreger c, d ge- 
yade in der entgegengesetzten Lage, so kommt zwar durch die 
unmittelbare Wechselwirkung von d mit b, und von c mit e 
‘die Wirkung von cd doppelt in dem Sinne der Erregung, die 
‚sich in den Endgliedern zuletzt offenbart hinzu, indem nämlich 
bd nun gleich be cked und ce gleich cd-+de ist, es muls 
aber die\Virkung cd wegen der entgegengesetztenLage von cund d 
und der davon abhängigen entgegengesetzten Richtung einmal 
abgezogen werden, so dafs demnach dasselbe Quantum von Wir- 
kung in beiden Fällen, nämlich bc-+2cd+de—cd=bc+cd+de 
- Ührig bleibt, Dieselbe Schlufsfolge gilt gleichmäßig, wenn 


Einfacher. 615 
za b mehrere Glieder überspringen liefse und z. B. mitf oder 


-mà einem andern demi einen Ende näheren Gliede in Be- 
sanang brachte ; immer wird nach der einen Seite soviel ver- 
ızea, als nach der andern getvonnen wird, stets ergiebt sich 
eiche Resultat der Identität der durch Zwischenglieder der 
exen Classe in beliebiger Zahl und Ordnung vermittelten Er- 
» ng zweier solcher Körper, mitihrer durch unmittelbare Be- 

ng erhaltenen, womit auch die mit dem’ Condensator an- 
< schen Versuche, die in dieser Hinsicht die untrüglichsten 
Lg, vollkommen übereinstimmen. 

AL Feuchte Erreger oder Erreger der zweiten Classe. 
¿z zweiten Classe der Erreger des Galvanismus gehören alle 
niten Körper, sofern sie zugleich wasserhaltig oder feucht 

x, welcher Verbindung mit dem Wasser sie auch ihr Lei- 

„vermögen für E. verdanken, so dafs man schon zum Vor- 

ze Wirksamkeit i in dem galvanischen Processe als von die- 
~. wesentlichen Mischungstheile derselben abhängig ansehen 
-ız. Indels wird diese Wirksamkeit durch die sonstige Natur 
-. xit dm \Vasser verbundenen Substanz sowohl der Art als 
4 Grede nach wesentlich modificirt, in welcher Hinsicht 

-~ lch die dreifache Verschiedenheit, ob diese Substanz 
“"racd, oder alkalisch oder neutral ist, in Betracht kommt. 
im äitser Classe gehören auch alle feste und festweiche Thlile 
= anischen animalischen und vegetabilischen Körper, so 
~ra afte derselben, die sämmtlich gleichfalls ihr Erregungs- 
<:leimgsvermögen ihrem \WVassergehalte zu verdanken schei- 
28, wobei jedoch auch hier die anderweitige Beschaffenheit 
-> Tigers jenes Wassers einen wesentlichen Einflufs äulsert. 

%. Die Körper dieser zweiten Classe gehen mit allen Kör- 
"3 der ersten Classe oder den trockenen Erregern einen ganz 
zachen el, Erregungsprocels, wie diese unter sich, ein, d. h. 
"A ihre botze wechselseitige Berührung mit denselben wird 
A d, Gleichgewicht gestört, es tritt el. Polarität auf, und 
"ur, wenn beide Zsolt, sind, + für den einen, — für den 
“ra, und wie es scheint gleichfalls bis zu einem bestimm- 
: anwandelbaren Spannungsunterschiede. Indels herrschen 

2 dieses für die Theorie des Galvanismus so wichtige Ver- 

wi grolse Widersprüche unter den Resultaten der Versuche 
chiedener Physiker, wovon der Grund vorzüglich mit in 

n davon unzertrennlichen , -aus der Beschreibung der Versu- 


616 l Galvanismus, 


che selbst zu ersehenden Schwierigkeiten liegt, von denen eine 
darin besteht, dafs diese Körper schon in der wechselseitigen 
Berührung mit einander durch einen zwischen ihnen eintreten- 
den chemischen Procefs ihre Natur verändern (die Metalle z. B. 
sich oxydiren), womit auch das Resultat des Versuchs sich ab- 
ändern mufs. Es wird also gerade in Beziehung auf diese Erre- 
ger wichtig seyn, von deñ Arbeiten der vorzüglichsten Galva- 
nisten Rechenschaft zu geben, mit einer kritischen Prüfung, 
wozu ich mich durch eigene Untersuchungen noch mehr in 
Stand zu setzen suchte; um doch einige sichere Resultate als 
eine Grundlage füe die Theorie selbst, zu gewinnen. 


Veto, dem wir auch über dieses Verhältnifs die ersten Ent- 
deckungen verdanken, hat seine Versuche hierüber in seinen 
Briefen an ALpınr bekannt gemacht?. Zur Ausmittelung die- 
- ger el, Erregung tränkte er Scheiben von Holz, Leder oder 
Pappe mit der zu untersuchenden Flüssigkeit, und trug vorzilg- 
lich dafür Sorge, dafs keine eigentliche Nässe an ihnen hängen 
blieb, weswegen er sie nach gehöriger Befeuchtung mit grauem 
Löschpapier so weit trocknete, bis sie auf diesem keine sichtbare 
Zeichen der Feuchtigkeit mehr zurüickliefsen, oder liefs sie auch 
in einer Atmosphäre von mittlerer Trockenheit von 80 — 85 
Graden nach Saussuax's Hygrometer von selbst trocken werden. 
Sind die Scheiben zu nals, so bleibt bei der Trennung vom 
Metalle an demselben eine Schicht von Flüssigkeit hängen, in 
welchem Falle man also, wie VoLTA meint, nicht die im Me- 
talle erregte E. ausmitteln könne, so wenig man die E., welche 
das Silber mit dem Zinn erhält, erfahren werde, wenn an die- 
sem ein noch so dünnes Blättchen vom ersteren hängen bliebe, 
Werden die Scheiben zu trocken, so wirken sie schon mehr als 
Nichtleiter, die Resultate werden dann zweideutig, und häufig 
findet man dann in einigen Metallen, insbesondere im Zinke, 
die umgekehrte, nämlich + statt — E. Das weitere Verfah- 
ren ist das in 6 beschriebene. Die Scheiben selbst, nachdem 
sie von einander getrennt sind, werden an die Collectorplatte 
des Condensators angebracht, und dieses Verfahren so oft wie- 
derholt, bis der Condensator hinlänglich stark geladen ist, um 
bei Aufhebung des Deckels die Strohhälmchen oder Goldblätt- 





1 Ritter Beiträge Sten Bd. $, étes Gt. 51. 








Einfacher, 617 


chen zum Divergiren zu bringen. Durch diese Versuche will 
nan VorLra gefunden haben: 

1. Dals alle feuchte Leiter ohne Ausnahme mit allen Me- 
tallen 4 diese mit ihnen — werden, oder nach der von VoLTA 
angenommenen Franklin’schen Theorie, alle Metalle an.die feuch- 
ten Leiter E. abgeben und diese von ihnen empfangen. 

2. Dals dieser el. Erregungsprocels zwischen dem reinen 
Wasser und den Metallen im Ganzen wirksamer ist, als zwi- 
schen den salzigen Flüssigkeiten und den Metallen oder dals 
das reine Wasser stärker 4 wird. 

3. Dafs jedoch die alkalischen Laugen und selbst dieKalk- 
milch und das Kalkwasser beide bedeutend übertreffen, indem 
sie mit dem Zinn viel stärker L werden. 

4. Dals das Zink, das noch mit allen Metallen + el. wird, 
die merkwürdige Eigenschaft besitzt, mit allen Leitern der 
zweiten Classe stärker — zu werden, oder ihnen mehr E. 
abzugeben, als alle übrigen Metalle. 

5. Dafs endlich mit Ausnahme von 3 der el. Erregungspro- 
cels zwischen den Metallen und den Flüssigkeiten im Ganzen 
nur schwach ist, und nur von einer Stärke wie derjenige, wel- 
cher zwischen zwei Metallen, die in der Spannungsreihe ganz 
nahe an einander stehen, wie z. B. Zinn und Blei statt findet. 

Auch Pınror? will, wie VorLra gefunden haben, dafs 
sowohl Wasser als mit Wasser verdünnte Säuren , namentlich 
verdunnte Salpetersäure, sowohl mit dem Zink als mit dem 
Kupfer +, däese\ Metalle — el. werden, und zwar die Säure 
in einem bedeutend höheren Grade als das blolse Wasser in dem 
Verhältnisse von 124 zu 14. Wenn man indelsPannor’s Ver- ` 
suche genauer ansieht, so überzeugt man sich bald, dals diesel- 
ben keine reinen Resultate über die Erregung von E. in der 
wechselseitigen Berührung der Metalle und feuchten Leiter ge- 
ben konnten , indem sich vielmehr die durch die Wirkung der 
Metalle auf einander in der blolsen Berührung erregte E. mit ein- 
mischte. Da nämlich die Platten seines Cuthbertson’schen Con- 
densators von Messing waren, so mulste in dem Versuche, wo 
die mit Salpetersäure getränkte Pappscheibe mit dem feuch- 
ten Erdboden in Verbindung stand, auf welcher die Zinkplatte 
ruhte, ohngeachtet der Leiter, vermöge dessen der Condensa- 





1 Dessen Grundrifs der theoretischen Physik II. 563, 


6is Galvanis mus, 


tor mit der Zinkblatte in Berührung gebracht wurde, sich in 
Zink endigte, doch in der Messingplatte die E. erregt und con- 
densirt werden, welche Zink im Messing hervorruft, also starke 
negatives Eben so erklärt sich die schwächere Spannung bei 
der Anwendung des Kupfers, da dieses das Messing in einem 
viel geringeren Grade — macht, als das Zink. Bei der Umkeh- 
rung der Versuche wirkten noch mehrere Erregungen zu dem 
Resultate zusammen, indem nämlich, vom Condensator ausge- 
gangen die einzelnen Glieder sich so folgten: Messing, Gold, 
feuchte Pappe, Zink (oder Iiupfer) Erdboden, deren el. Erre- 
gungen nach ihrer wechselseitigen Ausgleichung um so mehr im 
Messing -}- ausfallen mulsten, da das in Berührung mit der 
feuchten Pappe + gewordene Gold das Messing um so positiver 
machen mulste. - 

Abweichend von den angeführten Resultaten sind die durch 
Humranx Davy erhaltenen, die er in seiner classischen Ab- 
handlung über einige chemische Wirkungen der E. 1 mitgetheilt 
hat. Bei Anwendung der Leiter der zweiten Classe in ihrem 
mehr flüssigen Zustande erhielt er weder mit dem Cuthbertson’- 
schen Condensator noch mit dem Nicholson’schen Duplicator be- 
friedigende Resultate. Er beschränkte sich daher sie im trocke- 
nen Zustande anzuwenden. Die Säuren, namentlich Bernstein- 
Benzoe - oder Boraxsäure vollkommen trocken, entweder in 
Pulvergestalt oder krystallinisch, mit einer durch einen gläser- 
pen Handgriff isolirten Kupferplatte in eine hinlänglich ausge- 
dehnte Berührung gebracht, machten dieselbe + el. und bei gün- 
stiger Witterung. reichte oft eine einzige Berührung des Metalls 
hin, um eine merkliche Ladung hervorzubringen , und selten 
bedurfte es deren mehr als 5 oder 6. Die positive Ladung des 
Metalls schien von gleicher Intensität zu seyn, es mochte auf 
Glas isolirt seyn oder mit dem Erdboden in Verbindung stehen. 
Andere Metalle, wie Zink, Zinn, zeigten denselben Erfolg. 
Phosphorsäure, im festen Zustande einige Zeit geglüht und sorg- 
fältig gegen den Zutritt der Luft verwahrt, machte nach A Be- 
rührungen die isolirte Zinkplatte +, einige Minuten der Luft 
ausgesetzt verlor sie ihre Wirksamkeit. 

Ein gerade entgegengesetztes Verhalten zeigten die Alka- 
lien und alkalischen Erden. Namentlich wurden jene Nletall- 


1- Gehlen’s Journal für Chemie, Physik u. s. w. V. 9. 





Eiufacher. . 619 


platten mit trockenem Kalke, Strontian oder Talkerde in Berüh- 
rung gebracht — , eine einzige Berührung in einer grolsen Flä- 
che reichte schon zur Mittheilung einer beträchtlichen Ladung 
hin. Damit’ die Versuche gelangen, war es wesentlich, dafs 
die Körper gleiche Temperatur mit der Atmosphäre hatten. In 
einigen Versfichen, die Davy während ihres Erkaltens nach dem 
Glühen anstellte, zeigten sie sich sehr el., und machten die. 
Detalle positiv, eine der ersten Erfahrungen über die Umkeh- 
rang der Spannungsreihe in höherer Temperatur, wovon der 
Thermomagnetismus abhängt. Mit dem Kali konnte Davy 
keine befriedigende Resultate erhalten, und er schreibt dieses 
seiner schnellen Anziehung von Feuchtigkeit zu. Frisch mit 
aller Sorgfalt bereitetes und gegen den Zutritt der Luft beim 
Erkalten verwahrtes Natron verhielt sich mit den Metallen wie 
jene alkalischen Erden. Im ersten Versuche gaben 6 Berührun- 
gen dem Condensator eine hinlängliche Ladung, im zweiten 
Versuche waren 10 Berührungen nöthig, um dieseibe Wirkung 
hervorzubringen, worauf schon nach zwei Minuten die Ladung 
verschwand. Durch Versuche mit Säulen, welche aus einer 
Metallplatte und verschiedenen Schichten von Flüssigkeiten zu- 
sammengesetzt waren, fand Davy auf indirecte Weise, dafs die 
Auflösung der Schwefelleber im Wasser viel wirksamer, als die 
alkalischen Auflösungen, besonders mit dem Silber, Kupfer und 
Blei war, dasselbe negativ zu machen. Ein besonders wichti- 
ger Versuch in dieser Hinsicht war der mit einer Säule aus 
Kupfer, Eisen, und einer mit einer Auflösung von Schwefelleber 
getränkten Pappscheibe, wo die -+ Erregung der 'Schwefelle- 
ber mit dem Kupfer stark genug war, um die des Eisens zu 
übertreffen, dergestalt, dafs der -- Pol nun nicht nach der Seite 
des Eisens, sondern nach derjenigen des Kupfers hinfiel. 
Auch zeigte sich das liquide Chlor wirksamer, die Metalle 
+ zu erregen, als die concentrirteste Auflösung von gewöhnli- 
cher Salzsäure. Die neutralen Körper fand Davy ohne alle 
Wirkung auf alle Metalle!. Salpetersaures und schwefelsaures 
Kali, salzsaurer Kalk, chlorsaures Kali ohngeachtet sie zu wie- 
derholten Malen mit einer sehr breiten Oberfläche von Zink und 
Kupferscheiben in Berührung gebracht wurden, theilten ihnen 
doch keine el. Ladung mit, dagegen ertheilten ihnen das nicht 
\ 


1 a.a. O. S. 46. 


620 Galvanısmus, 


vollkommen kohlengesäuerte Kali und der Borax eine schw: 
negative Ladung, der Alaun und der säuerliche phosphors: 
Kalk eine schwache positive Ladung. 

Rırrer hat diesen Gegenstand nicht sowohl durch n 
Versuche aufgeklärt, als vielmehr durch kühne Hypothesen ~ 
wirrt. Ihm zufolge? sollte zwischen allen Körpern eine dor 
el. Erregungsfähigkeit statt finden, und eben damit eine d 
pelte Spannungsreihe.e Nach dem Gesetze der ersten Sp 
nungsreihe oder einer bedingten. beschränkten el. Erregun 
fähigkeit sollten sämmtliche flüssige Leiter an dem einen, u 
zwar dem — Ende einer für sie mit dem trockenen Erreger ; 
meinschaftlichen Spannungsreihe stehen, nämlich die Säuı 
am äufsersten Ende und die Laugensalze unmittelbar über d 
‚ trockenen Erregern, so dafs alle Flülsigkeiten mit letzteren 
diese mit ihnen + würden ; nach dem Gesetze der zweiten Spa 
nungsreihe oder der sogenannten unbedingten oder unbeschran 
ten el. Erregung, die mit dem innigen Conflicte i im chemisch: 
Processe eintrete, sollte diese Ordnung sich gerade umkehrt 
und die Flüssigkeiten an das entgegengesetzte Ende verriic 
werden, sich unter diesen Umständen vielmehr + mit den Al 
tallen verhalten. Rırren beruft sich zur Begründung die» 
Resultates auf Versuche VoLrA’s, welchen zufolge? die Metal 
unter Umständen, die dem chemischen Processe ungünstig sin 
mit den befeuchteten Platten gerade die entgegengesetzte E. ze 
gen sollen von derjenigen, wenn die Umstände dem chemische 
Processe günstig sind. Die blofse ruhige Berührung der Metal 
mit den befeuchteten Platten soll nämlich die Tendenz habcı 
die Metalle— zu machen, dagegen der Druck nicht mehrin dem 
selben Grade, sondern eher schon +, der Stofs noch sicherer / 
und endlich das Hih - und Herreiben am sichersten +. Wen 
wir nun auch zugeben wollten, dafs diese beiden letzteren Um: 
stinde dem chemischen Processe nicht günstig sind, da in bei: 
den Fällen dieselben Puncte zu schnell aufser Berührung mi 
einander kommen, und zu jedem chemischen Processe eine ge- 
wisse Dauer der Berührung erforderlich ist, so scheint doch dei 
Druck, der in vielen Fällen den chemischen Procefs erst einlei- 





1 8, Dessen el.’'System der Körper von S. 42 an und meine Re- 
cension desselben in G. XXVIII. 228, 
2 Anali di Chimica. XIV. 95-39. El. System. S$. 82—83. 





Einfacher. 621 
< nicht wohl als ein Hindernfs desselben angenommen wer- 


a m dürfen. Noch glaubte RITTER aus einigen wenigen 
“ræchen mit Säulen von ähnlicher Art, wie die von Davt 
: emer Metallplatfe und zwei Flüssigkeiten, verglichen aus 
Tenschen mit der einfachen Kette, den Schluls ziehen zu dür- 
bz, dals das el. Verhalten der sauren und alkalischen Flüssig- 
ı-: mit den Metallen sich durch Verdünnung mit Wasser ge- 
ade in das entgegengesetzte von demjenigen umkehre, welches 
in concenträrten Zustande zeigen. Nach zwei von ihm auf- 
ben Schematen? würden die alkalischen Laugen im con- 
»szrten Zustande mit den Metallen + el. durch eine geringe 
«¿meung in ihrer positiven Erregung gesteigert werden, dann 
a dech eine weiter und weiter fortschreitende Verdünnung 
„ı abnehmen, und diese durch 0 hindurch sich in die ent- 
„.zesetzte verwandeln, gleichfalls erst zunehmen, dann wie- 
:= nehmen und endlich bei O anlangen. Umgekehrt würden 
‘.:deSsnren verhalten. Wie wenig diese Behauptungen mit ge- 
-ær Versuchen übereinstimmen, wird sich weiter unten ergeben. 
Auch Dr. Hzıpmann in Wien ? hat das Verhalten der feuch- 
-z Erreser gegen die trockenen zu bestimmen gesucht, einmal 
zim er Säulen aus einem trockenen Erreger und zwei flüssi- 
=: afbaute, und durch eine Gasentbindungsröhre, die er mit ` 
.ıEnden einer solchen Säule verband, den Hydrogen - und 
Cr mpol bestimmte, und zweitens, indem er die Flüssigkeiten p; 
= \leam Uhrgläsern mit den Nerven der hinteren Extremitä- go, 
“z ezes Froschpräparats in Berührung brachte, und die beiden 
Faskeiten bald durch einen Platindraht, bald durch gut aus- 
‚“nnsteKohlenstücke und bald durch einen Bleidraht verband, 
zo dann die ausschlielsend oder doch am stärksten eintretende 
Wufsungszuckung in dem einen und die Trennungszuckung 
tem andern Schenkel den + Charakter der mit dem Nerven - 
Cp erger, und den — Charakter der mit dem Nerven des an- 
“m Schenkels verbundenen Flüssigkeit anzeigten, indem jene 
wh dann wie das mit demselben Nerven in Verbindung ste- 
ce + Zink, diese wie das mit den andern verbundene — 
Lier verhielt. Als Resultat aus diesen Versuchen stellte 
Huowasx den Satz auf, dals jederzeit von zwei heterogenen 





12.2.0. 8. 28. 
! G. XXI. 85. 


622 Galvanısmus. 


Flüssigkeiten, deren eine ein bestimmtes’ Metall mehr oder x 
niger zu oxydiren vermag, die zweite aber diese Wirkun z 
nicht oder viel schwächer ausübt, die erste den Oxygen - , 
zweite den Hydrogen-Pol bestimme. Erhathiernach die EI 
sivkeiten in eine Reihe geordnet, von deren einem Ende a 
gegangen die jenem Ende näher stehende mit der darauf fol: 
den in Combination mit einem trockenen Leiter den Oxyz; 
Pol oder die Schlielsungs - Zuckung giebt, welche dann zugl.. 
die melır oxydirende seyn soll, und glaubt sogar, durch di 
Versuche lasse sich die comparative Oxydations - Wirksam:! 
der verschiedenen Flüssigkeiten auf die Metalle genauer besti 
men, als durch chemische Versuche an und für sich. Das 
oder Oxygenende dieser Reihe bildet das Chlor, dann fo’. 
die verschiedenen andern Säuren, die verschiedenen Schwe:l 
lebern, die verschiedenen Salze, ohne eine bestimmte lie. 
weder was ihre Säure noch was ihre Basis betrifft, nur d 
die Metallsalze näher dem Hydrogen - Ende stehen, als die / 
kali-und Erdsalze, hierauf die Laugensalze, Blutwasser, I3: 
frische noch feuchte Muskeln , frische Nerven, Wasser, Sp 
chel, Pflanzensäfte, Milch, Wein. Dafs diese Reihe sch 
richt auf gleiche Weise für alle trockenen Erreger gelte, « 
giebt sich aus einem, von dem Verfasser selbst angeführten A, 
suche, nach welchem in der Kette: liquides Schwefelkali, Si 
ber, salzsaures Natron, der Oxygenpol auf die Seite des Schw 
felkalis, bei der Vertauschung des Silbers mit Blei aber auf d 
Seite des Kochsalzes fiel, und diese Flüssigkeiten demnach 
Beziehung auf diese beiden Metalle eine entgegengesetzte Or, 
nung beobachten. Aulserdem geben aber alle solche Versu! 
nie ein directes reines Resultat über das el. Verhalten der Flii 
sigkeiten mit dem trockenen Erreger, da in den Säulen die La: 
der Pole zugleich mit durch die el. Erregung der Flüssigkeiten un 
ter einander, und in den Versuchen mit den Froschpräparaten dur. 
die el. Erregung jeder derselben mit den Nerven bestimmt wir: 
Pocsennonrr suchte das Verhalten der feuchten Erreg 
mit den trockenen nach der in No. 17 angegebenen Metho. 
durch die Einwirkung einer, aus zwei feuchten Erregern un 
einem trockenen bestehenden, einfachen geschlossenen Kett 
auf die Magnetnadel vermittelst des Multiplcators zu bestimmen | 





í Isis 1821. 1r Bd. S, 703, 





Einfacher. . 623 

° | 
"lich in dieser Hinsicht das Verhalten einer Kette, die an 
-mm Enden mit demseben Metalle geschlossen wird, -mit 
< Verbalteen der gewöhnlichen einfachen Zinkkupferkette, in 

‚ee Me sich der feuchte Leiter befindet. In diesem Falle Fis. 

‚.tder + (oder nach Franklin’s Theorie der einseitige) el. ` 

"Ss wn dem obern Kupfer (c) durch den Multiplicator. nach 

oe wiem Zinke (z) in der Richtung, wie ihn die Pfeile an- 

A und ersteres ist das negative, letzteres das positive Me- 
Fand nnn bei irgend einer Kette, die an beiden Enden 
` Lzxlben Metalle M, M’ geschlossen ward, zwischen wel- GC > 
 —— bidea Metallplatten sich zwei oder mehrere flüssige Lei- ` 
iadf befanden, dieselbe Abweichung der Magnetnadel 
U ze westliche statt, wenn diese durch die Kette den in der 
..2;enommenen WVindungen des Multiplicators gemäfs her- Fig. 
— wird, so ging auch in diesem Falle der + Strom in * 

‘ie Richtang durch den Multiplicator von dem oberen 
‘se M nach dem untern, und das untere Metall hatte dann 
-n Werth, wie in der ersten Kette das Zink, oder ver- pis 
"eh als positives; bei entgegengesetzter Abweichung 

` se der Strom die entgegengesetzte Richtung haben, und 

`: e Metall war dann vielmehr das Aequivalent des nega- 

"oder des Kupfers. 

% war nun in den folgenden Ketten das erste Glied als 
‘üinte'senommen, also an der Stelle befindlich, wo in 
: iee das Zink sich befindet, und nach unserer Zeichnung 
- schung westlich ist 1. 
Zink, Wasser, Schwefelsäure, Zink 
Zink, Wasser, Aetzammoniak, Zink 
Zink, Wasser, Aetzkali, Zink 
Zink, Schwefelsäure, Wasser, Ammoniak, Zink 
Zink, Wasser, Salmiak, Zink 
Zink, Wasser, schwefelsaures Natron, Zink, 

l Die Abweichung stets östlich eben so, wenn statt des Zinks 
-aed Kupfer genommen wurden, folglich das untere Metall 
‘wer, und der positiv el. (oder der einseitige) Strom vom ; 
‘nnach dem obern Metall durch den Multiplicator ging. 


— — 
+ l u ESDORFF giebt sie für diesen Fall als östlich an, was sei- 
! ia der Richtung, in welcher die Windungen des Malti- 
en, butto, weswegen bei ihm da von östlicher Abuci- 


-. Rede ist, wo ich westlich setzte, , 


624 . Galvanismus. 


Eben so war in Ketten von: 
„ Silber, Wasser, Ammoniak, Silber 
Silber, Wasser, Salzsäure, Silber 
Silber, Salzsäure, Ammoniak, Wasser, Silber 
die Abweichung gleichfalls östlich; eben so in den Ketten. 
Gold, Wasser, Ammoniak, Gold 
Gold, Wasser, Salzsäure, Gold 
Kohle, Schwefelsäure, Wasser, Kohle 
Kohle, Schwefelsäure, Wasser, Ammoniak, Kohle 
Graphit, Wasser, Ammoniak, Graphit 
Graphit, Schwefelsäure, Wasser, Graphit 
Zink, Schwefelkali, Wasser, Zink 
Zink, Schwefelkali, Wasser, Schwefelsäure, Zink. 
Dagegen westlich in den Ketten: 
Gold, Ammoniak, Wasser, Salzsäure, Gold 
Kohle, Ammoniak, Wasser, Kohle 
Graphit, Ammoniak, Wasser, Schwefelsäure, Graphit 
Kupfer, Schwefelsäure, Wasser, Kupfer. 
Kupfer, Schwefelkali, Wasser, Schwefelsäure, Kupfer. 
Blei, Zinn, Silber und Eisen auf gleiche Art mit Schwefel- 
kali und Wasser, oder Schwefelkali, Wasser und Schwefel- 
säure geschichtet, gaben dieselben Abweichungen wie das Kupfer. 


Possennonrr bemerkte, dals wenn man eine Kette von 
Metall + sc" oder + Wasser oder + Metall schlielse, 
man gewöhnlich im ersten Augenblicke eine starke Abweichung 
nach Westen (oder bei der Richtung der Umschlingungen un- 
sers Multiplicators nach Osten) habe, wonach also eine solche 
Kette das Aequivalent einer aus Kupfer, Feuchtigkeit, Zink 
seyn oder das zuerst genannte Metall sich negativ verhalten 
würde, dafs aber diese Abweichung bald darauf zu sinken an- 
fange, die Nadel in einigen Minuten in den magnetischen Me- 


sidian zurückkehre, und die zuerst westliche (ötliche) in die | 


entgegengesetzte östliche (westliche) sich verwandie, welche 
Umkehrung der Polarität Poesennorrr aus Rırren’s oben er- 
wähnten Erfahrungen über die Verwechselung der el. Polaritä- 
ten, der concentrirten Säuren und alkalischen Laugen mit den 
Metallen durch successive Verdünnung mit Wasser erklären zu 
können glaubt, indem in den obigen Versuchen die Säure in 





- Berührung mit der mit Wasser befeuchteten Pappe sich allmälig ` 


Einfacher. 625 


mit dem Wasser verbinde, und eben darum durch die ver- 
schiedensten Grade der Diluition hindarchgehe. Dafs diese 
Verdünnung, wenn sie auch wirklich die behaupteten Folgen 
hätte, hier nicht als die Ursache jenes Phänomens angenommen 
werden könne, sondern dafs der Grund in der an der Ober- 
fläche der einen Metallplatte emtretenden Oxydation und damit 
gegebenen Umkehrung ihrer el, Polarität mit der Flüssigkeit 
liege, erhellet zur Genüge daraus, dafs wenn die ursprüngliche 
Ablenkung der Magnetnadel sich bereits in die entgegengesetzte 
verwandelt hat, man die erste ursprüngliche beinahe. wieder in 
ihrer ganzen Stärke herstellen kann, wenn man blols die Metall- 
platten verwechselt, oder neue für sie substituirt, dabei aber die 
feuchten Pappen unverändert lälst. Uebrigens lassen sich aus 
dergleichen Versuchen mit geschlossenen Ketten keine sichere 
Schlüsse über die el. Erregung der flüssigen Leiter mit den 
Metallen machen , wejl die Richtung des el. Stromes (an des- 
sen Stelle sich die Dynamisten eine Art der Vertheilung der 
polaren Thätigkeiten denken können) und die damach zu be- 
stimmende positive oder negative Beschaffenheit der an beiden 
Enden befindlichen Metalle nicht die einseitige Wirkung der 
Erregung des Metalls durch die F lüssigkeiten ist, sondern das 
Resultat der Ausgleichungen mehrerer Spannungen. Betrachten 
wir nämlich die zwei einfachen Ketten dieser Art aus Zink, 
Wasser, Schwefelsäure und Zink und die, worin Zink, Wasser, 
Ammoniak und Zink auf einander folgen, wo.in beiden Fällen ` 
das untere Zink einen negativen Charakter zeigt, d. h, der por 
sitive Strom von diesem aus nach dem obern Zinke und von 
diesem durch die feuchten Leiter nach dem untern Zinke zu- 
rückgeht, so lalst sich dieser Effect unter mehreren sehr ver- 
schiedenen Voraussetzungen erklären ; einmal nämlich daraus, 
dafs in allen dreien" Berührungsflächen die el. Erregung in dem- 
selben Sinne statt findet, d. h? dafs das Wasser sich mit dem 
Zinke, eben so das Aetzammoniak, so wie die Schwefelsäure mit 
dem Wasser, endlich das Zink mit der Schwefelsäure und dem 
Ammoniak sich negativ verhalten, oder dals in zwei Berührungs- 
flächen die Erregung in dieser Richtung geschieht, und die 
Summe dieser Erregungen grölser ist, als die ihr entgegenge- 
setzte, endlich dafs nur in der einen Berührungsfläche die Er- 
regung die angezeigte Richtung hat, aber mit einer gröfseren 
ôtensität geschieht, als die Summe der beidementgegengesetz- 
. Bd. ' Rr 


6% Galvanismus. 


ten Richtungen ausmacht. Sind mehrals drei Glieder in der Kette 
(das Metall für ein einziges genommen), so entstehen noch 
mehrere Combinationen, und das Resultat wird noch verwickelter. 

Man kann daher eben so wenig aus diesen Versuchen an 
und für sich über die el. Erregung entscheiden, welche die 
feuchten Leiter unter einander eingehen, indem z. B. in den 
beiden angeführten Ketten derselbe Effect herauskommen kann, 
ob die Schwefelsäure und das Ammoniak die gleiche oder die 
entgegengesetzte Polarität mit dem \Vasser annehme, sofern 
nämlich das, was in dem letzten Falle in der einen Richtung 
dadurch verloren geht, durch eine entgegengesetzte Erregung 
mit dem Metalle wieder ausgeglichen werden könnte. 

Die meisten Versuche zur Bestimmung des Verhältnisses 
het BrcQuener angestellt, wobei er sich gleichfalls der Magnet- 
nadel mit dem Multiplicator, dann aber auch der Condensatoren 
bediente. Er ist aber in mehrere Irrthümer hierbei verfallen. 

"Schon die von ihm gewählte Bezeichnungsart kann leicht zu 
'Milsverständnissen Veranlassung geben. Er hatte seine ersten 
Versuche? mit der Magnetnadel angestellt, um die E., welche 
"im chemischen Processe, namentlich bei der Auflösung trockener 
Alkalien in Säuren, so wie der trockenen Metalloxyde, wie des 
Zinkbleioxyds in Alkalien erregt wird, auszumitteln. Hierbei 
endigte nämlich der Draht des Multiplicators mit dem einen 


| 


Ende in ein Platinschälchen und an dem andern Ende war ein ` 


Zängelchen von Platin befestigt, in welchem ein Stückchen des 
trockenen, jedoch sehwach befeuchteten Alkalis oder des Me- 
talloxyds gehalten wurde, das demnächst mit der Säure im 


Platinschälchen in Berührung kam. Wenn nun in diesem Falle | 


der el. Strom nach der Säure durch den verbindenden Kreis des 
Multiplicators wieder zurück zum Alkali statt fand, so bediente 


er sich gewöhnlich zur Abkürzung des Ausdrucks „der Strom | 


gehe von der Säure zum Alkali?, was leicht die unrichtige 
Idee erregen könnte, dafs der Strom unmittelbar in der Berüh- 


rungsfläche von der Säure zum Alkali gehe, wo also die Säure 
der — das Alkali der + Körper seyn würde, wovon aber nnter | 


den angegebenen Umständen gerade das Gegentheil statt findet, 
wie auch Becqusaezı selbst an einem andern Orte richtig be- 


1 Ueber el. Wirkungen u. è w. Scohweigg. N. R. X. 384. 
2 a. a. ©. 8. 897. 398. 





Einfacher. Ä 627 


merkt. Eine weitere Ueberlegung belehrte ihn, dafs nicht so- 
wohl die durch den chemischen Procels (die Auflösung) als 
vielmehr im ersten Beginn desselben die. durch die Berührung 
zwischen der Säure (dem Oxyde) und dem Alkali erregte E. 
diese Strömung bewirke, und dals hierbei vorzüglich auch die 
el. Erregung, welche zwischen der Flüssigkeit (der Säure oder 
der alkalischen Lauge) und dem Platinlöffelchen, so wie zwi- 
schen dem Stückchen Alkali oder Oxyde und dem Platinzängel- 


chen in Betracht komme, und die Strömung demnach das Resultat 


mehrerer el. Erregungen zugleich sey. Um also die Elementar- 
wirkungen einzeln genauer bestimmen zu können, nahm er zu 
Bohnenberger’s Elektrometer, auf welches ein Condensator auf- 
geschraubt war, seine Zuflucht!. Er stellte zu diesem Ende ein 
Schalchen von Kupfer auf die obere Condensatorplatte, die 
gleichfalls von Kupfer war, füllte dasselbe mit einer Auflösung 
von fixem oder flüchtigem Laugensalze, und brachte diese durch 
Eintauchen des Fingers oder durch einen feuchten Streifen Gold- 
schlägerhaut, so wie auch die untere Platte des Condensators 


mit dem Erdboden in leitende Gemeinschaft. Als wenige Au- - 


genblicke nachher die obere Platte abgehoben wurde, bewegte 
sich das Goldblättchen zum — Pole hin, woraus BzcQuerzs 
folgerte, dafs die alkalische Auflösung bei ihrer Berührung mit 
dem Kupfer +, das Metall —E angenommen habe, Die An- 
wendung der Schwefelsäure auf gleiche Weise gab ein entgegen- 
gesetztes Resultat, diese verhielt sich negativ, das Kupfer positiv. 

Um auch die elektrische Erregung des Platins mit diesen 
Flüssigkeiten auszumitteln, wurde ein mit einer alkalischen Auf- 
lösung gefülltes Platinschälchen auf die obere Platte des Conden- 
sators gestellt, darauf einerseits die untere Platte mit einem Pla- 
tinbleche, andererseits die -Flüssigkeit mit dem Finger berührt. 
Auf solche Art wurden nach Becquerku’s Meinung die elektro- 
motorischen Wirkungen zwischen Platin und Kupfer aufgehoben, 
weil sie von beiden Seiten gleich waren; in einem andern Ver- 
suche wurde die elektromotorische Wirkung des Platins auf das 
Kupfer des Condensators durch Zwischenbringung, eines nassen 
Papierstreifens zwischen das Kupfer und Platinschälchen besei- 
ügt, eben so wurde bei einem Zinkschälchen verfahren; in 





| , 
i 1 Von den elöktromotorischen Wirkungen u. s. w. Schweigg 
Rn, Xu 71. 


Rr ? 


628 , Galvanismus. 


beiden Fällen wurden dieselben Resultate wie mit Kupfer erhal- 
ten. Platin und Zink wurden nämlich gleichmäfsig mit alkali- 
schen Flüssigkeiten negativ, diese positiv, mit concentrirten 
Säuren .positiv, diese negativ. Wurde die Säure mit Wasser 
verdünnt, so gab sie gar keine freie E. zu erkennen. Schweic- 
ser macht in einer Anmerkung zur Uebersetzung jenes Auf- 
satzes gegen die Art die elektromotorische Einwirkung des obern 
Platins auf das Kupfer durch Berührung der untern Kupferplatte 
gleichfalls mit Platin den Einwurf, dals Kupfer auch zwischen 
zwei ihm heterogenen oder unter sich gleiohartigen Metallplat- 

ten, 2. B. zwischen zwei Zinkplatten, in der Mitte liegend 
doch-el erregt werden könne. Mir scheint dieser Einwurf dar- 
um bier.nicht anwendbar , weil diese el. Spannung, mit wel- 
‘cher das Kupfer allerdings unter diesen Umständen nach aulsen 
thätig seyn kann, nicht in der Richtung, in welcher die Con- 
densatorplatten auf einander wirken, sondern nur in der Rich- 
tung seitwärts zur Manifestation kommt, und also nur einen 
zweiten Condensator und damit verbundenes Elektrometer affi- 


ciren könnte, nicht.aber das in dem Versuche selbst gebrauchte. | 


Dagegen macht die Beseitigung der elektromotorischen Wirkung 
durch Zwischenlegung eines feuchten Streifens Papier die Wir- 
kung allerdings .complicirt, und nicht blofs von der wechsel- 
seitigen Erregung des Zinks oder Platins mit der alkalischen 
oder sauren Kkissigkeit abhängig, da die Erregung zwischen 
dem blofsen Wasser und dem Kupfer einerseits und dem Platin 
andererseits mit in Betracht kommt. Silber auf dieselbe Weise 
untersucht zeigte kaum eine Spur von elektromotorischer Wirkung. 

BexcqQusaeı prüfte ferner, das Verhalten zweier verschiede- 
ner Metalle, wenn sie zu gleicher Zeit mit der alkalischen oder 
sauren Flüssigkeit in Berührung kommen, welcher Fall bekannt- 
lich der gewöhnliche .in der Volta'schen Säule ist. Für diesen 
Zweck füllte er das auf der obern Platte des Condensators ste- 
hende Kupferschälchen mit einer stark mit Wasser verdünnten 
Auflösung von Alkali oder Schwefelsäure, und berührte die 
Flüssigkeit mit einem Zinkbleche; in beiden Fällen zeigte sich 
das Kupferschälchen E el. geworden. \Vard der Versuch um- 
gekehrt, nämlich ein Zinkschälchen auf die Candensatorplatte 
aufgesetzt, und, um die Wirkung zwischen der kupfernen Platte 
und dem Zinke aufzuheben ‚ die untere Platte des.Condensators 
statt mit dem Finger mit Zink berührt, so bewegte sich du 


U 


Einfacher, i ' 629 


Goldbfttchen nach dem negativen Pole hin , zum Beweise, dals 
das Zinkschälchen — el. geworden war. „Es erhellet aus die- 
sen Versuchen, dafs wenn Kupfer und Zink durch eine saure 
oder alkalische Auflösung geschieden sind, Zink — und Kupfer 
+ wird, umgekehrt also, als wenn beide sich in unmittelbarer 
Berührung befinden.“ Diese Versuche dehnte Brcgurrtr! in 
der Folge noch auf mehrere Metalle aus, nämlich Gold, Silber, 
Platin, Eisen und Blei. Eine Platinkapsel sowohl mit'concen- 
trirter Ae mit sehr verdünnter Schwefelsäure gefüllt,.. wurde 
mit allen jenen Metallen, so wie auch .mit Kupfer und Zink, +. 

Eine Kapsel von Kupfer mit ooncentrirter Schwefelsäure ge- 
füllt, warde mit Geld, Silber, Platin, Zink (?)—-, mit Eisen 
und Blei 0; mit verdünnter Schwefelsäum gefüllt mit den drei 
ersten Metallen und mit Blei gleichfalls —, mit Eisen and Zink +. 

Eine Kapsel von Platin mit einer Auflösung von Kali .mit allen 
Metallen+; eine Kapsel von Kupfer mit einer Kalilösung mit ` 
den drei ersten Metallen —, mit Eisen und Zink +, mit Blei0). 

Wenn man durch anderweitige Versuche die el. Spannung der 
einzelnen Metalle mit Flüssigkeiten bestimmt hat, so kann man 

aus diesen Versuchen ohne Weiteres leicht entnehmen, wel- 
ches von den beiden .Metallen die stärkere Spannung habe, 

wenn man voraussetzt, dafs die — E der Flussigkeit, die von 
jedem Metalle seinerseits erregt wird, auf das gegenüberstehende 

Metall wirke. Denn wenn man die E, der Flüssigkeit, die mit 
dem eingetauchten Metalle in Berührung ist, 8, und die des 
Metalls, aus welchem die Kapsel besteht, -+ ð nennt, so wird, 


wenn Bet ein positives Resultat giebt, d grölser seyn 
anüssen als di. Sa 


Um die Contactelektricität zwischen reinem Wasser und 
den Metallen zu prüfen, brachte Becqveren? ein mit:destil- 
litem Wasser gefülltes Schälchen von Holz oder Porzellan auf 
die obere Platte des auf das Elektrometer geschraubten Gonden- 
sitors, und befeuchtete die Aufsenwände. desselben gleichfalls 
mit Wasser, und um die davon abhängige, wenn gleich höchst 
schwache elektromotorische Wirkung auf die Platte des Conden- 
sators (die aber doch in der That nicht schwächer ist, als die, 
— —— . 


1 "Schweigg. N. R. XIV. 174. 
Z Ebend. 


GOU Galyanismus. 


welche Becoveag, durch diese Versuche zu bestimmen suchte, 
da sie gleichfalls eine el. Erregung zwischen Wasser und dem 
Metalle des Condensators ist) für das Resultat des Versuchs 
verschwinden zu machen, wurde die untere Platte mit einem 
ähnlichen Gefäfse berührt, oder auch das untere Gefäls gleich- 
falls mit destillirtem Wasser gefüllt, dann das Wasser von bei- 
den Seiten. mit dem Finger berührt und dadurch gegenseitig 
aufgehoben. Verschiedene Metallbleche zwischen den Fingem 
gehalten wurden in das Wasser eingetaucht. Zink, Eisen, Blei, 
Zinn ‚Kupfer theilten dem Wasser 4+- E mit und wurden also 
selbst damit —, während Gold, Platin, Silber ihm — E mit- 
theilten und also ihrerseits 4 damit wurden, Das Wasser ver- 
hielt sich also mit den leichter oxydabeln Metallen wie die Al- 
kalien in ihrer Wirkung mit den Säuren (worüber jedoch, wie 
oben bemerkt worden, die Aussage der Versuche als unent- 
schieden angesehen werden muß). “Diese Wirkung fand auch 


noch statt, wenn das Wasser eine kleine Menge Schwefelsäure ` 


enthielt, und wenn also gleich hierbei eine chemische Wirkung 
auf das Zink und Eisen eintrat (die Becquzazı durch eine 
Reihe anderweitiger Versuche zu bestimmen und als die entge- 
gengesetzte der el.' Erregung in der Berührung zu finden ge- 
glaubt hatte), so wurde doch die elektromotorische dadurch 


| 
| 


nicht verhindert, und wurden Gold und Platin vorher einige ` 


Augenblicke in Salpetersäure eingetaucht und dann sorgfältig 
abgewischt, so brachten sie eine viel stärkere Wirkung in der 
Berührung mit dem Wasser hervor, und das Gold behielt diese 
Eigenschaft mehrere Stunden lang; dagegen wurde die Wirkung 
sehr vermindert, wenn diese Metalle vorher in eine Pottaschen- 
auflösung eingetaucht worden waren. 

In einem auffallenden Contraste mit den Resultaten der bis- 
her angeführten Versuche stehen die ganz neuerlich von J. F. 
Pont, bekannt gemachten 1. Zu seinen Versuchen bediente er 
sich zweier Condensatoren , deren Platten die eine von Zink, 
die andere von Kupfer war, unter Beobachtung der Vorsicht, 
dafs die Scheiben aus Zink und Kupfer, deren el. Spannung 
mit irgend einer Flüssigkeit untersucht werden sollte, jedesmal 
mit der ihnen gleichartigen Condensatorplatte durch einen an 
einer isolirenden Handhabe gehaltenen Draht von demselben 


& 





` 2 Der Procefa der galvanischen Kette. Leipzig 18%. S. 14 f. 


‚ Einfacher. 631 
Metalle in Berührung gesetzt wurden, um jede el. Erregung 
zwischen den Metallen selbst dadurch auszuschliefsen. Die 
Scheiben selbst, die mit der befenchteten Pappe in Wechsel- ' 
wirkung gebracht wurden, hatten 6 Z. im Durchmesser. Um 
die Wirkung zu verdoppeln, wurde der aufgehobene Deckel des 
einen Condensators a, mit dessen Collectorplatte das mit der 
Flüssigkeit zu prüfende Metall in Berührang gebracht worden 
war, ap die gleichartige Basis des andern Condensators. b ge- 
bracht, während sein Deckel ableitend berührt wurde, worauf 
dieser an einer isolirenden Handhabe aufgehoben, und aber- 
mals mit der Collectorplatte des ersten Condensators a in Berüh- 
rımg gesetzt wurde, während ableitender Berührung seines 
Deckels mit dem Finger. So fand sich dann die Erregung des 
Kupfers gegen eine mit verdünnter Schwefelsäure getränkte, 
vorher gut abgewischte, Pappe'constant +, mit einer Diver- 
genz von 3 bis 5° der Goldblättchen, und. die Erregung des 
Zinks constant —. Wurde das andere Extrem des flüssigen 
Leiters, statt durch einen kupfernen Draht mit der kupfernen 
Collectorplatte des Condensators in Berührung gebracht zu wer- 
den, vielmehr mit einer Scheibe von Zink von gleioher Gröfse ` 
mit der Pappe armirt, wo dann aber die Colleotorplatte gleich- 
artig mit jener bern Platte, also won Zink, angewandt wurde, 
so zeigte sich die positive Erregung des Kupfers ungleich stár- 
ker, indem oun ` die Divergenz‘ der Goldblättchen. 10 bis 13? 
betrag. Eben so fand sich die negative. Ewegung des Zinks in 
dem zweiten Versuche auf ähnliche Weise verstärkt, wenn die 
andere Seite des flüssigen Leiters mit einem Kupferbleche armirt, 
und dieses mit der Collectorplatte von Kupfer in Verbindung 
gebracht wurde. Dieser Erfolg bleibt nach Don, im Wesent- 
lichen derselbe, man mag statt der Schwefelsäure eine andere 
Säure, eine alkalische oder sonst eine andere salzige Solution 
nehmen, allemal wird man das Kupfer + das Zink — erregt 
finden, schwächer, wenn die Flüssigkeit nur mit dem einen 
Metalle, stärker wenn sie mit beiden Metallen auf ihren zwei 
Seiten afmirt ist, nur ist dabei zu berücksichtigen, dafs manche 
Solutionen, ‚wie z. B. der Salpetersäure, des Salmiaks, zumal 
in sehr concentrirtem Zustande, in den ersten Momenten einen 
verhältnifsmäfsig starken, aber sehr bald mit Schnelligkeit her- 
absinkenden Grad der Erregung bewirken, ein Nachtheil, den 
man in diesen Versuchen dadurch beträchtlich beseitigt, dafs 


e 
e ` , \ 


` $ 


—. 


632 -a Galvanismus. 


man der feuchten Pappe alle ihrer Oberfläche frei adhürirende 
Flüssigkeit zwischen Fliefspapier entzieht, und sie vor dem 
Versuche noch einige Zeit der Luft zum gleichmälsigen Ab- 
trocknen ausgesetzt läfst. 

Pop: a ferneren Versuchen zufolge soll nun? die ganze ı 
Reihe der Metalle in zwei Classen zerfallen, von denen die 
Glieder der einen, welche nächst Silber, Geld und Platin 
auch Quecksilber and Kupfer in sich begreift, gegen des Was- 
ser, die Säuren, so wie gegen die Alkalien und alle andere 
Solutionen durchgehends positiv auftreten , u. z. um so positi- 
ver, je negativer sie in der Sparmungsreihe der Metalle sind, 
während die Glieder der andern Classe, Eisen, Zinn, Blei, 
Zınk eben so constant mit allen diesen Flissigkeiten negativ er- 
regt werden, und wieder um so negativer, je positiver sie sich 
in der Metallreihe erhalten. Diese constante gleichartige Rela- 
tion eines mnd desselben Metalls gegen alle Flüssigkeiten ohne ` 
Unterschied soll auch als eine Folgerung aus dem Umstande 
hervorgehen, dafs, die Kette ZFK (Zink, feuchter Leiter, 
Kupfer), welche mit den beiden Endmetallen mit den End- 
drähten eines Multiplicators in Verbindung gesetzt wird, die | 
Magnetnadel unter sonst gleichen Umständen stets auf völlig | 
gleiche Art ablenkt, man mag an die Stelle des F eine Saure 
oder ein Alkali oder irgend eine andere Solation setzen, sobald 
nur die Metalle dieselben bleiben. Die scheinbaren ‚Ausnah- 
men, welche Ponu nicht ableugnen kann, z. B. dafs regnlini- 
sches Eisen mit einer Auflösung von Schwefelkalium im An- 
fange + wird, dals Ketten von Eisen, Kupfer und Schwefel- 
leberauflösung eine der durch jenes allgemeine Gesetz postulir- 
ten entgegengesetzte Polarität zeigen, erklärt derselbe für blofs 
vorübergehende, den wahren Zustand der Sache auf keine 
Weise bezeichnende Erfolge. 

Aus dem Zerfallen der Metalle oder überhaupt der Erreger 
der ersten Reihe in zwei Classen, deren Glieder mit den Els: 
sigkeiten gerade die entgegengesetzte el. Erregung von derjeni- 
gen seigen, die sie-mit einander eingehen, folgt darm auch, 
dafs, so oft die Relation der beiden trockenen Erreger gegen 
das F. (irgend einer Flüssigkeit), mit welchem sie zugleich in 
Conflict kommen, nicht gleichartig, sondern ver chieden ist, sie 





1 a.a., O. 8 29, 80. 








Einfacher. 643 


zz auch die entgegengesetzte von derjenigen seyn mufs, 
e Ap enter den Erregern selbst statt findet, und dieser con- 
=> Gesensatz der el. Relationen zwischen den Metallen tınd 
Fräsigkeit soll es seyn, welche den Träger de Erschei- 
=: is der Kette bilde, 9 
Schon bei Gelegenheit der Uebersetzung von Diese clas- 
Ze Abhandlung über einige chemische Wirkungen der E? ` 
-e xh eine Reihe von Versuchen über das Verhalten der 
am Leiter gesen die Metallo bekannt gemacht. Die da- 
z- een mir befolgte Methode bestand darin, mit Hülfe des 
: esators die el. Spannung einer einfachen Combination, und 
~z diese zu schwach war, emer aus mehreren gleichartigen 
: open aufgebauten Säule zu untersuchen , wobei aufser 
{nalle und der in Rücksicht auf ihre el, Erregung mit die-. 
+: zantersuchenden Flüssigkeit noch eine mit distillirten Was- 
J Pappe 2u Hülle genommen’ warde „ıso dafs das 
‘zı jeder einzelnen solchen Combination durch MF h 
`x it wird, wobei M das Metall, F die zu untersuchende 
«et und h das reine \Vasser bedeutet. Das eine Ende 
Aen, um das Maximum von Spannung zu erhalten, jè- 
al ıbleitend berührt, und die feuchte Pappe h mit der.Col- 
“ugate des Condensators in unmittelbarer Berühräng ge- 
-at Hierbei warde vorausgesetzt, dan bei Anwendung von 
~à sehr differenten Flüssigkeiten, wie Säuren, Alkalien, 
\ällebern u. d. g. das Resultat durch die überwiegenda’ el. 
> zwischen dem Metalle und einer solchen Flüssigkeit 
"dam werde, wo dann, von der Berührungsfläche zwi- 
”ı dem Metalle und irgend einer solchen Flüssigkeit, 
` Ce einzelnen Combination ausgegangen, in der Säule der 
-. welcher an demjenigen Ende sich befand, wohin das Me- 
richtet war, als die eigenthümliche Erregung dieses Me- 
~ und der an dem entgegengesetzten Ende, wohin die Flüs- 
-Wit sekehrt war, auftretende Pol als die el. Erregung dieser 
let anzeigend betrachtet wurde, So wurden nun fol- 
“sie Resultate erhalten 3, 
4.1. Mit der ätzenden Kali-und Natron - -Lauge wer- 
“ale Metalle -, während diese — sind, ` 


— — 
+ Verzl. antea Theorie. 
` Gehlen's Jonen. V. 82, 
> IG XXVII. 239. 


634 ` Galvanismus, 


2. Die —E. der Metalle ist in der Regel um so stärker, 
je näher dieselbe nach dem + Ende der Spannungsreihe stehen, 
` doch ist die Erregung des Zinns noch stärker als die des 
Zinks, und die desEisens schwächer als die der übrigen Metalle. 

3. Die + el. Erregung jener fixen Laugensalze mit allen 


Metallen findet bei jedem Grade der Verdünnung statt, doch ist 


sie um so stärker, je concentrirter die Lauge ist. 





4. Diese el. Spannung, besonders die stärkere in letzterem | 


Falle, sinkt in kurzer Zeit und geht bei einigen Metallen durch 
Qin die entgegengesetzte iiber. Insbesondere zeigt das Eisen diese 
Umwandlung der Polarität, und die zweite positive‘ für das 
Eisen ,' negative für das Laugensalz, ist sogar dem Grade nach 
stärker als die ursprüngliche entgegengesetzte, Auch eine Säle 
aus Zink, Aetzkali, Wasser, kehrt nach einigen Stunden ihre 
Polarität um. 

B. 5. Eben so wie die reinen fixen Alkalien verhalten sich 


das Ammoniak und die Kalkmilch, mit den bekannteren Metal- ` 





‚ten, nur mit Ausnahme des Spielsglanz-Metalls für das erstere 
und des Eisens für das letztere, die mit ihnen vielmehr + 


werden. 


C. 6. Mit Auflösung der Schwefelleber werden alle Metalle 
—, jene +, sie scheint gleichsam die Metallreihe auf der + 


Seite über das Zink hinaus fortzusetzen und. sich dem Gesetze 
derselben gemäls zu verhalten, da sie mit dem ihr am nächsten 
stehenden Zinke am schwächsten und dem von ihr entferntesten 
Grau -Braunsteinerz am stärksten 4- wird. 

‚D. 7. Mit dem mit Wasser zu Pulver gelöschten Kalke 





werden Eisen, Zink und Silber -+, die übrigon Metalle, nament- 


lich Wismuth, Blei, Spielsglanz, Zinn, Kupfer —. 


. E. 8. Mit dem kohlensauren Kali wird das Eisen gleich | 


im Anfange + und die erst negativen Zink und Zinn nach we- 
niger Zeit gleichfalls +. 

9. Mit dem kohlensauren Ammoniak’ werden alle Metalle, 
init Ausnahme des positiv werdenden Eisens, —. 

F. 10. Mit der concentrirten Schwefelsäure und mit der 
concentrirten Salpetersäure werden alle Metalle +. 


11. Mit der verdünnten Schwefelsäure und mit der ge- 


wöhnlichen concentrirten Salzsäure werden die meisten Metalle 
— , nur mit der ersteren das Kupfer und Blei, mit der letzte- 
ren das Spielsglanz und Eisen +. 








Einfacher. 635 


12. Mit der verdünnten Salpetersäure gerade so wie mit der 
aecententen werden alle Metalle A. | 

13. Mit dem liquiden Chlor werden Zink, Zinn, Gold und 
keier (mehrere waren nicht untersucht worden) —. 

G. 14. Mit den Neutral -und Mittelsalzen, in welche Schwe- 
samre oder Salzsäure eingehen, werden Zink sowohl als Ku- 
Get-— und diese Salze +, insbesondere gilt dieses für schwe- 
bisures Natron, schwefelsaures Ammoniak, schwefelsaure Talk- 
ek, Alan, schwefelsaure Thonerde, Kochsalz, Salmiak, 
sissere Talkerde, sal@saure Thonerde und auch für den Borax. 

1}. Mit den Salzen hingegen, deren saurer Bestandtheil 
< Slpetersäure ist, namentlich mit dem gemeinen Salpeter, 
æ salpetersauren Baryt, dem salpetersauren Kalke, der salpe- 
maren Talkerde, verhalten sich Zink sowohl als Kupfer 
Far, 
Bei der Wichtigkeit der Sache und da seit der Bekanntma- 
dmg dieser Versuche von mehreren Physikern entgegenge- 
‚te Resultate mitgetheilt worden sind, hielt ich es für der 
Wie werth, diesen’Gegenstand von neuem einer experimentalen 
ag zu unterwerfen, und ich habe in dieser Absicht alle 
\enuche Possemnonrr’s, BecQuerer’s und Dons mit der 
rlwmöglichsten Sorgfalt nnd häufig wiederholt, so dafs ich 
ae Resultate, wie sie hier folgen, verbürgen kann. 

Was zuerst das relative Verhalten des Zinks und Kupfers 
Sm mehrere Flüssigkeiten betrifft, so habe ich zwar bei der 
3selung der Versuche nach Pour’s Methode das von ihm an- 
"ebene Verhalten mit mehreren Flüssigkeiten bestätigt gefun- 
(a, aber mit den alkalischen Flüssigkeiten und den Schwefel- 
Kon so constant das Gegentheil gefunden, dafs dadurch das 
va Pont, aufgestellte Gesetz durchaus nicht in seiner Allge- 
zembeit zulässig ist. Um die Erregung recht auffallend zu 
mhen, habe ich mich gewöhnlich der unter No. 14 angege- 
nen Methode der Vervielfältigung bedient. Ich erhielt in der 
Hauptsache ganz gleiche Resultate, ob ich die mit den Flüssig- 
izten getränkten Pappen von den Condensatorplatten trennte 
Ce sie darauf liegen liefs. Im letzteren Falle verfuhr ich 
uf folgende Weise. Die Platten jedes der Condensatoren be- 
saaden aus einer Zink- und Kupferscheibe, und die Conden- 
“toren waren auf gleich empfindliche Goldblattelektrometer 
zdzeschraubt. Wollte ich nun die el. Erregung irgend einer 


r 


636 . ‚ . Galvauismus. 


Flüssigkeit mit dem Kupfer untersuchen, so legte ich eine mit 
derselben geträönkte Pappscheibe auf die obere Kupferplatte des 
einen Condens ıtors a, berührte die feuchte Pappe mit dem Fin- 
ger, während zugleich die untere Zinkplatte desselben Conden- 
sators ableitend berührt wurde, hob die obere Kupferplatte dann 


auf, brachte sie an die auf das Goldblatt - Elektrometer aufge- 


schraubte Knpferplatte des andern Condensators b, indem ich 
zugleich die obere Zinkscheihe desselben ableitend berührte, 


wobei ich sorgfältig darauf achtete, dafs die feuchte Pappe auf ` 


a nicht mit der Kupferplatte von b in Berührung kam, setzte 
dann die Kupferscheibe von a wieder auf ihre Zinkplatte zurück, 
und wiederholte alles, wie das erstemal. Bei sehr wirksamer 
Erregung zwischen der Flüssigkeit und dem Kupfer war eine 
einmalige ‚Anstellung. des, Versuchs schon ‚hinreichend in dea 
Goldhlättchen des E ‚lektrometers b Divergenz hervorzubringen, 
wobei denn die Art der E. dieselbe ‚war, wie die vom Kupfer 
des Condensators a angenommene, bei sehr schwacher . Erregung 
war wohl eine 10 bis 12 fache Wiederholung nothwendig, um 
auffallende Spannung zu geben, die aber stets regelimälsig mit 
der Wiederholung der Berührungen zunahm, und bei der gro- 
fsen Condensationskraft meiner Condensatoren war ich im Stande 
auch die schwächste Erregung durch öftere Wiederholung so 
weit zu treiben, dafs selbst mein Volta’sches Strahhalmelektro- 
meter 2 mehrere Grade von Divergenz zeigte. Ganz gleiche Re- 
sultate erhielt ich, wenn ich die mit der Flüssigkeit getränkte 


Pappe zwischen die Finger nahm, die Kupferplatte des Conden- | 


sators a damit berährte, dann die Gemeinschaft wieder aufhob 
und übrigens auf gleiche Weise verfuhr. Das Verfahren wurde 
dann auch so abgeändert, dals ich auf eine mit der Flüssigkeit 
getränkte Pappe eine Kupferscheibe legte und diese mit der 
Kupferplatte in Berührung brachte, während die befeuchtete 
Pappe ableitend berührt wurde, und es machte hierbei in der 
Grölse der Spannung keinen Unterschied, ob die Pappscheibe 
und Kupferplatte nur eine Linie oder viele Zolle im Durchmes- 
ser hatte. Wollte ich die el. Erregung irgend einer Flüssigkeit 
mit dem Zinke untersuchen, so nahmen in allen obigen Fällen 
die Zinkscheiben nur den Platz der Kupferscheiben, und diese 
umgekehrt den der Zinkscheiben ein. Nach dieser Methode 


1 Vergi. Th- HT. S. 665. 666. 


xy 





. Einfacher ° 67: 


eicht ich folgende Resultate, wobei die Flüssigkeiten in der 
Ordnung der Stärke ihrer el. Erregung mit den Metallen auf- 


einander folgen. 


Kupfer + Zink — 
‚Mit4 bis 8 Theilen Was- Eben so verdünnte Schwe- 
ser verdünnte Schwefel- felsäure 
säure - Verdünnte Salpetersäure 
` Kai Chlor 
— 'Chlorkalk -+ (Chlorkalk 
Salmiak Salmiak 
verdünnte Salpetersäure Salpeter 
Wasser Wasser 


Die stärkste positive Spannung, welche die verdünnte 
Schwefelsäure mit dem Kupfer hervorbringt, ist indefs nicht 
stärker, als die positive Spannung, welche das Zinn in Berüh- 
rung mit dem Kupfer annimmt. Stärker ist dagegen die nega- 
tive Erregung des Zinks durch die nämlichen Flüssigkeiten, und 
namentlich ist die mit-der verdünnten Schwefelsäure eben so 
stark als die negative Erregung des Kupfers mit dem Zinke, 

Eben so wie das Kupfer wurden auch Gold, Silber, Anti- 
mon mit den angezeigten Flüssigkeiten positiv, diese negativ, 
und ein übereinstimmendes Verhalten mit dem Zinke zeigten da- 
gegen Blei, Zinn, Kadmium, Eisen, welche damit negatıv 
wurden. 

Ganz abweichend von diesem Verhalten, nach welchem 
allerdings die Erreger der ersten Classe in awei grolse Haufen, 
den der positiven und den der negativen, zu zerfallen schei- 
nen, ist dagegen, wie schon oben bemerkt, das Verhalten gee 
gen die alkalischen Laugen und die Auflüsungen der Schwe- 
fellebern. In allen oben beschriebenen Abänderungen der Ver- 
suche verhielten sich alle von mir untersuchte Metalle, nament- 
lich auch Kupfer und Silber, ebensowohl negativ mit diesen 
Flüssigkeiten wie Zinn und Zink, und zwar war der Erfolg sehr 
constant, und trat eben go gut ein, wenn die mit diesen Flüs-, 
sigkeiten getränkten Pappen noch nals, als wenn sie gut abge- 
trocknet waren. Was die Stärke der — Spannung betraf, so 
zeigte sje sich bei Anwendung der Schwefelleber stärker bei den 
mehr negativen Metallen, dem Silber und Kupfer, als bei den 
mehr positiven; dagegen war die el. Erregung zwischen den al- 
kalischen Laugen und den positiven Metallen, Zinn und Zink 


640 Galvanismus. 


schiedenen Metalle auf entgeg engesetzte Weise, und, zwar in 
den meisten Fällen so, dals die el. Erregung zweier solcher 
Metalle gerade. die entgegengesetzte ist von derjenigen, welche 
sie selbst mit einander eingehen. 

4. Für alle solche Flüssigkeiten wird die el, Erregung des 
einen Metalls, welches die Flüssigkeit auf der einen Seite be- 
waffnet, stets’ erhöht durch die Bewaflnung dieser Flüssigkeit 
auf der entgegengesetzten Seite mit einem solchen entgegenge- 
setzt wirkenden Metalle. So zeigt z. B. die Kupferplatte des 
Condensators, auf welcher eine mit verdünnter Sehwefelsäure 
getränkte Pappscheibe liegt, eine viel stärkere positive Span- 
nung, wenn auf jene Pappscheibe nun noch eine Zinkscheibe 
gelegt, und diese mit dem Finger berührt wird, als beim Man- 
gel dieser Zinkbewaffnung, und die Zinkplatte des Condensa- 
tors unter denselben Umständen eine viel stärkere negative Span- 
nung bei der Bewaffnung der auf ihr liegenden mit verdünnter 
Schwefelsäure getränkten Pappscheibe mit einer r Kupferplatte, 
als bei ‚Abwesenheit derselben. 

‚5. Für alle Flüssigkeiten hingegen, welche mit den Metal- 
len dieselbe Art von d Erregung geben, wird die des einen 
Metalls stets schwächer ausfallen, und kann auch wohl ìn die 
entgegengesetzte übergehen, als bei Abwesenheit jener andern 
Armatur. So zeigte in einigen Versuchen die Condensator- 
Platte, die ziemlich stark negativ erregt wird, bei der Berüh- 
rung einer mit Aetzkalilauge getränkten Pappe mit dem Finger, 
bei der Bewaffnupg dieser Pappe mit Zink, wenn dieser ablei- 
tend berührt wurde, positive Erregung. 

6. Die Flüssigkeiten bilden mit den trockenen Erregem 
keine gemeinschaftliche Spannungsreihe, auf welche die unter 
13 aufgestellten Gesetze anwendbar wären. Am meisten stimmt 
noch das Verhalten der Auflösungen der Schwefellebern damit 
überein, wenn man sie als Substanzeh betrachtet, die noch un- 
ter das Zink gehören und die Reihe auf der + Seite fortsetzen, 
indem ihre el. Erregung mit den verschiedenen trockenen Erre- 
gern in dem Verhältnisse 'grölser ist, in welchem ein solcher 
dem entgesengesetzten — Ende näher steht; dagegen weichen 
schon die alkalischen Laugen von dem Gesetze darin ab, dafs 
sie, denen gleichfalls noch unter dem Zink ihr Platz in der Reihe 
eingeräumt werden mulste, da sie mit allen Metallen + el. wer- 
den, gerade mit denjenigen, die dem - Ende näher stehen, 


Einfacher. 64 


wie mit dem Zinke und besohders dem Zinn, eine viel stärkere 
èl. Spannung zeigen, als mit den mehr negativen Metallen; noch 
auffallender zeigt sich aber die Abweichung von dem Gesetze 
der Spannungsreihe bei denjenigen Flüssigkeiten, die mit zwei 
verschiedenen Metallen gerade die entgegengesetzte el. Ersegung 
von derjenigen annehmen, die diese unter sich selbst eingehen, 
so dafs es in Beziehung auf solche Flüssigkeiten vielmehr den 
Anschein hat, wie wenn eine Umkehrung der Spannungsreihe 
statt fände. e 

Was den Grad der d Erregung betrifft, welche die trocke- 
nen Erreger mit den Flüssigkeiten eingehen, so scheint zwar 
auch hier ein bestimmtes Mals statt zu finden, das nicht über- 
schnitten werden kann, indels fallen die Versuche in dieser Hin- 
sicht nicht so entscheidend aus wie in Betreff des Erregungsgra- 
des der trockenen Erreger mit einander, opd der Grund hier- 
von liegt ohne Zweifel in der schnellen Veränderung, welche 
die trockenen Erreger durch die Einwirkung der Flüssigkeiten 
erleiden, wodurch die Erregung selbst fortdauernd abgeändert 
und selbst in die entgegengesetzte umgewandelt wird. Daher 
kann es wohl auch rühren, dals Säulen, aus einem Metalle und 
zwei Flüssigkeiten errichtet, eine entgegengesetzte Polarität von 
derjenigen zeigen, welche die einfachen Ketten in ihrer Ein- 
wirkung auf die Magnetnadel verrathen , indem schon während 
des Aufbauens jener Säulen sich die ursprüngliche Erregung in 
die entgegengesetzte umgewandelt haben kann, während der 
schnell vollendete Versuch in der einfachen Kette jene noch 
zeist. Eben darum ist es sehr schwer eine naturgemälse Reihen- 
folge der verschiedenen Flüssigkeiten für die einzelnen Metalle 
nach dem Grade der el. Erregung aufzustellen, und ich lege da- 
her auch keinen grofsen Werth auf die oben für Zink und Ku- 
pfer aufgestellten Reihen. Gemeiniglich sind die Spannungen 
so schwach, dafs die von mir mit so grolsem Vortheile ange- 
wandte Verstärkung 12 und selbst mehreremale wiederholt wer- 
den muls, ehe es zu einem bemerklichen Ausschlage kommt, 
innerhalb welcher Zeit das ursprüngliche Verhältnils sich schon 
merklich verändert haben kann. 

7. Eine Folge davon, dals die flüssigen Erreger keine ge- 
meinschaftliche Spannungsreihe- mit den trockenen Erregern bil- 
den, ist ferner noch, dafs‘ jenes merkwürdige Gesetz der Un- 
veränderlichkeit der el. Erregung der Endglieder einerReihe von 

IV. Bd. Ss 





644 Galvanısmus. 


stimmung nur die Erregung aussprechen, welche die Flüssig- 
keiten mit einander ünter diesen besondern Umständen in der 
Kette zeigen, so führten die Versuche vielmehr auf das ent- 


gegengesetzte Resultat. Denn wenn eine Kette ©. f.df oder 


z.f.df.z, wo df die differente Flüssigkeit (Säure, Ammoniak, 
Salmiakauflösung) f aber reines \Vasser anzeigt, das Aequiva- 


lent der Kette Zf. C ist, so ist klar, dafs in jenen Ketten der+ 
(oder nach Franklin’s Theorie der einseitige) el. Strom von fd 
nach f seht, folglich fd in Beziehung auf f sich negativ, f po- 
sitiv verhält, da in der einfachen Kette von je zwei Körpern, 
die auf einander in Relation betrachtet werden, der empfan- 
gende oder derjynige, nach welchem der + Strom hingeht, 
als der positive, der abgebende als der negative zu betrachten 
ist, nach der Analogie des Verhaltens des Zinks mit dem Kupfe:. 
Würde man mit aller Genauigkeit die Intensität der el. Erresun: 
von fd mit C oder Z und von f mit C oder Z ausgemit- 
telt haben,, so lielse sich allerdings auf eine indirecte Weise 
auch die Art und Gröfse der el. Erregung zwischen fd und! 
finden, ‘Denn man bezeichne die Totalerregung, wie sie in 
jenen Ketten statt findet, also die Strömung aufwärts durch +, 
und die in demselben Sinne zwischen je zwei Körpern in ihrer 
Berührung statt findende auch durch +, die im entgegengesen- 
ten Sinne statt findende durch —, so ist klar, dafs + t (die | 
Gröfßse der Spahnung der ungeschlossenen Kette am Conden- 
sator) = ist + a$t+x++c, wo a, x und c die einzelnen 
Spannungen zwischen cfd, .f.d.f. und fc bezeichnen. Den- 
nach ist die gesuchte, noch unbekannte, Spannung zwischen 
fd und f oder + x = +4 t — +a—+b. Die Schwierigkeit 
der Anwendung dieser Formel liegt indefs darin, dafs die el 
Erregungen zwischen den trockenen und feuchten Erregern 
selbst noch nicht mit hinlänglicher Genauigkeit so wenig ihrer 
Art, als noch weniger ihrem Grade nach bestimmt sind, und 
dafs insbesondere der letzten Bestimmung fast unüberwindliche 
Schwierigkeiten entgegen stehen. Becqueneu hat sich bemüht 
die Art der el. Erregung zwischen den Säuren und Laugensalzen 
: zu bestimmen. Man nehme ihm zufolge zwei gleiche Porcellan- 
schalen, bringe eine alkalische Lauge in die eine, und eine; 
Säure in die andere, und verbinde beide mit einem Platin- | 








VM 


Einfacher. ` 615 


streifen. Taucht man nun in jede Schale eines der in Platin 
auslaufenden Euden des Multiplicators, so findet kein elektro- 
magnetischer Effect statt, weil hier alle elektromotorische Ein- 
wirkungen der beiden Flüssigkeiten auf das Platin gegenseitig 
gehoben sind. Legt man nun auf den intermediären Platin- 
streifen einen befeuchteten Amianthstreifen, so bat man augen- 
blicklich einen el. Strom, in welchem -+ E vom Alkali, — E 
aber von der Säure ausgeht, und diese ist allein von der che- 
mischen Einwirkung der Säure auf das Alkali entstanden, 
Decoepagt, scheint mir hierbei in einen doppelten Irrthum ge- 
rathen zu seyn. Erstlich schreibt er irrigerweise der Wirkung 
der Säure auf das Alkali ausschlielslich zu, was eine combinirte 
Wirkung ist. Es wird zwar ohne Zweifel die Wirkung des 
Tlatins von beiden Seiten auf die Säure und das Alkali in Be- 
ziebung auf diejenigen Puncte der Säure und der alkalischen 
Fiüssiskeit, welche mit dem Platinstreifen, aber keineswegs in 
Beziehung auf diejenigen Puncte dieser beiden Flüssigkeiten, 
die durch den Amianthstreifen mit einander in Gemeinschaft 
kommen, aufgehoben. Vielmehr mufs man nach strenger Ana- 
logie hier zwei’ Ketten annehmen: eine Kette dargestellt durch _ 
Platin, Säure, Wasser (des Amianthstreifens), alkalische Lö- ` 
sung, Platin, und eine Kette aus Platin, Säure, Platin, alkali- 
sche Lösung, Platin; letztere ist eine unwirksame, erstere.eine 
wirksame, deren Wirksamkeit aber von den vereinigten elek- 
tromotorischen Wirkungen der drei Berührungsflächen (wenn 
namlich hierbei vom Wasser abstrahirt wird) zwischen Platin 
und Säure, Säure und Alkali und Platin abhängt, so dafs also 
aus der Richtung des el. Stromes nicht ohne weiteres die el. 
Frregung zwischen Alkali und Säure abgeleitet werden kann. 
Zweitens scheint BEGQUEREL auch darin zu irren, dafs er letz- 
tere als von der chemischen Action jener beiden Substanzen 
herrührend ansieht. Da nämlich dieser letztern doch immer die 
Berührung vorangeht, so könnte wenigstens durch diese allein 
schon, wie bei der Wechselwirkung der Metalle mit einander, 
der Grund der el. Erregung gegeben seyn. Wenn übrigens 
Bıcousrsu das Resultat des beschriebenen Versuchs so aus- 
drückt, dafs die — E von der Säure, die LE vom Alkali 
ausgehe, so ist diese Beziehung milsverständlich, wenn sie auf 
den Multiplicator bezogen wird, denn in Beziehung auf diesen 
ist jene Kette das Aequivalent einer Zink - Kupferkette nach 





646 ` Galvanismus. 


dem Schema f.ZC.f, so dafs die Säure das Zink, das A, 
das Kupfer vorstellt, und demnach wie vom Zinke aus d 
Strom nach dem der Säure nächsten Ende des Multiplica 
der — Strom vom Alkali aus nach dem seinigen hingeht. 
Anoıra WALKken zu Dresden scheint in dem erc" 
Umfange die schwierige Aufgabe, von der hier die Rede 
gelöst zu haben, wenn man sein Verzeichnifs der vielen 1 
sigkeiten betrachtet, deren relatives el. Verhalten, nach v 
chem sie mit einander + und — werden, nach Versu 
mit der Magnetnadel bestimmt ist!. Zu diesem Behuf fullt 
den an dem einen Enddrahte des Multiplicators befestigten kl | 
Platinlöffel mit einem der flüssigen Erreger, stellte dann 
34 Linien weites, unten mit einem umgebogenen Rande ' 
sehenes, mit Thierblase dicht verschlossenes Glasröhrchen, x 
ches den andern flüssigen Erreger enthielt, in den Löffel, 
um die Kette zu schliefsen, berührte er die Flüssigkeit in 
Röhrchen mit dem andern Platinenddrahte des Multiplicat:: 
Jn andern Fällen wurde auch der kleinere Cylinder in ei 
etwas gröfseren gläsernen, mit der andern Flüssigkeit gefüil: 
gestellt, und die Enddrähte wurden in den äulseren und inn« 
Cylinder gesenkt. In noch anderen Fällen wurde die Verl 
dung der beiden Flüssigkeiten,. die sich in zwei Glascylin: 
befanden, durch eine mit schwacher Kochsalzauflösung get: 
heberförmige Glasröhre gemacht, Man übersieht leicht, | 
diese Versuche der Hauptsache nach ganz mit den von P 
GENDORFF angestellten, bereits oben mitgetheilten, über: 
stimmen, und dafs sie so wenig wie diese über das el. Ve 
ten der flüssigen Erreger an und für sich Auskunft geben, 
dem die el. Strömung, deren Richtung aus der Art der AL 
kung der Magnetnadel erkannt wird, eben so sehr von der x 
schiedenen el, Erregung des Platins mit den jedesmal ar 
wandten Flüssigkeiten, als dieser unter einander, abhängt, 
schon daraus zur Genüge erhellet, dafs z.B. bei der Anw 
dung von verdünnter Schwefelsäure und einer Auflösung ` 
Kupfervitriol, als flüssiger Erreger, der Strom eine entge 
gesetzte Richtung nahm, wenn der Multiplicator statt du 
Platin durch Kupfer mit diesen Flüssigkeiten in Gemeinsc! 





1 Poggendorfl’s Annalen IV. 801. 
2 a a O. S. 308. 


Einfacher. 647 


peat warde, wonach dann auch die Flüssigkeiten in der Ta- 
xie mit entgegengesetzten Zeichen hätten aufgeführt werden 
ıssen, wenn gleich an und für sich ihre el. Erregung mit ein- 
cer dieselbe unveränderte geblieben war. WaAıken hat nicht 
' zaber angegeben, nach welchem Principe er seine Bezeichnung 
va positiver und negativer Flüssigkeit gewählt habe, aus dem 
aseiuhrten Versuche mit jener Kette aus Kupfer, verdünnter 
Schwefelsäure, Kapfervitiolauflðsung, Kupfer, in welcher ` 
nemen Versuchen zufolge der (positive) el. Strom von der 
\tweiekänre zum Kupfervitriol, dagegen bei Vertauschung 
ees Aepien mit Platin in entgegengesetzter Richtung geht, ist 
„uchlich, dafs derselbe diejenige Flüssigkeit die negative 
sen, welche von der andern positive E. empfängt, ein Sprach- 
such, der wesentlich abweicht von demjenigen, nach wel- 
cea des Zink relativ gegen das Kupfer das positive Metall ge- 
sæt wird, eben weil es von diesem positive E. erhält. In 
deeg Sinne verhielten sich nun auch concentrirstere Säuren ne- 
tæn gegen verdünntere, dagegen concentrirte Alkalien posi- 
tr een verdünntere, z.B. eine concentrirte Kochsalzauflösung 
pain gegen eine verdünntere. Laugensalze verhalten sich 
pair Segen Säuren, und Salze aller Art, Salze mit alkalischer 
tad erdiger Basis positiv gegen Salze mit metallischer Basis. 


Bei diesem Mangel an directen Versuchen läfst sich also 
wex: über die Gesetze, welche die el. Erregung der Erreger 
Gr zweiten Classe unter einander ihrer Art und Intensität nach 
‚Ja, sagen, namentlich muls es für jetzt ganz unentschieden 
teden, ob sie unter sich eine ähnliche Spannungsreihe bilden, 
we sie für die trockenen Erreger durch die Erfahrung erwie- 
va pt Die von Dr. Herom any aufgestellte Folgenreihe könnte 
1: einer solchen Vermuthung Veranlassung geben, sofern von 
wei Büssigen Erregern a, b,c, wenn a mit b, und b mitc 
Į Stv wird, a sich jedesmal auch mit e positiv verhält, indels 
i jene Hetdmann’sche Reihe kein reiner Ausdruck für das Ver- 
then der Flüssigkeiten unter einander, und die Thatsache, 
dis es wirksame einfache Ketten und Säulen (selbst natürliche, 
‘ne die der Fische) aus blolsen feuchten Erregern giebt, spricht 
‚richfalls gegen die Annahme einer solchen Spannungs- 
reıhe, 


648 Galvanısmus. 


Pr 


BB. Von der einfachen galvanischen 
Action in der geschlossenen Kette. 


Geschlossene galvanische Ketten im Allge- 


meinen. x 


28. Wenn die nach dem Schema der Linie an einander ge- 
reihten galvanischen Krreger zur Figur geschlossen, d. h. wenn 
die beiden äufsersten oder Endglieder der linearen Aneinander- 
reihung unter einander in Berührung gesetzt werden, so bildet 
sich eine geschlossene galvanische Kette, bei welcher man den 
Augenblick der Schlielsung, die Dauer des Geschlossenseyns 
und den Augenblick der Trennung in Rücksicht auf die davon 
abhängigen Erscheinungen wohl zu unterscheiden hat. Durch 
diese Schliefsung tritt entweder eine Action ein, die vor der 
Schliefsung noch nicht vorhanden war, oder es verändert sich 
in dem früheren galvanischen Verhalten nichts, und das vorher 
bestandene Gleichgewicht der Kräfte, wie es in der Spannungs- 
setzung sein Ziel erreicht hatte, behauptet sich. Darnach unter- 
scheidet man wirksame Kettenschliefsungen und wirksam ge- 
schlossene galvanische Ketten, und unwirksame Keltenschlie- 
[sungen und unwirksame geschlossene galvanische Ketten. 

29. Es lassen sich unendlich mannigfaltige geschlossene 
galvanische Ketten nach der grolsen MannigfaltigkeX der Glie- 
der, welche, dieselben bilden können, so wie nach dem man- 
nigfaltigen Wechsel in der Aneinanderreihung dieser Glieder 
denken. Ausgeschlossen aus der Zahl derselben sind vorerst 
alle diejenigen, in welche Nichterreger des Galvanismus, die 
auch zugleich Nichtleiter der E. sind, eingehen. Ketten, die 
durch sofche Körper unterbrochen sind, sind als nicht geschlos- 
sen zu betrachten, und die Schliefsung durch die atmosphäri- 
sche Luft, die die Endglieder jeder Kette, wie ausgedehnt sie 
auch sey, mit einander in Gemeinschaft bringt, ist aus diesem 
Grunde als keine eigentliche Schliefsung zu betrachten. Aber 
auch die aus lauter Erregern des Galvanismus zusammengesetz- 
ten geschlossenen galvanischen Ketten sind darum nicht alle 
wirksame Ketten, durch deren Schliefsung eine neue Action 
eingetreten wäre, vielmehr hängt diese Wirksamkeit wesentlich 
von der Zahl der Kettenglieder, ıhrer sonstigen Beschaffenheit und 
ihrer Anfeinanderfolge ab. Mit Rücksicht auf den Eintlufs die- 











. Einfacher. 649 


ser Bedingungen auf die Wirksamkeit und die Ant der Wirk- 
samkeit der geschlossenen galvanischen Ketten und um die gro- 
be Mannigfaltigkeit der galvanischen Ketten unter gewisse Haupt- 
classen zu bringen, lassen sich folgende Eintheilungen dersel- 
ben aufstellen. 

1. Nach den beiden Classen, unter welche alle Erreger des 
Galvanismus gebracht worden sind, bestehen die Ketten: 

a. bloßs aus trockenen Erregern, oder Erregern der ersten 
Classe ; | 

b. aus blolsen feuchten Erregern oder der zweiten Classe; 

c. aus Erregern beider Classen zugleich. 

IL Nach Verschiedenheit der Zahl der Kettenglieder beste- 
hen die galvanischen Ketten 

a. blos aus zwei Kettengliedern, zweigliedrige Ketten; 

b. aus drei Kettengliedern, dreigliedrige Ketten; 

c. aus mehr als drei Gliedern, mehrgliedrige Ketten, mit 
Ausfchlufs jedoch aller derjenigen, in welchen eine an sich 
schon wirksame Combination von Gliedern in derselben Art der 
Aufeinanderfolge wiederholt wird, da diese als Ketten - Ketten 
oder vielfache Ketten unter die Kategorie der Yolia’schen Säule 
gehören. 

IL Nach Verschiedenheit der Anordnung lassen sich die 
Ketten eintheilen : 

a. in symmetrische oder in solche Ketten, welche sich in 
irgend zwei Puncten in zwei gleiche und ähnliche Hälften thei- 
len lassen, so dafs die Kettenglieder in jeder Hälfte derselben 
von dem einen -Theilungspuncte zum andern der Zahl, Beschaf- 
fenheit und Aufeinanderlolge nach dieselben sind, oder die 
Ketten auf diese Weise sich in zwei gleiche und ähnliche Hälf- 
ten theilen lassen. 

b. in unsymmetrische Ketten, bei denen eine solche Thei- 
lung nicht möglich ist. 

30. Ueber die allgemeinsten Bedingungen der Wirksam- 
keit einer galvanischen Kette, nach welchen also auch zu be- 
urtheilen ist, welche von den aufsezählten Hauptclassen von 
Ketten wirksame, welche unwirksame sind, haben sich die 
Bestimmungen und Ansichten im Laufe dieser Forschung allmä- 
lig geändert. VourA leitete aus seiner Theorie der Action in 
der einfachen Kette unmittelbar die Folgerung ab, dafs alle 
weigliedrige Ketten unwirksame seyen, dals ferner die Erre- . 


652 Galvanısmus, 


ten, welche die Lehre vom 'Galvanısmus gemacht hat, jene Ket- 
ten, auf welche sich die Versuche in den ersten Jahren ein- 
schränkten, in welche nämlich thierische Theile als Kettenglie- 
der eingehen, in besondere Betrachtung ziehen, da die unmit- 
telbar in die Beobachtung fallenden Erscheinungen in diesen 
Ketten zunächst von den Lebenskräften dieser Theile abhängen, 
mit welchen die galvanische Action im engeren Sinne in Wech- 
selwirkung tritt, und daher auch in jener ersten Periode als von 
einer eigenthümlichen thierischen E. abhängend betrachtet wur- 
den. Anders verhält es sich mit den Ketten, deren Glieder 
blols Körper aus der unorganischen Natur sind, und in wel- 
chen daher nur Erscheinungen vorkommen, welche auf die all- 
gemeinen Naturkräfte zurückführbar sind. . Da indefs auch in 
jenen ersten Ketten die Erscheinungen dieser zweiten Haupt- 
classe von Ketten mit vorkommen müssen, und folglich die 
zweite Classe von Ketten aus blofsen Gliedern der unorganischen 
Natur eben darum einfacher in ihren Erscheinungen sich dar- 
stellt, so wird am passendsten der Anfang mit einer nähern Be- 
trachtung dieser Ketten und der Vorgänge in denselben gemacht 
werden können. 

33. Chemischer Procefs in der galvanischen Kette. 

In allen geschlossenen wirksamen galvanischen Ketten, in 
welche Erreger der ersten und zweiten Classe zugleich als Ket- 
tenglieder eingehen, zeigt sich ein chemischer Procefs thatig, 
der mit der Schliefsung der Kette eintritt, während ihres Ge- 
schlossenseyns fortdauert, und im \Vesentlichen in allen Ketten, 
in welchen er überhaupt vorkommen kann, denselben Charak- 
ter hat, wie mannigfaltig modificirt er auch nach der besonder 
Beschaffenheit der Kettenglieder in seiner äulsern Erscheinung, 
insbesondere in seinen Producten, erscheinen mag, sofern er 
nämlich ın allen Fällen durch das Wasser, als den gemein- 
schaftlichen Bestandtheil aller Erreger der zweiten Classe, wel- 
chem sie auch diese Eigenschaft verdanken, vermittelt wird, 
und in einer Zersetzung desselben besteht, deren Producte nicht 
in einem Puncte zusammen fallen, sondern an die in entgegen- 
gesetzter el. Erregung mit einander befindlichen Glieder der 
Kette vertheilt und im Raume aus einander gehalten sind. 

A. Besteht die Kette aus zwei Erregern der ersten Classe 
und einem feuchten Leiter (einer Flüssigkeit), so sind es jedes- 
mal die zwei Berührungsflächen jener mit dieser, oder die Gren- 





H 


Einfacher. 653 


zen zwischen ihnen, an welchen der chemische Procefs auftritt 
und zwar findet an der Grenze des positiven Erregers stets ein 
Oxydationsprocefs statt, oder der Sauerstoff des Wassers wird 
hier entbunden, und wirft sich auf den positiven Erreger, der 
dadurch oxydirt wird; an der Berührungsgrenze des negativen 
Erregers mit dem feuchten Leiter wird dagegen der Wasser- 
stoff frei, und die allgemeine Form des hier auftretenden Pro- 
cesses ist die einer J/ydrogenation oder Desoxydation.. Soe 
fern man nun die entgegengesetzten el. Zustände, die an dem 
beiden trockenen Erregern in Folge ihrer galvanischen Einwir- 
kung af ‘einander vorkommön, mit dem Namen el. Pole nicht 
unpassend bezeichnet hat, so wird nach der Art der Vertheilung 
der Producte des in der einfachen Kette wirksamen chemischen 
Processes der + Pol auch der Sauerstoffpol und-der — Pol der 
Hydrogenpol genannt. 

34. Dieser chemische Procefs modificirt sich auf die man- 
nigfaltieste Art nach Verschiedenheit der Flüssigkeit, die sich 
zwischen den beiden trockenen Erregern befindet, so wie auch 
nach Verschiedenheit dieser selbst, sowohl dem Grade als der 
Art nach. Die Stärke dieses chemischen Processes, für welche 
theils die Menge der Producte desselben in einer gegebenen Zeit, 
theils der Widerstand der Verwandtschaft, welcher in einzelnen 
Fällen überwunden wird, ein Mals abgeben, ‚hängt von drei 
Umständen ab. 

a. von der Beschaffenheit des feuchten Erreger (Zwischen 
leiters); 

b. von der Gröſse der Berükrungsfläche ' zwischen densel- 
ben und den trockenen Erregern insbesondere im Verhältnisse 
gegen einander betrachtet ; 

c. von dem galvanisch-elektrischen Verhältnisse der trocke- 
nen Erreger gegen einander. 

a. Was der Einfluls der Beschaffenheit des feuchten Lei- 
ters betrifft, so gilt im Allgemeinen der Satz, dafs der chemische 
Procefs sich um so lebhafter zeigt, ein je besserer Leiter der E. 
der feuchte Leiter ist, und je lebhafter der chemische Procels 
ist, den derselbe auch aufserhalb der Kette mit einem der Er- 
reger schon für sich eingeht, sofern derselbe mit demjenigen, 
der in der Kette selbst an ihm eintritt, zusammenfallt. Rırrra 
hat die grofse Wirksamkeit solcher Ketten, deren feuchtes Zwi- ' 
schenglied schon an und für sich eine starke chemische Action 


654 - Galvanısmus 


ausübt, durch auffallende Beispiele belegt!. Einen sehr ühe 
schenden Versuch dieser Art kann man am besten so anste 
dafs man auf dem Boden eines Glases mit mehreren Unzen < 
centrirter Salzsäure etwa einen Doppel - Lowsdor legt, « 
eine Zinkstange durch die Salzsäure dem Golde nähert, 

endlich damit in Berührung bringt. So lange Zink und ( 
sich noch nicht berühren, bleibt letzteres ganz ruhig und e: 
res blofs giebt während seiner beginnenden Auflösung dies 
Menge Hydrogengas, die es auch ohne die Gegenwart |: 
Goldes in dieser Säure gegeben haben würde. Sobald ı 
aber beide Metalle mit einander in Berührung bringt, eil 
sich auch vom Golde, ohne dafs es dabei im mindesten au 
griffen wird, ein ungeheurer Strom von Wasserstoffgas in — 
fsen Blasen. Nach Rırren soll unter diesen Umständen ı 
Golde aus eine Gasentbindung statt finden, wie man sie 

keiner Säule selbst von 1000 und 2000 Lagen, wenn sie 
die gewöhnliche Art mit Kochsalzauflösung gebaut ist, an 
gend einem Drahte sehe, und nur die Gasentbindung ei 
Säule von 2000 Lagen, die mit concentrirter kalter Salmiah. 
lösung gebaut ist, übertreffe sie in der ersten Zeit ihrer \\'i 
samkeit. Dieselben Phänomene zeigen sich in einem er 
schwächeren Grade in der Salpetersäure, wo sich jedoch : 
des Hydrogens Salpetergas entbindet, und in verdiün: 
Schwefelsäure. In einer Auflösung von gereinigter Pottasc h: 
gleich vielem Wasser geben Zink und Platin für sich in Zeit ı 
einigen Minuten nichts Bemerkliches von Gas, bei ihrer Beri 
rung unter der Auflösung aber oxydirt sich das Zink, und 
Platin wird allseits mit Gas überzogen. Bringt man in m: | 
starke Salzsäure Stanniol, und berührt dieses mit Platin, 
giebt das Stanniol kein Gas, sondern oxydirt sich blols, 

Platin aber giebt blofs Gas. Berührt man aber das Stan: 
statt mit Platin mit Zink, so giebt das Stanniol Gas ohne Os 
dation, welche sich jetzt vielmehr auf das Zink wirft, und 
derjenigen ohne Kette addirt. Silber mit Gold oder Platin v 
ter Salzsäure zusammengebracht giebt keine bemerkliche S, 
von Wirkung, unter Salpetersäure aber sogleich und sehr vi 
Das Blei und Platin, Eisen und Platin unter Salzsäure, gel 
wenig, unter Salpetersäure aber mehr und viel 2, | 





1 Dessen el. System S. 5 f. | 
2 a a 0. 8. 5—18. 


Einfacher. ‘655 


b. Das zweite Moment, was auf die Lebhaftigkeit des che- 

hen Processes Einfluls hat, ist der Grad der el. Erregung, 
sche die trockenen Erreger sowohl unter sich als mit den 
"age eingehen. Im Allgemeinen ist unter übrigens sonst 
ach zänstigen Umständen der Procels um so lebhaftör, je wei- 
‘= ae wockenen Erreger in der Spannungsreihe aus einander 
zen, oder je grölser die el. Spannung ist, die sie mit einan- 
e sezen, So sind Ketten, m welchen Zink als das eine Me- 
= eingeht, mit allen übrigen Metallen wirksamer, als aus die- 
x seibst gebildete, und die fünf Metalle: Platin, Gold. Sil- 
=, Aapfer und Stanniol geben mit dem Zinke in dieser Ord- 
z=. ia welcher auch ihr Spannungsunterschied mit. diesem 
Weie abnimmt, unter Salzsäure abnehmende Wirkungen. In- 
æbt es doch auch Ausnahmen von dieser Regel, die, ver- 
een mit den bereits angeführten Erscheinungen beweisen, 
2 as besondere Verhältnils der Flüssigkeiten. gegen die Er- 
= der ersten Classe die Wirkung wesentlich mit bestimmt. 
“nd Rırrzn!, das ein Amalgam aus zwei Thelen Queck- 
e und einem Theile Zink mit Platin und andern Metallen 
2 Süzsigre weit weniger Action gab, als Zink "mit Platin, un- 
zk jenes Amalgam in der Spannungsreihe der Erreger Ger 
~en (lasse entfernter vom Platin und andern Metallen als das 
‘ma seht, indem es mit diesem selbst positiv wird. So ver- 
sen sch auch andere an Positivität das Zink weitübertreffende ' 
lese, unter andern das Kienmayer’sche aus 2 Theilen 
('scaller, einem Theile Zink und einem Theile Zinn. Ja 
var as ein Amalgam aus drei Theilen Quecksilber, einem 
Tele Zink, einem Theile Zinn und einem Theile Blei mit 
Zx unter derselben Säure zusammengebracht war,'wurde bei 
-2 berihrang beider mit einander die Oxydation und Gasent- - 
Schons, die auch ohne Ketten bei beiden (doch beim Zinke 
Sr dh beim Amalgam) statt hatte, nicht am Zinke, sondern 
aAmalsame schwächer, also an letzterem der Oxydationspro- 
sů durch das an ihm auftretende Hydrogen geschwächt. Und 
sch gab dieses Amalgam mit Platin mehr Action als das Kien- 
ag sche, ganz wieder der Spannungsreihe jener Amalgame - 
æur sich gemäls, da jenes mit dem letzteren positiv wird. 

© Die Stärke des chemischen Processes wird endlich auch 


ng, d 


I H System $. 6. 


. 


656 Gelvanısmus. 


durch die relative Gröfse der Oberflächen bestimmt, in wel- 
cher die beiden Erreger der ersten Classe mit der Flüssigkeit 
und unter sich in Berührung kommen. Hierbei verdient nun 
das ganz verschiedene Verhalten der beiden trackenen Erreger, 
was den Einfluls der Grölse ihrer respectiven Berührungsfläche 
mit dem flüssigen Leiter, so wie denjenigen ihrer Berührungs- 
fläche unter einander, verglichen mit derjenigen mit dem flüs- 
sigen Leiter betrifft, eme besondere Aufmerksamkeit. . In erste- 
rer Hinsicht zeigt nämlich Her negative Erreger ein ganz anderes 
Verhalten, wie der positive und zwar ist dieses abweichende 
Verhähmilb zuerst kei. Gelegenheit der interessanten von 
SCcHWEIGGER angegebenen galvanischen Combinationen von 
Rırrer erkannt, und von Bcnwrroern zur Verstärkung der 
Wirkung der Volta’schen Säulen benutzt würden 1. Bei der 
Combination von Zink iind Kupfer z. B. ist eia Stück Zink fi- 
hig, sehr viel Kupfer iu-Action zu versetzen, diese wächst 
bis zu: einer gewissen . Grenze mit jedem neuen Kupferbleche, 
das in der Flüssigkeit mit dem Zinke in Berührung gesetzt wird, 
‚ aber nicht so umgekehrt, vielmehr nimmt bei unverändert blei- 
bender Grölse der Berührungsfäche des Kupfers mit der Flüs- 
sigkeit und bei der Vergröfserung der mit der Flüssigkeit in Be- | 
rührun;z befindlichen Zinkfläche die chemische Action, so wei: 
sie galvanisch bedingt ist, und. sich also namentlich durch Ent 
wickelung von Hydrogengas am Kupfer kund thut, ab, und 
kann sogar ganz auf Null herabsinken. Dieses gilt auch zwi- 
schen ‘je zwei andern Metallen auf gleiche Weise für das nege 
tive in Beziehung auf das positive. So fand Rırrea bei der 
Verbindung von Zinkdrähten mit Platiodrähten unter Sir 
ren, dals, ungeachtet die Zinkdrähte dünne waren, die Gar 
entbindung am Platindrahte kaum merklich wuchs, wenn ma 
noch einen zweiten, dritten mit ihm verbundenen Zinkdraht in die 
Säure brachte, während bei dem einen Zinkdrahte, wenn noc 
ein zweiter, dritter, vierter Platindraht u. s. f. mit ihm in de 
Säure verbunden wurde, jeder neue beinahe so viel Gas als der 
vorige gab, und man konnte lange fortfahren, bis der Unter- 
schied merklich wurde. Diese Sigenschaft des positiven Me- 
talls, eine verhältnilsmäßsig weit gröfsere Masse des negativen 
in galvanische Thätigkeit zu versetzen, die an diesem in einen 


1 Galranische Combinationen in Gehlen’s Journ. VIL. 537. 


\ 


Eiufacher, 657 


!lrogenations , oder überhaupt in einem der Oxydation ent- 
..agesetzten, diesen beschränkendeä Processe besteht, hat 
Tuer) neuerlich auf eine sehr sinnreiche Weise zur Siche- 
zz des Kupferbeschlags der Schiffe gegen Oxydation in Vor- 
stle gebracht. Um nämlich die Bildung des basischen salz- 
«en Kupfers zu verhüten, wodurch das Seewasser den Ku- 
-t-rbeschlag der Schiffe allmählig zerstört, kam es nur darauf 
=. das Kupfer in einem permament — el. Zustand durch den 
' xxt mit einem andern positiven Metalle zu versetzen, und 
n zite sich, dafs schon durch Berührung mit einem Zinn- 
rien, der blofs , Ae von der Oberfläche des Kupfers beträgt, 
. >m er mit demselben in die geschlossene galvanische Kette 
It, die beabsichtigte Wirkung erreicht wird. Auch andere 
zen Kupfer positive Metalle, wie Zink und Blei können an- 
radı werden, aber Zinn ist vorzuziehen, weil es durch Lö- 
==: in vollkommenen Contact mit dem Kupfer gebracht, und 
+ taische salzsaure Salz (das Zinnsalz) leichter von ihm ge- 
vat werden kann. Die Versuche wurden mit Bändern von 
Le gemacht, und es zeigte sich, dafs solch ein Band von 
Sisam gleich Ae des Kupfers die Zerstörung des letzteren 
szklich verhinderte. Davy vermuthete auch, dafs diese Me- 
Aide, absesehen davon, dafs sie die Oxydation beseitigt, auch - 
ds Anhängen der Vegetabilien und Seethibre an den Schiffs- 
beschlag verhindern werde. Die Versuthe hierüber sind auch 
wiih ef Befehl der Admiralität im Grofsen ausgeführt wor- 
den, und es hat sich der eine Erfolg, nämlich Beseitigung der 
Uerden, vollkommen bestätigt gefunden, dagegen ist die 
zdere Erwartung Davr’s nicht eingetroffen, im Gegentheile 
ax sich, dafs die Vegetabilien und Seethiere sich in weit grö- 
ee Menge an den Schiffsbeschlag angelegt hatten, wödurch 
“s Schiff in seinem Laufe sehr gehemmt wurde, und dieses 
Nachtheils wegen ist die Anwendung jenes Mittels wieder auf- 
eben worden. 

Bei diesem so verschiedenen Verhältnisse der beiden Er- 
er der ersten Classe , kommt es indels wesentlich nur auf die 
(se der Berührungsfläche und nicht auf die Masse an, so 
Zi der negative Erreger bei gleicher Oberfläche, die mit dem 
-asigen Leiter in Berührung tritt, wie verschieden auch die 
— — 


i Schweigg. N. R. XI. AAA, 
ze, H, 


Ki 


Tt 


Pd 


_ überschritten wird. 


658 Galvanısmus 

Masse desselben seyn mag, den gleich lebhaften Procels begrün- 
det, also z. B.. in Form eines ausgehöhlten Cylinders eben so 
wirksam ist, als wenn derselbe von dem gleichen Metalle ganz 
solid angewandt wird. 

Noch äulsert die Grölse des Zwisohenraumes zwischen den 
trockenen Erregern oder die Dicke der Schicht der Flüssigkeit, 
die sich zwischen denselben befindet, einen bedeutenden Ein- 
fluls «uf die Lebhaftigkeit des chemischen Processes, und zwar 
gilt das allgemeine. Gesetz, dafs unter übrigens gleichen Um- 
ständen der Proce[s um so lebhafter ist, je kleiner der Zwischen- 
raum oder je dünner die Schicht des flüssigen Leiters, bei übri- 
gens gleichmälsig, bleibender Breitenausdehnung desselben is. 
Auch steht bei gleicher Länge des Zwischenraumes und bei 
gleicher Berührungsfläche der trockenen Erreger mit der Flüs- 
sigkeit die Stärke des chemischen Processes in geradem Ver- 
hältnisse mit der Gröfse der Berührungsfläche der einzelnen 
Schichten jener letzteren unter einander selbst. Die Grölse der 
Berührungsfläche der trockenen Erreger unter einander selbst ist 


‚dagegen ohne bemerkbaren Einflufs auf die Stärke des chemi- 


schen Processes, und die .kleinst mögliche Berührung dersel- 
ben unter einander gleichsam nur in einem Puncte scheint fir 
jede Verstärkung der Wirkung durch Vermehrung der Berüh- 
rungsflächen mit der Flüssigkeit auszureichen, wenigstens bi 
zu einer Grenze, die in den gewöhnlichem Versuchen nicht 

34. Metall- y. egetationen. _ | 

Der chemische Procels io dieser dreigliedrigen Kette aus 
zwei trockenen und einem feuchten Erreger modificirt sich be- 
sonders noch der Art nach gemäls der Verschiedenheit der Ga 
teren. Zwar findet in allen Fällen Zersetzung des Wassers 
als gemeinschaftlichen Bestandtheils aller feuchten Erreger stat, 
aber auch die anderweitigen Elemente derselben greifen in den 
Procels mit ein, und indem sie theils durch die galvanische 
Action an und für sich, theils durch die Wechselwirkung mt 
den Bestandtheilen des zersetzten Wassers von einander ge- 
trennt werden und in neue Verbindungen eingehen, treten siè 
im Raume verschieden, in mannigfaltiger Gestalt auf. Na 
kann in dieser Hinsicht den allgemeinen Satz aufstellen, das 
ein jeder zusammengesetzter Körper, der im Wasser aufgelöst 
an dem Processe mit Theil nimmt, sofern er durch die Action 


x 





Einfacher. 659 


der Kette zersetzt wird, in allen Fällen in zwei Bestandtheile 
zerlegt wird, die ia Beziehung auf einander in einem ähnlichen 
Verhältnisse oder Gegensatze stehen, indem der eine von ih- 
nen, wie der Sauerstoff, von dem positiven; der andere von 
dem negativen Erreger angezogen wird und an diesem auftritt. 
Es gilt in dieser Hinsicht ein ähnliches allgemeines Gesetz, wie 
dasjenige, auf welchem die Spannangsreihe der trockenen Er- 
seger beruht, dafs nämlich alle Körper sich in eine Reihe ord- 
nen lassen‘, nach welcher zum Voraus das Verhalten je zweier 
Körper, die aus ihrer Verbindung mit einander durch die gal- 
vanische Action abgetrennt werden können, sich bestimmen 
lilt, nämlich welcher von ihnen am --}, welcher am — Pole 
auftreten werde, wobei dasselbe Gesetz wie bei den Metallen 
gilt, dals, wenn en Körper a gegen einen Körper b sich posi- 
tiv verhält, d. h..vom — Pole angezogen wird, während b sich 
nach dem A. Pole begiebt, und darum den Namen des negati- 
ven erhält, er auch mit allen Körpern ed, e,f u. s. w., gegen 
welche b seinerseits sich positiv verhält, den gleichen Charakter 
zeigen werde. So weit die zerlegenden Versuche in der einfa- 
chen Kette gehen, folgen die einfachen Grundstoffe von dem 
negativsten ausgegangen, in folgender Ordnung: Sauerstoff, 
Chlor, Jod, Stickstoff, Schwefel, Selen, Phosphor, die Me- 
taille, Wasserstoff, und von den bereits zusammengesetzten 
Körpem, die als solche aus einer Verbindung der zweiten und 
dritten Ordnun® abgetrennt werden, sind die Säuren die am 
meisten negativen, dann die Erden, und die positiven sind die 
Laugensalze. Zur Erläuterang dieses Verhaltens dienen fol- 
gende Versuche. Bedient man sich einer Zink-Gold oder 
Zink - Platinkette unter der .Salpetersäure, so entwickelt sich 
am negativen Metalle nicht blofs Wasserstoffgas, sondern auch 
Stickgas, während das Zink sich oxydürt; dient dagegen Am- 
moniak als flüssiger Leiter, so tritt am — Pole blols Wasser- ' 
stoffgas, am EL Pole dagegen neben dem Sauerstoffgase auch 
Stickgas hervor. Wird Schwefelsäure als Rüssiger Leiter ge- 
braucht, so entwickelt sich Schwefelwasserstoffgas am: negati- 
ven Metalle. Oxychlorsäure giebt Chlor am negativen Metalle, 
das zugleich aufgelöst wird, Hydrochlorsäure ` dagegen das 
Chlor am positiven Metalle, während Wasserstoffgas sich am 
negativen Metalle entwickelt; eben so Hydrojodsäure Jod am 
positiven Metalle, Wasserstoff am negativen. . Der Sauerstoli - 
Tt 2 


. 662: | Galvanismus. 


getationen ‚ den Bleibaum, Dianenbaum, Zinnbaum ú. s. w. 
zusammen; und zeigte, dafs auch ihr Wachsthum auf galvani- 
sche Weise durch eine Kette der ersten Art vor sich gehe. Er 
bemerkte nämlich, dals, wenn er-auf eine Glasplatte etwas sal- 
petersaure Süberauflösung gofs: und ein-Stückchen Zinkdraht in 
die Mitte derselben legte ‚-in kurzer Zeit ein sahöner Silberbaum 


erschien, als wüchse ér aus dem Drahte Hetaus ; wo sith dann 


bei genauer Beobachtung mit dem Mikröskope zeigte, dafs die 
Ramificationen des Sübers an ihrem Aufsersten Ende am weite- 


sten von dem Zinke ab durch allmälige Reduction des -Sübers 


anwuchsen, zum offenbaren Beweise, dafs: das Silberoxyd nicht 


durch eine unmittelbare Wechselwirkung zwischen diesem und 
dem Zinke reducift ‘wird, sondern durch etwas, was an dem 
Pancte, wo das ‚Anwachsen vor sich geht‘, wirksam ist, kurz 
nach dem Schema einer einfachen- galvanischen Kette, deren ne- 
, gatives Glied, das bereits reducirte Silber, durch den Wasser- 


stoff, der an demselben auftritt, das Silberoxyd Zum ` Metall 
reducirt, das nach den Gesetzen der Krystallisation an das be- 
„reits vorhandene Silber sich anlegt, während zugleich das Zink 
"als das positive Glied durch den an ihm auftretenden Sauerstoff 
oxydirt wird, und sich in der Säure auflöst, die von Silber- 
oxyd befreit jet. Den vollständigsten Beweis für die Richtig- 
keit‘ dieser Ansicht lieferte beinahe zu gleicher Zeit und wie es 
scheint unabhängig von SyLvesten, Turopon von GRoTT- 
7 auss durch eine Reihe sinnreicher Versuche!. In allen diesen 
Metallreductionen, die dorch ein, verglichen mit dem zu redu- 
cirenden Metalle, mehr el. positives Metall, wie insbesondtre 
durch Zink oder Zinn, aber auch, wie der Dianenbaum, durch 
Quecksilber oder Kupfer hervorgebracht werden können, ist al- 
lerdings im ersten Augenblicke keine solche dreigliedrige galva- 
nische Kette, wie wir sie hier betrachten, wirksafn, und man 
kann (den ersten Anfang der Reduction als nach gewöhnlichen 
chemischen Gesetzen in Folge der stärkeren Anziehung des 
reducirenden Metalls zum Sauerstoff des aufgelösten Metalls er- 
folgend betrachten, sobald aber die ersten Blättchen des redu- 
cirten und relativ negativen Metalls sich angelegt haben, ist auch 


1 Annales de Chimie LXIII. übersetzt im Journal d. Ch. u. Ph. 


v. Gehlen V. 118. Vergl. auch Th. e. Grotthuss physisch - chemische 
Forschungen. Nürnberg 18%. S. 126. 








YWınlackcı. . `, . 663 


sogleich eine geschlossene galvanische Kette von zwei Metallen 
und der Metallauflösung. thätig, und die -weitere Reduction ge- 
schieht dann durcheus auf galvanische Weise, wie der Umstand 
am dewtlichsten beweiset, dafs die. nzüen Krystalle des reducir- 
ten Metalls (die gewöhnlich als Biättchen oder Spielschen er- 
scheinen) sich stets an die Enden der bereits vorhandenen Blätt- 
chen anlegen. Gaorruuss bewies:durch genaue Beobachtung, 
dafs dieses Fortwachsen auf die angezeigte Art und nicht etwa . 
durch ein Fortschieben der bereits gebildeten Blättchen durch 
andere, die sich immer wieder von neuem an dus Zink anlegen, 
erfolge. Wenn daher der Bleibarm ‘vom Zinke losgetrennt 
wird, so wächst er’ssinerseits wicht: weiter, weil er dann nicht 
weiter mehr ein Glied der. galvanisohren Kinte bildet. Besonders - 
entscheidend für diese Erklärung war der Mersch, in welchem 
Grorrauss salpetersaure Silberauflösung über salpetersatıre Ka- 
pferauflösung und emen Kupferdraht'in etere brachte; eg bil- 
dete sich ein Silberbaum,_ und da dieser nachher an: die Grenze 
der Kupferaufkssusg kam, so wuchs er als Kupfervegetstien fort. 
Gegen diese so wohl begrändets Theorie der Metallvege- 
tationen hat N. W. Fıseuzn! einige erhebliche Einwürfe ge- 
macht. Er behauptet, die Reduetion gehe nur vor sich, wenn 
das mehr positive Metall in unmittelbarer Berühreng mit der 
Metallauflösung sey, aus welcher das andere Metall'reducirt wer- 
den soll, höre aber sogleich auf, wenn diese Berührung unter- 
brochen werde; es spreche fermer;gegen: die 'gegeben® Erklä- 
sung der von ihm angestellte Versuch -dafs eine Zinkstenge ` 
mit einem dardn: befestigten Bleiblättchen keine Reduction in 
einer Bleiauflösung bewirke, wenn auch das Bleiblättchen in?’ 
dieselbe hineinrage, dagegen die Zinkstange aufser Berührung 
mit derselben sey, eben so der. Versuch, dals bei sorsfältiger' 
Uebereinanderschichtung einer Kupferaufläsung über eine Auf- 
lö von essigsaurem Blei, das Kupfer, welches durch Blet 
aus ersterer niedergeschlagen worden'sey, be» der: Berühratig ` 
der Bleianflösung das Blei nicht ‘daraus fälle, dafs ferner eine ` 
Kette aus zwei Metallen und einer Metallauflösung nüY-die Re- 
duction bewirke, wie das positive Metall auch schon für sich 


1 Kritische Untersuchung einiger Erscheinungen u. sw. im 
XXI. Bande der Denkschriften der Berl. Akad. der Wisserischaften 
1816 und im Auszuge in G. LXXII. 289. 


064 Galvanısmus, 


allein auf rein chemische Weise das aufgelöste -Metall wider 
herstelle, wie dann aus einer Bleizuckeraufläsung durch eine 
Kette von Blei und Platin das Blei nicht reducirt werde, die 
doch wenigstens eben so wirksam sey, als eine Kette von Zink 
und Blei; eben so wenig dorch eine Kette von Eisen und Pla- 
tin, sondern dafs Zink dazu ‚erforderlich. sey; dals ferner auch 
die Auflösungen der Metallsalze. in Weingeist, namentlich der 
Kupfer-und Silbeysalze, auf ähßliche Weise reducirt werden, 
wo. doch die Erklärung durch eine Wasserzersetzung und den 
am — Pole auftretenden Wasserstoff nicht anwendbar sey, und 
dals die Reduction des Bleies aus einer Auflösung des Blei 
zuckers. in \Veingeist durch Zink wohl nar darum ausbleibe, 
weil des essigsaure. Zink in Weingeist nicht auflöslich sey. 
Abgesehen. davon, dafa schon die Art des Fortwachsens 
des Silberbaumes, Bleibaumes auf keine andere als galvanische 
Weise begreiflich, und die von Fıscazr versuchte Erklärung, 
als wenn doch das Blei stets unmittelbar. am Zinke niederge- ` 
schlagen werde, sich aber. auf Unkosten eines angrenzenden 
Theilchens von Bleioxyd von neuem wieder auflöse, bis zu 
jenen Bleitheilchen hin, das sich irgendwo an das Ende ds 
bereits gebildeten Bleibaums wegen der Cohäsions-Anziehung 
anhänge, ganz willkürlich ist, so: hat Hzıunıca. Rosg die Un- ` 
sichtigkeit aller jener Behauptungen Fıscurn’s gründlich nach- 
gewiesen, und durch neue Versuche die Sylvester ~ Grotthussi- 
sche Erklärung ferner bestätigt!. Er liels durch eine Zinkstange 
in einer Bleizuckerauflösung, die in einer einen halben Zoll 
weiten, unten geschlossenen, Glasrühre sich. befand, einen 
Bleibaum von oben nach unten wachsen, und nachdem dieser 
vom Ende der Zinkstange aus gerechnet einen Zoll gewachsen 
war, liefs er einen Tropfen einer concentrirten Glaubersalzauf- 
lösung neben der Vegetation hinablaufen; man konnte durch 
den Faden, den er bildete, deutlich das Hinabsinken bemer- 
ken, doch nicht eher, als. bis, er das Ende der Vegetation er- 
reicht hatte, verwandelte er sich plötzlich in ein weilses Wölk- 
chen. , Auch wurde der Versuch so angestellt, dafs das Zink 
ayf den Boden einer unten.mit einem Korke verschlossenen 
Glasröhre gebracht wurde, in welcher sich eine Bleizucker- 
auflösung befand. Wurde nun, nachdem die Vegetation eine 





1 Th. v. Grotthuss physisch-chemische Forschungen 8, 139. 





Einfacher. 608, 


Zeitlang ven unten nach oben gewachsen.war, die Flüssigkeit 
unterhalb mit Sorgfalt, so weit die Höhe der Vegetation rechte, 
abgelassen, so fand sich bei der Prüfung mit Glaubersalz nichts: 
von Blei darin. . Er brachte ferner in einer engen Glasröhre , 
über eine Bleiauflösung eine Auflösung ‚von esgigsaurem Zink 
mit aller Vorsicht die Vermischung zu vermeiden, und dann ei-, 
nen Zinkeylinder mit einem Bleistreifchen, so. dals: ersterer noch 
einige Zolle von der Bleiauflösung entfernt blieb; die Reduction. 
fand in diesem Falle nur an der Bleispitze statt, und in vielen ` 
Tagen keine am Zinke, doch war diese Reduction des Dleies nur 
sehr sparsam und erfolgte erst nach längerer Zeit, sie war sogar 
noch viel geringer ` wenn der Bleistreifen nicht Mob einige Li- 
nien herab, sondern bis auf den Boden der Flüssigkeit reichte, 
sig erfolgte dann pur an der Grenze beider Flüssigkeiten, und 
war nicht stärker, als wenn ein Bleistreifen auch für sich allein. 
durch beide über einander geschichtete Flüssigkeiten gesteckt 
worden wäre. Es scheint in diesem Falle die Wirkung der ei- 
nen Kette aus Zink, Blei und den beiden, Flüssigkeiten durch 
eine entgegengesetzte Wirkung einer andern Kette, welche’ 
durch das Blei mit den beiden Flüssigkeiten gebildet wprde, be-_ 
schränkt worden zu. seyn, doch spricht immer Soch die auch 
noch so geringe Reduction des Bleies an der Spitze des Blei- 
streifens gegen Fıscaza. Wurde dagegen die Bleizuckerauf- 
lösung in einem unten mit Blase zugebundenen Glascylinder 
gegossen, und dieser in eine Schale gesetzt, worin sich eine 
Glaubersalzauflösung befand, in welcher ein Stück regulinisches 
Zink lag, mit. einem Bleistreifen, noch besser einem Silber -. oder 
Platindrahte verbunden, welcher umgebogen in das Glas mit’ 
der Bleizuckeranflösung hineintauchte, so erfolgte die schönste 
Bleivegatation. Selbst eine Kette aus Eisen und Silberdraht 
brachte bei derselben Vorrichtung einen schönen Bleibaum am 
Silberdrahte hervor. Dals beim Eintauchen einer Zinkstange, 
an welcher sch: ein Bleistreifen, oder selbst ein Gold - oder 
Silberstreifen befindet, in eine Bleiauflösung, keine merkliche 
Reduction des Bleies am negativen Metalle erfolgt, erklärt sich 
zur Genüge daraus, dals sich sogleich auf gewöhnliche \Veise 
Blei am Zinke niederschlägt, das dann allerdings eine wirksamere 
galvanische Kette wegen des geringeren Zwischenraumes der Flüs- 
sigkeit von diesem Blei zum Zinke bildet, als jene erstere ist, und so- 
mitan sich die weitere Reduction auf galvanischem Wege unterhält. 


` 668 Galvanismus. 
gänzliche Unterbfechung_der Action der Kette unter den ange- 
führten Umständen. dusch Gold, Platio und -jeden andern noch 
stäfker negativen :Erreger, wie z.B. durch Kohle, Reifsblei, 
kaystellisirtes Gtauhraunsteinerz, ist ein-um so merkwürdigeres 
Ractum, da ein. gleicher Streifen. von nassamı, Papier. oder eine 
befeäachtete Schar , ein Amianthfoden ‚..die'statt des Golddrahts 
in gleicher Ausdehnung eingehängt werden „idie Wirkung nicht 
‚unterbrechen, ungeachtet sie von Gold, Platin u. s. w. an Lei- 
` tungsfähigkeit für E. in so-hohesn Grade übertroffen werden? 
Se wie aun der chemische Procefs nach Verschiedenheit des 
‚flüssigen Leiters an dan. posititen ynd, negativen Metalle eine 
` verschiedene Gestalt annehmen kann; so nimmt er auch an jenen 
beidgp- Enden des verbindenden trockenen Leiters eine entspre- 
chénde verschiedene! Gestalt an und dadurch. werden diese Ver- 
‚suche. Yorsüglich auch-geeignet, jene oben.aufgestellte, Theorie 
‚ der: Matallvegetationen weiter zu. bestätige. . Rosz. theilte in 
g. dieser Hinsicht entscheidende Erfahrangen mit ?. Er gols in 
- mig. zwei Gläser salpetersaure Silberauflösung , bediente sich .einer 
Aisiksilberkette, und zum homogenen. Leiter zwischen den bei- 
deu ‚Gläsern eines Silberdzahtes, Hier fand nun, wie zu erwar- 
ten- war, eine reichliche Reduction des Silbers am Zinke .statt, 
die, je mehr sie zunahm, mit desto.schwärzerer Farbe erschien, 
zugleich stellte sich. aber auch am gegenübexstehenden Ende c 
des, Silberdrahtes. eine Silbervegetation ein, erst mit weilser, 
dann mit schwarzer, Barbe, letzteres wahrscheinlich Silberby- 
droid, weil nun mehr Wasserstoff. entwickelt wurde, als bei der 
bereits  erschöpften Silberauflösung, zur Reduction des Silber- 
axyds erforderlich war, dagegen wuchs in dem andern Glase am 
Silberdrahte-der eigentlichen Kette die schönste Silbervegetation 
fort, indem durch Auflösung des verbindenden Silberdrahtes am 
Ende d die Silberauflösung immer wieder erneuert wurde. Ent- 
hielten die Gläser salpetersaures Kupfer, so überzog sich das 
Zink auf gewöhnliche Weise mit Kupfer; aber auch an c fand 
‘ Kupferreduction statt, auch an dem Silberdrahte der eigentli- 
chen Kette. Doch bestand das Reduct sehr bald aus Silber, ab- 
hüngig von dem Silber, das sich an dem Ende. d, des die beiden 
Gläser verbindenden Silberdrahtes fortdauernd oxydirte und in 


1 6. noch weiter unten die Vers, mit Pigmenten und mit Säulen. 
2 2.20. 














Einfacher. l 669 


sAcdäsang überging, während das reducirte Kupfer auf das- 
ge resgirte, es reducirte und selbst wieder aufgelöst wurde. 
= "ziänslich verdünnter schwefelsaurer Kupferauflösung zeig- 
'= och dieselben Erscheinungen nur in schwächerem Grade, 
‚en bei Anwendung einer salzsauren Kupferauflösung, oder 
. 1 dr schwefelsauren Kupferauflösung, welcher einige Tro- 
m Salzssure beigemischt waren, entstand in dem ersten Au- 
iede eine unbedeutende Kupferhaut am Silberdrahte der 
l ze, die mdels bald verschwand, das Ende d des Silberdrah- 
ber etwas schwarz, jedoch gar nicht angegriffen; und er- 
I.” von nun an keine weitere Wirkung. Wurde eine Avf- 
| a; von Bleizucker in die Gläser gegossen, so bildete sich 
— xm dem Zinke der gewöhnliche Bleibaum, an den Silber- 
„ms, namentlich an den verbindenden, war dagegen keine 
"aderıng wahrzunehmen, woraus man sieht, dafs diese 
~- Siber unterbrochenen Ketten nur eine schwache Wir- 
' zeben, die nur dann merklich wird, wenn die Metallauf- 
‘x; selbst in einem günstigen Sinne mitwirkt. 


.semischer Procefs in Ketten aus einem 
trockenen und zwei feuchten Erregern. 


3. Die zweite Art von Ketten, in welchen der Galvanis- 
4 ter der Form des galvanischen Processes erscheint, sind 
- a nem festen (trockenen) und zwei flüssigen Erre- 

=. Eme merkwürdige Erfahrung von BucuoLz!, welche 
' des bekannten chemischen Gesetzen nicht erklärlich ‚schien, 

“: zuerst auf die nähere Betrachtung dieser Ketten geleitet. 
L bp zar Syrupsdicke abzerauchte salzsaure Zinnsullösung 

::ch freier Säure, aber doch so weit gesättigt, dals sie beim 
Se krystallisirte, wurde mit Wasser übergossen, und nun 
“"allsirte schon nach einer Viertelstunde sehr merklich an 
+) sch unaufgelöst gebliebenen, auf dem Boden liegenden, 
“sstüückchen, welche in die vom Wasser verdünnte Auflö- 
X hineinragten , in den schönsten Spieſſchen und Nadeln bis 
""Grölse von einem halben Zolle metallisches Zinn, und zwar 
=: in der ganzen, oben durch Wasser verdünnten Schicht, 
"Zem nur in der Mitte dieser Flüssigkeit, also in einer Schicht 
"ıZmnauflösung von einem bestimmten Grade der Verdün- 
— — 


1 N. Alle. J. d. Ch. DL 9. 824 und 428, 


6:0 . Galvanismus. 


nung, Bucuorz blieb bei der Erklärung stehen, dafs duro 
Verdünnung ein Theil Zinnoxydul ausgeschieden werde , 
aber zugleich das aufgelöst gebliebene seinen Sauerstoff ent: 
um sich. in Oxyd zu verwandeln, wodurch es zu metalli» 
Zinn reducirt werde. Doch nicht ganz zufrieden mit a 
Erklärung schloß er seine Abhandlung mit der Frage: o!: 
nicht vielleicht jener Erfolg auf galvanische Weise erklären 
Diese Erklärung gab dann Rırran, und bestätigte sie durch 
sinnreich abgeänderte Versuche 2, und seitdem sind vv: 
Versuche dieser Art sowohl von Rırrza selbst, als aucl. 
Bucnouzꝰ, Tu. v.Grorruuss* u. a. angestellt worden. 4 
hier, wie in der ersten Kette, ist der chemische Procefs e: 
im Raume getrennte einander entgegengesetzte Stellen verth 
Oxydations- und Hydrogenationsprocels, auch hier findet 
Wascerzersetzung, und unter günstigen ‚Umständen eine 
setzung der in den Procels zugleich mit eingehenden ander, 
tigen Substanzen statt, die theils- durch die chemische \ 
kung der freigewordenen Bestandtheile des Wassers verm. 
wird, theils auch unabhängig davon ist, wonach dann die 
stalt des Processes bei der grolsen Mannigfaltigkeit der fiis 
Leiter, die hierzu angewandt werden können, in den Pro. 
ten selbst höchst verschieden ausfallen-kann, wenn gleic! 
allgemeine Gesetz ihrer Bildung im wesentlichen stets dassel':: 
So wie im ıchemischen Processe der vorher betracht. 
Kette die beiden chemischen Pole, der Oxygen-und Hydro. 
Pol, an die Berührungsstellen der beiden trockenen Erreger 
dem einen flüssigen Leiter, und zwar der Oxygen ~ Pol an d. 
el., der Hydrogenpol an das — el, Metall vertheilt waren . 
zeigen sich hier die beiden Pole in den Berührangsstellen 
einen festen Erregers mit den beiden flüssigen Erregern, so 
dieser feste Erreger gleichsam in sich selbst in zwei Ha! 
oder Zonen zerfällt, von denen die eine in ihrer Berührung 
der einen Flüssigkeit das Aequivalent des positiven Metalls 
und einen Oxydationspunct eingeht, die andere Hälfte in i`. 

















í N. Allg. J. d. Ch. IV. 253 — 287. 

| 2 S$. besonders über physisch- chemische Gegenstände G 
Journ. d. Ch. u. Ph. I. 851 f. 

S a. a. 0. V. 127. 

4 Physische Forschangen S. 53 £, 





Einfacher. | 671 


imha mit der andern Flüssigkeit gleichsam als negatives Metall 
‚mt, an welchem das Hydrogen die Form des chemischen 
æceses bestimmt, sey es nun, dals es als Wasserstoffgas sich 
Acæide, oder mit dem Erreger selbst zum Hydroid sich ver- 
„sie, oder bei Anwendung von Metallauflösungen eine Reduc- 
t des Metalloxyds bestimme, welches auch hier unter gün- 
„Umständen als eine Metallvegetation erscheint, zwischen 
es Aen beiden Hälften eine mehr oder weniger ausgedehnte 
„Seenzzone liegt, in welcher der feste Erreger keine Ver- 
epp zeigt. Die Art der Vertheilung dieser chemischen. 
"o Janbte Rırrza ganz allgemein durch den Satz bestimmen 
z sinen, dafs der Ort, wo auch ohne und aufser der Kette 
aym rein chemischen Processe zwischen dem festen Erreger 
x € ener Flüssigkeit stärkere Oxydation statt finde, auch der 
et, wo in der Kette der Oxygenpol auftrete, dagegen der 
(ee schwächeren Oxydation aufser der Kette zum Hydrogen- 
zevere, Indefs möchte es in einzelnen Fällen sehr schwie- 
a bestimmen seyn, welche von zwei Flüssigkeiten stärker 
riad auf einen festen Erreger einwirke als die andere, zu- 
= sem eine andere Art von chemischem Procels, wie bei den 
"wtellebern, als Aequivalent einer Oxydation auftritt, und 
ee derjenigen Ketten, auf welche eine solche Vergleichung 
e"edbar ist, scheinen sogar im Widerspruche mit diesem 
"gx m stehen. Nimmt man auf das el. Erregungsverhältnils 
iefisigkeiten mit dem trockenen Erreger Rücksicht, so scheint 
<$ at Resultat zu ergeben, dals der Oxygenpol an der Berüh- 
de mit derjenigen Flüssigkeit auftritt, welche entweder 
uta oder stärker 4, oder schwächer — el. als die andere 
Lada mit dem trockenen Erreger wird. | 

Im diese Versuche anzustellen, gielst man die spec. schwere 
"e ep beiden Flüssigkeiten a auf den Boden eines unten ver- 
-kuenen Glascylinders etwa einen halben Zoll hoch, bringt dann 
"Sdt Fliefspapiers die spec. leichtere Flüssigkeit b in gleicher 
: X s% über jene, dafs beide Flüssigkeiten möglichst scharfe 
"e bilden, und steckt dann den Erreger erster Classe c in 
di eines Drahtes, Stabes oder einer dünnen schmalen Platte 
Ra beide Flüssigkeiten hindurch, welcher sonach als drittes 
o nit den beiden übrigen eine einfache galvanische Kette, eine 
kee ohne Zwischenraum schlielst. Ist a Salzsäure gewöhnlicher 
acentration, b Wasser, c ein Streifen Stanniol, so besetzt 


672 Galvanısmus. 


sich der Streifen in der Säure überall mit Hydrogen, im Wasser 
aber in der Nähe der Säure oxydirt er sich ohne Gas. Rühr 
man a und b unter einander, so hört sogleich alle Wirkung auf. 
Aus drei Gliedern sind zwei geworden, die wenigstens unter 
diesen Umständen keine wirksame Kette geben. So wie man 
aber über die dergestalt verdünnte Säure wieder neues Wasser 
bringt, so stellt sich auch wieder die vorige Wirkung mit der- 
selben Vertheilung ein. Bringt man auf diese Weise eine 
Zinkstange, eine concentrirte Auflösung von kohlensaurem Kal 
oder Aetzkali und Wasser zusammen, so oxydirt sich das Zink 
im Alkali, und besetzt sich im Wasser mit Wasserstoffgas, doch 
werden diese Erfolge erst nach mehreren Minuten recht avf- 
fallend 2. 

Gnorruuss brachte einen Stift von reinem Silber in eine 
concentrirte Auflösung von krystallisirtem salpetersaurem Silber, 
über welchem sich Wasser befand; es zeigten sich nach 40 
Stunden am untern Theile der Röhre am Glase 2—3 Linien 
hohe Silberdendriten, die jedoch mit dem untern Ende ds. 
Stiftes wie mit ihrer Wurzel zusammenhingen, und in der Rich- 
tung abwärts fortwuchsen; am oberen Theile des Stiftes, wo 
er sich im Wasser befand, waren mit der Loupe zwei bis drei 
bräunliche Zonen von Silberoxydhydrat sichtbar?, Bucnaoız? 
brachte durch eine concentrirte Auflösung von so viel möglich 
neutralem salzsaurem Kupferoxyd und Wasser, welches übe 
jene mit aller Vorsicht geschichtet war, ein 4 Z. breites, 62. 
langes polirtes Kupferblech bis auf den Boden des Glases; o 
zeigte sich aber hierbei nichts anderes als eine Absetzung von 
salzsaurem Kupferoxydul am Kupferbleche, so weit es in dir 
Kupferauflösung tauchte, die mehr und mehr zunahm ; wurd 
dagegen der Versuch mit einer concentrirten Auflösung von so- 
viel möglich neutralem salpetersaurem Kupfer angestellt, so zeigte 
das Kupferblech nach 72 Stunden herausgenommen, nachden 
die beiden Flüssigkeiten schon merklich mit einander vermischt 
waren, in der Mitte, wo die beiden Flüssigkeiten an einander 
gegrenzt hatten, eine breite blanke Stelle, wo weder Oxydation 
noch Kupferniederschlag zu bemerken war; über dieser Stelle 


1 Ben el. System S. 21 ff. 
2 Physisch-chemische Forschungen S. 53. 
3 a. a. 0. 


Einfacher. ., 673 


also im Wasser, ein sehr dünner Ueberzug von schwarzbraunem 
Oryd und unterhalb ein pulveriger kupferrother Ueberzug, der 
gegen die Endspitze des Kupferbleches immer dicker wurde und 
ein gestseiftes Ansehen gewann. Wurde das Wasser mit etwas 
Salpetersäure geschärft, so ging dieser Reductionsprocels noch 
rascher und im höheren Grade vor sich; wurde die salpetersaure 
Kupferauflösung mit Kupfer so viel möglich übersättigt ange- 
wandt, so dals das Wasser in seiner Berührungsfläche mit die- 
ser Auflösung salpetersaures Kupferoxyd in grünlich weilsli- 
chen Fleckchen ausschied, so erfolgte die Ausscheidung des 
Kupfers nicht blofs in Form einer Rinde, sondern in Form von 
kleinen Kugeln von ganz ebenem geflossenem metallischem An- 
sehn. Schwefelsaures Kupfer, Wasser und Kupfer gaben 
keine Reduction, wohl aber wenn das Wasser mit Schwefel- 
sänre geschärft wurde; cancentrirte salpetersaure Silberauflösung, 
Wasser mit Salpetersäure geschärft und ein Silberblech gaben 
eine Reduction des Silbers in schönen Körnern; salpetersaure 
Bleiaufösung, Wasser mit Salpetersäure gefärbt und ein Blei- 
streifen gaben Reduction des Bleies, nicht aber essigsaures Blei, 
Wasser und ein Bleistreifen, aber wohl wenn statt des Was- 
sers Essigsäure angewandt wurde; eben so salzsaure Zinkauflö- 
sung, mit Salzsäure gesäuertes Wasser und Zink eine wirkliche 
Reduction in Form einer schwarzgrauen Substanz, ohne metal- 
lischen Glanz, welche in Jängerer Zeit zu förmlichen Zocken 
answuchs, In allen diesen und. noch mehreren Versuchen, in 
welchen eine wahre Metallreduction statt fand, mulste das Me- 
tall mit irgend einer Säure eine solche Auflösung bilden, die bei 
Berührung mit demselben regulinischen Metalle nicht oder nur 
sehr langsam chemisch verändert wird, und die zweite oder 
wässerige Flüssigkeit mufste auch schon für sich und aufser 
der Kette im Stande seyn, das gebrauchte Metall zu oxydiren. 

Bemerkenswerth sind noch insbesondere die Erscheinungen, 
welche die Zinnauflösungen in verschiedenen Graden der Con- 
;entration und Sättigung mit einander und mit Zinn (Stanniol) 
wr Kette geschlossen zeigen, wie sie Rırrer durch eine 
grolse Reihe von Versuchen ausgemittelt hat, Erscheinungen, 
n welchen er besonders eine Bestätigung des von ihm aufge- 
tellten allgemeinen Gesetzes für die Vertheilung der beiden 
themischen Pole am festen Leiter zu finden glaubte. 

BucnoLz hatte, \ wie schon oben bemerkt, gefunden, dals 

IV. Ba. i . Uan aA 


674 Galvanismus. 


die Zinnreduction in dem verdünnten Theile der Zinnaufkösuns 
erfolgt war, und zwar am stärksten in einer gewissen Schicht, 
in welcher dieVerdünnung einen bestimmten Grad haben mulste. 
Rırrer untersuchte dann zuerst den Eänflufs der verschiedenen. 
Grade der Verdünnung auf die Stärke der Action. Er stellte 
die Versuche theils so an, dafs erin \/ förmig gestalteten Röh- 
ren diè concentrirte Auflösung in den emen, die verdünnte in 
den andern Schenkel brachte, und mit einem Bogen von Stan- 
niol, der auf beiden Seiten m die Flüssigkeiten eintauchte, die 
Kette schlofs, theils dafs er in einem cylindrischen Glase mit 
aller Vorsicht die Flüssigkeiten über einander schichtete und 
durch diese einen Streifen Stanniol brachte. Hier zeigte sich 
nun, dafs unter verschiedenen Graden von Verdünnung eine 
Auflösung, die mit dem 64 fachen "Volumen Wassers verdënnt, 
war, das Maximum der Action mit der concentrirten Auflösuns 
gab, bei geringere? und gröfserer Verdünmung abnahm, und 
auch bei einer Verdünnung mit dem 1025 fachen Volumen 
Wassers die Reduction in dieser Schicht, so wie die Oxydation 
des Zinns in der concentrirten Auflösung noch merklich wa. 
Es ergab sich ferner, dals jene 64 fadh verdünnte Auflösung mit 
der am meisten concentrirten das Maximum von Action gab, 
welche geringer aushiel, wenn eine weniger concentrirte Arl- 
lösung genommen wurde. Von besonderem Interesse war aber 
der von Rırrer bemerkte Umstand, dafs nicht jede concen 
trirte salzsaure Zinnauflösung, mit einer verdünnten und mit 
Stanniol zur Kette geschlossen, die Oxydation oder fernerr 
Auflösung des Zinns in der concentrirten und die Reduction in 
der verdünnten Auflösung gab. Dieses geschah nämlich nur 
unter der Bedingung, dafs die concentrirte Zinnaufösung nicht 
mit Zinn gesättigt, sondern noch ein gewisser Antheil freier 
Säure in ihr vorhanden war. Ist die Auflösung gesättigt ode 
der Antheil freier Säure in ihr geringer, so sind die Phänomene 
total umgekehrt, d.i. der Stanniol oxydirt sich dann und löst 
sich auf in der verdünnten, und das Zinn reducirt sich in der 
concentrirten Auflösung, doch wächst nicht in dem Maafse, ds 
die freie Säure fehlt, auch die Fähigkeit letzterer die Pkönc- 
mene in der umgekehrten Ordnung zu geben. Bringt man eine 
gesättigte mit einer nicht ganz gesättigten oder gesättigt gewe- 
senen, aber dann mit freier Säure versetzten Zinnauflösung zu- 
sammen, so ist allemal die Reduction in der ersteren, die Oxy- 














Einfacher 


dation in der-letzteren. Verbindet man eine gesätligte oder 

in irgend einem Grade gesäuerte Zinnauflösung mit reiner Salz- 

siure, $0 ist die Oxydation immer in letzterer, die Reduction 
In ersterer. 

So viel wie möglich mit Zinn gesättigte Auflösung, mit 
Wasser geschichtet, giebt die Reduction in der Zinnauflösung, 
der Erfolg ist-aber grösser, wenn die Auflösung etwas freie Säure 
enthällt, bei unveränderter Vertheilung der Pole, . nimmt aber 
ab, wenn noch etwas mehr freie Säure hinzukommt, und kehrt 
sich gänzlich um, wenn die Säure noch ferner wächst, indem - 
dann die Reduction in der dünnern Schicht, die Oxydation 
und Auflösung des Zinns in der unverdünnten Schicht erfolgt; 
die Action wächst unter diesen Umständen, bis die Salzsäure 
ungefähr den Gten bis Sten Theil von der gesättigten Zinnauf- 
lösung enthält, nimmt dann wieder ab, hört aber nicht ganz 
auf, wenn die Salzsäure auf eine halbe Unze auch nur einen 
Tropfen der gesättigten Zinnauflösung enthält, und zwar mit 
derselben Vertheilung der Pole. 

Eine Ziunauflösung, die so weit mit Zinn gesättigt iat, dafs 
sie mit Wasser und " Stanniol die Reduction in ihr- ‚selbst 
und die Oxydation im Wasser giebt, giebt diese Vertheilung 
der Pole mit jedem Grade der Verdünnung ihrer ‘selbst; stets 
fällt die Reduction in die coneentrirte Auflösung. -Es- lassen 
sich anch abwechselnde Oxydationen und Reductionen auf diese 
Weise an demselben Stanniolstreifen darstellen, Bringt man 
nämlich in ein Cylinderglas erst einen halben Zoll hoch concen- 
trite, möglichst gesättigte, Zinnauflösung, über diese mit der 
gleichen Menge Salzsäure vermischte und über letztere wieder 
reines Wasser, und senkt alsdann durch diese drei Schichten 
einen starken Streifen Stanniol hinab, so sieht man nach eini- 
ger Zeit eine starke Reduction in der untern Auflösung, Oxyda- 
tion und Auflösung des Zinns in der mit Säure gemischten nahe 
über der ersten Flüssigkeitsgrenze, weiter hinauf ist der Stanniol- 
streifen fast unangegriffen, bis nahe unter der zweiten Flüssig- 
keitsgrenze, wo er wieder sehr stark angegriffen ist, und über 
ihr nach dem Wasser zu lebhafte Reduction. Es lassen sich der- 
gleichen Versuche mit noch viel mehreren Schichten, die sich 
unmerklich in einander verlaufen, anstellen, wo zwar eben so 
vielmal die Bedingungen einer g ealvanischen Kette und der dar- 
aus hervorgehenden Reduction und Oxydation abwechselnd sich 

Uu 2 





678 „. Galvanismus. 


zwei verschiedenen Stellen eine auffallend verschiedene Tem- 
peratur besitzt, womit ein verschiedenes elektromotorisches 
Verhalten gegen einen und denselben flüssigen Leiter gegeben 
ist, oder wo zwei scheinbar homogene Metallplatten durch jene 
Einflüsse, von welchen oben (unter 22) ausführlich die Rede 
gewesen ist, in ‚Beziehung auf einander den Werth zweier ver- 
schiedener Erreger angenommen haben. Es ist also hier nr 
von jener zweigliedrigen Kette die Rede, in welcher der 
trockene Erreger überall seiner Qualität nach als homogen ange- 
nommen wird und blofs in’ einer Kette mit innerem Zwischen- 
raume die beiden Flächen der Berührung mit dem flüssigen Lei- 
ter an Ausdehnung sehr merklich von einander abweichen 
Zausonı hat zuerst diese zweigliedrigen Ketten bekannt ge- 
macht 4. Nach der Art der Vertheilung der el. Pole einer meh- 
facheh Kette dieser Art aus Zink oder Zinn mit einer salzizen 
Flüssigkeit, wie sie von Zamsonı angegeben wird, würde die 
breitere Fläche des Metalls den Hydrogen-, die schmälere de 
Oxygenpol geben, jene also die Rolle des negativen Mech 
oder desKupfers, diese die des positiven oder Zinks übernehme. 
Ermas will dagegen die Vertheilung der el. und eben dent 
auch der ihnen parallel laufenden chemischen Pole entgegengesetzt 
gefunden haben 2. Pont, behauptet ein entgegengesetztes Ver- 
halten der zweigliedrigen Kette, je nachdem der trocken 
Erreger, welcher mit der Flüssigkeit mit zwei an Ausdebnur; 
sehr verschiedenen Flächen in Berührung gebracht wird, m 
dem gewöhnlichen einfachen Contacte mit derselben positiv dé 
negativ wird®?, Bei den positiven Metallen, wie Zink, Ze 
Blei, soll der Oxygenpol, wie auch Enman gefunden hat, 
die breitere Berührungsfläche fallen, bei den negativen Me 
tallen, Kupfer, Silber, soll die Vertheilung z gerade die entse 
gengesetzte seyn, und der Oxygenpol an der schmalen Flicx 
auftreten. Diese Art der Vertheilung ist jedoch nicht de d 
directe Erfahrungen über die chemischen Ptoducte der beit! 
Pole, sondern nur durch das elektromagnetische Verhalten sch 
cher zweigliedrigen Ketten bestimmt. 

40. Es giebt gewisse chemische Wirkungen, die in ibe 





1 G. LX. 151 _ 
2 Ebend. LXIV. 45. 
$ Der Prosefs u. s. w. $. 91. 92. 


A 





Einfacher. | 679 


Vertheilung so ganz das Gepräge der palvanischen haben, dals 
sie, da auch die Bedingungen derselben zunächst mit. denen 
der einfachen zweigliedrigen Kette übereinstimmen, am pas- 
sendsten hier in Betracht gezogen werden, nämlich die Wir- 
kung der einzelnen Metalle auf die Pflanzenpigmente, welche 
zuerst Jaeen bekannt gemacht hati, Er fand nämlich, dafs 
schon das blofse Zink für sich allein mit einem einzigen - 
feuchten Leiter in Berührung gebracht, die Hauptphänomene 
einer wirksamen geschlossenen galvanischen Kette aus zwei 
trockenen und einem feuchten Erreger darstelle Legt man ein 
mit einem zur Ausmittelung der Alkalien und Säuren dienenden 
Pfanzenpigmente gefärbtes Papier, 2. B. eine Scheibe von 
Cureumapapier auf eine Zinkplatte, so entstehen in kurzer Zeit 
auf derselben zerstreute länglich runde braune Flecken, ‚wie 
wenn an diesen Stellen ein Laugensalz auf das Curcumapapier 
gewirkt hätte, mit wellenförmig gebogenen Umkreisen, die 
zwischen befindlichen Stellen des Curcumapapiers sind unver- 
ändert oder eher ausgebleicht. Auf Scheiben von Lackmus, die 
auf gleiche Weise befeuchtet auf das Zink gelegt werden, zei- 
gensich in ihrer Figur ähnliche rothe Flecken, wie die braunen 
des Curcamapapiers und zwischen denselben ausgebleichte, bei- 
nahe weilse, Stellen, welche beide Arten von Flecken durch 
intensiv blaue Grenzen von einander getrennt sind. Legt man 
diese zweierlei Arten von Papier über einander, so treffen die 
braunen Stellen dies Curcumapapiers mit den ausgebleichten des 
Lackmespapiers und die rothen Flecken des letzteren mit den 
eusgebleichten des Curcumapapiers zusammen. Am Zinke selbst 
zeisen sich Flecken von metallisch glänzendem unverändertem 
und von oxydirtem Zinke, von welchen erstere mit den brau- 
nen Flecken des Curcumapapiers, letztere mit den rothen Flecken 
des Lackmüspapiers zusammenfallen. Ein mit sehr verdünnter 
Salzsäure genäfstes Curcumapapier auf Zink gelegt, verändert 
seine Farbe gar nicht oder doch nur sehr wenig. Ein durch 
sehr verdünnte Kalilauge blafs röthlich gefärbtes Curcumapapier 
hingegen wird, auf Zink gelegt, hellgelb gefleckt und die nicht 
gelb sewordenen Stellen sind höher roth als zuvor und zum 
Theil weils. Sehr blafs durch Salzsäure geröthetes Lackmus- 


—— — — —— 


1 Bemerkungen über die Veränderungen u. s. w. in G. XI. 288. 
tgl, über cinige Schwierigkeiten in Volte’s Theorie G. XXUJ, 598. 


680 i Galvanis mus. 


papier wird blau gefleckt und sehr blais., Wenn man 
. Zinkstange oder Platte ganz in sehr verdünnte Lackmustiı 
eihsenkt, so verliert diese nach längerer Zeit ihre röthliche 1 
wird reiner und blasser blau, und endlich beinahe wasse: 
indem sich aller Farbestoff au das Zink niederschlägt. A: 
Pflanzenaufgüsse, wie von Fernambuck, den getrock 
Blättern der Alsea rosea, von Herbstrosen werden durch 
nach einiger Zeit so verändert, wie durch ein Laugensalz , 
wenn man das ganz gefüllte Gefäls, in welchem das Zink 
befindet, Juftdicht verschliefst. Wenn man in ausgekn| 
destillirtes, durch Quecksilber gesperrtes, Wasser eine 7 
stange aufhängt, so erhält dieses Wasser alkalische Eigen»: 
ten, indem es dann getrocknete Herbstrosentinctur grau í 
Auch BRuenNa TELLI fandt, dafs selbst in hermetisch versc: 
senen Gefälsen mit destillirtem Wasser oft geschütteltes | 
oder Zink sich oxydirt, und das Wasser dabej alkalische E; 
schaften annimmt, die er richtig von gebildetem Ammonia i 
leitet. Quecksilber und Kupfer ertheilten dem Wasser all 
sche Eigenschaften, indem sie sich zugleich oxydirten. 
über dem Wasser befindliche atmosphärische Luft hatte 
nicht merklich verändert. Jiıezn erklärt den Umstand , 
sich in dieser zweiten Reihe von Versuchen keine Spur 
Säure äulsert, daraus, dafs, da aus der Ansicht der gefär 
Papiere die Laugensalsbildung als die überwiegende ersch; 
die in geringer Menge entwickelte Säure in einer Flüssi; 
die allen in ihr enthaltenen Stoffen eine freie Bewegung ges: 
von dem Laugensalze gesättigt werde, und nun blols der Ue 
schufs des letzteren sichtlich reagire. Auch auf dem Pa; 
würde die Reaction der Säure unkenntlich werden, wenn ı 
die Structur desselben der Vermischung und Neutralisation 
der Stoffe gewisse Grenzen setzte. 





Andere Metalle wie Zinn, Blei, bringen mit jenen gef. 
ten Papieren ähnliche Veränderungen, wie das Zink, abe 
geringerem Grade hervor, und überhaupt nehmen die Ve: 
derungen in.der Ordnung ab, in welcher die Metalle in 
Spannungsreihe vom Zinke ausgegangen auf einander folgen, 


dafs schon Gold und Platin ohne alle Wirkung sind, 





1 Gehlon’s J. à. Ch. a. Ph. I, 54. 





Einfacher 681 


Beazruıus stellte ähnliche Versuche an, wozu die Me- 
zdptien zwar rein gescheuert, aber nicht polirt angewandt wur- 
im Auf Zink zeigte sich das mit geistiger Rhabarbertinchur 
;Serbte Papier nach 6 Stunden zusammengerollt und mit klei- 
sn sothen Puncten, von der Farbe‘, wie sie ein Alkali hervor- 
tumet, ia einer kummen Linie bezeichnet, zwischen welchen 
Ge selbe Farbe des Papiers unverändert war; die Zinkplatte 
see sch kaum merklich angelaufen; auf dem Kupfer war das 
Leer überall gleichförmig braun gefärbt. Als es hernach auf 
„a Zinkscheibe gelegt wurde, erhielt es dergleichen noch 
lee kleine Puncte wie oben, und war dazwischen heller, 
»mbhe farblos. Ein in Fernambuktinctur getauchtes Papier 
werke auf der Kopferplatte blau, ein in rothen Kohlenaufgu/s 
szuhtes Papier schön hellgrün. Eine Lackmusscheibe röthete 
u a derselben Zeit auf Zink. Es zeigten sich breite, ge- 
xsinslte, rothe Streifen, zwischen welchen die Farbe des 
Leen unverändert war. Die Grenzen zwischen den gerätheten 
"xi den unveränderten Stellen waren mit einem dunklen Blau 
bezeichnet, unter den gerötheten Streifen des Lackmuspapiers 
vu àe Zinkplatte mit weilsem Oxyde überzogen, auf den Stel- 
ka. weiche dem unveränderten Papiere entsprachen, blank wie 
tzie. Auf der Kupferplatte blieb das Lackmuspapier unver- 
ide, höchstens hatte es hier und da einige sehr wenige dunk- 
e Ficken, unter welchen auch das Kupfer angelaufen war. 

Aa diese Versuche reihe ich nur noch diejenigen über die 

Vernderungen solcher gefärbten Papiere durch die Zusammen- 
Speer zweier heterogener Metalle, die zur Kette mit einander 
rıchlssen sind, an, die nach der streng systematischen Ord- 
ze schon im No. 35. ihren Platz hätten finden sollen, durch 
Ge jetzige Zusammenstellung aber bedeutender werden. Sie 
und gleichfalls von JAsen zuerst bekannt gemacht worden. 

Wenn man auf eine polirte isolirte oder nicht isolirte Zeck, 
Sigi: eine Scheibe von ZLackmuspapier, darüber eine von 
selen, und zu oberst von Curcumapapier bringt, und nun 
«í das Curcumapapier eine Goldmünse legt, und das Zink und 
Cad etwa durch einen Blei- oder andern metallischen Streifen 
æit einander in Verbindung setzt, so entsteht höchstens inner- 
tal einer Minute auf Uem Curcumapapiere ein hoshrotherRand 


1 6. XXVII. 316. 


m 


682 Galvanismus. 


um das Goldstück herum, und die ganze Fläche desselben unter 

der Goldmünze wird erst hochroth, dann weils und völlig farb- 
lps, zugleich entsteht auf dem Lackmuspapiere ein rother, dem 
Goldstücke entsprechender Discus. Legt man umgekehrt das 
das Curcumapapier auf das Zink und das Lackmuspapier unter 
das Gold, so wird ersteres beinahe gar nicht, wenigstens nicht 
in der Mitte gefärbt, .und letzteres bekommt einen weilslich 
blauen Discus, und höchstens an den Ecken einige rothe 
Flecken. Legt man oben und unten Zernambukpapier, so wird 
das obere blau und endlich weils, und das untere höher roth, 
die Fläche des Zinks wird bei diesen Versuchen zusammenhän- 
gend ohne Schlangenlinien und gleichförmig oxydirt. Diese 
Erscheinungen kommen’ noch deutlicher zum Vorschein, wenn 
man zwischen die gefärbten Papiere mehrere Blätter weifses Pa- 
pier einschiebt, wodurch die .beiderseitigen Wirkungen voll- 
ständiger getrennt werden. Ist der feuchte Leiter zwischen 
Gold und Zink von einer grofsen Dicke z. B. ein Cylinder von 
Pappe 6 Zoll hoch, oben und unten mit einer Scheibe von 
Pappe geschlossen und mit destillirtem Wasser gefüllt, so er- ` 
scheint die Röthung des Curcumapapiers unter dem Golde später 
und ist auch weniger stark. Schiebt man zwischen die nassen 
Papiere einer solchen einfachen Kette eine an ihrem Rande voll- 
kommen trockene Zinkplatte ein, so entstehen die oben be- 
schriebenen Wirkungen gedoppelt, und zwar bringt die einge- ` 
schobene Platte auf ihre,obere, dem Golde zugekehrte, Fläche | 
die saure, auf ihre untere die alkalische Färbung hervor , indes ` 
die beiden metallisch mit einander'verbundenen Endplatten sich 
gerade wie in der einfach geschlossenen Kette verhalten. Man 
kann in einer solchen Kette den feuchten Leiter durch mehrere 
eingeschobene Zinkplatten in mehrere Scheiben trennen, und 
dadurch die obigen Wirkungen vervielfachen, wobei man steis 
an den der untersten Zinkplatte zugekehrten unteren Flächen 
der eingeschobenen Zinkplatten die alkalischen und an ihren 
oberen, der Goldmünze zugekehrten, Flächen die saure Färbung 
findet. Schiebt man aber, statt der Zinkplatte, auf dieselbe 
Weise eine Goldmünze ein, so erfolgen jene Veränderungen 
der gefärbten Papiere nicht und die Kette ist gleichsam in eine 
ungeschlössene verwandelt. Andere Metalle, eben so als Zwi- 
schenglieder eingeschoben, scheinen in ihrem Vermögen die 


chemischen Einwirkungen der Goldzinhkette auf die Pflanzen- ` 








Einfacher... 683 


pigmente zu beschränken und endlich ganz zu hemmen, ganz 
der Ordnung der Spannungsreihe zu folgen, so dafs das dem 
Zink am nächsten stehende Zinn das geringste Hemmungsver- 
mögen hat, und daher zunimmt, so wie die Metalle dem nega- 
tiven Ende näher stehen. Hiermit stimmen auch die schon in 
36 angeführten Resultate der Versuche Rırraa’s mit Ketten, 
in welchen der flüssige Leiter durch Metalldrähte unterbrochen 
war, und der chemische Procefs gemäls den veränderten Um- 
ständen unter einer verschiedenen Gestalt auftrat, überein, so 
wie die Versuche, welche H. Davy in seiner Bakcercan 


Lecture, die’ den 8. Jan. 1826 von ihm vorgelesen worden 
wari, bekannt gemacht hat, wobei es nur zu verwundern ist, 
dals ihm die angeführten Versuche so ganz unbekannt geblieben 
seyn konnten. Die beiden trockenen Elektromotoren waren 
Zink und Platin, eingesenkt in zwei abgesonderte Gefälse, deren 
Flüssigkeit, eine Lösung von salpetersaurem Kali, nach der ` 
Reihe durch verschiedene Leiter verbunden wurde, um so die 
galvanische Kette auf der einen Seite zu schliefsen, deren Kreis 
auf der andern durch den Mukiplicator geschlossen war, mit 
dessen Enden jene beiden Elektromotoren zusammenhingen, 
um durch die Bewegung der Magnetnadel den inneren Vorgang 
in der Kette sowohl seiner Art als Intensität nach zu erkennen. 
Ein Bogen von Zink wirkte in diesem Falle kräftiger als ein 
Streifen von nassem Amianth; wurden andere Metalle, wie 
Zion, Eisen, Kupfer, Tellur dem Zinkbogen subgtituirt, so 
nahm die galv. Wirkung in dem Verhältnifs ab, in welchem 
das angewandte Metall weniger oxydabel war, Tellur, welches 
sich am positiven Pole einer Volta’schen Säule nicht oxydirt, 
zerstörte sogar die Wirkung gänzlich, eben so Rhodium, Palla- 
dium, Platin. Dals diese Wirkung keineswegs von einem mit 
dem Leitungsvermögen verknüpften Umstande abhing (?), 
schlielst Davr daraus, dafs Kohle, welche ein sehr unvoll- 
kommener Leiter ist, sich wie ein oxydabeles Metall verhielt, 
und dafs ein sehr feiner Platindräht an dem einen Ende got einem 
kleinen Stückchen eines oxydabeln Metalls versehen (in welchem 
Falle indefs eine kleine Volta’sche ‘Säule aus zwei Elementen 
wirksam war) sich wirksamer verhielt,, wenn dieses Stückchen 
dem negativen Pole gegenüber stand, als wenn der ganze Bo- 





1 Ph. Tr. Year. 1826. S. 888 — 422. 


686 Galvanısmus. 


vermöge welcher er mit einem homogenen feuchten Lei- 
ter beide Pole zugleich gieht,! so lielse sich denken, dals 
von je zwei solcher Silbernadeln ju derjenigen, welche den 
Oxygenpol vorgestellt hatte, eine überwiegende negative Pola- 
rität, und in derjenigen, die als. Hydrogenpol gedient hatte, 
eine überwiegende positive Polarität hervorgerufen worden sey, 
und zwar vorzüglich an den Endspitzen, an welchen der Con- 
flict am lebhaftesten gewesen war, welches Ende dann mit dem 
andern weniger in seiner Polarität gesteigerten Theile der Silber- 
nadel und mit der salpetersauren Silberauflösung eine einfache 
galvanische Kette bilden konnte, womit also zwei neue abgelci- 
tete galvanische Ketten gegeben waren, wovon jede für sich ih- 
ren Hydrogenpol haben und demnach Reductioh des Silbers ge- 
ben mulste, jedoch überwiegend an derjenigen Nadel, in wel- 
cher durch die Einwirkung der Batterie die negative Polarität 
gesteigert worden war, oder die als Oxydationsdraht . gedient 
hatte. Der einzige Umstand, welcher dann noch ımerklärlich 
bleibt, ist, warum jene Reduction nur dann statt fand, wenn 
jene beiden Silbernadeln einander. gegenüber standen, wenn 
gleich nicht metallisch mit einander zur Kette geschlossen, eine 
einzige ‚für sich allein in die Röhre: gesteckt dagegen keine Re- 
duction gab. Ich habe den Versuch selbst einmal mit aller 
Sergfalt wiederholt, jedoch kein positives Resultat erhalten. ı 
Eine andere Classe von Erscheinungen, die hierher gezogen 
werden können, ist die schnelle Zersetzung des \WVasserstofl- 
hyperoxyds bei der Berührung mit dem negativen Erreger des 
Galvanismus. Dals diese Zersetzung nicht auf gewöhnliche 
chemische Weise erfolge, ergiebt sich daraus am deutlichsten, 
dals nicht diejenigen Metalle, welche die grölsere Anziehung 
zum Sauerstoff haben, wie Zink, Eisen, Zinn, Blei u. s. w. 
sondern gerade die edlen Metalle diese Zersetzung so lebhaft 
bewirken?, dafs ferner diese Zersetzung und fast mit Explosion 
erfolgende Entbindung des Sauerstoffgases auch durch metalli- 
sche Hyperoxyde, wie namentlich die des Mangans, Kobalts 
und Bleis, so wie auch die Oxyde der edlen Metalle erfolst, 
wobei die Oxyde, weit entfernt Sauerstoff aufzunehmen, häu- 
fig einen Theil ihres eigenen Sauerstoffs zugleich mit fahren las- 
sen. Da nun gerade alle diese Körper zu den sehr stark ne;ati- 





1 L. Gurum’s Handbuch der theor. Chemie 8. 152, 153. 





Einfacher. ` 687 


væ Erregern gehören, so lielse sich vielleicht aus der starker 
el, Spannung, welche sie mit dem Wasserhyperoxyd eingehen, 
gleichsam aus der nur auf die erste Berührung eingeschränkten 
momentanen Wirkung diese Zersetzung erklären, ohne eine ei- 
eentliche Kettenwirkung anzunehmen, wie wir in den Ketten 
ans thierischen Theilen etwas ähnliches finden werden. Bzcqus- 
ri hat zwar bei dieser Zersetzung einen wirklichen el, Strom 
durch Hülfe des Multiplicators und der Magnetnadel nachge- 
wiesen, den er jedoch als Folge und Wirkung und nicht als. 
Unache der Zersetzung darzustellen sucht. Wenn man aber 
die Art, wie er seine Versuche angestellt hat, genauer prüft, 
so sieht man, dals hierbei auch ganz unabhängig von der: er- 
folsten Zersetzung und gleichsam noch vor derselben .die Be- 
dingungen zu einem el. Strome Statt fanden. Er brachte näm- 
lich das süroxygenirte Wasser in ein Platinlöffelchen,, das mit 
dem einen Ende des Multiplicators verbunden war, und tauchte _ 
non in dasselbe das Platin unter der Form von Platinschwamm, 
wie man ihn durch Zersetzung des Platinsalmiaks erhält, das 
mit dem andern Ende des Multiplicators “verbunden war. Im 
Augenblicke des Eintauchens fand die Zersetzung, aber auch 
der el. Kreislauf statt, wie die Magnetnadel zeigte, und zwar in 
der Richtung vom oxygenirten Wasser zum Schwamme, so dafs 
dieser sich also relativ positiv el. verhielt. Offenbar irrt aber 
Beeqgusazı, wenn er glaubt, dafs das Platin von beiden Seiten 
eine ganz gleiche elektromotorische Wirkung auf das oxygenirte 
Wasser ansübte, und diese Wirkungen sich dennoch im Gleich- 
sewichte halten mülsten; denn der Platinschwamm mulste aus 
drei Ursachen eine abweichende Wirkung von derjenigen des 
Phtinlöfelchens ausüben, einmal weil er später mit der Flüs- 
sigkeit in Berührung kam, indem das Platin des Löffelchens, 
wie wenig es auch seyn mochte, doch etwas durch die Flüs- 
siokeit verändert war, dann aber auch, weil aller Platinschwamm 
eme ganz andere Beschaffenheit der Oberfläche (weniger glatte) 
besitzt, wie das Löffelchen; endlich, weil er im Augenblicke 
des Eintauchens mit einer geringeren Oberfliche mit der Flüs- 
sigkeit in Berührung kam, und darum schon eine wirksame 
zweigliedrige Kette bilden mufste. Dasselbe gilt auch für die 
übrigen Metalle. Nur bei der Art, wie BecQueneu die Oxyde, 





1 Annales de Chemie et Phys. XXVIII. 19. 


\ 


688 Galvanismus. 


namentlich das Silberoxyd, anwendete, lälss sich eine solche 
Art der Kette nicht nachweisen; in diesem Falle ging aber auch 
der el. Strom in einer entgegengesetzten Richtung, nämlich von 
dem Oxyde zum oxygenirten Wasser, und es lielse.sich daraus 
erklären, dafs nun in der That augenblicklich eine Kette von 
zwei Flüssigkeiten, nämlich dem noch nicht desoxydirten Hy- 
peroxyde des Wassers, und dem an dem Platinzängelchen durch 
das in feines Flielspapier gewickelte, von ihm festgehaltene, 
Silberoxyd zersetzten.und zu Wasser reducirten Hyperoxyde 
gebildet wurde, die mit dem an den beiden Enden des Buli- 
plicators befindlichen Platin eine wirksam geschlossene Ketto 
darstellte. | 

42. In jeder wirksamen geschlossenen galvanischen Kette, 
in welcher ein chemischer Procels statt findet, ist die el. Spar- 
nung, welche de nach dem blofsen Schema der Linie an dm 
ander gereihten Körper zeigen, verschwunden, und es oflen- 
baren sich in sofern an ihr keine el. Erscheinungen nach aulseo. 
Jaszr fährt unter seinen Versuchen über die el Aeulfserunges, 
der einfachen Kette 1, welche sich fast alle auf ihren unge- 
schlossenen Zustand beziehen, folgende zwei Versuche an: 
Vers. 28. Von zwei einander metallisch berührenden Plage, 
Zink und Kupfer, ist die eine mit der Erde in Verbindung, die 
andere ladet einen mit ihr homogenen Condensator mit dem Mag 
mum von E., welches er überhaupt durch Berührung mit den 
homogenen Metalle erhalten kann. Versuch 29. Sowohl die 
Zink - als die Kupferplatte ist mit der Erde verbunden, jede theilt 
unerschöpflich einem mit ihr homogenen Condensator ihre ei- 
genthümliche E. mit, diese hat aber eine beträchtlich geringere 
Intensität als im vorigen Versuche. 

Diese beiden Versuche stellen offenbar das Verhältnils de 
offenen und geschlossenen Kette dar; denn wenn im letzteren 
Falle beide Metalle mit dem Erdboden in Verbindung stehen, so 
ist durch diesen und die Leiter: nach demselben die Kette se- 
schlossen. Bei dieser besondern Art der Kettenschliefsung ms; 
noch eine Spur von el. Spannung,ia den Metallen zurückbleiben, 
die sich dem Condensator mittheilt, weil die ableitenden Finger 
zu anvollkommene Leiter sind, um alle E. auszugleichen, die 
in der Berührung jener Metalle erregt wird. Verbindet man 





1 G. XII, 415. 


Einfacher. 699 


aber die beiden Metalle durch einen guten Leiter von hinläng- 

lich grofser Oberfläche, während jene sich nicht in mehreren 

Puncten berühren, als nöthig ist, mit Rücksicht auf ihr gröfse- 

res Leitungsvermögen ? kein grölseres Quantum von Leitung zu 

geben, so wird der Condensator keine Spur von el. Spannung 

annehmen, man mag ihn durch einen, isölirten Draht mit der 

Knpferplatte ‚ dem feuchten Zwischenleiter oder der Zinkplatte 

in Berührung bringen , während man zugleich die geschlossene 

Kette an irgend einem Puncte ableitend berührt, jedoch unter 

der Bedingung, dals die Condensatorplatte und der. verbindende 

Draht mit dem jedesmal berührten Metalle von gleicher Beschaf- 

fenheit sind. Dieses gilt auf gleiche ‚Weise für die Ketten aus 

einem trockenen Erreger und zwei feuchten Erregern, wie man 

z. B. zwei Scheiben von Pappe, deren jede mit einer besonde- 
ren Flüssigkeit getränkt ist und sich berühren, an ihren abge- 
kehrten Flächen mit einer und derselben Metallplatte bewaffnet, 
diese selbst durch einen Metalldraht verbindet und so die Kette 
schlielst, Ale elektrische Thätigkeit, die in der geschlossenen 
‚Kette etwa statt finden möchte und auf deren unleugbares Daseyn 

wir aus anderweitigen Erscheinungen schiefen, ist also gleich- 
sam auf diese selbst eingeschränkt, geht nicht über ihre Grenzen 
hinaus, und kann also nicht in der Anhäufung der einen oder 
andern Art vom E. und der damit gegebenen Spannung, die 
nach Ausgleichung strebt, sondern nur in dieser Ausgleichung 
selbst bestehen. 

43. Die Wärmeentbindung, welche mit der Schlielsun g 
der Kette eintritt, verräth am dentlichsten diesen inneren Con- 
fict, und lälst uns die geheime Natur desselben erkennen. Diese 
\Yärmeentbindung erscheint ‚vorzüglich an den trockenen Er- 
regern, die als Glieder in die Kette eingehen und erreicht einen 
um so höheren Grad, je kleiner .die Masse desjenigen Theiles 
des trockenen Erregen ist, der zur Fortpflanzung der sich in 
der geschlossenen Kette immer erneuemden Thätigkeit dient; 
und je günstiger die Umstände für. den chemischen Procels in 
der Kette sind , je debhafter dieser selbst als galyanisch - chemi- 
scher Procels auftritt. Die beiden Extreme von galvanischen 
Apparaten, durch welche eine bis; zum 'stärksten Weilsglühen 
gehende Wärmeerzeugung auf diese Art hervorgebracht werden 
— l 


1 S. Leiter» , : 
IV, Bd. Ae 


€ 


Fig. 
85. 


r 


690 Galvanısmus, 

kenn, sind einerseits WoLtAsTo®’s: mikrogalvanischer Mepa- 
rat, andererseits Hane’s Calorimotor oder Deflagrator, der aus 
einem einzigen galvanischen Elemente besteht: 

Worzasron! verfertigte sich ursprünglich seinen Apparat 
in seiner kleinsten Dimension aus einem silbernen Fingerhute, 
aus welchem er den Boden herausgenommen ünd dessen beide 
'gegenüberstehende' Wände er dann platt g gedrückt hatte, so dals 
sie nun nur noch etwa Zwei Linien von einander abstanden. 
'Sie hatten unten eine Breite von ungefähr 1 Z; oben von 0,82. 
und 'ihre Höhe betrug nicht über 0,97., daher eine Zinkplatte, 
welche bestimmt war, ih den abgeplatteten Fingerhut kineinge- 
schöben zu ‘werden, nicht ganz eine Gröfse von 0,75 Quadrat: 
zoll haben durfte. Bevor die Zirikplatte hineingeschoben warde, 
Jöthete er an sie einen kleinen Apparat von Drähten fest, wel- 
cher’dazu bestimmt war, den galvanischen Kreis hervorzubrin- 
gen. ‘Darauf versah er die Seitenwände dieser Platte mit Sie- 
gellack, welches zur Befestigung derselben an die inneren Sei- 
ten des Finserhutes diente, und verhinderte, dafs beide Menlle 


Le) 
nicht in unmittelbare metallische Berührung mit einander kə- 


men. An die beiden Ecken des obern Randes des abgeplatteten 
Fingerhutes wurde ein hinlänglich dicker und gehörig gebo- 
ener. Draht mit seinen beiden Enden angelöthet. Er diente s0- 
"wohl als Handhabe für den Apparat, an welcher man denselben 
während des Versuches 'halten konnte, als auch als Gestell, an 
dem sich die von der Zinkplatte ausgehenden Verbindungsdrakt? 
fest machen liefsen. "Dieser leitende Theil des Apparats “bestand 
erstlich aus zwei Platindrähten von Ae Z. Durchmesser, jeder 17. 
lang, und zweitens aus einemandern höchst feinen Verbindungs- 
dralite von Platin. ‘Jene beiden Drähte wurden an zwei ver- 
schiedenen Stellen durch Glaskügelchen so an einander befest; t 
dafs voh jedem das eine Ende mit der Mitte des’ ndern durt 
Glas zusammenhing, und darauf. wurden sie verzinnt, sowotl 
an ihren Enden, um damitan die Zinkplatte und an den zun 
Grif dienenden Silberäraht angelöthet : zu werden, als auch a 
den Thelen, welche in ihrer Mitte parallel neben. einander h- 
gen, und wo der von WotLAsTON zuerst dargestellte höchs 
feine Verbindungsdraht angebracht werden solltet. Woruastos 


Weg 








G. LIV. 1. MN 
2 Ueber die Verfertigungsart solchen Drahtes. S. Th. II. $. 88 


> > 





Einfacher. 601 


brachte dann auf die Puncte, wo der feine Platindraht die vor- 
her genännten dickeren Drähte berühren sollte, ein Atom Sal- 
miak und dann liefs sich das Löthen ohne Schwierigkeit bewerk- 
stelligen, die heiden freien Enden des Drahtes, mit den klei- 
nen Silberknöpfchen an ihnen, vermittelst deren sie straff ange- 
zogen werden, liefsen sich alsdann leicht fortnehmen. Die bei- 
den dickeren Platindrähte müssen einander in der Mitte so nahe 
wie möglich seyn, damit man die Länge des feinen Verbindungs- 
drahtes bis anf Ae ja An eines Zolles herabbringen kann, wovon 
das Gelingen des Versuches wesentlich abhängt. Die Figur 
stellt den Apparat eingetaucht in die Säure LL vor, wie er 
sich aus einem seitwärts und höher liegenden Augenpuncte dar- 
stelt., BCDE ist die vordere Fläche des abgeplatteten Fingerhu- 
tes, in welchen man von oben her bei BC hineinsieht. Den 
besonders gezeichneten Grundrils des obern Randes zeigt noch 
deutlicher die Platte in der Mitte. BAC ist deran dem obern 
Rande angelöthete zum Henkel dienende, Silberdraht und Z A 
stellt die beiden stärkeren Platindrähte vor, von denen der eine 
an die Zinkplatte in Z, der andere an den silbernen Herkel in 
A angeläthet ist; jedes derselben geht durch eines der Glaskü- 
geichen darch, und endigt in dem anderen. Der ganz feine 
Platindraht ist zwischen dem;Glaskügelchen auf den beiden dik- 
kem Plafindrähten angelöthet, und durchschneidet sie senkrecht, 
er ist zu fein, als dafs der feinste im Kupferstiche noch sicht- 
bare Strich nicht viel zu grob wäre, um ihn richtig darzustellen, 
daher man ihn in der Figur nicht sieht. Die Säure,” welche 
Worzssros zu dem Versuche mit diesem Apparate gebraucht, 
besteht aus einem Mals Schwefelsäure und 50: Mals Wasser. 
In diese taucht er den Apparat bis beinahe an den obern Rand 
der Platte hinein, und sogleich glüht der feine Platindraht. 
Zwar bleibt er nicht dauernd glübend, aber doch mehrere Se- 
cunden lang, wenn màn ihn eingetaucht läfst. Ich besitze ei- 
nen ganz ähnlichen Apparat, zu welchem die gegebene Figur 
vollkommen palst, nur dafs dem abgeplatteten silbernen Finger- 
hute gleichsam ein Mantel von Kupfer substituirt ist, und die 
dicken Drähte, zwischen welchen der feine Platindraht sich be- 
findet, von Silber sind. Letzterer ist so fein, dafs er nur 
durch Hülfe einer guten Loupe gesehen wird., In Salzsäure ein- 
getaucht, glüht der Draht im Dunkeln sehrstark roth, und erscheint 
dann von einem meiklichen Durchmesser.” oe nimmt das 
' x 


GO) Galvanismus. 


Glühen schnell ab, und nach 1 oder 2Secunden hört es gänzlıch 
auf. Naehdem ich diesen Apparat einigemal zu verschiedenen 
Zeiten gebraucht hatte, versagte er seinen Dienst, und eine 
nähere Untersuchung belehrte mich, dafs der feine Draht an 
seiner Stelle fehlte. Ob er vielleicht abgeschmolzen worden 
war? Da ich eine gute Länge eines Wollaston’schen, mit S:l- 
ber bedeckten Platindrahtes besitze, so wurde der Schaden nach 
Woruaaron's Anleitung wieder gut gemacht, und der Apparat 
leistet wieder seine Dienste. 

Die grofse Wirksamkeit dieses in seinen Dimensionen CN 
kleinen Apparats hängt wesentlich von folgenden Bedingungen at. 
1. Dals die Silber - oder Rupferplatte eine doppelt so groſse Ober- 
fläche, wie die Zinkplatte hat, und sie in einem geringen Ab- 
stande etwas umgiebt. 2. Dals bei der Schlielsung der Kette 
durch eine Flüssigkeit fast die ganze Oberfläche beider Platten 
mit derselben sehr schnell in Berührung gebracht werden könne. 
3. Dals der feuchte Leiter von einer Beschaffenheit ist, um eine 
vorzügliche galvanische Erregung zu geben, und 4. dals der 
verbindende Platindraht, auf welchen die ganze Thätigkeit der 
geschlossenen Kette sich concentrirt, so aufserordentlich dünn 
und kurz ist. 

Wenn man die Oberfläche der Metalle, die mit dem feud- 
ten Leiter zugleich in Berührung kommen, vergrölsert, so kam 
man auch die Dicke und Länge des Verbindungsdrahtes ver- 
hältnifsmäfsig vergrößsern, und doch noch denselben in da 
stärkste Glühen versetzen. Ein solcher einfacher Elektromotor 
von einer sehr grofsen Oberfläche ist Hınz’s De/lagrator ode 
Calorimotor, dem er diesen Namen wegen seiner grolsen Wirk- 
samkeit, Wärme zu erzeugen, ertheilt hat, statt dessen er abe 
später sich noch mit mehr Vortheil einer besonders dazu einge- 
richteten Volta’sche Säule bediente!. Es lassen sich verschieden 
Einrichtungen ausführen, um einen einfachen Elektromotor vos 
sehr grolser Ausdehnung. zu erhalten. Hane? befestigte 20 Ke- 
pfer und 20 Zinkplatten von ungefähr 19 Quadratzoll Größse seuk- 
recht in einen Rahmen, so dafs die beiderlei Metallflächen einet 
halben Zoll weit von einander standen. Alle Platten von einer-| 
lei Metall waren an einen Streifen gelöthet, so dals alles Metall 





1 Vgl. Berzelius Jahresbericht Dt. Jahrgg, S. 19. | 
2 ıSchweigg. Journ. XXVI. 913, 


gg | 








. Einfacher. 693 


von einer Art eine fortlaufende (communicirende) Fläche aus- 
machte. Wenn die auf diese Weise vorgerichtete Kupfer - und 
Zinkfläiche dann mit einem verbindenden Drehte versehen wurde, 
der den Kreis schlofs, und das Ganze in einem nicht beidepden 
Gefälse in eine Säure oder essigsaure Auflösung von Kochsalz 
eingetaucht wurde, so ward der Draht glühbend, und das Was- 
serstoffgas, das sich entwickelte, entzündete sich und gab eine 
schöne, wellenförmige Flamme. Wurden dagegen, statt die 
Platten auf diese Art abwechseln zu lassen, alle Zinkplatten auf 
die eine und alle Kupferplatten auf die andereSeite desRahmens 
gebracht, so war die Wirkung aller nicht gröfseg wie die eines 
einzigen Plattenpaass. Noch besser und in einem kleineren 
Raume wird der Zweck, die Platten mit der grölstmöglichen 
Oberlläche einander so nahe wie möglich zu bringen und den 
Zwischenraum der Schicht des flüssigen Leiters soviel wie mög- 
lich zu reduciren erreicht, wenn man sie in zwei concentrische 
Windangen oder Spiralen gebracht, anwendet. Der verbin- 
dende Eisendraht kam noch in das stärkste Glühen, wenn er 
anch eine Dicke von E Zoll hatte und Platindraht von einem 
Durchmesser von No. 18 wurde geschmolzen. Die aufseror- ` 
dentliche Wirksamkeit dieses Apparats zeigte sich auch da- 
durch, dafs durch den glühenden Eisendraht ein fixes Laugen- 
salz augenblicklich zersetat werden konnte. Denn wenn der 
verbindende Eisendraht während des Glühens mit Kalihydrat 
in Verbindung gesetzt wurde, so zeigte sich sogleich durch eine 
sosenfarbene Flamme die Verflüchtigung des Kaliums. Hanz 
nahm als erregende Flüssigkeit gewöhnlich ein Gemisch von 1 
Theil Schwefelsäure mit 2 Theilen Kochsalz und 7 Theilen 
Wasser, aber zu seinem Erstaunen erhielt er mit einer durch 
den Geschmack kaum zu erkennenden alkalischen Lösung bei- 
nahe Weifsglühhitze, und ihm zufolge übertraf eine stärkere 
alkalische Lauge alle übrige Flüssigkeiten. 

Den grölsten Deflagrator von ähnlicher Art brachte Car 
Daty in Anwendung!. Seine Platten hatten eine Länge von 
P und eine Breite von 3 8” folglich von beiden Seiten 32 Qua- - 
dratfuls, die Zahl der Zinkplatten war 16 und die der Kupfer- 
platten 32, indem jede Zinkplatte von zwei Kupferplatten um- 
geben war (sie hingen an einem Rahmen, der durch Seile und 





— 


L G. Lil. 353. 


j 


`a 


E | Galvanısmus. 


-Rollen mit leichter Mühe niedergelassen werdenkonnte wnd wor- | 


“den in Tröge von gut überfirnifstem Holze eingetaucht). Um nun 
diese Volta? sche Batterie, die ans 16 Abwechselungen bestand, 
in ein einziges Plattenpaar oder in ein einfaches Säulenelement zu 
verwandeln, zerschnitt Cannes die Bleistreifen, durch wel- 
che die Zinkplatten mit den Kupferplatten in jedem der einzel- 
nen Elektromotoren verbunden waren, und verband alle Zink- 
platten durch Bleistreifen so mit einander, dafs sie eine einzige 
Platte von 21><32==672 Quadratfuls Oberfläche vorstellten; 
dieselbe Anordnung traf er mit allen Kupferplatten, deren Ober- 
"fläche also, wie in dem kleinen Wollaston’schen Elektromotor 
doppelt so grofs war, wie die Zinkoberfläche. Diese beiden 
ungeheuern Metallflächen wurden nun auf gleiche Art, wie bei 
dem Wollaston’schen Apparate durch einen feinen Platindraht 
von Adeg Z. Durchmesser und A Z. Länge verbunden. So zu- 
gerichtet wurde dieser einfache Elektromotor in jenen Trögen 


in die Flüssigkeit, die aus 50 Theilen Wasser, $ Theilen Sal- ` 


petersäure und 4 Theilen’‘$chwefelsäure bestand, heruntergelassen, 
es war.aber nicht die geringste Spur von Glühen des kleinen 


verbindenden Platindrahtes zt bemerken. WorcAsrtox schreibt ` 


diesen Erfolg der zu grolsen Dünne des Drahtes zu, indem der 


erkältende Einflufs der umgebenden Luft das hauptsächlichste 
Hindernifs des Glühens ist, bei einem dickeren Drahte aber die- 








ser Einflufs verhältnifsmälsig geringer ist gegen die Menge der 


durchgeleiteten E. und det davon abhängigen Erwärmung, ine | 


dem diese im Verhältnils der Masse steht, wie Davr’s Ver- 
suche für die Durchleitung der galvanischen E. aufser allen Zwei- 
fel gesetzt habent, folglich bei solchen cylindrischen Metall- 
drähten wie das Quadrat des Dürchmessers wächst, wogegen die 
Abkühlung nur auf die Oberfläche wirkt, und folglich wie diese 
nur im einfachen Verhältnisse des Durchmesser zunimmt. Sollte 
aber der Grund dieser auffallenden Erscheinung nicht vielmehr 
in einer zu starken Wirkung einer zu grolsen Quantität von È. 
liegen, durch welche der Draht gleichsam zerstört, d. h. in 
Dampf verwandelt wurde, gerada so wie zu heftige Entladun- 
gen grofser Batterien einen dünnen Eisendraht nicht zum Glühen 
oder zum Schmelzen zu vielen glühenden Kügelchen bringen 
können, weil sie ihn augenblicklich in Dampf verwandeln? 


1 s. Leite. 





Einfacher - 695 


Wenigstens sieht man durchaus nicht ein, warum eine auch nur 
gleiche Quantität von E. durch den feinen Platindraht vermöge 
dieses ungeheuern Elektromotors hindurch getrieben, wie ver- 
möge des \Vollaston’schen mikrogalyanischen Apparats nicht die- 
selbe Wirkung bei aller äufsern Erkältung hervorbringen sollte ; 
und eine kleinere Quantität im ersteren Falle anzunehmen, würde 
eine wahre Ungereimtheit seyn. 

Wir haben oben Hanx's Vorschlag zur Verfertigung eines 
solchen einfachen Elektromotors aus spiralförmig auf einander 
serollten Platten erwähnt, wodurch besonders der Vortheil er- 
seicht wird, in dem kleinstmöglichen Raume und also mit dem 
geringsten Aufwande des flüssigen Leiters die möglichst grolse 
Berührungsfläche der Metallplatten mit letzterem zu erhalten. 
Eine zweckmäfsige Einrichtung dieser Art ist der nach der An- 
gabe des Ingenieur - Obristlieutenants Orreauaus angegebene $, 
Die punctirte Linie stellt die Platte von dünnem Messingbleche ei 
dar, welche 4,6 Meter (ungefähr 15 Fuls) lang und 0,41 (un- 
gefähr 1,3 Fuls) breit ist, und mit ihrem einen Ende an den 
hölzernen Stab C angenagelt ist, welcher der Spirale zum Kern 
dient. Die ausgezogene Spirale stellt die eben so breite, aber 
nur 3,73 Meter (etwas über 12 Fuls) lange Tafel gewalzten 
Zink vor. Beide werden durch zwei Gitter, verlertigt aus Wei- 
denstäben, die 2,25 Lin. von einander absteben, und aus ge- 
meinem Bindfaden, aufser Berührung mit einander gehalten. 
Auf die Messingtafel wird, nachdem sie an dem hölzernen Stabe 
befestigt ist, das eine Gitter, auf dieses die Zinktafel und auf 
sie das zweite Gitter gelegt, dann alles zusammengerollt, was 
sich ohne Schwierigkeit bewerkstelligen läfst, die Rolle hin- 
Ianglich mit einer Hanfschnur umwickelt und in den sylindri- 
schen hölzernen Trog DD, welcher mjt säuerlichem Wasser 
gefüllt ist, und nur einen Durchmesser von 13,5 Zoll hat, ge- 
setzt. An den Enden der beiden Platten sind Drahtarme, an 
welchen man mittelst des Drahtstabes AB schlielst. Dieser 
Apparat soll nun zwar das Wasser nicht zersetzen, auch keine 
andere chemische Wirkung zeigen, aber den 5 Millimeter 
Q,5Lin.) dicken Schlielsungsdraht merklich warm machen, und 
einen 4 Millimeter dicken Platindraht, dessen Länge nicht näber 
angegeben ist, den man zwischen die beiden Platten spannt 





1 &. LXIX. 198. ` 


696 Galvanigmus. 


zum Rothglühen bringen. ‚Ohne Zweifel würde dieser Apparat 
eine noch viel gröfsere‘ Wirküng hervorbringen, wenn die 
Zinkplatte, wie in dem Wollaston’schen Apparate, von einer 
doppelten Messingplatte umschlossen wäre (vergl. 34.) und man 
würde dieselbe Wirkung bei unveränderter Messingplatte erhal- 
ten, wenn man auch eine 6—8 mal schmälere Zinkplatte, wie 
die Messingplatten, in Anwendung brächte. Dafs ein solches 
Plattenpaar gar keine chemische Wirkung gebe, hat indels nur 
seine Richtigkeit für eine Gasentbindungsröhre, in welche man 


' von den beiden Metallplatten aus, auch wenn sie nur durch ` 


den feinsten Metalldraht noch aufserdem verbunden wären, 
Drähte hineingehen liefse, denn in der Flüssigkeit selbst, in 
welche ein solcher einfacher Elektromotor eingetaucht wird, fin- 
det allerdings ein sehr lebhafter Oxydationsprocels, an der Ober- 
fläche des Zinks und Entbindung von Wasserstoffgas an der 
Oberfläche des Messings statt, und das Totalquantum dieses 
Processes steht, wie sich von selbst versteht, mit der Grölse 
der Oberfläche selbst im Verhältnisse. 

In Rücksicht auf den Umstand, dafs das Glühen des Ver- ` 
bindungsdrahtes zwischen den beiden Platten eines solchen 
Deflagrators aufhört, wenn die saure Flüssigkeit einige Augen- 
blicke gewirkt hat, und dafs dieses Entglühen durch denselben 
Apparat nicht wieder hervor zu bringen ist, bevor er aus der 
erregenden Flüssigkeit eine Zeitlang entfernt worden, hat Ha- | 
ne $ die interessante Erfahrung gemacht, dafs diese Wieder- 
erlangung der glühendmachenden Kraft nicht statt findet, wenn 
nach der Entfernung aus der Säure das Plattenpaar umgeben ist 
von Hydrogengas, von Salpetergas, oder von kohlensaurem 
Gas, dafs dasselbe aber umgeben von Chlorgas oder Oxygengas 
seine Kraft ungefähr in derselben Zeit erlangt, als wenn es der 
atmosphärischen Luft ausgesetzt ist. ScuWwkıseER meint, die- 
ser Erfolg beruhe vorzüglich auf der Auflösung des an der nega 
tiven Metallfläche reducirten positiven Metalls, daher er auch 
das unter sonst geeigneten Umständen gleichfalls durch Salmiak- 
wasser zu bewirkende Glühen länger fortdauern gesehen habe, 
als durch saure Flüssigkeiten, indem dabei das frei werdende 
und auf das Kupfer wirkende Ammoniak von günstigen Ein- 
flusse sey, 


1 Schweigg. Journ. N. R. XIII. 87. 








, / 
-Eıinfacher. 697 - 


44. Eine fernere höchst merkwürdige Erscheinung, die mit 
der Schliefsung der Kette gegeben ist, und während ihres Ge- 
schlosseuseyns fortdauert, ist die eigenthümliche Form von 
magnetischer Thätigkeit, die in den festen Erregern und insbe- 
sondere in dem Schlielsungsdrahte hervorbricht, welcher in den 
Ketten aus zwei festen Erregern und einem flüssigen die beiden 
ersteren, und in den Ketten ans einem festen und zwei i flüssigen Er- 
regern diehomogenenMetallplatten, durch welche die Flüssigkeiten 
armirt sind, mit einander verbindet, vollends zum Kreise schlielst. 
Indefs ist dieser höchst wichtige Theil der Lehre vom Galvanis- 
mus schon unter dem besondern Artikel des Elektromagnetis- 
mus1 ausführlich abgehandelt und ich füge daher nur noch ei- 
niges nachträglich hinzu, was mit der Theorie des Galvanısmus 
in näherer Verbindung steht. Als Resultat der vielen über die- 
sen Gegenstand gemachten Beobachtungen mag zuvörderst hier 
hervorgehoben werden, dals alle diejenigen Umstände; welche 
der Wärmeentbindung An dem Schliefsungsdrahte durch die 
Thätigkeit der geschlossenen galvanischen Kette günstig sind, 
ìn gleichem Verhältnisse die Intensität der magnetischen Thätig- 
keit verstärken, mit Ausnahme der besonderen Verhältnisse des 
Verbindungsdrahtes selbst, welche allerdings nach andern Ge- 
setzen die Verstärkung der magnetischen Wirksamkeit, wie 
diejenige der Wärmeentbindung bestimmen, in so fern näm- 
lich die Vergrölserung der Dimensionen des Verbindungs- 
drahtes sowohl der Dicke als der Länge nach und insbesondere 
unter der Form des Multiplicators die magnetische Thätigkeit 
nach anlsen verstärken, während eben damit die Wärmeerzeu- 
gung abnimmt. Doch darf man daraus nicht schlielsen, dals. 
diese beiden Wirkungen der galvanischen Thätigkeit etwa in _ 
dem Sinne im umgekehrten Verhältnisse mit einander ständen, 
dafs die eine gleichsam an die Stelle der andern träte, denn 
vielmehr erhellet namentlich aus Davy’s Versuchen 2, dafs so- 
weit durch Vergröfserung der Oberfläche des einfachen Elektro- 
motors die Hitze in dem Leitungsdrahte noch zunahm, auch 
seine magnetische Wirksamkeit nach aulsen noch wuchs, und 
dünner Platindraht, der durch drei Batterieen so heftig glühend 
gemacht wurde, dafs er nahe am Schmelzen war, ‚zeigte die 





1 Th. IH. Late Abth. S. 473 — 647. 
2 G. 1822. Uu. 28. 


\ 
0998 ` Galvanismus. 


stärksten ‚magnetischen Wirkungen ` indem er Stahlnadeln aus 


einer bedeutenden Entfernung anzog. 


Aus dem Artikel iiber den Elektromagnetismas und aus 

Nr. 17. dieses Artikels hat man bereits’ ersehen, wie die Magnet- 
nadel dürch Hülfe, des Multiplicators vorzüglich geeignet ist, 
die schwächsten Grade der galvanischen Thätigkeit einer ge- 
schlossenen Kette, oder den leisesten ell Strom, der iw dersel- 
ben statt findet1, quantitativ und qualitativ (nach Stärke und 
Richtung) durch die Gröfse und Art ihrer Abweichung zu offen- 
baren. Der Einflufs aller Bedingungen und jeder, auch der 
kleinsten, Modificationen derselben auf die galvanische Action 
in der geschlossenen Kette kann- also durch diese Experimente 
am leichtesten erkannt werden. Manche sonderbare Erschei- 
nungen. haben sich bei diesen Versuchen ergeben, die vorzüg- 
lich zum Prüfstein der verschiedenen Theorien des Galvanismus 
benutzt werden können. Dahin gehören namentlich die von 
mehreren Physikern angestellten Versuche über die galvanische 
Wirksamkeit einer zweigliedrigen Kette unter ‚besondern Um- 
ständen, welche einem homogenen Metalle, das in zwei Stücken 
angewandt wird, den Werth zweier heterogener Metalle ver- 
schaffen. Die erste Beobachtung dieser Art machte Orrsten? 
Er fand nämlich, dafs wenn man zwei gleiche Zinkbleche nimmt, 
die mit den Enden eines Multiplicators verbunden sind, das 
eine aber früher in die Flüssigkeit, durch welche der Kreis ge- 
schlossen wird, hineintaucht, das zuletzt eingetauchte sich wie 
Kupfer verhalte, wenn das zuerst eingetauchte als Zink betrach- 
tet wird, oder nach der Vorstellungsart eines einfachen el. 
‚Stromes in einer geschlossenen wirksamen galvanischen Kette 
die Strömung von dem zuletzt eingetauchten nach dem früher 
eingetauchten gehe. v. Yerım ? hat ähnliche Versuche ange- 
stellt und mannigfaltig abgeändert. Nach ihm zeigt sich diese 
Wirksamkeit auch ohne Hülfe des Multiplicators. Giebt man 
Eig. „nämlich dem einen Metalle die in der Zeichnung ausgedrückte 
"Form, so dals von den beiden Enden des Bogens i in der einen 
Form das hintere Ende, in der andern das vordere Ende das 


1 8. Theorie, 
2 Schweigg. N. R., III. 163. 
3 G. LXIII. 365. 








Einfacher. 699 


lingere sey, setzt den 4 bis 5 Lin. breiten und A Lin. dickeng;, 
Bogen auf einen Träger, und hängt dann mittelst eines Hakans 88. 
ie an einem Spinnenfaden schwebende feine Magnetnadel zwi- 
schen beide Arme des Bogens, deren Abstand mn so wenig als 
möglich betragen darf, und führt dann von unten nach oben 
ein mit einer Säure oder Salzauflösung gefülltes Cylinder - Gläs- 
chen dergestalt an den herabhängenden Enden des Bogens her- 
auf, dals zuerst das eine, sodann das andere dieser Enden ein- 
getaucht und nals gemacht wird, so weicht der Nordpol der 
Masnetnadel mehr oder minder nach Ost oder West aus und 
es geben dabei die entgegengesetzten Stellungen der Bogen 
auch entgegengesetzte Resultate, wenn das geschlossene Ende 
des Bogens einmal gegen N., das anderemal gegen $,; und eben 
so das zuerst eingetauchte Ende das einemal das hintere oder 
nach $., das anderemal das vordere oder nach N. gekehrte ist, 
und zwar verhält sich nach v. Yeıım’s Aussage das zuerst ein- 
getanchte Metall als das relativ mehr positive, das zuletzt ein- 
getauchte als das relativ mehr negative. So verhielt sich in sei- 
nen Versuchen das Zinn in Salzsäure, Ammoniak, Natron und ~ 
Sılmiakauflösung, in Kalilauge dagegen gerade auf die umge- 
kehrte Weise. Nicht alle Metalle zeigten indefs dasselbe Ver- 
halten, und zwar scheinen nach der dariiber mitgetheilten, eine 
grolse Zahl von Metallen umfassenden, Tabelle, die mehr 
elekmonegativen Metalle, wie Platin, Gold, Silber, gerade das 
entgegengesetzte Verhalten zu beobachten, doch nur in Bezie- 
hung auf die Salzsäure, da mit andern Flüssigkeiten dag Ver- 
halten mehr gleichartig ist, insbesondere mit der concentrirten 
Salpetersäure. Es scheinen jedoch noch viele andere Umstände, 
die nicht immer genau zu bestimmen sind, auf die Art, wie 
sich zwei solche Platten eines und desselben Metalls, die nach 
einander in eine Flüssigkeit eingetaucht werden, gegen einan- 
der verhalten, ihren Einfluls zu äufsern, und da diese Umstände 
sich während des Versuchs oft schnell ändern Kinnen, so er- 
klärt sich hieraus das oft so auffallende Schwanken der Magnet- 
madel, das Uebergehen der westlichen in die östliche Abwei- 
chung und umgekehrt während der Dauer des Versuchs. Ma- 
LES schon oben Nr. 72. mitgetheilte Erfahrungen über den 
Einfufs verschiedener Umstände auf die Abänderung des elek- 
tomotorischen Charakters eines und desselben Metalls” machen 
siche Erseheinungen begreiflicher. Uebrigens bestätigte auch 


U 


700 Galvanısmus. 


Muartanını 1, dafs von zwei sonst vollkommen gleichen Zink- 
platten die zuletzt nach einem Zwischenraume von einer Mi- 
nute in eine Auflösung von Kochsalz eingetauchte sich negativ 
verhalte. Dasselbe finde er auch beim Blei, Eisen und Zinn, 
jedoch in einem viel schwächeren Grade, dagegen nahm er bein 
Messing, Kupfer, Silber, Gold, Platin und Graphit keine ähn- 
liche Wirkung wahr. Berzeuıus hält die Ursachen dieser Er- 
scheinungen für ganz einfach 2. Der zuerst eingetauchte Theil, 
meint er, werde von der Flüssigkeit angegriffen, und büfse die 
Glätte der Oberfläche ein; aber glatte Flächen werden weniger 
leicht angegriffen als rauhe, oder vorher angegriffene, weswe- 
gen dieser Umstand so wirkt, als bestände das zuletzt einge- 
tauchte Ende aus einem mehr elektronegativen d. h. weniger 
leicht 'auflöslichen Metalle, welche Wirkung noch durch den 
erresten el. Strom unterstützt werde und eine Weile fortdauere. 
Diese Erklärung reicht indefs nicht hin, um das entgegenge- 
setzte Verhalten in einer Kalilauge und in concentrirter Salpeter- 
säure begreiflich zu machen, es wäre dann, dals man annähme, 
dafs hiereine andere Ursache in entgegengesetztem Sinne wirke, 
welche den Einflufs der ersten Ursache gänzlich aufhöbe und 
selbst noch einen Ueberschufs von Wirkung gäbe. Allerdinss 
lielse ‘sich die stark oxydirende Wirkung der Salpetersäure auf 
die Metalle und die gleichfalls das Zinn und Zink stark angrei- 
fende Wirkung einer Kalilauge zur Erklärung gebrauchen, da 
die Oxydation die Tendenz hat, ein Metall mehr elektronegativ 
zu machen. v. Yzrıw machte die merkwürdige Erfahrung, &ıls 
von zwei Zinkstäbchen dasjenige, welches m concentrirte Salz- 
säure zuletzt eingetaucht worden war und sich also als das relativ 
mehr positive verhielt, diese Eigenschaft geraume Zeit beibe- 
‚hielt, auch wenn man in nachfolgenden Versuchen das andere 
Zinkstückchen später eintauchte, sie auch nicht durch Abwa- 
schen und Abtrocknen verlor, dafs sich aber ähnliche Zink- 
stäbchen in eine Kalilauge eingetaucht anders verhielten. Wurde 
nämlich das eine Zinkstäbchen, welches mit dem Nordende des 
Multiplicators in Verbindung stand, zuerst, und dann erst das 
mit dem Südende verbundene Zinkstäbchen eingetaucht, so 
wich die Nadel gerade wie in dem Versuche mit der Salzsäure 
I 
1 Sehweigg. N. R. XTX. 43. 
2 Vierter Jahresbericht a 22, 


Einfacher. 704 


ab, so dafs das zweite Stäbchen die Rolle des positiven Metalls 
spielte. Es behielt aber diese Eigenschaft nicht permanent bei, 
sondem wenn die beiden Stäbchen. wieder herausgesommen 
wurden und dann das am Südende hängende Stäbchen, zuletzt 
eingetancht wurde, so hätte dieses vielmehr nun die positive 
Rolle übernommen, und das früher positive verhielt sich als das 
negative Glied. Dieses sp merkwürdig verschiedene Verhalten 
läfst sich nach der Hypothese von Berzerıus ‚nicht leicht er- 
klären. Es bedarf kaum der Erinnerung, dals in allen diesen 
Versuchen dasjenige Metall, welches. zuerst eingetaucht ist, im 
Augenblicke der Schliefsung der Kette, die schon mit der er- 
sten Berübrung der Flüssigkeit durch den andern Schenkel statt 
findet, mit einer grölseren Oberfläche wirkt, und dafs sich also 
stets der Einfluls einer salchen zweigliedrigen Kette, wie sie 
Nr. 39. beschrieben worden ist, auf die Bendmmung des. Erfolgs 
mit einmischt. 

Andere hierher gehörige Versuche, , die von VAN Bercx i in 
Utrecht 1, Fonsvemans ?, Pont, 2. angestellt worden sind, 
werden in dem theoretischen Theile, wo von dem Verhalten. des 
el. Stromes näher die. Rede seyn wird, passender ihre Stellen 
finden. 

46. Die bisher aufgezählten Hauptelassen von Erscheinung 
gen betreffen diejenigen Ketten, deren Glieder bloſs aus der 
unorganischen Natur abstammen. Sind aber diese Glieder Ket- 
ten aus den organischen Reihen, oder Theile derselben, in 
welchen die dieser Classe eigenthümlichen Kräfte thätig seyn 
können, so zeigen sich zugleich Reactionen dieser Kräfte, die 
wir mit dem allgemeinen Namen der Lebenskraft bezeichnen 
wollen, und die Form des galvanischen Processes wird in dije- 
sen Thelen wesentlich durch die Concnrrenz dieser Kräfte, mit 
bestimmt und modificirt, Man kann , «la das allgemeinste Ver- 
hältnifs der Lebenskräfte mit äulseren Potenzen, ` durch welches 
sie zur Thätigkeit aufgeregt werden, unter den Begriff eines 
Reizverhältnisses gebracht wird, die galvanische Action in ei- 
ner geschlossenen Kette, in welche mit Lebenskraft begabte 
Theile als Glieder eingehen, eben darum den galvanischen 





LG LXXIU. 438. 
2 Kastner’s Archiv I. 24. l 
3 Der Procefs der galv. Kette S. 1f. 


702 . © Galvanismus. 


Reizpröce/s nennen. In der ersten Epoche des Galvanısmı 
bis zug Entdeckung der Säule wurden die galvanischen Ver 
suche fast ausschlielslich mit solchen Ketten angestellt, und da 
dutch eine Menge von. interessanten Thatsachen gewonnen, d 
zur Aufklärung der damals noch so verborgenen Natur des sa 
‘genannten galvanisohen Agens wesentlich beitrugen. Wen 
nun’ gleich diese T’hatsachen nunmehr von einem geringere 
Interesse zu seyn ‚scheinen, nachdem die Volta’sche Säule as 
‘eine so :überrasohende Weise ein so helles Licht über dieses Ge 
"hiet "gon Erscheinungen: verbreitet hat, so verdienen sie dod 
‘schön der Vollständigkeit wegeh hier noch berücksichtigt z 
verden, aber auch darum, weil sich gerade in diesen Erschei 
gungen‘ die leisesten Nüuncen und Abänderungen in der galv 
nischen Thätigkeit.und dem galvanischen: Verhältnisse der Kör 
iper gegen einander noch sicherer verrathen, als wohl in jede 
andeten der bisher abgehandelten Erscheinungen, wie sie dam 
ach schon eben zur Bestimmung der Spannungsreihe der Er 
reger des Galvanismus sux Hülfe genommen worden sind. Av 
fser den für die Lehre vom Galvanismus wichtigen Resultaten 
‘die aus diesen-Versuchen gezogen werden .können, lieferten sz 
auch interessante Ergebnisse für die Lehre von der Lebenskröi 
-selbst -diè ich aber hier nur sehr kurz berühren werde, da sè 
nicht sowohl in die allgemeine Physik, als vielmehr in di- 
besondere Physik der organisirten, mit. Lebenskraft begabten. 
Körper, die Physiologie gehören. 

Diese Versuche sind am häufigsten mit präparirten Frosch- 
scherrkeln angestellt werden, deren Zubereitung zu diesen Ver- 
suchen bereits oben Nr. 15. näher angegeben worden ist. Das 
Eintreten- oder die Abwesenheit der Zusammenziehungen, die 
Art, Stärke und Dauer derselben, verrathen den geheimen Pro- 
cels, der gleichsam. aus der Kette in .dieser sichtbaren Bewe- 
sung nach aulsen hervorbricht. Es sind aber hierbei stets zwei 
Factoren, welche das Product bestimmen, nämlich einerseits de 
Stärke und Art des Reizes, welcher. von der hierbei statt fiv- 
denden, im engeren Sinne galvanischen, Action der Ketten- 
glieder auf einander abhängt und die Stärke und Art der Erres- 
barbeit selbst. Wären die mannigfaltigen Modificationen der 
Erregbarkeit in dieser doppelten Rücksicht an und für sich und 
unabhängig von galvanischen Versuchen durch gewisse äulsere 
Merkmale und Erscheinungen erkennbar, so würden sioh diese 














Einfacher. 703 


Vesuche ganz dazu eignen, die Bedingungen, von welchen 

de mannigfaltigen Bestimmungen der gelvanischen Action in 
geschlossenen Ketten abhängen, festzusetzen, indem wir. dann 
mit Sicherheit aus zwei bekannten Größen, nämlich der Bews- 
gug als dem Products und der Reizbarkeit als dem. einen 
fator die dritte, die.mit ihnen in einer Gleichung verknüpft 
ist, nämlich die galvanische Action; - die als. Reiz den andern 
Factor bildet, bestimmen könnten. Daran fehlt -aber sehr viel, 
und eben darum istimmer sehr grofse Vorsicht in. den Schlüs- 
sa, welche wir ans. diesen Versuchen: auf dje. nähere Natur 
der galvanischen Action ‚selbst machen, erforderlich, und,mir 
selbst, der ich seit mehr:als dreilsig Jahren: viele Taysande 
soicher Versuche angestellt habe, sind -Anömalien.hierbei vor- 
gekommen, von denen ieh bis jetzt noch Aicht vollständige Re- 
chenschaft geben kann. Dals indessen diese Versuche ihrer- 
seits wieder am meisten dazu geeignet sind, über die verschie- 
denen Modificationen der Erregbarkeit Aufschluls zu geben, 
leuchtet ein, da wir die Verschiedenheit der galvanischen 
Action in verschiedenen Ketten auch noch durch andere Hülfs- 
mittel zu bestimmen im Stande sind, und folglich das seiner 
Quantität und Qualität nach verschiedene Product bei Gleich- 
heit des einen Factors, nämlich der Kette als solcher, auf eine 
Verschiedenheit des andern Factors hinweiset. . 

Rırrznt hat zwei Hauptclassen solcher Reizversuche un- 
terschieden, wovon er die eine ächte, die andere pseudogal- 
vanische Versuche ‚genannt hat. Zu ersteren rechnet er alle 
diejenigen, welche von. Betten abhängen, denen der allgemeine 
Character der wirksamen galv. Ketten zukommt, dals nämlich 
die mit der Schlielsung der Kette eintretende Action während 
des Geschlossenseyns der Kette fortdauert; letztere sollen von 
Ketten abhängen, bei welchen zwar im Augenblicke der Schlie- 
kung und Trennung eine Action eintritt, die als Reiz auf die 
Nerven wirkt, während des Geschlossenseyns der Kette selbst 
der ein Ruhestand oder Gleichgewicht erfolgt, und mit dem 
Aufhören der eigentlich galvanischen Action auch jede fernere 
Reizung aufhört. Diese sogenannten pseudogalyanischen Ver- 
suche sollen mit einigen anomalen Versuchen auch hier beson- 
ders betrachtet werden, da ihre Deutung für. die Theorie des 

` . = ” 


1 Gehl. J. YI 431. ` dÉ 


704 | Galvanısmus. 


Galvanismus nicht ohne Interesse ist. Zuerst wenden wir uns 
aber zu den ächten Reizversuchen, 

:47. Man kann bei. denselben folgende Arten von Ketten 
wmterscheiden: ‘a. golehe in welohe blols thierische Theile als 
Kettentlieder eingehen, b. solche, in: welshen aufser diesen noch 
andere Erreger und Leiter des Galvanismus- coneurriren. Letz- 
tere' zerfallen dann wieder in drei Hauptolassen: 1. in solche, wo 
die hinzukominenden- Körper blofs Erreger der zweiten Classe 
sind, 2. solche, wo trockene Erreger; 3. solahe, wo troakene und 
noch: anderweitige feuchte Erreger neben den thierischen 
Theilen in die Kette mit. aufgenommen werden, Die befolgie 
Ordnung ist zugleich diejenige, in:weleher die Ketten. in Rück- 
sicht auf die-Stärke der 'von ihnen. abhängigen galvanisäben Ac- 
tion und des dadurch bewirktem Reides zundhuend enf einar 
der folgen. , 
-= Wie schon oben in der Geschichte des Galvanismus be- 
merkt worden, wurde in der ersten Epoche desselben ein leb- 
hafter Streit darüber geführt, ob auch Ketten aus blofs thieri- 
schen Theilen durch eine im engern Sinne galvanische Action 
ohne eine etwa dabei statt findende anderweitige, insbesonder 
mechanische, Reizung wirksam seyeh. Dieser Streit ist jetzt 
längst geschlichtet ünd darch eine Menge von Versuchen sett 
verschiedener Experimentätoren die galvanische Wirksamkeit 
solcher Ketten aufser allen Zweifel gesetzt. Insbesondere hat v. 
Humsoıor versöhiedene solcher Versuche beschrieben!. Sie 
gelingen indefs 'nur’in’ dem Zustande höchster Erregbarkeit bei 
an sich schon sehr reizbaren grolsen Individuen in den Som- 
mermonaten , "oder wenn diese aus-dem Winterschlaf erweckt 
werden, und die Zubereitung schnell vorgenommen wird, nie- 
mals aber bei kleineten’ Individuen, in den Herbstmonaten nach 
geschehener Begattung. v. HumsoLnr'erhielt in den günstigen 
Fällen Zuckungen:'a. wenn der Frosch so zubereitet war, dals 
der Rumpf mit den hintern Extremitäten blots durch die Craral- 
nerven (eigentlich Ischiadneiven) zusammenhing g, und bloſs in 
einer horizontalen Fläche die Froschschenkel gegen das Ende 
der obern Extremitäten geschoben wurden; b. gleichfalls er- 
folgte sie heftig ? als die von ihrer Haut entblöfsten Lenden mit 


1 Vers. über die goreizte Muskel- und Neryenfager I. S. 38. 





..Binfacher) — Kit 


dem rothen gar nicht tendindsen MaskeBleidchn gegen die Ischlad- 
nerven zurückgebeugt wurden; c. gleichfalls als der Cruralnerve 
schnell heraus präparirt, ‘dieser samt der ganzen Extremität 
auf eine wohl getrocknete Glasphase gelegt; und mit einem, bn 
einem isolisenden Griffe: von Siegellack. befestigten Sticke fri- 
schen Muskelfleisches : der Cruralnerv und dia Schenikelmuskehn 
berührt wurden. ‚Derselbe Erfolg fand auch’ statt, weith stat 
des einen Muskelstäckes, das’ hier zur Schlielsung' der ‘Korte 


Fig 


diente, drei verschiedene Stäcke angewandt whrden,. wovon den 89. 


eine den Nerven, das andere den: Schenkel berührte ‚um dann 
der Kreis durch das dritte Stück , weiches. Hie, béiden) aridefn 
mit einander verband, geschlossen wurde; and zwar war die 
Reizung im diesem Falle stärker, wern x und y dergestalk 
durch z verbunden wurden , dufsz zuerät x und dain yıberührte, 
als wenn die Verbindung von y aus'geschlessen: wurde. di- Bei 
mehrere. Individuen. löste: v.. Hownpugz den oberr Theil der 
Craralnerven ab, und schob dieses 'getrenhte Stück imittelst oi. 
ner Glasröhze. zwischen den noch insefirten Nerven und den 
Schenkel selbst, so wie auf beiden Seiten’; der. Contact: ges 
schah, blieb die convulsivische Erscheinung nicht aus, ©, Auch 
wenn nicht die Muskeln selbst mit in de Kette aufgenommen 
‘wurden, sonderz nur ihr Rere sich in derselben befand, konn- 
ten durch einen blofs.thierischen ‚Bogen ‚Oonvulsionen erregt 
werden. v. Hussoror falste nämlich den Cruralnerven mit 
zwei Fingern der linken Hand, und berüährte mit einem Sttick- 
chen Bfuskelfleisch, welches-er in der undern Hand hielt, den- 
selben Craralnerven. Die Reizung war’heftig, sobald: der Con- 
tact esfolgte, sie schien am heftigsten, wenn derselbe nahe au 
der Insertion des Nerven in die Muskeln, doch ohne diese mit 
zu berühren, erfolgte. Wurde statt des Muskelfleisches: ein 


Stück Elfenbein genommen, so blieben die Zuckungen aus: ` 
Nie wollte es v, Humsouor gelingen, Zuckungen zu ethalten, . 


wenn er nach Abtrennung des Nerven: vom Rumpfe den Schen- 
kel gegen den Nerven und diesen gegen jenen bog, eben so we- 
tie auch bei sehr lebhaften Individuen, wenn er ohne die Mus- 
klin za berühren, das Nervenstil® V an den Cruralnerven ? 
dergestalt anschob, dafs t in zwei verschiedenen Puncten ge- 


toffen wurde. Dagegen ist mir der vorletzte Versach bei reiz- Fig 


bren Fröschen sehr häufig gelungen, besonders wenn der Cru--90 
buerg in einer etwas gröfsssen Strecke durch schnelles Anbie- 
IV. Bd. Yy 


‘ 


706 Galvanismus. 


pen mit der Hauti dds Schenkels, nicht aber, ‚wenn er n 
Muskeln unmittelbar in.Berübrung gebracht wurde. 

Kür alle diesa und ähnliche Versuche mit Ketten o 
-thierischen Theilen‘; ‘dig mir und auch. andern Experim 
ren häufig ‚gelungen sind, und die bereits GaLvası mit 
‚angestellt hatte , galten noch, was. das Eintreten der Zuc). 
‚Ihre Stärke. und, Dauer betüfft, überhaupt folgende Bedin | 
und Gesetze: a..dafs zur Entstehung derselben jedes ma 
. derlich ist, daf die Nerven. der Muskeln, in denen. die 7 
‚menziehungen erregt werden sollen, sich als Glieder 
‚Kette befinden. b. Dass der Nerv oder das Nerrenstück 
‚Strecke, in welohe. er oder dieses als Glied in die Kette e 
soviel möglich isolirt. sey, und. neben ihnen kein anderer 
in diesem. Theile des Kreises eine. Ableitung gewähren 
sondern ein el. Strom, wenn er etwaan einer.solchen Reit: 
sayn sollte, geawungen wäre, seinen Wieg aisichliel:: 
deser Brelle durch den Nerven zu nehmen. c. Dals ont: 
gleichen Umständen die Zuckungen um sa..lebhafter au 
je ausgedehnter jenes eine. ausschlielsliche Leitung gew.: 
Nervepstück.ist, das an die-Kette-eingeht, und dals sie au 
so. länger erregt werden. künnen. d. Dab die Zuckun: 
so länger hervorgerufen werden- können, und em so le. 
sind, je rascher die Schliefsung der Kette erfolgt, und je 
die Oberfläche ist, mit welcher die den Kreis bildenden ' 
in Berührung kommen. . 

Da diese Ketten in Ansehung aller Bedingungen ur: 
setze für das Eintreten’und die Stärke der Zuckungen si. ! 

so verhalten, wie die weiterhin zu beschreibenden Keti 
denen nach der Natur der Glieder derselben der galva 
Charakter keinem Zweifel unterworfen ist, so darf mar 
einer solchen Uebereinstimmung sie gleichfalls als ächt .... 
sche und die durch ihre Schlielsung, gegebene Action aly 
galvanische in Anspruch nehmen. Aber eben damit ist, y 
stens dem ersten Anscheine nach, auch der Beweis © 
dafs durch die Schlielsung blofs zweier Körper, wen | 
aus der zweiten Classe von Erregern, zur Figur eine pu 
sche Action gegeben ist, und v. HumsouLor hat insbes. 
den Versuch, wo die von ihrer Haut gänzlich entblöfsten 
keln durch ihren Contact mit dem vom Zellgewebe und 
gelälsen befreiten Nerven lebhafte Zuckungen erregten, als 




















Einfacher, 707 


ia entscheidend in dieser Hinsicht angesehen , indem ja offen- 
bar nur zwei, und zwar ‚organisch verbtindene Stoffe, Muskel 
und Nerv, mit einander in Wechselwirkung gekommen seyen. 
Wer möchte aber die vollkommene Gleichartigkeit eines Nerven 
in seinem Stamme und in seinen Versweigungen behaupten wol- 
en? Auch gehen. in die Structur des Muskels so verschieden- 
artige, und in ihrer Getrenntheit noch vollkommen’ unterscheid- 
bare, Theile, wie Zellgewebe, aponeurotische Haut, Blut- 
selälse, Nerven und eigentliche Muskelfasern ein, dafs es nicht 
schwer fallen kann, anch bei den einfachsten thierischen Ket- 
ten dieser Art immer noch zum wenigsten drei heterogene Glie- 
der, die zu einer Kette an einander gereiht sind, nachzuweiserr. 
Aber allerdings werden die Zuckungen sogleich lebhafter , wenn 
die drei Heterogeneitäten in deutlicher geschiedenen Massen 
hervortreten, wib gleichfalls. aus den oben angeführten Ver- 
suchen erhellet. 

Wirksamer werden daher die angeführten Ketten sovleleh, 
wenn Stoffe in sie aufgenommen werden, die zwar: noch i zu ei- 
ner Classe, als Erreger des Galvanismus betrachtet, mit ihnen 
gehören, aber selbst nicht- organischer Natur sind, wie VonrA 
schon in den ersten Jahren bewies, indem Seife oder" Kltister, 
mit denen man die Schulter oder Brust des Froschpräpatats be- 
streicht, und dann die Lenden, die bois durch ihre -Crural- 
nerven mit dem Humpfe zusammenhängen , in Comaet ‘damit 
bringt, die Zuckungen sehr verstärken 2; noch mehr findet die- 
ses statt, wenm man eine alkalische oder saure Flüssigkeit bn 
die Biuskeln oder Nerven bringt, und die Schlielsung der Kette 
an den damit benetzten Stellen macht. Doch gelingen alle 
diese Versuche mar bei sehr erregbaren Individuen, die man 
schnell genug präparirt hat, und mor in der ersten Viertel- 
stunde nach der Zubereitung, Die zweite Classe von hierher 
gehörigen wirksamen Ketten sind diejenigen, in ‘welchen ne- 
ben den thierischen Theilen hob ein einziger Erreger der er- 
sten Classe (also nur ein Metall) als Kettenglied eingeht. - Auch 
gegen die Positivität dieser Ketten hat man in: der ersten Zeit 
viel gestritten , und insbesondere hat VouTA durch eine Menge 
sinnseicher Versuche bewiesen, dafs wenn keine Zuokungen 
bei Anwendung eines einzigen, ganz homogenen, Metalls ent- 

— — | 


1 Beater a. s, O. 8. 83, 


Yy 2 


708 ° Galvanismus. 


stehen, diese sogleich zum Vorschein kommen, wenn das Me- 
tal durch: die leisesten Abänderungen der Mischung (namentlich 
"durch den leisesten Anflug won Oxydation), der Politur, 
Härte, Temperatur, an gwei Stellen: von-dinander verschieden 
gemacht. werde, ‚wodurch es, wenn gleich ein-Stück , doch an 
den zwei.. verschiedenen. "Besührnngsstellen sim Aèquivalent 
zweier Metalle gemacht werde, weswegen er denn auch. geneigt 
war, in allen solchen Fällen, wo durch: Hülfe nur-eiwes Metalls 
Zuckungen erregt wurden, irgend eine bur übersehese Hetero- 
geneität dieser Art vorauszusetzen!. Indels 'nviderlegte schon 
Ardvını diese Behauptung dorch Versuche mit Quecksilber, die 
auch von HumsoLpr mannigsfaltig abänderte, nm sie volikom- 
men..bewaisend zu’machen, und auf dem jetzigen Standpuscte 
unserer Kenntnisse kann vollends die Wirksamkeit solcher Ket- 
ten bloſs aus einem Metalle wud den thierisahen Theilen nicht 
mehr streitig erscheinen, da wir seitdem Kette dieser Art, ia 
welche. bloß ein trockener Erreger eingeht,’ als in so hohem 
Grade chemisch wirksam kennen gelernt haben. Hierher ge- 
- Hörer! mehrere interessante Versuche Rırrean’s und v. Hru- 
3BOLnVsS, die mir gleichfalls oft gelungen sind, und einen fanı 
entscheidenden Beweis für die Wirksamkeit blofs zweigliedi- 
ger Ketten zu ‚liefern scheinen. Wenn man nämlich die vom 
Rügkgrata getrennten, .und frei präparirten-, Ischiadnerven sl 
Scheiben von verschiedenen. Metallen fallen lälst, so dafs sie in 
rasche Berührung damit kommen, oder auch gegen solche Me- 
talle schleudert, so entstehen hänfig lebhafte Zuckungen. Dals 
hierbei kein mechsnischer Reiz obwaltet, erhellet daraus, dab 
bei gleicher Höhe des Herabfallens u. s. w. die Verschiedenhen 
der Metalle einen grofsen Einfluls äulsert, und dafs das Herab- 
fallen auf. Glas, Stein u. s. w. ganz ohne Wirkung ist. In den 
ersten Versuchen dieser Art erhielt Rırren ? viel lebhafter 
Zuekungen, wenn er die Nerven auf Silber, . als wenn er ge 
auf Zink fallen liefs. Aus späteren Versuchen folgerte er aber, 
dafs dieses Uebergewicht des Silbers über. das Zink blofs von 
der verschiedenen Form. hergekommen sey. Ersteres hatte er 
beständig in breiten Platten, letzteres in Stangen angewandt; 
als er daher das Zink ebenfalls in Platten anwendete, war o 








1 v. HumsoLor a. a. O. $S. 52.. 
2 Gehlen’s J. VI. 433. 


`~ 


Einfacher.‘ 709 
viel wirksamer, wie auch v. Homsoror in seinen wenigen 
Versuchen gefunden haben will Dennoch, setzt Rırran 
hinzu, wirkte dag Silber noch kräftiger, ‘dann waren es aber: 
Münzen mit goch’hohem Gepräge; wo dieses sich glatt gerie- 
ben hatte, ‚zeigte sich Silber viel schwächer als gleich ebenes 
Zink. Unter gleichen Formen wirkte in dieser Art von Versu- 
chen Eisen noch nahe so stark als Zink, Kupfer schwächer, 
Kohleinder Regel noch schwächer als Silber. Je gröfser überall die 
Stelle war, mit der der Nerv, und soviel wie möglich zugleich, 
auf das Metall fiel, desto leichter kam und desto stärker war die 
Zackang, auch je näher das Nervenstück selbst den Muskeln 
lag 2, Man kann den Nerven an seinem hintern Ende zwischen 
die Finger nehmen, ihn dazwischen behalten und blofs mäfsig 
gegen die unterliegende Metallplatte hinschwenken. Da Isola- 
tion des Frosches , des Metalls oder beider, keinen. merklichen 
Einflufs za haben scheint, so sieht man Schon hieraus, dafs dje 
ganze Action gleichsam i in den kleinen Raum der mit einander i in 
ontact kommenden beiden Körper, des Metalls und der Nerven, 
beschränkt bleibt. Deutlicher als in den angeführten Versuch! 
tritt nun schon die bestimmte Form dieser Kette in den Versu- 
chen Rırren’s hervor, wo der Nerv an einem Puncte x schon ef 
anf der Metallplatte m aufliegt, und man den Theil x. bis Yr 
blos nachfallen läfst; oder wo der Nerv mit y aufliegt und die wë 
jetzt vordere Strecke y bis x nachfällt. Bei sehr reizbaren In- 
dividuen erhielt ich auf ähnliche Art Zuckungen, wenn ich blofs 
mit dem abgeschnittenen Ende des Nerven die Oberfläche von 
Quecksilber berührte.e Wirksaıner noch, als die bisher ange- 
führten Ketten aus einem Metalle und dem Nerven, der in zwei 
von einander mehr oder weniger entfernten Pur.cten mit densel- 
ben in Berührung kommt, zwischen denen ein mehr oder weni- 
ser ausgedehntes Nervenstück i in die Kette eingeht, nach dessen 
länge sich auch die Lebhaftigkeit der Zuckungen richtet, sind 
die Ketten aus einem Metalle, dem Nerven "und den Mus- 
keln, besonders wenn diese in einer etwas grölseren Ober- 
fläche mit dem Metalle in’ ' Berührung sind, "und man den 
Nerven, den man mit einer Pincette vorher in die Höhe gehal- 
ten hät, auf das Metall herabfallen bt, oder auch an einem von 





1 a a O. 8. 63. 
2 Ritter a. a. O. S. 43. 


710. Galvanism us. 


der Insertion in den Schenkel entfernten Pangte mit aller Vor- 
sicht mit dem Metalle in Berührung bringt. Hierbei üben die 
Metalle nach ihrer Verschiedenheit einen mehr oder weniger, 
starken Reiz aus, und zwar. fand ich. bestimmt die entgegen- 
gesetzte Ordnung wie Rırrza in jenen Versuchen, wo blols 
der Nerv in die Kette einging, indem ich gerade die mehr ne- 
gativen Metalle, und zwar in dem Verhältnisse, in. welchem 
sie dem negativen Ende näher stehen, wirksamer fand, unge- 
fähr in folgender Ordnung: Quecksilber, das bei weitem am 
wirksamsten war, wozu vielleicht geine reine metallische Ober- 
fläche wesentlich beitrug, diesem zunächst Silber, dann Kupfer, 
Zinn, Quecksilber mit Zinn versetzt, Blei, zuletzt Zink, mit 
welchem ich nur sehr selten und blols bei höchst reizbaren ln- 
dividuen Zuckungen erregen konnte, wenn keine andere als die, 
angeführten thierischen Theile in der Kette sich befanden. 
Merkwürdig ist es, dals die Metalle, wenigstens das Eisen, 
die Wirksamkeit einer Kette aus blofs thierischen "Thelen ver- 
stärken, auch wenn sie gleichsam nur auf eine entfernte Weise. 
Sein dieselbe eingreifen. v. Humzorpr führt einen solchen Ver- 
95. such 1 an. Wenn. nämlich x mit welchem die Kette zwischen 
~ Nerv und Muskel gebildet wird, kein frisches Muskelfleisch, 
oder kein recht frisches Nervenstück, das dieselben Dienste lei- 
stet, ist, und wegen der unvollkommenen Leitung (wie v. 
. HomsoLpr meinte) die Contraction nicht erfolgte, so wurde 
dieselben sogleich erregt, wenn man x statt mit einer gläserne 
Röhre mit einem Eisdndrahte gegen den Schenkel schob, unge 
achtet dieser bloſs die äulsere Oberfläche von x berührte, und 
folglich die Communication von den Cruralnerven zum Schem 
kel durch keinen metallischen Theil unterbrochen war, und dp 
ser in so ferne kein eigentliches Glied der Kette bildete. 
Wenn aulser dem einzelnen Metalle und den thierischat 
Theilen noch andere Erreger der zweiten Classe in die Kette 
mit eingehen, und zwar so, dals sie mit dem Metalle in Berührung 
kommen, so wird die Wirkung der Kette in allen Fällen dadurch 
verstärkt, und solche Ketten kommen nach Beschaffenheit de 
Metalls und der Flüssigkeit, die mit demselben in el, Erregung. 
tritt, nicht selten den wirksamsten Ketten aus zwei am stärk- 
sten mit einander wirkenden Metallen und den thierischen The» 


~ 


Lana O. 8. 87. 





⸗ 


Einfacher: 3 711: 


len gleich. Vorra. hät sekon-im’ Jahrei 1796 in seinem zweiten: 
Schreiben an Gazz $ über die Theorie der galv. Kette die Re- 
sultate seiner zahlreichen Versuche dieser Art. bekannt gemacht - 
und ich habe bereits in Nr. 25. auf’ diese Versuche, sofern sie 
zur Bestimmung des el. Verhaltens der Metalle ‚und fenchten 
Erreger dienen, hingewiesen. Das allgemeine Schema däser 
Versuche, wie sie von VoLTa angestellt wurden, stellt die Fi-p;, 
mr dat, Die Flüssigkeit f kann entweder in einem Uhrglaseat. 
ich beinden, oder. ein Stückchen Schwamzh damit getränht ` 
em und das Metall m. entweder unmittelbar oder durch ein-- 
usses Schwammstückcheu h, und eben so dia Flüssigkeit wn. 2 
nittelbar oder durch ein nassesSchwammstückchen h mit den thie- . 
schen Thelen. ap Verbindung stehen., und die.Anoiduung den ` 
anelnen Kottenglieder entweder so, wje die Figur.sie darstellt, 
Wer auch umgekehrt statt finden, so dafs die Flüssigkeit nach 
m Nerven, das Metall nach den Muskeln zu liegt. Diese 
wschiedene Art der Vertheilung hat denselben Einfluls wie 

ie zweier Metalle an die Nerven und Muskela, wovon unten . 
Rede seyn wird, und man kann dornach beurtheilen, oh 

je Flüssigkeit sich mit dem Metalle positiv. oder negativ ver~ ` 
ik, Ersteres ist der Fall, wenn der Erfolg derselbe ist, wie ` 
wn an der Stelle der Flüssigkeit sich ein.anderes Metall be- 
ade, das in Beziehung auf das andere Metall sich pösitiv ver- 
it, letzteres wenn sich die Flüssigkeit eben so verhält, wie. 

a negative Metall an seiner Stelle. Doch gilt diese Bestim- `. 
ws; unbedingt nur unter der Voraussetzung, dals die el. Er- 
gung in der Berührung zwischem dem Metalle und der Flüs- 
jkeit das Uebergewicht hat über die Erreguugen an den bei- - 
wandern Berührungspuncten. VoLTa fand durch seine Ver- ` 
che, dafs die Flüssigkeiten mit den Metallen auf die ange- 
bene Weise zusammengebracht, in folgender Stufenfolge eine 
ntärkte Wirkung hervorbringen: 1. reines \Vasser; 2. Was- 
tmit Thon oder "Kreide vermengt; 3. Zugkerwasser; 4. Alkoz 
l; 5 Milch; 6. mucilaginöse Flüssigkeiten; 7. thierische 
* Flüssigkeiten ; 8. Wein; 9. Essig und andere vege- 
ülische Säuren; 10. Speichel; 11. Mucus der Nase; 12. Blut; 
‚Ham; 14 Salzwasser; 45. Seifenwasser; 16. Kalkmilch ; 
. concentrirte Mlineralsäuren; 18. starke alkalische Lange: 


1 Dessen N. J. d. Ph. IV. 107. 


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TE _ Galvapisımub, ` 

19. Gene Tartari; 20.: Påosphorsiars;. :Doeh bemerkt Vorra 
eusdrücklich‘, dafs diese Ordnung nicht: für ale: MeteRe mf 
"gleiche -Weise gelte, und itisbesondere m Ansehunz dev Beiwi- 
fellebern:und dek alkalischen Flässigkeiter die: Metalle. beträcht- 
lich unter einanderabweichen. .Vorra fand ir diesen Versachen 
das Zinn im Darchschnitte alle-Andere übertreffen, opd. dag Sil- 
, bet alien anderen rrachstehen, Nur wenn Silber zwischen Was- 
. ser tind Schwefelleber sich‘ befand ; übertraf es- alle andere. Zu 
den wirksamsten Ketten’ dieser: Art gehen nach meinen Ver- 
eschen die Ketten aus: Bisen :vind.Balpetersäure, Oilber und 
Sehwefelleber, Zinn oder: Zink opd Aetrkali,, und überhaupt 
sind diese Ketten- um se wirksamer; - je: stärker nach den be 
kannten Prüfongsarten. die el. Erregung zwischen der jedesmal 
angewandten ‚Fliissigkeit: ‘und den: mit Mer in "Weohaelwirkon; 
gebrachten trockenen Erreger ausfällt: 

49. Die dritte Hauptelasse von Ketten sind endlich dieje- 
nigen, welche aus zwei Erregern det ersten: Glasse und de 
thierischen Theilen bestehen, mit. denen such vom Anfange 
am die meisten galvanischen Versuche angestellt worden sind. 
Die Metalle, sofern sie in Form von Blättchen oder Seheiben an 
" die Nerven und Muskeln gebracht werden, kat men mit dem 
Namen von Armaturen, und zwar Nerven - und Muskel 
Armaturen, und die Metalle, welche in Form eines Drahtes ` 
`u. d. gl die Verbindung zwischen solchen Armaturen oder de 
einen Armatur und dem unbewaffneten thierischen Theile mache 
‚ten, init dem Namen des metallischen Bogena, auch wohl des 
Ereitators, weil durch die Schlielsung des Kreises mittelst ih- 
rer die Zuckung erregt wird, belegt. Jedes Metall indels, in 
welcher Form es auch: angewandt werde, spielt da, wo es de 
Nerven oder Maskel unmittelbar berührt, zugleich die Rolle ei- 
ner Armatur, Als Resultate ergeben sich aus den zahlreiches 
Versuchen dieser Art folgende allgemeine Bedingungen und Ge- 
setze für das Eintreten, die Dauer und Stärke der Zuckungen. 

1. Zum Eintreten der Zuckungen ist jedesmal nöthig, dab 
der mit den Muskeln, in welchen die Zuokürigen erregt werden 
` sollen, wenigstens einem Theile mach noch in ungestörter or- 
ganischer Verbindung stehende Stamm des Nerven, oder wenig- 
stens die an dem Muskel selbst sich. verbreitenden Zweige des 
selben, als Glied in die Kette eingehen. Die Zuckungen emt- 
stehen also unter der einfachsten. Form dieser. Kette deng, wen ` 








‚Biufacher. ’ 7i 


die beider Metalle C and 2 "unmättelbdr dp den Nerveh eéES- p; 
bracht gud, wie klein auch das Stückdhen des Nerven! sey, SÉ ` 
welches ir die Kette‘ eingeht. Sie entstehen eben so'n beiden 
Extremitäten 'zugleich, wenh die eine Armatur an dem einen, 

die andere an ’dem andern Nerven angebracht, und der Kreis 
durch irgend einen nassen Körper, ein Stückchen Schwamm, 

das von einem Nervdn-zuni andern Sher, geschlossen wird, Fig. 
wie die Figur zeigt. In beiden Fällen liegen die Muskeln selbst oe. 
anlserhatb der Kette. Daſs sie gleicher Weise entstehen, wenn - 

das eme Metall, statt an’ deh Nerven, en die Muskeln ange- 
bracht wird, wie bei Z in der vorigen Figur der Fall ist, ver- 
steht sich dann voni selbst. Wird der Nerv so unterbunden, dafs 

der Theil desselben, welcher Zo die Kette eingeht, sich ober- ' 

halb des Bandes befindet, und dadurch die lebendige Einwir- 

kang des in die Kette eingehenden Nervenstücks anf die Mus- ` 
keln aufgehoben ist, só bleiben auch sogleich die Zuckunken ` ` 
aus. Erfolgt aber dann die Berührung des Nerven mit Z an ei- ' 
ner tiefern Stelle ımterhalb des Bandes, so dals'’von neuem ein l 
Theil des jrr lebendiger Wechselwirkung mit den Muskeln sto ` 
henden Nerven in die Kette eingeht, so erscheinen auch bei , 
der Schhiefsang der Kette die Zuckungen wieder. Belinden sich 
hob die Muskeln innerhalb der Kette, und nicht der Stamm 
des Nerven, der zu denselben geht, sö erscheinen zwar auch 
Zuekungen, aber nur'in den Muskeln, welche zwischen den 
beiden Armaturen iune liegen und mit ilinen in unmittelbarer 
Berührang sind, und sind überhaupt viel schwächer. Nur bei 
hoher Reiabarkeit verbreiten sie sich dann’ auch auf angrenzende 
Muskeln. ` 

2. Die Zuckungen sind um so stärker, und lassen sich um 

s länger, von dem Zeitpuncte- der Zubereitüng des Frosches an 
grrechnet, erregen; a. je länger das in unverletztem organischen 
Zuammenhange mit den Masköin stehende Stück des Nerven 
ist, weiches in die Kette eingeht; b. je mehr dieses Stück ` 
zusschliefslich in dem Theile der Kette, in welcheri es eingeht, 
einen el. Strom, den man sich innerhalb dieser Kette circulirend 
denken möchte, zu leiten hat, d. h. je vollkommner dieses - 
Stück des Nerven isolirt ist, so dafs neben und aufser ihm an 
dieser Stelle keine andere gleich gute Leiter der E., géyeñ es 
thierische Theile selbst oder Wasser und mit - ‚demselben ge- 
tänkte Körper jeder Art, sich bofmien ; die an dieser‘ Fòrt- 


H 





u 


- venstück äulfsert seinen. Einflufs auf die Lebhaftigkeit der 


“ser Länge noch fähig sey, von jedem Puncte aus die Rei- 


‚leitung Theil, nehmen könnten, So lange daher die Crural- 


7i- Galganjsmug. 


nerven. nach auf dem, Backenstücke liegen, ezscheinen die 
Zuckungen nur schwach,.und in kurzer Zeit gar nicht,mehr, 
weil das Backenstückchen zugleich als Nebenleiter wirkt; sieer- 
folgen aber mit der grölsten. Lebhaftigkeit, zvegn, das, Backen- 
stückchen abgelöst und entfernt wird., opd die Gruraluerven in| 
ihrem Verlaufe blols von. der Laft umgehen sind, oder auch auf 
Glas liegen; sie nehmen aber. 'sogleich an Stärke wieder ab, und 
men bald nicht mehr zum Vorschein, wenn, von dem oben 
Metalle Z neben dem Nerven noch ein ‚anderes Leiter, wie en 
Stück Schwamm oder ein Stück Muskelfleisch, bis zur Berüb- 
rung mit dem Schenkel in die Kette eingeschoben wird, beson- 
ders wenn der Nerv bis zu seiner Insertion in die Lende ganz | 
damit umhüllt ist. Wird aber dann wieder ein Theil der. Ner- 
ven aus den Muskeln heraus präparirt, neben.dem sich kein an- 
derer Nebenleiter in der Kette befindet, ‘so treten auch die 
Zuckungen bei der Schlielsung der Kette lebhaft ein 1. Ein 
solches, eine ausschlielsliche Leitung gewährendes, Ner- 


Zuckungen, jedoch nur unter der Bedingung, dafs es in die- 


zung auf die Muskeln, in denen es sich verbreitet, fortzu- 





pflanzen, daher dann, um so lange wie müglich Muskelzu- | 
sammenziehungen zu erregen, zuletzt der Nerv aus den Mas- 


keln in einer gewissen Strecke herauspräparirt werden muls, da 


er von seinen Centralende aus allmälig abstirbt; c. je gröfser die 
Oberfläche ist, in welcher die Metalle mit den thierischen Thei- 


- len in Berührung stehen. Dieses gilt besonders für die Mus- 


kelarmatur, bei welcher die Berührungsoberfläche viel grölsere ` 
Variationen zuläfst, als bei derNervenarmatur. Dagegen ist de 
‚Grölse der Berührungsfläche zwischen den Metallen selbst ohne 


merklichen Einfluls, und es ist ‘vollkommen hinreichend, um 
das Maximum von Wirkung zu erhalten, wenn sich die Metalle 


gleichsam nur. in einem Puncte berühren, also der feinste Me- 


talldraht zwischen den Armaturen die Verbindung macht; d. 
auch die Art der Schliefsang der Kette äufsert ihren Einfluls 
auf die Lebhaftigkeit der Zuckungen, die jedegmal stärker aus- 
fallen, wenn die Metalle vorher mit den thierischen Theilen ia 





1 G. H. Prarr über thierische E. und Reizbarkeit 6. 25—81. 





‚Binfacher. © ot 


Vebindmg gebracht werden, ‘ehe sie sich selbst wechselseitig‘ 
berähren und dadurch den Kreis schliefsen‘, als wenn der Kreis. 
durch Application des einen oer ander Metalls, nachdem sie. 
selbst schon in wechiselseitige Berlikrung gebracht sind, an die. 
tierischen Theile geschlossen wird, e. Vorzüglich hängt aber: 
die Lebhaftigkeit der Zuckungen von der relativen Heterogenei-" 
tit dey Metalle und überhaupt der trockenen Erreger unter ein- 
ander selbst ab, und e it sich das allgemeine Gesetz dafür : 
aufstellen, dafs ja weiter die Arınaturen nach der Spannuugs-- 
reihe von -einander abstehen, "desto lebhafter auch die Zuckun- 
gen unter sonst gleichen Umständen ausfallen. Vom Zinn bis 
zum Silber scheimen alle Metalle, die nach der Nr. 19. anfgestell- 
en Spanmengsreihe zwischen dieselben fallen, diese beiden 
Metalle selbst mit eingeschlossen, mit dem Zinke fast gleich ` 
stark zu wirken, so dals dürch die Lebhaftigkeit der Zuckun- 
gen selbst ihr relativ größserer oder geringerer Abstand von die- 
sem nicht wohl mit Sicherheit auszumitteln ist, und das Ueber- ` 
gewicht des.Zinks hierbei ist so auffallend, dals es sogar, mit 
dem ih am nächsten stehenden Blei zur Kette geschlossen, fast 
eben sd stark wirkt als dieses mit dem am äufsersten Ende der 
Reihe stehenden Graubraunsteinerz, so dals man diesem gemäls 
anzunehmen hätte, dafs das Zink eine eben so starke el. Span- 
mng mit dem Blei eingehe, als dieses mit" dem Braunstein. 
Damit die Metalle, welche an den thierischen Theilen als Ar- 
maturen applicirt werden, ihre Wirkung hervorbringen, ist, 
wie -aus allem bisherigen klar hervorgeht, unmittelbare metalli- 
sche Berührung oder wenigstens eine Verbindung derselben 
unter einander durch Erreger der ersten Classe zur Vollendung 
des Kreises nothwendig, und diese Wirkung fällt sogleich weg, 
wenn die Verbindung durch irgend Erreger der zweiten Classe, 
ıB. durch ein Stück Schwamm, nasses Papier, die nassen Fin- 
ger des Experimentators vermittelt wird, es wäre denn, dafs das 
Froschpräpmrat in höchst seltenen Fällen auf einer so hohen 
Stufe der Reizbarkeit sich befände, dafs eine solche Kette durch 
die mit ihrer Schliefsung eintretende sehr geringe Action noch 
einen hinlänglichen Reiz ausüben könnte. Uebrigens macht es 
keinen Unterschied, von welcher Art auch die trockenen Erre- 
Ser seyen, welche die Verbindung zwischen den metallischen 
Armaturen vermitteln, welche Art von Metalldrähten also zam 
Leitendan Bogen gebraucht werden, die Zuskungen fallen immer 


ig | Galvánismús. 


von gleicher Stärke dub, ùnd ian kdna fn'Beliebiger’Oidmmg 
wid Abwechslung die- verschiedensten. Erreger. der ersten Chsse 
zwischen den beiden Armaturen'interpoliren, der Erfolg bleibt 
unverändert’ derselbe, was tine. nothwendige Folge des bereits 
oben im Nr. 23. aufgestellten allgemeiner Gesetzes ist, dafs in ei- | 
ner Reihe von Erregern der ersten Classe der el; Spannungmu- 
terschied der beiden Endglieder stets detselbe. bleibt, .ob sie 
sich ünmittelbar.berühren , oder ihre Aufeinanderwirkung durch 
zwischenliegende Erreger derselben Glasse:in beliebiger Zahi und 
Ordnung vermittelt. werde, dieser el. Spahnnrigsunterschied es 
aber einzig ist, der die als Reiz wirkende galvanische Actio 
bestimmt. oo 
50. Ein sehr merkwürdiges Verhältnifs in diesen Ketten 
e aus zwei Metallen oder überhaupt aus zwei trockenen. Erreger | 
und thierischen Theilen ist noch der Eihflufs der Vertheilung 
' dieser Erreger und also namentlich der beiden Metalle als Ner- 
ven- und Muskelarmaturen auf das Entstehen , die Stärke’ und 
Art der Zuckungen nach Verschiedenheit der zwei Momente de 
Schliefsung und Trennung der Kette. Bestimmen wir dies 
Vertheilüng der Metalle in Beziehung auf die beiden entgegen- 
gesetzten Enden des Nerven, nämlich das Centralende oder sei- 
nen sogenannten Ursprung aus dem Rückenmarke und sein pe- 
ripherisohes Ende, und nennen wir von den beiden Metallen, 
zwischen welchen als Glied der Kette irgend ein Stück de 
Nerven eingeschlossen ist, sey es nun dieses Stück allein, oder seyo 
aufser demselben auch noch die Muskeln oder eine anderweitige 
Reihe von feuchten Körpern, die vom Nerven und den Muskeln 
aus die Kette fortsetzen und an welche die Metalle applicirt wer- 
den, dasjenige Metall, nach dessen Seite.hin das Centralende das 
näherliegende ist, so dafs, wenn man von ihm aus den Kreis 
durch die feuchten Leiter verfolgt, man zu diesem Ceotralende 
früher als zum peripherischen Ende gelangt, die Nervenarmatur 
in Beziehung anf diesen bestimmten Nerven, und dasjenige, nach 
dessen Seite bie das peripkerische Ende in dem Kyeise näher 
liegt, die Muskelarmatur, wie z. B. dieser Bestimmung gemöls 
in Fig. 95 in der einen Vertheilung C in der andern dagegen ZP 
und eben so in Fig. 96 Z in Beziehung auf das Nervenstück ab, 
wenn dessen Reizung in Betracht zu ziehen wäre, dagegen in 
Beziehung auf das Nervenstück cd, C die Nervenarmatar und 
so also auch in diesen 4 Fällen Z*,.C#, C und Z die Muskel- 








Binfach, er. ` 27. 


em spa würden, so zeigt sieh die merkwürdige Verschie- 
daten, deit, wenn, von isgund zwei Abtallen das mit defi am. 
bn oer elektsisch. werdende als. Nervenarmatur; das nega- 
wiehtrische als Müskelarıngtur. gebraucht: wird, die Zäckungen 
woche zur im Auprenbläche der Schliefsung: der Kette und 
une im dugenbliche der Prensung oder wenigstens die weit 
Faseren em Augenblicke.der Schliefsung und die viel schwät 
ien in Asgenblicke der ‘Trennung, dagegen bei der entgegen- 
mem Vertheilung, wenn. nämlich’ de: negative Metall die ` 
hwn- das positive. die Muskelarmatur bilder, die Zuckungen 
u deg im Augenblicke det Trennung und: keine im Auden- 
tide der Schliesung,, .oder wenigstätis die viel lebhofteren. iin 
ern, die viel. schwächeren im. zweiten Kalle'erfolgen.: el 
md Gegensatz zwischen: zwei Erregem -der eisten Chàise . 
e e Mitwel, wis durch den Osndensator'unddurch , 
> Iumetnadel mit Hälfe des Multiplicators,- ausgemittelt‘ wor- 
nu, kt sich auch, doch mit den sogleich näher zu bestin 
Sala Einschränkungen und Ausnahmen, jener Gegensats 
ù uan nach dem: angegebenen Gesetze parallel laufend FR) 
SC. ed man hat sich: daher dieser galvunischen Reizversuchs 
kai: bedient, um auszumitteln, welcher von zwei Erregern der 
'mallısıe der positive, welcher der negstivesey (vgl. Nr. (GH. 
ra mhm man stets- denjenigen für ‚den positiven , der’als 
Imurmster allein die Schliefsungszuckung, oder wenigt 
va stärkere , denjenigen für den negativen, der als Nera 
rom allein oder wenigstens die: stärkere Trennungs- 
xip sab, Indefs konnte ep "denjenigen; die sich mit derglei⸗ 
x: Reizversuchen beschäftigten , nicht entgehen, dafs "ic 
"<zgahige Anomalien in jenem Verhalten der Erreger zeigten} 
zèa nicht selten beide Metalle sowohl das negative als auth 
!s pontive als Nervenarmatur angewandt , gleich starke Tren- 
zas-und Schliefsungszuckungen zu geben scheinen, ja Falle 
immmen, in welchen das negative Metall als Nervenammatuz 
EL gezen sein gewöhnliches Verhalten vielmehr die stärkeren; 
‚zischlielsend nur die Zuckungen im Augenblicke der Schlie- 
es und keine im Augenblicke der Trennung, das positive 
Kall als Nervenarmatar angewandt dagegen ausschliefsend nur 
Ickugen im Augenblicke der Trennung und keine im Au- 
liche der Schliefsung gab: Rırrzn, der wohl. yan allen 
=raisten die meisten Versuche dieser Art angestellt hat: 


718 Galvaniamna.. 


‚glaubt den Grund dieser Anomalión An. den verschiedenen Ze 
ständen der Muskelessegharkeit au. finden ‚und sncht dasjenige 
„was sich dem Gesatze als Ausnahme :zu.entziehen schen. vor 
‚neuem einer Testen opd, An ihrem. weiteren Umfànge noch höhe- 
‚ren Begel zu unterwerfen 1. - Er behauptete nämlich;:diases ver- 
‚schiedene und ‘sogar entgegengesetzte Verhalten der mämlichen 
Vertheilupg der heiden. Armaturen 'bei' verschiedenen Eroschpri- 
paraten beruhe Auf zwei einander .entgegengesetzten Zuständen 
«dur Erregbarkeit, ‚und. ser der Ausdruck .und das Zeichen für 
dieselben. ‚Der ene Zustand, der A-genennt werden kann, in 
„welchem die Schliefeungsruokunng-bei ‚der angatiyen- Bewvaflnusg 
‚des. Nerven, und zwar nur diese, allein, .die. Trennungszuckung 
‚dagegen bei dar ‚positiven Bewaffnung‘, and zwrer-nur diase d 
Jein erfolgt, ist.ihm zufolge derjenige , ¿n welchem die. Erreg- 
‚barkeit in dem ersten Zeitpunsta ‚nach. der Zubezeitung des Thier, 
wonn noch am meisten. Leben in damselben:sich vorfindet, aa- 
getroffen wird; er geht durch mehrere Mitelstufen in den ent- 
gegengesetzten Zustand, der E hailsen mag,. über, in welchen 
die negative‘ Bewaffnung . des. Nesven, ader (wenn nämlich 
beide Metalle zugleich. an den Nerven applicirt werden) selo«s 
dem Ursprunge näheren Endes die Zuckung nur im Augenblicke 
der Trennung, die. positive. Bewaffaung: nur im Augeablicks 
der Schlielsung giebt. . Dieser zweite. Zustand ist immer der 
letzte; mit ihm und in ihm erstirbt die Erregbarkeit überhaupt, 
er ist häufig derjenige ‚ der bei schon ahgastorbener Erregbar- 
keit, wenn nämlich die Zubereitung des Thiers zu langsam vore 
genommen wird, oder bei geringerem Grade der Vitalität, w 
hei: kleineren Individyen, oder auch bei größeren im Herbse 
nach vollbrachter, Begattung, allein noch angetroffen wird. Us- 
ter den verschiedenen Stufen, durch welche der erste Zustand 
A in den zweiten E übergeht, kann derjenige als der Mittelzu- 
stand angesehen werden, wo Schlielsungs- und Trennung: 
zuckungen bei der negativen sowohl als positiven Bewaftnuns 
des Nerven gleich stark sind, jenseits desselben, nach dem er- 
sten Zustande hin, zeigen sich bei der negativen Bewaffnung 
die stärkeren, Schlielsungs -, bei der positiven Bewallnunz 
die stärkeren Trennungszuckungen und zwar an Stärke zuneb- 
1 Darstellung des Gegensatzes zwischen Flexoren und Extenso- 


ron m. s. w. in dessen Beiträgen zur näheren Kenntni[s des Galrasis- 
mus 2ton Bandes 8. 4. St. S. 63. $ 


‚Einfacher, ` 719 


mend, je näher dee Austand der Ertegburkeit ah den ersten an- . 
grenzt: diesseits-Heusslben,, nach dein zweiten Zustande E hin, 
- werden” bei der' negativen Bewallmeng' des Nerven die Schlis- 
Ssusgssuckungen. stets schwächer die Trennungszuckabgen inr- 
ıner stürker, erstere verschwinden endlich ganz , letztere bledi- 
be allein noch übrig; das Grgentheil'zeigt sich bei der:positl- 
ven.Bewaffnung.: In diesem letzten Zustande sind die: Schlie- 
Isongszuckmgen, weun man nämlich dieselben beider: Metalle 
nimmt, und dus giel das positive, das anderemal das nė- 
gative Metali als Norvenarmatur gebraucht, stärker als die Tren- 
»ungizuckuagen z . diese: kommen :hdetit igar nicht mehr zum 
Vorschein, wenn jene noch erregt werden können , in welchen 
also die lotaten Spares des Lebeüsısich.aoch: verrathen. : Diese ` 
verschiedenen ‚Zustände «von Enregbafkeit,' denen wenigstens 
bei demselbeu'fäkiere:: oben'so verschisdens Grade derselben 
parallel laufen, . haben: ihrem. Sitz in den. Nerven. seibt, - umd 
zwar erlolst' das Absterben der Erregharksit-in dem Nerven von 
seinem: Ceutralende ausi; tso 'dals dieselbei' so wiv sie überhauft ` 
abninmt, auch alimälig won dem ersten: Zustande: in: den. zwei- 
ten übergeht, ‘und: der Nerv'einer irgetid: einige Köit aulser Zu- 
sammenhang mit dem tibragen: Körper befindlich gewesenen Ex- 
twemität in seinen gaweh ‚Länge gleichsänii eine Scala der Erreg- 
barkeiten darstellt, orea dermaliges# Maximim,. dap eben damit 
auch dem ersten Zustande am nächsten liegi, und wohl gar-die- 
ser selbst seyn kann, in der peripherischen: Ausbreitung der 
Nerven, und das dermalige Minimum, das: als solches dem 
zweiten Zustande näher liegt, oder wohl. gar dieser selbst ist, 
am Hirnende und alle Mittelgrade und Mittelzustände in regel- 
mälsiser Folge und Vertheilung zwischen diesen beider. Enden 
sich befinden. Der jedesmalige Zustand der Erregbarkeit selbst, 
der sich im Versuche zeigt, ist gleichsam. das Mittel aller dieser 
verschiedenen Zustände und Stufen, die der ganze Nerv, oder 
das Stück, welches gerade in die Kette genommen wird, be- 
sitzt; und je nachdem man ein längeres oder kürzeres Stück 
näher dem Hirnende oder näher dem peripherischen Ende, in- 
dem man diesen aus den Muskeln, von denen er umhüllt ist, 
lospräparirt, in die Kette aufnimmt, je nachdem wird auch der 
Ausfall des Versuchs verschieden seyn. Dieser Gegensatz zwi- 
schen den Zuständen der Erregbarkeit soll sich nach Rırrar 
bei näherer Ansicht der Versuche als ein wahrer Gegensatz , 


) 








. 720 Gaivanismus. 


-wwischen der Erregberkeit der Flexorn wod-Extensoren an 
weisen:.. ka der Dauer des eraten Zeitpunttes, den wir oben 
- mit A bezeichnet haben , soll. blols die Erregbarkeit der Elezo- 
‚zen in Anspruch genommen. werden, lie Auckungen in Beugusg 
- dér Gliedmalsen bestehen, und der den Flexeren angemessene 
. Reiz nur derjenige seyn, der mit derSchliefsnug der einen. nod 
- „mit der Trennung der ‚audern.Ketio gegeben.ist, welchen e 
‚den nagativen Reir-nenuhen können, amd, der nach Vorzas 
Theotie, welche die Circulstion dia, einer el. Materie in de 
-geschlossenen ‚Kette anoimmt, in einem in deb Netven von den 
‚peripherischeri nach xesh Gewtralendė aufwärtsgehenden Strom 
;bestehen wiirde. ` Jst der Zustand A. dumh die sergchiedeng 
-Mintelstände endlich. in den. Zustand E übergegangen , sa selles 
-dann "pur noch allem Hie'Extehsgren soagiren:, und der ihn 
ıangamessene, von dem ersteren durch den: wuer de positive 
"an: nnterscheidende „nach: Vorr4’s Tihearle:' von den bag 
gehenden ’Strome :abhängige Reiz mit: der Schliefsung der Aen 
‘hai ::umgekehrter Vertheilusg der ‚Metskle eintzeten, . und da 
„Zuckung; in reiner Streekung eder Ausdehnung der Glindmaben 
bestehen. Anf. dar.-Mittelitufen sollen Auckungen sowohlde 
‚Extensoren als sich, der Elaxoren eent werdan.köanen. Del 
Fliexoren-Etregbazkeit: soll zuerst erliischen, aus der Extensorr: 
Euregbarkeit die letztem. Reactionen des, Lebens bergergche 
Diese beiden Erregbarkeiten sollen in’ sich selbst keiner Ve. 
änderung der Art nach fähig seyn, aondern einzig dem Grade į 
nach Mödificaionen erleiden; heftige Sale, Reize zerstören z- 
erst die Erregbarkeit der Flexoren, und verwandeln den e, 
Zustand A mehr oder weniger schnell in den Zustand E. Daha’ 
ist zur Darstellung des ersten Zustandes die, Anwendung de 
schwächeren galv. Reize, folglich schwacher Metalldifferenzes 
am angemessensten, wenn überhaupt ein hirilänglich hoher Gnl 
von Erregbarkeit noch vorhanden ist. Ehen wegen ihrer frühe 
eintretenden Erschöpfbarkeit nennt Rırrzn diese Art der Errege | I 
barkeit auch die beschränkte, bedingte, endliche, die Extenso ` 
zen-Erregbarkeit hingegen die unbeschränkte, unbedingte, gp: 
endliche, weil sie keiner Erschöpfung (}) fähig ist, und es „| 
auf die Zunahme des Reizes ankommt, am. immer wieder nen | 
Erregung mit derselben hervorzubringen, 

Ich habe bereits in einer Kritik der Abhandlung, in wd- 
cher Rırrza die hier mitgetheilten Resultate aufgestelk 








Einfacher; 72i 


hatt, mehrere Versuche angeführt, welche diesen Resultaten zu 
widersprechen scheinen, und seitdem durch neue Brfahrungen 
mich überzeugt, dafs hierbei noch manche andere von Rırrzr 
nicht beachtete Umstände mitwirken, die nicht unter die von ihm 
aufzestellten, ‚allerdings sehr einfachen, Gesetze zu bringen 
sind. Zwar habe sch ee im Allgemeinen bestätigt gefunden, 
dals anf den sehr hohen, jedoch nicht häufig vorkommenden, 
Stufen der Bıregbarkeit die Vertheilung der Metalle an Nerven 
und Muskeln gerade die entgegengesetzte Wirkung äulsert, wie 
auf den niedrigeren Stufen, dals nämlich bei der negativen Be- 
wafinung des Nerven mit. der Schliefsung der Kette, bei der 
positiven Bewaffnung desselben ‚dagegen mit ‚der Trennung der 
Kette die lebhafteren Zuckungen. oder wohl. gar ausschließlich 
eintreten, während .auf dem gewöhnlichen Stande der Erreg- 
barkeit bei der ersten Art der Vertheilnng vielmehr die Oeff- 
nung der Kette allein oder doch die lebhafteren Zusammenzie- 
hungen giebt; doch schien mir dieses verschiedene Verhalten 
nicht allein von den verschiedenen Zuständen der Erregbarkeit, 
sondern auch vorm der Folge und Dauer in welcher der..galvan»- 
sche Reiz selbst augewandt wird, abzuhängen, und zwar nach 
dem Gesetze, dafs wenn ein: bestimmter Reiz eine Zeit lang auf 
Muskeln eingewirkt hatte, dadurch.die. Erregbarkeit für diesen 
Reiz abgestumpft, und für den entgegengesetzten erhöht wurde. 
Nennen wir bei der Bewaffnung dee Nerven mit dem negativen 
Metalle, der Muskeln mit dem positiven Metalle, den Reiz, 
welcher mit der Schliefsung einer Kette eintritt, den negativen, - 
und denjenigen, welcher mit der Oeffaung der Kette eintritt, den 
positiven, so wird Zar. auf der ersten Stufe. der Reizbarkeit im 
ersten Augenblicke nur fener Zuckungen hervorbringen, dieser 
nicht; bleibt aber die Kette, bei negativer Bewaffnung des Ner- 
ven, huf eine kurze Zeit geschlossen, so werden untehlbar die 
heftissten Zuckungen im Augsublicke der Trennung eintreten, 
d.h. der positive Reis wird sich nun auch sehr wirksam bewei- 
ten. Merkwlirdig ist es hierbei, dafs diese Erhöhung der Reiz- 
barkeit für den entgegengosetaten Reis nicht auf gleiche Weise 


——— — S L 4 


1 Ueber tnd gegen deu von Kırrer in deni Sten und Aen Stücke 
des Sien Bandes seiner "Beiträge zur näheren Kenninifs des Gal- 
'anismus aufgestellten Gégenaute zwischetr Flexuren und Extensoren 
Nord. Archiv MI Be d - 
IV, Bd. Za 


722 Galvanısmns. 


für den negativen Reiz durch vorhergegangene fortdauernde 
Einwirkung "des positiven -Reizes gilt. Bei der positiven Arm- 
tur des Nerven, und der negativen der Muskeln in einem sol- 
chen Zustande der Reizbarkeit , dafs die lebhaftesten Zuckungen 
im Augenblicke der Schlielsung und keine oder nur höchst 
schwache im Augenblicke der Trennung erfolgen, zeigt sich, 
wenn de erste Kette einige Zeit hindurch geschlossen gehalten 
wurde, : ‚keine stärkere Zuckung im Augenblicke der Trennan: 
wie zuvor, oder mit anderen Worten, "die Empfänglichkeit für 
den negativen Reiz scheint nicht zugenommen zu haben. ln- 
dels erklärt sich diese Verschiedenheit einigermafsen dadurch, 
dafs in dem Zeitpuncte, wo bei der positiven Bewaffnung des 
Nerven die Schlielsungszuckung die stärkere oder alleinige is, 
die Reizbarkeit überhaupt schon mehr gesunken ist, und der 
fortdauernd einwirkende positive Reiz als der überhaupt stärkere 
die Reizbarkeit noch ferner deprimirt, wovon das Nähere in 
der nächsten Nr. folgen wird. 

Was nun aber die specifische Beziehung jener Reize auf die 
Flexoren und Extensoren betrifft, so widersprechen meine Ver- 
suche noch viel bestimmter den Behauptungen Rırrea’s, wen 
gleich auch in dieser Hinsicht noch einige Dunkelheiten obw.l- 
ten. Darin stimmen zwar meine Erfahrungen mit denen jenas 
Gelehrten überein, dafs die Einwirkung des galvanischen Rei- 
zes auf die Flexoren nur auf der ersten und höchsten Stufe det 
Reiäbarkeit statt findet, dafs 'diese gewöhnlich schnell ver- 
schwindet, und die Reizbarkeit der Extensoren nach sehr kur- 
zer Zeit das Uebergewicht erhält, weswegen es dann auch ng 
selten gelingt, in den Froschpräparaten' Phänomene der Flexios 
wahrzunehmen , sondern beinahe in allen Fällen die Zuckunges 
auf gewaltsame Streckung und Verlängerung der absichtlich ge- 
bogenen Gliedmafsen zur geraden Linie durch die Thätigkeit de 
Extension hinwirken. Dagegen widersprechen meine Erfahrungen 
durchaus der Behauptung Rırren’s, als wenn die Flexoren nu 
durch die eine Art des galvanischen Reizes, nämlich durch de 
negativen , die Extensoren dagegen nur durch den positiven m 
Thätigkeit gesetzt würden. Auch auf der höchsten Stufe de 
Erregbarkeit fand ich, wenn bei der negativen Bewaffnung de 
Nerven blofs im Augenblicke der Schliefsung, bei der positi- 
ven bloſs im Augenblicke der Trennung die Zuckungen eintra- 
ten, wo nach Rırrza blols die Flexoren in Thiitigkeit get? 


Einfacher. 723 
mm solken, in den allermeisten Fällen blofs heftige Aus- 


»..z derGliedmafsen durch Zusammenziehung der Exten- 
- uod in den wenigen Fällen, in denen ich eine deutliche 
ui d-r Gliedmafsen durch die Wirkung der Flexoren beob- 
‘ee, schien die Art des Reizes selbst keinen Antheil daran zu 
er. Die hintern Extremitäten eines Frosches, welche nach 
a ircheinangen einen sehr hohen Grad von Erregbarkeit 
3. indem schon durch das Herabfallen des Nerven mit 
z „ran hängenden Stückchen des Rückgrats auf eine Zink- 
> sh die heftigsten Zuckungen erregen liefsen, und in 
“a bei negativer Bewaffnung des Nerven die Zuckungen nur 
'.rtlicke der Schlielsung eintraten, wurden in eine sol- 
«tlossene Kette gebracht. Bei der Oefinung derselben 
: h der heftigste Tetanus der Flexoren, die den Schen- 
` at zuruckzogen und die deutlichste Beugung verur- 
 r Die Kette wurde wieder geschlossen, nun trat viel- 
7 Le bestimrmteste Extension, heftige Ausstreckung der: 
-iz:sen ein, und als die Metalle abermals nach einem kur- 
s ixschenraume von einander getrennt wurden, erfolgte die 
“zueste Flexion, indem die tibia an den Schenkel hinge- 
~ und beide aufwärts bewegt wurden. Bei einem andern 
=æ, bei welchem der Nerv mit Kupfer, die Muskeln mit 
' lewafnet waren, zeigten sich im Augenblicke der Schlie- 
'.Ixkunsen, die eine sehr bestimmte Ausdehnung und 
~iz der Gliedmalsen verursachten, im Augenblicke ‘der 
"x wirkten dagegen die Zuckunger deutlich auf Flexion, 
-besondere zeigten sich in den innern Muskeln, den Ad- 
‘x, deutliche Zusammenziehungen, welche den Schen- 
'.« wirts zogen. Nicht selten habe ich im Laufe der Ver- 
das Verhaltnifs der Reizbarkeit gegen denselben Reiz 
- twendern ges:hen, so dafs der negative Reiz als der stär- 
”zite, dann seine Wirksamkeit verlor, und nachdem ich 
ren Reiz eine Zeitlang hatte einwirken lassen, von 
'z wiisam wurde. Es gilt übrigens auch für alle übrigen 
=a, selbst diejenigen, welche blofs aus thierischen Theilen 
' ét sind, dafs bei einer gewissen Vertheilung der Ketten- 
tr die Schliefsungs-, bei einer andern die Trennungs- 
rmen die stärkeren sind, ohne allen Zweifel nach den- 
"Gesetzen, nach welchen sich das Verhalten der in die- 
"iz. betrachteten Kotten aus zwei Metallen richtet. - 
Z2 2 


H 


24 Galvanismus. 


„51. Die geschlossenen galvanischen Ketten, in welch: 
muskulöse Organe eingehen, zeigen in den meisten Fällen, be- 
sonders auf den niedrigeren Stufen der Erregbarkeit, eine « 
vollkommene Ruhe, dafs man dadurch in der ersten Epoche de 
Galvanismus verführt wurde anzunehmen, dafs die eigentlich 
galvanische Action nur auf den Augenblick der Schliefsung und 
Trennung der Kette eingeschränkt sey, während des Geschlo- 
senseyns aber ein gewisser Zustand von Gleichgewicht eintsete 
Rırrea hat zuerst den vollständigen Beweis geliefert, d 
auch während des Geschlossenseyns der Kette eine fortdauernds 
Action statt findet, die sich durch höchst auffallende Modifa- 
tionen der Reizbarkeit kund thut, und ich habe im Wesentl- 
chen die von ihm aufgestellten Resultate durch oft wiederholt 
Versuche vollkommen bestätigt gefunden, Nach Verschiede- 
heit der Vertheilung der beiden Metalle an die Muskeln und 
Nerven wirken nämlich die geschlossenen Ketten entweder de- 
primirend oder exaltirend auf die Reizbarkeit. Bringt man ein 
Froschpräparat in eine geschlossene Kette, wo das positive Me 
tall, also.z. B. Zink, die Nervenarmatur, das negative Metall 
also z. B. Kupfer, die Muskelarmatur bildet, und befindet sich 
die Erregbarkeit bereits auf derjenigen Stufe, dals die stärkste 
oder alleinige Zuckung im Augenblicke der Schlielsung erfolgt, 
so scheint zwar nach geschehener Schlielsung und augenblic- 
licher Zuckung alles in Ruhe gekommen zu seyn, lälst man aber 
die Kette eine Zeitlang geschlossen, so zeigt die. Froscheztreni- 
tät, verglichen mit einer andern, die ihrem natürlichen Abee. 
ben überlassen war, eine auffallende Verminderung der Ben, 
barkeit, die um so stärker ist, je länger das Präparat in der ze- 
schlossenen Kette gehalten wurde, und meistens kann man 
selbst die krältigste Reizbarkeit durch Verweilen des Frosch- 
schenkels auch nur eine Viertelstunde hindurch in einer solchen 
geschlossenen Kette so weit herabstimmen, dafs auch die stár- 
sten Reize nicht weiter mehr darauf, einwirken. Einen gan 
entgegengesetzten Effect zeigt die entgegengesetzte Kette, wean 
nämlich das negative Metall, z. B. Kupfer, an den Nerven, dis 
positive, z. B. Zink, an die Muskeln angebracht ist, und die 
Erregbarkeit sich gleichfalls auf derjenigen Stufa: befindet, dab 
die alleinige, oder wenigstens die stänkere Zuckung nicht in 
Augenblicke der Schlielsung, sondern der Trennung einuin. 
Schlielst man in diesem Falle die Kette, so verändert sich, dem 








Einfacher. 725 


e Anscheine nach, gar nichts, hält man aber die Extremi- 
-e Zeitlang in einer solchen geschlossenen Kette, so 
" ‚selbe aus "der Kette mit einer aufserordentlich erhöhten 
„ieit hervor, so dals im Augenblicke der Oeffnung die 
x.z in den stärksten Tetanus gerathen, der nicht selten 
„runden, ja wohl gar eine ganze Minute hindurch fort- 
< Man kann durch eine solche geschlossene exaltirende 
© Moskeln, die ganz reizlos geworden waren, gleichsam 
.::z Leben wieder erwecken, und zwar wiederholt, in- 
z3 die deprimirende und exaltirende geschlossene Kette 
21» mit einander abwechseln läfst. Ich habe mich durch 
-Wnache überzeugt, dafs eine solche exaltirende Kette 
"hein Erhöhungs -, sondern selbst ein Erhaltungsmittel 

: ` Zirkeit ist, indem Extremitäten, die in solchen Ketten 
‚sen bleiben, ihre Reizbarkeit länger behalten, als 
"e sich selbst überlassen sind. Es ist hierbei merkwür- 
-> ‚erade die Abwechselung deprimirender und exaltiren- 
'-«tschliefsungen die Wirksamkeit letzterer noch zu ver- 
heint $o hatte in einem meiner Versuche eine Frosch- 

, die jin einer geschlossenen exaltirenden Kette aus 

RW Zink längere Zeit gehalten worden war, ihre Reiz- 
ch endlich . so weit verloren, dafs beim Oeffnen keine 

„a weiter entstanden.» Als der Nerv darauf mit Zink, 
vl mit Silber bewaffnet wurden, zeigten sich bei der 
-72 der Kette noch merkliche Zuckungen, und auch im 
Ae der Trennung. In dieser geschlossenen Kette 
ie Extremität eine Zeitlang erhalten, dann die Verthei- 
‘ir Metalle umgekehrt und die vorige exaltirende Kette 
.terzestellt, die dann schon nach einigen Minuten ihre 

| -iche Wirksamkeit wieder zeigte, indem bei der Oeffnung 
“v die Muskeln in den stärksten Tetanus geriethen. Diesen 
. ubeich mehrmals beobachtet. Es ist ein überraschendes 
an, wie diese heftigen tetanischen Krämpfe, die die 
J espannung der Schwimmhaut, und Ausstreckung der 
-asen zur Folge haben, und die, wie bereits bemerkt 
X-İrere Secunden hindurch fortdauern, im Augenblicke der 
- nz aufhören, und die Muskeln in Erschlaffung zurück- 
2, so dafs also die Schlielsung, statt eine neue Action her- 
nacen, vielmehr die vorhandene aufhebt und einen Ru- 


zl bewirkt. 7 


76 . Galvanismus. 


€ 


Rırrer in Uebereinstimmung mit seiner Theorie der Fle- 
xoren- und Extensoren -Erregbarkeit behauptet,- dafs jene ge- 
schlossenen exaltirenden und deprimirenden Ketten auf jene: 
höchsten Stufe der Erregbarkeit A, auf welcher sich alles au 
eine entgegengesetzte Weise wie auf der Stufe E, verhalte 
sall, gerade die entgegengesetzte Wirkung äußsern, dafs nim- 
lich die exaltirende Kette hier vielmehr als eine deprimirende 
die deprimirende als eine exaltirende wirke. Da auf jene 
höchsten Stufe die negative Bewaffnung des Nerven die Schlie- 
fsungszuckung, auf der niedrigeren Stufe dagegen die Tren- 
nungszuckung, die positive Bewaffnung in jenem Zustande die 
Trennungs - in diesem die Schliefsungszuckung geben, s 
würde daraus folgen, dafs überhaupt diejenige Kette, die durd 
ihre Schliefsung reizend wirkt, in jedem Falle als geschlossene 
deprimirend, diejenige , die im Augenblicke der Trennung den 
Reiz ausübt, als geschlossene jedesmal exaltirend wirke. Es 
ist sehr schwer, die Richtigkeit dieser Behauptung zu consnt- 
ren, da jene höheren Zustände der Erregbarkeit, in welche 
bei der negativen Bewaffnung des Nerven blofs Schlielsun;;- 
zuckungen, bei der positiven blofs Trennungszuckungen ep 
treten, sehr selten vorkommen. Meine eigenen Versuche ge 
ben mir als Resultat, dafs wenn auf der höchsten Stufe der Er- 
regbarkeit der Froschschenkel eine Zeitlang in einer geschlossenes 
galvanischen Kette gehalten wird, die auf der njedrigeren Stute 
der Erregbarkeit als eine bestimmt exaltirende wirkt, die Esd- 
tation wenigstens nicht sa merklich ist, und sich auch pichi 
durch jene auffallenden Phänomene zu erkennen giebt; urd 
umgekehrt die auf der niedrigeren Stufe der Erregbarkeit bestimn! 
deprimirende, auf der höchsten Stufe keinen solchen Einfuli 
merklich äufsert. So wurden, um von mehreren nur eine 
Versuch anzuführen, bei einer schnell präparirten Froschextr” 
mität der Nerv mit Silber, die Muskeln mit Zink bewaſinet 
Blofs im Augenblicke der Schlielsung erfolgten Zuckunges 
keine im Augenblicke der Trennung; .die Kette warde ert 
Viertelstunde hindurch geschlossen gehalten; es zeigten sich 1 
Augenblicke der Trennung nur hüchst schwache Zuckungen. 
nach einem Zwischenraume von einer halben Stunde Ruhe; w 
bereits im Augenblicke der Trennung dieser Kette sich die let- 
hafteren Zuckungen zeigten, wurde dieselbe exaltirende Kene 
abermals ‚versucht und nur einige Minuten geschlossen gehalten; 


Einfacher, 727 ` 


ts ofenbarte sich die aulserordentliche Höhe der Erregbarkeit 
Mech den heftigsten Tetanus im Augenblicke der Trennung, 
d diese erhöhende Wirkung liels sich anderthalb Stunden 
* stets von neuem hervorbringen , wenn die Extremität 
Zwischenzeiten der Ruhe überlassen war. Wenn umgekehrt 
d solches sehr erregbares Froschpräparat in eine auf der niedri- 
pen Stufe der Erregbarkeit bestimmt deprimirende Kette mit 
positiver Nervenarmatur gebracht, die jetzt im Augenblicke der 
Bchlielsung keine oder nur eine höchst schwache Zuckung erregte, 
und in dieser geschlossenen Kette einige Minuten gehalten wurde, 
so traten nun vielmehr im Augenblicke der Trennung heftige 
Zuckungen ein, doch verlor sich diese Wirkung bald, und der 
gewöhnliche deprimirende Einfluls kam zum Vorschein. Man kann 
diesen Versuch auch unter das oben aufgestellte Gesetz bringen, 
dals die fortdauernde Einwirkung des einen, hier des positiven, 
Reizes die Muskeln für den entgegengesetzten, hier den nega- 
tiven, empfänglicher mache, indefs gilt dieses für diese beiden 
Reize in der angegebenen Weise nur auf den höchsten Stufen 
der Erregbarkeit, auf den niedrigeren hingegen nicht, dagegen 
wohl in der umgekehrten Ordnung. 

Noch mehrere andere Erscheinungen als die angegebenen 
Modificationen. der Erregbarkeit, beweisen die fortdauernde. 
Action einer. geschlossenen Kette. Rırrer hat an yerschiede- 
nen Orten? Versuche dieser Art bekannt gemacht, deren ge- 
nauere Angabe hier ganz überflüssig seyn würde, da diese That- 
sache von so vielen andern Seiten her unerschütterlich fest be- 
gründet ist,, Im Wesentlichen laufen diese Versuche darauf 
hinaus, dals beim fortdauernden Geschlossenseyn - wirksamer 
galvanischer Ketten, wenn sich keine Zuckungen zeigen, und 
als zur Ruhe gekommen zu seyn scheint, diese Zuckungen 
wieder mehr oder weniger lebhaft zum Vorschein kommen, , 
wenn von irgend einem Puncte der Kette aus zu einem andern 
(doch mit der nähern Bestimmung, dafs diese zwei Puncte 
nicht an einem und demselben Kettenzliede, aus der ersten 
Classe genommen werden) eine neue leitende Verbindung . durch 
einen trockenen oder feuchten Leiter der E, gemacht wird. Da 
die Einführung eines, solchen Nebenzliedes ohne Wirkung 
bleibt, wenn die geschlossene Kette an und für sich eine un- 

1 Beweis u, s. w. 8. 104 F. Beiträge JI. 217. 


Cp 
u 


g5. 


c. oma e., e 3, Ki — o F 


728 Ä Galvanismus. 


wirksame ist, so ergieht sich schon hieraus, dafs diese Wirkung 
der neu in die Kette gebrachten Zu oder Ableitung sich auf eine 
Action in der geschlossenen Kette selbst beziehen mufs, und nicht 
etwa für sich selbst eime Action hervorrufe, die dann als ein nener 
Reiz wirken könnte. Noch ferner erhellet diese Beziehung auf 
eine in der geschlossenen Kette selbst fortdanernde Action dar- 
aus, dals dieselbe Zu- oder Ableitung eine um so stärkere Wir- 
kung ausübt, d. h. eine um so stärkere und länger danernde 
Zusammenziehung erregt, je wirksamer die Kette an und für 
sich in ihrer Schlielsung oder Trennung sich beweist, vorzüg- 
lich aber daraus, dafs selbst ein einzelnes Glied einer solchen 
geschlossenen Kette allein dadurch eine Reizung ausübt, wenn 
dasselbe in irgend einem Puncte in eine neue Berührung mit sich 
selbst gebracht wird, wozu besonders die, durch die hierher 
gehörigen Figuren angedeuteten, Versuche interessante Belege 


8 geben, in denen durch Umbiegung und Umschlingung der 


Nerv, der sich bereits in der Kette befindet, in eine neue Be- 
rührung mit sich selbst gebracht wird, und in dem Augenblicke, 


‘ dafs durch die neue Schliefsung eine Zu- oder Ableitung- in die 


Kette eintritt, auch eine Zuckung zum Vorschein kommt. 

In einzelnen Fällen that sich die fortdauernde Action der 
Kette auch durch anhaltende Zuckungen während des Gesehlos- 
senseyns der Kette kund, besonders bei sehr reizbaren grofsen 
Individuen, wenn der Nerv positiv bewaffnet ist, ohne dab 
etwa schnell vorübergehende Trennungen und darauf wieder ein- 
tretende Schlielsungen dabei im Spiele wären. 

Aehnliche Versuche, wie an Froschpräparaten, wurden 
auch an Thieren aus allen übrigen Classen und zwar mit dem- 
selben Erfolge, so weit das Gebiet der Muskelreizbarkeit sich 
erstreckt, angestellt 1, 

' BO. Von den bisher beschriebenen galvanischen Erschei- 
nungen thierischer Ketten weichen, was die Bedingungen ihre 
Entstehung betrifft; einige Erscheinungen ab, die sich bei der 
häufigen Anstellung soloher Versuche von Zeit zu Zeit darge- 
boten haben. Dahin gehören namentlich die Versuche y. Hey: 
BoLnr’s über die Erregung von Zuckungen ohne eigentliche 
Kettenschliefsung und Rırrrn’s pseudogalyanische Versucht. 


1 Vergl. C. H. Prarr über thier. El. und Reizbarkeit S. 1128. 
v. HussoLot an verschiedenen Orten seiner angezeigten Schrift. 





Einfacher. `: 729 


v. Hrusosor hatte den Cruralnerden eines sehr lebhaften Fro-Fig. 
sches präparirt und ihn mit Zink armirt. Er wollte diese Ner- 100. 
verafmatur M und den Schenkel mittelst einer andern Zink- ` 
stange N vereinen, aber kaum waren die beiden Metalle in Be- 
rührung, ohne dafs auch N sich nur den Muskeln oder dem 
Nerven näherte, so erfolgten schon heftige Zusammenziehüngen, ` 
Dieser Versuch glückte eine gute Viertelstunde lang, Es war 
hierbei gleichgültig, im welchem Puncte M durch N berührt 
warde; der Versuch glückte auch, N mochte mit der Hand ode? 
mittelst eines Griffes von Siegellack- gehalten werden. Der Ver, 
mch wurde so abgeändert, dafs M mittelst eines dreiaolligen 
eisernen Drahtes mit einer andern Zinkstange P verbunden, und 
nun diese allein von N berührt wurde, und augenblicklich ent- 
standen lebhafte Zuckungen, die sich nach jeder Trennung und 
Wiederberührung ernenerten 4 Dafs nicht die Erschütterung 
von M durch N die Zuckungen hervorrief, bewiesen die Ge- . 
genversuche, dafs die heftigsten Schläge mit Glas, Elfenbein, 
Knochen, trockenem Ebenholz und Hornstein (sämmtlich Iso- 
htoren oder doch sehr schlechte Leiter) keinen Reiz hervor- 
brachten. Um jede auch noch so verborgene Zuleitung zwi- 
khen N und dem Cruralnerven oder Froschschenkel zu verhüten, 
wodurch dieser Versuch wieder unter das gewöhnliche Gesetz 
einer geschlossenen Kette gefallen wäre, schob e HumnoLor 
eine Glasplatte unter das Zink und eine zweite unter den Schen- 
ke. Indem er nun Zink auf Zink fallen liefs, hielt eine zweite 
ganz isolirte Person die Glasplätten sammt dem Schenkel in der 
Loft in die Höhe. Die Muskularbewegungen schienen nun nur 
noch convulsivischer zu werden. Durch anderweitige Abände- 
nag wurde die Möglichkeit einer solchen Verbindung noch 
ferner beseitigt. Merkwürdig war endlich noch der Versuch, p 
dals als von zwei Schenkeln, an welchen dergleichen Versuche 10 101. 
mit Erfolg angestellt worden waren, der eine Schenkel a an Er- 
resbarkeit abgenommen hatte, und nun auf diese Weise unge» 
reizt blieb, während das entfernte Metall N durch die ersehüt- 
ternde Berührung von noch mächtig auf den Nerven b wirkte, 
auch für a der Reiz augenblicklich wieder hergestellt wurde, 
als aund h durch eine Zinkstange verbunden waren. 

Das Resultat dieser und ähnlicher Versuche war, dals die 


1 a. a. 0. 3. AA 0. 


730 Galvanismus. 


Reizung vorhanden ist, wenn nur die Bedingung statt findet, 
dafs das Metall, auf welchem der Nerv ruht, von einem andem 
ihm homogenen oder heterogenen Metalle erschütternd berührt 
wird. Doch scheint diese Erschütterung hierbei nur malen 
bedingt zu seyn, dals dadurch eine schnelle und innige Berüh- 
zung zwischen den Metällstücken vermittelt wird, wie dem 
auch v. Humpouvr ? eine Erfahrung des. Dr. Keursca anluhr, 
wo durch blolse Berührung einer Zinkarmatur, auf welcher da 
lange heraus präparirte Ischiädnerv lag, mit einer Silbermünze 
in dem Schenkel die heftigsten und anhaltendsten Zuckunge 
entstanden. Alle diese Versuche beweisen nur die aufserordet- 
liche Empfindlichkeit solcher Froschpräparate für den schwich- 
sten elektrischen Reis, der auch schon dann eintritt, wen 
nicht gerade eine Kette geschlossen, sondern nur ein neues Glied 
zu der nach dem Schema der Linie geordneten Reihe der Kür 
per hinzugefügt wird, ‘wie weiter unten in der Theorie nibe 
nachgewiesen werden soll. 

Von anderer Art sind Rırren’s pseudogalvanische Ver- 
suche?, nach welchen die Erscheinungen vielmehr an den Au 
genblick der Schlielsung und Trennung einer Kette gebunden 
sind, oder von einer Action abhängen, die sich insofern vos 
der ächten galvanischen Action unterscheidet, dafs jene auf der 
Augenblick der Schlielsung und Trennung selbst eingeschrisk 
bleibt und wesentlich an diesen gebunden ist, während die « 
gentliche galvanische Action die der geschlossenen Kette selbil 
ist, und fortdauert, so lange diese geschlossen bleibt, Da 
Wesentliche dieser pseudogalvanischen Versuche besteht nam 
lich darin, dafs auch in Fällen, wo die Ketten an und für sich 
ganz unwirksam sind, wenn sie als geschlossen betrachtet wer 
den, doch eine Aption eintritt, wenn die Ketten so geschlosse 
werden, dals an der Stelle der Schlielsung heterogene Glied« 
mit einander in Berührung kommen, welche Action sich ebes 
durch ‘die in diesem Augenblicke eintretende Zuckung kun 
thut, während diese Action nicht statt findet, wenn die Schle 
fsung an zwei mit einander homogenen oder beinahe homogene? 
Stellen geschieht. Nie beobachtete Rırrza Zuckungen, auch 
bei höchster Erregharkeit, sobald, nachdem x oder y schon 





1 In demselben Werke 8. 487. 
2 Gehler’s Journ. VI. 431. 








‚Einfacher. ` , 731 
dem Zink z oder den Tropfen Wasser auf ihm anflag, y oder pt Fig. 


x mit der F euchtigkeit an ihnen abermals blols mit einem Tro-! 
pfen Wasser, oder einer noch so dünnen Schicht F euchtigkeit 
auf dem Zink in Berührung kam, also das Zink an einer nassen 
Stelle berührt wurde, stets aber nahm er sie wahr, sobald sich das 
Wasser oder’ die Feuchtigkeit w blofs am Nerven, an y oder x 
befand; das Zink also an einer trockenen Stelle berührt wurde. piy, 
Stets war also Zuckung vorhanden, wenn mit w (dem Wasser- 108. 
tropfen) und z geschlossen wurde, nie aber bei der Schliefsung;,; 
mitw und n (Wasser und Nerv), wo das Ende n wegen seiner Tick 
Feuchtigkeit einigermalsen als homogen mit.w gelten konnte, 
In den meisten Fällen zuckte nur derjenige Schenkel, dessen 
Nerv so eben die Kette durch Berührung des Metalls an der 
trockenen Stelle geschlossen hatte (also z.B. b in Fig. 103.), 
dochzeigten sich hierin auch einige, jedochseltene, Abweichungen, 
so dals bisweilen der Schenkel a allein oder am stärksten zuckte, 
ohne dafs der Grund davon aufzufinden war. Auch kehrte sich 
das Verhalten beider Schenkel während der Dauer der Versuche 
bisweilen um, so dals wenn erst b, mit dessen nassem Nerven 
geschlossen wurde, die lehhafteste Zuckung oder auch allein 
gegeben hatte, später a sich so verhielt. Diese Art von Ketten- 
schlielsung war auch dann noch wirksam, wenn bereits eine ge- 
wöhnliche Kette aus Zinn oder Zink ahne Effect sich zeigte. . 
Auch andere ähnliche Ketten, sobald die Schlielsung derselben 
mit homogenen Gliedern statt findet, sind ohne Wirkung, die 
aber sogleich eintritt, wenn die Schlielsung mit heterogenen 
Glieden geschieht. Niemals erfolgt eine Zuckung, wenn man 
im Kreise von Ketten, die in zwei gleiche und ähnliche Hälf- 
ten getheilt werden können, irgend ein Glied in zwei Theile 
theilt, oder statt des einen zwei ganz von derselben Art anwen- 
det und mit ihnen die Kette schlielst, wie z. B. wenn man ie- pig, 
des die Nerven armirende z mit einem Tropfen ader mit einer 108 
Strecke von WVasser w versjeht und beide w durch ein drittes 
w, einen dritten Tropfen Wasser u, s. w. verbindet, dagegen 
wird die Zuckung eintreten, wenn man den einen Tropfen entè ' 
fernt und die Schlielsung an der trockenen Stelle des Zinks mit 
dem andern "Tropfen geschieht, Diese und viele ähnliche Ket- 
ten sind zwar, sofern sie geschlassen sind, als unwirksame zu 
betrachten, sie äufsern auch weder eine exaltirende noch depri- 
nirende Wirkung auf die Erregharkeit, und doch ist mit dem 





737 Galvanısmus, 


7 Äzte ihrer Schliefsüng eine Thätigkeit gegeben, die durch das 
galvanische Verhalten der Kettenglieder auf einander zwar be- 
dingt, aber doch von der während des Geschlossenseyns det 
Ketten fortdauernden Action ganz verschieden ist. Ich gestehe, 
dafs es mir selbst nie gelungen i ist, unter den angegebenen Un- 
ständen Zuckungen zu erhalten, dagegen erfolgten bei nicht z 
“ sehr gesunkener Erregbarkeit jedesmal lebhafte Zusammenziehn- 
gen, wenn der Nerv schon an einer Stelle mit dem Metalle in 
- Berührung war, und an einer andern Stella‘ mit eihem Wasser- 
` tropfen, der auf demselben Metalle sich befand, die Kette ee- 
schlossen wurde, in welchem Falle die Heterogeneität zwischen 
der natürlichen Feuchtigkeit des Nerven und dem Wasser schon 
hinreichend war, eine wirksame Kette zu geben, deren Wid- 
samkeit dann aber nicht blofs auf den Act der Schlielsung ein- 
geschränkt war; wie denn auch diese Kette als keine solche au 
betrachten ist, die in zwei gleiche und ähnliche Hälften gethet 
werden kann, Besonders gelangen diese Versuche bei Anwen- 
dung des Quecksilbers. 

Was übrigens das von Rırren aufgestellte Erklärun;s- 
princip für eine blols auf den Augenblick der Schlielsung en 
geschränkte Action, die nach dieser Schliefsung aufhören soll, 
betrifft, so werde ich in der Theorie darauf zurückkommen, 
doch mag hier die vorläufige Bemerkung gelten, dafs auch diese 
sogenannten pseudogalvanischen Versuche unter die Kategorie 
Schier galvanischer, von wirksamen geschlossenen Ketten 3b- 
hängiger, gebracht werden können, wenn man erwägt, dıb 
zwischen den beiden durch Figur 104 und 105 dargestellte 
Versuche, wovon der erstere positiv, der zweite negativ aur- 
fällt, der nicht wesentliche Unterschied statt findet, dafs in je- 
nem die vor der Schlielsung mit dem Wassertropfen befeuchtete 
Stelle des Zinks bereits eine leichte Oxydation erlitten habe" 
konnte, wodurch das Zink gleichsam mit dem Werthe eines 
doppelten Metalls, eines schwach oxydirten und eines noch 
vollkommen reinen metallischen Zinks auftritt, und demnach 
die Kette unter die Kategorie solcher fällt, die nicht in ed 
gleiche und ähnliche Hälften getheilt werden können, währen] 
in dem zweiten Falle beide Stellen sich gleichmäfsig oxydiren 
konnten und mufsten, womit denn wieder eine Gleichheit bei- 
der Hälften der Kette eintrat, 

54. Die galvanische Action äußert sich nicht blols als ein 





Einfacher. - 733 


wirksamer Reiz für die Nerven, welche zu, den Muskeln gehen, 
sondern überhaupt für alle Nerven, und bringt dadurch Er- 
scheinungen hervor, welche der eigenthümlichen Thätigkeit die- 
ser Nerven und dem specifischen Reize selbst, welchen diese 
Action ausübt, gemäfs aind. Die merkwürdigsten Erscheinun- 
gen dieser Art sind die eigenthümlichen Empfindungen, welche 
dieser Reiz durch die Einwirkung auf die Nerven, sofern ihnen 
die Function der Empfindung übertragen ist, und also insbe- 
sondere auf die Nerven der verschiedenen Sinpenorgane ausübt. 
In Allgemeinen gelten hierbei dieselben Gesetze, welche wir 
für die Erscheinung , Stärke, Art und Dauer der Zucknngen, 
so weit sie durch die verschiedenen Arten der Ketten bestimmt 
werden, aufgestellt haben, nur dals die Versuche hier nicht 
dieselben bequemen Abänderungen zur Begründung deser Ge- 
setze in ihrem ganzen Umfange zulassen, weil die Empfindun- 
gen in jenen Organen sich nur unter der Bedingung, dafs sie 
mit dem Ganzen noch in ibrem organischen Zusammenhange 
chen, erregen lassen. Diese Empfindungen sind nämlich eben 
w wie die Zuckungen an die Schlielsung einer Kette, oder an 
die Bildung eines Kreises aus verschiedenen Leitern gebunden, 
m welchen die Sinnesnerven entweder unmittelbar als Glieder 
inzehen, oder wenigstens durch andere Nerven eingreifen, mit 
denen sie in einer genauen Auastomose stehen; sie dauern ge~ 
wöhnlich so lange fort, als die Kette geschlossen bleibt, doch 
zeit sich auch hier in einigen Fällen ein merklicher Untere 
schied zwischen der Art der Erscheinung im Augenblicke der 
Schlielsung und während des Geschlossenseyns der Kette, auch 
hier zeigen sich vorzüglich die Ketten wirksam, in welche zwei 
heterodene, sich unmittelbar berührende, Metalle als Glieder 
eingehen, und zwar nach. Verschiedenhgit dieser beiden Glieder 
nit demselben Unterschiede in der Stärke der Empfindungen, 
wie sich derselbe bei den Versuchen mit den Muskeln ergeben 
hat, und mit einem ähnlichen Einflusse in der verschiedenen 
Art der Vertheilung des. positiven und negativen Eryegers, , pug 
dal hierbei der el. Gegensatz sich noch auffallender in einer Art 
von Gegensatz der Empfindungen ausspricht; : auch hier. zeigt 
ch pleichmälsig die verschiedene Wirksamkeit der versghiede+ 
nen feuchten Erreger, die mit den verschiedenen trockenen Er- 
gem in Wechselwirkung, gebracht werden, derselbe Einfufs 
der verschiedenen Gröfse der Oberfläche, mit welcher. die 


734 Galvanismus. 


trockenen Erreger mit den feuchten und also insbesond« 
den Organen selbst, in Berührung gebracht werden u. s. v 
Was nun die einzelnen Sinnenorgane selbst betriift, 
vie bereits oben in der Geschichte des Galvanismus b. 
"worden, viele Jahre vor der eigentlichen Entdeckung d: 
vanismus durch Butzen en merkwürdiger Versuch ii! 
‘Einwirkung des galvanischen Reizes auf das Geschmack 
‘bekannt gemacht. worden, auf welchen Vorrá 1, v 
scheint, ohne etwas von diesem früheren Versuche zu: 
nach GaLvanı’s Entdeckung von neuem hingeleitet wur: 
dals er ihn in seinen wahren Zusammenhang mit dies+ 
scheinungen brachte. Wenn man von zwei verschiedene 
tallen von Zink und Silber das erstere auf die obere Fla. ` 
Zunge gegen die Spitze Zu, das letztere an den hinteren 
dieses Organs oder an irgend einen mit einer dünnen und . 
ten Oberhaut versehenen Theil des Körpers, z. B. an den 
men, das Zahnfleisch, die Lippen, die Nasenhöhle, das 
die Augenlieder u. s. w. bringt oder auch blofs mit den n 
machten Fingern hält, und beide unter einander oder ! 
'grofser Entfernung mit einem Metalldrahte, welcher Art e 
verbindet, so wird sich, sofern hier'erst nur von der 
Zunge erresten Empfindung die Rede ist, im Augenblic! 
Schliefsung ein eigenthümlicher Geschmack zeigen, den ver: 
dene Personen verschieden bezeichnet haben, dem man al. 
schicklichsten mitVoira den Namen eines säuerlichen o ie ` 
eine grolse Aehnlichkeit mit demjenigen hat, welchen e 
sitiv elektrischer Feuerpinsel in der Zunge hervorruft, ur. 
so lange fortdauert, als die Kette geschlossen bleibt. Bel: 
die Ordnung der Metalle um, so dafs Silber an die Zu: 
spitze und Zink an einen jener anderen Theile gebracht 
so wird ein ganz anderer Geschmack eintreten, der etwas 
angenehmes und viele Aehnlichkeit mit demjenigen hat, 
eine verdünnte alkalische Auslösung gewöhnlich giebt un: 
auch Vouri sehr passend mit dem Namen eines scharfen , ! 
henden , laugenhaften bezeichnete. Dieser Geschmack i~: 
del weniger lebhaft als der saure, wie er denn auch wol, 
nicht bemerkt worden ist, z. B. von te Hor 2, dagegen 








e 





1 8. Aloysi Galvani Abh, u. s.w. ‚übers. von Mayer Vorrede 
2 G. IX. 193. 





- Einfacher. Ä 735 


sich bei Oeffnung dieser Kette der saure Geschmack deutlich 
ein, den dieser letzterwähnte Beobachter allein empfand, doch 
ist er schwächer als bei der zuerst angewandten Vertheilung der 
Metalle. Die unmittelbare Bewaffnung der Zungenspitze durch 
lie Metalle ist nicht nöthig, woraus sich schon allein ergeben 
würde, dafs dieser Geschmack vom Metalle, als solchem, nicht 
bhängt. Taucht man die Zungenspitze in ein Glas voll Was- 
er, in welchem ein Blättchen von Zinn oder Silberpapier 
<hwimmt, so wird sogleich. der saure Geschmack empfunden, 
obald der Griff eines silbernen Löffels, dessen erhabenen Theil 
mn auf die Mitte oder den Hintertheil der Zunge legt, jenes 
ünnblättchen berührt, und dauert in einem gleich lebhaften 
Jade so lange fort, als die Berührung unterhalten wird. Wel- 
he zwei trockene Erreger, die eine hinlänglich starke Action 
ben, um die Zungenspitze noch lebhaft zu rühfen, man anè 
rende, so wird stets der säuerliche Geschmack zum Vorschein 
ommen, wenn der positive von beiden die Zungenspitze und 
er negative irgend einen andern nahen oder entfernten Theil 
ewvaifnet, der alkalische dagegen bei umgekehrter Vertheilung, 
Venn das negative Metall auf dem Rücken der Zunge aach deg 
Vurzel derselben , das positive näher an der Spitze sich befin+ 
let, so scheinen beide Arten von Geschmack zugleich empfun= 
in zu werden, der alkalische nach hinten, der saure. nach 
vorn. Wenn von zwei mit nassen Händen sich fassenden Per- 
sonen, die eine das positive, die andere das negative auf der 
Zange hat, so wird vom Augenblicke der Schliefsung dieses 
Kreises durch Berührung der Metalle unter einander die letz- 
ere den alkalischen, die erste den säuerlichen Geschmack haben; 
Es bedarf, um diese Geschmacksempfindung hervorzubringen; 
nicht gerade zweier heterogener Erreger der ersten Classe, son+ 
dern auch ein einzelner trockener Erreger ist dazu hinreichend; 
Senn sar aufser dem Organe selbst noch ein feuchter Erreger 
wit als Glied in die.Kette eintritt, der durch seine Berührung 
bit dem trockenen Erreger eine hinlänglich, starke galvanische 
Action bewirkt. Einen interessanten Versuch dieser Art gab 
Vorra schon in der ersten Zeit dieser Entdeckung an 3. Mazi 
fülle einen zinnernen Becher mit Seifenwasser, Kalkmilch, oder 
besser mit mälsig starker Lauge , fasso den Becher mit einer oder 


‘ 
D wen . 3 


1 Gren’s N. J. II. 480, ` ’ ` 7 vo.“ 





? 


736 Galvanismus. 


beiden: Händen, die man mit blolszem Wasser feucht ge 
hat, und bringe die Spitze der Zunge mit der Flüssigkeit in Bi 
rührung, so wird man im. Augenbligke des Contacts die Ea 
pfindung von einem sauren Geschmack auf der Zunge erhalte 
im ersten Augenblicke ist dieser Geschmack sehr entschied 
sauer, bald nachher verwandelt er sich aber in einen daw 
verschiedenen, minder sauren, mehr salzigen.und stechende 
bis er endlich scharf und alkalisch wird, so wie die Flach 
mehr auf die Zunge wirkt. Dieser Versuch scheint zu bewe 
sen, dals nicht die durch Zersetzung des Kochsalzes des Spe 
chels àn dem positiven Metalle entbundene Säure, und das 
dem negativen Metalle frei gewordene Laugensalz den Gesch 
verursachen. Uebrigens spielt'in diesem Versuche die 
- sche Lauge die Rolle des positiven Metalls, wie dieselbe da 
auch nach den bereits oben (Nr. 25.) angegebenen Versuch 
mit dem Zinn starke positive Elektricität annimmt. | 
Eben so ausgezeichnet wie auf das Geschmacksorgan i 
die Einwirkung der einfachen galvanischen Kette auf das G 
sichtsorgan. Schon bei jener Art der Anstellung des Ù 
schmacksversuchs, wo das Auge selbst, oder ein durch we 
Nerven mit denen des Auges in naher Verbindung stehend 
„mit dünner Oberhaut Yversehener, feuchter Theil des Kop 
wie dieNasenhöble, der Gaumen, die innere Seite der Wan 
die spongiöse Substanz der Oberzähne u, s. w, mehr oder w 
ger Glieder der Kette sind, wird man bei der Schlselsung 





Kette eine blitzähnliche Erscheinung gewahrwerden, 
indels ihre höchste Stärke, nur dann hat, wenn das A 
selbst in die Kette mit .eingeht.. Wenn zugleich beide A 
gen oder beide Nasenhöhlen, die spongiöse Substanz d 
Oberzähne auf beiden Seiten, die innere Seite beider Vy ang 
mit zwei wirksamen Erregern bewaffnet. und die Ketie dar 
Berührung beider unter einander geschlossen wird, so erh 
man dasselbe Phänomen in beiden Augen. : Anch hier hat d 
Art der Vertheilung der beiden Erreger Einflufs auf die Stan 
der Erscheinung. DerBlitz wird lebhafter seyn, wenn von de 
beiden Erregern der positive, also z. B. das Zink, das Au; 
unmittelbar oder einen jener mit dem Auge durch Nerven ena 
mosirender Theile, der negative, also z. D. das Silber, eine 
entferntern Theil bewaffnet, als umgekehrt. Vorr A schei 
suerst diese Einwirkung des Galvanismus auf das Auge beobech 


Ki 


Einfacher. 737 


tet m haben. Er bewaffnete den Angapfel mit einem Blättchen 
Stanniol oder Silberpapier,, brachte in den Mund eine Silber- 
nünze oder einen silbernen Löffel, und die beiden Metal- 
sticke mittelst zweier metallischer Spitzen in Berührung. Er 
wandte auch die mittelbare Bewaffnung des Auges durch Zwi- 
schenbringuitg eines siafsgemächten Polsters von Leinewand an, 
und erregte die Lichterscheinung und den sauren Geschmack 
zugleich, wenn er die Spitze der Zunge mit Zinn, das Polster- 
chen mit Silber bewaffnete, und die Kette dann schlofsi. Die 
anf diese Art erregte Gesichtsempfindung würde. von allen frühe- 
ren Beobachtern bis anf Rırren im allgemeinen als ein blitz- 
ahnlicher tmd nur auf die Schlielsung der Kette beschränkter 
Sıhem beschrieben, ohne weitere Nodificationen zu beachten. 
Dieser aufmerksame Beobachter dagegen hat noch foluende nähere 
Besimmangen dieser Erscheinungen wahrzunehmen geglaubt 2. 
Lest man eine Zinkplatte fest an den Augapfel, schliefst das 
Aug nicht, sondern hält es offen und stet, bewegt auch die 
Snsenlieder nicht, und bringt dann eine Bilberplatte oder Bil, 
vie, womit man die obere Fläche der Zunge belegt hat, 
ohne Zittern mit dem Zinke in unmittelbare Berührung, so ent- 
"eht in diesem Augenblicke ein Lichtschein, den man gewöhns 
ch einen Blitz nenat, der sich aber von einem wirklichen Blitze 
larin unterscheidet, dafs auf ihn nicht wieder die vorige Fin- 
sterilis folgt, sondern dafs man einen fortdauernden, nicht git 
'raden, nicht sich alle Augenblicke erneuernden Schein, eine 
Heilung im Auge behält, voh der man weils, dafs sie vorher 
uht da wer, und dafs dem so sey, davon überzeigt man sich 
nch weiter dadurch, wenn mahn mit fester Hand die beiden 
Metalle so trennt, dafs in der Trennung nur Aufhören des Con- 
"is, hicht neue Berührung nnd Trennung enthalten ist, wo 
man alsdann bemerken wird, dals der Zustand des Auges, in 
»elchein es sich vor dem Versuche befand, wieder eintritt, und 
ias Licht verschwunden ist, welches Lichtverschwinden dem 
ws Bitzes abermals,sehr ähnlich ist, nur wird mah bei rech- 
Sorgfalt nicht finden, dafs das plötzlich verschwindende Licht 
"ch in diesem Augenblicke erst entstanden sey. Kommen, 
ikiben, Verschwinden eines erhöhten Lichtätstandes des Au- 





1 Vorra’s Schriften über thiet. El. 1795, Vorrede S. 5. 
2 Beweis u. a. wi B. 88. f. 
Ir. Bd. Aan 


wiklich in dem Auge Erscheinungen vorkommen ,'. die ‘einen 
ibnlichen Gegensatz andeuten, wie wir ihn schan bei den Mus- 
keln und’noch entschiedener bei dem Geschmacksorgane ange- 
troffen haben, so wird es doch sehr schwer seyn, mit einem so 
beweglichen Organe diese Erscheinungen in ihrer ganzen Be- 
simmtheit aufzufassen und bei der so mannigfaltigep, Verschie- 
denheit derReizempfänglichkeit und des Farbensinneg der Aus 
gen verschiedenex Beobachter wird wohl schwerlich ege Lieber- ` 
einstimmung in ihren Aussagen in dieser Hinsicht statt Boden 
me ja selbst über die Art derGeschmacksempfindung die Anga- 
ben verschiedener Beobachter sehr abweichend ausfallen. Auf 
dz Gerachs - und 'Gehörs - Organ ‚bleibt die Einwirkung der 
einfachen galvanischen Kette. ohue ‚merklichen Erfolg, sofern 
talich von Erregung der diesen Sinnen zukommenden specifi+ 
«ten Empfindungen die Rede ist. Bringt man indels ein etliche 
Zoll langes , einige Linien breites und dickes, gut abgerundeteg 
Stick Reifsblei so tief als es ohne Gefahr geschehen kann, in 
die eine Nasenhöhle und drückt es sachte an die Nasenscheide- 
vud an, in die andere auf gleiche Weise ein ähnliches Stück 
Zok, und verbindet beide mit einem Stücke Zink oder einem 
eiebigen Stücke Metall, doch sa, dafs nach Schliefsung der 
Kette dieselbe einige Zeit ungestört geschlossen bleibt, so sieht 
man im Augenblicke der Schlielsung einen mäfsigen Lichtwech- 
dear beiden Augen, und zwar den positiven (?) in dem, was 
ch mit dem Reifsblei auf einer Seite des Kopfes befindet, aber ` 
zueich empfindet man einen heftigen Schlag auf die Scheide-, 
wad an den Endpuncten beider Erreger, und man glaubt eine 
Teckung in dem Innern der Nase zu bemerken; auf der Seite, 
‘rn das Zink anliegt, ist der Schlag mehr druckartig, und scheint 
„Pichsam von dieser auszugehen, da aber, wo das Reifsblei 
va, verwandelt er sich in ein sehr empfindliches Stechen, 
welches so lange fortdayert, als die Kette geschlossen bleibt; 
"lich zeigt sich ein Hang zum Niesen, welches auch wohl 
A längerer Fortsetzung des Versuchs eintritt. Fowrer 
wlte die Empfindung einer unangenehmen Kopferschütterung 
bei der Armirung beider äulseren Gehörorgane durch Zink und 
“ter gehabt haben. Rırrer fühlte nur eine mäfsig stechende 
""yfndung in den innern Theilen des Ohrs, deren Beginnen 
' n einer sich über den Kopf verbreitenden Welle sanften Drucks 
Kure zu seyn schien. Ä de 
Asa? 


