SAMMLUNG WISSENSCHAFTLICHER KOMMENTARE
zu GRIECHISCHEN UN:. RÖMISCHEN SCHRIFTSTELLERN
PINDARS PYTHIEN
ERKLART VON
OTTO SCHROEDER
VERLAG UND DRÜCK VON B.G.TEÜBNER- LEIPZIG. BERLIN 1922
PSS3
ALLE BEOHTE,
EINSOHLIBSSLIOH DBS ÜBEKSBTZUNÖSRECHTS, YOEBBHALTEN.
KARL REINHARDT
ZUM 12. JULI 1919
XAIP6 (PIAOC
VOBWORT.
Nach Abschluß meiner kritischen Pindarausgabe 1900 traf ich mit dem
Verleger Abrede über einen exegetischen Kommentar zu den Pythien. In-
zwischen nahmen mich Jahre hindurch versgeschichtliche Arbeiten in An-
spruch; gern ließ ich auch einem Größeren den Vortritt. Dann riß mich
1910 das ewig beweinenswerte Schicksal des alten Joachimsthalischen Gym-
nasiums, wo ich ein Menschenalter hindurch, in wundervollem Gleichmaß,
für Unterricht, Erziehung und Wissenschaft tätig sein durfte, auf ganz neue
Bahnen, mit einer verdoppelten amtlichen Arbeitslast, bis ein Unfall mich
auf ein wochenlanges Schmerzenslager warf Da hab ich denn meinen Pindar
zu mir ins Bett genommen, und seitdem floß die einmal angebrochene Ader
unaufhaltsam über von ihrem jahrzehntelang aufgestauten Inhalt, erfrischt
inzwischen und bereichert durch das namentlich auf mythographischem Ge-
biet erblühte neue Leben.
Vorausgesetzt bei Abfassung des Kommentars ist, außer der größeren
Ausgabe von 1900^ die Textausgabe von 1914; hier findet man auch die
wichtigste Pindarliteratur verzeichnet, vollständiger in dem nützlichen Buche
von Camille Gaspar, Essay de Chi'onol. Pind. (Bruxelles 1901).
Wenn man sich erst in Pindar hineinlesen will, wird man gut tun, die
Gedichte in der Zeitfolge ihrer Entstehung vorzunehmen. Die Rückverwei-
sungen im Kommentar sind im ganzen darauf eingestellt, wie denn natürlich
die Interpretation selber ganz auf der zum Glück festen chronologischen
Grundlage ruht. Das ist ja auch einer der Gründe für die Wahl gerade der
Pythien: sind doch nur zwei von ihnen nicht urkundlich datiert, und reichen
sie doch von des Dichters Erstling unter den Epinikien bis zu seinem er-
-^ ^ n Fahrwohl an Aigina. Also Pythien X. VI. XÜ. VII. (II.) XI.
I. IV. V. VIII.
Wer die in diesem Bande vorgelegten Strophenanalysen unbefangen
prüft und sie mit den Analysen vergangenen Jahrhunderts vergleicht, der
\vird denk ich gern einstimmen in das Urteil eines Mannes, der dieser Inter-
prf^tationsweise noch immer skeptisch gegenüberstand: 'es ist unleugbar, daß
nm »in .solcher Wagemut weiterhelfen konnte* (v. Wilamowitz, Griech. Lit.-
(i^schichtc*— Kultur d. Gegenw. I 8, Leipz. 1912,40). Später lauteten die
Urteile oft weniger günstig.
Das seit Jahren dniokfertig vorliegende Manu.sknpt hat eist bessere
HerstellungsbedingUDgen abwarten sollen. Obwohl die freilieh kuwin ein
getreten sind, hat sich der Vorleger doch zum A))druck entschlossen unter
der Bedingung 'tunlicbst4<ir Beschränkung auf das unerläßlich Notwendige*.
fCi galt daher alles Exkursartige, ebenso teztkritischo Erörterungen, wenn
für die EzegM« ohne Belang, aamuohalteD und manche eingehandtre Aaa-
VI Vorwort
führung auf Andeutungen zu beschränken. Im Mythogiaphischen hab ich
nur einige Male (so Pyth. XII) ins einzelne gehen wollen. Für die Argo-
nauten (Pyth. IV) bin ich glücklich, jetzt auf die erschöpfende Darstellung
Carl Roberts (Gr. Heldens. 3,1) verweisen zu können. Hinzuzufügen ist
bei Robert S. 765*, wegen des auch für Pindar ^goldnen' Vlieses, Pyth.
rV 68. Darin wird Robert recht haben, daß lason bei seiner ersten Be-
gegnung mit Pelias in dem hoch daherfahrenden Herrn den König nicht
einmal vermutet. Von der giftigen Frage nach seiner Mutter fühlt der
Edelerzogene (102 — 105) sich nur angepöbelt. Nach einer vornehm ab-
lehnenden Erwiderung kehrt er dem Frager einfach den Rücken zu, um
mit Bericht und Bitte sich an die oisövoi nollxai (117) zu wenden.
Möchten die Kürzungen dem Verständnis nicht hinderlich sein, und
das Gegebene ausreichen, Lust und Mut zu wecken zu tieferem Eindringen
in eine Empfindungs- und Ausdrucksweise, die hellblickenden Athenern und
der Zeit Herders, Goethes und Wilhelms von Humboldt eine Erbauung
war, uns aber ein unschätzbares Denkmal vorattischen griechischen Geistes-
lebens ist und bleiben wird. Was dabei an Gemütswerten für Söhne unseres
Zeitalters herausspringen mag, das sei jedem einzelnen für wirkliche Groß-
heit empfänglichen Leser überlassen.
Für treue Hilfe bei Überwachung der Korrektur, daneben für manchen
nützlichen Rat, hab ich auch diesmal Paul Maas zu danken.
B erlin- Gharlottenburg, q g
21. September 1921. •
i
PYTHIEN I— ni.
An der Spitze der Pythien stehen in sämtlichen Hss., also seit der aus
dem 2. oder 3. Jahrh. stammenden Mutterhandschrift, drei Lieder für Hieron,
geeint nur durch die Person des Adressaten, sonst grundverschieden. In allen
dreien ist von Rennsiegen die Rede, P. I 33 aQ^aßi, II 3 rsxQccoQog^ III 73 ff.
von Kränzen, xovg aQUSrevtov 0£Qivtxog eUv KIq§c( tcots. Von diesen Liedern
knüpft also Pyth. III höchstens an eine Erinnerungsfeier an: nach den Scho-
lien zur Übei-schrift geht Pindars iv KC^^a Ttori auf Siege des Springpferdes
pyth. 26/27 «= 482/478; im übrigen ist es ein Trostlied für den an einem
Blasenleiden erkrankten König. Eine großartige Festkantate, die weit mehr
als den Wagensieg des Jahres 470 die eben vollendete Gründung der do-
rischen Aitnagemeinde feiert, ist P^i;h. I, Wohl gibt sich Pyth. 11 auch als
ein Siegeslied mit Danksagung an die Götter, die den Sieg erringen halfen,
auch ein Mythos fehlt nicht: ganz im Epinikienstil hören wir vom Schicksal
des undankbaren Ixion; es fehlt nur, man weiß nicht warum, der Ort des
Sieges; der Anfang betont nachdrücklich das waffenstan-ende Syrakus, der
Schluß aber erscheint uns fast wie eine Aussprache unter vier Augen. Und
doch hat der Dichter, wie er ausdrücklich hervorhebt, das Lied kunstvoll
auch in Noten gesetzt, also zweifellos zum Vortrag, wenigstens am Hofe
des Königs, bestimmt, etwa wie Pyth. IV, ähnlich Isthm. ü. Die Einreihung
auch des mit Pytho nirgends sich berührenden Liedes unter die Pythien
hat bereits Boeckh im wesentlichen einleuchtend erklärt (expll. 242, Kl.
Sehr, IV 471. 475 j. Das von einigen Grammatikern als ein Hyporchem
bezeichnete Scherzgedicht an Hieron mit dem Anfang: avvsg o xoi iiy(o
(fr. 105) heißt in der Athenaiosepitome (I 28 a) nvOiKri laöi] (fr. 106), ver-
mutlich, weil darin ein pythischor Maultiersieg erwähnt war. Du nun die
alten Erklärer (zu P. II 125 c. 127 Drachm.) eben dies Tanzlied für das
dort genannte Kaaiögetov hielten — vielleicht nur, weil der Name Kastor
dort vorkam, u}g (^^evyogy tVQtjua Kdazogog, rag avxbg Uysi (schol. Isthm. I 21 =«
fr. 114 b) — und in flüchtiger Interpretation der Pindarstello (69) dies Lied
mit Pyth. II zugleich übersandt glaubten, so mochte ihnen auch der im
Eingang des Ixionsliedes erwähnt»« Wagensieg als ein pythischer erscheinen.
Das umgekehrte Verhältnis ist minder wahrscheinlich, wenn die Quelle jener
Epitome älter ist als die alexandrinische Ausgabe ( Wilamowitz, Berl. Sitzgsb.
1901, 131 1*). Merkwürdig bleibt dabei, daß nach den Scholien zur Überschrift
gera<le nur Apollonios, 'der Eidograph', das Epinikion für ein pythisches soll
angesprochen haben, während die andern, Kalli8trato8,Aninionios,Kallimacho8,
Dionysios PhaselitcH, wüst herumrieten, I)iony.sios sogar sich nicht scheute,
einen atheninchen Sieg in den Pindartext hineinzukorrigieren Hier wird eine
Hypothese zu wagen sein. Von jenem Apollonios erfahren wir EM 295, 52,
daß er xug Sonovaag x&v ioA(ov JtoQtov (UXog Fxtiv iitl xo avx6 (Tt'vf)yf Kai
n«hro«4«r. Plnd«r« P/thUa 1
2 Pythien I— 111
Oqvylaq xal yJvölag . . . (ii^okvöiatl Kai iaöxl. Apollonios hatte also noch
die Musiknoten und verstand etwas von Musik. Wie nun, wenn die andern,
nur weil beide Lieder an Hieron gerichtet waren, und der Name Kastor,
wie wir sahn, in dem Tanzlied vorgekommen sein mochte, die Zusammen-
stellung vorgenommen hatten, und der musikkundige Eidograph urteilte,
'das Tanzlied ein Kastoreion zu nennen, war ein Irrtum: Kctöxoquov fiikog
bedeutet ein musikalisches Motiv'. Wie nach Pind. 0. I 101 einen LTtmog
v6fiog für Reiterlieder, so gab es in der Tat ein Kastoreion für Fußtruppen
in Sparta (Plut. Lyc. 22, PoUux IV 78, Ps.-Plut. de mus. § 257 RW), für
Streitwagen in Sparta und Theben (Pind. Isthm. I 16), — ob überall gleich-
lautend, oder in Unterarten gesondert, ob variierbar, oder wenigstens in
verschiedene Tonarten transponierbar (Isthm. I 16, P. II 69), wer mag das
heute sagen? Aber zu denken gibt, daß nach der Anekdote bei Philodem
nsQL KcoiL&v XIV 33 (p. 25 Jensen) Timokreon von Rhodos ein Kastoreion
Solo gesungen zu haben scheint. 'Wenn dann', könnte Apollonios weiter
geurteilt haben, 'wie ihr alle annehmt und auch wahr sein mag, obwohl
Pindar nichts dergleichen sagt, beide Lieder gleichzeitig übersandt wurden,
das Ixionslied auf den ungenannten Wagensieg, das Tanzlied in Anknüpfung
an einen pythischen Maultiersieg (fr. 106, 6), so solltet ihr vor allem, was
ja auch Pindar tut und die Musiknoten bestätigen, das Ixionslied als das
Kastoreion anerkennen und eben diese feierliche xccQig q>6Q^iiyyog iTCzayitvTtov
als ein pythisches Epinikion einreihen, wie das Kastoreion Isthm. I als ein
isthmisches.' Die nähere Begründung unserer Interpretation der Pindarstelle
vom Kastoreion wird sich nachher geben lassen.
Das Datum des Aitnaliedes, pyth. 29 = ol. 77, 3 = 470, das,
72 Jahre nach Theod. Bergks These (Philol. XIV) und trotz einleuchtender
Darlegung in der 4. Pindarausgabe (1878, 14ff.) i. J. 1894 (Philol. 53,
725 flf.) gegen Leop. Schmidt noch einmal verteidigt werden mußte, steht ja
nun mit der Oxyrhynchosliste (Oxyrh. pap. 222, vol. II 85) fest und ist end-
lich allgemein anerkannt, nach langem Sträuben (Münch. Sitzgsb. 1888,
376. 1900, 148) auch von W. Christ, Herrn. 36, 1901, 107 ff.
Für das Trostlied bleibt, wegen der Erinnerung an die Pherenikos-
siege 482 und 478, sowie wegen des Ahvulog h,ivog (69) und der im Mittel-
punkt stehenden Krankheit des Königs, kaum ein andres Datum übrig als
474, ein Jahr also nach der Rückkehr des Dichters in die Heimat, vier
Jahre vor der großen Aitnafeier. Der Versuch Gaspars (Chronol. Pind. 78),
dies Gedicht samt dem Ixionsliede gar vor die sikelische Reise des Dichters
zu rücken, ist un diskutierbar (Drachmann, Fleckeisens Jahrbb. 141, 1890,
448; Lipsius, Ber. d. phil.-hist. Kl. d. Sachs. Ges. d. Wiss. 1900, Febr., S. 13).
Dann hat das Pythienjahr 474 drei pythische Lieder gezeitigt, das XI. mit
dem Hinweis auf den unbefleckt den 'süßen Kindern' hinterlassenen Namen,
das IX., erzählungsfreudige Kyrenelied und nun die mit der Kyrene aus
der selben Sphäre stammende Mär von der ungetreuen Koronis, Pyth. HI.
Hinzukommen mögen weiter zwei Erinnerungslieder, xov ^OXvfimovUav avd-
yvcori fiot (Olymp. X) und das auf einen früheren Sieg (an den sikyonischeu
Pythien, noxE N. IX 52) des Chromios, Mitregenten des jungen Deinomenes
in Aitna (Näheres zu P. I 58/100). Das ergibt dann für das Jahr 474 einen
wahrhaft üppigen Liederfrühling oder -herbst, wenn man lieber will, im
Hinblick auf die vielen 'mit Zinsen' (0. X 7 ff.) abgetragenen Liedschulden.
Einleitung 3
Bei dem Ixionsliede darf man schwanken zwischen der Zeit un-
mittelbar nach der sikelischen Reise (475) und etwa einem Jahr vor der
Aitnafeier (also 471). Für beide Daten lassen sich Gründe geltend machen:
es scheint ratsam, die Entscheidung bis zum Schluß der Interpretation auch
dee Trostliedes zu vertagen. Doch seien, in Übersicht, hier einige Daten
zusammengestellt, soweit sie auf Grund der neueren Forschungen als fest-
stehend gelten können: C. Robert, Herrn. 35, 1900, 141ff.; J. H. Lipsius,
Ber. Sachs. Ges. d. Wiss. phil.hist. Kl. 1900, Febr.; Gaspar, Chron. Find.
1900; Lipsius, BphW. 1901, 420; Wilamowitz, Sitzgsb. Berl. Ak. 1901,
I273flf.; Schroeder, Philol. 53, 1894, 725ff.; 61, 1902, 356ff.; Fricken-
haus, Arch. Jahrb. 28, 1913, 52ff.
Deinomenes
6«lon — D»maiet6
t 478/7 I (T.Theroiu)
Sohn (deMen Vormtuid:
Tlumaybalot)
Hieron — (1.) T. d. Nikokles Polyxaloi — (1.) T. Theroni Thra^ybulof
t -iSe ! t vor Hieron | (Yorm. f. Gelona Solm)
Deinomenea (Reg. ▼. Aitn») T. wird Theroni 8. Gattin
— (3 ) T. d. Anaxilas — (2.) Damarete (Geloni Witwe)
— (3.) T. d. Xenokrate»
(Therona Nichte)
491;t) Gelon Tyrann von Gela
488/7 Theron Tyrann von Akragas
486/4 Gelon in Syrakos
482 HieroneHengstPherenikossiegt
an den Pythien
Schlacht bei Salamis
Schlacht bei Himera
Ätnaausbruch (n.d.Marmorchron.)
H i e r 0 n ß Hengst Pherenikos siegt
abermals an den Pythien
Gelon t
Hieron (Chromios, Therons
Schwager; echützt die Lokrer
gegen Anaxilas von Rhegion
477/6 Hieron verschickt Polyzalos,
'zum Schutze der Sybariten
gegen Kroton*.
Hierons und Therons Heere
Rtehen einander am GelaÜusse
gegenüber
S i m 0 u i d e B siegt an den großen
Diony sien m. einem Dithyrambos
H i e r o D ■ Heng8i Pher« nikos siegt
480
478
477
476
476 Pindaros in Akragas und Sy-
rakus
476/6 Anaxilas von Rhegion f
(Die Gründung der Aitnagemeinde
[für Katane] beginnt?)
476 Pindaros kehrt heim
474 (Polyzalos siegt mit dem Wagen
an den Pythien?)
Hierons Flotte siegt bei Eyma
472 Hieron siegt mit einem Spring-
pferde in Olympia
472/1 Theron t
471 Hieron schlügt Thrasybulos,
Therons Sohn, am Akragasfluß
470 Hierons Wagensieg an den
Pythien
468 Hierons Wagensieg an den
Olympien
468/7 Simonides f
467/6 Hieron +
466/6 Sturz der Deinomeniden in Sy-
rakns
461/0 Ende der Aitnagemeinde
an den Olympien
Weder Gelon, noch Polyzalos, noch Thrasybulos der Deinomenide, noch
Tbrasydaios, Therons Sohn, noch Anaxilas werden bei Pindar mit Namen genannt.
Über die lu dem Gespanne des herrlichen 'delphischen Wagenleukert*
gehörende Inichrift:
H\oX{>CaX6g ^' Avid^xtv
vlbg JiivotUvtOi^ tJov &»^\ »imw^i 'AtcqXXov^
di« erste Zeile auf Rasur, darunter sich erkennen läßt:
bat einstweilen abschließend Aug. Frickenhuus gehandelt (§. o ) und daran die
Vermutnng geknilnfl, daß sie einen Wagensieg des Polyzalos melde (474 oder
478), wobei die Korrektur lediglich eine inzwischen nötig gewordene Titel-
ändening bedeute.
!•
4 Pythien I
PYTHIEN I.
Hierons Viergeepwin siegte zu Kirrha wie bemerkt im Jahre 470. Die
gewaltsame Besiedlung der ionischen Stadt Katane mit Doriern aus Sjraku»
imd aus dem Peloponnes, die dem nvlöxijg eine neue sakrale Weihe und der
jungen Dynastie einen Rückhalt verschaffen sollte, läßt im besten Falle
sich bis ins Jahr 474 zurückverfolgen. Der X^^iog Alxvaiog der Über-
schrift von Nem. I, das wir gut tun in die Zeit von Pindars sikelischer
Reise (476/5) zu verlegen, beruht auf einem Mißverständnis des Zrivhg
Aixvalov yaqiv (6). Dagegen ausdrücklich xav vsoy,xl<Siav ig ATxvav schickt
Pindar das zweite Gedicht auf Chromios, Nem. IX, das wir am besten mit
Pyth. III im Jahre 474 zugleich übersandt annehmen. Der ^svog Alxvaiog
aber in eben diesem Gedicht (69) ist sicher ein Vorklang der geplanten Aitna-
feier: der Ausdruck enthält eine zierliche Antwort auf eine Einladung, an
den Vorbereitungen des Werkes teilzunehmen, von dem beide, der Dichter
wie der Fürst, sich Großes versprachen. Nun galt es, mit der Feier des
Sieges für den König, der sich vor ganz Hellas als Aixvcclog hatte ausrufen
lassen, ein großes Fest zu verbinden zu Ehren der neugegründeten Dorier-
gemeinde, und Pindar lieferte, in ungewöhnlich gehobener Stimmung, das
Festlied.
1 — 28. Das Proölraion bildet ein Hymnus auf die Macht der Musik,
dessen Schönheiten im einzelnen, in den Bildern des unter Harfenspiel ein-
herschreitenden himmlischen Festreigens, oder des auf Zeusens Zepter ent-
schlummernden Adlers, oder des bezauberten Kriegsgottes, und vollends des
Gegenstücks in der Wirkung auf den Götterfeind, den unterm Aitna ohn-
mächtig wütenden Typhoeus, keines Kommentars bedürfen. Weniger pflegt
bemerkt zu werden, daß die Schilderung ganz ins Mythische projiziert ist,
ähnlich dem Kernstück des Jugendliedes Pyth. X, wo in den Hyperboreern
die festlich versammelten thessalischen Edlen verklärt sich wiederfinden
mochten, und in genauster Parallele, wie sich noch zeigen wird, mit dem
jüngst ans Licht getretenen Götterdithyrambos (Exkurs I). Gewiß waren
Pindarn die (später zum Überdruß wiederholten) Schilderungen von der
zaubrischen Gewalt des Orpheus (Aesoh. Ag. 1630) oder Amphions (Hes.
fr. 133 [60]) bekannt und vertraut; er bleibt auch, im Gegensatz zu den mei-
sten neueren Dichtem, außer Shakespeare in den vielzitierten Versen (Kaufm.
V. Ven. V. 1), wo namentlich the man, that haih no music in himself eine
Parallele bildet, bei dem gesunden Prinzip, die Macht des Gesanges nicht
in den eignen Empfindungen aufzuzeigen, sondern völlig objektiviert in der
bei andern Wesen verschiedenster Art beobachteten Wirkung. Aber wie
hoch erhebt sich für eine gläubige Hörerschaft das ganze Gemälde über die
schon damals traditionelle Weise, z. B. bei Simon, fr. 40, durch Verlegung
des Schauplatzes in den Olymp, in Anlehnung natürlich an das Götterkon-
zert der Ilias (A 603 fif.) oder des ApoUonhymnos (Del. 11). Daher fehlt denn
auch die dem älteren Epos überhaupt noch unbekannte Flöte.
1. XQVöia yo^f*7§, die schon im Epos vorgebildete Apostrophe ovSl
ai&sv, Msvilcce, üaxQOKlsEg iTtTCSv, Ev^ai^ Cvß&xa)'^ so bei Pindar P. VII
10, 17, 0. VIII 15, dann lockerer fortgesetzt mit yuQ N. III 65, 0. IV Anf.,
mit einem Relativem im Nominativus N. VIII Anf., und hier, zunächst mit
einem Relativum im GJenetivus (rag), doch taucht dann in revx]}g 4, aßev-
1-10 5
vv€ig 5, aaTiisvag 8, icuig 9 das Pronomen der Anrede wieder auf. —
'Golden' heißt ja auch bei Pindar manches in übertragenem Sinne. Aber
Apollons Harfe (yQvöeli] Hes. Schild 203, agyvQeov fv^'dv I 187) ist wirk-
lich von Golde strahlend gedacht, nicht anders als Schlösser, Zügel, Geißel,
Wagen, Sessel, Schwerter, Helme, Wehrgehenk, Spindel der Götter im Mär-
chenstil des Epos und — man mustere nur die Komposita — bei Pindar
selbst 2. aiSvöixov, Apollon schlägt die Leier, aber er int es für die
ichreitenden und singenden Musen; so gehört sie auch ihnen. dyXataq,
das vornehmste Wort für Festesfreude, namentlich bei Siegesfeiern; mit dem
Einzüge des Chors beginnt das Fest wie auf Erden, so auch im Himmel; ini
z&v Movcav o Xoyog, richtig schol. p. 9, 8 Dr., so auch der Paraphr. Über
aoiöol von den Musen W. Kranz, Sokr. VII, 1919, 252. dnovBiv mit
dem Dativus gibt es ja, TT 515/6, Ttavroö' Smoveiv ScvIql xr^öo^ivca^ also dat.
eth., hier ganz unpassend; darnach hängt rag ab von «xou£tv, doch klingt
es freilich noch durch bis ad^iaöLV. 3. Die aä^ara sind die vom Dichter-
Komponisten vorgezeichneten, von der begleitenden Harfe wiedergegebenen
Zeichen zum Einsetzen und Aufhören, zum Heben un(i Senken des Tones
und der Stimme. An die der Aristoxenischen Terminologie rgCarj^og ntv-
zaöyj^og zugrunde liegende Bedeutung der XQ^'^^'' Tr^corot darf man nicht
denken. 4. Die Deutung der Tr^oo/jn/cf, ob bloß als Harfenvorspiel, die
TtQoavdxgovßLg, oder als Liedanfang, ist strittig: im ersten Fall ist ayrißi-
lÖQcav 'dem Reigen vorangehend', im andern 'den Chorgesang selber sogleich
mitanstimmend, führend und begleitend', dies wohl das Richtige; auch die
d^ßoXal (nach dem SiVfßdXlero xaXbv äildsLV des Epos) waren ja die immer
erneuten Anhübe innerhalb der sogenannten dnoXeXvfUva. Der scheinbare
Widerspruch mit den 'leierbeherrschenden Liedern' (0. II Anf.) löst sich da-
bin, daß, im Gegensatz namentlich zu der später sich vordrängenden Flöte
(Pratinas fr. 1, von Boeckh mit Recht hierher gezogen), bei Pindar durch-
aus noch der Text den eigentlichen Körper des Liedes bildet, dem die Musik
nur wie ein verklärender Schleier tibergeworfen ist: wie hätten sonst auch
die Hörer bei den oft genug von rasch wechselnden Bildern und einander
drängenden Gedanken übervollen Liedern auch nur den Wortlaut vernehmen
sollen? 5, xaJ prögnant, wie P. IV 165, € 262. aixi^tträv xov ßlaiov
richtig der Schol.; bestätigt durch &^j^6v uix^axciv N. 1X37, ähnlich nayy,Qai^g
yuQavvog im Theberdithyrambos (Exkurs I). Das Geschoß teilt die Stim-
n»ung des Schützen, schon im Epos A 126, O 168 n. ö. 6. .Ti'^(5§, se-
parativ (so der Paraphr. 10^), nicht kühner als iv(fQoavvag aXatai 0. I 58.
6 ff. Gute Beobachtung des Scholiasten (vielleicht auch nach Bildwerken),
daß mit herabgelassenen Fittichen der auf dem Knopf des Zepter« schla-
fende Vogel sicherer balanciert, aber der Gegensatz zu coxfmv deutet doch
noch auf etwas anderes; ebenso «yxiUo) (8). 7. 'Der Vögel Fürst' (aus
der Tierfabel), geradezu ein *kennin(f geworden (0. XIII 21) für das iLix(o^tt
des Tempels {aUxng fr. 53).
^> — 10. iiyqöv — aiojQBi — (iiJtalai, ein und die selbe Metapher, ¥ne
aos KV^taai (ftnatg t' ävifitov {V. LX 48) und xv^dxtop §tnag itvi^tovg xi
(P. IV 195) hervorgeht. xataöxöiitvoq, das Wort klingt noch nach in
Piatons xaroxco^rj; hier, grob ausgedrückt. Medium für das Passivum; kön-
nen doch auch wir sagen 'das versteht «ich*, (tenau so Enripides, iScn^Ca
C^aidQa %uQ&lav naxicxixo f(füni iJiivcU (Hipp. 27); auch bei Uomer wird
6 Pythien I
■fjiQt yciQ Kcczixovto (P 644 -^ 368) Medium sein. Pindar sagt gern aretpa-
vtoad^epog, bei einmaligem axecpcivw^eig (0. IV 11), und der Aorist des Me-
diums vorstärkt hier wohl noch die mindestens im Gemüt aktive Beteiligung
des Subjekts: 'innerlich ganz im Banne und daher folgend den Schwingun-
gen deiner Tonwellen*. So überhaucht eine reiche Sprache ihre Metaphern
mit Nebenklängen, dem Dichter selbst halb unbewußt, wenn auch, des
Rhythmus wegen, nicht unwillkommen. 11. ^yyßoiv d^äv, eine Lieb-
lingsmetapher Pindars; ebenso x^i« (12), doch mag bei xfiXa — ^ilyei immer
auch ein etymologisches Spiel vorliegen mit KriXeiv HTjXi^fiara (Krilr^doveg'
Uelgrjvsg Lvyyeg fr. 53, 6 öh nrjXEltat im Korintherdithyrambos [Oxyrh. 1604,
vol. XIII] 13), wurden doch diese ktjIcc (^eoto, Jiog) stets als epische Glosse
empfunden, schwerlich als eins mit dem gemeingriechischen xäXa {noUC ini-
Kcc(i7tvJLa Kccka Hes. Werke 427). Zu laivEt, vgl. außer 0. VII 43, X 87
den Anfang des vielleicht auch in diese Zeit fallenden Liedes N. IV 1 — 6.
13. Daß die Empfänglichkeit für Musik eine Liebesgabe des Zeus sein soll,
überrascht zunächst, besonders wenn dann sogar ßiatag"AQr}g unter den Zeus-
lieblingen erscheint, der ungeliebteste Sohn nach E 889 ff. Eher verständ-
lich ist schon die Unvereinbarkeit des d^emv TtoXifxcog (15) mit Empfäng-
lichkeit für die himmlischen Töne, aber es wird sich uns bald noch ein
anderer Zusammenhang ergeben, wonach der Ausdruck als ein klug ange-
brachter Vorklang erscheinen mag. drv^ovtaif epische Glosse, bei Pin-
dar noch 0. VIII 39; HeSych erklärt g)oß6L6&aL, raQciaaea^aL, aitb rrjg axr]g
(nach Kai %ov nv ccklov rjö' arr} Kt^rjaccTo Archil. 73?). Pluralprädikat zu
Subjekt im Neutrum bei Pindar nicht selten, z. B. P. IV 121. ßoäv
IIiBQlöiOV, wie XvQav ßoai P. X 39. 14. Über duaindxetoq zu P. III 33.
15flf. Über ahög zu P. XI 55, IV 236. TaQxaQoq Femininum als Ort,
wie stets bei Pindar ^la^fiog^ das Aesch. Prom. 729 wie die Prosa masku-
linisch gebraucht. In dem Anhang zur hesiodischen Theogonie (821) ist
Tartaros mit Gaia Vater des Typhoeus. 1 6. Tv^tbq heißt im Epos und
bei Hesiodos Tv(p(asvg, bei Aischylos und Pind. fr. 93, 0. IV 7, neben Tv(pmg
auch Tvqxav, wie Tvfpdcov im pythischen Apollonhymnos ; Uvd-^ bezeichnet
immer nur den Ort, niemals die ÖQccKccwa^ nach dem Apollonhymnos 127 (300)
Amme des von der Here geborenen Typhaon; der Name IIvO-cov ist jünge-
ren Datums. Tvcpag ist hier (17) wie noch P. VIII 16 in Kilikien zu Hause,
iv ^Aqtyiovg^ wie B 783. ^e&v noXifiiog^ der nctatv avxiaxi] &Boig Aesch.
Prom. 354 (die Theogonie 837 kennt nur seine Gemeingefährlichkeit -ö-vr/-
rot0i> Kai cc&ccvdtOLaL); seinen Kampf mit den in Tiergestalten vor ihm flie-
henden Göttern hat Pindar in einem Prosodion ausführlich geschildert
(fr. 91 — 93). — Die Frage nach der Abhängigkeit der aischyleischen Schil-
derung Prom. 351 ff. von Pindar hat sich, dank den Untersuchungen von
Meß (Rhein. Mus. 56, 1901, 167ff) und Usener (ebd. 174ff. = KL Sehr. lU,
176 ff.), dahin geklärt, daß beide Dichter eine epische Vorlage hatten, älter
als die 'Theogonie*, die auch nichts von Kilikien weiß, auch den Typhos
nicht bis unter die Pithekussen vor Kyme gelagert sein läßt, wie schon
Pherekydes zu berichten wußte (schol. Ap. Rh. TT 1210). Unter den oft be-
handelten Übereinstimmungen in der Typhonfabel bei Pindar überhaupt und
bei Aischylos im Prometheus befinden sich einige, wie (jLsydXccvxov P. VIII 15,
rc5v 'btl^riyOQOov KOfinaCfidrcDv Prom. 360, oder Ircov 0. IV 7, iTtovfisvüg
Prom. 365, in Gedichten Pindars, die jünger sind als der Prometheus des
9—43 7
Aischylos, was auch auf die gemeinsame Vorlage hinweist. Ob der vom
Schol. zu Aescb. Prom. 351 als hesiodisch, auch von Strabon XIII 627 zi-
tierte 'Hexameter', röv novs KiXUiov azl.y der dann bei Pindar rhythmisch
transponiert sein müßte, aus der Vorlage stammt, ist nicht auszumachen:
die Quantität KrXUiov würde dem Epiker gestattet sein. 20, Die AiTva,
als Bergnymphe (s. auch Bern, zu 60), kann fast ohne Metapher Tt^i^va
heißen und daneben doch xicov ovQuvia. Das von Christ vorgeschlagene, aber
nicht festgehaltene Adjektivum nccvixrig ist zehnmal schöner als das adver-
biale Neutrum. 21. ^QBvyovxai iihv — nayal, noxa^iol 61 nQoiiovii rück-
läufig entsprechend, noxcc^ol nvQog hat auch Aischylos (367), von Pindar
noch einmal variiert in ^Acpaicxoio noovvovg (25). — Die Elemente und was
Erd und Meer uns zum Genüsse darbietet, x&v cß xl fieiinxbv om wv fifr-
aXXaxxov (fr. 220), ist dem Griechen ayvov, auch uns wohl, im Gegensatz
zu übermäßig gewürzter Feinkost (Plut. quaest., conv. VII, p. 705) und zu
trügerischem 'Ersatz'. 26. JtaQ* iöövxiov, eine echt Cobetische 'Verbesse-
rung', nagsovxoyv (xal icoQaKoxü)^ Paraphr.) anovöai, gehört eng zusam-
men, als ginge vorher naQEoiai nqocsiöia^at,. 27. fiBXan(pvXXoiq zum
übergeordneten Nomin. gezogen nach bekanntem Brauch.
29 — 67. Der nun folgenden Siegestafel geht voraus eine rasche, aber
eindringliche Erwähnung der neuen Stadtgründung, nach der sich Hieron
in Delphi als Aixvaiog hatte ausrufen lassen. An schließen sich: Wünsche
für weitere Wagensiege und für schallende Festesfreuden, avv sv(p6voig
^akiaig (38) — dies der erste Nachklang der (poQ^iiy^ des Eingangs — , ferner:
Erinnerung an die kriegerischen Erfolge, die Hieron einst mit seinen Brüdern,
und jetzt, schon leidend, gegen die letzten stolzen Feinde gewann. 29. Die
Form des Gebetes für Hieron und sein neues unternehmen, eh}, Z«i5, xiv
Hr\ avöävtiv, ist eine Fortsetzung des vorher uns aufgefallenen Gedankens,
daß Empfänglichkeit für ApoUons Feierklänge eine Gunst des Zeus sei.
Diese Gunst erfleht der Dichter nun mit steigender Wärme, damit der jungen
Stadt und dem ganzen syrakusischen Reiche, wie sich zeigen mag (70), noch
etwas Höheres zuteil werde. 30. BViidQJtoio yalaq (ebenso N. I 14/15)
bestätigt die Lesung der Hss. rrolvjttaAo) 0. I 12. 32. Über %aXXlvvy,og zu
P. II71. 34. JtonJtaTov von no^nd {ZEcpvgoio normal N. VII 29),
'geleitend'. Über den Pluralis ioixöva zu P. X 63. 38flf. Ein
zweites Stoßgebet, an Phoibos, feierlich unter Nennung seiner drei Lieb-
liogssitze, schließt, gerade nach Erwähnung der tv(pcovoi ^aXiai, die Freu-
denbotschaft mit der Bitte um 'Männertüchtigkeit' des Landes. rid'ifiBV
xeugmatisch, vgl. fiCyev P. IV 251. 42. Neben des Armes Kraft
tritt die Macht der Rfide {neQlyXuyaaoi) , wohl nur, wie sonst neben Hol
denmut Klugheit im Rat (alte, schon dem Epos geläufige Zweiteilung;
8. zu P. XI 50^ — 64); ein Kompliment für die .sikelische Rhetorik der
Korax und Teisias ist unwahrscheinlich. Voran geht, was dem Dichter not
tut, der sich zu neuen Huldigungen und Wünschen für Hieroii anschickt
Ein frommer Spruch leitet das neue Enkomion ein, eine iSelbstanpreisung,
zierlich in ein Gleichnis vom Speerwurf vorgetragen, wird eingeflochton,
unzweideutig Fernwurf, Teil des Fünfkampfes: ilyatvog ßaXeiv l^w ist nicht
naga Cxotcov^ sondern ein Schuß, der ixnifinttv naXaiafiuxtav zur Folge hätte
(N. VII 70ff.). KBtvoq, auch das nachgestellte, wie 61, P. V 107,
fltetfl mit Nachdruck, oft mit Bewunderung hinweisend. 43 f. ^X:to^ai
8 Pythien I
juij neben ikTtszo d'ouxt'rt P. IV 213, mit leicht erkennbarem Unterschiede.
46 ff. Es ist psychologisch ein feiner Zug, neben die Zeit, die allgewaltige
(Soph. Ai. 646ff., 713), noch etwas anderes zu setzen, das kräftiger, von
innen heraus, unerfreuliche Bilder der Vergangenheit zurückdrängen mag:
Erinnerung an die eigne, in Gefahren bewährte Widerstandskraft (48) und
an die dann mit Hilfe der Götter errungenen, rühm- und ehrenreichen Er-
folge (48 — 50); sinnfällig gemacht durch das Aufeinanderprallen der Gegen-
sätze inCkaöLv und Scfivdasisv^ gerad an der Strophenfuge (46/7). Ein Schritt
führt von da sogleich zu der letzten Kriegestat (vvv ys fidv 50), an der
Hicron, obwohl körperlich leidend, noch persönlich teilnahm. Der Vergleich
mit Philoktet, dem bei aller Unkraft des Körpers (cca&Evei fthv ;^()Cön ßaC-
v(ov 55) vom Schicksal beschieden war, der Griechen Not vor Troja zu
endigen, hebt das Bild des leidend sieghaften Feldherrn in die heroische
Sphäre. 48. S'ÖQlcT^ovro läßt die Brüder Hierons an der Großtat, von
Himera vermutlich (480), teilnehmen; man dürfte die Sache auch umkehren.
Um so stärker wirkt dann der Gegensatz in Hierons eigenstem Erfolge am
Akragasflusse. Daß dieser, und nicht der Seesieg bei Kjma hier gemeint
sein müsse, hab ich nach Bergks Vorgange wahrscheinlich zu machen gesucht
(Philol. 53, 1894, 727). Wilamowitz (Sitzgsb. 1901, 1280/1) scheint der
selben Ansicht zu sein; mit Entschiedenheit auch Gaspar (Chronol. Pind.
132/3). In den Scholien (nach Timaios? öia Xid'ovqlav — SvGovqiav Axhioi.
fr. 587 — (pOQiLGi cpsgo^isvog ivUa tag ^aiccg 89 a, Katrjycovl^eto rovg ivav-
ttovg 97) fehlt der Schauplatz der Kämpfe. Waren es aber die Kämpfe,
die der Herrschaft des hochfahrenden Thrasydaios ihr Ende bereiteten, so
ist es auch ausgemacht, wer der fisyaXdvcoQ war, der sich demütigen mußte.
Ein Schimmer dieser Erkenntnis hat sich in den Scholien erhalten: mg rov
&riQcovog ^leyccXa (isv övvafiivov, iioXaKSvaccvtog ös' ÜQCova (99). 51. ^(JXQa-
üBV^ri, dep. pass., nach Analogie der Verba der Bewegung. viv (pC-
Xov — BöavBV hätte nicht sollen angetastet werden, am wenigsten hätte
Rauchensteins ^iri cptXov sich bis ins Jahr 1907 (Philol. 66, 349) fortpflanzen
sollen. 52. Aaiivö^ev, wie im Schiffskatalog B 722. 53. iigoa^, in
der Kleinen Ilias nur Diomedes. Iloiavxoq, wie IloLavnov aylabv vtov
y 190. xo%6tav, wie x6'i(ov iv eldcog B718, 0219. 55. ^oiQidiov
nach dem Spruche des Helenos in der Kleinen Ilias. 56. ^söq einsilbig
und kurz, sonst nicht nachweisbar; auch rsov für aov (Prax. 1) und xd; für
TtVa; ist nur eine schwache Stütze, d-sog, kontrahiert und langsilbig, wäre
grammatisch minder bedenklich (prolegg. II, § 55), doch würde die einmal
zugelassene antistrophische Inkongruenz hier einen unerhörten Schaukel-
rhythmus erzeugen : ^v-zj-w 1 uzn vgl, auch unsere Bern, zu
der Gliederung der Metra in den Strophen P. III 5/6. Von den vorgeschlage-
nen Verbesserungen, xlg oQ^arriQ^ oder d^ebg öcorij^, oder o'D'tco d\^IiQa)v,
d^sbg . . ., «V SQdCaLy ist keine einleuchtend. Darnach mag es einstweilen
bei ^sog bleiben, an &£g (Gildersleeve) ist nicht zu denken; vgl. Gust. Meyer,
Gr.* 192. dg^toTriQ bezieht sich vor allem auch auf die Krankheit des Königs,
nach eötaösv oQ&ovg P. III 53. 57. röv sXQoaBQJtovxa '/j^övov, ein-
fach 'die Zukunft', wie 0. VI 97, N. IV 43, VII 68, ohne jeden Nebensinn.
58 — 100. Wenn Hieron nicht gut vor 484 eine Syrakusierin heiraten
konnte, so war beider Sohn jetzt zum Antritt der Regentschaft in Aitna
höchstens 14-, bei Pindars Aufenthalt in Syrakus etwa 12-jährig, aber wir
^3—61 9
kennen jetzt genauer den Reichsyerweser von Aitna. Tljg Alxvrig imxQOTiog
Chromios (schol. inscr, Nem. IX), was sich dann von selber übersetzt in xov
%ai66g i7tlrQonog{Vhi\o\.53^ 1894, 726). Wenn Ed.Schwartz in einer schai'fen,
aber bei der fragmentariscben Überlieferung nicht über jeden Zweifel erhabe-
nen Interpretation von schol. N. IX 95, Herrn. 34, 1899, 485, gegen Boeckh,
Kl. Sehr. VII 432 und Hermann, opp. VU 117, das Rechte getroffen hat, so müs-
sen (nach Timaios fr. 84), Aristonus und Chromios als Vormünder für Gelons,
ebenfalls unmündig, hinterlassenen Sohn ausscheiden, SQaCvßavXov tov'ligoi-
ifog a6tX(pov rov vibv xov rikcovog örjfiaycDyovvrog xal TtQog riöovdg, i'v^ avrbg
cigxT) (Ar. pol. 1312b, 11); nur haben, wiederum nach Timaios, beide Schwä-
ger Hierons in der Epitropie für den jungen Deinomenes in Aitna noch
einen Vorgänger gehabt. Aber ich glaube, Schwartz hat in der Tat recht
gesehen: xai 6 FiXiov in jenem Scholion (277, 5 Ab.) gibt nur Sinn, wenn
vorher von Hieron die Rede war, und Subjekt zu InixQonov üaxiöxrjöev in
dem Timaiosfragment (277, 5 Ab.) muß ein anderer sein als der mit rou-
xovg yccQ folgende Gelon, also Hieron. Genug, Deinomenes war alt genug,
um Pindaru bekannt und lieb geworden zu sein (tplXiov ^^vov 60b, ^ (piXi
92, die einzige wirkliche Anrede des ganzen Gedichts), und jung genug, die
Vorhaltungen des Schlußteils sich gefallen zu lassen; im wesentlichen richtig
zuerst bemerkt von Ed. Boehmer (Siz. Oden 1891, 55 unten), während noch
Christ (1896) mit den alten Erklärem Pindarn den Geschmack zutraute,
dem todkranken Könige zu guter Letzt noch diesen Fürsten Spiegel vorzuhalten.
In den Freundesgesang für Deinomenes wird freilich immerfort noch Hierons
und des Deinoracnidenhauses Ruhm miteingeflochten: zuerst eine abermalige
Erwähnung des Sieges (59 b), dann der Stiftung der neuen dorischen Ge-
meinde, deren Oberherr Hieron doch bleibt (69), ruhmgekrönt jüngst durch
den Sieg bei Kyma und vor Jahren, zusammen mit seinen Brüdern, bei
Himera; den allerjüngsten Erfolg am Akragasfluß hatte der Dichter ja
schon vorher gefeiert (öOff.j. Jetzt erst, mit Beginn der letzten Strophen-
trias, in einer Wendung, die zunächst aussieht wie eine Selbstanfforderung,
steuert der Dichter auf sein Ziel los. 58. näq Aeivofievei, der Dichter
fingiert in gewohnter Weise eine Musenfahrt, die nun bei einem neuen
Thema haltmacht (ähnlich noch 79); er selber sitzt noch zu Hause und
meditiert (H^ivQw^iv 60b; vgl. Bem. z. P. IX 73). 59. xekaöf^aai
.TOirar, Verkürzung eines Ausdrucks wie (pi^oav ^iXog ayyiXiav P. II Auf.
59b. Mit Recht erinnert man an das bronzene Viergespann des Onatas und
Kalamiß, das der Sohn für den Vater in Olympia aufstellen ließ: natg S'
ävld'tixtv Jeivofiiifrjg Ttaxgbg uvfj^a UvQanoctuv (Paus. VI 12, VHI 46).
60. Airva^i ßadiXei, wie KvQuvag P. IV 2, Oivoivag (Aiakos) N. VHI 7,
weniger feierlich ZvQaxooU^v ccQxog hier 73. Die Stadt hieß bei Pindar
wie der Berg stets j4ixva. Wenn das Drama des Aischjlos nach der besten
Cberlieferung den Titel Mxvai führte (Wilamowitz Eur. Her. l\ 65",
Aisch. Interpr. 242), so wüßte man gern, ob etwa der Chor ans Aitna-
nymphen besUnd (Serv. Verg. Ecl. IV 34, Aen. IX 581, Steph. Byz. 496, 1 1 ).
Daß der ursprünglich wohl sikanischo Name im Anhang der Theogonie 860
'Atxvr\ {aidvi]) lautet, liat sprach- und reiigionsgeschichtlich nichts in sagen.
6t. rdi, dem Sohn und damit der Zukunft seines Hauses galt ja die neae
Stadtgründung Hierons, die dorische Verfassung, vermutlich auf Pindars
Rat, war e«!, was dann des Dichters lebhafte Teilnahme danemd fo8selt<».
10 Pythien I
Die 'echt freiheitlich' (61) genannten Institutionen zu bezeichnen genügen
ihm hier Hyllos und ein Sohn des Aigimios, Pamphylos, diesmal auf zwei
Sätze verteilt und zierlich variiert, im ersten Satz (62) adjektivisch, ein
andermal (fr. 1, 2) nebeneinander Hyllos und Aigimios selber oder die He-
rakliden neben den Aigiraiossöhnen (F. V 71/2). — Die Bevölkerung nahm
Hieron, nach schol. 120 b, aus Gela, Megara und Syrakus; die Peloponnesier
Diodors (XI 49) werden auf Mißverständnis der folgenden Verse beruhen.
Wiederum entschwebt des Dichters Phantasie von den aetnaeischen Doriern
zu ihren 'Vorbildern' (nachher ausdrücklich gesagt 61 ff), den echten Do-
riern, diese mit Nachdruck an den Schluß des Satzes gestellt und an den
Anfang des Verses (65), nicht ohne ihres hohen Glückes zu gedenken (oA-
ßioi, wie P. X Anf.) und ihrer gewaltigen Wanderungen vom Pin dos bis nach
Amyklai, dem Dichter selbst heilig, um seiner Aigineten willen (Isthm. VII 1 4),
und der Dioskuren, ihrer stolzen Nachbarn in Therapnai, denen sie selber
(ßa^vöo^Oi) auch keine Schande machten, die speerberühmten Helden (60).
67 ff. Acc. c. Inf. nach Anrufung eines Gottes B 413. P 354. Subjekt X6-
yog, »um Gedanken oi' tl tpevöog i^ag ärag Kazsle^ccg I 115 und Soph. OT
829. Der 'AiiBvag fließt bei der Stadt Aitna. 70. Über vloi rs
Bern. z. 75 ff, und P. VI 44. 70 ff. Über öviKpoivov zu 38. 'Daß
sich zu dieser av(ji(p(ovog rißvita der aXalatog der Tyrrhener (f^ Tqgkov
äXah}r6g A 436 gut der Schol.) und die vavöLüTovog vßgig ebenso verhält,
wie zu Apollons Harfentönen der Götterfeind Typhoeus, liegt auf der Hand.
Darum mußte wohl auch der Leib des unterm Aitna tobenden Ungeheuers
noch bis über die Gestade von Kyma hinausreichen (17). Dem Seesieg von
Kyma gilt das in Olympia gefundene Weihgeschenk, ein bronzener Helm
mit der Inschrift 'Idgcov 6 Jeivo^heog \ xat rot EvqaKOiSLOi \ tc5 ^dl Tvq^qJccv
ccTtb Kv^ag^ zwei Dreiheber und ein Vierheber, sämtlich enoplisch und anstei-
gend, der Schlußvers katalektisch, ein Paroimiakos. 7 1 ff. a^BQov TUtif
oIkov gehört zusammen, sxy intransitiv geworden. 74. ßdXsto, das
Medium dynamisch, schlichter Javccovg rgi^liaLg nqv^vaig T'^Xecpog l'fißaXev
0. IX 73.
75 — 80. Wiederum ein Satz, der eine lange Leidensgeschichte hat;
das fehlerhaft überlieferte Anfangsverbum hat zu allgemeiner Befriedigung
Dawes in ccQeofjiaL hergestellt, das freilich von ai'Qco {afsLQ(a) abzuleiten einem
vielbenutzten Kommentar vorbehalten blieb. Vor ttqo Kid: fehlt der Artikel
(räv) in '2 Hss. {E Fy ob auch in P?); leider enthält ja der beste Ambro-
sianer (J.) nur Olympien, und der beste Vatikaner {B) ist für P, I. II 66
verloren. Die antistrophische Freiheit ~^~ wäre nicht unerhört. Doch
verzichtet man wohl ohne Schmerzen auf den Artikel, der in den Hss. ein
Nachklang sein könnte von Tav ngo Kvfiag (72), und dessen Fehlen den Artikel
dann bei der Spitze des ganzen Satzes (79 a/b) erst recht zur Geltung kom-
men läßt. Sonst ist die Überlieferung fest, um so unsicherer die Konstruktion
der langen Periode. Aber im wesentlichen ist der Sinn doch ganz klar: die
Schlacht am Himerasfluß (79 ff.) sollte den beiden großen Perserschlachten
als Befreiungstat gleichgestellt werden. Die bei Himera geschlagenen Feinde
(itoXsfilcov 80b) konnten ungenannt bleiben, da der Name neben dem der
Tyrrhener bereits in dem Gebet (72) erklungen war, — eine von Pindars
feinen Künsten, das Registerartige durch Teilung und Verschränkung mög-
lichst zu verwischen. Aber auch die beiden Perserschlachten erscheinen mit
61—80 11
ihren Siegern in einem zierlichen Chasse-croise: Salamis — Athen, Sparta —
Plataeae Soviel ist deutlich; aber zweifelhaft mag sein, ob ccoiofiai ^A&a-
valcou xoLQt'V^ \iL(S96v zu konstruieren, wie bisher fast einhellig angenommen,
Mer Athener Dank als Lohn', oder agiofiai, ^iax>6i', Von Salamis Lohn um
der Athener willen'; so, nicht ohne selber sich, einen Augenblick wenigstens,
das Unnatürliche des Ausdrucks und wohl auch des Gedankens einzugestehen
Wilamowitz (Stzgsb. 1901, 1307). Aber eine weitere grammatische Uneben-
heit, wenn doch ccqio^ai alle drei Sätze beherrschen und also noch bis xeXi-
aatg in Geltung bleiben sollte, verführte die meisten, aus igeo) ein Parti-
cipium zu machen. Widerspruch erhob nur Schneidewin gegen das Part,
fut., das dann Gildersleeve, schwach genug, durch Hinweis auf Theogn. 492,
Soph. OC 596 in präsentischer Bedeutung zu stützen versuchte. Wenn die
Schollen ein zweites Verbum in 77 überhaupt nicht widergeben, ein Par-
ticipium haben sie keinesfalls gelesen. Doch nun gilt es, die 'archaische
Syntax' gegen unverdienten Spott zu verteidigen (vgl. auch das über die
Stellung von uv Gesagte zu P. XI 57 oder über xal zu P. X 69). Jeder
Pindarleser kennt die der alten Sprache überhaupt eigne Neigung, aus einer
Participialkonstruktion mit einem neuen Verbum finitum in unal)hängige
Rede überzugehen: ÖQtTtcov ^iv — , ayXat^szaL öe Kai 0. I 13, ixXHaia ^ikv
öcöQ — ccviiovxeg^ eajtevo di fr. 119, 3, nach dreifach variiertem Partici-
pium P. III 51 — 53; ebenso nun auch umgekehrt: Variation des Ausdrucks
in einem zweiten Gliede durch ein ausmalendes Participium, naxQmuv fia-
Xiöxa TCQog övk^iiccv eßcc^ naxQO) x insQ-ji^oiiEvog ... P. VI 45, caöoiog ftfv
riv — , [7i7ioxQO(pCag xe vofil^mv . . . Isthra. II 38, 6vv xoi xiv ksv aytjxrjQ
&vriQ, vtat X irtixekkofievog, da^ov yeQalgcov XQccitoi P. I 69, tc5j' (^ue\>kcüP
*Poöl(ov) av&sai zliayoQccg iöxecpavcoaaxo ölg, xletva t iv 'Itf^juw xexQccxtg
evxvxioyv 0. VII 81, taxafiai örj noaai xouqpot^, afinvicov xe ngCv xl (p(x(iev
N. VIII 19, (leyakavoQtatg i(jißalvo(jiEv, fyya xe TtoXla fievoiv&^xeg N. XI 44.
Das Merkwürdige in diesen hier ausgehobenen Fällen ist, daß durch xe das
Participium eben als ein zweites Glied abgesondert wird. Ähnlich die Ab-
sonderung adverbialer Zusätze: dcoQT^aexaL yafißQdi nQonlvoav avfinoaioi xe
XaQiv 0. Vn 5, ^OXvfiJtiovlxav di^ai XaQLxmv ^f e'y.ccxt xovöe Köbfiov 0. IV 8.
Die Scholien sagen in solchen Fällen gern 6 Sl xe avvöeafiog Tregiaaog. Ein-
mal hat die Verkennung schon im Altertum eine derbe Interpolation erzeugt
(P. VI 46 eöet^ev). Statt dieses t^ könnte nun hier eine kräftigere Verknüpfung
durch 6i gewählt sein; nichts hindert indes, xe herzustellen: wie unzählige
Male gehwankt doch unsere Überlieferung zwischen den beiden Partikeln!
Von neuem bedauert man das Fehlen von B gerad in diesem Liede. Hier
mochte sich di aus iv ZnaQxct 6i oingeschlichon haben, und der Paraphrast
schreibt (I52a) kuI tcoqcc ttjv . . . xeXiaag. Über ein altertümliches xa/ =-
'und zwar' zu P. II 43. 'Von Salamis gedenk ich als Lohn mir der Athener
Dank zu gewinnen, in Sparta die Kithaironschlacht zu feiern* — in der
selben Erwartung natürlich — ; 'und beides nicht ohne am Himeras den
Deinomenessöhnen den schuldigen Zoll zu entrichten.' Schlicht und fast
unmerklich hat .sich, von &(fioiiai über das neutrale igim hinweg bis zu xe-
liöaig, die Erwartung eines Dankes oder Lohnes umgebogen in das Ab-
tragen einer Schuld. — Über die Woihung in Delphi zur Erinnerung an
den Sieg bei Himera und über die Inschrift Orj^l /VAwv* 'f/pw»'« xxl. Wila-
mowitz (1897) Sappho und Sim. 200; ältere Literatur b.M Hlass-Sueö,
12 Pythien I
Bacchyl. p. LXI, zuletzt L. Pareti, Stud. Sic. ed It., Firenze 1914, 173({.
81, Adverbiales aaiQÖv aus attischen Dichtern geläufig, xai^bv d' icprinsig
Soph. Ai. 34. — Über die Form der Selbstanrede s. Bern, zu 58 — 100, und
P. Maas, Sokr. VII 1919, Jahresber. 38flf. Der Wechsel in der Metapher
anccfißkvvsi xaietag ist gelinder, wenn man bedenkt, wie nahe in der Vorstel-
lung d^vgxmd wnvg einander stehen. 83. ray^eCaq ^XjtCöaq' rag x&v av.ov-
ovTcov Siavolag schol. 160. Den lautlichen Anklang von aiavrjg — iX^löag
an a(v7](Sai — isXcto^cci, hat man wohl bemerkt, 'den tieferen Sinn' aber noch
nicht aufgedeckt. Über aiavri^ zu P. IV 236. 84. &ar(bv dxod ist nicht
zu trennen; axoa, in passiver Bedeutung, gleich darauf (90) sorglos wieder-
holt dXXoTQCoiq bedeutet nichts anderes als uXXcov. so P. XI 27, wie
im Lateinischen alienus für aliorum. 85. Y,QB(jaov oiariQfWv (p-d'övog
wohl erst durch Pindar sprichwörtlich geworden. 86. TiaXd im Sinne
der dorischen Adelsethik. 86/7. Über die Epitheta (fiTtaCoi und d^sV'
dsi zu P. VIII 98. Die uns fast physisch schmerzende Metapher xdX'
xevs yXioaaav meint xa xrjg yXaaarjg xo^evficcxa, wie aus Isthm. V 47 klar
wird; vgl. auch 0. II 91, 98, VI 82, IX 5, 12, N. VII 71 und die ema nxe-
QOBvxci des Epos. 87. fpXavQov, Gegens. ^dya^ also rein quantitativ, ist
Subjekt; über das Wort zu P. III 12. ütaQaid-vöaBi mit leisem Tadel,
Nachklang der Metapher vom Schmieden Über die besondere Pflicht des
Fürsten, zur Vorsicht bei seinen Äußerungen nachzudenken, hatte P. wohl
in Syrakus reichlich Gelegenheit. 88. d^ifOXBQOiq, Neutrum, in utram-
que partetn. 89. svavd^si ÖQy^, wie dgyav yXvxsLav Isthm. II 35.
91, 'Freigebigkeit mit vollen Segeln', wie Isthm. II 40. 92. Es ist mit
Alfr. Körte GGA. 1901, 969 das nicht schlecht überlieferte IvrQanilotg zu
lesen (o äv xig ivxqaTcdri schol. P. IV 186b) mit der von Bücheier gefun-
denen Synkope. Der Plural yAqöt] schon im Epos und Bakch. XV 57 K.
Die Metapher öolGi^'f^g wie v.XenxBxai N. IX 33. 94. Zu Xoyioiq xäI
doi6oT(i vgl. 0. XI 5, N. VI 30, XI 17. Kroisos ist hier Vorbild, wie
Kinyras P. II 15, Nestor und Sarpedon III 112, mit dem Unterschiede, daß
seine (pLl6(pq(ov ccQSxa vornehmlich dem Apollon zugute kam, was dann den
Bakchylides zu seinem Kroisoslied begeisterte (III 28, 58). 95. ravQOi
xavtijQa, konstruiert wie xoLvavtav occqoiöi, (98), oder xr}v ifirjv xco d-em
\}7tqQS6lav u. a. bei Piaton und Thukydides; auf einem andern Brett stehen
die ethischen Dative bei x^Q^^^ (pciog, d^vyccxv,Q^ Ttccxegsg^ öcoxslqcx, fiiX}]}ia usf.
— Den Stier, quem crudelissimiis omnium iyrannorum PJmlaris hahuisse, dici-
tur^ quo vivos suppUcii causa demitfere homines et suhicere flammam soJebat
(Cic. in Verr. IV 73), versenkten die Akragantiner ins Meer (schol. 185),
nach Timaios (FHG. I 222), der den später gezeigten, auch von Polyb. (XII
25, 4) und Cicero erwähnten Stier als ein Bild des Flußgottes Gelas er-
kannte. Emmeniden, Therons Ahnen, hatten den Phalaris gestürzt (schol.
0. VII 68a); darnach läßt sich vermuten, die Mißdeutung vielleicht eines
aus Rhodos stammenden Kultes des Zeus Atabyrios (schol. 0. VII 160;
Busolt, Gr. Gesch. I^ 422*) gehörte zur Hauslegende der Emmeniden, und
Pindar, der älteste Zeuge für Phalaris' Grausamkeit, habe eben jetzt, nach
Therons Tode und dem Sturz seines Hauses, nicht ohne politische Ab-
sicht die böse Mär aufgewärmt, etwa seinem Freunde Thrasybulos zuliebe
(Isthm. n). 97. Die in der Halle beim Festmahl unter Phorminxbeglei-
tung singenden Knabenchöre, in negativer Fassung und ins Feierliche ge-~
81—100 13
steigert eine zierliche Variation der vor ihren Haustüren singenden Lokre-
rinnen (P. II 18), nach ivipcovotg d-aXicag 38, avficpcovov ig TjCv/lav 70, letz-
ter, leiser Nachklang der ^goldenen Leier* des Anfangs. 100. Erfolg
und guter Ruf und Nachruhm nebeneinander, wie Istbm. V 13, N. I 32;
beides will, wenn geschenkt (^iyy.vQa'^]) ^ auch ergriffen und festgehalten
sein (sly).
Das Lied entbehi-t eines größeren mythischen Mittelstticks, dafür ist
das Prooimion ganz mythisch gehalten: (A') Äpollmis Leier bezaubert die
Götter im Himmel und alle Wesen, auf denen Zeusens G-nadenblick ruJit.
Aber Ti/phoeus, der Götterfeind , entsetzt sich (B') und, ohnmächtig uiitcnd
anter der Last des Aitna, begehrt er auf. Sei, Zeus Äitnaios, sei du uns
hold und schenk uns weitere Wagcfisicge, wie zum guten Zeichen für die neue
Stadt Aitna uns dieser Sieg geschenkt ward. Und ApoUon, laß dir es ange-
legen sein, und daß es der Stadt nicJit an rechten Männern fehle, (f) Von
Göttern kommt ja alle Menschenweisheit und Kraft. Wenn ich mm Hieron
preise, so soll keiner mich dabei eines FeJdtrittes zeihen, keiner mich über-
treffen. Mochte die Folgezeit ihn aller Schmerzen vergessen machen, ihn auch
erinnern der Schlachtensieg c seines Hauses und des jüngstoi, den, obwohl
leidend, er selber gewann. Xun noch ein LAed für den jungen Deifw-
meneSj ^König von Aitna*. (A'j Lhm gilt ja recht eigentlich die Gründung
der neuen Doriersiadt. Zeus, VoUendcr, bewahr ihr den doriscfien Cha-
rakter, nach dem Vorbild derer, die vom Pindos nach Amyklai zogen. Mit
deiner Hilfe führe sie Hieron, und in seinem Auftrage der Sohn, zu fiied-
lichem Einklang im Innern. Fern bleibe der Erbfeind, belehrt durch den Sieg
bei Kyma. Nicht Salamis, nicht Plataeae mag idi preisen ohne Himera.
{£") Doch reden und schweigen zu rechter Zeit, das nimmt dem Tadel die
Spitze. Freilich, besser Neid als Mitleid. Drum unablässig nacJigestrebt
'adeligem* Tun! Gerecht und wahrhaft, behutsam in allen Äußerungen cor
so viel Zeugen, und edelstem Triebe getreu, nicht die Opfer geschtMt, sticht
von kleinlichen Vorteilen berückt! Erst der Nadiruhm zeigt der Welt, wie
einer im Leben war. Kroisos, nicht Phalaris lebt im Liede. Erfolg ist der
erste Siegespreis, edler Euhm der zweite, beides cereint und festgehalten, der
höchste Kranz.
Für den rhythmischen Gang der Perioden sei verwiesen auf die Ana-
lyse im Hermes (36, 1903, 232j und auf das wohl auch ohue Kommentar
deutliche Schema der Textausgabe (1914). — Mit Bedacht scheint der
Dichter die Hauptwucht der Gedanken und der Rhythmen in die Strophen
Terlegt zu haben (Macht des Gesanges, Aitnaausbruch, Gebete, Mahnrede),
um dann in der Epode allemal festliche Freude freier ausströmen zu lassen. -
Solchen Lesern, die in Chalkidikern wie in Aeolikern noch immer gerne
Daktylen glauben, mag lehrreich sein die durch Kurzhebung (59/60) au-
gezeigte Fermate in den letzten Versen der Epodos -^^^^^u ^^ ^^^.
TI^ " hingewiesen zu haben ibt das unsterbliche Vordienst von Frdr. Blass
^ons Jbb. 133, 1886, 4G0ff. und in der Praefatio seines Dakchy-
lides); vgl. noch 0. VII Str. 6/6, VIII Str. 5/6, N. VllI Str. 3/4. — Über
das triolenariige nvnvov (^^ " ) am Schluß der Epodos Vorarbb. z. gr.
Versgesch. Lpz. 1908, 102 ff. - In 'Spondeen* ziisummongezogene Metra
— . 1 Text ausgeht, spricht von Übordelmung — finden sich in
cbaU . Maßen, wie hier Str. 2. 3, noch P. IX Str. 2, immer in leich-
14 Pythien II
teren lonikern, also schwer zu deuten. — Die Strophen sind jtf^iwdtxcoj
gebaut (Heph. 67, 20 m. schol. 176, 19 Consbr.); der acht Metra füllende
Langvers am Schluß ist der umfangreichste, den P. in den Epinikien gewagt
hat. — Für die Umteilung der Metra in respondierenden Perioden bildet
ein hübsches Beispiel die Epodos, wo nach einem größeren Vorspiel ('Ab-
gesang') einem Stollen von 2-fl l-f[2]-}-l 1 + 2 Metren ein Gegen-
stollen antwortet von fünf glatt abrollenden Dimetren, entsprechend dem
vorhin geschilderten Charakter der Epodos.
PYTHIEN U.