740 ` Galvanismüs. 


Auf’ des Gemeingefühl wirkt der Galvanismus, indem in 
empfindlichen Theilen, die als Glieder in die Kette eingehen, 
wenn sie unmittelbar bewaffnet sind, wie z. B. in den Lippen, 
Gaumen, im Anus, in der Urethra, eigenthümliche stechend», 
brennende oder drückende Empfindungen hervorgebracht werden, 
die sich za jenen angeführten eigenthümlichen Sinnesempfin- 
dungen noch hinzugesellen. Dabei charakterisirt sich die Ein- 
wirkung des positiven Metalls mehr durch ein brennend stechen- 
des, die des negativen durch ein drückendes Gefühl. Beson- 
ders erleiden Wunden mancherlei Art bei schicklicher Bewafl- 
‚ hung die auffallendsten Schmerzen. v. HumBoLpTr machte sich 
absichtlich Hautwunden auf der Schult: r und dem Rücken durch 
spanische Fliegenpflaster, und armirte sie mit Zink und Silber. 
Bei der Schlielsung der Kette fühlte er ein heftiges schmerz- 
haftes Pochen, der Musculus cucullatus schwoll heftig auf, s 
dafs sich seine Zuckungen aufwärts bis ans Hinterhauptbein und 
die Stachelfortsätze der Rückenwirbelbeine fortpflanzten. Eine 
Berührung mit Silber gab 3 - 4 Schläge, die deutlich unter- 
schieden wurden. Die in der rechten Schulter durch die starke 
Reizung häufig herbeigelockte lymphatisch -seröse Feuchtigken 
war roth gefärbt, und wie bei bösartigen Geschwüren so scharf 
geworden, dals sie, wo sie den Rücken hinablief, denselben 
in Striemen enizündetel. Miıcuazuıs fühlte bei Wiederholon; 
dieser Versuche die schmerzhaften „Empfindungen nur in der 
Nähe der Wunde, wo der negative Erreger, also das Gold oder 
die Kohle, nie wo das Zink lag 2. 

Von der arzneilichen Anwendung dieses kräftigen Reizmit- 
'tels wird noch weiter unten die Rede seyn. 


B Theoretische Betrachtungen. 


55. In der ersten Periode des Galvanismus,; als die Erschrr- 
nungen, welche derselbe in der Sphäre des Lebens kervormft 
ausschliefslich die Anfmerksamkeit der Physiker beschäftigten, 
und diese auch 'nur allein bekannt waren, war es nicht zu ver- 





1 Gren’s N. J. IR 119. Ucber die gereizte M. und N. ba, 
L 197. 
2 Ebend. IN, 8. 47. 


Theorie; Galwanı’s. _ . 74 


unsern, dals man geneister war,.den ganzen Vorgang mehz 
æ asen physiolazischen denn als einen physikalischen. su, be- 
mitm, und so erklären sich jene früheren Theorien GALVA- 
ur, Laura, Ans, V, MHumsoLnt’s, Fowran’s t. a 
»', da ihre Unrichtigkeit jetzt allgemein anerkannt ist, wedar 
m- unsändliche Darstellung verdienen, noch viel weniger 
se \Widerlegung erfordern. :'Gaxvası kam schon wit einem 
‚sen Vorartheile Dir eing den, Thieren eigenthümnliche E, 
„ st wahren Ursache ihrer dabendiken Bewegungen zu diesen 
lenken, und so erklärt es sich leicht ‚.‚wie.er. dieselben zy 
L xes seiner früheren Hypothese deuten, und die Erklärung 
w'n dieser nemäls aullassen muste, da der Anthail der 
L a desen Erscheinungen Sich dem ersten Blicke schós anky 
op mulste. Nach ihm sollten die Nerven. die Organe: pay, 
gehen die den Thieren elgenthümliche E, vorziiglich wirkt, 
= drh welche sie dem ganzen Kärper mitgetheilt wird, so 
ve de Gehirn das wichtigste Absonderungsorgan derselben, 
Le anere Sabstanz der Nerven, wahrscheinlich, die dünnste 
kake, nahm er an, sey mir Leitungsfähigkeit.für diese E, he- 
e, cd mache daher die freie und schnelle Bewegung’ dexsel- 
a ioch die Nerven mäglich; ‚augleidh verhindere- aber der 
dé Leberaog der Nerven die Zesstreuung dieser E, und. erlaube 
erinhäufpngs. Die vorzüglioksten Behälter dieser thierischem 
bee die Muskeln; sie stellen gleichsam eine Leidaer Flasche 
w, wd zwar sey ihre äulsane Oberfläche negativ, in ihrem bn 
Sa lnsegen sey die E. angehänft; dieses also positiv.. Der - 
Jk ey der Conductor dieser Flasche, welcher. neben don 
=.dasen die Muskeln mit E. weraehe, : Der. Nechamisızus ab- 
Bxegungen bestehe kurz darin, dafs die el. Llüssigkeit aus 
a lagen der Muskeln. in die Nerven derselben gezogen und 
"ut werde, and dafs sie nun aus diesen auf die äußere 
atache der Bluskeln überströne,, folglich jede Zusammehr 
Wr we gleichsam durch eine Entladung der. munknlösen Leid- ` 
“Flasche bedingt sey, indem die auf das, Aeußsere der-Mus- 
« ıabentrömende E. auf die reizbaren Muskelfasern einem Reiz 
sabe. In den neu entdeckten Erscheinungen. glauhte GauyAxı 
‘x eischeidendsten Beweise {ür diese Theorie und zugleich in 
tsa die befriedigendste Erklärung jener zu finden... Indels 
“diese Theorie ganz unvermögend, von den damals schon 
tunte Bedingungen und den Abänderungen jener Erschei- 


742 © Galvanismus  ' 


nungen nach Verschiedenheit der äufseren Unmtände, wie untes 
anderen von Hem Einflusse der Verschiedenheit der beiden Me- 
talle auf die Stärke der Zuckungen, von der Zulänglichkeit der 
blofsen Beweffnung der Nerven mit den beiden Erregern u. s. w. 
u, s. W. gehörige Rechenschalt- -zu geben‘, und nur die Annahme 
der E. als Ursache derselben “war nicht verfehlte. 
Ganz andere Ansprüche auf Beifall konnte die von dem be- 
rühmten Arex. e, HumBOLDT iin Jahre 1797 aufgestellte Theorie 
dieser Erseheintingen machen, da ge. von den besonderen Be- 
dingungen derselben eine auf Analogie mit der Wirkumgsart be- 
kannter Kräfte gestützte, grüfstentheils genüpende Rechensch 
gab ; und durch viele neue Versuche unterstützt warde. > Dals 
dem olingeachtet dieser scharfsinnigs Naturforseher déch: nur ei- 
nen Irrthum geistreich: ausschmäckte und 'die rechte Bahn ver- 
fehlte, auf welcher Vos A: damals schon bo grolse,, dem deut- 
schen Physiker nieht unbekannt: gebliebene, Fortschritte ge 
macht hatte, und den elektrischen Charakter dieser Erscheimr- 
gen leugnete, 'lälst sich nur aus so’ manehen anscheinendem Ana- 
malien , mit denen hier die E: auftritt, ‘begreifen ‚' unter welche 
Anomalien vorzüglich der Umstand gehörte, dafs: sie die ihr 
sonst-sa wesentlich zukommend® Eigenschaft, durch Anziehung 
und -Abstofsung nach atıfsen zu wirken, nicht offenbarte,, auch 
das hier wirksame Agens in- seiner Leitang durch die Körpe 
andere Verhältnisse zu zeigen 'sühien, als die gewöhnliche E. 
Ho solite dieses ‘Agens durch Knochen, Lichtflamme und Rauch, 
heifses:Glas und den luftverdüninten Raum vellkommen: isolin 
werden, welche sämmtlich gute Leiter der E. sind. Dam 
glaubt anch v. HosnorLpr, die Volta’sche Theorie von eine 
im Kreislaufe bewegten E, und die Nothwendigkeit einer ge- 
schlossenen Kette durch jene Versuche ohne Kette (Nr. 52) voll- 
kommen widerlegt, Endlich fand er in allen seinen Versuche 
eine so nahe Verwandtschaft zwischen der Ursache dieser Er 
-scheinungen fand der: Lebenskraft selbst, dafs er dadurch bewo- 
gen" wurde, dem diesen -Erscheinungen: zum Grande liegende 
Agen selbst einen solchen höheren Charakter beizalegen. E 
nahm daher ein eigenes galvanisches Fluidum' an, das susim- 
.ınengesetst seyn künne, wie die E., auch mit dieser in nah 
Verwandtschaft stehe, ohne jedoch mit ihr gleichartig zu sem 
‘x, B. wie'Blut und Milch, sa’ dafs dis Frage, ob das galvanische 
Fluidum ejne Modification desielektrischen deg, eicht mehr din 








Theorie; Humboldt’s, 743 


zu haben scheine, als. die, ob.Salpater eino Art Kochsalz sey. 
Dieses galv. Fluidum, des den eigentlichen Reiz für die irritable 
Faser ausmacht, sollte die Kraft besitsen‘, auch aus der Ferne 
anf die Nergen zu wirken, wofür v. HumsoLot: folgende son- 
derbare Erfarungen als Belege .anfülrt, Als er nämlich in ei- 
nem Falle 3 — Ai Cobiklinien frisches Mluskelfleisch auf eine 
Nerrenarmatuor aus Zink gelegt hatte, so bemerkte er die Zuk-. 
kungen mitiht.blofs bei der unmittelbaren Berührung des Mus-- 
bellleischas- mit eege, gelinden Exchator, welcher mit seinem- 
andem Ende auf dem Schenkel- ruhte, sondera auch indem er. 
mit dem-andesh Ende des’ Excisatars nar 4 Par. Linien von dem! 
Mustelßeiseh entferat blieb- . Weurde-.eine dünne Glasscheibe 
zwisehen das Klushelstüc und ‚Metall so gehalten, dafs sie kei- 
nes ven. beiden besührte ‚..so fand der Reiz nicht weiter statt, 
der leg sogleich. wit Hinwegnahme der Glasplatte wieder ein- 
int. Während des. Experiments vergingen wohl 10—12 Mi- 
nuten ` Dabei zeigte sich, 'dals, je öfter der Versuch wieder- 
halt, jo häufiger die-Zusammenziehungen erregt wurden, desto 
wehr er sich er dem Ende.des metallischen Excitators dem 
Muskelfleische nähern mufste.. Wenn bei einem Abstände von 
einer Linie keine Zuckungen eintraten,. so erschienen sie wieder : 
heftig bei einem .Abstande. von einer halben Linie oder bei ei» 
nem fook geringeren. Neneg, Stücke Muskelfleisch aus .demsel-+- 
ben Fresohschenkel, ans welchem jenes genommen worden war, . 
zeist sich dagegen ohne alle Wirkung. Derselbe Versuch ge~ 
lng ihm noch ein zweitesısal bei einem Frosche, welchen er. 
aus dem \Vinterschlafe durch Stubenwärme erweckt hatte. Der 
Crirainerv. lag auf Zink und auf diesem ein Stück frisches Mus- 
kelfleisch von demselben Individuum, und der gebrauchte Exci- 
tator war-von Silber. Die Figur zeigt in den punctirten Linien e 
um das Muskelfleisch anschaulich, wie sch der Wirkungskreis wë 
desselben bei der Fortsetzung der Versuche allmählig zusam- - 
menzog, und der Extitator von Silber a mit seinem einem Schen- | 
kel von $ Linien Abstand an allmälig dem Muskelfleische mehr ge- 
nähret wenden mulste, bis endlich unmittelbare Berührung er- 
iorderich war. Von mehreren anderen Stücken aus dem Schen- 
kel dessdiben Individuums war nur noch eins, welches auf diese. 
Art ans Aer Entfernung :wirkte. Eine ähnliche sensible (erreg- 
bare) Atmosphäre wie um das Muskelfleisch will v. Humsoıpr 
bei sekr erregbaren Fröschen auch um die Nerven beobachtet 


. 244 .  Galvanismus. 


habent, womit gleichsam eine Action ‚des ‚galwanischem: Reaizes 
ohne eigentliche Kettenschli gelen wäre. -Durehschnitt 
er nämlich den sp weit als möglich aus. dem Sohenkel;präparir— 
ten Cruralnerven etwa 2 Linien oberhalb, seiner. Insortion An die 
Fig.Schenkelmuskeln : und entfernte ‚beide Nerwenstiicke dwf-einer- 
107. echt trockenen Glasplatte etwa $ Linien von.einanden,-. wobei 
- alle Vorsicht angewandt wurde, dafs in diesem Zwischenzaume 
sich ‚durchaus nichts von herausgequollenem Nerrenmaike oder 
sonstiger Feuchtigkeit befand, sp entstanden Zussnmenzichen- 
gen, ala die Armatur M durch einen heterogenen serallischen 
Leitör mit e d oder auch, gelbgt ‚mit a b verbunden wurde. Es 
war hierbei anch gar nicht nöthig, dafs die Schnitifläches e und 
b sich einander. gegenübarstanden ; sja ankstanden anah, wenn c 
der Seitenfläche des Nerxenstiicks a p ärgendivo uk’ E, Lane 
Entfernung genähert wurde, So oe de KErregbarkeis der Orr 
gane abnahın, war die Derührung vona h nicht: meha .känrei- 
chend zur Erregung der . Zusammenziehungen, .sandern cd 
rhulste selbst von dem Kxeitator, der ou der-Aroap M in Ver- 
bindung stand, berührt werd.n,.und hei allmalig sirskender 
Eyregbarkeit mußte dag untere Neryenende .c dem obern b näher 
gebracht, und der Abstand, nach ‚ung nach auf O redlucirt wer- 
den, Bei manchen Individnen betrug. das. Maximum dieser sen- 
sibeln Atwospliäre nur $ Linie, und die geübte Dauer, wäh- 
rend welcher diese Versuche gelangen, 5.— S Minuten. Das 
sanderbarste hierbei ist, dals es eben nicht nütlig aeyn soll, dals 
ah und cd Theile eines Nerven sind, indem der Versuah eben 
so gelang, wenn ab von den andern Schenkelnerven entweder ` 
desselben oder eines gleichartisen Frosahes genommen ward, a 
selbst dann, wenn die Nervenstücke,der Rana esculenta und der 
Kräte und die der Rana tempararia and Lac- agilis einander ge- 
genüber gelegt wurden; doch nicht zwisehen den Nerven warm- 
blütiger Thiere gegen die der kaltblütigen, ` Wenn man bei sehr 
reisbaren Organen die Nervenenden ẹ b und c d durch untorge 
legte Glasrähren dergestalt erhöhte, dafs ihre Schnittflächen b 
und e $ Linien weit aus einander in freier Luft abstauden , und 
man eine düpne Glasscheibe e f dergestalt zwischen - dieselben 
brachte, dafs sie weder b nuch c berührte, sp wurden die Mus- 
kelbewegungen, die vorher durch Verkindung von M und d 


HM 

















1 a.a. Q. 8. 215 . 


Theorie; Humbolldi’s. | 745 


mittele eines Ræcitators erregt werden konnten, dadurch s0- 
reich verhindert,‘ kamen aber wieder zum Vorschein, wenn 
liese Schejte von Glas entfernt, oder mit einer von Metall ver- 
macht wurde. Aus’allen diepen Erfahrungen zog v. HumBoLDT 
ep Schlafs ‚: dafs: die. Welebte sensible Faser eine Kraft besitze, 
ine reizende Atmosphäre"um sich zu verbreiten, die mit dem: 
inken des Lebens selbst sich zusainmenzieht ` nnd dals dasje- 
‚ige, was aus: deng Pervenstüicke auströmt und das entfernte-reizt, 
ichts. guslörmiges-sey, sondern in seinen Wirkungen mehr mit 
len strahlenden Flüssigkeiten iibereinkominen, folgerte er hament 
ich daraus ; dafs: wine nwischingehrachte‘ Weien die Wira 
uns nicht-aufhebt.)- 7 © » 
rimischung: : des: sitwanischen Floildums au den Elementen 
der Muskalfaner weenst mach e Humsorv’r diese &lamente; 
ihre Lae sg: verändern‘, und’jede Contraction ist Folge eines 
verandesten chemischen -Mischungszustandes. In der Erregung 
der wilikürlichen Bawesungen Geht sin chemischer. Pröcels in 
den Nerren wor, : durch wälchen mehrgalv. Fluidum plötzlich 
abgeschieden , oder in die Nerven geleitet. wird. " Der Entla- 
dung der Nerven folgt-daher dibröse Erschütterung, durch-wei- 
che das augeleitere galv. Fluidum entweder gebunden oder ver- 
Dächtigt-wird, worsuf die Hlemente der Muskelfaser wieder in 
ihre verige Lage trettu; d, k. die Turgesvenz aufhört: ` Nach 
diesen Prämissen sikli nun x. Devon die besondern gal- 
vanischen Eischeinungen aaf falgende Weise. Wenn ein Theil 
des Nerven frei herens präparitt ist, so wird in dem von der 
Luft amsebenen Theile des Nerven eine größere Anhäufung von 
talv. Bodem statt finden, als in: dem, ‘welcher’ vom Mnskel- 
Heische umgeben 'ist, weil bei gleich starker Absonderen: dese 
selben in beiden -Theilen in letsterem durch die leitende Mus- 
kelsabstanz: mehr zerstreut wird; als duroli die isolirende: Luft, 
Bringt man daher nun die Muskeln in unmittelbare Berührung 
mit dem entbläfsten Nerven, so muls eine Entladung als F olge 
der angleichen Ladeng eristehen. Daraus erklärt sich denn 
ach, warum dieser Versuch etwag später nach der Präparation 
nicht gelingt, weil bei dem organischen Zusammenhänge des 
eolyiöisten Theils des Nerven mit dem unembiliffsten und den 
Muskeln ‚die Veberladung held. aufhären wird, indem der stär- 
ker geladene Theil. dem schwächer geladenen nach und nach 
md von selbst abgiebt, auch nicht, wenn der Nerv nicht frei 


746 Gafvanismus . 1. | 


harauspräpsrirt, sondern van leitenden: Stoffen umgehen ist‘, we 
keine Ueberladung statt finden kann, weil.allen: Osganen. gleich, 
viel, von. den leitenden ‚Medien entzogen Wind; und endlich 
warum er nicht gelingt, : wenn.sich die Muskelen won dem eni- 
lösten Theile des Nerven.nur in: einer. geringen Entfernumg 
befinden, ‚weil sich das Gleichgewicht um-sa früher: won. selbe 
herstellt, je näher sich die. Theile sind., >s u make 

. `. Die Wirkungsart. der durch. ihren Eintrite-in- die- Kette da 
Reizung bestimgiendenfzeraden Glieder redacirt.v. Humsouat 
im: Allgemeinen darauf, dals se| ~indam. eis diin here, 
menden Fluidum klsdemisse imdenWeg lagen, die Kraft der 
selben beim plötzlichen Durchbruche vwerstärkenyuin welche 
Hinsichtsichv, Huusernr:aufanalagalel Ersbhainnngen bech, 
wemn sick z..B. frei liegenden Schirispulmex dnsebirel:öchlug: 
nicht leicht. entzündet, wenn diè el Materim dumh velikom. 
mene Leites. in das Pulver- geleitet wird sidie ‚Ktcplesien de 
sogleich erfolgt,.rwenn die Leitung durch: Halbleiten- unterbo» 
chen .wärdı: Ist daher ‚die Brregbarkeit der Orgase ao weit ge 
sunken, dafs ein unmittelbarer Costaot unten diesen keine Zal 
kungen hervprbringt, ‘se: imufs:das galvanische Finidum dush 
thierische Stéffe kom ‚Neuven An. dig Muskeln gèlititot werdet 
um Coritmationen'zu erregen; :: Ist dieses Hinderniſs zussehwad, 
so muls. ihm. ein ıgröfssres entgegengestello-wenden. Man be 
dient: sich.. dann,:da das galv. Elnidum ald tkiemsche Wlüssskes 
leichter duvush :thierische ‘Stoffe als durch Metalle attert, eina 
oden mehreser Homegener' Metalle, . Ist euch ibai -diesen das 
Hindernils und damit der Durchbruch zu: schiwach;. do wird di. 
Anlegung heterogener . Metalle erforderlich, Kurz die Knih 
wirkt immdr um åo stärker, 'je- grüfsbr: das Hindernils ist, je mehr 
Flüssigkeit sich im dem Leiter anbiluft, und je! stiirker der Durdr 
bruch erfolgt. Da die Leiter ani Nerven. und Muskel at gleich- 
zeitig anliegen, so entstehen dadurch zwei Stnönie. Das gal. 
Fluidum stzebt eben sowohl aus: dem Mackel als aus dom Ner- 
ven die Leitung zu duschhrechen; findet es: von: beiden Sei- 
ten gleiche Hindernisse, se werden sich die. durokgehende 
Ströme in:der Mitte der Leitung begegnen und sich zurückdräs- 
gen. Asehnliche mechanische Verhältnisse der Leitung und Sud- 
mung geben auch einen scheinbaven Erklärangsgrund für jenes 
interessanten Versuch'Voura’d, wo keine Zuckuägen entstehen, 
wenn das Fräschpräperet mit weg Muskeln 39 dem enen Glas, 





Theorie: Adar, | 747 


mit den Nerven: und dem enhängenden Theile des Rückgrats ie 
einem anderm'Glase sich befindet ;' umd ein nhetallischer Bogen 
he Leitung zwischen beiden maeht, wenn er an beiden Enden . 
ut emer ‘gleichen Shure benetat ist die sogleich eintreten, 
renn verschiedenartige-Bänren penominen werden, so wie auch 
ir den-Eiafiuls! der Vertheilungsart der Metalle in die Nervon 
nd Muskeln , und ob die Kette'vom Nerven oder den Muskeln 
usyeschlosser:wärd wm. 65.w. m. s: we auf-die Stärke der Zuckunr 
en. Auth begreife man ;'dalsıdie eigene el; Latung, in wel+ 
ber sich ade Metalle befindew, dafs ihre 'Femperatut und cher 
ische Affinität, und. besonders der el. Procefs, welcher be 
'erdampfungnvon tropfbaten Flüssigkeiten entsteht (wodurch v, 
IrsoLpr' den Einfkelsskines‘:.sogenannten Hauchversuchs, 
son dem weifersunten. noch: dib Rede soyn Wird,’ erklärt glaubt,) 
lie Hindernisse memnigfaltig modificiren, welche das galv. Flui» 
ka beiseinem Durchströmetidurch.die Leitung findet. `. 

Man erkennt im dieser gedvängten Darstellung’ einige Aehn- 
ichkeit mit VoLra’s Theörie — die: sich jedoch'zu ihr, wie die 
hilenchtende Sonme zur Motdendänimeremg verhält, und in 
leren Darlegung auci- die gtündlichste "Widerlegung ‚derselben 
iet AushıFowuen leiguete die ei; Natur dieser Erscheinun, 
en, und bezeichnete die Ursache derselben mit dem allgemeir 
pen Namen ener Infludn2, (deren-Quelle er in den Blutgefälsen 
annahm And somit! in die'Sphäre des Lebens verwies. Indels 
habe ich schon in: der frühesten Periode: des Galvanismus die 
Unhaltbankeit der Einwürfe Fowızn’s gegen die el, Natur des 
hierbei wirksamen ‘Agens hächgewiesen , 1, die jetzt vollends nicht 
nehr in: Betracht kommen, J 

56. Verra hat sich das unsterbliche Verdienst erworben, 
gleich vom Anfange en diese Erscheinungen aus einem Gesichts» 
puncte aufgefafst zu. haben , durch welchen ‚sich ein einfachen 
lurchgreifendes Erklärungsprincip : für dieselben ergab , das im. 
Fortgange: seiner Forschungen ‘von diesem .seharfsinnigen Phy- 
sker zu immer gröfserer Klarheit und aamfassender Anwendbar- 
keit entwickelt wurde, auf jeden -nenen Probe, auf dio es ge- 
bracht ward, sich immer von neuem bewährte, und in der 
tuchtbarsten Entdeckung am Schlusse des vorigen Jahrhunderts, 
derjenigen der Säule, die gleichsam aus ihm !hervorging, sich 


l Ueber th, BI. und Reisb: 8.:876,° 1 o i 


a Galva bismus. F 


vollends verherrlichte. - Wenn auch-diese Theorie in deg nene- 
sten Zeiten vielfältig angegnffen worden'ist, und gerade da an 
wenigsten befriedigend erscheint, wb von:ihr mit. Roeht gefor- 
dert wird, den tieferen Zusammenhangıdes Galvanismus eg an- 
derp grolsen Nataverscheinungen ‚:iimsbesandene. eut -dem che- 
mischen Processe,. in em ħelleres Licht zu setzen, so bleibt me 
dich immer ein vortreffliches Schema‘, um: sich mit klülfe de, 
‚selben in den marnigfeltigsten Verwickelungen leicht eg orien- 
tiren, und will mait auch däe Art, wie:Vorra deg werbbrsenes 
Vorgang dieses ragsten Lebens der Natur aufgefalst-af „i. rme al 
ein blofsesGleichniß gelten lasseh; s0 kann man mit: Recht ir- 
gen, ob wir jene, sich in die Tiefe der Men zurückaishenden, 
gleichsam wht rein dynamischen Vorgänge, uns überhampt an- 
ders verdeutlichen kann, "al ‚in. Gleschwissen : mit: dem Vor- 
güngen der allen unsern Sinnew umi insbesondere nnserein Tas- 
und Gefihlseinmen unmittelbar unterworfene Nleterien;,: die ia 
ihrer räumlichen Bestimmtheit det ııuathematischen Qomstmction 
am sichersten unterworfen werden können... ı . ı ~ 

Um Are Hauptsäitze dieser Pheoris, su entwickeln, Dese wh 
sie in der, grälsten' Vollendung. auf, die sie nach der: Erändas: 
der Säule, weichen allem Schwankenden in Hiscksickt auf dis 
. wahre Ratar des ` hierbei thätikan-Ageab ein Ende machte, ge- 

wonnen, wobei ich indefs die ausführkschere Auseinandersetzus: 
der Theorie 'im:Vorra’s früberen Aufsätzen, die sich auf die 
einfache Kette Bezogen ; gehtrig-benutzen werde, womit sich 
denn von selbst ihre Anwendung Au? die specielle Erkläzung de 
Hauptelassen von Erseheinungen darbieten wird. Da Vorra en 
Anhänger der Franklin’schen Theorie ist,- so trägt auch seme 
Theorie des Galvanismus diese Gestalt an sich, ' in weloher sie 
- demnach auch hier mitzutheilen ést; doch werde ich im Eat: 
gange Gelegenheit haben, sie in die Sprache des. Daalismus zu 
übersetzen, und aùs diesen Erscheinungen. selbst neue Bewese 
für die Richtigkeit der daalistischen Aussicht abzuleiten. 

L Nach Voura wirken. alle Kürper, welche: in Folge de 
blofsen Berührung el Erschemangen: zeigen, die vorher nich 
vorhanden waren, kurs alle Erreger des Galvanismms durch 
‚eine eigenthümliche Kraft auf einamder, durch welche das bis- 
her zwischen ihsen bestandene el. Gleichgewicht aufgehoben, 
die E. in dem einen, demjenigen nämlich, der im Contact mit 
dem andern positiv el. auftritt, angehänft, und in dem andern, 








Theorie; V-.olta’s 749 


dem nefktit el. werdenden, um eben soviel vermindert wirds 
Diese Kraft hat. für jedes Paar von Körpern eine bestimmte 
brenze, welche durch den’ Grad, der el, Spannung, die jeder 
lerselsen durch diese 'Beriihrang annimmt, angezeigt wird, 
Jiese Kraft nennt Vorra:eina Kreit der lmpulsion?, oder des 
Antriebes von einem zum andern, weil sich nur nach dieser 
\nalogie!das Verhalten der E. in den beiden Körpern begreifen 
asse, Br erklärt sich ausdrücklich dagegen, diese Anhäufung 
ler E. in: dem einen Körper als eine Folge etwa einer grölseren 
Anziehung: dder Capacität:des -positiv el. werdenden für dieles 
"Iuidum: anzusehen , weil. dadurch die irrige idee herbeigeführt 
würde, als wenn dieser Körper die E., die in ihm bis auf einen 
gewissen Grad angehäuft ist; ‚zurüchzuhalten- strehte?, Viel- 
mehr seht die in dem- positiv. el. gewordenen Körper ange- 
häufte E. mit dem Grade: der Spannung, welche durch den Ver- 
such mit: dem Condensator suseumitteln ist, (Nr. 4—-9), und 

welche er fin: das Zink in Berührung mit dem Silber auf ef 
seines Sttohhalinelektrometers bestimmt (wodurch zugleich das 
Maafs der stattfindenden Impulsion gegeben ist), nach allen Sei- 
ten sich wieder auszugleiohen , oder nach aufsen sich zu ergie- 
ben, opd an andere Körper überzugehen, nur nicht gegen dis 
Richtung, in welcher der Impuls statt findet, d. h, nach der 
berührungsläche zwischen. den beiden Körpern, die auf diese 
Weise durch Impnlsion auf einander wirken. .Auf gleiche Weiss 
strebt der negativ el. gewordene Körper in einem Grade, wel- 
cher durch seine negative Spannung angezeigt wird, seinen: 
Mangel wieder auszugleichen, und das Quantum von E., wel- 
ches er abgegeben hat, wieder an sich zu ziehen, nur nicht 
von der Seite her, nach welcher er das el. Fluidam angetrieben: 
hat, d. h. von seiner Berührungsfläche mit dem andern Körper 
aus. Bo verdienen also alle die Körper, welche auf solche. 
Weise auf das el. Fluidum wirken, es erregen und antreiben, 
den Namen von Hlektromotoren, vor allem aber die metallischen‘ 
Körper, welchen diese Kraft vorzugsweise vor andern zukommt 
und was wir den Spannungsunterschied zwischen je zwei sol»: 
chen galv, auf einander wirkenden Körpern nannten, ist in ala. 
len Fällen das Mals der Kraft, mit welcher sioauf einander’ 
— I... y 

1 Vgl. G. IX. 880. X. 425, 
2 Ebend. XII. 498. 


750 . Galvanmismus. 


wirken, gd, den Lei, Gleichgewicht.sttiren, in Folge welchen 
Störung: der. sine. d dert andere «= el «wird od je 'gröfser 
$pannumgsustesschietl ist, vorisrdehr für sie alle gemeinscha 
ohen O ausgegangen, ` om so grölser ist auch der Grad der I 
pulsion, wit. walchen der wegativ werdende Körper auf.den 
sitiv werdenden einwirkt: ` i. Zu a 
n Die entgegengesetzten: B., mit denen je zwei 'Kërper i 
Folge ihrer wechselseitigen Berührung auftreten, weit entfe 
sich wechselseitig zu binden oder: latent zu machen, wie diese 
der Fall seyn. wiirde, wenn hier bloli diejenigen Kräfte wrk- 
ten,. von welcher. die gewöhnlichen el: Etscheiriongen' abhän; 
falso- im Sinne der dualistischen Theorie die anziehenden Kraft. 
die. sie gegen. einander ausüben ) streben’ also vielmeht von den 
Berührungsflächem, ap denen dieser ganze Procefs statt findet. 
aus einander, und eben hierin liegt. das Nene’und "Ebenithünli- 
the jener freylich nicht: weiter ubzuleitenden und’ auf keine 
ändere zuredacirenden Kraft, welche man die galvanische nennrr 
mufs, da jener Quelle alle die Erscheinnngen entströmen, wel- 
oho das Gebiet des. Galvanismus. ausmachen, | 
— 1. Werden die’ galvanisch auf einunder wirkenden Klirper 
mach dem Schema:der Linie aneinander gereit, so dafs sie an 
beiden Enden, ‚oder wenigstens an dem einen Ende; mit Nicht- 
_ keiter der E. in Berührung stehen, so bleibtdie Wirkung dérselben 
‚auf einander af blofse' Spanriungssetzung eingeschränkt und es 
tritt jedesmal ein Zustand von Gleiohgewicht oder Ruhe’ ein, 
der. so lange fortdauert, als in der Aneinanderreiltfäng' diese 
Kirper keine Aenderung vorgenommen wird. Die Ausgle- 
chung der Impulsionen der verschiedenen Körper gegen einan- 
der bestimmt in diesem Falle den relativen Zustand der Positivi- 
tät, Negativität und el. Indifferenz der einzelnen Körper, und 
man kann. den Procefs, welchen sie unter diesen Umständen 
mit einander eingehen, in gewissem Betrachte einen el. La- 
dungsprocels nennen. Sind die beiden Endglieder einer sol- 
oben Reihe von Körpern isolirt, so können diese Endglieder 
eben so verschiedene el, Erregungszustände zeigen, als die åt 
und Folge der zwischen ihnen befindlichen Körper verschieden 
ist. Sie können beide zugleich positiv, beide negativ, dei 
eine positiv, und der andere negativ, endlich beide O el. ans- 
fallen; und dasselbe gilt auch für je zwei in dieser Reihe selbst | 
an einander grenzende Körper. Der el. Zustand aller dieser Rör- 


















Theories Voltaà’s, 751 


per wirdsich jedesmek, nach dem: ‚Gesetze bestahmen lassen =. 
dafs die Bomme aller ‚positiven und negativen Elektricitäten zut 
ammen O giebt}. da sie aus diesem © hervargegangen sind, 
„er dem ganzen Quantum. der angehäuften,, oder positiven, 
z, ein öleiches Quantum verminderter oder negativer E. ent» 
pechen mals, indem die Anhäufung in. dem. einen oder in 
pehreren Körpern der Reihe. nur auf Unkosten det E. des einen 
der mehrerer anderer derselben Reihe erfolgt -ist und br dafs 
ler el. Spannungsunterschied.. zwischen .je swei.an einander 
menzenden,Kärpern, in welchem.. el, Worthe der emzeinen 
"actoren er auch., mit Rücksicht auf die Wirkung sämmtlicher 
körper der Reihe . aufeinander, atstweten magi, deeli wiemals 
von demjegigan abweicht, den sie.schon ap und für sich in der 
wechselseitigen. Berührung mit einander geben:: Sind bet Er- 
reger der ersten, Clasye am einander. gereiht,. ao falgt zwar um- 
mittelbar ans, dem Gesetae der Spaunungsreihe der Nr, 19and der 
daraus abgeleiteten Folgerung.der Ne. 23, dalsdierkesden Ende 
gleder einer. solchen ‚Reihe, in welcher Ordnung sie wich auf 
einander folgen, keinen andern Spannungszniersahied in Be- 
ziehung aufeinander zeigen, als welchen sie bei, der, unmittelba- 
ten Berührung unter. sinender gegeben haben würden. ep wiirde 
aber ein Mifsverständnifs diesen Kolgerungseyn, wenn- man daraus 
einen in jedem Falle, statt, findenden: 0. al. Zustand der beiden 
Endglieder, diese. als homogen angenommen, ableiten wollte, 
indem hier nur von demselhen Spannungsunterschiede, nicht 
aber von.der el.. Erregung, welche die Körper zu zwei mit ein- 
ander geben, die Rede ist, Eine Zinkplatte zwischen zwei 
gleich grofsen Kupferplatten wird baide in gleichen el. Zustand 
versetzen, d. h. beide werden — 4 geworden seyn, das Zink 4- $; 
wenn wir den Spannungsunterschied zwischen Zink und Kupfer 
=] setzen; eben so, wird eine Kupferplafte zwei Zinkplatten, 
zwischen denen sie sich befindet, auf-+ 4 bringen, sie selbst — 4 
geworden seyn. In beiden Fällen ist der Spannungsuntersehied 
ıwischen den beiden Endgliedern derselbe, wie wenn sie sich un- 
mittelbar berührt hätten , er ist nämlich == 0, aber die el. Erre- 
sung ist darum eine ganz andere, als die durch ihre unmittelbare 
Berührung gegebene, die gleichfalls O is. Würden drei Platten 
link mit zwei Platten Kupfer, oder umgekehrt drei Platten Kupfer 
mit zwei Platten Zink abweshseln, so würden wir in dem ei- 
nen Fale — 4 C +42 —3C +32 — 4C in dem zweiten 


752 | "Galvanismus. . 


Falle dieselben Werthe, our mit entgegengesetsten Zeichen, bake 
Einen Fall, wo beide Endglieder mit O auftreten, würde z. B 
die Aufeinanderfolge von Zinn, Zink, Kupfer, Kupfer, Zing 
alle in gleich grolsen Platten angewandt geben, wo der Span 
"mangsunterschied zwischen Kupfer und Zinn == 4 angen 
fir den hierbei immer zum Grunde liegenden Spaanuagson 
schied zwischen Zink und Kupfer = 1 die el. Zustände 
folgendlermafsen verhalten würden: | 

0 St. »42—4C—4C0 St. 

Man sieht aus allen diesen Beispielen , die statt umzähl: 
anderer dienen können, . dafs es stets awei Kräfte sind, 
sich wechselseitig beschränken und den el. Zustand der —* 
der gereihten Körper bestimmen, einerseits. die galv. Ätit 
welche das el. Gleichgewicht stört, anderseits die Kraft der E. 
in allen mit einander in Berührang stehenden Leitern, sich an. 
zugleichen,. die jener. Störung eine bestimmte Grenze für p 
zwei in unmitelbare Berührung. stehende Körper sept, welche 
dese Störung oder die Verschiedenheit ihres el, Zustandes nxb 
einer unwandelbaren Regel nicht überschreiten kann, . der d 
Zustand dieser Körper mag übrigens seyn, welcher er wolke 
Ist das eine Endglied einer Reihe von galv. auf.einander wirken- 
den Körpern mit dem Erdboden verbunden, so wird dine 
stets als im O el. Zustande befindlich angenommen, sofern mz 
hierbei von der schwachen galv. Wirkung des Erdbodens selbs 
abstrahirt, das andere Endglied kann dann gleichfalls Q, posiir 
oder negativ ausfallen, nach Malsgabe. der Aufeinanderfols 
der an einander gereihten Körper, und immer wird sich nach 
den beiden oben angegebenen Regeln dieser Spanmangszustasl, 
so wie derjenige jedes in der Reihe hefindlichen Körpers, ıb 
eine arithmetische Aufgabe leicht bestimmen lassen, wenn nu 
etst die Spannung, welche alle diese Körper, je zwei und mg 
mit einander in Contact gebracht, geben, durch Versuche aw- 
gemittelt ist. 

Es erklärt sich nun auch leicht der Einfuls der verschie- 
denen Umstände auf den Ansfali der Versuche mit dem Conden- 
sator, die eben auch nur auf Spannungssetzung hinwirken , in- 
dem hierbei die Körper nach dem Schema der Linie an einan- 
der gereiht sind. lst die Condensatorplatte z. B. von Zink, und 
das Kupfer, womit dieselbe berührt wird, isolirt, so hat de 
Ladung des Condensators sehr bald ihre Grenze in der anwach- 

















Theorie; Voltes. ` 753 


senden Nagativität der Kupfers, -und die Anhäufung der E. in 
dem Zinke , oder die freis pogitive Spannung; wird um so ge- 
ninger ansfallen, je grölser die Capatität des Condensators ist. 
Wird dagegen das Kupfer. ableitend berährt, und kmn es eben 
damit seinen Mangel immer wieder aus dem Erdbudeh ersetzen, 
so wird in:dem Ziuke das Meximum von Spannung oder von 
Anhinfung. von E. ‚sich einstellen können, da das Kupfer nur 
durch Q entgegen wirkt, und -diese Spannung wird nach Auf- 
hebung der ohem Platte des Condensators, nach Malsgabe der 
condeusrenden Kraft desselben, gesteigert ‘erscheinen. Das 
Kupfer. wird in diesem Falle gleichgem- zu einem unerschütterli- 
chen Quell von E. bis zu dein: bestiamten Spesitungsunterschie- 
de zwischen ihm ‘nnd dem Zinko, dessen freier E. em Verhält- ` 
nils. der Gapmeität des Condensatörs latent entspricht; die sich 
sogleich als freia offenbart, ;sobuld die Bedingungen nicht mehr 
wirken, unter weichen:diese E. gebunden wurde. Ist die Con- 
densstarplaster. von Kupfer, so kan» bei ableitender Berührung 
des Zinks das Kupfer in dem Verhältnisse mehr abgeben, in 
weichem seid Mangel durch die Entgesenwirkung der oberen 
Plate latent geuracht wird, und auch hier wird der im Verhält- 
nisse der condewsirendsy Kraft des Condensators gesteigerte 
Mangdl, oder die erliöhete' Negativität, sum Vorschein kommen, 
wenn die obero Platte aufgehoben wird. Rubt sine Zinkplatte 
einenseits auf Kupfer und berührt andererseits eine Condensator- 
platte von Kupfer, so kann das Zink die in ihm von dem untern 
Kupfer aus angehäufte E. der Condensatorplattie nicht abgeben, 
weil dise eben so. stark durch impulsion entgegenwirkt, als die 
untere Kopferplatte in der Richtung gegen die Condensatorplatte, 
und diese kann daher nicht aus ihrem D Zustande heraustreten, 
indem dieser-vielmehr durch das mit dem untern Kupfer +1 
geworden Zink gefordert wird; bringt man aber einen feuchten 
Zwischenleiter zwischen die Condensatorplatte und das Zink, 
der kenen oder nur einen nicht im Betracht kommenden Im- 
puls dieser Art ausübt, so wird dng Zink seinen Ueberfluls -so 
lange abgeben ; und so lange von dem untern Kupfer, welches 
in Verbindung mit dem Erdboden zu einem unerschöpfli- 
chen Quell wird, wieder erhalten, bis die Condensatorplatte 
dieselbe freie Spannung wie das Zink hat, welche es im Ver- 
hältoifs der Capacität des Condensators im Quantum latenter E. 
entsprechen wird, das mit voller freier Spannung auftritt, 60- 
N. Bd, Bbb 


754 Galvanismus ` 


bald dié obere Platte aùfgehoben wird, und also’im Verhältniß: 
der condensirenden Kraft des Condensators die ‘Spannung des 
Zinks gesteigert zeigt. Auf-ähnliche Art erklären sich alle übri- 
gen Verhältnisse jener Versuche befriedigend. | 
DL Vermöge der Aufeinanderwirkung der nach dem Sche- 
ma der Linie an einander gereihten Körper findet, wie auch aus 
der Erklätung der Versuche mit dem Condensator hervorgeht, 
eine Strömung von E. statt, welche aber in jedem Falle ‘schnell 
ihr Ziel erreicht, und aufhört, sobald sich alle Körper mit ein- 
ander ins Gleichgewicht gesetzt haben, und die jedem angemes- 
sene el. Erregung eingetreten ist,’ die denn unverändert bleib, 
so lange keine Aenderung vorgenommen wird. ' Jede Hinzufü- 
gung eines neuen Körpers zu der bereits gebildeten Reihe ver- 
ändert aber jedesmal wieder den vorher statt gehabten Zustani 
- des Gleichgewichts in der ganzen Reihe dieser Körper; es wird 
also die E. abermals in der ganzen Reihe der Körper in Bewe- 
gung gesetzt, und diese Strömung, durch welche Rn neuer 2e 
stand der Anhäufung und. Entziehung der RB. imden Körpern bs 
zur Herstellung eines neuen Gleichgewichts herbeigeführt wird, 
kann dann durch ‘gewisse auderweitise; dock-immer nur mo 
mentane Veränderungen in diesen eihzelnen Kettengliedern sich 
offenbaren, wovon namentlich die Zuckungen einen Beleg se- 
ben, die nach Nr. 52 entstehen, wenn das Metall, auf welchen 
der Nerv eines präparirten:Froschschenkels liegt, blofs mit e 
nem andern Metalle berishrt wird ohne dafs hierbei eine Schlie 
Bons der Kette vorgeht, indem diese, wenn auch noch s 
schwache und schnell vorübergehende el. Strömung auf sehr er- 
regbare Organe doch noch einen hinlänglich starken Reiz av- 
üben kann.: Jenes'berährende Metall kann eben sowöhl ein he 
mogenes als ein heterogenes seyn, denn wenn gleich im erstea 
Falle keine: Störung des bestehenden Gleichgewichts durch eint 
gelvanisch& Wirkung beider Metalle auf einander statt findet, © 
erfolgt sie doch ‘dadurch daf das eine Metall mit dem andem 
fich in ein el. Gleichgewicht setzt, d: h. das Metall, auf welchen 
der Nerv liegt, seine Positivität oder Negativitätmit dem neu hin- 
‚zukommenden Metalle theilt, dadurch von seiner freien 4 oder— 
Spannung verliert, die dann durch die Aufeinanderwirkung de 
übrigen Glieder -bis zum Pancte eines neuen Gleichgewicht; 
hergestellt wird, was ohne Strömung der E, durch den Nerven. 
als das nächst angrenzende Glied, nicht möglich ist. Je schnel- 


A 








Theorie; Volta’s. 755 


ler dieser Procels vor sich geht, um so schneller wird die Strö- 
mung, um so Stärker der Reiz seyn, und so erklärt sich denn 
ach die Vermehrung des Reizes durch das Herabfallen des ei- 
nen Metalls auf das andere, womit die schnellere und innigere 
Berühamg in mehreren Puncten, und damit eine raschere Aus- 
sleichung gegeben ist, ohne dafs jedoch diese Efschütterung 
eine nothwendige Bedingung wäre. Man übersieht auch leicht, 
dals unter gewissen Umständen ein hommogenes Metall sogar eir 
nen stärkern Reiz ausüben könnte, als ein heterogenes. ` 

IV. Dieser Zustand des Gleichgewichts und der relativen 
Ruhe, zu welchem die nach dem Schema der Linie an einander 
sereihten Körper jedesmal gelangen müssen , hört auf, ‘wenn sie 
zur Fisar geschlossen werden‘, und die Bedingungen von der 
An sind, dafs die Schliefsung eine wirksame Kette giebt. Die 
bei einer solchen Schliefsung eintretende, im engeren Sinne 
sogenannte galvanische Action, besteht in einer fortdauernden 
Strömung, in einem wahren Kreislaufe der E. durch die Glieder 
der Kette hindutch,, und ist in allen Fällen eine F olge eben je- 
ner Impulsionen, vermöge deren in den galvanischen auf ein- 
ander wirkenden Körpern die E. aufgerest: in den einen ange- 
hauft, in der andern vermindert worden ist, und alle ander- 
weitige Veränderungen, welche die Kettenglieder während‘ des 
Geschlossenseyns erleiden, alle Erscheinungen, die in der ge- 
schlossenen Kette vorgehen, wie sie von Nr. 33 bis 53. ausführ- 
lich abgehandelt wurden, sind nichts anderes als die Wirkun- 
gen jener el. Strömung, jenes Kreislaufes, als ihrer nächsten 
unmittelbaren Ursache, deren Gepräge sie an sich tragen, durch 
das sie schon allein das Daseyn eines solchen Kreislaufes be- 
weisen würden, wenn auch nicht die Nothwendigkeit eines 
solchen aus den vorangegangenen Prämissen sich von selbst 
ergäbe, 

V. Die allgemeine Regel, nach welcher bestimmt werden 
kann, ob eine Kettenschliefsung eine wirksame ist oder nicht, 
d.h. ob mit dieser ein während des Geschlossenseyns der Kette 
selbst unaufhörlich fortdauernder el. Kreislauf eintreten werde ` 
oder nicht, ergiebt sich ans der näheren Erwägung jener in der 
Berührung der Körper unter einander wirksamen Kräfte und 
der Gesetze, nach welchen sie wirken. Jede Kette wird eine 
Wirksame seyn, ..in welcher von einem der Berührungspuncte 
zweier Kettenglieder ausgegangen, die Summe der Impulsionen, 

Bbb 2 


756 Galvanismus. 


durch welche.die E. von dem einen Körper naeh dem ander 
in Bewegung gesetzt, angehäuft, gespannt, und zur Ströman 
angetrieben wird, nach der einen Seite hin grölser ist, als nac 
der entgegengesetzten, und die Lebhaftigkeit der Strömun 
wird zunächst abhängen von dem Unterschiede der beiderseiti 
gen Arten von Impulsionen, und zwar wird sie nach der Seit 
hin geschehen, nach welcher das Uebergewicht statt findet 
jede Kette wird dagegen eine unwirksame seyn, in welcher va 
beiden Seiten einander gleiche Impulsionen entgegen wirke 
und sich eben darum aufheben und dadurch jede wirklich 
Strömung verhindern, so wie auch diejenigen, in welchen di 
Bedingungen zum Durchströmen der E. anderweitig fehlen, ii 
welchen gewisse Hindernisse der Fortleitung der nach der eine: 
oder andern Seite angetriebenen E. entgegenwirken. Vour4 ha 
schon in der ersten Periode des Galvanismus in seinem zweiter 
Schreiben an Grex ? und in seinen beiden Schreiben an AA: 
sarıı diese Erklärung durch die mannichfaltigsten Typen, nd 
‚welchen die Ketten gebildet seyn können, in ein sehr helkı 
Licht gesetzt, doch waren es in jenem Zeitpuncte immer nu 

' Ketten, in welche muskulöse Organe eingingen, die durch da 
Eintreten und Ausbleiben der Zuckungen, so wie durch de 
Stärke derselben, das Daseyn und den Grund der Wirksamket 
einer Kette verriethen; dagegen ist in der neuesten Zeit mi 
mehr Vortheil die Magnetnadel als Reagens für die Wirksamket 
der geschlossenen Ketten gebraucht worden. 

Dem obigen Erklärungsprincipe zufolge sind demnach w- 
wirksame Ketten oder solche, in welchen es nicht zum d 
‚Kreislaufe kommt, | 

1. alle Ketten, welche blols aus zwei Gliedern bestehen, 
sie seyen nun blols aus Erregern einer Classo oder zweier (ar 
sen gebildet, weil die in den beiden Berührungspuncten gege- 

da ‘benen Impulsionen bei der Gleichheit der beiden Glieder eir- 
u. ander gleich und entgegengesetzt sind, wie aus den Figure 
“anschaulich ist, wo die Pfeile die Richtung des Stromes od 
der Impulsion anzeigen, die stets von demjenigen Körper, we 
cher in Berührung mit dem andern negativ el. wird, nach de 
jenigen hingeht, welcher selbst positiv wird; 
2. alle Ketten, welche blols aus Erregern der ersten 








1 Dessen neucs J. UI, 107. 


Theorie; Volta’s. 757 


eben, in Welcher Zahl und’ Ordnung sie auch mit einander 
rhseln mögen, weil sie sich nach dem Gesetze der Span- 
reihe der Erreger der ersten Classe als gleichbedeutend 
c Ketten aus blofs zwei Gliedern betrachten lassen. Da näm- 
- m jenem Gesetze folgt, dafs zwei solche Körper der er- 
= Gase einerlei Spannungsunterschied zeigen, oder dieselbe 
cken uf einander ausüben, ob sie in unmittelbarer Berüh- 
t sch mit einander befinden oder eine beliebige Anzahl 
‚er der ersten Classe und in beliebiger Ordnung zwischen 
m besen, so kann man in Beziehung auf je zwei Glieder, 
rà deren Berührung unter einander die Schlielsung geschieht, 
ien zwischenliegenden Glieder gleichsam als nicht vor- 
e betrachten, womit dann abermals zwei einander gleiche 
rxilich entgegengesetzte Impulsionen in den zwei Berüh- 
len, nämlich der unmittelbaren und der durch Zwi- 
meder vermittelten, gegeben sind. Dasselbe Resultat er- 
ro anch, wenn man die Impulsionen in den verschiede- 
!.-hrungsstellen einzeln in Betracht zieht; immer wird sich 
ie dafs die Summe aller Impulsionen nach der einen Seite 
"ist der Summe aller Impulsionen nach der entgegenge- 
ze Seite, 
A Aus demselben Grunde müssen auch alle symmetrischen. 
"a. oder ‘diejenigen, welche durch irgend einen Schnitt in 
= sche und ähnliche Hälften, was die‘ Zahl und Aufeinder- 
> de: Glieder betrifft, getheilt werden können, unwirksame 
“weil auf beiden Seiten wegen der gleichen Beschaffenheit 
3ethrungsflächen die Summe derImpulsionen dieselbe seyn 
h. welche durch ibre entgegengesetzte Richtung gegen ein- 
ich aufheben, weswegen es dann zu keiner Strömung 
resp kann. 


ile übrigen Ketten, die nicht unter eine dieser Kategorien 


bh werden können, sind dagegen wirksame, also nament- 


xha die Ketten aus wenigstens drei gemischten Gliedern 
Classen von Erregern und also aa. diejenfken, welche 
ivei Erregern der ersten Classe und aus einem Erreger der 
“ın lasse bestehen, wo die Impulsion in der Berührungs- 
P der beiden ersten Glieder beinahe in allen Fällen die ihr 
zestehende Summe oder den Unterschied der Impulsio- 
'a den beiden Berührungsstellen mit dem feuchten Erreger 
"ut, und die Richtung der Strömung bestiamt; bb. die- 


1 


758 Galvanismus, 


jenigen aus einem Erreger der ersten; Classe und zwei Erregem 
der zweiten Classe, wo die Impulsion in der Berührangsstelle 
des einen feuchten Erregers mit dem. trockenen Erreger ge- 
wöhnlich die überwiegende ist.: b. Die Ketten aus wenigstens 
drei Erregern der zweiten Classe, in welchen eben, weil sie 
keine solche Spannungsreihe, wie die trockenen Erreger, bilden, 
die Impulsion in. irgend einem Berührungspuncte nicht gleich 
seyn kann der ihr entgegenstehenden Summe oder dem ihr ent- 
gegenstehenden Unterschiede der Impulsioenn in den beiden 
andern Berührungspuncten. c. Die Ketten endlich aus mehr 
als drei Gliedern beider Classen oder der zweif®n allein, be 
welcher durch die Einführung eines. jeden neuen Gliedes in die 
Kette’ statt des einen Berührungspunctes zwei neue eingelahrt 
werden, deren Impulsionen unter der Bedingung, dafs die 
Kette dadurch keine symmetrische werde, mit ihrer Summe, 
wenn sie in gleicher Richtung gehen, oder mit ihrem Unter- 
schiede, wenn sie einander entgegengesetzt sind, die vorhet 
statt gehabte Strömung zwar modificiren aber nicht aufheben. 

VI. Die Stärke des el. Stromes oder die Quantität von E, 
die in einer gegebenen Zeit durch die Glieder der Kette in 
Kreislaufe sich bewegt, muls sich im Sinne dieser Theorie und 
den auch hier gültigen Gesetzen der Leitung gemäfs richten: 

a. Nach der Gröfse der Total - Impulsion, die in der Rich- 
tung statt findet, nach welcher die Strömung vor sich geht. Ds 
der Spannungsunterschied je zweier galvanisch auf einander 
einwirkender Körper die Gröfse der Impulsion, mit welche 
der negative auf den positiven einwirkt, anzeigt, und zum 
Mafsstabe dafür dient, so hat man nur jedesmal die Spannungs- 
unterschiede in den verschiedenen Berührungsstellen , voraus- 
gesetzt, dals sie in Beziehung auf irgend einen solchen, wie 
z. B. der zwischen Zink und Kupfer als Einheit angenommen, 
ihrer Gröfse nach bestimmt sind, mit gleicher relativer Lase 
(nämlich rechts oder links liegend) des positiven Gliedes zu 
summiren und-beide Summen von einander abzuziehen, um die 
Stärke der Impulsion, welche die Strömung bestimmt, und eben 
damit die Stärke der Strömung selbst, so weit sie von diesem 
Umstande abhängt, auszumittehn. 

b. Nach der Vollkommenheit der Leitung, welche in det 
Kette statt findet, und welche im geraden Verhältnisse der GÖ- 
fse der Berührungsfäche der feuchten Leiter mit den trockesn 








Theorie; Vokas. ' 759 


und unter sich, "and im nıngslsahrten der Ansdehnang derselben 
seht, und'sich aulserdem nach dem Leitungsvermögen der ein- 
zelnen Kettenglieder an und füt sieh und in ihrer Aneinander- 
reihung an einander, sofern diese nicht ohne Einflufs ist, richtet. 
VIL Air der Annahme aines solchen und so bestimmten 
iortdanernden el. Kreislaufes stimmen alle Vorgänge in der Kette 
nach Vora vollkommen therein, wofür gleichsam als ein ex- 
serimentam crucis der Umstand spricht, dafs ein künstlich er- 
regter el. Strom, an dessen Wirklichkeit nach der Art das Expe- 
iment anzustellen, auf keins Weise gezweifelt werden kann, 
anter ähnlichen Umständen ganz gleiche Erscheinungen hervor- 
inet. Was zuerst die Erscheinungen. in Ketten . aus 'thieri- 
schen Theilen betrifft, so hat Voir4 in seiner ersten Abhand- 
lung über die thierische E. diese Uebereinstimmüung sehr klar 
nachgewiesen. - Die E. zeigt sich als. der wirksamste Reiz der 
Muskeln, wann sie durch die Nerven derselben und nur 
larch diese, strömt, ohne gerade die Muskeln selbst zu erreichen. 
Die Entladung auch der kleinsten Flasche nach eiwer so schwa- . 
chen Spannung, dals sie kaum nech auf das Goldblattelektrome- 
tet wirkt, bringt die lebhaftesten Zuskungen in den Muskeln 
iervor, wenn der el, Strom von der positiven Belegung nach 
ler negativen genöthigt ist durch die Nerven desselben zu ge- 
wen, und zwar um so lebhafter,. je länger das Stück des Nerven ` 
st, durch welches die E. stiömt, und. je ausschliefsender die 
leitung darch denselben geschieht. Dieser el. Strom einer 
Leidner Flasche übt auf jene Muskeln einen stärkern Reiz aus, 
wenn die E. genöthigt ist, den Nerven abwärts, von der posi- 
wen nach der negativen Belegung zu, als iù der entgegenge- 
setzten Richtang. zu durchströmen. . Da alle Modificationen 
ler Zackungen ährer Stärke. nach auf gleiche Weise sich in Ket- 
en aus zwei heterogenen Metallen und den thierischen Thelen 
erhalten, so ufs man zugeben, dafs eine gleiche Ursache 
derbei in Wirksamkeit gesetzt werde, nämlich ein el. Strom, 
velcher bei’ der Schliefsung der Kette eben so eingeleitet wird, 
sie bei der Entladung ner Leidner Flasche, und von dem po- 
itiven Metalle durch den Nerven nach dem negativen hinge- ` 
ichtet:ist, wie die Volta’sche Theorie ihn annimmt. Insbeson- 
lere erklärt sieh anch ans dieser Theorie auf eine genügende Art 
ler Einflals der. Art der Vertheilusg der Metalle auf das Ent- 
sehen der Zuckemgen entweder im Augenblicke der Schlielsung 





7600 Galivanismus. 


oder der Trennung der Ketto nach Nr. 50. und .mmcht den a 
‘sich sonst verborgenen Strom gleichsam augenscheinlich. Sind 
die Metalle nämlich so vertheilt, dafs der Theorie zufolge der 
durch die Schliefsung eingeleitete Strom aufwärts von den Zwei- 
gen zum Stamme und dem Centralende des Nerven bestimmt 
wird, so erfolgen im Augenblicke der Schlielsung selbst keine 
Zuckungen: im gewähnlichm Zustande einer schont etwas gesun- 
. kenen Reirbarkeit, weil in dieser Richtung, wie die Versuche 
mit der Entladung der Leidner Flasche beweisen, der el. Strom 
" einen schwächeren Reiz ausübt; wird aber die Kette schnell 
geöffnet und dadurch die Impulsion beseitigt, welche jene Strö- 
mung der E. veranlalste, so wird diese nun nothwendig in ent- 
gegengesetster Richtung zurückströmen, und’ ap die Stelle de 
aufwärtsg&henden Stromes ein abwärtsgehender treten, der als 
der stärkere Reiz nunmehr die Zuckungen hervorruft. Man mol 
nämlich zugeben, dafs die E. in der Richtung, in welcher ge 
angetrieben wird, eine Anhäufung derselben an den Stellen be- 
sonders, an welchen sie Widerstand findet, also in den (bien, 
sehen 'Theilen und besonders nach dem negativen’ Metalle hin 
wegen Summirung der Hindemisse: in dem ganzen Zwischen 
raume der Fortleitung durch dieselben erleiden werde, und 
wenn daher die Ursache der Anhäufung,, jene Impulsion in der 
Richtung vom peripherischen Ende des Nerven her, zu wirken 
anfhört, so mufs die E. vermöge ihres Strebens riach Gleichge- 
wicht nach der Seite zurückströmen, von welcher aus die Ar- 
häufung bewirkt wurde. Ganz derselbe Vorgang findet in den 
Versuchen statt, die zu dieser interessanten Entdeckung geleitet 
haben, ‘wo nämlich durch dag Herausziehen eines Funkens ans | 
einem elektrisirten Conductor die in dem in der Nähe desselben 
befindlich gewesenen Froschpräparate nach diesem Ende hin an- 
gezogene und angehäufte entgegengesetzte E. sich wieder ins 
Gleichgewicht setzt und durch die damit gegebene Strömung e- 
nen wirksamen Reiz ausübt. Sind die Metalle auf eine entge- 
gengesetzte ‘Weise vertheilt, so wird zwar auch im Augenblicke 
der Oeffnung der Kette ein seiner Richtung nach entgegenge- 
setzter Strom von demjenigen, welcher während des Geschlos- 
senseyns statt fand, eintreten, da dieser aber den Nerven st- 
wärts geht, so wird er soviel weniger im Stande seyn Zackun- 
gen hervorzubringen, weil er schon an sich als ein viel schwi- 
cherer Reiz wirkt und durch die vorangegangene fortdauemde 











D 
Theorie; Voltaie, 761 


Einwirkung der geschlossenen Kette die Reirbarkeit schon ge- 
‚chwächt worden ist. Vorr& selbst hat zwar nirgend eine Er- 
lärung der Gesetze, nach welchen bald im Augenblicke der 
chliefsung bald der Trennung die Zuckungen erfolgen, gege- 
en, die hier aufgestellte folgt aber ganz aus seinem Principe 
nd Le Hor hat sie auf eine der angegebenen sehr nahe kommende 
Neise entwickelt, nur dafs er dieselbe mit unhaltbaren Annah- 
nen von- verschiedenen Capacitäten der Körper für das galvani- 
che Fluidum, worin die Metalle die übrigen Körper übertreffen 
ollen, und von ungleichen Qnantitüten dieses Fluidums in den 
rerschiedenen Substanzen versetzt ber 2. Den Einwurf gegen 
inen solchen el. Strom als den eigentlichen Reiz in diesen Ver- ` 
schen, dafs Elsktricitäten von sehr starker Spannung wie z. B. 
die einer geriebe ep Glasrühre aller Siegellackstange,, die selbst 
sröbere Strohhalmelektrometer zu einer ansehnlichen Divergenz 
bringen, auf die Nerven nur einen so schwachen Reiz ausüben, 
dafs selbst bei unmittelbarer Berührung desselben durch diese 
Körper-auf den höchsten Stufen der Erregbarkeit keine Zuckun- 
gen erregt werden können, hat Vorra durch die Hinweisung 
auf die besondere Wirkungsart der E. in einem Kreislaufe besei- 
tigt, wo in derselben Zeit eine ohne Vergleich viel gröfsere 
Menge derselben durch den Nerven sich bewegt, und in dem 
Verhältnisse dieser Menge einen bei weitem stärkern Reiz aus- 
übt, als die vergleichungsweise damit ganz verschwindende 
Menge von E., welche eine auch noch so stark geriebene Glas- 
röhre an den Nerven abgeben kann. Denn eben darin besteht 
das Eigenthiimliche des Galvanismus, dafs die E. hier nicht 
durch Spannung, sondern durch Strömung wirkt, worauf wir 
noch weiter unten in der Theorie der Säule zurückkommen werden. 
Die Erregung von Zuckungen durch Ketten aus blols thieri- 
schen Theilen, oder solche, in welche neben diesen blols Kör- 
per der zweiten Classe als Glieder eingehen, oder durch ‚Ketten 
aus thierischen Theilen, und blols einem Metalle, findet nach 
der Volta’schen Theorie eben so leicht ihre Erklärung durch die 
Anwendeng der unter VI. entwickelten Grundsätze für die Be- 
stimmung des el. Kreislaufes durch die galvanische Aufeinander- 
wirkung dieser Körper, und alle Verhältnisse, welche in den 
Ketten ans zwei Metallen and den thierischen Theilen vorkom- 





1 G. IX. 188. 


762 -` Galvanis mus: 


men, müssen sich auch hier wiederholen; "den Einflufs der Ver 
theilung der Kettenglieder. auf Erregung der Zuckungen im Au 
genblicke der. Schljefsung und Trennung nicht ausgenommes 
Da nach Vorra’s ‚Theorie die Erreger des Galvanisınns on 
in:ihrer unmittelbaren Berührungsfläche auf einander wirken un 
die übrige Masse der Körper auf die Erregung der E. an und ki 
sich keinen Einfluls. ausübt, so lassen sich leicht jene auffallendeı 
Erscheinungen erklären, dafs kleine Abänderungen der Metalle u 
ihrer Oberfläche Anomalien hervorbringen, dafs dieses z. B. e 
schielt, durch Reiben derselben an andern Körpern, wdurch ihr 
Glätte und Dichtigkeit verändert wird oder sie einen Uebe 
eines andern Körpers erhalten, welcher, wie dünn er auch er 
mag, doch als ein ganz neues Glied zwei neue wirksame Berüh 
rungsflächen in die Kette einführt ; es läfst sich erklären, wie d- 
durch nach den zuerst von dem Engländer Wett, bekannt se- 
machten Versuchen unwirksame Ketten in wirksame verwandel 
werden können; auch erklärt sich dadurch sehr leicht der scheit- 
bar so auffallende Hauchversuch v. Humsoror’s, von welches 
dieser berühmte Physiker sagt, dafs unter allen physikalischen 
Versuchen, welche er je die Freude gehabt habe in Gegenwan 
anderer Physiker anzustellen, er keinen gefunden, der wegen 
seiner unendliohen Feinheit so in Erstaunen setze als dieser, wo 
die Wirksamkeit einer Kette von einem bloßen Hauchge oder ei- 
ner gleichsam verschwindenden Schicht, einer verdampfenda 
Flüssigkeit abhänge 1. Es muls nämlich eine ganz andere Wi- 
kung eintreten, wenn sich zwei Metalle unmittelbar‘ ‚berühren, 
als wenn sich eine auch noch so dünne Schicht. Feuchtigkei 
zwischen ihnen befindet, durch deren Zwischentreten augenhlid- 
lich die starke Impulsion, durch welche zwei solche Metalle ad 
einander wirken, aufgehoben wird, und eben dadurch eine vor- 
her unwirksame Kette in eine höchst wirksame verwandelt wer 
dem kann, indem’ von zwei einander entgegengesetzten Impul- 
sionen, die sich einander im Gleichgewichte hielten, nach be- 
seitigung der Leinen, die andere dann eine starke Strömung 1 
Fig.der Richtung, in welcher sie wirkt, hervorbringen mufs. . Die 
110 Figuren zeigen das Verhältnils solcher zweier Ketten gegen ging: 
111. der. wovon die erste eine symmetrische und daher unwirksam, 
wegen der gleichen , aber einander entgegengesetzten, Impulsio- 











1 Ucber die gereizic Muskel- und Nervenfaser. I 79. 


\ 





Theorie; Volta's. | 763 


nt2 durch die Interposition: des feuchten Leiters F, sey es 
ze eise Hauchschicht, wenn sie nur hinreicht die unmit- 
W~» metallische Berührung von G. und Z an dieser Seite zu 
dee, in eine höchst wirksame verwandelt wird, indem nun 


Izmlsion GZ auf der linken Seite aufhört, und die Impul- 


al anf der rechten Seite die Richtung des el. Stromes be- 


‚» feme G Gold Z Zink bedeutet, an deren Stelle auch 
n adere beliebige Metalle genommen werden können, jedoch 
GC der Bedingung , dafs die Impulsion, die durch ihre Be- 
mu segeben ist, nach ihrer Seite hin stärker sey, als die 
“n beiden in die Kette neu eintretenden Berührungsflächen 
wd FZ abhängige, etwa in entgegengesetztem Sinne eintre- 
itiapulsion, was bei Anwendung des blolsen Wassers je- 
æ der Fall seyn wird, weil alle Metalle mit demselben nur 
"e:schwache el. Erregung eingehen. Dieselbe Kette muls 


rıskich wieder zur wirksamen werden, wenn auch auf der. 


adeite ein feuchter Leiter interpolirt oder nach Humboldt’- 11%. 


e Wese, worin eben das Ueberraschende liegt, beide Flä- 
eis einen trockenen Erregers, die sich zwischen zwei an- 


„aber unter sich homogenen Erregern befinden, behaucht, 


a ta der dünnsten Schicht einer verdampfenden Flüssigkeit 
riwerden. Dals die Beschaffenheit des interpolirten feuchten 
"m anen Einfiuls auf die Stärke der Zuckungen äulsern 
ce, leuchtet von selbst ein, da die an den neuen Berüh- 
<an eintretenden Impulsionen nach Verschiedenheit des- 
-< a einem günstigen oder ungünstigen Sinne für die, die 
zu; kauptsächlich bestimmende, Impulsion wirken können, 
‚siezweifle ich sehr, dafs ihr Vermögen eine unwirksame 
~a eine wirksame zu verwandeln, in irgend einem be- 
zn Verhältnifs mit ihrer Leichtigkeit zu verdampfen stehe; 
= wenn auch gleich diese Ansicht » v. HussoLor’s durch die 
balers günstige Wirkung des Vitriol- Aethers, bei Interpo-_. 


5y desselben 3 in Form z. B. eines Tropfens zwischen Z und 10. 


"ünstist wird, so steht dieser Annahme die eigene Beobach- 
Sr Dennen ge s entgegen, dafs Blut unter gleichen Umstän- 
E siker als Milch und Wasser wirke, von welchem man, 
Kà ucht behaupten kann, dafs es geneigter sey, gasförmige 
ri uzudampfen, Auch beruht die Behauptung v. Huu- 
wars, dafs bei Behauchung des auf dem als Nervenarmatur 


Wenden Gold liegenden Zinks die Muskeln convulsivisch er-113. 


e 


ig 


764 Galvanismus. 





schüttert werden, gleichviel ob der Muskelleiter G von Gok 
die feuchte oder trockene Stelle von Z berühre, gewils auf ei 
ner Täuschung. So oft ich wenigstens bei Anstellung des V 
suchs auf die angezeigte Weise den Zink an einer trocken 
Stelle berührte, blieben die Zuckungen jedesmal aus, die si 
sogleich mit der gröfsten Lebhaftigkeit einstellten, wenn die 
gemachte Stelle des Zinks berührt wurde, die dann aber nach einig 
Zeit abermals ausblieben, wennn die Feuchtigkeit durch allmit 
ges Verdampfen wieder verschwunden war. Wie die Verso 
über Erregung von Zuckungen durch blofse erschütternde 
rührung der Nerven-Armatur mit einem beliebigen anderen N 
talle, wobei keine Schliefsung einer Kette statt findet, doch id 
der Volta’schen Theorie ihren Erklärungsgrund haben, ist 
"reits oben gezeigt worden. Selbst die scheinbar ganz anomake 
und dem Volta’schen Princip widersprechenden sogenanntes 
pseudogalvanischen Versuche Rırrzn’s (Nr. 52) im denen e 
der Schliefsung und Trennung von an sich unwirksamen Kette 
unter besondern Bedingungen doch sehr lebhafte Zuckungen sid 
einstellen, die folglich von einer andern Action abhängen, we- 
che auf jene Momente selbst nur eingeschränkt ist, aher wib 
rend des Geschlossenseyns nicht fortdauert, lassen sich .n Eis- 
klang mit der Theorie bringen. Rırrer hat selbst im Sinne der- 
selben eine Erklärung zu geben versucht, die mir aber unrich- 
tig scheint. „Dafs jede Reihe von sich berührenden elektrische 
Leitern (heifst es in seinem hierher gehörigen Aufsatze 1), die 
nicht genau mit demselben aufhört, mit welchem sie anfängt, u 
ihren beiden sich nicht unmittelbar berührenden Enden zu wa 
immer für einem Grade el. Spannung freie unter sich verschie- 
dene Elektricitäten zeigt und zeigen mufs, ist bekannt. Wr 
„wollen ihre absolute Quantität für das eine Ende der Reihe mt 
1 -} und das andere mit 1— bezeichnen, und die Figur drüde 
diese Reihe mit ihren Enden aus, Dis absolute Quantität von E. 
der beiden Enden dieser Reihe wird übrigens zugleich ihre elek- 
trometrische seyn, denn man theile Z oder W und untersach®e 
die weggerommenen Endtheile für sich, so werden sie noch ge- 
nau dasselbe 1-+ und 1— zeigen, wie zuvor in der Verbinduo; 
(die Beweise haben Versuche an Vorra’s Säule geliefert). Jeta 
aber biege man die Reihe zum Kreise um, d. h. man verwardk 













1 Gehl. vJ. 446. 





Theorie; Voltas. 765 


Fig.114 in Fig. 115, und schliefse inC, Auch nehme man fürsFig. 
ene an, Z und W stehen bereits in der genau so grolsen und ! 
so vertheilten Spannung, als sie auch nur bei wirklicher un” 
mittelbarer Berührung unter einander, oder, befand sich auch 
avischen Z und W innerhalb gar nichts weiter“ (bildeten sie 
du nur eine Kette ans blols zwei Gliedern) „als die blolsen 
Verlängerungen von ihnen selbst, doch bei wiederholter oder 
:weiter solcher Berührung unter einander .realisiren könnten. 
Dennoch werden Z und W nicht in el. Ruhe bleiben, sondern 
sie, wo irgend heterogene Leiter sich berühren, wird jetzt 
une Condensation des 1 + und des 1 — eintreten, deren Grölse 
lurch den Grad der Heterogeneität dieses Körperpaares und 
durch die Ausgegehntheit der Berührungsflächen selbst bestimmt 
wird, „war wird das anfängliche 1 + und 1 — vonZ und W 
hierdurch für einen Augenblick auf blofse Brüche von der an- 
fänglichen elektrometrischen Gröfse zurückgebracht, aber nicht 
blols dieses Z und W , sondern die ganze noch zwischen ihnen 
befindliche Körperreihe wird dazu beitragen, dieses elektrome- 
tische 1% und 1 — , der Condensation ungeachtet, wieder 
herzustellen und zu behaupten. So lange dieses dauert, wird 
durch die ganze Kette Action seyn müssen, freilich nur eine 
ſas momentane, aber doch hinlängliche, um eine Reaction der 
gehörig reactionsfähigen Glieder derselben hervorzurufen. Wird 
später Z wieder von W getrennt, und ist die Trennung voll- 
standig, so werden die vorher durch die Condensation von 1 auf 
d+x) +E und (1-+x)—E erhobenen Elektricitäten‘‘ (wegen 
aufgelöster Condensation von Z und W), „indem die Reihe 
blols die Spannungen 1 + und 1 — E zu unterhalten ver- 
mas, wieder zurückfliefsen, alle Glieder der Reihe werden 
hiervon wieder afficirt, und die gehörig reagirenden reagiren 
von neuem. Unter übrigens gleichen Umständen wird die Grölse 
der Wirkung allemal der Gröfse der entstehenden oder aufge- 
hobenen Condensation proportional seyn und dals diese bei 
Metall... und einer Flüssigkeit, die jenes am mehreren und 
vielen Pandten zugleich berührt, vorzüglich grofs seyn müsse, 
it klar, Stehen Z und W vor Schlielsung des Kreises durch 
se in einer geringern oder grölsern Spannung von > für 
land + für W, als nach der Schlielsung sich behaupten kann, 
» wird im erstern Falle die momentane Action der Kette da- 
duwch vergrößsert, im letzteren verkleinert, also blols dem Grade 


d 

766 ' Galvanismus 
nach geändert werden. Haben endlich Z und W vor der Schie 
fsung, wie auch dieser Fall möglich ist, die umgekehrten Eld 
tricitäten von denen, die sie nach derselben unter Condensuid 
zu behaupten haben, so kann dieses bei sonst gleicher "rd 
von Z und W während der wmmittelbaren Berührung beid 
nur dienen, den Grad der momentanen Actionen bei der Sch 
fsung und Trennung der Kette zu vergröfsern. d 
Alle, Erscheinungen, die Rırren aus diesem gleichs 
neuen Principe pseudpgalvanischer Actiön ableitet, sch 
Fig. durchaus ihrer Ursache proportional seyn. So soll auch, w 
116.7, und Z Zink, S Silber (alles trocken) bedeuten, und mit $ 
a oder 8 geschlossen wird, einige Condensation der Elektrid 
ten von den sich berührenden Z und S statt finden, da sich aif 
feste Metalle der Regel nach (?) fast nur in Puncten berihrt 
eben darum die Condensation nur eine sehr geringe seyn, y 
wegen dann auch die für die Kette daraus entstehende mon 
tane Action zu klein ist, um je Zuckungen hervorzubriost 
Ist dagegen S Wasser oder ein sich mehr anschlielsen 
feuchter Körper, so ist die dann eintretende Condensation 
dem Verhältnisse der mehr ausgebreiteten Oberfläche viel a 
fser, die ganze Rückwirkung der Kette in demselben Verh 
nisse zunehmend, und die Zuckung wird bei nur mäfsiger E 
regbarkeit der Froschschenkel dann auch gewifs nie im Aus 
blicke einer solchen Schliefsung ausbleiben, wenn gleich / 
Kette als eine symmetrische nach zeschehener Schlielsun; 
eine unwirksame anzunehmen ist. 
Diese Erklärungsart Rırren’s scheint mir indels ein an g 
richtiges Princip auf eine unrichtige Art arzawenden, und wg 
dem noch einige irrige Annahmen zu enthalten. Das Charı 
ristische einer jeden nach ihrer Schlielsung unwirksamen hg 
‘oder eine Kette, die im Sinn der Volta’schen Theorie keint 
el, Strom einleitet, besteht eben darin, dafs vor der Schliebr 
an jeden zwei Flächen, die durch die Schliefsung mit enn 
in Berührung gebracht werden, schon das vorhanden ist, ? 
durch die Berührung gesetzt werden soll, folglich durch < 
Schliefsung selbst keine neue Action gegeben ist, vielmehr 
les in dem Zustande bleibt, wie es sich befand, so lange $ 
Körper nach dem Schema der Linie an einander gereiht war 
Man kann also Rırrzn darin nicht beistimmen, dafs bei Ketesi 
die nach der Schlielsung unwirksam bleiben, je zwei Glieda , 

























Theorie; Voltas. | 167 


sen andern el, Spannungsunterschied haben können, als duroh 
eSchliefsung selbst gefordert ist. Eben so wenig kann man aber 
ch zugeben, dafs nach geschehener Berührung das -+ des einen 
jedes durch Condensation das— des andern Gliedes latent mache 
dumsekehrt, und durch diese Condensation selbst gleichsam zu 
er el. Erregung und Strömung auffordere, um den el. Spannungs- 
terschied wieder herzustellen, der durch die Natur der beiden 
iper in der wechselseitigen Berührung gefördert wird. Denn 
enbar würde dasselbe -fiir jeden neuen Antheil von + und — 
» durch eine newe Wirkung der Glieder der Kette herbeige- 
uft werden, gleichmäfsig gelten; auch’ sie mülsten sich aber« 
ls condensiten und wechselseitig ‚vollkommen latent machen, 
mn das Princip der Condensation in Rırren’s Sinne hier. an+ 
endbar wäre, indem wegen der unmittelbaren Berührung das + 
n ihn vollkommen gleiches — auf O herabbringen mälste, und 
e daron abhängige Wirkung würde darin'im Wesentlichen 
ch verschieden seyn ` von dem, was man die galvanische 
tion einer wirksamen gesehlossenen ‚galvanischen Kette zu 
moen bat, Wohl finden aber jene pseudogalvanischen Ver- 
che eine genügende Erklärang in dem Principe der Conden- 
ton, sofern man sich diese als vor der unmittelbaren. Berüh- 
ng wirksam denken müls. Jedem Acte der wirklichen Schlie- 
ung oder der'physischen Berührung miufs "nämlich nothwendig 
ie Annäherung vorangehen, die bis zur Berührung fortdauernd 
unimmt, wo sie dann ihr Maximum erreicht hat. ` Indem nun 
as + und — der beiden Endglieder in diesem Acte der Anni- 
ung immer stärker auf einander wirken, machen sie sich 
echselseitig immer mehr latent, die el: Spannung in jedem der 
lieder sinkt also in deinselben Verhältnisse , aber die galvani- 
he Action der nach dem Schema der Linie an einander gereih- 
n Glieder geht fortdauernd darauf hin, das 4 und — 'auf dem 
stimmten Grade von Spannung zu erhalten, es muls’ also im- 
erfort E in Bewegung gesetzt werden, um einerseits das ge- 
merte 4 , andererseits des geforderte — wieder herzustellen, 
od zwar um so lebhafter, je näher sich die Endglieder kom~ 
en und je rascher die Annäherung ist, und die dadurch ver- 
hite Strömung wird nach ‘Umständen lebhaft genug seyn, 
m durch Nervenreizung Zückung zu erregen. Im Augenblicke 
et wirkliehen Schliefsung‘ wird: aber diese Wirkung vielmehr 
hören, statt, wie RITTER annimmt, verstärkt zu werden, 








768 Galvanismus. 


- weil alsdann die'mit der Berührung gegebene galvanische ka 
der condensatorischen entgegenwirkt und ihre Wirkung af 
“ denn eben darin liegt das Eigenthümliche jener Wirksamke 
dafs die entgegengesetzten Elektricitäten, die durch die Berührm 
zweier Körper unter einander erregt werden, statt sich an & 
Stelle ihrer Erregung wechselseitig zu binden, vielmehr vasd 
aus nach aufsen thätig werden und mit freier Spannung auftreif 
Dafs auch die Versuche über die Einwirkung galvanisch 
Ketten auf die Sinnorgane aus der Annahme eines el. Stromg 
welchem die Nerven derselben in der geschlossenen Kette uig 
worfen sind, ihre naturgemälse und mit anderen Erfahrung 
jibeteinstimmende Erklärung erhalten, dient zu einer neuen § 
stätigung dieser Theorie. Der säuerliche Geschmack auf & 
Zungenspitze bei positiver Bewaffnung, wo die E. der Tee 
gemäls einströmt, stimmt ganz überein mit dem säuerlichen D 
schmacke, welchen die in Form eines Pinsels aus einer ge 
stumpfen Spitze in die Zungenspitze einströmende (positive) 
hervorbriwzt, und eben so erregt die negative E. einen sé 
. scharfen Geschmack, ähnlich demjenigen, der bei nesame 
Bewaffnung der Zungenspitze durch die aus derselben ung 
mende E., die das Aequivalent der Einwirkung der peggg 
E. im Sinne der Franklin’schen Theorie ist, erregt wird. 
Jene blitzähnlichen Erscheinungen vor den Augen last 
sich gleichfalls durch die Entladung einer sehr schwach gc 
nen Leidner Flasche durch den Angapfel, oder auch nur 
das oben nafs gemachte Augenlied, mit welchem man den K 
der Flasche in Berührung setzt, während man das äulsere 
in der Hand hält, hervorbringen, so wie denn überhaupt 
von der verschiedensten Art, namentlich mancherlei mechas 
sche, die auf das Auge einwirken, in den Sehnerven die spe 
fische Empfindung, durch welche er reagirt, Lichterscheinungs 
unter mancherlei Gestalten als Blitze, Funken u. s. w. here 
bringen. Wenn aber auch durch die Einwirkung der gewit» 
lichen E. nicht vollkommen mit den galvanisch erregten übe- 
eiustimmende Empfindungen hervorgebracht werden köne 
so giebt die Theorie auch hiervon hinlängliche Sagan 
indem ein solcher fortdauernder Strom von E., wie ihn de? 
schlossene Kette giebt, und eine solche Quantität, als hierbe 
auf den Nerven fortdauernd einwirkt, durch unsere anderweii- 
gen Methoden E, zu erregen, und namentlich selbst nicht dard 








Theorie; Volta’s, 769 


‚es wirksanısten Elektrisirmaschinen, in Bewegung gesetzt 
a kann, wie bei der Betrachtung der Volta’schen Säule 
t weiter gezeigt werden wird. Bei der von grolsen Con- | 
‘a oder Leidner Flaschen aus in Bewegung gesetzten E. 
i-t vielmehr die Wirkung relativ auf einen Augenblick ein- 
' ët, sofern der Funken beider eine mehr momentane 
-img ist, und hierbei die E. mit einer ohne Vergleich 
` Seren Spannung wirkt, als diejenige ist, mit welcher sie 
~ hette selbst zur Strömung gebracht und in dieser fort- 
-z x unterhalten wird, wodurch die davon abhängigen Em- 
(zm wesentlich modificirt werden müssen. 

A VIL Derselbe el. Strom, welcher alle jene merkwür- - 

‚„»Escheinungen in der Sphäre des Lebens hervorbringt, ist . 
rs mer nach Vorrı die einzige nächste und zureichende 
| weder chemischen W' irkungen, der Temperatur-Ferände- 
r x ad der magnetischen Thätigkeit, welche in der wirk- 
k- seschlossenen Kette auftreten. VoLrra hat seine Theo- 
" „zit nur auf den Strom der Säule und seine Wirkungen 
ad, aber alles was für diese gilt, lälst sich in aller Strenge 
rr dem el. Strome der einfachen Kette behaupten, da 

"tıajenem nur durch den Grad der Stärke abweicht, und 
"That auch alle Wirkungen und in derselben Form her- 
"A, welche in ihrer Verstärkung durch die Säule zuerst 
"erkannt wurden. Uebrigens hat Voura gleichsam nur 
d "a Züge einer eigentlichen Erklärung hingeworfen. „Es 
"~ a£ genug seyn, (äulsert er sich) zu bemerken, dafs zu 
Pn; : Wukungen, nämlich der Zersetzung des Wassers und 
g Sänng der.Metalldrähte u. s. w. ein sehr reichlicher el. 
nz efordert wird, damit das el. Fluidum beim Austritte aus 
'zY.alldrahte in das Wasser und beim Zurücktritte in den 
| Draht recht gedrängt und zusammengezwängt sey, und 
" "altuismäfsig wenig Wassertheilchen seine Wirkung ausübe, 
“At schlecht leitenden Theilchen gleichsam zerreilsen und 
“n zu können. Ein solcher Strom wird aber durch mei- 

b pnt viel vollkommner erregt und unterhalten, als durch 

"Sange Elektrisirmaschine * 1, 

Tu Bestätigung dieser Sätze war es von der grölsten Wich- 
teils eine befriedigende Erklärung der eigenthümlichen 
— t 

' 6. XIL, 509. 510. 

IN ` Ccc 


770 Galvanismus. 


Form, unter welcher hier der chemische Procefs auftritt, diese: 
‚ Sätzen gemäls zu geben, theils durch directe Versuche zu be 
weisen, "dafs auch die gewöhnliche E. unter ähnlichen Bedin 
gungen ähnliche Wirkungen hervorbringe. Was nun den Hanpi 
erfolg betrifft, durch welchen alle übrigen chemischen Verände 
rungen mehr oder weniger bestimmt werden, ond welcher zu: 
gleich den Typus aller übrigen darstellt, närälich die Zersetzun! 
des Wassers mit im Raume getrenntem Auftreten der Bestard 
theile desselben an den beiden, durch eine mehr oder weni;e 
ausgedehnte Schicht von Flüssigkeit aus einander gehaltenen, 
Metallen, so existirten vor der Entdeckung der Säule nur d: 
Versuche der holländischen Chemiker Pagers van Troosrwri 
und Deımasn ft über die \Vasserzersetzung durch den el. Fun- 
ken, welche später von Pearson ? wiederholt wurden, dr 
eine ähnliche Einwirkung der E. auf das Wasser zeigten. Jene er- 
steren hatten nämlich gefunden, dafs wenn el. Entladungsschl. ;» 
von einer nicht zu kleinen Flasche (die ihrige hatte einen (Ou 
‘ dratfuls Belegung) von dem Ende eines Drahtes zum ander, 
die in einer mit \Vasser gefüllten Röhre etwa 1 oder 1,5 Lin. vr 
einander abstanden, durch das Wasser geleitet wurden, sich 
aus diesen ein Gemisch von Sauerstoflgas und AN asserstof: 2 
gerade in dem Verhältnisse, in welchen. ‚dasselbe beim Verbres- 
nen Wasser giebt, entbinde, welches Gemisch dann durch d: 
el. Funken nachmals wieder zu \Va:ser verpuflt werden konz. 
Diesem Gemische war jedoch eine kleine Menge eines Rück«:"- 
des beigemengt, der ohne Zweifel von der in den Zwischen’zt- 
men des \Vassers befindlichen Luft herrührte, denn je öfter 
den Versuch mit demselben Wasser wiederholten, indem 
durch neue Entbindungsschläge eine neue Gasentbindung bewir 
ten, das Gasgemenge durch den el. Funken selbst wieder .' 
brannten und den unverbrannten Rückstand aus der Röhre a: 
treten liefsen, um so geringer wurde der Rückstand, bis er en 
lich fast gänzlich verschwunden war. Indels hatten diese Pi 
siker nicht näher bestimmt, von wo aus sich das Gas entwickel: 
vielmehr bemerkten sie nur, dafs bei jedem Schlage, wobei 











1 Journal de Physique Nov. 1739 übers. in Gren’s Journal 
Physik If. Bd. 1. St. S. 132. #.; auch in Carallo's voll, Abk. 
8. 321. 

2 Philos. Transact. for 1797. p. 142 — 158. 


Theorie; Volta’s. 774- 


"= fenken an dem Ende eines Drahtes wahrnahmen, sich 
ien Jen beiden Enden eine Menge sehr kleiner Luftblasen 

xa beständigen Strome zeigten, die sich als mehrere und 
-> Blasen entwickelten, wenn stärkere Schläge durch das 
‘ar geleitet wurden, in welchem Falle sie einen Lichtstrahl 
: -a obem Drahte in das Wasser gehen sahen. 

Izıssos bestimmte diese Erscheinungen näher dahin, dafs 
laen sich von beiden Drähten aus entwickelten, nicht 
r ` beide Arten von Gas von jedem, oder jede Gasart be- 
Fo und getrennt erzeugt würde. Die Gasentbindung in 
e Versuchen war indels ihrer Menge nach nur sehr gering, 
"ach Peansox 70 — 80000 Schläge bedurfte, um einen 
= Kobikzoll Gas zu erhalten. Diese Resultate waren 

”"Soochweit entfernt, eine Uebereinstimmung der Was- 
' ans durch E. mit derjenigen auf galvanischem Wege 
= len. WornLasrtow gelang es zuerst, den Zersetzungs- 
a des Wassers durch die gewöhnliche E. dem galvani- 

zehr zu verähnlichen 1. Erst liefs er gewöhnliche el. 
7 son dem positiven und negativen Conductor zugleich 

"üBlaarröhrchen eingeschmolzenen, in eine ‘höchst feine“. 
m wsgehenden Drähte überschlagen. Je feiner der Draht 
„2% kleiner mulste die Länge "der überschlagenden Fun- 
onn, bei „su Z. Dicke war ein de Z. Länge, bei An Z. 

"ser des Drahts „4% Z. Länge des Funkens nöthig. Es 
=": m aber auch, durch den blolsen el. Strom einer wirk- 

Yschine das Wasser zu zersetzen, wenn er die feinsten 

“sanwendete, die durch Verjagung der Säure einer Gold- 
"rin einem Haarröhrchen, welches auf diese Weise in- 
' -zit einem Goldhäutchen überzogen und dann zusammen- 

` ben war, erhalten werden konnten. Verband er nun 
„Se künstlich bereitete Golddrähte den einen mit dem po- 

7. den andern mit dem negativen Conductor, so zeigten 
'zisiden Enden Gasbläschen, aber doch mit der wesentli- 
` echiedenheit von dem Versuche der Gasentbindung so- 

-2 der einfachen Kette, als auch in der Gasentbindungs- 
Co Volta’schen Säule, dafs Sauerstoffgas und Wasserstoff- 
3 beiden Enden zugleich auftreten. Vas Marum wieder- ` 
": diesen oa Versuch mit einer kleinen Abänderung ?. Er steckte ` 
Tax fn XL 10% 
end, XI. 21. 

Cec 2 





772 | Galvanısmus. 


Tigin ein feines Haarröhrchen, dessen innerer Durchmesser kaun 
che Z- betrug, einen Eisendraht a, der ungefähr „sg Z. dic 
ind 12 Z. lang war, und verschlols das Ende der Röhre so m 
Siegellack, dafs die Drahtspitze nur eben zum Siegellack herav 
ragte. Die so zubereitete Thermometerröhre wurde in eine vii 
weitere Röhre voll \Vasser durch einen Endkork nach Art d 
a Drähte eines Gasapparats hineingeführt, und alles übrige wie ge 
wöhnlich beim Gasapparate der ‘Volta’schen Säule eingerichte 
Liefs nun vas Manum den kräftigen el. Strom seiner kleinere 
Scheibenmaschine ? "dorch diesen Apparat hindurchgehen, in 
dem er die Thermometerröhre 3— 4 Linien vom Leiter der AL 
schine entfernt hielt, so erhielt er eine fast eben so schnel 
Wasserzersetzung als durch eine Volta’sche Säule aus 100 Schi, 
tungen. Van Marus bestimmte übrigens nicht näher, wie si 
die Gasentbindung an den beiden Drähten und insbesondere a 
dem Eisendrahte verhielt, und ob sich dieser etwa oxydır 
‚ während sich zugleich \Vasserstoffgas davon entband. No. 
befriedigendere Resultate als für eine vollkommene Uebereinstiz 
mung der Wasserzersetzung durch gewöhnliche und darch : 
vanische E., als die beiden zuletzt angeführten Versuche zx 
währten vollends die von Rırrzr angestellten 2. Er bedien 
sich dazu einer Scheibenmaschine von nicht melır als 30 Z. u 
Durchmesser und zwar wandte er den blolsen Strom ohne 
Schlagweite an, indem er den einen Draht der Röhre mit de 
Conductor der Maschine in unmittelbare Verbindung braci.t 
von dem andern aber eine gute Ableitung nach dem Erdboi 
gehen liefs. Die Röhre selbst war 4 Z. lang, 3 L. weit und 
destillirtem Wasser gefüllt. Die Drähte standen frei in d 
Wasser und ihre Enden 3 L. von einander ab. In dem er: 
Versuche war der eine Draht von Zink, der andere von Phu 
und jener gegen die Spitze 4 L. dick, dieser aber durch 
durch nicht stärker; jener wurde mit dem positiven Conduct. 
dieser mit dem Erdboden in Verbindung gesetzt. Nach drei. 
Umdrehungen der Maschine; stiegen einzelne Bläschen vom l'i 
tindrahte anf, und bald bildete sich ein sehr feiner Gasstro 
der ununterbrochen vom Dralite in perpendiculärer Richtung au. 
ging, und so lange anhielt, als die Maschine gedreht wurd 
_— | 
1 S. Wörterbuch IH. Bd. S. 462, | 
2 El. System $. 173 — 175 Anm. 


Theorie; Voltas. _ 773 


‚rl uch am Zinkdrahte keine Spur von Gas, wohl aber eine 
vu zl nach zunehmende, von Oxydation herrührende, Mat- 
t seiner vorher glänzenden Spitze zeigte. Bei lange fort- 
- «m Versuche zeigte sich am Zinkdrahte sogar ein Anflug 
. vaßem Zinkoxyd. \WVurde dem Zinkdrahte ein Platin- 
cen 4 Lin. substituirt, so war die Gasentwickelung am 
zen Platindrahte weniger reichlich, es kam zu keinem ei- 
r Zen continuirlichen Gasstrome mehr, aber auch am posi- 
m ihündrahte entwickelten sich Gasblasen, sie waren grö- ` 
r.: die negativen (Hydrogendrahte), ihre Zahl aber weit ge- 
‚and zu einem continuirlichen Gasstrome kam es hier noch 
«.. Dieser Versuch Rırrea’s ist vorzüglich dadurch in- 
es, dafs er eine vollkommene Gleichheit der chemischen 
KE , des continuirlichen Stromes der gewöhnlichen, durch 
T erregten, E. mit derjenigen des galvanischen Stroms 
zas bei dem Versuche WouLaston’s und van MaRrum’s 

` nez der Fall ist, und eben dadurch die Realität eines el. 
' 14 in der einfachen Kette selbst beweist. Das abweichende 
gien in Worr4ston’s Versuchen läfst sich aus der gerin- 
». Ezergie der von ihm angewandten Maschine einigermalsen 
‚a. Uebrigens mufs ich hier bemerken, dafs es mir mit 
-> sehr wirksamen Elektrisirmaschine 3 unter Anwendung 

d esdrähten Nr. 16 oder nur von ele Z. Durchmesser nicht 
en it, durch den blofsen Strom auch nur eine Spur von 
wrmetzung zu erhalten. Dals in Rırrer’s Versuchen 
` it sich soviel wirksamer zeigte, stimmt gleichfalls mit 
«schen Verhalten desselben in den galv. Versuchen, na- 
= in der Gasentbindungsröhre überein und scheint mit 
= wrzüglichen Leitungsvermögen für E. in Beziehung zu ` 
lebrigens liefern diese Versuche einen auffallenden Be- 

-~.r der aufserordentlichen Quantität der E. verglichen mit 

"zen auch einer sehr wirksamen Elektrisirmaschine, wel- 

ze recht wirksame einfache Kette z. B. aus Gold oder Sil- 

“oak und Salzsäure liefert, indem an jedem Puncte der 

- -derSilbermünze eine eben so reichliche Gasentwickelung 

it, als an dem Ende des feinen Dralites, in welchem 

. ze Wirkung der Maschine sich concentrirt. ` 


— — 


Vergl. die Beschreibung derselben in diesem Wörterbuche 
KC? 


774 Galvanısmus. 


Davr änderte diesen Versuch so ab, dafs eine feine, in 
Glas eingeschmolzene und mit dem positiven Leiter der Elek- 
trisirmaschine verbundene Platinspitze in’ Wasser in isolirtem 
Zustande getaucht, und die E. vermittelst angefeuchteter Baum- 
wollenfäden in die Atmosphäre zerstreut wurde; es bildete sich 
Sauerstoffgas mit ein wenig Stickgas gemengt, und wenn der- 
selbe Apparat mit dem negativen Leiter verbunden war, so ent- 
stand Wasserstoffgas mit einer kleinen Menge Sauerstoffgas ze- 
mengt. Nach der kleinen Menge der beigemengten fremden 
Gasarten , die in keinem Falle mehr als Je des Gasvolumens be- 
trug, konnte man annehmen, dals sie von der Enotwickelung der 
im Wasser befindlichen gemeinen Luft herrührten t. 

Aufser jenem Wasserzersetzungsversuche ahmte Woru- 
8TON auch noch in einem andern Versuche die Wirkungen des 
el. Stroms der Kette durch den el. Strom einer Elektrisirmasch- 
ne nach, Ein Chartenblatt mit Lackmus blau gefärbt und beinahe 
trocken, über welches ein Strom el. Funken zwischen zwa 
Goldspitzen, die das Papier berührten und einen Zoll von ein- 
ander abstariden, strömte, wurde am positiven Drahte sichtbx 
roth, und die negative stellte die Bläue wieder her. Doch e- 
folgte diese Veränderung schneller durch den Volta’schen Apps 
o rat, Endlich gelang es Davy vermittelst in Glasröhren einge 

schmolzener Platinspitzen von ab Z, im Durchmesser, durch do 
blofsen el. Strom der Maschine Salze ganz auf dieselbe Wes 
zu zersetzen, wie die Zersetzung durch die einfache Kette oder 
die Säule erfolgt, dafs nämlich der basische Bestandtheil (z.B. 
das Kali) sich um den negativen Draht, der saure Bestandıt«i 
(z. B. die Schwefelsäure) um den positiver Draht ansammelt, 
wozu jedoch schon bei A Gran eines Salzes, wie des schwefel- 
sauren Kali's, 2 Stunden erforderlich gewesen waren 2. 

57. Auf welche nähere Weise aber der el. Strom der galv. 
Kette, welcher als die hierbei thätige Ursache nach allem bishr- 
tigen wohl zugegeben werden muls, die Zersetzung des Wx- 
sers und überhanpt alle nach demselben Typus erfolgende Zer- 
setzungen der im Wasser aufgelösten zusammengesetzten Sob- 
stanzen unter jener eigenthümlichen Form des getrennten Anf- 


tretens der Bestandtheile (nach Nr. 34 und 35), und wie ein ſe- 
ster Leiter, der die Continuität des Flüssigen unterbricht, je 


1 Gehl, Journ. V. 82. 
2 Ebendaselbst. 








Theorie; Volta’s. 775 


merkwürdige Verdoppelung des Zetsetzungspr ocesses (nach Nr. 
36) bewirke, ist eine Aufgabe, welche die Theorie an diesem 
Orte nicht ungelöst übergehen darf; denn wenn gleich die sich 
hierauf beziehenden Erscheinungen nóch viel auflallender an den 
beiden Polen der Volta’schen Säule zum Vorschein kommen, 
und die detreffenden Erklärungen gewöhnlich nur diese zum 
Augenmerk gehabt haben, so gilt doch alles auf gleiche \Veise 
auch für die einfache Kette, da die Wirkungen der Säule sich nur 
dem Grade nach von denen der Kette unterscheiden. In dem 
einfachsten Falle, wenn der flüssige Leiter ein Continuum zwi- 
schen den beiden trockenen. Erregern bildet, erscheint jedesmal 
der Wasserstoff in gasförmigem Zustande am positiven Metalle, 
wenn kein durch diesen leicht reducirbares DIetalloxyd in der 
Auflösung sich befindet, und der mit dem positiven Metalle sich 
verbindende Sauerstoff ist dann das Aequivalent des in der Gas- 
entbindungsröhre am positiven Drahte, wenn dieser aus einem, 
keine merkliche Anziehung ‚zum Sanerstoff habenden Metalle, 
wie Gold oder Platin besteht, auftretenden Sauerstoffgase. Eben 
so begeben sich die beiden Bestandtheile einer im Wasser auf- 
gelüsten zusammengesetzten Substanz, wenn sie durch die èin- 
Iıche Kette zersetzbar ist, getrennt und geschieden nach einer 
festen. Regel, der eine an das positive, der andere an das nega- 
üve Metall, und treten entweder frei auf, oder verbinden sich 
mit demselben, wenn dieses eine Anziehung zu demselben hat. 
Hier entsteht nun die Frage: Wo. bleibt einerseits der Sauerstoff 
an dem Orte, wo sich nichts als \Vasserstoif zeigt, und wo bleibt 
der Wasserstoff an dem Orte, wo nie Sauerstoff zum Vor- 
schein kommt, wenn hierbei wirklich eine \Vasserzersetzung 
zum Grunde liest; und wię gelangen die respectiven Bestand- 
theile der zersetzten Materie an die Orte, von denen sie vorher 
entfernt waren. Die meisten Physiker haben diese Aufgabe am 
befriedigendsten durch die Annahme eines doppelten el. Stromes 
der dualistischen Theorie gemäfs zu lösen geglaubt und in die- 
sn Erscheinungen selbst den entscheidendsten Beweis lür diese 
Theorie gefunden. Die Esklärang selbst ist aber nicht auf glei- 
che Weise gegeben worden, und man kann zweierlei Formen 
deiselben unterscheiden.. Die erste ist zuerst von Tusopnon 
vm Gnorruuss genauer entwickelt worden !. Die Hauptidee, 

Mm 
l Anu. de Ch. Tume 58. und dessen phy s. chem. Forschungen 3. 115. 


776 Galvanismus, 


welche hierbei zum Grunde liegt, ist, dafs eine ähnliche Polari- 
tät zwischen den Elementen des Wassers statt finde, wie zwi- 
- schen den beiden Metallen der Kette, durch welche die Was- 
serzergetzung vermittelt wird. Nimmt man nämlich an, dals 
in dem Augenblicke des besondern Auftretens von Wasserstoff 
únd Sauerstoff in diesen beiden eine Theilung ihrer natürlichen 
E. vor sich gehe, (indem sie gegenseitig el. erregt werden durch 
Berührung oder durch Reibung des einen Körpers gegen den 
andern), so dafs ersterer positiv, "letzterer negativ wird, so folet, 
dafs das Metall, aus welchem.unaufbörlich — E ausströnt, 
Wasserstoff anziehen und Sauerstoff abstofsen mufs, während 
das Metall das unaufhörlich + E. ausströmt, Sauerstoff anzieht, 
und Wasserstoff abstöfst. Betrachtet man nun eine bestimmte 
Menge Wasser zusammengesetzt aus Sauerstoff, der durch ds 
negative Zeichen (—), und Wasserstoff, der durch das positive 
Zeichen (+4) bezeichnet werden mag, so wird in dem Augen- 
bHicke, wo durch Schliefsung der, Kette der el. Strom in dieses 
Wasser geleitet wird, dieselbe E. zwischen den Elementartbei- 
len des Wassers erregi, so dals diese gleichsam das Comple- 
ment des, galvanischen Bogens zu bilden scheinen. Zugleich 
haben alle Theilchen Sauerstoff, welche in dem Wege des el 
Stromes liegen, eine Neigung nach dem positiven Pole sich zu 
bewegen, während alle Theilchen Wasserstoff, welche auf dew- 
selben Wege liegen, nach dem negativen Pole zu gelangen stre- 
‚ben. Es folgt daraus, dafs wenn ein Theilchen \Vasser oh 
seinen Sauerstoff o der E. des positiven Metalls abtritt, sein 
Wasserstoff h auf der Stelle wieder oxydirt wird durch die At- 
neigung eines andern Theilchens Sauerstoff o, dessen Wasser- 
stofi h sich wieder mit r verbindet u. s. w. Das Nämliche ge- 
schieht umgekehrt mit dem Theilchen Wasser PQ, welches, 
indem es seinen Wasserstoff Q der E. des negativen Metalls ab- 
tritt, augenblicklich durch den Beitritt des Theilchens X wieder 
hydrogenirt wird, und diese Folge von Zersetzung und Wieder- 
vereinigung der Elemente des Wassers wird so lange statt fn- 
den, bis dasselbe vollständig zerlegt worden. Man sieht leicht 
ein dafs hierbei blofs die Theilchen Wasser zerlegt werden, 
welche an den Metallen unmittelbar anliegen, während alle, die 
zwischen ihnen liegen, blofs wechselseitig ihre Elemente as- 
tauschen, obne dabei ihre Natur zu verändern. 

Dieselbe Art der Erklärung ist nun auch auf die mit der Zer- 








Theoriez Volta’s. 777 
etzung. des Wassers parallel lau fenden Zersetzungen derim Was- 


er aulgelösten Substanzen anwendbar, wenn diese ein ähnliches 
ontinuum von dem einen Metalle zum andern in der einfa- 
hm Kette, oder von einem Polardrahte zum andern in der 


äule bilden. Ein gleiches entgegengesetztes Verhältnils je ` 


weier Destandtheile, in] welche ein zusammengesetzter Kör- 
er durch den el. Strom getrennt wird, wie zwischen dem \Vas- 
rstoff und Sauerstoff, oder eine gleiche Polarität, bringt ein 
Jecke Verbältnifs gegen die polaren Metalle oder die Polar- 
rähte und eine gleiche in der ganzen Reihe der Theilchen die- 
:s Körpers von einem Pole zum andern fortschreitende abwech- 
elode Zersetzung und Wiederzusammensetzung derselben her- 
ror. Befindet sich z. B. ein Salz in der Flüssigkeit, dessen Ba- 
is an dem negativen und dessen Säure an dem positiven Me- 
alle, auftritt z. B. schwefelsaures Kali, so ist es die negative E. 
les negativen Metalls, welche die positive Basis anzieht, die 
esative Säure zurücktreibt, und eben so ist es auf der andern 
jeite die positive E. des positiven Metalls, welche die negati- 
ve Säure anzieht und die positive Basis zurücktreibt. Aber auch 
n der ganzen Reihe finden gleiche Tendenzen der positiven ba- 
ischen Theilchen nach dem negativen, der negativen sauren 
Theilchen nach dem positiven Pole statt, wodurch. sie geneigt 


werden, aus einander zu treten, und so verbindet sich das von ~ 


dem sauren Theilchen befreite basische Theilchen wieder mit 
dem sauren des an dasselbe in der Linie’zwischen den beiden 
Metallen zunächst angränzenden Theilchen des Salzes und 
bildet damit wieder die neutrale Verbindung. Eben so auf der 
enlgegengesetzten Seite verbindet sich das freigewordene Theil- 
chen Säure mit dem basischen Theilchen des zunächst angren- 
zenden Salzes, und so schreitet diese Zersetzung und Wieder- 
zusammenzetzung durch die ganze Reihe der Theilchen fort. 
Indem aber an die Stelle des zersetzten Theilchens immer neue 
unzersetzte mit den Metallen in Berührung treten, so werden 
immer neue Theilchen zersetzt, und es häufen sich so die frei- 
gewordenen basischen und sauren Theilchen so lange an den Me- 
tallen an, bis endlich alle Theilchen zersetztsind. Binden reducir- 
bare Metalloxyde, welche mit einer Säure verbunden sind, 30- 
fndet zugleich eine Wiederherstellung des Oxydtheilchens, wel- 
ches von dem negativen Pole angezogen wird, durch den Was- 
ento, welcher’ an demselben frei wird, statt, und die dureh 


% 


e 


778 Galvanismua. 


Krystallcohäsion sich anziehenden Metalltheilchen bilden in de 
meisten Fällen eine Vegetation. 

Indels reicht diese Erklärung durchaus nicht hin, um vond 
len auf den chemischen Procefs sich. beziehenden Erschein 
gen Rechenschaft zu geben, welche vielmehr eine wirkli 
Bewegung, eine Ueberführung und Wanderung der Bestandth 
des Wassers und der übrigen zersetzt werdenden Substa 
von einem Pole zum andern oner allem Zweifel gesetzt hi 
Diese Erscheinungen sind zwar am auffullendsten durch die Sa 
darzustellen, wo ich wieder auf sie-zurückkommen werde, : 
auch schon die einfache Kette giebt dazu die vollständigsten 
lege,’ namentlich in jenen oben beschriebenen Versuchen ! 
welchen eine unten mit einer Blase verschlossene, mit ir 
einer Salzauflösung gefüllte Glasröhre in das mit einer Säure: 
schärfte Wasser eines andern Gefälses, und von den beiden ¥ 
tallen, die mit einander zur Kette geschlossen sind, das 
z. B. das negative Metall in -die erstere, das positive Meti 
das andere Gefäls eintaucht. Stets wird man, wenn der \ 
such lange genug fortgesetzt ist, in dem: Gefälse, in weld 
sich das positive Metall befindet, alle Säure und in dem ati 
Gefülse alle Basis vereinigt finden, Diese Erscheinungen. 
wie alle Modificationen des galvanisch -chemischen Proc 
scheinen sich am besten durch die Annahme zweier el. rg 
erklären zu lassen, wovon jeder beim Austritt in die Flüssı, 
seinen respectiven Bestandtheil aus dieser anzieht, ihn mit 
fortführt, und bei der Bewegung der entgegengesetzten F. + 
entgegengesetzten Polardrahte , oder am entgegengesetzten $ 
talle frei ‘lälst. Benzetius wendet gegen diese neuerlich! 
ne LA Rive aufgestellte Erklärung ein, dafs man nichte 
sehe, warum die EE. sich bei der Begegnung in der Flisy 
keit nicht eben so gut vereinigen.und die ponderabele \ 
terie fahren lassen, die nach dieser Hypothese während 
Durchgangs durch die Flüssigkeit in einen gleichen 7 
stand, wie die sogenannten Imponderabilien versetzt wr: 
müssen 2, Aufserdem sollen aber auch die von ne za E: 
angeführten Versuche durchaus das Gegentheil von einer : 
chen Erklärung beweisen. Benzeuius berulte sich zum 

























1 Ann. de Chim. et Phys. XXVIII. 200, 201. 
2 Sesster Jahresbericht S. 26. ` 





Theorie; Volta's. 779 


ervon anf die von ihm gemeinschaftlich mit Hısısoerr’an- 
: : en Versuche, dals, als er in einem Heber mit nach oben ge- 
m Schenkel zwei Salzauflösungen so gols, dals sie sich 
rennischten, und ein Poldraht (dessen Stelle in der ein- 
=. Kette das auf gleiche Weise el. polarisirende Metall ver- 
- seine jede Auflösung gestellt wurde, sich im Anfange des 
ces auf dem -+ Drahte die Säure des sich in dem zuge- 
nn Schenkel befindlichen Salzes und auf dem — Drahte das 
...ces in seinem Schenkel befindlichen Salzes abschied, und 
sach längerer Einwirkung, nachdem sich die Auflösungen 
...2 vermischt hatten, beide Säuren und beide Basen er- 


>s wurden. ` Maren sie durch \Vasser getrennt, so ging 


i ¿her eine Zersetzung der Salze vor sich, als bis sie sich 
b Xaser mit einander vermischt hatten. Eben so. wenig, 
> ."ERZELIUS, wie ein einziger Polardraht ohne Mitwirkung 
= ziem eine Zersetzung bewirken könne, eben so wenig 
ni: em flüssiger Körper an dem einen Pole zersetzt, wenn, 
(Leon dem entsprechenden Pole berührt werde, oder wenn 

, "o diesem etwas vorhanden sey, was auf dem Wege zwi- 
 - den Polardrähten einen Austausch der Bestandtheile be- 
2 könne. Der Sinn dieser Einwendung jet nicht klar. 
+, an einzelner Tolardraht so wenig als eine ungeschlossene 
Le: keine Zersetzung bewirken könne, wird niemand in Ab- 
~- lien, da es überhaupt nur die in wirklicher Bewegung 
Se, und nicht die, durch blofse Spannung eine gleich- 
: mtende Vertheilung bewirkende E. ist, welche wirksam 
ìi etzen vermag. Dals übrigens kein solches Continuum 
"~ sigen Körpers wie BeazeLıus es verlangt, welches näm- 
.: af dem ganzen Wege einen Austausch der Bestandtleile 
„ren kann, nothwendig sey, erhellet aus sehr vielen Ver- 
Lë, unter welchen einer von DE ı4 Rıve selbst angestell- 
-hr entscheidend scheint, wo in einem Gefälse, welches 
z.ıZwischenräume von Blasen in drei Abtheilungen getrennt 
-in den beiden äulfsersten, in welche die Polardrähte einer 
"e eingetaucht waren, sicb eine Auflösung von schwefelsau- 
= Dok und in der mittleren Abtheilung eine Salmiakauflöfsung 
"nd, blols die Bestandtheile der Zinkauflösung getrennt an 
x beiden Drähten auftraten, und die Salmiakauflösung unzer- 
a: blieb, wo doch unmöglich ein solcher Austausch auf dem 
‚un Wege erfolgen konnte. Kein einziger Versuch beweist 


mm Dës 


780 Galvanısmauas. 


auf eine directe \Veise jenen Austausch der Bestandtheile, jen 
in der Strecke von einem Pole zum andern, oder in der einf» 
chen Kette von einem Metalle zum andern abwechselnden Ze, 
setzungen und \VYiederzusammensetzungen, während die wirl 
liche Wanderung und Ueberführung der kleinsten Theilche 
von einem Pole zum andern durch viele Versuche anfser alle 
Zweifel gesetzt ist. Allerdings lälst sich aber die \WVirkunss; 
jener Ströme in der Hervorbringung dieser \Vanderungnn no 
auf verschiedene Weise auffassen , ohne dafs auf dem; jetzise 
Standpuncte unserer Kenntnils von der E. und von der An 
wie sie sich mit den kleinsten Theilchen der Körper verbind 
mit Sicherheit darüber entschieden werden kann. Dr GA Ris 
scheint allerdings zu weit gegangen zu seyn, wenn er behayp- 
tet, dafs in allen Fällen die E. das respective Theilchen, at 
welchem sie sich beim Ausströmen aus dem Tolardrahte verbin- 
det, nicht eher als am entgegengesetzten Polardrahte oder deg 
demselben in der einfachen Kette entsprechenden Metalle der 
einfachen Kette verlasse, wo sie durch ihren Gegensatz anger- 
gen werde; denn mit Recht wendet Benzenius ein, dals dies 
Vereinigung der beiden EE. in der Flüssigkeit selbst schon e- 
folgen könne, auch hat Davy durch entscheidende Versuck 
bewiesen, dafs die von dem einen Pole zum andern sich bewe- 
genden- Theilchen nicht in allen Fällen jenen erreichen, n+ 
mentlich nicht, wenn entweder der Zwischenraum zwischen dr: 
Polardrähten zu grols ist, oder eine stärkere chemische Affini 
sie auf ihrem Wege gleichsam ergreift und zurückhält. Er beob- 
achtete namentlich, dafs wenn ein Mittelgefäls' die beiden Dok 
zen verbindet, in welchen Auflösungen von Metallsalzen oder 
von Talkerdesalzen sich befinden, die Metalloxyde und die 
Talkerde den entgegengesetzten Pol, nach welchem sie streben, 
nicht erreichen, sondern in dem Mittelzefälse niederfallen uni 
bei der Zersetzung von salzsauren Salzen, schwefelsauren Sal- 
zen, Barytsalzen und Silbersalzen konnten die Salzsäure, de 
Schwefelsäure, der Baryt und das Silberoxyd auf dem Wer 
dach dem Pole hin, nach welchem sie strebten, durch die mäch- 
tige Verwandtschaft, respective des Silbers, des Baryts, der 
Schwefelsäure und der Salzsäure, die sich in einem Mittelge- 
fäfse befanden, aufgefangen w erden. 

Nehmen wir an, dafs von je zwei Bestandtheilen eines Kët- 
pers der Wasserstoff, oder jeder andere auf eine analoge Weis 













d 








Theorie; Volta’s, . ‚81 


uch mit ihm verhaltende, d. h, bei der Zersetzung eines Körpers, 
in welchen er eingeht, sich wie jener am negativen Pole sam- 
uelnde Bestandtheil eine grölsere Verwandtschaft zu AR, der 
ndere, nämlich der Sauerstoff und jeder sich bei der Ausschei- 
ung aus einem Körper diesem analog verhaltende,, Bestandtheil 
ine ölsere Verwandtschaft zur — E. habe, so sind es eigent- 
th drei Kräfte, welche die Zersetzung und insbesondere jene 
Vanderungen von einem Pole zum andern bestimmen, nämlich 
inerseits die Anziehung des ponderabelen Stoffes zu seinem in- 
nnderabelen Gegensatze, dann die repulsive Wirkung der gleich- 
amigen E. gegen sich selbst, und die anziehende \Virkung der 
ntzegengesetzten E. gegen einander, und es wird dann auf die 
arke der E. ‘selbst ankommen, ob die Zersetzuhg zu Stande 
mat und wie weit der isolirte Bestandtheil fortgeführt wird. 
"in so schwacher el. Strom, wie er z. B. durch eine Kette von 
wid und Graphit eingeleitet wird, ist nicht im Stande, das 
Vasser zu zersetzen, ohne Zweifel, weil die Verwandtschaft 


e Sanuerstoffs zum \Vasserstoff mächtiger ist, als die der schwa- . 


hen positiven E. des Goldes zum Wasserstoff, und der negati- 
ien des Graphits zum Sauerstoff. Je schwächer die an den Po- 
rlrähten oder an den ihnen entsprechenden Metallen der einfa- 
heu Kette angehäufte E. ist, um so weniger ausgedehnt wird 
ie Sphäre ihrer repulsiven T'hätigkeit gegen die respectiven 


tole seyn, nnd bei einer gehörigen Entfernung der Metalle _ 


oder derPolardrähte von einander werden sie entweder gar nicht, 
der erst nach viel längerer Zeit an den entgegengesetzten Pol 
'elangen, wie denn Davy bisweilen erst nach mehreren Tagen 


— 


len respeetiven Bestandtheil an seinem Polardrahte, wohin er ` 


n dem entgegengesetzten zu wandern hatte, auftreten. sah. 
Lk auch die mit der stärksten Spannung begabten EE. nicht 
m Stande sind, auch nur die schwächsten chemischen Verbindun- 
en aufzuheben, lälst sich einigermalsen daraus begreifen, dafs die 
öthige Menge E. sich nicht mittheilen kann, weil sie nicht von ih- 
'nGegensatze fortdauernd angezogen wird, und dafs die mit freier 
pannung begabte E. nichtin das Innere der Flüssigkeiten selbst 
nzudrmgen vermag, sondern nach der Oberfläche hin durch die 
achtige Repulsivkraft der Theilchen auf einander sollicitirt wird. 

Die bisherigen Erörterungen finden sehr leicht ihre Anwen- 
cng auf die Erklärung des chemischen Processes in Ketten aus 
inem Metalle und zwei Flüssigkeiten, in welchen ersteres in 


A 


782 Galvanısmus. 


seiner Bertihrung mit diesen das Aequivalent von zwei Metallen 
wird, indem die eine Hälfte nun mit +, die andere mut — È 
auftritt und folglich auf gleiche Weise zwei einander sich ime" 
merfort ausgleichende el. Ströme mit demselben Erfolge enge 
leitet und unterhalten werden. Dafs der chemische Procels du 
die Dazwischenkunft von feuchter Blase nicht gehindert wi 
ohngeachtet dieselbe der Communication und Wirkung der Eë 
sigkeiten aufeinander in Nassentheilchen (selbst als kleinste 
Tropfen) im Wege steht, erklärt sich aus der Natur jenes ; 
vanisch- chemischen Processes, der nur in den kleinsten Th 
chen vorgeht, für welche die Blase nicht undurchdringlich i 
weil auch die kleinsten Zwischenräume für Differentiale der } 
terie immer noch als groſs genug angesehen. werden könne 
In dieser verschwindenden Kleinheit der Atome ist auch | 
Grund zu suchen, warum selbst mit den vortrefflichsten Met 
kroskopen keine Veränderung im Innern der Flüssigkeit, keist wl 
solche in Bewegung befindliche. Theilchen wahrzunehmen ge | 
sondern alles in der vollkommensten Ruhe in der Zwischensic 
zu beharren scheint. 

Eine der schwierigsten Aufgaben für die Theorie ist ib 
‚ . die Erklärung jener merkwürdigen Verdoppelung des chemi 
schen Zersetzungsprocesses durch die Unterbrechung der Cont- $ 
nuität des flüssigen Leiters durch einen festen, oder die po 
Thhätigkeit des homogenen festen Leiters, die er unter dem Eir 
flusse der Kette, (oder der Säule) von welcher er ein Glied a 
macht, erhält. Gnorruuss ! hat in seiner Theorie der War 
serzersetzung diesen Fall zwar mit aufgeführt, aber gleichsım 
nur als Thatsache, ohne eine eigentliche Erklärung davon zz 
geben. In gewisser Hinsicht ist indefs diese besondere Form de 
Processes eine nothwendige Folge der ganzen Construction desse!- 
ben durch diesen Naturforscher.. Denn da die von den beiden ur- 
sprünglichen Polen, oder den ihnen correspondirendeu beiden Me- 
tallen der einfachen Kette ausgehenden abwechselnden Zersetzur- 
gen und Wiederzusammensetzungen auf derjenigen Seite des po- 
larisirenden Zwischenleiters, welche dem ursprünglichen positives 
Pole gegenüber steht, so lange fortdauern, als sich dort ein letz- 
tes Theilchen Wasser befindet, das seinen Sauerstoff an den frei- 
gewordenen \Vasserstoff des zunächst angrenzenden \Vassertheil- 






















1 a.a. O, S. 138, 


Theorie; Volta’s, 183 


hens abgegeben hat, so mufs eben dadurch das ilan-zugehörige 
[heilchen Wasserstoff frei werden, und umgekehrt muls sich der 
rocels auf der entgegengesetzten Seite verhalten, d. h. ein 
'"heilchen Sauerstoff frei werden, wie dieses durch die Zeichnung d . 
aschaulich dargestellt wird, wo a und d die mit den Polen ei- ` 
er Säule verbundenen Drähte darstellen, deren Stelle in der 
'nfachen Kette das Kupfer und Zink vertreten. Eben so lälst 
ch diese Erklärung sehr wohl auf alle Fälle von Zersetzungen 
nwenden, wo auf beiden Seiten die Flüssigkeit eine gleichför- 
une Auflösung einfacher oder auch verschiedener zusammenge- 
azter Körper. ist. Auch folgt daraus von selbst, dals die Men- 
en Sauerstoft und WY: asserstoff an den Polen stets in demjenigen 
erhaltnisse auftreten müssen, in welchem sie ‚wieder mit ein- 
nder Wasser geben, man mag nun den Sauerstoff und Wasser- 
tef des trockenen Zwischenleiters auf einander, oder auf den 
Vasserstoff und Sauerstoff der ursprünglichen Pele beziehen. 
dels stellen sich auch dieser Erklärung alle die Einwendungen 
atgegen, welche schon oben bemerklich gemacht worden sind, 
ei aulserdem bleibt sie die Rechenschalt von dem Einilusse 
Aldin, welchen die eigenthümliche Beschaffenheit des inter- 
olirten festen Leiters auf den Procels hat. 

Befriedigender fällt, wenigstens dem ersten Anschein nach, 
ie Erklärung in dem Sinne der zweiten Hypothese aus, indem 
ie bloße Undurchdringlichkeit des festen Leiters für die von 
em einen Pole zum andern übergeführten Stoffe einen hinlängli- 
hen Grund dieser Verdoppelung des Processes giebt. Der mit 
nem Ueberschusse von -+ E. überladene und vom + Pole zu- 
ickgetriebene Wasserstoff‘, und so jeder andere analoge + el. 
estandtheil, findet in dem Durchgange durch die Flüssigkeit 
ibst zwar keinen Widerstand wegen der Beweglichkeit der 
heilchen derselben, kann aber in den festen für ponderabele 
oie undurchdringlichen Leiter mit der E, selbst nicht eindria- 
'n, die ihn gröfstentheils verlälst, indem sie durch die Repul- 
Yaraft der hinten nachströmenden E, vorwärts getrieben wird, 
od an jedem Puncte, wo die + E. in den Leiter eindringt, 
id also der übergeführte Bestandtheil frei werden. Derselbe 
ill findet auf eine entgegengesetzte Weise vom andern Pole 
T statt, und so treten jedesmal an den beiden einander gerade 
gegengesetzten Enden die entgegengesetzten Bestandtheile ` 
's Wassers oder jedes andern zusammengesetzten Körpers auf, 








`~ `~ 


‚784 Galvanismus. 


der auf der einen oder andern Seite dem el. Strome und sem 
zersetzenden Kralt unterworfen ist. 

Mehr Schwierigkeit hat die Erklärung der Zersetzux 
durch einen einseitigen el. Strom, wie ihn die von VoLrra selt 
aufgestellte Theorie annimmt. Im Sinne derselben muls m 
behaupten, dals die Zersetzung zunächst nur an dem positn 
Metalle oder dem positiven Polardrahte vorgeht, dafs de a 
strömende E. sich des Wasserstofls bemächtist und den Sare 
stoff daselbst frei macht, dessen sich das positive Metall bemid 
tigt, oder welcher gasförmig auftritt, wenn der Polardraht v 
Platin oder Gold ist, und dafs dieselbe + E., wenn sie ind 
negative Metall oder den negativen Polardraht einströmt, A 

: Wasserstoff ihrerseits wieder fahren läfst, welcher daselbti 
Gasform entweicht. Dasselbe würde auch mit allen andern M 
standtheilen, die von der positiven nach der negativen Sa 
übergeführt werden, der Fall seyn, mit den Laugensalzen, & 
Erden, den Metalloxyden, welche letztere selbst erst an diem 
Pole durch den von seiner E. losgelassenen \V’asserstoff redus 
werden. Bei der Unterbrechung des flüssigen Leiters durch ei 
nen festen würde dieselbe E., nachdem sie beim Eintritte in d 
selben den Bestandtheil, welchen sie mit sich geführt, an d 
Ende abgesetzt und denselben durchströmt hat, bei ihrem Je 
gange auf dieselbe \Veise wieder wirken, den Wasserstoff 
den demselben analogen Bestandtheil mit sich führen, St 
dem andern Metalle oder Polardrahte absetzen. Dieser E? 
rung stellt sich indels eine grofse Schwierigkeit entgegen. 
ist nämlich durch die bereits oben angeführten Erfahrungen aa 
allen Zweifel gesetzt, dals ganz gleiche \Vanderungen ua 
Ueberführungen der Stoffe von dem negativen wie von dem p 
sıtiven Pole aus statt finde. Hier könnte man dem Gesetze : 
mäfs, welches die Franklin’sche Theorie annimmt, und auf: 
Art zu erklären weils, dafs nämlich auch negativ el. Körper a 
abstolsen, annehmen, dafs das negativ el. Metall oder der 3 
gative Polardraht den negativen Sauerstoff zurückstofse, wel- 
auf diese Weise nach dem entgegengesetzten Pole, durch y 
chen er überdies als den ihm freundlich el. angezogen wird, 8 
langen muls. Es scheint aber widersprechend, dals die +i 
welche sich mit dem Wasserstoffe verbindet und diesen mit % 
fortſuhrt, zugleich den Sauerstoff anziehe, und gleichsam in € 
ner entgegengesetzten Richtung zurückführe. Ueberhaup! a 








Theorie; Voltas, . 785 


-ed die Anzfehungen und Abstofsungen, welche die gleich- 
a zhenden und mit Spannung begabten Elektricitäten ausür 
r acht wohl zur Erklärung von Erscheinungen anwenden, 
e o deria wirklicher Bewegung befindlichen strömenden E, 
vm, und die gerade mit um so- grölserer Lebhaftigkeit er- 
"r. je ungehinderter die Strömung statt findet, d. h, je mehr 
yanmg der E. auf Q herabsinkt. Ueberdies ist die An- 
æ aner schon vorhandenen freien. resp. + und — E. der 
‚uheile des Wassers, vermöse welcher sie von den ent- 
rıenden Polen angezogen und abgestolsen werden, eine ganz 
she, welche sioh durch keine einzige directe Erfahr 
"weisen lälst, und welcher der Umstand entgegensteht, 
‚ «se entgegengesetzten Elektricitäten, wenn sie in der 
x tr der Verbindung der Bestandtheile mit einander desen 
„=, doch bei der Bildung des Wassers sich- vollkommen 
m asleichen müssen. 
3 Auch von den in Nr. 43 _ näher beschriebenen 
»-Erscheinungen als Wirkungen der galv. Action, und 
r bssondern Bedingungen und Gesetzen giebt die Theorie 
m d Stromes oder Kreislaufes als des hierbei wirksamen 
= ne vollkommen befriedigende Rechenschaft. Wir wis- 
4 den Versuchen mit der Leidner-Flasche, den Erschei- 
"or des Blitzes u. s. w., dals überall, wo sich grofse Quoan- 
a von E. mit einander ausgleichen, -oder in der Franklin’- 
*: rache grofse Quantitäten von E. gedrängt durch die 
`" Andurchströmen, jedesmal Temperaturerhöhung_ statt 
~1, de nach Mafsgabe der Quantitäten den höchsten 'Grad 
'Im-und Weifsglühhitze erreichen kann. Alle Bedingun- 
" weiche die Verstärkung des el. Stromes begünstigen, und 
- -einzelnen Stellen seines Kreislaufes in Körpern, welche 
" ssenthümlichen Natur nach die. Wärme- Anhäufung eher 
=a, concentriren, werden daber auch die Phänomene der 
'w-Erzeugung in einem gesteigerten Grade hervorbringen. 
-«tenbar Wunderbare der Wirkung des kleinen Wallaston’- 
`- Apparats erklärt sich so auf eine befriedigende Weise. Bei 
= Arben Leitun.gsvermögen der Salzsäure fir E. wird fort- 
-ai eine grolse Menge von dieser im Kreislaufe bawegt, ` 
© der Platindraht bei all seiner Beinheit als ein bei glei- 
:Durchschnitte so viele tausendmal besserer Leiter (s. Lei- 
nienen kann, aber doch so viel Widerstand entgegensetzt, 
Be. Ddd 


786 Galvanısmus. 


dafs, wie in allen solchen Fällen eine starke Wärmeerz. 
erregt werden mulfs, wozu sich gerade Platin vor allen M 

als der relativ schleehteste Leiter, unter denselben anı 

eignet, indem er zugleich die Wärme, bei seiner relativ 
gen Capacität für diese, :am freisten hervorbröchen lalt. 
mit Vergrölserung der mit der Flüssigkeit in Berührung: i 
lichen Metallfiächen auch dickere Drähte von “ansehnlicl.. 
ge durch einen solchen el. Strom der einfachen Kette zu 
hen gebracht werden können, folgt von selbst, und d.- 
liche Zutreffen des Erfolgs ist ein neuer Beweis für die 1: 
keit der Theorie, welche einen solchen fortdauernden Sı: 

nimmt. Diese Versuche zusammen mit den Versuchen ü 
chemischen Zersetzungen beweisen zugleich am auger.» 
lichsten die aufserordentliche Menge von E., welche auct. 
die kleinsten galv. Apparate in Bewegung gesetzt wird, 

dieselben die wirksamsten Elektrisirmaschinen übertreffen. 
fortdauernder Strom einen ähnlichen feinen Platindraht, >i 
im Wollaston’schen Apparate, nicht einmal erwärmt. I 
derbare Anomalie, welche die ungeheure einfache Ae 
Cuiıuonen darbietet,! habe ich bereits oben aus einer s 

Verwandlung jenes Platindrahtes in Rauch zu erklären _ 
Auf keinen Fall hat man mit Hane $ nöthig, das galv. 
dum, welches durch die einfache Kette oder Säule in D. 
gesetzt wird, als due. eigenthümliche Verbindung von | 
Wärmestoff und dadurch von der gewöhnlichen Reibun..-- 
cität abweichend anzusehen, aus welchem der Wär, 
Freiheit gesetzt werde, während E. durch die Leiter ver, 
Ende zum andern sich fortpflanze. Er sieht als #inen ei. 
denden Beweis hierfür die Wirkung des galvanischen t.: 
auf die Holzkohle an, welche zunächst den Metallen «! 
der besten Leiter der E. und als der schlechteste AV ar 
deshalb die letztere anhalten, die erstere aber durchgehen 
werde, weswegrn sie dann auch, :zwischen, die Pole d 
ta’schen Apparat gebracht, dem intensiven Glühen be 
unterworfen sey, während sie mit der gewöhnlichen F. 
Eigenschaft nicht zu. zeigen scheine. Mir sind keine V: 
bekannt, welche diese letztere Behauptung bestätigten, vi 
scheint die Entzündung des Schielspulvers durch einen gr. 








1 Bebe, XXVI. 313. 


Theorie; Volt»s. 787 


d Stom, welche ohne Zweifel von einem Erglühen der 
+ derselben abhängt, gerade das Gegentheil zu beweisen, 
en der Umstand, dafs die Kohle zwar noch ein sehr gu- 
i:ter der E. ist, aber doch den Metallen darin nachsteht, 
.: den Grund ihres heftigeren Erglühens zu enthalten , wie 
Ach des Platin aus demselben Grunde, weil es schlechter 
„ übngen Metalle leitet, leichter zum Glühen gebracht 
. Dıs übrigens grolse galvanische Apparate bei den stärk- 
wßerungen von E., wie namentlich die sogenannten 
 eischen oder tfockenen Säulen? gar keine Wärmeerzeui- 
»wirken, während ein einfacher Elektromotor, wie Ha- 
Delagrator, an welchem kaum eine Spur von freier el. 
zog mit Hülfe der empfindlichsten Cöndensatoren auszu- 
A ist, eine Quelle von so aulserordentlicher Wärme ist, 
‚iınhaus nicht als ein Beweis, dals die Wärme nicht die 
niae Wirkung der el. Thätigkeit der galv. Apparate sey, 
::n werden, indem sich diese Verschiedenheiten sehr 
. “uaren lassen, sobald man darauf Rücksicht nimmt , dafs 
At durch ihre freie Spannang, sondern durch ihre Strg- 
, et nach der dualistischen Ansicht durch die wechsel- 
äwsgleichung ihrer Gegensätze die Wärme erzeuge, und 
' zdesto höherem Grade, je eine grölsere Quantität in ej- 
‚benen Zeit durch einen Körper 'hindurchströmt, oder je 
i~ Quantitäten sich in demselben ausgleichen, wovon bei 
ang der Wirkungen der verschiedenen Volta’schen 
eher die Rede seyn wird. ` ` 
Fe endlich die magnetische Thätigkeit der Glieder einer 
X enen Kette oder Säule von dem el. Strome abhänge, und 
ar ihrer Stärke nach wach3e in dem Verhältnisse, in wel- 
` 1e äufseren Bedingungen der Verstärkung dieses Stromes 
"und, davon ist schon an seinem Orte unter dem Artikel 
"nagnelismus 2 gehandelt worden,. und die Richtigkeit 
“leitung hat kürzlich eine neue Bestätigung durch die 
bor CoutAp0ogis 3 erhalten, welcher mit Hülfe eines 
top von 100 und noch auffallehder von 500 Windun- 
-t blofs durch den el. Strom einer Batterie und selbst ej- 
“zelnen Leidner Flasche, welche durch Annäherung ei- 


— — 

i | diesen Artikel. . i t 
ti. Bd. 6. 473. 
l Sche, N, R. XVIII 288, . "Dan © t ek m. 


d 


Theorie; Volta's. 789 


die Gleichheit der Leitung hervorzubringen, die Oberfläche 
relcher. die Metalle die Flüssigkeiten und überhaupt den 
iten Leiter berühren, viele tausendmal grölser machen miis- 
als die Berührungsfläche der beiden Metalle unter einander, 
wenn daher diese auch gleichsam nur in einem Puncte mit 
ıder communiciren, oder durch einen dünnen Draht zu- 
snhängen, so wird eine Ausdehnung der Oberfläche der 
lle zu mehreren Quadratschuhen für eine gegebene Flüssig- 
‚die an sich ein schlechter Leiter ist, vielleicht noch nicht 
schen, um alle dorch die Wirkung der Metalle auf einan- 
eneuste E, zu erschöpfen, oder eben so schnell durch sie 
aeh zu leiten, als sie von dem einen Metalle zum andern 
tieben wird. ‘Damit stimmen auch alle Erfahrungen voll- 
men überein, Man begreift ferner, dafs bei gleicher Ober- 
tdr beiden Elektromotoren der el. Strom um so lebhafter 
ıwird, je besser die Flüssigkeit an und für sich leitet, und 
ak sich auch im Allgemeinen die Sache, indem Säuren 
Lwischenleiter die schärfste Wirkung geben, demnächst sal- 
}Füssigkeiten, Wasser aber, welches nach Manrıanını’s 
Phen I sogar 100 mal schlechter leitet, als gewäöhnliches 
wasser, allen Flüssigkeiten in dieser Hinsicht bei weitem 
Mot, Wenn diejenigen Flüssigkeiten, die einen lebhaften 
wichen Procefs mit dem einen oder andern Metalle einge- 
h Wem einen Vorzug vor andern haben, so kommt hierbei 
b àe innigere Berührung in Betrachtung, in welche sie mit 
Thelen des Metalls eben durch diesen chemischen Procels 
Wm, indem bei einer E. von so äufserst schwacher Span- 
Lach der kleinste Zwischenraum ein schon hinlängliches 
heils für die Fortleitung abgeben kann. Da die Ausdeh- 
Hier Leiter in die Länge der Fortleitung der E. hinderlich 
begreift man auch, warum eine grolse Strecke des flüssi- 
ts zwischen den Metallen die galv. Action, wenn sie 
ich in einem Kreislaufe der E. besteht, beschränken muls, 
e Versuche vollkommen zusammenstimmen, nach welchen 
eüsche Thätigkeit, die Wärmeerzeugung in dem Drahte, 
beiden Elektromotoren verbindet, und die ehemische 
ng der Flüssigkeit um so lebhafter werden, je dünner 
der Flüssigkeit ist, welche die Metalle von ainan- 








$ N. R. XIX. 801, 





` 


790 , Galvanismüs, 


der trennt, Manıasını $ hat neuerlich noch eine Reihe inte 
essanter Versuche bekannt gemacht, welche den Einflufs A 
verschiedenen Umstände, die das Quantum der el, Leitung be 
stimmen, auf die Wirksamkeit der einfachen ‚galvanischen Ket 
aus zwei Elektromotoren der ersten Classe und einer Flüssiske 
sofern dieselbe durch die Gröfse der Abweichung der Magnetni 
del gemessen wird, deutlich darthun, So fand er im All: 
meinen die Action "Verstärkt durch Erhöhung der Tempera 
der angewandten Flüssigkeit, wodurch bekanntlich das Leitun. 
vermögen für E. erhöhet wird, jedoch zeigte sich diese Zund 
me bei verschiedenen Flüssigkeiten um so geringer, je bs 
gere Leiter sie an und für sich sind. Dabei war es mei 
würdig, dafs wenn das Leitungsvermögen durch Erhüha 
der Temperatur von einem gewissen Puncte aus bis zue 
nem beliebigen höheren zugenommen hatte, die Abnahme W 
rückgängiger Abkühlung nicht so viel betrug, als die I: 
nahme, und die Flüssigkeit erst nach ziemlich langer Zeit $ 
ursprüngliches Leitungsvermögen wieder erhielt, wie man 
besten aus folgenden Zahlen ersehen wird, welche für S 
tes Wasser mit q$r salzsauren Natrons versetzt und ein Kuff 
Zink Paar von 3 Quadratzoll Berührungsfläche die Zu- und & 
nahme des Leitungsvermögens durch Abweichungen der Mac 
padel angeben, 


Temp, 6° Abweichung 2° 00° Temp. 80° Abweichung o 
— 60° — d OU 60 3 


— 70 _ 700 — 455; — 6l 
— 80 — 1000 — 32 — P 
— 4 — 5 
— 10 — 3 


Was die Ausdehnung der Flüssigkeit zwischen den bi 
Elektromotoren betrifft, eo fand Maaranen, dafs die vo 
Vergrößserung des Abstandes der beiden E 
einander abhängige Wirkungsabnahme um so rascher vors 
schreitet, je unvollkommener die Flüssigkeit leitet, So ga“ 
Zink-Graphit-Paar von drei Quadratzoll Oberfläche in 4 
verschiedene Mischungen eingetancht, folgende Resultate: 








⸗ 
1 Schw. N, R. XIX. 8. 50 f. 





- Theorie; Voltas. 791 
Desțillirtes Wasser mit 


we gege, ` — 
Abstand ee Kochsalz az Kochsalz 2, Kochsalz che Schwefelsäure 


0" 3” 200° 8° 00 A" A0 
16 18 5° 30 12 00 
50 100 3 00 8 30 


In reinem destillirten Wasser wurde eine kleine Abwei- 
chung der Magnetnadel, welche ein grolses Zink - Graphit- 
Paar bei einem Abstande von nur einer Linie hervorbrachte, 
lurch die geringste Vergröfserung des Abstandes auf O herabge- 
bracht, In verdünnter Schwefelsäure fiel die nämliche von ei- 
pem kleinen Zinn - Zink -Platten-Paare bewirkte Abweichung 
nicht merkbar verschieden aus, als der Abstand dieser Platten 
von IL. bis auf mehr als 1 Z. vergröfsert wurde. Besonders be- 
merkenswerth hierbei ist es, dafs die Summe der feuchten La- 
gen in einer aus einer Anzahl von Platten -Paaren zusammen- 
gesetzten Sänle den el. Strom nuabhängig von dem Einflusse der 
Wechsellagen eben so schwächte, als wenn alle jene Lagen zu ` 
tiner einzigen vereinigt und zwischen beide Platten eines ein- 
ngen Paares gelegt wurden, Bei 6 Platten - Paaren aus Kupfer 
and Zink, die in 6 grofse, mit Meerwasser gefüllte, Becher 
finzetaucht wurden, und der Zwischenraum des flüssigen Lei- 
ters zwischen je zwei Platten 5 Zoll und also im Ganzen 25 Z. 
betrug, fand keine Abweichung statt, jedoch wuchs diese zu 
1°, als der Zwischenraum auf 4 Z. reducirt wurde, die Summe 
iso 3 Z betrug. Ganz dasselbe Verhältnifs gegen die Magnet- 
tadel fand statt, als zwischen den Platten eines einzigen Paares 
der Zwischenraum des flüssigen Leiters das eine mal 30 2. das 
nde mal 3 Z. betrug. Was endlich nach. bei Gleichheit der 
ngegebenen Umstände den Einflufs der besondern Beschaffen« 
et des füssigen Leiters betrifft, sofern derselbe blols einer 
'erschiedenheit des Leitungsvermögens der verschiedenen Flüs- 
igkeiten zugeschrieben wird, so fand Manıanını das Lei- 
unswermögen des Meerwassers 100 mal grölser als das des 
iestillirten Wassers, indem dasselbe bei 5 mal geringere 
Iberfläche der Platten - Paare eine 20 mal gröfsere Abweichung 
et Magnetnadel bewirkte, und dieses Leitungsvermögen des 
feerwassers = = 100 gesetzt ergaben sich aus der verschiedenen 


töise der Abweichungen der Magnetnadel folgende Werth für 


192 Galvanis mus. 


das Leitungsvermögen von Auflösungen von je einem Theile de 
Substanz in 100 Theilen Wasser 3: 








Blausaures Natron 10,96 | Benzoes. Kali 76,5 
Blausäure . 18,27 | Salpeters. Kali ` 7S, 
Flüssiges Ammoniak 26,45 | Schwefels. Kali 89.0 
Natron 32,6 | Salzs. Natron SA 
Phosphors. Kai 44,74 | Alaun 85,9 
Borax 45,31 | Citronensäure 85; 
Phosphors. Natron 46,0 | Essigsäure | | 
Brechweinstein 50,7 ! Weinsteins. Kali 921) 
Schwefels. Zink 51,64 | Weinsteinsäure de 
Chlors. Baryt 53,23 | Salzs. Kalk 110 
Kali 55,68 | Phosphorsäure 127 
.Salzs. Eisenoxydul 56,53 | Eisensalmiak 136 
Salpeters. Kalk 57,0 | Kleesaures Kali 149 
Essigsaures Kali 59,2 | Salmiak 150 
Salpeters. Baryt 60, Essigs. Kupfer 134 
Schwefels. Eisenoxydul 62,26 | Salzsäure 164 
Saures weinsteins. Kali 62,4 | Sauerkleesäure 179 
Schwefels. Magnesia 62,64 | Schwefelsäure 230 
Essigs. Natron 64,9 | Schwefels. Kupferoxyd 258 
Doppelt kohlens. Kali 66,7 | Salpeters. Quecksilber- 
Neutrales Chlors. Kali 68,9 oxydul 278 
Kohlensäuerl. Natron 69,2 | Salpeters. Silber 208 
Benzoesäure 70,67 | Salzs. Gold 307 
Mekons. Ammoniak 71,15 | Salpetersäure 353 
Schwefels. Natron 74,2 | Salzsaures Platin 418 
Dabei bemerkte Manıamısı noch, dafs die Leitungsfähss- 
keit beinahe im Verhältnifs mit der Menge der aufgelösten Deh, 
stanz wächst, langsamer jedoch, wenn man sich dem Sew- 
gungspuncte nähert, doch ohne dals diese Zunahme einfache 
Verhältnisse dargeboten hätte. Auch bemerkte er, dafs das Le 





tungsvermögen verschiedener Flüssigkeiten für verschiedene Pl 
ten-Paare nicht in gleichem Verhältnisse stehe, und mein 
dafs die chemischen oder elektormotorischen Wirkungen, wel 
che Metalle und Flüssigkeiten auf einander ausüben, die U 
che dieser Anomalisen seyen. 


"1 Schweigg. XIX, 298. 





Theorie; Voltas. Í 793 


iech der merkwürdige Einfluls der relativen Vergrößerung: 
)"/rährungsfläche des negativen Metalls mit der Flüssigkeit, 
hen mit derjenigen des positiven Metalls, auf die Ver- 
vg der Wirkung, hefse sich vielleicht aus einem Lei- 
"„whalteisse erklären. Zu den bereits oben angeführten Er- 
' ryu füge ich hier noch die von Marıanını hinzu, wel- 
-z zafolge die Wirkung bisweilen noch zuoahm, wenn die 
etiche das Hundertfache der Zinkfläche betrug, in andern 
-zaber schon beim Vierzigfachen der Kupferfläche die Wir- 
: 7 Maximum erreicht hatte, So lange die Zinkffäche mehr 
a (ten Theil der Kupferfläche ausmacht, wächst die Wir- 
-‚»hrrasch, mit Vergrölserung der letzteren, langsam aber in 
:Mıle, als man sich von dieser Grenze entfernt. Wurde 
~~ der Gleichheit der Flächen beider Metalle ausgegangen, 
zung durch zehnfache Vergrölserung der Kupferplatte ver- 

. „so wurde sie doch kaum vervierfacht durch eine dreilsig- 
‚Tersrölserung. Bei Vergrölserung der Zinkfläche gegen dia 
«lache wurde nur anfangs die Wiskung um äulserst wenig 
' md erhielt bald nicht mehr den geringsten Zuwachs. Eine 
ine der Wirkung durch Vergrölserung der Berührungsfläche 
n »sativen Metalls zeigte sich für alle Combinationen von 
i, Esen, Blei, Zion, Kupfer, Messing , Silber, Gold und 
o Nun hat Rırrtın 1 durch eine sehr ausführliche Induc- 
2 xXær allen Zweifel gesetzt, dals mit der Oxydirbarkeit der 
'nde ihr Leitungsvermögen in geradem Verhältnisse steht, 
ss Resultat steht freilich in diractem Widerspruche mit 
"m ıfandere Weise: erhaltenen Resultaten Davr’s? und Bec- 
"uns? welchen zufolge die weniger oxydirbaren Metalle, 
rel, Silber, Kupfer, die besten Leiter, die mehr oxydir- 
"dagegen die schlechteren Leiter, und nach BecgQusaks, 
“ınneisten oxydirbare Metall, das Kalium sogar der schlech- 
leiter seyn würde $. Rırren ist besonders durch genaue 
Sa der Versuche vaw Mangue über die verschiedene 
SGëckkarket der verschiedenen Metalle durch el. Entladungen 
= nem interessanten Resultate gelangt, das aber noch durch 


— — 


I El. System S. 172. Anm. 

? 6. LXXI. 225. 

3 Balletin général Mai 1835, 

L S. den Artikel: Leiter. i e 


~ 


794 i Galvanısmns. 


eine Menge anderer Erfabrungen unterstützt wird, un 
was schon aus früheren Versuchen Paızsruex’s hervorging 
Diesem Resultate zufolge würde das Leitungsvermögen der Me 
talle in derselben Ordnung abnehmen, wie ihre Negativität i 
der Spannungsreihe zunimmt und vom besten Leiter ausgegar- 
gen so auf einander folgen: Zink, Blei, Zinn, Eisen, Kupfer 
Messing, Silber, Gold 3. Schlägt man das Leitungsvermösn 
des Zinks auf wenigstens das Zehnfache desjenigen des Kupien 
an, eine Schätzung, die nach jenen Erfahrungen nicht übertrie- 
ben seyn dürfte, so erklärt sich befriedigend die Erfahrung, dh 
in einer Kette von Zink und Kupfer letzteres wenigstens die 
zehnfache Oberfläche des ersteren erfordert, um das Maximun 
voA Wirkung zu haben, und warum überhaupt ip allen Combi- 
nationen zweier Metalle dem negativen, d. bh dem wenige 
oxydirbaren, die grölsere Oberfläche ertheilt werden muls. 

- 60. Es bieten sich indels Verhältnisse auch schon in de 
einfachen, galvanischen Kette dar, welche gegen die Zulan;- 
lichkeit des zur Erklärung der Erscheinungen derselben va 
Voura aufgestellten Princips streiten und welche zu wesent- 
chen Abweichungen von dieser Theorie Veranlassung gegebe 
haben. Wenn.nämlich auch alle Summen (mit Ausnahme einet 
gewissen naturphilosophischen Ansicht Einzelner Wenigen, de 
von elektrischen Materien ynd Strömungen derselben. überd 
nichts gelten lassen will, und von welcher am Ende noch di 
Rede seyn wird) dieser Theorie darin ihren Beifall schenkte, 
dafs ein solcher el. Strom oder Kreislauf von E., sey es nu 
ein einseitiger oder ein doppelter, durch die Kette hindord 
statt finde, so brachte man dennoch jenen merkwürdigen che 
mischen Procefs, den man als die wesentliche Bedingung hu 
die Wirksamkeit einer galvanischen Kette ansah, in eine anden 
Beziehung damit, als durch VoLra geschehen war, welch 
denselben als eine blolse Wirkung der el. Aotion damit ver- 
knüpft hatte. Jenes geschah aber auf eine dreifach verschiedest 
Weise, indem einige diesen chemischen Procels zwischen de 
festen und flüssigen Erregern als die eigentliche Quelle der 1» 
der Kette wirksamen E, betrachteten und in der chemische 
Einwirkung die Ursache jener polaren el, Spannung zwischen 
den festen und flüssigen Erregern, welche das Wesen alles 





a 


1 Ritter a. a. O. 8. 202. 





Theorie; Ritters 793 


‚Galvanismus ausmacht, suchten; andere zwar die Elektricitäts- 
'enegung von der’ blofsen Berührung der Körper und insbeson-+ 
idere der Metalle unter einander abhängig annahmen, aber die 
"Fortdauer dieser Erregung‘, oder die immer wiederkehrende 
‚Aıfachung als wesentlich geknüpft an den chemischen Procefs an- 
„shen; endlich noch andere das Wesen des Galvanismus in die 
Combination eines ganz eigenthünilichen chemischen Processes 
“mit der elektromotórischen Wirkung der Körper und insbeson- 
dere der Metalle auf einander setzten. Als Repräsentant der er- 
‚sten Ansicht kann man Rırrer, denjenigen der zweiten Davr 
und denjenigen der dritten Dr. Jiorn ansehen. 
`  Rırren hat seine Theorie am ausführlichsten in seinem 
el. System der Körper entwickelt. Er sieht darch eine er- 
schs pfende Induction den allgemeinen Satz als hinlänglich be- 
gündet an1: „dafs in einer galvanischen Kette nur dann Action 
statt hat, wenn wenigstens der eine Leiter erster Classe, oder, 
wenn überhaupt nur einer in ihr vorhanden ist, dieser eine auch 
aufserhalb der Kette für ach schon von dem Leiter zweiter 
Classe , oder , wenn zwei derselben vorhanden waren, von we- 
nigstens einem derselben chemisch angegriffen wird, und dafs 
die Action in jener in dem Grade statt hat, als dieses geschieht, 
d. h. in ihrer Stärke gleichen Schritt mit der chemischen Action 
hal,“ 

Zum Beweise, dafs nur dieses allgemeine Princip zur Erè 
klärung aller Erscheinungen ausreiche, und das Volta’sche nicht 
genüge, führt er mehrere Fälle an, in welchen entweder gar 
keine galvanische Action statt fand, die doch nach der Volta’- 
schen Theorie hätte eintreten sollen, oder die Wirkung nicht 
dem Grade nach mit der Intensität der von dieser Theorie an- 
genommenen Ursache tibereinstimmte, dagegen in diesen und - 
in allen bis jetzt bekannten Fällen die Erfolge sich genau dem 
von ihm aufgestellten allgemeinen Principe gemäls “verhielten, 
Nach RITTER sollen nämlich Silber und Gold oder Silber und 
Platin unter Salzsäure keine bemerkliche Wirkung geben, wohl 
aber, und sehr starke , unter Salpetersäure. In beiden Ketten 
seyen die Metalle dieselben, auch in der Leitung sey kein Un- 
terschied, da Salzsäure unter die besten Leiter zweiter Classe 
gehöre; der einzige Unterschied dieser beiden Ketten sey blofs 





1 a a O. S. A8. 


79 - , . Galvanismug. 


der, dafs das Silber, welches in der wirkaamen Kette Oxygen- 
pol ist, dasjenige Metall sey, auf weiches die Salpetersäure 
auch aufser der Kette von grolser Wirksamkeit, die Salzsäure 
dagegen von keiner ist. Andererseits gebe Gold mit Platin in 
der Salpetersäure aufs innigste verbunden, keine Wirkung. Ja 
auch: das allerempfindlichste ‚Froschpräparat werde durch dies 
Kette nicht affıcirt, was dem aufgestellten Principe vollkommen 
gemäls sey, da Salpetersäure auch aufser der Kette auf keines 
deser Metalle wirkt, mit der Volta’schen Theorie aber im Wr 
derspruch stehe. Für den zweiten’ Haupttheil des aufgestellten 
Princips, dals die Stärke der Action stets im geraden Verhalt- 
Disse mit der chemischen Action, die auch aufserhalb der Ret- 
te statt finde, stehe, aber keinesweges nach dem Principe der 
Voalta’schen Theorie im Verhältnisse der elektromotorischen 
Action, wie sie durch die Spannungsreihe bestimmt ist, od 
der Grülse der Leitung, dafür sollen vollends eine Menge Bei- 
spiele sprechen. So geben manche Amalgame, ungeachtet gie 
selbst mit dem Zinke noch - werden, also vom Golde und 
Platin weiter abstehen, und folglich eine kräftigere el. Erregung 
mit demselben eingehen, mit welcher die galvanische Action 
gleichen Schritt nach VoLrA halten mülste, doch weniger 
Wirkung unter Salzsäure mit dem Golde oder Platin, "als da 
Zink, das aber auch seinerseits aufser der Kette mit der Salt- 
Säure eine lebhaftere chemische Action eingeht, als diese Amal- 
"game. So wirkt Zinn mit Platin unter Salzsäure sehr stark, 
Blei mit Platin dagegen äulserst schwach, ungeachtet das Be 
in der Spannungsreihe sagar weiter vom Platin absteht , als da 
Zinn, und also eine stärkere Impulsion von Platin aus peges 
das Blei, als gegen das Zinn und damit eine stärkere el. Str- 
mung statt finden sollte. Es muls also hier ein anderes Ve- 
hältnifs von wesentlichem Einflusse. seyn, als das elektromot«- 
sische, und zwar eben das chemische, da Zinn auch aufser der 
‚Kette. viel stärker von der Salzsäure angegriffen wird, als Blei. 
‚Ueberhaupt wirken je zwei Metalle in einer gegebenen Saure 
nach Rırrza bei yeitem nicht genau nach ihrem Abstande in 
der Spannungsreihe von einander; Zink steht von Platin gewils 
nicht noch einmal so weit ab, als Blei von Platin, und doch 
ist die Action der ersten Verbindung viele Male stärker als die 
der letzten. Eben so ist der Wirkungsunterschied von Zink 
und Platin (Gold, Silber u. s. w.) und yon Eisen, Kupfer, 








Theorie; Ritters. 097 


"erh, Spiefsglanz, Kobalt, Zinn und Platin aufserordent- 
. vel größser, als er der blofsen Spannnngsreihe nach seyn, 
‘ Dasselbe gilt von der Wirkung des Zinks mit Zinn ver- 
1 mit der von Zinn mit Gold, Silber oder Platin. Ueber- 
- hat das Zink im Galvanismus einen Vorzug vor allen: 
-n Metallen, aber es ist gerade nuch dasjenige Metall , aul; 
‚24 alle Säuren und Salze auch für sich, mit so grölser Hef-. 
‚einwirken. Auch von den flüssigen Leitern geben im-- 
nigen die gröfste Action, welche auf das eine von derı 
= Metallen am heftigsten wirken, insbesondere dasselbe 
‚„inellsten oxydiren und zugleich den sich entbindendeia 
«tof eondenstren (indem er z. B. zur Reduction von 
“dena verwendet werden kann), wie namentlich die 
"aure, die oxydirte Sälzskure; nächst ihnen diejenigen 
asongen in Säuren, in denen die Metalle am stärksten 
nad; dann folgen die Salzsäure, die Schwefelsäure un.d 
WW elei aus diesen Säuren und der Salpetersäure; Da:s- 
:stist sich auch in Ketten aus einem trockenen Erreger 
„Tel Flüssigkeiten. Immer mufs die eine Flüssigkeit che- 
. t af das eine Metall wirken, und die Wirkung ist am 
Lem, wenn die beiden Flüssigkeiten auf den entgegenreu 
-t Seiten des Metalls entgegengesetzte Wirkungen ausüben, 
"ch gleichsam wechselseitig untersttitzen, z. D. m Ketten 
zir, Schwefelleber, Salpetersäure, Kupfer, welche 
‘tag auch auf die Magnetnadel eine aulsererdentliche 
" 23 ausübt. Dagegen 'will Rırren in Ketten äus Salz-, 
N gr oder Schwefelsäure, Wasser und Gold oder Platin, ın 
"28 keine chemische Wirkung der Flüssigkeit auf dan Me- 
-^it fndet, nie eine Spur von Wirkung wahrgenommen hat 
- Zu diesen ältern Erfahrungen lassen sich noch 'eimitie 
"er von Davy, Becgurazı u. a. hinzufügen. Davy hat 
"zem in seiner neuesten Vorlesung’! ‚über die Verhält: 
= der elektrischen und chemischen Veränderungen “dis 
mische Action in Ketten aus einem Metalle und zwei Hüs- 
„tten untersucht , und gleichfalls’ für Ketten au erem: Mee 
. tiner Säure und einer alkalischen Flüssigkeit des ddlëe- 
~-e Gesetz 'aufgestelk, dafs die mehr‘ oxydabien Metalke: 
: Kohle und Silber, eine um so stärkere galvanische Action 
~ , 


I Ph Tr. 1826. p- 383. "e dE 


798 : „- Galvanismus ` 


zeigen, d h. einen um so kräftigeren. el. Strom geben, je stir- 
ker die chemische Wirkung ist, und in Verbindungen dieser; 
Art fand Davr die Säuren folgende Ordnung beobachten, die 
auch merklich die Ordnung der Intensitäten, mit welchen sie 
chemisch wirken, ist: Salpetersalzssure, Salpetersäure, salpe- 
trige Säure, Schwefelsäure , Phosphorsäure ,, vegetabilische 
Säuren, schweflige Sänse, Blausäure, Schwefelwasserstoflsäure 
Hierher gehört ferner folgender Versuch BECQUEREL’ S $, durch 
welchen derselbe zu beweisen suchte, dals die chemische Wi- 
kung an und für sich ganı unabhängig von derjenigen, welche 
die Körper durch hlolse Berührung auf einander ausüben, oder 
‘ der sogenannten elektromotorischen im engern Sinne, E. nich 
hlols errege, sondern zum Strömen bringe. Der eine Enddrab: 
eines Mujtiplicators wurde an eine Pincette von Platin befe- 
stigt, welche eine mit Rliefspapier umwickelte Goldlamelle false, 
die in ein Glas mit Salpetersäure reichte, in welche er den an- 
dern, ebenfalls aus Platin bestehenden, Enddraht des Multipli- 
cators einführt. Die Magnetnadel blieb vollkommen in Ruhe, 
denn das Platin war auf beiden Seiten mit Salpetersäure in Be- 
zührung, welche. in das Papier zwischen der Platin — Pincette 
und Gold eingedrungen war. Ein einziger Tropfen Salzsaure 
war aber hinreicheud,, sogleich einen el. Strom hervorzubrit- 
gen, wie die nun eintretende Abweichung der Magnetnadel ar 
zeigte, unterdefs die Flüssigkeit goldhaltig wurde. Von de 
Säure ging dahei positive E. aus, um im Multiplicator der nega- 
Geen vom Golde zu begegnen, ein Beweis, wie BERzELITS in 
der Mittheilung dieses Versuches? hinzugefügt, dafs in den 
Vereinigungspuncte negative E. von der Säure positive vom 
Golde zerstörte, gerade so, wie es die elektrochemische Theo- 
xie voraussetzt. Wurde statt Gold ein Streifen von Kupfer oder 
Zink genommen, so war die Salpetersäure allein hinreichend 
diese, Erscheinung hervorzubringen. Bisweilen war es indek 
mit diesen der F all, dafs der el. Strom seine Richtung umwech- 
selte, ' ohne dals sich hiervon eine genügende Ursache angeben 
beis: da indels dieses ‚vergleichungsweise seltener eintraf, # 
bat man,.meint BECQUEREL, Grund, es, zufälligen Umstar 
den, welche der Aufmerksamkeit entgingen, zuzuschreiben; 
— —— F uw i 
1 Schweigg. XVI. 156. 
g Fünfter Jahresbericht 8. 14. 


N 














Theorie; Ritters. 79 


m die Unwindung der Platin- Pincette mit Flieſspapier, wel- 
nie Derūhrung des Platins mit neugebildetem Oxyd. oder 
enden Theilen des sich auflösenden Metalls verhinderte, 
- svsentheils den anomalen Erscheinungen zuvor. Ein an- 
 Versach Beegusazn’s, welchen er als einen Beweis von 
meitätserregung durch den chemischen Procefs als solchen ` 
ht, ist folgender. Er gols in zwei Kapseln in die eine 
r ıkalische Lösung, in die andere eine Säure, verband 
- fussiokeiten durch einen Streifen von Platin, und tauchte 
Se gleichfalls aus Platin bestehenden Enden des Multipli- 
' vdes von seiner Seite in die Flissigkeiten. Es zeigte 
' a ne Spur von el. Strömung, weil die elektromotorische 
' a des Platins auf die beiden Flüssigkeiten sich von beiden 
e ufhob. Wurde dagegen statt des Zwischenblechs: von 
‚ıanStreifen von Amianth gebraucht, welcher auf jeder 
e z die Flüssigkeiten tauchte, so entstand _augenblicklieh 
“. Strom, dessen Richtung nach der Abweichung dar 
rxtzadel zu schlielsen (als einseitiger Strou aufgefalst) von 
t ikali zar Säure, von dieser zum Platin uud von diesem 
den Maltiplicator wieder zum Platin und Alkali. zu- ` 
Le, oder wie sich BecQurnzr ausdrückt, von positiver 
reche von der Säure, und von negativer, welche vom 
d wm Multiplicator ging, abhing, und einzig und allein 
" degizchen Wirkung der Säure auf das Alkali und um- 
kr uzuschreiben seyn soll. Diese Versuche BecqQur- 
‘“ welche. ich einen Augenblick: unangefochten lassen‘ . 
'isumen der Theorie Rırrza’s von der Entstehungar 
x der galvanischen Action dadurch: noch besonders zu 
ls, das sie zu beweisen scheinen, dafs die el. Erregung, 
‘ von der chemischen Thätigkeit abhängt, gerade die 
Kengesetzte von derjenigen ist, welche die Körper 
= ııre blofse Berührung auf einander ausüben, indem 
z. der Strom durch die chemische T-hätigkeit bestimmt wird, 
Se die positive E. empfängt, oder sich derselben bemächr 
Ce Basis dagegen, oder das Metall, die negative. währ 
venn keine chemische Action statt.&ndet,. die Säure viel- 
"ir negative E., die Basis oder das Metall aber die positive 
mm, wie die Versuche mit dem Condensator beweisen. 
Vese Resultate, welche BecooeREL aus seinen Versuchen 
bh scheinen, wie gesagt, einigermafsen der chemischen Theor 








. 800 Galvanismus, | 


ste des Galvanzsmus durch Rırzzn zu Hälfe zu kommen. Ned 
Rerrer sollen nämlich alle Leiter oder Erreger sowohl der er 
sten als zweiten Classe zusammen eine grofse Spannungsreh 
‚nit einander bilden, für welche dasselbe Gesetz gelte, welche 
oben (Nr. 19.) naoh diresten Versuchen blofs für die eine Clase 
aufgestellt worden ist, und sofern sie blofs nach dem Gesetze dies 
einen ersten Spannungsreihe in Ketten zusammentreten, sollen se 
wegen des vollkommenen Gleichgewichts der Spannungen ode 
Spannungsunterschiede (Impulsionen im Volta’schen Sinne) nxt 
den entgegengesetzten Seiten, jenem Gesetze der Reihe gemis 
keine Action geben. So lange die Körper nicht chemisch = 
‚ einander wirken, soll dieses Spannungsgesetz bestehen. Soe- 
kläre sich also, warum Ketten aus blofs trockenen Erregern, ode 
auch Erreger aus beiden Classen, die aber keine chemische Wr- 
kungen auf einander ausüben, unwirksam seyen. Durch dt 
chemischen Procels werde die nach den Gesetzen der emm 
Reihe bestehende el. Spannung oder Erregung in die entgezer 
ıgesetzte verwandelt, damit das Gleiobgewicht der Spannarce 
aufgehoben, indem dann die Körper nach dem Gesetze beda 
Spamnungsreihen mit einander beisammen wären, und damit de 
el. Strom ‘zu Stande gebracht sey. Im chemischen Prooesse si 
sich immer die eine E., auf Seiten des Leiters der ersten Cisa 
an welchem immer ep und derselbe. Procels der Oxydım 
und die entgegengesetzte E. en dem Leiter der zweiten Cls. 
an welchem immer Hydrogen auftritt, lagern. Diese E. pi 
umgekehrte von derjenigen, welche. nach dem Sparmungsgese# 
ohne chemischen Procels, jenem welches die. Leiter alle wm 
eine grolse Reihe zusaramenfalst, in dem zweiten Leiter auke 
treten wäre; sie schwächt nicht blofs diesa: sondern hebt sie vw 
und erhält selbst ein Uebergewicht, Stets. wird das Was“. 
und so jeder Leiter der zweiten Classe durch sein Wasser, x 
nit es der Leiter der ersten Classe immer zunächst zu thun M 
positiv eL, sofern nämlich Hydrogen.an ihm auftritt, der Leis 
erster Classe, an welchem Oxygen auftritt, negativ el. werde 
und stets ist diese Lagerung der Elektsicitäten die umgekchr 
von derjenigen, welche die beiden. Körper,’ ohne chemixh" 
Prooels, wenigstens ohne-«inen solchen Oxydationsprocels, anner 
men, denn nur so kann die Spannung der beiden Leiter de e 
sten Classe überwiegend werden. Die positive Spannung, w” 
oko mit den oxydirbarsten Metallen am. stärksten am Wass 











Theorie; Ritters, i 


sftritt, und schwächer und schwächer, je näher die Metalle: 
jdm negativen Ende ’zu liegen, wie auch aus VoLra’s Versu- ` 
chen erhelle, beweise am deutlichsten, dafs diese Spannung nicht 

nach dem Gesetze der ersten Reihe gesetzt sey, nach welchem 

das Wasser vielmehr mit allen Metallen negativ und um so ne- 

gativer werde, je oxydabler diese sind 1. 


Man wird nicht erwarten, diesen physikalischen Ronjan 
in diesem Wörterbuche noch ausführlicher dargestellt zu sehen, 
vielmehr ist es besser, den etwa noch nicht befriedigten Leser, 
auf die Schrift selbst zu verweisen, und die bisher. ohne weitere 
Prüfung mitgetheilten wichtigsten Gründe, auf welche diege Theo- 
rie sich stützt, jetzt näher zu beleuchten y und zwar um so, mehr, 
da noch andere, wenn gleich i in ihrer weiteren Ausführung von 
Rırrea’s Theorie wesentlich abweichende, Ansichten auf. den 
gleichen Grund gebaut sind, mit dessen Wegräumung diese dann 
von selbst über den Haufen fallen. 


6f. e Es ist-bis jetzt wenigstens durch keinen entscheiden- 
den Versuch bewiesen, dals der chemische Procels an und für ` 
sich und als solcher, Elektricitätserresung zur Folge habe, um 
wenigsten eine solche, aus ‘welcher die Entstehung einds ek 
Stroms, wie er durch alle Erscheinungen einer wirksamen Nette: 
angedeutet wird, begreiflich wäre. Die früheren Versuche Du- 
vais mit vollkommen negativen Ausschlage sind bekanrit!, wel- 
chem zufolge beim Verbrennen keine Spur von E. sich entwik- 
kelt. Das im Sauerstoflgase verbrennende Eisen theilte dem cón- 
densirenden Elektrometer keine merkliche el, Ladung. mit. In 
den Fällen von Auflösungen, besonders wenn dieselben mit vie- 
ler Wärme begleitet sind, werden zwar metallene Gefälse, de- 
ren man sich bedient, negativ el.; allein diese E. hängt von der 
Verdampfung ab, unabhängig von einem chemischen Processe, 
denn bei Auflösungen von Metallen in Chlor, wo keine:Gasent-- 
wickelung war, zeigte der Condensator keine Spur von d, und. 
jene Gefälse werden auch ohne allen begleitenden chemischen Pro- 
ceis durch blofse rasche Verdunstung des Wassers ebenso negativi: 
Nenerlich hat Davy, in besonderer Beziehung auf jene oben an- 
geführten Versuche Bscquzazı’s, Erfahrangen bekannt gumacht, ` 





1 Vergl. das el. äystem 8. 61. ff. 
2 Gehl. Journ. V. 52, 4 
IV. Bd. Eee 


802 ..Galvanismus. ` 


die dasselbe Mesuliat gehen. Sie sind im Wesentlichen folgen- 
de 1. . Salpeter verhält sich in Berührung mit den edeln Meul- 
len so gut wie neutral und zeigt weder merkliche positive noch 
negative E, Bringt man nun eine mit dem einen Ende des Mal, 
tiplicators verbundene Platinplatte in eine Auflösung von Sal- 
peter und eine mit dem andern Ende verbundene. Platinplane 
in concentrirte Salpetersäure, und macht die Verbindung zwi- 
schen beiden Flüssigkeiten durch einen mit Salpeterauflösung 
befeuchteten Asbestfaden, so entsteht ein starker el. Strom, 
der (im Franklin’schen Sinne) von dem Salpeter zum Plata 
geht, oder das in die Salpetersäure eintauchende Platin zeig 
sich, wie Davy sich ausdrückt, negativ. Nimmt man stg 
der Salpetersäure eine Auflösung von Kali, so findet ein ent- 
gegengesetzter Strom vom Kali zum Platin statt. Im erstere 
Falle betrug die Abweichung der Magnetnädel 60°, im zwe- 
ten Falle 50°. Wurden nun Säuren und Laugensalz zugleic 
genommen und durch einen mit Salpeter befeuchteten Asbest- 
faden mit einander verbunden, sọ zeigte die Magnetuadel gf 
Abweichung. Hier war keine chemische Action, da die Bug 
und das Laugensalz nicht auf einander wirken konnten, nd 
keine,. von beiden Substanzen mit dem Salpeter einen chee 
mischen Procels eingeht, sondern die Action hing wesent 
nur von. der el.. Erregung in der Berührungsfläche des P 
mit der Säure und dem Laugensalze ab, die in gleichem Si 
auf beiden Seiten statt findend verstärkt werden mulfste, A 
wurde ein trockener Äsbestfaden substituirt, die Säure und 
Laugensalz wurden durch Capillarität angezogen, es entsund 
starke Hitge; aber nun war die Wirkung vielmehr schwach: 
als im vorigen Falle; sobald. aber die Verbindung im P 
vellständig geschehen war, zeigte die Nadel wieder diese 
Abweichung, zum Beweise, dals durch die Combination y 
Säure..'und Laugensalz nicht, irgend mehr E. eyzeugt wo 
war, als.wenn ihre Wirkung durch Salpeter vermittelt wu 
Kleesäure, von welcher Davy gefunden, dals sie unter 
stärkeren Säure om ‚wenigsten stark anf das Platin ene 
wurde eben so mit Kali in Wechselwirkung gebracht. Wu 
diese durch kleesaures Kali vermittelt, so war die Abweich 
7 bis 8°, und als sie durch den Asbestfaden capillarisch an; 















1 Ph. Tr. 183%. a. a. O. 


Theorie; Ritter’s. 808 - 


pa unmittelbar auf einander einwirktea, war die Wirkung 
d oke, Aehnliche Versuche gaben stets ‚gleiche Resul- 
ı In einer Anmerkung zu dem oben angeführten Versuche 
mn, wo bei der Verbindung der in zwei Porcellan- 
«in enthaltenen Säure und alkalischen Auflösung durch ein 
klech sich keine Spur von Wirkung zeigte, äulsert der 
amzeber von Scaweıscen’s Journal ?, dafs wenn Becqus- 
‚at des Platinstreifens einen Messing-, Kupfer ~- oder 
à eser einen Zinkstreifen zur Verbindung der Gefälse, aber 
ınsprechend auch Messing-, Kupfer:= oder Zinkdrähte 
ès Enden des Maltiplicators angewandt hätte, er Wirkung 
Gan haben würde. Da nämlich die Bedingung der ge- 
en elektrochemischen Kette die Polarität eines jeden 
er wer, so habe Platin, weil es unangegriffen blieb, nicht 
Au isolirend nnter den vorliegenden Bedingungen für die 
'ralsische Strömung wirken könmen, wobei an Jisrn’s 
e mmpert wird, in welcher jeder feuchte Leiter durch ein ` 
rtmselegtes, am Rande trockenes, Goldstück getrennt 
=. md die eben darum zwar elektroskopisch, aber nicht 
Ah wirkte. Wenn eine solche Combination, wie sie 
r:erthen ist, eine wirksame Kette gäbe, so würde da- 
‘ds wichtigste Gesetz, auf welches die Volta’sche Theo- 
Aë, das der Unswirksamkeit symmetrischer Ketten, über 
ricm geworfen werden. Denn in der That ist eine Kette 
Ga, Kali, Zink, Säure, Zink, eine symmetrische Kette, Fig. 
iid in zwei gleiche und ähnliche Hälften theilen bt, 120. 
"wrsibch ist diese Kette eine gänzlich unwirksame, wie 
tml durch die Magnetnadel mit Hilfe des Multiplica- 
. mch durch Anwendung von Eroschpräparaten mich 
"an habe, Auch jener oben angeführte Versuch Becoor 
ver die Entstehung eines el. Stroms -durch das Zutröpfeln 
'> Tropfen Salzsäure in Salpetersäure, in welcher ein Gold- 
"= eingetaucht ist, beweist eben so wenig für die Entste-= 
~. >uelben durch den chemischen Procels an und für sich, 
"amt klar, dafs in diesem Falle die vorher vorhandene 
"o Platin, Salpetersäure, Platin, welche unwirksam 
"nih, in die Kette: Platin, salzsaure Goldauflösung, Sal- 
" Se, Platin, verwandelt wurde, in welcher durch blofse 
— 

dchueizg. Journ. KVI. 156, 

Eee? 


:- 804 Galvanısmus. 


elektromotorische Einwirkung der Glieder auf einander « 
Strom entstehen mus, wo also der chemische Procels ni 
nächste und unmittelbare, sondern die mittelbare Ursac 
Stromes ist. - 

Becqueres hat zwar neuerdings wieder Versuche |: 
gemacht, durch welche e seine Behauptung von der L.:. 
el, Strömungen durch die chemische Wechselwirkung d 
per zu rechtfertigen gesucht, und den durch 'Davy ge 
Gegenbeweis zu -entkräften gesucht hat 2, aber wie mir s 
auf eine ganz ungenügende Weise. Er behauptet, Davi 
durch die chemische Einwirkung von Säure und Lau. 
darum keine Spur von E. erhalten, weil er sich zur Fou’ 
der Platinbleche und einer Auflösung eines Neutralsalzes ` 
habe, welche dazu nicht fähig seyen. Davy soll nä! 
beiden Platinbleche, welche mit den Enddrähten des \ | 
cators verbunden waren, jedes in eine mit einer Auflösr: 
Neutralsalzes (des Salpeters) gefüllte Porcellanschale +. 
zwischen diese zwei andere Schalen, wovon die eine | 
die andere eine alkalische Auflösung enthielt, gestell: 
die Verbindung zwischen den beiden mittleren Gefälse:: 
einen Amianthstreifen gemacht habe. Dieses war all. 
die eine Art, wie Davy seine Versuche angestellt hui, 
keinesweges die für ihn am meisten entscheidende, +». 
jene andere, wo die Platinbleche einerseits in die Bau: 
dererseits in das Laugensalz unmittelbar eintanchten. 
gegen welche Bzcqusaeı’s Einwurf wegfällt. Brcui 
änderte jenen Versuch dahin ab, dafs er, statt der beid. 
dern Porcellankapseln,, Platin- Gefälse anwandte, um d | 
wickelte E. so viel möglich anzusammeln, sie mit Salpet: 
oder Salzsäure füllte, in die beiden mittleren Kapseln dr, 
und die alkalische Auflösung brachte, und dann die er- 
zweite, und die dritte und vierte Kapsel durch geh: 
Röhren von einem sehr kleinen Durchmesser, wovon vu 
stere mit derselben Säure, wie die Kapseln und die zo, 
einer sehr schwachen Kochsalz - oder Salpeterauflösun: - 
war, mit einander verband. Die beiden mittleren h 
communicirten durch einen Amianthstreifen, der durch 
Capillarität die Flüssigkeiten anzog, die dann chemisch a 











1 Annales de Chimie Juin 1827. p. 118. 


Theorie; Ritters. 805 


ir wirkten. Mit‘ Salpetersäure und einer Auflösung von 
ra erhielt er gleich anfangs eine Abweichung von 6 bis 7? 
Leen er die Intensität der chemischen Action ‚vermehrte, 
man Stücke von kohlensaurem Natron in die Auflösung 
pxak brachte, dafs sie die Säure berührten, so ging die Ab- 
Gong bis anf 15° und selbst noch weiter. Die Richtung 
“as deutet an , dals sich die Säure der positiven E. be- 
Loupe, ein demjenigen gerade entgegengesetztes Resultat, 
a die blofse Berührung der analogen Körper ohne chemi- 
Log giebt. Die Versuche mit Schwefelsäure und Salz- 
n fübten zu den nämlichen Folgerungen, doch falgte im 
mich des Beginnens der Wirkung der Strom öfters einer 
mesetzten Richtung. Verstärkte er aber die Intensität 
amg anf die obige Weise, so verwandelte sich dieser 
rs arch elimälige Abnahme und Null hindurch in den 
ve ettten. Denselben Erfolg erhält man auch, nur in 
'z nageren Grade, mit den Metalloxyden,, wobei man 
ck, welche in den abigen Versuchen die alkalische 
ze enthelt, eine Salalösung gielst und über den Ami- 
Izim, welcher mit der anderen, die Säure enthaltenden 
m. cmmunicirt, das Oxyd verbreitet, 

Ceen alle diese Versuche lälst sich nur einwenden, dafs 
:* won auch schon durch die blolse Berührung der ver- 
Leen Flüssigkeiten mit einander erregt werden konnte, 
rinslben nothwendig der chemischen Action zuschreiben 
tan, Bei der etwas complicirten Art, wie BECQUEREL 
fx, huden eigentlich 5 Berührungsgrenzen und damit 5 
w nen statt, nämlich des Platins auf beiden Seiten mit der 
"7 die sich aufheben mulsten, dann der Säure mit dem 
mlze, das letztere mit der schwachen Kochsalzauflösung 
D rer mit der Säure, und diese drei letzten Impulsionen 
Em allerdings durch ihre wechselseitige Ausgleichung 
Heiimmte Strömung gaben. ‘ 

è Es ist eben so wenig erwiesen, dals Ketten, in wel- 
“acht anch im ungeschlossenen Zustande schon ein chemi- 
I bach zwischen wenigstens zwei Gliedern derselben 
t sinden haben würde, unwirksam seyen, wenn auch 
N ire Construction von der Art seyn sollte. dals nach blofs 
“tetorischen Verhältnissen ein solcher Strom eingetreten - 
"wird Rırran’s oben angeführte Ketten geben, wenig- 


806 .Galvanismus. 


stens dieses Resultat nicht. Er selbst bemerkt, daf» 
bereits aus zehn Abwechselungen von Silber, Gold un 
dünnter Salzsäure Geschmack und schwache Wasserzer; 
erhalten habe, er meint aber, dieser Erfolg habe davon al- 
gen, dafs das Gold und Silber nicht in vollkommen reing 
stande angewandt worden seyen, während er seme Ve 
die einen negativen Ausschlag gegeben, mit 16 löthigen| 
und 24 karatigem Golde angestellt habe, Indels auch c 
etwas Kupfer versetzte Gold und Silber werden von ve 
ter Salzsäure eben so wenig angegriffen, als die reine 
talle, Davy % erhielt ferner durch Combinationen von 
Salpetersäure, Wasser und Platin, so wie von eben | 
Metall, Kali oder Natronlauge und Wasser einen star) 
Strom, das Platin wurde mit ersterer negativ, mit le! 
positiv, ‘ungeachtet diese Flüssigkeiten nicht chemisch 
Platin wirken. Auch Rhodium, Iridium und Gold wir 
Combinationen mit Säuren und Alkalien, die doch Ken: 
mische Action auf sie ausüben, gleich dem Platin. Ber: 
hatte gleichfalls früher sum Erweise einer ähnlichen chen 
Theorie und als Haupteinwurf gegen Vorta’s Theorie « 
hauptung aufgestellt, dafs, wenn auch alle von der Volt: 
Theorie geforderten Bedingungen vorhanden seyen, doc) 
el, Action, kein el, Strom statt finde, wenn in der Säule 
gen der besondern Umstände, unter denen sich der i 
Zwischenleiter befände, so wie wegen seiner besonde: 
schaffenheit, keine chemische Action eintreten könne, ur: 
sen Einwurf auf eine Säule aus Zink, Kupfer und Papy | 
mit einer gekochten und völlig gesättigten salzsauren Z.| 
lösung getränkt war, gestützt, die unter mit Wasser. 
oder Stickgas gefüllten Glocken keine Spur von Wasserzer 
gab®, Ich habe indefs solche Säulen in den ersten S’ 
sehr wirksam gefunden, und dafs sie früher in ihrer Au 
nachlassen, davon kann die Volta’sche Theorie hinla: 
Rechenschaft durch die Absetzung von Zinkmetall au 
Kupfer geben, indem letzteres sich auf beiden Seit: 
Zink in Berührung befindet, wodurch zwei gleiche, ei: 
entgegengesetzte, und sich eben deswegen aufhehende, I 
sionen gegeben sind, 
1 Ph. Tr. 1826. 8. 401. 402, 
2 Schweigg, X. 191. 192, d 

















Ä Theorie; Ritters. 807 


Davr’s neueste Versuche 1, welchen zufolge auch mit 
Is alles Wassers ein kräftiger el. Strom erregt "werden 
nn, indem Combinationen von Platin, Zini und geschmot- 
wener Bleiglätte oder seschmolzenem ehlorsauren Kali'sine sehr 
e galvanische Action geben, stimmen eben so wenig mit 
Ber Behauptung Rırrzn’s, dals ohne Weasyerzersetzung eine 
boliche nie zu Stande komme, und dar flüssige Leiter stets nuar 
vermöge seines \WVassergehalts wirksam sey,. überein. Hieszu 
kommen noch als ganz entscheidende Gegenbeweise gegen die 
Abhängigkeit des el. Stromes von irgend einem. chemischen 
Processe die thermomagnetischen Versuche , welche die Kere- 
gung eines eben so kräftigen el. Stromes als in Ketten, in wel- 
chen der lebhafteste chemische Procefs statt findet, im Ketten 
ans Hab trockenen Erregern durch bebe Ungleichheit.der Tem- 
perstur and davon abhängige Umänderung der Spannungsteihe 
ohne alle chemische Wechselwirkung , aulser allen Zweifek gé- 
setzt haben. l - 
c. Insbesondere wird auch der Satz, dafs. der pösitige Pol 
an demjenigen Gliede Auftrete, an welchem auch aulserhall) der 
Kette der stärkste Oxydationsprocefs oder dieser allein wu dem 
füssigen Leiter sich vorfindet, unter welcher besondern Modi- 
fication die chemische Theorie von einigen Physikern ver- 
theilist worden ist, durch entscheidende Versuche widerlegt. 
Hierber gehört vorzüglich ein von Benzerıus ? angesteliter 
Versuch - " durch welchen allein schon dieser scharfsianige Na- 
tarforscher veranlalst wurde, seine ‘frühere Annahme von der 
Abhängigkeit der Elektricitätserregung von dem chemischen 
Processe aufzugeben, und welchen ich des Zusammenhapge we- 
gen aus den mit der Säule angestellten Versuchen weider, 
Man giefse auf den Boden eines jeden Bechers des sogenan- 
en Volta’schen Becher- Apparass ätzende Kalilauge, anf diese 
`lpetersäure, jedoch mit Vorsicht, damit sich beide Flüssig- ` 
ieiten nicht mit einander vermischen. Die Elektromotoren 
elbst sind eine Zinkkugel, welche auf dem Grunde des Bechers 
ich befindet und ein daran gelötheter Kupferdraht, welcher 
mgebogen einen Zoll in die Flüssigkeit des andern Bechers 





l aa O. S. 406. 
2 G. XVIII 203. und Berzel. Lehrbuch der Chemie von F. Wöh- 
11. S. 153. 


. pole Oxygengas auf. Dasselbe beweisen im Grande auch sc 


808 ‚Galyanismus, 


taucht; das Zink befindet sich in der Kalilauge, das Kupfer in 
‚der Säure, von welcher es nach und nach oxydirt und aufgelöst 
„wird; währenge das. Zink im Alkali nicht angegriffen wird, 
Wäre ong die Oxydation der primus motor der E., so würde 
bei Entladung der Säule die positive E. am Kupfer, die ne 
tive am Zinke auftreten müssen, d. h. die Metalle mülsten di 
‚umgekehrte E. besitzen, die sie in Folge der blofsen Berü 
rung mit einander zeigen. Lälst man aber die Säule sich wi 
lich ‚laden , so hört die Oxydation des Kupfers in det Säule 
getblicklich auf, das Zink oxydirt sich sichtbar, und in d 
‚Gesentbindungsröhre tritt am Kupferpole Hydrogen, am Zin 










die Gier von Davx aus einem Metalle und zwei Flüssigkei- 
ten erbauten Säulen!, dafs nämlich der positive Pol nicht a 
die Stelle gebunden ist, wo auch in der ungeschlossenen Kete 
die Oxydation hinfällt, sondern dals die Vertheilung der EÈ 
sich lediglich nach dem elektromotorischen, von der chem 
schen Action unabhängigen, Verhalten der. einzelnen Kett 
glieder gegen einander richtet. So fiel in Säulen aus Zio 
vordünnter Salpetersäure und Wasser, ‘mit welchen beides 
Flüssigkeiten Tuchscheiben getränkt waren, nicht der + Pd 
nach derjenigen Seite des Zinns, welche mit der Säure in Be 
sührung stand, sondern vielmehr der —.Pol, und das He 
drògen erschien an demjenigen Drahte, welcher nach deg 
Seite gekehrt war. Noch auffallender zeigte sich dieses = 
Säulen. aus Zink, verdünnter Salpetersäure, schweofelsaurs 
‚Kali,:and schwacher Aufläsung von Schwefelleber, in welde 
dev Oyygenpol nach der Seite des Zinks hinfiel, welche mi 
deziSchwefelleber in Berührung stand, der Hydrogeupol dage- 
gem: nach derjenigen Seite, auf welche die Salpetersäure gp 
wirkte, und die doch offenbar diejenige ist, die in der unge 
schlossenen Kette sich allein oxydirt, Eben so verhalten sid 
Säulen aus Kupfer oder Silber uad denselben Flüssigkeiten 
die schon mit 12 Lagen kräftige Wirkung in der Gasröhre vg: 












` gen.. Nach den blolsen elektromotorischen Verhältnissen sid 


die kräftigen Wirkungen solcher Ketten und Säulen leicht 
begreifen, da (um hier die Sprache der Volta’schen Theorie zt 
gebrauchen) der el, Strom von dem Metalle zur Schwefelleb« 





1 G. XI. 888. 


d 





Theorie; Ritters. l 809 


b adem diese mit jenem positiv wird, und von der Säure 
elle, welches durch jene positiv erregt wird, beide 
mieten sich also in ihrer elektromotorischen Wirkung ' 
bebes unterstützen, den Oxygenpol aber stets auf das- 
r Meall, oder diejenige Hälfte des Metalls in Ketten, 
= zur aus einem einzigen und zwei Flüssigkeiten beste- 
‚bit, von wo die E. ausgeht, der Hydrogenpol hingegen 
L wo die E einströmt. 
t Es läfst sich eben so wenig behaupten, dafs die Action 
E kete ihrer Stärke nach gleichen. Schritt halte mit der 
ker chemischen Action, wie sie auch schon aufserhalb 
Ar: zwischen je zwei Gliedern derselben statt findet. Zu 
de angeführten Erfahrungen, auf welche Ritten diese Be- 
oan gestützt hat, könnte man noch neuere Erfahrungen, 
= Gelegenheit des Blektromagnstismus angestellt worden 
. inzufügen, namentlich die von Poeszunporrr und 
Ier bekannt gemachten 1, es stehen ihnen aber andere ` 
iaren offenbar im Wege. Bo fand ich namentlich die ge- 
E schwefelsaure Zinkauflösung als Zwischenglied einer 
okee viel wirksamer als eine gesättigte schwefelsaure 
Fong und selbst als mit 10 Theilen Wasser verdiünnte 
tersare?, ohngeachtet mit ersterer eigentlich gar keine 
xe Action statt finden kann. So erhielt Haner die gröfste 
ix; nit seinem einfachen Calorimdtor nicht, wenn er den- 
b a nuerliches, sondern in alkalisches Wasser eintauchte 3. 
inma auch die von MARIAXNINI aufgestellte Tabelle für 
' wrchiedene Leitüngsvermögen verschiedener Flüssigkeiten, 
tù Irischenglieder in der einfachen Kette angewendet wur- 
v egiebt sich leicht, dafs die dadurch dargestellte Stufen- 
—*— auf keinen Fall die Stufenfolge der chemischen 
ER ist, welche diese verschiedenen F lüssigkeiten auch 
wub der Kette mit den Metallen zeigen, und dals also die 
“rung des el. Stromes wenigstens nicht gleichen Schpitt 
X — der chemischen Action hält, denn sonst 
Wee annehmen, dafs schwefelsaures Kupferoxyd eine 
Bes chemische Action ausübe als Schwefelsäure und Salz- 
— 
` Tergl, meine Schrift: Der Elektromagnetismus 1824. S. 79 f, 
taa o, S, 83. | 
"me ue 


80 `, Galvanismus. 


säure; Kleesäure eine stärkere als Salzsäure ; salzsaures Pia 
und Quecksilber eine stärkere als alle Säuren u. s. w., was dod 
mit den gewöhnlichen chemischen Versuchen im Widerspre 
che steht. Die größste’Sehwierigkeit für die Volta’sche Theon 
welche den Einflufs des flüssigen Leiters hauptsächlich auf das ei 
‚ schiedene Leitungsvermögen desselben bezieht, und den a 
scheidendsten Beweis zu Gunsten derjenigen Theorieen, weldi 
die Elektricitätserregung an die chemische Action des Oe 
Leiters knüpfen, scheint die Schwefelsäure in ihren verschie 
denen Graden von Concentration und Verdünnung darzubied 
indem die Verstärkung des el. Stroms in Ketten aus Zink, 
pfer und Schwefelsäure bis za einer gewissen Grenze mit & 
Verdünnung derselben durch Wasser zunimmt, womit die da 
mische Action derselben auf das Zink wächst, die Leitungse 
mögen für E. dagegen abnimmt. Indels erklärt sich dieses Verb 
ten im Sinne der Volta’schen Theorie einigermalsen aus de 
verschiedenen elektromotorischen Verhalten . der concentnr@ 
und verdünnten Schwefelsäure gegen Zink, indem jene mit da 
Zinke negativ, und zwar in einem nicht geringen Grade, wii 
und folglich von der Wirkung der Impulsion von Kupfer ge 
gen das Zink soviel aufhebt als ihre eigene entgegengesell 
Impulsion (etwa $ von jener 1) beträgt, während die verdin” 
‚Schwefelsäure mit dem Zinke positiv wird, und folglich ah 
impulsion, welche das Kupfer gegen das Zink ausübt, noch de 
jenige hinzukommt, welche das, Zink auf die verdünnte Schr 
felsäure ausübt, und in diesem Verhältnisse der el. Strom re- 
stärkt werden mufs, die el. Impulsion des Kupfers gegen ® 
Schwefelsäure in beiden Fällen aber sehr schwach ist. 

e, Was endlich die Behanptang Rırrer’s von einer De 
kehrung der el. Polaritäten, die nach dem Gesetze der vg 
Spannungsreihe statt finden, in Folge des chemischen Procesi 
betrifft, so habe ich schon oben (Nr. 25) den Ungrund den 
ben hinlänglich bewiesen, und BecourusL’s meueste Versucht 
sind wohl rein genug, um zum Beweise derselben dienen # 
können. 

62. Auch Davy schreibt dem chemischen Processe ewa 
wesentlichen Antheil an der galvanischen Action zu, aber nidi 


1 Vergl. meinen Aufsatz über das Verhalten der feuchten Lesa 


u. s. w. in Gchlen’s Je V. 102, 
d 


€ 


Theorie; Davy’s. 811 


mii æ eigentlichen Erregung der E. als vielmehr zur Sieten 
isabentellung der Bedingungen für diese Erregung. Er 
x timlich eine darch die Grundsätze der Volta’schen Theo- 
am mmußösliche Schwierigkeit in jener gänzlichen Hem- 
ı des el. Stromes einer einfachen, sonst sehr wirksamen 
x, wean der feuchte Leiter durch ein Metall, welches am 
iva Pole der Volta’schen Säule nicht- oxydirbar ist, wie 
a Phtin, Gold, Palladium, Tellurium, unterbrochen ist, 
wErole erkläre sich dagegen von selbst aus der elektro- 
exen Theorie, nach welcher die Zerstörung der positiven 
mache dorch das chemische negative Agens als nothwendi- 
beinsung betrachtet wird, weswegen dann auch diese to- . 
 keon der Kette aufhört, und der Strom wieder eintritt, 
4 dem negativen Metalle (dem Platin) gegenüberstehen- 
u. des Platins oder Tellurs, welches den flüssigen Leiter 
Echt, in verdünnte Salpetersalzsäure taucht. Es erhelle 
one Vessuchen , zusammengehalten mit andern Erfahrun- 
ab in Volta’ schen Combinationen (einfachen Ketten) kei- 
/aumlunsg von E. statt finden könne, es existiren denn 
| hen "oder ähnlichen Bedingungen chemischer Verán- 
rz m diesen beten, und dafs unter anderen Bedingungen 
A anzelnen Ketten erzeugte Thätigkeit (der el. Erregung) 
Raa zerstört oder vermindert werde, nach Malsgabe der 
Isssikenden Beschaffenheit oder des Mangels an Leitungs- 
"zna der Kette der zwischen befindlichen Körper t. Sa 
ni hr Thatigkeit einer einfachen Kette aus Zink, Platin und 
o iıisen Leiter, wie z, B, einer Säure, durch Unterbre-» 
ix des lüssigen Leiters zermittelst einer ähnlichen Combina» 
n:a Zink und Platin verdoppelt, vermittelst eines Platinbo- 
 azılich zerstört und durch einen Bogen von Zink vermin- 
Hai zwar um so mehr, durch je mehrere solcher Bogen 
!lterbrechung geschehe. Immer streben die chemischen Ver- 
rungen dahin, das el, Gleichgewicht wieder herzustellen, 
wes durch die Berührung der Metalle unter einander in den 
ka keiten gestört wurde, 

Aber, frägt man, warum ist der chemische Procefs eben 
R üe nothwendige Bedingung zur Wiederherstellung des zer- 
"a d Gleichgewichtes, da wir in so vielen andern Fällen 
— — 


! Phil. Trans, 1826. p. 411. 


— 


812 . -- Galvarismua 


das el. Gleichgewicht sich auch ohne- chemischen Procels u 
ohne Dazwischenkunft' eines flüssigen zersetzbaren Leiters wi 
der herstellen sehen” Warum erfolgt in der thermoelektrisc 
Kette diese Wiederherstellung fortdauernd, und bedingt dadu 
die immer wiederkehrende Störung dieses Gleiehgewichts u 
damit die el. Strömung ohne allen chemischen Procels? W 
wird überhaupt deutlicher aus der elektrochemischen Theon 
nach welcher die Zerstörung der positiven Oberfläche durch | 
negative chemische Agens als nothwendige-Bedingung betra 
tet wird? In jenem Verhalten eines nicht oxydirbaren 

wie des Goldes, Platins u. s. w, als Zwischenleäters, wek 
den flüssigen Leiter unterbricht, liegt allerdings etwas dank 
was indefs durch jene Erklärung Davr’s, die im Grunde m 
als ein anderer Ausdruck für das Phänomen selbst ist, auf ke 
Weise aufgehellet wird. Auch scheint mir diese Sache du 
den von ScHwEIGGER î gebrauchten Ausdruck, dafs jede Ke 
durch ein Glied, das nicht selbst der Polarität fähig sey, is 
werde, nicht deutlicher gemacht, denn im Grunde ist dasi 
gleichfalls nichts weiter, als die Thatsache. selbst dargestelk 
Sollten hier nicht gewisse Leisungsverhältnisse wesentlich i 
Spiele seyn? Mann hat durch Versuche bewiesen? z 
vor ihm haben es die Ritter’schen Versuche mit Ladungssäck 
schon zur Genüge dargethan, dafs der el. Strom vorzüglich de 
retardirt werde, wenn flüssige mit festen Leitern abwechæb 
Sollte nicht dieser Widerstand für dan Uebergang der negativa 
E. aus dem flüssigen Leiter in den festen grölser seyn, als ír 
den Uebergang -der positiven E., und dieser Uebergang elei, 
tert werden, wenn der Sauerstoff, welchen die negative E.m 
sich führt, durch die Anziehung des oxydirbaren Metalls ge; 
denselben ihr entzogen wird? Sollten eben deswegen die mei 
oxydirbaren Metalle, wie Zink, Zinn, Eisen, als unterbreche 
de Zwischenleiter die Wirkung damm weniger hemmen, we 
sie gleich dieselbe immer auch noch etwas schwächen? So 
nicht ferner das an sich gröfsere Leitungsvermögen der mehr ox 
dirbaren Metalle (sofern ich hierin auf Rırrzn’s Versuche mid 
stütze) für E. ihnen diesen Vorzug verschaffen? Eine absolut 
Hemmung oder Isolirung durch Gold oder Platin finder doct 
















" 1 Dessen Journal N. R. XIV. 157. 
2 Poggendoril’s Ann. IX. 165. 





\ Theorie; Jägers. | 813 


mí keinen: Fall stait, wib aus den oben (fir. 36) angeführten 
Verachen erhellet, und. wie such aus demi Gradativen in dée 
Schwächung der Wirküng- durch die verschiedenen Metalle been 
ogeh Diese Betrachtung des verschiedenen Verhaltens. der 
wschiedenen Metalle. fiihrt uns noch zu einer kurzen Dapitel- 
mg von Jaxsen’s Theorie, die darauf im Wesentlichen ger 
amt ist, 

63. Jasen wurde auf saine Exrklänıng durch jene oben 
ïr. 40.) näher beschriebene merkwiirdige Eiewirkung der Me- 
de anf reagirende Pigmente geleitet. Diese Versuche bewei- 
am ihm zufolge das Entstelien von zwei verschiedenen in ihrer 
bemischen Reaction erkenntlichen Stoffen; die sich unter und 
eben einander auf der Fläche des mit Hem feuchten Leiter in 
ontacte stehenden Zänks (so wie der andere relativ. mehr posi- 
wen Metalle) bilden, und sich so durch.den feuchten Körper 
wbreiten, dafs die alkalische Färbung in diesem den blank ge- 
liebenen Stellen des Zinks, die saure Färbung aber den oxydir- 
m Stellen desselben entspricht. Da.nun nach Vorra’s Ver- 
achen das Zink in Beziehung enf den feuchten Leiter negativ, 
deser aber positiv el, wird, so lasse Sch annehmen, dafs diase 
tiden EE. aus dem fenchten Körper einen sgurenden und einen, 
lkalischen Stoff abtzennen, deren einer, nämlich der alkalische, 
ı der positiven E. aufgelöst werde, indefs sich der andere, der 
äurende, mit der negativen E, verbinde, und sich gleichsam 
lain sine, Diesen Außösungen schreibt Jagen hypothetifch 
olgende Eigenschaften zu, deren Annahme seiner Meinung nach, 
urch die Uebereinstimmung mit den Erscheinungen selbst gerecht- 
ettigt werde 1, 

& Keine dieser Auflösungen soll eine chemische Wirkung 
uf die andere haben, sondern in jeder die Affinität, die ihr 
reier Grundstoff gegen den der andern zeigen würde, sQ ge- 
unden seyn, dafs sich jene blols mechanisch unter die andere 
emenst durch den feuchten Leiter vertheilt. b. Jede wird, 
lagesen von. der ihrem el, Auflösungsmittel entgegengesetzten 
taen E, angezogen und zersetzt, so dals indem ihr el. Auflö- 
unssmittel sich mit dieser freien E. verbindet, der säurende 
der alkalische Stoff aus ihr niederfällt. Freie positive E. zerlegt 
Iso die negative el, Auflösung, und durch freie negative E. wird 





e A 


1 G. XI. 316. | 


d€ 


+ 


814 : Galvenismus. ` 


die positive Auflösung zerlegt. c. Jede wird von der mit ihre 
eb. Aufläsungsmüttel gleichartigen E. zurückgestofsen. d. 
Auflösungen zersetzen sich, aber nur: allmälig an Metallen 
andern leitenden Substanzen, indem ihre el. Auflösung 
tel in diese leitenden Körper übersehen. Die Färbungen 
dem Zink und anderen-analog wirkenden Metallen entstehen d 
hiernach aus dem Niederschlage der säurenden und alkalis 
Bubstanzen, denen’ das Zink ihr eb. Aufiösungsmittel entzi 
Da sich die beiden £E. iumerfon in dem Zinke vereinigen, 
kann dieser Procels beständig fortdauern,, so lange noch el Ad 
Weungen vorhanden sind oder gebildet "werden, auch kanı 
Zink eben daram keine el. Ladung annehmen, und der geri 
Üeberschuss von — E der endlich in ihm wehrnehmbar e 
zührt vielleicht von der gröfßseren Zerstreuung der -+ E d 
Verdunstung der Flüssigkeit aus dem feuchten Körper her. 
der einfachen geschlossenen Kette zersetzt das in Berührung 
dem andern Metalle (dem Volta’schen Fundamentalvem 
welcher gleichsam der ‘zweite Grundstein: dieser chemi 
Theorie ist, gemäls) positiv werdende Zink einen "Theil der or 
gativen Auflösung, dadurch wird seine E. wieder null und 

do geht es mit der negativen E. des Goldes (Kupfers -oder i 
kanpt-des negativen Metalls), indem sie einen Theil der pcs 
ven Auflösung zersetzt. $o wechseln also in jedem Augenii 
ke Erregung und Wiederserstörung der. dorch Erregung en 
denen E. mit einander ab, und das Resultat ist immer ernennt 
Ladung des Zinks mit + und des Goldes mit — E und Ier 
setzte Zersetzung beider el. Auflösungen mit ihrer sicht 
Wirkung nämlich mit der getrennt auftretenden Niederschlag 
derselben, und da sich nothwendig am positiv el. Zinke die Br 
sis der negativ el. Auflösung niedarsschlegen muls, und der Stof 
dessen Wirkung auf der Zinkfläche sichtbar wird, die Eis 
schaften einer Säure het, so folgt eben daraus, dafs die net 
el. Auflösung den skurenden Stoff zur Basis: hat, so wie in 
positiv el. Auflösung die alkalische Basis befindlich seyn moh 
die sich an dem Golde ensammelt. \Venn man blofs das Zid 
mit Gold und einem fenchten Körper verbindet, ohne das GH 
zugleich mit dem feuchten Körper in Berührung zu setzen, e 
den ganzen Apparat iselirt, so kann die erregte + E de Zioß 
nicht auf die — E oder säurende Auflösung wirken, weil sie » 
der erregten — E des Goldes ein beständiges Gegengewicht hr- 


Theorie; Jägers. ' 815 


sien Vorra’s Versuche gelehrt (?) haben, dafs die erregte 
je ınen Dietalls nur dann als freie wirkt, wenn die des an- 
Mulls beständig abgeleitet wird. Alles verhält sich also. 
k: Anwendung des blolsen Zinks. Verbinde man das Gold. 
za Erdboden, so werde die E des Zinks allerdings 
: verden , allein das Gold werde. doch nicht in eben dem 
ı sine — E verlieren, als wenn sie sich beständig 
un ihr zuströmenden positiv el. Auflösung vernichten 
ı Da die Versuche auch in diesem Fall blofs die Ein- 
CG des einfachen Zinks zeigen, so müsse das Quantum die- 
“\hedenheit der Wirkung sehr beträchtlich seyn. Eine 
Lebe, welehe zwischen den beiden Blättern des feuch- 
‚ns einer einfachen geschlossenen (indem nämlich das 
6 Zink durch einen Metallstreifen mit einander verbun- 
—. Kette ZhG eingeschlossen ist (jener merkwürdige 

cher gleichsam als ein Probierstein für die Richtigkeit 
Lee angesehen werden kann) erzeugt auf ihren beiden 
£ dÄ Auflösungen. Das durch Erregung negativ el. Gold 
e positiv el. Auflösung an, die sich zwischen ihm und 
= :schlossenen Zink bildet, und stölst die negativ el. Auf- 
p50 sich ab. Eben so zieht das durch Erregung ‚positiv 
a (ie negalive Auflösung an, die sich zwischen ihm und 
æ exhobenen Golde-bildet, uad stölst hingegen die po- 
iung von sich ab. Man übersieht leicht, wie auf 
es zwei positive und zwei negativę Niederschlage ent- 
- l4 der feuchte Leiter der Kette durch ein Goldstück 
` «%2, so wird zwischen diesem und dem Golde der Kette 
+ Aulösung producirt, Das Gold der Kette kann also, 
Ze an ihm erregte negative E, nicht abgeben, und das, 
eet sich in der Lage, wie wenn es blols auf dem ab- 

‚zübrten Golde ruhte. 

EN Theorie vereinigt, wie man sieht, das Princip der Vol- 
- Taeorie mit dem Principe der chemischen auf eine scharf- 
eise, indem nach derselben die Wirkung der Metalle auf 
e lie E. zwar zunächst erzeugt, der fortdauernde Strom aber 
Le testándige Anziehung und Ausgleichung'mit den EE. der 
ken Auflösungen unterhalten wird, welche Aullösungen , 

zen eben so beständig fortdauernden elektrochemischen 
sıöıschen dem feuchten Leiter und dem relativ positiven 
k mer neu gebildet und dargeboten werden, Da Jaszn 


816 Galvanismus 





annimmt, dafs die el. Auflösung der Sinronden und 
Substanz von der, ihrem el. Aufläsungsmittel entgegenges 
E. angezogen werde, so muls er auch < den Grundsätzen der 
tricitätslehre gemäfs zugeben, dals ihre Rlektrieitäten selbst 
nigstens einigermafsen freie Spannung haben und nicht $ 
gebunden sind, dann aber mülsten sie sich selbst > 
anziehen und neutralisiren , es könnten also die beiden 
nicht getrennt von einander, sondern sie'miifsten auf dem 
überall neutralisirt dureh einander niederfallen. Es ist fi 
nicht 'zu begreifen, wie in dem Versuche, wo das Zink, mit o 
reagirenden gefärbten Papieren über einander auf de 
auf Gold liegt, welches selbst fortdauernd ableitend berührt 
Sich alles ganz auf die gleiche Weise verhält, wie wenn 
Combination sich auf einer Glasplatte befindet. Da'im erst 
Falle das Zink seine positive E. fortdäuernd abgeben kam, A 
dem die sie bindende negative E. des Goldes fortdauernd d 
leitet wird‘, so mülste fortdauernd nur die negativ el. m. 
N 









des säurenden Stoffs zersetzt werden, und der Niederschlar® 
saurenden Stoffs bei weitem das Uebergewicht über den N; 
schlag des alkalischen Stoffes erhalten, was doch nicht im 
ringsten der Fall ist Da sich hierin kein Unterschied 
man mag die Ableitung nach dem Erdboden auch noch so 
kommen machen, so ist dieses eine unauflösliche Schei 
für die Theorie, da in dem Falle der geschlossenen K 
Mitwirkung der correspondirenden negativen E. die Wi 
höchstens verdoppeln könnte. Selbst die Hemmung de 
Stromes durch eine den feuchten Leiter unterbrechend, 8 
Rande trockene, Göldmünze, und des davon abhängige I 
vanochemischen Processes des getrennten Auftretens der 
und alkalischen Stoffe folgt nicht nöthwendig, denn man 
nicht ein, warum nicht die — E der obern Goldplatte 
das obere Blatt und die Goldmünze hindurch strömen und 5 
die dem Zinke zugekehrte untere Fläche der interpolirten 
münze die + el. Auflösung anziehen und durch fortdae 
Neutralisirung ihrer E. den alkalischen Niederschlag an 
untern Fläche hervorbringen sollte, während das Zink sein 
durch seine + E die säurende Auflösung zersetzt, und auf 
ner Fläche den säurenden Stoff ansammelt, so dafs, wenn 
nicht vier getrennt auftretende Niederschläge, doch weni 
zwei entstehen mülsten. Endlich bleiben viele andere En 








Theorie; Pohs. 817 


e nch dieser Theorie gänzlich unerklärt, namentlich die 
„zeit von Ketten aus Gold oder Platin mit einem noch 
segativen Körper wie Graphit und einer Säure oder Schwe- 
o, in welchem Falle keiner von den beiden trockenen 
r3 zwei dergleichen Auflösungen zu erzeugen vermag, 
mbeinnngen der Ketten aus blofs einem Metalle und zwei 
„iaten, und aulserdem ergeben sich noch Schwierigkei« 
-i Anwendung dieser Theorie auf die Erklärung der Er- 
ca: der Säule, wovon unten die Rede seyn wird. 
w Eine ganz andere Gestalt, als alle bisher vorgetrage- 
Taotieen hat die dynamische Ansicht Ponı’s t, welche 
":sellongsarten von einem el. Strome, einer in einem 
„0 Kreislaufe befindlichen el. Materie als grobsinnliche, 
wwe Wesen dieses grolsen Naturlebens gänzlich verken- 
„ingbilder verwirft, und die drei Classen von Erschei- 
.. die hier vorkommen, als blolse verschiedene Formen, 
enga oder Intensitäten einer und derselben Naturthätig- 
CS sucht, deren allgemeinste Gesetze durch die 
Ne, nachgewiesen, zugleich die höchsten Gesetze der Vers ` 
l «ist seyn sollen. 
iz "e Vo rgang in der dreigliedrigen Kette zu cohstrui= 
= Poar von “dem durch directe Versuche von ihm ent 
wr. r. gemeinen (oben Nr. 25. bereits näher beleuchteten) 
Sp, dafs die Metalle in zwei Classen zerfallen, wovon 
Lat allen feuchten Leitern positiv , diese damit negativ, 
m Leiter mit ihnen positiv werden, Zu der letzten 
coren die unedlen, oxydirbaren Metalle, zu der er- 
"riede mit Einschlufs des Kupfers, ap wie die Schwe- 
"us und die Metalloxyde, die selbst noch Erreger sind, 
"a diesen beiden Classen von Erregern soll dagogen ge- 
" aeıtgegehgesetzte Verhalten statt finden. Es seyen.nun 
© Glieder einer solchen Kette erst nach dem Schema der 
rızemahder gereiht, d. h. das feuchte Glied F befinde sich 
te mit den beiden Erregern Z und K, ohne dals Con- 
chen den letzteren statt findet (ZFK), so wird das 
in differenten "Tendenzen der Metalle selbst different, 
™ sich gegen das ursprünglich mehr oxydable negative 2, 
widen positiven Factor und gegen K, den basischen negati- 


— 





aM Procefs der ei Kette von G, F. Pobi. Leipzig 1826, 
Fff 








818 Galvanismus. 


ven Factor. Diese entgegengesetzten Tendenzen, sofern sie durch 
die besondern trockenen Erreger gefördert sind, treten in de 
Form einer- zweifachen Tendenz zum synthetischen Effecte da 
Chemismns, als eine zweifache el. Erregung hervor, indem da 
Z gegen F negativ, dieses gegen jenes -positiv el. wird, wib- 
rend F gegen K negativ und letzteres gegen F wieder negar 
‚ wird, der feuchte Leiter selbst aber in lauter abwechselnde este 
Fig. gegengesetzt el. Schichten zerfällt, wie dieses die eigentliche 
Form der Fortpflanzung oder sogenanhten Leitung der el. Thi- 
tigkeit durch den feuchten Leiter ist. In diesem "Zustande lakt 
sich die Kette mit einer el. Verstärkungsflasche vergleichen, NM 
welcher F die Stelle des Glases einnimmt, Z und K die Belg, 
bilden und welche aus eigener, innerer Erregungskraft anf d 
Seite des Z negativ, auf- der andern des R hingegen positiv se 
laden ist. Im Augenblicke der Schliefsung wird die geladene 
Tafel entladen, und wenn man. will, entgegengesetzt gelades, 
aber nur fir einen unendlich kleinen Augenblick , nach dese 
Verlauf sie abermals wieder aus eigener innerer Kraft mit eisa 
durch den Repuls der Reaction um so höheren Intensität o 
, neuem geladen wird, um abermals eben so wieder entladen, oi 
nach der Entladung wieder mit einer von neuem gesteigerte 
Intensität geladen zu werden, und so immer fort, so lange ë 
Kette durch die Verbindung der Metalle zu einem organisc# 
Ganzen in sich geschlossen ist. In der angeschlossenen e 
war bereits das F gegen Z positiv und Z selbst negativ, d.h 
in dem positiven F war die Tendenz sich gegen Z zu desoxydim 
und den aciden Factor gegen dasselbe treten zu lassen , in det 
negativen Z war dagegen die Tendenz sich zu oxydiren und ie 
aciden Factor des F an sich zu ziehen versichtbart, eben weg 
durch die Relation des negativen F gegen das positive K beije. 
nem die Tendenz, den basischen Factor abzustofsen, bei Gei 
sem das Streben, ihn anzuziehen, sich offenbarte. In der e-! 
schlossenen Kette sehen wir vollkommen denselben Typus dë 
Thätigkeit ausgesprochen, nur die anfängliche Tendenz wi 
zur reellen Thätigkeit gesteigert; -der Elektrismus ist durch A 
entgegengesetzte Reaction in der Contattelektricitäit der Errege 
zum Chemismus angefacht, so dafs das F gegen Z und A a 
analytischen Effect dirimirt, und der acide Factor von dest’ 
als dem negativ polaren, der basische von dem K als dem prs® 
polaren Metalle angezogen wird. So construirt dann Pont. dud 


Theorie; Pohla. 819 


anen einzigen Zauberschlag Elektrismus, Chemismus und 
Magnetismtis. Der Magnetismtus ist ihm zufolge nichts anders 
als die allsemeirte Tendeız der Masse zur Individualisation, oder 
insofern die letztere auf der unteren Stufe des Lebens durch den 
Chemismus der bipolaren Form des synthetischen und analyti- 
schen Effects vermittelt wird, ist er zunächst die Tendenz zur 
Diremtion, zum analytischen Effect des Chemismus, welche 
von innen heraus wirksam ist, und welche in der geschlossenen 


Kette durch den äufsern Reiz der Erreger realısirt ist, Nordpol, 


ist jeder Punct in der Kette in der Richtung, in welcher die in 
ihr befindliche Flüfsigkeit als basisches, Südpol dagegen in der- 
jenigen Richtung, nach welcher sie als acides aus sich hervor- 
rutreten strebt, "und so ist die Lage der Pole in der Kette durch 
die Vertheilung der Erreger, welche durch ihren Reis (!) den 
chemischen Procels hervorrufen, nach einer festen Regel bestimmt. 
Die Elektricität dagegen ist.die Tendenz zum synthetischen Et, 
fect des Chemismus, die Wechselwirkung der Individuen, ver- 
möge der ein Differentes durch die Gegenthätigkeit eines an- 
dern in das gemeinsame Streben zur Einheit nach der Seite der 
Totalität hin wieder zurückgezogen wird. So wie die univer- 
selle Tendenz des Magnetismus realisirt wird durch die Direm- 
tion der einen Masse in ein acides und basisches, d. h. durch 


den analytischen Effect des Chemismus, so wird die individuelle. 


"Tendenz des Elektricismus realisirt durch die Neuttalisation der 
aifferenten Stoffe, die allemal wie ein acides und basisches 
sich einander gegenüberstehen, d. h. durch den synthetischen 
Procefs des Chemismus. Die Elektricität ist insofern ein und 
dasselbe mit der chemischen Synthese, zu der sie sich, wenn 
es nicht dazu kommt, wie Tendenz zur That, wie ungeöffnete 
Knospe zur aufgeschlossenen Blüthe verhält Ein Körper ist po- 
bity el., heifst: in ihm ist der mit der Thätigkeit.der Oxygens 
glichartige Trieb zur Abstolsung des aciden und zur’Anziehung 
de; basischeti angeregt; et jet negativ el., heifst: er besitzt die 
mi der T'hätigkeit des basischen "Princips a aleichartige Anregung 
N Abstofsung des Basischen und Anziehung des "Aciden. In 

“t geschlossenen Kette wird jedes magnetische Moment als 
VOR dem zunächst folgenden durch ein el. Moment geschieden 
S&izt, in welchem der analytische Effect, und mit ihm der 
"Qoetismus, aufs neue angeregt werden durch die sich gel- 


RI machende Contactelektricität, welche auf die polaren Facto- 
Fff ? 


820 ;Galvanismus. 


ren des F zum synthetischen Effect des Chemismus zurück- 
drängend reagirt, aber. dadurch nur für den nächstfolgenden 
Augenblick eine um so grölser Spannkraft für Diremtion Fer- 
vorruft, welche Momente mit einer so unendlichen Geschwindis- 
keit auf einander folgen, dafs die sie begleitenden Zustände des 
Magnetismus und Chemismus. einzeln als stetig zusammenhängen. 
Pont, findet es ferner eben so leicht, die Wirksamkeit vos 
Ketten aus zwei Metallen, die eine gleichartige positive ode 
negative Erregung mit dem F eingehen, z. B. von Gold F wd 
Kupfer oder Zinn F und Zink, nach dem oben angegebena 
Schema zu erklären. Ganz allgemein ist die el. Relation de, 
Metalle gegen das F die entgegengesetzte von derjenigen, we: 
che sie unter sich zeigen, nur wird sie, wenn beide Metale 
| gleichartige Pole gegen das F haben, nicht mehr auf eine gar 
litative, sondern auf eine quantitative Weise versichtbart. Ma 
kann daher das Gesetz auch allgemein für alle Fälle darstelle, 
wenn man den qualitiven Unterschied zwischen + und —# 
einen blofs quantitativen behandelt, vermöge dessen der w 
gative Erreger dem positiven nur als ein minder positiver, ud 
eben so der positive dem negativen als ein minder negativer = 
genüber gestellt wird. Alsdann lautet der Satz allgemein: č 
Relation irgend zweier Metalle gegen Wasser und gegen rom 
eine Solution ist immer die entgegengesetzte von derjenigen» 
lation, welche beim Contacte derselben Metalle statt findet. b 
der nicht geschlossenen Kette KFS steht, weil das S (Silm 
= mit dem F viel stärker positiv wird, das K demselben wies 
negatives gegenüber. Wird die Kette geschlossen, so soll wr 
möge des Erregungsdranges beim metallischen Contact das si 
ker positive S negativ, das schwächer positive K. positiv e: 
den; aber durch Antiperistasis oder Reaction wird gerade so wit 
in der Kette ZFK das S von dem F in der ursprünglichen E- 
Erregung nur um so energischer festgehalten; S wird dem 
in einem um so viel höheren Grade positiv, und F, welches 
der Berührung mit Sum so stärker negativ angefacht wird, wi 
auf der Seite des K dadurch um so viel kräftiger positiv, 
jetzt K entschieden negativ wird, und so erscheint in der z 
Chemismus gesteigerten Thätigkeit der Kette das Oxygen ab 
mals in dem aufser der Kette positiven, in der Kette also ne: 
tiven, das Hydrogen in dem in der Kette positiven Metalle. A 
ähnliche Weise erklärt Dog, auch die Wirkung der zweigliedn 





















Theorie; Pohls. . | 821 


‚Kette, wo bei Anwendung eines mit der Flüssigkeit nega- 
vrienden Metalls die grölsere Fläche sich in Beziehung auf 
Lenere ebenso verhalte, wie das Z gegen das K, bei An- 
Lt eines positiv werdenden Metalls aber gerade umge- 

-de große Fläche gegen die kleinere eine analoge Relation 

A:egen Z haben müsse. 

à sestehe aufrichtig, dafs ich in diesen und allen übrigen 

f bereinstimmenden, thit einer grolsen Consequena durch- 

imen Erklärungen der Erscheinunten der Säule in ihren ver- 

rnaen Abänderungen die Charaktere einer ächten physikali- 

= Theorie vermisse, welche nur solche Ursachen zur Erklä-' 
„in Erscheinungen zu Hülfe nimmt, die sich mit andern 

„iahten und durch Erfahrungen erwiesenen Ursachen ver- 

m- lasen, und deren Wirkungsart sich durch die Gesetze 

'Ytsamkeit solcher unleugbar erwiesenen Ursachen ver- 
» ten bist, einer Theorie, welche die Analogie mit an- 

richtig erwiesenen Erklärungen für sich hat. Die Kräfte, 

w-Fost zu Hülfe nimmt, müssen geradezu für qualitates 

=s, nicht sehr verschieden von dem alten Horror vacui 

': werden, die nach einem ganz willkürlich und bois zum 

l «Erklärung postulirten Gesetze thätig seyn sollen. Nach ° 
nari Erfahrung erwiesenen Gesetzen der E. wird — E 

. E und eben so -+ E durch — E vermindert oder bei 

P +: beider ganz aufgehoben. Pont nimmt gerade das 

“ran, denn das in dem mit dem feuchten Leiter in Be- 

3, sehenden Zinke vor der Schlielsang vorhandene — 

' &das +, welches im Angenblicke der Schliefsung durch 

`. (entact mit dem Kupfer in ihm erregt wird, vielmehr 

"werden. Hier wirkt also das A. nicht mehr nach sei~- 

t „söhnlichen el. Charakter, es wirkt vielmehr als ein Reiz 

"a af die entgegengesetzte Weise, Wie kann es aber 

"zsothümliche Natur verleugnen? Pour wird sagen, al- 

= „hebt es das — im Zinke auf, wie auch oben angedeutet 

kr entladet gleichsam dasselbe, aber in Beziehung auf das F 

ta es als ein Reiz, und erregt dieses gleichsam zur stärkern 
“na, wodurch denn das — um so kräftiger im Z auftritt. 
(re Verhältnifs ist dann aber offenbar kein elektrisches 
©. sondern ein ganz naues, mit keinem andern Verhältnisse, 
"mens keinem in der anorganischen Natur vergleichbares, 
"ässteriöses, und die ganze Kraft der geschlossenen Kette, 


EI 





CERS Galvaniamya ` . 


ein isolirt stehendes willkürlich angenommenes Princip, Aber 
nicht einmal die Erscheinungen passen zu demselben, ohnge 
achtet es nach ihnen gemodelt ist. Mag man, nun mit Pont an- 
nehmen, dafs das Eisen mit der Pottäschenlauge negativ und das 
Kupfer positiv werde, dem Gesetze gemäls, dals die Metalle, 
die mit einer Flüssigkeit negativ werden, diesplbe el. Erregung 
auch mit allen übrigen Flüssigkeiten zeigen, und eben so die 
mit einer einzelnen Flüssigkeit positiv werdenden, sich eben so 
gegen alle übrigen verhalten, oder unsern Versuchen mehr Glan- ` 
hen schenken, welchen. zufolge beide gleichmälsig damit nes ` 
tiv werden, so muls doch von den beiden Metallen dasjenige, ` 
welches durch die Berührung mit dem andern positiv wird, ve- d 
möge dieses stärkern Reizes oder des Gesetzes der Antiperistasisin 
seiner Negativität wachgen und das andere eben so in seiner Pos- 
tivität, oder wenn es selbst negativ war,, nanmehr pasitiv we- 
den, am ersteren also das Oxygen, am letzteren das Hydrogen : 
auftreten. Der Versuch selbst zeigt aber in der geschlossenen ` 
Kette aus Eisen, Pottaschenlauge und Kupfer gerade das Gegen 
theil; indem vielmehr am Xupfer das Oxygen, am Eisen ds 
Hydrogen auftritt, wie Davr’s Versuche gelehrt haben, die ich 
durch den Multiplicator vollkommen bestätigt fand. In gle- » 
chem Widerspruche steht auch das Verhalten mehrerer Anal 
me mit dem Zinke in der geschlossenen Kette (vgl. oben, - 
Auch die Wanderungen der $toffe von einem Pole zum andın ` 
in der geschlossenen Kette lassen sich nach Pouu’s Theorie nicht 
wohl begreifen, denn da in dieser der Elektricismus als blolæ | 
Tendenz in den Chemismus als die wirkliche That übergeht, w 
kännen hier die anziehenden und abstofsenden Kräfte der E. in 
engern Sinne eben so wenig als die \Virksamkeit von reelles 
Strömungen einer Materie, die nach Ponu blofse Blende? 
sind, zu Hülfe genammen werden, vielmehr mufs alles da į 
Gesetzen des chemischen Processes gemäß erklärt werden, i8 
welchem aher nirgend eine Abstolsung in die Ferne vorkomml, 
ohne welche doch die Wanderung eines Stoffes von einem WW 
zum andern gar nicht hegreiflich iat, 
Da Elektricität und Chemismus nach Dog, identische nf 
tigkeitsäulserungen der Materie sind, sa mufs der Unterschi 
welchem die Metalle und die flüssigen Leiter in ihrem chenue? 
schen Grundverhalten zeigen, sich auch in der Art, wie sie déi 
| 


-Theorie; PohPs, | 823 


E. leiten, offenbaren. Die Leitung der E. durch die Flüssigkeit 
ist nach Pose Theorie vermöge ihrer Zersetzbarkeit eine wahre 
Aufgeschlossenheit des elektrochemisch polaren Gegensatzes 
durch die Masse derselben hindurch von einem Extreme zum 
andern. Jedes Quantum elektrisch erregter Flüssigkeit, jede 
einzelne Schicht des flüssigen Leiters in der galvanischen Kette, 
ist somit als ein: Aggregat von abwechselnden positiv und nega- 
tiv elektrisch polaren, unendlich nahen Lamellen zu betrachten, 
die durch wechselseitige Erregung hervorgerufen sind, und an 
den Extremen jeder einzelnen Schicht, wie die Pole eines Magne- 
tes stets mit entgegengesetzter Polarität hervortreten. Auch nur 
von einer einzelnen Seite el. angeregt zerfällt die Flüssigkeit in 
solche abwethselnde polare Schichten, und versichtbart eben 
darım jedesmal auf der entgegengesetzten Seite von derjenigen, 
wo sie angeregt wird, auf das bestimmteste die entgegengeserzte 
Erregung, und behält den einmal hervorgerufenen Erregungs- 
zustand längere Zeit bei. ` Ein einzelnes, in die geschlossene 
Kette versetztes, oder von verschiedenen Seiten her el, entge- 
grügesetzt erregtes Metall, wie z. B. ein Draht, welcher den 
füssigen Leiter unterbricht, wird durch die Energie der Ent- 
wickelung des ganzen Processes zwar gezwungen, sich gleich- 
falls für den palaren Gegensatz aufzuschliefsen, er verschliefst 
sich aber sogleich wieder. demselben, sobald ‚dieser Zwang auf- 
hört und nur von einer Seite angeregt erscheint er dnrch seine 


ganze Masse hindurch entweder ganz positiv oder negativ. In- . 


dels ist diese Verschiedenheit in der Art der Fortleitung der E, 
durch feste und flüssige Leiter durch keinen entscheidenden Ver- 


such nachzuweisen. Wenn die Leitung der E. überhaupt nichts: 


anders als eine fortschreitende Ausgleichung mit ihrem Gegen“ 
satze und eine damit gleichlaufende Erregung der gleichnamigen 
ist, so muls man auch in den Metallen eine solche undulatori- 
sche Fortpflanzung annehmen, vermöge welcher im Fortgange 
des + aus dem () der ersten Schicht oder des ersten Querschnitts 
inen Gegensatz, und das auf diese Art frei gewordene * die» 
ws () aus dem O der nächst angrenzenden unendlich dünnen 


Schicht abermals seinen Gegensatz anzieht, bis endlich die Aus- ` 


gleichung durch solche abwechselnd& Zersetzungen und Wie- 
derzusammensetzungen ihren Weg durch den ganzen Leiter zu- 
rückgelegt hat. Nur in wahren Nichtleitern lassen sich fort- 
dauernd in Spannung gegen einander befindliche abwechselnde 


⸗ 


N 


r 


824 Galyanismus, 


Schichten + und — denken, und auch durch directe Versuche 
nachweisen; die Flüssigkeiteh, insbesondere Salzauflösunsen, 
sind aber zu gute Leiter, um die el. Spannung in getrennter 
Polarität auseinander zu halten. Eine eigenthümliche Paradoxie 
in Ponr’s Theorie ist noch die Behauptung, dals das Zink nicht 
als positiv el. Körper sich in der Kette oxydire, sondern als ne- 
gativ el. Körper, dafs vielmehr die positiv el. Flüssigkeit die 
Tendenz habe sich zu desoxydiren, den aciden Factor gegen das 
negative Metall zu kehren, dafs umgekehrt das Kupfer als po- 
sitiv el. Körper das Hydrogen anziehe, und die an dasselbe an- 
grenzende negative Flüssigkeit als solche die Tendenz habs, 
den hasischen Pol abzustolsen, ader den negativen anzuziehen. 
Es werden dadurch die gewöhnlichen elektrachemischen Thea, 
yieen recht eigentlich auf den Kopf gestellt, und der Erhnde 
dieser neuen Theorie verwiokelt sich dadurch in Schwierigke- 
ten, die er mit allem seinen Scharfsinne nicht zu heben im Stande 
ist, wie ıch bei der Säule nach kürzlich zu erinnern Gelegen 
heit haben werde. 





HI Von dem verstärkten Galvanismı 

oder der galvanischen Action in de 

vervielfgchten Kette (der Volta’sche: 
Säule), 


A. Thatsachen. 


65. Zwei Erreger (Leiter) der ersten Classe, in wie vieln 
Abwechselungen sie auch mit einander combinirt oder über epp: 
der geschichtet werden mögen, geben an den Enden einer sl 
ehen Reihe keine stärkere el. Polarität, als die beiden Endslie- 
der in unmittelbarer Berührung mit einander gegeben haben ap: 
den, und wenn man die beiden Endglieder einer solchen wm 
blofsen Erregem der ersten Olasse bestehenden Säule, wie grob 
sie auch immer ter, durch einen feuchten Leiter zur Kete 
fchlielst, so hat man keine andere Wirkung, als wenn man emt 
blofs einfache Kette aus den beiden Endgliedern und dem Juck 
ten Leiter gebildet hätte. Alles dieses ergiebt sich als mittelbare 
Folge des Spannungsgesetzes der Erreger der ersten Classe, und 
ist schon oben (Nr. 19, 20 und 23) hinlänglich aus einander gc: 
setzt. 





A 





r 





verstärkter. Voltaismus. 895 


í Wenn man dagegen Combinationen zweier Erreger der 
r Case mit zwischengelegten feuchten Leitern an einander 
! » dafs in der Aufeinanderfolge immer dieselbe Lage der ` 
» seen einander bleibt, wenn man also z. B. auf einem‘ 
1x Sative eine Reihe von Metallplattenpaaren in einer be- 
=n, sich gleich bleibenden, Ordnung, z. B. Zink, Kupfer 
mg von Platten über einander in stets gleicher Abwechslung 
im, so dafs zwischen je zwei solchen Metallplattenpaaren 
Em feuchter Leiter z. B. eine mit Wasser, oder, Koch- 
» (uns oder einer sonstigen salzigen Flüssigkeit getränkte, 
r= isterpolirt wird, so entsteht dadurch eine sogenannte 
© x Säwle oder Galvanische Batterie, ‚welche nunmehro 
⁊Thüugkeit und alle davon abhängige Processe der einfa- 
e kae in einem verstärkten Grade zeigt, und deren Erscheir 
„zusummen das Gebiet des verstärkten Galvanısmus, der 
~ xiten Kette oder des sogenannten Voltaismus im en-, 
tce ausmachen, welche letztere Bezeichnung einige zum 
zin des unsterblichen Erfinders der Säule vorgeschlagen, 
a, end zum Unterschiede von dem Galvanisınus im en- | 
ae, welche Benennung die Erscheinungen der einfachen 
*eichnet, nach dem Namen desjenigen, dem das Glück 
m vltenen Fund gewährt hatte. oo. 

t. Es lassen sich alle Erscheinungen des verstärkten Gal- 
“srarach demselben Schema betrachten; nach welchem ich 
Arven der einfachen Kette entwickelt habe, also ersch 
Déngen der vervielfachten Kette im ungeschlossenen 
xx, demnächst die Erscheinungen der geschlossenen Säule 
in Hauptverschiedenheiten ihrer Zusammensefzung aus zwei 
“m der ersten und einem Erreger der zweiten Classe, einem 
~a der ersten und zweien der zweiten Classe, endlich blofser 
Pri der zweiten Classe und nach den Hauptclassen von Wir- 
$z, welche die Säule eben so wie die einfache Kette, nur in ei- 
"rstärkten Grade, zeigt. Um jedoch diesem Artikel keine un- 
Miche Ausdehnung zu geben, und da sich, wenn von einer 
Ft Senle das Gesetz, nach welchem sich die galvanische Action 
"dhcht und die davon abhängigen Processe gesteigert hervor- 
m, entwickelt ist, die Anwendung“auf jede andere Art von 
k: sch von selbst ergiebt, so will ich mich hier nur auf die 
Diech Sàule in ihrer einfachsten Form beschränken, und 
= anptunrisse des verstärkten Galvanismus , sowohl was die 


826 Galvanismus, 


Phänomene als auch die Theorie bett, mittheilen , das ni 
Detail und insbesondere die Beschreibung der verschiedenen 
ten von galvanischen Batterien und ihren mannigfaltigen Wirka 
gen den Artikeln Säule, Volta’sche Säule, trockene oder Za 
bon'sche Säule vorbehalten. ` 


68. Die el. Versältnisse einer nach dem obigen Schema e 
66) gebauten Säule verdienen vor allen unsere Aufmerksamid 
da sich nach ihnen vorzüglich die übrigen Wirkungen der Sid 
richten, die eben darum auch nicht unpassend den Namen A 
elektrische Säule erhalten hat. Diese Verhältnisse sind 3 





mit grolser Klarheit von VoLTA 4 entwickelt, aber auch 
hängig von diesem; von andern Beobachtern , insbesondere 
Enman 2 und im gröfsten Detail von Rırrer 3 und Lon 
beschrieben worden, und man kann diesen Theil des Tata 
lichen als vollkommen erschäpft betrachten. Gerade so, wirit 
der einfachen Kette, zeigen auch hier die el. Verhältnisse 
wesentlich verschiedene Beschaffenheit, je nachdem die Sd 
angeschlossen oder geschlossen ist. Im ersten Falle zeigt så 
die E. nur durch freie Spannung , im zweiten durch Strünaf 
(Ansgleichung) thätig, im ersten Falle gelangt sie zu ena 
stabilen Gleichgewichte, oder einem Zustande der Ruhe in dg 
einzelnen Ketten, welche zusammen die Säule ausmachen. # 
zweiten Zustande wird dieses Gleichgewicht stets wieder ap 
hoben, und eine beständige innere Bewegung unterhalten; # 
ersten offenbart sich die T'hätigkeit nach aufsen als rein el. de 
innere Veränderung der Glieder, im zweiten als rein magne 
sche mit innerer (chemischer) Veränderung der Glieder. Je 
schen beiden Zuständen liegt der Zustand der unvollkommens 
Schliefsung mitten inne, kann sich aber bald mehr dem wo 
bäld mehr dem andern nähern, und vereinigt dann beide Cr 
sen von Phänomenen entweder auf gleiche Weise oder mit Aë 
Uebergewichte der einen oder der andern, je nachdem diest 
Zustand dem einen oder dem andern näher liegt. 





1 G. X. 439. 8. 
$ Ebend. VHI. 197. 334, . ! 
8 Ebend. VIII. 209. 887. und XIIL 265. 

A Ebend. XI. 816. nad XII. 899, 


e 


~ 


verstärkter. Voltaismus.. 89 


ttrskopische Phänomene der vollkom- 
men offenen isolirten Säule. 


ft. Erbaut man nach der oben (Nr. 66) angeführten Weise 

xr hinlänglich grolsen Anzahl von Abwechsekingen z. B, 

i) Plttenpaaren aus Zink und Kupfer von runder oder 

Get Gestalt, wobei, was die elektroskopischen Phäno-+ 
tat, die Grölse der Platten nicht in Betracht kommt, 

ch oder Pappenscheiben, welche mit Kochsalzlauge oder pig. 
andisung getränkt sind, wenn, also diesem gemäls C das 122. , 
r. 4 das Zink, N die feuchte Pappe und gg die wohl- 
zıten Glasstäbe bezeichnen, welche die Metallplatten 
"Le stützen und zugleich isoliren, und sorgt für eine 
a zlich vollkommene lsolirung der Säule durch Unter- 
‚aer hinlänglich dicken Harzscheibe r, über welcher sich 
':xh mehrere recht trockene Glasplatten vv befinden, 
St uch an beiden Enden A und D freie el. Spannung, 
Kach hinlänglich empfindliche Elektrometer erkennbar 
"Säule erscheint als ein wahrer el. Magnet mit zwei Po» 
lis eine Ende ist positiv, das entgegengesetzte Ende ist 
x md zwar liegt, welche Combination. von zwei trocke- 
ineen, oder welches Plattenpaar man auch unter Beibe- 
©: ks oben angeführten feuchten Leiters anwenden mag, 
jame Pol immer nach derjenigen Seite, nach welcher das 
m Ged der gewählten Combination hin liegt, wenn man 
‘dee Lage in Beziehung auf das angewandte Platten- 
gem, oder von der Berührungsfläche der beiden Me- 
Jr Erreger der ersten Classe mit einander ausgeht; der 
er Pol dagegen nach derjenigen Seite, nach welcher der 
tre Erreger hingekehrt ist, und also in dem gewählten Bei- 
k der positive -Pol nach oben, der negative nach unten. 
t viden Pole sind sich an el. Intensität vollkommen gleich, 
rm besonders in früheren Versuchen ein Ungleichheit der- 
ba beobachtet wurde, so lag die Ursache blols in ihrer nicht 
È vollkommenen Isolirung. So hatte ich z. B. den negati- 
Hl schwächer als den positiven gefunden 1, Enman fand „~ 
#0 zuweilen die Divergenz am negativen Pole die am pọ- 
— 


1 Schw, IT. 868, 


828 Galvanismus, r 
sitiven Pole übertreffen t, und Jeitete diesen Unterschied va 
einer verhältnilsmälsig etwas stärkern' Entladung des positiva 
Pols durch die umgebende Luft her, wenn sich dies in eina 
negativ el. Zustande (?) befand, Rırrer, der in seinen anf 


lichen Untersuchungen bald den positiven, bald den negi 


Pol überwiegend fand ?, überzeugte sich, dafs wenn alle D 


stände, die auf die Schwächung des einen oder andern Pols 
wirken, sorgfältig vermieden werden, die Elektricitäten ge 
den Enden gleiche Intensitäten zeigen. Bei verticalen Se 
macht die vollkommene Isobrung des unteren Pols grofse Sch 
rigkeiten, indem durch das Ablaufen der Flüssigkeit die U 
lage leitend wird, wie G. Bıscuorr durch mehrere Ver 
aufser Zweifel gesetzt hat% Er baute zwei ganz gleiche Sé 
len von 202. Paaren Zink und Kupfer, welche auf un:ık 
1 Zoll dicken Harzkuchen, die in Kästchen von Pappe eing; + 
sen waren, ruhten. Beide Säulen standen in einem Co 
und jede war durch 4 senkrecht stehende Glasröhren dai 
echlossen, sie waren in entgegengesetzter Ordnung avl zehi 
so dafs die eine den positiven oder Zinkpol, die andere den % 
gativen oder Kupferpol nach oben hatte; jeder der obero d 
zeigte, durch das Elektrometer geprüft, gleiche Intensität, dé 
der untere Pol bei beiden war ohne alle Wirkung auf das Ede 
trometer. Bei einer grofsen Sorgfalt zeigten aber auch diem 
` teren Pole ihre freie el. Spannung, und zwar von ganz gled 
Intensität wie die oberen. Zur Prüfung der freien Spannung ák 
Pole haben daher horizontalliegende Säulen, deren Eindplattensk 
leichter vollkommen isoliren lassen, da hier keine Beneta, 
der Harzscheiben durch die Flüssigkeit eintritt, einen entsht 
denen Vorzug. Es ist aber noch eine andere Vorsicht zu béi 
achten, wenn man die wahre el. Polarität der offenen Si 
ihrem reinen Zustande beobachten will. Entweder muls mm 

nämlich so aufbauen, dafs man jede einzelne Scheibe mit vc 
renden Handhaben, z. B. mit Zangen, welche mit Siegellack m 
zogen, und überdiels noch mit Seide ausgefüttert sind, anf 

oder man entladet die ohne jene Vorsicht aufgebaute Sänle du, 
eine vollkommene Schlielsung mit einem isolirten 











1 G. XI. 98. 
2 Ebend. VILI. 454. 
8 Kastner's Archiv IV. 13. 





verstärkter. Voltaismus, | 829 


p, md hebt ihn nach kurzer Zeit ab. Hat man mit einem 
, . urten Metalldrahte geschlossen, so würde man für den 
~: man die Verbindung mit den beiden Polen in dem- 
hen untheilbaren Augenblicke aufhöbe, die Säule im 
Ce rer vollkommene Gleichheit beider Pole zurückgelas- 
"Aen, Da dieses aber in der Wirklichkeit buchstäblich 
:a zu erreichen ist, sondern der eine oder andere Pol 
"a Verbindung mit dem. Drahte zu bleiben pflegt, oo 
ı as Folge davon stets eine kleine Ungleichheit in der 
e Pole einstellen, indem derjenige Pol, welcher län- 
rm Berührung gewesen war, eine geringere Intensität 
"el, mit einem Unterschiede, welcher dem Unterschiede 
tr" gischen dem Aufhören der Verbindung des Metall- 
. x dem einen und dem anderen Pole proportional ist 1. 
. :zer Säule von 100 Plattenpaaren Z K ist die el. Inten- 
. L'e schon so merklich, dals die 24 Z. langen und böch- 
„ae breiten Blättchen eines Bennet’schen Elektrome- 
l- ivergiren und VorTrA erhielt von den Polen einer sol- 
^i an einem Goldblattelektrometer 3 L., und an seinem 
L` Ihalmelektrometer eine Divergene von 1,5 bis 1,75 
+ ir Umfang des Elektrometers im Verhältnils zur Gröfse 
|: unen einer Säule, deren el. Intensität man auf diese 
ae, nur wenig betragen dürfe, und eigentlich dage- 
iindend seyn müsse, wenn man bei vollkommener 
Prin entgegengesetzten Pols das wirkliche Maximum 
"izesität des Pols erhalten will, darauf werde ich noch 
” zen bei den Versuchen mit dem Condensator zurück- 
"= Je gröfser die Zahl der Plattenpaare ist, aus welcher 
: -Mole erbaut hat, um so auffallender wird die freie el. 
'"iderPole seyn ?, und wir werden an einem andern 
' =. dals sie bei Säulen von mehreren tausend Abwechs- 
= zchch einen Grad erreicht, um leichte Pendel in Be~ 
K. m setzen, und bei hellem Tage sichtbare Funken von: 
'zerklichen Schlagweite und mit hörbarem Knistern mit- 
"o Bei einer Säule von 100 Plattenpaaren ist indels die 
~t noch so gering, dafs sie selbst den Widerstand der 
"2 Oxydschicht nicht zu überwältigen vermag, weswe- 
— 
Tom bei G. gut, 480. 
"3. Säule, trockene. 


830 Galvanismus, , 


gen man bei den Drähten, welche die Verbindung zwis 
dem Pole und dem Elektrometer machen, auf reine metillisd 
Berührungspuncte sehen mufs. Damit der eine Pol seine fn 
el. Spannung zeige, ist es durchaus nicht nöthig, dafs Sr 





die E. des entgegengesetzten Pols nach aufsen beschäftigt 
Wenn daher zwei Goldblartelektrometer mit den beiden P 
gleichzeitig in Berührung sind, und beide Elektrometer We 
che Divergenz, das eine die positive das andere die negative 
‚gen, so nimmt so wenig die Divergenz des einen abd 
andern Pols ab, wenn man die Verbindung des andern Dat 
‚ seinem Elektrometer aufhebt. Diesem scheinen die von D 
mit einer Säule von 600 Paaren Zink, Kupfer und mit Koc 
lösung getränkten Pappen angestellten Versuche zu wide 
chen 1, an welcher ein Saussüre’sches Hollundermarkkügelcub 
elektrometer nicht divergirte, wenn es mit seinem obern Déi 
vom einen oder andern Pole ? der gut isolirten Säule i 4 
freien Luft herabhing, ohne dafs von der Bodenplatte des 
trometers eine Ableitung nach der Erde angebracht, das 
trometer also ganz isolirt war. Erst dann, wenn die Ida 
desselben aufgehoben wurde, gingen die Kligelchen aus gg 
der und zwar mit einer Divergenz, die nür die halbe von 
nigen war, welche jeder einzelne Pol zeigte, wenn der 
ebleitend berührt wurde, und welche letztere an dem geb 
ten Elektrometer 2,5 Par. Zoll betmg; wurde dagegen 
tere Haken der Bodenplatte des Elektrometers zugleich mit 
andern Pole verbunden, so Zeigte das Elektrometer die 
Divergenz, d. h. dieselbe, wie wenn die Säule an dem 
Pole ableitend berührt worden wäre. Dals allerdings die 
gegenwirkung in dem einen Falle des + E. aus dem Erdbei® 
in dem andern Falle des entgegengesetzten Pols von den æ 
Seitenwandungen des Elektrometers herabgehenden Stanic! 
fen aus auf die Verstärkung der sonst nur einseitigen repukt 
Wirkung des einen Pols in den durch den Haken des! 
ments mit denselben in Verbindung stehenden Kügelchen 
tragen mulste, ist leicht einzusehen; auch lälst sich anne 
















1 G. XIV. 6._ 

2 Die grofse Säule bestand aus 4 neben einander aufgebautea 
len, jede von 150 Plattenpaaren, die so mit einauder verbundrs 
ren, dafs die beiden Pole sich zu oberst an den Enden der 
äufsern Seiten befanden. | j 


verstärkter. Voltaismus, l 831 


fi bei einem so wenig empfindlichen Elektrometer die blofs 
meitige repulsive Wirkung nicht im Stande gewesen seyn 
ichte, die Kügelchen zu einer merklichen Divergenz zu brin- 
n; dafs aber auch ohne diese Entgegenwirkung durch die blofs. 
sseitige Wirkung des einen oder andern Pols einer Säule von 
| bis 100 Plattenpaaren wenigstens die Goldblättchen eines 
kommen isolirten Elektrometers zur Divergenz gebracht wer- 
^n, haben mich oft wiederholte Versuche gelehrt, wie dans 
ch Enmas $ schon in der ersten Zeit bei den mit der Säule 
gestellten Versuchen beobachtete, dafs der eine Pol einer voll- 
mmen isolirten Säule von 200 Plattenpaaren eine Hollunder- 
nkkugel aus einer Entfernung von 2 Linien anzog, wenn auch 
a andere Pol nicht von aulsen beschäftigt (vollkommen isolirt) 
w, welche Anziehung aber allerdings viel rascher und bei 
ner Entfernung von 4 bis 5 Lin. erfolgte, wenn der andere 
ol ableitend berührt wurde. Es ist eine merkwütdige Beob- 
itang Rırren’s, dals die einem Elektrometer von dem einen 
kr andern Pole aus mitgetheilte E. eine geringere Wirkung 
trvorbringt, oder eine geringere Intensität zeigt, so lange die 
erbindang zwischen dem Elektrometer und dem Pole besteht, 
s unmittelbar nach aufgehobener Verbindung. Dieses Resul- 
terhielt Rırren, als ein Goldblättchen, welches an dem Ende_. 
nes isolirten Stempels einer Glocke herabhing, einem Drahte, EN 
den em seitwärts durch die Glocke gehender Stempel endigte, 
egenüberstand, und nun mit dem ersten -Stempel der eine oder 
dere Polardraht einer Batterie in Verbindung gebracht wurde, _ 
ie aus der Zeichnung zu ersehen ist, wo o das an dem einen 
empel A herabhängende Goldblättchen, ß den mit dem andern 
tempel B verbundenen Draht bezeichnet. Wurde nach gesche- 
mer Verbindung und während derselben von A mit a, dem 
Wo positiven, oder mitb, dem zum negativen Pole der isolir- 
# Säule gehenden Drahte, $ dem Goldblättchen a so weit ge- 
bert, bis a dergestalt gegen € umgebogen wurde, dafs nur . 
xh wenig fehlte, um ganz an ß anzuschlagen, und wurde 
ann a oder b von A getrennt, so näherte sich in demselben 
usenblicke a dem Drahte @ schnell noch mehr, und schlug 
frhlich an denselben an. War die Entfernung des Drahtes 9 
M a so grofs, dafs bei der Trennung des Drahtes a oder b von 





1 Gent, 19. 


832 Galvanismus, 


H 


A, a nicht wirklich bis zu A überschlug, so versuchte doc 
in dem Augenblicke der Trennung nach $ hinzugehen, es bek 
gleichsam einen kleinen Stofs nach ihm hin, dieser war aber 
schwach ‚.es ganz hinzubringen, es drehte unterwegs, noch 
es f erreichte, wieder um, und fiel langsam in seine allerer 
Lage zurück. 

Sind die Metallplatten einer Volta’schen Säùle hinlänsk 
grofs, im Verhältnisse gegen den Theil des Elektrometers, d 
die E. von der Säula aus mitgetheilt werden soll, so daß 
der Ausgleichung irgend eines Quantums von freier E., w 
einer solchen Platte von aulsen mitgetheilt worden wäre, 
dem Elektroineter die Intensität oder Spannung der E, der 
nicht merklich vermindert werden möchte, so wird die Endr 
der Säule, wenn sie an einem isolirten Handgriffe von de 
abgenommen wird, dem Elektrometer dieselbe Divergenz ui 
theilen, als so lange sie noch mit der Säule in Verbindung su 
zum Beweise, dafs die E., wenn gleich durch die Thatigkei: 
Säule hervorgerufen, doch nunmehr unabhängig von dieser Th 
tigkeit für sich fortbesteht, und sich also die Volta’sche S 
in dieser Hinsicht ganz verschieden von einem Magnete ver 
bei welchem ein Fragment, von dem einen oder andem ka 
abgetrennt, nicht die einseitige nördliche oder südliche Po! 
beibehält, sondern als ein neuer, jedoch viel schwächere: 
gnet mit beiden Polen auftritt 1. 

Die freie el. Polarität.schränkt sich nicht blofs auf die e 
platten ein, sondern sie erstreckt sich von da aus, jedoch d 
nehmend, in beiden Hälften nach der Mitte der Säule z0, 
ein () oder Indifferenzpunct sich befindet, welchen die uch 
Säule im eigentlichen Sinn in zwei Hälften von entgegengestiz 
freier el. Spannung theilt, wovon die eine Hälfte durchaus p 
sitiv, die andere durchaus negativ ist, gerade so wie ein Lg 
tudinal - Magnet in seinen zwei Hälften die entgegengeset 
Magnetismen zeigt, wobei jedoch die el. Intensitäten in den 3 
den Hälften nach dem Indifferenzpuncte zu nach einem wéi 
Gesetze abnehmen, als bei dem Magnete. Um diese Abu 
und ihr Gesetz genauer übersehen zu können, wollen wir «a 
eine Zink-Kupfersäule vorstellen, und auch hier den el. $ 
nungsunterschied dieser beiden Metalle als Einheit zum Gru 


1 Vgl. Pfaff in Schw. J. X. 189, 





verstärkter, Voltaismus | 833 


t Die Quantitäten der negativen und positiven Elektrici- 

ı der isolirten Säule bilden dann in Beziehung auf dieses 
daa zwei arithmetische Progressionen, in deren jeder 
‚s-rchied zwischen zwei auf einander folgenden Gliedern -. 
Jet seyn wird. Ist die Anzahl der Platten gerade, so 
toa die Intensität des negativen Pols an der Kupferplatte, 
‚man die Zahl der Platten durch 4 dividirt, und den Quo- 
nmt dem — Zeichen versieht; dieselbe Zahl mit dem Zei- 
+ zubt den gleichen positiven Pol. Diese beiden äulsersten 
r befinden sich in zwei gleichen und entgegengesetzten 
Sep, und derselbe Fall wird je für zwei Platten , die sich 
Lie Entfernung von den Extremen befinden, statt haben. 
»Mne der Säule werden eich zwei Platten auf O befinden. 
"ze der beiden Progressionen,, der negativen und posi- 
t vd stets O seyn. So wird also unter obiger Voraussetzung 
«u Saule von 6 Plattenpaaren oder 12 Platten, die el. In- 


2! der beiden Endplatten durch die Zahlen + = = +3 


= — 3 ansgedrückt werden, und folgende Reihe von 


Gomm el, Zustand der Platten darstellen.: 

-3—2 — 1; — 1—0; +0 +1; H142; +243 
it die Anzahl der Platten ungerade, so wird man den 
Ki der ersten Platte von der negativen Seite ausgegan- 
urn, wenn man erst den Aren Theil der Platten mit 
w.ören Zeichen nimmt, und die Einheit, dividirt durch 
“Anzahl der Platten, hinzufügt. Alles übrige gilt auch 
'<!.eiche Weise, wie im ersten Falle. So wird man also 
L.: Platten die negative Spannung der ersten Kupferplatte 
= — B, und den el. Zustand der übrigen Platten 
>: ende Progression dargestellt erhalten : 

25 5 

"37-3, ++ +7 +7: 

1 alen Fällen werden die Platten, die durch die feuchten 
"Tn einander getrennt sind, die gleiche el. Spannung ha- 
` Jorge man von den schwachen elektromotorischen Wir- l 
v't dieser letzteren selbst abstrahirt. 

Js Richtiskeit dieser arithmetischen Darstellung läfst sich 
': öhnliche elektroskopische Versuche nur im Allgemei- 
-H Ggg 


"834 i Galvanismus, 


~N 


nen und annähernd nachweisen, insofern diese Versuche bl 
zeigen, dafs wenn man bei, einer vollkommen isolisten Sa 
von 200 bis 300 Plattenpaaren das Elektrometer von der ob 
sten oder untersten Endplatte aus nach der Reihe mit den ni 
innen zu liegenden Platten in Verbindung setzt, die Spann 
gen sehr allmälıg und gleichförmig von beiden Seiten aus aboe 
men, die aber bald so "schwach werden, dafs auch das empf 
lichste Elektrometer bei dem 20sten bis 30sten Plattenpaare, v 
der Mitte ausgegangen, keine merkliche Spur von freier Spa 
nung mehr anzeigt, diese Richtigkeit ergiebt sich aber fol 
recht aus dem Satze, dafs die Spannungen der auf einand 
genden Plattenpaare in aritlımetischer Ordnung wachsen, as 
welcher mit Nothwendigkeit aus der Volta’ schen Theorie f 

und den auch die weiter unten zu beschreibenden Versuche 
dem Condensator so scharf beweisen, als überhaupt unser 
E. messenden instrumente auf dem jetzigen Stahdpungte t 
vergleichbare Malse für freie el. Spannungen zu geben im A 


de sind. 





















Elektroskopische Verhältnisse der einsei 
abgeleiteten Säule. 


70. Sind die beiden Pole einer vollkommen isolirten 
ta’schen Säule mit zwei Goldblattelektrometern verbunden, 
che in diesem Falle gleiche el. Spannung, das eine positiw 
andere negative, zeigen, und berührt man den einen Pd 
tend mit dem Finger, so sinkt seine Spannung augenbli 
auf O herab und die Spannung des andern steigt auf da 
pelte der ursprünglichen, und erreicht das Maximum, d 
sie überhaupt fähig ist. Da sich ein Strohhalm.- oder 
blattelektrometer wenigstens für gewisse Grade leicht 
guliren läfst 1, dals man die Spannungen, die es anzeigt, 
gldichungsweise in Zahlenwerthen genau angeben kan. 
gilt diese Behauptung der Verdoppelung nicht blols ak 
gerung aus andern Versuchen, namentlich mit dem 
sator, sondern findet ihre Bestätigung in den Ve 
selbst, jedoch nur unter der Bedingung, dafs die leitendr 
fläche der Elektrometer gegen die der Platten nicht 
in Betracht kommt. Von dem abgeleitet berührten End $ 


1 S. Flektrometer. 


verstärkter, Voltaismus. - 835 


ausgegangen befolgen die Spannungen in einer solchen 
va Kupfer und Zink unter obiger Voraussetzung, dafs 
$:mungsunterschied zwischen Zink und Kupfer in der Be- 
== | gesetzt werde, eine arithmetische Progrission, 
„nk die nalürliche Folge der Zahlen dargestellt wird, 
x der Spannungsunterschied je zweier in unmittelbarer Be- 
"z: befindlicher Platten — 1, und die Spannungen der je 
seinen feuchten Leiter zunächst von einander getrennten 
"men Platten gleichartig und gleich grols sind, und zwar ` 
Kr Spannungen durchaus positiv, wenn der negative Pol ab- 
x lerührt worden ist, negativ dagegen bei ableitender Be- 
r-z des positiven Pols; das für eine aus 6 Plattenpaaren be- 
r», isoliste Säule oben angegebene Schema verändert sich 
Le beiden Falle in nachfolgendes: 
+1 +2; +2 +38; +3 +4 +4445, +5 +6, 
11-23; — 2 — 3; —3 — 4; — 4 - 5 —5—6 
tde Säulen "sind im strengsten Sinne unipolar. Die Di- 
ra Ier Goldblättchen oder Strohhälmchen, die in dem Au- 
wte der ableitenden Berührung des entgegengesetzten Pols 
re Doppelte verstärkt worden war, behauptet sich in die- 
Sie, ohne weiter zuzunehmen, so lange die Säule über- 
Pech wirksam ist, was mehrere Tage hindurch statt finden 
A ` 
Amt man den ableitenden Draht, der mit dem einen 
Rum Pole in Verbindung stand, ab, und läfst so die 
Keser i im Zustande der Isolirung,. so bleibt sie dennoch 
kan Leit in demjenigen Zustande der Spannung, in wel- 
t «e durch das vorige Verfahren gebracht wurde, und nur 
W, iehrt sie in ihren ursprünglichen Zustand doppelter Po- 
E truck, in so fern in dem Verhältnisse, in welchem die 
E "mm Pole, an welchem die Anhäufung statt fand, sinkt, 

di ‚engesetzte ellmälig wieder an den’ andern Pole zum 
--n kommt, bis auf beiden Seiten wieder vollkommene 
kait und an jedem Pole die Hälfte der durch die Ablei- 
lr einem einzelnen Pole hervorgerufen gewesenen Inten- 
tt fndet. Es bedarf kaum der Erinnerung, dafs alle diese 
"esur unter der Bedingung der möglichst vollkommenen und 
Achen Isolirung beider Pole statt finden, und nur durch 
— U 
! Val Enas in G. VIII.“ 208. ` 

Ggg 2 








836 Galvanismus, 


sehr empfindliche und genau vergleichbare Elektrometer cons- 
tirt werden können. Wenn man die Qualität der E. des mit dea 
einen Pole verbundenen Elektrometers, während der anim 
Pol ableitend berührt wird, auf die gewöhnliche Weise dan 
eine angenäherte geriebene Siegellackstange oder Glasröhre ax 
.tersuchen will, so erhält man gerade das entgegengesetzte he 
sultat von demjenigen, was man nach der angeführten Auseinn 
derseizung erwarten sollte oder die Pole scheinen gerade A 
entgegengesetzte E. von derjenigen, die alle sonstige Versuh 
an ihnen offenbaren, zu besitzen. Die durch den positiven N 
diversirenden Strohhälmchen oder Goldblättchen, statt d | 
Annäherung der Glasröhre in ihrer Divergenz ar 
men vielmehr darin ab, und erst wenn die Glasröhre noch wë 
ter genähert wird, tritt eine abermalige stärkere Divergent: a 
Eben so verhält sich die Sache mit dem, mit dem negativen WM 
in Verbindung stehenden, Elektrometer bei Annäherung A 
geriebenen Siegellackstange. Wird dagegen derselbe Ve 
mit dem Elektrometer angestellt, nachdem dasselbe aulser Be 
rührung mit den Polen der Säule gebracht worden, so ve 
sich alles der gewöhnlichen Regel gemäls, d. h. die durch éi 
positiven Pol zur Divergenz gebrachten Goldblättchen oder Su 
hälmchen nehmen nunmehro bei Annäherung der gerie 
Glassöhre an Divergenz zu, und eben so die durch den ag 
gengesetzten Pol divergirenden durch Annäherung der gett 
nen Siegellackstange. Diese von mir beobachtete Anocua 
welche ich eben darum ein el. Paradoxon nannte 1, erklins 
auf folgende Weise. Da nämlich die Säule an dem entges 
setzten Ende mit dem Erdboden in Verbindung steht, so widi 
wenn das Elektrometer mit dem positiven Pole communicin, 
positive E. der Glasröhre nach dem gewöhnlichen Gesetze 
Anziehung von negativer E. aus dem Erdboden längs der ga 
Säule, wodurch die Spannung des positiven Pols und die D: 
genz des Elektrometers vermindert werden muls, weg 
man dann auch eine Art von Schwanken in dem Elektro 
wahrnimmt, indem die Säule immer wieder ihre vorige S 
nung herzustellen strebt; nähert man aber dann die Gb 
immer mehr, so nimmt die Vertheilung immer mehr zu; 


aus dem () der Säule und des Elektrometers selbst durch A 
















4 Schw. DI. 3867, . 


U 


verstärkter. Voltaismus. 837 


keng des — frei gemachte und zurückgetriebene positive E. ist 
dann wegen der näheren und stärkeren Einwirkung gezwungen, 
Suen Weg auch abwärts durch die Goldblättchen selbst zu neh- 
men, und indem sie sich nach unten’ zu in ihnen anhäuft, bringt. 
ss neue Divergenz hervor. Wird hingegen derselbe Versuch 
mit dem Elektrometer angestellt, nachsem es aufser Verbindung 
nit der Säule gebracht worden ist, so muls nothwendig das 
deinste Quantum von +, das durch Anziehung des — aus dem 
) des Elektrometers durch die angenäherte Glasröhre frei ge- 
zacht wird, zu dem schon in dem Goldblättchen vorhandenen 
Sien + hinzukommen, und die repulsive Wirkung desselben, 
»d damit die Divergenz der Goldblättchen auf die gewöhnliche 
Weise vermehren. Alles dieses findet auf gleiche Weise nur 
ait veränderten "Zeichen seine Anwendung auf den negativen 
Kl Eine Volta’sche Säule äufsert bei ableitender Berührung 
bs einen oder andern Pols selbst eine merkliche Wirkung auf 
In Elektrometer, wenn dasselbe auch nicht unmittelbar mit dem 
ndern Pole in Verbindung gesetzt wird, sondern nur auf einem 
ırd demselben Tische mit der Säule steht. G. Bısouorr hat 
sele Versuche 1 über den Einfluls, welchen verschiedene Um- 
tande hierbei ausüben, angestellt; die von ihm beobachteten 
'zscheinungen erklären sich im Allgemeinen befriedigend nach 
en bekannten Gesetzen der el. Vertheilung, und liefern zu- 
Ei sehr entscheidende Beweise für das nicht unbedeutende 
titangsvermögen des Glases für E., worin es Seide, Siegellack. 
bd Harz weit übertrifft, obschon auch diese in seinen Versu- 
kon als relative Leiter sich zeigten. Der auffallendste Versuch 
hr, dafs wenn Bıscuorr mit seinem Finger den Kupferpol ei- 
W Säule berührte, während der Zinkpol isolirt war, das 
»ldblättchen eines Bohnenberger’schen Elektwrometers die E, 
ts ableitend berührten Pols zeigte, ohngeachtet er in keiner 
dern Verbindung, als durch den Fulsboden mit dem Tische 
M dem Elektrometer stand. Die Bewegung des Goldblättchens 
kh dem positiven Pole der kleinen trockenen Säule erfolgte 
fat dann noch, wenn eine andere Person, sie mochte stehen, 
v sie wollte, den Kupferpol berührte. Auch war kein Unter- 
hied zu bemerken, ob der Zinkpol isolirt war, oder nicht. 
ieser Versuch steht in einem scheinbaren Widerspruche mit 


———— — . 
1 Schw. N. R. v. 251. 


838 . Galvanismus, 


der von Biscuorr In seinen Folgerungen aufgestellten, und 

einem späteren Aufsatza* wiederholten, Behauptung, dals d 

blofse Berührung eines Pols der Säule mit dem Finger em ind 
Nähe stehendes Elektrometer die gleiche Elektricität des Pal 
erhalte, Denn da im obigen Falle beide Pole zugleich beril 
seyn müssen, wenn nämlich der Zinkpol nicht isolirt war, s 
mufsten beide Elektricitäten zugleich in dem Elektrometer al 
treten; es konnte also weder die eine noch die andere zeie 
Der Grund, dafs demungeachtet das Elektrometer nur die E. 
Kupferpols zeigte, lag darin, dafs der negative Pol der 
wandten Säule viel stärker war als der positive, indem Bıscue 
eigentlich mit zwei Säulen experimentirte, die zwar mit ein: 
zusammenhingen, und somit eine einzige Säule bildeten, 
so wenig isolirt waren, dafs man jede als eine eigene Säule 
trachten konnte, deren unteres Ende durch eine Glasplatte nur 
vollkommen isolirt sich merklich aufO befand, während daso 
Ende allein wirklich isolirt war, Nun hatte die eine Säule v: 
123 Plattenpagren an ihrem oberen Ende den Kupferpol, 
andere nur von 39 Plattenpaaren an ihrem oberen Ende denZ; 
pol, folglich mulste, unter diesen besonderen Umständen, | 
negative Pol jedesmal das Uebergewicht äufsern. Es leidet e 
keinen Zweifel, dafs jene mit der E, des berührten, und éi 
mit abgeleiteten, Pols »leiche E. des Goldblättchens vore 
einer Zuleitung der abgeleiteten E, zu demselben durch in 
menschlichen Kärper, den Tisch, auf welchem das Elektrone: 
stand, und das gläserne Gehäuse des Elektrometers, dəs m 
ein sehr unvollkammener Isolator ist, abhing, Enuas e 
, indefa unter ähnlichen Umständen ein entgegengegetztes Res 
itat erhalten haben 2, Er isolirte ein äußerst feines Elektrom 
auf das vollkommenste, stellte es in einer Entfernung von ; i 
8 Fufs einer gut isolirten kräftigen Säule von 300 Plattenps 
gegenüber, und gab demselben eine positive Divergenz. 
oft er nun den + Pol der Säule berührte, fiel das Elektro 
etwas zusammen, und divergirte wieder etwas stärker, wenn 
den — Pol berührte, War die Säule sehr thätig, so wurde 
Elektrometer affıcirt, wenn man demselben auch gar keine Di 
genz vorher mitgetheilt hatte, Eaman erklärt sich diese Wi 

























1 Xastner’s Archiv IV. 79. 
3 G. XL 97. and 163. 





verstärkter. Voltaismu. 889 


w daraus, dals der isolirte Pol, desser E. dureh die ableitende 
king des andern gesteigert worden ist, einen Theil seiner 
2 die Luft absetzey wodurch also das Elektrometer gerade 
‚ eetiegengesetzte E. des abgeleiteten 'Tols erhalten müsse. 
e Widerspruch zwischen zwei sonst genauen Beobachtern 
h irch weitere Versuche aufgeklärt werden. Indessen ist es 
= wohl begreiflich,, wie der isolirte Pol, in dem Augenblik- 
‚cs der andere Pol ableitend berührt wird, auf eine Ent- 
si von 7 bis 8 Fuls durch die Luft hindurch, hinlänglich 
wt es nun durch Mittheilung oder durch Vertheilung 
ar 1ëeut setzen könne, um auch das empfindlichste Elek- 
et merklich zu afficiren , während allerdings durch Zulei- 
s mch den menschlichen Körper, den Tisch u, s. w. von dem 
texen Pole aus eine hinlänglich starke Mittheilung, um das 
‚.ndliche Bohnenberger’sche Elektrometer zu afficiren, sich 
iu "en läfst. 

""astman bei eineran dem einen. Ende ableitend berühr- 


‘de, die nunmehro durch ihre ganze Länge in continuirli- - 


J von dem Maximum von Spannung an dem einen 
zm D an dem andern nur die eine oder dæ andere von 
uden E. hat, in der Mitte eine gleiche Ableitung, wie 

~ra dem Ende, an, so sinkt das Maximum an dem einen 

-xí die Hälfte herab, das Null des andern steigt dagegen 

- it entgegengesetzten E. bis zur selbigen Stärke, auf wel- 

"Maximum am andern Ende so eben zurück kam, und 

' „elle der jetzigen Ableitung verschwindet alles + E 

'"-E, und sie wird selbst zum Nullpunct. Kurz die Säule 

"12 ihren ursprünglichen Zustand alg isolirte und nirgend 

ri sewesepe zurück, 

Maa bringe die Ableitung an irgend einem andern beliebi- 

n Ioacte der isolirten Säule an, immer wird die Stelle der 

ang D werden, in welchem Zustande sich auch die Säule 

tden: mag, und die Intensitäten der einander entgegengesetz- 

"T hrelektricitäten der auf diese \Veise auch auf das Ungleich- 

"&;etheilten, sich gegenüberliegenden, Hälften werden sich 

bm einander direct verhalten, wie die genannten beiden 

ue der Säule bestimmt durch die Zahl der diese bildenden 
er cenen Plattenpagre. Bei einer Batterie von 100 Platten- 
ern und einer Ableitung bei 33 von unten her, wo der Ku- 

Ed sich befindet, wird das + E om Zinkende sich zu dem 


` 








840 Galvanismus, 


nur wie Fortsetzungen verhalten, indem ihre Plattenpa 


Fig. 
124. 





— E am Kupferende merklich verhalten wie 2:1, und es wird 
überhaupt jeder der beiden Theile genau übereinstimmen ma 
einer für sich bestehenden Säule von gleicher Aufeinanderfoler 
der Plattenpaare und gleicher Anzahl derselben, die an den 
gleichen Ende ableitend berlihrt worden wären. 

Man nehme zwei vollkommen isolirte Säulen, jede von 100 
Zinkkupferplatten in den Versuch, Man verbinde das + Ende 
der einen mit dem — Ende desandern. Plus und Minus v 
schwinden hier, völlige Indifferenz tritt ein, aber das — E 
der ersten wie das + Ende der zweiten Säule nimmt an Sp 
zu, und kommt für jede auf das Doppelte; beide. Säulen bil 
eine, ihre 4 Pole sind \reducirt auf zwei von doppelter Stä 
die beiden Nullpuncte auf einen, der an die correspondire 
Grenze der beiden verbundenen Säulen tritt. Man sieht lei 
ein, dafs die beiden Säulen sich in Beziehung auf einand 























nach demselben Schema auf einander folgen, und dafs e 
darum auch ihre Pole nun die doppelte Intensität haben müssen, 
da die Anzahl der Plattenpaare die doppelte geworden ist. V: 

Goldblattelektrometer, welche mit den 4 Polen verbunden 
ren, machen die beschriebene Veränderung im Augenblicke, 
die beiden Säulen mit zwei entgegengesetzten Polen commos 
ciren, sichtbar. Auf gleiche Weise lassen sich drei solcher 
sich bestehender Säulen zu Einer verbinden, die statt 6 P 
von einfacher Stärke, zwei von dreifacher und statt dre 
Nullpuncte einen in der Mitte der zweiten Säule hat. Man ï 
sieht leicht, wie die Verbindung von vier und überhaupt jed 
beliebigen Zahl solcher Säulen ausfallen müsse, immer ist s 
das Aequivalent einer einzigen Säule mit einer Anzahl von P 
tenpaaren, die gleich ist der Summe aller Plattenpaare der 
bundenen Säulen. Eine entgegengesetzte Wirkung auf 
Spannung einer Volta’schen Säule hat die Combination d 
ben mit einer andern an ihren gleichnamigen Polen, oder & 
Vereinigung zweier Säulen, deren Platten von dem Orte è 
Verbindung ausgegangen, nach beiden Seiten in glei 
Ordnung auf einander folgen: wenn z. B. die beiden Säulen 
und B nach demselben Schema aufgebauet sind, und entwei 
an ihrer unteren negativen, oder an ihren oberen por 
Polen durch einen Metallstreifen mit einander verbunden werd 
den, aber sonst-vollkommen isolirt sind. In diesem Falle ep) 


verstärkter. Voltaismus 841 


Ze beiden Säulen nach der allgemeinen Regel auf einander, 
ve beiden mit einander zusammenstofsenden Pole sich je- 
„u miteinander ansgleichen, dafs um den halben Unter- 
d der Spannnng beider Pole die Spannung an dem einen 
keren Pole wächst, und an dem andern, dem stärkern, 
er. und in demselben Verhältnisse auch die Spannung an 
r.sıengesetsten Polen beider Säulen, aber im umgekehr- 
e, abnimmt und zunimmt, so dafs also der Spannungs- 
med der Pole jeder einzelnen Säule seiner Gröfse nach 
nien bleibt, wenn gleich auf diese Weise in ganz ver- 
een el. Werthen darstellbar, und der Spannungsunter- 
x èr Endpole der ganzen, aus dem Zusammenstolsen ent- | 
b een Saule gerade eben so grols ist, als der Spannungs- 
enal der Pole einer Säule, welche übrig bleibt, wenn 
t-e der ganzen Anzahl der Plattenpaare die Anzahl derje- 
®«neht, deren Platten, wenn sie in einer Richtung ver- 
rien, im entgegengesetzten Sinne auf einander folgen. 
: =x Weise lassen sich mit Hülle einer Ableitung an irgend 
rk, welche auch bei solchen Säulen ganz nach den 
: zwickelten Gesetzen wirkt, Säulen darstellen, die an 
r: "aden positiv oder an beiden Enden negativ, oder auch 
zi, und es gilt hier vorläufig die Regel, dafs, von wel- 
r 37 die Spannungen der Endpole auch seyn mögen, die 
22 Rücksicht auf diejenigen Wirkungen, bei welchen 
rar die Spannung, und so weit diese in Betracht 
=! umentlich bei der Ladung von Batterieen, sich ganz 
alten, insbesondere gleich starke Ladungen von Dat, ` 
e „erbringen, wenn derSpannungsunterschird ihrer Pole 
“st, in welchen besondern el, Werthen dieser Span- 
"„terschied auch auftreten möge, Rırrea hat sehr viele 
æe leher Volta’scher Säulen graphisch dargestellt. Zur 
"mng mögen hier einige dienen. Es sey eine Säule aus ` 
'stenpaaren in 4 einzelnen besonderen Säulen, jede von 122 | 
‚Fattenpaaren, neben einander aufgeführt. Der Spannungs- 
M bei der Pole jeder einzelnen Säule werde 1 genannt, 
"a die Säulen so mit einander vereinigt, wie es die Figur ` 
SH, und sind sie vollkommen isolirt, so wird, wenn vor" 
Terinigang- jede einzelne Säule an dem obern Ende +4 
— 


I6.XIV. 30, Anm. 


+‘ 


Fig 
1%. 





842 Galvanismus, 


und an dem unteren Ende — $ hatte, Indern von unten nachoka 
sämmtliche Säulen so aufgebaut wurden, dafs die Zinkph 
auf den Kupferplatten lagen, nach der Vereinigung der bei 
ersten Säulen mit ihren ungleichnamigen Polen die pw 
Spannung auf + 1, die negative auf — 1, nach der Ver 
gung mit der Aren Säule auf + 14 und — i$, und nach 
Vereinigung mit der Aen auf. +2 und — 2 für alle 4% 
die nınmehro ein Ganzes bilden, gestiegen seyn. Berühn 
in diesem Falle das positive Ende ableitend und bringt es 91 
herab, so steigt das negative Ende auf das Maximum na 
auf — 4, das Doppelte der früheren, umgekehrt bei ableıt 
Berührung des negativen Pols h, der seinerseits dadurch 
gebracht wird, steigt der positive Pol a von -- 2? auf + 4. 
vereinige man aber mit den 3 ersten Säulen, die an ihren 
gegengesetzten Polen mit einander communiciren und so ein 
mologes Ganzes bilden, die Are Säule durch die gleichnan' 
negativen Pole, so werden sich die Pole ausgleichen, der sch 
chere Pol g wird um den halben Unterschied der Spannnn: 
der Pole d.h. um $ wachsen und auf — 1 steigen, der ihm «: 
spondirende Pol h wird nun ebensoviel, also von — $ auf 
ken, dagegen wird der dem Pole f zugehörige Pol e ume 
viel steigen, als dieser in der Ausgleichung mit g gesunken 
also von + 14 auf 2 gehen und der Spannungsunterschid 
Endpole der ganzen vereinigten Säule wird = ? seyn, gam 
selbe wie einer Säule von 300 Plattenpaaren, die übrig! 
wenn man von der Anzahl 600 aller Plattenpaare diejenic* 
Plattenpaare, die in Beziehung auf einander nach einer ent”: 
gesetzten Ordnung gebauet sind , also die der Säule 3 und! 
300 abzieht. Berührt man nun den Draht t ableitend, 
das Ende h +1 und das Ende a +3, aber der Spannun: 
terschied ist unverändert nur durch 4 dargetellt. Ums 
‚verhält sich alles, wenn die Säulen 1 und 2 mit ihren glei: 
migen positiven Polen verbunden wurden, und die Able: 
bei s angebracht ist. In diesem Falle sind beide Pole ne: 
ihr Spannungsunterschied ist aber gleichfalls 2. ` 




























Versuche mit dem Condensator. 


71. Eine andere Methode, die freie el. Spannung 
ganz öftenen, oder wenigstens nur an dem einen Ende able” 
berührten Säule darzustellen, ist durch Hülfe des Condens 


verstärkter. Voltotsmus. 843 


sem Versuchen zeigt sich die Säule schon auffallend als ein 
va unerschöpflicher Quell von E., indem man jeden Con- 
~»: von jeder beliebigen Capacität unter günstigen Umstän- 
-weit laden kann , dals er die el. Intensität der Pole. in | 
.kaltaisse seiner condensirenden Kraft gesteigert darstellt, 
kzachne diese Kraft durch das Verhältnifs n: 1, womit 
ext werden soll, dals die Collectorplatte, wenn die 
xte des Condensators mit dem Erdboden in Verbindung 
rend eine E. von beliebiger Spannung, die aus einem 
‚„plichen Quell dieser Platte zugeführt wird, ohne jedoch 
~ag zu seyn, um durchbrechen zu können, diese Span- 
r tul verstärkt zeigt, wenn die obere Platte aufgehoben 
(m jede eigene galvanische Wirkung der Platten des 
ém mit den Platten der Säule zu beseitigen, bediene. 

A hierbei solcher Condensatoren, deren Platten von Zink 
Ver sind , so dafs mit der Zinkplatte der Säule jedesmal 
Latbtte des Condensators, mit der Kupferplatte die Kup- 
'edesselben in Berührung gebracht wird. Bringt man bei 
Alten Säule den einen Pol mit der Collectorplatte des 

-tors in Verbindung, während die obere Platte dessel- 
end berührt wird, so wächst die Spannung des andern 
'smblicklich , und erreicht in dem Verhältnisse mehr das 
te Maximum , oder steigt auf das Doppelte, in welchem 
watit des Condensators selbst grölser ist; dieser zeigt 
«var schwach geladen. Bringt man dagegen den einen 
Ad Collectorplatte des Condensators , die auf ein passen- 
+ tometer anfgeschraubt ist, und den andern Pol mit der 
hne desselben in Verbindung, so zeigt sich nach auf- 

-tt Vetbindung und Aufhebung der obern Platte des Can- 
in die doppelte Spannung, die der Pol der isolirten Säule 
AJ fär sich hat, und so viel mal gesteigert, als die con- 
 Z—tde Kraft des Condensators ‚beträgt, oder wenn wir die 
pg des Pols m nennen, so zeigt sich jetzt in der Collec- 
zz eine Spannung +2 mn, und eben sa in der aufgeho- 
Platte des Commdensators, an einem correspondirenden Elek- 
"rer geprüft, die Spannung £2Qmn, Es versteht sich von 
1, dafs um diese Versuche mit Genauigkeit anstellen zu 
nun, keine grölsere Säulen als von höchstens {2 Plattenpaa- 
Nssewandt werden dürfen, wenn man noch durch Stroh- 
“zsiektrometer, die mọn unter sich und mit einem Goldblatt- 


844 | Galvanıismus, 


elektrometer vergleichbar machen kann, die Spannungen mes 
will, denn schon mit Condensatoren, deren condensirendes Va 
mögen 60 bis 100fach ist, würde man bei Säulen von 20 bis $ 
Plattenpaaren in obigem Falle Spannungen erhalten, die e 
über die Grenzen des Anschlagens der Strohhälmchen hind 
gehen. . Für solche kleinere Säulen ist die Spannung m, die 
gen ihrer Kleinheit nicht unmittelbar erkennbar ist, dem Ges 
gemäls, dals dieselbe in geradem Verhältnisse mit der Zahl 
Plattenpaare stehe, nach der an einer Säule von 100 Ph 
paaren unmittelbar bestimmten Spannung in Anschlag geb 
Werden die beiden Pole derselben Säule, deren Spannung 
gleichzeitig mit den Collectorplatten zweier Condensatoren, 
ren condensirende Kraft gleichfalls n sey, in Verbindung 
setzt, und berührt man ihre oberen Platten ableitend , so zg 
sich nach Aufhebung dieser Platten nicht die Spannungen ? 
sondern blols mn. Es tritt hier also ganz derselbe Fall e 
ein, den wir bei der Prüfung der el. Spannung eines einze 
Plattenpaars durch den Condensator kennen gelernt haben. A 
beiden Fällen laden die Pole, die sich in dieser Hinsicht dä 
unerschöpflicher Quell von E, von der bestimmten Span 
benehmen, welche sie selbst haben, die Collectorplatte 
Condensators bis zu ihrer vollen Intensität m, in dem d 
Falle aber ist die condensirende Kraft des Condensators, 
die seiner Collectorplatte zugeführte E. m durch ihren glei 
Gegensatz, der aus einem gleichfalls unerschöpflichen Qnell 
springt, gebunden wird, noch einmal so grofs, als wenn: 
E. blofs durch den, aus dem O der Erde zugeführten, Geg 
satz gebunden wird. Nennten wir also die condensirende 
für diesen (Aren Fall n, so wird sie für den ersten Fall ?n, 
folglich müssen auch in jenen Versuchen die gleichen Span 
gen m in dem Verhältnisse von n, und ?n gesteigert en 
‘nen, d, h. in dem ersten Falle zeigt der Condensator mu. 
dem zweiten nur mn i. Wird der eine Pol ableitend be 
so steigt bekanntlich die Spannung àes andern Pols auf das 
pelte = 2 m. Auch in diesem Falle zeigt die Collectorplatte 
Condensators, dessen obere Platte mit dem Erdboden in V 
bindung gesetzt wird, nach dem Aufheben der letzteren ¢ 
Spannung =2mn,. Unter diesen Umständen ist zwar die 
1 Vergi. Jaroza’s Abh. in G. XI. 400 




















verstärkter Voltaismus. 845 


näuende Kraft nur n, aber die el. Intensität des Pols, die 
ne geschwächt zu werden condensirt wird = 2m, also das 
cduct gleichfalls 2 mn. Durch Hülfe des Condensators läfst 
h besonders auffallend das Zunehmen der Spannung der auf ` 
rınder folgenden Plattenpaare in einfacher arithmetischer Pro- 
:ssion anschaulich darstellen. Nennen wir den el. Spannungs- 
terschied zwischen Zink und Kupfer 1, und also für O des 
ıpfers die positive Spannung des Zinks gleichfalls |, und be- 
st dieselbe an einem Strohhalmelektrometer dr Grad, soferne 
a Condensator, welcher 60mal condensirt, sie von 1° zeigt, 
wird sich bei Anwendung eines solchen gehörig regulirten 
'sııhalmelektrometers, dessen Grade (die aber begreiflich nicht 
t den Graden des Kreises; von welchem die Strohhälmchen 
e Radien sind, zusammenfallen können) durch ihre Zahlen- 
erthe die Gröfsen der el. Intensitäten möglichst genau angeben, 
ıd eines Condensators, welcher 60mal condensirt, bei derPrü- 
ng der el. Spannungen der auf einander folgenden Platten, in- 
m die unterste Kupferplatte fortdauernd ableitend berührt, und 
e Platten nach der Reihe -mit der Collectorplatte des Conden- 
tors in leitende Verbindung gebracht werden, die el. Span- 
oa der 2ten Kupferplatte = + 1°, der ?ten Zinkplatte = 4- 2°, 
r Arten Kupferplatte = -}- 2°, der 3ten Zinkplatte = + 3° 
s. f. ergeben, woraus folgt, dafs diese Spannungen ar to ae 
s. í. sind. Wird der Zinkpol ableitend berührt, so zeigen sich 
e negativen Spannungen in gleichem Verhältnisse wachsend. 
an kann auch an einer isolirten Säule unmittelbar das Gesetz 
r Abnahme der Intensitäten in einfacher arithmetischer Pro- 
@ssion von den beiden Polen aus nach der Mitte zu durch den 
odensator darstellen, indem man von beiden Enden aus die 
gleichen Entfernungen von ihnen liegenden respektiven Zink- 
d Aupferplatten,, die eine mit der Collectorplatte, die andere 
t der obern Platte des Condensators in Verbindung brihgt. 
ırch Hülfe eines kräftigen Condensators kann man selbst aus 
alen von geringer Anzahl ton Platten hinlänglich starke Zei- 
ep von E. erhalten, um sie bei hellem Tage in sichtlichen 
Sen hervorbrechen zu sehen. | 


Unvollkommen geschlossene Säulen. 
73. Der dritte Zustand, in welchem die elektroskopischen . 
"haltnisse der Säule betrachtet werden können, ist derjenige 








836 | Galvanismus, 


der unvolllommerten oder vollkommenen Schliefsung derse 
. durch einen Leiter. Eine unvollkommene Schliefsung der Sé 
findet durch unvollkommene Leiter, wohin alle Flüssiske 
oder galvanische Leiter der 2ten Classe gehören , eine eck 
mene durch Metalle statt, welche die beiden Pole mit ein: 
verbinden. Verbindet man die beiden Pole einer isolirten Yé 
ta’schen Säule, die aus einer hinlänglichen Anzahl von Ph 
paaren (wenigstens hundert) besteht, um die Blättchen neid 
net’schen Elektrometers zu einer merklichen Divergenz zu bid 
gen, durch eine zwischen ihnen ausgespannte, gut befen 
hanfene Schnur, entladet die Säule dorch einen Metalldraht, $ 
bringt denselben gleichzeitig aulser Berührung mit den bái 
Polen, so werden die Goldblättchen der Elektrometer, 
mit den beiden Polen in Berührung sind, und die "während di 
Entladung zusammengefallen waren, in sehr kurzer Zeit wie 
aus einander gehen, und bald ihre vorige Divergenz anne 
so dals also die Säule durch die hanfene Schnur so gut wie 
nicht entladen scheint. Berührt man nun den Theil der $ 
welcher dem negativen Pole zunächst liegt, so wird die Dive 
genz des mit dem + Pole verbundenen Elektrometers 
men, und ihr mögliches Maximum, d. h. das Doppelte von äi 
Spannung, welche der Pol der isolirten Säule hat, zeigen, 
in dem Falle,-wenn man bei dieser den — Pol unmittelbwie., 
rührt, zugleich wird das mit dem — Pole verbundene H 
meter seine Divergenz gänzlich verloren "haben. Berühn 
hingegen den Theil der Schnur, welcher dem +-Pol näher 
so steigt auf gleiche Weise die. Spannung am — Pole al 
mögliches Maximum, und der 4 Pol sinkt auf O. In der? 
. der Schnur giebt es einen Punct, den man berühren kann, 
dafs die Spannung weder an dem einen, noch an dem ani 
Pole zu- oder ahnimmt. Die Schnur hat also selbst zwa 
lare Hälften und einen Indifferenzpunct, was man auch 
weiter daran erkennt, dafs, wenn man die beiden Elektro 
an der Schnur.nach der Mitte hinführt, erstere fortdauernd. 
des mit der seinem Pole angehörigen E., divergiren, jedoch 
abnehmender Intensität, so wie man sich der Mitte mehr ne 
wo sie für jedes =() wird. Nimmt man die Schnur kürzer 
länger, so findet immer das nämliche Phänomen statt, nur 
ändern sich die Verhältnisse der polaren Theile unter sich. 
Ein ganz ähnliches Verhalten zeigt auch jede Waat 






















verstärkter. Voltaismus. 847 


- welche die Verbindung zwischen den Polen gemacht wird, 

eer Hinsicht haben besonders Enman’s Versuche ei- 

üe Theorie der Säule interessante Resultate geliefert 3. 
~ Glassöhre, welche zum Gasapparate bestimmt war, wur- Fig. 
ader Lampe drei Röhrchen als Tubulaturen amgeblasen, ! 
: ane E. gerade in der Mitte, die beiden andern C und D 
"ep Abstande von den Enden der Röhre sich befanden, 
re wurde mit Brunnenwasser angefüllt, wad zwei Pla- 
"+s hineingesteckt, dals die Spitzen derselben 6 Z. von 
è: entfernt standen. Diese Drähte wurden mit den Polen 
-t wirksamen Batterie von 200 Plattenpaaren verbunden, 
"eich an jedem Drahte ein hinlänglich empfindliches 
'<ueltrometer angebracht. Die Gaserzeugung war wenig 
<. zd die Elektrometer zeigten beinahe dieselbe Diver- 
-wenu sie mit den volle isolirten Polen in Verbindung 
Bei der Berührung des Wassers mit dem Drahte im 
+C, welcher dem positiven Pole A zunächst war (im 
geht, ohne Zweifel durch einen Druckfehler, mit ei- 
-d isolirten Drahte) vermehrte sich augenblicklich die 
u des Elektrometers an B, beinahe eben so stärk, als 
za den Pol A selbst berührt. Eine Berührung des Was- 
=lıbulus D, welcher an den negativen Pol B angrenzte, 
See Llektrometer in B alle Divergenz, und erhöhte in 
“zVerhaltnisse die Divergenz an A, Berührte man aber 
drei ınittelsten Tubulus E, welcher von den beiden 
ten gleich weit abstand, so war an keinem der bei- 
'<.tsmeter eine Spur von vermehrter oder verminderter 
"e zu bemerken. Diese polare Vertheilung der E. in 
'zersanle, vermöge welcher die eine Hälfte +, die an- 
~e. it, zeigt sich auch noch als dieselbe, wenn man 
ve nach ; in die Wassersäule Drähte hineinbringt, welche Fig. 
ehr gebogen mit dem einen Schenkel aus den Tubula- 129. 
Lompen, Jeder dieser Drähte zeigt chemische Polari- 

«die beiden chemischen Pole, und zwar an dem Ende, 

“a em Polardrahte gerade gegenüber steht, den entgegen 

=n chemisch - el. Pol, an dem abgewandten den gleichna- 

a. aod in der Mitte eine indifferente Zone, so dals sich 
*aDrahre A aus, welcher mit dem + Pole in Verbindung 
— 

LOW f. u. X, A 


wë 


848 ‚Galvanismus, 





steht, die chemischen Pole so auf einander folgen: (dg 
des Drahtes A; Gaspol — indifferente Zone — Oxydpol; r 
pol — indifferente Zone — Oxydpol; Gaspol des Drahtes 
welcher mit dem — Pole in Verbindung steht. Das avs 
Apparate hervorragende Ende jedes Metalldrahts wurde Sr 
trometer geprüft, und es fand sich, dafs C, als dem posti 
Polardrahte der Bätterie näher, auch positive Diversa A 
und D, als dein negativen Polardrahte zu liegend, das Ee 
meter negativ afficirte. Hier erfolgte also die Entwicklang 
Wasserstoftgases an dem Theile eines Drahtes, welcher 
freie LE zeigte, und das Ende eines Drahtes, welches 
— el. war, verhielt sich wie ein + el. Polardraht. Min 
aus dıesen und vielen andern ähnlichen Versuchen, welche 
man in seiner Abhandlung beschreibt, dafs man die el - 
sche Polarisirung der Drähte wohl zu unterscheiden hat vos 
mit freier Spannung begabten E., welche noch nebenhaf 
ihnen auftreten kann, oder die in Strömung begriffen EY 
der elektroskopischen, welche als solche sich in Ruhe be 
Je geringer die Leitungsfähigkeit des flüssigen Leiten 
welcher die beiden Pole der Säule mit einander verbindt, 
so mehr kommt die freie el, Spannung derjenigen nahe, 
sie im vollkommen isolirten und ganz offenen Zustande det 
zeigen, je grölser diese Leitungsfähigkeit ist, um so melt 
diese Divergenz. Alle Uinstände, von welchen das 
der Leitung in dem flüssigen Leiter abhängt, werden al» 
ihren Einfluls ausüben. Da die Leitungsfähigkeit des W 
wie eines jeden flüssigen Leiters, im umgekehrten Ve 
der Ausdehnung der Länge nach, und im geraden Verkl 
des Durchmessers der Säule der Flüssigkeit steht, die sich 
schen den Puncten befindet, von deren einem die E. zum 
dern geleitet werden soll, so begreift man, dafs die Nahe 
Entfernung der Polardrähte in derselben Gasentbinduns: 
den grölsten Einfluls auf die freie Spannung der Pole 
muffs. In einer Röhre von $ bis 4 Z. Durchmesser ist eine 
fernung der Drähte von 12 Z. schon hinreichend, die gan:t 
tensität der Pole herzustellen, die aber allmälig abnimal 
wie sie einander genähert werden, und auf O herabsinkt, 
sie eine oder ein Paarl.inien von einander abstehen. Ist də; 
die Glasröhre einige Zolle weit, so ist selbst bei einer Ec 
nung von 12 Z. und darüber, keine Divergenz der mit den [v 
















` verstärkter. Voltais mus. 849 


m verbunderten Goldblättchen mehr zu bemerken, Dafs bei 
licher Länge und gleichem Durchschnitte der flüssigen Säule 
e verschiedene Leitungsfähigkeit der Flüssigkeit von einem 
en so grofsen Einflusse seyn müsse, versteht sich von selbst. 
‚isohrt auch die dünnste Schicht von Oel die Verlindung der 
iden Pole vollkommien, und bei der gröfstmöglichen Annä- 
rung der im Oel angebrachten Polardrähte, ohne dafs es zur 
irklichen Berührung kommt, erhält sich wenigstens bei Säu- 
a von 100 bis 200 Plattenpaaren die el. Intensität der Pole un- 
schwächt... Alkohol verhält sich in diesen Versuchen als ein 
wa (mal so schlechter Leiter wie destillirtes Wasser. Merk- 
ürdig ist die so auffallende Vermehrung des Leitungsvermd- 
ns des Wassers durch einen sehr kleinen Zusatz eines Salzes, 
‚B. von Kochsalz. So sah Erman in einem Falle, wo beim 
bstande von 8 Z. der Polardrähte von Platin bei einer Säule 
m 200 Plattenpaaren im reinsten destillirten Wasser die Elektro- 
eter die ungeschwächte Intensität der Pole zeigten, diese au- 
nhlicklich auf O herabsinken, und den Gasstrom der Platin- 
ahte wenigstens auf das Öfache verstärkt, als er nur 6—8 
roplen einer schwachen Auflösung von Kochsalz zu der Unze 
aser, die sich in der Gasröhre befand, hinzutröpfelte. Wenn 
er such in solchen Fällen, wo gut leitende Flüssigkeiten in 
er geringen Ausdehnung in der Gasentbindungsröhre ange- 
ndt werden, die freie el, Spannung, so weit sie durch die 
sphndlichsten Elektrometer noch erkennbar ist, gänzlich auf- 
loben wird, so ist darum die Säule an ihren Polea doch nie 
nzlich auf O gesunken, wenn die E, der Flüssigkeit durch 
ke Drähte zugeführt wird, denn man wird jedesmal durch 
n Condensator nach dem oben angegebenen Verfahren, indem 
n die Collectorplatte mit dem einen Polardrahte und die obere 
tte des Condensators mit dem andern Polardrahte in Berührung 
ngt, noch einen sehr merklichen Rückstand von freier E. an 
{Polen wahrnehmen , welcher nach Verschiedenheit des Lei- 
ermägens der Flüssigkeiten sehr verschieden ansfällt, und 
zum Mafsstabe dieses Leitungsvermögens dienen kann. 

Verbindet man nach JãceR 2 jeden Pol einer Säule leitend ` 
m Erdboden , so ladet jeder (immer in einem besondern 
che) den an ihm angebrachten Condensator, während die 


6. X. 3. 
G. XII 407. 7 


24. Hhh 





850 Galvanıismus. 


obere Platte desselben mit dem Erdhoden in Verbindung stel 
mit seiner eigenthümlichen E., ihre Intensität ist aber nur A 
halben Maximum gleich, mit welchem derselbe Condens‘ 
unter den dazu erforderlichen Bedingungen (Nr. 71.) an de 
Säule geladen werden kann. Sind jedoch die Leiter, dur 
` welche die Pole mit der Erde verbunden werden, von w 
schiedener Güte, z. B. der eine trockenes Holz, der andere u 
ses Papier, so nähert sich die E. des schlechter abgeleiteten Pı 
mehr dem Maximum, die des besser abgeleiteten aber tritt op 
die Hälfte des Maximums zurück. Erstere Behauptung wi 
defs in ihrer ganzen Strenge nicht richtig, einmal in der D 
sicht nicht, dafs, wie partiell auch die Schliefsung, wie u 
vollkommen auch die Ableitung der Pole von beiden Seiten a 
(die ja selbst nichts als eine solche partielle Schliefsung ist) sa 
mag, vorausgesetzt, dals sie von beiden Seiten nur gleichnaä 
ber, die freie Spannung der Pole jedenfalls etwas abnimmt u 
also auch die Ladung des Condensators nicht dieselbe Sud 
erlangen kann, als wenn die Säule isolirt ist, und die an be 
den Seiten zugleich angebrachten Condensatoren nunmehr d 
halbe Maximum zeigen, indem der Condensator in beiden fd 
len nichts anders leistet, als die jedesmal vorhandene Ae 
nung im Verhilinisse seiner condensirenden Kraft versi 
zu zeigen; aulserdem aber ist sie auch in der Hinsicht nich" 
nau, in wiefern der Grad der Ableitung der Pole hierbei eg 
Einfluls äulsert, welcher selbst sehr mannigfaltig seyn 

Rırrer bemerkt richtig 1, dafs alle partielle Schliefsunze: ú 
Säule bis hinauf zur totalen, nichts als mehr oder weniser "d 
gehende Ableitungen derselben zu beiden Seiten sind. In 8 
Boden eines’Zimmers beständig der gleiche, und so trocken. 
er es in einem reinlich gehaltenen Zimmer zu seyn plez. 
fand er, dafs Menschen eine weit krältigere Ableitung a 
Polen der Säule als Eisendrähte bewirken und somit schon 
eine bemerklich werdende Schwächung der Spannung bei 
Säule selbst hervorbrachten. Dasselbe geschah, wenn da 
jeder Eisendraht den Boden berührte, Wasser einen nassen 
machte, ohne dafs diese Nässe am Boden beide Drähte 
einander wirklich verband; stärker wird die Schwächun} 
Pole, wenn die ganze Stelle des Bodens zwischen den 













1 G. ul. 69. Anm. 


Geschlossene Säule. 851 


X nafs gemacht wird, eben so macht es einen Unterschied, 
z.) nar mit einem oder mehreren Fingern die Pole ableitend 
Oe, and ob dieses durch eine oder durch mehrere Personen 
cht, Die von allen diesen Umständen abhängigen Ver- 
e:heiten der Schwächung der Pole müssen sich jedesmal 
bz den Ladungen des Condensators kund thun , die jedoch 
b:n einzigen Falle das halbe Maximum, womit die voll- 
res iole und an beiden Polen zugleich geprüfte Säule 
if ziensator ladet, erreichen kann. 


Vollkommen geschlossene Säule. 
"3 Werden die beiden Pole der Säule durch einen Me- 


k :dit einander verbunden, so ist die Säule im Zustande 
' ammenen Schliefsung und zeigt weiter keine Spur von 
i. xit Spannung begabter E. nach aulsen, und auch durch 
‚en Condensatoren lälst sich durch das in Nr. 71 angege- 
rorichren keine Spur von Ladung erhalten. In einem sol- 
`" ‚kommen geschlossenen Zustande wird auch eine Säule 
“den, die statt in gerader verticaler oder horizontaler 
'*,chichtet zu seyn, gleichsam einen Kreis bildet, in wel- 
"ue beiden Endplatten, die in jener die Pole bilden, un- 
4an einander grenzen. Wird irgend eine Metallplatte 
"hen, zum Kreise in sich selbst geschlossenen, Säule, 
miut der Erde verbunden, so äulsern nach JAser 1 alle 
"Titten dieselbe E., die den Condensator laden kann, 
»di an allen Platten nur eine und eben dieselbe Inten- 
'.“. md diese Intensität wächst auch nicht mit der Anzahl 
cen, ans denen die Säule besteht, sondern ist in allen 
"so grols, als sie der prüfende Condensator von einem 
` m Paare Metallplatten, welche leitend mit der Erde ver- 
'. dind auch erhalten kann?2. Wird der prüfende Condensa- 
` "lt eines isolirten feuchten Leiters an die zu untersuchende 
~ zebracht, so erhält er an den Zinkplatten +4, an den Kupfer- 
"zer —E. Wird erhingegen durch einen isolirten Metall- 
È indie Platten applicirt, so erhält er, wenn er von Kupfer 
~ll our —, und wenn er von Zink ist, überall nu +E, 
"rr Bestimmung ist indels nur unter der näheren Bedin- 
— 

6. XM. 414. 

? VaL N.6 a.7. 


Hhh ? 








852 | Galvanismus. 


gung gültig, dafs die Collectorplatte von gleichem Metalle m 
dem verbindenden Drahte sey, denn ist sie von dem entgege 
gesetzten Metalle (Zink und Kupfer in diesem Sinne hier genu 
men), so findet gar keine Ladung statt; von den mit der (d 
lectorplatte gleichnamigen Metallplatten und von den entze;q 
gesetzten und also mit dem verbindenden Drahte gleichnami;. 
dagegen ist sie dieselbe, die auch der Condensator sonst oy 
ten hätte, wenn jene Metallplatte in der Hand gehalten, ôa 
selben berühren würde. 

Wird die Schliefsung der Säule wieder aufgehoben, se 
scheint ihre ursprüngliche el. Spannung erst nach und nach 
der, und diese Wiedererneuerung ist um so langsamer, ; 
ger die vorher gegangene totale Schliefsung gedauert hat. 
Einflufs der Dauer der totalen Schlielsung auf die Verlangsa 
der Spannung wird um so merklicher,, je länger die Säule 
schon gestanden hat 1. 