Über den Ixionsmythos ist noch heute lesenswert Welcker, Aesch. Tril.
(1824) I 547 ff., dazu Wilamowitz, Hom. Unters. 203. Unsere älteste Quelle
ist Pherekydes (schol. Ap. Rh. III 62), dessen Bericht Stück für Stück mit
Pindars Erzählung zu vergleichen lohnend sein wird: Ü^leyvov vtbg 'l^/cov,
ag aal EvQinCörig (fr. 424). 0£Q€Kv67]g 6s ^TlHöttovog^ Ai6%vXog^ nach
Diod. IV 69, schol. Pind. P. II 40b, Wesseling> ^AvzLcovog — Pindar nennt
den Vater nicht, wohl aber ist ihm die Koronis P. III 8 0Xsyva ^vyaTriQ,
Lapithin, wie Ixion. — cprißl de a>g yafii^Gag Jiav^ xr]v ^H'ioviag (so, nicht
Jri'Cov. die gute Überlieferung; s. C. Robert, Gr. Heldens. I 13) &vyariQa^
TtoXkcc V7t£(Sisro dcoaet.v ö&ga. iXd-ovvog öh im xavta xov ^H'Covecog ßiQS&QOv
noLi](iag nccl TtvQaKVcoaccg, öKeita^SL amb IsTtwig ^vXoLg aal mvet Xsntfj —
Piudar andeutend ovk cctsq xi^vag 32 — . ifiTtsacov 6h ^Hlovsvg anöX-
Xvxai. Xv(i(Sa 61 'I^lovl ivineßs 6ia tovto, xal ov6elg avxbv ri&eXev ayvl-
6a L o^xE &scbv ovxe ccvd-QcoTtcov. TtQmog yag ificpvXiov av6Qa ccnixxeLvev —
i^cpvXiOv aifia nqcüxiGxog . . . i%i^Bih,s Q'vaxolg Pind. 32, nqoixo-
TixovoLöi TtQOöxQOTtatg I^LOVog Aesch. Eum. 738 — . iXei^öag 6e avxbv
6 Zsvg ccyvl^eL — weder von jener XvoGa noch von dem ayvLöfiog redet
Pindar, er beschränkt sich auf sv(isvs66l naqa KQovi6ai,g 25 (ngev-
fiev&g Aesch. fr. 92), um gleich darnach die Liebestollheit zu betonen, mit
der sich Ixion an der Gattin seines Erbarmers zu vergreifen wagte — , Kai ayvi-
G%Hg TjQaßd'ri xrig '^Hgccg. 6 6s Zsvg vscpiXrjv 6iioico6ag "Hga nagaKOifit^si
avxca aal vözsqov Ttoiiqaag xsxQaKvrjfjLOV xqü^bv — xsxQccKva^iOv 6s(S^6v
Pind. 40 (den vier Gliedmaßen Ixions entsprechend, meint der Scholiast
73b; aber auch die Ivy^ P. IV 214 ist vierspeichig, wie die Räder an den
Streitwagen der Dipylonvasen, sonst auch sechs-, am Götterwagen E 723
achtspeichig) — xal ösa^isvaag avxbv xnKüQSixai. Die (xavla Ixions in seiner
Leidenschaft für Hera bezeugt Pherekydes schol. P. II p. 29, 3 Dr. — ^ai-
vo^ivatg cpQaßlv Pind. 26 — , das durch die Lüfte fliegende Rad und die
Verkündigung der Lehre, xqtj x^Lav xovg svsqyixag^ schol. Eur. Phoin. 1185
— xavxa ßqoxoig Xiysiv iv nxsqosvxi xqü^w navxa xvXiv66fi£vov'
'xbv svsQysxav xtA.* Pind.21ff. — . Über die Bestrafung Ixions wie des Tan-
talos (ovQavov ^hov i&ovog xs Eur. Or. 5, homerischen Vorbilds iv aid-iqi aal
vscpiXriöi, 0 18) Arch. f. Religionsw. 21 (1922) 1. Heft. Bemerkt sei noch, daß
manche Mythographen die Hippokentauren unmittelbar von Ixion und der
'Wolke ' abstammen ließen, während Pindar vernünftigerweise einen Sohn ein-
schiebt, der dann mit m agnesischen Stuten das Volk der Halbwesen zeugte, ot^'r'
iv avd^atft ysQaötpoQOv oijx' iv &s&v voiioig Pind. 43. Daß mit diesen
1-7 15
tierisch rohen, einem raschen Untergang geweihten Scheusalen (den Söhnen
der 'Wolke', urspriing^lich Dämonen des im Sommer ausgetrockneten, im
Winter plötzlich wild werdenden "Avavgog, 'wasserlos', nach Kretschmer
Glotta X 1919, 56) der von Pindar wie von Hesiod stets in hohen Ehren
gehaltene öiKaioTurog KevrccvQoav Homers (A 832), bei Pindar <priQ -^«rog,
6(ü(pQ(ov, OdvQctg VLog, KgovCöag (von Kronos in Roßgestalt mit der Nymphe
gezeugt nach Pherekydes schol. Ap. Rh. II 1231) nichts gemein hat als die
Gestalt, bedarf keines Worts.
Das Lied beginnt — und die rauschenden Rhythmen des Anfangs
stimmen dazu — fanfarenartig: in das waffenstarrende Syrakus kommt aus
Theben die Kunde von einem Siege des Viergespanns, das König Hieron
eigenhändig — nicht durchs Ziel geführt wie des Dichters Landsmann
Herodotos Isthm. 115 — wohl aber eingefahren hat. Darauf mag schon
der Ausdruck iöajiaaae ncoXovg zielen; aber deutlich sagen es die Worte
ayavaiaiv iv i^QoC^ wenn man sich der Lehre Xenophons erinnert: ov dei
i^anivuLcog öTtav^ aXk r,Qefialü)g TtQOöayeßd^ai tw laltva TtQavvovza (tt. iTtn.
c. 9). Die äyaval xsiQsg des klugen Lenkers entsprechen den ayavolöL XoyoLg^
fivd-oig^ iTteact, des klugen, durch milde Form gewinnenden Redners bei Homer
und Pindar und der (xakaxa xelq des klugen Arztes P. IV 271. Das siegende
Gespann wird dreimal genannt (4. 8. 12), dreimal verschieden, das zweite
Mal mit lebhaftem Hinweis, der auch das Geschlecht erkennen läßt, Kslvag.
Der Dichter wird mit den edlen Tieren ganz vertraut gewesen sein. Viel-
leicht hat er ihre Überfahrt zur Heimreise benutzt, vermutlich über Lokroi
(18 ff.), und sicher sie die hellschimmernden, weil weißblühenden, Myrten
Thebens gewinnen sehen (Isthm. IV 69, P. II 6), wenn, wie doch mehr als
wahrscheinlich ist, der aus Theben gemeldete Sieg eben ein thebischer war,
in den lolaosspielen. "Agz^ig ^Oqzvyla^ die Herrin von Syrakus, hat dem
König beim Einfahren geholfen, Artemis und Hermes 'jEi'aycuvtog legen ge-
meinsam mit Hand an, sooft er, unter einem Stoßgebet an Poseidon, seinen
Streitwagen schii-rt. Das ist das Vorspiel.
1. ^ityaXoJtöXihq ist Syrakus, wie Athen P. VII 1. 2, Die Haupt-
stadt der Militärmonarchie glich einem ungeheuren Kriegslager {Sanioviat
xQO<pol) von Anfang an, bis es möglich ward, die Veteranen in Aitna anzu-
siedeln. avÖQ&v iTtncov tf atdago/aQfxuv scheint 'Lanzenreiter' zu bezeichnen:
OL TttQi "Ißxmov Kai 21x7](5lxoqov xccQ^tjv T^v iTiiöoQaxCöct (paöiv schol. 0. IX
129; dazu jetzt xagfiag mit dem schol. imdoQaTidag in dem Korinther-
dithyrambos. Freilich steht xaQ^ai für Kampfsiege, also sicher mit An-
klang an jaiqu) 0. IX 86. Das erinnert an das etymologische Spiel bei
y.flXa V.l 12 und vollends an ^cty\)ü)d6g N. II 2, Isthm. IV 38. Ähnliches
über ioxiaiifa zu 7. IJ. &ilßai XiJtaQai, wie Athen fr. 76, Orcho-
menos 0. XIV 3, Lokroi in dem Oxyrh. pap. 408' (fr. 140** Diehl; suppl.
lyr.' 13**, 61), lauter Städte mit weithin leuchtenden Burgen: Xmagäv xt
(hißäv (liyav axontlov fr. 196, aQyiXi)q)ov naQ 7,t(pvQiov xoXiövav fr. 140*|
58; Marathon, Naxos, Smjma und At'yvmog ayxixQri^vog (fr. 82) mögen
HO heißen, weil weit vom Meer ans sichtbar. 4, ^Q-^ofiaif hier fühlt der
Dichter sich als persönlich auftretender Bote; anders nachher 67. 6. rt^A-
avyiaiv erläuterten wir schon durch Isthm. IV 69. 7. JtotaiUa^j An-
spielung auf die von Alpheios unters Meer hin bis nach SyrakuH vorfolgte
16 Pythien U
Artemü-Arethusa (^AX(peimcc), die noch heute am Südwestrando der 'Insel'
aus dem Meer aufsteigende Süßwasserquelle. Nachher sind die Epitheta
loxicciQu (9) und OQ^oigUuva (12), wo es nichts zu schießen und nichts
dreinzuschlagen gibt, rein dekorativ. Über "AQUfiig 'Imtla zu P. IV 3.
Die Kürze des i in Ioxeoliqcc mag einer Abirrung auf ein mißdeutetes
1 0^0)^05 entstammen (Kretschmer, Glotta IV 350). 8. 'KBhaq zu ändern
liegt kein Grund vor (mit Schroffheit ausgesprochen von Hermann bei
Heyne), in der Wirkung kommt es hinaus auf xAatvag, was Heyne dafür
einsetzen wollte; über die Prägnanz des Pron. zu P. I 42. In Jtoiiti-
Xav{ov>q bereitet sich die Mitteilung des nächsten Satzes vor. 9. X^Q'^ ^'"
dvfi^ virird nach einer hübschen Bemerkung Wilhelms von Humboldt auf
Artemis und Hermes zusammen gehen. cvXXrjTtnxcbg in der Sprache der Scho-
liasten. Athene lenkt den Wagen des Diomedes E 840, fein zitiert der
Scholiast (20*) auch den Gestus innslov öl d^scc ^vyov i'jtpazo E 799 (vgl. Bern,
zu ^AcpqoSLxa dxicov icpaTtio^sva jjg^t Kov(pa P. IX 11), Poseidon, der neben
Zeus tjfTtoavvccg iöidcc^s Ttavroiag M' 307, schenkt dem Pelops vor seinem
Kampf mit Oiuomaos Pferd und Wagen (0. I 86/87), Pallas dem Bellero-
phon das Zaumzeug zur Bändigung des Flügelrosses (^(pagfianov tt^uv xei-
voav a(iq)l yivvi 0. XIII 85). Die Übertragung solchen handgreiflichen
Götterbeistandes aus der Heroenzeit auf die Gegenwart ist eine Kühnheit;
aber es ist wohl auch nicht etwas Alltägliches, daß Könige ihre Rennpferde
selber trainieren. Ganz abweichend interpretiert Wilamowitz (Sitzgsb. 1901,
1337/38J, der bei cdylaevta ircLrCd^aL Kodfxov an Taenien und Kränze denkt
(ebenso Koöfiov xbv aTiq)avou schol. 18*); 'Taenien und Kränze' vor dem
Siege, bei jeder Ausfahrt {orav — xccrcc^evyvv'^ 10) zu einem 'entschei-
denden Rennen*? Was sagt dazu Nemesis? 11. Die Kühnheit der Wort-
bildung neiöLxaXLva' TCSLd-of-i^vcc tro ;^a;XfVü3 wird klar, wenn man TtsialfißQorov
te ßaKXQOv Aesch. Choeph. 362, So^ccv TtsißlfißQoxov Bacch. IX 2K vergleicht.
12 — 20. Den Übergang zu dem Mythos von der Undankbarkeit Ixions
bilden zwei Beispiele von Dankbarkeit, beide abgeschlossen von einer dies
deutlich aussprechenden Sentenz. Von Kinyras, schon der Ilias bekannt
(A 20 — 28), wo er dem Agamemnon einen Panzer phoinikischer Technik
verehrt, seinen sprichwörtlichen Reichtum kennt auch Tyrtaios (12, 6), ließ
sich viel erzählen: Pindar nennt ihn (17) 'sanften Priester Aphrodites* (der
phoinikischen Astarte), wie Hesiod (Theog. 987 — 991) den Phaethon, den
die Überlieferung bei Apollodor (IH 181/2) zu seinem Ahnherrn macht, ihn
selber dann zum Vater des Adonis. Und wenn er daneben (16) 'herzlich
geliebt von ApoUon' heißt, so erscheint durch beides leicht umrissen die
Gestalt des Urhebers der weichen Adonisklage. Die Scholien, die ihn mit
Gewalt zu einem Urahnen der Deinomeniden stempeln, verlegen deshalb die
triopisch-karische Heimat der Geloer (Herod. VII 153) flugs nach Kypros
(mit Recht von Drachmann nicht verbessert), und Boeckh hielt (schol. p. 315)
die kyprische, also semitische Abkunft Hierons für möglich, später (expll.
p. 244) sogar für wahrscheinlich. Mit dem bei den Deinomeniden erblichen
,Priestertum der Demeter und Köre (0. VI 95 m. schol.) hat Kinyras nichts
zu tun. Das anmutigste Gegenstück zu der die Jahrhunderte überdauernden
Dankbarkeit der Kyprier bilden die lokrischen Mädchen, die dank Hierons
tatkräftigem Einschreiten gegen den bösen Nachbarn Anaxilas von Rhegion
(477) sorglos vor ihren Häusern sitzen können, in Liedern (aus Epicharms
7—21 ff. 17
'Inseln'? doch vgl. jetzt auch Pind. fr. 140^, 65) ihren Beschützer feiernd.
14, Der Pluralis ßaaiXsvxTiv reiht den Hieron (18) mit Kinyras unter die
Könige ein, wie schon 0. I 114, d. h. ol. 76 = 476; dazu stimmt die Notiz
des Schol. P. III 63, 151, die indes eben aus der Oljmpienstelle erschlossen
sein könnte: xa^töTorrat 81 6 ^ligcov ßaöLXsvg kuzcc tyiv og' ^OlvuTtidSa
(Philol. 61, 1902, 362^^). 16. Apollon 'Goldhaar', ohne Namennennung
0. VI 41, ;fpt;(J£0x6jüa '^Enaxe in einem von Aristoteles zitierten Paian
(Simon. 26^ Bgk.), ebenso in dem attischen Paian mit Musiknoten (Mus.
gr. ed. lan p. 438), auch in der Elegie (Tyrt. 3); sonst ist noch Zephyros
goldlockig und Eros; s. zu P. IX 5. 17. Bemerkenswert bei aysi die
Sparsamkeit Pindars im Gebrauch des Pronomens; om^ead-ai steht bei Pin-
dar immer 'absolut'. Über noi rirog die Adnotatio 1900.
21 — 48. Die Ixionsfabel hat Pindar Veniger gut behandelt', urteilt
in seiner urbanen Sprache Welcker (Tril. 550). Er denkt dabei vor allem an
die Verlegung des Schwerpunktes von dem großartigen Gedanken der Ent-
sühnung durch Z£vg xa^aQöLog selber auf die Undankbarkeit gegen den er-
habenen Wirt. Die Bemerkung ist richtig, und hätten wir die Ixionsdramen
der drei großen Tragiker, so wüide, ganz abgesehen von der eigentlichen
Poesie, die in der Tat, verglichen z. B. mit dem Kyrene- oder dem Koronis-
liede, diesmal gering ist, der Abstand uns greifbarer sein zwischen dem
feierlich lehrhaften Stil Pindars und der tiefer eindringenden und feiner
motivierenden Darstellung der Athener. Aber erzählt ist die Fabel doch
ganz in Pindars mit bewußter Kunst geübter Technik: wieder verläuft die
Erzählung in zwei Wellen, einmal von dem gnädig gewährten Schutze zu
einer Andeutung der 'wohlverdienten' Strafe für den Frevel (30), dann,
nach den üblichen Sentenzen, von der Entlarvung des Frevlers zu der ent-
setzlichen Bestrafung (40 ff.). Leider ist der zweite Teil der Sentenz gerade
in einem entscheidenden Worte, unheilbar scheint es, entstellt; denn daß
der mit den Worten evval 6h naQccTQOTtot beginnende Satz noch zur Sentenz
gehört, und nicht schon wieder zu der Erzählung, ist richtig bemerkt von
Kayser (Lact. Pindd. 43/44) und Paul Maas (Sokr. VI 1918, 164). Was
dann aber beide für das schon metrisch anstößige rov i^xovxa einsetzen
— Maas ändert ohne Not noch noü, d. i. doch wohl norh (= iv xQova»
F. Vni 15 wie IV 53. 293) in xivä — (pQoviovta^ ist fehlgegriffen: Die
erzielte Sentenz klingt ähnlich einem auch bei Pindar beliebten Gemeinplatz,
wie (xai ao<p6v) 0. VII 31, (xai ^eydXavxov) P. VUl 15. Nun ist aber Ixion
gerade kein (pQovioav, sondern ein ^aivofievog (26), cnögig dvriQ (37). Des-
halb verlangte die Logik: 'schon manchem sonst Verständigen brachte Liebes-
frevei unermeßliches Leid, wieviel mehr einem so blindwütigen Toren!' Und
«olch einen Gedanken sollen vdr durch starke Eingriffe erst herstellen? Para-
phrast und Scholion hat ein böser Zufall uns gerade für die entschoidendcn
Worte wieder unterschlagen. Dem Sinne nach ist gegen Humboldts xhv (Iowa
(von Gilderßleevo übernommen) nichts einzuwenden; doch wäre die Wahl ge-
rade dieses Wortes nach der hübschen Antithese 26 — 30 hier wenig glück-
lich. Daß mit Be.seitigung von ixovza der von Welcker gewünschte Anklang
an den [xixrig verlorengeht, der in Ixions Namen vcrnohmbar sein soll, ist
kein Verlust: der Godanko, 'unorlaiibte Begattungen stürzten endlich einmal
in lauter Unheil auch einen BittÜehenden*, ist als Sentenz unmöglich. Und
mag Aischylos (Eam. 441) in atfivbg nqocUxtaQ iv x(f6noig*Jllovoi mit dem
8«kro«4«r. Pladan P/thlra %
18 Pythien II
Anklänge spielen: daß Pindar von der Eutsühnung des Uizrig sonst mit kei-
nem Woiie redet, ist vielleicht ein Mangel, aber diesen gewollten Mangel
nun an der ungeeignetsten Stelle ihn wiedereinbringen zu lassen, dürfte er
sich wohl verbitten.
21 ff. Über die einzelnen Züge des Mythos sieh die Einleitung.
24. rCveO-d-aif im guten Sinne uns weniger geläufig als noivd oder gar
CLTtoivcc^ wird hier durch oiyavalq afioLßaig eindeutig. rtvBö^ai wie g)\}ivet
P. I 94. 26. Eine neue Parallele mit Tantalos 0. I 55: dort TiOQog —
ara, hier ^ßQtg — aJ^dta. 27. ^Qdööaxo, die passivischen Formen wohl
nicht vor Aischylos. 28, Über die Wortbildung vütBQdipavoq zu P. X 13.
29. Pas zweimalige ävriQ (29 und 37) weist den Frevler zwiefältig in
seine Schranken, erst mit Tra^cov ioLKoia moralisch, dann mit aiÖQLg intel-
lektuell. 30. Das gleiche Verbum, bXibv 26 und bXb 30, macht den
Gegensatz der Objekte fühlbarer. 31. Das Präsens tsXeO-ovtif nicht
weil er ewig im Hades litte — Näheres in dem Aufsatz ^etu xqi&v xi-
raQxov Ttovov Arch. f. Religionsw. 21, 1922, 1. H. — : das Bild des ewig
Gemarterten (s. die Einleitung zu diesem Gedicht S. 14) schwebt dem
Dichter anschaulich gegenwärtig vor Augen. 32. i(i(pvXiov alua
ist nicht o^ul^ov ccl^ia wie Aesch. Hiket. 449. Eioneus ist kein Bluts-
verwandter, wohl aber yafißQog tj Tciv&eQog^ ol' ts fidhaxa aridi,axoL xeXe-
d'ovöL fied^ alfid xs aal yivog ccvx&v 6 582. 34. x«T avröv, wie
Pindar das Reflexivum ausdrückt, sieht man in avxbg avxü fr. 97, ähn-
lich dem homerischen oi öe zcd ccvxoi 6q)fj6Lv dxaöd'aXlrjatv kxX. a 33; im
übrigen vgl. Gust. Meyer, Gr. Gramm^ 526 und Rzach zu Hes. theog. 126.
35 f. Über die Sentenz die Vorbem. zu 21 — 48. Mit inel — cciÖQLg ccviqq
geht die Erzählung fort als ein Beispiel für den in der Überlieferung, wie
vorhin ausgeführt, leider verstümmelten allgemeinen Satz. 40. naXöv
:tflna variiert, wie schon tlfsvöog ylvTiv (37), den i^cclQSxog fiox&og (30) und
den Ttovog (31), den Schluß macht dann, mit Nachdruck auf den Anfang
der Epodos übergreifend, ebv blsd'QOv (41). Ixion, mit Schlangen auf die
vier Speichen des Rades geflochten, wilden Ausdrucks, von zwei geflügelten
jugendlichen Frauengestalten innig bedauert, von Hermes undHephaistos kühl
beobachtet, darunter eine Erinys, zeigt das schöne Cumanische Vasenbild,
Berlin 3023 Furtw. Sicherlich hat das vierspeichige Rad, eben weil eine
Ivy^ wie P. IV 214 (vgl. auch N. IV 35), symbolische Bedeutung: wie bei
Dante, wird der Lüstling bestraft mit der Verewigung seiner Liebessehn-
sucht. 41 a/b. yviOJtsöaiq — ateöibv rdv mag dem Dichter scLöner ge-
klungen haben als Tcexcov, doch ist Sicherheit nicht zu erzielen. 41b. Das
überlieferte dvös^aro suscepit sustinuit, ist besser als die bis in die neueste
Zeit beliebte Verbesserung dvöei^axo^ was eine lahme Wiederholung des
XiyeLV pqoxolg 21 sein würde: echt pindarisch klingt dies schon in xav ito-
IvKOivov wider. 42, ävev XaQitiOV gebiert Nephele das Ungeheuer; 'die
Grazien sind — ausgeblieben'. 43. Das in der Paronomasie sonst ungebräuch-
liche KaC erklärt sich, wie das xe P.VI46. I 71, aus einem in Gedanken noch
einmal gesetzten Verbum, im Deutschen 'und zwar', ^lovog beidemal 'einzig
in seiner Art': nie hat weder vorher noch nachher eine Wolke einen Sohn
geboren, und nie gebar ein Weib solch einen Sohn. Hübsch ist die Bemer-
kung Gildersleeves (S. 254), wie Tantalos in seinem Sohne doch wieder ge-
ehrt (Olymp. I), Ixion noch in seinen Nachkommen gestraft wird.
21 ff.— 53 19
■49 — 71, An d^r Stolle nach dem Mythos, wo sonst gern eine zweite
Siegestafel steht, hat Pindar diesmal ein Enkomion eingesetzt: von fern er-
innert das blumengeschmückte Festschiff ("62) an eine Theoria oder an die
Heimfahrt eines Siegers. Aber deutlich ist die Parallele mit den Sagen der
dankbaren Kyprier (15 — 17) und den Dankliedern der Lokrerinnen (18 ff.),
und nicht minder deutlich der Wunsch, nach der so abschi*eckendon Schil-
derung eines Undankbaren und vor den peinlichen in den Abschiedsgruß
eingeflochteuen Vorhaltungen freundlichere Töne erklingen zu lassen. Der
Überleitung zu dem Lobgesang hat P. eine ganze Strophe gewidmet: ein
frommer Spruch, dann eine scharfe Absage an die Tadelsucht böser Zungen,
wie des Archilochos, dann (56) wieder eine Sentenz, und zwar eine von der
Art, die in ihrer Vieldeutigkeit wohl manchen Erklärer zur Verzweiflung
bringen kann. Wie der Schol. p. 48, 15 Dr. zu seinem t6 inLrvy/^civsiv
nXovTov^ und Aristarch (p. 49, 5) zu seinem svTtox^oraTog 6 TcXovzav ktX.
gekommen sein mag, ist schwer zu sagen; ein dritter (p. 48, 17 — 19) scheint
6o<plag ägiarov zu verbinden, während der Paraphrast (p. 48, 20ff.) um-
ständlich für TtXovzELv aocpiag eintritt. Die Interpretation des 1. Schol. ist
heute die beliebteste; und wer sich über die Konstruktion keine Gedanken
macht, fordert den Gedanken ohne weiteres aus dem angenommenen Zu-
sammenhange: 'vorher selbstverschuldete Armut (^Liua'navia) des Archi-
lochos, und nachher fürstliche Macht Hierons; also t6 itXovzhv materieller
Reichtum!' Darnach denn wohl <svv xv-fa norfiov öocpiag = jücra aoq>lag?
a disagreedblc cumuJation ^ urteilt Gildersleeve; aber es ist doch wohl ein
ungriechisches Gestammel! nicht wegen der zwei Genetive (Beispiele prolegg.
II 95); aber für Ttoxfiov, was doch erlaubt ist, öai^ovog gesetzt oder d-eov,
'mit eines Gottes Hilfe', wie paßt dazu noch der Genetiv aocplag? Nicht
besser steht es mit aotpiccg aQiCiovl 'der Weisheit Gipfel'? — un aforismo
scherzoso, urteilt treffend (trotz Bocckb) Fraccaroli (Pind. 1894, 367). Und
der Zusammenhang? Pindar redet ja hier noch ganz allein von sich: mit
ifu 6e initai^ r.zX. (526) macht er sich innerlich zu einem Lobgesange be-
reit. Das Tadeln hat ihm aus weiter zeitlicher Ferne {k%cig imv 54) der
Anblick des Archilochos verleidet, der ihm eins der vielen Beispiele ist einer
irregeleiteten aü(pla, wie die Teichinen 0. VII 53, Asklepios P. III 54, Ho-
mer N. VII 23. Die wahre ao(p£a stammt aus einer reineren Welt, Tadel-
sucht, auch eines Dichters, ist eine ix^Qf^ aocpla^ verfälscht durch die Bos-
heit eines giftgeschwollenen Gemüts {ßagvXoyoig tx^eai ntaiv6(i£vov nach-
gebildet in (iaug ^i} qpOdvw niaUezccL Bacch. III 68). Natiirlich weiß P. auch
äußeren Wohlstand zu schätzen: hier liegen ihm eigene materielle Inter-
essen roeilenfern. Er rechnet sich und, in erzieherischer Absicht, wie sich
bald zeigen wird, auch liieron zu den aya^ol xai ao(po{ (xaza Sai^ov civögeg).
Darum kann er denn auch, endlich zu seinem Ziele kommend, fortfahren:
ai) dl aa(pu>g ivöiilai Svvaaai (ro nXovztiv aotptag avv xvx« Koxfiov) iXiv-
^tQioxTjxt, ich, in meiner Weise, al.s Dichter, du als Fürst. — Mit dieser
Erklärung ist leider ganz und gar nicht einverstanden mein freundlicher
R<;/eiisent GGA. 1901, 908. P. hat sich den Übergang von IxioD zu Hieron
nicht leicht geroa(;ht, uns aber auch nicht.
49. i:tl iX:tOfe(J(Jt^ natürlich des (iottes selber. ävi^etat perficU^
4xpv(j(Ji V. XU II con freit. 50, ^aQanB(ßBratt Präsens «wischen zwei
gnomischen Aoristen. 53. /töivöv, homerische Glosse, itwa Ttvxvov.
«•
20 Pjthien II
67. JTQVtavi itVQie, deutliche Umschreibung der Souveränität. ev(TrB'
g)dviOV von arecpccvt}, einmal P. auch azicpavog 0. VIII 32. äyviai für
Stadt P. IX 83. VIII 55; Nachklang der fieyaXonoheg Zvquk. des Anfangs.
59. Über die im ersten Glied ausgelassene Präposition zu P. XII 9. 61. /ai)-
voq, vom Verbalstamm %a/-, zuerst bei Solon, dann in der Komödie und
bei Euripides beliebt, ziemlich derbes Schimpfwort, steht auch N. VIII 45
neben Ksveog. 62. &n(fiy Lieblingspräposition Pindars, malt oft fast
köi*perlich den um etwas eifrig Bemühten. 68 IF. 'Der Arm des Jung*
lings in der Schlacht, des Greises leuchtend Aug in der Versammlung*.
Die selbe Polarität des Ausdrucks P.IV 282; ähnlich N.III 72ff. Doch be-
merkt zu dem ersten Satz der Scholiast 115 richtig: tovxo öl iv tc3 xa^o-
kov yvcö/Lttxcog ävani(pujvri%ev, und nicht minder richtig zu dem Komparativ
nQSOßvTEQcci, 121c: ofoi/, vtieq Trjv vs6rt]t<x ßovXsvr]^ womit denn Hieron noch
immer körperlich rüstig erscheint, ohne Anzeichen der ihn etwa von 474
lähmenden Krankheit. Worin nun die 'Gefahrlosigkeit' (66) des (noTlTtcivra
loyov) uneingeschränkten Lobes besteht, mag zweifelhaft erscheinen: etwa
in der Gesetzheit des Alters, das in seiner Selbstbeurteilung durch Lob sich
nicht mehr so leicht verwirren ließe (schol. 121a), oder eben in der Voll-
kommenheit seines Jugend- und Altersvorzüge in sich vereinigenden, jedes
Lob voll verdienenden Wesens? Neid und Mißgunst mögen kommen, aber
Widerlegung — lavva nQuniÖL nccXaifiovEL KEved — , die Gefahr besteht
nicht (schol. 121^)!
66 — 71. Zwei Sätze, die uns noch immer viel Kopfzerbrechen machen.
Beim ersten Lesen scheint von zwei Liedern die Rede zu sein, dem vor-
liegenden und einem anderen als Kastoreion von ihm unterschiedenen. Aber
angenommen selbst, unsere in den Vorbemerkungen zu Pjth. I — III hypo-
thetisch dem musikkundigen Eidographeu in den Mund gelegte Deutung
des Kastoreicns (ausführlicher Philol. 61, 1902, 358/9) nicht als eines Liedes
auf Kastor, sondern eines aus Sparta stammenden musikalischen Motivs, sei
hinfällig, und es sei sachlich weniger begründet, unser auf einen Wagen-
sieg gedichtetes Lied ein Kastoreion zu nennen, als das von Pindar selbst
als 'Kastoreion oder lolaion' bezeichnete Isthm. I 16, so müßte eine weitere
Verschiedenheit darin bestehen, daß das vorliegende Lied 'als Frachtgut
über das Meer geschickt' werde, und das andere — doch auch (^GvvETCEfiijjE
schol. 127), und das 'Tanzlied* wäre, 'auf aeolischen Saiten', eine ^dgig
(unübersetzbar) der siebentön igen Harfe' und das Ixionslied — etwa nicht?
Diese handgreifliche ünlogik sollte doch genügen, die Frage dringend zu
machen, ob nicht der durch fxiv und 6e angezeigte Gegensatz nur scheinbar
sei. Aber das soll nun gegen die Grammatik sein. Wer da nach Autori-
täten fragt, dem stehen für beide Entscheidungen hochangesehene zu Gebote:
Gottfr. Hermann war erst für Identität des Ixionsliedes mit dem Kastoreion
eingetreten, dann aber anderer Meinung geworden, und als Boeckh ausführ-
lich die Freiheit der Wortstellung verteidigte (er hätte nur to KaaroQEiov
enger mit ävro^Evog verbinden sollen, als Fortführung des Gedankens der
Übersendung [Kl. Sehr. VII 447 ff.]), antwortete Hermann mit einer Grobheit
(opp. VII 123^*). Das hat dann auf die Nachfolger auch meist keinen Ein-
druck gemacht. Christ blieb in den Anmerkungen der großen Ausgabe zu
d. St. noch bei der Identität der beiden Lieder, zu fr. 105 ward es ihm
wieder leid. Gildersleeve , ein unverächtlicher Grammaticus, hielt fest a&
57—72 ff. 21
der Identität. Aber wie steht es denn in Pindars Sprache mit der Wort-
stellung bei ^liv und de? Boeckh verglich 0. 1 1. XI 8, P. I 21. Ed. Schwartz
hat dafür bei einer ähnlichen Stelle des Bakchylides (III 85 ff.) (in Boeckhs
Sinne 447) den Ausdruck 'lyrische Syntax' geprägt (Herrn. 39, 1904, 631),
aber zu der Ijrrischen Syntax Pindars gehört noch etwas anderes: Ve Pin-
dari nomina variandi studio^ ist der Titel einer Straßburger Dissertation
(diss. Argentorr. IX), das Thema ließe sich erweitern in de P. nomina verha
sententias numeros — vielleicht auch einmal noch modos musicales variandi
studio. Hier aber sei noch auf zwei Beispiele hingewiesen, wo Pindar in
zwei Sätzen nebeneinander statt eines prosaischen Pronomens lieber ein
neues Nomen setzt, nach einer Metonymie einen Namen, ccvÖql (plXo) — 'Aq-
xsaUa P. IV Anf , vl€) — 'y^Qxealka P. V 102/3. — Den alten Grammatikern,
die sich gar zu gern mit dem Gedanken der Bezahlung beschäftigten, ist
es nicht zu verargen, wenn sie xott« Ooiviaaav i^iitoXccv in inl fiia^a) um-
deuteten und dann xuqiv in nQOLna. Wenn aber jemals ein Lied unbestellt
und unbezahlt war, so war es das Ixionslied, darüber sind wir heute wohl
einig. An der xccQig iTtraxivTrov cpoQfiLyyog als 'dem reizvollen und Reiz und
Schönheit und Freude und Ruhm ausstrahlenden Klang der sieben saitigen
Leyer' würde Boeckh wohl nicht gezweifelt haben, wenn er sich der Stelle
erinnert hätte, tIv 6* ccövenrjg kvQa yXvxvg x avXbg ccvaTtdaöEL xccqiv 0. X 93,
und auch der anderen, wo schon der Sieg selber den Reiz verleiht, olg —
aidoia. nonard^r} Xdgig evxXia (ioQq:dv 0. VI 75; daher der alte Zuruf xaX-
Xlvixil Ganz unzweideutig ist die xccQig Kntag dridovog Bacch. III Schi.
72 — 96. In der nun folgenden höchst persönlich gehaltenen ctpqayig
des Liedes ist festzuhalten, daß da nirgends von Schmeichlern die Rede ist,
die Hierons Urteil über sich selbst irreführen könnten: im Mittelpunkte steht
der Dichter, der mit seinen falschen Freunden, heimtückischen Füchsen, ab-
rechnet; natürlich wird damit zugleich auch Hieron gewarnt, und dem höti-
gehen Geschmeiß gegenüber der ehrlich liebende (83) und kräftig hassende
(84), geradzüngige auch dem Fürsten empfohlen (86. 96): daß dieser selbst-
bewußte und feierlich ernste, wenn auch geselligen Freuden nicht abgeneigte
Althellene bei Hieron in Gunst steht, das ärgert die Hofgesellschaft; ihm
gelber zeigen sie 'Katzenpfötchen*, wie wir sagen würden, um hinterrücks
ihre Krallen zu gebrauchen; der Grieche, dem die Katze ja noch kein Haus-
tier war, wählte dafür den 'schweifwedelnden', schamlos 'dreisten' Hund
(82. 83): %vvaXoinril war ja ein geläufiges Schimpfwort. Nebenbei sei jedoch
bemerkt, daß es in Griechenland auch Hundefreunde gab, wie die Grab-
reliefs und Piaton beweisen (Staat 335 ^ 375*°. 404'. 416'' usf.).
Hat man sich das alles klargemacht, so gewinnen sogleich die dunkeln
und wie denn üblich viel mißbrauchten und wie nicht minder üblich ver-
stflmmelten Wort«, mit denen dieser Ilerzenserguß beginnt, yivoC olog
ical iAa&(au^ ein ganz neues Licht. Über sie handelt der Exkurs II. Von
neuerer, dort nicht berührter Literatur sei noch genannt Wilamowitz, Gott.
Ntchr. 1897, 318, Berl. Sitzgsb. 1901, 1316, Schroeder, Philol. 61, 1902,
860. Hier mag denn genügen, zu sagen, daß nach dem rauschenden Lob-
gesang der vorhergehenden Strophen ein ganz neuer Ton einsetzt; im dra-
matischen Vortrage würden wir sagen, b«iseit gesprochen: Sei du nur, wie
da erzogen bist! Kinder haben ihren Spaß an dem häßlichen AfTiii, dnr
22 Pythien II
reife Rhadamanthys läßt sich nichts vormachen, er durchschaut die Ohren-
bläser und Verleumder und ihr gemeingefährliches (xat toö öiaßaXXo^ivG) kuI
To5, TtQog ov diaßdlXovßtv) Treiben. 73. Rhadamanthys ist, trotz des
Präsens TSQTtezcci^ noch nicht Totenrichter, wie Aiakos (Isthm. VIII 23), im
Elysion thront er neben Kronos 0. II 83. 75. Die Überlieferung t^i-
^VQiOV — ßQOtüiv scheint eine Stütze zu finden in der Kongruenz mit
vti^Kp^ovcov xiv £xafAi/;£ ß^oTojv (51 ); was es mit diesen musikalischen An-
klängen auf sich hat, haben wir oft genug gesehen; hier lohnt es noch 14/15
und 62/63 zu vergleichen. Von neuem verteidigt ßqox&v gegen Heindorfs
ßqoxa Wilamowitz, Sitzgsb. 1901, 1315, ich glaube, mit Unrecht. Natür-
lich sagt ßqox(p nicht, Rhadanianthys wäre kein Sterblicher gewesen; es ist
eine fast notwendige Ergänzung zu aiC^ 'immer dem schwachen Sterblichen',
sobald er einmal mit innerem Behagen {Q-vii& evSod'Bv) den Einflüsterungen
sein Ohr leiht. Wir sind eben gar zu leicht getäuscht, ewige Kinder! Wir sind
vielleicht allesamt auch geneigt zu Mißgunst gegeneinander, Zxi cp^ovBQoi ^va-
xmv q)Qivocg a^tpiKQi^ccvxai eAjrtdeg (Isthm.1143), auch undankbar zu sein für
das Gute, das man hat, ist weit verbreitet, £(?u öl cpvXop iv av^QcoTCoiat
liaxaioxaxov kxX. P. III 21; aber tpld-VQOi ßgoxot? — dies vornehmlich in
der Umgebung der Großen gedeihende Schlinggewächs? JtaXdnaiq in-
strumental wie 'O'fcöv naXd^atg P, I 48 u. ö. Über die lockere Anfügung
von ola Bern, zu P. VI 21. 76. Weder durch SoX6fir]xi,g noch durch
fidvxLg ßLvttg liJSvÖLg noch gar durch männliche Kurznamen wie Jeivi,g
Oivxt,g kann ich mich bewegen lassen, vitocpäxig für ein Maskulinum zu halten :
das Verhältnis zu v7tog)rixrig vnocpji^L liegt auch für ein ungrammatisches
Dichtergemüt offen genug zutage, und neben 7tQ0(piqxr}g steht jtQO(prixLg. Daß
die 'Klatschweiber* (TtoxccycoyLÖeg KaXovfievai. tveqI IJvQay.oidccg Aristot. pol.
1313^ 13 und Phot. lex. II 101) nachher in I'ksXol ihr natürliches Geschlecht
wiedererhalten, ist nur in der Ordnung. 78. Über Huschkes verführerische
Lesung TiEQÖoi für Kigdst der Hss. und der Schollen habe ich mich im Ex-
kurs und Philol. 61, 363 ausgesprochen. Ein besonders harter Stein des
Anstoßes war dabei auch für Kayser (lect. Pindd. 1840, 45) und wohl schon
für Boeckh (nott. er. 451, expll. 250) nach dem Vergleich mit den Füchsen
die plötzlich in der Einzahl auftauchende Füchsin [ueQÖcü dolCa Arist. Ritt.
1067), und daß in Affe und Fuchs eine einheitliche Konzeption vorliege,
widerlegt sich wiederum durch die Mehrzahl der Füchse. Nicht daß den
Füchsen selber ein Profit verlorenginge, ist die Spitze dieses und aller
folgenden Gedanken bis zum Schluß des Liedes, trotz der dfiaiavia des schon
weit zurückliegenden Archilochos (54) und der aKsgöeia der Lästerer O.I 55,
sondern daß alles Zischeln und Verleumden den leidenschaftlich begehrten
Erfolg (o(?a cpQOvxlÖL ^r]xiovicci xvielv, wieder im Plural, 92) nicht hat, den
Dichter herunterzukriegen. An des Keers Simonides cplXokeqösicc zu denken
(Isthm. II 6) liegt kein Grund vor. 79. Gildersleeves Versuch (S. 255),
die Sätze des ganzen Schlußabschnitts auf zwei Stimmen zu verteilen, gleich-
sam einen öUaiog und einen Mmog Xoyog^ scheitert gründlich an dieser Stelle,
wo er den Satz mit axB yocg nicht dem ölKccLog (Pindar), sondern dem ccSi-
xog (KEQÖot mit Huschke) zuteilt. (jtövov) ßa^vv bedeutet neben iv-
vdXtov nicht mehr Hn der Tiefe'; es steht übertragen, wie in ßa&v xQSogj
HLvövvog ßa&vg, ßa^vnoXsfiog, ßa&vTtXovxog, ßaO'slr} XdilaitL xvtcxodv usf.
80. dßdjtriörog — äXnag, separativ, wie dyv&xct ^i]qöv, ipsvöicov ayvQo-
72ff.-90 23
xov bei Pindar, a(puQy.ro^ q)llcov bei Sophokles war denkbar, bis der Argeer-
dithyrambus (Oxyrh. 1604, vol. XIII) II 16 mit (xikav E^xog alfiag uns
eines besseren belehrte; richtig also die Scholien (147) tt^ r^j d^aX^aötjc
imcpaveCa. Darnach ist denn auch mit Wilamowitz (Sitzgsb. 1901^ 1314)
elfiL zu schreiben: 'über den Meeresrachen hin*. 81. Über den Plural
ddvvara zu P. X 63. 82. Über öficoq dfx(i}^ proll. II 72; hier mag
man oftcö? schreiben = öfioUag. Heynes ätav für das überlieferte
cyav, an dessen Erklärung man viel Scharfsinn gewandt hatte, hat Wila-
mowitz wieder zn Ehren gebracht. 84-. vcto^BVOoiiai betont die
Schnelligkeit, das Überraschende, das vnoöqa^Eiv vnocp^dvstv, ehe der
Feind sich dessen versieht. 87. Der Ausdruck XdßQo^ örgarö^
klingt noch nicht nach einer Annäherung an 'EXXdöog k'Qsia(Aa^ KkEivctt
^J^avoci. 90. (Ttd&fiaq, 'satis Boeclchim ostendit de trutina cogiiari
non 2^osse\ urteilt Dissen, und 'scharfsinnig hat Boeckh die Wage eli-
miniert' Ty. Mommsen, Pind. 82; seitdem hat man sich mit der 'Meß-
schnur' und dem 'Tauziehen' der Turner abgequält. Ich bin zu der
alten Erklärung zurückgekehrt, muß aber hier auf die ausführlichere Ä-
gründung Philol. 61, 365/6 u. 636 verweisen: ^Die Neider ziehen uie an
einem imgJeich schwebenden , nacft der andern Seite überhängenden Wage-
balkm (negiaaT^g y.al stsooQQeTtovg das jüngere Schol. bei Abel p. 479, 17);
doch so heftig sie ziehni, schwere^' wicg.n sie nicht, schwerer wird Urnen mtr
ums Herz\ Daß es für die Griechen, abgesehen von dem Gebrauch der
Wage im Alltagsleben und dementsprechend der Wortwage in Aristophanes
Fröschen (t6 yug ßccQog vw ßaaavui r&v Qjjfidrcov 1367), im Gegensatz zu
der Kerostasie Homers (X 2 10 ff.), auch ein 'Gewogen und zu leicht be-
funden' gab, beweist das Bostoner Relief (Studniczka, Arch. Jahrb. 26, 1911).
Zweimal klingt in diesem Abschiedsgruß der in yivoi' olog iaal ^uc^cov
vorschwebende Begriff des dorischen Edelmanns wider, 81 und zum Schluß 96,
beidemal mit Bezug auf den Fürsten. Zeigt Hieron sich als ccycc^og (und
nicht viel anders 56. 88 als oo(p6g), dann, aber auch nur dann, empfiehlt
sich herzlich (flrj 83. 96) ihm der Ev&vyX(oaaog ccvijq (86), der in jeder
Staatsverfassung {ymtoc nuCav ccQyr]v paraphr.) voranstcht (fCQOipiQei^ wie
6ui(piQH, x&v üV.(ov klingt nach in ägrjyei 94; anders Ty. Mommsen 'nützt
jeglichem Regiment* i. d. Übers, u. Pind. 82, vielleicht nach fiiya nQoq)iQn
ig xb xrrjiSaa^cci dvvu^iv Thuc. I 93, richtiger vergleicht man i^ovala TTtjofp.
lliuc I 123 oder ßiij irQO(peQlöi£Qog q) 134), der also selber sich überall zu
behaupten weiß, ein wahrhaft unabhängiger Mann.
A' Waffenstarrerides Syrakns^ em/^fann aus Theben die Kunde von dem
Wagensieg, dm mit Götterhilfe dnn reisiger l^irst errang. Den altei\ Kiinig
Kingras feiern nodi jetzt die Kyjmer, so feiern Hieron dankbar die ßingsi
befreiten Mädchen von Lokroi. Dankharknt predigt das Schicksal Txiofis:
B' ein l and flüchtiger Mörder, von Zeus begnadigt, vergriff er sich an Hera;
dafür mm auf ein Rad geflochten , durch die Lüfte getrieben . bleilU er der
lebendige Träger seiner Lehre, abschreckend aucJi durch snne vofi der um-
armten Wolke stammende Nachkommemchaft. f So straft Gott den Hoffär-
tigen, aber er krönt auch mit Ihthm. Schmäfisucht aber bringt kein Glück
und macht dm Dicht» r nicht froh ich lobe mir eine gottgesegnet e Wrisheit.
Und du vermagst sie deutlirh zu eeigefi in Vornehmheit . großtnächtigsier
Viirftt, riii JI hl uud in Sfanfsmunn tri keivrr 'ufor l eh wohl' Dies Lied
24 Pythien Ul
kommt zu dir als Frachtgut übers Meer — das erste Mal, seit wir uns
sahn — ; es ist eine Wagenweise aeolischen Tons^ nimm es freundlich auf.
(Und nun noch eins!) Sei du nur, wie du erzogen bist: Kinder sind leicht
getäuscht, A' der reife Mann durchschaut die Ohrenbläser, die dann mit all
ihren Tücken dem geradredenden Dichter nichts anhaben können; damit emp-
fiehlt dieser sich dem Edelmann.
Die Strophen zeigen Aeoliker untermischt im Anfang mit Trochaeen
und Enopliern, und was für welchen! Ein Trommelwirbel von Trochaeen,
dumpf-kriegerischen Klangs, ^ByaXoitoXLeg co ZvQa,y.o-caL ßccd-vTioXi^ov / tifis-
vog AqBog bildet den Eingang, und, nach kurzer Vorbereitung (3), ein ga-
loppierender Schwärm von Enopliern, ^liXog iqyp^iai äyyeXiccv ktL den Schluß
des ungewöhnlich großen Stollen, dazwischen ein aeoüscher Dodrans und
zwei Dimetra. Der Gegenstollen ist schon ruhiger: Trochaeen, auf Di-
metra beschränkt, auch mit Auflösungen sparsamer, nach Aeolikerart (5*.
6*) akephal; die Enoplier verschwinden bis auf einen kurzen Nachklang
(6^), ein ^Hemiepes', in der Sprache der Scholien, diesmal als steigender
Mteiheber gesichert. Das Feld behaupten freilich noch nicht ganz zur Ruhe
gekommene Aeoliker. — Die Epodos verläuft rein aeolisch, viermal Di-
metra mit Dodranten wechselnd. Die Stollen sind denen der Strophen an
Umfang gleich, was in Aeolikern nur noch einmal vorkommt, Pyth. VII, in
Chalkidikern nur Isthm. III/IV. Aus dem Gegenstollen ragt (6^), in Form
eines Kretikers (liysLV iv nrsQosv-zL tQOxcp) ein Schaltglied heraus, ein Signal,
scheint es, den Atem anzuhalten für den wundervoll abgeklärten choriam-
bischen Schlußsatz. Es ist wohl kein Zufall, wenn das Herzstück des Lie-
des, yfVot' olog iaal ^cc&6v, gerad in diesen Schlußsatz fällt. Die Ver-
bindung mit der Bakcheenklausel erzeugt, bei antispastischem Eingang der
Dimetra, nach Hephaistion (p. 44, 13 Consbr.), die pindarische Form des
sapphischen Trimeters, sog. * Elfers'.
PYTHIEN III.
Pindar hat von Hierons schwerer Erkrankung gehört und wünscht den
König zu trösten ; er wählt dazu, wie auch sonst zu Mahnungen und Huldi-
gungen mancher Art, so bei Pyth. II, Isthm. II, vielleicht auch bei dem unver-
gleichlich anmutigen Lied auf den jungen Orchomenier (Olymp. XIV), unaufge-
fordert die ihm so geläufige Epinikienform. Dazu bot sich ihm die Gelegenheit
ein er Erinnerungsfeier, scheint es, für die Siege desFuchshengstes(Bacch. V 37)
Pherenikos an den eben vorhergegangenen Pythiaden 26 und 27, wenn wir
mit Rücksicht auf den Aixvaiog (69) als Zeit des Liedes die 29. Pythiade
(474) annehmen dürfen. Nicht übel erinnert Gaspar (Chron. Pind. 78')
daran, daß der zweite Sieg gerad in die Zeit fällt, da Gelon im Sterben
lag, und man deshalb von einer Siegesfeier damals mochte abgesehen haben.
Wilamowitz, der diesem Lied seit Jahrzehnten ein besonders liebevolles Stu-
dium gewidmet hat (Isyllos 1886, 57 ff.), beschränkte sich anfangs darauf,
aus den für die Hauptspitze des Gedichts wichtigen Versen 63 — 76, außer
der Teilnahme für den kranken König, die Absage herauszuhören auf eine
Einladung des Königs. Später ist er weitergegangen, und interpretiert nun
(Berl. Sitzgsb. 1901, 1294 ff.) das Gedicht auch als ein Beileidschreiben
für einen an den Pythien dem ehrgeizigen Könige verlorengegangenen Wa-
Einleitung und 63 flf. 25
geosieg. Allgemeinere Erwägungen, wie daß die sikelischen Tyrannen ihre
kostbaren Gespanne wohl nicht nur für ein einzelnes Festspiel nach Hellas
werden hinübergeschickt haben, müssen solche Gedanken wohl nahelegen,
beweisend sind sie nicht. Entscheidung, wo andere Nachrichten fehlen — und
Aristoteles Pythioniken verzeichneten doch nur die Sieger — , vermag allein
die Interpretation der Verse selbst zu geben. Es empfiehlt sich wohl, die
Erklärung der Stelle hier vorwegzunehmen.
In Wiederaufnahme der Anfangsworte, "Hd-eXov Xelgava ke OdvqCdav^
heißt es (6 3 ff.): 'Ja, wenn Cheiron noch lebte, und mein Lied etwas auf
ihn vermöchte, so brächt ich ihn wohl dahin, mir einen Arzt zu gewähren,
und zu Schiffe kam ich selber zu meinem gütigen aetnaeischen Gastfreunde'.
Halten wir hier einen Augenblick inne. Von der Besiedlung der Stadt
Katane mit dorischer Bevölkerung ist (476) in dem olympischen Gedicht
noch nicht die Rede. Das in unserer Sammlung erste pythische gilt der
Einweihung der neuen Gemeinde. Wenn nun hier mit Nachdruck der König
'aetnaeischer Gastfreund' heißt, 'den Fremden ein wahrhaft gütiger Vater'
(69, 71), so ist allerdings der Gedanke kaum abzuweisen, daß schon jetzt eine
Einladung vorliegen mochte zur Teilnahme an dem Pindarn so sympathi-
schen Sied lungs werk. Nur daß in der Ablehnung irgendeine Spur von Schärfe
läge, wu'd sich nicht behaupten lassen. Begründet wird ja die Ablehnung
ganz schlicht mit der Krankheit des Königs: 'Wenn ich den Kranken ge-
sund machen könnte, kam ich gewiß'. Aber es soll nun auch ein in den
Pythien mißlungener Wagensieg gemeint sein. Es heißt weiter: 'Ich käme
dann gleich mit zwei Freudengaben, der Gesundheit und einem Lied auf
Pherenikos frühere Pythiensiege, übers Meer gefahren!' Dies heißt schlecht
und recht interpretiert doch nur, 'jetzt komm ich im Geiste', — eine Pin-
darn ganz geläufige Vorstellung — , 'mit der einen Gabe dieses Liedes,
einem richtigen Epinikion, xcöjliÖi' t ai^Aojv Ilvd^icov ai'yXav Oiscpavoig^ Tovg
&^i6rev(av ^egivixog xtA.; sonst, wenn Hieron lebte, und mir einen gött-
lichen Arzt mitgäbe, kam ich leibhaft und ein zwiefacher Freudenbringer,
ein Rettungslicht, leuchtender als «himmlisches Gestirn», als «die Sonne>,
interpretieren die Scholien und mit ihnen heute wohl die meisten, in Er-
innerung gewiß an 0. I 6 und an den Sonnenfinsternispaian (IX 2). Doch
ist zu bedenken, daß dort jedesmal iv a^iga (dazu nach Olymp. I &aX7tv6-
xeQOv) die Zweideutigkeit ausschließt, und daß der Heilung und unverhoffte
Freude verheißende himmlische Stern doch besser in die Nacht der Trübsal
paßt, sei es nun ^j4oaq)6Qog ^>ai]xbg (hg aCigoig iv aXXoig (Isthm. IV 24) oder
äaiiQ^ dncoQtvw ivaXlyy.iog^ ocn ^ciXioxa Xa^inQOv nafKpalvrjCt, XiXov^vog
^Sliuuvoio E 5; auch fr. 87 ist zu vergleichen, wo Delos-Asteria xi]Xi(pav-
xov xvaviag x^ovog üaxQOv heißt, wie hier der Himmelsstern xißavyijg^ und
Alcm. partb. 62, vvxxa dt' i^ß^oolav äxt at'fQiov üaxgov. Aber wenn der
Dichter dann fortfährt, 'doch beten will ich zu der Großen Muttrr, die, zu-
sammen mit Pan, in nächtlichen Liedern vor meinem Hause die Mädchen
feiern' — in Anspielung auf das (nach Paus. IX 25, 3) von ihm gestiftete
Heiligtum — , so ist der Gegensatz einfach : Einen 'Asklepiossohn, einen gött-
lichen Wunderarzt, kann ich nicht bringen, da doch Cheiron nicht mehr
lebt; aber außer dem Lied von der Geburt des Asklepios zum Ehrentage
zweier Pythiensiege kann ich doch eins noch zum Trost und vielleicht auch
zur IlfiluriL' beitragen: beten zu meiner hebron Nachbarin' (Beschützerin
26 Pythien III
des Hauses, w'm Alkmaon Pyth. VIII), beten, um des gütigen Gastfreunds
Genesung natürlich, — um was sonst? jeden Nebengedanken, wie 'um einen
größeren Erfolg im Wagenrennen*, schließt die sichtliche Freude des Dich-
ters an den beiden Pythiensiegcn (73/74) aus. Eine Logik, die schlankweg
in der frohgemuten Darbietung eines an zwei wirklich gewonnene Siege
anknüpfenden Liedes ein Bedauern sieht über die Unmöglichkeit eines Epi-
nikions auf einen Fehlschlag, um daraufhin aus den nicht in gleicher Weise
möglichen Freudengaben, dem Lied und der Gesundheit, zwei gleich unmög-
liche zu macheu, eine solche Logik hat nichts Zwingendes. Ganz verschmitzt
erklärt Leop. Schmidt (Pind. Leb. 230flf.), der kurioserweise in dem Gedicht
eine Aufmerksamkeit des Dichters sieht, bestimmt, den Eindruck einer frü-
heren Absage wieder gutzumachen, die Worte mylccv eutpccvoig, Tohg a()i-
öTfucöi/ Ttore als Feier eines noch nicht errungenen größeren Sieges, einen
neuen glänzenden Schmuck für die früheren Siege!
Dem früh erwachten mythographischeu und sogar literarhistorischen
Sinn der alten Grammatiker, namentlich Artemons von Kassandreia, ver-
danken wir die Kunde von der hesiodischen Koronis-Eoio, die Pindar für
seine Erzählung von Geburt und Tod des Asklepios frei benutzt hat
(schol. Pyth. III 14. 52 ^^ 59, Strabon IX 442, XIV 647, Apollod. bibl. III
118 — 22; Hes. fr. 122. 123. 125 Rz.); darnach hat zuerst Welcker in der
Bestechung des Asklepios (54) eine Neuerung des Dichters zu erkennen ge-
meint (s. unsere Bem. zu 54), ^einer fremden Nutzanwendung zu Gefallen',
wie Welcker sich behutsam ausdrückt (Gr. Götterl. II 738). Wilamowitz
(Isyllos 62) liest zwischen den Zeilen, im Zusammenhang mit der vermute-
ten Absage auf eine Einladung Hierons, so etwas wie: 'Meine Kunst ist
niemandem feil!' Die Spitze war wohl versteckt genug, um nicht zu ver-
letzen ; aber wie soll man sich Hierons Zumutung vorstellen, die solch eine
Abweisung verdient hätte? Wir werden also gut tun, die Nutzanwendung
im Dunkeln zu lassen. Mit glücklicher Hand hat Wilamowitz ziemlich die
ganze Eoie rekonstruiert, vorbildlich bei Herstellung der Kyrenen-Eoie
(Pyth. IX) für Studuiczka (Kyr. 40 ff.) und Malten (Kyr. Iff.). Seine Nach-
erzählung (Isyll. 70) ist ein Kabinettstück von Erzählungskunst, wohl mit
Bewußtsein mehr französischen als deutschen Stils und an Tiefsinn den
Eoiendichter sicherlich weit in Schatten stellend (in schlichterer Fas-
sung wiederholt Gr. Tragg. IH 71). Wichtig, außer der schon von Artemon
bemerkten Ersetzung der Rabenbotschaft durch die Allwissenheit des Gottes
bei P. (29), ist die Feststellung, daß P. aus dem in der Eoie (fr. 123) legi-
timen Umgang der Koronis mit Ischys ein sträfliches Verhältnis (so dann
auch Apollod. bibl. HI 118: Ttagcc ry]v xov itaxQoq yv6^ii]v) und aus dem
Thessaler Elatos einen Arkader macht (25 f.).
1 — 79. Trösten ist eine feine Kunst, und nur wahrhaft liebenden Ge-
mütern eigen. Ein Kranker ist meist wie ein Kind, und man weiß, wie man
Kinder tröstet: man lenkt ihre Aufmerksamkeit auf irgendeinen fesselnden
Gegenstand, oder erzählt ihnen eine Geschichte. Pindar beginnt mit einem
frommen Wunsche: 'Ich wollte, Cheiron lebte noch, der Erzieher des As-
klepios', und fährt dann sogleich fort, zu erzählen von Asklepios Jugend,
von seiner Mutter Tod und Verschuldung und dann, ausführlicher, von dem
sie ereilenden Strafgericht, endlich von Asklepios Rettung und (besonders
eingehend wiederum) Heilkunst, Überhebung und schrecklichem Ende, dar-
1— i3tf 27
auf (63) von neuem beginnend: 'Wenn Cheiron noch lebte, so brächt ich
meinem edlen Gastfreund außer dem Liede wohl auch Gesundh^, aber Für-
bitte will ich für ihn noch bei Kjbele einlegen', — dies alles wie im Selbst-
gespräch, als sollte der Trostbedürftige die Absicht des Tröstenden nicht
merken. Nun erst folgt [ 80) Anrede und tröstender Zuspruch.
1. Cheiron, der Philyra Sohn von Kronos (4) — über die mit ig 66-
fiov XiQQcofog des Alkaios (Oxyrh. pap. 1233, vol. X 55 = Diehl, suppl. lyr.'
p. 16) wieder wahrscheinlich gewordene Schreibung Xeigcov, gegen XIqcov
der attischen Vasen, Wilamowitz, N. Jahrb. 33, 1914, 242, Kretschmer, Glotta
X 60 — , heißt ccyQoxEQogj nicht viel unterschieden von oQiazsQog^ da er doch in
den Pelionschluchten seine Höhle hat. Hübsch hat Bechtel (Lexil. z. Homer 10)
neben 'ÖQiazag den ^AygiGiag gestellt; übrigens s. zu P. IX 6 und Vorbem. zu
Pyth. II. ii&sXöv Tisv, wie in attischer Prosa ißovkofirjv äi>. Bei Pindar
ßovko^at, überhaupt nur im Enkomion für Theron (fr. 118, l). 2. "^QBibv,
ein Sollen, das ein Dürfen zur Voraussetzung hat: 'ich darf wohl, so soll ich
denn auch ohne falsche Scheu', ähnlich 103 und P. IX 50. xoivdr,
proleptisch, so daß es alle hören können. 5 ff. Über Cheirons 'Menschen-
freundlichkeit'(ofojiüJi/'^^jcVev xrJL.) und die von ihm gelehrte Heilung man-
nigfaltiger Leiden 45 — 53. 63. 66. 6. TfXTOVCt, wie tsLil^eiv, eine
Lieblingsmetapher Pindars, in diesem Liede noch 113. Die antistrophi-
sche Freiheit (s. metr. Bern.) in yviaQiiSoq hat nur ungeschickte Konjek-
turen erzeugt. 8. Die Tötung der Koronis durch Artemis, nachher aus-
führlicher mit Hinzufügung des Wohnortes und des lebhaften inneren An-
teils der Göttin (32flf.), hier nur iv ^aXäfJKp (ll), an einer Krankheit,
einer Pest, wie, nach Pherekydes scheint es (schol. 59), die Scholien melden
(64^ 66^). 9. xsXsiVf vom Austragen der Frucht, ähnlich, von den
Moiren ausgesagt, Eur. Bakch. 100. iiarQo:n[6Xog, in der Literatur nur
hier. Das Beste darüber steht schon bei dem gelehrten Joh. Gottl. Schneider
Saxo (Carm. Pind. Fragm Argentor. 1776, 104) zwischen den Zeilen: es
ist ein Kultname, fiijTQonö/.oi' ai Tcalai Mihcaai Hesych, für Priesterinnen
der Kybele (Didymos bei Lactant. inst. div. I 22 p. 220 MS) oder der Demeter
(Mnaseas schol. P. IV 106), also 'Dienerinnen der Großen Mutter', daraus
machte dann in seiner Weise nttxaxQ7}aTLKwg P. *um die kreißenden Mütter
beschäftigt'. 12. Nach einer abschließenden Sentenz vom unentrinnbaren
Zorn der Zeuakinder, auch Artemis sehen wir nachher fxivti Ov^oiauv a^ai-
^axizco (33), greift die Erzählung zurück zu dem Fehltritt der Koronis: viv
geht dann natürlich auf den 'Zorn', nicht auf den vorher genannton Apollon
selbst. 4fXavQoq (auch P. I 87), ionisch- attisch neben (padXog (zuerst
bei Hesiodos fr. 223 Rz., aus <pkavkog); dazu acpavQog (P. IV 272). ano- in
OTtotpkavQll^o) (auch dies ionisch, Horod. I 86) im Sinne der Völligkeit, wie
in UTtotiküv ixtkiiv cc<pixvti0Oai ilty.v£tai>ca. 13 ff. Der Frevel der
Koronis sollte vor allem liegen in der Gleichzeitigkeit der Schwanger-
schaft der Gottesbraut und dem Liebesverkehr mit Ischys. Vielleicht nur
um den gleichzeitigen Verkehr mit einem Sterblichen glaublicher zu macheu,
setzte der Dichter eine heimliche Verbindung an die Stelle der legitimen
Ehe (ort "hivg yfffii Ko(f<ovlv Eikaxldrig Hes. fr. 123); er mochte annehmen,
der Vater des Kdelfräuicins, sei es in Krkenntnis ihres Zustandes, wie
Aipytos, Elatos Sohn, 0. VI 36, oder durch irgendeine Eingebung gewarnt,
ifrtr«?«» .|f n ripiitirfe El.o während dieser Zeit wohl ?'!'' 'i«rbeigefDl'r« ^-i^'^i
28 Pythien UI
Diese nie vollzogene, aber unter normalen Verhältnissen natürlich bevor-
stehende Ehe meint die TQum^a vv^cpCa (16), greulich mißverstanden von
Christ (1896); der ydfiog des Gottes und der akXog ya^og mit Ischys, in den
sie willigt (al'vriaev 13), heißen so beide in weiterem Sinne. Etwas anders
lag es bei den Tjndariden N. X 80, wo Zeus zu Polydeukes spricht: iaal
(xot VLog' tovöe d' enuta noßig aneQ^cc ^vaibv ^cctqI zea TteXdaaig axd^ev
i]Q(og. Daß es bei Koronis nun auch noch eine Exogamie ward, eine ^eivia
xo/rof und ein a^efiig Sokog (32), mit einem Arkader Ischys (nachgewiesen
von Wilamowitz, Isyllos 81^'*, ohne von jenem Aipytos Gebrauch zu machen),
sollte wiederum moralisch erschwerend ins Gewicht fallen. Aber wer weiß,
ob nicht auch hier den Dichter noch polemische Absichten leiten und ihm
den reinen religiösen Akkord trüben mochten. 14, Über den dTiegaS'
Tiö^aq zu P. IX 5. 16. rgä^te^av ist Subjekt; in der Eoie bringt der
Rabe die Botschaft, teQT]g cctzo ömrog, geradeswegs von dem bereits ange-
richteten Hochzeitsmahl. Das überlieferte vviKfiöiav, das den Vers ver-
dirbt, hat Moschopulos in vv^cplav gut verbessert. 19, An VJt07iOVQ(-
^ea&ai hat sich hier seit alters eine ziemlich überflüssige Gelehrsamkeit
angehängt: es heißt doch einfach 'nach Mädchenart singen oder reden',
also 'liebkosen, schmeicheln, necken'; an üvv Tiogoig te Kai Kogaig (Aesch.