74. Die elektroskopischen Aeulserungen einer solchen Zi 
Kupfersäule sind dieselben, von welcher Form und von v 
chen Dimensionen nach jeglicher Richtung auch die } 
seyn mögen, wenn nur der feuchte Zwischenleiter seiner 
schaffenheit nach derselbe bleibt. Eine Säule, deren Ph 
nicht mehr als eine Linie im Durchmesser haben, ladet bei dë 
selben Anzahl von Schichtungen den Condensator eben so sk 

"als eine Säule, deren Platten einen Durchmesser von mehes 
Zollen, ja Schuhen, haben; nur wird in letzterem Fale a 
Condensator, besonders wenn er eine grolse Capacität hat, meie 
lich schneller geladen, wenn der feuchte di Se vor 





gleich grofse Oberfläche hat. Auch theilen die Säulen von 

der Gröfse der Oberfläche ihrer Platten, bei sonst gleicher P 
schaffenheit derselben und des feuchten Zwischenleiters, ems 
Elektrometer die ganz gleiche Spannung von jedem ihrer PA 
aus mit, wenn der entgegengesetzte ableitend berührt wird. 
demselben feuchten Zwischenleiter äulsert die Verschiedesid 
in allen den Umständen, welche das Quantum der el. Lea 
durch denselben bestimmen, also in der Gröfse der Berührer;' 
fläche mit den Metallen, in der Dicke der Schicht, die er +: 
det u. s. w. nicht den geringsten Einfluls auf die elektrosk.f 
schen Wirkungen. Selbst die verschiedene Qualität des feo” 





1 Vergl. Ritter in G. VIII. 458. 460. 





Geschlossene Säule. Ä 853 


e 


'rischenleiters afficirt innerhalb gewisser‘ Grenzen diese 
Berunsen nicht, wenn nämlich die feuchten "Zwischenleiter 
el für "sich mit den Metallen eine, verglichen mit derjeni- 
c Metalle unter sich, nur sehr schwache und sich merk- 
:kiche eL Erregung eingehen. Das reinste destillirta Was- 
. i die Auflösungen der verschiedenen Neutralsalze von 


s 


vaxhiedensten Grade der Concentration verhalten sich in 


" Hinsicht auf eine merklich gleiche Weise. Nur Flüssig- 
„van einer bedeutenden elektromotorischen Kraft äufsern 
l +lektroskopischen Aufserungen einer solchen Säule einen 
den Einflufs, und können nach Umständen selbst die 
Ze Pole umkehren (s. u.). Endlich ist noch zu bemerken, 
solche Zink - Kupfersäule, die mit gehörig angefeuch- 
iep- oder Tuchscheiben geschichtet worden ist, ihre 


P pischen Erscheinungen mehrere Tage hindurch so gut 


“„«hwächt zeigt, und auch dann noch im Stande ist, den ` 


izator anf das Maximum zu laden, wenn sie bereits auf- 
ht, auf eine merkliche Weise chemische, physiologi- 
rc: ma netische Erscheinungen hervorzubringen 7. 
 Anfdieselbe Weise, wie aus Zink und Kupfer, kön- 
^ Säulen aus jedem andern beliebigen Paare von trocke- 
~ am, durch einen feuchten Leiter unterbrochen, erbaut 
: und alle Bestimmungen in Ansehung ihrer elektrosko- 
 zerberungen gelten auch auf gleiche Weise von ihnen, 
em Allgemeinen nach der Regel, dafs von den beiden 
"der in der Spannungsreihe dem positiver Ende näher 
"re Rolle des Zinks, der negative die Rolle des Ku- 
rei übernimmt, und die elektrische Polarität bei dersel- 
uhl von Schichtungen in demselben Verhältnisse schwä- 
"t.in welchem ihr el. Spannungsunterschied unter einan- 
smer ist, als der zwischen Zink und Kupfer. Ist jedoch 
“Erregung zwischen den. beiden trockenen Erregern nur 
u. oder stehen sie einander in "der Spannungsreihe sehr 
P. nd wendet man einen feuchten Leiter an, der mit einem 
"en Erreger eine starke el. Spannung giebt, die in einem 


h r 
eaceseteten Sinne von derjenigen der trockenen Erreger 


Y, s fällt wohl auch die Vertheilung der Elektricitäten in 
Szale anf eine entgegengesetzte Weise aus, go dafs nämlich 
— 


| Vergl, Säule, trockene. 


. 


854 Galvanismus. \ 


die negative Polarität auf die Seite des positiven Erregers, ds 
positive dagegen auf die Seite des negativen fällt. So zeigt eiae 
Eisen - Kupfersäule mit einem feuchten Zwischenleiter aus Wate 
ser oder einer Auflösung der meisten Neutralsalze, wie Kock 
salz , Salmiak, Salpeter, Glaubersalz u dgl. die negative E. de 
der gewöhnlichen Regel auf Seiten des Kupfers, die posin 
auf Seiten des Eisens. Wendet man aber Papp- oder T 
scheiben, die mit einer gesättigten Pottaschenlauge getränkt s 
als Zwischenleiter an, so findet die entgegengesetzte Verthei 
der Pole statt, Dieselbe Wirkung äulsert in einer solchen Ñ 
pfer-Eisensäule noch viel auffallender liquide Schwefelleber 
Davy’s Versuchen 3. Vermöge eines Multiplicators lälst d 
übrigens am sichersten die jedesmalige, Vertheilung der Pole 
einer Säule, die aus beliebigen zwei trockenen Erregern, 
irgend einem feuchten Leiter aufgebaut ist, bestimmen, eg 
man erst die Art der Abweichung der Magnetnadel ausgemi 
hat, welche statt findet, wenn die beiden Enden des Muli 
cators mit einer Zink- und Kupferplatte verbunden sind, og 
schen welchen sich eine mit Kochsalzlauge getränkte P 
scheibe befindet; und man diesen Platten die beiden trocken 
Erreger substituirt, zwischen denen der mit ihnen zu combi 
rende feuchte Leiter interpolirt ist, so wird in einer aus 
4 
eg. 


beiden trockenen Erregern und dem feuchten Leiter auf ; 
derjenige Erreger sich wie Zink verhalten, oder den pos 3 


















Weise, wie oben aus Zink und Kupfer zu erbauenden 
Pol auf seiner Seite haben, der an der Stelle des Zinks in 
Versuche mit dem Multiplicator dieselbe Abweichung gab 
das Zink. Bei entgegengesetzter Abweichung der Magne 
verhält sich der an der Stelle des Zinks befindlich gew 
trockene Erreger vielmehr wie Kupfer, und auf seine Seite! 
die negative Polarität. 

Es sind die meisten Metalle mit einander zu Säulen co 
nirt worden, namentlich hat HaLpaneg Volta’sche Säulen 
Zink, verbunden mit Gold, Silber, Eisen, Kupfer, 
Zinn, Quecksilber; ferner aus Eisen, verbunden mit G 
Silber, Kupfer, Blei, Zinn, Queoksilber; aus Blei, ve 
den mit Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Quecksilber; aus A 
verbunden mit Gold, Silber, Quecksilber; aus Kupfer, 


1 G. XMI. 49. 


| 


Geschlosseue, Säule. 835 


bunden mit Gold, Silber und Quecksilber; endlich ang Silber 
wid erbaut 1. Bei keiner derselben stellte zwar Hauvane di- 
ecte elektrnskopische Untersuchungen an, aber nach der Art 
ler Vertheilung der chemischen Pole. zu schliefsen, die sich 
lets nach den elektrischen richten, bestätigte sich durch diese 
fersuche jene oben aufgestellte allgemeine Regel vollkommen, 
(er das Blei und Zinn schienen mit dem Eisen eine Ausnahme 
u machen, indem der positive Pol auf Seiten des Eisens zu 
iegen schien, da sich an keinem der Drähte der Gasentbin- - 
lunssrähre Gasblasen und nur an dem Drahte der Eisenseite ei- 
ge \Völkchen im Wasser zeigten. Davy? setzte unter der 
oa eines Becherapparats eine wirksame Säule aus Zink und 
Holzkohle zusammen, aus welcher auch später gewöhnliche Säu- 
en errichtet worden sind. Ebenso lassen sich sehr kräftige Säu- 
len aus Zink mit Reissblei und Graubraunsteinerz zusammen- 
etzen 3, E . 

16. Die zweite Hauptclasse von Säulen ist diejenige aus 
nem Erreger der ersten und zweien der zweiten Classe. Alle 
1. Erscheinungen zeigen sich auch hier auf dieselbe Weise und 
nh demselben Gesetze, wie bei den Säulen der ersten Classe, 
ud die Art der Vertheilung der Pole lälst sich am sichersten 
nd einfachsten durch das Verhalten der einfachen Kette aus sol- 
hen drei Körpern, deren Vielfaches die Säule ist, in elektro- 
mtsrischer und chemischer Hinsicht bestimmen, Hat man 
ramlıch anf die oben beschriebene Weise durch, Hülfe des Mul- 
üplicaters, mit dessen Enden auf jeder Seite der trockene Erre- 
;er in Form einer Platte verbunden ist, zwischen welchen bei- 
len Platten sich die beiden feuchten Erreger h und h' gleich- 
alls in Form von Scheiben aus Pappe oder Tuch, die damit 
‚trinkt sind, befinden, bestimmt,’ in welcher Richtung der 
ssitive (oder im Sinne der Franklin’schen Theorie der einsei- 
ige) el. Strom geht, und nennt denjenigen feuchten Leiter den 
*zativen, von welchem aus dieser Strom nach dem andern 
tht, letzteren dagegen, der ihn empfängt, und ihn seinerseits 
bet wieder an das Metall abgiebt, den positiven, so wird, 
venn man die Säule so bauet, dafs auf die Metallplatte die bei- 
— 

1 &. VII. 

? Ebend. VIT. 310. 311. 

38 Säule, Volta’sche. 


856 Galvanismus. 


den feuchten Leiter geschichtat sind, der positive Pol dakia 
liegen, wohin der so bezeichnete positive feuchte Leiter gend 
tet ist, der negative hingegen nach der Seite des negativen feuda. 
ten Leiters hinfallen. In diesem Falle legt man als das Elend] 
der Säule Mhh (Mh’h) zum Grunde; sieht man aber als dé 
Element der Säule hMh’ (h Mh) an, so mufs die Besti | 
der Pole gerade auf die entgegengesetzte Weise geschehen. 

man in dieser letzten Bestimmungsart von den beiden Met 
chen aus, wovon jede mit einem der feuchten Leiter in B 
rung ist, so wird der positive-Pol nach demjenigen Ende 
liegen, nach welchem die in der einfachen Kette allein od 
meisten oxydirte Metallläche hingerichtet ist, und der n 
derjenigen Fläche gegenüber stehen, welche gar nicht oder 
wenigsten oxydirt wird. Doch bleibt letztere Bestimmung 
unsicher, weil sich die oxydirenden Kräfte verschiedener 
sigkeiten nicht immer vergleichungsweise genau bestimmen 
sen, und in einigen Fällen eine andere Art von chemischer 
wirkung (die chemische Thätigkeit desSchwefels, Chlorsu.s. 
dën Werth der Oxydation hat, 

Vorzüglich wirksam zur Bildung solcher Säulen is 
Schwefelleber mit verschiedenen Metallen, namentlich mit 
ber, Kupfer, Blei, die andere Flüssigkeit mag nun blofses 
ser, irgend eine salzige Lösung in diesem, oder eine ver 
Säure seyn 7, Man kann zu diesem Behuf Tuchscheiben mt 

` Flüssigkeiten tränken, und wenn man eine Schweiellebe 
„sung und eine verdünnte Säure nimmt, die mit mehreren! 
len besonders wirksame Säulen geben, so mufs man die mt 
nen getränkten Tuchscheiben durch eine mit einer Salzaufl 
x. B, von schwefelsaurem Kali, getränkte Scheibe trennen, 
die unmittelbare Wirkung zweier Flüssigkeiten auf einand 
hindern, wodurch die Wirkusg solcher Sänlen sonst 
vernichtet würde. Bei solchen Säulen liegt der positive 
stets auf derjenigen Seite, nach welcher die mit der Schw 
_ leber in Berührung befindliche Metalllläche hingekehrt ist, 
die mit der aufserhalb der Kette mehr oder eigentlich auss 
Ísend axydirenden Flüssigkeit, z, B. mit der verdünnten © 
tersäure in Berührung befindliche Metallfläche, wird in der € 
Schliefsung zur fortdauernden Wirksamkeit gebrachten ® 


























e 





1 Davy in G. XI. 392. 


Geschlossene Säule. | 857 


tdirt, da sie dem negativen Pole zugekehrt ist, son- 
cht vielmehr Hydrogengas. Die elektroskopischen Ver- 
m> solcher Säulen habe ich nach dem oben angegebenen 
Gei (Nr. 74) durch den Condensator bestimmt 7. In An- 
„ der el. Intensität der Pole folgten die trockenen Erreger 
Lr nhezu in der Ordnung der Spannungsreihe und zwar 
t's ċieselben eine um so stärkere Wirkung gaben, je näher 
ra negativen Ende derselben zu liegen, doch übertrifft 
k'e in dieser Combination alle übrigen Metalle. Bei meh- 
ruhen Säulen aus einem Metalle und zwei Flüssigkeiten, 
ah ans Kalkmilch und Wasser, aus Schwefelleber und 
m, zeigte sich der negative Pol bedeutend stärker als der 
"a, mch kehren sich bisweilen die Pole solcher Säulen in 
»wzaffallenden chemischen Veränderung, welche das Me- 
Ca, um. 

— Auch Säulen aus blolsen Erregern der zweiten Classe 
e enge Physiker darzustellen gesucht, deren Ausführbar- 
Se nach dem Vorhandenseyn von wirksamen einfachen 
Ro Malen feuchten Erregern allerdings erwarten konnte. 
Gd Organe der el. Fische als solche natürliche Säulen be- 
r werden können , darüber ist anter dem betreffenden Ar- 
kits gehandelt worden. Der Versuch Coxrisriacnı’s ? 
% aus den getrennten Organen einiger Zitterrochen Säulen 
me, die mehrere Minuten sehr wirksam waren (ohne 
A arh Ertheilung von Schlägen) wenn er sie einige Zeit 
"idung einer gewöhnlichen Säule aus Zink - und Kupfer- 
F: asgesetzt hatte; wirde dieselbe mehr in die Kategorie 
sissliedrigen Ritter’sohen Ladungssäulen, als der eigentli- 
sauen bringen. La Grave ? will durch abwechselnde 
Ve von Fleisch (aus den Lenden und intercostal - Muskeln 
» umschlichen Leichnams), diinne Scheiben der Gehirn- 
r desselben Leichnams, und Holzscheiben, die mit Salz- 
e smälst waren, deren Aufbauung er durch Fäden an Glas- 
k ` geknüpft, welche als Unterlagen dienten, zu Stande 
fe, ohne dafs die Hirnmasse durch: die Last der obern Schich- 
Ft herausgeprefst wurde, eine Säule errichtet haben, die 
— 
1 Gehlen's J, V, 101. 


` Ebend, IV. 657. 
Ip XV. 230. 





858 Galyanismus. 


bei der 50sten Schichtung anfing die Geschmacksorgane za all 
ciren und bei der 60sten Schichtung unverkennbare Wirksa 
keit zeigte. Von der Vertheilung der Pole ist indels nich 
näheres angegeben. Buntzes glaubt eine solche galvanı 
Batterie aus blolsen präparirten Froschschenkeln zu Stande: 
bracht zu haben. Um die Berührungsßäche zwischen der eig 
lichen Nervensubstanz und den Muskeln zu vergröfsern, und € 
Hindernifs, das das Nevrilema in der Fortleitung der el. Suöm 
machen soll, soviel möglich zu beseitigen, wurden die Ner 
in so schiefer Richtung, wie möglich überschnitten. ` Zei 
präparirte Froschextremitäten wurden durch fungus Agar 
den man vorher in Salmiakauflösung getaucht hatte, in folje 
Ordnung: Nerve, Muskel, Schwamm, Nerve, Muskel u. s. 
mit einander vereinigt, so dafs das eine Ende mit dem Ner 
anfing, das andere mit dem Muskel endigte. \Vurden nun 
beiden Enden entweder durch einen silbernen Faden oder dir 
das Fleisch einer jungen Katze mit einander in Verbindung g 
bracht, so entstanden Contractionen in allen jenen Sche 
ausgenommen in zweien, und zwar sowohl bei der Schlieha 
als Oeffnung der Kette. Dr. Boromto zu Mailand wolke 
60 Scheiben von Nufsbaumholz, zwei Zoll im Durchmesser. å 
mit einem ausstehenden Rande von etwa 15 Lin. Hähe ver 
und eine geraume Zeit in Essig gelegt waren, eben so viela® 
was kleineren Scheiben von rothen Rüben und ähnlichen 
Rettig, wobei noch in die Höhle der Nulsbaumscheiben eine t 
lösung von Weinstein in Essig gegossen wurde, und an de 
unterster Scheibe ein Blatt von Löffelkraut, und an der o 
ein Streifen von doppeltem in \Veinessig getränkten Lëtsch 
angebracht war, eine Säule errichtet haben, durch welche 
Froschpräparat das durch sein Rückenmark mit dem Löffel): 
und durch seine Muskeln mit dem Löschpapier in Berühr 
stand, Zusammenziehungen zeigte, aber die galvanische & 
tät in Paris konnte so wenig diesen Erfolg als eine Spur vor 
durch Marecnaux’s Elektro - Mikrometer erhalten 1. 

78. Die zweigliedrigen Säulen sind zuerst von Zaur 
erfunden worden 2. Er setzte erst eine Säule von %0 Me 
Viereckei von blofsem Silberpapier zusammen, so dafs die 






















1 G. XXII. 815. 
8 Ebend. LX. 163. 


Geschlossene‘ Säule. 859 


'. a Flächen alle nach unten gekehrt waren und brachte das 
"Je der Säule, wohin die unbelegte Fläche des Papiers 

` war, mit der Collectorplatte eines guten Condensators 
„~me, während das untere Ende mit dem Fufsboden 
m war. Es zeigte sich nach etwa einer halben Minute 
„neter eine Spannung von ungefähr 0,75 Z. und zwar 
. An, Dabei sah Zamsonı die Spannung zunehmen, je 
e lsare hinzufügte. Er fand jedoch die el. Verhältnisse 
-hen zweigliedrigen Säule sehr veränderlich. Eine sol- 
"e die am Morgen sehr kräftig wirkte, war am Abend 
gh 50 Platten“ von einer Sorte Silberpapier gaben an 
~ze nicht den Grad von Spannung, den in demselben 
Ap {0 Platten einer andern Sorte Silberpapier erzeug- 
-te oder trockene Luft schienen die eine Säule zu bele- 
-andere zu ertödten. Ja er sah sogar die Polarität sich 

` iodem der negative Pol an der Metallseite sich zeigte, 

. tu derselben Zeit von verschiedenem Silberpapier ge- 
"ien ihre Pole in entgegengesetzter Lage hatten. Um ` 
bet, welche ihren Einfluls hierbei entschieden äu- 
' .t einem festen Puncte zu erhalten, bestrich er das Sil- 
.: mf seiner Papierseite mit Honig, bis es ganz damit 
en war. Nun theilte zwar die Säule dem Condensa- 
pr E. schneller mit, aber ihre Spannung war viel geringer, 
' tedurfte einer 4 bis 5 mal gröfseren Anzahl von Papier- 
"om dieselbe Spannung wie zuvor zu entwickeln, 
...te sich die Honigfläche positiv und die Metallfläche 
~ Jne dafs diese Polarität sich je umkehrte. Den Tag 
Al er die el. Spannung dieser Säule nahe daran gänz- 
"kachen, Er leitete dieses von dem Durchdrungenwer- 

d der Poren des Metallblättchens durch die Feuchtigkeit 
ibo diese von oben und unten gleichmäfsig mit der 
the in Berührung kam, und auf diese mit gleich starken 
segengesetzten Kräften wirkte, die sich also aufheben 
. Da das Lüften der Metallblättchen ihre Wirksamkeit 
w: erstellte, wèvon er die Wirkungsweise darin suchte, 
'e die Anzahl der Berührugspuncte der einen Metalldäche 
-a feuchten Körper verminderte, und mit der Ungleichz 
' e Berührungsfläche die Spannung wieder herstellte, so ` 
= er dadurch auf das eigentliche Schema dieser zweigliedri- 
'acite geleitet, das in der geometrischen Verschiedenheit der 


H 


\ 


e ® `~ 
860- Galvanismus. 


Berührungsflächen eines und desselben Erregers der ersten Chee 
mit einer und derselben Flüssigkeit besteht. Aus seinen Vero- 
chen zog nämlich Zamsosı den allgemeinen Schluls, dafs von 
der Seite, wo die Metallfläche in mehreren Puncten mit de 
Flüssigkeit in Berührung kommt, die el. Strömung das Ueber; 
wicht habe. In der oben erwähnten Säule soll sich die Bech 
tigkeit des Honigs, nachdem sie das Papier durchdrungen bt, 
an die innere Fläche des Metallblättchens anhängen, diese 
"in einer grölseren Anzahl Zon Puncten berühren und so als Elt- 
, tromotor wirken, indem sie die E. aus dem Metalle an sich zid 
d. h. positiv mit demselben wird, indefs die Feuchtigkeit & 
äufsern Oberfläche des unbelegten Papiers die Metallfläche & 
über ihm liegenden Papiers in einer geringeren Anzahl von Prr 
ten berührt, folglich aus wenigeren Puncten die E. apgeia 
kann, und den Ueberschufs der ersteren blots fortleitet. In a 
Säulen dagegen, welche blofs aus einfachem Silberpapier zmas 
mengesetzt sind, kann die Feuchtigkeit in der Rückseite de 
Papiers, sey es durch hygrometrische Einwirkung der Luft. ota 
durch eine eigenthümliche Beschaffenheit des Papiers, 9 
fser sey, als diejenige, welche sich an die innere Fläche de. 
Metallblättchens angehängt hat, und dann muls sichs der el. Swe: 
in einer der vorigen entgegengesetzten Richtung bewegen. Det 
Erklärung findet Zamsonı auch dadurch bestätigt, dab 
Säule aus Silberpapier, dessen Hückseiten er auf einander S 
leimt hatte, selbst nachdem sie trocken geworden war. ndi 
die allergeringste Spur von E, gab. Die volle Bestätigun: ;r 
währte endlich die Ausführung einer solchen Säule aus rend: 
Metall und Wasser. Es wurden zu dem Ende aus Stanniol. dé 
auf beiden Seiten auf das glätteste polirt war, WVierecke ve 
4 Z. Seite, die jedes in einen höchst feinen 2 bis 3 Z. Log 
Schwanz ausliefen, geschnitten, 30 Uhrgläser in einen Ark 
gestellt und alle bis zu einer gewissen Höhe mit destillirtem W: 
ser gefüllt; darauf wurde in das erste Uhrglas einer dieser Se: 
niolstreifen so hineingelegt, dafs das Viereck sich ganz darin ée 
fand, der Schwanz aber über den Rand dieses und des nech 
folgenden Glases herüberging, und mit seiner Spitze das W» j 
ser des zweiten Glases berührte, in diesem lag auf dieselbe Wë: 
das zweite viereokige Blättchen, dessen Sohwanz eben a? 
das dritte Glas hinüberreichte, und so ging es auf dieselbe Wes 
fort bis zum 30sten Glase. Es wurde dann ein zweiter Appu-. 


Geschlossene’ Säule 861 


ei ähnliche Weise aus 30 Gläsern mit Stanniolblättchen 
„llitem Wasser zusammengesetzt, nur mit dem einzigen 
itede, dals die Stanniolblättchen längliche Vierecke bil- _ 
ind jedes mit seinen beiden äulsersten Seiten gleich tief 
-Wasser der beiden Gläser eintauchte, so dals in jedem 
„Wasser auf beiden Seiten mit zwei gleichen und ähnli- 
\-alilschen in Berührung stand. Als beim ersten Appa- 
s (ollectorplatte des Condensators 4 Minute lang mit dem 
-z ces ersten Glases in Berührung erhalten worden war, ` 
-{ das \Vasser des letzten Glases mit dem Erdboden in 
26 gestanden hatte, zeigte sich am Elektrometer eine 
Srannung, bei ableitender Berührung des ersten Glases 
A8 des letzten eine negative. An dem zweiten Appa- 
zıch nicht die geringste Spur von el. Spannung zu be- 
...anz so wie Zinn verhielt sich auch Zink, Zamsont 
x, dafs die el. Spannung nicht sogleich nachdem der Ap- 
zummengesetzt ist, zum Vorschein kommt, sondern erst 
- zen Minuten, und so stufenweise wächst, bis sie end- 
-krem Maximum gelangt. Um dem daher genommenen ` 
— zu begegnen, dafs die el. Ladung dieser Säule nicht 
DG verschieden starken Wirkung der ungleichen Oberflä- 
nn und desselben Metalls, sondern von der Bildung ei- 
Nids abhänge, wozu einige Zeit erst erforderlich sey, wel- 
‘d nämlich mit dem noch metallischen Zinke wie ein — 
«iteinem 4- Metalle wirke, erinnert Zamsonı, dafs beider 
"3 von Zinn sich auch nach einigen Tagen nicht die 
‚Spur von Oxyd bemerken liefs, und die el, Spannung 
¿uer dieselbe blieb, während sie sich beim Zinke in dem- 
-unde verminderte, in welchem das Oxyd zunahm, dafs 
"oan beiden Enden der Metallstreifen dem breiten und 
op, sich gleichzeitig Oxyd bildete, die Wirkungen sich 

en Seiten hätten aufheben müssen, sofern man nämlich 
“e zur Sprache gebrachten Einfluls der Grölse der Berüh- 

(e der Erreger mit der Flüssigkeit nicht zugeben will, 
~> endlich, wenn die el. Spannung von der gebildeten 
"ht abgehangen hätte, die Vertheilung der Pole gerade 
'zrkehrte hätte seyn müssen, da das Oxyd mit dem metal- 
Tinke negativ, dieses damit positiv wird. Wirklich 
- LauBosr auch eine solche Säule aus blofsem Zinke, nach- 
' à die Enden desselben im Wasser oxydirt hatten, dar, 


862 Galvaniısmus. 


indem er. das eine oxydirte Ende abschnitt, so dafs auf di 
ser Seite das Zink mit einer metallischen Fläche mit dem Vi 
ser in Berührung kam, und auf der andern Seite das or 
Ende gleich tief in das Wasser eintauchte. In diesem Falle w 
die Vertheilung der Pole dieser wahrhaft dreigliedrigen Sas 
wie sie nach der gewöhnlichen Regel seyn mulfste, indem d 
negative Pol nach dem oxydirten, der positive nach dem me 
lischen Ende hinfiel. 

Für die weitere Erklärung der Wirkungsart der zweic 
drigen Säule, und eben damit für die Theorie des vers 
Galvanismus überhaupt sind aufser der Langsamkeit der eri 
Ladung auch noch folgende von Zamsont beobachtete Thal 
chen wichtig: a. dafs wenn man in dem Zeitpuncte, in welt 
jener Apparat das Maximum der Spannung erhalten hat, A 
Condensator ladet, bei unmittelbarer Wiederholung dieses Te 
suchs eine lange dauernde Berührung nöthig ist, um die v: 
Spannung hervorzubringen, und bei mehrmaliger Wiederh.' 
des Versuchs hinter einander nach gleich langer Bent 
mit dem Condensator die el. Spannung sich jedesmal re. 
zeigt, bis sie endlich ganz verschwindet und sich erst nach 
nigen Minuten wieder in den ersten Zustand setzt. b. dal 
bei Zusammensetzung des Apparats so verfahren wird, Ae 
zuerst blols die Vierecke (die breiten Seiten) in das VWasgë 
die Schwanzenden der Metallblättchen aber alle isolirt 2% 
Luft läfst, und erst einige Mimuten später in die oben a.“ 
bene Verbindung mie dem Wasser bringt, sich die el. Spr: 
mit ihrem Maximum sehr bald und viel früher zeist, al 
man die Säule schnell aufbauet, indem man die Gläser na. 
Reihe unter Eintauchen der Blättchen mit beiden Enden ırt 
andersetzt. c. dafs wenn man das Leitungsvermögen des V 
sers für E. durch Hinzufügung einiger Tropfen Salmiakauf' * 
vermehrt, die el. Spannung viel an Geschwindigkeit mit de 
sich einstellt und dem Condensator seine Ladung mitteilt. 3 
auch etwas an Stärke gewinnt, dafs aber, so wie jener Io 
von Salmiakauflösung vermehrt wird, die el. Spannung zw 
nen weitern Zusatz an Geschwindigkeit erhält, dagegen die \ 
fse der Spannung anfängt etwas abzunehmen, und so bei! 
gesetztem Zusatze die Geschwindigkeit stets auf Kosten der bk 
fse der Spannung sich zu vermehren scheint, bis endlich 
Spannung ganz ausbleibt, woraus Zamsont den Schlo o 



















Geschlossene’ Säule 863 


fs neben der Ungleichheit der Oberflächen ein unvollomme- 
ns Leitongsvermögen des feuchten 'Zwischenleiters eine wesent- 
be Bedingung zur Bildung einer zweigliedrigen Säule sey, 

d als allgemeines Gesetz für dieselben aufstellt, dals die Grö- 

der el. Spannung im umgekehrten Verhältnisse der Geschwin- 

keit stehe, mit welcher die Spannung erfolgt, und dals, wenn 

t Geschwindigkeit ihren höchsten Grad erreicht, jene gänzlich 
üscht. Zassont setzte einen ähnlichen Apparat wie aus Zink 

dZinn, aus Kupferblättchen zusammen; nach einigen Stun- 

n entwickelte sich eine schwache el. Spannung, etwa die Hälfte 

r durch Stanniol erhaltenen; aber die Vertheilung der Pole 

ır die entgegengesetzte. Auch in einer Säule, welche aus 

sldpapier (dessen auf das Papier aufgedrückte Metallblättchen 

m Kupfer sind) eben so aufgebaut wurde, wie jene oben be- 

briebene aus Silberpapier, zeigte sich die Vertheilung der Pole 

‚Iesengesetzt wie in dieser, die Kupferseite positiv, die Pa- 

eTscite negativ, auch kehrten sich die Pole dieser Säule nie- 

de um, selbst dann nicht, wenn Zamsonmı die Feuchtigkeit 

s Papiers durch Honig vermehrte. 


Ernan bestätigte die Existenz der zweigliedrigen Säule . 


sch seine Versuche vollkommen $ Eine Säule von 1100 
heiben sogenannten Goldpapiers lud, wenn sie isolirt war, 
n Condensator an jedem Ende entgegengesetzt, hatte ihren In- 
\erenzpunct gerade in der Mitte, und ableitende Berührung des 
nen Pols brachte jedesmal den entgegengesetzten Pol auf ein grö- 
res Maximum ; ja schon 30 Schichten gaben einen deutlichen 
schlag. Eben so verhielt sich eine Säule überzinntes Papier 
ilberpapier). Die Umkehrung der Pole sah Enman bei dieser 
nle sehr selten, ohngeachtet er seine Säulen zwei Monate hin- 
sch beobachtete. Nur sah er die Spannung allmälig abneh- 
en, und endlich ganz erlöschen. Höchst auffallend war hier, 
e bei allen trockenen Säulen °, der Einfluls der Temperatur. 
ın brauchte die Säule von 1100 Schichtungen nar 4 Stunde 
ıg dem Sonnenlichte auszusetzen, so lud sie das Elektrometer 
mittelbar ohne Condensator bis zum Anschlagen der Blättchen, 
d ihre Spannung stellte sich auffallend schnell wieder her. 
der gewöhnlichen Temperatur brauchte man dagegen mit ei- 





LG LXIV. 45. 
? S. Säule, Zambon’sche. 


864 Galvanismus. 


























nem guten Condensator über 5 Minuten, um bei dieser 
die Dauer sehr geschwächten Säule die erste Spur einer Di 
genz an dem Elektrometer wahrzunehmen. Enman fand für 
Arten von Säulen den Pol, nach welchem die Metallfáche 
gleichmälsig positiv, den Pol der Papierseite negativ. Die 
Art solcher zweigliedrigen Säulen setzte Erman aus 30 G 
zusammen, wovon jedes ungefähr ein Pfund Wasser e 
gleichsam einen Becher ~ Apparat, aber mit- blolsem Zink, 
aber das Wasser an seinen beiden Enden mit sehr verschi 
nen Flächen berührte, von 29 Quadratzoll die eine, von ? 
dratlinien die andere! Vermittelst zweier Condensatoren ek 
er Divergenzen von 5—6° am Volta’schen Strohhalmele 
ter, wenn der jedesmalise entgegengesetzte Pol ableitend 
rührt wurde, schon einige Minuten nach Errichtung des: 
rats. Eben so verhielt sich ein Becherapparat aus 30 &! 
zusanmmengesetzt, bei welchem die Zinkscheiben nur ë 
Quadratzoll Oberfläche hatten, die Spannung war merklich 
selbe wie bei jenen grolsen Scheiben, aber die Dauer der Wi 
samkeit des grofsen Apparats war viel grölser als die’ des ii 
und betrug so viele Wochen als bei diesem Tage. Eu 
hauptet die Vertheilung der Pole bei diesen zweigliedrigen 
cher-Apparaten auf eine entgegengesetzte Weise wie Z amsoi 
‚ funden zu haben, er irrt aber offenbar hierin, wie ich dea 
selbst oben in Nr. 39, welche von der einfachen Kette 
in denselben Irrthum gefallen bin, denn er fand den Pd 
grölsern Zinkplatte positiv, den der Spitze negativ, aber 
so fand sie auch Zamsonı, und diese Lage der Pole folg 
wendig aus der von ZAmBoNxı gegebenen Erklärung. 
fand Enman gerade wie ZAmBonNI eine entgegengesetzte T 
tät bei Anwendung der Metalle, die dem negativen Ende 
Spannungsreihe näher stehen, indem 30 Quadrate von 
Silberfolie den negativen Pol an dem breiten, den positiven 
gegen an dem schmalen Ende zeigten, eine Verschied« 
die wesentlich mit dem verschiedenen Verhalten beider : 
von Metallen gegen das Wasser zusammenhängt, indem, 
auch Enman bestätigt fand, Wasser mit dem Silber ne; 
dieses positiv, dagegen mit dem Zinn und Zink positiv, 
negativ werden. Enman fand, dafs auch diese becherfü: 
Apparate nach längerer oder kürzerer Zeit alle el. Spannun; 
loren , dafs aber in einem solchen Apparate, welcher alle S 


2 





Geschlossene Säule. 865 
d 
x verloren hatte , sich sogleich die vorige Thätigkeit wieder 
„wenn der geometrische Unterschied zwischen ihren Spiz- 
od ihren breiten Oberflächen vermehrt wurde, namentlich 
3er unter Wasser auf jede breite Fläche ein Quadrat von ` 
„sen Metalle legte, ohne an den Spitzen etwas zu ändern. 
‚ .inigens dieses Erlöschen der Wirksamkeit nicht von der 
ica der Metallfläche abhänge, schien daraus hervorzu- 
e, dals der Silberapparat, an welchem unter blolsem Was- 
«ze Oxydation des Metalls zu bemerken war, fast schnel- 
me der Zinkapparat erlosch. Bei dieser Gelegenheit verfällt | 
us abermals in ein Milsverständnifs in Beziehung auf Zım- 
‚Erilarang der Umkehrung der Polarität durch die Wir- 
o Zinkoxyds, denn auch Zamponi geht in dieser Erklä- . 
„der Thatsache aus, dafs das Zinkoxyd mit dem reinen 
ege werde, während Erman ihm die entgegengesetzte 
uzmang onterzuschieben scheint. Enman fand endlich gleich- 
, as die Natur der Flüssigkeit einen bedeutenden Einflufs 
rr, Als ein Becherapparat aus Zinn mit reinem Wasser nach 
Lut zu wirken aufgehört hatte, ward die frühere el. Polari- 
zi zwar mit einer viel bedeutenderen Intensität, wieder 
Sech, als einige Grane Kochsalz in jedem Becher aufge- 
Sieg, aber die Dauer dieser Spannung war im umgekehr- ` 
Vealinisse ihrer Intensität, Die comparative Wirkung 
wm und basischen Flüssigkeiten gab nach Verschiedenheit 
inie so wandelbare Erscheinungen, dals Erman keine 
at gewinnen konnte. Dieser bedeutende Einfluls der 
hen Natur der Flüssigkeit auf die Vertheilung der Pole 
n”! deutlich aus dem Versuche Orksten’s mit einer sol- 
r:lıchen zweigliedrigen Kette aus Zink, wo bei Anwen- 
ze Flüssigkeit aus 1 Theil Wasser de Schwefelsäure und 
` »tersäure der positive Pol auf die schmale Seite fiel, wenn 
' ae Flüssigkeit bedeutend mehr Säure enthielt, besonders 
t. se erhitzt war, die entgegengesetzte Polarität. eintrat, wo- ` 
Le Magnetnadel mit dem Multiplicator als Prüfungsmittel 
r. Ohne Zweifel hängt auch hier diese Verschiedenheit 
tva unzleichen Verhalten des Metalls gegen diese verschie- 
t: s Hüssigkeiten ab, und zwar so, dafs das Zink sich posi- 
rn die erstere und negativ gegen die zweite verhält, ` 
—— 
+ Schw. D 168. 
u lii 





866 Galvaniömus. 


Pour stellt in dem Artikel, welcher in seinem Werke ds 
zweigliedrigen Kette gewidmet ist 1, den allgemeinen Satz ai, 
dals bei Anwendung von Metallen, die mit der gebrauchten, 
Flüssigkeit positiv werden, der positive Pol nach der schnil 
ren Fläche, bei Anwendung von Metallen, die mit derselbe 
negativ werden, der negative Pol nach dieser Seite hinfılk 
indels scheint es nach der ganzen Darstellung nicht, dafs de 
Behauptung, die allerdings aus der Theorie der zweigliedrig 
Kette als Postulat folgt, eigene Versuche desselben zum Groni 
lägen. | 
79. Mit der Schliefsung der Säule, sie, sey nun eine vai 
kömmene (totale) oder unvollkommene (partiale), der obigen} 
stimmung gemäls (Nr. 69), treten gerade so, wie bei Schli 
der einfachen Kette dieselben merkwürdigen Wirkungen 
welche jede ächte galvanische Thätigkeit begleiten, und weld 
dorch die Säule selbst in einem’so verstärkten Grade darge 
werden können, dafs eben dadurch dieser Apparat der Gege 
stand eines so allgemeinen Interesses unter den Physikern geen 
den ist. Diese Wirkungen sind also auch hier die chemi« | 
oder die Zersetzungs - und Zusammensetzungs — Erscheisa 
gen, Licht und Wärme- Erscheinungen, magnetische 
nungen und pAysiologische Erscheinungen , oder Veränders 
gen, welche im Conflicte mit der Lebenskraft organischer K 
perhervor treten. Diese Erscheinungen modificiren sich au 
mannigfaltigste Weise nach Qualität und Quantität; da aber bai 
Details für den Artikel: Säule, Yolta’sche, vorbehalten s 
so schränke ich mich hier nur auf die Entwerfung der allgem 
nen Umrisse dieser Phänomene ein, so weit sie für die Beurtl 
lung der verschiedenen Theorieen des verstärkten Galvani 
so wie überhaupt zur Begründung einer Theorie desselben, ef 
schèidend sind. Alle chemischen Wirkungen, welche o 
von der einfachen Kette angegeben worden sind, kommen 
gleiche Weise an der Säule, und zwar namentlich an den a 
zelnen Ketten selbst, aus welchen sie zusammengesetzt ist, $ 
Sie können aber auf eine neue und lehrreiche Weise hier d 
stellt werden, indem man die Pole der Säule durch Drähte o 
andere schickliche Metallverlängerungen, oder anderweitige fe 
Erreger des Galvanısmus, die von den Eudplatten der Säüle 

















\ 


1 N. a. 0. 8. 85 — 98. 


Chemismus der Säule. 867 


hen, anf Flüssigkeiten aller Art ‚oder andere zersstzbare die E. 
etende Körper, welche sich zwischen ihnen befinden, 'einwir- 
ten lilt, Man Kann sich zu solchen Versuchen bequem glä- 
emer Gefäfse von verschiedener Form, Weite u. s. e, bedienen, 
escnders der Glasröhren, welche entweder an beiden Enden mit 
‚örken versehen sind, und mit der dem Versuche zu unterwerfen- 
en Flüssigkeit gefüllt werden, in welche .die Polardrähte durch 
tse Körke hindurch hineinreichen, oder auch an dem einen En- 
e mit Blase verschlossen, oder in ein anderes Gefäls mit offener 
lündung untergetaucht werden. Indem man durch die Körke 
eben den Polardrähten feine, passend gekrümmte Entbindungs- 
den hindurch steckt, kann man die sieh entbindenden Gasar- 
m bequem auffangen, ihre Menge bestimmen, ihre Beschaf- 
:nheit untersuchen , ihr Gewicht mit dem Gewichtsverkuste der 
em Versuche unterworfenen Flüssigkeit u. s. w, vergleichen. 
s sind mancherlei Apparate dieser Art angegeben worden. Ent- 
ickelt sich nur von dem einen Polardrahte Gas, sò kann man 
ch eines Apparates mit einer eirizigen Gasröhre bedienen, Um Fig- 
ie Gase, wenn sie sich von beiden Drähten entwickeln , abge- ` 
ndert anfzufangen , dienen winkelfurmig gebogene Röhren mit ` 
vei Gasbehältern. Sie gewähren aufserdem den Vortheil, dafs Tig. 
ın zwei Flüssigkeiten gleichzeitig, jede der Einwirkung. eines 
nzelnen Pols, unterwerfen kann. Man kann auch ein gläser- 
s Gefäls von beliebiger Form, z. B. von Kugelform, seitwärts Fig. 
it einem feinen Loche durchbohren, durch dieses von jeder 
zite beliebige Metalldrähte in horizontaler Richtung mit Siegel- 
zk hinein kitten und den Hals luftdicht verkorken, aus wel- 
iem eine Sförmig gekrümmte feine Röhre, die sich entwickeln- 
n Gase in einem graduirten, mit Wasser oder Quecksilber 
füllen, und in Wasser oder Quecksilber untergetauchten Cy- 
ıder leitet, odet bei einem in seinem obern Theile hinlänglich 
aten Gefälse unmittelbar über jeden horizontalen Draht eine 
ine Glocke aufhängen, um das von jedem Drahte aufsteigende ` 
ó besonders aufzufangen. ` 

HL Die durch die Säule bewirkte Woasserzersetzung zeigt 
f eine ganz besonders auffallende Art das im Raume geschie- 
ne Auftreten der beiden .Bestandtheile des Wassers, wovon 
wen bei der einfachen Kette umständlich die Rede gewesen ist. 
Anden sich zwei Platin ~ oder Gold - Drähte in einer solchen 
genannten Gasentbindungsröhre, so erhebt sich bei Anwen- ' 

Jii 2 


W 


868 Galvanismus. 





dung einer hinlänglich wirksamen Säule z.B. von 50 bis 
Plattenpaareh Zink und Kupfer von etwa zwei Quadratsollen (bei 
fläche, deren feuchter Zwischenlejiter mit Kochsalz oder Sb 
miakaufßösung getränkte Tuch- oder Papp ~ Scheiben sind, i$ 
Augenblicke der Schliefsung ein reichlicher Gasstrom von ka 
Drähten, jedoch von dem negativen Polardrahte retehlicher 

in kleineren Bläschen. lst der Apparat weniger kräftig, so né 
gehen wohl einige Secunden, ehe es zur sichtlichen Gasen 
dung kommt, und der Gasstrom.vom positiven Drahte steigt di 
immer ein bischen später auf, als vom negativen. Die Gall 
‚sen entwickeln sich längs dem ganzen Drahte; so weit eri 
Wasser eintaucht; jedoch reichlicher von der freien Spim 
und um diese herum, alsnach hinten zu. Fängt man diese 
ten besonders auf, so zeigt sich das von dem positiven Feed 
aufsteigende Gas als Sanerstofigas, das von dem negativen 
aufsteigende als Wasserstoffgas. Beide entwickeln sich m 
in dem Verhältnisse, in welchem sie Wasser mit einander bi 
nämlich 2 Volumina Weasserstoffgas: gegen. 1 Volumen 
stoffgas. Indels ist dieses Resultat in der strengsten Geng 
nie erreicht worden, da sich den entbundenen Gasarten vg 
Wasser, aus welchem sic entbunden,oder über welchem se 
gefangen werden, etwas atmosphärische Luft, welche 
zurückgehalten, oder wenn es auch ausgekocht ist, wäh 
ner Abkühhıng wieder eingesogen hat, unvermeidlich bein 
Sımos 1 will zwar, da er seine Entbimdungsröhre und 
so den Cylinder, worin das Gas aufgefangen wurde, un 
oher selbst in eine Schale mit Quecksilber tauchte, mit 
destillirtem und frisch gekochtem Wasser gefüllt hatte, eis 
gemenge erhalten haben, das in einem kleinen Volta’sches 
diometer über Quecksilber durch den el. Funken entzündet, 
Rückstand verbrannte und Wasser erzeugte, aber schon di 
wie er seinen Versuch anstellte, da er sogar in der Enti 
dungsröhre ein wenig atmosphärische Luft zurückgelasıen, 
mit dem entbundenen Gase in den Auffang - Cylinder mit 
gehen mufste, erlaubt nicht dieses buchstäblich zu nehmer. 
genauesten fiel ein von H. Davy angestellter Versuch 
welcher die beiden Gasarten in den Röhren selbst, in 
























1 G. X. 290. 
2 KEbend. VII. 11%. 


` 
` L 


Chemismus der Säule 669 
ër beideh gesentbindenden Golddrähte befanden , auffing 


mwen nämlich in ihr oberes Ende eingeschmelzt, mitihren 
ra ofenen Enden waren diese Röhren in Gläser umgestürzt, 
xitst dareh frische Muskelfasern mit einander verbunden wa- 
Die Röhren sowohl als die Gläser wurden mit destillirtem 
ne sefüllt, welches er nach achtstündigem Kochen fast 
bsiedend eingefüllt hatte.‘ Die erhaltenen Gasarten .verhiel- 
sch als reines Wasserstoflgas und als reines Sauerstoffgas. 
en einen Versuche war das Verhältnils ihrer Voluminum 
WI Davy vermuthete, dals das eine Wasser einen 
n des Seuerstoffigases verschluckt habe. Er sättigte also 
t dasselbe mit Sauerstoffgas, indem er es über Quecksilber 
weditelle, und nun war das Verhältnils beider Gasarten 
P n dasselbe, wie es die gewöhnliche Wasserzersetzung 
trti, nämlich 57 ; 27. Das Verhältnils des Gewichts der 
rn Gasarten zum Gewichtsverluste des Wassers suchte 
'na Anfange an auszumitteln. Da eine lange Zeit vergeht, 
ex hinlingliche Menge Gas erhalten werden kann, um 
nerrklichen Gewichtsverlust des Wassers zu veranlassen, 
r»r das Gewicht der Gasarten in allen solchen Fällen nicht 
elbar, sondern nur nach ihrem Volumen bestimmt wird, 
' Bestimmung aber nur dann genaue Resultate gewähren 
eeng die erhaltenen Gase rein, und also ohne Beimi- 
so atmosphärischer Luft sind, welche das Wasser etwa 
ke mthielt , da aufser durch die Entbindung der Gasarten 
her einen Verlust durch Verdunstung erleiden mufs, wo- 
le sich entwickelnden Gasarten selbst, die den Wasserdunst 
tà fotfihren, Veranlassung geben, so begreift man von 
Kb en solcher Versuch in keinem Falle ein absalut ge- 
t kaalt geben konnte, Gaumen, welcher zuerst diesen 
banstellte, wollte, nachdem bereits 6 Cubikzolle Gas aus 
i Waser entwickelt waren, doch keinen Gewichtsverlust 
Wassers, das er mit dem Gefälse vor und nach dem Ver- 
Riwogen hatte, gefunden haben, und schlof daraus, dafs 


a von einer Zersetzung der galvanischen Materie selbst - 


Bien möchte. Mit mehr Genauigkeit wurden die Versuche 
Eauanı 3 angestellt, welcher dazu ein kugelförmiges 
— — 

16. VIIL 222. 

! Dead. Xi. 215. 


Fig. 
184. 


870 = © Galvanismus. 


Glasgefäßs mit cylindrischem Halse gebrauchte, Er hatte esm 
dem Ende an zwei gegenüberstehenden Stellen durchbohrt, Ge 


- die Oeffnung Korkstöpsel bb gekittet, durch diese zwei zu 


spitzte Golddrähte aa gesteckt, so dafs ihre Spitzen nur um em 
Linie von einander abstanden, und Kork ‚Metall und Glas, e 
sio an einander grenzten, mit Siegellackfirnifs luftdicht über 
gen. Er füllte darauf das Gefäls bis an den Hals mit frisch Ae 
stillirtem Wasser, wovon es genau 5% Drachmen hielt, wei 
schlofs es mit einem Korkstöpsel, durch den ein S ſormig œ 
krümmtes Haarröhrchen ging, und verstrich auch hier alle fe 
gen sorgfältig mit Siegellackfirnifs. Dieser ganze Apparat o 
648 Gran. Die, Golddrähte wurden mit einer Säule von Y 
gen, welche mit Salmiakauflösung geschichtet war, in Ver 
dung gesetzt, und das Gas in einem mit destillirtem Wasser = 
füllten, vorher graduirten Cylinder aufgefangen. Nach Ae 
den hatten sich in dem Cylinder bei 10° R. genau 6 Kubikzl, 
Gas angesammelt, und der Apparat hatte 1 Gran an Gewig 
verloren. Nach dem damals noch gangbaren unrichtigen va 
hältnisse der Zusammensetzung des Wassers aus 85 O. und 58 
und nach der ebenfalls nicht ganz genauen Annahme des ge 
fischen Gewichts der Gasarten, bestimmte er das Gewicht jaf. 
6 Cubikzolle zu .1,1015162 Gran, welches mit dem Gew: 
verluste nahe überein kam. d 
Sımos trieb den Versuch noch mehr ins Große !, a 
er ihn mit zwei Apparaten gleichzeitig 31 Stunden hinch 
fortsetzte. Bei dem einen Apparate betrug der Gewichtsreidt 
2,2 fr. Grains, bei dem andern 1,9; das Gewicht der erhal] 
Gasarten, die aus dem ersten Apparate 9,22, aus dem zu 
7,91 Par. Duod. Cubikzoll betrug, berechnete er nach den del 
ligen nicht ganz genauen Bestimmungen für den ersten ZO 
1,56, für den zweiten zu 1,33 Gr. Folglich in beiden F 
bedeutend weniger als der Gewichtsverlust des Wassers 
Sımon vermuthete, dafs das mit den Gasen zugleich verdos 
Wasser diesen Unterschied veranlafst habe; er richtete da 
nen sehr zweckmälsigen Apparat mit einer Mittelröhre vor. 8 
mit geschmolzenem salzsaurem Kalke gefüllt und durch 
silber von beiden Seiten von der Gasentbindungsröhre und 
dem Cylinder, welcher das Gas auffangen sollte, abg 





EG 





1 C. X. 282, 


Chemismus der Säule. = 871 


‚sen war, damit der salzsaure Kalk bei seiner grofsen Verwandt- 
schaft zum Wasser von keiner Seite her dasselbe anziehen konnte, 
und setzte den Versuch 10 Wochen und 2 Tage fort. Die Men- 
ge des aufgelangenenen Gases- betrug bei + 12° R. 77,54 
Par Duod. C. Z, dessen Gewicht er zu 4,6 fr. Grains bestimmte, 
und welches nunmehro mit dem blofs von der Entbindung der 
Gasarten abhängigen Gewichtsverluste des Wassers, der dadurch 
ausgemittelt wurde, dals der ganze Apparat mit der Nlittelröhre, 
die den salzsauren Kalk enthielt, vor und nach dem’ Versuche 
gewosen wurde, fast vollkommen übereinstimmte. 

. Eanyasx glaubte bei Anstellung des \Vasserzersetzungs- 
versuches mit dem oben beschriebenen Apparate zu bemerken 2, 
dals die Gasbläschen nicht senkrecht aufstiegen, sondern dals die 
Ströme Sauerstoffgas während der ganzen Dauer des Versuchs 
nach der Richtung der Spitze vor, die Ströme Wasserstoffgas 
dagesen von der Spitze zurückgetrieben würden, und zwar be- 
sonders an den Spitzen selbst, wie die Figur darstellt. Diese E 
Erscheinung soll sich jedesmal zeigen, wenn die Gasentbindung 
in einem hinlänglich weitem Gefälse unter gleichen Umständen ` 
vor sich geht, was auch andere Mitbeobachter bestätigten. - Der 
Erfolg war also ganz von der Art, wie wenn von dem positiven 
nach dem negativen Drahte hin eine Bewegung oder ein Stols 
wirkte, der vereinigt mit der von der Schwere abhängigen senk- 
techt, aufsteigenden Bewegung diese Art von parabolischer Bahn 
bewirkte, i l 
BL Da in diesem \Vasserzersetzungsversuche die beiden 
Bestandtheile des Wassers getrennt von einander auftreten, so 
bot sich gleich von Anfang an das wichtige Problem zur Ent- 
scheidung durch Versuche dar, ob die beiden, wenn gleich in 
solches Geschiedenheit im Raume auftretenden Bestandtheile ei- 
nem und demselben Wassertheilchen angehören, oder ob viel- 
mehr an jedem Drahte jedes Wassertheilchen für sich seinen Be- 
Handtheil liefere, und wohin der andere in diesem Falle gelange, 
wder ob vielleicht hier überall nicht zersetzt, sondern nur (Wasser) 
umgewandelt werde. Der sicherste Weg zur Entscheidung die- 
ler Frage schien der zu seyn, zwei \Vasserquantitäten so voll- 
lommen wie möglich von einander zn trennen, so dals sie in 
jwissem Sinne kein Continuum mehr bildeten, ohne dals darum 


nn : 


1 6. XI. 215. 


2 


872 Galvanismus. 


die Leitung von dem einen zu dem andern und damit der Pro- 
cefs selbst gehemmt wurde, wobei jedoch kein trockener 
oder ein Leiter der ersten Classe angewandt werden durfte, we 
. cher selbst durch chemische Polarität wirkt, und die Was 
zersetzung eben damit wieder mit beiden Bestandtheilen ne 9 
und dasselbe Wassercontinuum versetzt, 
H, Duer schmolz zu diesem Ende, wie schen oben bif 
merkt ist . Golddrähte, die er mit den Polen der Säule scil 
den wollte, in das eine Ende’'von Glasröhren , die er mit« 
andern offenen Ende in Gläser mit Wasser umstürzte, Tat 
er nun den Finger der einen Hand in das eine Glas, den 
andern in das andere, wo also die Communication zwischen b 
den Gläsern durch seinen Körper stattfand, so erfolgte die 
entbindung in vollkommen geschiedenen Wasserportionen, 
zwar an jedem Drahte die des ihm vermöge des Pols zuschiä, 
gen Gases. Denselben Dienst leistete eine Verbindung der 
ser durch Muskelfasern und frische Pflanzenfasern, endlich de 
einen benetzten Faden. Auch als sich drei Personen anlıla 
wovon die beiden äulsersten die Finger in die Gläser tauch 
trat derselbe Erfolg, nur geschwächt ein, Ich selbst hated 
Kork zur Scheidung vorgeschlagen, und mit einem solchen A 
. parate, der aus zwei Abtheilungen bestand, die dorch a 
vollkommen isolirende Scheidewand von einander getrennt 
ren, in welche von jeder Seite her Golddrähte eingekette v 
ren, und in welchen durch einen an der Scheidewand angebne 
ten Kork die Leitung von dem einen Wasser zum andem 
mittelt, die Communication des Wassers selbst aber, wir 
verschiedene Höhe desselben in den beiden Abtheilungen 
wies, vollkommen unterbrochen war, Versuche mit Erfolg 
gestellt. 1 In allen diesen Fällen communicirten indefs die schi 
bar getrennten Wasserquantitäten doch eigentlich wieder 
durch das Wasser, wovon der Faden oder der Kork dı 
gen waren, oder es fielen selbst beide Pracesse in ein und 4 
selbe Wasserquantum, wenn nämlich thierische Theile, wie 
kelfasern, Nerven u. s. w. die Communication unterhielten, 
dem diese Theile, wie Rırrea richtig bemerkt, sich wie 
Leiter verhalten, nämlich mit chemischer Polarität, wie 


‘ 
al! 














1 G. WI. 363. 
2 Ebend. IX. 274, 


Chemismus der Säule . 873 


ie, nur dals die Bestandtheile des Wassers an ihnen nicht 
Ex erscheinen, sondern neue Verbindungen mit ihnen 
en, Dieses erhellet besonders aus einem Versuche Si+ 


\,wo zwei Röhren A, B unten durch einen Streifen ma- Fig. 


Rndfieisch C vereinigt und durch herumgebundene Biase 


133. 


verchlossen, darauf beide mit reinem Wasser gefüllt and 


tere Oefinung mit Korkstöpseln verschlossen wurden, 
weiche Drähte nebst Entbindungsrähren luftdicht gingen. 
bech erlitt eine merkwürdige Veränderung, indem das 
estiven Pole gegenüberstehende Fleischende D, welches 
a, wem es selbst polarisirte, als Oxygenpol auftrat, eine 
wte Farbe annahm und auch eine so gefärbte Flüssigkeit 
».indefs das andere, dem positiven Pole zugekahrte also 
Lange gewordene Ende E des Fleisches gänzlich entfärbt 
e. md ein gallertartiges Ansehen erhielt, Veränderungen, 
v Suou auf gleiche Weise an Fleischfibern wahrnahm, 
een er, statt der genälsten Tuchscheiben eine Volta’sche 
'xàchtete, die auch mehrere Tage hindurch gegen Fäul» 
piast warden. 

Fte besondere Aufmerksamkeit widmete Rırrer dieser Art 
„suchung, wobei er aus der Form, unter welcher die 
‚nesetzung auftritt, den Schlufs gezogen hatte, dafs das 
wenfach sey, und nicht zersetzt, sondern auf der einen 
! "Ganzes die Sauerstoff ~, auf der andern Seite die Was- 
ti. ualitat darch die el. Begeistung annehme, Die eine 
remer Versuche betraf die Prüfung einer Behauptung 
rg, Vauquerin’s und Trfsann’s, welche die wirk- 
'Iteführung des Hydrogens von dem Drahte, welcher 
Pain lieferte, nach dem entgegengesetzten Drahte, am 
Ten nach Abgebung des el, Fluidums an denselben dann 
"tu auftrete, durch einen Versuch mit Silberoxyd bewie- 
Zeg wollten, welches, in das Wasser zwischen beide 
e bracht, in der Portion, welche dem positiven Drahte 
Rèn sey, reducirt werde, während zugleich die Entbin- 
t des Wasserstoffgases aufhöre. Rırren ? bewies indels 
Kane grolse Reihe sehr sinnreich ab geänderter Versuche, dafs 
— 

16. X. 28. 


piee sur nähern Kenntnifs des Galvanismus H, Bd, 1, St 





` 


dieser Erfolg durchaus nicht statt finde, dafs vielmehr da 8 
beroxyd auf derjenigen Seite, welche nach dem negatives Dn 
zugekehrt ist, eine Reduction erleide, und zwar nur ia 4 
Verhältnisse, in welchem es entweder unmittelbar oder v 
telst des Wassers , welches dasselbe in sehr geringer Menge 
löst, mit dem negativen Drahte, und folglich mit dem Hg 
gen im Augenblicke seines Freiwerdens in Berührung ko 
und dadurch reducirt werde, dals sich diese Reduction vor 
aus durch das Silberoxyd nach. der entgegengesetsten Sate $ 
mälig ausbreite, sofern das mit dem negativen Drabte va 
menhängende, und sich durch Anhängen neuer zeducirte 
bertheilchen verlängernde Silber nun selbst zum negativen 
werde, und weiteres Oxyd, mit dem es in Berührung ko 
seducire, dafs auf der entgegengesetzten Seite nichts von dii 
Art vorkomme, vielmehr die Wirksamkeit des Sauerstolls $ 
hier thätig zeige, indem das schon etwas grau geworden 
beroxyd hier vielmehr seine weilse Farbe wieder erhalte, 
die geringe Spur von mufgelöstem Silberoxyd sich in e 
Wölkchen niederschlage. Mannichfaltig abgeänderte Ve 
bestätigten von allen Seiten dieses Resultat und widerlegu $ 
kaum begreiflichen Irrthum der französischen Physiker. 
Dagegen glaubte Rırrza in der congentrirten Schach 
und ‚an der concentrirten Salpetersäure ein Scheidungsmit 
funden zu haben, durch welches jene einseitige Metamopiii 
des Wassers als Ganzes in Sauerstoffigas und \Vasgeistofl;a 
wiesen, werden könne, Bei der Mittheilung seiner ersten W 
suche ? war er in den Irrthum gefallen, dals diese Säuren, A 
mentlich die Schwefelsäure, durch die unmittelbare Einwi 
der Polardrähte selbst keine Veränderung erlitten, kein Geh 
ben u. s. w. Dieser Irrthum wurde jedoch durch Hesa 
Cavıcxsuank’s®, Davr’s* und später auch durch Siue 
Versuche widerlegt, welche alle wirklich Gas, theils durch 4 
setzung des Wassers, welches diese Säuren als wahre Hıt 
auch noch im concentrirten Zustande enthalten, theils durd 


874 ` Galvanismus. , 

























1 Voigts Magazin II. 492 £. 
2 G. VI. 370. E 
3 Ebend. VII. 106. 
4 Ebeud. VII 124. 

L 5 Ebend. X. 32. 


Chemismus der Säule, 875 


mg der Säure selbst erhielten. Insbesondere fand in ab- 
ben Versuchen am Hydrogendrahte Zersetzung der Schwe- _ 
œ durch den Wasserstoff und Abscheidung von Schwefel 
Wenn aber die Schwefelsäure in die untere Biegung ei- 
wischenklichen, in einen spitzen Winkel gebogeneri Robro 
d, und über dieselbe mit aller Vorsicht, um die Vermi- 
ıza verhindern, Wasser gegossen wird, in welches Gold- 
Pitodrähte reichen, so findet an beiden auf die gewöhn- 
Weise Gasentwickelung statt, ohne dals die zwischen be- 
te Schwefelsäure die allergeringste' Veränderung erleidet; 
mar sogar in gröfserer Menge, als wenn die Strecke, wel- 
is Schwefelsäure einnimmt, durch reines Wasser ersetzt 
l Desen Versuch sah mun Rırren als einen ganz entschei- 
l- Beweis der absoluten Geschiedenheit‘ und Unabhängig- 
we Processe von emander, und der. Verwandlung des 
Kr Seite befindlichen Wassers als Ganzes in das Gas, wel- 
«ch auf jeder Seite entwickelt, an; indels durch eine Ar- 
ration, welche mehr subtil als haltbar ist. Selbst dann, 
ierch einen directen Versuch bewiesen wäre, dafs der 
kttsverlust des Wassers auf der einen Seite mit dem Ge- 
"des entwickelten Sauerstoffgases und derjenigen auf der 
"Seite mit demjenigen des Wasserstoffgases genau über- 
ben, em Resultat, welches Rırrer für ganz entschei- 
ah, würde die von einigen Physikern aufgestellte Hypo- 
!tneiner durch das ganze Wasser hindurch gehenden Zer- 
"z end Wiederzusammensetzung, und somit einer Abhän- 
r! 2s Processes auf der einen Seite von demjenigen auf der 
Roch behaupten können. 
® Die Entwickelang von Gas an den beiden Polardräh- 
kit, wie bereits bemerkt ist, nur dann statt, wenn als 
™ solche Metalle angewandt werden, die zum Sauerstoff 
Le geringe Anziehung haben, namentlich aufser Gold und 
2. Palladium, Rhodiom und Tellurium. Werden dagegen 
t von andern Metallen gebraucht, so entwickelt sich zwar, 
ro, am negativen Drahte Wasserstoffgas, aber der posi- 
Urht giebt nun kein Gas, sondern es bildet sich an dem- 
D Oxyd, das sich mit dem Wasser zu Hydrat verbindet, 
“chin einer, nach Beschaffenheit des Metalls verschieden 
Deg Wolke von dem Drahte aus im Wasser verbreitet, der 
X aber wird angefressen und allmälig verzehrt. Dieses gilt 


' ` ` 


876 £ Galvanismns, 


‚auf gleiche Weise von dem sonst nicht so leitht orydirbe 
Silber. Cnvıcxzswank $ machte zuerst diese Beobschtun: ı 
dem Silberdrahte ; es zeigte sich eine weilse Wolke m derbeg 
des positiven Drahtes, welche nach und nach gröfser, do 
endlich purpurfarbig oder selbst schwarz wurde; doch ken 
diesem Drahte nicht, wie an den Drähten von Messing d 
Kupfer, alle Gasentwiekehing auf, und bei einer kräftigen Sii 
findet sogar noch ein beträchtlicher Strom statt. Gausr b 
merkte, dafs bei Anwendung von Silbernadeln, die etwa ġi 
von einander abstehen mochten, das an dem positiven 
sich bildende gelbe Oxyd nach einigen Minuten von dern 
Gen Spitze angezogen wurde, und unter Verwandlung is 
schwarzes Oxyd an dieser Spitze einen sehr schönen schw 
Dendriten bildete, auch in dem Augenblicke, da die Bilis 
desselben begann, die Gasentbindung aufhörte und sid 
Oberfläche dieser Nadel mit einem schwarzen, lose auflieg 
Ueberzuge bedeckte, 

Brussarteırı? hatte bei einem Becherapparate die 
fsung des Kreises durch verschiedene Drähte in mehren: 
einander folgenden Gläsern gemacht, wödurch daher abs 
Pole an den Enden dieser Drähte entstanden, Hierbei be 
tete er, dafs an dem negativen Ende der Drähte sich zum 
krystallinische Ueberzüge bildeten, die offenbar von dem, 
gegenüberstehenden positiven Polardrahte übergeführten 
oxyde, welches an diesem gebildet und an dem negativen 
reducirt war, und unter gewissen Umständen selbst noch M 
drogenesirt wurde, herrührten, Er stellte damals die 
bare Hypothese'auf, dafs diese Krystalle Verbindungen de 
talloxyds mit der el. Materie selbst seyen, welche letztere 
Eigenschaften einer wahren Säure besitzen sollte, und čt 
daher el. Säure nannte. Er hat aber diese unhaltbare M 
nachher selbst aufgegeben, wie man aus einer spätern Ab 
Jong desselben 3 ersieht,, in welcher er die Natur dieser B: 
gen am negativen Drahte richtiger bestimmt hat, Der nes 
Golddraht überzog sich in seinen Versuchen, so weit eg 
Wasser reichte, mit einer schwarzen Substanz, die sehr s 
zunshm, und war die Säule kräftig, so war der Ueberzug 

1 G. VI. 368. 
& Ebend. VII. 284. 
$ Ebend. XXIII. 177. 















d 


Chemismus der Säule. 877 


nigen Stunden in eine schwammigte,,. sichtlich aufgelaufen 
ubstanz verwandelt und sehr dünne Golddrähte gingen zuletzt 
us in dieselbe übe. Manchmal bildete diese Substanz wahre 
ıgetationen oder Nadeln, dach mur wenn starke Säulen schon 
schwächt waren. BaussaTterıı sieht deg Substanz für eia 
vdrat von: Goldhydzüre an. Wechselt man die Golddrähte, so 
ds der mit der. schwammigten Substanz überzogene Golddraht 
h nuo am positiven-Pole befindet, so sieht man den schwam- 
igtea Veberzug allmälig an Volumen ebnebmen und so zu sagen 
‚den Golddraht wieder einschrumpfen, der seine vorige Farbe 
d Metallglanz wieder annimmt. Dieses Geldhydrüre ist ein 
ter des Galvanismus, denn gänzlich damit überzogene Drähte 
setzen sehr schnell das Wesser durch Einwirkung der Säule, 
uch den negativen Silberdsaht aah Bavenarzsrı bei Anwen, 
mg zweier Silberdrähte, deren Spitzen nur 3 Linien von eier 
der abstanden, und bei. Einwirkung einer mächtigen Saule 
h mit einem ziemlich reichlichen dunkelgrauen und wie 
kwanmigten Ueberzuge bedecken, Diesen hielt er für ein Sil- 
sbydat, weil er getrocknet und mit einem Glätter gerieben, 
ctaliglanz annahm, and alle Eigenschaften des reinen Silber 
We, Nach der Art der ‚Bildung und nach der Analogie mit 
m Golde läfst sich indefs nicht zweifeln, dafs es Silberhydrürg 
, das seinen Wasserstoff leicht wieder abgiebt. Bei Anwen- ` 
wg von Äupferdrähten in demselben Gefälse bildete sich an 
maegativen Drahte eine schwarze Substanz in schönen Rami- 
atonen, welche BavasareuLı für Kupferhydrüre erkannt ha» 
ell Diese Veränderungen der Metalle am negativen Pole 
tra die vorzüglichsten Data zur Erklärung der sogenannten 
laring der Metalldrähte im Kreise der Säule, der Ladungs-' 
de u, s, w, | 

Duer. wandte statt der Drähte Streifen von wohl ausge- 
Dien Kohlen an t, durch welche die Säule sich so gut wie . 
sch Metalldrähte vollkommen entladen liefs, An dem Strei- 
1, der mit dem positiven Pole verbunden war, entwickelte 
à gar kein Gas (bei Anwendung von nicht destillirtem Wasser 
Ne sich etwas atınosphärische Luft, die durch das vom Wasser 
Schluckte kohlensaure Gas entbunden worden war, angesam- 
it), dagegen bildete sich Kohlensäure, die vom Wasser ver- 
— — 

1 G. VIL a. a. 0. e 


A 


878 | Galvaniemus. 


schluckt wurde, und durch Prüfung mit Reagentien erkennt 
war. Der mit dem negativen Pole verbundene Streifen gab e 
nach einer halben Stunde Gas, welches sich gröflstentheils 
reines Wasserstoffgas verhielt, dem aber doch etwas Kol 
wasserstolfgas beigemischt ‘war. Unter denselben Umstn: 
gab ein Silberdraht, mit dem negativen Ende der Säule verb 
den, während der Kohlenstreifen den Leiter vom positiven I 
bildete, sogleich: Gas, woraus man: schliefsen mufs, dals d 
. Kohle im Anfange den 'entbundenen Wasserstoff, zu wekke 
sie eine grolse Verwandtschaft hat, verschluckte. Bauerur 
sah bei Anwendung der Kohlenstreifen am positiven Pole 
sehr viel Gas; am negativen dagegeh sehr wenig entwickd 
auch wurde die Kohle an diesem Pole mierklich gebleicht, e 
ches er von der. Verbindung mit‘dem Wasserstoff ableitet, ı 
denn auch diese hydropenisirte Kohle. gegen gewöhnliche A 
sich positiv. el. verhielt, gerade so, wie das hydrogenen 
Gold gegen gewöhnliches Gold. 

Hrxax 2 schmolz die Gasentbindungsröhre i in dem eis 
Ende um den za leitenden Draht zu und sperrte das Wasser 
ihr mit Quecksilber. Hier enfband sich nur Gas, wen 
Zuleitungsdraht (von Silber) mit dem negativen Pole, das Qos 
silber mit dem positiven (ohne Zweifel durch einen Eisen 
verbunden war. Beirumgekehrter Verbindung entwickeltes 
kein Gas, ohngeachtet die Bewegung der Oberfläche des (ue 
silbers das fortdauernde Durchsygömen bewies. Wurde dee 
bei. dieser letzten Anordnung ein Draht durch das Quecksl 
in die Röhre geleitet, so stieg viel Gas vom untern Drahte s 
Hier zeigte sich also die Spitze günstig für die Wasser: 
zung wegen der auf wenige Puncte eingeschränkten Wirkt 
doch erheben sich allerdings auch bei Anwendung von stärkt 
Säulen aus 60 bis 100 Plattenpaaren von 2 Quadratzoll (e 
fläche Wasserstoffgasblasen von der Oberfläche des Quecksi 
wenn dieses mit dem negativen Pole verbunden ist, und be 
Verbindung mit dem positiven Pole überzieht sich die Oberin 
nach Verhältnils der Stärke der Säule mit einer schwänl: 
oder mehr gelben Oxydschicht. Ueberhaupt modificisen + 
alle diese Veränderungen der Metalldrähte, der Kohlesst 





1 G. XXII, a. a. 0. 
2 VI. 370. 





€ 
Chemismus der Säule. 879 


r., owohl hinsichtlich der Stärke als der Art in Gemäfs- 
w ;desmaligen Stärke des galv. Apparats und des davon 
en d Stromes. 

De Polarisirung trockener Erreger, welche die Con- 
Lie Wassers unterbrechen, und die davon abhängige 
peung und selbst Vervielfachung des Processes, welche 
kabei der einfachen Kette kennen gelernt haben, zeigt 
u dr Säule auf eine noch viel auffallendere Weise; 
kusk!undRırrzn ? haben zuerst dergleichen Versuche 
Rund sie sind auf die mannigfaltigste Weise abgeändert 
\ Die einfachste Form dieses Versuchs ist, dals man 
B cestillirtem Wasser gefüllte Glasröhren nimmt, deren 
ka einerseits durch Drähte mit den b3iden Polen der 
ge beiden andern Enden durch einen Metalldraht. mit 


f 


rbunden sind, und durch deren obere Körke feide 
m Glasröhren zum Anstreten der entbundenen Gase ge- e 
mn. Sind die drei Drähte a b und c von Platin oder 134. 
x atwickelt sich durch die Einwirkung einer_hinläng- 
Säule von 4 Drahtenden Gas und zwar an den Po- 
ab auf die bereits abgehandelte Weise, an dem, dem 
Drahte gegenüber stehenden Ende d des Verbindungs- 
|Wiserstoffgas , an dem, dem negativen Polardrahte ge- 
Ischenden Ende e Sauerstoffgas; der Verbindungsdraht 
ghet Polarität angenommen, und zwar an jedem Ende 
— von der des ursprünglichen Poles, durch 
hasse Polarität erzeugt worden ist. Einige Physiker 3 
Kaaner, dafs die an den ursprünglichen Polen statt fin- 
kentbindung reichlicher sey, als die an den abgeleiteten 
ed dafs nur die an den ersteren und an den letzteren 
e bezogenen Gase in dem Verhältnisse, in welchem 
"bilden, gegen einander stehen, nicht aber die Meon- 
km jeder Röhre entbunden werden. Indels habe ich 
Eh verschiedene Versuche vom Gegentheile überzeugt. 
Mich die Menge des’Gases am abgeleiteten Pole d des 
k der Menge des Gases am Polardrahte a entsprechend 


— 


dE? 

“ec's Magazin II. 490. 

Che Archiv von Pfaff und Scheel II. Bd. 2, St, S. 88. 
3 phys. chem. Abh. U. Bd. 310 8, 


880 Galvanısmus. 





und eben so anf det. entgegengasetzten Seite; aber allerdı 
kann das gange Quantum des entbundenen Gases in den be 
Röhren sehr verschieden ausfallen nach Verschiedenheit der 
sondern Verhältnisse, die die Stärke der Wasserzersetzuzgl 
jeder Röhre bestimmen. Es lassen sich auf diese Weise 
Reihe von Röhren mit einander verbinden und der Procels $ 
sich verdreifachen, vervierfachen u.s. w. Die chemischen 

sind hierbei stets nach dem gleichen Gesetze vertheilt, dals í 






lich ein positiver oder Oxygenpol mit einem negativen oder 
drogenpolg abwechselt und jeder Draht, der mit seinen 
zwei auf einander folgende Röhren ‘verbindet, die entzeug 
setzten Pole an diesen beiden Enden zeig. Houra! d 
Versuche sehr ios Groe getrieben, indem er dazu zwi] 
lange und 1 Z. weite Glasröhren anwendete, durch deren Mä 
Messingdrähte 2 Z. tief in das Wasser reichten. Es wéi 
Anfang mit einer Röhre gemacht, dann aber eine Röhre g 
der andern mit in den Kreis aufgenommen, Stets zeigte d 
bei jeder an dem Ende des einen Drahtes Oxydirung, a 
des andern ‚Gasentwickelung ; ; jedoch wurde diese immer 
cher, in dem Verhältnisse, in welchem der Schliefsung 
Ausdehnung zunahm,. Nachdem die 6 letzten Röhren ei 
waren, war gleich nach Schlielsung der Kette in 
Röhren eine galvanische Wirkung zu bemerken, aber ns 
lauf einer halben Stunde zeigte sich an den einen Dráha 
innern Zwischenröhren der Anfang von Oxydation, 
sichtbar nach und nach zunahm. Diese Oxydation war m 
den Enden näher liegenden, Rühren stärker als in den 
in der mittelsten ward nur die Spitze nach einigen Stunden # 
bar schwarz, und kaum ein kleines Oxydwölkchen in d 
gewandten Wasser bemerklich, Hier hatte sich also die 
sche Wirkung einer hundertplattigen Säule, deren Silbe 
nur preulsische Viergroschenstücke waren, durch zwei [0 
lange und neun 39 Z. lange, mittelst Messingdrähten mit o 
der. verbundene Wassersäulen erstreckt. Sımom machte ) 
metallischen Ketten, durck welche die Pole der Säule eg) 
Glasröhren verbunden wurden, 24 Fufs lang und hakte & 
Röhren, jede mit 40 Z. Abstand der in sie hineinreichf 
Drähte, ein. Im Anfange erfolgte keine Veränderung, a 















d 
=| 





1 G. X. 43. | 


Chemismus der Säule. 881 


Erten Oxydirung und nach 5 Minuten auch mäfsige Gas- 
kəhng. Hierauf wurde zwischen jene beiden langen Röh- 
‚ze kürzere von 18 Z. Abstand der Drähte eingehakt. Es 
GA Minuten nach Schlielsung der Kette langsames feines 
klsenströmen in der mittleren kürzeren Röhre, in den län-. 
n zehn. aber nach 10) Minuten wurde der Gas erzeugende 
r ach in diesen mit Bläschen überzogen. Oxydirung wurde 
Gei drei Röhren bemerkt. Diese Versuche liefern gleich- 
(ër: Beweis, dafs die Processe an den beiden Drahtenden 
sondern Röhre zusammen gehören,, dals die Stärke der- 
Krop den besondern Bedingungen in jeder abhängt, zu- , 
Arsen se aber auch, dals in einem weit ausgedehnten 
I.ıtden Bogen die Action von den Polen aus nach der 
be abnimmt. 
is: Polarisirang der Nletalldrähte findet selbst dann statt, 
Gu sich in einer und derselben Weassersäule befinden, 
È» die beiden Polendräbte mit einander verbindet. Wir 
n schon oben einen solchen Versuch Erman’s anzuführen 
t,aheit gehabt. Derselbe Versuch wurde auch von diesem 
Bien Experimentator abgeändert, wobei er das allgemeine 
ku erhielt, dafs, wenn gleich diese Metalldrähte an zwei 
es, setzten Enden elektrisch chemische Polarität nach 
ben allgemeinen Gesetze der abwechselnden Folge der 
Felen Pole zeigen, an ihnen noch anlserdem freie E. durch 
Erttometer zu erkennen ist, die jedesmal mit der E. der- 
on Wasserhälfte übereinstimmend ist, in welcher sie sich 
Kr, und also mit derjenigen des ihnen am nächsten gele- 
niies der Säule selbst. Hierbei war es nun merkwürdig, 
'u, wo die Indifferenz beider Elektricitäten in der Wasser- 
Piel, auch eine Indifferenz der chemischen Polarität be- 
taa war, d. h. keine Wasserzersetzung statt fand. Dieses 
ech auffallend aus folgendem Versuche, welcher auch 
“tema der Vertheilung der elektrisch - chemischen Pole an 
Vröindangsdrähten deutlich vor Augen legt. Von zwei 
kr neben einander gestellten tubulirten Gasapparaten ist,der Fig. 
' [) mit den Batteriedrähten A (+E) und B(—E) ver- 135. 
w- Seine beiden Metalldrähte C und D bleiben mit ihren 
"einander gekehrten Spitzen in gleicher Entfernung vom 
— 

IXA. ` 

"H © Kkk 





Fig. 
138 


~ und macht E durch Vertheilung negativ. Ebenso rückt im rse 


e . 


882 Galvanismus. 


A $ 


Indifferenzpuncte E und ihre herausragenden Enden biegen sch 
«gegen den zweiten Apparat (Il) zurück, und durch seine Tubse 
lirungen c und d in denselben hinein, so dals sich ihre Eode 
spitzen auch hier in gleichen Entfernungen vom Indifferen» 
puncte e befinden. Bringt man überdies von E zu e einen dr 
ten Mitteldraht an, der aber blols in das Wasser der be 
Flüssigkeiten hineinragt, so wird dieser Draht Ee weder de 
mische noch elektrische Erscheinungen geben, weil sich sa 
beiden Spitzen in den: beiden Indifferenzregionen der bei 
Wassersäulen befinden. . Zieht man die Drahtenden C ul 
oder auch c und d, oder auch die ganzen Drähte Cc und 
gleich weit zurück, so bleibt an den Spitzen E und e alles 
weil sie nach wie vor immerfort in der respectiven ladiffe 
zone sind. Zieht man dagegen D und C zurück , so rückt 
ersten Apparate (1) der Wirkungskreis des positiven Pol A e 





ten Apparate (ll) die Atmosphäre des negativen Pols dv 
nilsmälsig vor und macht e durch Vertheilung positiv. 
giebt E augenblicklich Wasserstoffgas und e Oxyd, wenn 
Ee von einem oxydirbaren Metalle genommen hat. Soll 
kehrt E Oxyd und e Gas ‘geben, so braucht man nur C wl 
wieder vorzuschieben und cund d zurückzuziehen. Zoga 
hört auch der gehörig zurückgezogene Draht C oder D a 
sten Apparats auf, die Phänomene der Polarität seiner Ia 
nach zu zeigen und giebt nur Gas oder Oxyd, so dafs mé 
Apparate (1) nicht mehr Gas und Oxyd gebende Puncte 
hen, .als vorher da waren, und E nun die Stelle desjenigen 
tritt, welcher dem zurückgezogenen Drahte abgeht. 
Noch verdient hier am Ende eine merkwürdige Beobac 
von Turonoa v. Grorruuss ! angeführt zu werden, wel 
über den Vorgang der Polarisirung der Metalldrähte Aufschif 
giebt. Er fand nämlich, dafs ein höchst feiner Rils in der 
masse einer Röhre ganz denselben Dienst wie ein Metall 
leistete, indem an den beiden Enden dieses Risses, w 
zwischen den in die Flüssigkeit getauchten Polardrähten sich 
fand, indem die letzteren durch diesen Rifs eine unv 
mene Communication mit einander hatten, sich elektrisch- 
mische Pole zeigten. Dieser Rifs liefs die Flüssigkeit 



















1 S. dessen phys. chem. Forschungen und Schw, XXVII. 3 





Chemismus der Säule. 883 


arch, nur als der galvanische Strom hindurch ging; wurde eine 
Ar kleine Quantität der Flüssigkeit aus der Röhre hindurch ge- 
ht. Diese Polarität des in dem Glasrisse gleichsam fixirten 
lassers zeigte sich besonders auffallend, als salpetersaure Sil- 
rauflösung in die Röhre und in das Glas, in welchen dieselbe 
md, gebracht wurde. Dein negativen Polardrahte gegenüber. 
twickelte sich an dem Ende des Risses Sauerstoffgas, und am 
fsem Ende dieses Risses überzog sich die Glasfläche mit re- 
citem Silber in Form von blätterförmigen Dendriten. Da 
bau bei Anwendung einer Batterie von {00 Zinkkupferplatten 
06 Z. Durchmesser über eine Stunde verstrichen war, ehe 
se Wirkungen sich zu zeigen anfıngen, so schlielst v. GruTT- 
‚ss, dals diese Zeit verstrich, bis sich die Flüssigkeit in den 
ils selbst zwischen die getrennten Glasflächen insinuirte, wor- 
d denn erst die chemisch - polare Wirkung eintrat, abhängig 
won, dafs die Grundstoffe des \Vassers in diesen gleichsam 
irten Wasserenden nicht die nöthige Beweglichkeit hatten, 
n die Zersetzung und W iederzusammensetzung des Wassers 
iner Hypothese gemäls durch die ı ganzen Strecken fortsetzen 
ı können, | 
HL. Die Quantität der Wasserzersetzung wird durch man- 
erlei Umstände bestimmt, die theils in der Beschaffenheit der 
lta schen Säule selbst, theils in den mannigfaltigen Bestim- 
ungen, welche die Gasentbindungsröhre zuläfst, und in ihren 
öglichen Combinationen mit einander gelegen sind. Ohne auf 
je mannigfaltigen Abänderungen in der Constructionsart des 
olta’schen Apparats hier einzugehen, bei denen Wohlfeilheit 
t Anschaffung und Bequemlichkeit des Gebrauchs ein vorziig- 
kes Augenmerk mit gewesen sind, können doch hier, wo von 
r Saule in ihrer einfachsten Gestalt die Rede ist, alle wesent- 
he Momente eines jeden Apparates, auf welche sich sämmt- 
he, hierbei einen Einfluls äulsernde Abänderungen desselben 
ückführen lassen, nämlıch Zahl der Schichtungen, Gröfse der 
*rläche der einzelnen Schichtungen und.Beschaffenheit des 
ichten Leiters in Betracht gezogen werden. Es. kommt bei 
stimmung dieses Einflusses so wie überhaupt desjenigen aller 
içen Umstände vorzüglich auf die Anwendung eines beque- 
n und genauen Instruments an, um die Menge des entbunde- 
ı Gases innerhalb einer gegebenen Zeit und die kleinsten Un- 
khiede hierin mit der erforderlichen Schärfe bestimmen zu 
Kkk 2 


A 


884 Galvanismua 
4 ` 


können. Schon die oben (Nr. 80) beschriebenen Vorrichtungea 
Sımos’s und Ennmann’s könhen dazudienen. Sımos hat må 
aulserdem einen bequemen Apparat in Vorschlag gebracht!, wo- 
von das Wesentliche darin besteht, dafs das entwickelte Ga 
die Flüssigkeit in einer etwa halb damit gefüllten Kugel aus 
Stelle treibt und in einer damit verbundenen engen Röhre stee 
gen macht, wo denn die verschiedenen Höhen, die die E 
sigkeit in gleichen Zeiten erreicht, die Mengen des in dier) 
entwickelten Gases messen und wenige Minuten für jeden d 
such einen schon sehr auffallenden Ausschlag geben. dÉ 
caux bediente sieh einer ähnlichen Vorrichtung 2, Bens 
hat gleichfalls ein solches Instrument beschrieben und Ek 
dymiamster genannt, das aber bei dem Gebrauche unbequem 
Bıscuorr bediente sich eines Apparats, durch welchen nach 
Länge der Zeit, die erforderlich war, um eine gleiche Meg 
Gas zu erhalten, die Wirksamkeit der Volta’schen Säule g 
sen wurde, und in der That scheint diese Art der Vornct 
noch eine grölsere Genauigkeit zuzulassen, als diejenigen, v 
sich der in gleichen Zeiten erhaltenen Menge des Gases al 
nes solchen Malses bedienen. Es kam hierbei nur dar 
` die Vorrichtung so zu treffen, dafs sich in jedem Versuche $ 
genau dieselbe Gasquantität entwickelte, und dafs man Si 
untrügliches Kennzeichen hatte , sobald die constante Gas 
tität entwickelt worden war. Dauerte die Gasentwickelun # 
Durchschnitt eine halbe Stunde, so liefs sich, da ve | 
einer Secundenuhr die Zeit bis auf eine Secunde genau best 
werden konnte, bis auf yy!ys, und selbst bei einer Dauer dech 
suchs von nur 5 Minuten doch noch bis auf 44y Gran die auf de 
Zeiten reducirte Gasmenge messen.- Die von ihm gebrauchte Ve 
Fig. richtung bestand in einer heberförmigen Gasröhre. In dəs 
1 "geschmolzene Ende bei c wurde ein Platindraht und zur“ 
bei d ein zweiter Platindraht luftdicht eingeschmolzen. 
Röhre wurde mit reinem Wasser ganz angefüllt und die 
tungsdrähte der beiden Pole in den obern Platindraht be 
und in den untern bei d eingehängt. Da nun die Waser 
i 
setzung nur so lange fortdauern konnte, als die Spitze des © 







1 G. VIO. 29, 
d Ebend. XI. 19. - 
3 Eend. XXIII. 17. 


| Chemismus der Säule. | 885 


s sich im Wasser befand, so mulste der Procels stets auf- 
‚ wenn der Wasserspiegel bis auf ab herabgesunken war. 
oteman daher diese Gasröhre in allen Versuchen i in loth- 
. Richtung , und verhütete man, wenn der Procels dem 
Em ganz nahe war, irgend eine zufällige Erschütterung, 





ech es geschehen konnte, dafs der durch Adhäsion des 


baam der Spitze des obern Platindrahts sich bildende kleine 
egel einmal früher, das anderemal später zerflols, so’ 
die sich entwickelnde Gasmenge in allen Versuchen voll- 
genau dieselbe seyn. Dabei lehrten die Versuche, dafs 
Ger Augenblick, in welchem die Gasentwicklung aufhörte, 
c Ser Genauigkeit bestimmbar war, indem dieselbe jedes- 
schsan in einem Nu aufhörte, wenn jenes Quantum ent- 
aar, so dafs man auch nicht um eine halbe Secunde in 
Jett war. Nur wenn bei sehr schwachen Apparaten 
Gerrtwickelung sehr langsam war, und das Gas nur in 
~ru Bläschen aufstieg, konnte eine Ungewilsheit in Hin- 
ei den eigentlichen Zeitpunct derselben statt finden, in- 
venn der Procels auch schon längst aufgehört hatte, doch 
i -nge Gasbläschen ‚sdie an dem untern Drahte hängen ge- 
waren, in die Höhe stiegen; jedoch war diese Unge- 

d dann von geringerem Belange, weil die ganze Zeit- 









<ch viel gröfser war. Dafs bei einer fortgesetzten Reihe " 


wochen in Rücksicht auf Abänderung des Barometerstan- 

zd der Temperatur die nöthigen Correctionen irt Betreff 

“tenen Gasvolumens nicht aufser Acht zu łassen sind, 

‘uam der Erinner ung. 

biecnor selbst stellte mit diesem Apparat in verschiede- 
Plchungen Versuche an. 1. Was den Einfluls der £n- 
Kr: Schichtungen betrifft, von der hier zunächst die Rede 
A verglich BıscHhorr die wasserzersetzende Kraft von 4 
Baron: 51 Plattenpaaren, die er einzeln in jeder Rücksicht 
bi Kommen gleich wie ‚möglich aufbauete, und theils jede 
L theils zu 2 zu 3 "und zu 4 mit einander verbunden, 


Als Mittel sehr vieler Versuche erhielt er folgende Zah- 


, de Wetthe der wasserzersetzenden Kraft dieser 4Säulen: 


"E von Säule von Säule von Säule von 
Mieparen 4102 133 203 
d 62 83 100 


“e Läergsen dieser Zahlen sind 25, 21, 17, und die zwei- 


N 


886 Galvanismus, 


ten Differenzen 4, A. Da nun diese letzteren constant sind, » 
‘bildet jene Zahlenreihe eine arithmetische Reihe der zweites 
Ordnung und die folgenden Glieder dieser Reihe würden sert 
100 -+ 13; 10 +13+9; 10 #13 +9 +5; 100 +13 + 
+5+1; 10 +13+9+5+1—3 u. sw., oder 113; 1 
127; 128; 125; woraus demnach folgen würde, dafs die em 
serzersetzende Kraft auf einem gewissen Puncte der Vervieliik 
‘tigung ihr Maximum erreichen und weiterhin wieder abnehad 
mülste, ein Maximum, welches nach diesen Versuchen 
eine Säule von 408 Plattenpaaren an der angegebenen Art 
reicht haben würde, so dafs eine Säule von 459 Plattenp: 
(aus 9 jeder Elementarsäulen zusammengesetzt) schon schws 
wirken würde. Bıschorr hat indefs dieses auffallende Re 
durch Versuche nicht weiter bestätigt, wir werden aber wei 
unten Erfahrungen Rırrza’s mittheilen, welche gleichfalls h 
für zu sprechen scheinen. 
Gar-Lüsssc und Tuerann?! wollen das Gesetz gef 
haben, dals das Quantum der Gasentwickelung den Cobi 
zeln aus der Anzahl der Platten ziemlich proportional sey; 
ses Gesetz ist aber in offenbarem Widerspruche mit den Be 
taten der Versuche Bıscnorr’s, denn berechnet man danach 
wasserzersetzende Kraft für obige Säulen, so kommen folke 
Zahlen heraus ; 37; 47; 53; 59, .Dieser auffallende Wie 
spruch erklärt sich vorzüglich daraus, dafs die von den frande 
sischen Physikern angewandten, mit verdünnter Schwefel: 
gefüllten, Trog-Apparate an Wirksamkeit aufserordentlich s 
abnehmen, und eben daher nicht wohl vergleichbare Resu 
iefern konnten. Die von H. Davy erhaltenen Resultate 
chen von denen der französischen Physiker noch auffall- 
ab, indem er die Gasmengen in einem zunehmenden Ve 
nisse mit der Zahl der Schichtungsen, und einem Versuche 
folge nahe zu im quadratischen Verhältnisse der Anzahl de 
ben fand $, Da man diese Abweichungen nicht blols von 
fälligen Umständen, die etwa nicht gehörig beachtet 
ableiten kann, so mufs man annehmen, dafs bei verschied 
Apparaten, wie sie von diesen verschiedenen Beobachter ? 
braucht wurden, wo nämlich theils die Grüfse der Oberfis 
— — 
1 Recherches physico -chimiques, übers. in G. Zem 1#. 
2 G. VIII. 197. 






















Chemismus der Säule. 897 


de Beschaffenheit des feuchten Zwischenleiters, theils die 
rCenstruction des Apparat eine verschiedene war, indem 
-Lissac and Tuenann einen Trogapparat, Davy einen 
"parat und Bıscuorr eine gewöhnliche Säule anwende- 
s+ we anch für verschiedene Beschaffenheit der Gasrölıre 
rer Weite, der Entfernung der Polardrähte von einander, das 
n. nach welchem die Zunahme der Wirksamkeit mit der Zahl 
'tenpaare veränderlich ist, ein verschiedenes seyn möchte. 
ir zweite Factor, der auf das Quantum der Wasserzersez- 
«sen Einflufs äulsert, ist die Grö/se der Oberfläche der 
manare. Gay- Lussac und Tu£narp nahmen zwei Vol- 
- Batterien von 20 Tlattenpaaren, deren Oberfläche sich 
under verhielten, wie 1:19, 72. Die Zellen ihres Trog- 
‘warden mit einer Flüssigkeit gefüllt, die auf 40 Mafs 
1 Mafs Salpetersäure enthielt, die Flüssigkeit des Gas- 
r„apparats enthielt auf 3 Mafs Wasser 1 Mals Säure. 
Langer Berücksichtigung des gröfsern Inhalts der Zellen 
rilatiigen Apparats relativ gegen die grölsere Oberfläche, 
d die Beobachter in einer andern Reihe von Versuchen 
ke hatten, dafs die Wirksamkeit einer Säule unter übri- 
kachen Umständen der Menge der Säure proportional ist, 
A welcher sie in Wirksamkeit gesetzt wird, so fanden sie, 
-” Menge der Gasentbindung genau der Oberfläche propor- 
bet, Dafs indefs dieses Verhältnils nicht als ein ganz 
"Ss gültiges anzunehmen sey, läfst sich zum voraus er- 
"da es wesentlich darauf ankommt, ob auch die andern 
"m, die auf das Quantum der \Vasserzersetzung ihren Ein- 
"Fam, in dem richtigen Verhältnisse zu der jedesmaligen 
l- ler Platten stehen, und ob namentlich das Wasser in der 
''> in seiner Capacität für die Aufnahme der durch die Grö- 
` Oberläche nachstehenden Action in demselben Mafse sich 
` em lasse, wie diese letztere wächst. In der That haben auch 
“Misiker keine gröfsere Wasserzersetzung durch grofsplatti- 
"" darch kleinplattige Säulen erhalten, weun diese ihrer Grö- 
^ b in einem gewissen Verhältnisse zu dem Durchmesser der 
"rund ihren übrigen Bestimmungen standen!. ReınnuoLn 
tete A Kupfer - Zinksäulen a, b, c, "A. jede von 25 Lagen; 
4 Yapscheiben waren mit derselben Kochsalzlösung gleich- 
— 


! Simon bei G. X. 885. 





888 Galvanismuas. 


förmig befeuchtet, a hatte 24 zöllige, b 1 zöllige Platten, c bw 
stand aus 24 zölligen Zink- und 1 zölligen Kupferplatten, d a$ 
24 zölligem Kupfer- und 1 zölligen Zinkplatten. Um über 
wasserzersetzende Kraft dieser Säulen, wenn sie einzeln 
durch Verbindung ihrer gleichnamigen Pole in binärer, ternäaf 
und quaternärer Verbindung angewandt wurden, wodurch 
zu Säulen von wachsender Gröfse der Oberfläche bei gleichb 
bender Anzahl der Schichtungen wurden, wählte er m 
mit destiflirtem Wasser gefüllte Glasröhren, welche an i 
Golddrähten zusammengehängt wurden. Die Golddrähte im 
nern der Röhren brachte er in eine solche Weite von einan 
dafs sie so eben Gas zu geben aufhörten. Mit diesem Ap 
prüfte er jede einzelne Säule sowohl, als ihre oben angege 
Verbindungen, indem durch ıhn die Kette geschlossen 
Nie war ein Unterschied bemerkbar; wo einmal Action e 
erschien sie immer, wo sie einmal fehlte, fehlte sie allen. 
anders würde der Erfolg ausgefallen seyn, wenn Renon 
die Entbindungröhre eine besser leitende Flüssigkeit ge 
und überhanpt das Leitungsvermögen der Gasröhre durch 
weiterung derselben, Annäherung der Drähte an einander u. 
der gröfseren Quantität von E., welche die Vereinigung der 
len geben mulste, angepalst hätte. So fand Davy zwar 
dals zwei Apparate von gleicher Anzahl von Schichtungen | 
wovon der eine aber aus Platten von nur 5 Z. Durchmesser 
stand, der andere aber ein Trogapparat war, dessen Platten | 
` Seite hatten, und die Zellen mit verdünnter Salpetersäure 
füllt waren, in reinem \Vasser fast gleichviel Gas gaben, 
gegen der letztere Apparat in Schwefelsäure, Salpetersäure 
verschiedenen Salzauflösungen viel schneller und in grü 
Menge Gas entwickelte, als der erstere. 

3) Dafs drittens vorzüglich die Beschaffenheit des fı 
ten Zwischenleiters den gröfsten Einfluls auf die Wirks 
der Säule in der WVasserzersetzung haben werde, läfst sich 
den Resultaten der Versuche mit der einfachen Kette e 
Die wichtigsten Erfahrungen hierüber verdanken wir H. D 
Gay - Lüssác und Tusnann nebst van Manum und Dr 
Davy glaubta aus seinen mannigfaltigen Versuchen den % 
zichen zu können, dal die flüssigen Stoffe, welche die un 
kommenen Metalle am schnellsten oxydiren, und zugleich 
sich entbindenden Wasserstoff condensiren, den galvanı 





































‚ e u 


Chemismus der Säule, 880 


Batterien die grölste Energie sowohl in Ansehung der Was- 


me, als auch in Hervorbringung anderer von ihnen ab- 
.: Wirkungen ertheilten. Salpetersäure, Königswasser 
wdirte Salzsäure zeigten sich ihm am wirksamsten, dann 


xılauflösungen in Säuren, in denen die Metalle am mei- 


vårt sind, die Salzsäure, Schwefelsäure und die Neu- 


» aus diesen Säuren und aus Salpetersäure; am schwäch- 


nit Hobes WVasser?. - Ein Zellenapparat von 20 Silber- - 
kıplatten, dessen Zellen mit concentrirter Schwefelsäure ` 


W) spec. Gewicht gefüllt waren, zeigte so gut wie gar 


\inkung weder in der Gasröhre, noch auf den monsch- 


per, einen geringen kaustischen Geschmack ausge- 


m: wende aber ein Tropfen Wasser in jede Zelle ge- 
k s» zeigte sich sogleich Wasserzersetzung in der Gas- 
t. Ligaider Schwefelstrontian als feuchter Zwischenleiter 


Znksilbersäule von 25 Lagen gab nicht die mindeste 
=; kaum waren aber die Seiten der Säule mit ein wenig 


"näure befeuchtet, so gab sie so starke Schläge und Was. 


Ixtzung wie eine gewöhnliche Säule. Vas Marum und 


tünden bei Zink -Kupfersäulen kalte Salgiakauflösung 
kıh wirksam, und sogar 4mal stärker als Kochsalzauflö- 


‚5 schmelzung von Eisendrähten. Ja, sie fanden diese ` 


Leclösung sogar wirksamer als verdünnte sowohl wie 
Fäi Salpetersäure, eine sehr auffallende Abweichung 


—EX Resultaten, die sich aus der Verschiedenheit der, 
aden Apparate erklären läfst, indem in Davr’s Versu- 


oe Flüssigkeiten rein wirken konnten, während sie in 
e\esuchen zur Befeuchtun g von Pappscheiben gebraucht 


tz, welche zersetzend auf die Salpetersäure wirken mufs- 


` Anmoniakflüssigkeit fanden sie viel unwirksamer als Sal- 


-2lsung ; dagegen eine concentrirte Auflösung von Kali 


“ıtentlich wirksam mit der Zink- und Kupfersäule, und 


wirksamer als schwefelsaures Kali*., Gax-Lüssac und 
Run wandten zu ihren Versuchen einen Zellenapparat mit 


“-Anpferplatten an. Sie fanden die Wasserzersetzung der 
— 


d Viu. $11. 

è Ebend. emt. 11. 
1 Cum 

tfaa 0. 8. 157. 


800 - Galvanismus, 


Stärke der angewandten Salpetersäure ziemlich genau prope 
tional von einer Verdünnung der käuflichen Salpetersäure 
ihren 79fachen Volumen Wasser bis zu derjenigen mit d 
Ufachen Volumen; die Wirkung der verdünnten Schwefelsi 
fanden sie durch Auflösung von Kochsalz in derselben in eir 
viel höheren Mabe verstärkt, als nach der Wirksamkeit 
Auflösung der gleichen Menge Kochsalz erwartet werden kon 
was jedoch nicht unerwartet ist, da die durch die Sch 
säure eutbundene Salzsäure hierbei zur Thätigkeit kam. 

4. Den gröfsten Einftufs anf das Quantum der Wasse 
setzung äufsert endlich die Gasröhre selbst nach den mann 
faltigen Abänderungen, welche die an ihr in Betrachtung ki 
menden Verhältnisse zulassen, sowohl an und für sich als 
lativ gegen die in Anwendung gebrachten galvanischen Appa 
betrachtet. 

a. Das erste Moment ist die Antfernung der Poları 
von einander. Im Allgemeinen nimmt die Gasentwickelunz 
demselben Verhältnisse zu, in welchem die Entfernung 
Drähte abnimmt. Dieses fanden schon in den ersten V 
chen mit der Säule CaarısLe und NıcroLsow,?, und besi 
ten später viele andere Physiker, wie Bucsorz?, Er 
Manecuaux®, Bıscnorr ô u. A. Rırren ? behanptet, 
die Gasentwickelung in dem einfachen directen Verhältnisse 
beiden Drähte von einander abnehme, und gründet auch & 
auf eine sinnreiche Methode, das verschiedene Leitung 
gen der Flüssigkeiten. durch das Verhältnifs der nöthigen 
fernungen der Drähte in denselben, wenn in einer damit 
bundenen zweiten Gasröhre eine immer gleiche Gasentbind 
statt findet, zu bestimmen. Manecnaux® erhielt in versch 
denen Entfernungen der Drähte von einander bei übrigens 
gleichen Umständen und jedesmaliger Anwendung von Bn 











f 
! 


— 




















G. XXXVII. 131. 
Ebend. VI. 350. 

Ebend. JX. 440. 
Ebend. X. 210. 

Ebend. XI. 125. 
Kastaer’s Arch. IV. 63, 
G. IX. 306. 

Ebend. XI. 13. 


a aan > Dä Ap Fa 





Chemismus der Säule. 8981: 







er-Gasmengen, die durch folgende Zahlen angezeigt 


mungen beider Spitzen 8”; 5”; 3”; 1"; 

mengen 16; 21; 23; 23. 

kit hieraus, dafs es eine gewisse Nähe der Drähte giebt, 

Sher das Quantum der Gasentbindung sein Maximum er- 

\ Diese Entfernung wird nach Verschiedenheit der Säu- 

ei und den anderweitigen Verschiedenheiten, deren der 

E.:nssapparat fähig ist, namentlich ob reines Wasser, oder 

wen, Säuren u. s. w. versetztes in die Gasröhre gebracht 

‚zwar sehr verschieden ausfallen, aber dieses Maximum 

r:emal dann eintreten, wenn die Drähte einander so nahe 

tx smd, dafs unter den obwaltenden Umständen der Zwi- 
n:n der Flüssigkeit zwischen den Drähten eben ze voll- 
ka leitet, als die Säule selbst, und folglich in jedem Au- 
Lie alles verbraucht wird, was die Säule zuführen kann. 
ktemung, bei welcher die Drähte aufhören noch Gas zu 
t, hangt gleichfalls von diesen anderweitigen Umständen, 
wrs aber von der Wirksamkeit der Säule ab. Ernmas#, 
tıwei Röhren von beträchtlicher Länge, in welche Platin- 
e rechten, durch eine mit Wasser gefüllte heberförmige 
e verband, erhielt durch eine Säule von 100 Plattenpaaren 

ed Kupfer noch Gasentbindung an beiden Drähten, ohn- 
let ihre Enden um 18 Fufs von einander entfernt waren. 
ltehrere Glasröhren in einer Reihe mit einander verbunden, 
(ër Gasentbindung in jeder einzelnen Röhre jedesmal schwä- 
‚als ge bei gleicher Entfernung der Drähte ist, wenn diese 
n fir sich allein den schliefsenden Bogen bildete; die ein- 
R Entfernungen vermindern also gleichsam durch Addition 
wander das Quantum der Wasserzersetzung,- doch ohne 
ts jetzt über das Verhältnils, in welchem dieses geschieht, 
x messende Versuche angestellt wären. Bei gleicher Ent- 
nı der Drahte von einander scheint nach den oben von 
t angeführten Versuchen die Wasserzersetzung zugleich in 
Verhältnisse abzunehmen, in welchem die Entfernung der- 
3 von den Polardräthen grölser ist. 

b Die Beschaffenheit der Drähte selbst äulsert einen 
affallenden Einfluls auf die Stärke des Processes, Dunz- 


— — 


! 6. VII. 206. 


892. ” Galvanismus. 


CHAUX, indem er für den Hydrogenpol stets Messingdraht be 
behielt, und: blofs den Oxygendraht wechselte, erhielt folgeal 
Resultate, wo die Grade die Verhältnisse der in gleichen Leita 
erhaltenen Mengen von Wasserstotfgas anzeigen. 


Oxygendraht. : 
Gold mit etwas Kupfer versetzt d 
Holzkohle ` ` F 
Wasserblei (wahrscheinlich aber Graphit) ii 
Ganz feines Silber ` IW 
Messing | 
Stahl d 

Zink ' 


Das der Zersetzung unterworfene Wasser war Brunnenwase. 
. Man sieht hieraus, dals um so mehr Wasser zersetzt ei 
je näher die das Oxygen gebenden Drähte in der Spannungs 
dem positiven Ende zu liegen, oder je oxydabler sie selbst 
Ein gleiches Resultat erhielt auch Rırren, welchem zul“ 
um das Maximum von Zersetzung zu erhalten, der für den Ü 
genpol bestimmte Draht so oxydirbar, wie/ möglich, und 
für den Hydrogenpol bestimmte Drath so unoxydirbar wie 
lich seyn sollt. Er fand in seinem ersten Versuchen die (4 
entbindung am stärksten, als er zwei Zinkdrähte, und am schw 
sten, als er zwei Stücke krystallisirtes Graubraunsteinerz ah 
leiter anwandte. Auch Scaweısser beobachtete den güns 
Einfluls eines mehr oxydirbaren Metalls als Zuleiters von 
tiven Pole aus auf das Quantum der Wasserzersetzung *. 
c. Auch "die relative Gröfse der Oberfläche, mit weld 
die Drähte mit dem Wasser in der Entbindungsröhre in Be 
rung kommen, äulsert ihren Einfluls, Gay-bussac und Tats: 
liefsen die Platindrähte von den beiden Polen eines Zellen -! 
parats aus in einen Trichter gehen. Die Flüssigkeit in der 
ben bestand aus 1 Mals starker Salpetersäure und 3 Maß M 
ser. Bei einer Länge der Platindrähte von 8 Gentimetern hr 
die Menge 149 Mals im Mittel, bei 4 Centimetern 156 Mal. 
einer Verkürzung auf 2 Centimeter nahm die Wirkung so wer 


ab, dals das Mittel aus 5 Versuchen nur 65 Mais betrug. - 












1 Voigt Magazin II. 370. Gehl. Journal IV. 622. Das d? 
stem der Körper S. 171. 


2 Gehl. IX. 319, 





Chemismus der Siule 893 


x der Flüssigkeit im Trichter mehr Säure beigemischt and 
Jerch ihr Leitungsvermögen erhöht wurde, betrug die Gas- 
ger sogar 180 Mala, sämmtlich in demselben Zeitraume von 
Minuten. Hierher gehört auch ein interessanter Versuch von 
sonues %, Als dieser von zwei ganz übereinstiminenden 
vanischen Apparaten die Endplatten durch oxydirbare Drähte 
' einem Weassergefälse so verbunden hatte, dafs er das sich 
wickelnde Gas auffangen konnte, und dals von den Drähten 
r negativen Pole gleiche Stücke, dagegen von dem einen der 
ahte des positiven Pols 6 mal so viel als von dem andern 
getaucht war, so hatten beide nach 20 Stunden gleichviel 
s entwickelt. Dasselbe war auch der Fall, als beide Drähte 
m positiven Pole gleichweit in das Wasser tauchten, dagegen 
n dem einen der Drähte des negativen Pols ein 6 mal gröfseres 
ick als von dem andern, sich unter dem \Vasser befand. Man 
ht also, dafs in dem Verhältnisse, in welchem wenigere Puncte 
< dem Wasser in Berührung kommen , die Intensität, mit 
Kier jeder Punct auf das Wasser wirkt, und dasselbe zersetzt, 
leichem Verhältnisse zunimmt. Auch erklärt sich hieraus 
apt die so auffallende Gasentwickelung an den Polardräh- 
verglichen mit derjenigen an den einzelnen Platten der 
, an denen doch in dem feuchten Zwischenleiter ganz der- 
Procefs, sowohl der Qualität als Quantität nach, statt fin- 
wo aber in jedem einzelnen Puncte der Procefs um so schwä- 
kend, je größer die Berührungsfläche des feuchten Leiters 
t den Platten selbst ist. 
d. Auch die Dauer der Anwendung derselben Drähte äu- 
n ihren Einflufs nach Riırren’s Erfahrungen. Der Gasstrom 
theint um so schneller (ob auch um so reichlicher, ist nicht 
‘a ihm bemerkt), je öfter man dieselbe Gasröhre mit dedselben 
tkurzer Unterbrechung gebraucht hat, doch verliert sich die- 
Einfufs wieder, wenn man mit einer neuen Schlielsung der 
de durch die Gasröhre lange genug verzieht. Der Einfluls des 
jesenseyns der Drähte in der Kette zeigt sich'aber gerade ent- 
nyesetzt, so wie man beim zweiten Einbringen der Drähte 
kV Kette die Röhre, und damit die Drähte, umkehrt;, so 
der Draht, welcher vorher Hydrogen gab, hernach Oxygen 
nmuls, welches so weit gehen kann, dals wenn die Röhre 


Bi 


1 
l G. IX. 24. 


894 Galvanismus 




























beim ersten Seyn in der-Kette, also in der einen Richtens, 
Hydrogenstrom nach 8 Secunden gab, beim zweiten Hi 
bringen, oder bei der entgegengesetzten Richtung der R 
12 ja 16 Secunden' verstreichen, bis die. Gasentwickeluns 
fängt. 

e. Mancherlei Beimischungen zum Wasser haben 
unabhängig von dem, was sie durch ihre eigene Zersetzung 
Modification des chemischen Processes beitragen, einen 
lichen Einflufs auf die Stärke der Wasserzersetzung. H 
haben besonders Gay-Lussao und Tu£warn mit dem ober 
geführten Apparate Versuche 'angestellt, durch welche sie 
gleich das richtige Mals des Leitungsvermögens verschi 
Flüssigkeiten erhalten zu haben glaubten. Waren verdi 
Salpetersäure, Schwefel- oder Salzsäure in dem Trichter, 
entwickelte sich ungefähr 4 mal so viel Gas, als wenn sit 
was kohlensaurer Kalk enthaltendes Wasser darin befand. W 
` verdünnte Salpetersäure im Trichter 827 Mafstheile Gas a, 
gab Natronlauge in einem solchen Verhältnisse verdünnt. 
gie eine gleiche Menge jener Salpetersäure gerade sättigen 
nur 510 Malstheile, und salpetersaures Natron , aus jenen 
den Flüssigkeiten zusammengesetzt, gab nur 223 Mak 
Als sie eine Auflösung von schwefelsaurem Natron in ve 
denem Verdünnungszustande in den Trichter brachten, 
sich zwar um so stärkere Gasentwickelung, je concentrirt 
Lösung war; aber es fand kein genaues Verhältnils zw 
Concentration und Gasmenge statt. Indels wird der 
einer solchen Beimischung auf das Quantum der Wang 
zung wesentlich mit durch die jedesmalige Beschaffenhei 
Volta’schen Apparats selbst bestimmt, und kann nach Ve 
denheit desselben gerade entgegengesetzte Wirkungen iv 
Rırren? stellt als Resultat seiner Versuche den allgemeinen’ 
auf, dafs wenn die Action der Säule, oder was immer für 
elektromotorischen Apparats bei starker Spannung von nicht 
derlicher und nicht lange anhaltender Succession sey, 
ter leitende Flüssigkeiten in der Gasröhre bessere Dienste le: 
als gutleitende, während bei schwacher Spannung, aber rei 
und-lange anhaltender Succession der Action besser leitende 


1 G. XXXVIII. 131. 
2 Gehl. J. IV. 622, 





Chemismus der Säule 895 
geiten gröfsere Producte, also ein grölseres Quantum von 


lsserzersetzung geben. So sey bei einer Säule von vielen 
gen, mit Wasser aufgebaut, die Wasserzersetzung eben so 
sk und fast stärker, wenn sich in der Gasröhre reines Wasser; 
wenn sich Salmiakauflösung darin befinde, während bei ei- 
«Säule von wenigen Lagen, aber mit Salmiak aufgebaut, die 
ısserzersetzung sehr befördert werde, wenn man in dem Was- 

Salmiak auflöse oder ihm eine Säure beimische, Dals die 
ı wie die im Wasser aufgelöste Materie, oder die demselben 
genischse Flüssigkeit, in den Zersetzungsprocels mit eingreift, 
Menge des Gases in gewissen Fällen vermehren , in andern 
mindern kann, ohne dafs darum der Procels an und für sich 
Lebhaftiskeit verschieden wäre, und dafs man eben darum 
der Menge des entwickelten Gases so wenig auf die Stärke 
 Leitungsvermögens der verschiedenen Flüssigkeiten, die sich 
der Gasröhre befinden, als auf die comparative Wirksamkeit 
Säule einen Schlufs machen könne, ergab sich schon aus H. ` 
rte früheren Versuchen 1, Er fand, dafs nach,der Schnel- 
eit za urtheilen, mit welcher sich Gas in verschiedenen Flüs- 
witen, womit die Gasröhre gefüllt war, entwickelte, und 
h der Menge desselben Kalilauge besser leitete als Wasser, 
2s besser als liquides Ammoniak, und dafs die drei Mineral- 
en sich als die schlechtesten flüssigen Leiter bewiesen. 

Noch auffallender sind die Resultate von FORSTEMABNS 
tsachen, welcher verschiedene Flüssigkeiten nach der Menge 
i Gases, welches sie in gleicher Zeit unter der Einwirkung ei- 
Zinkkupfersäule von 204 Plattenpaaren von etwa 2 Quadrat- 
Oberfläche und mit Kochsalzauflösung aufgebauet, in fol- 
der Ordnung auf einander folgend fand : 


specif. Gewicht Gasmenge in gleicher Zeit 
Essig 1,024 1,200 
Wasser 1,000  . 1,000 
Ammoniak 0,936 0,912 
Kalilauge 1,172 0,885 
Schwefelsäure 1,848 Ä 0,779 
Salmiaklösang 1,064 0,722 
Kochsalzlösung 1,166 0,549 
Salzsäure 1,126 0,529 


1 6. VIL 126. 


896 — Galvanismua 


specif. Gewicht Gasmenge in gleicher 
Salpetersäure 1,236 039 4 
Bleizuckerlösung 1,132 DI 5 


woraus Foögstemans den Schluls zieht, dafs die elektrochg 
sche Wirkung der Säule in den ziemlich concentrirt ang 
ten Flüssigkeiten sich hauptsächlich auf die Zersetzung A 
dem Wasser enthaltenen Stoffes beschränke, dagegen gx 

oder nur in geringem Grade auf das Wasser selbst zer 
wirke, wozu noch kommt, dafs die aus der Zersetzung des $ 
sers resultirenden Bestandtheile in einigen dieser Flüssiz 
wie insbesondere in der Schwefelsäure , in der Bleizuck 
sung zu anderweitigen chemischen Processen wieder v 
‚werden, und daher nicht gasförmig erscheinen. V 
Fönstemann jene Auflösungen von Salzen , die Schwe | 
u. s w. mit Wasser, so nahm die Gasentbindung in ibog 
doch ohne die Gröfse wie in reinem Wasser zu erreichen, € 
rend die Verdünnung mit Wasser auf die Essigsäure 
Ammoniak einen entgegengesetzten Einfluls äufserte, wo 
dem letzteren, das doch auch zu den Flüssigkeiten gehi 
weniger Gas als reines Wasser gaben, der Grund dam 9 
chen seyn möchte, dafs der chemische Proceſs in demse 
andere Form angenommen hatte, indem etwa das : 
selbst nicht meht zersetzt werden konnte. 

Dafs auf die relative Stärke der Gasentwickelung 
schiedenen Flüssigkeiten auch die Beschaffenheit des 5 
schen Apparates selbst einen bedeutenden Einfluls glo 
let aufser aus den oben angeführten Versuchen Gar-Liss« 
Tuiwanp's auch aus denen vou H. Davy, welcher mt 
äulserst kräftigen Trog- Apparate bei Anwendung von A 
stücken als Zuleiter mehr Gas aus der Schwelsäure als 
Wasser erhielt 3. 

f. Auch die Weite der Entbindungsröhre Sne 
Einfluß. In sehr engen Röhren findet nach Caaxuss® 
STER gar keine merkliche Wasserzersetzung statt 2. Nach 
nen eigenen Versuchen hat jeder galvanische Apparat 
angemessene Weite der Gasröhre, bei welcher er das Ma 
von \Vasserzersetzung giebt, und zwar kann die Röhre i 























1 GG XII. 357. 
2 Ebend. XXIII 271. 


Chemismus der Säule. | 897 


erhältmisse weiter genommen werden, in welchem die Zahl 
et Schichtungen die Gröfse der Oberfläche der Platten und die 
eıtungsfähigkeit des feuchten Zwischenleiters zunehmen. ` 

5. Auch die Dauer der Zeit, während welcher eine Vol- 
sche Säule gewirkt hat, äulsert einen beträchtlichen Einflufs 
f die Menge, des sich entwickelnden Gases. Dieser Einflufs 
bert sich indels auf eine sehr verschiedene Wejse nach Ver- 
iedenheit der V.olta’sehen Apparate, wovon Soch unter dem 
tikel: Säule, Voltæcche, näher die Rede seyn wird. Für 
œ gewöhnliche Säule aus kleineren (won etwa zwei Quadrat- 
D Zink- und Kupferscheiben, deren Tuchscheiben mit Koch- 
lösungen getränkt waren, fand Bıscaopr $ die tägliche Ab- 
me einige Tage nach ihrer Aufbauung etwa } der ursprüng- 
hen Stärke, nach der Menge .des Gases bestimmt, innerkalb 
Stunden. 

6. Merkwürdig, und noch nicht vollkommen erklärt sind 
jenigen Schwankungen solcher Säulen in ihrer Wirksamkeit, 
iche vielleicht mit atmosphärischen Veränderungen zusam- 
nhängen. Dafs Veränderungen der Lufttemperatur, auch 
' um einige Grade, von Einäuls seyn können, fand unter 
era Biseuosr, und zwar stieg die Wasser zersetsende Kraft 
:smal mit Erhöhung der Temperatur und fel mit Emiedri- 
¢ derselben *. Aber aach bei gleichbleibender Lafttempe- 
& fand Bıscnorr in einem Falle eine sehr auffallende Ver- 
&ung der Wirksamheit, da ein Gewitter in der Nähe vorbei- 
r und am folgenden Tag wirkte die Säule viel schwächer, 
ı wenn sie sich den Abend vorher erschöpft hätte.?. 

7. Ein merkwürdiges Resultat aus Bıscnorr’s und ande- 

Versuchen ist, dals es keinen merklichen Einfiufs auf die _ 
nge der Gasentwiekelung hat, ob die Säule vollkommen iso- 
ist und die Verbindung der beiden Pole blols durch die Gas- 
nndungssöhre geschieht, oder ob der eine oder andere Pol 
leich ableitend berührt werden. Ja selbst eine Ableitung bei, 
Pole hat keine merkliche Verminderung zur Folge. Bıscuorr 


e zwei Säulen so neben einander errichtet, dals, indem die 
Sen oder oberen Boden mit einander durch enen Metall- 


t Kastoer's Archiv IV. 60. 

2 Ebend. 38. 39. 

3 ae 0. 8. 50. re 

V. Bd. L11 


898 Galvaniemus. 


streifen verbunden wurden, eine einzelne zweischenkliche 2 
dadurch entstand, deren beide Pole in dem ersten Falle a 
oben, in dem zweiten nach unten sich befanden. , Ohngeachg 
nun wegen der unvollkommenen Isölirung der untern La 
in diesem zweiten Falle die Pole selbst keine Spur einerfreieng 
Spannung zeigten, während in dem ersten Falle die volle Ing 
sität. der Spannung da war, so war doch die Gasentwiceig 
gleich stark, ob die Gasröhre zwischen den beiden pe: 


len die Verbindnng machte, oder-ob sie zwischen den 
‚obern Polen eingehängt war. 


8. Endlich verdient noch bemerkt zu werden, dals in 
metisch verschlossenen Gasröhren, in welchen das entb 
Gas nicht entweichen kann, wenn man z. B. die Röhre u 
Golddrähte zuschmilat, zwar eine ganz kurze Zeit einige 
entbindung statt findet, die aber sehr bald aufhört, wes 
entwickelte Gas einen Druck auf die Flüssigkeit ausübt!. W 
Voısr unter dem Drucke von 8 Atmosphären noch Gas 
dung beobachtet haben will, so lag hier wohl ein Imthun 
Beobachtung zum Grunde 2, 

85. Beinahe in allen Fällen der Wasserzersetzun: 
Polardrähte zeigen sich zugleich mehr oder weniger aufi 
Spuren von Säurebildung am positiven und von Alkalı 
am negativen Pole; sie sind gleich vom Anfange an 
worden, und haben eine grolse Reihe von Versuchen ve 
theils um die wahre Natur der Säuren und des Alkali 
mitteln, theils auch die. Entstehungsweise dieser Su 
aufzuklären. Leitet man nämlich die beiden Po 
in \Vasser, das durch ein vegetabilisches Pigment, 
durch Säuren und Alkalien verschiedene Farbenveränd 
erleiden kann, gefärbt ist, so zeigen sich an den beiden Dri 
entsprechenden Farbenveränderungen. ‚War z. B. das W 
durch Braunkohlentinctur blau gefärbt, so verändert bei de 
schlossenen Säule der positive Polardraht diese Farbe gle 
ner Säure in Roth, und,der negative Polardrakt sie eben # 
Alkali in Grün. Diese Farbenveränderung lälstsich besond 
fallend in einer winkelförmig gebogenen Glasröhre,, wel 
einem Braunkohlaufgufs gefüllt ist, in deren einen Sche 



























1 Simon in G. X, 297. 298. 
2 Dessen neuestes Magazin Il. 555. 





Chemismus der Stulee 899 


s in den andern der negative Polardraht hineinreichen, dar- 
. Wechselt man, nachdem in beiden Schenkeln die ver- 
ven Färbangen eingetreten sind, die Drähte, so nimmt 
sühete Flüssigkeit bald ihre ursprüngliche baue Farbe 
m, und wird dann grün, und die grüne Flüssigkeit geht 
die ursprüngliche blaue Farbe in die rothe über. Gleich 
n ersten Versuchen über die Wasserzersetzung wurden 
e Beobachtungen gemacht durch Carnıwsre?, welcher die 
ntinctur am positiven Drahte stark roth gefürbtfand, wäh- 
eam negativen ihre ursprünglich etwas ins Purpur spie- 
Farbe in Dunkelblau veränderte; durch Cavıcksnank ? 
W an der Lackmustinctur, an dem Fernambukaufgufs, 
vele bei Anwendung von Gold - und Platindrähten um 
wxiven Draht eine so dunkle Purpurfarbe erhielt, wie 
x durch Ammoniak gefärbt wäre, an dem. positiven Drahte 
Lie fast gänzlich verlor; durch Bockmans 8, durch 
ms am Veilchensafte, welcher am positiven Platindrabits 
tegativen grün wurde 4; durch Enman ®, Reıwuone ® 
a Dals diese Farbenveränderung nicht etwa von eider 
be der aus dem Wasser entbundenen Bestandtheile auf 
nte, sondern von der Bildung einer wirklichen Säurd 
te Alkalis abhängen, beweist der Umstand, dafs wenn 
bs hlofse Wasser in einer winkelförmigen Röhre der Bin- 
£; der Polardrähte aussetzt, die zu den einzelnen Portio- 
Arsefügten Pflanzenpigmente dieselbe Veränderung er- 
: Diese Säure wurde gleich vom Anfange an als Salpe- 
‚nd das Alkali als Ammoniak erkannt von CAUICKSHANE, 
ası,Prars, Reıisuorn, welcher die Bildung der Salpeter- 
tienes Alkalis auch bei der Einwirkung der Säule auf frisch 
rund dadurch geschmolzenen Schnee heobachtete..-Sı- 
reit als er nach der oben angeführten Weise zwei Röh- 
ih einen Streifen mageres Rindfleisch verband, am po- 











' sitiven Drabte deutliche Spúren von Salzsäure, doch mit 


s 


` wirke, herleitet*. Desonmes? erhielt auch:bei Anwendung | 


` gatineh Role durch Dehydrogenisation desselben, so das 





900. | Galvanismus. 






















Salpetersäure gemischt, am negativen Drehte von Ammoniak 
dagegen wollte er bei. wiederholtem Galvanisiren des ma 
Wassers mit reinen Gold- oder.Platindrähten weder ein 
von Säure noch von Laugensalz erhalten haben; war aber 
eine Spur von anımalischer oder vegetabilischer Substam 
Wasser befindlich, so blieb die Säureerzeugung nie aus. 
kleiner Tropfen. der. Auflösung des Gummi arabienm, 
Zucker; ein Stückchen Fleisch waren dazu schon hinreichg 
Bei Anwendung von Silberdrähten war dagegen auch im 
sten Wasser die Säureerzeugung sehr auffallend, und das 
löste sich auf, welches Samos von der Verwandtschaft da 
beroxyds zur Salpetersäure, die hierbei als eine disponi 


reinsten destillirtea Wassers vielmehr neben dem A 
deutliche Spuren von Salzsäure. Die Versuche von Doc 
wit einem negativen Resultate erklären sich daraus, dal 
der Prüfung des Wassers nicht die höchste Sorgfalt a 
Später-wurde von einem Italiener Paccuraur® mit gro 
men als eine wichtige Entdeckung verkündigt, dafs 
Einwirkung des galv. Fluidums auf das Wasser glei 
$azlsäure und Natron gebildet würden, und zwar erstere 
sitiven Pole durch Desoxydation des Wassers , letzteres 


säure, oxydirte Salzsäure und Wasser nar verschiedene 08 
tionsstoffen des Wasserstoffs in der angegebenen Ordnun: 
das durch Hyperoxydation sich gar in ein Laugensalz U 
verwandle. Diese’so pomphaft angekündigte Entdeckung 
auch bis auf einen gewissen Grad von Bruowareru ®, N 
und Vsa- pne Lauxay ?, so wie von Monza ® undSrı 


a ei 


1 G. VII 87. 

2 Ebend. IX. 386. 

8 Ebend. IX. 28. 

A Ebend. 482. 

5 Ebend. XXI. 108. 113. XXI. 211. E ech Gehl IV. 
6 . 

7 

8 

9 


G. XXIII 191. | 
Ebend. 465. und XXIV. 891. | 
Ebend. 894. oo. Ä 
Ebend. XXV. 107. . 


Chemismus der Bäule. 901 


stätigt. Namentlich wollte Bavoxarerri bei Anwendung des 
nsten destillirten Wassers und bei Ausschliefsung aller anima- 
chen und vegetabilischen Substanzen’ mit Golddrähten, Eisen- 
ten und Graubraunsteinerz als Leitern des ‘positiven Pols 
liche Spuren von Salzsäure erhalten haben, während ihm 
ıhte von reinem Silber, Kupfer, und Antimon keine Spur 
ı Säure, aber deutliche Anzeigen von Ammoniak, selbst in 
n positiv galvanisirten Wasser gaben. In diesen Versuchen 
ren die Drähte in zwei verschiedene Röhren gesteckt, die 
en mit einer Membran verschlossen und in ein Glas mit Was- 
sestellt waren. Bei Anwendung von Zinn- und Zinkstrei- 
‚ın beiden Röhren, bildete sich in der Röhre des negativen 
fa sehr bald Alkali, das Wasser der positiven Röhre zeigte 
r erst nach 12 Stunden schwache alkalische Reaction. Tauchten 
le Streifen in dasselbe Wasser, so wurde es stark alkalisch. 
ı sieht, dafs in allen Fällen, wo Metalle angewandt wurden, ` 
eine Marke Anziehung zum Sauerstoff äulsern und ihn fixi- 
‚sich keine Salpetersäure mit dem Stickstoff der im Wasser 
alıenen atmosphärischen Luft bilden konnte, während die 
Wibildung nicht gehindert war, indem letzteres sich später 
ler Abnahme der el. Einwirkung durch chemische Anzie- 
t auch in die andere Röhre hinüberziehen konnte. Beim 
anisiren von essigsaurem Blei, salpetersaurem Silber, und 
etersäure erhielt BnuenArzLLı keine Spur von Salzsäure. 
Schon die früheren Versuche, insbesondere diejenigen von 
1, konnten Aufschlufs über die Quelle der Salzsäure in Pac- 
sı’s und Bruswarziuı's Versuchen geben, indem in den 
zungsversuchen des ersteren das Wasser stets mit animali- 
a und vegetabilischen Substanzen in Berührung gewesen war; 
:Quelle und der Irrthum Paccnranı’s, sofern er Salzsäure und 
m von einer Zersetzung des Wassers selbst herleitete, wurden 
noch ferner durch gene Versuche von Rırraurr!, ERMAN 2; 
und "Tntsanp 2, Rırrern ê und Prarr 5 ind Licht ge- 
Endlich bewies Davy in seiner classischen Abhandlung 





' 6. XXII. 202. 
Ebend. 220, und in Gehl. N. J. V. 244. 
G. XXII. 496. 

Gehl. J. d. Ch. u. Ph. I. 36. 

Ebend. 8. 502. u. 708. * 





Wem 


902 ' Galvanismus. 





über die chemischen Wirkungen der galvanischen E; $ mit 
Strenge, dafs Salzsäure und Natron nie anders erscheinen, d 
wenn sie schon gebildet in den Stoffen oder Gefälsen, da 
man sich zur Wasserzersetzung bedient, voraus esistini 
Setzte er reines Wasser der Einwirkung der Polardrähte d 
Platin oder Gold in Gefälsen von Geld oder Agath R. 
durch einen Streifen genäfsten Amianths verbunden seed 
entstand weder Salzsäure noch Natron, er erhielt aber ui 
-+ Pole salpetrige Säure und am negativen Pole ein wenig M 
moniak. Diese beiden Substanzen bilden sich, wie auch 
den oben angeführten Physikern, die ihre Bildung erkan 
ten, richtig bestimmt ward, auf Kosten des Stickstofls 
dem Wasser enthaltenen atmosphärischen Luft ; denn we 
der ganze Apparat in einer Atmosphäre von Wasserstofis 
fand und das in den Versuch gebrachte Wasser so vo 
wie möglich ausgekocht war, so erschien keine von beiden 
stanzen. Duer fand bei Gelegenkeit seiner Versuche, ai 
der Substanz der angewandten Gefälse selbst die Quelle $ 
ner solchen scheinbaren Entstehung von Säure und Laus 
liegen könne, obgleich die Substanz der Gefälse vom 
nicht angegriffen wird, wenn energisch wirkende V 
Apparate angewandt werden. So scheidet sich aus glä 
Wasser gefüllten Gefälsen, wenn die Pole der Säule bi 
leitet werden, das Alkali des Glases am — Pole aus; 
Marmor, Thonschiefer, Serpentin, Zeolith u. a, Stein 
Natron, Lepidolith Kali, glasige Lava vom Aetna Kali, 
und Kalk, wenn entweder aus diesen Stoffen Geläßse 
und mit Wasser gefüllt, oder derbe Stücke von ihnen in 
lichen Gefälsen in Berührung mit Wasser der Wirkung d 
ausgesetzt wurden. Aus dem Basalte erhielt Davr 2 
Weise einerseits Salzsäure, andererseits Natron, als er 
Löcher in denselben gebohrt, diese mit reinem destillirt 
ser gefüllt und die Verbindung durch einen Amianthstrei 
macht, und durch Platindrähte die Pole seiner Batterie 
Wasser hineingeleitet hatte. 


86. Die Wirksamkeit der Volta’schen Säule wird d 
umgebende Medium mit bestimmt, auf welches sie sel 



















1 G. XXVIII 2. u. Gehl. J. d. Ch. u. Ph. V. 2. 





Chemismus der Säule. 003 


eits eine Rückwirkung ausübt. Dunn? machte zuerst die 
jeobachtung,, dafs eine Zink -Silbersäule von 40 Schichtungen, 
eren Pappscheiben mit blofsem Wasser getränkt waren, unter 
rm Recipienten der Luftpumpe, nachdem das Barometer bis 
f} Z. herabgesunken war, keine \WVasserzersetzung mittelst 
pferner Drähte mehr gab, die aber,sogleich wieder eintrat, 
mm man Luft zulies. Haupanz brachte ferner 3 Säulen, 
k aus 40 silbernen Kronenthalern, eben so viel Zinkplatten 
d mit reinem Wasser genälsten Scheiben bestehend unter drei 
kzlocken, die erste mit atmosphärischer Luft, die zweite mit ` 
wsstoffgas, und die dritte mit Stickgas gefüllt, an den Enden 

Saulen safsen Messingdrähte, mit denen Kupferdrähte ver- 

Ren waren, die dorch das Sperrwasser der Glocken in die 

entbindungsröhre gingen. Die Säule unter der mit atmos- 

kischer Luft gefüllten Glocke gab-Oxyd und Gas, doch nicht 

wicher Menge wie beim Zutritte der freien Luft; die Säule 

Bauerstoffgase, gab das meiste Gas und Oxd, die Säule im 

kgase gab dagegen weder Gas noch Oxyd, und blieb ohne 

ı merkliche Wirkung. Nach 24 Stunden wurden die Drähte 

mert, sie gaben aber jetzt keine merkliche Wirkung, das 

sser in den Glocken war angestiegen, zum Beweise, dafs 

tebsorption statt gefunden hatte. 

-FL Duer? stellte nach ‚genauere Versuche in dieser Hin- 
R an. Er bediente sich in seinen Versuchen horizontaler 
den, denen man mit einem Harzkitte an zwei oder drei Stel- 

längs den Seiten, ohne dadurch die freie Communication 

Luft zu unterbrechen, die gehörige Festigkeit gab, damit 
schief gestellt nicht aus einander fielen. Da er sich durch 
laufige Versuche überzeugt hatte, dafs eine in Wasser ge- 
‚hte Säule in der atmosphärischen Luft, sobald man sie her- 
zieht, ohne abgetrocknet zu werden, wiewohl schwächer als 
se wirkt, und wiederholtes Eintauchen dann ihre Wirkung 
‚t weiter vermindert, so brachte er: stets Säulen, die in künst- 
en Gasarten wirken sallten, durch Wasser, welches das Gas 
mte, in den damit gefüllten Recipienten. Mit den Enden der 
den waren Drähte verbunden, die in eine kleine Röhre voll de- 
rten Wassers gingen, und die er von aulsen mit Wachs be- 





t G. VIL 192. 198. 
2 Ebend. VIIL. x. 


i wë 
i 


904 Galvanismus. 


'kleidet hatte. Eine kleine Säule ans Zink, Silber und 
scheiben, welche letztere mit Wasser, das eben gekocht ka 
angefeuchtet waren, wurde unter Wasser gesetzt, das eben ga 
kocht hatte und noch warm war. Um es es vor der Berühmg 
mit der atmosphärischen Luft zu sichern, wurde ein ke 
Kitt über das Wasser verbreitet, und an das Glas, nachdend 
sich etwas abgekühlt hatte, befestigt. Nach 2 Tagen warded 
Säule aus dem Wasser genommen. Kaum waren die Zë 
ten etwas angegriffen, Im Wasser der mit der Säule 
nen Röhre hatte sich kein Oxyd abgesetzt und kein Gas en 
kelt, Eine gleiche Säule unter Wasser, welches mit der 
sphärischen Luft in Berührung war, hatte etwas Gas ent 
und viel weifses Oxyd abgesetzt. Auch waren die Zinkpiii 
an der äufsern und inner Seite weils geworden. Ach 
Säulen in reinem Wasserstoffgas, Stickgas, oxydirtem So 
und Kohlenstoffwasserstoffgas zeigten das Zink nicht stärker 
dirt als in dem ersten Versuche. Warde die Säule dord 
Sperrwasser in eine dieser Gasarten gebracht, so hörte sie 
5—6 Minuten auf in ihrer Röhre Gas zu entbinden, inden 
Dier erklärend hinzufügt) während dieser Zeit sich die 
sphärische Luft versehrte,, die in dem Wasser zwischen 
Platten aufgelöst war. Frisches Gas von gleicher 
zugelassen, ertheilte der Säule ihre Wirksamkeit nicht 
Tauchte man aber die Säule in Wasser, welches mit ai 
rischer Luft geschwängert war, so stellte sich augent 
wieder Gasentbindung in der Röhre ein. Zahlreiche V 
belebrten Davy, dafs wenn die Luftverdüännung so weit g 
ben ward, dafs die Barometerprobe nur noch SH? 
alle Wirkung der galvanischen Säule zufhörte , auch 
Gasröhre sich, aufserhalb des Recipienten befand. 
Grand hiervon in der Fortschaffung alles adhärirenden ` 
stoffs im Wasser dorch Anspumpen der in demselben ent 
nen atmosphärischen Luft und der darum nicht weiter md; 
Oxydation des Zinks, welcher durch ganz reines Waser 
oxydist werdenkann, liege, schien daraus hervorzugehen, 
Säule deren feuchter Leiter Salpetersäure oder verdünnte $ 
felsäure war, in jenem luftverdünnten Raume noch wirksam 
Diefer Versuch wurde mit einem Trogapparate von OP 
paaren angestellt, welcher mit Wasser befeuchtet war, sa 
in dem einen Falle ein Tropfen Salpetersäure in jede Zelle, 1 



























Chemismus der Säule. 905 


win Tropfen verdünnte Schwefelsäure gebracht worden war. _ 
'letstere Batterieen konnte die Wasserzersetzung eine 
xunde unterhalten werden. Doch war die Oxydation an. 
mit dem + Pole verbundenen Silberdrahte geringer, als 
wpbärischer Laft. In einer späteren Abhandlung 1 äu- 
kb jedoch Davy weniger kategorisch über die Nothwen- 
| des dem Wasser adhärirenden Sauerstoffgases zur Wik- 
(der Säule, wenn er sich so ausdrückt. „Ich habe selbst 
‚za glauben, dafs reines Wasser, d. i. solches, welches’ 
Luft noch feste Bestandtheile enthält, in dieser Batterie “ 
meapparat aus zwanzig deckigen Platten von Zink und 
rvn 13” Seite) „gar keine Wirkung hervorbringen wür- 
wohl ich dieses nicht geradehin durch einen directen 
ú darthan konnte.“ Dagegen wollte er wiederholt gefun- 
Ven, dafs eine Säule aus 36 Platten Z. K. von 5 Z. Seite 
rem Wasser geschichtet im Stiekgas und Weasserstoffgas 
\zksamkeit in ungefähr 2 Tagen verlor, sie darauf in at- 
unscher Luft wieder erhielt, und im Sauerstoffgase eine’ 
misere Intensität zeigte. In atmosphärischer Luft wirkte 
L-ksilbersäule, deren Pappscheiben mit Wasser getränkt 
Li Tage lang, bis der Sauerstoff dieser Luft fast ganz ver- 
sn, Eine von Salpetergas umgebene Säule zersetzte das 
n lapesamer als in atmosphärischer Luft. In gleichem Ver- 
» mit der Wasserzersetzung stand die Oxydation des Zinks. 
ičintauchen in mit oxydirtem Stickgas geschwängertes Was- . 
neit eine Säule, die ihre Wirksamkeit in mephitischen 
Rn verloren hatte, dieselbe nicht wieder, dagegen vollkom- 
Sem sie in verdünnte Salzsäure getaucht wurde, und so- 
markt durch augenblickliches Eintauchen in verdünnte 
wuure, behielt sie aber nur. eine kurze Zeit. Unter Ter- 
"st, der die atmosphärische Luft begierig verschluckt und 
heben zuführen kann, bleibt die Säule lange Zeit hin- 
od fast eben so stark, als in atmosphärischer Luft, wirk- 
Auch Bocxmann 3 fand, dafs die Gaszersetzung durch 
Lk - Silber -Sänle, deren Tuohscheiben blofs mit Wasser 
"it waren, im Stickgase und Weasserstoffgase nach kurzer 
terklich abnahm, doch ohne ganz aufzuhören, während 
16. XIL 354, S 
 Ebend. XI, 189, 


A 


906 ` Galvanismus. 


sie im Sauerstoffgase verstärkt wurde; zugleich beobachtete œ 
die Absorption des Sauerstoffs. Van Marum und Prar:! ie 
den im luftverdännten Raume, wo die Barometerprobe nur ud 
5 Lin. stand, eine Zink-Kupfer-Säule von 60 Schichte 
deren Pappscheiben mit Salmiakauflösung getränkt waren, į 
keiner ihrer Wirkungen, namentlich auch nicht in der Wisal 
zersetzung geschwächt; auch nachdem sie eine Stunde sich da 
befunden hatte. Sie zeigte gleichfalls unverändert ihre ursprug 
. liche Spannung. Als darauf Kohlenwasserstoffgas in den ko 
Raum gelassen wurde, zeigte sich die Säule immer noch uf 
‘ ändert in ihrer Wirkung, eben so wie im Stickgase. Im 
stoffgase waren die Erschütterungen viel stärker und die F 
in demselben hervorgelockt grölser und lebhafter, und als dad 
nächst der luftverdünnte Raum wieder hergestellt wurde, wg 
die Wirksamkeit der Säule in demselben bedeutend geschwidi 
und eine Wiederholung dieses Versuches durch neues Zul] 
von Sauerstoffigas und abermaliges Auspumpen zeigte de 
Erfolg. Der scheinbare Widerspruch zwischen diesen um 
vx’s Versuchen ist zum Theil daraus erklärlich,, dafs dieser 
nes Wasser, jener Salmiakauflösung als feuchten Zwische 
gebrauchten. Bıor und Fr. Cuvıra beobachteten glei 
die beinahe vollständige Absorption des Sauerstoffgases del 
während 17 Stunden durch eine Zinkkupfersäule, deren f 
Zwischenleiter Alaunauflösung war. Nachdem fast aller Se 
stoff verschwunden war, hatte die Säule ihre Wirksamkeit, 
mentlich der Wasserzersetzung, gänzlich verloren, welche 
so wie die Kraft Schläge zu ertheilen , stufenweise bis zur 
lichen Wiederherstellung wiederkehrte, als sie Sauerstoff; 
ter die Glocke liefsen ?. Bıor fand ferner, dafs eine nicht 
schlossene Säule zwar auch den Sauerstoff der Luft ab 
aber bei weitem langsamer als eine durch einen Metalldraht 
schlossene Säule. Indels fanden Bior und Coen glei 
wie vas Marum, dafs in einem luftverdünnten Raume, w^ 
Barometerprobe nur noch 3 Lin. hoch stand, die Wirks 
einer Zink - Kupfer- Säule in der Wasserzersetzung und E 
lung von Schlägen sich nicht vermindert hatte, aber der fe 




















1 G. X. 160. 
2 Ebend. 163. 


| Chemismus der Säule. 907 
Ke war anch in diesem Falle nicht reines Wasser, sondern 
La Cra vet stellte Versuche über den Einflufs verschiedener 

welche dieSäule untergetaucht wurde, auf die Menge 
en an, welches sich um die einzelnen Plattenpaare ent- 
ieke, doch ohne die nöthige Genauigkeit dabei anzuwenden. 
(diyemeinen ergab sich, dafs das Gas (Wasserstoffgas) in 
sVerhältnisse reichlicher entbunden wurde, in welchem die 
bedeit, als Zwischenleiter gebraucht, die Wirksamkeit der 
É verstärkt haben würde. Am reichlichsten war die Gas- 
kän beim Untertauchen in Essigsäure, und dann abneh- 
Na folgender Ordnung: Salpeterauflösung, Weinsteinauf- 
ix, Kochsalziösung, Lösungen von Sauerkleesalz, schwe- 
Bern Kali, Wasser. In den Flüssigkeiten, in welchen die 
Brang am stärksten war, nahm sie erst am 10ten oder 12ten 
È, in den andern schon am 3ten oder Aren, Im Wein- 
Bschien die Säule fast gar nicht zu wirken. , Lavendelöl und 
Peenspiritus gaben keine Wirkung. , 
&. Die Wirksamkeit der Volta’schen Säule schränkt sich 
ticht blofs auf die Zersetzung des Wassers ein, sondern 
Pixerien, welche im Wasser aufgelöst oder auch nur hin- 
EA durch dasselbe befeuchtet sind, um dem el. Strome der 
Peine gute Leitung zu gewähren, sind einer ähnlichen Zer- 
k unterworfen, und was in dieser Hinsicht schon als Wir- 
ve einfachen Kette oben näher in Betracht gezogen wur- 
“ıderholt sich hier nur in einem nach Mafsgabe der Wirk- 
Bei des Apparat verstärkten Grade, Wenn diese Zersez- 
* ähnlichen Apparaten, wie die des Wassers vorgenom- 





wrden, in welche von beiden Polen aus sich Metalldrähte 
20 · spielt der positive Polardraht hierbei die Rolle ` 
b>:itiven Metalls , der negative Polardraht die des negativen 
Fëschen Kette, und am positiven Drahte wird der chemi- 
Kirech häufig durch den an demselben auftretenden Sauer- 
‚am negativen Polardrahte durch den Wasserstoff modifi- 
Ga in allen Fällen eine Wasserzersetzung zugleich mit ein- 
Die nähere Betrachtung der Resultate der vielen Versuche, 
oe diese anderweitigen chemischen, durch die Polardrähte ` 
kuule eingeleiteten, Processe angestellt worden sind, ver- 


I 6. XVIL 348. 





908 Galvanismus 


schiebe ich auf den Artikel: Säule, Yolta’sche, da die inteni 
santesten derselben nur durch die kräftigeren Apparate, names 
Hch die Zellen- Trog - und Kastenapparate, von denen dort a 
die Rede seyn kann, zu Stande gebracht werden. Für die Then 
des verstärkten Galvanısmus mögen hier nur einige allgemeine 

sultate aufgestellt werden: 1. Es giebt keine einzige, bis; jetzt 
anderm Wege als zusammengesetzt erkannte und zersetzte | 

stanz-, welche nicht auch durch die Einwirkung der Polard 

auf dieselbe unter günstigen Umständen zersetzt worden wi 
2. So wie die Bestandtheile des Wassers durch den galvanisch 
Zersetzungsprocels getrennt und geschieden im Raume, und 
der Sauerstoff am positiven, der Wasserstoff am negaliyen 
lardrahte auftreten, so gilt dieses auf gleiche Weise rü 
lich der zwei Bestandtheile, in welche zunächst jeder z 
mengesetzte Körper durch die Einwirkung der Polardrähte 
setzt wird, der eine Bestandtheil sammelt sich an dem positi 
der andere an dem negativen Polardrahte an. 3. In Rück 
auf dieses geschiedene Auftreten lassen sich alle Körper in 
grolse Reihe dergestalt ordnen, dafs an dem einen Ende 
am meisten positive, an dem andern der am meisten nes 
steht, und dafs von je zwei Substanzen dieser Reihe, we 
mit einander einen zusarhmengesetzten, und dorch die z 
zende Kraft der Sänle wieder trennbaren, Körper bilden, 
jenige Substanz, welche dem negativen Ende näher liegt. 
auch jedesmal nach dem positiven Polardrahte hinbesiebt. 
an demselben auftritt, die dem positiven Ende der Reihe 
liegende dagegen stets vom negativen Pole angezogen 
An dem negativen Ende der Reihe befindet sich der Sau 
an dem positiven wahrscheinlich das noch nicht dargestellt: A 
dical des Stickstoffs. Derselbe Bestandtheil, je nachdem e? 















: dem einen oder andern verbunden in den zersetzenden Kl 


gebracht wird, kann daher eben sowohl am positiven als am « 
gativen Pole auftreten, wie z. B. wenn Ammoniak der zm 
zenden Wirkung der Säule unterworfen wird, von den beid 
Bestandtheilen desselben der mehr elektronegative Sckat 28 
Stickgas sich am positiven Pole entbindet, während beid 
Zersetzung der Salpetersäure derselbe Stickstoff , welcher rel 
gegen den Sauerstoff nunmehro der elektropositive Bestand 
ist, am negativen Polardrahte entbunden wird 3. 4 Bei d 
1 Vgl. auch Berzelius bei G. XXVII. 273. 


Chemismaus der Säule. | 809 


U 


der Salze in ihre nächsten unmittelbaren Bestandtheile, 
und Base, verhält sich die Säure stets als der elektrone. 
Bestandtheil, indem er sich um den positiven Polardraht 
bech, die Base als der elektropositive Bestandtheil: 5. Die 
at de Zersetzung frei gewordenen Bestanätheile der im Was~ 
‚siselösten Substanzen, so wie die Bestandtheile des Was- 
jeibst, wirken sehr oft auf einander und bestimmen newe 
berdungen und neue Zersetzungen, welche stets gleichzeitig 
$ Inbesondere werden die Metalloxyde, die entweder für ` 
Län, oder mit Säuren verbunden der Eiwwirkung der 
bunterworfen werden, an dem negativen Pole zu Metallen 
bn, an dem positiven Pole hyperoxydirt; auch werden die 
®enngen durch die Polardrähte selbst, oder überhaupt die 
weiche die E. der Pole leiten, (unter andern auch das ` 
= indem sie in den Procels mit eingehen, mannig- 
wdifcirt. ©. Alle Umstände, so weit sie die Wasserzer- 
m: begünstigen und dog Quantum derselben vermehren, be- 
Kom auch die anderweitigen ‚chemischen Processe, doch 
Ki: beiderlei Arten von Zersetzungen in ihrem sichtlichen 
KR der Quantität nach gleichen Schritt mit einander halten, 
buch verschiedener Conoentration der Auflösungen jener 
Bram, so wie nach ihrer Beschaffenheit und nach der ver- 
binen Wirksamkeit der Säule die zersetzende Kraft in ei- 
kren oder geringeren Grade auf die aufgelöste Substanz 
w Wasser gerichtet ist. Im- Allgemeinen gilt der Satz, 
Peetrirter die Auflösung einer solchen Substanz ist, und 
Fi iu je mehrere Berührungspunote sie mit den Polardräh« 
t, am so eher wird sie zersetzt und um so geringer 
fen im Allgemeinen das Quantum der Wasserzersetzung ; 
er die Auflösung ist, um so mehr schränkt ach die 
Kanz nor auf das: Wasser ein. Ba erfordert aber aufserdem 
—* von Verwandtschaft, mit welchem zwei Substanzen 
meahängen, einen bestiumten Grad der Wirksamkeit des 
‚sowohl was die Quantität als. die Intensität der Action 
D Masse und Geschwindigkeit) betrifft, und daher können 
bt der gröfsten Verwandtschaft eusaminenhängenden Sub- 
ba oer durch die kräftigsten Apparate zersetzt werden. 
3 Eine der merkwürdigsten Thatsachen, welche erst 
= die Versuche mit der Volta’ schen Säule in das hellste Licht 
“2 wurde (wenn gleich auch die Erscheinungen der einfa- 


912 | Galvanismus. 


schwache Auflösung von Ammoniak gebracht wurde, zeigte s 
. bei Anwendung einer Batterie von 150 Platten schon nach A8 
nuten bei der Prüfung mit Lackmuspapier, dafs sich die ṣa 
um den positiven Draht angesammelt hatte, und in eme 

Stunde war der Geschmack des Wassers schon merklich 

Kalkwasser, schwache Auflösungen von Kali und Natron, in 
Mittelgefäls, wirkten nicht anders, wie eine schwache A 
sung von Ammoniak, die Schwefelsäure wurde in ihrem 
gange nicht aufgehalten, mit starken Auflösungen von Kal 
Natron erforderte aber das Auftreten der Säure mehr Zat; 
selbst mit einer gesättigten Kalilauge zeigte sich nach ei 
stimmten Zeitraume die Säure. Unter denselben Umstind 
ren auch die Salzsäure des salzsauren Natrons und die 
säure des salpetersauren Kalis durch concentrirte alkalische 
sigkeiten durchgegangen. Eben so gingen auch von der + | 
der — Seite Kalk, Natron, Kali, Ammoniak oder T 
durch Schwefelsäure, Salpetersäure oder Salzsäure, die s 
Mittelgefälse befanden, und je weniger concentrirt die Dë 
um so leichter schien ihre Ueberführung. Bei der An 
einer Säule. von 150 Plattenpaaren war das Resultat 
Stunden entschieden. Der Baryt und Strontian gingen o 
‚leicht, wie die übrigen alkalischen Substanzen, durch dis 

säure und Salpetersäure hindurch, und umgekehrt diese 
durch die wässerige Auflösung des Baryts und Strontians WE 
aber eine Auflösung: des schwefelsauren Kalis auf die 8 
destillirtes Wasser auf die 4 Seite, und in die Mitte ein 
tigte Auflösung des Baryts, gebracht, so konnte bei An 
derselben Säule von 150 Platten erst nach $ Tagen die? 
felsäure, aber auch dann nur in sehr geringer Menge in 
sitiven Röhre wahrgenommen werden, es hatte sich 
weit mehr sohwefelsaurer Baryt in dem Mittelgefälse 
Eben so wurde die Schwefelsäure in ihrem Durchgang! 
den Strontian und umgekehrt der Baryt und Strontian i2 
Uebergange von dem positiven zum negativen Polardrahte 
die Schwefelsäure, die sich im Mittelgefäfse befand, f 
ten. Dieselbe Wirkung äufserte im Mittelgefälse eine A 
eines Barytsalzes gegen die Schwefelsänre, welche vom 
+ Pole, und die Auflösung eines schwefelsauren Seizes 
Baryt, welcher vom + zum — Pole übergeführt wurde 
petersaures Silber hielt auf gleiche Weise die Salzsäart 
































Chemismus der Säule. 913 


Tebersange von einem Gefälse in das andere, und eben so 
azuares Salz das Silber auf seinem entgegengesetzten 
» mf, indem sich ein reichlicher Niederschlag von Horn- 
 Addete, Von zwei Salzen, wovon das eine im Mittelge- 
‚is andere in der einen oder andern Röhre sich befand, 
oh das Alkali des mittleren Salzes stets früher in der ne- ` 
r Röhre als das Alkali des in der positiven Röhre befind- 
'Sılzes und die Säure des Salzes in dem Mittelgefälse frü- 
: er positiven Röhre als die Säure des Salzes in der ne- 
n. Bletalloxyde erforderten eet mehr Zeit, um durch die 
adceoung im Mittelgefälse von der positiven nach der ne- 
r Rohre übergeführt zu werden als Alkalien und Erden. 
bur eine Auflösung des grünen schwefelsauern Eisens 
F: itive Seite, liquide Salzsäure in die Mitte, und Was- 
x die negative Seite gebracht hatte, fing nach 10 Stunden 
rs» Eisenoxyd an, sich auf dem nassen Amianthe, wel- 
ze Verbindung der negativen Röhre diente, zu zeigen, 
wà 3 Tagen hatte es einen beträchtlichen Satz in der Röhre 
it. Das schwefelsaure Kupfer, salpetersaures Blei, und 
mures Zinn gaben analoge Resultate. Auch die Salze 
hxher and vegetabilischer Substanzen können auf ähnliche 
t ursetzt und ihre Bestandtheile durch eine solche Ueber- 
”. von einander geschieden werden. Ein Stück Ochsen- 
tE. 3 Z. lang und 4 Z. dick diente als Zwischenleiter 
Lo einer mit dem + Pole verbundenen Röhre, welche 
kn Baryt, und der negativen Röhre, welche destillirtes 
r esthielt Die ersten Producte der Zersetzung waren Na- 
'izmoniak und Kalk. Nach $ Stunden bemerkte man et- 
Le, In der positiven. Röhre befand sich viel oxydirte 
u, 

N Der Zersetzungs- (und zum Theil der neue Verbin- 
'- Procels, welcher in dem flüssigen Leiter der Gasröhre 
riet, kommt im Wesentlichen auf eine gleiche Weise in _ 
'ieuchten Zwäschenleiter zwischen je zwei Plattenpaaren 
raschen Apparats selbst vor, und nur die eigenthümliche 
bma der Zuleiter macht ihn, besonders die Gasentwick- 
u der Gastöhre, so viel auffallender. Um den Vorgang in 
atelnen Zwischenleitern zwischen zwei Plattenpaaren ge 
'tobachten zu können, ist Vorra’s sogenannter Becher- 
H vorzüglich tauglich, mit welchem auch H. Davy gleich 

el. Mmm 


ou Galvanismus. 


anfangs sehr interessante Versuche in dieser Hinsicht ang 
hat. Die Metalle waren Silber und Zink, von denen in j 
Becher je eine Platte hing, indem die Silberplatte mit der 2; 
platte des angrenzenden Bechers durch einen Kupferdraht 
bunden war. Wurde die Schlielsung des Apparats von 
Seite in einem gleichen Becher, wie die übrigen, durch 
cleiche Zink - und Silberplatte gemacht, so war der * 
allen Bechern ‚ganz gleichmälsig, das Zink oxydirte sich, 
am Silber war keine merkliche Gasentwickelung.; Wurden 
statt -der breiten Silberplatten schmale Silberstzeifen 
men, so war die Entwickelung.von Wasserstoffgas an let 
sehr merklich. Welches’auch die Gestalt der Silberplatten 
mochte, so gaben sie nur: Gas, wenn ihre Oberfläche nicht 
als 4 der Oberfläche des Zinks. betrug, DBrachte man statt 
viereckigen längliche Zinkplättchen in die Kette, so schuf 
sie sich schneller zn oxydiren. Ein ähnlicher Becherappard 
27 Dechern ‚ aus Zinkplatten, an welchen Silberdrähte beid 
waren, gab, wenn .derselbe analog in allen Theilen gesc 
' war, an allen Drähten, standen sie ‚nicht zu tief unter W 
Gas, und die Zinkplatten oxydirten sich langsam. In de 
sen Fällen bedeckten :sich die Silberplatten, Streifen und 
mit .einem weilsen Häutchen, welches ohne Zweifel voa 
setzung eines Talksalzes im Brunnenwasser herrührte, da a 
bei Anwendung des destillirten ‘Wassers kaum oder gar 
zeigte, welohes erstere Davy von einer zufälligen Une 
keit der Gläser ableitete.e Wurde rother Kohlsaft in die 
sebracht, so färbte er sich um das Silber herum grünlich, 
aus Davy auf Ammoniakbildung schlof, Eben so ve 
sich Beoherapparate aus Zinkplatten und Eisendrähten, u 
Bechern entwickelte sich am letzteren Wasserstoffgas !. 
Schichtet män eine Volta’sche Säule auf die einfachste 
se, wie sie oben beschrieben worden ist, auf, so lassen 
die Producte der Zersetzung des flüssigen Zwischenleiten 
so rein geschieden von einander darstellen; bei etwas e 
schen Sänlen von 100 Plattenpaaren Z K von 2 Oe 
Oberfläche und. mit Salmiakauflösung getränkten Pappsc 
sieht man die Gasblasen am Rande der Kupferplatten si 
entweichen, und wenn man die Säule unter WVasser in 


























1 G. VIN. 160. 





:-Chemismus der Säule. 915 


de bringt, so sammelt sich allmälig Wasserstoffsas an, 
kserstoff, der am Zinke frei wird, verbindet sich mit dem- 
tond oxydirt es. Die Salze der Auflösung, womit die 
- oder Pappscheiben getränkt sind, werden auf gleiche 
' wie in der Gasröhre zersetzt, die Säure sammelt sich 
wiven Metalle, die Basis am negativen an, allmälig wird 
allııyd von der positiven nach der negativen Seite über- 
t und überzieht die an den fenchten Leiter angrenzende 
kte des Metalls: mit einer feinen Haut des auf derselben 
nen Metall, So überzieht sich bei einer Zihkkupfersäule 
Wer nach einigen Tagen mit einem- Zinkblättchen, wenn 
khscheiben nicht wegen ihrer au grolsen Dicke oder ihres 
Keen Gewebes ein zu grofses Hindemils bilden 3 Diese 
brongen finden immer nach demselben Gesetze vom po- 
tam negativen Metalle statt, ersterer mag in einer senk+ 
!^ule unterhalb oder oberhalb des feuehten Leiters sich 
n, d h. der + Pol nach oben oder nach unten liegen, 
re mit Salmiakanuflösung als feuchter Zwischenleiter ver- 
ehr schnell den Geruch nach Ammoniak, und hat sie 
sung gewirkt, so ist aller Salmiak zersetzt und das Am- 
Ihat sich sam Theil mit dem Kupferoxyde, die Salzsäure 
a Zinnoxyde (das Chlor mit dem Zinke) verbunden. Bei 
ums von Kochsalz wittert um die Kupferplatten herum 
Le, auch wird bei Anwendung von Tuchscheiben eine 
I: Wollseife‘ gebildet. Wie ganz übereinstimmend der 
Re Procefs in jedem feuchten Zwischenleiter mit demje- 
oder Gasröhre ist, und wie in einer geschlossenen Säule 
etlichen Polen gat nicht mehr die Rede seyn kann, sòn- 
Fb Bean der Polarität sich nur auf die Richtung bezieht, 
"her die entgegengesetsten Processe hin liegen, ergiebt 
a entscheideudsten daraus, dafs, wenn man statt des ge- 
Gen feuchten Zwischenleiters ‚zwischen je zwei Platten- 
' emen ganz gleichen Apparat, wie die Gasröhre selbst, 
den Enden der Säule verbunden ist, einführt, eine ganz 
r Wasserzersetzumg in diesem Apparate erfolgt: Eine merk- 
LG Beobachtung Bıor’s ist?, dafs auch die Metalle der 
. wo sie sich unmittelbar berühren, auf einander wirken, 
Vd. Biot bei G. X, 34, 
isend, X, 34, 

Mmm 2 


H 


mit der Zahl derselben verstärkte Thätigkeit durch die $ 


‚das Kupfer wird gleichsam auf das Zink versetzt, es behält 


1 G. XIII, 432. XXIII. 77. 





916 Galvanismus. 

































bei, wenn es dem Zinke adhärirt, allezeit seine metallische 
stalt, bisweilen bildet sich Messing. 

90. Einen merkwürdigen Einflals auf die chemische 
kung der Volta’schen Säule äufsert die Unterbrechung deck 
Zwischenleiters durch einen trockenen Erreger'nach den 
von Jacer hierüber angestellten Versuchen 3. Eine ge 
Säule aus 40 Paaren Gold - und Zinkscheiben wurde so 
dafs jeder feuchte Leiter aus zwei nassen Chartenblättern 
zwischen welchen ein ar Rande völlig trockenesGoldstück 
schoben war. Sie besafs die el. Polarspannung einer Säule 
Lagen Gold und Zink. Als die Pole durch eine Gesröhre g 
wurden, zeigte sich auch nicht die mindeste Spur von Gase 
lung, die Pole aber äufserten nun, wenn einer von ihnena 
berührt, und der andere mit dem Condensator verbunden 
eine beträchtlich verminderte el. Spannung. Nahm lien 
Chartenblätter befeuchtete reagirende Papiere, so zeigtesicht 
Gliedern an der zwischen den beiden Goldstücken be 
Schicht des feuchten Leiters auch nicht die mindoste Fä 
der zwischen dem mittleren Goldstücke und der Zinkplatte 
chen Schicht aber war blofs die Färbung wahrzunehmen, 
* nach Nr. 40 das Zink allein schon in solchen fenchten 
Papieren hervorbringt, keinesweges aber jene so leicht za 
nende Sonderung und Coneentrirung der alkalischen und d 
Färbung, wie sie schon in der einfachen Kette vorko 
verhält sich also eine solche Säule auf gleiche Weise, 
einfache geschlossene Kette aus Gold und Zink, deren 
Leiter gleichfalls aus zwei Schichten besteht, die durch 
Rande trockenes (also die Continuität des feuchten Leite 
haft unterbrechendes) Goldstück von einander getren 
und es wird gleichsam die durch Wiederholung der 


selben Verhältnisse vermehrte Zahl der Unterbrechungen 
wieder aufgehoben. Wurden statt der Goldstücke 
interpolirt, so entstand schon bei drei Gliedern in der di 
schliefsenden Gasröhre ein deutlicher Luftstrom, we 
der Zahl der Glieder zunahm. Schlofs Lon die Pole 
einen Metalldraht, so zeigten die als feuchte Leiter g 


2 Vgl. Nr. 38. 





Chemismus der Säule. 917 


„rien Papiere die den gewöhnlichen wirksamen geschlos- 
‚Sulen eigentkümlichen Färbungen und zwar zwei acide, 
a der Fläche des Zinks der Säule und eine an der von ihm 
usdten Fläche des interpolirten Zinks, und zwei. alkali- 
ene an der zugewandten Seite des Zinks und eine an der 
e des Goldes, den bekannten Gesetzen der Polarisation 
gen lüssıgen Leiter unterbrechenden festen Erregers gemäfs. 
inen Metalle, welche man auf diese Art als Zwischen- 
ria den feuchten Leiter einlegte, schienen sich in ihrem 
kn, die ehemische Wirkung einer solchen Säule zu hem- 
Gaz nach der bekennten Spannungsreilie zu ordnen, so 
»deu dem Zink am nächsten stehende die geringste Hem- 
kt hat, welche zunimmt, so wie das Metall näher dem 
i> Eade steht. Diese Versuche sind bis jetzt nur von Davr 
F etwas abgeänderten Gestalt wiederholt worden 4. Bei 
bet der Erzählung seiner Versuche über die Aufhebung 
Inums eines einzelnen Blattenpaares, wenn der feuchte 
dech Platin unterbrochen wurde, führt er an, dals bei 
won mehrerer Elemente in Form eines Becherapparats 
kuelne in den Kreis eingeführte Bogen von Platin, der 
ben Leiter unterbricht, die Wirkung eines einzelnen 
ras aufhebe, woraus folgen würde, dafs wenn man 
Me, z. B. aus 20 Plattenpaaren, durch eine Reihe von 
wiren schlösse, in deren beiden äufsersten Platmdrähte 
ien, und die unter einander selbst durch Platindrähte 
Eetinsen, gar keine chemische Wirkung statt finden 
l Diesem wiedersprechen indels geradezu meine Versu- 
Jo wenn eine solohe Unterbrechung von Element zu 
“:sschieht, äulfsert sie diese hemmende Wirkung, so 
br Sale von 20 Plattenpaaren, von welcher 10 feuchte 
ai die oben angezeigte-Art unterbrochen sind, gleichsam 
nì den Werth und die Wirksamkeit einer Säule von 10 
"sogen hat. Ich habe selbst mehrere Versuche mit Silber- 
Lon angestellt, deren Pappscheiben mit Kochsalzauflösung 
k waren, und zwischen welche bald Zink - bald Silber- 
1, die am Rande völlig trocken waren, eingeschahen 
n Bei der gewöhnlichen Einrichtung, wenn der feuchte 
kenleiter dicht unterbrochen war, entwickelten schon drei 
Fagen an beiden Platindrähten in der Gasröhre einen, 


Fhilos. Trans. 1826. p- 410. 


918 Galvanismus, e 


jedoch schwachen, Strom von Luftbläschen, der von 10 Sci 
tungen schon sehr auffallend war. Bei der Interpolation 
Silbermünzen zwischen je zwei Scheiben, in welche ich 
feuchten Zwischenleiter getheilt hatte, wurde die Wm? 
gemein geschwächt, aber dennoch war bei 20 Abwechselug 
schon ein Gasstrom wie in dem gewöhnlichen Falle von AN 
Schichtungen zu bemerken. Zinkplatten brachten eine kaumı 
liche Schwächung der chemischen Wirksamkeit der Säule hg 
91. Auch in der völlig offenen Säule scheinen chem 
Wirkungen statt zu finden, welche galvanischen Ur 
sind, oder von der Säule als solcher, abhängen. Deg 
besonders Rırrer Untersuchungen angestellt?. Mit einer 
von 100 Platten verband er Röhren mit destillitem W 
gefüllt, in welche ein Messingdraht ‚hinein reichte, vo? 
25 Platten, indem er das aus der Röhre hervorstehendı $ 
des Messingdrahtes zwischen ein Plattenpaar einschob, und | 
dafs an der Zinkhälfte (der positiven) der vollkommen zé 
Säule sich der Messingdraht nach 24 Stunden stärker o 
hatte, als in der Mitte der Batterie, wo das () hinfällt, ı 
der Messingdraht sich völlig eben so verhielt, als ein oi 
gleiche Weise mit einer Röhre vorgerichteter und abeg 
Verbindung mit der Batterie befindlicher Messingdraht. 
war die Oxydation der Messingdrähte in dem Verhälin: 
ker, in welchem sie dem -+ Pole näher lagen, dagegag 
sich an der negativen Hälfte der Messingdraht weniger 
als in der Mitte und nahe nach dem — Pole zu gan:t 
nicht. Wurde dagegen die Batterie, während die Röt 
dem Messingdrahte auf dieselbe Weise mit ihr in Ves 
standen, gänzlich durch einen Risendraht geschlossen, 
` sich innerhalb 24 Stunden in allen 5 Röhren auf das gl 
migste Oxyd erzeugt, und zwar eben so wie in einer ! 
ganz aufser Verbindung mit der Batterie gewesen war. | 
Messingdrahte in diesem Versuche sich äufserte, zeigte 4 
terie auch in ihrem Innern auf gleiche Weise. In der] 
Hälfte einer ganz ungeschlossenen Säule fand Bırrn: 
sie eine längere Zeit gestanden hatte, die Zinkplatten 
ker angegriffen, als in der negativen Hälfte, mookten 
Pappscheiben mit Wasser, Kochsalz - oder 
getränkt seyn, und zwar in dem Verhältnisse mehr, in wf 


+ G. VII. 468, 































Chemismus der Säule 919 


ie dem positiven Ende näher lagen; auch zeigte sich’ eine stär- 
ere Zersetzung des Salmiaks in der positiven Hälfte durch den 
blenden Geruch nach Ammoniak, ja selbst die Kupferplat- 
n fand Rrrren an der Fläche, wodurch sie mit dem Ziuke in 
wihang waren, auch wenn das Eindringen von Feuchtig- 
it zwischen die Platten auf das sorgfältigste verhütet worden 
ır, inder positiven Hälfte der Säule in ihrem Ansehen so 
ändert, wie, wenn sie auf einem heilsen Ofen liegend, durch 
niehung des Sauerstoffs der Luft sich mit einer dünnen Schicht 
nSuboxyd bedecken, Diese Färbung war, nach dem positi- 
a Ende am stärksten, nahm nach dem negativen Ende immer 
hr ab und fehlte daselbst gänzlich. Wurde die Säule eben 
lange geschlossen gehalten, so konnte Rırrer keinen Unter- 
ued m der Oxydation der Metalle und in der Zersetzung des 
thien Zwischenleiters bemerken. Aus allen diesen Beobach- 
gen zieht Rırrza den Schluls, dals in der ungeschlossenen 
le eine Tendenz nach stärkerer Oxydation in der positiven 
hte derselben, als in der Mitte, und in der negativen Hälfte 
hschwächerer Oxydation oder gänzlicher Aufhebung dersel- 
uan finde. 

Don, hat diese Versuche Rırrer’s wiederholt, will aber, 
iner Hinsicht wenigstens, keine mit den «angeführten über- 
immende Resultate erhalten haben t, Bei einer Säule von 
Paren Zink und Kupfer, in welcher der 4 Pol nach unten 
‚ zeigten sich nach 24 Stunden beim Auseinandernehmen die 
tenim oberen T’heile der Säule im Ganzen etwas stärker an- 
fen, als im untern Theile, also gerade auf eine entgegen- 
ute Weise, als nach "Rırrea’s Behauptung zu erwarten 
‚ındefs war der Fortschritt der Oxydation vom positiven- 
negativen Pole unregelmässig, und der Unterschied auf beiden 
emen überhaupt so geringe, dafs Jemand bei einer oberflächli- 
Prüfung in seinem Urtheile sich wohl selbst zur entgegenge- 
en Seite neigen kannte. Pour errichtete darauf eine Säule aus 
Paaren Z. K. und Kochsalzaullösung, und zwar sa, dals 
us zwei gleichen aher entgegengesetzt geschichteten Schen- 
bestand, die auf wohl isolirenden Stativen ruhend an den 
n Enden durch einen Kupferstreilen verbunden waren und 
1 obere unverbundene Extreme demnach die beiden End- 


————— È 


| Der Process der galv. Kette u. s. w. S. 119. 





`~ 


920. | -Galvanismus. 


pole der 24 Stunden lang geöffnet stehenden Batterie bildete 
Beim Auseinandernehmen derselben war eine im Ganzen de 
lig zunehmende Oxydation der Platten in jedem einzelnen Sches 
> kel von unten nach oben hin sichtbar, also sowohl nach de 
positiven als nach dem negativen Pole hin zunehmend; verid 
man aber die neben einander gelegten Platten beider Schenk 
so war aufserdem ein Uebergewicht der Oxydation in dem Se 
kel, dessen Extrem der negative Pol war; nicht zu verkensd 
Iņ einem dritten Versuche, wo eine Säule aus 100 Platte 
ren in vier Abtheilungen oder Schenkeln,, jeder von 25 
tungen errichtet, und die Säule 48 Stunden im ungeschl 
Zustande &rhalten wurde, ergab sich eine zwar nur s 
und durch einzelne Anomalien im regelmässigen Fortschritte 
und da gestörte, abet dennoch bei näherer Prüfung nicht d 
verkennende (?) Zunahme der Oxydation vom positiven si 
dem negativen Pole hin. Eine vollkommene Uebereinsti 
mit dem Hauptresultate Rırren’s zeigte sich dagegen bei 
derholung der Versuche mit den Röhren , in welchen M 
drähte in "Wasser eintauchten, zwar nicht mit Messingdri 
an welchen in gekodhtem destillirten Wasser selbst nach 
rern Tagen die Oxydation zu schwach war, um Verglei 
zuzulassen, aber wohl an Drähten von regulinischem wa 
Eisen, wo sich alle Drähte sowohl auf der positiven als 
der negativen Seite der Säule nach 24 Stunden angegriffen 
ten, und das Wasser mit rothem Oxyd mehr oder weni 
füllt hatten; der Draht in der Mitte der Säule eben so 
ein zur Vergleichung aulser der Batterie niedergelegter 
am negativen Pole aber war die Oxydation des D 
schwächsten, am positiven Pole dagegen am stärksten, 
Wasser durch das losgerissene Oxyd ganz erfüllt 2. |] 
gleichfalls eine Reihe von Versuchen über die Oxydati 
Platten in ungeschlossenen Säulen angestellt, aber oi) 
überzeugt, dafs es fast unmöglich ist, auf diese Weise zu i 
einem sichern Resultate zu gelangen, weil dem, auf jed 
nur geringen, Uebergewichte der Oxydation, welches 
eine oder die andere Seite fällt, Verschiedenheiten in der 
fläche der Platten, namentlich ihrer Politur, in der Fench 
der Papp- oder Tuchscheiben, die man unmöglich ganz £ 















— 


1 ae. O. 8. 124. 


r 


Wirmeerzeugung der Säule, 921 


wlarstellen kann, in der Art, wie sie an die Metalle. an- 
km u. & W. an der einen oder andern Seite in der Art ent- 
ge Aen können , dafs gerade ein entgegengesetzter Erfolg 
meb. Dagegen habe ich in ungeschlossenen einfachen 
r sets gefunden , dafs das Kupfer, welches durch Berüh- 
dem Zinke fortdauernd negativ el. erhalten wurde, sich 
nter Zeit schwächer in Kochsalzauflösung oxydirte, und 
pr Oxyd absetzte als das unter sonst ganz gleichen Um- 
bs in einer gleichen Auflösung befindliche Kupfer, und 
ki sleiche Weise Zink, welches durch Berührung mit Ku- 
Änlauernd in einem positiv el. Zustande erhalten wurde, 
heier oxydirte, als eine blofse Zinkplatte unter gleiehen 
Reeg, Ich löthete zu diesem Behuf in dem einen Falle 
lu isange auf die Kupferplatte und eben so eine Kupfer- 
p.-i eine Zinkplatte, und verhütete auf das sorgfältigste 
æSegellack jede Berührung der Kochsalzauflösung mit der 
À reten Stange , damit nicht die Wirkung einer geschlos- 
ere mit ins Spiel kommen möchte: Gleichzeitig befan- 
ganz gleiche Zink- und Kupferplatten in einer gleichen 
ange in gleichen isolirten Porcellan - Gefälsen. Auch 
tD beobachtete eine stärkere Oxydation an einer Zink- 
b. welche mit einer Kopferplatte in ungeschlossenen Kette 
kurng war, durch Kochsalzauflösung, als des blofsen 
wter sonst gleichen Umständen 1, und eine geringere Oxy- . 
vs mit Zink in Verbindung stehenden Kupfers, "ala dieses 
et ıllein erlitt 2. 
E So wie wir schon bei der Schlielsung der einfachen Kette 
«üullende Wärme - und Lichterscheinungen kennen gelernt 
nn kommen nun diese durch die Volta’sche Säule in ei- 
"it gesteigerten Grade zum Vorschein. Die hierher ge-- 
!ılhänomene sind die Funken, das Erglühen und Schmel- 
i “Metallen und einigen andern Körpern und die damit ge- 
chemischen Erscheinungen auf trockenem Wege ohne 
Sung des Wassers. 
à Wenn die entgegengesetzten Extreme einer kräftigen 
* Säule von der oben angegebenen Construction, etwa 


bis) Plattenpaaren von 14 bis 2 Z. Seite mit Kochsalz oder Sal- 


$ G. a. A 9, $. 811. Vers. 10. 
` Dead. 8. 812. Vers. 16. 











`~ 


OR) . 2 ıGalvanısmus 


‚miaklösung geschichtet, durch einen Draht verbunden v 
den, so zeigt sich, mag nun vom positiven nach dem nezuig 
Pole, oder umgekehrt geschlossen werden, im Augenblicke 4 
Berührung ein deutlicher Funken, welcher jedesmal eintrit 
wie man die Berührung abwechselnd aufhebt und wieder: 
neuert. Dieser Funke ist sowohl aeiner Grölse als semer F 
und den ihn begleitenden anderweitigen Phänomenen nach 
‚ verschieden, nach Verschiedenheit der Volt schen Appa 
Form und Beschaffenheit der Metalle, womit man schlielst 
es Drähte, Plättchen von diesem oder jenem Metalle v. 
sind. Die Funken zeigen sich, man mag mit einem D 
welcher mit dem einen Pole verbunden ist, entweder an de 
larplatte, oder an einem damit verbundenen Drahte, schl 
und stets ani auffallendsten, wenn der Draht fein oder s 
spitzt ist. Sie unterscheiden sich von den gewöhnliche 
Funken dadurch, dals sie. kreisförmig umhersprühend bei eg 
Intensität einer leuchtenden Sonne gleichen, Insbesonden. 
halten sie sich sa bei Anwendung von feinen Stalıldrähten. 
züglich schön zeigt sich die Ersgheinung, wenn man mitg 
feinen Eisendrahte,, welcher von dem einen Pole einer s 
Säule ausgeht, die Oberfläche einer kleinen Quantität Qu 
ber, in welche ein Draht vom andern Dole taucht, berührt 
Mittelpunct des Funkens ist dann blau, und von hieraus 
hen nach allen Seiten rothe Strahlen von ungleicher Län; 
unzählbar und von einer Länge von einem und mehreren 4 
` bei sehr kräftigen Batterien 3. Es macht keinen Untersch 
der Gestalt der Funken, ob man den mit dem positiven P 
bundenen Eisendraht mit den Quecksilber, welches mit de 
gativen Pole verbunden ist, oder umgekehrt, den mit de 
gativen Pole verbundenen Eisendraht (Nadelspitze, Tast 
mit dem am entgegengesetzten Pole befindlichen OueckAM 
Berührung bringt. Vas Manon und Prarr erhielten inl | 
Fällen bei einer Säule von 110 Plattenpaaren von 5” Sc 
Salmiakauflösung geschichtet strahlende Funken. Mit ii 
drähten erhielten sie Funken ohne Strahlen 2. ` Burn? 
er den eisernen Draht des + Pols einer starken Säule vol 










4 Van Marux u. Prarr. in G, X. 141. 
2 Ebend. 
d Phys. chem. Abhdl;. 1U. Bd. 5. 266 S. 


Wärmeerzeugung der Säule. 923 


itungen in das Quecksilber leitete, und mit dem eiserne» 
i des — Pols die Kette durch Berührung des Quecksilbers 
mer Entfernung von dem 4 Drahte schlols, will aulser 
fanken jedesmal einen der positiv el. Lächtenberg'schen Fi- 
krhchen Stern von schwarzem Quecksiberoxyd entstehen 
es baben, schlols er hingegen mit dem + Drahte, so wur- 
se, dem vom vorigen etwas abweichenden Funken noch 
k, Ringe, rande Flecken und überhaupt rund begrenzte 
ben auf dem Quecksilberspiegel erzeugt. Bei Säulen von 
Füttenpaaren habe ich eine solche Verschiedenheit nicht 
xhten können. - In beiden Fällen zeigten sich, wo der 
e n Vorschein kam, runde schwarze Flecken auf der 
Bche des Quecksilbers. Auch bei den allerkräftigsten Säu- 
k cie Sohlagweite dieser Funken sehr gering. CuiLDREN t 
ës Schlasweite mit Hülfe eines an den Platinspitzen ange- 
Ws Mikrometers, die in einem mit sehr trockener Luft ge~- 
r Recipienten eingelassen waren. Bei 1250 Plattenpaaren 
ben der Funken nicht eher, als bis die Spitzen bis auf de ` 
Zellen einander genähert waren. Bei dem groben Appa- 
Royalinstitution von 2000 vierzölligen Plattenpaaren 
die Kohlenspitzen bis zu Ae oder A Zoll genähert wer- 
ehe sie irgend ein Licht zeigten, wenn sie aber intensiv 
Bro, so fuhr ein anhaltender Lichtstrom zwischen ihnen zu 
fort, wenn man sie auch nach und nach, selbst: bis zu 
Weite von A Z. von einander entfernte. Der Lichtstrom 
sich in Gestalt eines Bogens, in der Mitte breit und ge~ 
e Kohlenspitzen schmal zulaufend. Er war von einer in- 
ı Hitze begleitet und entzündete augenblicklich jede in 
»trachte Substanz 3. Ueberhaupt bringen Streifen von 
A uigebrannter Kohle, welche zur Schlielsung gebraucht 
in, das Lichtphänomen im intensivsten Grade hervor, und 
'Erlihen derselben dauert bei kräftigen Batterien, während 
Kohlenspitzen von beiden Polen aus mit einander in Berühr. 
sind, eine beträchtliche Zeit, es scheint von keinem ei- 
chen Verbrennen der Kohle abzuhängen, denn wiewohl 
Kom Theil entzündet wird, so leidet sie doch verhältnifs- 
weinen sehr geringen Verlust, und das Licht erscheint mit glej~ 
1 Pill. Trans. 1809. p. 36. 
? Divy Elements of chemical Philosophy, $. 152, . 





924 Galvanismus 





chem Glanze, werin die Versuche auch in Gasarten verger 
men werden, die keinen Sauerstoff enthalten. Es zex a 
auch selbst, wenn gleich mit verminderter Stärke, unter Waa 
Alkohol, Aether, Oelenund andern Flüssigkeiten. Dieses bed 
‚achtete. namentlich Davy %:-mit ‘einem Zellenapparate aus 
viereckigen Platten aus Zink und Kupfer von 13 Z. Seite. I 
ter Wasser zeigten sich die Spitzen der Kohle noch eine I 
lang nach der Schlielsung rothglühend, und so lange A 
dauerte, entband sich Gas mit dem Geräusche des Kochem. 
selbst in Salpetersäure undSchwefelsäure liefsen sich auf des) 
Funken hervorlocken; in Schwefelsäure entwickelte sich 
Sauerstoffgas und Wasserstoffges, und die Sänte wurde bas) 
der Salpetersäure neben dem Sauerstoffgase und Wasserstoff 
auch Stickgas. Vermittelt man die Verbindung der beiden Ñ 
durch dünne Metallblättchen, indem mansan einem gebos 
Drahte des einen Pols- der Batterie die Metallblättchen an 
und den hervorragenden Haken der andern Endplatte der 
berührt, so verbrennen die Metallblättchen mit einem nach W 
schiedenheit derselben verschiedenen Lichte 2, Brrren’ $ 
auch bei der Wiederöffnuung einer Säule von 224 Platten 
Funken, jedoch kleiner els bei der Schliefsung, beob 
. baben (?). 

b. Aulser diesen Funken, die sich an der Stelle, v 
Schliefsung geschieht, zeigen, kommen die Metalldrähte i 
. ner mehr oder weniger ausgedehnten Strecke nach verschiet 

Wirksamkeit des Apparats und nach Verschiedenheit ihre 

' genen Beschaffenheit zum Glühen und selbst zum Scho 
Besonders zeigen Platin - und Eisendrähte diese Erscheinung 
fallend. Die Kraft der Volta’schen Apparate , Draht zumf 
hen zu bringen und also Wärme zu erzeugen, wächst nach 
nem etwas andern Gesetze, als die Kraft derselben in Ve 
rung des Quantums der Wasserzersetzung und anderer ani d 
sem Wege bewirkter Zersetzangen. 

1. Die Kraft wächst mit der Anzahl der Plattenp 












A 
1 G. XII. 855. 
2 8. das Nähere hierüber und über die Funken unter dem 
Säule , Volia’sche. i 
8 Ph, ch, Abh. II. 265 £. 


Wärmeerzeugung der Säule 925 


r wiees scheint, in einem abnehmenden Verhältnisse, wenn 
t gewisse Grenze überschritten ist. Davy fand nämlich, daf 
\Plattenpaare seines Trogapparats von A Z. Seite 3 Z. eines 
indrehtes von de Z Durchmesser glühend machten, dafs 
r mit 1000 dieser Platten und auf gleiche Art mit ver- 
mer Salpetersäure geladen nur 13 Z. von demselben Dralife 
end wurden 3. In einem.andern Versuche 2 schmolz Davr 
einem Volta’ schen Apparate aus Trögen von Wedgwood und 
kn von 11’Z. Länge und 4, A Z. Breite mit 2 Batterien (jede 
gleicher Zahl} die vierfache Länge wie. mit einar; 6 Baite- 
schmolzen dagegen wenig mehr als die zweifache Drahtlänge, 
he drei Batterien geschmolzen hätten. Wıukınsos ?imdmit ` 
wZellenapparate ans Z K ven 4Z. Seite mit verdünnterSalper 
hre geladen, die Strecke Stahldraht, ‚welche geschmolzen 
de, im geraden Verhälenisse: der Menge der Plattempaare. 
Platten verbrannten4Z. von einein:.Stahldrahte. von yy 2.3 
Platen 1 Z.; 400:Pinten 2:2. Dasselbe Verhättnils zeit, 
n der Zahl der Plattenpeare und deriDraktlänge galt seinen 
üchen zufolge auch Rir Trogapparate. Sırczn stellte. seine. 
uche mit Trog — und Zellenapparaten an, Die Trogapparate 
n von Wedgwoud’scher Masse, wovon jeder 10 Doppelplat- 
HZ. im Gevierten enthielt, und ein 'Trogapparat von Holz 
Wischenwänden vag Glas, von 50 solchen Doppelplatten, 
wurden mit einer Mischung aus 5 Pfund starker Salpeter- ` 
e mf 75 Pfand Wasser, welche Sınczn als die beste Mi- 
nz mum Drahtschniebsen gefunden’ hatte, gefüllt. Zwei der 
gwood’schen Tröge brachten g gleich. im Anfange 9 Z: Eisen- 
tvon cho 2. (Nr. O) zum schwachen Rothglühen; dieses 
fe aber nnr kurze Zeit. Eine Minute, nachdem dieses auf» 
thatte, wurden nur noeh 3 Z. eben so rothglühend, als 
gleich anfangs. Vier solche Trogappatate machtenim An- 
18 Z. von demselben Drahte rothglühend. Zehn Tröge, 
nit frischer Flüssigkeit gefüllt, brachten ‘von demselben 
e bei der ersten Schlielsung zum Glühen 36 2 ; fünf Tröge 


‚ und nach einem kurzen Zeitraume jene 30 Z., diese 152. _ 


sem geschwächten Zustande wurden vom Platindrahte von 


gu 


El, of chem. Phil. p. 156. 
G. XLIV. 229. 
C. XIX. 45. 





926 Galvanismus. 


qto Z. durch 10 Tröge 5 Z.; durch 5 Tröge 25 Z. weilsslühe 
erbalten, Er schliefst hieraus, dafs das Vermögen der gal 
schen Batterie, Metalkdrühte zum Glüben ap bringen, genis 
Verhältnisse der Menge ihrer Plattenpaate stehe; und reg 
jedem Zustande ihrer Wirksamkeit. Damit stimnien auch 
Versuche CuraBenrson's iberem 1. Van Marom und Pe 
fanden .sogar innerhalb. einer. gewissen Greüze diese Kraft i 
nem. viel grölseren Verhälmisse, als der eiifachen Zahl 
Schichtungen wachsen, denn 4 Z K Säulen von 5 Z Sei 
Salmiak geschichtet, wovon zwei zusammen ans 50 Platte 
ren bestanden, und 8 Z. Eisendraht Nr, 16 stark zum 

brachten‘, ja sogar prölstentheils achmolsen , und die zw 
_ dera zusammen von 60 Piattenpaaren zur 6 Z. zum Bebé 
ibrachten , (ohne Zweifel, weil ihre Pappscheiben nicht ; 
genäfst' waren), zu einem einzigen von, 110 Plattenpaaren 
miğt, vermochten. micht blols 14 Z., sondern sogar au 
ben Drahtes zum ‚Rothglühen zu bringun 2. 

2.. Auffallemi. abweichend von dem Einfiusse der 
grölserung derOberfläche der Platten euf den. chemischen | 
dp der Gesröhre zeigt: ste derselbe rücksichtlich des Glühee| 
-Schmelzens von Metalldrähten. Im ersteren Falle ist die Grend. 
zu welcher bei einer gesabenen Anzehl van Plattenpaaren dig 
größserung der Oberfläche noch eine Vengsölserung der Wasi 
setzung bewirkt, besonders wenn die Gasröhre blols reines ? 
enthält, sehr bald erreicht, während diese Grenze für die Ve 
hang der Wärmeerzeugung ‘ia den Metalldrähten, 
durch die Länge.der Stück# gemessen wird, welche gé 
zen oder, zum Rothglühen gebracht werden, so weit uns 
suche bis jetzt gehen, noch nicht erreiaht worden ist | 
ein Trog- oder ZeHenspparat von 30 zweizölligen Platter 
mit einem andern von 30 sechszölligen, verglichen wird, 
mit einer :verdünnten Säure von gleicher Stärke geladen, a 
gen sie keinen wesentlichen Unterschied in der Quantität 
einei bestimmten Zeit zersetsten Wassers, der kleinplartis 
parat wird aber weder Draht schmelzen noch Metall verbr 
euch schwerlich einen Funken zwischen zwei Kohlenspitze 
ben, während die großsplattige Batterie zwischen do 

































. 2 G X, 189, 


® 


Wärmeerzeugung der Säule. 9927 


indes Licht entwickelt, Metallblättchen mit Glanz very 
read mehrere Zolle Eisendraht Nr. 11, glühend macht. Die 
sirdige Thatsache des verstärkenden Einflusses der Ver- 
re: der Oberfläche der Platten auf Funkenerscheinung 
kameerzeugung ist zuerst von Fogacaox und Vauqgus- 
Wch Versuche im Nationalinstitute von Frankreich derge» 
been , Acht Kupfer- und Zinkplatten von einem Fuls 
meser mit Salmiakauflösung. gebaut, gaben ihnen keine 
Erschüttesung als eine Säule, deren Metallplatten nur 
en im Durchmesser hatten, und welche gleichfalls nur 
Abwechselungen bestand , ihre wasserzersetzende Kraft 
estend; dagegen gaben. zwei Eisendrähte von ihren 
en aus mit einander ia Berührung gebracht, grölsere 
ils bei Säulen von 100 bis 120 Plattenpaaren von 1 Z 
erstoffgas spxtihten diese Sonnenfunken mit der größs- 
atigkeit. Später wurden diese Versuche immer mehr 
t? getrieben und besonders mit den Trog- und Zellen- 
aulserordentliche Wirkungen hervorgebracht 2, Ueber 
2, nach welchem die Verstärkung der Wirkung mit 
‚uüßerung der Oberiliche wächst, sind die Resultate 
iedenen Reihen von Versuchen nicht ganz überein» 
Von zwei Trogapparaten, beide von 50 Platten- 
td mit verdünnter Salpetersäure (yz gegen Has Was- 
bn, schmolz der eine, dessen Platten 8 Z. Seite hat- 
L eines Eisendrahtes von oe Z. Dicke, der andere von 
nor $ Z. Es standen also hier die Wirkungen im 
idinisse der sechsten Potenz der Seite oder des Cuhus 
Vergleicht man den Einfluss der Vergräße- 
Oberfläche durch Ausdehnung der Säulen in der Längen- 
e, d. h. durch Vergröfserung der. Ansalıl der Platten, 
ktsen in der Vergrölserung der Breitedimension, also 
Jatehnung der Oberfläche der einzelnen Platten, so zeigt 
dieser letzteren Seite ein auffallendes Uebergewicht, 
eaapparat von 400 Platten von 4 Z. Seite, schmolz nach 
103 2 Z. Eisendraht von Ar Z., ein Zellenapparat von 
mëschen Platten von 8 Z. Seite, dessen Oberlläche also 
n eben so grols war, wie im ersteren Falle, schmolz 
— 
te. vn, 370, 
di Sule, Volta’sche. 





















` 





28 | Galvanismus. 


dagegen 32 Z. eben dieses Drahtes, so dafs sich demnach 
Wirksamkeit zweier Volta’schen Apparate im Drahtschne 
wenn die Summe ihrer Oberfläche gleich ist, wie das Ç 
der Oberflächen ihrer einzelnen Platten verhalten eg 
Durch eine leichte Rechnung. würde daraus folgen, dals 
einzelne Platten Zink und Kupfer jede 200 Quadratlals 
2317500 Fufs Stahldraht „Is Z. dick schmelzen| würden. 
abweichend hiervon-sind aber die Resultate, welche vu 
num und Prarr erhielten. Nach Wırxınson’s Gesetze 
die zwei und dreifsig 5 Z. haltenden Platten 2 K, de 
einen Falle so neben einander gelegt wurden, dals sie n 
Säule von 8 Abwechslungen aber 10 Z Seite bildeten, 
16 mal gröfsere Wirkung hervorbringen sollen, als di 
Platten zu einer Säule von 32 Abwechslungen aufgesd 
aber letztere Säule wurde vielmehr: kräftiger im Drahtst 
gefunden, sie schmolz 5 Z. Eisendraht Nr. 16 gänzlich = 
gein und machte 7 Z. rothglühend, jene nicht don) 
Bei beiden dienten Tuchscheiben, mit Salmiakauflös 
tränkt, als Zwischenleiter. Auch Curuseatson's Ve 

stimmen nicht mit Wıtkınsow@’s Gesetze überein, Y 
gleich nicht so auffallend, als die eben angefährten ab 

Da er nämlich zwei Trogapparate, jeden von 30 Plata 
6 Z. ins Gevierte 30 mit einander verband, dafs sie eine 
Batterie, mit doppelt so grolser Oberfläche der einzelne 
bildete, so brachten sie von Eisendraht, dessen Dur 

0,01 2. betrug (Nr. 11) eine Länge von 162. zum Globe 
rend ein einzelner Trog eine Länge von 8 Z. zum 
brachte. Bei gleicher Anzahl der Schichtungen naho | 
Vermögen, Draht zu schmelzen, nur im einfachen Ver 
der Oberfläche der einzelnen Platten zu. In einem ande 
suche mit einer gewöhnlichen Z K Säule von 1 Fals imDos 
ser, deren Tuchscheiben mit verdünnter Salzsäure geti 
ren, stand dagegen bei gleicher Anzahl vom Schichtus 
geschmolzene Drahtlänge im Verhältnils des Quad 
Oberfläche der Platten. Damit stimmt auch ein Ve 
Davx’s nahe überein, in welchem 20 'Plattenpaare, ` 




























1 G.XXII. 367. ff. 
2 GX. 136. 
ı 3 G XXII. 263. 


⸗ 





Wärmeerzeugung der Säule. 029 


» Fläche, von einem Drahte mehr als. das 16fache zum 
brachten, als 20 Plattenpaare, jedes von 2 Quadratfuls 
bei, Uebrigens lälst sich aus theoretischen Gründen 

pro, dals das Verhältnils, in welchem die Wirksamkeit 
bisher Apparate mit der Vergröserung der Oberfläche zi- 
gt. ein Veränderliches sey; nach Verschiedenheit der Zahl 
»ichtungen dieser Apparate, was auch schon durch die 
Sam Versuche angedeutet wird. ` 

d Die verschiedene Beschaffenheit der feuchten Zwischen- 
sit hier nach demselben Gesetze, wie in der Bestim- 
jes Quantums der Wasserzersetsung,' Die feuchten Lei- 
baea nämlich im Allgemeinen die Wisksamkeit der Säule, 
fe:twrerhöhung hervorzubringen, io dem Grade, in web- 

t bessere Leiter der E. sind und zügleich. eine stärkere 

Fre Wikang auf das Zink ausüben. ` Am wirksamsten 
Arasearsox zum Drahtschmelzen eine. Mischung aus ei- 
Tie starker, Salpetersäure, 10 Theilen Wasser und ein 
g“-/zssure?, Die drei Mineralsäuren fand er in folgender 
„wirksam: Salpetersäure, Sehwefelsäure, Salzsäure, 
br ist aber die Wirkung viel anhaltender. Als nach 

ien bei Füllung der Tröge mit ersteren die Batterie alle 
D serloren hatte, schmolz sie mit Salzsäure geladen noch 
[prünglichen Drahtlänge, und selbst nach 2 Tagen noch 
tt auch diese Kraft 4 Tage bei, und noch nach 6 Tagen 

«kräftig auf Wasserzersetzung, -— In allen diesen Fällen 

B-a Plattenpaare in der Zwischenzeit aus den Trögen her- 
ezzen worden. Davy? fand eied mit 60 Theilen Was- 
\.nnte Salpetersäure von 1,4 spec. Gewicht bei weiten 
maer als eine gesättigte Auflösung von kohlensaurem Kali, 
Mat letzteres erstere an Leitungakraft für E. ihm zu- 
e: übertrifft, und da concentrirte, Schwefelsäure, ‘wenn 
3 vortrefflicher Leiter, ohne alle Wirkung eum Draht- 
Erst, so stellt Davr den allgemeinen Satz auf, , dale 
sickeit im Verhältnisse ihrer oxydirenden Kraft anch ` 
Hang der Säule vermehre. vas Manum und Prarr* 


Daan 


Eem. of chem. Phil. p. 156. 

G. XLIV. 236. 

G. XIL SA 

6. X. 145, .. 
id Nnn 


A | ` 
Gem "e »Gatveanismuwa,: 


fanden dagegen die Witkung nicht verstärkt, io dem Vert 
nisse, in welchem die:Flüssigkeit stärker oxydirend wirkte,. 
æentlich fanden sie die Salmiekauflösung wirksamer de 
centrirte und verdünnte Salpetersäure, jedoch. bedienten sie 
hierbei nicht eines Trogapparats, sondern - einer gewöhll 
~ Säule. mit Tuchscheiben; auch erhielteri sie bei Anwen 
ner möglichst concentrirten: Auflösung von Kali schon mit 
Plattenpaaren von A Z. Seite merkliche Funken. Unter den? 
auflösungen zeigte sich in allen Versuchen mit Z K Saules 
Sahmiakaufläsung vorzüglich wirksam. 
99. Die Wärmeerzengung findet aber nicht Hoh be 
Schliefsung. der :Saule durch feste Leiter und in diesen d 
sondem auch m den Flüssigkeiten statt. Busrzen ! ge 
die Spitze ener \förmig gebogenen Röhre ein Therm 
bin au welchem die in feine Spitzen ausgehenden Metié 
‚ reichten. ` Bei der Füllung der Röhre eur destillirtem W 
‚stieg‘ das Thermometer nach 10 Minuten von: 44? auf 23. 
der "Füllung mit Salmiakauflösung stieg es in einigen Ms 
auf 38°; in. einem andern :Versuche, wo alle Ursachen der 
kühlung entfernt wurden, stieg das Thermometer auf fi. 
Fignahm dann zwei Röhren „ in deren Spitzen sich zwei Th 
137. meter befanden und wobei in a der eine, , in b der and 
lardraht bis ans Thermometer reichte. Die Tempen 
` Zimmers war 10° R. : Nachdem die Säule von '1500 
ren eine Minute eingewirkt hatte, stand das Thermomeii 
positiven Drahte auf 12°, am negativen auf 8°. Nach V 
einiger Minuten stieg letzteres auf 10° und endlich bliebe 
Thermometer bei 15” stehen. In Salmiakanfläsung stie: 
auf 20°. Nach dem Gefühle zu schliefsen war die Te 
in der mittleren Biegung der Röhre zu erkennen, also 
die Indifferenz von Land — E statt findet. Oxnsrsoꝰ 
einen’ Versuch an, wo sich das Wasser in einer offre 


weilsem Wachs gemachten Rinne befand, EE 















und 3 Lin. breit, nur etwas erweitert, wo die The 

eingesenkt waren. Die Zuleitungsdrähte bestanden au: 
die "Temperatur der Luft betrug 10° C. Sobald die Kem 

schlossen wurde, fingen die Thermometer an zu steigen, 





1 G. XXV. 149. \ 
2 Ansicht der chemischen Naturgesetze. Berlin 1812. S. 55% 





æ 


Physiologische Wirkungen. 931 


fnigen Minuten stand das auf der Oxygenseite auf 20°, 5, 


f der Hydrogenseite auf 18°, ein in der Mitte befiridliches 
meter abér auf 23°. In besser leitenden Flössigkeiten fand 
ren dagegen die \Wärmeerzeugund geringer, namentlich in 
kauflösang nicht üher 3°. Im Wasser, welche dutch einen 
iron Weingeist etwas an Leitungsfähigkeft verloren hatte, 
sanf der Oxygenseite auf 18°,7, auf der Hydrogenseite auf 
mdinder Mitteauf 20°, 5. Die Säule scheintnach den unvoll- 
men Andeutungen in Oenstep’s Schriftnicht stärker als von 
bren gewesen zu seyn. Hierher gehört denn auch éit merk- 
SA) ersuch Cattoaen’s mit einem Mächtigen Trogaäpparate, 
D zwei gleiche Quantitäten Quecksilber in zwei Schäl- 
wa sebranntem Thon, die eine mit dem einen, die andere 
entgegengesetzten Batteriepole ‘und beide unter einan- 
h einen Platindraht in Verbindung gesetzt wurden, und 
t solcher Dicke und Länge, dals der Draht während der 


wi stets glühend erhalten wurde. Es $eigte hun das 


positiven Pole in Verbindung stehende Quecksilber 
Minuten eine Temperätur von 121° F., "der mit dem 
e Pole in Verbindung stehende aber hut eiiie Témpé- 
a jf9e 4, 

Auch die physiologischen Wirkungen def eiüfachen 
vriden durch Vervielfachung der letzteren auffallend und 
serkwürdige Art verstärkt. Wenn die einfache Kette 
Gfühlsorgan unverletzter Theile keine merkliche Ein- 













rangen mit, die bis zum ganz Unerttäglichen gehen 
Vorta’s erster Aufsats über die &ben von ihm er 
Säule 2 handelt vorzüglich von ihren physiologischen 
in. Man errichte eine Säule von 100 Platfenpaaren 
ta etwa zwei Quadratzoll Oberfläche, mit Tuchscheiben, 
É uler Salmiakauflösung getränkt kind, deren Platten von 
Den Hakko versehen sind. Sihlielst mäh né solche 
trollkommen trockenen Fingern, so hat man ap gut 
e Empfindung, sind dagegen die Finger genäfst, so 
‚indem man den binen Finger auf die unterste Stelle 


G. LIL $59. , 
Pia Traos. 1800. p. 816. 
Nnn 2. 


iulsert, so zeigt dagegen die Säule eine solche ih ei- = 
hohen Grade, Sie theilt im eigentlichsien Vetstände 








932 ... Gelvanisn 
aufsetzt und nach der Reihe an dei 
schlieſst, von einer eigenthümlichen 
zusammen schnürenden, und im A 
„zugleich augenblicklich erschütternd« 
um so unengenehmer wird, und um 
zen Länge des Fingers erstreckt, je g 
ist, welches auf-diese Weise gesch 
genchmer wird die Empfindung in 
wenn sie mit Kochsalzauflösung ode: 
befeuchtet sind. Dieses ist in nach ` 
wenn man vom untern Pole der Säu 
niolstreifen jn ein. Decken. mit Wasse 
Kochsalzwasser gehen läfst, in welcl 
wird, während man mit der ander 
oder Salmjakauflösung hinlänglich g 
platte oder ein anderes hinlänglich g 
sten von Zink umfalst und durch ei! 
` jener.hervorstehenden Haken oder dy 
der Säule mit den Metallstücken. schl 
führung der vierten Platte einer wie 
wird man beim Eintauchen eines Fin 
‚von ‚stechender Empfindung bemer. 
ganzen Hand wird man bei Berührur 
eine leichte Erschütterung fühlen, di 
beiden. Händen sich erstreckt, bei 
Platte erstrecken sich die Erschütteru 
zu den Schultern, vorzüglich durel 
Hand in das Wasser des Beckens ein 
mit dem negativen Pole in Verbindu 
ger eingetaucht, so concentriren sich: 
ausschlielslich auf diesen, sind um so 
erträglich, Schliefst man bei der 60: 
den diese, Erschütterungen immer 
sich bis in die Brust, und sind, w 
kann, die ganze Säule so zu entladen 
Versuch nicht leicht wiederholt. Dal 
terungen auch krampfhafte Zusamm 
verbunden; wiederholt man kurz nac 
gen selbst nicht höher hinauf als bis 
Metallstücken, die man mit der nas 








Physiologische Wirkungen. 033 


x wird der Arm gleichsam: betäubt. Dis augenblickliche 
berang, welche man bei der Schlielsung empfindet , ver⸗ 
k Vorra mit derjenigen , welche eine Batterie von' sehr 
r: Oberfläche, die zu ‚einem sehr schwachen Gräde von 
r= geladen ist, ertheilt, vorausgesetzt, dafs men auf die- 
Weise durch grofse Metallstücke, die mit den nassen Hän- ’ 
kùlst sind, die Enfladung vorgehme. ` Von dem Schlage 
zig geladenen Leidner Blasche unterscheidetsich der gal- ' 
i Schlag dadurch, dafs jener weit weniger hach Innen 
e die Organe. gleichsain mehr von Aufsen trifft und in ' 
Momente erschöpft ist, der galvanische hingegen weit 
das Innere der Organe eindringt, und man gleichsam 
pfanzung im Innern längs dem Laufe der Nerven 
tuch unterscheidet. Auch haben nach Vorra’s Ver- 
` die Erschütterungen, - die seine Sänle ‘ertheilt, die ` 
Achnlichkeit mit den Erschütterungen, welche die j Krampf- 
"nrsachen. 
pp man durch Schliefsung der Säule auf die oben ange- 
Weise eine Erschütterung erhalten hat, und in der 
d beharrt, so empfindet man zwar im Anfange nichts 
s aber bald tritt eine eigenthümliche Art von schmerz- 
pindang, die mit einer eigenen Hitze begleitet ist, ein, 
e srofsen Säulen zu, so, dafs sie endlich fäst unerträg- 
en kann. Schliefst man, während man entweder die 
das Becken mit Wasser taucht, nach welchem der 
eifen von dem einen Pole geht, oder indem man eine 
Hind umspannte Metallplätte auf den Haken: der untern 
le Säule aufsetzt, an irgend einem befeuehteten Theile 
z.B. an der Stirme, der Näsenspitze, den Augen, 
mend einer Stelle des Körpers, der mit einer zarten 
bedeckt ist, so hat man im Augenblicke der Schlie- 
Gr Art von Stols, undeine eigenthümliche schmerzhafte, 
+ Empfindung, die bei schnell wiederholter Oeffnung 
elsung zu einem unerträglichen Gefühle wird. Hebt 
Verbindung nach der Schliefsung nicht wieder auf, so 
tsu das schmerzhafte Gefühl für einige Augenblicke wie- 
‚ aber bald entwickelt sich an dem berührten Theile : 




















Ei Volta in G. X1V. 282. 


LA 0. 


9: an Gelvanigmua! 


eine andera Art von Empfindung, ein stechander Schmerz, i 
sich auf den berührten Theil einschränkt. Dieselbe Ar ı 
Erscbütterugg. in den Fingern, Armen u. s. W, die man im 4 
genblicke der Schlielsung emppfindat, kehrt wieder, wenn u 
nath kurzer Zeit wieder.üffnet, doch im Ganzen im geringe 
Grade als bei det Schlielsung. 
Rıyrza will einen ähnlichen ‚Gegensatz in der Eine 

der beiden Pole auftlas Gefühlsprgan bemerkt haben, wie i 
zufolge ich ia den Empfindungen der Sinnorgane zeigt, 
schon dureh die einfache Kette merklich afficist werden. | 
das Gefühl 3 soll nämlich unter ganz gleichen. Umständen| 
Schlag au der nagatiyen Seite stärker ersyheinem, als an det 
sitiven, aber dige größere Stärke voll gleichsam gur eine sch 
base, seyn, nicht abhäpgig von..einem gröfgeren Quantum | 
Thätigkeit, ‚wie man am besten daraus erkenne, dals, 4 
man bei wiederholte Oeffnen und Schafen der Kette 
lig kleinere Stücke der Säule auf sich einwirken lasse, i 
man jedesmal mit den befpuchtetan Fingern an beiden 
Schächt, beide Schläge doch ganz gleichzeitig sufhören, 
bar zu sayn, ‚sondern yop einer speaifischen Ve 
und gleichagm entgegengasstaten Qualität; det Finger a 
qeve Seite 2 wird von seinem Verbindungsorte 

jatterie apa mach innen. zu, wie in gerader Linie sl 
durchdrppgen, es ist fast, ‚als wenn durch und durch a 
etwas weggadommen würde, ala. ob der Finger, die 
schwägde, yad man kann den ganzen, Vorgang mit keines! 
æqron Namen, al dem von Contraction im eigenzlichen Si: 
Wortes belegen. Der Finger am positiven Pole im Ge 
wird ep Augenblicke des Schlays seiner Hülle gleichsam zu 
ist ein Drängen und Treiken, als.wollte er aus sich 
mus, er befindet sich in einem Zustande von Anftreibugl 
Ppaannuag genau so, wie wenn er entzündet und davon 
"schwallea wäre,‘ Das bündigste Wort ist Expansion. 
soll das Figenthümliche des Schlags van jeder Seite zem 
grafs oder klein er auch sopat acyn mäge, und in allen 
auf welche sich der Schlag bezieht, und in welchen das 
gefühl zunächat ia Anspruch genommen wird, is 
















1 Beiträge Il. Bd, Ze 8t. 8. 16. 17, 
2 aa 0.8. 82 


Physiolegische Wirkungen. 885 


e Weise afkcirt. Rırren führt m dieser Hinsicht meh- 
weine Theile an, an welchen ‘sich ihm dieses bestätigt 
ŝo soll z. B. der Schlag, wenn man an der Zunge von 
mitiven Seite aus schlielst, deutlich-mehr-von innen nach 
pechen und ganz genau einen Eindruck zurücklassen, als 
dem Schlage eine Beule auf ihr entstanden wäre, der 
‚ron der negativen Seite sol’ dagegen mehr von aulsen 
men gehen, und einen Eindruck zurücklassen, als ob 
«hin die Zunge geschlagen wäre u: s. w. " Zugleich soll 
sven Pole mit jenem Gefühle der Expansion jedesmal 
al der Wärme und am negativen: Pole mit dem Gefühle ° 
ztractton auch dës der Kälte eintreten 1. Im Augenblicke 
manang sellen sich alle diese Erschemungen in die entge- 
wen unwandeln; der im Augenblicke der Schliefsung 
tiven Pole scheinbar schwächere Schlag ist dann der 
"mit dem Gefühle der Contraction und der Verminde- 
kr Wärme; am negativen’ Pole ist dagegen beim Oeffnen 
So der scheinbar schwächere, mit dem Gefühle der Ex- 
- and der Vermehrung der Wärme 2. 
o bestimmte Gegensätze und Verschiedenheiten haben in- 
o wenig ich selbst als andere, die ich'nach ihren Empfin- 
b+efragte, wahrnehmen können. 'Ällerdings, schien mir 
We an der negativen Seite gleichfalls etwas schmerz- 
' als an der positiven, und mehr zusammenschnürend, 
"hin dem Schlage am positiven Pole lag’ etwas von je- 
kammenschnürung, auch hatte ich gewöhnlich ‘an dem 
r welcher mit dem negativen Pole in Berührung war, 
Za Gefühl’ der Wärme‘, als in dem Finger, auf: welchen 
tive Pol unmittelbar wirkte. Jedoch selbst Rırrer wi- 
Eh sich in dieser Hinsicht. In seinen Versuchen und 
"ungen über den Galvanismus 3: sagt er ausdrücklich: 
Pise Pol der Batterie, welcher im Ohre den stärkeren und 
ch höheren Ton, und in der Hand die höhere Wärme 
ı giebt im Auge die rothe Farbe, 'derselbe Pol, der im 
den tiefern und zugleich schwächeren Ton, und in der 
Kale giebt, derselbe giebt im Auge blaue Farbe.“ Hier 
Beiträge IL Band $. 4. St. S, 102. 
l Beiträge ebendus. 8. 75. 
| re, Magazia VI. S. 97 ff. und Ph: ch. Abh. HI S. 162, 


H 





oe :  .:.. Galvanismuas. 


wird also vielmehr. de negativen Pele. die Eigenschaft zm 
‚schrieben, \Värme:zu eszeugen. In seinen Bäctaten ! ung 
dagegen; „Ueberall, wo.der Körper ode das bestimmte (ei 
desselben ‚genäithigt.ist, sich zu oxyganiren, itt für das all 
meine Gefühl hei der Schlielsung.Contraction, we es gent 
"ist, sich zu hydrogeniren, Expansion ein, und verharrt die § 
der Schliefsung über. . Jene (dig Contraction) ist- übesall | 
dem Gefühle von Wärme, ‚diese (also ‚die. Expausior) mit a 
Gefühle der Kälte- begleitet. Hier wird demmach dem paf 
ven Pole Erregung van Contraction für dag Gemeingefühl z 
schrieben, der nach dem. obigen vielmehr Expansion bere 
İen sollte, und go umgekehrt, im Widerspruche mit dem 
gen, dem negativen, Pole einge expandirende Binwirkung. 
die ähnlichen, nur nach der Natur der Emphadunzen $ 
Sinnargans sich eigenthümlich ;gestaltenden, Gegensät 2 
Einwirkung der onfgegengesetzten Pole betr H, sa glaubt 
Ten alles das, was in dieser Hinsicht schon oben Nr. ai WW 
einfachen. Kette angeführt worden ist, vollkommen bestäti 
funden zu haben, sq.zwar, dafs der positive Pol die Fus 
das potisiven Metall in der einfachen Kette, und der ag 
Pal die des negativen. vertritt, `, , 
Was insbesondere die Einwirkung. auf das Auge be ber? 
tritt ein über das. ganze Gesicht sich verbreitender bake 
Lichtsehein bei jeder Verbindung irgend eines innem 
äulsern Thheiles des Vorderkopfes,. der entweder an si 
feuchtet, oder vorher nafs gemacht ist, x, B, der innern E 
der Backen, der Nase, der Nasgenspitze, der spongiösen 
atanz der Zähne, der Stirn, der Augenhraunen, mit den 
Pole ein, wenn man mit dem Finger oder sonst einem D 
des Körpers am anderen Pole schlielst, oder noch besef 
Schliefsung umgekehrt vornimmt. Am stärksten ist inded § 
ser blitzähnliche Schein, wenn das Auge selbst in die Lë 
bracht, diese also unmittelbar an dem Augapfel oder an des 
genbraunen geschlossen wird. Der Gegensatz von Blau o 
höhtem Lichtzustande durch den positiven und von Borki 
vermindertem Lichtzustande durch den negativen Pol sollt 
nach Rırren hierbei besonders auffallend zeigen, und 
Oeffnen soll jeder Zustand in den entgegengegetzten übers 











1 Ph. ch. Abh. Ill, 8. 298, ` 





Physiolößische- Wirkungen. 097: 


n der Nase erregt-nach Rırrak der Hesative Pol, wenn’ 
ke Pokardraht in "die Höhle derselben fährt, einer Tirang! 
hesen, endlich dieses selbst mid’ zugleich ine Spur won 
Fach Ammoniak; der positive Pol dagegen hebt die vor=" 
re Fahigkéit zum Niesen auf, undbringt überhaupt eine Ab-' 
mrıder Nase, wie etwa durch oxygenürte Salzsäure hervor. 
in hat man selbst eine Art von saurem Geruch. Beim Oef- 
fen die Zustände, die während des Geschlossenseyns an-! 
t haben , in die entgegengesetzten über. teo i 
bf der Zunge bewirkt der positive Pòl, nachdem dié erste 
song des Schlags im Augenbheke der Schlielsung vorü- 
| einen seuren Geschmack, welcher nach anhaltender Schlie- 
xi der TyYehmatig in: einen Bittern alkalischen ‘übergeht, 
».ıtiren Pole findet die umgekehrte Ordnung statt. Der‘ 
pack wird auch wohl als eine Art von Duft im Munde: 
rien, wenn män ah einem der Monde nahe gelegenen‘ 
raes Vorderkopfes e, B. an der Nasenspitze, schliefst. ` 
Vas die Einwirkung auf dab Gehtrorsan betrifft, so be- 
schon Vorrat, dafs, als er -zwei init den beiden Po- 
ser Säule von 40 Plattenpaaren verbunden , vorn 'abgeruns ' 
Hetalldrähte so tief wie möglich in dite beiden Ohren hin-' 
kte, er-im Augenblicke der Schlielsung eine Erschütte- 
a Kopfe empfand, und einige Augenblicke nachher ein 
'rı beschreibendes Geräufch, eine Art von Zischen oder 
mem Bollern, wie wenn eine-zähe Materie kochte, und’ 
dat zuzanehmen, die ganze Zeit der Schlielsung hindurch’ 
re, Nack Rırrea 3'soll das mit der Schliefsung der 
tatstehende Geräusch von einem Tone begleitet seyn, der, 
ode Ohren zugleich in der Kette sind, als G der einge» 
ken Octave oder 3 zu unterscheiden ist; befindet sich nur 
Ga der Kette, so ist vom positiven Pole aus der Ton tie- 
be, am negativen aber höher. Zugleich soll der Schlag 
Shall vom negativen Pole stärker seyn, als vom positiven,‘ 
! Töne sollen während der Schliefsung anhalten und bei 
Memang in die entgegengesetzten übergehen, 
Man wird zugeben müssen, dafs ein sehr feiner Beobachtungs- 
vithig ist, um solche Bemerkungen mit einer solchen Be- 
— 4 ' , 
, HL Trans. 1800 p. 427, — —— 
l Beiträge a, a. O. 8, 160, ` dk 





BB. co... Galwranigmus 


stimmtheit-machen zu können. Meine eigenen Exfahrnagen ain 
men mit denen Rırrea's our in Betreff, des Geschmacks überes 
opd in Hinsicht auf die Einwirkung auf dag Auge. glaubte ich bi 
weilen etwas Aohnliches beobachtet zu haben. ‚Ich beziehe mx 
übzigena auf das, was ich schon oben Nr, 53: hierüber bemerkt hab 
= Die Erschütterungen” starker Volta’scher Säulen können w 
die einer Leidner Flasche einer Reihe You. Parsanen gleichzeg 
mitgetheilt werden, wenn sie sich. mit nassen Händen anind 
und die-beiden äulsersten, die eine am positiven, die anid 
am Frënn Dale schlieſst. | 
. 95... Hier mögen dann auch einige für die Theorie 
aus einem andern Gesichtspuncte interessante Versuche = 
Fortpflanzung der erschütternden und. wasgerzergetzenden 
der Volta’schen Säule durch weite Strecken von.Leitern de 
Platz finden. Emma? wählte zu seinen Versuchen eine W 
ia der Havel bei Potsdam, ‘wo sich den Strom in eine 
seeartige Wasserfläche ergielst. Auf einem Nachen, der 
hinaus im Strome durch Pfosten unbeweglich erhalen 
errichtete er eine Zink -Silbessäule voa 10)-Schichgingen. 
- dem einen Pole hing. en Draht in das Wasser. Zum ente 
gesetzten, Pole gehörte ‚ein Draht, der in einer Länge von 
Fufs iiber dem Wasserspiegel und parallel mit demselben auf 
spapnt und an einem Pfosten ven gut isolirendam Holze bef 
war. Dieser Draht war mit dem Pole der Säule wermittels a 
- Gasapparats verbunden. Im. Augenblicke ale das abg 
Ende: des Drahts den .\WVasserspiagel durch einen a 
metallischen Zuleiter. berührte, ging in einem Nu die W 
zergetzung von Statten, und zwar gerade mit desselben E 
als wenn der Gasapparat unmittelbar von Pol zu Pol an 
worden wäre, so :dals sich. die Wiskung vollkommen 
blieb, der schlielsemde Bogen. mochte eine Ausdehnung vor 
Bob oder von 249 Huis haben, wovon überdies die Halfı« 
ungeheure Menge von uniolirtem Wasser war. Zog ma 
Draht vom untern Pole aus dem Wasser heraus, so hörte 
falls alle Wasserzerseizung auf; hielt man mit der einen 
das Ende des langen ausgespannten Palardrahtes, während 
mit der andern irgend einen Punct der grossen "Wasserfläch 
rührte, so bekam man eine Commotion beinahe eben so 


















H 


1 G. XIV. 885. oOo 


~ & N 


Physiologische Wirkungen. GC 


ite man die Pole durch gemeinschaftliche Berührung mit, 
a Handen entladen, Das Nämliche fand statt, wenn’ dag, 
des langen Polardrahtes ins Wasser hing, und man 129 . 
davon den Drabt des entgegengesetzten Pols in die eine 
sahm und mit der andern die Oberfläche des Wassers ba- 
. Hipg das Ende des laugen Drahtes.ins Wasser, und: 
der entgegengesetzte Polardraht aus dem Wasser gezo- 
» gab das Elektrometer, welchas- man an das Ende dbs. 
‚Drahts oder an das darunter stehende Wasser. applicirte,; 
ehr starke positive Divergenz !, die in einem Umkrpigg', 
i us 4 Fufs um diesen Polardrabt unmer schwächer wurde. 
seiner Entfernung von D Fuls Radius gänzlich aufkärte. - 
verhielt sich unter gleichen Umstärden auf die entgegenge:- : 
Neiseam negativen Pole. Hingen beide Pole ins Wasser, so . 
‚das Elektrometer nirgend eine Spur von Divergenz. An des 
Code des 1244 Fufs langen Drahtes wurde nun ein Draht, 
‚sahe 100 Fufs geknüpft. Dieser war auf einer Rolle anf-.: 
Wen. Enmazu ruderte dann in einem Nachen fort, wäh+! 
a den Drabt abwickelte. In welcher Richtung er oueh . 
überall wurde ein ganz unversehrtex Frosch, den er, mr. 
e ach selbst isolist hatte, so hielt, dafs seine Hinterfüfse: 
mht berührten, in die heftigsten Zuckungen versetzt, so~, 
ke Kopf oder die Vorderfülse an die Oberfläche des Was- 
pacht wurden: Aber auch ein einfaches Element von, 
jæd Silber war im Stande, durch desen mächtig langen ' 
E das Präparat im die heftigsten Zuckungen zu versetzen. - 
Ische der Havel schienen stets aufser dem Kreise zu blei- 
mn das Elektrometer noch afScirt wurde, zeigten aber bei 
kier Entladung keine Spur eines empfundenen Reizes, 
Kudung und "Zusammenfallen des Elektrometers waren: 
peichzeitig i im Augenblicke der Schliefsung. 
sısse in Hameln ? hat diese Fortleitung noch weiter. 
i obe Strecken der Weser und des feuchten Erdbodens : 
tben, Als er jeden Pol mit einem Drahte von 4000 Fula. 
P verband, so zeigten sich im Augenblicke der Schliefsung . 
widen äufsersten Enden durch gut ausgeglühre Holzkohlen 
Hier scheint ein Druckfehler obzuwalten, denn an einem so 
 dedeäteten Pole sollte das Elektrometer bach der Annlogie al-’ 
—* keins Spannung mehz zeigen, - 
t e XIV. 





gn  - >: Gealvanismus 












odet durch ein Goldblättchen lebhafte Funken. In der gefr 
nen Weser öffnete er einige Schritre vom Ufer das Eis, stel 
seine Säule neben die Oeffnung, und verband den Draht da 
— Pols mit der Weser; an dem entgegengesetzten Ufer des og 
mes in einer Entfernung von 500 Fufs vom Standorte der Si 
öffnete er das Eis abermals, zog einen isolirten Eisendraht ve 
-+ Pole der Säule queer über die Weser bis an diese Oeflm 
stellte sich auf ein Isolatorium, nahm die’Endspitze des + PE 
der Säule in den Mund und berührte mit der Hand das Waif 
der: Weser, worauf er eine augenblickliche Erschütterung an @ 
Zange und in den Fingerspitzen, einen sauern metallischen 6 
schmack und Blitze vor beiden Augen verspürte. Wurde d 
zinnerne Schale unmittelbar auf das Wasser in die Oeffnur: 4 
setzt, so konnten durch ein am Ende des positiven Drahtes 
gehängtes Goldblättchen Funken entlockt werden. Ja s 
durch eine Strecke von 4000 F. der Weser und einen auf 
zemen, in Löchern des Eises eingelässenen, Pfosten och 
Draht pflanzte sich die Wirkung‘ der Säule ungestört fort. 
der Versuch auf einer Insel der Weser bei offenem Wasser 
` gestellt wurde, war die Vorrichtung getroffen, dafs die gu 
mische Leitung ihren Weg theils mit dem Strome, theils g 
den Strom durch eine Strecke von 1500 Fufs nehmen m 
Ja-als Basse durch eine Strecke von 200 Fufs des Erika 
von einem Brunnen entfernt war, in dessen Wasser der oc? 
Pol durch einen Draht hineinreichte, empfand er lebhafte 
schütterungen, als er an dem positiven Polardrahte, der W 
dieser Entfernung isolirt fortgeführt war, die Kette schlols 
Bassz von dem einen Pole aus einen isohkrten Eisendralt 
2000 Fuls Länge über eine Wiese hinführte, einen Eisen 
von dem andern Pole-in das nasse Erdreich leitete, und da, 
sich der erste Polardraht endigte, gleichfalls einen Ei 
in das Erdreich versenkte, und die Enden dieser Drähte in $ 
isolirte zinnerne, mit Kochsalzauflösung gefüllte Schalen ; 
liefs, erhielt er lebhafte Erschütterungen, als er mit seinen P 
den durch Eintauchen in beide Schüsseln die Kette schlols 
96. So wie die Stärke des chemischen Processes und 
Wärmeerzeugung, so ist auch die Stärke des Schlages eine F 
ction der verschiedenen Hauptbestimmungen der Säule, we 
Abänderungen zulassen, nämlich der Zahl der Schichma 
der Grölse der Oberfläche der einzelnen Plattenpaere, so 


— 


Physiolpgische Wirkungen. ° 9% 


ie mit dem feuchten Leiter in Berührung kommen und der Be- 
xbfenheit des feuchten Leiters sowohl:an und für sich als auch 
nkziehung auf einander, jedoch nach Vezhältnissen, die, nicht 
m mit denen übereinstimmen, nach welchen die.Stärke.der 
len ersteren wächst. Im Allgemeinen nimmt mit der Zahl 
n Schichtanngen die Stärke des Schlages zu, und bei Säulen 
nmehreren hundert Platten empfindet man:iihn auch selbst noch 
gier Berührung der Pole mit trockenen Fingern. Diese Stärke 
eRırrzn in einem Versuche bis auf 2000 Lagen einer Ku- 
u- Zinksäule von ohngefähr 2 Quadratzoll Oberfläche. der 
giten Pappscheiben, die mit Salmiakauflösung getränkt waren, 
d zunehmen, und der Schlag derselben war. so heftig, dals 
unmöglich war, ihn auch nur mit trockenen Händen his. 2000 
mof zu verfolgen. Eine Reihe von 50 Personen, ebenfalls 
sdoreh die trockenen Hände verbunden, wurde schon auf 
stärkste erschüttert. In Beziehung auf, dep oben: nach Rır- 
angegebenen Dualismus und respectiven Gegensatz der Em- 
sungen, welche durch die entgegengesetzten Pole in, den 
shiedenen Sinnorganen erregt werden, will Rırrzr noch. anp 
pem die Beobachtung gemacht habep, dals bei allmäliger Zur 
we der Einwirkung der Volta'schen Säule ‘diese Empfindun- ` 
sich gerade in die entgegengesetzten verwandeln, indem 
durch eine Art yon Indifferenz hipduxchgehen, so dafs über 
sn Punct hinaus der + Pol dann vielmehr im Augenblicke 
'Schlielsung die Empfindungen, welche der — Pol bei schwe- 
t Einwirkung hervorbringt, erregt, und eben so der — Pol 
Empfindungen, die bei schwächerer vom + Pole abhängen, 
op man z. B. bei einer Säule von 150 bis 200 Plattenpaaren 
N von etwa zwei Quadratzoll Oberfläche und mit Salmiak 
chichtet einerseits mjt der mit Salmiak befeuchteten Hand, 
ererseits mit Eisen oder Messingdraht an den befeuchteten 
‚enbraunen schliefst, so. hat ‚man nach Rırren, wenn man 
wenige Lagen in den.Versuch nimmt, das Blau im Auge 
+ Pole, es nimmt zu, so wie man steigt, endlich steht 
all, es trübt sich, es wird eine gemischte Farbe grüner Art 
ıs, doch nicht so bestimmt grün als das vorige Blau war, 
entwickelt es sich zu Gelb, bis es endlich das herrlichste 
wird, von einer Intensität, welche selbst die am — Pole 
zifft. 'Trennt man nach einiger Zeit anhaltender Sehlielsung 
Lette, so hat man Blau, dieses wird aber sehx bald schwach, 





Galvanismu: 


"wé ` 
and geht dureh as Miche Art von ( 
op öder Roth über; -ih welchem danr. 
"ki negativen Pole "braucht män etwas m 
open eintritt. ‘Die Lichtzustände st 
"yeln. ` Dieselben Umkehrungen sollen 
"gen des Geschmätkorgans einfretei, gp 
"positiven durch einen neutralsalzigen, 
"den bestioimtesten brennend alkalischer 
‘tegative &lkalische in’ den sauren pos 
Uin diese Beobachtungen leichter anst 
‘kut, dafs man mit dem Organe, desser 
‘neh Aernen will, zuerst mit dem einen | 
"and dann mit der Hand- ani dem ander 
‘für die Gefühle von Wärme und Kält 
Arch“ schon dureh die Einwirkung von : 
Paten, dib mit Salmiak geschichtet sine 

` Diese ganze Wardtellüng hängt bei 
len‘ Hypothese vón sogenannten Flexor 
ünd’Extensoren oder unbedingten Erteg 
Hat es nie Sengen wollen, iù dieser bew 
pfindungen alles so regelinäfsig erfolgen ı 
finde ich von keihem einzigen Physik 
Bürch Wiederholung bestätigt, wie es 
tchwierig ist, bei pekt starker Actiön 
Juntzen noch genad zu unterscheiden. 
+ "Die Vergröfserung' der Oberfläche 
ner gewissen Grenze an scheint für ei 
Schichrungen und bei Anwendung ei 
keine Verstärkung der physiologischen 
ientlich des Schlages, zur Folge 'zu 
lind Praer 3 fanden bei der Anwen 
kung die Schläge von gleichviel und 1 
Bon zweier Säulen, ‚wovon die Platt“ 
im ‘Durchmesser, die der andern 5 Z 
übereinstimmend, dafs kaum eine Versc 
nen wahrzunehmen war. Sımos? fand 











1 Beiträge II. 8. a. 4. St. 8,168. 
2 G.X. 142 
8 Ebend. VIII. 498, 





d ze 
Physiologische Witkungen. -943 


S:hichtangen Z K: von 8 2.: "Durchmesser Mit Kódhsálż-- 
3 eben so stark als vori 30 bis 40 'Schichtungen ars 
ı von ? Z. Durchmesser. Bior, ohne Zweifel ‘durch 
je Hypothese zon der Wirkungsart der. Vergröfse- 
i-r Oberfläche verführt, behäuptet sogar 1, die Erschitt- 
"03 mülsten abnehmen, indem die Oberfläche der Me- 
, laten zunimmt, doch ohne dafs darum umgekehrt die 
„"erungen mit Verminderung der Überfläche immerfort zu- 
Ser, vielmehr in einem gewissen Sinne abnehmen, wei, 
P cine kleinplattige Säule einen durchdringenden aber we- 
Piefigen Schlag als eine aus grolsen Platten zusammenge: 
ne, Wirklich will er gefunden’ haben, dalseine Z K Säule 
be. förmigen Scheiben, 14 Z. ini Durchmesser haltend und 
laren bestehend, ‚kaum einige Erschütterung å in den beż 
Ären Fingerspitzen erregto, "während eme Säule vòn, 50 
Sachen und 50 Zinkscheiben von gleicher Grölse einen 
$ genden Schlag gab. Vorra erklärt als die Grenze, 
u welcher allein die Vergröfserung der Oberfläche der‘ Prat- 
"reme Verstärkung der Erschütterung hervorbringe, eine 
j Darchschnitte des Handgelenks übereinstimmende Aus- 
: ihrer Oberfläche. Diese scheinbaren Abweichungen l 
-eder rühren vorzüglich davon her, dafs man die Ober: 
et an und für sich und nicht zugleich ; in Bezieliung auf 
a: nm Momente betrachtet hat.  Rırrzr S bemerkt'in‘ die- 
echt, dafs bei gleichbleibender Anzahl der Schichtungen 
makung der Schläge, die von deri kleinsten Durchmes- 
' sza dem von 6 Z. wech statt nde, bei grofsen Platten 
"ri recht auffallend werde, wenn man die Hände mit einet 
"res Flüssigkeit gehörig befeuchte, und groe Metall 
7 die man mit den Händen úmfalst, zur Entladung gë- 
"and dafs der Einflufs der Vergröfserung der Ober fläche l 
-iener Grenze anf die Verstärkung der "Schläge um sd 
:er sey, je besser die E.’durch den feuchten Zwischen- 
eier werde, am stärksten daher bei Salmiakanflösunig, 
e bei Kochsalz, und am wenigsten bei "Wasser. Damit stim- 
“son auch meine eigenen Versuche überein. Den Einflufs ` 
Ischaffenheit den feuchten Zwischen keiters betreffend gilt 
— 
ene 
È Fù. ch. abh. III. 378. 














nun / Galvanismus ` .. 


~ im Allgemeipen ‚dgselbe, Gesetz wie fir die, Vorsti 
„chemischen Processes ip der Gasröhre. 

97. . Es, ist nach eine interessante, zu dieser al 
'þtung des verstärkten Galvanismus gehörige, F 
„weit überhaupt die Wirkungen einer Valta’schen Sër 
ben werden können, ab gs ein. Maximum, eins Greni 
‚selben gebe, nach deren Ueberschreitung, sie nicht ` 

‚nehmen, oder gar wieder abnehmen ,: oder ob diese G 
her nirgend anders gefunden . ‚worden, ser, als in den! 
gen Mitteln der menschlichen Macht. Rırrza 1 hat 
genstand mit, Schæfsian erörtert, und die Frage sow 








lösen gesucht, Ich beschränke mich ‚hier zunächst DI 
theilung jener letzteren Antwort., 
.- Rırren fand P ‚drei Hauptclagsen von Wirk 
Volta’schen Säule, die damals bekannt waren, die c 
physischen, (Feuererzeugung) und physiologischen, u 
benen, Bestimmungen allerdings gewisse Grenzen ode 
über welche hinaus diese Wirkungen nicht weiter ver: 
den, sondern vielmehr wieder abnehmen, die abei 
verschiedene Classen von Wirkungen selbst wieder v 
ausfallen, und sich für jede einzelne abändern ,, so w 
hültnisse der drei Hauptmomenta in der Säule, von w 
Stärke ihrer Wirkungen abhängt, Zahl der Schichtun; 
fer Berührungstläche, der Metallplatten ; mit dem feud 
und Beschaffenheit dieses letzteren selbst sich verände 
An diesem verschiedenen Verhältnisse der Grund selbst 
man die Verstärkung einzelner Wirkungen möglicher 
ner Vergröfserung, ins Ugendliche fähig annehmen ı 
einer. Kupfer- Zinksäule von etwa 13 Quadratzoll B 
fläche mit dem feuchten Leiter ,:der in Form von Paj 
yon der Dicke einer Linie angewandt wurde , fand si 
Axt der Wirkung, nämlich die Funken und damit gege 
brennungserscheinungen von Metallen, die WVasserzeı 
Gasröhren mit Golddrähten, deren Enden eine Linie ı 
‚der abstanden, (wobei die \Veite der Glasröhre nicht 
` gegeben ist, die jedoch. auf das jedesmalige Maxim 
falls ihren Einfluls ausüben "mufs) und die Erschütte 




















N Ph. ch. Abh. IT. 362. 


Physiologiscohe Wirkungen. ‚945 


mm in der Anzahl der Schichtungen, über welches hinaus 
Inkung nicht mehr zunahm, sondern vielmehr abzuneh- 
kien Dieses Maximum trat am frühesten für die Funken 
fabrennnngserscheinungen ein, dann für die chemische 
kung, und war kaum für die Erschütterungen zu finden; 
lete sich indels nach Verschiedenheit des feuchten Leiters, 
war bel es um so weiter hinaus, ein je besserer Leiter die 
nodte Flüssigkeit war (von denen jedoch nur 4, Salmiak- 
mz, Kochsalzaufiösung mit Lackmusdeooct und Rindsgalle, 
klanfösung und Brunnenwasser angewandt wurden, de- 
eungsvermögen in dieser Ordnung abnimmt). Zur Er- 
kn: mögen hier folgende Versuche stehen. Rırrzr baute 
le von 1000 Lagen, deren Pappscheiben mit einer Brühe 
lösung, Lackmusdecoct und Rindsgalle befsuchtet 


e vertheilte sie in 10 kleinere Säulen, jede von 100 La- . 


verband sie dann auf die bekannte Weise (Nr. 69) zu 
migen grolsen Säule. An dem obern positiven Ende ei- 
einzelnen kleinern Säule hing er ein Goldblättchen 
fng nun an erst 100, dann 200, dann 300 Lagen und 
in den schliefsenden Kreis zu nehmen. So fand er ein 
der Verbrennung bestimmt zwischen 200 und 300 La- 
‚er diese hinaus wurden zwar die Funken (mit Eisen ge- 
genommen) noch eine Zeit lang dem äulseren Anse- 












‚bis zuletzt alle 1000 Lagen zusammen kaum noch eine 
im wahrer Verbrennung zeigten‘, und die geringe Wir- 
Funkens auf das Goldblatt eine noch bloſs mechanische (?) 
schien. Die Weasserzersetzung nahm von 100 zu 100 
#, doch nach und nach immer weniger und bei 600 La- 
d ge mit der Erreichung eines Maximum für diese ganze 
k stil. 700, 800 Lagen und so fort wirkten schon wie- 
ktwacher und alle 1000 beträchtlich schwächer als vorher 
N. Für die Schläge war dagegen kein Maximum zu fin- 
i sie wuchsen an Stärke noch so auffallend nach dem 
tSäule zu, dafs man vermuthen konnte, das Maximum 

1000 weit hinaus. Selbst bei 1500 Lagen einer Säule 
cher Construction war das Maximum nicht zu finden, 


emn die mit Eisen armirten Hände blofs mit Wasser be- 
waren, 


Ooo 


größer, aber sie verloren stets mehr an Energie am , 


` ochalzanflösung lag das Maximum für die Funken 








946 ` Galvanismus, 


bei 200, für die Wasserzersetzung bei £ 
noch wie 300. 

Bei !Salmiakauflösung lag das Max 
zwischen: 600 und 800,-von wo an sie 
abzunehmen, für chemische Zersetzung 
2000. Die Erschütterungen nahmen bis zı 
‚Heftigkeit zu, dafs nach der Analogie 
Maximum werde sich erst bei 18000 bi 
Bei Brunnenwasser endlich trat für Funk 
bis 200 das Maximum-ein, indem er, v 
nommen .ganz ohne rothe Seitenstrahle 
weniger ein blalsblaues Kügelchen bildet 
wuchs, und immer blauer und zugleich 
bis es beij1000 Lagen auch seinem Geri 
Aehnlichkeit mit einem sehr kleinen Fun 
geladenen Leidner Flasche hatte. Für 
war die Wirkung scheinbar zwar zuneh 
Platte, wenn man jedesmal eine kurze Z 
wenn man aber auf die 3 bis 8 Minut 
sieht, zwischen 100 und 200, indem w 
kommt, diese fortdauernde Action nach s 
bald gänzlich fehlt, bei 1000 Lagen e1 
eine Spur mehr davon findet, und nach 
Zwischenraum von 10 bis 15 Minuten 
der neuen Schlielsung wieder einige 4 
kommt; für die trockenen Hände lag 
nicht bei 1000, bei mit Wasser befeuc 
armirten Händen aber zwischen 600 uni 
schütterungen bei 900 Lagen schon weit 
mit Kochsalz befeuchteten Händen sche 
600, bei mit Salmiak befeuchteten Hä 
schen 300 und 400, und zwar so, dafs 
mach einem Maximum der Schlag schnel 
aber zugleich an Extensität zunahm, ini 
mehr über den ganzen Körper verbreitet 
trüber und leerer wurden, bis sie endlicl 
ner sehr kleinen, aber stark geladenen, 
mehr zu unterscheiden waren, 

Alle diese Maxima verändern sich a 


grölsertmg der Oberfläche der Plattenpaarı 





Physiologische. Wirkungen. 947 


alle angegebene‘! Wirkungen weiter hinaus, und .swar in 
tOrdnang ; bei doppelt so. grofser Oberfläche, wie die an- 
ie, ist das Maximum noch einmal so weit binausgerückt, 
waleich diese Maxima stier, als bei schmalen Platten sind; 
t jede bestimmte Lagenzahl auch bestimmt eine Grenze der 
de nicht überschritten werden darf, wenn kein unnöthiger 
d von Materialien stätt finden soll; und zwar liegt für jede 
ge Lsgenzahl diese Grenze um so näher, je. besser die 
keit leitet, welche die Rlattenpaare scheidet... Dabei äu- 
kh die Beschaffenheit des leitenden Bogens ihren Ein- 
besser dieser selbst leitet, um so weiter fallt diese Grense 
tinums durch Vergröfserung der Oberfläche der ‚Platten 
‚Mit der Ueberschreitung dieser Grenze in der Breite der 

re nimget aber die Wirkung in keinem Fälle wieder ab, 
S Ueberschreitung dieser Grenze in der Zahl der Schich- 

Bei bestimmten Dimensionen der Elemente einer Säule- 
beech ihge Action Grenzen, die sich nicht #berschreiten 

: jede gegebene Höhe der Säule giebt es sine bestimmte 

nelben , bei welcher sie ein Maximum von Wirkung 


Genen Vortheile man durch jede Ueberschreitung des 


ker andern beeinträchtigt, sobald man eine ohne die an- 
zölsert. Es giebt aber ein Verhälthifs, nach welchem 
zugleich und geradezu bis ins Unendliche vergröfsern 
e für die Verstärkung der Wirkung eine Grenze zu 
Dieser letzte Schluls scheint mir jedoch so wenig durch 
enen Erfahrungen, als durch das Räsonnement sich 
zen zu lassen. Allerdings giebt es für die Zunehme, 
ung, so weit die Versuche gehen, und die Theorie 
liten kann, keine Grenze in der Zahl der Schichtun- 
d aber die Spannung einen Grad erreicht haben wür- 
der Widerstand der Luft die E. nicht mehr zurückhal- 
io würde sich die Säule in dem Falle einer bis zur 
seladenen Leidner Flasche befinden, und man würde 
zen neuer Schichten nichts mehr gewinnen, weil das, 
Spannung zunehmen würde, sich durch Ausströmen 
-en Augenblicke auch wieder verlieren mülste. Aber 
n abgesehen , kann man doch nicht behaupten, dafs 
dorch Vermehrung der Zahl der Schichtungen ins Un- 
kat Verstärkang erhalten können, wenn man nur im- 
die Oberfläche ; in dem angemessenen Verhältnisse ver- 


0002 
















948. . Galvanisı 


gröfserte.‘ Zwar ist es keinem Zw 
der. Theorie kein Grund liegt, eine ' 
Action in der Ausdehnung der Ob 
diese Vergröfserung im Grande ider 
schen. Addition einzelner Säulen, we 
irgend einer bestimmten ‚Oberfläche 
einem Quadratzolle ausgeht, indem ı 
dratzollen vollkommen das Aeguivi 
w s. L seyn.würde, da’es keinen V 
Action vom 8 solchen Säulen achtn 
von. einer einzelnen bei stets gleicheı 
gung ariders ist aber der Fall bei der 
‚ der Lähgendiimension, wo allerding 
nisse der Anzahl der Schichtungen s 
was durch Zunahme an Spadnung i 
Stromes gewonnen wird, mehr als v 
dem neuen: Plattenpaare vermehrte 
woraus sich von selbst ergiebt, da 
{serung An der Breitendimension in 
pap in der Anzahl der Schichtunget 
gengesetzten Sinne wirken könnte, 
berücksichtigen, dals gewisse Wirk 
inentlich die magnetischen , und vii 
sche, so genau an eine gewisse Inte 
gebunden seyn können, dafs bei.eir 
selben sie gänzlich wegfallen würd 
ersteren durch die unter dem Artike 
geführten Erfahrungen als wirkliche 
geben hat: ` ` 


B. Theorie des verstär 
oder der vielfac 

98. Die Theorie des verstärkt 
weisen: a. wie dutch die bestimr 

d. h. durch Aneinanderreihung mehre 
ander nach einem für alle Volta’scl 

` Schema, die Action der einfachen K 
werden mufs, wie die Säule sie in i 

= mit denen der einfachen Kette zeigt; 








ës 


Theorıe Volta’s 99 





in Allgemeinen aufgestellten, Principe zugleich den Ein- 
der verschiedenen Momente, die bei der Säule in Betracht 
m, und mit deren Abänderung jene Wirkungen sich dem 
We uod der Art nach abändern, begreifllich zu machen. Man 
ch leicht, dafs die verschiedenen Ansichten von der Art 
(Vorzangs in der einfachen Kette oder von dem Wesen der - 
ken galwanischen Action nothwendig auch den Theorien 
Galvanismus eine verschiedene Gestalt geben 
$ dochliefse sich bei aller Uebereinstimmung i in der Theo- 
einfachen Kette noch eine Verschiedenheit des Princips 
j g denken, wie es auch wirklich der Fall ge- 
st. Indem ich aber die verschiedenen Theorien des : 
en Galvanismus in der Kürze vortrage, werde ich zu- 
Gelegenheit haben, noch diejenigen Thatsachen nachzu- 
‚die auf eine mehr specielle Weise als Beweise für oder 
aselährt worden sind, und nach dieser Prüfung durch 
Buunmenhalten mit den vollkommen ausgemachten Datis 
wird man am besten im Stande seyn, zwischen 
n zu entscheiden, und das Gewisse von dem noch Zwei- 
und Problematischen zu sichten. 
Vorra glaubte eine genügende Erklärang der ver- 
Wirkung der Säule durch eine blofse Addition oder Sum- 
der el. Erregungskraft zweier Körper in der Berührung 
er, oder der Impulsionen, welche von zwei solchen 
der eine anf den andern ausübt, gefunden zu haben, 
ition, welche dadurch möglich wird, dafs die Erreger 
ismus in wenigstens zwei Classen. zerfallen, trockene 
te Erreger: wovon zwar jene unter sich eine grolse 
iche in Nr. 19 und 23 näher charakterisirte Span- 
mit einander bilden, die letzteren aber einem andern 
gsgesetze mit jenen folgen, als die trockenen Erreger 
ich selbst beobachten. Werden je zwei Erreger der er- 
| in‘gleiehbleibender Ordnung über einander geschich- 
kann, wie grofs die Zahl dieser Paare auch seyn mag, 
Br srülsere Wirkung als von einem einzelnen Paare ent- 
m, weil die Impulsionen sich wechselseitig immer wieder 
Wen, and die ganze Raihe hiedurch das Gleichgewicht g ge- 
halten. Schichtet man z. B. zwei Plattenpaare 
‚AZ über einander, so wird man our die Wirkung des 
“sttenpasses in Anhäufung der E. in dem obersten Zinke 





















950 Galva 
haben s weil die Wirkung des 


E, anzutfeiben, und bis zu e 
mung in der Richtung von unti 
die Wirkung des zweiten K' 
und also blofs die einfache W 
übrig bleibt: Dieses Räsonne 
grols auch die Anzahl der 

seyn mag, indem für jedes 
der geschichteten immer nur di 
man eine solohe Reihe mit ein 
alzo dis Metalle an beiden E 
sind, so würde man gar keint 
oberste Platte alle "unter ihr 
aur die Wirkung eines einzelr 
seine gleiche Entgegenwirkun; 
man aber zwischen diese bei 
feuchten Zwischenleiter, 2.B. 
tete Tuch- oder Pappscheibe 
Da nämlich zwischen dem W 
Kupfer nur eine höchst schwa 
mur eine höchst schwache Im] 
andern statt findet, so trät vo 
pulsion des K auf das H. nu 
wirkung ein, die Pappscheibı 
nach ohen nur mit dem klein 
galvanische Wechselwirkung 
in einer kleinen Schwächun, 
Flüssigkeit gegen das Zink sta 
o besteht, wenn umgekeh 
gegen die Flüssigkeit ausgeüb: 
auf das K über, dessen schw 
immer auch nur einen solche 
positiven oder negativen We: 
dirt sich nun die Wirkung, 
2 ausübt, womit sich dann 

ein verstärkter Drang, der i 
Impulsion gespannten E., sich 
setzen, ergiebt. Diese Vers 
dem neuen Plattenpsare, vors 
der folgenden allezeit durch 








Theorie Volta’s. 8681 


Veden sind, in, axithmetischer Progression mit der Zahl der 
ttenpaare zunehmen, weil jedes neue Paar nur dieselbe Wir- 
ve hinzubringt. 

Da die feuchten Leiter, von welcher Art sie auch seyn mö- 
t nicht zu einerlei Spannungsreihe mit den trockenen Erre- 
n gehören, sa wird, welches Paar von trockenen Erregern 
| welchen feuchten Leiter man auch nehmen mag, aus der 
wleichung der auf einander folgenden a bfa stets ein Ueberge- 
ht der Irapulsionep nach der einen oder andern Seite erfol- 
‚ welches durch die Fortsetzung der Sphichtungen i in dersel-+ 
i Ordnung eine Addition zulalst. 

Man sieht von selbst, dafs in jeder- solchen dreigliedrigen 
le das eigentliche Element der Säule durch die Ordnung be- 
umt wird , in welcher die drei Körper, die in der Säule mit 
ander combinist sind, durch ihre Wirkung auf einander die 
haufung und den Drang der E. in der einen oder der andern 
ktung bestimmen. So. ist in der Zinkkupfersäule das wahre 
ment der Säule KZf und nicht KfZ, weil die Vervielfa- 
ag durch dia Aneinanderreihung und Uebereinanderschich- 
a von K Zf und: nicht von KfZ4 erfolgt, und die ‚kleinste 
je, die auf diese Arterrichtet werden kann, wird durch das 
ema KZIK'/ dargestellt, während die Uebereinanderr 
Schong RIZREÉI our noch’ das Aequivalent einer einfa- 
m Kette ist. Nach dem ersten Sehema hat man in der That 
Verdoppelung der. el, Erregung, die vorzugsweise und so 
' wie ansschljeßlich durch die. Metalle in ihrer unmittelbaren 
ührung mit einander begründet, und unmittelbar durch den 
slensator nachzuweisen ist, während die nach dem zweiten 
Wma comstruirte kleinste Säule den Condensator. mit der 
Ben Spannung eines einzigen Plattenpaares ladet. 

Die Lage der Pole der Säule wird eben darum auch durch 
respective Lage der Metalle, die sich unmittelbar berühren, 
limmt. Inder ersten Zeit nach der Erfindung der Säule, in 
cher man sie gewöhnlich nach dem Schema KfZ -—- — — 
\fZ errichtete, indem man mit dem einen Metalle anfing 
. mit dem andern schlof, wurden die Pole ganz uneigentlich 
h der Beschaffenheit dieser beiden Endplatten, also im vor- 
enden Falle der untere.der Kupfer - (Silber, sofern man im 
fange sich gewöhnlich noch silberner Münzen bediente) der 
w der Zinkpol benannt, da vielmehr der wahre Zinkpol 


"952 . Galı 


(+ Pol) in einer so construi 
Kupfer- (Silber-) Pol Asch 
Endplatten an und für sieh ı 
tragen, sondern nur die Rc 
norn 3 führte aber damals: 
duction, dafs die Pole nach 
den müssen, indem sowoh 
wohl in Hervorbringung de 
els in Reizung von Froschp 
‚ten, wenn die beiden Met 
führte er die Kette aus eiı 
TMP auf die Ketten aus 
zurück, indem er zeigte, d 
zerfalle‘, indem es mit de 
Fläche sich positiv, mit d 
das wahre Schema dieser K 
Alle Gesetze der el. A 
offenen isolirten, als auc 
‚ der partiell und total geschl 
aus.dem Principe der Vers 
dals die Kraft eines einzelı 
theilung durch Impulsion € 
ven Erreger nur bis zu ein 
hervorzubringen vermag. 
ewischen Kupfer und Zink 
der Vertheilung der E. in 
+42 —}K. Wird ein 
nen feuchten Zwischenleite 
den ist, aufgelegt, so brin 
theilung der E. des Zinks 
das zweite Kupfer, welch 
in ihnen hinwirkt, und d 
tung des ursprünglichen 
und K = 1 hinwirkende ( 
türlichen Antheils der E. ir 
diesen beiden Gesetzen ist 
der Spannungen — $ K 4 
platte mufs nothwendig ab 





1 6. X. $1. 








Theorie Volta’s. 953 


l 

m jenen beiden Gesetzen zu genügen, die Wertlie von 
Ka +1 Z annehmen müssen. Immer wird, da die 
ng der E. nach der einen Seite nur auf Unkosten des 
cken Antheils der E. == 0 geschieht, der Mangel nach der 
kn Seite hin, oder das — mit dem -+ sich wieder vollkom- 
em 0 ausgleichen müssen, wenn sie durch irgend einen 
je; tesanımentreffen können, oder sie müssen wenigstens ` 
be Berechnung mit einander O geben. So wie die kleinste 
b, die überhaupt existiren kann, jene von zwei Plattenpaa- 
þach in zwei Hälften mit gleichen entgegengesetzten Polen 
ba beiden Enden theilen läfst, so muls dieses für jede 
noch so ausgedehnte Säule auf gleiche Weise gelten, und 
BSpaumungen von beiden Enden aus, müssen sich so ver- 
dafs die Klektricitäten der durch den feuchten Leiter ge» 
Platten einander gleich (vermöge des Gesetzes der 
kee) die Spannungsunterschiede zweier an einander 
finder Platten z= 1 vermöge des Gesetzes der galvanischen 
zwischen den beiden Elektromotoren und die Unter- 

der Spannungen der auf einander folgenden gleichnamir 
von den Polen aus gerechnet gleichfalls = 1 sind 

des Gesetzes der Summirung mit von beiden Enden 
Pieckmender Spannung bis zum mittleren O, weil das A, 
aus (selbst hervorgegangen.sind. Aus der Gleichheit 
gen der beiden Pole, wovon die eine negativ, 
positiv ist, und aus dem allgemeinen Gesetze, dafs 
en der auf einander folgenden gleichnamigen Plat- 
ebenso grolsen Unterschied unter einander zeigen, als 
kied der Spannungen der einander unmittelbar be- 
heterogenen Metalle ist, folgt nothwendig, dafs bei 
tenden Berührung des einen oder andern Pols die Span- 
do entgegengesetzten auf das Doppelte steigen muls, ine 
dr ableitend berührte. Pol auf O herabgesunken ist, die 
hirise der Spanmungsunterschiede durch die ganze Säule 
bh wesen unverändert fortdauernder Wirkung jener drei 
setze aber die gleichen bleiben miissen, also auch der 
santerschied zwischen den beiden Polen, ein Spanr 

' ied zwischen O und d 1 aber einem Spannungs- 
Pxchiede zwischen einem A, und — die einander gleich sind, 
Rn an Gröfse gleich bleibt, wenn das oder — doppelt sœ 

geworden ist, als es vorher gewesen war. 

/ , 














954 Galvani 


Gerade so, wie in der einfaci 
gensätze von den Polen der Säule 
chen, aber nicht.nach dem Inner: 
Vertheilung, die Anhäufung einer 
dererseits, bewirkt worden ist, s 
Sinne der Theorie einer einzigen. 
nimmt, strebt der Ueberfluls der j 
Ben, der Mangel sich von aufsen 
dieses gemeinschaftliche Streben, 
thätigen elektromotorischen Kraft 
der Schliefsung der Säule den for 
jene aufserordentlichen Wirkungeı 
gen, gerade so wie in der einfacl 
trotz der so ausnehmend scheed 
die Volta’sche Säule so aufserorde 
bracht werden können, worin:sie 
sirmaschinen übertrifft, davon lie 
dentlichen Quantität von E., we 
eben in dieser aufserordentlichen ( 

"gleichsam unerschöpflichen Quell 
die immer nur mit höchst schwach 
Grund der so ganz eigenthümliche 
zum Theil so auffallend von dene 
begabten E. der zu einem hohen G 
Conductoren unserer Maschinen u 
terscheiden. In dieser Hinsicht 1 
am besten mit einer Batterie von 

oität vergleichen, die zu einer e 
geladen ist, wie die Säule selbst, 

falls mehr von der Quantität de: 
Spannung abhängen. Der wese 
beiden liegt nur darin, dafs die E 
nicht wieder laden kann, währen 
mögen hat, sich immer wieder e 
dauernd zu entladen. Diese ON 
von einer in der Säule auf ähnlich 
chen Batterie, vorher gebunden 
die im Augenblicke der Entladung 
sondern von einer fortdauernden 

aus dem O durch die fortdauernd ı 





e Theorie Volta’s | 055 


wllang freier Spannung hinwirkende elektromotorische Kraft 
eer, und davon abhängigem fortdauernden Zuströmen 
Leien so gleichzeitigem Ausströmen aus dem pasitiven Pole 
IEnströmen in den negativen. Da alle jene merkwürdigen 
sangen der Säule davon abhängen, dal eine Zuleitung vom 
bren nach dem negativen Pole’ statt findet, so ersetzt sich 
b VəLra die Säule gleichsam aus sich selbst, indem die im- 
meder zur Säule zurückkehrende E. unanfhörlich wieder 
Jeuem verwendet werden. kann. Aber eben darum hängen 
Mirkungen der Säule so wesentlich von den Bedingungen 
Letang in ihr selbst ab, und auf blolse Modificationen des 
Be;svermögens sucht Vota vorzüglich den Einflufs aller 
k Momente, deren Verschiedenheiten Abünderungen in der 
mkeit der Säule zur Folge haben, zurückzuführen; so 
h e gröfsen das jedesmalige Quantum von Leitung in dem 
ke: Äreise ist, das durch. die Säule selbst und den schlie- 
Bogen zusammen genommen gegeben ist, um so grülser 

ùe Wirksamkeit. der Säule ausfallen müsse. . 
So erklärt Vorra namentlich die Verstärkung der Wirkung 
aslche Flüssigkeiten als Zwischenleiter, welche als bes- 
Bieter der E. bekannt sind, wie namentlich Salmiakauflö- 
‚verdünnte Säuren, vorzüglich auch den Einfluls der Ver- 
g der Berührnngsfläche der flüssigen Leiter mit den 
otoren, namentlich auf Verstärkung der physischen 
‚en vorzugsweise von den physiolpgischen und chemi- 
m Unter dem Artikel: Leiter, wird nachgewiesen werden, 
hir Flössigkeiten, auch die am besten leitenden, doch ei- 
tonderttausendmal schlechter leiten, als die Metalle, dafs 
ir Leitungsvermögen zugleich mit der Ausdehnung ihrer 
che und mit der Verkürzung der Länge der Schichten, 
* welche die durch irgend einen Pracefs in Bewegung ge- 
Se E duschsträmen sall, zunimmt. Mit der Vergrölserung 
k azten und der damit gleichlaufenden Zunahme der Rerüh- 
läche des feuchten Zwiachenleiters mit denselben muls also 
Mrendig die Menge der E, die durch die Säuls hindurchge- 
Se wird, zunehmen, und in dem Verhältnisse dem Schlie- 
“.sirahte, welcher beide Pole mit einander verbindet, in 
Ko Menge zugeführt werden können, und bei dem so 
eiödentlich viel gröfseren Leitangsvermögen der Metalle als 
e Flissigkesren,, wird dje Zunahme der von der Quantität der 






956 G: 
durchströmenden E. abhè 
Lebhaftigkeit des Verbrei 
wohl. der Verbrennungsfa: 
eher ihre Gränze haben, 
Pappscheiben und der Dri 
zes Leitungsvermögens fü 
` hung der Wirkung der gr 
zen u. s. w. durch Anwen 
auch die feinsten Drähte 
mug leiten, um die schne 
ist, die gröfsere Quantität 
durchleiten zu können; a 
schen Schläge nicht in gl 
die einzelnen Finger, we 
schlechte Leiter sind, um 
Anwendung solcher grof 
aber nur mit einer so Sub 
aufzunehmen und fortzul 
Säulen aller Art sogleich « 
Leitungsvermögen der er 
man die Hände mit gut le 
durch Metallmassen entla 
Fläche als möglich umsp 
Principe der Leitung, waı 
füllten Gasröhre das Qu: 
gleichen Verhältnisse mit 
wächst, warum die Vers 
Leitungsvermögen des W 
demselben vermehrt wire 
nimmt mit der Verengeru 
Entfernung der Drähte ı 
Wassercylinders, welcher 
Retardation zunimmt u. s. 
nischen Schläge betrifft, s 
setzt, wie allerdings eine 
die Säule auch in höchst 
die wahre Ursache davon 
bei jeder Entladung einer 
Erschütterung , die wir jer 
genblicke zu erhalten gla 





, Theorie Volta’s 957 


esiven, wenn gleich mit aufserordentlicher Schnelligkeit 
leenden Uebergangs. der el. Materie ist, weil man doch auf 
wn Fall der el. Materie eine unendliche Schnelligkeit in ih- 
Bewegung zuschreiben kann, und dafs eben deswegen die 
chiedenen Quamta von E. der einfachen Leidner Flasche und: 
r so vielmal gröfsern Batterie eine verschiedene Zeit zum 
gange nöthig haben werden. Dals für uns der Schlag nur 
entan zu seyn scheint, rührt offenbar davon her, dals die 
el anf einander folgenden Impressionen für das Bewulst- 
‚su einer ein2igen coalesciren, wie es überhaupt eine Ei- 
fimlichkeit unsers Empfindungsvermögens ist, dals ein 
bech eine endliche Zeit fortdauern mufs, wenn er eine be- 
te Empfindung erzeugen soll. Soist es auch mit der Ent- 
ig der Säule. Die Menge von E., welche in jedem einzel- 
kkinsten Zeittheilchen übergeht, würde an und für sich. 
'wnläbig seyn, uns zu afficiren, aber die Einwirkung der: 
m Quantität von E., welche in dem endlichen Zeitraume: 
geht, welcher zur Erzeugung einer Empfindung erforderlich: 
Biefst für uns zu einemi Tüataleindrucke zusammen, der die 
kütterung ausmacht. Diese Erschütterung muls nothwen= 
un so heftiger seyn, jè vollkommner in Beziehung duf das. 
malige Vermögen unsers Körpers E. aufzunehmen und fort- 
bm die Zuleitung selbst ist, oder je vollständiger das, was 
em Augenblicke abgeleitet wird, sich wieder ersetzt; und: 
isser Hinsicht kann maħ allerdings behaupten, dals wir "noch . 
e Batterie kefunden habe, die nur bis zu demselben schwa- 
Grade von Spamnung, wie die mit ihr veiglichene Säule 
km, eine eben so starke Erschütterung ertheilr hätte, als. 
ur eine mit Kochsalzaufiösung geschichtete Säule von 
K von 2 Quadratzollm Oberfläche, zum Beweise, dafs 
t eine solche Säale in gleicher Zeit mehr E, mittheilt, als 
ioiche Batterie. Dafs- der galv. Schlag indefs, wie jeder 
eel, Schlag, doch nur gleichsem momentan erscheint, und 
Ohngeachtet des fortdauernden Einströmens, wie diese 
tie annimmt, doch keine fortdauernde Erschütterung em~ 
en, rührt theils daher, dafs sm Augenblicke der Entladung 
», eben weil sie eine gewisse Spannung hat, mit emer 
n Intensität wirkt, als im nachfolgenden Augenblicke, 
o €isigermalsen mehr und mehr abnehmend,, und nur die 
Arkung EiDra mit einer gewissen, wenn auch sehr schwa- 




















58 Galvanismus. . 


ıen Intensität. wirkenden E. durch das Zusammenllielsen 
hnell auf einander folgenden, einzeln gleichsam vers 
nden Eindrücke zu einem Totaleindrucke eine Erschü 
ı geben vermag, theils daher, dafs die jedesmalige Em 
chkeit für die Apperception des Schlags durch diesen glei 
mm selbst erschöpft wird; bald aber folgt dann die En; 
ang des mehr:gleichförmigen, mit geringer Intensität 
en Stromes, dessen Thätigkeit sich in den im Nr. 94. nähe 
ihlten Erscheinungen so deutlichzu erkennen giebt. Dafs 
ens der Strom von den kleinblattigen Saulen, wie Bıorii 
»genommen hatte, mit größserer Geschwindigkeit begabt 
s der von grofsen Platten, weil die kleinen Platten glei 
hon mehr wie Spitzen wirken , -und die E. leichter her; 
ie grolsen dagegen dieselbe nurmitSchwierigkeit, dieses 
wicht allen bekannten Gesetzen der Mittheilung der E., dl 
senen Flächen die Gröfse derselben hierin keinen Unt 
acht, sondern dieser. nur für gekrümmte eintritt, die alle 
n so leichter mittheilen, je kleiner der Radius ihrer 
ung ist, und je mehr sie von den ebenen, die gleichsam 
vn unendlich grolsen Radius! angehören, abweichen. 
ich ganz gegen die Erfahrung, was damals von Biot 
t wurde, dafs selbst bei gleich bleibender Anzahl von SN 
ngen die Erschütterungen abnehmen, indem die Ob 
ır Metallplatten zunimmt. 

100. Diese Theorie Vorr4’s, besonders in Hinsicht 
'n Hauptpunct der grofsen Quantität von E., welche die 
einer gegebenen Zeit mitzutheilen im Stande ist, und 
» anch die wirksamsten Elektrisirmaschinen bei weiten 
ffen soll, ist auf eine sehr interessante Weise durch de 
che über die augenblickliche Ladung von grofsen Ba 
stätigt worden, Diese Versuche wurden zuerst im 
E Veranlassung Vouraꝰs, der sie als einen sichern Probi 
r Richtigkeit seiner Theorie ansah, von vas Manes 
arr im Teyler’schen Museum angestellt è durch Verbi 
s:innern Belegs einer-Batterie, bald mit dem positiven, 
tdem negativen Pole einer Volta’schen Säule. Während 
dere Pol ableitend berührt wurde, konnte eine solche d. 


‚1 6. X. 9. 
2 Ebend. 135. 


Theorie Volta’s. 959 


bech eine augenblickliche Berührung zu derselben Span- 
wie die Säule selbst, geladen werden. Da sechs augen- 
Berührungen des Condensators der kleinen Teyler- 
Maschine 1, welcher während fortdauernder Umdrehung 
uchine vor jeder solchen Berührung mit einem isolirten 
er von der Batterie aus unmittelbar vorher jedesmal mit 
szer ableitend berührt wurde, um sicher zu seyn, dals 
vene nur diejenige E. zugeführt werde, welche während 
Berührung dem Conductor durch die Umdrehung der Ma- 
seibst erst ertheilt wurde, nüthig waren, um eine gleiche 
von 137% Quadratfuls Belegung zu derselben Spannung 
‚wie eine Zinksilbersäule von 200 Schichten von 14 
ol und Pappscheiben mit Salmiakauflösung getränkt, 
o vaw Marum die Menge der E., welche die Säule. 

j mal so grofs an, wie die seiner kleinen Maschinen, und 
s grofs als die der grofsen Teyler’schen Maschine in ih- 
Eheren Zustande ; und, da diese durch die späteren Ver- 
* in ihrer Kraft, Batterien zu laden, auf das fünffache 
Ki worden war, zu $ der Menge, welche letztere giebt. 
diese Art der Berechnung läfst sich nur einwenden, dals 
fersannten augenblicklichen Berührungen in beiden Fäl- 
noch einen sehr verschiedenen Werth haben konnten, 
sur nach unserm beschränkten Vermögen, die Zeit 
obachtung zu theilen, nicht weiter bestimmen können. 
Fall geben jedoch diese Versuche einen hinlänglichen 

ton der aulserordentlichen Quantität von E., welche eine 
Säule mitzutheilen vermag. Diese Versuche wurden 
ta mit einer noch grölsern Säule von 600 Plattenpaa- 
von LS Quadratzoll Berührungsfläche mit dem feuch- 
u gewöhnlich aus Kochsalzauflösung und Lackmusde- 
i einer el. Batterie von 20 Flaschen, zusammen von 344 
Naintfufs wiederholt. Die Verbindung geschah entweder 
mmen isolirter Säule, indem das eine Beleg mit dem 
Pde durch einen isolirten Leiter verbunden und zwischen 
dem Belege und dem andern Pole durch einen isolirten 

| oder durch die Hände geschlossen wurde, oder indem 
gë Berührung des einen ‘Pols das innere Beleg von 
"Dem Pole aus geladen wurde. Wenn in dem ersten 






Puh; 
$, dieses W£.terbuch DI. Bd. 1. Abthlg. 8. 443. 





960 Ga 


Falle ein Elektromster mit 

war, so warim Augenblic 
noch so schnell vorübergehı 
trometers zu bemerken. | 
vermittelt, so empfand ma 
welche, wenn der feuchte 
Leiter, wie Salmiakkochı 
Heftigkeit den Schlag vor 
Batterie mit denselben befe 
Zwischenleiter dagegen ein 
ser, oder hatte die Säule s 
vielmehr der Entladungss 
durch einen Draht vermitt« 
sende Badungsfunken von 

die Batterie schon einige 7 
und kleiner wurden und en 
bei der Anwendung eines 
der el. Batterie der dabei 

Volta’sche Säule noch ihre 

die sie bekanntlich mehrere‘ 
kann, sich immer von gleich 
Lin. Durchmesser, stark A 
einem blauen Kern in der ] 
che sich bei. der Entladur 
Rırrer machte dabei dit 
schnell nach einander die 
Weise durch zwei isolirte | 
Verbindung mit der el. Säu 
Act zusammen nur 4 Secu 
der el. Batterie immer gri 
Durchmesser von 14 Z. üt 
14 Z. ja2 Z. Andererseits 
wiederholt diesem Verfahre 
selben Belegungen eine Zei 
len der Batterie verbunden 

die Belegungen in Hinsicht 
selt wurden, und man den 
dong die Batterie im Anfan 
gab, sie dann erst nach eineı 
stärker zeigte, bis endlich ł 





Theorie Volta’s. gei 


zehslang wieder gleich kamen, Ohne Zweifel ist der Grund 
Baer Erscheinung in jehem, im Artikel Flasche, el. näher er- 
ogenen Rückstände zu suchen, der bei der ersten Reihe von 
ersuchen allmälig zugenommen hatte, und bei der Verwechs- 
ng der Pole im Anfange in einem entgegengesetzten Sinne der 
adong wirkte, Auch in Rırrzn’s Versuche erfolgte die volle 
adung der Batterie immer durch eine augenblickliche Schlielsung, 
d sie wurde nicht stärker, die Schlielsungsverbindung zwi- 
ben der Säule und der Batterie mochte noch so lange dauern. 
it Stärke der Ladung der Batterie nach dem Schlage, den sie 
heilte, und den Entladungsfunken geschätzt, war ganz diee 
be, wenn der eine Pol der Säule durch Ableitung auf O ge- 
acht war, und die Batterie von dem andern Pole aus geladen 
ude, als wenn die Ladung auf die erste Weise geschah. 
rwar in diesem Falle die Spannung der Batterie noch ein- 
1 so grols, gerade so wie die-Spannung der Säule am respec- - 
en Pole, wie im ersten Falle; aber der Spannungsunterschied 
schen den beiden Belegen der Batterie war derselbe geblie-. 
a, da er in diesem Falle zwischen + und O, in dem erstern 
ischen den beiden el. Gegengätsen von gleicher Intensität statt ` 
d So liefs sich dann auch die Batterie anf gleiche Weise 
i zu gleicher Stärke durch Volta’sche Säulen laden, : deren 
de Pole gleichnamig positiv oder negativ waren (Nr. 70), 
h hier, wo beide Belege der el. Batterie gleichfalls gleichna- 
gel. waren, war die jedesmalige Wirkung in Funken, Schlä- 
t, Gröfse der Funken dem Spannungsunterschiede beider Be- 
t gerade proportional. Alles was die el. Batterie von der 
Kachen Säule aus geladen nach ihrer Trennung vor dieser 
der Entladung zeigte, zeigte sich mit der grölsten' Genauig- 
t eben so, wenn sie bis zu eben dem Grade von Spannung 
ch eine gewöhnliche Elektrisirmaschine geladen wurde 4, 
Wenn man eine Volta’sche Säule, welche selbst weder 
ıken giebt, noch den feinsten Stahldraht zu verbrennen ver- 
5, z.B, eine Säule von 40 bis 50 Plattenpaaren von 2 Qua-- 
tzell Oberfläche mit blofsem Wasser als Zwischenleiter, oder 
e schon mehrere Tage gestandene von 80 bis 100 Platten mit: 
:hsalzauflösung auch nur mit einer Batterie von 12 Quadrat- 
‚durch ihre beiden Pole in fortdauernde Verbindung bringt, 
l C. XML 1 f. 
V. Bd 5 p pp 





2 Galvanismua. 

so kann man durch die wiederholte Entladung dieser Batten 
indem man mit den feinen Spitzen eines Eisendrahts hin o 
her fährt, noch deutlich sprühende Funken und Verbren: 
des Eisendrahts erhalten 1. 


Alle diese Versuche scheinen sich demnach in einem Re 
tate zu vereinigen, und bestätigen auf eine unwiderleslig 
Weise wenigstens diejenige Behauptung der Volta’schen Ti 
rie, dafs die Säule durch eine Mittheilung und einen Ueberg 
von E, in einer Quantität, wie kein anderes el. Apparat odej 
gend eine Quelle von E. in der Dauer sie mitzutheilen ver 
ihre äufserordentlichen Wirkungen hervorbringt. 






401. Noch lassen sich für die Theorie Vorra’s, a 
ge nämlich in der geschlossenen Säule einen solchen fortdes 
den el. Strom von dem einen Pole zum andern annimmt, d 
cherlei Erfahrungen anführen, welche einen ähnlichen Eim 
gewisser Umstände auf die von der Schliefsung der Säule aii 
gigen Wirkungen ausüben, wie diese Umstände den opgi 
Gesetzen des Verhaltens eines el. Stroms in seiner Fail 
gemäls ausüben müssen, wenn ein solcher el. Strom auf ct 
der Theorie angenommene Weise statt findet. Hierher 
ren unter andern die Versuche Bıor’s?. Er Hefs de 
Pole einer Säule dürch grolse Metallplatten in zwei Wass 
fälse sich endigen, welche selbst unter einander durch om) 
gedehnte Wassersäule, die in einer engen Röhre eingeschä 
war, communicirten. Wurde dann der eine Pol uimit 

- mit der Hand berührt, und die andere Hand in eines vaf 
Gefälsen getaucht, von welchem aus eine solche Communis | 
nach einem andern Gefäfse statt fand, mit dessen Inhalte é 
dere Pol durch eine grofse Oberfläche communicirte, mg 
so gut wie gar keine Erschütterung empfunden, während, 
die Communication oder Fortleitung an der freien Oberin 
Wassers geschehen konnte, die Wirkung der Säule s# 
mehrere Schuhe ungeschwächt zeigte, ein Verhalten, ‘ 
vollkommen mit demjenigen des el. Fiuidums überein si 


wenn es sich durch Flüssigkeiten hindurch bewegen soll. 





1 Volta in G. XIII. 180. 
2 G. X. 85. 


Theorie Volta’s. 963 


Den ersten Anscheine nach scheinen Enmau’s und Bas- 
cea angeführte (Nr. 95.) Versuche der Annahme eines solchen 
vielmehr zu widersprechen, denneslälst sich nicht wohl 

‚ dafs dieser von dem einen Pole zum andern über Was- 
Ke von so grolser Ausdehnung und durch grolse Was- 
buen, die gleichsam eine Zerstreuung nach allen Seiten 
bten mulsten, ungeschwächt seinen Weg nehmen könnte, 
É uit sich hier ganz dieselbe. Erklärung anwenden, welche 
bunter dem Artikel: Flasche, geladene, von einer ähn- 
Ree von Erscheinungen, die sich auf diese beziehen, 
ka, und wodurch alle Schwierigkeit wegfällt, indem 
Fund von beiden Polen sich gleichzeitig aus dem ih- 
muchsten 0 ausgleichen, und folglich auf jeder Seite in der 
, dem Froschpräparate e der entladenden Hand, den 
chen, die in den Kreis dieser Ausgleichung eingehen, 
Veränderungen hervorgebracht werden müssen, wie 
e die nächste und unmittelbare Leitung zwischen den 
p Polen vermittelten. Wenn man in das Wasser einer 
pen, im Innern mit einem isolirten Ueberzuge versehenen, 
ws Glastafeln verfertigten Wanne von etwa einem Fuls 
pind ? oder 3 Zoll Breite die Drähte der zwei Pole einer 
‚en Säule hineinführt, so zeigt ein empfindlicher Multi- 
, den man mit seinen in ganz gleichförmige Platinstrei- 
thenden Enden in die Flüssigkeit eintaucht, durch die 
g der Magnetnadel eine Action, welche Zwischen den 
olen statt findet und deren gradative Modificationen, durch 
Rue der Abweichung der Magnetnadel gemessen, am be- 
= Hypothese eines el. Stromes von einem Pole zum 








ibereinstimmen. Die Action durch den Multiplicator 
e Magnetnadel ist am stärksten auf der durch beide Pole 
Fer geraden Linie, und auf dieser Linie nimmt sie zu in 
Verhältnisse, in welchem man von der Mitte aus dem einen 
zdern Pole sich nähert. Die Strömung scheint aber durch 
Rze Flüssigkeit sich zu verbreiten, und diese Verbreitung 
lestreuung scheint um so grölser zu seyn, je schlechter 
kusigkeit leitet, gerade so, wie sich die E. stets verhält, 
“ durch in Beziehung "auf ihre jedesmalige Quantität 
"alinglich vollkommene Leiter sich fortzupllanzen ge- 
Fit, nach einem Gesetze, das dem Blitze eben so gut 
Labo anweist, und seine oft so weite Ausdehnung und 


Ppp 2 





964 Galvani: 


gleichsam Zersplitterung bestimmt, 
Spannung angetriebenen galvanisel 
ZamBoxı ? hat auch auf diese 
Durchgange durch vollkommene 
gleichsam in viele Fäden: zu zeı 
zweigliedrigen Säule (Nr. 78.) im | 
gebauet. Ans den beiden mit den 
lichen Oberflächen des Metalls, 
u's. wW., mit dem Wasser — el. i 
nes jeden der Gläser zwei el. S 
Seiten zu entstehen. Beide müs 
führten Grunde ausbreiten, und z' 
den, welche aufser dem geraden ı 
einschlagen. Berührte das Wasse 
lischen Puncten in beiden Gefälse 
derselben Anzahl von el. Fäden 
diese sich einander auf dem We; 
gang wechselseitig versperren, v 
und Antreibung der E.in der eine 
Nun ist aber die nothwendige 1 
Säule die geometrische Ungleichh 
. chen. Die Vierecke der Metallblä 
nen Apparaten berühren das Wass 
als der Schwanz derselben, es wir 
el. Fäden, welche den vom vie: 
kommenden Strom zusammensetze 
seyn, und ein Theil dieser Fäden 
zen vom Schwanze des Blättchen: 
- Weg zu versperren, alle el. Fäden 
sam ungehindert in ihrer Bewegun 
gen an die Spitze des demselben g 
zes, und werden so in das viereck 
stehenden Glases übergeführt. I 
demnach zu der überwiegenden 
welche dieses viereckige Blättchen 
Richtung. ausübt, und so von Gl. 
` Säulenwirkung besteht. Enthalten 





1 Vgl. pe ua Rıyz io Ann. de Cl 
2 G. LXX. 170. f. 





Theorie Volta’s. 965 


bake, wie z. B. Kochsalz - oder Salmiakauflösung, so 
nucht der el, Strom in ihr sich nicht zn erweitern und in Fä- 
zu spalten, um einen Durchgang durch die Flüssigkeit zu 
ta, vielmehr wird er auf dem kürzesten und gedrängtesten 
je fortschreiten.. Beide el. Ströme von dem Vierecke und 
Schwanze sind dann nicht mehr eine Anhäufung von so 
el. Fäden, als es Puncte in den Vierecken und in dem ` 
sanze giebt, sondern sie sind ein einziger sehr feiner Fa- 
von hinter einander liegenden Moleoülen,.die von einem 
geu Puncte des Vierecks, so wie des Schwunzes herkom- 
‚und zwar von demjenigen, welcher sich am Anfange des 
schlagenen kürzesten Weges befindet. Und da nun auf 
m Wege beide Fäden mit gleichen entgegengesetzten Kraf- 
wegen der ganz gleichen el. Spannung auf beiden Seiten, 
selche nach allen Erfahrungen die Oberfläche. als solche 
nEinfluls hat, auf einander stolsen, so erläscht alle ihre 
gung. Man sieht auch, dafs, wenn das Leitungsvermö- 
er Flüssigkeit in der Mitte zwischen diesen beiden Extre- 
liest, die Geschwindigkeit der Ladung der Pole zwar zu- 
en, aber auch die Stärke ihrer Spannung abnehmen muſs. 
dich die Flüssigkeit ein gar zu schlechter Leiter, so be~ 
‚sich, da ohnedem die elektromotorische Kraft nur eine 
iche ist, das el. Fluidum zu langsam von Platte zu Platte, 
gewinnt Zeit durch irgend einen nieht vollkommen isoliren- 
Pheil des Apparats in den Erdboden sich zu verlierèn, bevor 
bhinlänglich angehäuft hat, um eine el. Spannung hervorzu- 
fü. So fand dannauch Zamsonı bei Anwendung einer ge~ 
Sorte Stanniol gar keine Spannung seiner zweigliedrigen 
mit blofsem destillirtem Wasser, die aber sogleich zum 
hein kam, als etwas Salz in dem Wasser aufgelöst wurde. 
ieriger wird diese, gleichsam mechanische Erklärung für 
al, wenn das angewandte Metall, wie z. B, Kupfer, mit 
Wasser positiv el. wird, "und der positive Pol nach der 
Inzseite desselben hinfällt, während bei der Annahme 
tel. Ströme, eines positiven und negativen, diese Schwie- 
t wegfällt.. Ohne diese Erklärung injedem einzelnen atze 
ehmen, kann man zugeben, dafs eine grölsere Quantität 
lasse) von E. mit derselhen Geschwindigkeit in Bewegung 
t, wie eine kleinere Quantität, in der Bewegung das - 
'sewicht haben, dafs aber dieses Uebergewicht abnehmen 





066 G 


mufs in dem Verhältnisse 
beiden Seiten der gleiche 
welche offenbar mit de 
wächst, wobei vielleicht 
dafs bei einer besser leit 
schon ein trockener Erre 
keit zu bilden im Stande 
kommen, und sich daru 
niger fortpflanzen kann, 
102. So genügend 
ta’sche Theorie von den 
Säule darbietet, Rechen: 
fahrungen bedeutendes Sı 
Gegnern derselben urgirt 
1. Die erste beste 
ausüben, wenn sie in d 
schen die flüssigen Leite 
desselben unterbrechen. 
ist von dieser Schwierigh 
Erscheinungen der Säule 
fallendere Weise dar 1. 
sie die Continuität des d 
den flüssigen Leiters un 
einige interessante Beoba 
Beton der Volts’schen 
besten ihren Platz finder 
stimmen, bediente er 
lang und zwei Zoll bı 
theilungen durch Plan: 
mit der Flüssigkeit gefü 
den beiden Polen, welc 
vermitteln sollte. Als I 
(dessen Realität von DE 
mit allen Physikern vor: 
cator mit einer Magnetna 
eintauchten, welcher je 
. sich durchleitete, desse: 
Intensität des el. Stromes 


1 Vrgl. oben Nr. 90. 





Theorie Volta’s. 7. 


und der folglich den Grad dieser Intensität durch die Gröfse 
eichungder Magnetnadel anzeigen mulste. Der galvani- 
Apparat, dessen er sich bediente, war ein Zellenapparat von 
latten, jede 16 Quadratzoll Oberfläche haltend, und die 
wurden mit einer Auflösung von Kochsalz gefüllt, welcher 
p Salpetersäure oder Salzsäure beigemischt war. Die Re- 
pe seiner Versuche waren folgende: " 
à Eine oder mehrere Metallscheiben senkrecht auf die 
‚ welche von dem einen Pole zum andern durch die Flüs- 
ke führte, in diesen Trog eingesenkt, und die .Continuität 
Fasiskeit so unterbrechend,, dafs der el. Strom gezwungen 
doch diese Metallbleche hindurch zu gehen, verminder- 
Intensität des Stromes. b. Diese Verminderung ist bei- 
cl, wenn der Strom, welcher diese Scheiben zu durch- 
hat, sehr energisch ist, und von einer Säule herrührt, 
einer grolsen Anzahl von Platten zusammengesetzt ist; 
ität des Stromes nimmt aber in einem um so schnelle- 
etaltnisse beim Durchgange durch dieselbe Anzahl von 
b, je schwächer die ursprüngliche Intensität des Stro- 
ft, und daher bedarf es eines sehr energischen Stromes, 
dem Pole das gleiche Quantum von Gas zu erhalten, 
Biel, ob die Flüssigkeit ein Continuum bildet, oder durch : 
mehrere Metallplatten unterbrochen ist. c. Von zwei 
en, welche dieselbe Intensität haben, der eine ur- 
ch, der andere, nachdem er durch eine oder mehrere 
deiben durchgegangen ist, wird der erstere weit mehr 
üe Dazwischenbrigung einer neuen Metallscheibe ge- 
‚als derjenige, welcher schon durch mehrere solche 
ka durchgegangen ist, Dieses letztere Resultat ist es nun 
irzüglich, welches ne La Buerg zu weiteren Versuchen 
"dr sonderbaren Folgerungen daraus geleitet hat. 
‚Die beiden mit einander verglichenen Ströme hatten ihren 
D von demselben Volta’schen Apparate, aber der eine 
ine ursprünglich schwächere Intensität, als der andere, 
"am ihn nach einem längeren Zeitraume von dem Anfange 
Tintigkeit des Apparats an gerechnet, beobachtete. Zur 
Re.tlichung des unter c angegebenen Resultats theilt DE LA 
n ſhende Reihe von Versuchen über die Grade der Ab- 
Song der Magnetnadel nach Mafsgabe der Zahl der interpo- 
2 Patten und der Energie der Säule mit: 
















Keine Zwisch 
platte, 

1. Versuch — 83° 
2. — —8 
3 — — 80 
4. — — 179 
5- —-2 78 
6 — —17 
7. — —- 76* 
8&8- =7 
9% — — 74 
DEE CN 


` Man ersieht hier 


Intensität durch 83° 
um einen Grad nach 
durch welche der 3 
während ein Strom ` 
Purchgange durch d 
ein Stram von 73° 
überhaupt jn dem V 
"lich schwächer war; 
Durchgang durch ein 
eine Ahweichung v 
gange durch eine zw 
starker Strom (Ster Vı 
erste Platinscheihe h 
den Durchgang durc 
(2er Vers.) durch se 
74° herabsank,, wäh: 
Vers.) auf 67° durch 
gebracht wurde, 


Die angeführten 


Weise, wenn man s 
eine schlecht leitend 
schlechte Leiter aul⸗ 
hei seinem Durchga 
wie eine Metallscheil 
eine gewisse Toten) 
durch eine grolse Stı 





t 


Theorie Volta’s. 969 


w bei seinem Durchgange durch eine oder mehrere Me- 
eben geschwächt wurde, als ein Strom von derselben In- 
£, der aber, weil er ursprünglich schwächer war, keinen 
“a Weg durch das Wasser gemacht hatte, Es scheint 
sr wenn der Strom in diesem Durchgange durch die lan- 
recken Wasser die nämliche Modification erlitten hätte, 
ner in einem guten flüssigen Leiter durch eine zwischen 
„e Metallplatte hindurch ging, eine Veränderung, die ihn 
„un seschickter machte, durch eine zweite, dritte Scheibe 
r., die ihm auf seinem Weége begegneten, hindurchzu- 
‚ \ne verhältnifsmälsig geschwächt zu werden. Auf diese 
, en gründet nun De LA Rıve eine sehr sonderbare Er- 
‚ der verschiedenen Wirkungsart der Sänlen von wenigen 
:nSchichtangen. Die ersteren sind vorzüglich geeig- 
- Wirkungen hervorzubringen, welche hauptsächlich 
‘schein kommen, wenn vollkommene Leiter (Nletall- 
Cen schlieſſenden Bogen bilden, nämlich die Erschei- 
der Wärme (Gliihen) und des Magnetismus, die letzte- 
"i nothwendig, um mit einiger Energie die Erscheinungen 
bringen, welche auftreten, wenn der galvanische Kreis 
«3n unvollkommenen Leiter geschlossen wird, wje pa- 
LA die chemischen Zersetaungen und Erschütterungen, 

Ya namlich das Totalquantam der erzeugten E. betrifft, 
b och die Wirkungen seyen, die man hervyorbringen 
v hangt dieses Quantum für dieselbe Säule, der Zahl der 
"ngen und der Beschaffenheit des feuchten Zwischenleiters 
rn der Gröfse der Oberfläche der Platten ab. Einem 
o, welcher von einer vjelblattigen Säule herrührt und 
l infig auf die schlechten Leiter einwirkt, begegnet ganz 
' dasselbe, was in den vorerwähnten Versuchen einem ` 
le begegnet, welcher durch mehrere Scheiben hindurch- 
"wurde; je mehrere er passirt hatte, um sa geschickter 
e er durch neue hindurchzugehen, und folglich auch 
"ie schlechten flüssigen Leiter, von welchen eben ge- 
"t, dafs sie in dieser Hinsicht die gleiche Beschaffenheit, 
<e Metalle besitzen. Ein Strom folglich, der in einer 
"en Säule während seines Kreislaufs oft in dem Falle 
"8 war, von der Flüssigkeit in eine Metallscheibe überzu- 
z. wird in Beziehung auf-feuchte Leiter mehr Leichtigkeit 
“a, durch sie hinddrchzugehen, als ein Strom, welcher . 


Theorie Volta’s. 971 


Mem er durch eine Platinscheibe durchgegangen war, doch 
b 40° Abweichung nach dem Durchgange durch eine zweite 
inscheibe Kervorbrachte. Da der Strom in dem ersten Falle 
erst 10 Platten passirt hatte, hatte er noch nicht, wie in 
‚zweiten Falle nach einem Durchgange durch 60 Platten, 
Modification erlitten, die'ihm nun geschickt machte, unge- 
richt ebensowohl Metallscheiben als schlechte Leiter zu pas- 
Dieser Physiker setst hinzu, es möchte sich vielleicht 
theoretischem Wege ein Gesetz finden lassen, das zu der 
ze führte, wo der Strom; nachdem er eine gewisse Anzahl 
Platten passirt hat, gar’ nicht mehr aufgehalten werde, so’ 
g bei seinem Durchgange durch andere Platten als durch 
t oder weniger unvollkommne Leiter. 

Mir scheint indefs bis weiter die Rechenschaft, welche dié 
asche Theorie von dem Einflusse der Abänderungen in der 
nach Zahl der Schichtungen, Gröfse der Oberfläche der 
en und chemischen Beschaffenheit des feuchten Zwischen- 
sanf die. Abänderung der Wirkungen der Säulen giebt, 
" noch ausreichend genug, als dafs es nöthig seyn sollte, 
so äbenthemerliche Erklärung zuzulassen, welche nirgend, 
wenigstens die ‘zweierlei Portionen von E. in einer und der- 
n Art (der positiven z. B.) betrifft, die Analogie für sich 
Auffallend bleibt allerdings die, wie es scheint, hinläng- 
gemu ausgemittelte Thatsache von der verschiedenen Art, 
ein ursprünglich schwacher und ein auf denselben Grad 
h den Durchgang durch eine oder mehrere Metallplatten ge- 
üchter galvanischer Strom beim Durchgange durch eine 
'Metallplatte afficirt wird. Indels könnte diese Verschie- 
eit vielleicht daher rühren, dafs die Umstände in beiden 
a nie dieselben waren, indem jedesmal bei der Verglei- . 
g der Schwächung eines bereits durch eine oder mehrere 
Uplatten durchgegangenen Stromes beim Durchgange durch 
neue Metallplatte mit der Schwächung eines ursprünglich 
2 gleich schwachen Stromes beim Durchgange durch eine 
Metallplatte, in dem T'roge im ersten Falle sich stets meh- 
Metallscheiben befanden, die nothwendig auf den ganzen 
eis mit einfliefsen mulsten, indem sich sehr wohl denken 
‚ dafs in diesem Falle der grölsere Theil des Stromes durch 
Multiplicator ging und eben darum eine grölsere Wirkung 
orbrachte, wenn gleich der Strom im Ganzen nicht hräftiger 


972 ` Galvanismus. 


war. Uebrigens bestätigte ne za Der b 
gleichfalls die schon längst von ihm so 
Rırren gemachte Beobachtung (Nr. 36., 4 
die interpolirten Metallplatten den el, Sı 
schwächten, je oxydabler dieselben waren 
durch den flüssigen Leiter selbst angegriffeı 
unter denselben Umständen ein Strom van 
durch ein Platinblech, auf 50° durch ein | 
auf 54° durch eine Scheibe von Zink. 
Schon aben (Nr. 61.) ist ein Versuch 

Alufs der Interpolation der vollkommenen f 
die unvollkommenen flüssigen auf die Sc 
der Kette mit der Volta’schen Theorie eir 
genden elektromotorischen Kraft der M 
Stromes in Uebereinstimmung zu bringen; 


` Einflufs immer noch sehr räthselhaft. Mar 


suche über den Einfluls dieser Unterbrec 
ten 1 bei gleichbleibender Ausdehnung de 
Ganzen auf die Schwächung des Stromes 
trameters, sofern die Abweichung der A 
stab dient, angestellt hat, glaubt, dafs der 
chung vielleicht in einer Art von Reflectic 
che die E. beim Uebergange von einem fl 
Leiter erleide, und führt zur Erläuterung 
vom Lichte an, welches durch ansgedehn 
und Wasser, jede einzeln für sich, o 
ken Schichten über einander liegen, n 
aber in seinem Durchgange gänzlich auf; 
beide in dünnen Schichten gemischt sind, 
des stark bewegten Wassers zeigt, welcl 
Ich bekenne gern, dafs hier noch Räthsel 
ner noch tiefern Kenntnils des Wesens d 
noch besitzen, verschwinden werden. 

2. Eine andere Art von Schwierigl 
Voltas, bieten gewisse galvanische Co 
welchen der scharfsinnige Schweıscen 
Jahren diese Lehre bereicherte 2. Er bed 


1 Schw. N. R. XIX. 264. Poggendorff’s 
2 Gehlen N. J, der Ph. a. Ch. VII 537 





Theorie Volta’s + 973 


von Trogapparat und viereckiger einzölliger Zink- und 
ferplatten, die durch Messingdrähte mit einander verbun- 
waren. Scuhweicsen hatte 3 solcher Zellen mit 3 Combi-p;,, + 
‚nen dargestellt, von welchen gewöhnlich 12 bis 24, sel-139. ` 
bis 50 von ihm angewandt wurden, weil es ihm blofs um 
Vergleichung der 'Verschiedenen Wirksamkeit verschiedener 
binationen zu thun war. ` GC sind’ die gläsernen Zwi- 
owände, durch welche der hölzerne Trog in verschiedene 
lungen geschieden ist. Die drei Platten, welche hier zu- 
ep ein Element bilden und wovon die eing Z Zink, die 
‚andern K! und K? Kupfer, alle von gleicher Grölse sind, 
len durch einen Draht mit einander verbunden, Zwischen 
dK!, die in einer und derselben Zelle hängen, wird noch 
Ueberflufs ein Stückchen lackirtes Holz gebracht, so dals 
:andere metallische Verbindung zwischen den Ki und dem 
soleichen zwischen dem K232 und dem Z statt findet, als 
Kë Messingdraht, durch welchen die drei Platten zu- 
ıenhängen , und welcher durch Seitenlöcher durchgesteckt 
den man aber, um der genauen metallischen Berührung ge- 
zu seyn, anch mit ihnen zusammenlöthen kann. Nach 
a Theorie, meint Scaweıssea, könne hier unmöglich 
ung entstehen, weil Z von zwei entgegengesetzten ‚Kräften 
wird, und zwischen den beiden Impulsionen , die mit 
her Stärke einander entgegenwirken, im natürlichen Zu- 
le bleiben müsse, und doch giebt ein solcher Apparat eben 
t Wirkung, als wenn man "blofs K? Z mit Hinweglássang 
ndern Ki angewandt hätte. Diese Schwierigkeit fällt in- 
wes, wenn man berücksichtigt, ‘dafs diese hnpulse sich 
m Beziehung auf die einander gerade entgegengesetzten 
ungen einander das Gleichgewicht halten oder aufheben, 
keinesweges in Beziehung auf irgend eine andere Richtung, 
Icher die , angetriebenen Elektricitäten sich etwa tortbewe- 
önnen. Die Volta’sche Theorie läfst keinesweges die Be- . 
ung zu, dafs Zink zwischen zwei Kupferplatten sich im 
lichen Zustande befinden müsse, der el, Zustand desselben, 
alle drei isolirt sind, wird vielmehr + $ und derjenige 
Kupferplatte— 4 seyn, wenn man nämlich den Impuls vom 
er zum Zink und den davon abhängigen el. Spannungsun- 
Ned = 1 setzt. Es wird also das Zink mit gröfserer In- 
ät sein 4+- auszuströmen suchen, als wenn ein einzelnes K 


974 
auf dassel 
+ seyr 
Impulsior 
vereinige: 
schen Sir 
die el., d 
Wasser u 
einer Ric! 
weichen | 
ig. Wirkung 
'den folge: 
Art der 
durch Dri 
verticale 
einander | 
in die Tri 
findende ` 
erR ferne 
sind, die 
Wasser ( 
werde, u 
trennten E 
das ganz ı 
auch die £ 
selben Fa 
ben werdı 
bleiben m 
giebt, kei 
Abstande 
el. Erschü 
Hebt man 
Element, 
Wirkunge 
rie muls s 
schen die: 
das Schem 
die Combi 
leicht, dal 
der linken 
rechten Se 


Theorie Volta’s ` 975 


* Impuls grofsentheils aufgehoben werden mufs, indem 
l, die in der Combination Nr.I. von K nach Z’ angetrieben 
‚ nicht blofs nach RK zurückströmt, sondern, wie alle Ver- 
ı beweisen, sich in dem flüssigen Leiter verbreitet, und 
ler E., die von Z? her angetrieben wird, sich entgegen- 
Auch läfst sich die relative Unwirksamkeit dieser Säule 
ler Art, das Resultat der Einwirkung der Metalle auf einan- 
arch die el. Spannung zu bestimmen, so auffassen, dafs das 
der Combination Nr. I., indem es durch die E. von dem 
der Combination Nr. Il. auf + 1. erhoben wird, das K in 
Combination auf O bleiben muls, und also auf das Z? in 
mbination Nr. I, wie in einer einfachen Kette wirkt, ein 
nement, welches, so weit man. diese Batterie fortsetzt, 
rwieder seine Anwendung findet, so dals die Wirkung 
anzigen Plattenpaares immer nur das endliche Resultat ist. 
tısera fand freilich eine noch schwächere Wirkung, 
bei 16 Combinationen und Anwendung von mit etwas 
felsäure geschärftem Wasser war es nicht möglich, durch 
lardrähte , die an einem Froschpräparate angelegt wurden, 
nr die geringste Contraction hervorzubringen, während, 
zur aus einer der Combinationen eine Zinkplatte heraus- 
a, und diese aus der Combination Nr. I. in die Combi- 
Nr. IL verwandelt wurde, dieser Erfolg sogleich eintrat. 
it nicht zu leugnen, dals, wenn auch eine aus solchen 
stonen wie Nr. Il. errichtete Batterie das Aequivalent 
xs einzelnen Plattenpaares ist, dieselbe bei der wirkli- 
chliefsung einem solchen weit nachstehen muls, indem 
hwache Strom in seinem Durchgange durch die Säule 
ungemein retardirt wird. Doch bemerkt ScuwzısceR 
dals im Zustande hoher Erregbarkeit diese Batterie ein 
mäparat wirklich in Contraction versetzte. Dals die Com- 
a6 drei- upd viermal so stark wirkte, als die Combina- 
erklärt sich aus dem Satze, dafs um das Maximum von 
zu haben, stets die Berührungsfläche des negativen Er- 
uit der Flüssigkeit diejenige des positiven Metalls über- 
muls, oder dals sehr wenig von dem positiven Metalle 
1 von dem negativen Metalle beschäftigen kann. In der 
ation 7 erschöpft gleichsam das Zink, welches mit dem 
in einem Faohe ist, vollkommen die Action dieses 


1 oder beschäftigt dieses schon hinlänglich, und es bleibt 


Fi 
u 


Jaeger’s Theorie | 977 


ır der fenchten Täter dem Condensator in gleicher Zeit 
chiedene Mengen von E. ertiteilen können. 2. Dafs diese 
chiedenhelten abhängen von dem Unterschiede iti dem Lei- 
sveriösei der feuchten Substanzen; von dem Einfinsse, 
sie durch ihre Berlihrung mit den Metallen auf die von den 
llen erregte B. äulsern; und von den Vetänderungen, wel- 
die Theile des Apparąts in diesen beiden Hinsichten un- 
nfen sind; dafs aber 3: die geringd Menge von E., welche 
tthlich darch die chemischen Wirkwugen in der Säule ent- ` 
lt wird, keinen wahrzunehmenden Antheil hat, opd völ- 
vergleichbar ist; mit der E., welohe durch den blofsen 
ct der Metalle hervorgebtacht wird; jedoch stehen immer 
als ein grofser Stein des Anstölses die in Nr. 86. erzählten 
khe entgegen; welchen aufolge dkr el. Strom der Säule 
m, sobald die Bedingungen der Oxydation fehlen, wenn 
| alle durch die Volta’sche Theorie erforderten Bedingungen 
fırksamkeit der Säule vorhanden sind: In Rücksicht auf 
Versuche ist nur zu bedauern, dals sie nicht dutch Wie- 
ungen hinlänglich constatirt sind, Aber atch die Genatig- 
erselben vollkommen zugegeben, lielse sicht vielleicht 
ative Unwirksamkeit der Säule, deren Tuchscheiben mit 
T benetzt sind, das allen seiten atmosphärischen Sauer ` 
erloren hat, aus einem sehr auffallerid geschwächten Lei- 
'ermögen eines solcher Wassers für E, erklären. Wit 
! jaj dafs die Verhältnisse eines solchen vollkommen luft= 
Wassers auch gegen andete ‚Impotiderabilien von denjes 
mes mit Luft erfüllten Wassers sehr auffallend abivei- 
dals es namentlich weit unter den Gefrierpunet abgekühlt ` 
tkam, ehe es erstarreti - Indefs gestehe ich gern, dals 
wichtige Punct durch fernere Versuche erst noch einer 
Aufklärung bedarf. | 
% Von dem Volta’schen Principe det Verstärkung der 
h Uebereinanderschichtung mehrerer Plattenpaare, wel- 
n das Princip der Impulsion nehnehn kann, weicht nùn 
ich das Princip der Verstärkung durch Vertheilung 
ıdensatorische Wirkung des Zwischenkörpers ab, wel- 
zorn am auslültrlichsten entwickelt, ind eine so viel 
. mathematisch genaue Construction der Phänomene aus 
en abgeleitet hat, und welchem auch die meisten Phy- 
ldigen. Jaersen wurde zuerst auf dieses Princip durch 


d: Qagq 


978.. 


die Erocheĩuungen de 
stellig esaber später ale 

übbrHanpt auf. Unn 
dafs eine Säule, deren 
men ebene, wohl abg 
eine dünne Harzsehich 
vertrat, folglich‘ sich g 
coridensatorisch auf eiz 
skopischen. Erscheinui 
ta’sche Sänle, deren Z 
bei giog Jazorn von ` 
weisen sollten, dafs di 
ten ‚Elektricitäten sich 

beschränken, und daf: 
einwirken könne, weı 
fchäftigt wird. Der 

(Nr. 7.) auseinanderge: 
weng beim ge&öhnlicl 
leitende Berührung de: 
bodens condensirt, di 
diese Kraft in Bezieh 
Quell. zuströmendes + 
unerschöpflichen Quell 
strömt. Der zweite Sı 
Platte eines .Condensatı 
aus einem unerschöpfl 
der einen Platte eines 

nem gleichen unerschö 
nung = y zuführt, w 
Condensatoren durch e 
den sind, so zeigen « 
sondern nur. xy. Jarc 
folgenden Versuch an: 
von beliebiger Gröfse, 
mit dem — Pole in B 
freien Pole von diesen] 
cherGüte, und verbinde 
den Condensatoren durcl 


1 G. LI. 81. u. LY. 


Jaeger’s Theorie. 979 


fie. Beide Condensatoren werden mit der halben Summe der 
krspannungen beider Säulen und folglich, wenn diese gleich 
d, nur mit xy geladen seyn, wenn nämlich y die Spannung 
er einzelnen Säule ist. Noch einfacher würde dieser Ver- 


h mit zwei gleich guten Condensatoren anzustellen seyn, de= 


jeder aus einer gefirnilsten Zink ~ und einer gefirnilsten Ku- 
platte besteht. Man lege einen dieser Condensatoren mit 
er Kupferplatte auf die Hand, auf seine Zinkplatte lege man 
r den zweiten Condensator mit seiner Kupferplatte. Berührt 


nun die andere nach oben gekehrte Zinkplatte dieses zwei- 


Condensators ahleitend und hebt sie an ihrem isolirenden 
dgriffe ab, so zeigt sie E. von der halben Spannung detige 


n, welche beim einfachen Volta’schen Fundamentalversuche _ 


heint, und also halb so stark, als wenn man die Zinkplatte 
ersten Condensators ableitend berührt hätte. Dieser Erfolg, 
im ersten Falle nur die halbe Spannung von derjenigen im 
ten Falle zum Vorschein kommt, meint Jazera, könne nur 
n herrühren, dals die in den beiden Metallen durch, Berüh- 
erregten Elektricitäten einander durch wechselseitige’An-. 
ms beschränken und sich so“weit binden, daher auch nicht 
hrer- ganzen Intensität auf die anliegenden Harzschichten 
m können, und also in den diesen gegenüberstehenden Lei- 
nur E. von der halben Intensität hervorrufen. 
Aus diesen zwei Sätzen leitet Jazszn auf folgende Weise 
Porgang der Verstärkung in der Säule ab: die Elektromoto- 
eyen durch vollkommen isolirende Zwischenlagen, also 
Leine Harzschicht von einander getrennt, und bilden zu- 
ı vollkommene Condensatoren, indem sie mit ebenen po- 
Flächen an jene Zwischenlagen anstofsen. Legt man auf 


m Boden berührende Unterlage von Zink die Kopferplattep;,, 


i auf diese die von ihr durch die isolirende Schicht ge-14 
e Zinkplatte Z’, so wird, wenn man Z ableitend berührt 
ann an seinem ssolirenden Handgriffe h abhebt, diese 
E. von der Spannung xy zeigen, vorausgesetzt, es be- 
e x die Stärke des Condensators K’aZ, und y die ur-. 
tiche Spannung der E., welche frei wird, wenn Zink und 


e mit einander in Berührung gebracht werden.. Berührt‘ 


ber nun 2 statt mit dem Finger, mit einem Stücke Kupfer 


nit der in der Fand gehaltenen Kupferplatte K?, so zeigt. 