Dan. fr. 43) in Hochzeitsliedern erinnert der Scholiast (23*^); ein passivi-
sches KovQL^6fi€vog' v^svaiovfisvog bezeugt Hesych. Aber nun soll es noch
weitere Anklänge enthalten, an dfi(poT€Qovg Tovg KOQOvg, xhv vv^Kpiov xal
X'Tiv vviKprjv (32^), oder an das derb volkstümliche ixKOQeL KOQlKOQavriv (so,
nach xeXlxeXavr}, zu lesen mit Ludw. Deubner, Herm. 48, 1913, 300), und
dies alles in fadem Wortwitz mit dem Namen der Koronis, der 'Krähen-
burgerin'! 21/22, Über (pvXov — öariq vgl. 0. III 10, Isthm. II 4.
22. aiöfvvoiV i'^svveXL^oDv Schol., cc^aXövvovCLv sagt Demokritos in einem
Satze, der wie eine Übersetzung des pindarischen klingt (DielsVorsokr.^II 102).
27.- uriXodöaog Ilvd^ib, bei Bakchylides (VIII 1 K) Ilv&av ^fjXo^vtag.
Über die ausdrücklich erwähnte Anwesenheit des Gottes zu P. IV 5.
28, Ao^Cag 'üoivävi neben sXnicov ^vvdoveg in dem selben Lied (48), aus
euphonischen Gründen; doch vgl. auch ^vvccoqov ^waig yvvai^lv (fr. 122,
12) für avvccoQov KOLvaig yvvai^iv. 2 8 ff. Die Konstruktion unsicher;
zwar auv Ttagcc KOivavL zu verbinden hat man bald aufgegeben, sicherlich
gehören die Worte von Tioivävi abwärts zusammen; aber was ist yv(o(ic(v
7tLd-(6v (die für Ttsni&cjv allgemein angenommene Lesung; yvcofiav bieten
die besten Vatikaner BE und D von 2. Hand)? es kann nur die Umstim-
mung der Meinung bezeichnen sollen (ttjv TtQoyvcoaLv rrjv ^sql xrig Koqco-
vCdog schol. 51*; s. zu P. VIII 94), eine Bekehrung durch die Tatsache, die
der 'geradeste', schnellste, trefflichste Bote und 'Mitteiler', sein allwissender
Geist, dem Gotte kundgetan hat; den Seitenblick auf den Raben der Eoie
(schol. 52*^) fühlt jeder durch. Damach wäre man wohl geneigt, mit Pauw
u. a. 7caQa-nL&6v zu verbinden. Aber die Wortstellung spricht doch für Ver-
bindung von naQCi kolvccvi, und jedes Abbringen von einer Meinung ist auch
ein Überreden zur Annahme des Gegenteils; und wenn dies dann der Gott
selber bewirkt, Aug in Auge (naQcc) mit seinem 'Boten', so hat das Ganze sogar
einen poetischen Reiz. 29. %psvÖ60}v aktivisch, wie P. IX 42; die Wahr-
haftigkeit des Orakelgottes {(lavrriiov dtpsvöig Herod. I 49) bei dem Loxias
zu betonen recht nötig, kommt hier nicht eigentlich in Betracht: der Satz
13-54 29
hat gegen den folgenden nur das Gewicht eines Nebensatzes; zierlich ist
darnach die Ausführung der passiven ccrpsvöeia in zwei polaren Gegensätzen:
ihn täuscht nicht Gott, nicht Sterblicher, weder in Taten noch in Gedanken.
33. ßfiÄtfiöxaros, im Sinne von riesengroß (wie 7ceQifn]xETog Bechtel,
Lexil.) ist, außer etwa bei iCtov cc(iaL(jiaKstov H 311, nirgends recht glaub-
lich: äfidxrixog, unter Hinweis auf ösk- = ^£;^-, ^empfiehlt von neuem Boi-
sacq (Dict. etjm.). 34, Auch bei der Nennung des Ortes hier kein Ge-
danke an Xccy.iQv^a KOQavrj (Aribt. av. 609, Hes. opp. 745); der Dichter be-
gründet die Nennung (y,al yag) mit der Nähe des von der Eoie (fr. 1 22)
gegebenen Boibeissees. Bei dem Idyll der ihre Füße badenden Lapithen-
jungfrau {vL^jaro Boißiuöog Xlfivrjg noöa naQ^ivog aö^i]g) zu verweilen, war
der Dichter dieses Liedes nicht in der Stimmung. 34. daCuov bxbqois,
euphemistisch für ix^^gog (ohxqa na^cov ^lOiQug vno öai^ovog ix^gov epigr. 59
Kaib.). Des Mädchens eigener 'böser Dämon' hat ihr die Strafe zugezogen
und viele Nachbarn büßen mit. 36. Die Anapher ütoXXal — ütoXXdv
knüpft das Gleichnis an. Die starke Sperrung, tcoXXclv — vXav^ wie Isthm.
III 5. 39; s. zu P. IV 106 ff.; noXXctv öi ist richtig. 39. öBXaq —"Afpai-
atoVf wie 'AcpaLöToio KQOvvovg P. I 25, Homers (pXb^ ^HcpuCazoio. 39. Das
Tfi/os %vXivov der Koronis kehrt wieder in dem h,vXLVog öo^iog des Kroisos
bei Bakch. III 49. 40ff. ovy.BXi zXaaofjiai yivog a(ibv oXiaaai — juar^og
avv na9a, das hi in oi'xe'rt soll abundieren nach P. Maas (Sokr. VII 1919,
Jahresber. 39'), in Erinnerung vielleicht an das süddeutsche 'nimmer' für
'nicht' oder 'nie'; die beigebrachten Parallelen 0. 15, N. V 50 bestätigen
das nicht. Der Gott hat in der Tat ursprünglich beides gewollt (das aktive
6Xicaai also richtig); Ansatz zu einer dramatischen Psychologie. tpf/^»
das beteiligte Organ, wie cpQaaiv 108 und Isthm. III 2, yJccQ P. X 21, Kaxa
(pqiva episch. ä^iov für den Singular, P. IV 22, wie nachher v^vog
cc^ixiQog 64/5. 43. Apollon übertrifft den homerischen Poseidon (N 20);
Aristarchs xQtxdxo) spottet des Verses. 44. öiS(paivB, 'bot eine Gasse
durch die Flammen', daher das Imperfekt; oxi i) qxxcig {(pvaig überl.) rov
nvQog olov öuaxto&rj schol. 78. 45. jtöqs cft(fa§«i, wie MoiaaiGiv £Jo»c'
äqoaai N. X 28, ddoxf cpogrivai Homer, der dativischen Natur des Infinitivs
entsprechend. 46. 7ioXvsti]iiovaq, aktivisch, wie im Namen des Un-
holds Bakch. XVIII 29 K; doch passivisch IloXvTti]^ovi8r]g lü 305, wie ccnri-
fiwv P. X 21, Paian IX 8. 47 If. Die Leiden, unter denen mit Vorbe-
dacht keines unmittelbar sich mit Hierons besonderer Krankheit berührt,
führen einen zierlichen Reigen auf: voran gehen Schwären, die von innen
kommen, darauf das aus dem Epos geläufige Panr von Hieb- oder Stich-
und Sdiuß wunden, dann die Leiden unter Sommerhitze und Winterkälte,
endlich noch summarisch Beschwerden mancherlei. Ebenso treten auch die
Heilungen paarweise auf: Zauberspruch (heute sagen wir 'Suggestion'), in-
nere Arzenei und äußere Behandlung, dann im Gegensatz zum 'Besprochen*,
wie Soph. Aj. 581 Trach. 1000, chirurgischer Eingriff; beide Gruppen je
durch ein Verbum finitum zusammengehalten (t'^«>f, Idxaaiv)^ im Innern
durch kleine Konstruktionswechsol variiert: Xvaaig 50, dann d^itpirctov —
ntvovxag — ntQunxuiv — xo^atg 51 — 53. 64. Daß im G riech. xf\)cfo$
geradezu für 'GewinDSucht' stünde wie lat. ghiia für 'Ruhmsucht*, wird
sich nicht behaupten lasBon; aber auf dem Wege dabin war es hier, wie
{m* ilnld(ov xb y.igdog Soph. Ant. 222: der Gedanke an das xigdog hält
30 rythien III
auch das feinste Gemüt in Fesseln. In der Bestechung des Asklepios
eine Neuerung Pindars zu sehen, wird nicht erlaubt sein, wenn man, wie
doch wohl nötig, einiges Gewicht legt auf die Worte des Scholiasten (96),
Xiyeica de 6^A6KXr)TCL6gxQV(i^f^s^sc<a9elgava6z7^aai^In7t6lvrovTS&i;r}x6ra', folgt
noch eine gelehrte Zusammenstellung sonst behaupteter Fälle. 56. Über
7to^iC<Taf äva^oiiCaai zu P. VIII 99. 57. Die Erzählung von dem Blitz-
tode des Asklepios in drei Handlungen auseinandergezogen: Die Arme des
Zeus schleudern, man sieht nicht was, durch beide hindurch, den Toten und
den Arzt; das raubt ihrer Brust den Atem und hineinstößt (in ihre Brust)
der funkelnde Blitz den Tod. Man spürt das Zucken des Blitzes, eh er ein-
schlägt. 59. Auch der Freund pindarischer Sperrungen wird sich sträuben
gegen eine Verbindung von iomota und d'vatai'g (pqaciv^ schon weil loiKoxa für
sich allein einen guten Sinn gibt und, verbunden mit Q^vaxcclg (pQaötv, eigent-
lich keinen; hinzu nehme man aus dem schönen Fragment (61) eines Paians:
ov yag ecd^' oncog xa dEcbv ßovXsv^ax^ igswaöEL ßqoxia (pQSvL %xX.
00. yvovra — ein^v, der einzelne soll bedenken, was uns Menschenkin-
dern allen bgschieden ist. ytäg :!todöq auch 0. X G'2, sonst TtQo Ttoöog
oder iv noöl (jtccQTCoötog N. IX 38). 61. Daß mit (pCXa \pvyid der
Dichter immer noch wie mit sich selber spricht, hätte mau nie verkennen
sollen. ßiov äd-ävarov sagt weit mehr als vitae immortalifatem, un-
gefähr soviel als ad'avdxayv ßlov, man erinnert sich des ikev&SQog azoXog
P. VIII 98. 63. Die aaycpQOdvvri Cheirons hatte dem Asklepios gefehlt,
und wenn man den Cheiron selber nicht haben kann, seine GoacpQOövvri mag
doch helfen, alle ^erreichbaren Mittel zu erschöpfen' (62). 66. BöXoiq
ävÖQaöLv d-EQ^av voöcov noch immer ganz allgemein gehalten. 67. X6-
TtXflcO'ai rivog, wie sivai, Xiysöd-ocL nQ06ayoQEVE6&aL, ist bekannt, nur heißt
dabei xivbg nicht cctco tivog, sondern ttvog vLog u. dgl. Also 'irgendeinen
der Apollon- oder Zeussöhne' {itaxEqog Allvaters? wie 0. I 57); 'irgend-
einen' der Himmelsärzte oder heilkundigen Göttersöhne zu schicken — man
darf auch an Aristaios denken (P. IX 62 ff.) — würde Cheiron durch Pindar
ganz gewiß sich bewegen lassen, wenn, ja wenn er noch lebte! Anders,
unter Hinweis auf Arixotdrjv für Asklepios selber in der Eoie (fr. 125, 3),
also ylccxotöcc xivcc %ekX. 'ii-gendeinen Asklepiaden' Wilamowitz, Isyllos 64 f.
i)9. Pindars Freude an Nennung der Quellnymphen, Dirka Kastalia Kyra
Peirana Tilphossa der Asopostöchter usf., ist der beste Kommentar zu seinem
"AqlCxov iiBv vdcüQ. 69/70. Mit dem Airvaioq %evoq (über die Feinheit der
Wendung s. d. Einleitung zu Pyth. I), og ZvQaKoaaaidL kxX. nähern wir uns
dem Ziele. VBUBi, das sich von selber durch einen Aecusativus ergänzt,
wie omxa, ccnccvxa, mit dem Dativus konstruiert, wie ßaCLXevei P. X 3; der
ethische Dativ ist dem lokalen doch wohl vorzuziehen. 77. Die Kult-
handlung (d-cc^cc) galt auch dem Pan, dem MaxQog ^uydXag OTtadog (fr. 97),
den Pindar (fr. 100) als Sohn Apollons und der (arkadischen Nymphe)
Penelopa gefeiert hat. Die Pannychis bezeugt (fr. 79, 4) ein Dithyramben-
fragment, cdd-oiiiva rs öal'g vno i,civQ-aL(iL TtEvocaig, und alte Kultlieder für
Pan und Rhea, IJavl vofiovg LSQOvg — CEfivd xe fii^xQi '/^OQ^vfiax^ oqslu
Arist. av. 745.
80 — 115. Nun erst wird Hieron selber apostrophiert mit einer echt
pindarischen Predigt über den Text yvm&i ösavxov^ in dem alten Sinne des
'Bescheide dich', das sich aber sofort wieder umbiegt zu einem 'Handle
54—115 31
nach dem wahrlich nicht geringen Maß deiner Kräfte als kayixug xvqavvog*.
Freilich, heißt es dann wieder, die Grenzen der Menschheit gelten auch ihm,
wie dereinst selbst den Genossen der Götter, Peleus und Kadmos, denen die
Musen das Hochzeitslied sangeu.
80. {lavd'dviov, das Präsens wegen der wohl früher vernommenen,
aber immerfoi-t im Ohre nachklingenden Lehre. 81. Niemand wird so
geschmacklos sein wollen, die zwei Leiden und die eine Freude hier nach-
zurechnen. 82/3. vi]:tioi — dyaO-oi einander entgegengesetzt, wie
P. n 72flf. 81. 87. 96 die Kinder den aya^oi und ßocpoi. 85. öeQuerai,
von dem gnädigen Blick des Potmos, wie döe von Apollons Isthm. II 18.
87. Über das bindevokallose eyavro zu P. VI 27. 89 ff. Die Hochzeit
des Peleus und der Thetis, nach den Kyprien, Pind. N. IV 6 2 ff., iv oqsl^
dem Pelion N. V 22 ff., des Kadmos und der Harmonia in dem großen the-
bischen Hymnos fr. 29 ff. 92. evßovXoi$, Nereus als Weissager, bei
Pindar stehendes Beiwort der gleichfalls weissagenden Themis, fr. 30, 1,
Isthm. Vm 32, 0. Xni, 8. 93. Hier speisen die Götter mit den be-
vorzugten Heroen noch leibhaft, beim Kultus der Göttermahle nur noch in
der Vorstellung der Gläubigen. 94-. Von hier stammen die 'goldenen
Stühle' des Parzenliedes in Goethes Iphigenie. 95. Atöq y^dgiv propter
loveni, sonst l'yiart. 97/99. Von Ino und Agaue ist nicht weiter die
Rede. Der Name Svcova scheint in ungemeiner Gedrungenheit Tod und Ver-
klärung der Dionysosmutter anzudeuten, eine ßxoa aocpoig, wenn sie etwa,
an den eben erzählten Mythos zurückdenkend, ergänzten: jiqIv xsXiaöaL [xa-
rQonolu) Cvv ^EXel&vIu (8), dann aber (aus 0. II 27) ano^avoLöa ßgofia xf-
Qavvov ^ojBi iv 'OXvfiTtloig. 101. Der Tod Achills durch einen Pfeilschuß des
Paris (und Apollons X 359) nach der Aithiopis. 103. Über X(>'»5 zu 2.
104. SV steht anb xotvoü. 105. Zu dem Gedanken vgl. das sprichwörtliche
Tt'xrft rot y.OQog ijßgiu mit der Forts, b. Solon (Ar.^A&n. 12) öxav nokvg oXßog
snritat xri. 107. <T^i7iQoTq und ^sydXoKS Neutra. 108. Seit wann
darf man d(i(p4:rHV mit einem Dativ verbinden?! Über (pQadiv zu 41.
1 10. Wohin dies zielt, sagt das Folgende bis zum Schluß. 112. Zur Neben-
einanderstellung der höchst populären Gestalt Nestors mit dem Lykier Sar-
pedon mag die Gleichheit in der drei Generationen überdauernden Lebens-
zeit geführt haben (A 250 ff., Apollod. HI 6 RW); doch vgl. auch lies,
fr. 33 (55), Aesch. fr. 99, 18, und "Exzogig xe xal EaQiridovEg trag. fr.
adpp. 280 N*. <pdxiq wie aotJij uj 200, aoLÖifioi iaao^ii'oiaiv Helene
Z 358; ähnlich Pindar /.iXadiovxi — (päfiai Kv:Ti)L(ov P. H 15. xiXado^
und wifjijroq, Lieblingsworte Pindars, etwas geräuschvoller als 'des Ruhmes
lockender Silberton* bei Klopstock; aber auch Pindar kennt sehr wohl eine
Cßgig xiXaöevvu (Isthm. IV 8) und ein y.ofirtuv naget xaiQOv (P. X 2).
^dTi(r)$ acc. plur., wie noXig P. IV 56. 115. Es blieb Wilh. Christ
vorbehalten, den Schlußsatz auf den Dichter zu beziehen, navQOig^ Vso wie
mir'. Nicht viel besser ist des wackeren Eiasm. Schmid dupliri rcspcctu,
das dann leider auch Wilamowitz sich zu eigen gemacht hat (Sitzgsb. 1901,
1299). Richtig, wenn auch mit einer abgeschmackten Nutzanwendung, er-
kl&rt der Paraphrast: xoiodxov öianQu^aa^ai oXiyoig faSiov iart xal evxuzog-
ifoOv Tu x(d TilovxiLv Hol inu t V i ta Oo i' Tt^oxgiTtixai 6( avxbv (inj Hinblick
auf 1 10) dfoffilc&at, xoig noirixatg^ ivu v^ vri&y. Von seiner besonderen Meister-
schaft spricht, was ihm sonst nicht allzufern Hegt, Pindar hier mit keiner
32 Pythien III
Silbe, a 6^ ccQBta nXsivaig aoiöaig XQOvia tbII^sv steht hier nur als Gemein-
platz; ähnlich z. B. (N. IV 6, aus der selben Zeit?) (J^jua ö' EQy^iaxoiv xqo-
vimsQov ßioxevti, wo dann für die eigene Leistung ein bescheidener Wunsch
des Dichters folgt. Der Schlußsatz aber wiederholt mit Nachdruck (aus
84flf. 111), was ins Werk zu setzen dem kranken Könige noch immer ver-
gönnt ist wie wenigen. Jeder Nebengedanke würde hier die Spitze des
ganzen Trostliedes traurig verbiegen.
Wenn doch Cheiron noch lebte ^ der Menschenfreund, der den Asklepios
ereog, den Arzt des Heldenzeitalters. Bin hatte die Mutter noch nicht aus-
getragen, da mußte sie hinab: dem Gotte untreu, dessen Samen sie empfangen
hatte, ergab sie sich einem anderen Gemahl^ ohne die vom Vater ihr zuge-
dachte rechtmäßige Ehe abzuwarten. Törichten Wahnes sank sie in die Arme
des arkadischen Fremdlings, aber nicht entging sie dem allwissenden Goit und
der Strafe seiner tvüden Schivester. Ein böser Geist trieb sie ins Verderben
und viele mit ihr. Aber schon lag sie auf dem Scheiterhaufen, da erbarmte
sich Apollon seines ungeborenen Sohnes und brachte ihn zu Cheiron; der
lehrte ihn vielfältiger Krankheiten Heilung. Doch vom blinkenden Golde be-
tört, ließ er sich verleiten, einen Toten wiederzuerwecken. Da traf der Blitz
des Zeus den., der ein Übermensch sein wollte. Ja, wen?! der verständige
Cheiron noch lebte, und mein Lied ihn rührte, so kam ich wohl übers Meer
gefahren zu meinem Gastfreund ^ dem Könige von Syrakus., zwei Freuden-
gaben in der Hand, Gesundheit und ein (eben dies) Lied auf Fherenikos
beide pythischen Siege. Doch beten will ich ^daheim zur Großen Mutter. Du
kennst, Hieron, den alten Spruch: ^Auf eine Freude geben die Götter doppel-
tes Leid\ Da hält sich der rechte Mann an das Gute. Du aber bist vor
vielen gesegnet als machtvoller Herrscher. Ganz ungetrübtes Glück ivard auch
den Götter freunden nicht zuteil, nicht Kadmos, nicht Peleus. Auch bei ihnen
und ihren Kindern folgte Freud auf Leid, und ivieder Leid auf Freude.
Doch des von den Göttern beschiedenen Glückes soll man sich freuen. Es
ivechseln die Winde., und dem Aufschwung folgt der Rückschlag. Da heißt
es, sich bescheiden. Aber ein Fürst hat die Mittel zu großem Tun, und die
Großen der Vorzeit leben im LAede. Handle darnach, nur wenige vermögen
es ivie du.
Der rhythmische Gang der chalkidischen Perioden ist in der Epodos
unverkennbar anschwellend, [3~] 7~ 7~ 8~ 8~; mit den üblichen Umteilungen.
Das vorletzte Dimetron, ^srcx^cocovLa rd^voi-, kontrahiert wie ^A'&cc^ocavtlöog
"EXXag, kündigt den Schluß an. In den Strophen fällt ins Ohr die rück-
läufige Entsprechung des Anfangs- und des Schluß trimeters; dann, nach
einem um ein Dimetron verstärkten Abgesang, mit einem schwer anheben-
den Dimeter einsetzend — eine sehr häufige Erscheinung! nur einmal steht
solch ein Glied am Schluß: es ist der den meisten noch ganz unverständ-
liche beschleunigte Trimeter N. IX 5 — und anfangs durch gehäufte Kon-
traktionen, dann durch interessante ümteilang belebt, zwei umfangreichere
Stollen. Der doch wohl unantastbare Choriambus (jvt-)ccQKeog ^Aö-(Kla-
TtLov) der 1. Strophe gab mit den von Theod. Bergk z. d. St. zitierten ana-
logen Fällen den ersten Anstoß zu der Beobachtung antistrophischer Frei-
heiten in 'Daktylepitriten'. An Längung der Endsilbe -og denkt P.Maas,
Responsfreiheiten I, Berlin 1914, 18.
Pythien III-IV 33
Jetzt wird es angehen, sich über die Zeitfolge der beiden un-
datierten, briefartigen, weil eigentlich ganz allein an Hieron gerichteten
Lieder zu verständigen. Das Ixionslied sagt noch nichts von Al'xva^ nichts
von der Krankheit des Königs, verbindet mit der Danksagung und der hüb-
schen Erinnerung an die wohl eben erst auf der Rückreise gemachte Be-
obachtung der dankbaren Lokrerinnen, eine peinliche Auseinandersetzung
über trübe, an Hierons Hofe gemachte Erfahrungen, während das Asklepios-
lied eine unverfängliche, von warmer Teilnahme für den kranken König
getragene Absage auf eine erneute Einladung Hierons darzustellen scheint
und durchweg eine nimmehr ungetrübte Harmonie atmet zwischen dem
geradredenden Dichter und dem mit großen Plänen umgehenden Fürsten.
Genügt das nicht eigentlich? und was hindert denn die Ansetzung des
Ixionsliedes fast unmittelbar nach der Heimkehr aus Syrakus, 475? etwa
das panegyrische Lob (P. II 60), wonach an Reichtum und Ehre Hieron alle
Hellenen der Vorzeit übertreffe? Auch im Trostlied heißt es, nur weniger
übertrieben, weniger krampfhaft, weil eben, nach jener offenbar günstig
aufgenommenen Aussprache, freieren Gemüts, Hieron sei ein mächtiger Fürst,
den der fiiyccg Tlot^og segne, et xiv av^Qomcov (86); und erst im Aitnaliede
(P. I 49), also nach Therons Tode und nach der Demütigung manches Stol-
zen (52) ganz unumwunden: rtfiav ol'av ovng ^EXkdvcov ögeTteL. Oder etwa
das ßaihjTtoXifiov rifievog "Agsog des Eingangs? Das war doch wohl vom
Anfang der Deinomenidenherrschaft an, bis zur Festigung der Obmacht von
Syrakus und der Versorgung der Veteranen mit Grundbesitz in Aitna, das
stehende Bild der Stadt.
Die ganze Reihe der Gedichte, Pyth. II. III. XI. IX, zeigt einen be-
merkenswerten Fortschritt in Mitteilungsfreude und Erzählungskunst: ganz
lehrhaft noch im Ixion, tröstend im Asklepios, von monumentaler Haltung
im Orestes und mit Anmut verschwenderisch in der Kyrene. Ein weiterer
Fortschritt, fast bis zur Auflösung des Epinikienschemas, wird sich dem
Leser im Aitnalied ergeben.
PYTHIEN IV.
Bald nach d^Rückkehr von den sikelischen Fürstenhöfen lieferte Pindar
mit der Geschichte von der Entführung der thessalischen Jägerin Kyraiia
(pyth. IX, 474 v. Chr., einem kyrenischen Sieger im Waffenlauf zu Ehren)
sein Meisterstück in der lyrischen Erzählungskunst. Seitdem war über ein
Jahrzehnt vergangen. Mitten in diese Zeit fällt das Aitnalied (Pyth. I),
an dessen Schlüsse der für den syrakusischen Thronfolger bestimmte Fürsten-
spiegel steht: das bloße 'Bedauern dos Tyrannenloses', das sich noch in
seiner Orestie kundgegeben hatte (P. XI 53), war damit wieder einem wär-
meren Interesse gewichen an der rechten Art monarchischer Regierung. Hin-
zu kam jetzt (462 v. Chr.) des Dichters Sympathie für einen unter fürst-
licher Willkür loirlonden, in Theben als Gastfreund lebenden kyrenischen
Edelmann Damophilos (F. IV 281); ja das Scholion t}v 61 avT& xai n(f6^
ylvov^ (za 467 p. 163, 5 Dr.) läßt nach xivlg di^ on . . . kaum eine andere
Deutung zu als 'auch war er mit dem Dichter verwandt* (Ernst Maaß,
GGA. 1890, 267; s. auch Bern, zu 1-15 ff.). Darnach wäre denn Damophilos,
Sflhroitdor, Plndart Pythlra 8
34 Pythien IV
wie Pindar (P. V 75), ein Aegide gewesen, und die von Sparta (P. V 74)
über Theben nach Kyrene gelangten Aegiden zeitweilig wohl die Haupt-
träger der den Königen so unbequemen Opposition. Die Vermittlung mag
ein gemeinsamer Freund des Dichters und des Fürsten übernommen haben,
Karrhotos, der siegreiche Wagenlenker (P. V 26flf.), nachdem gewiß schon
das ganz unpolitische Kyrenelied den Dichter in allen Schichten des kyre-
nischen Volkes populär gemacht hatte. Daß König Arkesilas selber noch
in jugendlichem Alter stand, folgt aus V. IV 64. V 109 und dem ganzen
Tune der Vorhaltungen IV 263 flF. Das Orakel, das Herodot in Prosa wieder-
gibt (IV 163), bezeugt acht kyrenische Könige, und Arkesilas IV. war der
achte. Herodot besuchte Kyrene erst nach dem Sturz der Dynastie. Pindars
Warnungen haben also den drohenden Sturz nicht aufzuhalten vermocht.
Von einer Feier des olymp. 80, d. i. zwei Jahre nach dem Pythiensiege,
abermals mit einem Viergespann, gewonnenen olympischen Kranzes, ver-
lautet nichts. Die hocharchaische Arkesilas- Schale, jetzt in Paris, stellte
Arkesilas II. dar, den 'Bösen' (xaXsTtog^ nach Plut. yvv. ccq. p. 260), auf
einem Schiffe, Abwägen und Verladen von Silphionballen leitend (Abb. Bau-
meister Denkm. III 1664. 1729).
Zwischen den zwei dem 'selben Siege geltenden Festliedern könnte ein
ähnliches Verhältnis obwalten, wie zwischen Olymp. II u. III: ein intimeres
Lied zuvor und ein zweites, offizielleres, in Verbindung mit einem größeren
Volksfest, einem Göttermahl, dort den Theoxenien, hier den Karneen. Die
Reihenfolge ist bei den Olympien dadurch gesichert, daß das Theoxenien-
lied deutlich auf ein inzwischen in Syrakus gesungenes Lied zurückweist,
0. III 42 auf 0. I 1. Die Kameenfeier kann nun, nach der Lage des Monats
Karneios (ünger, Philol. 33, 1874, 231), erst in dem auf das Pythienjahr
folgenden Jahre, also 461, stattgefunden haben; auch Karrhotos, neben dem
Könige Haupthelden des öffentlichen Siegesliedes, als das sich Pyth. V un-
zweifelhaft legitimiert (20 — 52. 105. 124), werden die ihm übertragenen
Aushebungsgeschäfte (Theotimos schol. 34) wohl noch eine Weile in Hellas
zurückgehalten haben. Das längere Lied, das mit seiner Zurückführung auf
die Argonauten vor allem der Verherrlichung der Battiadendynastie gilt,
den Sieg des Königs (IV 2, 66) eben nur streift, sieht nicht aus nach einem
Vorspiel der Hauptfeier: in jeder Beziehung, namentlich in den Paränesen
an den König, bedeutet es, als Nachfeier gedacht, eine Steigerung, gekrönt
in echt pindarischer Weise, durch die mutige Fürsprache des Dichters für
seinen Schützling, dem zuliebe er denn auch, ebenso klug als mutig, in dem
Karneenliede sein eigenes Aegidenblut mag betont haben (s. Bem. zu P. V
72 — 76. 77-^—81). Während das der größeren Öffentlichkeit dargebotene
Siegeslied mit einer Prozession verbunden erscheint, gibt sich das andere,
als gesungen im Palaste des Königs (jra^* ccvÖqi (plXto IV l).
Das Mittelstück unseres Liedes bildet also eine Erzählung aus der
Argonautensage, einmal kurz umrissen in Form einer an ein delphisches
Orakel angeschlossenen Weissagung Medeas, darnach weit ausgesponnen,
doch mitten in der Erzählung von der Gewinnung des Goldenen Vlieses ab-
brechend. Auf die Verknüpfung der Vorgeschichte Kyrenes mit den Argo-
nauten kam dem Dichter offenbar viel an: rückte doch damit der Adel
Kyrenes über die Zeit des Troischen Krieges hinauf; wir werden darauf
P. V 82 zurückkommen.
Einleitung. 1 — 3 35
Für die überaus künstliche Art, wie Pindar sich der Sage von der bei
Anaphe ins Meer gesunkenen und dann als KallisteThera wiederaufgetauch-
ten Erdscholle (P. IV 258, Ap. Rh. IV 1757) bedient, um dies zu einem
Zwischenfall zu stempeln, der eine vom Schicksal eigentlich für das vierte
Glied nach Euphamos geplante Besiedlung Kyrenes bis ins 17. hinausge-
schoben habe (P. IV 38 — 49), sei der Kürze halber verwiesen auf Frz. Stud-
niczka, Kyrene, Leipzig 1890, llOff. und Ldf. Malten, Kyrene, Berlin 191 1,
llOff. In der Tat gab es eine 'achaeische Wanderung' (Otfr. Müller,
Orch.'' 310, 313, 325) vom Peloponnes (Taiuaron P. IV 44) nach Libyen
SHer. II 171). Pindara aber kam es darauf an, den Boioter Euphamos
P. IV 46) als Stammvater der Battiaden zum Mittelpunkt zu machen, wo-
zu ihm die Eoie (nach Asklepiades beim Schol. P. IV 36 = fr. Kes. 143 Rz.)
auch einiges Recht geben mochte:
rj oi'ri ^Tqlt] TtvKLvocpQoov MtjKtovinr)^
7} xixev EvcpTjfiov yairioxco ^Ewoöiyalo)
(leix^SLö* iv cpdoTtixi tcoIvxqvool* ^A(pQ0ÖLzt]g.
Fr. Hes. 63 lies^HooöiOQog 6h iXeyxoDV st/EKccxaiog xrX.; anders verbesserten
Ad. Kirchhoff Hom'. Od. 322 und Th. Bergk GrLG. I 1006, 93.
1 — 69. Fast ohne Vorspiel und, ähnlich dem früheren kyrenischen
Liede Pyth. IX, nach fast verstohlener Berührung des Sieges, an den die
Feier anknüpft, sind wir schon beim 4. Vers mitten in einer Erzählung des
Mythos: Pythia weissagt Erfüllung der in Thera den Argonauten gegebenen
Weissagung Medeas, im 17. Gliede werde von Thera aus ein Battos Kyrene
gründen. Die Mitteilung des Wortlaut« von Medeas Rede tibernimmt von
HTit S^ ovx(og (l l) bis rjQU Mriöeiag inicDv airisg (57) der Dichter unter
deutlichem Hinweis auf eine in 'Hexametern' abgefaßte Vorlage. Die Be-
merkung, daß Pythias Spruch gerade zu einer Zeit ergangen sei, da Apollon
weder bei den Hyperboreern noch in Lykien oder Dolos oder sonst ab-
wesend war, ist nur zu verstehen, wenn die delphisch orientierte und von
delphischen Priestern unterrichtete Eoie dies gleichsam urkundlich meldete,
ungefähr wie in dem Fragment beim Schol. 52^ zu Pindars iu Tlv^ävi z6a-
oaig P. III 27; die z. d. St. besprochene Polemik Pindars verrät ja auch
dort Abhängigkeit von der Vorlage. Daß der Dichter die ganze Weissagung
Medeas wirklich nicht mehr als zur Rede Pythias gehörig empfunden hat,
beweist sein in Pythias Munde unwahrscheinlicher, von ihm der Eoiener-
zählung entnommener Schluß der ersten Erzählung mit inia^av <$' äxivt}-
tot Oktana (51). Doch kehrt er in der Apostrophe an den alten Battos mit
iv xovxio Xoyto i^r}aii6g (59 ff.) noch einmal zu Pythias Rede und ihrem drei-
maligen Heilrufe zurück, um nachzutragen, daß Battos nach etwas anderem
gefragt habe, und dann endlich (66j mit einer abermals kurzen, aber deut-
licheren Siegesmeldung den ersten Gang des Liedes abzuschließen.
1. Dum n^v entspricht kein Je, es ist also nur betonend: heute hier
im Palaste, im Gegensatz etwa zu der gestrigen Prozession. Mit der Bezeich-
nung (piXog ist sonst P. ziemlich sparsam. 2. dräfifv, wie iciav 6' iV
uvXiCaig (^vQaig N. I 19, dazu ig XffOfiiov SCb^a N. IX 3, TeXi6aQxov naQa
TiQö^QOv Isthm. VIII 3. Über die Neigung zur metonymischen statt der
aotonymischen rmschreibung «c^* avSifi — avv *Ag%icÜiM zu P. II 69.
3. Aarolöatatv meint nicht, wie der Scboliast will, im sog. poetischen Plui*al,
bloß Apollon: auch Mutter und Schwester dos Pythiers sind llvOCbvog ulnit-
36 PythienlV •
vag 6(i6KXaQOi inontai N. IX 4; vollends bei einem Wagensieg hatte gewiß
Aaxovg trCTtoöoa &vyaT7}Q (0. III 26), &ociv Litncov iXdiEi^a (fr. 89), ihre Hand
im Spiele, wie sie auch Hierons Viergespann einfahren half (P. II 7).
aij^rjg^ 'Schwung verleihest', ohne Seitenblick, etwa auf vorangegangene
Lieder. 4. Von den vormals am Erdnabel zusammentreffenden Adlern
muß Pindar auch ausführlicher erzählt haben (fr. 54). 5. Die auf Grund
der Eoie, wie soeben vermutet, ausdrücklich betonte Anwesenheit ApoUons
(dazu TOTE yccQ r} JJv^icc ^iaXLGxu ccKQLßiöreQOv %Q),<}fia)deL^ ors xat nccQSßri tc5
fiavTslü) 6 &66g schol. 8) beweist, daß die Anwesenheit des Gottes beim
Orakelgeben nicht selbstverständlich war, daß also auf Verlangen Pythia
auch in den Wintermouden sprach. In älterer Zeit war sie spröder: 7r()6-
tEQOv yccQ anu'E, sd'efiCörEvösv rj Ilv&la rov ivLavrov, am 7. Bysios, nach Kal-
listhenes und Anaxandridas bei Plut. quaest. gr. 9 p. 292° (Ludw. Weniger,
Collegium der Thyiaden, Progr. Eisenach 1876, 2. \§Q6a, mit der aeo-
lisch wie ionisch belegten Kontraktion, ist nicht zu bezweifeln; den Bei-
spielen proU. p. 25 ist noch anzufügen das schöne leqo&vxov &avarov fr. 78, 3.
6. Wie die IsQä väöoq heißt, erfahren wir, dem Orakelstil entsprechend
verstohlen, erst durch enog Qtjqcclov (10). 7. cbg i}dr} — Kti(T(T6iev, *auf
daß endlich sich erfülle* usw. (Hinweis auf 43 ff.). Im Deutschen bilden
wir, bei gleichem Subjekt, solche finalen Zusätze mit 'um — zu*, oft
ganz und gar nicht im Sinn einer Absicht des handelnden Subjekts.
8. Über aQysvvösvri jetzt noch Bechtels Lexil. 55. Im Epos wird unbe-
denklich ccQysLvnevta zu schreiben sein. Es steht hier ähnlich wie bei dem
sehr früh dreikürzig gelesenen %Qv6eog, nur daß Bildungen mit agyL- (von
ccQyog) die Kürze des l zu legitimieren schienen. Über die Lage der
ältesten Theraeeransiedlung auf dem höheren, südöstlichen Kalksteinhügel
(jLiaöTÖg, wie frz. mamelon) mit dem Tempel des ApoUon {Mvqxipog'^ GIG.
III 5138) mit der Kyrequelle Malten, Kyr. 201 ff. (ebd. auch eine Karte
nach Weld-Blundel und weitere Literatur); auf einer etwas niedrigeren 'tisch-
artigen'Hochfläche nordöstlich davon sah vom Meer aus Strabon (XVII 837)
die jüngere Stadt liegen. In der Schlucht zwischen beiden Anhöhen lief die
(noch heute sichtbare) Kunststraße {(3Y,vQGixa böog P. V 93) zum Meer hinab.
10. Über die teils mythische teils historische Chronologie der vier und der
siebzehn Geschlechter Malten, Kyr. 110. 192/3. Über Airitaq, den Epo-
nymos von Aia^ 'der Erdentiefe', eh es zum Sonnenlande ward, Jak. Wacker-
nagel, Verm. Beitrr. usw., Rektoratsfeier, Basel 1897, 7 (vgl. Wilamowitz,
Gr. Tragg. III 171, unsere Bem. zu 236). 11. Wer hier d:iiBnvBVöB mit
'begeisterter' Prophetenrede interpretiert, der verwechselt Aktiv und Passiv
und übersieht die Präposition ano. Natürlich ist der Ausdruck besonders
feierlich: 'entströmen ließ sie ihren unsterblichen Lippen das Wort*.
12. Über riiiid-BOi bei Homer M 23 und Hesiod. opp. 160 Bethe, Ilbergs
N. Jahrbb. 43, 1919, 7; hier wie 211 von den Argonauten. 14. 'Ejtd(poio
Y.6QaV Atßvrjv schol. 15. dotBoyv Qi^^v, vgl. (.leyalav TtoUav iiaxgo-
tcoXlv BriQccv 19, itoXlg ayayiv 56. Gemeint sind außer Kyrene vor allen
Barka, Arsinoa (Taucheira) und, die jüngste, Euhesperides (Theotiraos
schol. P. V34). ^BXriaC^ßQoroV Tr)v fieXi^aovöav noXXotg schol.. Nachklang
der epischen ^Agyo) itäGi (xiXovCa^ TtuQ* Alrjxcio nXeovaa )li 70; Dativ Verhältnis
wie in ayrißliOQog P. I 4, neiGiiaXivog P. II 11. 16, Dem Zeus Ammon
hat Pindar, im Zusammenhang vermutlich mit seinen Kyreneliedern, einen
3—38 37
Hymnos gewidmet (fr. 36) und ein Götterbild (Paus. IX 16, 1); nach ihm
heißt Libyen 'Garten des Zeus' (P. IX 53 mit Schol. und P. IV 56), und,
umfassender noch, JSslXoto mov ti^svog KqovIöu (51); in Prosa heißt das:
(unter Dareios) ig yccQ xov AlyvTtXLOv vo^ov avxai {Kvqriv)] xe y,al Bccqkt})
ixeHoafiiaxo (Herod. III 91). unzweifelhaft ägyptischen Einfluß verrät ja
auch die Bildkunst in der Arkesilasschale (s Einl. zu Pyth. IV und Stud-
niczka, Kyr. 6flf.). 18, Zügel und Schiffsriemen entsprechen einander
mehr formal, im Numerus, als in der Funktion; die 'windschnellen Wagen'
halten das Ergebnis des Tausches noch eine Weile fest. 19, ÖQViq, omcn,
wird im Relativsatz durch yaia und leivia erklärt. 21, Der Gott, der
hier io Menschengestalt am Tritonsee erscheint, nennt sich (33) Eurypylos,
Poseidons Sohn; bei Apoll. Rhod. IV 1551. 1752 heißt er Triton, der in
der interessanten Genealogie bei Akesandros schol. P. IV 57 des Eurypylos
Bruder heißt. 22, Euphamos, der Argonaute, war bereits auf der
Kypseloslade dargestellt (Paus. V 1 7, 9) und findet sich mit der Beischrift
MOMA<t>Ya auf der korinthischen Vase, Berlin 1655 Fw., als Lenker eines
Viergespanns bei den ^^Aa inl nsXicc. 24, Der Anachronismus des dem
Epos noch unbekannten 'Ankers' genierte den Dichter nicht; stilgerechter
spricht ApoUonios von tvvai. 25, Warum soll in BCtixoGGB nicht ebenso-
gut xoGGuL die Konstruktion mit dem Genetivus legitimieren als ciiixtG^ai
überall in iqxxnxea^aL? /«Axdyervg, mit ehernen 'Kinnladen', wie 244.
XII 20, nicht 'Kinnbacken', genae wie N. V 6. 2<i, Der 'Phasis' dieser
Argonautenerzählung mündet schon bei Hesiodos fr. 63. 64 in den Okeanos;
das Rote Meer fügt Pindar erst 251 hinzu. (fsgofiev, zwischen iTriioaüB
und fTt^A^f, kann nicht Präsens sein; vgl. cpigsg ofv, (plgsg aJya Sappho
95, 2. 27, firiöeoiv — ä^oi(i in Medeas Munde wohl mit Anspielung
auf ihren Namen. dvGJidöaavreg, 'an Land'. 28, Den oioütöXoq daC'
^cop (= Eurypylos 21. 23), der mitten in der Wüste plötzlich auftaucht
und die Argonauten zu Tische lädt, — warum nicht, wenn doch ein *Gott'? — ,
den zu einem 'Schafhirten' zu machen, war, trotz ^Eq^f^g oionoXog hymn.
Merc. 314, ein Fehlgriff, wie zum Überfluß jetzt "AQxejjiig olorroXog beweist
im Theberdithyrambos (Oxyrh. 1604, vol. XIII) 19. 29, Mit daC^tav
— (paiöt^av icvdQog alöolov TcqoaoilJLv d-i]KCi^i£vog wird die Darstellung un-
gewöhnlich breit, doch galt es nach dem kurzen Oxymoron Ot« cci'(ql eISo-
inivo) (21) des ersten Berichts jetzt in der Schilderung des Vorgangs ein
anschaulicheres Bild zu geben. 30, ä rs (so!) ^(Xia k'jtea; über die Kon-
struktion mit öiiTtv^ inayyiXXovxt prolegg. II 98. 33. Eurypylos heißt
wie Euphamos (45) Sohn Poseidons. In beider Namen schimmert, wie all-
gemein anerkannt, chthonischer Ursprung durch. Dazu paßt auch die Hei-
mat des Euphamos nuQ x^oviov "Aiöct axofia (44), und der Pohoidan von
Tainaron, 'der Herr der Krdentiefe' (Lit. bei Malten, Kyr. 119 ff.). Pindar
nennt den Gott /ataopg (33) und feiert (138) den 'Felsenspalter', betont
dann (45) auch den inrragiog^ vielleicht dem Sieger zuliebe. äXXä yäQf
'aber sie konnten eben die Einladung nicht annehmen'; vgl. 0. I 55.
Die Erdscholle, uraltes Symbol der Besitzergreifung oder -Verheißung in
korinthischer Sage scliol. Pind. N. VII 155, weitere Lit. bei Malten, Kyr. 114*
u. Mart. NilssoD, Arch. f. Hel.-Wiss. 20, 1920/1, 232. 88, xaraüXiaOft-
(Jav* viuQKXvaavtog xoO xv^xog der Schol. (lö*"), der nach p. 19, 1 Dr. zu
schließen, wo dos Euphamos Mutter *Mekionike' heißt (st. 'Enropa' bei
38 Pythien IV
Pind. 46j, die Eoie ausschreibt. Dort ging in ursprüngliclierer Darstellung
(Ap. Khod. IV 1749 m. Schol.) die Scholle bei Anaphe verloren, um später
erst als die InsePThera aufzutauchen, die bei Pindar schon da ist (14. i 2. 51.),
als Medea (10) ihr enog Sriquiov zu den Argonauten spricht, — 'zu den
Argonauten' wird freilich streckenweise ganz vergessen: nichts deutet an,
daß Medea ihnen doch großenteils Selbsterlebtes nur in Erinnerung ruft;
sogar von Euphamos ist die Rede (44 ff.) wie von einem Abwesenden und
den Hörern fast Unbekannten! Entweder soll also Medea, eine echte -^fö-
Tcvsvaxog^ halb geistig abwesend erscheinen, oder — wir atmen eben noch
nicht die dramatische Luft Attikas. 41. Der Dativ bei ÖXQVVOV ist leb-
hafter als der x^.kk. O.VI87: man spürt das ^ilev^a. 50. dXXodaJtäv hier
absichtlich orakelhaft dunkel, wird deutlicher 252 unter kurzem Hinweis
auf die Vorgeschichte, Aa^ivLäv ed-vei yvvcciK&v avÖQOcpovcovy und einigem
Verweilen bei der vergnüglichen und folgenreichen Episode. 52. Die
Munkelbewölkten Gefilde' deuten auf die oft gerühmte Fruchtbarkeit ge-
rade dieses Landstrichs, am Schluß der Rede (56) noch einmal betont, in
etwas gewagt angenommenem Zusammenhang mit dem Nil. 53. Der
Name des ersten Battos konnte unausgesprochen bleiben, weil er bereits
in dem Spruch der Pjthia (6) vorgekommen war. 55. iiaraßdvra ist
dunkel, de limine erklärt Bossler (de praep. usu ap. Pind. Darmstadt, 1 862, 37),
suhire templum (wie teclum) wohl richtiger Boeckh; vgl. ö 191/2, K 432/34.
56. Über ^oXig dyayev zu 15. 57. k':rta^av duCvriroi <yito:7r^ scheint
nachzuklingen in Sophokles' aiyT] Ttrrj'^ELav acpavoL Ai. 171. (*0. iieXiöGa^
Triesterin', namentlich der Demeter, nach dem Scholion (106*) mit fr. Pind.
1 58. avrofidtoi asXddip erklärt sich in 63 ; vgl. das Orakel bei Herod. IV
155. 65. Wie zu Anfang des Liedes der Dichter von dem (kaum als sol-
chem bezeichneten) Sieger auf den alten Battos übersprang, so kehrt er jetzt
von dem Begründer der Dynastie stracks zu dem achten Battiaden zurück.
64/5. fiBta Tiai vvv (fiercc — naial will schol. 113^), 'seither immerfort bis
heute'; darnach hat 7tai,al tovroig Anstoß eiTegt und eine hübsche Konjektur
hervorgerufen (Ttaial tsoLg^ mit leichter antistrophischer Inkongruenz; Christs
TovTot' empfiehlt P. Maas, N. Responsionsfr. I 8^). Der Scholiast (113*)
bestätigt die Überlieferung, und wir werden sie wohl auch halten müssen;
ag)i<}Lv (69) weist, nach Erwähnung der Argonauten, auf das lebende Ge-
schlecht zurück. 68. Ohne jeden Versuch eines überleitenden Ge-
dankens erklärt nun der Dichter sich verpflichtet, neben dem Sieger auch
das Goldene Vlies zu besingen. Golden (7tdyxQv(>ov) ist es also schon bei
Pindar (XafiTtQov 242), bei andern 'purpurn' oder weiß. 69. 'Minyer'
heißen die Argonauten vor allem lasons wegen; aber auch Phrixos und
Helle stammen von der Minyerin Klymene, deren Name auch in dem Vater
des Argonauten 'Erginos, Klymenos' Sohn', widerklingt (0. IV19), und
wenn Euphamos Heimat am Kephissos war (45), so sollte er wohl auch
dadurch als 'Minyer' erscheinen; darnach heißt es denn auch von Battos:
ioDv yivog Evcpfji-Uö'rjg r&v Mivvecov Herod. IV 150, summarischer ApoUo-
nios (I 230), iitsl Mlvvcho d'vyarQav oi TtXetöxoi, xal aQiaxoi aqp' ai^Lcciog
ivxixoavxo k'fifisvcci. Mehr bei C. Robert, Gr. Heldens. 1, 5 5 f.
70 — 262. Mit der 4. Triade setzt nun die ausführlichere Argonauten-
erzählung ein, um, nach unerhört langem und ungewöhnlich geradlinigem Ver-
lauf (doch s. Bern, zu 102. 210. 212. 220. 248f.), mitten in der 12., bei der
38—87 39
Erzeugung der lemnischen Euphamiden, abzubrechen. Der Nachweis der Ab-
stammung des kjrenischeu Königshauses von den Argonauten erscheint damit
abermals, wie 50 — 65, als das eigentliche Ziel der ganzen Erzählung. Hier sei
einiges Genealogische notiert. Die 'Mutterkuh' (142), von der lason wie Pelias
abstammen will, ist Aiolos' Gemahlin (Enarea nach schol. 253*), ihre Söhne
Kretheus und Salmoneus; lasons Mutter, nach der seltsamerweise Pelias
fragt, wird nicht genannt, wohl aber heißt Pelias TvQOvg iQccamkoy.ccfiov
yeved (136). Von Kretheus, dem erstgeborenen der Brüder, was wichtig ist
(s. zu 110. 145), .stammt *im dritten Gliede' (143, durch Aison 118) lason,
von Salmoneus, durch Tjro, mit Poseidon, Pelias; wenn diesem der Tod
durcli 'einen Aioliden' droht (72), so erscheint, rein logisch, er selber hier
nicht als Aiolos' Urenkel; aber man vergesse nicht die geflissentliche Dunkel-
heit der ^iacpccra. Die Argonauten (171 ff.) fast lauter echte Göttersöhne,
ritii^eoi (12); mit Mopsos, dem Seher, der (190) ei-st bei der Abfahrt er-
scheint, sind es elf. Olymp. IV nennt um einer Anekdote willen noch Er-
ginos, Klymenos' Sohn. 70. rCq yaQ, katechetische Erzählungsform,
wie xLg r' aq (Scpm ^£c5i/ xtX. A 8, ähnlich Pind. 0. II 2. XIII 20, Isthm.
V 39. — Zu Si^axo wie zu dfi(SBv ergänzt sich das Objekt leicht aus
nXivOavxmv Mivväv. 71. Was hier moralischer Zwang (6 ^iyag 61
KivSvvog ccvaXüLv ov (jpcöra Xafißdvet^ 0. I 81, noblesse ohlige)^ ist nachher
glühendes Verlangen (184) und unwiderstehlicher Reiz (187); dazwischen
steht, negiert, das G'egenbild, xccv änCvövvov tzuqu (targl (liveiv alcovcc
:ii6aovxcc, das Stichwort diesmal wirklich in genauer Kongruenz mit xlg ös
xtv(5v»'oj(7l), von Mezger nicht bemerkt. 72. ßovXalq «Xßfijrroig deutet
vor auf Mijdfzav, xccv UsUao (povov (250). 73. ol steht dnb xoivov zu
fjk&e und KQvoev, doch mag der Einfluß von kqvoev überwogen haben.
74. 8. P. XI 9. 75, Die Einschuhigkeit, nach dem Scholiasten Tracht
der kriegerischen Aitoler, ward in der Sage vielfältig aetiologisch ausge-
schmückt; s. Bern, zu l.'^4. 76. 'Sonnig' heißt lolkos im Gegensatz zu
Cheirons Höhle (102) im schattigen Gebirge. 71). Die zwei Lanzen ho-
merischen Musters: ovo öovqs xtvdaaojv (Hektor), Ioxt} excov ovo öovqs (Achill),
Vordeutung auf Ares (87j. 80, Die heimische Magnetentracht deutet
zurück auf atfro^, das Pardelfell auf den vom Gebirg herkommenden ^sivog.
82. Das ungeschorene, den ganzen Rücken helleuchtend herabwallende
Haupthaar erklärt den 'Apollon' (87); s. Bern zu P. IX 5. 84, dtaQ»
ßaxroSf von Hermann angezweifelt, bietet jetzt Bakchjlides (V 139); die
Wortbildung, wie naxi(a : naxdaam, ndkkoa : nakdaco}. Zu JtBiQionsvoq ver-
gleicht man gut P. IX 35. 85, TiXii^ovrog d^Xav, Zeitbestimmung, um-
schreibt die bekannte Formel. SO. öjfi^ofiiviov — rig elnsv xal rod«,
anders fucQvaftiviov P. VIII 43. 87, Überirdische Menschenschönheit ge-
schildert durch die Vermutung, ein überirdisches Wesen vor sich zu haben;
schönstes Beispiel 'Nausikaa — Artemis* l 150. 102 ff., auch X] 199, nach-
gebildet von Goethe in der 'Euphrosyne': Welche der Göttinnen nahet sich
mir und welche der Musen? oi} r( jrov, 'trotz aller Ähnlichkeit, es wäre
ja zu herrlich, also leider doch wohl nicht'; etwas anders Ar. ran. 522: (hof-
fentlich) 'nicht etwa'. Vier Vergleiche, zwei mit Göttern verschiedenster
Art, Apollon, ohne Epitheton, und dem reisigen Ares, gehoben durch *Ver-
mfthlang* mit Aphrodite, — in der Ilias ist er nur ihr ritterlicher Freund
(E 363. 883), in der Odyssee ihr Buhle (0 267 ff.); von Ares war der Ober-
40 Pythien IV
gang leicht zu den Aloeussöhnen, seinen Überwältigern in der llias (E 385),
den überaus stattlichen Riesengestalten (X 309 — 313), die ünheimlichkeit
steigert si{5h in dem buhlerischen Frevler Tityos (X 576 ff.). Die biographi-
schen Zusätze iv Ss Na^(o (88) und, etwas ergiebiger, mit einer gelegent-
lichen Mahnung 90 ff., sollen nur gleichsam urkundlich die Tatsachen ihres
Todes feststellen. Bei Tityos kann von einer Spitze gegen Arkesilas keine
Rede sein. Diese Vergleiche schildern die Erscheinung Jasons (exnayXog 79)
und das Entsetzen der (^ccXXiqkoiöLv cifi£Lß6(i£V0L) hin und her ratenden Volks-
menge anschaulicher als die epische Formel (ngog alXrikovg), den Ausdruck
jedesmal in Pindars Weise kunstvoll variierend; daneben ein kleiner Par-
allelismus, ovös jüav (87) — Kai (idv (90). Die Zierlichkeit dieser Pindara
von Horaz, z. B. c. I 11. 13. 15; 7, lOff.; 20, 9ff., IV 8, Iff., fein abge-
lauschten Variation rückt erst in das rechte Licht, wenn man sie vergleicht
mit Aufzählungen wie im Dionysoshymn. 19 ff. (3 Götter), im Aphroditehymn.
92 ff. (6 Göttinnen), die wiederum zurückgehen auf epische Gleichnisse zu be-
liebiger Auswahr, wie N 389, wo ein Troerheld niederstürzt, ag oze xug öqvg
i]QL7tev t) aiE^co'tgy rje TCixvg ßXad^QTj. 92, Bindevokallose Konjunktive wie
iqcLxai (jetzt auch Sappho 5, 3 Diehl) vvvcixcii itenaxaL liegen jetzt zahl-
reicher vor aus Gortyn; Boisacq (dial. dorr. 199) betont vwaxai iteitaxaL.
95. aQiyviOXOVf in Erinnerung an das d^iöcpccxov (91). 97 If. Pelias
verhüllt seine Furcht beim Anblick des einschuhigen Mannes schlecht ge-
nug durch Grobheit, evx^cciy der epischen Formel entlehnt, hier sicherlich
ironisch, la^aiyeviiov soll niedere Herkunft bezeichnen — liebt doch P.
Umdeutung der homerischen Epitheta — ; noXiag^ eine Vettel schlimm-
ster Art, nach einem Vater wird nicht gefragt; i^avfjKiv, wie ein Tier
'geworfen', wir sagen 'hinterm Zaun'; Kaxccfiidvaig, vermutlich nicht noch-
mals eine Ironie auf die andere gesetzt, sondern lediglich wegen ix^C-
6X0L6L tpsvösöLv: 'beflecke deine miserable Herkunft nicht auch noch mit
einer infamen Lüge!' 102. Es ist nicht einzusehen, weshalb oideiv (ko-
liC^eiv paraphr.) nicht Futurum sein soll; Buttmann (Ausf. Gr. I^ 406), auf
den man verweist, meint das auch gar nicht. Über Cheiron zu P. IX 29; da-
zu Hes, fr. 19, theog. 1001. 102 if. lason erwidert d'aQöriaaLg ayavotai
Xoyoig, doch ohne Pelias anzusehen (109); schließlich läßt er ihn einfach
stehen, um sich nach der Wohnung seines alten Vaters zu begeben.
103. Der nachdrückliche Hinweis auf lasons Erziehung durch edle Frauen,
Cheirons Gattin, Mutter und kovqccl ayvaC, bedeutet in Pindars Munde eine
bemerkenswerte Huldigung vor dem weiblichen Geschlecht und wirft von
neuem ein freundliches Licht auf sein häusliches Leben mit Megakleia und
dem kleinen Daiphantos (zu P. XI 57). 105. Über avtQcijteXov (o av xig
ivxQaTCSLfj) T. Mommsen z. d. St., Th. Bergk zu Theogn. 400, Alfr. Körte
GGA. 1901, 969. lOGff. xo/Lit'Jcoi? de conatu; zu no^ileiv' ayaoiil^siv
vgl. 0. XIII 59 (mit schoL), P. IV 159 (m. schoL), P. VIII 99. ri[id ist
die Herrschaft selbst, auch 148, 0. VI 60. Über Sperrungen, wie ccQxalav
— xifidv {106— lOS), Osk. Erdmann, de P. usu synt. 1867, 83/4, Rieh. Stein,
de ai-tic. ap. P. usu Bresl. Diss. 1868, 33/4. 109. XevxaTq üti^aavta
ipQaöiv bisher unerklärt: die Scholien raten herum {avorixog ininoXaiog
x«v6g), Hesychios gibt nur Allgemeines (xaxdg), seine XiVKoi' oi öslXoI gehen
auf die sprichwörtliche Stubenfarbe der Zärtlinge (Ar.Thesm. 191. Eccl. 428),
Homers g)Q£vsg aficpifieXaivat zeigen die Dunkelfärbung beim Zorn; welchem
87— ISO 41
Aflfekt oder welcher Gemütsart das 'Weiß' entspricht, wird nirgends ver-
raten; auch Uvidiis ist nicht kevxog, und Neid und Scheelsucht würden hier
kaum ausreichen, die Färbung der Galle {splendida hilis Hör. sat. II 3, 141,
uitrea Ulis Pers. III 8), vollends das innerliche Erblassen vor Furcht (Pers.
ebd. 43) liegen ganz fem. Wenig einleuchtend vermutet Hermann (opp.
Vn 289) volksetymologische Umdeutung des epischen cpQFöl kevyaXir,aL m-
Oijcyag (I 119), obwohl die Anlehnung an die Formel deutlich ist; aber so
gut als Theognis (1174) wird auch Pindar gewußt haben, daß XevyaXiog
nicht Xevyiog ist: die * Volksetymologie' dachte bei XivyaXiog sinnreicher an
Xoiyog (Lehrs, Arist.' 106). 110. dQY^söiTiäv — so mit Recht seit
Chairis — , wiederholt mit Nachdruck das von dem selben Chairis verkannte
oQialav (106), nur vom Standpunkt des Subjekts, und vielleicht mit einem
Nebenklang von Erstgeburtsrecht — Kretheus (142) war ja der ältere Bru-
der — ; also: x&v f; «OT? ^ixoc^ovrcov, oder, mit Pin dars Worten (153) Xaolg
dUag ev^vvovrcov, ähnlich OQ&oöUag 6fJiq)aX6g (P. XI 9), und nicht nov Ölktj
aQxomtüv oder t&u öiaatojv (xara t6 öUaiov) ßaCiXicDv, wie Chairis gemeint
haben mag. Die Eigennamen ^AgieöluT] 'AQyiSiKog vergleicht gut ^I. Glaser,
D. zusg. Nomina b. P. Progr. Amberg 1898, 79. 114. Der kleine
Herakles liegt (N. I 30) in safranfarbenen Windeln, Perseus (Simon. 37, 11),
wie lason, noQcpvQtu iv fXavldi. 115. urxrt "HOivdaavxBf; ödöv, 'dem Schutze
der Nacht anvertraut'. 117. Schimmel, als Heroenpferd, besonders in
Theben und Sparta (P. IX 83. 166), auch Rhesos Pferde.(K 437) sind 'weißer
als Schnee'. 118. ov ^eivav, in Prosa würde man ^ivog sagen, vom Sub-
jekt; nun ist es neben äXXcjv ein prächtiger Pleonasmus. Die antistrophische
Freiheit, Choriambos f.'Trochaikon', wie P.III6, 0.m35, VI 28. 100 u. ö.
119. Auf das Oxymoron (prjo ^eiog macht der Scholiast aufmerksam (211^).
An der Etymologie des Namens lason von ido^iui zweifelt heute wohl niemand:
Fick, Gr. Personennamen^ 149. 427; üsener, Göttern. 156. Pindar scheidet
ihn deutlich von Asklepios, dem wahren aqiiaxqog N. III 54 f. 121. :tO[i-
if6Xv%av von nifKpi^ (Aesch. fr. 183. 206, 2 inl Tfjg §av£dog Galen). Über
den Plural des Verbums beim Neutrum zu P. 1 13. 122. av ^bqI rpvxccv,
nach den epischen Formeln tuqI KfjQi, mgl dv^m, negi (pgealv, der Akku-
sativ wirkt kräftiger, ebenso das Wort selbst. yddn^aev i^aCgsrov der
Scholiast, dem T. Mommsen u. a. nicht hätten folgen sollen. 124. xa-
ai^fvrixoi (7(fian\ wie Ovydxt^Q xi ot 0. IX 15; doch vgl. auch Bem. zu 73.
125. x«Ta üXioq, nach dem epischen ^axit y.Xiog A 227, N 364. Eine
Quelle Hypereia bei Pherai auch in einer Variante zu B 711 und bei So-
phokles (fr. 825 N*). 127. BV^iBviovxBq &v%\^növ wird schlecht verteidigt
durch dvciiqalviiv t*, auch dvaitqavüvxwv xdv dv^Qwixfov xov ivct ixetvov
TViJavvov Plat. I*olitikos 305* zieht nicht; wer dve\l>ioi schreibt, verdirbt
den Stil. Aber warum soll hev dvi^iov weniger pindarisch sein als yigovxa
iiliuxo P. XI 35, iiivov nOt/g Isthm. II Schi, oixvlovxig C(pi P. V 86?
iv öaixö^ fioCQ^f iv TW av^nociaK^xaiQU)^ gut der Paraphrast; man denkt
wohl an xai iv Ouvaxoto ntQ ai'aij 'auch in der Stunde des Todes' Q 750,
odrr an i'rt yuQ xal iX:tidog alaa 'noch ist mir Hoffnung beschieden' T 84
n. dgl.; unklar ist Dissens in conrivii parte t. e. societate. 129« a(>fid-
Jorra* uQn6dta (N. I, 21). 130. d(>a.T(tir, der Aorist, wegen der in einer
festen Summe angegebenen Zeit (Gildersleeve). xävVBV wird neben näaenf
and (\i>(f6aig nicht nocb einmal eine besondere IntensiULt bezeichnen sollen (s.
42 Pythien IV
Bern, im Pindar 1900). 131. sv^tpag ist eine zweifelhafte Bildung, ein-
fache Zusanuneuschiebung von ev und ^(od undenkbar, sv^ma schmeckt neben
e-inga^ta bei Aristoteles (Nik. Eth. IX 8) nach einer neugebildeten philo-
sophischen Abstraktion. Gab es ein ev^uog, so könnte man ohne weiteres
sv^OLu wagen. Das ehemals von Borgk vermutete sijaoia erklärt Hesjchios
gewiß richtig mit sv^rjvla (physisches Gedeihn, salus)] darnach kann man
aber Bergk nur beistimmen, wenn ihn schließlich dies Wort hier nicht be-
friedigte, während der Anklang an sv $"^1/, im Sinne von Ev(o%ia sehr an-
spricht. Also doch wohl: sv^oCccg ccmrov. Über die Kürze des Vokals prolegg.