„lirt abgehubene Z jetzt 4 E von der Spannung 2xy, 
Qqq 2 


930 „Galvanisı 


"nach dem-öben erwähnten. Gesetze 
man ferner auf K?-die Zinkplotte Ze 
schenkörper a’, so wird. Z> bert 

xy 

2 

B des - Condensators. - :Berührt màn 

mit der in der Hand gehältenen Kı 

was die Combination beider Gesetzı 





+Evon der Spannung. oder x 


hobene Z? zeigen + E=/xy + 5 
mie dem Ziwischenkörper a” auf K 
ableitend berührteund dann isolirt 


+ E. von der Spannung xy} habei 
mit dem Finger mit der Kupferplatt 


von der Spannung xy$ + 2 =: 


ste Elektromotor, ‚welchen man auf 
Spannung xy A und der nte Elektrc 
xy. zt 1 zeigen. Ist nun n eine 
wird, der Werth. des letzten Ausdı 
folgt; daraus, dafs das letzte Glied 

el. Säule erbauten Systems von zahl 
zen Platten durch vollkommene Isol 
von der einfachen Spannung des | 
suches zeigen kann. Jurern will | 
ziemlich guten Condensatoren von ! 
chen mit trockenem Bernsteinfrniss 
Gesetz der Progression ziemlich gen 
In keiner Volta’schen Säule, selbst 

aber die Zwischenlagen vollkomme 
den Einflufs des Gesetzes B in so w 
welcher an die Zwischenlage gren 
versehen zu betrachten ist, fnd ı 
mehr beschränkt durch die Ze 
ihrer ganzen Intensität nach gufen ı 
vorigen Säule der Elektromotor, w 
und die Platte Kt bildete, durch den 
leiter a getrennt ist von dem Elektr: 
in der Platte Z’ und K? nicht nur + 





` 


Jaeger’s Theorie. Bt 


ng 2y hervorgerufen , sondern indem das -+ E der Zinkpfatte , 


m den Zwischenkörper a eindringt, wird in demselben Mafse 
— Eder Kupferplatte K? frei und fähig mit dieser Span- 
g 2ynachaufsen zu wirken, ohne von dem LE der Scheibe Z 
chränkt .zu bleiben. Legt‘ man den Elektromotor K? 22 
mt dem Zwischenkörper a auf Ki, so wird auch in Z2 posi- 
E. und in K?:negative E. von der Spannung x yhervorge- 
m, und da durch die Erregung zwischen K3 und Z* eine neue 
uon E. von der Spannung y hinzukommt, so wird Zô: nun 
y und K3 4-35 haben und mit desselben "Geschwindigkeit; 
welcher die A. Eder Platten Z? in die Zwischendage aen: 
st, wird die mB der Platte K3 frei, und fähig. einen prii- 
an Instramente —- 3y mitzutheilen. :Derselbe Hergeng wie- 
wit sich bei gedem neuen 'Plastenpaare', dessen der vorhan- 
m Säule zugewendeter Pol. durch AtmosphärenwirKun& die 


egengesetzte E. des Endes det Säule in ihrer ganzen.!Inten- ` 


erhält, wozu.,noch die Intensität kommt , welche der Elek» 
otor selbst besitzt. Indem-aber diese E. in den ihn mit deb 
ı verbindenden Zwischenkörper eindrinst, wird: der andere 
lieses Elektromotors, ` der nun das Enda der Säule ausmacht, 
whöpflich geladen, und kann seine E. mit eben "de, Ge- 
iväigkeit an ein prüfendes Instrument abgeben.. ` Die ei- 
iche Function des Zwischenleiters ist demnach, einmal 
hAtmosphärenwirkung gleiche ek: Spannung an den-beiden 
zusewandten Polen der Elektromotoren zu vermitteln, und 
tens dadurch , dafs diese Elektricitäten continuirlich in ihn 
insen, und in ihm sich wechselseitig aufheben, .die freie 
khränkte und continuirliche Entwicklung der entgegenge- 
w Elektricitäten an den von ihm abgewändten Polen eben 
t beiden Elektromotoren zu bewiiken. In Rücksicht auf 
d Wirkungen sell kein. anderer factischer Unterschied 
hen trockenen Säulen, von denen die ganze Demonstre- 
usging, und nassen statt nden, als der, welcher app deg 
iedenen Geschwindigkeit des Leifers entsptingt, womit 
alle die Verschiedenhaiten:auch gegeben sind, welche von 
olta’schen Theorie durch_die el. Verhältnisse der Säule er- 
werden. Ob diese an das Unendliche grenzende Verschia- 
eit zwischen trockenen und nassen Säulen von der. verschie- 
ı Durchdringlichkeit der nassen und dertrockenen Zwischen- 
t herrühren, das, meint JAzesR, werden wir nicht eher 


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\ | 
Jaeger’s Theorie. . - 983 


estolsene Menge +- E erhält. Das Analogon der einander. 
ührenden positiven und negativen Belege dieser Ghastafehn . 


nun das Metallplattenpaar und das Analogon des Glases der 
:hte Zwischenfeiter seyn, welcher mit den Metallen selbst 
t elektromotoristh wirkt, und für die schwache el. Span- 
g der Metalle als ein Nichtleiter sich verhält, durch welchen 
+E des Zinks vertheilend wirken kann, und zwar um $o 
hter und besser (!), je mehr sich die Fkissigkeit den Leitern 
et. Betrachten wir nun zwei Plattenpaare als das Schema 
einfachsten Säule A und B, in welchen das Zink auf dem 
fer hegt, und nennen wir den el. Spannungszustand des 
s mit dem Kupfer, dieses als O angenommen 4 Z, so mufs, 
n man B auf A legt, welches letztere selbst mit dem Erdbo- 
m Verbindung steht, durch die vertheilende Wirkung in 
selben Grade, wie das darunter liegende Zink, jeder auf der 
scheibe liegende Leiter 4 el. werden, folglich auch das 
fattenpaarB. Dieses ist also nicht mehr O sondern + 2. ‘Nun 
hieht die elektromotorische Wirkung in dem Plattenpaare 


termöge welcher der el. Zustand des Zinks um 3 positiver, -~ 


mer des Kupfers seyn mufs, das Kupfer giebt + E an däs 


‚ab, wird aber durch die vertheilende Wirkung des Platten- 


1 A, welches seinen scheinbaren Verlust aus dem Boden et- 
‚stets auf 4 2 erhalten, daher mufs die elektrowiotorische 
kung in dem Plattenpaare B so lange fortdauern, bis das A. 


es Zinks A wird. Mitttelst dieses wiikt es vertheilernd - 


h die zweite Pappscheibe auf das dritte Plattenpaar u. s. f. 

BerzeLIus $ construirt die Vervielfachung der Spannuüg In 
Säule gleichfalls nach der Vertheilungstheorie,, indein er, 
liser, von der Säule, deren Zwischenkörper ein Nicht- 
"ist, ausgeht, dabei abet JAEGER's früherer Darstellung 
nd als das Element einer solchen und überhaupt jeder Säule 
wf beiden Seiten mit den heterogenen Metallen .belegten, 
ertheilung vermittelnden Zwischenkörper betrachtet. Wer- 
ümlich zwei solche belegte Scheiben zusammengelegt, und 


d Berührung ihrer einander zugekehrten el. Seiten CZ elek-Fig. 


t, so werden ihre äufseren Belegungen durch Vertheilung 
ich freie E. empfangen. Wird eine dritte solche belegte 





. Lehrbuch der Chemie von J. Jacob Berzelius, übers. e, Wöh- 
83. L Bän, £. Abtht. S, o 97. - 


r 





BE - sas mae = Zei 757 K J Wéi 








D D wë 
Teig WB. T "" 


, ) d , 
084 Galvanismus. 


Scheibe darauf gelegt, so wird diese nicht nur durch die in de: 
Belegung der zweiten Scheibe freigewordene E,, sbndem inè. 
durch den neuen Antheil derselben geladen, welcher durch &e 
Berührung des zweiten und dritten Paars der ungleicharum 
Metallplatten erregt wird, pnd daher wird die Ladung aller àd 
Paare stärker, als bei den ersten zwei Paaren. Legt man a 
yierte Scheibe darayf, ao nimmt diese. nicht nar die freie. der 
Belegung der dritten Scheibe. auf, spndern- erlangt auch noch 
zwischen dieser und ihrer eigenen Belegupg erregtp pes 
Fi, und es entsteht dadurch eine grölsere Vertheilung von 
in jeder der vier Scheiben, als vorher bei dreien statt 
Auf diese Weise wird die Intensität der Ladung mit jeder 4 
hinzugelagten Scheibe vermehrt. Um sich die ungeheure Qa 
fität der E,, welche eine mit nassen Zwischanleitern rech 
tete Sänle bei einer so geringen Intensität giebt, zu | 
vergleicht er diese! mit einer Ladnngsllasche, wo die Fig 
keit aben oo geladen sey, wie hier deg Glas, -Die bei waf 
grölsere Quantität rühre alsp dayon her, dafs die Flüssigier $ 
nunenglich grülsere Capacität für vertheilte E habe, als da 
besitza, und dafs daher zur Ladung der Flüssigkeit his omg 
geingen Intensität eine unendlich grölsere Menge von E 
derlich şey, als das Glas yermöge seiner geringeren 
zur Ladung erforder. Dals aber die Intensität der 
nicht sehr grob werden könne, liege darin, dafg die Errezug 
prsachen der E. so geringe Intensität haben, die Ladusș 
‚Säule aber niemals infensiyer werden känne, als die Ursache 
selben sey. 

105. Diese Erklärung nach dem Principe der Venk 
in den verschiedenen Gestalten, in welchen sie yorg 
worden ist, scheint mir auf keine Weise haltbar, vielm 
den anerkapnten Gesetzen in offenbarem Widerspruche zu 
Der erste Satz, yon welchem Jazszn’s Deduction ausgeht, 
pämlich c die Zinkplatte Z', wenn x die Stärke des Conde 
Kai und y die ursprüngliche Spannung der E, ist, welche 
wird, wenn Kupfer mit Zink i in Berührung sich befindet, 
Spannung xy zeigen werde, wenn man zZ mit dem Fin: 
leitend berührt, und denn an einer isolirenden Handbabe 
hebt ist nicht genau; die durch irgend eine freie 5 























1 a. a o 8. 119. 


 Jaeger’s Theorie. 985 


irgend eine vertheilende Schichte "hindurch, hervorgerur 
z, muls immer schwächer seyn, als die Spannung, durch 
e sie hervorgefufen wird, weil ja'erstere, Spannung, aus 
tfernung wirkt, und nur in der unmittelbaren Berührung 
nde ist, eine ihr gleiche entgegengesetzte Spannung zu 
kein, Denn da jene durch Vertheilung. freigemachte E. 
m) entwickelt wird, und also vorher durch ein ihr gleir 
- aurückgehalten war, so. würde: ja deren +, bei Gleichheit 
aonung wegen des unmittelbaren Nähe offenbar. ein Ueherr 
t haben, ein Uebergewicht, welches nur durch das 
e Qnantum von E,, welches seinen Gegensatz’ hervorruft, 
lichen werden kann. Immer wird also das + in Z stets 
seyn, als xy, nnd zwar um eine Grölse, die zwar gar 
ist als y, aber sich diesem y um sp mehr nähert, je: ger 
die condensirende Kraft des Gondansstora, d. h. je dike 

: Zwischenschicht- ist. Ueberhanpt mülste die elaktro» 
he Aenlserung der Säule wenn de in der durch einen 
enkörper getrennten Metallplatte hervorgeraufene freie 
ng eine Wirkung der vertheilenden von der unter dem 
enkörper gelegenen. heterogenen Metallscheibe wäre, eine 
n der Dicke dieser. Zwischepschicht ‚seyn, welchem 
radezu die Erfahrung. widerspricht, durch welche wir bey 
verden, deis die elektroskopischen Aeulserungen der 
mverändert dieselben bleiben, von welcher Ausdehnung 
er feuchte Zwischenleiter seyn map. ja selbst, wenn e 
er Contipuität durch ein Metall uaterbrochen wird. 
iese Thatsache ist eine für jede Vertheilungstheotie un- 
che Schwierigkeit, und nie wird durch dieges Gesetz eine 
matischer Progresgion wachsende Vervielfachung begreif- 
nacht werden können. Man grinnere sich nur an eine 
ron Leidner Flaschen , die sich wechselseitig durch ein- 
ıden, und in welcher die Ladung der Flaschen in einer 
nschen Progression von der ursprünglich geladenen aug- 
:nabnimmt1, Auch widerspright es allen bekannten Erfah- 
‚ dafs so vortrelliche Leiter für die E., wie z.B, Sauren, 
diesem Vorgange als Nichtleiter verhalten, und eine ver- 
de Wirkung vermitteln sollten, wo die wirkliche Mitthei- 
wch sie hindurch statt finden kapn, Der Begriff yon ej- 


nen] 


S. Flascha, geladeng. 


a 


Oxydationstheorie, | 983 


n hervorbriagen wird, und folglich neben dem wirklichen 
en von -+ E an die obere Platte des Condensators- doch 
w gut, wie die ungeschwächte vertheilende Wirkung des 
durch dasselbe Papier hindurch, statt finden, und diese 
Platte durch Bindung in den negativen Zustand versetzen 
Daher ist die Ladung der trockenen Säule, dieso aulser- 
lich langsam geschieht, immer noch durch ein einseitiges 
dringen gedenkbar $, . | W 
%. Diese beiden Hanpttheorien der Vervielfachung simmen, 
rgesehen, darin mit einander.überein, dafs sie die elektromo- 
e Wirkung der Körper auf einander in der blolsen Berüh- 
nd namentlich in dar gewöhnlichen Z K. Sänle die elektromor 
e Wirkung dieser beiden Metalle aufeinander, als dieeigent-- 
helle der E. betrachten und dem feuahten, Leiter gleichsam 
x untergeordnste Rolle, namentlich keine» Antheil an derare 
lichen Erregung der E.zaschreiben, Anders verhält es sich 
2 Theorien einiger.anderer Physiker, die den chemische 
i und insbesondere dén Oxydationsprooels als den eigentli- 
mund der el. Erregung aufstellen. Pannor ? gründet seine 
Bonstheorie auf gewisse Versuche, durch welche er bewier 
en el, dafs beider Berührung heterogener Metalle«nit ein» 
eine E. erregt werde, sondern nur durch die Wirkung 
sigen Leiters auf die Metalle. Z, eine Pappscheibe mit 
genälst und K in dieser Ordnung auf einander gelegt, Zmit 
ondensator verbunden, K mit der Erde, gaben ihm als 
aus 6 Versuchen— 43. K, Säure, Z gaben unter dieser 
Ven als Mittel aus 6 Versuchen A. 64. Legte man anf - 
uchung des ersten Versuchs eine Kupferplatte und anf 
‚zweiten eine Zinkplatte, so entstand dadurch keine Aene 
in den E,, welche der Condensator anzeigte. Ihm zur 
t also das wahre Element der Säule ZfK, and nach die» 
tigen Art der Construction das Zunkende das negative, 
pferende das positive. Baue man daher die Säule nach 
’s Schema Z K f, so verliere man in der Säule die Wir- 
iner Schichtung. ‚Dieses soll direct durch Versuche er- 
seyn, indem Marzcuaux bei seinen Untersuchungen 
e Gesetze der Spannung der Säule, die anf die Valta’sche 
Vgl. übrigens meinen Aufsatz in G. LXVII. 278, 
Grundrifs der theor. Physik Ilter Theil S. 56%. 8, 


Ge ` ‘Galva 


Weise gebaut war, keinen U 
zwei Plattetipäaren' habe beobac 
Bitichtung der Säule unter Anı 
ZIKRZfK in diesem Falle jn: 
die 'sich zu der Spannung ZfK 
Construction der Säule ist also ı 
jedem-Augenblicke der Oxydat 
und zwar muls diese Oxydsch 
ung Vollkömmen trocken seyn 
angenommen werden mufs, der d 
sten Augenblicke aber wird sie ı 
Diese Oxydschichtist für den 
also der Entstehung der beiden 
Müssen beide dnreh die Oxydsc 
hung getrennt seyn, im folgende 
eine Elektricität durch eine Lei 
tufs die andere im -Angenblic 
zeigen, und die Condensatore 
hende E. an. Ist aber die Schi 
sich die Elektrieitäten im Aus 
und der Condensator muls O F 
directe Versuche gefunden hah 
in Berührung mit den Flüssigk: 
den, so giebt er uns falgen« 
Elemente ZfK zwei entgeger 
können. , B ` 
ri’ Ba sey eine solche Schicht 
Kdstiönen vorfällen. Durch die 
= E, die Flüssigkeit + B, dui 
ses — E, die Flüssigkeit + E 
wigkeit +2 E.. Ist das Ganze i 
-F E and — B, und der gemei 
fahrung gemäfs O E. Wird ab 
Leitung mit der Erde gebunden 
hung, so bleibt in der Schich 
— Ebindetein+E, und es ble 
auf Z oder K herübergehen' kan 
chen Parnor’s# das Kupfer eir 





1 Vgl. diests' Wörterbuch TII 


, Oxydatigonstiheprie gen 


die E. bet, als dag: Zink, so. zieht es de Ee so vielmal 
ap, und so. muls. der gräfste Theil des überschüssigen EE 
upfer übergeben, der kleinere Theil aber geht durch dag 
nd dessen Leitung nach der Erde verloren. Bei umge- 
‘Anordnung. soll der gröfste, Theil des. überschüssigen + E, 
m — E .des Kupfers in den Erdboden gehen und nur des 
e Theil des LE in das Zink übergehen, dort einen: eben 
ten Antheil von dessen — B,binden , und der überschüs- 
ülsere} Theil dieses — E soll sich am Condensator zei» 
Jie Säule bildet sich, indem ein aweites gleiches Ele-Fig A 
d das erste gelegt wird. Hier soll nun die durch Oxy» 
des Zt in der Fliissigkeit. entstandene- einfache Ex in Ki, 
tin der Flüssigkeit durch die Oxydation in Z? entstane 
:E in K2 übergehen. ` Aber es stehen — E in 2? und 
u Ki einander gegenübex und wirken vertheilend auf 
rn Die— E,auf2? zieht die +E des Ki der Flüssigkeit i 
D an, and entwickelt am entgegengesetzten Ende dieser 
ich vollkommen berührender Leiter ebenso viel — E ( )> 
het 27 ap —2 Es Sozieht + E auf Ki die — E des Z2, der 
ieit 2, und des K2.an, und enibindet am andern Ende 
teihe von einander vollkommen berührenden Leitern eben, 
+E, folglich bat K? nun + 2E. So geht es voj, 
zu Schicht zu, und es ist klar, dals sp wie zwischen 
22 (der Mitte- dieser einfachsten Säule von zwei Schich- 
„statt findet, dieses gleichfalls i in der Mitte einer gro⸗ 
ıle von vielen Schichtungen statt finden müsse, Aber 
laller dieser Elektsicitäten geht verloren, wenn nicht 
K’ mit der Erde in Verbindung stehen, weil + E und 
ch dann einzeln in jeder Schicbtung ‚wechselseitig zu 
Zeit haben. 
se Theorie streitet sowohl mit den anerkanıntesten Erfah- 
im Gebiete des Galvanismus als auch mit den ausge-. 
ten Gesetzen der P, Pannor leugnet nämlich, um seine 
cation herausbringen zu können, die wechselaeitige Er- 
der Es durch die blolse. Berührung der Metalle unter 
n ohne alle Mitwirkung eines chemischen Processes, die 
te so festbegründete Thatsache ist, als eine in der Phy- 
r nimmt seine Zuflucht zu einer verschiedenen Gapacität 


— m] 


gl. Nr. 6 "s= 10. 


990 
i fürE., e 
und die s 
häufong ı 
pacitat de 
doch imn 
Kupferpl: 
derselben 
setzen der 
DE 
am Ende 
Product € 
ständes is 
gen dann 
. hältnisse ] 
und feuch 
elektroskc 
aus nicht 
E. von eii 
ryngspunı 
die Wirkt 
schehend 
Einen Bev 
ander beri 
keit mitthı 
den meistı 
ner ganz : 
platten es 
einen zur 
Pannor d 
Metalle m: 
Säule ihre 
widerspric 
in der Säu 
andere Pol 
damit die : 
kommenstı 





1 Val 
2 Val 


Oxydationstheorie. | 90 


chen Amfserungen ungeschwächt. zeigt, nicht wohl in 
instimmung bringen. 

17. BecquenEL. 1 hat gleichsam einen | Zwischenweg zwie 
dieser Theorip Parror’s und der in Nr. 103. und 104. 
ndelten Verfheilungstheorie eingeschlagen, indem er die 
lachung als das Product der combinjrten Wirkung der 
auf einander und derjenigen des feuchten Zwischenlejr 
[die Metalle betrachtet. Wenn zwischen einer Zink- 
ıpferplatte ein flüssiger Leiter, ser, es nun ein acider oder 
her, gebracht wird, so nimmt nach BECQUEREL’S Ver- 
das Kupfer +, das Zink —E an, fond beide Metalle 
m sich also auf eine entgegengesetzte Weise, als wenn 
‚einander unmittelbar berühren. Es werden nun durch 
d— ô die el. Zustände dieser beiden Metalle dargestellt, 
ie durch eine saure Auflösung von einander getrennt sind, 
ch — und -+ $ die Quantitäten von E., welche sie durch 
ehselseitige Berührung erhalten. Nun lege man auf die 
tibe des Elements K fZ eine Kupferscheibe , diese wird 
en—4E, welche sie dem Zinke entzieht, mit ihr die 
d theilen, welche das Zink vorher basals, aulserdem 
' Flüssigkeit als Leiter. auf die erste Kupferscheibe +} 
s übertragen , so dafs demnach die el. Zustände folgen- 
werden : 
ws Kupfer. Hlüssigkeit. Zink. Oberes Kupfer. 

d d 

kd - - +ł—z37ł- 

n eine neue nasse und eine Zinkscheibe hinzu, so wird 
en: 
Kupfer. Flüssigkeit. Zink. Kupfer. Flüssigkeit. Zink. 
-ò - - ++ —ı - —$— p u.s. fs 
lentlich erhellet , . dals die elektromotorischeu Aotionen 
igkeiten auf die Metalle, welche.die Volta’schen Paare 
lahin streben, die el. Spannungen ‚der verschiedenen 
der Säule zu vermehren. Dabei lälst es Bacausaeu 
tellt seya, welchen Einfkils etwa nach die.chemische 
ır Flüssigkeit auf die Ladung des Säule, . oder die 
keit des Stromes bei Entladung der Säule selbst haben 
da die nöthigen Data bis jetzt uns noch. fehlen. 


tales de Chemie et de physique T. XXV. p. 186. 


Oxydationstheorie, 993 


der gereiht, und wird das Maximum der positiven Erre- 
, wie es blols aus dem Conflicte der Flüssigkeiten mit den 
llen hervorgeht, vor der Combination in jedem einzelnen 
ente durch 4 d, und eben so das Maximum der negativen 
ı—d bezeichnet, soist bei zwei combinirten Elementen, 
fürs erste noch Rücksicht auf die Contactelektricität der Me- 
zu nehmen, durch die wechselseitige Berührung in der 
eben so, als wenn jedes Element dort bloſs sbleitend be- 
wäre, die Intensität der Erregung an den beiden. Extre- 
verdoppelt, und der Zustand der zusammengesetzten Säule 
sicht auf die Vertheilung der el Erregung durch folgendes 
1a dargestellt: 


0 | 
+28 — d +9 —ır 
K Z K fZ 


n nach Pour vermöge der Spannung durch die zugleich 
ende Contactelektricität zwischen dem mittlern Z und K 
} nicht nur nicht aufgehoben, sondern vielmehr noch sehr 
Wach um ein mit ihm gleichartiges d’ vergrölsert wird, 
so, wenn mand + d'= E. setzt, in dieses E. übergeht, so 
deht sich jenes Schema in ein solches, wo statt d, E. ` 
urt werden muls. Völlig nach demselben Vertheilungs- 

e ist dann der Zustand einer aus drei Elementen zusam- 
stzten Kette durch folgendes Schema dargestellt: 


+E —E 
l. — E+2E — 2EFE — E 
f Z K- f Z "BR f 2 


eselbe Weise constrnirt Post, jede auch noch s0 zusammen- 
e Säule, und gelangt zu den Spannungen, wie sie auch 
unmittelbare Versuche bewiesen ist; nur, bemerkte er, 
man sich nicht vorstellen, dafs darum in der einen Hälfte 
ositive, in der andern blofs negative Thätigkeit sey, son- 
ı beiden Hälften seyen beide zugleich, nur dals von dem 
en nach dem positiven Pole, die positive allmälig wachse 
: negative eben so allmälig abnehme und so umgekehrt. 
Pole der Säule ganz übereinstimmen mit den Polen des 
ts derselben, so ist auch in ihr der Kupferpol der posi- 
nd der Zinkpole der negativen, sofern die Pole haca der 
d. Rrr 


VW 


9 - 


Lage derM 
maturgemäß 
allein die e 
diese Erreg 
daher nach 
pole, die ( 
ist, sich zn 
eben bo die 
` positiven' P 
keit, dafs 
Ponr’s Kı 
oder 
Elektricität 
fachen Kot 
mologenGl 
Elementen 
Kette, glai 
ein Metall, 
unterbroch: 
fällt, eben 
sehen Kett 
positivist, 
sogleich au 
nach einwä 
eben daran 
wende, w: 
gelte. We 
können wii 
gende Erkl 
welcher! e 
Sep die mc 
worrene Le 
vielmehr n 
verleitet zu 
nach sehier 
die Aneina 
kann; denr 
su bringen, 





ren 


Oxydationstheorie., Wes 


gereiht werden, so ist nicht abzušeħen, wie die Wirang 
Z auf das K’ und —— die Spannung an den Enden 
md 2 verstärken (verdoppeln) soll, da Pour an einem an- 
ı Orte 1 behauptet und auch zu erklären sucht, dals die po- 
e Spannung einer mit einer feuchten Pappscheibe (f) im Be- 
ung befindlichen Kupferplatte erhöht werde, wenn die ah- 
Seite man auch init einer Zinkplatte bewaffnet werde, 

üge der Hervorrufung einer positiven Spannung in, der 
ägkeit an der dein Zinke zugekehrten Seite, und einer ènt- 
denden an der Kehrseite. Da nun nach Pont, das — des 
ich das 4- des daran grenzenden Kupfers auf D gebracht 
, 30 mülste die Spannung des Kupfers, die ja durch. ihren 
satz erhöht war, vielmehr sinken, wenn dieser Gegen- 
elbst auf O sinkt. Dasselbe Räsonnement gilt in Beziehung 
ie Erklärung der Erhöhung der relativen Spannung in 2. 
renigstet sieht man ein, wie es gerade zu einer Verdop- 
p kommen soll, für welche die Volta’sche Theorie, Welcher 
dieselbe abgeborgt hat, einen vollkommen bündigen Grund 
tben im Stande ibt, aber in deh Prämissen Ponr’s durch- 
iner liegt, da er doch auf keine Weise annehmen kann, 
ı dem Elemente ZfK das — ð und 4 ð auf beiden Sei- - 
ts eihander gleich sind, weil daraus folgte, dafs alle Me- 
die mit irgend einer Flüssigkeit positiv, und alle, die mit 
en negativ werden, es in gleichem Grade werden. 2. Dà 
lurchaus keinen andern Unterschied zwischen el. Span- 
und dem, was die gemöine Reflexion (näch seinem 

gebrauche) el. Strom nennt, det nach ihm überall nur ein 
be Trugbild jener Reflexion ist, gelten läfst, als einen 
radativen, oder zwischen Tendenz und wirklicher That, 
be Spannung uber zur That, oder zum Chemismus aus- 
sobald sie auf einen gewissen Grad gesteigert wird, wie 
i der Schliefsung der Kette durch den Reiz der Metall- 
tät, so sieht man nicht ein, wärum die Säule, in wel- 
t der Zahl der Platen die Spannung wächst, nicht bald 
chen Punct der Steigerung, wie die einfache Kette durch 
liefsung, erreicht und auch schon im ungeschlossenen 
e die Erscheinungen dieser letztern zeigt; warum na- 
h nicht durch die blolse Einführung eines Drahtes von 
65 — 66. $ 
Rrr 2 


Galv 


einen, namentlich dem - 
e, deren Wassersäule aı 
all begrenzt ist, währen 
ihrt wird, eine. auffallen 

3. Die Erklärung Pon 
in der ungeschlossenen $ 
Polardrahtes in einen na 
negativen Zinkpols in « 
schen beide Pole eine Fl 
röhre, tritt, nach dem C 
eit unterbrechendes Met. 
Zonen zerfällt, scheiı 
tern Falle unterliegt das 

Anregungen der beiden 
1 vorliegenden Falle die! 
dene Polardraht, welch 
e der entgegengesetzten 
ietze der Erregung des G 
werden müfste, und so 
ker negativ. 

Dieses führt uns noch 
ch welchen Pour seine "` 
ten durch die Flüssigkeit 
de Weise bestätigt zu ha 
ultat, ‘wenn es sich so v 
lings mit Kat sain Theo: 
le eine einfache galv, K 
r- und Zinkblech K und 
ırere gleich grolse und g! 
nter ‚Schwefelsaure) di 
sk über einander legt. 1 
ier eine entsprechende Za 
höchstens G Bleche a, b, 
ıltet, dafs sie mit trockeı 
iben etwas hervorstehen 
blech von jedem benac 
pscheibe getrennt ist. M 
ie, wie es in der Zeichn 








S. a. a. O. 3.401. 


Oxydationstheorie. 997 


e Schlielsungsdrähte,, - das äufsere Paar a und b durch den 
ht 1, das zweite Paar c und d durch den Draht 2, das’ 
te Paar e und f durch den Draht 3, und schliefse das ei- 
tiche Erregerpaar K und Z durch den um die Magnet- 
el geschlungenen Multiplicator. Die Nadel wird dann ei- 

zwar durch die Zwischenplatten geschwächte, aber den- 

h völlig entschiedene, normale Ablenkung erleiden. Steht 
Nadel im Süden der Kette, und ist das mit dem Kupfer K ` 
wndene Extrem des Multiplicators über die Nadel von Nor- 

nach Süden geführt, so dafs der Draht unter ihr wieder von“ 
mnach Norden zum Zink Z der Kette zurückgeht, so ist 

Abweichung der Regel gemäfs östlich. Verbindet man aber 

id Z durch einen einfachen Draht, und dagegen die Arma- 

naund b, nachdem der Verbindungsdraht | fortgenominen 

den, durch den Multiplicator, so dafs das Ende desselben, 
hes früher mit K verbunden war, jetzt an a, und eben so’ 
Ende, welches mit Z verbunden war, jetzt an b anliegt, so 

die Nadel westlich abgelenkt. Verbindet man aufs Neue‘ 
!bdurch den Draht 1, und legt statt des Drahtes 2 den‘ 
iplicator in der nämlichen Ordnung der Extreme an o und' 

‚also, dafs das eine vorher mit a verbundene Extrem jetzt’ 
‚ das andere von b jetzt an danliegt, soist die Abweichung’ 
er östlich, und nachdem die Verbindung ‘2 wieder hergestellt 
len, so ist, wenn e und f in der nämlichen Ordnung durch 
Mulnplicator verbunden werden, die Abweichung der Naw; _ 
bermals der. vorhergehenden entgegengesetzt, nämlich west- 
.s.f Gegen die Mitte hin werden diese Abweichungen’ 
weise schwächer, dennoch völlig entschieden und höchst 
at. Die Zeichen ‚ womit die Figur versehen ist, deuten. 
ich die Erklärung dieses’ Erfolgs nach Pour's Theorie der 
isıtion der Metalle durch Vermittelung der Flüssigkeit an. 
Ib, da sie metallisch verbunden gleichsam nur eine Scheibe 
1, theilen zwischen sich die Polarität, und jede Scheibe 
nur einen Pol vor. Die Polarisirung, die von den End- 
ben K und Z ausgeht, schreitet auf diese Weise von den 
n nach der Mitte so fort, dafs die abwechselnden Metall- 
n eine ungetheilte Polarität haben. Da nun in a und b die 
in Beziehung auf den Multiplicator die entgegengesetzte 
wiein K und Z haben, so müssen sie auch die entgegen- 
zte Ablenkung (die westliche), e und d bei der gleichen 














Vervielfachungstheorie., . OK 


ait wäre der feuchte Leiter nichts weniger als Leiter, aon- 
ı seine Hauptrolle hestände darin, dals er zwischen den in 
r el. Wahlapnziehung verschiedenen Leitern (Zink und Kupfer) 
en Zustand des Turmalins geriethe. Diese entgegengssetz- 
el. Zustände der Wasserschichten heben sich abwechselnd 
Entladung der Säule) und erneuern sich wieder. Scuweic- 
suchte diese Ansicht vorzüglich durch jene. galv, Combina- 
m, von denen schon oben (Nr. 102.) die Rede gewesen ist, 
gründen und in ein helles Licht zu stellen. . Dafs die 
zeinanderschichtung KZK., W KZK’ keine Wirkung gebe,. 
ger daraus, dafs keine polarische Wasserschichten antste- 
können, indem W an zwei gleichartige Metalle anspült, und 
ie hier gar keine Weasserpolarität entsteht, so entstehen in . 
m Fällen entgegengesetzte, d. h. die polarischen Wasser- 
lten schlielsen sich nicht mit den ungleichnamigen Polen 
men, sondern repelliren sich mit den gleichnamigen. Die 
gung dieser WVasserpolarität soll von dem Oxydationspro- 

in der Säule von dem sich oxydirenden Metalle ausgehen: 

gr denn keine Volta’sche Säule ahsolut ohne alle Oxyda- 
iennen, Das mehr oxydırbare Metall soll der Exreger je- 

| Spannung im Wasser seyn, worauf die.Polarität der. ein- 

n Wasserschichten in der Säule beruht, eine Spannung, 

te gegen K (doch nur im Wasser und vermittelst des Was- 

) gerichtet ist. Wenn pun Z der Bıregef jener Spannung 
wer klar, dals ein solcher Erreger Z gegen mehrere K 

en könne, pmgekehrt, wenn mehrere Z bei einem K. vor- 

n sind, so werde dennach bloſs diejanige Gröfse der Span- 
eintreten können > welche das eine K aufzunehmen fähig ` 
Bei Combinationen, wie die oben angegebene, sey in ja- 
Vasserschicht doppelte Spannung, nämlich die des Z gegen ` 
velche, da Z mit K’ in demselben Fache sich befindet, so- 
‚entladen wird, und die des Z gegen K?, welche in die ` 
ie eingeht, Die polaxischen Wasserschiehten zwischen 
nzelnen Z und K? schliefsen sich mitungleichnamigem Po- 
sammen, und ihnen verdankt die entstehende Spannung 
Ursprang. Dagegen ist in der Combination 5 Nr. 11. nur 
pannung K Z’, die jedoch, weil sie schon eine gesehlos-g; s, 
Lette bildet, zur Erzeugung einer Batterie unwirksam ist,140. 
zwischen K, upd Z? kann wegen Roepulkion der gleichna- 

i freien Elektrieitäten des V und Z? keine Spannung ejn- 








1000 


treten, besonde 
KZ offenbar v 
keine polarischt 
Bildung der B 
rat ohne Wir! 
auf das entschei 
Beweis der Biel 
Ki der Combinatio: 
MÉ ten ganz unwir 
ungehindert W 
reihend zur Bat 
ker seyn kann 
Tg, Gombination z 
1 nen, de eine 
entladen wird, 
bleibt, welche 
aufzunehmen i 
man auch dadu 
man sich klei 
dien, die aul 
ragen, weil daı 
erstreckt, um d 
len des K und 
Vorzüglich beı 
Versuche, die 
gegen die Volt 
Fig. wohl ausgekitt: 
né die Zinkplatte 
sie drei Zellen 
einander comm 
singdrähte mn 
Draht mit einar 
ta’schen Elektr, 
das untere Gefi 
' manan dem I 
Draht mt oxyı 
~ gleichsam eine 
ZK! statt, nämi 
cher sich + vo 
ausgleichen, ur 


Vervielfachungstheorie, 1001 


ssigkeit in x, K?, den Messingdraht mt, die Flüssigkeit 
m?, K? und die Flüssigkeit in v, das 4 auf a sich- 
n — auf d eben so ausgleicht. Legt man nun einen 
wollenen Streifen S, der durch eine punctirte Linie an- 
ist, über K1 und verbindet dadurch die Flüssigkeiten in 
v, so wird die Gasentwicklung in h fast gänzlich aufhö- 
egtman dagegen denselben wollenen Streifen über Z, und 
ind y in Verbindung, während die Flüssigkeiten in y und 
Gemeinschaft mehr haben, so wird die Gasentwicke- 
h so gut wie nicht vermindert seyn. Wenn man daher 
eder Volta’schen Theorie den Erfolg des ersten Ver- 
ivon ableiten wollte, dafs nunmehro — E in ð sich ge- 
E an A mittelst des nassen Streifens entlade, und folg- 
ht mehr nach aufsen in der Richtung nach K? wirken 
so steht damit der zweite Versuch im Widerspruche; 
gleiche Entladung des +E an a durch dieselben nassen 
hätte erfolgen, und folglich auch hier die Wirkung nach 
ür einen zweiten Kreislauf hätte aufhören müssen. Da- 
‚klärt sich alles sehr befriedigand ang der Theorie der 
Wasserschichten. Sobald nämlich y und v Communi- 
aben, so stöfst Z auch gegen Kò? seine positive basische 
ng (im Simne der in Nr. 68. dargestellten Theorie Jar- 
statt dafs vorher dem K? von Kt die positive Auflösung ` 
ı und negative saure zugeführt wurde. Nun ist also die 
tinyv, welches: jetzt als ein einziges Fach anzusehen . 
selbe wie in x, und beide polare Wasserschichten ste- 
ıch mit gleichnamigen Polen sich wechselseitig repelli- 
sen einander, statt sich zur Kette zusammen zu schlie- 
Joch wird, wenn man die mit der Flüssigkeit in Ver- 
‚stehende Oberfläche von K$ sehr viel gröfser nimmt, als 
noch einige Wirkung vorhanden seyn, weil dann Z un- 
'nd seyn wird, das ganze Ki in Action zu setzen, oder 
och noch immer einige positive Auflösung von K? an sich 
ben weil es durch Z nicht reichlich genug damit versehen 
Im zweiten Falle dagegen wird Kt mehr als hinreichend 
elektrische (basische) Flüssigkeit von der ihm zugekehr- 
e f des Zirka erhalten, und wenig oder nichts von der 
sich hinüberreifsen. Letztere wird also eben so wie 
schon gegen K3 repellirend wirken, wodurch die pola- 
Vasserschichte in x in ihrer vollen Stärke entstehen kann. 


adlich glaubt € 
Tassarachichten 
Iaktromotors, v 
a unterbrochen 
it ein wasser Bn 
ge polare Was: 
llen hefindet, 
ır Metalldraht x 
gen Kotte, dali 
ich zwischen d 
rschicht entstel 
ır Metalldraht x 
üglich, wenn e 
idet, denn da j 
elohem, wie Ja 
ıd positive Pole 
site des verbind 
ı der andern in: 
mw, damit an e 
Teit größsere Kı 
ätdea verbinde: 
olddrahte der F. 
re und negativ. 
klärtsich auf die 
isendraht und n 
üfseres Product 
Gegen diese 
ingen der Bim 
heinen nämlicl 
nander vereinig 
3em derselben : 
gewiesen wird, 
che, nach wel 
hrung el. errege 
m, und letztere 
s chemische, n 
ch aulser dies 
üssigkeiten hen 
hend negativen 
manächst ist ei 


l 


Theorie. 4008 


n Magneto und die Zusammensetzung derselben ans vio- 
neren mit ihren ungleichnamigen Polen sich an einander. 
nden Sohichten keine eigentlicha Construction, nach, 
man sich einen deutlichen Begriff von den elektroskopi-. 
erbältuissen derselben machen kann. Auch, scheinen, 
ron SCHWEIGEER gegen die Volta’sche Theorie aufge- 
ünwendungen, namentlich die von den zuletzt 'ange- 
Versuchen hergenommenen, keina sọ unumstölslich, 
ı deswagen diese Theoris einer offenbar unbestimmien, 
wfopfern sollte. Dex verschiedene Erfolg in jenen bei» 
uchen erklärt sich nämlich nach Vory4’s Theorie be- 
d, sobald man auf den Umstand Rücksicht nimmt, dala 
gkeit vom viel Kupfer durch wenig Zink, aber nicht 
t die Thätigkeit von viel Zink durch wenig Kupfer em 
der ausgeglichen wird. In dem ersten Versuche konnts 
Fläche € des Z vollkommen die T’hätigkeit von den bai- 
flächen des Kupfers v und d ausgleichen, oder alle E., 
iese zwei Flächen hergaben, mit denen sie in einer und 
ı Flüssigkeit sich befand, aufnehmen und' ausgleichen, 
indem zweiten Versuche. die eine Oberfläche des Kun 
icht hinreichte für die Menge E,, welche das Zink von 
iden Oberflächen a und € hergab, so dals also in dien 
für die Circulation nach aufsen noch genug übrig blieb, 
gsten sieht man ein, wie wit der Annahme solcher po-ı 
sserschichten, die sich mit ihren ungleichnamigen Po» 
amen schliefsen, die Existenz einer Säule, welche 
l durch positive oder durch und durch negative Pola- 
, zu vereinigen ist. Hier fehlt auf jeden Fall dia 
aus der Sphäre, des Magnetismus, dessen Parallel 
hstens nur ein, dunkles einem andern Dunkeln gleich 


Dafs bis in dig neuesten Zeiten noch keine vollkom 
ereinstimmung der Physiker in der Erklärung der Er- 


en des Galvanismus statt findet, beweist zur Genüge. 


manche Dunkelheiten hierobwelten, deren Zerstreuung 
"orschungen vorbehalten bleiben mufs. Voır4’s Prin- 
allerdings eine befriedigende Erklärung für die regel- 
unahme der Spannung in der Säule, so wie auch für 
ze, nach welchen dusch die Abänderungeun deg ver- 
n Factoren deg Säule und ihrer mannigfaligen Combi- 


Anwendung. 4005 


ı nach ihrer besondern Construction richten, 30 verweise 
as ihre Benutzung betrifft, auf diesen Artikel und be- 
e mich hier nur auf die Anwendung der einfachen Kette. 
dem eben nicht sehr in Betracht kommenden Gebrauche 
n zur Darstellung von reinem Wasserstoffgas, und zur 
hung des Gehalts von Arsenik oder Kupfer bei Vergiftungs- 
hungen, oder zur Ansmittlung solcher schädlicher me- 
r Beimischungen in Getränken, Arzneien u. s w. so 
Reduction des reinen Silbers aus dem Hornsilber, wo- 
Hauptsache nach schon in Nr. 34, 35 und 36 gehandelt 
ist, verdient hier noch die durch Davr in Vorschlag 
e und durch Versuche im Groben geprüfte und wenig- - 
m Theil bewährte Anwendung einer einfachen galvani- 
ette zum Schutze des Kupferbeschlags der Schiffe, und 
che Anwendung der einfachen Kette vorzüglich in der 
e, die wir dem Engländer Jous Mansronn verdanken, 
aere Erwähnung. Zu den schon oben (Nr. 34.) mitge- 
Versuchen sind hier noch einige neuere von Davy, die 
enstand weiter aufgeklärt haben, nachzutragen 1. Ku- 
en in Berührug mit e oder che ihrer Oberfläche von 
isen oder Gusseisen wurden mehrere Wochen im Hafen 
swouth der Bewegung der Ebbe und Fluth ausgesetzt. , 
metallische Bewahrer (Protector) dn bis yho von der 
he des Kupfers, so fand kein Angriff oder Gewichts- 
gong des letzteren Metalls statt, mit kleineren Quanti- 
sche oder ze erlitt das Kupfer einen Abgang, der im 
ifs gröfser war, als der Bewahrer weniger betrug, doch 
selbst fysg Gufseisen der Oberfläche noch eine gewisse 
\upfer. Während das geschützte Kupfer seine glän- 
berfiäche behält, wird das nicht geschützte erst roth, 
n und verliert einen Theil seiner Substanz in Schuppen. 
ich, dafs das Gulseisen am tauglichsten zur Beschützung 
ers ist, da es eben so lange wie Zink und geschmeidi- 
ı aushält, der Graphit, der sich an seiner Oberfläche 
! Wirkung des Seewassers erzeugt, seine ursprüngliche 
ht ändert und seine el. Wirkung nicht hindert, und es 


LU 1 


ilos. Trans. for 18%. p. 250. und daraus in den Annales. 
Tome XXX. p. 187. und Philos. Trans. for 1825. P. II. 


1006 

vagleich das wohifi 
Ketzt Sich auf das $ 
erhöltene Kupfer un 
ein erdiger Ueberza 
Eisen zu de bis d 
hach einigen Monät 
ıls der Hauptsache 
Talk und Talkhydi 
jo verhielt sich dey 
yo wie jeher erdigı 
wächse und Muschel 
les Ptotectars von 
enigen des Kupfers, 
lie Seegewächse sei 
Kupfers, ohngeachti 
war, blieb hell: e 
Zeenen bestimmt ı 
les mehr oxydirbar 
jeben ist, dafs ein 
et gröfseren hat. 1 
he als Bewahrer des 
am, dafs wohl ein: 
1— 37. zu remm 
hn, dafs in einges 
rdigen Absatz ges 
rs von der Ober! 
as Küpfer selbst n 
n Gewicht, und w 
chützung durch kle 
nterhalb le und ül 
Javr an den Kupf 
chlag von Böten d 
ein Anhängen von 
as gebildete Eiseno 
m bedeckte. Auf e 
en besonders Versu 
änden bei rascher I 


hiitate Kupforplatter 





A Philos. Trans, 1 


` 


Anwendung 1008 ` 


1 7000 dis 8000 Gran an Gewich; verloreh in f? Stander 
er Bewegung toù 8 engl. Meilen in der Stunde 6,55% 
weniger als „I Gulfseisen geschützt nur 5,5 Gtan und 
mch de und yho geschmeidiges Eisen geschützt, dur 3 
Dieser letztere Verlust hängt ohne Zweifel von einer mex 
ièn Einwirkung (einer Abreibeh) ab, und verhält sich 
dem durch &hemische Einwirkung wie 2:4,55. An den 
en geschützten Kupferplatten war keine Spur von ordi- 
setze zu bemerken. Da die Erfahrung zeigte, dafs 
tzende Kraft auf weitere Entfernung hin abnehmen, be- 
wenn die Kupferplatten der Schiffe in ihrer genauen 
mg mit einander durch Rost an den Nägeln SÉ de, 
Haten zusammmenstiefsen, gelitteh Ratten, so rieth Davt 
de Metalle in verschiedenen Parthieen am Kupferbe: 
anzubringen, und ein glücklicher Erfolg war mirdet 
g dieses Rathes verbunden. Denn als ein solches Schiff‘, 
üpferbeschlag schon etwas gelitten hatte, am Vorder+ 
it zwei Massen Eisen und am Bug mit zwei gleiche 
wurde, deren Oberfläche ohngefähr dn derjenigen des 
betrag, darauf im März 1824 nach Neuschottland abging 
ahre 1826 wieder im Hafen von Portsmouth einlief, 84 
bei genauer Untersuchung dorch Davy, dafs es einige 
ı den vordern Schützern bis nach dem Bugs hin am 
munde frei von Seegewächsen, Muscheln u. dgl. war: 
ten sich nm den vordern Protector auf dem Eisenroste, - 
mgab, Zoophyten und viele kleine Muscheln vom Le- 
echt angesetzt, dabei war das Kupfer in Aner beträcht« 
sdehnung um den vordern und hintern Schützer glän- 
regen warde die Farbe gegen die Mitre des Schiffs hin 
sh mar von heller Farbe, und ohne eigentliche Schup- 
lden. Hier schien blofs das Eisehoxyd Schuld an die- 
ingen von-Seegewächsen und Seethieren gewesen zu 
dem reinen Kupfer um die hintern $chützer fand sich‘ 
gleichen, dagegen hatte das Blei am Bug, das der Rei- 
Wassers am Meisten ausgesetzt ist, jene Seekörper hoch 
icher anhiingeid. Dasselbe Schiff wat, ehe es ge“ 
nrde, mit einem starken Ueberzuge von kohlensaurem 
tsalzsaurem Kupferoxyd und mit sehr vielen lagen 
| Zoophyten, die an verschiedenen Stellen am Boden ` 
m Seehafen eingelaufen. Bei einem andern Schiffe; 


4008 
das nach Calcı 


Protectoren, di 
einen vollkomr 
Seekörpern, un 
sich um den E 
gewächse un 2 
Die in erch 
mes) gegebenen 
fohlen, dafs’ da 
werden solle, 
nach welchem 
See geht, die 
werden sollen, 
Hafen gelegt v 
Davy 2 auf, d 
lichste Art zur 
jenige zu betra 
werde, so dals 
Holz desSchifl 
dessen Kopf, w 
wendigen Seite 
pferplatte der P 
zeinem Kupfer 
doch das Sub, 
stand versetzt, 
kommt, das si 
‘gen der Kupfer 
schen den Ku 
, Haarröhrchena 
schen dem Ns 
Kupferplatte, 
Holzes geschli 
Seite des Kup 
die Aufsenseite 
keit, zwischer 
zes eingeschloi 








2 Phillips 
2 Philos, 1 
DACH 


Anwendung l 4009 


he Protector in demselben Verhältnisse langsam corrodirt, 
die Corrosion einem grofsen Theile nach auf der im Was-. 
ngeschlossenen Luft beruht, und der Protector sich länger 
, wenn jenes sein Sauerstoffgas verloren hat. Sitzt dage- 
T Protector auswendig, wo ihn mit Luft gesättigtes Was- 
ts bespült, so wird er in einem weit gröfseren Verhält- . 
verzehrt, als dieses eine notwendige Folge des el. Zu- | 
s ist Alle Versuche, welche Davy im Kleinen ange- 
nd mannigfaltig abgeändert hat, haben Resultate gegeben 
se Aenderung hinsichtlich der Anwendung des Protectors, 
noch nicht im Grolsen ansgeführt sind, als die zweckmä- 
ansehen lassen. Einige Versuche haben mich gelehrt, dafs, 
uch zwischen dem Protector (einer Zinkstange z. B.) und 
ıpfer keine geschlossene Kette durch einen feuchten Zwi- 
rper statt findet, letzteres doch dadurch, dals es in einer 
igen negativen Spannung erhalten wird, schon gegen die 
ion geschützt werde. Davy erinnert, dals man nach 
en Principe auch astronomische Instrumente, so wie Stahl- 
ente werde gegen den Rost schützen können, und er 
1, dals Perys seine Messer dadurch am besten erhalte, 
sie in einer Ausfutterung von Zink aufb@wahre. 

ch die Anwendung der einfachen Kette zur Bekämpfung 
T furchtbarsten Krankheiten, der Epilepsie, ist hier noch 
heben. ` Jong Munsronn. ist auf dife Anwendung 
keoretische Ansichten über die Natur der Epilepsie und 
gang bei den Muskelbewegungen geleitet worden. Ihm 
änlich bei der Heilung dieser Krankheit alles darauf anzu- 
ı, dafs die krankhafte Anhäufupg des bewegenden Prin- 
elches als die nächste Ursacha dieser Krankheit anzuse- 
', Verbätet und beseitigt werde. Dieses geschehe aber 
ersten dadurch, dafs der negative Pol so nahe als mög- 
lem Gehirne‘, und der positive an irgend einem ‚entiern- 
ile des Körpers angebracht werde und zwar 30, dafs sie 
md wirken können, wozu sich die einfache Kette vor- 
eignet. Zu dem Ende wird die Oberhaut von der Grö- 
; Sechspencestücks (etwa eines Zweigroschenstücks) an 
‚ken so nahe als möglich an der Wurzel der Haare mit- 
es kleinen Zugpflastess entfernt, und ein gleich grolser 
selben in der Höhlung des Kniees und an seiner Innen- 
f die Wunde am Nacken. wird eine Silberplatte je nachdem 
, Sss , 


10 
ter des Kran 
der‘ einer | 
zt, an ihre 
ihrem unte 
einer Haken 
wischen bei 
ücken herab 
erum ap die 
ı dem er bef 
igen Seite ar 
ann längs d 
ie Zinkplatte 
efestigr. Be 
entliche Stüc 
in Stück Fle 
reit ist, und 
Jautstelle ge 
ler Metallplat 
mf welche d 
ängliche Feu 
lavon geträn 
ven; da aber 
lieselbe Abs 
Muskelfleisch 
wird ein Stü 
mm Nacken a 
alls feuchtes 
lie Metallpla 
he durch dr 
ihrem Rückeı 
sinen unterh 
Zinkplatte w 
Jer zweiten £ 
Fleisch von € 
pecht, Hat c 
ängliche Lär 
mf diese Wi 
3tanden lieg 
licke Oxyd, 
werden, wes 


- Anwendung, 1011 


LH 


Wirksamkeit za erhalten, am besten ist, ihn-täglich Qmal 
'echseln. Eine Hauptvorsicht, die man nicht aus dem Auge 
eren darf, ist, dafs die Oxydation des Leitungsdrahtes an 
stellen, wo er mit den Haken der Platten verbunden ist, ` 
ndert werde, weil schon de: dünnste Oxydschicht die gal- 
che Action aufhebt. ‘Ketten statt des Leitungsdrahtes, den 
en aller Sicherheit dreifach nehmen kann, sind.nicht zu ge- 
hen, weil die Gelenke nicht genau genug an einander sto- 
um die schwache Action fortzuleiten. Die beiderlei Wun- 
ieten aulser dem oben Angeführten, noch die merkwürdige 
tiedenheit dar, dafs die im Nacken die Neigung hat, schnell 
eilen, wenn der Druck entfernt oder vermindert wird, in 
em Falle man dann durch Betupfen mit trockenem Aetzkali 
ticklichen Zustand derselben leicht wieder herstellt, wäh- 
die untere Wunde eine Neigung hat reizbar zu werden, 
ich anszebreiten, zu dessen Verhütung man ihren Rand 
kleine Streifen Pflaster schützt, welche man in Form ei- 
mes vom Mittelpuncte nach aufsen legt, so dals in der 
ine kleine Oeffnung bleibt. Der Gebrauch dieses Mittels 
ters mehrere Wochen fortgesetst werden. Mazsroan 
inige sehr auffallende Fälle von Heilung an, auch. kenne 
zelne glückliche Curen anderer Aerzte, doch rechne man 
er Krankheit, welche nicht in allen Fällen dieselbe Ursa- 
t, nicht sicher anf dieses Mittel. Wo organische ‚Fehler 
ime als Gelegenheitsursachen wirken, ist begreiflich nichts 
zu erwarten. Statt die Zinkplatte i in die Kniehöhle anzu- 
dürfte es bequemer seyn, sie am Ende des Rückgrats zu 
en. Bei Lähmungen der Gliedmafsen in Folge eines 
lusses würde ich von einer umgekehrten Application der 
Metalle den bessern Erfolg erwarten. Letztere Kette 
ffenbar als ein stärkerer Muskelseiz, um den es dann 
ist. Schon früher hat besonders GaAarznGiessen $ auf 
f Weise die einfache galvanische Kette empfohlen, be- 
in örtlichen Krankheiten, namentlich in der Taubheit, 
lie Metalle hinter die Obren appliciren liefs 2. P. 


vanometer; Galvanoskop. S. Multiplicator. 

'ersgche den Galvauismus zur Heilung einiger Krankheiten 

den, von C. J. G. Grapengiefser. Berl., 1801. 

iufser den vielen im Laufe dieses Artikels angeführtenSchrif- 
Sss 2 





1012 


Luft; gas, aër , au 
Es giebt eine grolse 
durch gewisse eigenthüm! 
Mit dem gemeinsamen N 
den. Bei der grofsen Za 
leicht erklärlich, dafs ma 
ten .die Bezeichnungen: 
förmige Stoffe oder Körp 
manent oder bleibend el: 
Expansibilien u. a. hergei 
cität oder das Bestreben 
ter Ausdehnung, und dn 
derstandes gegen äulsere 
im Allgemeinen die unt 
von Substanzen, welche 
Luftarten und Dämpfe in 
den wesentlich von eina 
Dampf $ bereits angege 
Gasarten dem Mariotte’s 
pfe im Zustande der Sät 
keit gar nicht palst. Al 





ten, verdienen noch erwäh 
schichte des Galvanismus c 
lich in chemischer Hinsic 
1808. — Iran Ann, Tr 
vanisme. 2 Tomes. Paris 
taire sur le Flnide deet 
Can, N. Bean se, Erfahr 
Hamburg, 1802. — Jos. I 
— Dr. Jon. Autos Henn 
Elektricität. 2 Bände. - W 
näheren Kenntnils des Ga 
Jena, 1800—1805. — Cı 
Theile. Ulm, 1824. — `A 
scheinung des Galranismu 
mente der Elektricität und 
Breslau, 1819. — C. Go 
Chemie. 1. Band. Bonn, : 
1 S. Th. I. $. 279. 





Gas - 1013 


zustand dieser Classe von Körpern nicht verkennen, wie - 


lemjenigen hervorgeht, was hierüber im Artikel Flüssigkeit 
st ist; aus welchem Grunde aber und mit welchem Rechte 
sie elastische, permanent elastische oder expansibele Kör- 
enne, ist im Artikel: Expansion erörtert. Man kann nach 
diesen also mit Recht sagen: die verschiedenen Luft- oder 
rien sind diejenigen elastischen Flüssigkeiten, weiche dem 
gie schen Geseise in einem grö/seren oder geringeren Um- 
: desselben. unterworfen sind, und da schon im Artikel: 
f, die Gründe erläutert wurden, warum jenes Gesetz anf 
le keine Anwendung leidet, insofern für letztere eine bün- 
[heorie nur dann besteht, wenn sie im Zustande grölster 
igkeit genommen werden, so ist es erforderlich hier zu 
„in welcher Ausdehnung dasselbe auf die Gasarten Anwen- 
indet, welches dann auch nach einigen vorläußgen Be- 
mgen geschehen soll 3. 

ı frühern Zeiten kannte man blofs Luft, d. h. atmosphä- 
Luft, hielt diese für einfach, und leitete die durch andere 
m dargebotenen Erscheinungen, welche mit, dem Verhal- 
per Laft nicht übereinstimmten, von dem Einflusse ge- 
dunstartiger Auflösungen und Beimischungen in dersel- 
b, wobei namentlich eine hypothetisohe Substanz , das 
ilon, eine grolse Rolle spielte. Als man aber die ver- 
men Gasarten genauer kennen lernte, und ihren Unter- 
von der atmosphärischen Luft, so wie die Bestandtheile 

itzteren deutlich bestimmte, wurde der Ausdruck Gas, 

dem bis dahin üblichen, Zuft, eingeführt, und durch 

s Wort diejenige Mengung bezeichnet, welche der Haupt 
theil der unsere Erde umgebenden Atmosphäre ausmacht 2. 

Bezeichnung ist an sich unschädlich, auch wird noch 


Dess in Zeitschrift für Physik u. Math., von Baum- 
a. Ettingshausen. JI. 309, zeigt, dafs eine verschiedene, aber 
. genügende, Entziehung der Wärme die Gasarten tropfbar 
nacht, und nenot- die zu ihrer Gasform erforderliche Wärme 
värme im Gegensatze der Verdampfungswärme bei den Däm- 
la[s beide verschieden siad, hält Frankenheim für einleuch- 
nd beruhet also hierauf gleichfalls eine Verschiedenheit bei- 
ansibeler Körper. Es wäre interessant, die erstern auf glei- 
ise zu bestimmen, als letztere mindestens für Wasserdämpfe 
tist. 

3. Atmosphäre. 1. 454. 


d 


Flüssigkeitäözustand. 1015 


sesetze beziehen, nämlich ihre Elüssigkeit und.:ihra Elasti» 
; sie verdienen daher einzeln untörsächt zu werden, - 


d i ~ í 


À. Flässigkeitszustind der Gabe. | 


Ueber den Flüssinkeitszustand‘ "der Gase: Migsineinen; 
Juterschied des tropfbar - oder elastisch- Flüssigeeyns, und 
ierauf geyrimdeten Bezeichnungen Mixidisäs und Löquiehs 
t schon“im Artikel: Flidsigkist; gehandelt. ‚AVeil ober 
tztere Wort offenbar zuerst vow trapfbar flüssigen Küepera 
ıcht und erst später auch auf die gasförmigen übertragen ist, ` 
us den verwandten Ausdrücken: Flufls, flüssig, fliesen, 
sam erheller, so habe ich mich dort auf das Verhalten der 
arilüsşigen oder liquiden Körper ausschliefslich beschränkt, 
ie Untersuchung des gasfürmig- Flüssigseyns: his hierher 
rt. In Beziehung auf das dort Gesagte kommt also hier 
die Frage in Betrachtung, worin das eigentliche Wesen 
slörmig- Flüssigseyns bestehe, - d 
, Dals man den Gasen Flüssigkeit zuschreibt, komme 
weifel daher, weil sie fliefsen, d. h. sieh auf eine ähnliche 

bewegen, als dieses bei tropfbaren Flüssigkeiten durch 
ügenschein beobachtet wird. - Unstreitig ist nämlich die 
ung der Luft beim Winde, beim Blasen, in Schornsteinen 
iindöfen,, über stark erhitzten Körpern u. a. m. ein gany 
ches Fliefsen, und man war daher berechtigt, denjeni- 
srpern, woran sich dieses zeigt, den Namen der Flüssig- 
eben so gut beizulegen, als denen, welche Tropfen bil- 
Bei beiden beruhet aulserdem das Wesen ihres Zustandes 
‚leichten Verschiebharkeit ihrer Theile, als Folge fehlen- 
rision (nach dem hierüber von mir angenommenen Sprach- 
che) und Reibung ihrer Bestandtheilchen unter einander 
' andern Körpern, nebst dem hieraus folgenden leichten 
iten derselben über einander, ohne dafs jedoch bei beiden 
die Adhäsion ihrer Theilchen sowohl gegen einander als 
gen andere Substanzen wegfällt. Auch die Gasarten sind 
h den Gesetzen der Adhäsion unterworfen, wie sich deut- 
eim Fliefsen derselben durch die Oeffnungen längerer 
ı zeigt. Man sagt zwar gewöhnlich, das bei diesem Aus- 


— — 


Vergl. Pneumatik. 


Flüssigkeitszustand, `` 1017 


rachtung komme, Indem aber diese Untersuchung im Ar- 
Pneumatik vollständiger angestelk werden wird, so ber 
ich mich hier mit einer allgemeinen Andeutung der Sache. 
Die Flüssigkeit der Gase, hauptsächlich der atmosßhärir 
Loft, zeigt sich aufreine eben so interessante als auffal- 
Veise beim Fertsehtvimmen verschiedener Substanzen, nár 
:h der riechberen Stoße , in deuselberi 3. Sogar auch. das 
che Fluidum, sofern dasselbe auf den Geruchssinn wirkt, 
n der Luft mechanisch schwebend fortgefährt. Dieses in- 
ıte and für die Entscheidung über das Wesen der Elektri- 
ichtige Phänomen hat sich mir vielmials dargeboten, dafs 
nlich in dem einen Abtheilung des hiesigen physikalische 
chend, wenn in der andern die grofse Elektrisirmaschinte 
t war, bis über 30 Secunden nach. dem Süllestande derr 
bei geeigneter Luftströmung den speeifischen Geruch der 
tät als eines in der Luft schwebenden feinen Flwdums- 
hm. a ' ' 
mer kann man sich die-Vorstellung von der Flüssigkeit 
arten auch auf folgende Weise versinnlichen. Man danke 
en überall verschlossenen Cylinder und in der Mitte des- 
eine lothrechte Axe herabgehen, mit perpendicalär anf 
stigten Flügeln, die Ebenen der letzteren gleichfalls loth- 
Würde jene Axe durch einen -geeigneten Mechanismus 
ehet, so. würden die Flügelflächen die im Cylinder entr 
Luft oder Gase vor sich hertreiben, andere Theile der- 
würden in die verlassenen Stellen strömen, und so mülste 
' in dem Verhalten: der tropfbaren Flüssigkeiten ganz 
es wirkliches Flielsen erfolgen. . Bei den Versuchen über 
iderstand der Mittel werden solche Apparate in Anwenr 
bracht. ' J 
Man hielt von den ältesten bis zu den neuesten Zeiten 
len Flüssigkeitszustand der Luft, und nach der Analogie 
t auch der übrigen Gasarten, für bleibend, und nannte 
wegen zum Unterschiede von den Dämpfen permanent 
we Flüssigkeiten. Hurron ? unter andern sagt in dieser 
1 noch ganz bestimmt, dafs die Luft weder durch langes 
;hlossenseyn ‚in Gefälse, noch durch die höchsten Grade 


e 


Cd 





3. Hatton Dict. I. 48, ' 
Dict. [. 48. Vergil. Eacyclop. meth. I. 141. 


1... 


Ni gll H we 


— 


‚Ver E 


ht Pr 
















dieses Gases mit Wasser behandelt sey. Eben so e 





1018 o "Gas 


der Kälte, noch durch den stärksten mechanischen Drac 
@igenthümlichen elastisch- flüssigen Zustand verliese. 
der neuesten Zeit erwies Fanıanar durch eine Reihe mt 
ter Versuche, dafs verschiedene Gasarten, welche be 
Wärmeiber dem Bispuncte und unter dem mittleren 
der Atmosphäre dem Mariotte’schen Gesetze felgen, d 
vereinte Wirkung der Kälte und der Zasemmendrückung i 
Zustemd der tropfbaren Flüssigkeit übergehen, und nach 
ses bekannt geworden war, fand: sich, dafs man schen 
ähnliche Erscheinungen beobachtet hatte. ` Del hierdurch 
das Mariotte’sche: Gesetz eine notwendige Einschränkuug 
leide, despleichen - dafs dieser Umstand bei. der Best 
des ei gentlichen Wesens dieses Flüssigkeitszustandes 
rticksichtigt werden müsse , wird. weiter unten erörtert w 
für jetzt möge es genügen, zuvor die hierüber bestehenden 
sachen anzugeben. 

Fanapar stellt die ihm bekannt gewordenen Nachz 
von der Verwandlung der Gase in tropfbare Flüssigkeit 
sammen 1, Hiemach scheint es, als ob bei den bekannten | 
suchen des Grafen Bumroan in München über die 
entzündeten Schielspulvers die feste Masse , welche sich 
len in.dem stählernen Cylinder angesetzt fand, und 
scheinen mit einer auffallenden Verminderung der Elastic 
erzeugten Dunstes verbunden war, verdichtete A: 
enthalten habe. Eine Verdichtung des Ammoniakgas su 
baren Flüssigkeit wollen viele beobachtet haben, allein 
par vermuthet, dals hierbei eine sohr gesättigte Verbi 































Gurrow-Monvzau Ammoniakgas durch — 48° C. Kike 
bar flüssig gemacht haben, allein Fananar berechnet dti 
sticität dieses Gases im trocknen Zustande bei 10° C. Te 
zu 6,5 Atmosphären, und glaubt der Analogie nach, 
höherer Grad der Kälte zu seiner Liquidemachung ele 
sey, als jener angegebene, welswegen auch hierbei eis 
fluſs der Feuchtigkeit angenommen werden müsse. Sch 
saures Gas wurde nach Founcaor’s Zeugnils von Mos 
CLooxr und von ihm selbst durch angewandte grölsere 





1 8. Journ. of the Royal Inst. Nr. 32. darsas is Pk, 
XXVI. 92. 


Flüssigkeitsgustand, - 1040 


echanischen Druck liquide gemacht, eine Thatsache, wel- 
ch den neuesten Entdeckungen über diese Substanz nichts 
endes mehr hat. Gurros-Monveap bereitete bekannt- 
' eppes Räuchernugsäaschen zur-Säubeyans der Luft von 
enden Miasmen !. + Indem aus der Mischung: in densel- ` 
lırgasibeteitet: werden ntas „ ihre Oeffhung aber durch 
ngeschrkärgelten: Glussttipsel ‚fest! verschlossen gehalten 
so glaubt Fanınar, dascontbundene. Gas: sey als prop) 
kissigkeit zurückgehalten, ‚welches um-so weniger auf 
ist, da die Elastieität dieses Gases- bei 15°,5 C. nur 4A» 
ren beträgt. (In-diesem Falle kommt indefs. wohl ohne 
| die im Glase gleichlalls worhandene Flüssigkeit mit: in 
tong.) Arsenik.. Wassersioffgas will: Stkomerer schon 
wch hohe Kälte tropfbar flüssig gemacht haben, allein 
ay meint, der sëch in dieser Gestalt: zeigende Antheil 
en sey beigemengte Feuchtigkeit gewesen, da dieses Gas 
i — 18°C. durch einen Druck von 3 Atmosphären nóch 
issig machen lasse. -~ ; 
hanar befolgt die chronologische Ordnung bei seiner 
mg, und erwähnt daher, dafs Nonrunonez 1805 biş 
hlorgas seht heftig comprimirte, wie er angiebt bis 18 
hären, daraus dann eine gelbe Flüssigkeit erhielt, welche 
ifneter Schraube augenblicklich. mit heftigem Geruche 
ut wurde 3. Es ist wohl nicht zu bezweifeln, dafs hier- 
' wirkliche Flüssigmachung statt fand. Auch salssaures 
I Nortramone liquide gemacht haben, Fanapır hält 
eo einen Druck von 40 Atmosphären für erforderlich, 
abt daher, es sey hierbei eine Verbindung von Chlor mit 
Jel aus der Pumpe zum Vorschein gekommen. Mit 
ichtsaurem Gas gerieth ihm der Versuch zwar nicht 
dig, weil die Pumpe dadurch angegriffen wurde, allein 
sch nicht zweifelhaft, dafs er auch dieses Gas tropfbar 
largestellt habe. Einen interessanten, aber unvollkom- 
Versuch machte Bapsasx schon 1813. Er liefs nämlich 
ı dichten, grolsen Kalkfelsen ein Loch 2.Z. weit und 
ef bohren, gols etwa 1,5 Pinten Salzsäure hinein, und 
Íte die Oeffnung fest durch einen mit Seife überzogenen 
Vrgl. Th. 1. 8. 480. 

ist erzählt in Nicholson's Journ, XIL 368. XUI. 238. 





1020 


Stöpfsel, welcher. vermitte 
hineingetrieben worde. Er 
säure den Felsen spalten u 
und er glaubt daher, dafs di 
Alla diese Erfahrungen: 
wurden weniger beachtet o 
als Fanavar .im Jahre 18: 
Gasarten bei den angegebe 
gleichfalls bestimmten Druc 
~ delte 1. 

Schweflichtsaures Gas bei 

‚Schwefelwasserstoffgas . 

` Kohlensaures Gas . 
Stickoxyd . er 


Cyanogen . . 
: Ammoniak i 
 Salzsaures Gas. . 
Chlor . . 


Auch Chloroxydul (Ew 
gen Zustande von ihm dargı 
und so liefs sich keine Besti 
erhalten. Mit Wasserstof 
Fluorsilicium und Phosphc 
Versuche angestellt, aber ve 
ob micht eine stärkere Comp 
Aüssigen Zustand zu versetz 
dieses, und wollte die Vers 
keine weitere Resultate bek 
soll dem Königl. Institute in 
ben haben, worin er seine ` 
sehr starken Druckes bis zu 
zugleich angiebt, dafs es ihm 
Luft durch einen Druck von 
Gasarten in tropfbar - füssi; 
dings ? hat Prnxıns seinen 


1 Phil. Trans. 182% p. 16 
396. u. 408. 

2 Ann. of Phil. VI. p. 66. 

8 Phil Trans. 1836, in. 6 


A 


Flüssigkeitszustand. 1021 


n eigends constrnirten Apparat? genau beschrieben, dio 
st desselben erhaltenen Resultate über die Zukammen- 
‚it des Wassers mitgatheilt, und hierbei zugleich an- 
dafs es ihm auch gelungen sey, nicht blols aus der 
: Krystalle durch bloßen mechanischen Druck auszu- 
sondern auch Kahlensasserssoffgas und selbst atmo- 
e Luft in tropfbara Flüssigkeiten zu verwandeln. Sei- 
be nach soll ersteres schon bei einem Drucke von 
phären angefangen. haben, flüssig ou werden, bei 
sphären aber gänzlich in eine tropfbare Flüssigkeit ver- 
orden seyn, bei letzterer aber Bug der. Zustand einer 
Liquefaction erst bei 500 Atmosphären an, ' nahm bei 
m Drucke: zu, und. be 1200 Atmosphären war aus 
eine schöne durchsichtige Flüssigkeit entstanden, de- 
ı ungefähr den 2000sten Theil der angewandten Luft 
ıd auf der: Oberfläche des sperrenden Quecksilbers zu 


hätzbar es seyn würde, über die Möglichkeit ei- 
ndlung der atmosphärischen Luft in eine tropfbare 
Gewifsheit zu erhalten, und so wehrscheinlich es 
lafs dieselbe bei einer Verdichtung über das 800fache 
„stand übergeht, so fehlt doch den hier mitgetheil- 
hen zur völligen Beweiskraft- noch gar vieles. Zu- 
ıt schon Poceexnnorre ? bemerkt, dafs; Penxins die 
eschriebenen Tropfen in seinem Apparate gar nicht 
te, und sobald der Druck nachgelassen hatte, mufste 
re Flüssigkeit, falls sie entstanden wäre, sogleich 
den Zustand der Expansion übergehen. Aufserdem 
ich gar kein Zusammenhang in die von Praxıns an- 
Zahlen und Gröfsenverhältnisse bringen. Dunkel ist 
dals das sperrende Quecksilber bei 600 Atmosphären' 
bei 1200 Atmosphären um $ des Volumens der Röhre 
naufgestiegen seyn soll. Völlig räthselhaft aber mufs 
s die Liquefaction bei 500 Atmosphären angefangen 
1200 (in gewisser Hinsicht) vollendet gewesen sèy, 
die Menge der erhaltenen Flüssigkeit nur yyy der 
an Luft betrug. Sobald nämlich’ eine  expansibele 


Piezometer und Compressionsmaschine Th. II, 8. 29. 
, LXXXV. 556.. - 











' 
Lo > ‘i’; 
Flüssigkeit über die Gre 
zusammengedrückt pnd 
weise, sondern sie muls 
stens kann hierbei keine 
1200 Atmosphären stati 
dafs zuerst der eine Bes 
Stickgas, flüssig gewor 
bei einem gewissen Dru 
bei vermehrter Compre 
Die Angabe des Volu 
setzen, dals die entstan 
Grad der Dichtigkeit ert 
Drucke proportional wa: 
weitigen Erfahrungen i 
controliren. War letztı 
man blofs das Stickgas 
men, so konnte die ' 
betragen. Solange ibr 
sind,. wird- der berühı 
nicht verargen, wenn e 
ausgemacht ansieht. 

Als eine Einschränl 
standes dient endlich di 
dende Gasarten sofort in 
baren Flüssigkeit überg 
Verschiedene angeführt 
durch ein einziges ganı 
dals Ammoniakgas und 
festes salzsaures Ammor 


B. Elas 


Von der grolsen El 
pansion aller Gasarten, 
vorkommenden Erscheir 
lich bei der atmosphäri 
verwandten Gase zu sch 
sten Experimente dieser 





1 Im Art. Flüssigkei 


Elasticität. 1023 


heit der Laft, oder wie man Sp sagen pflegt, ihre Un- 
nglichkeit nachzuweisen pflegt, nämlich, wenn man ein 
iches Glas umkehrt und im Wasser untertaucht, wobe; 
in das Glaa nur wenig, und der Tiefe, bis zu welcher 
aucht wird, proportional eindringt, indem der Druck der 
den Wassersäulen die Luft zusammendrückt, In grö- 
Iständigkeit zeigt sich das Nämliche beim Herabsenken 
terglocke unter Wasser, und das Eindringen des letz- 
len innern Raum der ersteren zu einer mit der erreich- 
stets zunehmenden Höhe, Aber noch aulserdem zeigt 
Flüssigkeit und Elasticität der atmosphärischen Luft 
;lielsen derselben als Folge und unter Bedingung der 
im Processe des Athmens_ warmblütiger Thiere 3. 
ı älteren Geräthen der physikalischen Cabinette findet 
‚Apparat, welcher diesen Procels versinnlichen goll, 
' Lungenglas genannt wird, seinen lange behaupteten 
nicht verdient. Das Ganze besteht nämlich aus ei- 
lförmigen Glase mit einer durch die enge Oeffnung 
ten, halb aufgeblasenen, und mit ihren oberen Ränz 
ande des Glases befestigten Thierblase. Wird dieses 
eine Campane auf die Luftpumpe gebracht, und ab- 
exantlirt und die Luft wieder zugelassen, so wird 
n gleichem Wechsel durch die sie umgebende Luft 
sedrückt und wieder aufgeblasen. 
bt aulserdem der Versuche sammt der hierfür be- 
\pparata eine Menge, welche die bet den verschie- 
len der Compression fortdauernde Elasticität der Luft. 
inen beweisen, von denen ich indelg nur die be- 
und wichtigsten kurz angeben werde, Wenn man 
r Thierblase eingeschlassene Luft zusammendrückt, 
selbe bei nachlassendem Drucke ihr früheres Volu- 
r erhalten. Ist die Blase nicht ganz aufgehlasen, 
ringt sie enter die Campane einer Luftpumpe, so 
im Exantliren anschwellen, nach dem \Viederzulas- 
eren Luft ihr anfängliches Volumen wieder erhalten, 
rmiren der Luft unter der Campane aber in einen 
laum zusammengedrückt werden. Ist die Blase dünn 
aufgehlasen, so wird sie unter der Campane nach 


thmen Th. 1. 8. 4%. 


1624 
Wegnahmed 
mit scht dün 
Weise unter 
RICKE t vers 
es auf eine E 
aus demselbe 
den vorigen | 
ein, woraus 
in der Höhe 
ihr eigenes G 
ser ihrer Elas 
Gleichgewicl 
Gefäfsen, in 
Zugang hat, 
tigkeit und : 
Höhe in, der 
Loft zeigt ai 
selben vermi 
Heronsball, 
Jelchn. Ge 
kleinen, mit 
gegengesetzt: 
geeignete W 
flachen Gefäl 
dehnende Li 
wieder zutre 
ein. Aulsen 
nende Appar 
Laft versinn] 
A mit dem a 
ist das Röhre 
unten bis nal 
oder selbst ü 
Ende ist das 
so dafs also « 
dung bei ci 
sind. Wird 
Apparat unte. 





1 Exper, 


Elasticität 1025 


d abwechselnd Luft weggenommen oder zugelassen, so 
st die Luft vermöge ihrer Elasticität aus dem Gefäfse 
das Wasser in B ab, und weil letzteres ihr den Rück- 
sperrt, so füllt sich maehher ‘abwechselnd das Gefäfs 
mit Wasser oder verdünnter Luft. 


zweite Instrament: beruhet auf gleichen Grundsätzen.p; 


mehrere Zolle hohe gläserne Gefäls A wird die 1 —8* 


eite und gleichfalls einige Zolle hohe Glasrähre B bei 
oben. Ein im der durch die Zeichnung angegebenen 
gebogenes enges, und bei a in eine sehr feine Spitze 
nes Röhrchen abcd ist vermittelst einer. bei ef be- 
Fütterung so eingekittet, dals es in den Raum des 
i herabgelassen, bei ef festgeschroben werden kann, 
iese Weise einen Canal für die aus dem Gefälse A ab- 


Luft darbietet. Wird bei d etwas Quecksilber einge- > 


relches die untere Mündung des Röhrohens versperrt, 
Apparat unter eine Campane auf die Luftpumpe ge- 
m die Luft aus A wegzunehmen, nachher äber Luft 
m zugelassen, so bildet der Druck derselben aus der 
tze bei oe eine-Quecksilberfontaine. Dals die Wirkung 
kessel anf ähnlichen Gesetzen beruhe, bedarf kaum ei- 
mung 1, 
liesem Bestreben der Luft, vermöge ihrer Elasticität 
gewicht ihrer Dichtigkeit wieder herzustellen und so- 
mit Luft von minderer Dichtigkeit erfüllten Räume 
en, wird dann auch ein sehr bekanntes Phänomen er- 
selches seines öfteren Vorkommens wegen hier er- 
le möge. Wenn im Winter bei wechselndem Thau- 
Frost die Wege, insbesondere im thonigen festen 
teiner Menge kleiner Wasserbehälter übersäet sind, 
diese bei schnell eintretender Kälte mit einer Eisdecke 
zu werden, und dann das Wasser unter ihnen zu 
en, so dals ein hohler Raum daselbst zurückbleibt, 
h meistens bei eintretendem Thauwetter wieder mit 
t. Durch äufseren Stofs’ oder Druck, zuweilen auch 


pflegt diese Eisdecke oft mit einem lebhaften Knalle, 


zu werden, welcher letztere eine Folge. der in die 


ster Luft erfüllten Räume unter der Eisdecke eindrin- 


Druckpumpe. Th. II. 8. 634. | 
Titt 


KM 
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— * — nn 


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ierst da 
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oyle’sch 
ird, w 
reng ge 

Die 
andes g 
iromete 
ır Math 
m, dafı 
'n äufse 
ırn nahı 
ıecksill 
ns, de 
Jite dat 
!htwink 
ariotteꝰ 
ısticität 
gen ver 





1 Val 





Elasticität. 41097 
Die Röhre, womit seit Borts ährlliche Versuche oft wie- 
nd, ist eina sehr lange, heberförmig zu zwei anglei- 
nkeln gebogene Barometerröhre, deren kürzerer Schan-Fig. 
eistens Dar, Z. hoch, der längere AB dagegen 7 bis 152. 
h zu seyn pflegt. DBoxzxz gols zuerst etwas Queck- 
lie Röhre, füllte damit den untern Raum derselben 
' dafs dus Mivgau desselben in beiden Schenkeln gleich 
also die Luft in heiden ‚gleiche Elasticität hatte, gols 
ksilber im längeren Sohankel nadh, bis die Säule des- 
enal, Zolje über den Nivean im kürzeten Schenkel 
d hieddurch also bewiesen wurde, dafs die Elasticität 
Juecksilber von der Höhe, wie die mittlere des Ba- 
zu tragen vormöge. Diese und ähnliche Versuche 
e er sehr häufig, und dabei entdeckte Rıczann 
, einer von seinen Schülern, dafs der Raum, in wel- 
ingeschlossene Luft des kürzeren Schenkels zusam- 
kt warde, sich umgekehrt wis die Längen der Queck- 
im längeren Schenkel verhielt; denn als die letztere 
trug, war die Laft im kürzeron Schenkel von 12 Z. 
sammengeprefst, und indem er den einfachen "Drock 
‚häre zu 29 Z. Quecksilberhühe angenommen hatte, 
das Hinzukommen einer gleichen Gröfse die Vermin- 
; Volumens auf die Hälfte. Sobald die Höhe der 
säule im langen Schemkel vermehrt oder vermindert ` 
rminderte oder vermehrte sich diesem proportional 
P, 
GE vervielfältigte nachher mit grolser Beharrlichkeit 
> und. Zahl dieser Versuche 2. Vorzüglich bediente 
i eines cylindrischen Gefälses ABCD mit Quecksil-p;,, 
in dasselbe eine an beiden Saiten offene Glasröhre153 
dafs der überstebende Theil derselben EG noch ei- 


de de elatere et gravitate aëris advers. objoctiones Fran- 
md. 1661. Genev. 1680. 4. 
wliche Beschreibung derselben ndet man in seinen Wer- 
Boyle’s Works V. vol. fol. Lond. 1665. 1744. Speciell: 
uts touching the spring of the uir. Oxf. 1660. 8. 
Sontinuation of Experiments. Oxf. 1669. Works. III. 1. On 
n of air. Lond. 1671. Works. UL 202. Second coatinua-. 
Ru. 8, Worke, IV. 86, General history af the air. Lond. 
ks V. 105. 

"Ttr2 


1028 


pen Zell be 
` keitder Sol 
75 Zoll hiel 
gellack vers 
che ef beze 
Quecksilber 
hervorging, 
nug habe, 
welcher Un 
war.. Als d 
wonach als 
ihrer vorige 
ches fast di 
gh= 264! 
eine Federk 
nahe den ze 
-sen sich aus 
tur leicht er 
Marıo 
stellt, und 
nach ihm m 
an, dafs ihr 
sey. Wem 
suchsreihen 
damals gerai 
chungen auf 
genauen Ve 
indem schor 
Trans. aufge 
unwahrschei 
jenen wichti 
ten nichts ge 
suche ist übı 
schaftlichen | 
bleibt dahe: 
Gesetz auch 
wurde. 





1 Seet ` 
eaux. Part. II. 


Elastioität, 1029 


TTE bediente sich ganz gleicher Apparate, als wel- 
rLE gebraucht worden waren, nämlich zuerst der 
iebenen Röhre. Bei dieser betrug der anfängliche 
ı Quecksilber abgesperrte Raum 12 Z, Durch Zugie-1, 
ecksilber wurde 

Bf = 18; 3; 93 Zolle 

EF= 4; ô; 9 — 
ben sich die Höhen der Quecksilbersäule fg = Bf 
t; 28; 84 Zolle, und also die Elasticität der -Luft 
chenkel, indem:sie aufser der Quecksilbersäule fg 
uck einer Atmosphäre auszuhalten hatte, ‘in Zollen 
bersäule ausgedrückt: ` 
4 +28 ; ENN 84 +28 

42 3 56 ; 112° 

E — EF aber, welche die Luft einnahm, be- 


12—44 ; 12-6 ; 11—9 
8 i 6 ; 3 ` 

icität war daher 1,5; 2; 4mal gröfßser, wenn sie 
2; 4mal kleineren Raum zusammengeprelst,wurde. 
ninderung der Elasticität der Laft bei'verprölsertem 
Manıorrte vermittelst einer 40 Z. langen, am ei- 
schlossenen Glasröhre. bo diese grob et 27, 5 Z. 
so dafs also noch 12,5 Z. mit Luft von der Dich- 
nosphärischen erfüllt blieben. Hierauf. verschlofs, 
Ende mit dem Finger, kehrte die Röhre um, og 
in die Höhe stieg, senkte sie in ein Gefäls mit 
Z. tief ein, so dals sie noch 39 Z. aus. demselben 
Nachdem die Luft in den obern Theil der Röhre 
das Quecksilber herabgesunken war, nahm letz» 
ısteres 25 Z, der Röhre ein, also war das Queck- 
halbe Höhe des Barometers gesunken und die Luft 
ten Raum ausgedehnt. Wenn man nun berück- 
; von der Masse der Luft oder der Gasart nichts 
|, wie grols oder wie klein auch der Raum ist, in 
ein gegebenes Volumen einschlielst, und dals 
Dichtigkeit derselben dem erfüllten Raume umge- 
ional seyn mufs, so lälst sich das Boyle’sche oder 
e Geset4 auf folgende Weise in Worten ausdrückens 
ät und Dichtigkeit der ‘Gase iss der sie susam- 


i 


1032, 
mit Rücksicht au 
v 


` Nach dem I 

den werden, bis 
` ten Röhre gehob 
deren Volumen | 
ist, Heilst näm] 
Tometerstande = 
sie dureh. das, He 
vd die, diesem ı 


ENEE 


Hejlst ferner die 
die ‚verdünnte,Lı 
Die Elasticität dı 
sänle in derselb 
Drucke gleich a 


f 0° reducirte 
er in der Mel 





v=v(1- d 
Quecksilber = 

væv éi WW 
men auf den Ren 
V=V =‘ 
"mit Quecksilber 4 
diese 440,950, 
tief in das Quecl 
äufseren stände, 1 


ses nach jener ot 


ren nämlich 4 Z. 
ber um. 83 Lin. ` 


wire V=4 (14 


Blastieität. er: 


ben offerte Gesetz ist seit sölher Begründung durch ` 
d Marıorre noch vielfach und auf mancherlei Weise‘ 
lein es wird gönügen, hier nur die wichtigsten Un- 








Ach Banm weng. werden‘ (en, A vielmehr teise: 
nel H geba.“ Daironts Formel heifst eigentlich u 


dafs von ever freien Verbiodung der Luft mit Wusser- 
Rede sey, nicht"aber; wie Tàznocoto meint, von gemesse." 
Luft uud Dampf, in- welchen. I6tätereh: Pallo er di 
hätte, Die. gefosdörte Aufgabe will ich aber sogleich! 
noch eine ; andere dazu, welahe, noch viel auffalleuder 
hrscheinlich aber Tazpcoro auf die richtige Ansicht der, 
rt haben würde, wenn er sie sich aufgeworfen hätte. Ist 
Elsstieität der Loft = 30 Z. und kommt aus einer genü- 
ge Wassers: Dampf: vom:20 Z. Blasttcität hiozn, so wer.’ 
Jampf = 29:2. und + Laft == 10 Z., susammen = 80 Z; 
und diesemmagh ;wird das frühere Volumen Laft um: das- 
ermehrt werden, wie dieses in. der Natur wirklich vors, 

/ = p-+f seyn mufs, wenn E den. atmosphärischen 
en Antheil, weichen die Luft und f denjenigen bezeich-" 
a der. Wawserdempf” ausübt. Die'zwéite, noch anftälleit- 
e ist, wamm p'ap" ist, de h wenn der Wasserdampf dio’ 


reicht, denn’ deg wird È e E = oy, A K aet 


sserdampf treibt alle Luft vor ich weg, und füllt den, 
grofs er auch seyn mug, allein aus, welches gleichfalls 
ig angemessen ist: Vergl. Gust: in dessen Ann. XV. 
j ebend. XXVIE.-400. ` Die- bisher umersuchte 'Elästicität; 
die absölute, welcher die relutivo oder, specifische entge- 
ne bedarf keiner weiteren Erklärung, denn sie ist das 
at, mit welcher die Laft einer gegebenen zuiammen- 
Kraft Widerstand leistet. Die gewöhnliche, .als Einheit, 
e Bestimmung dieser Kraft ist diejenige, welche die at- 
Luft bei 0°C. Temperatur im Niveau des Meeres, oder 
rch das eigene Gewicht der die Erde, umgebenden Atmo-, 
ımengedrückt ist, ausübt, und welche-durch den Drack 
silbersäule von 836 Par. in, oder von 0,76 Meter oder- 
c gemessen zu werden pflegt,, das. Quecksilber gleichfalls 
genommen. Diese gangbaren Bestimmungen der mittleren. 
he weichen zwar nicht sehr bedentond von einander ab, 
o viel, dafs man jederzeit nur eine, derselben. als Nor- 
chmen dert. So lange Drock und "Temppratpr gleich blei- 
h die Elastibität' verschiedéner'Gasarten gleich, ihre Dich- 
verschieden. Werden sie dann aber bei unveränderter 
«0 weit comprimirt, dafs ihre Diltigkeit gleich ist’, so 





























D u > =ar 2 -> =- 
—— — 


E? ee m 


D 
D m e a 
mn én ` pff — —— — — 


> 


—— — ge e n„... 


-1038 . ‚Gas. 


die unmittelbare Berührung von selbst folgt. Dieser Arzız=- 
tation könnte nur dadurch begegnet werden, wenn bew: 
würde, die Gasarten lielsen sich nicht theilen, wie andere} - 
per; und das, was von den Thelen der letzteren nothr: , 
"zugestanden werden muls, lasse sich auf jene nicht glei. 

‘anwenden. Insofern indels wahrscheinlich alle, und zur::: , 
einige Gasarten durch mechanische Compression in top ° 
Flüssigkeiten, die festen Körper aber durch Wärme in trx. . 
Flüssigkeiten und in Dämpfe verwandelt werden, welched.:' - 
“arten dem Wesen nach gleich sind, mithin kein wesentlicher! :" 

ı schied zwischen festen, flüssigen und gasförmigen Körpern: : 

kann eine solche Argumentation überall nicht stattfinden. 4 
wie jetzt also die Sachen stehen, kann nur davon die Red: a 
ob das Boyle’sche Gesetz in Beziehung. auf eine unendli.:: | 
sammendrückung noch von den wenigen Gasarten gelte, w - 
durch starken Druck noch nicht in tropfbare Flüssiskeite:‘ı 
wandelt sind, in Beziehung auf Ausdehnung aber d — 
Gültigkeit habe. 

“ ‚Soll die Aufgabe vollständig erörtert werden, so zer, ` 
Abtheilung derselben, nämlich über das Verhalten der ©- 
bei der Zusammendrückung wieder in zwei Fragen, nam... 
erst, ob das Boyle’sche Gesetz bei stärkeren Compressione: +" 
genommen durch die Erfahrung bestätigt werde, und zw 
ob bei sehr starker Zusammendrückung einige Gasarter ’' 
stens ihren Aggregatzustand nicht ändern, und auch da: 
dieses Gesetz vollständig oder nahe genau seine Richt. 
währe. Dje erstere Frage pflegt man allgemein mit Ja z: - 

“ worten, indem es als ausgemaohte Wahrheit gilt, dafs die -+ 
gität der Luft ihrer Dichtigkeit direct proportinal ist, 
die gewöhnlichen Gefäfse ihren Druck auszuhalten vermi- -> 
Jein es giebt wenigstens zwei Reihen von Versuchen, *' 
das Gegentheil folgern lassen. Zuerst hat SULZER ! vi. ` 
suche angestellt, wovon ich hier nur einige wenige zu ` 
— — 

L Mém. de Berlin. T. IX. l'an 1753. p. 116. Ich ervahor: 
diese beiden, weil rücksichtlich anderer, namentlich der dı 
TANA ungestellten (S. ‚Opuscules. Par. 1784. p. 112. Verl L 
Mag. If. 165.) unlängst durch GiıLserT nachgewiesen ist, das < 
weichungen vom Mariotte’schen Gesetze sich aus dem Feucht‘ .t' 


stande der angewandten Gasarten erklären lassen, S. desse- 
XV. 67. 


Elasticität. 1039 


bejle, indem: in. nachfolgender Tabelle A éis Dightig- 
: die jhe zugehörige ‚Elastieität bezeichnen. 
te Reiha.. ‚Zweite Beiho | Dritte Reihe 
D d D "d D 
1000 | 1,000 1,000 |. 4,000 4,000 
4,958 | 2,000 1,964 | 2,000 1,900 
2936 | 3,143 3,078 | 3,000 23,798 
8,708 | 4,444 4,320 | 4,000 3,631 
4992 | 5500 5.096 | 6,000 5,297 
5,522 | 7:333 6694. | 8000 6,835 
r hier erscheinenden bedeutenden Abweichungen der 
von dem Boyle’schen Gesetze glaubte Rosıson 2 die 
ch neue sorgfäkige Versuche prüfen za müsen, wö- 
rzüglich Sorge trug, recht:'trockne Luft zu erhalten, 
ker auch das Verhalten der feuchten Luft und der mit 
mpf gemischten untersuchte. Bei letzterer war die 
vom genannten Gesetz geringer als bei ganz trockner 
folgende Uebersicht zeigt: ` 
ne Luft Feuchte Luft Kampferdampf-Luft 
D d D d e 
1,000 | 1,000 1,000 1,000 1,000 ` 
1,957 | 200 ` 1,920 2,000 1,909 : 
2848 | 3,000 2,839 3,000 ` 2,845 - 
3,737 4,000 3,726 4,000 3,718 
4,930 | 5,500 5,000 | 5,500 5,104 
5342 | 6000 5,452 6,000 5,463 
6,490 762W 6,775 7620 6,812 
| 8000 6,835 
Art, wie diese Versuche angestellt sind, eben wie 
Genauigkeit und Glaubwürdigkeit des Beobachters, 
nicht wohl etwas einwenden, und die Sache verdient 
rdings die Aufmerksamkeit der Physiker, und zwar 
ehr, als bei sonstigen starken Zusammendrückungen 
ohl die strenge Richtigkeit des angegebenen Gesetzes, 
hr nur die Frage, ob die Luft überhaupt eine zuneh- 
stieität und ihre Aggregatform beibehält, untersucht 
pflegt.: Indels will Warren t das Gesetz bei Sfacher 
g noch bestätigt gefunden habeg. Borız verdich- 
r 


em of Mech. Philos. TIL. 637. ' 
"denten der Natur unà Konst. Leipz, 1765. IL. S. “98. 


1040 


tete sie bis 
treiben eine 
für gleich s 
hauptsächlic 
nach dem A 
men, ohne 
beobachtet 
Luft.in ein 
Wassers zu 
erhalten hal 
. ‚angewandte 
welche ebe 
aus diesem 
eine 29718 
über dreim: 
Dals i 
nichts gefo 
dem Versu 
stellten ?, i 
Terpentin 
welche bei 
Zusämmenc 
das Eis die 
Compressio 
ten sie ind 
vor, ohne < 
das Marioti 
konnte bei 
Es ist 
mit SWEND 
che in einer 
rat anwand 
Boyle’scher 
Compressio 
nebst der 4 


1 Statiq 
1735. 8. p. ! 
2 Nor. 
8 See, 
A Edint 


Elasticität. ` 1 


and Capillarität bei sehr engen Röhren. Der gebrauc 
esteht im verticalen Durchschnitte dargestellt aus ein 
ascylinder ABCD mit einem messingnen Deckel A 
steht zwischen einem eisernen Rahmen lmno e 
brirte Glasröhre EF auf einem eisernen Gefälse mit 
ecksilber, welches die untere Oeffnung der Glasröi 
t; die obere Grenze des im Cylinder und in der Rö. 
Quecksilbers ist durch IK bezeichnet, GH ist 
T starken in ii eingekitteten und mit dieser Fassı 
inderdeckel geschrobenen Glasröhre, welche im G: 
ehteren 7 F. Jangen und vermittelst eiserner Schraul 
gefügten Theilen besteht und durch die hölzerne Staı 
- Stütze erhält. Sie ist dazu bestimmt, durch hine 
s Quecksilber einen sehr starken Druck gegen die I 
re EF und gleichmälsig gegen das dieselbe umgebeı 
rvorzubringen, , Im oberen Deckel befindet sich 
hranbe, welche geöffnet und dann der Cylinder 
füllt wird. Der Brauchbarkeit des Apparates sti 
egen, dafs die vielen Schrauben für einen so ba 
ht gehörig schlossen, ‚weswegen die Messungen 
ı Versuche bis auf 8 Atmosphären getrieben wen 
Folgendes sind die Resultate 








e Unters, Unterschiede: 

1,0000 0,0000 ` 0,0000 

1,1051 + 0,0001 + 0,0001 
i 1,1693 — 0,0017 — 0,0015 
1,2706 -+ 0,0030 + 0,0024 
1469 , +0,0050 + 0,0035 
1,5810 -+ 0,0060 -+ 0,0040 
1,8060 -+ 0,0060 «+ 0,0030 
l 2,0790 + 0,0330 + an 
2,5200 + 0,0090 +0, 
l 3,1470 +.0,0210 + 00070 
3,5990 | +0,0170 +0,0050 
l 4,1850 + 0,0240 + 0,0060 
5,0100 + 0,0470 -+ 0,0090 
) 5,5720 + 0,0310. ++ 0,0050 
) 6,2870 +0,0010 + 0,0000 
) 7,0820 + +0,0130 
) 8,0140 +0,0160 +0 


i diesen Versuchen die Unterschiede bis auf einen r 

tiv sind, so könnte man sie als gegen das Boyle’: 

mscheidęod ansehen; allein die nur wenig vone 
Uuu 


s 


wg, Gas 
constanten abweichende, Gröfse derselben deutet vielmehr ad nį 
gend einen constanten Fehler. 

Aulser dieser Reihe von Versuchen machten die Beck 
noch einige mit Luftbehältern von Windbüchsen. Von dies 
wurde zuerst ihr Inhalt bestimmt, dann füllte man sie mit vN 
dichteter Luft, fand durch hydrostatische Wägung die Ausit 
` nung des Metalles durch einfache Wägung die Quantität der es 

"geschlossenen Luft, und die Kraft endlich, welche erous 
wurde, das Ventil aufzudrücken, durch einen mit Geet 
belasteten Hebel gemessen, gab die Elasticität. Die La 
rimentatoren gestehen indels selbst, dafs vermittelt di 
Methode keine sehr ‘hohe Genauigkeit zu erlangen sey, * 
ches um so richtiger ist, wenn ' ‘man berücksichtigt, dals 
die ‘stärksten Compressionen ein ‘Ventil 'mit Leder ang 
werden mulfste, da die mit stählerner aufgeschliffener $ 
nicht fest genug schlossen. Inzwischen wurde die ko 
tung der Luft von 1,122 bis 66,254 untersucht, die de? 
mosphärischen bei mittlerem Barometerstande als Einheit & 
nommen, und auch hierbei zeigten sich die Elasticitäteo 
Dichtigkeiten direct proportional, wenn man die unverm 
chen Beobachtungsfehler gegenseitig ausgleicht. Hierna 
man also berechtigt, das Boyle’sche Gesetz innerhalb der 
melsbarer Zusammendrückun gen für absolut gültig anzuen« 
und die durch RoBisox gefundene Abweichung ist versei 

eine Folge der Elasticität des Glases. Darf man auf And 

d einen Schlufs gründen, so ist dasselbe so weit gültig, N 

Gase derjenigen Dichtigkeit nahe kommen, bei welcher s 
Aggregatzustand zu ändern anfangen. 

Die genannten Experimentatoren verglichen nämlid # 
her das Verhalten’ der atmosphärischen Luft und des sche 
sauren Gases. Sie nahmen zu diesem Ende einen stark# 

Lef sernen Cylinder AAAA, mit einem oberhalb darauf be 
ten messingnen Cylinder. BBBB, in welchem der Enb 
vermittelst der Schraube D herabgedrückt werden kann. 
eisernen Gefälse FF stehen die beiden gleichen und go 
fsig getheilten Röhren BEER, welche durch die Glas" 
GG,GG in lothrechter Stellung erhalten werden. Der C 
wird dann bis HH mit Quecksilber gefüllt, und in dieses 

‘den die mit Luft und dem zu vergleichenden Gase gefüllten A 
ren gesenkt, der ganze Cylinder- aber, sowahl der gliser 













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Elastioität. - 10 


T messingne mit Wasser, welches durch der Emboh 
drückt das Quecksilber in die Röhren treibt, und di 
spansibelen Flüssigkeiten comprimirt. Auf diese Weis 
de Experimentoren folgende Werthe bei 24°,25 C. 
wefels. Gas ‚Atmosph. Luft Unterschiede 

1 0,0000 


1 
1,2302 1,2297 


0,0005 
1,4396 1,4403 0,0007 
1,6228 1,6228 “0,0000 
1,8542 2,8539 0,0003 
2,0310 1,0307 - 0,0003 
2,2475 -o 2,2747 ` 0,0001 
2,2879 2,2874 0,0005 
2,3356 2,3289 0,0067 
2,3835 23720 0,0115 
2,4798 2,4619 0,0169 
Lat 2,5610 0,0221 
Log 2,6171 ` 0,0317 
17595 2,7240. 0,0355 
‚8207 2,7819 0,0388 
‚9556 2,9056 0,0499 
;0240 2,9717 0,0523 
‚1733 3,1130 00603 
‚3186 3,1889 0,1297 


taus den hier im Auszuge mitgetheilten Werthen deut: 
die Elasticität des schweflichsauren Gases bei den Com- 
unter 2,25 Atmosphären der Dichtigkeit desselben pro 
ist, von da an aber nimmt die ‚Dichtigkeit schnell zu 
ist in zunehmender Progression. Bei 3,2689 wolle: 
chter die Flüssigwerdung des Gases bemerkt haben 
ahrscheinlich schon früher angefangen hatte, jedocl 
ersten Niederschläge ohne Zweifel an der Oberfläch‘ 
und des Quecksilbers niedergeschlagen. 
liche Resultate erhielt Drsrnetz i mit einem unvoll- 
Apparate, und er ist deswegen jetzt damit beschäf- 
'ersuche vermittelst eines zweckmälsiger construirter 
om Umfange fortzusetzen. Im Allgemeinen fand e 
on aus den bisher angestellten, dafs alle von ihm an- 
Gasarten, mit Ausnahme des Wasserstoffgases bei glei- 
mehrten Drucke ein’ kleineres Volumen haben,.alı 
sche Luft, und dafs der Unterschied der Volumi- 


. Ch. P. XXXIV. 885. u. 443.. 
` Uuu? 


Elasticität. 1047 


lt sind 1, das Boyle’sche Gesetz für 
bt gefunden. Vor nicht langer Zeit . 
auf die Erfahrung einen sinnreichen 
er die unbegrenzte Anwendbarkeit 
us demselben würde nämlich folgen, 
` Erde unbegrenzt wäre; denn da der 
ihe abnimmt, und dieser Abnahme 
z wächst,. so ist keine Grenze, der- 
also nicht blofs bis an den Mond, 
und den übrigen Planeten reichen, 
r Stärke ihrer Anziehung proportio- 
ich aneignen, und es mülste daher 
zine weit dichtere Atmosphäre vor- 
» Erde, weil seine Anziehung un- 
diesem Falle aber würden die Tra- 
lichtbrechenden Kraft seiner Atmo- 
rschwinden können, wenn letztere 
hätte, als die unserer Erde, und 
Trabanten hinter dem Jupiter zeigt 
ı ersteren ausgehenden Lichtstrahlen 
ès letzteren gebrochen werden, diese 
s nicht von der Art, wie die uns- 
Diese Folgerung weiter auch auf 
igen Himmelskörper auszudehnen, 
nen, dafs sie sich sämmtlich un- 
en, ist unzulässig, weil das Ma- 
Erfahrung nur von den Gasarten un- 


noch eine Reihe von Versuchen er- 
Dösznziwen durch eine zufällige _ 
In mehreren, absichtlich delswe- 
and dieser eifrige Naturforscher näm- 
irch sehr feine Risse in den sperren- 
1e dem Auge kaum bemerklich wa- 
ıamentlich dem Sauerstoffgas, Stick- 
Js atmosphärische Luft den Durch- 


1. 641. 
9 


1048 


gang Versperrten 1, No 
klären vermocht, ohne 
dafs die constituirenden 
Gröfse haben. ` Ist dies 
sachen entscheiden, so 
nige Gröfse haben, und 
dehnung verliert allen $ 
lich klein nennen, odeı 
tuirenden Bestandtheile 
tmüfste, 


©. Wes 


Bei weitem der scl 
noch übrig, nämlich € 
seh der .Gagform und 
Mehrere ältere Hypothe 
liches Interesse, und r 
Im Geiste der Cartesis 
Jos. Benxout 3 die | 
Bewegung einer sehr z 
Her Körper eingeschlos: 
chen Ansicht läfst L. 7 
Menge hohler Kügelchı 
geschlossen seyn soll, 
mehr sucht sich dasselb 
sich ein leerer Raum, 
und am Ende verschwii 
den höchsten Grad der 
drückung mehr fühig is 
der grolse Euren geze 
Voraussetzungen Forme 
Ergebnissen der Erfahrı 
delawegen jene Hypoth 


— 


4 Die neuesten und 
deckungen. Jeng 1828, A 
2 Opera. DL 81, 

8 Comm. Pet. 11. 34 


Wesen den Gasform. 


gut $ mag als der Urheber einer Hypothese 
welcher viele andere früher beipflichteten, go 
aller elastischen Körper und selbst dao auch ı 
t elastischer Fasern, wie Baumwollenfädchen 
Ringen, federnden Atomen u: s. w. besteher 
lerlegung solcher Erklärungen ist jetzt überflüss 
lie Cartesische Hypothese schlielst sich gleich 
Buet aufgestellte an, welche von jener nicht 
hieden von ihrem Entstehen an bis auf die ı 
rab gewichtige Anhänger gefunden hat. Die” 
eser Gelehrte mit übergroßser ‘Ausführlichkeit 
, findet sich dein Wesen hach kurz angedeutı 
mue 2, Panesr 3, Manıorre $, Henna! 
16, Dam. und Jon, Benxourut 2, indefs 
ker weniger darauf; weil sie neben wichtiger 
nur ein geringeres Interesse erregte, bis zur 
ern Behandlung, welche ihr später zu Theil 
n lälst sich die 'weitschweifige Demonstration 
ht mit kurzen Worten wiedergeben. "Nach i 
-Gasarten aus festen unelastischen Elementen 
bstände von einander viel gröfser sind, als ihre 
ille befinden sich in einer sehr schnellen foi 
wegung, deren Richtung nothwendig nach al 
tt findet, denn sobald eins gegen das ander 
| widerstebenden Körper trifft, so erneuert 
mit ungeschwächter Kraft. Als primitive 
nglichen und stets verneuerten Bewegung ist 
Stofs des Aethers (eorpuscules ultramondain: 
enstehehden Seiten der Luftatome anzusehen $ 


sica ex ed. Clarkti. Land. 1711, 8. R. III C, u 4 
' Ezperimemts cote Oxf. 1600. 

a. de Ac. 1708, 

y sor ia natare de Pair, Par. 1676, 

ronomia. Lib. IL C. 6. 

Irodynamica, sect, 10, 

‚es qui ont eu part-au prix de hAcad. des Bo.deF 
ganze, in verschiedenen Abhandlungen zerstrenet: 
: findet man am vollständigsten in Notice sur la ` 
enge Louis le Sage de Genève etc. chez J. J. 





1050 


einfachen Sătze werden se 
bekannten Erscheinungen 
nämlich einen Beweis für 
lut harten Atome, ihrer Be 
kenden Aethers findet man 
bei dem jetzigen Standpun 
den, ja bei dem gänzliche 
dung kann dasselbe nicht 
gung Ansprüche machen, 

Aufser Pazvosr, de 
lich pe Lõc dieses Syste 
Rücksichtlich der expansil 
sprünglichen Darstellung 
nur bemühet, eine, gröfere 
gestellten Hypothese zu eı 
seine elektrische Theorie a 
gleich aber die elektrische 
ungleich leichter. anfiigen | 
gen Körper, so ist,doch s 
gewiesen, dafs jener The: 
ten entgegenstehen, und 
Verhalten der Gasarten du 
über beigebracht hat, durı 
hält, so mufs sie auch in 
als blofs hypothetisch, mit! 

. werden. 

Newrou war der Me 
bei den Gasarten und Däm 
fsenden Kraft, auch ver 
hiernach zu demonstriren ; 
gentliche Wesen dieser Kı 
aus dem Folgenden ergeb 
durchaus zulässig sey. Zi 
stenz repulsiver Kräfte du 

H 


à Paris et Genève. I Vol. 8. 
nique publiés par Penaz Pri 
` 1 Neue Ideen über die 
, 1787. 8. Einl, 8. 6. 
2 Th. UI. 8. 864. 


. \ 
Wesen der Gasform, 1051 


hen Größen ; denn, sagt er,- so wiein-der Algebra di 
en Geiben abnehmend zuletzt “yarachwinden und ir 
de übergehen , so mufs auch in der Mechanik da, wc 
"hung aufhört, eine Rapulsion eintreten ,. Es folg 
nmittelbar , daſs der bekannten Newton’schen Anzie- 
e Abstolsung in der physischen. Welt entgegenstehen 
n da diese wie die Quadrate der Entfernung abnimmt, 
sie in der Entfernung a = 1 gesetzt in der Entfernung 


ken A ausgedrückt erst dann verschwinden, went 


ürde, und könnte somit erst. in, aufserweltlichen Rän- 
ren H Die Wirksamkeit einer solchen Kraft, sag) 
weiter, scheint auch zu folgen ays der Erzeugung de 
Dämpfe, deng die ans den Körpern durch Hitze und 
usgestoľsenen Partikelchen entweichen: von jenen, Kör- 
von einander mit einer grofsen Kraft, sobald sie aus 
ctionssphäre gerückt sind, sie fliehen eine Wieder- 
g, so dals sie einen zehnfachen, hundert- ja tausend- 
m einnehmen, als vorher im Zustande der Dichtig- 
e aulserordentliche Ausdehnung und Zusammenzie- 
aber keineswegs erklärt werden, wenn man sich die 
Ichen als elastische Fäden .oder Ringe vorstellen 
d man mufs daher eine zurückstolsende Kräft bei ih- 
von. Flüssige Körper werden He durch Wärme ex- 
| durch Kälte wieder in ihren vorigen Zustand zurück- 
liejenigen aber, welche feste heilsen, erfordern eine 
tze und vielleicht auch Gährung, um wahre Luft zu 
eren Theile sich bleibend mit grolser Kraft zurück- 
ierdurch hat Newrow zwar das Phänomen bezeich- 
den eigentlichen Conflict der entgegenwirkenden 
eswegs genau angegeben. 

bestimmter in Beziehung auf das Boyle’sche Gesetz 
Nzwros an einer andern Stelle 3. Er denkt sich 





qu. XXXI. ed. Clarke p. 320. 

so auffallende Folge, welche die Existenz einer Repulsir- 
zu widerlegen scheint, wäre dem scharfsinnigen Nrwron 
entgangen; allein bekanntlich nimmt dieser zur Erklärung 
ns der Gasarten attractive und repulsive Kräfte an, welche 
Gesetzen wirken sollen. 

LI. prop. 28. T. II. p. 121. ed. Tessanock. 





Wesen der. Gasform. 105 


welche die: Luſtiheilchen zurücktreibt, sich auf eine 
ölseren Abstand erstregken könne,. als in welchem si 
gewöhnlichen Zustande befinden, und hieran knüpft sic 
dig die Frage, ob in diesem gewöhnlichen Zustand 
ft sich auch bis auf die 5mal entfernteren Theile er 
und nach welchem Gesetze gie abnehme. Sollte di 
m Abstande proportional abnehmen, so mülste sie fi 
inander folgenden Theilchen gegen das erste ==5 ge 
weite =2,5 gegen das dritte = 1,667 gegen das viert 
egen das fünfte = 1 gegen das sechste = 0,8333 zer 
dann würde aber eine vierfache Verdichtung den acht 
eine neunfache den 27 fachen Widerstand leisten, wi 
‚Erfahrung streitet. Drange ferner diese Kraft durc 
bendé Hülfe, so müfsten zwei Sphären mit verdichte 
erfüllt, einander abstofsen, mit verdünnter einande 


n wir uns vorstellen könnten, dafs die Lufttheilche 
nnerhalb unmerklicher Abstände mit gleichbleibende 
ielsen, so würde dieses mit den Erscheinungen über 
n Denn wenn wir uns eine Reihe solcher Partikel: 
, welche in jedem Abstande gleichmäfsig abgestolse: 
ind wir lassen eine zusammendrückende Kraft gege 
en wirken, so wird die Zahl der zusammengedrück 
In und also die Summe ihrer repulsiven Kräfte den 
gekehrt proportional seyn, welches genau mit den 
n Gesetze übereinkommt. Rozısow bemerkt indef: 
dche Kraftäulserung sengt in der Natur überall. nich 


sehr gründliche, 'vielumfassende und mit Grober 
: durchgeführte Untersuchung dieses Gegenstande 
RIES t geliefert. Zuerst prüft er nach geometrische! 
n, wie im Allgemeinen Grundkräfte, oder solche 
ht wieder von andern abgeleitet werden können, íi 
auf Masse und Geschwindigkeit wirken müssen. Di 
rhaltenen Resultate würden absolute Gültigkeit ha 
önnten’ somit als sichere Grundlage zur Bestimmun, 
mkeit der Naturkräfte betrachtet werden, wenn nich 


emgtische Naturphilosophie. Heidelb. 1822. 8. S. 448. £ 


Wesen der Gasform. 4055 


chemischen Verbindung, abgesehen davon, dafs jene 
n Druck von 50 Atmosphären noch nicht tropfbar 
d, diese aber schon bei 6,5. 

prüft dann die oben, angegebene Newron’sche Be~ 
er bei den Gasarten wirksamen Kraft der Abstolsung, 
ie im Widerspruche stehend mit dem oben amgege- 
n Gesetze. Wäre letzteres vollkommen begründet, 
Newrox’s Demonstration unstatthaft seyn, welche 
der Annahme beruhet, dafs die Repulsivkraft sich 
als bis zum nächsten Luftatome erstreckt, wie Ro- 
gt hat; aufserdem aber gesteht Newrox selbst zu, 
Iypothese nur ein bestimmtes Phänomen construire, 
entliche Wesen der angenommenen Kraft und ihren 
ang mit andern Naturkräften näher nachzuweisen. 
zugleich, das angegebene Gesetz passe nur, wenn 
ı immer gleich bleibe, also Kugeln zu Kugeln, Wür- 
eln zusammengeprefst würden; allein wenn es für 
esen der Sache wirklich angäbe, so lielse sich hier- 
ne Anwendung auf die übrigen Fälle machen, So 
i Luftatomen stehen bleiben, und annehmen, dafs 
minderter Dichtigkeit einen grölseren Abstand von 
en, mufs nothwendig die Wirksamkeit der Repul- 
vechselndem Abstande derselben von einander be- 
verden. Paus dagegen will die Erscheinung nach 
Ansicht auf Grundkräfte zurückführen, welche nur 
rung wirken. . Hierbei kann jedoch unmöglich blols 
brong des zusammendrückenden Körpers, noch 
einer Berührung der Expansivkräfte die Rede seyn, 
nn schlechthin nur von der Berührung der Luft- 
det werden, wie grols auch immer das Bestreben 
e verpönten Atome aus der Naturlehre zu verban- 
n wir uns dann abermals an die Erfahrung, und 
jeispiels wegen den Sauerstoff zuerst in seiner Ver- 
Quecksilber, wie er dessen Gewicht und Volumen 
nken uns denselben dann vom Quecksilber getrennt 
rwandelt, so ist es doch kaum vorstellbar, sich 
T Basis dieser Gasart step in unmittelbarer Berüh- 
en, wie grofs oder geringe auch die Dichtigkeit 
a möge. Gesteht man aber zu, dals die Abstände 
rschieden şeyn können, so muls nothwendig die 


1056 
Wirksamkeit der ihnen 
gleiche ‚Abstände der sol 
werden, und wirkomme 
wofür Newrox zwar ei 
geben, sie abar keinesv 
rung ist eine atomistisch 
Gasarten aus Atomen be 
men auf Kräfte zurück, 
liche Wesen und Verha 
arten unentschieden bli 
- Ausdehnungskraft der 
babe; viele Physiker r 
indem sie behaupteten, 
mamisch, d. h. aus eine 
der Kräfte genügend erl 
sondere bei dem jetzige 
dem der wesentliche Di 
barlüssigen und festen 
wiesenen , bloſs durch ı 
ganges aller dreier in ei 
den Einflufs der Luftele 
der Gasarten ganz zu un 
“weil sonst alle Materie ı 
auf Kräfte zurückgeführ 
jetzt unter den wirkliche 
Anhänger findet. 


Die ältere Vorstel 
Gasarten eine Folge de: 
genwärtig nicht mehr in 
mehr Aufmerksamkeit v 
welche sie für eine Wir 
ron's von vielen Physi 
in einem hohen Grade 
Diese grolse Geometer 
‚Körper überhaupt ans dı 
{sung ab, welche zwisc 





1 i.a. O. p. 488. 
2 Joura. de'Phys. 17 


Wesen der Gasform. 1057 , 


enden Wärmeatmosphären statt finden ?,-und gründet 
Hypothese eine geometrische Darstellung derjenigen 
nagen, welche unter dem Mariotte’schen Gesetze be- 
rden. Einige kürzere Andeutungen dieser, für die 
Kendiniſs und Beurtheilung der gesammten Naturge- 
tigen Hypothese, welche ihr Begründer theils früher 
T mitgetheilt hat?, sind schwerer zu verstehen, und 
erdem nicht zur Keuntniſs des eigentlichen Grundes, 
ganze Untersuchung gebauet ist, welswegen die blo- 
ate mehr einem glücklichen Gedanken als einer all- 
urchdachten Theorie ähnlich sehen. Es scheint mir 
überflüssig, eine etwas ausführliohere Darstellung des 
versuchen 3. 
act untersuchte schon früher 3 die Gesetze der An- 
e kleinen Sphäroiden, welche Theile gröfserer Sphä- 
nd die umgebenden Theile sowohl anziehen als auch 
ingezogen werden. Die hierfür gefundenen Formeln 
vas von denen ab, welche Nswron gegeben hat, 
ı das Hayptresultat im Wesentlichen za ändern, 
statt einer Anziehungskraft eine abstolsende ange- 
o müssen die nämlichen Ausdrücke auch für diesen 
bar seyn, und indem zugleich von einer Flüssigkeit 
so benutzt er hierfür denjenigen Ausdruck, welcher 
ichfalls schon früher $ für den Zustand des Gleichge- 
flüssigen Theilchens im Innern einer flüssigen Masse 
ist, nämlich B 
dp= ogdı 

Druck "der Flüssigkeit, p aber die Bepulsivkraft be- 
lche eine flüssige Sphäre vom Halbmesser =R und 
‚keit—=g gegen einen im' Abstande == p von ihrem 

befindlichen #nd einen Druck = p erleidenden 

Näch den für die Attractionsgesetze' gefundenen 

rmeln ist dann 


lüssigkeit, Ursachen derselben. 
h. et P. XVIII. 181 u. 273., desgleichen an oinigon andern 
benen Stellen. 
Cél. Tom. V. p, 104. f. 
T.LL. 2. 
T.i L1. $. 17. 

` Xxx 


1058 

p = eonst..+ 
Nach NewroN 
umgekehrt pro 


die Substitutio 
stant wird, ur 
schon durch F 
wodurch LA. 
gen begründet 


` ist mir nicht v 


gleich in Bezi 
auf Folgenden 
Newros 
Attraction der 
in welchem si 
schwindend k 
nicht abgenei; 
übergehen zu 
der Entfernun 
wäre. Be jet 
genommen d 
mülste, und « 
man sagt, jede 
unmelsbaren I 
ziehung nothv 
entgegengeseti 
Ueberganges « 
Voraussetzung 
dann auch eini 
portionale Anz 
gemeine Aitra 
standes umgel 
beim Ueberga: 
als vorher, be 
dafs die Neen 
dasselbe auch 
fährt o fort, 
anzuziehen, v 
mente grofs ge 


Wesen der Gasform. ` 1050 


ei solchen kleinen Massen, als welche die Luftstome 
taber diese Anziehung so unbedeutend, dafs sie, an 
[sbar, dorch jede mefsbare Gegenwirkung überwun- 
n und verschwinden muls, ohne dals man delswe- 
igt wäre, eine Verwandlung der Anziehung in Ab- 
u gestatten, Ob die Erscheinungen der Cohäsion und 
auf diese nämliche Kraft zurückgeführt werden kön- 
einige behaupten, andere bestreiten, ist für die vor- 
Jntersachung ganz gleichgültig, indem jede hierbei 
Craft nach den so eben beigebrachten Gründen beimels- 
ande unmelsbar werden muls. Dagegen übt jedes 
ser Gasart Anziehung gegen die Wärme aus, und da 
molecüle sich gegenseitig abstolsen, so werden sie 
die ponderabelen Luftatome mit Ueberwindung der 
end"kleinen Anziehung von einander trennen, son- 
Wärme überall im Raume verhreitet ist, so muls 
e Repulsion die Räume erfüllen, welche bei stärke- 
ung der Gasarten leer (oder vielmehr mit WärmestofF 
den, und somit überhaupt die Dichtigkeit der’ Gase 
n der Temperatur bedingen, wobei angenommen 
die Wirkungssphäre dieser Repulsion unmefsbar klein 


a ferner die in einem Elemente der Gasart enthaltene 
, so ist die Repulsion von zwei Elementen = ch 
öfse der Abstolsung kann durch Hc2.p(r) ausge- 
en, worin H eine wahrscheinlich bei allen Gasarten, 
l aber bei dem nämlichen Gase constante Grölse ist, 
ir einen melsbaren Werth von r verschwindet. 
ich dann eine sphärische Hülle mit Gas erfüllt, in 
htigkeit und Elasticität an jeder Stelle gleich seyn 
Iche so weit von der Hülle abstehen, dals die An- 
t von dieser keinen Einflufs auf die daselbst befind- 





nziehung Th. I. 8. 328. 
eser letztero Satz den ersteren nicht aufheben, so müs- 
ülen der Gase als unmefsbar klein gedacht werden, so 
ärkster Expansion der Gase dennoch in einen verhält- 
ht grofser Abstand von einander kommen. Eine Aus- 
ben ins Unenåliche wäre hiernach also unmöglich; 
chwer, dieses, durch Unbekanntschaft mit dem eigent- 
der Wärme, dunkele Gebiet völlig aufsahellen. 
Xxx 2 


Wesen der Gasform. ` 1063 


ein Theil der Dampfmoleciile vereinigt sich zu tropf- 
em Wasser. Soll aber zweitens dieses nicht gesche- 
larf nichtå von der vorhandenen Wärme verloren wer- 
it die hierdurch proportional stärkeren Repulsionen 
die Vereinigung der Wassermolecüle, und ihren Ueber- 
ropfbaren Flüssigkeit hindern. Weil. aber drittens 
er Annäherang der Molecüle des Wassers ihre Anzie- + 
mmt, so ist die Zunahme der Elasticität der Vermeh- 
Varme nicht direct proportional, sondern es werden 
ren zu höheren Temperaturen abnehmend wenigere 
de erfordert, damit die Elasticität um gleiche Grölsen 
verde, die Dichtigkeit des Wasserdaimpfes ist aber 
ion der Elasticität, weil mit letzterer auch die Wärme 
die Intensität ihrer Repulsion wächst, durch welche 
len der Dämpfe aus einander getrieben werden. Im 
lich ist aber sowohl die Elssticität als auch die Dich- 
Dämpfe lediglich eine Fupction der Wärme. 

leicher Genauigkeit lassen sich die Erscheinungen, 
Gasarten rücksichtlich ihres Verhaltens zur Wärme 
der Hypothese La Puace’s anpassen, abgesehen von 
, was in dieser Hinsicht schon oben in Beziehung 
Borre und Manıorte, ao wie das von Darros 
SSAC, aufgefundene Gesetz beigebrachtist. Dar- 
lich schon früher den Satz auf, dafs sich die 
citäten der Gase umgekehrt wie ihre Atomengewichte 
uch folgt etwas ähnliches aus den Versuchen von 
md Ben App rücksichtlich des Stickgas und Sauer- 
ı ausführlichsten ist aber dieser Gegenstand behan- 
laycaArt, welcher aus seinen zahlreichen Versu- 
1, dafs die specifischen Wärmen aller von ihm un- 
jase sich umgekehrt verhalten wie ihre specifischen 
Dieser Satz, nach La Prace’s Hypothese naturphi- 
rläutert, würde also folgern lassen, dafs. die Quan- 
, welche in einem gegebenen Raume den Zustand der 
edingt, eine.constante Grölse sey, weil ihre Re- 
eine gewisse Stärke zu erreichen nöthig hat, um das 





a G. 





‚of the Roy. Soc. of Edinb. X. 195. Darai 
- 269. Eine nähere Beschreibung dieser Versu: 
r Resultate 3. unter dem Art. Wärme, 





ve 
1064 
erforderliche Ueber; 
len zu erlangen, ei 
Druck vorausgesetzi 
muls zugleich ange 
Gesarten eine ungle 
achiedenes absolata: 
Gewicht bei gleiche 
der Gröfse) ihrer 1 
Die Annahme einer 
“aber nicht blofs aus 
schen Systeme der 
auch durch die ob 
DÖBEREINER’S eine 
sen folgt nämlich, ı 
allen die. kleinsten.s 
drangen, die denen 
sperrten.. Wollte 
folgern, dafs hierna 
chem Drucke und b 
Wichten direct prop 
der Erfahrung nicl 
Mischungsgewichte 
Verhältnifs, der Di 
sogas nahe 15: 1 
lässig. Die Dichtig 
der specifischen Anz 
zum. Wärmestoffe, ı 
gung des veränderte 
zugleich, latent wird 
gegen ist die thermo 
banen Raume die E 
gegen. die Theilcher 
nen gegebenen Bau 
syn muls, zugleich 
nen. Körper. gemesse; 
des Gasarten umgeke 





4 Etwas ähnliche 
feyter Körper, obgleic 
kehrt proportional ist. 


Wesen der Gasfofm. 1065 


s Resoltea geben, ist zwar dorch Versuehe anch nicht 
ausgemittelt, allein es sind allerdings gewichtige: 
rfür vorhanden, und die Sache. verdient daher auf 
e der Erfahrung emt noch genauer untersueht zu 


erhältnila der Dichtigkeit, Elesticität und Wärme» 
t Gase ist von keinem Physiker. so lichtvoll und be-. 
estellt, als von Poısaow, dessen kürze Abhandlung, 
ı verschiedenen. Zeitschriften findet °, dennoch aben 
tigkeit halber bier nicht übergangen werden kann, 
ve ausführlichere Mittheilung. verdient, Poıssom 
Untersuchungen zugleich ‚auf dag Verhalten der. 
, undin dieser Beziehung ist schon im Art. Dampf 
n, dals die erhaltenen Resultate. mit den Ergebnis+ 
ıhrung nicht vollkommen übereinstimmen, wie je 
selbst auch in einem Nachtrage 3.bemerkt. DieUr- -` 
n liegt .bauptsächlichslarin, dafs Poıssox das Vers 
ämpfe und Gasarten als durchaus identisch ansieht, > 
'hiedene Physiker diese nämliche Ansicht jetzt um 
hegen geneigt sind, als die bisher angerommena 
der Elasticität bei den Gasarten nach FanAMbp ax's 
astatthaĝt ist, so muls ich auch hier auf. dep schon 
ampf nachgewiesenen Unterschied aufmerksam mas, 
nämlich die ‚Elasticität der Gasarten dem äufsaren 
ınveränderter Temperatur proportional ist, bei den 
r nicht, in welchem Gesetze allein schon ein ge- 
ind ihres Unterschiedes liegt. Porssox's theoreti- 
ungen passen, daher directe und zunächst hur auf 
wie die nachfolgende Untersuchung ergeben wird, - 
Wärmecapacitäten verschiedener Körper in ihre Ato- 
ine constante Gröls Heifst also die Wärmecapaci- 
Atomengewicht = a, so ist awz=G und in soferg deng 
[se als die nach irgend einer Thermometerscale gemes- 





mr angesehen werden kann, so wäre a w= P ahow= È 
fische Wärme ist den Atomengewichten umgekehrt pro- 
npf. Th. II. 8. 292. * 
e Chem. et Ph. XXIM. 887. Wenn in G. LXXVA 20. 
S. 407. ~ 


1066 
welche di 
scaen Ti 
Ist di 
Q=, 


worin a fi 
nach Gar 
gegebener 
lute Meng 
Zunahme, 
und einer 
diese eine 
wenn die 
Wenn ma 
die Gasart 
denn aber 


durch Wi 


Es muls al 
eine ander 
sticität die 
der absteh 
stand unvı 
nun jene e 


e=- 


Setzt man 
men, dafs 


das heifst: 
und gleich 
` Elasticität | 
mit dem V 
tiplicirt, so 
“muls e gröl 
tibertreffen, 
dehnteren ( 


Wesen der Gasform. 1067 


ren, als in dichterer, insofern der grüfsere Raum schon 
irme falst, gleiche Temperatur vorausgesetzt. Die 
bst aber kann nur durch die Erfahrung gegeben wer- 
wird von La Pracxtin Gemälsheit der durch Gay- 
nd Werter angestellten Versuche = 1,3750, gesetzt. 
setzt dann voraus, dafs k von p und g unabhängig 
dafs eine gleichmäfsige‘Verarehrung der vorhandenen 
nge, diese als Einheit angenommen, erfordert werde, 
tzlich zu einem gegebenen gröfseren Volumen ausge 
als Loft bei gleicher Temperatur su erhalten, von 
rsprünglichen’ Elastieität man anch ausgehen mag. 
aussetzung:ist- wohl ohne Zweifel richtig, weil der 
elchen die.-hinzukommende Wärme erfüllen mufs, 
gleich grofs angenommen wird ; ob aber diese Größse 
sey, also jederzeit 0,375 der gegebenen Temperatur 
erde, . dieses ist unter andern ‘aus denjenigen Grün- 
‚weifelbaft, welche ich’ oben bei der Untersuchung der 
r der Erdatmosphäre in ungleichen Höhen? beigebracht 
seen findet indefs unter dieser Voraussetzung durch 
der letzten Formel 


k= (Ë) e äi 
D 
e willkürliche Function bezeichnet. Dann ist ferner 


geg: und aus (1); 14 40 = 1 e*t oa 


ne andere Function bezeichnet. Für andere Werthe 
ist dann 


p = g* pq und 1ta =t Sei 
, vier letzten Gleichungen, je zwei Zusammengenom- 
a 4 = 266°,67 gesetzt, erhält man 
=p (£Y 
=? CG ) . , 

d€ -i 
= (266°,67 +8) CG) — 266°,67 


n Cél. V. Liv. XII. a. a O. 
Th. UI. 8. 1048. f. HM 





(5) 


Wesen der Gasform, 1069 


Jegen für hinreichend, um Schwamm zu 
1 Wirkung des Tachopyrion gegründet 
che Verdichtupg wird zur Hervorbrin- 
; des Schwammes schwerlich genügen, 
freiwerdende Wärme von 224° C. hierzu 
veil din Theil derselben von den Urhge- 

Eine zehnfache Compression dagegen 
ırmehrung der Wärme von 365°,7 C. ge- 
lem Rechte als genügend aut Schwamme 
verden 3. Dabei ist jedoch wohl zu be~ 
en beiden angegebenen Beispielen Luft 
ngenommen, also d =Q gesetzt wurde; 
Werthe nach der. obigen zweiten Formed, 
Grölsə hat, und zwar gröfsere, wenn es 
'enn es negativ. ist. So würde man im 
Dr eine doppelte und eine zehnfache Ver- 
ən einer. Temperatur = 15°C. ausginge, 
ı statt 79°,16 und 365°,7 vielmehr 98,61 
Soll daher der Werth von k durch Ver- 
werden, wozu das von Pugcurz enge 
zugsweise geeignet scheint, so- ist auch 
ı berücksichtigen. Endlich bleibt noch 
m, ob der Werth ven k für alle Gasarten 
i den oben erwähnten Versuchen von 
es allerdings zu folgen, jedoch kann eine 
twortung nar durch wiederholte tenaus 
en, a . 
zeigt, wie sich das Verhältnifs zwischen 
ität und Wärme der Gasarten bestimmen 
e Resultate findet als Poisson, in der 
es Gegenstandes aber etwas abweicht *. 
Darstellung der Sache ist im Wesent- 


neumasisches. . 
Faassexarın in Zeitschrift für Physik und 
| Formeln, welche îm Art. Wärme näher be- 
a, It die entbnndene Wärme ungleich ge- 
ündang des Sohwummes aus der Absorption 
den Schwamm erklärlich seyn, 


i a 
1.1. f. Vgl, Erde Th. III. S. 1056. 


1070 

lichen folgende. 
der Luft, 7, € 
weggekommene 
ansgeschiedene 


t=r+0+ 


worin a den Cot 
bezeichnet. D 
hängig sind, b 
bekannt. Um 
die schon erwi 
nebst den frük 
einen Ballon ı 
grölserer Dicht 
der. Dichtigkeit 
Die Aufgabe sp 
den anfänglich 
Quantität Luft 
gefunden, dar 
ursprüngliche 

P; e—de+ 

Ze und ër die 
gewordene Wi 
hatte, erhielt 

tito. 


also 

wenn h; h'; 
p—ðp; p—ů 
erhält man Jọ 


ten Versuche < 
de: 


welches integr 


Wesen der Gasform. 1071 
e= C (14atrtaitap) 


Jem aber für s = Q auch ọ = 1 wird, so ist 
eṣ Lkartategë 

e = rer tes a 
md Drsonuzs erhielten in einem Versuche h — h” 
öl; h— h’ = 00,01021 also e = 0,3535; Gar- 
d Werten fanden e =0,37244. ‘Ob diese Resultate 
n genau sind, ist eine schon oben aufgeworfene Frage 
Wichtigkeit für die Theorie der expansibelen Flüs- 
So viel ist gewifs, dafs die französischen Physiker 
e daran haben, diesen Werth nicht zu klein zu fin- 
hierauf die Haltbarkeit vonLa Pracr’s Theorie über 
nzung des Schalles durch die Luft beruhet, und 
findet ihn wirklich etwas kleiner, als er hier ange- 
wie dieses aus den erhaltenen Resultaten folgt 2. 
t, man würde sich von der Wahrheit nicht merklich 
wenn man e= 4— setzte, woraus dann 





Leite 
Dén Lier ` 
1+ar+tar 1+ertaı +09 
r=( iF Le y x Les 5 
gesetzt, H 
— 1+artant 3 ` 
=(= Fa Tree JET 


e, welchen letzteren Werth Poıssow früher gleich- 
n "hat 3, Heilst dann V’ das als Einheit angenom-, 
ngliche Volumen der Luft für eine Dichtigkeit =1_ 
Volumen für eine Dichtigkeit =g, so ist . 





v 
Ey 
ibstituirt ` ` 
tete: _ ai 
Ier =(v) 


1+artaıta9 _ V 
1+ar =y P 


, 

h. I. 8. 1051. 

ı. de Tems, 18%. - 
D 





- 


Wesen der Gasform. | 1073. 


iker sind auch derselberi seitdem beigetreten, und sie ver- 
allerdings so lange beibehalten. zu werden, bis sich Er- 
nungen zeigen, welche derselben widersprechen, oder bis. 
alle bekannte Thhatsachen consequenter und genügender er- 
de Hypothese aufgefunden wird. Indels ist dabei noch Fol- 
s zu berücksichtigen: | 

. La Purace legt den wägbaren Atomen der Gasarten an- 
ode und abstofsende, in unmelsbar geringe Fernen wir- 
‚ also Flächenkräfte bei?. Anziehende Kräfte dieser 
üssen wohl angenommen werden, denn. die Gasarten ge- 
den Zustand. der tropfbaren Flüssigkeit und der Festig- 
er, in welchen beiden Aggregatformen der Körper die 
amkeit einer 'anziähenden Kraft nicht zu verkennen ist, 
der mit einem hohen. Grade der Nathwendigkeit aus be- 
a Naturerscheinungen, dals‘ die Wisksamkeit dieser 
in melsbarer Entfernung verschwinden mufs. Ganz. et- 
deres ist es.aber..mit den abstofsenden Flächenkräften. 
hen davon, dals keine Naturerscheinung dieselben noth- 
fordert, sobald. man .der Wärme eine eigenthümliche 
onskraft beilegt, würde es schwer seyn, ein solches ge- 
ges Verhältnifs beider widerstreitenden Kräfte aufzufin- 
ls zur Erklärung des bekannten Verhaltens der Körper 
adig seyn würde., Wenn aber die Molecülen der Gasar- 
‚Repulsionskraft besitzen, so lälst sich fragen., warum 
' nicht auch gegen die Wärme äufsern ? : Dieses: anan- 
hat einige'Schwierigkeit, in so fern bei einem Ueberge- 
leser abstolsenden Kraft, gegen die ihr entgegengesetzte ` 
de alle Wärme den Erdball allmälig verlassen mülste. 
x mir daher ungleich einfacher, den Atomen der wäg- 
rper blofs Anziehungsflächenkraft (neben der Newton’- 
assenanziehung) heizulegen, ‚welche sie sowohl unter 
uch gegen die Wärme äufsern,. und wobei dann. aus- 
ischen Intensität beider. und der Spannung der Wärme, 
ihrer vorhandenen absoluten Menge, der verschiedene 


—— 
r 


| Theorie, welche "Henarars über Wärme und Gasurten in 
il. New Ser. Nr. I., II., UI und IV. p. 197 aufgestellt but, 
ich, weil sie zu sehr gekünstelt und zu wenig beftiedi- 
. Flächenkraft. ` EE 
` (NNN Yyy 








1074 E Gas. - . , 


Aggregatzustand der Körper erklärlich würde. Das genmad 
Verhalten der Gasarten und der Dämpfe bis auf seine verschi 
densten Modificationen herab, ist aus dieser Hypothese en 
anziehenden Flächenkraft der Molecülen ihrer ponden 
"Grundlagen gegen einander und gegen die Wärme, und o 
dieser entgegenwirkenden repulsiven Flächenkraft der F 
unter sich so leicht und vollständig erklärbar, dals man à 
mit Recht als eine bedeutende Stütze der ganzen Hypothes d 
sehen kann. 

2. Soll übrigens die Hypothese vollkommen deutlich 
verständlich seyn, so fordert sie zugleich eine nähere 
dung über das Wesen der Wärme, welche von ra Pract 
neswegs vollständig gegeben ist, ja es’ wird nicht einmd 
drücklich bestimmt, ob die Wärme eine blofse Kraft se 
ihr eine materielle Basis zum Grunde liege, obgleich diese 

. tere aus der gesammten Darstellung mit ziemlicher 
Befolgert werden darf. Inzwischen kann man bei der Ü 
chung der Gasarten’und ihres Verhaltens nicht. sowohl di 
den über das Wesen der Wärme aufgestellten Principieo 
ren, als vielmehr letzteres aus jenem zu ergründen od 
zu bestimmen sich bestreben 1. 






















D. Chemische Nator der Gase 


Dafs die Gase als Verbindungen der Wärme mit 
Stoffen zu betrachten sind, ist bereits oben abgehandelt 
Deshalb kann hier'nur vón den in den Gasarten vo 
wägbaren Stoften die Rede seyn. | 

L Die wägberen Stofte, welche sich als Gas 
sind 94, nämlich: Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoß 
Kohlenoxyd, Kohlensäure, Kohlenwasserstoff im 
im Maximum, Phosphorwasserstoft, schweflige Säure, H) 
säure, Selenöoxyd, Hydroselensäure, Hydriodsäure, D 
säure, Chloroxydul, Chloroxyd, Salzsäure, Fłuorboroa 


LU Da wir bei der Aufindung der Naturgesetze h 
Einfachheit bedacht seyn müssen, so habe ich versucht, aech 
kaugen der Wärme. auf blofse Anziehung zurückzafuhres, 
also liquide und gasförmige Körper als in mehr oder wesizer. 
aufgelöset anzusehen wären, allein bis jetzt habe ick ki 
keine haltbare Hypothese auffinden können, 


Chemische ‚Natur. 1073 \ 


dul, Stickoxyd, Ammoniak, Cym, Fluorsilicium, Arsenikr 
serstoff. e 

Aus dieser Uebersicht ergiebt sich: 1. ‚Mehrere unzerlegte 

fe haben Gasgestalt. 2. Alle zusammengesetzte Stoffe, wel- 

Gasgestalt haben, enthalten wenigstens einen von diesen 

rmigen unzerlegten Stoffen; es ist keine Verbindung von 

‚nicht gasförmigen Stoffen..bekannt, welche sich als Gas ’ 
ellt; wir müssen also den Sauerstoff, der sach im Kohlen- l 
, der Kohlensäure, u. s. w. vorfindet, den Wasserstoff 
Hydrothionsäuse, Hydriodsäuze n. s w. als die Ursachen 
en, dals auch diese Verbindungen noch Gasgeatalt besitzen. 
eich daher das Fluor nicht für sich bekannt ist, so kann 
doch aus dem Umstande, dals das Fluarsilicium Gäspestalt 
t, schliefsen, dals. das. Fluor für sich ebenfalls dieselbe 
e 3. Nach den Versuchen von Furanar sind Sauerstoff- 
Vasserstoffgas und Stickgas nieht durch verstärkten äufsern 
‚und Kälte zu verdichten, dagegen viele ihrer Verbindun- 
wie Kohlensäure, Hydrothionsäure, Cyan u. a. w. Die 
en Stofe haben also noch mehr Streben zur Gasform, 
jenigen ihrer Verbindungen, welche sich ‚unter den ge- 
chen Umständen ebenfalls gasförmig zeigen. 4. Es giebt 
'erbindung von mehr als zwei Stoffen welche ein Gas zu 

im Stande, ‚wäre. Selbst das Cyangas wird durch das 
teten des so elastischen Wasserstoffs in eine Verbindung, 
ussure, verwandelt, welche. unter den gewöhnlichen Um- 
eine tropfbare Flüssigkeit darstellt. | 
» allen diesen Betrachtungen ergiebt sich deutlich, dafs 
'ngenannten einfachen Stofle,. wie Sauerstoff, Wasser- 
s. w. am meisten Affinität-gegen die Wärme, und also 
ste Bestreben haben, damit ein Gas zu bilden, und dals 
\ffinität derselben gegen Wärme in dem Verhältnisse 
t, als diese gasförmigen einfachen Stoffe sich entweder 
nander oder mit andern Stoffen verbinden, und damit 
Affinitäten befriedigt werden. 

Je nach der Beschaffenheit des in den verschiedenen 
nthaltenen wägbaren Stoffes zeigen dieselben verschie- 
mische Verhältnisse, nach welchen sie auf verschiedene- 
ingetheilt werden können. 

Je nachdem die Gase in Hinsicht des Verbrennungsac- 
verschiedenes Verhalten zeigen, ‚kann man sie eintheilen 

Yyy 2 





<A 





























1076 Gan 
a, in Zündende, wie Sauerstöffgas und Chlorgss; b. in Fey 
` brennliche, wie Woasserstoffgas, Kohlenoxydgas, Kohlenng 
serstoffgas,, Phosphorwasserstoffgas, hydrothionsaures Gas, W 
droselensaures Gas, Ammoniakgas, Arsenikwasserstofzs; qf 
c. in solche. welche auf keine von beiden Weisen zur Verf 
nung beitragen können, wohin die übrigen gehören, die 
dann noch in saure und nicht saure eintheilen lassen. 
2%. Auch nach der Athembarkeit sind die Gase in soll 
dene Classen getbeilt worden. Streng genommen ist die: 
spärische Luft daseinzige athembare Gas, d. h. ein solches, we 
auch bei anhaltendem Gebrauche dem Körper nicht nacht 
wird. : Jedoch auch das reine Sauerstoffgas, welches bei i 
rem Gebrauche eine zu rasche Oxydation des Blutes bes 
möchte‘, aber bei kürzerem ‘sehr gut. ertragen wird, pieg 
zu den atliembaren Gasen zu rechnen. 

Alle übrige Gase sind irrespirabel oder mephitisch, d 
wirken bei fortgesetzten Einathmen schädlich. Diese sc 
Wirkung ist entweder blols eine negative, oder zugkiaf] 
positive: Da zum Bestehen des Lebens nöthig ist, d 
ununterbrochen ein solches Gasgemenge in die Lunge pii 
welches Sauerstoffgas enthält, sofern blofs dieses Gas à 
wandlung des venösen Bluts in arterielles zu bewirken 
so muls das Einathmen eines jeden fremden Gases negatr 
lich wirken, weil, so lange dieses eingeathmet wird, ken? 
stoffgas in die Lunge gelangt. Als Gase, welche Ne 
ser Besiehung schädlich wirken und erst bei wiederholt 
athmen dieselben Beschwerden veranlassen, wie wenn 4 
men während .dieser Zeit. völlig unterbrochen Sege 
sind das Stickgas und das reine \Vasserstoffgas zu bg 

Beimengung von Sauerstoffgas hebt ihre negativ schie 
kung auf. Die meisten übrigen Gase zeigen jedoch neben d 
gativ schädlichen Wirkung zugleich eine positiv 
Letztere ist von doppelter Art. Die in die Lunge gc 
Gase werden nämlich theils vom Blute absorbirt, und 
in diesem solche chemische Veränderungen hervor, dal dé 
nöch- weniger geschickt ist, die Lebensverrichtungen p 
halten als das reine venöse Blut, und dals dasselbe danz & 
bensverrichtungen stört, wie z. B. die Hydrothionsar 
Nervensystem narkotisch 'afficirt. Gewisse Gase, ninld 
Chlorgas und die sauren Gase bewirken aufserdem durd 98 





Chemische Natar. 1077 


tigen Reiz beim Einathmen einen gewaltsamen krampfhaften 
tand in den Luftzellen der Lungen und in dem ganzen Ath- 
ıgsapparate, wodurch nicht blof das Athmen unterbrochen, 
dern auch der Blutlauf durch die Lungen unterdrückt, und 
asphyktischer Zustand augenblicklich hervorgezufen wird. 
i Gase werden bisweilen: als irrespirabels im .engern Sing 
1schieden, weil” der durch sie harvorgebrachte Krampf ihr 
Ven wirklich hindert. » 
Il. Nach der atomistischen Ansicht sind in den Gasen die 
then Atome der wägbaren Stoffe mit einer Wärmesphäne 
tben!. Nimmt man an, dafs diese WWärmesphären bei den 
thiedenen Gasen gleich grols seyen, so würde’ hieraus fol- 
dals ein Mafs des einen Gases gerade so viel Wärmesphä- 
md also auch Atome enthalten müsse, wie ein gleiches 
‚irgend eines andern, und also, dafs dch da specifische 
iht der Gase gerade so verhalte, wie das Gewicht der 
enthaltenen Atome. Allein dals diese Annahme nicht 
nein’ gültig sey, ergiebt sich ‚aus folgender’ Betrachtung: 
1 Mals Chlorgas und 1 Mals Wassexstoffgas entspringen 
is salzsaures Gas. -Nehmen wir nach Obigem an, das 
ıls Chlorgas habe x Atome Chlor entbalien und das 1 
Wasserstoffgas x Atome Wasserstoff, so mufsten aus 
H Vereinigung x Atome Salzsäure: entstehen, und diese 
nals Gas nicht mehr Raum einnehmen dürfen, als x 
r Chlor oder Wasserstoff, kurz nach ‚obiger Annahme 
nur 1 Mals salzsaures Gas entstehen müssen. Wiewohl 
ach diese Annahme in Bezug auf diejenigen Gase widerlegt 
eten wägbare Basis zusammengesetzt ist, so wird sie doch 
vielen ausgezeichneten Chemikern nach in Bezug auf die 
hen Gasarten festgehalten, und es wird, hiernach angenom- 
dals in 1 Mafs Sauerstoffgas. eine: genau eben. so grolse 
ıl Atome enthalten sey, wie in 1 Mals ‘Wasserstoffgas, 
as oder Chlorgas, und dafs das specifische Gewicht des 
soffgases sich zu dem des Wasserstoffgases'verhalte wie das 
ht eines Atoms Sauerstoff zum Gewichte eines Atoms Was- 
Fu. a w, Andere Chemiker nehmen an, dals auch bei 
asarten, deren wägbare Basis unzerlegt ist, eitie Verschie- 
it in der Gröfse der Wäimesphäre vorkommt; dafs na- 


ot, oben: Wesen der Ġasform u. a, a. O- 








Gasbeleuchtung. 1079 


Schon Beguer 7 unterwarf vor 1682 in Holland den Torf 
d in England die Steinkoblen einer trocknen Destillation, und 
hielt daraus Theer nebst viele Hitze gebenden und zugleich 
t brennenden Kohlen. Die Versuche mit Steinkohlen stellte 
zum Theil in England in Gegenwart des bekannten RoBerr 
LE an, und er erwähnt bei der Erzählung, dafs ein Schuh 
hlen eine 10 F. lange Flamme gegeben habe, woraus wahr- 
winlich wird, dals er das zugleich gebildete Gas entzündet 
ben mus. Ohngefähr 30 Jahre später unterwarf Hares die 
unkoblen gleichfalls einer trocknen Destillation, CLAYTON 
t machte 1739 der Kön. Societät bekannt, dafs er durch ein 
hes Verfahren eine wässerige Flüssigkeit, ein schwarzes Oel 
l ein Gas erhalten habe, welches er in Blasen auffing und 
o Vergnügen entzündete. Eben diese Producte erhielt der 
chof von LuampLarr 1767, und fand noch aufserdem, dals 
ıdals Gals durch Wasser steigen lassen, und beim Austritt aus 
Mündungen langer Röhren entzünden könne. Bei den spä- 
n Eortschritten der Chemie untersuchte man die durch diesen 
cefs der trockenen Destillation der Combustibilien erhal- 
' Producte genaner, eine technische Benutzung des gewon- 
en Gases geschah aber. zuerst durch Murvoça im Jahre 1792, 
m er die Helligkeit der Flamme beachtete, womit das aus 





wst in J, de Ph. XC. 150. Bulletin de la Boo. d’Encouragement, 
L Jali über Taylor's Oelgasapparat. Diese sämmtlichen und noch 
ge Quellen sind benutzt in dem umfassendsten Werke von allen, 
Sch: Vollständiges Handbuch der Gasbeleuchtungskunst. Nach 
neuesten Erfahrungen und Erfindungen bearbeitet ron CG W. Ta~ 
2. Bde. mit 18 Steindruoktufeln. Fraukf. a. M. 1822. 8. Die- 
gehaltreichen Werke bin ich vorzüglich gefolgt, Eine hauptsäch- 
: Quelle ist noch W. Coscaevz Reports on Gas-Light-Estahlish- 
ù. Ordered to be printed hy the House of’ Commons. Lond. 
ù Beiträge zur Gewerbe - und Handelskunde. Von H. Wess, Th. 
^» 514. Berlin 1825. Th. FI. S. 425. Ebend. 1826. Th. III. S. 
Ebend. 1827. Sonstige Abhandlungen sind besonders angegeben. 
at mir indefs das Glück zu Theil geworden, durch besondere Be- 
stigang die grofse ‘Anlage in Berlin genau in Augenschein zu neh- 
'» wobei ich mich überzeugt habe, dafs die dortigen Sachverstän- 
n auf die meisten zahlreichen späteren Angaben von Verbesseran- 
gar keine Rücksicht nehmen, weil sie das Versprochene nicht 
en, 


t J J.Becher’s närrische Weisheit und weise Narrheit. Frankfurt 


LU 





1080 Gusbeleuchtung. 
Sttinkohlen, zugleich aber auch aus Torf; Holz, und anderer 
bilischen Substanzen durch trockne Destillation erhaltene Gas ve 
brannte, und vorschlug, dasselbe in Röhren fortzuleiten, unda 
Erleuchten zu verwenden. Es wurde dieses nicht blols mit? 
langen Röhren, welche in verschiedene Mündungenendisten. a 
geführt, sondern man machte auch sogleich tragbare Lampen 
Schläuchen von verschiedenen Stoffen. Nach einiger Unt 
chung zeigte Murnocu 1797 diese Beleuchtungsart in grå 
Ausdehnung einer grolsen Menge von Zuschauern; fing weie 
den Jahre an, die grolse Watt- und Boulton’ sche Fabrik i in BS 
mingham auf diese Weise zu erleuchten, welches er auch nach 
reren Abänderungen des Waschens und‘Reinizens der erhal 
Gasart vollkommen zu Stande brachte 2. Die: Nachricht be 
bewog LamraApıvs in Freiberg die Versuche zu wieden 
indem er nicht bloſs das aus Steinkohlen erhaltene Gas zun 
leuchten, sondern auch das aus Holz dargestellte zum M 
der Erze zu benutzen vorschlug, und zugleich die hierba 
wonnene Holzsäure und das Theer als Nebenproducte zwei 
[sig zu verwenden suchte. - 
Vorzüglich wurde die Aufmerksamkeit des Publicom 
regt, als der Bürger Leson 1799 das aus Holz gewonne 
zur Beleuchtung seines Hauses und Gartens benutzte, wi 
1801 zu Stande kam, diese Spielerei für Geld sehen lieli, 
weil er den Apparat zugleich zur Heizung und zur Erlem 
anwenden wollte, so nannte er ihn Thermolampe ?. Vo 


1 Phil. Trans. 1808. I. Bibl. Brit. XLI. 68. G. X 
Vergl. XXII. 54. 

2 Voigt Mag. IM. 841, Franz. Ann. von Pfaff und Pr 
1802. I. 47. Wergl. eine ähnliche Vorrichtung von Wiamı is 
of Arts and Manufact. Nro. 49, Bibl. Brit. XXXVI. 70. Vos 
Thermolampe, einer blolsen physikalischen Belustigung, vor 
sich ein brevet d’invention‘geben liefs findet man ausführliche 
richt in einer Anmerkung von GiLserr in dessen Ann, X. PL 
bessert ist dieselbe, durch Dr. Krrrscuwman, s. ebend. XII. E 
kam indefs nicht in ökonomischen Gebrauch, so viel man gi 
in Deutschland bemühete, die vermeintliche neue Erfinder: 
` mälsig hierfür einzurichten, und so vielfach sie auch vr 
wurde, z. B dorch J, B. Westen in seiner kleinen Schrift: Bex 
bung einer Thermolampe oder eines Leucht- und Sparofess, g 
alle Zimmer im ganzen Hause heizen und beleuchten kasa. 
1802. 8. Die Ursachen hat gleichfalls Girezar angegeben. $ 
XXII. 51. In der Hauptsache erfordert nämlich die Versch? 





Gasbeleudhinngt ` wei ` 


itan wurde dds Bestreben sehr ‚gemein, durch Ae Ve, 
de Helzes nicht sowohl Eruchtgas, als vielmėht die 
ch erzeugte Holzsäare zu gewinnen, welche im. Weseht- 
aus concenfrirter Essigsäure mit empyrheumatischem Oele 
einigt besteht., und durch diesen ‚Procels in grolser Menge 
n wird. Die ganze Sache zerfiel also in zwei verschie- 
weige. Von der einen Seite war man bemüht. durch Ver- 
g des Holzes in verschlossenen Behältern die. Ebsigsäure 
innen, welche entweder von ihrem höchst widerlich bit- 
Geschmacke (zuerst durch MoLLERAT 1) gereinigt und 
trirt oder mit Wasser verdünnt zum pharmaceutischen 
ionomischen Gebrauche dient, oder zur Bildung von Sal- 
eizucker, Grünspan, essigs, Thonerde u. s. w.) benutzt 
ch verwandt wird 2, von der andern vervollkomnmte man 
winnung des Leuchtgases aus Steinkohlen und Oelen, ‚um 
zur Erleuchtung zu benutzen. Ersteres geschah an sehr 
Orten sowohl auf dem Continenfe als auch in ‚England, 
ber als aufser dem Kreise der vorliegenden Untersughung ` 
ch hier nicht weiter berücksichtigt werden, in Letzterem 
nd die Engländer aus leicht begreiflichen Ursachen allen 
Nationen weit vorausgeeilt, und indem namehtlich in 
tschland diese Methode der Beleuchtung nur im "Kleinen 
n Städten, Fabrik und öffentlichen Häusern angewandt 
sind sie es, welche gegenwärdig Anlagen dieser Art in ei- - 
Iuptstädten zur Ausführung bringen. In England bildeten‘ 
mlich hauptsächlich wegen der Menge und Güte der vor- 
en Steinkohlen verschiedene größsere. und kleinere Gesell- 
: zur Uebernahme der Strafsenbeleuchtung, welche in al- 
heren Städten dieses Landes gegenwärtig durch Gaslicht 
t. Wiederholte Versuche dieser Gesellschaften, unter 


— — 


ten oder Verkohlungsbehälter im Kleinen zu grolse Sorgfalt 
e, ohne diese aber ist der Geruch der entweichenden Gasart 
träglich. Aufserdem ist die Destillation der Steinkohlen in 
täumen schwierig, wie-sich aus dem Folgenden ergeben wird; 
ı aber Holz anwendet, so giebt die Flamme kein hinlängliches 
o dafs ich nicht begreife, . ‚wie Leson bei seinen. weit und 
teigten Versuchen so viel Helligkeit durch sein Holzgas her- 
n konnte, 

. Journ. de Phys. LXVII. 809. 

erg, G. XXII. 82. XXX. 393. 


‚Gasbereitung.‘ 1083 


ı auf das Ange wirkenden Flamme brennedde Steinkohlen- 
weit übertreffend. ist das sogenannte Oelgas, welches aus 
chen und vegetabilischen Fetten, in. England namentlich 
len schlechteren Sorten Thran, gewonnen wird. Zur leich- 
Uebersicht werde ich zuerst die Bereitungs- und Reinie 
smethoden dieser Gasarten angeben, denn die Aufbewah- ' 

, Fortleitung und Verbrennung derselben beschreiben, ong ; 
zt etwas über die Leuchtkraft beider verglichen mit gewöhn- dk 
m Kerzenlichte beifügen. ` 


L Gasbereitung und Reinigung. 


Die Steinkohlen, woraus das Gas bereitet werden soll, werden 
rin Stücke von etwa 0,25 Cub. Z, verkleinert, stark getrock- 
md dann in Lagen von 3 bis 42. hoch in die schon erhitzte 
noch heifse Retorte gebracht, worin sie während A bis 6 
len durch Rothglühhitze die erlorderliche Zersetzung erlei- eis 
Bei weitem in den meisten Fällen sind die Aetorten gufs- 156. 
ie Cylinder, 6 F. lang bei 10 Z. Durchmesser, jedoch ver- 
t man sie auch, nm die Kohlenschicht in der Mitte weniger 
zu erhalten, von elliptischem 'Querschnitte, so dafs die 
a Därchnmesser 10 und 20 Z. betragen, oder unten flach - 
inem gebogenen Deckel. Es ist dann a ein Zapfen, worauf 
tetorte ruhet, aufser welchem man die Retorte zuweilen 
\einen Fufs von gebrannten Steinen zu unterstützen oder in 
t eisernen Bande aufzuhängen pflest, um das Biegen der- 
n zu verhüten; cc ist ein nach Aufsen gebogener Deckel, 
ter an einem hervorstehenden Knopfe vermittelst eines ei- 
n Hakens gehandhabt, nach aufgetragenem Lutum (etwa 
ssiebtem Lehm, gepülvertem Hammerschlag oder Ziegel- 
und etwas Rindsblut) gegen die Oeffnung gelegt, durch 
viermal gebogene, hinter den Rand der Retorte gelegte 
mer yy festgehalten, und dorch die Prefsschraube b ange- 
t wird. Die Verschliefsung der Retorte ist aus leicht be- 
hen Gründen willkärlich, auf allen Fall saber muls sie 
| ein geeignetes Lutum für den erforderlichen Luftdruck 
cht werden. An einem der beiden Enden der Retorte be- 
: sich das Gasrohr, auf dessen oberem Ende eine Platte d 
wacht ist, um auf dasselbe vermittelst einer ähnlichen Platte 
ınderes Rohr, nach gleichfalls zwischengelegtem Lutum, 
ıschrauben. 


` 


Gasbereitung. 1085 


den Rost das Feuer. usterhält. Um die Retorten inwendig 
Geer abzenutzen und beim frischen Füllen nicht zu sehr er- 
n zu lassen (einige: Abkühlung bis zum Dunkelrothglühen 
ür den Procefs der Destillation vortheilhaft) werden zuwei- 
die Kohlen in Kasten liegend hineingeschoben. Die neue- 
vorgeschlagenen Retorten, Graftonian. retorts von ihrem 
der gerannt, sind von gebrannter Erde (fire brick), sollen 
r halten als eiserne. und auch eine stärkere Hitze aushalten 
en, wodurch dann die Destillation vollständiger wird 1. 

Die Retorten werden in einen hinlänglich ziehenden, mit 
und Aschenheerd versehenen, Windofen so gelegt, dafs sie 
inem palslichen Gewölbe aus vollkommen feuerfesten, hierzu 
ds verfertigten gebrannten Steinen umgeben sind, damit 
euer sie überall treffen und im Zustande des Hellrothglü- 
erhalten kann. Hierin ist ihre Lage so, dals die mit dem 
el versehene Mündung nath vorn herausstelit, damit man 
mzukommen, und die alten Kohlen herausnehmen, naue 
en hineinbringen kann, Je nach der Bocalität befindet sich 
las Schürloch entweder an der nämlichen Seite, oder bes- 
ı der entgegengesetzten, wie eben gezeigt ist. In einen 
fen kommen der cylindrischen oder ähnlichen Retorten 
der zwei neben einander oder meistens noch eine Dritta 
iwebend in der Mitfe über den beiden unteren, oder end- 
an legt bei grolsen Anstalten drei in eine untere Reihe und 
in den Zwischenräumen über denselben; in jedem Falle 
Einrichtung aber so, dals die von dem gewölbten oberen 
‘des Ofens zurückstrahlende Hitze diè von dem unter ih- 
tnnenden Feuer umspielten Retorten trifft. Die Hitze des 
noch zu andern Zwecken zu benutzen hat man nicht vor- 
t gefunden, weil zur schnellen Gasentwickehing stets 
uke Hitze auf die. Retorten wirken muls, um sie im Zu- 
des Glühens zu erhalten, jedoch pflegt man einen kleinen. 
teizungsapparat mit dem Ofen in Verbindung zu bringen,,. 
Winter die Cisternen mit den Gasometern gegen das Ein- 
zu sichern, Aufserdem will Issetsos es für die schnelle 
<hliche Gasbereitung vortheilhaft gefunden haben, wenn 
asserdämpfe zu den Kohlen treten lälst 2. 

Coscaryz in Ann. of Phil. V. 415. 


3. London Journ. of arts 1825. I. p. 69. Dingler polyt. Journ, 
L . . 





Gasbereitung. 10 


Bei der Bereifung desLeuchtgases aus eimkohlen wird zu- 

ı eine beträchtliche Menge Theer abgesetzt; welches zwar 
chbenutzt, vortheilhafter, aber gleichfalls in Gas verwan- 
verden kann. ` Man macht daher das erste Ableitungsrohr 
'htlich hoch, und nach der Gasmenge, welche in demsel- 
blielsen soll, verhältnilsmälsig sehr. weit, damit das durch . 

e Abkühlang in demselben niedergeschlagene Pheer wie-" 

ı die Retorte zurücklaufe. “Aus diesem Rohre geht dann. — 
ıderes in das erste Gefäls, worin gleiehfalls Theer und am- ` 
kalisches Wasser abgesetzt wird; und da die Compressiow 
ases stets nur auf höchstens -einige Zolle Wasserhöhe - ge> 

t werden darf, so ist es leicht, verichiedene Vorrichtun 
uch heberförmige Rühren, Hähne und Schwitumer anzu- 

m, um die Flüssigkeit in diesen Gefäfsen-auf der erforder- 

ı Höhe 2w erhalten, und dës gehörige" Menge Theer und 
niakalische Wasser zu rechter Zeit abzuzapfen, oder auch 
Wasser zuzugielsen. Am zweckmälsigsten unter den 
vorgeschlagenen, durch die Gröfserder Atiétalt und selbst 
xalität bedingten Einrichtungen möchten wohl diejenigen 
nach denen entweder das partive Gefüls dicht verschlossen, 

wur ein kleineres luftdiohtes in einem - gröfseren umgestürzt 
lich ist, das gröfsere aber, blofs mit eineni Dackel be- 

, um das Verdunsten der ammoniakalischen Flüssigkeit zu 

m, nach aufgehobenem Deckel eine freie Ansicht und ein 
höpfen der gewonnenen Nebenprödücte verstattet. Die 
fähre Construction dieser beiden Apparate ist folgende.p;,, 
öhren a und b dienen als Zuleiter und Ableiter des Gases 161. 
önnen solcher auch mehrere sich in dem nämlichen Ge- ` 
befinden; m n ist der luftdicht schliefsende Deckel, fein 
zum Ablassen des Theers, g g eine heberförmige ‘Röhre, 
eren Oeffnung h das ammoniakalische Wasser abflielst, 
seine Menge zu grob wird, und wenn man diese ver- 

. so kann auch Wasser dureh den oberen Trichter nachge- 
verden. Ein ähnlicher Apparat besteht aus dem offenen, 
inem beweglichen Deckel bedeckten Gefälse acdb, inpjg, 
em ein anderes gasdicht verschlossenes A so umgestürztl 
afs die sich ansammelnden Flüssigkeiten die untere Mün- 
nn desselben verschliefsen. Die Röhren g und f dienen 
uleitung und Ableitung des Gases, auch lassen sich ähnliche 
'htungen in diesemals in dem eben beschriebenen anbringen. 


Gasbereitung. 1089 


dcher eg abwechselnd durch die feinen, etwa 1 Lin. im | 
messer haltenden Löchern a, a, œ, æ, æ in kleinen Bla- 
kteigt, unter den Blechen b, b, b, b hinstreicht, und 
ı durch die Abzugsröhre k einen Ausweg findet. Will 
e Menge der Berührungspuncte noch mehr vervielfaltigen, 
gt man ein Getriebe an, welches entweder mit der Hand 
arch Gewichte oder vermittelst einer andern mechanischen 
htung stets gedrehet wird, und die Kalkmilch ohne Un- 
durch einander rührt. Damit aber nicht die gesammte 
hierdurch allmälig eine rotirende Bewegung erhalte und‘ 
kct der Maschine diesemnach geschwächt werde, giebt . 
en Blasen eine entgegengesetzte Bewegung, wie durch 
le Vorrichtung bewerkstelligt wird. Das Gas tritt durchg;,. 
ber den ganzen Boden des Gefälses hingeleitete, an der16. 
b Seite mit feinen Löchern versehene Röhre g ein, durch 
Ì die Kalkmilch abgelassen und durch k mit neuer’ ver- 
t Durch die Röhre m geht die Welle nn, welche ent- 
tdurch eine Stopfbüchse luftdicht gemacht ist, oder die 
ım hat eine solche Länge, dals die in ihr enthaltene Flüs- 
thinreicht, durch ihren Druck die Gasart so weit zu sper- 
Ws die Spannung derselben erfordert. An der Welle be- 
Iech bei v ein Getriebe, welches in die Zähne der Räder 
Bugreift, diese nach entgegengesetzten Seiten umtreibt, 
urch die an den Wellen der Räder befestigten horizon- 
iben mit herabgebogenem Rande und einigen auf ihre 
lothrecht befestigten Blechen w, w, w, w in drehende 
In: versetzen. Durch diese, nach entgegengesetzten 
men gehende Drehung wird das Gas mit der Kalkmilch 
klichst vielfache Berührung gebracht, während es durch 
huen Löcher in den beweglichen Scheiben und gleichfalls 
idie in den festsitzenden horizontalen Scheiben s, s, s, s, 
taber Bosch die Röhre x einen Ausweg findet 1. Ist aber 


— — 


Seuerdinge hat Lrosam gegen diese Reinigangsmethode den 
Verbraoch von Kalk und die sehr bedeutende Arbeit des Rüh- 
"wandt und statt dessen das Ammoniak vorgeschlagen. Za 
ude sättigt er die, in allen Gaswerken vorhandene ammo- 
be Flüssigkeit mit Kochsalzsäure und raucht sie bis zum Kry- 

a beim Erkalten aub, mengt das aaf diese Weise erhaltene 
monium mit ohngefähr zwei Drittheil des Gewichts gebrann- . 
‚ bringt es in eine Retorte und giebt mälsig Feuer. Das in 

H Lzz 











1090 Gasbeleuchtung. 
























das Gas aus schwefelkieshaltigen Kohlen bereitet, und daher a 
vielem Schwefelwasserstoflgas verunremigt, so lälst man es da 
nochmals durch eine Auflösung von essigsaurem (holzes; 
rem) Blei streichen, wozu die erstere der zuletzt genannten z 
Vorrichtungen am besten geeignet ist, wenn man sie mi 4 
Auflösung Bleizucker, statt der Kalkmilch füllt. Nebenia 
es leicht, an irgend einer schicklichen Stelle dieser Leitung 
ren eine heberförmig gebogene, mit Wasser oder Qued 
gefüllte Röhre anzubringen, und aus dem ungleichen sg 
der Flüssigkeit in beiden Schenkeln die Elasticität des miti 
in Verbindung stehenden Leuchtgases zu bestimmen. Ns 
pflegt auch in der Nähe der ‚Reinigungsapparate eine Kom 
angebracht zu werden, um eine kleine Menge Gas so? 
herauszunehmen oder anzuzünden. 


e a Aufbewahrung des Gases. 


Das bereits gereinigte Gas wird vor der Benutzung = 
beren oder kleineren Behältern, den sogenannten Cen 
gesammelt, und hierin längere oder kürzere Zei 
wahrt. Im Allgemeinen giebt es zweierlei Arten solche 
meter, nämlich die gröfseren unbeweglichen , bei den G 
tungsanstalten befindlichen, und die kleineren tragbaren, i 
‚chen geringere Quantitäten entweder in Privatwohnangs 
Pportirt, oder blols aufbewahrt werden, hauptsachlich 
letzteren für jeden Tag als Leuchtmittel zu dienen. B 
hier vorerst die unbeweglichen berücksichtigt werden, 
` man in den Beleuchtungsanstalten grolser Städte, n | 
englischen, oft von wahrhaft riesenmälsiger Gröfse anti 
der Regel bestehen sie insgesammt aus einer Cisterne 
erforderlichen Wasser, und einem dieser der Form und 





grofser Menge frei werdende Ammoniakgas wird in das Kobin 
leitet und verbindet sich ‚mit der Kohlensäure desselben. I 
wird dann durch Wasser geleitet, worin das kohlems. Ammen 
rückbleibt, und wieder benutzt werden kann. Der salzs. Kal 
Retorte kann weiter statt der Salzsäure zur Bildung des S 
nutzt werden. Der Apparat soll wohlfeil und einfach zu 
seyn. 8. Repertory of Patent. inventions 1827. Juin. p. 217. 
in Dingler’s polytechn, Journal XXV., S. 829. Der Vorschis; 
allerdings der Beachtung sehr werth zu seyn. 


Gasometer. 1091 


m, mit seiner Oeffnung in dieselbe eingetauchten, luftdicht 
lenden Gefälse. Die Cisternen werden aus Steinen was- 
bt gemauert, oder aus Holz, und wenn sie sphäroidisch 
nach Art grofser Bütten, oder aus Metallblech, aufge- 
‚ die eigentlichen Gasbehälter aber werden aus Holz oder 
Mofiger aus Blech verfertigt, wobei Gröfse und Form nach 
hraltenden Umständen zu bestimmen sind. In den mei- 
verfertigt man beide aus gewalztem Eisenhleche, wel- 
ittelst eines geeigneten Kittes auf einander gelegt und 
dann aber auf beiden Seiten mit Oelfarbe angsstrichen 
ech besser von dem in grolsen Tafeln in England berei- 
'am Rande verzinnten, und defswegen leicht zu löthen- 
benbleche. Kleinere können aus verzinntem Eisenkdeche, 
m gröfserer Eleganz aus Kupferblech oder Messingblech 
verſenigt werden. Folgendes sind die Hauptsachen, wel- 
der Einrichtung der Gasometer in Betrachtung kommen, 
sofern genaue Berücksichtigung verdienen, als gerade die- 
bel der Beleuchtungsapperate unter die \wesentlichsten 
\derselben gehört. 
, Die Größse des Gasometers mub bei gegebener Form 
it Rücksicht auf die erforderlichen Leistungen desselben 
in Regeln der Stereomstrie berechnet werden. Im All- 
im aber macht man diese Gasbehälter beträchtlich gröfser, 
Men jederzeitigen Gebrauch gerade erforderlich ist, und 
Ki in angemessenen Entfernungen an, welche 
6000 F. nicht zu übersteigen pflegen, um die zu lan- 
Ikenleitungen zu vermeiden. Indem es ferner kein Mit- 
k, das Ausströmen des Gases mit absoluter Sicherheit zu 
Ren, hierdurch aber leicht höchst gefährliche Explosio- 
Banlafst werden, wenn die Gasart- mit der sauerstoffhalti- 
wosphärischen Luft vereinigt wird, so errichtet man die 
kter neuerdings meistens im Freien und in oiniger Eintfer- 
bp den bewohnten Theilen der Städte, damit" das etwa 
khende Gas sich leichter zerstreuen kann, und eine 
he Explasion keinen so -grofsen Schaden anrichtet, als 
ler Fall seyn würde. Dafs die Gefahr solcher Explosio- 
kht geringe sey, zeigt Coxerzve in Gemälsheit seiner 
he, wonach 346 Cub. Z. Gas mit 1382 Cab. Z. atmosphä- 
tLuft gemengt, eine Gewalt ausüben, als 16 Drachmen 
apulver, wonach also ein Gasometer von 15,000 Cub. F. 
222 2 





Gasometer ` 1093 


nasser einnetauchten Gasometern das Gewicht des Deckels 
ker oberen horizontalen Fläche des Gasbehalters, und das 
gewicht seiner verticalen Seiten über die Menge des von 
verdrängten Wassers eine gewisse beständige Grölse, wel- 
k als auf ` eine etwa nur einige Linien hohe, unter dem 
t befindliche, Gasschicht drückend ansehen können, so 
aach also das vermehrte Gewicht der aus dem Wasser 
Behenden Seitenwandungen unter den hier angegebenen 
Basen als unbedeutend vernachlässist werden kann. 
bn nun berücksichtigt, dafs das gesperrte Gas zur Be- ` 
y seines Ausströmens allezeit einen gewissen Druck erlei- 
É, und wenn man diesen auch im allergeringsten nur 
IL. Wasserhöhe oder 0,05 Z. Quecksilber setzt, so läfst 
bht einsehen, dafs die aus .dünnem Bleche bestehende 
Behälters, die zu seiner Festigkeit erforderlichen 

Rn w. mitgerechnet, nebst dem Uebergewichte der 
Wasser der Cisterne eingetauchten Seitenwandungen ins 
ere bei groten Gasbehältern nicht leicht zur Erzeugung 
wriorderlichen Druckes ein zu grolses Gewicht haben 
IL Hiernach wäre also-gar keine Compensation nöthig, 
ker Druck constant bliebe. So wie aber der Behälter 
R selüllt wird, nimmt sein Gewicht um so viel zu, als 
Èostatische Gewicht der aus dem Wasser amporgehobe- 
Bewandungen beträgt, zugleich aber um so viel ab, als 
— Gasmenge aerostatisch leichter ist als ein 

Volumen atmosphärischer Luft, und diese beiden ent- ` 
Retzten Gröfsen müssen gegen einander ausgeglichen 
Leen der Druck ein constanter bleiben soll. Weil in- 
e hier zu berechnenden Werthe für jeden gegebenen Ga- 
Twerschieden sind , so lassen sich hierüber nur einige all- 
* Regeln aufstellen, welche ich ganz elementar mitzuthei- 
Izveckmäfsig halte, 

sey zu diesem Ende ein quadratischer Behälter aus Ku- 
Wer Eisenblech von 0,3 Lin. Dicke verfertigt, jede Seite 
— 
Me Pläche des Deckels nimmt mit der Gröfse des Gasbehäl- 
Iysadratischen Verhältnisse des Durchmessers zu und eben so 
Nge des Gases, worauf bei gleicher Höhe der Druck, ausgeübt 
fie Gröfse der Seitenwandungen aber wächst im einfachen 
baisse des Darchmessers. Der Druck der Gasbehälter wird so- 
"t brer Gröfse verhältnilsmäfsig geringer werden. 





1094 ~ Gasbeleuchtung. 


20 F. lang, und er werde um 1 Z. hoch aus dem Waster in ù 
Höhe gehoben, so ist der cubische Inhalt des nicht mehr m 
, Wasser befindlichen Metalles = 12 XL 4 oe MX Je = 
1 


24 | 
960 >< 0,025 = 24 Cub. Z. oder 787 Cob, F. De 


Behälter wird also um so viel schwerer, als diese, jetzt ndi 
mehr von ihm verdrängte Flüssigkeit wiegt. Nehmen wi de 
Kürze wegen in Pariser Mals den Cub. F. Wasser zu "228. 
- betrüge dieses Gewicht gerade 1%. für 1 Z. Hebung des Bä 
ters, folglich 12 %. für 1 F. und für 10F. 120 Q. Zuglecn 
im Mittel das spec. Gew. des eingeschlossenen Gases = Wi 
das absolute Gewicht eines Cub. F. atmosphärische Luft in x 
nähertenm Werthe = 0,08 &., so wird eine Schicht Gas off 
Höhe und 20 F. Quadrat = 202 x 0,08 >< (1065: 
== 400>x<.0,08 x 0,35 = 11,2 &. weniger als ein glid» T 
lumen atmosphärische Luft wiegen, und mit diesem be 
also den Gasbehälter heben. Da diese Abnahme des Geng 
der Höhe des gefüllten Behälters gleichfalls direct prope 
ist, so heben sich in dem gewählten Beispiele die ente: 
setzten Grölsen so nahe vollständig auf, dafs der Uess 
füglich vernachlässigt werden kann, um so mehr als dee 
rechnung zum Grunde liegenden Werthe keineswegs ak ? 
Wan sind, Weil aber der Umfang der Gasbehälter im «six 
der Inhalt derselben aber im quadratischen Verhalt ? 
Grölse wächst, so ist klar, dafs bei sehr grofsen dieis 
Gröfse die erstere übersteigen muls, bei kleinen dageser o 
kehrt. Um auch dieses durch ein Beispiel zu zeigen. ® 
die einmal angenommenen Bestimmungen für ein rane" í 
‘someter von vorzüglicher, aber keineswegs übertriebrner ( 
beibehalten werden. Es sey delswegen ein kreisfürmiset 
meter zu berechnen, wobei der Durchmesser des Gerbe 
. 60 F. betragen möge. Wird dasselbe dann LE. hoch a 
Wasser gehoben, so beträgt die nicht mehr im Waser 


tauchte Metallmasse Bee ZC Cub, F, 03935. 


' runder Zahl 0,4 Cub. F. und der Behälter wird also, d 
F. Wasser = 70%. angenommen, um 27,475 oder in 
Zahl 28 &. schwerer. Der Cubikinhalt des eingesch 
Gases für 1 F. Höhe, da der Flächeninkalt der Kresix 


























Gasometer. 1095 


n Hılbmesser == r durch die Formel ze gefunden wird, 
e die Ludolf’sche Zahl = 3,14 bedeutet, ist also 
PX 3,14 == 2826 Cub. F. und also die hierdurch erzeugte 
kraft = 2826 >< 0,08.>< 0,35 = 79,128, in runder Zahl 
, Wird jene obere Zahl von dieser unteren abgezogen, so 
I— 83 52 %., und so viel, also nahe ein halber Cent- 
wülste für jeden Par. F. Erhebung dem Gewichte des Gas- _ 
zugelegt werden, um seinen Druck auf das eingeschlos- 
. constant zu erhalten. ` 
diesen Gegenstand im ganzen Umfange zu beleuchten, ° 
noch Folgendes in Betrachtung. Wir wollen annehmen, , 
psometer sey bei einer Füllung von 1F. Höhe des Gases > 
\Gleichgewichte , dafs es den erforderlichen Druck auf das 
wie ihn: eine stets gleichmälsige Ausströmung desselben 
‚ ausübte, welchen wir im genäherten Werthe einmal 
` Wasserhöhe annehmen wollen. In diesem Falle würde 
hs Wasser in der Cisterne 1 Z. höher stehen, als im Gas- 
ber, und das eingeschlossene Gas würde durch diesen 
kzum Ausströmep mit einer gewissen Geschwindigkeit an- 
Gen werden. Wir wollen nun annehmen, der Gasbehäl- 
Srde so weit mit Gas gefüllt, dafs er6, 10 bis 15 F. über 
ben des Wassers in der Cisterne hervorragte, so mülste 
dmn noch das Wasser in der letzteren 1 Z. höher stehen, 
Persterem, wenn durch das Gasometer die stets gleichmä- 
trömung des Gases regulirt werden soll. Nun zeigt 
làs zuerst berechnete Beispiel, dafs die beiden hierbei auf 
entgegengesetzte Weise das Gleichgewicht verändernden 
kungen einander gleich seyn können, und es wird dieses 
o mehr der Fall- seyn, je dicker bei zunehmender Grölse 
Basbehälters seine Seitenwände sind. Aufserdem ist ein 
beier auf allen Fall ein so unbehülfliches Werkzeug, dafs 
Bn nicht allezeit die Regulirung eines gleichmälsigen Aus- 
Kos des Gases anvertrauet, sondern hierzu noch andere 
khtungen ersonnen hat, und wirklich habe ich auch bei den 
b geben Gasometern in Berlin keine Regulatoren bemerkt. 
lera andern Seite aber zeigt das zweite berechnete Beispiel, dafs 
mtlich bei grofsen Gasometern die den Behälter hebende 
Leinen bedeutenden Ueberschufs erhalten kann. In diesem 
' wird zwar das im Gasbehäker enthaltene Gas, in sofern es 
tdem Drucke der äulseren umgebenden Atmosphäre steht, 
\ 


| 





1096 Gasbeleuchtung. 


seine relative Elasticität und die dieser proportionale Dichtigker 
beibehalten, aufserdem aber wird dasselbe noch durch das, ver- 
möge grölserer Erhebung. aus dem Wasser vermehrte, Gewidt 

des Behälters zusammengedrückt. Allein da das eingeschlr- 
sene Gas leichter ist als die atmosphärische Luft, so gleicht de 
gefüllte Gasbehälter einem Aörostaten, welcher um so mehr s+ 


tisch in die Höhe gehoben wird, je grölser die (Iuantität de 
eingeschlossenen Gases ist, und es könnte sich daher bei ee 


"sehr grofsen Behälter leicht ereignen,, dafs derselbe im Gaxa 
leichter würde, als das durch ihn verdrängte Volumen az 
sphärische Luft, in welchem Falle er das Bestreben Gul 
mülste, in die Höhe zu steigen, wodurch dann das Wasser 8 
ihm höher als in der Cisterne stehen, und die äulsere Las 


, entgegengesetzter Richtung, als das Gas strömen soll, inis 


eindringen würde, bis das Gleichgewicht hergestellt wäre, o 
Stillstand einträte. Durch ein solches Eindringen der atmastbr 
rischen Luft würde aber in dem Gasbehälter Knallgas sei 


werden, dessen Entzündung die furchtbarste Explosion e: 
gen könnte. Hieraus ergiebt sich also evident, dafs man it z- 


eigneten Fällen nothwendig eine Regulirung anbringen usi = 
gleich für einen mit dem Gasbehälter verbundenen Z/nder wm 
müsse, um jederzeit überzeugt zu seyn, dafs die Spannny i 
Gases im Behälter.die der äufseren Luft übertreffe. 

Zur Erreichung der hiernach erforderlichen Regaliran; d 
sehr viele Vorschläge geschehen. Weil aber keineswer d 
zweckmälsig sind, und aulserdem die Aufgabe nicht eben seg: 





| 











rig zu lösen ist, so will ich blols einige wenige beschte 
So könnte man unter andern nur eine durch worausscheit 
Rechnung bestimmte. Menge von hölzernen Leisten an de \r 

Ísenseite des Behälters befestigen, welche beim Einsinie u 
das Wasser der Cisterne den Behälter wegen ihres verbaus 
mälsig grolsen Volumens sehr erleichtern, sein Gewicht dp 
gen beim Steigen ansehnlich vermehren würden. Noch lese 





1 Solche Berechnungen sind übrigens delswegen sehwieri;. WW 
man die ihnen zum Grunde liegenden Bestimmungen nicht leicht si 
hinlänglicher Schärfe erhalten kann. Namentlich ist das spec © 
wicht des Luftgases nicht allezeit gleich, das oben angeaer® 
aber ist für Steinkohlengas bedeutend grofs, so dafs namenli. $ 
schlechterem Gase das Emporgehobenwerden grofser Gasometer A 
au fürchten ist, 


Gasometer. 1097 


sch ganz empirisch eine Compensation anbringen, wenn 
ls ganze, beim höchsten Stande des Gasbehälters erfor- 
beZulegegewicht an vielen Sehnüren herabhängend auf die 
der letzteren so proportional vertheilte, dafs beim Hö- 
gen des Behälters stets der erforderliche aliquote Theil 
ben auf die Oberfläche des Behälters drückte, der 
ber von den Seiten getragen würde, bis es beim höchsten 
b des Behälters mit seiner gesammten Last auf diesen 


Ne hier angegebene Compensation würde in denjenigen 
\mit Nutzen anzuwenden seyn, wenn nach dem zwei- 
Rechneten Beispiele der Gasbehälter beim Höhersteigen 
k wird, als wenn er mit wenigem Gase gefüllt ist, oder 
} seine a@rostatische‘ Steigkraft dann gröfser ist, als 
Wirostatische Vermehrung seines Gewichtes. Preuss 1 
‚dagegen eine Compensation für denjenigen Fall an, ` 
idas Gegentheil statt findet, d. h. wenn das Gewicht 
bssbehälters beim Höhersteigen durch den aus dem Was- 
piobenen Theil seiner Seitenwandungen um einen grö- 
ı Theil vermehrt wird, als die Zunahme seiner Steig- 
durch die vexmehrte Menge des eingeschlossenen Ga- 
wagt, ein Fall, welcher bei grölseren Behältern haupt- 
ih dann leicht eintritt, wenn sie aus Holz verfertigt 
» Es werde dann vorausgesetzt, der Behälter sey beip;,, 
m niedrigsten Stande durch ein an dem Hebebalken f.be-166. 
es Gewicht p genau so balancirt, dafs sein Uebergewicht 
le so viel betrage, als erforderlich ist, um den Stand des 
wers in ihm 1 Z. niedriger zu erhalten als in der Cisterne. 
3 werden an demselben zwei oder mehrere Gefälse mit Was- 
\, a von derjenigen Grölse angebracht, dafs ihr Inhalt ge- 
der durch die Seitenwände des tiefer eingetauchten Behäl- 
\erdrängten Wassermasse gleich ist, und aus diesen wer- 
de heberförmig gebogenen Röhren b, b in das Wasser der 
Fas gesenkt. So wie dann der Gasbehälter steigt oder sinkt, 
Neu die Gefälse a, a ausgeleert oder gefüllt werden, und 
ah ein bleibendes Gleichgewicht hergestellt seyn. Es fallt 
Hin die Augen, dafs man statt dieser künstlichern Vorrich- 
Lal die eben angegebene Weise weit einfacher den beab- 


— — 


I Tabor Gasbelenchtung. 


108 -  Gasbeleuchtung. 


sichtigten Zweck erreiohen könne, wenn man du ganze Ge- 
wicht p in die erforderliche Menge aliquoter Theile verhale, 
diese an eiuem Seile herabhängen und auf eine Unterlage herb- 
sinken lielse, so dafs sie beim höchsten Stande des Gaibelu- 
ters sämmtlich auf der Unterlage ruheten, bei seinem niednate 
dagegen sämnitlich von dem Hebelarme getragen würden. We 
dann auch hierbei für den höchsten und niedrigsten Stand da 
erforderliche Gewicht empirisch regulirt, so erfolgte fir di 
zwischenliegende Erhebungeu die Compensation von selbst 
Eine für beide genannte Fälle brauchbare und obenira 
leicht empirisch herzustellende Compensation kann darch & 
ungleiche Länge des Hebelarmes erhalten werden, an ee 
das Gegengewicht p herabhängt. Da nämlich am Winkelebd 
die Kraft p == p sin. e ist, wenn a denjenigen Winkel ber» 
net, welchen die Richtungslinie der Kraft mit dem Hebelvar 
macht, und da zugleich für einen von 0° bis 90° ‚wach 
Winkel das Gewicht p’ von O bis 1 veränderlich wird, vg 
klar, dafs innerhalb dieser Grenze alle erforderliche Werte = 
p enthalten seyn müssen. Für den praktischen Gebrauch vetr 
tige man also den Balaucier AB so, dafs das Bogesstidn 
Lef mit gleichem Radio vom Hypomochlio aus gezogen ist, da 
Lt, in welchem Falle die Producte pl = pL einander 
seyn werden, und das Gewicht p in jeder Höhe mit see 
Kraft wirkt, Alsdann stelle man für den höchsten und op 
Stand des Gasbehälters das Gleichgewicht des letzteren i A 
Art her, dafs für ungleiche Gewichte p nnd P in beiden Si 
das Wasser im Behälter um die erforderliche Gröfse, erg 
men an 1Z., tiefer stehe, ala in der Cisterne, und danach 
Gesetzen des Hebels die Längen der Hebelarme sich unzd* 
verhalten als die Gewichte, oder pL==Plist, so .inde sa 
für eine ungleiche Wirkung mit einem gleichen Gewict: © 








 Lënge l = 23 wonach also die erforderlichen Längen gab 


und l, mag, wie in der Zeichnung, das obere oder das c 
das längste seyn, empirisch bestimmt werden können, op 
dann das Bogenstück daran zu befestigen. 

Custom t bringt Gasometer in Vorschlag oder will se # 


1 Lond. Journ. of Arts and 8r. 1824. Jan. 5. 21. Daus 
Dingler polyt. J. XIV. 15. 





Gasometer. 1099 


' wirklich angewandt haben, welche zwar sehr einfach und 
em seyn würden, schwerlich aber eine wirkliche Ausfüh- 

gestatten, Das Ganze besteht aus einem hölzernen, luft- 
en Kasten, an dessen oberem Rande eine inwendig bis auf 

Boden herabgehende zusammenhängende Fütterung von 
kh oder Wachsleinwand befestigt seyn soll, deren unterer 
|an einen hölzernen, gleichfalls luftdichten, mit dem Bo- 
des Kastens parallel laufenden Deckel befestigt wird. Ist 
Wan Gasometer nicht gefüllt, so berühren dieser Deckel " 
kr Boden einander; so wie er aber gefüllt wird, hebt das 
ko Deckel, bis er zur doppelten Höhe des Gasometers ge- 
kond das Gas unter stets gleichem Drucke (?) zwischen 
Boden des Kastens, zwischen dem Deckel, den Wänden 
kastens und der gleichfalls in die Höhe gezogenen Wachs- 
Ind eingeschlossen ist. Dals so ausgedehnte Flächen von 
(bei dem ungleichen Einflusse der Wärme und Feuchtig- 
kftdicht bleiben sollten, ist auf keine Weise zu erwarten, 
eben so wenig ist dieses mit hinlänglicher Biegsamkeit der 
bsieirwand oder des Oeltuches vereinbar. Eben diese 
sendung findet gegen das Gasometer statt, welches Tair ! 
orschlag bringt. Dieses besteht aus einer cylinderförmigen 
me und aus einem auf gleiche Weise gestalteten Gasbehäl- 
‚dessen einzelne Abtheilungen nach Art eines Fernrohrs in 

er geschoben sind , beim Füllen mit Gas aber aus einan- 
zogen werden, und also bei einem kleinen Inhalte der 
me eine bedeutende Menge Gas enthalten sollen. Abge- 
m davon, dafs hierdurch die Höhe des Gasbehälters unver- 
nmalsig vermehrt werden, und viele Unbequemlichkeiten 
kinkren würde, weils man ohnehin, dafs selbst die fein 
beiteten Züge der Fernröhre nicht luftdicht schlielsen, um 
'riel weniger ist dieses von so unbeholfenen Maschinen zu 
arten. 

4. Endlich muls derGasbehälter auch so eingerichtet seyn, 
istine unteren Ränder stets horizental erhalten werden, und 
ws leicht begreiflichen Gründen der Schwerpunct desselben 
er Repel etwa in die Mitte seines innern Raumes fallt, mit- 
bei seinem Steigen über das Wasser gehoben wird, so ist 


Toteamme 


t 


1 Aos Lond. Journ. of Arts and Sc. Jan. 1824. S. 305 io Ding- 
Le, 54. 


` t 








1100 = Gasbeleuchtung. 
es klar, dafs er leicht eine Neigung zum Umschlagen erhal 
kann. Ist der Zwischenraum zwischen seinen Wänden und de- 
nen der Cisterne nicht grofs, so wird er hieran zwar gehinder, 
allein dann könnte leicht eine nachtheilige Reibung an den Se 
ten entstehen. Sind die Wände des Behälters dünn, und mb 
er wegen des dickeren, und also schwereren Deckels durch o 
Gegengewicht balancirt werden, wie oben beschrieben is, » 
wird die Gefahr des Umschlagens nicht leicht statt finden, = 
dels ist nicht in Abrede zu stellen, dafs man in vielen Pla 
auf Mittel zu ihrer Abwendung Bedacht nehmen muls. Uma 
den mehreren sich für diesen Zweck fast von selbst aufdringe- 
den Mitteln ist eins der einfachsten und leichtesten, dals man 3 
der verticalen Axe des Gasbehälters eine Röhre anbringt, welch! 
von gleicher Höhe als der Behälter selbst ist, in der GZ a 
Cisterne dann eine verticale Stange befestigt, über welcher ku 
Röhre sich auf und nieder schiebt; - zur Vermeidung der Re 
bung können aber inwendig, in jener Röhre oben und unten $ 
vier einander diametral gegenüberstehende Frictionsrollen a> 
bracht werden. Endlich kann die Stange oben noch einen ir 
nen Querbalken tragen, welcher den Behälter hindert, höhe a 
bis zu dessen Berührung aufzusteigen. 


Aufser diesen grofsen Gasometern, den eigentlichen EN. 
tern des bereiteten Gases, giebt es noch kleinere, meistens ge 
bare, welche hauptsächlich dazu dienen, mit einer gewiss 
Quantität Gas gefüllt, und in Privatwohnungen getragen oe 
den. Sie sind von sehr verschiedener Grölse und Gestalt, rm 
gut verpichte Tonnen und andere Behälter, welche im Al» 
‚ meinen den grölseren Gasometern nachgebildet werden. Im 
nächste Bestimmung ist, in den Privatwohnungen aufgesteli 3 
werden, wohin man die Gasröhren aus den Hauptleitungen n% 
ohne Schwierigkeit führen kann, sie dort mit Leuchtgas zu ir 
len, und dieses aus ihnen auf die geeignete Weise durch Ai 
ren in die zu erleuchtenden Räume zu leiten. Man war mé 
zugleich bemühet, sie tragbar zu machen, und es sind in des 
Hinsicht einige zweckmälsige Vorschläge geschehen, z. B. v” 
Lauranıus!, DÖBEREINER ? u.a.; weil aber die Spannun; & 


d 


1 Accum prakt. Abh. a. s. w. übers. von Lampadiaı. 
2 Zur pneumatischen Chemie. Jena 1821. 8. 








Gasometer. . 1101 


durch Wasser geschehen mufs, letzteres aber bei gröfse- 
'elumen ein zu bedeutendes Gewicht hat, so verfertigte 
ald metallene Behälter, in denen das Gas für sich selbst 
mise Inzwischen mülsten auch diese zu grob seyn, 
sie eine nur für einige Stunden ausreichende Quantität 
sen sollen, indem eine einzige Flamme für eine Stunde 
goen Cabikfufls Gas erfordert, und man kam daher bald 


eldee, das Gas in diesen transportabelen Behältern zu com- . 


, wozu sich hauptsächlich das Oelgas eignet, weil ein 
s Volumen desselben zur Erzeugung einer hinlänglich 
kenden Flamme erfordert wird. Aus diesen tragbaren 
haltern, welche in der Fabrik gefüllt und den Kunden in 
Nohnungen gebracht werden, lassen sich dann die kleinen 
wter füllen, um vermittelst der letzteren eine stets gleich- 
brennende Flamme zu erhalten; ungleich einfacher und 
kmalsiser würde es aber seyn, das aus ihnen strömende 
mnittelkar verbrennen zu lassen, stände diesem nicht das 
mils im Wege, dals das stärker comprimirte Gas schnel- 
strömt, wonach also die Flamme anfangs sehr grofs seyn, 
ie kleiner werden, und endlich ganz verschwinden muls. 
in der Wichtigkeit der Aufgabe läfst sich leicht erachten, 
kan auf die Construction dieser tragbaren Gasbehälter un- 
ia viele Anstrengung verwandt hat. 

as zavörderst die Compression des Gases in denselben 
, sohatman zur bequemen Bewerkstelligung derselben 

Vorschläge gethan, indefs übergehe ich diese sämmt- 
weil das Ganze einfach auf eine zweckmälsige Compres- 
kıschine hinauskommt, deren Construction keine Schwie- 
tha, Ungleich schwieriger und vielleicht ganz unmög- 
K dagegen die Auffindung eines völlig genügenden Mecha- 
i, dorch welchen das Ausströmen des abnehmend weniger 
Faiten Gases so regulirt würde, dals vom Anfange bis 


Ende des Verbrennens stets eine ganz gleiche Quantität von ` 


Karte, Wegen der Wichtigkeit des Problems, und da 
behauptet wird, dafs solche Gasbehälter mit stets gleich- 
ker Ausströmung wirklich vorhanden seyen, indem sogar 
stkutschen sich dieser Art der Erleuchtung bedient haben 
a, die Sache selbst aber dem Forscher ohne genaue Angabe 
hierbei angewandten Mechanismus stets zweifelhaft bleiben 
D habe ich mich bemüht, Erkundigungen hierüber einzu- 


1102 | Gasbeleuchtung. 


ziehen, bisher aber nichts weiter herausbringen konen, d 
was ich hier kurz mittheilen will. 

Unter die älteren bekannten tragbaren Gasbehälter gchim 
die Uurch Gonnonx verfertigten kugelförmigen aus Kupfer, wd- 
che eine 25fache Zusammendrückung des Gases aushalten, un 
die ihnen ähnlichen aus Eisen, welche Casror verfetg 
Beide sind durch Tasoa ! ausführlich beschrieben, und könn 

, sehr gut benutzt werden, um aus ihnen die in den Häusemb- 
fndlichen Pleinen Gasometer zu füllen, welche letzteren de 
eine stets gleichmälsig brennende Flamme geben. Soll aber is 
‚aus ihnen strömende Gas unmittelbar zur Erleuchtung bes 
werden, so lälst sich die Gleichmälsigkeit der Flamme oor 2 
vollständig durch allmäliges weiteres Eröffnen des Hahns e- 
reichen. Uebrigens gewähren aach diese tragbaren Behalter e 
grofse Bequemlichkeit, indem die Gascompagnie die leeren 25 
lich durch ihre Diener von ihren beständigen Kunden abbia 
läfst, und durch gefüllte wieder ersetzt. Zur Regaler is 
gleichmälsigen Ausströmens des Gases sind seitdem mehren \e 
schläge geschehen, ohne dafs jedoch das Problem bis jetzt o 
ständig gelöset scheint. So hat man vorgeschlagen ? i ie 
Gasbehälter einen Stempel anzubringen, welcher herabsst 
wenn die Compression des Gases nachläfst, und dann den Déi 
weiter öffnet. James Jowes zu Edinburg 3 bringt di 
den Gasbehältern eine heberförmig gebogene, an einer bé 
verschlossene und halb mit Quecksilber gefüllte Röhre an. bès 
dann die in dem verschlossenen Schenkel enthaltene Luft det 
den stärkeren Druck des comprimirten Gases in einen klesa 
Raum zusammengeprelist wird, letzterer sich aber bei saache 
dem Drucke erweitert, so zieht ein hiernach angebrachter Reg 
einen in dem Ausströmungscanale befindlichen conischen Dréig 
dem nämlichen Verhältnisse mehr herab, und erweitert hier? 
die Ausströmungsöffnung um so viel, als der nachlassende Drei 
des Gases erfordert, Der Anwendung dieses Regulators e 








Jop O. PB, 502 u. 510. Von diesem , auf alle sene Y 
serungen der Gasbeleuchtungsapparate unfmerksamen Gelehrte 
ich auch durch schriftliche Mittheilung, dafs ihm noch keine Vorzic 
bekannt ist, wodurch ein stets gleichmälsiges Ausströmen des 
-erreicht werden könnte. 

2 Mechanic’s Mag. Vol. II. Part. X. 3. 158. Vgl goot $ 
8 Glasgow Mech. Mag. Nr. 56. 8. 421. 








Gasometer... 1103 


das leichte Verschütten des Queoksilbers und das Einklem- 
#s Drahtes in den engen Canal zu sehr im Wege. Gon- 
dust hat später 1 vorgeschlagen, eine conisch endigende 
be indem Canale seiner tragbaren Gasbehälter anzubrin- 
ad dadurch die Quantität des ausströmenden Gases zu re- 
le 
viel ich durch weitere Erkundigungen über die Mittel 
galirung der Flamme bei den tragbaren Gasbehältern habe 
B können, behilft man sich im Allgemeinen damit, dafs 
n Hahn etwas weiter aufdrebet, wenn die Flamme zu 
md, und hiermit fortfährt, bis das Gas völlig verzehrt 
bei aber allezeit ans leicht begreiflichen Gründen das Ge- 
ht ganz leer wird, sondern allezeit derjegige Antheil in 
ben zurückbleibt, dessen Rlasticität dem Drucke der at- 
mischen Luft gleich ist. Obgleich dieses Mittel ein fte- 
hen des Hahns erfordert, so scheint es mir doch noch 
Ben das zweckmälsigste zu seyn, weil es mindestens eine 
desmaligen Bedürfnisse der Helligkeit angemessene Grölse 
mme gewährt. Nach einer andern Nachricht sollen 
D: neueste tragbare Behälter, wenn sie mit Oelgas ge- 
N, 12 Stunden lang mit der Helligkeit einer gewöhnli- 
Nachskerze brennen, und während dieser Zeit nur einer - 
ligen Regulirung des Hahns bedürfen, um eine stets fast 
kichmäfsige Flamme zu geben. Endlich hat man in Lon- 
elegante tragbare Gaslampen, welche höchst wahr- 
mit einem kleinen Gasometer verbunden sind, in 
$ vermittelst eines Hahns in angemessenen Zeiträu- 
ke erforderliche Quantität Gas aus dem zur Aufnahme des 
nen Gases dienenden Gefälse steigen lälst, und welche 
ine stets gleiche Flamme geben. Sie bestehen der Be- 
Wag nach ans einem vermuthlich mit dem comprimirten 
Küllen Fulsgestelle, mit einem auf demselben stehenden 
kt, dem Behälter des kleinen Gasometers, und einer vor 
bieten stehenden Urne, auf welcher sich das .Brennrohr 
kume befindet. Wird dann ein an. der hintern Seite an+ 
ber Hahn geöffnet, so steigt ein in dem Cylinder befind- - 
weiter Cylinder in die Höhe, und man kann das Gas an- 
n. Ist hernach der Cylinder wieder herabgesunken, so 


— 


London Jonrn. of Arts and Sc. 1825. Sept. S. 136. 


P 


1104 Gasbeleuchtung. 


öffnet man den Hahn abermals, bis jener wieder die erforde- 
Bebe Höhe erreicht hat, und erhält auf diese Weise eine stes 
gleichmäflsige Flamme. Die genaue Construction dieser und de 
' übrigen tragbaren Lampen, worin die Fabrik von Tarıor m 
Marga das Oelgas versendet, wird übrigens noch geben 
gehalten 1. 

l Auch in Paris hat man sich bemüht, tragbare Geslarpe 
mit einer stets gleichmäfsigen Flamme zu constrairen, usi e 
hierin, so wie überhaupt in der Bereitunir des Leuchtgases se: 
weit gebracht, wenn die darüber bekannt gewordene Nachrid‘ 
vollkommen Glauben verdient. Ein gewisser JarLasexr M 
nämlich eine solche Lampe vorgezeigt. Sie bestand aus ensa 
kupfernen Cylinder mit zwei halbkugelförmigen Abrandena 
an beiden Enden, welcher einen Candelaber mit 6 Brenswis 
dungen trug. Der Recipient enthielt einen Raum von ICh 
und da das Gas in demselben 15 mal verdichtet war, so lag 
zusammen 60 Cub. F. Gas von der Elasticität der a ' 
schen Luft. Jede der 6 Brennurändungen gab die H 
einer Lampe von Canczı und erforderte hierzu 1 Cab. E 
in jeder Stunde, mithin brannten alle 6 Mündungen 10 
den. In den 6 Stunden der Sitzung brannten die Licher 
gleichbleibender Helligkeit, welches der Künstler dur) 
eigenen Mechanismus erreicht hatte. JarLsasenr wir 
gleich den Cubikfuls Oelgas, also die Erkeuchtang für | 
um 6 Centimen liefern. 











II. Fortleitung und Messung des Guet 


Einen wesentlichen Theil derGasapparate machen dit 
leitungsröhren aus, und es ist schwer, bei neuen Anlasea 
die richtigen Verhältnisse zu bestimmen, weil zwar die 
über die Strömungen gasförmiger Körper in Röhren un 
Oeffnungen durch die neuesten Versuche bedeutend 
kommnet ist, auch die Erfahrung bei den vielen Gas 
wieles hierüber aufgehellet hat, im Ganzen aber dieses de 
eine völlig scharfe Bestimmung in einzelnen Fällen noch 





1 Tabor aus schriftlicher Mittheilung. 
2 Büllet. de Ja Soc. d’Encourag. pour l'Industrie nat. Oc 
S. 308. Daraus in Weber’s Gewerbekunde. HI. 410. 


Fortleitung des Gases, ` 1105 


»genügt. Im Allgemeinen ist die Menge des aus einem Ga- 
ge durch die Leitungsröhren strömenden Gases, welche 
Erhaltung einer stets gleichmülsig brennenden Flamme fort- 
md unverändert seyn muſs, eine Function der Länge und 
x der Röhren, der Gröfse ihrer Oeffnungen, der specif, 
éckeit des Gases, und der Höhe der Wassersäule, wodurch 
fe comprimirt wird, welches alles im Art. Pneumatik nli- 
beinmt werden mufs. Für die praktische Anwendung ge- 
biels Folgendes, Gute Steinkohlen liefern das A. etwa 
6Cub. F. Ges und 60 bis.66 pC. Coaks, deren Volumen 
kt destillirten Steinköhlen nahe um 0,3 ühertrifft. Von 
& Gase wird 0,5 Cub. F.. jede Stunde erfordert, om eine 
"von der gewöhnlichen Helligkeit ‚einer Talgkerze A &. 
fm geben 1, indels rechnet man bei der Gasbeleuchtung 
bel 5 Cub. F. engl. als das Aequivalent einer solchen 
3 Fischthran dagegen, und das aus der Destillation det 
uhlen gewonnene Theer geben das Pfund 10 bis 15 Cub. F, 
ter nach CGonenzvx 1 Gallon 100 Cub. F. 3, dessen Flamme 
und heller èst, so dafs man davon nur etwa den dritten 
fr eine gleich starke Erleuchtung als mit Steiukohlengas 
» Die Weite der Röhrenmündung für eine solche Flamme 
Hast 0,5 Lin. engl, und der Erfahrung nach ist der Druck 
Wasser hinreichend, um dem Gase die erforderlich 
indigkeit des Ausströmens zu geben, darf aber in- keie 
Biker die Gröfse von 12 bis 14 Z. übersteigen, ‚wenn 
ick nicht die Vorrichtungen, namentlich die Lutirung 
Imen beschädigen soll. Man milst daher die Spannung 
keschlossenen Gases sehr leieht an eiriem irgendwo am 
ser oder an den-Leitungsrühren angebrachten Wasserba- 
2, bei welchem die. ungleiche Höhe des Wasserstandesi68. 
ba Schenkeln oder die Differenz zwischen a und o die 
kiche Gröfse nicht ifbersteigen darf. Obgleich aber ein 
Iconstanter Druck durch den Gasbehälter selbst vermittelst 


hiat 


Nach Anpensom in Edinb, Phil. L XXII. 171. geben 323,5 Cub. 
&r Perth. Kohlengasfabrik in 1 Stunde so viel Helligkeit, als 
kter Unschlittlicht. ' i 

Coscaavz in Ann. of Phil, V. 412, Andere verschiedene An- 
b Tanos a. a. O. IL 506. . ` 
Bd, Anna 





Fortleitung des Gases ` 1107 


te derselben haben die Erfahrungen ergeben‘, dafs solche, 
che 6Z. im Durchmesser halten, hinreichend sind, um auf 
‚Strecke von 2000 F. 3000 Cub. F. Gas für jede Stunde zu 
m, und es lälst sich daher im Allgemeinen aunehmen, dafs 
rm von 0,25 bis 18 Z. Durchmesser die nöthigen Bedürf- 
umfassen $ Die freie Strömung wird indefs gehindert, 
a die Röhren vorzüglich in zu spitzen Winkeln gebogen 
i Um diesem zu begegnen, bringt man lieber kleine Be- 
d in welche das. Zuleitungsrohr und das Ableitungsrohr 
münden. Auch wird die Strömung in die lothrecht aus 
Hauptröhren aufsteigenden engen Röhren leicht durch das 
ilere Fortströmen in jenen grülseren gehindert, weswegen 
èe kleineren in die gröfseren mit einer gegen die Strömung 
heten Oeffnung zu senken pflegt. Kerner hat man bei der 
pe der Röhren zugleich die Ausdehnung durch wechselnde 
pentur zu berücksichtigen, desgleichen. dafs einiges in den- 
a durch Abküklung niedergeschlagenes Wasser und Theer 
nsesammelt werden könne. Für beides werden ap einigen ` 
mdie sogenannten Theerbrunnenangelegt, bei denen aunt Be: 
t laftdichten Oeffnungen etwas verschiebbaren Enden des170. 
md Ableitungsrohres sind, c aber eine oben beid zuge- 
gue Röhre, auf welche so oft als es erforderlich ist, eine 
R geschraubt und die angesammelte Flüssigkeit herausgeso- 
Bd. Weil aufserdem lange Röhrenleitungen leicht irgend- 
kiden leiden, welches bei Tage durch das Sinken der Re- 
wen, bei Nacht durch das schwächere Brennen oder Er- 
tnder Lichter beobachtet wird , so ist zur leichteren Anf- 
as des Schadens erforderlich, die Leitung in kürzeren Zwi- 
timen schlielsen zu können. Bei den kleinen Röhren 
bet dieses durch gewöhnliche Hähne, bei den grölseren 
en diese. aber gegen 100%. wiegen, und daher zugleich 
kostbar und unbeweglich seyn. Unter den verschiedenen 
igen zar Sperrung ist daher einer der leichtesten und si- 
rendie Anwendung derblofsen Klappe, A Diet ein Parallel-p;,. 
don von doppelter Höhe gegen seine Breite. a und b sind171. 
alenungs - und Ableitungsrohr, ee ist eine.in der Mitte 
oder quadratisch dusgeschnittene Platte, gegen welche die 
Eine Tabelle über die Weiten der Röhren vnd die Gusmengen, 


£ sie leiten, findet man bei Tasoa a. a, O. Il. 365. 
Aaaa 2 


V 
“~o 


Fortleitung des Gases. 1109 


h verbreitet. Dals man aber vermittelst dieses Hahnes auch 
Quantität des ausströmenden Gases reguliren könne, indem 
p ihn mehr oder weniger öffnet, versteht sich von selbst. 
pn indefs mehrere Brennröhren aus einem gemeinschaftlichen 
Hier gespeiset werden, so kann man auch alle diese Flam- 
i zugleich vergröfsern oder verkleinern, wenn man den Hahn 
3 Behälters mehr oder weniger öffnet, Eine solche Regu- 
i der einzelnen Flammen ist nur in Wohnungen anwendbar, 
Bidtischen Beleuchtungsanstalten dagegen, in Theatern und 
chen Gebäuden müssen die Hähne der Zeitersparnils we- 
völlig geöffnet werden, und eine Regulirung ist nur im 


wa durch stärkere oder schwächere Campression des Gases, | 


davon abhängige stärkere oder schwächere Ausströmung 
kh. Hierbei findet auch nur im Grolsen eine Controle statt, 
pols die Quantität des verbrauchten Gases ist; wenn da- 
t das Gas aus den Magazinen in die vielen Privatwohnun.- 
tertbeilt wird, deren Inwohner sich die Freiheit nicht wohl 
e lassen, nach den Umständen bald. mehr bald weniger 
m verbrauchen, so hat für diese Fälle GLeae nen sehr 
üchen Apparat ausgedacht, vermittelst dessen die Gascom- 
t jederzeit die Menge des verbyauchten Gases genau be- 
xn kann. Für einen lothrechten Durchschnitt dieser schon 
h interessanten Maschine ist A A A ein hahler, Iuftdich-,.; 
finder von solcher Dimension, . als die Bestimmung dest? 
es erfordert. Dieser wird bis etwa zur Höhe der Linie 
mt Wasser gefüllt. In diesem hohlen Cylinder befindet 
úa anderer, gleichfalls hohler RBBB dessen krumme Qber- 
t vier mit seiner Axe parallele Einschnitte EFAS hat, wo- 
fine hierdurch zerschnittenen Theile in ihrer ganzen Länge 
ı die eingesetzten krommen Bleche ffff getragen werden, 
sch aber zusammenhalten mülsten, wenn nicht die äulser- 
Enden aller dieser Bleche an zwei Scheihen luftdicht be- 
t wären, sa dals das Ganze wiederum einen in dem äulse- 
eweglichen Cylinder bildet, deren Axen zusammenfallen. 
eine dieser gereden Endflächen des inneren. Gylinders ist in 
bes durchhohrt, und bewegt sich um das durch den äulsern 
der eintretende Zuleitungsrohr des Gases wie um, eine Axe, 
adere hat eiùen massiven, durch die gerade Fläche des äu- 
a Cylinders vermittelst einer wasserdichten Stopfbüchse 
hehenden , mit einem Getriebe versehenen Stift, der ganze 


72. 





1110 Gasbeleuchtung. 


innere Cylinder BBBB endlich wird empirisch so abgeglichen, 
dafs er beim Umdrehen om seine Axe in jeder Lage mhet. Wird 
der gange Apparat mit Wasser gefüllt, darauf etwas Gas zoge- 
lassen und dem Wasser auf irgend eine Weise ein Abflufs ver- 
stattet, bis es etwa zur Tiefe von mm herabsinkt, und dann da 
. Ganze wieder verschlossen, so mufs bei der Oeffnung de Able- | 
tungsrohres dund der, Oeffmung. des in der Mitte des inneren Crin- 
ders mündenden Zuleitüngsrohres das Gas blols durch die Od- 
nung o ausströmen, das Wasser aus dem Raume a verdrängen, wo- 
durch vermöge des ungleichen hydrostatischen Druckes diese Ah, 
theilung in die Höhe steigen’ wird, bis die Oeffinnng A’ in die Lia ` 
von 8 kommt, und das Gas in den äufsern Bang strömen ko. 
In diesem Augenblicke kommt die Oeffnung a’ in die Lage vo 
o und wird verschlossen; so dafs also eine fortdauernde De 
. drehung entstehen muß; and "die Zahl der Umläufe, mitin zl 
die. der wechselnden Filllüngen und Entleerunen der einzel 
Räume, durch: das Getriebe der durch die gerade Fläche &f 
äulsern Cylinders durchgehenden Axe vermittelst eines U} 
gemessen werden kann: Aus dem bekannten Inhalte de? 
messers kann also die Menge des erhaltenen’ oder abgegebemi 
Gases’ zur:Controle der Arbeiter oder der Verkäüfer gemf 
messen:werden, indem die Zeiger des Uhrwerks, ——— — 
Messung geschieht, sich in einem durch eine Glastafel x 
senen Raume bewegen, zu welchem nur der die Coop 
rende die Schlüssel hat. 
Als Material zu den Röhren schlägt Tauon  Gufse 
Kupfer vor, Insofern sie von letzterem Metalle ungtei< 
ner gearbeitet werden können, und das alte Metall ı 
einen bedeutenden’ Werth hat, würde man diesem sopar € 
haupt den Votzug eimräumen können, allein für die g 
langen, auf weite Strecken’im Boden fortlaufenden Röhren 
man wegen der Kostbarkeit der "ersten Auslage dem 
den Vorzig' geben. Dagegen wird für die kleineren P 
welche in den Häusern und selbst in den Wänden kinaufse 
Kupfer gewählt werden müssen, schon deswegen, wei 
‘Röhren von diesem Metalle so leicht jede erforderliche B 
gegeben werden kann. Auch die äufsersten Enden der Ru 
an deren Mündung die Gasflamme brennt, können von K 
























gemeng 


1 8... O., II. 871. 


— 


Leuchtkraft der Ghse. : tiit ` 


riet werden, wo nicht besser von Messing, indem dieses 
schöner sbdrehen , leichter mit Hähnen versehen läft, und 
i einen aufgetragenen Goldfirnils eine gröſsere Eleganz er- 
Dagegen aber meint CONGREVE $, die] Leitungsröhren von 
gen and auch die kleineren Zuleitungsröhien und Brenn- 
avon Kupfer würden den Beobachtungen 'gemäls zu leicht 
wen. Wegen des vielfachen hieyaus erwachsenden Nachtheils 
A daher vor, zu den gröfsern Blei zu nehmen, und sie in 

hte Lage Thon zu legen), zu den kleineren aber Zinn, 
s dieser Gefahr nicht ausgesetzt ist: ` Dals das Zinn Dicht 
nen werde, -ist wohl Fichtig, allein ob en bei seiner’ Bieg} 
8 hinlängliche Stärke‘ kabe ; insbesondere aber durch die 
der Flamme an ` det ` Mëodungeh" der "Brerinröhren‘ nicht 
ke, getrane' Sch mir nichtizu "entscheiden; ‘auf allen! Fall 
t Tapan bei seiher grindtiċhen Kenhtnifs der Sacht, dafs 
mnröhren Mat angelöthet seyi sollen, ‚um. der Gefahr dr 
Ichmelzens dich. Hitze zu entgehen. ` 


ve An an. TN k ‘Pe 


Beschaffenheit der ` aus verschiede 
nen Stoffen “erhaltenen. Gasarten. 


ine genaue Bestimmung der Beschafföntieit ` und Zusam- 
mng der zum Exletchten verwandten Gasarten kann hier 
sügetheilt werden, insofern dieses in die Chemie gehört, 
kr blofs von der Qualität des fabrikmäslig gewahnenen 
teinieten, zum Erleuchten ' bestichmten “Gases, seiner 
&raft und vortheilhaften Anwenübarkeit'die Rede seyn 
In dieser Beziehung ist schon oben ängögeben, dafs das 
dz gewonnene Gas im Allgemeinen zur Erleuchtung nicht 
g ist, und selbst‘ das ang harzigem Kienhölze erhaltene 
Jan daher zu diesem’ Zwecke nicht verweriden, wenn man 
it als Nebenprodact behutzen kann. Es genügt daher nur 
9 Gasarten, nämlich das Steinkohlengas und das soge“ 
Uelgos zu berücksichtigen: 

eber die verschiedenen, zum Erleuchten ‚anwendbaren 
m, welche im Allgemeinen aus, koblengjoffhaltigem Was- 
Wa von ungleichen quantitativen Verhältnissen des Antheils 
hlenstoff bestehen, :sind viele ältere und penere Untersu- 


— — ` 19 ‚la ı 


Am. of Phil. V. 418. 


` sten dazu sind die sogenannten candle-coafs, welche die misis 


‚ 112 - Gasbelenchtung. 


chungen vorhanden 1, welche sich vorzüglich auf eine Vergki- 

chung der verhältnifsmäßsigen Leuchtkraft beider beziehen. Als 
allgemeines Resultat geht hieraus unverkennbar hervor, dalı die 
Weilse und Helligkeit des Oelgases die des Steinkohlenzues 
um ein Vielfaches übertrifft, Dennoch aber wird letzteres dech 
ersteres namentlich in England nicht ganz verdrängt werde, 
wo Steinkohlen von yorzüglicher Güte leicht im —— za 


_ haben sind, Die Ergiebigkeit der Steinkohlen an gutem, bdl- 


brennendem Gase ist sehr verschieden. Einige derselben geben de 
Tanne 7000 Cub. F, Gas, andere insbesandere dis schwefelkie- 
haltigen, sind für. diesen Zweck die schlechtesten ; am brauch» 





wohlhabenden Einwohner früher als Lichter brannten. Man che 
ans ihnen von der Tonne 12000 Cub. Fuls hell magie. 
Andere 'genäherte Angaben sind schon oben mitgetheik, 
wenn man berücksichtigt, dals die nach der Gasbereitung 
bleibenden Coaks die ‚angewandten Steinkahlen an Volumen 
treffen und zum Brennen für manche Zwecke noch g 
sind, so wird man ge an solchen Orten, wo sie in hie 
cher Menge und von der erforderlichen Güte zu haben sad 
cher mit Vortheil anr Gasbeleuchtung verwenden könnes 
Oertern dagegen, wo keine vorzüglich gute Steinkohleg Br 
ben sind, fällt ein.entschiedener Vortheil auf die Seite df 
sagen 3, 
` Nach den meisten darüber vorhandenen Angaben k 
gens das Oelgas. nicht blols einen relativen, sondern auch 
men absoluten Vorzug vor dem Kohlengas, obgleich dje B 
anstalten des letzteren keinoawegs verdrängt werden, Den 
tornehmer solcher Anlagen zur Beleuchtung grofser Städ 
Continente, ohngeachtet dort die guten Steinkahlen sche 
zu € erhalten sind, sich bia jetzt noch susschliefslich auf St 
lengas beschränken, Indem aher über den Vortheil der 
oder der andern Anlage nur eine auf die örtlichen Bedin 
gestützte genaue Berechnung entscheiden kapn, so begaä 


















` 





'. 1 Vergil, unter anderg Bzarnoıszr in Mém. de la Sec. 
IL. Tromso bei W'XXXIV, 890. Hume in Phil. Trans. 188 
Henarata in Phi: Mag. and Journ. 1828. Jane p. MM. Error 
p. 401. Ferrar iu Rerne ancyclop. 1824. p, 12 und 497, 

2 Dzwzyin Ann. of Phil. New Ser. VJ. 401. 

8 Vergl. Casıstison und Tonn in Edinb. Phil. Journ, XX VE 


N 





Leuchtkraft der Gase. 1113 


hier einige der wichtigsten’Urtheile und Zeugnisse über 
: Gegenstand beizubringen. Nach Dswer ? ist das speci- 
Gewicht vom Kohlengas == 0,4069, von Oelgas aber 
jı das der atmosphärischen Luft — 1 gesetzt, und es 
von jenem 4,85 Cub. F., von diesem 1,37 Cub F. gleiche 
keit. Datz upd Fananar dagegen fanden bei einer 
Kohlengas mit Oelgas verglichen die spec. Gew. von jenem 
291, von diesem = 0,9675, die Helligkeiten aber wie die 
pl und 3,567; bei einer anderen Sorte aber die spec. Gew, 
69 und 0,9395, die Helligkeiten aber = 1 und 3,541. 
ngaben von Tuomsos 2 über Gasarten aus zwei verschie- 
‚Fabriken stimmen hiermit vollkommen überein, 

besondere räumt Paeuss dem Oelgase einen entschiede- 
ang vor dem aus Steinkohlen gewonnenen ein?. Sind 
im Zustande ihrer erforderlichen Reinheit, wonach jenes 
Kr, Gew. = 0, a dieses aber == 0,4009, das der at- 
kinschen Luft = 1 gesetzt, haben soll, so, giebt 1 Cub. F. 


kuem eben so vieles Licht, als 3,5 Cub. F. von diesem. 


ns entspringt aber hinsichtlich der Gasometer, der Röhren 
selbst der Arheites eins hedeutende Ersparnils, besonders 
ı man berücksichtigt, dafs die gesammten Apparate auch 
lommer hindurch erhalten werden müssen, wenn der ei- 
jche Gasverbrauch oft bis auf 0,1 des i im Winter erforderli- 


‚kerabsinkt. ‚Dieses.soll dann ‚auch in Anschlag gebracht 


* um den Preis. des allerdings viel theurern Oeles zu 
baren, Hierzu kommt die grolse Hitze, welche durch 


einkohlengas im Verbältnils der verbrauchten Menge ere 


twird, und dals das Oelgas wegen der grölseren Intensität 
lichten sich allein zum Comprimirtwerden in Gefälsen eig- 
Der wechselnde Preis des Oelea kommt nach ihm weniger 
ktrchtung, weil zur F abrigation des .Oelgases schlechtes 
‚im Preise von 47 Franken das Hektoliter gebraucht werden 
\, während die Argand'schen Lompen gereinigtes im Preise 


Weg 


l Ana of Phil. New Ser. VI. 401. Daraus in Kastner's Archiv II. 
Es befinden sich dort verschiedene Nachrichten über die Gasbe» 
Gi Das hier überall von dem in Lontan bereiteten Gase ange- 
me geringe spec. Gew. ist sehr heachtenswerth, weil später ganz 
be Angaben vorkommen werden. 
è Ann. of Phil, New Ser, VI. 40%. 
3 Phil, Mag. LXVI. 208. Daraus bei G. LXXVI. 118 


⸗ 





~ 1114 | Gasbeleuchtung. 


von nahe 57 Franken bedürfen. Wegen der vielen Weber, 
dingungen, denen das Brennen der Argand’schen Lampen unte- 
liest, ist es erklänlich, dafs 100 Pfund rohes Oel in Gas ver 
wandelt, auf die Art, wie‘ dieses durch Taxyroa und Marn- 
NEAU in London geschieht, eben so viel Licht geben solen, as 
130 bis 150 Pfund auf einer Argand'scheh Lampe verbramt, wi 
bei einem Versuche,' von CLüment,, Desonmes und Prrrss i 
London angestellt, ‘erforderte eine neue Pariser ‘Argand she 
Lampe 318 Pfund Oel, om gleiche Helligkeit zu geben; zb Ge 
aus 100 Pfund’ bereitet, ein fast unglatfbliches Resultat, / 
Benson“ dagegen giebt an, dafs die Leuchtk/äft des vorrig 
guten Kohlengases der Berti - Gasfäbrik sich' zu der des Ods 
ses wie 1 zu 15 verhält. ‘Nach seiner Berechnung giebt 1 
lone Oel 100 Cab. F. Gas, 40 Pfund Kohleh aber schen 1000 
F., wonach der Preis von jenem bei gleicher Leüchtinfis 
mal gröfser ist 3. Nicht viel’höher wird das ‘Verbi 
Leuchtkraft beider Gasarten durch Les Ze" und‘ Rırk gels 
welcher letztere diesem Gegenstande eine ausffffirliche e, 
chung ` gewidmet hat ?, wie dieses in noch größerem Ý , 
schon früher durch Baaxnr a geschtheh ist. Ricanno! 
gen will jenes Verhältmifs — 1 zu 4 gefunden habe, 
rechnet 'hiernach, dafs "dan Oelgas noch wohlfeiler zu 
Bey, als Steinkohlengas." Um’ indefs über diese allerdi 
"wichtige Frage nicht 'allzuweitläufig zu ‚seyn ‚"theile ich 
der: Kürze diejenigen Resultate mit, welche‘ Otınrsrmes $ 
Torken durch eine aubführliche Untersuchung dieses Gege 
des gefunden haben, Nach einer Zusammenstellung von 
wurde das Verhältnifs der Leucht-kraft beider Gasarten ge 
Nach Braune. . = 1:2,50 Nach Dewer . 21 



















Nıerson . —12225 Fırr. . |. SL 
` Henarara = 1:2 40 Lea „ . =N 
Roorskr parron- . Së 
PILLiRs ao canno . =!: 
——  eirë ` 


1 Edimb, Phil. Journ. XIII. 171. 
2 Ebend. XXIV. 386. 
8: Ebend, XXI. p. 171. XXII. p, 887. Vergt. Dingler 
XV. 10%, 1— 
& Phil. Trans. 1820. 1. f. i 
5 Ann. of Phil. New. Ger, d, 209, 300 u. 383. 
6 Edinb. Phil. Journ, XXVIII. 1. f. 


f 
Lenmehtkraft der Gase. 4115 = 


sche dieser grolsen Abweichungen liegt sehr einfach ih 
zeichen Beschaffenheit der verglichenen Gasarten, indem 
naz andere Resultate herausstellen müssen, wenn das 
este Oelgas mit dem besten Steinkohlengase verglichen: 
is im umgekehrten Falle. Dafs aber solche Verschieden- 
wirklich vorhanden sind, beweiset das sehr ungleich ge~ 
e spec. Gew. beider Gasarten, woraus ein ungleiches Mi- 
werhältnils derselben nothwendig folgt. Aus zwei Rei- 
k cenauen Versuchen, welche Caaısrıson und TURNER 
a Gasarten anstellten, deren spec. Gew. sie = 0,578 und 
hoden, erhielten sie jenes Verhältnifs == 100 zu 223,5 
N zu 217, woraus im Mittel nahe 1 zu 24 folgt. Dieses 
béi, welches zwischen allen angegebenen zo ziemlich diè 
ir, kann füglich als ein mittleres antenommen werden, 
dann die äufsersten Grenzen hauptsächlich 'auf der gerin- 
n vorzüglichen ‘Güte des Kohlöngases beruhen. Letzteres 
h der Angabe der'genanntefi' Gelehrten Sé viel besser , fe 
'sein spec. Gew. ist, welches bis 0,700 steigen kann, aus 
Men Kohlen bereitet aber nicht über 0,450 hinausgeht, 
m dieser Art istdamentlich das in London bereitete, weli- 
anch dort die Oelgasfabriken füglich und selbst mit Vor- 
kstehen können , weil die besten , nämlich die Kannel- 
è daselbst kaum zu haben sind. Das Oelgas dagegen 'ist 
Itemlich gleich und soll im Mittel ein spee. Gew. von 
Pben, vorausgesetzt, dafs es gut bereitet wird, weil es 
h'gengesetzten Falle’selbst bis zu einem spec. Gew. von. 
kerabsinken kann 3." 
k viel wird hinreichen, ‘um eine Uebersicht von einer 
m geben, welche seit mehreren Jahren vieles Aufsehen 
—E noch gegehwärtig macht. Nun endlich noch 
Re zu beantworten,  ebpgd in welchem Verhältmifs diese 
chtungsart der sonst üblichen durch Oel oder Unschlitt vor- 
len sey , ist eine sehr schwierige Aufgabe. Was zuvör- 
die eg und Schönheit beider Erleuchtungsärten betrifft, so 
Vorzug ganz entschieden auf die’ Seite der Gaslichter, 
schon die Flamme des guten Steinkohlengases übertrifft j je- 
erzenlicht an Weilse , Sanftheit und Erhellung bei wei- 


— — 


Binziios giebt das spec. Gew. des Oelgases zu 0,9804 des Koh- 
1s zu 0,559 an. 8. Wober’s Gewerbekunde I. 517. 


41116 ~ Gasbeleuchtung. 


tem, die Flamme. des besten Oolgases aber übersteigt in diese 
‚Hinsicht jede Erwartung, und hat eine solche blendende Schie 
heit, dafs ihr hiernach ein entschiedener Vorzug eingenæ 
werden muls. Etwas. ganz anderes aber ist die Rücksicht el da 
Preis beider Beleuchtungsarten.. In dieser Hinsicht hat de Aen 
allezeit einen grofsen Reiz, und man könnte bei dem Antüde 
der so ausnehmend ins Grobe gehenden Vorrichtungen fir & 
Bereitung, Aufbewahrung und Fortleitung dieser Gase leidi = 
den Gedanken gerathen, dafs theils die Vorliebe für eine um 
Erfindung, theils die Schönheit des Eiudrucks, welche e 
solche Beleuchtung macht, die höheren Kosten übers 
mache. Dabei dürfte man immerhin annehmen, dafs in sim 
‚Gegenden, wo gute Steinkohlen leicht und wohlfeil z bis 
sind, man sich derselben mit Vortheil zur Bereitung des Leib 
gases bedienen könne; wie es aber möglich sey, dals en des 
‚bedeutend gröfseren Kostenaufwand das Oel durch so kg, 
Tige Operationen und Apparate erst in Gas verwandele, ef 
‚auf diese Weise zu verbrepnen, upd dieses Letztere nidi © 
‚mittelbar durch einen Docht bewerkstellige, dieses shit 
der That unbegreiflich, Wirklich haben, sich auch versch 
Gelehrte gegen ein solehes Resultat erklärt, insbesonder üb 
Sange, welcher die durch Gexgszunae sehr empfohlen: fer 
leuchtung mit Widerlegung der für dieselbe vorgiei® 
‚Gründe gerade zu derjenigen Zeit sehr herabsetzte, ak za 
Paris mit einer Anlage für diesen Zweck lebhaft beschäfig e, 
‚Nach seinen Berechnungen, welche übrigens das Ganz: së 
bis in die Einzelnheiten vergleichbar zusammenstelke, vi 
‚selbst in London die Beleuchtung mit Steinkohlengas dopt” 
theuer zu stehen kommen, alg mit gewöhnlichem Oele, nah 
gase aber die letztere um mehr als das Dreifache übersimt 
Auch VısmanA will durch eine lange Reihe von Versch 
-worin er die verschiedensten Oele und Fette in Gan? 
‚und das hieraus erhaltene Licht mit dem. durch ihre unmi ; 
Verbrennung gegebenen verglich, za dem Resulte ; 
seyn, dals Ersteres anf allen Fall bedeutend theurer zu 
komme 9. Die Gründe des letzteren werden grölstentheib € 
Zon vollständig beseitigt, und wenn es auf den ersten H 






































4 Jegen, de Phys. XC. 150. 
2 Aus Bihliotheca Italiaua bei Tabor a. a. O. II. 559. 


N. 


A 


Leuchtkraft der Gase. 1117 


nz unmöglich scheint, ‘dals bei so vielfachen erforderlichen 
paraten und Vorarbeiten dennoch die Beleuchtung mit Oel- 
e nicht theurer, geschweige denn sogar wohlfeiler seyn sollte 
mit Oele, so Fäfst auch die Möglichkeit dieses anscheinend 
adoxen Satzes allerdings darauf grinden, dals des Oel beim 
vöhnlichen Verbrennen durch den Einfiufs des Dochtes und ` 
iger beigemischter Substanzen eine ungleich dunklere Flamme 
ern könnte, als nach seiner Verwandlung in Gas, und wenn 
o seine Leuchtkraft hierdurch mehr als doppelt so grols würde, 
' Kosten aber auf nicht mehr als seinen einfachen Werth sich 
iefen, so würde jene Methode ‘dennoch immer wenigstens ei- 
en Vortheil-gewähren. Wirklich firidet gerade diese Vorans- 
mg um so mehr statt, je schlechter und dunkler bronnend 
zur Zersetzutig verwandte- Oel ist 3. - 

In dem gegenwärtigen Augenblicke kann die Frage, ob die 
beleuchtung Vortheil oder- Schaden bringe, ‘nicht füglich 
r aufgeeworfen werden, da die Actionäre der Gasbeleuch-- 
janstalten die Unternehmungen nicht blofs seit mehreren 
ren fortsetzen, sondern noch stets erweitern ‚ und selbst in 
iehung anf Oelgas liefert die grofse Anlage von Tayson und 
TINEAU in London den factischen Beweis, dafs noch im- 
einiger Gewinn damit verbunden seyn muls 2. Es würde 


— — 


1 Der Vorschlag des Amerikaners Orusren, welcher später durch 
sı wiederholt ist, nämlich statt des Öeles die ölgebenden Früchte ` 

' Destillation on unterwerfen, scheint mir der Beachtung sche 7 
1. S. Brognatelli Giotn. 1827: Marzo e Apr, $. 156. 


! Schon im Jahre 1825 waren in 52 Städten Grofsbritanniens 69 
Parlamente privilegirte Gasgesellschaften, und die Acten der 
ı-Compagnie waren von 100 auf 285 gestiegen. Unter jenen sind 
Igasgesellschaften 3. Weber Gewerbekunde I. 515. Dals Tarton 
arıszau in London ihr Einschufskapital schon wieder gewonnen 
', und ihre Oelgasbereitung mit Vortheil fortsetzen, weils ich 
icheren Mittheilungen. in dem Prospectus der Londoner trag- 
Gasbeleuchtungsanstalt wird aufserdem behauptet, dain 6 Cu- 
3 des besten Oelgases eben so viel Licht geben, als 1 PE Wachs- 
L Die OVelguscompagnie von White Chaptal Road in London 
ft aber 1000 Cub, F. Oelgas für 50 sistl. und spmit kosteten 
» F. oder das Acquivalent von 1 Pf Wachslichtern nicht mehr 
va il sr, rbein. oder 2, Age, Preufs. Coar., welches auch auf 
»ppelte erhöhet noch immer sehr wohlfeil seyn würde, S. Weber 
bekunde I. 538, . 


‚ | 
1118 . Gasheleuchtung. 


mir übrigens. səbr angenehm, seyn, wenn ich auch (oe 
wichtigen Theil der Untersuchung durch eine Berechnus: de 
Kosten in mändestens sehr genäherten Werthen erschögien 
vortragen könnte, .allein bei den östlich zu sehr verschiedene 
Preisen der erforderlichen Materialien ist dieses ganz ur 
lich, und ich hegpiige mich daher mit folgenden wenige te- 
merkungen. 
Das Gaslicht ist auf allen Fall ein a sehr schönes, ussa 
helles, und sein freies Verbrennen ohne Docht, ohne Erfordına 
des Puizens, des Zugielsens von Oel oder Fett und ahne diehi 
nothwendig verbundene Unreinliehkeit ist etwas sehr 
Die Regeln seiner Bereitung bis zur Verbrennung habe che 
ständig genug angegeben, so dals daraus selbst die für * 





gebenen Zweck erforderliche Grölse der Apparate leicht 
den werden kann, wobei ich noch hinzusetzen will, dë 
vortheilhaft und in gewisser Beziehung fast nothwendig is, 
Oefen und Retorten unausgesetzt in ihrer Hitze za e 
weil das abwechselnde Erkalten und Erhitzen viel B 
rial erfordert und Beschädigung herbeiführt. Ist es daher 
darum zu thun, eine solche Anlage im Kleinen h 
wobei es auf einen etwas grölseren oder geringeren ke 
wand nicht ankommt, etwa bei einem Gartenhause ods u 
kleineren, zur öffentlichen Unterhaltung bestimmte Gebei, 
werden die mitgetheilten Angaben hinreichen e um desd 
überhaupt zu beurtheilen und durch gewöhnliche Arbeit => 
führen zu lassen. Grölsere Anlagen dagegen erfordern sial 
einen Sachvexständigen, welcher. “durch Erfahrung beide g 
und andere Anlagen gesehen hat. Zugleich hat jedoch Tasa 
sehr Recht, wenn er vor herumziehenden Künstlern een È 
. nen bei einiger Empirie die Kenntnils der dabei in Bee 
kommenden physikalischen Gesetze gänzlich fehlt, und 
daher durch zweckwidrige Construction unnöthige Kosten 
ursachen. Dafs aber sehr ausgedehnte Anlagen, z. B. re 
leuchtung ganzer Städte, nur durch eigentliche Sachkeune 
der erforderlichen Sicherheit ausgeführt werden können. ` 
schon in der Natur der Sache 3. 


t 












1 Für jede Anlage, sey es im.Grofsen oder im Kleinen, 8 
das oben angegebene Werk von. Tapon theils zar Beurtheilung d 
I Sache, theils zur Leitung und Herstellung des Ganzen mit Verti 


i 
vo 
Leuohtkraftder Gase, 1119 


Einige, namentlich CL&ment und Vısmara haben unter 
x engründen gegen die Gasbeleuchtung auch. die Gefahr 
schlag gebracht, welche daraus entstehen kann, dafs das 
ugas mit atmosphärischer Luft gemengt in Knallgas ver- 
et werde, und bei der Entzündung eine furchtbare Explo- 
mursschen könne. Dals so etwas möglich sey, kann nach 
tıchen Gründen nicht in Abrede gestellt werden, auch 
tdie Erfahrung emige Beispiele der Art auf. \Veil indefs 
someter in der Regel und bei grolsen Anlagen allezeit im 
tood aufserhalb der Städte sich befinden, so ist von dieser 
pr keine Gefahr zu befürchten, weil das entweichende 
zh sogleich zerstreuet. Sollten aber kleinere eingesehlos- 
Gasometer etwas Gas ansströmen lassen, oder ein Hahn in 
‚einzeschlossenen Raume offen gelassen seyn, so wird das 
chende Gas, insbesondere das Steinkohlengas, durch sej- 
üchst widrigen Geruch augenblicklich so sehr kenntlich, 
ge ganz unbegreifliche Nachlässigkeit dazu gehört, nicht 
ihnachzusehen, um dem Mangel abzuhelfen; und auch 
dl einer bedeutenden Ausströmung ist keine Gefahr zu be- 
en, wenn man vermeidet, dem entstandenen Knallgase ein 
zu nähern. So viel geht indels hieraus zugleich hervor, 
ùe Schlielsungskrahnen den Muthwilligen, den Irren und 
fingen in Zwangsanstalten, Kindern, Betrunkenen nnd 
fen unbesonnenen Menschen nicht frei zugänglich seyn 
K Uebrigens hat man bei hinlänglich schlielsenden Ap- 
m und bei genügender Vorsicht, dafs eine zufällig erlo- 
œ Flamme sogleich wieder entzündet werde, von einem 
kiteten widrigen Geruche nichts zu befürchten, indem das 
"ndio verbrannte Gas nicht riechbar ist, und aulserdem er- 
en die Flammen nicht leicht oder ger nicht, aufser durch 
pen Luftzug, wogegen sie durch eine schützende Glasglacke 
hert seyn müssen, und wenn etwa bei sehr heftiger Kälte 
men Röhren durch einen Niederschlag aus dem Gase ver- 


b werden. Um indels dem Ausströmen des Gases aus einen 


— — 


bt werden, weil die darin enthaltenen Angaben eben so vollstän- 
D zuverlässig sind. Von den seitdem geschehenen Vorschlägen 
\erbesseraug des einen oder des andern habe ich das mir nüt=- 
xcheinende aufgenommen, die meisten sind indefs der Beachtung 
8 verth. , 


` 


' zufällig nicht verschlossenen Krahne zu begegnén, bat Je. 


Fig silberne Medaille erhalten hat2, Den unteren Rand der Fhem 
173. ‚umgiebt ein Reif aus Messing und Stehl oder aus zwei ee 
174, Metallen, welche sich durch Wärme ungleich ausdehnen?. De- 


Erfahrung bestätigt. 


` Bedarf einzelner Familien das Leuchtgas im Kleinen zaw 


1120 Gasbeleuchtung. 
























gesi eine Vorrichtung angegeben, welche bewirkt, Ak de 
Krahn in diesem Falle sich selbst schlielst. Weit zweckmils- 
ger ist indefs ein anderer Vorschlag dieser Art von W. Wır 
pen, welcher für diesen sogenannten Safety Gas Burner u 


ser Reif ab, welcher an einer Seite offen ist, wird durch A 
Hitze der Flamme ausgedehnt, verschliefst dann darch gie 
Ausdehnung des änfseren Theiles des Reifes die Oeffnung m 
schen den beiden hervorstehenden und umgebogenen Thin 
bc, und hält somit den Draht ed fest, welcher vermitick 
Hebelarme ef, fg mit dem Krahne g verbunden ist. Soll 
Gaslicht angezündet werden, so hebt man den Draht ed x 
Höhe, bis er zwischen den Flügeln bc festgehalten wird, 
wenn die Flamme zufällig erlöscht, so erkaltet das Metall 
schnell, die beiden Flügel lassen den Draht los, diese 
herab, und der Krahn wird durch das Gewicht der Hebdeg 
verschlossen. Die Zweckmälsigkeit des’ Apparats ist des 


Es scheint mir überflüssig, noch diejenigen Appars 
zeln zu beschreiben, welche man vorgeschlagen hat, wm 


ten®. Solche Vorrichtungen könnten nach der mitgetheile 
schreibung der gröfseren Apparate leicht construirt werde, 
lein aus der Betrachtung der grolsen Hitze, welche das Qi 
seiner Zersetzung bedarf, ergiebt sich leicht, dafs sie nict 
lich mit Vortheil:hergestellt werden können, Dagegen vi 
nöthig seyn, noch mit wenigen Worten einige Vorschlie 
würdigen, welche sehr nahe bei der Sache liegen, und 





/ 

1 Newton’s Journal of the Arts. IX. 179, 

2 Edinb. Journ. of So, XII. 125. 

8 Zink und Stahl geben bekanntlich die gröfste Diferen: 
Ausdehnung. 

4 Vorschläge hierzu findet mau nnter andern im Mech. 
Vol. I. Part. 2% p. 40i. Vol. H. Part. X. p. 177. Deseriptiss 
Machines et Procedds specifics dans les Brevets d'iaveatisa 
vo. 866. 


Leuchtkraft des Gases, 1121 


sol nicht füglich unterbleiben konnten. Die Bereitung 
el.ases ist nämlich nur ein etwag ‚ausammengasetzterer 
‚als derjenige, welchen eine brennende Oellampe darbie- 
oh bei der letzteren steigt nämlich das Oel im dem haar- 
enrtigen Dochte in die Höhe, wird durch die Hitze der 
e zersetzt,und in "Lelschtgas verwandelt, welches ver- 
, und hierdurch zugleich die zur Zersetzung des Oeles 
"liche Hitze und die Erleuchtung giebt. Aufserdem ma- 
be dochtlosen Lampen oder die kleinen Gas- - Nachtlämp- 
e eigentlich einen Uebergang. von den gewöhnlichen 

zu den Gaslichtern. Das Röhrchen, in welchem hier- 
) Oel aufsteigt, muls von Glas seyn, weil dieses als 
ker Wärmeleiter die erzeugte Hitze nicht duroh Ableitung 
ame vermindert , 80 dafs eine fortdauexnds Zersetzung 

s erreicht werden kann. Durch das Anzünden der 
khe des Oeles in einer geringen. Ausdehnung wird 'blofs 
glühend, dabei in Gas verwandelt, welches fortbrennt, 
erdurch zugleich die Oberfläche zur Erzengung von neuem 
e bringt 3. Dafs hierbei wirkliches Oelgas erzeugt werde, 
Bon aus. der ungewöhnlichen Helligkeit und Weilse der 
æ hervor, und wenn auf solche Weise die Flamme des 
ach unten hin eine zur Zersetzung des Oeles hinlängliche 
pebt, so sollte man erwarten, dafs die Flamme des ver- 
kn Gases nach ‚oben hin und unter günstigeren Bedingun- 

zur Zersetzung des Oeles und Umwandlung desselben 
thtgas genügende Hitze geben könnte, wodurch dann 
ch selbst speisende Gaslampe erhalten würde. Inzwi- 
Wit sich hierüber im Voraus schon Folgendes aus theore- 
ù Gründen festsetzen. Der Unterschied der stärkeren 
nft einer Oelgasflamme und des Lichtes einer Oellampe, 
"res möglich macht, dafs erstere ohngeachtet der kostspie- 
Apparate zur Bereitung des Gases noch mit Vortheil neben 
kr bestehen kann, beruhet offenbar auf einer vollständi- 


— 


Poggendorf Ann. X. 624. Manche dieser interessanten kleinen 
Ben werden dadurch unbrauchbar, dafs sich eine sehr harte 
'ım Gasröhrchen absetzt, und dieses verstopft. Ob durch ei- 
Erweiterung des Röhrchens diesem Uebelstunde begegnet werden 
rage ich nicht zu entscheiden. Uebrigens wird dieser Um- 
‚amd dafs sie gutes, reines Oel erfordern, ihrer Anwendung im 
xa im Wege stehen. 
«BL. Bbbb 


1122 | Gasbeleuchtung. 


gern Zersetzung des Oales, wonach der Kohlenstsf, sii 
in der Lichtllayıne nur allınälig verglühet, und aus deisekea 
an kalteg Körpern. unzersetzt niedergeschlagen wird, wie au: 
die Flamme gehaltener Mesalldraht zeigt, in dem Oelgase we 
inniger mit dem Wasserstoff verbunden ist, daher ungleic sà 
ständiger glühet und die stärkere Leuchtkraft der Flamme ! 
wirkt. Wenn nun die Ditze der gewöhnlichen Lichtins 
nicht hinreicht, das in ihr selbst vermittelst des Dachs e 
steigende Oel vollsändig zu zersetzen, so ist noch wenige 
vermuthen, dals dieses durch eine eben solche Flamme gs 
ben werde, wenn diese auf das in irgend einem Behake s 
geschlossene Oel wirkt. Hiergegen läfst sich allerdings am» 
den, dafs die Hitze der Flamme auf das Oel der Lampe mp 
unten wirkt, wo dasselbe durch den aufsteigenden kalten 
strom stets wieder abgekühlt wird, bei der vorgeschl:e 
künstlichen Bereitung aber nach oben und folglich at 
ganzen Intensität; wenn man aber dagegen berücksichtigt, 8 
im letzteren Falle durch das Gefäls, welches das zu zent 
Oel einschlielst, so wie durch die Zuleitungsröhre desd 
und die Ableitungsröhre des Gases viele Wärme zurück 
. abgeleitet und zerstreuet wird, so mols auf allen Fall e > 
che Art der Bereitung des Oelgases durch einen möglichst 
mälsig eingerichteten Apparat geschehen, ohne dels e 
noch eines genügenden Resultats völlig gewils seya kam. 
mit auch die bisherigen Erfahrungen übereinstimmen $ 
schen mag die nachfolgende Beschreibung dazu dienen, 
stens vorläufig einen Apparat anzugeben, wodurch jene Y 
scheinlichkeit durch neue Versuche zur Gewifsheit e 
oder wonach irgend eine zweckmälsigere Vorrichtung a 
werden kann, um die Sache, wo möglich, dennoch m = 
ren. Ein nicht genannter Erfinder $ giebt folgende Besche 


Fig.einer solchen sich selbst speisenden Gaslampe,, (self ger 
15 sing Gas lamp AN Das Oelgefäls A erhält sein Oel de 


mit einem Trichter vagsehene RohrB, und damit durch d» 
flielsen des Oeles kein luftverdünnter Raum entstebe, ** 
dem Behälter C eine durch die punctirten Linien anuod 
Röhre L in das Gefäfs A geleitet. Der Raum C dient zu 





1 Edinb. Journ. of Sc. X. 344. 


/ 





Leuchtkraft des Gases, 1123 


des Gases, welches dann durch die Röhren G, G herab- 
' wird, unter den Gläsern F,F verbrennt, und durch seine 
Háhlang D concentrirte, und noch aufserdem durch den: 
ten Schirm E. zusammengehaltene Hitze aufs Neue Gas 
. Wird nämlich der Hahn I geöffnet, so trtipfalt das Oel 


las Röhrchen K auf die mit schmalen horizontalen ble- 


Ringen umgebene Wälbung D, wobei die Ringe dazu 
, um das Abfliefsen des Oels auf den Boden des Gefälkes 
idem, und somit eine vollständigere ‚Zersetzung zu. be- 
| Soll die Maschine in Gang gebracht werden, sò wird 
mne, oder besser kupferne, Bolzen H glühend gemacht, 
kerdie Wolbung D gehalten, bis durch die mitgetheilte 
in Theil Oel in Gas verwandelt ist, und beim allerersten 
the mufs man zwei solcher Bolzen haben, um vorläufig 
rphärisehe Loft auszutreiben. Ä | 
Ike diese allerdings sinmreich construirte Lampe wirklich 
werden, so erfordert sis einige wesentliche: Verbes- 
m. Es kommt nämlich gar sehr darauf an, dafs die Quan- 
rußielsenden Oels gehörig regulirt werde, damit sie 
groſs noch zu kleim sey, welches zwar durch die mehr 
ber vollstindize Oeffaung des Hahns bei I geschehen 
Wein da man hierüber gar: kein Mafs hat, ‚auch in den 
Enicht hineinsehen kann, so wüfste der Hals der Utne A 


Gefäfs G eingeschmitgelt seyn, um sie - herausnehmen; . 


Gefifs O ausleeren zu können. Wird aber. uulserdem 
ausgelöscht,, so strömt das dureh die nachbleibende 
Ich erzeugte Gas aus, das im "Behälter C zurückblei- 
ekılter, zieht sich zusammen, und es dringt atınasphä- 
Lait ein, welche beim Wiedererzünden der Lampe eine 
bn veranlassen kann, oder vorher wieder ansgetrieben 
eut, Es ist aber fraglich, ob man nicht die beiden 
IGG mit Hähnen versehen, und schliefsen- könhte ;-um 
Bpe aussalöschen.. Das durch: die nachwirkende Fitze: 
f Gas möchte dann immierkin eine ‘Compression ‚bis zum. 
wer achtfachen der atmosphärischen Luft 'erhakten ‚so 
'dann die beim Wiederanzünden anfangs stärkere Fiamme 
ienen , den Apparat sowohl zu erwärmen, Als auch das 
terzu zersetzen. Hiermit würde dann auch die grolse 
Renlichkeit wegfallen, die Lampe allezeit mit dem eier : 
elzen in Gang zu bringen, welches übrigens vielleicht be- 
Bbbb 2. 





1124 ~ Gasbeleuchtung. 


2 


quemef durch eine oder einige Kerzen geschehen könnte. Dı 
Erfinder behauptet übrigens, die Lampe liefere Gas genog, u 
drei Flammen zu speisen, welches ich gern glaube, demi 
bin ohnehin überzeugt, dafs des verhältnifsmäfsig senz 
Wärmeverxlustes wegen die Vorrichtung eher in einem ge 
als in einem kleineren Malsstabe ausgeführt warden könnte. 

- Die Unbequemlichkeit der Anwendung des eisernen Bo 
zens wird durch einen anderen ähnlichen Apparat vermei 
welcher noch aufserdem den Vortheil hat, das etwa in zu H 
ringer Quantität bereitete Oelgas durch einen Zusatz voa Wa 
serstoffgas zu vermehren, und das beim Auslöschen der Le 
noch weiter entwickelte Oelgas aufzubewahren. Die Wei 
durch den Kunsthändler ALBERT in Frankfurt ausgeführt, n 
welchem ich ein Modell zur Beschreibung erhalten habe. De 
Lampe könnte mit einigen Verbesserungen vielleicht daza A 
men, die Sache zu realisiren, ob gleich die erste Austin 
noch zu unvollkommen ist, um das zu leisten, was mid 
langt. Das Ganze gleicht einer gewöhnlichen Zündlampe, 
wird aus verdünnter Schwefelsäure und einer, h 

Fig.Zinkstange Wasserstoffgas in dem unteren Behälter A ka 
176. nd durch die in das Gefäls B hinaufgetriebene ag 
Schwefelsäure gesperrt. Das Wasserstoffgas entweicht 
Eröffnung eines Hahns bez ays der lothrechten Bee 
wird an, deren Spitze angezündet, und spilt unter den ù 
Behälter b,. in welchen das aus der zur Ueberwindung dé 
drostatischen. Druckes der verdünnten Säure in B propo 
lich langen, und oben mit einem Trichterchen versehene 
cd nach Oeffnung des Hahns bei ß herabflielsende Oel 
wird. Das so bereitete Gas strömt durch die herabwärs; 
gene Röhre efg in das Gefäls A, wird zur Reinigung 
telst der Röhre hi durch die verdünnte Schwefelsäure 

. vermischt, sich mit dem Wasserstoffgase in A, und st 
demselben gemeinschaftlich aus, um zu verbrennen, uad 
eben so viel Gas bereitet wird, als verbrennt, so muls 
niger Zeit fortdauernd blofses Oelgas verbrannt werden 
dem hier beschriebenen Modelle ist übrigens die 
der Behälter zur Gasbereitung offenbar zu klein, auch die F. 
viel zu wenig concentrirt, als dals die Hitze zur | 


ner hinlänglichen Menge Oelgas genügen sollte. 















; Gasometer. | 1125 | 


Gasometer. 


meter, Gasmesser, Luftmesser; Ga- 
rum; Gazometre ; Gazometer. 


ser Name bedeutet zunächst ein Werkzeug, womit eine 
"Quantität irgend einer Gasart oder Luft gemessen wird. 
m gegenwärtigen Standpuncte der Wissenschaft kann 
hmen, dafs es überhaupt dreierlei Arten von Gasome- 
bt. Die erstere begreift die groſsen und kleinen Behäl- 
ch, welche zur temporären Aufbewahrung des zur Be- 
ig bereiteten Gases dienen: die zweite diejenigen Appa- 
ren man sich seit Lavoısıer zu bedienen pflegte, um 
ne Quantitäten Sauerstoffgas und Wasserstoffgas zu ver- 
i um gegen die frühere Annahme der Einfachheit des 
izu beweisen, dafs dasselbe aus diesen beiden Gasarten 
; die dritte endlich solche, meistens’ durch Wasser ge- 
Behälter, worin gemessene oder nicht gemessene Quanti- 
pnd einer Luft- oder Gasart eingeschlossen und aufbe- 
kerden, hauptsächlich um sie, wo möglich gleichmälsig, 
selben ausströmen zu lassen. Blofse Röhren oder kleine 
I, welche übrigens ganz eigentlich zum Messen geringer 
Wen von Gas bestimmt sind, pflegt man nicht mit dem 
Gasometer za bezeichnen, sondern. nennt sie vielmehr 
ben, Mefswerkzeuge oder schlechtweg Malse. | 
2 zur ersten Classe gehörigen Gasometer, nämlich dieje- 
reiche zur Aufbewahrung des Leuchtgases dienen, sind 
wlanglich beschrieben #, und können daher hier ganz 
ten werden. Bei weitem am bedeutendsten sind die Ga- 
(Ger zweitem Classe geworden, von denen auch ursprüng- 
! Bezeichnung dieses Namens ausging, und die grofse Re- 
ider Chemie, welche, durch Lavoısıen begründet, das 
tn verbannte und die Zusammensetzung des Wassers 
t Gasarten vermittelst solcher Apparate bewies und an- 
th darstellte, verschaffte den letzteren eine grolse Cele- 
» dals nicht leicht in den physikalischen oder chemi- 
lbinetten ein nach der einen oder der andern der ver- 
men Angaben construirtes Exemplar fehlt. Gegenwärtig 


— 


S. Art. Gasbeleuchtung. 


1126 Gasometer. 


aber ist diese allerdings wichtige Entdeckung so vollständig be 
stätigt, mit so unzähligen änderen Phänomenen so innig vebu- 
den, nnd so ganz eigentlich i in das Gebiet der Chemie ger 
gangen, dafs eine genaue Beschreibung dieser Apparate der Phr- 
sik nicht weiter angehört, wefswegen ich mich begnüge, bit 
das wesentlichste mitzutheilen, was zur Geschichte und Li 
ratur diser Apparate gehört ?.. 

Der erste allgemein bekannt gewordene Apparat, weits 
zur Erzeugung des Wassers aus dem Verbrennen einesGenags 


. von Sauerstoffgas und Wasserstoffgasdiente, wurde nach 118a 


e 


stellen zu lassen ; er änderte daher seine zuerst angegeben: > 


. Erzeugung des Wassers aus den beiden Gasarten zu zeia 


Lavoısıra und Meussızn gebraucht °, bestand aus einer An o 
Cylindergebläse, war aber sehr complicirt, und kostete (tz 
Es geschahen daher viele. Vorschläge, das Instrument 
wohlfeiler,, theils bequemer zu machen. Unter andern z} 
vax Manon viele Mühe, den Mechanismus vortheilhaftr 
















schine ? später in verschiedenen Stücken wieder ab*, og 
gehört daher mit unter die zweckmälsigst construirten, Geet 
Dem von Lavursıen am nächsten nachgebildet ist —** 
someter, welches D. woren in Paris für v. Havca in 
hagen um den dritten Theil des Preises verfertigte, ds ib 
voısıER’3 Apparat gekostet hatte 5. Noch einfacher sé 
der Apparat, welchen Curunzarsos ô sich verfertigte, m 


derjenige, dessen sich Foarıs zu ähnlichen mit Leriru 
gestellten Versuchen bediente 7, Ungleich zusammes; 
und künstlicher ist dagegen Sreuın’s Gasometer 6 und 
fache, mit genügender. Sicherheit auwendbare, zuglad 





4 Vgl.G. I, 185. Verschiedene hier nicht angegebe: 
meter, 2. B. van Monce, von Daszoours n. Banann u. a o 
schrieben in Encyclopedie Method. T. IIL p. 818. 

2 Lavoisier Traité diem. de Chem. II. 842. 

S Gren's J, d Ph. V. 154, Lichtenb. Mag. VII. e | 

& Gren, VI. 8. | 

9 Physikalische, chemische, natufhist. Abhandl. aus Le 
Sammi. der Kopenh. Denksch, übern. von Schoel u. Degen. LA 
Vıgl, Geen N, J. II. 1. 

6 Nicholson's Journ. of Nat. Phil, JI, 285, 

7 Journ. de Ph. 1788. Dec. 

8 Bulletin de la Soc. Phil. An. V. p. 75. Vegl G. I. 1% 


Gasometer. 1127 


e Apparat, welchen J. T. Mayen in Vorschlag brachte 
uklich ausführen liefs, verdiente daher zu seiner Zeit 
sche Aufmerksamkeit. Unter den übrigen vorgeschlage- 
sstractionen nenne ich nur noch die von Fısc#kr 2, von 
3, von Taies 4 und von Srervens $, Am zweckmä- 
constrairt, und zugleich Bequemlichkeit "mit Sicherheit 
serer Eleganz vereinigend ist das Gasometer, welches 
lor angegeben hat®, wovon ich daher hier eine Zeich- 
d Beschreibung mittheile. Dasselbe besteht‘ aus zwei 
ı Behältern A, A (deren eins mit Aufopferung der äu-Ppjz, - 
Schönheit am zweckmälsigsten für die Erzeugung des!?’- 
baus Sanerstoflgas und Wasserstoffgas doppelt so grols 
Inte, als das andere), bestimmt zur Aufnahme der Gas- 
Inihnen befinden sich die Thermometer e, o, und ober- 
} Heberbarometer f, 8. Jedes hat unten eine Schraube 
Bs welcher das zur Füllung dienende Wasser ablaufen 
leren Oeffnúng aber so klein seyn muls, dafs der Luft- 
en Abflufs ohne gleichzeitiges Einströmen der Luft von 
möglich macht. An der Seite dieser Gefälse befinden 
Konte Glasröhren yy, yy, welche oben und unten mit ` 
bien commmniciren, und daher die Höhe des Wassers 
tben angeben, mithin auch den, durch vorhergegangene 
g bestimmten Gubikinhalt des darin befindlichen Gases, 
—* durch die Heberbarometer f, ß angegeben 
ermittelst der, oben in einen Trichter erweiterten Röh- 

dd werden die Gefülse mit Wasser gefüllt, durch die ` 
bien elastischen Röhren c, e aber mit Gas, während die 
kuometer versehlossen sind, und das Wasser durch die 
Sen a, a abläuft. Die Verbrennung der Gasarten ge- 

lim Gefälse B, indem der Strom des Wasserstofigas ver- 


1. T. Mayer descriptio machinae get, Gott. 1800. 4. Auch in 

ma. Soe. Gott. von 1600, 

Scherer’s Journ. X. 801. 

Trommedorff Journ. de Pharm. XI. 44. 

là Ph. XL. ue _ 

Phil, Mug. XVII. 84, 

Ueber Gasometrie nebst einigen Versuchen über d. Verschieb- 
ld. Gase, Eine von der Phil. Facultät der K. Universität zu 

——— Preisschrift. Dorpat 1814. &. Daraus in Allg. Nord. 
Lm Schveigg. J. XXVII, 19. 


8 





1228 Gasometer. 


mittelst des Drahtes ee durch einen elektrischen Funken entzin 
det wird, worauf man den gebogenen Draht durch eine Dre- 
bung seitwärts von der Flamme bewegt. Die Gefälse C, C sw 
Woassergefälse, welche auf den durch die Zeichnung deutliche 
Gestellen stehen, und durch die Oefinungen d, d gefüllt we- 
den, worauf man die letzteren verschlielst. Damit nur eine be- 
stimmte Menge Wassers abflielsen möge, werden die Hahsei 
an den Quadranten k, k jederzeit auf den einmal anfgefundarı 
Punct gestellt, und um den Abflufs gleichförmig zu mba. 
so dafs in gleichen Zeiten stets eine gleiche Menge Wassers a- 
läuft, dienen die Röhren mm, mm, welche in ihren Lede- 
büchsen an der Scale n, n herauigezogen werden, wenn (9 
Austlufs reichlicher seyn soll. Uebrigens können diese Sch 

‘entbehrt werden, indem man die Röhren für einen stets gled- 
mälsigen Abfluls bis etwa einen Zoll über den Boden da» 
fälse heraufzieht und so stehen läfst. Die Füllung und vas 
Zurichtung des Apparates für Versuche ergiebt sich nid & | 
Zeichnung aus bekannten Principien von selbst. 

Will man den Versuch der Wasserbildung. aus den bie 
Gasarten ohne eigentliche genaue Messung blofs anschuld» 
chen, so kann dieses leicht durch einen von G. G. Song" 
angegebenen höchst einfachen Apparat geschehen, welchem 
obendrein jede sonst immer mögliche Gefahr einer Erpa 

Fig.durch das gebildeteKnallgas vermeidet. Ein gläserner Bås\ 
178. dessen dicker Rand oben eben’geschliffen ist, wird mit Sse 
stoffgas gefüllt, und vermittelst etwas auf den mattgeschii«® 
Rand gestrichener Pomade durch den metallenen Deckel C Dik- 
dicht verschlossen. Die Platte hat unten ein spitz zulir® 
umgebogenes Rohr, welches durch den Hahn F an der entg 
setzten Seite verschlossen, oder durch das in die obere Oe 
gesteckte, gleichfalls gebogene Rohr ab nach Oefour: A 
‚Hahns E mit der Blase B in Verbindung gesetzt werden im 
Ist diese Blase mit Wasserstoffgas gefüllt, das Rohr ab'z a 
Oeffnung gesteckt, wird nach dem Oeffnen der Hähve E cail 
das aus der Spitze strümende Gas angezündet, in den vorba = 
Sauerstoffgas gefüllten Ballon gesenkt, welcher damit zu: 
durch den Deckel verschlossen wird, und drückt man wer? 

' Wasserstoffgas aus der Blase, so vereinigen sich die beider ™ 











1 Hand - und Lehrbuch der. Naturlehre, Giefsen 18%. S 7 





D 
` t 
D 


Gasometer. 1129 


enden Gasarten zu Wasser, welches sich an den Wänden 
„ekühlten Ballons anlegt. Es lielse sich leicht in dem 
d noch ein Zuleitungsrohr für Sauerstoffgas anbringen, 
m Verbrennungsprocels auf längere Zeit zu unterhalten. 
m man übrigens vermittelst des durch DoBEREINEA erfun- 
‚Platinschwammes die Verbindung der beiden Gasarten zu 
munter so vielfachen Modificationen zu bewerkstelligen 
that 1, ist die Bedentsamkeit aller dieser Apparate sehr 
ken. 
Inter die dritte Classe von Gasometern gehören alle dieje- 
Apparate, vermittelst deren man meistens gemessene Quan- 
ivon Gas durch Wasser oder Quecksilber gesperrt aufbe- 
jund zum bequemen Ausströmen temporär einschlielst. Es 
daher auch die pneumatischen Wasser - oder Quecksil- 
* , die pneumatischen Wannen, deren sioh die Che- 
‚vielfach bedienen, mit diesem Namen belegt ?, ferner die 
Yasserstoffgas und Sauerstoffgas gefüllten Gasbehälter, wel- 
ereint das Hare’sche Knallgasgebläse bilden, und viele an- 
; Sie sind zunächst für den Chemiker bestimmt, und wer- 
kiandern Gelegenheiten näher beschrieben, insofern sie 
kysikalische Versuche Anwendung finden. Das hauptsäch- 
t, bei ihnen in Betrachtung kommende physikalische Ge- 
bezieht sich auf die Hervorbringung eines gleichmälsigen 
ke oder Zuflusses der Flüssigkeiten und des gleichzeiti- 
——— Ausströmens der Gase. Das eigentliche 
worauf ihre Construction beruhet, nämlich der aerosta- 
e Luftdruck , ist schon oben erörtert?, mannigfaltige Vor- 
ke hierzu sind aber angegeben z. B. von Stervens *, von 
tiortı 6 u. a.; inzwischen begnüge ich mich nur zwei 
ichtungen dieser Art etwas ausführlicher zu beschreiben, wel- 
beide dazu bestimmt sind, ein stets gleichmälsiges Ausströ- 
der Gase aus Röhren zu bewirken. 
Das erste dieser Gasometer ist dasjenige, welches 


nd 


18. Schweigg. J. N. F. XII. 62. 

2 S. z. B. Newman’s Quecksilbergasometer bei G. LV. 115. 
3 S. dérostatik Th. I. S. 263. 

4 5. Plil. Mag. 1805, Jan. Daraus in Voigt M. IX, 508. 

5 S.J. de Ph. LII. 284. 











1130 Gasometer, 


. Bros 4 beschreibt, wovon mannigfaltige nützliche Anwendm- ` 
gen gemacht werden können, und dessen sich namentlich Gr. 
RARD bediente, um einen gleichmälsigen Ausſiuſs des (Ode is 
ig die Gefälse der. Lampen zu bewirken. Es sey das Gefäls Be | 
17 ‘atmosphärischer Luft oder irgend einer Gasart erfüllt 2, ed 
dieHähne R,S und O als geschlossen angesehen werden. Lebt 
diesem Gefälse befindet sich ein anderes gleich grofses oder noch 
etwas grölseres AA, welches mit seinem unteren Halse in a 
obere Oeffnung des ersten Gefälses gesteckt ist, und hiersxk 
mit der etwas nach oben gekrümmten Röhre in Verbindung geht. 
Auch das obere Gefäls ist gänzlich verschlossen, hat aber in so- 
‚ nem Deckel zwei Oeffnungen, die eine bei F, welche dan 
dient, dasselbe mit Wasser (oder Quecksilber, wenn dieses ss 
müßste) zu füllen, und nachher mit einem Stöpsel luftdich :- 
 verschlielsen, die andere bei T, in welcher durch einen Ast 
oder vermittelst einer andern geeigneten Vorrichtung eine ve- 
schiebbare Röhre herabgeht. Ist dieses obere Gefäls mit We | 
ser gefüllt, die Oeffnung bei F verschlossen, die Röhre Hds | 
an beiden Enden offen, so wird nach dem Oeffnen des Has 
O ein stets gleichmälsiger Abflufs des Wassers aus dem deg 
in das untere Gefäls statt finden , aus Gründen, welche wén ` 
geeigneten Orte ? entwickelt sind. Ist demnach das uuten® 
fäls mit Gas gefüllt, so wird dieses nach dem Oeffnen des Boa 
R gleichfalls in einem gleichmälsigen Strome ausfliefsen. De | 
Röhre th dient für den Fall, wenn man Gas aus einem anisa | 
ganz gleichmäfsig construirten Apparate in diesen überfehw 
' will. In diesem Falle wird die für den Ausflufs des Gass fe: 
nende Röhre t mit der gleichen Röhre eines zweiten Gase» 

















1 Traité. I. 76. Die Zeichnung und Beschreibung ist etem e: 
| geändert, weil Biot’s Angaben einigen leicht bemerklichen Mach ` 
unterworfen sind. 

2 Wie diese Füllang geschehen könne, giebt Buer nicht a 
indefs würde sie sich darch eine Oeffnung im Boden in eiser Wı rm 
oder Quecksilberwanne leicht bewerkstelligen lassen. Sonst Leg 3 
das Gas auch aus einer Thierblase durch mechanischen Druc is 5 
Röhre t geprelst werden, während das Wasser aus der Röhret ı> 
flösse, oder man könnte das Rohr t herabbiegen, unten mit erg 
Trichter versehen, das gauze Gebäi B in die pneumatische Was 
senken, und das Gas einfüllen. 

8 S. Aerostatik Th. L 8. 268, 


Gasomeler. 1131 


verbunden " und während das letztere sich ınit Wasser 
muls das in diesem enthaltene Gas in das erstere überströ- 
wenn der Hahn O verschlossen, S dagegen geöffnet ist, 
is das Wasser in h aufsteigen und aus € abflielsen kann. 
Das zweite Gasometer, welches ich seiner grolsen Einfach- 
vegen gleichfalls zu erwähnen für zweckmälsig achte, ist 
'Aususssom angewandt, um den Widerstand aufs Neue 
‚ Versuche zu bestimmen, welchen die Luft bei ihrem 
Wen ans Oelfnungen verschiedener Art erleidet. Eine 
e Beschreibung desselben ist mir in diesem Augenblicke 
sicht bekannt, und ich kenne die Einrichtung nur aus ei- 
vrläufigen Anzeige ?, indeſs begreift man auch hieraus die ` 
action sehr leicht, Das Ganze bestand aus einem hohlen 
der von 0,65 Met. Durchmesser und 0,8 Met. Höhe, wel- 
t der offenen Seite, also umgehrt, in eine Üisterne mit 
er getaucht die eingeschlossene Luft in sich falste, nnd 
b aufgelegte Gewichte comprimirte, wobei der Grad der Zu- ` 
endrückung durch ein Wasserbarometer angezeigt wurde. 
)Einrichtung war also im Kleinen genau so als derjenigen, 
be zum Aufbewahren des Leuchtgases dienen, und auf 
he Weise sollte auch die Luft aus demselben unter stets 
kmälsigen Drucke durch ein geeignetes Rohr abfliefsen. 
Erhaltang eines stets gleichmälsigen Druckes, als noth- 
bze Bedingung einer gleichmälsigen Ausströmung der Luft, 
des durch das veränderliche hydrostatische Gewicht des 
achten Theiles des Gasbehälters stets verändert, wie 
1? ausführlich nachgewiesen ist, und n’Aupvissow giebt 
tan, wie er diesen Einflufs aufgehoben habe.. Vielleicht 
dte er hierzu eins der dort abgegebenen Mittel an, oder die 
ettion geschah ganz einfach durch Regulirung der, den Gas- 
iter beschwerenden Gewichte. Lielse sich dieses mit hin- 
licher Genauigkeit bewerkstelligen, wobei der Stand des 
serheberbarometers (Manometers) stets zur ‚genauen Con- 
t dient, so gehört ein solches Gasometer wegen seiner gro- 
Einfachheit für die mannigfaltigen, damit zu erreichenden 
xke unter die brauchbarsten physikalischen Apparate 3. 
1 Aen, Ch. Ph. XXXII. 327, 


2 S, Gasbeleuchiung. Gasometer. 
3 Seel, Gebläse. A. à. 





1132 z Gebläse. 


Sehr sinnreich construirt ist- endlich dasjenige Gasometer, 
welches Desrrerz 2 angewandt hat, um die Veränderung der 
Luft durch animalische Respiratiön und die Menge der hierdurch 
erzeugten thierischen Wärme zu bestimmen. Indem es abe 
für diesen bestimmten Zweck gebauet und diesem angemese 
eingerichtet war, für andere Bestimmungen aber eine deer: 
derte Einrichtung erhalten müfste, die dabei befolgten Princpis 
aber in den mitgetheilten Beschreibungen enthalten sind, » 
kann es hier nur im Allgemeinen erwähnt werden. A 


Gebläse. 


Machinae spirantes; Machines soufllantes; blowing 
machines. 


Durch den Ausdruck Gebläse werden im Allgemeinen A 
diejenigen Vorrichtungen oder Maschinen oder Apparate bezeich 
net, welche ein Gas oder Dampf in eine solche Bewegun; we 
setzen, dafs sie blasen, hauptsächlich um dadurch da Ve 
brennen brennbarer Substanzen zu befördern und die dais 
bewirkte Hitze zu vermehren Wenn man also die Ve | 
rung des Luftzuges abrechnet, wodurch das Brennen ba ® 
schiedenen Oefen, namentlich den Windöfen, befördert zu ve 
den pflegt, als welche man dem Sprachgebrauche nach, e 
unter die Gebläse rechnet, so lassen sich alle die mannigfk;t 
Vorrichtungen dazu zählen, deren man sich bedient, breme- 
den Körpern einen stärkeren Luft- oder Gasstrom zuzufi, 
von dem einfachen Blasen mit dem Munde bis zu den kisi 
chen Gasgebläsen, indem sie dem Wesen nach in eine uni i+ 
selbe Classe zu setzen sind. Insofern aber verschiedene dem 
Apparate zur Technologie und praktischen Maschinenkunde + 
hören, und daher hier nicht vollständig abgehandelt werd 
können, so scheint es mir am zweckmälsigsten, blofs die ræ 


1 Traité élémentaire de Physique. Par. 1835. S. 749. 

2 Wenn eine herabstürzende Lavine eine Quantität Lah vz 
sich einschliefst, durch ihre Masse comprimirt, und diese dann as: :- 
gend einer Oelfnung strömend entweicht, so heifst dieses gei bah 
‚Gebläse; allein diese Wortbedeutung kann hier füglich vernachunf 
werden. 





Hüttengebläse. 1133 


chsten Arten zusammenzufassen, und die physikalischen 
ipien anzugeben, worauf ihre Construction und Wirkungs- 
mhet. Aus diesem Gesichtspuncte betrachtet, theile ich 
immtlichen Gebläse: in drei Classen, zuerst diejenigen, wel- 
lazu dienen, den Combustibilien zur leichteren und schnel- 
Verbrennung die erforderliche Quantität atmosphärischer 
zuzuführen , die zweiten, deren Bestimmung ist, einer 


we durch den Impuls des Stromes einer elastischen Flüssig- ` 


ine schärfere Richtung auf einen bestimmten Punct zu ge- 
md dadurch ihre Intensität und Wirksamkeit zu vermehren, 
th drittens diejenigen, bei denen die strömenden elasti- 


` 


‚ Flüssigkeiten die Flamme dadurch verstärken, dafs sie ` 


mehr als die atmosphärische Luft in dieselbe übergehen 
še erst eigentlich erzeugen. 
j D 


N 


A. Gemeinhin sogenannte Gebläse. 


Die erste Classe der Gebläse begreift diejenigen unter sich; 
be man gewöhnlich und fast ausschliefslich mit diesem Na- 
su belegen pflegt, und deren Untersuchung einen wichti- 
Theil der praktischen Maschinenkunde, insbesondere in ih- 


Inwendung auf das Hüttenwesen ausmacht. Im Allgemei- - 


bestehen sie aus Räumen von verschiedener Grölse, welche 
Mend erweitert werden können, sich dabei zugleich’ unter 
Kong der geeigneten Klappen oder Ventile mit Luft fül- 
and diese bei wiedereintretender Raumverminderung durch 
Acte herbeigeführten stärkeren Druck zum Ausströmen 
send einem engen Canale zwingen. Da es übrigens .hier 
Ort nicht ist, diesen Gegenstand erschöpfend abzuhandeln, 
az folgende Angabe der vorzüglichsten Apparate genügen, 
n Construction aufserdem durch den holen Anblick der Fi- 
n leicht vollständig erkannt werden kann. 

a Die einfachste und hinlänglich bekannte Maschine ist 
gemeine Blasbalg, deren. mehrere in' sehr vergrölseriem 
stabe, verglichen mit den Handblasbälgen, bei Schmelz- 
'Hüttenwerken vereinigt zu werden pflegen. Bei den ein- 
m sind die Seiten von Leder, oder wenn dieses zu kostbar 
von Holz, und dann heilsen die letzteren auch wohl Kasten- 
ue, Weil ihre Wirkung beim Aufziehen aufhört, eine 
ke Unterbrechung des Luftzuflusses aber für die Schmelzpro-« 





1134 Gebläse. 


cesse nachtheilig ist, so macht man mindestens dio mit leder- 
-nen Seitentheilen in der Regel doppelt, so dafs durch die Be- 
wegung der unteren Abtheilung die frische Luft in die obere se- 
prefst wird, und aus letzterer vermöge eines obenauflisgende 
Gewichtes stets beinahe gleichmälsig ausströmt. Bei den ein- 
chen wird entweder die untere Wand durch den bewesendn 
‘Mechanismus gegen die obere gedrückt, und fallt dana dent. 
ihr eigenes Gewicht wieder herab, oder die obere wird ben 
Füllen in die Höhe gehoben und durch die aufgelegten Gewicht 
wieder herabgedrückt, Die Ventile sind blofse Klappen. Bir 
sebälge mit Leder sind für kleinere Gebläse die zweckmälsiewe 
Apparate; für Hohöfen, Schmelzöfen, Frischwerke u. dgl. sat 
sie zu kostbar in der Unterhaltung, hölzerne haben vide Re- 
bung, und beide fassen nicht.eo viele Luft, als dem Raw 
nach erwartet werden könnte, den sie einnehmen, welswee 
man den folgenden Apparaten den Vorzug einräumt, | 
b. Das Cylindergebläse ist in seiner wesentlichen Einn 
tung eine Art Luftpumpe. Einen Uebergang der Blasebikta 
ihnen geben die einfachen Blasebälge der chinesischen Sciar 
vd dei. Diese bestehen aus einem länglichten vierkantigen ka 
von Holz ABCDE mit einem diesen genau schliefsenden P 
brette G, welches letztere an der. Handhabe F hin und is ® 
zogen wird und. die Luft aus der Biasröhre K austreibt Ib | 
Ventilklappen befinden sich zu beiden Seiten an dem Bre® 
Die gewöhnlichen Gylindergebläse bedürfen keiner Beschreiug 
vweil sie als blöfse Stiefel mit einem beweglichen Embolus, e 
. Art der Luft- oder Compressionspumpen an sich verstusiäh 
sind. Sie haben indels mit den einfachen Blasebälgen dea Web 
theil gemein, dals bei jeder Hebung ein Stillstand des Bhus 
eintritt. Ungleich besser ist daher das doppeltwirkende Crie 
dergebläse, dessen Construction aus der Zeichnung leicht 
Fig. kannt wird. AA ist ein grolser Cylinder, welcher in 
gewöhnlich aus Eisen gemacht wird. In diesem bewest sich 
Embolus B auf und ab, indem beim Außfsteisen das , geif 
durch das Gegengewicht b, das Vemil F dagegen durch der 
Druck der Luft geschlossen wird, während zugleich D sch È 
net und E sich schlielst. Beim Herabgehen des Embolss Sch 







1 ‘Robison System of Mechanical Philosophy. Edinb. 1822. IV Véi | 
8.111.785. . 





Hüttengebläse 1135, 


mgekehrter Wechsel statt, so dafs also in beiden Fällen 
der durch das Ventil F oder F’ Luft in die Röhre E ge- 
‚ aus welcher sie durch einen beliebigen Canal, etwa d, 
wströmungsöffpung gelangt. Hierbei findet also nur ein 
ataner Stillstand des Blasens in dem Augenblicke statt, 
der Wechsel der Kolbenbewegung eintritt. Auch diese 
Unterbrechung wird durch eine andere Construction des 
ergebläses vermieden, welche hiernach einige Aehnlich- 
it den doppelten Blasebälgen erhält, und in England nicht ` 
Anwendung findet. Dasselbe besteht aus zwei verbun- Fig: 
Crlindera. In dem einen A BCD wird der Embolus P 182. 
Wund nieder bewegt, wobei in jenem Falle das Ventil 
‚üfnet, F dagegen schlielst, in diesem dagegen ein ent- 
psetztes Spiel der Ventile stattfindet. Das Spiel des Kol- 
krmittelst der Stange N, des um den Unterstützungspunct 
mittelst der Stange OP und der Kurbel P Q beweglichen 
falkens ist für sich klar. Die durch das Herabgehen des 
ks Pin dem beschriebenen Stiefel comprimirte Luft strömt 
inmittelbar aus der Biaseröhre, sondern entweicht durch 
mul F in einen zweiten Cylinder GHKI, und drückt in 
iden Embolus L in die Höhe, dessen Stange durch die 
wg M geht, um ihn step in einer horizontalen Lage zu 
m. Aufgelegte Gewichte drücken letzteren fortwährend 
und würden der Luft eine stets :gleichmälsige Spannung 
rem nicht die Reibung des Embolus dieses hinderte. 
übrigens sehr vortheilhaft statt des einlach wirkenden 
ke ABCD den eben beschriebenen doppelt wirkenden 
hiren könne, liegt so nahe bei der Sache, dals es kaum 
ders erwähnt zu werden verdient. 
» Statt der kostbaren eisernen Cylinder nimmt man zu 
'ärtwon Gebläsen auch blolse hölzerne Kasten, und er- 
Ann das eigentlich sogenannte Kastengebläse. Dieses be- 
aus einem vierkantigen hölzernen Kasten, in welchem statt 
ubolus ein den inneren Raum genau ausfüllendes Brett von 
drei Zoll Dicke an einer verticalen Stange auf und ab ` 
t wird, Die Kasten sind entweder oben offen, und in 
» Falle drückt das herabgehende Brett die Luft im Kasten 
men, so dafs sie durch eine im unteren, verschlossenen 
e desselben befindliche, zu der Abzugsröhre führende Oefl- 
eıtweichen muls, oder die Kasten sind oben verschlossen ; 


r 


pig. einander gezapfte, unfer den Klammern aa, «a, ag, aa, ber 
“liche, zugleich aber gegen das Aufgehobenwerden segcka 


‚sind endlich oben und unten verschlossen, die Stange des Bre- 


+ 

















11% Gebläse. 
und das aufwärts bewegte Brett wirkt comprimirend, oder se | 


tes geht durch einen von diesen Böden luftdicht, und die Coa- | 
pression der Luft geschieht beim Aufgange und Niedergaz. ! 
Gewöhnlich sind mehrere solcher Kasten vereinigt, und die Be | 
wegung der Stangen ist so eingerichtet, dafs die Scheibe da e | 
sten Kastens die Compression wieder anfängt, wenn de in 
letzten sie endigt. Weil die den Embolus vertretenden Bresch 
allmälig abreiben, und dann zu viel Luft neben sich entwexhe 
lassen; so legt man auf den Rand derselben vier an den Eodcıa 


Leisten gg, gg, gg, gg, Welche darch die Federn eee, es 
eee, eee gegen die inneren Wände des Kastens gedrückt we 
den. Dals mani diese, eben wie den Rand des Brettes mit RM 
schmiere, um sie luftdichter zu machen, versteht sich von sh 
und eben so ergeben sich aus der Natur der Sache die Ve 
welche den Rückgang der Luft absperren, oder sich Sg 
um derselben den Zugang wieder zu gestatten; indels is s$ 
Ueberfiufs in 1 ein solches Klappenventil mit der, daach, 
derdrückenden Feder n gezeichnet, . auch wird man von 
dem Brette durch die eingeschobene Leiste ab mehr % 
zu geben suchen, in welche dann die bewegende Stang 


fester eingelassen werden kann. d 


Wenn man bei der Anlage der Gebläse eine hink 
bewegende Kraft, etwa durch . eine genügende Menge vm 
schlagewasser zu verwenden hat, so dafs man diesen K 
wand nicht scheuen darf, dann gehören diese Geblas 
unter die vorzüglichsten, weil sie den reichsten und s 
Luftstrom geben. Sobald man aber mit der aufzuwet 
den Kraft sparen muls, kommt die zu überwindende S 
Reibung in Betrachtung, indem der Embolus, von 
cher Construction und Liederung er seyn mag, dich 
schliefsen muſs, wenn nicht zu viele Luft verloren 
soll. 


d. Das hydrostatische Cylindergebläse begegnet Ü 
Hindernisse, indem einestheils die Absperrung der eine 
senen Luft bei ihm weit vollständiger ist als bei dem get 
Cylindergebläse, anderntheils aber die Reibung des 


Hüttengebläse. 1137 


ı ganz wegfällt. Joseruv. BAADER 7 ist wohl der erste, 
r die individuelle Construction dieses hydrostatischen Cy- 
ebläses, wie dasselbe im Grofsen beim Hüttenwesen ange- 
wird, in Vorschlag brachte, seine Einführung veranlalste, 
her auch als Erfinder desselben genannt wird, obgleich 
perrung der Luft durch Wasser und die Erzeugung eines 
as der ersteren durch den hydrostatischen Druck des letz- 
d langer Zeit bekannt waren 2. "Das ’hydrostatische Cy- 
ebläse gleichtim Grofsen vollständig demjenigen, welches 
neren Mafsstabe ausgeführt als ein bequemer physikali- 
\pparat zu allerlei Schmelzversuchen angewandt werden 
und daher unterder folgenden Classe der Gebläse genauer 
eben werden soll. Hier genügt es daher nur im Allge- 
ı zu bemerken, dals ein hohler, oben bedeckter Cylin- 
eine mit Wasser gefüllte Cisterne herahgesenkt wird, die 
befindliche, durch das \Vasser abgesperrte Luft durch 
Drack comprimirt, und auf diese Weise zum Ausströ- 
us einer geeigneten Röhre zwingt. Uebrigensliegtes sehr 
ki der Sache, dafs man statt der Cylinder füglich bei die- 
eblise auch parallelepipedische oder anders geformte Ka- 
mhlen könne, welche sich dann in ähnlich gestaltete Ci- 
u einsenken , wonach man also'ein hydrostatisches Kasten- 
e erhalten würde, auch kann zu diesen Appayaten, ‘sowohl 
ken als auch Hole oder ein sonstiges, nach Befinden der 

e sich am Besten eiunendes Material genonfmen wer- 
'Dals man endlich verschiedene solcher Kasten zu verei- 
Sege nnd die Art ihrer Bewegung so wie die Ventile 
xh abändern könne, versteht "sich ohne Weiteres von 


ı Eins der vorzüglichsten, von den Sachverständigen mit 
in Beifalle aufgenommenen Gebläse ist das durch den 
sinspector Hesscuzı in Cassel erfundeue hydraulische 










Beschreibung eines neu erfondeuen Gebläses. Gött. 1794. 4. 
aben setzt seine Erfindung in das Jahr 1787. S. Reichsanz. 
.88, Lavoisies’s ähnliches und nach denselben Principien cou- 
Sauerstoffgasgebläse ist aber von 1782. S. unten B, c. 

Vro. Mamiotte Traité du mouvement des eaux. Par. 1686. 
Oeuvres de Mr. Mariotte. A Leide 1717. 4. II. S. 400, wo- 
ich die Idee findet, welche diesem Gebläse zum Grunde liegt. 
Bi. Cece 





138° Gebläse. 


Kettengebläse, welches da, wo wenig Wasser mit einer gea 
grölseren Fallhöhe zu Gebote steht, mit grolsem Vonheil a- 
Fig. gewandt werden kann. Ueber das eiserne, in der Mitte seines 
"äulseren Bandes ausgehöhlte Rad S läuft eine Art Patene- 
werk, welches aus einer Kette und daran befestigten mie 
Fig. hölzernen oder eisernen Scheiben besteht. Die letztere pp | 


185. sind auf dem einen Gliede der Kette befestigt, und jede is mt 


184. durch einen unter der Mitte des Rades anfangenden seng 





zwei Klappen versehen, welche sich beim Herausireten aos den | 
Wasserkasten öffnen, um das Wasser frei durchströmen zu ls- | 
sen, das andere Glied der Kette, h, bleibt dagegen frei. De 
Fig.eine Seite der so construirten Kette läuft bei ihrer Bewegag | 























Cylinder, welcher nach der Form der herabhängenden Ae 
(der Catenaria) etwas gebogen ist, und unten auf dem Wae 
kasten B ruhet; seine Weite ist aber so, dafs die Scheibe ê 
demselben frei und ohne Reibung herabfallen können, wein® 
gen sein Durchmesser den der Scheiben um 2 bis 4 Lin. 
trifft. Läfst man also Aufschlagwasser in den Cylinder 
so drückt dieses die Scheiben herab, bildet über diesen d 
Wassercylinder, deren zwei einen zugleich mit herabsmii® 
Luftsylinder zwischen sich einschliefsen, und in den We: 
hälter B herabdrücken, wo sich die Luft sammelt, wii 
das höherstehonde Wasser zum Ausströmen dureh die 
F gezwungen wird, während die Scheiben sus dem W 
kasten wieder in die Höhe gehoben werden. Hierbei afes ù 
die zum Durchlassen des Wassers bestimmten Klappes, 
schliefsen sich durch ihr eigenes Gewicht wieder, wens ú 
der entgegengesetzten Seite des Rades angekommen sind. 
Gebläse laälst sich in sehr grofsem Mafsstabe ausführen, i 
die Röhre ein auch zwei Pub Durchmesser haben kann, 
lassen sich mehrere solcher Ketten in dem nämlichen 
vereinigen, und die Bewegung ist sehr schnell Soll die 
tität der zugeführten Luft berechnet werden, so darf man 
Raum zwischen den Scheiben bestimmen, welche in eme 
gebenen Zeit durch die Röhre herabfallen, und von dieser 
den Betrag des in gleicher Zeit erforderlichen Wassers abs} 
Bei einer auf der Sollingerhütte unweit Uslar im H 
befindlichen Maschine dieser Art betrug der Raum zwischen 
Scheiben 3,8864 Cub. F. wofür wegen des anhängenden | 
sets nur'3,8 C. F. gerechnet wurden. Solcher Cellen ginge Ò 


— 


Hüttengebläse. 1139 


"Minute 137 durch den Cylinder, welches also 520,6 Cub. 
h in dieser Zeit giebt. Hiervon das Aufschlagewasser mit 
Cab. F. abgerechnet blieben 426,8 Cub. F. in einer Minutes, 
hierbei wegen einiger seitwärts entweichender und auch 
‚mechanisch fortgerissener Luftblasen ein geringer, jedoch 
bes Ganzen nicht,erzeichender Verlust eintrete, ist wohl zu 
fen, und auch dumoh Versuche erwiesen ; ferner kann die 
unmittelbar in den Ofen geleitet oder zuvor in 
—— angesammelt werden. Ein Hauptvorzug des 
beruhet auf der unmittelbar durch den Mechanismus 
inen gleichmülsigen Luftstsömung 1. -- - 
Der Aydraulischen Gebläse giebt es aulserdem noch ver- 
me, welche aber einzeln aufzuführen hier überflüssig 
würde. Dahin gehört zuerst das Fonnengebläse, eine 
b, welche bis zur Hälfte ins Wasser gesenkt, um ihre Axe 
d gedrehet wird, so dafs abwechselnd die eine und die 
t Halfte des hervorragenden Theils sich mit Luft und mit 
er fülle, letzteres aber die erstere mit einer sehr geringen 
der Strömung heraustreibt. Man hat sie gegenwärtig,.we- 
min Frankreich, überall abgeschafft, weil ihre Wirkung 
ng jet, Kerner die JYassertrommel- oder das Wasser- 
wigebläse, eine Vorrichtung, bei welcher Wasser aus ei- 
was größseren Höhe in einem durchlöcherten Einlalsrohre 
Bik, dabei eine Menge Luft mechanisch mit sich fortreifst, 
Wem beides, sowohl Wasser als auch Luft sich in einem 
l, der Trommel, ansammelt, strömt die letztere durch 
mizontales, höher liegendes Rohr ia den Ofen, während 
"tere durch einen anderen Canal abfliefst. Diese Art des 
be findet sich hauptsächlich bei den spanischen und cor- 
a Hohöfen, weil in jenen bergigten Gegenden leicht Was- 
Whohem Falle zu finden ist. Auch dieses Gebläse giebt 
a starken Luftstrom und aulserdem kommt die Luft sehr 
L unter Umständen selbst wohl mit etwas mechanisch fort- 
mem Wasser vermengt, in die Oefen. Endlich das 


— — 


S. Versuche und Beobachtungen über die Geschwindigkeit und 
ist verdichteter atmosphärischer Luft, welche aus Oefinungen 
tsschiedener Construction und durch Röhren ausströmt, von 
L. Koca. Gött. 1824. 8. Vrgl. Ann. des Mines VII. 3, wo dem- 
1, wohl mit Unrecht, zu viele Reibung zugeschrieben wird., 


Cccc 2 


` 


1140 - Gebläse. 


Waidhorn -, "Schnecken - oder Rotalionsgebläse, wel.. 
in Rufsland anwendet, ist ganz der van Wınz erfunden ` 
pumpe nachgebildet 4 Zwei verticale, durch Wasser ı 
Axe gedrehete Bretter schliefsen vier spiralförmig um i- 
gewundene blechene Räume ein, und indem die hier.r: 
dete Trommel bis fast zur Hälfte in ein Gefäls mit VW. 
senkt ist, so wird die in den spimalförmigen Windungen 
schlossene Luft beim Eintauchen derselben im das Wass, 
sperrt und zum Entweichen vor dem. nachdringenden V. 
zwungen. Die Luft sammelt sich dann zuletzt in der | 
Axe des Rades und strömt von hier in den Ofen, wah::. 
‚zugleich mit gehöbene Wasser durch einen Canal seits. 
flielst. Bej dieser, übrigens gewils nicht effectlosen Esr : 
scheint mir ein vorzügliches Hindernils in dem Wasser . 
gen, worin sich die Hälfte der Maschine: stets bewert. 
bekanntlich eine grolse Kraft erfordert, solche Bewe;:. 
Wasser hervorzubringen 2. . 

Nicht alle Gebläse geben einen stets regelmäfsigen ur 
terbrochenen Luftstrom, welchen übrigens die meisten \ 
gen für vortheilhaft oder unentbehrlich zum Gelingen .. 
tallurgischen Procesye erachten. Aufserdem kann d.: 
in einigen Fallen nicht unmittelbar am Ofen angele.: 
oder man wünscht die comprimirte Luft mehrerer Gei: 
her zu vereinigen. ` Ín allen. diesen und ähnlichen F.... 





1 Eine vollständige Beschreibung dieser Pompe nebst ' 
schichtlichen ihrer Erfindang und der Literatur findet man `. 
matischo Darstellung aller Erfahrungen über allgemeiner : 
Potenzen von L. y. Scusıprt, genannt PaiszLoecz. Arau In: 


8. 378. 


2 Zar Literatur über die Gebläse im Allgemeinen die: 
Encyklopädie des gesammten Maschinenwesens u. s. w. Art. È. 
Cylindergebläse. Rosıson System of Mech. Phil, III. 781. č. 
Traité de Mécanique industrielle T. III. p. 201. und 403. 
Traité complet de Mecan. appliquée aux arts.. Des Machine: 
des dans diverses Fabrications. Par. 1819. 4. pag. 31. F. !. 