U 45 und TS&vdxa(ieg rj ^ool SL^ieg Theoer. II 5. 132. niävta — i^ ciQ^äg
gehört zusammen, vom Paraphr. mißverstanden, wie das Tempus von nags-
TioivuTo: im Kreise der Familie gab es eben Intimeres zu besprechen als in der
ersten öflfentlichen Ansprache an die keövoI itolhai, (lll). Adyor {jtQo)-
^Sfisvoq öütovöalov, wie {dva)%o^i^(ov — ttfiKv 106 (s. Bern. z. d. St.),
ot ^\v {öm)KQtd-€v 108, (7taQ)s6vzcc TtXoov 170. 133. itXiaCa* Kltafiog.
wie T 55. 136. iQaöiJtXoxdnov, das Epitheton streift mit leiser Hand
das tragische Schicksal der schönen, von ihrer Stiefmutter ZtdiiQco kahlge-
schorenen Salmoneustochter: nichts ist doch wahrscheinlicher, als auch für
Tyro eine Eoie anzusetzen (C. Robert, Herrn. 51, 1916, 28!^)), die dann, wie
Pindarn, auch Bakchylides (Oxyrh. pap. 1361, vol. XI, Alfr. Körte, Herrn. 53,
1918, 134) und Sophokles (fr. 598) vorgelegen hätte. Stiefmutter 'Eisen-
herz' (aus Si8i]Qov6i}^ UtöriQod-EfiLg o. dgl., nach ölöijqslov vv xoi tjtoq Q ^05 j
war gewiß uraltes Märchengut. Sollte nun wirklich der schönen Tyro lieb-
reizendes Lockeuhaar nicht der Eifersucht der Stiefmutter zum Opfer ge-
fallen sein, sondern dem Zorn des sittlich entrüsteten Salmoneus über den
Verkehr mit dem Gotte (138)? Die Eoien waren in diesem Punkte doch
weniger empfindlich, und empörte Väter straften ihre Töchter wohl durch
Einkerkerung (Prosaeinleitung AP. III, 9 16). Entstellung der Schönheit ist
Weiberrache. 136 ff. Zum zweiten Mal betont der Dichter lasons Selbst-
beherrschung und Überlegenheit. 137. Zur Metapher: P. V 99.
138*. Über TiQfiJTiq zu P. VII 3. 138^. Die Alliteration fällt ins Gehör.
Über den Grund für die immer wiederkehrende Huldigung des Dichters
vor Poseidon Bern, zu 21. 33. 45. 140. s:!tißdai* at ^s&ioQxot, imßdSsg
Tivhg ovdaL ri(iiQaL Schol. 142. Die Wahl des Ausdrucks (ila ßovg für
die gemeinsame Urgroßmutter soll schwerlich eine grobe Antwort bedeuten
auf Pelias^ grobe Frage (98). 143, Salmoneus ^Qaav^7]öaq' elsye yuQ
lavTov slvai Jla arX. Apollod. I 80. 144. Über öd-^voq dsXiov, Auf-
frischung des epischen (.livog i]eUoLO^ Bem. Pind 1900 zu fr. 129, 1.
145, MoiQai d* äcpCötaivro, Chairis, der auch niloi geschrieben zu haben
scheint, o^k dni^dvcüg urteilt der Schol. 258^. In der Tat ist der Wunsch,
die Moiren möchten es nicht so weit kommen lassen, herzhafter und paßt
zu dem d-cnQiSriaccg lason (101). Um Beistand betet der Dichter zu den
Moiren Isthna. VI 18. 145 ff. Wenn treuherzig lason und tückisch Pelias
gerade die Verwandtschaft betonen, so erschiene bei Annahme einer Ver-
wandtschaft zwischen Damophilos und dem Königshause, neben der nahe-
liegenden Parallele der Idealfigur lasons und des idealisierten Damophilos,
die andere Parallele, Pelias = Arkesilas überaus peinlich nahegerückt; man
darf daher wohl urteilen: 'Unmöglich!' 146, TtaX'&^pai ist leicht irre-
führend, weil man vor Scham das Haupt verhüllt; daher alöot KaXvtl^uL
180—184 43
Hermann. Hier ist es obscurare pietateniy ccq)aj'L^£iv wie Soph. OC 283.
147. Y^aXTCorÖQOigt nicht ycdnozo^jevroig, aere fadU (Boeckh), noch xbv xaXv.ov
TLTQCDaxovaaig^ wie schol. DEGQ^ sondern tw x^^^'^ ^i® schol. B, ycdnorogog
gebraucht passivisch, von Wunden, Oppian Gyn. V 329. icsivior yrrar-
-d-SPTSq, wie Evfpduov (pvrsv^etg 256, vgl. Interprr. zu Soph. Phil. 3.
154. rä HSV ohne ein öe wie 1, nur daß hier der erwartete Gegensatz schon
voranging (ft^Aa r« xrl 148). 167. Da Pelias, wie lason, Urenkel des
Aiolos ist, lason sogar der Erstgeborene der Aiolossöhne, Kretheus' Enkel,
so sollten beide ungefähr mindestens gleichaltrig sein. Der Dichter hatte das
höhere Alter des Pelias nötig, um die Entsendung des so viel Jüngeren zu
motivieren. Vielleicht war es ihm aber auch willkommen, um die gräßliche
Parallele Pelias = Arkesilas vollends auszuschließen (vgl. Einl. zu 64/5 ).
159. xSXsrat, in einem Traumbild (163), ähnlich r^k^e 6^ eki %fviri
UaTQOKXfiog xtX. V 65. 160. Der Pluralis iXO-övraq il^äg betont die
Pflicht des ccvaKahiatfai xrjv lifvxriv für das ganze Geschlecht, also auch für
lason; das geschieht dann (167) noch einmal mit ZfUj o yevi^Xiog oi^(pO'
rigotg. In der Tat scheint sich in der Einholung des Vlieses von dem
Widder, der dem Zeus ein ihm zukommendes Knabenopfer entzogen hatte,
so etwas zu verbergen, wie die Sühne für einen noch immer auf dem Ge-
schlechte lastenden Fluch (Wilamowitz, Griech. Trag. III 171). 162. Die
Stiefmutter hieß bei Pindar (fr. 49) Damodika (Heyne, übcrl. z/z/ftouKij),
sonst bekanntlich Nephele oder Ino oder Themisto. 164. ei netaXXaxöv
Ti, nicht XI TovTwv, sondern prägnant, cUiquid, wie xaiQco rt P. VII 19 (18);
die Antwort läßt denn auch an Entschiedenheit der Bejahung des Ganzen
ni'^thts zu wünschen. öxQVVSif 6 -O-fdg, die Ergänzung hier durch das vor-
hergehende ixl KacxccXla besonders nahegelegt; vgl. icxecpccvonae — jjatrav
(schol. Olymp. XIV) scU. 'EkXavoöUag (äigeKrig 0. III 12). 165. xa(
TOI fxorapxtrr, 'dafür will ich dir denn auch . . .\ s. Bem. zu P. I 5.
1^0, iövra (nkoov) steigert die Energie des log xccxog xsvxsiv (164).
171. In dem Aufzuge der Argonauten glänzt der Dichter wiederum
durch die Kunst der Variation. 172. iftpixanm, Euphamos und
Periklymenos brauchen nicht gerade den ngtoßvlog zu tragen, agyalai <Sii]-
lucxi XafiTtQoi (Ar. Ritt. 1331), wie naeh Herakleides Pontikos (Ath. XII
512*) die Marathonkämpfer, aber der Ausdruck bezeichnet wohl nicht nur
die Höbe dor ganzen Gestalt bis zum Scheitel, sondern, im Gegensatz zu
lasons den ganzen Rücken herabwallenden Locken, eben auch eine Haar-
tracht. 173. alökad-hvxk^i AXxdv Tva fii] xaratJeaOdJatv mg avavögoi gut
schol. 308 ^ 175. Die Apostrophe im 2. Gliede, wie 89, Sappho et /e,
Alcaee Hör. c. II 13, 25. 176. i^ 'ÄJtöXXiovoq yo();ii7XTa§ gehört zu-
sammen; richtig so Aminonios beim Schol. 313* Dr. unter Hinweis auf Hes.
theog. 94. »Vgl. Pind. fr. 139, 9. 178. Hermes %QvaÖQanfiq wird seinen
Zauberstab (rov^ 6 vnvuovxag iyei{fn) erhohen haben, um seine kraftstrotzen-
den Söhne in die unal)lässigen Mühen zu entsenden. 179. XB^Xädovra»;,
wie nttpgUovxag 183, xiy.Xi]yoi'T£g M 125, P 756, xtXQiyovxag (V) B 314.
tityi^ifqt an.schuulicher als Tuxicag 126, wie XQatnvorfQc<i 201»; oh sind
eben auch Winde. Ihre Schnelligkeit wird noch sinnfälliger dadurch, daß
man ihr Herannahen gewahr wird, um erst im folgenden Satz (xol yog) zu
erfahren, wer sie sind: 'Scharfwind' und 'Schönwind*, wie d. Schol. richtig
deutet. 184. Da die Hera von Argos an sich nichts mit den Argonatiten
44 Pythien IV
zu tun hat, darf man erinnern an äXV 'Hqt] naoixsfiiljsv , STtel <ptXog ^ii/
^laacov ()i 72), ohne gerade die Anekdote für alt zu halten, wonach lason
den Schuh beim Hinübertragen Heras über einen Fluß verloren hätte (Serv.
Verg. Ecl. IV 34). 186. Zum Ethos des Artikels, tuv ^Eniixa^iog aycav
dtpivoov \>vyar£Qa TlgoopciöLV P. V 27. knl x«l {havdrip, Wortstellung
wie iv Kai ^akdaßa 0. II 31, so auch wenn xal 'und* bedeutet P. X 58,
0. VII 27, Isthm. VII 30; mehr im Pindar 1900 zu P. X 58. 187. (paQ-
lianov (eäg ciQexag) ist schw^ierig; gegen die Erklärung der Schollen, evöo^la
s'i)KXela, als Lohn für Mühen und Schmerzen (novot itXayaC)^ ist mit Joh.
Gurlitt (Hamburg 1815, 21) einzuwenden, daß es sich ja hier nicht um
Heilmittel gegen Leiden handelt; nicht unrichtig vergleicht er naQuö^stv
(pccQfiaüov acorrjQLccg Eur. Phoen. 893. Was vermag denn männlich Verlangen
mehr zu reizen (und zu stillen) als die Gefahr? 6 fiiyag öe KLvövvog avaX-
KLV ov cpcbxa Xa^ßavEL (0. I 81). Vortreflflich Paton (Five ödes of P. Aber-
deen 1904): Should seek tke only drug doth eure A brave hearts caJenture.
189. Das Tempus des Partizips angeglichen an das Verb, fin., wie noch in
attischer Prosa bei h'Xad-ov. 11)2. Zwei Anker, wie in dem Gleichnis
0. VI 101. 194. Als JtQViivevs (itQWQsvg war Euphamos 22) ruft
lason nach Zeus mit aal zunächst die Elemente an, im Kasus variiert, dann
mit T£ die Nächte und mit aal die Meerespfade, dann wieder mit ts die Tage
und mit aal die Heimkehr, die beiden letzten durch proleptische Adjektive
geschmückt, i](iata evg)QOva aktivisch, (pdlav voQxoio ^loiQav passivisch, in
mählich verdämmernder Beseelung: an eine vootolo Molqu ist nicht zu d^-
ken (s. zu 127), und für das Ganze, wie auch das Folgende beweist, ist
Zeus verantwortlich. 199. aiiütvoäv 6' eötacfav, nur phraseologisch
verschieden von av£7tvev6av. 201. enßa}eiv (^aafiaxa axsQva ^a^ov
^SLQag^ KcoTtaLöL, episch iiißaXisLV a(07tr]6t,. hvCnriOV* Xiymv schol., vtco-
(patvcov paraphr., also Verwechslung mit evsTCcov, von Buttmann Lexil. I 283
gebilligt, auch von Boeckh, der expU. 276 incutiens erklärt; nach Brugmann
KZ XXV 304 ff. verhält sich hiitx. zu iviit. wie J^en- zu (Sen-, 202. «jco-
Qoq^ sonst bei Dichtern «Ko^i^Tog, aY,6QEGxog^ in der Prosa axoTtog, was denn
auch ein neuerer Interpolator geradezu einsetzen wollte. 207. Trikli-
nios hat aus der in den Text geratenen Glosse Xid'ivov (zu d'ivao) wohl
richtig Xld'cov hergestellt; gegen At-O-ro, als eine in den Fels gehauene Ein-
bettung, wie sie sich an vielen Orten vorfindet, spricht veokxlüxov: es sollte
eben ein Wunder sein. 210. ßaqvyöovjtiov äv^paov arly^Bq er-
innert an igißQOfiov vscpiXag axgaxbg afislXLxog P. VI 12. Daß die Be-
weglichkeit der gefährlichen Felsen (\i 71) keine Neuerung Pindars war, folgt
aus Sim. fr. 22 (ßvvögofidösg). Die Einzelheiten der Fahrt durch die Sym-
plegaden interessieren den Dichter nicht: das Wunder, das Opfer und der
Erfolg {xeXsvxd' xfjg avvÖQOfirig) genügt ihm. 212. Von einem förm-
lichen Gefecht bei der Ankunft der Argonauten ist sonst nichts bekannt,
auch Pindars Bericht wäre dafür doch gar zu kurz, und Ali^xa tcuq^ avxü
paßt nicht recht dazu; aber ein kriegerisches Auftreten, ehe die Verhand-
lungen begannen, ist durch ßlav fist^av unzweifelhaft angezeigt. Statt aber
die Verhandlungen auch nur mit einem Worte zu berühren — klug ver-
meidet der Dichter eine matte Wiederholung der großen Szene vor Pelias
(136 — 155) — , verweilt P. mit Nachdruck bei Medeens durch Aphrodites
mächtigen Zauber bewirkter Neigung zu dem schönen Griechen (ito&sivcc d' 'EX-
184—252 45
lag 218), bis zum Einverständnis (j-d^ov ^ei^ai, 223), um dann sogleich Aietas
stillschweigend den stählernen Pflug in die Hand nehmen zu lassen. 214. Die
Ivy^ (fiaLvag oQVLg 216, unser * Wendehals') als Instrument des Liebeszaubers
ist uns aus Theokrits Pharmakeutriai bekannt; das vierspeichige Rad kehrt
als Werkzeug der Höllenstrafe bei Pindar wieder P. H 40, ein andermal steht
ivyyi eXüOfjiaL metaphorisch allgemein für 'Sehnsucht', N. IV 35.
217. (70(pöv proleptisch. 220, Worin die äe^Xa bestanden, zeigt sich
erst in der folgenden Handlung; mit solchen Künsten vermeidet Pindar
epische Breite. 223. iv aXXdXoKTi (isi^av, intcr se; anders fiet-
ywa^ai iv 0. I 90, P. IV 251, Isthm. II 29. 224. aQOXQOV aKiii-
t|?aTO Tiai ßoaq, Zeugma. 227. ivravvoaiq, 'schnurgerade'.
228. araßioXaTiiog, 'schollenbedeckt', proleptisch; die Bildung wie iiua-
vv^iiog P. 1 30. 233. iöXsi {i)JeHXei, vgl. ioXijto Ap. Rh. III 471.
234. G:ra<J<TdiiBvog, von da heraus, wo Aietas den Pflug hatte stecken
lassen. 236. aiavYiq, bei Pindar noch vom KOQog gebraucht P. I 63,
vom h^og Isthm. I 49, nach Jak. Wackernagel (Verm. Beitr. 1897, 7) aus
ata {aalfci^ der Akzent an yala angeglichen) 'Erde', 'Erdentiefe', eh' es zum
östlichen 'Sonnenlande' ward, und -avi]g (ngoa-avTig bei Pind. P. X 64.
III 52, yek-avi]g IV 181, aacp-aviig 0. X 55), also höllischen Antlitzes', lat.
saevus. Ob auch aivog des selben Stammes sein kann? bei Pindar vom (poßog
P. V 60, von der vßQig XI 55 und von der TaQzaoog 115, die Bildung wie
Xd'ivog ^vXivog dv&QcoTtivog, der Akzent, wie in naiövog, an deivog reQ:iv6g
angeglichen, auch Absonderung von alvog mochte erwünscht sein. Das ij in
Aii]xag aus Festhaltung epischen Lautstandes zu erklären ()li 70, Airixrig^
Bruder der Kirke k 137) bei Unkenntnis der Etymologie wie in iWijde/a:
Wohllautsrücksichten gab es hier für Pindar nicht. 240. ^'()t.Tror, in
der selben Bedeutung durch Bakch. IV 10 und jüngst durch Pind. paean. I 9
geschützt, daneben iiiicpoi Isthm. IV 54'' (N. VI 43). Da Homer nur den
Aor. fp£i/;a kennt, lag die Vermischung nahe, den Verskünstlern willkom-
men. Vgl. Bem. zu 202 ühQv ivlnTeiv. 241. dsQ^a ^rrajrtr, h'vxha rir,
lockere Konstruktion: das Objekt des Nebensatzes antizipiert, und dann in
viv wiedererscheinend. 246. Ein Zusatz epischen Stils, in Pindars
Sprache. T. Momrasen wird recht getan haben, aus den Scholien liXeOEv
aufzunehmen, nach dem Schema Pindaricum. 247. Über den Plural
fiaKQu zu P. X 63. 248 f. ctoXXoiöi ö' «yi^fiai, 'vielen ein Wegweiser'.
Die Kürze des Abschlusses, auf die sich P. soviel zugute tut, hat es mit
sich gebracht, daß die Meldung von der Gewinnung des Vlieses (nach 68
das Hauptthema) schließlich ausbleibt. 250. Die Anrede an den König
bereitet, zu.sammen mit 255. 259, den höchst persönlich gehaltenen Schluß-
teil vor. (fov6\\ nach t^ogpöv, Jak. Waokernagel Glotta IV 1912, 242,
wie schon Gildersleeve gefordert hatte. avv avr^* (^eAovtfj; x«i avv-
i(fyov(Sr] schol. 251. \ilyBV^ zougmatisch für räumliche und menschliche
V» t 252/3. ttprf()or/>«rü>r, die Lemniorinncn, erst spröde gegen
ihr- ("so der I*indarK<'holiast, Avcoa^la der Frauen, berichtet Apollod.
I 114j, dann, ;i! li» Männer sieb von einem thrakischen Feldzuge kriegs-
gefangeno Kcb.^,v« ihcr mitbringen, Mörderinnen ihrer Mllnner — und Väter,
fügt Apollodor hinzu: Arifiviov xctxov^ schon sprichwörtlich bei Aosch.
Choeph. 614. Nach König Thoas', dos auch der Ilias bekannten Vaters der
HypHipyle (verschieden erzähltem) Tode lllßt Hypsipyle die gerade ange-
46 Pythien IV
kommenen Argonauten Leichenspielo feiern; dabei siegt als oTrXizodQü^og
Erginos. Wenn dann Simonides (beim Pindarschol. 451) ausdrücklich sie
TteQi ia&rJTog kämpfen läßt, also wohl um ein besonders kostbares Kleidungs-
stück — ein Gewand als Kamj>fpreis Find. 0. IX 97, Gewänder als Geschenke
der Lemnierinnen Ap. Rhod. II 31. III 1204. IV 423 — , so bedeutet ia^ct-
TOff afx(pt,g eben auch nur tceq] iay^Titog. Mit dem Genetiv des Kampfpreises
steht ä(ig)l (jvvcaxog) P. IX 105. cificpig : lificpt wie j^f'xpt? *• ^^XQ''- Kineo
durchschlagenden Grund für die Wahl der Form am Schluß des Verses oder
der Strophe vermag ich nicht anzugeben. Das hier um des Verses willen
nötige Aktivum iniöeL^ap bietet P. selber an der vei-wandten Stelle N. XI 1 4
(mehr prolegg. 1900 II § 93). Der Ausdruck ist gewiß kühn und stammt
eben darum von keinem Interpolator. Daß Hypsipyle, Mie vom
Hohen Tor (des Höllenfürsten)', von neuem uns interessant geworden durch
den Euripidespapyrus (Oxyrh. vol. VI nr. 852, C. Robert, Hermes 44, 1909,
37 6 ff.), eine Doppelgängerin der Medea sei, ist früh erkannt worden (s. jetzt
auch Wilamowitz, Griech. Tragg. III 169 M; Jessen bei Pauly-Wissowa geht
nicht darauf ein. Pindar nennt sie ^TipLTtvXsicc^ in seinem Altersgedicht
Olymp. IV. Daß die Landung der Argonauten auf Lemnos nicht bei der
Hinfahrt stattfand, sondern (mit Medea) auf der Rückfahrt, mag alte Sage
sein; wenn Pindar aber auch dann noch daran festhielt, als er sie, vermut-
lich nicht nach eigener Erfindung, über Libyen zurückkehren ließ, ergab
das einen Widersinn, den seine Hörer ihm indes werden verziehen haben.
Vielleicht haben sie, dank dem geradezu taschenspielerischen Zeugma (^l-
yev 251), den Salto mortale überhaupt nicht bemerkt. 254. dXXoda'
Jtaiq, Anklang an 50. Über ixQovQa vom ^Mutterschoß * s. die Erklärer
zu Soph. Ant. 569. viisriQaq, bekannte Attraktion des Epithetons an
das übergeordnete Nomen, Über die Sperrung Gi:XBQna — hoiqIöiov zu
106; fiOLQLÖLOv ccficcQ Verbindet der Scholiast, von den Neueren auch Gilders-
leeve und Paton; aber fioQCt^ov rjfiaQ ist ja der Todestag (0 613, K 175).
257. Zu dem Umweg über Sparta Bem. zu P. V 57. 258. (ij^B-
(fiv) hv Jtors KaXXiaxav djtOiariCTaVf so Chairis wohl richtig für äv nore
der Hss.; ist doch ccTtOLKELV elg Sovgiovg^ nol yrig &,7tB8ri^eLg', ganz geläufiges
Griechisch. Den Einwand, ev für ü^ (Jvg) habe Pindar nur in aeolischen
Maßen, widerlegt schon iv Ss 'Poöov xataoUiöd'sv fr. 119. 260. Wenn
man will, mag man in <Tvv ^ecör tiiiaig abermals eine leise Berührung
des pythischen Sieges erblicken. 262. In oQ^ößovXov fi^rcr kündigt
sich vernehmlich der paränetische Schlußteil an.
Der weit ausgreifenden Erzählung des Mythos schließt sich die scharf
persönlich gehaltene Faränese äußerlich unvermittelt an, unter der Ober-
fläche lassen sich indes immerfort Klänge eines durchgehenden Themas ad
maiorem Batüadarum gloriam deutlich genug vernehmen. Wenn uns, wie
jeden an dem Ruhme der Battiaden unbeteiligten Leser, die zahlreichen
der Tendenz gebrachten Opfer an Wahrscheinlichkeit befremden müssen, so
entschädigt uns doch vollauf das mit Herzblut gemalte Bild lasons (78 ff.),
das seit den Tagen Wilhelms von Humboldt mit Recht Gegenstand höchster
Bewunderung gewesen ist.
263 1f. Die Parabel vom Eichbaum erzählt uns die Geschichte eines
gi-oßen, herrlichen Baumes, der zu Brennholz oder Bauholz zerschlagen und
damit geschändet und erniedrigt, erst recht erkennen läßt, welch edle Kraft
252— 270flF. 47
in ihm war; nun aber ist er tot und pflanzt sich nicht mehr fort, und seine
Stätte ist leer: pindarische Vertiefung des epischen inel ov noze (pvlXa aal
o^ovg (pvöei^ iTteiöi] :rQCüvc( rouriv iv ogeaai XikoiTtsu, Die Überlieferung
ist in den Verbalendungeu leicht gestört, aber auch leicht gebessert Wir
werden, mit Verwerfy^pg des unpindarischen si — xf, ebenso auch eines
hier recht unangebrachten ^Iv — ös und mit Verzicht auf allzu feine Schei-
dungen, uns begnügen, im ersten Satz, einem Exemplum fictum, Optative,
im Temporalsatz dann Konjunktive herzustellen. Vorangeht, unmißverständ-
lich, sollte man meinen, ein Appell an eine besondere Intelligenz, ähnlich
dem ioal yag mv aoq)6g Isthm. II 12. \pä(poiy diöoi, 'gibt die Möglich-
keit, über sich zu urteilen'. Bei (Tvv ÖQ^-alq üiövBöOiv d 8(T:r oövvatffiv
iQBiÖo^iva mag man zweifeln, ob 'als Architrav durch Säulen gestützt', oder
'zusammen mit anderen Säulen auf den Boden gestemmt', ferner 'ob ösairo-
aviaiOiv etwa eine besondere Spitze enthalte auf Emigranten im Dienst
des ^ Großkönigs)», oder ob es nur auf stolze Säulen iu einem Herrenschlosse
deute. Der Gebrauch bei Pindar von igstöead^ai und von deönoTag und der
Vorzug größerer Schlichtheit sprechen für die Deutung als 'stattlich ragende
Säule'; soll doch die Eiche nicht bloß erniedrigt erscheinen, im Winterfeuer
od'?r als Bauglied soll sie noch immer ihren eingeborenen Adel bekunden.
äXXoig iv x^iyjEöiv, nach bekanntem Gräzismus fäi* aXXo^i^ iv xd'ii-
6lv^ im Gegensatz zu Vov x'^qov^ in der Landschaft.
Die Deutung der Parabel kann wohl nicht schlimmer fehlgehen, als
wenn sie eine Drohung heraushört, vor einem Aufruhr, tivq XoCad-iov^ wor-
aus dann flugs ein tvvq XoiyLOv wird. Wie man im Untergange sich die Be-
währung, sei es nun des Volkes oder des Adels oder auch des Damophilos
ausmale, mag der Phantasie auch schon der damaligen Hörer überlassen
gewesen sein, in der Verbannung (einzelner Edelleute natürlich) ist das ein-
facher: wesentlich ist der vom Dichter gewünschte Eindruck des Ganzen,
'Schade um den schönen Baum!' Da nun aber diesem zweierlei Schicksale
bevorstehen sollen, die weder gleichzeitig noch in der Reihenfolge 'Tod und
Dienstbarkeit' einen einzelnen trefl'en können, scheidet für das Bild des
Baumes Damophilos, der ja auch erst in der letzten Strophentrias, nach
Erörterung der Wirkungen auf das Staatsganze, hervortritt, von selber aus.
Aber auch der Staat kommt hier noch nicht in Frage: die noXig liegt in
Trümmern, auf dem Boden, und ist nicht leicht wieder aufgebaut, aber sie
ist doch nicht ibv iQrjfxaaaiaa x&oovy und wie soll nun sie gar in der Zer-
störung {nvQ Xoia&iov) oder uXXoig iv zelx^Oiv ihren Wert erkennen lassen?
So bleibt es bei der in einer sonst belanglosen Jugendarbeit (stud. Pindd.
Berol. 1878, 4) kurz dargelegten und mit Hinweis auf schol. inscr. p. 92,
18 Dr., xovg iiiv aveiXt^ tovg d' iipvydötvatv ^ gestützten Deutung auf dio
beiden vom Dichter im IHlde gekennzeichneten Methoden der Maßregelung
des kjrenischen Adels.
2 70 ff. Zwei Metaphern führen den Gedanken weiter: etwas ist faul
im Staat Kyrenos; da bedarf es eines chirurgischen Eingriffs, aber der
Wund.'ir/t darf nicht verfahren wie ein Holzhacker! Nun wechselt das Bild:
einreißen den Bau eines Staates können auch niedere Geister — Gewalt-
samkeil ist noch kein Zeichen der St&rke, eher des Gegenteils — , wieder-
I i^ifkuen ist schwierig, Sv^TtaXlg Sij yivtxat -— wie fein, daß Pindar keinen
. .,i:rcn Ausdruck wählt I — wenn nicht unerwartet, wundertätig, ein Gott
48 PythienlV -
die Führung übernimmt. In {i^-)vg)aCvovtai schimmert fast mit goe-
thischer Zartheit das Bild einer spinnenden SchicksalsgÖttiu durch, f^-
deutet, wie in iKvelsvräv, htekstv, i^iKeadai, oder wie in so vielen Kompo-
sitis von ocTto-, als ^itoteXeLv^ acpLnia^cci, ^ den Abschluß und Erfolg an. Der
Gedanke (zlv öi stark betont) lenkt von dem wundertätigen Gotte zurück
zu dem seinen Getreuen allzeit gegenwärtigen ^Heiland' (270). 2^71, r^cü-
fiav ^Xasog, synonymer Gen.; s. zu P. V 48. 276. tī0-i, wie yv&d'c vvv
(263), kräftig einsetzend: 'Säume nicht, dich zu erdreisten usw.' Goethe.
277. (Xvvd'Bfxevoq ^iJiti«, wie ßovXrjv aolöriv ^ivd-ov^ mit oder ohne ^v^i^^
bei Homer, KaKJiaßCScov örofia^ in der hübschen GcpQayig eines verlorenen
Liedes, Alkman (25). 277 ft*. Ein Vergleich mit dem homerischen
ia^Vov Kai xb TEtvKrai, oV äyyekog alöLfia elörj 0 207, oder auch mit dem
sprichwörtlich gewordenen ^isya t' ayysXog ia&Xog App. prov. III 81, ist
lehrreich für die kräftige Umsetzung des epischen in den pindarischen Stil.
279. Vielleicht ein gewollter Anklang an den dritten Vers der ersten
Strophe: dort sollte die Muse den Gesang adeln (av^rjg)^ hier wird sie ge-
adelt (av^erai) durch die Lauterkeit des Gehalts ihrer Botschaft.
27 i) — 287, Die Charakteristik des Damophilos umreißt kurz das
ganze Mannesideal des Dichters. Wiederholt beruft sie sich auf die auch
am Königshofe mit ihm gemachten Erfahrungen. Der Genetiv nach yi,yv(o-
(SxeLv, wie nach ccxoveLv nvvd'dvsad'at, ist aus dem Epos bekannt; i%iyvoi
verstärkend, wie in ETtccLCQ-dvo^ai, eTtaKovco. 284. Wenn Damophilos
vßQi^ovra niGBi, so meidet er selber auch wohl die vßoig^ das sagt der
folgende Vers, wenn man sich der vßQig z(bv kuk&v erinnert (zu P. XI 55).
286if. Wenn nun auch Damophilos ein ijtiKaiQO^ ist, so könnte er
leicht den König (270) beschämen. Aber die Stelle ist schwierig wegen der
wie immer rasch wechselnden Metaphern in den wie meistens gedrungenen
und scheinbar mehrdeutigen Sentenzen ; doch man interpretiere nur scharf:
TtQog avd-QmitoDu (286) heißt nicht einfach 'bei den Menschen', 'auf Erden',
sondern Von den Menschen aus gesehen', dann ist natürlich k'yvcoKEv (287)
nicht der Kccigog, sondern Damophilos, wie sich (288) in Kala yivadKOvra
bestätigt, dQccarag ist nicht ögaTtEvrig, wie man denScholien noch heute
nachspricht (von ccTtodLÖQccGKG)), sondern 'Knecht', 'urteilsloser Trabant',
im Gegensatz zu dem d-e^aTCcov, als der eben Damophilos ei) tyvcoKE xov
KaLQOv. 289. In ^'AtXag klingt der (loi'&og övözavog der Verbannung
(268) nach. 290. Die Präpositon «rrd mit Bitterkeit wiederholt.
291, Tixävaq, natürlich die von Zeus selber gefesselten, dann von ihm
begnadigten. Mit dem Hinweis auf die Titanen, deren Fesselung der große
thebische Hymnos (? fr. 35) ausführlicher geschildert haben wird, und in
der Wahl (271) des Ausdrucks i'Axoj, schont Pindar klug auch den Damo-
philos nicht, während er mit ZEvg an die Gnade und mit dem nautischen
Bilde (292) an die Klugheit des Königs appelliert. Daß /^drco viermal
in diesem langen Liede an einem Versende steht (55. 78. 258. 291), be-
merkt Gildersleeve, um vorsichtig daran eine Vermutung zu knüpfen: es
solle vielleicht einen Seufzer des Damophilos darstellen (at last!). Aber
erstens steht es nur zweimal in antistrophischer Kongruenz (55. 78), also
nur einmal allenfalls ohrenfällig wiederholt, und dann fast jedesmal in
anderer Bedeutung: damit ist es also auch nichts. 292. Über ovXo'
liBVoq, 'verwünscht', weil man ein oIolo heraushört, zu P. X 41.
270 tf.— 298 49
294. 'ÄJtöXXiDVoq KQdva ist der Kyrequell (Herod. IV 158, Callim. hymn.
II 88), von dem Kyrene ihren Namen hat. Die Erwähnung des vielgefeier-
ten heimatlichen Stadibrunnens in Verbindung mit dem folgenden Bild
eines harmlos geselligen Kreises leiht dem Heimweh des Verbannten stim-
mungsvoll Ausdruck. 298. Tuxi stark betont: ^und, wenn dann heim-
gekehrt, wie er sich sehnt (293) und du ihm nicht abschlagen wirst', — ;
vgl. zu P. I 5. 299. Der in dem Hinweis auf den 'Quell ambrosischer
Lieder* liegende Wink ist deutlich, hatte aber nach dem eben bewiesenen
Freimut, besonders für den musenfreundlichen jungen König (P. V 114) ge-
wiß nichts Verletzendes.
Heute gilt es, Muse, an Lied im Hause des Arkesilas, Delphi eu
Ehren, wo einst Pythia dem Battos die Gründung Kyrcnes verhieß, die den
Argonauten schon Medea in Thcra vorausgesagt haue. Als die hei der Bück-
hehr aus Kolchis dem Evphamos überreichte libysche Erdscholle auf der Über-
fahrt nach Tainaron bei Thera verlor engegart g(n uar, erklärte Medea, nun
werde von dieser Insel aus ein von lemnischcn Fraimi stammender Bastard
das Werk vollbringen.
Dich, stliger Battos, hat die heilige Biene von Delphi zum Fürsten von
Kyrene bestätigt, dessen heute lebendem Sproß, Arkesilas, Apollon einen py-
thischen Wagensieg bescherte. Hin und das Goldene Vlies feiere mein Lied.
Ein Orakel hafte den Pelias vor dem Einschuh igen gewarnt. Der er-
schien dann, strahlend schön wie Apollon und schrecklich zwjldch wie Ares
anzusdiauen, von Pelias höhnisch begrüßt, doch selber ruhig das seinem Vater
und Vim entrissene Königtum zurückfordernd, Jason, Aisotis Sohn. Nach
herzlichem Empfafig im Hause des Vaters, trat er vor Pelias hin, um von
neuem sein Anrieht zu begründen, doch schlug er, um unter Verwandten
Blutvergießen zu vermeiden, eine 'Teilung vor. Mit tückischer Berufung auf
ebendiesK Verwandtschaft forderte Pelias von ihm Heimrufung der Seele des
Phrixos und Eroberung des Goldenen Vlieses. Jason war sofort bereit, und
selber entbot er die Argonauten, herrliche Göttersöhne. Dayin Mttsterung,
feierliches Gebet, Abfahrt, Götter zeichen., Opfer an Poseidon., Symplegaden-
wunder, Ankunft in Kolchis, endlich, mit Medeas Hdfe, VoUbringung dei'
ihm auferlegten Arbeiten. Dann Bück fahrt durch Okeanos und Botes Meer
— die Medeaepisode voti Thera wird übersprungen, wie ilcnn auch Jasons
nicht melir gt dacht wird — bis nach Lannos, der Wiege des Euphamuhn-
geschlecJits, dem später Battos entsprießen sollte, von der inzwischen besiedel-
ten Thera aus, auf dei' Pythia Geheiß, Gründer vo7i Kyrem.
Wie ein Gärtner oder sinniger Forstmann eine-n herrlicJien Eichbaum
schont, oder wie ein Wundarzt eine Wunde beJiandcit, so verfahre du, ein
kluger Staatsmemn, mit Männern wie Damophilos!
Strophen und Epodos, wie in dem früheren, gleichfalls erzHhlungs-
freudigen Kyrenerliede (Pyth. IX), von ungewöhnlich großem Umfang, dort
33 und 32, hier 33 und 31 Metren «tark. Die Deutung der Glieder ist
völlig gesichert, es sei denn, daß jemand den Mut hätte, in der Strophe ö**
und in der Epodos f) aus dem chalkidischon Maß herausfallen zu lassen,
allem Gleichgewicht der I'erioden zum Trotz. Doch selbst der ärgste Skep-
tiker wird zugeben müsHon, daß in der Epodos mit 4 sich ein neuer Teil
ankündigt, wir sagen der GogenstoUen. Während der Stollen wesentlich im
Ton der Strophe fortfährt, setzen, nach einem signalartig vor&ngeschickten
8eliro*d«r, VimAmrt Pjrthl«a 4
50 Pythien V
Choriambos, plötzlich schwer anhebende Metra ein (ähnlich in dem neuge-
fundenen thebischen Dithyrambos, dort ebenfalls am Eingang des Gegen-
stollen), um dann noch innerhalb des 5. Verses, wie im Anfangsvers ep.
Olymp. Xni u. ö., elegant in leichte Metra umzubiegen; darnach ein den
flotteren Schlußvers spannend herauszögernder Schaltvers, wiederum mit
einem einzelnen Choriambos sich abhebend, xqI^istqov 2tri<5tx^Q£iov in der
Ausdrucksweise der metrischen Scholiasten, wie 0. XII str. «'. Die Strophen
ergehen sich, nach einem alleinstehenden Trimeter, ganz überwiegend in
schlanken, leicht dahinfließenden Dimetern, im Stollen und im Gegenstollen
zwischen 6 und 6 Metren, je durch ein trimetrisches Schaltglied unter-
brochen; man dürfte natürlich auch von einem pentaraetrischen sprechen,
also von einem fiichei-förmigen Bau oder besser: rückläufigen Gange zu
6 5 4 und 4 5 6 Metren. In beiden Fällen ist lehrreich, daß die Sechszahl
einmal sich in 2 x 3, einmal in 3 x 2 gliedert. Hingewiesen sei endlich
noch auf die zierlich den Schlußdimeter einleitende Triole (s. zu Pyth. I),
dreimal (31. 54. 108) durch eine Länge und eine Kürze wiedergegeben,
die Länge dann jedesmal (ob zufällig?) diphthongisch gebildet.
PTTHIEN V.
Über den Mythos und den geschichtlichen Hintergrund des zweiten
Arkesilasliedes handelt die Einleitung zu dem großen Epinikion (Pyth. IV);
einiges wird am Schluß der Einzelerklärung nachzuholen sein. Das zweite
Lied gilt sichtlich einer Karneenfeier, an der, wie sich zeigen wird, Pindar
aus besonderem Grunde innerlichen Anteil nimmt. Bezeichnet er sich doch,
vielleicht nicht ohne Gewaltsamkeit, geradezu als erbberechtigten Gvvd'ici-
Gwrrig, an der vielbehandelten Stelle, AiyitSat^ i(ioi natigsg (75/6).
Das Verdienst, die Beziehung der 1. Person auf den Dichter für alle
Epinikien Pindars zuerst festgestellt zu haben, gebührt Tycho Mommsen
(Pindaros 1845, 10, Ergänzungen dazu durch Betrachtung der 1. Pers. Plur.,
in der Woch. f. kl.Philol. 1893, 707). Die These ist auch durch Studniczka
(Kyrene 7 5 ff.) und durch die eigens dieser Frage gewidmete Gießener Dis-
sertation von Imre Müller, Quomodo Pindarus chori persona usus sit, Darm-
stadt 1914, nicht erschüttert worden. Das Auftauchen einer vom Chor
selber geltenden ersten Person in einem neu ans Licht getretenen Paian
(ysoTtoXtg d^i^ Abdera 11 27) und in einem Partheneion (fr. 104^ 26, aXXa
t(06c(^ivc( re ninlov wnicog) hätte uns nicht so überraschen sollen. Welch
ein Abstand ist doch zwischen einem Mädchenchor in einem Lokalkult und
einem v^vov t£^(ibg VXvfimoviyiag (0. VII 88)! Zuerst aufgekommen ist das
Hervortreten der 1. Person des Dichters natürlich nicht in der Chorpoesie
selber: es stammt vermutlich aus der 'Sphragis' der homerischen Hymnik
(Apollonhymn. 172), darnach dann bei Hesiod (theog. 22), femer der Ki-
tharödik und der Elegie (0. Crusius, Woch. f. kl. Philol. 1885, 1297 u. 39.
Philol.-Vers. Zürich 1887, 258; ü. v. Wilamowitz, Timoth. 99), begegnet
dann aber auch in der Chorlyrik schon bei Alkman: enr} taös 'Aal fiiXog
^Akx^v »tX. (25).
1 — 26. Das Prooimion ist ganz lehrhaft: vorangestellt eine Sentenz vom
Fürstenstand — die sozusagen feierliche Bedeutung von nXoi^tog, auch bei
1-27 51
Aischylos und Sophokles, hat zuerst wohl Joh. Gurlitt empfunden, zu 0. II 57.
Hamburg 1807, 16 — femer vom sittlichen Adel (aoera ica^aga) und gött-
licher 'Verleihung' (TIox^ov Ttagadovrog). Pindar wußte, was heute man-
cher nicht weiß: bloßes Hervorkehren der Macht, ohne sittliche oder reli-
giöse Hemmungen und Einstellung, bedeutet noch keine Kraft (evQva^svrig),
X)hne jene Hemmungen kein Gedeihen (icvccysi,), keinen dauernden Einfluß (;ro-
XixpiXov inkav, Boeckhs dilectissimus nicht minder verkehrt als das von ihm
bekämpft« multum amans, richtig Aristarch wate noXXovg cpikovg nouiv).
Mit der Anrede an den König (<yu xoi vlv) folgt die Anwendung, zunächst
nur gipfelnd in der Anerkennung eifrigen Strebens 'von den untersten
Stufen aufwärts' (7) an ä^ifig xov ßiov^ die Scholien, von den obersten
Stufen 'fürstlichen Standes', Rauchenstein, comm. P. 112; der Ausdruck er-
scheint wie eine Umkehruug der ionischen Formel xar' «x(»^g. Über die drei
Bedeutungen von av.qog zu P. XI 10. Und das Streben hatte Erfolg,
dank Kastor iqvGaq^iaxog^ der hier auch den Bruder vertritt, beide sind
Sturmbeschwichtiger, auch im Staatsleben (svötav fieza xstfitQiov o^ß^ov
lO/ll). Eine zweite Sentenz, Anfang der zweiten Antistrophos, nimmt
die zum Teil fallen gelassene erste wieder auf: 60(pol Si xoi xaXXiov tpigovri
xal xav ^eoöSoxov (3. 9) övvafitv. Jetzt handelt es sich darum, daß man
auch auf der Höhe bleibe (über die freie Stellung des Tcal s. zu VI 44).
Dazu ist Grundbedingung, daß man in den Bahnen des Rechtes wandle.
Das tut Arkesilas bis zu einem Grade schon als rechtmäßiger König und
und als pythischer Sieger (x&j|ito) ^ev aöviifXei JUa TtaQeaxaxe in ähnlichem
Zusammenhange P. VIII 70). Aber sein Auge heischt noch besondere Ehr-
furcht für das Geschenk fürstlicher Geburt (atöoioxaxov yiQug, so mag zu
schreiben sein f alöoUöx.^ Erinnerung an 0. III 42), und 'echt' ist sein Blick
(övyyivrig ofp^aX^og, vgl. it^og, a&ivog cvyy. und das berühmte noXXa iiömg
(pvu): eine königliche Seele leuchtet daraus hervor (19). Die Interpretation der
Stelle will nicht zur Ruhe kommen, besonders weil man sich noch immer mit
der allegorischen Erklärung von dcp^aX^og abquält. Nun hat Karrhotos,
des Königs Schwager (schol. p. 176 Dr.), in Kirrha ihm das Viergespann
sieghaft und unter 40 Mitfahrern heil durchs Ziel gelenkt: 'drum, mein
Fürst, wepn du ao(p6g bist (= aya&dg^ wie P. II 88) und evgva&evrig sein
willst, vergiß nicht, der Gottheit wie immer, und jetzt dem Freunde zu
danken!'
Das Prooimion will studiert sein: lehrreich ist schon auf den ersten
Blick ein Vergleich mit dem Eingang des intimeren Liedes Z(<(jieQov ftlv xQV
01 na(f^ civSqI (plX(p axdfitv. Die Festouverture, durch allgemeine paränetische
Absicht beschwert wie sie ist, zeigt, rein logisch betrachtet, eine Gedanken-
ffihrung, die nicht von der Stelle zu kommen scheint; aber man gebe sich
nur dem Reiz der Variation des Ausdrucks hin: nXo^og — övvaiiig —
BXßo^ — ^axoQ, oder: aQtxa — tfo9>o/ — xia fp(fivl^ oder: IIot^ov ita^adovrog
— 9t6^iOi^ — i%axi KuCxoQog — O£Ö0(5orov, um, innerhalb der Schranken
der cbonschen Poesie überhaupt, der besonderen Kunst Pindars gerecht zu
werden, t^ber Einzelheiten der Lesung und der Vorgeschichte der Inter-
pretation namentlich von 6<pQaX^i6g (18) die Pindarausg. 1900.
27 — 58. Die Stelle der Siegostafel nimmt eine besonders ausgiebige
Huldigung f&r den edlen Wagenlonker ein. Der Wagen selber konnte dies-
mal in dem festlichen Aufzuge nicht miterschfinen, war er doch unter dem
4«
52 Pythien V
zjrpressenen Dach eines besonderen Gehäuses (viyog Ila^väaüLOv, außerhalb
des Apollontempels) neben einem offenbar uralten kretischen Xoanon (|lioi^-
ÖQonov q)vi6v' fiovo^vlov schol. 56) des Gottes (?), als ein Weihgeschenk
aufgehängt worden. Das 'zypressene Dach* deutet auf ein durchweg hölzer-
nes Gebälk, wie man es ja auch für die Athenerhalle mit ihrer weiten Säulen-
stellung annehmen muß; übrigens ist bei dem Fehlen jeder Spur eines Kyre-
nerschatzhauses das Alter des kretischen Holzbildes ein völlig zureichender
Grund für die Weihung gerade neben diesem Weihgeschenk. 40 Mitfahrer
waren gestürzt, Karrhotos allein war mit völlig unbeschädigtem Gefährt
durchs Ziel gegangen, wie uns in zwei Absätzen, 30flf. und 49 ff., berichtet
wird, das zweite Mal mit einer herzlichen Apostrophe an 'Alexibios Sohn'
(45), der nunmehr, vielleicht nach Erledigung anderer Aufträge (schol. 34
[Theotimos]) heimgekehrt war, um recht eigentlich der Mittelpunkt des
Festes zu werden, als vor allen geliebter Freund (26) und 'Wohltäter' (46)
des Königs. 27. 'Ejtiiiad-Bog ÜQOipaaiq hat ihr Gegenbild in Uqo-
^d'iog Alödtg 0. VII 44. 29. ^SfAKTXQSÖvtOiV, wohl eine Neubildung;
der Demeterhymnos und Hesiod haben &efuaro7t6kog^ Pindar noch ^sfitano-
TtOQy d'EfilitXsKrog. Zur Bedeutung vgl. Hierons d'efiLOvEiov aKurctov 0. I 12
und das epische öK&nzov x ^]b\ ^ifiiavag I 99, dazu die Eigennamen Ssfii-
(STOTt^Dcrrjg , Se(iiatS>va^] Apollons Orakel ('^ifnaaiv P. IV 54) sind fernzu-
halten. 33. Zu der stattlichen Leistung der zwölf ümfahrten vgl. die
Ausrechnung in der Pindarausg. 1900, 55. 34. Hübsche Bemerkungen
über den Sinn solcher Weihungen ("dauernde Gestalt des Opfers') bei Jac.
Burckhardt, Vorträge* (1918) 226. 36. Der Wagen des Siegers fuhr
von KCQQa {ßccd'vXsC^oDv P. X 15) über den Hügel von K^taa in die yinoX-
koDvlcc vaTCa von Delphi (P. VI 9). 39. to* öicc roiJro, wie 0. VI 56.
44. Zu dem Ausdruck (svsQyitav) wie zu dem Gedanken vgl. rbv evsgyixav
ayccvaig afwißactg eTCotiofiivov^ rlvsad-at P. II 24; mehr sagt auch {mccvti-
döuL nicht; anders, ganz dramatisch, nimmt es E. Maaß GGA. 1890, 364ff.
45. Den Lenker des Viergespanns, der den Kranz gewann, um ihn dem
König ums Haupt zu flechten (31), umstrahlen vor allen die lockigen Chariten
der Festfreude, zum Lohn für seine Mühen (47. 54), wie ja auch die Eieer
(Isthm. II 2(j) den nla^LTtitog (p6g umjubeln, als er der Nika in den Schoß
sinkt; der König erhält, wie ihm zukommt (103), das Lied als Xvttiqwv da-
navccv (106). 48. Xöyiov g)SQrdrayv (trov ij^vcov schol.) ^vccfiri'Ca^ syno-
nymer Gen., wie ÖQaKovrcov cpoßcadi P. X 46, xt£«t' aKQod^tvCcov N. VII 41,
iv ayyicDv egKsaiv N. X36, öMäg ovaQ P. VIII 95. 52, Die byzantinische
Verbesserung ayXaojv für das überl. ccya^&v (^ayccv^v) läßt nichts zu wün-
schen übrig: wenn doch die ^egifipai (N. III 69) so heißen können, im frohen
Ausblick auf ayXaal vIkccl (N. IX 20), warum nicht auch die asd'Xoi'^
54 — 104. Der Mythos beginnt, wie dann auch in dem Argonauten-
liede, mit dem alten Battos und seiner Befragung der Pythia, diesmal bei
dem Gegenstande der Frage verweilend, während doi-t nui* noch die unge-
fragte Antwort (avTOfidxG) KeXddo) 60) interessiert. ApoUon, verleiht der
Stimme des Battos plötzliche Wunderkraft: die von seiner Fahrt übers Meer
heimgebrachte Stimme (yX&aaa 'hneQitovxiu 59) war mit Apollons Hilfe (60)
stark genug, sogar die brüllenden Löwen zu verscheuchen — echt pinda-
rische Umdeutung der bei Paus. X 15, 7 überlieferten Sage, wonach den
'Stottei*er' xo öeifux ßofiöoci, Gaq)£g y.u\ (.liya rjvdyKccasv. Und nun lenkt Apol-
27-72ff. 53
Ion mit seinen Orakeln, wie die Besiedlung von Sparta, Argos, Pjlos durch
Herakliden und Dorier, so den Zug der Aegiden von Sparta nach Thera,
und von Thera, mit den Kameen, nach Kyrene. Dort stößt der jetzt erst
zum 'Battos' (= 'König') gewordene Aristoteles auf Gräber troischer Heroen,
denen die Kyrener fortan zu huldigen nicht versäumen, stiftet selber dann
großartigere Kultstätten, baut für die Kameenprozession eine Kunststraße
▼on der Agora zum Apollontempel. An der Agora — oi yctQ oixi6ral iv
liiöatg raig TtoXiGtv i^uTtxovro i| i^ovg schol. 0. I 149^ — , also am oberen
Ende der Straße, 8lia (03), als rJQcog Xaoasßrig^ in einem eigenen Heroon,
liegt er auch begraben, wie vor ihren Palästen die anderen heiligen Könige,
an deren Gräbern jetzt der Karneenfestzug vorübergeht. Damit sind wir
wieder bei der Gegenwart angelangt; inzwischen aber ist alles Licht auf
Apollon konzentriert worden (60 — 79. 90), der zum Schluß mit x^<^<^OQa
ein prächtig schmückendes Beiwort erhält: ihm gebührt jetzt {nQinet, 104),
wie vorher (43) dem Karrhotos, des Königs Dank. 55. iüxsxai kann
hier nicht heißen aq^o^ei^ wie 0. II 24, da die Spitze des Gedankens (56)
in der Größe des Segens liegt, nicht in der konzessiv angefügten Einschrän-
kung mit T« T^al xa vi^iwv (von Boeckh u. a. wiederum mißdeutet, haec at-
quc illa prospera)-^ oXßog ufi taniro u. dgl. ist Pindaro ja ganz geläufig,
also öoL hinzuzudenken, ebenso zu vi^cov^ das, wie vifui Isthm. V 52, syn-
onym steht mit dt^orlsthm. IV 33; allgemeiner ist (f)iQ€L 0. II 58, (pi^sad^ai
P. VII 24. 5G. Bürger und Fremde, beliebte Zweiteilung; deshalb braucht
Pindar selber sich noch nicht unter den Gästen befunden zu haben.
58. ^6Qi ÖBinaxi, wie niql laQ^aTi im DemeterhymnoB 430. 60. a/ra>
(fößip, 'Höllenangst', s. zu P. IV 236. ()2. fiij — ÄreXi^g, die aktive Ent-
sprechung zu dem homerischen ovd' äisXevTrixo^v A 527. Treue zu halten
war der ä^iuyixag &e6g sich und dem von ihm bestallten xafilag Kvgdvag
schuldig. 63. An das Heilungswunder schließt sich eine Aufzählung
der Funktionen des Gottes, zunächst als Heilgott (nachklingend in AnoX-
Xo)vlaig äXi^i^ßQOxoig no^natg 90; vgl. Tlaiüv P. IV 270), dann als grop-
\iiy%xTig und Musengott (nachklingend in der Charakteristik des Königs 114)
und Bringer inneren Friedens, des Seelenfriedens (richtig so Boeckh, expll.
288/9), endlich, worauf es hinausgehen sollte, als Orakelgott. 72. Die
Dorier, neben den Herakliden, hier durch Aigimios vertreten, wie P. I 62
durch dessen Sohn Pamphylos.
72 — 76, Wenn der Angelpunkt, um den seit einem Jahrhundert sich
die schier endlosen Erörterungen dieser Verse gedreht haben, die Bedeutung
der ersten Person in den Epinikien, nun endlich feststeht, so handelt es
sich noch um einige Schwierigkeiten der Ausdeutung im einzelnen. Vorab
ist diö Heilung des fehlerhaft überlieferten Textes, yct^ix* (od. yapvfvr*),
ZQ besprechen: bei Hermanns von den meisten bisher übernommener Schrei-
bung yü(fvi(i)v ist //uoi/ zu trennen von %Xiog. wobei man nicht weiß, wes-
sen nXiog. Wenn sonst mehrfach bei yaqvHv gerade der Dichter als Subjekt
hervortritt, ho geschieht es, wie es scheint, formelhaft in Fällen, wo er seine
Pflicht als Siegesherold betont: 0. I 8 (q>lXov t^rop), XHI 49 {iya>\ N. VI 68
(/yoo), Isthm. I 30 (/yoS). Hier aber gilt es, den Gedanken fortzuföhreu, dafi
Apoll durch Orakelsprüche die Herakliden in Sparta, Argos, Pylos und
Aegiden von Sparta aus in Thera angesiedelt hab^, daher yuQVH i^Hn6XX(üv)
zu lesen mit Wilanu.uit/ (Textgesch. gr. Lyr. 1900, 99*). Mit dieser Aegi-
54 Pythien V
den Ruhm ist nun auch Pindars Ruhm verknüpft durch eine irgendwie mit
TCccriQsg bezeichnete Verwandtschaft, die hier zu betonen für ihn offenbar
ein besonderer Grund vorlag: es galt, sein persönliches Anrecht zu erweisen
auf eine, wenn nicht körperliche, so doch desto innigere geistige Beteiligung
an dem kyrenischen Karneenfest. Die Ehre, dies nun auch durch den Mund
des Chores kundtun zu dürfen, klingt mit besonderem 'Reiz' {iniQQatov)^ als
des Ruhmes lockender Silberton, in das schlagende Herz des Dichters, der
kurz vorher im Vollgefühl seines Könnens die Bemerkung hatte einfließen
lassen, tcoqsv xe yX^uqlv ölöcoöl re Molöccv, olg ccv i^ilrj. Im übrigen hatte
Pindar ja zu seiner Unsterblichkeit nicht gerade Sparta nötig. Aber auf
dem Umweg über Sparta waren nun einmal die lemnischen Euphamiden
nach Thera und Kyrene gekommen, und aus Sparta • ebenso die Karneen.
'Reizvoller' noch wäre der Ruhm für Pindar gewesen, wenn Theben die
Karneen gebracht hätte. Das entsprach aber nicht der Wahrheit. Hiermit
haben wir einen bisher nicht beachteten indirekten Gegenbeweis gegen 'the-
bische Karneen', also gegen das ccvro(SxsSlcc6}ia des Schol. P. V 104*^; Ephoros
(schol. 101*) meldet einfach ^vovtcig xivccg x&v Srjßaicov (^Alyetdag) Tta^a
T^v oSov, also nichts von Karneen in Theben. Die Bezeichnung der lako-
nischen Aegiden als ifiol (lIivödQm, für den Dat. 0. IX 15) nccxigsg kann
natürlich nicht buchstäblich gemeint sein, im Sinn einer Abstammung; man
hat nur die Freiheit, nach tcccxqu' naxQLg, sie als 'Landsleute' zu nehmen
(mit Drachmann, PindarföHolkning 1891, 303), oder nach fcdxQcc' (pvkri
(Hesych), als 'Gentilahnen' (mit Tycho Mommsen, Pindaros 1845, 15/16).
Aus sprachlichen und ethischen Gründen ist das zweite vorzuziehen; für
nccxsQsg hätte Pindar hier genauer wohl TcdxQcosg sagen können == ot xccxa
naxe^a avyyevstg, nach iiccxQtoEg 0. VI 77 u. ö., und ndxQm e(i6v Stesich.
fr. 17. Auf das pseudo-simonideische Epigramm (app. Planud. I 2), wo dem
uns bekannten Aigineten Theognetos (P. VIII 36) aus der TtdxQix MeiövXiS&v
(38) nachgerühmt wird, og TtcasQcov aya&wv i(Sxeq)ccv(oa£ Ttohv, wird kein
Gewicht zu legen sein: Theognetos konnte doch außer edlen Schwägern auch
edle Vorväter haben, und 'die Stadt der Geschlechtsverwandten* war ein
seltsamer Ausdruck, wenn er selber nicht etwa einer anderen Stadt angehörte.
Bei der Verteidigung des erweiterten Begriffs von TcaxsQEg hat man
wohl auf Pindars fJUiXQO(idx(OQ ifia 2Jxvfi(paXig, svavOrig MsxmTtcc (0. VI 84)
und auf Atyiva, q)tXa (läxEQ (P. VIH Schi.) hingewiesen, nicht ganz mit R«cht.
Wenn der Dichter dem Sieger zuliebe aus der Nymphen-Genealogie einmal
sein Leben und Dichten von Arkadien herleitet, so ist dabei der Humor doch
unverkennbar (hierüber zu P. IX 105). Mit einer ähnlichen Genealogie (nach
Isthm. VIII 15 ff.) hätte er wohl auch hier die 'Mutterschaft' Aiginas be-
gründen können; er hat es aber nicht getan: hier ist das (plkcc }iäxEQ viel
tiefer in Pindars Aiginetenfreundschaft begründet, gerade bei Aiginas Un-
glück fühlt er sich ganz eins geworden mit seinem Chor, wie ein wirklicher
Aiginete. Die selbe Innigkeit atmet auch das üEßl^ofiEv hier (80), wobei er
sich unsichtbar dem Chore voran schreitend denkt. Aber hier erbringt er
ganz ernsthaft den Nachweis seiner verwandtschaftlichen Zugehörigkeit. Und
es fehlte wahrlich nicht viel, so nannte er sich selber Mitgründer Kyrenes,
wie einige Jahre zuvor den Syrakusier und Olympiasieger Hagesias einen
Schaffner am Altar des Zeus in Olympia und Mitgründer von Syrakus
(0. VI 5; Wüamowitz, Isyllos 170).
72ff.-82fif. 55
77 — 81. Die Weisung, nach Thera und Libyen zu ziehen, gab Apol-
lon, und ^die Götter' gaben das Gelingen, eine gnädige Moira (76) über-
nahm die Führung. Der an den Anfang des Relativsatzes gestellte noXv-
^vrog SQavog zeigt die Spitze des ganzen Berichts: auf das Fest des Tages,
die Karneen, lief das Ganze hinaus. Gegen ev&ev im Sinn von ergo ist an
sich nichts einzuwenden (Aesch. Eum. 689); 'gerade weil die Übersiedlung
mit Hilfe der Götter gelang* — die Geschichte weiß es etwas anders, doch
das gehörte nicht in das Festlied — , *'haben die Kyrener in dankbarer Freude
das Fest zu dem ihrigen gemacht' [ccvaÖE^d^voi)^ aber schlichter ist und der
Neigung des Dichters zu lockerer Anfügung entsprechender, die lokale Be-
deutung (ttTTü SrjQag natürlich, anb ZndQxaq [73] wollte E. Maaß, GGA.
1890, 368), wobei dann avadf^a/iievot etwas von seinem Gewichte verliert;
ein kräftigeres Licht wird nachher der Troerhuldigung aufgesetzt mit Iv-
övTiUiüg öhowaL (85). Für die Karneen, ein altertümliches Erntefest,
ist der Ttokv^vrog SQccvog^ eine nach spartanischer Sitte fest geregelte öffent-
liche Speisung in Laubhütten charakteristisch ; die in Thera von Hiller auf-
gedeckten Tempelreste deuten auf eine fast bäurische Schlichtheit. Über
den Ursprung des Kultes hat Ed. Lübbert (Diatr. in P. locum de Aegidis et
sacr. Camels. In hon. üseneri Bonn 1883) manches tief und schön kombi-
niert, was strengerer Prüfung nicht standhält; vgl. Sam Wides trefflichen
Artikel bei Röscher II 1, 961 u. Martin Nilsson, Griech. Feste, Leipzig 1906,
1 1 8 flf. Den Dichter interessierte die religiöse Besonderheit des Kultes wohl
weniger; um Apollons und Kyrenes willen versichert er die Festgenossen
aufrichtig seiner herzlichen Anteilnahme. Über die Möglichkeit eines mit
seinem Schützling Damophilos zusammenhängenden Nebenmotivs Einl. zu
Pyth. IV.
82 — 88. Die Irrfahrten des Menelaos mit Helene sind schon der
Odyssee bekannt, Antenoriden in ihrem Gefolge bezeugt Lysimachos iv
nQ(ot(o zobv v6cz(ov (schol. 110 Dr. = FHG. III p. 337) mit dem Zusatz, sie
hätten zwischen Kyrene und dem Meere den X6(pog 'AvrrivoQid&v besiedelt, an-
geblich, weil sie nicht geneigt gewesen seien, mit den Zerstörern von Ilios zu-
sammenzuwohnen. Ein anderes Scholion begründet die Begleitung mit der
Erinnerung an den griechenfreundlichen Antenor (f 205) und die Trennung
von Menelaos mit Ermüdung, yMiartovii^ivtsg reo xsifji&vi xal xfj noXvxQovita
nlavrj. Wenn es nun, in unmittelbarem Anschluß an csßl^Ofiiv KvQuvag
avaxxtfiivav nohv, im Präsens fortgeht, ^xovxt rai/, so haben die recht ge-
sehen, die ixovxi nicht als praes. bist, auffaßten: ^x^vxi steht im selben
Sinne wie Aucg ZaXafiiv' f/ft 7taxQ(pc(Vj N. IV 48, also, als die von den
neuen Ansiedlern bereits vorgefundenen ilgtosg inixutQioi. Schwieriger ist
der folgende Satz: soll xb IXaCinnov ^^vog Subjekt od(?r Objekt sein zu di-
xonrctV Und sind die Troer gemeint (vivxoQig imtiov^ (nrcoöcmoi)'^ oder die
Libyer {tnntvxav voiuidtov ofnXog)? oder die neuen Ankömmlinge? Wenn
fOi'og Subjekt, dann nur die Libyer, nicht, wie Rauohonstein will (comm.
Pind. I, Aarau 1844, 15), die von Battos- Aristoteles (87; über ihn Einl.
z. Pyth. IV) geführten Theraeor: die von ihm angezogene Stolle, P. IV 17,
beweist ja das Gegenteil, und zum ÜberÜuß heißt es gleich nachher (87)
▼on ihnen, xovg — üyttyt vaval ^oaig xrX. In gleicher Verdammnis ist der
ScholiMt (113*' Dr.\ der mit xti^viinoxag ein olxviovxag wiederzugeben scheint^
ganz zu schweigen von einem neueren Kritiker, der daraufhin gleich noch
56 Pythien V
drei Nachbarwörtern die Schlußsilben ändert. Das 'rossetummelnde Volk'
sind also die heroisierten Troer, als Objekt zu öinovrai (nQoööixovzai xal
&eQan:£vovai, paraphr.), und das Präsens gilt, wie in s'iovtl von den noch
immer in Kyrene waltenden Heroen, so hier von den gegenwärtigen, seit
ihrer Übersiedlung aus Thera ihnen huldigenden Bewohnern Kyrenes. Weil
sich hier ganze Bevölkerungsschichten gegenüberstehen, heißen die Anteno-
riden ein e^og {et par heroer y spottet mit Unrecht Drachmann, Pindarfort.
304). Sie empfangen Opfer 6g &sol (martsQ d'ecp 0. VII 79), nicht rag rs-
d'vecbrsg, daher Q-vaiccLg und Ivduxfwg, mit besonderer Aufmerksamkeit, wie
in Anerkennung unbestreitbarer Rechte ; doch ist auch öfiqiv öTaöaju-f -&' iv-
SvKicog 'f^ aficcza övvsiicog Bakch. V 112 und noch merkwürdiger iiaQvdfie^^
ivövKicog 125 zu vergleichen. oiyiVBh\ mit dem Acc, wie fr. 75, 5, der
Person, wie H&elv, Isthm. II Schi.