Theorie des englischen Gylindergebläses nebst einigen NV 

zur Verbesserung dieser Maschinen. Müuchen 1805. A. Dua: 

sächlich über die Hüttenkunde, namentlich Kaasten Handbu: } 

senhüttenkunde. Lasranıos Handbuch d. allgem. - Hütteuku: `. 
1801: 1. S. 315. Dessen Supplemente zam Handbuche d. a: — 
tenkande. Gött. 1826. Bd. II. S, 89, 


Hutiengebläse. 1141 


'ındkasten angelegt, ein Behälter für die aus einem oder 
ren Gebläsen strömende verdichtete Luft, wie hauptsäch- 
erst in England bei den Hohöfen zu Devon geschah, in 
em sich die Mündungen der Gebläse vereinigen, und aus 
mm die comprimirte Luft (der Wind ) in die Feuerstätten 
t wird. Die Form eines solchen Windkastens ist gleich- 
‚und wird durch die Umstände bestimmt, die Gröfse des- 
darf indefs nicht zu geringe seyn, vielmehr sein Inhalt 
balt wenigstens eines in ihn mündenden Gebläses über- 
, damit der Wechsel beim Auf- und Niedergange der 
aschinen die Elasticität der eingeschlossenen Luft nicht 
th verändere. Bei einem solchen Windkasten wird übri- 
er zweite condensirende Cylinder des oben beschriebenen 
wrebläses überflüssig, 


mner kommen bei den Gebläsen die ZLeitungsröhren' in Be- 
12, welche den Luftstrom in die Windkasten und aus die- 
den Feuerstätten oder unmittelbar in die letzteren führen. 
er läfst sich im Allgemeinen nur sagen, dals es vortheilhaft 
sicht zu lang und nicht zu enge zu machen, weil der Luft- 
urch die Adhäsion an ihre Wandungen an Geschwindigkeit 
‚ und aus diesem Gesichtspuncte betrachtet wird man vor- 
»e runde Röhren wählen, welche bei gleichem cubi- 
chalte die kleinste Oberfläche darbieten. Das äufserste 
ieser Röhren, welches den Wind der Feuerstätte zuführt, 
e Deupe oder Düse genannt. Die Erfahrung hat gelehrt, 
Ptonische Form dieser Düsen, indem die Seite dersel- 
tder Axe einen Winkel nicht kleiner als 3° und nicht 
als 12° macht, die vortheilhafteste ist; auch müssen ihre 
‚Flachen polirt seyn. 


mendlich die Stärke der Compression derin dem Gebläseka- 
„eschlossenen oder der durch daa Windleitungsrohr strö- 
ı Luft zu messen, bedient man sich des £lasticisätsmesser 
indmessers (eines Manometers), welcher auf dem Gebläse- 
oder auf der Luftleitungsröhre angebracht wird. Sie beste- 
e die Heberbarometeran denLuftpumpen, aus einer dop- 


berfürmig gebogenen Glasröhre, deren letzter Schenkelaber 


wie bei jenen verschlossen, sondern offen und mit eini- 
len Quecksilber gefüllt ist, und dessen Höhe über dem 
ıim anderen Schenkel die Compression der Luft in Zollen 


1142 | Gebläse. 


und Linien angiebt 1. Nur in denjenigen Fällen, wenn eine ge 
ringere Stärke des Gebläses erfordert wird, oder allein erbalm | 
werden kann, genügt es, den Elasticitätsmesser auch mit Wæ- 
‚ser statt mit Quecksilber zu füllen, was groſse Uebeqaemlid- 
"keiten haben würde, wenn die Röhre 2 bis 4 Fuls laag en 
mülste. Rücksichtlich’ der Bestimmungen durch diese Elastic 
tätsmesser bemerkt G. G. Sonmrpr richtig, dals derselbe auf des 
Windkasten selbst und nicht auf dem Blaserohre zu n:e = 
dessen Mündung angebracht werden müsse, weil dort die Lak 
einer starken Strömung ungeachtet, viel von ihrer Fc 
verlieren kann, ja es liefse sich eine solche Länge und Wea 
dieses Rohres denken, dafs das Manometer ‘auf O stinde, wi 
die ‚Luft. dennoch mit bedeutender Geschwindigkeit emie, 
Hesscnrt, hilft dieser mangelhaften Bestimmung dadırd A 
dafs er das untere Ende des Manometers in die Luftleitunsei® 
hineingehen läfst, und demselben dort eine dem Laftstron: 
gegengerichtete Biegung giebt. Wie vollkommen ind 
Vorrichtung auch seyn mag, um eine stets gleichmälsige We 
tigkeit der im Regulator oder Windkasten comprimirten Lig 
| erhalten, so wird das Manometer doch stets Schwankuna 3 
gen. Sie rühren theils von dem nicht absolut gleic 
Gange der zur Bewegung der Gebläseapparate ange wande $i 
schinerie, welche aller Sorgfalt ungeachtet in der hiera 
derlichen Grölse mit einer für so feine Messungen abso 
nauigkeit nicht gearbeitet werden kann, anderntheils usd 
sächlich von dem Einflusse der Wärme auf die Ausdeh: 
Luft, indem jene in bedeutender Menge durch die 
der letzteren ausgeschieden und durch ihre Expansion 4 
gebunden wird 2, Inzwischen haben die hieraus ermid 
Ungleichheiten der Luftströmung auf den Nutzeffect $ 
gehau gearbeiteten Gebliße keinen merklichen Einflufs. 
Einen wesentlichen Theil der Gebläse macht die 
rie aus, wodurch die verschiedenen Arten derselben Is 
gung gesetzt werden. Indem dieser Gegenstand aber g 























1 Solche Rlusticitätsmesser sind im Art: Dampfmaschin 
3. 467 Fig. 150 heschrieben und gezeichnet, delsgleichen is 
Gasbeleuchtung, Fig. 168. | 
2Vrgl. G. G. Schmidt, Hand - nnd Lehrbuch der Xew 
a. 2. i 





-a 


Hüttengebläse. 1143 


r praktischen Maschinenlehre gehört, so kann er hier 
ht abgehandelt werden. \ 


n hier sogleich die physikalische Theorie erörtert wird, 
. allen Arten von Gebläsen, hauptsächlich aber bei der 
.iebenen Classe in Betrachtung kommt, so reducirt sich 
„auf zwei Principe, welche innig mit einander ver- 
"d, und wovon das eine durch das andere bedingt 
» soll nämlich bei allen Gebläsen eine elastische Flüs- 
«eistens atmosphärische Luft aus einer Oeffnung, in 
aus einer Röhre von verschiedener Weite und Länge, 
Damit dieses geschehe, mufs die elastische Flüssig- 
srölsere Elasticität haben, als die umgebende atmo- 
Luft, und die Geschwindigkeit der Strömung, mithin 
denge der in einer bestimmttn Zeit aus einem Canale 
«nem Querschnitte flielsenden elastischen Elüssigkeit ist 
„ne und Erfahrung der Elasticität jener Flüssigkeit, ` 
ch der Stärke ihrer Zusammendrückung nach einem 
Gesetze proportional, mithin reducirt sich das ganze 
wie groľs die Geschwindigkeit der Strömung bei ge- 
umpression mit Rücksicht auf die Beschaffenheit des 
nales sey, auf die Bestimmung der Elasticität und 
st der eingeschlossenen Luft im Verhältnils zu der um- 
. wonach dann bei bekanntem Querschnitte jenes Ca- 
Qoantität der ausströmenden elastischen Flüssigkeit 
echnet werden kann. Die Anfgabe gehört somit unter 
Pneumatik, woselbst sie ausführlich erörtert werden 
Aer genügt es daher nur im Allgemeinen zu bemerken, 
derbei zu berücksichtigende Gesetz für atmosphärische 
einige Gasarten bereits mit grolser Genauigkeit durch 
we schwieriger Versuche bestimmt ist; für Dämpfe da- . 
ad noch überall kaum Versuche vorhanden, auch kommt 
dzabe ungleich weniger in Betrachtung, als diejenige, 
sich auf die atmosphärische Luft bezieht. Für den prak- 
Gebrauch reicht dasjenige vollkommen hin, was G. G. 
ır hierüber zum Theil nach eigenen Versuchen bestimmt 


iach ihm 3 ist für atmosphäriche Luft die Gechwindigkeit 


— — 


S. Hand- and Lehrbuch der Naturlehre. Giefsen 1826. 8. S. 212. 
l. v. Baader a. a. O. 8. 64. 





114 . | Gebläse. 


ihrer Ausströmnng aus einer kenischen Blaseröhre ; deren Lien 
ihren Durchmesser nicht mehr als 30 mal übertrifft 
| ch 
ce = DI ae 23 ge 
wenn g die Fallhöhe in 1 Secunde, h den Höhenstand des n- 
sammendrückenden Wassers oder des Elasticitätsmessers ur 4 
die Dichtigkeit der Luft im Gebläse bezeichnet. Setzt man z È 
das Verhältnils der Dichtigkeit des Wassers zu der der Lab ži 
15° P Temperatur = = 840 : 1, zie Höhe des Weasserdreds 


h=A4R, so ist d= SS 



















x x wenn der mittlere Dna 


der Atmosphäre einer Wassersule von 32 F. gleichgesetzt wri 
Hiernäch wäre ` 


entree (7 x zn) 
14 760x747 = 292 F. 


in einer Secunde, Diese Geschwindigkeit ist allerdings We 
tend, und sie wird geringer seyn, wenn das Ausfiufsres# 
Luft sehr lang oder gekrümmt ist, weil in diesem Fal: s 
Sc#MipT der Coëfficient 0,7 bis auf 0,5 herabsinken bis 
Aufserdem scheint es zwar eine nur geringe Grölse = % 
wenn man die Dichtigkeit der Luft um A vermehren will, Sa 
eine nähere Untersuchung dieses zweiten, hierbei in 
tung kommenden, und durch das oben genannte —* 
cips zeigt, dals sich auch dieses so leicht nicht, und in ne 
Fällen überall nicht erreichen läfst. Nach den im Art. f 
tik 1 angegebenen Berechnungen drückt nämlich die Let 
28 Z. Barometerstand gegen einen Par. Quadratfuls Flac» 
2316,53 P£ Nimmt man hiervon den achten Theil, so 
der Druck gegen die nämliche Fläche fast 290 PE, und 
also die Fläche des oberen Deckels eines gewöhnliche 
balges oder hölzernen Kastengebläses bei einer Länge vo 
und einer mittleren Breite von 2 F. im Ganzen {0 
ausmacht, so mülste dieser mit 2900 Pf. oder mit 29 Ct. 
gedrückt werden, damit die Dichtigkeit der- eingeschl 
Luft um $ zunimmt. Hiernach läfst sich, dana auf gleiche VW 
die Kraft berechnen, womit der Embolus des Cylinder: | 
niedergedrückt werden muls, wozu bei allen diesen Ge 





1 S. Th. I. 8. 262. 


Huttengepläse. 1145 


die Reibung und bei den gewöhnlichen -Bälgen noch die 
eit des Leders kommt. Beim Wassercylindergebläse. fallt 
in Beziehung auf den Cylinder selbst weg, dagegen aber 
dann bei diesem der \Vasserstand im äulseren Sperrgefäfse 
isteme) A F. höher. seyn, als unter Zeen Luftcylinder, und 
É daher Sorge getragen werden, dals die zur Ableitung 
l: dienende Röhre im Innern des Gebläses etwas länger 
md'in einem kleineren hohlen Cylinder mitten im Deckel 
sen Cylinders aufgenommen werde, damit das beim Auf- 

des letzteren herabsinkende Wasser nicht in dasselbe 
Ferner ist zu berücksichtigen, dals die Menge des Was- 
weiche beim Niedergange des Luftcylinders an der Aufsen- 
desselben hinaufgedrückt wird, um die eingeschlossene 
mr erforderlichen Dichtigkeit zu comprimiren, nicht zu 
ev, damit sie beim Aufgange jenes Cylinders keinen zu 
n Raum der Cisterne fülle, und’ deren Höhe dadurch un- 
;vermehre. Letzteres wird am besten dadurch vermieden, 
bei qut gearbeiteten Cylindern der Spielraum zwischen ih- 
bern Fläche und der inneren Wandung der Cisterne mög- 
klein ist, indem es hierfülßgenügt, wenn der äufstre Durch- 
t des Luftcylinders nur etwa 4 Lin. geringer ist, als der 


:der Cisterne. Es läfst sich dann leicht berechnen, wie " 


ds Wasser im Cylinder beim Aufgange desselben höher 
a wird, als beim Niedergange, wie hoch es also, zur 
b und Kostenersparnils vortheilhaft ist, die in der Mitte 
bterne heraufgehende Luftableitungsröhre über den Was- 
hgel beim tiefsten Stande des herabgedrückten Luftcyliu- 
werheben. Diese Grölse beträgt nämlich so viel, als er- 
ich ist den hohlen Wassercylinder aufzunehmen, welcher 
wrabgedrückten Luftbehälter umgiebt. Heifst nämlich der 
e Halbmesser des cylindrischen Wasserbehälters R, der 
re des Luftcylindars r, dieHöhe, bis zu welcher das Wasser 
‚Herabgehen des letzteren steigen soll, h, so ist der Inhalt 
klen umgebenden Wassercylindes = (R? — r?) sh. 
t der Luftbehälter in die Höhe, so sinkt dieser hohle Was- 
Änder herab, und bildet einen massiven Cylinder, dessen 
t=R2zh ist, wenn seine unbekannte Höhe == h’ gesetzt 
, Es muls also (R?—r2) mh = R? zh’ seyn, woraus h' ge- 
m werden kann. Soll die Dicke des umgebenden Wasser- 
ders z. B, bei kleinen Gebläsen 2 Lim. oder $ Z. betragen, 


Ki 






























1146 Gebläse. 
und werden die sämtlichen Gröfsen in Zollen ausgedrückt, x 


ist h' = ml- ma) ide gan allezeit eine kki 


Gröfse ist, so kann h’ = ze dh um 60 richtiger genommen we- 


den, je gröfser der Halbmesser des Gebläses ist, und man Ae 
also annehmen, dafs der aus dem hohlen WVassercylinder sd 
bildende massive nie völlig den dritten Theil der Höhe vos p- 
nem erhalten werde. Uebrigens versteht es sich von sf 
dals der Luftcylinder eine auf seinen oberen Rand migena 
hohle Trommel haben muls, deren Höhe so viel beträgt, ab & 
Wasserdruck, welchen man zur Compression der Luft vers 
Soll daher die Dichtigkeit der eingeschlossenen Luft 4 mer» 
tragen, als die der atmosphärischen Luft, so mülste die Bis 
der Trommel 4 F. betragen, und wenn die Höhe des Laio» 
ders gleichfalls zu 4 F. angenommen wird, so betrüge deg 
sammthöhe BP, und eben so hoch mülste dann auch die Ges 
im Innern vom Boden an gerechnet seyn, das Ableitungsrh a 


Luft aber mülste etwas über 4 F. + 487 Höhe haben, us 


das Wasser beim Aufsteigen des Luftcylinders und dadeg 
zeugten Oscillatianen nicht.in jenes Rohr fliesen kann. 


Man wird selten bei den Gebläsen eine so starke Lei 
tung der Löft erhalten können, weil bei grofsen Masche si 
den oben mitgetheilten Angaben hierzu eine zu grofßse Enke 
forderlich wäre, auch ist die hier angenommene Vers 

, der Dichtigkeit der Luft, nämlich um A größser, als sie uè 
nem hinreichend sterken Gebläse erfordert wird. Das af 
bene hydraulische Kettengebläse vermeidet manche dieser Schee 
tigkeiten, indem der Druck der Wassersäule gegen die 
drischen Scheiben leicht stark genug ist, um die verlangte C 
pression der Luft und die mulserdem .erforderliche Beeesot 
vorzubringen. Inzwischen mufs: das Wasser in dem ewech 

Fig.sten B eine dem erforderlichen Drucke proportionale Höbe å 
184. der unteren Mündung des Luftleitungsrohres F. haben, soi 
‘Jeicht abzusehen, dafs der Luftwerkust dem Grade ihrer d 
pression proportional seyn mnfs, weil die stärker com 
Luft leichter das die Scheiben absperrende Wasser vis 
und durch die Zwischenräume entweicht. Jenes Geblis. e" 


~ 


Lampengebiäse. 1147 


$b Kocu 3 seine Berechnungen anstellte, zeigte 2 F. 0,5 Z, 
kckhöhe des Wassers am Elaterometer, und gab also nahe A 
mpression der Luft, welches gewils in den meisten Fällen 
Beichend ist, Nimmt man hinzu, dafs bei diesem Kettenge- 
be das Ausströmen der Luft mit stets gleichbleibender Ge- 
frindigkeit geschieht, beim hydrostetischen Cylindergebläse 
gen der Luftcylinder erst 2 F. herabsinken mufs, ehe die 
geschlossene Luft die erforderliche Spannung erhält, dafs 
er während. dieses Herabsinkens ein zunehmend stärkeres Aus- 
ömen nach vorausgegangenem Stillstande desselben statt findet, 
ersiebt sich leicht der Vorzug jenes vor diesem. Bei beiden 


die Luft stets mit Wasser in Berührung, folglich feucht, und . 


im Kettengebläse entschieden am feuchtesten.. Verlangt man 
her trockene Luft, so kann diese nur durch das Kastengebläse 
er gemeine Blasesälge erhalten werden. 


A Kleinere Blaseapparate; Lampen- - 
gebläse. 

Die zweite Classe von Gebläsen falst diejenigen ‘Apparate 
sich, welche bestimmt sind, eine Flamme auf einen bestimm- 
Punct zu ooncentriren, und dadurch eine grölsere Hitze zu 
engen, Im Allgemeinen ist es bekannt, dafs eine zugespitzte, 
rch einen starken Luftzug gebildete Flamme eine bedeutende 
be erzeugt, wie diesen namentlich bei der Glasfabrication in 
wendung kommt. Die Ursachen übrigens, worauf die Wirk- 
akeit dieser Apparate beruhet, scheinen mir der Hauptsache 
ch folgende zu seyn, wenn mau zugleich berücksichtigt, dafs 
1 gemeine Lichtflamme. in sehr kleinen Massen die Weils- 
ihhitze erzengt, wie man an kleinen Enden des Dochtes aus 
em hellen Glanze abnehmen kann, zugleich aber auch daran 
hmimmt, dafs sich nicht Hof feine Glasfäden in einer ge- 
inen Lichtflamme schmelzen lassen, sondern dafs selbst fei- 
tEisendraht und sehr feiner Platindrahtın derselben verbrennt. 


nnoch aber leistet die gewöhnliche Flamme dasjenige nicht, . 


s sie durch das Blaserohr geblasen zu leisten vermag, zuerst 
ildann die sonst so leicht bewegliche Flamme den zu er- 
zenden Gegenstand nicht umflackert, und in kleinen Interval- 





1 a. a. O. 8. 184. 


1148 oo Gebläse. - 


len wieder zur Abkühlung kommen läfst, sondern behardich ge- 
gen den nämlichen Dune gerichtet ist; dann weil der stien 
Luftstrom nicht bloſs die Flamme mit sich förtreilst, sondem ss 
auch durch das Zuströmen der umgebenden Luft mehr con 
trirt, wie denn die durch das Löthrohr angeblasene Flamme afe- 
zeit dünner ist, als die frei brennende; endlich drittens, vd 
die in einem. dichteren Strorie und mit ‚größserer Geschwinäg 
keit herbeigeführte Luft durch die gröfsere Menge des ener: 
nen Sauerstoffzases den Kohlenstoff der Flamme zum vollstu& 
gern Verglühen bringt, und überhaupt ein vollkommeneres V 
‚brennen der Bestandtheile der Flamme bewirkt, als wenn 
tere das Sauerstoffgas blols aus ihrer Umgebung: anzieht. ! 
wird daher auch finden, dals die mit dem Blaserohre ange 
Flamme nicht schwalkt, wenn sie gleich frei brennend 
und schwalkend ist. 
Die wesentlichsten Apparate dieser Classe sind: 
, a Das gemeine Zözhrohr, ‚welches 1738 durch An 
v. Scuwas erfunden, nachher durch Gust. e, Exsıst 
und Tor». Beromans ? beschrieben und empfohlen wurde, 
dem aber ungemein häufig, hauptsächlich von den 
. zur Prüfung der Fossilien mit grofsem Nutzen gebrauch 
aulserdem aber bei der Verfertigung physikalischer 
zum Festlöthen kleiner Theile, zum Zuschmelzen feise 
söhren u. s. w. vortheilhaft benutzt werden kann. Uee 
Anwendung desselben in der Mineralogie, die hierzu 
geschlagenen verschiederien Veränderungen desselben, di 
gleich erforderlichen Hülfsapparate, namentlich ein kleines 
felchen und feines Zängelchen von Platin oder letzteres we 
stens mit Platinspitzen und anderes dergleichen geben die 
bücher jener Wissenschaft genügende Auskunft, 3, Als» 
nimmt man zu demselben Glas oder Kupfer, am häufigsten ! 






















1 Halle fortges. Magie. T. IHM. 8. 159. G. v. Engestria 
schreib. eines mineralog. Taschenbuchs u. insbesondere de Nu 
des Blaserohrs in d. Mineralogie. A. d. Scheed, übers. von D 
Greifsw. 1774. 8, 

2 T. Bergmann de tubo ferruminatorio u. s. w. Vindob. Lë 

3 J. Benzeirus von der Anwendung des Löthrohrs ie de. ( 
mie und Mineralogie. Uebers. von H. Ross. Nürub. 1821. v. I 
nanp Handbuch der Oryktognosie, Heidelb. 1826. S. 84. woselbst 
die weitere Literatur findet. 


Lampengebläse. 1149 
zuweilen der äufseren Eleganz wegen Silber., Die Form 


ben ist im Allgemeinen die konische, wenigstens muls die‘ 


desselben, eben wie die Düsen der gröfseren ‚Gebläse, 
term haben, und hiernach besteht dasselbe entweder aus 


Waben umgebogenen konischen Röhre, oder weil leicht Fig. 


Speichel beim Blasen in demselben. hinabläuft,. und durch 
ıfistrom fortgerissen auf die glühenden Körper. kommt; sa 
an ihm den \Vassersack a, worin sich jener ansammeln 


186 


Fig. 
87. 


pad um diesen auszugielsen, zugleich auch um das Ganze . 


susammengelegt leichter zu transportiren oder einzupak- 
ist man es aus, drei Stücken bestehen, dem im Munde zu 
len Rohre b, dem \WVassersacke a und der Spitze c, wel- 
geschmirgelt.sind und ohne. Weiteres in einander gesteckt 
V d 
Der Blasetisch der Glasbläser, welcher unter den viel- 
n Gestalten hauptsächlich zum Blasen des Glases benutzt 
‚Als einfachste Vorrichtung nimmt man ein gewöhhliches 
ws Löthrohr, welches an der Stelle seiner Biegung eine 
mr Aufnahme des Speichels haben muls, oder auch dag 
}beschriebene messingene , befastigt dieses auf einem ge- 
wu Brette, und setzt eine pafsliche Oellampe so vor die 
‚desselben, dafs die Flamme in einer wenig über die ho- 
Ne sich erhebende Richtung geblasen wird, und hält das 
melzende Glas in dieselbe. Manche Glasbläser haben eine 
—* Fertigkeit, auf diese Weise anhaltend mit dem 
zu blasen, und selbst grölsere Sachen zu fertigen; im 
Baber ist die Methode unbequem, und für viele Appa- 
genügend, weil die, durch anhaltendes Blasen ermüde- 
zskeln des Mundes die Kraft verlieren, alsdann noch das 
id gewordene Glas gehörig aufzublasen, und die verschie- 
à zethanen Vorschläge, sich zu diesem Aufblasen einer 
x Federharz zu bedienen, diese vorher an die Glasröhren 
Ven und dann mit der Hand zu drücken, sind langweilig 
ngenügend. Man hat daher neuerdings diese nützlichen 
nte meistens so eingerichtet, dafs unter einem für das Auf- 
der Nebenapparate und gefertigten Arbeiten geeigneten 
e sich ein doppelter Blasebalg befindet, welcher durch ei- 
quemen Mechanismus mit dem Fulse getreten sich mit 
filt, und diese mit so viel grölserer Geschwindigkeit. aus 
!tweckmäfsig angebrachten Rohre bläst, je grölser das Ge- 


er 


1150 | Gebläse. 


wicht ist, wodurch die obere Hälfte des Blasebalges rasman- 
gedrückt wird. Die Form des Blasebalges ist entweder die »- 
wöhnliehe dreikautige, oder die vierkantige, oder am rwd- 
mälsigsten die cylindrische, weil diese bei der kleinsten Obs- 
fläche den gröfsten Inhalt’ darbietet. Das ans dem Bachde 
ausgehende Rohr ist an der vorderen Seite dorch dsa Tach œ 
führt, und vom Arbeiter abwärts gebogen, damit ihm die Flasss 
nicht beschwerlich wird, auch ist es meistens zum Aufstıdes 
von verschieden weiten Röhrchen eingerichtet, je nachdem ma 
eine grölsere oder kleinere Flamme verlangt. Zu diesen lt 
ten nimmt der geübte Giasbläser Gazızen jan. in Bein 
gläserne, denen er den Vorzug einräumt. Aufser eine 
von geeigneter Höhe und Form befindet sich an diesen Tı 
zuweilen noch die zum Spinnen der feinen Glasfäden beet 
und bereits beschriebene Trommel 1, 


c. Der eben beschriebene Glasblasetisch ist ein so 
ständiger und seinem Zwecke so durchaus entsprechender $ 
rat, dals ihn wohl alle diejenigen wählen werden, welde 
viel mit Glasblasen beschäftigen, insbesondere die eis 
Künstler in diesem Fache. Für blofse Liebhaber ist indeb 
Vorrichtung etwas kostbar, und kann leicht auf 10 bis {ff 
zu stehen kommen, wenn alles gut und dauerhaft gefeñ 
Theils des geringeren Preises wegen, theils weil es ad 
andere Gasarten, als atmosphärische Luft gebraucht werdes 
und endlich wohl um der unbedeutenden Mühe de 
während dem Blasen überhoben zu seyn, läfst sich das Ar 
tische Cylindergebläse empfehlen, dessen oben (A. c.) 
nung geschehen ist, indem Jos. v. Baaner dasselbe rut 
unbedeutender Veränderung als grofses Gebläse bei Schw 
in Vorschlag und Anwendung gebracht hat. Lavoısıza 
wohl als der erste genannt werden2, welcher sich eines 
hydrostatischen Gebläses zum Blasen mit Sauerstoffzas 
später wandelte er dasselbe indefs mit Merssıer io sein 
someter um, Jos. v. BAADER dagegen gab ihm die 
jetzt gebräuchliche bequemere Form, welche nach der fir 
sikalische Zwecke bestimmten Einrichtung vollständiz 


























1 8. Th. ti. 8. 512. 
2 8. unten G., 





Lampengebläse. — Aisi 
ze ! beschrieben ist. Mann kann dasselbe in beliebiger 


'uad Weite je nach den Zwecken und Bedürfnissen aus- 
ı lassen. Nach der Durchschnitiszeichmung ist ab dere, 
» woraaf der Apparat steht, dvfg ist ein Cylinder 188. 
lech, welcher durch die Trichtermündung ev mit Wasser 
werden kann, und zu dessen Steifung bei wx ein Band 
vei Handhaben angebracht wird, um ihn bequemer zu 
y welches in dem Fälle unnöthig ist, wenn der Apparat 
sí demselben Tische bleibt, und mit diesem bewegt wird. 
re dieses Cylinders ist die lothrechte Röhre on aufge- 
, welche etwas über die horizontale Ebene des Cylinders 
porrast, damit beim Aufheben des inneren Cylinders das 
# nicht in dieselbe läuft. Auf dem Boden ist diese Röhre 
inklich gebogen, bei d tritt sie aus dem Cylinder heraus, 
ic einen Hahn, und ist eum Aufstecken des eigentlichen 
be eingerichtet. Soll der Apparat zum Glasblasen benutzt 
n, so hat er das Unhequeme, dals hiernach die Flamme 
vbeiter entgegengeblasen wird, welchem Uebelstande aber 
sbzuhelfen ist, wenn man diese Ausgangsröhre bei e recht- 
dh umbiegt und bis zur erforderlichen Weite fortführt ; 
eich die Geschwindigkeit der Luftströmung durch eine 
Biegung verliert, so bleibt sie doch für die gewöhnlichen 
B leicht stark genug. Aus diesem äufseren Cylinder end- 
Kt unten die Röhre mit dem Hahne h, um das Wasser ab- 
d Die Höhe dieses Cylinders ist dann hinreichend, wenn 
Cylinder in ihm bis zur Grenze seines Randes kl 
ben kann, vorausgesetzt, dals man nur einen geringen 
Bok verlangt, welcher einer dem aufgesetzten Rande tk 
m Wasserhöhe proportional ist; soll dagegen der Luft- 
särker seyn, so muls dieser Rand und zugleich der äulfsere 
kr höher werden. | 
t diesem äufseren Cylinder ist ein im Durchmesser um 
‚kleinerer umgestürzter iklm eingesenkt, welcher als ei- 
Ber Luftbehälter dient, nur bis an ts reicht, und hier ei- 
gesetzten Rand hat, dessen Höhe von 2 bis 12 Z. be- 
kann, je nachdem man eine geringere oder grölsere Com- 
m der eingeschlossenen Luft verlangt. Inzwischen ist das ` 
bene Minimum noch gerade hinreichend, und das Maxi- 


d L L 





‘dann, wenn man denselben in das Wasser herabsenien, ® 


1152 -© Gebläse. 


'mum giebt schon eine genügende Compression, wenn And 


nicht bedeutend sterk'seyn soll. In der Mitte auf dem obere ! 
Deckel dieses’Oylinders ist die Röhre p aufgesetzt, deren His 
bis an den Halm in das Niveau kl fallen, und deren Weite s į 
seyn muls, dafs das öbere Ende der Röhre o bequem darin xè- 
genommen wird. Auf dieselbe ist eine engere messingene Dës 
‘mit dem Hahn u ‘befestigt, welcher geöffnet werden muls, em | 
man den inneren Cylinder wieder mit Luft, defsgleichen el 

































durch die atmosphärische Luft aus ihm entfernen, und ihn dus 
init irgend einer Gasart füllen wilk Soll der Apparat blob 
Blasen mit atmosphärischer Luft dienen, so ist der Hahn 
flüssig, und man kann wohlfeiler dieses obere Ende der Ri 
-mit einem blolsen Korke verstopfen, welchen man heraus: 
‘um den Cylinder in-die Höhe eu heben und wieder mit 
‘Rillen; soll der Apparat indels zugleich für andere Gasarte 8 
nutzt werden, so ist der Hahn allerdings #othwendig. De 
tere Rand des inneren Cylinders ist in die Höhe geboge, 
bildet bei im eine Rinne. Diese dient dazu, um Blei ( 
hineinzuschütten,'so viel, als erforderlich ist, damit der wë 
Cylinder sich’ tief genug in das Sperrwasser im äulseren fl 
der herabsenkt. ` Ist diese Tiefe etwas. bedeutend, so 
‘Jadurch der Schwerpwnet des innern- Cylinders tiefer ze 
und’er wird auch bei beträchtlicher Höhe nicht umschlase, 
'drigenfalls mufs der äufsere Cylinder ‘einige Streben habe, 
dieses Umschlagen zu verhüten. Es soheint mir indels 
flüssig, diese näher zu beschreiben, da jeder geübte & 
‘selbst leicht ein Mittel finden wird, dieses Umschlagen a 
hüten, falls es zu befürchten wäre, welches um so leicht 
Fall seyn muls, je höher der innere Cylinder im Verbalts 
seinem Durchmesser ist, und je weniger tief ‚derselbe OH 
Sperrwasser einsinkt. Aus dieser Ursache und zugleich de 
Tingeren Preises wegen ist es vortheilhaft, den innern (ri 
‘von sehr dünhem Bleche verfertigen zu lassen, zur Dë 
aber nicht mehr als den- doppelten -Durchmesser zu ı 
'Sinkt er dann Gef ein, so kommt durch das Uebergewich 
Bleies in der Rinne im, welches anfangs empirisch sech 
in der ganzen Rinne vertheilt werden muls, der Schwe 
des ganzen Cylinders unter den der verdrängten Was 

und der Cylinder wird von selbst mit vertical gezichreter / 


Lampenzgebläse. 1153 


immen, am eigentlichen Umschlagen aber ohnehin durch 
geringen Zwischenraum zwischen ihm und dem äufseren 
oder gehindert werden. 

Es ist schon oben (A. c) erwähnt, dafs Jos. v. BAADER 
shydrostatische Cylindergebläse auch im Grofsen für Schmelz- 
in Anwendung gebracht hat. In diesem Falle ist die Ein- 
mz im Wesentlichen dieselbe, aulser dals der Mechanis- 
fr die zuströmende Luft ein anderer seyn muls, weil die- 
„strömen bei ungleich schnellerer Bewegung in weit kürze- 
«t geschehen soll. Zu diesem Ende wird neben dem Rohre 
sch ein anderes, durch den Boden gehendes Rohr ange- 
t, darch welches die Luft beim Aufstejgen des innern Cy- 
sin denselben tritt.: Beide Röhren werden dann mit ei- 
Älappenventile versehen, die eben genannte mit einem sol- 
‚welches sich nach oben öffnet, und also zufällt, sobald der 
e Cylinder mit Luft gefüllt, herabzugehen anfängt, die 
Lon dägegen mit einem diesem entgegenzesetzten, wel- 
fch also beim Heraufgehen des Cylinders schlielst, damit 
vets herausgedrückte Luft nicht wieder in den Cylinder 
unge, beim Herabgehen des letzteren sich dagegen öfl- 
om die enthaltene Luft frei ausströmen zu lassen. Dals in 
u Falle, so wie bei allen diesen grolsen Gebläsen, ein 
kmalsiger Mechanismus erforderlich.sey, um den Cylinder 
ten, damit er durch sein eigenes und aufgelegtes Gewicht 
aĥ gehörig zusammenpresse und zum Ausströmen aus der 
Whre zwinge, ferner dafs man zu einem anhaltenden Ge- 
wenigstens zwei solcher Cylinder bedürfe, welche in ih- 
wegung wechseln und den Luftstrom. (Wind) in die' ge- 
xhaflliche Düse vereinigen oder in den nämlichen Wind- 
pmänden, versteht sich von selbst, auch kann ich rück- 
Ich des Uebrigen auf dasjenige verweisen, was oben in 
beoretischen Betrachtungen mitgetheilt ist. 

Als eine Abänderung des beschriebenen kleineren Gebläses 
Aen ist dasjenige anzusehen, welches Jous Tırızx zu 
schen mit dem Löthrohre in Vorschlag gebracht hat, in wel- 
der Luftbehälter unbeweglich ist, das Sperrwasser aber 
tiner zweiten Abtheilung des Wasserkastens vermehrt und 
sch ein stärkerer Druck desselben gegen die eingeschlossene 
hervorgebracht wird. Das Blasen in diesen zweiten ganz 
schlossnen Raum, dessen Wasser durch vermehrten Luft- 
d Dddd 





- defs erwähnt werden, dafs Hanz auch beide Räume der T 


1454 Gebläse. 


druck in die zweite Abtheilung getrieben werden soll, geschieht ` 
durch ein Rohr mit dem Munde oder mit einem Blasebale! ` 
Eine genauere Beschreibung scheint mir indefs überflüssig, A 
der Apparat dem Baanzr’schen entschieden nachsteht. 

Auch Hane hat ein hydrostatisches oder von ihm vz 
nanntes hydropneumatisches Gebläse angegeben, welches s- . 
wohlür atmosphärische Luft als auch für Sauerstoffgas bestimmt ` 
ist, und im ersten Falle die leicht wandelbar werdenden Bise- 
bälge, im letzteren Lavoısırr’s zu kostbares Gasometer e- 
setzen soll. Im Wesentlichen besteht es aus einer in swei A 
theilüngen getheilten und mit Wasser gefüllten Tonne, in wt- 
che die Luft oder das Sauerstoffgas durch einen im Boden beisè 
lichen Blasebalg gebracht und dann durch den hydrostati 
Druck des Wassers comprimirt wird 2, Im Ganzen scheint ei 
aber auch dieses mehr zusammengesetzt und minder bra 
als das Baader’sche, und bedarf daher hier keiner 
Beschreibung. Als eine Eigenthümlichkeit desselben kan 
















mit Luft füllte, und auf diese Weise die Flammen vo 
Lampen zur Verstärkung der Hitze vereinigte. 


C. Gebläse, bei denen die elastise 
Flüssigkeiten in die Flamme übergeh 
| oder dieselbe erst bilden. 


Diese dritte Classe von Gebläsen ist in unmittelbare 
ziehung auf die Physik und Chemie bei weitem die widi 
und begreift verschiedene Apparate , welche eine Hitze von 
geringsten bis zur unglaublichsten geben, und früher 
geahndete Schmelzungen zu bewirken vermögen. Die wi 
tigsten derselben sind folgende: 

a. Das am wenigsten zweckmälsige ist das Wein 
lampengebläse, welches hauptsächlich zum Glasblasen 





1 Aus dem Phil. Mag. and Journ. 1814. April ba 
Journ. XIV. 261. 

2 Ans der weitlänftigen Abhandinng in Philos. Mag. Nr. l 
S. 288 u. Nr. LVI. 298 ausgezogen in Gehlen’s N. loere. L 
auch in G. Ann. LV. 48, 


Gasgebläse. 41135 


vd in venchiedenen Formen ausgeführt jet 72. Im Wesentlichen 
steht dasselbe aus einem Gefälse mit- Weingeist, welcher über ' 
ner —— befindlich in Dampf verwandelt wird, 'so dafs 
eser letztere aus einem engen: Biaserohre ausströmend -Wieder 
seine Flamma bläst,. und‘ den "Luftstrom ersetzt. ` Iäie beste 

d gewils elegante Gestalt. hat Hooxæ 8. dieser Blaselimpe e EE 
ben, wefshalb isie in England: jetzt ‚häufig angewandt Iwird, F KK: 
der Zeichnung ist F der Riper éier" Lampe: von antiker 

m nit einer ‚gebögenen Haadhabe | welche bei E~ ih’eiien 
selkopf endet.: A ist eine mit Weingenst gefüllte Kugel; rehi 

! bei seine Sohraube hat, damit ag gie mit Weingeist:fül- 

und dann wieder fest verschliefben kann, . bei b aber.eili Si- 
rheitsventil , anf den Fall — dafs Ve: Biastioität Mer, ‚ersehgteh 
zpfe zu stark werden: und: Bier Haıgel:mit Gefahr: dersprengen 

nte Ans dem’ oberen: Theile: der Kagel geht Fas gekrämnnte 
rohr BB, welches sich bei Con eine zum Blasen gesignetb 

ze endigt;' Diese’ bläst gegen die Flamme D, "Liegt sie em, 
erseizt hierdusch dem Blasebalg, ‚mit dem Unterschiede, 
hier die. Weingeistdämpfe- die ‘Stelle -der atmosphärischen 

' vertreten’: Die: Blitze der''Blamime''ist hierbei: noch -stark 

g; um dem! Weingeist im Sieden ag erhalteh , id die 

pfe desseltsen fortwährend zu eratngen. Fürchtet'man, dals 
hierzu. wicht hinreichend -bey : "bo .mülste eme besprdere 

me unter der. Kugel für diesen "Zweck angebrachtiiwerder. 
dieser Art ist diejenige Lampe, welche Prorev in London 
nd anf dem Continente bekanınt machte 3.. Eine. länglicht 
jne Lampe A hat zwei Flanmeni, :'wovon.die kleinere dees, 
Veingeist gefüllte Gefäls B erhitzt,..die zweite gröfsere bei1%. ~- 
n Schmelzen: "bestimmt ist. - : Das -Weingeistgefäfs ruhet- in 

\ messingemen Ringe H; aus. welohemn' es bequem heraus- 
men und wieder gefüllt: werden kann, der Ring‘ aber ist 
ttelst einds durch eine Reder z 'angekbemmton verchitbbaren 
—, abaa et oi ’ ‚A dE OTM 


Aeltere Kiurichtangen , 3. B, die von: , Norat angvgebene 5 
Kanst physikalische Versuche anzustelleg, III. Th. Lëps: 1771, 
L Taf. 1. , Fig», 1 bis 4. übergehe ich. Die nachfolgende Be- 
ung ist aus der Eneyclop, meth. Th, IL D 871. Pl. LVI. fig. \ 
10mmen. 
Nicholsön’s Journ. ' 1808. Nr. 14. P 106. ‚ Darans in Gehlen’s 
I. 630. 
Voigt Mag. V. 255. Scherer’s Journ. , 849. . 

Dddd 2 


16. | Gebläse. 


Trägers GE an der'messingnen Stange D fest; opd ken nd 
Bedürfrißs höher und niedriger gestellt warden, indem sich ud 
aufserdem die Stange D vermittelöt der Klemamschrabe ) e 
schieden stellen lälst. Ans dem GefälseB aime de Wer 
geistdämpfe durch das gebogene Rohr G, nnd Maan geges å 
grölsere. Flauıme der unteren Lampe, | 
. Die erste der beschriebenen Lampen hat deg Vorme 
Siaherheitaventiles und dals sie die nämliche Flemme on? 
gen end, zum Erhitzen, des Weingeistes gebraucht, allein 
"ist die Comsumtion des tkeurein Weingeistes im Verhil 
zum -Oele hei ihr bedeutend sterkt, theils ist. die Hitze de: Wi 
geistlamuse nicht so sterk, als die einer Oelilsmme, und da 
ter der Kugel :brennende Flamme. muls bedemtend stuk 
wenn ga durch das Bleserohr nicht. völlig umgebogen, wi 
Bildung der. Weingeistdämpfe nóch. die erforderliche Sé 
halten solls. : Die zweite, durch Pıcrar empfohlene 
hm den Varzug der Verschiebharkeit des Weingeistgelil 
hierdurch und durch Vergröfserung oder Verkleinerung ei 
eigends bestimmten Flamme die Stärke des Dampfstrons 
guliren. ‚Endlich kann-die sum Schmelzen bestimmi I 
der Qel- oder Unschlittlampe . bedeutend verstärkt 
dals man durch diese eine hkinlängliche sterke Hitze e 
vermag. ` Sie hat indels die grolse Unbequemlichkeit, 
Getäls. D durch den Sohwalk der Lampe ungemein 
wird, so dafs sie sich mit Reinliohkeit gar nicht handk 
und ich möchte daher'rathen, das Gofäls A so al 
die vordere Flamme durch Oel genährt würde, die hi 
aus einer eigenen, in sinen abgetheilten Bam der 
gesatzten -Weingeistlampe hervorginge, um diese nach 
herausmehmen und mit Weingeist füllen en können. U 
hat die .durch Weingeistdämpfe geblasone Elamme bei 
die Hitze nicht, als die mit atmesphärisches Laft g 
indem die zugeführten Weingeistdämpfe die Hitze ehe 
chen als vermehren, und die grölsere Intensität der Hit 
che ‘sie der Flamme geben, beruhet hauptsächlich 
Strome der atmosphärischen Luft, welchen sie mit sich 
ben, Verlangt man indels beim Blasen keine bedeutend I 
sität der Hitze, insbesondere für kleine Versuchs mit dem 
rohre, oder zum Festlöthen kleiner Stücke, oder zum 
‚nicht sehr dicker Glasröhren, so ist das Pixtet’sche Alk 






















hi 


Gasgebläse, ` 1157 


Keren ein wohlfeiler und bequemer Apparat: Ihm gleich- 

md und gleichfalls in sehr kleinem Mafsstabu ausführbar 

ı bekannte, durch v. -Mangwann angegebene Blase- 

L Auf die mit einem des Luftzuges wegen durchbroche- 
bnde versehene Weingeistlanıpe A wird das konische, Fig. 
ils mit etwas Weirgeist gefüllte Gefäfs B gesetzt, wel-191. 
len das aurfgeschrobene und gebogene Blasrohr C hat. In 
igneten Flöhe steht auf einem Pfosten die kleine Orllampe 
khe zum höher oder tiefer Stellen mit einer Schraube ® . 
mist, und erst angezündet wird, wenn man das Aus- 
ides Weingeistdanpfes wahrnimmt. 

Als zweites Gebläse dieser Art kann das Sanerstoffiras- 
'genannt werden. Die Leichtigkeit, womit eine Stahl- 
ı Sauerstoffgas verbrennt, mulste bald auf den Gedanken 

; diese Gasen als Gebläse zur Erzeugung einer Hitze von 
Intensität zu gebrauchen, und: Acnıkhn eur einer von 
ken 2, welcher dieses’ auf eme sehr einfache Weise in 
mg brachte, indem er das Sauerstoffgas in eine Thier- 
ít einem Biwserohre füllte, und gegen die Kohlen bhes, 
m Pinin schmolz, Eisen verbramnte und selbst Schmelz- 
Rrglasete. Seine Versuche wurden sehr allgemein be- 
gend von vielen wiederholt. Lavoısızan bediente sich 
i gleichfalls einer Blase, nachher aber eines hydrostati- 
Bebläses, oder seines Gasometers, womit er 1782 eine. 
kihe von Versuchen anstellte 3, welche nachher durch 
lort u.m. a. wiederholt wurden. Seitdem sind verschie- 
ehr oder minder zweckmäfsige Vorschläge zur Construc- 
kher Maschinen gethan, 2. B. von Görruime $, insbe- 
t die bekarinteste von Ennmann, welche der elektrischen 
'nachgebiädet ist, und von ihm zu einer sehr weitläufti- 
Re von Schmelzversuchen benutst wurde ®, Viele spä- 
Scherer’s Journ. Dt. 883, ' l l 

Mim. de Berlia annde 1779. Samm). physikal. u. chem. Abh. L 


Mém. de l'Acad. des Sc. de Paris Année 1782. p. 467. Fonr- 
lém. et observ. do Chemie, cet. publiés par l’Auteur. Par. 1782. 
wa Chem. Beob. u. Versuche. Leipa. 1785. A 

Ac Acad. Mogunt.. 1784. l 

Gecke einer Schmelzkunst mit Beihülfe der Peuerluft. 
. 1786. 8, 











Gasgebläse. ` 1188 


n G. Scumipr vereinigte swei solche hydrostatischo Ge- 
als womit er seine schätzbaren Versuche über die Aus- 
mesgeschwindigkeiten verschiedener Gasasten aus Röhren 
sleicher Länge und Weite anstellte, das eine von gedop- 
ı Inhalte des andern, liels die getrennten Gase aus beiden. 
w weiteren Röhre sich mengen und aus dieser durch eine 
Nsseröhre strömen, wobei die Quantitäten jedes einzelnen 
dorch einen Haham regulirt wurden 1. Die Construction: 
jim Wesentlichen mit derjenigen überein, welche ich so- 
saher beschreiben werde, scheint mir derselben. aber an 
lichkeit und rücksichtlich der Grölse, in weicher der- 
aus gläsernen Gefälsen bestehend, ausführbar ist, et- 
Foie, weiswegen ich eine weitere Beschreibung 


d Knallgasgebläse, dessen ich mìch bisher seit zeho 
i bedient, und womit ich einige früher bekannt gemachte 
the angestellt habe *, besteht aus zwei verbundenen Ga- 
un von der Art, wie sie FunstExszasen zu seinen be- 
m elektrischen Zündlampen benutzte, und ich haite diese 
stion noch jetzt in demjenigen Falle für die beste, wenn 
die Verminderung der verbrauchten Gase oder die Menge 
xå vorhandenen durch das Glas sehen will. Weil aber 
gäre an Wirksamkeit bedeutend zunehmen, wenn man 
same vergröfßsert, und in dieser Hinwicht mir das Kaall- 
Wise noch in seiner Kindheit zu seyn scheint, eine Folge 
h dals man die Compression des Knallgases als nothwen- 
kdisgung zar Erzeugung einer starken Hitze ansieht, so 
kh jetzt zwei oben beschriebene Baader’sche Cylinderge- 
mit einander verbinden, wovon das für die Aufnahme des 
entoffgases bestimmte 18 Z. Höhe und t2 Z. Durchmesser 
ds zur Aufnahme des Sauerstoffgases dienende aber bei 
w Höhe nur. 10 Z. Durchmesser, ‚und wobei die Vereini- 
beider Gase erst unmittelbar vor dem Blaserohre geschieht. 
Impression der Gass wird hierbei zwar nur & Z. Wasser- . 
‚betragen, allein ich glaube überzeugt zu seyn, dals dieses 
end it. Zar bequemen Füllung hat der Sauerstoffgascy- 
r oben eine durch einen Guericke’schen Hahn verschliefs- 
| 6. LXVI. 84. 

l C. Gem, 66, 





Hei - ‚Gebläse.. 


berg Röhre, in welchö-eine andere, mit einer: Thierblase ve- 
bundene palst, um letztere mit Sauerstoffgas zu füllen und dr- 
ses nach Oeffnung des Hahns durch Emporhebung des inners 
Cylinders in denselben zu bringen; das für Wasserstoffgas be- 
stimmte Gefäls dagegen erhält eine ähnliche Rühre, in wek 
aber ein Entbindungsrohr geschroben wird, um das Gas aus de 
Entbindungsflasche unmittelbar hineintreten zu lassen, und kı 
dem stärkerem Verbraäuche desselben während der Versache o 
erneuern: Hierdurch wird zugleich. einer möglichen Ve- 
wechslung der Gase beim Einfüllen, und der Erzeugung va 
Knallgas vorgebeugt. Durch: aufgelegte Gewichte läfst sich de 
hydrostatische Druck des Wassers und somit die Compressa 
der Gase leicht reguliren, und'ist stets gleiehmälsig, die Gasomse 
‚ mögen mehr oder weniger mit Gas gefüllt seyn, indem der. vabe- 
deutende ; aus dem tieferen Einsinken des inneren Cylinden 3 
das Sperrwasser entstehende Unterschied bei der Dünse e 
Bleches, woraus derselbe verfertigt ist, füglich vernachlsr 
werden kann. Die Gröfse der Cylinder wird es gestatten, ® 
. Weite des Blaserohres von 0,1 bis 1 Lin. zu vermehren. i 
vollständigen Uebersicht der Construction genügt die ve 
gie Durchsehnittszeichnung, Bei der für das Wasserstoff œ 
195 stimmten Abtheilung ist A BCD der äußere, bis oben mi i» 
ser gefüllte Cylinder ader die Cisterne von Messingbled eg 
gelöthet, welcher anf dein hölzernen, mit vier 6 Z. hohafr 
ben versehenen Brette DE ruhet; FGHI ist das untes de 
und mit einem Bleistreifen aœ versehene Gasometer, degt 
oberer Boden PP so weit vertieft ist, als es im das Spee 
zur Erhaltung der ‚erforderlichen Druckhöke herabsinken + 
OR ist ias zum Aussträmen des Gases dienende Bohr, weis 
auf dem Boden: festsitzend, dort rechtwinklich gebogen aus ia 
Cylinder heyaustritt , oder bei harter Löthung mündet es bat 
in der Mitte des Bodens, und das unter letzterem hinlauis® 
Luftzöhr wird in dässelbe geschroben oder gesteckt. Um o 
Gas zu verbrauchen, ohne dafs die Druckhühe bedeutend > 
»immt, reicht das Laftrohr QR so hoch hinauf, als der den 
Rand der Cisterne, und zur Aufnahme seines obersten Er 
des, beim tiefsten Hherabsiuken des Gasometers dient das ki 
Rohr M mit dem Guericke’schen Hahn L und einer Marr- 
schraube O zur Aufnahme des Entbindungsrobrs, Endlid 5 
an der hinteren Seite über dem Boden ein Hahn zum Bag 








` 


Gasgebläse. 1163 


Wassers angebracht, wenn man dieses. erneuern will. Ist 
Bleistreifen unten am Rande des Gasometers nicht bedeutend, 
er, und sinkt diesemnach letzteres nicht hinlänglich tief 
so würde es. beim obersten Stande umschlagen, kann hier- ` 
aber leicht durch einige Streben an der Seitenwand der 
me oder auf sonstige Weise gesichert werden. Auf gleiche 
æ construirt ist das für das Sauerstoffgas bestimmte Gasome- 
iour etwas geringer von Durchmesser, und die gleichen 
en Buchstaben haben die nämliche Bedeutung , als bei dem 
‚beschriebenen die grolsen; blofs die obere Oeffnung der 
ro hat keine Schraube, sondern ist zur Aufnahme des Roh- 
ler mit Sauerstoßfgas gefüllten Thierblase konisch ausge- 
wgelt. Die Füllung des Apparates versteht sich eigentlich 
selbst. Sind nämlich die Hähne, womit jedes nach aufsen 
erstehende Ende der Gasröhren QR und qr versehen ist, 
Alossen, und die Cisternen bis RR und rr mit Wasser ge~ 
‚so werden die Gasometer nach geöffneten Hähnen Lund 1 
nrtsenkt, bei deren Niedersinken die atmosphärische Luft 
elbst aus Oundo entweicht. Sind sie bis auf den Boden der 
men berabgesunken, so mufs das Wasser bis zum Rande A C, 
stiegen seyn, oder es wird die hierzu erforderliche Menge 
gegossen. Dann wird das Entbindungsrohr des Wasserstoff- 
kaf O geschraubt, und das Gasometer steigt von selbst, sa 
ssich mit dem Gase füllt, in o dagegen.wird das Rohr der mit 
miolfgas gefüllten Thierblase hineingesteckt, und das Gaso- 
p etwas in die Höhe gehoben, so dafs dis Blase sich in das- 
s entleert. Zum Ueberflufs will ich endlich noch bemerken, 
Nah die beiden Gasröhren aulserhalb der Gasometer vor 
t Vereinigung jedes mit einem Hähne versehen seyn müs- 
‚ das eigentliche Blasrohr darf aber keinen solchen haben, 
t wenn sonst die ersteren geöffnet sind und der letztere ver- 
aen wird, so werden beide Gasarten in beiden Gefälgen 
enot, und es bildet sich Knallgas. Ein ähnliches Gebläse, 
dəs hier beschriebene ist dasjenige, dessen sich G. G. ` 
wT 4 bediente, mit dem Unterschiede, dafs das Gasome- 
m demselben nicht beweglich ist, die gleichbleibende Com- 
sion der Gase durch zugegossenes Wasser erhalten werden 





1 Hand- und Lehrbach der Naturlehre. 8. 360, 


1164 Gebiäse. 


muls, und die Fëllung der Gasometer mit einiger‘ Schrwierigket ` 
in der pneumatischen Wanne geschieht. 

Beim Gebrauche dieses Apptrates scheint es mir am benm, 
die anfängliche allmälige Erhitzung der Substanzen zuerst durch 
die blolse Wasserstoffgasflamme zu bewirken, dann die Oelfum: 
des Hahns für. Sauerstöffges so zu reguliren, dafs die Fhmae 
die-größste Intensität der Hitze erhält, welches man bei einise 
Uebung ohne Schwierigkeit erreicht. Will man indefs bei gld- 
chem Drucke Wasserstoff aas und Sanerstoffgas dem Volumen sech 

m Verhältmils von 2 : 1 verbinden, so o giebt G. G. Senumt | 
hierfür die Formel 























& & 
a’ : DI = A: 4 
Worin D und D” die Durchmesser der Röhren, A und d à 
Dichtigkeiten von Sauerstoffgas und Wasserstoffgas bezei 
Wird hierin A = 15; d = 1 gesetzt, so erhält man das V 
hältnifs der Durchmesser == 1,392 : 1. 
d Newman’sches Knallgasgebläse wurde allmälig aus 
Sauerstoffgasgebläse und der Marcet’schen Lampe gebildet. 
Bnooxe wollte nämlich überhaupt den Gasstrom beim 
gleichmäfsiger machen, und wählte hierzu das Mittel, die 
in einem knpfernen Gefälse zu comprimiren!. Er liefs sich 
durch Newmar einen hierzu bequem eingerichteten Apparat 
fertigen, wo ihn Dr. Cranxe sah, und zum Blasen mit San 
gas gegen eine Weingeistlampe benutzte. Weil aber die 
tere nicht Wasserstoffgas genug enthielt, so rieth ihm N 
das Knallgas selbst als Flamme zu benutzen, und gegen die 
plosion durch hinlängliche Abkühlung in einer langen uad 
gen Glasröhre zu sichern. Mit einem auf diese Weise ei 
richteten Apparate, dessen Construction im Wesentlichen 
her beibehalten ist, stellte C.anxx bald die lange Reihe 
würdiger Versuche an, welche die Aufmerksamkeit all; 
auf dieses neue Mittel zur Erzeugung unglaublicher Hitze ñ 
Fig. tete. Dieses erste Gebläse bestand aus einem ganz verschl 
nen kupfernen Gefáfse C, 4 Z. lang, 32. breit und 3 Z. 
Auf diesem befindet sich die Compressionspumpe D, 
Stange in einer Lederbüchse luftdicht bewegt wird. An 


d L Aen, of Pk. VA. 367. vom Jahre 1386. 





, `  Gasgebläse. 1168 


‚it eine Oeffunng,, durch welche: dio Laft in dis Pampe 
u, in welche aber auch rin Hahnstlick geschroben "werden . 
‚mit einer Bläse oder sonstiger Vowichtung, um Saner- 
m oder irgend eiae andere Gasart, . namentlich Knallgas in 
bape su bringen. In das Blaserohr AB endlich, durch 
ies die Luft nach der Üefinung des Hahns anssträmt;, wied 
wiche Zolle lange und nur de Z. weite: Glasröhre gesteckt, 
men Ende man das. ausstrümende Gas entzündet, und die ` 
hselsende Körpern in die. Flamme halt. Cranxz ge 
Ke diesen Apparat. lange, und stellte eine grolse Rdihe 
t interessanter Versuche damit an 2, wobei aber das aai- 
'volle A Z. lange Glasröhrehem durch Abspringen kleiner 
phen zuletzt bis. 1} Z. verkürzt, und‘ danm' mit enen Aal. 
de Z. weiten vertauscht wurde.. Hiernach aber. entzündste 
die Knallluft im Apparate, und: zersprengte. denselben 
ıchtbarer Explosion, wobei Hahn und Pumpe fortgeschleun- 
die Seiten des Kastens umgebogen wurden, und ein Gtiick 
wpfers mit zarstürender Gewalt gegen. den Kamin am Ende 
mmers flog. Cranxe hatte zugleich bemerkt, dals..die 
umkeit des Gehläses durch die Erweiterang des Höhrchens 
"wsgrölsert wurde. Man war daher auf neue Sicherunge- 
Ibedacht, welche dann das verbesserte Knallgaszebläse ver- 
ta. 

iaf den Vorschlag voh Cumxıno warde delswegen im tar 
des kupfernen.Gefälses ein Sidherungseylinder, zur Hälfte 
Vasser gefillt, angebracht 3, durch weloheg das oemprir 
Da var dem Ansgtröümen aus dem Blsserohre erst aufstei« 
miste. Dieses im vergrülserten Malsstabe gezeichnete Ge- 
«hält nur in E das Knallgas, unter welchem sich Wasser 6 8 
such Oel befindet, - Es steigt durch ‘das Ventil F im die 195, 
1, welches sich im Falle einer Explosion schlielst, und die - 
kitung der Eutsändung. in die Gesammtmasse des Kaall- 


—— — 


loura. of. Ge, and the Arts. N. UT. p, 10% daruus in G. LY. 
bweigg. XVII. 228. 
! S. ebend. desgl. Ann, of Phil, VIII. 364, IX. 89. Ana. de 
-et Phys. III. 39. 
} Dieser Vorschlag ist wiederholt durch Graser. S. Lond. Journ. 
"ts and Gc. 1828, Bor. p. 265. daraus in Dingler polyt. J. XIII, 


` 


Am ‚Gebläse, ` 


gases hindert. ' In'der-Flüche ab ist ein feines Gewebe von Ph- 
tindraht ausgebreitet, wodurch ‘nach Davy die Fortsetzung de 
Entzündung gleichfalls gehindert wird, und ein anderes solche 
Drahtgewebe befindet sich in dem Raume A, so dafs hierdard 
uch der Fortpflähzung: der Ebtzändung m den Raum B bege- 
net wird; Inzwischen kann diese dennoch statt finden, geg 
vor oder während der Explosion das Wasser zurückgedrückt wri. 
` wie CLARKE bei einem zweiten Falle därs Art erfuhr, obne dÄ 
durch glücklichen :Zufall auch diesesmal:irgend jemand der Ue- 
stehenden beschädigt'wurde, Man: inufste sich also emtschie- 
Jaen, sich gegen die ‘gefährlichen Folgen solcher Explosorr 
dorch einen Schirin du: schützen, welcher aus einer 12F. bobe 
PFigelthäre' ven 4,5: zbll:: Brettern bestand , und blofs das Be, 
rohr durchliefs. :: Theil um das. Gas!weniger feucht zu erhalen, 
theils um die Sicherkeit'durch dis .gröfsere Klebrigkeit des Ode 
zu vermehren, em ‚CLaake diese letztere Flüssigkeit 
Sperren des Gases, und versichert, gegen ‚Lwanzig E 
der kleinen abgesperrten Gasmenge ohne irgend eine Gefal 
sichtlich yeranlaíst zu.haben! "` 
= CLARKE bemerkt bald, dafs dis Wirkung des Gass 
nit der Weite der Blaseröhre. ausnelumend' wachse, weis 
er sie bis Ar Z. weit anwandte. .. Bei eieg ke bedeutendes 
consumtion mufste aber die Verdichtung in einem so klei 
fäfse bald abnehmen, und damit die Gefahr derExploiion 
sen. Man kam daher auf das einfache Mittel, auch die 
pressionspumpe 'durch den Sicherhngsschirm zu führen, 
entstand den jetztınoch gebräuchliche / verbesserte Newmar’ 
Gebläse, dessen Einrichtung in allen übrigen Stücken dem 
e rigen völlig gleicht. In der Zeichnung zer 3 die mit: Gas 5 
wé Blase, 2 die Compressionspumpe, deren Kolbenstange 
den Sicherungsschirm gehtund dort mit der Hand bewegt 
3 und 4 sind Röhren, welche das Gas im das kupferne 
und in die Compressionspumpe leiten. In dem eigentlichen 
hälter des comprimirten Gases 5 steht der Sicherheitscyli 
welcher halb mit Oel gefüllt ist, und aus diesem "geht dn 
einem Hahn 6 versehene, vorn in eine nach unten herabgebog 


Spitze auslaufende Blasrohr durch die Schutzwand. Za dee 






















1 Gnsnr aus‘ verschiedenen Abhandlungen in englischer Zrä 
schriften zusammengetragen in Aan, LXU. 97. 


P 


Gasgebläse. . 119 


pen nimmt CLARKE bronzirte kupferne, welche er deh glu- 
vorzieht.: Soll: der Apparat zum Versuche eingerichtet 
ı, so wird der Hahn 6 verschlossen, Gan. durch 5.bis 6 
stölse in das Gefäls geprefst: Dann werschlielst man ‚die 
Hahne und öffnet den bei 6, damit etwas Gas:ausströme, 
n sich durch das Gehör überzeuge, ob das Oel'sich im 
sitscylinder befinde , weil im entgegengeseteten Falle das 
den des Gasstromes mit Gefahr verbunden ist. Men hört 
i das Gas mit einem Geräusche.wie beim Siedew des Was- 
rh das Oel aufsteigen. Ist auf diese Weise der Apparat 
ung, so verschlieist man den Hahn bei 6, Ginet: dä 
‚und comprimiirt das Gas bis-zur gehörigen: Dichtigleit. 
kperumentiren muls dann ein Gehülfe die Gompression 
ts fortsetzen, damit es stets die gleiche Dichtigkeit bə- 
Zu diesem Ende mufs die vorher mit dem Gas gefüllte 
sehr grefs seyn, oder man nimmt statt derselben een 
Ballon von gehrnilsten Taffent. Endlich mufs das Rohr 
gereinigt werden, weil sich leicht etwas mechanisch forte 
ws Oel hineinsetzi !. Zr 


A.) 


se angegebene Construction des Apparates hat man im 
inen beibehalten. So sehr indels auch durch die beiden 
ter und das Oel jeder Gefahr einer Explosion vorgebeugt 
tann es doch als möglich gedacht werden, dafs beim Ge- 
beide Drahtgitter zerreifsen , dafs das Oel in den grölse- 
ilter gedrängt werde, oder eine eben durch dasselbe auf- 
k Gasblase die Entzündung in das Hauptgefäls und von 
selbst bis in den Ballon fortpflanze. Man hat dahernoch 
Sicherungsmalsregeln ausgesonnen. Dahin gehört, dafs 
w die hintere Platte des Kastens dinner macht und min- 
anlöthet, sa dafs diese allein herausgesprengt werden 
und man überall gesichert ‚wäre , wenn man sich nur 
hter dem Kasten befände. ' Hiermit verband CLARKE 
titer die Vorsicht, dafs er den ganzen Apparat zum Fen- 
aus richtete, so dals die Explosion nach Aufsen gehen 
wahrend der Operirende durch die grofse Thüre zwi- 
hm und dem Gebläsekasten gegen jede Gefahr gesichert 


men 


karn. of Sciences and the Arts, Nr. IV. p. 897. Gilbert 
Praf in Schweigg. J. XXIL 391. Ann. of Phil.X. 138. 








1168 . Gebläse 


war S;' sin Vorschlag, deisen Unbequemlicbkeit sich auf do 
wısten Bliok kand giebt. Srıusuuny enipfiehlt ein Gitter von 
Messipgblechen, zwischen denen das Gas durchströnen, wi 
sich. nachher in einen grülseren Gasstrom aus weiteren Bän | 
‚voreinigen soll, wobei jenes Gitter’ aus Mossängblechen mc | 
' abendrein auf beiden Seiten mit einem Drehtgewebe zu verschn 
sy; ..allein Prag ? findat nach seinen. Versuchen ech diem 
'- Sicherungsmittel für Knallgas unzureichend, und giebt aulserda 
der:Fülhıng des Sicherkeitscylindars mit Wasser den Vor 
vor der durch Oel, wail letzteres wegen seiner Dickflüssizbe 
beim Dischgange der vielen kleinen Blasen stark schäumt, e 
dadurch in.das Blanerohr .gespritst wird, da auf der andern Se 
Ass Gas durch jenes Sperrwasser nicht füglich feuchter 
köhne,. als die Bestandtheile desselben ihrer Baremunssart 
echon sind, Man kännte'hinzusstzen, dafs ein solcher Sc 
wein allniälig das Qel. noch ‚diekllüssiger geworden ist als 
faugs, die bezweckte Sicherung wisder aufhebt. War 
gab den Rath,.den Gasstrom durch ein ganzes Bündel ver 
Haarröhrchen von dem kleinsten Dur er geben aa 
und dann in ein Rohr, von grölserem Durchmesser zu veren 
wonach also eine mögliche Explosion nicht einmal in des 
Tungsoylinder dringen könne, ein gewils sehr beifallsı 
Vorschlag, ` wenn man anders von der Feinheit und Unve 
heit 'eines ` solchen Bündels versichert ist. Ein gewise 
Beare wollte eine Bleiplatte i in dem Boden des Knallgasge 
Tüftdicht befestigen, und diese über eine mit Sand e | 
hung’ im Tische stellen, damit eine mögliche Explosion 
schädlich würde ; zugleich schlug er statt des \Vollaston 
Haarröhrchenbündels ein Stück spanischen Rohrs vor, 
allerdings ein poröses Gefüge hat, für diesen Zweck aber 
zu dicht und nicht genug 'abkihlend ist. Gaar hielt zweit 
Drahtgewebe, welche aber in der Röhre angebracht 
mülsten,, um vor jedem Versuche erst von ihrem Unbescl 
seyn sich zu überzeugen, für vollkommen sichernd. Eine 
Thierblase mit Gas zu füllen und dieses aus einer mit d 
Hahn versehenen Röhre zu treiben, ist gewils oft ohne be: 
Erwähnung in Anwendung gebracht. Acsann bediente 

















4 Aen, of Phil. IX. 90. X. 878. 
2 GBehweigg. J. XXIL. 412, 


"e, 


Gasgebläse. | 1169 


s einfachen Apparates zuerst zum Blasen mit Sauerstoff- 
‚ und so schlug auch Booru vor, eine solche auf ein 

zu legen, sje mit einem andern, vermittelst zweier durch- 
rier Stangen horizontal gehaltenem Brette zu bedecken, und 
ı aufgelegte Gewichte einen stets constanten Druck zu er- 
m. Ja Beziehung'auf diesen letzteren hat der Apparat viel 
ch, und gewährt schon aus dieser Ursache grofse Sicherheit, 
nehr aber , wenn das Rohr erst mit einem Cumming’schen 
rheitscylinder und dann noch mit einem Wollaston’schen 
E von Haarröhrchen versehen wird , aber auch ohne dieses . 
be Explosion bei ihm ‚weit weniger gefahrvoll, als bei. ei- 
Newman’schen Kasten, und da man Blasen von so beden- 
t Größe haben kann, so ist die ganze Lee für alle dieje- 
'zu empfehlen, welche keine grolse Kosten aufwenden 
m Ganz neuerdings ist diese Idee, eine blolse Thierblase 
Knallyasgebläse zu gebrauchen, wieder durch Ottley empfoh- 
‚ welcher zur Sicherung zwischen der Blase selbst und der 
ihre eine messibgene, mit Eisenfeilicht gefüllte Röhre 
el. Mir scheint dieses Mittel keine vollständige Sicher- 
a sewähren. d : | 
Dn ganz entgegengesetztes Princip, ‚als die mitgetheilten, - 
söglichste Sicherung gegen jede Explosion bezweckenden, 
Be Tuomas Ossrer, indem er das 'Gefäls so stark machte, 
ñe Explosion dasselbe nicht zu zertrümmern vermöchte- 
Be von Aufsen die gefällige Gestalt eines. Cylinders, ang; 
km das Blaserohr mit seinem Hahne und die Compressions- 197. 
èmit der Gasblase für sich kenntlich sind, Eine Durch- Fig. 
kszeichnung zeigt, dals dasselbe aus zwei , in einander 19. 
xhlossenen Cylindern zusammengesetzt war. Der eigent- 
Gasbehälter AA bestand aus $ Z. dickem Kupfer, mit ein- 
hubter und weich gelötheter Bodenplatte, "den Deckel mit 
hrauben blofs aufgeschraubt. . Das äufsere Gehäuse BB war 
ahe 1,5 Z. dickem zusammengeschweilsten und abgedrehe- 
thmiedeeisen verfertigt, die obere und untere Platte jede 
Ë starken Schrauben CC befestigt. Sind beide Gefälse in 
der gesetzt, so wird der Zwischenraum mit Zinn ausge- 
h. Das eingeschraubte Hahnstück E hat oben einen Vor- 
— — 

Eacyclop. meth Part. Phys. IL 878, 
Mechanic’s Magz. Nr. 157. E 
«Bi, ` Eeee ` 








\ 
1170 Gebläse, 


sprang, welcher zu gröfserer Sicherheit durch den Deckel mie 
dergehalten wird. Um den Apparat vorher za probiren, wu | 
statt des Blaserohrs ein messingnes Rohr mit eingekitteter OG ' 
röhre und einem darin "befindlichen Drahte F eingeschrober , 
durch welchen die 13 mal verdichteten 800 Cab. Z. Kaab... | 
vermittelst eines elektrischen Funkens aus hinlänglicher Esir- 
nung entzündet wurden. Zweimal hielt dieser Apparat die F1- 
plosion aus, und bewährte somit die Sicherheit seiner Anwer 
dung. Um aber das Gas nicht unnütz zu verschwenden, brach 
er im Blaserohre ein Bündel der feinsten gläsernen Haarröhrchre 
an, welche aus gemeinen Glasröhren mit der Lampe leicht ge- 
blason werden und die messingenen völlig ersetzen!, Ob sg 
Apparate in gröfserer Zahl verfertigt und gebraucht sind isë 
bei ihrer Kostbarkeit kaum zu vermuthen ist), und ob sie ad 
durchaus als sicher bewährt haben, ist mir nicht bekam g 
worden. Inzwischen lassen sie sich auf keinen Fall emg 
denn entweder sind sie ohne fortgesetzte Comprimirang des G 
ses durch eine stets bewegte Compressionspampe, und m d 
sem Falle würde der Gasstrom fortdauernd abnehmen, ode 
sind mit einer solchen Compressionspumpe verbunden, und 
ist keine vollständige Sicherheit vorhemden, dafs nicr 
schadhaft gewordenen Ventilen der letzteren die Exploss 
dem Innern sich bis in die gesammte Gasmerige der Blase 8 
pflanzen könne, Ferner hat Wıukıszsom als Sicherusss 
vorgeschlagen, aulser den feinen Drahtgittern, weiche 
einen Zufall leicht zexrissen werden können, vor dem Eisg 
zur Blaseröhre eine oder einige Lager geklopften Asbest 
bringen und zwischen, die Drahtgitter za legen, damit 
ein freier Zusammenhang des Gases existire 2, und so 
immerhin der Vorschläge, diese Newman’schen Gebläse mit 
dichtetem Knallgase gegen eine jeden Augenblick drohende 
fährliche Explösion zu sichern, noch viele geben, welche 
vielleicht nicht einmal sämmtlich bekannt geworden sind, 
kaum verdienen, weiter beachtet zu werden. 

Eine bisher von mir noch nicht berührte Frage bett d 
genthümliche Mengungsverhältnils des Gases, weiches maa z5 
— — ., "en 











1 G. LXII. 270. f. 
2 Aus Repertory of Patent, Tavesitions in Dinglors polye 
XX. 17. 


Gasgebläse. 1171 


ng dieser Gasgebläse am vortheilhaftesten zu wählen habe. 
s nahm man Wasserstoffsas und Sauerstoffgas in demjenigen 
itnisse gemengt, welche zur Erzeugung des Wassers durch 
ennung derselben erfordert wird, nämlich dem Volumen nach 
[heile von jenem zu einem Theile von diesem. Sehr bald nach 
findung dieses Gebläses versuchte man auch andere Verbin- 
p, kam indefs meistens zu jener ersteren wieder zurück, und 
nfsdaherannehmen, dafs diese die beste sey, oder die Frage 

noch nicht völlig entschieden angesehen werden. H. 
wollte früher bei seinen Untersuchungen über die Flamme 

haben, dafs jene Mengung mit einem kleinen Ueber- 
rop \Vasserstoffgas die stärkste Hitze gebe; CLARKE 
kre dagegen, die Hitze der Flamme nehme in dem Ver- 
sab, als ein Ueberschufs von Wasserstoffgas sie minder 
w mache, wefswegen er sich nur zu Reductionsversuchen 
Gemenges aus 3 Mals \Vasserstoffgas auf 1 Mals Sauer- 
i bediene. Später wollte er indels die Hitze eines Ge- 
(aus 7 Mals \Vasserstoffgas zu 3 Mais Sauerstoffgas oder 
om jenem zu 4 von diesem stärker gefunden haben. Mer- 
‚ aus Sauerstoffgas mit Kohlenwasserstoffgas, sowohl 
a als ölbildendem fand er selbst und Cummino sehr un- 
al, Prarr dagegen setzt nach seinen Versuchen die 
ngen eines Gemenges aus 1 Th. Steinkohlengas und ? Th. 
öffsas denen des gemeinen Knallgas mindestens gleich, 
kauptet, dafs ein Gemenge aus 2,5 "Th. Sauerstoffgas mit 
Berzeugendem Gas jenes entschieden übertreffe 2. Mit 
n mir gebrauchten Apparate konnte dasjenige Mengungs- 
uls der Gase, welches die gröfste Hitze giebt, nicht füg- 
st.mmt werden, indels habe ich Grund zu vermuthen, 
ienige am kräftigsten wirkt, welches zur Bildung des 
n „ehört, weil eine grölsere Quantität von Wasserstoff- 
i Gebläse mehr dem blolsen Wasserstoffgaszebläse, und 
cerstoffaas mehr dem blofsen Sauerstoffgasgebläse nähert, 
"beide schwächer sind. Davon bin ich aber mit Zuver- 
berzeuat, dafs die Hitze um so viel stärker ist‘, je reiner 
e sind, welche man anwendet, und habe dieses auch 
tdurch die Erfahrung bestätigt gefunden. 
C. LXII. 264. Aus Thoms. Ann. of Phil. IX. u. X. 
Shweigg. Journ. XXII. 417. 

Eeee 2 


1172 . Gebläse. 
Werden die beiden ın ihren verschiedenen Constroctiones 


ausführlich beschriebenen Apparate mit einander verglichen, s } 
kann es keinen Augerblick zweifelhaft seyn, dals dem. Hare'sch | 
. der entschiedenste Vorzug gebührt, es sey denn, dals es eine 
gleichen Hitzegrad als das Newman’sche zu geben nicht vs- 
möchte, welcher Umstand dann freilich als seine übrigen Ve] 
theile mehr als vollständig wieder aufheben und die Eimführug 
des letzteren in die physikalischen Apparate nothwendig ma:iw| 
würde. Die Vorzüge von jenem sind zuerst die vollkomme 
Sicherheit beim Operiren, da es nothwendig ein peinliches Le 
fühl erregen muls, in jedem Augenblicke einer furchtbaren Expl 
sion der gesammten sowohl im Gefälse als auch in der Pes | 
und selbst in der Blase enthaltenen Gasmenge entgegenzusd 
gegen welche zwar der Schirm mögliche Sicherheit gewährt, ew 
ren Folgen sich aber nicht völlig genau voraussehen lassen. A 
zweiter Vorzug liegt in der ungleich grölseren Gasmenge, ` 
bei diesem Gebläse in Anwendung gebracht werden kann. 
Newman’schen Gebläse sind nicht leicht mehr als 0,4 bis 0.5 
F. Gas von der Dichtigkeit der atmosphärischen Luft esth 
statt dafs das hydrostatische Cylindergebläse 3 bis 6 E eg 
kann, und noch mehr als dieses, wenn man das al 
grolse Gewicht des Sperrwassers nicht scheuet, und ae 
läfst sich bei diesem die abnehmende Gasmenge noch 
wieder ersetzen, als bei jenem durch die stets bewegte Ce 
‚sionspumpe geschehen kann. Ein dritter, vorzüglich o 
schlag zu bringender, grolser Vorzug des Hare’schen 
besteht darin, dafs man von dem ungleich leichter zu t 
den Wasserstoffgase eine bei weitem gröfsere Menge v 
als das doppelte Volumen, und einestheils die geringere I 
der blofsen Wasserstoffgasflamme anwenden kann, um de 
schmelzenden Körper erst allmälig zu erhitzen, damit sie 
die grelle Hitze des Knallgasgebläses nicht sofort zerspei 
anderntheils aber die Quantität der einen oder der andern NM 
in den verschiedensten Verhältnissen vermehren kann, da 
Flamme auf die zu schmelzenden Körper mehr oxydirend 
desoxydirend einwirke. Viertens endlich hat das Hare’sche 
bläse einen Vorzug in dem minder starken Strome der 
welcher daher die auf Kohlen oder Kreidestücken liegend+s 
schmelzenden Körper ungleich weniger leicht fortblast. is 
nämlich eine höchst unangenehme Störung, wenn man 


























- . , 
] e 
D 
4 


Gasgebläse. u 1173 


i das Fortgeschleudertwerden der zu schmelzenden Kör- 
en im Versuche unterbrochen wird, und diesen dann jeder- 
ufs Nene anfangen mufs. Gegen diesen letzteren Vorzug 
uch zwar einwenden, dafs der heftige Strom des stark 
mirten Gases eben ein Hauptbedingnils zur Erzeugung 
so ausgezeichneten Hitze sey, welche daher nur durch das 
un'sche Gebläse erhalten werden könne. Dieser Haupt- 
der ganzen Untersuchung möge hier, so weit er zur Theo- 
I Gasgebläses gehört, vorläufig unerledigt bleiben, ob- 
er unmittelbar mit der wichtigsten. Frage zusammenfällt, 
h welches von beiden Gebläsen den höchsten Hitzegrad 
«n vermöge. Weil aber hierüher aus theoretischen Grün- 
bwer zu entscheiden ist, so kann allein die Erfahrung be- 
erden. 
enn wir dasjenige aufsuchen, was bisher über die Wir- 
ı beider Arten von Gebläsen bekannt geworden ist, so hat 
wnan’sche nicht blols ungleich mehr Zeugnisse für sich, 
adas Hare’sche ist sawohl diesem als sogar auch der Mar- 
m Lampe von vielen bestimmt nachgesetzt. Ein Haupt- 
ährer in dieserSache ist Dr. CLARKE, welcher von Anfang 
ès neue Gebläse so anhaltend und viel gebrauchte, dals 
sselbe zuweilen nach seinem Namen zu benennen pflegt. 
è verschiedenen Körper bier aufzuzählen, welche er ver- 
'desselben geschmolzen, verflüchtigt oder reducirt hat, 
kberflüssig seyn, vielmehr genügt es im Allgemeinen zu 
en, dafs es jetzt keinen Körper mehr giebt, welcher die- 
blase unverändert zu widerstehen vermöchte. Eine die- 
¿m Reihen von Versuchen £ an die Seite zu stellende mit 
Ve schen Gebläse, worauf eine genaue Vergleichung ge- 
werden könnte, finde ich nirgend. Eine kleine Zahl 
tsuchen stellte G. G. Scuminr mit seinem oben erwähn- 
lase an. Die Druckhöbe des Wassers war dabei 36 Z., 
nte der gläsernen Blasröhre 0,04 Z. bei einer Länge von 
; die känge der Knallgasflamme betrug etwa 1 Z; und 
m a3 L. Entfernung von der Röhrenmündung die stärkste 
Das Schmelzen und partielle Verbrennen von dünnem 


— — 


Man findet sie in Ann. of Phil. VII. bis. X. im Journal of the 
at. Nr. IV f. G. LV. 1 . LXI. 889, Schweigg. XXI- 





Ki 


1174 | ` Gebläse. 


Platindraht, das Schmelzen von schwefelsanrem Baryt und wir- 
scheinlich die Bildung von Baryum mit Eisen verbunden æ 
dem salpetersauren Baryt, wie auch eine Verbindäng vo &- $ 
licium, mit Eisen wurden ohne Schwierigkeit bewerkstelligt; œ- 
gegen konnte das Gold nicht zum Verdampfan und an der La 
zerfalleuer Kalk nicht zum Schmelzen gebracht werden, we 
wegen Scämipr selbst die Wirkungen dieses Gebläses « 
des Newman'schen nachsetzt 3, 


Cranxr giebt ein Mittel an, durch welches sich eme Vi 
gleichung beider Gebläse erhalten läfst; er verlangt oa 
zum guten ‘Gelingen seiner angegebenen Versuche, dals das D 
bläáse’ * Platindraht von 0,1 Z. Durchmesser leicht zu schme 
und unter Funkensprühen im Fluls zu erhalten vergi 
Draht von dieser Dicke stand.mir nicht zu Gebote, allein 
habe sehr oft Enden und kleinere Kugeln in Vertiefansen 
Kohlen oder Kreidezu gröfseren Kugeln von 1,5 Par. Lin. Dz 
messer zusammengeschmolzen, diese dann später wieder in 
gebracht, und unter starkem Funkensprühen eine geraumt 
fielserid erhalten. Das Verbrennen des besten englischer ! 
phits ats Dleistiften (quadratischer Säulen von 0,6 Lin. 
mit Erzeugung sehr kleiner dunkel grünlich brauner gl 
Kügelchen, das Schmelzen reiner Quarz - oder Berckrı 
den hellsten Glasperlen von 1 Lin. Durchmesser, so 
Zusammenschmelzen zweier Enden thönerner Pfeifenstiele 
gröfsten gewöhnlich vorkommenden Dicke erfolgt jederzef 
und bald. Nur wenigemale‘ist esmirindefs gelungen, pk 
Doppelspath' oder weil‘ dieser so leicht zersplittert umd du 
Luftstrom weggeblasen wird, feine Spitzen sehr reiner Kres 
einer porzellanartigen Masse zu schmelzen. Das weiteste, 
bei von mir gebrauchte, konische messingene Bhaserokt 
nicht mehr als „, Par. Z. im Durchmesser, una da die D 
höhe höchstens 12 Par. Z, Wasser betrug, so kann ich md 
cherieit annehmen, dafs die durch CLARKE in gleichen 
Verbrauchte Gasmenge leicht das Fünffache derjenigen 
welche von mir angewandt wurde. Wirklich war ad 
Flamme selten einen Par, Z. lang, meistens dunkelblau csd 











A G. LXVI. a, 
2 Schweigg. Journ. XXII. 419. 


Gasgebläse. 1173 


kaum sichtbar 1. ‚Diese Versuche sind zwar nicht genü- 
zur Entscheidung der Frage, ab das Hare’sche Gebläse. 
Kewman’schen in seinen Wirkungen völlig gleichkomme, 
ue machen- dieses wenigstens in einem sehr hohen Grade 
sheinlich; denn in der That wülste ich doch nicht, wel- 
der durch CLARKE angegebenen Resultate die so eben er- 
ten überträfe . insbesondere wenn man berücksichtigt, dafs 
sölserer Gasstrom auch eine stärkere Hitze erzeugen muls, 
ı aber das Newman’sche Gebläse auf keine Weise gleiche 
heit gewährt als das Hare’sche, aus diesem Grunde aber 
dem übereinstimmenden Urtheile fast aller Physiker 2 das 
inentirem mit jenem unengenehm, wegen der fortdauern- 
ewesung der Pumpe und der hohen Temperatur, welche 
durch annimmt, beschwerlich und mit steigender Gefahr 
aden ist, endlich aber durch das Hare’sche Gebläze nach 
seiten oben angegebenen Construction der Gasstrom.aulser- 
lich vergröfsert und die Hitze eben dadurch bedeutend ge- 
n werden kapn, so. leidet es wohl keinen Zweifel, dafs 
leztere als ein vorzüglicher und wichtiger Apparat ia die 
ulischen und chemischen Cabinette aufgenommen zu wer- 
adient, CLARKE, Cummine u. a. haben das Knalkgasge- 
rzüglich auch den Mineralogen empfohlen, andere legen 
er Werth auf dasselbe, weil es alle Körper in Fluls bringt, 
thrigt, zersetzt u. s. W. und insofern also dem auf gewisse 
za beschränkten Löthrahre nachsteht. Ohngeachtet ich 
im Stande bin, bierüber zu entscheiden, so glaube ith 
sehr der letzteren Meinung beitreten zu müssen. 
;a den Schein zu vernieiden, als sey eine wichtige That- 
unbeachtet geblieben, füge ich zum Schlussenoch die 
chung won Skıpmoaz hinzu, wonach die Flamme des 
Isgebläses sogar unter Wasser brennen soll ?. Genau ge- 
en hat diese Behauptung sa, wie sie ‚hier aufgestellt ist, 
ı Sinn. Das Brennen von Körpern unter Wasser, so lange 
t diesem nicht in unmittelbarer Berührung sind, ist am 


ey 


Vergil. G. Leem. 66. 
Gnærar in seinen Annalen LXIT. 275. Scaxıpt å, a. Q. und andere 
sich bestimmt hierüber ausgesprochen. 
) Silliman Amer. Journ. V. 347. Daraus An Schweigg, d. N. F. 
8. u, in mehreren andern Zeitschriften. 


> 


16 "Gebläse. ` 


weder unmiögliches noch schwer zu begreifendes Phänomen, lei- 
det jedoch keine Anwendung auf das Knallgasgebläse. Sollte die 
Flamme von diesem unter Wasser. brennen , so mülste sie selbe 
durch Wasser dringend einen unter demselben befindlichen une 
von ihm umgebenen Körper in Glühhitze versetzen, mithin gie 
der Theil des Wassers, durch weichen sie dringt, glübend, ori 
der den Körper einschlielsende entweder von ihm darch os 
gewissen Raum getrennt oder mit einem glühenden in Berührun: 
seyn, „Sowohl jenes erstere als auch dieses letztere ist unm- 
‚lich, und die ganze Sache.kommt auf folgende, von mir met:- 
mals’ beobachtete Thatsache zuriick, Wenn man irgend epe 
Körper,- namentlich ein Stückchen Holz oder eine Noble, m 
. starken Strome des brennenden Knallgases zum Glühen sehr 
hat,: und dann bei fortdauernder Strömung des Gases unter We 
ser'taucht, so treibt-die mechanische Gewalt des Gasstromes is 
andringende Wasser aus der Stelle und bildet sich gleich 
einen Canal; das an den Körper dringende Wasser aber vd 
durch das Glühen von jenem zum Theil in Dampf verwirdk 
und dieser leztere stölst das Wasser'fortdauernd so zurück, A 
es mit ihm ir keine unmittelbare Berührung kommen kann, ® 
dureh eim fortdauerndes Glühen möglich wird. Das ganze M 
nomea beweiset also blofs die unglaublich starke Hitze, ei 
durch dieses Gebläse erzeugt wird, jedoch ungleich 
als andere Erscheinungen das Nämliche darthun. 

' Die Theorie der Wirksamkeit der Gebläse überhaypt. @ 
wie des Knallgasgebläses insbesondere fällt mit der allgeme 
Untersuchung der durch das Verbrennen der brennbaren : 
stanzen erzeugten Hitze zusammen 1, und kann daher hier 3 
vollständig untersucht werden ; es mag daher genügen nor 
nige historisch zu erwähnen, was in Beziehung auf das so : 
Aufsehen erregende Knallgasgebläse zur Erklärung seiner 
ordentlichen Wirkungen bisher beigebracht ist. Mir sind ind 
nur zwei Theorieen bekannt, welche man in dieser Bexich 
bereits aufgestellt hat. Scurnzn nämlich findet die Ursache & 
ser ausgezeichneten Wirkungen in der grolsen WVimecap 
des Sauerstoffgases, welche durch die noch weit grölsere 38 
Wasserstoffgases bedeutend vermehrt werde 2. Wie unit 


















1 8. Verbrennen, 


SZ All. Nord. Ann. III, 848. 
A 





Gasgebläs«. ` 1177 


Erklärung sey, lëfst sich bald zeigen, indem nach:ihr viel- 
leen ımülste, dafs durch: dieses Gebläse ein das Quecksil- 
um Gefrieren bringender Grad der Kälte erzeugt werden 
. Ist nämlich die spec. Wärme des Wassers — 1, des 
ntuflgases — 3,2936 und des Sauerstoffgases = 0,2361» 
en die zu 100 Th. Wasser erforderlichen 12 Theile Was- 
Le (3 ae 3,2936 == 39,5 und die 83 Theile Sauerstoff- 
Lac 0,2361 == 20°,7 im ganzen also 39°,5 + 20°,7 = 60° 
e für 400 Theile des erzeugten. Wassers, und da sie für. 
1°, also fiir 100 Th. 100°C. geben mülsten, so würde. 
salte von — 40°C. entstehen , wenn der Versuch bei H C 
tellt wirde- 4. 
Bech bei der Bekanntwerdung des Knaligebläses; in Deutsch- 
keılte anch GiıLBERT eine Theorie seiner Wirksamkeit mit, 
e von den meistendeutschen Physikern angenommen zu seyn 
t? Zwei Ursachen stelit er anf, aus denen die grolse Hitze: 
dëse abgeleitet. werden kann, nämlich zuerst die grolse: 
mcapacität des Wasserstoffgases und zweitens die Menge: 
wes, „welche vermöge der Compression zugleich in Thätigkeit 
t. In derjenigen Darstellung, welche GıL»znrder Sache 
‚ lassen sich beide Argumente rechtfertigen, ohne dafs sie 
h den eigentlichen Grund der erzeugten großen Hitze nach-: 
m. Es wird nämlich zuvärderst erst ohne weiteren Beweis 
wmmen, dafs beim gewöbnlichen Verbrennen alle erzeugte 
aus dem verzelirten Sauerstoffgase ausgeschieden werde, 
‚nicht das durch Verbrennung entstandene Product eine ge- 
se Wärmecapacität habe, als die. gesäuerte Substanz , in. 
hem (seltenen) Falle auch der Ueberschufs der dem verbrenn- . 
örper früher eigenthümlichen specifischen Wärme über seine. 
kerice zum Vorschein kommen müsse, Indem also. zu dieser. 
me des verzehrtan Sanerstoffgases.noch die ungleich grölsere 
agleich verzehrten \Vasserstoffgases hinzukomme, so lasse sich 
wsleicht die bedeutend gröfsere Hitze des Knallgasgebläses als 
Sauerstoffgasgebläses erklären. Bis soweit läfstsich allerdings 
n diese Theorie nichts einwenden, insofern sie sich auf eine 
e Vergleichung des ersteren mit dem letzteren dieser beiden 
hse bezieht, ‚und die Wirkungen von jenem als bereits er- 


— — 


d Vergl. Schola Anfangsgründe der Physik u. s. w, Wien 1827. 
) e 


? In seinen Annalen d. Phys. LV. 40, 


1178 Gebläse. 


klärt voraussetzt.. Wenn es dann aber waiter heilst: „Soll die 
: volle Wirksamkeit entstehen, so müssen die beiden aus dem 
Gasbehälter blasenden Gasarten sich im Brennen ganz zerstören 
so dafs ein Körper, den man an die Spitze des entzündeten Gas- 
strom’s hält, bois von freier Wärme in höchster Intensi, | 
und von eben so heilsem Wasserdampf ergriffen wird. We 
die Veränderungen, welche hier vorgehen, richtig beurtheiles 
will, darf nicht vergessen, dafs man glühenden Waserdaugf 
auf die Körper Hëft: d so mufste eben dieser letztere Ze 
auf das Schwankende und sich selbst Widersprechende de 
ganzen Bestimmung führen, indem es. dje Frage veranlıls, 
wodurch denn der Wasserdampf die Glühhitze erhalte? Abge- 
sehen aber davon, dals nach der oben mitgetheilten Berechnux 
zar Bildung von Wasser eme gröfsere Menge Wärme erforder- 
lich ist,..als die beiden :Gasarten enthalten, verhält sich rew 
die spec. Wärme des Wasserdampfes. zu der des Wassers ws 
` 0,8470 zu 1, ist also geringer, jedoch nicht um so viel, als ås § 
der 'beiden Gasarten mit der des Wassers verglichen ; allein a) 
Bildung. ‘des Wasserdampfes ist eine sehr grofse Meege ei 
Wärme erforderlich, nämlich 640°C., wenn diese seine Bildung 
aus Wasser von 0°C. geschieht 1, und woher wird dies 
nommen? Es ergiebt sich auf aen Fall, dafs man so leicht oit $ 
zur Enträthselung dieser shhwierigen Aufgabe gelangt. Grup 

entnimmt sein zweites Argument aus der bedeutend gröben $ 
Menge von ‘Gas, welche wegen der durch stärkere Compresi į 
bewirkten schnelleren Ausströmung gleichzeitig in Conflict kommt § 
- gleichfalls. bloſs in Vergleichung mit dem Sauerstoffgasgebiue | 
Wäre dieses Argument gültig, so würde folgen, dafs man im 
abgesehen auf den zuerst angegebenen Grund) mit dem Sg 
stoffgasgebläse gleiche Wirkungen erzeugen könne, als ma dm & 
Knaligasgebläse, wenn man durch Erweiterung des Biases $ 
oder durch starke Compression bei ersterom eine gleiche Que 
tität Sauerstoffgas ausströmen machte, als die Menge des Ku | 
gases beträgt, welche Newzsan’s Gebläse durch stärkeren (rei? 
liefert, eine der Erfahrımg widerstreitende Folgerung, indem 8 
wohl als ausgemacht anzunehmen ist, dafs bei-gleicher Gamer 
ge das letztere hinsichtlich der Wirkungen stets den Ver) 












1 Vergl. Dampf. Th. II. 8. 287. £. | 


1 
% 


Gasgebläse - 1179 


pten wird. Dieses letztere Argument muls also bei der 
rung gänzlich weggelassen werden 
Leicht könnte eine Bemerkung von H. Davy, als eine Er- 


vu der grolsen Schmelzkraft des Knallgasgebläses angesehen 


m, die es aber nicht ist. Er sagt nämlich 3, die Hitze 
lammen lasse sich dadurch vermindern, dafs man ihr Licht 
zke, und umgekehrt. Als Beispiel zur Bestätigung dient 
leso wenig leuchtende Flamme des Knallgasgebläses. Allein 
wt dieses keine eigentliche Erklärung des rationellen Grun4 
varum die Flamme des Knallgasgebläses so grolse Hitze er- 
theils ist die Behauptung keineswegs in ganzer Strengg 
p Die Flamme des reinen Weingeistes ist nämlich keines- 
‚sehr helle, und giebt dennoch nur eine geringe Hitze, 
‚man aber das aus gewöhnlichem Holze durch trockne De- 
ion erhaltene Gas auch nur mit blofsem Wasser wiederholt 
t, so giebt dieses eine dunkelblaue, am Tage kaum oder 
cht sichtbare und überhaupt sehr wenig leuchtende, zugleich 
wenig erhitzende Flamme, und doch mülste diese nach, 
wisestellten Satze selbst die Knallgasflamme an Schmelz- 
übertreffen. 
Es ist schon oben bemerkt, dals die Theorie der durch 
tennung erzeugten, Wärme im ganzen Umfange hier nicht 
jucht werden kann, und die Erklärung eines einzelnen 
omens ist ohne Nachweisung ihres Zusammenhanges mit 
Banzen nicht eigentlich möglich. Inzwischen kann ich die 
gende Erscheinung, auf welche später wieder Rücksicht 
Bmen werden muls, nicht wohl auf demjenigen Standpuncta 
», auf welchen sie durch die angegebenen beiden Erklä- 
en und meine Kritik derselben gestellt ist, um so mehr, 
iernach auf den ersten Blick eine physische Unmöglichkeit 
inden zu seyn scheint, dafs durch das Gasgebläse überall 
è erzeugt werde. Allein die Sache verhält sich anders, 
der angeführten Berechnung ist nämlich diejenige Wärme 
mmen, welche gleiche Massen Sauerstoffgas, Wagser- 
bas, Wasserdampf und Wasser um gleiche Thermometer- 
£ zu erwärmen erfordert wird, und aus diesem Gesichts- 
te betrachtet ist die specifische Wärme des Wassers aller- 
» stöfßser als die seiner gasföürmigen Bestandtheile, so dafs 


— ER 


LG LVI. 148. 


r 


1180 | l "Gebläse. 


also eine gröfsere Wärme erfordert werden würde, um eine glei- 
che Menge Wasser um gleiche Temperaturgrade zu erhöhen, A 
die dasselbe bildenden Gasarten, oder die aus demselben e- 
zeugten Dämpfe. Wollte man aber Wasser von einer gegebenrr. 
Temperatur in zwei gleiche Hälften theilen, die eine Hälfte des- 
selben tropfbar' flüssig lassen, die andere aber in Dampf ver 
wandeln und dann beide um gleiche Grade der Temperatur er 
höhen, so würde zwar von da an die in Dampf vereapdch 
Hälfte weniger Wärme erfordern, als die noch tropfbar flüss, 
die erstere würde aber, wenn der Versuch bei 0°C. angesıcH 
wäre, erst 640°C, bedurft haben, um in Dampf verwandelt r 
werden 3. Hiervon läfst sich der Analogie nach leicht ein Sch 
auf die das Wasser bildenden Gasasten machen. Wenn gleich ie 
specifische Wärmecapacität geringer ist als die des Wassers, 
muls doch wohl berücksichtigt werden, dafs sie keine C 
bleiben, sondern bei ihrer Verbindung sich zu Wasser verdd 
ten, wobei allerdings Ale diejerüge Wärme frei werden kin 
welche ihnen den Zustand der Expansion giebt, und die e 
gegebene Berechnung kann also blols zur Widerlegung de & 
aufgestellten Argumentes dienen, ist aber übrigens ganz u 
haft, Wird dann ferner die grolse Wärme bercksichtigt, 
che die Gasarten bei ihrer Verdichtung z frei werden lassen, & 
erkennt man hierin allerdings einen Grund zur Erklärung 
Wirkungen des Knallgasgebläses, bei welchem nicht, wiet 
gewöhnlichen Verbrennen, ein tropfbar flüssiger oder fester 
brennlicher Körper bloſs eine Gasart, das Sauerstöffgas, v 
dichtet, sondern worin zwei Gasarten gleichzeitig ihre Exp 
verlieren, die erzeugte Hitze daherum so viel gröfser seyn = 

Bis soweit glaube ich die theoretischen Untersuchungen 
fortführen zu müssen, indem ich deren weitere Verfolgung 
zu den Artikeln Yerbrennen und Wärme verspare, weil í 
erst einige Bestimmungen aufzusuchen sind, welche ich $ 
ohne weiteren Beweis "anticipiren müfste.e Eine Untersod 
ist indefs noch übrig, welche zugleich zur Entscheidun; 
Frage über den Vorzug des Newman’schen Gebläses vor d 
Hare’schen dient, von mir aber absichtlich his bierher vers 
ben ist, um zugleich die wenigen aufgestellten theoretisch 
Grundsätze benutzen zu können, nämlich ob die Compre: 















1 Vergl. Dampf. a. a. O. 


Gasgebläse. | 1181 | 


es Änallgases vor seiner Entzündung zur Verstärkung der durch 
asselbe erzeugten Hitze nothwendig oder mindestens nützlich 
t Eine Bejahung dieser Frage könnte man in der mitgetheil- 
n Theorie von GıLBERT finden; sie liegt aber auf gewisse 
reise indirecte in der ziemlich allgemeinen Behauptung, dafs 
e Wirkungen des Newman’schen Gebläses die des Hare’schen 
eit übertreffen, . denn wenn dieses wirklich der Fall wäre, so 
innte der Grund hiervon unmöglich in einer anderen Ursache 
egen, alsin der Compression des Knallgases im Newman’schen 
pparate. Dafs man die Compression des Gases in dem letzte- 
n Gebläse nicht deswegen angewandt habe, um eine grölsere 
itze zu erzeugen, versteht sich von selbst, vielmehr wurde sie 
thwendig, theils um in dem sehr kleinen Raume mehr Gas zu 
einigen, theils und hauptsächlich aber um durch das starke 
asströmen des Gases das Rückgehen der Flamme zu erschweren. 

Soll die Compression des Knallgases ein Mittel zur Ver- 
tkung der durch dasselbe erzeugten Hitze seyn, so ist dieses, 
viel ich einsehe, nur aus zwei Gründen möglich, nämlich 
st weil eine innigere Mischung der beiden constituirenden 
standtheile desselben dadurch bewirkt wird, und zweitens 
il der Strom des comprimirten Gases eine mit grölserer Ener- 
drückende Flamme erzeugt; denn dafs dadurch in gleicher Zeit 
e grölsere Menge Gas ausströme, kann nicht als Grund geltend 
nacht werden, weil sich dieser Unterschied sehr leicht durch 
seiterung der Röhren compensiren lälst. Wollte jemand den 
len Grund geltend machen, so dürfte es schwer seyn, ihn 
ügend zu widerlegen; denn dafs die Theile gemengter Kör- 
‘einander durch mechanischen Druck näher gebracht werden, 
ì sich somit inniger verbinden, ist wohl keinen Augenblick 
\brede zu stellen. Um diesem Argument noch mehr Gewicht 
geben, könnte ferner in Anschlag gebracht werden, dafs die. 
hervereinigten Gasarten zugleich eine längere Zeit mit einander 
Berührung bleiben, und sich daher inniger verbinden können, 
t dafs im Hare’schen Gebläse die Vereinigung erst ummittel- 
vor der Verbrennung geschieht. Zur Unterstützung dieser 
ucht Deise sich endlich noch die Erfahrung anführen, dafs die 
mme beim Hare’schen Gebläse so selten oder gar nicht in 
jenigen Raum zurückgeht, in welchem beide Gasarten ver- 
gt werden. Es ist mit nämlich nicht bekannt, irgendwo 
: Angabe über das Zurückschlagen der Flamme in diesem 














1182 | Gebläse. 

Raume gefunden zu haben, da dieses doch nach der Analogie 
des Newman’schen Gebläses oft geschehen müfste. Es Dia ac 
hiergegen allerdings anführen, dafs ein solches Rückschla:s 
der Flamme kaum oder überall nicht bemerklich seyn kane: 
denn da die Strömung beider Gasarten ununterbrochen fortd.s- 
ert, so wird der durch eine solche Explosion erloschene Gæ- 
strom sofort durch einen nenen ersetzt werden, welcher sxt 
bei der Berührung des glühend gebliebenen Körpers angenblid- 
lich wieder entzündet und weiter brennt. Aus meiner eigen 
Erfahrung mufs ich allerdings bekennen, dafs ich nie etwas eine 
Explosion gleichendes beim Gebrauche des Hare’schen Gebl:sa 
wahrgenommen habe, allein ich kann dieses auf keine Were 
als einen Beweis für die aufgestellte Behauptung ansehen, den 
es ist gewils, dafs die brennende Flamme oft plötzlich erlech 
ohne dafs ich hierfür irgend einen Grund aufzufinden weifs, æ 
{ser eine folche, jedoch ihrer Geringfügigkeit wegen nicht ! 
merkte, Explosion. Auf der andern Seite muls wohl über: 
werden, wie leicht die Gasarten sich mengen, noch dazu wg 
sie , wie hier, stark bewegt in einander flielsen, und sol're ab 
sonst wohl der Fall einer nicht vollständigen Vereinigung Ze 
bar seyn, so läfst sich dieses doch nicht weiter als bis ai 
Augenblick ausdehnen, wo beide mit einander verbrennen, dd 
sie dann nothwendig vollständig mit einander verbunden 
müssen, indem selbst nach den Principien des Volta’scher k 
diometers eine unvollständige Verbindung beider und 
folgende, von der im Newman’schen Gebläse vorgehendes 
weichende Verbrennung kaum vorstellbar ist. Ist aber die Væ 
Bindung der constituirenden Gasarten des Knallzases in bei 
Gebläsen gleich, also die Verbrennung in beiden ganz diesel 
so ist nicht begreiflich, worin die.gröfsere Hitze der einen 
vor der anderen zu suchen sey, denn das zweite Argument 
wie wir gleich sehen werden, ganz unzulässig. 

Wir können von dieser Untersuchung sogleich eine Äeeg 
dung auf eine eben gleichfalls erörterte Frage machen. samle 
welches Verhältnils der Gasarten zur Erzeuguug der gös 
Hitze das vortheilhaftcste sey. Ich glaube diese, wie si? 
oben angedeutet wurde, ganz bestimmt dahin beantworten AB 
können, dafs dasjenige Verhältnils das beste seyn müsse, we a 
bei die beiden Gasarten am Vollständigsten zersetzt werden, she 
dem Volumen nach zwei Theile Wasserstoffzas anf em Vor 


Gasgebläse. ` ` Aën 


en Seuerstoffges.. Wird nämlich durch die Vereinigung bei- 
er zu Wasser überhaupt Wärme erzeugt, so muls jeder Zusatz 
nes unzersetaten Antheils von Gas die in einem gewissen Bau. 
e erzeugte Hitze schwächen, weil sie zur Erzeugung derselben 
cht beiträgt, wohl aber so viel entzieht, als sie zur eigenen 
höhung der Temperatur erfordert. Man Hönnte - allerdings 
gen, dafs ein Ueberschuls von Wasserstoffgas auf Unkosten 
s atmosphärischen Sauerstoffgases verbrenne, und dadurch die 
tze vermehre, allein dieses Argument findet einen Gegengrund 
ch darin, dals. dann allezeit das übrigbleibende Stiekgas auf 
kosten der erzeugten Hitze erwärmt werden müsse, Jedoch 
m man auch hiergegen wieder sagen, dafs in dem Gasstrome 
ts eine gewisse Menge der umgebenden atmosphärischen Luft 
chanisch fortgerissen werde, und es besser sey, einen Theil 
1 dieser durch übersohüssiges Wasserstoffgas zur Vermehrung 
Hitze zu benutzen, als das Ganze zu erhitzen. Diese Er- 
ung, gegen welche allerdings nichts Bedeutendes einzuweh- 
ist, würde ich nur dann gelten lassen, wenn es zuvor er- 
sen ist, dals ein solcher Ueberschuls von Wasserstoffgas über 
genaue Mischungsverhältnifs des Knallgases die erhitzende 
it des letzteren vermehrt, indem ich übrigens nicht glaube, 
beim Knallgasgebläse ein Theil der atmosphärischen Luft 
ie Flamme eindringt, da sie so fein, und mit ihrer Basis 
n das Blaseröhrchen gestützt ist. Ihre Feinheit in Verglei- 
g mit der Flamme des Wasserstoffgases lälst sich beiläufig 
us leicht erklären, dafs die letztere das Sauerstoffgas zu ih- 
'erbreonung aus der atmosphärischen Luft aufnehmen muls, 
Tstere dagegen die Bedingung des Verbrennens in sich selbst 
und au» zwei Bestandtheilers besteht, welchen das gräfste - 
reben nach Verbindung eigen ist. 
Der zweite Grund, welcher für den Nutzen der Compres- 
entscheiden könnte, nämlich daf die Flamme dadurch eine 
ellere Bewegung erhält, scheint mir ganz unzulässig. Zu- 
erst könnte zwar das. gemeine Löthrohr auf den Gedanken 
en, dafs ein stärkerer Druck der Flamme (wenn man sich 
T Bezeichnung bedienen darf) die Wirkungen derselben 
ärke, allein dann müfste das Löthrohr so viel stärkere Hitze 
n je stäfker dasselbe angebläsen wird. Dieses streitet aber 
n die Erfahrung, und es giebt.vielmehr ein gewisses, bei 
t sehr starkem Blasen erreiohtes, Maximum, über welches 


1184 Ä | Gefühl. 


hinaus die Wirkungen desselben wieder abnehmen, indem Ges 
überhaupt nieht sowohl auf der Stärke des Luftstromes, als vie- 
mehr auf der Zuströmung des erforderlichen Sauerstoffgases, nr: 
der gleichzeitigen Concentrirung der Flamme und ihrer anhalı=- 
den Richtung auf einen bestimmten Punct beruhen, Wir à 
stärkere Strömung des Gases oder der Flamme von Eent, « 
würde ihre Wirkung unmittelbar vor der Mündung des Dr 
röhrchens am stärksten seyn, allein bekanntlich giebt sie In 
Entfernung von zwei bis fünf Linien von dieser die gröfste H: 
und beim Versuche selbst merkt man deutlich, dafs das stan: 
Strömen vielmehr nachtheilig als vortheilhaft ist. 

Von der andern Seite lälst sich aulserdem aber leicht 
gen, dafs die Stärke der Compression im Newman’schen Get 
auf die Stärke der Strömung entweder gar keinen oder 
nachtheiligen Einfluls hat. Es ist nämlich allgemein 
wie sehr die Geschwindigkeit der in Röhren strömender : 
schon durch eine einzige Krümmung der Röhre , oder dor: 
anderweitiges Hindernils vermindert wirde Bei dem Ne 
schen Gebläse muls das Gas aber zuerst durch Oel oder W 
aufsteigen, dann durch zwei feine Drahtgewebe drinzer. 
seine Rielftung in einem rechten Winkel ändern und 
noch durch ein Bündel der feinsten Haarröhrchen stri: 
dafs. seine Geschwindigkeit unmöglich noch bedeuteri 
kann, vollends wenn man allem diesem nach eine Lu 
Asbestfäden hinzufügen wollte. Gesetzt aber das Gas w: 
seinem Austritte aus dem Blaserohre noch bedeutend e 
. so würde es sich unmittelbar beim Austritte in die 

sche Luft seiner Dichtigkeit proportional expandiren, d 
aber mülste auf Unkosten der erzeugten Hitze eine bei 
Bindung von Wärme verursacht werden. Wenn man alw 
dieses und das oben schon Gesagte zusammennimmt, s 
aus theoretischen Gründen ganz evident, dafs dem Har 
Gebläse vor dem Newman’schen der Vorzug gebührt. 


Gefrieren S. Wärme, 
Gefühl. 
Tactus; Tact; Toucher; Feeling; Touch. 


Hierunter versteht man zuerst im Allgemeinen die dem 
zen menschlichen und thierischen Körper und seinen T 


























Gefühl, | 1185 


sene Fähigkeit, zu empfinden, welche eine Folge der überall 
rbreiteten Nerven ist. In diesem Sinne ist das Gefühl gleich- 
deutend mit der Empfindlichkeit oder der Sensibilität, (Sen- 
ilitat, Sensatio, Sesthesis), dem Vermögen der gesunden 
rven, ihren jedesmaligen Zustand oder ihre Gegenwirkung 
en die auf sie einwirkenden Reize in. dem Gehirn bemerkbar 
machen. Die hornartigen Theile des Körpers, als Oberhaut, 
sel, Haare, Knochen, Knorpel, Bänder, Senen, die seh- 
ılaserigen und serösen Häute enthalten. keine Nerven, und 
# daher unempfindlich; wenig empfindlich sind die Drüsen, ` 
ige Eingeweide , die Milz, mehr aber und in steigender Pro- 
sion die Leber, Lungen, Nieren, Hoden; allein es treten 
ven in ihre Gefälse, "und dringen mi ihnen in die Masse 
stein, daher solche entzündete Theile, namentlich auch die 
schen, höchst empfindlich sind. 

Werden die überall verbreiteten Nerven auf irgend eine 
ise gereizt, welches durch geistige Vorstellung, Mitleiden- 
ft oder Sympathie, Berührung, Druck, Stofs u. dgl. mehr, 
ptsächlich durch "das el. Fluidum geschehen kann, so ent- ` 
t hieraus allezeit eine Empfindung, welche von dem leise- 
und angenehmisten Gefühle bis zum heftigsten Schmerze in 
verschiedensten Arten, z. B. das Gefühl der Hitze oder. 
e, der Trockenheit, Übelkeit, des Juckens, Kitzels, Hun- 
us. w. gesteigert wird. Hierbei herrscht allezeit viel Sub- 
res, insofern die Nerven bei verschiedenen Individuen ver- 
den reizbar sind; zum Theil ist auch die Gewohnheit von 
uls, insbesondere aber die Vorstellung, wie man nament- 
beim Gefühl des Kitzels sieht, indem niemand sich selbst 
tzeln vermag, wie empfindlich er auch sonst dagegen ist. 
Reizbarkeit des Gefühls steht die Abgestumpftheit desselben 
or) und Gefühllosigkeit (anassthesia) entgegen, wie bei 
ıungen, dem kalten Brande u. s. w. Temporäre und örtli- 
Interbrechungen des Gefühls geben das sogenannte Einschla- . 
ad das viel seltenere Absterben einzelner Glieder, z. B. der 
t, welche dann weils, kalt und steif werden, so lange 
rt Zustand dauert, Gänzlicher Mangel des Gefühls, oder 
> geringer Grad desselben, wie man wohl bei den Wilden 
ommen hat, welche unter den schrecklichsten Martern sich 
ch stellen, ist im gesunden Zustande nicht stattfindend, . - 
m es ist dieses mehr eine Unterdrückung des Schmerzes 
Bd. Ffff 





1186 Gefühl. 


durch den Willen, "wie sich aus dem Betragen der Fakin und 
der. Märtyrer ailer Zeiten bei selbstgewählten oder auch von a- 
dern zugefügten Martern ergiebt. Hierfür entscheidet auch da 
Erfahrung, dals leidenschaftlich gereizte Menschen, z. B. ia 
Kriege , Am Zorn oder bei eifrigster Aufmerksamkeit auf intere 
sante Gegenstände deb Schmerz anfangs nicht fühlen. Eiss 
ringerer Grad des Schmerzes, ein sogenannter tauber oder gn 
pfer Schmerz findet auch dann statt, wenn die Nerren 
den sie umhüllenden: Theilen des Körpers zerdrückt und za 
stört werden, weswegen Schufswunden, das Abschlasen 
Glieder mit einem stumpfen Instrumente und das Rädern in 
Augenblicke schmerzlos oder unbedeutend schmerzhaft sind!. 

Die Nerven, welche das Gefühl vermitteln, sind übe 
durch den Körper verbreitet und verlaufen sich vorzüglich ı 
der Oberfläche hin, also in die Haut in unzähligen höchst je 
Verzweigungen. Sie sind weder mit einer die Empândvsę 
tenden Flüssigkeit umgeben, noch als Röhrchen damit oz 
nicht straff gespannt, um vibriren zu können, noch kan 
ihrer Substanz eine eigenthümliche Elasticität, als den A 
welche den Stols fortsehlagen, beilegen, und die ege 
Art der Fortleitung der. Empfindung durch dieselben bleis 
her räthselhaf. Die früher. geglaubte geringe Stich 
Flüssigkeiten ist zwar gegenwärtig widerlegt, und so këng 
Nervensubstanz allerdings gleichfalls elastisch seyn, allei» 
gar kein Grund vorhanden, ihr diese Eigenschaft in einen 
ren Grade beizulegen, als den übrigen animalischen 
und hierauf die eigenthümliche Wirksamkeit der Neres 
gründen. | 

Verschiedene Physiologen waren geneigt, das dek 
Fluidum, oder ein diesem ähnliches, in der Nerven!“ 
anzunehmen, durch welches die Empfindungen mit eive 
bekannten Bewegungen der Elektricität ähnlichen Schnell 
zum Sensorium gebracht würden. Die letztere Annahme ! 
«genthümlichen Fortleitungsiittels läfst, genau genommen 
Sache unerklärt, erweitert aber und erschwert) die künfti,e 
tersuchung durch Einführung einer unbegründeten, } 























1 Eine ganz entgegengesetzte, der allgemeinen Erfahren; e 
streitende Ansicht, findet sich weitläuftig auseinander gesetzt real“ 
berg in vermischte Schriften. Gött. 1808. V. 496. 


Gefühl | 1167 


Is Neue zu berücksichtigendep und en prüfenden Hypothese; 
' erstere hat dieses nämliche zum Theil, und noch das wider 
h, dafs die Fortpflanzung des Nervenreizes dann blofs durch 
latoren unterhrochen werden mülste , was gegen die Erfah- 
g streitet.. 

Arexasper vow HumsBoLpr 1 nahm daher einen, die Ner- 
umgebenden, bis 1,25 Lia. won ihrer Masse sich erstrek- 
den Nervenäther an, welcher die Empfindungen fortleiten 
und Ber, ? glaubte, dafs die Empfindungskraft der Nerven 
durch den umgebenden Theilen mitgetheilt werde. Zu bei- 
Hypothesen ist gar kein Grund, vielmehr steht mit ihnen 
Widerspruche, dafs verschiedene Theile der Haut für leichte 
ihrungen,, z. B. mit einer feinen Nadelspitze, wirklich un- 
findlich sind, übrigens aber ohne unmittelbares Eindringen 
len Körper kein Gefühl hervorgebracht wird und die Em- 
lichkeit irgend eines Theiles sogleich aufhört, wenn der 
hörige Nerv umbunden, oder durch den feinsten Schnitt 
ant ist. Zur Unterstützung jener Hypothese kann’ nicht 
führt werden, dafs Blinde oder auch Sehende in völliger Dun- 
it anwesende Wände oder sonstige Gegenstände vermittelst 
Gefühls vermeiden, denn hierbei ensteht ohne eigentliche 
wung eine Empfindung durch den Gegendruck der Wände 
die bewegte Luft und durch die modificirte Wärme- 
ung 3, ° 

durch den erzeugten Reiz der Nerven den Ort zu bestim- 
wo die Empfindung hervorgebracht wird, vermögen wir 
durch Übung und nicht durch unmittelbare Währiehmung. 
daher pflegen Amputirte in der ersten "Zeit die Gefühle, 
ein den gebliebenen Nervenenden hervorgebracht werden, 
wf das verlorne Glied zn beziehen. Die Täuschung, als 
wir an der Stelle der Reizung selbst die Empfindung wahr- 
m, rührt hauptsächlich von der unglaublichen Schnelligkeit 
vomit der Eindruck zum Gehirn fortgepflanzt und die zu- 
je Bewegung durch Rückwirkung der Nerven auf die Mus- 


— o a 


Ueber die greizte Muskel- und Nervenfaser I. 168 £. 

Exercit. anal. p. 28. Physiol. Arch. IJI. 200. 

Vergl. L. v. Baczeo. . Ueber mich selbst und meine Leidensge- 
, die Blinden. Leipz. 1807. Bu S. 77. Zzvne’s Belisar. Berl, 

N S. 17 u. 122, - 

Ffff 2 





| 4188 Gefühl. 


keln hervorgebracht wird, ohne dafs wir uns jederzeit eins 
eigentlichen Entschlusses, einer Willensthätigkeit, bewulst sinl ; 

Wird der Ausdruck: Gefühl in der hier angegebenen Be: 
deutung genommen, so bezeichnet er zugleich diejenige Thing ` l 
keit, welche allen Sinnen auf eine, jedoch eigenthümlich mod: 
ficirte Weise zukommt.  — ` 

In engerer Bedeutung versteht man unter Gefühl, oder den 
Sinne des Gefühls, das Tasten, den Tastsinn, Tocius; W 
toucher , the touch. Der hauptsächlichste, wo nicht eis 
liche Sitz dieses Sinnes, als solches, sind die Spitzen der Fir 
ger, welche nach vorn nnd innen mit einer nervenreichen : 
stanz versehen sind, indem die Haut regelmäfsig gereihete Wi 
chen enthält, mit Éiner dünnen Oberhaut überzogen, ohne 
jedoch die Natur für diesen Sinn eigenthümliche und ab; 
derte, für sich bestehende Nerven bestimmt hat, wie fü 
übrigen Sinne. Durch den eigenthümlichen Ban der Fi 
- den Schutz der Nägel und den Gegenhalt, welchen dies 
. Papillen der Fingerspitzen beim Tasten gewähren, dch 
Form der Hand und die gegenseitige Lage beider Hände 9 
einander, so wie endlich durch die Beweglichkeit beider 
wird der Gebrauch dieses Sinnes sehr unterstützt 1, und 
deswegen durch die Zehen, auch wenn diese möglichst g o 
sind, ihrer zahlreichen N eryenspitzen ungeachtet, nie 
werden. 

' Der eigentliche Tastsinn gehört dem Menschen a 
lich zu, so viel auch bei manchen Thieren durch Fü 
Baarthaare u. dgl. für die Unterstützung des Gefühls gesa 
Durch diesen Sinn erhalten wir Vorstellungen von den A 
aufser uns, von ihrem Volumen, ihrer Gestalt, der Rehe 
Bewegung, der Härte oder: Weichheit, der Festigkeit 
Flüssigkeit, der Wärme, Kälte, Trockenheit u. s. w. Wird de 
Bedeckung dienende Haut durch öfteren Druck bei grober 
rauh und hornartig, šo verlieren die Fingerspitzen ihre Fe 
des Gefühls, werden dagegen empfindlicher durch Verfei 
dieser Haut und durch Vebung. Indem Blinde des Tass 


N 























1 Le Gr Traitd des sens Par. 1767.8 8. p.208. Visc, Pau De: 
tactu. Vienm. 1778. 8. J, Fn. Somaörza: das menschliche Gef: 
Organ des Getastes, Leipz. 1814. fol. 


` 


Gefühl. - >- 1189 


rzüglich bedürfen, so erlangen diese in einzelnen Fällen eine 
gewöhnliche Fertigkeit, Form ‚und Rauhheit verschiedener 
rper, sehr selten auch ihre Farben ‚zu unterscheiden, Bei- 
ele von Blinden, welche mit- den Händen allerlei zusam- . 
ngesetzte Arbeiten verrichten, sind nicht eben selten. So 
te in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Ha- 
In an der Weser Laxzmaxsu, Sohn eines Bäckers, dessen 
es Auge in den Pocken ausschwor, das andere mit einer dicken 
mt überzogen woarde. Er spielte auf jeder Orgel, nach kurzer 
intirung, zum Choral, separirte kleine Fehler dieser Instru- 
nte, und verfertigte zuletzt selbst: eine kleine "mit wenigen. 
usten, welche durch Loose ausgespielt, dem Besitzer zu 
meiner Freude wieder zufiel, und dann von ihm. in eine 
ine Kirche der. Umgegend verkauft wurde. ‚Ein ähnliches 
spiel liefert SAusnenson, welcher im zweiten Lebensjahre 
d wurde, sich aber dennoch eigene Zeichen für den Tast- 
ı zusammengetzte, und hiermit rechnete, worin er es zu 
solchen Fertigkeit brachte, dals- er Professor der Mathema- 
m Cambridge wurde, und eine Algebra schrieb 3. 
Seltenex oder gar nicht vorhanden sind dagegen Beispiele e 
solchen, welohe-aush: die Farben der verschiedenen. Körper 
ıterscheiden vermochten. Das älteste bekannte Beispiel die- 
irt ist der Organist VERMAASSEN , welcher nach R. Dose? 
: Fähigkeit gehabt haben soll; auch erzählt Baczko ? von 
selbst, dafs er die Oberflächen von einigen gleichgeschnit- 
ı Tuchproben von gleicher Güte und verschiedener Farbe 
scheiden konnte. Schwarz war ihm am sprödesten, dann 
elblau, zuletzt dunkelbraun und dunkelgrün, welche er 
: mehr unterscheiden konnte, so wenig als überhaupt seidene 
baumwollene Zeuge. Auch Zeune * stellte mit 13 blinden 
mgen Versuche an, indem diesen abwechselnd verschieden- 
ge Stücke Tuch ap unterscheiden hingegeben wurden. Un- 
30 Versuchen trafen 386 zu, 244 aber nicht, Wenn daher 
“nLı® von einem Blinden erzählt, dafs er die verschie- 


— — 


Clemm's mathem. Lehrbuch Ste Aufl. Stuttg, 1777. I. 144. 6.867. 
` Phil. Works II. 11. Pzcuuim observat. physico-med. p. 408. 
220.8. 145. \ 

t a a. O, S. 20, 

3" Pract, phys. math. de lum. et col. lib. I. prop. 43. 


4190: \  Gegenfüfsler. 
denen Farben eines bunten, jedoch allenthalben gleichmälsig ge- 
webten seidenen Zeuged durch das Gefühl habe unterscheiden 
können, gp grenzt dieses sohoh an das Unglanbliche, ës 
abentheuerlich aber ist de Erzählung SLoaue’s in der Encyde 
paedia. britannica von einer blinden Dame, welche nicht Mé 
alle Farben unterscheiden, "sondern auch die feinsten Arbete 
mit der Nadel verfertigen: konnte 3. Endlich ist die Nechnch 
vom Herzog Loge EnsrtBenr von Aremberg, welcher ë 
feinsten Farbeiunterschiede bei Tüchern durch den Tastsinn e- 
kannit haben soll 3, du wenig historisch begrimdet, als dals sà 
ein Schluls hierauf. bauen liefse, . 

Das Unterscheiden der Farben bis zu einer gewissen Grez 
kann unmäglich schwer seyn, : weil die Farbestoffe (Pigu 
in den Zeugen, nicht aber die eigentlichen Farben unterschied 
werden. `` So erklärt sich die Sprödigkeit der schwarzen Tu 
sehr natürlich aus dem zum Färben derselbeiı genommenent: 
‚Hätte (das in den Nerven hypothetisch angenommene 
im Wesen Aehnlichkeit mit dem elektrischen, so kënnte ms 
schwacher Wahrscheinlichkeit. die Unterscheidung der F 
auf den Unterschied der positiven und negativen Rlaktri« 
rtickführdn, allein diese Hypothese ist keineswogt durch 
gende Gründe unterstützt 3. HM. 























Gegenfüfsler. 


Antipoden; Antipodes, Antichthones; 
des; Antipodes. 

Da dio Erde frei im Raume schwebt, und die P 
der einen Seite oftenbar ihre Fülse gerade der Richtung e 
wenden, die an der andern Seite statt findet, so sind die 2 
entgegengeseteten Enden desselben Durchmessers Waha? 


— 

1 Vergl. Gesicht. 

2 Allg. Anz, d. Deutsch. 1823. Jan. 8. 24. 

8 Grundrifs der Physiologie von K, A. Ruporrm. 2 Vel 
1821. 28. II. 1 — 86. Biologie oder Philosophie der lebenden Be? 
Naturforscher und Aerzte von G. R., Tazvıaaxus VI. 202. G% 
Dieser dehnt den Begriff des Tastainnes weiter aus, setzt ihe dg 
in die Lippen der Menschen, die Schnauze einiger Thiere, dit 
die Fühlhörner der Insecten u. $. w. 





| 








Gegenschattige, 1191 


‚wenfüßsler. Das Zenith derer, die -atı einen Ende wohnen, 
mmt mit dem Nadir derer, welche am ahdern Ende desselben 
schmessers wohnen , überein. ' 
Da die Richtung der Schwere. überall gegen die Erde zu 
it, so befinden ‚sich die Bewohner der einen und der andern 
send in ganz gleichen Beziehungen gegen die Wirkungen der 
were, und es ist hier wohl nicht nöthig, bei dem Einwurfe 
verweilen, dafs ja dann die einen den Kopf unten hätten, 
em der Kopf der andern oben ist. Die Richtung von oben 
k unten ist nämlich in jedem Puncte der Erd - Oberfläche die 
en die Erde zu gehende Richtung. 
Für einen Ort, dessen Breite nördlich ist,, wohnen die An- 
den in eben so grofser südlicher Breite, und in einer um 
m 180 Gr. verschiedener Länge. Jener Ort hat daher Früh- 
s-Anfang, wenn dieser Herbstes- Anfang hat; jener Ort 
Mitternacht, wenn dieser Mittag hat. 
Die Neu - Seeländer sind die Antipoden der westlichsten ` 
mden von Europa, und der dem mittlern Deutschlande ge~ 
gegenüberliegenden Punct der Erde ist auf dem Meere zwi- | 
n Neu-Seeland und Süd - America, 
Schon die Alten machten die richtige Bemerkung, dals es, 
m die Erde frei im Raume schwebe, Gegenfülsler, gui ad- 
s, vestigiis stent contra nostra vestigia, geben könne t» 
gen haben einige Kirchenväter und andere Theologen sich 
eifernd gegen diese Lehre erklärt 2, was aber für uns. von 
gem Interesse ist, da wir das Glück genielsen, das was 
ist, glauben und sagen zu dürfen, | B. 


Gegenschattige. 
'scii; Antisciens ou Antösciens; Antiscians. 


o heifsen die Bewohner derjenigemGegenden, deren Schatten 
tage auf entgegengesetzte Seiten fallen. Diejenigen, welche 
ich vom Aequator wohnen, sehen sm Tage der Nachtgleiche ’ 
dich ihre Schatten nach Norden zu fallen, während die 





P 
Cic. Quest. acad. IV. 89, Primus hist. nat. IT. 65; Pıurascavs de 
Lunae. 
Licrast. Instit. Divin. TI. 24; Avcustisvs de civit. Dei, XVI. 9. 
"s: Annal. Bojor. L. DL 


Ei 


1192 ~ Gegenwirkung. : 


Bewohner der südlichen Halbkugel alle alsdann, jeder zur Zet 
seines Mittags; den Schatten gegen Süden werfen. Za adm i 
Zeiten des Jahres findet dieser Gegensatz statt zwischen den Ge- 
genden, welche nördlich und welche südlich von dem Parallel- 
kreise liegen, wo die Sonne gerade durch das Zenith geht. Fir 
die Bewohner der gemälsigten Zonen gilt es allgemein, dal du 
Bewohner der nördlichen den Schatten Mittags nördlich, die Be- 
wohner der südlichen. den Schatten Mittags südlich sehen, und 
dafs sie also in Beziehung .auf einander gegenschattige sind. 2. 


au Gegenschein S. Aspecten. 
















Ge genwirkung. 

Reartio, Reaction; Reaction; ; ist nach dem Ge 
einstimmenden Sprachgebrauche aller Sprachen dasjenige, va 
der Wirkung entgegengesetzt ist, oder eine, .einer gegeben 
Wirkung entgegenstrebende Wirkung. Dieser Begriff ist so e 
fach, dafs er keiner Definition bedarf oder diese kaum mi: 
ist, ohne dafs man gezwungen wird, sich des zu defininsä 
Ausdruckes in der Definition wieder zu bedienen, wenn & 
gleich nicht schulgerecht seyn mag. Es würde somit die} 
Bedeutung des Ausdruckes: Gegenwirkung,, eben so we 
die des ähnlichen: Gegengewicht, eine nähere Betrachtos $ 
physikalischen Werken bedürfen, weil beide allgemein genz 
bekannt sind, wenn’ nicht das Verhältnis der Wirkung zur 6 
genwirkung im Allgemeinen vielfach von den Physikern unters 
wäre. Schon die Scholastiker stellen nämlich den Satz st), OM 
kung sey nie ohne Gegenwirkung, die späteren Untersuchurg@ 
beziehen sich aber sämtli&h auf ein durch Newros hierüber si 
gestelltes, nicht allezeit richtig verstandenes, ebendaher e 
verschieden ausgelegtes und mannigfaltig sowohl vertheiäg 
als auch bestrittenes Axiom. . 

So wie N£w'ros sein. bekanntes Axiom: : Reactio ger 
actioni, die Gegenwirkung ist der Wirkung gleich, e 
welches auch umgekehrt und überhaupt allgemein rücksichl 
der Gleichheig von Wirkung und Gegenwirkung gültig iss, 
nicht wohl ein Milsverständnifs oder ein Streit darüber gar 





1 Gehler im alt. Wört. I. 42. 


Gegenwixkung 1183 


» Es ist nämlich dieses Axiom in der Reihenfolge. der Be-. 
gungsgesetze bei Newros das dritte 3 und lezte. Das erste, 
das bekannte der Trägheit, das zweite setzt die Veränderung, 
erhaupt Grälse);der Bewegung der bewegenden Kraft propor- 
xal, und das dritte ist das angegebene ?. Hiernach wird im, 
gemeinen hloſs von den abstracten Bewegungsgesetzen gehan- 
t, unabgesehen von der Beschaffenheit der bewegten Körper, 
‚bewegenden Kräfte und der Richtung der Bewegang. Es 
steht sich dann von selbst und kanm ohne Beweis als Axiom 
gestellt werden, ‚dafs keine Action, d. h. keine Thätigkeit 
tinden kann ohne einen Gegenstand, auf welchen’ dieselbe, 
ichtet ist, keine Wirkung ohne Object. auf welches dieselbe 
i bezieht, keine Kraft ohne eine zu bewegende Last, also 
h keine Wirkung ohne Gegenwirkung; wobei sich von selbst 
steht, dals nur von Körperkräften, ‚nicht aber von geistigen 
Rede ist, insofern leztere überall nicht in die Mechanik ge- 
m, desgleichen dals eine für den Augenblick nicht wirksause 
it, welche wohl als existirend gedacht werden kann, zur 
taber als ruhend angenommen wird (z.B. die des nicht ent- 
deten Schiefspulvers), nicht als Kraft gilt. Nzwrox sagt 
n ferner ganz richtig, dafs zwei Körper, welche aufeinan- 
einwirken, sey dieses durch Stols, Druck, Anziehung, Ab- 
ung u. $, wW. gegenseitig eine Action auf einander ausüben, 
he vermöge der hierbei nothwendig stattfindenden Relativität 
e eben so gut eine Wirkung (actio) als eine Gegenwirkung 
tio) auf einanderausüben, und dals (wie bei entgegengesetzten 
sen) zuvor bestimmt werden müsse, welcher von beiden eine 
kung ausübe, um zu wissen, dals alsdann dem andern die Ge- 
rirkung zukomme. Endlichabermüssen beide einander entge- 
esetzt seyn, weil sie sonst gemeinschaftlich seyn und einen drit- 
Körper voraussetzen würden, gegen welchen sie sich äufsern 
ten, wenn sie anders als wirksam gedacht werden sollten, 


So aufgefalst kann gegen das Axiom als rein naturphiloso- 





: Phil, Nat, Princ. math. Leges motus, Lex III, T. I. p. 15. ed. 
mek. In dieser Reihenfolge findet es sich auch bei Mac-Lausin. 
Neuton. p. 149. , 

Actioni contrariam semper et aequalem esse reactionem: sivo 


rum duorum actionem in so mutuo semper esse aequales, etin 
s contrarias dirigi. 








| | 


1194 Gegenwirkung. | 
phisch 'nichts eingewardt werden, insofern aus dem Bepife 
einer Wirkung von sèist folgt, dals sie ein Object haben müm, | 
worauf sie sich bezieht,- und dals der Eftect derselben nide | 
schon existiren kann, sondern erst durch sie erzeugt wene 
gut, mithin auch Gegenwirkung zu nennen ist, insofera de 
Kraft zur Erzeugung derselben etwas überwinden oder Ser 
kaupt sich äufsern nafs, Newron führt dieses Gesetz notha 
an 1, und wird deswegen von Kazsruen? und Gzarza ? st 
delt, "weil. ‘er die gegenseitige Anziehung der Himmelskörper = 
jenem Axiom folgere. Wäre- dieses wirklich der Fall, den et 
man in diesen Tadel mit eingehen, indem jene beide Gele 
vollkommen Recht in der Behauptung haben, dafs eine so 
Folgerung durchaus unstatthaft sey, weil sonst allgemein su 
mhen die actio in einem gegebenen Körper eine gleiche acts 8 
einem zweiten gegebenen Körper voraussetzen würde, da nik 
mehr durch die gegebene actio des ersteren gegen den le 
die reactio in diesem erst entsteht. Bei einer bewegten 
‚den Kugel z. B. ist zwar wohl die Fähigkeit zu einer actio, 
diese leztére nicht wirklich ötattfindend, wie lange die 
gung auch dauert, bis die zweite Kugel getroffen wird, 
hiermit die actio und reactio zugleich eintritt. New 
sich indels oft genug darüber geäufsert, dals er das eig 
Wesen und die Ursache der Anziehung weder angebes 
erklären wolle, sondern als durch Erfahrung gegeben b 
so dafs er in diesem Stücke unmöglich mit sich in Wid 
kommen kann, dagegen aber folgt aus seinem Axiom n 
dig, dafs wenn die Erde vermöge ihrer Anziehung eine 
gegen den Mond ausübe, dieser wiederum eine dieser ge 
reactio ausüben müsse, und so umgekehrt in Beziehung af 
Mond gegen die Erde 3. 























“1 Princ. L. WI. prop. 5. cor. 1. T. DL BL p. 32. ed. Le 
Jacgnier. 

2 Höhere Mechanik Absch. 3. $. 125. 

8 Wörterb. II. 444. Geen folgt in seiner Darstellang Kure 
und dieser seinem Lehren Hausen, welcher sehr ausführlich, aber ® 
durchaus klar dieses Problem behandelt hat. 8. Hausen Progrs 
de Reactione. Lips. 1740. u. 1741. 

& So wie Nzwron den Satz stellt, kann man nicht wohl «© 
in deu Tadel Karstnen’s eirtzustimmen. Es heifst nämlich: P fi 
attractio omnis per motns legem tertiam mutaa sit, jupiter im saie- 9 





Gepehwirkung 1195 


Der aufgestellte mechanische'Grundsatz, dafs Wirkung und 
awirkung einander gleich und entgegengesetzt sind, ist ganz 
nein, die Wirkung bestehe in einer Anziehung oder Ab- 
mg, einem Drucke, Stofse oder was ës sey, die Wirkung 
emen suhenden oder bewegten, und in lezterem Falle 
i in positiver ddet negativer Richtung bewegten Körper. 
den auch NMusschei#ünose 2. S’GRAVYESANDE 2 und andere 
utz angesehen. Lezterer erläutert ihn durch viele Beispiele, 
tandern auch durch die wechselseitige Anziehung zwischen 
b Magnete und demi angezogenen fisen, welches Karst- 
unrichtig findet. Allein s’Gnavesas/pe behanptet nicht, 
die Anziehung des Magnetes als ihm wesentlich zugehörend 
lesem Gesetze folge, sondern nur, dafs auch der Magnet 
hs Eisen eine Wirkung ausübe, die sich in dem Mafse der 
teäufsere, welche durch die Gegenwirkung (das Gewicht) 
Eisens gegeben ist. Vielmehr ist dieses Beispiel in sofern 
uctiv, als man sagen kann, es sey in blolser Beziehung auf 
Effect gleichgültig, ob die Wirkung (actio) dem Magnete 
' dem Eisen beigelegt werde. Ruhet z. B. ein Magnet auf 
m Tische, und nähert man ihm einen eisernen Anker, so 
| dieser das Bestreben zeigen, den Magnet aufzuheben, folg- ` 
ünleugbar eine actio gegen ihn ausüben. Das Gewicht des 
bie dagegen ist die reactio, und dieses wird um so viel 
hindert, els die Anziehung durch das Eisen beträgt, so dafs 
hieraus sehr augenfällig der Satz der Gleicheit von Wirkung 
Gegenwirkung hervorgeht. Gewöhnlich bedient man sich 
R seit Kueren des Beispiels von-der Kraftanwendung 
u Pferdes. Beträgt die Kraft des letzteren 1000 ®., und 
Widerstand der Last gleichfalls 1000 &., so wird auf gleiche 
me Ruhe erfolgen, als wenn man zwei Pferde von gleichen 
ien in entgegengesester Richtung antriebe; betrüge aber 
'zu überwindende Last nur 800 %., so würde das Pferd auch 
— — 
s omnes .... terraque in lunam ... gravitabit. Aus dem Gesetze 
dieser Anwendung würde aber folgen, dafs z. B, die Anziehung der 
ie zegen den Mond der Anziehung des Mondes gegen die Erde gleich 
re, was doch Nzwrox unmöglich behaupten konnte. Mir scheint ea 
ker, als habo er in dieser Stelle aus dem Gedächtnisse dus Gesetz 
befuhrt, und etwas amderes darin gesucht, ala was wirklich darin liegt. 
t latrod, L 270, 

? Physices Elementa math, I. 95. f. 861. £ 


1196 | Gegenwirkung, 


keine gröfsere Kraftanstrengung amwehden können, als dies 
Widerstand erfordert, und die Richtigkeit des Gesetzes bewährt f 
sich hierbei abermals.. Sehr häufig entsteht die Gegenwirkug f 
aus der Trägheit der Körper, z. B. beim Stolse gegen oeh ; 
Massen. Obgleich dees an sich ganz gleichgültig ist, inden 
das aufgestellte allgemeine Gesetz den Zustand der Bnhe, de | 
Bewegung und selbst der Richtung der. letzteren nicht als er) 
sentlich bedingend berüchsichtigt, so hat es doch einige Gelehne, | 
namentlich Huamnengen zu unsichtigen Ansichten vereint f 
` indem sie nachweisen wëllten, dals die Gegenwirkung nor dor) 
eine Kraft, etwas wirklich eutgegenziehendes oder stolsenda,] 
erzeugt werden könne, und. die Allgemeinheit des Pe 
durch einige aus der Trägheit der Körper folgende Erscheinı 
gen zu widerlegen suchten. Allein sie überlegten dabei mati 
dals z. B. eine bewegte Kugel den Stofs gegen eine ruhende deg 
falls nicht durch eine eigenthümliche, ihr inwohnende A 
sondern nur deswegen ausübt, weil sie in ihrer einmal erhalte: 
Bewegung beharret, eo dals also ihre Wirkung (actio) s 
eine Folge der Trägheit ist, eben wie der Widerstand oder OH 
Gegenwirkung (reactio) der gestolsenen Kugel 2. | 
Sehr abweichend von dieser eben erwähnten Milsde: 
. eines an sich sehr einfachen mechanischen Gesetzes ist dieje 
deren sich F. A. C. Gres zu Schulden kommen Dis, D 
übrigens scharfsjnnige Gelehrte lebte in einer Zeit, als en 
Wissenschaft ausnehmend zu fördern wähnte, wenn man 
Erscheinungen anf Kräfte zurückzuführen sich bemühete, 
die meisten jedoch ‚vergalsen, dafs die qualitates occut 
der Scholastiker gleichfalls nichts anders als solche Kräfte si 
So wie aber TonrıczLLı diese "Ansicht verdrängte , ud é 
Gesetz vom Gewichte. und Drücke der Luft mis grofsem iM 
zen in die Wissenschaft einführte,. ohne sich daram zu ki 
nern , woher die Loft Gewicht und Druck habe, eben so seii 
auch Newros in seiner allgemeinen Bewegungslehre das Av 
auf, dal Wirkung uad Gegenwirkung einander gleich und 
gegengesetzt seyen, ohne zugleich die Frage zu erörtern, äi 
Wirkung‘ an sich sey, und wodurch die erstere herbageiii 














4 Elementa phys. mathem. Jena 1785, 8. $. 36. 
2 Vergl. Zonge Lect. I. 55. 


Gegenwirkung. J 119 
mde, Geen è dagegen wollte jede Erscheinung auf Kräfte zu- 


ckführen, und machte aus jenem Axiome ein ‘anderes, näm- 
h dafs Wirkung und Gegenwirkung vielmehr Kraft und Gegen- 
it, beide aber einander gleich seyen; ein Satz, welcher bei 
n jetzigen Standpuncte der Wissenschaft und in Gemäfsheit 
oben gegebenen Erklärung des Newton’schen Gesetzes keiner 
teren Erörterung bedarf. J. F. Faızs ?, welcher das oben 
rhote Milsverständnils des hier untersuchten Gesetzes bei 
essen und Gesten sehr gründlich aufhellet und widerlegt, 
l Wirkung und Gegenwirkung dynamisch nennen, wenn gie 
ch Grundkräfte erzeugt werden, mechanisch dagegen, wenn 
est durch andere vermittelnde Körper bewirkt werden. Mir 
int dieser Unterschied aber weder nöthig noch überhaupt in 
Sache gegründet, da dan Axiom allgemein in der Bewegungs- 
e gültig ist, ohne Rücksicht auf die Kraft, welche eine Be- 
ung hervorbringt, als welche dabei vielmehr gar nicht.in 
achtung kommt. Wäre’ jener Unterschied anzunehmen, so 
te die Wirkung und Gegenwirkung zwischen einer durch 
Schwere, als eine Grundkraft bewegten, und einer anderen 
h sie gestolsene Kugel eine dynamische seyn, würde erstere 
gen durch eine ballistische Maschine in gleiche Geschwin- 
it versetzt, SO wäre "Wirkung und Gegenwirkung beim 
e eine mechanische. Man ersieht hieraus, "dafs diese Unter- 
dung blofs willkürlich und durch das, Wesen der Sache 
swegs begründet ist. oo. Mm, 


— 


Gegenwohner. er 


Antoeci; Anteciens; Antecians; sind die Bewoh- 
icher Orte anf der Erde, die unter gleicher Länge, aber 
entgegengesetzter gleicher Breite wohnen. So liegt zum 
el das Vorgebirge der guten Hoffnung mit den südlichsten 
den von Italien unter einem Meridiane, und die Gegen- 
t des Vorgebirges der guten Hoffnung mülsten südlich von 
in einem Puncte, wo das Mittelländische Meer ist, woh- 
Die Gegenwohner haben zu gleicher Zeit Mittag, aber 
ahreszeiten sind die entgegengesetzten; wenn der eine 





Grandrifs der Naturlehre. Halle 1797. 8. 69. | one 
Lehrbuch der Naturlehre, Jena 1826, S. 82. . , 


I 


u u 
D 


1108 Gehör. , 


Ort die Sonne im Mittags am höchsten sicht, so steht s 
Gegenwohnern dieses Ortes am tiefsten. 


Geh ap 


Das Hören; Auditus; Oue; Hearing; bez- 
den Sinn, durch ‘welchen Schall, Ton, Klang u. s. w. > 
genommen werden. Aus den Untersuchungen über die : 
hung und Fortpflanzung des Schalles t ergiebt sich, i 
Afficirung dieses Sinnes keine eigenthümliche und eiger 
breitete, den Organen desselben zuyeführte Substanze: 
derlich sind,- wie beim Sinne des Geschmacks und í- 
noch dals es hiereu eines individuellen Wesens, wie be. 
des Lichtes bedarf, sondern dals gewisse Schwinzun, 
Körper Empfindungen in demselben hervorbringen, w 
durch wägbare Medien fortgepflanzt werden, wonach :.. 
dieser Sinn zunächst an den des Gefühls anschliefst. 

Das eigentliche Sinneswerkzeug für das Gehör ist d 
welches bei den verschiedenen Thierclassen mehr oder mir. : 
kommen ausgebildet gefunden wird. Für die Physik ;: 
den Bau dieses Organs beim Menschen zu kennen, bei w- 
im Allgemeinen am vollkommensten ist $. Zudemselb:: 





1 Vrgl. Schall. 

2 Man findet dieses in Tazvıranus Biologie VI. 342. £. 

8 Zeichaung und Beschreibung sind entlehnt aus dem v. 
Werke S. T. Söumering Abbildungen des menschlichen N 
Frankf. a. M. 1806. Fol. Sonst können noch verglichen e 
G. du Vraser Traité de borgane de fonie cet. Par. 1683. è. 
in Oeuvres anatomiques publ. par Bertin, Par. 1761. 4. T 
Scarpa Disquisitiones anatomicae de auditu et olfactu. Ti.. 
fol. A. d. Lat. üb. Nürnb. 1800. A. Wıropsenc Versuch ei 
physiol. pathol. Abhandlung über die Gehörwerkzeuge des V 
Jena 1795. 8. The Anatomy of the human eur, illustrated b) 
of Engravings, of the natural size; with a Treatise on the - 
of that organ, the causes of deafnes, und their proper Tre: 
By J. C. Sauxpras, Lond. 1806, fo Dr. J. E. Tasursi. Wi: 
man sein Gehör gut, und was fängt mao damit an, weon À 
haft geworden ist? 2te Aufl. vermehrt n. mit Anm. von Nr, 
1822. 8. J. F. Macher, Handbuch d. menschl. Anatomie H." 
IV. 7 fΠJ. van der Hozvex disput. de organo auditas in > 
Traj. ad Rhen. 1822, 8. A new map of the Ear, exhibiting it 


Gehör. 419 


dere Obr A, dessen Form bei den verschiedenen Thie- Fig. 
erschieden, im Allgemeinen aber zum Auffangen der 19. 
wellen zweckmälsig eingerichtet ist, Die Versuche mit 
lünohre beweisen übrigens, dals zur Verstärkung des 
s die Weite der die Schallwellen auffangenden Oeffaung 
oder eigentlicher gar nichts beiträgt, weit mehr dsgegen 
thandenseyn von Krümmungen und Wölbungen, , womit 
as äufsere Ohr zweckmälsig ‚versehen ist, obgleich ‘man 
p die eigenthümliche Bestimmung einer jeden einzelnen 
ka noch nicht speciell angegeben hat. Schon Bozsuavę t 
en hierüber Gewilsheit zu erhalten, das Ohr eines gcharf- 
en Mannes in Wachs abdrücken, mals hiernach die Re- 
uwinkel der einfallenden Schallstrablen, und will hier- 
gefunden haben, dafs alle in das äulsere Ohr gelangendeo 
Refection in den Gehörgang zurückgeworfen würden. 
wan aber berücksichtigt, dals das Ohr zwar am, ‚stärksten 
die perpendiculär auf seine Fläche fallenden Strahlen’ af- 
urd, unbedeutend schwächer aber anch durch die, in’ jer 
htung dasselbe treffenden, so ist nicht wohl eine Krüm- 
denkbar, welche bei allen möglichen Richtungen des Ein- 
be reflectirten Strahlen sämmtlich in einen Punct zu ver- 
rvermöchte. Aulserdem aber sind die gewundenen, den 
sehr verstärkenden Hörrohre keineswegs von der Art, dals 
che regelmälsige Reflection von allen ihren Theilen statt 
könnte. Ehe genauere, vielen Schwierigkeiten unter- 
W, Versuche hierüber nähere Auskunft geben, könnte 
e Hypothese aufstellen, dafs vielleicht die sehr unglei- 
ind verschiedenartig gekrümmten Höhlungen durch ihre 
he Lage und Richtung einzeln und wechselnd die von 
eiten kommenden Schallstrahlen auffangen und zum Ge- 
ine führen. Im Allgemeinen aber mufs, aufser der oben 
benen Verstärkung des Schalles durch jede Art von Höh- 
ad Wölbung, wohl berücksichtigt werden,’ dafs in sel- 


5 i 
Ausnahmen das äulsere Ohr ohne merkbare Verminderung 


— — 


termediate and internal Structure cet, by J. H. Conris. Esqr. 
1323, A Treatise on tho Physiologie and disenses of tho. Ear, 
']. H. Gëss, Lond. 1827. 

Praelect, acad. in propr, institationss rei modicae. YI Tom. 
758, 8. II, 184. 





1200 Gehör. 


der Fähigkeit zu hören ganz fehlt 1, und dieses daher mf ken 
Weise als ein, das Hören überhaupt nothwendig bedincenis 
Thoil des Gehörorgans betrachtet werden kann. ` 

Bei: den meisten Thieren ist das hervorstehende Se 
Ohr beweglich und wird verschieden gerichtet, um den On ài 
Schalles dadurch zu erforschen, dagegen besitzen nur in wu 
nen Ausnahmen Menschen das Vermögen, ihr äufseres Oh: = 
vollkommen zu bewegen 2, und es soll dieses nach Bean? 
nicht durch die Ohrmuskeln, sondern dureh den Haumu å 
Kopfes geschehen. 

Vom äufsern Ohre gelangt der Schall durch den 
(meatus auditorius; conduit auditif) b zum Tyn; 
Käme es beim Schalle auf die Gröfse der Fläche an, 
die Schallstrahlen auffängt, so mülste det Schall durch du 
bere Ohr 50 mal verstärkt. werden, wie auch Kuansııı t 
tet, weil der Queerschnitt des Gehörganges so vielma L 
ist, als das äufsere Ohr. Allein hiergegen entscheides 
blofs die schon erwähnten Erfahrungen mit Hörrohren, 
anch diejenigen, welche nach dem Verluste des äufsern 
‘oder beim Bedecken desselben gemacht sind. Nach Su 
welcher in den neuesten Zeiten die Lehre von der 
und Fortpflanzung des Schalles durch eine Menge 
‚Untersuchungen bereichert hat, dient das äufsere Ohr se 
fangen der Schallwellen, durch welche es dann zogi 
Schwingungen versetzt wird, und somit die verstärkten 
len zur membrana tympani leitet. Dals alle Köre, 
‚sogar die am wenigsten elastischen, durch die sie tref 
‚Schallwellen gleichfalls in analoge Schwing v 
‚werden, ist durch SAvART ‚genügend erwiesen, und s 
sich denn eine Anwendung dieses allgemeinen Satıes x 
äulsere Ohr nicht wohl in Abrede stellen; eben s 
macht ist.es aber auch durch die oben angegebenen 





















——— genug j 

1 Stark’s Neues Archir. II. 628. 

2 Hues Elem. Phys, V. C. XV. p, 190. Coorsa mb 
‚4800. p. 156. . 

:8 Oenvres de Phys. et de. Mechan. p- 288. 

4 Anleitung zur gemeinnützlichen Kenntnifs der Nater. Hıl 
&.Absch. WU. f. 94 — 100. 

5 Ann. de Chem, et Phys. XXVI. 88. 


A 


Gehör. 1201 


eine bedeutende ‚Verstärkung des Schalles dem äufseren 
nicht füglich beigelegt werden darf. Die Querschnitte des 
ganges sind elliptisch, die Fläche:seiner Oeffnung beträgt 
ittel bei ausgewachsenen Menschen 55, Quad. Lin., die 
Lange 9 L. die Höhe 4L., die Breite 3 L. Die Bestim- 
m der Weite hat hauptsächlich ComrArzrri t mitgetheilt, 
ia ? dagegen die der Länge nnd der Krümmungen. Der 
gang steigt nämlich zuerst aufwärts, dann wieder herab, 
dée hinauf; sein Umfang ist anfangs knorpelig, mit 
allen Individuen ganz gleicher Weite und Form, jedoch 
U man bei den meisten vermittelst hineinfallenden inten- 
Lichtes das Paukenfell sehen kann ?, und milst nach 
ar $ im kleinsten Durchmesser sde stel, im gröfsten dr stel 
bill. Weiterhin liegt der Gehörgang in den Schläfekno- 
ist mit einer feinen Haut überkleidet, welehein der Nähe 
tmmelfelles eine dicke, Mebrige, sehr brennbare, aus ei- 
gien Oele, einer eiweilsartigen eigenthümlichen Substanz, 
Natron und phosphorsaurem Kolke bestehende Feuchtig- 
das sogenannte Ohrenschmalz ausschwitzt, und am in- 
Ende durch eine ausgespannte Haut geschlossen wird, 


Haut, das Paukenfell, Trommelfell (membrana tym- 


‚membrane du tambour), eine gleichsam m einem 


sossespannte elastische, nach innen etwas gewölbte Haut, 
det den Gehörgang schief, macht oben mit demselben ei- 
impfen, unten einen spitzen Winkel, und besteht aus ei- 
jenen mittleren, vom knöchernen Gehörgange entsprin- 
ıllzut, welche auswendig mit der verlängerten Haut des 
m Ohrganges, inwendig mit derzarteren und genauer be- - 
en des innern Gehörganges überzogen ist. Die mittlere 
timliche Haut des Paukenfelles enthält mehrere vom Um- 
nach dem Mlittelpuncte strahlende Fasern, welche vorzüg- 
ider inneren Seite sichtbar und wahrscheinlich muskel- 
De aure int. compar. Patavii 1789. p. 142- u, 49. Trerviranus 
IL 368, 
Leçons d’Anat. comp. II. 513. 

Astier Coopen in Phil. Trans, 1801. I. 436. 

Phil. Trans. 1800, 1. 4. 

Focacaoy Syst. de connoiss. chim. IX. 872. Horkel’s Arshiv. 
 Vargeruın Encyclop. méth. de Chem. T. UL 

Bd. Ggg 


1202 ' Gehör. 


artig sind, und verschiedene feine Blutgefäfse 3. Nar in sh 
nen Fällen ist dasselbe mit einem Löchelchen versehen ?. E 
nige ältere und sogar auch neusre Anatomen? nehmen eine Od 
nung im Trommelfelle als normalan, allein mit Unrecht ®. Da 
dasselbe aber in einigen seltenen Fällen eine Oeffnung habe, i 
wohl unleugbar, indels soll sie nach Runporrmı$ eer durch la 
störung in Krankheiten entstehen. 


Die Pauke, Trommel, Paukenhöhle (cavitas tympz 
caisse du tambour), durch das Paukenfell vom äufıern 6 
, hörgange geschieden;; ist von einer unregelmälsigen elliptisc'« 

im Mittel 4 Lin. weiten Gestalt, und mit einer zarten Schka 
haut bekleidet. .. In derselben befinden sich die Gehörknocheu A 
die kleinsten im menschlichen Körper, der Hammer (malia 
marteau) £, der Ambos (incus; enclume) e, mit wed 
ein kleines linsenförmiges Knöchelchen (os orbiculare: 
seletorbicylaire ou lenticulaire) d schon in der fr 
Lebensperiode verwachsen ist, und der Sieigbügel oder 
reif (stapes; etrier)y. Hammer und Ambos sind =» 
oberen Enden miteinander, und der Hammer ist mit des 
melfelle verbunden. 

Im Einzelnen unterscheidet man am Hammer den Ke 
den obersten länglich rundlichen Theil, den kurzen, e? 
Seiten zusammengezogenen Hals, den Grift oder die Ha 
H: eine zwischen den Blättern des Paukenfelles liegende, 
ip ein Knöpfchen endigende Zacke, und die beiden For 
den äufsern oder kurzen, stumpfen und den vordere 
Stachelfortsatz y. Der Ambos gleicht etwas einem Bact 
mit zwei Wurzeln. Der mittlere Theil oder Körper d 
ist ungefähr viereckig, plattgedrückt, und vorn mit ege 
, tieften Gelenkfläche versehen, wodurch der Ambos mit der D 


















1 Mecze a, a. O, p. 18. E. Homs in Phil, Traas. 101. L 

2 Hues El. Phys. V. 202. Ej. Coll. Diss. IV. 308. 

8 A. Q. Rıyın de auditas vitiis Lips. 1717. C. 12. Portu: 
de l’Anat. III. 570. VI. Le 469. Vest in Medicin. Jahrb. des 
Staates, Wien 1819. V. 123. 

d Bose. Praes. Wurmen, Diss, de membrana tympani. Lips- 

6 Handb. d, Phys. II. 126. 


Gehör. | 1203 


des Hammers verbunden ist. Von seinen beiden Schenkeln 
derobere und kürzere frei, der längere, weiter nach innen 
ne, miteiner knopfartigen Anschwellung, und istdurch das 
ibein mit dem Steigbügel, nirgend aber unmittelbar mit dem 
elle verbunden. Der Steigbügel bat die Gestalt, welche sein 
indentet, liegt nicht, wie die beiden gröfseren Knochen 
cht, sondern horizontal. Sein oberer Theil bestehtauseinem 
pengedrückten , länglich rundlichen, zur Aufnahme des 
eines etwas vertieften Rnöpfchen, welches nur selten 
einen eingeschnürten Hals von den beiden Schenkeln ge- 
st. Letztere sind inwendig mit einer Furche versehen, 
dne feine Membrane, eine Fortsetzung der Paukenhaut 
unnt ist. Die Basis des Steigbügels hat ganz die Form 
den Fensters y womit sie durch die Schleimhaut der Pau- 
& beweglich verbunden ist, und kann, als etwas kleiner, 
liese Oeffnung in und aus dem Vorhofe treten. Die in- 
lem Fenster zugewandte Seite ist flach, die äufsere ver- 
d von aufgeworfenen Rändern umgeben‘. 


wie diese Knnöchelchen sind auch die zu ihnen gehörigen 
a mit die kleinsten im Körper.. Der Ambos hat keine 
t, der Hammer dagegen drei, deren Bestimmung die ver- 
ne Spannung des Trommelfelles zu seyn scheint. Der 
f, oder innere Hammermuskel ( Tensor tympani, 
‚mallei internus) entspringt in der Nähe des Keil- 
„mtt in die Paukenhöhle, und ist mit seiner Sehne an 
ze Ende der inneren Fläche des Hammers, dicht unter 
ngen Fortsatze desselben, angeheftet. Indem er den 
tnach innen zieht, spannt er das Paukenfell, und bringt 
he der Gehörknöchelchen von aufsen nach innen, wo- 
ler Steigbügel in das eirunde Fenster gedrängt wird. Der 
'Erschlaffer des Trommelfelles, gröfserer äulserer Ham- 
kel, (Laxator tympani, Musc. mallei externus 
) ist mit seiner Sehne an den langen Fortsatz des Ham- 
heftet, zieht den Hammer nach varn und aufsen, und 
R dadurch das Paukenfell. Der kleinere Erschlaffer des 
felles, kleinerer äufserer Hammermuskel ( Laxator 
Mecızr a. a. O. 9. f. 
Gggg 2 


1206 Gehör. 


Fig.lis, semiovalis, vestibularis; fenêtre ovale); nid 

201. Trommelhöhle zusammenhängt. Letzteres ist mit einer ki 
etwas gallerartigen Flüssigkeit erfüllt, mit einem sehr z 
Häutchen überzogen und. von der Basis des Steigbüsels oi 
überdeckt, indem diese mit dem Umfange des Fensters durch 
dünnes Haäutchen so verbunden ist, dafs der Steigbügel noch 
was beweglich bleibt. Nicht weit von demselben befindet 
eine etwas kleinere, runde, gleichfalls mit einem zarten B 
chen (membranä tympani secundaria) überzogen, 
die Trommelhöhle mündende Oeffnung, das runde Fe 
.(fenestra rotunda,’ triquetra, cochlearis) è AT | 
einen ‚Seite des Labyrinth‘ befinden sich die drei halkkım | 
migen Canäle K canales assei semicirculares; om 
semicirculairen) von etwas ungleicher Größse, wova 
in einen gemeinschaftlichen Schenkel zusammenlaufen, w! 
sich daher nur mit fünf Oeffnungen am Voorhofe endise. 
bestehen aus kröchernen Röhren, welche etwas mehr abd 
Halbkpeis bilden, ein wenig platt gedrückt und unglad 
sind, "und ähnliche Röhren des häutigen Labyrigths en! 
An der andern Seite des Labyrinths befindet sich die 
(cochlea; limaçon), e ein spirallörmig zu drittehalb Y 

. gen um einen mittleren, allmälig dünner werdenden The 

Fi, Spindel (i modiolus), gewundener Canal, welcher as hi 

202, nen Wandungen mit einer. zarten Marksubstanz bestet. 
Zeichnung drückt dieses interessante, in der Mitte durch 
terie Organ aus. Die-Schnecke wird durch eine, von 6 
neren Theile ihres Umfanges entspringende waagerectt 
cherne Platte, das’ Spiralblatt (Zamina spiralis)in reg 


einänder liegende Gänge, die Treppgp (scalae) g getheil, 
Spiralblatt selbst ist doppelt, ein oberes und ein unters, 
nicht die ganze Schnecke, sondern hört etwa in der Ra 
zweiten. Windung als eio scharfer Haken ı (hamulus co 

auf; die untere Treppe, beträchtlich weiter als die obere. 
digt mit dem runden Fenster nach hinten und anfsen Sp 
Pauke , und heifst daher die Paukentreppe (scala tyap’ 










y 


miee ee o I> an , 
1 Scanra Anat. disquis, de Audita et olfacta. Ticini Ae 


Gebän, . -> 1207 


ist dureh das, etwas copcav anzgespannte Nebentrommelfell 
ınpanum secundarium) verschlossen, die. obere: und l 
sere dagegen führt in den Vorhof, und heifst Vorhofstreppe 


‚ala vestibuli) *. 

Sowohl aus dem Vorhofe des Labyrinths , als auch aus der 
mecke gehen furchenähnliche Vertiefungen, die sogenannten 
sserleitungen, in die umschlielsenden Knochen. Durch diese 
ngt das häutige Labyrinth, und bildet zwischen dem Kno- 
m und der harten Hirnhaut deutlich hervorragende blinde; 
ke. Diese Gänge sind zugleich die Wege der Puls- und 
tadern, welche in das Labyrinth und aus demselben treten, 
jleichen von Saugadern, welche die regelwidrige Anhäufung 
Wassers im Labyrinthe hindern. 

Im Labyrinthe befindet sich der Hauptnerv des Ohrs, der 
örnerv, welcher sich theils in der Schnecke, theils im Vor- 
', theils auch in den halbkreisförmigen Canälen ausbreitet. - 
schen den bei en Blättern der Schnecke ist er strahlenför- 
verbreitet, und mit büschelförmigen Enden; in den An- 
velungen (ampullae) der halbkreisförmigen Canäle dage- 
als eine zusammenhängende, usigefaserte Substanz; in den 
9 des Vorhofs endlich als divergirende, jedoch unter einan- 
verbundene Filemente. Er ist allein im Labyrinthe vorhan- 
‚ ohne dals hier andere Nerven des Ohrs au ihm stolsen, 
mit dem stärksten Aste in das Gehirn, und wirft einen Ne- 
t nach der Stiro hin, dessen Zweige sich über das Gesicht 
eiten. Warum aber die Enden. dieser Nerven. in der in- 
en Höhle des Gehörorgans so verschieden gestaltet, und so ' 
ausgebreitet sind, da doch eine einzige Nervenspitze die 
kchwingungen zu empfangen und zum Sensorium fort- 
en geschickt seyn mülste, dieses ist kein Gegenstand ei- 
eigentlichen physikalischen Untersuchung. Ingels läfst 
nit den Physiologen annehmen, dafs. hierdureh das Auf- 
n der Schallschwingungen erleichtert und ihre Wirkung 
tkt werde 2, l 
jo einfach en ist, die Bestimmung des äufsern Ohrs zum 
ogen der Schallwellen und des Gehörganges zur Fortlei- 





Meckzı a. a. O. p. 30. f. 
Con vergl, Anat. II. 471. 


` 1008 , Gehbr. 


2 











tung derselben in das Innere Ohr zu erkennen., eben so schw | 
wird es, den Zweck der einzelnen Theile im inneren (ke ki 
stimmt anzugeben. Selpst die Bestimmung des Trommelidaf 
jst ungewils, indem dasselbe weder zum Auffangen noch 1a 

F ortleiten der Schallwellen direct: dienen kann, wofür ein des 
licher Beweis schan darin liegt, dafs das Hören auch mac d 
ner Zerreilsung desselben fortdauert 1, Indefs wird das Tro 
melfell bei jedem Hören und auch beim Horchen automatisch d 
spannt, indem die Mitte desselben durch den mit ihm vers 
denen Hammer in die Höhe gezogen wird, welches durch A 
Zusammenziehung des inneren Hammermuskels geschieht?. 
nige Physiologen g elauben daher, es diene dazu, den zus 

Eindruck des Schalles zu schwächen, um die feinen Gehirn 
Teuge gegen eine gewaltsame Afficirung zu schützen, wel 
Schwingungen einer stark gespannten Membrane kürze & 
als die einer schwachen, Allein dafür sind die doch d 
Schall verursachten Bebungen bei stark gespannten Köpa $ 
viel energischer, Taevıranvs 3 legt mit mehreren 
demselben die Bestimmung bei, zum feineren Hören zu & 
und die Individualität der einzelnen Töne zu untere 
welches übrigens gegen die Gesetze der Schallschwu 
` streitet *, indem überhaupt nur von der Fortleitung da 
völlig bestimmten Schalles, Tones u. s. w. die Rede aen 
Eben hierin liegt auch eine Widerlegung der Hypothes I 
sen’s und ÅUTENRIETH’S 6, wonach die runde oder dp 
Form des Trommelfelleg dazu dienen soll, durch seine ka 
und kürzeren Fasern gleiohsam verschieden klingende S 
3. B. für die Octaven und überhaupt für die tieferen un! 
ren Töne abzugeben, indem-das Ohr auf keine Weise de 
zugeführten Tine abändern soll, die Organe desselben ve 
blofs zur Fortleitung der Schallwellen bestimmt sind, gp 
bei jedem Tone auf gleiche Weise durch die kürzeste wit 
die längste Saite geschehen kann, Am natürlichsten ist es 








1 .Coorer in Phil. Trans. 1800, p. 151. 1801. p 4%. 1 
wos Biol. VI, 375, 


2 Taxvıramıs a. 8 O. 
8 a.a. O. p. 374. 
4 Vrgl. Schall. 


5 Reil’s und Autenrieth's Archiv für die Physiol DL. $9. 


Göhör. 1209 


‚e Zweifel anzunehnien, dafs das Paukenfell überhaupt nicht 
‘unmittelbaren Bedingung des Hörens bestimmt sey, indem 
teres'ohme dasselbe recht gut statt Anden kann, Vielmehn 
eint sein nächster-Zvreck darin zu liegen, die innere Höhla 
Ohres nebst den darin enthaltenen sehr zarten Theilen gos 
den Einfluls der,.:bänsiehtlich der. Temperatur, Feuchtig- 
u, s. w. stark wechselnden, äufseren. Luft, gegen Staub, 
ere und sonstige Verletzungen zn schätzen. . Aulserdem: ist 
Anspannung und die ihr entgegengesetzte Erschlaffung der 
örknöchelchep;nebst der mit ihr gleichzeitigen und innigst 
mmenhängenden- des Paukenfelles im Allgemeinen‘ zwar au- 


tisch, es scheint mir daneben aber durchaus nicht zweifel- , 
, dafs beides auoh durch Willkär geschehen könne, um die : ` 
jmerven für einen leiseren Ton vorzubereiten oder gegen ` 


a zu heftigen Eindruck des Schalles.zu sicherh, ‘und hierin 
dann allerdings der’ganze Apparat der Geliörknöchelchen 
hl als auch des Paukenfelles- nebst den ihnen zugehörige 
teln eine sehr wichtige Bestimmung. 

Ueber die eigentliche Bestimmung der ‚Gehörknöchelchen 
man von jeher nicht einerlei Meinung. Einige Physiologen 
ich glaubten, sie dienten zur Fortpflanzung des Schalles 
Paukenfelle zum ovalen Fenster und von hier zum Gehör- 
n, andere liefsen den Schall vom Paukenfelle an durch die 
ler. Paukenhöhle zum runden Fenster geleitet werden, opd 
2 aus zum Gehörmerven gelangen, noch andere liefsen die 
itung gleichzeitig auf beiden Wegen geschehen, und alle 
ınterstüsten ihre Meinurig mit anscheihend unwiderlegli- 
Gründen. Indem aber diese Frage eine ausführliche Un- 
hung erfordert, letztere aber, obgleich der Physiologie 
hst zugehörig, dennoch sehr in das Gebiet der Physik ein- 


‚so habe ich mich bemüht; dieselbe zur endlichen Ente - 


ung zu bringen 1. Hieraus ging das Resultat hervor, dafs 
malen Zustande der Schall vom Paukenfelle durch die Ge- 
schelchen zum ovalen Fenster, und von da aus zum Ge- 


ven gelangt, dals aber, wenn dieser Apparat durch eine 





\ 

Kastner’s Archiv. VII. 1 ff. Die Literatur ist dort vollständig 
eilt, worauf ich hier verweise, indem seit jener Zeit keine 
ben hinzugekommen aind, welohe mich vermögen könnten, von 
Meinung abzugehen, 





1210 ' Gehön 


oder die andere Ursache zerstört oder unbrauchbar geworden it, 
die Fortpflauzuug des Schalles in einem minder vollstiedia 
Grade durch die Luft zum runden Fenster geschehen kan, va 
" geg seltenen Fällen selbst durch die Zähne oder sonstige Ties 
des Kopfes geschieht. ` ' | 
. SAvART,. welcher wegen seiner wiehtigen Uuemas 
über die Schallgesestze. zu einer. Entscheidung hierüber vo 
lich befähigt ist, stimmt mit dieser Erkläräng in so fern überee 
alsıer den Gehärkntchelchen dia’ Function der Fortpflanzung 4 
Schalles beilegt 1, zugleich aber behauptet er, des Pake 
werde deſswegen dorch den Hammer gespannt, um es geger 
heftige Schallwellen unempfindlicher zu maehen, Zum Beve 
Fig. dieses Satzes spannte er über den aus Charten - Papier 
"ten abgekürzten! Kegel A die feine Menibrane m, streuete 
auf diese ,. und:fand, dafs dieser höher hüpfte, wenn di 
Metnbräne in Sohivingungen versetzt wurde, als wennsie t 
den klebelarm lc L in die Höhe gehoben und somit stärke 
spannt war. Dieser Erfolg war wohl nothwendig, den 
die ‘Membrane furch den Hebel einen neuen Schwinge: 
ten in ihrer Mitte erhielt, mulsten die Schwingungsboge # 
die Hälfte kürzer werden, und die Höhe, bis zu weil 
den Sand schleuderte, mufste daher abnehmen. Allein eg 
Doch ger nicht erwiesen, dafs die Schalischwingungen 
energisch waren, indem man als unbestreitbares Axiom 
wen kann, dafs alle Schallschwingaugen so viel ee 
sind , je stärker der schwingende Körper gespannt ist, 
lich aber wird die Fortpflanzung des Schalles nm so us 
mener, je schlaffer der leitende Körper ist, und hürt oft bei 
erschlafften völlig auf. Ich.bin-daher mehr geneigt, i» 
Beziehung der ‚Meinung von E. Home 2 beizupflichten. 
welchem das Trammelfell gespannt wird, um mit der Ve 
denheit der änfseren Schallschwingungen zu comes 
(wenn nämlich hier blofs vom Unterschiede der Süne d 
Schwäche derselben., nicht aber von der individuellen An # 
Täne die Rede ist), -indem es im Zustande der Erschlafur; 4 
unvollkommene Eindrücke erhält. 
Die Schwierigkeiten, welche einer genauen Beantwor- 

























1 Ann. Chim. et Phys XXVI. 25; 88 u. E 
2 Phil. Trans. 1800. I. 11; 159. 


V LI 


Gehör, 1211 


nge über die Bestimmung des Paukenfelles und der Ge- 
öchelchen hinsichtlich der Fortleitung des Schalles untge* 
‚hen, erstrecken sich anch auf den eigentlichen Zweck der 
nen Theile des: Labyrinths. Als man früher ungewifs 
ewar, ob die Flüssigkeiten überhaupt den Schall fort- 
ent, und dieses-wegen ihrer geringen Zusammendrück- 
t bezweifelte,-s0 überraschte die Entdeckung Corucn!’s 2, 
ich im Labyrinthe Wasser befinde, und'Mecxeu’s 3, dafs 
be ganz damit erfüllt sey. Ohne dieser Flüssigkeit eigent 
keitungsfähiwkert beizulegen, meinte Wirwsch $ daher, die 
inte zarte und elastische Masse des Labyrinths werde era 
et, welchem Genen ö beitrat. ‘Gegenwärtig macht die+ 
Menstand keine Schwierigkeit mehr, da 'es 'erwiesen ist, 
de tropfbare Flüssigkeiteh, wenn. gleich zur Erzeugung 
challes untaußlich , ïhh dennoch beiser’und vollständiger, 
Luft fortleiten; 'allein damit ist die eigentliche Bestim- 
aller einzelnen Theile des Laßyrinths ' ech keineswehs 
m. Der Gehörnerv -selbst und seine ‘Anfänge fn dei 
de, dem Vorhofe und den halbkreisförmigen Canäleni sind‘ 
üeden. Schon Starra 8 meinte, noch bestimmter aber 
Tarvınanus'®, dafs diese verschiedehen Nervenzweige 
enen, die individuelle "Beschaffenheit der Töne. (den 
) wahrzunehmen, und gleichzeitig ungleichartige ` Töne 
kennen. Wenn aber viele Physiologen ans der eigenthüm- 
Form dieser Nervenzweige ihre individuellen Functionen 
t Wahrnehmung des einen oder andern Theils der Schall- 
Azungen zu bestimmen versuchten, so war dieses viel zu 
ig, indem die Physiker die eigentliche Beschaffenheit die- 
Awingungen noch gar nicht hinlänglich genau aufgefunden 
L and selbst noch kaum muthmalsen können, wodurch die 
Schonns det Individualität jedes einzelnen Tones bedingt 
 Esistdaher vorerst noch unmöglich anzugeben, warum ge- 


— — 


Vrgl. Schall; Fortpflanzung. 

Diss. de aquaedactibus auris hum, internae. Neap. 1760. 4. 
Diss. de labyriathi anris contentis. Argent. 1777. 4. 

De uaris ham. proprietatibus, Lips. 1777. à. 

Wörterb. U. 450. . 

De audita el olfacta 8. II. C. 4 d 14. 

a a, O. S. 403. : 




















1212 ' Gehör, 


rade ad viele und so -verschieden gestaltete Narvenzweise s- 
fanden werden, warum das Labyrinth aus drei Haupttheila be- 
steht, gerade drei halbkreisfärmäge Canäle vorhanden sind, ds 
"enne ihre Windungen hat a. dergl. m. . 

. Wegen der. weiten Verbreitung nnd Verzweigung der be 
ven des Gehörs über verschiedene. Theile des Körpers, des 
ghen ‚wegen der Fortlaitung des Schalles durch feste Körper i 
es möglich, auch ohne das. Eindringen der ‚Schallwellen in í 
Gehörgang zu hören. Dals man durch die Zähne hiiren We 
wenn man einen Stab oder sonstigen starren Körper an deg 
oder zwischen sie, hält und mit dem schallenden Körper in Vi 
bindung bringt, wulste man gewils ia uralten Zeiten; bek 
gemacht wurde es aber zuerst durch Insnassıa è und viele 
ben es nachher bestätigt? — Auf ähnliche Weise kann mu 
leicht von der Fortpflanzung, des Schalles ‚und einer Art del 
reng durch die übrigen Theile des ‚Kopfes. überzengen, = 
gleich in keinen oder ‚mindestens in sehr ‚seltenen Falka 
Theile in die F upstionen der: eigentlichen Gehör 
treten. 

. `. Die F einheit, Schärfe, und Genauigkeit des Gehio g 
des Hörens ist scht werschieden, von dem hächsten 
Scherfhärigkeit bis zur völligen Taubheit. Bei manche 
zen mag das Gehör im Allgemeinen feiner seyn; wie 
Elephantenweibchen das Geschrei seines Jungen auf eine‘ 
Entfernung hört, als wohin das menschliche ‚Ohr reicht, 
Unterscheidungsvermögen verschiedener Täne ist aber be 
Menschen gewils vorzüglicher, und das Wahrnehmen de 
monie ihm allein eigen. Man bemerkt auffallend, dals 
“die ihnen bekannten Personen weniger an der Stimme, als 
mehr am Geruche erkennen, und obgleich die Thiere 
dene Töne unleugbar erkennen, wie aus ihrem Locken, 





1 J. Bapt. Ingrassia in Galeni lib. de ossibus Commentaa 
norm, 1603. fol. p. 97. 
' 2 J. Jorissen diss. med. sistens novae meth. surdos redčtó 
dientes physicas et med, rationes. Halae. 1757. CG H. Wisk 
de ratione audiendi per dentes. Lips. 1759. Büchners Abbe 
einer besondern and lsiohteg Art, Taube hörcud zu macher. } 
1759. 8. Vylboorn ad Heist. Chir. P- 733. Ballet. de La som 
lom. N. AL u. va .. 
$ Phil. Trans. 1800. 1. D 20. 


G eh ör. i 4213 . 


henchen, und sonstigen Zeichen durch Töne unverkennbar 
rvorgeht, so bringen doch die schönsten 'Singvögelnie Har- 
mie hervor, und nur wenige Beispiele deuten auf ein Afficirt- 
den durch dieselbe. Hierher gehören die Erfahrungen vom 
ohlgefallen oder Milsfallen der Hunde und sonstiger Haus- 
ere an gewissen Tönen;, Instrumenten und Musikstücken 4, 
‚Beobachtung von Ancuza 2, dafs eine Maus durch das Spiel 
‘Flöte angelockt wurde, die Erzählungen von dem Ein- 
e der Musik auf Spinnen ®, ferner die interessanten Ver- 
he von Bern Ann Dour ê, wonach der Elephant blofs die 
eren Töne eines Horns und eines Forte - Piano beachtete, der 
ve dagegen bei den hohen Tönen ruhig aufmerksam blieb, 
den tiefen aber sich wild gebärdete. 

Ueber das Gehörvermögen der Fische ist lange gestritten, 
| die Frage über die Fortpflanzung des Schalles durch Was- 
und indirecte über die Elasticität desselben hiermit zusam- 
hing. Wenn man übrigens die Fähigkeit tropfbarer Flüs- 
eiten, den Schall fortzupflanzen, aus ihrer Elosticität bewei- 
wollte, so verwechselte man offenbar Zusammendrückbar- 
mit Elasticität. Neuere Versuche haben indefs nicht blols 
iesen, dals tropfbare Flüssigkeiten, namentlich das Wasser, 
‚hl zusammendrückbar als auch elastisch sind, sondern dafs 
tdie gar nicht als elastisch sich zeigenden Körper, z. B. 
sogar in Schallschwingungen versetzt werden können 8, 
ischen ist das Vermögen des Gehörs bei den Fischen durch. 
rung aufser allen Zweifel gesetzt. Schon bei Arıstorz- 
, Artıas 7 und Pre ® findet man solche Erfahrungen 
mt, und spätere Schriftsteller bestätigen die Sache ?, na- ` 
Büffon Hist. Nat. ed. Bip. XI. 148. Kerner in Reil’s u.. Auten- 
Archiv. IX. 839. 

The American medical Recorder. Philad, 1818. I. 18. 

Leipz. Mus. Zeit. a. v. O, . 

Phil. Trans. 1823. I. 25. 

Vrgk Schall. - 

Hist. Anim. L. IV. C. 8. 

De nat. an. L. VL C. 82. L. IX. C. 7. 

Hist. Nat. L. X. C. 70 (89. ed. Bip.) Pisces audire palam est 
: in piscinis Caesaris genera piscium ad nomen venire, quos- ` 
e singulos, 


Boyle Phil. Works. II. 41. Willoughbey. Hist. Pisc. p. 228. 


| $ 


1214. G e h ÖL 


mentlich Fapnıcıus $ durch die Erzählung, dafs die Gröaiie 
dischen Fischer sich hüten laut zu reden, damit nicht die Ha, 
fische an die Oberfläche kammen und die Fische verjegen. Du 
Anwesenheit der inneren Gehörwerkzeuge hei den Fische = 
gegenwärtig gleichfalls entschieden.?. Die Untersuchung oeh 
lich, wie weit dieser Sinn unter den übrigen Thierclassen val 
breitet sey, gehört zur vergleichenden Physiologie. | 

Ein überreizter Zustand des Gehörs, ( hypercusis), = 
hört unter die seltenen Erscheinungen ®; weit hänfiger dar: 
sind die Schwerhörigkeit in ihren verschiedenen Abee: 
und die Taubheit des einen Ohrs oder beider. Die vielen 
schiedenen, hier nicht zu erwähnenden eigentlichen Kran 
ten des Gehörs abgerechnet % ist die Schwerhörigkeit 
Folge der Verstopfung des Gehörganges durch verdichtets 
renschmalz ®, welches Uebel durch blofses Reinigen des 
gehoben werden kann; in vielen Fällen einer Verschliefser; 
Eustachischen Röhre ®, deren Schleimhaut leicht krankhaft 
cirt wird, z. B. bei katarrhalischen Beschwerden, mit w: 
deswegen häufig periodische Schwerhörigkeit und ein Wie 
öffnen dieses Canals, begleitet von der Empfindung eines 
les verbunden ist, oder bleibende Schwerhörigkeit bt 
dauernder Verstopfung derselben, in welchem Falle die 
bohrung des Trommelfelles unter Umständen mit Erfol 

























1 Fauna Groenlandica. p. 129, 

2 /Kızım Masnssa Ichthyolog. de sono et audita piscies 
1746, 4, Baxra ia Phil. Trans. Nam. 486. Uebers. in Hamb. M4 
655. Roter sur louie des Poissons, In Mém. de PAc (Gu 
Vorzüglich A, Monno’s Vergl. d. Baues und der Physiol. der 
u. s Ww.. von Schneider, Leipz. 1787. A 

8 Iran a, a. O. p. 172, H. D. Gamm Anfangsgründe d 
Kraukheitslehre. A. d. Lat. von Gruner, Zre Aufl. Berl. CA 
S. 351. 

4 S. hierüber die oben angegebenen Werke namentlich ret 
ann, Traupe, Contis 0. a. 

5 Varsava de auro hum. Tractatus. da ei. opp. ed. Morag 
Venet. 1741. 4. p. 11. Boposn Grundriſs der Phys. IL 127. bai 
a. a. O. 9. 121. Cuntis a. a. O. S. ?7, 

6 Varsava a. a. O. S. 116. nach welchem die eis ; 
Luft zur Fortpflanzung des Schalles unfähig ist, Vrgl. Phi 
1756. Hist. de l'Acad. 1724. ` 





' Gehör. un 4215 


ı werden kann. Schon vor fast 200 Jahren beobachtet2 
x1, dafs eia Tauber sich unvorsichtigerweise mit dem 
fel das Teommelfell durchstiefs, und dadurch plötzlich 
i wurde. In welcher Zeit man diesem gemäls anfıng das 
nfell zur Herstellung des Gehörs künstlich zu durchboh- 
ermag ich nicht anzugeben, gewils aber ist, dals diese 
ion später von CEESELDEN 2, nachher von Bussom 3 und 
ı vorgeschlagen‘, von VausaLva * aber (muthmaßslich 
jand nachher hauptsächlich von A, Coorzr ® und andern, 
ipur in seltenen Fällen mit glücklichem Erfolge, ange» 
wurde 6. Die Ursache der Schwerhörigkeit, in seltenen 
völliger Taubheit, durch Verstopfung dieses Canals liegt 
alslich in einer Anhäufung des durch denselben nicht ab- 
en Schleimes 7, oder in der sowohl durch Vermelirung 
h durch Verminderung des äufsern Luftdruckes gegen das 
fell, (bei Erfüllung der Paukenhüöhle mit verdünnterer oder 
kteterer Luft als die atmosphärische) gehinderten freien 
lichkeit der Gebörknöchelchen; wenn nicht zuweilen in 
ron der Eustachischen Röhre in die Paukenhühle fortge» 
ıkrankbaften Anschwellung der Schleimhäute überhaupt, 
an Fällen ist Schwerhörigkeit sicher eine Folge der Ver- 
s des Eustachischen Canals, indem man bei leichten ka- 
ischen Beschwerden sehr häufig eine gewisse Stumpfheit 
börs wahrnimmt, welche durch das Bestreben des Nie- 
Ickens vermittelst der hierbei statt findenden Bewegung 
üdeckels, Gaumsegels und der übrigen Theile desSchlun- 
kht gehoben wird. Dafs mit jener Verstopfung zugleich 
afhebung des Gleichgewichts in der Spannung der äulse- 
d der in der Paukenhöhle eingeschlossenen Luft verbud- 
t, wobei sich wohl in den meisten Fällen die letztere 
Absorption in einem Zustande stärkerer Verdiinnung bee 


— ⸗ 


Eocheiridion anatomico- pathol, L. B. 1649. 8. p. 290. 

Anatomy of the human body. ed. 2. Lond. 1756, p. 806. 
Itard a. a, O. $. 318. 

De anre hum. p. 89.. 

Phil. Trans. 1801. H. N. XXII. G. LIV. 394. 

Vrgl. Bt com. de perforatione membranae tympani, Gott. 


Uom’s, Wasse’s u. Henke’s Archiv, 1817. Mai u, Jani. 

























446 Gehör. 


findet, dieses geht schon daraus hervor, dafs das Durchbeim 
des Paukenfelles in der Regel mit der Empfindung eines hev- 
gen Knalles verbunden ist, auch empfindet man etwas Aug 
Art, wenn im oben angegebenen Falle die Eustachische Ritz 
durch das Bestreben des Schluckens sich wieder öffnet. Him 
liegt ein hauptsächlicher Beweis, dals sowohl die Fortpfanug 
- des Schalles im normalen Zustande durch die Gehörknöch:l: 
geschieht, als auch dafs die freie Beweglichkeit der letz 
zur Vollständigkeit des genauen Hörens unentbehrlich ist. Di 
‚wird aber aufgehoben, die Laft in der Paukenhöhle mag 
oder weniger elastisch seyn, als die äulsere; im ersteren 
nämlich wird das Paukenfell nach innen gebogen und der X 
bügel gegen das ovale Fenster gedrückt, im letzteren du 
drückt die Luft das Paukenfell nach aufsen, und die Geht 
chelchen werden gespannt. Ob übrigens die Eustachisch Bf 
verschlossen oder offen sey, nimmt man bekanntlich leicht 
wenn man nach verschlossener Nase die Luft in der Must 
comprimirt, und dann den Druck derselben gegen das I 
fell empfindet. Aulserdem aber werden Schwerhöticket 
völlige Taubheit verursacht durch Verstopfung der Tr 
höhle, Zerstörung des Gehörapparats oder Unempfindlic 
Gehörnervs. Wenn nämlich der Steigbügel verloren 
läuft das Wasser aus dem Labyrinthe, der Nervenaz 
demselben fällt zusammen, vertrocknet, und es ist an kew 
derherstellung dieses Sinnes zu denken $ Nach Fo? 
dieses Wasser zuweilen bei alten Personen, und ist de 
sache der Taubheit, und so könnte allmälige Verminder% 
selben in Folge der Altersschwäche auch die in sehr hobs 
ter gewöhnliche Schwerhörigkeit veranlassen. Dals übne 
Paukenfell, der Hammer und Ambos ganz oder zum T 
len können, ohne gänzlichen Verlust des Gehörs nach u 
ziehen, ist factisch erwiesen, und mit der oben ang 
Theorie von der Fortpflanzung der Schallwellen bis zm 
rinthe sehr wohl vereinbar 3. Die übrigen Krankheiten 
zählen, welche eine Lähmung oder Zerstörung des Ge: 
herbeiführen, ist hier der Ort nicht, und es möge dès 


1 Rudolphi a. a. O. 8. 144, 
2 Archiv. gender, de Médecine. 1824. Oct. 
8 Vrgl. meine oben erwähnte Abb. in Kastner’s Archir. LU 


Gehör, 1217 


im Allgemeinen erwähnt werden, dals man sich von der 
fortdauernden Thätigkeit des Gehörnervs mit grofser Sicher- 
iberzeugen kann, wenn man einen den Schall leitenden 
n Körper, z. B. eine Taschenuhr, zwischen die Zähne 
t, und versucht, ob dann die Empfindung des Hörens noch 
indet oder nicht. Ist letzteres der Fall, so ist man berech- 
den Gehörnerv für völlig unthätig zu halten. 
De den Grad derSchwerhörigkeit, namentlich bei Kindern, 
kenicht blödsinnig sind, zu prüfen, schlägtIrrann® ein ei- 
Instrument vor und nennt diesen ` Akumeter. Es besteht pig. 
ms einem geschlagenen kupfernen Ringe a, welcher an ei- 20%. 
äbchen mn frei von der durch die Säule ef auf dem Fuls- 
le g errichteten Maschine herabhängt, und gegen welchen 
whr oder weniger hoch aufgehobene Klöppel b schlägt. 
zpierne Ring ist defswegen als tönender Körper gewählt, 
dese Substanz nach Irtann’ s Versuchen stets gleich stark 
sl. Die Höhe des Aufhebens wird an den Graden des 
anten cd gemessen, um die Stärke des Schalles hierdurch 
leichmälsig zu machen. Man belehrt dann den Patienten, 
dem Schlage den Finger aufzuheben, verbindet ihm die 
i, und entfernt sich mit dem Instrumente stets weiter oder 
ndert den Schall so sehr, dafs ein gesundes Ohr die Fähig- 
es Hörens bei dem Patienten durch Vergleichung messen 
Frercıser bediente sich dieses Apparates, um die Ge- 
be bei den wilden Völkern zu messen. 
Forin die Operationen oder die Afficirangen des Ohres 
en, damit es die Functionen des Hörens verrichte, dieses 
vollständig nur aus der Theorie der Schallwellen abgeleitet 
m» Hier wird es daher genügen nur im Allgemeinen zu 
ken, dafs die Gehörnerven durch die mechanischen Im- 
der Schallwellen auf eine ähnliche Weise affıcirt werden, 
r übrigen sämmtlichen Nerven durch einen Stols oder Druck, 
regen auch die Thätigkeiten des Gehörs denen des Gefühls 
'astsinnes am nächsten kommen, sich zugleich aber durch 
angleich höheren Grad der Feinheit auszeichnen. Die 
ıcheidung der Höhe und Tiefe der Töne wird dann be- 
lich durch die Zahl der in einer gegebenen Zeit das Ohr 
ıden Pulsus bedingt, die Wahrnehmung der Individualität 


ne 


a a. 0. 5. 206. 
Ba. Hhhh 


- 4 \ 
Gehör. 1219 


ne, welches mit Worrasron’s ? Erfahrımgen über die 
ıpfindlichkeit gegen dumpfere Töne als Folge einer Ver- 
ung der Luft in der Taukenhöhle übereinstimmt, indem 
letztere in dem erwähnten Ealle vermuthlich durch Ver- 
ing der Eustachischen Röhre herbeigeführt war. Auch 
naaxus ? erwähnt ein ihm bekanntes Frauenzimmer, wel- 
lenige Clavierspielerin war und viel musikalisches Gehör 
‚sich beim Reden aber nur vermittelst eines Hörrohrs un- 
len konnte. Ropourutꝰ findet die Ursache dieser Er- 
mng darin, dals die Töne der Instrumente viel einfacher 
eder menschlichen Stimme sind, wogegen man allenfalls 
mden könnte, dafs das Hörrohr die Töne nicht einfacher 
L sondern blofs verstärkt. Inzwischen bleibt auf allen 
msgeınacht, dafs das Verstehen der Worte eines Reden- 
in weit mehr zusammengesetzter Procels ist, als das ein- 
Hören der Töne eines Instrumentes, nur begreift man nicht 
ch, wie das Hörrohr hierbei Hülfe gewähren konnte, da 
sch sein Brausen den Schall meistens noch verwickelter 
. Irtaan $ kannte Personen, welche an der Unterhal- 


ucht Theil nahmen, aber Musik liebten und im Orchester ` 


den, dagegen andere, denen Musik und Gespräch our 
worrenes Getöse schien, obgleich sie einzelne, selbst 
Tine sehr gut wahrnahmen. Ungleich häufiger als diese 
sten seltenen Ausnahmen sind Beispiele von Menschen, 
t die Höhe und Tiefe der Töne nicht unterscheiden, da- 
Ich singen und spielen und ungleich hohe Töne verwech- 
wie unter andern J. A. H.Reımarus dieses von sich selbst 
hs, Ueberhaupt findet man eine genaue und scharfe Un- 
eidung der Töne nur bei der geringeren Zahl der Men- 
‚und in der Regel wird eine Fertigkeit hierin nicht leicht 
anhaltende Uebung und Anstrengung erworben. 

une sonderhare und seltene Anomalie des Hörens ist die 


wte paracusis Zë illisiana, wenn sehr schwerhörige 
ii ' ` 


e a. O, 

Biol. VI. 323. - 

Physiol. I. 152. 

à. a. O. S. 207. 

LA H, Reimarus Aom. zu H, S. Reimaros Allgemeine Be- 

mzen über d. Triebe d. Thiere. Ate Aufl. Hamb. 1798. 8. S. 257 
Hhhh 2 





1220 | Gehör. 










Personen Töne von mittlerer Stärke nur vermittelst eines gled- $ 
zeitigen starken Geräusches von Trommeln, Glocken us s. | 
wahrzunehmen vermögen. WaıLuıs 2 hat zuerst zwei Beispiel. 
dieser Art beschrieben, das eine von einer Frau, welche sai 
dann sich unterhalten konnte, wenn eine Trommel neben : 
. geschlagen wurde, wozu sie sich delswegen, um ihre Gesch 
selbst zu besorgen, eine Magd hielt; das andere von eiss 
Manne , welcher blofs während des Geläutes der Glocken Me 
Hoper 2 erzählt zwei ähnliche Fälle von einem Manne, ` 
cher nur neben dem Getöse einer Trommel hörte, und vor 
nem andern, welcher in einem rasselnden Wagen fahrend 
am leichtesten unterhalten konnte. Eben so erzählt Baca 
von einer Dame, welche in einem Wagen fahrend ode? 
Geräusche mehrerer Instrumente am besten hörte, unà Firu 
von einem 13jährigen Schuhmacherknaben, welcher us 
genau reden’hörte, wenn das Sohlleder auf dem Steine z 
nem Hammer geschlagen wurde. Die Ursache dieser ad 
den Erscheinung liegt wohl ohne Zweifel in der vermi 
Reizbarkeit der Nerven, welche die Anspannung des Hs 
bewirken, um die Gehörknöckelchen in die zur Wahn 
. des Schalles erforderliche Lage zu bringen. Ist letztus 
einmal durch einen stärkeren Reiz geschehen, so wa 
Töne mit gröfserer Leichtigkeit wahrgenommen 8. 
Endlich giebt es Fälle, in denen der Gehörnerv bu P 
wisse Töne empfänglich, übrigens aber umthätig ist, eg 
unter andern aus den am 19ten Febr. 1802 in der Sch 
Taubstummen zu Paris angestellten Beobachtungen® be 
geht, indem einige der Taubstummen an den scharfen 
einer mit dem Bogen gestrichenen Glasplatte, andere a 
einer sogenannten Stahlharmonica auffallendes Behagen $ 
Uebrigens sind völlig taube Personen nicht selten inder & 
der Herzgrube empfindlich gegen starkes Geräusch ?, 


De anima Brutoru Lugd. 1676. 4. p. 99. 
Phil. Trans. 1668. T, H. 665. 

Diss. de effectibus Musices in hominem. Erlang. 1792. $ 
Richter chirarg. Bibl. IX. 555. 

Vrgl. K. T. Mass zu Wed a. a. O. p. 111. 

S. Moniteur. 


Bootızas Das - Mortas Mém. sur les Sourds - Mace dr 
sance. Par. an WI. 


m OG Mä bé 


Gehör. 1221 


ill genügend constatirt von einer Frau, welche bei vBlli- 
aubheit sich mit einer Magd im Dunkeln recht gut un- 
en konnte, und alles verstand, was diese sprach, wenn 
"die Hand auf die Brust legte 1. 

in sehr. heftiger Schall, z. D. beim Abfeuern des groben 
izes, pflegt die Empfindlichkeit des Höreng nicht bois 
wachen, sondern selbst den Gebrauch dieses Sinnes auf 
e oder längere Zeit gänzlich aufzuheben. Ob die Ursache 
a in einer Abstumpfung der Nerven durch den zu heftigen 
ue, oder in einem zu starken mechanischen Drucke, 
kr Gehörknöchelchen gegen die Feuchtigkeit des ovalen 
rs, oder in einer sonstigen Veränderung des Gehörappa- 
hierüber wage ich für jetzt nicht zu entscheiden, auch 
tes mir überflüssig, die hierüber aufgestellten wenigen 
hesen weiter zu erwäbnen. 

lan unterscheidet die schallenden Gegenstände dureh die 
Jualität des Tones (den Klang), welchen sie hervorbrin- 
a welcher Hinsicht das Urtheil im Allgemeinen sehr ge- 
d richtig, und bei vorzüglicher Uebung selten trügend 
Veit weniger ist dieses der Fall bei der Bestimmung des 
od der Entfernung schallender Körper, und die mannig- 
ı Tinschungen durch diesen Sion sind so viel anffallen- 
mehr man die durch ihn gewährte Genauigkeit der Be- 
wen mit denen vergleicht, welche der Sinn des Gesichts 
t, ja man darf im Allgemeinen fast sagen, dafs es kaum 
hist, aus dem gehörten Schalle den Ort und die Entier- 
les schallenden Körpers zu bestimmen. Rücksichtlich der 
mng findet nicht wohl eine genaue Messung statt, weil 
Yn physikalischen Grund giebt, worauf sich ein Urtheil 
heise, indem der einzig denkbare, nämlich die Stärke 
halles, wegen vielfacher Nebenbedingungen keinen festen 
en unterworfen ist, Blofs die menschliche Stimme beim 
‚ insbesondere wenn dieses von bekannten Personen und 
Aahe geschieht, kann mit grofser Genauigkeit rücksicht- 
s Ortes und der Entfernung bestimmt werden, und ab- 
the Schwächung und Verstärkung des Tones bei den 
'einern erzeugt daher die Vorstellung einer grülseren oder 


Priscsrey vieljährige Erfahrungen über die Gebörfohler der 
ammen. Kiel 1802. S. 32. 


129% Gehör. 


geringeren Entfernung der vermeintlich redenden fremden Pa- 
son, worauf eine Hauptbedingung der Täuschung bernuhet. Aud 
die Bestimmung des Ortes, wo der schallende Körper sich k- 
findet, ist sehr schwer, und vielen Täuschungen unterwor, 
welche nicht tllezeit auffallen, weil man vielfach die schalls- 
den Gegenstände dahin setzt und nach dem Schalle da zu « 
kënnen glaubt, wo man ohnehin weils, dals sie sich befinde. 
Als physikalischer Grund dient hierbei die Stärke oder ge 
shin die Schärfe der Schallwellen, denn obgleich man amni 
und in vielen Fällen mit Recht, dafs die Schallwellen sich rg 
sthällenden Körper aus nach allen Seiten hin mut gleicher $z 
ausbreiten, so haben doch die neuesten Versuche von Wes 
gezeigt, dals sie unter Umständen nach gewissen Richt 
hin ungleiäh schärfer sind, als nach andern, und nam 
sind sie kenntlich stärker von einem Redenden, wenne 
Hörendeii zugewandt, als went er von ihm abgewrandt is 
im ersteren Falle die zwischen beiden befindliche, den $ 
fortleitende Luftsäule’in der Oberfläche des Gesichts eins 
Schall verstäitkenden Widerstand findet. So erzählt Dm 
ein Beispiel von einen Blinden, welcher im Zanke mit 
Bruder diesem einen ergriffenen Gegenstand an den Ka 
Zugleich liest aber eine Ursache zu vielfachen Tä 
darin, dafs man den schallenden Gegenstand dahin setzt, 
die stärksten Schallwellen zum Ohre gelangen. So wir 
ih Zimmern den Schall am vollkommensten durch offene } 
oder Thüren hören, und daher leicht geneigt seyn, de 
den Körper in diejenige Richtung zu setzen, von wel 
die stärksten Schallwellen zum Ohre gelangen. Beweis 
für mitzutheilen , wäre überflüssig, da einem jeden die 
rung gewifs Fälle genug angiebt, in denen mehrere Perx 
dem nämlichen Zimmer einem schallenden Gegenstande 
verschiedene Oerter anwiesen, 
























Ein sehr wirksames Mittel zur Bestimmung des Ortes 
lender Körper, wenn der Schall, ohne Unterbrechun: 
feste Gegenstände, in gerader Richtung zum Ohre gelanr:. 
im gleichzeitigen Gebrauche beider Ohren, Nach den \: 





1 Vrgl. Schall; Foripflanzung durch d. Luft. 
2 Zeune’s Belisur. Berl. 1822. S. 15. 
















Gehör. 1223 


fueren ? kann man bei verbundenen Augen und ohne 
pf za bewegen mit beiden Ohren nicht unterscheiden, 
Schall von vorn oder von hinten kommt. Diese Behaup- 
ht indels im Widerspruche mit den unzweifelhaft rich- 
eobachtungen Kenner’s ?, wonach man dieses allerdings 
eiden kann , nicht aber, wie dieser zugleich behauptet, 
einer Fortleitung des Schalles durch die Knochen des 
, sondern nach Trevınanus 3 wegen des ungleichen 
ens der Schallwellen durch das äulsere Ohr, Beim Dre- 
Kopfes wirkt der Schall auf das eine Ohr stärker als auf 
re, und es lälst sich hiernach seine Richtung bestimmen, 
eine Ohr verstopft, so scheint der schallende Gegenstand 
n offenen Ohre gegenüber zu seyn, so lange der Kopf 
wenn dieser aber bewegt .wird , so erscheint der Schall 
stärker, je mehr die gerade Richtung desselben auf das 
mal ist, worauf dann eine Bestimmung seines Ortes ge- 
werden kann, Befindet sich der schallende Körper an 
ahten Seite eines Menschen, welcher ihn mit beiden Oh- 
td verbandenen Augen hört, und dieser verstopft allmälig 
echte Ohr, so wandert der Schall in einem Halbkreise um 
'interkopf, nie um die Stirn, nach der linken Saite #, wel- 
Trevınanus 6 von der Lage der Gehörwerkzeuge mehr 
dem Hinterkopfe als nach der Stirn hin ableitet, Aus 
‚diesen ist es leicht zu erklären, dafs sa manche Ohren- 
konsen, namentlich der Zauchredner, der redenden Köpfe, 
kenannten unsichtbaren Frau (invisible giri) H, a, 30 
mach sind ®. 

Aufser den eigentlichen Krankheiten des Ohra giebt es auch 
Lite Affectionen des Hörens. Dahin kann gerechnet wer- 
icht sowohl das schon erwähnte Unvermögen, die hohen 
wahrzunehmen oder die verschiedenen Töne überhaupt 
terscheiden, welches eigentlicher für eine Schwäche des 
vermögens zu halten ist, als vielmehr die vorüberge- 





Voigt’s Mag. II. St. 1. S. 1. 

Reil’s u. Autenrieth’s Archiv. IX. 361. 
Biologie. VI. 837. 

Kronen a. a. O. 

Biologie a. a. O. 

Vrgl. Schall. 


\ 
\ 


1224 Gehör. | 
henden krankhaften Zustände des Ohres, in denen nach Ir 
zann’s i Berichte hohe Töne einen undeutlichen und ve- 
worrenen, oder auch einen unerträglich widerlichen Ei- 
druck hervorbringen. Zuweilen leidet nur das eine Ob: a 
diesem Fehler, und der Patient hört nach Verstopfung ès- 
selben wieder richtig. Zwei Beispiele von Doppelhös, 
welche Sıuvasz erwähnt, wobei in einem Falle zugleich 
Ton selbst und auch dessen Octave gehört warde, v 
mehrt Irranp ? mit einem dritten, wobei jedes Ohr e 
verschieden hohen Ton beim Reden hörte. Vom Falsch 
giebt es dagegen viele Beispiele, indem bei den verschie 
Leiden der Gehörwerkzeuge sehr leicht ein Singen oder 5 
men, ein Pfeifen, Brausen u. s. w. sowohl periodisch , als 
anhaltend wahrgenommen wird, ohne Zweifel in Folge & 
krankhaften Affection des Nervenapparats, zur grofsen opd 
unangenehmen, durch längere Dauer wenig oder gar nicht 
minderten Beschwerde der Leidenden ?. Interessanter gp 
sehr seltenen Fälle der Gehörphantasieen, wovon Hosız! 
Beispiel eines Mannes anführt, welcher im leeren The 
Tragödie zu hören glaubte. Mehrere ähnliche Fälle 
Konroms; aber wenn das Ohrentönen überhaupt nur ei 
der Phantasie, und nicht durch Krankheiten des 
herbeigeführt ist, so zeigt es in diesen, zum Glück 
Fällen allezeit Geisteszerrüttung an 6. 
Abgesehen von dem Eindrucke, welchen die Veri 
mehrerer Töne, oder die Harmonie auf die Mensche 
eine Untersuchung, welche in das Gebiet der Aesthetik ; 
wirken auch einzelne Laute oder Arten von Geräusch 
nehm auf gewisse Individuen, und in Zuständen de 
. Nervenaffectionen oder bei sehr reizbaren Personen oft 2 


Erregung krampfhafter Erscheinungen, einzelne Beispit« 






















1 a. a, 0. 8, 200. 
3 a.a. O. 8. 202. 
“8 Irro a. a. O. S. 185. 
A Epist. II. 2. 128. 
, Bi Beiträge- zur praktischen Arzneiwissenschaft. Gott, Ge 


6 Lrrnp, S. 189. 


Geist. Geographie . 1985 


synkrasieen nicht gerechnet, welchein das Gebiet der Medi- 
gehören, und hier nicht weiter erörtert werden können. M. 


Geist 


Spiritus; -esprit; spirit. Hieruntet verstanden die 
en Chemiker flüchtigere, durch Destilliren gewisser Körper 
thaltende, meistens tropfbar flüssige Materien, welche theils 
sure Natur haben, wie Vitriolgeist, Salzgeist, Salpeter- 
‚Essiggeist, Ameisengeist, theils eine alkalische, wie Sal- 
geist, Hirschhorngeist, Harngeist, theils zu den brennba- 
organischen Verbindungen gehören, wie \WVeingeist, ver- 
m Salzgeist, versülster Salpetergeist, Terpenthingeist u. a. ` 


t ` 
+ 


Geographie. 
beschreibung; Geographia; Géographie; 
raphy. 

Der Name Erdbeschreibung drückt sehr gut aus, was diese, 
'nschaft zu leisten bestimmt ist, sie soll uns nämlich über 
was die Erde, den Planeten welchen wir bewohnen, betrifft, 
en. Die Geographie wird in die mathematische, physische 
olitische eingetheilt. Die letztere, welche blos von dem. 
t, was durch menschliche Einrichtungen hervorgegangen 
on den verschiedenen Völkern, von den Grenz@n ihrer 
plätze, und den Gebieten verschiedener Fürsten, von der 
ler Städte u. s. w., gehört nicht weiter in unsre, blols 
turkunde betreffende, Betrachtung. 

ie matherndtische Erdbeschreibung handelt von der Ge- 
Gröfse und Lage der Erde im Weltraume. Sie schlielst 
ı die Astronomie an, indem sie zeigt, warum wir die Erde. 
en um die Sonne laufenden Planeten anzusehen haben, 
ie wir ihre Lage im Sonnensysteme, die Gröfse ihrer Bahn . 
„bestimmen. Sie lehrt ferner die Gestalt und Gröfse der 
ennen, und zeigt uns, dafs die Ausmessungen der Erde, 
die Bestimmung der in verschiedenen Puncten ihrer Ober- 
wirkende Schwerkraft, die Erde als sphäroidisch kennen 
t haben. Die Bestimmung der Lage jedes Ortes auf der 




























1226 ‘Geographie. 5 


Erde nach geographischer Länge und Breite ist ihrGeschäft; e 
indem sie die Lage der Erdaxe gegen die Ebene ihrer Bahn ie 
stimmt, setzt sie uns in Stand, die Abwechselung der bo: 
oder kürzern Tage an jedem Orte, die Verschiedenheiten in ù 
Erscheinung des Aufgangs und Untergangs der Gestire zu! 
stimmen, und die damit in Verbindung stehende Verschieden« 
der Jahrszeiten zu erklären. Endlich gehört zur mathemat: 
Geographie auch noch die Theorie der Landcharten oder 
Darstellung der Erd - Oberfläche in Zeichnungen, All & 
Gegenstände sind theils unter besondern Titeln, theils im 
Erde umständlich abgehandelt. | 

Die physische Erdbeschreibung hat den Zweck, uns m 
natürlichen Beschaffenheit der Erde bekannt zu machen, 
| die Erscheinungen, welche sich uns auf ihren Länden 
Meeren darbieten, zu erklären, . Die Frage, wie diejenig 
bildung der Erd -Oberfläche entstanden sey, die ans jetzi 
und Thäler, feste Länder und Meere darbietet, gehört it 
Gebiet der physischen Erdbeschreibung, und wird ach: 
unter dem eigenen Namen der Geogerie oder Geologie sg 
delt, indefs ist dieser Gegenstand so sehr in Dunkel | 
dals die Hypothesen über die Bildung der Länder, die $È 
Art, wie die verschiedenen Gebirgs-Arten entstanden sd 
immer sehr unsicher bleiben werden, wenn gleich 
Beweise einer höchst wesentlich von dem jetzigen Zustack 
weichenden Beschaffenheit der Erde in früherer Zeit von 
sind, und namentlich das Hervorgehen eines grolsen Thas 
rer festen Länder aus dem Meere ganz offenbar im. 
weniger Belehrung als über die Ausbildung der jetzizm 
Oberfläche dürfen wir wohl über die Natur des Innern de 
hoffen, indeſs können wir die mittlere Dichtigkeit der Ert 
stimmen, und wenigstens über das Innere der Erde einige 
meine Schlüsse ziehen, und diese Bestimmungen, so wer 
erhalten sind, gehören zur physischen Erdbeschreibun;. 
Hauptgegenstand derselben aber macht die genaue Besche 
des jetzigen Zustandes der Oberfläche der Erde aus, to¢ 
Erklärung der Phänomene, welche sich uns, als die garte 
oder grolse Theile ihrer Oberfläche angehend, zeigen. 
festen Länder und Inseln, das Meer und die Atmosphäre > 
uns zahlreiche Erscheinungen dar, deren Aufklärung ei 
der physischen Geographie fordern. Sie mufs uns die L7 


Geographie, 1227 


r, die Bergketten, die sich in ihnen finden, die Flüsse 
hıfssebiete beschreiben, die Höhe der Berge, die Höhe 
schaffenheit der ausgedehnten Ebenen angeben, sie muls 
 Naturmerkwürdigkeiten der einzelnen Länder, die Glet- 
ınd Lavinen der Schweitz, die Höhlen und die merkwür- 
Felsenbildungen Schottlands, die Wasserfälle, die heifsen 
a und Springbrunnen z. B. Islands, die Vulcane, die 
Gebirgsmassen der Andes und des Himlaja, die Sand- 
ı Africas, die Steppen Asiens u. s. w. kennen lehren. 
sicht blofs diese Beschreibung fordern wir von ihr, son- 
elbst die innere Bildung der Gebirge, die Lagerung der 
“arten, die Gesetze, nach welchen diese angeordnet sind, 
em angeben. Die Natur-Erscheinungen der feuerspeien- 
re, der Erdbeben, das Entstehen der durch Temperatur 
iestandtheile ausgezeichneten Quellen soll sie erklären und, 
zlich, von der Ursache jedes einzelnen Phänomens Aus- 
„eben. 

ben so mannigfaltige Gegenstände bietet das Meer der phy- 
tErdbeschreibung dar. Die Tiefe desselben und die Un- 
heiten seiner Tiefe, der Salzgehalt und die Temperatur. 
eerwassers, die Meeresströme und ihre Entstehung, die 
ud Fluth, und die Erklärung der Ungleichheiten, welche 
in verschiedenen Gegenden darbieten, die Entstehung des 
in den Polargegenden und die merkwürdigen Mannigfal- 
kn, welche sich dabei zeigen, sind alles hieher gehörige 
stinde, 

\uch' die Meteorologie, die nichts anders als eine Beleh- 
iber die Erscheinungen in der Atmosphäre enthält, gehört 
kraischen Geographie. Die Bestimmung der mittleren 
ie jeder Gegend, die Frage, wie diese von der geographi- 
Breite, von der Höhe des Ortes über dem Meere, und 
ehren Umständen abhänge,, wie sich darnach die Linie 
e Wärme, (Isothermlinie) bestimmen, wie diese Ver- 
lenheit des Klimas das Wachsen gewisser Pflanzen begün- 
oder hindre, und so durch die Natur selbst eine Grenze 
“umwuchses u. s. w. bestimmt sey; die Frage, in welcher 
'sich in irgend einer Gegend zu allen Jahrszeiten Schnee 
!, (die Schneelänie); die Frege nach der Abnahme der 
ke in der Höhe, nach den Ungleichheiten der Sommerwär- 
nd Winterkälte in verschiedenen Gegenden, gehören hier- 














1228 ‚Geographie, 


her und machen einen eignen Zweig der physischen Erie f 
‚ schreibung, die Xlimatologie aus. Ebenso sollten ans Wi 
Meteorologie besonders die Fragen als hieher gehörig anschl 
werden, welche sich an die geographische Lage de Orte es 
[sen: warum die Aenderungen des Barometerstandes in der uf] 
fsen Zone geringer sind als in den gemäfsigten und kalten (a 
nen, warum es gewisse Gegenden giebt,. die einen 
Wechsel des Luftdruckes zeigen, als andre, die in gadi 
Breiten liegen, warum gewisse Meere durch furchtbare Or 
ausgezeichnet sind. Auch die Angabe der Ursache, warom 
riodische Winde in gewissen Districten herrschen, warum per 
sche Regen gewissen Gegenden eigen. sind, warum ejnige Gg 
den durch häufig wiederkehrende Regen fruchtbar gemacht we 
"während andre durch unaufhörliche Dürre fast ganz unbe 
bar sind, warum die Regenzeiten auf eine bestimmte Wee 
der Jahrszeit abhängen und die ‚Beantwortung zahlreicher 
Fragen, gehört hieher. 

Ein eben so wichtiger Gegenstand ist die magnetische 
schaffenheit der Erde, die Bestimmung ihrer magnetische 
der Linien gleicher Abweichung, gleicher Neigung, ; 
magnetischer Kraft; die sich daran anschlielsende Unte 
über die Nordlichter u. s. w. 

Die. Kenntnifs der Erde hat sich sehr langsam aus 
Was den theoretischen Theil der Geographie betrifft, s 
ten Untersuchungen über die Gestalt und Gröfse der ‚Ente 
eher statt finden, bis Mathematik und Astronomie hinti 
ausgebildet waren, und an die Fortschritte dieser hat sch 
eine Ausbildung der mathematischen Geographie sogleich 
schlossen. Schon ANAXIMANDER soll (540 J. vor Chr.) Q 
von den bekannten Ländern zu zeichnen versucht haben 
TOSTaENKS hat (250 J. vor Chr.) die Gröfse der Erde zu bes 
gesucht, und An ISTOTELES hatte schon hundert Jahre frak: 
lehrt, dals die Erde rund sey. Eine recht gute Kenni 
mathematischen Geographie finden wir bei PToLxmastt. 
ser rühnit besonders Hırrarcn als denjenigen, der für = 
Orte schon regelmäßsige Bestimmungen der Polhöbe anx: 
habe, und hatte von Manınus aus Tyrus zahlreiche Ons) 
mungen vor sich, die er jedoch zum Theil berichtigen e j 
sen glaubte. Prorzmazus (150 nach Chr.) zeigt, daß d 
Bestimmung der Lage der Orte durch astronomische Huts 


Geographie. 1229 


kannte, giebt eine brauchbare Anleitung zum Darstellen der 
ıder in Charten auf eine der Kugelform der Erde angemessene 
ise, und weils die Klimate richtig anzugeben, nämlich die 
enden der Erde zu bestimmen, wo .die längsten und kürze- 
‚Tage eine bestimmte Länge haben u. s. w.% 

Die spätere genauere Untersuchugg; über die Gestalt und 
fse übergehe ich hier, da der Art. Zrde schon alles Wichtige 
ült. 

Die physische Erdbeschreibung zog zwar .auch in den älte- 
Zeiten die Aufmerksamkeit der Reisenden und der Natur- 
cher auf sich; aber bei der überhaupt höchst mangelhaften 
otnils der Natur konnte man keine grofse Fortschritte in der- 
en machen, hesonders daunvollkommen beobachtete Erschei-' 
sen und das Wiedererzählen von unbegründeten, oft fabel- 
m, Nachrichten in vielen Fällen gänzlich irre leiten mufsten. 
Ishaben Arısroreızs, Benigo, Seneca und hauptsäch- 
Persius doch schon manchen schönen Beitrag zur Kennt- 
der Naturbeschaffenheit der Länder geliefert. Die spätern 
:ıden haben nach und nach zwar immer neue Beiträge hin- 
fügt, aber oft auch, vielleicht durch Vorliebe für das Wun- 
se getrieben, manche fabelhafte oder doch der Wahrheit 

genau entsprechende Erzählung mitgetheilt, und dadurch 
igen Vorstellungen Anlafs gegeben. Erstin neuern Zeiten 
an angefangen, bei den Reisen in entfernte, nnd seiten 
hte Gegenden auf bestimmte physikalische Gegenstände 

\ugenmerk zu richten. Die Reisenden, die sich auf diese 
e um die physische Erdbeschreibung verdient gemacht ha- 
alle zu nennen, würde eine schwierige Aufgabe seyn; aber 
' solche Reisen, die neben der Vermehrung der Länderkunde 
diesen Zweck hatten, muls ich doch erwähnen. Die Reisen 
oxpamıse und Bovsver nach Peru, des MAursRtvıs 
Lappland haben aufser der Kenntnifs der Gestalt der Ërde 

noch manche andere Gegenstände der physischen Erdbe- 
ibung aufgeklärt. Die frühern Reisen in dienördlichen Gegen- 
aben zurKenntnils des Erdmametismus sehr wichtige Bei- 
geliefert, und Haute Reisen waren ausdrücklich diesem 
ke und ähnlichen Untersuchungen gewidmet. Bei der Reipe 


In seiner Geographie, wo er auch für einzelue Orto diese Bo- 
usg mittheilt. 


+ 


















1230 Geographie. 


Nırsuan’s und seiner Begleiter nach Asgypten und Anke 
(1770) war die Untersuchung der natürlichen Beschaffenheit 
ser Länder ein Hauptzweck. Coox. hatte auf seinen Reisen 
die Welt ausdrücklich zu diesem Zwecke Naturforscher o) 
gleitern, und bei allen spätern grölsern See - Expeditionen 
man in den Instructionen, die man den Befehlshaber en 
auf diesen Zweck gesehen, und Krusınsteam, Furnes, è 
RESBY, Parry, Datt, Faeyciner und, andre haben gc: 
sentliche Verdienste in dieser Hinsicht erworben. Vor! 
soLnr’s Reise in America war vorzüglich diesem Zwecke 
met, und hat bekanntlich unsere Kenntnisse auf eine 
zeichnete Weise bereichert. Den von den Engländen v 
stalteten Untersuchungen verdanken wir die Kenntnils der 
sten, bis dahin unbekannten, Berge auf der Erde; die 
kungsreise der Engländer in Nordamerica, der Russen i3 
lichen Asien, die Entdeckungsreisen in das Innere Afıicas, 
uns über zahlreiche Gegenstände richtigere Kenntnisse von 
und sehr vielen einzelnen Reisenden verdanken wir ma 
tige Vermehrung unsrer physikalischen Kenntnisse. 

Die Länderkunde machte ebenfalls in den frühen 
langsame Fortschritte. Theils waren die Reisen bei « 
fsen Unvollkommenheit der Schififahrt, und bei den fast 
steiglichen Flindernissen, welche gänzlich unwegsame 
und wilde, jedem Fremden feindlich gesinnte Mensas 
Reisenden entgegengestellten, höchst mühsam und o 
` theils kannten, ehe so viele näher liegende Bedürfaiss 
digt waren, wissenschaftliche Untersuchungen nicht das 
menschlichen Bemühungen werden, theils gingen die © 
angestellten Untersuchungen einzelner Reisenden ans 3 
Mittbeilung verloren und die Entdeckungen des einen! 
nicht genug wit denen des andern verglichen, dorch 
gänzt und berichtigt werden, theils sind auch die 
gemachten und in jener Zeit allgemeiner bekannt ge 
Entdeckungen our unvollkommen auf uns gekommen, 
che Entdeckung mag uns ganz unbekannt seyn. 

Unter den uns bekannten Völkern haben die Phénicier 
entferntere Weltgegenden kennen gelernt. Doch scheinen kt 
Erbauung Carthago’s (900 vor Chr.) nur das Schwarze Yer, ME 
chenland und die Küsten des Mittelländischen Meers ihren! 
gewesen zu seyn. Die Reise des Hımırco (550 vor Or. 


Geographie, 1231 


lie erste Eatdeokungsreise in die nördlichen Gegenden ange- 
'n 1, und die durch den ägyptischen König Nxcno (670 vor 
) veranstaltete Beschiffung der Küsten Africa’s scheint zuerst 
\enntnils der Erde südwärts erweitert zu haben. Die Kennt-' 
der Küsten Africa’s wurden (etwa um 500) durch Hanno’ 
e ? vervollständigt. — Ob die Phönicier auch damals schon 
land kannten, ist nicht ganz gewils. 
Die geographischen Kenntnisse der Griechen waren in der 
esten Zeit auf die nächsten Gegenden beschränkt, der Argo- 
enzug (1300 v. Chr.) machte ihnen einen Theil des Schwar- 
Meeres bekannt; indefs fehlen uns aus jener Zeit vollstän- 
Nachrichten, um die Grenzen ihrer Kenntnisse genau zu 
theilen. Heznonor (450) besafs schon viel vollständigere 
tnisse. Der Feldzug des Dantus gegen die Scythen hatte 
ehr genaue Kenntnils der Küsten des Schwarzen Meers und 
üördlich daran grenzenden Gegenden zur Folge, die wir 
Irnopor finden. 
Dieser kannte Persien sebr genau, er kannte Aegypten, wo- 
ter sich eine Zeitlang anfhielt, und warjvon manchen Gegen- 
Indiens und den Bewohnern derselben unterrichtet; eben 
rihm die Nordküste Africa’s und ein Theil der westlichen 
bekannt, aber weniger gut kannte er die Nordseite des 
läindischen Meeres. Das Zinnland und Bernsteinland war 
ner Zeit entdeckt, aber Hrnonor’s Kenntnils davon er- 
t als sehr unvollkommen. Scruax (400 vor. Chr.) kennt 
mehr von den nördlichen Küsten des Mittelländischen 
s, aber aufserhalb desselben sind auch seine Kenntnisse un- 
tend, 
Yraeas Entdeckungsreisen ꝰ scheinen die damaligen Kennt- 
br erweitert zu haben; er besuchte die Nordküsten Galli- 
as schon als Zinpland früher unvollkommen bekannte Eng- 
und ein sehr nördlichliegendes Thule, wo die Sonne am 
en Tage nicht unterging. Die spätern Schriftsteller führen 
tan, und nur durch sie kennen wir seine Entdeckungen *. 


— — 


Brachstüäcke davon sind mitgetheilt von Rufus Festus Avienus 
ritima. 

Geographiae vet. scriptores minores ed. Hudson. Tom. I 

Um die Zeit Alexander’s des Grolsen 

Vorzüglich aus Sraaso, der sich oft auf ihn bezieht. 


12 Geographie. 


Durch Aurxawnen’s Siege warden die geographischen Aent 
nisse der Griechen sehr erweitert, indem ein grolser Thei & 
mittleren Asiens und selbst ein Theil Indiens ihnen ka 
wurde 4. Diese Kenntnisse wurden durch die spätern Aa 
in Bactrien, durch Mzeastneses, der von Seeuces Neig 
nach Indien gesandt wurde, und durch den unter den Prial 
ern angeknüpften Seehandel mit Indien erweitert, und eg 
ten sich bis an den Ganges, auf den Küsten der Halbinsel u 
seits des Ganges, und bis Ceylon. 

ERATOSTHENES (250 vor Chr.) sammelte kurz nach 
Zeit die vorhandenen geographischen Nachrichten, und 
jedem Volke und. jedem bekannten Orte seinen richtis 
anzuweisen. STRABO hat aus seinem, jetzt nicht mehr vorh 
Werke geschöpft. Er hat die östlichen Gegenden Aal 
zum Ursprunge des Nils gekannt, dagegen aber das 2 
Meer unrichtig beschrieben, und es weniger gut als 
gekannt 2. 

Wie die Eroberungen und die Kriege der Römer 
weiterung der Länderkunde beitrugen, ist aus der 
dieses Volkes bekannt. Ihre Kriege mit Carthago, | 
210 v. Chr.) (der dritte 145 v. Chr.) die theils in Spani 
in Afrjca geführt wurden, lehrten sie diese Länder 
Kriege in Numidien (120 v.Chr.), Carsan’s Besiegus: 
Der und seine Siege in Britannien (50 v. Chr.) unde 
in Asien, und andern Gegenden geführten Kriege 
sehr ihre Kenntnisse. Nicht blots Spanien, Gallien, B 
Italien und die Gegenden an der Donau, welche den 
unterworfen waren, nicht blofs das zum Römischen 
hörende Nordafrica und Aegypten, so wie Kleinasien. 
kannte man genau, sondern auch von Deutschland, de 
den an der Weichsel, vom Innern Africa’s und den es 
ren asiatischen Ländern war kurz nach dem Anfange 
Zeitrechnung den Römern manche richtige und genau 
















1 Addıxvou toroe- èvaßóoews ’Alstarögow B:fl. GC 
Ruuner’s memoires of a Mapof Hindostan. 
2 Remnzt’s System der Geographie Herodot’s; = 


Kenntnifs der Alten v. d. Westküste und Ostküste Airiai ) 
über den Handelsverkehr der Alten mit Indien, mit Aas. Y. 


\ 


‚Geographie. 1233 


nmen 3. Srruno ? (zur Zeit der Geb.’ Ohr.)' hat "uns | 
ich von den damaligen geographischen Kenntnisden un- 
t, und Prinios 3 nebst Seneca A, so wie die Geschicht-' 


r geben reiche Beiträge dazu: ProLemarvs 5 (150 Jahre 
r.) hat sich insbesondere durch eine Sammlung aller zu 
den Ortsbestimmungen verdient gemacht, und seine aus 
richten abgeleiteten Längen - und Breiten - Angaben, die 
in den entfernten Gegenden oft erheblich von der Wahr- 
weichen, zeigen uns doch den Umfang der damaligen 
mnde. Um nur ungefähr die Grenzen seiner Länder- 
m bezeichnen, ist es genug anzuführen, dafs selbst aus 
einzelne Flüsse, Vorgebirge und Orte angegeben und 
esenseitigen Lage nach bestimmt werden, dals er selbst 
nern und nördlichen Deutschland, von den Gegenden 
Weichsel und noch östlichern Gegenden Nachrichten be- 
als in Africa das innere Libyen und Aethiopien vorkom- 
ind dafs er zahlreiche Ortsbestimmungen aus Indien dies- 
d jenseits des Ganges anführt 8, 

elbst in der Zeit, wo die Wissenschaften sonst wenig 
Idet wurden, kurz vor und kurz nach dem Untergange 
adländischen Reichs ist die Geographie doch nicht ganz 
dassigt worden, wie des Jor nan nrs. (352 nach Chr) 7:und 
von Ravena 8 (im 6. Jahrh.) Schriften zeigen. Auch die- 
Peutingeriana scheint unter THEODORICH aus einer ältern 
sıtworfen zu seyn. 

t späteren Entdeckungen lassen sich nun wohl em besten 


R We 
— — 


Vermathlich grofsentheils durch Kaufleute, die sich sogar | in 


ed wohnhaft niederliefsen, Tac. Ann. II. 62. ' í 


#rabonis Geographiae libri XVII. ed. Siebenkees - Tschucke; 
kren de fontibus geographicorum Strabonis, - 
. historia nataralis. ex recens. Franeii. -- ! 
eceo quaest. natur. dd. Ruhkopf. 
L Geographia, beste Ausgabe in dem Theatro Gaogr. v. 
U:ber die von ihm benutzten Quellen œ, s. w. vergl. Kausz 
alte Geogr. U. 79. 
sxzer’s Geographie der Griechen und Römer, 8 Bände. 

Gengraphie d. Griechen und Römer. Kausz’s Archiv. für’ 
faphie. , 
rebus Geticis. 
onymi Ravennatis de Geographia | libri. V. Paris. 1688+ 

Tiii 
















1234 Geographie 


übersehen, indem wir die eingelnen Gegenden durchgeha, wd- 
che, sie betreien, Das den Alten fast gänzlich unbekasmie sek, 
lichste Europa ward durch die Seefahrten der Normzänner keng 
. Die Nachrichten davon hat König Arena (880)! ges 
melt; ‘durch ihn, durch Warnefried (820) und später d 
Adam von Bremen (1070) wissen wir, dafs den Norim 
Irland, die Faröer Inseln, die Schottländischen und übriges 
seln in der Nähe Schottlands, Islaud und Grünland theils achos 
O. Jahrhundert bekannt waren, theils im 10. bekannt wurden, 
Missionäre, die bis an die Grenzen Rufalands gelangten, bras 
eine vollständigere Kenutnils der Ufer der Ostsee nach des 
lichen Europa. Auch Landoharten hat man in dieser Zeit; 
Die Kenntnifs der westlichen Gegenden Asiens, t 
Palästina’s, wurde durch die Wallfahrten und später de 
Kreuzzüge unterhalten und asweitert. Viel genauer aber 
in dieser Zeit die Araber mit jenen Legenden, so wie mil 
africa bekannt, und ihre Geographen, Massen (950), 
AL Eorısı (1150), Eng A Uanpis (1232), besondes 
FEDA (1320) ? enthalten. über die damalige Kunde va 
Ländern belehrende Nachriehnen. Etwas später fingen 
enzopäischia Reisende an, den Orient zu besuchen, un 
Porno der (vdu 4270 bis 1204) in den asiatischen Lä 
möchte, Onxzaıca-von Portenau, (1330) Maspzvınız 
. GOỌQETTI brachten wichtige Nachrichten nach Europe. 
stere besuchte China, Pegu, Bengalen, Borneo, Ze 
Geylon, die Küste. Coromandel und andere Gagendes 
und Persiens, und erzählt auch von andern, nicht 
selbst besuchten Ländern. Später (1403) brachte der 
nien an Timur abgesandte CLavıso Nachrichten aus 
Im funfzebnten, Jahrhundert zeichneten die Pore 
dureh Entdeckungen zur See aus, die besonders durch d 
begierde Hrınnıcn’az pas Sraranazas vermehrt 
dera wurde 14%0, die Azorischen Inseln 1432 ent 
nach und nach weiter untersuchte westliche Küste Afric 
von Bızso Cam 1484 bis zur Küste Congo beschiflt, 
TOLOME. Diaz erreichte das. Vorgebirge der guten I 

























1 In seiner Beschreibung des Nordens ron Europa. 
2 Abulfedae annales moslemici arab, et lat. Hafaian. D 
3 Baseng de. navigatione IlI voll, 





Geographie. ' 4935 


lsfnung, hiet einen Seeweg nach Indien. zu finden, verdn- 
1497 die Audsendung des Vasco pe Gama, der 1498 
r Malabarisehen. Küste landete.  Beke bald wurden nun die 
ides östl. Africa, und auch Indien Kelbst genauer bekannt, 
onagiesen eroberten 1510 Goa, kamen 1518 nach Benga- ' 
ID nach China, 1542 kam Amros ne Mora nach Japan, 
rman kurz nachher Missiontre schickte 3. Diese vermehr- 
e Kenntnisse von jerieri Gegehden, wurden aber in Japan 
lihre Hezrschsifcht und Eininischung in die Politik!so ver- 
, dafs 1616 die Christen ausgerottet und ‚damit die Verbin- 
mit diesem Lande fast durchaus abgebrochen: wurde. 
tor CorLumsus Entdeeknng von: Amesicag auf dessen 
er emt am 8. Oct, 1492 landete, gab dem. geographi- 
Entdeckungsgeiste eine genz riene Richtung. Obgleich 
päter behauptet hat, dals achoa. Nachrichten von.Seefah- 
die in America gelandet seyh sollen, in.Europa bekannt 
e wären, ehe Conumpg's hinkam 2, so ist doch dieses so 
ifs, dafs man keinen Grund hat, gend jemandem an- 
s dem Corum»us die Ehre der Entdeckung -beizulegen A 
mts selbst untersuchte auf mehreren Reisen die Inseln und 
de Küsten des festen Landes von America (im: August 
Kurz nach Corumnus erster Reise entdeckte CABOT 
ıdland und Labrador (1497), Vasruckı und Ossvo Bra- 
1501 bis 1503), die Spanier Pıszow, Cornrez und andre 
aweiter in das Innere America’s ein, und eroberten ganze 
? des neuen Wehtheils Masuerriw entdeckte (21. Oct. 
die südliche Spitze America’s und die in den unbekann- 
san führende Magellansstra/se; er durchschiffte diesen 
3 Ocean, den er, weil ihn keine Stürme trafen, den stillen 
nannte, und entdeckte die Philippinischen und andere 


ie weiteren Entdedkung gen in Amerta muls ich hier übers 


WR 


Eine vollständige Darstellung dieser ältern Entdeckungen ‚giebt 
It's Geschichte der wichtigsten —— bis 154. Halle 1792. 


Vergi: Spanucan á. d: D. 6. 210. 228. - 
Nach von Zat. Corr. astr. vnt. 108. sind did tbat 
Aren enthalten in: Codice diplomatico Colombo-Americano, ossia 
a di documenti origiunli inediti spettanti alle Sooperiadal America. 


rgl. auch Robertson’s History of America. 
liii 2 








t 


` ben zu Lande die Nordküste, Asiens, genauer bestimmt 


' Lond. 1803. al 





1236 - Geographie. 


gehen; Die Kenntnißd der wielan.Insein deg stillen Meeres, ve- 
danken wir. meistens den in Art. Erde angeführten mschifmzxe 
der Erde. ` Vewrichiedene Theils Neuhollands wurden 1610 ve 
Hannen, 1842 von Tasians hufkefunden , aber erst mg 
tern Zeiten ist dieses grofse feste Land" besonders darch Let, 
und einige französische and englische ‘Seefahrer seinem gass 
Umfangs nach bekannt geworden; vom Innern kennen vr m 
erst einen kleineri Theil inder Nihe der englischen Cobu 
Die Weltumsegelangen"Braor’s, Wuautzis’s, Coors, Lin 
nouse’s, Baunin’s, Kavszuszeans, 'Korzisur's, F: 
wer’s : und anderer hatten theils ausschließlich , theils we 
stens neben. andern. Zwecken die Bestimmung, DS ‚mil 
Ländern und Inseln des.stillen Meeres bekannt em mache 
dieser Ziveck ist auch in hohem Grade erreicht 3, 
. Eine andere Reihe wichtiger Entdeckungszeisen verdien 
erwähnt zn werden , nätnlich die nach den nördlichen 
der Erde. lst gleich der Zweck, eine nordwestliche Du 
"nördlich von America, oder eine nordöstliche Durchfahr, 
lich von Asien zù finden, unegreicht geblieben, so ve 
wir doch diesen Untersuchungen eine sehr erweiterte ? 
jener Gegenden und Küsten.: Die Gegenden nördlich v 
rica untersuchten vorzüglich Fomsısurr (2567 bis 1577. 
(1585 bis 1587). Hunsox (1607 — 1680), Brior ui 
(1615); späterhin gab man die Hoffnung eines glück 
folges auf, und: erst in den neuesten Zeiten haben Ross © 
BINE, und vorzüglich Paaxr in drei verschiedenen Res 
Küsten‘ und Meerarme in jenen Gegenden wieder uni“ 
“Auch die-Landreisenden Drang, FRANKLIN und andı 
uns mit jenan Polargegenden näher bekannt gemacht, un! 
RESBY die Küsten des seit Jahrhunderten nicht besuchten I 
von Grönland wieder betreten. Unter denen, welche » 
von Asien kinzuschiffee ‚suchten, und bis nach New 
vordrangen, will ich nur Barzstz und Nery (159%: 
Zwei Jahrhunderte. gpäter. untersuchten Pnırrs und Coot? 
die nordöstliehe Spitze.Asiens ubd die nordwrestliche Ke) 
rica’s in ähnlicher Absicht genager, nnd ‚Russische Besch 
























1 Buswar ohronical history of the Discoveries in the eg 


. 
Ai e 
- ae’ 


G.eograpblie. 1237 
Nas innere. Africa ‚ist, ungeachtet dér Bemühungen von 


r, MusGo Pann, Honnemans u. a., und der mit etwas 
Erfolg ausgeführten Reisen Krarr£nron's, doch moch im 
in grofses unbekanntes Land, obgleich unsre Kenntnisse 
ll, sowohl vom Vorgebirge der guten Hoffnung aus, als 
Aesypten her, von Norden her, von Senna Leona aus, 
ach und nach i immer um etwas erweitert haben, 

Das südfiche Eismeer wurde 1774 von Coox durchschifft, 
e etwa dort liegenden Länder zu entdecken; aber er fand 
pbedentende Inseln, etwas glücklicher ist Wenner è ge- 
b, der in 61° südl. Breite mehrere schon von Burn gese- 
Iselgruppen ( 1923) näher untersuchte und bis zum 744° 
seite gelangte 2, B, 





A Voyage towards the South Pole, by James Weddell. London 1825. 
Unter den Schriftstellern über die Geographie verdienen wohl 
ich genannt au werden: Marrer allgemeine oder mathematische 
bung der Erdingel. Aus demSchwed. von Röhl. Greifsw, 1774 
u Anleitung zur math, und phys., Keyutnils der Erdkugel; übers. 
tuer. Gottingen 1755, Bercnann’s pbysikal. Erdbeschreib. übers. 
AL Greifsw. 1791. Orro’s Versuch einer physikalischen Erd- 
bung. Erster Theil. Hydrographie. Berlia 1800. Eur phy- 
Geagrsphie. 4'Bände Mains bei. Wolfmer. — Weniger’ zh em- 
rt eine andre Ausgabe van Rink” (Königsberg 1802.) Kav- 
na Beiträge- sur Hydrographie der grolseu Oceana. -Leipsig. 
Mate- Bacy Abrifs der allgemeinen Geographie, (der ersig 
euthält eine Geschichte der geogr. Entdeckungen.) Leipz. 1812. 
M Erdkunde im Verhältnifs zur Natur und zur Geschichte. Ber- 
D Kares Lehrbach der mathemut. Geographie. Leipzig 1827. 
rh Erdbeschreibong. Gasranıs vollt, Handbuch der neuesten 
„ıwreibung. Weimar. 1797. 1909... Gaasanı’s Lehrhuah der Erdbe- 
op in 2 Corsen, Weimar 1817. 18418. Aach ist Manrızızag’s Atlas 
anzen Welt. Leipzig 1744 immeruochein sehr belehrendes Werk. 
w Heisebeschreibungen, so wie die Beschreibungen einzelner Läu- 
ı Beziehung auf ihre natürliche Beschaffenheit, sind so zahlreich, 
"i unmöghich ist, ach nur die wichtigsten hier anzuführen, Die 
En buten Sammlungen von Reisen findet man verzeichnet in Bascu’s 
ur der Geschichte und ihrer Hülfswisseuschaften, 9. 152. 15% 
'n diesen füge ich noch: General History and Collection of Voya- 
wd Travels, urraoged in systematic Order, forming a compleat 
"y of the Origin and Progrefs of the Navigation, Discovery and 
aerce by Rob. Kera. Journal des, Voyages, on Archives 'geogra- 
spar Vesgun et FrieviLLa. 











1238 | BLedlogie. 
G so logie 


T heorie der Er d 6; ë Geologia; Géologie; Geology, 


Unter Gegdagiae. versteht man im weiteren Sinne sech 
den ganzen Inbegriff dessen y was zur physikalischen Geosrpe 
oder Naturgeschichte der Erde gehört, alsa die Intersuchunge 
über Ursprung,. Veränderungen und physische Bechafecg 
der.Erde; oft aber wird blals die Kenntnis der Erdhruse al 
ihrer allmäligen Aushildung darünter verstanden, Folgt man 
gegen dem gangbarsten und mit Recht auf diese Weise zu 
senden Sprachgehrauche,, so gehört zur physischen Geo; 
blofs die Untersuchung der physischen Besghaffepheit de 
oberfläche, indem die Kenntnifs der Grölse und Gestalt der 
der mathematischen, die statistische Eintheilung der Linde 
der politischen Geographig anheimfallt 3 1 Die genauere 
nils der ganzen Erde und ihrer Bestandtheile dagegen wii 
zwei wissenschaftlichen Disciplinen ‚besriffen, nämlich de 
logie und der Geognosie, Dieser lezteren Wissenschal 
besondern Artikel zu bestimmen scheint mir überflüssig 
begreift im e engeren Sinne die historische Kenntnils 
kerns und dey Erdkruste,'- wovon ein kurzer Abrils 
Erde mitgetheilt ist. Die Geologie dagegen heschäftigt s: 
den Untersuchungen des. ‚Ursprunges und der allmäligen | 
derungen unserer Erde, wovon jener Theil auch wohl 
nie oder Geogenie, dieser dagegen Geschichte der E: 
ihrer Veränderungen genannt wird. Vorzugsweise ist zwar 
sächlich in den neuesten Zeiten die Geognasie in einem 
ordentlichen Umfange und mit sehr grolsem Fleifse 
ailein auch die Geologie bildet einen, auf die Geognosie 
sächlich gestützten, eben o interessanten als ausgebreiteten 
der Naturwissenschaft, ‚und kann zwar in seiner ganzen 
dehnung nicht in das Gebiet der Physik gezagen werdes; 
aber die gesammten dahin gehürigen Untersuchungen sl 
kalische Gesetze gestützt sind, oder mindestens mit d 
innigsten Zusammenhange stehen, sa scheint es mir nicht 
füssig, wenigstens die Hauptsachen | in der Kürze ten? 
zu betrachten, | 





















1 Vergl. Art, Geographie. 


(` 


| 
i Ursprung der Erde. 1239 


e Geologie zerfällt in drei Hauptabtheilungeh , und un- 
ehr darin zuerst den Ursprung und die Entstehung der Erde, 
wie anfängliche, urweltliche Gestaltung derselben und end- 
die vorgeschichtlichen und geschichtlichen Veränderungen 
!Oberfäche. Bei der anfänglichen Bearbeitung dieser Wis- 
Baft entstand eine chaotische Verwirrung hauptsächlich da- 
k, dafs man alle diese drei Theile vereinigte, und indem 
beisten Gelehrten, welche sich damit beschäftigten, bei gro- 
'Mangel an den hierzu erforderlichen positiven Kenntnissen 
‚mehr aus ihrer Phantasie supplirten, so kamen statt genü- 
er Aufklärungen fast ausschliefslich nur geologische Romane 
Verschein, bis man es überdrüssig wurde, diesen noch 
m Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen. Man verliels da- 
z den neuesten Zeiten jenes dunkle Gebiet der Untersuchun- 
iber den Ursprung und die uranfängliche Ausbildung des 
alles, und bemühete sich vielmehr, vor allen Dingen vor- 
liejenigen Veränderungen der Erdkruste näher zu erforschen, 
denen noch jetet nnverkennbare Spuren aufzufinden sind. 
ern aber viele der älteren Meinungen gegenwärtig nur noch 
za seschichtliches Interesse haben, scheint es mir der leich- 
Uebersicht wegen am angemessensten, die drei emzelnen 
le zu trennen, und das wesentlichste darunter gehörige kurz 
amenzustellen, 


A. ‚Ursprung der Erde. 


Die Untersuchungen über den Ursprung der Erde können 
Natur nach kaum isolirt seyn, sondern werden meistens 
kenen über den Ursprung der ganzen Welt verbunden, und 
ren dann zur Kosmologie. Diese letztere Wissenschaft ist utalt, 
natürliche Folge des Bestrebens der Menschen, den Anfang 
Dinge, die Schöpfung der Welt, zu der sie gehären und 
ie bewundern müssen , zu erkennen; und so erklärt es sich 
leicht, warum bei den ältesten und bei nicht sehr wigsen- 
lich gebildeten Völkern kosmologische Systeme gefunden 
en. Sie liegen indels alle aufser dem Gebiete der Physik, 
ler Naturforschung überhaupt, und blofs die Mosaisohe ver- 
wegen ihrer Verbindung mit der höchstwichtigen Lehre 
Monotheismus, an welche selbst und deren Begründung 
mig geknüpft ist, und die sie gleichsam voraussetzt, auch 


N 


letzteren insgesammt weit hinter sich zurück. Anstatt dals 


4240 .. ‚Geologie. 


da nicht übersehen zu werden, wo die Philosophie der Nas 
sich das Problem über den Ursprung aller Dinge zu. betrachten 
vornimmt t, 

Die mosaische Kosmogonie und Geogenie ist ohne Wila- 
rede die beste unter allen Versuchen dieser Art, ünd laist is 






















dere nach einer schwachen menschlichen Philosophie ein 
eine Urmaterie oder Uratgme, annehmen, aus welchen dann 
Entstehung der Dinge. durch unbekannte Kräfte erfolgt, d 
Ursprung aber diesemnach ein neuer Gegenstand der Lote 
chung werden mülste, rückt die biblische Urkunde das ç 
Problem sogleich aus dem Gebiete der rationalen Forsch 
das des religiösen Glaubens,, wohin es für den beschr 
menschlichen Verstand ganz eigentlich gehört. Sie sagt: 
schuf, und um hierbei sogleich jeder weiteren Frage zu 
nen, giebt sie zugleich das Wodurch und \Voraus dies 
lichen Schöpfung an, indem es heilst: durch sein al 
Wort und aus nichts. In der geschaffenen \Velt wurde 
der Erde ihr Platz angewiesen, ihre Ausbildung erfolgte, 
falls durch den allmächtigen Willen des Schöpfers, in 
(Zeiträumen, deren Länge unbestimmt bleibt), bis sie zum 
platze solcher Wesen geeignet war, welche sogleich von 
an den alleinigen Gott aus seinen Werken erkennen und 
sollten. Wie die Welt entstanden sey, sollten sie nich 
schen wollen, denn ihr Ursprung war früher als der des 
lichen Geschlechtes, und wär aulserdem das Werk eines 
tigen Schöpfers, also für den endlichen Verstand des M 
unfalsbar. Die Schöpfung der Welt gehört hiernach sbc 
Gebiet des Glaubens, sie gehört der Religion an; da 
der Naturforschung beginnt erst später, ist auf die scha 
handenen Dinge beschränkt, und erstreckt sich nicht weits. 
bis wohin Schlüsse aus Beobachtungen reichen. Ihre Ur 
chungen können daher dem Ansehn der biblischen U 
keinen Abbruch thun (wie die theologische Facnltät von dr 
pothese Burrow’s, jedoch nur anfangs, glaubte), insoferr 





1 Die ältesten Kosmologieen findet man ausführlich vor“ 
in den gröfseren Werken über die Geschicht® der Philosophie. T 
die Urwelt und das Altertham, erläutert durch die Natarizodr, 
H. F. Liuk, Berl. 1821, 2 Th. 8. I. 268. 


Ursprung der Erde. 1241 


cht in ihrem Bereiche liegt, ‘und es war daher ein auffal- 
‘Fehler mancher : Naturforscher, dafs sie dieselbe mit in 
osmolagischen und geogenetischen Hypothesen zu ver- 
n suchten 3, 
s folgt.aus diesen Betrachtungen , so wie auch schon dar- 
lals die bisherigen Beobachtungen die Grenze des Weltalls 
sineswegs erreicht haben 3, dafs es für die Naturforschung 
| weder eine Kosmogonie noch auch in. gewissem Sinne 
engenie giebt, sofern sich letztere nämlich auf die uran- 
he Entstehung der Erde bezieht. Die einzige Frage, wel- 
ı der äufsersten Grenze des Gebietes der Naturforschung 
Inoch als zulässig erscheinen kann, ist die, ats welchen 
denen Bestandtheilen blofs unser Planet, die Erde, und 
dche \Veise diese anfänglich aus jenen zusammengesetzt, 
enn man will, entstanden seyn möge; aber auch hierüber 
snur einige wenige, einer näheren Betrachtung würdige 
essen, und keine Theorie wird sich auch jemals über das - 
Ivpothetische zu erheben im Stande seyn. Viele ältere 
steller liefsen indes auch hierbei ihrer Phantasie ein so 
piel, dals Licurenzeng von ähnlichen Versuchen durch 
bel der Satyre abzuschrecken für gut fand. Unter dem ` 
Geologische Phantasieen 3, zählt ‚dieser nicht weniger 
izg Hypothesen auf, unter denen neun Zehntel wo nicht 
schichte der Erde, doch zur Geschichte des menschlichen 
i pehörtene So wie man auf der Erde Seethiere finde, 
nne Spur von See, so finde man in diesen Erklärungen 
sionen ohne Spur von Prämissen, und bei manchen schie- 
: Gesetze des Denkens eben so aufgehoben zu seyn, wie 
\oopwAnrn bei der grolsen Erdrevolution die Gesetze der 
te und des Zusammenhanges einstweilen suspendirt wor- 
«en, Man ward daher auch hier über diesen Gegenstand 
Vollständigkeit erwarten, welche nur ermüdend seyn 
', noch eine Widerlegung des blofs Hypothetischen, weil 
'ss oft gar nicht widerlegt werden kann. 
Vergl.J. J. Gem nener Versuch über d. mosaische Schö- 
seschichte. Altorf 1795. 8. Moses und David keine Geologen, 
Port. Berl. 1799. 8. 
Vergl. H. W. Brennes Unterhaltungen für Freunde d. Physik 
“ıonomie, 2. Hft. Leipz. 1826. 3. 147. 
Götting. Taschenb. für 1795. 8. 79. 








4242 Ä Geologie. 
 Guntesıvs $ war nach dem Wisderzufleben der Wise- 
schaften der erste, welcher über den Ursprung aller Ding = 
philosophiren anfing; indem: man seit der Verbreitung des (àn 
stenthums sich damit begnügt hatte, die Schöpfung de W 
dorch Gott aus dem Nichts ohne Weiteres anzımehmen. Na 
ihm existirte eine chaotische harte Urmasse, welche der 
durch seine Allmacht zerschlug und in Bewegung setzte. Du 
das Abreiben der Theile aneinander, als Folge dieser Ber 
. gung entstanden die drei Elemente, aus welchen dis ein 
nen Theile der Welt gebildet wurden, nämlich eine feine $ 
tische Materie, kleine kugelförmige Theilchen und gröber ci 
aus jener ersteren entstanden die Sonne nebst den Fiss 
die zweiten machten den Aether oder die Materie der? 
aus, die dritten endlich gaben den Stoff zu den Planee 
Kometen. Die Erde..war anfangs ein Stern mit einem ey 
Wirbel, aber mit vieler grober Materie vermischt, welt 
lich eine ganz dunkle Rinde darum bildete, aus welche, 
jetzt das innere Centralfeuer nur ‚an einigen Stellen herræi 
So wurde sie von dem Wirbel der Sonne ergriffen wii 
rissen, Die gröbsten Theile.des dritter Elementes Gr 
erst nieder, und bildeten die Erde nebst dem Wasser. P 
die feineren Theile des dritten Elementes, welche iOi 
Wasser lagen, nicht ganz von den gräberen befreie 
konnten, so wuchs von ihnen über dem Wasser ein Bo 
sammen, welches endlich zusammenstürzte, und die AM 
Oberfläche der Erde bildete. 
Dieser, allerdings seltsamen, der Atomenlehre von 12 
Beien und Demockır 3 noch nachstehenden, Schöpfe:: 
rie läfst sich nur noch eine zweite hinzufügen, welche » 
abgeänderter Gestalt von mehreren Gelehrten vorgetr# 
und ‚nicht ganz die Willkür der Cartesischen trägt, Nr" 
nahm an, es könne eine ätherische Urmasse im Veloen 
stirt haben, aus welchen die einzelnen Himmelskörper, = 
schiedenen Bestandtheilen bestehend, tmiedergeschlase 
so dafs namentlich auch bei der Bildung der Erde die bag 
Bestandtheile zu den verschiedenen Körpern verein; 






















1 Principis Philos. Amst. 1685. 4. Opp. Lid. TI. 

2 Ihre Systeme werden meistens in der Geschichte der I» 
phie abgehandelt. Vergi. such P. Bayle Dict. Hist. e Crit. 

3 Ben History of the Royal 80c. MI. 280, 


Ursprung der Erde. 1243 


oiche wrweltliche Materie glaubte mehrere, namentlich 
tr, vorzüglich Hensner $in den Nebelflecken, insbe- 
'e in dem grofsen schon von Hüvsens im Knie des Orion 
kten, als noch im Weltraume vorhanden, wiederzufinden, 
t a Merueate ®, seit den frühesten Zeiten ein lebhafter 
ger dieser Meinung, glaubte sogar diese Hypothese bei 
aminen zu finden, deren von SrnABo 3 erwähntes Aasch 
anders als jener Aether seyn soll, Weit umfassender, da- 
auch in ungleich geregelterer und wissenschaftlicherer 
rue I. Kant # diese Hypothese vor, und: hierdurch er- 
iselbe sehr allgemeine Verbreitung, obgleich jener be- 
"Philosoph nicht der eigentliche Erfinder derselben ist, 
sch aus dem Vorhergehenden ergiebt, dafs die rohe Idee 
früher existirte, Kant gesteht selbst zu, dafs seine 
iese mit der Lehre Erıcun’s, Lucırr’d, Democaır’s und 
Co von allgemein verbreiteten Uratomen einige Aehn- 
thabe, und von manchen leicht in das Gebiet der Träu- 
a verwiesen werden könne; inswischen lag es ihm vor- 
daran nachzuweisen, dafs die Erde nicht isolirt und 
un durch einen Zufall an ihren Ort geschleudert im Welt- 
existire, sondern dafs ein gewisser Zusammenhang des 
nas und der Bewegung zwischen den sämmtlichen Him- 
tem im unermelslichen Welträume stattinde, Nach sei- 
nung sollte also die feine ätherische Materie überall im 
‚verbreitet gewesen seyn, aus deren einzelnen Massen 
Sonnensysteme absonderten und, wie nachher HenscHzr 
tsetzt hat, noch ferner ahsondern können $. Namentlich 
r Bildung unsers Sonnensystems dachte er sich eine sphä- 
he Anhäufung dieser Urmasse, aus welcher sich durch 
wng der Theilchen zuerst die Sonne bildete, um welche 
le in ihre Axendrehung mit hineingezogene Masse anfangs 
ut existirte, Allmälis aber wurden hieraus einzelne Ku- 
Journal de Phys. LXXV, 121. 
Leçons de Geologie, Par. 1816. II Tom, 8 T. I, S. 1. f, 
Grogr. Lib. 15. . 
Allgemeine Naturgeschichte u, Theorie des Himmels u, d. W, Vierte 
318. 8. Die erste Aufl, erschien 1759. 
W. Henscnzz, über den Bau des Himmels, Königsb. 1791. 8. 


uchew sammtliche Schriften von J, W,Pfaff. Bd, L Bong astran. 
1738. o 1794. 





1244 . Geologie. 


gelzonen in ungleichem Abstande vom Mittelpunete des Cent 
körpers durch das blolse Gesetz der mit Gewilsheit nachgemt 
nen Anziehung abgesondert, welche sich in unbesumabm 
Zeiträumen zu den jetzt bestehenden Planeten nebst ihren Tr 
banten vereinigten, und diesemnach ihre ursprüngliche Be 
gung unter gewissen, aus der Natur der Sache noihwend;! 
genden Modificationen beibehielten,, indem namentlich die P 
schwindigkeit des Umlaufes um den Centralkörper mit der 
fernung nach einem gewissen constanten Gesetze abnehmenmz 
Es scheint mir überflüssig, noch weiter nachzuweisen, 
Kant sehr sinnreich diese Theorie der bekannten Besch: 
. unsers Sonnensystem’s angepalst hat, indem dieselbe sich 
nicht über das Gebiet einer wahrscheinlichen Hypothese € 
und eben so wenig scheint es mir näthig , die zahlreich 
hänger. derselben namhaft zu machen, welche ihr baus 
wegen des berühmten Namens ihres vermeintlichen P 
beipflichteten, ohne siejedach zu erweitern oder durchnen 
mente fester zu begründen, Ohne sie zu kennen, wie : 
‚Im höchsten Grade wahrscheinlich ist, .äufserte fe 
ähnliche Ideen, aber vor allen verdient. La Pracz ge 
‚werden, welcher dieselbe aufs Neue in Ansehn Sch 
. Dieser grofse Geometer wurde hauptsächlich -darch dir! 
heit des Umlaufes aller Planeten um ihren Centralkörf 
Sonne, zu der Vermuthung gebracht, dafs diese durch @ 
fängliche Bewegung der weit sich hinerstreckenden "9 
mosphäre herbeigeführt seyn könne, aus welcher sich 
Planeten mit ihren Trabanten in regelmäfsig wachsender: 
den gebildet haben möthten 3. Auch La Grazer en 
jedoch nur im Allgemeinen, für die Möglichkeit eine P 
hurig der Planeten aus gasförmigen kometarischen Stoles 












..1 Transact. of the Amer. Phil. Sac. at Philad. T. Ili, X. t 
Jahre 1793, me 


2 Exposition du systeme du monde, Sime ed. A Par. 24.1 
8. H. 433. 


8 J. de Phys. 1812. Mars. 


Urbildung der Erde, 1245 


B. Urbildung der Erde. 


'ngleich zahlreicher ist die Reihe derjenigen Schriftsteller, 
e ohne Rücksicht auf die Schöpfung der Welt die Entste- 
ind uranfängliche Gestaltung der Erde zum Gegenstande 
-atersachungen machten, und die Bildungsart derselben 
der minder hoch hinauf verfolgten, dabei auch mitunter 
ihnsten Hypothesen und gewagtesten Voraussetzungen ` 
rtschmähten, um ihren Theorien einigen innern Zusam- , 
ag zu verschaffen, Indem ich die wichtigsten derselben 
uttheile, scheint mir eine Widerlegung und selbst eine 
‚Prüfung der meisten ganz unnöthig. 

nouas Bururr ! bezieht die durch ihn ungebührlieh ge- 
e Schöpfungsgeschichte der Bibel blofs auf die Bildung 
' Erde, welche anfangs eine chaotische Masse von aller- 
terien war. Die schwereren Stoffe sanken nieder und bil- 
len Kern, um welchen sich das \Vasser und darüber die 
‚nmelte. Aus letzterer fielen die erdigen und öligen 
herab, die Luft bekam’ihre Durchsichtigkeit wieder (es 
acht), und es war die alte Erdringe, ohne Berge und 
, der glückliche Aufenthalt der Menschen, vorhanden. 
{00 Jahren zerrils diese Rinde von der Sonne vertruck- 
ürzte in das \Vasser und nahm eine Menge Luft mit, 
h das Meer noch höher gehoben wurde, und alles Le- 
ant der Erde vertilgte (die Sündfluth. Allmälig zog 
u Wasser in unterirdische Räume zurück, verliefs einen 
ler eingestürzten Rinde, und es erhoben sich Berge und 
als neuer Aufenthalt NoAu’s und der mit ihm geretteten 
hen und Thiere. Die Theorie mufste Beifall finden, weil 
en der Erklärung einiger geognostischer Erscheinungen 
‘enge an die mosaische Urkunde anschlofs, indels erhielt 
t bald durch Be, 2 eine sehr gründliche Widerlegung. 

it Wırusam Wursrox lälst sich eine Hypothese anfan- 
elche bis auf die neuesten Zeiten in ihrem wesentlichsten 
‚noch Anhänger findet, und unter allen durch die triftig- 
finde unterstützt werden kann... Wnsstun? nahm an, die 


— . je $ ’ ` A 


Tellgris theoria: saera. cot. Lond, 1816. 4. 
Eramen theoriae telluris a Burneto editap. Oxon. 169% 8. 
A new Theory of the earth. Cambridge 1708. 8, 


4246 F | Geologie 


Erde sey anfangs ein Komet gewesen, dessen allmälige Ae, 
dung in der mosaischen Urkunde in der Art beschrieben wa 
dafs die dort genannten Tage vielmehr Jahre von nnbesimas 
Dauer seyen, Die Bildung de Erdkruste ynd ihre Umwazike 
durch die Sündiluth soll dann fast ganz nach Bonsarr's lie 
erfolgt seyn, nur mit. dem Unterschiede, dals das urspringa 
Wasser der Erde aus dem angezogenen Schweile des Anal 
niedergeschlagen wurde, und aych später ein genäberter kg 
die Gewässer der Sündfluth theils aus seinem Schweile hegg 
ben, theils aus der geborstenen und zum Theil aech ag 
Höhe gehobenen Erdkruste angezogen haben sollte, 
dann die spätere unebene Gestalt der Erdoberfläche 
wurde. i , , 


Als ein Anhänger dieser Theorie in ihrer eigentlicta 
stalt möge hier nur WıenzBung 1 genannt werden, nach e 
Ansicht "die Erde erst ein Sonnenfleck, dann ein Kort 
endlich vom Schöpfer in ihre jetzige Bahn gerückt wurd 
nebst dem planetarischen Laufe auch ihre veränderte Gea 
hielt. Allein es muls, der grofsen Aehnlichkeit erg, 
Hypothese auch die Meinung derjenigen angeschlossen 
welche die Erde als ein Conglomerat ‚von Meteorsteinns 
sehen, eine Idee, welche in “den neuesten Zeiten durd 
Thatsachen so bedeutende Unterstützung erhalten hat, 
ungleich mehr Beachtung verdient, als ihr anfangs 2 
wurde. Eigentlich war CurLanpnı um 1792 der erste, 
= nachwies, dafs’ im Weltraume sich bewegende Körper # 
Erde herabfielen ?, und nachdem diese lange bestritten 
these endlich zur evidenten Gewilsheit erhoben war, 
C. W. und E, F. L.Manscaauı v, Bırsensteus ? wa 
= lich zu machen, dafs die Planeten und ihre Trabanten v 
ein Conglomerat solcher im Weltraume schwebender Max: 
zusehen seyen, insbesondere aber dafs man viele, 























1 Nene Matàmafsungen über Soinenffecken, Kometen 
erste Geschichte der Erde, Gotha 1776. B. 


2 G. XIX. 257. Vergl. Meteorsteine u. Feuerkugel. 


8 Untersuchung ‚über deg Urspreng und die Auibädtat 
genwärtigen Anordnung deg riese Giefsen u. Dem: 
8. M. Cor. XI. BAL `. 


Urbildung’der Erde. Ge 


weine, Berge auf unserer Erde als von Aufsen auf dieselbe 
'hleudert zu betrachten habe. Diese zunächst nur aus der 
ge einzeln serstreuter Berge und das zerrissene Ansehen vieler 
ethürater Pelsmassen hergenommene Hypothese wurde 
svon den Erindern derselben, aülserdem aber hauptsächlich 
hv. Zaca in mehreren Abhandlungen? weiter ausgebildetund 
moliem Scherfsinne den Beobachtungen auf der Erde und 
Hinmel, so wie den bekannten physikalischen Gesetzen 
pit. Zugleich aber liegt bei allen diesen Vorstellungen in 
sser Hinsicht das Sytem der Neptunisten zum Grunde, in- 
selbst oft von den geganseitigen Anziehungen der wässeri- 
Theile dieser im Weltraume schwebenden Massen geredet 
und von dieser Seite dürfte sich die Hypothese nur schwer 
em gegenwärtig fast allgemein gangbaren Systeme der Vul- 
en vereinigen lassen, Ein ganz anderes Ansehen gewinnt 
be dagegen, wenn man sie nach dem letzteren modelt, wo- 
sie selbst eine neue Stütze erhält und diesem wiederum 
er bedeutenden Unterstützung dient. Indem dieses alles 


er neussten Zeit angehört, so verspare ich es lieber big 
tin. 


or allen Dingen aber darf ich nicht unterlassen, der ge- 
en Einwendungen zu gedenken, welche in gewisser Be- 
; auch dieser "Hypothese entgegengestellt sind, Es ist 
ar nicht bekannt, dals irgend jemand die Möglichkeit ei- 
teinigung mehrerer Meteorsteinmassen in Zweifel gezogen 
vas denn auch, genau genommen, nicht füglieh angeht. 
2 aber findet nach der Ansicht vieler eine sehr auffál- 
ehnlichkeit zwischen den Kometen und vielen Feuerku- 
t, welche letztere grolse Meteorolithen auf die Erde fal- 
n, insbesondere zwischen solchen, welche in sehr gro 
lernung von der Erde beobachtet worden sind. Es hat. 
r schon früher Lambert ? ganz bestimmt gegen die 
' erklärt, dafs ein Komet jemals in einen Planeten num- 


on. Cor. VII. 3; 208. X. 221; all. 


smologische Briefe. über „die Einrichtung des. Weltbaues,, 
1761. 8. Besser.mit Weglassung der Briefform u. abgekürzt : 
ia Monde, par M. Lambert; publié par M. Merian. Berl. 


1248 i Geologie. 


gewandelt werden könne ?, und später hat La Pracr? sidi 
gleichem Sinne hierüber so ernstlich ausgesprochen, dafs be 
gewichtigen Autoritäten niemand leicht wagen wird, einen a 
diese Weise gleichsam verpönten Satz weiter auszuspreh 
Da es aber einmal unumstöfslich gewifs ist, dafs keine Arm 
tät ohne vorgebrachte Gründe von Gewicht seyn kann, sb 
merke ich hierüber Folgendes, LamBert sowohl als ant Í 
Prace nehmen den aufgestellten Satz, dafs aus einem Ka 
ein Planet werden solle, in seiner gröfsten Einfachheit, oe 
. bleibt es dann wohl ohne Widerrede gewiſs, dafs eine gered 
und der genauen Berechnung unterliegende kometarische 
niemals an und für sichin eine planetarische verwandelt 
könne. Dagegen hat aber der neue sogenannte Enke'sch 
met eine von der planetarischen kaum abweichende Bibe 
beweiset somit, dafs zwischen beiden kein absoluter De 
statt findet. Aufserdem aber unterliegen die Kometen 
tenden Störungen, wodurch ihre Bahnen sehr geändert 
und’ namentlich haben die Astronomen, worunter Li P 
selbst ist, bereits anerkannt, dafs der bekannte Komet ta 
welcher nach LEXEL's und anderen Berechnungen ex 
rigs Periode haben mülste, durch die Störungen des N 
nen ganz veränderten Lauf angenommen habe. Kann 
Komet auf diese Weise durch einen Planeten ganz » 
Bahn gerissen werden, so muls er auch der fortzes=2 
ziehung desselben so weit folgen können, dafs er 22 
ihn stürzt $, Was aber durch eine Planetenmase r`, 
muls auch mit Rücksicht auf die ungleichen Kräfte vers! 





















kW H 


1 Lambert a. a. O. 8. 52 sagt: c'est Y’absurdite da $ 
de ceux qui venlent, que les planètes no soient que des c:> 
tournées de leur premiere route, et refroidies. 


2 Systöme du Monde. II. 440. 


3 Exposition du Systeme da Monde Sme ed. Par. Is 
8. II. 61. La Place hält es auch für möglich, dafs die Ve 
Kometen sich in den Raum zerstreue; allein kann sie sich cii 
so gut im Raume wieder vereinigen ?. S. ebend. I. 236. H 

& La Place Syst. du Monde II. 449. giebt zu, dib | 
wenn sie zur Zeit der Bildung der Planeten in - den Wiken- 
Sonnenatmosphäre kamen, Spiralen beschreiben, und sich e : 
neten stürzen malsten, wodurch dann ihre Bahn und Lage ihr: 
tors von der Ebene der Sonnenbahn abweichend wurde. 


rt 





Urbildung der Erde. 1249 


a durch andere im Himmelsraume schwebende Körper 
hen können, und so lielse sich also auch nach dieser Ar- 
tation die allmälige Vereinigung kosmischer Massen nicht 
‚Gebiet der blofsen Hirngespinnste verweisen, wohin es 
in schon in Beziehung auf die Vereinigung der Meteor- 
mit der Erde nach unbestreitbaren Erfahrungen nicht 


n diese eben erläuterte Hypothese lälst sich eine andere 
pen, welche gleich anfangs hauptsächlich der interessan- 
pstellung wegen, viel Aufsehen erregte, und in den neue- 
titen wegen ihres nahen Zusammenhanges mit der Theo- 
Vulcanisten oft erwähnt wird. Burrox benutzt den Um- 
dafs alle Planeten sich nach der nämlichen Seite um die, 
und um ihre Axe bewegen, und dals ihre Bahnen nur 
Winkel mit einander machen, zu der Vermuthung, dafs 
nd dieselbe Ursache anfangs dieses bewirkt habe. Die- 
h soll ein Komet schief gegen die Sonne gefallen seyn 
iystel ihrer Masse abgestolsen haben. Aus, den Trüm- 
ueses Bruchstückes wurden die sämmtlichen Planeten ge- 
erhielten durch den Stols zugleich die Umdrehung um 
xe, fingen vermöge der Gravitation ihre Umläufe um 
tralsonne an, und wurden durch die Axendrehung ge- 
und abgeplattet. Insofern Burrox mit Newrox die 
fir eine gliihende Masse helt, mulsten auch die Bruch- 
anfangs im glühenden Zustande seyn, und er berechr.ete. 
ks den bekannten Gesetzen des Erkaltens die den Mas- 
semessenen Zeiträume, in denen sie die späteren Verän- 
en erleiden konnten. Für die Erde bestimmt er 3000 Jahre 
tind des Glühens, und 34000 Jahre, bis sie so weit er- 
‚dafs sie noch nicht berührt werden konnte. Durch das 
m entstanden , wie bei ähnlichen Massen, Löcher, wel- 
uge und blasige Erhebungen, die ursprünglichen Höhlen 
'reketten, auch wurden gleich anfangs die Metalle in die 
ıgen sublimirt. Das nachherige Meer war noch ganz in 
mosphäre vorhanden, weil die Erde noch wenigstens 
Jahre so heils war, dafs sie alles Wasser in Dämpfe ver- 
ke. Erst nach dieser Zeit fiel das Wasser nach und nach 
Histoire nat. générale et particulière T. I. Mit beträchtlichen 


mogen in Supplement T. IX. u. X. Par. 1778. 8. 
Bd, Kkkk 


$ 


1250 Geologie. 


herab, und bedeckte die Erde bis auf 12000 F. Höhe, si 
nur die höchsten Bergspitzen hervorragten. In dem noch br- 
[sen Meere wurden Schaalthiere in ungeheurer Menge und va 
anderer Art, als die jetzt lebenden, gebildet, aus deren Ten 
mern alle kalkartigen Fossilien und die mit Seeproducten ve: 
henen geschichteten secundären Gebirge entstanden. Das VW 
ser drang allmälig in die inneren Höhlungen der Erde, 
Land wurde trocken und erhielt seine ersten Bewohner. o 
che meistens grölser und wegen der höheren Temperatur 
stärkeren Productionskraft der Erde mitunter wahrhaft k 
waren. Zuerst erkalteten die Polarländer, woselbst aud 
Bevölkerung anfıng, bis sich das Wasser auch unter dem 
tor verlief, auf welche Bildungsperiode im Ganzen B 
20000 Jahre rechnet. Wegen der höheren Temperatur 
Elephanten, Wallrosse und ähnliche tropische Thiere 
im hohen Norden; wo man gegenwärtig noch ihre Ue: 
findet. Endlich vollendeten partielle Ueberschwe 
langsame Wirkungen des Regens die immerwährende | 
des Meeres vou Osten nach Westen , Vulcane und senge 
sachen die Umbildung der Erdoberfläche, und gaben x 
jetzige Gestalt. Die Erkaltung dauert übrigens stets for, 
muls die Erde pech 93000 Jahren nnbewohnbar werden 

Burros’s Hypothese hat bei weitem nicht so viele 
ger gefunden, als man hätte erwarten sollen 2, wors 
sächlich ihre gänzliche Abweichung von der mosaisch? 
mogonie und die bald folgende weitläuftige \Widerlezw: 
selben durch og Luc Schuld waren. Indels soll auch m- 
- Heınr. Gorros v. Justi ? die Erde aus der Sonne e 
gen seyn, und hiernach im lnnern ein Centralfeoe ; 
haben, welches nach einer Arbeit von mehr als tausem: 
hunderten die Urgebirge emporhob. Die kleineren Be: 
nach ifm Folgen von Ueberschwemmungen, auch nimat 
Veränderung der Erdaxe an, um die Anwesenheit der! 


Knochen im hohen Norden zu erklären. J. E. vw Wu 






























1 Ihre Unverträglichkeit mit den Bewegungen der Peso 
La Pe in Syst. du Monde II. 430. 

2 Geschichte des Erdkörpers. Berl. 1771. 8. 

3 Anwendung der Natur- uud Gröfseniehre sur Rerbie 
der hail, Schrift. Nürnb. 1782, 8. 


Urbildung der Erde. ‚42351 > 


viele Mühe gegeben, dieses System ausführlich zu wi- 
‚ hauptsächlich weil es mit der Bibel nicht überein- 


hv.Leiswstz muls unter die ältesten Vulcanisten ge- 
werden, denn auch nach ihm ist dib Erde aus einem ge- 
men Körper entstanden, dessen Verlöschen die Schei- 
} Lichts von der Finsternils und die Epoche der Schö- 
sginnt. Die durch Hitze verglasten Schlacken bildeten 
e, in welcher Buckeln und Blasen, die jetzigen Berge 
ilen, entstanden. Beim Erkalten fiel das in Dämpfen 
me Wasser aus der Atmosphäre herab, lösete die Salze auf 
dadurch dem Meere seine Salzigkeit. Leisnirz lälst 
eichfalls durch weiteres Abkühlen die Erdrinde rissig 
das Wasser sich durch die Spalten in die inneren Räume 
then, wodurch-ein Theil der Oberlläche bewohnbat 
Spaterhin stürzten aber einige derhöchsten Theile wie- 
tneben das Wasser abermals über die ganze Oberfläche. 
t, bis letzteres sich in andere, tiefere Höhlen zog, und 
gen bewohnten Theile trocken zurücklieis. Warre- 
etzte der Hypothese hauptsächlich das Argument entge- 
fs sich keineswegs Spuren einer allgemeinen Verglasung 
truste fänden. 

Allgemeinen kann man sagen, dals die älteren Theörieen 
ımehr plutonisch als neptuhisch waren. Joan Rar 2 
| Erde aus dem anfänglichen Chaos niedergeschlagen 
und mit Wasser bedeckt seyn. Demnächst entstanden, 
er Act der Schöpfung, Erdbeben und vulcanische Aus- 
durch welche die Berge gehoben und trocken wurden, 
ber aber Sich in die entstandenen Räume. zurückzog. 
Wer wirkten Vulcane und unterirdische Feuer zur Ver» 
g der Erdoberfläche, die Sündfluth aber folgte aus einer 
ung des Schwerpunctes der Erde, und hinterliefs die 


u 


totogea s. de prima facie telluris et antiquissimae historiae 
in ipsis naturae momentis. Acta Erud. Lips. 1699. Besonders 
ê dureh Scheid. Gott. 1749. A. 


iiss, de tellure olim per ignem non finida. Ups. 1761. A 


Aysico-tkeological discourses concerning the primitive chaos, 
val deluge and the dissolution of the world. Lond. 1692. 8. 
1718, , 


Kkkk 2 


1252 "Geologie, 


Spuren ihrer Wirkung in den vielen zum Theil mit den W 
resboden zugleich emporgehobenen Retrefacten. Auch Hx 
nimmt an, dafs die mit zahllosen Seetkieren hedeckten Tia 
des Meergrundes durch vulcanische Kräfte emporgehoben e 
und nach ihrer verschiedenen Höhe die niedrigen und hi 
Berge gegeben hätten, während die Ebenen durch das Zu 
treten des Wassers in die entstandenen Höhlungen trocker e 
den. Weasserstriöme, Sturmwinde und Herabstürzun;e: ı 
Bergmassen vollendeten demnächst die Umbildung der Eri” 
fläche, auch glaubte er; wie Rax, an eine allmälice Vo 
` zung des Schwerpunctes der Erde, und der Richtung ihre 
Rısrs ? hat die namliche Theorie, mit einigen Verbes« 
vorgezogen. 

Vorzugsweise wurde die vulcanische Hypothese des is 
Lazaro Mono ? heachtet, weil sie sehr vollständig ee 
gen war, und in zwar kleinen, aber erwiesenen Te 
einen Stützpunct hatte, um nicht durchaus als ein Geil 
Phantasie zu erscheinen.. Moró nimmt von der bekam 
stehung (eigentlich Umbildung) der Insel Santorin im Jans 
ingleichen des Monte nuovo bei Neapel im Jahre 1538 L9 
heit zu behaupten, das gesammte Festland sey durchs 
.sches Feuer emporgehoben, und bringt diese allgem 
mit der Schöpfungsgeschichte in Verbindung. Im 
nämlich befand sich das Centralfeuer, aulserhalb dese 2 
eine 175 Toisen hohe Wasserschicht. Am dritten 1:4 
der Schöpfer das Feuer wirken, welches die Rinde bo}, 
die ursprünglichen Berge bildete. Das Feuer zerbrach a 
Rinde an einigen Orten, warf vulcanische Massen = 
woraus Schichten im Meere entstanden, letzteres aber o 
zigen Geschmack erhielt und zar Erzeugung von Seethi 
schickt wurde. Die vulcanischen Kräfte haben inzwischen = 
mit geschichteten Lagen der Niederschläge bedeckten Meere 
nock vor demNiederfallen der Seethiere emporgehober, 


























U 





1 Posthumous works. Lond. 1705. Fol. 
2 Specimen hist. nat. globi terragtei, praecipae de sors! 
natis insulis. Amst. 1763. 8. 
3 De’ crostacei e degli altri marini corpi, che g uos 
monti; Libri due; in Venezia, 1740. 4. Neue Unters. der ? 
rungen des Erdbodens von A. L. Moro, a. d. It. Leipz 175 `- 





e Sch 


Urbildung der Erde. 7123. 


eälteren geschichteten Gebirge entständen, statt dafs die 
refacten übersäeten und die niedrigern Flächen erst spä- 
heine gleiche Ursache emporgehoben wurden. Den vul- 
m Producten verdankte ferner die trockene Erdoberfläche 
ıchtbarkeit und Kraft zur Erzeugang nnd Ernährung von 
ı und Thieren. Selbst die späteren Veränderungen der 
te, wodurch namentlich Thiere upd Pflanzen ihren Ort 
nen und beide aus tropischen Gesenden sich in Ueber- 


nter hohen Breiten zeigen, leitet Monro von der fort-, 


en Thätigkeit der Vulcane her. 
ız hiermit übereinstimmend ist die Art, wie nach Kess- 


Sraeneserseni die Erdkruste allmälig ausgebildet seyn ` 


r dafs dieser der mosaischen Kosmogonie treuer zu blei- 
h. Die Entstehung der Erde war daher nach ihm ganz 
sie dort erzählt wird, die jetzigen Unebenheiten ihrer 
be aber, namentlich die Berge, sind sämmtlieh Wir- 
vulcanischer Kräfte, aus denen er zugleich die gesamm- 
een Veränderungen abzuleiten sucht, von denen wir 
senwärtig Spuren entdecken, und im Allgemeinen muls 
tehen, dafs die gauze- Theorie mit erwiesenen That- 
anigst verflochten ist, so dafs sie weit mehr Beifall ge- 
Hen würde, als sie wirklich erhielt , wenn die meisten 
e nicht durch die scheinbare Unmöglichkeit einet zur 
solcher ungeheuern Massen erforderlichen Kraft abge- 
'wären. Auch Wusrtenunst ° schlielst sich nach In- 
Darstellungsart seiner Hypothese am nächsten den eben 
alten Ansichten an. Nach ihm war die Erde anfangs ein 

Chaos aus Wasser und den fein zertheilten Stoffen 
Per, woraus Wasser und Luft wegen ihres geringeren 


es zuerst abgeschieden wurden. Die unter dem Wasser ` 


he Oberlläche des festen Niederschlages war in Folge 
tehung des Mondes und der dadurch erzeugten Ebbe 
h zwar uneben, allein die Höhe der hierdurch entstan- 
lügel betrug nicht über 50 Fuls. In der Folge entwik- 
him innern festen Theile der Erde dan unterirdische 


— ⸗ 


"tersuchungen über die jetzige Oberfläche der Erde, beson- 
Gebirge. Leipz. 1787. 8. 

Wuer iato the original state and form of the earth. Lond: 
tond, ed. 1786. 4. Deutsch mit Zus. u, Anm. Leipz. 1788. 8. 


H 


1254 Geologie 


Feuer., dehote die Erdschichten aus, hob den Meeresgrund e 
‚por, durchbrach iha endlich, das Wasser drang ia die 
und vermehrte die Explosionen, so dals die em 
und fortgeschleuderten Massen sich zu den jetzigen Bergen 
thürmten. In die entstandenen Höhlungen dagegen dna: 
Theil des Meeres und liels seinen Boden mit den daranl 
gefallenen Schichten als trockenes Land zurück. Dies 
Revolution ist nach Wsuıtzuuasr die Sündßuth gewesen, 
che grofse Veränderungen in der Temperatur hervorbrachi 
dafs sich hieraus der antediluvianische Zustand unserer 
die Anwesenheit tropischer Pfanzen - und, Thierreste ia 
eben Gegenden erklärt. 

Ungleich weniges auf bekannte Thatsachen gestütt‘ 
Hypothese, welche Pauras $ aufgestellt hat. Nach iha 
ten die hohen Granitberge allezeit Inseln aus, welche wg 
allgemein verbreiteten Meere hervorrapten. An de 
sich Schichten mit Lagern von Schwefelkiesen , wort 
testen Vulcane entstanden. Letztere zertrümmerten nd 
Entzündung die Sohichten , schmolzen und verkalkten 
terien, bildeten, daraus die ersten Schiefer ~ und 
erzeugten Risse und Spalten, welche. sie mit Ganz 
Erzen füllten, und zerstörten die auf dem Kleeresgrund 
den Conchylien und Muschelbänke, woraus wieder 
denartige Niederschläge gebildes wurden. Endlich v 
vulcgnische Ausbrüche im Indischen und stillen (e 
grofse Fluth, deren Gewässer von dortker gegen die 
hängenden Bergketten von Europa und Asien st 
südwärts gelegenen Länder zerstörten, an den niedrigs" 
len der Bergketten durchdraugen, uud die Ueberbleibs 
scher Fhiere und Pfanzen in den. nördlichen Gegenden 
liefsen , bie das Wasser in die uneröffneten Canile 
Bols. Hauptsächlich suchte PaLLASs die Wirkungen e 
chen von Süd uud Südwest herkommenden Flach aus 
dachung der Bergketten darzuthun, wodurch deg 
Theil seiner Hypothese eine bedeutende Unterstiützus; 

Zu den minderwichtigen und weniger beachteten e 





















1 Observations sar la formation des Moutagnes, et is ` 
ments arrivés au globe. à St. Petersb. 1777. 4. Ueben. D 
Samml. zur Phys. u. Neturgesch. If. 


”  Urbildung der Erde. 1255 


en Hypothesen kann such diejenige gerechnet werden, 
iche Jon. GortLos Krüger? aufstellte. Hliernach existirten 
unsere Erde drei Hanptperioden ihrer Veränderungen. Zuerst 
r sie vom Wasser bedeckt, in welchem die Schalthiere leb- 
, und der flüssige Zustand verstattete die Annahme der abge- 
teten Gestalt. Dann brannte sie aus, die Conchylien wur- 
ı durch die Einwirkung der Hitze im Schiefer und andern 
chmolzenen Massen begraben. Endlich wurde sie durch 
beben erschüttert, welche den Bergen, Hügeln und Sandla- 
ihre gegenwärtige Gestalt gaben. 

Mit orofsem Beifalle wurde von vielen, die sehr ins Ein- 
e gehende Hypothese des gelehrten SınaerscHLAo aufge- 
men, welche übrigens nicht ohne Zwang ganz der mosai- 
u Kosmogenie angepafst ist 3. Gott schuf also für jeden 
tkörper das Chaos desselben an der Stelle, welche er nach- 
im Weltraume einnehmen sollte. Am ersten Tage entzün- 
n sich die Sonnen und es begannen die Umdrehungen um 
Axen. Am zweiten wnrde die Absanderung der Luft voll- 
t, das Wasser blieb auf der Fläche und im Innern erfolgte 
'ersteinerung der gröberen Masse. Demnächst brash im 
sten eine ungemein elastische Kraft aus, die Wirkung des 
alfeners. Es entstanden Höhlungen, und die Erde wurde 
schiedenen Stellen zu ungleicen Höhen emporgetrieben, 
fs Berge und Hügel aus dem Wasser hervorragten, und 
ein. Theil der jetzigen Ebenen trocken wurde, weil eine 
' Menge Wasserin dieinneren Höhlen drang, denen SıLBer- 
i6 eine grofse Menge, wie Stockwerke über einander Tis- 
und mit einem grofsen Centralgewöðlbe verbunden, an- 
L Aus diesem Höhlensysteme wird dann sehr künstlich 
öolichkeit der Sündfluth nach der‘ Theorie des Heronsbrun- 
klärt, und aus beiden die allgemeine Verbreitung der 
acten abgeleitet, In jenen Höhlen sollen nämlich »nfäng- 
e Conchylien gelebt haben, und durch das hervordrin- 
Wasser fortgeschwemmt seyn, auf welchem die jetzt so 





Geschichte der Erde in den ältesten Zeiten. Halle 1746. 8. 
Geogenie, odgr Erklärung der mosaischen Erderschaffung nach 
I. u. math. Grundsätzen. Berl. 1780 u. 83. I Th. 4. Geprüft 
losophischphysische Fragmente über die Geogenie. 1ste Th. 
1783. A. 

























1256 N Geologie. 


. viel höher gelagerten fossilen Ueberreste tropischer Thiere w- 
gen damals beginnender Verwesung als leichtere Körper schwa 
men, beim Abfliefsen der Gewässer aber im Schlamme besn = 
wurden. ` 
Wenn gleich nach SrLBERSCHT AG die meisten Verindemas 
der Erdoberfläche als Folge der grofsen Fluth anzusehen o 
So nimmt er doch bei der ursprünglichen Gestaltung der f 
die Wirkungen elastischer Medien und des Üentralfeun 
Hülfe, und seine Theorie läfst sich in dieser Hinsicht dent 
her mitgetheilten, im Wesentlichen vulcanischen, Hypothese 
schliefsen. Noch wohl zahlreicher aber, als diese, sici 
neptunischen Theorien, wovon gleichfalls eine kurze L 
sicht folgen mag, nachdem zuvor die keiner von beiden C 
zugehörige Idee des berühmten FrauxLım’s erwähnt ut. 3 
diesem 1 besteht die Erde inwendig aus einer Flüssigkeit, 
che dichter ist, als alle bekannte feste Körper, und. auf e 
die Erdrinde blofs schwimmt. : Wäre aber die Luft nd 
Mariotte schen Gesetze im Innern- der Erde verdichtet, » 
schon in einer Tiefe von 11 geogr. Meilen das Goli 
schwimmen, War also anfänglich alle Materie wie € 
verbreitet, und fing die Schwere an zu wirken, so ma 
nach dem Mittelpuncte zu stets dichtere Luftkugel ents 
der sich die übrigen Körper, jeder in einer durch das 
‚ Gewicht bestimmten Entfernung vom Mittelpuncte lage 
so eine Kruste bildeten. Manche, durch den Fall zu òd 
abgesunken,, stiegen wieder in die Höhe, und serien sd 
unten an die Kruste, welche jetzt die Oberfläche der Enz 
det, und die auf ihr ruhende Atmosphäre trägt. Die ee 
wegung konnte einen Wirbel, und dadurch die Are 
veranlassen. Wurde aber einmal die Axe verändert, so 
das Fluidum seine Figur ändern, konnte die äufsere Hulk 
brechen, und dadurch vielfache Revolutionen bewirken. 
Explosionen von Dämpfen konnten durch ihren Druck o 
Fluidum unter der Kruste eine Welle verursachen, čt 
Tausende von (engl.) Meilen sich erstreckte, und alles Last 
ihr erschüttert. Die grofse Menge von Eisen machte det 


1 Transaot. of the Amer. Phil. Soc. held at Philadelpki T? 
1795. A Nr. 1. Auch iu European Magas. Aug. 1793. p- D.I 
Art. Erde. Th III. S. 1071. 


` 


Urbildung der Erde. | 1257 


zuetisch, allein auch das ganze Universum hat seinen Ma- 
tismus, und vielleicht erhält dieser die Erdaxe stets in ihrer 
eus w FaankLıs gesteht selbst, dals es ihm an Zeit 
wele, die Erde zu studiren, und er daher blols seiner 
ntasie gefolgt sey, indels.mufs man sich doch wundern, dals 
im anscheinend mit dieser Hypothese wirklich Ernst war. 
Jous WoopwAnDn + ist wohl ohne Zweifel einer der älte- 
und eigentlichsten Neptunisten, dessen Theorie aber ihrer 
urnach niemals Beifall erhalten konnte. Nach ihm war die 
e eine Wasserkugel mit fester Rinde. Gott hob einmal die 
were und die Cohäsion auf, wonach alle Dinge unter einander 
ischt wurden, und blofs die Fibern der Thiere ihren Zu- 
nenhang beibehielten, daher auch der allgemeinen Auflösung 
tunterlagen. Darauf entstand die Schwere wieder, die Stoffe 
en in Schichten nieder, wosellst auch die Reste der Thiere 
lagerten. Auch die neue Rinde zerbrach an einigen Stel- 
liels das Wasser eindringen, wodurch zugleich die Un- 
heiten der Erde entstanden, und das übrige vollendete die 
hein Wunder herbeigeführte Sündfluth. 

Jouans ScHeucazer ? nimmt zwar an, dafs die Erde ur- 
glich als ein Niederschlag aus dem Wasser gebildet sey, 
lals aus dieser Ursache die Schichtungen aki lärt werden 
en. Um aber die hohen Berge hiermit in Uebereinstim- 
‚an bringen, soll nach einer zweiten Fluth ein Theil der 
gen und festen Erdrinde dorch ein Wunder der Allmacht.. 
s gehoben seyn, wobei ein Theil des Wassers in die ent- 
men Höhlungen drang, und die Ebenen trocken wurden. 
Ihne gerade ein Wunder zu Hilfe zu nehmen, 'erklärteh ` 
eisten Geologen nachher die Bildung der Erde auf eine der 
ebenen Theorieen sehr ähnliche Weise. Nach HoLımann 3 
Erdkruste ein Niederschlag aus dem Wasser, wovon ein 
einstürzte, ein anderer durch das Eindringen des Was- 
ı die hierdurch entstandenen? Räume trocken wurde. vow 
HEN, genannt Russworm® nimmt an, die Erde sey an- 





Historia naturalis telluris: Lond. 1695. 8. An Essay towards 
aral history of the Earth. Lond. 1783. 8. 

Hist. de Acad. des Sc. de Paria. 1708. 

Com. Gott. T. Il. vam Jahre 1758. 

Von Entstehung, Bildung, Umbildang und Bestimmung des 
pers. Nürnb. 1782. 8, 








1258 Geologie. 


fangs eine blòfse Wasserkugel gewesen und habe Fische emän, 
aus deren Verfaulung Erde entstanden sey, welche den ko 
Körpern zur Bildung diente. Diese Gährung sey mit Hitre se- 
bunden gewesen, durch welche Aufblähungen und Ehe 
herbeigeführt wurden, so dafs ein Theil der Erdkroste we? 
Wasser hervortrat, und dem Sonnenlichte ausgesetzt 
Das Wasser nimmt immerfort ab, die Wärme zu, und ae 
ganz im Gegensatze mit Burron’s Theorie, die Erde à 
Hitze unbewohnbar werden. Warurrıus 7 läfst die 
aller Körper im Wasser aufgelöset seyn, woraus die festen 
durch Niederschlag und Concretionen gebildet wurde. Ñ 
vielem Scharfsinn und reichen ngneralogischen und 
Kenntmissen bringt er dann diese Theorie mit der Mos 
Kosmogenie in buchstäbliche Uebereinstimmung. Aschlı 
glaubt an ein allmäliges Hervorkommen der Erde durch s 
nahme des Wassers, eine Idee, welche durch das verme 
Sinken des Meeres an den skandinavischen Küsten } 
wurde. Es schliefst sich hieran endlich die Hypothes 
mAnDp’s ?, wonach ursprünglich blofs Kieselerde, Fre 
Wasser erschaffen wurden , aus denen durch die Bewe: 
Chaos Erden, Salze, Schwefel u. s. w. entstanden, d 
Schichtungen lagerten, von denen einige durch Erhitze 
Ausbrüche fixer Luft gehoben und zertrümmert wurden. 
Viele Geologen haben, wie zum’ Theil schon oben e 
ist, eine Veränderung in der Richtung der Erdaxe anzen 
nm daraus namentlich das Vorhandenseyn von Ueberress 
pischer Thiere und Pflanzen zu erklären. Keiner hat gé 
Fiypothese so weitläuftig und bestimmt durchgefühn. a 
das Einzelne der 'Thatsachen angewandt, als der AnsePırt 
Nach ihm fielen beider Bildung der Erde die Ebenen de ` 
tors und der Ekliptik zusammen, woraus ein steter Fă 
entstand; und daneben lag das Meer grolsentheils in op 











1 Physischchemische Betrachtungen über dem Ursprung de 
besonders der Erdwelt u. ihre Veränderungen. A. d. Le 
1788. 8. 

2 De tellaris habitabilis incremento In Amoen. Acad. ve. 1 

$ Versuch einer Geschichte des Mineralreichs. Berl. CR ! 

4 Spectacle de la nature. à la Haye 1738. T.HLP.! "P 
früher äufserte F. Bramer diese Hypothese. S. Voyages at m 
1699. n. 326. und Lovvirız in Hist. de l'Acad. 1716. p- A. 


Urbildung der Erde. 1259 


ı Höblen verborgen. Plötzlich lenkte der Schöpfer die 
te schief nach den nördlichen Gestirnen, die Sonnenhitze 
d die eine Halbkugel, es entstanden gewaltsame Ausdeh- 
rn der Luft, Stürme trieben das Wasser aus den unterirdi- 
‚Höhlungen, auch stürzte eine Menge aus der Atmosphäre 
1 und es entsteht die Sündfluth., wobei Theile der zerbro- 
m Erdrinde in die Tiefe herabstürzten. Durch Ausdün- 
und Ablaufen des Wassers wird ein Theil der Erdrinde 
w trocken , zeigt aber noch jetzt die Spuren der früheren 
üstung. Manche Geologen haben späterhin diejenige frü- 
Richtung der Erdaxe nachzuweisen versucht, aus welcher 
erfolgter Veränderung die Anwesenheit tropischer Thier- 
Manzenreste in hohen Breiten erklärlich würde; es genügt 
s hiergegen nur im Allgemeinen zu bemerken, dals die 
momen, und unter ihnen namentlich La Prace $, eine sol- 
‚eräinderung der Erdaxe mit den Gravitationsgesetzen ganz 
nraglich finden. 

Eine eigene, und nicht wenige Anhänger zählende Classe von 
gischen Hypothesen machen diejenigen aus, nach welchen 
‚drind& allmälig durch die Wirkungen bekannter Naturkräfte 
det wurde, von denen die wichtigsten gleichfalls kurz er- 
werden mögen. Bounseurr? erklärt die Bildung der Berge 
främungen des ehemaligen Meeres, auf dessen Grund schon 
a Lagen von Erd- und Seethieren niedergefallen waren. 
Berge sollten hiernach auf gleiche Weise von Thälern durch- 
iten seyn, als manche Ufer der Flüsse mit parallelen Seiten 
len, wobei aber Bouaeuerr vergessen zu haben scheint, 
hiernach eigentlich die Berge schon hätten in der Tiefe des 
ms vorhanden seyn müssen. Aufmerksamer auf diesen Um- 
d war Le Car ?. Nach ihm entstanden die Berge auf dem 
nde des Meeres durch die Anziehung des Mondes und die 
durch bewirkte Ebbe und Fluth, Indem hierdurch an eini- 
Stellen bedeutende Anhäufungen und Erhebungen entstan-ı 
« zog sich das Meer in die zugleich gebildeten Vertiefun- 
'zurück, und ein Theil der Erdkraste wurde trocken, Da 


ug 


l Egon, du Syst. du Monde. If. 138, 

? Lettres philosophiques sur la formation des sele et des cri- 
Ka Amst, 1729, 12. 

$ Magazin Francais. 1750 Juillet. 


1260 . Geologie. 


diese Wirkungen noch stets fortdauern, so soll zuletzt das Ma 
ganz in die ausgehöhlte Erde versinken. 

Eine eigene Erwähnung verdient vorzüglich die Them 
welche durch MA. ter? nicht blofs als Hypothese aufseschk 
sondern auch zu bedeutendem Ansehen erhoben wurde, ins! 
er sie mit einer aulserordentlichen Menge von Thatsachen 
terstützte, deren er eine grolse Zahl nicht sowohl aus der V. 
lichkeit, als vielmehr aus seiner Phantasie hernahm, ale de 
wahre und falsche mit seltener Dreistigkeit als aussem 
Thatsachen darzustellen wufste. Nach ihm war die Erde 
sprünglich eine ausgebrannte Sonne, welche nach einer s 
men Voraussetzung ehemals den Platz’ der jetzigen Sonne 
nommen hatte, dann an ihren gegenwärtigen Ort g 
und mit Wasser von den übrigen Planeten überschweus! 
sollte. In diesem Wasser, dessen Boden ursprünglich 
war, bildeten sich die Lagerungen der Gebirge mit de 
reichen Ueberresten seiner früheren Bewohner. Das A 
dunstet stets mehr aus, nimmt dadurch ab, und win 
die dem Mittelpuncte der Planeten stets näherrückend: 
als brennende Sonne wieder zurück lassen. Von dem 
gen Brande erhielten die Mineralien und namentlich die 
ihren Ursprung , die jetzige, noch steis fortdauernde | 
stung des Meeres aber. beträgt drei Fuls in tausend Jahre. 
Ungleichheiten der Berge und die eingeschnittenen Theke 
Folgen der Meeresströme. Ausdem Wasser sind alle 
and Thiere, ja selbst auch die Menschen entstanden, * 
anfangs Bewohner des Meeres waren. Sonach sind die ! 
schen Schöpfungstage lange Perioden, und das Alter des 
schengeschlechts beträgt mindestens eine halbe Million 
Es war indefs kaum der Mühe werth, dafs pe Lüc sich bet 
diese Theorie ernstlich zu widerlegen, um den Beifall e 
dern, den dieselbe durch eine sehr elegante Darstellus; 
ten hatte. 

Von ungleich gröfserem Gehalte, auf eine Menge ey 
machte T'hatsachen gestützt, und keineswegs mit durch 
belhaften Erdichtungen durchwebt, als die eben mager" 


* 


























‚.12 Telliamed, ou .Entretieps d'an Philosophe Indien avec t t- 
sionaire Francois sur la diminution de la Mer. Nour. ed. àb 
1755. T. I. 12. 


Urbildung der Erde. 1261 


these, ist diejanige, wonach Wneoe ! viele Veränderan- 
er Erdoberfläche und hauptsächlich das Vorkommen tropi- 
Thiere und Pflanzen in höheren Breiten aus einer friiher- 
ngleich gröfseren Schiefe der Ekliptik zu erklären sucht. 
reentlichsten Elementen nach beruhet seine Theorie auf i 
iden Grundsätzen. Die ganze nördliche Halbkugel soll 
tls unter \Vasser gestanden haben, aus welchem die höch- 
Bergspitzen als einzelne Inseln herausragten, und so mulste 
de nach dem Verlaufen des Wassers die jetzige Gestalt 
wen, mit Rücksicht auf die Veränderungen, welche das 
schwemmen der oberen Gebirgstheile in die Vertiefungen 
bringen mulste, und welche nach unleugbaren Thatsa- 
nicht unbedeutend sind. Insbesondere waren einzelne 
eder Erdoberfläche nicht immer von Meeren so durch- 
ten, wie gegenwärtig durch anhaltende Meeresströmungen 
ehen ist, z.B. die Meerenge von Gibraltar, der Canal 
ben England und Frankreich, der Sund u.s.w. Auf diese 
e und unter der Voraussetzung eier früheren gröfseren 
feder Ekliptik erklärt sich dann leicht, wie tropische Thisre 
Lanzen in so hohe nördliche Gegenden kommen. WREDE 
t sich nämlich auf Berechnungen von LA Grance ?, La 
t? und vorzüglich Scauusenr *, wonach die Schiefe der 
ik in einem Zeitraume von 65000 Jahren zwischen 20° 
ad 97° 45 variire. Diesemnach soll sie seit. 4000 Jahren 
wehmen seyn, und noch 4900 Jahre im Abnehmen blei- 
worauf sie 22° 53 seyn würde 5. Die Abnahme beträgt in 
ahren nicht über 50 Sec., und wenn man sie zu 42",5 
mt, so fiele das Maximum 36300 Jahre zurück. Betrug 
khiefe damals 27° 45’, so war im nördlichen Deutschlande 
usches Klima, woneben noch aufserdem die Hitze durch 
age Dauer der Tage bedeutend gesteigert werden mulste. 
anten dann wohl die tropischen Thiere über den Hellespont 


e 


Geologische Resultate ats Beobachtungen über einen Theil der 
tischen Länder. Halle 1794, 8. Vergl. Mon. Cor, Vi. 102. 


Mém. de l’Acad. de Paris 1774. u. Mém. de Berlin. 1782. 
Mém. de Ac. 1789. 


a. vers. O. hauptsächlich in der älteren Ausgabe seiner thoor. 
omie, 


Vergl. Bons in Schriften d. Berl. Ges, Nat, Fr. II. 808. 


1262 Geologie. 


und Gibraltar bis nach Deutschland und noch höher hinzufke 
men, wenn sie der Nahrung uachgingen,, und sie fanden 
plötzlich eintretenden kalten Wintern in eben den Höhlen ik 
Untergang, worin sie im Sommer angenehme Kühlung ger 
hatten. Die grölsere Wärme erzeugte stärkere Regen und € 
witter, die höhere Kälte des Winters mehr Eis, bei d 
Schmelzen aber stärkere Ueberschwemmungen eintreten male 
welche die- grolsen Granitblöcke fortschwemmen konnten, 
überhaupt auf die Oberfläche der Erde gewaltsamer zerst 
einwirken mulsten. Es ist allerdings einleachtend, dafs a 
Annahme eines so bedeutenden Unterschiedes der Schief 
Ekliptik vieles, und namentlich in Beziehung auf die ge 
nen Petrefacten, erklärt werden könne, auch setzt Scar 
die äulsersten Grenzen dieser Schiefe sogar zwischen D 
29°; allein keineswegs sind alle Astronomen rücksichtlich 
höchst schwierigen Bestimmung einig, vielmehr setzen nr) 
Bae 2, Pirazzi ? u. a. die Grenze der Veränderung nicht = 
als 1° 20°. Aulserdem aber genligt die Hypothese keine 
um tiber die gesammte Umbildung der Erdrinde genügend: 
kunft zu geben. 

Als eine eigenthümliche Hypothese dieser Classe ka 
jenige erwähnt werden, durch welche Lamank 3 inst 
die allgemeine Verbreithing versteinerter Meeresgeschöpft 
klären suchte. In der. Hauptsache entsteht nach ihm déi 
tung und Wellenschlag noch fortdauernd, wie früherhn, 
aus dem Meere, und wird an anderen Stellen wieder weg 
sen, so dals also hiernach Festland und Meer, rücksich 
res Ortes auf der Erde einem anhaltenden Wechsel on 
sind. Uebergehen wir das Weitere dieser in dem sen 
Stücke eigenthümlichen Hypothese, so ist die anger 
Thatsache in sofern allerdings richtig, als an einigen Om 
Meeresküsten wachsen, an andern dagegen abnehmen 
lein zur Erklärung des vorliegenden geologischen Proble 
die Hypothese durchaus unzulässig, weil nach dem 


— —— — 























1 Popnläre Astronomie III. 290. 

2 Astronomie théor. et prat. III. 195. 

8 Astronomie. d. Ueb. S. 174, 

4 Hydrogeologie u. a. w. a. d. Frans. mit Anmerk. von We 
Berl, 1805. 


Urbildung der Erde. 1263 


ſahrenston Geognosten, namentlich v. HsmsoLpr’s, sich 
a solchen, durch das Meer gebildeten Absetzungen nur 
jücke und Trümmer von Seethieren finden, keineswegs 
nze Lager wohlerhaltener und regelmäfsig über einander 
hteter Thiere. Weit mehr den Thatsachen angemessen 
erhaupt einer inneren Consequenz keineswegs ermangelnd 
s Hypothesen derjenigen, welche das gegenwärtige Fest- 
reinen Niederschlag aus dem Meere halten, wo dann die 
hen Seethiere zugleich mit niederfielen und sich daher 
so ungeheuer ausgedehnten und mächtigen Lagern wie- 
m. Dabei wird zugleich mit vielem Scharfsinn und mit 
Sachkenntnils nachgewiesen, wie die rohere Natur an- 
ie gröber organisirten Geschöpfe erzeugte, die späteren 
ı eine höhere Bildungsstufe zeigten, bis der Meeresgrund 
‚trocken wurde, und die Reste der früheren Landthiere 
neuesten Gebilden der Erdkruste begraben werden muls- 
he gröfste Schwierigkeit hierbei bietet die Nachweisung 
o das viele, zu einer so hohen Bedeckung der Erde er- 
the Wasser geblieben seyn möge, und man fühlt 
dafs die hierfür zu Hülfe genommene Verdunstung des 
1, seine Aufnahme zum@Bildung organischer Körper, als 
üsationswasser mancher Fassilien u. dergl. nicht genügen, 
e Problem vollständig zu lösen. ' Solche allerdings in- 
te Versuche zur Erklärung der allmäligen Bildung und 
dung der Erdkruste haben unter andern Lavoisien $, 
, POIRET, Lacereoe und Baosnıaan geliefert 2. 

MARK hat indels seiner Hypothese auch eine andere Apn- 
geben, indem er die Niederschläge im Meere allmälig 
m bist, und dann zugleich annimmt, die Erdaxe habe 
chtung nicht plötzlich, sondern in langen Zeiträumen 
t, wodurch die früher äquatorischen Gegenden, welche 
ere bedeckt waren, trocken werden, und die polari- 
bregen unter eine Lage von Wasser kommen mulsten, 
lühe nach dem Verhältnifs der beiden Erdaxen nicht we- 
b einige Meilen betragen könnte. Es läfst sich nicht in 


— — ‘ 


Mm. de l'Acad. 1789. p. 851. 


Lie Phys. LX. 226 u. 306. LXIL 1. LXIL. 80 LXV. 45. u. 
‚vergl F. S. Voer Grundzüge einer Naturgeschichte u. s. w. 
‚Dacozzann pn Fanavssac bei Gilb. XLV. 413. 


1264 Geologie. 
Abrede stellen, dals eine solche Verrückung der Erdre, al 


namentlich eine allmälige, die schwierigsten geologischen D 
bleme zu lösen im Stande seyn würde, weil hiernach alle T 
der Erde, ohne Aenderung der Form des Erdballs im All: 
nen unter heilsen und kalten Zonen, trocken und mit tiefen 
ren bedeckt gewesen seyn könnten, auch ist diese ldee = 
neu, vielmehr schon im Lëäten Jahrhundert durch Arsu 
AB ALexAnnno ! und später durch viele andere geäufser. 
eine sinnreiche Hypothese kann es ferner betrachtet o 
wenn Wreope ? die Frage aufwirft, ob sich eine veraie 
Excentricität des Schwerpunctes unserer Erde annehmen 
Wäre dieses, so läfst sich leicht zeigen, dafs dann das 
wasser an einer Seite der Erde 12000 und viel mehrer 
höher stehen mufste, als an andern, um bei einer 
imäfsig nicht grofsen Excentricität des Schwerpunctes da 
gewicht wieder herzustellen. Wollte man aber fere 
Veränderung dieser Excentricität durch Verrückang de? 
punctes von einer Seite nach einer andem und nach de: 
gengesetzten annehmen, so lielse sich hieraus leicht 
warum in den verschiedensten Theilen der Erde die Pe 
auf den höchsten Bergen gefun@@n werden, und dit 
schläge aus dem Meere in manchen Lagerungen der 
kenntlich sind. 

Die Theorie, welche J. A. px Lüc sehr à 
getragen , mit einer Widerlegung früherer Hypothesen ! 
in verschiedenen Werken wiederholt und gegen dieihn; 
ten Einwürfe zu vertheidigen gesucht hat, möge die 
lange geschichtliche Uebersicht der verschiedenen An 
über diesen interessanten Gegenstand beschlielsen. 
allerdings schwer, eine so ausführliche, in vielen Stöckes 
weitschweifig vorgetragene Hypothese kurz darzustellen. 
inzwischen in den neuesten Zeiten an Ansehen sehr 
hat, so möge folgende Uebersicht der Hanptpuncte 
De Luc? nimmt mit mehreren Geologen an, dafs die ei 










1 Genialium dieram Libri VI. L. V. Cap. 9. 

2 N. Schriften d Ges. Nat, Er. III. 198. 

S Lettres physiques et morales cet. 1779. V Tom. & T3 
Deche u. moralische Briefe, cet. mit Abkürzungen über. roi 
Gau, Leipz. 1781. II Tom. 8, Lettres suar. l’histoire physge 





Urbildung der Erde  1%5 


ung sowohl des Weltalls im Allgemeinen, als auch der 
m Besonderen kein Gegenstand menschlicher Forschung und 
ntnils sey, sondern als ein Werk der Allmacht Gottes be- 
x werden müsse. In dieser Beziehung also, und über- 
zur Erklärung der allmäligen Bildung der Erdoberfläche 
Mer seine Untersuchungen genau an die mosaische Schö- 
geschichte, deren Tage nach ihm gewisse ungleich lange ` 
len sind. Anfangs war nämlich die Erde eine chaotische 
, welche durch das zuerst erschaffene Licht (nicht Be- 
uns von der Sonne) belebt wurde, so dals Feuer und Was- 
h schieden, und die aus einem trüben Gemenge bestehende 
Rotation und somit Form erhielt. In der zweiten Perioda 
nach den Gesetzen der Affinitäten eine Menge der festen 
e nieder, und bildeten die Granitrinde der Erde, während 
pansibelen Flüssigkeiten sich zur Atmosphäre vereinigten, 
i jedoch unter dem Granit eine Schlammschicht und ein * 
aus staubartigen Theilen zurückblieb. Ueber dem Granit 
Gneus, Wacke und Thonschiefer aus dem Wasser nieder, 
es sich während dem in dieser dritten Periode in den 
am und Staub unter dem Granite zurückzog. Durch das 
den eines Theiles der festen Masse entstanden Ungleich- 
:und Höhlen, deren Decken nachher in einem grofsen Um- 
einstürzten, so dafs das Wasser daselbst zusammenflols 
! Theile aber auf das Trockene kamen, wodurch Land und 
seschieden wurden, und auf dem ersteren Vegetation ein- 
wahrend auf dem Boden des letzteren aus den Trümmern 
myestürzten Primordialschichten unser jetziges festes Land 
kt ward. In der vierten Periode fing die mit dem Lichte 
Halls vereinigte Sonnenmasse an sich zu zersetzen und anf 
tde Licht zu senden, wodurch die Wärme auf derselben 
hecht erhalten wurde. In die fünfte Periode fällt die 
kerung des Meeres und das Absetzen des Kalksteines, worin 
stenSpuren begrabener Seethiere vorkommen. Durch aber- 
e Einstürzungen erhielten die Lagen eine schiefe Richtung 
ich bildeten sich neue Kalksteinschichten mit einer grolsen 


\ 
— 


adressées à M. Bıumznsach et renfermant de nonrellce preuves 
Zone et historiques de la Mission de Moyse. à Paris. 1779. 8, 
gische Briefe an H. H. Brouznsica. a. d. Fr. in Lichtenb. Mag. 
ef. ` , 

T Lu) 


1266 Geologie, 


Menge von Versteinerungen,, die Steinsalzlager und Sandsten 
formationen wurden abgesetzt, auch begannen vulcanische Je 
brüche, und in diese Periode gehört auch vermuthlich die Bå 
dung der Gänge nebst den Erzen. Eine plötzliche Revolis 
durch abermalige Einstürzungen veranlafst, brachte den bnbe 
gen Meeresgrund aufs Trockene und begrub das bis dahin md 
kene Land unter dem Meere, das Wasser verlief sich dai 
in die unterirdischen Höhlen, das Festland wurde bewohk 
und durch den letzten Act der Schöpfung mit lebenden We 
erfüllt, welchen insgesammt zur sechsten Periode gebör. W 
da an erlitt die Erde keine grolse Revolution mehr, aka 
Sündfluth, welche auf diejenige Weise durch atmosplar 
und das aus den inneren Höhlen hervordringende Wase: 
stand, wie Moses beschreibt, und zugleich die Ueberreste 
licher Thiere in solche Gegenden führte, wo šie geg 
nicht mehr leben können. Endlich meint ne Luc, da 
des jetzigen Festlandes seit der letzten Katastrophe betr 
mehr als 4000 Jahre. ` 

Die hier in ihren weserlichsten Elementen mitgethailt 
these ne Lüc’ NW welche hauptsächlich aus seinem zuletzt e 
ten Werke entnommen ist, und welche er auch spit 
lebhaft vertheidigte, erscheint als streng neptunisch, 
die etwas hiervon verschiedene, welche : sein erstgenan® 
bere Werk enthält, indem danach innere Gährangen 
canische Ausbrüche eine Menge Veränderungen hervor) 
. haben sollen. Sie fand vielen Beifall hauptsächlich d 
weil sie mit einer aulserordentlichen Menge geognostischt 
sachen ausgestattet ist, welche der gelehrte Erfinder d 
theils aus andern Werken entlehnt, theils auf vielen Ress 
gesammelt hatte. Unter ihren Anhängern mögen indeb 
genannt werden, nämlich A. v. Humzorpr und DE L4 
RIE. Von dem ersten berühmten Gelehrten haben wir » 
einige frühere Abhandlungen 1, worin verschiedene ) 
gleichfalls aufgenommen sind," von dem letzteren aber 


ausführliche Werke 2, welche mit so grolser Weitschw 
























1 J, de Phys. LIII u. LX, 
2 Theorie de la Terre. à Paris 1795. III vol. 8. Za 
XH vol. 8, Hauptsächlich Leçons de Geologie, donndes an 
France, à Paris 1816. III vol. 8. Aufserdem viele 


Urbildung der Erde. 1267 


ı ähnliche Theorie, als die von ne Luc aufgestellte zu ver- 
digen suchen, dafs bei den jetzt so sehr vermehrten That- 
en und so vielfach abgeänderten Ansichten die wenigsten 
znosten es für der Mühe werth erachten, dieses alles 
esen, und eine Mittheilung des hauptsächlichsten Inhaltes' 
hier daher ganz überflüssig scheint. De Lüc fand indels 
ı mehrere Gegner, wie denn überhaupt schon alle Anhänger 
vokanischen Theorie der seinigen entgegen seyn mufsten. 
vischen nenne ich hier nur J. H, A.Reımanus, welcher: eine 
ne sehr gründliche Kritik seiner Hypothesen geliefert hat 3 
n Mittheilung mir aber gleichfalls überflüssig scheint. 