90 ff. Da Pindar, wie sich sogleich zeigen wird, weder Arkesilas per-
sönlich kannte, noch je in Kyrene war, so muß er, wie seinerzeit das an-
schauliche Bild von Akragas (Pyth. XII), so jetzt von Kyrene den Mittei-
lungen seiner Freunde verdanken (s. zu P. IV 8). Das Beste hat er doch
selber hinzugetan. Sehen wir doch die Straße fast vor unseren Augen ent-
stehen: um die jäh abfallende Schlucht zwischen den beiden Hügeln, der
Myrtenhöhe und der nördlicheren 'Tischplatte' (s. zu P. IV 8), bequem fahr-
bar zu machen (TteÖLccöcc — [TtitOKQOwv 91), zumal wenn die Straße gerade
gehen sollte (evd-v- 90), so mußte sie teilweise in den Fels geschnitten
(evd'VTOfiov^ das verkannte, wer dafür evd^vzovov schreiben wollte), teils auf-
geschüttet werden (aüVQcozciv 93). Es war eine berühmte Straße, noch heute
staunt über ihren Resten der Reisende. UnvQcord war nach schol. 124*°
ein Eigenname, wie ZKVQog, die von Karern und Kretern besiedelte Insel,
nach schol. 120^ von CKVQog' XarvTtr). Man darf wohl auch an ayiiQog öMQQog
'Gips' denken und an aoiiQQog, 'trocken', dazu (jthqco^&öl' ßxXrjQvvd'&Gi und
cynQcoCaßd^cci' anoaTiXriQovad-ccLliesjch. Ob Verwandtschaft vorliegt mitöxcA,-,
CKul-y öteQ'y 6t7]ql^co aKrjQLTtTWy odcr wir es mit einem (^karischen?) Fremd-
wort zu tun haben, wird sich schwer entscheiden lassen. 96, Nicht
minder hervorragend, als die Schilderung der Straße, ist die poetische Kraft,
mit der sich der Dichter den Festzug ausmalt, vorüber an den Königsgrä-
bern: 'dumpf tönt in ihren Schlummer ihr Ruhm und der ihres Sohnes'
(ähnlich als Sentenz, söti 6s xat tl 'd'avovreaGi fiigog \ accv v6(iov igöofiivcav' j
KaraxQVTcrei d' ov Kovig \ övyyovcov oisdvccv xccqlv^ 0. VIII 77; anders Schiller:
'Aber der Bräutigam höret nicht mehr, Nimmer erweckt ihn der fröhliche
Reigen, Denn der Schlummer der Toten ist schwer', Br. v. M. III 5). Damit
schließt vollends ab der wie man sieht eng mit der Gegenwart verbundene
'mythische' Teil. 99. Für ÖQÖaog als Spende sagt Pindar auch eegaa
(N. III 78), vergleicht sein Lied auch geradezu mit Honig und Milch; über
Totenspenden P. Stengel, Opferbräuche, Leipzig 1910, 71. 183 ff.
102/3. vi^ — *AQ7iS(T{Xc(, statt eines Pronomens ein neues Nomen wie P. II
68/9. IV 1/2. 104. Der kriegerische x(>V(7«o(>os der Ilias (E 509.
0 256), dazu Xqv6u(x)q^ der Sproß der getöteten Medusa, ist bei Pindar
bereits in den ^Q'^^OKL^aQog umgedeutet, darnach auch ^OQ(pia xQ^^t^OQa
fr. 119, 10. Ein Schwert mochte man ihm jedenfalls nicht mehr geben,
ayvbg yccQ 6 d-eog (schol. Ä zu 0 256),
106 — 124. Nun durfte auch der König sein Lob erhalten, diesmal,
82 ff.— 123 57
wenn man 119 nicht pressen will, ohne paränetische Spitze, Xvxriqtov öa-
rraväv (sonst egytov ^o'/^&cov cc^stag anoLva^ man denke an XvQLxiXovv^ 'was
die Kosten aufwiegt, lohnt'); höchst bezeichnend jedoch mit Berufung
nicht 80 sehr auf das eigene urteil (der ßvvixoi^ zu denen der Dichter am
Ende noch gehören mochte) als auf der Leute Mund : 'über seine Jahre ver-
ständig, auch in seinen 'Äußerungen' (man denkt an die von tiefer Einsicht
zeugende Mahnung P. I 87if.), 'adlerkühn' (111), 'an Wahrhaftigkeit wie
eine Mauer' (ein 'Tunii' war der alte Battos 56), 'musisch gebildet von
Jugend auf (c::t6 ^xqoq cplXag muntert die Alltagswendung etwas auf,
die Zeitbestimmung vielleicht in gewollter Parallele mit cd(bvoq a.y.qav ßa^-
^CScov äno der Anfangsstrophe 7), 'ritterlich', 'in allen heimischen Spielen
tatkräftig beflissen' (der Ausdruck ist nicht berauschend). Daß hier vor
allem an Kampfspiele gedacht ist und an ihre t'aoöoL (P. VI 50), liegt nach
aQuaxy^Xdzag am nächsten, dann aber auch im Hinblick auf die ihm weiter
gewünschten Erfolge, deren Krönung ein Olympiensieg sein sollte (in der Tat
gewonnen in der folgenden olymp. 80 = 460). Nebenher wii-d freilich, ziem-
lich unverhüllt, mit ßovXaig (119) und der vielleicht an das (p&ivoxaQTiog
des großen Liedes (265) oder deutlicher an den lEifiiQiog ofißgog dieses Ge-
dichts (10) anklingenden (p^LvoncoqLg xH^iiQia nvoa^ auch das politische Ge-
biet noch einmal leise gestreift. 118 ff. rö XoiJiöv diioia (nach Har-
tuDgs glücklicher Deutung des überlieferten w) exeiv avT« ölöoixs, wie t6
d' OLKO^ev avxla ziqa^u P. VIII 51. 120/'21, Ein griechisches Ohr hörte
in %axu-6a.^aXit,oi -fj^övov wohl eine Variation von (pd^Lvonioglg heraus; auch
wir kennen ja den Herbst als das, was wir im Herbst an Früchten ernten:
'der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein' sprach Zeus bei Schiller,
'bald hebt sich auch das Herbsten an', Scheffel. Was bergen doch auch
(0^ und ai(6v außer dem Zeitbegriff für einen reichen Inhalt! 123. In
cfa^/uct>r empfand der Grieche das dem einzelnen oder seinem Geschlecht
Zugeteilte als ein über ihm waltendes Wesen: sl öaC(i(ov yevi^Xiog i'grtot
0. XIII 105, 6aC^(ov d' aiaog Isthm. VII 43.
GottverlieJiene fürstliche Macht bedeutet Kraft erst vereint mit sittlichem
Adel. Du jagst Vir nach, und Kastor gab dir ErfoUj. Aber adliger Sinn
trägt auch sdiöwr das Glück. Du, Arkesilas, hast diesen Sinn, jedrr Zoll
ein König, und nun auch Sieger zu Jh/Uto. Darum sei dankbar dem Golfe,
dankbar auch dem edlen Lenker dnnes Gespanns. VöUig unbeschädigt hängt
der Wagen als Weihgeschenk im Tempel zu Delphi.
Dich, Karrhotos, umstrahlt der Glanz der Siegesfeier. Vierzig Gespanne
stürzten, deines allein blieb heil. JeJzt kehrtest du heim, nach überstandenen Mühen.
Ja^ der Mühen überhebt auch der Segen des alten Dattos nicht ^ dm
Apollon, der segensreiche, zum Uerrn von Kyrene machte. Apollons Orakel
führten die Dorier midi Sparta, Argos und Pylos, die Aegiden, meine *Ge-
vattrrn\ nadt Thera, von dort audi die Kameen nadi Kyrene^ wo wir heute
sein Fe^t begehen. Noch gedenken uir der ältesteti Landesheroen, der An-
tenorssiihne, ziehen die von Battos gebaute FesUstraße^ vorübtr an den Grä-
bern der Könige. Die vernehmen dort aus unseren Gesängen ihren RuJtm
und den ilires Sohnes y des Pythiensiegers.
Ist doch Arkesilas der Inbeirriff aller Adrlsktgcnden. Heil ihm bei
allem, was er tut und denkt, und sdinikc Zeus dem Battosgeschledit nun auch
einen Olympiensieg.
58 Pythien VI
Der rhythmische Gang des Karneenliedes bietet im einzelnen einige
Besonderheiten, die, was jeder sofort bemerkt, stark au die für Theron ge-
dichtete Nekyia (Olymp. II) anklingen. Bezeichnend ist vor allem, aoolischen
Ursprungs, das häufige Umspringen aus iambischera in trochäischen Rhyth-
mus: ü nkovvog sv-Qvöd-evrig^ wie in ava^KpoQ-fjiLyysg ijfivot. Unzweideutig
ebenso str. 2, ep. 1. 2. 4, während in anderen Fällen, wie str. 9, ep. 7 u. 8
an sich die Möglichkeit iambischer Interpretation der Kretiker nicht ab-
zuweisen ist. Auflösung der 1. Hebung wie in (evöIccv 05 (ina ;(«t-)fti^tov
o^-ßQOv reav str. 10 spricht indes für ein Umspringen. Auf aeolischer Frei-
heit beruht auch die str. 7 einmal (lOO) aus vier Längen bestehende, gleich
darauf (str, 8) durchweg antispastisch gebildete Basis, deren Verkennung lange
Zeit Konjekturen hervorgerufen hat, Verstrennung nach der 3. Silbe (s. Find.
1900, 222) würde die Perioden sprengen oder einen, zumal unter so viel
Aeolikern, wenig glaublichen enoplischen Dreiheber (y~ ^^~ ^"^ fordern. Mit
Wilamowitz (Gr. Versk. 307) TtccQaSovtog und ano ßad-(ilö(ov (str. 3 u. 8)
iambisch zu lesen, mit Doppelsenkung, ist nicht ratsam : der ganze Stil dieser
Strophe wie des verwandten Olymp. II scheint zu widerstreben. Zweifelhaft
bleibt der Schlußvers in str. ß' wegen der zwei Kürzen im Anfang des Leky-
thions. Wilamowitz, Gr. Versk. 307, schreibt nad-iaöav-ro fiovvo-ÖQonov
(pvrov, nach dem eben vorhergegangenen bakcheischen Klausel vorklang nicht
zu empfehlen, eher noch w - - ^ | - u - ; aber man wird sich mit Längung des
kurzen Endvokals vor Ji beruhigen können, wie fr. 104^, 50.
Die Perioden bilden in den Strophen eine xQiccg, in der Epodos eine
nsvTccg 'jtQoa)öiKiQ. In den Strophen kündigt sich der Stollen durch Auflösung
der Hebungen an, 7tolv(pdov STtetav, der durch plötzliches Eindringen drei-
hebiger Glieder, aeolischer Dodranten, scharf sich vom Proodikon und dann
auch vom Gegenstollen abhebt. In der Epodos beherrschen diese Glieder
noch Proodikon und erstes Stollenpaar, während das zweite Paar, mit a(pl-
üBzo I öofiovg -O-ffiKT- j KQeovtcov, wie in Olymp. II die ganze Epodos, in die
glatteren Bahnen vollständiger, zwei- und vierhebiger Metra zuiücklenkt.
PYTHIEN YI.
Im heiligen Monat des Spätsommers 490 v. Chr. bewarb sich auf dem
grünen Rasen von Kirrha {ßad-vlslficov P. X 15) um den delphischen Lor-
beer ein Viergespann aus Akragas. Als Eigentümer hatte sich genannt aus
dem Geschlechte der Emmeniden, das eben dabei war, sich mit König Theron
eine glänzende, wenn auch kurzlebige Dynastie zu gründen, Therons Bruder
Xenokrates. Mit ihm war, wohl zum erstenmal in seinem Leben, sein im
Ephebenalter stehender Sohn Thrasybulos herübergekommen. Es konnte
nicht wohl ausbleiben, daß die Emmeniden, thebischer Herkunft nach Pindar
(0. n 50), Fühlung nahmen mit den eingesessenen thebischen Adelsfamilien,
und so lernte Pindar den jungen Edelmann kennen, dessen liebenswürdiges, alles
Gute versprechendes Wesen den schon gereifteren Dichter bald mehr anzog,
als das Schauspiel des Rennens. Einen solchen Altersunterschied anzunehmen,
zwingt die überlegene Haltung dieses und des zweiten isthmischen Gedichts;
den Einfall, wegen des in der Charakteristik des jungen Mannes (49) be-
tonten, aber bei Freigeborenen doch nur normalen Interesses für Poesie oder
1-6 59
Musik Pindar und Thrasybulos zu athenischen Studienkameraden zu machen,
können wir darnach auf sich beruhen lassen.
1. 'AY,ov6ar** i] ydQ, kein priesterliches Evcprifiute, favete Unguis,
sondern einfach die Bitte um Gehör homerischen Musters: kekXvxs — yuQ
hat in einer epischen Erzählung auch Pindar einmal (P. IV 13 vgl. P 200,
in einem Gebete 0. XIV 5). 'Hört zu! der munter blickenden Aphrodite
oder der Chariten Ackerfeld pflügen wir von neuem, hintretend zum hoch-
heiligen Nabel der dr<')hnenden Erde*. 3. Für dvaJtoXC^eiv ist üblicher
avaTCoXsiv (N. VII 104, Soph. Phil. 1238, das Simplex bei Hesiod eaQi, tvo-
leiv opp. 462), doch hat Sophokles (Ant. 858) auch r^inohatov oUov. 'Von
neuem', weil, nach ansprechender Vermutung von Wilamowitz (Sitzgsb. Berl.
Akd. 1901, 1287. 1908, 345), der Dichter zu den selben Pjiihien mit dem
uns jetzt vollständiger bekanntgewordenen Paean (VI) erschienen war. Auch
dort naht er XaglieaaCv re xccl avv \4(pQoölxc<. Warum dort re — xa/, hier
ri — -§? Auch wo Aphrodite und die Chariten formelhaft verbunden er-
scheinen, sind sie ja nicht ganz unterschiedslos: immer bezeichnet Aphro-
dite einen wärmeren flerzensanteil, wenn auch unter den Chariten OaXla
bei Pindar einmal (Olymp. XIV) als igaai^okTtog heraustritt. Aber kein
Zweifel, mit der Trennung durch 'sei es — sei es' wird den Hörern über-
lassen, ob sie mehr auf den Gehalt sehen wollen als auf die Form, mehr
auf den inneren Anteil als auf die reifere Kunst. Der hiermit angeschlagene
leichtere Ton, merklich abweichend von dem Eingang des Pa«aus, wo der
Dichter :tQ6g ^Olvfiniov Jtog sich als UleoIöcov :TQO(parug einführt, verbietet
vollends eine allzu feierliche Auffassung des axovöarE. 2, Der 6n(paX6i$
ist der Nabel der ganzen Erde, wie ev^vKoknov x^ovog N. VII 33; also
braucht das Epitheton SQißgofjiov nicht gerade auf das vom Festjubel durch-
brauste delphische Tal zu gehen. Der Erdboden dröhnt überhaupt beim Be-
treten oder Befahren, wenn er hart oder felsig ist, wie in Griechenland;
schon Poseidon Hippios ist den Griechen 'EXellx^cov (in diesem Gedicht 50),
wieviel lauter dröhnt die Erde unter den Schlägen des Dreizacks, oder
gar, wenn der Donnerer zürnend die Erde geißelt, yaüc d' {)7te(Srevdxt^e
B 781 flf. vdiov bezieht sich auf den Apollontempel als den vaog,, xar'
iioxriv^ wonach dann auch TlaXlag Ugovaa ihren Namen hat (so, nicht Uqo-
vaUc, da das a in vaog lang ist). 6. Die Emmenidenphratrie (schol.
0. III 686 p. 124, 8 Dr.), der Thoron und Xenokrates angehörten, leiten
die Schollen (nach Timaios?) überwiegend ab von Eromenides, Sohne des
Telemachos, Sohnes des Samos, Sohnes des Theras (schol. 0. II 82* p. 82,
3), während Aristarch (schol. P. VI 5 p. 194, 3, noch nicht geheilt, vgl.
Eug. Hörn, de Ar. st. Pind. Gryph. 1883, 50 ff.) aus grammatischen Grün-
den EmmenfH forderte. 6. Akragas heißt ctoxa{Ua^ weil nach
dem Akragasflusse benannt (Pind. 0. II 10, dazu schol. p. 63, 14). Wenn
Pindar mit Nachdruck Xenokrate.s den Sieg zueignet {yucl fxctv SkvoKQoxn und
15 naiQi Ti(B xotvav xe yfvf«), so scheint damit in Widerspruch zu stehen,
daß 14 Jahre später (0. II 55) die Chariten dieses und dos isthmischeu Sie-
ges beiden Brüdern gomeinsam heißen. Der Widerspruch löst sich, wenn
man annimmt, daß Theron und Xenokrates ihre liennpferdo in einem Mar-
stall vereinigt hielten Nur in Olympia gehörte, nach dem ausdrücklichen
Zeugnis des Dichters, der Sieg Theron allein (0. 11 53 m. Schol.), bei dem
pyihischen Siege heißt oh von Xenokrates in dem freilich auch noch nicht
60 Pythien VI
geheilten schol. 0.1187° (in Verbindung mit scbol. inscr. Isthm. II urkundliclj
gewiß richtig): xai avvavsxi^Qv^E StjQcova. 9. Daß 'ÄJtoXXiavCa vdjta
Delphi bezeichnet, hätte man schon wegen noXv'HQvGov nicht bezweifeln dür-
fen; %oiX67iiöov vdnoq &eov heißt es P. V 43 (vgl. Bern, zu P. X 8). Ob von
Süden über Kirrha und Krisa kommend oder über Theben von Athen, an
einer Wegkrümmung stutzt wohl der Wanderer bei der sich plötzlich öflf-
nenden Talschlucht: im Vordergrund tief unten der Pleistos, im Hintergrunde
rechts die schroffe Felswand der Phaidriaden, getrennt durch die eigentliche
Nana der Kastalia mit dem uralten Heiligtum der Erdmutter (P. Corssen,
Sokr. I 1913, 509); daneben dann terrassenförmig ansteigend die Stadt, in
ihrer Mitte der Apollontempel, zu dem, in einer Serpentine, die mit den
Schatzhäusern der Athener, Korinther usf. besetzte heilige Straße hinauf-
führt. Hier in Delphi also hat Xenokrates sich und seinem Geschlecht ein
'Hymnenschatzhaus' errichtet, TlvO-tovixog — (Ijuvcöv ^riCavQog nach der
Neigung der Dichter und der Sprache überhaupt, oft verkannt von den Ab-
schreibern, oft auch von heutigen Textkritikern, das Epitheton des abhängi-
gen auf das regierende Nomen zu übertragen; eine Vorratskammer (itoliiog)
ist es zu Liedern, wie dem vorliegenden, unsichtbar, unzerstörbar. 'Weder
winterlicher Regensturm, fernher kommend, ein unholdes Geschwader brau-
sender Wolken, noch der Sturm wird es ins Meer treiben von wüstem Geröll
•getroffen' {xvitto^Bvov^ eine mediale Bedeutung ist nicht glaublich; ßad-ely
Xailani xvTtxcov, sagt Homer vom Südweststurm A 306). Wir denken auch
wohl an das auf Sand gebaute Haus im Evangelium, l'nvsveav ot avs^oL
aal TtQoasKOtpav xf] olklu ixslvr}^ aal sneas. 12. In dem Satze (fdsi de
ctQÖüfvDJtov — djtayyeXsT fragt man, ob das Schatzhaus oder sein ngoa-
(OTtov Subjekt sein soll. Wortstellung und Ton des Satzes lassen die Wirk-
lichkeit zu den eben negierten Möglichkeiten der Zerstörung fast in einem
zeitlichen Gegensatz erscheinen. Erst mit dem Liede vollends erhält das
bisher nur nebelhaft vorgestellte Schatzhaus Gestalt: für die Tätigkeit des
Dichters, der eben noch Ackersmann war, schimmert leise das Bild des Bau-
meisters durch. Daß die Verbindung zwischen dem Tun des Helden und
der Nachwelt (XoyoLg ^vax&v) lediglich der Dichter herstellt, ist ja für Pin-
dar selbstverständlich: a ö' Scgsra ocXeLvatg aoiöatg \ %QOVia — reXi&eiy mit sei-
nen unzähligen Variationen; hatte doch die Dichtung von Homers Zeiten
an lange noch die Historie zu vertreten; daher denn auch bei Pindar die
so schwer mit ürkundenmaterial belastete Poesie. Da nun das ngoöcoTtov
^es Hauses, ehe noch dem 'Q'qöavQog (ffivoav ein ij^vog entsteigt, weder sicht-
bar noch wirksam, erst mit dem Liede des Dichters in die Erscheinung tritt,
muß das Haus, bis zum Schluß {anayyeXet)^ Subjekt bleiben und nQoöcoTCov
acc. graec. sein: 'hellumstrahlten Antlitzes' — man denkt wohl an eine
Marmorfassade mit einem reich geschmückten Giebelfeld, wie Pyth. VII,
Olymp. VI Anf., Eur. Ion 188 — 'wird das durch Dichtermund beseelte
Haus der Welt den Ruhm des Siegers melden'. Hiermit liegt das Prooimion
des Liedes vor, ein Stück aus einem Guß: 'Heil dem Xenokrates und sei-
nem ganzen Hause!'
Da, wie die nun folgenden Verse beweisen, das Gedicht einstrophig
ist, ohne eine Epodos, und die Strophe in ihrem Gange vollkommen ein-
deutig, so sei sie gleich hier analysiert: eignet sie sich doch, recht im Gegen-
satz zu dem früheren Jugendgedicht Pyth. X, wegen ihrer an sapphische
6— 19 ff. 61
und anakreontische Ständchen gemahnenden Schlichtheit, ganz besonders
zui* Einführung in die trotz jahrhundertelanger Bemühung uns noch immer
80 fremde Welt griechischer Verskunst. Ein Pentameter aus zwei aeolischen
Dimetren mit iambischem Vortritt bildet das Vorspiel, den 'Abgesang*. Die
btollen setzen beidemal mit einer Auflösung ein, angekündigt in dem ersten
Dimetron des Vorspiels, beide vermeiden den Pentameter und begnügen sich
je mit zwei Trimetern, deren Variationen bis zu dem nach kurzer bakche-
ischer Hemmung glatt iambisch ablaufenden ScMußvers nicht ohne Reiz sind;
beide endlich schieben je ein kurzes Glied ein, der Stollen ein Dreiviertel-
gljkoneion (= yäg iXecpai'zivav) zur Einleitung des Schlußdimetrons, der
Gegenstollen ein dreihebiges Kerjgma (»= Evq)ri(iLa '(yroj), das zusammen
mit dem Paroimiakon — bitte hiernach das Schema der Textausgabe 1914
zu verbessern — und dem bereits erwähnten Bakcheion einen höchst wirk-
samen Klauselvorklang abgibt. Ich denke, hier ist nichts, was sich bei rich-
tiger Fragestellung nicht ganz von selbst ergäbe. Nur durch Nichtbeachtung
der mit dem zweimaligen Einschub des kurzen Gliedes angezeigten Ent-
sprechung der auch sonst deutlich aufeinander eingestellten Perioden hier
und in der großen Strophe ^'Aqioxov /wIv vdiOQ (2* axe öiccnQeneL »^ -fiag 6t^
ai^iQog Q^) hat sich Wilamowitz (Gr. Versk. 320 u. 415), wie vor Jahren
E. Graf (P.s log. Strophen 1892, 9 u. 11), den Einblick in die kristallklare
Gliederung verbaut.
19 — 26. Der Übergang zum Mythos umfaßt genau eine Strophe; auch
darin zeigt sich das Liedhafte des Gedichts, daß nirgends Strophenende den
Satz unterbricht, wie doch in dem älteren Epinikion Pjth. X ohne Scheu
geschieht (42/3. 48/9), nur die Triaden schließen dort stets mit einem Satze.
Die ersten Worte GV roi a^J^^ibv viv arX» erscheinen auf den ersten
Blick recht vieldeutig. Grammatisch am nächsten liegt die Beziehung von
VLV auf vUav (17); nur ist damit kein Sinn zu verbinden, sobald man sich
des Gedankens entschlägt, Thrasybulos habe eigenhändig das Gespann sieg-
reich durchs Ziel gelenkt. Davon findet sich sonst keine Andeutung im Text;
man hat es ersonnen in dem Bestreben, eine möglichst genaue Parallele her-
zustellen zwischen Thrasybulos und dem für seinen Vater in den Tod gehen-
den Antilochos, ohne die Möglichkeit oder gar Wahrscheinlichkeit zu erwä-
gen, daß P. ja den Lenker ausdrücklich namhaft macht (Isthra. II 19 xal rö^<
AXiivaig ^te} . . . Ni%6^miog Bury). Das Pronomen antizipierend auf i(f>r\-
fioavvav zu beziehen verbietet sich, von der Stillosigkeit dieser Antizipation
abgesehen, durch das selbst für Pindar allzuharto Nebeneinander zweier
Bilder für die selbe Sache (axe^on' xxk. und 6()0av äyei^). So bleibt nur (mit
Er. Sclmiid, Hermann und Boeckh) die Beziehung auf den Vater, und eine
Erwähnung des Vaters scheint auch der Sinn des ganzen Satzes zu fordern
!19 — 26). Anstößig mochte erscheinen, daß der letzten Nennung dos Vaters
15) noch die Worte %otvav X6 yivia angehängt waren. Aber der Vater be-
lierrscht doch von xai ^av StvoxQaxn (6) an das ganze Vorspiel. Schwierig
bleiben indes die Worte tfj^iOwi/ viv inl dt^ia jrfi^oj. So einfach wie Er.
Schmid wollte, — ^<»<ü xiQi^ ist der Ausdruck doch nicht; aber in dem Sinne
der alten Formel (e 277, Christoph Schneider zu Plat. rep. IV 420 — Bd. I
336) ist or auch nicht gemeint: soll der Sohn den Vater Vechtor Hand*, 'an
seiner eigenen rechton Seite* haiton VI Es ist also mit Hermann (1817) inl
dtiui (vgl. H 238) von Xitif6g zu trennen und (J^t^v — X'^9^i ^^ vurbindou.
62 Pythien VI
Der Solin reicht dem Vater die Hand, in feierlicher Gebärde (vgl. Ew. Bruhn
zu Soph. El. 976^, ivÖ£^i(üaa(i6vos. Was er damit bekräftigen will, wird
sich (45) am Schlüsse des Mythos ergeben. Es folgt die Mahnung
Cheirons in freier, höchst charakteristisch veredelnder Wiedergabe aus einer
*hesiodischen' Xelgcovog v7to^if]Kti, deren Anfang uns der Scholiast erhalten
hat (fr. 170 Rz.). Das schlichte Gebot: 'Fromme Scheu dem Zeus!' und
'Ehre Vater und Mutter!' die ganze griechische Literatur hindurch als un-
geschriebenes Gesetz hochgehalten (Albr. Dieterich, Nekyia 166, Hirzel,
"^4yQ. v6fi. 32), hat Pindar mit den brokatenen Falten seiner Sprache um-
kleidet. In Bergeinsamkeit legt sie der Philyra (einer Dryas?) Sohn dem
von Vater und Mutter getrennten starken Peliden ans Herz. In ßlov ns-
7tQ(o^vov (Gegs. d'S&v 25) liegt für Thrasybulos und die Hörer des Liedes
ein feiner Hinweis auf die Begrenztheit des Lebens der nächsten Angehöri-
gen, im Gegensatz zu den eben genannten Göttern; wir denken wohl an
Freiligraths 'Die Stunde kommt, wo du an Gräbern stehst und klagst'.
Um die ganze Wucht von OQcpavi^o^ievo) zu ermessen, lese man Apollod.
III 171 nach, und wegen svQvC&evrjg Find. N. III 44. Also: 'Die Eltern
haben dich verlassen, und du bist riesenstark, und dennoch — ehre Vater
und Mutter!' Als Zeugnis für das Alter der Trennung von den Eltern ist
die Stelle bei C. Robert, Gr. Heldens. I 66flF. nachzutragen. 20/21. Die
lockere Anfügung des Relativums im Neutrum rd Ttoxs, wie 0. I 15/16,
P. I 73/7. n74/5. m 17/18.
27 — 41. Die Erzählung von Antilochos Heldentod (nach der Kleinen
Ilias, statt, v^ie man erwartet, nach der Aithiopis, vermutet Wilamowitz,
Ilias und Homer 45; dazu Hom. Unterss. 154 und meine Notiz Hermes 20,
1885, 494) ist auf die nächste Strophe und die ersten Zeilen der folgen-
den zusammengedrängt: man hat den Eindimck wie von einem Vasenbilde,
und zwar einem meisterlichen. Von Antilochos Tode weiß auch die Odys-
see b i^8, von Nestors Gespann das 0 der Ilias (86); der 'Messenier' Nestor
(34) erschien bereits den alten Grammatikern als eine Neuerung Pindars,
da die homerische Darstellung überwiegend nach Triphylien weist (Otfr.
Müller, Orchom.' 359). 27. ^yevto, bindevokalloser Aorist wie noch
P. Ill 87, ferner eösaxo 0. II 54, diy(isvog P. IV 128. ^yevro x«t JtQÖ-
TBQOV gehört zusammen, schlichten Erzählungsstils, während eine Um-
schreibung k'ysvTo — (fiQCüv = ^vsyKS (Boeckh, Gildersleeve) gekünstelt er-
scheint. In xcrt TtQOTEQOv ist der Hinweis auf Thrasybulos deutlich.
33. 6 (T ^(psjfBV TiQaraiöv By%o<s, vortrefflich der Paraphr. 6 6\ MifjLvav
imöloDKS Kai (led'^ og^ii^g duKlvei t6 öoqv, also etw^as schwächer als iTC^gsLÖe^
und nicht gerade in eum (Nestor a) protendit, wie Boeckh wollte.
36. Bei ßöaae staiöa ov, dessen vorzügliche Paraphrase ig)Cüvt}ßs in einer
Heidelberger Hs. in den Text geraten ist, sollen wir den Ruf selbst noch
heraushören, im Vokativ oder in einem besonderen Satze, ähnlich Aesch.
Choeph. 402'£(>tvvv!, Eur.Phoen. 1155 tvvq aal ÖLueXXagl, Soph. Trach. 772
AC^avl nur daß in griechischer, auch römischer Weise der Ausruf in die
Konstruktion des Satzes hineingezogen ist (Lehrs, Quaest. epp. 325, Haupt,
opp. n 201), wobei denn auch das Fron, der 1. Fers, sich in die 3. verwandeln
mußte. 37. Die Interpunktion vor a'&tov ^iv(OV stammt von Heyne; avrov
als lokales Adverb, homerischen Vorbilds, sonst nicht bei F., wohl aber bei
Aischylos; dh fehlt wohl besser. Daß o^x dnigi^psv vom Redenden
19ff.— 60 63
gemeint ist, wie hßccXuv inog P. II 81, folgt schon aus dem vorangestellten
und dadurch nach dem Subjekt des vorhergehenden Satzes orientierten ^a-
fiaiTUxig (vgl. 0. IX 12). Erst im nächsten Satze tritt mit 6 ^stog avt]Q ein
neues Subjekt hervor. 40. Dem r<5r ndXai steht zweifellos gegenüber
i&v vvv öi (44); dann schwebt aber der Dativ SnXoziQOLöiv in der Luft, da
man ihn schwerlich als dat. eth. zu SQyov nsXtoQiov Tsliaaig erklären darf,
mit Hinweis etwa auf oo y.Qdxog iazl ^eyiöTov Ttäoiv KvnXconeaai (a 71),
Am einfachsten verbindet man ihn doch mit iSoxt'iCs und läßt von 6'xXoTi-
QOiaiv auch den Gen. twv :idXai abhängen. Das ergibt freilich auf den ersten
Blick eine Schiefheit des Gegensatzes mit r&v vvif de — (idXi,ara\ doch ver-
scliwindet die leichte Inkonzinnität, sobald man aus dem x&v TtdXai^ der allr
gemein urteilenden Jugend also, dnb kolvov noch einmal rav TtccXaiy ^e
sich selbst mit ihm vergleichende Jugend heraushört. Mit Recht sieht Wila-
mowitz (Hieron und P., Sitzgsb. Berl. Ak. 1901, 1286'^) in dem merkwür-
digen Zusatz eine Huldigung auch der Jugend des Jahres 490, zu der sich
dann auch der Dichter selber noch rechnete, für Thrasybulos. 44. Wie
schlechte Schauspieler und Vorleser, wenn sie ausdrucksvoll reden wollen,
einzelne Wörter betonen, anstatt dem ganzen Satz das ihm gebührende Ethos
zu geben, sind auch wir bei der Interpretation griechischer Texte nur zu
geneigt, wenn xal 'auch' heißt, so in Sätzen wie tojv vvv 6s xal 0^., mit
der Partikel ein einzelnes Wort aufzuspießen. Es bedeutet hier keineswegs
'in der Gegenwart unter anderen auch Thrasybulos', es weist vielmehr ver-
gleichend noch einmal auf Antilochos zurück. Belege für die freiere Stel-
lung des xat in meinem Pindar (1900) zu 0. III 38, hinzuzufügen aus un-
serem Gedicht 53, ferner Isthm. V 59; für die lockere Anfügung eines Par-
tizipiums mit T£ (= 'und zwar', 'und zugleich') ebd. zu P. I 70. Verken-
nung dieser selben Freiheit im nächsten Satz unseres Gedichtes {TtccxQOD rs
46) hat schon früh zu der Interpolation von söei^sv geführt (aus dem Scho-
lion laov iavrbv d:ii6eLlev)^ die noch immer Verteidiger findet. Aber uTtuöav,
80 leicht es paläographisch Dittographie von dyXatav sein könnte, ist hier
gar nicht zu entbehren: Therons Auftreten war eben fürstlich auf allen
Gebieten.
44 — 49. Mit der neuen Parallele (vgl. 29) zwischen Antilochos und
Thrasybulos sind wir wiederum zur Gegenwart des in seinem Sohn gefeior-
ten Siegers zurückgekehrt. Daß der Pietät gegen den Vater rasch noch die
gegen den Oheim angefügt wird, hat seinen Grund offenbar in dem Wunsche,
nach der starken Hervorliobung des Xenokrates (6) dem Mitsieger Therou
(tfwai/fx^^v^f SrjQiüva schol. 0. II 82") nachträglich Gerechtigkeit wider-
fahren zu lassen, und damit natürlich den Dichter auch dem de facto wohl
schon jetzt regierenden Herrn von Akragas zu empfehlen. Dem Fürsten an
Vornehmheit in jedem Sinn es gleichtun zu wollen (46), hat aber für den
jugendlichen Neffen wohl auch seine Gefahr: daher sofort eine Einschrän-
kung; Thrasybulos ist 'reich, mit Verstand* (so, nicht *un Verstand', fordert
es der Zuaammenhang; vgl. auch P. VIII 92, N. IX 32). Thrasybulos
freut sich seiner Jugend — die erste Silbe von ijßav (47) hat in der Musik,
wie aus den übrigen Strophen hervorgeht, zwei Töne — , er bleibt aber recht-
schaffen und bescheiden (48), dazu hilft ihm nach P. gewiß auch sein Ver-
itftndnii für Poeiie (49). 50. Der folgende Vors ist schwer verdorben.
Aber wenn zu dem flberlieforten Inmluv taoiov eine alt«' Paraphrase lautet
64 Pythien VI— VII
[nmKag ccfiCklag, so haben gewiß alle die lecLt gesehen, die den gen. plur.
hergestellt haben: der Dichter wird, wie ich vermute, den lebhaft mit seiner
Epiklesis ^EXeUx^oiv angerufenen Poseidon bezeichnet haben als tc&v tnitL-
xcöv slg Tüv ÖQOfWv elaöSwv xal elaeXdaecov dsanott^v. Daraufhin hab ich
vorgeschlagen zu lesen: w 8i(STtoQ^ Imtiav iauöcov. Klar ist, daß eine leiden-
schaftliche Neigung zum Wagensport, eine standesgemäße Verwendung also
des Reichtums betont wird (vgl. Isthm. I 67), und zu alledem ist er auch noch
(53) ein liebenswürdiger Mensch und guter Kamerad beim Becherklang (vgl.
das launige Trinklied fr. 124*^). 52. xat — ö(xiXeiv natürlich abhängig
von yXvKeta, wie alöolbg ofitXsu' Isthm. II 3 7. Wenn für liebenswürdig 'süß*
gesagt wird, so tritt den Griechen schneller noch als uns das Bild des Honigs
vor die Seele, daher die zahlreichen Komposita mit fisXi- (in dem späteren
Gedicht auf Thrasybulos dreimal von der Musik gesagt). 54. Mit dem
seltsam gewählten Ausdruck iieXiaaciu afielßeiat rgr^wv novov wird der Dichter
nichts besonders Tiefes gemeint haben, etwa dem avöq* ayad^hv xiXQay(ovov
avsv il/oyov xsrvyfiivov des Simonides Vergleichbares; von seinem (isXiaao-
tevKTcov ki^qUov i^a yXvY.eQü)XSQog 6}iq)d (fr. 152) zu diesem XQYjxbg novog
war doch nur ein Schritt; öi^vQa^ß&öeg^ mögen freilich auch die alten
Kunstrichter schon geui*teilt haben. Doch spiegelt sich in dem Ausdruck
gewiß auch mehr wider als der sinnliche Reiz des Zungeugeschmacks: es ist
das Entzücken über das ganze den süßen Saft bergende Wunderwerk der
Bienen ([q&v iisXiaaäv fr. 123, 7; vgl. Wilamowitz, Plato 1919 I 46).
Wenn wir jetzt das Ganze tiberschauen, so sind wir wohl endgültig die
Sorge losgeworden, was denn Thrasybulos annähernd dem Opfertod des
Antilochos Entsprechendes solle aufzuweisen haben: gar nichts als eine
jedes Opfers fähige Gesinnung!
Der Gedankengang ist einfach genug: ^Hörtt! Ein Lied aus dem unzer-
störbaren Schatzhaus^ das durch seinen Wagensieg in Delphi sich und seinem
Geschlecht dein Vater , Thrasybulos ^ errichtete (Str. 1. 2), dem treugesinnt
du die alte Mahnung hochhältst ^^Ehre die EUernT'' (Str. 3). Antilochos ging
für seinen Vater in den Tod (Str. 4/5), unter dem Beifall der gesamten Ju-
gend. So gibt es heute keinen treueren Sohn als Thrasybulos (Str. 5), der
auch seinem Oheim nacheifert, bei allem Beichtum bescheiden, den Musen
hold, ritterlich,, dazu ein lieber, guter Kamerad (Str. 6).'
Zwanzig Jahre später — das Emmenidenhaus hatte inzwischen das
Königszepter in Akragas errungen und verloren — , widmete der Dichter
seinem Jugendfreunde das noch immer von persönlicher Wärme getragene
Trostlied, Isthm. 11, darin er unzweideutig auf unser Gedicht als auf einen
TtalÖEiog ^y^vog anspielt.
Die Strophe ist am Schluß des Prooimions analysiert.
PYTHIEN VII.
Der gefeierte Sieger mit dem Viergespann in Kirrha (486 v. Chr.),
Megakles, ist identisch mit dem im Februar des selben Jahres ostrakisierten
MeyaKXrig (^I'jt7to)KQccTOvg 'AXcoitearj&ev (Ad. Kirchhoflf zu CIA IV 3 p. 192,
Brückner, Ath. Mitt.40, 1915, 5, Arist.'^^^. 22, 4). Der (14) genannte einzige
Olympiensieg des Geschlechts gehört dem Alkmeon, Megakles Sohn (5 90 v.Chr.,
Her. V 125). Die Scholiasten benutzen außer der delphischen Siegerliste des
Einleitung. 1 flf. 65
Aristoteles noch eine Zusammenstellung der Alkmeonidensiege; daher zu euQog
(p. 201, 10 Dr) zu verstehen ^AXKiieavlörjg. Einmal im Zuge, erwähnen sie
auch noch den Olympiensieger von 436 v. Chr., Megakles, vermutlich unseres
Megakles Sohn, Schatzmeister der Athene 428/7 (CIÄ I 122). — Für die
Geschichte des Alkmeonidenhauses und seiner Verbindung mit Delphi sei der
Kürze halber verwiesen auf die nur in Nebenpunkten seither überholten Ar-
tikel Job. Töpffers und Hillers von Gärtringen PTFI 1556 (Alkmeoniden) und
IV 2551 (Delphoi), ferner auf Wilamowitz, Ar. u. Ath. I 33; insbesondere
für die Wiederherstellung des 548 v. Chr. niedergebrannten Apollontempels
(avrofiartog Kccrey.drj Her. II 180), besonders für die von den Alkmeoniden
in Marmor, statt in Porossandsiein hergestellte Ostfassade, auf die Literatur
(außer Her. V 62, Ar. 'A^. XIX^ Philoch. schol. P. p. 203 Dr) bei Bu-
solt, Gr. Gesch. ü* 387, dazu noch H. Pomtow, Rh. Mus. 51, 580ff.; 52,
105 ff. Was Paus. X 5, übrigens flüchtig genug, von dem Tempel berichtet,
geht auf den nach 370 v. Chr. abermals nötig gewordenen Neubau (Uli-.
Koehler, Ath. Mitt. I 16, Herrn. XXVI 45) und stimmt weder zu der Be-
schreibung Eurip. Ion 184 ff. noch zu den hocharchaischen, aus dem Alk-
meonidenbau glücklich ans Tageslicht gekommenen Resten der Giebelfiguren,
über die Theoph. Homolle BCHXXY 1901, 459, dazu pl. IX— XHI u.
Fouilles de Delphes IV pl. XXXI/V, Hans Schrader, Ausw. arch. Marmorsk.
1913, 15/6, Fem. Courbj, ^CfTXXXVIH (1914) 327. Die Komposition
ein Vorklang des Ostgiebels am Zeustempel von Olympia: in der Mitte ein
Viergespann, darauf ApoUon (?) mit Leto und Artemis (?), daneben außer
Stallknechten ein feierliches Gefolge von sechs Gestalten, die weiblichen in
der Tracht der Akropolisfrauen; in den Winkeln Tiergruppen, südlich Löwe
und Stier, nördlich, hervorragend gelungen (Phot. Alinari 24 744 Delph.)
Löwe und Hirsch ; auf dem First des Daches eine geflügelte Nike im Lauf-
schema, auf den Ecken je eine Sphinx. — Wenn uns beim ersten Blick in
einem politischen Lied auf einen Athener des Jahres 486 das Schweigen
über Marathon befremdet, so bedarf es nur geringen Nachdenkens, um dies
Schweigen zu verstehen. Erstens, und darauf ist schon öfter hingewiesen
worden, ist den Athenern selber die Bedeutung des persischen Landungs-
versuchs bei Marathon erst allmählich aufgegangen, die Verherrlichung der
MaQa^tovofiuxcii überhaupt erst in Schwung gekommen, als es in Athen
keinerlei MaQa^ovofxdicit mehr gab. Ferner ist bekannt, daß Theben, wie
Delphi, damals medisch gesinnt war. Endlich gab es sogar in Athen, auch
außer den Monarchisten, wohl noch Gruppen von Staatsmännern, die von
den Persern Hilfe für ihre Parteiinteressen erhofften. Auch ohne an eine
Teilnahme gerade der Alkmeoniden bei dem Verrat des Hippias zu glauben
(Herod. VI 121), werden wir also begreifen, daß dem Dichter im Jahre 486
der einfachste Takt eine Erwähnung Marathons geradezu verbot. Er hat
die patrioti.sche Verherrlichung Athens und Spartas ehrlich nachgeholt., als
es Zeit war, 470 (P. I 76), zehn Jahre nach der auch im Westen gelunge-
nen Befreiung der hellenischen Welt von der persisoheUf der phönikischcn,
der tyrrhonischen Gefahr, und, vielleicht schon einige Jahre vorher, in dem
athenischen Dithyrambon Sl ral kinaQal (fr. 76).
IfT. 'Athen, die große Stadt, der schönste Eingang eines Liedes auf
«'inf^n Wagensiog der Alkmeoniden!' fifyaAo.TÖAie^ wie Sjrakus F. 11 1.
rtQoof^ov wird erklärt durch x^tjnig (vgl. P. IV 188, fr. 194, 0. VI Anf.);
Sohrotdcr, PlDdara PjrtliUB 6
66 Pythien VII
verkehrt also der Gedanke, es bezeichne das ganze Gedicht, wie etwa Olymp.
XI, als Vorläufer weiterer Lieder; auch das Charitenlied (Olymp. XIV),
ein Kleinod pindarischer Poesie, könnte wohl ein nqooi^iiov sein, enthält es
doch nicht viel mehr als den Prooimionsgedanken öi^cci. Aber wie das nqoß-
(OTtov (Olymp. VI) ein rriXavysg^ so ist auch die XQrjTtlg (fr. 77) (pccevvcc,
nicht das unsichtbare Fundament eines Gebäudes, sondern die stufenartig
das Ganze über den Erdboden hinaushebenden untersten Quadern; richtig
so Boeckh zu fr. 194 (206). Der Plural aoLÖav ist der bekannte generelle,
der nicht eine Anzahl, sondern aus einer Anzahl ein Einzelnes bezeichnet
(fr. 75, 11. 120). Die zwei Dative yevBgc und ijr:Jtoi(Ti, nach dem auch
Pindarn geläufigen Schema Ka&^ oXov aal Ticcza ^i^og^ hier durch Zwischenstel-
lung von KQYimö^ aoLÖäv (ähnlich 0. IX 98/9) angenehm verschleiert. ßa-
Xiöd'ai von adlXi,aTov abhängig, wie Tivd-ia^ai von imcpaveöxiqov. 5. Keine
Heimat (vgl. xrilo^i TtdxQrjg Hom.), kein Geschlecht ist gefeierter in Hellas.
Asyndetische Anapher von xig, wie xtvsg KvTivov, xlveg^ExxoQa Isthm. V 39-
oder xCg a%c6^ xig oöficc, oder xtg yfj^ xi yevog bei Aischylos; das 8e oder xs
der Hss. beruht auf dem liorror hiatus (prolegg. p. 9). Zu vaiaiv (6) findet
man eine ganze Totenkammer von Konjekturen in meinem Piudar von
1900; die Rettung liegt in der richtigen Lesung des überlieferten ovujua^at,
an die Boeckh gedacht hat, ohne den glücklichen Gedanken festzuhalten
und ohne einen Nachfolger zu finden: ^in keinem Lande, keinem Hause
magst du wohnen so stolzen Gefühls!' Erst so kommt auch das dynamische
Medium zu seinem Recht. Aber wie fein ist in vaicov die Anspielung auf
den von Heimat und Haus getrennten Megakles! 10. In der ambrosia-
nischen Überlieferung des folgenden Satzes, nur durch den Parisinus V ver-
treten, steht (10) XE (d. i. xbov) 66(iov, es fehlt also xs, dessen Einschub
bei den Vatikanern {BEU) auf Dittographie oder Interpolation beruhen
wird; dann aber fehlt dem Vers eine Silbe, und da der Paraphrast (9*p. 203,
17 Dr) So^iov mit oIy.ov wiedergibt, so fehlt sie schon lange. Ich halte
{7tQo)doiiov, obwohl das V^ort, verglichen mit dem itqo^vqov d-akdfiov 0. VII,
etwas profan anmuten mag, noch immer für annehmbar. Wilamowitz (Gr.
Versk. 306) will lieber in der Strophe eine Silbe sparen; s. metr. Bem.
Ilv^ib, der homerische Name für Delphi (I 405, hymn. Ap. 372). 12. Die
Konstruktion von ^ar^röv stav^av gibt der Paraphrast (9*) richtig wieder
mit d'ccv^ccöxov Kccxe(S%svccaccv, ebenso das Scholion (9^) imcpavißxsQov inol-
7l0av, d. i. Herodots sJotxocJoft^cra^ und i^SQyccCccvxo. Wenn nun die Be-
hauptung, Stadt und Geschlecht sind in Hellas beide hochberühmt, eine
doppelte ist, so verlangt allerdings die Logik, namentlich wenn man das
griechische ydq (9), das doch nur yl aqa ist, unnötig preßt, scheinbar eine
zwiefache Begründung (Wilamowitz, Ar. und Ath. II 327); die soll nun für
Athen der Tempelbau (9 — 12), für das Alkmeonidengeschlecht die übrigens
nicht allzu große Zahl der Rennsiege hergeben (13 — 17). Die Aufzählung
der Siege beginnt aber in ayovxi 6e fxs mit Worten, die sich nicht mehr als
Fortsetzung des Prooimions geben, sondern als Einführung des Kernstücks
mit der Freude über die via svTtQayia (18) des Alkmeonidenhauses, wonach
das Lied schnell abbricht mit einem Achselzucken über den Undank der
Welt. Der Dichter spielt offenbar ein wenig Versteck, im Einverständnis
natürlich mit dem vornehmen Sieger. Die Alkmeoniden wollen den Bau
nicht als Alkmeoniden, sondern als Athener ausgeführt haben, eine Huldi-
Iff.— 22 . 67
gung für Athen, zum Beweise ihrer Vaterlandsliebe, zur Mahnung aber auch
an das, was das Vaterland ihrem edlen Hause verdankt. Die Anrede an
Apollon (lO) aber empfiehlt doch beide zusammen dem Schutze des Gottes.
So stellt sich das Prooimion (l — 12) dar als eine poetische Umschrei-
bung einer etwa auf den Stufen des Pronaos gedachten, den wirklichen
Sachverhalt stolz verschleiernden Weihinschrift, oi ^A&rjvccioi xdtTtolXmvL av-
13. Die Liste der Siege beginnt mit den fünf isthmischen, wohl nicht
wegen der größeren Anzahl, sondern um, nach Erwähnung des vornehmsten
Sieges in Olympia (15), mit der pythischen via svnqayia schließen zu kön-
nen. Über diesem neuen Glück liegt für den Vertriebenen und mit dem
Vorwurf der 'Tyrannenfreundschaft' doch wohl Verkannten, leider ein Schat-
ten. Daher nur 'n^Cqoi xl (19); Boeckhs '/(cciQOi. xi x66^ aivv^ai, ist seit
Gottfr. Hermanns Einspruch allgemein aufgegeben; doch soll x^^Q^ ^*? ^^ch
Gildersleeve, in einer Art Litotes bedeuten 'nicht wenig!', schwerlich richtig.
Der allem Großen nachschleichende cpd-ovog ist den Alkmeoniden seit einem
Menschenalter sattsam zuteil geworden, aber gerade im letzten Menschenalter
nach des Dichters Ansicht mit besonderem Unrecht, xcc yMXa sQya sind ja nicht
bloß die paar Siegeskränze: wie bitter der (p^ovog Athens gerade gegen die
Männer, denen, wie der Dichter meinte beweisen zu können, Athens Ehre
mehr am Herzen lag als ihre eigene!
21. In dem Schlußsatz ist die Deutung von ovrio und rä nal td
umstritten. Feststehen sollte der Sinn der Formel xcc oiccl xa im Unterschiede
von XU xe nal xu. Doch mit der durchaus richtigen Erklärung varia und
diversa s^ive contraria ist es noch nicht getan: Dichter sagen xs — aaly ja
Kai — ^aC auch ohne Nötigung, ohne an eine Zweiheit von Gegensätzen
zu denken (P. IV 152 m. Anm.), ebenso kann in xa x«t xa, 'dies und das'
(bei Pindar noch P. V55), verschleiert ein Gegensatz liegen: leniter dictum
et per cuphetnismum, eine gute Bemerkung Dissens. Die Verbindung dieses
xa mal xa mit dem beklagten (p^ovog stellt o^xm her; anders mit den Scholl.
Boeckh, expll. 306. Wenn die alten Erklärer, Aristarchos an der Spitze,
bei solchen Sentenzen stets von allerlei 6v^nx(aiiaxa träumen, so liegt das
an ihrer Anekdotenlust. Einem von ihnen verdanken wir die Nachricht von
dem Threnos auf den Tod des Vaters, die einen der neueren ErklUrpr in
tiefe Rührung versetzt hat.
Eine ungemischte Freude bietet der Strophenbau des zweifellos, wie
Olymp. XI. XIV, aus dem Stegreif gedichteten Liedes: iambische (l*, ep. 2*),
enoplische (2'), aeolische (2** 5' 5\ ep. 3 4'' 5^ 6 [die Verszählung im
Schema der Epodos des Teubnerschen Textes ist hiemach zu korrigieren])
Diractra, mit Nachtrab (bakcheisch str. 1**) und Vortritt (spondeisch ep. 5*);
dazwischen volkstümliche Dreiheber: ein Kcrygma (str. 3 8), ein h]it naidv
(i, ep. 7), ein aeolischer Dreiheber (Dochmienvorläufer 7), dazu ein Do-
drans (— Dreiviertelglykoneion, attischen Volkstons, ep. 1* 1** 4*). Und an-
geordnet sind die Perioden überaus durchsichtig: Strophen und Epodos glei-
chen Umfang«, diesmal ganz gewiß nicht zufällig. Während in den Stro-
oJien die Droiheberklauscln paarweise den Stollen schließen, beginnen sie,
wiederum mit einem Paar, den helleren Teil der Epodos; in dem dunkleren
{q>^6vov ((^iiß6uivov) sieht der eine, mit Tribnichys nnholxnd. /n Anfang
68 Pyihien VII— VIII
des Gegenstollen, der andere (nji? Ttaidv), wie im Stollen der Strophen am
Schluß. Der heraustretende Trimeter aber leitet in der Strophe das Pro-
oimion ein, in der Epodos kündigt er, zwischen die Hälften des Gegenstollen
eingeschoben, wirksam den Abschluß des Ganzen an. Die Form des Tri-
meters genau wie Isthm. VII str. 3, P. VIII ep. 6.
Die Lesungen von Wilamowitz (Gr. Versk. 30G; s. auch Mommsen zu 10),
ysvsä 2^ r^ [ts] 8ö(iov 10'', die Wörter an dem Anfang eines Tetrameters ba
-f- er -\- pherecr gedacht, und in der Epodos ovrco y.'[sv]&vdQi, ergeben nicht
gerade Unmögliches im Strophenbau — in der Epodos wird noch vor dem Vo-
kativ das CO gestrichen, das in der Tat oft die Schreiber zweideutigen Formen
beisetzten; und wenn einem, was dabei herauskommt, doch mißfallen sollte, so
wäre ja immer zur Hand eine Entschuldigung mit der Eile der Improvisation:
nur nimmt es P. auch im Stegreif (0. XIV. X) mit der Verstechnik sehr ernst.
Die neuen Lesungen bestechen durch die Einfachheit der Herstellung; aber,
wenn in dem altehrwürdigen Wort ysvs^ — ysvsd {^ysvsöux)^ fort und fort in
Versen gebraucht, vor Aischrion, Herondas, Kallimachos Zweisilbigkeit niemals
zugelassen wird, so sträubt man sich doch dagegen, gerade Pindarn neben yivvoc
ein ysvsa zutrauen zu sollen.
PYTHIEN VIII.
Aigina hatte vor elf Jahren seine Unabhängigkeit verloren, als Pindar,
hoch in den Siebzigen, einem aiginetischen Edelknaben, Sieger im Ring-
kampf zu Delphi, ein Epinikion dichtete, das einzige einem Aigineten gel-
tende pythische Siegeslied, wie denn ein Pythiensieg in Pindars Aigineten-
liedern sonst überhaupt nicht vorkommt: Korinth, Nemea, seltener Megara,
Marathon, endlich, doch nicht vor 473 scheiat es, auch Olympia, das sind,
außer Aigina selbst, die Schauplätze der von Pindar gefeierten oder genannten
Aiginetensiege, niemals vorher Delphi. Dies ist um so bemerkenswerter, als
ziemlich am Anfang von Pindars Dichten ein delphischer Paian steht (VI),
dessen uns durch Oxyrh.-pap. 841 erhaltenes Fragment (vol. V 49) gerade
schließt mit der Erzeugung des Aiakos durch Zeus und die Nymphe Aigina.
Eine sinnreiche Vermutung von Wilamowitz (Berl. Sitzgsb. 1908, 350) macht
sogar aiginetische Jungmannen zu Sängern des Paians. Das letzte Aigineten-
lied, Nem. VIII, weiß noch nichts von Aiginas Sturz; somit istPyth. VIII das
einzige Epinikion aus Aiginas Unglückszeit. Beide Umstände, das noch
nicht zur Ruhe gekommene Schicksal der Insel und des Dichters hohes, zur
Milde geneigtes Alter spiegeln sich wider schon in den ersten zwei Worten
des Gedichts: 0d6g)QOv ^Havxtcc. Weil aber in dem Schlußsatz des Gedichts
von ""Freiheit' die Rede ist, so hat man lange Zeit, nach Otfr. Müllers Vor-
gang, das überlieferte Datum angetastet. Erst Leop. Schmidt betonte, wenn
auch, wie gewöhnlich, im einzelnen mit manchem schiefen Urteil, im gan-
zen doch zutreffend den Alterscharakter des Liedes. Seit nun die richtige
Pythiadenzählung endlich allgemein durchgedrungen ist, wird die Erklärung
des Gedichts aus den Zeitverhältnissen nach der Schlacht beiKoroneia(447),
d. h. unmittelbar nachdem Athens Vorherrschaft einen so empfindlichen Stoß
erlitten hatte, keiner besonderen Schwierigkeit mehr begegnen.
Das Mittelstück des Liedes beschränkt sich diesmal auf eine Rede des
Amphiaraos. Während der Kampf der Epigonen tobt, erscheint, man weiß
nicht wie, der bei der Katastrophe der Sieben von Zeus in die Erdentiefe
entrückte ^ Seher' (0. VI 17, N. IX 24), erkennt mit Vaterstolz in dem tapfe-
Einleitung. 1—38 69
ren, allen voranstümienden Helden seinen Sohn Alkmaon und weissagt dem
Adrastos, der also, was bisher bei Pindar nicht vorkam, den Epigonenzug
noch miterlebt, siegreiche, aber durch den Tod seines Sohnes (Aigialeus)
getrübte Heimkehr. Das Ganze macht fast den Eindruck eines Zitats aus
einem Epos, dessen Kenntnis bei den Hörern vorausgesetzt wird, vermut-
lich, da Alkmaon in dem Mythos, und dann (57) auch für Pindar selbst,
im Vordergrunde steht, aus der Alkmeonis. Andere Möglichkeiten erwägt
C. Robert, Oidipus (1915) II 81 ^^^ Über den sagengeschichtlichen, auch
von Pindar noch durchgefühlten Gegensatz zwischen Amphiaraos {Zivg) und
Adrastos {ov ÖQrtnerrtg) Sokr. VI 1918 Jahresb. 187; dazu die Bern, hier
zu 39fif.
^ Des Siegers Person ist, wie meistens, ziemlich belanglos: ein den Knaben-
jahren noch nicht ganz entwachsener junger Aiginete, des Xenarkes Sohn,
aus dem edlen Hause der Meidyliden, schon reich an Erfolgen im Ring-
kampf, auch im Pentathlon ; auch zwei Oheime von Mutterseite waren sieg-
reiche Ringer. Der Regel t6 d' ifiov j ovk utsq AiaKiöäv \ xiaQ v(iv(üv yev-
exai ist Pindar auch in diesem Aiginetenliede treu geblieben, doch macht
er es diesmal besonders kurz (23 ff.), und dann, am Schlüsse noch einmal,
besonders nachdrücklich.
1 — 38. 0tXö(pQOV "^Hövyia, wer nur ein wenig Pindarwortlaut im
Ohre hat, denkt bei der ^Haviia^ die hier ^eyLGxonoUq und Tochter der Dika
beißt, sofort an Pindars (piXonoUg av(i(fcüvog ^syaXävcoQ ^Havila^ und voll-
ends bei ßovXäv tb kqI nole(i(ov an ihr Widerspiel, die CTccöig nevlag doxeiqa
und den noU^og^ der nur den Unerfahrenen reize, in dem vor Bürgerkrieg
warnenden Hyporchem (fr. 110, 109). Ob in den gewalttätigen Giganten
ein Spiegelbild zu erblicken ist der bei Koroneia aufs Haupt geschlagenen
Athener? — so noch jüngst der sonst verständig urteilende Cam. Gaspar:
Aihenes ei sa defaite ä Coronee... sont ici dairement visccs (Chronol. p. 167).
Umgekehrt könnte man eher Warnung vor gewaltsamer Auflehnung gegen
die athenische Oberherrschaft und Mahnung zu einem 'Verständigungsfrieden'
heraushören sollen. Aber das Nächstliegende ist doch, mit Leop. Schmidt
(399/400) an demokratische Auflehnung gegen die Adelspartei zu denken
(schol. 1' Dr), wozu auch der Ausdruck exopxog in öo^cov {14) am besten
passen würde. Hesychia, die in Aigina z. Zt. noch als herrschend angenom-
mene, aber nach allerlei Andeutungen (9. 15 ff.) vielleicht bedrohte Hesychia,
soll den Festzug, Jlv^iovmov xi(idv (5), entgegennehmen; von irgendeinem
Kultus, auch nur in Form eines Altars, wie etwa X)^t,6voia und KaiQog in
Olympia (Paus. V 14, 9) oder "EXeog in Athen (Paus. 117, l), scheint sich
keine Spur erhalten zu haben; doch ist es nützlich, hierzu außer Jac. Buick-
bardt, Vortr.* 38r>ff, Wilamowitz, Beri. Sitzgsb. 1908, 329—332 u. 1909,
826—82« nachzulesen. (Vgl. auch Bern, zu P. XI 9.) Sie ist Pindarn eine
Göttin, wie 'AXuXü^ IloXifiov OvyckiiQ (fr. 78), oder V^^^ (Olymp. XIV), oder
^4XuOeta (fr. 205, Olymp. X), sie ist es um so mehr, als sie, zu ihrer Selbst-
behauptung, auch über die in dem Abstraktum ihres Namens gogobonen
Grenzen hinauszugehen und kräftig dreinzuschlagon vermag. Sie trägt die
SrlilüsBcl zu Frieden und Unfrieden, ähnlich der am Hinmielstor, wo Tag
und Nacht sich scheiden, als Priest^rin fungierenden Dike bei Pannonid«'s
(1 11 ff., dazu p. 123 ff. Diels). Apollon hat bereits in Delphi den :^
empfangen, als dieser, frischbekränzt, von Ki'iln« v'-^'u't^iov (pCXoti oi'i -^ .
70 PythienVIlI
QOig, wie der Sieger in Olympia (0. IX 4), zum Apollontempel hinaufzog;
richtig interpretiert so Heyne den 'dorischen Komos' (20) als den impro-
visierten Festzug der aiginetischen Kameraden. Es folgt die übliche Hul-
digung an die Aiakiden, samt der pflichtmäßigen Erwähnung der siegreichen
Oheime; Namen des Vaters und Adelsgeschlecht erfahren wir gelegentlich
(19. 38). Dadurch ist der ersten Pflicht des Epinikions mit Anmut, und
durch die von Herzen kommende Anrufung der Hesychia mit mehr als An-
mut, genügt. Vielleicht stellt sich bei näherer Betrachtung aber auch sonst
noch unter der anmutigen Oberfläche eine tiefernste ünterströmung heraus.
3. fi8yi(TTdjtoAcs • otL ^eyCörccg aTtoreXet rag nolsig ccOrccöLccörovg ovoag
schol. 5. Der Dat. eth. bei tfsxo/n«e, Pindars Lieblingskonstruktion.
Der Schluß der Strophe bereitet durch die Zweiteilung sq^ccl ts kccI Tcad^stv
und den einschränkenden Zusatz tkxiqü evu ccvQExeL auf den Umschlag vor
von der (piXocpQcov ^Ha. zur XQaiBia (10). 9. Die Metapher BVBXdöri ähn-
lich wie ivETta^av elKog P. II 91. 10. dvO^evBOV gehört ano xolvov
zu KQarec und zu vßQLv. 12. ävtXog mag allmählich aus dem Grund-
wasser des Schiffs zum Meeresgrund geworden sein (0. IX 50; dazu die treff-
liche Bemerkung Gildersleeves : the earth appcars as a ledky vessel)] die
Wendung xiQ'ivai iv avrXco erinnert an Sturmschilderungen wie ju 411 (vgl.
auch 0 479). 13. n^aQ* alöav ege^s^tjcor, wohl absichtlich so all-
gemein gehalten, um recht viel Anwendungen zu vertragen. Der Ausdruck
eY,6vxog i% doficov cpiqoi könnte zunächst auf einen Rinderraub des Porphy-
rion gehen, und so versteht es der Scholiast (17); aber Rinderräuber ist, ab-
gesehen von dem Abenteuer des Herakles (Pind. fr. 81. 169), nach ApoUod.
I 35 Alkyoneus. Wenn dann bei der Bestrafung des Unbelehrbaren (ov8e
n. fiDcd-Ev 12) erst noch die Bändigung des hundertköpfigen Unterweltsohnes
Typhos eingeschaltet wird, so geschieht es zur Steigerung: ovöh (idv^ erst
recht entging ihr nicht der König der Riesen. Daß dieser metonymisch
keinen anderen bezeichnen kann als den (12) genannten Porphyrion, sollte
keinem aufmerksamen Pindarleser zweifelhaft sein. Der Bericht über die
Bestrafung erfolgt (SvXXrinxmSig^ nach dem beliebten Scholiastenausdruck :
dem Blitze des Zeus erliegt Typhos (B 781ff., Hes. theog. 838, Pind. P. I
15 ff.), Porphyrion dagegen den Pfeilen Apollons. Hierfür ist Pindar der
einzige Zeuge bis auf Claudian (Gig. 34. 115 ff. p. 343. 46 Birt), wonach
dann das %ciQ cdaav e'^sqs&I^slv in dem Versuch bestanden hätte, die Insel
Delos loszureißen und gen Himmel zu schleudern. Nach Apollod. I 37 er-
schießt ihn Herakles.
In seiner oft beliebten Weise schwingt sich der Dichter von dem an
den Schluß des Satzes gestellten Apollon mit einen^Relativum flott hinüber
zu der von dem Gotte gnädig entgegengenommenen delphischen Siegesfeier.
19. Über KiQQad'BV und das parnassische 'Laub' zu P. X 8. VI 9.