Gegenwärtig kann man annehmen, dafs die Geologen ins- 
mmt zwei Classen bilden, nämlich die der Neptunisten und 
kr Yulcanisten, mit einem bedeutenden Uebergewichte der 
ren ?. Zwar hat dieser Unterschied schon von den frühe- 
Zeiten des geologischen Studiums an bestanden, jedoch 
in derjenigen Gestalt, wie gegenwärtig, wo es Sich um 
lauptlrage handelt, ob die sogenannten Urgebirge, nament- 
die granitischen und die ihnen verwandten, ihre Krystalli- 
Im feurigen oder wässerigen Flusse erhalten haben. Ob- 
ı die Ansichten der verschiedenen Geologen in einzelnen 
en der Natur der Sache nach verschieden seyn müssen, und 
iinzelnheiten der abweichenden Meinungen hier unmöglich ` 
alt gemacht werden können, so darf man doch unbedenk- 
wei berühmte Gelehrte, nämlich Weaser und Hurrox 
! Repräsentanten der beiden, jetzt noch gangbaren Theo- 
nennen, welche obendrein sich in ihren Meinungen durch- 
tgegenstehen. Wennen, der Begründer der neueren Mine- 
', insofern er in seinen zahlreichen Schülern und durch 
ven einen seltenen Eifer für diese Wissenschaft in allen 
ten Ländern anzuregen wulste, stellte nur als Einleitung 


— 


Physique, hauptsächlich disconrs premilinaire zu vol. LXXX. 
sstza’s Nachträge zu de la Metherie in Beobachtungen und 
a u. 5. w. Leipz. 1798. 8. 
ber die Bildung des Erdballs und insbesondere über das 

üude des H. pe Loc. Hamb. 1802. 8. 

a Edinb. Phil. Jouro. N. XIV. 376 werden die bedeutondster 
in der Orduung, wie sie mslır dem Neptunismus oder dem 
us anbängen, zusammengestellt. 


| LIH 2 


| 















1268 | Geologie. 


zu seiner Geognosie ein geologisches System anf $, welches ra 
und absolut neptunisch die damals bekannten Beobachtungentxe 
die Lagerungsverhältnisse der verschiedenen Gebirgsarten eib 
ren sollte. Nach ihm bestand der Erdball ursprünglich aus es 
wässerig flüssigen Masse, aus welcher die verschiedenen Leo 
arten in einander folgendeu Zeiträumen niederfielen, u. 1.2 
folgender Ordnung: 1. Die Urgebirge, welche aus neo 
von. Gebirgsarten,, nämlich Granit, Gneus, Glimmerschiele s 
Thonschiefer bestehen, sind in dieser Ordnung nach oe 
niedergeschlagen. 2. Dabei nahm die Flüssigkeit an Mase 
nigstens um die Hälfte ab. 3.Dann folgte eine Revolution g 
che das Wasser wenigstens bis zur halben Höhe der L: 2$ 
trieb, wodurch sowohl auf dem Wege der Auflösung hé 
der Fortschwemmung die Uebergangsgebirge entstanden. } 
dieser Revolution folgte ein Zustand der Ruhe zum Bi 
Vegetation und Animalisation. 5. Darauf wurde darch ein £ 
malige Revolution in der Flüssigkeit ein Theil der Lo 
Uebergangs - Gebirge zerstört, sammt den organischen Lef 
pfen, und aus den Trümmern entstanden die Flötzzetua 
Durch diese zwei Revolutionen wurde aller Sand aus 4 
gerollten quarzigen Gebirgstrümmern erzeugt. 7.Seit de 
der Flötzgebirge haben nur partielle Revolutionen st 
hauptsächlich durch Strömungen erzeugt, wobei dieange«# 
ten Gebirge abgelagert wurden. 8. Die Krystallisationskd# 
allmälig ab, die sich bei der Bildung des Granites so be 
chend gezeigt hatte, woraus das blätterige Gefüge der $ 
Formatidnen erklärlich wird. 9. Der Basalt ist die Iëpee? 
mation und nur durch eine Ueberschwemmung entstande& 
" che die früheren, schon gebildeten Gebirgsarten bedecit. 

Bei aller Achtung, welche Wensen als der gröfst 
ralog seinęp Zeit genofs, konnte sich seine geologische P 
these doch unmöglich eines ungetheilten Beifalles erte 
gern auch seine zahlreichen Schüler sie vertheidigt halte. 
ihr auch wirklich anbingen, so lange ihre Kennuils 1 
eigentlichen Strudtur der Erdrinde sich hauptsächlich nar ax ¢ 
nige erstreckte, was sie in der Umgebung ihres verehrte 
rers, namentlich bei Freyberg im Erzgebirge, gesehen $ 
— — 


1 Kurze Classification und Beschreibung der verschieden" 
birgsarten. Dresden 1787. 8. Neue Theorie d. Gänge. Frei m> 


g 


Urbildung der Erde! 4269 


uf die Dauer konnte sich aber das System in seiner ganzen 
ısdehnung unmöglich halten, weil es nicht einmal so vollständig 
d in sich selbst consequent abgerundet war als das von pr Luc 
gestellte, Werser postulirt nämlich Revolutionen, ohne die 
ysischen Kräfte, wenn aueh nur hypothetisch, nachzuweisen» 
durch dieselben nothwendig herbeigeführt wurden, und läfst 
neben die Höhe und Menge des Wassers abnehmen und zu- 
men, ohne die Mittel aufzusuchen,. welche einen solchen 
echsel möglich machten, anstatt dals.oz Luc allen möglichen 
urfsinn aufbietet, um diesem schwächsten Püncte seiner Hypo- 
se irgend eine scheinbare Stütze zu verschaffen. Indels wur- 
sein System nicht von dieser Seite, sondern zuerst hinsicht- 
der Entstehung des Basaltes. angegriffen, und obgleich seine 
theidiger alles mögliche aufboten, um die Entstehung dessel- 
durch Präcipitation aus einer Flüssigkeit zu retten, so wurde 
ı bald die innige Verwandtschaft desselben mit den Laven 
also sein vulcanischer Ursprung bis zu einer solchen unwi- 
prechlichen Gewilsheit dargethan 1, dafs mari es nur aus einer 
en Vorliebe Wennen’s für die Einfachheit des von ihm in 
much genommenen Mittels zur Bildung der verschiedensten 
ten erklären kann, wenn ihn nicht die schen früher be- 
'en Thatsachen zu einer gleichen Ueberzeugung führten. Ge- 
ärtig lälst man es aber bei diesem Streitpuncte nicht mehr 
nden, sondern die Hauptfrage der Geologen betrifft den 
nischen oder vulcanischen Ursprung der ältesten Gebirgs- 
‚ namentlich des Granites. 

Us Repräsentant der Vulcanisten wird mit Recht C.Hurren 
nt, welcher schon zur Zeit des sehr allgemein herrschen- 
ieptunismus die wesentlichsten Veränderungen der Erd- 
 vulcanischen Kräften zuschrieb ?. Hurron hat allerdings 
olsem Fleifse eine für die damalige Zeit Neträchtliche Menge 
hatsachen gesammelt, .welche zu der Ueberzeugung führ- 


— —— 


Vergl. Art. Erde. Th. HI. S. 1097. 

Batton’s Theorie findet sich zuerst in Trans. of the R. Soc. 

burg I. 209 vom Jahre 1788 besanders herausgegeben als: Theo- 

'he Earth. Edinb. 1795. II vol. $. Ulastrations of the Hutlo- 

ere, etc. by J, Prarram. Edinb. 1802. 8. Explication de Prav- 
r la Theorie de la Terre par Hutton, et exumen comparatif 

Limes géologiques fondés sur le feu et spr, Fenn, par M. Mvs- 
Par. ert Londres. 181% 8 ` 










1270 Geölogie. 


ten, dafs die-Bestandtheile der Erde ursprünglich nicht im Wane 
aufgelöset seyn konnten. Einige der wesentlichsten sind blee 
Es giebt Stücke fossilen Holzes, welche nur bis zu einer gevat 
Tiefe in Feuerstein verwandelt, übrigens aber unversehrt zé 
ben sind. Sie können also nicht von einer wässerigen Abis 
der Kieselerde durchdrungen seyn, weil sie sonst gan: d 
durchdrungen seyn mülsten, also waren sie von feurig ges 
zenem Kiesel umgeben. (Dieses leicht zu widerlegende ! 
` ment ist ungleich weniger.gewichtig als die folgenden) fe 
findet sich der Schwefel in ungeheurer Menge mit den M 
ep Erz verbunden, namentlich mit dem Eisen. War 
durch eine wässerige Auflösung beider Substanzen ges 
so hätten schwefelsaure Metallsalze, namentlich statt $ 
kies Eisenvitriol, entstehen müssen, und es läfst sich daher se 
Verbindung (dieser, im geschmolzenen Zustande befindliche 
stanzen denken. Die sich so häufig findenden gediegene 3 
der von LaP&rnousz im regulinischen Zustande in klei 
nern gefundene Braunstein, das von Dn. BLACK gefunden! 
lisirte Natron ohne Krystallisationswasser können nicht w 
flüssig gewesen seyn, auch das Aufeinandersitzen von Spad 
Schwefelkies und anderen Mineralien wäre auf diese We 
klärlich. Insbesondere aber sind die meisten Erden, ı 
diejenigen, welche den Granit bilden, im Wasser so weng 
Deh, dafs die zu ihrer Auflösung und nachherigen Kys 
erforderliche Menge von Wasser ganz undenkbar ist. 
steht der Annahme einer durch Hitze bewirktea Fliss; 
so weniger etwas entgegen, als die Versuche von Ds. En 
beweisen, dafs es bei einem Gemenge aus Erden und seni 
Stoifen nach ihrer Schmelzung blofs auf die äufseren Be 
gen, namentlich die Zeit des Erkaltens, ankommt, obd 
gleichartige Structur des Basaltes oder die ungleichanige d 
nits annehmen, indem. alba das Röaumür’sche Pore 
dadurch erhalten wird, dafs man dem geschmolzenenGh* 
langsame Abkühlung ein krystallinisches Gefüge giebt. F 
beweiset Hurra mit überwiegenden Gründen, dafs der 
nicht anders als anftrookenem Wege flüssig gewesen st 
wie sowohl aus seiner eigenen Beschaffenheit, als such 


| 


1 Wird anf Phil. Trans. 1791. p. 56. verwicsen. 


Urbildung der Erde. 1271 


Umgebungen folge, indem derselbe in jeder Hinsicht sich 
e Laven anschliefse. Wenn aber dieses zugestanden ist, so 
ganz unverkennbar weiter aus der häufigen Verbreitung die- 
-elsart, namentlich an den Küsten Grolsbritanniens und 
überall sowohl auf dem Continente als auch auf den zahl- 
en Inseln, dals die ganze Erdobertläche im Laufe einer un- 
mwt Jangen Zeit durch vulcanische Kräfte eine grofse Menge 
Veränderungen erlitten habe, und es lasse sich nicht anneh- 
‚ dals jene Kräfte, welche noch jetzt vielfach so gewaltsame 
rungen anriehten, nicht auch früher, und namentlich bei der 
¿lichen Auskildung des Erdballs noch ungleich heftiger ge~ 
t haben sollten. 
Hücrroy’s Theorie, welche hier nur in ihren wesentlich- 
ilementen dargestelltist, wird oft mit der Büffon’schen zu- 
wngestellt, und hat in sofern Aehnlichheit mit derselben, 
ede den Erdball anfangs durch Feuer flüssig seyn lassen, 
‚beiBurron ist das Ganze mehr ein Product der Phantasie und 
altigt sich vorzugsweise nur mit dem Ursprunige der Erde,an- 
als Ho rTonx letzteren vernachlässigend hauptsächlich die all- 
«Ausbildung der Erdkruste zu erklären bemüht ist, und zu- 
\ auf eine Menge unleugbarer, sehr für seine Ansichten 
hender, 'Tihatsachen bauet. Dabei pimmt er allerdings an, 
erschiedene Felsarten der Erdkruste, so wie wir sie gegenwär- 
den, theils früher theils später im Wasser niedergefällen seyn 
n, auch war nach ihm die ganze Oberlläche der Erde anfangs 
Wasser bedeckt, in welchem die zahllasen Seethiere lebten, 
‚Ueberreste wir jetzt in so ungeheurer Me nge versteinert wie- 
den; und’als nachher die unterirdischen vulcamsschen Kräfte 
itken fortfuhren,, hoben sie verschiedene Theile der Erd- 
blasenförmig in die Höhe, wodurch die Bergketten über 
'berfläche des Meercs kamen, und noch jetzt die früher in 
er niedergefallenen Felsarten mit Versteinerungen vermengt 
in beträchtlichen Höhen zeigen. Dals solche Hebungen 
ich stattfinden, sucht Hurron aus geschichtlich erwiesenen 
achen (z. B. das Monte nuovo, des Jorullo u. s. w.) und 
er Form mancher Berge, namentlich der americanischen 
weisen. Die zahlreichen, mitunter sehr gewichtigen Be- 
, worauf Hurrox seine Theorie stützt, sind seitdem nosh 
ı viels neue vermehrt worden, welche der gelehrte Pray- 
in seinen Erläuterungen zu derselben beibringt, so dafs es 




























1272 © Geologie. 


ihr an Anhängern nicht fehlen kann. Gleich anfıngs eh 
dieselbe indefs lebhaft bestritten durch Kınwan $, welcher ste 
früher als strenger Neptunist aufgetreten war ?, und seinen W» 
derspruch gegen den Vulcanismus nicht blofs gegen Hırma 
sondern auch gegen Prarraır durchzuführen suchte ?, Ik 
Streit wurde noch von verschiedenen andern Gelehrten ber 

, welche sämmtlich anzuführen kaum der Mühe werth seyn vi 
de, und ich will daher nur noch erwähnen, dafs eınige Gei: 
z. B. Harr * auf Veranlassung Hurron’s Versuche anst. 
ob die Urgebirgsarten durch Fkissigmachung auf trocknen V 
zur Krystallisation zu bringen seyen. iM 'Allgemeinen 
die Resultate solcher Versuche der Theorie Hurros'sk 
wegs ungünstig, obgleich die Bedingungen, nämlich solte 
silien unter einem beträchtlichen Drucke und ohne Zum 
atmosphärischen Luft in feurigen Flufs zu bringen und Lo 
‘erkalten zu lassen, wie dieses doch bei der Bildung dr 
kruste geschehen seyn sollte, sich nicht wohl erreichen 
Dennoch aber fand jene Theorie namentlich in Frankrki 
Deutschland ungleich weniger Anhänger, als die von n 
De LA M£raenıe und vorzüglich Werken aufgest 
welche man einmal sehr eingenommen war. 

Die Menge der bei jeder geologischen Theorie za 
sichtigenden Thatsachen war beträchtlich grofs, mancht 
ben standen mit einander in scheinbarem oder wirklichen 
spruche, blofs sinnreiche Hypothesen genügten weder da 
‚dern selbst noch auch viel weniger den Lesern, weil it 

. tarforscher sich im Allgemeinen überzeugt hatten, dafs = 
sicher begründete Thatsachen einen ungleich gröfsera We 
“ten, als noch so geistreiche Phantasieen, und somit! 
Bestreben, geologische Systeme zu schaffen, von sbs 
Indem ich daher alle sonstige mehr oder minder gelunger: 
suche dieser Art mit Stillschweigen übergehe, glaube ich 
s vei aus der neuesten Zeit als die bedeutendsten namhalt 


1 Nicholson’s Journ. of Nat, Phil. IV. 97. Geolegic:l 
Lond. 1799. 8. Am vollständigsteu: Anfangsgründe d. Mise? 
R. Kınwan Esg. übers. von Le, Cnzıı. T, DL Berlin u. Steri 29 

gZ Trans. of the Irish R. soc. VI. 233. 


A Phil. Mag. XIV. 1. 
4 Edinb. Phil, Trans. V. A8. Gilb. VII. 885. Jourg. de Pòp. LO 


e — 


Urbildung der Erde. WER 


nüssen, nämlich von G. F. Pannor nnd Scır. BREISLAK. 
e, die erstere im Wesentlichen mehr neptunisch, die zweite 
g vulcanisch, können hier nur in ihren Hauptmomenten 
deutet werden. Pannor? setzt voraus, dafs der Erdball 
t, mithin seine Rotation, sein Platz unter den übrigen Pla- 
ı unkjm Sonnensysteme nebst dem wechselseitigen Ein- 
' dieser Himmelskörper auf einander als schon existirend 
nehmen seen, weil die Erforschung des Ursprungs der 
' überhaupt und der Erde im Besondern aulser den Grenzen 
chlicher Forschung liege. Aus bekannten physikalischen 
achen folgt aber, dafs die Erde ursprünglich aus einem 
ı Kerne mit einer umgebenden Wasserfülle bestand, in 
ier die Elemente ihrer jetzigen Rinde aufgelöset waren, 
die prädominirende Kieselerde im Wasser; alle übrige 
anzen in Salzsäure. Die erforderlichen Fällungsmittel wa- 
ufssänre, Kohlensäyre und Alkalien, wovon die letzteren 
m Stickstoffe der Atmosphäre erst gebildet wurden. Aus 
icke der durch Fällung entstandenen Rinde, welche zu 
VF. Dicke angenommen wird, folgt eine Atmosphäre, 
Druck den der jetzigen Atmosphäre 876 mal übertraf, wo- 
zugleich die Absorption der enthaltenen Stoffe befördert 
ie Präcipitation beschleunigt wurde. Dieser Procels erhö- 
gleich die Temperatur, und obgleich anfangs blofs Kie- 
rystalle hätten niederfallen sollen, so erklärt es sich doch 
dafs diese mit andern , gleichzeitig, gebildeten, Präcipi- 
vermengt niederfielen. Indem nämlich sowohl Kali als 
atron aus dem Stickstoff der Atmosphäre gebildet wurden, 
xg auch die etwa 0,1 derselben betragende Kohlensäure in 
sige Masse ein, und hieraus folgte eine beträchtliche Ver- 
ung des die Erde umgebenden Dunstkreisess. Aus einer 
ı Präcipitation konnte nichts anders als eine regelmälsige 
ng der verschiedenen Felsarten folgen, womit die vielen 
nheiten und Vertiefungen der Erdrinde im Widerspruche 
Um die letzteren zu erklären nimmt PAaror an, die 
:y gleich anfangs von einer unbestimmbar dicken Schwe-+ 





Grundrifs. der theor. Physik. 1815. 8. T. III. 8. 531. ff. Aus-. 
er in Entretiens sur la Physique. Dorpat 1824. 8. T. VI. S: 
An beiden Orten geht eine kritische Uebersicht der älteren 
chen Hypothesen voraus 


` anerkannter Naturgesetze nicht absprechen, auch gereich 


1274 Geologie. 


felkieslage umgeben gewesen, welche in Folge der dech) 
Fällung der. verschiedenen Stoffe entstandenen. Hitre uné a 
gleichzeitig verminderten atmosphärischen Druckes sich om 
dete und Vulcane bildete. Diese hoben die Erdkraste a 
schiedenen Stellen und thürmten sie zu Bergen auf, indie hied 
entstandenen Hählen zog sich en Theil des Wassen, si 
viele flache Stellen des ehemaligen Meeresgrundes Gecke ag 
den; die bei dieser Gelegenheit eintretenden Strömungen u 
Lite die Bildung der unregelmäfsig gelagerten Bers 
urd der aufgeschwemmten Gebirge, Steinkohlen entst 
zersetzten Meerpflanzen und wurden nebst den lebenden 
nern des Meeres durch vulcanische Ausbrüche begraber. 
Gänge endlich sind Spalten, welche durch vulcanische 
terungen entstanden, und durch den Druck der Dämpfe 
geschmolzenen Substanzen erfüllt wurden; der Basalt 
ein vulcanisches- Product, dessen Spaltungen evident be 
dals er nach grolser Hitze langsam erkaltete. 

Es läfst sich diesem mit unverkennbarem Scharfsas 
gedachten Systeme eine innere Consequenz und Berücks: 




















zum Vortheile, dafs es zwischen den streng vulcanıxt 
den eben so streng neptunischen die Mitte hält, und 
daher zu seiner Empfehlung dienen, dafs die AN abrbe 
zwischen zwei Extremen diesen Platz einnimmt. |] 
werden die Geologen nach dem jetzigen Standpuncte der 
schaft immerhin dagegen einwenden, dafs es zu viel 
tisches enthalte, und hierauf eben seine innere Conseg 
Unwiderleglichkeit beruhe 1, wogegen sie vielmehr ve 
‘dafs man vorerst in seinen Schlufsfolgerungen nicht weite 
dürfe, als wie weit sie durch unwiderlegliche That 
begründet sind. 

S. Breistar hat in einem weitläuftigen Werke dech 
tiken älterer geolonischer Hypothesen, theils und hau 
eine neue aufgestellt, welche zugleich durch eine Men.‘ 
brachter geognostischer Thatsachen unterstützt und gegen s4 


Schwefeikiesen, und für den verlangten Zweck denzoch mg: 
da Schwefelkiese sich ohne Zutritt der atmosphärischen Luft ur! 
durch bedingte Zersetzung nicht von selbst erhitzen. Zeg Io 


1 Schr hypothetisch s. B. ist die Aunshme’ einer er 


Urbildung der Erde. Ä 1275 


namentlich ‘durch Pino gemachte Eimwürfe vertheidigt ist 3. 
rirde sehr schwierig, und hier nicht am geeigneten Orte 

‚im Einzelnen zu zeigen, auf welche allerdings sinnreiche: 
e BreısLAaK seine im Ganzen vulcanische Theorie mit der 
en Beschaffenheit der Erdoberfläche in Einklang zu bringen 
‚ und es mag daher nur Folgendes genügen. Der Erdball 
ıspünglich durch Hitze flüssig, also seine Bestandtheile 
n zeschmolzen, und so mufste er von selbst seine sphäroi- 
e Gestalt annehmen Eine Auflösung der Fossilien im 
er ist dagegen undenkbar, weil die hierzu erforderliche 
e von Wasser gar nicht vorhanden seyn konnte. Dagegen 
hen durch Hitze flüssige Körper alle Bedingungen der 
tallisation, und die Urgebirge konnten daher allerdings in 
nizen krystallinischen Form gebildet werden, welche wir 
in ihnen wahrnehmen, worauf dann der bis dahin thätige 
nestoff latent wurde. Diese letztere Idee ist eine Eigen- 
lichkeit der Theorie BreısLar’s, dafs die bedeutende Wär- 
welche zum Schmelzen der Erdkruste, und eigentlich des 
m Erdballs erforderlich war, nach ihr latent wurde, indem 
asarten und. Dämpfe der jetzigen Atmosphäre ihren Ursprung 
hen 8 Das Wasser erzeugte sich aus den beiden, dasselbe 
tuirenden Gasarten durch Hülfe der Elektricität, oder zu- -< 
ı auch aus seinen beiden Grundlagen im Innern der noch 
uden Masse, und auf diese Weise blieben Theile desselben 
chen Fossilien eingeschlossen, wo wir es noch jetzt wie- 
den, Eben so existirten auch die Grundlagen der Säuren 
zs in gasfärmigem Zustande, diese verbanden sich mit dem 
mer Bildung erforderlichen Bestandtheile des Wassers, nach- 
mit den Basen zu Salzen, welche theils in der Erde theils 
leere wiedergefunden werden. BreısLak verwirft übri- 
die Idee, dafs die Berge von Innen herauf durch vulcani- 
Kräfte gehoben seyn sollen, denn obgleich einzelne klei- 
Hügel auf diese Weise über die ebene Oberfläche der Län- 
'hemals emporgetrieben seyn mögen und noch selbst in der 





— 


l Iustitutions géologiques par Scipion Breislak cet. traduites da 
scrit italien en français par P. J. L. Caupmas. III Vol. avec 
Has de 56 planches. Milan 1818. 8: Deutsche Uebers. mit schätz- 
a Anm, und einem kleineren Atiaa durch v. Itromsucn. 


l S.a. a O. I. 161 


+ 


‘ Menge versteinerter Seethire an denjenigen Orten, wo e 


als der der Berge. 


1276 | Geologie. 


geschichtlichen Zeit auf diese Art entstanden sind, so ke 
man doch unmöglich den ungeheuern Bergketten sowohl 
alten als auch der neuen Welt einen solchen Ursprung briuess 
Dagegen folgt aus der Natur der Sache, dafs die Abkühlur; 
Erdkruste nicht überall weder gleichmälsig erfolgte; die z 
erstarrten Theile mulsten daher wegen der nothwendisen 
sammenziehung beim Erkalten schon an sich höher bleiben, u 
serdem entstanden Spalten und Risse von der gröſates Ar 
nung, wodurch gleichfalls beträchtliche Massen gehoben 
selbst über einander gestürzt wurden; die Gewalt der Di 
welche aus dem Wasser durch die Hitze der glühenden 
gebildet wurden, beförderte nicht blofs solche Katasın 
sondern hob auch die leichteren Theile mit Uuterstützuns 
die Schwungkraft der rotirenden Erde in die Höhe, v 

die schwereren sich gegen das Centrum senkten; endid 
sank später in Folge des allgemeinen Erkaltens der Ere 
jetzige Meeresboden tiefer ein; und nicht blofs Meder 
dern auch durch das Zurückziehen des Meeres in nuntem 
Blasenräume mulste die Fläche desselben beträchtlich ter. 
feste Land aber ebendaher bedeutend höher werden. 

sprung der Hauptthäler ist dann auf gleiche Weise ein pa 










In Gemälsheit dieser Theorie können sich in dent o 
arten unmöglich Ueberreste organischer Wesen findes, 
Keime sich erst später nach einer beträchtlichen Abküblag 
wickelten, und deren Zahl, hauptsächlich in Rücksicht ıd 
thiere ungemein zunahm, als das Wasser des Meeres re 
Hitze bedeutend verloren hatte. Aus dieser allmäligen à 
der Temperatur des 'Erdballs, welche sich selbst noch ba 
historische Zeit erstreckt, wird es dann erklärlich, dals s 
Arten der Thiere und Pflanzen gegenwärtig an denjeniges! 
nicht mehr finden, wo ihre vorweltlichen Reste jetzt in ; 
Menge ausgegraben werden, ohne dafs es deswegen mäi 
eine vorübergehende Ueberschwemmung anzanehmen. l 
haupt erklärt sich BazısLAax ganz entschieden und aus de 
tigsten Gründen gegen eine solche allgemeine Fluh a! 
solche Wirkung derselben, vermöge welcher die Ueber 
einer früheren Schöpfung auf die höchsten Berge gesuse 
wären, und beweiset dagegen, dals mindestens ein -' 


Urbildung der Erde. 1277 


versteinert finden, ruhig gelebt haben und gestorben seyn 
mn. Partielle Fluthen existirten atlerdings, auch mögen 
' derselben so bedeutend gewesen seyn, Įdafs sie merkliche 
derungen anrichteten, eine allgemeine aber, und von so 
tenden Wirkungen, als manche Geologen ihr beimesseu, 
rch keine erwiesene Thatsache begründet und mit vielen 
ben unvereinbar. Uebrigens ist BREISLAK rücksichtlich 
eschichtlichen der Petrefactenkunde zwar sehr reich an 
santen Thatsachen, allein seine Theorie ist hierüber etwas 
ihaft, insofern er namentlich nicht bestimmt nachweiset, 
eiche Art die verschiedenen wechselnden. Erdlagen bei 
entstanden, und die wohlerhaltenen Reste vom Mammuth 
Sibirien gekommen seyn mögen. In dieser Beziehung 
er nämlich nur aus vielen Gründen nachzuweisen, dafs 
Imälige Abnahme der Temperatur unserer Erde und zu- 
auch plötzliche Veränderungen derselben sehr wahrschein- 
yen. Die Mammuthslebten früher wild in grofser Anzahl 
nen, wurden durch einen kalten Winter plötzlich über- 
‚im Eise begraben, und mit diesem durch grofse Fluthen 
nach Norden geschwemmt. Manche Erscheinungen las- 
hnach BazısLax auch daraus erklären wenn man annimmt, 
iher auf hohen Theilen der Erde grolse Binnenmeere, 
B. nach jetzt der Ural, vorhanden waren, welche nach 
denen Durchbrüchen abflossen. Aufserdem mulsten in 
keit der vulcanischen Bildung der Erdrinde grolse Höh- 
im Innern vorhanden seyn, und es läfst sich denken, 
Wölbungen derselben durch heftige Erdbeben zu wie- 
'nmalen einsanken,, so dafs das Meer sich wieder über 
reitete, wonach abwechselnd Schichtungen von Ueber- 
a des salzigen und des sülsen Wassers, wie bei Paris, 
n konnten, 
: hier mitgetheilte Uebersicht der zahlreich aufgestellten 

chen Hypothesen soll auf Vollständigkeit keine Ansprü- 





ır Literatur über dieselben dienen noch Sorrivan Uebersicht 
rt etc. a. d. Engl. Leipz. 1795. T. I. De ra Mernenıs Theo- 
de. Th. IIT. von Fonsten. Dessen Leçon de Géologie. T. II. 
L und viele andere., Aus Furcht zu grolser Ausführlichkeit 
viele geologische’ Systeme gar nicht genannt, z. B, die älte- 
talischen, der griechischen Philosophen, nnter den neueren 
en, des van Mor«. Fırvnmu nz Berzevue, Dorowieu, Mit- 


1278 | Geologie. 


che machen , noch weniger aber würde es hier am rechten (m 
seyn, dieselben kritisch zu prüfen oder ihre Anzahl un om 
' neue zu vermehren, Dagegen ist es der Sache angemessen a 
allgemeine physikalische Grundsätze aufzustellen, welche is 
jeder möglichen Theorie zu beachten sind. 

1. Es ist schon bemerkt, dafs der Ursprung des We 
überhaupt und somit auch desjenigen Theils desselben, e 
unsere Erde ausmacht, ganz aulserhalb des Gebietes m 
‚cher Kenntnifs liegt. Die bis jetzt in Anwendung gebr 
Mittel unserer Forschung reichen noch keineswegs hin, alle Dé 
des Weltalls zu kennen, und wenn gleich das menschlichelg 
durch Hülfe der Riesenteleskope in unermefsliche Ferner up 
so ist doch der hierdurch unvollkommen erkannte Raum cc 
nur ein unbedeutender Theil des Ganzen, und was na i8 
‘jenen in Folge vieler angestellter Beobachtungen zusges i$ 
ist dem bei weitem gröfsten Theile nach blofse M 
und kühne, wenn gleich wahrscheinliche, Hypothese E 
aber lächerlich, aus der unvollkommenen Kenntils de 
einiger weniger Planeten und Fixsterne, diejenigen Tee 
entnehmen zu wollen, welche zur Erklärung des Urspruxu® 
“noch gröfstentheils unbekannten Ganzen erfordert wei d 
der bescheidene Naturforscher verweiset dieses daher gä 


| 




























cars, Foutrneiie, Iseari, Jawes, Haru in Trans. of the HA 
X. 2., Berrrixb in J. de Ph. XLIX. 120. Esmanz in Edisi 
N. S. II. 107. Ursprünglich in Mag. for Natarvidenskabers: 
1824. I. 28. Knicnr in Theory of tbe Earth. 1820. Faussa 
Foxp in Essais géologiques, Conpıer ia sur les substanceı = 
dites en Masse. 1815. Co»rseane in Geology of England Ne 
xsuicat in Wernerian Memoirs. 1811. u. a. Eine sehr egal: 
sammenstellung der verschiedenen Theorien findet man ie Rm 
pedia. Art. Cosmologie. Noch vollständiger im Art. Earb; ` 
Minder vollständig ist G. Pen in A comperstive estimate of ” 
ral and mosaical Geology. Lond. 1823. Dus eigene Serien 
welches ganz die Mosaische Urkunde zum Grunde bat, ist "hn 
wegen weder neu noch mit den Tbatsachen übereinstimec- 
gleiche Weise geht unch Bosxaine Mansor in Cosmozosit ' 

formation de la terre cet. Par. 1824 von dieser Urkande ais i€ 
sigen sicheren Anhaltpuncte aus. Die neueste geologische Tars 
Lut io Handbuch der physischen Geographie. Berl. 18%. € 
übergehe ich mit Stillschweigen, weil sie in dem bis jet €“@ 
nen ersten Theile noch nicht vollständig enthalten ist. 


Urbildung der Erde. 1279 


biete der Physik in das Gebiet des religiösen Glaubens, wo- 
| es bis jetzt noch gehört. 


2, Keineswegs hiermit gleichstehend ist die Frage, ob die 
le aus einem Kometen, aus kometarischer oder Meteorstein- 
se entstanden sey, denn hierbei liegt Erfahrung, wenn gleich 
sofern eine mangelhafte, zum Grunde, als uns die physische 
chaffenheit der Kometen noch unbekannt ist. Rücksichlich des 
etarischen, oder damit nahe verwandten, Ursprungs unse- 
Erde, aus vermeinten Meteorsteinen ist die Frage schon oben 
rt, und an einem anderen Orte 1 bereits angegeben, ` dals 
icht blofs denkbar sey, die Erde bestehe aus Meteorstein- 
se, sondern dafs sich diese Hypothese auch mit triftigen 
nden unterstützen lasse. Im Ganzen wird aber zur Aufstel- 
‚der Geologie nicht viel damit gewonnen, wenn sich diese 
lichkeit auch zur Gewifsheit erheben lielse, weil damit der 
üngliche Zustand der Erde noch keineswegs völlig genau 
mmt ist. ` - ' 


3. Insofern die Geologie hauptsächlich die Aufgabe zu lösen 
wie die anfängliche Beschaffenheit des Erdballs war, und 
ı welche Veränderungen derselbe zu seiner jetzigen Beschaf- 
it gelangte > so läfst sich aus genugsam begründeten That- 
n überzeugend darthun, dafs det ganze Erdball ursprüng- 
m Zustande der Flüssigkeit war 2, ohne zugleich bestimmt 
tscheiden, von welchem Grade der Fluidität , auf allen 
ber von einem solchen, dafs die Rotation die Erzeugung 
elliptisch sphäroidischen Gestalt bewirkte, und die ein- 
ı Schichten gleichmäfsig übereinander gelagert wurden, 
entweder die schwereren Theile sich mehr nach dem Cen- 
ünsenkten, oder, unter der Voraussetzung einer gleich- 
| Beschaffenheit des ganzen inneren Erdballs, die dem 
yuncte näher liegenden Theile durch den enormen Druck 





S. Erde Th. 111. a 1070. 


La Pracz Syst. du Monde IT. 142. 443. Eben derselbe in Mée, ' 
12. sagt, die den Quadraten der Sinusse der Breite propor- 
Abnahme der Pendellängen beweiset, dafs die Schichtungen 
e regelmälsig um den gemeinschaftlichen Schwerpunct gela- 
d fast elliptisch sind, Hieraus folgt aber nothwendig ein ur- 
cher Flüssigkeitszustand der Erde. 























1280 Geologie. 
der oberen Schichten eine gröfsere Dichtigkeit erhielten De 
Gründe hierfür sind schon früher mitgetheilt 3. 


4. Ein Hauptpunct der geologischen Untersachuze te 
= trifft nun aber die Frage, ob dieser Flüssigkeitszastand der 
auf der ersten Stufe ihrer Ausbildung ein feuriger oder eis‘ 
seriger-war. Gegen die letztere Hypothese erklärt sich die D 
mie ganz entschieden. Obgleich nämlich nicht mit volks 
ner Gewilsheit bestimmt werden kann, woraus der zieet 
Kern der Erde besteht, und wie grob daher die Audisi 
der ihn bildenden Substanzen im Wasser seyn mag, ag 
doch blofs die Auflösung der Fossilien, welche die ze 
kruste bilden, eine solche übermälsige Menge Wasser e 
dafs, ohne seine Zuflacht zu einem Wunder zu nehme. 
mand im Stande seyn würde nachzuweisen, wo diese o 
Menge desselben später geblieben ser, Wollte man arm 
auch der primitive Zustand dieser, die Erdkruste bildeniri 
stanzen unbekannt sey, und immerhin ein anderer gewese 
könne, als welchen die Chemie nach den jetzigen Ed 
annimmt, daher sie dann vielleicht auflöslicher im Wase; 
sen wären, als wir jetzt finden, so.mufsten sie doch e 
Fall einmal in denjenigen Zustand übergehen, in wel 
sie gegenwärtig beobachten, und sollen dann die noch! 
zeigenden Krystalle diese ihre Form aus einer wässerigen 
erhalten haben, so führt dieses doch allezeit wieder anfde: 
bene Schwierigkeit, ohne sie im mindesten zu lösen. Auf: 
würde eine solche Argumentation sich aus dem Gebiet ? 





1 S. Erde Th. III, S. 920. u. 940. J. Ivony in Phi. Tns 
S. 2. ff. findet ein Argument gegen den von Nzwros, Li P. 
angenommenen Satz einer ursprünglichen Flüssigheit der E- 
Erfahrung, dafs so viele schwere Körper in ihrer Kras: ; 
werden, die vermöge ihres spec, Gewichtes hätten nieden.s: 
sen, desgleichen in der Form des Landes nnd der sie er; 
Mcere, so wie in der Tiefe der letzteren, wenn man nich: » 
wolle, duſs das Land nachher gehoben sey. ‚Die letztere P: 
stimmt aber mit der gangbaren Theorie der Vulcanisten uea 
bei zugleich ein Sinken des Meeresgrundes angenommen «ert. 
Dem ersteren Einwurfe steht aber der Umstand entgezea, 
jetzt in der Erdkruste sich findenden schweren Korper, P" 
die Metalle, ursprünglich gewifs nicht in ihrem jetzigen d: 
Zustande vorhanden waren. 


Urbildung der Erde, 1281 


iten und Thatsächlichen in das Gebiet des Unbekannten und 
i Hypothetischen verirren, und somit der ganze Standpunet 
Untersuchung verrückt werden. Gegen einen feurigen Flufs 
“rdballs oder mindestens die zur Verschiebbarkeit und gehö- 
Lagerung der an Dichtigkeit regelmäfsig abnehmender Ku-' 
hichten erforderliche Erweichung der inneren Theile und 
zur Ärystallisation der Kruste erforderlichen Flüssigkeits- 
nd hat man stets eingewandt, dals geschmolzene Erden 
metallische Substanzen nicht so vollständig und schön kry- 
iren, als wir dieses namentlich bei den granitischen Ge- 
o wahrnehmen. Die Vulcanisten beantworten indels die- 
nwurf dadarch, dafs sie sagen, die Krystallisation wür- 
lerdines vollstäudig erfolgen, wenn nur der Grad des 
$seyns durch hinlängliche Hitze genugsam gesteigert sey, 
lie Krystallisation unter gehörigem Drucke und langsam 
erſolge. Zur Unterstützung dieser Behauptung dienen 
allerdings die oben angegebenen wohl nicht genugsam 
digten Versuche von Har f und insbesondere einige 
wodurch jüngstens Mıtscnerrich die Wissenschaft be- 
that. Es ist diesem nämlich gelungen, verschiedene 
lle, welche sich in der Natur finden, auf trockenem Wege 
ch herzustellen 2, wovon man, ungeachtet der früheren 
he von Haur, die Möglichkeit zu bezweifeln geneigt war. 
rigens Krystalle, namentlich auch von Quarz, auf nassem 
entstehen können, dieses ist auf keine Weise zu bezwei- 
nd durch directe Erfahrungen durch SıuLıman 3. Barw- 
u. a. bewiesen. 


Wenn gleich hiermit die Möglichkeigg dargethen ist, 
: krystallisirten Urgebirge, und namentlich der Granit, 
kenem Wege gebildet seyen, und die anderweitig durch 
Gründe unterstützte Hypothese der Vulcanisten auf diese 
ein aufserordentliches Uebergewicht erhalten hat, so 


— — 


ie neuesten findet man in Ann. of. Phil, N. $. 18%. Oct. 
raus in v. Leonhard Zeitsch. f. Miner. 1827. I. 415. 


ın. Chim, Phy. XXIV. 355. Ann. des Mines IX. 176. Edinb. 
Ge, IL 129. , 


ner. Journ. of. sc. VIII, 282. 


Lab. J. of sc. Ill. 140. 
. Mmmm 





129 | Geologie. 


` verliert sich die Geologie doch alsobald wieder in das de 
Gebiet des blofs hypothetischen. Die ursprüngliche Bide 
geschichte unseres Erdballs lälst sich nämlich mit einen b 
Grade von Wahrscheinlichkeit so vorstellen, dals die 
masse der Erde durch die Vereinigung von Meteorstene 
Meteoreisen gebildet sey, wie wir diese noch jetzt e 
der Erde ankommen sehen, und deren Zahl anfänglich wei 
Ber seyn mufste, ehe sie zu diesem und den übrigen Piz 
vereinigt waren!. Mögen nun diese, ohne Zweifel ken 
Massen wirklich kometarisch oder den Kometen blolsähnli 
so kommen sie doch noch jetzt in’einem Zustande der W 
und des Geschmolzenseyns im Bereiche unserer Erde a 
es ist kein Grund vorhanden anzunehmen, dals es ehemals 
gewesen seyn sollte. Die Erde konnte daher diejenige 5 
fenheit ihres Kernes erhalten, welche ihr gegenwärtig ı= 
tigen Wahrscheinlichkeitsgründen eigen ist, auch konnte 
Abkühlung der oberen Rinde die Urgebirge gebildet we 
weit bist sich alles den bekannten Thatsachen vortreflich 
aber entsteht die Frage, welche Rolle spielte hierbei da V 
War dasselbe ursprünglich schon vorhanden, kam o 
und in verschiedenen Period®n hinzu u. s. w.? Dei 
hypothetisch, und durchaus kein fester Anhaltpanct 
Deals Wasser aus dem Weltraume auf eine gleiche Weis 
Meteorsteinmassen auf die Erde gekommen seyn sollte, 
ist keine Erfahrung vorhanden und kann auch nich 
vorhafiden seyn, sonst wäre es bei weitem am leichte 
nehmen, die Krystallisation der Erdrinde sey schon 
gewesen, als ge mit einer mächtigen Lage Wasser üb | 
wurde, wobei man hypothetisch noch hinzusetzen Mast 
die hohe respective Wärmecampacität des letzteren de 
lung der Erdrinde bewirkt oder mindestens befördert habe 
og a, BarısLax’s, und Parror’s Meinungen über de 
sind oben schon beiläufig erwähnt, Miırscaenusch de? 
sich noch bestimmter über dieselbe aus. Nach seiner 
darf man annehmen, dafs nicht blofs die Erde, soodes 
das Meer, welche also beide vereint gleich anfangs ensi" 
mülsten, eine Höhere Temperatur hatten. Setzt mas © 
Meeres nur auf 100°C., so mulste die Oberfläche desse 













4 Vergi. die Gründe hierfür im Art. Erde. Th. HL S. 


Urbildung der Erde. 4288 


Fuls zur Bildung.einer neden Atmosphäre sinken, der Druck 
letzteren aber verdoppelt werden. Nach La PLace soll dann 
mittlere Tiefe des Meeres vier geographische Meilen betra- 
f, und wenn man annimmt, dafs 0,75 hiervon in AN asser- 
H verwandelt war, so mulste auf die Oberfläche der Erde 
Druck von 2250 Atmosphären ausgeübt werden, wobei die 
se der Grundgebirge geschmolzen seyn konnte, ohne dafs 
Wasser kochte, und so konnte sie unter einer Decke glühen- 
Wassers fest werden. Vielleicht veränderte dieser hohe 
k die Affivitäten, indem z. B. in Urgebirgen oft kohlensau- 
ulk und kehlensarise Bittererde angetroffen werden, welche in 
mischen Producten fehlen, wo diese Erdarten mitKieselerde 
aden sind. Bei dieser hohen Pression vermochte die Kia- 
ds nicht die Kohlensäure auszutreiben, wie bei den Pro- 
m der Vulcane. Es liefse sich ferner hieraus die Anwesen- 
des Wassers in manchen Fossilien erklären 2, wenn diese 
a nicht erst später auf dieselbe Art entstanden sind, als sie 
jetzt entstehen. War ferner das Wasser nur. bis 250°C. 
t, so mufste es vermöge seiner Ausdehnung 2000 F. höher 
n, als jetzt. 

Fon dieser Hypothese Mirscutarien' s Yälst sich allerdings 
runde sagen, dafs sie in sich consequent sey, und es folgt 
i im Ganzen mindestens so viel, dafs aus dem Vorhanden- 
les Wassers, auch wenn man annehmen will, dals dasselbe 
anfangs mit dem glühenden Erdballe vereint existirt habe, 
ntscheidendes Argument gegen die Thorie der Vulcanisten 
ıchmen sey. Insofern aber die ganze Vorstellung blols 





Diese Angabe lese.ich oft, jedoch ohne Nachweisung der Quelle, 
sie entnommen ist. La Prace weiset nach in Mém. de Il’Inst. 
dafs die mittlere Tiefe des Meeres nur ein kleiner Bruch des 
'hiedes beider Erdaxzen seyn könne, welcher Unterschied 21000 
betrage. Eben dieses wird wiederholt in Expos. du syst. da 
Ji. 187, ep es wörtlich heifst: qu'elle (lamer) doit étre peu 
eet que sa profondeur moyenne est du mème ordre que la hau- 
pyenne des continens et des files au dessus de son niyean, 
qui ne surpasse pas mille mètres. 


Es findet sich noch jetst Wasser in einigen Basalten, z. B. in 

n der Pflasterkautse, von Faroe, ans dem Vicentinischen u. 8. 

ouveau Bulletin de la sot. Philom, 1825. 8. 1%. Die Neptu- 

rollten dieses zum Beweise seines wälsrigen Ursprungs benetzen. 
Mmmm 2 


` 

























1284 Ä Geologie. 


hypothetisch ist, und ebensowohl noch andere Hypothesen e- 
dacht werden können, als man auch diese anders zu modela oi 
zu modificiren im Stande seyn würde, so scheint es mir ge 
flüssir, weiter darauf einzugehen, bis erst durch nene Tax 
chen das Ganze weiter aufgeklärt und fester begründet sewal 

6. Eine grofse Menge der wichtigsten und bedentenisn 
Veränderungen der Erdkruste ist durch vulcanische Kräfte b» 
vorgebracht, und da diese letzteren, welcher Theorie man 
huldigen mag, bei der jungen Erde ungleich thätiger seyn am 
ten, als mehrere Jahrtausende nach ihrer anfänglichen sia 
'Umbildung, die geschichtliche Zeit aber unwidersprechlich at 
weiset, dafs bedeutende Bergeüge (namentlich der Jo? 
mehr als 1500 Fufs über die früher bestandene Fläche "Lem 
Hügel und selbst Inseln im Meere durch vulcanische Ant 
die Höhe gehoben wurden, da ferner diejenigen Kräfte, 
so unglaublich hohe Lavasäulen zu heben und ungehew 
senblöcke hoch emporzuschleudern vermögen 2, sicher axt 
genügend zu betrachten sind, um selbst die ausgedebaff 
Bergketten zu heben, so falst die Hypothese derjenigen T 
nisten nichts den Naturgesetzen Widersprechendes in sa 
che annehmen, dals die meisten und grölsten einzel 
sowohl, als auch Bergketten erst nach der Erstarrung de 
ren Erdkruste, und nachdem diese schon eine geranme 
Wasser bedeckt gewesen war, durch vulcanische Kräfte ve 
‚ nen emporgehoben wurden 3. Hieraus erklärt sich dam! 
wie die Ueberreste der frühesten Bewohner des Meers# 
grolsen Höhen der Berge gelangten, wo wir sie noch x“ 
treffen, und warum die Schichtungen der secundären und 
ren Gebirgsformationen ein so verschiedenes Streichen oi 
len zeigen. Manche von den hiernach in beträchtliche 
unter der Erdkruste entstandenen Höhlen mögen noch jet 
handen seyn, wofür auch entscheidende Beobachtungen spre: 


1 v. Humboldt in Journ. de Ph. LXIX. S. 148. 

2 Vergl. Vulcane. 

8 Diese Meinung hegt unter den neuern Geologen namert ` 
B. oe Siusscae in Voyages dans les Alpes. 1779 bis 1786 IV ` 
$. 2800. Vorzüglich aber ist sie vertheidigt durch L. e Bucs s 
d Berl. Akad. d. W. 1812—13. S. 141..1818 — 19. S. 51. Ges 
Beob. auf Reisen durch Deutschl. a. ital. II. 249. 

4 8. Höhle. 





Urbildung der Erde. 1285 


. meisten aber sind gewils'mit dem eingedrungenen Wasser 
illt worden, welches in einigen noch jetet vorhanden seyn 
3, während die Mehrzahl wohl ohne Zweifel mit hineinge- 
Item Erdreich ausgefüllt ist. Dafs übrigens diese Höhlen so 
s seyn sollten, als erforderlich wäre, um das Wasser von 
em früheren Stand6 nach der Hypothese der. Neptunisten bis 
einem jetzigen zu vermindern, dieses ist wegen der nach In- 
zunehmenden Dichtigkeit der Erde unzulässig, und wird 
vegen auch von p’Ausuissox $ durchaus verworfen. 
De La Prace 2 stellt inzwischen eine andere Hypothese 
welche eben so gut neptunisch als vulcanisch seyn kann 
unterstützt sie scheinbar mit Gründen, welche aus der Be- 
fienheit des elliptischen Erdsphäroids hergenommen sind. 
idem er namlich gezeigt hat, dafs zur Erhaltung des Gleich- 
chts der Erde und ihrer Schichten die mittlere Höhe der 
e der mittleren Tiefe des Meeres nahe proportional seyn 
‚ während die grölsten Tiefen des letzteren den höchsten 
en der ersteren wegen schon erfolgter Zuschlemmung nicht 
h kommen, dafs aber sowohl die Erhabenheiten als auch 
'ertiefungen anf der Erdoberfläche nur einen kleinen Bruch- 
des Unterschiedes der beiden Erdaxen ausmachen, und dals 
h die.unverkennbarsten Spuren einen früher höheren Stand 
leeres anzeigen , so schliefst er, dafs die wiederholten Ejn- 
men der Inseln und eines Theiles des. Festlandes, verbun- 
it ausgedehnten Einsinkungen des gesammten Meeresbo- 
wodurch früher voh Meere bedeckte Theile trocken wat- 
lurch diejenigen Erscheinungen deutlich angezeigt werden, 
: die Oberfläche der Erde und die Lagerungen auf dersel- 
ns darbieten, Um sie zu.erklären dürfe man sur anneh- 
dafs diejenigen Ursachen, welche noch jetzt dergleichen 
ngen hervorbringen, sich damals kräftiger äufserten. Ein- 
gen eines Theiles des Meeresbodens mulsten aber einen so 
ülseren Tractus aufs Trockene bringen, je weniger tief 
ser früher an diesen Stellen war, und so konnten durch 
Mittel grofse Continenfe sich über das Wasser erheben, 
Ichem sie früher bedeckt waren, ohne eine bedeutende 
lerung in der Gestalt des Erdsphäroids hervorzubringen, 





Traité de Geog. T. 213. 
Expos. du syst. da Monde II. (87 




















1286 ` Geologie, 


wie denn überhaupt die Regelma®igkeit der Gestak des dipi 
schen Sphäroids der Erde erfordert, dals die Einsenkungen ia 
Meeres nur einen kleinen Bruchtheil des Unterschiedes bede 
Erdaxen hetragen durften. 

La Prace scheint mir indef nur in einem Theile dew 
vollständig mitgetheilten Darstellung Recht zu haben, Zenit 
es unbestreitbar, dafs diejenigen Veränderungen, wodard $ 
Erdkraste ihre, bei der Erstarrung aus dem Flüssigkeitszu:e 
als eben hervorgegangene, oder mindestens in jenem Zerak 
völlig ebene Oberfläche zu den jetzt vorhandenen Unebaaks 
. wmbildete, hinsichtlich auf die gesammte Erdmasse und d 
selbst im Verhältnifs zu dem Unterschiede beider Erdama 
eine geringe Gröfse betragen durften. Ausgemacht ist ee 
und auf allen Fall den Naturgesetzen nicht widerstreitend, A 
der Meeresboden an einigen Stellen oder auch wohl in tum 
eingesünken seyn mag, Dals aber die jetzige Unehenkrä 
Erdoberfläche aus solchen Einsinkungen allein eis $ 
sollte, dieses ist mit bekannten Thatsachen keineswegs ii 
vereinbar. Zuerst streiten nämlich dagegen die knppelös;f 
wölbte' Lagerung und das hiermit übereinstimmende Pë 
verschiedenen über einander gelagerten Felsarten !, edd 
mehr auf ein Gehobenseyn der untersten Lager deutet, Së 
sie ‚sonst horizositel liegen mälsten, wenn man keine dem 
blofs einige höchste Puncte der Erdrinde nicht einschl 
und somit zu tiefe Einsinkung annehmen wollte. Zwei 
ist es zwar wohl denkbar, dafs bei der Festwerdung de 
kruste pach dem Flüssigkeitszustande Llasige Räume 
welche nachher einsinken und das Meerwasser anfnehes 
tan, allein dafs diese eine hinlängliche Weite geht 
sollten, um das gesammte jetzise Meer aufzunehmen, S 
deswegen nicht so wahrscheinlich als die gewähnliche 
der Vulcanisten, “wanach vielmehr die Hervomgu;® 
Erde gehoben sind, weil man nur die Hälfte der erfordr 
Wirkung anzunehmen genöthigt ist, wenn man vonest 
Berge soyen um eben so viel gehoben, als der Meeresbodt 
sank; and wenn man einmal zugiebt, dafs früher solche 
färmig anfgetriebene. Räume gebildet werilan konnten, = 





1. Vergl. Th. IIi. 8. 1075. 


Urbildung der Erde, 1237 


an auch nicht wohl in Abreile stellen , dafs ihre Entstehung 
äter gleichfalls möglich war, während das Meer schon in ein 
d den andern jener älteren Räume hinabsank. Endlich aber! 
rechen mehr Thatsachen für das Emporgehobenwerden von 
weilen des Erd- und Meeresbodens, als für Einsenkungen des- 
ben, wenn gleich. beide Arten von Erscheinungen im Gebiete 
` Möglichkeit liegen. und M. v. EnceLHARD und F.Pınror? 
‚ Gründen zu erweisen suchen, dafs der Boden des Caspi- 
en Meeres gesunken sey, oder das Wasser desselben-sich in 
terirdische vulcanische Höhlen gezogen habe, folglich diese 
pothese durch ein erwiesenes Factum Unterstützung erhalten 
te, 

7. Wenn gleich hiernach die ursprüngliche Gestaltung des 
Iballs und die Bildung seiner Rinde nebst den wesentlichsten 
nitiven Veränderungen beider und somit auch der Erdober- 
he durch vuleanische Kräfte hervorgebracht worden, ao darf 
ı dabei doch keineswegs dem Wasser eine bedeutende Mit- 
kung beider Erzeugung eines grolsen Theils der Felsarten 
prechen. Ganz entschieden verdanken diesem neptunischen 
lungsmittel die aufgeschwemmten Gebirge ihren Ursprung, 
nicht minder die tertiären, so wie auch wohl sicher min- 
ens mehrere der sogenannten secundären Gebirgsformationen, 
n gleich manche derselben durch spätere vulcanische Actio- 
bedeutend verändert seyn mögen. Am entscheidendsten, 
nicht ohne triftige Gründe, hat sich hierüber d’Ausrısson ? 
bert, dessen Urtheil bei seinen grolsen geognostischen und 
ikalischen Kenntnissen gewifs von vorzüglicher Wichtig- 
st. Nach seinem Urtheil müssen alle diejenigen Felsarten, 
he Reste von Seethieren enthalten, namentlich das grofse 
r von Kupferschiefer im Mannsfeld’schen mit den vielen 
enden von Fischabdrücken u. s. w, für einen Niederschlag 
iner wässerigen Auflösung gehalten werden, weil sich aus 
irt der Lagerung jener Teirefacten ergiebt, dafs die in 
ge und metallische Substanzen umgewandelten Thiere an 
nigen Orten früher gelebt haben, wo wir jetzt ihre Reste 
die Abdrücke derselben wiederfinden. Allerdings führt 
i wieder zu der oben schon aufgeworfenen Frage,.wo denn 

- I 





Reise in die Krym u. den Caucasus. Berl. 1815. I. 857. 
Traité de Geognosie. II Tom. Strafsbourg. 1819. I. 379. #. 


128 Geologie. 


das viele Wasser geblieben seyn gnöge, welches alle jene 3i. 
, ralien aufgelöset enthielt, und n’Ausuıssoxw beantwortet die 
keineswegs, vielmehr sagt er, dals dieses bis jetzt noch c 
‚kannt sey; allein obgleich wir die auflösende Kraft des \ 
sers, in welchem ‚namentlich jene Kupferkiose früher al 
waren, nicht kennen, so spricht doch die Auwesenkt 
Ueberreste lebender Wesen zu entscheidend für das d 
Vorhandenseyn desselben, als dals man dieses in Tweilel 
könnte. D’Ausuısson geht in diesen seinen Schlüssen 
weiter, und meint, die so sehr vollständige Kıystallisaiı 
Urgebirgsarten und: ihre keineswegs volltständige und h 
Scheidung von den secundären deute sehr entscheiden! 
frühere Lösung im Wasser, Dals dieser Schluls ge; 
‚nicht mehr vollständig bestehen könne, ist oben nach: 
insofern es jetzt als ausgemacht angenommen wird, dalsc 
“arten auch aus dem feurigen Flusse Krystalle von hinla 
Gröfse und Regelmälsigkeit der Form liefern können; 
wirklich keine feste Grenzscheidung zwischen den Ur; 
ten und denen der secundären Formation statt finde | 
denen noch die Uebergangsfelsarten in der Mitte liege 
nommen werden ?), man daher befugt sey, aus der er 
Anwesenheit von Resten früberer Meeresgeschöpfe in 
teren auf eine neptunische Bildung der ersteren zu 
dieses ist eine Frage, welche die Geognosie zu beantwı 
und ich bemerke darüber im Allgemeinen nur so viel, 
neptunische Bildung aller derjenigen Felsarten, woris s 
facten aus dem Thierreiche finden, wenn sie anders ni 
durch Zufall später hineingekommen sind, schwerlich ı 
Zweifel gezogen werden kann. Ohnehin zeigen die zor 
dären Formation gehörenden Sand -und Kalksteinfelsen 
scheidende Kennzeichen eines solchen Ursprungs, 3 
vielem Grunde angenommen wird, dals aller Sand aus 
deten Trümmern des Quarzes der Urgebirge entstanden 
zwischen bleibt hiermit noch immer die Frage unbea: 
wie der jetzige Vorrath des Wassers auf der Erde alle dr 
nach aus demselben niedergeschlagenen Felsarten anfgeli=t 



























4 D’Auboisson a. a. O. I. 388. nennt blofs terrains pre 
secondaires. und hält beider Bildung für analog. Uebrigem | 
er ains intermediaires an. S. a. a O.L S! 





- 


Urbildung der Erde. ' 1259 


abe, wozu nach unseren jetzigen Kenntnissen derselbe 
egs ausreicht, und eine gröfsere Menge hypothetisch 
men, führt offenbar zu einer neuen Hypothese, wo- 
selbe später vermindert seyn mülste. Es liegt sehr nahe 
Sache, nach den Hypothesen von MırscneaLich und 
"ulcanisten zu folgern, dafs das unter stärkerem Drucke 
he heifsere und vielleicht bis zur Temperatur der Glüh- 
teigerte Wasser eine ungleich grölsere auflösende Kraft 
habe, wodurch dann die vulcanische und neptunische 
se mit einander vereinigt werden würden. Bis jetzt 
ir indefs keine Erfahrung, wonach allgemein die Auf- 
it der Erden im \Vasser durch erhöhete Temperatur be- 
gesteigert wird, und bei der Kalkerde findet gerade das 
eil statt. Wollte man diesem entzegensetzen, dafs noch 
ersuche vorhanden seyen, worin die Hitze des Wassers 
gesteigert wurde, als bei der ursprünglichen Bildung der 
dihrer Rinde angenommen werde, und man daher die 
stattfindende auflösende Kraft des Wassers noch nicht 
io verliert man sich abermals in das Hypothetische. Ob 
igens eine eigentliche Auflösung der Fossilien im Was- 
I nicht vielmehr eine innige Mengting beider als genü- 
r Erklärung der Entstehung mancher Gebirgsarten anzu- 
habe, darüber malse ich mir kein entscheidendes Ur- 


Eben so wenig als vieles anderes ist bis jetzt noch der 
g der Gänge ausgemacht. Folgende Meinungen hier- 
d nach p’Aupvısson 1 ganz unzulässig: 1. Man be- 
sie als Ramificationen eines im Inzern der Erde befind- 
rosen Stammes. 2. Oder sie sind aus der Masse des 
dorch gewisse unbekannte Agenten entstanden, von 
iedurchdrungen wurden. 3. Endlich waren die Spalten 
rinde früher vorhanden, und wurden erfüllt durch das 
‚ende Regenwasser mit denjenigen Substanzen, welche 
en Einflufs des Sonnenlichtes oder der Luft oder der aus 
nern der Erde verflüchtigten Stoffe in die jetzigen Gang- 
und Mineralien verwandelt wurden. 4. Auch die Hy- 
des pg LA Ni£raenız findet D’Aupvıssom unzulässig, 
‚die Fossilien der Gänge bei der Bildung der Erdrinde 


— — 


a. a. O. TE. 652. 





1260. Geologie. 
durch chemische Anziehung gleichzeitig aus der übrigen Nas 
ausgeschieden und mit einander vereinigt seyn sollen, wel: 
diese Weise nur einzelne Krystalle oder vereinte Haufen va 
"Kırystallen, aber auf keine Weise so lang fortlaufende, zi 
fremdartigen Mineralien erfüllte Gänge gebildet seyn Vers 
5. Endlich verwirft,er mit Wernen auch die Meinong Ges: 
nigen, welche annehmen, die Spalten, worin die Ganzz:= 
eingeschlossen sind, seyen früher dagewesen, und mit sia 
Substanzen erfüllt, welche verschiedene Flüssigkeiten au 3 
umgebenden Gebirgsarten aufgelöset, und in den Spalte # 
mälig abgesetzt hätten. Die Gegengründe liegen hanptsa! 
darin, dals sehr häufig in den Felsarten keine Spur von # 
nigen Fossilien gefunden wird, welche die in ihnen bdb 
chen Gänge enthalten, und dals gleichartige Gänge eine ra 
Richtung haben, während ganz von ihnen verschiede gi 
eben den Gebirgen durchkreuzen. So gehen z. B. die gp 
haltigen Gänge bei Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge va M 
' nach Süd, und schneiden die zinnhaltigen, welche vo W 
nach Ost gerichtet sind. Nach Wersen entstanden e 
spalten bei oder gleich nach der Bildung der Erdrind, gi 
elso offen, ehe sie von den Gangmassen ganz oder zw 
ausgefüllt wurden. Letztere kamen durch Infiltrativas® 
Räume vermittelst det Auflösung der zu oberst gelgen® 
-standtheile,, welche sich in jene Spalten hinabsenkten wi 
ansetzten. D’Ausuvisson, obgleich ein grofser , Verk? 
Wernen, glaubt zwar, dafs die Entstehung einiger Lef 
diese Weise erklärt werden könne, allein als alägemein 
rung ser sie durchaus unzulässig, weil sie nicht Get 
hen lasse, woher gerade die Gangmassen gekommen sm. 
Gänge ohne Beimischung der Gehirgsfelsarten aussefüt 
und dann wieder verschwunden seyn sollten; auch s% 
nicht wohl begreiflich, wie nahe bei einander liegend: t 
sich durchkreuzende Gänge mit verschiedenartiger Gas} 
angefüllt seyn sollten, Werwer’s Hypothese ist übrigess 
neuesten Zeiten meistens verlassen, und die Geolo;m: 
gich mehr auf die Seite der Vulcanisien, nach deren ! 
die Gänge durch vulcanische Kräfte von Inmen heraus ; 
seyn sollen, nachdem die Gangäöffnungen schon frühe A 
Zerreilsung beim Emporheben der Erdkruste, oder ab! 
bei der Abkühlung derselben entstanden waren. Die 





















Urbildung der Erde. . 1901 


be dann entweder durch Hinanftreibung der Gangmasse nach 

emporgekobener Lava oder durch Sublimation geschehen ` 
n. Bis jetzt hat indels noch kein Geognost es unternommen, 
s von den genannten oder eine andere vulcanische Hypo- 
e in einem solchen Umfange mit den über die genaue Be- 
fenheit der Gänge ‚bekannten 'Thatsachen in Einklang zu 
gen, als dieses durch Weanea in Beziehung auf seine Hy- 
ere geschehen ist, und dieser Gegenstand erwartet daher 
h eine ausführliche Behandlung durch irgend einen gewieg- 
Geognosten und Chemiker. 


H Wie auch immer dio uranfängliche Bildung der Erde 
hehen seyn mag, so ist zugleich. so viel aus unbestreitbaren 
tachen gewifs, dafs der Erdball sowohl damals als auch 
T, und zwar ununterbrochen, gewisse bedeutende Verän- 
ngen erlitten habe, Hierfür entscheiden unwidersprechlich _ 
iberall verbreiteten, von den roheren anfangenden und bis 
en feiner organisirten übergehenden Ueberreste der Pflan- 
"und Thierwelt, nebst der eigenthümlichen Lage, Ver- 
ung und Beschaffenheit derselben, Es ist ferner oben 
ı bemerkt , dals vieles, auf die uranfängliche Gestaltung ` 
spätere Umbildung des Erdbalts und hauptsächlich der Erd» 
e Bezügtiches aus einer. Veränderung des Sohwerpunetes der 
und einem Wechsel der Richtung ihrer Axe gegen dis 
tik erkkirt werden könne, Fine Verrückung des Schwer- 
es ist ohne Nachweisung der sie bewirkenden Ursachen an 
ucht wohl denkbar, und findet in der durch Pendelbeabach- 
n ausgemittelten, regelmäfsig von Innen her abnehmen- 
Jichtigkeit’ ein unüberstöigliches Hindernifs 2, auch fallt 
wärtig das Happtargument, worauf jene Vermuthung eines 
sels des Schwerpunctes gestützt war, nämlich die Un- 
heit der Dimensionen beider Erdhalbkugeln, weg, insofern ` 
früher aus La CAırre’s Messung am Cap gefolgert,. durch 
Gerten Untersuchungen widerlegt ist. Um so mehr An- 


r fand die Hypathese von einer veränderlichen Richtung 


9. Petrefacien. 


S. Erde. Th. II. 8, 944, La Praos Système da Monde. II, 194, 
ben Nr. 8 am Ende. 


i292 l | Geologie. 


der Erdaxe- $, woraus sich allerdings die meisten Aufgaben & 
Geologie eben so natürlich als leicht erklären liefsen. Alles ¿r 
Geologen dürfen dieses Mittel der Erklärung nicht becze 
weil sich die Astronomen bestimmt dagegen erklären. Auge 
lich hat Bop: ? ausführlich die Gründe entwickelt, aus denes em 
solche Hypothese unstafthaft ist, und La Prace? erkları wé = 
bestimmteste, dafs er sich bemüht habe, sie mit astronomische, 
Thatsachen zu vereinigen, aber stets wieder sich von der ee 
lichkeit dieser Hypothese überzeuge. Hiernach ist es also dora 
am leichtesten und den bekannten Naturgesetzen am weg 
sensten, die namentlich durch die Versteinerungen begrium ` 
Veränderungen der Etdobetfläche von einer Hebung der Cég 
durch vulcanische ` Kräfte und von einer in früheren Lin 
überall höheren Temperatur des Erdballs abzuleiten. Irch 
sachen eines Wechsels von Lagern mit Ueberresten von rer 
‚ten des Seewassers und der süßen Gewässer, wie sie s: P 
mentlich bei Paris nach Cuvıra und Baosxıann, sde 
London nach WsssTten und auch sonst noch finden ¢, sup 
genwärtig noch problematisch; inzwischen würde es eichter 
seyn, dieses Phänomen, jedoch blofs hypothetisch, ars 
LAK é aus einem wechselnden Abflusse grölserer Binos 
oder aus einem wechselnden Stande des Meeres zu ek, 
10. Verschiedene nicht bloſs ältere, sondem si 
neuere Geologen, und unter diesen selbst einige Korypisel 
Wissenschaft, als namentlich Cuvıza 7”, Buczrass‘. 
















. 1 Vergl. Msıstea de montium origine ab axis ter. gt 
in Comm. Gott. 1782. p. 28. 1783. p. 101. and oben die H 
des Anng Dr. ocng, 

2 Neue Schr. der Berl. Ges. Nat, Fr. TI. 308. 

8 Syst. da Monde, H. 138. Toute hypothöse fondés se A 
placement considérable des pôles à la surface de la terre, 3:: 
rejetée. 

4 6. Th. III. 8. 1075 und die dazu gehörige Kapfertafel 

5 Inst. geol. II. 488. 

6 Dieses scheint die Meinung zu seyn, welcher Cossr. T 
zugethan ist, nach einer vorläufigen Anzeige seiner Abh. ia ar 
Ph. XXXV. 439, 

7 Essay sur la Theorie de la Terre cet, Ein in mehrer“ 
gen erschienenes clussisches Werk. 

8 Reliquiae diluviunae. Lond, 1823. 4, Zweite Aul eh DA 


Urbildung der Erde, 1293 
r f und viele andere sind geneigt, eine allgemeime grofse Fluth 
unehmen, wodurch nicht bloſs verschiedene Veränderungen 


Erdoberfläche herbeigeführt, sondern namentlich auch die 
berreste urweltlicher Thiere entweder: in grofse Haufen zu- 


mengeschwemmt, und dann mit nachher zu Steinen erhär-" 


r Erde bedeckt, oder die Thiere selbst in die schon vorhan- 
en Höhlen zusammengedrängt und dann darin umgekommen 
ı sollen. Immerhin bleibt die Lösung der Frage, wie eine 
ırhaft erstaunenswürdige. Menge der verschiedenartigsten 
ere, deren Ueberreste sich theils versteinert, theils blofs mit 
e und Steinen bedeckt in einem dem Vermodern nahen Zu- 
de gegenwärtig so häufig vereint finden, an ihren jetzigen 
dort gekommen seyn mögen, ein höchst schwieriges Problem, 
nes gleich nichts Widersprechendes in sich schlielst anzu- 
nen, dafs die in aufgeschwemmter Erde häufig vorkommen- 
Reste des Mammut, des Urstiers und anderer vorweltlichen 
re durch partielle Fluthen von höheren Gegenden herab- 
rmmt und im Schlamme begraben seyn mögen, um so mehr, 
anche einzelne Ueberreste derselben noch in den Lagerun- 
'hemaliger Flufsbetten gefunden werden. Allein eine all- 
ineFluth, wenn man auch, abgesehen von den schon früher 
leten Lagern der aus dem Meere entstandenen Versteine- 
n, sie erst nach schon hergestellter Erdkruste stattfindend, 
ls die letzte Katastrophe der grofsen Veränderungen un- 
laneten betrachten wollte, ist durchaus unstatthaft, weil 
 erzeugenden Mittel nicht ohne unnatürliche Hypothesen 
nden sind. Wenn man von den älteren, den 'Naturge- 
geradezu widersreitenden Erklärungen dieses Phänomens 
irt, so hat man neuerdings angenommen, ganz America 
s dem Meere emporgehoben, oder es aer eine später wie- 
tergegangene grolse Insel im stillen Meere durch vulcani- 
räfte gebildet, oder es sey ebendaselbst ein grolses Con- 
ıntergegangen, oder eine Meteorsteinmasse von der Grölse 
anzen Gebirges oder einer ausgedehnten Insel sey dort 
‚efallen, u. dergl. m. Alle solche ungeheuere Phänomene 
n zwar auf den ersten Blick gleich grolse \Vallungen 
uthungen der grolsen Wassermasse des Meeres erzeugen 


r 





Essay on the Theory of the Eurth. By Baron George Cuvier; 
logical illustrations by Prof. Jameson. Fifth edit. Lond. 1827. 


= 


1294 Geologie. 


gu können, und wenn man blols bei der allgemeinen Betrachu 
der Sache stehen bleibt, so scheint die hypothetische Fa en 
unnatürliche Wirkung einer so ganz ungeheuren Ursache, SM 
man sich aber die Mühe giebt, das Problem nach bkydrosmtsda | 
und hydraulischen Gesetzen genauer zu priifen, so mp ar 
blicklich die Unmöglichkeit der Sache sehr augenfälligheriu. a 
` ohne eine Aufhebung der bestehenden Naturgesetze oder dek 
nahme eines Wunders ist das Ganze undenkbar. Ku aire 
Weise nämlich ist das Phänomen als geschehen zu bond 
zuerst wenn man annehmen wollte, das Meer sey deg 
der angegeben Ursachen in eine plötzliche Wallunz wa 
habe dadurch die Fluth veranlafst und dann seinen une 
- chen Stand nach statischen Gesetzen wieder angenommen, $ 
in der Art, wie noch jetzt durch anhaltende Stürme ke 
eingeschlossene Meere eine Ueberschweımmung der Kisse 
der herbeiführen ; oder wenn man sich im Ocean eine x% 
Masse erhoben dächte, dafs das verdrängte Wasser de 
geinen Stand so sehr erhöhet hätte, um die Ueberschwesft 
‚zu erzeugen, dann aber durch Ausfüllung eines ungen? 
Raumes zu seinem früheren Niveau zurückgekehrt en I 
erste Fall ist undenkbar; denn es kann allerdings vie 
\geschlossenes Meer, wie die Ostsee, der Genfersee a. Le 
auch der in einen Canal, eine Bucht, eine weite Stross## 
sich verengende Ocean durch anhaltende Stürme in 
nen versetzt werden, dals das \Vasser partiell da, wo @ 






















1 Wenn diese und ähnliche Veränderungen der 
von der Wirkung eines Kometen abgeleitet werden, wie z$ 
Raove. S. Ueber den Anfang unserer Geschichte u. die letæt 
tion unserer Erde, als wahrscheinliche Wirkung eines Kom" 
lau 1819, so wird man hier keine specielle \WViderlegung de 
these erwarten. La Pracs äufsert sich über die Nichtigkeit 
chen Furcht in giner vortrefflichen Stelle, welche wohl de: 
lung werth ist. Er sagt Syst. du Monde II. 60. Mais hee ` 
lement disposé à regevoir l’impression de la crainte, dee Ta? 
1773 le plus vive fraycar se répandre- dans Paris, et deli»: 
niquer à toute la France sur la simple annonce deg min? 
lequel Laraups determinait celles des comètes observées, 9 | 
le plus approcher de la terre: tant il est vrai, que les ar. ” 
perstitions, les veines terreurs et tous les maus gu'enirsint D 
se reproduiraient promtement, si la lumière des soam H" 
s'éteindre. 


Urbildung der Erde. | 12% 


ation einen Widerstand fmdet, etliche Meilen landeinwärts 
Küsten bis zu einer Höhe von 20 oder wohl gar 50F. über- 
wenmt, im weiten und überall freien Oceane aber sind sol- 
Oscillationen unmöglich , wollte man sich auch einen noch 
volsen Körper hineingeworfen oder eine noch so starke Er- 
itterang durch ein unterirdisches Erdbeben denken. Wie 
sich anch den Fall denken mag, so führt jede Berechnung 
zeit auf diese Unmöglichkeit, und nur diejenigen, welche 
allerdings grolsen partiellen Verheerungen der Küsten durch ` 
Meeresfluthen bei heftigen Erdbeben ins Unermelsliche, aber 
ı ins Unmögliche vergrölsert in ihrer Phantasie ausdenken, 
ben eine solche allgemeine Ueberschwemmung der ganzen 
e von ähnlichen, aber vergrölserten Ursachen ableiten zu 
ren. Zum Beweise möge folgende ohngefähre Berechnung 
en. Das Wasser bei der Ueberschwemmung des Bagni- 
les 1 erreichte die gröfste, jemals beobachtete Geschwindig- 
von 32 F. in einer Secunde da, wo sie am stärksten war, 
durchlief im Ganzen eine Strecke von 18 Lienesin 5,5 Stun- 
Sollte nun das an irgend einem Puncte der Erde gehobene. 
in Bewegung gesetzte Wasser den halben Umfang der Erde, 
her 2700 Meilen beträgt, durchlaufen, damit sich die 
ien Enden wieder vereinigten, so würden hierzu mehr 
’ Tage erfordert werden. Jenes Wasser erhielt und behielt 
diese Geschwindigkeit, indem es auf der genannten Strecke’ 
18 Lieues im Ganzen von einer 4187 F. betragenden Höhe 
stürzte, und sollte die Höhe, von welcher es auf je- 
ängeren. Strecke herabstürzen mülste, dieser proportio- 
eyn, so würde sie jene in runder Zahl nur zu 4000 Fuls 
ıommen, gerade eine Million Fuls oder nahe 42 Mei- 
etragen, oder man könnte auch annehmen, es hätte dem 
r eine Geschwindigkeit der Bewegung gegeben werden 
n, welche vermögend gewesen wäre, dasselbe zu ei- 
'öhe von einer Million Pub empor zu treiben. So wie 
iese Höhe oder die derselben zugehörige Geschwindigkeit 
iefsens vermindert wird, wächst zugleich die oben ange- 
» Zeit, und es ist undenkbar, dafs während dieser ver- 
en Zeit das bewegte Wasser nicht in sein altes Bette zu- 
efsen sollte, ohne an das geforderte Ziel zu gelangen. 





G. LX. 381. a-LXII. 108. 


1296 Geologie. 
Ein anderer Gegengrund gegen eine solche Annahme her a 
der erforderlichen Menge des Wassers; weil deer aber um 
die zweite Ansicht trifft, so wird es am besten seyn, sein > 
recter Beziehung auf diese zu prüfen. Wir wollen also wé 
men, ganz America sey vorher unter dem Meere hesrabeı pe 
wesen, dann plötzlich durch vulcanische Kräfte gehoben’, a 
habe somit das Wasser aus der Stelle verdrängt, so dab 
eine willkürlich lange Ueberschwemmung verursachte, bi 
sich wieder in den von diesem Lande früher einyeno 
Raum verlief. Abgesehen von den übrigen bedeutenden Ù 
gründen gegen eine solche Hypothese wollen wir annehmad 
mittlere Tiefe des Meeres über diesem Continente hië 
ganze geographische Meile betragen. Da nun die Oberfkc 
Erdellipsoids sehr genau 9260500 geogrophische Quadız 
beträut?, der Flächeninhalt von America aber nahe 5721138 
'Q. M., so beträgt letzteres etwas mehr als Je von jene, 
nur um den so vielten Theil einer Meile, also nur um 
konnte das Wasser allgemein über das Niveau des Meem 
gen, und es würden also selbst bei einer an sich so us 
chen Hypothese, welche die Annahme einer noch vor 
ganz ungeheuern Wassermasse unter jenem WVelttkeilk 
setzt, doch noch Oerter auf der Erde vorhanden sem., 
dasselbe nicht kommen konnte, aber dennoch hingei 
seyn mülste, wenn man alle die Veränderungen aus deg 
tastrophe erklären wollte, welche man derselben gen: 
sen möchte 3. Dals dagegen viele und mitunter 

grolse partielle Fluthen statt gefunden, und sehr | 

~ Veränderungen angerichtet haben mögen, ist wohl kesa 
genblick zu: bezweifeln 3. Solche mulsten schon ı 
dig erfolgen, wenn die Berge durch vulcanische An 
dem Meere erhoben ‚wurden, dabei grolse Binnenmer 
schlossen und diese späterhin ihre Ufer durchbracher, $ 




















1 E. H. Livx in: Die Urwelt u. s. w. II, 82. leitet Ce 
meine grolse Fluth von der Erhebung America’s her, eckkog 
neues Land anzusehen seg, 

2 8. Th. HI. S. 934. 

8 Aus andern gewichtigen Gründen erklärt sich gegen ° 
gemeine Fluth Fremme in Edinb. Phil. Journ. XXVIN. 205. 

& Vergl. v. Zach in Corresp. astron. T. XIV. Nr. 2. 


Urbildung der Erde, 1297 


n noch jetzt viele Districte, welche. die unverkennbarsten 
enan sich tragen, dafs sie früher unter Wasser standen, 
ich dieses irgendwo einen Ausweg bahnte. Ueberhaupt 
die, die Erdoberfläche verändernde Wirkung des Wassers 
ich grölser als in der geschichtlichen Zeit, da ohnehin die 
these mindestens mit emigen Wahrscheinlichkeitsgründen 
stützt werden kann, dafs der Meeresboden im Allgemeinen 
ken, ‚der Spiegel des Meeres 'erniedrigt sey, "und das 
überhaupt an einigen Stellen. sich ein Bette gegraben habe, 
früher nicht vorhanden war. Saussünz 1 hält die zacki- 
pitzen der Alpen, n’Aupviısson? die einzelnen konischen 
, als die Landskrone in der Lausitz, die Felszacken bei 
nstein in Sachsen p. a. für die Reste ursprünglich grölserer, 
rölstentheils zerstörter Berge; die überall zerstreuten, ein- 
iesenden Felsblöcke (sogenannte: Findlinge) sind auf allen 
[rümmerx ;zerstörter Berge ?, bei deren Zerstreuung grofse 
erlluthen ohne Zweifel mindestens oft thätig waren, untl 
die südlich vom Baltischen Meere zahlreich vorkommen- 
irklich dem skandinavischen Granite verwandt, und zur 
er Formation des Grobkalkes an ihre jetzige Lagerstätte ge- 
en sind, wie Havsmany in seiner gehaltreichen Untersu- 
über diesem Gegenstand hehanptet 4, so könnte es frag- 
verdem, ob damals die Ostsee sich wirklich schon ihr Bette 
en hatte, und ihr Spiegel mit dem jetzigen mindestens 
iberein kam. Ueberhaupt, wenn man die zerstörenden 
ngen betrachtet, welche noch gegenwärtig durch grofse 
n angerichtet werden, wenn man die Menge von Steinen, 
Erde und, Sand berücksichtigt, womit sie nicht selten, 
ederungen überschütten, so darf man mit Recht vermuthen, 
re Wirkungen auf der jüngeren Erde noch ungleich stär-, 
aren 6. 





Voyages $. 2244. 

Traité de Geog. I..p. 28. 

Vrgl. Th. III. 8. 1078. 

Comm. Soc. Reg. Gott. 1827. Nach einer vorläufgen Anzeige 
l. gel. Anz. 1827. Sept. 

Da dieser ganze Artikel auf Vollständigkeit keine Ansprüche 
3, sondern nur die Hauptsuchen enthalten soll, so konnte auch 
en ersten Abschnitten die Literatur selbst nicht relativ vollstän- 
tgetheilt werden, Auf bloßse Hypothesen, welche der richtigen 
Bd. Nnnn | 


U 


Veränderungen der Erde, 1299 


rere andere in der Urzeit ihre Entstehung aus den Trümmern 
n bestehender und wieder zerstörter Felsarten verdanken, in 
aeschichtlichen Zeit aufgehört hat, "so zeigen doch einige 
ige Beispiele unverkennbar neuester Formationen dieser Art, 
die hierbei thätigen Kräfte keineswegs aus der Natur ge- 
unden sind , sondern noch nach der Bewohnung der Erde 
h Menschen thätig waren. Hierhin sind zu rechnen die Ab- 
ke von Menschen in den Felsen auf Guadaloupe. Die Ein- 
renen nennen sie Galibi, womit ein Stamm der Caraiben 
ıchvet wird, woraus neben 'andern Gründen sehr wahr- 
inlich hervorgeht, dafs sie nicht alt sind, sondern von den 
chbarten Caraiben herstammen, welche dort ihre Todteh zu 
aben pflegten'. Obgleich daher der Begriff keineswegs ge- 
festgesetzt ist, wie alt die Reste einer früheren Thier - und 
zenwelt seyn müssen, um unter die Petrefacten gerechnet 
erden, so kann doch der bisher angenommene Satz, dafs 
ine eigentliche Anthropolithen g giebt, hiermit sehr gut be- 
D; allein dafs die Bildung der Felsen noch jetzt fortdaure, 
unverkennbar hieraus hervor. Der Stein übrigens, worin 
ich befinden, ist nach v. Cuamısso ? ein Corallenfels von 
her Beschaffenheit als derjenige, woraus die Südseeinseln 
hen. Incrustirte und in wirkliche, wenn gleich minder 
Steinmassen eingeschlossene Menschenknochen findet man 
ens viele. Dahin gehören auf Malta und Cephalonia 3 die, 
ei Bilsingsleben in Kalk und am Ganges in Sand #, die in Eng- 
an mehieren Orten 3, ie durch v. Seiren bei 
nz 6 durch d’Honsazs Fınmas 7 und Marcer ne Senses 8 
Durfort gefundenen, Die bei Sommerset ausgegrabenen 
hen unbekannten Ursprungs wurden von einigen für Beste 





König in Phil. Trans. 1814. p. 107. J. d. Ph. LXXIX. 196; 
VIIL 198. | R 
Kotzebue’s Reise im. 31. 

Thomson Ann. of Phil. 1816. Aug.. 

e Leonhard cet. Propaedeutik d. Mineral. 8. 230. 

; Backland in Phil. Trans. 1822. I. 225. 

; Dessen Petrefactenkunde, Gotha 1820. S. 1. 

Bibl. univ. XXII. 277. u 

3 Ebend. XXIV. 11. J. d. PECH. 231. u. in Musde d’Hist. nat. 
e Année p. 372. , 


Nnnn? ` 



















1300 ‚Geologie. 


ältester Menschenstämme gehalten 1, und Erswontz fand 3 
der Gegend von Connecticut in dem dort weit verbreiteten n- 
then Sandsteine 23 F. unter. der Oberfläche Knochen, edd 
leider zu sehr zerschlagen waren, aber dennoch von den Dr 
:fessoren der Medicin Ives und Kyrcuq für Menschenkmcs 
gehalten wurden °, 

Für eine Bildung’ der Felsen in der geschichtlichen Za 
zeugen ferner ganz unverkennbar die in Steinen eingeschhwa 
noch lebend gefundenen Thiere, über welche höchst mc, 
liche Thatsache so viele ‚unverdächtige Zeugnisse vorbsit 
sind, dafs sie unmöglich in Zweifel zu ziehen ist?. Ada 
Beispiele dieser Art erzählen Lessen in seiner Lithotheig 
und FRANKEN 4, genan bezeugt ist das Auffinden einer ke 
den Kröte im dichten Sandsteine eines Steinbruches in Sie 
den durch GraznengS,. Ferner sah Wuis rox eine lebesig 
Kröte, welche ein "Steinhauer in einem gespaltenen Moe 
blocke auf der Insel Elp i in einem Loche, etwas gröfser dg 
selbst im dichten Gestein gefunden hatte, und Marras inii 
solches Thier in einem Quadersteine, in welchen keine Od 
ging © Munu4nDn sah in einem Steinbruche bei Cassa. 4 
ein grolser solider Stein gespalten wurde, in der Mitt 
ben drei lebende Kröten i in einer elliptischen, inwendig 
per gelblich braunen Materie lackirten Höhlung beisamse 
gen. In dem überall gleich harten Steine fand sich ix 
durchaus keine weitere Verbindung mit der äufseren Luft. 
TENBERG, welcher diese Beobachtung mittheilt 7, ment 
nicht mit Unrecht, es sey zur Erhaltung dieser Thiere 
sächlich die Einsangung des Wassers durch die Haut e 
lich, indem sie dieses im reinen Zustande stets in einer 
Blase beach haben, und sie könnten dieses vielleicht z 
um davon zu leben und sogar zu wachsen. Minder 
` wegen der begleitenden Umstände ist, dals Genmanp 19 
Bebon in der Grafschaft Mansfeld eine lebende Kröte ia 





Bibl, Brit. XIV. 283.. 

Annals of Phil. XCV. 893. 

Vergl, Treviranus Biologie. I. 11 f. 

Historie der Grafschaft Mansfeld. Leipz. 173. 1.5. 3 
Schwed. Abh. IH. 285. 

Hamb. Mag. XVII. 5. 8. 552 u. 54. 

Vermischte Schriften Gött. 180%. II. 870. 


Nam om A bé 





Veränderungen der Erde. 101 | 


e fand, Das Loch, worin sie sain, war glatt, und wenig 
ier alssie selbst, oben auf der Oberfläche des Erdbodens aber 
man ein 12 Lachter tief herabgehendes Loch, welches 132. 
ihrem Sitz aufhörte 3. In Langedogen im Saalkreise fand 
unter $ Lachter dicker Dammerde ein Lettenflötz von eini- 
Lachtern Mächtigkeit, in welchem 16 Z. unter der Ober- 
e eine lebende Kröte so enge eingesperrt sals, dafs sie ihre 
‚nichtbewegen konnte. Ihre Augen waren hell, sie wurde in 
och wieder eingesperrt, starb aber nach8 Tagen?. Ururoa 
n einem von einem Bildhauer gespaltenen Marmorblocke 
lebende Würmer und nach der Angabe von Tasson: fand 
in einem gespaltenen Marmorblocke bei Tivoli einen le- 
gen Krebs 3, Le Car ê erzählt, dafs Pzxssowzı auf Gua- 
pe einen lebenden Frosch in einem Felsen, und Le Prince 
rreteville einen Krebs auf gleiche Weise eingeschlossen 
ScooLcaArr berichtet, dals die Arbeiter am Canal Evie 
port in der Grafschaft Niagara in einem aus der Tiefe 
lerten festen Steine eine Kröte fanden, welche an der Luft 
le wurde, aber bald hernach starb & Noch jüngstens 
in Geistlicher zu Eden in Suffolk in einem Kreideberge 
Salamander, welche mit Sehleim überzogen waren, und 
lem Waschen sich bewegten, aber bald starben 6. Wie 
diese und andere, auf gleiche Weise gefundene Thiere ? 
Wohnort inne gehabt haben mögen, läfst sich nicht nach- 
ı, inzwischen sind sie gewils nicht voradamitisch, und 
sen daher evident die noch in neueren Zeiten geschehende 
3 von F elsen. 





Mém. de l'Acad. de Prusse. 1782. p. 19. 

Voigt Mag. 1 St. 4. S. 35. 

L d. Ph. 1817. 9. 808, An eigentlichen Marmor, welcher zu 
esten Felsarten gehört, ist weder hier noch im oberen Falle 
ten, vielmehr an jüngeren Kalksinterstein, 

Dissert. sur les animaux vivans dans les pierres. 

l. de Ph. XCV. 469. Edinb. Phil. Journ. Nr. XVI. p. 409. 
iman’s Journ. entnommen. In jener Gegend ist Kalkstein vor- 
end. 

Phil. Mag. 1816. Dec. 

Die durch Husrar in einer gesunden, maunsdicken Ulme, und 
‚sches zu Nantes in einer Buche gefundenen Kröten nach Hist. 
d. de Par. 1719 u. 1731u. a. gehören hier nicht her, beweisen aber, 
che Thiere sehr lange in eingeschlossenen Räumen leben können. 









1302 Geologie. 


Auch Ueberreste menschlicher Kunstwerke sind in Fehr 
'ten eingeschlossen gefunden, und beweisen also eine Biliss 
von jenen nach derjenigen Zeit, in welcher die Erde schon re 
Menschen bewohnt wurde. Nach og Lascoun! fanden Sra 
hauer zu Auch im Departement du Gers zufällig ein regeln.“ 
gearbeitetes, ohne Zweifel als Mafsstab gebrauchtes Sück Ka 
pfer, 13 Lin. lang, 2 Lin. hoch und 2Lin. breit, welches 38 
ter tief in einem Kalkfelsen lag. Der Felsen war ganz und 3 
, Spur einer Oeffnung oder eines neueren Ursprungs, aber uw 
ner Kalkstein. Die Mächtigkeit desselben betrug A Meter. : 
ihm lag 1 Meter zerreiblicher Kalkstein und 2 Met. Danae 
so dafs das gefundene Kupfer im Ganzen 5 Met. tief von 
herab gerechnet, gefunden wurde. Nach pe La Mer 
‚wurden zu Doué unter mehreren Versteinerungen eini;? 
nerne Beile gefunden, welche genau denjenigen glichen, 
sich die Wilden in America bedienen, und Bünrıs ? redt 
‚ähnlichen , welche sich 19 F. tief unter Versteinerungen ‘ 
Das merkwürdigste, mit allen Umständen angegebene un‘: 
haft constatirte Beispiel dieser Art erzählt aber Boegen? 
einer vom CHEVALIER DE Sanes ihm mitgetheilten Nx 
welche allerdings eine Aufbewahrung verdient. Im hibs 
bis 88 beschäftigte man sich zu Aix in Provence mit da 
baue des Gerichtshauses, und nahm die Steine dazu ap 
benachbarten Hügel. Diese lagen schichtenweise, was 
grau und von der Art, dafs sie weich gebrochen wira 
sich dann an der Luft erhärteten. Die Schichten wart 
. eine Lage Kalk- und Thon - haltigen Sand getrennt. Ù 
sten 10 Schichten zeigten nichts auffallendes, aber ër 
war von der folgenden durch Muscheln getrennt. Ak ie 
von der 12ten Weggeschafft wurde, fand man Stücke mg 
hauenen Säulen und unvollständig behauene Steine von Ce 
‚ lichen Art als die oberen waren, aufserdem aber Mme 
Hammerstiele und sonstige hölzerne Geräthe. Am af 
sten war ein Brett, 7 bis 8 Fuls lang, ohngefähr ? Z. dd 
in mehrere Stücke zerbrochen , jedoch ohne dafs eins < 


1 J. de Ph, XCI. 140. 

2 Ebend. LX. 89. 

$ Orographie de Bruxelles. 

4 Traité de Mineralogie. IT. 402. 


Veränderungen der Erde. 1303 


te, zusammengesetzt aber bildete dasselbe genau ein Richt- 
id, wie es die Maurer urter die Setzwaage zu stellen pfe- 
, auch eben so usirt, als diese durch den Gebrauch werden. 
Cusvauıer pe Sanes nahm die Sache selbst in Augen- 
ın, fand die Steine unverändert, aber. alles Holz in gut ge- 
ten Achat verwandelt; alles lag 50 F. unter der Oberfläche. 
lich erzählt auch v. Sraomsecx 1 folgende von ihm ge- 
hte Beobachtung :. „ Als ich 1816 bei Osterwald Kohlenstücke 
chug, so fiel aus einem grafsen zerschlagenen Stücke ein 
ter, gänzlich verrosteter, mit einer aus Bitumen und Eisen- 
| bestehenden Kruste zum Theil überzogener eiserner Spitz- 
ner. In dem Loche, worin ehemals der Stiel befestigt, be- 
en sich glänzende Kohlentheile, die auch hin und wieder, 
vhl in sehr kleinen Stücken, an dem Hammer zwischen dem 
ıxyde haften. Die Kohle, in welcher der Hammer steckte, 
gänzlich durch den Schlag zersprengt, und rührte aus einem 
is 80 Lachter tiefem Flötze her.“ Minder beweisend für 
wufsestellten Satz ist die Thatsache, dafs 1782 bei Reckel- 
im Münsterschen 20 Goldstücke aus dem 1-iten Jahrhun- 
in einem zerschlagenen Kieselsteine gefunden wurden 2, 
ioch jüngstens 1812 silberne Münzen in einem kieselhalti- 
teine, wovon die jüngsten aus dem 16ten Jahrhunderte 
d 3, f ` 

l Es ka»n nicht fraglich seyn, woher das Material zu 
m gebildeten steinigen oder felsigen Lagerungen gekom- 
ey, denn die atmosphärische Luft und Feuchtigkeit hat 
her die freistehenden Felsen aufgelöset, wovon dann die 
tücke durch ihr eigenes Gewicht herabrollen, durch des 
r weggeschwemmt werden und die Niederungen ausfül- 
o dafs nicht nur neue Lagerungen dort gebildet werden, 
n auch die Berghöhen fortwährend abnehmen müssen, 
r Erdball allmälig eine ebenere Oberfläche annehmen wird. 
werden die Berge durch die Vegetation hiegegen ge- 
, auf der andern Seite aber bewirken die Gewächse eine 
ing der Felsen, indem sie die Oberfläche länger feucht 





KL 


Anm. zur deutsch. Uebers. von Breislak att, Geol. T. N. 


Lichtesberg Mag. UI. 177. 
Journal des Miues. Nr. 23. 











. die aufgeschwemmten Gebirge, die an manchen Orten in sr 


In der Urzeit scheinen grofse Länderstrecken, welche e 

















1304 8 "Geologie. 


erbalten, und ihre Wurzeln in die feinsten Risse eindrne. 
Die Sache ist im Allgemeinen so bekannt, und man sieht we 
hohen Bergen grofse Felsmassen zuweilen stündlich herria 
und unermelsliche Mengen von Sand, Steinen und Schlxz 
durch die Flusse zusammengeschlemmt, dafs es völlig gerüst = 


[sen Massen aufgehäuften Hügel von Steinen und Erde, s 
insbesondere viele sichtbar durch die Bergwässer ausges 
Thäler zu erwähnen, um die Bedeutsamkeit des gen 
Mittels zu beurkunden 3. 

3. Ungleich geringer, obgleich an sich nicht unbedeu 
sind diejenigen Veränderungen der Erdoberfläche, weh! 
Wind durch Wegnahme und Fortführung des Sandes mrd 


mit Sand bedeckt finden, einen flachen Meeresgrund gebiis 
haben, ohne dafs sich die, Zeit bestimmen läfst, waun ge 
ken wurden. Manche derselben blieben ohne Zweild 
später als Binnenseen unter Wasser, und wo diese, oe 
zuweilen erst später entstehenden Sümpfe vertrocknen, eg 
weite Ebenen gebildet, wieam Caspischen Meere, am An 
Hindert die Salzigkeit des Bodens den Wachsthum der 

nicht, so bilden sich dann Wälder, diese ziehen die Fa 
keit der Atmosphäre an und veranlassen Regen, woda 
gewisse dauernde Fruchtbarkeit erhalten wird; werde 
diese durch den Einflufs der Winde auf ihre äufserstes 

oder durch andere Ursachen ausgerottet, so geht eine õde 
wüste hervor. Kein Welttheil zeigt dieses so auffalle‘ 
auf eine so eigenthümliche Weise als Africa, welches ze 
fsen Theile mit tiefem’ ‚Sande bedeckt ist, in dessen t 
Strecken die einzelnen Oasen 3 sich so lange erhalten, ® 
Flugsand auch sie zu hoch überdeckt, oder mangelnder Ms 
das zu ihrer Existenz erforderliche Wasser nicht mehr D 
wie dieses namentlich bei einzelnen schon bewohnten Ih 
am Cap in den neuesten Zeiten nach Licureustaus’s Ex 


1 L. Bertrand Renouvellemens périodiques des ege 
restres. Paris an VII, 8. Vrgl. d’Aubuisson Traits de Gsp- 
128 u. 224. 

2 S. Bus topographische Beiträge u, s. w. I. 250. 

"8 Vrgl. Th. III. a 112%. 


H 


Veränderungen der Erde. | 1303 


Full wari. Der in manchen solchen wüsten Gegenden 
und mehrere Fufs tiefe Sand besteht gröfstentheils aus 
bekannten feihen Meeressande, oder Elugsande, aus grö- 
n Kiessande, und ersterer ist es besonders, welcher vom’ 
de fortgetrieben unglaubliche Werheerungen, namentlich 


rica, Asien und in geringem Umfange selbst in Europa, - 


htete. Am furchtbarsten sind diese Wirkungen in Mittel- 
, fallen aber dort weniger auf, weil: der ganze Di- 
ohnehin unbewohnbar ist; am nachtheiligsten äufsern sie 
ber von der libyschen Wüste aus nach Aeg gypten hin, wo 
and dem Nile stets näher rückt, und in der Provinz Gizeh 
bis auf eine halbe Meile von seinem Ufer vorgedrungen 
Hierdurch sind die früher vereinten Natronseen jetzt in 6 
lungen getrennt, die grolse und kleine Oase, welche zu 
por’s Zeiten noch zusammenhingen, waren 450 Jahre 
nach Srnano’s Beschreibung schon getrennt, die grolse 
t kleiner und die kleine liegt jetzt vom See Moeris ent- 
an den sie früher grenzte; der Tempel von Thebae steckt 
tiefim Sande, und der berühmte, jetzt halb verschüttete 
c-Colofs, dessen schwarzes Haupt über das Mumienfeld 


ragt, gilt bei den Arabern für einen Talisman, welcher 


n Westen vorrückende Sandmeer stets beschwört, nicht 
nach Osten vorzudringen. Dexoxs unter andern erzählt, 
ın noch viele Spitzen der Ruinen alter Städte aus dem 
hervorragen sieht, wobei es einen melancholischen An- 


ewahrt, über früher bewohnte Ortschaften zu wandeln, 


vom Sande verschlungen sind; und die Verheerung 
noch stärker seyn, wenn nichtdie westliche Seite Aegyp- 
rch einen dem Niele parallel laufenden Bergzug gegen die 
nen des Sandes geschützt wäre. Aufg gleicherWeise wird 
d des Meeres von Barca am Nil- Delta an bis nach Sy- 
ıdeinwärts getrieben, die Palmbäume am Ufer werden 
hr begraben, und man sieht ihre dürren Reiser, so wie 
iro bis Syrien die Spitzen der verödeten Wohnungen ein- 
; demi Sande hervorragen 3. Aehnliche Ueberschüttun- 
ch den Sand findet man in Beludschistan, Afghanistan 





>» Hırren’s Erdkunde jete Aufl: IL 107. 
, De Löc inMeroure de France, 1807. Bept. Vorzägl, Brei 
o J. 389. 


) 





1306 Geologie. , 
und andern asiatischen Wüsten 1. In Europa ist baupsid.h 
Niederbretagne bei St. Paul de Leon wegen der Eroberus;r ts 
Sandes bekannt, indem er daselbst einen District von me: d 
6 Lieues bis 20 F. hoch so überschüttet hat, dafs an nuża 
Stellen nur noch Schornsteine und Thurmspitzen herom, 
und der Stadt selbst gefährlich zu werden drohet ?. Ja 
Irland findet man ähnliche Erscheinungen ?, und der Erit: 
nach, soll der Sand zuweilen bis 6 Meilen weit dorh 
Sturm fortgeführt werden #, 

4. Höchst auffallende, von vielen Reisenden und dei 
sern ihrer Berichte bewunderte, und fast unglaubliche Erz 
auf der Erdoberfläche sind die Coralienfelsen, welche idi 
dreporen in erstaunlicher Menge aufführen. Insbesondere 
Südsee mit ihren zahlreichen Inseln ein Schauplatz de 
samkeit dieser kleinen 'Thiere, indem sie theils de 
schon bestehender Inseln vergröfsern und Hafenmündm,: c 
bauen, theils neue Inseln vom Grunde des Meeres an «: 
und bis über die Oberfläche desselben fortsetzen. Soke 
. zelne Inseln findet man daselbst in Menge, welche 
wie Schwämme, aus einem dünneren Stiele und net 
sich ausbreitenden Hute bestehen. Alle Reisenden in} 
wässern reden mit Beivunderung von den unglanbli 
ken dieser kleinen Thierchen, und es sey erlaubt, nu 
wenige Zeugnisse derselben beizubringen. Penos‘ e 
dem, was er bei Timor sah: „Das ganze Gestade war 5 
dreporen gebildet, alle Felsen, auf denen man trockoer 
ging, waren belebt, beseelt, und erschienen unter s 
sonderbaren und seltsamen Gestalten, mit so mannigllt; 
‘reichen und so reinen Farben, dafs die Augen davov ; 
wurden. Diese Thierchen spielen die Hauptrolle bei o 
sperrung des Hafens von Babàð, sie erzeugen die te 
Felsmassen, hart wie Marmor, welche die kleinen lnx: 
Bay bilden, und sich durch dieselben Ursachen, asss 


























4 S. Eiraisstorz’s Cabal. S. 492. 

2 Hist. de l'Acad. 1728. 

8 8. Einleitung in die Geologie und Mineralgeogrephie o 
land. Von R. Baxswst. Uebers. von Müller Freyb, 1819. $ > 

4 Mém. de P’Aca& 1719. 

5 Reisen d. Ueb. I. 122. 


Veränderungen der Erde 1307 


wat entstanden sind, täglich weiter ausbreiten. Mitten in 
bergen des Innern von Timor, in dem tiefen Schofse der 
m und Ströme, überall findet man die Ueberbleibsel dieser 
hlichen Thiere, ohne dafs die Einhildungskraft begreifen 
‚ durch welche Mittel die Natur diese grolsen madrepori- 
Ebenen so hoch über die gegenwärtige Fläche der Meere 
oporheben können 1, Eine genaue Beschreibung der Ent- 
g der neuesten Madreporeninseln in der Südsee haben die 
orscher geliefert, welche Korzesus auf seiner Reise in 
egenden begleiteten *. Die Madreporeninseln sind an ei- 
Stellen sehr zahlreich, an andern aber finden sie sich gar 
woraus sich schlielsen läalst, dafs sie nur auf erhöhetem 
sorunde bauen. Sie führen ihre Gebäude theils in die 
uf, theils vermehren sie den Umfang. Die grolsen Ma- 
en, welche die grolsen Blöcke bilden, lieben die. Bran- 
nd können die ausgeworfenen Muschelschalen nicht dul- 
alten sich daher zunächst an die Brandung, welswegen 
senseiten der Riffe zuerst empor kommen. Sind diese so 
dafs die Felsen bei niedriger Ebbe fast trocken werden, 
n sie auf zu bauen, es vereinigen sich Muschelschalen, 
ken, Seeigelstacheln und der Sand, welcher durch Zer- 
‚derselben entstanden ist, zu einem festen Gesteine, wel- 
ich neue Materialien dieser Art zunimmt, bis nur die 
n Fluthen das Gebilde überdecken. Die Sonnenstrahlen 
solche Steine und die Wellen thürmen mehrere dersel- 
r einander, die Brandung wirft Corallenblöcke, oft 6 F. 
d 3 F. dick hinauf, der Sand wird allmälig fest und, 
lie zugeführten vegetabilischen Stoffe auf, es finden sich 
in, welche zur Bildung einer Decke von Dammerde bei- 
und zuletzt wird die neue Insel ein Wohnsitz der 
n. 
che Inseln stehen zuweilen allein, meistens aber bilden 
ı länglichten Kreis, welcher aus mehreren, ja bis 60 
kleinen Inseln besteht?. Diese, durch grölsere und 


sch Mac. Cvrioca sind: sie durch vuleasische Kräfte geho- 
:hes kaum glaublich ist. 6. J. de Ph. XCVI. 102, 


otzebue’s Reise. Ill. 187. 
der angezeigten Reise Korzzsug’s sind einige solche Inselgrop- 
. Radak, sehr genan gezeichnet. 


> 4 


8 und schliefsen einen See in sich, meistens nur Hi bis 35 f 


‚unteren Gletscher, wobei man ein Leuchten bemerlt 


1308 | Geologie. 





kleinere Zwischenräume getrennt, bilden eine Art voa We 





















tief, in welchen hineinzukommen oft gefährlich is. Die 
Winde am meisten ausgesetzten Seiten werden am ersten : 
ben; im eingeschlossenen Wasser finden sich eine Mensch) 
die Ruhe liebende Corallenthiere ein, bauen lan;sam e 
und füllen zuletzt den innern See ganz aus. Diese m: 
Flächen bleiben stets etwas niedriger, und in ihnen samud 
das sonst gänzlich fehlende Trinkwasser durch den Rezen, 
in Cisternen. Solche Inseln sind oft schon bewohnt, de 
Kreis vollständig geschlossen ist, zuweilen aber weri 
auch später noch bei sehr starken Stürmen durch das Mea 
schwemmt. 

5. Eisfelder und Gletscher schützen zwar den un 
befindlichen Boden gegen manche anderweitige Zeg: 
allein theils zerreiben sie die härtesten Felsen bei ihrem 
sinken 1, theils stürzen oft Theile derselben herab, ax: 
zuweilen nicht ganz unmerkliche Verheerungen an. Me 
einige Vorstellung von der unermefslichen Eismassen de 
scher hat, so kann man sich leicht denken, welche 
Verheerungen ein auch nur kleiner Theil derselben de 
Herabstürzen aus oft unglaublichen Höhen anrichten sc 
dels möge wenigstens ein, durch verschiedene damit 
menhängende Beobachtungen interessanter Fall hier eng? 
den. Die äulserste Spitze des Randa - Gletschers, das We 
genannt, liegt etwa 9000 P. über dem Dorfe Rand: # 
Visp in der Schweiz, Am 27sten Dec. 1819 Morgens ze: 
stürzte die Spitze desselben mit donnerähnlichem Getös 


wollte 2, und so über das darunter liegende Dorf, welche 
von den Eismassen selbst getroffen, wohl aber durch Jo 
standenen Sturmwind zerstört wurde. GiLBERT berech? 
Endgeschwindigkeit der fallenden Masse zu 740 F. ia! 
und eine gleiche Geschwindigkeit hätte also theils die ur!” 
Eise comprimirte Luft, theils die mit demselben von obe 
bewegte und nachströümende erhalten müssen, wenn dies 


1 Vrgl. Eis. Th. III. $. 199. 
"$ CGubærar Ano. LXIV. 216 hält dieses Leuchten für ee: rq 
der comprimirten Luft, nicht der Phosphoresceas des Eiss. 


Veränderungen der Erde. 1309 


mehrfache Bedingpngen bedeutend vermindert wäre. Jene 
vindigkeit würde aber der mittleren einer Flintenkugel 
ommen, und man kann daher auch bei bedeutender Ver- 
ung derselben leicht erklären, dafs sie die des heftigsteg 
s leicht übertreffen konnte. Wirklich war der plötzliche 
lols so heftig, dafs er Mühlsteine mehrere Lachter weit 
and bis auf srolse ‚Entfernung die stärksten Lerchenbäumg 
Wurzel ansrifs, Eisblöcke von 4Cub. F. Inhalt, wurz 
we halhe Stunde weit über das Dorf hinausgeschleudert, 
tze des steinernen Kirchthurmg herabgeworfen a Häuser 
die Keller abgerissen, der herahgestürzte Schutt bedeckts 
er dem Dorfe liegenden Länder ynd Wiesen. ia einer 
von 2400 F., 1000 F. breit ynd im Mittel wenigsteng ` 
hoch, und die ganze ] Masse beixog 360 Millionen Cuh. F, 
licher Sturz fand schon 1636 statt, wobei 36 Menschen 
n, kleinere ereigneten sich 1736 und 1786, ja der grölste 
e überhäygepden, seiner Stütze beraubten Gletschers 
leich anfangs Spalten und droheta den ‚Einsturz, ohna 
jetzt davon etwas bekannt geworden ist 3. 

nd ist weniger bebauet und : þeyölkert als die Schweiz, 
er wirken die Gletscher weniger Schaden bringend fün 
schen, an sich aber sind sie gleich interessant als die 
ergletscher, und die dortigen Eisberge (Yökuls) erhal- 
h ihre Verbindung mit den Vulcanen noch einen besgn- 
allenden Charakter. Der grölste daselbst ist der Klofa- 
welcher mit mehreren vereinten Bergen eine Fläche von 
l. Quadratmeilen bildet. Das Eis. der grolsen Yöhkuls 
ft durch die grofse Hitze der Vulcane, schmelzt. und 
rerheerende Ueberschwemmungen, wodurch ungeheure 
n fortgeschwemmt werden, die.sich dann anderswo wie- 
ı. Einer der grölsten, der Breidamtark - Yökul rückt 
zteren Zeit sọ weit vor, indem er auch in wärmeren 
nicht wieder zurügkweicht, dafs er bald das Meer er- 
und die Communication zwischen dem südlichen und 
Theile der Insel auf dem Wege an der Küste sperren 
Ton 1772 bis 1814 war er 4 engl. Meilen vorgerückt. 


LXIV. 216. Bibl. úniv. XIIT. 150. Vergl. Gruner die Eis-, 
chweizerlandes beschrieben. Bern 1760. III Vol. 8. Bovanır, 
toresque aux glaciers de Savoye. IL 14. \ 





1310 l d Geologie, 


Das Vorrücken der Fisberge auf Island und in Norwegen in 

ort sehr allgemeine bekannte Sache, aber auffallend is, 
man auch ein Zurückweichen ihrer ganzen Massen, ei 
beides im periodiscyen Wechsel bemerkt haben will, so db 
dort von den beweglichen oder schwankenden "Tak 
und Erklärungen für dieses seltsame Phänomen sucht, A 
das Vorrũcken leicht erklärbar ist ?, das Zurückweice 
kaum vorstellbar seyn würde, wenn man es nicht für o 
schmelzen der äufkersten Ränder halten wollte. Beim V 
ken soll das Eis Spalten bis zu mehreren tausend Fufs T: 
hären, diese aber‘ sich wieder vereinigen, so dafs 
mehr sichtbar sind, wehn die Eismasse in ihre urspri 
Lage wieder zuritckköhft ( ?).' Beim Vorräcken hat dx 
viele Kraft, dafs es Felsen, wie Häuser grob, vor si 
schiebt, und zuweilen‘ zermahnt, wenn sie gegen Berx; 
werden 2. Zuweilen führen die Eisfelder, wenn Bei 
ben und fortrücken, Felsblöcke von mehreren Tonnen 8 
wicht eingeschlossen mit sich fort 3. 

6. Bergstürze, Bergschliffe, das Herabfallen ode 
‚gleiten eines Theiles von einem über das Thal herz 
Berge, werden gleichfalls als Mittel zar Veränderun: 
öberfläche angegeben , wenn sie gleich unter die genn; 
hören. - Diese, "für einzelne Orte oft sehr nachtheüi:e 
beiheiten werden in der Regel dadurch veranlalst, dai 
der ein Theil der herüberragenden Felsen einen Rilseri® 
cher neu entstanden oder auch ursprünglich vorhander ; 
und ausgewaschen seyn kann, worin sich Wasser 
Winter gefriert, und durch die Ausdehnung des Eises 
gröfser und tiefer macht, bis die ohnehin überhängend.. 
len auch ihrer Stütze durch Verwittern der unteren Fe 
raubte Masse heyabstürzt, oder dadurch, dals eine weiche? 
lage, meistens eine Schicht Lehm oder Letten, durch & 
des Wasser allmälig weggewaschen wird, bis die dazd 
























1 S. Th. Ill. $. 139. 

2 Dav. Caasz Historie von Grönland. m. K. Barby. 1:% 
mang Nat. Hist. Kiöb. 1769. IV. 60 f. E»szxzzzı Ham 
u. s. w. A. d. Engl. von Faanxczsor. Berl. 1820 a. BL Ki) 
881. LXIV: 189 u. v. a ` 


8 Edinb. Encyclop. XII. &26. 


J 


Veränderungen der Erde. 1311 


jchichten anf der geneigten und von Nätur glatten Flächö 
gleiten. Als Erscheinungen dieser Art werden erwähnt das 
erfolgte Herabfalleni einer Felsenwand des Berges Corto auf 
farktflecken Plurs in Graubinden tnd das Dorf F Scilano, das 
geschebene Herabstürzen eines Theiles’ des Berges Dia- 
, wobei die Ruinen sich über eine franz. Meile verbreite- 
id die Trümmer an einigen Orten sich zu 30 Lachterti at- 
nt, und der von Donari? beschriebene Bergsturz zu Sal- 
s in Savoyeh im- Jahre 1751. In den neuesten Zei- 
nd am bekanntester geworden: 1806 der Sturz eines 
F. breiten und 600 F. tiefen Theiles vom Rofsberge, wo- 
ein 484 Menschen erschlagen ‘und weit mehr‘ beschädigt 
n3, das Harabaleiten des Dorfes Strön ini Böhnien LL eines 
s vom Berge Kreuzkofel im Pasterthale, wodurch ein 
von 160 Wiener Kiaftern Breite gebildet wurde $, u. v:a., 
' einzeln in geologiseher Hinsicht unbedeutend sind, und 
rch öftere Wiederkehr merkliche Veränderungen anrich- 
nnen. Uebrigens soll diese Erscheinung im ‘nördlichen 
von Island, wo sie Strida genanht'wird, gleichfalls sehr 
vorkommen ®, und überhaupt sind bergigte Gegenden 
chlich die Ufer tief ausgewaschener Fhufsthäler, ihr at 
ausgesetzt, wie Unter andern Esc#er in deiner lehrrei- 
:schreißung der Bergschliffe im ‘Nolla - Thale bei Thusis 

Batzokelberge, ob Chur nachweiset 7. 2" 

Der Vollständigkeit wegen mögen die, in geologischen 
t unbedeatenden, obgleich nicht uninteressänten Zinsin- 
gröfserer oder kleinerer Erdstrecken gleichfalls kurz er- 
verden , welche meistens dann erfolgen, wenn unter der 
ı Erdkruste ein Lager von weichem Erdreich allmälig 
aachen ist. Zuweilen mögen auch blasenartige Decken, 


list. de PAcad. 1715. 
e la Metherie Theorie d. Erde. D. Ueb. von Eschenbach. 
97. II. 255. | - 

e. pe Saussüsz in J. de Ph, LXIV. 154. M. Cor. XV. 538. 

. LXIV. 432. 

rankf. Zeit. 1821. Oct. 

zxpensox Island’I. 149, 

‚ Leowumanp Taschenb. für die ges. Mineralogie. Jahrg. KV. 
631. 





| lich übereinander fallen, oft sind und bleiben die e 


1812 „io. Geologie. 


welche früher durch vulcanische Kräfte gehoben wurden, da 
hohl liegende Lava. - Schichten auf diese Weise einsinke, 
für wenigstens der Umstand zeugt, dafs solche Enge: 
Italien so häufig sind. - Die einsinkenden Schichten mahnt 
meistens langsam, und mit Beibehaltung ihrer horizonnles 
zuweilen zerbrechen sie. und die einzelnen Theile wa 
in kurz auf einander folgenden Zeiten, wobei sie dana 












Vertiefungen Trocken, in manchen Fällen bilden sie abu 
See, und manche Erzählungen, von versunkenen O 
Stellen, wo jetzt Landseen vorhanden sind, mögen 
nomenen ihren Urspzung ‚verdanken 1. Als Beispiel 
angefiihrt werden das Versinken der Dörfer Malle 
Kent im Jahre 1585, upd Westram 2 i. J. 1595, de 
Pardines ? in der Auvergne 1733, eines Berges bei Breges 
des Monte Piano 4 im Neapolitanischen 1760, eines Eà 
bei Friedrichshall in Norwegen und 1785 eines Wake 
nidieo in Poddlien 5. Als im Jahr 1789 bei Recoaro in 
tinischen Gebiete an verschiedenen Stellen beträchtlich 
und Eingenkungen entstanden, ging ein weithin hörkım 
nesähnliches Getöse voran, und es kamen an mehr! 
Bäume und Steine zum Vprschein, welche deutlich 
dafs ependaselbsrschon früher eine ähnliche Katastrophe 
funden heben mulste 8. Unter die merkwürdigsten Ex 
hört derjenige, welcher sich 1801 bei Madonna della ks 
unweit Arpivo in Neapolitanischen ereignete, und vr 
ren Personen beobachtet wurde. Das Einsinien erio 
weise, jedoch sank einmal ein Strich Landes von Ar 
gen, welcher theils mit Waldung theils mit Olive 
besetzt war, in die Tiefe. Der Boden hob sich asima 
15 Klafter, und sank darauf mit donneräbnlichem Gesi 
Unter andern wurde ein Landhaus des D. Emiro »: V: 
diese Weise ganz von der Erde verschlungen, deng 





Vergl. G. LXXVL 69, 

Phil. Trans. abr. VI. 185. 

Phil. Trans. 1738. N. 455. p. 72. 
Kant phys. Geogr. Hamb. 1817. Il. 92. 
Lichtenb,. Mag. DL 99. 

Ebend. VIL I 125. 


mn DO AM Fa 


d 


Veränderungen der Erde, - 1313 


höchsten Bäumen sah man nachher nicht einmal die Gipfel; 
Bewohner der Gegend entflohen indels, weil sie die Bewe- 
:merkten 1. Aehnlichs Erscheinungen in den verschieden- 
Gegenden Leben sich noch mehrere anführen. Auch ei- 
Inseln sollen ohne Spuren von Erdbeben oder vulcanischen 
ungen untergegangen seyn, z. B. 1758 die Insel Pontico 
iegroponte nebst einigen kleinen benachbarten, 1763 die 
Banda necra, 5 Meil. im Umkreise haltend ?, delsgleichen. 


euen Goubermann’s -Inseln zwischen Patrixfiörd und Cap 


3, u. a-m. 


3 Bei weitem die beiden mächtigsten Kräfte, welche die 


läche der Erde verändert haben, sind das vulcanische 
und das Wasser. Die vulcanischen Wirkungen haben, 
lem, was oben schon beigebracht ist, ohne Zweifel haupt- 


ch in älteren Zeiten die bedeutendsten Veränderungen der 


verursacht, und dauern noch jetzt, jedoch wohl mit min- 
Effecte fort; weil sie aber von der Untersuchung der Vul- 
m Allgemeinen nicht füglich getrennt werden können, so 
re ich sie für diesen Artikel, und will hier nur das We- 
hste von: denjenigen Veränderungen beibringen, "welche 
de durch die Wirkungen des Wassers erlitten hat. Hier- 


m nicht die Rede seyn von dem stets dauernden Einflusse - 


sen- und Schneewassers, welche schon unter 2 berührt 
uch übergehe ich die Verheerungen durch Ueberschwem- 
a der Fkisse und Ströme, wovon im Artikel Strom die 
eyn wird, sondern beschränke mich auf die Eroberungen, 
das Meer gemacht und erlitten hat*. In dieser Hinsicht 
sich eine :Menge Erscheinungen dar, welche theils aus 


LÉI 





Nısnerer Ephemeriden d. Ital. Lit. für Deutschl. Ht.2. Daraus 
Ze Mag. JII. 593. 

jencmasın phys. Erdb. Ste Aufl. If. 143 u. 152. Loror's Ein- 
rs. von Kästner. 8. 151. 


'euuant’s Thiergeschichte der nördlichen "Polarländer. I. 60. | 


is existirt über diesen Gegenstand ein sehr vollständiges, ge- 


es Werk: Geschichte der durch Ueberlieferung nachggwiese- 


rlichen Veränderungen d. Erdoberfläche. Von K. E. A. v. Horr. 
Gotha 1822. 8. Dieser erste Th. enthält diejenigen Verände- 
welche das Meer angerichtet und erlitten hat, und ich folge 
en wesentlichsten Puncten ohne einzelne Angabe der. daselbst 
a Quellen. WW 
Oooo 


— 


p 








41314 "` o. Geologie 


unverkenabaren Thatsachen mit grofser VVahrecheinliçhkat m 
schlossen, theils auf geschichtlichem Wege bestimmt nache 
wiesen werden können; und da dieser ganze, an sich bi 
interessante Gegenstapd hier hauptsächlich nur ans dem pt 
kalischen Gesichtspuncte aufzufassen ist, die dabei eo 
physischen Kräfte, aber sehr einfach sind, so beschränke ich od 
blols auf einige Hanptsachen. 
Diejenige Frage, welche hierbei zuerst als die echt 
“zur Untersuchung kommt, betrifft die. vielfach ventilirte a 
meine Abnahme des Meeres oder die Erniedrigung des Mer 
spiegels im Allgemeinen, weil.diese, wenn sie erwiesen ® 
den könnte, mehreren der oben erwähnten, wo nicht den? 
logischen Theorieen zur wesentlichen Unterstützung ai 
würde. Sie bleibt mdeb dem Art. Meer vorbehalten. Dr 
nächst sich hieran schliefsende zweite Frage betrifft das E 
hen und Untergehen ganzer Länder und gröfserer Inseln, d 
falls in Beziehung auf das Meer. Rücksichtlich jenes e 
Theis der Frage ist sie leicht zu beantworten. Wen 
die schon erwähnten Erzeumisse der Madreporea und é 
gen Eroberungen ausgeschlossen werden, welche das Lasi 
Meere abgewinnt, endlich auch die wenigen, durch vie 
Kräfte im Meere erhobenen Inseln 1, so läfst sich eine 
bung .gröfserer Erdtheile aus dem Meere auf keine Wes 
nur mit triftigen Wahrscheinlichkeitsgründen unterstütze. 
alles, was man in dieser Hinsicht anzunehmen geneigt wa. 
liert sich in das Gebiet der nicht selten höchst unmwahrst 
chen Hypothesen 3. Ungleich weniger ist. dieses, der Fa 
sichtlich des Unterganges von: Ländern und Inseln. 
wohl nämlich, als es Erdfalle giebt, können auch dech 
noch grölsere Senkungen von Inseln oder Küsten sich er 
und dadurch beide im Meere untergehen. Aufserdem e 
es verschiedene Nachrichten von früher gesehenen und jetit 
mehr vorhandenen Inseln; allein wenn man die sicher bi 
deten Thafsachen von allmälig weggespülten Inseln und k 
abreehnet, so lälst sich ein wirkliches Versinken í 
Küsten und Inseln überall nicht mit Gewilsheit nachweien 
bekanntesten ist die Sage von einem früheren Vorhard 

























1 8. Fuleane, 
2 Vergl. oben B. Nr. 10. 


Veränderungen der Erde. . 1315 


er Insel Atlantis. Ursprünglich will PLaro? von der Exi- 
nz dieser grolsen Insel in Aegypten Nachricht erhalten haben, 
I nach ihm haben viele ältere sowohl, als auth neuere 
ıriftsteller das ehemalige Vorhandenseyn derselben aus histo- 
hen oder physikalischeh Gründen nachzuweisen versucht. 
meisten glauben in den Canarischen Inseln die Reste dersel- 
zu entdecken, v. Horr 2 aber zeigt mit überwiegenden 
nden, dals die ganze Sage in das Gebiet der Fabeln gehört, 
‚auf keine: Weise. historisch begründet werden kann, indem 
Canarischen Inseln nach e, Humsorpr und Leor. v. Buch 
mehr neueren, u. z. vulcanischen Ursprungs zu seyn schei- 
. Uebrigeng ist wohl nicht zu bezweifeln, dals vulcanische 
ungen sehr füglich von Einsinkungen benachbarter Theile _ 
eitet seyn können ?, und so lielse sich eine ehemalige Exi- 
einer gwölseren Insel in der Gegend der, vulcanischen Ver- 
rungen so sehr ausgesetzten, Canarischen Inseln aus physi- 
chen Gründen nicht wohl widerlegen, wenn die histori- 
2 Beweise wichtiger wären. Inzwischen wird PrArTo’s 
wicht durch keinen historischen Grund unterstützt, aufser, 
allerdings merkwürdig ist, dals die Urbewohner der Cana- 
die Guanchen, die Sitte des Einbalsamirens hatten, was 
bestimmt auf eine Verbindupg mit Aegypten hindeutet, 
ungleich weniger historischen Grund hat die in der Mitte 
Dien Jahrhuaderts verbreitete Nachricht von der Existenz 
nsel Friesland, welche südwestlich unter Island liegend - 
die Gebrüder Nicoround Axtosıo Leg von Venedig im 
1390 entdeckt seyn soll, und ist vielmehr ganz in das Ge- 
er Dichtungen zu verweisen, wie v. Hory $ mit überwie- 
n Gründen gezeigt hat. Alle übrige Nachrichten von In- 
welche man früher gesehen haben will, und für unterge- 
n hält, weil man sie jetzt nicht mehr findet, sind zu un- . 
‚als dafs es sich der Mühe lohnte, die Sache weiter zu 
, da die meisten gewils auf Irrthümern und falschen Orts- 
mungen beruhen. 
anz anders verhält es sich mit t den Vergröfserungen des 





Im Timaeus und Kritias. 

a. a. ©. S, 177. 

Vergl. Vuloane. 

R. gë, Q. 8. 186. | 
Oooo d` 











1316 d ' Geologie 


Meeres durch Zerstörung der von ihm bespülten Küsten, wh 
wegen diese auch stets ihre Form ändern, wenn nicht ihr kva 
Gestein den Wogen trotzt. Da die zahllosen Beispiele A 
. Art hier nicht am rechten Orte wären, so erwähne ich ee 
nige der wichtigsten. So soll die Insel Euboea früher mit 3a 
Festlande zusammengehangen haben, Sicilien mit Italien, bè 
des zwar nicht historisch begründet, „aber physikalisch A 
- wahrscheinlich. Auf den triftigsten, fast zur Gewilsher ia 

renden Gründen beruhet die Vermuthung von einem fi 
Zusammenhange des schwarzen, des Asowschen und Laag 
Meeres, welche zusammen eine ausgedehnte, anf der 
Seite nach Kleinasien, auf der andern über einen Thet 
Moldau und Wallachei bis nach Ungarn hin sich gege 
Wasserfläche bildeten, bis der Bosphorus zuerst wenige, !3 
mehr geöffnet wurde, und ein grofser Theil des Wassen : 
mittelländische Meer seinen Abflufs fand. Die bei de‘ 
Krym noch vorhandenen Vorrichtungen zur Befestisu; 
Schifftaue,, die von CLARKE bei Baktschiseray, von Sn: 
am Haemus gesehenen, zu gleichem Zwecke dienendes 
der bei Gründung der Stadt Ancyra gefundene Anker uri 
rere dergleichen Erscheinungen dienen zum unwidersp 
Beweise, dafs der Spiegel des schwarzen Meeres ebe 
200 F. höher war, als jetzt. Aufserdem zeigt der, nit 
über die Meeresfläche erhabene Boden zwischen dem (x; 
und schwarzen Meere die deutlichsten Spuren, dafs or 
vom Wasser bedeckt war, und verschiedene, von s- 
Schriftstellern aufgenommene Sagen beziehen sich u! 
Durchbruch des Bosphorus. Ob übrigens diese Kat 
‚mit einer Erderschütterung zusammengehangen oder das V 
allmälig durch Auswaschen den neuen Weg gebahnt bik. 
somit dieselbe plötzlich per nach und nach erfolgt ser, * 
die Mythen von der Ogygischen oder Deukalioneische 
veranlalst habe und durch dieselben bezeichnet werde, 
ist auf geschichtlichem Wege nichts auszumirteln, auch à 
schwer seyn, aus geögnostischen Gründen darzuthus, dih 
Durchbruch durch eine vulcanische Erschütterung oder ® 
die Gewalt des Wassers veranlafst sey. Welche Veäpder 
übrigens diese Katastrophe dorch das nothwendig damit 
dene Steigen des Mittelländischen Meeres angerichtet habe 2 
lälst sich nicht bestimmen, weil es zu schwierig sem sch 
















x 


Veränderungen der Erde. 1317 


He und den Flächeninhalt der früher vereinten Meere ge- 
uszumittela. Vos Horri nimmt en, de ehemalige Höhe 
hwarzen Meeres könne die jetzige um nicht mehr als 36 F. 
offen haben, weil die Ufer des Bosphorus nieht höher 
und berechnet dann das Verhältnifs der Oberflächen des 
landischen und des schwarzen Meeres wie 9: 1,,.so dals 
stere nur 4 F. steigen konnte, Allein es ist nicht ausge- 
, ob nicht jene Ufer seitdem durch Wegspülen niedriger 
len sind, und hatten ehemals jene vereinten Meere wirk- 
e angegebene Ausdehnung, so ist das. durch v. Hoss an- 
mene Verhältnils der Flächen sicher zu klein, und dürfte 
em von 9 : { nahe kommen. Inzwischen verlieren sich 
‚ntersachungen ganz in das Gebiet des Hypothetischen 2. 
inen Durchbruch der £rdenge bei Gibraltar haben: so- 
iltere als neuere Schriftsteller angenommen, und eine 
geologische Thatsachen sprechen dafür. Dabei hat dann 
ichlich die Frage Anlafs zu vielen Untersuchungen gege- 
»b die Ursache dieser Katastrophe vom Mittelländischen 
rom Atlantischen Meere ausgegangen sey. STRABO, 
IEFORT und v, HuxBoLoT nehmen an, sie sey vom Mit- 
ischen Meere ausgegangen , und stehe mit der Anschwel- 
eses letzteren beim Durchbruche des Bosphorus in Vei- 
3; ve Horr ? dagegen zeigt aus überwiegenden Grühden 
ıhrscheinlichkeit eines Einbruches von der Seite des At- 
en Oceans. Diese Meinung, welche auf die Form der 
jener Stralse und den noch jetat fortdauernden, frü- 
h unverkennbaren Zeichen noch ungleich stärkeren An- 
nes Oceans auf die Europäischen Küsten hauptsächlich 
tist, erhält ein bedeutendes Uebergewicht, wenn man 
ichtigt,, dafs der Durchbruch des Bosphorus und die da- 
bewirkte Erhöhung des Mittelländischen Meeres, wie 
ar sie auch immer durch Ersäufung mancher fruchtbaren 
länder und Ioseln seyn mochte, gegen die damalige Land- 
ei Gibraltar gar keinen bedeutenden, vielweniger einen 
Stofs ausüben konnte, dals der Durchbruch derselben 
ı veranlalst wäre. Wir wollen annehmen, der Spiegel 





a a. O. S, 132. l 
S. über das Ganze v. Hoff a. a. O. I. 105 £f. 
a, a. O. 152. ` 


1318 ` `; "Geologie. 


des Mittelländischeii Meeres sey 200 F. niedriger gewem i 
jetzt, und eben so’ viel habe auch Hie Fallhöhe des Wassen = 
der Pröpontis betragen’, sb läfst sich leicht zeigen, dh Ir 
nach die Geschwindigkeit des Wassers in der grolsen Eutfern a, 
bei Gibraltar kaum noch 1 F. in einer Secunde betragen ke 
Je tiefer man aber den damaligen Spiegel jenes Meeres, mi: 
mit je höher die Fallhöfie des durch den Bosphoras ois 
genden Wassers annimmt, um so dicker und stärker er? 
zu durchdrechende Eid -'und Steinmasse bei Gibralter, u x 
doch unmöglich lothrechte Wände derselben als früher deis 
handen annehmen kann. Hierzu kommt noch der Le 
dafs noch jetzt‘ das Mittelländische Meer eine größere 19 
Wasser durch Verdunstung verliert, als ihm durch die 19 
wieder zugeführt wird , ohngeachtet es einen sehr strin 
Huſs aus dem schwarzen Meere erhält. Hierauf berote 
gröfsere Salzigkeit und der aus dem ungleichen speciische® 
wichte seines Wasser, verglichen mit dem den Arlmtsch® 
res, wohl nothwendig folgende Unterstrom in der M 
von Gibraltar 3. Vor der Aufnahme des Wassers a 
schwarzen Meere mülste aber sein Spiegel noch ungkid 
ger seyn, "und es konnte daher fen Durchbruch der 
zwischen Calpe und Abyla um so weniger bewirken. 
dieser aber durch die Gewalt der Wellen des Arlantische 
res früher als jener des schwarzen Meeres, so kann ne 
ermessen, welche furchtbare Ueberschwemmumgen de 
sten Thalgründe und Inseln der so unglaublich erhößt: 
serstand dieses jetzt so ausgedehnten Meeres anrichte: 
und viele Nachrichten von verheerenden Fluthen möge: 
ihren Ursprung erhalten haben. 

Auch die Strafse von Bab el Mandeb , welche de 
schen Meerbusen mit dem grofsen Indischen Oceane 
soll in den ältesten Zeiten nicht existirt, sondern der 
Durchbruch des Meeres ihren Ursprung erhalten habes. 
zwar Sagen über eine solche Katastrophe, allein se 
dunkel, und gegenwärtig läfst sich bei der verhahr: 
gröfseren Unbekanntschaft mit der geognostischen 
jener Gegenden nicht füglich mit dem erforderlichen (Gi 
Wahrscheinlichkeit ausmitteln, ob ein solches blobs ge 





























1 Edinb. Phil. Journ. VIII. 249. 


Veränderungen Äer Erde. 1319 


nifs durch vulcanische Kräfte oder dürch dis "Gewalt des 
sers herbeizeführt sèy $. | 
Sehr grofse Veränderungen hat dës Meer an der Nordküste 
Europa angerichtet, und vorzüglich haben die starken 
nungen des Atlantischen Oceans und der Nordsee dam Con- . 
te bedeutende Strecken entrissen, wovon aber hier nur einige 
tsachen kurz angedeutet werden können. Dahin gehört|die 
ı mehrere Katastrophen bewirkte Verminderung der Insel 
oland, welche zwar in der historischen Zeit nicht mit dem 
ı Lande zusammengehangen hat, wohl aber aus einer grö- 
ı, mehrere Ortschaften enthaltenden Insel in einen Felsen 
sicht mehr als dem fünften Theile des füheren Flächenin- 
verwandelt ist, wobei noch aufserdem der geringe Ueber- 
egenwärtig zwei Inseln bildet. Aehnliche Verheerungen 
a die Inseln an der Westküste von Holstein und Schleswig 
en, deren mehrere, namentlich Nordstrand, früher mit 
Continente und unter einander zusammenhingen, und bis 
en heutigen Tag durch ungewöhnlich stürmische Fluthen 
t mehr verlieren. . Namentlich wurde am (iren Oct. 1634 
amals noch grofse Insel Nordstrand durch die Meeresflu- 
ganz überschwemmt, und in die drei Inseln Nordstrand, 
orm und-Lütje - Moor zerrissen; wobei 6408 Menschen und 
D Stück Vieh umkamen 2. Zuletzt wütheten die Fluthen 
bst im Anfange des Jahres 1825. Die Wellen der Ostsee 
zwar eine geringere zerstörende Kraft gegen die Küsten 
Holstein, Schleswig, Meklenburg und Pommern nebst den 
rer Nähe liegenden "Inseln aus, allein dennoch weiset so- 
die ältere als auch die neuere und neueste Geschichte viele 
iele bedeutender Eroberungen nach, welche das Meer auch 
sen Gegenden gemacht hat. Ueber die Küsten, welche das 
he Ende des Baltischen Meeres einschlielsen, sind minder 
tandige Nachrichten vorhanden, indefs ist nicht zu bezwei- 
dafs sie gleichfalls die Schicksale aller nicht felsigen Kü- 
inder erlitten, und durch den Angriff der Meereswellen 
oder minder bedeutende Strecken eingebülst haben. 
Physikalische Gründe machen es sehr wahrscheinlich, dafs 
‚britannien ehemals mit Frankreich durch eine Landenge 





S. v. Hof. a. a. 0. I. 8. 182. 
! Ebend. S. 58. 


1320 Geologie, ` 


da zusammenhing, wo jetzt der Canal am schmalsten ie. Ea 
Hauptbeweis hierfür liegt in der neuerdings insbesondere ui- 
gefundenen aufserordentlichen Aehnlichkeit der über einaola 
gelagerten Felsarten auf, den einander gegenüber liegenden Aren 
beider Länder, ja man kann noch jetzt in den Hervorrsum 
beider Ufer und dem hohen, unebenen und zerrissenen Nees? 
grunde den ehemaligen Felsrücken verfolgen, welcher bei 
Länder mit einander verbunden haben mufs, und in der B 
tung von Dover nach Cap Blancnes fortgelaufen ist. Von 
ser Erhöhung des Meeresgrundes an nimmt die Tiefe de We 
res nach beiden Seiten hin bedeutend zu, so wie gleichuig 
die höheren. und steileren. Küsten der Ufer sich verbon 
Diese sehr sprechenden geognostischen Zeugnisse liefers dis 
Zweifel ungleich wichtigere Beweise als derjenige, welche sa 
aus der Anwesenheit von Wölfen und andern wilden 
in Grofsbritannien hergenommen hat, insofern diese og å 
eine Landenge dahin gelangen konnten; denn die Ver. 
der Thiere über den Erdboden bleibt auf alleu Fall eine ke 
sichere Thatsache ‚für geologische Hypothesen, und wë 
ferner aus einer grofsen Aehnlichkeit der frühesten Bes 
Galliens und Britanniens zu folgern gesucht hat, scheint s®" 
aus unbedeutend. Von welcher Seite das Meer den 

wahrscheinlichen Durchbruch bewirkt habe, diese Fraz: 
gleich weniger untersucht, als bei der Meerenge von 6. 
inzwischen bin ich geneigt, die Hauptwirkung als von ! 
tischen Oceane aus geschehen anzunehmen, obgleich d« 

enge von beiden Seiten her allmälig weggespült sen : 
Die stärksten Stürme kommen nämlich aus \Vest-Süd-1 
solche konnten daher den bewegten Wellen die gröfse ù 
gegen die sperrende Landenge ertheilen, und wenn ooch 3 
neuesten Zeit die Wogen der tobenden See bei EAdrga 
Eingange des jetzt offenen Canals {00 Fufs über den de 
Leuchtthurm,, also bis zu 180 F. absotuter Höhe gesch 
wurden ?, so ist es keineswegs undenkbar, dafs sie be 




















1 Eine interessante Abhandlung über die Tiefe der Kerdr 
einer eben so schönen als instructiven Charte von R. Bregen 
man in Edinb. Phil. Journ. Nr. V. 8. 42, 

2 Suraron in seiner Beschreibung des Fanals von Ei 
ein Praohtwerk mit Kupfern. Lond. 1791. Fol. 


Veränderungen der Erde. 1321 


nssenem Canale noch höher stiegen,. und den widerstehen- 
Damm allmälig zerstörten 3. Einige Gelehrte setzen diese 
strophe mit der Sage von der Cimbrischen Fluth in Ver- 
ung, durch welche die Cimbrer‘ aus ihren Wohnsitzen 
eben seyn sollen, allein die Unhaltbarkeit dieser Hypothese 
r Hory genügend . machgewiesen. .. Will man annehmen, 
jener Sage ein historisches Factum zum Grunde liege, ao 
ie Cimbrische Fluth viel wahrscheinlicher die damals ungleich 
Jdehnteren westlichen Küsten von Schleswig und Holstein. 
ıt man aber als ausgemacht an, dafs eine früher existirende 
enge zwischen Frankreich und Britannien zerstört sey, so 
en von dem Augenblicke dieses Ereignisses an, die flachen 
m der Nordsee dem Angriffe der Wellen noch ungleich mehr 
setzt seyn, als vorher, und es folgt hieraus von selbst, dals 
tsame Zerstörungen noch häufiger erfolgten, als in den 
en geschichtlichen Zeiten, obgleich sie auch bis auf den 
en Tag sehr häufig und von grolser Bedeutung sind 2. 
ie Nordküste von Europa und Asien, eben wie die aus- 
nten östlichen Küsten des letzteren Welttheils sind uns zu 
geschichtlich bekannt, als dals sich bestimmte Nachrichten 
oberungen des Meeres an ihnen vorfinden sollten, und eben 
ig giebt es bestimmte geognostische Thatsachen, auf wel- 
h wahrscheinliche Hypothesen bauen liefsen. Man kann 
our im Allgemeinen schlielsen, dafs auch sie der überall 
lenden Zerstörung durch die Gewalt der Meereswogen 
anz entgangen sind. Als Einzelnheiten lassen sich daher 
ühren .der Untergang der Japanischen Insel Maatsubo, 
'egen ihres Porcellans berühmt, so wie die Hälfte der 
Insel Rat- Island bei Sumatra, auch soll die ‚letztere 
Insel ehemals mit dem Festlande zusammengehangen ha- 
'orüber indefs nur sehr dunkle Sagen existiren. Dage- 
gen sich die zerstörenden Wirkungen der Wellen durch 
näligen Untergang der sieben Pagoden oder der Ruinen 
habalibur auf der Küste Coromandel, wo das Meer stets 





Ier namlichen Meinung ist Deswanzsr in Diss. sur P’ancienne 
de l'Angleterre à la France. à Amiens. 1753. 8. der entge- 
zten e, Horr a. a, O. S. 312. 

ausführlich über die Veränderungen jener Küsten handelt v. 
a. O. S. 315 bis .865. 


Am 777 Geologie. 


weiter um sich greift, indem diese Stadt ehemals über (fe 
len von der Küste entfernt lag, jetzt aber nur Ruden, 
Theil unter dem Wasser, zeigt. Die Sage übrigens, dab 
lon ehemals viel grölser gewesen sey, wohl gar mit den 
tinente zusammengehangen oder sich viel weiter nach Sebre 
streckt habe, ist weder aus historischen noch aus gechi 
Gründen erweislich, vielmehr scheint sie, so wiedieben«! 
Inseln, dasjenige an einer Seite durch Corallenbildang wi: 
gewinnen, was sie an einer andern durch die Wellen 
Die Küsten Africa’s waren stets zu wenig bekannt, ab 
bedeutende Veränderungen derselben nachweisen beisen, 
rica ist ein zu. neu entdeckter Welttheil, und es Dia så 
aus geologischen Gründen wahrscheinlich machen, de 
tillen früher gröfser gewesen sind oder wohl gar einer 
Continents ausgemacht haben, wie sich denn auch ver: 
Gründe für einen ehemaligen Zusammenhang Asiens ei 
rica’s in der Gegend der Behrirgsstralse beibringen aa 
So wie das Meer die Küsten der Länder und ke 
gernagt und somit die Masse des Landes verringert, xå 
auf der andern Seite wieder zu Vergröfserung der Erd: 
durch die Bildung von Sandbänken, Dünen, Polder: 
also durch Erweiterung der Küsten. Die hierher ge 
scheinungen sind verschiedenartig, kommen aber im "X 
nen auf Folgendes zuriick. Manche von den Welle: 
&pülte flache Ufer des Meeres enthalten eine orobe Mr? 
thiere, nach deren Absterben ihre Schalen zertrüner 
dem Meeressande durch den thierischen Schleim zus 
“ backen werden, und unter dem Einflusse der Sonnen 
Steinmasse liefern, welche in kurzer Zeit erhärtet und # 
laufe weniger Jahre schon zu Mühlsteinen benutzt win. 
ist namentlich der Fall an einigen Küsten Siciliens, + 
Messina, wo sich die weggebrochenen Felsen nach em;* 
ten wieder’erneuem, Diese Bildung kommt der obes 
ten durch Zoophyten sehr nahe. An andern Küsten br 
Meereswellen den Sand aus der Tiefe auf. Landen? 
schütten diesen durch ganz unfruchtbaren Sand, nei“ 
Sonnenhitze der Vegetation nachtheilig ist, so erheben ai 
ins Meer fortgehende unfruchtbare Sandbänke, welche 











1 Swırzanzanvs Reis, V. 17. 


Veränderungen der Erde.. 1323 


lie Meereswellen' überflathet werden: Solche Sandbänke 
an häufig, am meisten and voti 'gröfster Ausdehnung‘ an 
rdwestküste von Africa. ‘Der iweite--Küstendistrict von 
ore bis Cap Blunco, ' gegen 130 Meilen lang, ist von ei- 
nge solcher Dünen umgeben, wo din Meer den Sand auf- 
und dieser durch den von der Wüste durch die Winde 
iebenen vermehrt wird, wobei die-Luft''stets mit feinen 
eilchen erfüllt ist, so dafs die nebelartige Dicke dersel- 
se ohnehin für die Schiffer gefährliche Stelle noch ge- 
ter macht. An vielen Stellen gehen die Araber eine halbe 
weit nach gestrandeten Gütern. in die See, ohne dafs ih- 
s Wasser höher als bis an die Hüften reicht. Die Küste 
rlich 10 bis 12 Fufs‘vorrücken 1. Eine der gewöhnhch4 
rweiterungen des Landes ist die Diimenbildung,, wobei 
kungen der Flüsse mit denen des Meeres zusammenfal+ 
Die Flüsse führen nämlich eine Menge Schlamm, Sand 
enn sie reilsend sind, selbst Grus und Kies mit sich, wo- 
ihre Betten so oft versanden und mit Sandbanken erfüllt 
ı, noch mehr aber die Gegenden ihrer Mündungen, wenn 
wegung ihrer Gewässer durch den Widerstand des Mee- 
sehoben wird. So entstehen oft Inseln am Ausflusse der 
ströme Asiens und America’s aus dem Schlamme und der 
efslichen Menge von Treibholz, welches diese mit sich 
2, am genauesten aber ist diese Erscheinung an den Kü- 
er Nordsee beobachtet. Ist der Sand und Schlamm des 
t, vermischt mit dem durch die Flüsse zugeführten, erst 
einer gewissen Höhe angewachsen, so schlagen die Wel- 
lich darüber, und lassen jederzeit etwas Schlamm zurück, 
ch die Sandbank (Watt in Ostfriesland genannt) nach. Um- 
n sich mehr oder weniger schnell erhebt. Allmälig wach- 
st niedrigere und blätterlose, später höhere Pflanzen darauf, 
halten den Schlamm noch stärker zurück, die Höhe nimmt 
‚ dafs nur noch die höchsten Fluthen hinüberschlagen, 
f dann die Oberfläche grün za werden anfängt. So die- 
ie zu Viehweiden, werden mit Deichen umgeben und be- 
t, wenn ihre Gröfse hierzu ansehnlich genug ist 3. 


— — 

Brzen Erdkunde. I. 391. 

Vergl, Serom, Stromschwellen. 

Fa. Aness Ostfriesland u. Jever in geograph. statistischer a. 
ders landwirthschaftlicher Hinsicht, Emden 1818. U Vol. 8. 


— 


die Gegend aus einer Wüste, deren Sand durch den Wisi 


von der entgegengesstzten Küste durch die Meereswelles 


dem gibt der Corallenbau dem neugebildeten Lande vi 


‚derselben können nur mit grolsem Aufwande zuweilen 


/ Auswaschung gebildet, welches jedoch nicht wahrscheinlich »t. 


4324 ` i Geologie, 
. Vorzugsweise auffallend rückt die Ostküste des 


Meerbusens stets weiter vor. Von seinen Ufern bis an de 
eines mit demselben fast patallel laufenden Gebirgssuges 






zahllose Bäche in der Regenzeit fortgeführt wird, und die 
sten stets weiter gusdehnt, wozu am unteren Theile noct i 


sissene und hierher übergeführte Erdreich kommt, und 


eine schnellere Festigkeit. . Die Einwohner sind ihres U 
tes wegen gezwungen der Küste nachzurücken, se 
daher ihre alten Wohnsitze und bauen sich anf den ver; 
ten Ufern wieder an, welswegen ganz Tehama mit T 
ehemaliger Wohnorte bedeckt ist. Unter andem war 
ersten Jahrhundert nach Ch. G. ein sehr besuchter Haks, 
aber jetzt über 6 Meilen von der Küste, und Mokka, 
nicht viel über 400 Jahre alt ist, entfernt sich gleichfilk 
vom Meere; die Halbinsel Ghezan war vermuthlich fü 
Insel, Hali lag zu Epasts Zeiten am Ufer, jetzt de 
Meilen landeinwärts, und auf ähnliche Weise sind noch 
Orte untergegangen, worunter auch das zu Saromo's 
berühmte Ophir gehören mag. Ueberhanpt sinddie, and 
schiedensten Küsten vorkommenden, Versandungen de 
wodurch sie allmälig aufhören brauchbar zu seyn, eise 
Beschwerde der an ihnen liegenden Handelsstädte, 1» 


gen geschützt oder wieder gereinigt werden. 
~ Q Flüsse und Ströma endlich verändern die 0x3 
der Erde bedeutend. Unter ihre zerstörenden Wirkn.« 
hört namentlich das Auswaschen und Vertiefen der Tac, 
ren einige dieser Ursache ihre Entstehung verdanken, ı 
obere Elbe- Thal, die romantische sächsische Schwein 
Plauen’scheGrund u.a., wevn gleich die gröfsten, die so; 
ten Hauptthäler als ursprüngliche, bei der Bildung der 

und namentlich der Berge entstandene Spaltungen und !* 
fungen anzusehen sind !. Als Beispiele aus der nenese 


1 Nach einigen Gelehrten, z. B. SuLzen in Mém. de Mi 
Berlin. 1762, Lamaxox ia J. de Ph. XVIIL 474 sind alle Tue? 





Veränderungen der Erde, 1323 


n folgende dienen. In Wärmeland fiel 1740 ein , heftiger 
‚ so dafs ein angeschwollener Waldstrom einen Theil des 
Lidscheere mit sich fortrifs, und die Gegend umher mit 
ı, Sand und Schutt überdeckte $ Bei St. Jean de Mau- 
stürzte 1752 ein angeschwollener Bach vom Mont Cenis 
ermelsliche Menge von Steinen und Erde über ein Dorf, 
es bis auf die Spitzen der Dächer verschüttet wurde 2. 
ı jener Gegend stürzte ein Waldbach sein Gewässer in 
co, welcher austrat, und ein ganzes Dorf in dem entstan- 
jee begrub, Letzterer füllte sich‘ allmälig wieder aus, 
entstand an dieser Stelle ein fruchtbares Thal. Bov- 
erzählt, dals er durch die von den Cordilleren herab- 
len Wässer dann, wenn sie sich in‘ den fast horizonta- 
nen bewegten, Steine, von 10 bis 12 F. Durchmesser auf 
A Toisen fortgewälzt gesehen habe. 
rhin gehört auch, dals offenbar viele Flüsse, z. B. "die 
er Rhein, die Donau, da, wo'sie durch die sogenann- 
men Thore aus dem Bannat in die Ebenen der Wal- 
elst, die Weser bei der Porta Westphalica, der Potow- 
. früher vorhandene Teiche durchbrochen, und weite 
ladurch trocken gemacht haben, wie denn auch jetzt 
'handene Binnenseen unfehlbar endlich durch den zuge- 
'chutt ausgefüllt werden müssen 3. Eben so auffallend 
Imälige Aushöhlen der Fluls - und Strombetten, welches 
Parallelismus der oberen Ufer mit den tieferen und bei- 
mit einander sichtbar hervorgeht. Pını 8 führt als Bei- 
Ticino an, welcher durch einen engen Pals strömt, 
ere hohe Felsenwände, aus dem nämlichen Gesteine 
l, in der Richtung des Strombettes genau durchschnit- 


- 


— i 4 


ıwed. Abh. 1747. 


Loc Lettres cet, XXXI. sagt: Te ai passé moi-même 


ı Fenster des Kirchthurms) comme par une porte. — Le 
rera surement ce desastre,. et dana quelgues siècles un 
lage’ viendra saus doute se fondre sur celui, qui a été 


ure de la Terre. p. LXIX. 
gl. Ströme. . 
coli sulle Scienze e sulle arte IV. 299. 


e 





1326 ` = . Geologie. 





ten sind, und SouLavar 1 den Tarn, welcher zwei Liens á 
Albi dunsh ein ‚Lager vog quarzreichem Glimmerschiele 
eine Oeffnung gebahut hat, mehr als 200 Met. lang, 151 
an das Niveau tief und &bis 7 Met. breit, so dals es uws 
gehauenen Wege gleich. Noch sprechendere Beispiele 
die sogenannten Quebrada’s in America, wo hohe Deg 
zwei und mehrere Meilen von einander stehen, übrigens à 
Aurchschnitten sind, dafs die Windungen und Krümmuns 
ser Oeffinungen dem in. unermelslicher Tiefe strömende 
bette völlig parallel laufen. Namentlich fielst der 
eine halbe Meile in einer solchen Schlucht, deren Her 
gen genau in die gegenüber stehenden Vertiefungen pa 

Endlich zeugen hierfür auch die interessanten 
gen der natürlichen. Brücken, wie unter andern die Ri 
terhalb Genf eine solche darbietet (la perte du 


angleich auffallender und schöner aber ist diejenige, 
den Cevennen über die Ardèche geht, und auf der Log 
Charte unter dem Namen Pont d'Arc angegeben is" 
grölsten natürlichen Felsenbrücken findet man in Ar 
mentlich die in der hiernach benannten Grafschaft R 
welche über den kleinen Cederniluls geht. Nach Giuuss 
sung besteht sie aus einem Bogen, dessen untere F» 
die obere 200 engl. F. über den Spiegel des Flusses es 
und dessen Dicke an der dünnsten Stelle 35 F. betr. 
sie jedoch wegen ihrer Höhe sehr elegant und Geh 
erscheint. Sie besteht, wie der ganze Berg, aus! 
Kalkstein, und bildet den Grat der Bergkette, welch 
geblieben ist, während das durch Wasser leicht zeg 
stein unter ihm allmälıg weggewaschen wurde è. åt- 
Grafschaft Scott, welche noch kürzlich zu Virginies 
geht eine natürliche Brücke über den Stock, deren Hix 
und die Dicke noch mehr betragen soll 5, 






















` 


" 1 Hist. vat. de Vivarais. I. 
2 Uroa phys. u. hist. Nachrichten von Südamertca SA 
8 Bibl. univ. XXIII. 111. 
& Trans. of the Soc. of Philad. New. Ser. L Wé. eg 
281. G. LXIV. 436. 
5 8. Ebend. 


Veränderungen der Erde. 1327 


ehr grolse Verheerungen richten ferner mehrere Ströme, 
lich der Ganges, durch die hohen Anschwellungen an, 
' jährlich bei ihnen zur bestimmten Zeit wiederkehren, 
sie zaweilen im Ganzen oder in einzelnen Armen ihren 
dern, und. an einer Seite oben so grolse Massen ahrei- 
ils sie an andern wieder ansetzen , Als Beispiel möga 
w die Wirkung des Flusses Ochota angeführt werden, 
r bei seinen jährlichen Anschwellungen den gröüfsten Theil 
seiner Miindung liegenden Stadt Ochoze überschwemmt, 
lanser nebst dem Boden, worauf sie stehen, fartreilst, 
auf diese Weise binnen einigen Jahren drei Stralsen 
b zerstört sind, während das fortgerissene Erdreich an 
egenüber liegenden Sandbank wieder angesetzt wird 2, 
‚unbedeutend, obgleich empfindlich nachtheilig für die 
ütteten Strecken, sind die Versandungen, welche durch 
geschwollene Ströme oft verursacht werden, geologisch 
aber sind die ausgedehnten Bildungen bedeutender Strek- 
des, welche dem durch die Flüsse herbeigeführten Sanda 
amme, meistens in Verbindung mit den eben erwähn- 
tkungen des Meeres ihren Ursprung verdanken. Dals 
s» aufserordentliche Menge Sand, Kies und Schlamm, 
darch die grolsen Ströme stets fortgeschwemmt wird, an 
odungen derselben bei nicht tiefem Meeresgrunde absetzen 
e stets wachsende Erhöhung hervorbriogen müsse, liegt 
jatur der Sache, und es darf dieses ganze Phänomen nur. 
inige der vorzüglichsten Beispiele erläutert werden. Am 
esten in dieser Hinsicht ist die Bildung einer beträcht- 
Aandstrecke am Ausllusse des Nils, welche wegen ihrer 
hkeit mit einem griechischen 4 den Namen Deka erhielt, 
se Thatsache ist so viel interessanter, weil hierbei die 
ang solcher Alluvionen seit uralten Zeiten beobachtet ist, 
bon Hraopor kannte das Phänomen, und beschreibt es 
Die hierbei beobachtete Gestalt des neu gebildeten Lan- 
keineswegs zufällig, sondern in den Bedingungen des 
sses selbst gegründet, Ursprünglich entsteht nämlich. 
en Sand und Schlamm des Stromes eine Erhöhung unter 


— — 


rel. Strom; Stromschwellen. 
unscazw’s Reisen jm nordöstl. Theile von Sibirien I. 39, 
r. Horr a. a. O. I. 77. . x 


1328 00. Geologie, 





‚seiner Mündung, welche zunehmend wächst, bis sie die! 
mung des Wassers selbst hindert, daher landemwärts e 
abgenagt, an der entgegengesetzten Seite aber erhöhet vri. 
dals sie den Flufs spaltet, und ihm zwei Betten statt eins 
zigen giebt. Jede hierdurch entstandene Mündung brin 
längerer Zeit die 'nämliche Wirkung hervor, und hienn bedi 
Grund, dafs die Strommündungen dch an solchen Stelle 
vielfeltigen,, die Meeresküsten aber nach Aufsen her 
Nach A. v. Husmsoror + findet man diese Ausbiegus 
Ufer überall, wo sie durch die Flüsse als Nenland gebilset 
dagegen Einbiegungen nach Innen da, wo die Flüsse eg 
Seichtigkeit sich in mehrere Arme gespaltet haben, und 
sen gleichfalls ein Delta einschliefsen, dessen Ufer cr 
Angriff der Wellen auch abgenagt seyn können. 

Ashnliche Bildungen von Land durch die gem 
` che Wirkung der Flüsse und des Meeres finden sichi: * 
Unter die vorzüglichern gehört die Vergrölserung de 
und der Lagunen von Venedig, wovon erstere nach gex 
und historischen Beweisen um mehrere Meilen gewıd* 
letztere aber noch täglich mehr versanden. Noch grie 
vionen hat der Po erzeugt, dessen Mündungen 
uralten Zeiten viele Veränderungen erlitten haben. D 
vergrößsert die schon in den ältesten Zeiten durch sie 
Bildungen neuen Landes noch fortwährend 2, wenn sk- 
nicht nachweisen lälst, dafs Aiguesmortes zu den lera 
wıg’s des Heiligen am Meere gelegen habe, weil di: 
Einschiffung desselben im J. 1269 nach Palästina se) 
Arme der Rhone geschehen konnte 3. Selbst die: 
Strecke bei Arles, ‘campus lapideus von den Alm: 
welche in einer Ausdehnung von 20 Quadrat - Lee 
faustgrofsen Geschieben besteht, wird nicht ohne mi? 
für ein Erzeugnifs der Durance gehalten, indem diese 
Strom diese Geschiebe leicht auf seinem kurzen Lad: 
Alpen mitbringen konnte, bis sie sein Bette verstop- 
ihn einen andern Lauf zu nehmen zwangen. Eine; 




















b 
1 Relat. Hist. II. 650. 
2 D’Avsuissom Geognos. I. 151. 
3 v. Horr a. a. O. I. 290. 


Veränderungen der Erde, 1329 


rücken der Meeresküste findet man auch in Niederlanguedoc, 
die Ingenieure durch amtliche Untersuchungen gefunden ha- 
‚ dafs die Ufer zuerst Dünen erhalten, diese sich in Mo- 
verwandeln, und hieraus allmälig cultivirtes Erdreich ent- 
. Eine Redoute i. J. 1609 am Ausflusse des Herault auf- 
rien, war 1783 bis 200 Met. vom Ufer entfernt, welches 
ch 1,9 Met. giebt, und eine i. J. 1746 in 30 Met. Entfer- 
von der Küste aufgeworfene Batterie fand sich 37 Jahre 
ıer in 118 Met. Entfernung, welches jährlich 2,1 Met. 
L Nach Maasıuur soll das Meerwasser dort eine eigene 
nde Kraft besitzen, um das gebildete Erdreich steinartig zu 
en? Die bedeutendsten Europäischen Alluvioneħ sind 
igen, denen höchst wahrscheinlich die Niederlande und ei- 
lache Rüstendistricte Grolsbritanniens ihre Entstehung ver- 
n Esist nämlich oben schon nachgewiesen, dafs wohl 
Zweifel Frankreich mit England ehemals durch eine schmale 
nge zusammenhing. Wird dieses angenommen, so bil- 
ie Nordsee zu jener Zeit einen grolsen Busen, in welchen 
tdlichen Meeresströmungen zusammenflossen, den Sand 
üsse zurückhielten, und auf diese Weise die Bildung der 
lande nebst der Erweiterung der Küsten von Nordfolk, 
, Essex, Kent u. s. w. veranlalsten. Mit Recht vermu- 
her v. Horr ?, dafs die starken Meeresströmungen von 
nd Süd dem Wasser in diesem grolsen Busen einen höhe- 
nd gaben, als nach der Eröffnung des Canals, und dafs 
:in grolser Theil der Niederlande, früher mit Wasser be- 
nachher trocken wurde. Inzwischen ist eine solche all- 
e Bedeckung mit Wasser in Beziehung auf die gesamm- 
derlande, welche nach überwiegenden Gründen durch 
n entstanden sind, nicht wohl anzunehmen, da an so 
Irten ähnliche Bildungen sich bis über die Oberfläche des 
zu erheben pflegen, namentlich das Nildelta, die Küsten 
enna und andere oben erwähnte; nicht zu bezweifeln 
ist, dals nach dem Durchbruche des Canals die freieren 
grolse Stücke des schon gebildeten Landes wieder zer- 





’Aubuisson a. a. O. Co , 


ist. phys- de la Mer. p. 15. - e 
‚a. O. 1: 811 f, wo weitläuftig über diesen Gegenstand ge- 
vird. 


Wi 


. Peer 


1330 e Geologie, 











störten, und zum Theil an andern Orten abermals a 
welche Veränderungen noch jetzt in grolser Zahl vorkommer!, 
Fallen die Flüsse in Binnenseen,, go müssen sie den Bei 
derselben allmälig erhöhen, und sie endlich in einer Mais 
langen Reihe von Jahren ausfüllen. So läfst sich nicht woz 
zweifeln, dafs der Rhein den Bodensee, der Don und A 
das Asow’sche Meer, die vielen Ströme das Caspische 
u. s. w. endlich ausfüllen werden, obgleich die hierzu er: 
liche Zahl von Jahren kaum zu berechnen ist. Die Rhew 
bereits vor der Stadt Genf durch ihre Geschiebe eine je 
liche Strecke gebildet, die Donau an ihrer Mündung A 
chen , am bekanntesten in dieser Beziehung ist aber de ` 
ho oder gelbe Flufs, welcher seinen gelben, thonigen A 
bis weit ins Meer hinein in Menge absetzt, die Meers” 
Peking aus weit vorgerückt hat, noch stets zur Dein 
‘in jenen Gegenden viel beiträgt und nebst dem Jantseka, 
blauen Flusse das ohnehin schon seichte und durch esti 
kette vom Ocean abgeschnittene Hoanghai oder gelbe I | 
lich ausfüllen wird. Der Jantsekiang hatin den letzten 3 
ren vor seiner Mündung eine 20 Meilen lange und fast? 
breite Insel hervorgebracht. Am ausgedehntesten ist Ar 
bildung beim Ganges und Burremputer, welche beide! 
ströme von den höchsten Bergen der Erde kommen, ihr‘ 
ser in den grölsten Meerbusen ausschütten,, und indem 2 
resfluthen ihnen entgegen kommen, so wirken beide | 
vereint mit solcher Gewalt zur Inselbildung , dafs oft A 
einzige Ueberschwemmung eine dder mehrere Inseln 
‚welche selbst über eine Meile im Umfange sehr bald ei 
Weiden und Gebüsch bedeckt und zum Anfenthaltsont‘ 
feln und andern wilden Thieren werden. Solche Iech) 
zwar ìn späteren Fluthen zuweilen wieder unter, meiste 
den sie aber nachher mit dem Continente allmälig verb« 
dafs die Küsten der Halbinsel stets vorschreiten. Wi 


1 Die zahlreichen einzelnen Beispiele bilden eines me 
Theil der Geschichte der Veränderungen , welche die Oberia 
serer Erde in der historischen Zeit erlitten hat, mitunter m 
Zerstörungen. Man findet dieses vollständig in der mehr ag 
Geschichte der Veränderungen d, Erdoberfläche von K. È 4 
Gotha 1822. S. 322 ff. | 

2 Asiatic Researches. VIII. 291. Daraus in J. A Pi. Ay 


Veräuderungen der Erde. 12331 


ıt sogar, die ganze vorderindische Halbinsel sey früher eine 
l, wie Ceylon, gewesen, und allmälig mit dem Festlande 
unden, welches aber nicht erweislich ist. Eine Deltabil- 
‚an der Mündung des Indus ist weniger erwiesen, unver- 
bar dagegen ist sie beim Euphrat und Tigris, so wie auch 
latur der Sache nach am Ausflusse des Senegal und Gam- 
andbänke entstehen, und hierdurch die Küsten weiter her- 
:ten müssen. 
Viele Flüsse America’s zeigen das Phänomen der Deltabil- 
gleichfalls, wie denn unter andern fast die ganze Provinz 
vare aus Allnvionen des Flusses gleiches Namens bestehen 
nirgend in der Welt aber ist dieses Phänomen vielleicht 
rals beim Missisippi, denn das durch diesen mächtigen 
gebildete Delta ist grölser als ganz Aegypten. Noch in 
euesten Zeiten betrug das Vorrücken der Küsten nach 
ngen eine Lieue in hundert Jahren, und damit ist noch 
yenthümlichkeit verbunden, dafs dieser Strom bei seinen 
wellungen aus den Urwäldern, durch welche er flielst, 
ngeheuere Menge der grölsten und stärksten Bäume ent- 
t, mit sich fortreilst, und zugleich mit dem Schlamme in 
efe versenkt. An manchen Stellen ist daher der Boden 
ısses und selbst des Meeres an seiner Mündung mit einem 
enartigen Geflechte dieses Holzes belegt, so dafs Anker, 
in dasselbe hineingreifen, nicht wieder herauszubringen 
er westliche Arm des Stromes, der Chafalaya oder Acha- 
iber, welcher sonst bis 15 Meilen landeinwärts schiffbar 
: so mit Treibholze bedeckt, dafs keine Durchfahrt mehr 
det, und auf einer Strecke von zwei geographischen 
hat sich sogar aus diesem Holze eine Art von schwim- 
Brücke gebildet, welche ganz fest und mit Vegetation 
ist, so dafs man die Anwesenheit des Wassers nur aus 
uschen desselben unter dieser. Decke erkennt 1, Dafs 
diese Erscheinungen unzählich oft auch bei kleinen Flüs- 
commen, wohin zugleich die Inselbildung in Flüssen und 
zu rechnen ist, bedarfkatım besonders erwähnt zu werden. 





op, Cor. XI. 44. Vergl. Mıurornp Mém. d’un coup d’oeil ra- 
nes differens Voyages et mon sejour dans hı nation des Creek. 
302. 8. Vollständig findet man diesen Gegenstand behandet 
R a. a. O. 


Pppp 2 


1332 ° ° ` Geologie. 


10. Eine sehr häufig aufgeworfene und anf verschieden 
Weise beantwortete Frage ketrifit die alınälige Verändern; de 
Temperatur der Erdoberfläche. Bezieht sich diese Untersec: 
auf die Wärme der Erde "unmittelbar nach ihrer ursprung: 
Gestaltung , so hängt sie mit den geologischen Hypothesesnsg 
zusammen, und in dieser Hinsicht ist bereits nachgewieser. | 
hierüber zwar nichts Gewisses ausgemacht werden kam, derd 
Hypothese aber die wahrscheinlichste ist, wonach die Erde ai 
feurigflüssig war, Wird dieses angenommen, so stellt siech sẹ 
wieder die Frage dar, auf welche Weise die Erde deck 
plötzlich abgekühlt sey, und ihre jetzige mittlere, allem Ar 
nach gleichbleibende Temperatur erhalten habe, und dech 
tersuchung, welche mit der Theorie der Wärme in vieles! 
ten innig verwebt ist, -kann hier nicht im ganzen Umb:? 
schöpfend angestellt werden. Unbedentend ist dabei de 
stand, ob man eine plötzliche oder eine allmälige Erkalten; 
nehmen geneigtist, wenn gleich die letztere Annahme sich 
mit den gangbaren Hypothesen vereinigen äist, Es ge 

gens nicht an Meinungen, welche bereits hierüber = 
sind, Bürrox läfst die Erde allmälig erkalten, bis a 
ganz erstarren, und dadurch unbewohnbar werden sÈ 
die Aetiologie dieses Processes genauer anzugeben; ® 
RIER strahlte sie die Wärme in den Raum aus, wog 
oben einige Zweifel erhoben sind 2; Breısuax 7 Ja 
durch die entstandenen Wasserdämpfe und Gase der As: 
gebunden werden, und es lielse sich leicht durch Bes 
erweisen, dafs zur Bildung der jetzigen Atmosphäre, eg 
sich die Sache auf diese Weise vorzustellen geneigt wer. 
hinlängliche Quantität Wärme erforderlich gewesen w 
die glühende Erdkruste bis zu ihrer jetzigen Tempen- 
kühlen, jedoch mufs aus der Theorie der Wärmeerze, 
im Allgemeinen hervorgehen, ob es einer solchen Hypet* 
haupt bedarf, und ob diese angegebene als zulässig 
kann. Auf allen Fall muls nach der Hypothese einer rd 
lichen feurigen Flüssigkeit der Erde eine Abkühluns 
stattgefunden haben * : allein da diese ganze Aufgabe om 














1 Vergl. Erde Th. II. S. 970, ff. und oben B. RA 

2 Ebend, Th. DL 8. 1088. f. 

3 Institut. geol. L 148, 161. u. a. a, O. 

4 Hierfür erklären sich jetzt die meisten und gelte" 


Veränderungen der Erde 1333 ` 


„auf Hypothesen hinausläuft, so hat man es mit Recht für 
flüssig erkannt, sich weiter mit ihr zu beschäftigen. 
Manche Ueberbleibsel aus einer älteren Periode unserer Er- 
einer sogenannten antediluvianischen oder vorweltlichen, 
inen aber unwidersprechlich darzuthun, dafs ehemals, we- 
ens in den gemäfsigten und den Polarzogen, eine höhere 
peratur geherrscht habe. Dieser Gegenstand selbst beruhet . 
auf einer genaueren Kenntnifs der Petrefacten 1, worüber 
ich noch viele Dunkelheit herrscht, im Allgemeinen aber ` 
sich Folgendes wohl mit einem hohen Grade der Wahr- 
plichkeit annehmen. . Zuerst finden sich Ueberreste von 
en in nördlichen Gegenden, namentlich vom Mammut, von 
ı zwar nicht ausgemacht ist, dafs sie ihrer Gattung nach 
ı Gegenden nicht zugehören konnten, welche aufserdem 
rhin durch Fluthen weiter nach Norden geschwemmt seyn 
ı, allein da einige Exemplare mit Haut und Fleisch gefun- 
nd, so kann dieses nicht auf weite Strecken geschehen ` 
und dann beweiset ihre ausnehmende Gröfse und die 
: der vorhandenen UVeberreste, dafs sie ungleich fruchtba- 
Gegenden angehörten, als jenes gegeuwärtige Klima he- 
nn. Ueberhäupt sind die vorweltlichen Thierarten, de- 
liche Species noch jetzt gefunden werden, so aufseror- 
h grofs, dals sie sehn augenfällig für eine stärkere Vege- 
eugen, als unter so hohen Breiten füglieh stattfinden konnte. 
beweisend, aber.dennoch dieses Argument unterstützend, 
e Ueberreste der Vegetabilien in den Braunkohlenlagern. 
ämlich zwar nicht erwiesen, dafs die hier verschütteten 
ten, so wie diejenigen, welche den Bernstein an der 
chen Küste geliefert haben, Palmarten wärmerer Klimate 
ı sind, wie man ehemals anzunehmen geneigt war, allein 
an blofs die grote Menge der verschütteten Bäume be- 
tigt, so deutet auch schon diese auf eine stärkere Vege- 
als gegenwärtig jenen Gegenden eigen ist. Alle diese 


führen indefs nur zu einem gewissen Grado der Wahr- 


‚dem wie überhaupt annehmen, dafs die plutonischen Wirkon- 
damit die Wärme der Erde) allmälig abgenommen, die nep- 
aher zugenommen hahen. 8. Bové in Edinb. Phil. Journ. 

$8. | | 

ergl. Kersseinerungn. 































1334 Geologie. . 


scheinlichkeit, indem diesen und ähnlichen Argumenten allerei 
die Einwendung entgegengesetzt werden kann, dafs wir die vid- 
fachen möglichen Veränderungen und Schicksale unserer Er- 
oberfläche’ nicht kennen, und also auch nicht wissen köurı 
ob nicht die jetzt zum Vorschein kommenden urweltlichen Rar 
durch grolse Fluthen aus entfernten Gegenden an ihren wa 
Lagerungsort gekommen sind. Man hat diese Hypothese =g 
auch auf das Vorkommen der Mammuts - Skelete und Lee 
im hohen Norden angewandt, und dabei zu einer plötzlich 
getretenen Winterkälte seine Zuflucht genommen, so wahrsiee 
lich es übrigens ist, dals Thiere von so ungeheurer Gröl«e@ 
bedeutende Menge Futter bedurften, und schwerlich die e 
gen langen sibirischen Winter zu ertragen vermochten, 

Es kann diesemnach blols als eine wahrscheinliche Be 
these gelten, dafs die Temperatur der Erdrinde in den Lore 
‘höher und vielleicht auch gleichmälsiger über die Erde vere 
tet gewesen sey, späterhin aber in der äquatorischea Zort = 
mehr angehäuft habe, so dals dort die Vegetation doch Da 
in den Polarzonen dagegen durch Kälte zerstört wurde We 
tiger aber, als das Verweilen in diesem dunkeln Gebiete. 18 
genauere Erörterung der Frage, ob die Temperatur nA 
der historischen Zeit sich geändert habe, so dafs sie deg 
entweder höher oder niedriger geworden sey. Hierauf PT 
mit grofser Bestimmtheit und nach einer Menge von T 
antworten, dals in einzelnen Districten das Klima wo 
begreiflichen Ursachen rauher oder milder geworden, d+-# 
peratur im Ganzen aber, wenigstens in den mittleren Bi 
sich völlig gleich geblieben sey. Es giebt allerdings us} 
bar Thatsachen, welche eine frühere höhere Temperstn " 
ser Gegenden zu beweisen scheinen, Dahin gehört insbze 
die Beschreibung, welche die ersten Entdecker der mi: 
und südöstlichen Küste Grönlands von diesen jetst far 
fast unbewohnbaren Küsten machen, indem sie dieselben 
üppigem Grase und Bäumen, mindestens Gesträuchen, 
sen angeben, woher das ganze Land auch den Namen ‘ 
land (Grünes Land) erhielt 1. Wären jene Küste = 
damals so unwirthbar gewesen als jetzt, so würde sc $s 
Colonie dort niedergelassen haben, zu welcher man spist 





1 Landnamabok Il eap. XIV. KEyrbyggiasaga. esp. XII. 


Veränderyngen der Erde. 1335 


angen sich vergebeng bemühete, weil das Eis eine Landung 
nöglich machte, ba es ganz kürzlich dem kühnen Sconessy 
ngen ist, jene Gegenden wieder zu betreten, wobei er deng 
vlich Spuren van Bewohnern gefunden hat 1. Es ist daher 
‚Grönland frühbr Holz - und Strauchartan, so wie überhaupt 
nzen hervorgebracht hat, welche daselbst jetzt nicht mehr 
been. Nun ist es zwar ausge gemacht, dafs einmal vorhandene 
Idungen gegen den Einflufs der Winde schützen, und daher 
den Gegenden das Klima ‚milder machen, und.man könnte 
r die Emiedrigung der Temperatur Grönlands dem allmäligen 
gange dieser Wälder, vielleicht durch, die Bewohner ver- 
st, beimessen; allein jenes Land ist nach seiner jetzigen 
haffenheit überhaupt für die Baumvegetation nicht geeignet, 
man muls daher zugestehen, dafs dort die Temperatur höchst 
tscheinlich vermindert sey , . welches indals, vielleicht eine 
e der an seinen Ostküsten aufgehäuften Eismassen ist 2. Im 
meinen, getraue Ach mir übrigens nicht, die physische Ur- 
e dieser Veränderung: mit Gewilshgit oder auch nur mit eis, 
hohen Grade von Wahrscheinlichkeit anzugeben, obgleich 


ohne Schwierigkeit mehrere Hypothesen zur Erklärung auf- 


n lassen. . $o g'aube, ich die höhere. Temperatur Norwegens 
Island’s, welche offenbar dem. Grade der Breite nicht pro- 
mal ist, mit grolser Wahrscheinlichkeit aus den Meeres- 
ungen erklärt zu haben 9, und man könnte diesemnach an- 
en, die Richtung des Galphstromes sey in älteren Zeiten, 
e Antillen und der Mexicanisghe ‚Meerbusen ihre jetzige 
it noch nicht hatten, eine andere gewesen,, und das warme 
er desselben hahe die Ostküste Grönlands bespült. Oder 
se sich denken, das nördliche Polareis sey nicht in solchen 
n vorhanden gewesen, als jetzt, und habe deswegen die 
sten Grönlands gar nicht umlagert, welches übrigens mehr 
e Vermuthung ist. Es könnte endlich die Richtung der 





W. Scousser’s d. Jüngeren Tagebuch einer'Reise auf den Wall- 
ag u. 8. wW. ‚Uebers, von Kriea.. .Hamh.ı.1825. 8. 8. 407. 
Vergl. Cranz Historie von Grönland a. v. O. H. Egede Saabye 
tücke eines Tagebuches gehalten in Grönlapd u. s. w. Ueberg, 
Fries. Hamb. 1817. a. v. O. s. B, 8. LXVIII. LXXIX. u. a. 


S$. Th. UL S. 1002. 





‘1336 Geologie. 
jetzigen Eis-Strömung ehemals eine andere gewesen urn, wi 
die jetzige, welche dasselbe in so ungeheuern Massen an e 
Küsten treibt, durch den später erfolgten Durchbruch der Le. 
enge zwischen der Behringsstrafse bedingt werden. Wd» 
man noch höher hinaufgehen, so lielse sich annehmen, & 
ursprünglich überall gleich temperirte Meer sey in den Pde 
gonen erst allmälig erkaltet, und das dort gebildete P 
durch seine stets zunehmende Vermehrung die = 
Küsten lange in einer milden Temperatur erhalten, und ist 
um so mehr, wenn’ man zugleich voraussetzte, das Pol 
sey bei noch geschlossener Behringsstralse ruhig und oh 
jetzigen Strömungen gewesen, durch welche das Eis sidia® 
trieben wird. -Jede dieser, und noch wohl einige andere Hn% 
sen Delen sich durch neue Hypathesen unterstützen und a 
wahrscheinlich darstellen, allein der skeptische Physia ei 
weilt ungern in diesen dunkeln, durch untrügliche Ebbe 
nicht aufgehellten Gebieten. . | 

Aehnliche Beweise für eme Verminderung der Tepi 
in Norwegen und Island finden sich in genügender Merx 3 
wird fossiles Holz auf einigen Inseln oberhalb Norwesa $ 
den, wo gegenwärtig `kaum einige Lichen - Arten foris 
allein dieses kann leicht Treibholz seyn, und würde sost 
beweisen, wenn es nicht ausgemacht wäre, dafs wi 
früher nicht unbedeutende Waldstrecken, namentlich m 
bewachsen, gehabt habe. Vermuthlich aber sind diese 
der durch die Bewohner allmälig ausgerottet, oder a 
bruche des Hecla i. J. 1766 zerstört, und dann köer 
selbst die Ursache einer späteren Verminderung de T 
tur gewesen seyn, indem die Insel noch jetzt, ee? 
wenig, Getreide hervorbringt, früher aber mehr ee 
noch aus der Benennung einiger Districte hervorgeht. 
Namen offenbar aus ihrer Bestimmung zum Kornbaue e 

. sind 3, Auf der andern Seite dagegen kann man ven 

der Getreidebau dort vernachlässigt wurde, weil die V 

einträglicher ist; überhaupt aber geht unsere genauere Är 

dieser Insel nicht über das Jahr 1360 nach Ch, G. his’. 4 

















1 S. Gauen Island u. s. w. Freib, 1819. S. 36. Bez 
DERSON Island u. s, w. I. 11. 
2, Island soll im J. 861 durch Nadod entdeckt sen, gé 


` 


Veränderungen der Erde. - 1337 


igen Colonisten , welche die Insel zuerst besuchten, nann- 
ie Island (Eisland) von dem vielen Eise, welches sie da- 
fanden, ja sie scheinen anfangs dort nicht einmal feste 
nsitze gehabt zu haben, sondern nach einem Sommeraufent- 
an jenen Küsten wegen des Fischfangs für den Winter 
r nach den Schottischen und Norwegischen Küsten zurück- 
rt zu seyn 1. Eine gleiche Bewandnifs hat es mit Norwe- 
Man gräbt auf Karmöe unter 59° 20° N. B. starke Baum- 
e, z.B. Castanienbäume, bei Augvoldsnäs Nulsbäume aus, 
ie jenen Gegenden jetzt durchaus fremd sind, früher aber 
jewachsen seyn müssen. VaAnGAS Brpeman ? bringt viele 
nisse dieser Art bei, welche ein früher milderes Klima jener 
nden bezeugen, glaubt aber, dals die Ausrottung der Wal- 
iese Veränderung veranlalst habe, Lxor. vor Bocu ? da- 
i, welcher ähnliche Zeugnisse beibringt, glaubt das Klima 
sele daselbst in langen Perioden, womit die Beobachtung 
BERG'S übereinstimmt, welcher sagt, dafs das Meer beim - 
mstifte von Jahr zu Jahr ungestümer werde, die Menge 
Heues seit 30 bis 40 Jahren stets abgenommen habe, der 
ling fast einen Monat später, die Winterkälte dagegen eben 
el früher eintrete $. Will man nicht annehmen, dafs ehe- 
die Sommer dort wärmer, die Winter aber kälter gewesen 
», so steht hiermit im Widerspruche, dals die Ostsee in der 
neuesten Zeiten nie ganz zugefroren war, wie in den Jah- 
1333; 1399; 1408; 1423; 1459; und zuletzt fast gänzlich 
709. Im Ganzen ist aber der Zeitraum, in welchem uns jene 
lichen Gegenden bekannt sind, zu kurz 8, und aus diesem lassen 
keine sichere Thatsachen zum Beweise einer Temperatur 


> 


r Zeit an zogen sich mehrmals Colonien der Normänsner dorthia, 
he wegen politischer Streitigkeiten aus ihrem Vaterlande auswan- 
en. Wann und in wie weit dieselben bleibend wurdeu, ist nicht 
t auszumitteln. 8. Schlosser Weltgeschichte. Th. II. 3. 85, 

\ Für die älteste Geschichte Islands vergl. Landamabok:: h. e. Liber 
inum Islandiae, Hafn. 1774. A. Snorro Sturleson Heims kringla. 
ed. Schöning. Hafa. 1777. fol. 

Z Reise nach dem hohen Norden. Frankf. 1819. II T. 8. I. 165. 
8 Reise nach Norwegen u. Lappland II T. Berl. 1810. 8. I. 369. 
$ Vircas Beoauan a. a, O. I. 183, 
6 8. Scnrözsn in Allgemeine Weltgeschichte. XXXL Vorrede 
j und Scaönnc’s Abhandl. ebend. S. 1. 


e 
VU 


1338 | Geologie. 





verminderung entnehmen. Nach L. v. Bucu, Besrmu a 
‚werden noch jetzt in Norwegen unter sehr hohen Breiten an s 
geschützten Orten Kirschen und sonstige Obstarten reif, er) 
indefs das erwähnte Auffinden von Wallnufs - und 
Bäumen, mindestens nicht vollständig, enträthselt. 
























Uebrigens hatScaovuw 2 neuerdings durch eine eben » 
führliche als gehaltvolle Untersuchung dargethan, dals die 
lere Temperatur in Dänemark und auf gleiche Weise 
Soandinavien nach dem Ergebnisse der vorhandenen ç 
Beobachtungen sich innerhalb der historischen Zeit scha 
dert hat, obgleich zu gewissen Zeiten auffallende 
Wechsel vorkommen, wie denn namestlich im 14. und | 
hunderte verschiedene Jahre sich durch auffallende Rankhi 

' Temperatur auszeichneten. Dessen ungeachtet greifen si 

die Gletscher an manchen Orten stets weiter um sich, wet 
nach Ca. Fr. Neumann 2 der Gletscher von Justedal 
17. Jahrh. ein cultivirtes Thal war. f 


Ueber die Temperatur Deutschlands, der Schweiz, 
und der unter gleichen Breiten liegenden Länder giet 
gleiche Weise widersprechende historische Zeugnisse, ( 
Tacırtus 3u. a. schildern zwar Deutschland, Thrade: 
als höchst kalt, unfruchtbar und rauh, allein es ist unur 
wiesen, dafs ihre Beschreibungen übertrieben sind, * 
manche Gegenden waldiger, daher auch im Sommer 
warm, im Winter dagegen weniger kalt waren, im Garza 
ist die Temperatur gewifs unverändert geblieben. $ 
Rhein zwar in der Regel alle Winter geboren, was ad 
jetzt der Fall ist, allein einmal gingen die teutsche 
im Winter auch über den offenen Fluls +. Korn br: 
Land in Menge, aber keinen Wein 5, weil er nicht; 
wurde, denn.wenige Jahrhunderte später unter den Me. 


1 Skildring af Veirligets Tilstand i Danmark. Eër, 15% ' 
2 Beiträge zur Kenntnils Norwegens. Leipz. 1824. I n.! 


A De Mor, Germ. I. Dort heifst Deutschland terre 
arborum impatiens, ` 


& Caes. de B. Gall. IV. A 
6 Tacitus M. G. c. 5; 26; 23. 


Veränderungen der Erde, ECH 


ah dieses namentlich zu Ladenburg und an andern Orten $, 
ich früher bei Marseille 2. und im zweiten Jahrhunderte: ' 
Ch. G. in Augsburg 3. Neben diesen unwidersprechlichen 
issen giebt es andere, welche eine bedeutende Verände-: 
les Klima’s anzuzeigen scheinen, aber von einzelnen aus-. 
hneten Jahren entnommen im Ganzen nichts zu beweisen. 
gen. Solche hat Mass A in Beziehung auf Italien, Dal- 
tu. 5. w. gesammelt, und namentlich war i. J. 1543 der 
rin Frankreich so kalt, dals der gefrorne Wein mit Bei- 
'rhauen und unter die Soldaten vertheilt wurde & Der 
hese einer allmäligen Zunahme der Wärme entgegengesetzt 
c in der Schweitz sehr allgemein herrschende Glaube an. 
ierkliche Abnahme derselben. Nach Vıuuans D wird auf: 
ege de Lans im Canton d’Oisans Holz, welches dort ehe- 
wachsen seyn muls, in einer Höhe von 2340 F. über: 
gen gefunden, bis zu welcher dasselbe jetzt wächst, und 
'ENTIER 7 behauptet, die Gletscher hätten seit 60 bis 100 
aulserordentlich zugenommen, ' welches eine Folge der im 
einen verminderten Temperatur sey, wie jeder Forstmann 

müsse, indem sich auf vielen Höhen ehemals 100 bis 
hriges schönes Holz gefunden habe, wo sich jetzt keines 
z. B. auf dem Berge. aux Herbageres, beim Chamouni- 
wo ellendicke herrliche Lerchen zerbrochen und entwur- 
aherliegen sollen, statt dafs gegenwärtig selbst die härtere 
dort nicht fortkommt. Eine ausführliche Untersuchung’ 
ge über die Abnahme der Temperatur in der Schweitz ist. 
r 1820 von der Schweitzerischen gelehrten Gesellschaft 
ten Preisschrift angestellt ®, deren Verfasser aus einer gro- 
:nge von Thatsachen beweiset, dafs die mittlere Temperatuz 





F. J. Dumszcg geographia pagorum vet. Germ, cisrhen, Berol. 
. 29. Vergl. Daur Beschreibung des Kloster’s Lorsch, S. 116. 
Plia. H. N. XIV. 6. 

Enmenius in Panegyr. vet. VIII. 6. 

Hist. et Comm. Acad. Sc. Theod, Palat, vol, VII. Gren J. d. 
231. l 

De Senres Inventaire général de Pist. de France, U. 281.“ 
nn geograph, Gesch. d. Menschen. Ill, 210, l 
Mém. de lInst. V. 197. 

G. LXII. 411. 

Bibl. un. XIV. 285. 


1340 ` Geologie. 
daselbst seit Jahrhunderten keineswegs abgenommen at, vi 
ches Resultat auch WanLenseng aus seinen Porschuusn s 
Norwegen über dieses Land erhielt, wohl aber sinken die Öle 
scher tiefer herab, weil die Waldungen dünner werde 
ihnen weniger Widerstand leisten, aus welcher Ursache 
die Winterkälte heftiger einwirkt, und auf hohen Bergz 
dan einmal weggenommene Holz sich nicht wieder erzeog. 
Italien ist das Klima gewils nicht durch gröfsere Kälte oder 
bere Wärme ausgezeichnet, als zu den uns genügend beim 
Zeiten der Römer, denn das Erscheinen des Eises auf dog 
tigen Flüssen war damals, wie jetzt,eine Seltenheit ; geb 
geln für den Landbau könnten in Beziehung auf die Te 
noch jetzt gelten, und dafs es an bleibendem Schnee anf da 
gen nicht fehlte, beweiset Honaz 1. Ueber vielen Schong 
grolse Kälte in Thracien und Macedonien klagen viele 
und griechische Schriftsteller, zB. Virgoen, 2, Ovın?, Zon 
Prarto 5, allein dennoch brachten diese Gegenden, ihrer 
Gebirge ungeachtet, schon sehr früh guten, dem Hours bi 
= ten, Wein ®, und die neueren Schriftsteller, welche ep 
gleichung des ehemaligen und jetzigen Zustandes jener L 
und Griechenlands anzustellen veranlafst wurden, wese 
Veränderung der Temperatur nach 7, Das Gefrieren des 
zen Meeres endlich, welches i. J. 494. dann 763 ab «s: 
Theil der Meerenge zwischen den Dardanellen mit Es 
war, endlich noch 1620 und 21 nach Zonanas und 
geschah „ ist seitdem nicht wieder beobachtet 8, eben 
Gefrieren des Adriatischen Meeres wie in den Jahren Si: 
so stark, dafs Waaren auf dem Eise von Venedig nach de 
matischen Küste transportirt wurden; 1594; 1621, al & 



























1 Carm. I. 9. 1. Vides ut alta stot nive candidam Soract 

2 Georg II. 352. 

8 Trist. III. 10. V. 28, Ep, ez. Ponto. IV. 7. V. 8. 

& Exped, Cyr. Min. VII. A 

6. Symp. cap. 42. p. 220. ed. Steph, 

6 Od, IX. 179; 197. | 

7 Dopest, Reise darch Griechenland. Uebers. von Sonn / 
282. Bozxu Staatshaushalt d. Athenienser I. 84. Mūru Ordass 
od. Geschichte hellen. Stämme I. S. 80; 33. 


8 Vergl. Orıvæa Voyages dans l’Empire othomanae. I $$ 


Veränderungen der Erde. ` 43% 


'enedig einfror und endlich 1709. Man .ersieht hieraus, 
inzelne Jahre von ausgezeichneter Kälte oder Wärme nicht 
weis einer allgemeinen Veränderung der Temperatur die- 
önnen 1. So wenig aber aus diesen einzelnen Thatsachen 
ert werden kann, dafs die Temperatur gegenwärtig unter 
ren und höheren Breiten gegen frühere Jahrhunderte zuge- 
en habe, wie Max 2 und Gronauꝰ anzunehmen geneigt 
eben so wenig sind die oben angegebenen einzelnen Phä- 
ie vermögend, eine Verminderung derselben zu beweisen, 
hon aus dem Widerspruche dieser zerschiedenen Meinun- 
ter sich genugsam folgt, wenn gleich auf einzelne Di- 
durch manche, das Klima bedingende, Ursachen sowohl 
ärme des Sommers als auch die Kälte des Winters hefti- 
ızuwirken vermag, und dadurch auffallendere Erscheinun- 
r einen wie der andern hervorbringt. Dieses ist denn auch 
lliche Resultat einer ausführlichen, auf eine grofse Menge 
:gründeter Thatsachen gestützten Abhandlung von Gay- 
c*, auf welche ich diejenigen verweisen muls, welche 
e Beweise suchen. Selbst den Satz, dafs die Temperatur 
ıatorischen Zone seit Jahrtausenden erhöhet sey, welcher 
gs viel für sich hat, und auch von Mann angenommen 
möchte ich bezweifeln, wiewohl es aus dem, in man- 
ortigen Gegenden gefundenen, fossilen Holze unverkenn- . 
tt, dafs früher Districte mit Waldungen bedeckt waren, 
enwärtig wegen brennender Hitze und Sandboden über- 
ne -Vegetation mehr stattfindet. Mit weit mehr Recht 
ı Grosmau und andere an, dafs eben die Ausrottung 
ıldungen eine Veränderung des Klima’s nicht sowohl ` 
lich der mittleren Temperatur, als vielmehr des Feuch- 
zustandes hervorbringt ®,.jene allmälige Zerstörung der 
gen ist aber mindestens zum gröfsten Theile eine 
ndige Folge der sich fortwährend auf der Erde mehren- 
nschenmenge. In geologischer Beziehung ist es also blofs 
ıieinlich, dafs nach der letzten Ausbildung des Erdballs, 
‚jetzt unbestimmbaren Zeitperiode, die Wärme entwe- 


inn. Ch. et Ph, XIV. 292. Vergl. Temperatur. 
sren. J. d. Ph. II. 231. 

Veue Schr, der Berl. Ges. Nat. Fr. IV. 59. 
ınn. Ch. et Ph. XXVII. 407. 

Tergl. Klima. 


d 





t- 


1342 Gerinnung. Geruch. 


der gleichmäfsiger über den Erdball verbreitet war, oder ax 
destens die Gegenden unter sehr hohen Breiten sich einer mæ 
ren Temperatur erfrenten, dafs aber nachher ein gewisse fr 
stand des Gleichgewichts eingetreten ist, welcher olme mida 
Veränderung so lange gedauert hat, als die sichere histersde 
Zeit umfalst, daher auch aller Wahrscheinlichkeit sach mr ia 
allezeit beobachteten, partiellen Schwankungen noch eine =» 
stimmbare Zeit dauern wird, ohne dafs die Erde weder dd 
übermälsige Erkaltung noch auch Erhätzung eine go 
Veränderung erleidet, 1 






















Gerinnung. 


Coagulätio; Coagulation ; Coagulation; kr 
diejenige Zersetzung einer Flüssigkeit, bei welcher sich é be 
‚Stoff, derselbe sey schon in ihr gebildet vorhanden e 
oder erst während der Zersetzung gebildet, in Gestalt am 
reren grölseren Klumpen oder einer einzigen zusun® 
genden Masse als Gerinnsel oder Coagulum ausschwz ? 
den Zwischenräumen des Gerinnsels kann, wenn sex W? 
bedeutend ist, die Flüssigkeit so vollständig zurückgelilr * 
den, dafs das Ganze fest erscheint. Solche Gerinnm: 9 
der mit Wasser verbundene Eiweilsstoff beim Einwr%: 
Hitze, Säure oder Weingeist; der Kässtoff in der M 
Einwirken von Säuren oder Weingeist; die Kiesdlnä 
beim Zusatze von wässrigem Alaunerde - Kali u. s w. * 


Geruch. 


Odoratus; Qlfactus; Odorat; The Ze? 
bezeichnet auf gleiche Weise sowohl den Geruchs-5ss.® 
mittelst dessen gewisse eigenthümliche Ausflüsse der Kope? 
genommen werden, als auch diese Substanzen selbst. 
denn gleichfalls Gerüche, (odor; odeur; smell, get 
Der Sitz desselben ist die Nase, welche inwendig mit gf 
venrreichen Haut (bei den Menschen tunica Schneiden 
nannt) bekleidet ist. Diese nimmt an ihrerinneren Seite CC? 
reichen Enden und Geflechte des aus den anderen Hin“ 
entspringenden Geruchsnerven (N. olfactorius) auf, dech" 
che das Empfinden der Gerüche vermittelt wird, eet) 


l Geruch. 1343 
nkheit und Abstumpfung des Nerven oder zu starke Schleim- 
nderung der Schleimhaut, z. B. beim Schnupfen, dieses 
ern Die Empfindungen durch den Geruch haben viele 
lichkeit mit denen, welche der Geschmack giebt, beide 
stützen sich wechselseitig, jedoch ist bei den Menschen in 
leichung mit den Thieren im Ganzen der Geschmack am 
ten, der Geruch am wenigsten ausgebildet, und am leich- 
n entbehrlich. 

Bei den Thieren nimmt überhaupt das Werkzeug des Ge- 
-Sinnes mehr Raum ein, wie schon die Gröfse der Nasen- 
, die weitere Ausbreitung der Schleimhaut und die gröfsere 
e desGeruchsnerven nebst der vermehrten Zahl seiner Ver- 
zungen darthun. Für sie ist der höher gesteigerte Geruchs- 
sehr unentbehrlich zur Unterscheidung der dienlichen und 
lichen Nahrungsmittel, insbesondere bei den Säugethieren, 
ttlich den Hunden, weniger bei den Vögeln, wo wahr- 
lich öfter ihr scharfes Gesicht aushilft, noch weniger bei 
imphibien, welchen sämmtlich die Gerüche durch die Luft 
ührt werden. Den Fischen hat man ein eigentliches Ge- 
rgan absprechen, und dieses vielmehr mit dem Geschmacks- 
> verbunden ansehen wollen, welches aber mit der Ausbil- 
und Stärke des Geruchs-Nerven im Widerspruche steht. 
erbreitung und Fortpflanzuüg der Gerüche im Wasser auf 
demselben befindliche Luft zurückzuführen 2 dürfte unnd- 
yn, indem gar kein Grund vorhanden ist, dieses Vermögen 
Vasser nicht unmittelbar beizulegen, wofür ohnehin Ana- 
ınd Erfahrung sprechen 3, Uebrigens ist es schwer, das 
ndenseyn des Geruchs bei den Fischen durch etwas ande- 
daraus zu erweisen, dals die Fischer sich oft starkriechen- 
der mit’ Erfolg bedienen. Die Anwesenheit desselben bey 
secten ist unzweifelhaft, indem sie ziemlich allgemein 
chende Sachen scheuen, zugleich aber nach dem Geruche 
brong oder einen schicklichen Ort für ihre Eier suchen. 

as Riechen geschieht nur während des Einathmens von 
adem man auch über stark riechenden Substanzen so lange 
riecht, als man nicht athmet, weil während dieser Zeit 





Mrcxer Handbuch d. menschl. Anatomie. III. 752. IV. 142. 
Nach Trevimasus Biologie VI. 806. 
Meine Physical. Abhandl. 8. 434. 


1344 ` Geruch 


die Luft aus der Nase entweder ausströtnt oder in deeg 
bewegt bleibt, so dafs also keine äufsere, mit riechbaren Be 
erfüllte, eindringen kann. Schon hieraus geht hervor, 3 
wirkliche Theile der riechenden Stoife, fein verbreitet a ù 
Luft, mit den Enden der Geruchsnerven in Verbindung kma 
und also auf gleiche Weise die Empfindung des Gera‘ « 
die des Geschmack’s hervorbringen. Bei den meisten Gei 
ren Substanzen, z. B. den ätherischen Oelen der e 
Kampfer, Moschus u. a. m. ist factisch, bei einigen duai 
Gewichtsabnahme, erwiesen, dafs sich Theile von ihn e 
[sen, bei andern ist dieses weniger wahrnehmbar. Unbeadd 
scheint es, wie die Hunde, wenn sie die Spur eine a 
oder noch mehr ihren verlornen Herren oft meilemei €k 
Hülfe des Geruchs verfolgen, an allen Orten Theil è 
in ihren Geruchs-Sinn aufnehmen, wie diese überhag:e 
verschiedenen Oertern verbleiben und sich nicht mit im 
andern Personen vermischen sollten, und noch fast oe 
chey ist es anzunehmen, dafs Metalle, z. B. Kupfer, Ym 
an sich oder beim Reiben mit der Hand riechr, 
sollten. Dieses berechtigt indels keineswegs dazu, mi 
denen berühmten Physiologen 1 eine blofse Modißcatio: 
anzunehmen, indem dieses entweder nichts sagt oda 
kannten Naturgesetzen streitet. Eben so wenig kax 
Entwickelung der Gerüche mit der Entwickelung dei 
oder gar des Schalles für gleichartig ansehen, iode: 
eine mechanische Bewegung, ersteres aber nach ü 

. Gründen sicher eine eigenthüpliche, ätherartige, $ 
Manche dürften allerdings geneigt seyn, zur Unterstüt 
Meinung diejenigen Erscheinungen änzuführen, welde 
beobachtet haben will, nämlich dafs die Intensitat de 
durch einen hohlen Kegel eben so, wie die Schaler 
ein Hörrohr verstärkt werden sollen, desgleichen dals o 
spiegel sie nach gleichen Gesetzen, als die Strahlen Ze 
tes und der Wärme concentrire, Letzteres wurde ie: 
daraus gefolgert, dafs der Saft eingeschnitfener Erb 
im Brennpuncte eines Hohlspiegels am frühesten gz 
wenn man demselben ein Gefäls mit Ammoniak nähert. 











14 Ruporpmt Phys. II, 111. Wun Phys. IL Sinn 
2 On heat and moisture. 8. 44. i 


Geruch. | 1345 


mene, einstweilen vorausgesetzt, dafs sie vollkommen be- 
et sind, vermögen jedoch nicht, die gefolgerten Analogieen 
weisen. Jenes würde nämlich überhaupt schon auf eine 
itige Vorstellung von der Wirksamkeit des IHörrohrs füh- 
indem der Schall durch einen auch noch so weiten Kegel 
verstärkt wird; vielmehr folgt aus mechanischen Gesetzen, . 
ine gröfsere Menge von Luft, und somit auch von beige- 
ten riechbaren Substanzen durch Anwendung des hoh- 
egels in Bewegung gesetzt und der Nase zugeführt wird, 
man die Luft an der Spitze desselben einschlürf. Die 
ingen des FHohlspiegels erklären sich aber leicht aus der 
tion der nie völlig rühenden Luft, deren elastische Theile 
t dem enthaltenen Ammoniak daher durch Zurückstolsung 
er Fläche des Hohlspiegels im Brennpuncte desselben ver- 
werden mulsten. Ob zugleich eine Art von Wärmestrah- 
bei etwa höherer Temperatur des Ammoniaks, mitwir- 
jewesen sey, ist ohne Wiederholung und genauer Prüfung 
ersuches nicht wohl zu entscheiden. Sehr gegründet scheint 
dich die durch G. G. Scuuupr 2 aufgestellte Vermuthung, 
erstärkere Geruch mancher Blumen des Abends, 2. B. der 
nolen, eine Folge der Austreibung des riechbaren Dun- 
selben durch den eindringenden Wasserdampf aus der 
men Atmosphäre sey, wobei jedoch die Oeffnung der 
durch die Feuchtigkeit der Luft und der Wasserdampf _ 
'zteren selbst als Vehikel der riechbaren Substanzen mit- 
d seyn können. 

ie Gerüche sind im höchsten Grade mannigfaltig, und 
sich daher schwerlich unter bestimmte Classen ordnen. 
viel weniger aber läfst sich die Meinung von der Änwe- 
teines allgemeinen, in besondern Fällen modificirten Riech- 
(spiritus rectus oder aroma) vertheidigen , welche sich 
ERHAVE bis Fovacrory erhalten hat?, von HERMBSTEDT 
nügend widerlegt ist $. Wenn man dagegen die Fein- 


f 





3. Höhrrohr. 

Hand- und Lehrbuch d. Naturlehre S. 18. 

Scherer J. III. 539 E Macquer chem. Wört. VI. 325. v, Crell 
on. 1799. II. 88. Hildebrandt Aufungsgr. d. Chm. Ill. 895 u. 958. 
srundsätze d. Chem, S,99. Fourcroy in Journ, de PEc. Pol. UI, 82. 
Magaz. d. Ges, nat. Fr, in Berliu. 1811. IV. S. IU. 


id. Hogg 


1346 | Geschmack. 


heit der riechbaren Ausflüsse, und die Geneigtheit och ke 
. Körper berücksichtigt, sich mit den berührenden Substanz a 
verbinden, so kann man unbedenklich die Ursache des Ger- 
ches auf feine Ausströmungen zurückführen 1, 
Die Gerüche sind theils angenehm, theils indifferent, 
` widerlich in verschiedenen Graden hauptsächlich der Süre, i 
dem alle zu starke unangenehm werden. Nicht blofs oe 
schwache, sondern selbst die stärksten Personen können ei 
zu starke Gerüche bis zu Ohnmachten gereizt werden, mër 
haften Gerüchen widersteht nicht leicht jemand, haupuds 
wegen ‚der physischen und psychischen Verbindung desa 
- mit dem Geschmacke. Auch der Geruchs - Sinn, so sf 
` des Geschmacks, ist nicht ganz frei vom physischen E 
weswegen die Menschen durch ihre eigenen übelen 
weniger lebhaft afficirt werden, als durch fremde, anch 
die Gewohnheit beide Sinne ab. 
Der Geruchsinn entwickelt sich beim Kinde vid $ 
als der Geschmacksinn, wird aber leichter abgestun s 
' geht durch anhaltende Krankheit der Nasenschleimha ` 
verloren 2, 1 



























Geschmack 


Das Schmecken; Gustus; gustatus; Gout:! 

bezeichnet denjenigen Sinn, durch welchen das zu Sese 
L) 

oder das Schmackhafte der Körper (sapor r saveur), 


gemeinen Sprachgebrauche nach gleichfalls Gescmack ; 
wahrgenommen wird. Das W erkzeug dieses Sinnes ist at 





1. Vergl. Fourcroy i in Ann. de Chim. XXVI. 232. Sehen 
544. vorzüglich Prevost in Ann. de Chim. XL. 1 ff. welcher :« 
strömungen eine bewegende Kraft beilegt. Vergl. Adhäsier 
nige Metalle beim Reiben mit der Hand riechen, lāfst och " 
aus der Verbindung eines ammoniakalischen Dunstes zus de! 
mit einigen Partikeln der ersteren erklären. 

2 Ant. Scarpa Anatomicae disquisitiones de amdıta gr 
Mediol. 1795. fol, deutsch. Nürnb. 1810. A. S. Th. Sõmmiı ' 
dung der menschlichen Organe des Geruchs. Frkf. 1309. fi ì 
pnt Grundrifs d. Physiol. Th. II. Berl. 1823. 101. H. Tumu 
gie, VE 25t. Vorzügl. Osphrösiologie, ou Traité des Odean 7 
Hippol. Groouxr. sec. ed Par. 1821. 8. 





Geschmack. | 1347 


ler Gaumen, oder eigentlicher die hier verbreiteten Nerven, 
nsofero, diese nur durch die unmittelbare Berührung der 
icirenden Körper ihre Thätigkeit &ulsern, so gehört der 
wacksinn unter die allgemeine Classe der Gefühle und zu 
iederen Sinnen. Ueber die Nerven desselben sind die 
ologen nicht ganz einig `. Die meisten nehmen an, dafs 
seschnacks- oder Zungen -Nerv (N. lingualis) oder der 
mschlundkopf- Nerv (N. glossopharyngaeus) in die ver- 
lenen Geschmackwärzchen (papillae filiformes, cönicae, 
formes seu capitatae, vallatae), welche mit einer zarten 
bedeckt sind, übergehen, und das Schmecken hervorbrin- 
Durch die Einwirkung der verschiedenen Substanzen auf 
nämlich entsteht der Geschmack, welcher sonach vorzüg- 
d der Zungenspitze, zugleich aber auch auf ihrer ganzen 
läche, bis nach dem Schlunde hin, empfunden wird. 
segen diese, seit Berzını ? fast allgemein angenommene 
mg hält Taevınamus ? die’Wärzchen vorzüglich für Tast- 
» um vermittelst derselben die nachtheiligen Gegenstände 
hlen, dabei sollen sie zugleich auch Einsaugungsorgane 
so dals sie hierdurch allerdings das Schmecken, sofern 
be überhaupt vermittelst der schwammigen, mit einer 
en, leicht durchdringlichen, Haut überzogenen Zunge ge- 
t, befördern, jedoch diesemnach nur mittelbar wirken. 
ei ist es sehr merkwürdig, dals die nämlichen Substanzen 
e verschiedene Empfindung an den entgegengesetzten En- 
r Zunge hervorhringen,. oder dals einige Geschmäcke nur 
er Stelle an der Spitze oder dem hinteren Theile der Zunge 
nden werden, weswegen man in so vielen Fällen einen 
hümlichen Nachgeschmack wahrnimmt. Namentlich scheint 
eschmack bitterer Stoffe blo[s auf dem hinteren Theile der 
wahrgenommen zu werden, wenn anders die dort befind- 
Wärzchen und Nerven nicht überhaupt das Schmecken 
ven, die auf der Zungenspitze dagegen mehr einen Tast- 


nach Tarvınauus bilden. Anf allen Fall ist es wohl 





Tarvınamus Biologie VI. 234. 


Gustus organum novissime deprehensum. Bonon. 1665. Ej. Exer- 

es adutomicae de structara et usu repum et de gustus organo. 

Bat. 1711. A 

Biologie VI. 230. un 
| Qggq 2 


1350 Geschwindigkeit. 
























Geschwindigkeit. 
Celeritas; E elocitas; ; Vitesse; Velocity; Celerity: 
Swiftness. 


Der. Begriff der Geschwindigkeit wird. erst dann gegen 
wenn eine Bewegung verhanden ist, und entsteht aus der Ve 
gleichung des von einem Körper durchlaufenen Raumes nt ë 
Zeit, welche hiersu erfordegt wird. Es war daher unrem= 
lich, diesen Gegenstand beider Untersuchung der Beweguns* 
setze zugleich mit abzuhandeln, und dieses um so mehr, abst 
mehrere Brädicate der Geschwindigkeit beilegt, welche eg 
licher der Bewegung zugehören, z. B. gleichmäfsige, geck 
mälsige, gleichmälsig .und'ungleichmälsig beschleunigte vn 
Hier wird es also: genügen das Wesentlichste von despesa 
was in der Physik über die Geschwindigkeit der Beeesezg 
aller Art festgesetzt ist, ‚anzuführen und dabei auf dat 
was der Art. Bewegung bereits enthält, zu verweisen. Age: 
dein aber kommen die Geschwindigkeiten verschiedese # 
stenzen, ®. RB. deg Lichtes, der Wärmestrahlung, der He 
tät, der Gyschitzkugeln und vieler anderer einzeln ve P 
suchung. 

Zuvörderst mufs i im Allgemeinen wiederholt werdt. & 
es für die Geschwindigkeit kein absolutes Mais giebt, erh 
die beiden Bedingungen derselben, nämlich für die u 
den Raum, und in diesem Sinne fallt dann der Ausdrei gë 
-absoluten Geschwindigkeit weg. . Indefs unterscheidet omg: 
noch, und zwar wegen des Gegensatzes nothwendig, eim éP 
fute und eine relative Geschwindigkeit. _Absolnse 
digkeit heifst dann der absolnte Raum, welchen ein A 
einer gleichfalls absoluten Zeit zurückgelegt hat, oder d» 
lute Geschwindigkeit wird dann gegeben, wenn man de" 
der von einem Körper in einer gegebenen Zeit d 
Weges an und für sich und ohne Vergleichung mit diese 
fsen bei irgend einem anderen Körper nimmt. Alle Gem 
digkeiten an und für sich selbst sind diesemnach absoln'*. 
gegen nennt man sie relativ, wenn sie unter sich ver; 
werden, also wenn zwei Körper sich einander naherr. 
von einander entfernen, wobei auch einer von beides 
kann. Wenn sich z. B. zwei Körper, der eine mit IF -< 


Geschwindigkeit. 1351 


indiykeit in einem gleichen Zeitraume, der andere mit OP. 
hwindigkeit bewegen, so ist die relative Geschwindigkeit, 
it sie sich einander. nähern oder von einander entfernen, 
F. in der. Zeiteinheit; wenn sie sich aber in der nämlicken 
ung bewegen, so ist die relative Geschwindigkeit nur 
F. und es würde also die doppelte Zeit erfordern, wenn 
ch einander nähern sollten , Das ganze Problem, wann 
mit ungleichen Geschwindigkeiten bewegte Körper zusam.- 
ommen,. führt auf eine bekannte algebraische Aufgabe, 
nennt diese Geschwindigkeitauch die respective. 

Da eskein absolutes Mafs der Geschwindigkeiten giebt, "ao 
mar in dieser Beziehung auch von keiner Bewegung sagen, 
y eine absolut geschwinde oder langsame, und Bros 2 sagt 
echt, dafs es nichts an sich langsames oder geschwindes, 
so wenig als grolses oder kleines giebt, indem alle Bestim- 
en hierüber relativ sind?. Um so interessanter ist es, ver- 
lene Geschwindigkeiten neben einander zu stellen und zur 
eren Uebersicht auf ein gemeinschaftliches Mals des Rau- 
wd der Zeit zu reduciren, wie dieses unter. andern durch 
Li sehr vollständig geschehen ist. Wenn demnach 1 Sexa- 
alsecunde als Einheit genommen und der in dieser zurück- 
e Raum in Pariser, Fuſs ausgedrückt. wird, so erhält man 
ıde Vergleichung der verschiedenen Geschwindigkeiten.! 


Fufs. 
dere Geschwindigkeit der Flüsse e . . Sbis4 
— — — Donau , 5—6 
—. — des Amazonenflusses . . 73 
_. — -. der Linth. . e , 11,6 
r schnellsten Ströme selten . © .: . e 192,5 
s Wassers im Bagnithale $ etwa . . . . 320 





Hırrom Dict. Art. Velocity, 


Traité III. 148. “in 'ya rien en soi de lont ou de rapide 
lus de grand ou de petit: " ` 
Vrgl. Bewegung Th. I. 8. 929. 

Anfangsgrüude d. Physik Ste Auf. Wien. 1837. S. 20. Bei den 
erunzen der aus jener Tabelle entnommenen Größen bin ich 
Autoritäten gefolgt, worüber an gehörigen Orten Rechenschaft 
n wird. 

D LX. 881. LXIT. 108. 


N 
j 


1352 Geschwindigkeit. 







, Feh 

Des Windes bei mälsiger Stärke . . . . {W 
. Des Sturmes . . . e ©. >. W 

Der heftigsten Qrkane ? höchstens ©. ⸗ e e Däi 

Des Schalles in der Luft bei 0°C. Temperatur . . 1! 

Der in den leeren Raum stürzenden atmosph. Luft . 1%» 

Ein mit der Hand kräftigst geworfener Stein etwa . 3 

Einer Bleikugel aus einer Windbüchse mit hundertiach 

comprimirter Luft, höchstens . e GP 
. Einer Büchsenkugel höchstens etwa . . . 6⸗ 

Einer 24pfünd. Kanonenkagel höchstens . DW 

Ein Punct der Erdoberfläche unter dem. Aequator . Léi 

Des Mittelpunctes der Erde in-ihrer Babn um die Sonne Y4% 

Einer Schnecke `. . . . .- . D 

Einer Fliege beim gewöhnlichen Plage mut it angeblich 

600 Flügelschlägen i in 1 Seo. . 
Derselben, wenn sie gejagt wird und 4000 deeg 
schläge in 1 Sec. machen sol . 
, Des Falken, welcher von Fontainebleau bis Malta ; in 
weniger als 24 Stunden flog . 
Eines Adlers, welcher. 15 Meilen in einer Stunde zu- 
rücklegen soll . . 
Einer Brieftaube, welche 50 Meilen in 2,25 Standen 
zurückgelegt haben soll . . 
Einer anderen Brieftaube, welche ir in 5 Stunden von 
Lyon nach Lüttich (425 Lieues) flog . e à 

Eines Pferdes vor einem Fiacker . . . 

Der Rennthiere vor einem, Schlitten . . . 
` Des Luftballons, welcher von Paris nach Rom = 
. - 476.Meilen in 22 Stunden flog . e. i ‘o 

Eines geübten Schlittschuh - Läufers . 

Des gewöhnlichen Wallfisches (19 engl. Meilen in 

einer Stunde). . . . . 

Der balaena physalis (12 engl. Meilen i in 1 Stunde) . 

Eines schwimmenden Eisbären (1 Lieue i in 1 Stunde) 

Eines Windhundes . . . N e > 


—rſ/mm—— 


1 £s gibt über aie Geschwindigkeit der Luft bei Orkases ed’ 
höhere Angaben, allein es ist die Frage, ob sie richtig sind. 


% 


Geschwindigkeit ` | ` 1353 
Fouls. 
` englischen Rennpferde, bei denen man 1 engl. \ 
leile auf 2 Minuten rechnet . . ALA 


berühmten Rennpfordes Sterling oder Ecli pre, wel- 
hes um 2000 Le, verkauft wurde und bei einem 


prange 19 F. zurücklegte . . 78,0 
Kameel, welches. 12 bis 15 Meilen des Tags zu- 2 
cklesen kann - eine Meile. auf eine Stunde ge- -. . 
chnet . 63 
ıellsogelnde Schiffe legen den Weg. ‚von a Calais ' 
ch Cork , -eine Strecke van 500 engl. Meilen. im ` ` . 


3 Standen zurück, dann ist die Geschwindigkeit 140 
n man aanimmt, dafs ein rasch gehender Fuls- d 
nger zwei Schritte in einer Secunde macht, und 
it jedem Schritte 23 F. zurücklegt, sa ist sein® 
schwindigkeit in 1 Secunde . . . , ` 5 
der würde eine geographische Meile in etwas ` 
eniger als 14 Stunde zurücklegen. 
bliche Geschwindigkeit mit Ausdauer verbunden, haben 
neuesten Zeiten manche \Vettläufer bewiesen. So lief 
HARSON am I3ten Nov. 1821 im Hyde-Park eine eng- 
feile in 246 Sesunden , in 4 Absätzen mit jedesmal 5 Mi- 
uhe, welches eine Geschwindigkeit = 20,1 F. in. 1, Sec, 
die engl. Meile zu 4956,6 Par. F. gerechnet. Durtar 
f schlüpfrigem Wege 5 engl. Meilen in 28 Min. 45 Sec, 
also mit einer Geschwindigkeit von 14,3 F. in 1 Sec, 
'HAM ging in 53 Stunden einen Weg. von 200 engl, Mei- 
o gar keine Ruhezeit angenommen 5,2 F. in 1 Sec 
mt Hapennes ging am 18ten Nov. 1822 von Canterbury 
mdon, 57,5 engl. Meilen, in 10 Stunden, also 7,9 F. 
» Ein Canadischer Indianer lest mit einer Last von 
glich 7 Meilen zurück, ein Eilbote aber 16 Meilen. 
ter den Thieren ist die Geschwindigkeit und Ausdauer 
sthiere, hauptsächlich in den asiatischen und africani- 
"isten, defsgleichen des wilden Esels, der Giraffe, des 
"trans, wenn sie verfolgt werden, sehr ausgezeichnet, 
t aber wird kein Thier hierin den Hund übertreifen. 
'ht dieses schon am gezähmten gewöhnlichen. Hunde, 
dhunde und Windhunde, hauptsächlich aber und bis 
taunen am Schlittenhunde der nördlichen Völker. Nach- 


N 


1354 Geschwindigkeit 


sichten hierüber enthalten unter andern vorzüglich die Ben 
beschreibungen von Merten und Coox , ans denen Sconum! 
einige ausgezeichnete Fälle emtlehut. Unter andem fok -ı 
Schlitten mit Hunden vom Peter - Pauls- Hafen auf Kanuc-& 
nach Bolsherietzkoi hin und zurück, und legte somit es ou 
von.270 engl.. Meilen in 34 Tagen zurück, welchesfür 1% 
eine Geschwindigkeit von 4,4 F. giebt, wenn man gu 
für die Zeit der Ruhe rechnet, diese aber nur als die Hds 
gauzen Zeit angenommen, 8,8 F. Der Major Beau, 
neur von Kamtschatkai, versicherte übrigens, dafs mch 
derselbe Weg in 24 Täge zurückgelegt werde, welhest 
Geschwindigkeit von 6,2 F., und auf die Zeit der Rube ; 
net von 12,4 F. giebt; einmal sollte aber die Hälfte de» © 
ges in 23 Stunden zurückgelegt seyn, welches etwa e? 
in einer Secunde, ohne anf die Ruhezeit etwas zu rechne 
trägt. Noch auffallender aber ist was Mis end, i 
4714 der Cosak Manxorr einen Weg von 800 engl. 
24 Tagen zurückleste, welches ohne Rücksicht au 
eine Geschwindigkeit‘ von fast 2 F. auf { Ser. giebt, = 
sowohl die ‘Schnelligkeit, als vielmehr die Ausdaner jere 
beweiset, Dabei gingen ihm zuletzt die Lebensmitė a 
dafs mehrere seiner Hunde vor Hunger und Ermüdız 
men, und den Uebrigen zur Nahrung dienten. Seine: 
Tagereisen betrugen 80 bis 100 Werste, welches de 
12 Stunden gerechnet 7,6 F. für die Sec, beträgt. Dun) 
zählt von den arktischen Hunden, dals neun derselbe # 
ner Last von 1611 ®.' (auf Schlitten) 1750 Yard in 9% 
zurücklesten, welches eine Gesehwindigkeit von 930 
einer Secunde beträgt. 

























Die Geschwindigkeit ist ferner entweder eine ı* 
bende oder veränderliche, und im letzteren Falle en 
verminderte oder beschleunigte, welche beide wieder, 
‚nälsig oder ungleichmälsig, und selbst in dem vers 
Wechsel vermindert oder beschleunigt seyn können 
diese Untersuchung aber gänzlich mit der über die km, 

1 An Account of the Arctio Regions, Lond. 18M 1 '» 
l, 68. R 
2 Edinb. Journ. of Science. T. 188. 





H 


Geschwindigkeit, 1355 


e bereits sigentellen rasament, so verweise ich hier, 
auf jene, KL 
ehr häufig wird von einer Anfangs- und einer End - Gen 
ndigkeit geredet, und zwar hauptsächlich, wenn die Ge-. 
ndigkeit der Bewegung eines durch grofse Kräfte beweg- 
örpers durch den Widerstand des Mittels, in welchem e 
ewegt, fortwährend abnimmt, oder wenn die Bewegung 
m Zustande der Ruhe durch stetig wirkende Kräfte ent» 
und daher mit Rücksicht auf das Gesetz der Trägheit stets, 
leunigt wird. Die Untersuchung der Anfangs- und Ende 
windigkeit kommt daher blofs bei solchen Bewegungen 
welche nach einem bestimmten Gesetze zunehmen oder ab- ` 
Mm, und wobei im letzteren Falle ein Zustand der. Buhe 
t, im ersteren aber ein Uebergang zur gleichmälsigen. Ber, 
ig eintreten kann, wenn der Widerstand des Mittels mit 
schleunigten Geschwindigkeit wächst, 30 ..dafs beide za- 
inander gleich werden, Insbesondere kommt die Anfangs 
vindigkeit der Geschützkugeln bei den ballistischen Pro- 
n in Betrachtung, weil durch diese sowohl die Höhe alg 
lie Weite des Wurfes hauptsächlich bedingt wird, die Un- 
hung ihrer Endgeschwindigkeit gehört eben dahin als 
lage zur Bestimmung des Effectes: der geworlenen Körper, 
alsdann für die Berechnung eine bestimmte Zeit der Be: 
ig oder ein bestimmter durchlaufener Raum angenommen 
beides ist im Art. Ballistik bereits erörtert. Weniger 
afangsgeschwindickeit. (weil man dieselbe meistens == Q 
‚ mehr aber die Endgeschwindigkeit kommt ferner in Be- 
ıng bei solchen Körpern, welche durch die stetig wirkende 
der Schwere in eine gleichmälsig beschleunigte Bewegung 
zt werden oder fallen, es mag dieses Pallen. en freies ode 
rgeschriebener Bahn, z. B. auf der geneigten Ebene odey 
er bestimmten Curve geschehen, wovon daher bereits iq 
rtikeln Fali und Ebene, geneigte, die Rede war; auch, ist ` 
ebergang einer beschleunigten Geschwindigkeit in eine 
mälsige, bei Körpern, welche im Jufterfüllten Raume frei 
allen, bei der Untersuchung des ballistischen Problems 
berücksichtigt, wird aulserdem im Artikel JYiderstand 
Zittel nochmals näher betrachtet werden, und es genügt 
hier eine blofs allgemeine Andeutung des Gegenstandes, 
ger die Geschwindigkeit eine gleichmälsig beschleunigte 


' "oder eine gleithmäfsig verminderte, sô giebt das artkmernd 


` genau 15 Dear, Puls, und da die Schwere durch die der 


seine Anfangsgeschwindigkeit —=15 , seine Endgeschwiri, 


'"mäfsig bewegt, so würde er in 3 Secunden = 2x% 








1356 o Geschwindigkeit. 
















Mittel aus der Anfangsgeschwindigkeit und aus der Endgeschvi 
digkeit die sogenannte mittlere Geschwindigkeit, und mankırı 
só ahsehen,' als ob der Kurper sich mit dieser während ders 
Daner seiner Bewegung gleichmäfsig gbewegt habe. Durchliot: 3 
ein fallender Körperin der ersten Zeitsecande 15 E., in der res 
45 F.; sò ist, wenn man eine ganze Secunde als Zeiteinheit aniz 


== 45 undseine mittlere == 30; denn hätte er sich mit dieser: 


oder 15 + 45 = 60°F. zurückgelegt haben 1. 
: "Es giebt eine gewisse Geschwindigkeit, welche sek? 
thein: und namentlich bei unzähligen Problemen der M 
als '"Normalgeschwindiekeit angenommen wird, und dite 
kurz erwähnt werden mufs, nämlich diejenige, wekhe o 
fallender Körper- in einer Sexagesimalsecunde, als Zat 
angenommen, erhält. Wenn nämlich der Widerstand de 
nicht statt findet, so fällt ein durch die Anziehung der Et 
dent Zustande der Rühe in Bewegung gesetzter Poder H 
Körper in der ersten Secunde durch einen Raum von sek 


Erdmasse proportionale Anziehung erzeugt wird, ‘folie 
jene erstere unveränderlich seyn meſs, so lange die beide: 
teren nicht verändert werden, so eignet sich der drè 
Schwere erzeugte freie Fall der Körper: sehr gut zu eme 
inalbestimmung der Geschwindigkeit im Allgemeinen. Ze 
die Schwere und somit äuch die Fallgeschwindigkeit de 
per nicht überall auf’ der ganzen Erde gleich 2, alkır 
auch diese kleine Verschiedenheit bei einigen feinen Mee 
berücksichtigt werden 'mufs, so kommt sie doch in der 3 
technisch ‘angewandten Mechanick gar nicht in Betrachte:: 
inan 'nimmt daher ° hierin allgemein 15 Par. F. als der 
Raum an, welchen 'ein frei fallonder Körper in einer Se 
Sexagesimalzeit durchläuft, welcher dann sehr allze 
von einigen, ‚namentlich französischen Gelehrten, auch : 1, 
nantt wird. Wenn'aber 15 F. als der in 1 Sec. darcthie! 





1 Vrgl. Fall. Oben 6. 7, 
€ Vıgl. Schwere 


5 Geschwindigkeit. 1357 


ngenommen wird, so ist klar, dafs die mittlere Ge- 
ligkeit, womit dieser unter Voraussetzung einer stets 
älsigen Geschwindigkeit durchlaufen seyn wiirde, der 
+ Sec. zugehört, und dals daher ein Körper mit der in 
anzen Secunde erreichten Geschwindigkeit, diese als 
sig voraussetzt, den doppelten Raum oder 30 F. durch- 
aben würde. Je nachdem man also jenen Raum von 
tweder g oder 4g nennt, ist die mittlere, einer Sexage- 
ande zugehörige, Fallgeschwindigkeit c entweder: c == 
: c=g. Man kann daher auch, wenn t = 1 Sec, ist, 
iden Bezeichnungen c == 2 g t oder c = gt setzen. 
er der Raum =s, welchen frei fallende Körper durch- 
dem Quadrate der Zeit proportional ist, oder s= gt?; 


pt2) und also =} e? dE, so ist für 


exagesimalsecunden gegebene Zeit der Fallgeschwindig- 
ı beiden Bezeichnungen 
c= AER = rm 
iormalgeschwindigkeit dann zur Vergleichung mit ane 
chwindigkeiten dient. Ist aber nicht der Raum = s be- 
ondern die dem freieh Falle zugehörige Zeit, so darf 
für den Werth von s die diesem gleiche Gröfse sub- 
und erhält dann wie oben: j 
c = Uer c = gt 
ich in jedem vorkommenden Falle die Geschwindigkeit 
rch Rechnung finden, inzwischen kann man auch die 
hiedenen Zeiten zugehörigen Geschwindigkeiten geome- 
nstruiren, und erhält dann die sogenannten Scalen der 
digkeit, deren weitere Erörterung mir aber überflüs- 
at 3.. 
Ausdruck Winkelgeschwindigkeit ( vitesse angu- 


ngular velocity) muls hier noch erwähnt werden, 
die Sache selbst im Artikel Bewegung ? schon erklärt 


Baanpzs Lehrbuch der Gesetze des Gleichgewichts and 
‚ung fester und flüssiger Körper. Leipz. 1818. Il Vol. 8. 


wë IL 8. 967. 


1358 Geschwindigkeit. 


ist. In der Hauptsache kommt die Winkelgeschwindigker al 
Betrachtung, wo irgend ein Punct (oder mehrere vereint Bea 
eines Körpers sich um einen festen Punct bewegt, wie z. E: 
der oscillirenden Bewegung eines einfachen oder zusmmg 
setzten Pendels oder bei der Umdrehung irgend eines K- 
um eine feste Axe, wobei jeder einzelne Punct desselbe 
Kreis beschreibt, dessen Ebene auf die genannte Axe no 
Die absolute Gleichheit der Entfernung dieses Punctes von 
oder die Festigkeit der Axe selbst, um welche die Beveg; 
findet, ist keine nothwendige Bedingung für die Co 
Winkelgeschwindigkeit, indem es vielmehr schon genge, 
beide nur in Beziehung anf die Bewegung als fest gedacht 
können, wie sie denn z. B. beiderBewegung des Monde 
nen Punct oder eine Axe in der Erde construirt were 
obgleich die Erde an und für sich nicht ruhet, viele 
eine gewisse Winkelgeschwindigkeit um einen Punt se 
Axe in der Sonne hat. ‚Das Wesen der Winkelge 
ist sehr einfach darzustellen. Indem nämlich die e 
Puncte des um eine feste Axe bewegten Körpers Ke 
- schreiben, die Winkel aller Kreise von den e 
Radien aber einander gleich sind, so beschreiben audı 
gelnen Puncte in gleichen Zeiten gleiche Winkel, 
somit auch eine gleiche Winkelgeschwindiskeit. We 
absoluten Geschwindigkeiten den durchlaufenen Bas- 
der Kreisbewegung aber die durchlaufenen Räume ode‘ 
theile den Radien direct proportional sind, so verhalizt 
gleichen Winkelgeschwindigkeiten die absoluten Ges:: 
keiten direct wie die Radien, und die absoluten Ges:: 
‚keiten dividirt durch den Abstand von der Umdrekurz 
ben eine constante Gröfse, welcher Quotient eben die 
geschwindigkeit genannt wird. Uebrigens kann die 
wobei die Winkelgeschwindigkeit untersucht wird, e 
"mälsige oder eine ungleichmälsige, und im letzteren ? 
wohl eine beschleunigte als auch eine verminderte sew 
ist nicht nothwendig, dafs die Bewegung des Körpen 3 
' Kreise geschieht, welche namentlich bei den Planeten 
Trabanten nicht statt findet, nur muls der Theil de 
feneo Raumes, für welchen die Winkelgeschwiadiz 
tersucht wird, in einer Ebene liegen, oder als ci 
gend angenommen werden. Die hier mitgetheike 




























H 


Geschwindigkeit ` 1350 


tung genügt in unmittelbarer Beziehung auf den unter» 


ı Ausdruck; eine nähere Betrachtung derjenigen Bewe- 
1, bei welchen die Winkelgeschwindigkeit vorkommt, 


cksicht auf die bewegenden Kräfte und das erzeugte Mo- . 
er Bewegung , gehört in die Werke über die theoretische 


gewandte Mechanik 1. 
ır Ausdruck: virtuelle Geschwindigkeit (vitesse vir- 


; virtual velocity) und Princip der virtuellen Ge- 


ligheiten ist schon im Art. Bewegung? in sofern erwähnt, 
er Gegenstand mit den allgemeinen Bewegungsgesetzen 
uester Verbindung steht, inzwischen erfordert die Voll- 
teit, hier nochmals darauf zurückzukommen, und nach- 
na, in wiefern die Sache mit der Bezeichnung überein- 


sjenige, was die neueren Geometer unter virtuellen Ge- 
igkeiten verstehen, und zur Auflösung oder Erläuterung 
ler statischen und auch mechanischen Probleme benutzen, 
ch vielleicht schon in den Schriften des Gate ? an- 
t, genauer und als höchst fruchtbar für die Statik wurde 
aber erkannt durch Jos. BerwouLLı, welcher seine An- 
larüber im Jahre 1717. dem Pızrrnz VAniegog brieflich 
e, und dieser behandelte dann die Aufgabe zuerst aus- 
t4.. Nach ihm wurde das Princip der virtuellen Ge- 
igkeiten benutzt durch n’ALempenrt 5, in höchster Ele- 
i als Grundlage der gesammten allgemeinen Mechanik 
let sich dasselbe dargestellt durch Lacrange 8, wel- 
le späteren Geometer gefolgt sind. Seitdem nämlich 
ın eine Anwendung dieses Princips in verschiedenen 


hr vollständig hierüber ist Poisson Traité de Mécanique. Par. 
Vol. 8. 11. 62 f. Eine kurze Uebersicht der hierzu gehöri- 
gungsgesetze findet sich im Art. Bewegung. Th. I. S. 967. 
Th. I. 8. 945. 

scorsi de Mecanica e Movimenti locali. Bologna 1655. Dial. HI, 


Varıcnow Nouvelle Mécanique. Par. 1725. IL Vol. A Im 
bh. erwähnt Vamicuon die dorch Besse erhaltene Mit- 


aite de Dynamique. ‘Par. 1748, &. | 
'caniquo analytique. Par. 1811 u. 15, II Vol. 4. I. p. 8. fΠ


1360 Geschwindigkeit. ` 


Werken über die Statik und Mechanik fester Körper, z B-t 
EyrzeLweın 2, von Prony 2, welcher dasselbe sehr enii 
lich behandelt, und auch in dem Lehrbuche der Physi ı 
LesLıe 3, theils ist dasselbe für sich als analytisches Prey 

, behandelt namentlich durch Vıscovarov $, Grafen LG 
` Buguoxr 5 Fossomsrosy ô und vielleicht durch ander. 
‘ nicht bekannt gewordene Gelehrte. Carnsor ? verwurft ès 
tuellen Geschwindigkeiten, weil sie als verschwinder! 
angenommen werden, und setzt an deren Stelle 
Geschwindigkeiten. Dem neuesten Anhänger dieses 

,  LaonraAnee®, folgen, als hauptsächlich zu berücksicht;= 
besondere La Pracz ® und Poisson 20, dessen 




















Dn 





, ` 1 Handb, d. Statik fester Körper. Berlin 1808. H Val t: 


und 77. 

2 Leçons de Mécanique analytique. Par. 1815. H ro 
R 36. p. 199 f. 

8 Elements of Natural Philosophy. Edinb. 1823. T. L3 
A. a. 0. 


A Mée, de Acad. de Petersb, 1809. T. I. p. 175. T 
findet es unzulässig, dafs La Guer das Princip der 
schwindigkeiten auf Bewegungen durch verschwindend 

+ beschränkt. Soll dasselbe indefs auch für Bewegungea 
krummen Oberfläche gültig seyn, so ist dieser Zweck notk» 

5 Weitere Entwickelung und Aawendang des Geseue 
tuellen Geschwindigkeiten u. s. w. Leipz. 1814, 8. 

6 Memoria sul Principio della velocita virtuale. +: 
Schrift, welche sehr rar seyn soll, konnte ich nirgend er: 

7 Grundsätze der Mechanik u. s. e, Uebers. voa C i 
Leipz. 1805. 8. S. XII u. 125 f. 

Be Das Priscip der virtuellen Geschwindigkeitesn, vr 
Graxce , welchem alle übrigen folgen, wörtlich so ausg 
syst&me quelconque de tant de corps ou points, qae Fo 
chacun par des puissances quelconques, est en egailibr. 
donne à ce systeme un petit mouremeut quelcongue, es 1+ 
chaque point parcoure un espace infiniment petit, qui eıp:.-= 
tesso virtuelle, la somme des puissances, multipliées ce 
bespuce que le point ou elle est appliquée, percoert su 
rection de cette même puissance, sera toujours égale i e, 
gardant comme positifs les petits espaces parcourus dem la 
puissances, et comme negatifs les espaces parcoaras das 
opposé. u. a. O. I. p. 22. 

9 Mée, Cdl. Liv. I. nach Poisson Traité de Móc. 12 

10 Traité. de Mécanique. L 231 f. 


, Geschwindigkeit ` ` 1361 


Gausenr 1 zum Grunde legt, jedoch in der Art, dafs er 

roblem auf eine eigenthümliche Weise erläutert, und einen 

hm selbst aufgefundenen allgemeinen Beweis’ desselben auf- 
Die Sache selbst ist im Wesentlichen folgende. 

Nenn irgend ein, durch mehrere entgegengesetzte Kräfte 

tirter Pahct A vermöge des Gleichgewichts dieser Kräfte Fig. 

m Zustande der Ruhe befindet, und es wird ihm die ver- 

ndend kleine Bewegung A a mitgetheilt, so drückt diese 

Aa die virtuelle Geschwindigkeit des Punctes A aus. Fäl- 

n das Perpendikel ap auf.die'Richtung der einen von den ` 

llicitireaden Kräften, so ist A p die virtuelle Geschwindig- 

es Punctes A in Beziehung auf die Richtung der Kraft P, 

e also in diesem Falle positiv ist, negativ dagegen, wenn pig. 

wegung der Richtung jener Kraft entgegengesetzt ist. Um ` 

Sätze allgemeiner auszudrücken, seyen X; Y; Z die drei Fig, 

inatemaxen zur bezeichnung der Puncte im Raume, mA; 
AT. die Richtungen der verschiedenen Kräfte, 
den Puncten m; m’; m”.... angebracht sind, und diese, 

e auf irgend eins Weise unveränderlich mit einander zu- 

inhängen, zu bewegen streben; wobei es der Fall seyn 

dafs einige dieser Puncte auf gegebenen geraden oder ge- 

ıten Oberflächen zum Theil ruhen, andere ganz unbeweg- 

ad. Wird dann diesem Systeme von Puncten eine ver- 

idend kleine Bewegung mitgetheilt, so dafs der Punct m 

‚ der Punct m’ nach a, der Punct m” nach n” ..... 

so sind die verschwindend kleinen geraden Linien mn;. 

m'n” .... die den Puncten m; m’; m”.... zugehörigen 

len Geschwindigkeiten. Fället man aber von diesen Punc- 

n; n”.....' die Perpendikelna; ear n'a’..... auf dio 

ngen der sollicitirenden Kräfte m A; m’A’; m” AT... o 80 

nen diese die virtuellen Geschwindigkeiten der Puncte 

; m”..... rücksichtlich auf die Richtung der Kräfte. 

n dann die absoluten sollicitirenden Kräfte durch P; P 

die virtuellen Geschwindigkeiten in Beziehung auf die 

g dieser Kräfte durch p; e: P'.... bezeichnet, wobei 

a= p; ma = p; m'a = p"...... sowohl positiv 

h negativ seyn können, so erhält man folgenden Aus- 

ir das Princip der virtuellen Geschwindigkeiten: Wenn 

Ratik fester Körper. Halle 1826-8. 186 ff. 

L : Rrrr 





1362 Geschwindigkeit. 


die Kräfte P; P’; P”.... im Gleichgewichte sind, sois ds, 
Summe dieser Kräfte multiplicirt mit den ihnen zugehörigen vr- 
tuellen Geschwindigkeiten ihrer Angriffspuncte gleich Null; de 
im analytischen Ausdrucke 
Pp+Pp 4 Pp... = 
Umgekehrt kann man auch sagen: Die Kräfte P; F; Y. 
sind im Gleichgewichte, wenn dieser analytische Ae â 
valle verschwindend kleine Bewegungen gilt (also anch de 
vorgeschriebenen Bahnen) , welche man dem Systeme der 
griffspunote m; m’; m“ . geben kann. . 
Da es hier eines schulgerechten geometrischen Beweise 
Princips der virtuellen Geschwindigkeiten, wie ihn z. B. (æ 
- NERT! gegeben hat, nicht bedarf, der eigentliche Erfinde > 
selben in seiner neuesten Gestalt, Laonaner, dasselbe o: 
- als einen ersten Grundsatz der Statik aufgestellt hat, ws: 
* auch von La Prace, Poıssox und andern genomee 
und die Gültigkeit desselben óhnehin leicht in die Aug 
so begnüge ich mich zu grölserer Deutlichkeit seine Anw 
nur in einem einzigen Beispiele zu zeigen ?. Es sy deg 
Fig. geometrische ‚Hebel DE gegeben, dessen Umdrehung 
208.C liegt und anf welchen die Kräfte mA == P und må 
in den Angriffspuncten m und m wirken. Erhält dieser 3 
eine verschwindend kleine Bewegung, so rücken die 
und m’ nach n und a. und für den Zustand des Gleich 
findet die Gleichung statt 
z ‚ Pp+Ppf=0 
worin. p und p. die virtuellen Geschwindigkeiten in Bez 
die wirkenden Kräfte P und P’ sind. Hierbei ergiebt sà 
die virtuellen Geschwindigkeiten in diesem Falle einasi: 
gegengesetzt sind, und indem p positiv genommen wini. 
p negativ. seyn. Dei dieser Bewegung sind die Winbe 
m’Cn’ einander gleich, die durchlaufenen Bogen mn ws} 
verhalten sich aber wie die Radien Om und Cm’, und‘ 
~ ten das nämliche Verhältnifs, wenn sie verschwinden # 
werden, so dals ınan allezeit hat 
mn: Cm = mn : Cm‘. 
Fällefman die Perpendikel na; n’a’ aufdie Richtaungende 
— —— 
1 a. a. O. S. 192 f. 
2 Nach Poisson a. a. O. 5. 283. 






















Geschwindigkeit  , 138 

P oder ihre Verlängerungen, so hat man 
pe ma; Res — ma, 

lle ferner die Perpendikel Ch: Ch auf die Richtung der 
nden Kräfte oder ihre . Verlängerung und setze C b=q; 
q- Werden dann die verschwindenden Bogentheile mn 
n als. geradlinige Perpendikel auf die Hebelarme Cm; 
trachtet, so sind die Dreiecke Cbm und mna; Che. 
n a’ einander ähnlich; woratıs folgt: 





ma = * Cb; . mwe or Ch’ 
0 (d 
mn , mn , 
P = Cm1’ P" om I 


ı diese Werthe in die Gleichung für das Princip der vir- 
Geschwindigkeiten unter Voraussetzung des Gleichge- 
substütuirt, und die nach dem oben angegebenen Ver- 
e, nämlich mn : Cm = m'n’ : Cm), gleichen Factoren 
assen, so erhält man: c 
Pq — Ba = 0 
folgt, dafs die das Gleichgewicht beim Hebel gebenden 
P und P’ im umgekehrten Verhältnisse der Perpendikel 
terstützungspuncte auf die Richtung der bewegenden 
tehen, oder 
P:P =g:q 

das Princip der virtuellen Geschwindigkeiten als durc 
ründetes Axiom zu betrachten, oder geometrisch voll- 
wiesen, so liefert es zugleich einen directen vollgül- 
weis des bekannten, für den mathematischen Hebel gül- ` 
setzes. 

serdem kann bei den verschiedenen Untersuchungen der 
die Geschwindigkeit der erzeugten Bewegungen noch 
len bezeichnet werden, z. B. die reducirte Geschwin- 
wenn man dieselbe auf eine bestimmte Richtung oder 
es Körpers bezieht, die reswltirende Geschwindig- 

he aus verschiedenen zusammengesetzten Geschwin- 

' entsteht u. dergl. m., allein diese Ausdrücke versteht 
t ohne weitere Erklärung. Bei der Construction der 
A ist es ein Gegenstand grolser Wichtigkeit, zu be- 
mit welcher Geschwindigkeit sich die einzelnen Theile 
bewegen. Allgemeine Untersuchungen hierüber hat 
| Rrrr 2 





1364 Gesicht. 


hauptsächlich Ropısox ! angestellt, specielle Betrachtungen de 
selben in Beziehung auf die einzelnen Maschinen finden sa! 
den Werken über die praktische Mechanik, worauf ich Men 
weisen muls. Ein Werkzeug, womit allgemein die Gesch" 
digkeit einer bewegten Maschine gemessen werden soll, Tod 
meter genannt, erfüllt seinen Zweck nicht vollständig ?. 

, A 


Gesicht. 


Sehen; Visio, Visus; Vision, vue; Pro, & 
bezeichnet diejenige Afficirung des Auges durch das Lid: 
möge welcher die lebenden Wesen die Anwesenheit de 
und erleuchteter Gegenstände überhaupt wahrnehmen, ı 
dere aber über Form, Grölse, Entfernung, Farbe n.s. w. deris 
Dinge zu urtheilen in Stand gesetzt werden. Zum e 
Sehen ist daher nicht blofs das Auge in dem erfordert 
stande der Thätigkeit und eine genügende Stärke des Ld 
forderlich, sondern auch dafs das eigenthümliche Lid: 
leuchtender Körper in das Auge dringe, und dafs dx 
leuchteten auf die sogleich näher zu erläuternde Weise 
im Auge erzeugen. Dain irgend ein anderes Orgu © 
Licht auf eine solche Weise affıcirt werden könne, als , 
wäre, um die Functionen des Auges zu ersetzen: davon si 
noch kein genügend begründetes Beispiel bekannt, ni 
gleich verschiedene Personen durch gesteigerte 
des Gefühls die Beschaffenheit, Form und auch wohl f= 
ler Gegenstände vermittelst des Betastens zu un 
mochten ?, so ist doch dieses keineswegs ein Sehen n 
die zuweilen verbreiteten Erzählungen von einem 
Sehen durch andere Organe sind aber bei genauerer | 
chang stets falsch befunden $. Eine allgemeine Es 




















1 System of mechanical philosophy. Edinb. 182. D 
II. 282. 

2 Vrgl. Tachometer. 

8 S. Gefühl. 

4 Das neueste Beispiel dieser Art ist das der Mic-Eı 
of Phil. X. 286, Vrgl. G.LVIII.224. Am bestimmtesten Fro 
ungenügende Behauptungen der letzteren Zeit Aniset sd 
Rupsrarı Grunde. d. Phys, II, 69. 


\ 


Theorie des Sehens. 1365 


Gefühls aber, wovon z. B, Denn 3 erzählt, dafs er durch 
feine Empfindung heiteres Wetter von trübem genau unter- 
iden könne, ist keineswegs ein Sehen zu nennen. Bei den 
chiedenen Thierclassen zeigen sich mancherleı Modificatio- 
des Sehens, welche aber hier nicht erörtert werden können, 
der Physiologie überlassen bleiben, indem hauptsächlich 
von dem Afficirtwerden und der T "rech des menschli- 
Auges die Rede seyn kann, 

Die Begriffe der Alten vom Sehen waren sehr unrichtig. 
der Meinung der Platoniker und Stoiker gehen. Lichtstrah- 
om Ange aus, treffen andere vom Objecte kommende, und 
be sichtbar machende Strahlen, und kehren von hier mit 
sefihle der Gegenstände wieder zurück. Diese Meinung 
ädigte noch Rosen Baco ?. Die-Epikureer dagegen lie- 
leine Bilderchen von den Objecten ausströmen, womit 
die Peripatetiker übereinstimmten, mit der Ausnahme, 
ie Bilderchen unkörperlich seyn sollten. ARISTOTELES 
loſs, es müsse ein unkörperliches Wesen das Sehen be- 
', und das durch das Auge Wahrgenommene sey nicht die 
: selbst, sondern nur ein Schein derselben, wie der Ab- 
eines Siegels in Wachs. Letzterer Ausdruck wurde von 
Schülern wörtlieh genommen, und sie sagten daher, die 
machten einen Eindruck auf die zunächst liegende Luft, 
af die angrenzende, und so fort bis zur Krystalllinse, 
ihnen das Hauptorgan des Sehens zu seyn scheint d. 
leinung erhielt sich sehr lange, namentlich beim Orızı- 
Ceusus Boa Die Meinung des AnısroTrLes stimmt 
von CAarTEsıus gehegten ziemlich überein; denn dieser 
das Sehen werde vorzüglich erzengt durch die Schwin- 
eines im Auge befindlichen, durch das Licht erregten 
ien Mediums, welche durch die feinen Nervenfagern 
m Sensorium kämen, die Sonne drückegegen den überall 
ten feinen Aether, und die hierdurch von den Objecten 


actatus de natura corporum. C. 28 n. 7.. 

ps maius. D 289. 

erin liegt eine Vebereinstimmung mit der Meinung derjeni- 
he das Sehen für gleichartig mit dem Hören halten wollen. 
p- omn. ed. Rosarii. 3 Tom. Bail, 1557. 8. I. p. 82. 

Med. lib. VII. c. 7. n. 13. 


























1366 Gesicht. 


ausgehenden Schwingungen würden bis zum Sensorm a 
gepflanzt. 
Was das Auge rücksichtlich des Sehens leiste, ul 
welche Weise dieses geschehe, darüber kann bei ndra 
Kenntnils der optischen Gesetze kein Zweifel obwalen. 


Allgemeinen ist das Auge als eine camera obscura 


hen, wie zuerst J. B. Ponra 1 fand. Imdels kannte dies 
Bau "des Auges nicht genügend, und hielt daher die Popile 
die Oeffnung, durch welche das Bild auf der Linse : 
würde. Kerıer 2 verbesserte diesen Irrthum dahin, 
die Netzhaut als die Wand annahm?, auf welche die dr? 
Krystalllinse nach optischen Regeln erzeugten Bilder fele: 
seine Kenntnils dieser Sache war so genau und voll 
dafs er auch die Wirkung der Hohl ~ und Convexgläser £i 
sichtige und weitsichtige Augen nachwies $. Eine unbes 
Andeutung dieser Sache findet sich indels schon bei Vi: 
Obgleich hiermit die Sache vollständig erklärt war, s 
sich dennoch Scueıser im Jahre 1625 das grofse Verdie 
Wahrheit durch einen entscheidenden Versuch fester 1: 
den, indem er vorzüglich an Augen von Ochsen und‘ 
aber auch an einem menschlichen Auge die hinteren 
lösete, und dann die Bilder der Gegenstände auf der 
wahrnahm ®, 
' Nach Keruer’s richtiger Theorie werden die vos 
Fig, sehenen Objecten ausgehenden Lichtstrahlen S S S i f 
"heit der Brechnungsgesetze für durchsichtige Medien e 
mer Oberfläche 7 nach ihrem Durchgange durch die ds 


1 De refractione, optices parte libri IX. Neap. 1583. 4 

2 Paralipomena ad Vitellionem. Frkf. 1604. A cap A 
prop. 60. 

3 Ueber die Theile des Auges. S. Auge. 

4 Klügel zu Priestley’s Geschichte d. Optik. S. 68. 

5 De humani corporis fäbrica libri septem. Besil. 158 
p. 517. 

6 Scuorri Magia univers. p. 87. C. Scuzssen Ocules, gr 
mentum opticum, in quo radius visualis eruitur, sive ig 
sedes decernitur, et anguli visorii ingenium reperitar. Losi. 
p. 176 f. 

7 8. Brechung des Lichtes,' Th. I. S. 1129. u 
Linsengläser. 


Theorie des Sehens. ` 1367 


Hornhaut in der wässerigen Feuchtigkeit.der Axe des Auges 
!brochen,. durchkreuzen sich in der Linse’ l, und erzeugen 
verkleinertes, verkehrtes Bild ann auf der Retina. inso- 
die Linse sich wirklich im Auge befindet, eine jede Linse 
von sehr weit jm.Verhältnils ihrer Dicke entfernten Gegen- 
len ein Bild in ihrem Brennpuncte erzeugt, so mufs noth- 
lig auch die Linse des Auges ein Bild hervorbringen, wel- 
den Messungen zu Folge gerade die Netzhant trifft. Die- 
t schon früher durch Kıuczı ? berechnet, am kürzesten 
rollständigsten aber durch Hurronx 3. Nach diesem ist in 
schen Zollen * der Halbmesser der Krümmung der Cornea 
.=r; das Verhäknils des Sinus des Einfalls aus der Luft 
m der Brechung in der wässerigen Flüssigkeit =4: 3 = 
; und indem nun die Brennweite für parallele oder weit 


mr . A A no Ar 
nte Strahlen = =, ist, so giebt dieses für diese erste , 





ung 14 Z. Die so convergirenden Strahlen erreichen die 
alllinse, und würden also nach Abzug der Dicke der wäs- 
n Flüssigkeit in einer Entfernung von 1,228 Z. hinter der- 
ısich vereinigen. Es sind aber die Krümmungshalbmes- 
r Flächen der Krystalllinse, der vorderen == +2.; der 
ən = 4 Z.; und das Verhältnils des Sinus des Einfalls aus 
isserigen Flüssigkeit zum Brechungssinus in der Krystall- 
ach Versuchen ='13 : 12. Indem also r = 4; d = 
: m= 13; n= Dat, so findet man die Brennweite 
mdr 

d—nd+ ar 1,022. 
ıvergirenden Strahlen erreichen: die gläserne Feuchtigkeit 
der Linse, deren Fläche concav mit einem Krümmungs- 
sser = 4 Z. ist. Indem nun das Brechungsverhältnifs 
se — 12 : 13 ist, so giebt dio nämliche Formel 
idr 

ıd E nr 


— — 


Ianrın’s New Elements of Optics. V. 30. Dessen Phildsophia 
a. Deutsch. Uebs. IU. 85. 

riestley Gesch. d. Opt. S. 465. Vrgl. Olbers diss. da; Oculi 
‚P> 5 a. Wd eau, G . 
ict, IL 500. ' K 1 

ie Angaben der. Dimensionen in , Parı z. 8. Auge. am , Ende. 





der vorderen Seite der Linse == = 


die Brennweite hinter der Linse = 0,6 Z. 


13688 - " ` Gesicht.. 


nahe genau, wenn hierin nach Abzug der Dicke der Lee 

d==0,82 gesetzt wird, Es ist nämlich die Dicke der Lin wie 
genau == 0,2 Z., und die Entfernung derselben von der Rem 
gleichfalls durch Versuche nahe = 0,6 Z. gefunden, womd 
also das Bild auf die Netzhaut fallen mufs. 

Eine weiter unten vorkommende Frage über die Mög 
keit des Sehens unter Wasser veranlalste mich vor einigen 
ren, den Abstand der Cornea von der Netzhaut nach de 
Art. duge angegebenen genauen Bestimmungen der Ärü 
gen und der lichtbrechenden Kraft der verschiedenen Ther 
Auges zu suchen, woraus dann gleichfalls mit Evidenz 
geht, dafs die Bilder derjenigen Gegenstände, welche si 
10 Par. Z. Abstand vom Auge befinden, die Netzhast 
müssen 1. Ist nämlich in Par. Mais 
der Halbmesser der Cornea . . 
der Halbmesser der vorderen Linsenfläche . 
der Halbmesser der hinteren Fläche derselben 
der Abstand der Linse von der Cornea . 
die Dicke der Linse . e e o e 
das Brechungsverhältnifs aus Luft in die wäs- 















EP P 


serige Feuchtigkeit Te -. =n: = 
aus der wässerigen und gläsernen. Flüssigkeit 
in die Krystalllinse e , =m: ls 


so ist der Vereinigungspunct der in das Auge fallende 
strahlen bekanntlich 
nd 


t=)" 

Um dann den Vereinigungspunct der auf diese Weise 
renden Lichtstrahlen hinter der hinteren Fläche der Kr 
== z vermöge der Wirkung dieser letzteren zu finden, ser 
x= f—a 
und der der Kürze wegen 

e mrr — (m—A1)rb 

ê (m—1)mr—(m—1)b + (m—1} 

ax — rr b 


i CE 


1 Gilb. Ann. von Poggendorf LXXVIII. 261. De Šem 5% 
stand so oft in Betrachtung kommt, so trage ich kein Bedist, 
Hauptsachen aus jener Abhandlung hier herzusetzen. 





N 


Theorie des Sehens. , 1369 


r Abstand der Netzhaut von. der Cornea z= Z + a 4- b, 





merische Rechnung giebt - 
f = 16",3982 ; x = 15”, 1482 
p 02779 It Ts 9707 


a -fb oder der Abstand der Hornhaut von der Netz- 
: 11,957 Par. Duodecimallinien, welches so genau mit 
ke des Auges übereinstimmt , als bei der Schwierigkeit 


Bestimmung der den Berechnungen zum Grunde liegenden . 


nur erwartet werden. kann 3. 

Uebereinstimmung hiermit haben nicht blols Scazınza, 
i auch viele Anatomen späterhin Bilder der, vor dem 
endlichen, Gegenstände auf der Retina wahrgenommen, 
nentlich hat MAornns ? mit den Augen der Kakerlacken; 
' Kaninchen u, a. Versuche dieser Art angestellt, bei 
lie Abwesenheit des schwarzen Pigments der Choroiden 


hrnehmung der Bilder auf der Retina gestattet. Bei ap 


n bekannten und unleugbaren Thatsachen verdient dis 
ung des Nic, Tugon. MünuıBaca 3 keine ernste Be- 
tigung, wenn er die Anwesenheit des Bildes auf der 
anz leugnet, noch weniger die Hypothese von Lenor ®, 
das Bild nach den drei Dimensionen der Körper in der 
n Feuchtigkeit entstehen soll; ‚vielmehr hat man: seit 
im Allgemeinen nicht mehr gezweifelt, dafs das auf 
:gebene Weise erzeugte Bild Ursache und Bedingung 
ms ger, 
en diese Theorie erhob zuerst Manıorre 5 deswegen 
weil er die Stelle des Sehnerven, wo er ins Auge 


unempfindlich fand. Schon 1668 wurden Versuche, 


s zu beweisen, in Gegenwart des Königs von England 


te Man befestigt an einer dunkeln Wand in der Höhe 


t 
— ⸗ 


ne Formel zur Berechnung der Brennweite der Kiystalllinse 
icht auf die ungleiche Dichtigkeit ihrer Lagen von Pops 
ı in Bullet. de la soc. Philom. 4826. Jan. p. 6. 

ém. sur l’asage de l’6piglette. Par. 1813. 8. p. 27 — 86. Psd- 
de Physiol. Par. 1816 u. 17. II Vol. 8. I. 59. 

quisitio de.visus sensa. Vindob..1816. 8 

ugnatelli Giorn. Dec. II. FV. 161. 

ayres. p. 496. Phil. Trans. T. il: . 1668; W 668, Acta Erud. 
3. vd 


"437% , " "Gesicht. 


bemerkt gleichfalls, dafs die Aderhaut keine Fortsetzung der cæ 
nen Haut des Sehnervens sey, auch nichtmit der dünnen Hr- 
haut unmittelbar zusammenhänge; vielmehr finde man bei 
Burch ein zelliges Gewebe von einander abgesondert. 

M. W. Pracor! läfst das Auge wie einen Spiesel wits 
und meint, das von demselben zuräckworfene Bild sey du® 
gentliche Object des Sehens. Mit’ Recht bestreitet Marı 
diese abentheuerliche Meinung, worauf der Erfinder dr? 
gemeine Erfahrung geführt zu seyn scheint, dals jede: 19 
vermittelst seiner blanken Oberfläche als Kugelspiegel wirt. a 
gin verkleinertes Bild der vor ihm liegenden Gegenstände # 
tirt, welches nach bekannten optischen Gesetzen Ze 
hinter die spiegelnde Fläche fällt. AHein abgesehen v«? 
Täuschung könnte überall durch Spiegelung kein Bild 1s- 
kommen, und könnte daher sowohl einerseits das Gespiecæ 
Auge überhaupt nicht gesehen werden, als auch ander 
wenn es die einzige wnd nothwendige Bedingung de" 
wäre, das durch Amanrose und Katarakte verdunkelte Au 
dem gesunden gleich gut sehen mülste , weil beide ge. 
kommen auf der Oberfläche spiegeln. Auch J. Rzanı! 7 
ser eben genannten Meinung mit der Modification bei, 
Nerven der Cornea dem Sensorium die Empfindung des 
geben sollen. Vorher sucht er noch mit weit mehr Dre 
als Bescheidenheit gegen die vielen Anhänger der Kepi” 
Theorie diese letztere durch Gründe und Folgermge z 
suchen zu widerlegen, deren Unhaltbarkeit jedem gr 
Optiker sogleich auffallen muls. Eben so wenig baht: $ 
auch Marenr’s Hypothese 5, wonach das Auge als Hos 
wirken soll, eine Idee, welche übrigens vorlängst st: 
RESC © gesagt, aber als unhaltbar wieder aufgegeben hr. 
theils ist nämlich die Retina nichts weniger als hinlingkz 
um durch Refiection ein Bild zu erzeugen, anderntheik 




















4 Meckel’s Archiv V. 97 — 105. VIL. 213 — 20. 
2 Ebend, VI. 55. 
. B S. Spiegel. 
4 Ann. of. Phil. XV. 260. 
- © Meckel Arch. Vr, 65. 
6 Vita Nic. Claud. Peirescii auct. P. Gassendo. Hig 
p- 172. 





Theorie des Sehens. 1373 


ı das Bild, wenn.es wirklich durch Spiegelang erzeugt 
durch ein anderes. Organ wieder aufgefangen und wahr- 
men werden, indem dasselbe in der Wirklichkeit nicht 
den Spiegel fällt, sondern sowohl optisch, als auch ei» 
h vielmehr vor denselben. Prinzsc und nach ihm Awn- 
Hory 2 lassen daher das Bild gegen den Glaskörper re- 
werden, und von hier aus auf den Sehnerven wirken; 
uch diese Hypothese ist aus den angegebenen Gründen 
Jar. 

us verschiedenen andern Gründen hat neuerdings auch 
ELL ? gegen Krrıza’s Theorie des Sehens Einwendun- 
macht, welche unterschiedenen Physiologen mit Unrecht 
deutung zu seyn schienen ?. Dem wesentlichen Inhalte 
Argumente nach leugnet er nicht, dafs ein herausgenom- 
Auge, wenn man die hinteren Theile bis auf die Mark- 
resnimmi, und eine xeflectirende Fläche an deren Stelle 
auf dieser ein Bild eines vor der Pupille befindlichen Ge- 
ıdes bildet, allein es sollen hierbei die Bedingungen an- 
ls im unnveränderten Auge seyn. Damit ein Werkzeug 
etzeuge setzt er nämlich zwei Bedingungen fest, näm- 
, dafs es die vom Gegenstande ausgehenden Lichtstrahlen 
mie, dafs sie auf die zurückwerfende Fläche hinsichtlich 
stalt und Farbe genau einfallen, und 2. dafs eine Fläche 
den sey, welche die Lichtstrahlen so zurückwirft, dafs 
schauer die Empfindung eines Bildes erhält. Die erste 
rung findet er im Auge gegeben, die zweite aber nicht, 
ren blofser Aufstellung indels schon ein auffallender Man- 
nauer optischer Kenntnisse sichtbar wird. „Dem Auge 
h“ — so fährt er fort zu argumentiren — „fehlt die zu- 
erfende Fläche, indem die Retina so gut als vollkommen 
üchtig ist, und die Markhaut wegen ihres schwarzen Pig- 


The seat of vision: determined. Lond. 1818. 8. 

Annals of philos. X. 17. Jahr. 1817. Daraus deutsch. Arch. 
0, 

Treviranus Verm. Schr. III. 156. CampseLr’s Einwendungen ge- 
mens Theorie haben zu ihrer Zeit Aufsehen erregt, weswegen 
ie ausführlichere Darstelfung derselben nöthig scheint, RuusaLr's 
ente aber gegen die Erzeugung und Umkehrang der Bilder im 
Lk Phil. Mag. and Ann. of Phil. II. 376 sind ganz ohne Grund, 
iderstreiten ausgemachten optischen Gesetzen. 



































1374 Gesicht. 


mem die Lichtstrahlen verschluckt, und nicht refectrt; o 
Erzeugung eines Bildes aber muls eine reflectirende Fläche rc» 
handen seyn, welche die durchsichtige Netzhaut nicht in ie 
Art, als z. B. dahinter gehaltenes Papier, seyn kann.“ 
Jedoer Optiker wird sogleich einsehen, dafs hierbei eine ;x 
irrige Vorstellung von den Bildern zum Grunde liest. We 
das Papier durch Reflection ein Bild erzeugte, so würde ei 
ses so gut bei jedem davor gehaltenen Gegenstande thun miss 
als wenn es an die Stelle der Retina oder überhaupt i» 
Brennpunct einer !biconvexen Linse gehalten wird. Inieg 
aber blofs im-letzteren und nicht auch im ersteren Falle e 
zeigt, so liegt hierin schon ein entscheidender Beweis, dis 
hinter dem Auge sichtbare, durch die Linse erzeugte Bild si 
vorhanden ist, und dals die, dasselbe hervorbringenden 
strahlen auf der Fläche des Papiers blofs vereinigt sind. $! 
äber, als diese zum Bilde vereinigten Lichtstrahlen die Fi 
des Papiers treffen, müssen sie auch die Netzhaut treffen. 
sie die Stelle des Papiers einnimmt, mithin diese als Bil. 
aber als blofses Licht afficiren, und somit das Sehen 
bringen können. Jedes Bild übrigens, sey es katopmie 
dioptrisch entstanden, bedarf keiner reflectirenden Fläche. 
der um überhaupt vorhanden zu seyn, noch auch um : 
zu werden, wohl aber Abscheidung des zugleich in de 
fallenden, den Eindrück desselben schwächenden eh 
Lichtes, kann aber unter dieser letzteren Bedingung mc 
in der Luft, sondern auch im leeren Raume existiren wo! ! 
hen werden. Man sieht daher die Bilder sowohl vor g 
Hohispiegeln als auch im Rohre der Fernröhre ohne Orca 
der Luft schweben, und betrachtet dieselben beim Spiez 
skop und beim diöptrischen Tubus durch die Loupe, obse 
in beiden Fällen eine reflectirende Fläche vorhanden ist !. 
Dagegen beruhet nach CaurseLı’s Theorie das Sets 
zwei Momenten, der Empfindung der Farbe und der Wahrze: 
der Gestalt, welche beiderso verschieden seyn sollen, déi 
besondern Sinnesaffectionen zugeschrieben werden müssen. 
nur deswegen vereinigt g gedacht werden, weil sie stets zg 
menfallen. Hinsichtlich der Wahrnehmung der Gestalt soll - 
Aehnliches, als beim Gefühle waitfinden, indem die e 





1 8. B ild, 


` J ` 


Theorie des Sehens. 1375 
n durch sie dringenden reflectirten Lichtstrahlen, welche 
rm der Körper genau entsprechen, und so die Form ge- 
zeichnen, afficirt wird. — (Hierbei ist indels unter meh- 
ndern übersehen, dafs der Lichikegel von einer Scheibe, 
r Kugel und dem Cylinder gleich ist, der Anwendung auf 
e nicht zu gedenken). — Die Vorstellungen von der Farbe 
uf gleiche Weise erzeugt werden, als die Empfindungen 
ep, Salzen u. s. w. beim Schmecken, indem die ver- 
yartigen Lichtstrahleu die Empfindungen der Nerven auf 
Weise erregen, als. die schmeck - oder rieshbaren Sub- 
‚ und indem jede Farbe mit ihrer eigenthümlichen Wark- 
in der nämlichen Lage durch die, Netzhaut dringt, in 
sie auf dem Objecte geordnet ist, so,muls die Vorstel- 
n Gestalt und Farbe zugleich entstehen. — Bei dieser, 
ersten Blick scheinbaren, ‚Erklärung ist der chemische 
und die wirkliche Berührung der auf Geschmack und 
wirkenden Substanzen nicht berücksichtigt, und aulser- 
ften die subjectiven Farben und gefärbten Schatten hier- 
wer zu erklären seyn. Es ergiebt sich also, dals Camre- 
Theorie nach optischen Gesetzen eben so unhaltbar ist, 
Einwürfe gegen die bisher bestehende nichtig sind. 
h später endlich, als CAMEBELEI., hat C. J. Leuor? in 
enen Abhandlungen zu zeigen sich bemühet, dafs die 
ıgenowmene Theorie des Sehens unzulässig sey, und 
e neue aufgestellt, wonach die Spitzen: der in den ver- 
n Teilen des Auges gebrochenen Lichtkegel in der 
Feuchtigkeit ein räumliches Bild (nach drei Dimensio- 
ngen, dje Retina aber nicht treffen sollen. Es ist in 
etwas seltsam, da nach allen auf die genauesten Mes- 
‚gründeten Berechnungen die Brennpuncte mehr hinter 
ı als vor dieselbe fallen (welches aus dem Umstande, 
Wessungen an todten Augen angestellt wurden, leicht 
ist), und die Bilder auf der Retina so unzählig oft 
t sind, dannoch diese Thatsachen nicht berücksichti- 
len, Auch die Hypothese Lrnor’s verdient daher 
s so viele Aufmerksamkeit, als ihr in einigen franzd- 
eitschriften zu Theil geworden ist, vielmehr kann 
velle Theorie de la Vision. ler Mémoire. Par. 1825. Dio- 
sch andere gefolgt. 





1376 Gesicht. 


man sie ahne Naehtheil für die Wissenschaft gens u 
lassen, 


Krrren’s Theorie, welche in so fern die geometrsce[ 
struction und die unmittelbare Erfahrung für sich hat, a: 
durch die Krystalllinse zum Bilde vereinigte Licht de $ 
berührt, mithin eine eigenthümliche Afficirung derde 
wirkt, bringt die Erklärung des Sehens so weit, ab s 
die Physik gebracht werden kann und mufs. Auf ech 
aber das Hinfallen der zum Bilde vereinten Licht 
die Retina nicht blofs überhaupt eine Empfindung eng 
dern auch die Vorstellung des gesehenen Gegemt 
währt, dieses zu erklären fällt den Physiologen und I: 
gen anheim, welche aber bis jetzt noch überhaupt & 
thümliche Art, wie die Afficiruhgen der Nerven gest 
Empfindungen hierdurch hervorgebracht werden, ut 
haben, indem die Hypothesen von den Schwingunze 
ven oder einem eigenen, sie umgebenden , ätherische 
nicht über die Grenzen des blofs Hypothetischen b: 
In speeieller Beziehung auf das Licht liefse sich ed 
dem Wesen desselben hergenommene,, mindesten: # 
wahrscheinliche Hypothese aufstellen. Das Licht 3 
in seinen sowohl zum Weifs vereinigten als aac 
Strahlen zwei hervorstechende Eigenschaften, idese 
eine chemisch wirkende, die rothen aber eine erwin% 
besitzen, beide Wirkungen aber den vereinigten 
gleich zukommen 1. Obgleich nun auch die Ent 
Wärme auf den Chemismus zurückgeführt werden bc) 
hin beide Wirkungen zusammenfallen würden, wv? 
doch in ihren Aeulserungen verschieden hervor, und 3 
sonach annehmen, dafs die chemische Affection und £! 
mung der Nerven der Retina durch das Licht die 
des Sehens erzeugten. Hierauf liefse sich denn md > 
erscheinung zurückführen, welche die Afficirang de 
der Nase, des Mundes u. a. m. durch den Strom der A? 
Blektricität im Auge hervorzubringen pflegt, wenn Se 
mechanischer Druck gegen das Auge einen ähnkche, 













S. Licht. 
8 


1 
2 8. Wärme, Erzeugung derselben. 


. Theorie des. Sehens. 1377 


— — 

verschiededen Lichtschein zu erzeugen vermag. Im Gan- 
t jedoch diese Hypothese viel zu wenig begründet, als 
ie nur auf grofsen Beifall rechnen könnte, und die schwie- 
rage bleibt so nach noch so gut als gang unbeantwortet. 


he Linse ist zwar derjenige Haupttheil des Auges, durch 
en das auf die Retina fallende Bild ganz eigentlich hervor- 
ht wird. Allein es folgt aus den Erscheinungen der ca- 
obscura, womit das Auge so grofse Aelinlichkeit hat, dals 
ne diese die Erzeugung eines Bildes möglich ist, und so 
et es sich denn auch, dafs Patienten, denen der graue 
durch Herausnahme der Linse operirt ist, dennoch. wenn 
ıindeutlicher, doch überhaupt sehen. In diesem Falle dient , 
iconvexe Glaslinse, die sogenannte Staarbrille, zum Er- 
der herausgenommenen Krystalllinse, bis letztere wieder 
st ist. 


Jos Auge, als optisches Werkzeng betrachtet, muls noth- 
ig allen denjenigen Bedingungen unterliegen, : welche mit 
a ähnlichen Vorrichtungen unzertrennlich verbunden sind, 
lich finden wir auch, dals die Gefälshaut und die innere 
der Traubenhaut mit einem dicken schwarzen Pigmente, 
dem Inneren der optischen Instrumente, überzogen sind, 
le andere Lichtstrahlen zu verschlucken, und ihre Reflec- 
u verhindern, auser diejenigen, welche das Bild auf der 
aut zu erzeugen bestimmt sind. Fehlt dieses Pigment, 
ei den Kakerlaken, so werden die Augen durch den zu 
n Lichtreiz geblendet, und diejenigen, bei denen, sich 
i Andet, sehen lieber bei wenigem Lichte. Ferner geben 
iconvexen Linsen der optischen Werkzeuge, wenn ihre 
mungen Kreissegmente sind, wie wohl ohne Ausnahme 
ull seyn mag, keine vollkommen scharfe Bilder in ihrem 
ıpuncte, sobald die Lichtstrahlen in einiger Entfernung von 
ixe auf sie fallen, ein Fehler, ‚welchen man die Abuei- 
v wegen der Kugelgesialt nennt. Indem aber das gesunde 
durchaus scharfe Bilder giebt, so muls dieser Fehler corri- 
eyn. Im‘ Allgemeinen werden die weiter von der Axe des 
s in dasselbe fallenden Lichtstrahlen schon durch die Pu- 
abgeschnitten, allein dieses würde bei der geringen Ent- 
ng der Retina von der Linse nicht genügen. Einige haben 
ubt, dieser Fehler werde durch die parabolische oder hy- 
, Bd. Ssss 


1378 ` Au: ‚Gesichih: = 


perbblisihe Kriimmung: der Linse sufgehobem $, und da es wdi 
uinmitelich ist, ‚hierüber dorch absolut genaue Mesa zz 
Gewilskeit zu gelangen, zo list sich einesolehe Hypothese xd 
nicht bestimmt widerlegen. . Indefs bedarf es solcher Tora 
tzungen nicht, da ‚es.erwiesen ist, dafs die Linse nach dem Bra 
hin an Dichtigkeit abnimmt, wodurch dieser. Fehler von va 
aufgehoben wird, ‚wie Poxrenriein 2 zuerst aufgefunden \. 
N Eine zweite aus. dem Baue des Auges nothwendis ko 
Unvollkommenheit i ist die, Farbenzerstreuung, indem die. GA 
die Linse desselben erzeugten Bilder farbige Ränder hate: = 
hierdurch undeutlich Werden mülsten. Indem aber das M 
diesem Fehler nicht, zu anterliegen, vielmehr achroma:<$ 
seyn scheint, so nehpen viele an, dafs derselbe durch da s% 
thjim iche farbenzerstreuende Vermögen seiner drei Fi, ® 
ten aufgehoben werde, und das Auge, somit zur Classe dei A 
natischen Werkzeuge gehöre 3 3, Man hat sich bemii!:, : 
l bestimmt darzuthnin" ohne genũgende Resultate za erhale. 
thés’ äuch ‚als waniöelich erscheint , ` ‘wenn man berücz 
gab dis Quantifäten der einzelnen Flössigkeiten des Anm 
Che gan im frischer Zustande zu erhalten im Stande iż 
‚ nauen‘ Verstichen‘zw geringe sind, dafs sie sich soglex: & 
dem’ Tode verändern ,: wid dafs- ‚alle Rlüssigkeiten nach ie 
HOFER S +- Untersuthüngen ihr farbenzerstreuendes V 
durch den Wechsel der  Teinperatur bedeutend ändern. ` 
bat schon DorLowt S gegenEuren gezeigt, dafs die L 
len durch alle drei Flüssigkeiten des Auges der Axe ae 
werden, "welches mit dem Achromatisımus unverträglich a 
die germge Menge der Morgagni schen Flüssigkeit zwisa 
Linse und ihrer Kapsel ist'nicht im Stande, die erreus 
benzerstreuung zu compensiren. " 


[u De t .. 














4x Parse in Mem..del’Ac. 1725. p.20. Yorsein Phil. Tr. 1% ` 

2 On the eye.. cet, I. 439. Vergi. Merens bei G. XXX 
Yovune.-a. a. O, > 
, 8 L. pre Joen, Eneyclop. 1765. D. 146. Mée. de Bed 
Ihm widersprach D’Arguszar Mém. de l'Ac. 1767. p. 81. Verd 
vollständiger u. fafslicher Unterricht i ia d. Naturlehre, n esc :4 
von Briefen, Leipz. 1801. A Bde. 8. II. 405. | 
"GG LVI. 97. 

5 Phil. Trans. LXXIX. %6. -~ 





Theorie des Sehens. 1379 


o schwierig es indels seyn mag, úber ein so künstlich ge- 
; Werkzeug, als das Auge ist, mit Gewilsheit etwas fest- 
en, so ist eg doch durch sichere Erfahrungen ausgemacht, 
as Auge nicht achromatisch sey, und die scheinbare Far- 
igkeit der Bilder ist vielmehr aus der eigentbümlichen Ver- 
ang des farbigen Lichtes auf der, keine geometrische Flä- 
enden, Retina abzuleiten, um sọ mehr, als für die, durch 
rengte Pupille in den sehr klainen Raum um die Axe einfal- 
ıı Lichtstrahlen keine bedeutende Farbenzerstrenung statt- 
kann. Dals dieser Raum sehr klein sey, ergiebt sich aus 
hr geringen Oeffnung in schwarzem Papiere, durch welche, 
man sie dicht vor das Auge hält, ein bedeutendes Gesichts- 
‚ersehen werden kann ,: und dafs bei so kleinen Räumen 
e Axe.die Farbenzerstreuung fast: ganz schwinde, ergiebt 
as der Farbenlosigkeit der Ränder vor Objecten, ‚welche 
urch die Mitte der Lorgneiten oder Brillen hetrachtet, im- 
ur beim Sehen durch die Ränder dieser letzteren die Far- 
'streuung bemerkbar wird, noch genauer aher.durch die 
tant kene. hierüber angestellten Berechnungen 1. 

e Weise irisbesondere im chromatischen Auge.die schein- 
Farbenlosigkeit ‚des Bildes .entgehe, hat MoLL.wgıoe 2 
innig entwickelt. Fallen nämlich von dam, Gegenstände Fig. 
mahlen in das Auge, so bilden diese auf der Retina das?11- 
te Bild ab. Nimmt man die von dem Puncte D ausge- 

o Strahlen allein, so werden diese in e.und f in farbige 

t werden; wovon sich die violetten ini, die rothen in k, 
inen in d vereinigen 3. Geht das Licht ungehindert durch 
nse, so werden von allen farbigen “Strahlen einige dje Re- 
welche eine mefsbare Dicke hat und keine geometrische 

' bildet, treffen, mithin meistens Licht erzeugen, und 

an der Grenze könnte ein aus Blau und Roth gemisch- 





G. XXX. 2%0. XVII. 328. 

Phil. Tr. LXXIX. 258. 

Obgleich durch Messungen nicht entschieden werden kann, wel- 

rahlen gerade in der Retina zum Bilde vereinigt werden, so 

doch aus andern Gründen sehr wahrftheinlich, dafs es die gel- 

ad, gerade da, wo in diesen die grölste Intensität des Lichtes 

ht. Indem aber die schwächer leuchtenden Farben bei gröfßserer 

tät des anderweitig vorhandenen Lichtes verschwinden, so er- 

ich hieraus leicht der scheinbare Achromatismus der Augen, 
Ssss 2 








1880 "Gesicht. 


tes violettes Licht entstehen, eine schwache Farbe, weiche! 
der: übrigen Stärke deg Lichtes nicht wahrgenommen wid 
Wenn man 'aber das ins Auge fallende Licht begreazn, ı 
wenn man eine Fensterèprosse über ein nahe vor das Aoge 
haltenes Objéct' betrachtet, so werden die Farben am den Ri 
dern zum' Vorschein kommen, ‘und namentlich erscheint der ı 
tere Rand róth, der obere aber blau, wenn man das einfaleı 
Licht von oben: 'abschheidet, und umgekehrt, wenn das anir: 
sichtige Object vor unten vor das Auge bewegt wird. ln: 
Fig. steren Falle nämlich schneidet ‘das Object lm die oberen rë 
212. and die nách unten fallenden blauen Strahlen ab, wes 
' oben bloſs die blauen’ und unten die rothen bleiben, om 
Eindruck dieser Färbung der Ränder im Auge 
im’ ‚entgeeiigäsetzten Ealle finder das Urmgekehrte statt. Le 
haben’ die auf die angegebene "Weise erzeugten Farben. 
schon Newton 2 kannte und aus’ der Berechnung des L 
Auge ablöitete, Nornnor'3 Aber später als eine Polarisn. 
Ké Goethes Farbentheotie zu vereinigen suchte, em de 
gung des Tiichtes erklären wollen *. Allein hiergege 
eben die Entstehung und die Verschiedenheit der Farbe 3 
den Rähdern, und dër Umstand, dafs im dünnen Li 
:" zurischen der‘Sprösse und. dem dunkeln Objecte kein! 
"entsteht $: "Endlich beweiset euch Faausnorzn © dos 
eben‘ so entscheidenden'als leichten Versuch, dafs das A 
‘achrömälischsey, Wenn man nämlich das Ocular ewe 
zolirs'bel einfallendem rothen Lichte des Spectrums so sek 
ider Miktoiiterfsden: genam 'gesehen wird, und man is 
plauẽs Ideht einfallen, so verschwindet der Faden, 
nicht eher wieder sichtbar, als bis man das — 
üm mehr Si das: Doppelte der Längenabweichung we: 
Farbenzerstreuung‘der Oeularlinse nähert. Hierin Bee a 
Beweis, dafs auch die Farbenzerstreuung des Auges c 
werden mufs, dieses also nicht achromatisch ist ?, 

















1 Vergl. Maskerruz a. a. O. p. 262. 
2 Opt. I. pars II. prop. vii. p. 119 ed, Clark. 
3 Voigt Mag. VII. 52, 
A G. XVII. 888s. 
5 Mouwiwrioe bei G. XXX. 282, 
6 G. LVI. 304. 
7 


Aehnliche Versache von Youso s. Phil. Tr, 1901 p E 


Theorie des Sehens. 1381 


Das Auge kann, 'vermöge seiner Construction 'als optisches 
zeng ein vollkommen deutliches Bild auf der Netzhaut nur 
erhalten, wenn der Gegenstand sich in einer ‚bestimmten. 
mung vom Auge befindet; denn die Lehre von der Erzeu- 
der Bilder hinter einer convexen Linse (und die Linse im 
muls wegen ihrer Korm.ung starken Brechung hierbei doch 
ısweise berücksichtigt werden) 'ergiebt, dafs diese bei na- 
bjecten mehr, bei entfernten weniger von. der Fläche der 
abstehen. Man nennt diejenige Entfernung der Objecte, 
cher sie die deutlichsten ‚Bilder geben, die Feite des 


'hen (oder vollkommenen) Sehens (distantia. visionis 


ctae), und giebt sie nach Huxcens und Worr * gemei- 
zu 8 Par. Z. an. Indels ist sie nach dem Baue der Augen 
eden, und wäre für ein gewöhnliches gesundes Auge 
chtiger auf 10 Z. zu setzen. Sie wird übrigens sehr ver- 
n angegeben, z, B. von La Hire ? = 12 Z.; von Lyo- 
=62.; von Burron 4 = 8 bis 20 Z. Jung setzt die 
te Weite des deutlichen Sehens auf 5; 6; 7 engl. Zoll, 
ste auf 14 F. 5 Z., welche letztere Grölse von vielen mit 
ür übertrieben gehalten wird; auch nimmt Ponren- 
hierfür nur 27 engl. Zoll an, obgleich man auch in 
ıtfernung mitunter noch ziemlich deutlich sehen kann. 

; deutliche Sehen nämlich im Allgemeinen hängt von 
de der Helligkeit und der Receptivität des Auges für 
ebene Lichtstärke, von der Farbe des Objectes und der 
htigkeit des zwischenliegenden Mittels ab. Zugleich 
\ufmerksamkeit einen grolsen Einflufs auf dasselbe, in- 
n wahrscheinlich nach einer dorch Uebung erlangten 
t nicht alle Gegenstände, von denen Bilder in das Auge 
eutlich sieht, sondern nur diejenigen, welche man fixirt, 
: so viel schärfer, je stärker sie fixirt werden, als an- 


"m 


:menta mathes, univ. cet, Halae 1730 — 41, V. Vol. 4, UL 
I. 408. 


‚idens de la vue. Par. 1694. 

rhandi. van de Holland. Maatschappy. IU. 402. 

te de Ao. 1748, p. 233. 

su Opt. 483. Lausar Photometrie 40. Robius Math, 
278. `o 


1382 Gesicht. 


dere, wenn diese ihneri auch sehr nahe oder in der nìialkba 
Richtung hinterihnen liegent. Vielleicht liegt die Ursache ke: 
von zum Theil in der nachher zu erklärenden Adjästiren: ia 
Auges für die bestimmte Entfernung, worin sich der Gegessal 
‘ befindet. Indels kann sich das Object weiter vom Auge be 
den, als die Weite des deutlichen Sehens ist, oder etwa 
rücken, ohne dafs das Sehen hierdurch aufhört, wie A» 
durch folgenden Versuch anschaulich machte. Wenn nze 
‚ gedrucktes Blatt mit Buchstaben von drei bis vier versch 
Gröfsen in eine solche Entfernung stellt, daſs das Ars 
sämmtlich ohne Anstrengung deutlich erkennt, so kann es 
nehmen, dafs die Bilder von ihnen auf die Netzhaz ia 
Riückt man dann das Blatt dem Auge näher, so wird zer? 
kleine Druck undeutlich, später auch der grolse, w. 
kleinen Gegenständen die Zerstreuungskreise, worn ı2# 
durch die Brechung im Auge zum Puncte vereinigten L-e 
len hinter diesen Puncten ausbreiten, weit eher ein art 
Verhältnifs zu der Grölse der Gegenstände und zu ihren Jg 
den erhalten, als bei grofsen. Ein grolserDruck wird * œ 
chen Zerstreuungskreisen zwar schlechter begrenzt, abe ⸗ 
noch deutlich genug gesehen, wenn bei einem kleios 8 
Zerstreuungskreise der verschiedenen Buchstaben schon gë 
der laufen. So wie die Zerstreuangskreise hinter des x 
Bilde liegen, so liegen sie auch vor demselben, dakhe ba? 
[serer Näherung und Entfernung grölsere Gegenstänk 
sichtbar bleiben, 




















Bei der Bestimmung der distantia visionis d:t 
` kommt noch Folgendes in Betrachtung. ` Das Licht, 

die Bilder im Auge erzeugt, fällt bei den Menschen u 
thieren aus der Luft in das Auge, und letzteres ist zwei 
für diejenige Brechung eingerichtet, welche beim Uebe 
des Lichtes aus dem einen Medium in das andere sta: 
Die Veränderung der Dichtigkeit der Luft kann hierbei e: 
ner Bedeutung seyn, selbst "hicht anf hohen Bergen, v i 
gens die Kurzsichtigkeit vermehrt und die Weitsichti be 
mindert wird, Dasjenige Medium, in welchem ens. 





1 Vrgl. za Hux in Journ, de Savans 1685. p. 408. 
2 S. dessen unten angegebenes Werk, welches allem 
ist, wenn schlechthin dieser Schriftsteller genanat wird. 


Theorie des Sehens. 1383 


re sehen, und rlicksichtlich dessen die Fräge mehrfach ver- 
eltist, ob in demselben auch die Menschen sehen könn- 
ist das Wasser. Ein HindernHs, welswegen die Menschen 
im Wasser die Augen öffnen, und daher auch nicht zu 
versuchen, liegt darin, dafs das.kalte Wasser auf die 
ınetivaund die Thränendrüse t einen empfindlichen Ein- 
; macht, welches ein Verschlielsen der Augenlieder be- 
Soll aber die Frage gönau erörtert werden, ‘so ist dabei 
ndes zu berücksichtigen. Das Licht kann allerdings unge- 
rt aus dem Wasser in das Auge kommen, und in soferp 
also die Empfindung der Helligkeit; und wenn von einem 
amten, stark erlöuchteten Objecte Licht von, hervorste- 
er Stärke in das Auge reflectirt wird, die Vorstellung von 
Vorhandenseyn eines gewissen Gegenstandes und von dem 
wo dieser sich befindet, erzeugt werden. Dals aber kein 
ınmenes. Bild auf der Retina entstehen, und somit also kein 
liches Sehen statt finden könne, hat schon ve La Hung ? 
ptet und durch Versuche mit Katzen bestätigt, bei denen 
aerkte, dafs sich die Pupille ihrer Augen, wenn der Kopf 
ben unter Wasser gehalten wurde, bedeutend erweiterte, 
es er richtig als ein Zeichen des Bestrebens, ein deutliches 
u erhalten, "ansah. \Veilindels die Frage, ob der Mensch 
Wasser wirklich sehen könne oder nicht, an sich nicht 
htig’ist, dadurch aber noch interessanter wurde, dals die 
vortungen derselben durch die unverdächtigsten Zeugen auf 
Vege der Erfahrung mit einander geradezu im Wider- 
e standen, so schien es mir der Mühe werth, sie theo- 
‚genau zu untersuchen 3, da alle hierzu erforderlichen 
chen vollständig vorhanden sind. Es ist nämlich oben 
ben, dafsdie aus Luft in die Cornea und wälsrige Feuch- 
des Auges fallenden Lichtstrahlen durch den Einfluls der 
ıng dieser beiden sich in einer Entfernung von 14 engl. A 
‚m Drennpuncte vereinigen, und dann durch die Krystall- 
ınd die gläserne Feuchtigkeit abermals gebrochen, auf der 
zum Bilde vereinigt werden. Weil aber das Wasser eine 
brechende Flüssigkeit ist, als die Luft, ‚folglich die aus 
È 





8. Auge. 
Mém. de bAcad. 1709, p, S. Vrgl. GT, 3. 
G. LXXVIII. 257. 
























1384 Gesicht. 
demselben auf das Auge fallenden Lichtstrahlen weniger de 
die wässerige Flüssigkeit des Auges gebrochen werden, ab von 
sie aus der Luft einfallen, so kann jene Brechung micht sat e 
den, und die Lichtstrablen können daher nicht in einem, że 
Netzhaut treffenden Puncte vereinigt werden, folglick eech ia 
Bild erzeugen. - Genauer genommen ist 1 das Brechungsversè 
nifs des Lichtes aus Luft in die wässerige Feuchtiskeit de 
ges =n:1 = 1,337; das Brechungsverhältnifs aus Was? 
die wälsrige Feuchtigkeit des Auges = w : 1 = LR 
- Setzt man also den Halbmesser der Cornea = e = 3".); 8 
Abstand des gesehenen Objectes = d = 10 Z., als a i 
Fuls-Maß; und sucht dann die Brennweite des Bilde: -8 
der Linse == f, so findet man 
nde — 

Tazi dẹ IR 
Wird in dieser Formel statt n die Gröfse w substitairt, » 


f = 


— wde — 

f = Tei) i; 7 1237 043 
das heilst, die aus einer Entfernung von 10 Z. keset 
Lichtstrahlen werden durch den Einfluls der Brechung zg 
zum Brennpuncte vereinigt, sondern würden diese ers: 
Entfernung von 10 Zoll zum Brennpuncte vereiniga 
wenn sie aus einem Abstande von 10 Zoll 3 Lin. =: 
fielen. Es ist somit vollkommen klar, dafs Gegensu:- 
ter Wasser kein eigentliches Bild im Auge erzeugen i 
weil diese Brechung der Lichtstrahlen durch die walsri:e' 
tigkeit des Auges fast gänzlich wegfaällt, und dafs sos 
gentliches Sehen unter Wasser ganz unmöglich ist Es « 
ner eben der Abstand des Brennpunctes der Krvstall- 
ihrer hinteren Fläche — z — 8,707 Par. Lin. gefundes. 
man diesen auf gleiche Weise für den Fall, dafs die Lie 
len aus dem Wasser in das Auge fallen, indem man d 
gefundenen Werth für f statt des dortigen für f erhalte 
stituirt, so findet man ihn = 27,54 Par. Lin, also em 
1,5 Z. hinter die Retina fallend, worans abermals Za 


1 Nach den im Art. Auge mitgetheilten Bestimummge. " 
meine eben angeführte Abhandlung. 





Theorie des:Sehens. . 41385 


hkeit eines eigentlichen Sehens unter Wasser hervora 


Ferner folgt us der oben gegebenen Darstellung der 
amkeit des Auges, dafs die Wirkung der wälsrigen 
tigkeit desselben einer Linse gleicht, deren Brennweite 
"3982 beträgt. Wenn man aber annimmt, dafs diese 


og für Lächtstrahlen fast gänzlich wegfällt, welche aus ` 


Vasser ins Auge gelangen, so ist klar, dafs dieselbe 
eine convexe Linse ersetzt werden mülste, um das Auge 
ehen unter Wasser.geschickt zu machen. Wird aber die 
ung einer solchen Linse für den Fall gesucht, dafs sie unter 
r wirklich gebraucht werden sollte, so sey für eine biconvexe 
semeinschaftliche Halbmesser der Krümmung == r 
rechende Kraft des Glases e  .=m= 1,55 

— — — Wassers è . . . =n = 1,337 
intfernung des Objectes . . .. „—=d= 102 
ie Brennweite derselben 

f= dr 

2 (m—1) d—nr 
lem hierin n bekannt ist, so findet man 
—_2(m—n)fd _ 838,276 — ART: 
= Cafttdi “— ur " 4,6 Lin. 


zupe von dieser Krümmung würde also für das normale 


in eigentliches Sehen unter Wasser möglich machen.. 


ergiebt sich dann endlich von selbst, dals sehr kurz- 
Personen unter Wasser leichter sehen, als weitsichtige, 
s ein Kurzsichtiger, welcher zum gewöhnlichen Sehen 
iconcaven Linse von dem eben angegebenen gemein- 


'hen Halbmesser der Krümmung bedürfte, oder dessen 


des ‘deutlichen Sehens nicht mehr als 1 Z. 2,4268 Lin. 
, unter Wasser vollkommen gut sehen würde. 

t diesem Resultate der Theorie stimmt die Erfahrung sehr 
berein,‘ dafs man alsdann schlecht oder gar nicht sieht, 
ch vor dem Auge eine unverhältnifsmälsig grolse Menge 
ıfeuchtigkeit angesammelt hat. Um so viel auffallender 
seyn, dals die Aussagen geübter Schwimmer über diese 
> verschieden ausgefallen sind, indem einige die Mög- 
des Sehens unter Wasser überhaupt leugneten 1 andere 





licholson Ann. ofPhil.1806. Aug. G. XXXIV. 34; 36; 4$ und 
. von Gitsert. Die Aussage der Hutonsg ebend, 8. 59.. 





1388 Gesicht. 


schnell auf entfernte gerichtet wird, eine geringe Zeit zam des 
lichen Sehen bedarf. Auch dieses leitet indefs Taxıınırı 
von einer beim Sehen -unvermeidlichen Congestion der Si 
nach dem Auge und vorzüglich der Iris ab, wodarch die Vea 
derung der Pupille erschwert werden soll. Dieser Einwori ss 
sich auf die Annahme, dals es weiter keiner Modihcirs; & 


‘ Auges zum Fern- und Nahesehen bedürfe, als einer Ver 


a 
⸗ 


zung der Pupille. Daſs aber eine eigentliche Adjüstiru: i 
Auges erfordert werde, geht daraus evident hervor, dab = 
allgemeiner Erfahrung hohle oder erhabene Linsen den Ve 
der Fähigkeit dieser Veränderung beim Auge ersetzen, 
Kurzsichtige entfernte, Weitsichtige aber nahe Gegensiz 
der nämlichen Undeutlichkeit sehen, als ein unrichtig vr 
Fernrohr sie zeigt, Die hierzu erforderliche Veränderz, 
Auges muls also darin bestehen, dals entweder die Kr 
bei entfernteren Gegenständen der Retina näher rückt, bz 
ren dagegen sich weiter davon entfernt, indem die \ei 
selbst unbeweglich ist, oder die Krystalllinse muls im! 
ändern, upd zwar flacher werden beim Anblick entferzr 
genstände, convexer bei nahen; oder endlich die Fom is 
ges muls sich ändern, und zwar in der Art, dafs es kee 
ten Gegenständen flacher wird, um die zu grofse Nähe 
des hinter der Linse zu compensiren, bei nahen dages 
vexer oder länger. Daſs irgend eine dieser Veränderar 
finde, ist nicht zu bezweifeln, indem dieses vielmehr s:$ 
der fühlbaren Anstrengung des Auges beim Sehen sxt 
oder sehr entfernter Gegenstände hervorgeht, welche zx 
Fall statt finden könnte, wenn das Auge hierbei aa: / 
Weise blofs leidend wäre, als beim Sehen derjenigen 1 
stände, welche sich in der distantia visionis dis 
befinden, und ohne Ermüdung anhaltend gesehen werde 


Welche von den angegebenen Veränderungen de ' 
zur Hervorbringung des gesuchten Effectes indels sur . 
möge, ist schwer zu entscheiden. beren? glanbee, de 
Stehen naher Gegenstände der Strahlenkörper durch seine 3 
ıienziehung die gläserne Feuchtigkeit drücke, welche da: 















4 Biol. VI. 508. 
2 Dioptr. prop, 64. 


U 





Theorie des Sohens. 1 14389 | 


alllinse vorwärts treibe, und so das Auge verlängere. Diese 
ıng hat auch Ponrearıeno $ vertheidigt, indem er angab, 
trahlenkörper sey im natürlichen Zustande schlaff, und das 
kürzer, könne daher entfernte Gegenstände ohne Anstren- 
sehen, bei nahen aber finde die ermüdende Anstrengung 
erlängerung des Auges statt. Auch Zug? pflichter im 
n dieser Meinung bei , dafs der Strahlenkörper die Lage 
nse ändere; jedoch geschähe dieses nicht durch muskulöse 
, sondern durch den Zufluls mehrerer Säfte in die Gefälse | 
ven, wodurch er anschwelle, die gläserne F euchtigkeit 
und die Krystalllinse vordrücke. ScHEıszR und CARTE- 
nahmen an, durch die Zusammenziehung .des Strahlen- 
s werde die Krystalllinse selbst convexer. Juris * meint, 
ferntere Geggnstände zögen sich die .‚Strahlenfasern zu- 
n, und brächten die vordere Seite der Kapsel der Kry- 
se etwas vorwärts, dadurch Bebe das Wasser in der Kap- 
ı der Mitte nach dem erhobenen Theile hin, die wässe- 
uchtigkeit aber von dem erhobenen Theile der Kapsel 
er Mitte, und die Vorderfläche der Linse werde weniger 

Für nähere Gegenstände wirke ein Muskelring an 
, der die Hornhaut erhabener mache. PemBERTON da- 
ılaubte 8, die Krystalllinse habe selbst muskulöse Fibern, 
ihre Krümmung den Entfernungen gemäls veränderten, 
liese Meinung hegen Hunren 6 und Youss, welcher 
gegen Kernen’ s Ansicht schon früher einwandte, dafs 
ıhlenfasern keine Muskeln enthielten’? und daher viel- 
ı der faserigen Structur der Linse selbst das Mittel zur 
:rung ihrer Convexität zu suchen sey ®. Auch Werıs® 


veränderliche Form der Linse für die einzige Ursache 





'reatise on the eye. Edinb. 1759. II Vol. A 

rogr. de ligamentis ciliar. Gott. 

ioptr. cap. 8. 

mith’s Opt. p. 497. 

e facultate oculi qua ad diversas rerum dist, se accomodat 
L9. ia Halleri Disp. Anat. IV. 181. 

bil. Trans. 17%. p. 21. 

bend. 1793. p. 169. ’ 

bend. LXXXIII. p. 169. 1801. n. 2. p. 71. 

bend. 1811. II. G. XLII. 129 u, 141. 


d 











dieser Einrichtung des Auges, welche durch Noe 


‚selbst flacher werde. Daſs nach Camrea der Betsch 


` 'Structur der Linse und die Abwesenheit aller Muskeln in 


Young ihrer sechs zwischen jede Lamelle setze, ux 


"Auge den verschiedenen Weiten nicht mehr anpassen. 





1380 . Gesicht. - 























bracht werde. Arpımus, dessen Meinung Moscs 
annimmt, sucht die, Ursache in der corona cikarı, 
beim Sehen naher Gegenstände erschlaffe, welswegen t 


den Häuten geprelste gläserne Feuchtigkeit die Krysallic« 


drücke, und von der Netzhaut entferne, wodurch auchdri 


die Form der Linse ändern soll, und nach Sauvasıs cu 
schwellen dieses Canals durch Elektricität bewirkt werd. 
zu weit von der Sache, als dafs es einer weiteren Erna 
dürfte. Ueberhaupt hat schon PoRTERFIELD ! gezeigt, 
der Hypothese Von einer Veränderung ihrer Form abs 
steigliche Hindernisse entgegen stähen. Der heftige: 3 
Youne’s hinsichtlich der von diesem vertheidigten ? 
war indels Hosack 3,, Er setzt ihm entgegen, dab} 
völlig durchsichtig sey, durch einen muskulösen Bar A 
Licht ungleich brechen müsse, Aufserdem komme ex 
angenommenen Zahl dieser Muskeln in Verlegentet. 


WENHOEK 2000 der letzteren gefunden haben wolle, 
dieses die ungeheuere Menge von 12000. Die feins 
suchungen wollten ihm aber nichts von einer muskok« 
tur der Linse zeigen, und da Patienten auch nach der‘ 
ration ohne Linse in ungleiche Entfernungen sehen k 
sey gie ganze Hypothese Young’s zu verwerfen. Dee 
gels das letztere Argument nicht gelten lassen, inè: 
PoRTERFIELD behauptet, nach der Operation könnt 


Von diesen, im Wesentlichen einander ähnliche 
ten verschieden ist:Morıser’s Theorie, wonach dr 
raden Augenmuskeln bei entfernten Gegenständen die Š 
zusammenziehen, und dadurch des Auge vermine 
Bous und BorrHAvE meinten dagegen, sie zögen Er 


tica von der Cornea’ zurück, und verlängerten hie: 


1 Introd. II. 1884. 
2 On the eye. I. 442. 
8 Phil. Trans. LXXXIV. Il. 196. 


Theorie des Sehens, , 1391 


ir nahe liegende Objecte. Hosacz hat diese Meinung 
:sügende Sachkenntnifs vertheidigt, und Aurkuaızsa $ 
beigetreten, indem er aufser den geraden Muskeln auch 
efen ‚hierbei thätig seyn lälst. Später hat OLBERS 2 sie 
tz genammen, und Ev. Hour? sie sehr in Ansehen ge- 
indem er sie durch mehrere Versuche unterstützte ‚ in 
(er in Verbindung mit EngerrieLp und RamsorN ver- 


eines Mikrometers die vermehrte Convexität der .Cornea, 


nblick entfernter Gegenstände gemessen haben will. Mit 
eht aber Tazvınanvys die Möglichkeit solcher Versuche 
Gültigkeit der darans erhaltenen Resultate in Zweifel. 
hen hat Home seine Hypothese auch später vorzüglich 
opge 4 vertheidigt , und diesem entgegengesetzt, dals 
ı ohne die Krystalllinse nahe und entfernte Gegenstände 
men, weiswegen sehen die hierzu erforderliche Verände- 
Auges in diesem Theile nieht zusuchen sey. Die meisten 
m verliefsen daher jene Meinung, obgleich Beispiele des 
en Sehens naher und entfernter Gegenstünde ohne Linse 
: grolsen Seltenheiten gehören. Aufser dem Beispiele 
, welches Home zur Vertheidigung seiner Meinnng ge- 
sc erzählt, findet man die Sache auch durch v. Harrer 3 
der und eigener Erfahrung erwähnt. Gegen die Hypo- 
leſs, dafs die Veränderung des Auges durch die gera- 
keln.bewirkt werden sollen, hat schon v. Harzer 6 er- 
dafs die Sklerotica zu hart sey, um dem Drucke der 
nachzugeben. Auf allen Fall findet man bei einigen 
eine so. harte Sklerotica, dafs auch noch stärkere Mus- 
ı Zusamrhendrücken derselben bewirken könnten. Vor- 
iber erinnert Tarvıranus ? dagegen, dafs die geraden 


U] 


mdb. der empir. menschl. Physiol. III. 150. 

e Ocul. mut.. int. Dieser zeigt durch Rechnung,. dafs der 
er der Krümmung der Cornea sich nur zwischen 0,333 und 
d Dec. Z. zu ändern nöthig hat, um das Sehen aus Entfer- 
on A Z. bis in unendliche Ferne möglich zu machen. 

ail. Trans. 1795. 1 f. 1796. 1 f. 

send. 1802. 1 f.. 

em. Phys. V. lib. XVI. §. 25. p. 514. 

send. V. 516. . 
ol. VI. 626. Auch J. Mırr in Magendie Jonrn. de Phys. VI. 
irft die Adjiistirung der Augen durch die Muskeln, weil diese 


A 





am Gesicht. 