20. Über den 'dorischen Festzug s. d. Vorbem. 1—38. 21. Die Be-
liebtheit der Metapher des Losens {eitsae), damit auch bei Pindar die Häu-
figkeit des Verbums XccyxdvEiv, folgt aus dem Glauben an Losorakel; dar-
über jetzt Ludw. Weniger, Sokr. II 1914, Iff. V 1917, 305ff. Die Xd-
QixEg stehen mit 86^a und ccEidexai (25) auf einer Linie, auch mit dem an
den Schluß des vorhergehenden Satzes gerückten K&fiog. 22. In diTcai-
ÖJtoXig klingt Jl%cc nach (aus l) und vor (71). 25. n:oXXot(Ti gehört
natürlich zu aid'XoLg und auch noch zu fidiccLg (27). Der Satz streift in
J
1-40 71
Form einer Praeteritio die Großtaten der Heldensage, um dann wuchtig mit
einem einzigen Wort (avdgciaLv) auf die Männer hinzuweisen, die es noch
immer in Aigina gebe, insbesondere dann auf die Verwandten und Vorbilder
(35. 38) des siegreichen naig (33). 29. dva^e^ei'', nicht einfach iinpo-
nere, als ein ä'^O^og (Ar. Ritt. 1056), sondern deponerey als ein «va'O'j/aa des
Dankes («Log ayy.&LxccL 0. XI 8), ein (ivT](ia des Ruhmes (Isthm. VIU 63),
ein ^ijaavQog (P. VI 7), ein ayaX^a (N. VIII 16), eine ävÖQLccg usf. Ein
Gegensatz wird sogleich (34) heraustreten. 30. 'Aber es ist jetzt nicht
Zeit, hier nicht der Ort zu einer breiteren Erzählung, vollends nicht in lyri-
schem Vortrag (31); es könnte leicht — lockere Anknüpfung einer Besorg-
nis — gerechten Unwillen der Hörer erregen, und dieser sich dann unan-
genehm fühlbar machen (32).' 32. rö ö* iv tiogC ^iol tqccxov tbov
Xoiog, vscotaTov xaAwi/, *die mir zunächst vorliegende und dringende Pflicht,
deinen jüngsten Sieg zu feiern'. 34. (iroy) Ttoxavöv, hier nicht die
Kunst des Dichters selber, wie N. VII 22, auch nicht die gehobene Stim-
mung des Musenfreundes, wie P. V 114, oder des erfolggekrönten und zu
neuen Hoffnungen beflügelten Siegers, wie P. VIII 91, sondern der rasch
sich weithin ausbreitende Ruhm; nach 6ol ^\v iyto nxsQ k'öoDua^ avv olg in
ansLQOva novxov %xX. Theogn. 237 ff. Der selbe Gedanke in anderem Bilde
bei Pindar Nem. V: ova ävögiavxoTtOLog sl(.u. 35. Die ebenfalls im Ring-
kampf siegreichen natQadsXcpeoC bilden eine Ergänzung zu dem Ruhme
der naxQCi MslÖvXlÖccv [(pazQla nach den Schollen), der sie ja nur durch
die Heirat der Schwester angehören, und zu ix TtccxeQcov ncciöl Xf](ia (45).
JTieognetos Olympiasieger iv Tcaial nach Paus. VI 9, 1 und dem dazuge-
hörenden Epigramm (App. Plan. 2, 2 = Bergk, Sim. fr. 149, 2), Olymp. 76
= 476 nach Robert, Herm. 35 (1900), 165. Von ihm gab es in Olympia
ein Standbild, einen Pinienzapfen und einen Granatapfel in der Hand, At-
tribute des Dionysos (vgl. fr. 153). 36. TcarBXsy/^Bi = KaxaiaxvvsL 0. X 8,
gröber iXsyyieaatv i^tave N. HI 15. Seoyvrixov — KXeLxo(idioi,q vUccv zier-
liche Variation, woraus zugleich zu ^OXv^ntCa. nachträglich ein viY,d(Savxa hin-
tiberklingt. Die Meidyliden feiert ein verlorenes Gedicht Pindars (fr. 190).
37. O-QaGvyviov , bekannte Attraktion des Adjektivs. 38. Der
Xoyoq des Amphiaraos ist keine öiöciöKaXta und keine icpr\^oavvcc^ sondern
eine Anerkennung; also cpigeiv 'davontragen, auf sich beziehen können,
widerspiegeln', aber nicht 'hochhalten*. Über das Aktiv statt des erwarte-
ten Mediums prell. II 93.
39 — 55. Der Mythos feiert Alkmaon, Amphiaraens Sohn, als Vor-
kämpfer der siegreichen Epigonen, und stellt ihm, den Erklärorn zumeist
rätselhaft, den Adrastos gegenüber, der seinen Sohn überleben mußte. Da
der Dichter nachher (56) an Alkmaon anknüpft, so erscheint das Schicksal
Adrastens nur als trostloser Hintergrund für das immer doch der Hoffnung
auf eine freundlichere Zukunft Ilaum gebende Bild der ihrer Väter würdi-
gen (von Aristomenes repräsentierten aiginetischen) Jugend. Um dies allein
hervortreten zu lassen, ist der Mythos nicht weiter ausgeführt: nichts von
Alkmaons Muttermord und Wahnsinn! nichts von seinen einzelnen Pfeldeu'
taten, so von der Tötung des Laodamas, Sohnes des Eteoklos (ApoUod. HI 83,
Diod. IV 66); nur in Aaw cvv äßlaßti {5i) schimmert noch einmal der große
Erfolg dos Epigonen/.ugßs durch.
40. ahl^aro soll nach den Grammatikern von alvito^iai herkommen
72 Pythien VHI
und einfach inatvetv bedeuten: ein acute dictum wird es wohl immer be-
zeichnen; aber warum soll die im Epos erzählte Geisterrede, auf die Pindar
anspielt, nicht noch dunklere Andeutungen enthalten haben, als die zitier-
ten Worte uns ahnen lassen? An irgendeine Form der Orakelbefragung ist
nicht zu denken: der gegenwärtig geglaubte Gott schaut ja naQfievovtag
ctlnia, und redet ^aQva^ivcov. Und Aristomenes persönlich geht der Aus-
spruch (44/45) nicht näher an als ganz Aigina (28), wie sich am Schlüsse (98)
noch einmal zeigen wird. 44. (pva natürlich nicht anders als sonst bei
Pindar (0. II 94). 45. Xil^a, von dor. J^lrj- (al 6e Xrjg^ avydaöso] lat.
velle)^ häufig wiederkehrend in Gortyn. 46, Die Schollen scheinen in
der Schlange auf dem Schilde des Alkmaon so etwas wie ein Familien-
wappen der Melarapodiden zu sehen. Bei Aischylos ist Amphiaraos ohne
Schildzeichen (ö'^jna d' o-öx iTtTJv kvüXg) 591). Aber wenn die auf Schilden
auch in der Bildkunst so häufige Schiauge hier für den Vater ein beson-
deres Kennzeichen Alkmaons ist, so könnte darin immer eine Andeutung
chthonischer Herkunft und mantischer Funktion auch des Sohnes (60) lie-
gen sollen; der gewählte Ausdruck, 'Alkmaon schwingt auf dem leuchten-
den Schilde die Schlange', betont das Zeichen auffallend genug. Über das
Schlangensymbol in beiden Beziehungen Rohde, Psyche ^I 133*. 142, 3.
50. oQvi^, OLcovog bei Homer, augurium wie P. IV 19. 51. Konstr.
wie P. X 12. 55, Abas, den Eponymos der euboiischen Abanten, Lyn-
keus Sohn, Vater des Akrisios, verwechselt der 2. Schol. (77^) mit dem
Melampodiden, durch seine Tochter Lysimache Großvater Adrastens. "Aßccv-
Tog do^iog iv "AqyeL fisydXco in dem Argeerdithyrambos Oxyrh. pap. 1604
(vol. XIII 33).
56 — 87. Eine Huldigung für den in Theben heroisierten Alkmaon,
mit yaiQOiv 8\ nal avxog angeschlossen nicht an das eben erzählte Schicksal
Adrastens, sondern an den ersten erfreulicheren Teil der Amphiaraosrede.
Dann ein Gebet an Apollon und eine Mahnung zur Demut, mit den stolzen
Daten der zweiten Siegestafel eng verflochten. Aber die Freude soll doch
dem Sieger nicht mißgönnt sein: sie wird ihm erhöht durch Ausmalung des
Gegenbildes der geschlagenen und betrübt heimschleichenden Gegner. Auf
die verschiedenen Tonarten der beiden^Siegestafeln werden wir bei 68 zu-
rückzukommen haben.
56. Auch Alkmaon erhält einen Kranz: der hochbetagte Dichter wird
vor seiner Ausfahrt nach Delphi in dem Heroon, in dessen nachbarlichem
Schutze sein Haus gelegen ist, einen Tempelschlaf gehalten haben. Da er-
schien ihm in einem holden Traumbild der Sohn des Amphiaraos und weis-
sagte dem Schwermütigen noch einmal eine Freude. Der delphische Sieg
des kraftvollen und gewandten Junkers aus dem Hause der Meidyliden
hat dem alten Aiginetenfreunde wohlgetan. 57. Kranz und Lied nebenein-
ander wie Isthm. V Schi, arsipdvoiai ßdXXo)^ in einer Art (pvlXoßoUcc (zu
P. IX 124). Die in qaCvoi liegende Metapher wird deutlicher P. V 99
durch den Zusatz dqoGcp ^ccXd'aKa. 58. Die 'Nachbarschaft' Alkmaons
ähnlich zu denken wie das von Pindar selbst gestiftete Rheaheiligtum P. III 78
mit schol. 137 — 139. 59. Bei doCöi^ov sei daran erinnert, daß es den
Gehalt des Begrijffes nicht erschöpft, zu fragen, ob 'aktiv' (wie etwa paean
VI 6) oder 'passiv' (wie Z 358): es heißt 'im Gesänge selbst lebend und
waltend'; so sind die Chariten äolSt^fioL ßaalXeLcci 0. XIV 3, so Von Gesang
40—66 73
umwoben' der Apollonterapel im Homerischen Hymnus 299, 'aus Gesang
bestehend' Tto^i' aoLÖL(iov N. HI 79. Unsere bequeme Art dui'ch die Vor-
silbe be- ein Verbum transitiv zu machen, verflacht den Begrifl": fiir aoldt,-
jiiot iöGOfiivoiöLv sagt die Odyssee (6 580) iaaofiivoiaiv aoiöri und (uj 200,
von Klytaimestra) öTvyeori öe x aot^ij %G(Szxai. Wohl können auch wir, seit
Herder aus dem Griechischen übersetzte, sagen 'ich singe dich'; aber das
reicht nicht aus für ccslöeto 6e nav ri^evogy 'der ganze Hain wai* Gesang'
(0. X 76). 61 ft*. Auf die Anrufung des delphischen Apollon folgt, in
zwei Hauptsätzen, erst eine nochmalige Erwähnung des delphischen Sieges,
dem sich rasch noch ein Pentathlonsieg anschließt in den aiginetischen Del-
phinien (65; über agnaleav öociv zu P. X 62). 66. Gvv koQxaiq {ffiatqf
der beiden Lato'iden, des ^AnoXXav JeXcpLvtog und der "Aqxe^ig JUrvvva —
JelcpivCa). 67 ff. Der Vok. ü)va^ nimmt dann das Gebet wieder auf, in einem
zunächst etwas dunkeln Satz: svxofiaL nicht mit dem Schol. 95'' öiaßeßaL-
ovfiui, sondern 'ich bete (zu dir)', dann ixoviL voa natürlich zu xaTußkiTUiv,
ähnlich co Zev ncczEQ, &v^^ ^ilcov Isthm. VI 43 und, besonders innig, Ootßs
— i^skriGaig P. I 40; ccficp^ eKaörov oöa vio^ai, 'auf jeden Gang meines
Liedes', gewiß, im stillen, 'auch meines Lebens'; dem segnenden Blick des
Gottes entspricht nachher d-eöv oniv u(p%ovov (zuerst von T. Mommsen be-
merkt). Aber schwierig im einzelnen sind noch die Worte xara xiv aQ^oviuv
ßkinsiv, die mit Pauw nara xCv zu lesen noch heute beliebt ist: it is my
hearts desire to keep my eycs fixed on agreement uith thee Gildersleeve, wobei
jedes Wort zum Widerspruch herausfordert. ccQfiovia ist ursprünglich ein Hand-
werksausdruck der Baumeister, der Instrumentenbauer, der Musiker; Pindar
nennt die lydische Tonfügung Avöta 6vv ccQfiovia (liXog N. IV 45. Hier kann es
sich natürlich nur um Tonart im übertragenen Sinne handeln, rlg (nach altem
Brauch an der zweiten Stelle des neuen Satzes) ist dann, um jede prägnante Be-
deutung von aQfxovCa auszuschließen, unterscheidend, artabsondernd, und zwar
distributiv: 'eine besondere Weise für jeden Gang!' das wird dann allemal
auch die angemessene werden, und das Ganze aQuoöiov xi fiikog^ wie i(i(i€-
Xiiog im moralischen Sinne schon Simonides braucht (im Skopadenskolion B),
und Pindar selber, in ziemlich genauer Parallele mit unserer Stelle, el nag
fjUXog iQxofiat N. VII 69. Damit ist die Änderung xar' i^ilv, auf die ich
mir vor 20 Jahren etwas zugute tat, die mir aber inzwischen wegen der
starken Betonung der ersten Person immer bedenklicher ward, vollends er-
ledigt. Der Ausdruck aQfiovtav VMxaßXinuv erscheint ktlhn, aber Bedenken
erregt weder das Sinnesvikariat, die aia^ricig avx^ cciG^i]<ss(üg der alten
Grammatiker, wenn sie naiccv Xdfinet, oder djuvot cpXiyovxaL verteidigen, wo-
zu aus Pindar cv^^axla ^oqvßov naQaC&v^s ^iyav anzuführen wäre (0. X 73),
noch der Akkusativ: von ivöCav xaratOvaaf« (P. V 10) zu ctif^ioviav %ctxa-
ßXiniiv ist doch jetzt nur ein Schritt. 'Blick nieder, hohe Königin des Him-
mels', sagt Schiller, 'und lege deine Hand auf dieses Herz, daß es der Ober-
mut nicht schwellend hebe' usw., unter Hinzufügung eines zweiten Gestus,
wie auch Pindar in il6* ^AnoXXmv viv ttö^c t' &yXatav Isthm. II 18; damit
wird die unnachahmlich archaische Gedrungenheit dos Ausdrucks illustriert.
Der Dichter hat eine etwas peinliche Mahnung vor, nicht minder an
den Vater (vfiixli^aig iviaig 72, was auf Verhältnisse zielen mag, die uns
ewig unbekannt bleiben werden), als an den mflbelos (73) immerfort sieg-
reichen jungen Pi'wr xv^r das Gegenteil heraushOrt, aU sollte, wie sonst,
74 Pythien VIII
auch bei Aristomenes der (laKQog novog der Vorübungen anerkannt werden,
der verkennt den Zusammenhang, von el yccQ xig 73 bis Xa^cov 88; auch die
Nichterwähnung eines Turnlehrers deutet wohl auf einen früh zur Meisterschaft
gelangten Athleten. Da ist dem Dichter bang um den rechten Ton, und er
sammelt sich Kraft im Gebet, natürlich nicht ohne die Hörer zu spannen.
^ Segne mit einem Blick aus der Höhe mich, Herr, mit einer Tonart für jeden
einzelnen Gang meines Liedes. Wohl besteht dieser Festzug zu Recht; aber
für eure Zukunft erfleh ich der Götter unverminderte Gunst. Mühelos er-
rungene Erfolge täuschen leicht hinweg über unsere Abhängigkeit von der
Macht, die jede Entscheidung über Glück und Unglück in Händen hält.'
74. öo(pöq SV ccipQoCLv, so allein richtig der Schol. 103*: ein kleiner
Trost zugleich für die Unterlegenen; nach Mezger (406) ^gibt das durchaus
keinen Sinn'. Dissen hatte, gegen Boeckh, das Rechte schon gesehen.
75. 7iOQVG(TSii6v, wohl nicht viel unterschieden von KOQvq)ovv 0. I 113.
76. i:rt' dvÖQdOi ^elrai, prägnanter als iv ö^ aya&otöi Kstrai, P. X
Schi.; iir} 'tcI zaö' eaxai xaös Soph. Phil. 1003, t) ^%l tü5 nXri^sL l-oyog; OC. 66.
77. ßdXXoiV steht wirklich genau an der selben Versstelle wie ßccXlo}
in der 3. Epodos; einen tieferen Sinn scheint auch dies ^Echo' nicht zu
ergeben. 77/78. Nicht ganz einfach gestaltet sich die Interpretation
von vTto xsLQWv fiBTQO) KccrocßaCvEL, so die Überlieferung in B JB^ D*' mit den
meisten Vatikanern, während V (= Ambr.) mit E JEj^ und mehreren Glos-
sen, ebenso den Schollen, den Acc. bieten: offenbar seit alters nebeneinander-
stehende Varianten; die Entscheidung hängt an der Deutung von iiiiqv) und
xccTccßalvEi,. Das Verbum nehmen Schollen und Paraphrast einhellig faktitiv:
'^tcoisIqiov noLobv, KccrccßaLvsLV noLst; und das paßt auch allein in den Zu-
sammenhang, als Gegensatz zu vtceq&s ßdXkcov. Aber die alten Grammatiker
waren hierin ziemlich freigebig; nahmen sie doch sogar das Perfekt fakti-
tiv, eiißißauEv' ETtißfivai iitOLTjGs P. X 12 (18), während es bisher auf Fu-
turum und Aorist beschränkt erschien. Zu Hilfe kommt uns indes, worauf
Phil. Buttmann (Ausf. Gr. 1126) hinweist, jcaxcov iitißaayJ^isv vlccg ^Ayaicbv
B 234. Also wird es wohl dabei bleiben müssen; denn die Trennung in
zwei Sätze, die lange Zeit Beifall fand, wird sich nicht aufrecht erhalten
lassen. Man müßte zu vito yjEiQGiv in unwahrscheinlichem Zeugma ßalloiv
ergänzen, nicht zu reden von dem seltsamen Genetivus vko xslqcov. Eine
Warnung, (ietqo) KaraßaivEiv oder Y,ccxdßciiv{E) ^ erscheint nach der voraus-
gehenden Predigt etwas dürftig; der sogleich folgende, durchaus heiter ge-
stimmte Schluß der Siegestafel soll doch nicht etwa Maßlosigkeit beweisen!
vollends bei ^ir] 6vv (laKQw novo) gewonnenen Siegen, unter denen nur ein
panhellenischer ist, eben der zu Kirrha. Aber vnb ieiq&v (iexqg) ist noch
unerklärt. Denkt man jedoch an das homerische rißrjg ^exqov und an Pin-
dars ov yß-ova xccQccöaovxEg iv %EQbg cM(ia 0. II 69, so ergibt sich eine echt
pindarische Übersetzung der homerischen Formeln vtvo %eq61 Safi7]vai, — da-
•fiäv^ und damit auch Rechtfertigung des Dativs fiixQG). Tiaraßaivei
steht im Gegensatz zu ^TtEQd'E ßdkXcov, ein absichtlich milderer Ausdruck
für das Unglück, ähnlich in der verwandten Stelle P. II 89, während nach-
her 93/94 in tzIxvel — (Seöeiö^evov ein stärkerer Ton beliebt wird. Da es
sich uni einen Sieg im Ringkampf handelt (35. 81, diesmal eingehender
geschildert als üblich), so lag, wenn vtieqQ'e ßdXXtov das Bild noch unent-
schieden ließ, bei vnb %Eiq&v (iexqco die Vorstellung von den Armen des
74-95 75
siegenden Ringers (nicht etwa der Gottheit) für jeden Hörer in der Luft.
79, Die Spiele in Marathon galten dem Herakles, richtig so schol.
0. IX 134® Dr. Die schöne Verbindung aytor« daiid^aiv wegzukom-
gieren, wird man heute wohl unterlassen. 80/8 1, Über TQKTdalgf SQyoi,
rsxQaCFi sei auf die Anm. im Pindar 1900 verwiesen. 88/87. ^shows
that Ms opponents wcre. boys\ gute Bemerkung Gildersleeves. 84:. Der
Pythiensieg erscheint zum vierten, fünften Male (5. 19. [33.] 63. 84), als
Krönung des Ganzen.
88^100. ' Wer ein neues Glück erlöste, — in -süßer Wonne, hoffnung-
beflügelt, hebt sich der Mut; irdische Sorge bleibet dahinten. Hoch schnellt
im Nti menschliche Freude, ebenso rasch sinkt sie zu Boden, schmerzlich ge-
täuscht. Eintagswesen — was sind wir? was nicht? Ein Schattentraum,
das ist der Mensch! Doch kam vom Himmel ein Lichtstrahl nur, leuchtender
Schimmer umschwebet uns rings, und das Leben ist hold!^
Die hiermit umschriebenen unsterblichen Worte Pindars bilden nur
den Auftakt zu dem herzhaften ^Fahrwohl!' des greisen Dichters an Aigina,
die 'liebe Mutter'. Die Schlußworte des Liedes, scheinbar nur Namen her-
vorstoßend, uns unübersetzbar, würden sich 'parodisch' (nach Goethes Aus-
dnick) wiedergeben lassen mit einer Anleihe bei unserer Liturgie: 'Im Namen
des Vaters und des Sohnes und des (auch in den aiginetischen 'Epigonen*
fortlebenden) Heiligen Geistes. Amen'.
88. naXov XI veov wiederholt vs^Tarov KaX&v (33). 89, Ob fisyd"
Xag zu aßgorazog oder zu iknlSog gehört, läßt sich nicht logisch entscheiden,
gibt es doch beidemal leidlichen Sinn ; auch nicht grammatisch, man sehe nur
daraufhin paean VlundVII durch; auch metrisch nicht: das 'Übergreifen' wäre
ganz normal (rov Bvvo^ionazov | ig l'oavov 0. I 37/38): hier hilft nur ein ge-
wisses Augenmaß. Soll das Hochgefühl zwei Gründe haben, das neue Glück
und die Größe der Hoffnung? und verträgt nicht die ccßQozag ein steigerndes
Beiwort so gut als doch immerfort der sinnverwandte oXßog? Also: 'in über-
quellender Wonne erhebt sich zu hoffnungbeflügeltera Mannesmut' der frisch-
bekrUnzte Sieger, und mit ihm der herzlich anteilnehmende Dichter. Wir
sollten uns aber gewöhnen, die Präposition zwischen Attribut und Substan-
tiv auch bei vorangehendem Substantiv proklitisch zu akzentuieren.
92. XQBaaova ^Xovrov nSQi^vav^ Lieblingsgedankc Pindars, dem nichts
verächtlicher war als nsgl xQVf^^'^ ^ox^l^etv ßialtog und Mov vifisiv nkoü-
xov XQvtpatov (fr. 123, N. I 31. IX 32, Isthm. I 67). 93. tBQ:xv6v wie
xaX6v gilt Pindarn vornehmlich von agonistischen Freuden; in solchen
Meinen Sätzen spannt er wohl den Rahmen gerne weiter: auch an die
iiligkeit des Glücks im Leben der Völker, an Koroneia zu denken,
mochte niemandem verwehrt sein; ob gerade hier im Sinne Pindars, ist doch
zweifelhaft. 94, ypcofi«' öoKtjatg schol. ' 133, wieder zu Ehren gebracht
von Härtung, der gut itaga yvotficcv^ l'fiTtahv fihv xigilfiog 0. XII 10 vergleicht.
AU Boeckh yvonia consUium {Forlunae) interpretierte, lag ihm attische Prosa
im Ohr. änöxqonog sollte nach Boeckh 'feindselig' heißen; wer dies mit
inlxQoitog 0. I 106 verteidigen will, der vergißt den ganz gewöhnlichen,
auch dort wirksamen Sinn von MxQonog' i imxQlmxai r«, patronus. Das
'Fehlgehen* der Meinung erschüttert die Freude in ihren Grundfesten: die
Adjektiv und Partizipkonstruktionen, yi'xe'ltpiyivua a(faiOt^aaj wenlen noch
oft verkannt. 95, Zu ^JtufUQOi ist nicht ia^u zu ergänzen; die 1. Per-
76 Pythien VIH
son steht weder vorher (^^otcov) noch nachher (avÖQ&v). Den Gedanken rt
ÖS ng; t/ <y' ov ng; mag man Heraklitisch nennen (^sl(iiv te xca ovk elfiev
fr. 49*Diels^), wenn man sich nur den Unterschied zwischen der Auffas-
sung des Dichters und des Denkers gegenwärtig hält (vgl. das über Qvd'(i6g
Gesagte Herrn. 53, 1918, 328); der Dichter schaut wechselnde Bilder: da
dünkt sich einer, er war etwas, so ist er es schon nicht; oder meint, er
war etwas nicht, so ist er es schon, ömag ovuqj ein Ausdruck, der durch die
Weltliteratur geht, vorgebildet schon in der Odyssee, amrj eiTiekov rj Kai dvelgo)
(X 207); ebenso dann wieder getrennt, üKLosLÖsa cpvXcc — ecprj^SQLOL — ocveQEg
elüeXovsLQOL Ar. Vög. 686 f. 97. ejteCTriv dvÖQOiVf durch in ccviäg ßa&fii-
&og iaraota N. V 1 von Gildersleeve wohl ausreichend gestützt. 98/99, So-
lange man die Pythiadenzählung um vier Jahre zurückdatierte, also Ko-
roneia noch nicht vorlag, bemühte man sich, den Ausdruck HevMqo} öröAro
ttoXlv Tccvöe KOfit^s ganz ins Unpolitische umzudeuten; 'freie Fahrt' sollte
überhaupt nur Von Stürmen ungehinderte Bewegung' sein (Leop. Schmidt
398). Man sah nur die Schwermut der eben verkündeten Lebensbetrach-
tung — ungefähr, wie vor alters, inifis^cpovraL xiveg tw Uivödga) oxl iynm-
^Lov yQcccpcov Q'Q7]V£T xov avd'QcoTCivov ßlov — , und merkte nicht, wie er
selber, in Koroneia und in Kirrha TiaXov xi viov Xajßiv^ mit einem Ruck (Äi-
yiva %xl. asyndetisch 98, richtig gedeutet von Ed. Schwartz, Charakterköpfe I
[1902] 23) sich auch der anderen Seite {xi d' ov xig; — la^itqbv cptyyog)
bemächtigt und leise, aber doch voll Zuversicht und auch wohl nicht ganz
ohne Grund (s. Steup zu Thuk. I 67, 2), auf eine Wiederkehr wenn auch
nur eines Schimmers der alten aiginetischen Herrlichkeit zu hoffen wagt
(ko^l^s, wie immerfort 0. Xin59, P. IV 106. 159 m. Scholl., = avano-
fiL^E] der iXevd'EQog cxoXog erinnert an %Qrixr}Qa oxi]aa6d-aL sXsv^sqov Z 528).
Nicht an einen Gott wendet er sich unmittelbar, sondern an die Aigineten,
nicht an ein Wunder glaubt er, wohl aber an den aus Zeusens Beilager
(paean. VI 135) mit Aiyiva^ (ptXcc ^ccxtjq, stammenden unverwüstlichen Aigi-
netengeist. Piadar selber also, der alte Aiginetenfreund, der, während er
dies Lied dichtete, innerlich ganz zu einem Aigineten Gewordene, — trotz
allem £^ eXittSog nexexai vnoitxsQOLg avoQEccLg.
Das Gedicht des 76jährigen hat nichts Greisenhaftes. Wollte man den
Stimmungsgehalt auf eine Formel bringen, so könnte sie nur lauten, männ-
lich beherrschte Glut; das ist seine ^Havpa^ die doch nichts Quietisti-
sches an sich trägt. Das Epinikion hat diesmal wirklich ein durch das Ganze,
wie Goldfäden durch ein Gewebe, sich hindurchziehendes Thema, das sich
mit einem Worte wiedergeben ließe, ^Epigonen': rjfisig xov TtaxeQoov — ov
%stQoveg sv^o^sd'^ slvcct,, das wenigstens sollte den Aigineten von neuem zum
Bewußtsein kommen. So ist denn das späteste unter Pindars Epinikien zwar
kein Haßgesang und kein Kriegslied, am allerwenigsten ein öxccölcoxmov,
aber auch ein d'Qi]vog ist es nicht, und Aufforderung zu einem 'Verzicht-
frieden' auch nicht. Es ist das dichterische Vermächtnis eines zu völliger
Reife gekommenen Gemüts au ein in der Hochblüte von Hagelschauern ge-
troffenes, aber nicht entwurzeltes, seit mehr als einem Menschenalter treu-
geliebtes Brudervolk.
(A) Haltet Buhe, (B) Aigineten, Männer und Jungmannen, des Aia-
Mdennamens würdig, glückJiaft (f), wie an der Spitze des Epigonen zug es
AJhnaon, Amphiaraens echter Sohn. Auch mir verhieß Mkmaon eine Freude,
Vm, 95—99. IX, Einleitung, 1 77
(A) und ÄpoUon scJienkte sie uns. Seien die Götter aucJi fernerhin euch
hold! (E) Jetzt siegtest du brav^ 7nein Aristomenes. Da schwimmt man in
Wonne und schwebt in Hoffnung. Wie trügerisch ist Hoffen! — Wohlauf,
Aigina, zur Freiheitsfahrt , im Bunde mit Zeus und dem ganzen Äiahidcn-
geschlecht!
Strophen und Epodos sind durchweg aeolisch bis auf die beiden
mit Aeolikem von Pindar gern verbundenen und sogar mit aeolischer Frei-
heit (\ ö ~ z) behandelten Lekythien am Schluß der Strophe, dann nach-
klingend am Schluß des ersten Tetrameters der Epodos, endlich noch die
den ältesten Kehrzeilen, wie ayvce^ "AnoX-Xov^ entnommene Klausel der Epodos.
Der Bau erinnert mehrfach an das etwa um 10 Jahr frühere Altersgedicht
Isthm. VII. Beachtung verdient in den Strophen die ungemein durchgrei-
fende Cmteilung der 12 Metra des Stollen im Gegenstollen und am Schluß
das akephale Lekythion, wie überhaupt die Häufigkeit der Akephala (str. 3.
6*. 7^, ep. 1*. 2*. 4*. 6^), in der Epodos der spondeische Klausel vorklang,
der in Aeolikem, außer in Isthm. VII ep. 7, nur noch Pyth. VII ep. 5 be-
gegnet; Spondeus mit angeschlossenem akephalen Aeoliker, wie hier (z. B.
vi-KccLg — xQiGCcilg^ o^-QLGxo^uvsg) ^ so auch Isthm. VII str. 3. Bei dem
Komplex von drei Kürzen und einer Länge str. 2 hat man die Wahl zwi-
schen Diiambus und Choriambus mit aufgelöster erster Hebung, ähnlich
Pyth. XI str. 3*, wo indes der fünfte Vers -c;~^v./ — ^^ ^^n Choriambus
entscheidet. Nur zu leicht läßt sich unser Ohr durch den Sprachakzent täu-
schen. Gerade dies Lied OiXocpqov 'Haviia in so klaren Rhythmen zu lesen,
ist ein hoher Genuß.
PTTHIEN IX.
Über die Geschichte von Kyrene ist noch immer wertvoll Job. Pet.
Thrige, Res Cyrenensium* Hafniae 1828; über das Mythographische ('Ky-
rana, eine libysche Ortsnymphe, erst in der Eoie, unter zweimaliger Beto-
nung ihrer Schönheit [Schol. P. IX 6*], zu einer Thessalin geworden', *Ari-
staios, jetzt ihr Sohn [aber 'bei weitem älter als seine Mutter' Otfr. Müller,
Orch.* 342J, ursprünglich dem Zeus \aQi(Sxoxiivag^ fr. 57; s. Bem. zu 65]
näher stehend als dem ApoUon') müssen wir der Kürze halber verweisen
auf Ldf. Maltens Kyrene, Berl. 1911. Über ein Standbild des Aristaios auf
dem Marktplatz von Metapontion, das Pindar auf der Rückfahrt von Sikolien
recht wohl gesehen haben kann — scheint er doch nach P. II 18 f., ferner
Olymp. XI. X im epizeph. Lokroi an Land gegangen — , Ett. Pais stör, della
Sic. I 1894, 548, Ad. Kirchhoff, ein Irrtum des Herod. (IV 15) im Ftvi^X.
zum Buttraannstage, Berlin 1899 (Manuskr.-Dr.) S. 1 ff.
1 — 70. Noch rascher als zu der Orestie (Pythien XI) geht hier Pin-
dar nach Erledigung der Ritualien über zu dorn Alythos, dessen Gegenstand,
Heimat und Ortsnymphe des Biegers schon rein dichterisch ihn anziehen
mochte. Der Name des Vaters folgt erst (71) beim Übergang zur zweiten
Siegestafel.
1. y(aXiia(J :ttq bezeichnet den ^TrXirorTpöfio; , a potiori; von der ur-
sprünglichen Bewaffnung bleibt schließlich nur Helm und Schild (Gerb ard,
Aaieri. Vasonbildor 2r»l — Berlin 2307 Furtw.). Von Tolesikrate« gab es
78 Pythien IX
später in Delphi (nach dem Schol. z. Überschr.) eine Statue mit Helm (ohne
Schild?). 3. Die Chariten sorgen für kunstgerechte Ausführung des
Siegesliedes, wie P. VI Anf ; Aphrodite hat mit diesem Sieger nichts zu
tun. 4. Über den doppelten Acc. avÖQa — ömpdvoina^ proU. (1900)
II 89. 6, Der yairanq^ der uns als anEqaB^o^aq (P. III 14) wieder be-
gegnet, ist der jugendliche Gott xaixria^ eilvfiivog evQEccg cofiovg^ Hymn. Ap.
450 (272), dem die ungeschorenen Flechten, wie dem jungen lason, c'cnav
v&xov xaxaCd'vöaov (P. IV 83), — aKEQöSKo^a TtdxsQ, ruft ihn der Päan auf die
Sonnenfinsternis an IX 45). av^noö(paQdy(OV sagt mehr von den Winden
aus als die bloße Lautheit des Geräusches; mit öitaQyav CtpQiyav verwandt,
bezeichnet ctpaQaysiö^'ciL das brausende Hervorbrechen einer eingepreßt ge-
wesenen strotzenden Kraft; also die gewitterböenartig die Schluchten des
Pelion durchtobenden Winde. So heißt der Donnergott ßaQvöcpccQayog (Isthm.
VIII 23), iQi6(p(XQayog fr. 14. 6. (ftcogijrjrog ist Kyrene in der Tat,
wie Pythien IV und V beweisen.
Pindar spricht von einem goldnen Wagen, einem gottgebauten (10),
während Pherekydes (schol. Ap. Rh. II 498), nach der Eoie vermutlich,
inl oivzvcov sagt, was nach dem Muster von itp l'TtTtcov wohl auch einen
Schwanenwagen bezeichnen soll, %axcciQri6XLKwg , da der Schwanenwagen ja
nicht mit einem Joch^auf dem Nacken der Schwäne ruht, wie z. B. die
Petersburger Gemme zeigt (abgeb. b. Röscher, ML II 1727), der Gott aber
und die Heroine doch gewiß nicht je auf einem Schwane reitend zu denken
sind. — Über den rein emphatischen Komparativ dyQÖrsQoq und sein Syno-
nymon oQeöxeQog Dav. Binn. Monro, Gramm, of the Hom. Dial. ^ § 122.
7. Schon hier steigt die JtaQd'Svoq dyQorsQa empor zur Fürstin des
dritten Erdteils. Das blühende Land erhält vier Epitheta, zwei mit noXv-
gebildete^ sogleich, die beiden andern, svrjQaxov und d'aXXoLGav^ in dem
epexegetisch angefügten ql^ccv — olnetv. Der ^ Früchtereichtum' mag auf die
Fruchtbarkeit des Bodens überhaupt gehen, mit seinen drei Ernten (Herod.
IV 199), insbesondere auf die Silphionstaude , die wichtigste Handelsware
Kyrenes, vielleicht aber auch auf die goldenen Apfel der Hesperiden, wenn
auch dadurch die Löwenwürgerin noch nicht zu einer Hesperide wird, wie
Studniczka, Kyr. 20ff. annehmen möchte; doch s. auch zu 58. 9, In Li-
byen empfängt Aphrodite das Paar; heißt doch das Land (P. V 24) auch
yXvKvg aärcog ^AcpQoSixccg^ wobei das Epitheton von Rechts wegen wohl der
Göttin gehört (0. VI 35; dazu fr. 217). Seit wir Demeter g)oiVL%67t8^a ken-
nen (0. VI 94), sollte ccQyvQOTte^a nicht mehr 'silberfüßig' heißen, wie zu-
erst wohl Jebb ausgesprochen hat (Journ. of Hell. stud. IH 1882, 181 ff.;
so auch Wilamowitz, Isyll. 169^^). Richtig konstruieren .die Scholien oyicav
icpanxofjiiva, während neuere Erklärer v7tsöe%xo oyßoav verbinden und yfsql
%ovcpa KalnovcpL^ovörj verstehen, also: galant ^beimAussteigenbehilflich'? Der
Berührung des Wagens 'mit leichter Hand' wird ein 'Begrüßungszauber'
zugrunde liegen: der Gestus bereitet ja leise nur das Folgende vor, wie
die Göttin das Lager adelt und weiht (12), das Zarteste vielleicht, was
Pindar über den Geschlechtsverkehr gesagt hat. Und der Dichter kann sich
gar nicht genug tun in Pleonasmen um die Innigkeit der Verbindung zu
betonen: ^vvbv ydiiov ^Bii^ivxa (ähnlich P. IV 222) in Entfaltung eines
öv^^SLxd-Evxaj prolep tisch zu ocQ^io^OLOa. Nichts lehrreicher, als diese im
edelsten Sinne oiioipQcov svvd zu vergleichen mit des graziösen, aber doch
1-20 79
leichtgeschürzten loniers Jibg ccnazy], die noch heute, selbst unter Philo-
logen, feierlich gestimmte Leser findet. Bemerkenswert ist wohl auch, daß
der Dichter in diesem ersten kurzen Bericht von der Entführung bei dem
Vollzuge des yd^iog scheu andächtig verweilt, um (66flf.) nach der längeren
Erzählung den Hergang als eine wxfm TtQcc^ig iTtsiyofiivcov &eG>v desto rascher
abtun zu können.
14 ff. Die Genealogie nach der delphisch inspirierten Chronik, doch
die Reihenfolge der Ahnen zierlich verschlungen: auf den Vater, den La-
pithenkönig, folgen dessen Großvater, dann Mutter und Vater, endlich die
Großmutter. An diese Urahne Gaia hat der Dichter nachher (60) schwer-
lich gedacht, als er auf dem Schöße der Erdmutter und ihrer Töchter, der
Hören, den jungen Aristaios zum Gotte heranreifen ließ; erst recht nicht
bei den Karapfspielen der Gaia ßaO'vKoXTiog, in denen Telesikrates siegt (102).
15. ysvog — dsvrsQoq gehört zusammen, so auch der Paraphrast:
i]Q(og schmückend eingeschoben, wie sonst ccvriQ, d^sog. 16. Soll kriTirsv
hier auch parturiebat heißen? oder ist das Imperf. zu beurteilen wie ni^-
ntv (Isthm. II 15)? 16/17. Wie 14/15 das nachgestellte dtvxeoog die
Verse, so verbindet 'überschneidend' (enjambement der Franzosen) Falag
dvyaxy]Q die Strophen; ähnlich P. XII 16/17, N. V 30/31. 48/49, N. VH
58/59, Isthm. VI 18/19. 54/55 (hier beidemal sogar' die Triaden) usf.;
durchaus vermieden Pythien VI. 19. Die Öeictva der thessalischen Mädchen
Pindars erinnern an die ^(06n]qLa der spartanischen Alkmans (81 seines Par-
theneions; dazu %io6xriQLCi' £v(oxr}Ti)QLa^ ovofia [^OQzTjg^ Hesych.). oi^ovQiäv
ist aus dem selben Grunde wie do^ccv ts&v 105 metrisch anstößig wegen
der Unzulässigkeit von _^ u _. Dazu kommt, daß ein oUovQtog^
von Menschen gesagt, keine Gewähr hat, wie es auch neben tnicoQog kein
tifiojQiog gibt. Moschopulos schreibt ovaoQuiVy was noch jüngst einen Ver-
treter in Friedr. Solmsen gefunden hat (Idg. Forsch. 31, 1913, 448) als
entstanden aus olkoxoqucv 'hausfegend', 'haushaltend'. Wilamowitzens oly.o-
uQuv (Herm. 32, 1897,261^) wird in dem bedenklichen Binnenhiatus nicht
hinlänglich gedeckt durch xaly.oaQccg Find. Isthm. V 41 und (pQEvoaQceg Bacch.
XVII 118 Ken., künstliche Rückbildungen aus xaXKTjQrig (Homer), (pQSvi]Qi]g
(Herod.) nach Analogie von i^gidgag Pind. P. V 35. 'Ans Haus gebunden'
(Malten, Kyr. 5) sind die aeolischen und dorischen Edelfräulein auch nicht
durch eine Macht von außen oder auch nur durch die Sitte, wie die Athe-
nerinneo. Sie 'hüten das Haus' aus Freude am Wohlleben, an Musik und
Tanz und an Tafel genüssen. Neben ihnen stehn die kunstfertigen Weberinnen
(18) homerischen Musters (Penelope, Helene). Wäre das Wort überliefert, so
ließe sich über die verblaßten Farben des zweiten Teils der Zusammen-
sotzung wohl hinwegkommen; ist doch auch (pQevrjQtjg nichts anderes als
itQxi(pQ(ov und yiqiri{^rig als äQTix^tg. Aber für den hier geschilderten Cha-
rakter der dvulxtdeg ist oUovQog geradezu technische Bezeichnung: es ge-
nügt, ans Soph. OC 3t4 anzuführen, xar' olxov oUovQodaiv &öre TtapO/roi,
dazu oixovQOv (/^t/töOov) Aesch. Ag. 1225. Drum ist es unbedingt festzu-
halten, und nur die Form ist vielleicht noch zu linden, wenn nicht Jotxo-
foffäv oder Wackernagels /oixo/o^ov^' schon das Richtige trifft; xnkuoqog
ist überliefert 0. IX 81. 20. Wenn der Dichter seine Kyrana für
gewöholich mit Speer und Bronzeschwert gegen allerlei Raubtiere auf die
Jagd ziehen, dann aber einmal waffenlos mit einem Löwen ringen läßt,
80 Pythien IX
gerad an dem Tage, da Apollon sie erblicken sollte, so gewinnt er damit
eine wirksame Steigerung.
23ft*. Wenn ^ejtorr« ein Verbum der Bewegung ist, dann handelt
es sich bei inl ßkscpuQOLg ginovra (so gegen Boeckh allein richtig Bissen)
um einen nqoq aö beginnenden Schlaf, den sich die Jägerin erst gönnt, für
kurze Zeit natürlich, navQov ccvaXtaKotaa^ nachdem der im Dunkeln sehende
und daher nachts auf Raub ausgehende Löwe, der in der typischen Schil-
derung (20 — 25) bei d'TiQag ja schon vorklingt, von den Ttdvvvxoi iyQria-
aovTEg abgewehrt (A 551 flf., Ps.-Xenoph. Kyneg. c. 11), Tj&dsv ccTtovoGcpiv
aßri tetirjoti, d'vfia. Über die Tageszeit des außergewöhnlichen, asyndetisch
mit Beginn der neuen Triade einsetzenden Kampfes, dem der Gott mit dem
Kentauren zuschaut, wird sich der Dichter keine besondern Gedanken ge-
macht haben. dvaXCdy.oKTa^ ^aufwendend', unnachahmlich kurz.
28. Warum nicht das ösfivbv avrqov Cheirons ebensogut (liyccQa heißen
kann als bei Sophokles Philoktets Höhle ^iXad-Qa (147. 1453), ist nicht
einzusehn. ix fieyccQODV TtQOöi^veTtE q)cova ist eine kühne Brachylogie, starke
Verkürzung eines Xslqcovcc qocovco, öretiE öcoiiccrcov naqog. Bergks Vergleich
mit OL xe itccvri^iQLOi ötvyeQM KQLVovtai "AQrj'i \ a(Steog in (ScpExiqov T. 209/10
zieht nicht: da steht ja ein Verbum der Bewegung zu h (= l'^w), das wir
hier vermissen. Aber man hört eben fast die Worte des laut Rufenden,
wie an den P. VI 36 angeführten Stellen. Wie zur Erläuterung oder besser
zur Steigerung der Dringlichkeit folgt dann auch zu Beginn der sogleich
einsetzenden direkten Rede der selbe Gedanke noch einmal, imperativisch :
öEfAvbv avzQov TCQoXLTtcov KxX. (fiov^, wie r 161, CO 530, Korinna (Berl.)
II 10.
30. Es kann ja keinem Zweifel unterliegen, daß in der Eoie der Dia-
log homerischen Musters mit der Frage nach der Herkunft begann, und daß
dann Cheiron treuherzig die Genealogie hersagte, die Pindar uns bereits
klug ÖL* aituyyEliag mitgeteilt hat. Pindars Dialog hat eben noch einen an-
dern Zweck als den rein technischen einer dramatischen hier wie sooft (Isthm. VT,
Nem. I, Pyth. IV) in Weissagungsform gekleideten Exposition (gute Be-
merkungen bei Ed. Lübbert, de P. stud. Hes. et Hom., Bonner Index 1881/2,6) ;
er strebte schon nach einer tieferen psychologischen Motivierung. Der
Liebende verlangt für sein Entzücken über das geliebte Wesen nach einer
teilnehmenden Seele {^av\iaQov^X)^ der jugendlich gedachte Gott wünscht,
ein noch schüchterner Lebensschüier von der Art des jungen Achilleus oder
Iasons(P.VI21ff., Nem. III, Pyth. IV), für sein, wie erfühlt, schicksalschwan-
geres Vorhaben, wo nicht Rat, so doch Bestärkung: echt menschlich also,
doch in vollkommenem Einklang mit der von Aphrodite über sein Liebes-
lager gebreiteten Scham (12). ov Tcdcrj S* -^Atxta to nd&og ccQfio^et, dXXd tij
via' oLoiiEd'Ci yaQ Selv rovg trjXLTiOvtovg aldrjiiovccg sivai öicc ro Tcdd^Ei ^S)v-
rag noXXa ccfiaQrdvELv (Arist. eth. Nie. IV Schi.). Und gerad über die
Sorge TtiQi xov GvyyEviod'ai olg ov öst %ccl onov ov öst %(xl otE (ir} öei (Aristot.
rhet. II 6) gibt Cheiron Bescheid, wenn auch in verhülltester Form. Welcker
meint (Kl. Sehr. II 200), der Gott wolle den Alten nur auf die Probe
stellen, und Cheiron scheint derlei mit der ^eiXiiog oQyd (43) auch anzu-
deuten. Pindars Meinung ist damit wohl nicht ganz getroffen: wie Cheiron
sich zu helfen wußte, das mochte den Dichter nebenher bei der Ausführung
interessieren. Im Grunde ist ihm Apollon völlig mit sich beschäftigt; als
20—37 81
ein wirklich Liebender redet und fragt er, nur um aus dem Munde eines
andern zu vernehmen, was er schon weiß: ^Rate mir gut, doch rat mir
nicht ab' (P. Heyse). 31, 'UBipaXa in KQaöCa zu ändern, ist nicht zu
empfehlen, wenn auch nicht bloß beim Hirsch (A 225) die Furcht vor allem
in dem klopfenden Herzen sitzt. Der Mensch verliert aus Angst wohl auch
den Kopf oder läßt ihn hängen; Gegensatz das oq^ov aÜQeiv kocqu des teil-
nahmsvoll Aufmerkenden (Aisch. Choeph. 496) oder das ccvaxovcpt^siv dessen,
der im allgemeinen Strudel den Kopf oben behält (Soph. OR 23). ^v^iog
vorher (30) und nachher r}roQ und cpQsvsg kommen ja auch noch zu ihrem
Recht, und gerade <pQiveg als der eigentliche Sitz einer den Menschen wie
im Fieber schüttelnden Angst (jB^iaCvoa bei Pindar, cciELfiavrog Ale. 16, x^t-
fia'^o) bei den Tragikern). Und wenn vety,og uysvv auch nicht mehr, wie
A 721 von Athene gesagt wird, 'den Kampf lenken' bedeutet: bei einem
Ringkampf mit einer wütenden Bestie ist kaltes Blut und ein klarer Kopf
auch nicht zu verachten; doppelt anzuerkennen bei einem Weibe {yvvai-
x6^ 30), vollends einem so jungen {veavig 31). 31. n6fß-ov aad-V'
üibqO-b^ die Seelenhoheit, die sich durch gemeine Regungen nicht anfechten
läßt, anderwärts durch KQsaacov ausgedrückt, ktsccvcov tlfv^ccg KQsaaovag N.
IX 72, ähnlich P. VH! 92. 32. xBxs((Jiavrai, über die Pluralform Pin-
dar, 1900 S. 249, sprachwissenschaftlich verteidigt von Jac. Wackernagel,
Unters, z. Spr. Homers 100*; gegen das <r;t^f*« UivöagiKOv spricht hier,
daß der Singular wohl zur Beibehaltung des Subjekts veävig und dann zu
(pQEvag geführt haben würde, was manche auch einsetzen wollen. Weiteres
zu P. X 71. 33. ^vtXaq^ botanisches Bild, ohne verächtlichen Neben-
sinn, wie ^luTtenovlöog (pvrXcegO. IX 55, ebenso ccnoaTCuöd^etöcCy mit dem na-
türlichen Verlangen, die gewiß unverächtliche Herkunft so übermensch-
licher Kraft zu kennen, wie in r/g a&av(xT(ov rj ßQOT&v roiovxov SQvog
^gitl^Bv Bacch. V 85; aber freilich nicht, ohne gerade durch die Wahl des
Kompositums den großen Abstand fühlen zu lassen zwischen dieser uner-
hörten Kraft, mehr noch des Gemüts als des Leibes, und dem gewöhnlichen
Menschenmaß. 3(). öoia könnte wohl, wie der Scholiast will (68''), für
den Singular stehen, wie ccövvara P. II 81, atiKfAaQra 0. VII. 45, i'aa N.
III 45. Gegen 6aia hat man eingewendet, daß bei Homer nur ovx 6cli}
vorkomme. Es ist wohl bezeichnend, daß es in den neueren Sprachen überall
kein positives Korrelat zu 'Sünde' gibt, wie es die Griechen etwa in oaiov
(dem Thema von Piatons Euthyphron) und die Römer in fas hatten. Aber
hier entspringt die Frage an den Kentauren ja gerade der Sorge des Gottes,
ob nicht der Wunsch des von Liebe berauschten Herzens am Ende gar ein
ovx oöiov sei. — xXvtö<s ist, wie y.Xsirog Kkeivog xXEevvog je nach Vers-
bedürfnis, lange formelhaft lobend hervorhebendes Epitheton geblieben,
unter ihnen xkvxog das vornehmste (^EQ^f^g 59, Sing P. III 92, yJatto
fr. 117), aber auch sonst bei Pindar beliebteste. Hier soll nXvxav x^Qf* im
Munde des (iottes gewiß ein Selbstbewußtsein ausdrücken. 37. Über
t^Qa aus ri uqu^ att. ip« prolegg. H 39; keine Hede, daß es hier mit xal
den zweiten Teil einer Doppclfrage einleite (Dissen u. a.)! :to{n für Liebes-
genuß, bluomen undc gras bei unsern Minnesängern; geschmückter wider-
klingend in'^Hßag nuffnbg iv^r^aag 109. Leop. Schmidt (Leb. S. 176) hat
in diesem Verse mg etwas wie einen Hexameter der Pythia heraushören
wollen und damit Beifall gefunden, sogar bei dem yersUndigeD Güdors-
- I> r o r .1 • r Fladar« Pjthlra 6
82 Pythien IX
leeve-, aber seit wann sprachen in Hexametern auch die Orakelbefrager?
38. ^afievT^q und y^XiaQÖr (y^Xagöv PQ) machen Schwierigkeit, ^cc^ievrig
von (livog^ ^ifiaa: fiiiiova, auch mit ^i^vrj^at mens minnen und meinen
zusammenhängend, vielleicht auch mit Movöa^ wenn man nicht an die
'Bergfrau' glaubt, gilt nie von bloßer Körperkraft, auch wo es von Tieren
oder von den Elementen ausgesagt wird: ÖQifiv iiivog ugaölrig (Mimn. 14, 6)
bezeichnet den Sitz dieser Kraft. Also ^«ftavTjff einer, der Herz und Kopf
auf dem rechten Fleck hat, 'herzhaft', 'beherzt' und 'klug', wenn man will,
wie avvstog Scholion und Paraphrast; hier keinesfalls im Konzessivver-
hältnis zu der friedlichen {ayava ocpQvC)^ von jeder Zomesaufwallung freien
Antwort Cheirons. Aber was ist xX(L)ciQbv yslaöag? Die Scholien sagen
ihccQov^ 'warm', zweisilbig kc<tcc ßvvaiqsßLV^ wie denn auch in den besten
Hss. steht. Unmöglich, zumal wenn man bedenkt, daß in iXluqov das Iota
lang war. Bleibt yXccQov^ eine ganz singulare Form. Mit Hesychs ilaqov'
Qvnaobv Xeitrov XQViaXiov (?) ist nicht viel anzufangen. Aber es könnte in
PQ eine dorische Kontraktion sein aus yloaqov, das sich zu yXoe^ov verhält,
wie CKLdQog zu <i%ieq6g. Für yXoEQOv bietet Hesych %lmQ6v coiqov viov
ccTtccXov, und x^orj^ i^caQOTEQcc 6s Koiag (Sappho), xlosqa ^oösa niraXa
(Eur. Hei. 243), iXwqov öiog (Homer), ergeben 'hellgrün, gelb (nach
Boisacq und Kluge von dem selben Stamme), fahl, blaß, bleich, zart'.
Farben in übertragener Bedeutung, ein verwickeltes Thema, weil Zeiten
und Menschen dabei verschieden empfinden. Ganz ungehörig ist hier 'hell
auflachend'! warum nicht gar 'wiehernd'? es fehlt nur noch Mephistos
widerliches Grinsen: 'hab ich doch meine Freude dran!' Auch an Spott
oder mokantes Lachen, das yXeva^eiv der Komiker, ist nicht entfernt zu
denken. Dagegen paßt ein farblos 'blasses' Lächeln gut zu der vornehm
feinfühligen Zurückhaltung des di'KCiioxcixog KevravQcov. Das ionische (isLÖäv
und ionisch-attische fisLÖLccv fehlt bei Pindar, wie es den Tragikern zu fehlen
scheint; Sappho hat fiELÖiccaaiaa (l , 14), wohl aus dem Epos. We liave ihe half-
smile ofthe great teacher, vortrefflich Gildersleeve, der freilich (1890) noch an
iXiaQov festhält. 39. 7iQv:rtral TiXatdsq Ileid'ovg, richtig in den Scholien
gedeutet von Xsyeiv und ÖLaUyeöd'ai, in ror q)aveQOv tvsqI cccpQOÖiöloDv, nachklin-
gend in a[iq)aö6v(^4:l). Über zweierlei Genetive bei einem Nomen prolegg.ll 95.
41. rö JtQibrov nicht etwa in betontem Gegensatz zu allen folgenden Ver-
einigungen — nur Jungfrauen umarmt der Gott (s. P. Maas, Sokr. VH 1919,
340) — , überhaupt ohne Prägnanz, also auch nicht etwa mit Nachdruck,
'so geradhin', 'mit Umgehung jeder Art von Peitho'; das gäbe dem Satz
ungeschickt eine zweite Spitze: es umschreibt eben nur"Hßccg y.aQTtbv ccv-
^riaavT^ ccTCoÖQetpciL. 43. \p8vdei ^lyBiv fallere (synonym 7caQg)cc^ev)'^
von seinem untrüglichen Wissen, einem faUi non posse (wie in tpevöecov
ovx uTttetaL P. HI 29) ist erst bei KOVQag S' ojto&sv ysvsav die Rede.
Die ganze kunstvoll in Dialogform gefaßte Erzählung ist eine Weiter-
bildung des homerischen Motivs A 365: ola^cc' vir] xoi xavxa ISvlrj %avx^
ayoQeviü'^ sagt Achilleus, und nun erzählt er doch d^oiisQ^ ig 0^ß7]v kxX.
43. UBiXi'/pq oQyd nicht etwa ein Oxymoron; vgl. yXvy^üav oqydvl^ihm.
n 35/6. 44 ff. Die Unzahl der 'Blätter im Fmhling' und des 'Sands
am Meere' schon bei Homer sprichwörtlich, stets auch in zweiteiligem Aus-
druck: ipa^ad^og xs %6vt-g T6, I 585, oaca xe (pvXXa oial ävd^ea ylyvsxccL &Qri
B 468, (pvXXoKSLV ioiKoxeg i} '^jaficid-OLaiv B 800. Pindar hat den Sandmassen
37—62 83
noch zwei Polaritäten vergönnt in Meer und Flüssen, in Wellen und Wind,
aber vorher nävtav tiXog und nccöag TisXsv&ovg und nachher noch '/^oo xi
fiiXXsL x^'^od'sv hinzugefügt, — es fehlt nicht viel am Dutzend; aber es wai'
klug, den Schwemmsand in die Mitte zu nehmen: auf rikog und o xi fiiXXei,
kam es doch vor allem an. Die Rede geht von nun an bis zum Schluß
nur noch im Futurum.
50. Die in avriifSQi^ai liegende Metapher einer gleichschwebenden
Wage wird deutlich bei einem Vergleich von laocpuQl^siv (Ablaut wie in
fpaQixQt]: (pigiejxQOVy vielleicht auch in q)dQ(iaxov: cpsQfia) und den ßosg
r^XtKig ioocpoQOi mit auxicpigea^at, avxtcpsQl^SLv und ccvxkxvelou. Die Präpo-
sition in TtciQ aoq)6v hat dabei noch volle sinnliche Kraft. — Der aoq)6g ist
eben der allwissende Orakelgott. 51. ravra n:ö<Tiq t'xeo fassen die
Scholien Imperativisch wie iTieo N. III, 3, nt^eo P. I 59 usf Mit Recht
sind ihnen die neueren Erklärer nicht gefolgt; gemeint ist noaig iaöfievog, der
Dativ wie in ifiol TtaxeQsg P. V 76, d'vydirjQ ot 0. IX 15. 53. Zevq ist
hier'l4itifia)v, wie P. IV 16, fr. 36. 54. Der Xaöq vacfiioraq die Theraeer:
dazu die Ausführung in P. IV und V. 55. Der öy^O^oq an(pi:tBÖo<i^
der auf beiden Seiten {ßKaxiQUi^tv schol. 94^), von wo aus man ihn immer
ansehe, also schließlich rings {navxaxo^tv schol. 94°) eine Ebene überragt,
heißt Pjth. IV Anf, äQyevvoELg fiaöxog. Weitere Literatur bei Malten, Kyr.
202 flf. svQvXeiniov ctörvia Aißva bekannte Vermischung von Ort und
Ortsnjmphe, wofür die alten Grammatiker das Pindarfragment 195 zu zi-
tieren pflegen. 57. Der goldne Palast, hier und 68/9, wie der goldne
Wagen (6) Märchenstil. OwteXeS-aiv^ wie stets xeXi^siv intransitiv;
die Verleihung durch die Göttin, noxvia Aißva^ macht den Besitz legitim,
ivvo^iov. 58. ovxB rr«yx«^:Tcor <pvr(ov vactoivov klingt nicht nach
den goldenen Äpfeln der Hesperiden (s. zu 7). 59. Über Heimes als
Überbringer von Götterkindern die Zusammenstellung bei Gruppe, Mythol.
(1906) 1337, 2. Wir denken heute sofort auch an den Hermes des Praxi-
teles. 62. Genuß der Götterspeise auf dem Schöße der Hören und der
uralten Erdmutter, die Olymp. XIII Themis heißt nach Hes.theog. 901 (ver-
mutlich ohne Beziehung auf ihre genealogische Urgroßmutterschaft 17),
macht den Gottessohn zum Gotte.
Die Überlieferung ist nicht in Ordnung: es fehlt eine Silbe zwischen
intyovvidiov und ^rjiucfjuvaiy einer an sich untadeligen Form (P. IV 29.
113), wofür aber eine gute Handschrift (^E nebst einigen von ihr unab-
hängigen) Ot^ad^ivai^ die beste (J5) &ÜKd(iivai bietet. Da nun der Para-
phraat mit inl xoig iavxibv yovaci &elöai xal ^av^iaöaCca umschreibt,
haben, unabhängig voneinander Bergk (1853), Härtung (1855) und Ty.
Mommsen (1861, schol. Germ. p. V), daraus ^atjod^svat entnommen und
avxaig mit Iniyovvidiov verbunden; und das d«xa|ti«vai der besten Hs.,
schwerlich ein Schreiber- Hyperdorismus, könnte wohl eine Spur davon be-
wahrt haben. Auf Grund einer durch Mommsen (1864) bekannt geworde-
nen Scholiennotiz xoig l'ni^aciv (l08*'Dr) hat dann Bergk (1866) avyatg für
ttinatg gescbneben, aber nur Christ hat ihm beigestimmt um früher Ver-
sftumtes wettzumachen, wollen wir dem einmal etwas genauer nacbgeh« »
Die Verschreibung T : f ist eine der allerhäufigflien , gerade bei ai';(.i\,,
anch Aesch. Ag. 354; der BedeutungsUbergang von avyi] zu o^fta aber an
«ich Hcbon interessant genug. i]iXioio a^ij (f 98, fr. trag, ad P p •l.'i^, 2 N*)
84 Pythien IX
ist das Licht, der Glanz, avyaC (ß 181, Find. 0. III 24) die Strahlen der
Sonne. Bei der Sonnenhaftigkeit des Auges lag nun nichts näher als 6ft-
fitttcov avycci (Soph. Ai. 70, Licjmn. 3 PLG* IIE 598), und wie die Sonne
selber angerufen wird mit aKzlq aeUov (Find, paean. IX, Soph. Ant. 190),
so steht dann, auch ohne ofi^cctcov^ avyal für Augen, in avyalg xalg ifiatg^
von Weil bezweifelt, Aesch. fr. 99, 13 N^ xar' svcpQovrjv aiißkÖTCsg avyal
Rhes. 737. Ebenso im Lateinischen lux für ^Augenlicht' (Ov. Met. XIV 197),
lumina ganz gewöhnlich (bei Vergil u. a.) für 'Augen'. I3ei avya^siv (Soph.
Phil. 2 17, fr. 5 98,6 N^) wie heilustrare ward aus einem 'erhellen' ein 'sehen*,
wie wir denn umgekehrt, höchst ungerecht, uns undeutliche Dinge 'blind'
nennen. Aber die Hauptsache bleibt doch: was gewinnen wir durch die
Änderung? Und da wird sich nicht leugnen lassen: <^7tQoayd-t}Koi(iEvai ßgi-
fpog aviatg mochte leidlich scheinen, auch nach iitLyovviöiov^ zur Bezeich-
nung der Innigkeit, mit der sich die erhabenen Frauen des Kindes an-
nehmen. Aber wie ansprechend — und nun erinnern wir uns der rührenden
und ergreifenden Züge des Heimats- und Vatergefühls in F. XI — ist das
Bild der göttlichen Pflegerinnen, die sich an dem Reiz des Kindes auf ihrem
Schöße — kein lobendes Epitheton drängt sich auf — 'nicht satt sehn
können I
63. VB^itaQ SV yjeiXBööiv, zur Verleihung ewiger Jugendfrische; da-
her pur pur eo hibet ore nectar (Hör. c. III 3, 12). — ^risovtal xe vlv «O*«-
vaxov ist schwierig. Wenn der Paraphr. (107) 7tOLi](iOV(iLv cc^dvaxov, der
Schol. (113*) ^Qi\\)ov6L bietet, so weiß man nicht, ob sie damit zwei ver-
schiedene Interpretationen vertreten, oder ob einer von ihnen nur ungenau
aus eignem hinzufügt. Gegen Q'iiGovxai von xL^ivai erhebt sich das Beden-
ken, daß an einer ähnlichen Stelle vom Aorist das Aktivum steht, ol^lv
a(pd'LXov ^fjyav (0. I 64), und daß Pindar dem dynamischen Medium im
allgemeinen abhold ist: 'sie werden sich ihn zum Zeus und ApoUon mache n'
(Malten, Kyr. 7) hat nichts Einleuchtendes. Sinnreich — und die Tren-
nung der beiden Verba, axd^ovöL d'riaovxal xs, empfiehlt in der Tat die An-
nahme zweier voneinander unterschiedener Handlungen — vergleicht Gilder-
sleeve mit Rücksicht auf das später folgende kccIslv, Eur. Phoen. 13: KaXovöi
ö^ ^ToKocöxriv fie — , xovxo yag 7Cax7]Q e'^exo (%aXstv)y besser noch vergliche
man "Icova 5' avvbv — ovoiia %SKl7}6d'ai, &i]6sxai, (^Ao^lag), wenn es sich
wirklich nur um eine sozusagen standesamtliche 'Erklärung' und Namen-
gebung handelte. Auf der andern Seite hat d'rjaexai von ^fj^d-aL das Miß-
liche, daß, wiederum an einer verwandten Stelle, Apollonhymn. 123, &ri6axo
vom Reichen der Mutterbrust, gerad im Gegensatz zu Nektar und Am-
brosia, zu stehen scheint; die Verse, mit Themis als Nährmutter (124), könn-
ten Pindarn sogar vorgeschwebt haben. Dann ergäbe sich die Möglichkeit,
einen bewußt katachrestischen Gebrauch anzunehmen, d-rjaovxar xi^rivsv-
aov6Lv^ in Erinnerung an die zahlreichen Nymphen als tfO-^vat, dazu Ahva
%i6vog o'^stag rtO-^va (F. I 20), nicht zu reden von den xrj^ri &eia ^elog der
Kindersprache. Dann aber ergibt sich auch ein stärkerer Unterschied der Situ-
ation gegen das acp&LXov d-fjKav des Tantalosliedes (Olymp. I) : dort ein nackter
Bericht, wie Tantalos die Himmelsspeise profaniert, mit der die Götter ihn
'unsterblich gemacht' hatten, hier ein visionär geschautes Bild, wie die Hören
mit der Erdmutter das Götterkind auf den Knien wiegen, es bewundern,
ihm dann Nektar und Ambrosia auf die Lippen träufeln und es in zart-
63-77 ff. 85
lieber Mutterliebe 'unsterblicb ammen*. Wie farblos wäre bier ri^ivai oder
auch tl&söd^aLl So gewinnt einige Autorität doch das ^QiipoiöL des Scho-
liasten in der Verbindung mit Hesycbs d^fjOai' ^Qixpai. Das nicht vom Säug-
ling, wie Q 58, sondern von der Nährmutter gebrauchte Medium wird ge-
sichert durch den Apollonhymnos. 63/64. dO^dvarov Zilva zu ver-
binden, gibt keinen Sinn. Bei ayvov uinoXXcova mag man an a^o^svog Jibg
vtbv hrißoXov }i7t6kX(ova denken oder an ayvbv d-eov (Helios, 0. VII 60),
kurz an eine allem Erdenleid und Erden schmutz weit entrückte Gottheit.