\Augenmuskeln den Augapfel nur nach vorn umfassen, end à 
keine gleichförmige Pressung hervorbringen könnes. (Er 
ferner der Druck so stark seyn könne, um die Hoh = 
dehnen , zieht er mit Recht in Zweifel, und wäre en så 
wirklich vorhanden, so würde dadurch die Netzhaut im F 
gelegt, der Sehnerv und die. übrigen Nerven gegen den Le 
der Augenhöhle gedrängt, und. hierdurch das Sehen gesn 
den. Endlich aber mülste das Auge einen Widerhalt habea. 
die Muskeln mülsten dasselbe durch ihre eigens Sums 
szmmeondrücken, welches Erstere nicht statt findet, 
aber damit im Widersprache steht, dafs beim Erstzmi 
Muskeln nach dem Tode die Cornea dennoch einsinkt. i 
aber entscheidet sehr dagegen, dals die Augen zuwas 
Apoplexieen ihre Beweglichkeit beibehalten, aber ihr Ye 
sich für nahe Gegenstände zu adjüstiren, einbüfsen, ep 
selbst beobachtet hat 1, defsgleichen die Resultate der Ve 
welche WeLLs 2 und Cursino mit Belladonna Pap 
ten, deren Wirkung die Augenmuskeln nicht affıcıte. å 
aber das Auge weitsichtig machte, so wie endlich die x 
Genauigkeit gemachten Messungen Youxe’s ?, wu 
deutlich folgt, dals weder die Convexität der Cornea. 
Axęądes Auges bei ungleicher Entfernung der gese 
genstände verändert wird. Ein sehr nahe liegende 
scheint man weniger beachtet zu haben, nämlich dab! 

- gen durch anhaltendes Sehen. in gleich grofser Eatfers; 
die Beweglichkeit der Muskeln, aber nicht das Veres. 
für andere Entfernungen einzurichten, beibehalten, 

mentlich bei fleilsigen Gelehrten und Geschäftsma.-# 
selten vorkommende Erscheinung. 

Eine dritte, vielseitig unterstützte Meinung is. 























überall nicht drücken, sondern blofs ziehen können. Dei 
nach seiner Meinung die erforderliche Einrichtung des Arp 
Pupille abhängen , diese aber durch Diffraction verschieden? ! 
zeugen and zugleich die Krümmung der, Cornea ändern x». 
mir auf gleiche Weise undeutlich und unzulässig. 

1 The London medical Repertory 1816 Vol, V, Jours « ? 
and of the Arts. I. 86. ⁊ 


2 Ebend. 
3 Phil. Tr. 1801. p. 60. f. 


Theorie des Sehens. 1393 


eiterung und Verengerung der Pupille das Sehen in unglei- - 
Entfernung bedinge. Diese hat schon La Hinz 1 anfge- 
', indem er annahm, die Pupille verengere sich bei Betrach- 
naher Gegenstände, wie auch Scurısen 2 beobachtet ha- 
will. Nachdem man diese Hypothese lange nicht mehr 
htet hatte, wurde sie aufs Neue vertheidigt durch Le Bos ? 
v. Hırıer $. Letzterer sagt, die Strahlenfasern seyen za 
ach und nicht muskulös, hingen auch nicht an der Linse, 
»ei dem grofsen Umfange der Grenzen des Sehens mancher 
n mülsten‘ die Wirkungen weit beträchtlicher seyn, als Be- 
ng und. Veränderung der Lirise hervorzubringen vermöchten. 
rhaupt sey im Auge keine Bewegung vorhanden, aufser der 
iterung und Verengerung der Pupile, Junın’s Muskelring 
in Unding, die Kraft der äulsern Muskeln zu grob für so 
Verändernagen, auch gäbe die äufsere Haut ihrem Drucke 
nach. Dagegen sey die Verengerung der Pupille völlig 
ichend, die Erscheinung zu erklären, indem auch im ver- 
ten Zimmern die Bilder naher Gegenstände deutlicher 
mn, wenn man die Oeffnung verkleinere, Mehrere neuere 
dogen, z.B. Wruns ®, WAAR 6, Dunstisron 7, sind 
ıger dieser Meinung, oder finden mindestens einen Zusam- 
ıng zwischen Fernsehen und Erweiterung der Pupille, weil 
Wirkungen (jedoch nicht allgemein) durch Belladonna- 
t hervorgebracht werden. 


Venn indels die Behauptung. auch richtig ist, dafs die Pu- 
ich bei Betrachtung naher Gegenstände mehr zusammen- 
wie nach den von Orzers 8 angestellten Beobachtungen 
bezweifelt werden kann, so lälst sich dieses leicht daraus 
:n, dafs von nahen Gegenständen mehr Licht in das Auge 





Mém. de l’Ac. de Par. IX. 851. ff. Acc. de la ee d lI. 
Oculus p. 31. 

Mém. de Par. 1756. p. 594. 

Elem. Phys. V. 516. 

Phil. -Trans, 1811 p. 878. 

G. LIII. 260. x 

Annals of philos. 1817. Dec. p. 432. 

De ocali mut, int. p. 11. Bei einer Veränderung der Gesichts- 
on & zu 28 Z. veränderte sich die Oeffttung der Pupille bei 
Verhältnifs von 100: 136, 

d. Tttt 


ES 


1394 ` Gesioht. 


. fällt, als, von fernen, und dieses bedingt der allsemeioes E> 

. fahrung gemäls die grölsere oder geringere Weite der Pupile 
Uebrigens ist nicht füglich abzusehen, wie aus dieser Bedin:z; 
der angegebene Effect nach optischen Regeln folgen Wes 
` Kurzsichtige pflegen im Gegentheil die Angenlieder mehr m 
sammenziehen (das sogenannte Blinzeln), wenn ge Ion ie 
genstände sehen wollen, allein dieses geschieht, um den Lide- 
reiz des wenigen Lichtes zu verstärken, und dadurch bes: : 
sehen. -Man sieht ferner im Mondenschein und beim T 
lichte, kurz bei sehr verschiedener Lichtstärke nahe und 
Gegenstände mit sehr ungleicher Weite der Pupille, und e 
man erst einen nahen, im Dunkeln liegenden Gegensz: 
trachtet, and dann.einen entfernten sehr heilen, so ws 
Pupille im ersten Falle oft doppelt so weit als im letztem: 
- abgesehen von denjenigen Beispielen, wonach Personen e: 
beweglicher Pupille in ungleiche Entfeinungen dentlic > 
haben sollen 1.. Am wahrscheinlichsten bleibt daher nt 
Meinung derjenigen, welche annehmen, dafs die Lage de 
durch die Wirkung der inneren Theile im Auge namei. 
Ciliarfortsätze, verändert werde, indem diese durch ihre T 
cenz die Linse etwas vordrücken?. Hierfür spricht de 
sche Canal, durch welchen eine Bewegung der Linse 4 
wird, desgleichen die mit dem Sehen naher und ferner 4 
stände verbundene Erweitererung und Verengerung der bg 
welche wahrscheinlich mit einer Veränderung des Smi 
pers in Verbindung steht, und der bei manchen Thien 
muthlich für diesen Zweck mehr entwickelte Fontana’sch“ 
` Wenn Teervıranus *eine solche Bewegung der Lins 






















1 K. Svensk. Wetensk. Handl. 1759, T. I Jour. d 
1762. Mars. 

2 Vrgl. Pewserron de facultate oculorum ad diversas re 
spect. distantias se accommodandi. L. B. 1719. Reu, rem. i 
de oculi mutat, internis, Halae. 1797. 8. Orzszas de ocali se 
nis. Gott. 1783. 4, J. Ware Observations relative to tbs me 
distant sight of different Persons. Phil. Trans. 1813. 131. 

3 Rudolphi Phys, II. 214. 

4 Biologie VI. 521, wo man den Gegenstand ansführbch ~’ 
Nachweisung der Literatur erörtert findet. Einige ze weni; è 
dete Hypothesen, z.,B. von Gam diss. de Visa. Gott. 1758, «' 
Varura in Journ. de Physiol. expér. par Magendie 1821. Am. p 





Theorie des Sehens. 1395 


Zartheit aller umgebenden Theile in Zweifel zieht, so kann 
ı entgegnen, dafs die zarte Iris sich gleichfalls mit Leichtig- 
bewegt, und dals es bei’ dem geringen Abstande der Linse 
der Retina nur einer unmerklichen Näherung derselben 
wf, um für die entferntesten Gegenstände eingerichtet zu 
» Selbst dafs die Augen so leicht diese Fähigkeit verlieren, 
sich als Argument dafür anführen. 
Vor Kurzem hät J. Brewsten 1 die vorliegende Frage zu 
tworten gesucht, zu diesem Ende sinnreiche Versuche an- 
lit, und vereinigt, nach dem Ergebnisse derselben, die 
en zuletzt mitgetheilten Meinungen. Er fand nämlich, dals 
ne auf ein Blatt Papier geschriebene Worte, welche er 
Auge in verschiedenen, die Grenzen des deutlichen Sehens 
eiden Seiten übersteigenden Abständen näherte, bei zu ge- 
r Entfernung undeutlich wurden oder ganz verschwanden, 
ı sie, obgleich hinlänglich, doch weniger erleuchtet waren, 
wieder sichtbar wurden, wenn er directe Lichtstrablen von 
Kerze ins Auge fallen liefs, um dadurch eine stärkere Zu- 
enziehung der Pupille zu veranlassen. Wurden die Warte 
en durch zu grolse Entfernung undeutlich, so machte er 
ıdurch deutlicher sichtbar, dafs er den Eindruck des stär- 


D 





ichen in Traitd de la Science dn Dessin cet. par L. L, Vartez. 
821. A p. 266 und 394 können hier nicht erwähnt werden, Letz- 
geint, die Lichtstrahlen würden in der gläsernen Feuchtigkeit 
wochen, dafs sie eine gegen die Axe convexe Curve bildeten, 
' vor der Retina mit der Axo tangirend zusammenfele, so dafs 
ar keine Einrichtung des Auges für verschiedene Entfernungen 
wäre. Diese Hypothese ist indeſs blofs aus der Luft gegrif- 
nd streitet ganz gegen die Beschaffenheit der gläsernen Feuch- 
und ihże lichtbrechende Eigenschaft. Sımonow endlich in Ma- 
Journ. de physiol. V. 260 will aus den Gesetzen der Lichtbre- 
im Augé berechnet haben, dafs die Butfernung der Objecte bei 
zeugung der Bilder auf der Retina keinen Unterschied mache 
ge = 0,25 Meter oder unendlich seyn, und dals sonach gar keine 
rung des Auges erfordert werde. Da diese Behauptung aber ge- 
le bisher mitgetheilte Thatsachen streitet, so begreife ich nicht, 
n sie überhaupt aufstellen kann. Dennoch aber verwirft Ma- 
gestützt auf die Autorität Sıwomow’s, die Adjüstirung der Aa- 
sichfalle. 8. dessen Precis elöment. de Physiol. Zoe ed. Par. 
. 73. . 

Edinb: Journ. of Science. Nr. I. p. 77. ` 

Tttt 2 





1396 Gesicht. 


keren Lichtes vom Auge entfernte, um eine Erweiterese de 
Pupille zu bewirken. Zum Beweise, dafs die der Papile 
bedingt werde, beruft er sich aufserdem auf die interesse» 
Erfahrung über den Effect der Belladonna, welche mit ce 
Erweiterung der Pupille zugleich Weitsichtigkeit erzea:t, de- 
` gleichen dafs Kurzsichtige in der Dunkelheit der Nacht x 
übrigens hellem Himmel die Abstände der einzelnen Stern 
Sternbilde der Pleiaden und auch die Umrisse entfernter Bene- 
terscheiden können. Aufalles dieses gründet er dann den See 
1. dafs die Verengerung der Pupille, welche das deutliche œ 
hen naher Gegenstände begleitet, das deutliche Sehen dere’ 
nicht durch die Verkleinerung der Oeffnung unmittelbar, >» 
dern durch eine andere gleichzeitige Wirkung möglich est 
Q. dafs es zwei Mittel der Adjüstirang der Augen giebt, eis ei 
kürliches nnd ein automatisches; 3. dafs in den Fällen, w = 
willkürliche Adjüstirong nicht ausbricht, eine autom 
durch den Einfluls des stärkeren oder schwächeren Lichte 
Mangel ersetzen kann. Hiernach würde also die Eiris 
des Auges zum deutlichen Sehen naher und ferner Gegese# 
‚durch Zusammenziehung und Ausdehnung der Popille, wit 
nur mittelbar bewirkt, und dieses könnte dann auf keme së 
Weise geschehen, als dadurch, dafs durch die Erweiterung © 
pille die Linse der Retina näher gerückt, durch Verenger.: 
gegen weiter von derselben entfernt würde. Indem aber 
auf die bereits angegebene Weise für die so sehr gerincen € 
änderungen, wie sie erforderlich sind, leicht bewerkstelü,: 
den kann, so scheint diese Hypothese zur Beantwortung ce 
lange streitigen Frage völlig genügend. 
Form und Beschaffenheit der Augen finden wir den Me 
angepalst,, worin die Thiere der höheren Classen zu seben 
stimmt sind. Nehmen wir die Beschaffenheit der Augs:r 
Säugethiere ala in der*Mitte liegend, so sind die Anger 
Fische vorn abgeplattet, hinten kugelförmis vorsprinsess. 
ben wenig wässerige Feuchtigkeit, eine grofse mehr kre- 
mige Kry stalllinse und einen grolsen Glaskörper, weil sie — 
nem,, das Licht stärker als die Luft brechenden Media te 
Die Vögel dagegen, welche in der verdünnten Lob scher, 
ben viele wässerige Feuchtigkeit, eine flache Ärystallumse, Lie 
nen Glaskörper und das Auge hinten abgeplattet. | 
Das menschliche Auge unterliegt mehreren Fehlern, web“ 


















Gesichtsfehler. 1397 


i mit Ausschlufs der eigentlichen Augenkrankheiten mit dem 
en Gesichtsfehler zu bezeichnen pflegt. Naeh G. CuLLEN t ` 


tes deren drei Hauptarten, die Perdunkelung ( caligo ) 
u auch der schwarze Staar (amaurosis A gezählt werden 
i, die Gesichtsschwächen (dysopia) und das Falschsehen 
:udoblepsis). 

1. Unter die bedeutendsten Fehler der Augen gehören die 
'hiedenen Arten der Verdunkelung. Am gemeinsten ist eine 
n angeborne und erbliche, meistens erst in späteren Jahren 
ilig entstehende , stets zunehmende Trübung der Krystall- 
und ihrer Häute, der graue Staar genamt, (cataracta, 


vo lentis, gutta opaca) welcher durch Herausziehen 
inse, ader durch Niederdrücken derselben, oder durch 
ückelung geheilt wird?. Im den beiden letzteren Fällen lö- 
e sich im ersteren in der gläsernen, im letzteren in der 
rigen Feuchtigkeit auf. Bis dieselbe sich wiedererzeugt, 
zum Ersatz die sogenannte Staarbrille gebraucht werden, 
ie so vielconvexer seyn mum, je weitsichtiger die Patienten 
T waren, uud bei sehr Kurzsichtigen ganz entbehrt werden 

Verdunkelung der gläsernen Feuchtigkeit, und daraus 
hende Blindheit heifst der grüne Staar ( glaucoma ) 
anders diese Krankheit auf die hier angegebene Weise richtig 
shnet wird 3. Am gefährlichsten und in der Regel unheil- 
t der schwarze Staar (amaurosis, gutta serena ), 
er bei anscheinend völliger Klarheit des Auges sich vor- 
h durch starke Erweiterung und Unbeweglichkeit der Pu- 
zeigt, und von einer Lähmung des Nerven oder Un- 
ndlichkeit der Retina herrührt, zuweilen aber auch aus einer 





Synopsis nosologiae method, ed. quarta. cur. J. P. Faanz. Ti 
87. 8. deutsch: Kurzer Inbegriff d. medic. Nosologie. Leipz. 1286. 
y9. Øb diese Eintheilung io der Sache selbst völlig begründet, 
gisch strenge richtig sey oder nicht, darüber getraue ich mir 
‚estimmt zu entscheiden, indefs erleichtert sie die Uebersicht, 
nügt daher für meinen Zweck. 
Weitläuftig handelt über den grauen Staar und dessen Heilang 
a d. Krankheiten des mensch), Auges, ein Handbuch für ango- 
Aerzte. 2te Aufl. Berl. 1822. S, 150. 

Werzer a. à: O. S. 201, 


138° " Gesicht. 

Anhäufung und Stockung der Säfte im Kopfe, aus allgemeiner 
Schwäche, Krampf oder durch Gifte entstehen kann, weide 
von Innen oder von Aulsen im Körper verbreitet sind. Soss = 
auch die Verdunkelung des Auges eine natürliche Folge e 
Flecken und dicken Hänten auf der Cornea, vom Mangel è ùr 
wässerigen Feuchtigkeit, und von der Verwachsung des Sera 
in welchem Falle durch eine künstliche Pupille Heilung he- 
beigeführt werden kann. 

2. Die gemeinsten Fehler, welche unter die Classe a 
Gesichtsschmächen (diysopia) gerechnet werden können, si 
Weäitsichtigkeit und Kurzsichtigkeit 1. 

Derjenige Fehler, welcher selten angeboren ist, desto œ 
figer aber das alternde Auge trifft, ist die Meitsichtigbei, si 
die hiermit Behafteten heilsen eben deswegen Presbyier {pr 




























bytae; nowßüra; presbyopes). Blofs in denjenisr" 
len, wenn Kinder frühe der Vergröfserung wegen bei Leg 
gung feiner Arbeiten, z. B. der Spitzen, durch convex: La 
sehen, wird auch das jugendliche Auge weitsichtig, am " 
den Schifter und Landleute, welche viel in die Ferse “a 
nach Anıms leicht weitsichtig und gebrauchen stark ve 
fsernde Gläser. Ein weitsichtiges Auge ist dasjenige, ei 
zum deutlichen Sehen eine größsere Entfernung bedarf, oë 
gewöhnliche des sogenannten. deutlichen Sehens, wobei re € 
selbst einleuchtet, dafs diese von einem Fufse bis zu see 
drei und mehrere zunimmt. Von diesem Fehler des Auze $ 
zeugt man sich dadurch, dafs die in gewöhnlicher 
befindlichen Gegenstände, am meisten mälsig grofse Sch”. 
deutlich und mitunter doppelt erscheint, dafs grolse Schr” 
in weiterer Entfernung leichter gelesen wird, dals das Aur 
in der Nähe zu sehen, vieles Licht bedarf, entfernte (« 
stände aber leicht erkennt, und dafs ein deutliches Ert 
naher Gegenstände nur mit Mühe und durch besondere Ars 
gung des Auges bei vielem Lichte möglich ist, Bea se 
der Weitsichtigkeit wird daher über Undeutlichkeit des Gr. 
nen, Verdoppelung der Bilder und Schwäche der Anger „= 
auch pflegen dann die daran Leidenden, wenn sie beim A 


1 Rıcaren Anfangsgründe der Chirurgie. II. 438. Wass zf 
Trans. 1813. 2 ff. 





Gesichtsfehler. 1399 


tesehen wollen, dieses zwischen das Object und das Auge 
wlten, um für letzteres einen stärkern Lichtreiz zu erhalten» 
ches Mittel indels dem Auge nachtheilig ist. 

In vielen Fällen macht das Alter indels "nicht eigentlich weit- 
tig, sondern es tritt vielmehr Schwäche ds Sehvermägens 


es entsteht Amblyopie , welche mit Fernsichtigkeit ver- 


hselt wird, weil solche Personen die Mangelhaftigkeit ihres 
chtes bei nahen und kleinen Objecten zuerst empfinden. Ei- 
liche Weitsichtigkeit nimmt übrigens mit dem Alter zu, ob- 
'h es Personen giebt, welche lange convexe Brillen gebraucht 
n, und sie dann mit einemmale entbehren können, wel- 
ohne Zweifel Folge einer Vermehrung der wässerigen Feuch- ` 
t ist $. 
Die physische Ursache der Weitsichtigkeit liegt in der ge- 
m Erhabenheit der Cornea und der nicht genügenden Con- 
tät der Linse, welswegen zwar der Brennpunct derjenigen 
tstrahlen, welche von entfernten Gegenständen kommen, 
letzhauttrifft, derjenigen aber, welchen nahe Objecte erzeu- 
hinter dieselbe fällt. Unter die seltenen Erscheinungen 
rt endlich eine solche Beschaffenheit der Augen, dafs we- 
ahe noch ferne Gegenstände ohne convexe Gläser deutlich 
ien werden können, wie nach den Operationen des grauen 
es. Indeſs hat Janin ? diesen Fehler beobachtet, dessen’ 
he ereiner zu grolsen Flachheit der Linse zuschreibt. 
Der entgegengesetzte Fehler ist die Kurzsichtigkeit, wenn 
iuge nur von nahen Gegenständen ein scharfes Bild erhäkt. 
, Abnormität des Auges ist unter den niedern Volksclassen 
rst selten ?, unter den höheren Ständen dagegen zuweilen 
oren und sogar erblich, wird aber bei weitem am häufig- 
durch anhaltendes Sehen naher und kleiner Gegenstände, 
‚vieles Sehen in die Flamme eines Lichtes oder Feuers, 
zu stark erleuchtete Gegenstände 3, hauptsächlich aber 


— 





Runorpuı Phys. II. 215. 

Mém. et Observations sur l’oeil. Par. 1772, 8. p. (429. deutsch 
1776. 8. 

Wans in Phil, Trans. 1818. I, p, 31. G. LIV. 253. . 
Dieser Umstand dient sehr zur Bestätigung der. Meinung Bazw- 
über die Adjüstirung des Auges. Sehr erleuchtete Gegenstände 
nämlich die Pupille zusammen, ohne dem Auge näher zu kom- 
und machen es also künstlich kurzsichtig. 


1400 ` Gesicht. 

durch Angewöhnung erzeugt, und ist daher ein gemeine F 
der Bewobner grolser Städte mit engen Straisen , der 
welche viele kleine Schrift lesen $, und derjenigen, eg 
unterbrochen feine Arbeiten verrichten. Die hieran Lesdee: 
nennt man Myopen (myops von uvo schlielsen und e e - 
























Auge, wegen des gemeiniglich damit verbundenen 
und rechnet darunter alle diejenigen, bei denen die Weit 
deutlichen Sehens geringer ist, als 8 Par. Zolle, von 
Grölse sie bis zu 2 Z. und weniger abnimmt. In der Bez 
das kurzsichtige Auge sonst gut und dauerhaft ?, sieht bei 
nigem Lichte scharf, und unterscheidet in der Nähe d 
kleine Gegenstände. Weil es aber Anstrengung erforder, 
Augenaxen auf den nämlichen Punct zusammenzubiegen, t 
aber bei einem niederwärts gehaltenen Objecte leichter ist, ù 
einem höheren, die hieran einmal gewöhnten Augen sich 2 
für letzteres leichter auf einen entfernten Punct richten, s 
den Kurzsichtige leicht übersichtig (statt dafs Presbyten ir 
Gegenstände leicht niedersichtig sind) 3, lesen gem | 
Schrift und schreiben eine kleine Hand, um viel in eines 
hen Raume zu übersehen und eine zu starke Bewegung d 
gen oder des Kopfes zu vermeiden. Sehr Kurzsichtige, 
zugleich viel lesen müssen, und um den Kopf nicht zu sehr 
derzubeugen, die Bücherin einer Hand halten, nehme: 
die Gewohnheit an, das zu Lesende seitwärts zu halte:. 
durch indels den Augen der Nachtheil zuwächst, dal 
der das eine Auge, indem es gegen die Nase gerichtet is. 
unthätig bleibt, oder dals beide Augen eine verschiedene Y 
des deutlichen Sehens annehmen, Indem ferner die K 
gen weder diejenigen, mit denen sie reden, noch die 
den Gegenstände genau sehen können, so benimmt dieses 
Augen die Klarheit, und erzeugt eine Art von Stampfhe: 
Unbeholfenheit im Benehmen. Die physische Ursache der 
sichtigkeit liegt in einer zu grolsen Convexität der Core: 
der Kıystalllinse, welswegen sie auch am häufigsten den 


1 Bıacoen in Phil, Tr. 1813. p. 110. 


. 2 Ob diese häufig geäufserte Meinung bestimmt gegründe:#! P 
zweifelt Runorrmı Phys. II. 215. 


3 Virtu bei G. LVIII 241. 


N 


Gesicktsfehler. 1401 


vorstehenden Augen eigen ist, oder in einer zu grolsen 
ung der Krystalllinse von der Netzhaut. 


an sollte glauben , dieser Fehler müsse mit zunehmendem 
on selbst geringer werden oder ganz aufhören, allein die 
ng ergiebt das Gegentheil!, welches Anams sehr richtig 
wohnten Gebrauche der Gläser ableitet, wozu man setzen 
dafs die ihn erzeugenden Ursachen gewöhnlich fortzu- 
pflegen. Er wird daher nur dann mit der Zeit abneh- 
renn kurzsichtige Personen sich viel im Freien aufhalten, 
ı fortwährend anstrengen , fern und stufenweise entfern- 
zenstände zu sehen, 2. B. auf der Jagd u. drgl. 2, 


läfst sich hier ein anderer Fehler anreihen, nämlich eine 
Kurzsichtigkeit derjenigen, welche hauptsächlich durch 
ides Lesen und Schreiben, und damit verbundenes un- 
ztes Betrachten der Gegenstände in einer gewissen un- 
rten Entfernung die Fähigkeit des Auges, sich für un- 
Entfernungen einzurichten, verlieren. Auch bei diesen 
‚ wie bei den eigentlich Kurzsichtigen, entfernte, und, 
Weitsichtigen, nahe Gegenstände kein scharf begrenz- 
dern ein undeutliches, breites, verworrenes und dop- 
ild hervorbringen. Manche Augen sollen auch der ei- 
lichen Abnormität unterworfen seyn, dafs sie Gegen- 
a der gehörigen Gesichtsweite deutlich erkennen, ent- 
aber, bis auf einige hundert F uls, nur undeutlich sehen, 
auf noch gröfsere und sehr grolse Entfernungen wieder 
Bilder geben. Ist dieses wirklich der Fall, so lälst eg 





lane bei G. LIV. 273. 


ine lächerliche, und mit sich selbst im Widerspruche stehende 
ug hat BurLpwın zu Prescot aufgestellt, indem er durch Er- 
jefunden haben will, dals kurzsichtige Augen durch convexe 
d weitsichtige durch HohlgIäser ihren normalen Zustand wie- 
ten haben sollen. Dafs dieses nicht seyn könne, ergiebt sich 
nämlich der Fehler so bedeutend, dufs Gläser gebraucht wer- 
en, so können diese Augen durch die entgegengesetzt wirken- 
'r gar kein Bild erhalten, und daher die erforderliche An- 
‚nicht üben. WVeberhaupt wäre es viel zweckmälsiger, gar 
serzu gebrauchen, und hierdurch den normalen Zustand durch 
Uebung wieder herzustellen, wie auch oft geschieht. S. 
Magaz. 1805. Dec. p, 421. G. XXVI. 381. 





` Brillen. 1403 


vertical stand, und nar 7 Z., wenn derselbe die hori- 
r Richtung hatte 4, 
ie beiden genannten Fehler der Augen, nämlich Kurz- 
keit und Weitsichtigkeit, welche Kerzen ? nach langem 
ınken zuerst erklärte, und damit die Wirkung der Brillen 
vereinstimmung brachte, lassen ‚sich durch Linsengläser 
en, worauf zugleich ein Beweis von der Richtigkeit ‚der 
jenen grolsen Geometer aufgestellten Theorie des Sehens 
det werden kann, ` i 
3rillen; perspieilla; lunettes, besicles, lor~ 
's; spectacles : nennt man diejenigen Linsengläser, wel- 
e unrichtige Weite des deutlichen Sehens compensiren, 
mnach entweder convex oder concav seyn müssen, Beide 
der Augen, nämlich Weitsichtigkeit, wobei die Bilder 
Segenstände hinter die Netzhaut fallen, und Kurzsichtigr 
vobei die Bilder entfernter Gegenstände dieselbe nicht er» 
, nebst der Art der Compensation dieses Mangels durch 
dëser lassen sich durch Zeichnung leicht anschaulich ma- 
Bei jenen wird nämlich die Ver einigung der, von dem pig 
Ibjecte A B aus dem Puncte C ausgehenden Strahlen in k, 
nter der Retina geschehen; durch die vorgehaltene convexe 
l aber werden sie stärker zusammengebogen, und verei- e 
ich auf der Retina in f; bei diesem "aber fallt der Verei- ds 
spunct der van dem entfernten Objecte ausgehenden Strah- 
die Netzhaut ink, wenn sie nicht vorher durch die con- 
inse ]] auseinander gebogen werden. Aus dieser einfa- 
nsicht der Sache gehen folgende unbestreitbare Sätze her- 
1, Conservationsbrillen oder Präservativbrillen, wenn 
runter solche versteht, welche das Ange gesund erhalten, 
Schwäche oder Verderben schützen, oder dem schwachen 
rdunkelten Auge hellere und schärfere Bilder geben sal- 
kann es der Natur der Sache nach nicht g geben, weil Glä- 
gebogenen Flächen jederzeit die Weite des deutlichen 





Eine Abnormität, der hier angegebenen wahrscheinlich ähnlich, 
Fıscaza beobachtet hat, wird weiter unten hei den Gesichts- 
ıen erwähnt werden. 

Paralip. ad Vitell. p. 200.- 

Diesen Irrthum könnte auch Weieng, a. O. 9. 190 leicht er- 


d 


um `  Gësieht 


Sehens verändern, mit parallelen Flächen aber keme wis 
Wirkung auf das Licht hervorbringen, als eine ihrer Helba 
und Durchsichtigkeit umgekehrt proportionale V’ermisderer: á 
selben. Brauchbar sind daher in dieser Hinsicht blals die «g 
nannten Staubbrillen, dünne, helle Gläser mit parallela § 
chen, welche also die entstehenden Bilder im Auge sr s 
modificiren, so gefalst, dals sie das Auge gegen Stanb oon 
stige, dasselbe verletzende Körper schützen. Ist das Au 
reizbar, in welchem Falle das schwächere grüne Lich: 
thätig wirkt, so wendet man auch grüne Gläser hierzu an 
diese gleich für gewöhnliche Brillen nach Apaus 
sind. Man nennt indels auch Brillen mit langer Br 
- welche daher bei dem wenig abnormen Auge und ; 
Veränderung der gehörigen Gesichtsweite anwendbar ur. 
servationsbrillen, und diese sind allerdings zulässig, o: 
das Auge, strenge genommen, nicht conserviren, v: 
künstliche Bilder gewöhnen. 


2. Wie die Brillen für jedes abnorme Auge besche 
müssen, ergiebt sich leicht, wenn man berücksichtig. ' 
die, aus einer für das Auge unpassenden Entfernung ;'% 
Objecte künstlich an den Ort des deutlichen Sehens bz 
len. Für convexe Linsen sey daher ? die Fntfernung de 
punctes von denselben == f, der Abstand des Objers 


t 
der Abstand des Bildes = d; so ist allgemein d = = 


















Weitsichtige bedarf aber eines Glases, welches vone 
genstäuden um die Weite b entfernt, ihm das Bild s » 
bringt, als sey es in der Entfernung seines deutliche - 
welche hiernach also = d seyn muls. Indem aber de} 
Bild an der von dem Auge abgewandten Seite der 


soll, so wird d == — , und hieraus f = — 








die convexe Linse muls so geschliffen seyn, dafs itr 
weite dem Producte der Weite des deutlichen Seter: 
Weite des Gegenstandes vom Glase dividirt durch de i 
schied beider gleich ist. Wünscht also jemand, welch: 
Entfernung von 24 2. deutlich sieht, ein Linsensis, 


ef 


1 8. Linsengläser. 


' Brillen. 1406 ` 


e Bilder der aus der Nähe zu betrachtenden Ob- 
diese Entfernung setzen soll, so wird die Brennweite 


= 12 Z. seyn. Für ein Auge, welches Gegenstände in 


Entfernung deutlich sieht, kann man d unendlich grofs 
wodurch f = b wird, d. h. dasselbe sieht durch jedes 
: Glas Gegenstände dentlich, welche sich im Brenn- 
desselben befinden, wie dieses der Fall bei den Lou- 

Für Hohlgläser, deren sich Kurzsichtige bedienen, ist 


fb indem aber bei diesen Gläsern gleichfalls das Bild 


FE 


vom Auge abgewandten Seite seyn muls, so‘ wird 


fb and hier = -22 


+f b—d 
he Das Hohlglas mufs also bei gleich starker, aber um- 
abnormer Beschaffenheit des Auges anf gleiche Weise 
ep, Wäre z. B. die Weite des deutlichen Sehens A 
;ürde die negative Brennweite Lë = 8Z.seyn. Wäre 
e nicht kurzsichtig ‚also d = b, so würde f = œ, d. 
las mülste von ebenen Flächen begrenzt seyn, bei einem 
h kurzsichtigen Auge aber würde b = 0, und somit 
= Q werden. Für ein solches Auge also , welches um 
1, vom Objecte unmittelbar berührt werden mülste, ist 
hlglas möglich. 


mit der obiger Formel 


Hieraus ergiebt sich zugleich, anf welche Weise Brillen 
ht oder verfertigt werden können. Man darf nämlich 
das abnorme Ange diejenige Weite in Par. Zollen mes- 
welcher dasselbe ohne Anstrengung und am leichtesten 
rofse und nicht zu stark erleuchtete Gegenstände deut- 
'nnt, am besten beim Lesen gewöhnlicher Schrift, se 
‚übrigen Gröfsen zur Bestimmung der Brennweite des 
ichen Glases gleichfalls bekannt. „Hält man z.B. einem 
n mäfsig grofse Schrift bei mittlerer Erleuchtung so hin, 
dieselbe deutlich und ohne das gewöhnliche Verwirren 
ppeltwerden der Buchstaben unterscheidet, findet dann 
ernung vom Auge = 18 Z., so giebt die Formel die 
inne Ric: BEER __ 8x18 

ite eines für ihn tauglichen Glases f = 144 


bei ist indeſs wohl zu berücksichtigen, dals der Er- 


1406 Gesicht. 


fährung gach die nach dieser Formel ausgesuchten oda vai 
tigten Gläser zu scharf sind, d.h. die Gesichtsweite zu sai a 
pensiren, entweder weil die Annahme von 8 Z. für de ce 
tia visionis distinctae zu klein ist, oder weil de dorzi 
‚Gläser bewirkte scharfe Begrenzung der Bilder hierbei ec) 
fluls ist. Geübte Künstler and erfahrene Brillenhände e 
dieses indels, und nehmen bei der Wahl der bestelle: : 
hierauf Rücksicht, so dals die Methode für diese ohne! 
anwendbar ist. Will man indels die Brillen von gemeicä 
lern kaufen, wodurch man bei der jetzigen Vollkommt 
Fabrik-Anstalten für geschhffene Gläser nicht durchas: 
erhält, so kann man die palslichen leicht durch Probm: 
indem man diejenigen aussucht, durch welche das Auge a 
lerer Weite des deutlichen Sehens ohne Anstrengun: := 
ühermälsige Schärfe der Bilder, ingleichen ohne auflalko# 
gröfserung oder Verkleinerung der gesehenen Objece 
sieht. Man kann die Probe zweckmälsig auch darai 
nen, dals man beim Fehler der Kurzsichtigkeit entlecæ 
entgegengesetzten Fehler der Weitsichtigkeit aber nade.: 
in der Umgebung befindliche, Objecte ohne besonder: ! 
gung betrachtet, und auszumitteln sucht, ob das Av: 
lich und ohne merkliche Beschwerde erkennt. Brite 
scharf, wenn der Weitsichtige bei ihrem Gebrauche 
lich und ohne Anstrengung zu Sehende näher, der R 
aber weiter vom Auge halten muls, als in der mittlere 
tia visionis distinctae, und so umgekehrt. 

Hierbei ist aber Folgendes wohl zu berücksict: 
dem das Urtheil über Entfernung, Gröfse und Gesar 3 
henen Gegenstände auf einer durch lange Uebun; *- 
Fertigkeit der Schlüsse aus den im Auge erzeugten E. 
ruhet, jedes Brillenglas aber das gesehene Object as e 
dern Orte zugleich auch. etwas verkleinert oder vergr - 
überhaupt in anderen Verhältnissen und modificirt zei;. 
findet sich das Auge Beim Gebrauche desselben mec 
wohnten Thätigkeit, dieses erzeugt eine zwar uon >i” 
meistens wirklich vorhandene, grölsere Anstrengung, : 
hieraus gewöhnlich entspringende, zuweilen schmerzt. 
müdung. Hierin liegt der Grund, dafs manche, e8 ~z% 
Werkzeugen nicht vertraute, Personen anfangs dert ~ 
gar nichts zu sehen behanpten, die Grölse des bare 























‚Brillen. | 1407 


ch angeben, und dafs der Gebrauch der Brillen, obgleich 
angs sehr passend für die Augen gefunden wurden, bald 
en schmerzhaft afficiren, Fıscner T sagt daher sehr rich- 
ın muls durch optische Instrumente sehen lernen. Indels 
as, an den Gebrauch der Gläser einmal gewöhnte, Auge 
ie grölste Schärfe und Bestimmtheit der Bilder, welche ` 
Regel durch etwas zu scharfe Gläser gegeben werden. 
ählt daher leicht diese, gewöhnt das Auge an dieselben, 
rmehrt durch wiederholten Uebergang zu solchen Gläsern 
hler der Augen 3. 
Man kann es kaum als Regel annehmen, dafs beide Au- 
' ganz gleiche Weise an einem oder dem andern der ge- 
ı Fehler leiden, indem eine ungleiche Weite des deutli- 
»hens mindestens unter die sehr gewöhnlichen Ausnah- 
hört 3. Ist indels ersteres der Fall, so ist zugleich erfor- 
\dafs beide Gläser einer Brille eine gleiche Brennweite 
Bei convexen' läfst sich dieses finden, wenn man die 
eite derselben empirisch durch die Erzeugung eines Bil- 
er denselben * sucht, bei Hohlgläsern aber, welche nur 
jaginären Brennpunct haben, und daher kein wirkliches 
eugen, kann man die Probe machen, indem man einen 
sp, in der horizontalen Ebene ausgedehnten Gegenstand, 
n First eines Daches, durch beide in einiger Entfernung 
m Auge gehalten, betrachtet, und prüft, ob beide den 
ntfernten Gegenstand in gerader Linie, gleich weit und 
he Weise verkleinert zeigen. Der Gebrauch eines ein- 
‚lases ist daher nachtheilig, weil dadurch jederzeit nur 
e angestrengt wird, und hieraus für die beiden Augen 
leiche Weite des deutlichen Sehens entsteht. Verwerf- 
laher auch der Gebrauch der grolsen, biconvexen, so- 
n Leseglüser der Presbyten, weil die in beide Augen 
fallenden Lichtstrahlen zu weit von der Axe des Glases 
‚en, und die Bewegung der Hand, worin dasselbe in 
den Abständen vom Auge gehalten wird, die Erzeu- 
Í 


— d 


hrbuch d. meth. Naturlehre. Berl. 1819. IT. 192. u. 221. 
1. Berl. 1827. 11. 202. 
ne in Phil. Tr. 1813. p. 31. Bracoen ebend. S. 110. 
erzen Diätefik u. s. w. S. 215. Vergl. weiter unten. 
Brennweite Th. 1. S. 1223. 


1408 Gesicht. 


gung fester und sich gleichbleibender Bilder hinden. H 
kommt noch der unangenehme Glanz des von der Otet 
dieser Gläser reflectirten Lichtes, welcher den Auses s 
lich ıst. 
5. Eine Vergröfserung oder Verkleinerung der dar: 
- Yen betrachteten Gegenstände sollte in sofernbillig echt 3 
den, als blols eine Abnormität des Auges zu compas 
Weil aber das Brillenglas dem Auge das Object in è P 
nung seiner Brennweite setzt, zugleich aber unter de= 
optischen Winkel zeigt, als wenn es sich in der Er": 
deutlichen Sehens befände, so muls nach denjenizer a 
worauf das Urtheil über die Gröfse der gesehenen Ge: 3 
beruhet, das convexe Glas vergröfsern, das concave abe ~ 
nern, u. z. in dem Verbältnifs der Weite des deu: 1 
zu der Entfernung, aus welcher die Strahlen doc e= 3 
gegebener Brennweite zur Vereinigung gebracht wee 
È mal = €. Nehmen wir also die Weie ès 4 
Sehens für Presbyten zu 12; 24 und 36 Z. sae de — 
gen SZ. an, so bedürfen diese convexe Linsen em _- 
10,3... Z. Brennweite, deren Vergrölserum: au = 
45 fach ist. Für Kurzsichtige liest das desch ie _ 
zeuste Bild näher als das Object, und mmis due — 
erscheinen, insofern auch hierbei die mimic 
des optischen Winkels stattfindet, u., z. æm "ez 
> == Gi Ist demnach die Wete des ue-> 
bei diesen = 6; 4 und 2 Z., so sind de Bremse": 
fonleruchen Chaser = 24; 8; 2,606... = _. 
nerunzen 1,33..2; A 

6 Die Brillen, sowohl mit cacare a mer er: 
sern, müsen die von den mit kerze [r- 
sch. Tenen Linsen unzertrenelichen Fekler zum. - 
Abweickurg wegen der Ncreizestak und Ze Fz 
we be: ies ım einem desto Ii’beren Graùe. = ica 
wia £o Fir dem prakrichen Geiseme > . 
wen’; oker gar nıbr bedeutend, weil Se zum en 
messer des dzs b- im Ace erzeurenden ZA Aer. 
boten k erse bie Liinerskiee 


Ä 





Brillen . 1409 


gen, wo beide Fehler verschwinden. Indeſs folgt hier- 
viel, dals die vortheilhafteste Stellung des Auges zum 
diejenige sey, wenn die verlängerten Axen beider zusam- 
llen, die nachtheiligste dagegen, wenn das Object am 
ten von der Axe des Glases entfernt dorch den Rand des- 
gesehen wird. Mit Recht fordern daher die Augenärzte 1, 
as Auge so genau wie möglich nur durch die Mitte des 
; sehen soll, 

'm den genannten Fehlern zu begegnen, hat GALLAND 
eRveæux Gläser mit cylinderförmigen Oberflächen vorge- 
en, welche aus zwei Segmenten eines Cylinders mit sich 
\reuzender Axe und Oberfläche bestehen sollen 2. Sie 
n meistens achteckig geschliffen, erreichen aber den ange- 
en Zweck nicht, und geben, vorzüglich wenn die Cylin- 
on kurzen Radien sind, aufserhalb der Mitte auffallend 
rte Bilder?, weiles äulserst schwierig, vielleicht unmöglich 
® beiden Flächen genau zu centriren #. Am zweckmälsig- 
ınd den genannten Fehlern am wenigsten untworfen sind die 
WorAsron 5 angegebenen periskopischen Brillen, welche 
em Meniscus für das weitsichtige Auge, und aus einem 
xconcaven Glase für das kurzsichtige bestehen. 

. Brillen mit hornenen Blendungen und breiten Fassungen 
icht blofs unnütz, sondern auch nachtheilig, indem das 
ohnehin seine natürliche Blendung hat, und durch die 
iche Begrenzung des Gesichtsfeldes und den Schatten, 
zm der undurchsichtige Körper auf dasselbe wirft, nach- 

afficirt wird. Die grüne Farbe der Gläser verwirft 





Weeen Diätetik n. s. w. S. 198. 

Annals of Phil. VII. 824. Kastner deutscher Gewerbsfreund. 
818. S. 285. Edinburgh Encyclopaedia XV. 509. l 

Vergl. Ann. of Phil. VIII. 814. 

Arruurszn bei G. LVIII. 437. Solcher cylindrischer Brillen, 
rei ungleichen Cylindern geschliffen, bediente sich G. B. Anry, 
ie oben erwähnte seltene Abuormität des linken Auges zu com- 
3 s. Edinb. J. of Sc. XIV. 822, und in einem solchen Falle 
: allein brauchbar. Dort sind auch die Radien angegeben, wo- 
Iche Gläser für ein individuelles Auge geschliffen werden müs- 
e sich aus den Brechungsgesetzen übrigens von selbst ergeben. 
Phil. Mag. XVII. Nicholsons J. Vi. 148. J, de Ph. LXXVII. 
u- a. O, 


Id. - Uuuu 





1410 - Gesicht 








Apams 1 deswegen, weil sie den Gegenständen eine se 
Farbe geben, und sie nach Wegnahme der Brillen in mi 
Lichte zeigen, woraus er eine schädliche Affection der t 
folgert. Letzteres ist unrichtig, indem die röthliche Tr 
der Objecte nach anhaltendem Sehen durch grüne Gläser d 
subjective Farbe ist2. Das grüne Licht ist alerdins u 
leuchtend, als das weilse, und wird daher das Aug we 
. affıciren, mithin werden grüne Gläser dem nahe komner, 
man bei wenigerem Lichte sieht. Wenn man aber kg 
tigt, dafs das grüne Glas. der Brillen selten tief tingin ist. 
lich noch eine Menge weilses Licht durchläfst, dafs der ia 
der grünen Farbe vorzüglich auf ein geschwächtes Aus, 
für ein alterndes meistens zu halten ist, vortheilhaft win! 
endlich Kurzsichtige bei wenigem Lichte dennoch de 
sehen pflegen, und Linsengläser überaupt schärfer Le 
Bilder geben, so folgt, dafs nicht zu donkel gelatt 
vorzüglich bei reizbaren Augen eher vortheilhaft als m: 
sind, im Allgemeinen aber die hellsten und klarsten des 
verdienen. Uebrigens bedienen sich diejenigen, ders 
auf den weiten Schnee - und Eisfeldern der Polargegeno@ 
die grolse Intensität des Lichtes empfindlich afficirt werd 
ausgezeichnetem Nutzen der grünen Brillen 3. Manch! 
verfertigen die Brillengläser aus Flintglas oder Bergkr: 
` Jassen sich dieselben höher als die gewöhnlichen bezahk:: 
da bei diesen Substanzen die Farbenzerstreuung stärkt! 
bei dem hellen und klaren Spiegelglase,, so folgt hier: 
sie eigentlich schlechter sind. Gläser mit zerschabter ¢ 
genügend polirter Oberfläche sind verwerflich, wies 
wohl von selbst versteht. 

&. Dals weitsichtige oder kurzsichtige Augen die F? 
sich der Nähe oder Entfernung der Objecte gemäls zg 
nicht besitzen sollten, folgt weder theoretisch noch au 
fahrung, vielmehr können sie dasselbe in gleichem C 
halten haben, als die normalen Augen, jedoch mit < 
schränkung, dafs ohne irgend eine Anstrengung, also E 





1 Seiner Meinung ist gleichfalls Werıer Diätetik. 5. E 
2 S. Farben, physiologische. Oben S. 118. 


3 Scomessr Account of the Arctic Regions. Edisb. =. 
T. 879. 





Adams’s Kunstauge. 1411 


stande derselben, die Bilder der Gegenstände aus der Seh- 
des normalen Auges bei kurzsichtigen vor die Netzhaut, 
itsichtigen hinter dieselbe fallen. Wenn dann blofs diese 
aität durch das Brillenglas compensirt werden soll, so 
dafs eg zweckmälsig ist, bei einem solchen Zustande der 
die Brillen stets zu tragen, wie Buscu mit Unrecht ver- 
Dabei ist es indels von grolser Wichtigkeit, vorzüglich 
zsichtige, welche ohnehin durch anhaltendes Zusammen- 
der Augenaxen leicht doppelsichtig und schielend wer- 
eide Linsen, namentlich bei den Hand - Lorgnetten , in 
er Entfernung von einander zu halten, damit das ge- 
Zusammenbiegen der Augenaxen nicht befördert und das 
sehen nicht noch mehr veranlalst werde 1. Diejenigen 
endlich, welche durch anhaltendes Sehen, vorzüglich 
Gegenstände, in einer bestimmten Entfernung die Fähig- 
loren haben, sich für die verschiedenen Entfernungen 
ecte einzurichten, bedürfen das Hülfmittel der concaven 
wur für "entfernte Gegenstände 2, 

‘Erläuterung und Bestätigung der Kepler’schen Theorie 
xen überhaupt und vom Gebrauche der Brillen im Be- 
dient das sogenannte künstliche Auge oder Kunstauge 


wra bei G. LVII. 249. 
eber diesen Gegenstand handelt ausführlich: An Essay on 
'xplaining the Fabric of the Eye and the nature of Vision, 
aus. 2d. edit. Lond: 1792. 8. G. Avams Anweisung zur Er- 
es Gesichts und zur Kenntnifs der Natar des Sehens. A. d. 
Kries. Gotha 1794. 8. J. Bıscuörr praktische Abhandlung 
trik, in welcher die Eigenschaften und der Gebrauch der 
Įm Gläser den Anfängern und Praktikern zur Erleichterung 
ichnung und Rechnung aus zweien Grundgläsern hergeleitet 
2te Aufl. Stuttg. 1800. 8. Anweisung für auswärtige Perso- 
dieselben aus dem optisch oculistischen Institute zu Leipzig 
er bekommen können u. s. w. Durch G. Tacser. Ste. Aufl. 
21. 8. Observations on the treatment of the epiphora. A new 
o which are now added observations on the near and distant 
ifferent persons cet. by the late J. Waag. Editet by his son, 
ARE. Long, 1818. 8. Die Krankheiten des menschlichen Au- 
Xandbuch für angehende Aerzte u. s. w. von C. H. Weer 
L 8. 8. 369. ff. Die Oekonömie der Augen u. s. w. von 
A. d. E. Weimar 1825. 8. handelt recht gut von den Bril- 
brigens mit vielen unbedeatenden, zum Theil unrichtigen. 
ren untermischt. 


\ Uuuu 2 






















1412 Gesicht. 


x 
(oculus artificialis , oeil artificiel); wie solche schon be 
vielfach 2, namentlich durch Hursens? angegeben mil € 3 
Wour? ausgeführt sind. Weit vollkommener ist das von Ap. 
beschriebene, welches zugleich Form und Bestandtheile de- ! 
ges nachbilden soll. Dasselbe besteht daher aus einem Lo 
hölzernen, kuzelförmizen Körper auf einem Gestell. A: 
vordern ‘Seite befindet sich die Oeffnung eines natürliche 
ges durch gefärbtes Glas dargestellt, deren Mitte, die E 
nachbildend, durchsichtig bleibt. Hinter dieser befin..: 
eine mattgeschliftene Glasscheibe, auf welche die ern 
Bilder, wie auf der Retina, sichtbar sind. Um de: 
vorzubringen wird innerhälb' der Kugel zwischen de? 
und die künstliche Retina eine von drei, zu diesem !- 
gehörigen, Linsen eingesetzt. Diejenige, deren Br.:r 
die mittlere ist, giebt dann ein deutliches Bild entferr‘- : 
Gegenstände auf der Glasscheibe, welches durch ein vor: 
nes Brillen - oder Lorgnetten-Glas undeutlich wird; dr 
von der kürzesten Brennweite dagegen zeigt ein er: 
Bild, welches durch ein vorgehaltenes convexes Linser,- 
undentlicher, durch eine concave Linse aber vollkomz- 
lich wird; die‘ dritte von der längsten Brennweite e 
zeugt gleichfalls ein verworrenes, durch eine vorgehalr- 
vexe Linse aber deutlich werdendesBild. Die erste zeit 3 
normale, die zweite das kurzsichtige, die dritte da..." 
weitsichtige Auge. An diesem Apparate, welchem (x: 
keit des natürlichen Auges mangelt, sich für ungleic= 
nungen einzurichten, kann man noch auf eine andere \:* 
Wirkung der Brillengläser zeigen. Giebt nämlich eint. 
mittlerer Entfernung ein deutliches Bild, so werden die se’ 
und die sehr nahen undeutlich seyn, erstere aber durch e: 
concaves, letztere durch ein convexes Glas deutlich ers 
wonach also in jenem Falle ein Auge dargestellt wird, € 
die Gegenstände näher haben will, in diesem aber eie + 
welchem sie weiter weggerückt werden mülsten, um s:/ 
zu erkennen. 


1 Haller El. Phys, V. 469. 

2 Priestley Gesch. d. Opt. S. 143. 
8 Nützliche Vers. IIL 481. 

4 Essay og Vision. cet. 





\ 


Briller. _ u 1413 


Krızs 2 hat diesen Apparat sehr zweckmälsig vereinfacht. Fig. 
t eine hohle Kugel von leichtem Holze oder Papier - mach6217. 
»indm Gestelle. In e befindet sich eine biconvexe Linse, 
he von entfernten erleuchteten Gegenständen ein Bild in 

a Brennpuncte erzeugt, und auf der mattgeschliffenen Glas- 
be d sichtbar macht. Letztere befindet sich in einer beweg- 

o Röhre, und kann vermittelst derselben der Linse e ` 
genähert oder von derselben entfernt werden. Wird das 
re Ende nach einem auf der Oberfläche des verschiebbaren 

:s befindlichen Zeichen so gestellt, dafs es sich in b befin- 
so fällt der Brennpunct der Linse e für 12 bis 15 F. ent- 
Gegenstände auf die Scheibe d, es wird daselbst ein'voll- 
en klares Bild, erzeugt, und der Apparat: stellt das normale 
vor, welchem die Bilder durch ein Hohlylas f oder eine 
xe Linse g verdunkelt werden. Stellt man das vordere 
der Röhre dagegen in a, so fällt das deutliche Bild hinter 
'heibe d, und die Maschine stellt das weitsichtige Auge 
welchem die Bilder durch das Brillenglas g deutlich ge- 
werden; zieht man dieselbe dagegen bis c zurück, so fallt 
Id vor die.Scheibe d, und wird, ‘wie beim kurzsichfigen 
durch das Lorgnettenglas f deutlich. Daſs man endlich - 
iermit den Unterschied des Fernsehens und des Nahese- ` 
ıschaulich machen könne, versteht sich von selbst, - 

ie Brillen konnten den Alten bei ihren Begriffen vom $e- 

r durch den Zufall. bekannt seyn; allein. auch. dieses ist 
'scheinlich, abgleich sie die vergrölsernde Kraft einer 
sser gefüllten Glaskugel kannten ?, ` Eben so redet auch 
eN 3 im zwölften Jahrhunderte blofs von der Vergrölse- 

r Gegenstände, wenn man sie an die Ebene des gröfse- 
mentes, einer Glaskugel hält, Dagegen sucht Burg * zu 


, 


n, dafs Boern Baco, welcher 1992 starb, die Wirkung 
caven undconvexen Gläser kannte, welches'auch aus den 
rten Stellen desselben unverkennbar hervorgeht. Ob sie 





febers. d, a. Werks. 

ENECA quaest. nat. I. 6. 

ptica. YII theor. 118. a 
ehrbegr- d. Opt. S. 376. wo die Geschichte der Erfindang der 
asfubrJich abgehandelt wird. 

ergl. Roger Bac. specula math. und Rog. Bac. Perspectiva. 
1614. A. Morysgux Diopt. p. 256. ⸗ 


p 
i 





1414 | Gesicht. 


indefs durch ihn bekannt wurden, ist eine andere Frase, er 
für sich blofs Muthmalsungen ans’ der Bekanntschaft seiner Schr: 
ten in Italien aufstellen lassen. Gewils dagegen ist, dal se 
Anfange des 14ten Jahrh. in Italien bekannt waren, und 
, setzt daher ihre Erfindung meistens zwischen 1280 end f} 
In der Kirche Maria maggiore in Florenz nämlich befasi s 
ehemals die Grabschrift eines Florentinischen Bdelmannes Su 
NO pEoLt Anmarı, welcher 1317 gestorben war, und Er 
der Brillen (Inventore degli ocohiali) genannt wird !, und 
_ führt bei Seon ? aus einer Chronik in der Bibliothek der 
germösche von St, Catharina zu Pisa folgende Stelle an: 
Alexander de spina ocularia ab obliquo primo facta, etc 
nicare nolente ipse fecit et communicavit cordi hiları e 
lente, Dieser Mönch, welcher meistens der Erfinder da 
genannt wird, starb 1313. Indem nun auch das Wörterss 
academia della Crusca beim Worte: occhiale erwähnt, å 
Bruder Jonnan ne Rivauro, welcher 1311 zu Pisa sat a 
ner 1305 gehaltenen Predigt gesagt habe, die sehr nütı 
findung der Brillen sey vor noch nicht zwanzig Jahren ze 
so unterliegt es kaum einem Zweifel, dafs sie in Job 
zwar um die angegebene Zeit gemacht wurde 2, 

Unter die Gesichtsschwächen gehört das sogenannte 
hen, Nachtblindheit, Hühnerblindheit (Nyctalopia. 
diurnus. Boran.), wenn das Augeselbst bei mittlere 
helle nicht sieht, sondern nùr bei hellstem Sonnenlichr: ú 
stände zu erkennen vermag * Sıuvaszs $ erwähnt, di 
Krankheit einst in der Gegend von Montpellier epiden»! 
wesen, und aus einer Abstumpfung der Gesichtswerkzeur 
. feuchte und nebliche Herbstluft entstanden sey. Eine 
chen Fall erzählt Nicouas 9, und Laszane 7 bench” 
Fehler sey bei einem Mädchen so auffallend gewes:. 





















1 Vorxwann’s Nachrichten von Ital, I. 542. 

2 Recherches curieuses d’antiquitd. diss. 10. 

3 Vergl. Hutton Dict. Art. Spectacles. 

& Buicaos erzählt einen merkwürdigen Fall von angehsme 
bliodheit ia Phil. Tr. 1684, XIV. 560. 

$ Nosologia methodica Amst. 1768. A. I. 732. 

6 Abbandl. von den Fehlern des Gesichts, Berl. 175% 3 

7 Ephemerides Natur. Ohrios. Deo. (An V3. Obe. 3. 


Gesichtsfehler. | 1415 


s bei Nacht selbst ein helles Kerzenlicht nicht sehen 
te, bei Tage aber alle Gegenstände so gut erkannte, als ob 
as beste Gesicht hätte. Ist der Fehler angeboren, wie 
Lowrusor ein Beispiel angeführt wird 3, so ist er Folge 
satürlicher Unempfindlichkeit der Retina, In den Tropen- 
wien, in China, Barbados, auf den Maldiven und Molucken, 
psambique und Brasilien soll dieses Uebel sehr gemein seyn 
n einigen Orten so häufig, dals oft von zwanzig Menschen 
daran leidet, vorzüglich solche , die blaue oder graue Au- 
haben 2. Der entgegengesetzte Fehler ist das sogenannte 
tsehen, die Tagblindheit (Hemeralopia, visus no- 
nus, vue de hibou, de chat etc.) wenn wegen übergror 
teizbarkeit der Retina jeder Lichteindruck empfindlich ist, 
daher die Gegenstände bei sehr wenigem Lichte erkannt 
zm können, In einem geringeren Grade ist dieser Fehler 
ielen Nervenübeln vorhanden, nimmt aber oft in einem sol- 
Grade zu, dafs jeder Lichtstrahl ausgeschlossen, und fast ` 
Licht abgehalten werden muls; (LZichtscheue,; Photopho- 
Ein Beispiel dieser Art von einem Tonkünstler, dem eine 
sende Saite das Auge verletzte, erwähnt Tuuümmıe 3, und 
nderes Bornnave * von einem Engländer, bei welchem 
ehler durch langen Aufenthalt im Gefängnisse entstand. 
Verschiedene Thiere, namentlich die Fledermäuse, Eulen 
nehrere Nachtraubthiere haben die Fähigkeit, bei wenigem 
e zu sehen, und eine vorzüglich grofse Empfindlichkeit der 
3 gegen das Licht 8. Unter den Menschen ist dieses gleich- 
und wohl nicht selten, der Fall, und in der Regel mit 





Phil. Trans. abridged. T. 38. Sauvaczs a. a. O. 734. 

Edinb. Medico. Chir. Trans. IX. Die weitere Literatur ist bei 
a El. phys. V. 490. 

Versuch einer gründlichen Erläuterung d. merkwürdigsten Be- 
heiten in d. Natar. Halle. 8, S. 254. 

De morbis oculorum., cet. Gott, 1750. 8. 

Einige Raubthiere haben von Natur das Vermögen, bei weni- 
Achte zu sehen, und man glaubt, dafs dieses durch den silber- 
glänzenden, weifslichen Fleck auf der Aderhaut, das sogenannte 
m chorvidese bewirkt werde. Aus der Reflection des Lichtes 
iesem Fiecke wird dann auch pach den neuesten Uutersuchan- 
oa Pazvost in Bibl. Brit. XLV. 197 und Essen in Kastner’s Arch, 
394 das Leuchten solcher Augen im Dunkeln erklärlich.. Man 


1416 | Gesicht. 


ausgezeichneter Weifse der Haut und weilser oder rother Faia 
der Haare. verbunden. Nach Maurzaruıs $ soll dieser Fen 
bei den Bewohnern der Landenge Darien so gemein sern, = 
die meisten Arbeiten bei Nacht verrichtet werden. Une = 
Negern findet man die sogenannten weilsen Mohren, Bufe 
oder Albinos (Zeucaethiopes), welche in ganzen Geschlede 
An Guinea, Java. und Panama sich fortpflanzen, und schie 
eine weifse Haut, hellblaue, ins Röthliche fallende, Aoga æ 
zeichnen, Dahin gehören gleichfalls die in gebirgigen Leg 
den Europa’s, namentlich in der Schweiz, häufigern Kake 
oder Cretinen, wie sie von ne Saussünz ?, Bozzi’, 34 
mowsxı * und BLumeNBACH $ beschrieben werden. Les 
leitet die mit Röthe des Sterns und der inneren Theile te 
dene Empfindlichkeit: der Augen. vom Mangel des pigsa 
nigrum her, indem zwischen der Bildung desselben, de 
pighischen Netzes und der Haare ein gewisser Zusanzs 
stattfindet, wie Buzzı durch anatomische Untersuchu,” 
stätigt fand, Schon Sımow Porrıus ê fand übrigens, do? 
Augen weniger von diesem Pigmente haben, als x 
Endlich bringt auch bei übrigens gesunden Personen 
durch Wein und Augenentzündung diesen Fehler beren 
bei einigen soll auch ohne eine nächste Veranlassung ent 
Reizbarkeit stattgefunden haben ®, 

Diesem Uebel ist eine vorübergehende Augenentzä 
zu vergleichen, welche in den Polargegenden, namert 
Nordamerica, durch das helle, vom blendenden Schie: = 
geworfene, Licht, vielleicht auch durch die trockne, Lä 













hielt dieses ehemals für ein.Phosphoresciren, ` allein hiergeges $ 
dafs es in völliger Finsternifs gar nicht wahrgenommen wird 
Edinb. New Phil. Journ. Nro. 1V. p. 297. 


1 Oeuvres. Lion 1768. 8. Il. 100.8. ` 


2 Reisen durch d. Alpen. Leipz. 1788. IV. 249. 

8 Opuscoli scelti di Milano. 1784. VII. 11. 

4 v. Crell chem. Ann. 1787. St. 1. S. 149. 

5 De oculis Leucaethiopum, in Comm. Gott, "L.S. d 
-1784. - ' 

6 De coloribns oculorum. Florent. 1550. A p. 3% 

7 la Hire Accidens de la Vae. Par, 1694. p. 538 

8 Harzer El. Phys. V. 493. ' 


Gesichtsfehler. 1417 


fe Luft erzeugt, und Schneäblindheit genannt wird. Die . 
schmerzhafte Empfindung gleicht vollkommen der, als wenn 
r Sand in die Augen gekommen wäre, und wird von den 
ricanern durch warme Wasserdämpfe geheilt, Pannv aber 
ein kühlendes Augenwasser aus Bleizucker im Wasser gelt, 
esser, wodurch das Uebel bei Entfernung des Lichtreizes 
migen Tagen geheilt wurde 1. 

Unter die Annomalien des Gesichts, meistens aber mit 
üche der Augen verbunden, gehört das Schielen (Stra- 
us, Luscitas relativa; Strabisme), welches darin 
t, dals die Schielenden (‘Strabones; strabites, Lou- 
d’un oeil) ihre Augen unwillkürlich bewegen , indem 'sie 
iichtangen der Augenaxen nicht in ihrer Gewalt haben. 
Fehler findet in sehr ungleichen Graden statt, aus deren 
rung und Betrachtung im Einzelnen die Ursache desselben 
deutlich wird. Am gemeinstenist, dafs die Axe nur des 
Augapfels seitwärts, und zwar meistens nach der Nase zu, 
st wird, in einigen Fällen so, dals das Auge diese schiefe 
ang stets beibehält , in andern so, dals sie beim Ansehen 
Gegenstandes geringer anfängt und allmälig zunimmt. Sel- 
ist der Fehler so, dafs beide Augenaxen schief gerichtet 
aber anch An diesem: Falle ist es häufiger, dafs beide con+ 
en, als dafs sie divergiren, und dafs die Convergenz bei 
em Sehen wächst. 

eraus, verbunden mit der allgemein bekannten Thatsache, 
rohl jeder Mensch mit gesunden Augen künstlich schielen 
geht die allgemeine Ursache dieses Fehlers, nämlich eine 


m 


Panny zweite Entdeckungs-Reise. d. Uebers. 8. 289. Veıgl, 
lieses Uebel Brunensack in Edinb. Phil. Journ. 1823. N. XVII. 

Die Esquimaux bedienen sich dagegen hölzerner Brillen ans 
ı Brettchen mit schmalen Ritzen, durch welche sie zugleich sehr 
:hen ; die Tartaren dagegen auf ihren Winterjagden gebrauchen 
nes Gewebe aus schwarzen Pferdehauren, demjenigen ähnlich, 
s Xrsoruon und die Griechen auf ihrem Rückzuge aus Persien 
ındt zu haben scheinen. Xenoph. Anab. IV. c. 5. Der Brillen 
em kleinen Löchelchen, aus Metall verfertigt (metallic speciacles). 
te sich auch Gussen gegen den Einflufs des zu grellen Lichte, 
lta. SG LIV. 306; aus Tilloch’s Phi). Mag. 1815. So viel ich 
ind sie indefs nicht weiter in Gebrauch gekommen. 


d 


‚für ungleich entfernte Gegenstände die verlängerten A: 


1418 ` Gesicht. 


unwillkürliche Thätigkeit der Augenmuskeln, evident hera 
Diese ist wieder Folge entweder angeborner Schwäche w 
gelwidriger Affection derselben, oder einer Angewöhnem, 
che sehr leicht dadurch entsteht, dafs man ohne Schwer. 
nur mit einem Auge sieht, und hierzu um so reese =: 
mehr beide Augen an Güte und Weite des deutliches 
unterschieden sind. De La Hine t glaubt, die Urach 
Schislens sey ein unrichtiger Bau des Auges, indem do? 
pfindliche Theil der Retina nicht In. der Richtung der A 
sondern seitwärts liega In diesem F alle würde aber d 
weichun gder Augenaxe eine constante Gröfse und der Fet 
ünheilbar seyn. Ist derselbe aber durch Gewohnheit 
so läfst er sich leicht heilen, und verliert sich oft von: 
zunehmenden Jahren. Als Hülfsmittel hierzu sind werg 
Augenhedeckungen mit kleinen Oeffnungen zu empfehle. 






























nicht stets in die kleinen Oeffnungen treffen können, È 
mehr das von Jusım ? empfohlene Mittel, nämlich ds; 
Auge zu verschlielsen, und die Gegenstände blols mit o 
ken zu betrachten, dann .das gesunde wieder zu äm 
beide in ihrer Richtung zu erhalten, welches bei Kind 
einen Gehülfen, von Erwachsenen vor einen Spiegel 
stelligt werden kann. Burros ® macht vorzüglich auf & 
dings gegründete, durch Ben * nach vielen Erfahren; 
tigte, ungleiche Stärke beider Augen als Ursache des X: 
aufmerksam, und räth daher, das schwache zu starke. 
das starke deswegen auf längere Zeit zu bedecken, welc? 
tere Augenärzte schwerlich billigen werden. Darm!" 
das Nämliche, und beobachtete unter andern einen Km”. 
cher alle rechts liegenden Gegenstände mit dem linken $x 
und umgekehrt, und dessen Heilung durch ein asf +- 
angebrachtes, diese Gewöhnung, hinderndes Blech been 
Den ô fand bei zwanzig von ihm untersuchten 





1 Mém. de Par. 1694. 

2 Smith’s Opt. p. 895: 

3 Mém. de Par,” 1748. 229. 

€ Inquiry into the human miad. p. 258. 
5 Phil. Trans. LXVIII. 

6 a.a. O, 





Gesichtsfehler. 1419 


Auge bedeutend schwächer, und vier unter ihnen sahen 
icht damit, obgleich der Bau desselben normal war._ Auf 
Weise läfst sich daher der Fehler yon einer unrichtigen 
der Linse ableiten 1. 
Inter die seltenen Gesichtsfehler gehört das Sohiefsehen 
citas Boeruav. Visus obliquus), wenn das Auge nur 
halb seiner Axe befindliche Gegenstände. sieht, und sich 
irts drehen muls, um ein Bild von denselben zu erhalten. - 
Jrsache ist Unempfindlichkeit der Retina in der Axe des 
, oder eine schiefe Lage der Pupille oder der Krystalllinse, 
ndlich eine Verdunkelung des vordern "Theils der Horn- 
Man kann hierher auch die aus Verletzungen oder krank- 
Affectionen entstehenden partiellen Gesichtsfehler rech- 
namentlich das Halbsehen (Hemiopia) wovon Varen 2 
eispiele anführt. Lanser beobachtete, dafs das rechte 
eines Gardisten Lecorun durch einen Stich mit einem 
osen Rappiere, welches zwischen dem rechten Augapfel 
er innern Wand der Augenhöhle eingedrungen war, das 
mögen in der Art verlor, dafs es alle jenseits einer durch 
\xe gehenden verticalen Ebene rechts befindliche Gegen- 
nicht erkannte, sondern statt dessen nur einen schwarzen 
wahrnahm. Auch Da. Crawrorn 3 erzählt ein Beispiel 
emiopie, welches er bei einer Frau beobachtete, Diese 
n allen verticalen Gegenständen bal? die rechte Seite 
on vier lothrecht gehaltenen Fingern sah sie zwei deutlich» 
itten undeutlich, den vierten gar nicht. Von zwei Fin- 
h sie nur einen. Wurden die 'vargehaltenen Finger ‚bei 
nderter Richtung der Augenaxen rechts bewegt, so wur- 
' sämmtlich nach einander sichtbar, verschwanden dage- 
i einer Bewegung nach der linken Seite, Eine gleiche 
e Lähmung erlitt Muse. pe Pomranovn einst nach einer 
Erkältung 3, Du. Mear in Paris kannte dagegen einen 
Jen. Lit. Zeit. 1792. N. 226. 
Oculi vitia duo rariss. Visns dnplicatus et dimidiatus, Viteb, 
in Harren diss. med. pract. vol. J. Phil. Trans. XXXIII. 147. 
„ondon Med. and Phil. Journal. Daraus in Ann. of. Phil. 
Nro. LXX. | 


Demouns Précis théorique et pratique sur les maladies dos 
821. p. 454. 





1420 Gesicht. 

















einen alten Mann, welcher die. Gegenstände unter gek 
zontalen Ebene durch seine Augenaxe nichtsah. Binen il- 
Fall beobachtete Runporrar ! an einem Manne, bei welches 
untere Hälfte der Retina gelähmt war, und welcher das: 
oberen Theil eines vor ihm stekenden Schrankes nio 
Rıcuren? erzählt gleichfalls eine vonihm gemachte wie 
Beobachtung dieser Art. Mehrere Fälle des Halbsehens x 
blofser Nervenaffection, selbst wiederkehrend bei den 
Personen, erwähnt WorrAsTon?; indels genügen diem; 
ten Beispiele für die Theorie des Sehens vollständig, 

Eine Art des undeytlichen oder unvollkormmens 
erwähnt Fıscmen 4, und behauptet, dafs dieser Fek 
eben selten in einem geringen Grade vorhanden sey, 
er nicht leicht bemerkt wird. Verschiedene Personen sılz 
lich nahe parallele lothrechte oder horizontale Striche s: 
Auge weniger deutlich wahrnehmen, als mit dem ande: 
weilen auch gar nicht zu unterscheiden vermögen, ode: 
stens die lothrechten nicht in gleicher Entfernung als 2 
zontalen. Die Ursache hiervon liegt aus leicht be: 
Gründen in einer Abweichung des Auges oder der LG 
der Kugelgestalt, oder vielmehr in einer Ungleichheit 
zontalen und lothrechten Durchmesser des Auges, emie 
aufserdem eine allgemeine Undeutlichkeit des Sehen ' 
werden muls. Nach der Darstellung Fıscuen’s gehört ve" 
ser Fehler unter die des Gesichts im Allgemeinen, es s>? 
aber mehr, dafs er sich demjenigen anschlielst, el 
Aıry an seinen eigenen Augen beobachtet, und obe: 
Betrachtung der Kurzsichtigkeit erwähnt ist. Diesemna: 
er nicht blofs durch einen abnorınen Bau der Cornea. ` 
auch durch die dort angegebenen Ursachen veranlals e 

Eine derräthselhaftesten krankhaften Affectionen &:: ` 
ist diejenige, welche Jong GrLLIES 5 von seinen eigent 
tet. Es begegnete ihm nämlich in regellosen Zwische 
dafs die Gegenstände ihm allmälig weiter wegzurücken eg 
ner zu werden schienen, nach zwei bis acht oder ab 


1 Physiol. II. 227. 

2 Anfangsgr. d. Wuudarzneyk. II. 478. 
8 Ann. of. Phil. 1824. Apr. 305. 

& Berlin. Denksch. 1818 u. 19, S. 46, 

5 Edinb. Phil. Journ. III. 57. 





Gesichtsfebler. 1421 


ser ihren vorigen Abstand und ihre gewöhnliche Grölse 


rannahmen. Diese Anfälle stellten sich anfangs seltener ' 


lann häufiger, und eben so nahm das Uebel auch wieder 
ım aber nie, wenn die Augen angestrengt, z.B. mit Lesen 
figt waren. An Dentlichkeit verloren die geschenen Ge- 
nde auf keine Weise, auch zeigten Linsengläser keine 
ing.  Gıuries selbst vermochte sich das Phänomen nicht 
lären, und konnte auch von seinen ärztlichen Freunden 
Auskunft darüber erhalten. Wahrscheinlich bt sich das 
men aus einer gesteigerten Empfindlichkeit des Sehnerven 
m, und ist das Gegentheil der bekannten Augentäuschung, 
urch Nebel verdunkelte Gegenstände näher und grölser 


inen, i 


ur letzten Classe der Gesichtsfehler gehört, der oben gege- 
Eintheilung gemäls, das falsche Sehen (Pseudoblepsis), 
entweder Gegenstände gesehen werden , welche gar nicht 
en (Ps. imaginaria)’, oder wenn wirkliche Gegenstän- 
lers gesehen werden als sıe sind (Ps. mutans). Unter 
itere gehört die Myodesopsie oder das Sehen kleiner schwar« 
ncte, Fäden oder Netze, (muscae volantes; mouches 
tes) welche in die Höhe zu steigen scheinen, wenn man 
ıge schnell erhebt, und herabzusinken, wenn dasselbe 

Vorzüglich deutlich erfgginen sie, wenn das Ange ge- 
nen hellen Gegenstand , Uen Himmel, Nebel oder Schnee 
et ist, und werden in geringerer oder grölserer Menge, 
oder minder dunkel gefärbt gesehen. Dieser Fehler be- 
e Augen für kürzere Zeit, wenn man anhaltend blanke 
ell erleuchtete Gegenstände betrachtet, oder bei hellem 
lange in ein Mikroskop gesehen hat, zuweilen dauert der- 
ıber aus unbekannten Ursachen länger 2. 





Die bekannte Erscheinung, dafs Personen sich selbst sehen, 
nter gehörigen Bedingungen Nebel oder Dünste in der Luft eia 
Bectiren, gehört nicht hierher, noch weniger aber die Vor- 
en kranker Phantasieen, wenn Personen Menschen oder Gegen- 
sehr deutlich zu sehen glaubeu. Es ist dieses zuweilen blofse 


vorübergehender Krankheiten, nicht selten aber auch leider 


eginmenden Geisteszerrüttung. 
Hautes Meth. stud. med. p. 463. Sr. Yvzs Traité des maledies do 








1422 Gesicht, 


Früher erklärten die Aerzte mit Wıurıs $ diese Eachég 
aus der Unempfindlichkeit gewisser Stellen der Retna, èra 
ausgetretenes Blut oder Verflechtung der Gefälse, wont a 
aber die Bewegung der gesehenen Puncte nicht in Uebere 
mung bringen konnten. WALDSCHMIDT 2, ne LA Hint um 
Roı 3 suchen die Ursache in der wässerigen Feuchtigkeit. 
Morsacni 3 leitet sie von Puncten und Streifen der eime 
neten Thränenfeuchtigkeit auf der Hornhaut ab. Munch 
wollte beobachtet haben, dals die Erscheinung dem grauer 
vorangehe, und daher von einem Fehler in den äufsem 
der Krystalllinse herrühre. Puaxınız ô dagegen meint, di 
würden durch Blutkügelchen erzeugt, welche mikroskopisd 
in der wässerigen Feuchtigkeit schwämmen, allein Dr 
öffnete die Hornhaut einiger mit diesem Fehler behaftes 
gen, und liefs die wässerige Feuchtigkeit auslaufen, dz 
das Uebel dadurch geheilt wurde. Hiernach war er gene’ 
Ursache in der Morgagni’schen Flüssigkeit zu suchen. : 
aber zugleich, die unbeweglichen Flecken seyen Vore 
schwarzen Staares, wie die beweglichen des grauen. ! 
Beobachtungen 8 haben indefs ergeben, dafs auch ob 
sunde Augen periodisch diesem Fehler unterliegen, c: 
die Ursache in allgemeiner Nervenaftection 9, Untbat; 
Entzündung einzelner Theile der Retina, vielleicht ı 
Drucke des Pigmentum nigram oder der choroidea ; 
Retina liegt. Erscheinen die Gegenstände neben den a 















yeux. Par. 1723, J. Tarton Tractat von Augenkrankheiten. Frasi: t4 
1761. Voczzr praes. Beireis diss. de maculis ante ocalos m 
Helmstädt. 1795 HeLLwac in Hufeland’s Journ, 1821. Jaa. € A 
1 Anat, cerebri. cap. 21. 
Opera med. practica. Franc. 1695. 
Mdm. de Par. 1760 Smith's Opt. p. 366. 
Adversar anat. VI. Animadv. 75. 
Trai36 de maladies de l'oeil. 12mo p. 2381. 
Beiträge u. s. w. $. 130. 
Traité des Maladies des yeux. Par. 1818. IIL 396. Da 
Sciens. med. XXXVI. 475. 
8 Wars in Medico chirurg. transact. 1814. V. Wannsee 
on the morbidanatomy of the huma eye. Load. 1818 Vel H 
9 Wetten Diätetik n. s. w. S. 115. Brezna Lehrbuch der 
krankheiten. II. 424. v. Watruea in Journ. d. Chirargie. Bi = 


sa Cp ON a Go Më 





Gesichtsfehler. ` 1423 


n nicht trübe, und ist die Pupille beweglich, so ist im 
n Falle kein anfangender grauer Staar und im letzteren 
chwarzer zu fürchten, vielmehr wird der Fehler durch 
ng des ganzen Körpers und des Nervensystems bald wie- 
heilt, Ganz neuerdings unterscheidet indels Auprzae 3 
r ausführlichen Abhandlung über diesen Gegenstand meh- 
rten solcher Flecken. und hält einige derselben für Schat- 
rch undurchsiohtige Körperchen in der Glasfeuchtigkeit 
t, welches aber aus optischen Gründen unzulässig ist 2, 
leitet er gleichfalls aus einem krankhaften Zustande der 
i ab, 
ne andere, etwas ähnliche und sehr gemeine Erschei- 
welche nicht unter die genannten Gesichtsfehler, und 
ıpt nicht zu dieser Classe gehört, vielmehr allen gesun- 
gen leicht eigen ist, verdient hier eine kurze Erwähnung, 
man nämlich das Auge, vorzüglich früh Morgens oder des 
gegen den hellen Himmel, ein Fenster oder die Licht- 
richtet, so scheinen feine, fast transparente Kügelchen, 
eine gebogene und verschlungene Streifen sich vor dem 
ıbewegen. Die Ursache hiervon. liegt in nichts ande- 
sin der Feuchtigkeit der Augen, wovon einzelne Theile 
der Hornhaut nach verschiedenen Richtungen ziehen, 
en etwas gereizte, daher die 'Thränenfeuchtigkeit stark 
rnde Augen am geneigtesten dazu sind. 
eben so gemeiner, als interessanter, und für die Far- 
ne nicht unwichtiger, bisher nicht genugsam beachteter 
fehler 3 ist das Unvermögen, gewisse Farben zu erken- 
zu unterscheiden, und wo Fälle dieser Art bekannt gewor- 
, da hat man die Prüfung nicht vollkommen zweckmälsig 


urn. d. Chirurgie. Bd. VIII. 16 £. 
eil jeder einzelne Theil eines Objectivglases das gunze Bild 
hm befindlichen Gegenstandes giebt, so können einzelne dun- 
te in demselben keine dunkeln Flecken im Bilde geben. Man: 
r einige Finger auf die Fläche eines grolsen Objectivglases 
ne diese oder dunkele Stellen wahrzunehmen. Es folgt die- 
n Wirkungen der Linsengläser und widerlegt alle Hypothesen, 
hen solche dunkele Stellen in den gesehenen Bildern aus un- 
tigen Körperchen in dem übrigens klaren Auge abgeleitet werden. 
ırch Erkundigungen bei Bekannten erfährt man leicht Bei- 
dem, beim Zeichnen zufällig entdeckten Mangel des Ver- 
jewisse Farben zu unterscheiden, 


1424 Gesicht. 


mithinlänglich kenntlichen einfachen Farben angestelk!, Die o 
Brüder Haunıs in Cumberland unterschieden sehr gut (va 
Gestalt und Entfernung der Objecte, aber nicht ihre Te 
Einer derselben wulste zwar Schwarz von \Veils, auch ra 
Bänder von einfarbigen zu unterscheiden, konnte aber die fe 
‚ben selbst blofs durch Rathen bestimmen. Insbesondere 4 
mochte er die rothe Farbe überhaupt, und insbesondere 
von Grün zu unterscheiden, indem er namentlich de : 
Kirschen für Blätter hielt, wenn er ihre runde Gesalt vs 
kannte. Eben dieses war der Fall mit einem gewisi 
LARDO, welchem namentlich blaue und gelbe, rothe und 
Farben identisch zu seyn schienen 2, Einen sehr int 
Fall berichtet Waısson 3. ‘Ein Mann, dessen Augen : 
gesund waren, auch Gröfse und Gestalt aller Körper in ¿z 
und Ferne genau unterschieden, kannte gar kein Gm: 




















(pink) und Blafsblau waren ihm eins, defsgleichen H 
"und Blau; Gelb und Blau erkannte er in allen Abstufen. — 
les Pürpur und tiefes Blau schwerer. Ein blafsrothes E 


coloured A Kleid hielt er für völlig schwarze Achnld 


achtungen und eine Theorie zur Erklärung dieser P: 
hat Gınos v. GertiLLy bekannt gemacht 3. Unter 
führt er einen Apotheker M. in Strafsburg an, welcher 
ben nur mit Mühe unterschied, wenn er sie neben eina.“ 
und zugleich Grün für Roth ansah. Zur Erklärung wird e 
men, dafs es nur drei Farben, und für jede eine besoa:r 
brane der Retina gebe, deren eine oder mehrere in ent 
len unthätig seyn, und die Verwechselung veranlasse: ı 

Ein gewisser Scorr hielt Roth und Grün für glei 
rend er Gelb und Dunkelblau sehr leicht unterschied. : 
ter, sein mütterlicher Onkel, eine von seinen Schwert 
ihre beiden Söhne hatten den nämlichen Fehler, Der 


Chemiker DALTON kann Blalsroth (pink) von Blau ve 


1 Phil. Trans. LXVII I. n. 14. 

2 J. de Ph. XII. 86. 

8 Phil. Tr. LXVII. II. p. 611. J. d. Ph. a. a. O. 

4 in einer unter dem angenommenen Namen G. Fus? 
geschriebenen , ins Französs übers. Schrift: Theorie der Fasai 
Gesichts, 8. Lichtenberg Mag. I. 2. 57. 





Gesichtsfehler ` ` 1425 


: nicht unterscheiden, im Regenbogen bemerkt er das Roth 
icht, und das Ganze scheint ihm nur aus zwei Farben, 
und Blau zu bestehen. Harvey % berichtete der Societät 
inbourgh von einem Falle, dafs ein 60 Jahre alter Mann 
Wels, Gelb und’ Grau unterscheiden konnte, Blau aber 
wenn es hell war. Ein anderer noch junger Mann sah im 
rum blols Blau und Gelb, welches letztere er nicht von 
e unterschied. Wurden alle Farben des Spectrums durch 
thliches Glas aufgefangen, aufser Roth und Dunkelgrün, 
er blofs-eine Farbe, die er gelb oder orange nannte; 
aber die Mitte des rothen Strahles durch ein blaues Glas 
angen, so sah er einen schwarzen Streifen mit dem von 
‚genannten Gelb auf beiden. Seiten 2. 
Yetaillirte Beschreibungen solcher Fehler liefern unter an- 
Jong Burrens, Physicus zu Plymouth 3; R. Tucker, 
des Dr. Tucker zu Ashburton, 19 J. alt, konnte die 
ı nicht unterscheiden, wie man zuerst bemerkte, als er 
rangefarbener Seide grüne nahm. Bei angsstellter Probe 
sich : 

Roth verwechselte er mit Braun. 

Orange mit Grün. | 

Gelb kaunte er, verwechselte es aber zuweilen mit 


LU 
Hi 


Blau verwechselte er mit Blafsroth C pink). 

Indigo und Violet mit Purpur.. Web und Schwarz 
hselte er selten, unterschied aber überhaupt nur drei 
-lassen, welche umfafsten: 1. Roth und Braun; 2. Blau, 
th, Indig, Violett und Purpur; 3. Grün und Orangefar- 
Jie Schattirungen des Grün konnte er unterscheiden, aber 
ht von Orange. Die Farben des Mondes und. des Re- 
ens schienen ihm gleich, jedoch fand er in beiden nur 
rben, welche er Gelb und Blau nannte, Schwarze, weilse 
be Körper unterschied er mit Sicherheit, die Schattirun- 
2 Weeils aber nicht. Entengrün (duck green) war ihm 
ıftgrün, orange. Uebrigens war sein Auge gesund, sah 





'dinb. Phil. Trans. X. 253. 
zdinb. Journ. of Science. VII. 85. 


‘dinb. Phil. Journ. XI. p. 135. Daraus Archiv für Physiol. von 
set. y. 260. 


I. Xxxx 


A 


1426 ,  . Gesicht. 
scharf, und uhterschied die Formen der Körper in der Nahe mi 


Ferne. 
Einen ähnlichen Fall erzählt W. Nıcsorr.t. Ein sage 
Knabe von eilf Jahren mit grauen Augen und einem ceda 
Ringe um die Pupille, erkennt keine Farbe aufser Grau, Do 
‚kelgrüu und Braun, und verwechselt jenes mit gewisen Ars 
von Braun. Hellgrüh nennt er hellroth, gemeines Grin o 
Hellroth und Zinnoberfarbe hellblau. Durch ein Prisma kazı 
nur drei Farben, Roth, Gelb und Purpur unterscheiden. Go 
Brillen, durch.welche er sah, nannte er roth, und sagte, A. 
Gegenstände durch dieselben betrachtet, hätten einen iw 
Schein. . Der Knabe hat vier Schwestern, welche volk: 
gut sehen, sein Grolsvater mütterlicher Seite hatte densellal 
ler, die Mutter und deren Schwestern nicht. 

_ Ebenderselbe 2 beobachtete einen Mann von 49 Jo 
dessen Augen dieselbe Farbe als die des Knaben hatten, g 
nenetwas kleinen Pupille. Dieser konnte Grün von 
gut als gar nicht unterscheiden. Scharlachroth erkannt: a 
vollkommen, Dunkelgrün dagegen nannte er braun. Alk 
fungen von Hellroth bis Purpur nannte er hellblau ; Gns 
lem Grün erschien ihm roth. ‚Uebrigens sah er scharf un#® 
lich in die Ferne und bei wenigem Lichte. 

Branvıs 3 erzählt von sich selbst, dafs er Helba 
Rosenroth nicht unterscheiden könne, Grün und Blau, (* 
Roth zwar leicht verwechsle, dagegen Rothgelb und Cu 
dunkeln Tinten, Blau und Roth in hellen gewöhnlid. 
‚Neffe aber habe eine Seidenhandlung verlassen müssen, 
Himmelblau und Rosenroth nicht zu unterscheiden ven 

Am vollständigsten und aus vielen Beobachtungen :® 
den erwähnten Fehler betreffenden Resultate zusammer: 
von WAnnnor 5. Werden mehrere verschieden gelari 
genstände zugleich vorgelegt, so nimmt der mit diesen 



















1 Medico-chir. Trans. VII. 477. Dentsches Arche, u -- 

2 Med. chir. Trans. IX. 359. Deut. Archiv. V. 2b 

8 v. Gong zar Naturw. u. Morphologie. 1 Hft ASS 

4 Noch mehrere Fälle S. Mecazı Archiv für Phys 1.18 
of Phil. 1822. Febr. p. 128. 

5 Essays on the morbid anatomy of the haman eye. Lei 
IL. 196. Deutsch. Arch. V. 262. 


Gesichtsfehler, 1427 


ftete, wohl eine Verschiedenheit zwischen den Farben wahr, 
jedoch nicht angeben , worin diese besteht, noch auch die 
Inen Farben, für sich gezeigt, unterscheiden. Gelb und 
erzeugt allerdings eine deutliche Vorstellung, und hierüber 
t nie ein Irrthum statt, sie mögen einzeln oder unter andern 
lest werden , aber alle andere Farben erscheinen als Abän- 
Gen dieser beiden. So sieht der mit diesem Fehler Behaf- 
m Spectrum bloſs Gelb und Blau. Die verschiedenen Ar- 
on Grün unterscheidet er besonders schwer, und so auch 
‚ indem Zinnober und die verwandten Farben für Gelb, 
in und die ähnlichen für Blau gehalten werden, jedoch bei 
:nlichte gleichfalls für Gelb. Der Fehler ist nicht bei allen 
iduen gleich stark, zuweilen erblich. 
Fragt man nach der Ursache dieser Abnormität, so finde 
ie nirgend befriedigend angegeben. Tu. Youus erklärt 
be aus dem Mangel der für gewisse Farben gehörigen Fi- 
, BREWSTER aus einer Unempfindlichkeit derselben; Dar- 
glaubt, die rothen Strahlen würden durch die gläserne 
tigkeit verschluckt, welche er für blau gefärbt hält, Wan- 
dagegen will die Ursache in einer groen Reizbarkeit der 
a für die gelben und blauen Lichtstrahlen finden, was aber 
nicht genügt, so lange die Anwesenheit solcher für ein- 
Farbeneindrücke bestimmter Fibern und ihr Unterschied 
len einzelnen Theilen und den übrigen Zweigen des opti- 
Nervens, welche die Retina im Allgemeinen bilden, nicht 
ewiesen ist. NıcmoLL nimmt eine Unfähigkeit der Re- 
gewisse Farben zu sehen, an, indem diese für jedes ein- 
prismatische Licht eine besondere Fähigkeit des Sehens 
ı soll 2, eine Erklärung, welche eigentlich nichts sagt, 
sie nicht mit der von Tu. Young gegebenen zusammen- 
Brewsrter °? scheint später der Meinung zu seyn, dafs 
ehen eigentlich durch die Choroiden möglich werde, wie 
beweisen verspricht, ohne dafs ich Letzteres nachher als 
ch geschehen finden kann. Hiernach soll dann die bläu- 
efärbte Retina eine hervorstechende blaue Tingirung der Bil- 





Wardrop. a. a. O. 
Ann. of Phil. N. S. III. 128. 


Edinb. Journ. of Science, VII. 88. i 
Xxxx 2? 


1428 Gesicht. 


der bewirken, eine Hypothese, welche mir vor der Hınd wh 
kühn und wenig begründet scheint. 

Dagegen möchte ich die Erklärung in einer Hypothese e 
chen, welche eben aus diesen und andern Erscheinunge :: 
Begründung erhalten kann. Giebt es nämlich, jedoch Hei 
Beziehung auf die 'Thätigkeit des Sehnerven, nur zwei La 
mit ihren Gegensätzen, u. z. Blau mit dem ihm entgegenst#n 
den Gelb, und Roth mit dem entgegengesetzten Grün, a 
durch seine chemische Action und dieses durch seine «= 

mende Kraft ausgezeichnet, worauf der Gegensatz 27:9 
Grün und Roth, Gelb und Blau bei den physiologischen (e 
gleichfalls führt , ‘und lassen sich alle andere Farben anf Tea 
dungen und Abstufungen dieser vier, einander rücksicht.. 
res physiologischen Einflusses auf das Auge entgegen, 
zurückführen, so dürfen wir nur annehmen, die Nere:? 
gegen die erwärmende Kraft des Lichtes mehr oder e 
empfindlich, um zu begreifen, dals in allen vorkommen- 
len blofs Gelb, als das meiste Licht gebend, völlig oi 
erkannt wird, während alle andere Farben blofs als CG 
hiergegen erscheinen ; welswegen denn Grün und Roth ris 
terschieden, vielmehr mit Blau und Gelb verwechselt 
Es geht dann nicht Hals aus den hier mitgetheilten B:: 
von dem Unvermögen so vieler Personen, "Roth und L: 
erkennen , sondern auch aus einer Menge anderyweit;::| 
rungen hervor, dals das Auge gegen diese beiden Fa ` 
wenigsten empfindlich ist. So erzählt J. Baewstag !, 2 
dem Spectrum, welches ein durch ein Prisma betrachter 
zenlicht giebt, bei anhaltender Beobachtung deggelben £- 
gen Farben allmälig verschwinden, und blofs Gelb z. 
zurückbleiben, welches erstere mit überwiegender Inte: 
letzt fast in völliges Weils übergeht. Ferner ist es beka” 
Roth bei wenigem Lichte sehr dunkel erscheint, we“ 
auch rothe Zimmer bei dem weniger starken Kerzenlid* 
kel und unangenehm aussehen, die grüne Farbe aber ihr: 
thümlichkeit verliert ‚und mit Blau verwechselt wir. 


Das Sehen falscher Farben ( Chrupsia p visus D 
tus) findet im krankhaften Zustande, z. B. bej der Ge 

















1 Edinb., Journ, of Science VI. 289. 


1 
DH ? 2 





Gesichisfehler. ` 1429 


und ist leichter zu erklären. Nach Borır? sihen einst die 
r Pest erkrankten an Kleidern und sonstigen Gegenständen 
ıbogenfarben, auch erscheinen bei heftigem Schrecken die 
leicht grün oder blau. Die subjectiven Farben gehören 
hierher, 
Jas Sehen falscher Gestalten, Lagen und Gröfsen der Qb- 
(Metamorphosia, visus defiguratus) ist allezeit 
eines krankhaften Zustandes des Auges, oder ganzen Kör- 
Nach Lentin ?2 sah ein Kranker alle Gegenstände zu 
eine Beobachtung, welche genauer verfolgt zu werden 
nt hätte, da die Grölse der Dinge überhaupt nur relativ 
'AUVAGES 3 führt einen Fall an,’ dafs ein achtzigjähriger: 
eine Zeit lang alle Gegenstände krumm und nach einer 
ängend sah, womit dis Beobachtung Srorı's # überein- 
, dessen Patient nach einer hitzigen Krankheit alle Ob- 
shief vorwärts gekrümmt zu sehen behauptete, Am merk- 
sten ist der von SENNERT Š erzählte Fall, dafs ein Leib- 
Dresden, als er die Augen plötzlich in die Höhe richtete, 
mgekehrt sah, welcher Fehler sich nach drei Monaten 
er abermaligen plötzlichen Erhebung der Augen wieder 


ıs Doppelischen (Diplopia, visus duplicatus) ist 
ewöhnlicher. Jeder Mensch mit gesunden Augen sieht 
ünstlichen Schielen die Gegenstände doppelt, weil das 
te Verhältnils der beiden Bilder in beiden Augen, ver- 
essen man.nur einfach sieht, verändert ise Entsteht: 
yartielle krankhalte Affectionen der Augenmuskeln eine 
ürliche Bewegung der Augen, so hat dieses das Dop- 
m zur Folge ©.. Indem ferner bei Kurzsichtigen die Ver- 
z der Lichtstrahlen zum Bilde früher geschieht, als sie 
‚haut erreichen, so müssen sie hinter diesem Puncte der 





‚xper. de coloribus. P. 1. 

‚bservationum medic. fascio. I. Lips. 176%. 8. 

usologia methodica emend, C, F. Daniel. Lips. 1790 — 9. 
ll. 190. 

ationis medendi in Nosocomio pract. Vind. Part. IM. Viena. 
80. 8. I. 14. r 
ledicinae pract. LL. VI. Witteb. 1628. 4. 1. Cap. 3. Sect. 2, 
Lous in Phil, Tr. LXXXVIL 8 








1430 Gesicht. 
Vereinigung wieder divergiren, welswegen manche een 
Gegenstände, auch mit einem Auge gesehen, doppelt erschena 
können, welche diplopia remotorum also nach La Rutsch 
von der Gestalt der Krystalllinse herrühren kam !. Da D~ 
‚peltsehen mit einem Auge kann .indels auch Folge einer de 
Krankheit oder Verletzung entstandenen polyedrischen Gew 
der Hornhaut oder der Krystalllinse seyn, wie in den vor 4 
Hine 2, Buren? Bern, u. a. beobachteten Fällen dere, 
drei- und vierfachen Sehens mit einem Auge, durch Fact 
der Hornhaut nach Geschwüren veranlalst. Dafs eine dab 
Oeffnung des Sterns das Doppeltsehen veranlafst habe, ber 
felt Rıcuren 5; doch erzählt Gıano Breng ® ansii“i 
einen Fall dieser Art. In einigen Fällen ist das 
auch Folge von Hirnverletzungen, wie aus einer 
dieser Art durchLannex 7 hervorgeht. Wenn dann jedes 
doppelt sieht, und die verlängerten Axen beider Auge 
nicht im Objeote schneiden, so kann hieraus ein vierfache! 
folgen, wovon aber nur wenige Beispiele bekannt sind’. 
man also alle die verschiedenen krankhaften -Affecios i 
Auges einzeln aufzählt, welche den Fehler des mehrfxhe? 
hens veranlassen können, so ist ihre Zahl sehr era, we 
auch Sauvases® zehn Varietäten desselben aufzählı, und 
#oLnD10, Kuinre! und HırLıza % eine Menge Fälle ċ 
erwähnen 33, 













Accidens de la vue. p. 852. Mém. de Ac. IX. 361. 
Mém. de. l’Ac. IX. 864. 
Elem. Phys. V. 485. 
Lehre von d. Augenkrankheiten. II. 31. 
Aufangsgr. d. Wandarzn. II. 31, 
Osservazioni sopra alcuni casi rari medici e chirergki ' 
1764. 4. p. 85. 
7 Leronx Journ. de Médecine 1817. p. 456. 
8 Eins ist erzählt in Hafeland’s Journ. f. prakt. Heik I}: 
9 Nosol. I. 193. 
10 Dissert, de visn daplic. Argent, 1746. A. 
11 Diss. de Diplopia. Gott. 177%. A 
12 Elem. Phys. V. 485. 
13 Eine eigene Art des Doppeltsehens, welches bei rit~ 
gesunden Augen dadurch entsteht, dafs in einem jeden un“ 


DN Va Go Më kä 


CA 





Gesichtsfehler. 1431 


Zur Pseudoblepsis muls endlich noch eine sehr gemeine, 
a gleich von keinem krankhaften Zustande der Angen her- 
ade Erscheinung gerechnet werden, nämlich das Sehen von 
len, welche beim Anblicke eines Kerzenlichtes nach allen 
n, vorzüglich aufwärts und unterwärts, aus demselben zu 
en scheinen, sobald man die Augenlieder etwas schlielst, 
die Lichtstrahlen beim sogenannten Blinzeln. Nach ver- 
denen älteren Versuchen ?, dieses Phänomen zu erklären, 
te Vieta? anfangs, die Ursache liege in einem Drucke der 
nlieder gegen das Auge und somit gegen die Krystalllinse, 
ı Lamellen dadurch gleichsam streifig aus einander gingen, 
ein Glas, wenn man durch Wischen mit schweifsigen Fin- 
Streifen aufdemselben hervorbringt, ähnliche’Strahlen zeigt. 
s? wandte dagegen ein, dafs ein noch stärkerer mechani- 
Druck kein Phänomen dieser Art bewirkt; sobald die Au- 
der in die Höhe gehoben sind, und sieht daher diese 
en für Folgen desLichtes an, welches von den glatten und 
Inden Augenwimpern reflectirt ins Augefällt. Hierbei er- 
n die unteren Wiinpern die oberen Strahlen, die oberen 
teren, und ein leichter Versuch zeigt seiner Meinung nach, 
erade diejenigen Strahlen wegfallen, welche diesen Augen- 
a zugehören, wenn man eins derselben allein aufhebt. Es 
lann von selbst, dafs die oberen Strahlen von den ‚unteren 
‚ern gebildet werden müssen, und umgekehrt, indem die ` 
'n aufwärts ins Auge reflectirt werden, die letzteren un- 
ts, wonach vermöge der Umkehrung des Bildes, sie in 
tgegengesetzte Richtung versetzt werden. 

ieser Erklärung steht indefs entgegen: 1, dafs die unte- 
agenwimpern verschwindend klein sind gegen die oberen, 
er glänzend und oft fast ganz fehlend, ohngeachtet die oberen 
en gleich grofs und hell gesehen werden, als. die unteren; 
; die Strahlen auch dann nicht aufhören, wenn die Wim- 





:s Objectes erzeugt wird, kann erst später bei der Untersu- 
der Frage erörtert werden, ob wir mit beiden Augen zugleich, 
lezeit nur mit einem allein sehen. 

Paster Gesch. d. Opt. d. Ueb. 8, 139, Surru Optik von 
S. 371. Vergl. Vıeru bei G. XIX. 187. 

Vermischte Schriften Bd. I. 

Voigt Mug. IX. 97. X. 495. 


1432 | Gesicht. | 


pern zufällig verbrannt sind., wie zuweilen durch Umvonict:- 
keit geschieht, oder wenn man sie nach Vor! Ansıben' 


: einem Streifen Papier bedeckt; 3, dafs die Richtung der obere 


Wimpern meistens zu sehr herabwärtsist, um durch Reflectors 
Bild ins Auge zu werfen; 4, dals endlich durch eine sokte pe 
flection viele kleine’ strahlige Bilder der Lichtflamme egacdal 
mülsten, statt der breiten und gleichmäfsig nach unten und de 
divergirenden Strahlen, welche vom Lichte ansfahren. fe 
zulässiger ist daher die Annahme, dafs diese Strahlen dg 
den glänzenden, und durch ihre stete Feuchtigkeit weem 
Rändern der Augenlieder reflectirte Licht sind, welche dam 
lichen Gesetzen gemäfs nach unten und oben divergiren CA 
indem die unteren Ränder die oberen hervorbringen ucd 
kehrt 2. Dis gebogenen, nicht völlig ebenen Ränder +- 
dann die breiten Strahlen heryor und auch die seimnvam c 
gireņden; 

Ganz diesen ähnlich sind die breiten Lichtflächer, vå 
auf gleiche Weise nach oben und unten divergirend of 
nommen werden, wenn man mit blinzelnden Augen o 
Fenster hetrachtet, deren Ursache Krızs richtig in demo 
Augenrändern reflectirten Lichte findet. 

Ein ganz eigener kakochemischer Zustand der Age 
derjenige gewesen seyn, welcher sich bei einer Nonm», 
ArDıne MınauLr in Flandern und einem gewissen Dir rn 
Spanien gefunden haben soll, deren Brillen in weniges 
ten im Umfange des, Sterns durch tiefe Risse zerkratz: 
und verblindeten, welches nicht anders ala aus 
Flufssäure erklärt werden kömte, So genau und ansk 
wahrhaft das Phänomen indefs erzählt ist ?, sa würde doch 
Säure, auqh nicht Flulssäure, die Beschädigung mit ti 
schlängelteg , allerlei Figuren bildenden Rissen erzene:. 
nichtblofs auf die Mitte beider Seiten der Gläser wirken, d. 
von der sehr zerstörenden Wirksamkeit der freien Elulssazr : 
die feinen menschlichen Häute, welche sie doch, am de: 























—— — 





1 Voigt’s Mag. IX. 418. G. XXII. 102. 


2 Vollstägdig erläutert durch Viızra bei G. XIX, 18 £ 
S: 871, 


3 Lichtenberg Mag. V. I. 116. vergl. Journ, histor. et po- 
N. 14. p. 42. 


Gesichtsfehler. 1433 


md, gegen die Conjnnotive gleiehfalls äufsern müfste. 
actum ist daher stets noch zweifelhaft; oder vielmehr höchst 
ırscheinlich, | 
De Wichtigkeit des Gebrauches der Augen und die Zart- 
arselben fordern die-gröfste Vorsicht zur Schonung und Er- 
g derselben 3, Einige der wichtigsten und am häufigsten 
dbaren Regeln sind folgende, Der Aufenthalt im Dun- 
tan sich nicht schädlich, wohl aber eine künstliche Dun- 
am Tage mit grellem, durch Ritzen schimmerndem Lichte, 
chen der plötzliche Uebergang aus der Dunkelkeit zur 
ı Helligkeit. Anhaltende Dunkelheit aber schwächt das 
und der Lichteindruck darf nur vom entzündeten und 
n durch einen Schirm abgehalten werden, weniger der 
rten Hitze wegen, durch einen Verband, Zu grolse 
haltende Helle überreizt das Auge, und erzeugt Entzün- 
Das Lesen in der Dämmerung schwächt, wenn es zu 
Anstrengung erfordert, ist jedoch weit weniger gefährlich, 
che glauben , und steht rücksichtlich seines sohädlichen 
es dem Eindrucke des zu starken Lichtes bei -weitem 
enn ein entzündetes oder schwaches Auge erträgt selbst den 
k des Kerzenlichtes und die Anstrengung bei demselben 
Anhaltendes Sehen glänzender Gegenstände überhaupt, 
r Eindruck des hellgn Tags- oder gar Sonnenlichtes 
wachen oder gleich nachher ist schädlich, auch sind rothe 
, so wie rothe und blendend weise Vorhänge vor den 
ı beim Sonnenscheine leicht angreifend, grüne Vorhänge 
und überhaupt der Anblick der Gegenstände im frischen 
ıd in der Regel wohlthätig. Frühes und öfteres Wa» ` 
it kaltem Wasser, überhaupt Nässe, wirkt leicht nach» 
und kaltes Wasser darf nur bei Verletzungen zur Ab- 
einer drohenden Entzündung angewandt werden, ist 
letzterem Falle, anhaltend gebraucht, vom ‚grölsten 
Dagegen waschen manche Personen mit gutem Erfolge ` 


-D 


an findet diesen Gegenstand abgehandelt von Incarzxsere in 
chenb, 1791. Büscn Erfahrungen Bd. I. Hamb. 1791. Busch 
ressenG über einige wichtige Pflichten gegen die Augen, mit 
gen von 8. Tu. Söumenning. Frkf. 1794. 8. Diätetik für ge- 
l schwache Augen u, fe w, von C, H. Warum Berl, 1821, 8, 


ELLER Bo f 0. S. 105. 






















1434 . Gesicht. 


ihre reizbaren Augen am Morgen mit sehr warmen Waser, 
bei aber für hinlängliches Abtrocknen und Vermei eme 
mittelbar folgenden Eindruckes der kalten Luft gesorgt we 
muls, 
Am zuträglichsten für die Augen ist gleichmälsises. 
zu helles Licht, desgleichen die Verringerung einer om x 
Differenz zwischen der Stärke des Lichts und der Daciei 
’ denen das Auge beinothwendigen Geschäften ausgeseiz ı 
mufs. Lichtschirme, welche durch Reflection zu vieles i 
auf die gesehenen Gegenstände werfen, und zugleich da 
mer zu sehr verdunkeln, sind daher schädlich, ` We 
aber das Licht mälsigt, so sind sie zuträglicher, als bes 
zenlicht, weil der Reiz desselben überhaupt stärker, =i 
‚ Abständ seiner Helligkeit von der Finsternils der dam 
Stellen des Zimmers noch grölser ist, als beim Gebat 
Schirme. Büscu, WELLER u. a. empfehlen daher m 
die kleinen Schirme von grünem Taffent, welche abre a 
Verdunkelung den Anblick der grellen - Lichtflamme 
Das blendende Licht der Argand’schen Lampen, so we 
leuchtete Säle sind sehr nachtheilig und müssen bei se 
ren Augen gänzlich vermieden werden, wenn man st 
durch einen geeigneten Schirm gegen den Einfufs à 
schützen kann. 
Das gesammte, von den gesehenen Objecten zw: 
in das Auge fallende Licht bildet eine Pyramide, oder 
gel, dessen Basis auf dem Objecte ruhet, die fast vol 
Spitze aber in der Kırystalllinse, von wo aus dasselbe vw 
der verbreitend auf der Retina zum Bilde wird. N 
die äußersten Grenzen dieses Lichtkegels, oder zieht ı 
den Grenzen des gesehenen Objectes gerade Linien, we 
in der Krystalllinse schneiden, so erhält man den & 
Gesichtswinkel, optischen Winkel; angulus optics 
sorius; angle optique, angle visuel; visual o 
angle, unter welchem das Object erscheint. Es lege & 
Fi PR, der Linie MN in der Axo des Auges, die Lichtsrrabe 
218. Nn gehen durch die Mitte der Linse, also ungebroc:: 
dieselbe, und erreichen die Retina in m und n, wo 2 
der Vereinigungspunct aller übrigen, von den Punctes N 
ausgehenden Lichtstrahlen, mithin die Erzeugung de 


Gröfse u. Entfernung d. Objecte. 1435 


det, so folgt, dafs die Gröfse mn, oder die Gräfse des Bildes 
[se des Objectes MN directe und seiner Entfernung umge- 
toportional ist, bis zu derjenigen Grenze, wodieLinie MN 
s wird, als dafs ihr Bild ganz vom Auge umfalst werden 
oder zuklein, als dafsüberhaupt ein Bild statt finde. Die 
chung der ersteren Grölse führt auf die Bestimmung des 
sfeldes beim Auge, welche zwar nicht scharf seya kann, 
nan nur diejenigen Objecte deutlich sieht, welche in der 
xe und nahe bei derselben liegen, mit abnehmender 
hkeit aber auch die seitwärts liegenden. Man nimmt an, 
ı Auge ein Feld übersehe, welches zwischen den Schen- 
aes rechten Winkels liegt, oder dals der Halbmesser. de 
sfeldes die Tangente eines Winkels von 45°, nach an» 
əhl richtiger von 48° sey, weil mehr Jdivergirende Strah- 
der Hornhaut reflectirt werden, und somit gar nicht ing 
langen, Indefs ist die Gröfse bei verschiedenen Augen 
gleich. Die Bewegung der Augenaxe aber beträgt nach 
ite 55°, und hiernach ist alsa die Gröfse des Gesichtsfel- 
liesem Sinne = 110° nach Tu. Youns 2. ` 
eit schwieriger ist die Frage, bei welchem Gesichtswin- 
segenstände unsichtbar werden, oder welcher der kleinst- 
eist, indem es hierbei nicht blofs auf die jedesmalige 
fenheit des Auges, sondern insbesondere auch auf den 
r Erleuchtung ankommt, Sehr hell und scharf leuch- 
rper verschwinden nicht, wenn ihr optischer Winkel 
merklich klein ist, wie die Fixsterne beweisen. Nach 
ist ein Gegenstand, welcher bei Tage in einer 3436 mal 
n Entfernung, als sein Durchmesser beträgt, gesehen 
ei Nacht ingeiner hundertmal gröfseren Entfernung noch 
, wenn er die nämliche Helligkeit behält. Daher ist 
'htflamme bei Nacht in grolser Entfernung, und es sind 
nenstäubchen nur im verschieden erhellten Zimmer sicht- 
ie Schwächung des Lichtes beim Durchgange durch die 
rdunkelt die Bilder der Gegenstände im Horizdnte, und 
ügel, welche des Morgens oder nach einem Regen bei 
tmosphäre sichtbar sind, verschwinden bei Tage durch 
iste ; und auch auf hohen Bergen sieht man viel weiter 
rer, als in der Ebene. Als ohngefähres Mittel der Be- 


—— 


'hil. Tr. XCI. 45. Vergl. Gesichtsfeld. 





baren Sternen, nämlich der zehnten Gröfse, gleich grcx 


Fernröhre zu messen, und behauptet, dals Gegenstände = 


eh ‚Größe mn = sde stel Zall, und nennt diesen Raa 





1436 . > Gesicht. 

























stimmung mag Folgendes dienen, Herscuer fand mt Be 
cher Vergröfserung “den Durchmesser der Wega = 0'355. 
men wir "dieses als genähertes Mafs für einen der gröfser!.- 
erster Gröfse an, setzen ferner die Vergrölserung des De 
messers —18, also den wirklichen Durchmesser in ge 
Werthe = 0,02 Secunde, und setzen wir ferner vonr. 
sich unter den.kleinsten, mit den schärfsten blofsen Anser 


helle, jedoch der zehnfachen Entfernung wegen schentr 
eben so viel kleinere Sterne befinden, so würden diese 
leuchtenden Sonnen bei einem kleineren Winkel als MÉ 
verschwinden, und dieser wäre sonach der kleinste 
Winkel für stark selbstleachtende Körper $. abgesehen re 
ünbestimmten Schwächung des Lichtes beim Durchdne:= 
terer Räume, Inzwiächen erzeugen die Fixsterne 
kein eigentliches Bild, sondern bringen einen blolsen L 
auf der Retina hervor, wobei noch aufserdem die, ihr Bu 
gröfsernde, Irradiation in Betrachtung kommt, 


Soll. dagegen i im Auge ein wirkliches und melen 
erzeugt werden, so darf der optische Winkel auch be - 
Jeuchtung schwerlich kleiner seyn, als 30°. Dr. Ha 
streitet daher Hever’s Methode, die Winkel am Hisa 


nem kleineren Winkel als eine Minute dem Auge mr 
den, obgleich es nach ihm Menschen giebt, welche be , 
Schärfe des Gesichts Gegenstände noch bei einem Wans 
20” unterscheiden können?. Smıru $ und Covarıma' 
gern aus, Versuchen, dals: ein schwarzer Fleck ei 
Grunde oder ein weilser auf schwarzem verschwinde, 
Durchmesser kleiner werde als 40” ‘oder sein Abstand 5 
ig grölser sey, als sein Durchmesser. Ersterer berechnet -- 





Vergl. Orsens in Astron. Jahrb. 1826. S. 110, 
Abimadvers, in partem prim, mach. coel. Horelü, 
Rıaca Histary af the Royal Şoc. DL 130, 

Optik. S. 29, 

Mém. de Par. 1752. p. 200. 


e e G Ap Fa 





$. 


Gröfse u, Entfernung d. Objecte. 1437 


llichen Punct der Retina, Gesten? eine einzelne Ner- 
ze; allein die erstere Vorstellung steht im Widerspruche 
u Lichtreize, welchen die Fixsterne hervorbringen kön- 
'tztere ‚hiermit und mit der Möglichkeit, dafs auf einem 
ende von ‚grölserer Ausdehnung ein willkürlich kleines 
npfindung erzeugen könnte. Jens 2 hat bei diesen Un. ` 
angen vorzüglich auf den Grad der Erleuchtung Rück- 
nommen. Er bemerkt, dafs Fixsterne von weniger als 
winkel dennoch wahrgenommen werden, weil ibr Bild (?) 
breite, dafs Striche auf gröfsere Entfernung als Puncte, 
gere auf’‘yröfsere Weiten “als kürzere sichtbar sind, weil 
ihnen reflectirte Licht mehr Nerven rührt. Er konnte 
inen Silberdraht von zk: stel Zoll Dicke auf weilsem Pa- . 
ter einem Gesichtswinkel von 3,5 und einen seidenen 
inter 2,5 sehen. Auch nach Apaus ist eine lange 
veiter sichtbar, als ein Quadrat, dessen Seite dem Durch- 
lerselben gleich ist. Oft werden Gegenstände erst durch 
vegung sichtbar, z. B. kleine Sterne i im Fernrohre. 
haltreiche Untersuchungen über diesen Gegenstand hat 
ER 3 angestellt, und aus Versuchen 34” als kleinsten Seh- 
ür einen schwarzen Fleck auf sehr weilsem Papiere ge- 
Schwarze Striche mit Zwischenräumen von grölserer 
als sie selbst, waren auf weitere Entfernungen kenntlich, 
gleichen oder kleineren. Buece’s Versuche stimmen 
ıahe überein. Eine weilse Kreisfläche von 1 dec. Zoll 
:sser im Mittelpuncte einer schwarzen Scheibe von 1F. 
:sser war im hellen Sonnenlichte Personen von unge- 
ı gutem Gesichte noch in 5000 Z. Entfernung sichtbar, 
einen Sehwinkel von 41” giebt; Personen von gewöhn- 
m Gesichte aber noch in 4000 Z. Entfernung, also bei 
esichtswinkel von 52”. Aus einer grofsen Reihe von 
:n kann man bei mälsigem Sonnenschein den kleinsten 
el auf 1’, bei dunkelm Wetter auf 2’ setzen $, u. z. 


Grterb, IV. 32. Aehnliche Vorstellungen findet man bei Por- 
Mozsro, Crirroan u.a. 8. Harıza El, Phys. V. 4. 

aith. Opt. S. 502. 

per, circa Visus aciem. (om. Soc. Gott. TV. 97. 

ıeoretisch- praktische Anleitung zum Feldmessen u. 5. w. A. 
wm Tobiesen. Alt. 1807. S. 59 u. 60. 


1438 Gesicht. 


Letzteres nur dann, wenn sehr kleine, hinlänglich iess 
Gegenstände sich in der Weite des deutlichen Sehens bein 
Einzelne Gegenstände bleiben auf grölsere Weiten sichtbx i 
gleich grolse Zwischenräume zwischen ihnen, u. z. nur d 
innerhalb der Grenze des deutlichen Sehens den Sehwisie I 
die letzteren um 0,25 gröfser an, als für die ersteren, 
dieser Grenze aber wird der Unterschied noch 
weil die Zerstreuungskreise die Bilder der Gegenstände v 
fsern, der Zwischenräume dagegen verkleinern. 

Aufser dem Grade der Beleuchtung kommen indefs not 
Bedingungen bei der Bestimmung des kleinstmöglichen c 
Winkels in Betrachtung. Vorzüglich wird das Auge Nee: 
stände in grolser Nähe unter einem viel kleineren Gesi: 
wahrnehmen, als grolse in weiterer Entfernung, wie scher 
Abnahme der Lichtstärke an sich und durch den Vers: 
ben beim Durchgange durch die Luft folgt. Ist aber 5 
sehr durchsichtig. , wie z. B. auf den höchsten Bergen. s 
ein mäfsig stark erleuchteter Gegenstand nach v. Hcy: 
Beobachtungen noch unter einem kleineren Gesicht: 
13” sichtbar. Ist ferner blofs vom Sehen, und nid: 
vom Erkennen des Gesehenen die Rede, so sind Va 
gen vieles Licht gehaltene Gegenstände innerhalb der “ 
deutlichen Sehens bis zu einem verschwindenden opti.s 
kel sichtbar. Nach Leuwrnnork geben 18000 Spini 
Dicke eines Barthaares. Man wird sich daher von de 
heit nicht sehr entfernen, wenn man annimmt, daS; 
feinen Spinnefäden in optischen Werkzeugen zehn : 
Durchmesser der gleichfalls i ın dieselben wohl eingeze: 
berfäden gehen, deren Diameter nach Messungen / * 
Lin. beträgt. Solche Spinnenfden,, in einer Eat: 
10 Z. sichtbar, haben einen optischen Winkel von 4! 
wenn man annimmt, dafs ein scharfes Auge einen ss 
5 F. Entfernung sieht, so betrüge der optische Winke! z- 
welches also die obige Angabe von Jong noch betrachth 
steigt. Hiermit stimmt dasjenige überein, was v. Ba 


einigen seiner Zuhörer anführt, nämlich dafs sie ein Has 




















= 


1 G. XXIV. 15.. ' 
2 Gilb. Ann. LXXI, 423. í 
8 Vorles. über Anthropologie LL 159. Ans Em Satr.: 


- b 


Gröfse u. Entfernung d. Objecte. 1439 


rk in 28 F. Entfernung sehen konnten, also bei einem 
:n Winkel von 1 Sec. Allein blofs bei selbstleuchtenden, 
rch vieles Licht begrenzten Objecten ist ein so kleinerSeh- 
möglich, und es bleibt dabei fraglich, ob das Wahr- 
so dünner Fäden ein. eigentliches Sehen vermittelst ei- 
moten Bildes und nicht vielmehr eine botze Wahrneh- 
er Unterbrechung des freien Lichtes vermittelst eines 
a auf der Retina ist, wobei noch obendrein die Wir- 
T Inflection in Betrachtung kommt; bei mittlerer Be- 
g und mittlerer Durchsichtigkeit der Luft verschwinden 
Pub, etwa 10 bis 100 F. entfernte Gegenstände, wenn 
‚che Winkel 40”, entferntere in einem Abstande von 100 
IF., wenn er eine Minute nicht erreicht, und für noch 
Entfernungen ist die Bestimmung überhaupt sehr un- 
Zuerst werden in grölseren Entfernungen die Formen 
er nicht genau unterschieden, und kleine Gegenstände 
nden ganz, als Blätter der Bäume, Reiser, Aehren 
Wälder und Kornfelder zeigen sich in der Ferne als 
nhängende Massen, parallele Reihen von Bäumen schei- 
nicht blofs zu nähern, sondern der Zwischenraum ver- 
t zuletzt ganz. Eine Allee, über 5000 mal so lang als 
ent am Ende geschlossen, weil der Abstand der letz- 
e nur 40” im Bogen beträgt. 

Deich wird endlich die mögliche Weite des Sehens 
:h die Gesichtsschärfe der einzelnen Individuen be- 
ı dieser Hinsicht unterscheiden sich sehr die wilden 
von den cultivirten Europäern, indem jene oft mit blo- 
en weiter sehen, als diese durch Taschenfernröhre. 
von unglaublicher Schärfe des Gesichts (und auch des 
ei den Canadensern und den nordamericanischen Wil- 
ıaupt erzählen namentlich Carver $, bei den Charruas 
wilden Bewohnern Südamerica’s Azana ?, bei den 
en BAanrow °? und andere Reisende. 

u gesehen wird nur derjenige Gegenstand, auf wel- 
\xe eines oder die convergirenden Axen beider Augen 


sen durch die innern Gegenden von Nordamerica A. d. E. 
L 8. 209. 

ages dans l'Amérique merid. T. U. 

ñ in d. Innere von Südafrica. Leipz. 1801. 8. 452. 


140°. Gesicht. 


gerichtet sind, Im ersten Momente der Richtung beider Aue 
axen sieht man indels nicht blofs dasjenige Object, mer: * 
beide verlängert sich schneiden, sondern auch die seitwän: A 
genden, deren Bilder daher seitwärts von dieser Axe in ’z 
fallen, wobei aber ganz eigenthümliche und höchst weke- 
Modificationen in Betrachtung‘ kemmen, welche hapta 
J. BrewsTten genau untersucht hat. Fixirt man See: 
Object, welches hiernach also direct gesehen wird, x 
schwinden die seitwärts davon liegenden, indirect Lob 
allmälig, insbesondere schinale weilse Streifen auf sch 
oder schwarze auf weilsem Grunde. Ist das indirect ; 
Object in gleicher Entfernung und selbstleuchtend, A8 
‚Rerze, so verschwindet es nicht ganz, erbält aber ger? 
Hülle mit einem blauen Streifen in der Mitte; werden va 
Lichter durch ein Prisma besehen, so verschwindet i 
und, grüne Licht aus dem indirecten Bilde, und es bet 
‚Gelb mit einer Umgebung von Blau. Wird ein Gegen 
haltend bei schwachem Lichte fixirt, so bringt dieses o 
Eindrucke des zu starken Lichtes nahe kommende 
hervor, so dals der Gegenstand endlich -ganz 
Dieses erklärt sich nicht blofs daraus, dals die Nere 
, Eindrücke von anhaltender Dauer abgestampft wer.: 
dern auch aus der Ermiidung des Auges in der Adjie 
diejenige Entfernung, worin sich der Gegenstand befinde ` 
steh macht hiervon zwei interessante Anwendungen È 
nämlich wird hieraus erklärlich, warum namentlich e 
nicht blols anhaltend fixirte entlegene Objecte abwech« 
schwinden, sondern auch gleichzeitig indirect geseh». 
manche ‚Erzählungen von abwechselnd erschienenen e 
verschwundenen Gestalten beruhen mögen, and 
hieraus der Grund hervor, warum nach der Beobscz 
Astronomen ? sehr schwach leuchtende Sterne durch d 
trachtung nicht genau gesehen werden können, wohl 
rect, wenn das Auge auf einen in der Nähe befindliche g 
ren gerichtet ist. Brewsrtan räth statt dessen, solche 






















1 Edinb. Journ. of Science VI. 288. Versuche due R 
ich für meine-Augen so angreifend, dals ich es aufgeben me-a 
nachzumachen. 


2 Phil. Trans. 1824. HI. 15. bh 


Gröfse u. Entfernung, d. Objecte.’ 1441 


tende Sterne direct zu betrachten , indem man das Ocular 
ernrohrs etwas aus dem Focus des Objectivglases rückt, um 
ines Lichtpunctes einen kleinen Kreis divergirender Licht- 
en zu erhalten, oder das Auge durch Betrachtung näherer 
te hierfür zu adjüstiren und dann den schwach leuchtenden 
zu beobachten, i B* 


ı wie fern der Sehwinkel dazu diene, das Urtheil über 
öfse und die Entfernung der Gegenstände zu bestimmen, 
olgende Betrachtung. Trifft die verlängerte Axe des Au- 
)S die Mitte des Gegenstandes, und steht auf seinem wah-Fig. 
schmesser MN, welcher zugleich als das Mals seiner wah- 21°» 
MN 
Ös 
ılso die Tangente des 'Sehwinkels dem Durchmesser, oder 
hren Grölse des Objectes directe, der Entfernung aber 
hrt proportional, oder aber die Tangente des Sehwinkels 
it der wirklichen Grölse der Objecte "wachsen , mit ihrer 
nng aber abnehmen. Bei kleinen Winkeln kann man 
‚rklichen Fehler statt Tangenten die Winkel oder ihre 
elbst nehmen, und also sagen, da/s die Gröfse des op- 
Winkels der Gröfse des Objectes directe, seiner Ent-'» 
aber umgekehrt proportional sey. Indem ferner. 

MN = 2Tang. +0x<0S 

MN 


os — Cot. OG 0, 


n der Sehwinkel, die wahre Gröfse und die Entfernmg ' / 
ıaus den andern gefunden werden. Fälltdie Augenaxe 
mal auf den Durchmesser des-Objectes, so könnten die 
nen Gröfsen auch im schiefwinklichen Dreieck berech- 
en, leichter aber ist es, und hänlänglich genau, wenn 
dem Sinus des Neigungswinkels = 1, welchen der 
sser des Objectes mit der Augenaxe macht, multipli- 
, woraus: 1. für den optischen Winkel, 2. für die. 
s Objectes und. 3. für die Entfernung desselben fol- 
meln entstehen. 


ülse dienen kann, normal, so ist 2Tang. } O = 


"Mn. Sin. I 


2 Tang. + O = = "08 N 
__2Tang, 40 x 08 
MN es CH 


Yyyy ` 


1442 8 Gesicht. 


08 — MN. Si». I 

2 Tang. AO 
Ganz auf gleiche Weise ist für das Bild im Auge mwn zs iel 
Tang. 40. Es existist somit ein nothwendiges Verhälsuls ce 
schen der Grölse und Entfernung des Objectes und der be 
des Bildes, und zwar so, dafs bei gleicher En seu 
dener Gegenstände die Gröfse der durch sie erzeugten Bilde: 
rer wirklichen Gröfse direct, bei gleicher wirklicher Größe # 
der Entfernung umgakehrt proportional ist. Indem aber e 
zwei unbekannte Grölsen vorhanden sind, welche eg 
wechselseitig bedingen, so ergiebt sich schon hieraus, z 

















Vorstellung weder von der einen noch von der andem : 
den blolsen Eindruck unmittelbar gegeben seyn kaan, 

dafs ein Urtheil hinzukommen muß , welches die eine ker 
um die andere zu finden. - Eben delswegen aber sind werir 
Gröfse noch die Entfernung stets wirklich, sondern na: si 


Ð 
bar, und werden auch so genannt. 


.. „Indem die Gröfse des optischen Winkels zar 
der Grölse eines OÜbjectes unentbehrlich ist, die el 
stimmung derselben aber nur dann geben kann, wena 
die Entfernung bekannt ist, ṣo sollte man diesen Wi 
die scheinbare Gröfse (magnitudo apparens, 
apparente) nennen. Indeſs scheinen dem Auge nicht 
genstände gleich grols, bei denen dieser Winkel glad« 
sich am auffallendsten bei der Sonne und dem Most 
wenn sie im Zeinth und im Horizonte gesehen werde. 
der optische Winkel derselben in beiden Fällen gleich 
sie daher auch durch ein Fernrohr oder eine biolse Ras 
hen, gleich grob ersoheinen, nicht aber mit 
Auge. Weil der Mensch aber, durch lange Uebang s 
und daher ohne sich dessen bewulst zu seyn, allezeit dm 
und Entfernung zugleich bestimmt, se muls das Unkel 
die Grölse unrichtig seyn, wenn die Entfernung nicht nch 
stimmt ist, und go nennen wir denn die desch Verglei 
der erhaltene Vorstellung von der Grölse eines Obyectes ! 
falls und in der Regel die scheinbare Gröfse, 

Kennen wir die wahre Gröfse eines Objectes gene. » 
dert die verschiedesie Entfernung unsere Varstellung ek 
auf 40 F. entfernter erwachsener Mensch erscheint en . 


Gröfse u, Entfernung d. Objecte. 1443 


in Kind ig der Entfernung von 4 F. und doch ist: der erstere 
chtswinkel mehrmal kleiner, als der letztere. Ist uns aber 
vahre Grpbe unbekannt, so messen wir dieselbe bei gleich- 
endem optischen Winkel nach. der Entfernung, und wer- 
setäuscht, wenn wir diese unrichtig schätzen. Wenn z.B. 
ernrohr den ‚Durchmesser 20 mal, mithin die Fläche 400 ınal 
Obert, so glauben wir die Himmelskörper viel grölser se~ 
9 müssen, als sie uns deswegen wirklich erscheinen, weil 
agleich vjel näher gebracht werden, und eben daher kommt 
lafs die verschiedenen Beobachter die Gröfse des Jupiters 
ganz ungleich bezeichnen, indem einige ihn mit einem 
n, andere mit einem Groschen vergleichen, je nachdeil 
s dunkele Gesichtsfeld, worin er sich befindet, weiter oder 
setzen. Eben daher scheinen uns Sonne und Mond im 
onte gröfser, weil wir sie dunkler und weiter hinter ferne 
stände setzen?, und die Höhenwinkel werden in der Regel 
ch geschätzt, weil uns die unteren ‚45° des Quadranten 
' als die oberen scheinen, auch erscheint uns aus gleichen 
en das Himmelsgewölbe als eine im Zeinth abgeplattete 
läche. Die Sehne eines Kreises erscheint einem im Um- 
lesselben befindlichen Auge allezeit unter dem nämlichen 
L weil alle Winkel an der Peripherie, welche diese Sehne 
annen, einander gleich sind, and der optische Winkel ist 
iberall gleich. Man glaubt, dafs die Amphitheater der 
iach dieser Regel gebauet sind. 

ıfangs war man der, aus KerLen’s Erklärung der Func- 
des Auges folgenden Meinung, die scheinbare Gröfse der 
ı werde blols durch die Gröfse des optischen Winkels be- 
, wie vorzüglich Taoquer mit vielen praktischen An- 
‚gen demonstrirte. Manxunanchk dagegen erwies, dafs 
e scheinbare Entfernung za dieser Bestimmung erforder- 
r. Die frühere Meinung erhielt indels wieder starkes 
wicht durch Vanıeson ?, indem er die CutVe be» 
, in welcher Bäume einer Allee gepflanzt seyn mülsten, 
Ende aus gesehen gleiche Entfernung zu zeigen. Bou- 
vertheidigte mit triftigen Gründen die richtige Meinung 





erg, Augentäuschungen weiter unten, 
sm. de TAcad. 1717. nn 
em. de l'Acad. 1755. p. 99. 


Yyyy 2 


⸗ - 


444 Hi AO Gicht. " 


Maresukucne’s, welche seitdem auch Allgemein acean 
wird. °" WERNER 

Bei der Bestimmiang des ‚Urtheils über die Wirklich Gr 
eines Objectes durch: die scheiubare desselben,‘ kommt du 3 
Entfernung vorzüglich in ‚Betrachtung, und indem auch c 
wiederum durch die Giöfse bestimmt wird, so giebte; 
falls eine’scheinbare Entfemung. Die scheinbare Enfes 
Ber sdheinbare Abstand (distantia apparens; Ae 
apparente), bezeichnet zuerst denjenigen Winkel, welde e 


aus dem Centrum des Auges nach zwei entfernten GegenScæ 
gezogenen Linien mit einander bilden. In dieser Bedegzz, 
Wortes; zeden wir von der scheinbaren Entfernung zweier ` 
oder zweier weit entlegener irdischer. Objecte. Aus 
scheinharen Abstande pflegen wir zwar auf den well: 
stand beider Objecte zu schlielsen, allein mit sehr gem;::: 
 Gëkeit, weil die Winkel, welche eine, diese beide m: : 
_ der verbindende Linie mit den vom Ange nach densiz 
zogenen Linien macht, und die man bei unbekannter Fr? 
der Objecte für gleich hält, nicht durch blofse Beobach 
geben sind. Es werden uns daher die beiden Sterne e 
pelsternes und zwei entlegene Kirchthürme einander nr 
pen, ‚obgleich sie sehx,weit von,einander liegen, in ap 
len aber irdische Objecte, (welche mit dem Auge ein și 
liches Dreieck bilden, weiter von einander entfernt sche 
sie wirklich sind. 
Zweitens aber versteht man unter scheinbarer Ei: 
scheinbarem Abstande, diejenige Entfernung eines Ce: 
des vom ‚Auge, welche wir demselben beilegen, Jo 
nämlich mit dem durch ‚dag Auge erhaltenen Bilde eines LE 
allezeit, und meistens ohne ‚uns dessen bewulst zu set 
Urtheil über Gestalt, Gröfse und Entfernung desselber v 
den. so giebt es auf gleiche Weise eine scheinbare Este: 
als eine scheinbare Grölse, und ist jene nichts weite. — 
Vorstellung der wirklichen Entfernung, welche wir = 
gewissen gewohnten Regeln und durch manchedei Beds; 
bilden. 
Ueber die zur Schätzung der Entfernung erforderlich“ 
dingungen äufsert sich schon Keren 1 sehr richüg, — 




























1 Paralip. ad Vitell. p. 62. 


1 Kä 


% 


Gröfse u. Entferwunb d Objecte. 1443 


rnung det teideh Augenaxew gleichsam die Gruhälinis seg) 
man sich zur:Bestimmung. der:Entfernung bediene,! indem: 
Vinkel, welchen die.aus beidun! Augbn Yerlingerten,.: iny 
te sieh .schnerdendeh Augenszen bilden;: der Entfernung 
kehrt proportienal'ist. Dieses'reicht-indels blols für nahe 
ıstände hin, indem Ver . Winkel sich: bei gröfseren  Entfer- 
mn zu wenig ändert. Wenn Kurıer:übrigens’beim'Schew 
nem Auge. die Breite der Rupille als eire solche Grumdlinie 
ehmen scheint, so ist dieses sehwerlidh zu rechtfertigen, 
aber die Schätzung nach der Lichtstärke, Nach. Currr> 

ist diei Bestimmung -des Entfemuhg gleichfalls auf dem 
el der Auyenuxen und einer, von jenem 'angenommenen: 
derung der, Rrystalllinse gegrändet;, jedoch meint er, das 
e Hülfsmätel reiche.nur bis auf 4 F., «das erstere bis uf 
aus, und über 100 bis 200 F. gebe es yar keine deutliche 
ang von der Entfernung. Smiri? führt das Urtheib 
lie Entfemrang der. Gegenstände bo auf. die scheinbare 
derselben zurück, demn die. Brfahrling: habe uhs: gelehrt) 
ewisse scheinbare. Gröfsen emds bekunhten Körpers stety 
wissen Entferaungen verbunden nväten; und:so. errege die 
ndung des Grölse desselben soglesch_die Vorstellung séiney 
des. Hiergegen bemerkt indels Rexıns à sehr richuiey 
iese Behauptung in ihrer ganzeri Strange gegen die Erfah- 
treite; denn sonst müsse ein Mikroskop die ‚Gegenstände 
| näher bringen, als es den aptischen Winkel: vergräfsere, 
shlglas verkleinere.das Bild, und bringa er doch! géet 
on den beiden Bildern , welche eine Lichtlamme auf: dèn 
ı Flächen einer etwas entiernten. biconvezen Linse erzaugef 
s kleinere verkehrte ‚zugleich auch das: nächste.. Dre: r4 
ê giebt fünf Stücke an, worauf die Bestimmung der Ent 
g beruhe, welche .einzeln und in Verbindung melir oder 
er in Betrachtung. kommen sollen. "Diese sind die schein- 
röfse, die Helligkeit der Farbe, die Richtung beider Au- 
en, die Parallaxe oder veränderte Lage der Gegenstände 
jeweogten Auge und die Deutlichkeit der kleinsten Theile. 





Dioptr, p. 68. De Homino p, 66 — 71. 
Optik. 5. 45. 

Math. Tracts. Land. 1761. 8. I. 230., 
Mem. de Par. 169. 


H 


44 . Gesicht, i; 
Die Maler. haben gewöhnlich ane die beiden ersen Being 
gen. in ihner Gewalt, bei Theaterdesorationen aber, wo Thè 
wirklich, in verschiedene. Entfernungen vom Auge gute = 
den, stehen ihnen die vier ersten zu Gebote, und za kins 
daher eino lebhafte Täuschung hervorbringen. 

Am vollständigsten und schärfsten hat ingels Pore? 
die Mittel, wadurch des Urtheil über die Entfernung besut 
wind , angegeben, worsister er folgende rechnet. 

f. Die Einrichtung, welche sich das Auge geben mh s 
die Gegenstände deutlich zu sehen, es mag diese bestehe, œ 
ia sie wolle. Vorzüglich dient dieses für kleine Batesa 
kommt aber such bei gröfseren ia Anwendung, soha 
das Auge für dieselben noch einrichten. muß, and m 
wenn die Objecte so weit entfernt sind, dafs die auf de 
fellenden Strahlen für parallel gelten können, 
überhaupt die deutliche Vorstellung von der Entlemus 

2. Der Winkel beider Augenaxen giebt eines dar $ 
. Hälfanittel, dessen Mangel bei Einäugigen und stark Si 
den. sich auffallend zeigt. Hängt man einen Ring ei, så 
gegen die. Kante desselben, und versucht mit einem; 
ton‘ Stabe. die Oeffnung zu treffen, so ist dieses leicht 
brauche beider Augen, schwer wenn man eins v 
entbehrt 2, Indels reicht dieses Mittel höchstens bis o 
meng von 120 F. i 

8. Die scheinbare Gröfse, jedoch blo dans, 

. wahre bekannt ist. Kennen wir die letztere gar nicht, $ 
meistens die genäherte Bestimmnag der Entfernung zu 
welswegen uns Sonne und Mond ‘gleich fern erschene: 
Barge in der Regel näher als sie sind, weil wir ibte 
Größe. zu geringe schätzen, und sie hiernach des grobe: 
schen Winkels wegen zu nahe glauben. 

4 Die Helligkeit und Lebhaftigkeis der Farben 















1 Treatise on the eye. ` 

$, Bes Précis cet. H. 372. macht die Bemerkung , dab 

_ Nadel besser beim Gebrauche beider Augen als eines ge 
‚ Fädeln vermöge. Wer jedes seiner Augen einzeln leicht m 
[sen vermag, wird keinen Unterschied finden, er mag ach ve 
' oder beider Augen bedienen. Allein bei diesem Versuche sač 
sehenen Objecte zu nahe, wad die beiden Hände gebem vos * 
Mals der Entfornung. 


Ort der Objecte. 4447 


ieh das Licht bei seinem Doarchgange durch die Lok ver- 
‚so werden alle Gegenstände blasser und dunkler, je wei- 
e entfernt sind. Daher scheinen uns Sonne und Mond im 
conte grölser, weil wir sie für entfernter halten; ein Zim- 
nit frisch geweilsten Wänden scheint kleiner, beschneiete: 
» scheinen näher, und im Nebel verändern sich Grölse må 
mung aller Umgebungen auffallend, ` Hierauf deruhet die 
perspective der Maler. ` 

> Hiermit zusammenfallend ist die Deutlichkeit der kfein- 
Fheile, indem wir durch Uebung wissen, dafe diese bei 
rer Entfernung ganz verschwinden. | 

» Endlich bestimmen wir sowohl die Entfernung als auch ` 
röfse der verschiedenen Objecte nach der mehr oder min- 
kannten Grölse und Entfernung derjenigen Gegenstände, 

e sie umgeben. Ein einzelner entfernter Kirchthurm in ei- 
eiten Ebene scheint daher näher, als wenn mehrere Oerter -~ 
schen liegen, und entfernter, als wenn irgend ein Gegen- 
die zwischenliegenden Räume verdeckt; die Sonne im 
ante scheint entfernter als im Zenith, und daherbei gleich- 
ndem optischen Winkel auch gröfser, überhaupt aber die 
nung des Himmelsgewölbes im Horizonte drei - bis vier- 
ölser, als im Scheitel, und bildet somit nach Buurg und 
ea? 1 eine nach der Muschellinie gekrümmte Figur. 

lierzu mögen’noch wohl andere minder allgemeine Mittel 
en, und weil die verschiedenen Personen bald das eine 

as andere mehr und`besser anwenden und anzuwenden 
übt haben, so fallen die Urtheile über Gröfse und Entfer- 

o verschieden aus. _ 

urch die individuelle Einrichtung des Auges und die Ge- 
les Sehens wird ferner sowohl der optische, als auch der 
bare Ort der Gegenstände bedmgt. Unter dem ersteren, 
tischen Orte (locus opticus; lieu optique) versteht 
ınjenigen Ort einer, hinter einem gesehenen Objecte gele- 
Fläche, auf welche man das letztere projicirt. Ist e derpig, 
ne Gegenstand, DE die hinter ihm gelegene Fläcke, in A220. 
ge, so ist a der optische Ort des Objectes o Verändert 
ge seinen Platz, und kommt s. B. nach B, se wird dp- 


Beiträge. I. $. 60 — 78. 





1448 ... Gesicht. 

durch der optische Ort von c verändert, kommt nach b, ei 
heifst dann die Parallaxe. Kann das Auge den Abstand derFażr 
vom Gegenstande nicht wahrnehmen, so setzt es dasObjectim is 
Fläche selbst, der optische Ort wird dadurch zum scheint 
und die Sache gehört unter die Gesichssbetriige. Auf de 
Weise setzen wir scheinbar die Gestirse an das Himsei.- 
wölbe. Bewegt sich das Auge, z. B. von A nachB, sr 
auch das Object c oder die Ebene DE sich zu bewegen x 
nen ?, welches gleichfalls ‚unter die Gesichtsbetrüge gebön 


` Der scheinbare Ort (locus apparens; lieu appare? 




















Situation or Place of visible objects) dagegen hei 3 
jenige Ort, an welchen man in Gemäfsheit des Urtheils ił- 
gesehene Object oder dessen Bild die Gegenstände mx 
pflegt. Der optische Ort ist also nur dann auch der sch: = 
wenn man den Abstand der hinteren Fläche von dem ges: 
Öbjecte nicht wahrnimmt. 

Dentkt man sich in derjenigen Richtung g, in wektra 
Lichtstrahlen vom Gegenstande ins Auge kommen , EIS 
aus dem letzteren verlängert bis in diejenige Entferez;. 
welcher man den geSehenen Gegenstand zu sehen gla 
trifft diese in seinen scheinbaren Ort, Wenn die Lies 
daher in gerader Richtung vom Objecte das Auge treffen, 
man um so weniger bei der Bestimmung des wahren One.‘ 
es wird um so sicherer der scheinbare Ort zum wahren, "7 
tiger das Augenma/s des Sehenden ist. Bei sehr entſer 
genständen ist es aber oft der Fall, dafs man sie in den H” 
selbst setzt, und somit den optischen Ort zum scheinbar 
zum wahren macht. Kommen die Lichtstrahlen von eix? 
jecte directe ins Auge, so ist es überhaupt leicht, den ©- 
selben zu bestimmen. Ungleich schwerer und meistens t= 
lich ist dieses, wenn man statt dessep blofs das Bild gelt © 
wegen auch nur durch anhaltende Uebung eine Fert} 
langt wird, nach dem letzteren den wirklichen Ort des © 
tes zu bestimmen. Wer daher pewohnt ist, vor einem “t”: 
gewisse Verrichtungen an sich selbst vorzunehmen, zB! 
ren, Frisiren u. dergl., der wird hierbei leicht jeden Ort æ 
den er früher oft berührte, aus, dem gesehenen Bilde ` 
bestimmen lernen, bei andern ungewohsten Verrichtungte * 





-1 Vergl. Bewegung, scheinbare. Th. 1. S. 915. 


Ort des Objecte.e. 7 ‚1449 


eim Stützen der Here, mit einer Scheere oder dem Be- 
einer gesehenen Stelle. mit ‘einem Ihstrumente meistens 
suchte verfehlen ,. varausgesetzt, dafs er sich eines ungs- 
en Instramentes bedient, und nicht, .ahne Riicksicht auf 
ehene Bild, dem gewohnten Gefühle folgt, .. . :: -4 
ehrere Geometer nach KeeLeR nahmen ap, der selieih- 
rt eines:nach-der.Reflsstion oder Refraction gesehenen Ob- 
ey da, wo die aus dem Auge verlängerten Lichtstrahlen 
spendikel. vom Objecte auf ‚die. brechende. oder reflecti- 
Ebene treffen: Dieses pafst allesdings für. Rlanspiegel; 
ft auch in gielen andern Fällen, walswegen. die. Regal 
emein gültig angesehen wurde. Inzwischen: ist sie. weni- 
tlich, als die schon. von Kertea. 2, für die scheinbare 
ung angegebene Bestimmung;,. wonach man den Gegen: 
der dessen Bild dahin setzt; wo die ‚Augenaxen verlän- 
ı schneiden.: Oder wenn men mit einem Auge sieht, in 
ze des Lichtkegels , dessen Basis die Pupille ist, Später 
Jannow 3 die hierbei zu beräcksichtisenden Gesetze gea- 
zugeben, indem er annahm , jeder Punet eings Objestes 
nes Bildes werde dahin gesetzt, von wo..aus de Licht- 
ohne zwischenliegendes. brechendes oder reflectirendes 
usgehen. Dieses. weiter verfolgend, suchte er zu be- 
, wo die von den sämmtlichen ‚Puucten eines Objectes 
ıden.Strahlen, welche nach der Brechung und Rellec- 
Auge treffen, siẹh hinter das zeflectirende, Mittel rückr, 
längert schneiden., indem ermit Kepler diesen Punct, 
: Spitze. des. vom Auge ausgehenden, Lichtkegels, ala 
inbaren Ort jedes Punctes im Bilde angab, dessen, Form 
zugleich. von ihm angegeben wurde. Für Bilder ebe- 
‚elnder Flächen ist diese Regel allerdings zutreffend, und 
sich auch die durch krumme’ spiegelnde Flächen er- 
Bilder nach derselben construiren, welches aber aller- 
hwieriger ist 4.. Banrow selbst fand einen Einwurf 
ne Theorie in folgender Erscheinung. Wenn ein Ob- 


gl. Bild. Th. I. 8.973, 
ralip. p. 59. 
ctiones opticae Lond. 1674. D 


Bild. Vergl. Karsıura de abjecti in speculo sphaerico visi 
26 apparente. Com. Nov. Soc. Gott. VIII. ad ap. 1777, 

























1450 Gesicht. 


ject hinter dem Focus einer bicomvexum Linse ist, das Ange üd 
an derselben, so erscheint es gereimt, aber an seiner gë 
chen Stelle. Entfernt man das Auge, so wird das Bad 
Yener, kommt aber näher, und wenn das Auge nabe kën 
cus ist, so nimmt die Verworrenheit zu, das Object aber a 
scheint ganz nahe am Auge, 

Benkauer nahm zuerst die Barrow sche Theorie za? 
und suchte letztgemanate Emwendung zu beseitigen, ide 
zeigte, dals die Kreise, welche die micht zam Bilde vee 
ten Lichtsirahlen anf der Retina erzeugen, die nämlıchel 
lichkeit herbeiführen , sie mögen sich. ee oder hinter de 
vereimigen, weswegen das Urtheil der Seele in bene § 
das nämliche ist, ohne Rücksicht des Ortes, von wo a 
Strahlen kommen, so dafs also in dem vorliegenden Fale. 
im die Undentlichkeit mit der Entfernung des Auges we? 
wächst, das Bild unserer Vorstellang nach näher kommt. 
die wachsende Undenutlichkeit hiermit. verbunden zs sys 
Hiergegen erinnert Bnp 2, dals alle undentlich dech) 
gesehene Gegenstände näher zu seyn scheinen mul, 
gegen die Erfahrang streite, vielmehr scheine das (bg 
Auge näher, weil es scheinbar gröfser werde ?. Dirse 
aber gleichfalls gegen die Erfahrung, indem die genda 
im Hohlspiegel gröfser und entfernter, im douvexen de 
und näher scheinen, beides, mit Bannow’s Theort å 
stimmend. Aufserdem erinnert Mourucsa 4, de 
Gläser den Rand eines Tisches entfernter zeigen, mé 
anter ihn fährt, wenn man denselben schnell mit ée 
berühren will, 


Banrow’s Meinung ist später vertheidigt von Bers 
vollständiger und besser aber von Kaırr $, und ma b 





1: Essay towerd a new theory of vkion. Dablis 188 

2 : Optik. p. 398 u: 401, 

8 Ohne Zweifel wirken beide Ursachen bei diesem Wr 
Phänomene gemeinschaftlich, indels erhält das Auge Skerheg 
verworrenes, und den gewöhnlichen, deutlich gesehene, € 
liches Bild, dafs es schwer ist, über den Ort desselben ag 

4 Hist, des Mathem. IL P IV. L.9. c. & 

A Tei d’Optime. p. 108. 

6 Com. Petrop: ZIL 252. 


Ort der Objecte. , " 4451 


ım wesentlichen Theile füglich als die passendste ansehen, 
maa blofs in Beziehung auf die Operationen des gesunden 
und des Urtheils der Seele über das Gesehene annimmt, 
ı Object oder das Bild allezeit jn die verlängerte Augen- 
setzt wird, mit Rücksicht auf die Mittel, deren man sich 
stimmung der Entfernung bedient. 


s ist somit also klar, dafs im Auge selbst, und in der Art, 
mch das einfallende Licht ein Bild in demselben erzeugt 
die Bedingungen allerdings enthalten sind, über die An- 
g, Gröfse, Gestalt, Entfernung und übrigen Beschaf- 
en der gesehenen Objecte Begriffe zu erhaltem, dals diese 
tn aber nicht unmittelbar gegeben werden, sondern. zu- 
auf Urtheilen und Schlüssen beruhen, welche wiederum 
drücke anderer Siane zur Grundlage haben. Insbeson- 
vorden die Eindrünke durch das Auge mit denen dur 
ng und durch wirkliche Messungen erhaltenen von frü- 
Kindheit an so oft und anhaltend in Verbindung gesetzt, 
nde, uns unbewulst, in einander übergehen, und: wir 
lem Gesehenen zugleich ein Urtheil über Gröfse, Entfer- 
nd Beschaffenheit verbinden. Vermuthlich beruhet hier- 
natürliche Trieb der Kinder, alles was sie sehen, zu be- 

welcher anch bei Erwachsenen zuweilen bleibt 1, und 
:h allmälig eine unglaubliche Fertigkeit, nach dem im 
ıervorgebrachten Bilde oder durch den Anblick der Ge- 
ıde über ihre eigentliche Beschaffenheit zu urtheilen, er- 
rird. Die durch anhaltende Uebung, verbunden mit wirk- 
Messungen erhaltene Fertigkeit und Sicherheit dieses Ur- 
wennt man Augenma/s, welches sonach bei einigen Men- 
einer und sicherer seyn muls, als bei andern. Baumeister 
chätzen Gebäude und ihre Theile nach dem blofsen An- 
ehr richtig, Feldmesser und Militairpersonen bestimmen 
‚ungen genau, und so haben auch Forstmänner, Jäger 
ındwerker eine grofse Fertigkeit, über diejenigen Gegen- 





Man darf es daher so übel nicht nehmen, wenn viele Perso- 
' vorgezeigten Instrumente (nicht selten zum grofsen Verdrufs 
rsiker) zu betasten pflegen. Ein Holländer soll indefs über sein 
‚ geschrieben haben: Mis den Augen Dich ergötze, mit den 
ı nichts verleize. 


. Gestirne fün gleich: entfernt, Bong und Mond fir mt. 


e oo: | 
1452 ° ‚Gesicht 
stänle "genau zu urtheileri; womit sie siah off ed anhalten: A 


Latexesse beschäfligen. ‘Einem scharfen und genauen Ars 
malse steht ein solilechtes und unrichtiges entgegen, 


So richtig WAS in den meisten Fällen auch € 
theil über‘ das Gesehene ist, $o finden dennoch eze 
fse Menge sogenannte Gesichtsbetrüge, Augentöusc'z: 
optische Täuschungen; fallaciag apticae, fallacia 
sus; Illusions-optiques statt, deren Ursache, dës 
falscheh Urtheilè über das Gesehene liesend , dennoch 
unmittelbaren Empfindung des Sehens verwechselt, und 
dem Gesichte selbst als Betrug beigemessen wird Ems 
Menge von’ Gesichtsbetrü,gen liefert der Anblick der hi 
Körper, indem wir didse nach den bei irdischen Gey- 
abstrahirten Regeln beurteilen: Daher halten wir a E 





















grols:umd beide Sr: fucha 'Boheiben 1 Auch legen wir de 
meiskörpern: Bewegung bei, weil sie ihren Ort gezen de 
vesäddern, ` opd dieses bei irdischen Objecten eine 
Wee 


"Keiner unter den zahlreichen .Gesichtsbetrügea it 
gi beachtet. und. beurtheilt‘, als derjenige, dafs die s. 
rölse der Sonne und. des Mondes beim Auf- und l 
derselben vermehrt wird. ProLemarvs 2 ynd sein (c 
tor THEON leiteten das Phänomen von den Dünsten 2 
ab, ‚ ÄLnAZEN aher, und nach ihm Baco, Vi, 
Prknam u. a erklärten dieses, und die im Zenith per; 
Form des Himmels daraus, dafs im Horizonte zu de 
nung der Gegenstände der Halbmesser der Erde zugegen 
Honses führte dieses weiter aus, irrte aber dabei, ide 
dieser Gröfse, als e einer wirklichen, die Gestalt des He: 
leitete. anre und nach ibm Warris, Locas? :> 
den die Ursache in der Menge der zwischenliegender ` 
stände, wonach wir die Entfernung gröfser schätzen, u 
und daher das Object bei unverändertem Gesichtswinke 





1 Kunst Anthropologie. S. 81. ' 
2 Almagest. I. cap. 3. 
8 Phil. Trans. XXXIX. 408. 


Augentäuschüngen. AA 


iten % Diesem pflichten Gnesonr ?, MuLesnancne 3 
urcens # bei. Hiergegen erinnerten Gouer 5 und Morri 
1, dafs diesemnach "beide Himmekkörper uns gröfser 'er4 
'n müfsten, wenn wir neben Häusern, hohen Thürmen 
ergen hinauf sie erblickten ; auch könnte das Phätiomen 
n freien Meere nicht stattfinden. Sie leiten dasselbe da- 
ı den Dünsten ab, die den opfischeh Winkel vergröfserd 
welche Meinung Sam. Doss ? durch verschiedene Bei 
ingen und. Versuche zu beweiser bemüht war. Hierge+ 
sitet indels die Erfahrung, dafs die Vergröfserung sogleich 
rindet, wenn man durch ein. gemeines Rohr oder nur 
in Loch in einer Karte, oder auch durch ein geschwärz- 
8 sieht, indem durch jedes dieser Mittel die Augentäu- 
auf eine interessante Weise sogleich verschwindet. Gas- 
neint, bei wenigerem Lichte sey die Pupille weiter, er- 
aher einen gröfseren optischen Winkel, und sehe die= 
ı din Gegenstände auch vergrölsert. © PERKELEY sah die . 
nung als eine unmittelbare Wirkung des geringeren Lich- 
des schwächeren Glanzes an ®. DesacuLıens?0 endlich 
rzüglich‘ Smırn 1! suchen die Sache deutlich zu machen, 
der eingedrückten Gestalt des Himmelsgewölbes abzu- 
wonach sie auch damit in Verbindung steht, dafs uns 
ıenwinkel nahe am Horizonte viel höher erscheinen, als 
lich sind. Hat nämlich das Himmelsgewölbe die Gestalt. 
reissegmentes abc, so mufs jede Grölse nahe am Hori- 231. 
ermehrt erscheinen 12. . Die eigentliche Erklärung des‘ 
ens kann nicht schwierig seyn, wenn man überlegt, dafs 





. Paiestuey Gesch. d. Opt. 
eometria. Pars. universalis. p. 141. ` 
scherch& de la Verite. Part. I. ’ ` ' 
mith Opt. Art. 536. ' . ' 
kil. Trans. abridg; ILI. 865. 

cad. des Sei 1700, p..11. 

il. Trans,, LIL 462. 

er Astron. phys. I. 35. . 
one math. Tracts. II. 242. f. wo noch mehrere Meinungen 
: werden. : 

!bend. 245. 

Dptics, I. 68. Remarks. p. 58. Vergi. Himmel. 

Vergl. Paster Gesch. d. Opt. 8. 504. -Horron Dict. II. 15. 






















44 , Gesicht. 


wir dje ‚scheinbere Grölse der Gegenstände nach dem opii 
Winkel und zugleich aus der Entfernung bestimmes, wi 
von nns aber bei den Himmelskörpern im Horizonte sowoh s 
gen des bekannteren, und daher grölser scheinenden ve 
liegenden Raumes, als auch wegen der geringeren Hei; 
derselben grölser geschätzt wird, weswegen ihre Größe 
vermehrt erscheinen muls t, Hiernach ist die Sache selbe 
auffallender, als dafs uns gin erwachsener Beasch, de: 
derlichen optischen Winkels ungeachtet, in jeder Esir 
gleich grofs erscheint, 

Auch bei irdischen Dingen sind die Gesichtsbetrüge » 
dals es unmöglich wäre, sie alle anzuftihren. So finde 
B. in späteren Zeiten Häuser, Zimmer und sonstige Leem 
deren wir uns den Zeiten unserer Kindheit erinnere, o 
ner, als unsere erinnernde Vorstellung sie angiebt, und | 
welche wir aus grolsen Höhen oder Tiefen beobachten, sx 
ung ungewöhnlich klein, weil wir sie für näher halım, 
. wirklich sind. Jon 7 sagt: „Man lasse einen Labo: 
nie auf einem hohen Gebäude gewesen ist, die Spitze‘ 
numents in London besteigen, so werden ihm de fe 
und Pferde auf der Gasse merkwürdig klein vorkommen. 
zehn oder zwanzig Jahren, wenn er oft auf solchen D 
wesen ist, werden sie ihm nicht mehr so klein esche 
sähe er oft von solchen Höhen herab, so würde er ke 
_ terschied zwischen diesen und denen aus dem Fenster de 
Stockes gesehenen wahrnehmen. Sehr weit enter 
stände erscheinen uns nach Bouguzn 3 stets kleiner, ab: 
weil uns die Mittel des Augenialses fehlen. Jede be 
Ebene, worauf wir uns befinden, z. B. die Fläche de 
scheint sich in der Entfernung zu erheben. Fährt ss 
sondere schnell auf einer völlig ebenen Strafse, so glei 
sie habe eine beträchtliche Elevation, und jeder Ber 
steiler als er ist, insbesondere wenn man ihn von o 
herab betrachtet, denn in diesem Falle erscheinen fers ? 
vorzüglich stark beleuchtete, als Landstrafsen und del $ 
recht. Letztere auffallende Augentäuschung fe sich s 





1 Bior a. a. ©. 
2 Paiestusv Gesah. d. Opt. 9. 897. 
3 Mém. de P At. 4755. Pp- 156. 


. Augentäuschnngen, ` 1455 


Befindet sich nämlich der Beobachter auf einem Berge Fig, 

ad sieht von der fernen horizontalen Ebene die Puncte 222. 
e. ., s0 liegen zuerst die von diesen ausgehenden, in das 
) fallenden Linien über einander, dann schätzen wir weit 
ene Gegenstände näher, als sie sind, and sehen daher dis 
abc als die Basis eines gleichschenklichen Dreiecks mit 
Isersten, in das Auge fallenden Lichtstrahlen aO; cO an, 
ns entfernte Gegenstände gewöhnlich so erscheinen, wor- 
ı Täuschung leicht erklärlich ist. Aus sben dem Grunde 
ın Jothrechte, hohe Gebäude dem nahe stehenden Beob- 
‚ insbesondere aber wenn derselbe auf einer horizontalen 
auf dem Riicken liegend sie ansieht, überkängend. 
etrachtet man ein Stück Geld oder ein Pettchaft durch 
ikroskop, so scheinen die Erhabenheiten in der Regel 
t, und die Vertiefungen erhaben, Dieser Gesichtsbetrug, 
n schon Jasror ? und P. F. Guruin ? erwähnen, Rir- 
osz ? aber weitläufig erläutert, wird als Folge des ver- 
wffallenden Lichtes angesehen, Letzterer meint daher, 
aschung würde wegfallen, wenn man reflectirtes Licht, 
richfalls umgekehrtes auffallen lasse, allein dieses ist nicht 
UL Das Phänomen zeigt sich leicht und sicher, schon 
er gemeinen Loupe, allein lie Erklärung ist schwierig. 
lings ist diese optische Täuschung abermals weitläuftig ` 
cht $, und bemerkt, dals sie am auffallendsten zum Vor- 
kommt, wenn man eine Gemme oder Kamee durch die 
hre eines Fernrohrs betrachtet. Hierauf ist dann auch 
r ausführliche Erklärung gegründet, welche mitzutheilen 
wegen Anstand nehme, weil der Umstand nicht berück- 
: ist, dafs die Erscheinung sich schon dann zeigt, wenn 
n gewöhnliches Pettschaft bei wenigem Lichte durch eine 
e Loupe ansieht. Mir scheint unter andern der Grund 
ıschung darin zu liegen, dafs die hervorstehenderen, mehr 
teten und helleren Theile wegen des gleichbleibenden 
en Winkels in grölsere Femen gesetzt, die vertieften 
ren aber näher gerückt werden , welches mit anderen be- 





Description de plusieurs noureanx micrdscopes 1712. 
Phil. Trans. 1747. 

Transact. of the Americ. philos. Society. 1786. II. 
Edinb. Joura. of Science. VII. 99. 


| 4458 Gesicht. 


kahnten Täuschungen zusamtnenfällt. Imdefs gebe ich za. A 
die Erklärung dennoch immer etwas unvollständig ben, We 
higer ist dieses der Fäll bei demjenigen Gesichtsbetrage. Ae? 
Asar! gedenkt. Wenn man nämlich eine mit Wane $a 
Flasche mn: einem Hohlspiegel betrachtet, so schemt de 
Theil gefüllt und umgekehrt. Wendet man aber die Fisa" 

- und läfst sie‘ auslaufen , so scheint sie sich za füllen, im 
weil man nicht gewohnt ist, das Wasser oben in der#i 
ünd die Luft unten zu sehen. ` Hierher gehören auch & e 
schiedenen Bewegungen entfernter Gegenstände, entsea 8 
üns gemeinschaftlich, wenn wir uns unserer Bewegun; 8 
sind, indem sie ihre Lage gegen das Auge und die: 
Gegenstände unmerklioh änderji, z. B. des Mondes , 
Thürme u. dgl., oder allein, wenn wir zu sahen scher 
B. der Hecken und Ufer vom Schiffe herab gesehen, ui. 
Steht jemand auf einer Brücke und sieht stromanfwan 4 
stark bewegte Wasser, vorzüglich beim Eissange, s 
zuletzt der Strom zu ruhen, und die Brücken sich gege 
bewegen. 


Der Eindruck des Lichtes auf die Retina dae 
Zeit, und diesemnach scheint oft ein bewegter Körper 
reren Orten zugleich zu seyn. Daher gleicht der Bè: 
Strahle, und eine Kohle, schnell in einem Kreise ges 
bildet einen zusammenhängenden Kreis, weil der Lich- 
welchen das Auge beim Anfange ihrer Bewegung im Ar: 
hielt, noch fortdauert, wenn sie sich schon am Ende je 
befindet. Die Erscheinung selbst ist schon früh beabz e 
bald richtig erklärt ?, namentlich durch Newrox®, 
die Zeitdauer des Eindrucks zu einer Secunde angab. 
Versuche wurden nachher angestellt von Secnen Sund pi 
wovon ersterer 30 Tertien, letzterer 8 Tertien als lLingæe? 























‘1 Amusements philosophiques p. 242. 
2. Poxtearisin on thereye Il, 122. Parzstuer Gesch. d. Ope $ 
3 Haller Adnot.-ad Boerhavii Pruelect. acad, ada, 2. La. 
Physiol. V. 480. 
& Opt. qu. 16. 
5 De raritate luminis. Gott. 1740. 
6 Mém, de Par.1765. p. 450. Die Angabe p’Ascr's voe bei’ 
ces ist von einigen milsverstanden, und für $ Secunden gereza: 


\ 


Dauer des Lichteindrucks. 1457 


:hteindruckes annimmt. Cavarıo 2 glaubt nur 6 Tertien 
nen zu müssen. Die neuesten Versuche sind von Pır- 
wonach die Dauer des Eindrucks 15 Tertien beträgt, 
«ne Kohle in einemdunkelen Zimmer geschwungen wird, 
“F. in einer Secunde durchläuft, aber nur 10 Tertien, 
sie im hellen Zimmer geschwungen wird, und 10 F. in 
ecande durchläuft. Auf allen Fall ist der Eindruck dau- 
enug, um die Gestalt des Blitzstrahls, der Feuerkugeln 
sraschnuppen und andere Phänomene daraus zu erklären, 
‚else sich die Geschwindigknit solcher schnell bewegter 
.nder Massen, namentlich des Blitzes, durch dieses Mittel 
+, wenn die Zeit der Dauer des Lichteindrucks selbst ge- 
stimmt wäre. Erschöpfende Versuche mülsten indels zu- 
den normalen und abnormen, den gesunden und kranken 
d der Augen mit berücksichtigen. 
.us der Bestimmung der Dauer des Lichteindrucks auf das 
.n Verbindung mit der oben angegeben Grölse des Gesichts- 
s lälst sich erklären, warum manche sehr langsame Be- 
gen nicht wahrgenommen werden. G. G. Scamipr ə 
um dieses deutlich zu machen, das Beispiel, dafs die Sterne, 
im Aequator, wo ihre Bewegung am schnellsten ist, dennoch 
‚tehen scheinen. Setzt man nämlich die Dauer des Licht- 
cks im Auge hoch auf 0,5 Sec., so durchläuft der Stern 
‚er Zeit einen Bogen von nur 5 Sec. und da dieser kleiner 
ls der kleinste Gesichtswinkel für ein räumliches Object, 
eint er still zu stehen. Wird der Stern dagegen durch ein 
„hr mit nur 10facher Vergröfserung betrachtet, so beträgt 
esichtswinkel 50) Sec. und seine ‚Bewegung wird, jedoch 
lühe und kaum wahrgenommen, erscheint aber um so 
ller, je grölser die Vergröfserung ist, die man anwendet. - 
ei kommt indels der lebhafte Lichteindruck des Sternes auf 
uge in Betrachtung, denn bei der Beobachtung der Bewegung 
linutenzeigers einer Taschenuhr erhielt Scumior ein anderes 
lat, Diese nahm, derselbe nämlich bei derAnwendung einer 
fachen Vergrölserung so eben wahr. Indem aber die Länge 





ı Naturlehre, übers. von Tromsdorf. II. S. 132. 

2 Entretiens sur la Physique par G. F. Parrot. VI Tom. 8, 
at 1819 —24. III. 285. N 
3 Hand- und Lehrbuch der Naturlehre, Giels. 1826. 8. 8. 471. 
`, Bd. Zzzz 


- ` kommt bei dieser, allerdings sinnreichen Methode, die hlez 


1458 ` Gesicht. 


des Zeigers 4,5 Par. Lin. betrug, und der Sehwinkel einer D. 
theilung desselben (für 10Z. Abstand des deutlichen Sehens e: 
Beobachter) 13,5 Min. ausmachte, so war die Bewezuns de- 
selben in einer Secunde = 13,5 Sec. scheinbar, und mt 1s 
cher Versrößserung 135 Sec. oder 2 Min. 15 Sec. I 































Bewegungen zu messen, vieles, namentlich die Gesich 
und die Erleuchtung des beobachteten Gegenstandes, in Be 
tung, weswegen auch die beiden mitgetheilten Angaben s £ 
von einander abweichen. Um die letztere zu prüfen, be: 
tete ich selbst den Minutenzeiger meiner Taschenuhr, eet 
9,1 Lin. lang und stahlblau sich auf einem blendend wel: 
ferblatte bewegt. So lange er sich über dem letzteren Fee? 
konnte ich das Fortrücken desselben mit unbewaßnet>! 
und beieiner Gesichtsweite von 8Z. wahrnehmen, jedoch 
er still zu stehen, wenn er sich über einem schwarzen T 
striche befand, so dals also diese Bewegung als die Grezz 
jenigen anzunehmen ist, welche mein Auge noch wal 
kann. Man darf also jene angegebene Gröfse von 135 e 
verdoppelen und im Verhältnils von 10:8 nehmen, ol 
mein Auge den kleinsten optischen Winkel von nahe 343 
erhalten 1, welcher indels unter minder günstigen Bedir 
namentlich wenn das Messen des Abstandes der 
zwischen den beiden Minutenstrichen wegfiele, nicht e 
ausfallen würde. Hieraus erklärt es sich auch, waron e 
wegung der Sterne im Fernrohre bei einem optischen V 
von 50 Sec. sichtbar wird, nämlich theils wegen de: 
Lichtes derselben im verhältnifsmäfsig dunkelen Rao». 
weil das Gesichtsfeld des Fernrohres etwas erleuchtet. 
Umgebung wegen des inwendig schwarzen Robres abe: 
dunkel ist, und auf diese Weise also der veränderliche A 
des Sterns von dem Rande des Gesichtsfeldes gemesse: 
den kann. 

So wie der Lichteindruck auf das Auge eine gew i 
dauert, so erfordert derselbe gleichfalls eine verschwindert i 
Zeit, bis er vom Auge deutlich empfanden wird, Ist da‘ 
Bewegung zu schnell, so verschwindet zuerst die Fot 
Körpers zunehmend mehr und mehr, und endlich versch“ 


1 Die genauere Berechnung giebt A" 50”. 





Dauer des Lichteindrucks 1459 


\örper selbst wenn er dunkel ist, läfst-aber blofs den Ein- 
t seiner Bahn zurück, wenn er selbstleuchtend ist. Das 
:hwinden der Formen kann man schon wahrnelfmen, wenn ` 
sich schnell herumdrehet, in welchem Falle zwar die um- 
ıden Objecte, aber nicht ihre Gestalten erkannt werden, 
gänzlichen Verschwinden der Körper giebt die Unsichtbar- 
er geschossenen Kugeln ein überzeugendes Beispiel: G. G. 
IDT $ suchte für beides die Grenze zu finden, indem er 
in 4weilse und schwarze Felder eingetheilten Würfel von 
ıdratzoll Fläche an einem Haspel befestigte, letzteren 
I, aber regelmäfsig, umdrehen liefs, und den Würfel 
3,5 Z. Entfernung betrachtete. Hierdurch ergab sich, dals 
s Erstere die Winkelgeschwindigkeit in 1” Zeit 198° 51’ 
ir das zweite 5° 8 betrug. Das Erzeugen einer leuch- 
t Bahn zeigt sich ‘beim Umschwingen einer glühenden 
‚ beim Blitzen u, s. w. 
s der Zeitdauer des Lichteindrucks im Auge wird auch eine 
optische Spielerei erklärlich, welche durch einen gewis- 
r. Panıs erfunden seyn soll 2, und Thaumatrop (von 
: Wunder und rgeno ich wende, engl. wonderturner) 
t ist. Unter den zahllosen Abänderungen dieser ganz 
chen Spielerei wird es genügen, nur eine einzige zu be- 
en. Man schneidet aus Chartenpapier, oder auch dün- 
Ifenbein, eine Scheibe von einem Z. bis 2,5 Z Durch- 228. 
, zeichnet auf die eine Seite eine beliebige Figur, z. B. 
Vogelbauer, und auf die andere, wenn man dieselbe um 
itten durch die Ebene derselben gehende horizontale Axe 
st hat, eine correspondirende, z. B. einen Vogel. In die- 
werden dann zwei, an beiden Seiten etwas hervorste- 
"äden A und B befestigt und zwischen den Fingern bei- 
nde schnell herumgedrehet. Indem sonach der Eindruck 
ichnung auf der einen Seite so lange fortdauert, bis 
ıs Bild der entgegengesetzten gesehen ist, so vereinigt die 
lung beide Bilder in eins, und der Vogel scheint im Käfig 
n. Das Umdrehen an den beiden Fäden bewirkt übri- 
ı Schlottern, und eine damit verbundene Unstetigkeit der . 





. O. 3. 472. / 


:dinb. Journ. of Science, Nr. VII. 87. 
Ä 22222 


1460 „Gesicht. 


Bilder. Um dieses zu vermeiden, schlägt Barwsrer vor, & 


“ Enden der Axe aus einem starren Körper zu verletzen, £ 


ein Gitter von horizontalen, am besten schwarzen, nid! 


Fig. 
224. 


Fig. 
225. 


aulserdem muls die Axe, um welche die Scheiben gedrehet sr: 
den, genau durch den Mittelpunct der Scheiben gehen. xx 
scheint es mir am besten, die Thaumatrope von Elfenbein ı 
verfertigen, oder von Blech mit aufgeklebtem Papiere, die= 
Umdrehen bestimmten Enden der Axe aber in beiden Pio: 
der Masse der Scheiben bestehen zu lassen. Veränderm:r i 
Zeichnungen lassen sich übrigens unzählige angeben, z B. à 
der einen Seite der untere Theil eines Hauses, auf der eg 
das Dach, oder der Stamm eines Baumes und die Ann 3 
Rumpf eines Menschen und der Kopf u. s. w. 

Endlich beruhet auf diesem nämlichen Grande dre ES 
rung einer optischen Täuschung , welche gewifs vielfxb r# 
genommen erst neuerdings beachtet und namentlich dea) 
GET Í genau und vollständig dargestellt ist. Wenn m:: 




















von einander entfernten, Stäben, als dafs mindestens Ce 
die Länge einer Radspeiche gehen, ein um seine Are » 
tes und zugleich in horizontaler Richtung bewegtes Wy 
betrachtet, oder wenn das Rad um seine Axe gedreket 
Gitter in horizontaler Richtung bewegt wird, so , 
zwei Speichen, welche ganz zwischen die Oeffnung ir 
fallen, gerade, alle übrigen aber nehmen die in der Zeichr. 
gedrückte Krümmung an. Die Erscheinung tritt erg e~. 
die Bewegung des Rades eine gewisse Geschwindigkeit 
hat, dann aber ist die Krümmung auch bei zanehmtt.' 
schwindigkeit sich stets gleich bleibend, jedoch darf è“ 
nicht so grols werden, dafs die Unterscheidung der 
Speichen verschwindet, auch sind die beiden angegeir! 
einten Bewegungen nothwendig, wenn das Pbanomer € 
soll. Rocer construirt dann die Erscheinung sehr einla=: 
trisch. Ist nämlich die Bewegung des Rades in der È 
P Q und findet zugleich eine Rotation um die Axe Os; 
zeichnen ferner die Linien A; B; C; .... die Richtca; 
denen die Orte, welche die einzelnen Theile der Spot 
tisch einnehmen, durch die Zwischenräume der lothrech{= 


1 Phil. Trans. 1825. I. p. 181. Vergl. Quarterly Joare. o! ` 
X. 282. 


`~ 


Augentäuschungen. 4461 


hen werden, stellen RO und OY zwei einander diametral . 
nüberstebende Speichen vor, welche bei der Bewegung 
h die Räume A,; B,; C,.... in die Lagen «O; fO; 
‚... kommen, dauert endlich,der Lichteindruck des Spei- 
theiles auf das Auge in seiner Lage bei R so lange fort, bis 
nächste Theil der Speiche bei a, der nächste bei b, der 
te bei c..... gesehen wird, so muls die Speiche diejenige 
mung erhalten, welche durch die Intersectionspuncte ge- 
ı wird, also die Figur der Curve R; a; b; c.... anneh- 
Indem auf der andern Seite des Baden der nämliche Fall, 
h die Richtung betreffend entgegengesetzt, einfritt, so, 
dafs in VW die Speichen gerade, auf beiden Seiten 
ntgegengesetzt gekrümmt erscheinen müssen. Die gebil- 
Curve ist nach Rocer die Quadratrix des Dıxostratus, 
a das Maximum der Geschwindigkeit in den Bewegungen 
ades dadurch bedingt wird, dafs die Sichtbarkeit der ein- 
ı Speichen nicht verschwinden darf, eben daher aber bei 
rer Nähe der Stäbe die Intersectionspuncte früher eintreten 
omit weniger tief herabsinken, so folgt hieraus, dals die 
bare Krümmung der Speichen unter verschiedenen Bedin- 
a der Geschwindigkeit der Bewegung und Nähe der Stäbe 
mdert bleibt. Es scheint mir nicht, dafs irgend ein Um- 
des Phänomens nach dieser Darstellung unerklärt bleibe. 
iermit zusammenhängend sind die zahlreichen Erschei- 
ı des Nachempfindens beim Sehen. Die einfachsten der- 
liegen überall zu nahe, um übersehen zu werden, und 
ı auch schon von Peınesc 4 im Jahre 1634 beachtet, 
r erzählt, dafs die Form seiner papiernen Fenster im ver- 
enen Auge bleibe, u. z. das Gitterwerk dunkel, die Säu- 
I, dafs aber umgekehrt die Sprossen hell und das Gitter- 
lunkel erscheine, wenn er sogleich gegen eine mäfsig 
' Wand blicke. Wichtiger und umfassender ist der Ver- 
welchen Artus. Kırcnaer ? durch Bonacunsius ken- 
nte. Letzterer behauptete in einer Unterredung mit ihm, 
e bewirken, dafs man im Dunkeln eben so gut sähe, 


Zellen. Man solle nämlich in einem finstern Zimmer ein 
` 


"ta p. 2%. 
‚rs. mago. p. 762. Parestıer Gesch. d. Opt. S. 96. - 


1462 Gesicht. 


` kleines, den hellen Sonnenstrahlen ausgesetztes Loch ia esez 
Fensterladen machen, dieses mit düunem Papiere überklebe, 
‚ worauf beliebige Figuren gezeichnet wären, dasselbe eine Ze- 
lang scharf betrachten, dann plötzlich bedecken, so werde ra 
auf einem vorgehaltenen weilsen Papiere zuerst allerlei Fee, 
zuletzt aber genau die im Fensterladen gezeichneten gerade vw 
umgekehrt erblicken. Kırcgen giebt die Sache für sehr ei 
tig aus, und meint, das Auge wirke hierbei wie ein boe 
scher Stein, 


Seitdem sind diese oder ähnliche Versuche mehrkıch e 
derhalt, z. B, von Manıorte t, Porrearıeın ?, Birms'. 
a, und es ist allgemein bekannt, dafs nach anhaltendem Bea 
ten eines hell erleuchteten, noch mehr aber eines selbt 
tenden Körpers, vorzüglich der Sonne, ein veränderte bai 
Gesehenen oft lange dauernd im Auge bleibt. Man =: 
daher die Aufmerksamkeit mehr auf die zugleich en 
subjectiven Farben, wie dieses namentlich durch Burros,» 
Fransuıs, BegueLgs , Darwin u.a, * geschehen ist. 
rer vorzüglich hat zugleich auch die übrigen entstehende: 
beschter 5, und theilt die entstehenden Spectra in vier 
1. solche, die von allzugrofser Thätigkeit; 2, die vom 
an Empfindlichkeit der Retina herrühren; 3, directe, we 
dem Gegenstande gleiche; 4, indirecte, welche eine ra 
verschiedene Farbe haben, Die Untersuchung der letze= 
bei ihm am vollständigsten, Nicht sowohl durch die 
ten Erklärungen, als vielmehr durch die genaue Besche 
der erhaltenen Resultate ausgezeichnet ist gleichfalls eine 
Reihe von Versuchen, welche Dons © über dieser (: 


stand angestellt hat, Die physische Ursache aller dieser 




























Oeuv. p. 818. 

On the eye. I. 348, 

Mém. de l’Acad. 1743. p. 19. 
S, Farben, physiologische. 
New Experiments on the acnlar spectra of light amd : 
Lond. 1786. 4. Aus Phil. Traps. LXXVI. abgedruckt. E- 
Zoonomie oder Gesetze des organischen Lebens. a. d E. ve 
Brandis. Hann. 1795. 8 Th. 8. I. 887. 


6 Beiträge zur Kenntnifs des Schens jn sabjectiver 
Prag 1819. 8, 


N m mn m 


Augentäuschungen. .. 1463 


en liegt sehr nahe, und ist in nichts anderm,‘ als in einer 
lauer des erzeugten Nervenreizes zu suchen, welche man 
ler Vorstellung und Erinnerung vergangener Eindrücke ver- 
hen, und somit das Physiologische an das Psychische rei- 
könnte. 
Unmittelbar hiermit zusammenhängend sind die Funken, 
en Ringe, schwarzen oder weilsen Kreise und sonstigen 
erscheinungen,, welche nach einem Stolse gegen das Auge 
einem Drucke desselben empfunden werden, Auch hier- 
ıatnach MorncAeyıt, Eıcuen?, Errior? u. a. Purkınıg # 
Xeihe von Versuchen angestellt. Dafs sie durch einen me- 
schen Reiz der Nervenhaut, nach der Meinung des letzte- 
ımentlich durch ein Auseinanderziehen derselben, hervor- 
cht werden, ist kaum zu bezweifeln. 
Nenn man in ein Chartenblatt mehrere feine Löcher dicht 
einander mit einer Nadel sticht, so wird dem kurzsichti- 
uge ein entferntes, dem weitsichtigen ein nahes Licht ver- 
tigt erscheinen, und wenn der Raum sämmtlicher Löcher 
gröfser ist, als die Pupille, so vielemal, als Löcher da sind. 
Weite des deutlichen Sehens sicht jedes Auge nur ein 
das normale aber die vervielfachten sowohl bei zu grofser 
als bei zu grolser Ferne, Dieses durch SCBXINER "schon 
shtete, durch ne La Morre und Musscuhensnosk ô um- 
ch erläuterte Phänomen erklärt sich fast von selbst. In 
'eite des deutlichen Sehens nämlich fallen die Lichtstrah- 
nmtlich auf die Retina, und werden hier zu einem einzi- 
ilde vereinigt, aus zu grolser Ferne aber vereinigen sie 
or derselben , inzu grolser Nähe hinter derselben, in bei- 
Hen aber erzeugen die einzelnen, nicht vereinigten Licht- 
n, welche die Retina treffen, einzelne Bilder, weswegen 
e auch alle durch Anstrengung des Auges vereinigen kann. 
in interessanter optischer Betrug, welcher aufserdem mit 
erkehrtsehen der Gegenstände im Zusammenhange steht, 


— 


Adversaria. Anim. 73. 

Collect. Soc. med. Hafniensis. cet. 1774. 

Beobacht. u. Versuche über d. Sinne, 

a. n O. S, 136. 

Versuche u. Abhandl. der Gesellsch. | in Danzig. Il. 290, 
Introd. II. $. 1905. \ , 


1464 | Gesicht, 


wird schon von Fasnı 3 und Le Car? erzählt, mid von béie 
Fi: richtig erklärt. Wenn das Auge gegen einen hellen Gegeste: 
z. B. gegen eine Wand oder den Himmel gerichtet ist, und ss 
hält dicht vor dasselbe ein Chartenblatt CB mit einem klesr: 
Loche und hinter demselben eine kleine Stecknadel de, so 
zeugt diese ein verkehrt&s Bild, welches vergröfsert in DE 
scheint. Die Ursache liegt darin, dafs die Nadel, wege s 
grolser Nähe am Auge gar nicht gesehen wird, dennoch azé 
Lichtstrahlen auffängt, und einen Schatten auf der Reis» 
zeugt, ohne mit den in GH gesehenen Gegenständen in = 
hältnifs zu stehen, und dadurch das Urtheil über ihre Leg 
lich zu machen, sie mois daher auch der Figur nach 
stehen. Hält man sie vor das Chartenblatt, so steht sie : 
weil ihre Lage mit derjenigen der entfernter liegenden, z; 
gesehenen , Objecte verglichen wird 3. 
Hält man einen undurchsichtigen, scharf begrenzen 
per in drei bis vier Z. Abstand vom Auge, und führt ihn 
' anderen in geringerer Entfernung vom Auge entgegen, 9: 
der Rand des ersteren sich auszubreiten , ‘welches nicht de 
ist, wenn beide sich in der nämlichen lothrechten Eben 
den. Meıvırre $ erklärt dieses aus dem Halbschatten, 
die Ränder naher Körper, wegen der Weite des Ange: 
auf die Netzhaut werfen, oder daraus, dafs gewisse The- 
Hellen dem ganzen Augensterne ; nebenliegende aber nr 
~ ` Theile desselben verdeckt werden. Der Halbschatten ds 
“ fernten Körpers ist schmäler und dunkler. Sobald dar: : 
Halbschatten zusammentreffen, so werden dem Augenster- 
len des Hellen ganz verdeckt, die man vorher wenigste» 
‚ dunkel sah, und es scheinen sich beide Körper ss 
jedoch ist dieses bei dem: entfernteren wegen seines schwi= 
Halbschattens ungleich merklicher. 
Dieser Erklärung, Welche aus der angegebenen S" 
rem wesentlichen Inhalte nach hier mitgetheikt ist, bei 
entgegensetzen, dals die, den Halbschatten bildenden 























. 1 Synopsis optica. Lugd. 1667. 4. p. 26. 
2 Traité des Sens. p. 298. 


8 Eine Abänderung und Erklärung dieses Versuches Feie 
Edinb. Journ. of Sc. VI. 89. 


A Edinb. Essay’s. dé 55. Vrgl. —E Gesch. d. Opt $i- 


e 
's 


d 


Augentäuschungen. '1465 


das zweite genäherte Object’ an der Grenze des vollkom- 

ı Schattens nicht aufgefangen werden, indem sonst im Ge- 
le das erste entferntere schmäler werden mülste, Es sey 
sem Ende ab die Pupille, cd das entferntere Object, eh 
here, ea und fb die äufsersten Grenzen des auf das Auge 
len Lichtes, so wird das vollkommen helle, von f aus an 
treifende Licht durch gh nicht aufgehalten, und hierdurch 
zeichnung der Grenze c nicht verändert. Weil aber die 
ausgehenden Lichtstrahlen abgeschnitten werden, so wird 
tere Ende eines Objectes ef unsichtbar, und hierdurch die 
ung herbeigeführt, alsrücke cd weiter in den von ef 
enden Lichtkegel. Hiermit übereinstimmend Ist eine an- 
auf gleiche Weise erklärbare, die Umkehrung des Bildes 
e gleichfalls beweisende Erscheinung, Wenn man näm- 
en undurchsichtigen Gegenstand nahe vor ein Auge hält 

; Helle sieht, dann das obere Augenlied wie beim Schlie- 

s Auges herabzieht, sọ wird der Gegenstand sich ‘nach 

ı verlängern scheinen, indem durch das Herabdrücken Fi 
genliedes & ein Theil des von B ausgehenden Lichtke- 228. 
'eschnitten, und dadurch das Object c scheinbar verlän- 
rd. — 

schiedene anderweitige Augentäuschüngen, welche na- 
h mehrere karirte Zeuge, Tapeten u. dergl. hervorbrin- 
nd aus bekannten Regeln leicht erklarbar. Wenn fernet 
ht nach ein- oder mehrfacher Refleetion und Brechung 
se fällt, so erscheint das Object an einer ganz andern 
als wo es sich wirklich befindet, z. B. bei einem Plan- 
hinter demselben. Viele Beispiele dieser Art liefert die 
nbrechung, die astronomische und terrestrische, die 
egelung der Operngucker, das Polemöskop u. 8. w. 1. 

eil alle Menschen von frühester Jugend an und dessen 
»ewulst durch Betastung und eme Menge anderweitiger 
ttel allmälig die Fertigkeit erlangen , durch den Sinn des 
za über Gröfse, Form und Entfernung der Gegenstände 
ilen, so verschmelzen Urtheile und Empfindungen all- 
‚sehr, dals beide für eins gehalten werden, und nicht 

: Gesichtsbetrüge herbeiführen, sondern auch den Glau- 
ınlassen, diese Fertigkeit des Urtheils sey ‚angeboren 





. diese Artikel. 


1466 Gesicht, 
und nicht erlernt.. Um so wichtiger und interessanter s 
Beispiele, aus denen evident hervorgeht, dals sie blo 
Uebung allmälig erhalten werde, wie dieses aus dem P 
der Blindgebornen nach der Operation der Fall ist. | 
` Das merkwürdigste und bekannteste Beispiel diese 
das von Cassan erzählte 1. Dieser aperirte das Au 
Knaben van 13 Jahren, welcher zwar bei starkem 
Farben der Körper, aber nje ihre Gestalten unterschied 
Nach der Operation konnte er indels die Farben picht 
terscheiden, und hielt-sie. nicht mehr für diejenigen, 
vorher. unter diespm Namen gekannt hatte, Die lebhafte 
ben gebelen ihm am besten, Scharlach schien ihm 
sten, Schwarz dagegen milsfiel ihm sehr, und os bei 
Zeit, ba er sich daran gewöhnte. Von Entfernunge 
$o wenig, dals er vielmehr glauhte, alles was er sahe, 
geine Augen, so wie das, was er fühlte, die Haut. 
yegelmälsige Formen waren ihm zwar am angenehmse 
er unterschied keine Gestalten ohne Mühe und ohne e 
aufmerksäme Betrachtung. Von den vielen Namen um 
welche er in einem Tage kennen lernte, vergafs er de 
dungen der Bilder mit den Namen, und es dauerte z. 
bis er durch blofses Sehen Hund und Katze unterscheid 
Er wunderte sich sehr, dafs die Sachen, welche seine: 
em angenehmsten gewesen waren, nicht auch seinen 
am besten gefielen; z. B. hatte er erwartet, dals ve 
geliebten Personen am schönsten aussehen, und de xg 
nen Speisen sein Gesicht am meisten reizen sollten. 
schienen ihm anfangs bunte Flächen, als er aber nach» 
naten entdeckte, dals sie Körper mit erhabenen ond eg 
Theilen vorstellten ‚ war er erstaunt, dafs sie sich ebes 


e 
q papy 


1 Phil. Trans. 1728. T. XXXV. p. 402: p, 447. Smr: `f 
Zuuns’s Belisar 8. 185. Die bei dieser Gelegenheit yon Cus 
machten Beobachtungen haben eine grobe CGelchrität erlas;t 
sowohl von den Physiolagen, ala auch von den Ps ‚om 
benutzt. Am genauesten mit ihnen übereinstimmend und 3 
Hinsicht noch beweisender wegen des höheren Grades čer 
bei der Patientin sind ähnliche von Waanaor neuerdmgi M 
Dame angestellte, welche von Jugend auf bliad darch eis t 
Pupille sehend wurde. $. Phil, Traus. 1827. It. 529, is 
Edinb., Journ. of Science, XI. 20, 





Augentäuschungen. 1467 . 


kgte, welcher von seinen Sinnen ihn betröge. An- 
ur alle Sachen für sehr grols, als er aber grölsere sah, 
m die vorigen sehr klein, und er glaubte nicht, dafs“ 
oder kleinere gäbe.. Bo wulste er, dafs das Zimmer 
los Hauses sey, begriff aber nicht, dafs das Haus 
ehen könne, als dag Zimmer, Vor der Operation 
r sich nicht viel von den Eindrücken durch das Ge» 
iher aber war seine Freude über die stets neuen Ge- 
unbegrenzt, Ein Jahr nach der Operation brachte 
‚die Dünen von Epsom, wo ihn die Aussicht unge- 
zte, die er eine ganz neue Art von Sehen nannte, 
ıdern von CuxssLpem Operirten waren die Erschei- 
e nämlichen, auch stimmen diejenigen ganz damit 
velche Grant 1 nach einer ähnlichen Operation beob- 
ınd welche Horpavsr? und Wane? erzählen, Auch 
erichtet zwei interessante Fälle dieser Art, Erster 
n Knabe von 12 Jahren hatte nach Angabe seiner 
n grauen Staar auf beiden Augen seit seiner Geburt. 
ante er Licht und Finsternifs unterscheiden, auch das 
ht vom Kerzenlichte, Wenn er die Sonne genau 
> schien sie ihm das Auge zu herühren, auch eine 
venn sie ihm näher als 12 Z. gebracht wurde, Am 
li wurde die Operation vorgenommen, die Kapsel der 
nse war sehr hart, sie selbst flüssig, Nach der Opera- 
sachte das Licht eine schmerzhafte Empfindung. Nach-+ 
Augenlieder einige Minuten geschlossen waren, und 
finet wurden,‘ fand man die Pupille klar, aber der 
mnte das Licht nicht ertragen, Als Home ihn fragte, 
he? antwortete er: Ihren Kopf, der mein Auge zu ber 
heint 8. Doch konnte er die Gestalt nicht beschreiben. 
olgenden Tage, als der Lichteindruck weniger schmerzte, 
mere Kopf sein Auge zu berühren. Am 23sten kannte 


un u y 


igt Mag. IV. La 21, 


iträge. II. 2. S. 249. 

il. Trans, 1801. p. 889, 

il. Trans, 1807.1. p.83. Bibl. Brit. XXXVII. p. 85. Jahr 1808, 
> Antwort ist auffallend , indem nicht begriffen wird, wie er 
kennen kannte, es sey denn durch einen Schlufs von dem 
ınten Orte, welchen der ganze Körper einnahm, 


1468 Gesicht. 


er schwaches Licht ertragen, sagte aus, er sähe mehrere Pay 
nen um sich, ohne dafs er ihre Gestalt zu beschreibes 
mochte. 

Der zweite Fall ist weniger instructiv, indem das k 
Auge noch helle Farben, bis auf einen gewissen Grad, 
und daher auch nach der Operation die Entfernungen, 
aber die Umrisse unterscheiden konnte 1. 

Die Philosophen haben sich sehr bemühet, die A 
Weise psychologisch zu erklären, auf welche allmälig dei 
und Fertigkeit, aus den Eindrücken auf das Auge Be? 
schaffenheit der Körper zu urtheilen, erlangt wird. 
dere ist dieses durch Bzrxzrıer 2 ausführlich geschebes, 
lälst sich das Ganze leicht darauf zurückführen, dals o 
liches Erlernen durch Unterstützung der andern Sine, 
sächlich des Gefühls, statt findet, wobei die erhaltene 
nicht genauer und natürlicher mit den Sachen selbstü 
stimmen brauchen, als z. B. Worte und Namen mit des 
neten Sachen, und sie können dennoch zur Begründe: 
theils, hinreichen. Hiermit stimmt die Art und Wee 
` wie Blinde den Sinn des Gesichtes zu ersetzen pflegen’. 
DERSON, seiner im zweiten Lebensjahre entstandenen 
ungeachtet Professor der Mathematik zu Cambridge, 
solche Fertigkeit mit selbstgewählten Figuren durchs 6 
rechnen, dafs er dieses so schnell als ein Sehender za 
mochte #. 

Hier verdient gelegentlich die von Notes 
fene, und übereinstimmend mit Locxx 5 beantwortete F 
ein Blinder nach dem Sehendwerden eine Kugel vos 
Würfel unterscheiden würde, kurz erörtert zu werden. 
' werneinen sie, weil die Empfindungen durch Beta? 














"1 Noch mehrere Fälle findet men erzählt in Notice = + 
loppement de la lumière et des sensations dans les army. 
la suite de l’opdration de la cataracte faite par le Dr.F 
1820. 8. 

2 Essay on Visign. 
3 Taünsıc Versuch einer gründlichen Erlästerung de 
Begebenheiten in der Natur. Halle 1728. 8. 5t. 1. Art. 7. 
A H. W. Cıruu’s mathem. Lehrbuch. Ste Asi. Steig. - 
144. $. 867. 
Essay concerning haman Unterstanding. Il. chep. $. 3 


we 


Geradesehen. 1460 


cken auf das Gesicht in keiner natürlichen und nothwen- 
/erbindung stehen 4. . Jong ? meint dagegen, es werde 
auer Betrachtung der Unterschied auffallen, dafs die Ku- 
n allen Seiten betrachtet, gleich sey, der Würfel aber 
und so würden sich aus den ähnlichen Merkmalen durch 
ühl mit denen durch das Gesicht die Unterscheide beider 
assen, wenn man erlaube, um die Körper herumzuge- 
iben so urtheilen Saumpersox und PrirsrLey, letzterer 
ı Zusatze, dafs zwar ein Würfel von einer Kugel, aber 
nicht vom Quadrat und letztere nicht vom Kreise wür- 
erschieden werden. Beim wirklichen Versuche dürfte 
Locke’s Meinung sich bewähren, weil iiberhaupt zwi- 
em Bilde im Auge und der Form der Körper gar kein 
ıdiger innerer, sondern blols ein erlernter Zusammen- 
tt findet. - 

s der genauen Erwägung der Art und Weise, aut welche 
en, insofern es ein Urtheil über Farbe, Gestalt, Grülse 
fernung der Gegenstände einschliefst, im eig£ntlichsten 
lernt wird, beantwortet sich leicht die so oft bespro- 
ron vielen mit Unrecht schwierig gefundene Frage, war- 
die Gegenstände aufrecht sehen, da doch ihr Bild im 
rkehrt sey. Selbst Anams3 meint noch, bei einem so 
Gegenstande, dessen genaue Kenntnifs vielleicht alle 
iche Einsicht übersteige, müsse jede Erklärung mangel- 
. Wollte man hierbei überhaupt erforschen, in wel- 
tärlichen und nothwendiıgen Zusammenhange die Sin- 
ücke mit den durch sie erhaltenen Vorstellungen ste- 
ist dieses allerdings eine bis jetzt unauflösliche Aufgabe, 
ıs specielle Problem, wie ein sogenanntes verkehrtes . 
Auge die äufsern Gegenstände gerade sehen lasse, hat ` 
: Schwierigkeit, und beruhet grölstentheils auf der fal- 
ywausseteun;, als ob im Auge Bilder einzelner von den 
ıbgesonderter Gegenstände wie durch eine vor dasselbe 
> Linse entständen, da doch vielmehr alle Gegenstände 
. natürlichen Zusammenhange und ihrer gegenseitigen 
om Ordnung im Bilde vorhanden sind. An welcher 





rgl. Mruus in J. d, Ph. L 161. Ir 81. 
nith Opt. 395. 
Iweisung u. s. w. B. 66. \ 





1470 Gesicht. 


Stelle der Retina übrigens die zum Bilde vereinigten Licha 
len auffallen, kommt bei dem gänzlichen Mangel eins 
wendigen Zusammenhanges zwischen dem Eindrace e 
Auge und dem Urtheile aus demselben gar nicht in Beind 
insofern das Letztere blofs durch Uebung erlernt ist. Ad; 
Weise verbinden die Menschen beim Reden verschedene 
chen mit durchaus ungleichen Worten die nämlichen b 
es existirt kein anderer als ein durch Uebung erlernte I 
menhang zwischen den musikalischen Zeichen und de 
welche der Spieler beim Anblick derselben hervorbringt, w 
das Thier handelt nach erlernten Zeichen und Worten, ı 
Kenntnifs ihrer eigentlichen Bedeutung. Webrigens erge 
Menge Erscheinungen, namentlich beim Doppeltsehen e 
rere oben erläuterte Gesichtsbetrüge, dals wir dasjenige 
rechten Seite hinsetzen, was im Auge links liegt, be 
kehrt, dafs also die Bilder im Auge wirklich und ok: 
hiernach sich auszudrücken, verkehrt sind. 
Schon Keren t hat diese Wahrheit erkannt, min 
tern versucht, indem er sagt: wenn die Seele den mi is 
teren Theil der Retina fallenden Lichtstrahl empfinde. 
trachte sieihnso, als wenn er von oben herabkomme, wi 
daher für den oberen Theil, was sich unten abbilde. : 
sıus ? vergleicht diese Operation sinnreich mit der e 
den, welcher zwei einander durchkreuzende Stäbe hr 
damit das obere und untere Ende einer aufrecht stehen! 
berühre, indem er sich somit gewöhnen würde, dase; 
oben zu halten, was er mit dem Stabe der unteren E 
rührte, und umgekehrt. Kazstuen ? hat gleichfalls e 
hierüber gehandelt, und darauf aufmerksam gemacht, 
sich nicht vorstellen müsse, die Seele betrachte ds 
kehrte Bild, sondern dals letzteres die Empfindung o 
gebe. Insbesondere bat auch Licaressene * die Sacher 
ser Seite aufgefalst, indem er es in Zweifel stelt, a 
wichtig dargestellte Frage überhaupt einen vermüzfüsm 
habe. In der That denkt man dabei nicht genan dıra, 










































1 Paralip. p. 196. 

2 Dioptr. cap. VI. $. 10. 

8 Hamb. Mag. VII. St. A Art. 8. IX. St. £. Art. & 
4 Erxieben’s Naturl. Gre Aufl. 8. 828. 





Einfachsehen. 1471 


aufrecht und was verkehrt zu nennen seg, "` Wenn man 
älde umkehrt, so stehen die darauf abgebildeten Gegen- 
mr in Beziehung auf Dinge aufser demselben verkehrt, 
Gemälde sind sie immer noch aufrecht, d. h. sie kehren 
e gegen den Boden, das Haupt gegen die Decke oder. 
ımel. ‚Eben so ist es mit dem Auge. Nur in Beziehung 
sich und sein Verhältnifs zum Menschen nicht empfin- 
uge und dessen Stellung gegen seine Umgebungen kann 
erzeugte Bild verkehrt nennen, und nur ein zweites 
reiches das Bild und den Gegenstand zugleich betrach- 
l die verkehrte Lage des ersteren wahrnehmen. Dieses 
er beim Sehen nicht statt, indem dabei blofs mit sich 
jereinkommende „Bilder vorhanden sind, welche alle 
af das Bild der Erde oder des Bodens bezogen werden, 
ieser Hinsicht aufrecht stehen, d.h. dieFülse gegen den 
und was diesem entgegen ist, aufwärts gerichtet. In 
inne haben auch neuerdings sämmtliche Physiker und 
gen mit sehr wenigen Ausnahmen die Sache aufgefalst. 
bemerkt daher Ruporrar 3. dafs wir im Mikroskop 
verkehrt, aber in Uebereinstimmung mit sich und dem 
träger sehen, und daher durch die Umkehrung nich® 
erden. Die Gewohnheit übrigens, durch welche wir 
Bilde auf das Object zu schliefsen erlernen, ` muls hier- 
»erücksichtigt werden, denn Leınexrnosr? versichert, 
ndgebornen Jüngling gekannt zu-haben, welcher durch 
enentzündung das Gesicht erhielt, und wirklich alles 
sah, bis er das Gegentheil durch Gewohnheit er- 


mit nahe zusammenhängend ist die Frage, warum wir 
n Augen die Gegenstände nur einfach und nicht dop- 
a, da doch in jedes Auge ein eigenes Bild fällt. Um 
:nügend zu antworten, muls zuvörderst untersucht wer- 
und auf welche Weise beide Augen zugleich sehen. 
neinen mufs angenommen werden, dafs der Mensch bei 
Beschaffenheit seiner Augen mit beiden zugleich sieht, 
r Winkel, welchen beide Augenaxen im Objecte mit 


rsiol. II. 227. . 
m mensch. Geiste. S. 65. 
‚zu bei G. LIX. 234. 


1472 J Gesicht. 


einander bilden, das vorzüglichste Mittel zur Besinsm: i 
Entfernung bei näheren Gegenständen ist, und die tickd« L 
fahrung diese Richtugg der Augenaxen genugsam beumail 
Aulserdem ist oben schon bemerkt worden, dals in Gerät 
der erlangten Fertigkeit des Sehens jeder Gegenstand As) 
setzt wird, wo die Axe des ins Auge fallenden Lichtkese. 
letzteren aus verlängert, hintriffl. Fällt diese also, ep 
gesunden Auge und einem genau beobachteten Gegensu=: 
zeit der Fall ist1, mit der Axe des Auges zusammen, ak? 
aus von selbst, dafs die beiden Augenaxen verlängert ia 
‚sehenen Puncte sich schneiden, Diejenige Ebene, 
diesen Pupct so gefället wird, dals die den Winkel 
längerten Augenaxen halbirende Linie.auf ihr norma s 
Horopter. (Horopter), und man nimmt an, dafs ak: 
.Ebene liegende Puncte einfach erscheinen müssen, we 
der derselben auf übereinstimmende Puncte der Nether 
Diesen, an sich unbestimuften Ausdruck und den Le: 
‚„ überhaupt hat Vieru ® vollständig erläutert. Stella! 
‚die verlängerten Augenaxen, ST den Horopter vor, : 
freilich alle von dieser Ebene ausgehende Lichtstrahle il 
Sm nach der nämlichen Seite der Augenaxen fallen, 
diesem Sinne eine übereinstimmende Lage haben. 
hinsichtlich der Weite des Abstandes von A und È 
dieses Letztere unter dem Ausdrucke der übere 
Lage verstanden, so müfien de Objecte in einen iw 
O, U und p liegen, weil alle in diesem liegende NW 
nämliche Sehne OU umspannen, und folglich 223 
Rücksichtlich der ersteren Bedeutung kann man also vo 
alle Puncte, welche innerhalb des parallaktischen \ 
und seines Scheitelwinkels v fallen, ihre Bilder an o 
setzten Seiten von A und B haben, alle aber, we* 
halb dieser Winkel fallen, an gleichen Seiten. 


Hieraus ergiebt sich hinsichtlich des Doppel ek 
Sehens leicht folgende Regel: Was im Scheitel da Sp 
schen Winkels liegt, wird bestimmt einfach gehe, 
nerhalb desselben und seines Scheitelwinkels liegt, 






1 Vera bei G. LIX. 384, 
2 Sru. Opt. 43. 
8 FR (8 O, 8. 238. fe 





Einfachsehen. 1473 


elt, was aufserhalb beider liegt undeutlich, aber einfach. 
der Wahrheit des ersteren Satzes šich zu überzeugen, ist 
. Hält man nämlich zwei Stangen, z. B. zwei Bleistifte 
ı und zwei Fuls Entfernung lothyecht, und fixirt abwech- 
den einen und den andern mit beiden Augen, so erscheint 
icht fixirte doppelt. Besieht man etwas des Abends nahe 
Kerzenlichte, so dafs man das letztere zugleich mit wahr- 
t, so erscheint dasselbe doppelt. Heftet man beide Augen 
nen fernen. Gegenstand, und erhebt schnell einen Finger ’ 
inger Weite vom Auge, so erscheint er doppelt. Am auf- 
isten ist diese Erscheinung, wenn man ein auf beiden Sei- 
rschiedenfarbigesLineal, die Schärfe nach der Nase gerich- 
einem Abstande von wenigen Zollen zwischen beide Au- 
üt, dann einen entfernten Gegenstand fixirt, und hiernach 
hts liegende: Fläche des Lineals links, und umgekehrt die 
echts in melsbarem Abstande von einander erblickt. Aus 
nblicke der Figur ergiebt sich ferner, dafs ein innerhalb 
allaktischen Winkels liegender Punct x im linken Auge 
d links von A und im rechten rechts von B erzeugt, und 
heint daber dem linken Auge rechts, dem rechten Auge 
Verschliefst man daher beim Doppeltsehen dieses Punc- 
rechte Auge, so verschwindet das links gesehene Bild, 
ielst man aber daslinke Auge, so verschwindet das’ rechts 
tete. Ein Punct y aber, welcher innerhalb des Schei- 
els liegt, macht im linken Auge ein Bild rechts von A, 
ten aber links von B, und somit erscheint er dem linken 
nks, dem rechten dagegen rechts, weswegen das Ver- 
len der Bilder dem vorigen entgegengesetzt ist. 

hwerer ist es dagegen, die letztere Behauptung, dafs alle 
lb des parallaktischen Winkels und seines Scheitelwin- 
egene Puncte einfach erscheinen, durch Versuche zu be- 
weil die erhaltenen Bilder überhaupt zu undeutlich sind. 
nn dieses indels bewerkstelligen, wenn man einen klei- 
genstand, z. B. eine Bleistiftpitze mit beiden Augen 
Ind eine andere i in ihrer Nähe gleichfalls zu sehen sich 
L Im Allgemeinen liegt indefs der Beweis schon darin, 
ı zwar nur das im Scheitel des parallaktischen Winkels 
Lugen liegende Object deutlich, alle andere in der Um- 
befindliche Gegenstände aber>gleichfalis, jedoch einfach, 
der deutlich sieht, sie eben daher auch kaum überall 

Aaaan 


1474 o Gesicht, ` 


beachtet. Liegt indelg ein fermes Object im Scheitel des p 
rallaktischen Winkels, ein anderes hell erleuchtetes aber kee 
tend näher, so wird letzteres gleichfalls doppelt gesehen, z i 
ein Schmuzfleck auf der Fensterscheibe, wenn man einen 
Schornstein mit beiden Augen fixirt. 

Hiernach wird es leicht, einen oben absichtlich überze: 
nen Gesichtsbetrug eigener Art zu erklären, welchen Sw 
schon gekannt, Vistu? aber vollständig erklärt hat, Baks 

Fig. einen ohngefähr so weit geöffneten Girkel, als die Free 
230. paider Augenaxen beträgt, mit etwas heruntergedrückten Spx 
das ‚Gewinde gegen die.Stirn gekehrt, vor das Gench, = 
richtet beide Augen gegen beide Spitzen, so sieht man eg 
den Schenkel:m G und m H abgesondert, . und zwische . 
einen bis an den Durahschnittspunct der Augenaxen rei 
Schenkel mQ. Sind aber die Augen auf einen näheren 
z. B. P. gerichtet, so verwandelt sich der lange Schenkel £ 
‚Durchkreuzung der Cirkelspitzen, welche einen desto gù 
Winkel bilden, Te weiter der Punct P von Q nach des !3 
hin entfernt ist. ' 

Die Erklärung des Phänomens folgt aus der vor 
den Darstellung von selbst. Das Bild des linken Schens# 
rechten Auge nämlich bringt die Erscheinung des abge: 
Schenkels mG hervor, welcher verschwindet, wenn wä 
rechte Auge schlielst, das Bild des rechten Schenkels is: 
Auge. dagegen erzeugt mH; die Bilder des rechten Sch 
dagegen im rechteri Auge und des linken Schenkel; ia 
fallen auf übereinstimmende Stellen der Netzhäute, wi 
gen die Erscheinung des langen Schenkels hervor. Sæ 
gegen die Augenaxen auf. einen näheren Punct gericht. 
schneiden die Cirkelspitzen, so durchkreuzen sich diese, 

Fig. GMH dem linken, gmh dem rechten Auge angehäst, © 
231. von selbst folgt, dafs die angegebene Ver Änserung est 
muls, . wenn die Augenaxen in die Cirkelspitzen fallen 
Kopf des Cirkels wird wegen zu grolser Nähe an der Ser: 
Fig.gesehen, sondern nur etwa das, was jenseits xy Beet, $: 
230. Versuch gelingen, so missen beide Cirkelspitzen gegen do 
Fenster gerichtet seyn, weil sonst das eine umdentlicber 


























— 





-T ` Optik. 8. 345. Priestley Gesch. a. Opt 8. SL 
"2. GLVNI. %5. ' 


t 


Einfachsehen. : 1475 


Lü 

ıt beachtet wird, und dadurch verschwindet. Vieru glaubt, 
sse sich dieses Mittel dazu anwenden, um die Augen mit 
ehr convergirenden Axen, wenn dieser Fehler durch anhal- 
es Sehen zu naher Gegenstände erzeugt ist, zu gewöhnen, 
auf weiter liegende Gegenstände einzurichten, wenn man 
Sirkelspitzen allmälig erweiterte, und das Durchkreuzen der 
eren Bilder zu vermeiden suche. Auf allen Fall müfste die- 
nit Vorsicht geschehen, um nicht das Schielen und Dop- 
ehen zu veranlassen. ' 
Gesunde Augen. besitzen eine,- im frühesten Kindesalter 
nbemerkliche Fertigkeit, ihre Axen gleichzeitig auf den näm- 
n Punct zu richten, woraus bald eine solche unbewufste 
’hnheit entsteht, dafs auch die Axe des bedeckten Auges 
anwillkürlich bewegt, wenn man die des andern unbedeck- 
ach irgend einem Gegenstande richtet. Indefs haben Kin- 
icher ohne Ausnahme, und auch Erwachsene, das Vermö- 
die Augenaxen willkürlich, wohl jederzeit einwärts, un- 
ı seltener auswärts, zu bewegen, woraus das oben erwähnte 
liche Schielen entsteht. Hiermit zusammenhängend ist eine 
:s Doppeltsehens, welche durch mechanische Verrückung 
ugenaxen erzeugt wird. Wenn man nämlich einen emt- 
n Gegenstand mit beiden Augen fixirt, dann den einen 
fel mit dem Finger zur Seite drückt, so tritt ein plötzli- 
Doppeltsehen ein, welches aber allmälig verschwindet, 
achtet man den Augapfel in schiefer Richtung zu halten 
ut, Dieses Phänomen, welches Bror 3 ohne Kirklärung 
nt, ist für die Theorie des Sehens von Wichtigkeit, und 
ut andern sogleich zu erläuternden Erscheinungen zu- 
ne ` 

ach diesen unleugbaren Thatsachen, wovon die meisten 
m gleichzeitigen Gebrauche beider Augen in unmittelbarer 
dung stehen, läfst sich nicht zweifeln, dafs'der Mensch 
Regel mit beiden Augen zugleich sieht. Am meisten und 
ndigsten ist dieses dann der Fall, wenn beide Augen gleich 
md für gleiche Entfernungen: des deutlichen Sehens einge- 
sind. Ob dieses wirklich der Fall sey, ist schwer auszu- 
‚, und läfstsich nicht völlig sicher dadurch finden, ‘wenn 
ide Augen auf einen Gegenstand richtet, und abweeh- 





Précis. di. Il. 372. © , 
Aaaaa ? 





1476 Gesicht. 


selnd das eine um das andere verschliefst, um die Been 
nach dem Grade der Helligkeit zu machen, womit jedes amd 
den Gegenstand wahrnimmt, weil hierbei schon zu viel Lrie 
mit beigemischt ist. La Hınz 1 räth, vor jedes Auge em: u 
einer feinen Nadel durchbohrte Charte zu halten, und die bei 
Kreise, welche man auf einer weilsen, einige Fols e 
Wand dadurch sieht, zur Benührung zu bringen, um nach i 
Helligkeit die Stärke des Auges zu bestimmen. Am 
fsigsten hält man nach Jurıw’s 2 Vorschlage ein breites Lal 
oder ein Buch an die Seite des einen und dann des anden» 
ges, und sieht gegen ein weilses Blatt Papier so, dals nz 
eine Hälfte nur mit einem, die andere mit beiden Auge 
und wechselt hiermit ab, so wird man aus dem Ünterschwti 
Helligkeit des mit einem und mit beiden Augen gesehene: 
les in beiden Fällen die Deutlichkeit des Sehens eines jede 
zelnen Auges beurtheilen können. 
Die Ursachen, warum wir mit beiden Augen nw e 
sehen, obgleich.in jedem unleugbar ein eigenes Bil 
wird, sind in dem bisher Gesagten schon enthalten. W 
nämlich einmal zugeben, dafs vermittelst einer i 
Thätigkeit der Nerven durch das auf der Retina en 
das Sehen hervorgebracht wird, und wir den Gegenstanc 
dahin setzen, wohin eine auf die Netzhaut in der Bine 
des senkrechte Linie verlängert triffi, wie schon Por 
als eigenthümliche Natureinrichtung ansah , so werden w 
béiden Augen das einem jeden zugehörende Bild , beide 2 
Stücken identisch, an ein und denselben Ort setzen, 
nen daher nur ein Object sehen, weil in dem Begriffe we 
in allen Stücken, auch hinsichtlich ihres Ortes, identi 
jecten ein Widerspruch liegt. Aufserdem aber ist unse Ï 
über die gesehenen Gegenstände ein durch Uebung 
und die hiernach erworbene Fertigkeit schlielst auch die 
heit des Objectes, der doppelten Bilder ungeachtet, = 
Hierfür spricht aulserdem die Analogie, indem wir mit re 
ren nur einfach hören, und mit zwei Händen, mit reg 
mehr Fingern das nämliche Object berührend, nur eisa* 
len, obgleich die Eindrücke auf die Nerven des Gebihls 


















1 Accidens de la rue, p. 400. 
2 Smith. Opt. 479. 


I 


A 


Einfachsehen. 1477 


1, Sehr instructiv ist in dieser Hinsicht das Phänomen, 
hes schon Carrtesıus ? zur Erläuterung dieser Ansicht an- 
« Wegen des Abstandes der beiden äulsern Seiten zweier 
er von einander können wir nie den nämlichen Gegenstand 
liesen zugleich berühren, sondern die Entfernung dient uns 
iehr als ein Mafsstab zum Messen: Legen wir daher beide ` 
einander, und bringen eine kleine Kugel mit den hierdurch 
ımenliegenden. äulsern Seiten in gemeinschaftliche Berüh- 
‚ so scheint diese uns doppelt. Mit Unrecht verwerfen da~- 
ORTERFIELD und auch Ben ® den Eimfluls der Gewohn- 
Letzterer hält die Uebereinstimmung der Mittelpuncte bei- 
ungen hinsichtlich der erhaltenen Bilder, worauf das Ein- 
hen beruhet, für angeboren, und hezieht sich dabei auf 
:LDes’s Blindgebornen, welcher nach der Operation sei- 
weiten Auges sogleich einfachsah. Kıvozr # erinnert hier- 
richtig, dafs jener Patient vorher mit einem Auge sehen 
t hatte, und sein Urtheil auf die hierdurch erhaltenen Bil- 
lein gründete. Man könnte noch hinzusetzen, dafs der- 
stets von starkem Lichte einen schwachen Eindruck empfan- 
atte, auch ist das Einfachsehen desselben gleich vom An- 
an keineswegs erwiesen, weil er überhaupt von den er- 
en Bildern auf die Beschaffenheit der Objecte zu schliefsen 
vermochte, sondern’ dieses erst durch Uebung erlernen 
 Aufserdem aber läfst sich Leivznsrnosr’s oben er- 
e Beobachtung hiergegen anführen. | ` 
'iele konnten sich indefs von den frühesten Zeiten an bis 
s neuesten herab das Emfachsehen mit zwei Augen dennoch 
klären, und verfielen daher auf manche künstliche Hypo- 
Die beiden hauptsächlichsten unter diesen sind die 
Gassen $ und Newron ® aufgestellten. Ersterer be- 
te, man gebrauche beim Sehen stets nur ein Auge und 
reite bleibe unthätig, letzterer aber leitete das Phänomen 





S. die weitläuftige Abhandlung von Rosıneau ig J. d. Ph, XII. 829. 
Dioptr. Cap. VI. $ 18, 

Inquiry into the human mind, p. 2%. 

Paœsruer Gesch. d. Optik. 

Opera. II. 395. 

Opt. qu. 25, 


1478 Gesicht. 


aus einer Vermischung beider Nerven ab, wogegen Porn- 
sırLn Í einwandte, dafs nach anatomischen Untersuchunges i 
Nerven sich nicht vereinigen, sondern nur dicht neben eine 
liegen, und schon früher ‘hatte Keren 2 bemerkt, dals die 
Ursache unstatthaft sey, weil es sonst gar kein Doppeltseba p- 
ben könne. Dr. Bnices 3 leitete die Erscheinung ans de ;e 
chen Spannung der übereinstimmenden Theile beider Sehnerm 
her, vermöge deren sie in gleichzeitige Schwingungen kae 
Dr. Harrıer * erinnert, dals die Sehnerven in der Geswix 
sella turcica sich in einen Nervenknoten oder in ein azm 


ihnen gleichsam besonders zugegebenes kleines Gehirn ere: 
gen, und daher mehr als andere Theile des Körpers auf ©- 
der wirken. So könne es kommen, dafs wir, wennw= 
blofs mit einem Auge sähen, dennoch in dem andem ex = 
dem Bilde vergesellschaftete Empfindung hätten. 

























Insbesondere suchte pu "Toun $ durch verschiedene Vasa 
die er in mehreren Abhandlungen bekannt machte, die Bei 
tung GAssenni’s zu unterstützen, dafs die Seele jedesmal a 
das Bild in dem einen Auge hetrachte.. Die vorzüglichse:\e 
“ suche desselben sind folgende. Auf ein Stuck Pappe Log 
in horizontaler Richtung zwei gleich grolse runde Scheie@ 
Taffent in einem geringen Abstande von einander, die ein 
die andere blau, hielt das Stück Pappe senkrecht gegen de a 
und richtete jedes einzelne Auge auf eine der Scheiben, ı # 
Meinung, die beiden Farben mülsten sich in die zua=» 
gesetzte grüne verwandeln; allein er sah jederzeit m: s8 
Scheibe, entweder die blaue oder die gelbe. Weil hiere & 
Augen in eine unangenehme Lage kommen, so befestigte s 3 
zwei, inwendig geschwärzte Röhren ein gelbes und en: 
Glas, hielt die Röhren zugleich vor beide Augen, und d 
die Gegenstände hierdurch grün sehen zu müssen, sabs 





On the Eye. D. 285. Vergl. Auge Th. I. S. SAL 
Dioptr. Prop. 62. 

Nova visionis theoria. ed. alt. Lond. 1685. 8. p. 3. 
Observations on Man. I, 207. 


Mdm. de Par. 1743. p. 334. Mém. présentés. III. 51% 1.& 
7. 


Qa u N h 


p 

Einfachsehen. 4479 
schselnd entweder gelb oder blau; 5 (ie nachdem er das: ‘eine 
das andere Auge mehr' anstrengte; Endlich schnitt er in 
arzem Papiere zwei runde LAcher in einer Entferhung' von 
‚6 Linien aus, ‚hielt vor das eine ein gelbes, vor dei an- 


ein blaues Glas, tind sah durch’beide zugleich, so daf er 
rimlichen Gegenstand mit jedem Auge nur durch das eine 


arbigen Gläser: sah, allein auch’ dann erschien er ihm nicht u 


sondern ‘entweder gelb oder blau. 

Diese Versuche mit der 'Thedrie des gleichzeitigen ' Schenk 
wei Augen in Einklang zu bringen, hat inan verschiedene 
thesen anfgestellt, wodurch die Sache nicht sowohl erklärt, 

elmehr nar beseitigt wurde, indem man sagte, es sey dem 
nur möglich, jederzeit von einem einzigen Färbenein- 
e affıcirt- su werden. Ohne hier die Richtigkeit ‚dieser 
T zu beweisenden Behauptung näher zu „prüfen, Iassen' sich 
tesultate der erwähnten Versuche auf eine ganz ‘ardere 
erklären, Soll die Empfindung der grünen Färbe Zich 
md Gelb erzeugt werden, so müssen diese beiden farbigen 
trahlen gleichzeitig und schon verbunden ins Auge fallen. 

rt man nämlich aus dem Spectrum die übrigen farbigen 
en, aulser Gelb-und Blau, ab, so wird man ohne Weiteres 
Grün sehen, obgleich beide Farben: gleichzeitig i in beide 
ı fallen, wohl aber entsteht Grün, wenn beide an dem 
‚hen Orte zusammenfallen. Dreht man eine Fatbenspin- 
t Gelb und Blau langsam um, so erkennt man beide Far- 
ınd sie vereinigen sich erst dann zu Grün, wenn wegen 
wer des Lichteindrucks beide gleichzeitig das Auge iffici- 
Du Tour konnte daher unmöglich! auf diè”von hm Se: 
Weise: aus den beiden Farben. die gemischte hervorbrin- 
veil auf allen Fall die Empfindung einer Farbe durch das 
bedingt ist, nicht aber von der Seele durch Combinätion 
t wird, denn sonst würden wir im Regenbogen wie im 
um blofs Weifs sehen. Indefs fand ich mich veranlafst, 

jegebenen Versuche mit einigen andern vermehrt zu wie- 
en, wodurch ich zu folgenden für das Sehen der Farben 
Lanz unwichtigem Scohlüssen gelangt bin. 1. Wenn das 
rend eine Farbe allein und ohne einen Nebeneindhuck 
ifsen oder anders gefärbten Lichteswahrnimmt, so schwin- 
: Empfindung des farbigen Lichtes allmälig, und die- des 
n Lichtes tritt zunehmend stärker hervor. Sieht man 





D 



















2480 .. . Gesicht. 


daher darch ein langes,.inwendig geschwärztes Bohr pegen 
nen gefärbten Gegenstand, so wird die Farbe desselben 
blässer, und selbst wenn man anhaltend gegen ene 
Fläche sieht, nimmt das Dunkel allmälig ab, und schem 
nehmend weilser zu werden. Am meisten ist für mein Ass 
ses der Fall bei Blau, weniger bei Grün und noch wenge 
Roth. Die Erscheinung vermindert sich, oder venchri 
` ganz, wenn das Auge nicht völlig vom Bohre 
und seitwärts einfallendes Licht erhält. 2. Sieht man mi 
Auge durch ein gefärbtes Glas so, dafs man dasselbe nahe á 
hält, so ist der Eindruck der Farbe anfangs sehr lebhaft, 
det aber allmälig, und man sieht den Gegenstand nach den 
hältnisse der tieferen Färbung des Glases weniger hell, 
gefärbt, und so, dals man zuletzt die Farbe des Glas 
nicht mehr erkennt. Blofs die Flamme des Kerzenlic 
die Sonne machen hierbei eine Ausnahme. Hierin | 
Grund, warum man sich leicht an grüne Brillen so gewötz, 
sie keine Empfindung einer Färbung weiter hervoti 
3. Weüon man auf gleiche Weise durch zwei ungleich $ 
Gläser, jedes vor ein Auge gehalten, die Gegenstände 
so schwindet die Empfindung beider Farben nach 
und die Helligkeit des gesehenen Objectes liegt im } 
schen dem helleren und dunkelern Glase, wenn die 
tigkeit beider nicht allzu ungleich ist. Beim künstlicher 
len tritt indels ein Unterschied der Farben wieder hervor. = 
Bilder sind matter, aber auf allen Fall verschieden eebe, 
HALDATA wurde zufällig veranlafst, ähnliche Vers: 
zustellen als die oben mitgetheilten des nu Touva, ghui» d 
aber dadurch zu einem ganz entgegengesetzten Resultate bei 
tigt, als was dieser gefunden haben wollte. Inzwischen be 
wohl die durch Gasszupı aufgestellte Hypothese, du 
Mensch jederzeit nur mit einem Auge sieht, als auch die ` 
ton’sche von einer Vereinigung und Durchkreuzung der op 
Nerven beider Augen zur Erklärung des Einfachsebens Ze 
bestreitbarer Erzeugung von zwei Bildern selbst bis in de = 
sten Zeiten viele Anhänger gefunden, welche zum The? 
Meinungen vereinigt, und ihre Ansichten durch Verso 
unterstützen gesucht haben. Im Allgemeinen menne ki 


4 Journ. de Phys. LXIII. 887. 


. - 


` 


Rinfachsehen, 4481 


en $, Jawıw 2, welcher durch Brillen mit grünen und gel- 
lauen und rothen Gläsern Grünund Violett zu sehen glaubte, 
HER ?, welcher diese Versuche mit gleichem Erfolge wie- 
e, V. Annım $, Wepen 6, Ackzamans °, Eruior ?, 
, 8, Canes Beta, ° u. a, um noch die neueste, durch 
ıstom aufgestellte, und in sehr viele Zeitschriften an- 
md mit großsem Beifalle der Physiologen angenommene 
ıese kurz zu erwähnen. Nach WorLsstox findet näm- 
e Halbdurchkreuzung '(sermidecussation) der opti- 
Nerven statt, indem die Nerven, welche bei beiden Au- 
ı rechte Seite bilden, in einen gemeinschaftlichen Ast ver- 
werden sollen und die von der linken Seite in einen an- 

Es ist wohl alsunwidersprechlich anzusehen, dals diese 
ıese durch anatomische Gründe nicht widerlegt werden 
da die Frage, ob in der Kreuzungsstelle (Chiasma nerv, 
eine wirkliche Durchkreuzung statt finde oder nicht, aller 
sen Forschungen ungeachtet noch unentschieden ist. Eben 
ifs ist es zugleich, dals nach dieser Voraussetzung dieje- 
3eispiele des Halbsehens, wobei von den betrachteten Ge- 
ıden in lothrechter Richtung entweder die rechte oder die 
jeite nicht gesehen wird, leicht erklärbar seyg würde, 
ürfte manchen das Räthsel, wie bei unleugbarer Erzeu- 





Sammlung der deutschen Abhandl. d. Berl. Acad. 1796 8. 46. 
Mém. et observations sur l’Oeil. Lyon et Par. 1772. 8. p. 39. 
: Abh. über d. Auge u. seine Krankheiten. Berl. 1776. S. 38. 
Von d. Eiusaugung u. Durchkreuzung d. Sehnerven, Berl. 17%. 
tische Abh, der Acad, zu Berlin. 1793. p. 3. 

G. III. 256. 

Reil’s Archiv. VI. 296. 

Heanorrt: Sieht d. Mensch mit einem Auge allein, oder 'mit 
zugleich? Ein Beitrag zu Gall’s Schädellehre. Kopenh. 1814. 8. 
J. Erxior Anfangsgründe derjenigen Theile d. Nuturlehre, wel- 
d Arzoeiwissensch, in Verbindung stehen. A. d, F. von Ber- 
‚eipz. 1784. 8. 

W. C. WzuLs essay upon single Vision with two eyes. Lond. 


Edinb. Journ. of Science N. III. p. 1. N. X. p. 262. Vergl. 
aus Biol. VI. 578. | 

Vergl. Art. Auge. Th. L 8S. 542, Phil. Trans. 1824, I. 222, Ebiab. 
arm. XXII, 420. Ann. of Phil, 1824. Aer, p. 506 u. v. a. 


1482 | Gesicht. - 


gung von zwei Bildern dennoch nur die Vorstellung voa 
einzigen Objecte entsteht, bedeutend leichter Wsbar sc 
indem hiernach die auf die rechte Seite beider Augen H 
Theile- beider Bilder, in einem gemeiuscaftlichen Aere 
vereinigt, nur.eine einzige Empfindung erzeugten, und de 
die auf die linke Seite beider Augen in einen andern. De: 
aber streitet hiergegen zuerst Kerıen’s schon oben e 
Argument, dafs es hiernach.gar kein Doppeltsahen geben 
welches doch bei allen gesgnden Augen beim künstlichstn 4 
len augenblicklich eintritt,. ‚Zweitens scheint mir hierdar: 
neue Schwierigkeit erzeugt zu werden, nämlich ads 
Weise hiernach die Vereinigung beider Hlälften des ez 
Bildes zu einem gemeinschaftlichen Ganzen erklärbar ser, i 
lich drittens wäre.indefs diejenige Hemiopie, bei welde 
die über oder unter einer horizontalen Ebene liegenden T 
der Objecte gesehen werden, und wovon unbestreitba . 
falls Fälle beobachtet sind, nicht wohl erklärbar. In Be 
dhf die eigentliche, hier zu untersuchende Aufgabe al», 
lich wie es erklärbar sey, dafs beim anleugbaren Vo ha 
von zwei Bildern in beiden Augen dennoch nür ein ei 
jèct gesehen werde, geht aus dem bisher Gesagten so v 
vor, dafs die ältere Meinung, wonach dieses eine 
durch die Erfahrung und Debung fixirten Urtheils ist, z 
als die vorzüglichste, sondern auch als völlig genügend 
hen werden muls, Zar Erläuterung dieat aber vorn 
Versuch, wenn man bei verschlossenen Augen mit dei 
spitzen der einen Hand eine’ Kugel hält, und dieselbe x 
mit den Fingerspitzen der-andern berührt, in weichen Faz 
wegen der Identität des Ortes nur eine Kugel zu hakez 
\wufst ist, obgleich man sie mit beiden Händen abgesonder 
nimmt. 

. .. Ohngeachtet indels die oben aufgestellte Behaupteng - 
der Mensch im normalen und gesunden Zustande ee " 
mit beiden zugleich sieht,...und dennoch aus den zur 
Gründen nur die Empfindung eines einzigen Objectes haben 
im Allgemeinen vollkommen begründet ist, so dals es du: 
ungemein viele Beispiele, dals "Menschen nur mit erer 
sehen, und sicher mehrere, als man vermuthet, wel 4.- 
der Fall ist, ohne dafs diejenigen, bei welchen es sch 
selbst dieses glauben oder wissen, indem sie der d 













Einfachsehen. | 1483 


e und ihrer eigenen früheren Erfahrung gemäfs mit bei- 


en zu sehen glauben 1. Viele genauere Untersuchungen: 
imlich ergeben, dals in nicht seltenen Fällen, haapt-i 
unter den höheren Ständen und bei denen, welche ihre 


ehr anstrengen, beide ungleich sowohl hinsichtlich‘ dert' 


en Stärke des Organs, als auch der Entfernung des deut- 
shens sind, und indem wiederum meistens das rechte. 
ere ist, so haben viele die Meinung gehegt, man sehe 
nur mit diesem allein 2, Sehr natürlich also, dafs so: 
siftsteller , indem sie vorzüglich die Probe mit ihren: 
Augen machten, das Sehen blols mit einem als allge 
gel aufstellten. Es wäre überflüssig, eine so oft vor 
le Erscheinung dorch Aufstellung einzelner Beispiele 
sen, indem ein jeder leicht de Ueberzeugung durchs 

in seiner Umgebung erhalten Honn: -Selbst auch Gru- 
rähnt, dals sein linkes Auge äufserst kukzsichtig sey, 
e aber i in ziemlicherEntfernung deutlich sehe. Er hatte 
r gewöhnt, blofs mit dem rechten Ange zu sehen, urd: 
enn er dieses schlols, um mit dem kurzeichtigen allein. 
der Nähe zu betrachten, eine schmerzhafte Anstrengung, 
der Gegenstand weiter wegzurücken,. und etwas größer 
m schien, bis das Bild deutlich wurde. Verdrückte er die 
„ so stellte sich ihm das mit dem kurzsichtigen undeutli-: 
iene Bild merklich entfernter und gröfserdar. Ein Freund 
dagegen, ein aufgeklärter Arzt, behauptete bei gleicher. 
ät der Augen die Gegenstände mit dem kurzsichtigen unr 
iner zusehen, welches den optischen Gesetzen weniger. 
en ist, als Grauen’s Angabe. J.Russzı # erzählt ein Bei 
tinem Manne, welcher in Folge von Megenaffectionen mit 
2 Auge kurzsichtiger und mit dem andern weitsichtiger 
; er vorher gewesen war, undso auch Warez 8 von einer 
om linkes Auge sehr weitsichtig wurde, das rechte aber 
rt blieb. Mehrere Beispiele dieser Art, wo sogar für 
sen verschiedene. Gläser gebraucht wurden, sind vow 


gl. Vuerg bei G, LIX. 243. 
ADROP Essay’s Il. cap. I u. D. 
rterbuch II. 480. 

ab. Phil. Journ. II. 271. 

1. chir. Trans. V. 263. 


a 


14 - Gesicht. 
Runorrnı ? beobachtet, und einer ist von Hu ? ee 
schrieben, auch gedenkt Wane 3 der Sache als einer gun 
ungewöhnlichen. 

Man könnte veranlalst werden zu vermuthen, d 
nen von ungleicher Weitsichtigkeit und Stärke der Are 
der Verschiedenheit der erzeugten ungleichen Bilder uw 
pfndung haben müfsten. Allein dieses ist so wenig da 
dafs sie bei anfangender und allmälig zunehmender V 
lung des einen Auges durch den grauen Staar oft lange?« 
sen Fehler gér nicht kennen, wenn sie nicht zufällig 
alleinigen Gebrauch desselben darauf aufmerksam werde. 
ches um so schwieriger ist, weil die meisten Mensche 
vermögen, die Augenlieder eines Auges allein za gi 
und man beim erforderlichen Gebrauche eines einzeln 
der Regel sich dès stärkeren bedient. Die Erscheum! 
solchen Unthätigkeit des einen Auges und die Urse. 
dieselbe nicht bald wahrgenommen wird, fallt alsdans st 
andern zusammen, nämlich dafs Schielende, auch em 
Augen gleich gut sind, doch nicht doppelt sehen, obg! 
dieses nicht allgemein ist, indem viele Schielende oft 
minder doppelt sehen. Das Bild in dem einen, geri 
Gegenstand gerichteten, in der Regel auch stärksten 
schon deswegen, weil es in die Mitte desselben BK, 
Bafteste, und übertäubt gleichsam die Empfindung d 
so dals diese allmälig gar nicht beachtet wird, und 
verschwindet *. Hierbei tritt also der nämliche Fall es 
allen Bildern der seitwärts liegenden Gegenstände, we: 
im Auge erzeugt werden wenn es einen bestimnte 
stand fixirt, aber unbeachtet bleiben. Hält mas en 

oder Lorgnetten- Glas vor das eine Auge, ohne das 
verschlielsen, so empfindet man nur das hellere Bild :2 
ren, und das im zweiten ist so gut als gar nicht verbal 
ein Auge beschattet, so wird das Bild eines erleuchtet: 
standes in ihm das.stärkere, und daher allein empio 


























1 Physiol, II. 215. 

2 Meckel’s Archiv. IV. GO, 
8 G. LIV. 257. 

4 Viru a. a. O. 8. 243. 


Gesichtsteld. | 1485 
s erklärt sich auch. das oben 4 erwähnte Phänomen, dals 


h zuerst ein doppeltes Bild entsteht, wenn man den einen 
fel zur Seite drückt, allmälig aber beide sich wieder zu 
ı scheinen, und das mattere bald ganz verschwindet. Auch 


liest ein Beweis, wie sehr das Urtheil der Seele beim . 


in Betrachtung kommt. 
xrınus 2 fand, dafs ein Loch in einer Metallplatte von 
a. Durchmesser, 'wodurch er mit dem linken Auge sah, 
, und das Gesichtsfeld gröfser wurde, wenn er das rechte 
schlofs, und noch mehr, wenn er es mit der Hand be- 
Ob sich hierauf ein allgemeines Gesetz bauen lasse, 
ie Thätigkeit des einen Auges vermehrt wird, wenn die 
dern ganz aufhört, mufs künftigen Untersuchungen vor- 
n bleiben. Wahrscheinlich gehört aber auch dieses Phä- 
unter die allgemeine ‚Regel, dals die Nerventhätigkeit 
Esten ist, wenn sie nicht durch andere Nervenaffectionen 
wird. ` 
ierhin gehört endlich auch die bekannte Erscheinung, dals 
der der Gegenstände, z. B. die Buchstaben beim Lesen, 
r und undenutlicher werden, wenn die Aufmerksamkeit 
selben schwindet, entweder wenn die Seele durch Nach- 
über irgend eine schwierige Aufgabe angestrengt beschäf- 
, oder wenn eine völlige Abspannung-der 'Thätigkeit und 
gung durch Ermüdung, Schläfrigkeit oder Verfolgen leb- 
Wder der Phantasie stattfindet 3. M., 


Gesichtsfeld. 


ampus visionis; champ de vision; field of vi- 
ist der Raum, den das Auge auf einmal übersieht, und 


braucht diesen Ausdruck besonders in Beziehung auf 
we und Vergrölserungsgläser, wo die Grölse des Gesichts- 





Biot Précis dl. II. 872. 

Nov. Com. Petrop. VIL 308. 

erg), Pong Beiträge, S. 76. Ueber das Sehen überhaupt 
mr Doutes sur différentes questious d’Optique; in Opuscules 
il vol. Par. 1761. Scaazıra in Com, Soc. Bonon. V. 1 a. 445. 
H, Ve Ae 





1486 . Gestirne. 


feldes genau berechnet werden kann. In Fersröhren wik 
ıkroskopen ist das Gesichtsfeld ein Kreis, dessen Durdon 
‚man nach der Gröfse des Sehwinkels in Graden und Theis u 
Graden bestimmt. 

Das Gesichtsfeld, welches das blofse Auge mit 
keit übersieht, ist schwieriger zu bestimmen, und mas be 
schiedenen Individuen ungleich seyn. Wir sehen mor 
‚genstände dentlich, welche nahe bei der Richtong der 
saxe liegen, und es ist schwierig, den Abstand von der A; 
‚ zu bestimmen, bei welcher man zum Beispiel noch Bat 
und ähnliche kleine Gegenstände deutlich sieht; diese $ 
rigkeit entsteht zum Theil auch daraus, dafs wir aln s 
sind, sobald wir unsre Aufmerksamkeit auf einen von de 
axe entfernten Punet richten, die Augenaxe selbst daa z 
den, und dadurch den Versuch zu unterbrechen. Nad 
Erfahrungen glaube ich nicht, dafs man Buchstaben, e 
40 Grade von der Augenaxe entfernt sind, noch. 
kennt; kommt es aber blols auf ein Wahrnehmen de 
stände an, so findet dieses selbst bei 45 Graden A 
der Augenaxe noch statt, ja selbst bis zu 60 Graden ke 

Wie das Gesichtsfeld bei Fernröhren und Mikroskr 
Beobachtung oder Rechnung bestimmt wird, meuls iz 
Fernrohr, Mikroskop, Spiegelteleskop nachgesehen 


















Gestirne. 


Astra, sidera; les astres; the stars. La 
Namen Gestirne sind alle jene glänzenden Körper besr: 
sich uns am Himmel zeigen, und die, als nicht ma = 
in Verbindung stehend, der täglichen Bewegung der a" 
ren Umdrehung der Himmelskugel folgen. Voa des P 
nen, den Planeten, dem Monde, der Sonne, so wie "3 
belflecken, der Milchstralse u. S$. We handeln eigne Ari: 

Unter Gestirn versteht man aber auch ein Ster} - 
diejenige Verbindung von Sternen, die man unter eise: 
gen Namen, um sich leichter am Himmel zu orientren, 
men gefalst hat; man spricht daher von dem Gestirne d 


ders u, s. w. hiervon s. Art. Sternbilder. = 


Getriebe; s Rad und Getriebe 


Gewicht. 148) 
Gewicht 

Schwere; Pondus; Poids, pesanteur; Weight, 

ty. Es ist eine Eigenthümlichkeit sowohl bei den Deut- 

als auch bei den Engländern und Franzosen, dafs sie un- 

t einer scharfen und bestimmten Feststellung der Begriffe 

h die Bedeutungen der angegebenen Worte nicht fixiren, 


würde mir lieb seyn, wenn in dieser nicht so ganz klein- 
Sache die Deutschen mit einem guten Beispiele vorange- 
lten. Schwere (gravitas; Pesanteur ; seltener gra- 
Gravity) ist die Wirkung der gegenseitigen Anziehung 
»n der Erde und jedem in nicht grofser (den Halbmesser 
le als Einheit angenommen) Entfernung von ihrer Ober- 
efindlichen Körper. Aeulserungen derselben sind das 
t der Körper und somit auch des Druck, welchen sie 
älsheit dessen gegen jede feste, halbflüssige und flüssige 
ze oder jede ihrer Bewegung des freien Fallens widerstre- 
ubstanz' ausüben, und der Fall derselben, welcher wie- 
in freier oder in einer gegebenen Bahn seyn kann. ‚Im 
könnte man jene erstere das Bestreben zu fallen, diese 
dagegen die wirkliche Realisirung jenes Bestrebens nen- 
onach also in Beziehung auf diese Effecte die Schwere 
e heilsen würde, was die Körper zum Fallen sollicitirt, 
fern hierbei die Anziehung der Erde gegen die Körper 
che Messungen unendlich grofs in Vergleichung mit der 
ng dieser letzteren gegen jene ist, bis jetzt aber noch 
erschied dieser Einwirkung der Erde rücksichtlich der 


lenen Materien aufgefunden wurde, so folgt nothwen- 


s alle Materie an sich gleich schwer seyn muls, mithin 
e durch einen gegebenen Raum begrenzte Materie oder 
rper, und dafs es also keine relative, respective oder 
e Schwere geben kann; welcher Ausdrücke man sich da- 
niemals bedienen sollte. Es folgt aus diesen Sätzen ferner 
dig, dafs alle Körper nach ganz gleichen Gesetzen fallen 
weil jedes einzelne Element derselben von der Anziehung 
uf gleiche Weise afficirt wird. Dagegen ist das Gewicht 


H 
— 


ber den Unterschied der Schwere an den verschiedenen Orten 
rde s. Art. Schwere. 





| 





. 1488 o Gewicht. 


und somit auch der hjeraus bervorgehende Drack gesen ip 
eine Unterlage oder eine dem Fallen widerstebende Se 
verschieden, indem dieses.durch die Summe der Wirkuge 
'einzelnen durch die Schwere zum Fallen sollicitirten ee 
` gen die Erde gezogenen Elementes der Körper gegeber v: 
Gewicht (pondus; poids; weight) ist also de 
der Bestrebungen, wodurch die gesammten Elemente cins 
pers zum Fallen getrieben werden, und muls dasselbe 
der Quantität dieser Elemente direct proportional sem. 
gesetzt, dafs die letzteren an Masse einander gleich sat 
Frage, welche bei vielen physikalischen Untersu: 
grolser Wichtigkeit ist , kann hier ganz vernachlässst 
indem die gröfseren Elemente als mehrere vereinte k 
trachtet werden könnten, wonach ‘also die allgemeine! 
mungen über die Schwere und das Gewicht dorch 
Abänderungen unterliegen. Insofern aber die Scæc 
einzelnen, gegen die Erde gravitirenden, Element o 
lute Gröfse ist, oder durch ein bestimmtes gegebene 
messen wird, heifst dieses Gewicht der Körper is 


(pondus absolutum; poids absolu, weight a 


absolute or true gravity), und wird durch die 5 
schiedenen Ländern übliche Normal- Gewicht - Ex 
Pfund , Gramme u. s. w. ausgedrückt. Die Bee 
Gewichte wird vermittelst der Waage in gröfserer ode 
rer Schärfe erhalten. In den verschiedenen Landen 
ungleiche Normal - Gewichte eingeführt. Weil die 
den Bestimmungen der Längen und Räume zusammecl 
es daher am besten ist, diese insgesammt zugleich zu 2 
so verspareich die hierher gehörigen Angaben für den 4: 
und eben.so wird das für die genauere Bestimmung de 
erforderliche Werkzeug, die Waage, besonders bs 
werden. Es mag daher hier die Bemerkung genügen, 3 
das Gewicht der Körper, sofern dieses eine Functios de‘ 
ist, letztere aber einer durch die geographische Bev 
Erhebung über die Meeresfläche erzeugten Verändern“ 
liegt, “hiernach gleichfalls verschieden seyn muls H 
die Normalgewichte gleichen Bedingungen unterlege, 










1 Vergl. Materie. 


Specifisches, 1489 


h sie zu wiegenden Körper, wenn man sich anders keiner 
er gebräuchlichen und selten hinlänglich feinen Bederwaage 
nt, so kann man mit Vernachlässigung des kleinen hieraus 
singenden Unterschiedes das absolute Gewicht der Körper 
berall auf der Oberfläche der Erde gleich betrachten. Oft 
t man indels das absolute Gewicht der Körper zu erhalten, 
ı man blols das relative derselben gefunden hat. In den 
en Fällen, namentlich, wo die Gewichtsbestimmung für den 
el, die Oekonomie und Technologie gesucht wird, ist die- 
Interschied geringer als die Fehlergrenze der Bestimmung 
aupt, und kann daher füglich vernachlässigt werden, bei 
nschaftlichen Untersuchungen dagegen kommt er allerdings 
trachtung. 


Jas relative oder respective Gewicht der Körper (pondus 
ivum; pesanteur respective, poids relativ; rela- 


ravily,) wird gegeben, wenn dieselben um einen aliquo- 


heil ihres absoluten Gewichtes getragen werden. Wenn 
in Körper sich im \Vasser hefindet, so verdrängt er ein 
a Volumen genau gleiches Quantum desselben, und wird 
ch genau um so viel weniger wiegen, als das absolute Ge- 
dieses letzteren beträgt, er wird daher nicht mehr sein ganzes 
ht wiegen, sondern nur so viel, als der Ueberschuls des- 

über das Gewicht des verdrängten Wassers beträgt, und 
ist dann sein relatives Gewicht. Wäge z. B. ein gegebe- 
ürfel von Blei 10 %., ein gleich grolser von Wasser 1%., 
rde jener in Wasser gesenkt nur noch 9 & wiegen, wel- 
ann sein relatives Gewicht wäre. Der auf diese Weise 
wende Gewichtsverlust kann mehr als das ganze Gewicht 
ürpers betragen, wobei dann sein relatives Gewicht nega- 
rden mufs. Endlich versteht es sich von selbst, dafs die 
Luft gewogenen Körper gleichfalls so viel von ihrem ab- 
ı Gewichte verlieren, als ein gleiches Volumen von Luft 

welches sie aus der Stelle treiben. Dieses trifft sowohl 
wogenen Körper als auch die Gewichtstücke, und muls 
ler feinen Gewichtsbestimmung berücksichtigt werden. 
Venn man das absolute Gewicht der Körper, welches als 
sultat aller inihm vereinten einzelnen gegen die Erde gra- 
den Elemente seiner Masse direct proportional ist, und 
rohl Masse genannt wird, mit Rücksicht auf den Raum, 
Bd. B b b`b b 



















14% Gewicht, 


welchen sieeinnehmen , oder ihre Volumina mit einander ve- 
gleicht, so erhalt man ihr specifisches Gewicht oder Deng 
wicht (pondusspecificum; poids specifique, 
spécifique *; specific gravity), welches mit Une 
weilen auch das relative Gewicht genannt wird. Die Bea 
mung des specifischen Gewichtes der Körper ist in vielh 
Hinsicht sowohl wissenschaftlich als auch rücksichtlich de 
wendung auf Technologie, Oekonomie u. s. w. von jr: 
Wichtigkeit, hauptsächlich weil theils aus dem gegebene: 
cifischen Gewichte und dem Volumen das absolute Gewid: 3 
aus dem relativen und dem specifischen Gewichte das \.: 
und das absolute Gewicht bestimmt wird, theils weil =: 
specifischen Gewichte Alen die Reinheit oder Mischer: 
schiedener Stoffe erkannt werden kann, und dieser Gezer 
verdient daher hier eine genaue und umfansende Unters«: 
Im Allgemeinen gilt dabei das aus dem angegebenen k: 
des specifischen Gewichtes von selbst folgende Gesetz, A 
gleichem absoluten Gewichte die specifischen sich um: 
wie die Volumina verhalten, bei gleichem Volumen >: 
die absoluten, und dafs sonach die specifischen Gewichte 
auch die Dichtigkeiten zweier Körper, im geraden Ve: 
ihrer absoluten: Gewichte und’ im umgekehrten ihres V: 
zu einander stehen 2. Bezeichnen also P’; p’ die 
Gewichte, P; p die absoluten, V; v die Volumisa, » 
allgemein l p 
nn ı.P 
` P :p = y . y’ 

Indem die Bestimmung des specifischen Gewichtes = 
Vergleichung des Volumens und des absoluten Gew: 
verglichenen Körper beruhet, so kann entweder einer ver : 
als Einheit für einen einzelnen andern angenommen © 
oder man bestimmt einen gewissen einzelnen Körper — 
male Einheit für alle übrigen. Man ist ganz allgeme.: .- 
nügenden Gründen darin übereingekommen, das reine — 


stillirte Wasser als normale Einheit für alle übrige A 


1 Bar Traité, I. p. 844 sagt: pesänteur speciique, om pœ 
ment poids spécifique. 


2 Vergl. Araeometer. Th. I. S. 350, 


Specifisches. 1491 


en: weil dieses im nicht verumreinigten Regenwasser 
in gröfster Menge zu erhalten ist, und sich aufserdem 


für die meisten Bestimmungen erforderlichen Versuchen 


en eignet. Allein nicht blofs die Flüssigkeiten überhanpt 
sich, wie alle Körper, durch den Einflufs der Wärme 
ıdern auch selbst das als Normal- Einheit dienende Was- 
Iches bekanntlich noch aufserdem seine gröfste Dichtig- 
ion einige Grade über dem Gefrierpuncte erhält. Zur 
ı Grundlage einer Vergleichung muls daher die durch 
veränderliche Dichtigkeit des Wassers selbst erst genau 
ıt werden, und hierin liest der Grund, warum so viele 
r hierauf grolse Mühe und vielen Fleils verwandt haben. 
ultate ihrer Bemühungen sind oben ? genügend vollstän- 
zetheilt, wozu seitdem noch eine sehr schätzbare Arbeit 
ILLSTROM 2 gekommen ist. Unterdefs habe ich selbst 
hen von Versuchen arrgestellt, um das Gesetz der Aus- 
z des Wassers durch Wärme genau zu finden, deren 
e zwar noch nicht durch das gelehrte Publicum geprüft 
zwischen mufs ich sie für genauer halten als diejenigen, 
wir bis jetzt besitzen 3. Indem es aber für die Bestim- 
es speciischen Gewichtes im Allgemeinen von höchster 
keit ist, die Dichtigkeitsveränderung des Wassers zu 
so theile ich hier die aufgefundene Formel und eine 
des Volumens und der Dichtigkeit des reinen Wassers 
ı 5 Graden der hunderttheiligen Thermometerscale mit, 
für einzelne Grade leicht interpolirt werden kann. Ist 
. das Volumen des reinen Wassers bei 0° C ‚= 1 so 
olumensvermehrung 
V = — 0,0000594732 t + 0,000008210029 t ? 
‚00000006214072 t3 -+ 0,00000000028915745 t*. 


gemat 


Ausdehnung Th. 1. 8. 601. £, 
LXXVII. 129 f. LXXXV. 59. 


» ausführliche Abhandlung, welche vow der Art der Versu- 
Berechnungen vollständige Auskunft giebt, ist so eben für 
entzrien der Petersburger Akademie d. Wiss. abgesandt, 
mf diesem oder einem andern Wege bekannt werden. Eine 
ĝe Mittheilung würde hier zu viel Raum’ erfordern; unter- 
Ich versichern, dafs es auf unpartheiischer Prüfung beruhet, 
len erhaltenen Resultaten den Vorzug vor andern gebe. 


Bbbbb 2 


1492 Gewicht. 


Aus dieser Gleichung folgt in genanester Uebereinswze, 
mit den Versuchen unmittelbar der Punct der grõſuen Dr > 
keit des Wassers bei 3°,78C. Die nachfolgende Tabele e 
hält in den beiden ersten Columnen das Volumen und die l-t 
tigkeit des Wassers für das Volumen == {í bet, a 
beiden andern die nämlichen Gröfsen für das Volumen =li 


CH 











t | Volumen | Dichtigkeit | Volumen | Ice j 
0 1,000000 1,000000 1,000111 
5 0,999900 1,0090099 1,009011 

10 1,000167 0,999833 1,0002: 8 

15 1,000769 0,999240 1,00067 1 

20 1,001643 | 0,998359 1,001754 

25 1,002786 0,997221 1,002897 

30 1,004161 0,995856 1,004272 


95 
100 | 1942928 | 0,958839 1 


, Bei den nachfolgenden Untersuchungen über das e: 
Gewicht der verschiedenen Körper wird demnach soeet -` 
eigene durch Wärme veränderliche Dichugkeit, als zu: - 
des \Vassers gehörige Rücksicht genommen werden, VT 
hinsichtlich des letzteren die so eben mitgetheilten, Es» 
der übrigen Körper aber die im Art. Ausdehnung 


Bestimmungen zum Grunde lege 1. 


L Die Unutersuchnng über das spec. Gew. der rein" 
Körper findet sich eben so vollständig als grundlich n £ 
de Phys. exper. et math, T. I. d. St4. f., so dafs ich o £ 

'rde, ihm nicht zu folgen. 


Specifisches der Gasarten. 1493 


Specifisches Gewicht der Gasarten. 


ei der Bestimmung des spec, Gew. der Gasarten nimmt 
e atmosphärische Luft bei einem gewissen Barometerstande 
ner bestimmten Temperatur als Einheit an, wobei es 
icht schwierig ist, die gefundenen \Verthe sämmtlich auf 
r zu reduciren, wenn das Gewichtsverhältnifs der atmo- 
chen Luft zu demselben mit hinlänglicher Genauigkeit 
en ist 3. Um aber das spec. Gew. der atmosphärischen 
ı finden, ist erforderlich, das absolute Gewicht eines ge- 
n Volumens derselben zu suchen, welches auf folsende 
geschieht. Man nimmt einen mindestens 0,5 Cub, F, 
en Ballon von dünnem Glase, oben mit einer messing- 
ssung, welche auf eine Luftpumpe aufgeschroben ‚und 
elst eines Guerick’schen Hahns verschlossen werden kann, 
t diesen möglichst luftleer, hängt ihn an eine feine Waage 
stimmt sein Gewicht = P, öffnet den Hahn und lälst 
äärische Luft einströmen, bestimmt das Gewicht aber- 
P’, so ist PP —P das Gewicht der hineingelassenen Luft. 
öthige Vorsichtsmalsregel hierbei ist, dafs man den 
icht sogleich nach dem Hineinlassen der Luft schlielst, 
: Luft durch die erlittene Condensirung Warme ent- 
, dadurch ausgedehnt wird, so dals der Ballon nicht 
füllt seyn würde; auch ist nicht zu bezweifeln, dals 
ntlirte Ballon durch den äufsern Luftdruck etwas zu- 
sedrückt wird, und sich beim Hineinlassen der Luft 
wusdehnt. Die hieraus erwachsende Correction ist unbe- 


— — 


ie Bestimmangen des spec. Gew. der atmosphärischen Luft 
ch bis auf Anısroteres zurückführen s. Barometer. Th. I. S. 
tet bestimmte das Verhältnifs des Wassers zu derselben wie 
Mersenne trieb die Luft durch Glühhitze aus einem Gefälse, 
es, tauchte die Oeffnung desselben unter Wasser, so dafs 
m den Antheil der entfernten Luft damit füllte, wog dieses 
s, uud fand das Verhältnifs == 1300 : 1. Ñ. Borre wog ex- 
nd luftvolle Gefäfse, und fand 938 1; Hawxsser auf gleiche 
O : 1; derselbe, Harzer und Cortes durch ähnliche Versuche 
Lënigl Ges, in London = 840 : 1 und 852 : 1 und 860: 1; 
= 800,: 1, Scuucxsuach durch sehr genaue Versuche bei 
r. Z. Bar. und 51° F. = 836 : 1, welche Grölse der Wahr- 
nahe kommt. Vergl. Hurron Diet. I. 52. Alle diese Bestim- 
stehen indefs der durch Bıor erhaltenen weit nach. 


1494 Gewicht. 


deutend, und man hat sie bisher vernachlässigt. Auf dech 
Weise bestimmt man das Gewicht der übrigen Gasarte. 4 
dann das Gewicht des leeren Ballons = sr, des mit einer Gaz 
gefüllten = ns’, so ist m’ — m das absolute Gewicht des ;-» 


benen Volumens der Gasart, und E das specifische íe 


wicht derselben gegen atmosphärische Luft als Einheit aucca 
men, Diese Bestimmung erfordert aber verschiedene Correct: 
welche aus der Natur der Sache nothwendig folgen. Daa 
aber, was nicht füglich durch Rechnung corrigirt werdes o 
ist die gehörige Reinheit der zu den Versuchen ange 
Gasarten rücksichtlich einer Beimischung theils freme: | 
theils der Feuchtigkeit, obgleich für die letztere sich vie 
rection anbringen läfst, welche aber weit sicherer doc . 
- vige Sorgfalt bei den Versuchen selbst vermieden wird. 
ist sehr ausführlich in der Angabe der bei solchen Vers“ 
beobachtenden Vorsichtsmalsregeln; mir scheint indel: : 
des Verfahren, welches ich aus eigener Erfahrung keng 
längliche Genauigkeit zu geben. 

Dals zuvörderst die für die Versuche bestimmten L 
so rein wie möglich bereitet sind, mufs ich voraussetr. 
halte ich es für überflüssig, hierüber Regeln anzugeben 
aufserdem lediglich in.das Gebiet der Chemie gehören. :: 
demnächst von aller Feuchtigkeit zu befreien, ist ert: 
sie vor ihrem Eintritte in das mit Quecksilber gefūE: 
durch ein etwas langes, mit frischem, gerade bis zur T 
abgedampften, fein zerriebenen, salzsauren Kalke gebak: 
langsam streichen zu lassen. Weil aber das Quecks.- 
pneumatischen Wanne selbst nicht gauz frei von Fes: 
und atmosphärischer Luft ist, so entfernt man beide am: 
wenn das zum Auffansen der Gasarten bestimmte Ge. - 
einem 12 bis 14 Z. hohen Cylinder bestehend, oben z: 
Fassung und einem Hahne versehen ist, worauf eiz 
exantlirter Ballon geschroben wird, welcher das Qusck=“* 
pneumatischen Wanne in jenem Cylinder nach Oer 
Hähne in die Höhe saugt, womit-man bei wiederholrer 
liren des Ballons so lange fortfahren mufs, bis das aub*. 
Quecksilber der pneumatischen Wanne in die zum H. 
Cylinders führende enge Röhre steigt. \Vill man die Y 
noch weiter treiben , so fiille man alsdann erst den Csir - 

















Pr) 


H 


\ 


Specifisches der Gasar ten. 1495 


u prüfenden Gasart, und nehme diese abermals auf die an- 
aene Weise heraus, ohne Gebrauch davon zu machen, um 
hr jeden Antheil einer andern, dem Quecksilber und den 
den des Cylinders adhärirenden verunreinigenden bis auf 
verschwindende Grölse zu entfernen. Aulserdem müssen 
anäle zwischen dem verschliefsenden Hahne des Cylinders 
les zum Wägen bestimmten Ballons möglichst kurz und 
enge seyn, damit der Antheil der in ihnen unvermeidlich 
kbleibenden atmosphärischen Luft verschwindend klein 
, Es versteht sich wohl von selbst, dafs der zum Wägen 
uft bestimmte Ballon ursprünglich trocken sey. Um aber 
denjenigen Antheil von Feuchtigkeit daraus zu entfernen, 
er sich aug der atmosphärischen Luft durch Abkühlung ab- 
t haben könnte, pflege ich den vorher exantlirten Ballon 
ne Campane zu schrauben, welche über frischen salzsauren 
auf einen zur Luftpumpe gehörigen Reserve- Teller mit 
Pomade gestellt ist, ihn auf diese Weise wiederholt mit 
er Luft zu füllen und zu exantliren 1. Auf diese Weise 
ich der geringste Antheil von Feuchtigkeit daraus entfer- 
und man kann sich der hierfür erforderlichen Correction 
en, Welche Correctionen übrigens bei diesen Wägun- 
t beachten sind, zeigen folgende Betrachtungen, 

it das genau bestimmte innere, durch Wägung mit Was- 
fundene 2, Volumen des Ballons bei 0° Temperatur 
nem Barometerstande = H durch V bezeichnet, und man 
‚an, dafs die Temperatur auf t steigt oder fällt, der Bar 
stand in h sich verwandelt, so würde ohne Rücksicht 
n Widerstand der Wände dieses Volumen in 


x 





Vergl. meine physikalischen Abhandl. Giess. 1816. im Anf, 
Die Fussung eines solchen Ballons muſs sich abschrauben las- 
Vird er dann mit Wasser gefüllt bei einer gegebenen Tempe- 
ewogen, und nachher wenn er wieder leer ist, so giebt der 
shied dieser Gewichte, für die Ausdebnung des Wassers durch 
ärme corrigirt, sein Volumen. Die Reinigung desselben vom 
ist dann schwierig, und nicht gut anders zu bewerkstelligen, 
n man ihn erwärmt und öfters die Luft mit einer hineingesenk- 
sröhre heraossaugt, ein bei etwas grofsen Ballons mühsames nnd 
liges Verfahren. Dabei mufs die im wässerleercn Ballon ent- 

Luft entweder durch Rechnling corrigirt, oder er mufs vor 
'ägen exantlirt werden. 


1496 Gewicht. 


V (1 + t 0,00375) = 


verwandelt werden. Indem aber die Wände des Ballons ge — 
falls dorch Wärme ausgedehnt werden, so wird für die calıcr 
Ausdehnung des Glases = K das Volumen des Ballons 
i V(I+K) _ 
und wenn dann das absolute Gewicht der im Ballon eeh 
Luft durch X ausgedrückt wird, so muls dieses der 
Grölse direct, der ersteren aber umgekehrt proportional sem 
man erhält also 
(1+Kt)h 
(14+0,00375t) H ° 
Ist das Gewicht des Ballons dann = P, so mufs man Le 
sichtigen, dafs er so viel weniger wiegt, als die Quan:: 2 
beträgt, welche er aus der Stelle treibt. Letztere ist dea 
gefundenen Gewichte der in ihm enthaltenen Luft, uriz 
dem noch demjenigen Volumen derselben gleich, welche 
seine Wände und die Fassung aus der Stelle gemee 


Wird letzteres = e, sein corrigirtes Gewicht aber (P; 
so ist 





X(1+Kdh 
P) =P + ago 
Wird der Ballon bei einer Temperatur = t' und einem 
terstande — h’ mit einer Gasart gefüllt, deren Gewii = 
Temperatur und einem Barometerstande == H durch \ =: 
drückt seyn mag, so wird dasselbe 
y (14K) ` 
(1 + 0,00375) H 
seyn. Wird dann der Ballon abermals bei einem per 
de — h” und einer Temperatur = t’ in der atmospè.: 
Luft gewogen, so verliert er durch den aërostatischen 
der Luft | | 
| XUKA A ve 
(1+0,00375:”) H 
und ist sein hierbei gefundenes Gewicht == P”, so ist sex 
rigirtes 
TO X (EK) b” e YAHENY 
P=r + (1 +0,00375t) H aTe (40008757; E 


Specifisches der Gasarten. 1497 


an die beiden gefundenen Werthe von (P) einander 
so ist 


papp (LEK b” ` X(1+Kih 
-(1+0,003757”) H  (1+0,00375t) H 
Y(+Kt)h j 





— (10003750) H gi d ged 
| der Unterschied von e” und eals unmerklich vernachläk- 
den kann, wenn beide Wägungen bei nicht sehr ver- 
en Barometer- und T'hermometerständen vorgenommen 
wie sich in der Regel voraussetzen lälst, so ist 
pp, Ut xX(1+Kr Kt) h” _XA+K)hb 
(1 (1 0,00375t 3751”) H H (1 -+ 0,00375t) H 
_Y(i+Kt) R (3) 
— {1+0,00375 9) H’ eoe” 
gewogene Gas atmosphärische Luft, so wird Y = X, 





ı hat 
PP—- PDH . 
GHK) h _ UKP K (1+Kr’) h” 





+0,00375: 7 1F0,00375¢ — 140003750 
X auf diese Weise durch Versuche gefunden, so kann 
jede "ce, Gasart auch Y finden, denn es ist dann 
e x (1+Kr’) h” X(1+Kt)h 
"ITT 10,0075" 
(+Kt)h 
14+ 0,00375 
Bestimmung des cubischen Inhalts eines zu solchen 
n bestimmten Ballons findet man am sichersten durch 
g desselben mit Wasser, weil das Gewicht eines gege- 
lumens des letztern als genau bekannt angesehen wer- 
, Dabei kommen indels einige Correctionen vor, wel- 
ı bei der Bestimmung des spec. Gew. der Flüssigkeiten 
egeben werden sollen. Minder genau würde sein In- 
ı Einfüllen des Wassers aus tarirten Gefälsen gefunden 








:giebt sich aus dem blofsen Anblick der Formel, wo- 
' Werth von Y gefunden wird, dafs die beiden Glie- 
in X vorkommt, verschwinden, wenn h und h”; 
inander gleich sind, also wenn beide Wägungen, so- 
vollen als auch des leeren Ballons bei gleicher Tem- 





1498 Gewicht 


peratur und gleichem Barometerstande vorgenommen ere 
Dadurch würde allerdings die Formel viel einfacher wen 
allein Bror, welcher mit Anaco die feinen Wegue A 
Gase angestellt hat, versichert, dafs man hiereuf nicht za 
könne, und ich gebe diesem vollkommen Beifall, dena e 
Versuche erfordern längere Zeit als man glaubt, und du: 
auf völlige Gleichheit jener Werthe nicht zu rechnen, 
bei einiger Verschiedenheit von zu grolsem Einfluse si 
dafs man sie vernachlässigen dürfte. Dagegen schlägt Dua 
sinnreich ein Mittel vor, wodurch die Rechnung bei gi: 
Genauigkeit vereinfacht wird, nämlich die \WWägung de 
Ballons zu wiederholen , nachdem man ihn mit dem Gu 
gewogen hat. Sind hierbei h”; CT und P” 
Werthe des Barometerstandes, der Temperatur and det 
tes des Ballons, so erhält man für diese Wägung mi 
vollen Ballons verglichen 
X(1+Kt")h” X(1+Kl 












y (PPH + For IF 
u UHK” k 
4 -+ 0,00375r 


und da dieser Werth von Y dem oben gefundenen gé 
muls, so kann man beide zusammennehmen, und eraf 
H 2X(1+Kr)h ` LL ` x A 
(2PF—-P-P)HL TG +0, 003757 _140,00375t Lu, 
(1+4 (1+Kr) h’ 
1+0,00375t' 
In der Regel kann man annehmen, dafs die Temper- 
Barometerstände t” und h”, welche der in der Mate L- 
Wägung des vollen Ballons zugehören, das arithmens* 
zwischen den bei der ersten und letzten Wagung des kes 
. Jons erhaltenen Werthen von t; h und t”; ; h” omas. 
wenn dieses sich von der Wahrheit nicht merklich ecr” 
verschwinden die Glieder für X von selbst, und maa e22 
| — +P ] (1-+0,00375t) H 

(HK) h 

als einfachen Ausdruck, um das Gewicht der gewozee ` 
ten zu finden. 

Es ist oben angegeben, dafs man bei solchen Ae: 














y= 


Specifischesider Gasarten. 1499 


streben müsse, trockene Gase zu den Versuchen anzu- 
n, und es ist nicht schwer, dieses zu erreichen. Weil 
die Wägung in atmosphärischer Luft geschieht, welche 
i von Dämpfen ist, und unrso mehr enthält, je wärmer ` 
so verdient dieses allerdings Berücksichtigung, Wenn 
Yägungen, sowohl des leeren als auch des erfüllten Bal- 
ei nicht bedeutend verschiedener Temperatur geschehen, 
lon aber, bei unveränderter Gröfse, beidemale eine glei- 
antität Luft aus der Stelle treibt, so lälst sich leicht zei- 
Ís die für den Feuchtigkeitszustand der Luft erforderliche 
ion als eine verschwindende Grölse füglich vernachlässigt 
kann. Weil indels Bror sie in seine Formeln mit auf- 
nen hat, und die Sache unten bei- der Bestimmung des 
ew. der Flüssigkeiten abermals vorkommt, so möge sie 
ichfalls mitgetheilt werden, _ 
‚ist oben im Art. Dampf gezeigt, dals die Dichtigkeit? ` 
ısserdampfes im Zustande seiner Sättigung bei gleicher 
ratur und unter gleichem.Drucke nach meinen Versuchen 
ler atmosphärischen Luft beträgt. Gay -Lüssac fand statt 
Lë oder $, und da diese Bestimmung von jener nur un- 
nd abweicht, zur Berechnung aber weit bequemer ist, 
le ich diese gleichfalls. Ist dann_nach dem oben gefun- 
Ausdrucke der Inhalt des Ballons 
X t(1+Kt)h 

, (140,00375t) H Ä 
lie Spannung des Dampfes =sangenommen, das in der 
thaltene Gewicht Dampf 

5 Xtra 

8° (1+0,00375t) H 


h. II. 8. 877. Diese Dichtigkeit des Dampfes ist für niedrigere 
turen die’richtigste. Aus allen meinen Versuchen folgt eine 
eit — 17943. S. Ebend. S. 884. Ueber den Einfluls der Feuch- 
wf das spec. Gew. der Gasarten ist von einigen englischen 
n z. B. Arsonx, Srıvzsten u. 8. verschiedentlich gehandelt, oh- 
ache auf eine einfache Weise deutlich zu machen. 8. Ann. 
N. S. IM. 385, IV. 29; 195; 260 u. a. a. O. Die ganze Auf- 
st sich wie ich glaube, aus demjenigen leicht vollständig bo- 
„ was ich Th. II. 3. 898 dieses Wörterbuches über die Ver- 
n der Gase und Dämpfe gesagt habe. Gehaltreiche Uutersu- 
über diesen Gegenstand von Gay-Lüssuc n. Tur’sann finden 
\iecherches physico-chimiques. II. 7%, 








150 ` Gewicht. 


und da dieses ein Volumen von Luft, dessen Gewicht 
_XA+K)ye 
"(1 +0,00375t) H 
beträgt, aus dem Ballon verdrängt, so ist das Totalgewid: 
im Ballon enthaltenen elastischen Flüssigkeiten 
X (1+Kt) h xX(1+Kve 5. X (145° 
(1 +0,00375) H 7 (1-++ 0,00375) H 8 (Lk. 
_X (A+KY (h—ġa) 
(10003575 0H 
Wird der Ballon also in feuchter atmosphärischer Loft 27: 
und sein Gewicht = P gefunden, so beträgt nach der obs 
getheilten Formel sein ganzes Gewicht 
(LA Ru é 
P) =P +X us +e (i 
Bıor behauptet nach eigenen Versuchen und nach de: 
rungen SmEATON’S , dafs beim Exantliren der Ballons as 
die Luft vollständig daraus entfernen könne, dennoch: 
derjenige Antheil von Dampf, welcher der jedesmaligr ! 
ratur zugehört, als Folge der Verbindung seines Bes 
denen der Canäle und Ventile der Lufrpumpen, in ibe 
bleibe. Wird demnach der Ballon auch mit trocknen 
füllt, welches sehr räthlich ist, um einen entstehende 
schlag zu vermeiden, so ist nach den oben mitgerh:-t 
stimmungen das absolute Gewicht der im Balloo 
Mischung von Gas und Dampf 
X(K) Y(1+Kt)e ZIL 
SERGE E ~ (00873 HT Fa 
_ YAK") (bh — e) ZOO LK 
(1+0,003751) A Té (1 -} 0,003750 E, 
Wird dieser so gefüllte Ballon wieder in der feuchten s 
rischen Luft gewogen, deren Temperatur und Druck =! : 
sind, wodurch also zugleich € in € und e ine" 
werden, und ist sein Gewicht = P” gefunden, so Si 
rigirtes Gewicht 
et XAK) IK — ze) _YC+KE.! 
Œ= 7000875 SCH "OO, 
X(+ Kr +Kt) € 
—t (1+0,00375t') H Lé, OI 


Zieht man die Gleichung 1 von der Gleichung 2 ab. + 
































Specifisches der Gasarten. l 1501 


det (P) aus beiden, und man erhält, wenn der unbe- 
de Unterschied e'— e = () gesetzt wird 
DW X1+Kr)(h"—3E 3€E) X(14Kt)h— 46) 
P+ 1 +0,00375 Si Gëllent ESCH CIRZ 
Y(i+Kr)(— XAK)” 
— (14 0,00375 7) di Be (1+0,00375)H (3) 
hineingelassene Gas atmosphärische Luft, so ist Y == X, 
ın findet aus der Gleichung , 


(Pr Pin 





4 
ER) (hd), DROE (LEKE) pe) 
+0,00375t 1+40,003751 1 haare 
nn auf diese Weise X gefunden ist, und als bekannt in 
ichung substituirt wird, so ist 





X(1+Kt)e 
GC IV -PHmET 0037ER e 
ER Kë )(b- Vi X (1+Kt)(h-e) 
+0,00375 t —— —— 1+0,00375t 


das spec. Gew. der Gasarten =% gefunden wird, Bror 


vor, das Gas im Ballon durch ein Alkali auszutrocknen, 
60 zu machen und die Formel abzukürzen, allein 
Hittel scheint mir unsicher, weil zu leicht von dem ge- 
n Alkali etwas zurückbleiben kann, das Verfahren auch 
vielfache Manipulation des Ballons erfordert. Ungleich 
er ist es, den Ballon, nachdem er zuerst leer, dann mit 


illt gewogen ist, abermals zu exantliren, nochmals zu 


, und aus der Vergleichung der zweiten mit der dritten 
r für die veränderten Werthe P”; t”; h” und €” für 
lute Gewicht, die Temperatur, den Luftdruck und die 
folgende Spannung des Wasserdampfes den Werth von 
ie angegebene Weise zu suchen. Indem dann beide 
von Y einander gleich seyn mülsten, so hat man ohne 
tige Rechnung aus den drei Wägungen 





-n PHP” xX(1i4Krye 
Leier wl #47 0003751 


(6) 





nme) 


UHKE) (k — éi 


1 -+ 0,00375 t 


1502 Gewicht. 


Bei allen diesen Formeln istallezeit angenommen, dals das es 
innere Volumen des leeren und miť Laft erfüllten Boa : 
Rechnung komme. Bıor glaubt dieses bei der Bemtur; e 
vortrefllichen, durch Pong verfertigten Luftpumpe des Ce 
tutes voraussetzen zu dürfen, und empfiehlt nur den Fer: ~ 
keitszustand der Luft auch in sofern zu berücksichtigen, ı 3 
an der Aulsenseite des Ballons eine sehr dünne Schicht a 
ben anzulegen pflege, welche bei allen Wägungen sorgit» 
verändert zu erhalten sey. Mir scheint indeſs hieraus ke: a 
ler zu erwachsen, wenn der Ballon vor den Versuchen £: > 
kenen Tüchern hinlänglich gereinigt ist, man bei nicht 3 
Witterung in trockenen Zimmern operirt, und die Eu: = 
nicht so schnell geschieht, dafs durch plötzliche Abküt 
Ballons sich eine nicht wahrnehmbare Schicht Feocki,:: 4 
der Oberfläehe desselben ansetzen könnte, welche in.:: «= 
Wiederherstellung der. Temperatur wieder verschwinde: 9 
Selbst die Feuchtigkeit im Innern des Ballons kann ver 
sigt werden, wenn für die völlige Trockenheit desselber -$ 
Versuchen gesorgt ist, man denselben nach dem erael z 
ren einigemale mit völlig ausgetrochneter Luft füllt, «== 
antlirt, und die Gasarten demnächst vor dem Hineinbne: 2 
Wägen hinlänglich ‘ausgetrocknet werden. Diesem Lef 
gebe ich auf allen Fall den Vorzug, schon deswegen, =:® 
Correction wegen der Feuchtigkeit den Säjtigungszei:- ? 
Luft mit Wasserdampf voraussetzt. Dagegen scheintes:* 
wendig, in Beziehung auf den aerostatischen Einfluß F 
ren Luft auf das Gewicht des Ballons ihren Feuchtigker =$ 


durch das Hygrometer zu erforschen, und diesen in = 









zu bringen. Zugleich scheint es mir ganz unnachlai:l 
Best der im Ballon „ach dem Exantliren zurückbleiber:e 
zu berücksichtigen, wobei Bior bemerkt, dafs es das: -° 
sehr verwickelte Untersuchungen führen würde, weas > % 
Rest der noch etwa vorhandenen Feuchtigkeit nicht = ver. P 
‚sigen wollte. Um so mehr bin ich der Meinnng, d 
Versuche nur mit ausgetrockneten Gasarten eech ud 
müssen, und zwar sonst der Fenchtigkeitszustand biss 
des Sättigungsgrades mit Dampf so äußerst schwer bes 
ist, und sich bei jeder Veränderung der Temperatur asd- 
Ist demnach beim Exantliren "der Unterschied wiel dg 
silberhöhen in beiden Schenkeln ei nes für solche Verf 


Specifisches der Gasarten, 1503 


$ und mit grofser Sorgfalt bereiteten Heberbarome- 
z 8 in dem nämlichen Malse ausgedrückt, worin das Ba- 
Tt gemessen wird, so ist der im Ballon bleibende An- 
uft 
x (1+Kt) 9 
(1+ 0,00375t) H 


er um diese Gröfse mehr wiegt, als er im leeren Raume 
'nund völlig leer wiegen würde, so ist sein für diese > 
und das Gewicht der verdrängten Luft corrigirtes Ge- 


pp 20 LEOh-Ad _ ZU LkOg ke Dm 
(1+0,00375t) H —(1+ 0,003751)H 


dann vorausgesetzt wird, dafs die Temperatur t der im 
gebliebenen Luft sich nicht ändert, oder der Einfuls ei- 
ingen Aenderung als unbedeutend vernachlässigt werden 
and man lälst in den leeren Ballon trockenes Gas, bis er 
anz angefüllt ist, so ist das Totalgewicht dieser Mischung 
r Temperatur =Ý und einem Barometerstande = H: 
Y(1+Kt) (h’- ) X(1+Kt”)e 
(14000375) E t (140003750) H 
: dann abermals bei einer Temperatur =t”, einem Ba- 
stande — h’ gewogen, so ist sein corrigirtes Gewicht 
pr AU EKOIK AH. YUK") (h-e) 
(1+0,00375t°) H (1 -+ 0,00375 375t) H 
X X (1+1 14 Kt)0 9 e ° 
— Foa Te o 
beiden Gleichungen P und P” sein uncorrigirtes Ge- 
zeichnet. Wird die Gleichung 1 von der Gleichung 2 
an und e —e==Ügesetzt, so erhält man 
p a RUHE) (40) _ XUHKNh- 40 
— P + 7740008757) H — (10008750) H 
— YA+Kt) (h’- 0) , (3) 
(1+0,00375t) H ON ` 
ichung, welche mit der oben unter Nr. 3. gegebenen 
t, mit Ausnahme des letzten Gliedes, welches die 
keit im Ballon corrigirt, und dafs im dritten Gliede der 
n gebliebene Antheil Luft corrigirt ist. Hieraus findet 





















1504 Gewicht. 


SOLKCI-A Hd 
14000375  — IFON 


(1+Kt) (k-99) 
1 -+ 0,00375 ¢ 

Diese Gleichung läfst sich auf gleiche Weise vereinfachen, e 
man den Ballon abermals bis auf die Spannung der inn:ra 
së exantlirt, eine neue Wägung vornimmt, welche de 
änderten Größsen P”: t”; h” und €” zugehört, die eh 
Werthe. mit denen bei der zweiten Wägung (des bie, 
Ballons) gefundenen vergleicht, und hieraus 
| t gyn X(1+Kr’) (4) XK (14K 

tege CS (E te EDIT 


—— — 

1+0,0375 0 
erhält. Wenn dann die Veränderungen der Tempete = 
Luftdruckes nicht sehr bedeutend sind, wie sich bei» 
Versuchen voraussetzen lälst, so erhält man anf gleich 
. wie oben 


(P’-DH + 
Y= 





X= 


(e P+? ] (1 + 0,00375ť) H 
Y = 
(1+Ktr) (h-®) 

Diese letztere Formel gewährt die sichersten Resultar. 
man nur dafür sorgt, dafs der Ballon vorher hialar;= 
getrocknet ist, welches durch wiederholtes Anfüllen e 
ner Luft und Exantliren sicher bewerkstelligt werden Le 
die zum Gewogenwerden in den Ballon gebrachten Ge 
länglich trocken sind, welches man durch Anwendan: «> 
sauren Ralkes o gleichfalls eben so leicht als sicher errex: 
dafs der Ballon völlig genau schliefst, um nach dem E 
‚ keine Luft eindringen zn lassen. Letzteres ist schwier”- 
man gemeiniglich glaubt; denn so unbedeutend es ist, ce: 
so genau einzuschleifen,, dals sie ohngefähr lufidicht s3- 
so schwer ist eben dieses, wenn es darauf ankommt, dis 
nicht der geringste Antheil von Luft eindrinst. Mar? 
her den Ballon exantliren, den Barometerstand hierbei ::: 
merken, dann den Ballon einige Tage stehen lassen, * 
auf die Luftpumpe schrauben, durch einige Kolber ? 


Specifisches der Gasarten. 1505 


e derselben Iuftleer machen, und demnächst den Hahn öf- 
um zu sehen, ob der beim Exantliren desselben beobach- 
nterschied der Barometerstände noch der nämliche ist. Es ` 
:hst wichtig, bei Versuchen solcher Art diese Probe nicht 
erflüssig zu "halten. l 
lie nachfolgende Tabelle enthält eine Uebersicht der speci- 
ı Gewichte des gröfsten Theils der bekannten Gasarten und 
impfe. Die meisten dieser Bestimmungen sind von Taom- _ 
diejenigen Aber, "wo die Quelle nicht nachgewiesen ist, ` 
h gröfstentheils aus Bior 2 entnommen, und zugleich die 
ewichte hinzugesetzt wenn diese mitgetheilt waren ; die 
mungen von Mezıwzcke sind durch Berechnung der Be- 
eile nach den Atomengewichten erhalten ?, und eben so 
‚en, welche ich nach den Angaben von L; Garth aufge- 
n habe, Sie sind auf die von diesem Chemiker angenom- 
Gröfsen der Mischungsgewichte gegründet, wonach ein 
auerstoffgas 16, ein Mals Stickgas 44 und 1 Mals koh- 
's Gas 22 wiegt. Es wird dann ferner angenommen, 
atmosphärische Luft aus 21 Mala Sauerstoffgas, 78,95 
‚und 0,05 Kohlensäure besteht. Heifst dann das spec. 
es ersten x, des zweiten y, des dritten z, so ist 
"8,95 y -++ 0,05 z= 1. Ferner ist 7 x= Ba, und11x=8z, 
raus sind die spec. Gew. des Sanerstoffgas; ` Stickgas 
r Kohlensäure bestimmt. Nach einer dieser Gröfsen , 
spec. Gew. der übrigen der Gröfse ihres Mischungsge- 
proportional g gefunden, mit Rücksicht darauf, ob sie im 
gen Zustande eine ein-, zwei - oder vierlache Ausdeh- 
‚en. Einige Bestimmungen, bei denen diese Bedingun- 
problematisch sind, werden vorläufig als ungewils mit 
agezeichen versehen, Da die Wägungen der Gase mit 


s Ann. of Phil. XVI. 161. £ 

aité u. s..w. I. 3888. Die daselbst mritgetheilta Tabelle : ist 

n aas Ann. Chim: et Phys. 1. 218, woman sie mit den lite- 

Nachweisuangen der angestellten Versuche’ findet. 

G. LIV. 159. Eine Tabelle der spec. Gewicht der Gasarteu 

fe von Giuzeat findet man in dessen Aün. LIV. 186. Bei 

o tritt der merkwürdige Umstand ein, dafs sich ihre spec. 

ihre Atomgewichte ‘verhalten. 8. Berzelius Jahresbericht für 

4. >. a — 

dessen Handbuch d. theor. Chemie. Frankf. 1827. T, 3. 136. _ 
Cecco 


1508 


Namen der Gase 


 ArsenikiWasserst. Gas 


Phosphordampf -. 
-Kohlendampf 
Schwefeldampf ` 


Jod - Dampf ~ 
- Wasserdampf 
Quecksilberdamp 
Alkoholdampf 


emah ad 


ira ad 


Pas Bau Bau UDUUUU Boos Bass Bass vo Ba Bu Bu 


Schwefelätherdampf- - 


æ ei 


Schwefelkohlenst.Dampf | 


Hydriodaaphthadamp$ 


Terpentinspiritusdampf 


Salpetri Dampf 


Schwefe kohlensi.Dampf 


. ue Segel 


Salzätherdampf 
‘Schwerer - - 
Blausäuredampf 


U 7 U nd 


ıı 1 1 13898 


Chlorcyandampf 





t ı  ı L} l 


Gewicht 


u Gew. á Atomg. 


(IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIUII1) 


Dëse 
Garg 
Gar-Lis 
Moxcxkr 
Meızecrs 
Garg 
Dümas 
Gır-Lti« 
Musc? 
Meıszcıt 
GuesLis 
Gar-Li 
Muxcsı! 
AFEN ECIS 
Gugis 
Gar -Lå 
Gar -L 
GueLıy 
Gar -Lè 
Meısccat 
Gay -Lês 
Mescht 
Garg 
TuũXSaABD 
Guxuis 
Coutu. F 
Gay -Lis 
Meısecst 
GueLıs 
Meısscst 















1 Ann. Chim. Phys. 1826-Dec. 1827. Jan. Dëss hat mehren M 
mungen mitgetheilt. Sein Verfahren scheint mir aber keine groin © 


igkeit zu geben, 


2 9. Dampf. Th. II. 8, 891. 
3 Ebend. II. S. 894. 


Speeifischesider.Gasarten. l 1509 


her jat das; úproifische Gewicht der Gase in:Vergleichung 
sphärischėr. lat, letztere als Einheit angenommen, Hr" 
Es ist indefs in vielfacher Hinsicht potliwendig, das 
i der Dichtigkeit zwischen der atmosphärischen Luft 
ser ganag zu konnen, und es war daher ein werdienst- 
ternehmen von Bıor und Anaco, da sie diese Be- 
wit gröfster Sorgfalt’ aufzufinden sich bemeten. Daa 
tzu erforderliche nnd mit hiplänglioher Ausführlichkeit 
ene 3 Verfahren: besteht darin, -dals wen einen. Ballon, 
t destillirtem Wasser und nachher mit trockner atmo- 
er Luft. gefüllt genay wiegt, ‚die abem mitgetheilteg 
nen für die Ansdahnung dugh. Wätme nnd dep æcrosta⸗ 
ewjchtsverlust berücksichtigt, und dann das corrigirre 
der Luft durch das corrigirte Gewicht des Wassers di- 
odurch das specifische Gewicht der grstegen gefunden 
a das: Verfahren tibrigens "einfach ist, ‘und, dre daber 
nden Regeln schon im Vorigen mitgetheilt sind, so 
mir genügend, hier blofs die erhaltepen,Resultate mits 
‚ wobei ich noch bemerken will, dafs bei jenen Ver- 
» in Frankreich festgesetzte Normalbästiinmung berück- 
urde, wonach ein Cubik Centimeter reines Wasser im 
ner gröfßsten Dichtigkeit genau t Gramm wiegt. Indem 
unct der grölsten Dichtigkeit des Wassers durch Bıor' 
C. gesetzt wird, und diese Bestimmung von der oben 
ten — 3°,78C. um, eine nur unbedeutende Gröfse ab- 
o können hier ünbedenklich die von ihm gefundenen 
eibebalten werden. Con, dk ) 
fand also. das Gewicht eine Cubik-Gentimeters trockne 
ische Luft bei 0° Temperatur = 0,001299541 Gramm, 
‚ Gewicht des nämlichen Malses Wasser 1 Gramm beträgt, 
e Gröfse zugleich das specifische Gewicht der Luft. 
Wägung aber mit Wasser und. Trockner Luft angestellt 
‚res aber den Punct der grölsten Dichtigkeit bei 3%,42 
ufs die Luft um So viel mehr wiegen y als das Ver- 
>r Ausdehnung des Wassers vom Puncte seiner gröfs- 
| gkeit an. gerechnet bis zu 0° Temperatur beträgt, oder 
gefundene Gewicht der Luft a heifst, die, Ausdehnung 


— — 


‚x Traité. I. 384 f. Vergl. Turn bei €. XXVI. 416. 


4500 “> 


Namen der Gäse ` 


. Arsenikiwasserst. Gas 


Phosphordampf 
-Kohlendampf 
Schwefeldampf 


Jod - Dampf - 


u’ un Yun `. ër 


l Wasserdampf 


ag e $ 


Quecksilberdampf 
Alkohokdlampf -~ 


m - oo =æ.. 


O S 0 ı 19 | 
L ) . 


— — = 
Schwefelätherdampf 


. Schwefelkohlenst.Dampf 
Hydriodaaphthadampk . 


Terpentinspiritusdampf 


Salpetrigs. Dampf - 


Schwefelkohlenst.Dampf 


.. 


Salzätherdampf 
"Schwerer - - 
Blausäuredampf 


ıı ı E [13% 


Chlorcyandampf 





t iib E 8 


ihre 


Gewicht 


Spec. Gew. | Atomg. 


2600 Jm 


0,83330 


(IIIIIIIIIIIIIUIUIIIIIIIIIUI111) 


2,15300 


Beobachtn. 


Dunas? 
T gowsor 
Teogsog 
Tuoxsos 
Guers 
Tuousor 
Gur-Lise 
Diuss 
GueLis 
Gar-Liss 
Moscs 
Meızzras 
Garg 
Düsas 
Gar -Lisi 
Mcacxx? 
MEiutcit 
Garg 
Gage Lë 
Musckt’ 
Meis 
Garg 
Gar - Lo 
Gar -Liw 
Garg 
Gar -Lis 
Mesıwscii 
Gay-Li“ 
Merec 
Garg 
Tué 
GueL!3 
Coris. Ba? 
Gay-Liw 
Meısecst 
GuELit 
Meıssesi 


1 Ann, Chim. Phys. 1826.Dec. 1527. Jan. Dümas hat mehren 
mungen mitgetheilt. Sein Verfahren scheint mir aber keine erobeſ 


igkeit zu geben, 


2 8. Dampf. Th. 11. 8, 891. 


3 Ebend. II. S. 894. 


SpecifischesiderGasarten. | 1509 


3isher jet-das;appeifische Gewicht der Gase in:Viergleichung 
——— Luft, letztere als Einheit angenommen, un- 
ht. Es ist indefs in vielfacher Hinsicht pothhuendig, das 
ltnifs der Dichtigkeit' zwischen der atmosphärischen Luft 
Vasser. ganag zu kenhen, und es war daher ein werdienst-. 
Unternehmen von Bior und Anaso, dafs sie diese Be- 
ung mit gröfster Sorgfalt aufzufinden ‚sich’bentülisten.” "Das 
hierzy erforderliche. and mit hinlänglicher Ausführlichkeit 
iebene # Verfahren: besteht darin, -dals man. einen Ballon, 
mit destilliptetn Wasser und nachher mit tyoakner .atmo-. 
scher Laft. gefüllt genau wiegt, "die oben mitgetheiltey. 
tionen für die Ausdahnyng duch. YVätme and den aerosta-, 
ı Gewichtsverlust berücksichtigt, und dann ‚das gorrigirte 
ht der Luft durch das corrigirte Gewicht des Wassers.. di~+ 
wodurch das specifische Gewicht der ersteren gefunden ` 
"Da das: Verfahren tibrigens einfach ist, "und die daber ` 
lgenden Regeln schon im ‚Voyigen mitgethejlt sind, so 
ep mir genügend, hier blofs die "erhaltepän Resultate mita 
en, wobei ich noch bemerken will, dafs bei jenen Ver- 
die in Frankreich festgesetzte UE ER berück- _ 
: wurde, wonach ein Cubik Band kter Feines Wasser im 
seiner gröfsten Dichtigkeit genau t Gràin ` wiegt. Indem 
T Punct der grölsten Dichtigkeit des Wasters durch Bıor' 
12 C. gesetzt wird, und diese Bestimmung von der oben 
teilten = 3°,78C. um, eine nur unbedeutende Grölse ab- 
, so köntien hier unbedenklich die von ihm gefundenen 
ı beibehalten werden. dk ' 


oT fand also, das Gewicht eines Cubik- Centimeters trockne 
rische Luft bei ‚0° Temperatur = = 0,001299541 Gramm, 
das Gewicht des nämlichen Mafses Wasser I Gramm beträgt, 
ene Gröfse augleich das speoifische Gewicht der Luft. 
ie Wägung aber mit Wasser und.trockner Luft angestellt 
steres aber den Punct der grölsten Dichtigkeit bei 3°,42 
muls die Luft um so viel, mehr wiegen, als das Ver- 
der Ausdehnung des W assers vom Puricte seiner gröls- 
htigkeit an. gerechnet bis zu 0° Temperatur beträgt, oder 
as gefundene Gewicht der Luft a heifst, die ‚Ausdehnung 


nor Traité. I. 384 f. Vergl. Zum bei €. XXVn. 416. 


1510 | AAA Gewicht GE, A 


des Wassers’; so ist das comigirte Gewicht e=a{i¢4 `. 
Bior findet: für A ==0;0000748 , "und sonach ist 

. 9:00. 4298541. D 0,000000097:—= 0,0012903 
dan Gewicht: der. atmosphärischen Luft bei 1" ,76 Baromrexe: 
und d Fonperatur. gegen Wem bei gleicher Tee" | 





e Verhähaißs der ‚Luft zum Wasser beträgt also —— oe , 


Bei jedoch dm Gewicht des: Wassers mioht —) seyn ke- 
sofern'es nicht'im Puneta der- gröfsten Dichtigkeit sich ber 
sondern: näch Bıör!=: 9,999925 gesetzt wird. Sell r. 
trockne annosplrärischeLuft ar Wasser im ` Dune sehr. - 
fen Diöhtigkeit verglichen worden, so wird sich diesel» ` 
giel dusdehnen‘; als Me Einfuls- deg Temperatur vor). 
beträgt, oder esist 2 dE 

0,00129954t déi t 
E= 100087 ER =. 0,00428308 = 
dap eigentliche‘ specifisthe Gewicht der Luft gegen Mr: 
Einheit angenölfineh, N Wel 





Betrachtet man ‚den Unterschied der drei nach eini’ 

gerheilten Cie, „$Q ergieht sich daraus augenfälliz. - 
infuls der ‘Temperatur bei Wagner und Luft, und c: 
mung des Pungjeg der gröfsten Dichtjgkeit des Wassen: 
ganz geringem Kiniiusse sind. Es scheint mir daher fu: . 
stellung dieser so oft in Anwendung "kommenden Gi. 
überflüssig , die, dorch Bros und Araco gefunden: 
nach denjenigen Werthen abermals zu berechnen, we. 
dem genauer gefunden sind, und auch, sonst in dieses 
überall in Anwendung konmen, wobei bloſs die fo | 
für die Ausdehnung der Luft’ und des Glases beibel -'- ` 
den, indem ‚eisterer seitdem nicht verbessert ist, ler 
bei den befir ‘erwähnten Versuchen über die Aush. d 
' Flüssigkeiten abermals Von rhit geprüfrund vollkommer : 
fünden ist. Inzwischeii benutze ich auch hierfür des r ' 
bei einer Glaskugel unmittefbar “gefundenen Coelkcie: | 
Ausdehnung des Glases. 


Die genannten französischen Physiker erhielien i 


Versuchen das córrigirte ‘Gewicht des mit Wasser . 
Ballons 


1. P se, 5573,702 Grama. . 2. P == 557509 





Specifisch&s der Gasarten. tsii ` 
hieranis das WRONG. reducirte; so ‚für die "Ausdehnung det 
iers = AA und did des Glases cohigirte Volumen gefunden 
eh, soip "rn 


I ren. "rm CDR 


, , i eh Inf M 


rar aber Kir 1 die Gegen = = kidi D für 2 ngil 
NI ‚Hiernach wird . 





s T TRGI UN 
v= 5379102 (1,4000 ei, — mmm | u 
5575,089 (1 - + 0,00195974) u 
=, 0000268446 52208 = 55828107 | 


“Mittel ` beer. REN 
es 5,681772 Liter giebt, Indem aber das Gewicht das mit 
1er atmosphärischer Luft bei 0° Temperatur und 0,76 Me- 
wometerhöhe, gefüllten Ballons = 7,25323 Grammes gefun- 
zar, so beträgt das Gewicht eines Liter atmosphärische Luft 
gleichen Bedingungen 
723323 _ | 

5.581772 = 1 12994498 Gr. | 
as s Gewicht: eines Cubik - Centimeters Luft unter denselben 
inden: ` , 

o 0012994498 Gemeen . 
diese Gröfse auf Wasser bei 0°C. reducitt, also mit (1 +A) 
licirt, so ist A bei 0°C. = 0,000111 nach der oben mit- 
lten Tabelle ; und das Gewicht der Luft gegen Wasser, 
bei 0° CG genommen beträgt also 


-0,0012995940 = 760, Heart 7 


man sie dagegen auf den Punct der g:ölsten Dichtigkeit 
Tassers reducirt, also durch 1-++0,00375>< 3,78 dividirt, sa 


man 


-0,0012994498_ A 
— par 900128128 = -780,47 


; specifische Gewicht der atmosphärischen Luft. 

lie erhaltene Normalgröfse für das Dichtigkeitsverhältnifs 
mosphärischen Luft gegen Wasser- erfordert indels noch ` 
Correctionen. Dasselbe ist nämlich erhalten in Paris un- 
em Drucke der Atmosphäre, welcher durch eine auf 0° C 
rte Quecksilbersäule — 0,76 Meter gegeben war, allein 






















1.2. Gewicht 


VW S 3 a t 


das Gewicht einer solchen Quecksilbersägle oder des Beogen 
wird bedingt durch die Schwere, welche nicht überall ax ie 
Erde gleich ist, sondern mit Zunahme der Breite ech 
Art. Schwere wird aber gezeigt werden, dals die Schwer 
dem 45sten Grade der Breite = g gesetzt unter jedem 
Breitengrade g = g(1 — 0,0025945 Cos. 2) wird, emt 
Polhöhe bezeichnet‘ Indem aber j jene Bestimmung i in Pen 
ter @ = 48° 50 14” nördlicher Breite erhalten wurde, wo 
Con, 29 =0,133554 ist, so findet man jenes Dichtigkeitsrer 
nifs für 45° N. P, 

g = e = gr = 0,0020 
Die Schwere nimmt mit der Erhebung über die Meeres 
und da die Normalversuche in Paris in einer Höhe von A 
ters über dem’ Meeresspiegel angestellt wurden, so mu 
für. die Abnahme der Schwere corrigirt werden. Es vertel 
aber die Schwerein der Höhe von 60 Meters zu derim Am 
Meeres =R? : (R+60)?, wenn R den Halbmesser der Er 
zeichnet, und die Normalbestimmung für æ mufs also mi å 
Grölse dividirt werden, pm sie auf die Meeresfläche zu rez 
Weil aber die 60 Meter eine kleine Gröfse sind in Verglei 
R, welches Bror zu 6366198 Meters "mër! * so 


o se EEP D 


setzen, welches in Zahlen get 

— 0,001298999689 > 1,0000 188-495 

=; 0,90129902417 

giebt, und als die normale Bestimmung für die Dichigi« 
das specifische Gewicht der trockenen atmosphärischen Le 
0° C, Temperatur und 0,76 Meter Barometerstande gegen 
ser im Puncte seiner grölsten Dichtigkeit angesehen werde: 
und dieses giebt dann zugleich auch nach der ant 
Mafsbestimmung das absolute Gewicht eines Cubik 
solcher Luft in Grammen. 

Aus den bisher angestellten Untersuchungen folgt, dch 
nach dieser Normelbestimmung dje Dichtigkeit und das 
' sowohl der atmosphärischen Luft als apch jeder andem | 
— — 


| 1 Diese Bestimmung kann hier unbedenklich beibebakes 
obgleich im Art. Erde pino wenig abweichende gefunden ial 


/ A 
Spocifisches des Gasarten 15 


ı kann, wenn xión die aus den--ahgeänderteis Bedin gany 
genden Correetiguen anbringt, ` welche insgesammt fola 
ind: 1, Das specißsche Gewicht jeder einzelnen Gasast 
Luft, welches y heien möge. : Bei der atmosphärin 
mft ist y == 1 und füllt somit wag, - 2; Die Ausdahhung 
Wärme, welche so bekannt ist, dafs sie kpiner weiteren! ` 
mng bedasf, - ‘Sie wird für . Gentesimalgrade durch . der 
nungsfaetor 0,00375 t gegeben, : 3e Der wechselnde Bas 
stand; denn da die Normalbestimmung bei 0,76 More ` 
n ist, so erfordert dieser Umstand den Factor ap wenn 
1°C. Tempeshtur wegen der. Ausdebmung des Quecksitbers - 
Varme carsigirte Barometer in Metern = m abgelesen 

os wenn der gleichfalls corrigirte Stand desr 
ı Par, Lin, == h ausgedrückt wird, Diese drei Correc» 
ind viel zu bedeutend, als dafs sie bei genauen Versus 
oals vernachlässijit werden dürften, Weniger ist dieses 
bei den folgenden, welche wegen ihres geringen Ein« 
ur hei sehr genauen Bestimmungen berücksichtigt wer» 
sen, 4. Die án Bedeutsamkeit nächstfolgende bet fy 
chtigkeitszustand der Gasarten, indem ihnen hiernach 
ein gewisser grölserer oder geringerer Theil Wasser» 
gemischt seyn kann, Wird die Sache im Allgemeinen 
en, so muls bei den Bestimmungen der Dichtigkeiten 
Gewichte gegebener Volaminum von Gasen in manches 
icht blofs aufden enthaltenen Antheil von Wasserdampf, 
zuweilen auch von Dämpfen anderer Flüssigkeiten, z.B, 
st, Aether.u..s, w. Rücksicht. genommen werden, wels 
teres jedoch selten der Fall ist, und lassen sich dagp die 
rforderlichen Correctionen leicht ans den für. Wasser 
ıitzutheilendeg Regeln entnebmen. In Rücksicht auf 
ana auf.awaiprlei ‘Weiss verfahren werden, wenn nur 
r Feuchtigkeitszustand der Gasarten genan ansgemittelt 
m man sie keineswegs ohne Einschränkung mit Dampf 
betrachten darf, Auf welche Weise jener zu finder 
d im Art. Hygrometer gezeigt werden, und es genügt 
kurz zu bemerken, dals man am sichersten diejenige 
tur suchen muls, bei welcher ein Niederschlag „des . 
ampfes erfolgt, welches dann zugleich angiebt, wie 





“und die Dichtigkeit des untersuchten Gases zu wissen m, 


P 


1514 | DA J Tez’ Gewieht NM RL 


weit sib -Jamit gosthiiigé ist: Flat uam - diese Weien gen 
dén, vo, gielg die oben’? mitgetheilte "Tabelle für die He 
des Wasserllampfes diese'ih Par. Rollen unmittelbar an, ve. 
die-dortigen Grade der achtzfgtlieiliuen Scale leicht anf ( 
simalgrade reducirt werten Kkönuen. Indem aber die Dite 
keit der Düinpfd 4 derjehigen der atmosphärischen Lak tra 
so. muls: dhs Gewjoht unte die Dichtigkeit der Gase un Lë 
deri enthaltenen Wässerdanfpf ‘vermehrt werden, eeh 
Elhsticität' des -Wasserdainpfes- bezeichnet, "welche Griis i 
abgezogen werden muls,. wenn man. das eigentliche Gr 








Hierans ‚wird also der Factor (héi vrklärlich Yin ie 


indeſs, ‚sobald: nur diejenige Demperatur gefunden is, w 


dem Sättigungspuncte der, Luft mit Wasserdampfe md" 
der für die Dichtigkeiten des Wasserdampfes berechne: 
belle. ? dás Verhältnifs dieses zu der atmosphärischen Le 
0°. Tempsretur und 28 2. Barometerstand unmittelbar a 
men, und daa gefundene Gewicht der Luft oder de ® 
mit (1 — ò) multipliciren, wenn d die Dichtigkeit de Se 
dampfes bezeichnet, um das eigentliche Gewicht ud a? 
tigkeit' der Luft zu. finden. Ist es der Fall, dafs Lob d 
arten mit Alkohaldampf oder Schwefelätherdampf gers% 
so lälst sich aus dem berechneten Dichtigkeitsverbim + 
selben ? gleichfalls der Antheil finden, welcher sage" 
Dämpfe sich in dem Gefäfse befindet, und nach Aker. 
ben ergiebt.sioh dann.leicht die zurückbleibende Ne. d 
wosphärischen Loft, : 5. Der Einflufs der geographisch” * 
auf die. Dichtigkeit der atmosphärischen Luft oder de =" 
ist oben bei der Reduction: der Pariser Versuche ges. 
läutert, sa dafs der hieraus folgende Coefhiciene (A1. 
Cos.2$), worin e die Polhöhe bedeutet, keine weiter! 
zung. bedarf. 6, Endlich nimmt die Dichtigkeit und dat 
den Luft und Gasarten’ der, mit der Höhe abnehmenden. EN 
propartional ab, weswegen auch die oben augegebene: 
Normalversuche für die. Erhebung des Ortes, wo sev- 
sind, über dem Moorosspiegel oorrigirt werden mulsten e 


1 S. Th. I. 8. 351. 
2 8. Th. II. S. 385. 
8 S. Th. I. 8. 892 u. 395 


Specifischdsderi&asarien, 1858 


hiernach die gefundene Mëtte als‘ Normalbestimmung für 
Geen des Mier, gilt,. sø mufs jede andere Bestimmung 
‚chälnifmdes Erdhalbipossers zy dipem 1.nermehrs um die 
‚deg,gegehgnep Orts; gepammen, werden, ‚oder die Bop 
stithchung Su ‚mir dem Factor ën then we 
d herein te NI ad NOT An) 

geg R der mittlere, Halbmnesger dar Erde pnd, die Erhan 
über‘ den Meeresspiegel bezeichnet... Wed aber a allozaig: 
ilein Gegen R At, go genügt op für.die.gevsöhnlichen Fälle: 
ichterem‘, Berechnung dig „Division. .npr hia anm zweiten: 

‚De 


3 fortzusetzen, wi also 1- — SE al Fiat shzuwendar 
(KT ZE TO ” Ta ach 


Verden "diesemiiachv ai gie ——— ine 
gemeinsehafilichen -Auberutk aufgenommerk: "und! bezeiph- 
an die Dichtigkeit oder!dus.spetifische‘, 7" 1 

uch nach französischen Malse Ip Grammer 8 HK, 
as absolute, Gewicht EE 


dÉ) 


hebung über den Meeresspiegel i in Toisen , 
albmesser der Erde = 3266260 t e e 


llgemeig 
9,00129902417 — li — De apen 29) 
36,905 (IF O 0,003751) nr 


ist y für atmosphärische Luft = 1,und fälle also weg $. 
ckenen, Gasen. wird, auch ¿ = 0, die Goefficienten für die, 
ng und Breitengrade sind in mälsigen.. Höhen. und' mittle~, 
siten sehr Klein, ‚so dafs sie füglich vernachlässigt werden; 
P und.: man erhält. also für atmosphärisçhe Lab ` e 

0,00129902417_h . 

Too FTBEIOHTLF 0,003751) 

e anders Gasart untex gleichen Bedingungen 


deg beliebigen Gasart durch . . . +: ` e Q 
ecifische Gewicht einer jeden gegen trechne rn 
tmosphärische Euftals Einheit durch - ie e F 
tmperatur in Centesimälaraden . "ren A e t 
asticität des Wasterdumpfes durch gt... 06 
if 0° der Temperatur des Quecksilbers reducirten gd 
arometerstand in Par. Lin. . . e e h 
Ihöhe ` e "eh e e E 
e 

R 


1516 D . GSewiehr- 


: p. 0,00129902417.h : 
d = 336,905 (1F0,003759' . 


> Es würde nicht t awëckwidrig seyn, das specißsche Ger. 
der verschiedenen Gasarten ‘gegen Wasser zu berechnen tr : 
einer Tabelle zusammenzustellen e AQ wie dieses oben bn, 
lich ihres Verhältnisses zu der atmosphärischen Laft als E- 
- geschehen ist. Indem aber alle Gase auf gleiche Weise: ı 
&uosphärische Luft dusch Wärme ausgedehnt und dort m 
mehrten Luftdruck zasammengedrückt werden , bei der br: 
nung ihres Verhältnifsmäfsigen "Gewichtes gegen die atw:.> 
“rische ‚Luft aber yoxausgeseizt wird, dals beide unter da 
Luftdrucke und bei gleicher Temperatur mit einander ve;,.-= 
sind, so wiisde; hierau weiter nichts erfordert werden, > 
so eben. gefundene Normalbestimmusg für die atmsspir.r 
Luft = a mit der Zahl des spesif. Gewichtes der Gae =: 
wie sie in der oben mitgetheilten Tabelle enthalten vr 
multipliciren, um ihr specifisches Gewicht e = ya gega i: 
Ser zu erhalten, _ Weil diese Bestimmungen aber seles a 
wendung kommen und erforderlichen Falls durch eme > 
Multiplication leicht zu erhalten sind, so scheint mir de" 
haltende Resultat mit dem erforderlichen Raume und «> 
gen Zeit nicht in Verhältnifs zu stehen, nm diese %: 
übernehmen. 
B, Specifiscbes Gewicht der tropft:. 

Flüssigkeiten. 


Die Aufgabe, das specifische Gewicht zu bestimmer. >- 
vorzugsweise häußg- bei tropfbaren Flüssigkeiten in Bez" . 
“weil deren Güte und Reinheit hauptsächlich hierans e. 
wird. Eben daher hat man anch eine sehr grofse Mer. 
Apparaten erdacht, ‘welche in Art, Araeometer ausfäht. 
schrieben sind, um diese Bestimmung schnell nnd mi ı 
sehr geringen Aufwande von Zeit und Mühe zu erhalten, . 
bei vielen wird dieses nar auf Kosten der Genauigkeit er: 
Weil aber alle diese Apparate eine ihnen eigenthündich : z 
mende Behandlung erfordern, so ist es nothwendig, de ` 
schiedenen Arten derselben einzeln zu betrachten, wee: 
mich indeſs blofs'auf dje vier gebräuchlichsten bescheur ° 


Specifisches-d, Flüskigkeiten 1517 


tie übrigen zu nnvollkommen sind, als dafs es sich der 
belohnte, Regeln für ihren Gebrauch aufzustellen. 

, Das Aräometer mit fester Scale wird ata häufigsten an= 
dt, weil es allerdings das bequemste ist, ünd dié Dich- 
en der Flüssigkeiten durch blofses ‚Ablesen Gnmittelbät 
'; allein es ist zugleich so unvollkommen;, dafs es sich 
ler Mühe lohnt, ‚Regeln für seinen Gebrauch und die Me- 
anzugeben, wie man durch diese Apparate das specifische 
ht der Flüssigkeiten finden könne. Sie werden daher auch 
ım praktischen Gebrauche benutzt, namentlich zur Prü- 
er Güte des Branntweins, der Salzsolen, Salpeterlaugen 
«, und für diesen Behuf am besten empirisch graduirt, 
aber alle Flüssigkeiten durch Wärme bedentend ausge- 
werden, die Stärke dieser Ausdehnung aber nicht von 
ekannt ist, so wird bei den Angaben des, gefundenen spec. _ 
m der Regel die Temperatur zugleich mit genannt, bei ` 
r dasselbe beobachtet wurde. Manche pflegen hierbei 
m Barometerstand zur Zeit der Beobachtung mit. anzuge- 
llein man begreift leicht, dafs dieser hierbei ohne allen 
i jst. Kennt man übrigens das Gesetz der Ausdehnung 
ersüchten Flüssigkeit durch Wärme, und darf man dar- 
inen, dafs das spec. Gew. durch das Aräometer hinläng- 
ap und richtig gefunden sey, so lälst sich dieses leicht 
Cemperatur und den Punct der grölsten "reel des 


ı reduciren, wenn man die gefundene Gröfse mit — ——n TER A 


cirt, worin A’ die Ausdehnung der Flüssigkeit durch 
bezeichnet. Diejenigen Ardometer, deren man sich ı im 
zur Prüfung des Gehaltes an Spiritus in dem verkäufli- 
anntweine bedient, haben meistens zugleich eine Ta- 
r Correction der Ausdehnung durch Wärme; für den 
hen Gebrauch ist es aber am besten, eine bestimmte 
. Temperatur von etwa 15° bis 20° C. festzusetzen, wo» 
Probe angestellt werden muß, und die man zu jeder 
it leicht erhalten kann. 
Jngleich besser und einen weit höheren Grad der Ge- 
t gebend siad die Aräomster mit veränderlichen Ge- 


rasometer Th. I. S. 351 bis 380. 


1520 . -Gewicht 


tħermométrique genahnteh Apparate geschehen mi 3 
man also das Instrument in destillirtem Regenwasser be. o 
Temperatur = t Graden C. genan abgeglichen, und se: 4 
wicht=P gefunden (wobei auf den aërostatischen Einki iy 
Rücksicht zu nehmen nöthig ist, weil dieser beim Einses 
beide Flüssigkeiten derselbe bleibt, und sich daher wm 
eompensirt), so ist dieses um so viel zu grofs, als die 4: 
nung des Glases bei ` der Temperatur beträgt, mols as: 
d KO dividirt werden, wenn K die enbische Aust 
des Glases bezeichnet; dagegen ist es um so viel zul 
die Ausdehnung des Wassers vom Puncte seiner gröf: 
tigkeit bis zur Temperatur t beträgt, mois also mit ;- 
multiplicirt werden, wenn A diese bekannte, in der es 
getheilten Tabelle enthaltene Gröfse bezeichnet. He 
also das corrigirte Gewicht des aus der Stelle verdrängt“ 
IL A 
P = P IFR 1+ 1+Kt 
Wird dann das Instrument in die zu untersuchende P 
gesenkt, und sein Gewicht — II gefunden, so x. 
gleiche Weise corrigirt, wenn A’ die Ausdehnung deg 
sigkeit und t die Temperatur bezeichnet, wobei dis 
vorgenommen wird: 


JI = — 















(EA 
1K 


und indem T — qt das specifische Gewicht der 


Flüssigkeit bei 0° Temperatur gegen Wasser im Pæ- 
gröfsten Dichtigkeit bezeichnet, so ist 
TA+HA)UA+KRU 
P(I+A)(t+Kr) 
und wenn t==t ist, oder beide Waägungen bei der osd 
Temperatur angestellt wurden, so ist 

HUA’) 

P(1+&) 

folglich unter der Voranssetzung einer nahe gleichen er 


gg = 





x == 


gg 
b 


L- Bror Traitá I. 413 theilt die sich hierauf keck * 
meln für die Berecheung mit, indels halte ich die ámb- 
Texte enthaltenen, für sweckmälsiger. 





Specifischos di Flüssigkeiten. ` 154 
ns für diese Bestimmung vicht melshar verschiedenen Aus- 
ıng beider Flüssigkeiten | ` 


u II’ — tn 
= —_. 


- ‚P o 

las specifische Gewicht gewöhnlich bestimmt zu werden 
, und zwar mit einer solchen Genauigkeit,- als meistens bei 
ınvermeidlichen Fehlern: solcher -Versuche möglich ist 1. 
versteht es sich von - selist, dafs'der eigentliche: Werth 
nicht gefanden werden kann, so lange die.Grölse A un- 
nt ist. 
lan kann indeſs die Ausdehnung der Flüssigkeiten‘: oder. 
erth von A’ durch mehrere Wägungen finden, und hier- 
blofs erforderlich das verhälmilsmälsige specifische, Ge- 
derselben, ohne Rücksicht auf‘ das des Wassers, bei vèr- 
men Temperaturen zu suchen. Dieses. erhält man ohne 
> Correction als diejenige, welche die Ausdehnung des 
erfordert, oder mit andern Worten, das corrigirte Ge- 
N = TER nach der vorigen Bedeutung dieser Buch- 

Sind demnach für: die Temperaturen t; t; t”; eis CG 
rigirten Gewichte IT; H: IK”; Dn: Ur gefunden, 
alten sich bekanntlich die specifischen Gewichte umgekehrt 
Volumina, also 


IT: II’ = V": V und V” = = vE, 
» ist . 
v”— V = AV” =V Wi — 1) für J 


ER 
Ir” H 


per BE 





Vi"? — MI = A WI oam — 1) für d Ess dr? 





IT: = N) Där — t==dt m 


fg 


ätte das Wasser seinen Punkt der gröfsten Dichtigkeit bei 0°. 
würde es als Regel angenommen, beide Flüssigkeiten bei 0° 
ur oder bei 3°,78 C, als dem Pancte der grölsten Dichtigkeit 
ers zu vergleichen, so dürfte man die Wägungen nur bei ei- 
Lesen Temperaturen anstellen, um ohne Correctionen richti- 
ate zu erhalten. ' .. , , 


Ddddd 


4152 — Gewieht 


— Ko Ate es NI Se 1) fürt —ı=ir 


Nimmt man hierin V = 1 und formirt vier Gleichunem 
AV” = at + bil? + cdr? + dén 
AV” == adt” + bir”? 4 cdr” + dér 
AV" = adt” bir”? cd" 3 + die't 
: "AV ad" bir? Load? E dech 
eliminirt hieraus nach der Methode. der ‚kleinsten Quad | 
unbekannten Factoren a; bh: er d, so erhält men 
AV =at 4- b? cr + do 
als allgemeine Gleichung für die Ausdehnung der Fisa 
durch "Wärme, das Volumen- derselben bei t° C = | mi 
men, für die Temperaturgrade über diesem Pagcte, Wra 


` Hch der Werth von t negativ genommen in die Formel zé 


hierfür AV gesucht und von 1 abgezogen, so giebt dag? 
Volumen der Flüssigkeit bei 0° C., und alle Coeden 
dieser Zahl dividirt macht die Formel geeignet, die Va 
Vermehrung der Flüssigkeit, ihr Volumen bei ft 
setzt, allgemein zu berechnen. Wurde die erste Moes 
0°C. angestellt, oder ist t = 0, so ist VI —=1 and eg 
Reduction der Beobachtungen wird überflüssig. 0i i 
diese Methode völlig genaue Resultate gebe, möäsgte i 
gen bezweifeln, weil jede ruhig stehende Flüssigkeit 
horizontale Schichten von ungleicher Dichtigkeit eo 
dafs die scharfe Bestimmung der Temperatur nicht := 
lich ist 1, 

3. Homarsc’s Aräometer ist seit seiner ersten M 
werdung unglaublich oft verändert, welches wohl obze 
für seine Brauchbarkeit im Allgemeinen zengt. De 
glaubten das Werkzeug zu verbessern, allein es terte 
keinem Zweifel, dafs es in seiner ursprünglichen Ge 
weitem die genauesten und sichersten Resultate gie 
ich mich durch eigene zahlreiche Erfahrungen vollkoms= 






















1 Die Methode ist mehrmals, namentlich zuletzt darek 
zur Bestimmung der Ausdehnung des Wassers mit grolßsem F 
vieler Sorgfalt in Anwendung gebracht. 3. G. LU 
Vebrigens kanu alles hies Gesagte auch auf die Senkwage o 
angewamdt werden, weiche oben Th. 1. S. 390 beschrieben # 
halte os daher für überflüssig, ihr einen besonderen 
widimen, 


Specifisches d. Flüssigkeiten. 1523 


zt habet. Es muls aber das am gehörigen Orte beschriebe- 
and abgebildete Gläschen, worin sowohl das Wasser als 
ı die zu bestimmende Flüssigkeit gewogen wird, ganz dünn 
ler Lampe geblasen seyn , höchstens einen Cubikzoll Wasser 
m, ja ich mögte denen, welche häufig in der Lage sind, das 
iische Gewicht der Flüssigkeiten bestimmen zu müssen, wo- 
oft nur geringe Quantitäten vorhanden sind, rathen, sich ` 
we Gläschen von verschiedenen Inhalte, als etwa einem, 
n halben, einem Viertel, und wohl auch einem Achtel Cubik- 
‚anzuschaffen, und endlich muls das zum Eingiefsen der Flüs- 
st bestimmte Trichterchen sowohl, als auch das zum Ent- 
hen der Luft dienende Röhrchen ein feines Haarröhrchen 
etwa 0,2 bis höchstens 0,4 Lin. Durchmesser seyn. So viel 
lerdings gewils, dals das Füllen eines solchen Gläschens 
Vorsicht geschehen muls, damit das kleine Trichterchen 
:überläuft, auch mufs man Sorge tragen, dafs keine Feuch- 
it in das zum Entweichen der Luft bestimmte Haarröhrchen 
t, weil sonst der atinosphärische Luftdruck das weitere 
ielsen der Flüssigkeit hindert, endlich ist auch das Reinigen 
tebrauchten Gläschens etwas mühsam; allein Mühe und Vor- 
darf der Physiker nicht in Anschlag bringen, sobald er nur 
1e Resultate erhalt. 

Auf welche \Veise vermittelst dieses Gläschens das speci- 
! Gewicht der Flüssigkeiten gefunden werde, und welche 
In dabei zu befolsen sind, dieses ergiebt sich aus den hier- 
bestehenden Gesetzen.. Indem nämlich der Raum im In- 
dieses Gläschens bis an das kleine Knöpfchen am Halse des 
ters und ein gleichen am Haarröhrchen als stets unverän- 


Vergl. Araeometer Th. 1. S. 891. Ganz vor Kurzem ist der Go- 
ı der durch Fıscuen in.sciuem llaudbuche d. mechan. Naturlehre 
enen Gläser mit eingeschmirgeltem Stöpsel als vorzüglich sicher 
tellt. S. Erterweisn Handb. der Hydrostatik u s. w. Berl. 1826. 

Allein mau begreift bald, dals ein etwas grolses und dickes 
it einem massiven Glasstöpsel unmöglich grofse Schärfe des Ge- 
s geben kann. Aufserdem ist cs unmöglich, das Glas genau so zu 
‚ dafs der Stöpsel dasselbe verschliefst, ohne.die Flüssigkeit zu 
miren , dadurch das Glas auszudehuen und einen Theil der Flüs- 
neben sich heraufzudrängen, dessen Wegwischen die Tempera- 
lert, das Glas beschmutzt u, s. w. Besser wäre das durch Wa- 
w empfohlene Zudecken des Gläschehs mit einer Scheibe, wenn 


nn nicht die Flussigkeit zwischen diese und den Rand drängte. 
Ddddd 2 


\ 


1524 Gewicht 
dert angesehen wird, so darf man dasselbe nur bis an diese e 
chen zuerst mit destillirtem Wasser füllen und dessen Ges 
= P bestimmen, dann nach vollständigem Trocknen mit de £ 
prüfenden Flüssigkeit, und deren Gewicht = H gleichlll; `~ 
stimmen, so verhalten sich die speciischen Gewichte bei ;<- 
chem Volumen wie die Dichtigkeiten oder wie die 
Gewichte, und es ist also 
_H 
T = pP | 

Es folgen hieraus sogleich drei unmittelbar bei der Sach ie 
gende Vorsichtsregeln. Zuerst nämlich müssen beide Vo: 
völlig gleich seyn. Um dieses zu erreichen, darf man x 
hin sehen, dafs beim Einfüllen beide Flüssigkeiten genau: a 
die Knöpfchen reichen. Allein bei der Feinheit des Wat 
ges bringt der letzte zugegossene Tropfen oft schon ene 

liche Erhöhung der Flüssigkeit im kleinen Trichterchen ke 
ohne dafs sie nach den Gesetzen der Capillarität sich Ce? 
Ende des Haarröhrchens an der Seite des Glaschens arm 
kann. Dieser letztere Umstand erleichtert gar sehr die Gep 
keit der, Wägung. Hat man nämlich das etwas überfüln ve 
chen einige Zeit ruhig hingestellt, damit es genau die Tas 
tur der Umgebung annimmt, so darf man nar mit der Spe 
nes Stückchens Flielspapier den Ueberschuls der Flüssigke: 
nehmen, um die Anfüllung bis an das Knöpfchen gena > 
halten. Die zweite Vorsichtsregel ist, dafür zu sorge. 
keine Luftbläschen im Glase bleiben , welches sich so sk 
selbst versteht, dals .es keiner weiteren Erklärung bedari. 
entfernen sich dieselben bei völliger Reinheit des Gläsche> 
beim langsamen Eingielsen nach meinen Erfahrungen obet 
tere Mühe von selbst. Drittens mufs das Gläschen be x 
Wöägungen vorher genau tarirt seyn, weil sonst ein leich 
meidlicher Fehler entstehen würde, wie sich aus dem Fr. 
den ergeben wird. 

Wenn man nichts weiter beabsichtigt, als das 
Gewicht mit derjenigen Genauigkeit zu erhalten, wie diem 
der Regel gefordert zu werden pflegt, so ist der Gebrao.t 
Apparates sehr einfach. Zu diesem Ende wird das Glix:.a 
einer jederzeit leicht zu erhaltenden Normaltemperatur v=: 
15° bis höchstens 20° C; auf einer feinen Waage nor. 
dasjenige Gewichtstück, welches zu dieser Tara gehör. 




















Specifisches d Flüssigkeiten. 1525 


em Worte Tara bezeichnet, und jederzeit hierzu gebraucht. 
nn wird es bis an die Knöpfchen bei der angenommenen 
altemperatur mit destillirtem Wasser gefüllt, und mit dem 
ı gehörigen Gewichte abermals auf der Waage ins Gleich- 
ht gebracht. Das erhaltene Totalgewicht wird dann hal- ` 
die eine Hälfte mit 500 bezeichnet, die andere wieder 
t, und jede Hälfte mit 250 bezeichnet und endlich werden ` 
genaue Wägungen Gewichtstücke verfertigt, welche 1003 
5; 105 5; 15 0,5; 0,33 0,2; 0,1 derı Einheit des zu 
ıngenommenen Totalgewichtes wiegen, Bei jeder nach- 
den Bestimmung des gpecifischen Gewichtes einer Flüssig- 
lit dann die Wägung des Wassers weg, man Diller bei 
stimmten Noörmaltemperatur das Gläschen mit der zu: be- 
nden Flüssigkeit, setzt dasselbe nach aufgelester Tara auf 
agschale , lälst es eine so lange Zeit ruhig stehen, als er- 
ch ist, damit es die Temperatur der Umgebung anneh- 
immt mit einer Spitze Flielspapier den Ueberschufs der 
keit weg, bis sie genau an die Knüpfchen reicht, legt 
ırderlichen Gewichte bis zum Einstthen der Waage auf, 
st nach diesen das specifische Gewicht ab, welches in 
Falle dem absoluten Gewichte bei gleichem Volumen di- 
portional ist. Bei der Angabe des so gefundenen specihi- 
sewichte® pflegt dann die Temperatur ‚mit genannt zu 
‚ bei welcher dasselbe erhalten wurde, um dasselbe 
.zu corrigiren, und ebenso wird auch meistens der Ba- ` 
tand mit genannt, weil auch dieser eine, wenn gleich 
tende Correction bedingt. 
langt man nämlich das specifische Gewicht der Flüssig-. 
it grösster Schärfe für OS Temperatur gegen Wasser im 
»iner grössten Dichtigkeit, so werden mehrere Corre- 
rfordert , welche ich zur leichteren Uebersicht einzeln 
Zuerst mülste das Gläschen für Wasser und auch für 
re Flüssigkeit sowohl luftleer als auch im luftleeren 
ewogen werden, um seine richtige Tara zu erhalten.‘ 
er die Masse des Gläschens sehr dënn ist, folglich das 
ler in demselben enthaltenen Luft nur wenig von dem" 
ler Stelle getriebenen verschieden ist, ` ‚beide aber bei 
ıng entgegengesetzt wirken, so können sie füglich ver- 
A wetden, selbst in demjenigen Falle, wenn "die MS. 
"Wassers und der Flüssigkeit bei ungleicher Wärme und 


1528 Ao’ d Gewic ht 


hierbei alla erforderlichen Correotionen an, welche ute ee 
etwas verschiedenen Form erscheinen, als sie oben angeerxs 
sind, opd de ich daher als Beispiel eines solchen genauen Ve- 
suchs mittheile 1. Ist V.der Inhalt des kleinen Glischem ais 
bikcentimetern bei (* Temperätur, P das gefundene una,» 
te-Gewicht bei der Temperatur von € Graden der Ceuta 
skale, so ist 
en PUHA 

((—a)( EK 
wenn A, die Ausdehnung des Wassers vom Puncte seine rb 
ten: Dichtigkeit an bis’zur Temperatur €, a’ das Verbälns k 
Piphtigkeit der: Luft bei der nämlichen Temperater geges Ar: 
ser und K die Ausdehnung des Glases bezeichnet, Die!» 
mel, welche nach dem vprherghhenden von selbst klar ist, zb 
sich zwar unmittelbar bei der Berechnung in Anwendu; e 
gen, alleia Bior verwandelt sie, um die Hauptgrölen 1> 
zustellen, in folgende 






















Pi + Ayla — Kr tak LO 
Keel EPA — ECKE CHE 
Indem. Vie schon oben bei der Bestimmung des abschn* 
wichtes egnes Cubikcentimeters Luft gezeigt ist, dals Zeg 
Bror. hierfür gefundene Gröfse von der nachher deng 
` nach den genaueren Bestimmungen des Punctes der 29 
Dichtigkeit- und der Ausdehnung des Wassers erhal æ 
unmerklich abweicht, so behalte ich der Kürze wem “i 
Gröfsen bei. Es ist demnach das Gewicht eines Ce 
ters trockner atmosphärischer Luft bei 0° Tempento 
Wasser bei der nämlichen Wärme nach Bıor’s Bestias’? 
: «a (0,001299541 Grammes. 

Wird ‚dieses für den Barometerstand , die Temperatur ep : 
dehnung des. Wassers carrigirt, so ist für den Barometer = 


d — ERD AA 
WS 0,003751') 0,76 





€ 
‚4 Bwr Traité. L 400. Die Bestimmungen des spec. be 
Luft, des Wassers und des Quecksilbers darch Biot aad Ang 
man aus einer früheren Abhandlang dieser Gelehrten mitgethr* 
verschiedenen interössanten Anmerkungen von Grirsuar in deses 
XXVI. 162. 

8. Die von mir gefandene Gröfse == 0,0012995940 weich! 
nur unbedeatend ab, 


H 


Specifisches d Flüssigkeiten. 15% 


Dje Elemente für diese und die obere Formel waren: 
ırometerstand p in. der ersten Beobachtung = 0,7572 
— — — mæ zweiten —, — = 0,7560 
asdehnung des Wassers A1 erste Beob. == 0,0017017 
— —— — — zweite — == 0,0018654 
. die Temperatur ť = 20°,1 und 205,9 C. beobachtet "mm 
ach ist , 
Íste Beob, a’ = -0,091206079; Kr= 0, 005281 
e Beob. o = 0,00119293; Kt = 0,005491 
is wird .,. 
ob. a "Kr—0,0000006369; a tpa Kë Kr0,00067861 
ob, a’ Kt=0 ‚0000006551 sa +0 Kt--Kt==0,00064451 
renn diese Werthe in die obere Formel substituirt wer- 
o erhält man 
ob, V==98,721 + 0,0079935 + 0,0674518— 98,9561453 
ob, V= 98,716 4- 0,1841449 + 0,0637819 = 98,9639268 
Mittel, = 98,960036 , 
JJ hiermit das Gewicht des Quecksilbers verglichen werden, 
"uvörderst das Gewicht der durch das gefüllte Gläschen 
‚Stelle getriebenen Luft zu bestimmen. Nach der oben für 
ciische Gewicht irgend einer Gasart gefundenen Formel ist 


001299024 h(1—$ €) ( 1— =) (4--0,0023945 Cos. 293 
336,905 (1%-0,00375.t) 


t hierin die beiden letzten, bei der Veergleichung der H 
mlichen Orte angestellten Wägungen überflüssigen Coef- 
n weg, setzt man in Metern statt 336,905 den gleichen ` 
== 0,76 und statt h gleichfalls in Metern p, day bei at- 
rischer Luft =1 ist, so wird 

—, 0001299024 p (i—te 


pie) A 
— +.00375 o 07% d 0,76 oder hach — | 


_ 0,001299541 p (1- pi—3)_ 
~ (140603750) 0,76- 
ı das Volumen des Wassers = V bestimmt, und setzt man 
` oy oaViAHrKı) | 
"IFA 


)iese Werthe sind, wie schon oben angegeben Ist, am meisten 
md, indem die mitzetleifte Tabelle giebt ` 

für 1 = 0,00177686 , 

für 2. 000195974 nen 








3530 | Gewicht 


Ba 

um das Volumen der Luft für die Ausdehnung des Gins e 
‚ des Wassers zu corrigiren, findet man ferner das Deech e 
gewogenen Flüssigkeit, also hier des Quecksilbes = L, » « 
das auf den leeren Raum reducirte Gewicht desselben = L~ 
Wird das erstere Gewicht auf den Nullpunct der Temperze » 
ducirt x= (L) genannt, so erhält man das Gewicht des Gläxis 
mit der Flüssigkeit für jede andere Temperatur 

©) (+59 

A 
wenn 2 die Ausdehnung dieser Flüssigkeit durch Wem» 
zeichnet, "Es ist aber 

Œ 0 +K’) 

o. irr =La 


‘woraus (L „ui AED wird. 


Es bedarf dann nichts weiter, als dieses Gewicht durch V sè 
vidiren, um das specifische Gewicht zu haben, und us 
_ Grat 0+) 
FVüark) 
Wird der Werth von a mit dem Zahlenwerthe von V, we 39 
eben gefunden ist, multiplicirt, so erhält man a V = DS 
Hieraus kann nach der angegebanen Formel der We zi 
gefunden werden, da die oben in der Berechnung bea 
Merthe von p und t bekannt sind. Es war aber 
Erster Versuch L= 1342,989 Grammes 
ass 0,12004 
u ` L+a=133,10908 
"Zweiter Versuch L = 1340,803 
e— 011872 
- L-a = 1341,01172 
Für eine Ausdehnung des Quecksilbers — ab war das: 
Erster Versuch. KÉ +a) (1 +1) =1345,768 
ESA en 
' Zweiter Versuch (L + a) (t + 2) 131 1315,30 


+ Mitel 134 1355,78 
mithin das specifische Gewicht des Quecksilbers 
SET L 13,597190 


und dieses Gewicht in Grammes ensgedrückt ist dane x- 











Specifischea d, Flüssigkeiten. 1531 


lute Gewicht eines Cubikcentimeters Quecksilber bei 0° O. 
ıperatur. Wird endlich, dieser Werth durch das specifische 
icht der Luft == a =0,001299541 dividirt, so ergiebt sich 
pecifische Gewicht des Quecksilbers gegen Luft == 10463,07. 
arithmetische Mittel aus vier andern Wägungen, in denen 
rund Anaco trockneLuft und Quecksilber in dem nämlichen 
m abwogen, gab 10463,0 und diese Gröfse auf den Spiegel 
Meeres und 45 Grade der Breite reducirt gab 10466,8. 
4. Die hydrostatische Waage t gehört wöhl ohne Zweifel 
r diejenigen Apparate, womit man die schärfsten Bestim 
gen des specifischen Gewichtes der Flüssigkeiten erhalten 
. Wie eine solche Waage construif®seyn müsse, um des 
zen Forderungen an die physikalischen Apparate zu genügen, 
im Art. Waage, hydrostatische, angegeben werden, und 
mügt daher hier nur zu bemerken, dals vermittelst dersel+ 
wenigstens 0,00001 des Totalgewichts gefunden wird, und 
rauch das specifische Gewicht durch sie bis zu dieser Grenze 
icherheit erhalten werden kenn, mithin weiter, ala mas 
s gewöhnlich verlangt, Dem Gebrauche derselben steht 
'ens theils die Schwierigkeit ihrer sorgfältigen Behandlung, 
erzu erforderliche Zeit und ihre Kostbarkeit entgegen, 
Die Bestimmyng des specifischen Gewichtes der Flüssigkei+ 
vermittelst der hydxostatischen Waage beruhet auf dem 
dsatze, dals die spec. Gew. der Flüssigkeiten hei gleichem 
men sich wie die absoluten Gewichte verhalten, und dafs ` 
bsolate Gewicht eines- gewissen Volumens einer jeden Flia 
it durch den Gewichtsverlust eines beliebigen, in dieselbe 
tauchten, festen Körpers von gleichem Volumen gefunden 
Man hängt deswegen an die eine Waagschale der Waage 
birnförnfigen Glaskörper und tarirt diesen, so dals.die 
se wieder im Gleichgewächte steht. Dann senkt man dier 
\örper in destillirtes Regenwasser, und weil er hierdurch 
el an Gewichte verliert, als das Volumen des durch ibà 
ängten Wassers beträgt, so legt man auf die Waagschale, 
n er hängt, dieses Gewicht == P auf, bis die Waage wieder 
leichgewichte ist. Hiernächst zieht man die Waage wier 
n die Höhe, trocknet den bimfüörmigen Körper rein ab, 
1 
Es ist auffallend, dals Bror beiseinen ausfũhrliohon Untersuehun- 
ber das spec, Gew. diesen wichtigen Apparat gar nicht erwähnt:. 





4538 Gewicht ~ 


hürsgt iha wieder an die Waagschale, nimmt von dieser ùz G 
wicht == P herab, und läfst die Waage, wie vorher, wiece» 
ñau einstechen.,; dann senkt man den Glaskörper ia die z 
stimmende Flüssigkeit, wobei für die Herstellung des Ge: 
wichtes nothwendig ist, ein Gewicht = JI auf die Wax 
en legen, und es ergiebt sich von selbst, dafs das unc 
ppecifischo Gewicht der Flüssigkeit 























n= P 


Werden beide Wägungen''bei gleicher Temperatur ux 
merklich verschiedenem Barometerstande angestelk, s ke 
gaan, sich mit dieser Bestimmung, und giebt zugleich Ce 
Temperatur und Barometerhöhe an, bei welcher sie e 
wurde, um hierdurch das Mittel zur scharfen Berechnurrn 
theilen, Gewöhnlich pflegt man sich indels zur Erle 
die jedesmalige Abwägung in Wasser zu ersparen, desur= 
"Werth von P bei einer gewissen Temperatur ein für do 
Aa zu bestimmen, daher nur Jee suchen, und somit da 
tische Gewicht zu berechnen, 
71: Soll aber das specifische Gewicht der Fkissickeiren 4! 
gegen Wasser im Puncte seiner grölsten’Dichtigkeit e 
fiter Schärfe gefunden werden, so erfordert das anzegel 
fahren vielfache Correctionen, welche einzeln gem 
gunde sind: 

e: 4. Der Glaskörper ist an einem Drahte oder Fade Mi 
hangen, welcher zugleich mit in das Wasser und die Fi 
®inpeteucht wird, und daher sowohl-P als auch D 
Es wäre zwar nicht-schwierig, hierfür die erforderlich í 
tion zu finden, allein man mimmt hierzu einen ganz feir l 
von Platin, so dafs das mehr oder weniger lange Ende de. 
welches in beide Flüssigkeiten eingetaucht wird, gar nid: 3 
trachtung kommt, und wan darf daher diesen möglichen ’s 
fäglich vernachlässigen, auch da, wo die höchste Ge; 
erfordert wird. 
1 2 Der Glaskörper sollte eigentlich im luftleeren Bez 
wogen. werden, wird aber in der Luft gewogen. Leg 
daher im Wasser gewogenP, so Jet sein auf den Inftleeren 
reducirter Gewichtsverlust P =P (1-+«), wenn a dn: 
hestimmte Verhältnils der Luft zum \Vasser bezeichnet 
gleiche Weise ist sein Gewichtsverlust in der zu unters: 


Specifisches.d. Flüssigkeiten. 4553 


weit auf den leeren Raum reducht IT = TI +Pa, und es 
ernach sein corrigirtes specifisches Gewicht - - 
‚_T1+Pa. 
= = P4 De 

erschied des so corrigirten Gewichtes von dem oben ap- 
en ist so viel grölser, je grölser der Unterschied zwi- 
und JI ist, oder je gröfser oder geringer das specifische 
der untersuchten F Ki gkeit ist. Es ist nämlich 

JE ` (P Hie NEG DEE 

—— are a 
er P= I], so wäre das zweite Glied =0) und das spec, 
:1, wie dieses auch nothwendig folgen muss. . Deg 
nterschied tritt ein, wenn das spec. Gew. der Schwefel- 
he genau ==? wird, und um diesen besser zu übersehen, 
; Maximum des Unterschiedes kennen zu'lernen, jet für 
all das specifische Gewicht == 1,9987 statt 2. Hieraus 
ich, dafs diese Correction ohne bedeutenden Einfluß 
mm in den meisten Fällen vernachlässigt werden kann. r 
ell das specifische Gewicht der Flüssigkeiten bei 0% C. 
asser im Puncte seiner grölsten Dichtigkeit gefunden 
so mülste man die Abwägung in beiden Flüssigkeiten 
n Temperaturen vornehmen, und da dieses sich nicht 
ewerkstelligen läfst, so wird deswegen die bedeutend» 
tion unter allen erfordert. Es folgt nämlich von selbst, 
'efundene unoorigirte Gewicht bei der Wägung sowòhk 
sr als auch in der Flüssigkeit um so viel zu geringe ist] 
erhältnils der Ausdehnung des Glaskörpers beträgt, und 
l zu grols, als die Flüssigkeit durch Wärme ausgedehnt 
dem * hiernach ` 

Aë P'O + P(+A) e IT JO 1 + AO } 

P = 14K ` und D = tK i 
A und A die Ausdehnung des Wassers und der Flüs-~ 
i den Temperaturen t und € bezeichnen, P’ und 
für den aërostatischen Einfluls der Luft beim Wägen' 
Gewichtsverlust des Körpers im Wasser und in dem 
t (wobei man ohne merklichen Fehler mit Weglassung: 
rection P und IT = P und II setzen kann), so ist 

„TUN DER. | 

np A+A) OEB 


irte specifische Gewicht. In den.meisten Fällen i ist 


oem. Gewicht 


te € oder unmerklich davon" verschieden, dana filk de k 
Theil der Formel ch und man erhält 
mw +a) 
PaF) 
oder da die unter No. 2 angegebene Correction bei 
den meisten Fällen füglich weggelassen werden kann, 
“PAFA 
Hierin kann der Werth von Ä aus der im Anfange m'y 
ten Tabelle entnommen werden, allein A ist nicht allem. 
mehr mm der Regel gar nicht bekannt, denn man keen å 
Gew. aller, derjenigen Flüssigkeiten, deren Ausdehun: 
genau aufgefunden ist, und wird dieses also nicht zu ba 
bemüht seyn, wohl aber dasjenige der Flüssigkeiten, or: 
dehnung auf gleiche Weise als ihr spec. Gewicht e 
Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, dals accır'i 
Apparate die Ausdehnung der tropfbaren Flüssigkeite :" 
werden könne, wie dieses noch kürzlich ‘durch Hau 
schehen ist. Das hierfür erforderliche Verfahren mir @ 
geben, scheint mir indels überflüssig, weil es bereits à 
"Ne 2 für das Fahrenheit’sche Gravimeter vollständ:: 
ist. Ebenso folgt aus den angestellten Betrachtunge: © 
dafs das so eben beschriebene Verfahren vorzägl« 
ist, um das absolute Gewicht eines gegebenen Vokas 
der zu finden, worauf dann die Gewichte aller übnm# 
keiten reducirt werden können. Zu diesem Ende de 
dinen genan gearbeiteten festen Körper, wozu ma ge 
nen Würfel oder Cylinder wählt, in das Wasser be- 
und seinen Gewichtsverlust suchen , so ist hiermit ù» i 
eines gleichen Volumens Wasser gegeben. Es: 
Beschreibung des Verfahrens wird im Art. Maj: ei 
werden. ; 
Bei weitem die wenigsten gefundenen specifische u 
der Flüssigkeiten sind corrigirt, auch geht dieses w-:i 
an, wenn nicht die Ausdehnung derselben beksast a 
sind aufserdem nicht einmal sämmtlich bei der mimhds 









1 .G. LXXVII. 129. Das durch diesen mit Recht Loch: 
Physiker befolgte Verfahren gehört mehr hierber, ah s Ae 
de gleichfalls erwähnt wurde. 


1535 
gefunden. Im Allgemeinen kann man indels annehmen, 
bei mittleren Temperaturen von etwa 15° bis 18° C. ge- 
sind. Man darf daher auch nicht erwarten; dafs die An- 
der verschiedenen Gelehrten vollkommen mit einander 
stimmen. Weil es indefs sehr angenehm ist, die gange 
Bestimmungen der specißschen Gewichte der Flüssigkei- 
nn sie auch nur in genäherten \Werthen-richtig sind, so- 
einsehen zu können, so habe ich diese in der nachfol- 
Tabelle zusammengestelk. 


Specifisches d, Flüssigkeiten, 


igkeiten - | Sp. Gew.) . Flüssigkeiten | Sp. Gew. 
Bure — "e 1,0150 | Kleesäure - - 1,0450 
o e = 7920 {1 Krauseminzöl - - 0,9750 
säure - 1,1168 | Lavendelöll - - 0,8930 
ıs. Naphtha] 0,9157 |Leinäl - ~ - 0,9400 
i = ~ 0,8750 | Mandelöl - - 0,9200 
e =- = 0,9857 | Milch - 1,020] 1,0410 
ither - 0,6900 | Mohnöl - = - 0,9220 
s, stärkste | 2,5500 | Muscatnulsöl - 0,948 
ttol - ‚0,8880. Nelkend)l. - - 1,0340 
1,0230 | 1,0340 | Nulsöl - - - 0,9470 
e - 0,7050 | Oelsäure - - 0,8990 
ser 1,0250| 1,0310 |Olivenöl - - 0,9153 
Essiggeist | 0,7 Petroleum 0,836 | 0,7580 ` 
we — - 1,7770 | Pfeffermünzöl - 0,9200 
enöl - 0,9230 | Pomranzenschalenöl | 0,8880 
l -- 0,9780 | Ricinusöl - - 0,9699 : 
l -- 0,8990 | Rosenöl - - - 0,8320 
enël - 0,9380 | Rosmarinöl - - 0,8886 
öl 0,8470! 0,8517 | Rüböl (Rapsöl) 0,9193 
w. im Min. | 1,7000 | Salpeternaphtha 0, 
- imMlax.| 1,6280 | Salpetersäure - 1,5130 
kstoff - 1,6530 | Salpetrige Säure 1,4510 
liss. — ‚9000 |Salzäther - - 0,874 
l - > 0,9178 | Salzsäure,höchstens, | 1,2109 
Bure - 0,9410 |Salveiöl - - - 0,8640 
- 0,8400 | Sassafrassl - - 1,0940 
r -= 0,8660 | Schwefeläther 0,710 | 0,758 
e,concentr. | 1,0791 | Schwefelblausäure 1,0220 
ehydrat 1,0630 | Schwefelkohlenstoff | 1,2720 
LU - > 0,9970 | Schwefelsäure - 1,9546 
e e - 1,0609 cn" geschmolz. 1,9700 
= =» = 1,0110 — Nordhäuser 1,8960 
- = ~= |"14500 | — Vitriolel 1.8450 
aphtha 1,9206 — Unterschwe- 
äure - 1,7000 1,3470. 


fels. Hydrat 


1536 Ze Gewicht 
` Flüssigkeiten " | Sp. Gew. | Flüssigkeiten ` (SP 
Spewasser ~ œ, 1,0286 | Wein. Burgund ban, 


— todtes Meer | 1,2122 — Bourdeans 6 
Spiköl e æ = 0,8770 — Champagne: | Vë? 
Therpentindl - 0,7920 — Portw. - 10% 
T'hran - = a 0,9270 — Capwen |14 
Wachholderöl ' 0,9110 —  Canarien Lä 
Wasserstoffhyper- — Malga - |iù 

oxyd 1,4520 — Madein - | LA 


Wein. Rhein.0,9925 | 1,0020 | Weinsteinöl - | 1.4 
e Französ, weils | 1,0200 | Zimmewii - - A 


C. Specifisches Gewicht der festen Köne 


Zur Bestimmung des specifischen Gewichtes fest: 
bedient man sich in der Regel nur zweier Apparate, des‘ 
son’schen Hydrometers und der hydrostatischen Wag 
diese beiden scheinen mir auch allein hierzu brauchba ı. 
Jener erstere Apparat ist bereits beschrieben?, und de 
ren wird noch ein eigener Abschnitt im Artikel fox: 
. met werden. Das Verfahren bei beiden ist so Sir 
nämliche> indels scheint es mir am zweckmälsigsten, x 
zeln zu beschreiben. 

1. Das Aräometer ist nicht‘ ohne Grund durch H. 
Bestimmung des spec. Gew. insbesondere der Miners 
pfohlen, denn es vereinigt Bequemlichkeit mit Ge 
und ist daneben nicht kostbar. Die schon im Art. fr 
beschriebene Methode, das spec. Gew. vermittelst dez- 
bestimmen, ist in der Kürze folgende. Bei einer ole 
peratur wird der Apparat vermittelst willkürlicher, in & 
Schale gelegter Gewichttheilchen zum Eintauchen bs $ 
Zeichen an seinem dünnen Halse gebracht, dann wz» 
nach Schätzung die erforderliche Menge GewichttbeJ 
legt statt deren den zu wägenden Körper hinein, > 
Gleichgewicht wieder her, so dals der Apparat bis a NM 
chen einsinkt, und findet hiermit das absolute Gewicht & 


1 8. Art. Aräometer. Th. I. S. 385 und 86, we das Y 
sche Hygrometer und das etwas abgeänderte aréomisre - bar: 
sen sich Cuanrtzs bediente, beschrieben und in Pig. 77 «= ` 
bildet sind, 


Specifisches fester Körper, 1537 


= JI. Wird derselbe dann in das Schälchen am unteren 
le des Apparates gelegt, und auf diese Weise mit in das 
ser getaucht, so wird: das Gewicht des Ganzen um so viel 
ter seyn, als das Gewicht des durch den Körper verdräng- 
Vassers beträgt, und dieses muſs daher durch Gewichttheile 
t werden, welche man in das obere Schälchen legt. Sind 
= P, so ist das uncorrigirte spec. Gew. des Körpers 

Il 

"P 


, Das Verfahren beim Gebrauche ‚der hydrostatischen 
e hat hiermit grofse Aehnlichkeit, und ist im Wesentlichen 
imliche, wie ich solches ‚oben unter B No. 4 beschrieben 
Man hängt nämlich den zu untersuchenden Körper an 
geeigneten Faden an das Häkchen unter der einen Waag- 
, und sucht sein absolutes Gewicht — II, läfst ihn dann 
Wasser herabhängen, wodurch er um ein dem seinigen 
leiches Volumen Wassers leichter wird, dessen Gewicht 


ınge der Gewichttheile angiebt, welche man aus der an=- ` ` 


Waagschale nehmen, oder in diejenige, woran er selbst 
ingen ist, zulegen muls, um das Gleichgewicht nach dem ` 
ken in das Wasser wieder herzustellen, und welches 
te Diesemnach ergiebt sich das uncorrigirte spec. Gew. . 
— II | 
RZ" 

t im Allgemeinen angegebene Verfahren. erfordert indels 
edene Vorsichtsregeln und einige Correctionen , welche 
eln namhaft machen will, da sich die meisten auf beide 
e beziehen. 

An jeden festen Körper setzen sich gar leicht Euftblasen 
che ihn beim Eintauchen in däs Wasser nicht verlassen 
kleine Schwimmblasen aulfserordentlich erleichtern. Man 
her nicht selten, dafs z. B. Zucker im Wasser durch die 
en wieder emporgehoben wird, welche aus seiner Masse 
ringen. Hierdurch verlieren also die Körper im Wasser, 
ı mehr an Gewicht, als ihrem Volumen proportional ist, 
dieser Fehler nicht corrigirt werden kann, so ist sorg- 
rauf zu achten, dafs solche Blasen nicht vorhanden 
uch kann man sie bei gehöriger Vorsicht mit einem 
inzeln entfernen. 

der feste Körper muls an der hydrostatischen Waage 


Eeeee 


- 1538 l Gewicht 


vermittelst eines Halters aufgehangen werden, dessen decken 
und specifisches Gewicht zugleich mit dem des zu untencd- 
den Körpers gefunden wird, und daher mit letzterem verx- 
den eine Unrichtigkeit-herbeiführt. Man hat früher vorze-» 
gen, sich zum Aufbängen eines Pferdehaares zu bedienen, .- 
sen spec. Gew. von dem des Wassers wenig verschiedt . 
allein dieses würde den Fehler nur dann aufheben, wer: s 
ein gleiches Pferdehaar bei der Bestimmung des absolus e 
wichtes in die WVaagschale der Gewichte legte und ni a 
Einsenken in das \Vasser bis auf einen gleichen Theil, = 

e 





cher nicht in das Wasser getaucht ist, herausnähme, u 
chem Falle der begangene Fehler verschwindend kles 
würde. Sonst wird auch gerathen, einen sehr feine: I.» 
draht zum Aufhängen des Körpers zu wählen, und ep : 
' chen im die andere Waagschale zu legen. Hierbei e: 
durch den feinen Draht verdrängte Wassermenge als ven: 
dend klein betrachtet, welches aber nicht in ganzer Strer.e 
tig is. Am besten scheint es mir, den feinen Platindr!: 
an der Körper beim Einsenken in das Wasser aufgehäns: e 
soll, vorher an das Häkchen der Waagschale zu hänger. r8 
Wasser zu senken und zu tarıren, dann das absolute 
auf der Waagschale liegenden Körpers zu bestimmen, 
der Platindraht stets bis zur nämlichen Tiefe im Wasser 
hiernächst den Körper in der Schlinge des Drabtes bei: 
Wasser zu senken und das Gleichgewicht der Waage 
herzustellen, wedurch das Gewicht des durch ihn 
Wassers = II gefunden wird. Bei dieser Methode falk 
gegebene Fehler völlig weg, ` 

c. Ville Körper sind leichter als das Wasser, ur? : 
daher in ihm nicht unter. Diesem Hindernisse ist leicht z 
gegnen. Beim Nicholson’schen Aräometer nämlich wird ie 
tere Eimerchen so eingerichtet, dafs man dasselbe umdrei= 
mit seiner Wölbung nach oben richten kann, um der è 
unter dasselbe zu schieben, und es mufs für diesen Fal = 
chern versehen seyn, damit keine Luft unter demselber 
sperrt wird, und die genaue Wägung unmöglich macht. Fe 
hydrostatischen Waage ist das Verfahren eben so einfach. 
an die Schlinge, welche den zu wägenden Körper a= 
soll, vorher ein palsliches Bleigewicht gehangen wird, 
diese und den nachher hineingeknüpften Körper im Wase 




















Specifisches fester Körper. ‚4539 


eht. Dabei versteht sich von selbst, dals jenes Gewicht, 
leiche Weise als die Schlinge des Platindrahtes, wie so eben 
geben ist, vor der eigentlichen Wägung ins Wasser herab- 
ıkt, dann das Gleichgewicht der Waage hergestellt, und 
wächst erst die eigentliche Wägung angefangen wird. 
d. Eine nicht unbedeutende Zahl von Körpern sind von 
Art, dafs sie eine grolse Menge yon Wasser in sich aufneh- 
ohne dadurch aufgeläset zu werden. Bros? nennt in die- 
Falle die Bestimmung des spec. Gewichtes zweideutig, al- 
die Sache ist noch weit bedeutender, als sie hiernach er- 
nt, wenn man die Frage allgemein aufstellt, in welcher 
ı der Körper ihr spec. Gew. bestimmt werden soll? Die 
tigkeit dieser Frage wird einleuchtender, wennich die Be- 
tung aufstelle, dafs mit Ausnahme der leichteren Metalle, 
estandenen Fettes, des Wachses und einiger anderen Kör- 
lle übrigen, namentlich die sämmtlichen Holzarten an sich 
isch schwerer sind, als Wasser. So sinken feines Säge- 
von jedem Holze, sehr fein geraspelter oder mit einer 
fen Feile gefeilter Kork, ja sogar der feine Staub auf Meu- 
und Büchern , welcher in der Zimmern mechanisch in die 
‘gehoben wird (sogenannte Sonnenstäubchen) und aus der 
wieder herabfällt, im Wasser unter. Von den Hölzern ist 
ion seit Jung? bekannt, dafs viele derselben im Wasser 
sehen, wenn sie ‚eine geraume Zeit darin gelegen haben, 
ich dann eine beträchtliche Menge Wasser in ihre Poren 
t, und so folgt von selbst, dafs feuchte Hölzer, wenn sie 
Zeit dem Eindringen des Wassers in ihr Inneres ausgesetzt 
i, specifisch schwerer seyn müssen, als ausgetrocknete. 
hierher gehörige Thatsache erzählt Scorzssr ?, nämlich 
Iolz, welches tief ins Meer gesenkt wird, durch den unge- 
ı Wasserdruck so viel Wasser aufnimmt, dafs es beträcht- 
:hwerer als das Wasser erscheint. Die Untersuchung die- 
che wurde durch einen Zufall in Anregung gebracht. Es 





Traité. I. 477. 

Phil. Trans. XXXI. 114. 

Edinb. Phil. Journ. N. Il. p. 363. Bei den angestellten Versu- 
st merkwürdig, dafs alle dazu angewandten, bis 6348 engl. Fuls 
s Meer hinabgesenkten Hölzer specifisch schwerer wurden als 
r aulser Korkholz, welches nur von 0,225 auf 0,478 stieg. Val. 
No. XI. p. 115. 

Eeeee 2 


1540 Gewicht 


traf sich nämlich, dafs das Tau an der Harpıme sch wz is 
Boot schlang, und der harpunirte Wallfisch dasselbe mit sc » 
die Tiefe zog, dann aber, nachdem er wieder an die (ei, 
gekommen und getödtet war, seines geringen spec. Gew. w~- 
achtet, durghı dasselbe zum Sinken gebracht wurde, und ve - 
ren wäre, wenn man nicht das Tau durch einen Haken ke 
halten hätte. Absichtlich nachher angestellte Versuche mu. 
zern, ` welche in beträchtliche Tiefen hinabgelassen «=: 
zeigten dann das starke Eindringen des Wassers i in di 
und ihr aulserordentlich vermehrtes spec. Gewicht. Eber a 
ist der Fall bei verschiedenen Fossilien, namentlich dar = 
Steinen, welche mit Wasser gesättigt ein weit größsers i7 
tes Gewicht haben, als wenn sie trocken sind, und de 
der Bestimmung ihres spec. Gew. ganz andere Werthe 1 > 
Zustande als in diesem geben'müssen, wie gamentli sä 
Baıssos,und Gurros pe Morvxzau bemerkt haben), 

Dafs hieraus eine gewisse Unsicherheit in der Bes 
des specifischen Gewichtes mancher Körper entstehen a! 
keinen Augenblick zu verkennen, und hiernach muls de: -' 
der Grad der Genauigkeit gewürdigt werden, dessen dir > € 
bekannten Angaben fähig sind. Inzwischen glaube ich æx 
dafs die Hauptfrage, nämlich wie und unter welchen b-=? 
gen das spec. Gew. solcher poröser Körper bestimn: # 
müsse, leicht zu beantworten sey. Indem man namli — 
gemeinen den praktischen Nutzen berücksichtigt, kanı =: 
Körper nicht wohl anders in Untersuchung nehmer, » 
sie sich in ihrem gewöhnlichen mittleren Zustande der T: 
heit befinden, und auf allen Fall darf man sie nicht in fi 
wiegen, obgleich auch disses zur näheren Erforsce, 
eigentlichen Beschaffenheit nicht unnütz ist, und e: 
wenig bekannten, unten zu beschreibenden Apparate le.. 
sicher geschehen kann. 

Hiernach wird also das spec. Gewicht namentlich ée" 
zer, desgleichen einiger Fossilien und unter ihnen hayp> - 
der Steine, so wie auch verschiedener anderer Körper 3- 
am meisten regelmälsigen und gewöhnlichen Zustande = 
Trockenheit bestimmt. Dabei ist aber hauptsächlich er: 
sichtigen, dafs verschiedene dieser Substanzen beim 

























a 
1 Aen, de Chim. LX. 121. 


Specifisches fester Körper. 1541 


asser eine grolse Menge desselben einsaugen,, so dafs es 
ns unmöglich ist, die Waage zum Gleichgewichte zu brin- 
nsofern aber hierbei der Körper zunehmend schwerer wird, 
zin specifisches Gewicht wachsen, und das auf diese Weise 
ene würde in einigen Fällen mit demjenigen gar nicht über- 
imen, was schon durch das blolse Gefühl gegeben wird. 
:ine Wägung solcher Körper im Wasser überhaupt un- 
ı ist, wenn sie in demselben zerfallen, so ergiebt sich 

das Verfahren zur Bestimmung ihres spec. Gewichtes von, 

Es wird nämlich zuerst ihr absolutes Gewicht = M ge- 
dann senkt man sie ins Wasser und lälst sie so lange dar- 
sie während einer zum Einstellen der Waage erforderli- 
:it kein Wasser mehr einsaugen, nimmt sie heraus „legt 
lie Waagschale der hydrostatischen Waage und bringt ` 
jeder ins Gleichgewicht, senkt sie dann ins .\Vasser und 
wen Gewichtsverlust = P, wodurch. 


„a 
H. 
wird. Es ist augenfällig , dafs hierdurch ihr eigentli- 
c. Gew. gegeben werde, denn man erhält das Verhält- 
s absoluten Gewichtes zu dem Gewichte eines gleichen 
as Wasser. Auf der andern Seite ist nicht zu verken- 
[s von dem in die Masse des Körpers eingedrungenen : 
gleichfalls Wasser verdrängt, und somit in gewisser 
der Gewichtsverlust gefunden wird, welchen dieses ver- 
Man wiege z, B. einen lockeren Stein und finde sein 
; Gewicht H = 1000 Gewichttheile, senke ihn bis zuF 
z ins Wasser, und finde die Gewichtsvermehrung = 50 
heilchen, ‘Nach dem Einsenken des an der hydrostatix 
aage hängenden Körpers sey das Gewicht, welches man 
'gschale, woran derselbe hängt, zum Herstellen des 
wichts zulegen muls = 240 Gewichttheile = P, so ist 
ıtliches specifisches Gewicht 
IT 1000 
"=E A0 
icksichtigt man aber, dafs die aufgesogenen 50 Gewicht- 
asser micht zu seiner Masse gehören, so hat man 


Ffi 1000 1000 
e rg 50 et 7 DD, 


== A 167, 


H 


1542 Gewicht 


Es ist indefs klar, dafs jene erste Bestimmung nach den ad» 
stellten Principe die richtige sey. 

e. Verschiedene Körper, als Salze, Gummi u. s. w. gi 
Wasser auflöslich, und können daher in dasselbe nicht ez 
taucht werden; sie sind dagegen unauflösbar in einer ve 
Flüssigkeit von bekanntem spec. Gewichte =L. In deel 
wiege man sie in dieser Flüssigkeit, und bestimme de 
wichtsverlust = S. Man erhält alsdann die Proportion P" 
1 : L, wenn P den Gewichtsverlust im Wasser besche & 
man findet also das spec. Gew. 


TL 




















n = 


Dieses ist zwar in der Theorie sehr leicht, allein in de 
muls die gehörige Vorsicht angewandt werden, damit č 
keine Auflösung der Körper durch diejenigen Flüssiskete 
findet, in denen man die Wägung vornimmt. Insbesortr 
HASSENFRATZ 1, dafs auch die reinsten Flüssigkeiten, der 2 
sich gewöhnlich zu diesem Zwecke, bedient, denaoch ln} ° 
was namentlich von den Salzen auflösen, wenn man ù% 
Gew. von diesen durch Wägen in jenen bestimmen e 
glaubte daher blofs das Quecksilber als einzig sicher eg 
zu können. Zu diesem Ende tarirte er ein Glas mit eaP 
gem Halse und einem stets bis zu einer gewissen gleck? 
herabgehenden Glasstöpsel, füllte dasselbe mit (oeh? 
und bestimmte dessen Gewicht, dann leerte er daw! 
brachte das zu bestimmende Salz von bekanntem abi“ 
wichte hinein, tarirte dieses nebst dem Glase auf eirs “ 
gols das Gläschen voll Quecksilber, und wog die (au> 
selben, nachdem er zuvor die in den Zwischenränmen e" 
Luft durch Exantliren unter einer Campane vermittels ie: 
pumpe weggeschafft hatte. Der Unterschied der Gemt 
Quecksilbers, welches das leere Glas und das mit hiner; 
tetem Salze wog, gab das Volumen des letzteren o: : 
nebst seinem absoluten Gewichte das specifische Gew‘ 
indefs die Salze, obgleich nicht eigentlich in Pulverler. 
nur in kleineren Stücken vorhanden sind , so Ris sich" 
ser Methode keine grolse Genauigkeit erwarten. Es Bez 
lich eine weit grülsere Adhäsion der Quecksilberthaik>s 


Bee 


1 Ann. de Chim. XXVII. 1 £ 





Specitisches fester Körper. 1543 


als gegen die Salze statt, dieses wird daher nicht in die 
chenräume zwischen den einzelnen Stücken eindringen, um 
'eniger, wenn die letzteren in die Höhe gehohen werden, 
das spec. Gew. kann daher durch diese Methode nicht genau 
ten werden !. Dem später zu erwähnenden Stereometre 
Say gebührt daher auch in dem vorliegenden Falle der 
ug. 

L In der Regel sind die Bestimmungen der specifischen 
chte weder mit dem Aräometer noch mit der hydrostati- 
ı Waage so genau, dafs es sich der Mühe belohnte, sie we- 
aller enthaltenen Fehler zu corrigiren. Man giebt daher 
nigen Thermometer- und Barometerstand an, bei welchem 
Vägung angestellt ist, und sieht dieses’ als genügend an, 
i man nur darauf bedacht ist, dafs die Temperatur eine 
re von etwa 15° bis 20° C. ist. Der Vollständigkeit we- 
vill ich indels die erforderlichen Correctionen hinzufügen. 
Wird mit dem einen oder dem andern der genannten Ap- 
das absolute Gewicht des zu untersuchenden Körpers ge- 
n, so ist dieses um so viel geringer, als das Gewicht de? 
er Stelle verdrangten Luft beträgt. Das Volumen dieser 
ist aber allezeit so grofs, als das Volumen des durch den- 
ı Körper verdrängten \Vassers, und da letzteres durch das 
cht = P bestimmt wird, so muls hiernach das corrigirte 
cht IT = H + aP werden, wenn a das oben angegebene 
irte Verhältnifs der Dichtigkeit der Luft gegen Wasser be- 
et, Allein dieser Gewichtsverlust ist um sn viel zu grob, 
r Körper selbst durch \Varme ausgedehnt wird, und muls 
m ebensoviel vermindert werden, wonach also IT = D 
d {—Kt) wird, wenn K die cubische Ausdehnung des 
enen Körpers bezeichnet. Auf gleiche Weise ist der ge- 
ae Verlust im \Vasser, oder das Gewicht des aus der Stelle 
ingten Wessers um so viel zu geringe, als die Ausdehnung 
assers beträgt, jedoch darf diese Grölse nicht ganz genom- 
verden, sondern um denjenigen Theil vermindert, um wel- 
der Körper selbst durch Wärme ausgedehnt ist. Hieraus 
der corrigirte Werth dieser Grölse P = P (144 (1 
wenn A die Ausdehnung des Wassers vom Puncte seiner 
mn Dichtigkeit an gerechnet bei der Temperatur der Wä- 


—— 


Vergl G G. Scımupr bei G. IV. 207. 





d 


1544 ° ` Gewicht 


gung beträgt. Dies&mnach ist also das corrigirte specifsche Ge 
wicht des Körpers 
' n HtaP (iR) 

"PO CAT ki | 
Hierbei kann der Werth von A aus der oben mitgetheilen Tr 
belle für die Ausdehnung des Wassers bei den verschie 
Temperaturgraden entnommen werden, der Werth von À 
aber nicht allgemein bekannt. In einigen Fällen, wem d: 
mbare Ausdehnung der festen Körper sich mit einem geni.: 
Grade von Genauigkeit aus der im Art. Ausdehnung! nr;'s 
ten Tabelle entnehmen lälst, z. B, wenn man das spec. (2 
der Metalle hestimmen wollte, darf man nur die dort age 
neten Werthe der linearen Ausdehnung mit 3 maltipliare. 
die cubische = K zu erhalten. In vielen Fällen ist übn,=& 
Ausdehnung der Körper so geringe, dafs der Factor für oe: 
füglich vernachlässigt werden kann, ohne der Genie 
bruch zu thun, um so mehr, als der Factor 1 + kt +" 
im Zähler als anch im Nenner vorkommt. Lassen sich Ze? 
angegebenen Correctionen in der erforderlichen Schärt «*? 
den, so erhält man nur dadurch das specifische Gewid: 3° 
sten Körper bei 0° Temperatur gegen Wasser im Puxe# 
gröfsten Dichtigkeit völlig genau. 

Als ein Zusatz zu dieser ausführlichen Darstellung 2% 
thode, nach welcher das spec. Gewicht der festen Körpe ~? 
den wird, möge noch Folgendes betrachtet werden. Ù 
in Form blofser Körner, oder selbst als Pulver vorkandr 
per können auf keine Weise an der hydrostatischen Wst 
gehangen und gewogen werden. Sind die Körner so * 
sie nicht durch die Löcher des Siebchens an NicuoLws: 
meter fallen, und sind sie specifisch schwerer als Weer 
kann man sich zur Bestimmung ihres spec. Gew. der: 
meters bedienen. Sind sie dagegen feiner, so würde s 
die Löcher fallen, wenn diese auch allezeit sehr klein sch 
wenn sie leichter als Wasser sind , so dürfte es leicht ee: 
seyn, sie ohne Verlust sämmtlich unter das umgekehrt! 
chen zu bringen. Im Allgemeinen ist nach dem, was à 
ter d gesagt ist, die Bestimmung des spec. Gew. derk” 
Pulverform, eine milsliche Aufgabe, und führt e 



























1 8. Th. I. S. 582. 


Specifisches fester Körper. 1565 


he mit den gewöhnlichen Angaben der spec. Gew. nicht 
'instimmen. Indels kann es von Interesse seyn, auch von 
en Körpern, welche blofs in Pulverform vorhanden sind, 
des Schielspulvers, das spec. Gewicht zu kennen, oder 
Interschied der spec. Gewichte anderer Körper in fester Ge- 
ınd in Pulverform mit einander zu vergleichen. Für die- 
weck würde ich im Allgemeinen rathen, das durch Say 
schlagane Werkzeug in Anwendung zu bringen, indels ` 
ı sich auch andere Apparate dazu benutzen, wenn man 
im Besitze eines solchen ist. 

Wenn man die Absicht hat, das specifische Gewicht von 
rn ın der Art kennen zu lernen, um daraus das absolute 
:ht desselben, wenn es einen gegebenen Raum ausfüllt, zu 
hnen, z. B. wenn man das Gewicht einer Menge Schiels- 
rss zu wissen wünscht, welche eimen Cubikfuls Raum er- 
so ist nichts leichter und einfacher, als ein Mals von ge- 
ekanntem Inhalte damit zu füllen, zu wägen, und hier; 
‚das spec. Gew. zu bestimmen. Ist z. B. das Gewicht ei- 
ubikzolles reines Wasser = G, und man besitzt ein ge- 
Mals, dessen Inhalt 3 Cub. Z. falst, so fülle man dieses 
ler Tarirung ganz mit dem Pulver an, bestimme dessen 
tes Gewicht = A und hat das spec. Gew. desselben als 
im Ganzen genommen 

A 
=, 

man kein solches genaues Mals besitzt, ‘so ist es eben so 
ı, ein willkürliches, hierzu geeignetes zu tariren, mit 
alver zu füllen, dessen Gewicht == II zu bestimmen, dann 
je nach der Ausleerung abermals mit Wasser zu füllen 
ıch das Gewicht von diesem == P zu bestimmen, wo- 


n = = erhalten wird. Esversteht sich wohl von selbst, 


ne solche Wägung zu unvollkommen ist, als dafs es sich 
ihe lohnte, hierbei irgend eine Correction anzubringen. 
gegen das spec, Gewicht des Pulvers auf eine solche Wei- 
immt werden, dafs man blofs den Raum berücksichtigt, 
n die Masse desselben einnimmt, also ohne wie eben an- 
men wurde, die Zwischenräume zwisehen seinen Partikeln 
seiner Masse zu rechnen und dasselbe als einen zusam- 
ngenden, aber höchst zerreiblichen Körper zu betrachten, 


















1546 Gewicht 


so ist es.am einfachsten, ein kleines Gläschen mit eisen en 
Halse 1 auf einer Waage zu tariren, und das Gewicht ds ba 
sers, wodurch dasselbe ganz angefüllt wird — S subei=ı- 
Alsdann wird das absolute Gewicht des Pulvers = II es 
dasselbe in das trockene Gläschen geschüttet und die V 
nach dem Aufsetzen des Gläschens mit dem Pulver ins Gle.'s 
wicht gestellt, statt dessen man auch das Gläscheu sf der! 
ge tariren, das Pulver hineinschütten, und dessen absolut: i 
wicht = II bestimmen kann, welches Verfahren da s 
ist. Alsdann wird das Gläschen mit Wasser gefüllt 
auch bei solchen Pulvern, deren spec. Gew. geringer m + 
des Wassers, ‚wegen des Widerstandes der Wände des ® 
Halses gegen das Aufsteigen derselben sich mit Wasser ce 
füllen läfst) und das Gewicht dieses Wassers = s re 
Hiernach ist also S — s dasjenige Volumen des Wawen, 
ehes durch das Pulver verdrängt ist, und das specifische 
des Pulvers ist 
n 
== 5s 

Messungen dieser Art sind sehr schwierig wegen der Lo 3 
sich pern zwischen den zusammengeballten Theilen de 
aufhält, und es wird daher nicht der Mühe werh vg 
Correction anzubringen. Eben so versteht es sich v1% 
dafs Pulverarten, welche im Wasser auflöslich sind, zie 
geist, Petroleum oder einer sonstigen Flüssigkeit gewe.. 
den können, wonach dann das gegen diese gefundene: 
derselben auf diese oben in Nro; 1 angegebene Weise bz 
Wasser reducirt werden kann, “wenn man dasselte =: 
spec. Gew. der angewandten Flüssigkeiten mnkiphcir. 

Zur Bestimmung des specifischen Gewichtes ven N 
ist wohl ohne Zweifel dasjenige Instrument bei wr-ı 
brauchbarsten, welches H. Sar unlängst erfunden ur: 
dem Namen Stereometer bekannt gemacht hat. Seiner Z 





1 Der Hals eines solchen Gläschens kann eine bis had 
derthalb Lin. im Durchmesser halten, und mufs also weiter es 
beim Homberz3’schen Aräometer, wobei er höchsten, O4 Las 
darf, um eine Verdunstung oder eine Verunreinigung mas 
sigkeiten durch die Feuchtigkeit der atmosphärischen Left = 
hüten. 


Specifisches. fester Kärper. "4547 


skeit ungeachtet ist dennoch dieses Instrument nur wenig 
tet, weswegen LesLie t dasselbe vor Kurzem als eine neue 
lung von ihm selbst bekannt machen konnte, und deswe- 
m so mehr zu entschuldigen ist, als so viele Herausgeber 
talischer Zeitschriften dasselbe wirklich als eine neue Er- 
g aufnahmen 2. Less hat sogleich verschiedene Versu- 
amit angestellt, und interessante Resultate erhalten. So. 
r unter andern das spec. Gew. der Holzkohle gröfser als - 
iamants; des Mahagoni-Holzes = 1,680; des Weizen- 
s = 1,56; des Zuckers = 1,83; des Kochsalzes = 2,153 
heinbar leichten vulcanischen Asche == 4,4 in genauer Ue- 
stimmung mit dem, was oben Nr. 4 angegeben ist. . Dex 
at verdient also gar sehr empfohlen zu werden. Weil ich 
ben aber bereits ausführlich beschrieben , und die Metho- 
nach welcher das spec. Gewicht von Pulvern vermit- 
ssselben gefunden wird,. genau angegeben habe?, so ge- 
s hier auf jene Stelle zu verweisen. 
o wie man nach dem, was oben unter B angegeben ist, 
telst eines genau ausgemessenen festen Körpers das abso- 
‚ewicht eines bestimmten Volumens von Wasser durch 
ken von jenem in dasselbe finden kann, eben so läfst sich 
ehrt, wenn die letztere Bestimmung als völlig genau be~ 
t wird, das Volumen eines Körpers mit grölserer Schärfe, 
metrische Messungen sie in der Regel geben, darch Ein- 

, desselben in Wasser finden. Zu diesem Ende stelle man 
:ignetes Gefäls mit Wasser auf eine Waagschale, senke 
elbe denjenigen Theil des Fadens oder Drahtes, an wel- 
nan den Körper aufgehangen in das Wasser herablassen 
und stelle die Waage durch aufgelegte willkürliche Sub- 
ı in’s Gleichgewicht, binde dann den Körper.an den ge- 
n Faden oder Draht, senke ihn in "das Wasser so, dafs 
‚berschufs seines Gawichtes’ oder sein relatives Gewicht, 
die Hand des Beobachters oder einen festen Arm getragen 
also dafs er den Boden des Wassergefälses nicht berührt, 
se auf die andere Waagschale so viele Gewichte = E, bis 





Ann. of Phil. Nro. LXIV. 818. 

Vergl. Fischer Phys. Wörterb. Th. X. 8. 443. Gött. 1837. 6. 
‚elbe gleichfalls als neu nachgetragen ist, ` 

S. Th. L 8. 395. 





ld , l, 
1548 on Gewicht 


die Waage wieder ins Gleichgewicht gestellt ist. Wem im 
das absolute Gewicht eines gegebenen Volumens Wasser =C 
kannt ist, so erhält man einfach das gesuchte Volumen des Ki 
V= e. Jst der Körper beträchtlich lang, und eiorl e 
. deswegen ein etwas grolses Gefäls mit Wasser, so könne ı 
gesuchten Gewichte nicht vermittelst feiner Waagen in ge: 
ger Schärfe erhalten werden. Es ist daher in diesem Fl. = 
wohl allgemein besser, das Gefäls mit Wasser auf einem I. 
hinzustellen, den Körper an einer feinen Waage zn tn 
dann ins Wasser herabzulassen, und auf diese WVeise ege 
wichtsverlust = E zu bestimmen, vm vermittelst der »=- 
chen Formel sein Volumen = V zu finden. Nach der Ee 
sischen Mafsbestimmung wiegt ein Cubik - Centimeter 3 
Wasser im Puncte seiner gröfsten Dichtigkeit 1 Gramm. E2 
also bei einer solchen Wägung das erforderliche Gesiit: 
Grammes betragen, so wäre C = 1 und V = 10 Cab.(o= 
ter oder 0,01 Cub. Decimeter gefunden. Aus dem Les 
henden folgt von selbst, dafs diese Bestimmung nur dir: '* 
lig genau seyn könnte, wenn die Wägung bei 3°,78C. # 
Puncte der gröfsten Dichtigkeit des Wassers angestellt ong 
selbst dann würde sie in sofern nicht absolut scharf seg 
der von 0°C. an bis 3°,78 ausgedehnte Körper mehr Ve 
aus der Stelle treibt, als er bis zum Gefrierpuncte erkaltetir*- 
gen würde. Soll also das Volumen des Körpers bei 0% 1: 
ratur gegen Wasser im Puncte der gröfsten Dichtigkeit ée? 
gefunden werden, so heifst das hiernach corrigirte \«--- 
y ZELT A 
TIER: 
wenn A die Ausdehnung des Wassers bei der Temperz= : 
Wägung bezeichnet, welche aus der dieser Untersuchtr. e 
ausgeschickten Tabelle entnommen werden kann, K ke: 
cubische Ausdehnung des Körpers von 0° an gerechnet. - 
auf gleiche Weise auch der Rauminhalt eines gegeben '- d 
fälses durch Abwägung desselben, wenn es mit Wasser > * 
ist, gefunden werde, versteht sich von selbst, ist auch Le 
oben gelegentlich erwähnt, auch stützt sich hieranf dre .” 
im Anfange unter A angegebene Methode der Gewichts? 
mung von Luft und Gasarten. Es bedarf daher hier se. © 
ner näheren Angabe der hierbei erforderlichen Correcüe= 


Specifisches fester Körper. 1549 | 


he ich diese Untersuchung mit einer Tabelle beschliefse, 
e die gangbarsten Bestimmungen der specifischen Gewich- 
am häufigsten vorkommenden, Körper enthält, muls ich 
noch eine Bemerkung hinzufügen, welche sich auf alle 
mitgetheilte Bestimmungen der specifischen Gewichte be~ 
Bei allen Wägungen nämlich, wodurch diese erhalten 
n, sind zur völligen Genauigkeit Correctionen erforderlich, 
ch der aörostatische Einduls der Luft anf das Asewicht der 
enen Körper beseitigt wird, allein es ist unverkennbar, 
eser zugleich auck die Gewichttheile selbst afficirt. In- 
en finde ich ohne genaues Suchen bei keinem Schriftsteller 
iesen Gegenstand eine deswegen erforderliche Correçtion 
ıt, und selbst Bror, welcher die Sache am ausführlichsten 
nauesten dargestellt hat, gedenkt ihrernicht. Im wesent- 
ist aber Folgendes hierbei zu bemerken. 1. Wenn zur 
ng des specifischen Gewichtes zwei absolute Gewichte 
ander verglichen werden, also z. B. das absolute Gewicht 
‚örpers und das des Wassers, welches er aus der Stelle 
der der Gewichtsverlust eines Glaskörpers im Wasser und: 
r andern Flüssigkeit oder die absoluten Gewichte gleicher 
aum von Wasser und einer Flüssigkeit, also bei den angege- 
‚estimmungen der specifischen Gewichte der Körper, sowohl 
tischen als auch der tropfbar flüssigen und festen, so ist, 
orrection wegen des Verlustes erforderlich, welchen die 
ıdten Gewichtstücke dadurch erleiden, dals sie nicht im, 
laume angewandt werden, oder so viel von ihrem Ge- 
rerlieren, als ein ihrem Volumen gleiches Quantum Luft 
welches sie aus der Stelle treiben, wenn anders beide. 
sen in Luft von gleichem Gewichte angestellt werden, 
nn Falle nämlich sind zwar beide Gewichte leichter, als 
Iut genommen seyn würden, allein in ganz gleichem. 
‚isse, und beide Correctionen heben daher einander, 
Werden daher zwei verglichene WVägungen zu verschie-, 
‚eiten und bei merklich veränderten Barometerständen, 





~ urstaöm hat zwar bei seinen Bestimmungen der Ausdehnung 
‚ers bei G. LXXVII. 161 die gebrauchten Gewichte auf den 
‚am reducirt, allein ich meine, es unterliege keinem Zwei- 
diese Reduction überflüssig sey, indem man auch mit falschem - 
a richtige Resultate eshalten würde, wenn disss. nur unter, 
einstimmten, 

























1550 . — Gewicht ` 


und Tempersturen angestellt, so ist allerdings eine Corca 
erforderlich, weil dann die angewandten Gewichte dn ces 
schwerer sind, als das anderemal, und die’ Vergleichuss | 
der daher nicht haarscharf seyn’ kann. Aber auch in 
Falle ist die Größse der erforderlichen Correction so uste: 
tënd, dafs sie ohne Nachjheil als unmerklich vernachläss: 
den kann. Es lälst sich nämlich voraussetzen, s 
die Temperaturen, bei welchen die Wägungen vore 
men werden, nicht merklich verschieden sind, und da za 
bei an keine bestimmte Zeit gebunden ist, so glaube ie 
der gröfste Unterschied des Barometerstandes zu 0,52 
hommen werden kann. Ist dann das spec. Gew. der er 
ten Messinggewichte nur = 8, so wird der Factor en Cer- 
auf den leeren Raum, oder das Verhältmifs des Gewis 
Messings zu dem der atmosphärischen Luft in genäherm Ze 


then = 902° — 0,0001624, und somit der Den 
beider Correctionen == 0,0001024 = 0,0000029, eize 


liche Gröfse. 2. Wenn dagegen die absoluten Gewid * 
bener Mafse von Wasser, Luft, u. s. w. bestimmt wz” 
len, also bei der Regulirang eines normalen Malssy:= ° 
ist die Correction unentbehrlich, wovon im Art. Hat, =” 
de seyn wird. Sind dann einmal die normalen Gew: 
mittelst dieser Correction genau bestimmt, so können =»: 
nen zu jeder beliebigen Zeit andere von der nämliches“. 
verfertigt werden, welche dann vollkommene Genariiiz : 
währen, weil beide der nämlichen Correction unterbe,= 
sich gegenseitig aufhebt. 

Wenn die spec. Gew. von zwei im Wesentliche A 
schen Körpern auch mit der gröfsten Sorgfalt bestimmt 
so sind die Resultate dennoch zuweilen um eine Klem:ri-"* 
schieden. Bei Hölzern, thierischen Stoffen o s. w. e 
bald mehr bald weniger trocken sind, ist dieses nicht z be 
dern, ebenso bei Körpern,«deren Mlischungsverhälmils ve 
den ist, als bei Glassorten, bei solchen, welche einer : / 
oder geringern Grad der Verglasung, der Zusammensistr-*? 
litten haben, als den .Porzellanen und erdenen Kurt 
ton u. dgl. m. Allein auch manche Fossilien, namen:!.:- 
steine und auch die Metalle, zeigen ein ungleiches spec. Gee- 


e- 





Specifisches fester Körper. 1551 


s bei den letzteren insbesondere durch die Art ihrer Be- 
ng, ob sie gegossen, geschmiedet, zu Draht oder zu 
n gezogen,. gemünzt sind u. s. w. verschieden ansfallt, 
sbesondaere Brıssos in seinem ausführlichen Werke 4 
riele Beispiele gezeigt hat. . Wenn die Unterschiede be- 
l sind, und ihre Kenntnils nützlich ist, z. B. bei gegos- 
geschmiedeten und zu Draht gezogenen Metallen, eo 
nan die verschiedenen gefundenen spec. Gewichte ‚unter 
r zu stellen, im entgegengesetzten Falle begnügt man 
t der genauesten bekannten Angabe, oder nimmt das wahr- 
ich richtige Mittel aus m&hreren.. Einen solchen Grad 
:nauigkeit, als welcher sich durch die Befolgung der 
chen angegebenen Regeln erhalten liefse, darf man von, 
isten bis jetzt bekannten Angaben nicht erwarten. 
ISSEMFRATZ ? hat die Bestimmungen der specifischen Ge- . 
sowohl der festen Körper als auch der Flüssıgkeiten ver- 
der hydrostatischen Waage verdächtig gemacht, weil 
äsion der Flüssigkeiten an die in denselben gewogenen 
eine nicht genau bestimmbare Unrichtigkeit herkeiführe, 
ier für Flüssigkeiten das Homberg’sche Aräometer als al, 
ässig empfohlen. Allein G. G, Scumipr zeigt aus Theo- 
Erfahrung ?, dafs allerdings der Widerstand des Was- . 
en die in demselben gewogenen Körper eine Unrichtign 
vorbringen kann, wenn ihre Oberfläche unverhälmils- 
roſs gegen ihre Masse ist, bei allen andern Körpern aber 
ndernils herbeiführt, wenn man mit einer -hinlänglich 
chen Waage operirt, bei welcher die Geschwindigkeit 
'egung nicht in Betrachtung kommt, und die Oscillatio- 
angsam seyn können, als man verlangt, ohne dafs da- 
ər Feinheit der Bestimmungen irgend ein Abbruch ge- 
Die Adhäsion der Flüssigkeiten an die eingesenkten 
kann aber keine Unrichtigkeit herbeiführen, weil sie 
en Seiten wirkt, und also sich gegenseitig: aufhebt. 
demjenigen Falle, wenn die den Körpern adhärirende 
eit durch irgend eine Ursache dichter würde, könnte» 





ssanteur spécifique des Corps. cet. A Paris 1787. 4. 

ın. de Chim. An VI. p. 188. daraus in G. I. 396. 

, IV. 194. Die Antwort von Hassesrrarz auf die ihm ge- 
gegründeten Einwürfe findet man in Ann. de Chim. XXXIX. 
le e, Assız it G. IV. 369. 








) 
1552 Gewicht 


sie das Gewicht desselben vermehren, was aber mt Aude 
der ohnehin auf diese Weise nicht zu wisemda hin 
Substanzen kaum denkbar ist. Dals aber die, m eg fi 
keit gesenkten Körper von dieser benetzt werden mise, va 
sie nicht durch dieselbe mit einer gröfseren oder zeg 
Kraft sollen zurückgestofsen werden, ist schon oben ka 
weswegen es nöthig ist, die Aräometer stets von Fet, 9 
u s. w. frei zu erhalten. | 
Tebellen über die speciischen Gewichte der festre Le 
findet man von grölserem oder geringerem Leg n = 
sten Handbüchern der Physik und auch der Chemie. Le 
ausführliche, von den Engländern vorzugsweise gebneh - 
Gazsorr! zusammengestellt. Unter den älteren Tabex: it 
die bekanntesten die von GagraLvı? und Hınr. ?, = œ 
, Fihrlichere und genauere von B. Blaarım #, eine voz oi. 
serem Umfange, durch Gazsonr hauptsächlich bex- 
Davızs$. Eine sehr ausführliche, lange Zeit fast zn 
lich gebrauchte Tabelle hat MusscurxBROEK © mansn. 
Sie wurde zum Theil verdrängt durch das bekannte x"? 
von Baıssos 7 über die spec. Gewichte der Körpe. ~ 
sind eine Menge einzelner Bestimmungen berichtigt. Ar 
kung auf die Mineralien ist dieses im weitesten Umím: 
hen durch DAmgesn 8, viele Bestimmungen hat oz 29 
PATE ꝰ aufzufinden gesucht, jedoch stehen diese ler 
nen ersteren nach, weilHraarara einen allgemeinerör 












1 Theoretische, praktische und beschreibende Dire: a 
mechaaischen Wissenschaften von O. Gregory. Deech va- 
Vol L Halle 1824. 


Archimedes promotus. Rom. 1603. A 
Pyritologia oder Kieshistorie. Leipz. 1725. 8. 
Philos. Brit. I. 216. 

Phil. Trans. N. 488. 

Introd. It. 536. $. 1417. 


° 7 Pesanteor spécifique des Corps. A Paris 179.4. b: 
989 Bestimmungen, aufser einer Tabelle für Hölzer usd ez " 
ze. Destsch ron 1. G. L. Bıunsor, mit Zusätzen von ka» ” 
1795. 8. 

8 Edinb. Joore, of Science. Nro. UL 69. VIL an XL — | 


9 Phil. Mag. LXIV. 322. Berzelius Jahresbericht. 155 ` Ż 


aa» om ww 





Specifisches fester Körper. 


nd von Raum geschehen konnte, 


‚örper. 






holz — æ 
ter ee = 
Erde 1,20 
Stein, derb 
— kryst. 
— — 2,53 
„>. > 3,52 
it - 1,66 
n = on = 
sit- 3,10 
d - 2,70 
hyllt — 
it - 1; 
n = a» 
Blende - 
Glanz - 
Oxyd - 
Silber 9,44 
- - 3,128 
umholz - 
Du I - 
it =- =- 
‚Säure - 
Lien - - 
lickell - 
{ure - 
iegs. 0,908 
reiner 2,050 
- - 1,07 
- - 323 





ıter die vorzüglichern Bestimmungen gehören die sahlreichen 
, und Düsas, welche auf 4°C. und den luftleeren Raum re- 







Körper. | 8p. Gew. 
Auripigment(Rausch- 
gelb) - -\ 3,48 
Ant - e a 3,270 
Balsam, Perúvian. 1,150 
Baryt - 3,30; 4,800 
Baryum (P e "2 4,000 
Basalt 2,722| ‚2,864 
Bausteine, ohngefähr | 2,500 
Benzoe - =~ - 1,063 
Bergkork- 0,680 0,993 
Berskrystall 2,685 | 23,880 ° 
Bergmehl 0,360 | 1,372 
Bersther ~ - 1,130 
Bernstein - 1,065 | 1;085 
— Säure --| 1,350 
Bildstein ~ - - 2,810 
Bimsstein 0,914 Y: 1,647 
Birnbaumholz - 0,661 
Bitterkalk - - 2,878 
Bittersalz ` —- - 1,750 
Bitterspath - - 2,926 
Blätterkohle - 1,27 | 1,340 
Blättertellur - 7,00| 8,910 
Blasenstein 
(menschl.) 1,700 
Blei - - 11,352| 11,445 
—  chromsaures | 6,000 
— Glanz - 7,585 
— Hornerz - 6,060 
— Oxyd, ver- 
glaset - - 8,010 
— phosphorsau- 
res - - - 7,090 
— Spath em -~ 6,460 


Fffff 





1553 


ben begründen wollte. In der nachfolgenden Tabelle ha- 
ı mich bestrebt, die besten Angaben aufzunehmen 3. und 
e Bequemlichkeit des Aufsuchens in alphabeticher Ord- 
so vollständig aufzuzeichnen, als dieses ohne zu grolsen. 


H 








1554 
Körper. 
Blei. Vitriol 


— Zucker 
Blende - - 
Blutkuchen - 


Bolus - - 1,90 

-Boracit - 2,966 
. Borax - - - 
— Glas e 7 

— Säure, ge- 
schmolz. — 

— — krystall. 
Bournonit - e 


Brasilienholz -~ 
Braunkohle - - 
Brogniartin - 2,73 
Bronzit - 3,201 
Buchenholz - - 
Buchsbaumh. franz. 
—  holländ. - 
— brasi. - 
Buntkupfererz - 
Butter — - >» 
Cacaobutter - - 
Calomel - - - 
Campecheholz - 
Campher - - - 
Caoutchouc - - 
Carniol - - - 
'Gedernholz, wildes 
— aus Palästina 
—  indisches 
— american. 
Cerer (neutr. flufss.) 
Cererit - - 
Cerin - a 
Chabasie - - 
Chalcedon 
Chisstolth - - 
Chrom - - - 
Chromeisen - -~ 
Chrysoberyll - 
Chrysolith - 3 
Cimolit - - 
Citronenholz - 
Citronensäure - 
Cocusbaumholz - 


2,207 


SE 


Gewieht 


{ Sp. Gew. 


6,309 
2,395 
4,070 
1,126 
2,050 
2,911 


4,720 


2,600 


1,830 
1,479 
5,790 


‘| Edingtonit 


Körper. Sa Cr 


Cölestin - - - | Ans 
Copal - 109 Jr 
Cordiert - - 
Crichtonit 
Cronstetit - - 
Cypressenholz | 
nisches) - 
Datolith - 28 n 
Diamant - All ` 
Diaspor - - - |> 
Disthen - 355] 3° 
Drachenblut - - |1 
Dysodil - Lu ur 
Ebenholz, americ. | = 
— indisches : : 
— spanisches ("3 


KR 


Eibenbaum, hollsnd. | " 
— spanisch | 
Eichenkernholz - ! 
Eis, im Mittel - |. 
Eisen, geschmiedet 
—  gegoss 1,0. 
— Meteor; WW 
— phosphors. 
Eisenchrom - - 
— Oxyd, roths -~ 
hydrat ` " 
— Oxydul - | D 


Den - 
b 
b 


— Sinter 2%. -" 

— WVitriol Li" 
Elatert - - OR, 
Elemi an - - f 
Elfenbein Lem 
Epidot =- Am. > 
Episülbt - - - 
Erdkobalt - - - 
Erdpech - - - 
Erlenholz mi ` 
Eschenhokz , Stamm, ` 
Eukls - - - a 
Fahlerz 49 
Fahlunit 2,61 S 
Feldspath LA 
Fergusonit æ a 


Fernambackholz 8 


r 


Specifisches fester Körper. 


Körper. 


Ochsen - 
Schweine. 
Hammel - 
Kalb - 
tin 2,594 
holz, span. 
yath pa 
init = - 
senholz - 
nt - - 
4,23 
jteinsäure0,80 


le -.- 
it - 
rz (Schwefel- 
ber) - -= 
rünes- - 
gl. Spiegelg. 
rystall 2,892 
int. engl. 
3,873 
- franz. 3,158 
. Körner’s 


Fraunhofer’s 


salz =- - 
th - - 
T 2,654 
t - — 
:diegen 13,00 
gegossen _ 
gehämmert 
gemeiner 

3,668 
:dier 3,839 
aum — - 
ägypt. — 
neiner 2,538 
Ä 1,80 
2 emm 


ıle 1,45 
az =- - 
areb. =- 
'uttae - 
ack - - 


- 1,875 


3,094 


, | Sp. Gew. 


Körper. 


ı Gypsspath ~ - 
Harmotom - - 
Harz, d. Fichten 


— fossiles - 


Haselnufs - - 

-| Hauyn 2,28 
Helvin — e > 
Hisingerit - - 
Holunderbaum ` 
Holz, fossiles 0,20 
Holzkohle 0,280 
Honigstein 1,58 
Hornblende 2,922 


Hornsilber (Chlors.) 


Hühnereier - - 


Hyazinth 4,35 
Hyperstehn - - 
Jamesonit - - 
Jaspis 2,358 
Idokras 3,08 
Indigo 
Jod - 
Iridium 
Ittnerit 
Kadmium, gegoss. 
—  gehäm. 
— Oxyd 
Kalium - - 
Kali, arseniks. 
— chroms. 
—  kohlens. 
— schwefels. 
Kaliıhydrat 1,708 
Kalk, gebrannter 
— phosphors. 
Kalkspath - - 


tete ia 
TN i 


[2 
Kg 
D 
cl 
-s 


ıı.ı E t t 


Kalkstein 2,456 
Kannelkohle 1,21 
Kaolin - - - 


Karpolit - - - 
Kieselerde - - 
Kieselmangan 3,50 
Kieselkupfer - 
Kirschbaumholz 
Kleessäure - - 


'Konebelit - - - 


1555 


| Sp. Gew. 


2,322 


. 0,715 


1,507 
3,710 


Fffff ? 


1556 






Knochen (Ochsen) 
Kobalt, gegoss. - 


— gestreckt 

— arseniks, - 

— Glanz - 
Kochsalz 2,17 


Kohle (eichenholz) 


Korallen - - - 


Korkholz =- - 
Korund 3,90 
` Kr eid @ 2 ‚252 


Kryolith - - - 
Kupfer, gegoss. 

—  gehöäm. - 
Draht - 
Japanisch 
‚Erz, rothes 
Glanz — 
Kies e - 
Lasur -~ 
Glimmer 
Oxydul - 
Schaum - 
Smaragd ?,10 
Vitriol 2,19 
phosphors. 

3 


111111111111 


, 
— prism, 
Manganerz 
—  Bleivitriol 
Labrador 2,714 
Lambertsnulsholz 
Laumonit - - 
Lava 2,795 
Lazulith 3,024 
Leberkies - - 
Leuzit 2,48 
Lievrit 3,82 
Limonienbaum - 
Lindenholz - - 
Lorbeerbaum - 
Magneteisenstein 
Mahagoni - - 
Malachit 3,670 
Mangan - - - 


Gewicht 
Sp. Gew. 






Manganoxydoxydul 





— zZ - 
Marmor, Campan. 
— Carr - 
— Parisch. - 
Mastixbaum - - 
Mass - =- - 
Mauerstein - - 
Mäulbeerbaum - 
Meerschaum 1,27 
Menakan 410 
Mennig - - - 
Mergel 2,40 
Mesotyp - - 
Messing 
Meteorstein 
Mispelbaum - - 
Molybdän 730 
— Glanz 
— Säure 
Monophan - 
Natrium - >- 
Natronhydrat 
Natron, weins. 
Nephelin - 
Nephrit - - 
Nickel, gegoss. 
— ; gestreckt 
— " Antimonglanı ' 
Obsidian 23. -. 
Olivenbaum - - | 
Olivenit - 





(= Fi ~ d 
D `~ ae, a 
a 3 P ? 













Z 









CN vn rom CH foi E CH fei 
e e? Id 2 





» e- s D ” > "sin %2 
$ KM D $ jw - 
. 


H — — — — — 
8 ef fe e r 
» e . D 


Opal 
Ophit - 
Opium - 
Orangenbaum - 
Orthit - - - 
Palladium, geschm. 
> "ua 
— gehäm - | ~ 
Pappelbaum - - | 
— weils, span. Ä ' 
Pech, weifses - | 
Pechkohle 1,9, | 
Pechstein - - |> 





A 


Specifisches fester Körper. 


Körper. 
orient. -+ 
gemeine - 
baum - - 
kolth - 
elt? 
Säure - 
Eisen - 
Kupfer - 
un 2,59 
geschmolz. 
gehämm. 
e rägt eem 
baht EN 
Sand - - 
it 2, 
mut = - 
3,70 
a, Meissen 
Wien 2,075 
China `- j 
Rerlin - 
jevres -` 
in - - 
alıth - - 
t — em 
(ber — - 
efroren ! 
efroren ? 
'eroxyd - 
aum - 
1,07 
k KN wem 
rient. - 


D 


2 
ach Schuls Physik. S. 744, 


i | Sp- Gew. 
2684 


2,750 
2,44 
0,785 
2,64 
1,77 
2,687 
6,700 
7122 


20855 
21,314 
21 ‚343 
19,267 
15,601 
2,769 


8 


H 


3,990 


3,600 
1,350 
000 


Körper. 


Rutil - - - - 
Salmiak 
Salpeter - - - 
Sandarach - - 
Sandelholz,, weilses 
—  zothes - 


— gelbes -_ 
Sandstein 22 
Sapphir, orient. 4,29 

— brasi. - 
Sapphirin - - 
Sassafrasholz - 
Saussürit 3256 


Schaumkalk - - 
Scheelit 
Schiefer > em >= 
Schielspulver , ge- 
häut - 

— geschüttelt 
gestampft 
Schillerspath 
Schrifttellur - - 
Schwefel, 


(d 
-ama 


1,92 
gedieg. 2,07 
` krystallis. 
Blumen ? 
Kies - - 
Wismuth 
Schwerspath 4,412 
Schwimmstein 0,405 


Serpentin - 2,43 
Silber, gegoss. - 


ehäm. 
lanz 6,9 


1,45 


Stangen | 


1557 ` 


Sp. Gew. 
4,240 


1,600 
1,900 
1,050 


4,0410 l 
1,1280 


, 0,809 


2,500 


` 4,830 


‚ch Schulze ia Gehlen N. J. IV. 434. Ohngeachtet der star- 
nmenziehung des Quecksilbers beim Gefrieren scheint doch ` 
tere Bestimmung viel su grols. 
‚ch Rocer und Döuas in Ann, of Phil. N. 8. IN. 897. Im 


ı Zustande mag dieses Gewicht allerdings däs richtige seyn, 


` 
a 









Silber, Hornerz - 
— rothgiltig 5,42 
— schwarzgilt. 5,9 
— weilsgilt. — 


Skorodit - =- - `` 


Smaragd 2,678 
Sodalit `, 2,37 
Speisköhalt - - ` 
-Speckstein - -. 
Spinell 3,48 
Stahl - - - = 
— Gulst. = 
Staurolith =- - 
Steinkohlen 1,232 
Steinsalz 2,143 
Stilbit 2,192 
Strahlkies 4,69 
Strals ‚3,50 
Strontian 34 
—  kohlens. ~ 
—  schwefels.3,5 
Strontium 4,0 
Sülserde + = "e 
Takamahak - - 
Talkerde `- - 
Talk, phosphors. 
Tanne, weis - 
— roth +- - 
Tantalerde - - 
Tantalit (von Ki- 


mito 726 
Tellur 5,72|. 
— Wismuth 
Tennantt - - J 
Thomsonit - - 
Thon 1 


‚SD 
— Schiefer 2,67 
- Titan ~ 


— Eisen 4,62 

— O l . 
Titanit 3,19 
Topas 3,49 
Traganth © "e 
Tripel- 1,0 


f Triphan mg e e 
‚ Türkis 


2,86. 


Gewicht 


| Zinn, englisch ge- 





Turmalın 


30) 38 
Ulme (Stamm) - | Dë 


Uran - - - - | wi 
— Glimmer 3,12) 38 
Wachholdar - - | (ü 
Wachs, gelbes - | Wü 








Mootz = - >- 
\Würfelerz — - 
Yitererde - - 


— weilses - | Dë 
Wacke JE je, 
Walkererde 4,5,2" 
Wallnuisbanm - , e) 
Wallrath - - - |A% 
Wallrofszahn - | 18 
Wasserelası - - | 19 
Wawellit -` - 1 Lä 
Weiden -— - - 1 Lë 
‘Weihrauch - - m, 
Weinreben - - | LÉ 
Weinsäure - - | tF 
Weinstein-Rabm | WW 

— Säure - x 
enert - - 13 
Wismuth, gegossen, iT 

— gehäm. - * 
— Oker- - d 

— Oxyd - el 

— Glan - 9 
Witherit Ai" d 
Wolfram — - - A 

— Säure A8 
Wollastonit - - 2 

d 
A 






— phosphors 

— schwefels, ' - 
Zink, gegoss. - ` 

— gehämmert 

— Oxyd - TA 

— Vitriol - # 

— Spath - A 


gossen - - - 
— — gehin- 

mert - > . 
— Er 651: © 


m + A 


Bpecifisches der Mischuugen. 1559 






6,666 Zirkon 4,0 4,7 

 Oxyd Cinn-⸗ — Erde 4,800 
tein) - 6900 {Zucker weiß. - 1,606 
ber - . | 8000 IZalit. - ». r 3,274 


pecifisches Gewicht der Mischungen. 


ind zwei oder mehrere Körper von ungleichem speciſi- 
Gewichte mit ejnander durch blofse Zusammenfügung ver- 
n, z.B. ein hölzerner Stiel in einem eisernen Hammer, so 
s mittlere spec. Gewicht des Ganzen der Summe des der 
nen Theile proportional, Diese Aufgabe ist so leicht, dals 
ügt, sie nur mit wenigen \Vorten anzudeuten. Sie kommt 
ächlich in Betrachtung bei Schiffen, Kähnen, Taucher- 
n , Rettungsbooten, ’ Schwimmgürteln u..dgl. m., wenn 
pec. schwerere Körper als das Wasser durch Verbindung, 
chteren zum Schwimmen bringen oder das relative Ge- 
bestimmen ‚will, womit solche” zusammengesetzte Körper 
ehen. In diesem Falle mufs man die Summe der Producte, 

e die Volumina der einzelnen Theile in ihre bekannten 
Gewichte geben, durch das Product des Volumens in dan 
Zeg, derjenigen Flüssigkeit dividiren, welche durch sie 
r Stelle getrieben wird, um das mittlere spec. Gew. zu er- 
, und zugleich giebt die Differenz dieser letzteren und 
ersteren Grölse das relative Gewicht, womit ein Körper, 
der schwimmen oder untergehen’ wird. Sind daher die in 
einem Cubikmalse ausgedrückten Volumina der verbun- 
Körper = = V; V; V”... V”; ihre specifischen Gewichte, 
ai: TE und ist das spec. Gew. der Flüssigkeit =p, 
das spec. Gewicht des zusammengesetzten Körpers 

Va HV’ AV n'A.. m Van 
WC FV FV... Vp 

as relative Gewicht | 
Vna AVR AV"... Vn (V+V+V’+...VSp 
der Körper in jeder Stelle der Flüssigkeit schwimint, wenn 
O wird, untergeht wenn zu positiv, und mit einem Theile 
Ge Fliissigkeit hervorragt, wenn zue negativ wird. Manche 


1560 ` 2 Gewicht 


Körper, z.B. die thierischen, bestehen zwar aus mehreren Thi- 
len von ungleichem spec. Gewichte, allein sie sind nicht auf gé 
che Weise getrennt vorhanden, um ihre Massen und spec. Ge- 
wichte einzeln bestimmen zu können , und eben so wax 
Fall mit Banmstämmen, deren Theild nicht überall von glede 
spec. Gew. sind. 'In diesem Falle behilft man sich bei da» 
forderlichen Bestimmungen mit einer Schätzung oder gengen 
Werthen. 

Von noch gröfserem Interesse, als die eben erörtert 1+ 
gabe ist eine andere, nämlich die Mengen der einzelnen Besch, 
theile solcher Körper vermittelst des spec. Gewichtes zu fa 

‚welche aus innigst miteinander vereinigten Substanzen bera 
Diese Betrachtung ist schon in den ältesten Zeiten aze- 
` and unter dem Namen des Archimedeischen Probleme biet. 
Bereits įm Art, Argeometer! ist nachgewiesen, dafs Arcane? 
die Bestimmung des specifischen Gewichtes gekannt habe, = 
so ist wohl nicht zu bezweifeln, dafs ihm diese sp2 
Aufgabe nicht unbekannt geblieben sey, wenn gleich de:=: 
Vırruv? erzählte Anekdote und die zugleich beschrieb: E 
thode der Untersuchnng unter die Fabeln gehören, die sås 
den Sagen über die allgemeine Anwendung dieser hris® 
schen Gesetze erhalfen haben mögen. Es heifst nämlich, c- 
nig Hıero in Syracus habe eine Krone machen lassen, u # 
20 & Gold gegeben, woraus ein Künstler sie vortre 

tete, Bald verbreitete sich aber das Gerücht, es sey pc 
Gold, sondern statt dessen ein Theil Silber dazu gerest 
und Hiero, aus Verdrnfs darüber, betrogen zu seyn, hèt- 
an ARCHIMEDES gewandt mit dem Verlangen, die Sch => 
klären, Dieser dachte lange darüber nach, und als er ei 
Bad stieg, bemerkte er, dals sq viel Wasser aus der Wiro a 
als der gingetauchte Theil seines Körpers betrug, wesa,” f 
vor Freude über die Entdeckung unangekleidet unter des '? 
rufe —XRX (ich habe es gefunden) nach Hause ljef, Hier: 
er pin Gefäls mit Wasser, tauchte in dasselbe ein gewogen" 
lumen Gold ynd’mafs die Menge des herausgedränsten Wes 


HM * -0 


1 Th. L. 8. 850. 
2 De Archit. L. X, Cap. III, p. 20%. ed. Rode. Vergi. 0.5” 


un Fansu Pararmoyis de ponderibus et mensuris Lib. ia A. ler ' 
de re med. 


- 


'8Specifisches d. Mischungen, 1561 


es dann wieder, tauchte ein gleiches Gewicht Silber hin- 
als das verdrängte Wasser, und fand aus der Vergleichung | 
beim Eintauchen der Krone in Wasser, dals sie nicht aus 
ı Golde gemacht sey. Es ist aber aus den Werken des 
IMBDESA genugsam ersichtlich, dals es ‚einer solchen zu- 
n Entdeckung bei ihm nicht bedurfte, um das Problem zu 
und denn dürfe auch die Art der Probe für die geforderte ` 
amung nicht genügt haben. 
Venn man voraussetzen darf, dals die beiden innigst verei- 
t Körper, z.B. zusammengeschmolzene Metalle nach der 
ıigung ihre-Dichtigkeit nicht ändern, und dafs also dás nea 
ndene Volumen’ der Samme der beiden vereinten: gleich 
, folgt, dafs die Dichtigkeit der Mischung der Summe der: 
cte aus den Dichtigkeiten in die Volumina dividirt duroh : 
tzteren gleich seyn muls?. Heifst also das specifische Ge- 
der Mischung.== s; die Volumina und Dichtigkeiten bei- 
:mischter. Substanzen V unà v; D und d, so ist 
— VD het vd. 
VE" . (1) E 
us folgt von selbst, dafs man aus dem spec, Gew. der Mi» 
g und den Dichtigkeiten der einzelnen Bestandtbuile. dag" 
nen des einen. finden Voss wenn das des andern bekannt 
, oder 
V = = also V: vy = d— s: ; :8s—D 
bequemer und zur Vermeidung negativer Werthe 
V : v =s — d : D —s .... (2) 
rstere Formel giebt das erhaltene specifische Gewicht einer 
tung, z.B. zweier Metalle. \Vürden also gleiche Theile 
ınd Zinn zusammergeschmolzen, jenes vom spec. Gew. == 
‚ dieses == 7,29, so wäre das spec. Gew. dieser Mischung 
1xX11,35 + 1X7,29 _ ga. 
I 7 9,32 

zweite giebt das Verhältnifs der vereinigten Theile. Wäre 








In den Fragmenten seiner Abhandlung rag) ër öyovndrmvy fıfl. 
u de insidentibns humido Libb. 11. ia Dpp. per Dar. Rivaltum, 
1615. fol. findet sich nichts von dieser Untersuchung. 

Vergl. G. G. Scasınr Hand- und Lehrbuch. 5. 164. so wie 


Mrsscuensüozg u. a, Werke. 
x 


1563: ~ Gewicht 


also das spec. Gew, eine, Mischung. ang Die und Ziaa = 83% 
gefunden, so gäbe. . 
m i 
o. 11,25 — 8,305 
das Verhältoils der Mischung, Hiern erbält auch das dei- 
medeische. Problem seine Auflösung.. Wäre das apec. Ger.s 
Krone zp {8 gefunden, das des Galdes und Silke = Am 
10 gesetzt, so war ` 


das Mengenverkkltnil der beädeg Metalle. Es kann des 
aus dom Gewichtsverluste im Wasser unmittelbar gefunde or- 
den, wie dieses dursh AncsımEnzs: geschehen seyn soll Wr 
nämlich das Gewicht der Krone == p, eufhielt sie voei č 
Gewicht == x, von C das Gewicht = p — x, hätte sie wir 
stehend. == a iind. aus G bestehend == c im Wasser wim 
wurde dann aber der Gewichtsverlust = b gefunden, ww 
"ax +e c (p x)= == "P 


also — 
TL un X r? Sof. N D ti N 


E» 'sey uldò p = 20 ®. das Gold allein würde 1 Q, ds% 
ellein.2 % verloren haben, die Krone verlor aber-1,1 %.’” 
der Antheil an Golde hL- = x 20 = 18 KW. Wes- 
Körper nicht nach dem Volumen , sondern nach der Mre 7 





dem Gewichte gemischt, so ist m = vd und v = a Ge 
giebt fär die Formel 1: 
M+m _ (M+m)Dd ` 
"SM m Mdț}mD ` t 


únd für die Formel 2; | 
=: T= s—d:D—s 
oder M : m = D (s—d):d(D—s)....... (3) 

Die hierbei zum Grunde liegende Voranssetzene ck? 
nämlich dafs die Körper nach ihrer Verbindung ihr Volosr 7 
behalten, ist keinesweges genau richtig, indem vielerk ° 
meisten, wo nicht alle, eine Zusammenziehung erleiden, e: ? 





` 


Specifisches d. Mischungen. 1563 


ı aufserdem nach dem Quantitativen der einzelnen Bastand- ` 
e verschieden ist; Mit dem Probleme, aus dem spec. Gew. ' 
Mischung und den bekannten spec. Gewichten der einzelnen. 
ındtheile das quantitative Verhältnifs der letzteren zu finden, 
n sich daher seit dan kiltesten Zeiten viele Gelehrte beschäf- 
Grausen! gals in einezlei Kugelform 2 Kugeln von Ka- 
und 2 von Zion, schmolz nachher alle A zusammen, und: 
‚lt nicht völlig.3 Jugeln in der nämlichen Form, ein zu rò- 
Versuch, als. dafs er wisgenschoftlichen Werth baben könnte, 
FT, GeLzenr und Zenn stellten 1736 und 37 eine Reihe: 
Versuchen en, um. die Zusammensiehung gemischter; Ma~, 
aufzufinden?, Exssrons ® handelt von.dem Einflusse dier 
‚usammenziehungen auf das Archinsedeische Problem, undj 
x4 bringt noch mehr Erfahrungen von Mischungen anderer; 
tanzen bei, Am vollständigsten ist BbAreren 5 in seinge. 
pp der his dahin hekapnten Untersuehungen, und er schlägt. 
eich nene, Versuche vor, ym den Gehalt, der Metalle dieser. 
eichung ungeachtet dusch Abwägung im Wasser zu finde 
r den, Mischungen geben Gold und Silber, Silber und Km, 
Silbe und:Zinn, ‚Zinn ung ‚Blei die,geringste Abweichung, - 
vegen man auch: bei dem varzijgliçh grolsen speca Gew. des: 
es die Aechtheit.der Goldmünzen dnzch \Wägen im, \Vasaer. 
t apffinden kann, ein Mittel, dessen man sich in älteren Zei- 
rorzugswyeise bediente... d 


In polizeilicher Hinsicht ist es sehr wichtig, den Gehalt der 
ernen Geräthe, welcher in den meisten Fallen weit geringer‘ 
eyn pflegt, als er gesetzlich seyn soll, genau auszumitteln. 
bedeutendsten Untersuchungen hierüber sind angestellt durch 


— — 3 ` D ` D . s> ? 


Furni novi philosophici oder Beschreibung einer ueuen Destil 
ist. Amst. 1661. 8. Vergl. Becura Chymische Concordanz Halle, 
4. S, 109. 


Comm. Petr. XIII. XIV. Zeen Programma mixtionum metal- 
m examen hydrostaticam, Viteb. 1764, 
) Untersuchung, wie weit dorch Wusserwägen der Metalle Rei- 
it könne bestimmt werden. Erlang. 1735. 8. 
; De efficacia miztionis in mutandis corporum voluminibus. L. 
SL. A ` 

De mistorum examine hydrostatico. in Noy. Comm, Gett, 1775, 


D 


1564 o Gewicht 


H. T. Seuxrren!, Axer Bencewsrierna? ond Socspna) 
Letzterer weiset vorerst durch eine grofse Menge Angaben rd, 
dafs die Bestimmungen des spec. Gewichtes von Blei sowoki a 
auch von Zinn aufserordentlich von einander abweichen, ex 
lange diese nicht genügend ausgemittelt sind, ist es kaum o 
lich das Mischungsverhältnifs beider aus dem gefundene: = 
Gew. gemau zu hestimmen. Er selbst fand für engl, Biodz 
bei 17° R. aus 6 Versuchen im Mittel 7,279 und für sichs 
Rosenzinh uus 3 Versuchen 7,293 ; für das sogenannte Hr 
blei bei 18,°3 R. Temperatur 11,310 und für Blei aus Blez 
reducirt 11,322. Die Versuche, nach diesen Bestimmunzer 
rechnet, ergaben, dafs die specifischen Gewichte der Mider 
bis: auf unbedeutende Abweichungen mit denjenigen Bee 
ten: übereinstimmten‘, ‘welche durch die Berechnung md E 
dben gegebenen Formel (3) erhalten wurden. Hiernsh ka 
also angenommen werden, dals die Zusammenziehung da £ 
schung beider Metalle nur unmerklich ist, und also das Qae 
tative der Bestandtheile nach den hierüber mitgetheiken Be 
gekihden werden kann. Dieses ist im Ganzen auch das Rait 


- der neuesten Untersuchungen, welche Kurrza über disa ir 


genstand angestellt hat 3. Sehr weitläuftige Versuche zb 
sehung des spec. Gewichtes der Mischungen aus Blei ob 


ber MeısswenS angestellt, solche künstlich bereitete ia Be 


gewogen, und die erhaltenen Werthe für die Zusammen 
gen von 1 pÇ- Zinn bis 100 pC. in einer Tabelle zusam 
stellt. Ich habe die dort mitgetheilten Bestimmungen =: = 
jenigen verglichen, welche durch die Formel erhalten =” 
und dabei gefunden, dals sich aus den Unterschieden ke: 
‚stimmtes Gesetz folgern äist, dafs diese vielmehr als Fehr # 
"Versuche anzusehen sind, Es scheint mir daher übeies 
diese Tabelle ganz oder zum Theil aufzunehmen, da e? 
Gesuchte jederzeit leicht nach der Formel finden kann, wee ^ 
nur hauptsächlich auf eine richtige Bestimmang des pe * 

1 Schwed. At, 1755. 5 134. 

2 Ebend. 1780. S. 144. ~ 

S Ueber die specifisch. Gewichte des Zinnbleies u, s s. Te 
‚burg 1817. 

4 Kastner Arch. VIII. 881. 

5 Die Araeometrie ja ihrer Anwendung auf Chemie und Te> 





Wien 1816: fol. 8: 50. 





Specifisches d. Mischungen, 1565 


N 


tes der beiden Bestandtheile ankommt $t Meısswen bo- 
t zugleich übereinstimmend mit dem, was oben gesagt ist, 
ein Zusatz von einem andern Metalle, z.B. Wismuth, Spies- 
:u. $. w. die Probe sehr unsicher. macht, Unter allen den 
anten Untersuchungen sind die von BERGENSTIERNA am 
en bekannt geworden, und man findet sie daher häufig er- 
t. Namentlich hat Gyxrox ? sie in der Art reducirt, dals 
s spec. Gew. der Mischungen aus Zinn und Blei auf destil- 
Wasser zurückführt und in.einer vollständigen Tabelle zur 
adung des quantitativen Verhältnisses beider Metalle für 
Ine Procente zusammenstellt, .. 

Auch die Verbindungen von Kupfer und Zinn in verschie- 
ı quantitativen Verhältnissen kommen ‚häufig. vor, jedoch 
lie spec. Gewichte derselben noch nicht. so.vollständig und 
ı mit denjenigen verglichen, welche aus dem Mischungs- 
ltnisse der Bestandtheile folgen, als dieses heim Zinnblei 


ehen ist. Darf man indeſs die. wenigen hierüber vorhan- ` 


ı Bestimmungen als ‚genau betrachten, so folgt. aus ihnen, 
wide Metalle dabei ug bedeutende Zusammenziehung er- 
ı oder wechselgeitig,zwisghen ihre Pareo eindringen, weil 
das spec. Gewicht nicht grölses seyn,könnte als das das 


rsten. Es wird nämlich ‚das spec. Gewicht des Kupfers 


'88, des inns = 7,291 angegeben, von 6,25 Th. Kupfer 
| Th. Zinn aber = 8,87; von A Th. Kupfer und 1 Th. 
= 8,879; von 1 Th. Kupfer und 1 Th. Zinn == 8,468, 
es nach Rechnung vielmehr einem Verhältnisse beider Me- 
= 1177 : 320 zugehörte?; von 1 Th. Kupfer auf 3 Th. 
= 7,843, wofür die Formel 552 : 955 giebt; endlich von 





Es wird genügen, die Verfahrungsart nur an einem Beispiele . 


gen. Gesetzt das spec. Gew. des Beien sey = 11,82 des Zin- 
7,28, des zu prüfenden Geschirres == 10,2 gefunden, so würde 
schangsverhältnifs beider Metalle nach EN Formel No. 2 
= 10,2 — 7,238 e SG = 
11,32 — 108 7 e 


und es wären ulso 73 Th. Blei Kei 28 Th. Zinn ia der Mi- 
vereint. Nach Lorren a, a. O. findet indels allezeit Ausdeh- 


tatt, wonach also der Zinngehalt eher zu grofs als zu klein gø- 
würde. 

Ann. de Chim. XXI. 25. . 

Dio Angabe des spec. Gew. der Mischung ist mach Caavnsr. 
man statt dieser die von Rpıcaz = 8,79, so kommt diese dem 


-æ 


1566 Gewicht 


-1 Th. Kupfer und 10 Th. Zinn = 7,472, statt dessen m- 
Rechnung = 181 : 1316 oder 1,37 : 10 erbält!. 

Nicht minder wichtig ist die Aufgabe, aus dem spec» = 
Gewichte der Flüssigkeiten das quantitative Verhakniis de - 
'standtheile zu erforschen. Es versteht sich von selbst, da - 
selbe allgemein seyn und sich auf alle Mischungen der ver 
denartigsten Flüssigkeiten, welche durch die Verbindur: 
wesentlich chemisch verändert oder zersetzt werden, des: = 
auf die verschiedenartigsten Salzauflösungen beziehen nm » 
dieser Ausführlichkeit vollständig behandelt würde aber ée" 
genstand ein eigenes, Werk erfordern, und es können daher 
nur die Hauptsachen kurz angegeben werden. 

4. Mischungen‘ von absolutem Alkohol und Wr » 
nicht blols fur den Chemiker und Pharmaceuten , sonder 
für den Techniker und Oekonomen, und hauptsächlich 
Beziehung auf den Handel von grofser Wichtigkeit. 
lich des letzteren soll namentlich nicht das in den 
beider Substanzen enthaltene Wasser, sondern mar Ae 
Spiritus versteuert werden, weswegen ein Mittel zur eg 
Bestimmung des Quantitativen beider Bestandtheile o 8 
Mischungen von grofser Wichtigkeit ist, wenn der Sox e 
betrügen noch betrogen werden will. Dieser Umstasi œ 
lafste die weitläuftigen Versuche, welche BLasozr urd 
in Folge einer Aufforderung der Regierung anstelktes. = 
Gehalt an reinem Alkohol bei verschiedenen Temperzi= 
zufinden 2. Die aulserordentlich ‚umfangende Arbeit der 
lehrten beträgt im Ganzen 102 Tabellen, und die da 
Grunde liegenden Versuche sind mit vorzüglicher G 
angestellt, allein da der hierbei gebrauchte Alkohol be 
(15,65 C.) ein spec., Gew. = 0,825 hatte, so war erac" 
und die ganze mühvolle Arbeit wird also hierdurch unbrs: 

Die gröfste und sicher nicht leicht zu übertreflenk 4 
über diesen nämlichen Gegenstand sowohl rücksichtlich der 
heit der gebrauchten Substanzen als auch der Feinhei Ae 



























Eigengewichte des Kupfers bis auf einen verschwindend.: 
schied gleich, und mau mülste ulso annehmen, dafs das Zisa 
nau bis zur Dichtigkeit des Kupfers susammeuzöge. 

1 L. Gagn Handb. d. theor. Chem. I. 1277. 

2 Phil. Trans. 1794. I. 275. Vergil. Rausrzs is Am. de '% 
XI. 243. u. m. a. 


Specifisches d. Mischungen. 1567 


, der. Genauigkeit der Versuche und Schärfe der Rechnung 
naLLES t gleichfalls auf Veranlassung der Regierung zum 
e richtiger Versteuerung geliefert. Den hierzu verwandten 
‚ol erhielt er dorch Rosr, und derselbe kann füglich als 
ıter angesehen werden, da er bei 60° F. ein spec. Gewicht 
'939 gegen Wasser als,Einheit bei der nämlichen Tempe- 
zeigte, die Wägungen wurden vermittelst der im Art. Ardo- 
2 beschriebenen Senkwaage angestellt und genau nach den 
eraturen corrigirt, als Mafs diente ihm aber ein Glas mit 
iebenem Stöpsel, welches zwar dem Homberg’schen Gläs- 
ıachateht, aber in so geschickten Händen ohne Widerrede ` 
glich genaue Resultate giebt. Letztere sind von ihm im 
Menge von Tabellen hauptsächlich für die bei den ver- 
ensten Arten der Messungen in Betracht kommenden Tem- 
rverschiedenheiten zusammengestellt, indels wird es hier 
en, nur die hauptsächlichste aufzunehmen, nämlich dieje- 
welche den Gehalt an absolutem Alkohol bei der Normal- ` 
ratur der Versuche, nämlich 60° E. == 12,045 R. = 15,°56 
stellt; denn da man diese Temperatur zu allen Jahreszei- 
cht erhalten kann, so läfst sich aus ihr leicht der Gebalt 
jolutem Alkohol in einer gegebenen Mischung finden. 











.spec. | pC. | spec. spec. C. | spec. 
Gew. Alk. | Gew. | Au Alk. Gew. | An Gew. 
9976 ! 17 | 9781 | 33 | 9609 | 49 | 9354 


9961 18 | 9771 34 | 9596 50 | 9335 
9947 | 19 | 9761 | 35 | 9583 | at | 9315 
9933 | % | 9751 | 36 | 9570 | 52 | 9295 
9919 | 21 I 974l 37 | 9556 53 | 9275. 
9906 | 22 | 9731 | 38 | 95441 | 54 | 9254. 
0593 | 23 | 9720 | 39 | 9546 | 55 | 9234 
98s1 | 24 | 9710 | 40 | 9510 ap | 9213 
9569 | 25 | 9700 | 41 | 9494 | 57 | 9192 
0857 op | 89 | 42 | 9478 | 58 | 9170 
9845 | 27 | 9679 | 43.1 9461 | 59 | 9148 

9668 | 44 | H44 | 60 | 9126 
9823 | 29 | 9657 | 45 | 9427 | 61 | 9104 
9812 | 30 | 9646 | 46 | 9409 | 62 | 9082 
9802 31 | 9034 47 | 9891 63 | 9059 
9791 32 | 9022 48 | 9373 64 | 9036 








G. XXXVII. 850. 
Th. I. S. 390. 


1568 Gewicht 
pe 


pC. 
Gew. | Alk. 


pl | m 
Alk, | Ge 
Q vw 
g o 
Qi OY 
D A 
5 et 
9g e 
B vu 
g9 o 
100** 





Die Tabelle giebt die Procente des Alkohols ia wer 
gebenen Mischung an, indefs versteht es sich von sechs è 
hierdurch das Mals auf gleiche Weise erhalten werde. Ba 
nämlich das spec. Gew. des Branntweins = 8397 bei dee: 
gebenen Normaltemperatur gefunden, so könnte man ker r 
sen, dals in 100 Mafsen 88 Mals absoluter Alkobol ee 
geren, Ferner begreift die Tabelle nur die ganzen = 
aus denen die Bruchtheile aber leicht zu finden sind. leai 
B. die Mischung ein spec. Gew. = 9605, das Wasser = M 
gesetzt, so enthielte er 33 pC. und einen Bruchteil Lag 
Letzteren zu bestimmen zieht man die Zahl von der mar 
heren, nämlich 9609 ab und erhält = A Der Unterxwe 
ser Zahl und der nächstfolgenden —= 9596 ist 13, ak: en 
der Branntwein 33,% pC. Alkohol. Erlitten die Bax?’ 
bei der Mischung keine Zusammenziehung, so würden mı ? 
zug dieser 33% Mafs Alkohol 66,% Mals Wasser Nee È 
ist indes augenfällig, dals die Volumina gröfser werder 
wenn man beide Bestandtheile wieder trennen und esch # 
sen könnte, und es bleiben daher nur die Malse des Ak# 
richtig, weil die Bestimmungen des spec. Gew. durch Be 
gen gleich grolser Massen von bestimmtem Alkoholad=>? 
funden sind. 

Auch ohne höhere Aufforderung ist diese wichtige A 
von verschiedenen Gelehrten mit vielem Fleifse untersc:t: : 
wırz war der erste, welcher zeigte, dafs Beacors wu 
rıw bei ihrer weitläuftigen Arbeit sich keines absolum: së 
hols bedient hatten, indem der von ihm dargestellte, na: ® 
damit angestellten Proben völlig wasserfreie, bei 10° R. = 3 












1 V. Creis chem. Ann. 179%. I, 195. 





Specifisohes d. Mischungen, - 1569 


Gew. batte. Den hiernach reinen Alkohol mischte Lo- 
; mit Wasser, und stellte nach den gefundenen spec. Ge- 


en eine Tabelle für den ‚Alkoholgehalt solcher Mischungen d 


velche gewils sehr genau ist, allein die mitgetheilte von 
‚Les macht es überflüssig, auch diese aufzunehmen, indem 
uf allen Kall gröfseres Vertrauen verdient. Hiervon liegt 
rund vorzüglich in dem Umstande, dafs Lowırz sowohl 
ch Rıcarer ,* welcher den nämlichen Gegenstand, mit 
r Sorgfalt und Mühe bearbeitete, von dem irrigen Grund- 


ausgingen, die Zusammenziehung beider Flüssigkeiten bei ` 


Vereinigung bilde eine gleichmälsig fortschreitende Pro- 
on. Hierdurch aber waren sie nicht nur bei ihren Versu- 
befangen, sondern änderten die Resultate derselben hier- 
ab. Blofs der Erfahrung folgte dagegen Meıssuxn,? stellte 
IIkohol von gleicher Reinheit her als jene, und bestimmte 
ec. Gew. der Mischungen desselben in den verschiedenen 
itativen Verhältnissen. Die hierbei erhaltenen Werthe 
en sehr genau mit den von Ta ALLES gefundenen überein, 
man berücksichtigt, dafs letzterer 60° F. ersterer aber 68° 
 Normaltemperatur annahm. Eine Aufnahme der von 
syen mitgetheilten Tabelle scheint mir indels überflüssig, 
ich sie neuer ist, als die von Taauuzs, allein sie hat durch 
Scumıpr 3 einen schätzbaren Zusatz erhalten, welcher 
ı seiner Einfachheit in vielen Fällen mit grofsem Nutzen 
acht werden kann. Es haben nämlich sowohl Gıurım als 
U[rsrızs den Einfluls der Temperatur bei der Bestimmung 
ec, Gew. der Mischungen von Alkohol und Wasser, wel- 
nothwendig beriicksichtigt werden mufs, wenn man aus 
a auf das quantitative Verhältnifs beider Bestanütheile 
sen will, in weitlähftigen Tabellen dargestellt, Scayınr 
en stellt den Satz auf, dafs die Grölse der Ausdehnung je- 


schung der Summe der Ausdehnungen beider Bestandtheile 


tional sey, und die Richtigkeit dieser Behauptung findet 
uffallende Bestätigung in einer Vergleichung der hiernach 
meten Werthe mit den durch Gıurıw aus Erfahrung gefun- 
, deren Zuverlässigkeit nicht wohl zu bezweifeln ist, Hei- 
‚Ueber d. neueren Gegenstände der Chemie St. 8, 8. 67. 
Araeometrie u. 8. w. 8. 81. 

Hand - und Lehrbuch d. Naturlehre, 8. 166. , 


Bd. - ` Ggggg 








1570 Gewicht 


fsen demnach die Ausdehnungen der beiden Bestandiheik ı m 
b ihre Massen m und n, und ist ihre Dichtigkeit = d, 3 i 
die Vermehrung dieser letzteren = (= + >P) a Sen. 

. m-+n 
fand aber für die Temperaturen zwischen 15° und Ap e 
, Ausdehnung des Wassers für 1° R. = 0,000443 de Wes 
stes = 0,00148 und berechnete hiernach die in der Tabe:z 








\ aufgenommenen Werthe. 

pC. | spec. |, Aenderung d. spec. Gew. 
Alk. | Gew. | für 1° R. | für 1°C 
100 | 0,791 0,00117 0,000936 
95 | 0,501 | 0,00113 0,0008 
90 | 0,818 | 0,00110 0,0008% 
85 | 0,813 | 0,00108 0,00069 
80 | 0,843 | 0,00107 0,000856 
75 | 0,556 | 0,06105 0,000835 
70 | 0,86 0,00102 0,000516 

\ 65 | 0,880 | 0,00095 0,0607 
60 | 0.892 | 0,00095 0,000760 

55 | 0004 | -0,00991 0,9007; 

50 | 0915 ; 0.0007 
45 | 0:926 | 0.00084 0-000672 
0:937 } 0,00080 0,00000 
35 | 0:947 | 0,09070 0,000008 
30 | 0,955 | 0,00072 0,000576 
25 ! 0,963 | 0,00057 0,000540 
20 | 0,970 | 0,00063 0,000504 
15 | 0,977 | 0,00058 0,000465 
10 | 0,954 | 0,00053 0,000424 
5 | 0,992 | 0,00048 0,000399 
O | 1,000 | 0,00044 0,000354 


Obgleich nach diesen vorausgegangenen vielhs 
sehr schätzbaren Arbeiten auf diesem Felde der Fe 
keine Ausbeute mehr zu erwarten schien, so hat dex: - 
kürzlich Derzzexse! sehr mühsame und umfangende \.- 
angestellt, um das spec. Gew. der Mischungen voe We” 

\ Alkohol bei verschiedenen Temperaturen zu finden. :" 
€ 
1 Recueil des Trav. de la Soc. des Sc. de PA, e 
de Lille. 1823 und 24. p. 1. Eine ältere, minder mirko + 
tung dieses Gegenstandes, nämlich Table exacte de la Peus* $ 
de Mélanges d'alcool et d’eau cet, par M. de Gowrzus. È ` 
mag nur historisch erwähnt werden. 


N 





` 


Specifisches d. Mischungen. 1571 


nen Resultat erscheinen nach der Prüfung des angewand- 
ehr sorgfältigen Verfahrens und nach der Vergleichung mit 
'n entschiedenen Thatsachen vorzüglich genau, und sind in 
Iinsicht insbesondere schätzbar, weil sie von 0° C. ausge- 
und bis 54° C. durch leichte Interpolation anwendbar sind. 
ZENNE bediente sich eines absoluten Alkohols, welcher 
ı viermaliges Abziehen über salzsauren Kalk im Marien- 
erhalten war, und bei 50° C. gegen Wasser bei derselben 
'eratur ein spec. Gew, = 0,81190 hatte, 


Dichtigkeiten 
Alk.| bei 0° bei 18° | bei 36° bei 540 
0 1,00000 0,99855 | 0,99351 0,98721 
5 0,99130 0,98983 0,93520 0,97736 
0, 0,985304 0,989261 0,97684 0,960505 
5 0,98007 ‚0,97587 0596853 0,9050 
0 0,97596 0,96974 0,96084 0,95054 
5 0,97 Lu 0,96312 0,95254 Q,94097 
0 0,96579 0,95588 0,94395 0,9316 
5 0,95986 0,94182 0,93453 0,92133 
0 0,95006 0.93781 0.92402 0,91058 
5 0.93994 0.92733 0:91303 0,89963 
0 0:93047 0,91682 0:90259 | 0,58801 
9 ©-92039 0.90005 0:890) 44 0:87594 
D 0:90909 0,59474 087962 086382 
` 0:59791 0:83388 0,50763 0:85194 
) 0,88649 0,57 180 085582 084047 
5 0,87495 0,85974 0:4380 0,82884 
) 0,86325 0,34834 083191 081693 
) 0,83840 0,823 10 0,80722 0:79099 
j 0,82522 0,80974 0,79385 077790 
) 0,81190 0,79539 0,78013 0,76436 


Verschiedene Säuren, namentlich die Schwefelsäure; Sale 


ure u, a. lassen durch ihr spec. Gew, auf das Quantitative E 


Hlıschungsverhältnisses schljelsen, und nicht minder ist 
der Fall bei einigen dyrch Verbindung eines Gases mit 
r gebildeten Flüssigkeiten, wie die Salzsäure, Hydrothion- 
das liquide Ammoniak u. a. smd. Auch die Aetherarten, 
roleum und viele andere Flüssigkeiten werden durch Auf- 
' ihres spec. Gewichtes auf ihre Reinheit geprüft, Die 
‚er, fiir welche diese Untersuchung von grofser Wichtig- 
‚ haben daher genauere Bestimmungen hierüber durch ei- 
Ggggg 2 


V 

1572 Gewicht 

nen grofsen Aufwand von Zeit und Mühe zu erhalten sesch, 
Weil aber dieser Gegenstand dem Wesen nach ausschlieläd » 
das Gebiet der Chemie gehört, 1 so beschränke ich mich hie: >; 
auf die Mittheilung der durch Uar 2 aufgestellten Tabeli æ 
Dichtigkeiten, welche die drei gangbarsten Minerakäure a: 
ihrem verschiedenen Gehalte an wirklicher Säure zeigen, s 


‚bei diesen, umgekehrt als beim Alkohol, das spec. Gewist | 
nimmt, je mehr sie mit Wasser verdünnt werden. Ä 


pC. nach | Sp. Gew. | Sp. Gew. 
" Malsen Schwefels. Salpets. 











3. Von grolser Wichtigkeit ist die Bestimmung de béi 
der Salzlösungen im Wasser durch das specifische Geegë 
selben. Eigentlich ist die Aufgabe ganz allgemein, un!% 
dafs aus dem spec. Gew. aller möglichen Lösungen da =? 
denartigsten Salze und sonstiger im Wasser lösbaren Sc? 
der Gehalt derselben aufgefunden werde. Die Aufgabe s :7 
sächlich in technologischer Hinsicht z. B. für Kochsak-.: 
Pottasch-, Salpeter-, Alaun-, Vitriol-, Bleizucer-, > 
span - Siedereien u. s. w, von ‚grolser Bedeutung, ke 
dieser Allgemeinheit nicht in den Bereich dieses Weis: 
gen werden, und mufs den speciellen Anweisungen zu 
dieser Substanzen überlassen bleiben. Die wichtigste œr 
angegebenen Substanzen ist ohne Widerrede die K 
weswegen auch diese am meisten untersucht ist, wc 

eine kurze Uebersicht Platz finden möge. 
Die ältesten mir bekannten Tabellen über den Gg 













1 Man findet das dazu Gehörige nebst einer Recken? 
Quellen ausführlich in den gröfseren Handbüchera der Che A 
von Taowson, Benzenius, GusLın, Meısenzn,, Scuoız e a. 

2 8. Schmidt Hand- und Lehrbuch a. a, O. 


Specifisches d. Mischungen. 1573 


len hatLamserr?! als Resultat seiner hydrostatischen Wä- 
n in grofser Vollständigkeit aufgestellt. An diese hat man 
seistens gehalten, wenn es darauf ankam, den Salzgehalt 
en zu bestimmen, bis sie durch eine eben so gründliche 
sführliche Bearbeitung dieser Aufgabe von Jou. Asp, Bı- 
2 übertroffen wurden. Es wird hierin zuerst in Gemäls- 
tnauer Wägungen gezeigt, wie aus dem spec. Gew, irgend 
Salzsole, welches zwischen dem geringsten des reinen 
rs und dem gröfsten einer vollständig gesättigten liegt, der 
halt durch Rechnung nach einer allgemeinen Formel ge- 
ı werden könne, In der wirklichen Anwendung mufs man 
erücksichtigen, dafs die aus der Erde erhaltenen Solen kei- 
gs so, wie die künstlich bereiteten, aus einer Auflösung 
inen Kochsalzes in reinem Wasser bestehen, sondern auf 
gfaltige Weise verunreinigt seyn können. Dabei versteht 
ı dann von selbst, dals man zu solchen Versuchen nur die 
; durch längeres ruhiges Stehen von erdigen und sonstigen 
nisch fortgerissenen Theilen befreieten Solen wählen wird, 
so hell und rein dieselbe auch seyn mag, so ist sie doch 
nz frei von andern aufgelöseten Salzen, als salzsaurem 
salz. Magnesia n. s. e, Der eigentliche Gehalt der Solen 
laher nur durch eine chemische Analyse gefunden wer- 
reil aber die fremdartigen Bestandtheile allezeit oder min- 
s gröfstentheils nur in sehr geringer Menge beigemischt 
so giebt doch das spec. Gew. den Salzgehalt der Solen ` 
enau, und völlig genau, wenn das quantitative Verhältnils 
igemischten heterogenen Salze bei der aus der nämlichen 
erhaltenen Sole ein für allemal bestimmt ist. BıscHor 
erner Anleitung, auf welche Weise das bei verschiedenen 
raturen gefundene spec. Gew. der Solen auf die bestimmte 
ltemperatur reducirt, und somit der Gehalt derselben ge- 
werden könne, aufserdem aber hat er für diesen Zweck 
sführliche Tabellen beigefügt, bei denen die auf ihre Be- 
ng verwandte Mühe und Geduld wahrhaft Bewunderung 
it. Weil es aber selbst für den praktischen Gebrauch un- 
leichter ist, die Normaltemperatur von 15° R. herzustel- 





Hist. de l’Acad. de Prusse. 1762. T. XVIII. p. 27. Eine klei- 
r unvollkommene Tabelle findet sich in Schwed. Abh, V. 4197. 


G. XXXV. 811. £. LI. 397. 








1574 


len, ®nd dabei die zur Prüfung erforderliche Wägung vorme» 
men, als die bei einer andern Temperatur angestellte mc ie 
Formel zu cortigiren, oder sich in den weitläuftigen Tias 
zu orientiren, so theile ich hier blols einen Auszug aus de = 
15° R. entworfenen Tabellen für die Löthigkeit oder des = + 
lichen Salzgehalt der Solen mitt, welche Bestimmanze x: 
eine leichte Interpolation für alle möglichen Fälle genügen. D 
bezeichnet sp. Gew. das specifische Gewicht der Solen, ur. x 
die Procente des Salzes, oder die Gewichttheile des Salzes "= 
ches aus hundert Gewichttheilen der Sole erhalten wird. ex 
der Voraussetzung, dals sie blols reines Kochsalz und ol: 
mischung sonstiger Salze enthalte, 


Gewicht 









1,0025 


1 Dieselbon Tabellen nebst gehaltreichen Bemerksager ri 
meln, den Salzgehalt der Solen, ihre Gradiruug aad ihr Fe." 











1,0725 


1,1425 























1,0050 1,0750 10,351 1,1850 il 

1,0075 1,0775 1106856 | 1,1475 "ir 
1,0100 1,0500 | 11021) 1,1500 14 
1,0125 1,0825 |11,354| 1,155 25) 
1,0150 1,0850 | 11,657 | 1,1550 12." 
1,0175 1,0875 [123,019] 11575 :° 
1,0200 - 1,0900 | 12,352 | 1,1600 e 
1,0225 1,0925 | 1204| 1,105 “X 
1.0250 1,0959 | 12,973 | 14,1650 . 
1,0275 4,0975 |1335 | 1,1675 :“ 
1,0300 +) 1,1000 |13,674) 1,1700 17 
1,0325 560 | 11025 |14,004| 1,17235 -> 
1,0350 | 4906 | 411050 114,333 | 1,1759 Zei 
10375 | 5907 | 11075 | 1466. 4,4775 5° 
1,0400 5,590 1,1100 14,983 1.10) - 
1:9425 | 5940 | 11125 15315, 1,185 =’ 
10450 | 6253 | 11650 [15,641 1,180 — 

1:0475 | 6,626 | 11175 1150881 1.1875 8 
10500 | 68 | 11200 | 16,292] 1190 >| 
1,0525 | 7,309 | 11295 16617) 11995 Ze 
1,0550 | 7:607 | 11250 | 16,94 | 11950 .> 
1,0575 | 7,959 | 11275 117,205 | 14195 -F 
1,0600 | 9329 | 11300 117588 (Lg - 

1,0025 | 8,607 | 4,1325 117,911 | un - 

1,0650 | 9,005 | 4,1350 | 18,233] 10 ` 

1,0675 | 9343 | 1,1375 118555| LC E 
1,0700 : | 9,680 I 1,1400 118,375| 1,08 ..* 





Specifischea d. Mischungen. 1575 


Da diese mitgetheilte Tabelle für den Zweck dieses Wer- 
genügt, so beschränke ich mich auf eine blofse historische 
ıbe der sonstigen vorzüglicheren Bemühungen, den Salzge- 
der Solen aus deren spec. Gew. zu bestimmen. Dahin gehört 
tsächlich eine Abhandlung von ScuLonsaca 2, welcher 
lem Gew. des trockenen Salzes und des zu seiner Auflösung 
derlichen Wassers nebst der mit der Vereinigung beider ver- 
lenen Zusammenziehung des .letzteren eine Formel zur Be- 
nung des quantitativen Verhältrisses beider vereinter Snb- 
en ableitet. Es läfst sich dabei nicht annehmen, dafs das 
elösete Salz blols in die Zwischenräume des Wassers dringt, 
elchem Falle das Volumen des letzteren nicht vermehrt wer- 
würde, noch auch dafs die Wassertheilchen um so viel von 
ıder getrennt werden, als das Volumen des aufgelösten Sal- 
yeträgt, weil sonst das spec. Gewicht der Mischung genau 
arithmetischen Mittel beider vereinter Substanzen gleich 
mülste, vielmehr zieht sich.das \Vasser durch die Verbin- 
mut dem Salze um einen der Quantität des letzteren pro- 
onalen Theil zusammen, wie schon oben erwähnt ist2. Dafs 
den Beobachtungen von Tuıuuare 3 die Mischungen aus 
hol und Wasser eine Zusammenziehung erleiden, so lange 
lenge des ersteren grölser ist, als die des letzteren, weiter 
diesen Punct hinaus aber sogar eine Vermehrung, bewei- 
‚icht sowohl, dafs die letztere eine absolute sey, als viel- 
- eine relative in Beziehung auf’die ungleich stärkere Volu- 
verminderung bei der Vereinigung von wenigem Wasser 
rielem Alkohol, ist aber rücksichtlich der dennoch frei wer- 
en Wärme von grofser Wichtigkeit. "e 


Auf welche Weise das specifische Gewicht bei gemischten’ 


tanzen zu erhalten sey, dieses näher anzugeben, ist nicht er- 
rlich, indem es sich von selbst versteht, dafs dasselbe ganz 
ie oben ausführlich beschriebene Art mit gröfserer oder ge- 
rer Genauigkeit gefunden werden könne. In der Regel aber 
ıen diejenigen, welche zum Behufe der Steuererhebung oder 





nd, von demselben Verf. finden sich in Archiv für Bergbau und 
uwesen. Von C. J. B. Karsten. X1. 211. 

In G. XI. 175. 

S. Flüssigkeit S. 480. 
} Journ. des Mines XXIX. daraus in G. XLVI. 1%. 


S 


41576 Gewicht 


bei technischen und Fabrikanstalten das spec. Gew. der pesch, 
ten Flißsigkeiten zu bestimmen wünschen, die zur völlige (e 
nauigkeit unentbehrlichen weitläuftigen Reehnunugen, url ı= 
auch oft durch äufsere Verhältnisse genöthigt, die Bestinex. = 
der speo. Gew. in kurzer Zeit mit dem für ihren Zwei kw» 
chenden Grade der Schärfe zu suchen, Hierfür sind die » 
meter mit festen Scalen f am geeignetsten, und namesthas 
Taarıes Tabellen berechnet, nach denen die Scalea deek 
strumente so veffertigt werden können, dafs sie die Pros 8 
Alkohols im Branntwein, durch die Tiefe, bis zu welöre® 
einsinken, unmittelbar angeben 2, Für Salzspindein bal 
gezeigt, dals sie zur Bestimmung des Solengehalts am bee: e1 
Bierwaagen ähnlich verfertigt, und durch kleine, auf ihre 5a 
gesteckte und bis an einen kleinen Absatz herabsinkerk » 
wichttheilchen zum Einsinken in die Flüssigkeit bis m == 
gewissen Punct gebracht werden. Die aufgelegten Gewichr:-- 
chen bezeichnen das spec. Gew. und geben aus diesem de w 
gehalt unmittelbar. Für die gemeinen technischen usi Ss 
mischen Zwecke, wofür das spec. Gew. der Flüssgkes : 
durch wissenschaftlich ganz ungebildete Arbeiter bestas = 
den muls, ist es in vielen Fällen zum Behufe der blobe ba 
- am vortheilhaftesten, solche Aräometer blols für den sa 
Stand, welchen sie in den individuellen Flüssigkeiter s8 
müssen, genau einzurichten, für die Temperatur diers;? 
wählen, welche in tiefenKellern das ganze Jahr ziemlich => 
inälsig ist, oder eine im Winter und im Sommer ziemlid ag 
mälsige Stubenwärme,, und auf diese Weise das Verfah 5 
empirisch.einzurichten. Hierfür kann man sich füglich nse 
nes Normalgefälses bedienen, welches mit der gegeben: 
sigkeit gefüllt ein zum Voraus ein für allemal bestins'-b 
wicht haben muls. Solche, für die blofse Praxis ber: 
Vorschläge können namentlich bei Salz -, Alaun — Viil- 
dereien u.s. w. desgleichen bei Branntweinbrennerers gg 
wendung kommen. 

Unter die gemischten Flüssigkeiten, deren spec. br ' 
selbst durch die Polizeibehörden controlirt wird, gebör mer 

1 8. Th, L 8. 851. 


2\ Sie ist oben Th. La 874 mitgetheilt. 
8 Karsten Archiv, XII. 297. | 
















d 





Specifisches des Menschen. 41577 


ıch das Bier, der Most und der Wein. Genau genommen 
unthunlich, die Güte dieser Flüssigkeiten” durch das spec. 
zu bestimmen, weil sie ihre Güte mehreren Substanzen 
ıken, welche in dieser Hinsicht entgegengesetzt wirken. . 
rd namentlich das Bier leichter durch seinen Antheil ari 
ıs, aber schwerer durch den enthaltenen Schleimzucker, die 
nsäure u. 8. W., abgesehen davon, dals allgemein genom- 
las Mischungsverhältnifs solcher Flüssigkeiten, welche aus’ 
nd mehr Bestandtheilen zusammengesetzt sind, durch das 
eter nicht bestimmt werden kann. Arkometrischie Proben: 
laher für diese Fälle nur in so weit zulässig, als durch Er- 
ig bestimmte Apparate bei nicht wesentlich abgeänderten 
ungsarten der nämlichen Flüssigkeiten einen gewissen un- 
lerten Zustand anzeigen, wie z. B. bei den bekannten Dan- 
Bierwagen u s. W. 


Specifisches Gewicht des Menschen. 


fusscHENBROEK ? giebt an, der menschliche Körper sey. 
sch schwerer als .das Wasser. Versuche, worauf sich die- 
hauptung gründe, werden nicht angegeben, auch sieht. 
leutlich, dafs der Satz blofs auf der allgemeinen Erfahrung 
et, wonach die Menschen im Wasser untergehen und er- 
n, wenn sie sich nicht durch das künstliche mechanische. 
mmen an die Oberfläche desselben erheben. Auf gleiche 
» aus ganz bekannten Erfahrungen entnommen ist dann. 
der weitere Zusatz, dafs später der Leichnam, wenn er in 
ifs übergehe, und die Theile desselben durch entwickeltes 
wufgetrieben würden, specifisch leichter als das Wasser 
, Mit dieser so natürlichen Annahme hat man sich seit ja- 
eit im; Allgemeinen begnügt?, wenigstens sind mir keine 
ndungen dagegen bekannt, bis Zong Roperrtson? das 
pen des Menschen gegen das des Wassers bei gleichem 
chte zu bestimmen suchte. Er liels sich zu diesem Ende 
ırolse Cisterne machen, bestimmte den Inhalt des darin ent- 





Introd. 11.521. K 1879. 
Harıza Elem. Phys. L 8. Basen in Diet, rais. de Phys. art. 


Phil. Trans. L. 80. Bibi, Brit. IJ. 285. 


? 


` 


1580 . Gewicht 
chen des menschlichen Körpers bedeutend, das Muskelfes: 


‘ist wenig spec. schwerer als Wasser, das Fett dagegen ist lei- 


ter. Aus dem sehr ungleichen quantitativen Verhäkuzse ùe 
Theile gegen einander im menschlichen Körper folgt indek. -2 
nur sehr corpulente Personen mit einem absoluten relative: » 
«wichte schwimmen, alle übrigen aber untersinken müfsen. 3 
menschlichen Körper befinden sich aber noch aulserdex = 
Menge gröflstentheils mit Luft angefüllter Höhlungen, os 
lich in der Brust, und diese sind mehr oder weniger use 
wodurch also das spec. Gew. desselben bedeutend vei: 
wird. Setzt man den Cubik-Inhalt des Menschen im Mre < 
d Par. Cub. F., welches bei gleichem spec. Gewichte z: a 
Wasser einem absoluten Gewichte von 140 % zugebin. œ 
Cub. F. Wasser zu 70 ® angenommen, nimmt man Jose £ 
Davy an; dafs nach stärkstem Ausathmen noch 35 (= - 
Luft in der Lunge enthalten sind, nach mittlerem aal 
aber 118 und nach stärkstem 240, so geht hieraus eine\a= 


rung des Volumens von ae = us und a z 
3 5 eg hervor. Weil aber beim Eintauchen des Mensches ga 


Wasser theils durch den Druck des Wassers namentlich $ 
die Brust, theils durch die plötzliche Empfindung der Kak: s? 


ein starkes Ausathmen.erfolgt, das Einathmen unter des fe 


‚ ser aber unmöglich wird, so geht hieraus hervor, dafs dei 


ohne Uebung im Schwimmen der Regel nach untersinke v1 
wenn man ihn auch im Mittel als gleich spec. schwer es 
Wasser annehmen wollte, dals ihn dagegen ein gewii=# 
Einathmen, noch mehr aber ein starkes mit einigem Leer 
wichte über dem Wasser erhalten würde. Letzteres ist sg 
dem um so leichter möglich, je gröfser die Summe der Cé 
des Körpers ist, welche in das Wasser eingetaucht werd=. ? 
ne die Respiration zu-unterbrechen, also beim Liegen v #2 
Rücken, worauf dann dieses bedeutende Erleichterunsse?” 
übter Schwimmer beruhet. Dafs endlich das spec. Gew $ 
Menschen im Seewasser im Verhälmifs von 1: 1,028 £77 
werde, er folglich hierin um so viel leichter schwinze, * 
steht sich von selbst. A 


1 S. Th. I. 8. 620 dieses Wörterb, 


Gewitter. ' 1581 


Gewitter. 


gewitter, Donnerwetter, Tempestas ful- 
ans; Orage accompagné d’eclairs et de tonnerre; . 
npest. 


Man versteht darunter jenes ergreifende, nicht selten schreck- 
' Luftereignifs der Entladung der Wolken unter Blitz und 
ner in Regen, Hagel und Schnee, und diese Wolken selbst 
t map Gewitterwolken. Sehr vieles auf das Gewitter sich 
ehende wird unter den Artikeln: Blits, Blitzableiter, Don- 
u. s$. W. Hagel, Luftelektricität, Wetterleuchten vorgetra- 

Hier soll die Erscheinung in ihrer Totalität aufgefalst wer- 
und um die Uebersicht zu erleichtern, und das Zusam- 
gehörige an seinen passenden Ort zu bringen, will ich den- 
m unter 7 Hauptrubriken abhandeln. 


Gewitter im Allgemeinen, Entstehung 
und Verlauf derselben. 


Allen Gewittern geht die Bildung von Wolken voran, ent- 
er in der Atmosphäre des Orts selbst, an welchem sie zum 
much kommen, oder in der eines entferntern Ortes, von 
hem sie herbeigeführt werden. Anfangs sehr klein vergrö- 
ı sie sich oft sehr schnell, indem sie scheinbar aus sich selbst 
h fortschreitenden Niederschlag der Dünste um diesen er- 
Keim her wachsen, und auf diese Weise, wenn sie noch 
rnt zu seyn scheinen, oft schnell das Zenith erreichen. Oft. 
n sich gleichzeitig an mehreren, selbst bis 5 Orten über 
Horizonte solche Wolken, die sich bald vereinigen, bald 
ln wirken. Sie charakterisiren sich theils dadurch, dals ih» 
gur von der in die Länge gedehnten schnell in die abge- 
ete übergeht, und folglich die Suwichwolken sich zu Haupt- 
en nach Howaan (Cumulus) und gethürmten Haufwolken 
ıdern, und dals sie starke Contraste von Beleuchtung bil- 

An einigen Stellen nämlich ist ihre Farbe dunkelgrau, sie 
daselbst undurchsichtig, und gleich daneben zeigen sie wohl 
‚ende Theile, die ins Gelbe spielen oder helle Lichtreflexe 
sachen.” Von den eigentlichen Hagelwolken unterscheiden 
die gewöhnlichen Gewitterwolken, dalserstere mehr weils- 


152 . Gewitter, 


‚ lich, auch mehr in die Länge ausgedehnt, mit dieser vwe-:- 
chen , mehr wie ein Nebelgebilde erscheinen, Sie gebir: z 
Ganzen den niedrigeren Gegenden der Atmosphäre an. La 
BERT berechnete in einem Falle die Höhe derselben ad \ 
Schuhe senkrechter Hähe, in einem andern Falle za ag." 
SuucksungH fand durch Messung die gewöhnliche Hiie e 
Wolken’ bei Genf zu 5400. Fuls über der Mleeresfläche. Ce 
meisten Fällen ziehen sie, wenn sie erst ausgebildet sind, :2 
niedriger?, senken sich besonders tiefer wenn sie ein, $ 
und erheben sich dann wieder, Doch scheinen sich anase 
deutend höheren Gegenden Gewitterwolken bilden m i71 
wenigstens bemerkte Saussuag? auf der Spitze des Me 
deutliche Spuren vom Einschlagen des Blitzes daselbst a =" 
geschmolzenen Stelle des Granits. Nach Avex, v. Hras ~- 
Erfahrungen * sind zwischen den Wendekreisen Blue — 
gel in einer Höhe von 2000 —2200 Toisen sehr selten Y- 
rend der Bildung der Gewitterwolken. zeigen sich oke: 
schon einige schwache Blitze, doch hebt das Gewitter ar: 
ne solche Vorläufer gleich mit einem heftigen Blitze ve: ’-3 
furchtbaren Donner begleitet an. Das Blitzen und Dons« - 
ert gewöhnlich einige Zeit ohne Regen, welcher aber = 
gewöhnlich nach der Stärke des Gewitters mehr oder rn 
reichlich eintritt und mit jeder el. Entladung zumimm. `- 
und nach verzieht sich das Gewitter, d.h. es nimmt eiw: - 
förmige Gestalt und die gemeine graue Farbe mit gerins:~r ` 
terschiede der einzelnen Theile an, das Blitzen, Dovre- : 

“ der Regen nehmen ab, und hören dann ganz auf, und dr ` 
tere Himmel kommt wieder zum Vorschein. Nicht seiten =” 
tet aber auch das Gewitter weiter, und indem neue Gew::-” | 
ken sich mit ihm vereinigen, verbreitet es Schrecken übe T 
te Strecken. Während des Gewitters ist die Ruhe de e 
sphäre häufig gestört, Von denGewitterwolken weht de `~ 
nach allen Seiten, Wirbelwinde entstehen nicht seken, ` 
welche Staub und leichte Theilchen in die Höhe gehobe - 








1 Vergl. Reimarus neno Bemerkungen vom Blitze, Bem 
1794. S. A 

2 S. auch die dritte Rubrik. 

3 Bericht von einer Reise nach dem Montblasc 1787. 

& Schw. N. R, XV. 42. 


Entstehung und Verlauf. 1585 . 


führt werden, bisweilen von weit ausgedehnten Fichten- 
rn der Blüthenstaub, welcher dann als sogenannter Schwe- 
en selbst in einer Entfernung von 14 Stunden von solchen 
ern niederfällt. In ihrem Fortschreiten nehmen die Ge- 
nicht die Richtung des vorher herrschenden Windes, 
hr gehen sie oft gegen. den Wind, und dieser schlägt erst 
ım, wenn die Gewitterwolke im Entladen begriffen rasch 
t. Der Wind bezeichnet durch diesesUmschlagen gleich- 
ie Stelle, wo sich die Gewitterwolken gebildet haben, und 
Wind reinigt, wenn nicht etwa, wie bei heftigen Ge- 
n auf mehrere Tage regnerische, kühle, und trübe Witte- 
urückbleibt, vollends den Himmel, und die ganze Natur 
ın nach einem solchen Gewitter in dem Grade erquickt, in 
əm dieselbe durch die dem Gewitter vorhergegangene 
le Atmosphäre gleichsam abgespanut war. 
in grolser Grad von Rulıe in der Atmosphäre scheint unter 
höheren Grad von Wärme zur Entstehung von Gewittern 
zu seyn. Daher sehen wir an starkwindigen , übrigens 
eisen, Tagen keine Gewitter entstehen, selbst dann nicht, 
gewitterartige Stürme über uns wegrauschen. In der Regel 
en Gewvittern eine schwüle drückende Hitze bei wolken- 
Hımmel voran; wenn mehrere heitere Tage bei grolser 
und ohne merklichen Wind auf diese Art auf einanderfol- 
o verliert die Luft allmälig ihre Klarheit, sie bekommt 
ft ein Ansehen, wie von einem dünnen Höhenrauch, bis- 
fangen nach einer solchen Folge von mehreren schwülen 
tagen sich Gewitterwolken zu bilden an, die sich aber, 
om Ausbruch zu kommen, wieder zerstreuen; dasselbe 
ich ein paar Tage verstärkt wiederholen, bis endlich ein 
heftigeres Gewitter. zum Ausbruch kommt. Gewitter oh- 
nd bringen gewöhnlich nur Blitz und Donner ohne merk- 
Regen, während die mit starkem Winde verbundenen stets 
n Regen und oft Hagel mit sich führen. 
Vertheiluug der Gewitter nach 'Tages- und 
Jahreszeiten. Winter- Gewitter, 


H 


unserer gemälsigten Zone gehören die Gewitter in der 
lem Sommer an, dessen steigende Wärme sie häufiger und 





Scuöszzn in Schw. J. XL 26. Vergl. Regen. 


D 


1581 Gewitter. 


häufiger entwickelt. Nach des eifrigen Meteorologen Ganr 
Auszügen aus 1Wjährigen meteorolosischen Beobachtungen! = 
der Gegend von Berlin, war die Zahl der Gewier is ùn = 
einander folgenden Monaten folgende: Januar 14, Ecke x 
März 26, April 132, Mei 293, Junius 453, Julius 466, ka 
423, September 160, October 22, November 12, = 
ber 13. 


Scuöw hat folgende Tabelle über die Zahl und V 
der Gewitter nach Monaten, welche man in 5 æf ene .- 
genden Jahren unter verschiedenen Breiten von dees a 
Rom = 41° 53 A4 bis zu derjenigen von Petenbeg =} 
. 50 23” beobachtete, mitgetheilt 2; 





1 Schw. L 123. ` 
2 Die Witterungskunde. Würzburg. 1808. 





1585' 


Zeit derselben. 











prasac 


-aapına 1o1mtzggoeg ORI — 


IT "A mamter 





woy nz 


Hhhhh 


Gewitter 


1586 





meet an. + 





*) Die Jahre sind alten Styls. 





Zeit derselben. 1587 


Es bestätigt sich auch durch diese Tabelle, dafs in der Re- 
der Julius der an Gewittern reichste Monat des Jahres ist, 
dafs in der Frequenz derGewitter die Monate folgende Ord- 
g beobachten: Julius, August, Junius, Mai, September, April. 
rgiebt sich ferner, dals die Gewitter um so häufiger sind, je 
icher die Breite oder vielmehr, je gröfser die mittlere Tem- 
tur eines Orts ist. Indefs begreift man leicht, dafs aufser 
em Factor auch noch andere, häufig örtliche Umstände, ins- 
ndere die Lage in der Nähe von Gebirgen u.s, w. einen be- 
enden Einflufs auf die Menge der Gewitter äulsern. So 
hnet sich unter allen in der mitgetheilten Tafel aufgeführten 
np, das in einer angenehmen und fruchtbaren Ebene unweit 
Brenta liegende Padua durch seine zahlreichen Gewitter aus, 
n Zahl in jenen 5 Jahren 201 in dem viel südlicher gelege- 
Rom dagegen nur 100 betrug. Noch viel auffallender ist die 
erordentlich geringe Zahl von Gewittern = 5 in Kopenha- 
verglichen mit der i in dem‘viel nördlicher gelegenen Stock- 
ı = 40. Kopenhagen liegt aber auch nach allen Seiten ent- 
t von Gebirgen, deren von der Sonne in den heilsen Mit- 
tunden auf einen hohen Grad erhitzte Thäler die vorzüg- 
te Werkstätte der Gewitter sind. Eine ähnliche Lage von 
seille scheint auch hier einen wesentlichen Antheil an der 
llend geringeren Frequenz der Gewitter zu haben, als sonst 
‚ seiner südlichen Lage zu erwarten wäre. In der ganzen 
ifsigten Zone sind der Julius und August als die beiden hei- 
en Monate auch die Gewitterreichsten. Das eigentliche 
» Gewitter entsteht nach Scuös! auch nur bei höherer Tem- 
ur. Die mittlere Temperatur, bei welcher dasselbe sich 
t, giebt er zu 20° R., und in den ganz heilsen Sommern 
5 bis 28° R. an. Doch entstehen im April, Mai, im An- 
» des Junius Gewitter auch schon bei 17 bis 18° und im 
ember bei 45 bis 17°. Im Winter sind daher die Gewitter 
eine Seltenheit, und sie weichen auch von den Sommerge- 
rn darin ab, dafs sie mehr sturmartig und schneller vor- 
‚ehend sind. Anch schlagen sie gewöhnlich in Gebäude 
was theils davon herrührt, dafs sie niedrigex ziehen, theils 
n, dafs im Winter die entlaubten saftlosen Bäume die Elek- 
ät weniger anziehen, auch dieselbe nicht unmerklich durch 


— — 


Schw. IV. 898. " 
Hhhhh 2 


1588 Gewitter 


den Regen abgeleitet werden kann. Es ist bemerkenswenk is 
die Wintergewitier in den mehr nördlichen Gegenden vera: 
nilsmälsig häufiger vorzukoımmen scheinen. Man hat über de: 
Wintergewitter an der Westküste von Norwegen, besondes 3 
dem Stifte Bergen, interessante Nachrichten von zwei nc: - 
schen Bepbachtern, dem Rector Assxtz in Bergen, um a 

Pfarrer Herzuene einer Aufforderung v. Hıuca’'s zu ver 

ken !. Diese Gewitter, entstehen eben sowohl nach eines s$- 
ken Froste, der einige Wochen gedauert hat, als nach =: 7 
Thauweiter, milder Luft, starkem Regen und Südwind, zz 
den Fällen aber kommen sie constant.mit West - und Narr» 

stürmen. Sie sind stark auf den Inseln, die dem freier e: 
am nächsten liegen, und schwächer im lonern der Fieder" 
Buca, der auf seiner Reise in Norwegen gleiche Nadr” 
einzog, findet die Ursache dieser Wintergewitter an de Ve 

- küste von Norwegen? in dem Wasserdampfe, welcher sent: - 
Temperatur, .womit er von temperirten Klimaten her cs L- 
erreicht, über dem kalten Festlande verliert, sich schnell z- 

- ken verdichtet, eben so schnell sich seiner Elektricität e- 
während im Sommer diese Temperaturdifferenz nicht reż” * 
ist. Jedoch: steht die an demselben Orte durch v. Brcr--* 
stellte Behauptung, dafs es an derselben Westküste von ir: 

gen gar keine Gewitter im Sommer gebe, mit an Ort un.”- 
gemachten Beobachtungen im Widerspruche, da de" 
Anentz, der von 6. Jahren Beobachtungen über Gew - 
Bergen und Drontheim mitgetheilt hat, von ersterem S Ges. 
im Julius und 3 im August, und von letzterem 9 im bes 
4 im August aufführt, Diese Sommergewitter untersches= -- 
aber dadurch von den Wintergewittern, dafs die Gewitter: - 

nicht von Westen, sondern meistens von S, SO. und NC. + 
men. Immer bleibt aber die grolse Anzahl jener Wine," 
ter in den angeführten Gegenden merkwürdig, die mz, 
Monaten October his December in jener Zeit von 6 Jahm ca 
11 betrug. Auch in Island ereignen sich Donner und E- 8 
öftersten im Winter, bei mittelmäfsiger Kälte, trüber Lg 
Schnee, Auf den Färöer Inseln finden Gewitter oer im V ~ 
statt, und zwar bei starkem Sturme. Anestz, der diese be 





1 G 
2 P, XXV. 308. 


Zug der Wolken. | 1589 


ıngen aus Reisebeschreibungen mittheilt, bemerkt dabei, 
sich dieses nach der Lage dieser Inseln vermuthen liefs, da 
ere sowohl als Island vom Meere umgeben sind, und ın ei- 
tohen Breite liegen, folglich im Sommer eine gleiche und 
ndise Temperatur haben müssen, da alsdann selbst die nörd- 
n Winde temperirt seyen, während im Herbste und Win- 
ie von den nördlichen Klimaten herwehenden kalten Winde 
liche und auffallende Veränderungen in der Temperatur der 
ısphäre, schnelle Verdichtung der Dünste und Entbindung 
Elektricität herbeiführen müssen. In den allernördlichsten 
en, namentlich in Grönland, sind Gewitter überhaupt eine 
te Erscheinung. 
Die Tageszeit betreffend, so sind die Gewitter am häufig- 
des Nachmittags, seltener des Nachts, am seltensten des 
ittags. Auch hier zeigt sich wieder, wenigstens zum Theil, 
eziehung ‚auf die Wärme. Es ist eine Behauptung von 
ern und Landleuten, die auf dergleichen Wetter - Erschei- 
om mehr aufmerksam sind, dafs der Vollmond ein. Gewitter 
zum Ausbruch kommen lasse, und wenn ein solches auch 
am Himmel stehe, der Vollmond, so wie er vom Horizonte 
: Höhe steigt, es auflöse und zerstreue. Growau will diese 
im Allgemeinen bestätigt gefunden haben, doch bemerkt 
fs trotz des hellen Vollmonds am 31sten August 1806 zwei 
Gewitter auf einander folgten. Ich habe gleichfalls öfters 
kt, dafs nach aufgegangenem Vollmonde ein beinahe schon 
wusgebildetes Gewitter sich wieder zerstreute. 


Richtung und Zug der Gewitter“. 
wolken. 


ur Erforschung und Aufklärung dieses für Meteorologie so 
sen Gegenstandes bat die naturforschende Gesellschaft zu 
im Jahre 1820 die Meteorologen Deutschlands durch eine 
iche Ansprache aufgefordert, und ein zweckmälsigesSche- 
Beobachtungen in dieser Hinsicht bekennt gemacht, und 
1 dadurch interessante Mittheilungen von verschiedenen 
veranlalst worden. Die Hauptidee war irgend eine ge- 
fsige Beziehung des Zugs der Gewitter auf gewisse Ver- 
se unsers Erdkörpers auszumitteln. Als Resultat stellt 





Vergl. Schw. J, XXVU. 4 Heft und N. RL 119. 


) 


1590 - Gewitter 


Krrensteınt aus den vielen an die naturforschende Gesi- 
schaft eingesandten Mittheilungen auf, dals nur sehr wenige G~- 
witter in Deutschland eine Richtung in der nordöstlichen Les 
haben, sondern in der südwestlichen ziehen , selbst da, wsc: 
Beobachtungspuncte in Thalgegenden lagen , die mit ibrea H- 
henzügen weithin eine Richtung von Süden nach Norden hr 
Krrsenstein bringt diesen im Ganzen constanten, und vor z 
besondern Oberfläche, auf welcher sich die Gewitter bilden. = 
abhängigen Zug der Gewitter mit der Richtung. der Gebir;r 3 
Gebirgsmassen in Beziehung, die im Allgemeinen und Le 
betrachtet, eine südwestliche Richtang haben. In Räcksik a 
diesen Zug von W. und besonders von SW. nach NO. um: 
auch die Beobachtungen Scuosn’s über den Gewitter 3 
Würzburgischen und Sc#süsreas über diejenigen in Wre 


berg überein, der aus mehreren Jahren von sehr versch 


nen Puncten dieses Landes Gewitterbeobachtungen gesce: 

hat. Letzterer bringt den Zug der Gewitter gleichfalls ak 

ziehung mit der Richtung der bedeutenden Gebirgskente, ez 
unter dem Namen der schwäbischen Alp sich durch dee L 
von SW. nach NO, zieht; die am Fulse dieses Gebirge. *- 
züglich am nordwestlichen Abhange unmittelbar, liegende ~ 
werden am meisten von Gewittern heimgesucht, währes::! 
den nördlichen tieferen Gegenden Würtembergs, so wie 2°: 
ebenen Gegenden des südöstlichen Schwabens gelegese ~ | 
davon mehr verschont bleiben. Scawxsocer falste ni > | 
Beziehung dieser Richtung des Zuges der Gewitter auf £: = 
gnetischen Verhältnisse der Erde auf, und glaubt in dem.“ 

schenden Zuge der Gewitter von SW. nach NO. also is e 
Linie, die bei uns wenigstens den magnetischen Meder: 
recht durchschneidet, eine solche Abhängigkeit angeder. 
bemerkt dabei, es würde interessant seyn, den Zug de Ga 
in Gegenden, wo die magnetische Linie eine etwas ander — 
hat, z. B, in Sibirien, kennen zu lernen. Ich finde wni : 
Reımanus neueren Bemerkungen vom Blitze eine bebe ;: 
rige Thatsache. Er führt nämlich? von den häufigen Ger" 
die man während des Höhenrauchs im Jahre 1783 mag 
Theile Rufslands am Altaj beobachtete, an, dafs sie ans S 














"4 Schw. VII. 4—7. 
2 a.a. 0,3. 5. 


Zug der Wolkan. 191 


er die Schneegebirge kamen. Auch in Holstein und: insbe- 
ıdere in einem Umfange von mehreren Meilen um Kiel neh- 
n die Gewitter gewöhnlich. ihren Zug von SW. nach NO., 
bei die Ostsee, die sich in letzterer Richtung ausdehnt, je- 
h nicht ohne Einfluls zu seyn "scheint. Nach Groxav ist 
ichfalls bei Berlin der Zug der Gewitter am gewiihnlichsten 
SW., am seltensten aus N. und NO. Dafs jedoch in Ge- 
den, wo die Gewitter der Regel nach ihren Zug von W. 
h O. nehmen, die Ausnahmen nicht ganz selten sind, bewei- 
unter andern die von Schuster mitgetheitten Nachrichten. 
kamen unter den 43 Gewittern, die im Jahre 1824 zu Gien- 
ı beobachtet wurden, doch 5 von Osten und zogen nach We- 
ı, und in Zeil kamen von 55 im Jahre 1821 beobachteten Ce- 
tern gegen 28 von W. 16 dagegen von Oi, Auch wurde 
on oben bemerkt, dafs im Stifte Bergen die Sommergewitter 
hr von O. nach W., die Wintergewitter dagegen in der ent- 
'engesetzten Richtung ziehen.. Gewitter, welche von der ge- 
hnlichen Regel ihres Zuges abweichen, zeichnen sich ge- 
hnlich durch Heftigkeit aus, und namentlich bemerkt Schal s- 
t von denen in \Vürtemberg von Osten herkommenden Ge- 
tern, dafs sie gewöhnlich durch Hagel gefährlich seyen?. 
weilen kehren die Gewitter auch wohl wieder zurück, wo- 
ch dann ihr Zug der entgegengesetzte von demjenigen nach 
‘gewöhnlichen Regel wird. Gronau bezweifelt zwar dieses 
ückkehren der Gewitter wenigstens in den Ebenen ?. Es 
stehen oft, meint er, zwischen hinwesgezogenen Gewittern 
l dem Zenith neue Gewitterwolken, wo sich dann die Wol- 
ı nach allen Seiten ausbilden, sowohl nach der Seite, wo das 
witter hergekommen, als wo es hingezogen ist, was dann al- 
lings den Schein verursacht, als ob das Gewitter zurückge- 
mt wäre. In gebirsizten Gegenden lälst sich selbst auf eine 
chanische Weise eine Reflexion der Gewitterwolken denken. 
der That giebt es auch sogenannte JI etterscheiden, die auf 
ı Zug der Gewitter einen wesentlichen Kinfluls ausüben. Sol- 
 Wetterscheiden sind vorzüglich einzelne Berge, noch mehr 
Idige Gebirgsrücken, die den Gewittern ein Hindernifs ent- 





1 Schw. IV. 379. 
2 2.2.0. 
3 Ebend. I. 147. 


/ 


1582 Gewitter 


gegenstellen, so dafs sie gewähnlich längere Zeit stehen Mee 
und dann in etwas veränderter Richtung weiter ziehen. È- 
weilen werden durch solche \Vetterscheiden die Gesi- = 
zwei Theile getheilt, welche entweder getrennt nach een: 
den Richtungen weiter zieher, oder sich auch wieder hin 

Wetterscheide vereinigen, wenn die Wetterscheide durch x 
mehr einzeln stehenden Berg gebildet wird. Der sees". 
ist, dafs das Gewitter eine rückgängise Bewegung annis= 

welchem Falle es, wie schon bemerkt, gewöhnlich sear.- 

endlich gum Ausbruche kommt. Eine solche hemmende Y - 
kung auf Gewitter äulsern selbst hie und da Bergsketten. = " 
nicht mehr als 1500 P. Fufs über das Meer und 500P. FC 
die Oberfläche der nächsten Thäler aufsteigen 1. Scerı= 
führt in seinen verschiedenen Abhandlungen über die Ges" 
in Würtemberg eine grofse Zahl solcher vw etterscheideg a: 


Scnon fand die oft von Landleuten aufgestellte Bee. +- 
spätere Gewitter die Richtung einhalten, welche frühere ky 
ter eingeschlagen haben, bestätigt ?, besonders bei den ‘ — 
Gewittern im Jahre 1819, indem bei weitem die mess: : 
NW. kamen, von wo aus die ersten ihren Zug genomes - 
ten. Dieselbe Regel fand auch Dr. Guextaer in den (= | 
gegenden am Rhein, namentlich im Siebengebirge, Soch 23 
eigene Beobachtungen als durch das Zeugnils der dortige: .? 
leute bestätigt*. ScuüsLer bemerkt zwar, dafs ihm die > 
gel von Wetterbeobachtern in \Vürtemberg gleichfalls » 
Resultat vieljähriger Beobachtungen mitgetheilt worden sı = 
mit der Beschränkung, dals sie nicht für die Gewitter =: 

- gust und September gelte, er selbst aber fand sie, wer,’ * 
für die im Jahre 1821 beobachteten Gewitter, nicht bebe + | 
die ersten am Ende April von Osten, im Mai aber schon ce 


im Westen und noch mehrere in den folgenden Monate :: 
daher kamen, 





o 


Vgl. Schübler in Schw. I. 139. 
Schw. 1. 138. IV. 838. XI. 26. 
Schw. IV. 400. 

Schw. XXI. 105. 

Schw. IV. 379. 


a ww Dë Au ka 


Periodische Wiederkehr. ` ` 1593 
Periodische Wieđerkehr der Gewitter. 


Der berühmte Aurx. VoLTtA ? hat in den Gebirgsgegenden 
omer - See beobachtet, dafs die Gewitter eine Neigung be- 
n, viele Tage hinter einander um dieselbe Stunde und ge- 
aus demselben Orte wieder zu erscheinen, wo sie am ersten 
' wahrgenommen wurden. Diese periodische regelmäfsige 
derkehr gilt vorzüglich für solche Orte, wo in den Sommer- 
aten die Gewitter täglich erscheinen, wie z. B. für die Ge- 
thäler in der Nähe des Comer-Sees, die Gegend von Como ` 
w. Dabei zeigte die Beobachtung, dafs diese merkwürdige 
heinung nicht von örtlichen Umständen abhänge, so dafs 
ewisses Thal oder eine Bergschlucht geschickter wäre, den 
ittern Entstehung zu geben, sondern es wird vielleicht nach 
gen Tagen, wenn eine ähnliche periodische Gewitterbildung 
itt, nicht mehr dieses Thal, sondern ein anderes der Ort 
‚ wo andere Gewitterwolken zum Vorschein kommen, die 
abermals der Anfang einer solchen Periode sind. Man darf 
r die Ursache einer solchen periodischen Gewitterbildung an 
mmten Orten nicht in allgemeiner örtlicher Beschaffenheit 
er Orte, in der Lage der Berge u. s. w. suchen. Vielmehr 
t VOLTA, müsse sie ihren Grund in einer von dem Gewit- 
les vorigen Tages herrührenden Modification der darüber 
ebenden Luft haben ‚ welche selbst nach der wieder einge- 
nen Aufheiterung noch einen ganzen Tag nachher fortdau- ` j 
Diese Modification soll nun 1. theils in einem eigenthüm- 
n und dauernden el, Zustand der Luftsäule; 2. in einer er- 
chen und gleichfalls dauernden Abänderung ihrer Tempe- 
bestehen. Die Luftsäule, durch welche ein Gewitterregen 
‚steigt, müsse sowohl durch die Mittheilung der starken E., 
adem solchen Regen eigen sey, als auch durch die Hervor- 
ung neuer E. vermöge des heftigen Herabstürzens von 
ser elektrisirt werden, wobei sich VorTA auf die ältere Ent- 
ung von TRALLES dafs bei grofsen und reichlich strömen- 
\Vasserfällen eine starke E. erregt wird, bezieht, so könne 
_ diese Luftsäule einen ganzen Tag und länger E, behalten, 





Aus dem Giornale di Fisica u. s. w. übers. in G. LVII. 341. 
Schw, XIX. 262. 
! Vgl. auch Vorrs’s meteorologische Briefe an Lichtenberg VII. 


1594 Gewitter 


um die zerstreuten Dünste anzuziehen ‚und sich mt Gees 
beladen vorzugsweise von den benachbarten Luftsiulen, e We 
chen sich nur die gewöhnliche ziemlich schwache Ek 
Luft findet. Hierzu komme nun noch, dafs der mit dem Le 
terregen getränkte Boden, wenn die -Mittasssonne ihn `" 
wärme, der über ihm stehenden Luftsäule mehr Dünste x 
als die übrigen Luftsäulen erhalten. Hier hätten wir dea 
reiche Quelle neuer hinreichend starker E., welche obr: = 
fel unter diesen Umständen hervorgebracht werde, eren 
dahin elastischen und durchsichtigen Dämpfe, die sick z ¿ 
Luftsäule sammelten, sich über den Sättigungspund ker 
dichteten und sich in bläschenförmige Dünste, Nebel — 
ken verwandelten. Und diese mülsten desto dichter 7- 
da jene Ursachen fortdauernd hier neue Dünste rasom 
ten, ugd da überdem noch eine andere Ursache ect: =: 
rer Verdichtung beitrage. 

Diese andere Ursache ist nach Vorra die unre = 
niedrige Temperatur, welche in jener Luftsäule stage : - 
Diese Luftsäule mufs sich am folgenden Tage nach ès: 
ter noch abgekühlt finden vorzüglich in der Höhe, ws: 
witterwolken hingen, oder hindurchzogen, da diese ez" 
oder beinahe gefrorenen Wolken die umgebende Lob w. ' 
- nahe bis zu ihrer Temperatur herabbringen mufte: `” 
Luftschicht ist eben dadurch weit mehr als die übrı,«:' 
die neuen ihr beständig zuströmenden Dünste zu dur»: ” 
ken zu verdichten. Auf diese Weise Bildet sich das eg" ~ 
chen, an der bestimmten Stelle, während noch der itre *? 
mel heiter bleibt, dieses Wölkchen wird sichtlich inz” : 
ler vermöge der immer neuen Ansammlung und Venli.® 
Dünste, und das Gewitter ist so geboren und ber # 
Begründung jenes zweiten Erklärungsgrundes führt Ve: * 
die Thatsache an, dals so häufig nach Gewiltern ar "" 
gend, wo das Gewitter herrschte, ein kalter Wiad :*- - 
Zeit hindurch und über sehr ausgedehnte Strecke - A 
Fand eine sehr starke Erkältung jener höheren Luz T 
statt, wenn sehr reichlicher Hagel fiel, so wird die Luis - P 
‚gen der starken Verdichtung, die sie dann erlitten, sch? 
ler senken, die der Erde nähere Luft rings umher sec? 
und in eine horizontale Bewegung versetzen, und ùr ' 
gine solche annehmen, sobald sie etwas wärmer wird» 























Periodische Wiederkehr. 1598 
ausdehnt. Dals dieser kalte Wind gewöhnlich erst meh- 


ınden und häufig erst den folgenden Tag zu wehen an- 
rührt davon her, dafa die untere Luft unmittelbar nach 
witter selbst abgekühlt und verdichtet ist, und erst wenn 
ch die Sonnenwärme des folgenden Tages erwärmt und 
hut worden ist, die obere kalte Luftsäule ein Ueberge- 
'on specifischem Gewichte erhält, um sich senken zu kön-. 
Jie besonders trockene Beschaffenheit jenes kalten Win- 
veise gleichfalls, dafs er von einer-Luft herrühre, die sich 
ieren Gegenden niedergesenkt habe, wo bekanntlich gro- 
‚ckenheit herrschend sey, wofür endlich noch der Um- 
preche, dals, wenn auf ein Gewitter vielmehr Stille ein- 
ad nicht ein solcher kalter Wind ausbricht, tie Wieder- _ 
s Gewitters am folgenden Tage um so sicherer Statt fin- 
eil dann die erkalteten Luftschichten ihre höhere Lage 
ılten haben und die E., womit sie geschwängert waren, 
e durch das vorige Gewitter erzeugte Kälte besser und 
‚Zeit in sich zurückhalten. So kehren dann unter den an- 
nen Umständen mehrere Tage nach einander zur bestimm- 
it die Gewitter wieder, wenn dann aber das Gewitter ein- 
t heftigen Regengüssen und Hagel zum Ausbruch kommt, 
ch diesem Ausbruche der erwähnte Wind eintritt und den 
ın Tag fortdauert, so ist die Kette dieser periodischen 
er zerrissen. CosrısLiachı bemerkt 1 in einem Zusatze 
ıra’s Abhandlung, dafs eran heiteren Tagen die el. Span- 
der Atmosphäre an den Orten, wo sich am vorigen Tage 
witter aufgehalten hatte, viel stärker als sonst gewöhnlich 
en habe, und dafs er bloſs aus dieser sehr starken Luft- 
cität an einem, heitern Tage, welchem ein starkes Gewitter 
jegangen war, die er auf dem Gipfel’ des Monte. generoso 
;htete, ein bevorstehendes Gewitter voraussagte, welches 
auch wirklich mit reichem Hagel zum Ausbruche kam. 
weit von der Terra Pliniana ist ein Thal, welches 14 Tage 
:inander der Entstehungsort von Gewittern war, deren er- 
olken beinahe um dieselbe Nachmittausstunde aus demsel- 
ervorgingen, und sich in dem Innern ihres Geburtsortes 
hanten, um in Kurzem nach einigem Donner und Regen zu 
ıwinden. Auch Dr. Guszsturr fand in den Gebirgsge- 





a. a. O. 8. 857. 


1596 “Gewitter. 


genden am Rheine namentlich im Siebengebirge Voss Bi- 
achtung so weit bestätigt, dafs fast jedesmal, so oft ein Ger-: 
zu einer ungewöhnlichen Stunde, nämlich vor oder kuz = 
Mittag ausbricht, dasselbe mehrmals zu derselben Zeit wei 
kehrt, und besonders nach der Beobachtung der Laadieg: ; ` 


Tage nach einander 3. 





V. Ausbreitung und Fortbewegnng dr 
Gewitter. 






Wenn gleich in derRegel die Gewitter, besonders če 
cheren, eine mehr örtliche Erscheinung sind, und ihr Extsteiw. 
‘ ort und der Ort ihres Ausbruchs nicht weit auseinande — 
so giebt es doch auch Gewitter, die sich weit verbreitet. 2- 
rem Fortgange sich verstärken, und auf ihrem oft ser‘, 
Wege weit ausgedehnte Strecken heimsuchen. Die Bee: ` 
derselben jst dann sehr schnell. Nach Beobachtunges tw: - 
Gewitter in Würtemberg 2? durchlaufen die Gewittersihn - 
nen Weg von 30 Stunden in 1,5 bis 2 Stunden und ke? - 
lich eine Geschwindigkeit von 47 bis 63 Par. Fub ° 
Secunde, folglich die eines starken Windes. Heftige ez" 
mit Sturm begleitet verbreiten sich besonders fortschrems # 
“ weite Strecken. Ein ausgezeichnetes Gewitter dieser : *: 
das Gewitter vom 14 Januar 1821 3, das von den Nie«:" " 
ausging, sich über die ganze Breite von Deutschland ei 
nach SO. erstreckte, an mehreren Orten einsching und se ~ 
be elektrische Intensität auch dadurch beurkundete, i- 
Hannover und Heiligenstatt zwei herabfallende Feria * 
-beobachtet wurden, die mit einem Knall wie ein Kay 
zerplatzten. Zu Elberfeld wurde es Abends 54 Ukr a! 
Nürfberg Nachts um 1 Uhr beobachtet, welches eine Ge :"? 
digkeit von ungefähr 10 geographischen Meilen auf dr Sc? 
anzeigt. Im Jahre 1823 kam in Würtemberg ein Geer 
das nach der sohnellen Aufeinanderfolge von Gewiiten : = 
Richtung von W. nach O. bis nach Ungarn hinein, we sg 
dieselben als das Fortschreiten eines und desselben Greg 





1 Schw. XXI. 106. 
2 Scuüuszur in Schw. I. 142. 
3 Vgl. Schw. VII 385. 


Vertreibung der Gewitter. 1597 


men dürfte, eine Geschwindigkeit von 25 geographischen 
n in einer Stunde gehabt haben würde. 


VI. Vertreibung der Gewitter, 


iin sonst von Aberglauben begünstigtes Mittel, um heran- 
de Gewitter zu zerstreuen, war das Läuten mit Glocken, 
'eloehem sich indefs keine solche Erschütterung der Luft er- 
> läfst, um die Gewitterwolke zu zerstreuen. Ganz anders 
t es sich aber mit dem Abfeuern von schwerem Geschütze, 
berhaupt mit heftigen Explosionen, die in der Luft ver- 
t werden. Sehr merkwürdige Erfahrungen hierüber ent- 
in Aufsatz von einem Herrn Lxscuzvıw zu Dijen!. Er 
m, dals ein Marquis de Curvaıens, ein ehemaliger See- 
-, der sich auf sein Landgut, welches in dem ehemaligen ` 
nais, einem Theile von Bourgogne, gelegen war, zurück- 
:n hatte, ung hier mehrmals Zeuge der grolsen Verwüstun- 
‚wesen war, welche der Hagel. anrichtete, sich erinnernd 
e geseheri zu.haben, dafs man sich mit gutem Erfolge des 
ren Geschützes bedient hatte, um Gewitterwolken zu zer- 
ı, ein ähnliches Verfahren in den siebenziger Jahren des 
n Jahrhunderts in der dortigenGegend mit dem glücklich- 
rfolge einführte.. Beim Herannahen von Gewittern wur- 
af den Höhen Püller abgefeuert, und auf seinen Gütern 
verbrauchte derselbe jährlich 200 — 300 Pfund Pulver zu: 
. Zwecke. Die Einwohner der umliegenden Gemeinden 
eine vieljährige Erfahrung von der.Nützlichkeit dieses 
überzeugt, fuhren auch. nach seinem Tode, welcher. im, 
e der Revolution erfölgte, fort, es in Gebrauch zu erhal- 
ır Beispiel wurde von der benachbarten Gegend nachge- 
und seitdem ist es in den grölsten. Theilen von Macon- 
regelmälsiger Anwendung. Die Gröfse der Pöller, ihre 
5, und die Menge der Schüsse, die man thut, sind nach 
nständen und nach der Oertlichkeit verschieden, So be- 
‚ch die Gemeinde von Eleury eines Mörsers , in welchen 
nd Pulver geladen wird, gewöhnlich schielst man ihn auf 
ben ab, bevor die Wolken sich allzustark angehäuft ha- 
ad fährt mit dem Schielsen so lange fort, bis die Gewit- 
en gänzlich zerstreut sind. Lescazvın hatte selbst Ge- 





Gilb. Ann. 


1598 Gewitter 


legenheit zu Grenoble, wo eine Artillerieschule ist, sch m: = 
Wirkung starker und häufiger Explosionen auf dicke ed 
zu überzeugen, 

Pıanori machte, von einer ganz eigenen Then Jee 
witter ausgehend, den Vorschlag, die Gewitter dech Lan 
welche man in die Regionen, in welchen sich die Geer? 
den, schleudern und so zubereiten solle, dals we Get: 
Explosion kommen, nicht sowohl zu zerstreuen, ai : 
st. einem relativ unschädlicheren ‚Ausbruche zu brege 
auch die Theorie, auf welche dieser Vorschlag gebit x. a 
tig wäre, so möchte doch durch eine solche Eloge xe 
gentliche Zweck , auf den es dabei abgesehen ist, kae rd 
werden, nämlich eine grolse Menge von Sanerstoftgæ n eb 
ren, da die brennbaren Materien des Schielspulves ka 
Verbrennen nicht eigentlich den Suwerstoft der Auge" 
zehren. Eher läfst sich noch der Vorschlag voa Do's’ | 
ren, der aufser dem Hervorbringen von heftigen ' 
gen in der Luft, um die in derselben adhärirenden Wae * 
chen auf das stärkste za schütteln (!) und dadurd ar 
genguls zu veranlassen; die Errichtung einer ey e? 
Leitung zwischen den Wolken und der Erde, es je?" 
Feuer, das man an vielen Stellen anmacht und mit u"? 
nen Brennmaterialien unterhält, oder durch Verde? 
doreh Verbrennung harziger Materien, empfiehlt. Are.” 
Mitteln gegen die Gewitter überhaupt sind auch die rs 
Zeiten gegen den Hagel empfohlenen Mittel, von deae-*” 
sem Artikel die Rede seyn wird, der Berücksichtigu; e" 


VIL Theoretische Betrachtung: | 


Ich habe- scher unter dem Artikel Sit: 3 aof ix IP 
beiten hingewiesep, welche in der Lehre vom Gent: 
herrschen. Dasjenige, worüber die Meteoreologen wo - 
sind, besteht: vorsüglieh darin, ob die gewähnliche To 
dünste, wie sie durch die Wärme erzeugt werde. =° 
weitere Veränderung erlitten zu ‚haben, das einzig we 
zur Bildung der Gewitterwolken, so wie überhaupt bg 



















(Gr 86, 
2 G. XXIV. 256 f, 
8 1 Bd. 2te Abth. 8. 989 f. \ 


Theorie. 1599 


iederschläge aus der Atmosphäre sind, oder ob nicht viel- 
-ine Umwandlung derselben vorangegangen ist, entweder 
Aussüre will, durch- eine innige Vereinigung mit der 
berhaupt, oder nach PAnnor mit dem einen Bestandtheile 
mosphäre, dem Sauerstoffgase, oder nach Dr Luc durch 
önzliche Umwandlung in Luft. Da mehrere Versuche im 
n uns durchaus nichts von der Art gezeigt haben, so bleibt 
in gutes Feld für Hypothesen offen, die sogenannten Im- 
abilien sind dienstfertig genug, für jede solche Umwand- 
errichtung, die man ihnen anweist, und die geheimen 
chen Processe, die man zu Hülfe nehmen mufs, geben 
ortrage ein gelehrtes Ansehen. Wenn wir auch gerne 
men, dafs wir bei Grundlegung der ersten Annahme von 
sschiedenen Erscheinungen noch keine durchaus befriedi- 
Erklärung geben können, so geben wir ihr doch darum 
orzug, weil sie die einfachste Erklärung an die Hand giebt, 
niesten noch nicht bewiesenen Voraussetzungen enthält, 
enigstens mit keiner bis jetzt bekannten Thatsache in of- 
am Widerspruche steht. Dals an heilsen Sommertagen 
mosphäre allmälig mit wälsrigen Dünsten übersättigt wer- 
ufs, ist einleuchtend. Mit dieser sehr starken Verdunstung 
ach die freie E. in den hölleren Gegenden der Atmosphäre 
nen. Aber auch gebundene E. scheinen die \Vasserdün- 
die höheren Gesenden zu führen. Da die höheren Ge- 
ı der Atmosphäre im Ganzen mehr trocken sind, so kann 
Verdunstung mehrere Tage fortgehen, ehe in diesen 
ten das Maximum von Feuchtigkeit erreicht oder gar 
witten wird. Ist die Luft ruhig (und eine solche beson, 
yrzüglich die Bildung der Gewitter), so kann aber auch 
h dieses Maximum von Feuchtigkeit schon überschritten 
ıhne dafs-es noch zur wirklichen Verdichtung, zur Wol- 
lung, kommt. Wir kennen ähnliche Fälle, wo alle Um- 
zur Veränderung des Zustandes zur Erstarrung, Krystal- 
ı u. 3. W. vorhanden sind, und diese noch nicht eintreten, 
letzter kleiner Umstand die Veränderung entscheidet, die 
3röfse nach demselben gar nicht proportional zu seyn 

Beispiele dieser Art geben Auflösungen von Salzen, 
ler Wärme vollkommen gesättigt, bei der Abkühlung über- 
st sich flüssig erhalten, bis ein kleiner hineingeworfener 


U, eine gewisse Erschütterung, eine reichliche Krystall- 





1600 ` Gewitter 


bildung bestimmen , das mehrere Grade unter den Geli- 
‚erkaltete Wasser, welches gleichfalls durch Erschüttenz. | 
dann schnell in Ei verwandelt, manche geschmolieu | 
u. dgl. Mit einer solchen Spannung zur Krystallisaties — 
man die Gewitterspannung in der Luft vergleichen, in v-- 
wenn sich ein erstes \Völkchen gebildet hat, die weiter `- 





. kenbildung einen so raschen Fortgang macht. Dabs c ° 


schnelleren Verdichtung eine stärkere Elektricitäts- år! . > 
verknüpft seyn müsse, leuchtet von selbst ein, da de: 
sich ‚verdichtenden Dünsten frey werdende E. nicht L. | 
sich zu zerstreuen. Es kommt aber hierbei noch ep: d 
Umstand in Betracht, der die elektrischen Explosiore . =| 
Wolkenbildung an heifsen Sommertagen begünstist. Lu. 7 
hat auf eine grolse Wärme in den höheren Luftschichke .: / 
Vorzeichen von Gewittern anfmerksam gemacht? Dieser. 
Wärme ergab sich theils durch directe thermometrische\ =: 
die schon für 18 Fuls Höhe 14° R. mehr Wärme gabe -| 
4 Fuls, theils für die gröfseren Höhen durch die Phas: 
, Strahlenbrechung. ` Wenn man nun bedenkt, dafs di V . 
gen des Blitzes wenigstens in Schmelzung der Spitzer +- ` 
witterableitern die Wirkungen unserer gröfsten Barer 

nicht auffallend übertreffen, so ist man mit Gar Li» 
neigt, eben keine so aufserordentliche elektrische letez: 

Gewitterwolken anzunehmen, sondern die Ursache &.-- 
dung der Wolken auf so grolse Strecken, worin sie u= " 
trische Batterieen in einem so aulserordentlichen Grade :: - 
fen, in dem geringen Widerstande zu suchen, wei: = 
die in höheren Gegenden noch so warme und dünne L- = 
gegensetzt. In dem viel grülseren \Viderstaude de ⸗- 
und viel dichteren Luft im Winter mag dann auch mit e: * 
der viel gröfseren Seltenheit der Gewitter im Winter liege 

auf schon Acuarp aufmerksam gemacht hat 3, Was.“ ` 
herrschenden Zug der Gewitter in der Richtung vor \ `- 
O. betrifft, so verweise ich deswegen auf den Artikel tf" " 
bemerke nur, daſs auf keinen Fall in jenen hypothetsche 7 
trischen Strömen, die nach Aurkne’s Theorie des Ha” 













. 1 Beiträge zur Witterungskunde 6. 868, 
2 Annales de Chimie et de Physique XXIX. 105. 
8 Chemisch-pbysische Schriften. Berl. 1780. L BL & è 


‚Glas. Glatteis. 1601 ` 


mus die Erde umkreisen sollen, die Ursache dieser Rich- 
egen kann, da diese Ströme vermöge ihrer Richtung von 
nach Westen die gleichnamige in den Gewittern und also 
» die entgegengesetzte von derjenigen, welche sie in der 
haben, veranlassen mülsten. P. 


:G las. | 


’itrum;, verre, Glafs. So heifst im ’allgemeinsten 
jede nach dem in der Glühhitze erfolgten Schmelzen zu 
lurchsichtigen und nicht krystallinischen Masse erstarrte 
e, Das nicht Krystallinische zeigt sich nicht blofs im völ- 
Tangel an Blätterdurchgang, sofern bloſs muschlicher Bruch 
st wird, sondern auch in den optischen Verhältnissen. , 

ı diesen glasigen Zustand gehen nach dem Schmelzen über: 
, wie Boraxsäure und Phosphörsäure; Alkalien, wie Kalk > 
, wie Alaunerde und Kieselerde; schwere Metalloxyde, 
s Antimonoxyd mit wenig Schwefelantimon das Spiels- 
as bildet; und endlich viele Salze, zu welchen auch die 
dungen der elektropositiveren Alkalien mit den elektro- 
eren Erden zu zählen sind. Unter diesen Salzen lassen 
szeichnen: der Borax; so wie viele andere borax- und 
hosphorsaure Salze; das gemeine Glas, welches als saures 
ures Kali und Natron, dem öfters noch kieselsaurer Kalk 
ischt ist, angesehen werden kann: metallische Gläser, z. 
»lsaures Bleioxyd (Bleiglas) oder Wismuthoxyd. Da sich 
» dieser glasigen Verbindungen untereinander nach allen 
nissen zusammenschmelzen lassen, so entspringen hieraus 
ıfache glasige Gemische, zu welchen vorzüglich das Flint- 


ört. G. 
Glatteis. 


acies tenuis corporum superficies inducens; 
S3 glazed frost. Die dünne Eiskruste, mit welcher 
ı das Steinpilaster, die Fulsböden und Mauern überzo- 
L Es bildet sich gemeiniglich bey eintretendem Thau- 
auf der Stralse durch Regen, der dem Gefrieren nahe, 
. wohl selbst, mit gefrornen Tropfen vermischt, mit dem 
, Boden in Berührung kommt, Unter diesen Umständen 
bh das Eis selbst und der Schnee mit einer solchen Rinde 
liiii 


1602 Gleichgewicht. 


überzogen. An den Mauern entsteht das Glatteis em ` 
auch durch anschlagenden Regen, vornehmlich aber durd 
Gefrieren der wälsrigen Dünste, welche aus der wärmern. H 
ten Luft an den kalten Wänden sich niederschlasen, Es: 
scheidet sich vom Reif und vom gefrornen Nebel durch 
Glätte und Dichtigkeit, indem es wegen dem Üebermi 
der Feuchtigkeit und weil es nach dem Niederschlag nid 
Dunst, sondern als flüssiges Wasser gefriert, eine zusammen 
gende, klare Eishaut bildet, während dem bei diesen Ce 
einzelten Dunstbläschen als kleine Krystallen sich ansette 
so einen undurchsichtigen schneeähnlichen Ueberzug ce 
bringen. A. 
Gleichgewicht. 
Aequilibrium; Equilibre; Equilibrium. De) 
Gleichgewicht ist von dem gleichen Gewichte zweier see 
Körper entnommen (aequus gleich und Zibrare wiza : 
bezeichnet den Zustand, wenn zwei an einer beliebiges 34 
aufgehangene Körper den Zustand der Ruhe bei der lerr 
zeugen. Weil aber dieser Zustand durch zwei einanie«<' 
genwirkende Kräfte, zunächst das Gewicht oder die & * 
dingende Schwere, hervorgebracht wird, so ist der Bei? 
‘ Gleichgewichts überhaupt auf alle diejenigen Erscheisı” 
gedehnt, in denen zwei oder mehrere einander entgege« «' 
Körper oder die diese sollicitirenden Kräfte den Zur "` 
Ruhe herbeiführen. Namentlich tritt der Zustand des ù 
wichteg bei flüssigen Körpern dann ein, wenn gleich 
Säulen derselben sich wechselseitig zu bewegen strebe. 
aber wegen der einander entgegenwirkenden gleeche 
wirklich zu erreichen nicht vermögen, oder wenn pmi 
als auch flüssige Körper in letzteren vermöge ihre i- 
herabzusinken streben, ohne dafs dieses wegen dente: 
der Flüssigkeiten wirklich geschehen kann. Die hjerte. 
‚ gen Aufgaben machen einen grofsen Theil der Hydw#" 
A&rostatik aus, als welche hau ptsächlich vom Zustande de” 
gewichts tropfbar flüssiger und expansibeler Körper be: 
gleiche Weise sagt man von einem festen Körper. du 
im Zustande des "Gleichgewichts befinde, wem eF 
Schwerpuncte so unterstützt ist, dafs ein geringes bier 
des Kraftmoment eine Bewegung erzeugt, ohne deg" 










Gleichgewicht. 1603 


and der Ruhe fortdauert. Beispiele dieser Ast liefsen sich 
[enge anfilhren, es genügt indels, die Sache nur- durch das 
ge der mit so aulserordentlicher Kunst ins Gleichgewicht 
lletn Feraröhre und astronomischen Werkzeuge anschaulich 
achen, worunter namentlich der in Dorpat befindliche Fraun- 
"sche Refractor als bis jetzt unübertroffenes Meisterwerk das 
re so bewunderangswürdige Herschel sche Teleskop weit 
r sich zurückläfst, ` 

Nimmt man die Sache im Allgemeinen , BO gehört es unter 
ufgaben der höheren Statik und Dynamik, die willkürlich 
hiedenen und in verschiedenen Richtungen wirkenden 
e zu construiren, wodurch irgend ein oder mehrere gege- 
Puncte im Raume auf eine solche Weise sollicitirt werden, 
lennoch der Zustand der Ruhe aus der Summe ihrer ge» 
ten Wirkungen hervorgeht. Dieser Zustand der Ruhe kann, 
rtdauernder Wirksamkeit der Kräfte, ein danernder seyn, 
dann das sogenannte. stabile Gleichgewicht (equilibre 
le der französischen Geometer) hervorgeht., Auf solche 
e erklärt man z, D. den Festigkeitszustand der Körper, in- 
nan annimmt, dafs jedes Element derselben durch entger 
irkende, Anziehüngs - und Abstolsungskräfte, in beharrlicher 
erhalten wird, aus welcher er nur durch ein Hinzukommen 
bewegender Kräfte dder eine Vermehrung der Wirksem+ 
er bestehenden gebracht werden kann, wodurch dann eben 
attgefundene Zustand des Gleichgewichts aufhört. Nach 
ı Princip wird die Statik in verschiedenen Handbiichern, 
tlich dem von Poısson t, behandelt, auch haben mehrere 
ter das Problem, nach welchen Gesetzen und unter wel» 
Bedingungen der Zustand des Gleichgewichts bei einem 
verschiedene Kräfte sollicitirten Puncte erhalten werden 
zum Gegenstande besonderer analytischer Untersuchungen 
ıt, unter denen. ich bloſs die neuesten Abhandlungen von 
x 2 und Nönreuzeng? namhaft machen will. Von letz» 





Traité de Mecanigne. A Paris 1811. II Vol. 8. Daselbst vor- 
T. I. am Ende, , ' 
Exercices de Mathématiqnes. Livr. 18. Par, 1827. 
Zeitschrift für Phys. und Math. von Baumgartner und v. Bt- 
sen. I. 8. 468 n. f. , 

| Iiiii 2 


1504 Gleichung, 


teren hier etwas mitzutheilen würde zweckwidrig seyn, ër t 
` wendungen der Gesetze des Gleichgewichts bei den vershri- 
nen Körpern und unter den mannigfaltigen, dabei in Betnck=: 
kommenden Bedingungen werden an den geeigneten Ones c- 
getheilt werden. M 


Glei 


aequatio; équation ; equation ; heilst in der Asa 
im Allgemeinen die Angabe einer solchen Correction, gaz 
die mittlere Bewegung der Hirmmelskörper auf die wahre sz 
geführt oder wenigstens, ein Beitrag za dieser Reductie x- 
fert wird. Die Bewegung der Himmelskörper und eben den 
auch die Bestimmung ihres Ortes in einem gegebenen ley- ' 
hängt aulser der Hauptkraft, wodurch die | — bes: 
wird, noch immer von manchen minder erheblichen EX. 
gen ab, "und wenn man also den Erfolg so berechnet it. © 
Jene Hanjitkraft es fordert, so bedarf es noch der kleines (=: - 
tionen oder Gleichungen, die durch jene schwächere Ezr- 
kungen bestimmt werden. Ja selbst die durch die He 
allein bewirkte Bewegung ist keine gleichförmige, und s = 
daher eine Verbesserung, eine Gleichung, angebracht ez, 
um den mittlern, d.i. den einer gleichförmigen Bewesz = 
sprechenden Ort auf den wahren zurückzuführen. 


Gleichung des Mittelpuncts; azs- 





ung. 


centri, prostaphaeresis ; équation du centre; tie; ` 
tion or prostaphaeresis. Wenn ein Planet durch dx at 
anf ihn wirkende Kraft der Sonne seine elliptische Bak &- 
läuft, so ist seine Bewegung ungleichförmig, daher seize 2 
Anomalie von der mittlern Anomalie verscheiden, end it 
Unterschied ist die Mittelpunctsgleichung 1. 

Gleichung der Zeit; aequatio tempos: > > 
dat Unterschied zwischen mittlerer und wahrer Zeit, gr? 
besser im Art. Zeré gehandelt werden wird. 

E Ba 5 

Gletscher; S. Eis. 





1 Vergl. Art, Anomalie. 


r 











` Glockenspiel. , 1603 


1 ' 3 


Glockenspiel, ` 
Elektrisches Glockenspiel; Carillon élec- 


ue; Electrical Bells ; ist eine von den zahlreichen elek- 


hen Spielereien, welche man unter verschiedenen Formen, 
in allen physikalischen Cabinetten findet. In einfachster Ge- 
besteht dasselbe aus einem messingnen Träger B B, wel-Fiz 
mit einem Haken a über eine Stange am ersten Gonductor. é 
r Elektrisirmaschine aufgehangen wird. Von diesem mes- 
men Träger oder Halter hängen an beiden Enden zwei Ket- 
bit zwei in der Luft frei schwebenden Glocken C; E: von 
1,5 bis 2 Z. Durchmesser herab, in der Mitte aber eine sei-ı 
Schnur, welche gleichfalls eine Glocke D trägt. Aus der. 
: der letzteren -wird eine Kette b auf den Tisch oder einen 
igen, mit der Erde in Verbindung stehenden Leiter herab- 
sen. Wird dann dem Halter BB durch den Conductor oder, 
onstige Weise Elektricität mitgetheilt, und durch die. Ket- 
ten Glocken C und E zugeführt, so kann Me von hier aus 
‚entweichen; sie zieht daher die an seidenen Fäden herab- 
enden messingnen Knöpfohen o “und San und stöfst diese 
ı die Glocke D zurück, um an, diese, und somit an die Erde 
ugehen, Diese Bewegung, welche bei nur mäfsig starker 
ricität in Sehr kurzen Zeitintervallen erfolgt, ist mit einem. 
lagen gegen die Glocken verbunden, woraus ein anhalten- 
seläute entsteht. Man giebt dem Apparate auch die Ein- 
ng, dafs eine Glocke auf einer isolirenden Glassäule befe-. 
ınd oben mit einem hervorragenden, in eine Kugel endi- 
n oder in einen Haken umgebogenen, Drahte versehen. 
Die gläserne Säulg steht lothrecht auf einem runden Fuls- . 
le in dessen Mitte, am Umfange desselben aber sind auf 
ngnen Stangen in gleicher Höhe mit der mittleren gleiche, 
en von beliebiger Menge, befestigt, auf jeder derselben ist 
in-der Mitte ein Draht aufgerichtet, und so krumm gebo- 
dafs ein vom äulsersten Ende an einem Seidenfaden bis 
unteren Rande der Glocken herabhängendes messingengs 
fchen gerade die Mitte zwischen der innen und der ihm 
örigen äulseren Glocke hält. Wird dann dem auf der mitt- 
Glocke aufgerichteten Drahte Elektricität zugeführt, so 
xt jedesKnöpfchen an diese und die ihm- zugehörige Glocka 


r 


1606 Glycium. 


ep, wodurch ein so vielfaches Geläuts entsteht, als die Zahl e 
äufseren Glocken beträgt,’ 

Der Neuheit wegen kann. dieses Glockenspiel interesse 
seyn, auch zeigt es deutlich die wechselnde Anziehung kz 
beweglicher Körper durch elektrische und ihre Abstofseng zs 
neutrale, welches Phänomen durch diesen Apparat versie.: 
werden kann; allein für etwäs.dängere Zeit ist das ankake- 
Geläute sehr eintönig, wenn man diesem nicht durch emia Be- 
monie unter den Tönen det vereinten Glocken abzubelles == 
Eng benutzte indels das Glockenspiel sehr simrexh. o 
durch das Lauten desselben 'von dem Vorhandenseys ee 
Stärke der Luftelektricität' Kenntnifs zu erhalten, Zu čv: 
Ende verband. er dässelbe mit. der isolirten Stange, deeg Fc? 
zum Auffangen der atmosphärischen Elektricität diente, gea 
dann ohne zeitraubende specielle Beobachtung aus den pr- 
gentlich gehörten Läuten auf das Vorhandenseyn eisa ra- 
sphärischen elektrischen Spanuung, und aus der schnee > 
wegung der Knöpfchen auf die Stärke derselben ?, 

* | M 
| Glycium. 

Glyeinium, Beryllium; Glycium; E: 
niam; Glutinium. So. heilst das bis jetzt nur in sk ùe 
nen 'Theilchen dargesteälte Metall, welches mit Sauesd = 
Verhältnisse von 17,7 : 8) verbunden, die Siüfserde oiz ~ 
einerde darstellt. Diese findet sich blols im: Smaragd, is» 
Helvin und manchem Yitterit. Sie stellt ein weilses, sun = | 
sehr schwierig schmelzbares Pulver von 2,967 spec. Gees € 
Sie bildet mit Wasser ein weilses Hydyat und mit de x? 
die Sülserdesalze Diese sind meistens farblos, schmecke © 
fern sie in Wasser löslich sind, süfs und herb, und ther Lë 
mus. Sie geben mit Kali und Natron und mit kohlenmmg ir 


` moniak, Kali und Natron Niederschläge, die sich im Les 
dieser Fällungsmittel wieder lösen. G 


Glühen, Glühlämpchen; 8. Verbrenr 
Wl, 





1 T. Cavatıo Abh. der Lehre von der Eiettkas, $=- 
Leips. 1785. & 8. 245. 








Gnomon. 1607 
Gnomon. 


omon , yvuımv; ist der Zeiger an der Sonnenuhr, und auch 


hl diese selbst. Wir verstehen vorzüglich diejenigen aufge- 
teten Säulen oder andere im Grofsen ausgeführte Vorrichtun- 
darunter, durch deren Hülfe vermittelst des Sonnen-Schat- 
die Zeit des Mittags bestimmt wird. 

Schon die Alten bedienten sich spitzer, auf horizontalem 
len stehender Säulen, um den Mittag zu bestimmen. Avna- 
IANDER wandte einen solchen Gnomon an, um die Sonnen- 
e zur Zeit beider Solstitien zu messen 1. Auch in Rom 
ıte der unter Augustus aufgerichtete Obelisk, um den Mittag 
bestimmen 2, 

Diese Gnomone, sie mögen nun sich in eine scharfe Spiz- 
endigen „ oder eine dünne verticale Stange oder eine Kugel 
en, "geben die Zeit doch nicht sehr genau. Ist nämlich die 
der horizontalen Ebene gezogene Mittagslinie auch vollkom- 
ı richtig, so ist bei niedrigen Gnomonen das Fortrücken des 
attens so langsam, dafs man den Antritt an die Linie nicht 
auf eine Secunde genau anzugeben im Stande ist. Bei hö- 
en Gnomonen macht der Halbschatten eine Unsicherheit, die 
o grölser wird, je entfernter der Schatten werfende Körper 

Statt einer Schatten werfenden_ Säule bringt man’ noch lie- 
in bedeutender Höhe eine kleine Oeffnung in einer undurch- 
tigen Platte an, und läfst so ein kleines Sonnenbild, am 
enin ganz dunkelm Raume, auf den horizontalen Boden 
n, wo die Mittagslinie gezeichnet ist; aber auch hier macht 
Halbschatten die Grenzen des Sonnenbildes undeutlich, und. 
Beobachtung wird daher,ungenau, wenn man gleich durch . 
sehr hoch angebrachte Oeffnung bewirken kann, dafs die 
'egung des Sonnenbildes auf dem Boden sehr schnell ist. Un- ` 
liesen Gnomonen zeichnet sich der im Jahre 1468 von Tos-. 
ELLI in der Kathedrale zu Florenz angelegte durch seine Hö- 
us, indem die Oeffnung, welche das Sonnenlicht einläfst, 
Fufs über dem Boden liegt; nach Xımenzs? konnte man an 
L Monrtucıa histoire des math. I. 804. 553. 

2 Plin. H. N. XXXVI. cap. 10. 
3 Ximenes de} vecchio e nuovo gnomone fiorentino. Firenze. 


1608 - Gnomon. 


demselben den Mittag bis auf eine halbe Secunde genau besi» 
men; aber dennoch war auch hier der Halbschatten nacbikra: 
wenigstens dann, wenn man aus der Gröfse des Sonnenbildes Ze 
scheinbaren Durchmesser der Sonne bestimmen wollte!. [z 
dieser Unannehmlichkeit abzuhelfen, brachte Le Mossi: e 
dem Gnomon zu Si. Sulpice in Paris ein convexes Glas ven 
Fuls Brennweite an, welches allerdings dann, wenn dæ :- 

nenbild nahe amBrennpuncte aufgefangen wird, scharf be r= 

te Ränder giebt; aber bei ungleicher Mittagshöhe der 3:= 
liest das Sonnenbild auf dem horizontalen Boden in set -- 
gleichen Entfernungen, und ein convexes Glas kann also æ = 
gewisse Stellungen der Sonne dienen, nicht für alle. 

Um die Unbequemlichkeit, dafs das Sonnenbild in der 
zesten Tagen so ungemein weit hinausrückt, zu vem:..2 
pflegt man wohl am nördlichen Ends der horizontalen Mz. 
linie eine verticale Säule zu errichten, auf welcher d« L- 
schnittslinie der durch die Mittagslinie. gesetzten Vert:a«.r 
bezeichnet ist; bei niedrigem Stande der Sonne im Mitze:- 
obachtet man dann den Antritt des Sonnenbildes an dies Te 

ticallinie. 

Rommersuausen hat eine Einrichtung vorgeschlase. e 
bei das Sonnenbild immer auf einer verticalen Wand x» 
gen wird. Er bringt nämlich aulserhalb der Fensteröfte, ~ 
‚nen, nur wenige Linien im Durchmesser haltenden Me 
gel. in unveränderlicher nicht viel von der horizontalen S3, 
abweichender Lage an. Dieser wirft ein kleines Bonge kA 
‚die gegenüber liegende verticale Wand des Zimmers, wı =: 
also den Antritt an eine Nlittagslinie beobachten, und de 
auch die Sonnenhöhe wahrnehmen kann 2. Dafs auch dibe. = 
von ungefährer Beobachtung der Zeit und der Mittagsbät: > 
Rede seyn kann, ist leicht zu übersehen, 

Da wo man das Bild der Sonne auf einer verticaler V.- 

‚auffangen will, ist es bequem, die durch die Mitte der r= ~ 
Oeffnung gehende Mittagsfläche vermittelst eines herabl:;"- 


den Fadens zu bezeichnen. Zu einem solchen Filar-Gr- 


e 


` mon (gnomon filaris; gnomon filair, merndiens > 


1 De Zach Corr. astron. III. 269. 
2 Kastner's Archiv. VI. 317. 











Gnomonik. 1609 
) giebt Bonwersereen! folgende Einrichtung an. Man 


gt ein Messingblech ungefähr mit der Weltaxe parallel, 
cht auf die Meridianebene oberhalb eines nach Süden ge- 
ı Fensters. Diese Platte baten Loch, von 1 Lin. Durch- 
', an dessen oberem Theile eine Kerbe ist, die den ober- 
ıf der Platte befestigten Metallfaden durchläßst. Der Fa- 
htim Zimmer nach der Richtung der Mittagslinie zu der 
iher liegenden Wand hin, wo eine gegen den Meridian 
chte Schraube befestigt ist, di&in einer Kerbe den Me- 
:n aufnimmt, welcher vertical herabhängend durch ein 
ht gespannt wird. Der Faden wird nun (indem man _die 
ıg der Schraube, wenn es nöthig ist, ein wenig ändert) 
Mittagslinie gebracht, und hinter dem Faden eine eeilsé 
wfgestellt, um das Vorübergehen des Sonnenbildes vor 
'erticalfaden zu beobachten. — Ob die Lage der Mittags- 
chtig ist, bestimmt man, indem man die durch correspon- 
e Sonnenhöhe gefundene Zeit mit derjenigen vergleicht, 
: das antretende Sonnenbild als Zeit des wahren Mittags 
I» f B. 


Gnomonik. 


onica; gnomonique; Art of Dialing; ist die 
Sonnenuhren (gnomones; cadrans; Dials) zu ver- 
. Da man sich bei den Spnnenuhren allemal eines mit 
eltaxe parallelen Zeigers bedient, so ist_die eigentliche 
e der Gnomonik, die gerade Linie zu bestimmen, in 
r die verschiedenen um eine gegebene Anzahl Grade vom 
ıne entfernten und durch jenen Zeiger gelegten Ebenen in 
se Ebene einschneide, auf welche die Sonnenuhr ge- 
t werden soll. Auch die Aufgabe, welche krumme Li- 
Spitze des Schattens an jedem Tage oder bei jeder De- 
n der Sonne auf der Ebne der Sonnenuhr durchläuft, ge- 
die Gnomonik, 

hon im Alterthume war die Gnomonik bekannt. Vırnv- 
giebt mehrere Arten von Sonnenuhren an, deren Ein- 





Anleitung zur geogr. Ortsbestimmung. S. 214. 
Lib. IX. Cap. 9. - 


1610 " Gold. 


aichtung genauer zu bestimmen, Moxrtucıa sich bemült i 
indels bemerkt DELAMBRE, dals eine neuerlich in Deks aq 
grabene Sonnenuhr yns eine richtigere Kenntnils, als fo 
CLA sie geben konnte, von einer dieser Arten von Soma 
ren verschafft?, In Rom ward die erste Sonnenuhr Ab... 
Chr. von Varenıus MESSALA aufgestellt, (nach Prisir- ad 
andern etwas früher.von Parınıus Cunson); sie war ari 
Catanea eingerichtet gewesen, u. entsprach daher ihrea i~a 
nicht, weshalb sie, jedoch erst viel später, verbessert w.r2 

Nach der Wiederherstellung der Wissenschaften s: ia 
ihrem Umfange nach sehr beschränkte. Wissenschaft der ~.s 
stand vieler kleiner Schriften geworden ?, in deren neser: 
nähere Belehrung findet, als hier mitgetheilt werden kam‘. 
7 8. 


\ 


Gold. 


Aurum; Or; Gold. Dieses Metall findet sich Ze 
diegen, theils mit Silber, Tellur und wenigen anden ont 
‚ legirt. Es wird, wenn es in fremdartigen Erzen um ~ 7 
fein vertheilt vorkommt, theils durch Blei, theils dent 
silber ausgezogen und zuletzt von dem es häufig ie as? 
begleitenden Silber getrennt. 

Das Gold krystallisirt in Würfeln, Oktaedem, +- 
dern, und andern zum regulären Systeme gehörende I" - 
len. Es hat nach dem Schmelzen ein spec. Gewiche va i 
nach dem Hämmern von 19,3 bis 19,4. Es ist der dazùse 





1 Monrocıa hist. d. Math. I. p. 716. Tab. XL 48 
den Sonnenuhren der Alten. Leipz. 1778. 


2 DeLamsne Notice d'un cadran trouvé A Delos. 
8 Monrtucıa führt Hist. I. p. 729. die meisten am. A ` 





Zac corr. astr: III. 61. 


4 Kästnens Anfangsgründe der angewandten Mathema). -~ 
Theile. Doszsoun giebt eine analytische Darstellung ir ' "“ 
der Guomonik in seinem traité analytique sur les mouresen - 
des corps célestes, In Bon traité élémentaire d'astrcam» 
que. Seconde Edit. ist die Gnomonik im Stes Theile gr "7 
ditions abgehandelt. Morrer Goomonique analytigee 1 " 
Morrer Gnomonique graphique Paris. 1815. Herrseoezp:,-2 
- Unterricht gute Sonnenahren zu machen. Augsburg. LU 





Geld. 1611 


so dafs 1 Gran desselben eine Platte von 58,75 Quadratzoli 
e (bei qpro Z. Dicke) liefert, oder einen Draht von 500 
Länge. Das zusammenhlingende Gold hat eine mit Metall- 
verbundene rüthlich gelbe Farbe, das pulveriga erscheint 
‚und matt; das Blattgold lälst das Licht mit grüner Farbe 
rchfallen, das .pulverige, in einer Flülsigkeit vertheilte, 
bei der Fällung' verdünaten salzsauren Goldoxyds mittelst 
vitriols, mit blauer. ` Es schmilzt bei anfangender Weils- 
itze schwieriger als Silber und Kupfer, und läfst sich nur 
n höchsten Hitzgraden ein wenig verllichtigen. 
Die Oxyde des Goldes sind: 

L Dunkelgrünes Oxyd (198 Gold auf $ S.) von selbst in 
I und braunschwarzes Oxyd zerfallend, 

2 Purpurrothes Oxyd, welches sich beim Verbrennen 
soldes durch Elektricität oder hohe Temperatur erzeugt, 
Jlasflüssen eine rothe Farbè ertheilt und im Goldpurpur des 
us mit Zinnoxyd verbunden vorkommt. 
3 Braunschwarses Oxyd (66 Gold auf 8 9.) Als ein sol- 
löst sich das Gold in Salpetersalzsäure auf, und hinzuge- 
s überschüssiges Kali fället dann einen Theil desselben. 
s Oxyd zerfällt sowohl im Lichte, als beim Erhitzen in 
und Sauerstoffgas. Es löst sioh wenig in Schwefelsäure 
Salpetersäure, leicht in Salzsäure, mit der es die gewöhnli« 
soldauflösung bildet, die als saures salzsaures Goldoxyd zu 
chten ist. Diese ist gelb, giebt mit vielen Stoffen, wie 
phor, Eisen, Kupfer, Eisenvitriol, Kleesäure, Kohle ù. 
einen braunen Niederschlag von metallischem Golde, mit 
rn, wie Zinn und Papier, einen purpurrothen von rothem 
oxyd. Sie liefert beim Abdampfen zuerst gelbe Säulen vor 
m salzsaurem Goldoxyd, bei weiterem Erhitzen, unter Ent- 
lung von Wasser und von Salzsäure, rothbraunes Cklor- 
im Maximum (in Wasser mit rothgelber Farbe zu neutra- 
salzsaurem Goldoxyd löslich) bei noch stärkerm Erhitzen un- 
Verlust von $ des Chlors gelblichweilses Chlorgold im Mi- 
:m (welches nicht mehr im Wasser löslich ist) und endlich 
r Verlust sämmtlichen Chiots, metallisches Gold. 
Indem man die gewöhnliche Goldauflösung mit Ammoniak 
st, erhält man einen rothgelben Niederschlag von Goldoxyd- 
poniak, oder Knallgold. Dieses verpufft durch Stafs oder 
itzung , sofern sich dabei der Sauerstoff des Goldoxyds mit 








#612 | Gong-Gong. 


. dem Wasserstoff des Ammoniaks unter Keuerentwickles: m- 
bindet, und den Stickstoff desselben, durch die Hitze bei 
tend elastisch gemacht, in Gasgestalt in Freiheit setzt. 
Das Gold ist ferner mit Jod, Cyan, Schwefeleyan, As 
phor und, jedoch nur sehr lose, mit Schwefel verbindbe. 
Schon ke Antimon, Wismuth oder Blei rech io = 
dem Golde seine Dehnbarkeit zu nehmen, auch veb i 
Gold schon durch geriðge Mengen der weils und grau s 
Metalle seine gelbe Farbe. Die Verbindungen des Geis 
Eisen, Nickel, Kupfer und Silber sind bei allen Vekamz 
ductil, und letztere 2 sind wegen ihrer Härte vorzügkch a te- 
brauch. , Das Goldamalgama liefert Krystalle, in da Ca 
schmelzbar, und dient zur heilsen Vergoldung. 
v , k 


Gong-Gong 


Tam-Tam, chinesisch Tschoung; ne» 
sikalisches Instrument der Chinesen aus Glockenspeis, ta- 
bis de Z. Dicke, mit Spuren der Hammerschläge anf da Ve: 
fläche und Bronzefarbig. DerForm nach gleicht es e e 
kel oder einer baskischen Trommel, ist in der Bine eg 
ausgetrieben und mit etwas auswärts gebogenem Ros 2 
auffallendsten bei demselben ist der aufserordentlich kb = 
starke Klang , wenn es mit einem Klöppel geschlagen wi o 
sen Knopf mit Leder überzogen ist, und wahrscheisirke® 
dieser theils durch die Form, theils durch die Hime Ae e 
scheinend nicht gegossenen,, sondern mit dem Hammer sr 
nen Metalles, welches als äufserst hell klingendes sche 
Instrument aus China zu uns gekommen ist. Nach kung 
besteht es aus 78 Th. Kupfer und 22 Th. Zinn, oder sach 96 
gox ? aus 80,427 Th. Kupfer und 19,573 Th. Zinn va 8 
merkwürdig grofsen spec. Gewichte? = 8,953. Da Ze è 
talimischung ausnehmend spröde ist, so moſs man au: 
dafs die scheinbaren Spuren der Hammerschlage auf de 35e 
seite entweder durch die Form, worin dasselbe gegoser - 





1 Gehlea Journ, d. Chemie, IX. 409 Ana. de Chim. LAT E 
2 Ann. of Phil. 1813. IT. p. 208. | 


3 Vergl. oben Sperif. Gewicht der Mischungen. 


Grad. - 4613 


yrgebracht sind, oder dafs dieses Metallgemisch bei einer ge- 
nm, noch unbekannten Temperatur oder unter gewissen, bis 
noch nicht allgemeiner bekannten Bedingungen weniger 
le sey Ze l M. 


Goniomeler s. Krystall. 


Grad 
lus; degré; degree. Die Eintheilung in Grade kammt 


r Physik, Astronomie, Geographie u. s. w. sehr oft vor. 
wichtigsten ist die Eintheilung des Kreises in Grade, indem 
ewohnt sind, einen jeden Kreisumfang in 360 Grade, den 
in 60 Minuten, die Minute in 60 Secunden einzutheilen; 
setzt man diese Theilung noch auf Tertien, Quarten, Quin- 
ort. Ein solcher Grad ist = 0,017453.925 des Halbmes- 
indem 57 Grade 17 Min. 44 Sec. 48 Tertien 22 Quarten 
iaten auf dem Umfange des Kreises dem Halbmesser bei- 
genau gleich sind. Man bezeichnet die Grade mit °, die 
ten mit” und so weiter, so dafs obige Zahl so geschrieben 
le: 57°, 17, Ai, 48”, 22°, 297. 

Diese Angabe der Gröfse nach Graden findet auch bei den 
keln statt, zu deren Malse die Kreisbogen dienen. 

Es versteht sich nun von selbst, dafs alle Kreise, die der 
nom am Himmel oder auf der Erde sich denkt, eben so 
theilt werden, und dafs die wahre Gröfse eines Grades von 
sröfse des Kreises, auf welchem er sich befindet, abhängt. 
besondern Anwendungen hievon kommen da vor, wo von 
en der Breite, Graden der Länge u. s. w. die Rede ist. 


Die von den Franzosen während der Revolution eingeführ- 
utheilung des Kreises ist zwar nicht sehr in Gebrauch ge- 
nen, indels findet sie sich doch in manchen Büchern ange- 
It, und sie muls daher hier erwähnt werden. Nach dieser 
: der Quadrant in 100 Theile oder Grade getheilt werden, 
die Theilung des Grades in 100 Minuten u. s. w. führte 
gleichmässig zu kleinern Theilen. Diese Decimaltheilung 
Duadranten wurde mit den gewöhnlichen Bezeichnungen 
Jecimalbrüche auf den Quadranten zurückgeführt, und z.B.’ 





A 


Cnıaorı in G. LVI. 10%. Vergl. Journ, des Mines 1814. Aout. 


1614 j Gravitation, 





"e ' Q 

statt 5 Grade 39 Min. 97 Sec. schreibt man 0,053997. Du. 
zückführung der einen Eintheilung auf die andre geschrr 
indem zum Beispiel 51 gewöhnl. Grade = 55 des Les 









= 0,56666... sind, und man Minuten und Semi 
. ebenso auf den ganzen Quadranten zu beziehen braockt. 
Auch in andern Fällen kommt die Eıintheilung iz  t 
vor.. Gewöhnlich ist durch gewisse Bestimmungen ein 
zwei festen Puncten eingeschlossener Raum gegeb=. — 
Grade getheilt wird, und da hängt zuweilen die Waki Ge: 
zahl von Graden von unserer Willkür ab, zuweilen iż» :- 
die Natur der Sache auf irgend eine Weise gegeben. A. 
Weise haben wir Grade des Thermometers oder de Yr- 
Grade des Hygrometers oder der Feuchtigkeit u s w. :- 
sen Fällen sind die Grade der Scale unter sich gleich. be 
Fällen könnten die Grade ungleich seyn, zum Beispd 
wir die sehr ungleichförmige Ausdehnung des Wassen >= | 
wollten, um ein Thermometer, das gleiche Grade ier? 


Wärmeänderung anzeigte, zu erhalten. 
Doch alle diese mannigfaltigen Anwendungen be — 


am besten da, wo man ihrer bedarf, erläutern. 
U 


Gravitation. 





Gravitatio; Gravitas universalis; Gawa 
Pesanteur universelle; Gravitation. Die a ir!‘ 
befindlichen "Körper werden durch die Schwere geges =" 
gezogen, und da die genauere Untersuchung derBewe="* 
FHimmelskörper zeigt, dafs auch andere Weltkörper va? 
Wirkung ausüben, dafs die Erde von der Bonge er 
‚wird, u. s, w. so hat man diese gegenseitise Einwri< 
Weltkörper auf einander allgemeine Schwere, Greng ` 
nannt, ; 

Obgleich die Bemerkung, dafs die Gesetze für 5 7 
gungen der Himmelskörper aus der Gravitation dersee ` 
einander hergeleitet werden können, erst von New rcs =? 


aufgestellt und erwiesen ist, so war doch der Gedanke. 2" 
Körper eine anziehende Kraft auf einander ansüben, == ~ 










1 


` Gravitation. 4615 


chon geäufsert wordent. Indefs kaan man alle früheren, 
ich oberflächlichen Hindeutungen hierauf als unbedeutend 
sehen, und Kzrıen als den ersten angeben, welcher den 
ff der allgemeinen Schwere vollständiger festsetzte, uod dis 
ındung desselben,' um die Gesetze der Bewegung aufzufin. 
ahndete. Er sagt, die Schwere sey eine gegenseitige Af- 
m verwandter Körper zur Vereinigung; zwei Körper wür- 
wenn nichts sie hinderte, gegen einander zu fortrücken, 
jeder so weit als das Verhältnils der Masse des andern for- 
vorrücken, so dals, wenn nicht Erde und Mond in ihrer 
zurückgehalten würden, die Erde um „!; gegen den Mond, 
lond um 4} gegen die Erde zu sich bewegen würde?, Er 
eb dem Monde die Erregung der Fluth zu, und sagte, dals 
Hond das. Wasser der Erde ganz ap sichziehen würde, wenn 
rde aufhörte es anzuziehen. Dals er bei diesen richtigen 
chten die Gesetze der Bewegung, wie sie der allgemeinen 
rere entsprechend seyn müssen, nicht weiter aufsuchte, lälst 
aus dem damals noch höchst unvollkommenen Zustande der 
ematischen Wissenschaften erklären. 

Nach Kerren haben zwar mehrere Physiker diesen Gedan- 
etwas weiter verfolgt ?, aber doch die Gesetze der Gravita- 
nicht mathematisch zu entwickeln gesucht. Selbst von 
K* ist dieses doch nicht geschehen, obgleich er mehrere 
richtige Bemerkungen über diesen Gegenstand machte, 

New ron entwickelte (nach Peusenton’s Erzählung ® schon 
ahre 1666 die Gesetze der allgemeinen Schwere genauer, 





. Vergl. Art. Anziehung. 8. 824. 


: Si duo lapides in aliquo loco mandi collocarentar, propinqui 
m, extra orbem virtutis tertii cognati corporis; illi lapides coi- 

loco intermedio quilibet accedens ad alterum tanto intervallo 
a est alterius moles in comparatione. Astronomia nova er:ało- 
, tradita commentariis de motu vellae martis; in der Einleitung. 


? Rossavau in s. unter dem Titel: Aristarchi Samii de mundi 
mate lib. sing. Paris. 1644; herausgegebenen Buche and Franz, der 
Mersesse’s Zeugnifs (Harmon. universalis II. p. 12.) die Bestim- 

; der Kraft, die auf einen innerhalb der Kugel liegenden Panot 
» schon richtig gefunden hat. 


t S. Art. Anziehung. 


> A view of Sir Isaac Newton’s Philosophy. London 1728. in d. 
ede, 


1616 | Gravitation. 


Da die Schwere sich selbst in bedeutenden Entfersungen na N 
Erde wirksam zeigt, so schlof er, dafs sie sich wohl b» z 
Monde erstrecken könne, und dals man, wenn die Erke. 
Mond in seiner Bahn erhalte, auch annehmen dürfe, dx / 
Sonne die Planeten durch anziehende Kraft in ihren Baker 
'halte. Die schon bekannten Gesetze für die Bewesux: 
Planeten geben aber das Resultat, dafs die Schwunsinr- 
der Bewegung derselben den Quadraten der Abstizde > 
gekehrt proportional sind, und dafs also die gegen da” 
telpunct wirkende Kraft ebenso bestimmt seyn müsse E: 
schien sich die Folgerung zu schlielsen, dafs der Moe. +- 
‚zigmal so weit, als die an der Oberfläche der Erde beis:- | 
Körper, vom Centro der Erde entfernt, durch eime Sc 
die = eko der Schwere an der Erdoberfläche ist, oi: 
angetrieben werden müsse, und dafs er daher in 1 Mee - 
den Raum fallend durchlaufen müsse, den ein auf der Aas 
che der Erde fallender Körper in 1 Sec. durchläuft, ab» (DG: 
Es liefs sich leicht übersehen, dafs diese Grölse des Fu: -7 
Quersinus des in einer Minute durchlaufenen Boses, v- 
beim Monde 32” 560” beträgt, gleich seyn müsse, wen 
nun darauf an, die wahre Gröfse dieses Quersinus für &--- 
messer der Mondbahn zu berechnen. Hierbei aber lea > 
ron damals eine zu klein angenommene Gröfse ds i> 
messers = 3430 engl. Meilen, zum Grunde, und fan » - 
sen Quersinus nur 13} Fuls, und dieses scheint die es 
sung gewesen zu seyn, weshalb er die ganze Unter: - 
gen liefs. Erst zehn Jahre später ward er durch Hoos = ` 
ner Untersuchung veranlafst, die ihn zu jener Betracht: 
rückführte. Er wandte jetzt bei seiner Berechnung bes" 
sinus eine richtigere Angabe für die Grölse der Erde z 
fand ihn jenen 154 Fuls gleich, welche dem — 
Gesetze des Falles entsprechen. Nrerog stellte nen a; 
ne Untersuchungen an, wie sich ein Körper beweges eh : 
gegen einen Punct angezogen wird, und fand erstlich, € 
jedem Gesetze der mit der Entfernung veränderlichen Ce- 
Kraft, die um den anziehenden Punct beschriebenen 2" 
den Zeiten proportional sind, und zweitens, dals die Bahse“ 
wendig Ellipsen, Parabeln oder Hyperbeln sind, wex: + ` 
ziehende Kraft dem Quadrate der Entfernung umgekebr ” 
tionalist. Obgleich nun diese mit den Kepler schen Gas=-" 











Gravitation ` 1617 


immenden Folgerungen höchst befriedigend waren und die 
tigkeit jener Hypothese einer allgemeinen Gravitation völ- 
ewiesen, so bedurfte es doch noch der wiederholten Auf- 
rungen DA e und der Societät in London, um. New- 
zu dem Entschlusse zu bringen, diese wichtige Entdeckung 
ändlich bekannt zu machen, 

Das Werk, worin Newros die hierher gehörenden Unter- 
ungen vollständig entwickelte, sind die berühmten Arinci- 
philosophiae naturalis, welche 1687 zuerst erschienen. 
es Buch ist zwar ganz in geometrischer Darstellung geschrie- 
, aber man glaubt dennoch oft gewahr zu werden, dals 
rros durch seine grolsen Entdackungen in der Analysis ge- 
t, die Theoreme analytisch gefunden haben mag, da er oft, 
ie zu beweisen, sehr künstliche Constructionen anwendet, 
enen eine nicht so sehwierige analytische Betrachtung den 
: zeigt. Er handelt im ersten, Buche die allgemeinen Ge- 
der Bewegung sehr vollständig ab, nachdem er eine Dar- 
ıng des methodus rationum primarum et ultimarum voran- 
hickt hat; hier begnügt er sich in Beziehung auf Anziehung 
t, das wahre Gesetz der Gravitation allein zu betrachten, 
ern er theilt auch Untersuchungen über die Kräfte mit, wel- 
wirken mülsten, damit der angezogne Punct gegebene Cur- 
durchlaufen könne, und über die Curven, welche er 
laufen werde, wenn ein Gesetz der Kräfte gegeben 
und diese Untersuchungen veranlalsten ihn, auch nepe 


elegant dargestellte geometrische Sätze, besonders die 


Ischnitte betreffend, mitzutheilen. Die Bewegung auf 
enen krommen Flächen, die Bewegung der Pendel, die 
:gung der Apsiden einer wenig vom Kreise abweichen- 
?lanetenbahn, die Bestimmung der Bewegung in dem Fal- 
vo drei Körper anziehend auf einander wirken, kommt 
ıfalls hier vor; auch das Problem von der Aitraction einer 
l auf einen innerhalb oder aufserhalb liegenden Punct, (wo- 
ıachher mehr gesagt werden soll), ist aufgelöst, und die 
sung ähnlicher Probleme für andere Fälle angegeben. End- 
vird noch von der Bewegung kleiner Körper, die gegen 
Theilchen grolser Körper angezogen werden, gehandelt, 
lie Anwendung auf die Brechung des Lichtes gezeigt. Das 
e Buch untersucht zuerst die Gesetze der Bewegung, wenn 
on der Geschwindigkeit abhängiger Widerstand statt findet, 
Bd. Kkkkk l 


Pa 


1618 Gravitation. 


und handelt dann die Lehren vom Gleichgewichte und dek 
wegung Rüssiger Körper ab. Hier kommt, unter andera ae 
rigen Problemen, die Nrwrox mit dem gröfsten Schasfsrre e 
löst, auch schon die Bestimmung der Geschwindigkeit des Sc, 
les vor, zwar auf eine nicht so klare Weise, als das Le: 
dargestellt, aber doch richtig gefunden., ‚Das dritte Bech be- 
die Anwendung auf die im Sonnensysteme vorkommende: : 
vwegungen. Die gegenseitige Anziehung wird hier als den K- 
sen direct und als den Quadraten der Entfernungen uvezu- 
proportional vorausgesetzt, und daraus werden die ea: 
Bestimmungen hergeleitet. Namentlich werden die de. 
Bewegungen der Planeten, die sphäroidische Gestalt det: 
die Schwingungszeiten gleicher Pendel unter verschiedene? - 
ten, das Rückgehen der Nachtgleichen, die Unglichkex: 
der Bewegung des Mondes, die Ebbe und Flath, die Bee. — 
der Knoten der Mondbahn, die Figur des Mondes, gew - 
stimmt. Nrwros zeigt dam, wie man, nachdem die Ber: | 
der Kometen, als den Gesetzen der Gravitation folernd. =- 
nommen sey, die wahre Bahn eines beobachteten Komae °- 
den könne. — Dieses mag hinreichen, um die Reichbs.z | 
dieses Buches, dessen Studium für alle Zeiten wichtig 27 
wird, anzudeuten, und einigermalsen zu zeigen, wk" 
wunderang der Mann verdient, der ein solches, fast e 
Seite Neues und Wichtiges lehrendes Buch zu sche: : 
Stande war. 

Nach Newrow haben die Mathematiker und Phrsi= | 
nichts weiter thun können, als seine Grundsätze auf die Er. 
nungen anwenden, welche die Astronomie darbietet; r: = 
dieser vollkommener durchgeführten Anwendung sind de? 
genau mit den Beobachtungen übereinstimmenden Bebe" 
` vorgegangen, welche unsere jetzigen astronomischen Re" 
gen darbieten. Als Männer, die hierin vieles und er - 
das Ganze gehendes geleistet haben, verdienen wohl vezi- 
Harzer, MacLauriN, Eesen, (welcher freilich die doe 
Schwere als eine facultas occulta nicht recht sehr 
wollte, aber doch in seinen Rechnungen, sobald vom tz 
princip nicht mehr die Rede war, nach den Newton's- - 
setzen rechnete,) D'ALEMBERT, CLaınaur, Lesser, V 
und vor allem LarLace genannt zu werden; der lem: - 
wegen vorzugsweise, weil er nicht blols, wie die gen ° | 








3 





Gravitation. 1619 


endungen ‘des Princips der allgemeinen Gravitation ter- 
t, erweitert und berichtigt hat; sondern zugleich ons in 
r Mécanique céleste ein schönes Lehrgebäude alles dessen, 
is jetzt aus diesen Gesetzen der allgemeinen Schwere her- 
et ist, gegeben hat. Sein in rein analytischer Darstellung 
führtes Werk wird wohl ohne Zweifel für alle Zeiten ei- 
rorzüglichen Werth behalten. Diejenigen Mathematiker, 
ch um einzelne Anwendungen Verdienste erworben haben, 
ı da, wo von diesen Anwendungen die Rede ist, genannt 
mm," 


Jie Gesetze der allgemeinen Schwere haben sich bis jetzt 
it durchaus ausreichend zur Erklärung aller Erscheinungen 
t, welche die beobachtende Astronomie uns kennen lehrt. 
emerkung von Encxe, dals man vielleicht bei den Kome- 
feinen Widerstand Rücksicht nehmen müsse, kann nicht 
ı Einwurf hiergegen gelten; wohl aber kann es seyn, dafs 
esetz, die Attraction sey der Masse proportional, noch eine 
ränkung leidet. Nach Newron’s Ansicht bat die Beschaf- 
t der Materie, woraus ein.Körper besteht, keinen Einflufs ` 
e Attraction, (die sich eben dadurch, wie Newron sagt, 
er magnetischen Kraft unterscheidet) t und wir bestimmen 
das Verhältnils der Massen der Planeten nach der Stärke 
traction, welche sie auf einander ausüben; es könnte aber 
seyn, dafs die Stärke der Einwirkung desselben Planeten 
ıen zweiten, die Masse des erstern anders angäbe, als die 
kung eben desselben auf einen dritten sie giebt, und dann 
n wir allerdings eine nicht bloſs von der Menge der ma- 
'n Theilchen abhängende Grölse der Attraction zügestehn 


b die Anziehung in die Ferne eine Grundeigenschaft der 
ə sey, untersuche ich hier nicht, da im Art. Anziehung ? 
das Nöthige angeführt ist. Unter den auf andre Voraus- 
zen geführten Erklärungen der Erscheinungen, dafs die 
en Körper gegen die Erde, die Planeten gegen die Sonne 
om ein Bestreben zeigen, hat die Hypothese des Dzscan- 





Princ. ph. nat. Lib. II. Prop. 6. 7. 


, 5. 824. 
Th. 5 8. 22 Kkkkk?2 


[4 


1620 Gravitation. 


TES $ eine Zeit lang am meisten Beifall sefanden und ve 
Hurerus verbessert vorgetragen worden. Da sie geri: 
der Natur angemessen ist, so widme ich ihr nur eweg ic: 
Wenn eine flüssige Masse in Kreisbewegung gesetzt wir. ~ 
es befinden sich Theilchen in derselben, die dieser Ber... 
nicht ganz so schnell folgen können, so gehen diese, v. : 
einer Centripetalkraft getrieben, gegen den, Mittelpund.de: 
wegung zu. Die schnellern Theilchen erhalten nämbd == 
Schwungkraft und drängen jene minder schnellen Thektz.: 
gen den Mittelpunct, um selbst den Platz derselben mı=ı 
men. Huygens erläuterte dieses durch ein Expermez. ” 
Wasser, in welchem sich schwerere Theilchen befand. :- 
zwar mit fortrifs, so lange die- schweren Theilchen sd: | 
ganz damit gemischt erhielten 3 aber sobald diese am bebe: 
was von ihrer Geschwindigkeit verloren, fingen sie m.s: 
der Mitte zu sammeln, als ob sie von, einer Schwein!" 
die Mitte getrieben wurden. So ungefähr läfst sich ab: is- 
aus Cartesianischen Wirbeln die Schwere und das Bewer ~ 
“gen den Mittelpunct erklären; aber dafs kein ähnlicher te- 
~ welcher den Bewegungen der in ungleichen Zeiten um Zeta 
gehenden Planeten gemäfs wäre, welcher den die Ext 
tenden Mond darstellte, u. s. w. möglich seyn würd = 
leicht 3. 

Unter den neuern Physikern, welche die Graviuart”: 
die Bewegung einer feinen Materie erklären, hat Le Sun: | 
den Beifall, welchen nz Lüc seinem Systeme schenkt. 2 
Celebritöt erlangt. Le Buer nahm ein feines Fiaidux e. 
- ches von allen Puncten her nach allen Puncten zu sra:: + 
ein Körper das Zuströmen dieser Materie von eme er? 
hält, bringt der Stofs dieser Materie von der andern Se" 
Anschein einer Anziehung hervor. pe Lüc glaubt, dies -~ 
rung durch bestimmte Ursachen sey der Natur gemir 
wenn man den Körpern, da, wo sie nicht sind, Wirkur;® 















1 Princip. philos. Lib. IV. propos. 19. sq. Nach sebe > 
haben die singulae partes materiae coelestis eine Kraft, ed: 
Erde zu entfernen; sie können aber ihre Wirkung zer sega d 
sie irdische Theilcheun unter sich herabdrücken, und ihres Po ’ 
nehmen. 

2 Die hier anzuführenden Schriften können im Art, Art? 
nachgesehen werden, 


Ki 


Gravitation. 1021 


e. Dafs man aber hier eine unaufhörliche, von allen Puncten 
‚nach allen Puncten hin gehende Bewegung, ohne eine Ursa- 
: derselben anzugeben, voraussetzt, ist gewils eben so duukel 
jene Anziehungskraft selbst . — Was neuere Schriftstel- 
AL und andere angegeben haben, führt eben so wenig zu 
em bessern Systeme und Verdient gar keiner Beachtung. 


ıtwickelung einiger aus der Theorie 
der allgemeinen Schwere fliefsender 
nn ` ‚Lehrsätze. | 


1. Zuerst mag Mer? die Berechnung stehn, welche die Ue- 
zeugung gewährt, dafs eben die Anziehungskraft, welohe wir 
der Erde Kraft der Schwere nennen, auch auf den Mond 
kt. 

Unter demjenigen Parallelkreise, wo das Quadrat des Si- 
ider Breite = } ist, fallen die Körper in 1 Sec. durch 15,07443 

‚Fufls, und man nimmt am besten diesen Punct, weil da die ` 
ractionskraft der Erde an der Oberfläche sehr nahe der Masse 

Erde, divigirt mit dem Quadrate des Abstandes vom Schwer- 
e: gleich ist: ‚aber wegen der Rotation der Erde mufs nıan 
ale zulegen, well die wahre Schwerkraft um 3 der Centri- 
alkraft oder um $. „45 der Schwerkraft grölser ist, als der 
bachtete Fall der Körper sie anzeigt; der Fallraum auf der 
enden Erde würde also hier seyn = = 15,10958 Par. Fufs, Ist 
wn gegründet, dafs die Schwere nach dem umgekehrten Ver- 
mise des Quadrats der Abstände vermindert, auf den Mond 
kt, so sollte, wenn x die Mondparallaxe ist, x?. 15,10038 
Fallhöhe des Mondes seyn. Diese ist jedoch aus zwei Grün- 
‚zu eorrigiren. $ie ist nämlich erstlich in dem Verhälnifs 
ser, als die Summe der Masse von Erde und Mond grülser, 
die Masse der Erde ist, also im Verhältnils 76:75 und sie ist 
itens um ze kleiner, weil die Einwirkung der Sonne um 
ziel im Mittel die Wirkung der Erde vermindert, so also wird 
Fallhöhe des Mondes = 28. 347 x? 15,10958— x? 15,26827. 
'Erdhalbmesser ist in jener geographischen Breite = 19603190 





1 Ds Lúa neue Ideen über Moteorötögie, 8. 109. 
2 Nach den von Larracz gegebenen Zuhlenbestimmungen, wo 
aber die Mondmasse = Ar setze; vgl. Mée, cél. Liv. H. Chap. I. 


1622 Gravitation. 
Par. Fuls, und der Abstand des Mondes = 


der Mond in 2360591,"4 um die Erde läuft, so ist en Bo 
= und dessen Quersinus == $. mae 


19608190 = EI, Dieses soll = x?, (AKT. a 


DEE wi 


x 
a = ne = omasa = 


So grofs müfste die Mondparallaxe seyn, wenn das Ger: A 
Abnahme der Schwere und die Gröfse des Fallraums suf ie; 
genau dem Fallraume des Mondes entsprechen solhe; że . 
Beobachtungen geben für jenen Radius der Erde die Para 
= 56 55,2, welches‘ so nahe mit jener Zahl überemstisr s 
man bei der doch immer noch nicht ganz absolut gene: ; 
stimmung des Werthes der hier zum Grunde gelegtes L: 
erwarten "kann 1, ` 

2. Die Frage, wie ein nach dem Gesetze der em 
Schwere angezogener, gegen den anziehenden Mittler 
fallender Körper sich bewegt, ist im Art, Fall? bere: 
Die verwandte Frage, wie ein zwischen zwei iänziehenche 
_ ten befindlicher Punct sich gegen den stärker anziebais 2 
bewegt, lälst sich auch leicht auflösen. Es sey de Jee, 
‚ zweier anziehender Puncte von einander = a, der Abart = 
angezogenen Körpers von dem ersten = s, die Masse da: 
== M’, des zweiten = M”. Ist nun für den zwepe 2: 
Entfernung = R die Grölse des Fallraumes in 1 Sec. =: 
ist die Kraft; welche den von jenem gegen diesen be 


R? R? M 
Körper beschleunigt = = Kom Mr dér wesa dr se 








kende Kraft des zweiten in der Entfernung Ri gesar 17. 
Es ist also, wenn der Körper sich gegen den zweiten sn" 
` den Punct zu bewegt, 

A 
— dv 2% R? al 


A8 ` Mie 





1 Lurtsce nimmt die Masse des Monde = cl, ued ei"? 
56 53”,7, so dafs da fast eben so viel zu wenig, als hier a =" 
aus kömmt.. 

2 8.10. 


Gravitation. 1623 ` 


2vdy = 4g R? ds J L we Ara 





va Const + Ag Ri | + wr 
wenn V == war fürs b, 

ad HN 
= ‘= op | (a8) — M” bs 


Verth von d v zeigt, i dafs da, „wo — = m ist, gar 


Beschlemigung statt findet, und men kann daher fragen, 
roſs muls o seyn, damit an dieser Stelle vc werde. Die 
m. w E Biebt, eh, dann. | 


ien GA Lei Kan ebe ` 


A 6-9 (Lu 
ican ECH a —8 ite E 
eht. s 

Wenn ein "Körper von der Oberfläche des Mondes gerade 
ı die Erde geworfen würde, so wäre b der Halbmesser des 
les, nahe genug b= Le a, wenn a der Abstand des. Mon- 
ron der Erde ist; M könnte nahe genug. um bequem die 
sel auszuziehen, = yy M” gesetzt werden, und für jenen 
: gleicher ` vorwärts und. zufückauaichenger Kraft wäre 


erg = as, 


u 


gr J = 


ol (om WW 210 
2. _ 

re En 8.2102 E 209 
204 ` 201 

8 ebe a 

20 

l e = R a — Y —— Sr -= 
wenn g = 15; y= OR = = 60,19614600 ist, so wäre c 
z R. 0,000015618 = 0,0003924 R = 7696 Fuis. Mit 


r Geschwindigkeit. mülste auf dem ruhenden Mönde ein 
‚er geworfen werden, um jenen Punct zu erreichen, und 


= g R? 


1624 ur Gravitation: 


, wenn seine Geschwindigkeit gröfser wäre, so würde e u> 
mehr zum Monde zurückfallen, sondern auf die Erde gelmen. 
Diese Geschwindigkeit ergiebt sich etwas anders, wenn der Mex 
in der Erdpähe, als wenn er An der Erdferne ist, und jene b- 
stimmungen sind also genügend, wenn ’gleich die Massen e 

` Entfernungen, der. Bequemlichkeit. der Rechnung wegen, ss 
ganzen Zahlen angenommen ‚sind. Eine Gleichung zess, 
und t zu suchen, wäre ohne Notzen, da nns der Fall, eire si 
che Bewegung zu berachnen, nicht leicht vorkommt, ed CG 
Frage, ob, allenfalls ein Körper. vom Monde zu eng herten- 
warfen werden känne, (fie einzige, zu deren Beantworten sa 
dieses Problem angewandt hat) ays dem Vorigen bester 
werden kann. Indels ist bei dieser Frage noch zu beachtes. tis 
Mond ‘und Erde nicht im Weltraume ruhn, und jener voa Na 
ab geworfene Körper also schon die Bewegung besitzt, e ee 
cher der Mond um die Erde läuft; ein Umstand, welkbe ër 
Berechnung der Bewegung eines vam Monde gegen die Erk z 
worfenen Körpers ungemein erschwert. 

3. Die allgemeine Frage, wie ein Körper sich bewese, er: 
zwei anziehende Kräfte von verschiedenen Mittelpason = 
auf ihn wirken, bietet sehr viele Schwierigkeiten dar. Ta: 
die Differentialformeln nur für einen. leichtern) Fall nr 
liege die Richtung derBewegung in eben der Ebene, ir 
die drei Puncte sich befinden, und x, y, mögen des ke: 
Punctes,; X, y'3 x”, gi, der anziehenden Puncte Coen: 
seyn; dann übt die erste Masse = m’ auf die Masse s, :2 








durch GH ausgedrückte Anziehung ans, w = 


lich der Nenner das Quadrat des Abstandes beider Para = 
einander ist; und diese Anziehung giebt mit'x parallel 


vr [x —x? + (y —yPFP 
und diese beiden Ausdrücke lassen sich in 


TE an (ME 
m (dx m \dy 


. , m m — 
umgestalten, wenn d = ZTP F y y] 


ist. Auf eine ähnliche Weise erhielte man, wenn 





- e- 





\ 


Gravitation. ` 1625 


nziehung dès zweiten Punctes dE 


-1 CH, und 1 (# 


Déng der Körper m', m” auf einander lassen sich eben 

rch eine ähnliche ‚Gröfse A” ausdrücken. Versteht'/man 
nter A die Summe der vorhin dürch x, A7, 2” angedeu- 
aroſso, so Kei 


-vou m m 
rie =I FUA, Fe lee +77] 
+. ree + y —y ři; 


und (Gi, — . m w (x —x) 


dal ———— NËT 


mm ) m’ m” (x"—y’ 


Fe Re 


ge Bewegungsgesetzen lafst sich nun leicht. übersehen, 


* = die nach der Richtung der x zerlegte Geschwindigkeit 


"pen m, und E: die Zunahme dieser Geschwindigkeit 


ese aber ist ist = 1 e al dt, nämlich der beschleunigen- 
raft und Jei eweg? der Zeit proportional, So er- 
an also für den einen Körper 


Belt udn DÄ = = LGS 
a anch: diè, apziehewden Körper eben so gut beweglich 
o werden atch sie zur Bewegung —— wo dann 


‚d?x a Go“ - (5 :) 
TT Ae" = dx Te ay 
„ dix” , 1 A8 är 
m —— FD a Sé =, ip)" 





ce leitet 'hleraus Ze weitere: Bestim angen ab: da 


af (+) | af Bist | 
mme 2) (>)= ast, wovon man 


wf 


im Differentüiren Sté überzeugt, so ist 
m dx 4+ dx Aw där = 0, 


Acer — e Ca 5 ist, li Wirkungen, die aus 


Se 


4626 Gravitatiom 


und eben so mdy -tm dy Le dëch 
@ese beiden Gleichungen enthalten das Theorem, Ah è 
Schwerpunct der. drei. Körper duroh die:gegenseitige Ansi 
keine Aenderung seiner Bewegung leidet; sondem sich —— 
förmig und nach ‚geradet Richtung fortbewegt, Es ist mu 
bekannt, dafs die Gleichungen für beide Coordinaten dem. 
punctes sind, 
mx + mx + m ne 
m-f m F m Tr 
wy + my --m” 
„— D ck m ST Te 
da nun jene beiden Gleichungen geben 
da RY. 


KL — — 


dr = d dt =0; | i 


so ist e ms Const; 2x == Const, also die Geschwiz: 


und Richtung des Schwerpunctes 'unveränderlich. 


` Dës ie Gleichungen = == E e jede mit kan 


- 


) 
Wi 
=X; 


/ 





gen - —y  multiplicirt, und dio Gleichungen CJ E 7 * i 
jedo x mit dem zugehörigen 4 x mult. und alle addirt, m 


— Lu m’ (x dei — Én 


8 A Ser —— 
oE aET erf Le 


DE 1) 
DW D ' d dv — 


and da aus dem Joie von A leicht folgt, dab 
d à ” 
E * D, de Lts a) 


j u. =r Ce x (È + x E 
2 aw 2 | e _ E 
e bueden EET, gi d x) A Z (x "3 ve 
+ SP wer "dä 





Gravitation. 1627 


das Integral 
onst — en BEZ See + m (x n (ay yan) 


Dys dr — y ax), 
ö— 7r 


eifst, wenn man die Winkelfläche,, ‘welche der vom An- 
pumete der Coosdinaten nach dem Puncte m ‚gezogne Ra~ 
Vector in der Zeit dt beschreibt, mit m multiplicixt und. 
so auch für die übrigen Puncte verfährt, oo ist die Summe 
dieser Producte der Zeit dt proportional; also in einer grö- 
Zeit ist diese Summe der Zeit proportional. — Hierbei ist 
nfangspunct der Coordinaten willkürlich, und wenn- man, 
ı der anzieheutlen Pıfnete selbst als Anfangspunct annähme, 
ade man in jedem Zeittheilchen die Summen | in Beziehung, 
ın der Zeit prapartäonal. uoo ip 


Endlich Jäfst sich noch ein Integral aus den obigen Gii- 
gen erha gen, indem 


= G G) onen 
nTa = ey | in 


N 
also d 


das dës, mdy dy ZE d en 


dx d?x’ m de di 
ie + un =a —— 
Jx” d2x” dy” d?y” II SH A 
dë ` +m” LFL dx” +dy 


ımme der letzten Theile dieser Gleichungen, ist = AA CG 
steren geben integrirt ` 


sm (Er — LG sch 
A Än (C= EL) 








Lea also = + Const. ist. Das hierin enthaltene Gesetz der 





Dafs sdy— ydx gleich dem doppelt genommenen Diferen- 
ler Winkelfläche ist, erhellt so: Rs sey AB zz, BC =y, BD 

, EF = dy, so ist die Fläche C AF = ABC + BCED + CEF 
LD = == xy + yds$4dzdy—y(x + dz) (y + dy) oder mit 
sung der Glieder zweiter Ordnung zz $ (ydx— xdy) 


Fig. 
238 


~ 


` muls ja das Integral so genommen werden, dals es vesdrst 


1628 Gravitation. 


lebendigen Kräfte drückt LarLacs so aus 1: die Samme dek, 
bendigen Kräfte, das ist der Producte aus dem Quadrate de (+ 
schwindigkeit jedes Punctes in seine Masse, ist erstlich =- 
änderlich, wenn keine anziehende Kräfte auf das Sysez ~ 
Puncten wirken, oder A == Q ist, und zweitens ist die 5e 
der Vermehrungen der lebendigen Kräfte, wenn ammes 
Kräfte wirken, gleich profs, was auch immer für kramme L=- 
jeder dieser Körper beschrieben habem mag, wofem m3 
Abgangs- und Aukunftspuncte dieselben sind. — 

Dafs hier erstlich: ir gleich dem Quadrate er 
schwindigkeit der Masse m żey, ist klar genug, uad num 





wenn wir die Körper alle in die Puncte, wo wir ihre Been 
zu betrachten anfangen, (ihre Abgangspuncte) versene 5 
dals es seinen vollen Werth erhält, wenn wir die Köye $: 
die Puncte, wo sie am Ende der zu betrachtenden Bew; e 
kommen, (die Ankunftspuncte) versetzen ; und indem le! 
diese \Verthe van A heasichnen, ` so hängt offenbar dee 
` Werth jener Summe von Producten gar nicht von der” 
Werthen ab, welche A zwischen jenen Endpancten cz" 
mag, oder nicht voni den Curven, welche irgend einer z: 
„per zwischen jenen Puncten durchläpuft, | 

"Diese Betrachtung der gegenseitigen Anziehung dee? 
per wird in unserm Sonnensysteme dadurch sehr eech? é 
die Einwirkung eines Hauptkörpers so vorwaltend ist, ds 
die Hauptumstände der Bewegung der von ihm angezoz=! 
per bestimmen kann, ohne auf die tibrisen schwach ar?” 
den Körper Rücksicht zu nehmen, indem die Einwirkux: G 
“nur kleine Correstionen hervorbringt. Giebt es solche "eg 
wie die Systeme der Doppelsterne zu seyn scheinea!, 27 
chen drei ziemlich gleiche Körper sich anziehen, so ec?" 
die allgemeine Betrachtung durchgeführt werden müssen, SI 
Gesetze der Bewegung eines jeden Körpers dieses Syse» ? 
bestimmen, und Hzascuzı’s Folgerungen möchten wei ~ 
nicht ausreichen. 

Jn jenen Gleichungen ist aber auch der leichtere Ed, e 





— — 


” 4 Mée, cdl. Live I. $. 19. 
2 Hasscusı's Schriften. 1 Th. 8. 183. 


N 





Gravitation 4629 


‚wei einander anziehende Körper da sind, mit enthalten. 
imlich m” = 0 , so sollte 
m Gët —ydx) | m (xX dy — y dx) 
c= — m L 
dt — dt | 
‚ und wenn mai hier die Coordinaten von der jedesmaligen 
des einen anziehenden Pünctes rechnet ‚se als ob dieser 


d 
ester Punct wäre, so würde dx == dy = 0, und Žar 


dy — ydx, gleich dem doppelten um jenen festen Punct 
riebenen Sector in der Zeit dt. Statt S will ich C? setzen. 


statt den einen anziehenden Punct als ruhend anzusehen, 

genauer, den Schwerpunct beider als ruhend anzunehmen. 

ron ihm an die Coordinaten zu rechnen. Will man dan: 

so muls X = mtmr _ == = 0, 
m -+m 


y= rytmy 


m--m =(, seyn, 
m , m 
also x = — x; Sec P 


2 
unà m (x åy — y ìx'’) = * (xdy—ydx), 
m + 


c | m 
also: nm dt= — (de — ydx), 
ie um den Schwerpunct beschriebene doppelte Sectorfläche 


m’ 
+ m 
ben würde, Įwenn man die Masse des andern Punctes oder 
rs als = 0 ansähe, 

Venn wir diese anzubringende Correction, die für dio 
Leit der Planetenmassen unbedeutend ist, nns für die Folge 
xen, so reicht es hin, die Bewegungen so zu bestimmen, 
x” and y’ immer == () wären und x, y, von dem mächtig 
ende Puncte an gerechnet würden. Dann, ist zugleich 


== xdy —ydx und A + Const, = + Const 


= (dx2 + dy? Co 
z Cr tn, Es sey * D; x24 pae 


Cos. 9; y= pọ Sin. 9; dx?4- dy? = dete dg’, also 


derjenigen Fläche, die um den einen Punct 'be- 





1630 Gravitation. 


m dt- DAR o= Fe (de t ed g’, 
xdy —ydx de 
aber dt war = me 


m o?d 'Do*d 
de D NZ A HES 1äetieie 
oder d on — 
— 
Diese Gleichung ist völlig übereinstimmend mit der ie != 
Centralkräftet gefunden, und die "ie ein Kegelschniz. a 





Parameter = 2 CN und halbe Axo = 35 ist, Des: 


gativ (und wie die Vergleichung mit dem Artikel Cat: = 
zeigt, die Curve eine Ellipse) wenn die Geschwind;i: - 


bewegten Körpers kleiner, als Y SS ist; — dod re 


ren Erörterungen darüber sind schon an dem angeahm - 
gegeben. 

4. Ein anderes von der Theorie der Gravitation dës 
des Problem ist die Bestimmung der von einem gausi” 
ausgeübten Attraction, wenn die Gestalt derselben per 
Ich will mich hjer auf die Bestimmung der Amrsepe o) ` 
gel und eines Ellipsoides beschränken, da nur diesel- i 
wendung im Sonnensysteme findet. 

Wenn im Allgemeinen des angezogenen Pants 0 
ten a, b, c sind, die Coordinaten eines angiehendes Te 
aber x, y, 2, und dieses Theilchens Masse == dM=i::'- 
so wird die von diesem Theilchen ausgeübte gesamme Eer 

dxdydz 

d aL FG ee Medid l 
den leichtesten Fall zu betrachten, sey eine Kees: 
Halbmesser == r und der Dicke == dr der anziebes® 
Der angezogene Punct liegt hier allemal auf einen Be- 
Kugel oder auf dessen Verlängerung, und diesen Baler: 
als Axo der Kugel, den darauf senkrechten gröisel 
Aequator ansehen, um die Lage des anziehendes I:- 
dM durch seine Breite = 90° — 9 und Länge == 2 anzu” 
ist offenbar das Differential der Kugelfläche == rå’. $ 







18 Th. ba 71. 


Gravitation. 4631 
=t dë de, dr Sin. 9. Der Abstand ‘dieses 


ns vom angezognen Puncte ist = f° (ri — Zar Cos. A 
und die ganze Attraction dieses Theilchens auf den 
Ba dë. dy. dr Sin A 

Ge —T ar Cos 9 Lei ` 


st aber offenbar, dafs die auf jene Axe senkrechte At- 
ich, wenn man sie für die ganze Kngel sucht, zerstört, 
r nur die mit der Axe parallele Attraction in Betrach- 
ımt; diese wird gefunden, wenn man jene Attraction 
Cosinus desjenigen Winkels multiplicirt, welchen die 
dem anziehenden und angezognen Puncte gezogne Li- 
er Axe macht, und dieser Cosinus ist 
` a — r Cos. A 
=+ r (Aar Co, 9. + 82)’ 

zerlegte Attraction ` 

(a — Cos. 9) 249 de dr Sin. 9 
+ y (r? — 2 ar Cos. 3 + a?)? 
an diese Gleichung zuerst in Beziehung auf 7 integrirt; 
s Integral vonn = Q bisn=2n oder für den gan- 
ıng des Parallelkreises nimmt, so ist das Integral 

—2 r? z dr. (a — r Cos. 9) A9 Sin., A 

Y (rear Cos. 9 H a 
sdruck bleibt immer positiv, (da $ immer < 180° ist) 
rölser als r ist, 'statt dafs er vom Positiven ins Negati- 
ht für verschiedene Werthe von9, wenn a <r ist, 
ingezogne Punct innerhalb der Kugelschicht lieg. Um 
ang auf 3 au,integriren, sey 2—2 ar Cos 9 -+ a2 = v7, 


r2? 
td2== vdv; a—r Cos. A == HZ, also je- 


= Z adr, (= =? + 1 dv wovon das Integral == 


| $. 
SC wg =) ist. Soll dieses verschwin- 
` == 0 oder v = r — a, für den innerhalb liegenden 


ist die Constans == — — und da es für die 


nen Punct = 








el also bis Cos. 9 == — 1, v =a + r, genommen 
I, so ist es == 0, für den innerhalb der Kugel liegen- 
und es ergiebtsich das schon von Ngwrox gefunde- 





1632 “o Gravitation. 


ne Theorem, dafs die ganze Kugelschale auf den inner. 
genden Punct gar keine Attraction ausübt. 

, Wenn der Punct aulserhalb liegt, so muls wieder -. 
desral von 9 = 0 bis 9 = 180° genommen werden, d 
"aher. fun von Y = a ——r bis v =a +r, die Cors: | 


= + 2: S, und der volle Werth des Integrals = = 


2rPndr č 4rndr 
e “Too a’ 








Da der Inhalt der Knz::.:. 


' r? xdr ist == M, so übt sie die Attraction == M a 
a 


grols, als wenn die ganze Masse der Kugelschicht in i~ | 
‚telpuncte vereinigt wäre. 
Ist es nicht eine Kugelschicht allein, sondem €: 
Kugel, welche anziehend wirkt, so sind erstlich fürs. | 
halb liegenden Punct alle ihn aufsen umgebenden Kr | 


ten unwirksam, die innerhalb liegenden üben exe | 


dm dr = Aan aus, indem nämlich de I: -~ 


a2 








von r = 0 bis r = a ganommen werden muls; zwei: 
nen aufserhalb liegenden Punct ist die ganze à= ` 
Ada ! 
3 a? 
Mittelpuncte vereinigt wäre. 

So lange also der angezogne Punct sich anfserb:“ =| 
gel befindet, ist die von der Kugel auf ihn ausgeübe > 
dem Quadrate seines Abstandes vom Mittelpunde =- 
proportional ; befindet er sich aber innerhalb der Xc.’ 
det er eine, dem Abstande vom Centro direct proport 
ziehung. 

Diese Theoreme hatte schon Newrox ! gefur: ' 
durch elegante synthetische Beweise begründet; er : `| 
schonj? einige die Attraction des Sphäroids betreffen: | 
me gefunden, an welche Mac-Launın?® die Eatde..-- | 
terer Theoreme anschlofs. Später hat diese Untersx: 


, eben so grob, als wenn die ganze Masse de :- | 








1 Princip. phil. Lib. I. Sect. 12. 
2 ibid. Sect. 13 Propos. 91. Cor. & 3. ` 


8 De cansa fluxus et refluxus meris in d. Receeil des ; 
ont remporté les pris de l’acad. roy. Tome A 





Gravitation. 1633 


llipsoid angewandt, die gröfsten Analytiker, LAGRANGE 4, 
ong", Larrice?, Ivonr*, Poisson 5, beschäftigt. Am 
baten aber hat Gauss diesen Gegenstand behandelt, dessen 
dung ich, so weit sie für die Bestimmung der Attraction 
homogenen Ellipsoids nöthig ist, hier, nebst einigen Er- 
ungen, mittheilen will®, 
Venn ein Körper durch eine, nicht ins Unendliche hin- 
ıende Oberfläche umschlossen ist, so wird bekanntlich die- 
erfläche von jeder unbegrenzt fortlaufenden geraden Linie 
ei, oder vier oder sechs Puncte u, s. w. geschnitten. Wenn 
ich also jeden Puntt der Oberfläche durch Coordinaten x, 
bestimmt denkt, und auf der mit y, z parallel gelegten 
eine rund um begränzte kleine Fläche d Z zeichnet, über 
aber einen Cylinder errichtet, dessen Seitenlinjen mit x pa- 
sind, so schneidet diese Cylinderfläche offenbar eine ge- 
\nzahl unendlich kleiner Stückchen auf der Oberfläche des 
rsab, und da die Seitenlinie des Cylinders (wenn näm- 
ne Ebene aulserhalb der krummen Fläche so liegt, dals die 
krumme Fläche sich an einer und derselben Seite befindet) 
ten Puncte in den von der krommen Fläche umschlosse- 
aum eindringt, im zweiten ihn wieder verläfst, u. s. w- 
wenn o den Winkel zwischen der Normallinie der Flä- 
ı dieser Stelle und der Seitenlinie des Cylinders bedeutet, 
echselnd spitz und stumpf. Nennt man das durch diesen 
er abgeschnittene Theilchen der Fläche == dé an der ei- 
= dç” an der andern Stelle, so ist offenbar d J sowohl die 
tion des einen, wie des andern Theilchens und dei Cos. e 
grob als dç” Cos. o”, wenn 0’, o” die Werthe des Win- 
r Normallinie und der Seite des Cylinders für beide klei- 
shenstücke sind; wegen der ungleichen Zeichen des Co- 
st aber, wenn ich hier nur ein zweimaliges Einschneiden 


r 





Nouv. Mém. de l’acad. de Berlia pour l'année 1773. 
Mém. presentées à Pacad. roy. des sc. Tome 10. 

Mém. de l'acad, des sc. 1782. und Mecan, céleste Livre 3. 
Philos. Transact for 1809. 

Connois. des Tems. pour. 1829, 


Theoria attractionis corp. sphaeroidicorum ellipticorum homo- 
m, methodo nova tractata, auctore C. F. Gaufs. 1813. 


kd. ` LIIII 


1634 Gravitation. 


annehme, de Cos. o +- dç’ Cos. e == 0. Da dieses Èr e: 
solchen, den Körper durchschneidenden Cylinder gh, » 
(1.) [ds Cos o = 0, wenn man dieses Integral anf de .c. 
Oberfläche des Körpers ausdehnt. 

Liegt jene Ebene, in welcher die Grundfläche umem `- 
linders sich befand, so, dafs für sie x — e ist, und -e 
Durcbschnittspuncte mit der krummen Oberfläche des A — 
ist x = x’, x == x”, so ist der innerhalb des Kine r 
gende Theil des Cylinders — d X (x"—x'), oder die 
— dE Cos. 6 = de Cos. o”, jener Theil = x d; (x: 
“+ x” dc” Cos. o”, folglich der Inhalt des ganzes A ~ 
= f x dç Cos. ø, wenn, dieses Integral auf die ganze Üben: 
bezogen wird. QI.) 

Es sey nun jener Cylinder ganz mit Materie erkit. r: 
che anziehend auf einen, durch die Coordinaten a, b. = 
stimmten Punct wirkt; irgend ein Punct des Cylinden s5 — 
die Coordinaten E, 7, t bestimmt, so dals der Abens? == 
Puncte von einander ọ = yY [(a— £3) + (b—mt+:-. 
so ist jenes Punctes Attraction == ZS oder da, v== 
in demselben Cylinder bleibt, sich blofs E ändert, = = 
(a — ) dg = — ọdọ ist, jene Attraction =" - 


? 
x. 


f a 


woraus der Ordinate x parallel die Attraction = — KN 
"an oder für den ganzen Cylinder, dessen Grund“ `- 
t, die mit x parallele Attractjon = + d£ Fr — LS 


oder wenn €, r’ die Werthe von ọ an den Stellen sind, Y Ä 
Cylinder in die Oberfläche eindringt, der ganze Werth ZC" 
x parallelen Attraction für den mit Materie erfüllen T= > 


Cylinders = "7 — 7= "e as + 


Also ist wieder, wenn die Integrale sich auf die zez" 
fläche des anziehenden Körpers erstrecken, diese Ges 


tracfion = [ee mit x parallel, (IL) und de | 
\ 


fände man die mit y und z parallele Attraction, wema ss | 
statt o den Winkel setzte, welchen y, z, mit der Nora- 
der Oberfläche machen. 





D 


Gravitation. 1635 


Man denke sich nun um den angezogenen Punct mit dem 
messer = K eine Kugelfläche beschrieben, und ein Ra- 
derselben treffe einen Punct eines: kleinen Raumes = d 5 
ieser Kugelfläche. Verlängert man diesen Radius, so trifft 
ı Allgemeinen die Oberfläche des anziehenden Körpers ein, 
fünf Male, wenn der angezogene Punct sich innerhalb des 
henden Körpers befindet, und dagegen zwei, vier, sechs 
u. $. W., wenn er aulserhalb liegt; der Fall, da der ange- 
s Punct in des anziehenden Körpers Oberfläche liegt, ge- 
zum ersten Falle, wenn der Radius sich sogleich von des 
ers Oberfläche entfernt, zum zweiten Falle, wenn er gra- 
er in den Körper eindringt.‘ Werden nun von dem ange- 
en Puncte aus Linien nach dem Umfange j jener auf der Kå- 
che umgränzten kleinen Fläche d $ gezogen, welche die 
fläche des anziehenden Körpers schneiden, so begrenzen 
auf derselben ein kleines Stück = dc Denken wir uns 
ı diesen Flächentheil, dessen Abstand von eben jenem Mit- 
ncte = r sey, eine Projection dieses Stückes dç auf einer 
fläche, so ist sie = dç Cos. t wenn q der Winkel zwischen 
lormallinie der krummen Fläche und dem Radius der Ku- 
te Danu d3, auf der Kugelfläche vom Halbmesser = 
ırch eben die konische Fläche begrenzt wird, die auf der 
Mäche vom Halbmesser = r, das Stück d ç Cos. t begrenzt, 

dX: dç Cos. z=R?: r?. Schneiden also jene, das 
chen d begrenzenden, Linien öfter in Entfernungen rT, 
” in die Oberfläche des anziehenden Körpers ein, so ist 


2 $ TI —r2d ` 
on, $ rs ps d Z, dc Cos. 7 - IF u s. W. 


der angezogne Punct aulserhalb Hegt, weil da € ein spiz- 
"7 ein stumpfer Winkel ist; liegt dagegen der angezogne 

b —r? dë s a 
innerhalb, so ist de Cos. $ = — 3 de Cos. t 
r2 d3 

R: 
weiten Pnnct vom, Centro an gerechnet, gilt. Liegt nun 
ıgezogne Punct aufserhalb des anziehenden Körpers, so ist 
Ellipsoid nur von zwei Puncten, wo jener Radius ein- 
| de Coss? , ds C 

idet, dieRede, und es ist £ — e Oos E d =0, 


ach auf die ganze Oberfläche des anziehenden Körpers ausge- 
Lllll 2 








u.s, We wenn nämlich d für den nächsten, r” für 





` punct des Radius und 


GE Gravitation, | 


dehnt f Ss Con =s 0; (IV. Liz liegt der engezogne Tei 
innerhalb, so ist beim Ellipsoid nur ein einziger Eirsdz% 
dc Cos. d dë also dat 


d re =” 

d? ef di , Oberfläche d ipsoids beza 

= f jv ep die ganze Oberfläche des Ellipsoids bez; 
y ganze Kugelfläche _ ån 


Ra 
Liegt der Punct in der Oberfläche selbst, so dxf i> 





tegration sich nur auf die eine, durch die Berührongsie 2- 


geschnittene Halbkugel erstrecken. In diesen verschiedae: f: 
l de, Cos. 7 
r? 
serhalb (IV. 1.), = — 2x, wenn er auf der Oberffäche T / 
= — á n, wenn er innerhalb (IV. 3) des anziehendes Ke 
liegt. 

Der körperliche Raum des Kegels, der seine Spire ur 


gezognen Puncte hat, und sich bis zur Entfernung =r «= 


len ist also ==(), wenn der angezogue Pac > 


tee "` ar. de Cos. d weildg’ Cos. € der umgrene [5 


der Kugeloberfläche ist; liegt nun der angezogne Pex =% 


' halb, so ist sogleich — f 4 r dç Cos.z auf die ganze Ote -= 


> 


des anziehenden Körpers bezogen, gleich seinem Ins. = 
auch wenn der Punct aulserhalb läge, so würde — zt" 
Cos. T” ++ r dg Cos. 7’) den Inhalt des innerhalb de <~ 
henden Körpers liegenden konischen Raumes ausdräcde. " 
die Differenz zwischen dem ganzen bis r” sich erstreckende. = 
den aufserhalb bis € sich erstreckenden Kegel, wegen iz” 
gegengesetzten Zeichen der Cosinus als Summe erscheir.: 
auch hier ist also — į / rdç.Cos. t, auf die ganze Die" 
angewandt, derInhalt des anziehenden Körpers. (V.) 

Um nun die Attraction zu bestimmen, denken wem" 
ne Schicht von der Dicke dr in jenem — PT i 








Cé, 
so die auf den Mittelpunct der Kugel ausgeübte Annaz: 
r?dSdr 
OR! 


- Gravitation. 1637 


ı sie dem Quadrate der Abstände umgekehrt proportional ist. 
d3 


ganzen unendl. schmalen Kegels Attraction ist also =F , 
ı man vom Scheitel an rechnet, oder allgemein 
| wu 12 

= (r —r) GO e 


der Punpt, welcher angezogen wird, aufserhalb des El- 


ds, so drückt die letzte Formel sogleich die. ganze Attrac- 
As 

ma: liegt er innerhalb, so ist sie = und jene ist 
de Cos. T de Cos. 


= — — 7 mE, "diese dagegen 


a t 





— dc Cos. t` 

— sel 

Aus dieser gesammten Attraction findet man die nach der 
ung der Abscissen x gerichtete Attraction, wenn man. 
it dem Cosinus des zwischen dem Radius r und der 
ung der x liegenden Winkels multiplicirt, also, wenn die- 
de, Cos, T. Cos, ' 
ET, (VI), 


> heilst, = — wenn man 


ı Integral auf die ganze Oberfläche des anziehenden Kör- ' 


usdehnt. 
is sey nun W = 0 die Gleichung für die Oberfläche des 


TS, so ist 
d W MN 
GË u 


— 7 d dW TWN? 
N). 

o den Winkel bedeutet, welchen irgendwo die Normalli- 
r krommen Fläche mit der Richtung der x macht!, Ob 
Ausdruck und die entsprechenden, welche sich auf die 
ı andern Coordinaten beziehen, positiv oder negativ sind, 
ich so entscheiden: Wenn man aufder Normallinia indem 
nde = -+ dw einen zweiten Punct nimmt, dessen Ab- 
von dem vorigen sich aus dem Unterschiede seiner Coor- 
n und derer des vorigen Punçtes = dx, = dr, =d z, 
t, so ist dx = dw. Cos. g oo 





Baunozs höhere Geometrie. 2 Th. A 249. 


N 


1638 - Gravitation. 


dy == d w. Gos. e 

dz== dw. Cos. "Te 
wenn je "eeben das in Beziehung anf y, z bedeuten, wa: ı 
Beziehung auf x, und es wird dw = y (dx! + dp +1: 
zugeich aber 


A 
d W = | (7) Con, ge + (7) Cos.'g 
+ (77) Cos. "Ze l dw 

so dals von dem Puncte der Oberfläche an, wo W fen 

2 2 d 
eg bës +) rel 
wächst, wenn man sich von der Oberfläche entfernt. Ba 2 
also das positive Zeichen, wenn W einen grölsern Wet e 
langt, indem man sich au/serhalb des Körpers von de Ge: 
fläche desselben entfernt, 

Wenn jener angezogne Punct, den wir vorhin sim 
punct der Kugel ansahen, durch Coordinaten a, b, œ bs= 
ist, so st a — x = r Cos. gi 

b — y =r Cos. ꝙ 
. o — 2 = r Cos. "Q, | 
indem ꝙ und auf ähnliche Weise "e "e, die Winkel ws: 
dem Radius und der Richtung einer Ordinate bezeichen 
Nach einem sehr bekannten Theorem ist ferner! (a: 


Cos. o Cos. p 4 Cos. 's Cos. et Cos. "g Cor” g. 





1 Dieses Theorem wird so bewiesen: Man nehme mf ar 
den Linien, die von dem ausiehenden Puncte ausgehend vu `~ 
linie und als Kogeldurchmesser gezogen sind, dea Absusl = - 
der einen = g’auf der andern von jenem Pancte an, so it i -7 
Seite des Dreiecks, in welchem f, g, den Winkel z eeh: 
=r (f — 2 f g Cos. r + g?); aber eben diese Seite läfst :=:- 
dorch die Differenzen der Coordinaten der Endpuncte beider La. 
angeben, und da die Coordinaten des Endpunctes der f es 

x 4- f Cos. a; y + f Cos. 'o; 2 + f Cos “o; 

die Coordinaten des Endpunctes der g aber x-4- g Cos. p; y4: -~ 
- 2 4 g Cos. “p, so ist f? — 2f g Cos. 7 + g? = (F Cos. - 
ek (f Cos. 's — g Cos. p)? + (f Cos. — g Cos. ”p)', = 
diese Werthe identisch seyn sollen, für jeden Werth voa f sx :”° 
wohl 1 = Cos.? o + Cos. ? s + Cos.? "o = Cos? p+ Cr 7 
Cos.? "e als auch Cos, z == Cos. g Cos., e + Coa. e Cos. git 
Cos. "e 


Gravitation. 1639 
(a—x) Et TE z) (7 ) 


++) 


Um die Integrationen zu erleichtern, ist es, wie Gauss be- 
t, vortheilhaft, zwei andre veränderliche Grölsen p, d ein- 
hren, und x Y, 2, durch sie darzustellen. Sehen wir dann 
ersten Punct der krummen Fläche als durch x, y, z, den 
ten als durch 


x + (7) dr y + e 2) ap; = + (gp) 
dritten als Jurch 


x + (= el das y +2 d dq; :+(7 er 


vierten als durch 


< + (5) ip 4 (35) as 
y + (2) dp + (Z) 44; 


-+ (H s) aP + (7) 3% 


mmt an, so ist der Inhalt der Projection dieses Flächen- 
3 sauf die Ebene der y, Z, 


= (E (a) (a) Gal aras 


auf ganz ähnliche Weise werden die beiden übrigen Proje- 
en dieses Flächentheils ausgedrückt!, Dieses Flächentheils 








Die Richtigkeit dieses Werthes läfst sich so übersehen. Es sey 
; Projection des ersten Puncts, also O B = y, BA=z, U die Pro- Fig. 


234. 
ndes zweiten Punctes, also B C= (ZW; CU=z +(7 J =) äp; ; 
» Projection des dritten Punctes, also 
—— [$I dä . 
BD = (2 AM GE Te =) dq; 


ie Projection des vierten Punctes, also 


BR = (2) dp + (2) dq; 


TE Te el ar + Gi q; 
der Inhalt der Projection AU WV ist 


1640 Gravitation. 
wahre Gröfse ans allen drei Projectionen eg, ist 


2er EE) -a 
sl a 9- G IG J 
WOR- 


Die Anwendung auf lcd ist men nicht ae E 
sy W=0= Ze tb d 1, die Gleichung fa ia £- 
Ri dessen drei halbe Axen A, B, C sind, wkl 


dW = 2z g 
= (Ce dz Ces und wem se ;,- 








D Bue toia Cot o mpi Cae 
= > 3 = — @—x) — — 

Cos. = af "ap" = PC 
t- 


z (ei _ 
4 —— Steet indem Cos, 9 = 


Co.” = —, Die neu einzuführenden —— 


hier so bestimmt seyn, dafs x == A Cos. p; 

y = B Sin. p. God: 

z = C Sin, p. Sing, ® 
Wenn man hier p alle Werthe von p = 0 bis p =18#°:- 
laufen läfst, so erhält x alle \Verthe, die im Ellipsoid va: 
men können, und y erhält alle Werthe von y =0®'= 
B Cos. q; z aber alle Werthe von z=0 bis =C% - 
nun y für jedes x und z einen doppelten Werth erkate +- 
und da y alle We erthe von y == — B bis y = 4 B ère- 
so muls q sich von q == D bis q = 360° ändem, =- 
diese doppelten Werthe zu umfassen, und da eben de 3” 
ziehung auf z gilt, so sind alle doppelten Integrale ver: = 
bis p=180* und von q=0 bis q= 360" zu nehmen. 








z= AG. FU — AR, GV 
= FULH —GVMHĦ, 


DDr -GN Girer 


Gravitatiom 41641 


E den ` . fåt den 
Tier ist nun LG = — A Sin. Di LG sz (z) 
Cos. p Cos. q; (2) ==— B Şin. p Sin.g; (2) = 

‚p Sin. q; (DG == C Sin. p Cos. q; also ist der Inhalt 


lächentheiles, den wir immer == d ç genannt haben =dp 
[A? B? Sin.*p Sin. 3q A? C2Sin.* p Cos?q+ E Sin? P | 


pjl=ABCdpdgaf | Sin? (Ati +) 
BC Sin.p y dpdq, | 
Jie Attrattion des ganzen Körpers nach einer mit x paral- 
Richtung zerlegt, ward nach dem vorigen durch (III.) 


= E 
Jr 


drückt, also hier durch 
Js: dp dqSin.p— 


= [J asc lp dq Sin p Cose P _ ABC 


‚ben diese Attraction ward auch (VI.) durch 


Cos. t Cos. 
= — dç "E og, ꝙ 


oder = — [rg ABC 
— — c—z 
< Is x) +e D4 E ul 
drückt, 
Wenn man diese beiden Gleichungen auf Ellipsoide von 
chen Axen anwendet, und deshalb statt A die veränderli- 
röfse a setzt, statt B und C die veränderlichen Grölsen 2, 
»rhellet, dafs bei gleichbleibendemB und C, der Werth von 
dem Null nähert, indem A oder o immer grölsere \Verthe 
t, die gesammte Attraction nähert sich dann dem Werthe 
und dies erklärt sich. auch daraus leicht, weil das immer 
, nur nach der Richtung einer Axe verlängerte Ellipsoid 
ler Natur eines unendlichen Cylinders immer mehr nähert ; 
inem sehr langen Cylinder aber, dessen halbe Axe = A 
opd in welchem der angezogne Punot um die Entfernung 


1642 Gravitation. 


== 1 von der Mitte läge, die Stücke, deren Länge =A 24 
` ihre gegenseitige Attraction aufhöben, und nur erst das un: 
als A — 1 entfernte = 21 lange Stück als wirksam mza 
wäre, dieses aber offenbar immer desto schwächer wirkt. xc 
Der A und folglich A—1 ist: 

Es führt zu einer besonders merkwürdigen Folgerm;. = 
man diejenigen Ellipsoide näher betrachtet, in welchen s`- 
und zugleich a —y? einen unveränderlichen Wenh ez 
das ist, diejenige Ellipsoide, die denselben Mittelpaxt ka 
und deren drei Hauptschnitte um dieselben Brennpmz + 
“schrieben sind, deren Brennpuncte nämlich um 

r@-A)=Dr(@-Y)=Er(f-n 
= y (E? — D?) 
vom Mittelpuncte abstehn. 
Es erhellet, dafs durch die Veränderlichkeit vos a £2 
veränderlich wird, da x= A Sin.p war, und r voe r èz; 
. dp dq Cos.p Sin.p . 
Wenn wir also « Ee diem. 
und diese auf die Aenderungen von a sich bezäckede bS- 
rentiale mit d bezeichhen, so ist | 


und es ist, wenn alle drei Axen die Aeoderangen leide. 727 
dem constanten Werthe der e" — f? und a? —y? gan =: 
rôr==— (a — x) ôx — (b—y)dy— (c— z) ð: =- '- 
Cos. p ô a — by Sin. p Cos. q 88 — (c— 3) Datt: 


= — (a—x) * = da— (b—y) IE le d 
= — gada —— X 4 m y + SC ti 
weil aĝa = 8 f = y ôy seyn sollte, also ist 
ads + ða = ĝa ap dgx siet 


wenn U = 


Is x m y , (8 


ist. Der oben gefundene zweite Bech für E war 


— II dp. dq. Sin. p. (a—x) U 
— — —— 3 


dee äer — òa UI ZZZ) 





Gravitation. 1643 


+ du "xUVa SE 4. Sin.p, 


wenn man dieses von dem Werthe des (ad& Är da) sub- 
t, bleibt ad § = du N —— ul Sin. P 


Aber, wenn man aus der Gleichung (IV.), vermöge wel- 
d ent entweder = 0 oder =— 4y war, je nach- 
der angezogne Punct aulserhalb oder innerhalb lag, hier . 


(CZ 2 er d + EN A 5 


oder == — An setzt, so ist erstlich, wenn der angezogne 
t aufser dem Körper liegt, weil die letzte Formel jetzt 


ER åp td 0 Se, ad E =, also F= Con- 
, und zweitens, wenn der angezogne Punct innerhalb liegt, ` 
— das ist dE =— trata, 
»rste dieser Gleichungen zeigt, dafs E constant bleibt, oder 
die Attraction auf.eirien aulserhalb liegenden Punct nach der 
tung der x, wèlche =>A BC . £ war, Aer ganzen Masse pro- 
»nal ist, für alle Ellipsoide, deren drei Hauptschnitte Ellip- 
am unveränderliche Brennpuncte beschrieben, sind; und 
r Satz gilt offenbar. auch noch, wenn der angezogne Punct 
r Oberfläche des Sphäroides selbst, oder dieser unendlich 
liegt. | | 
Soll also für ein gegebenes Ellipsoid die Attraction auf ei- ` 
wfserhalb liegenden Punct, dessen Coordinaten a, b, e sind, 
nmt werden, so suche man erstlich ein um eben die Brenn- 
e der Hauptschnitte beschriebnes Ellipsoid, dessen Ober- 
> durch jenen Punct geht, und bestimme dann zweitens 
; Ellipsoids Attraction auf den Punct in seiner Oberfläche. 
as erste zu thun, sey a des neuen Ellipsoids halbe Axe, und 
yY (a — A? + B?) = y (at - Da); y= y (at— A? 
), = Y (a? —E?), werden, wegen der vorausgesetzten 
'einstimmung der Brennpuncte, die beiden andern halben 

b2 c? 

SBS t LE =1, 
oder oi — a (D? +E?-+a? +b?--c!) + a? (D?E?-Fa® 
. E?) 4+ b? Et q4- c? D?) —a? D? E? =0, Diese Glei- 











u d E = — 


2 
; zugleich aber soll = + 


1644 Gravitation. 


chung giebt nur eine- mögliche Wurzel für a? und bestime de 
das gesuchte Ellipsoid. 
Es fehlt nun noch, dafs die Attraction des Ellimed = 
einen in seiner Oberfläche liegenden Punct bestimz ez 
Hierfür erhalten wir, vermittelst der Gleichung 
— Ana de 
| | dE — T 7 
~ wenn wir für f, y ihre Werthe setzen, 
pe — Åna ĝa 
a? y [a —D'] r (a? Es 
eine Formel, die freilich nur durch Reihen kann infegrt sri 
Diese Formel giebt für die gesammte Attracika m e 
Richtung der x 
de 
ABC § =— Ana anc Lee Kei DS Yet 
und wenn man hier Az; — Ady = dt si Cert 
a u 
` , dt 
traction X == dan. —— —* 
ei ry (1— ar) r {i-z 
x= dan ZE e tdt 


und hier zeigt sich, dafs bei gegebenem a, das ist bei” 
Lage des angezogenen Punctes gegen den Mittelpare Jet" 
soides diese ganze Ättraction einerlei bleibt, wen az 
Verhältnifs 3 unverändert bleibt; denn das va i=l- 
t=í genommene Integral ändert seinen Werth suz; w=-" 
Verhältnisse sich ändern. | 
Diese Integration giebt num auch den Werth der =! > 
rallelen Attraction , wenn der angezogne Punct auf dr" 
che des Sphäroids selbst liegt und in Beziehung auf d«3>- | 
gegen den aufserhalb liegenden Punct miifsten wir sg ~ 
wendung avf dasjenige Ellipsoid machen, dessen Axes t ` 
hin durch die cubische Gleichung bestimmten. Und: - 
Problem aufgelöset, indem wir zuletzt die Attraction za" "` 
haltnifs der Massen gehörig berabsetzten. Beim Spharu-> 
—A, wenn es ein um die Axo == ? C rundes Sphäsoid is,- 

















Gravitation. 1645 


Ana GG dt | 
TH) 


/ ` t = Bin, œw, also 


2 
x ISS N sin da 





E3 
Tai fauna- — $ Cos. 2w), 
„im [w — $ Sin, 20], 


la das Integral von t == 0) bis t==1 genommen werden soll, 


[4 man für das vollständige Integral Sin. w = A setzen, so 


ie Attractign auch =œ — (a — 4 Sin. 2 w) ist, 
C > A, so lielse sich das alsdann logarithmische Integral 
eicht finden, 

Be Attractionen parallel mit den beiden übrigen Axen wer- 
ın auch leicht dargestellt. | 
. Auf die Gesetze der Gravitation gründet sich auch die 
ımung der Massen der Planeten in Vergleichung gegen die 


der Sonne. Indem wir nämlich annehmen, dafs die At- _ 


n in gleichen Entfernungen nur der Masse des anziehen- 
Örpers proportional sey, so haben wir nur nöthig, aus den 
ungen der Monde eines Planeten zu bestimmen, wie grols 
Attraction in gegebener Entfernung ist. 

a wir die Bahnen der Planeten und der Monde als Kreise 
n dürfen, so ist für einen in der Entfernung = r’ von der 
laufenden Planeten dessen Umlaufszeit = T ist, die Grö- 





a $ 
' Attraction 1! == SC ‚und eben diese Attraction würde 


Entfemung "= Int rn so Gesetzt nun ein Mond 
gr pa N. | 

: sich in der Entfernung == r” um den Jupiter in der Zeit 

so wäre des Jupiters Anziehungskraft in der Entfernung 

27a? r", 

o T72 a 


Let, Centralbewegung. Th. II. S. 64. 


also die Attraction der Sonne zu der des Jupiter 


d 





1646 Gravitation. 


e3 "33 
= Fa ën oder die Massen verhalten sich direet wie & (3 


der Abstände und. umgekehrt wie die Quadrate der Delen 
ten der um den anziehenden Körper laufenden Plan ær 
Monde. Wäre der Abstand des Mondes von der Emmi: 
= en des Abstandes der Erde von der Sonne, uddiele- 
nes Mond - Umlaufs genau gleich „f; eines Jahres, s vin 
Masse der Sonne : Masse der Erde 
73: 1 = 37868 : 1. 
"Genauere Bestimmungen geben sie! — 334936 : 1. 
Eben diese Bestimmung der Masse findet bei Jein. $ 
` turn und Uranus statt, weil sie Monde zu begleiten bie: ~ 
Masse der übrigen Planeten kann nur durch die vo be © 
geübten Störungen bestimmt werden. 


Die Masse der Erde und ihre mittlere Dicktiget n'e 
gleichung gegen die Dichtigkeit des Wassers hat su =” 
schiedene Weise durch Beobachtung der von indischer 
ständen ausgeübten Attractionen zu bestimmen gmi 





Gröfse. 


Scheinbare Gröfse, magnitudo are 


Grandeur. apparente, apparent magnitude, = ` 
genstandes ist die scheinbare Entfernung seiner äulert='" 
zen von einander, Bezieht man den Ausdruck scher 
fse auf Kugeln oder überhaupt auf Körper, die sch 277 
förmig zeigen, so wird die scheinbare Gröfse darch der ` 
baren Durchmesser bestimmt, das ist durch den Wæ- -~ 
chen zwei von den entgegengesetzten Enden des De" | 
nach unserm Auge gezogene gerade Linien mit ee: 
chen. Beziehen wir den Ausdruck auf andere Geer?" 





1 So hat Larrace sie in der 18% erschienenen Ae SÉ ' 
Expos. du syst. du monde. 


2 Vgl. Art. Erde. Th. DI. 8. MO. e 


Gröfse | 1647 


sen wir näher bestimmen, nach welcher Dimension die 
:inbare Gröfse genommen werden soll. Die scheinbare Länge 
r geraden Linie ist der Winkel, welchen die von beiden 
puncten derselben an das Auge gezogenen geraden Linien 
einander machen; dieser Winkel kann, selbst bei gleichblei- 
der Entfernung vom Auge, sehr ungleich seyn, je nachdem 
Linie einen rechten oder spitzen Winkel mit der vom Auges 
sie treffenden Linie macht, und unser Urtheil über die wahre 
ge der Linie bleibt daher aus doppeltem Grunde unsicher, 
ın wir weder die Entfemung noch die Lage der gera- 
Linie gegen die Gesichtslinie näher kennen. Der Winkel, 


wir so bestimmen, heilst anch der Sehewinkel (angulus 
onis.) 


Um die genaue scheinbare Grölse eines Gegenstandes zu be, 
men, mufs man sich daher eines Winkelmessers bedienen; 
sie in Graden, Minuten und Gecunden angeben. Die ap 
fig vorkommenden Angaben, dafs der Durchmesser einer am 
ımel baobachteten Feuerkugel oder andern Erscheinung eine 
: grols erschienen sey, und ähnliche Bestimmungen sind ganz 
rauchbar, da eine Elle in 12 Zoll Entfernung vom Auge eine 
z andre scheinbare Grölse, als in 12,Fuls Entfernung hat, 
‚We , 

Wenn ea Gegenstände sind, deren Gröfse und Lage man 
ıt, se ft. sich aus der scheinbaren Gröfse die Entfernung 
immen, und hierauf gründet sich sehr oft die Entfernungs- 
immung nach dem Augenmaa/s, wenn man für sein Auge 
Entfernung weils, wo man noch die einzelnen Dachziegel 
len Hänsexn, oder ähnliche Gegenstände erkennt. Dals auch 
gewandt‘, das Augenmals trügen kann, indem wir zuwei- 
jei reiner Luft selbst in bedeutender Entfernung kleine Ge- 
tände unterscheiden, die wir zu andrer Zeit nicht erkennen, 
ekannt; indels ist diese Benutzung der scheinbaren Grölse 
jestimmung der Entfernungen doch eine an sich nicht un- 
ge. 

Die scheinbare Grülse eine» Gegenstandes ist also in jeder 
eine völlig bestimmte, die sich aus der Entfernung, Lage 
vahren Grölse: des: Gegenstandes berechnen läfst. Hat eine 
e Linie eine. solche Lage, dafs die nach ibrer Mitte vom 

aus gezogene Gesichtslinie sie senkrecht trifft, so ist die 
Bd. Mmmmm 


` 


1648 Gröfse. 


Tangente der halben scheinbaren Länge 
Halbe wahre Länge 
~ Entfernung der Mitte vom Auge 
Einer Kugel schembare Größse = 9 ist so bestimmt. de 


Tang. A 9= = ist, wenn A den Abstand des Mittelpuns: 


Auge und R den Halbmesser der Kugel bedeutet. 


Aber so fest bestimmt dieser wahre Werth der sche. 
Grölse ist, g0 wenig bestimmt ist dagegen unser Urtbei e 
scheinbare Grölse, wenn wir diese nicht abmessen, sonder >.) 
unserm Auge trauen , worauf dann eine Menge der sogesz=: 


. dugentänschungen beruben. Indem aber die Untersok: a 


über scheinbare Grölse und Entfernung der Gegenstände, ce 
die’ Art, wie wir beide wechselseitig zur Beurtheilung de e: 
ren Grälse und Eutfernuug benutzen und die hierbei urrew.- 
lichen Augentäuschungen, bereits im Artikel Gesich mize- 
sind ,. so übergehe ich dieses hier mit Stillschweigen, 


Die Beurtheilung der scheinbaren Gröfse eine im Fe 


rohre gesehenen Gegenstandes ist ähnlichen Täuschorze ze 
worfen, als diejenigen sind, welche beim unbewafes kt ` 


‘statt finden, indem uns dabei gleichfalls eine Bestim = 


Entfernung der Gegenstände fehl. Wenn man emie. = 


gelten durch Fernröhte gesehen hat, einen sehr entira u 


genstand etwa in einem 30 mal vergröfsernden Ferurchre = 
so hört man oft das Urtheil: ich‘ sehe mit blofsen Asen 2 
ében so gut. Diese Beobachter erwarten nämlich, das e e 
Kleine Theile des entfernten Gegenstandes noch deuikch ss 
Voten, was doch wegen mangelnder Erleuchtung air” 


der Dünste in der Loft nicht in dem Grade möglich ist "E 


die Gegenstände sehr entfernt sind; daher schätzt ein ungaa 
Beobachter den Werth einer 15 maligen oder X mager I” 
grölserung am besten, wen man das Fernrohr auf Ges 
richtet, die 3000 oder 4000 Fuls entfernt sind, weil ek 
wahr wird, dafs jeder kleine Theil des Gegenstandes sub =“ 
in überraschender Deutlichkeit zeigt. Noch mehr wii e -~ 
sches Urtheil über die Vergröfserang sichtlich, wema wh 
melskörper durch ein stark vergröfserndes Fernrohr bewf#- 
Da man hier den Gegenstand ganz isolirt sieht, und kesis 


gleichung mit derjenigen. scheinbaren’ Gröfsb, weiche das 35- 





Grundlage 1649 


> zeigt, anzustellen pflegt, so schätzt man gewöhnlich die 
rölserung schwächer als sie ist, indem man glaubt, dals eine 
röfserung von 50 mal, 80 mal im Durchmesser, einen viel 
ern Eindruck machen mülste. Das beste Mittel, um sich 
on der wirklich. statt findenden scheinbaren Gröfse zu über« 
en, ist, dal man mit dem einen unbewaffneten Auge auf Ge- 
tände vor dem Fernrohre sieht, während man mit dem an- . 
Auge den Mond oder einen Planeten im Fernrohre betrach- 
wenn man da sieht, dals der im Fernrohre gesehene Mond 
ganze mit blofsem Auge gesehene Wand bedeckt, dafs die 
as eben so grofs erscheint als ein erheblich grofser Kreis, 
man etwa an der Wand befestigt, so gelangt man zu einer 
igen Schätzung der im Fernrohre erscheinenden scheinbaren 
B. 


Grundkräfte; S. Kräfte `, 


Grundlage, 
zfähige; base salifiable; salifiable basis. Hier- 


r ist ein jeder den Säuren mehr oder weniger entgegenge- 
er Körper zu verstehen, welcher fähig ist, sich mit ihm zu 
inigen, ihren sauren Charakter mehr oder weniger aufzuhe- 
und eine mehr neutrale Verbindung, die man dann Salz 
t, damit zu erzeugen. Diese salzfähigen Basen, oder Salz- 
ı sind theils unorganische Verbindungen, wie Ammoniak 
viele, Metalloxyde (welche noch in fixe Alkalien, Erden 
salzfähige schwere Metalloxyde getheilt werden kön- 
theils organische Verbindungen, die bereits Th. I $. 284 
ont sind. 


Grundlage, sätrefähige; base acidifiable; 


ifiable basis. Hierunter versteht man 1. jeden einfachen 
zusammengesetzten Körper, welcher mit Sauerstoff eine oder 
ere Säuren bildet (Schwefel, Cyan, Arsenik); 2. wenn man 
n Wasserstoffsäuren den Wasserstoff als das säuernde Prin- 
nsiebt, so sind auch alle Stoffe, welche mit Wasserstoff 
Säure bilden, als säurefähige Basen zu betrachten, z. B. 
r, Cyan, Tellur); sieht man umgekehrt in diesen Säuren 
ektronegativen Stoffe als die säuernden an, so ist dann der 


1650 Grundlage. 

Wasserstoff als die säurefähige Grundlage in allen Vtaneg 

säuern anzunehmen. , 
Grundlage, wägb are; base ponderabk ~- 


derabie basis. Da alle elastische Flüssigkeiten Vertiz% 


der Wärme mit einem wägbaren Stoffe sind, so umtex::: 
man diese wägbaren Bestandtheile eines jedem Gases dira 3 
Namen: wägbare Basis. 6. 


Ende des vierten Bandes