Aus Sndova firjXcov eine Epiklesis zu machen (dann natürlich ay^iarov mit
XccQfia zu verbinden), auf Grund eines obskuren kyprischen Opaon (Malten,
Kyr. 10,81), ist nicht wohlgetan: erstens spricht dagegen der Zusatz jutJAcöv,
zweitens die sogleich folgenden Namen '^yqevg und JSofiLog^ die in dem
ayiLöTov oTtdova ^i]Xcöv vorher eine zusammenfassende Erklärung finden.
Bei längeren Aufzählungen, sei es von Ahnen oder Siegen oder Beinamen,
hat sich öfter der Kunstgriff des Dichters wahrnehmen lassen, durch Variation
und Verschränkungden Charakter eines Registers zu verschleiern. Darnach ließe
sich annehmen, daß Pindar hier mit bew ußter Kunst den Jäger und Hirten
in die Mitte genommen, die Hauptfunktionen des Segenbringers, den die
Hören mancherlei c/.Qfaia aocftc^aia lehren mochten (0. XIII 17), wieHonig-
und Ölbereitung, nicht zu reden von dem Wunder, womit er der Sommer-
hitze gebietet (Apoll. Rhod. B 500; ähnlich dem Zfvg IJavsXXriviog auf
Aigina), an den Anfang und an das Ende gerückt hätte. Eine kluge Öko-
nomie hat den seinem Schluß zueilenden Dichter verhindert, alle diese
Tätigkeiten des breiteren auszumalen. Ein paar mächtige Akkorde sollten
das Finale bilden, ähnlich Pyth. VIII Schi.
70 — 74. Wie in TiXsivdv t' «t^^O£§ die Siegesmeldungen vorklingen
(71. 79 ff. 97 ff.), so in KaXXLyvvaizL ixdxqct (74) die Teilnahme der zu-
schauenden Frauen bei den Pallasspielen (98 ff.). Die Schönheit der Kyre-
nerinnen sollte wohl als ein Erbteil der Stadtmutter Kyrene ei*scheinen,
wie nachher die athletische Kraft des jungen Siegers das Erbteil des Ahn-
herrn Alexidamas (105. 121). 73. Das Futurum öhB^txai^ wie tXno^iai,
P. X 55 vom Standpunkt des meditierenden Dichters; aber auch Pindar ver-
mag sich, ganz wie unsere Festredner, schon zu Hause in Ort und Stunde
des Vortrags zu versetzen: ocueoüv ulv yoi'. P. IV 1: .^o denn muh mit rayöe
noXtv (91) nach Kyrene.
76 — 103. Auf den Myuios loigi, nif ühlit-li, eim; /.ut'jlu ciiegestafel,
diesmal (87 ff.) verbunden mit einer besonders erregten a(f gayig. Weitere
Siege des Telesikrates sind: einer (;roTf) in Theben (zu dem Ausdruck '76-
Xaov ovx änort^daavra viv vgl. tW }ln6XX(ov vivlsihm. II 1 8),sehr viele in der
Heimat, angekündigt wie es scheint bereits in xXnvav ^i^Xotg^ von Kyreno
gesagt, 70; über Aigina und Megara (90) s. z. d. St. 76. dQhtal fif-
ydXai kann, nach dem eben mit Nachdruck wiederholten Pythiensieg, nur
auf diesen gehen, und noXvfivdoi nur auf den ihm zu Ehren wundervoll
erzählten Mythos. 771!'. ßaiä iv (ia>iQolq ist vieldeutig: soll |3aia
ein Werturteil sein, wie Soph. Ai. 160, im Gegensatz etwa zu npiral fii-
ydXaty oder rein quantitativ, 6Xiya (Hesych)? Wenn, was doch wohl nicht
lu bezweifeln, dies, gehört dann iv (jiax()Oig zu nomlXXttv^ instrumental?
wler, partitiv, auch konzessiv, zu (iaid^ in maf/na rcrum tt fuhularum copia
eine kleine Au«<wahiy Kaibel vergleicht iv noXXoiai ffoOprr Soph. El. 688.
86 Pythien IX
In der Tat knüpft ja der Dichter an den thebischen Sieg eine Reihe von
Heroengeschichten, aber alles, namentlich in der Erzählung von lolaos und
Eurysth^us verglichen mit dem, was schon die Scholien zu erzählen wissen,
ist von einer selbst für Pindar beispiellosen Gedrungenheit: mehr Punkte
als Striche; und doch voller Farben, wie eine bunte Stickerei (Kunstaus-
druck noLulkXeiv). Solches Können (des Dichters) — ein anQoafia für die
Kenner {avvETOi 0. II 93, aocpoC P. IV 263. 295, Isthm. II 12). P. hat
noch viel auf demHerzen; da gilt es, sich kurz zu fassen, ja von vornherein
die rechte Auswahl zu treffen, 6 ös ncaQog navtbg s%bi TiOQVcpav. Stark ab-
weichend erklärt Wilamowitz (Berl. Sitzgsb. 1901, 1291): 'die Geschichte
von der Kyrene war nicht eben berühmt, und ihre breite Behandlung mochte
befremden. Daher folgt: von großen Taten ist leicht lange zu erzählen,
aber Kleines (wie die Kyrenegeschichte also, die aber mit 70 bereits in den
Hintergrund getreten war) auszuschmücken, reizt den guten Dichter.' Des-
halb soll ccKOva Gocpolg zu lesen sein; die elegante Konjektur (vgl. 0. VI82.
X 20, Isthm. VI 73) hat Beifall gefunden. 80. vCv* TsleaLXQatri, wie
soeben erklärt. 82. SütaQXoyv §6ros, feierlicher Ausdruck für den aus
Argos vertriebenen Amphitryon (Apollod. II 54 ff.). 83. äyviai für
Stadt, wie P. VIII 55, XEvy.mnoi wegen der Kadmeer. 84. öaiifQOiV^
von einer Frau, schon in der Odyssee (o 356). 84 ff. Einmal bei the-
bischen Sagen angelangt, reizt es den vor einem Jahr heimgekehrten Dichter
mit einem Wort noch seinem Nationalhelden zu huldigen, samt dessen
Bruder, des lolaos Vater. Man darf wohl erinnern an das in Aigineten-
liedern fast rituelle Lob der Aiakiden (Isthm. V 20); aber hier fügt er noch
hinzu, er schulde ihnen diese Huldigung ob eines nach einem Gelübde in
Erfüllung gegangenen Wunsches, xilsiov . . xl ita^oiv iakov (ähnlich yaiQOiv
KxL P. Vin 56 ff.). Was es mit jenem Gelübde auf sich hatte — glück-
liche Heimkehr? häusliche Freuden? Erfüllung einer Fürbitte, wie P. VIII
71? — , werden die Eingeweihten (die (SocpoC) wohl gewußt haben; mit der
Annahme einer noch erwarteten Erfüllung wird es uns nicht deutlicher.
87. atSQißdXXei, das selbe Bild, wie in öccL6aXo)6E(iEv v^vov Ttxvialg 0.
I 105 oder in den zahlreichen Wendungen des Bekränzens, Umwinden s,
auch der cpvkloßoUcc {axBcpavoiGi ßdXkco P. VIII 57); ax6(icc für das den
Lippen entströmende Lied, wie 6x6(ici avvd's^isvog Alcm.26. 88. ds* inl
xov äel Hesych, mehr wissen wir auch heute nicht; cündQd^svog hat Sap-
pho 96. 89''. 7iO)nd<Tonai in dem Augenblick gesagt, wo die Handlung
schon stattfindet, auch unsern Dichtern nicht unbekannt; s. Bem. zu öi^exai,
(73), ferner 0. I 37. IV 17. VI 3. 21. VII 20. VHI 57. X 79. 84 usf. und
P. Maas über Selbstaufforderung, Sokr. VII 1919, Jahresber. 38.
89 ff. Asyndetisch geht es weiter mit einem Stoßgebet an die 'klangreichen
Chariten', die ccolöifioi ßaöllstaL von Orchomenos (Olymp. XIV), Nachklang
des Liedeingangs cvv ßa&v^6voiaL XaqlxeaGi. Von ihnen erfleht er für das,
was er noch zu sagen hat, Kraft, um, was den Hörern gefällt, mit Wahrheit
sagen zu können; ähnlich, mit einer leisen Warnung, P.VIH 77. Es folgt
eine Reihe weiterer Siege, wenn mau, wie unerläßlich scheint, mit Hermann
iwli'i'iccg schreibt: der Inf. verdankt seine Entstehung, wenn nicht einem
Schreibfehler, so einem Mißverstehen des, wie P. III 75, parenthetischen
cpu^L Aber EQyov ist ja technischer Ausdruck für die Leistung des Athleten,
eben dahin zielt x6 y Iv |vvw TCSTtovijfiivov sv^ desgl. Evaku^ccg^ wie Kiov
77ff.— lOSflF. 87
svAliilag Bacch. VI 16; die Ctyakbg afAayavloc erläutern die Schollen gut
durch Erinnerung an die Bilder des still nach Hause schleichenden Besieg-
ten (0. Vni 69 m. SchoL, P. VIII 86, fr. 229). Anders Wilamowitz, Berl.
Sitzgsb. 1901, 1292. 93. Zu dem demonstrativen ovvsxsv erinnert
P. Maas jetzt an paean. VI 127. Gerechtigkeit von Freund und Feind
im Sinne des 'Alten vom Meere' (auch in der Ilias A 538, Z141 namen-
"Jj. los, EvßovXog P./l 92), der für edles Tun auch vom Feinde herzliche und
dabei (über xe zu P. I 79) doch nur gerechte Anerkennung forderte!
97 ff. Abermals asjndetisch, doch mit TiXsLaxa auf den thebischen Sieg
und die in Aigina und Megara erfochtenen zurückweisend, folgen nunmehr
summarisch die zahlreichen Siege in den heimischen Spielen, uns großen-
teils unbekannter Art: in den Pallaskämpfen (s. Herod. II 182) — nie-
mand wird heute mehr mit schol. 172 an die Panathenaeen denken; ich
weiß nicht wer läßt die Athenerinnen aus den Fenstern begehrliche Blicke
auf den kjrenischen Athleten werfen — , ferner in den Olympien — voll-
ends hier niemand an Olympia, schon vom Schol. klug abgelehnt — , end-
lich in Spielen der Gaia, der (60) genannten Erdmutter und (als Themia
0. XIII 8) Mutter der Hören. Daß es durchweg heimische Spiele sind, sagt
P. selbst, i'v T£ xai Ttcißiv EitiioQioLg^ vom Paraphr. umschrieben iv näaiv
anlag xoig i7iix(OQlotg. 98. sldov vom Paraphr. richtig verstanden, wäh-
rend zwei Schollen (172. 178) den Chor oder Pindar zum Subjekt machen,
vermutlich der angenommenen Panathenaeen wegen. Tycho Mommsen kon-
struiert elöov vLKuGavTu ae xal wg — evxovro^ et vidi quo tacito desiderio
unaquaeque — exoptaret, als ob die Ellipse in ag Enaarat, nicht auch schon
Pindam zuzutrauen wäre. Die oft beliebte Zusammenstellung freilich mit
wg äh,^(x)g (vgl. ^av^aöibv oaov) ist gewiß verkehrt. 99. niaQ-d^avitcaCy
wohl das einzige Beispiel eines Adjektivs auf -ixog bei Pindar, auch bei
Hesiodos, dem Epos entlehnt. — Hübsch ist, daß gerade in die Worte vlov
tvxovxo — i'ft/Ltei/ die erste (und einzige) Anrede a TslsaUQateg einge-
schoben wird. Mit Recht vergleicht man wohl 21 244 mit Schol. und Alcm.
fr. 29, nur daß Nausikaa und die spartanischen Mädchen ihre Wünsche
noch au.ssprechen durften.
103 — 105. Der Übergang zum Schlußteil bietet zunächst eine text-
kritiscbe Schwierigkeit, ähnlich v. 19, die indessen mit Aufnahme von rig. . .
Ttalaia öo^a (den Nom. nach Er. Schmid) Boeckh erledigt hat durch die Erklä-
rung: <J6|a Ttff nguacst fie xQ^og^avxig iyeiQaiavxijv. Zwar haben es ihm nicht viele
geglaubt; namentlich hat sich der Auftraggeber xlg noch lange erhalten, auch
in meinen Texten. Und zu bezweifeln ist ja nicht, daß die nach der Haupt-
mahlzeit und der bunten Schüssel noch angefügte Erzählung der außer-
halb Kyrenes gewiß unbekannten Familiensage auf einen besonders ge-
äußerten Wunsch des gefeierten Helden zurückgeht, wie der Dichter mit
dlil/av axtio^ivov schalkhaft andeutet. Hübsche Ueincrkungen über diesen
Zug in Pindars Hrnstcm Wesen gibt llauchenstein (Einl. [1842], S. 120ff.).
Ab«r alle Schalkhaftigkeit ginge verloren, wenn hier xlg allzu durchsichtig
geheimnisvoll mit dem Finger auf den Auftraggeber hinwiese, mochte dies
nun der Sieger selbst sein sollen (unmöglich, nachdem dieser eben ange-
redet war, 10())f oder dessen Vater Karneiadas (71). Pindarisch, wie jene
6{^fa ctoidäv (vgl. N. III 4), ist die Wendung, die Sage selber (0. VI 82) zum
Eintreiber der Schuld zu machen, wie xaixaiai l^iviOivxt^ Pm ciltpavoi n^aa-
88 Pythien IX
aovxl HS rovxo ^eod^atov XQSog (0. III 6). Wenn dort ohne Beigeschmack
die Aufgabe des Dichters eine 'heilige Schuld' heißt, so tritt hier die zur
Tilgung des Liederdurstes als unerläßlich bezeichnete Sage vom Brautlauf
des Urahnen mit launigem Ernst an die Stelle des Auftraggebers. Die Lust
am Fabulieren mag den Kyrenern im Blute gelegen haben. Hat doch bei
ihnen das Epos, in Eu(g)am(m)on von Kyrene, noch eine späte, wenn auch
vielleicht etwas kümmerliche Blüte gezeitigt. Aber es ist wohl kein Zufall,
wenn auch das Argonautenlied für Arkesilas (P. IV) so in Erzählung schwelgt,
wie sonst kein Lied des hierin weder mit Homer noch wie wir jetzt wissen
mit Bakchylides wetteifernden Boioters.
105 — 125. Wo das Weib aus irgendeinem Grunde als wertvoller
Besitz gilt, kann der Vater eines Mädchens von dem Freiersmann eine Gegen-
gabe fordern (f 178 flf., X 472). Er kann freilich auch die Tochter ver-
schenken und obendrein eine Mitgift geben (N 382, a 277). Uralt, weil
auf dem im Naturreiche herrschenden Recht des Stärkeren beruhend, in ver-
feinerter Form aber bis heute fortlebend (*Wer ein holdes Weib errungen',
Schiller) ist der Kampf um die Frau, sei es nun Raub oder Wiedergewin-
nung des Raubes (Helena), oder Wettkampf mit einem oder mehreren Neben-
buhlern (Penelope, Paus. III 12, l) oder mit dem Vater der Braut (Hippo-
dameia, Pherek. Schol. Ap. Rh. I 752, Pind. O.I 76ff., wo ßlav 87 noch
auf einen Kampf des Vaters Oinomaos mit dem Entführer, also auf Braut-
raub zu deuten scheint: s. C. Robert, Gr. Heldens. 1, 210 ff.; vgl. auch über
Buenos, schon seinem Namen nach Doppelgänger des Oinomaos, schol. Ven.
I 557, und über Kyknos, dessen libyscher Vertreter im Kampfe mit Hera-
kles MvxccLog ist, schol. Pind. 0. X 19 = Stesich. fr. 12); oder es war ein
Wettkampf mit der Braut selber (Atalante, Hes. fr.20 — 22, Rz. gr. Ausg.).
Hiernach gehört die Gewinnung des libyschen Mädchens zum Penelope-
motiv, während die Paarung der Danaiden mit ihren Vettern (ApoUod.
II 15) durch das Los geschah, nach deren Tötung dann (Apollod.II 22 Schi.)
die Mörderinnen als Kampfpreis den Siegern im Wettlauf zuteil wurden.
Apollodor nimmt, wie billig, die Hypermestra aus, Pindar zählt 48, offenbar
nach Abrechnung auch der Amymone, der Geliebten Poseidons. Wie der
Wettlauf um. jedes Mädchen vor sich ging, wird weder aus Apollodor noch
aus Pindar deutlich. Nach Paus. III 12, der ganz wie Pindar den Wett-
lauf um die Danaostöchter zum Vorbild eines andern Brautlaufs macht,
konnte der Reihe nach allemal der beste Läufer sich die Braut aus dem
aufgestellten Chor der Mädchen auswählen. Nach Pausanias hätte
Danaos anfangs die Töchter sövoov avev (also ohne Brautkauf) aus-
geboten, und die Mädchen hätten die Auswahl haben sollen, fj av l'xa-
6tog Ticivci xaUog äQSGarjxat,, es seien aber wenig Freier erschienen, und
da hätte er dann einen ersten Wettlauf anstellen lassen. Darnach hätten
dann die Übriggebliebenen ein zweites Aufgebot der Freier abwarten müssen,
zu einem zweiten Brautlauf. Pindam ging das einzelne wenig an, weil der
Anknüpfungspunkt für ihn nur in dem Brautlauf überhaupt lag; in dem
libyschen Beispiel gab es ja auch nur eine Braut. Aber mocht er nun aus
irgendeinem Grunde Wert darauf legen, in der Kulturgeschichte dem Da-
naosbrautlauf den Vortritt zu lassen (gegen die Wirklichkeit, urteilt Wila-
mowitz, Aischyl. Interpret. 24) oder den Hinweis lediglich zum Schmuck
seiner Erzählung passend finden: er scheint hierin selber auch eignen Lieder-
103ff.— 109 89
durst zu stillen gehabt zu haben, und stillte ihn vermutlich aus der kyre-
nischen Lanais, in deren Fragmenten der Name Pindars nicht fehlen darf.
Die Erzählung ist ebenso gedrungen als anschaulich. Der Libyer steht
in der Mitte der Rennbahn (119) und redet zu den Freiern: 'Heimführen
soll die Braut, wer zuerst am Ziel das Gewand des Mädchens faßt ! ' Dann
durcheilt hurtigen Laufs Alexidamos die Bahn, ergreift das herrliche Mäd-
chen an der Hand und führt sie durch die Schar der libyschen Reiter. Es
folgt, griechischen Musters, eine cpvlXoßoXia. Der Schluß biegt rasch noch
in den Epinikienstil um mit der Bemerkung: 'Es war dies nicht sein erster
Sieg (im Wettlauf)!' Ahnhen* und Nachfahr waren also hierin einander
wtlrdig.
104. diCBiönsvov einziges Beispiel der Dehnung des Themavokals
bei Pindar. Man ist versucht, das von ihm geschriebene £ in ?/ zu über-
setzen, also ä'Kipfisvov ^ wie Aug. Fick in seiner aeolischen Ilias ^ibg 6'
irekriero ßolXa schreibt. Bechtels bXke' ccKSOfisvoL f 29 (S. 328 in Roberts
Bias) scheint ein Non liquet zu bedeuten, doch wird lesbisches a6iKi]ei^
Tto^TjCü wie homerisches nsivaco hier fernzuhalten und ein * iTeXs{c)isTo
und *axs(c)i6^evoL vorauszusetzen sein, wie denn auch im thessalischen
Aeolisch öuuXeie (0. Hoflfmann, Gr. üial.II 87. 580), xeXeiovfia (GDI1331)
belegt ist; TeXrjog nur kretisch, -v xiXrjov Kai alya (GDI 4963). 105. Der
Satz oloi — hßav enthält das Thema der itaXuia öo^a. Die Libyerin ist
bei Pindar namenlos, nach Peisandros von Kamiros (schol. 85*) hieß sie
}iXv.ritq^ nach anderen, als Repräsentantin des Landes, Bccqy,)]. 106. Der
Vater 'Jlrrafos ist Beherrscher des fruchtbaren Landes um Xrasa, das
die anfangs in Azilis angesiedelten Theraeer, um nicht neidisch zu wer-
den, bei Nacht durchziehen mußten. Dieser Libyer Antaios ist doch wohl
der selbe libysche Unhold, mit dem auch bei Pindar einst Herakles den
berühmten Ringkampf hatte, v,qavioLt; 'öcpQa ^ivmv vaov noaeiöoKovos igi-
(povia axi^oi (Isthm. IV 54). Wenn dann der Herakleendichter die Tochter
'Alkeis* nennt, so hat er die Geschichte gewiß mit aller der Brutalität er-
zählt, die Pindarn in dem thebischen Gedicht auf Melissos noch behagte, in
dem kyrenischen aber unpassend erschien; drum hat er hier an Stelle des
Hippodameienmotivs (schol. Isthm. IV 92) taktvoll das Penelopemotiv
treten lassen. Chronologische Bedenken haben ihn nicht gehindert, das Aben-
teuer des thebischen Kyrencrs in das Heroenzeitalter hin aufzurücken. Bergks
aus solcherlei Bedenken hervorgegangener Einfall, "Iquöcc TtQog noXiu 'Av-
xulov zu verbinden, um darnach Y.c^XXi'Ko^iov — %ovQav in der Luft schweben
zu lassen, hat zum Glück keinen Beifjjll gefunden: Tiovv\}a vaitov txoXlv sagt
Pindar 0. X 68, und wenn man seine Worte feinhörig liest, so scheint in
^iuXa noXXol — avyyovoi (libysche Stammesgeuossen und Landsleute), itoXXoX
6\ %aX itiv(av (108), vielleicht auch in Y.XtLv6xiQov ydfiov (112), und
sicher in der ihm ganz eignen Behauptung, daß Antaios sich Danaos Ver-
fahren zum Muster genommen habe, Pindar selber eine Bekehrung des Bar-
baren zu edleren Sittnn anzudeuten. Der Name 'Avxaiog schloß solche Um-
wandlung (aus einer Spukgestalt? Blinkenberg, Herrn. 50, 1915, 284 f. 301)
in einen freundlichen 'Begegner' ja nicht aus, auch wenn man auf He-
•ycha ccvxaiu' ivavxia^ t%iaiog (Aesch. fr. 223) kein Gewicht logt; denn ein
dal^Lfov Cxiaiog ist passivisch og uvxiu^ixat. 101). 'Goldne Krone* trägt
Aphrodite im homeriscbGn Hymnus, Hube, wie hier, bei Hesiod (theog. 17,
90 Pythien IX
mit Unrecht von Schoemann durch Phoebe == 136 verdrängt), bei Pindar
dann noch 0. VI 57. 110. xaQJtdv av{hi](Tavra, gewählter Ausdruck
für das 'frisch erblühte Weib*. Pindar kann sich gar nicht genug tun in
Verherrlichung der Schönheit des libyschen Mädchens: KaXUKO(iov — aya-
xXi« — ^arirbv eUog^ hübsch gekleidet ist sie auch (118. 120), endlich noch
Ttaq^ivov xsövdv (121). 113. JtQlv iieaov ^^aQ (ysvsa^ai), ver-
steht richtig der Paraphrast, ebenso mg fiiarjg rifiegag das Schol. 200; keine
Bestätigung der Lesart aller älteren Handschriften ik&etv. Die Überein-
stimmung sonst getrennter Klassen der detcriores deutet auf ein verlorenes
Archetypen. 116. <Ty(ri(Toi^ auf dies älteste Vorkommen eines opt. fut.
macht Gildersleeve aufmerksam. — Wenn doch ya^iß^oi für die Freier stehen
kann (Haupt, opp. II 401 ff., clvxi xov vv^tptov Pind. fr. 65 = 9 Boeckh),
so braucht acpiv nicht singularisch zu sein; vgl. auch N. XI 7. 118. Die
yQaiiiii] ist am Ziel der Bahn nicht minder wichtig als am Beginn.
1 20. änipi hier noch ganz adverbial, ot — itiitloig das bekannte (J^^itta,
der Ausdruck überaus anschaulich. Wir sehn die Braut in ihrem hochzeit-
lichen Kleide dastehn, des Siegers wartend, dem sie nicht etwa, dem
Schicksal vorgreifend, einen Zipfel des Gewandes vorstrecken darf: sie
bleibt passiv, bis er sie ebenso zart als sicher umfaßt hält. Den Dativ
bei den Verbis der Berührung liebt Pindar auch sonst. Zu elite 6\ og ccv
— ipavöeiE vergleicht Gildersleeve gut sItcb 6\ og av ^letcc elo d-e&v Ti,zi]ai
[idiono (Hes. theog. 392). Auch Pindar hat noch o ti ks övv XaQLX(ov
xv^a yX&aöa cpQSvbg i'^iloL ßa&eCag N. IV 8, bei präsentischem Hauptsatz.
121. ÖQÖiiov inneres Objekt, wie schon Xai'iprjQov fordert, 'schnellen
Laufs'. 124. Für die Sitte der (fvXXoßoXia ist die Hauptstelle das
Scholion (Eratosthenes) zu Eur. Hec. 573, oft illustriert auf Vasenbildern.
125. JtrsQä viTiäv, so (st. vUag) mit F, hier dem einzigen Vertreter der
ambrosianischen Rezension, wie es 0. XIV Schi, cci&kcov nxegd gibt. Die
Erklärung dieser nxsQci ist bis heute noch umstritten: am längsten hat sich
die allegorische behauptet (s. schol. Olymp. XIV), die verkehrteste steht bei
Malten Kyr. 3. An flatternde Binden zu denken verbietet sich seit Wolfg.
Passow, Stud. z. Parth. (Philol. Unters. XVII 1902), Iff., der jedoch mit
dem Ausdruck ^Toilettartikel' den ursprünglich sakralen Charakter der
(iCtgai allzustark verwischt. Man hat nicht an bewegte Fittiche zu denken,
sondern an das TCxsQcofia des Pfeiles (Aesch. fr. 139), des Pfluges (Tsetz.
Lycophr. 1396), des Tempels. Alle diese TtxEQcc sind starr, nicht anders als
die 'gefiederten' Blätter eines Akazienzweiges, so benannt nach dem Bau
jeder einzelnen Feder. Und nicht anders zeichnen den Kranz die griechi-
schen Vasenmaler. Also 'das stolze Siegesgefieder' flocht der Hellanodike
dem jungen Asopichos ins Haar, und viele Siegesgefieder gewann früher (in
heiligen Kampfspielen, versteht sich) der Ahnherr des Kyreners.
'Heil dem Fythiensieger von Kyrene^ — der Stadt jener Thessalin^ die
Apöllon ins libysche Brautgemuch entführte! Einst trifft der Gott die Jung-
frau, wie sie mit einem Löwen ringt. Er ruft den Chäron herbei und der
bestätigt ihm, was er schon weiß: die Mhne Jägerin wird in Libyen zur
Stadtherrin werden und, von ApoUons Liebe, der Welt den Äristaios schen-
ken. — Aber es gilt auch noch zahlreichen anderen Siegen meines Helden
gerecht zu werden, vor allem in meinem Iheben, dann aber auch in Aigina,
in Megara und besonders daheim, wo die schönen Kyrenerinnen dem sieg-
109—125. X, Einleitung 91
reichen Wettläufer mit eignen GedanJcen zuschauen mochten, wie denn sein
Ähnherr schon im Weitlauf sich die Braut gewann.'
Das Gedicht ist, seit dem Lied auf den Flötenspieler von Akragas
(Pjth. XII), das erste unter den Pjthien, das wiederum im chalkidi-
schen Versmaß geht. Der Name des Siegers TeXsöiKQu-TT^g mochte
mit seinem ionischen Anhub eine Art Leitmotiv hergeben, das dann auch
im Anfangsmetron der Strophe schon vorklingt: 'E^iXco ;taAx-aG:rt^a IIv-
^lovUav. Die zuerst in den Aeolikern des gleichzeitigen Gedichts Py-
thien XI gewagte ^spondeische' Katalexe (spondeischer Vortrab, in Aeoli-
kern, schon P, VII ep. 5) hebt hier den zweiten Vers der Strophe schalt-
gliedartig ab von den beiden so fröhlich einherschreitenden Trimetern des
Vorspiels. So sind denn Strophen wie Epodos bei allem Umfang überaus
durchsichtig und kunstreich gebaut: ich mag der Herm. 38, 1903, 231
und im Schema der Textausgabe (1914) gegebenen Analyse kein Wort hin-
zufügen.
PYTHIEN X.
Der Knabe, dem das Lied gilt, Hippokleas, Sohn des Phrikias (5. IG.
22 — 26), aus edlem Hause (16), war heimisch (4 mit Schol. z. Überschr.
und 6*) im nskiwuiov {xuiog versteht sich; Strab. IX 437*^, nennt es ein
q)Q0VQi')v^ am Oberlauf des Peneios), Sieger im Doppellauf zu Delphi (7)
pyth. 22 ol. 70, 3 = 498 v. Chr., nach den Schollen z. Überschr. am selben
Tage auch im einfachen Lauf, dies vom Dichter nicht erwähnt, was er ein
andermal (0. XIII 37) nicht versäumt; doch scheint der Plural öxecpavoav
(26 und 58, wie P. III 73) auf die Zweizahl der Siege hinzuweisen. Die
Siegesfeier ließ ihm der Aleuade Thorax rüsten (5. 64), 'König' (3, so auch
Herod. VII 6. 172, IX 1. 58) aus Herakles Geschlecht, gemeint ist erb-
licher rayo^, Oberherr über die oligarchisch regierten Gliedstaaten Thessa-
liens (71). Den Chor stellen Ephyraeer, Edelleute zweifellos, ephyraeisch,
weil die Thessaler aus der thesprotischen Ephyra (bekannt schon dem
Schiflfskatalog B 659) über den Pindos nach Thessalien eingedrungen waren.
In dem einen Wort spiegelt sich die große Erinnerung wider an die erste
aeolische Wanderung (Otfr. Müller, Dor. I* 422, Buttmann, Mythol. II 258);
es ist also unnötig, mit Boeckh und den Scholien (85**'®), zu dem Vor-
trage des Liedes SUnger aus der krannonischen Ephyra der Skopaden zu
bemühen.
Was den König mag bewogen haben, statt des noch lebenden Vaters
(12. 16. 25) die Ausstattung des Festes zu übernehmen, können wir nicht
wissen; die Scholien nennen den Knaben einen hatQog des Königs (99%
schief ausgedrückt ^Aktva Ttalötq ol üvxk; izatQot tw ^InnoxXia 8*), vermut-
Vich im Sinne des i^ta^ivog (vgl. Theogn. 91. 753 usf.). Über das Geschlecht
der Aleuaden ist Buttmanus bereits erwähnte Abhandlung noch heute losons-
wert; neuere Literatur bei Töpffer Pauly-Wissowa I 1372.
Das Gedicht ist unter den genau datierbaren das früheste i'iiivLio,
der damals eben 24 Jahre zählen mochte (20 Jahre, wenn man die xara
T^v xoü SiQiov diußaöiv »nnstiminig angesetzte ax^i] des Dichters auf 478
deutet — ein i'ythiadenjahr notwendig, nach fr. 193 — und gar 16, wenn
92 Pythien X
man mit Boeckh die Pythiaden von ol. 49, 3 ab zählte). Auf die Über-
tragung des Festliedes an ihn werden wir bei 64 zurückzukommen haben.
Es lag nahe, in dem Jugendgedicht allerlei Jugendlichkeiten aufzu-
spilren, was dann die neueren Erklärer, seit Bothe, mit wechselndem Er-
folge versucht haben. Beim ersten Durchlesen springt wohl in die Augen
die klare Durchführung des überlieferten Epinikien Schemas: Siegesmeldung
mit allem urkundlichen und auch rituellen Zubehör, Mythos und Schluß-
huldigung des Dichters. Zugleich werden gewisse symmetrische Entspre-
chungen in Gedanken und Wortlaut kenntlich: Thessalien am Anfang,
Thessaler zum Schluß, Aleuaden in der ersten Strophe und Thorax
samt den Brüdern in der letzten Antistrophos bis in die Schluß-Epodos,
die Sänger am Schluß der 1. und am Anfang der 4. Strophe (beidemal
OTT«), die Kränze in der 2. Antistrophos und der 4. Strophe (beide-
mal 6ricpavoi)y Perseus am Anfang und am Schluß der Erzählung, in.
ß% avx. /, die Unsicherheit der Zukunft mehrfach (I7flf. 20^ ff. 27)
im Prooimion und dann wiederum 63. Um als musikalische 'Echos' ins
Ohr zu fallen, wie man solche Wiederholungen genannt hat, müßten sie,
was sich oft genug wohl auch ungesucht einstellen mochte (so 21. 27 u.
63), allemal an der selben Versstelle, mindestens im selben Kolon der Peri-
ode stehn und dabei im Wortlaut einigermaßen kongruieren. Das ist aber
hier nirgends der Fall, es sei denn, daß man (aySi-^va d^av^atav böov am
Schluß von avx. ß' und ifiol 6e d'av^idaccL (doch d's&v xeXsadvrcov ovdiv
Ttoxe (paivBxaL nicht zu vergessen!) am Schluß von ävx. y' für irgend ins Ge-
wicht fallenden Vor- und Nachklang hielte.
1 — 30. Die Siegestafel ist, zur Vermeidung des Registerartigen, lyrisch-
philosophisch durchflochten, und die Siegesmeldungen im Ausdruck variiert,
gewiß schon nach älterer Gepflogenheit. Pflegt doch auch Homer bei einer
größeren Anzahl gleichartiger Zweikämpfe die Formel für das Hinsinken
der getöteten Helden schon zu variieren und bald ein Gleichnis, bald eine
biographische Einzelheit einzuflechten. Eigen ist jedoch dieser Art von
Poesie das häufige Hervortreten des Dichters selbst, der durch den Mund des
Chores redet (beibehalten und weiterentwickelt aus der Sphragis der Kitha-
roeden und der Elegiker ; vgl. Einl. z. Pyth. V), und die Reflexion über sein eige-
nes Tun : mit der occupatio xl KO^Tcia Ttaqa. KacQov (4) gedenkt der Dichter den
Hörer, dem er übrigens das Erstaunen in diesem Augenblick erst suggeriert hat,
sofort zu entwaffnen, wie er mit dem Gleichnis (53) den gewaltsamen Sprung
von einem zum andern Teil des vorgezeichneten Programms anmutig zu ent-
schuldigen weiß; mehr darüber zu 51 — 54. An diese Übergänge hat ja
Pindar oft eine große Kunst gewandt, uns nicht zu ungemischter Freude,
wenn er die Gelegenheit benutzt, um ererbte oder erlebte Gedanken tief-
gründiger Weisheit in Zusammenhang zu bringen mit dem, was er pflicht-
mäßig zu besmgen hatte. Von solchen Tiefgründigkeiten ist dies Ge-
dicht noch nicht belastet; an Dunkelheiten fehlt es, wie sich zeigen wird,
dennoch nicht.
1,'OXßia AaTieöaiHiOV, ndaaiQa 0BööaXia^ von einigen noch heute,
mit Scholien und den meisten Hss., als Vokative genommen; olßia 'gesegnet',
^ccKCiiQa steigernd 'selig', heißen die Länder, weil von Königen regiert aus
Herakles Geschlecht; ^daaiQa heißt einmal auch 0rißa (Isthm. VHI l), wie
die Kadmea (laKaQtüv vfi6og nach Armenidas bei Suidas-Hesychios (Usener,
Einleitung, 1—16 93
Sintfluts. 199). Das Glück des Siegers bezeichnen die Ausdrücke evSai^icov
xal v(ivT}r6g(22) und ngog iCiaxov nXoov (26), doch versäumt der Dichter
nicht, daneben dem Sieger ausdrücklich die Grenzen der Menschheit einzu-
schärfen mit ^eoq ccnrificDv keccq (21) und ovqavog ov nox* cc}ißat6g (27).
Dem selben, jeder Hybris und Nemesis wehrenden Zweck dienen dann auclr
die Bemerkungen über Apollon als den eigentlichen Siegesverleiher (10)
und über die Möglichkeit eines Rückschlages bei gerechtem Unwillen der
Götter (19 ff.); dies und nichts anderes bedeutet ja für den frommen Dichter
'der Götter Neid', besser: 'der gekränkten Götter Mißgunst'. An beiden
Stellen ist die Zurückhaltung des Ausdrucks bemerkenswert: das so gern,
wenn von einem Eingreifen der Gottheit die Rede ist, hinzugefügte nol oder
nov (11) und die Litotes la^üvTeg ovk oXlyuv öoaiv (20). Hyperbolisch wird
der Ausdruck erst am Schluß der Siegestafel kurz vor der Hyperboreer-
erzählung (28 ff.). 3. «(»t(TTOfi«)(OV, so seit Boeckh richtig, statt des
Eigennamens: der Heraklide Aristomachos hat hier nichts zu suchen.
4. ütaQä aaiQÖv ist, wie gesagt, nicht zu pressen: 'Was soll wohl dies
plötzlich laute Rühmen gerade der Herakliden?' Die Antwort hierauf bringt
erst V. 5 mit ^Aksva re rcatösg xrX. Alle Änderungen der Interpunktion
und des Wortlauts sind vom Übel. Die Scholien haben zwar in ihren Texten
xara x. vorgefunden, wissen aber vernünftigerweise damit nichts anzufangen ;
übrigens bietet im Lemma der Scholien auch der Vat. B das Richtige.
4. Der Singular dctvei faßt die Stätten des Sieges und der Heimat zu-
sammen, um dann mit ts das fürstliche Haus folgen zu lassen, wo die Sieges-
feier stattfinden sollte, natürlich in Larisa, der Stadt des Thorax (64); das
meint afig}l Tlr^veLov. Die Nennung der Heimat des Siegers 4 (s. den Auf.
unserer Einl.) gehörte zu den unerläßlichen Personalien des Epinikions.
6. ^mxwfifor, nicht wesentlich verschieden von lyy.co^iojv ^(ivcov (53).
dvö(/<jjv xXvräv 6na^ weil die Sänger thessalische Edelleute waren.
7, äyayeVv läßt den Ursprung erkennen des attischen Ausdrucks xoQ-
i]yia. — yaver««, weder gustat primis quasi labris (schol. 11^) noch fruitur,
fruitum capit ex (schol. 11*), sondern uiiiur, vcrsatur in (wie P. IX 35,
Isthm.V20). 8. TlaQvdöClioq nvfpq^ Variation von/IüO-fö (4), abermals va-
riiert 15; vgl. Kgioalccig iin Ttxvxoclg P. VI 18. 9. P. läßt den Sieg des
Knaben im einfachen Stadion unerwähnt und nennt nur den im Doppellauf,
a potiori. 10. YXvxv — tiXog dQ^d ts — av^staiy eine Wendung echt
pindarischer Kühnheit, unnachahmlich; der Sinn: ^Wenn ein Gott den Men-
schen treibt, so gedeiht sein Tun von den Anfängen bis zum beglückenden
Erfolg.* 12. rd öh (TvyfBviq' xara ri» cvyysvig (vgl. x6 6e oixdO'fv av-
xla KQu^si seil. Adrastos, P. VIII 51). 13. .ToAffi«cfoxo$' ^evsnxoXsfiog^
der Kompositionsvokal ä (»y), wie in öxscpavcccpooog iXaq)aß6log v7tSQcc<pctvog
noluioxog [0. V 10] &avaxti(p6Qog OakafXjjTtokog iniißakog^ daneben Kompo-
sita von fünf Kürzen selten: yotQct \>avciT0(p6Qa Aesch. Ag. 1176. Der ganze
Ausdruck (14/15) feierliche Umschreibung von onXixoÖQOfiog^ wie etwas
sohlichtor (lathm. I 23) und mit einem Worte (xuXnaantg) P. IX 1.
15/16. KiQQa heißt die Hafenstadt der höher gelegenen, übrigens längst in
Trümmern liegenden Kgiaa^ daher K^iaijg xoArrof hy. Ap. 431 (s. zu 8);
dir breite Ebene bot den einzig brauchbaren Hennplatz; darnach sollte man
%mb Kglaag &y(ov erwarten. Pindar fühlte, daß es ein und der selbe Namo
war ..M,i ^li'.iilte die Tonn, die, wenn auch nicht gorndo das Motrum, so doch
94 Pythien X
der rhythmische Wohllaut verlangen mochte. i!>Jtö KCggaq — vergär ,
wie wir jetzt mit Wilh. Christ ohne Änderung des Überlieferten schreiben,
empfiehlt sich als schöne Umrahmung des ßad-vlslfKov ayav. Mit der von
Christ zitierten ^Hohlschlucht ' des pythischen Apollonhymnus (106, avzccQ
^7t€Q&ev nixQYi iniKgi^aTat) ist aber Delphi, nicht Kirrha gemeint.
21, Daß der Optativ ohne av (hier wie bei nevbg ei'rjv Schi. Olymp. lU)
ohne Bedeutungsunterschied dem Potentialis gleich sei, wird doch nie-
mand mehr behaupten wollen; die dafür zum Beleg aus Pindar ange-
zogenen Stellen 0. XI 20, P. XI 50^, IV 118, sind längst anders er-
ledigt. Der Sinn des Optativs ist &ebg UyoLto rjfiiv a7ti^(i(ov, nevbg UyoL-
fir^v. Zum Gedanken: rig 6e nkr^v d'E&v anavr anri^mv xbv öl* aicbvog
IQovov'^ Aesch. Ag. 553. 22. So großen Wert der Dichter auch auf die
Intelligenz (aotpCa) seiner Hörer legte (P. IX 78, Isthm. 11 12, P. IV 263.
295), die Entscheidung über die Ruhmes Würdigkeit eines Helden (yiivrixbv
yeviöd'aL) wird er seiner eigenen 6o(pLa vorbehalten haben. 24. T« fLi^-
yiöx' dsß'XoiV itQ&Tov ccid'Xcav und öticpavog vipiGtog P. I Schi., iaidrcov
ai&Xcov KOQVcpat N. X 32; unsere Schützen sagen: "'s Beste schießen'.
26. ^ar alcsav (rviovxi) rite. 26"*. axB(pdvviv s. zu 9.
28. TtBQaivH weder mit nloov zu verbinden noch 'absolut gesetzt*;
Objekt, aus dem Relativsatz zu nehmen, ist aylatag^ irdische Feste', bei P.,
besonders Siegesfeste, fürstliche Freuden. Die hohe Wertung agonistischer
Siege hat Pindar bis an sein Lebensende festgehalten: bei größtem Leid
waren sie ihm ein Trost, weil er sie als eine aXyla Sioadoxog empfand.
29. Mit der Auslassung einer disjunktiven Negation im ersten Glieds,
vccval d' ovx€ Tte^bg I6v (so auch 41 und P. VI 48), steht es ähnlich wie
mit der Auslassung der Präposition im ersten Gliede, nur daß dort der mehr
illustrierende Zusatz oft ganz entbehrlich, hier eine für den Sinn entschei-
dende Rückstrahlung notwendig, aber durch die Bildung der Negation (^ovve)
auch gesichert ist. 29/30. Den Übergang zu seinem Mythos schafft er
sich in Fortsetzung des Bildes und des Gedankens zugleich: Ttqbg eaiuxov
TtXoov. Darnach sind wir denn mit einem Relativum schon mitten in der
Erzählung. 30. '^T^tSQßoQBCDV eq dyBva* ad'Qoiafia schoL, die ge-
wöhnliche Umschreibung für homerisches d-sav iv ay&VL (TT 239), &£iog
aycov (Z 376). — Die d'civ[iaxa oöog hat ein beschöidenes Urbild in einer
den Göttern vorbehaltenen Tür der Nymphengrotte v 112, auf einer Jtbg
oöog ziehen die dreimal geprüften Seelen zur Insel der Seligen im Okeanos
0. n 77, den Weg von und zu dem Hyperboreervolk legt ApoUon auf einem
Schwanengespann zurück, Ale. fr. 1—4.
31 — 48. Vom Wesen der Hyperboreer Arch. f. Religionsw. VIH
1904, 69 — 84. X 1907, 152. Weitere Literatur gut in dem auch sonst
förderlichen Artikel von Daebritz, Pauly-WissowalX 258. — Wenn Pindar
22 Jahr später (0. III 31, vermutlich auf Grund der inzwischen ihm be-
kannt gewordenen Wundermären des Prokonnesiers Aristeas, Pind. fr. 271)
die Hyperboreer nvoiaig otil^ev ßoQScc tpv%QOV ansiedelt, also auf dieser
Erde, hinter den Bergen, von denen der Nordwind kommt, und den Hera-
kles auf natürlichem Wege dorthin gelangen läßt, so kann er deshalb doch
recht wohl hier sich den Hyperboreerhimmel, in dem wie wir annehmen
ursprünglichen Sinne, hoch über den Bergen denken; leitet er doch auch
den Qu^pcodog einmal richtig vom qcctcxslv des Dichters ab (N. II 2) und ver-
15-31 95
bindet spielend ihn ein andermal mit der gaßSog des rezitierenden Sprechers
(Isthm. IV 38). Jedenfalls ist das Reich, zu dem man Veder zu Schiflf noch
zu Fuß fände den Wunderpfad', nicht von dieser Welt.
Was die Herbeiziehung des Perseus hier bedeuten solle, fragt man bis-
her vergebens. Die ungeschickteste Antwort ist wohl; Liebäugelei mit den
Persem, auf Grund der angeblichen Verwandtschaft der Herakliden (Herod.
Vn 150) und der später tatsächlichen Sympathie der Aleuaden mit den
Persern. Nicht minder verwerflich ist der Gedanke, Perseus habe sich bei
den Hyperboreern von den Schrecknissen des Gorgonenmordes erholen sollen;
als ob inicpviv xb (46), nach ^oXev und ccyeixo (45) erzählt, vor dem Ver-
weilen bei den Hyperboreern zu denken wäre. Wenn wirklich jemals ein
tiefrer Sinn hinter Perseus Durchgang durch das Land der Seligen {avöqüiv
futTidgcav 46) stecken sollte, so könnt es nur der einer Weihung sein, die
den jungen Helden und späteren Xayitccg (31) gegen allerlei Gefahren,
vielleicht auch der Hybris und ihrer Folgen (der vmQÖLTcog NifisGig 44)
feien mochte. Aber dem Dichter tut man doch wohl unrecht, seine weit
harmloseren Worte so zu pressen. Eine Auszeichnung ist es natürlich für
den Sohn der Danae (45), daß er allein den Wunderpfad finden durfte (29),
man weiß nicht wie. 'Kühnheit' gehörte dazu (44), aber eine leitende Gott-
heit auch (45). Und wenn den jungen Dichter die Lust zu fabulieren
reizen mochte, die Kunst, wenn auch nicht zu erzählen, wie in der Orestie
(Pyth. XI) oder gar in der Kyrene (Pyth. IX) , so doch einen Vorgang oder eine
Situation mit raschen Strichen zu umreißen und Illusion zu erzeugen, war
ihm auch schon eigen. Läßt sich doch seit Homers Zeiten durch nichts der
Hörer einer Erzählung leichter zum Zuschauer eines geschilderten Vorgangs
machen, als durch das Medium eines vom Dichter in das Bild hineinge-
setzten, innerlich teilnehmenden Zuschauers (cbg 6' uz' «Tto ar.OTtirjg slöev
vi(fog aiJtoXog avriQ und yiyrjy^e di zs cpgeva 7toi^i]v Homer). Das beschränkt
sich freilich hier auf das nuQ olg nozs TleQasvg iöaCaazo — inixoGGctig (30flf.)
— wie anders das Eingreifen Cheirons in der Kyrene! — aber daß dann mit
der kleinen Ausführung des Gorgonenabenteuers am Schluß (46 — 48) das
belle Bild einen dunkeln Rahmen erhält, ist wahrlich kein Schade.
Bedeutet hiernach Perseus wirklich nur den Rahmen, so erhebt sich
von neuem die Frage, was wohl den Dichter zu der Wahl gerade der
Hyperboreerfabel bewogen habe. Der Gedanke, 'den Himmel ersteigt kein
Sterblicher', braucht nicht gerade den Anstoß gegeben zu haben. Lange Zeit
war es ein Fluch der Pindarexegese, bei all und jeder Erzählung nach dorn
fabula docet zu fragen und so den priesterlichen Sänger zum Moralisten zu
erniedrigen. Der eigentliche Sinn des Mythos im Epinikion ist doch Heraus-
hebung der Stimmung über das Alltägliche ins Heroische überhaupt, immer
in dem Glauben, daß in allen großen Erfolgen der Segen, oft genug auch das Blut
der Heroen fortwirke. Und denkbar wäre, daß die Hörer gerade dieses Liedes,
trotz oder auch infolge jener Warnung auf Stunden wenigstens, sich selber wie
im Himmel fühlten, fuhntQtg &vdQig^ wie die Hyperboreer (16) — daher schon
gleich im Anfang des Liedes iiaxaiga StaaaXla — , und mehr die Ähnlichkeiten
als den Abstand von der Hyperboreerseligkeit spürten und — spüren sollten,
wie denn auch der Dirhter am Schluß der Erzählung sein feines Lied {äioxog
C^v(av) der Biene vergleicht, die von Blüte zu Blüte forü^türmt, vor allem
doch am 8Üß«m TTmiLf b<rau8zuholen statt immer nur bittere WiisliAit.
96 Pythien X
Am meisten Befremden haben schon den alten Erklärern (Didymos
schol. 51*^), die Eselshekatomben erregt, besonders Apollons Vergnügen an
dem Gebaren der häßlichen Tiere; man hat sogar von Pindars und erst
recht von Apollons schlechtem Geschmack gesprochen und entschuldigend
gemeint, Apollon habe bei Admetos eben unter Hirten gelebt, und Pindar
sei ja noch jung. Ein anderes Gesicht zeigt aber jene ganze Szene, wenn
man annehmen darf, daß es sich um halbverschoUone, aber Pindarn und den
Thessalern doch nicht wie uns unverständliche Nachklänge eines uralten
Eselskultes handelt. Ehrfurcht vor primitiveren Formen der Gottesverehrung
liegt auch über den zahllosen Opferschilderungen des Epos, namentlich der
Odyssee, und ist auch uns nicht fremd, mögen wir nun in Süditalien
eine Banditengestalt vor einer Madonna knien sehn oder bei Sonnenunter-
gang der TtQoöKvvrictg eines Muhamedaners beiwohnen. Wenn aber Apol-
lon in jedem Frühjahr die ihm von dem frommen Volke dargebrachten
Eselsopfer entgegennimmt, so wird er, bei der stets erwünschten Munter-
keit der Opfertiere, doch nicht jedesmal in ein viehhirtenmäßiges Lachen
ausgebrochen sein; das laiqBiv des Gottes (36) bezeugt das Gottwohlgefäl-
lige der mit lauter ev(pcc(itaL verbundnen Opfer, sein heiter aufgeräumtes
yeXäv mag immer den mit Delphi verglichen altertümlich schlichten Kultus-
formen des treuherzigen Volkes gelten: daß Pindar das Wort (leiöiäv fehlt, wird
bei Cheirons Lächeln (P. IX 38) zu bemerken sein. Ln Grunde gehört ja
der Esel wohl dem Winzergott, also in eine Apollon ursprünglich fremde
Sphäre. Daß die Hyperboreer bei ihrer ellccTtCva (40, 'Lust'- oder 'Wunsch-
mahr deuten es die Etymologen) Wein trinken, wie die Phaiaken ('9" 70),
ist anzunehmen; ausdrücklich gesagt wird es nicht. Doch wird der Dichter
die Verbindung schwerlich eigenmächtig vorgenommen haben: als 2(ii,v^evg
war aber ipoUon auch ein Ackergott, und wenngleich die Hyperboreer
(42), genau wie die Frommen in der Unterwelt ov x^ova rccQciaaovxeg (0.
II 69), novcov aitsiQOL (fr. 143), oder die Menschen des goldenen Zeitalters
voßcpiv ccTEQ TS novcov (Hcs. Werke 113) nicht ackerten, als Erzeuger des
auch sonst (P. IV 94) unentbehrlichen Maulesels wird das als Zuchthengst
überaus leistungsfähige Grautier, das als apotropäischer Fratz auch sich
zum Beschützer von Gärten und Weinbergen eignete, wohl auch den Vä-
tern des Hyperboreerglaubens heilig gewesen sein; mehr über den Esels-
gott Arch. f. Rel.-W. VIII 77 ff. 32. cfcofXßT« haben die Hyperboreer
ebenso wie die Götter im Olymp. 35. Daß sie Opfer darbringen, läßt
sie bei aller ewigen Jugend und Seligkeit doch als Menschen erscheinen,
(iccKaQeg ccvÖQsg 46, ziemlich platt Bakchylides: ovöhv avd-QcoTtoig hslol
fr. 23 Bl. Ihre Verbindung mit Apollon kennt schon der Hymnos des Al-
kaios, covcc^ "AnolXov^ nai (isyaka} Jwg. 36. OQO-ioq ohne ein (pcovetv
u. dgl. (wie N. X 76, 0. IX 109) bedeutet noch nicht laut. — KVibdaXa
heißen bei Pindar (N. I 50) auch die Schlangen, von Kvdco. Die munteren
Opfertiere scheinen vor ihrer Opferung noch allerlei Neckereien zu verüben,
eine harmlose ^ßQig also. 38. ovTi djroöaiiBT ijtij die älteren Inter-
preten richtig non exulat a, non dbJiorret a, man könnte lat. deesse ad ver-
gleichen. Die TQOTtoL, das Tun und Treiben, zeigt sich sogleich in Mädchen-
reigen (38) und festlichen Mahlzeiten (40). Ein andermal (Olymp. XIV) heißt es
von den Chariten ovds yag d-eol ßsfivav Xccqlxcov axEQ oioiQaviovn xoQOvg
ovre öccttag. 39, '^OQoC—ßoai — '>tava'/,alöovsovtai^h\ihschesZeugm&]
32— 5S 97
Änderungen vom Übel. 40. ävadi^aavteg^ Pindars Vorliebe für das
Aktivum statt des Mediums (prolegg. 42/3) fiel schon den alten Gramma-
tikern auf (schol. 0. I 20 f.). Die goldenen Lorbeerkränze auf dem Haupte
der Schmausenden machen das Mahl zu einer sakralen Handlung ('9'£c5v iv
öaLTt ^aXeiij 9 76, wobei denn auch die (poQfxiy^ nicht fehlen durfte, ?) öaixl
avvriooog ian ^aUly 8 99, p 271). Und hier wohnten ja Götter in Per-
son, Apollon(35) und, genau genommen, auch Athene (45) dem Mahle bei
(vgl. P. Stengel, Opferbräuche 64, l). Die Herkunft des delphischen Lor-
beers aus Thessalien feierte alle 8 Jahre die boiotische Daphnephorie.
41. Die Mißdeutung ovXö^evog* ovhog statt Verwtlnscht', scheint
unausrottbar, trotz Joh. Classen, Beob. hom. Spr. 60, W. Schulze QE 194ff.;
s. auch zu P. IV 293. ^ingarai scheint nicht viel unterschieden von fii^ieLxvM^
wenn man Stellen vergleicht wie P. V 2. 19; anders steht es mit av^fiBi-
yvvfxi TtQoß^Eiyvviit 0. I 22, P. IX 72. 44. v:i[BQdi7Coq instissimus^ gegen
Boeckh, Christ u. a. gut verteidigt von Rud. Hirzel ayQ. vo^og 57, 2. —
^gaaela 6s nvimv KUQdia^ Anklang an die homerische Formel ^ivEcc nveCovreg
^Aiaioi^ das effizierte Objekt (bei Pindar noch ^aiii]Xd xevsd tcvq) ersetzt durch
das beteiligte Organ. 46. Der Gorgonenmord ausführlicher P. XII llflf.
51 — 54. Übergangsformel, offenbar alte Enkomientechnik, von Pin-
dar oft geistreich variiert, hier in zwei Bildern, einem seemännischen, einem
ländlichen, erst abbrechend, dann zum folgenden überleitend; das erste Bild
wiederum zweiteilig: ein kurzer KaxaKsXevafjiog^ dann Aufforderung zu einem
zweiten Handgriff mit Hinweis auf die Gefahr, die einem Fortfahren in der
Erzählung drohte, so, ohne Bild, aber doch wohl mit Beseelung eines Ab-
straktums, firi Kogog iX&o!)v kvl^tj P. VIII 32. Seltsamerweise haben ge-
schmackvolle Leute wie Heimsoeth gemeint, der Dichter gebiete sich Halt,
eben um nicht der Biene gleich von Blüte zu Blüte fortzustürmen!
9vven'^ der Ilias geläufig, den attischen Dichtem unbekannt, ein gewollt
starker Ausdruck, von humorvoller Derbheit scheint es.
61. y^O-oi^C^ dativus termini (Th. Mommsen, Adn. crit. suppl. 9); Gil-
dersleeve will 'instrumental', was wohl zu einem 6x)]q1^eiv passen würde,
aber nicht zu ig^iöeiv. 62. "/^oiQccq für unterseeische Klippen schon
Archil. 127, Theogn. 576; ursprünglich angeschwollene Schweinsdrüsen,
vgl. auch Hesych unter loiQLvat, ioiqoi. Ableitung von xh^^? X^Q^^og, voll-
ends von x^Qf^V iniöoqaxlg^ von Boisacq empfohlen, wenig wahrscheinlich.
63. ävixoq^ von a//|Lit, Lieblingswort Pindars, unübersetzbar; es scheint
ursprünglich jede wollige Oberfläche, dann den Farbenhauch, den Farben-
schmelz einer Blüte oder eines blühenden Leibes, endlieh überhaupt an
allem das Feinste, Beste zu bezeichnen; für die 'Blume' unsres Rheinweins wüßt
ich kein beßres griechisches Wort als atoxog^ sagt doch Kallimachos (fr. 115 OS),
ylicßlr^g üvaxov vUxaQ olvdv^tjg. Eine wirkliche Blume bezeichnet es wohl
nicht vor Antigenes, foäcav datxoig (Anth. Pal. XIII 28, 3); lehrreich Eust.
zu N 599, dazu, abgesehen von florctis: flare^ noch immor beachtenswert,
Buttmann, Lcxil. H 15 — 21. Der akXog Xoyog in dem überleitenden Satz
bezeichnet das Folgende als eine neue Nummer des EnkomionProgramma:
es sind 'perHÖnliche Bemerkungen* über den Sieger und seine Verherrlichung
durch das Lied, über den fürstlichen Gastfreund des Dichters, daneben auch
wohl drs ' • n iCnabon und 'die Brüder*, des Fürsten natürlich, Eury-
pylos al.so I liisydaous; ein Grun«l, den Thorax selber mit einzuschlie-
8ohre«d«r, Püid*ra PTthtra 7
98 Pythien X
ßen (Boeckh) ist nicht einzusehen. ^Ich hoffe, wenn mein Lied nun ertönt,
von thessalischen Edelleuten am Königshofe gesungen, so wird es unsern
Helden noch weit herrlicher erscheinen lassen, für Jung und Alt, und für
die Mädchen.' Deutlicher redet Horaz: quo cdlei iuventus Nunc omnis et
mox virgines tepehimt (c. I 4 Schi.). An dies mehr der Zukunft angehörige
Wunschbild knüpft eine Sentenz an — mehr gewandt als tiefsinnig — von
der Verschiedenheit der Wünsche, mit der Mahnung, sich des Augenblicks
zu freun, da schon die nähere Zukunft nicht zu berechnen sei. Worauf
dann das TtinoL^a '^evla kxX. zielt, ist nicht sogleich klar. Abzulehnen ist
die Deutung, wonach der Dichter sich für spätere Gelegenheit bestens emp-
fohlen halte, confidence iJiat he will he employcd again (Fennell), entstanden
aus einer unglücklichen Konjektur zur Beseitigung des allerdings singu-
lären Artikels bei dem Namen des Siegers (57, itoQ'^ *Imtov,Uav^ Rauchen-
stein, comm. Find. I 18). Pindar bezeichnet hier vielmehr mit Nachdruck
sich als den Umworbenen in den Worten: oGneq ificcv TtoiTtvvcov %ccqlv^ und
(piXecov (fiXiovt , ay(ov ayovxcc rcqocpQoviog. Später, auf der Höhe seines
Ruhms und am Schluß eines mit verschwenderischer Sagenfülle ausgestat-
teten Liedes, mocht er unbefangener sich seines unerschöpflichen Vorrats
für weitere Lieder rühmen (s. die Bem. am Schluß von Pyth. IV). Eher
könnte sich in ninoLd'a die Zuversicht aussprechen auf eine würdige Aus-
stattung der Siegesfeier und Förderung weiterer Aufführungen des Liedes,
etwa in der Heimat des Siegers (ungefähr so Boeckh). Aber wozu dann
die eben eingeflochtenen Sentenzen, namentlich die erste, von der Ver-
schiedenheit der Wünsche bei verschiedenen Menschen (59/60)? Die sollen
doch wohl den Rahmen etwas weiter spannen; wie die erste Sentenz sich eng an
nccQ^ivoiv fiilrjiia anschließt, so hier das asyndetisch einsetzende Vertrauens-
votum für Thorax an axe%^aqxa. itQovor^öaL. Aber vermutlich denkt der
Dichter nicht nur an sich selbst. Geht doch die Schirrung des Musenwagens,
und dann gewiß auch die gastliche Aufnahme, ebenso den gefeierten Sieger
an als den Dichter. Also: 'In der weiteren Sorge für den Knaben darf ich
ganz unserem gnädigen Gastfreund vertrauen.' Er hat die Probe bestanden.
Und auch die Brüder verdienen Lob, wegen der edlen Leitung ihrer ver-
schiedenen Städte.' 55. Über Ephyraeer und dii(pl üriveiöv s. die
Einleitung und zu 4 — 6. 57. Über (Trs(pdviOv zu 26. 60, Die
Verbesserung iXjtCda^ zur Herstellung der fehlenden Silbe für cpQevag halt ich
noch immer für richtig. 62. tv^ibv xer, wie Imv <^K£vy 29. — äQ:i^aXiav
passivisch wie P. VIII 65, ob nun von ccQTtcc^a) oder, wie Jak. Wackernagel
(KZ 1910,377) will, ^ccXnaXiog von J^sXtv volup-. — naQ stoöoq von der
Nähe schon bei Homer Y 324, O 601, bei Pindar auch nqo Ttoöog, iv noal.
63. drSHuaQta scheint gute Verbesserung eines Renaissancephilologen,
wenn nicht aus einer uns verlorenen Überlieferung geschöpft; andere Beispiele
aus Pindar, Osk. Erdmann, De P. usu synt. 1862, 6, wo nur P. IX 36 (oaia)
zu streichen. 67, scheint von Bakchylides nachgeahmt, fr. 14, in Ver-
bindung mit 0. X 53. 69. Über die Stellung von xöe (Verbesserung für
xs) in meinem Pind. 1900. 70. Über die thessalische Verfassung s. d. Ein-
leitung. 71, Echtes Schema Pind., dessen Verkennung hier von Jak.
Wackernagel (Unters, üb. d. Sprachgebr. Homers 40*) mit Recht getadelt.
Jugendlich ist in diesem Gedichte vor allem seine von schweren Er-
lebnissen noch unbelastete Gedankenwelt. Die Sentenzen zeigen noch kein
53—71
99
eigenes Gepräge. Die eine, von der Verschiedenheit menschlicher Wünsche
(GO), bildet nur eine notdürftige Springstange zum Weiterkommen. Auch
die Sprache ist noch verhältnismäßig schlicht ; man vergleiche nur das acht
Jahr spätere Gedicht auf den jungen Aki'agantiner. Wie zeigt dort fast
jeder Satz die füi* Pindar so bezeichnende Pracht des Ausdrucks, obwohl
hier und da sich auch in unserem Gedicht, namentlich bei Einschmelzung
homerischer Formeln (so 10. 44), die Kraft und Kühnheit einer individuell
gewordenen Sprache schon ankündigt. Was bei dem jungen Dichter über-
rascht, ist die Überlegenheit, mit der er sich in die traditionell geheiligten
Fesseln des Enkomienscbemas fügt (53/54), und dann, bei aller Bescheiden-
heit, das Selbstgefühl (55flf.), das seinen Höhepunkt in cpiXicDv cpiXiovx\
aycov ayoma TtQOcpQovcog en-eicht (QQ). Fennels *Thc straincd phraseology
seems (lue to a juvenile over-cagerness for effecC ist gewiß kein richtiges Ur-
teil. Man wird den Altersunterschied zwischen Pindar und seinem Gönner
Thorax nicht allzu groß ansetzen dürfen. Aber immer bleibt erstaunlich, wie
unbefangen sich der Dichter schon hier dem Fürsten gleichstellt, ein Vor-
klang des Schlusses von Olympien I und, in unserer Zeit, des Schillerischen,
'Drum soll der Dichter mit dem König gehn'.
*Hcil Ihessalien und seinem edlen Königshause! Heil dein heute von
diesem Hause gefeierten jungen Sieger und seinem siegreichen Geschlecht!
Heil auch in Zukunft! Ein Icidlos Gemüt hhihe den Göttern vorhehalten!
aber glücklich zu preisen ist der Mann, der selber sieggekrönt, seinen jungen
Sohn im delphischen Lorbeerkranze sieht. Den Himmel ersteigt er nicht,
aber irdischer Freuden höchsten Gipfel gewiß. Zu den Hyperboreern fand
den Wunderpfad Perseus einst: er saß mit ihnen zu Tische, sah bei ihren
uralten Opfern ApoUon lächeln, und sah sie musikverschönte Feste feiern,
ewig jung ^ ohne Mühen und Kämpfe. Hn hatte Athene dorthin geführt,
als er zum grausen Gorgonenabenteuer auszog, um darnach das freche
Inselvolk zu strafen. Wenn nun mein Lied in iMrisa erschallt, wie wird
dann erst Hippokleas im Siegerkranz erstrahlen! Möcht er des Augen-
blicks recht froh werden! Weiterhin icird TJiorax sorgen, der gnädige Gast-
freund, mir von Herzen gewogen, wie ich Htm, ein Mann von erprobter Treue.
Heü endlich, in ihren edel regierten Staaten, auch den Brüdern!*
Strophen
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100 Pythien X/XI
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Die Akzente bedeuten enoplisclien Rhythmus, Hebungsverse, im Sinne
Th. Bergks (1854, Üb. d. älteste Versm. d. Gr., Kl. Sehr. II 395ff.).
Von den hier zur Wahl gestellten Analysen habe ich die erste mit
Vorbehalt 1904 vorgelegt (Philol 63, 321) und in der Textausgabe 1914
noch beibehalten, ich bin aber mehr und mehr davon abgekommen. Unter
den nicht als mehrdeutig bezeichneten Gliedern kann ich niemand daran
hindern den 'Abgesang' der Strophe 6*- ^ aus zwei Dreihebem bestehen zu
lassen. Den Bau der Strophe berührt es nicht; für den von mir angenom-
menen pyrrhischen Eingang des Aeolikers {aya-ystv ktX.) stehen Belege ver-
zeichnet Textausg. 1914, 347/8, für das akephale Lekythion 351. Belang-
los für den Bau der Perioden ist auch die Mehrdeutigkeit im Vorspiel
('Abgesang') der Epodos. Aber wo Glieder der Form ölg iv TtoXsfiaöoiioig
(Telesilleion nach Hephaistion) und ^OlvfimoviKcc (dessen 'katalektische',
vermutlich ältere Form) sich häufen, wie hier und in der Strophe (so auch
Soph. OR 466—8. 868 — 9, 00 1044—8, dazu Aristoph. Cant. p.97), bin
ich geneigter, sie von der alten Dreiheberklausel zu trennen. Für den
ionikerähnlichen Anhub des choriambischen Dimeters (ep. 3) ist zu ver-
weisen auf 0. IV 3. 7, Bacch. III 2. 3.
PYTHIEN XI.
Die unverrückbar feststehende Datierung des 9. pythischen Gedichts,
pyth. 28 = olymp. 76, 3 = 474 v. Chr., hat einen großen Teil der wäh-
rend des letzten Jahrhunderts vorgebrachten Deutungen hinfällig gemacht.
Das Gedicht ist das erste nach der sikelischen Reise, auf heimischem Boden
einem heimischen Sieger gewidmete, und atmet vom ersten bis zum letzten
Verse Heimatluft und Heimatstolz. Die Person des Siegers tritt ganz zu-
rück: es ist ein athletischer Knabe aus begütertem Hause; die Wohlhaben-
heit ergibt sich aus den mehrmaligen Siegen des Vaters mit dem Vierge-
spann, das Alter des Siegers (im einfachen Lauf) aus der urkundlichen Über-
schrift TtccLÖL {cxadiEi) und aus 14 u. 43 ff. (49) des Gedichts, seine athle-
tische Natur aus einem 20 Jahre später abermals gewonnenen Siege im
Doppellauf. Aber die Gelegenheit, jetzt einem Landsmann ein Lied zu wid-
men, auch wenn nähere persönliche Beziehungen nicht vorlagen, ward vom
X Schluß, XI Einleitung 101
Dichter gern ergriffen, das regelrechte Epinikion forderte einen Mythos und
die Wahl fiel auf die Orestie; warum, werden wir später zu fragen haben.
Vorab gilt es festzustellen: was fand Pindar für eine Sagenform vor, und
wie hat er die Erzählung gestaltet? Vor lagen ihm, abgesehen von den
uns im einzelnen nicht greifbaren Noöroi und ^AzqeiÖcov xd^odoi und der
von Wilamowitz mit großer Wahrscheinlichkeit erschlossenen Delphischen
Orestie (Aesch. Or. 11 246 ff.), zweifellos aus der Homerischen Telemachie:
T 194ff. 254ff. 303ff., b 492ff., aus der Nekyia: X 405ff., dazu a 35ff.,
u) 199 ff., femer Hesiodos (fr. 93 — 100 Rz. gr. Ausg.) und Stesichoros
(fr. 34—42).
Die Hauptzüge der Sage stehen ja überall fest: der heimkehrende
Agamemnon und Kassandra fallen von Klytaimestrens Hand, Klytaimestra
und Aigisthos von Orestens. Der Schauplatz ist bei Pindar Amyklai, nicht
Argos, wie Lakedaimon bei Stesichoros (39) und Simonides; also keine
Neuerung Pindars. Iphigeneia wird nicht entrückt und nicht zu einer
Göttin, Hekate, erhoben, sondern geschlachtet, — uraltes Windopfer (Sten-
gel, Kultusaltert.^ 129), von Pindar im stillen gewiß ebenso verurteilt als
von Aischylos in der Parodos des Agamemnon. Agamemnon ist, wie bei
Homer, Atreus Sohn, nicht, düstem Angedenkens, Pleisthonide, wie Orestes
bei Hes. fr. 98, Stesich. 42, oder Menelaos bei Bakch. XV 48 Ken., so auch
einmal beide Aesch. Ag. 1569. Von Klytaimestrens ehebrecherischen
Schwestern (Hes. 93, Stesich. 26. 94) erhält nur Helena ein kurzes Wort
(33), als Ursache des Troischen Krieges. Klytaimestra selber ist gewalttätig
und tückisch (18) und erbarmungslos (22), wird aber, ob nun mit der Rache
für die Opferung Iphigeneias (22) oder mit der Verführung durch Aigisthos
(24), in Schutz genommen gegen den boshaft an den Fehltritten der Großen
sich weidenden Pöbel, dies sicherlich jüngste Erlebnisse des Dichters wider-
spiegelnd. Die Amme erscheint lediglich als Retterin des kleinen Ore-
stes (17) und erhält, vermutlich um nicht an das Schicksal ihres statt
Orestes getöteten Söhnleins zu erinnern, einen neuen Namen: bei Stesi-
choros (41, dazu Pherekydes schol. Pind. P. XI 25*') heißt sie Laodameia.
Pylades, wohl auch von Pindar dunkel als Vertreter der pylaeischen
Amphiktyonie empfunden (Otfr. Müller, Aesch. Eum. 131), ist noch nicht
Orestens Freund und Helfer bei dem Muttermord; er ist nur Sohn des Stro-
phios und heißt nicht Neffe Agamemnons durch Anaxibia (Hes. 98), sondern
nur, wie nachher (34^) auch der Vater, Gastfreund des Hauses. Sein Reich,
am 'Fuße des Parnassos' (36), ist Krisa-Kirrha, umschrieben iv atpvsaig
äQovQuiai TlvXdda, weil der Name selber eben erst iv icy&vi KiQqag erklungen
war: ZxQOtpiov jrarriQ ^Q^<iog (epischer Quantität) schol. Eur. Or. 1233.
Orestes übt Blutrache an seiner Mutter und erschlägt ihren Buhlen, wie
Kl V 'I die Kassandra ; von einer Verfolgung durch die Erinyen (Stes.40)
ist ' Itede. Man sieht Zurückhaltung in den Werturteilen und
äußerste Sparsamkeit in der Auswahl der Einzcltatsachen: ßata iv fiaxQOtg^
ob nun für uns auch axoa ao(poig^ wird sich nachher ergeben.
1 — 10. Dem düstern Mythos voran geht ein Prooimion hellsttn Glan-
zes, mit Recht viel bewundert, aber lange nicht genug gewürdigt: schon
mit seiner Reihe stolzer Namen vertritt es einen Hymnos auf das 'sieben-
torige Theben' (11, das 'siobentorige*, geflügeltes Wort seit der Ilias, A406,
mit dem interessanten Scholion Townl. n(f6g yuQ xriv iTtraiogiov ^J^tpiovog
102 rythien XI
IvQcev hvxd-T}^ aus der Thebais?). Es ist ein feierlicher Anruf an die Kadmos-
töchter, Semela und Ino-Leukothea, denen sich dann, außer der unbe-
nannt bleibenden Heraklesmutter, Melia anschließt, die Okeanostochter, des
hismenischen Orakelheros Teneros Mutter, und Themis, ApoUons Vorgängerin
im delphischen Orakel, Mutter der Hören (0. XHI 6 — 8; doch vgl. nachher
Bern, zu 9); in ihrer Mitte dann wiederum die Mutter der gepriesenen
Kadmostöchter Harmonia, und alle überstrahlend und schirmend erscheint
Loxias-ApoUon. Wahrlich: * Gestalten groß, groß die Erinnerungen!' Dem
Uneingeweihten sind es ja bloße Namen: allein man lese nur die uns glück-
lich erhaltenen Bruchstücke des großen thebischen Hymnos (fr. 29 — 30)
oder die uns neu geschenkten Strophen des ebenfalls für Theben gedichte-
ten Paeans (IX) auf die Sonnenfinsternis, ferner aus dem etwa gleichzeiti-
gen Trostgedicht an Hieron, Pyth. IIF, die Verse 91 — 99, um annähernd
zu fühlen, was diese Namen dem mit unserem Liede nach dem Hismenion
vor dem Elektrischen Tore hinauspilgernden Volke von Theben bedeuten
mochten. Von den vier Kadmostöchtern bleiben unerwähnt: Autonoe, die
ünglücksmutter Aktaions, Agaue, die ünglücksmutter des Pentheus; im
Gegensatz zu ihnen heißt, vielleicht mit besonderem Nachdruck, Alkmene
^HgccTiXiog ccQtßroyovog fidrriQ. Die dritte von den at XQstg (P. III 98),
Ino-Leukothea, ist durch Aufnahme unter die Nereiden (2^) wieder zu
einer guten Vorbedeutung geworden, ähnlich die Dionysosmutter Semela-
Thyona durch ihren Aufstieg in den Olymp; nivd-og öh itixvei ßccQV kqeöCo-
viov TtQog äyad-mv, heißt es von den beiden (0. II 26), was hier kluger-
weise unberührt bleibt, während in dem Trostliede der Dichter neben die
bevorzugte Mutter des Dionysos wiederum passend Thetis treten läßt, Ho-
mers ÖVÖCCQLÖVOrOKSLCC.
1. (OXviiJtiddcDv) ayviäriq, Vokativ für den Nominativ, seltenes
Wort, doch hat ccyvLcctaL' xcofi^rat Hesych, womit zu vergleichen ayvia'
ysit{o)vla Hesych, i^ y ^V^ K(o^i]rig Ar. Lys. 5, all* h Q'vqbxqcov r&vös
KODiifjtat, d'Boi Ion p. 739 N^ (xtöftTjta?" tov? yeCrovag^ Kai Koiii^nöag Pollux),
nicht unrichtig also avvoMS der Paraphrast, nur viel zu blaß; äyvLäxtg ist
malerischer; man sieht mit den olympischen Frauen Semela oXßtag ayvtag
durchwandeln oder auf Götterwagen daherfahren, wie oXßloLg iv Sco^iccai
(N. 171) Herakles ausruhen, ayviai für eine Stadt, in xiem Liede des sel-
ben Jahres, P. IX 83, für die Stadt der Götter, zu der sie die Himmels-
leiter XiTtaQKv aad-' oöov hinaufsteigen, fr. 30, 3. 194, 5. Den Pfaden der
Himmelswohnungen entspricht bei Ino-Leukothea der d-dXa(iog der T*Öchter
des Nereus (2^). 4 ff. Wenn die Kadmostöchter zu dem Schatzhaus
goldener Dreifüße im Hismenionorakel geladen werden, um dort in das Lob
auf die Themis und das delphische Orakel mit einzustimmen (kccl vvv)y so
ist erstens zu bemerken, daß die Zuhörer während des Vortrags die Göttin-
nen natürlich gegenwärtig empfinden werden (ähnlich das Futurum öe^etcct
P. IX 73); zweitens, daß das Lied für eine Prozession bestimmt ist, viel-
leicht verbunden mit der xQLitodricpOQicc der (^YißayevEig (fr. 66, Otfr. Müller,
Orch.^ 378). Der sie Rufende {kkXeI 8) kann niemand anders sein als der
Herr des delphischen und Beschützer des hismenischen Orakels, ApoUon.
4^. ädvrov ^riiTavQÖVf die Behauptung des Scholiasten (5) von der
Häufigkeit eines maskulinen Substantivums ccdvrog bei Pindar scheint aus
der Luft gegriffen. 6. Über die iidvrBi<s bei dem Orakel (^t' ifntvQcov
1-14 103
Herod. VIII 134) Stengel, Kultusaltert.» 60. 7. smvo^o^ heißt die
Schar der Heroinen proleptisch: rag euLvi^o^ivag v.al inonxevovGag schoX. 12*^,
wie iTtiviiieöd^uL Pind. 0. IX 6, inlvo(xot' x,h}Qov6(iOL Hesjch, stehender Aus--
druck in delphischen Inschriften. 9. Gewöhnlich nimmt man hier seit
alters Themis als die Göttin, die bei Aesch. Eum. 2 nach der Tt^coro^avTig
Fata und vor Phoibos ApoUon des delphischen Orakels waltete. Aber
'Themis, Pjtho und der wahrsagende Nabel der Erde', als Gegenstände der
Huldigung bei der Festfeier am Hismenion, decken sich nicht mit den auf-
einanderfolgenden Orakeldjnastien sozusagen. In Tytho' erscheint der Sitz
nur des Gottes, der den Sieg verlieh, und in dem Erdnabel ebendieses
Gottes Orakelstätte, legog aber ist nie eine Gottheit selber. Also ist 9i(itg
ugd 'die heilige Satzung', verständlich erst, wenn man hinzudenkt 'des
pythischen Apollon'. Wie leicht sonst abstrakte Begriffe in griechischer
Religion leibhafte Geistalt annehmen, lehrt gerade @ifiLg an Stellen wie
0. Vin 22, N. XI 8. Diese Themis aber ist überall nicht die delphische
Orakelgöttin, als die Pindar P. IV 74 deutlich die ihr wesensverwandte
Mutter Erde nennt (s. zu P. IX 62). Weissagen läßt er Themis im Götter-
rat Isthm. Vin 32. 10. äycQgc avv a(TJieQg(, über die Vieldeutigkeit
von ciXQog handelt mit gewohnter Gelehrsamkeit Lobeck zu Soph. Ai. 285.
Aber wenn axQu vv^ Anfang, Mitte und Ende der Nacht bedeuten mag, der
Abend hat nicht drei Phasen, ja bei der d-oi} vv^ des Südens höchstens zwei,
ebenso, nur umgekehrt, die Nacht, die, wenn man sie vom Abend trennt, schon
beim Beginn ihren Höhepunkt hat {rjvtx iCnsQot, Xa^ntxfiQBg ovxiz' y&ov).
Bestätigung bietet Aristoteles bei Ath. VIII 353^ (nach Jo. Gottl. Schneiders
trefflicher Lesung Aristot. anim. bist. 619^21), wenn die Eule, genau wie der
Löwe P. IX 25 auf Raub ausgeht ovx oXt^v tt^i/ vuxra, aXk^ anQeaTteaov. Und
Pindars (P. HI 19) wie Theokiits Mädchen (axQiamQov aelöovoai id. XXIV
77) werden ihre Abendlieder nicht schon bei Sonnenuntergang gesungen
haben, sondern 'am hohen, am späten Abend'. Damach war dann die Sieges-
feier wohl in der Tat eine navvvilg (schol. 15*^). 10 — 12. y.eXaöiiaBXB
— fjaQiv, wie 0. X 78, dazu die prolegg. II 98, p. 45 angeführten Stellen.
14. Der dritte Kranz ist eben dieser pythische des Sohnes; Genaueres
prolegg. p. 68.
Grammatisch genommen in einem einzigen Satz, der sich genau mit
der ersten Strophentrias deckt, gelangt das Prooimion von der feierlichen
Einladung der KadmostÖchter, über die vorschriftsmäßige Siegenneldung
hinweg, zu dem gewählten Mythos von Orestes, dessen Name in deutlicher
Absicht an den Schluß des Satzes gerückt ist: mit der pronominalen An-
knüpfung xhv dl] befinden wir uns dann, ohne das sonst beliebte Sprung-
brett einer dunklen Sentenz, bereits mitten im Mythos. Die Erzählung selbst
verläuft in zwei Wellen, die allemal auf die erste Strophe der Triade fallen;
zwi.Hchen ihnen steht eine, wie bemerkt, unentschieden bleibende Erwägung
fil). t ili«' Motive zu Klytaimcstrens Untat. Aber so viel i.st deutlich: das &n
zw.ilci Stcllü gegeliene Motiv des Ehebruchs wird verhältnismäßig als be-
lan;,'lo8 hingestellt. Geleugnet wird eü nicht (26), doch scheint in xaxoAoyo*
r)£ noXlrai und der nachfolgenden Ausführung des Gedankens von der Schmäh-
sucht der Leute die Spitze der ganzen Erzählung herauszukommen. Der
'-^Oiluß der Erzählung enthält wiedenun auch nicht einen Schatten von
Giuv Blut4chuld des Orestes. Darnach überwiegt, wenn mau dus liiesenmaß
104 Pythien XI
der Gewalttätigkeiten dem Heldenalter zugute hält, der Eindruck von der
Vogelfreiheit sozusagen der Fürsten. Das letzte Wort über den Zusammen-
hang der Erzählung wird sich erst sprechen lassen, wenn wir das Gedicht
zu Ende lesen.
17if. Der Anfang der Erzählung ist farbiger gehalten: den Gatten
hat Klytaimestra überwältigt (jELQ(bv vnb KQazeQccv)^ dem Sohn stellt sie
nach, um schweres Leid über das Haus zu bringen (doXov dvöitsv&iog).
Warum vTto hier neben iz noch vnia bedeuten soll, wie mit dem Paraphra-
sten manche wollen, um dann doch wieder den Text zu ändern (xi^x öokov
Bergk, xajc ö. Gildersleeve) , ist nicht einzusehen: cpovsvo^ivov %, vno kq.
ist doch nicht schlechter als f'aAcov vno yccQ^dxtov 7tfj(ia ^vuCksl 0..1I 21;
das Zusammenprallen von KQcitog und öoXog, gerade bei der Trennung der
beiden, wirkt vorzüglich, der Gen. KXvratfiriatQag klingt noch bei öokov
durch. 20. Gegen {Aagdavida — ) KadödvÖQav, deren Name, mit
der Ausmerzung hier, aus dem Gedicht verschwinden würde, ist nicht das
geringste einzuwenden. 21/22. *In den Hades schicken' für Höten' sagt
auch Homer, Pindars uoqbv ^Ayiqovxog äv.xav Tcaq* evöKiov ist eine schöne
Auffrischung der homerischen Formel. 23. Die Stellung von vrjXiiq
yvvd ist zu P. XII 17 besprochen. 24. Aus etSQCp XifjB'i da^a^o^B'
vai hat man mit Beziehung auf Agamemnon das Motiv zur Tötung Kas-
sandras herauspressen wollen, und da das nicht recht gehen wollte, die Über-
lieferung geändert. 30. ßQS^Biv soll nach Hermann ferocem esse be-
deuten und das Ganze den Sinn haben, ^der Niedrigstehende kann tun, was
er will, kann freveln ohne beachtet zu werden'. Nichts schiefer als das!
An der breiten Ausmalung der Schmähsucht des niederen Volkes (28 — 30)
merkt man, wieviel dem Dichter gerade an der Betonung dieser Begleit-
erscheinungen des Fürstentums gelegen war. 31 ff. Der zweite Teil der
Erzählung ist bei aller Kürze doch belebt genug: schon in xqovco (32) liegt
ein Moment der Teilnahme: 'endlich kam Agamemnon heim, nach rühmlich
vollendetem Feldzuge, um nun einen so schmählichen Tod zu finden!'
33. Die (Vers 20 namhaft gemachte) Seherin reißt er mit sich (hier ohne
Namennennung); warum sie sterben muß, steht nirgends geschrieben, der
Hörer mag es sich denken. 34. eXv(T8 (f. äßQÖtatots ist kein alltäg-
licher Ausdruck, da man im Leben für gewöhnlich Bindung als Fesselung
und darnach Lösung als Befreiung empfindet. Freilich, öofiovg aßgoratog
wäre so gut griechisch als örollg xqvcpäg^ aber Xveiv öo^ovg ist nicht von
gleicher Anschaulichkeit wie TQolrjg zQiqöe^vcc Xvod^sv f 100; hier vollends,
wo die Zerstörung mit TtvQco&ivtmv bereits erledigt ist, war eine abermalige
Zerstörung von Häusern der Üppigkeit kaum erträglich. 34^. Hiernach
greift die Erzählung einen Augenblick zurück zur Rettung des jungen Orestes,
in zierlicher Antithese mit dem altersehrwürdigen Gastfreund, der in an-
sprechender Variation jetzt für Pjlades (15) eintritt. Zweck des Zurück-
greifens ist, die spät, aber sicher eintretende Rache (iqovlo) 6vv "Jqsi) recht
fühlbar zu machen. Dann noch zwei Schläge (37), und die Erzählung ist
zu Ende.
38 — 50^. Den Übergang vom Mythos zu dem Schlußteil, der zunächst
noch einmal auf die Siege des Hauses zurückkommen sollte, gewinnt der
Dichter diesmal durch die Fiktion, seiner eigentlichen Aufgabe untreu ge-
worden zu sein. Er sagt dies in zwei Bildern, zuerst eines Irrgangs am
14-41 ff. 105
Dreiwege, und dann eines von seinem Kurs abgetriebenen Seglers. Bei der
zweiten Siegestafel, auf der enger nocb als auf der ersten Vater und Sohn
verbunden erscheinen, erfahren wir den Namen des Vaters und die Art der
Siege. Der Vater, ein Mann des Wagensports, hat nach einem früheren
Siege im Viergespann auch einen olympischen Kranz davongetragen, und
der Sohn seinen pythischen Sieg im Stadion gewonnen. So versteht den
pythischen auch der Schol. zu 71, während Cam. Gaspar (Chron. Pind. 114)
mit Boeckh auch den Vater einmal im pythischen Stadion siegen läßt. Die
Entscheidung hängt an der Frage, ob man TtdXcu (46) mit dem Olympien-
siege (47) verbinden oder auf einen älteren, mit Olympia verglichen, un-
bedeutenderen Wagensieg beziehen soll. Die alten Herausgeber, die (47)
'0Xv(i7tia TS schrieben, haben dies vielleicht nicht bloß aus dem horror Ma-
lus getan (pro 11. 9). Das Scholion zu 71 ist hier nicht klar, und das zu 22
leider verstümmelt, fiiv — te gibt es ja auch sonst bei Pindar, so gleich
in unserem Gedicht 31—33; aber hier entsprechen sich ganz deutlich t«
|it£v iv aQ(iaai 46 und Tlv&ot xe y. inl atccöiov 49. Damit ist uns der Weg
gewiesen. Die Beteiligten verstanden es natürlich schneller; doch sehen wir
nur weiter: wenn neben dem Vater noch einmal nachdrücklich der Sohn
genannt wird und tü5v eicpgoavva rs xat 66^^ inicpXiyet doch auf beide geht,
so war es schief, den Sohn jetzt ganz von erborgtem Glänze leben zu lassen.
Die beiden bilden jetzt eine Einheit (avXX^fTtnK&g schol. 71; vgl. zu P. XII
20), jeder hat dem andern abzugeben, der Vater von seinen Wagensiegen
und der Sohn von seinem siegreich durchlaufenen Stadion. Die Form der
Darstellung: der Vater vorher (13/14) flüchtig im Adjektiv erwähnt, jetzt
(43) mit Namen genannt, die Siege des Vaters erst (14) nur gezählt, jetzt
genauer charakterisiert, des Sohnes erst nur dem Orte nach gekennzeichnet,
jetzt auch der Art nach, mit stolzem Verweilen (49/50) bei dem Bilde der
betretenen und siegreich gegen ganz Hellas behaupteten Rennbahn — völlig
entsprechend der variierenden Binnenresponsion in der lyrischen Verskunst — ,
zieht sich mit deutlich bewußter Kunst durch das ganze Gedicht: innerhalb
des Mythos IlvXuöa ^ivov 15/16 und ^ivov ZxQOfpiov 34/45, iv aqovQaiOL
TlvXccda 15 und TlaQvuöCov noöa vaiovxa 36, /Jagöavlöa xo^av KaOödvÖQuv
19/20 und iidvxLv Kogccv 33, cpovivo^ivov naxQog 17 und &ccvev (liv iJQmg
31, und so nun auch hier in den beiden Siegestafeln.
38. diiBV(7{jtoQoq (xQCoöoq)' na^' r^v oc^sißsxai nogeCa Eustathios.
Wenn man an eine metrische Dehnung wie xqloöüv nicht glaubt und Boeckhs
Genetiv XQiodoiv ablehnt, so bleibt nur übrig, mit Hermann den Plural her-
zustellen. Die Verschreibung beruht auf der Häufigkeit des Singulars bei
Dichtern: Theogn. 911, Aesch. fr. 173, 2 N^ Eur. suppl. 1212, dazu xaO'
6S6v N. n 7 und xat' äiid^ixov P. IV 247. 39. Die schalkhaft fingierte
Abirrung vom geraden Wege soll datieren vom Übergang aus der ersten in
die zweite Triade, 'Ogiöxa.] x6v öt} . . . 40. Zu ibq 6tb vgl. die (1900)
zu 0. VI 2 angeführten Stellen. ilfT. Unbefangenes Bekenntnis, daß
der Dichter das Lied auf Bestellung und gegen BezahluDf;^ macht
^^aQyvQoq nach Analogie von ^TUvOvvog^ vnodinog s. v. a. hoxog a^yv-
qIov xal ^/<yOo<J, das Adjektiv prllzisiert nur das in ^icOoio avvi&iv Gesagte.
(fit)V(\v xaQaaafiuVf musikalisch erklärt in der großen Ausgabe 1900,
ävuxiviiv der Paniplirast, fiixatpiQtiv schol. 66*, die Bedeutung Movere, ex-
citare belogt Hermann bei Heyne mit Eur. fr. Antiopae 202, 2 N*. Der Nach-
106 Pythien XI
satz beginnt, nach der ziemlich allgemein angenommenen Lesung (t6 öh xeov
für x6 6' irsov der Schollen) und Interpretation, mit ccllov' üXXa xuQaa-
öi^svj wozu cpcovdv als Objekt anb xolvov durchklingt. Schwierig scheinen
noch die Worte ccXIot' ukXa: sollen sie auf andere Lieder gehen im Gegen-
satz zu dem vorliegenden? so mit dem Paraphr. und Bothe (1784), der dann
auch aXXco schreibt, noch Christ (1896), der alio quidem tempore alii inter-
pretiert, oder auf die verschiedenen Teile des einen Gedichts, im Gegensatz
also zu der eben abgebrochenen Orestie? so Boeckh, der passend P. X 53 ver-
gleicht, wo es nach Verlassen der Hyperboreerfabel heißt: iyKcofilcov yaQ
acoTog v^vcov lit üXXox' ccklov &ze fieUaßa d-vvEi loyov, also: *wie die von
einem Blütenkelche zum andern eilende Biene, so der Epinikiendichter von
einem Teile des rituell vorgezeichneten Programms zum andern.' Dies ist
zweifellos das Richtige. Eine mehrfach abweichende Erklärung bietet Wi-
lamowitz, Sitzgsb. pr. Ak. 1901, 1318. 4-5. sjrig)Xeyai, der Sing., weil
sv(pQoavva T£ Kccl öo^cc als eins empfunden; daß rs — naC dem nicht im
Wege steht, beweisen Stellen wie P. IV 152. (pUysLv intr. auch sonst bei
P., wie cpXByi^co bei Homer; inicpXiyei' itavxaypv ÖLaXd^iTcei, vortrefflich der
Paraphr. 48. Hartungs O-röfg {(Tvv tjrjroeg) hat Beifall gefunden. Doch
scheint der schnell vne ein Sonnenstrahl über die Erde sich ausbreitende
Ruhm echt pindarisch; vgl. 0. I 94 (rrjXo&sv), P. VIII 96 (ÖLOööorog)^ 1. IV
41 ff. (äaßearog)^ N. V Anf. Die Schnelligkeit des Renners betont P. ohne
Zusatz 50^. 49. TiataßaCvBiVf technischer Ausdruck für descendere in
certamen, Soph. Trach. 504.
50 — 64, Über den Schlußteil des Gedichts, eine ßcpqciyiq wie sie im
Buche steht, wird es schwer halten, sich kurz zu fassen, gerade wegen der
ingrimmigen Kürze, mit der P. hier tiefe Gemütserfahrungen in gedrängte-
ster Fülle herausstößt. Dazu kommen noch Trübungen der Überlieferung.
Doch sei wegen der Lesung, namentlich 55, wo ara, ei xig überliefert ist,
auf die kritische Ausgabe von 1900 verwiesen; nur müssen wir (54) für
das ambrosianische Asyndeton mit den Vatikanern ^watai d' afigpt setzen,
wie sich nachher zeigen wird. — Wesentlich für das Verständnis des Gan-
zen ist zunächst eine genaue Interpretation der Worte ^E(ig)0(i^ alöav xv-
Qccvvlöcov 53: kein Gedanke an ein Staatisdeal des Dichters — man erin-
nere sich doch auch des hochsinnigen Bekenntnisses P. II 86 — oder an
politische Pläne bei sich oder andern! P. umschreibt in evQLöacov xcc fiiaa
— d. i., zwischen dem Fürstenstande und dem großen Haufen, die Lage des
thebischen Edelmanns — ficcKQOxeQa oXßo) xe&ccXoxccj ein rein persönliches
Lebensideal im Rückblick auf die geschilderte Zerrüttung des Atridenhauses
und, wie nun wohl deutlich wird, auf die Erfahiningen an sikelischen Fürsten-
höfen. Man sieht wohl: das uralte delphische Mi]d£v ayav hat im griechi-
schen Geistesleben bis zur Ethik des Aristoteles die verschiedensten Ab-
wandelungen erfahren. Einen Nachklang der Pindarverse vernehmen wir
deutlich bei Aischylos: ftTJT' ävaQKxov ßCov | (iiqxe dE07toxov(iEvov \ alviörjg
KxX. Eum. 526 ff? Der Gedanke schreitet dann fort zu den Pflichten
des Edelmanns, iwuiöL d' cc^cp^ d^Excclg TExafiai, was ebensosehr auf das
soziale und politische Verhalten des Menschen und Staatsbürgers gehen mag
als auf den Dichter als solchen. Zum Schluß erscheint der thebische Heros
lolaos mit den lakonischen Dioskuren, um den Satz zu illustrieren, daß in
der Sterbestunde dem redlichen Manne das Bewußtsein, den Kindern einen
41flF— 55 107
ehrlichen Namen zu hinterlassen, reichlich Entschädigung biete für erlittene
Unbill; das bewege dann auch die Dichter, ihn zu preisen (tj/avt^tov iovza)
und rühre die Götter bis zur Verleihung der Unsterblichkeit. Der Ausdruck
yXv'AVTdra yevea (57) deutet wohl zum erstenmal auf ein glückliches Fa-
milienleben, wenn man nicht schon in dem machtvollen Gebete des Herakles
für Telamon, vvv as^ vvv svxatg vno ^saiteöLULg UcöofiaL nalöa ^qcccsvv
(Isthm. VI 42), erhoffte Vaterfreuden heraushören will. Ist dies erlaubt, so
mochte DaYphantos, dem der Vater das Daphnephorikon dichtete (vgl. fr. 104®
u. 104% auch das Ttag^evEiov fr. 104'*), eben 9 oder 10 Jahr alt sein. Wer lieber
den Dichter erst nach der Heimkehr eine Ehe schließen läßt, der mag dann
in dem schönen Kjrenenlied (Pjth. IX) einen Widerschein der Flitterwochen
sehen. Dem Eindruck der echten, bei aller Sprödigkeit warmen Herzens-
töne dieser acpgceylg wird sich kein empfängliches Gemüt entziehen.
50. xheöd-Bv, unnachahmlich kurz, 'von Gott her', 'im Hinblick auf
Gott hin* — in d'scbv yccQ fiaiccvul nccöaL ßgoriaig ccQEzaLg P. I 41 — inner-
halb der irdischen Schranken wünscht ich mein Streben zu halten nach
Ruhm und Glück'. igalnav, noch einmal spiegelt den Sinn des Ver-
bums der Modus wider, wie in l%eXri6(o 0. VII 20 das Tempus: 'lyrische
Syntax'. 51. iv äXixC^, man zitiert wohl iv naial vsoiai naig ktX.
N. III 72, oder besser, iv naialv viog, iv öh ßovlcctg nqiaßvg P. IV 281,
'der Arm des Jünglings in der Schlacht, des Greises leuchtend Aug in der
Versammlung' (Goethe). 54. In rarafiat klingt kräftig steigernd |uat-
ouai (51) nach; die Metapher malt die Anspannung aller Kräfte, wie des
Ringkämpfers oder des Läufers, der einem Kranze nachjagt. äntpl, Lieb-
lingspräposition Pindars; vgl. außer 0. IX 13, P. II 62 auch {cc^(pi) 0. IX
90. Isthm. I 50. V 55 und (tt«^/) N. V 47. X 31. 85. Für ^vva( vgl.
ro y' iv ^vvü P. IX 93 (vom Athleten), iv Y.oiv(p 0. XIII 49 (vom Dichter),
To Y,oiv6v fr. 109 (politisch). 54 f. Doch was hilft unter seinen Mit-
bürgern auch dem schlichten Edelmann sein redliches Streben? cp^ovEQol
ö' a(jLvvovrat. ata, drei Worte von unvergleichlicher Wucht, das fühlt wohl
jeder sogleich. 'Die Neider wehren sich' («r«, unübersetzbar) 'in unseliger
Wut': der Neidhard stellt sich ungebärdig, als ob ihm entginge, was ihm
doch zukomme: ä(ivvovxai, als wolle man ihm etwas rauben. Es ist der
Menschenschlag, den der Schluß der Ixionsepistel an Hieron schildert: xg^
Sl ngbg &e6v ow igl^uv %xX. Man halte nur die ganze Stelle hier daneben:
liest sie sich doch Wort für Wort wie ein Kommentar zu diesen xqia ima.
Solche Leute umgeben ja den Mächtigeren und Glücklicheren in jeder Lebens-
lage, nur daß mit der größeren Höhe der Macht und des äußeren Glücks,
wie in der Tyrannis, der Neid sich eben noch steigert: /"(Jj^«* xe yaq öXßog
oif iiilovtt q)^6vov hieß es ja eben in der Orestie (29). Doch navxl 6*
inl (p^ovog avÖQl KEixai\&QExäg heißt es fr. 104®, 8 (Oxyrh. pap. 659) und
aitxEXttt d' iaXStv ätl xtA. (6 (pOovog) N. VIH 22. Wer möchte hiernach
&xa entbehren? ein grundtiefes Wort, das Verblendung, Schuld und Schaden
in sich faßt. Damit ist schon angedeutet, wofür der im Leben von der Miß-
gunst der kleinen Seelen Verfolgte Genugtuung im Sterben empfindet (57)
und nach dem Tode reichlich erhalt (61 ff.). 55. Von der Lesart r{q.,.
6:tiipvy%v; (zuerst gedruckt in einer sonst UDerhoblichen ungarischen Aus-
gabe 1876) gibt Wilamowitz (Herl. Sitzgib. 1901, 1290) eine von der mei-
nen (1900) stark abweichende Interpretation; das nOügt mich su einer
108 Pythien XI
etwas eingehenderen Darlegung. Einfach ist ängov eXcov, wenn man sich
erinnert an nQog ccxqov ccQErägj ccxQuig agstaig u. dgl., in Verbindung mit den
^vval ccQEtal (54), die das Thema von der alaa tvQavvtSayv bereits hinter
sich ließen. Ebenso einfach, von Wilamowitz übergangen, ist '^avxa te v£-
fid^uvogj bei Aesch. Hiket. 724 rjavx&g r€ xal aeacixpQovia^iivcog , wie denn
an der einzigen Stelle, wo das Wort noch bei P. vorkommt, der Dichter
selber es mit &e(iSQa onl (= verecunda voce) erläutert (N. VII 82): es ist
die mehr von innen als von außen bedrohte 'HavxCa (pdocpQcov^ die Pindar
(Pyth. VIII) den Aigineten empfiehlt. Wer wird nun bei dem Manne, der
auf der Höhe des Erfolges noch sein inneres Gleichgewicht bewahrt, einen
plötzlichen Umschwung erwarten? und solch eine Überraschung sollte gar
die Regel sein? tlg pflegt sonst nicht viel anderes zu meinen als ovitta-
TtoxE tig. Aber nehmen wir einmal xig für 'wie wenige' und denken bei
Ti^vx^^ an eine üngestörtheit des Genusses: von der Seltenheit beschei-
denen Sinns im ungestörten Genüsse des Glücks — ein Gedanke, der mit
der vorhergegangenen Betonung von Bescheidenheit (50^) und Bürgersinn
(54) durch keine Faser zusammenhängt — führt keine Brücke zu dem
folgenden Trostgedanken von der Entschädigung für erlittene Niedertracht:
wenn axa (55) davon eine Andeutung enthalten mochte, der plötzlich her-
einschneiende Gedanke von der häufig oder gar stets demoralisierenden Wir-
kung des Erfolges schlüge ja ein ganz neues Thema an und beraubte im
folgenden den Komparativ TiaXUova (Q-avaTOv iGycLtidv) seines unentbehr-
lichen Korrelats; in gewissem Grade trifft dies alle früheren Erklärungen,
besonders wenn man mit Hermann ar(ai), ft xig lesen wollte. Also ist xig^
wie sonst, = ovxig^ und alva vßqig die teuflische Gemütsart (über alvog zu
P. I 15. 83, IV 236) derer, die unfähig sind, fremde Vorzüge verehrend
anzuerkennen; es ist diesmal die vßqig rrov xaxcov jcat (p^ovEqG)v (54), die Ge-
sinnung der maligna plebs^ es ist der aus dem Schluß von Olymp. II be-
kannte %6qog ov SUa cvvavxofisvog, alXa ^iccQy&v vn ccvÖq&v^ wobei (lUQywv
etwa der äxcc hier entspricht. Vor solcher Meute gibt es in der Welt der
bösen Zungen und des bösen Blicks überall kein 'Entrinnen'. Zu anicpv-
ysv vgl. %d(iaxov TtQocpvyav dviagov, von dem Glücklichen, dem nicht
kinderlos das Haus verfällt (fr. 104^, 19), und, von den Hyperboreern im
Himmel, cpvyovxsg VTteQÖLKOv Nifisöiv P. X 43, was niemand mit 'scheuend',
'meidend' übersetzen wird. — Also: 'Keiner, der einen Erfolg errang und
dessen in Demut sich freute, entging noch der furchtbaren Hybris der cp&o-
vsQol Kai dxiovxeg aal vßqi^ovxeg jcat ßkd7txovxeg\ 'Dafür aber — so geht
es weiter in adversativem oder auch konzessivem Asyndeton, nach der vor-
aufgehenden Frage fast als Nachsatz empfunden — 'dafür <^wandelty, nach
der schönen Ergänzung von W^ilamowitz; vgl. Soph. Ant. 807, 'des finstern
Todes letzten Pfad' wohl schöner nur der axQOv ikmv r^avici xs ve^iofisvog
und zum Dank dafür vßQi^ofisvog, da er den 'süßen Kindern' der Güter
höchstes hinterließ, einen ehrlichen Namen. 56. 'Schwarz' ist der Tod
schon bei Homer (B 834), entsprechend dem exvysQog CKOtog o60£ kccXv-
jtxcov. Die altertümliche Stellung der Partikel av wie P. X 29. 62.
58. y.QarCötav, die Attraktion des Adjektivs hier einstimmig bezeugt, da
B* nicht rechnet, in B* von 1. Hand verbessert; 0. III 42 axsdvcav de %qv-
abg aiöoLiöxaxog in sämtlichen Ambrosianern, auch dem Par. C (T. Mommsens
Angabe unrichtig). 60. dia(peQei* nuvxcciov öidysi, schol. 92, wird durch
65—63, Schluß 109
^(ivTjxbv iovra ergänzt. 63. Jtag* ^^ag, vom Schol. gut erklärt durcli
das epische ireQri(ieQov \ 302. Die hübsche Geschichte von der geteilten
Unsterblichkeit der Dioskuren tut man gut in der ausführlicheren Erzäh-
lung Nem. X nachzulesen. Sie ist hier ziemlich locker, scheinbar rein de-
korativ als Schlußvignette dem Ganzen angefügt, in zierlicher Entsprechung
mit den ebenfalls zu den Unsterblichen aufgestiegenen Kadmostöchtem des
Eingangs.
^ Kommt, erhabene Töchter des Kadmos, zum Hismenion, zur Feier un-
seres neuen Sieges in Kirrha, wo einst Orestes Gastfreundschaft genoß. Ihn
hatte dorthin die Amine gerettet, als Klytaimestra ihren Gatten samt Kas-
sandren erschlug, oh wegen der Opferung Iphigeniens? Oh von iJirem Buhlen
verführt? — Fürsten redet man gerne Böses nach. Also: es starh Atreus
Sohn, spät heimgekehrt aus dem Krieg um Heletia. Etidlich aher keJirte aucJi
Orestes heim, um Bache zu neJimen an seiner Mutter und an Aegisth. Doch
ich darf nicht weiter sdnc ei f en ; ist doch der Siege zu gedenken von Vata' und
Sohn. Der Edelmann hraucht keinen Tyrannen zu heneiden, er kennt kein
höheres Ziel als Wirkest fürs allgemeine Wohl. Freilich vor Neidern sicher
ist auch der Frömmste nicht. Dafür kann er aher im Sterben mit gutem Ge-
wissen auf seine Kinder hlicken, denen er einen ehrlichen, durch keine Ty-
r anneng ew alttat befleckten Namen hinterlaßt, und erntet nachher ewigen Buhm.*
Die fast durchweg aeolischen Perioden gliedern sich leicht in der Ep o-
dos, wo der Klauselvorklang vtxwv ^ivov wohl besser einen Dreiheber der
Form ii]i£ naiav einleitet als ein akephales Pherekrateion , das in seinem
Gegenüber (3'') ein bei Pindar unerhört stark akephales Lekjthion erfor-
derte. — Nicht so einfach ist die Strophe. Wer die 1. Periode (1*^*') en-
oplisch lesen will, der mag sie in den folgenden Aeolikern variiert wider-
klingen hören, was des Reizes nicht entbehrt; den Krotiker [Ni]-)Qrjtöcov
zum Abschluß. Das hätte dann zur Folge, daß in dem bis auf die Lekj-
thienklausel (die Anfangssilben aeolisch umgesetzt) durchgehends aeolischen
Rest der Strophe ein überschießendes Metron als Schaltglied auszusondern
wäre, wozu sich das den folgenden Dreiheber (aeolischen Dodrans) hübsch
ankündigende Anfangsraetron wohl eignete, i'rs avv ^Hga-xkiog ccQiaroyovo).
Nebenbei sei auf den Hiat in diesem Metron aufmerksam gemacht, ?/ iriQ(a
U-x^i öafia^ofiivav (24); in 2** wolle man lieber im Choriambikon die erste
Länge des Choriambos mit Auflösung lesen "^"u^^u^-, als im Glyko-
neion die zweite. Die ganze Strophe gliederte sich darnach in 18 : [2] -f
18 Metren. Den Vorzug verdient aber wohl von Anfang an aeolische Mes-
sung, das 1. Dimetron akephal, das 2. pyrrbichisch anhebend, mit Hiat
intt &fi(p^ 33 (gedeckt durch 0. IX 23. X 91, paean II 27, wenn man nicht
überall die Perioden zerstören will). Dann wiegen die beiden ersten Peri-
oden gleich schwer, die erste durch ein zum Spondeus zusamroeDgezogencs,
die andere durch ein kretisches Metron abgeschlossen, beide anhebend mit
dem akephalcn Choriambendimetron, das dann vor der Lokjtbienklausel
noch einmal erklingen sollte; ein aufmerksames Ohr mag von ht avv 'Hqu-
(3*) bis ig advxov xqiii66(ov (4**) noch mancho feine Beziehung wahrnehmen.
Die achtmal festgehaltene Anfangslange im 1. Vers der Stropitcn fiillt wohl
entscheidend ins Gewicht für diese Gliederung, die zwei Stollen jo von
10 Metrfn herstellt. Kino dritte Möglichkeit ist nicht zu erkennen. Eho
110 Pythien XI/XII
man hierüber sich Klarheit verschafft hat, sollte man sich nicht anheischig
machen, die Strophen des Liedes laut vorzulesen, ja, wie sich wohl gezeigt
hat, auch im einzelnen nicht, über die mehrdeutigen Kola das letzte Wort
zu sagen.
PYTHIEN XII.
Das Gedicht gilt dem pythischen Siege des Flötenspielers Midas von
Akragas im Jahre 490. Die Scholien wissen noch von einem zweiten
pythischen und einem panathenaeischen Siege, die aber der Dichter nicht
erwähnt, entweder weil sie später fielen oder weil es ihn nicht inter-
essierte. Die Person des Siegers interessiert ihn überhaupt nicht: vermag
er ihm doch, dem Freigelassenen vermutlich, nicht einmal einen Vater
zu geben. Zweierlei wird den Dichter und den Flötenspieler zusammen-
geführt haben, die engeren Beziehungen zu den Edelleuten von Akragas
und die Musik.
roQysCr] KScpaXt] und IIsQCevg vtog Jccvdag, — es gibt wenig Themata
in Lied- und Büdkunst, die von den ältesten Zeiten bis auf den heutigen
Tag so beliebt gewesen sind. Um Pindars gerad in diesem Gedicht ganz
eigene Erzählungs weise zu würdigen, muß man wissen, was alles aus Per-
seus Gorgonenabenteuer er nicht erzählt; die frühesten Erwähnungen stehen
bei Hesiod (theog. 270ff., Schild 216ff. und Aischylos Prom. 795ff.). Die
Scholien unseres Gedichts, des letzten in der Ausgabe der Pythien, sind
dürftig und voller Plattheiten. Die ausführlichste Darstellung gab Phere-
kydes, der im 1. Buche (schol. Ap. Rhod. IV 1091) eine von Hesiod (fr. 6
Rz.) abweichende Genealogie der Brüder Diktys und Polydektes darbot.
Das Gorgonenabenteuer des Perseus beginnt mit dem sQccvog des Polydektes:
höchst wertvolle Erzählung bei Pherekydes schol. Ap. Rhod. IV 1575 (ßQavog
inl TL und eitl tlvi, aus dem heroischen Staatsrecht gut erläutert von Welcker,
Aesch. Tril. Prom. I 381). Darnach geht dann Perseus unter Führung des
Hermes zu den Graien, den Schwanenweißen, nimmt ihnen das gemeinsame
Auge (und den Zahn?), damit sie ihm den Weg zu den Nymphen zeigen,
die im Besitz der nötigen Ausrüstung sind, vor allem der Hadeskappe und
des Ranzen. Schwert oder Sichel, sicherlich aber Flügelschuhe, hat ihm
gewiß schon Hermes gegeben. Daß P. die zur Tötung der Gorgo nötigen
Geräte einmal berührt habe, läßt sich schließen aus der leider verstümmel-
ten Randnotiz bei ApoUodor (II 38, Pind. fr. 254). Von den abwechselnd
sehenden, also abwechselnd wachenden Graien — TtQOtpvlaKeg der Gorgonen-
schwestern nennt sie Aischylos (fr. 262 N^) — und von ihrer Blendung
(s. zu 13), von Hermes wie von den etwas abwegig zwischen Graien und
Gorgonen eingeschobenen Nymphen und von einer Verfolgung des Perseus
durch die Gorgone schweigt P., auch den Schauplatz läßt er unbestimmt.
Ihm kam es vor allem an auf die Betonung des boiotischen Flötenrohrs
(s. zu 24) und auf die Erfindung des vofiog TtoXvKscpaXog. Zum Schmucke
der Erzählung folgt noch die Bestrafung des Polydektes.
1 — 6. Das Gedicht beginnt mit einem Gebet an die phantasiemäßig
erzeugte, aber zugleich doch ganz ernst religiös geglaubte Stadt- und Flur-
nymphe (noTCifila P. VI 6) Akragas, wobei, wie dem Dichter ganz geläufig
XI Schluß. XU Einleitung, 1—13 11 1
(Schulbeispiel; evuQfiaTe xq'^<soxCtcov, leQioraTov uyaXjxa, Srjßaschoi.'P.TV 25)^
das Bild der Stadt und der Nymphe ineinanderfließen. Sie heißt 'der Erden-
städte schönste' und 'Wohnsitz', daneben dann 'Fürstin' und 'gnädig'.
o äva weiblich, wie öianoiva vv^cpri^ övCil^küv hqmv ava^ Aesch. fr. 342 N*.
Die in der Tat, wenn man sich die an der Bucht hochansteigende Stadt
(^ivö(iaTov 'ÄoXcovav 3, vxpriXav noXiv fr. 119) voll ausgebaut vorstellt, an
Genua erinnernde Schönheit von Akragas hatte Pindar damals noch nicht
mit eigenen Augen gesehen : sein junger Freund Thrasybulos (Pyth. VI)
mag sie ihm geschildert und von ihren Festzügen {cpiXdyXaE l) ihm vorge-
schwärmt haben. ayXataL sind bei Pindar vornehmlich Siegesfeste: die Em-
meniden, getragen von hoch hinausgehenden Plänen, waren gewiß schon
damals an fürstlicher Freigebigkeit allen voran. Wohnsitz der Unter-
weltsgöttin (2*) heißt, wie sonst ganz Sikelien, so hier die Stadt wohl noch
mit besonderem Nachdruck wegen der aus Olymp. II hervorgehenden Ge-
mütsart Therons. Schaf- und Ziegenherden (2^) weiden auch heute noch
am Akragasfluß. 'Gnädig, unter herzlicher Teilnahme von Göttern und
Menschen' soll Akragas den delphischen Lorbeer empfangen und den
ruhmgekrönten Midas. 5. BVÖo^oq, bei Pindar fester Terminus für
Sieger in den Festspielen. 6, 'Meister von Hellas' heißt er nicht
ganz in dem buchstäblichen Sinn, wie man bei uns in Spoi'tskreisen
nach bestimmten Vereinbarungen zeitweise 'Meister von Deutschland' oder
'Weltmeister' werden kann; aber die Wertschätzung, wenn in einem pan-
hellenischen Wettkampf einer alle seine Mitbewerber i^EXXava cxQctxov^ '£A,-
Xavlda Gxqaxiuv) schlug, war die selbe. Hiermit ist das Eingangsgebet, das
uns den xwjLtoj des in die Stadt einziehenden Siegers vergegenwärtigt, zu
Ende. Mit derPindarn immer beliebt gebliebenen relativischen Verknüpfung,
'Meister in der Kunst, die Pallas den klagenden Gorgonen ablauschte', sind
wir mitten im Mythos. Dann noch einen Relativ- und einen Temporalsatz,
und wir sind schon bei der Versteinerung der Seriphier, also am Ende der
Erzählung. 8. In oiUior O^Qiivov ist o^Xiog (bei attischen Dichtem
nur Soph. Ai. 933) wohl zu umschreiben, aber unübersetzbar. Ahnlich viel-
leicht unser 'Todesschrei' als eines Getöteten oder über irgend etwas, auch
über den Tod eines andern, zu Tode Erschrockenen: keineswegs bezeichnet
CS, aktivisch, eine Wirkung des Threnos selbst auf den Hörer. Lieder
kann man bauen, zimmern, schmieden, weben, flechten ohne besondere Em-
phase, das Kompositum 6LanXiy,ti,v betont die Verschlingung der Motive.
9. Nach :xa{)\ytv(oiq — netfaXal^ kommen zu dem Zischen der Schlangen-
häupter hinzu auch die Klagetöne aus den Kehlen der Schwestern. Über
die Auslassung der Präposition im ersten Gliede Bossler, de pracp. usu
ap. F., Darmst. 1862, 84 ff.; über eine ähnliche Erscheinung Born, zu P. X 29.
10. In Xfißö^fvov 'entströmt', nach geläufiger Metapher, der Wehelaut
den Klagenden: so wird ja auch wohl der Ursprung von 6vy>^6g mit 'Strö-
mung', 'Wellenbewegung', 'Gewoge* verbunden bleiben (Herrn. 53, 1918,
324 ff.). Ein 'Drittel' der Geschwister ist die Medusa, weil die dn»! rin,
jetzt nicht mehr heiles, Ganzes bildeten. 11, äwffOBi'f confecit
18, .Mit ^roi, in dem Schlußtoil der 2. Strophe, greift der Dichter aut du»
tllien^ältigung der Gorgonen zurück: unbegreiflich, wie man in (I>d(^xo*'
ii.r yivoi fku die Graien hat denken mögen (Gildertleeve), irregeleitet
v> dun h die spätere Fassung der Sage, wonach Porfleus daa Auge der
112 PythienXII
Graien in den Tritonsee geworfen hätte, und durch die buchstäbliche Deutung
von cc(jiavQ(oaev als 'Blendung*. Das Verbum afiavQovv steht bei P. überall in
der abgeblaßton Bedeutung cccpavl^stv. Die Form fiavQOVv statt ociiavQOvv
ist außer Sim. 4, 6 in älterer Poesie, scheint es, überall herstellbar, einigemal
(s. Crönerts Wb.) ist sie notwendig: das ä kann nur prothetisch sein.
16. BV^aQaog — das Wort scheint eine Neubildung Pindars; über das l
prolegg. 11 52 — könnte hier unbewußter Nachklang sein der uralten Ver-
bindung Poseidons mit Eurymedusa-Erdmutter (Hes. theog. 279, C. Ro-
bert, Gr. Heldens. I 222), wenn nicht svnccQaog auch stark wangig heißen
dürfte, dem alten Typus der Gorgonenmaske entsprechend; ist doch auch
EvmXsvog (KvQciva P. IX 17) gewiß nicht XsvacoXevog. Bei Hesiod (theog. 238)
ist freilich auch die Mutter, Keto, schönwangig. Der Glaube an einen Schön-
heitswettstreit zwischen Athena und Medusa lag Pindarn meilenfern.
(JvXddaiq, bisher allgemein mißdeutet, der richtige Sinn ergibt sich aus
Pherekydes: 6 dh a.noatQe(p6[ievog i^cctQSt (t^v FoQyovog KetpaXiqv) ix r^g
KLßCöecog Kai delKvvßtv^ in Verbindung mit dem uvtIk iavla t6|ov des
Pandaros (A 105). 17. Wie in vlög Aavdag greift bei P. sehr häufig
das Subjekt des Satzes in den Anfang des Verses (hier sogar der Strophe)
über, homerischen Musters.
Jetzt, nach zweimaligem raschen Ablauf des Hergangs, kehrt in brei-
terer Ausmalung die Erzählung zurück zu der an den Anfang gestellten
Erfindung der neuen Flötenweise. EvQvdXa (20) steht zugleich für die
Schwester Z^evca (9): das Gegenstück zu dem Verfahren, das die alten
Grammatiker ßvXXriTtxiK&g nannten, wie schol. P. III 160. IV 306^ Dr. usf.
Es ist wohl der Rede wert, wie der Dichter bei der Wiederkehr des
Themas den Vortrag variiert: erst xqIxov avvöösv Kaöiyvrjrccv fiBQog, dann
umfassender Ooqkol^ a^avQoasv yivog, erst Q-QaGeiav FoQyovaiv ovXiov d^Qfi-
vov ÖLaTcXi^uLaa, dann breit ausmalend ccvXwv tevxe 7td(ig)covov ^iXog, ocpQU
xov EvQvdXccg fx KaQTCccXtficcv (töricht und dreist vom Scholiasten mit l^x^'
Q&v wiedergegeben) yevvcov iQL^cpQ-Evxa (lautmalend) Gvv I'vtsöi (iLui^aaLv'
eQLKXdyKtav yoov, erst ivvaXla ZeqifpGi XuolCl xe (iolquv äycov^ dann, mit
Nennung des Übeltäters und seiner Untaten, XvyQov x SQavov TLoXvdiy.xa
Q^f^'KS KxX. Nach diesem vor- und zurückschwebenden Gang schreitet die Er-
zählung geradeswegs los auf ihr Ziel, die Erfindung des ^A%"r\väg vo^iog
(Heim. 39, 1904, 315ff.) durch Athena selbst. bVQBv ^edg* dXXd i'iv
svQOLöa (22), wie ^slörjaev öh ^ea Xev%(6Xsvog'''HQrj, fieiöi]6a6cc öi bei Homer
(A 595). 24, Die Xaoööooi «ytorag sind lediglich die friedlichen
Kämpfe der Festspiele, handelt es sich doch um eins der Kultlieder, olg
<(m Kccly vvv xQcbvxai ot"EXXr]v£g iv xaig eoQxaig xS)v d-ecbv (Ps.-Plut. de
mus. § 77 W.-R.); dazu stimmen denn auch die in der Kopais als itiGxol
XOQSvxäv ^ccQxvQsg (27, iaofievoL, nicht ovxsg wie der Scholiast interpretiert)
wachsenden Flötenrohre. Worauf die Vorzüglichkeit gerade dieses Rohrs
beruht, ist bei Theophrast (Pflanzengesch. IV 10 — ll) nachzulesen. Dies
Rohr, sorgfältig geschabt, gab dann besonders auch die raren yXaaalöeg her
(schol. 44*), die aus Bronze zu denken moderne Gedankenlosigkeit ist.
Metallen war in der großen Konzertflöte das beide Röhren verbindende Mund-
stück, vielleicht auch die feinen Klappen, die eine Modulation des Tons ge-
statteten. Näheres in dem sachkundigen Artikel Karls von Jan bei Pauly-
Wissowa unter Aulos. 31. dsX:irsig( (so gut wie überliefert) gehört zu
113—32, Schluß 113
icsXnrjg (e 408), dativus termini, worüber Tj. Mommsen suppl. 9.
32. BixJtaXiv yvcbnaq* naQcc ttjv So^av.
Die Schlußsentenz hat den alten Erklärern zu schaffen gemacht, und
sie haben es fertig gebracht, sie sich durch Ersinnung eines av^nrcofia ver-
ständlich zu machen (man erkennt die anekdotenfreudige Muse Aristarchs,
schol. P. VII 18* Dr.); Philologen des 19. Jahrhunderts, man sollte es nicht
glauben, haben es ernsthaft nachgesprochen. Es sei gestattet den schönen
Sprueh deutsch herzusetzen:
Wo Segen je dem Menschen ward,
Ohne Schweißbemühen ward er nimmer.
Vollenden mag ihn heut ein Gott —
Merke wohl, du bist nur Staub!
Auch kommt ein Tag, der unverhofft
Manchen Wunsch dir noch verweigert.
Natürlich lag es dem Mhe schon ernst gestimmten Dichter und Priester
delphischer Lebensweisheit immer nahe, die Ereignisse des Tages suh specie
acternitatis zu betrachten. Aber so einfach aus dem Leierkasten eines be-
rufsmäßigen Moralpredigers kommen seine Sprüche doch nie. Vielleicht dür-
fen wir auch einmal ein av^iTtTcofia vermuten, freilich kein anekdotenhaftes.
Am Abend nach dem Siege denken wir uns das junge akragantische und
thebische Edelvolk im Zelte des Xenokrates versammelt. Der Tag war heiß
gewesen und reich für alle Teile an freudigen Erlebnissen, Jetzt hat man
sich gelagert, um einen vielleicht mit parnassischem Schnee gekühlten Misch-
krug. Der sich darbietende Gesprächsstoff, auch abgesehen von den Ereig-
nissen des Tages, ist überreich: die Familiengeschichte der sikelischen und
der thebischen Adelshüuser (Olymp, II, Pyth, V, Pyth. VI, auch fr. 119 iv
6s ^Podov xaraotxta-^fv), Heldensage, Ritterzucht, Akragas, Persephone, Athene.
Unter den Edelleuten saß, wie Xenokrates bekränzt mit dem delphischen
Lorbeer, wohlgelitten auch der Flötenspieler, und der muß nun, ein selt-
sames avfinzca^a, gerade *Midas' heißen. Das gab doch gewiß, yXvxv tqü}-
ydhov TUiiTtSQ Tteö' ucp^ovov ßoQccv (fr. 124*'), Gespräche über Musik und
Musikinstrumente, über Wesen und Namen des vofiog noXvKicpakog (23),
über boiotisches und ausländisches Flötenrohr (26), nicht zuletzt dann auch
über den phrygischen 'Erfinder' des Flötenspiels und die ihm von dem
trunken gemachten Silen gewordene trübselige Weisheit, ccgiaiov rb j[*t^
ytvia&at^ 6svt€qov 61 xotg ysvofiivoig äno&avnv wg raxiaza (Aristot. fr. 40,
nachgebildet Soph. OC. 1224 ff.). Dem setzt nun Pindar, in latenter Pole-
mik, mit der früh geübten Kunst des Verschweigeus, wie soeben bei der
Erzählung des Gorgonenabenteuers, so auch hier seine bis auf den heutigen
Tag unveraltetc Philosophie entgegen. Wir sind nicht oft in der Lage, den
Dichter so bei seiner Meditation zu belauschen.
Von dem Gedankengang des kleinen Liedes gilt, auch abgesehen von
dem nachgewiesenen Scbwebegang der Er/ählung, was namentlich bei der
unerwarteten Anpreisung des boiotischen Flötenrohrs hervortritt, in fiJUoT*
&kXov ÄTf fiÜiaaa dvv« l6yov (P. X 54):
'Akragas, schi'mate Stadt der Weli, empfange gnädig den Sieger im Flöfen^
spiel. Pallas erfand die Kunst, als sie dem Perseus beiskmd im Kampf gegen
Oorgo Medusa; und wie di€ SMmgmikä^igpUr d«r StkMtUm Idagmdpßtfm,
■ •hrotdtr, Pto4an PjniilM 8
1 14 Pythien XII
erfand sie auch die „ VielMupterweise" , deren Töne Jcein Rohr feiner wieder-»
gibt als das loioüsche. Ohne Mühe kein Sieg^ das Gelingen steht hei Gott!^
Es gilt noch, die Strophe zu interpretieren. Das Gedicht ist, wie
Pjrth. VI, monostrophisch, doch vermeidet es diesmal nicht 'Übergreifen' des
grammatischen Zusammenhangs über das Strophenende (str. B': f). Es ist
für uns das erste Lied in 'chalkidischen* Maßen, so benannt nach einem
Volkslied, aus dem uns Aristoteles (fr. 93, bei Plut. Amator. 17 p. 761*
=» carm. pop. 44 Bgk. PLG. III*; über die Lesung namentlich des 2. Verses
Herm. 38, 1903, 222^) einige Verse erhalten hat, deren letzter, ein Doppel-
trimeter, lautet 6vv yccQ aifdQsl\a kccI 6 Xv\aLiieXrig. s'lQcog inl XaX\iii-
öicov d-ciXlksL TtoXeöLv. Hauptbestandteile sind: das 'leichte' choriambisch-
ionische und das 'schwere' ionisch-choriambische Dimetron, verbunden mit
einem 'Trochaikon' oder 'lambikon' (seltener, so in dem eben zitierten Vers,
einem Choriambus) als Vortritt oder Nachtrab. Hier bilden nun zwei schwere
und zwei leichte Tetrameter den Stollen, die selben Tetrameter, mit einer
leisen Variation in der zweiten Hälfte des ersten, den Gegenstollen, beide
Perioden durch kräftige Fermate abgeschlossen. Den eben variierten schweren
Tetrameter wiederholt zweimal der Abgesang, in der Verdoppelung macht-
voll anschwellend, um mit zwei leichten Trimetern zu schließen, einem ver-
kürzten, der damit eine kleine Spannung erzeugt, die in dem letzten Tri-
meter leicht abrollend ihre Lösung findet.
Will jemand, wegen des größeren Umfangs (8:8; [14] Metra) des
Abgesanges, den Doppeltetrameter 5. 6 lieber noch zu den Stollen schlagen,
so steht dem nichts im Wege. Was bedeutet denn das Stollengesetz anderes
als die unbedingte Forderung mindestens zweier deutlich aufeinander ein-
gestellter und so das Gerüst, besser gesagt, das zentrale Nervengeflecht des
Strophenkörpers, nachweislich auch der avaßoXal in den Astropha, darstel-
lender Perioden? Für dies bisher noch durch kein anderes überholte Gesetz
bildete nun eine Gliederung nach der schon aus lesbischen Strophen bekann-
ten Foi-mel aaa-\-l) nur eine Bestätigung. Aber daß ein Abgesang in sich
selber, wie hier, noch einmal sich in Stollen und Abgesang gliedert, ist ja
nur in der Ordnung: im kleineren und kleinsten Gebilde spiegelt sich die
Struktur des Ganzen.
EXKÜKSE.
I.
DER THEBISCHE DITHYRAMBOS.
ePAQYC) 'HPAKAHC H KEPBEPOC 0HBAIOIC
arg. A' 1 TIqIv ^Iv €Q7t6 axOLvoTeveid t' äoiöcc
2 ötd-vQcc^ßcov
3 aal t6 öav xtßSrjXov av&gco-
TtOLOLV CCTCO axoficct(ov^
4 öia7ii7i(T:)a(in:ai öe vvv LQotg?) nvlai %v-
5 Y.\oiGi viai' (yJ~' ByöoTsg
6 oucv Bqo^lov zeXerdv
6 7 xal naQcc CYMmov Jibg OvQavlöai
8 iv fuyccQOtg l!(^axc()vTt. aefiva fihv xaTa^;(et
9 ^axigi nag ^syccXa go^ßoL ivndvcoVy
10 iv de xixXaöev x^draA' cd&o^iivct xe
11 ödig vno ^av^ccißi nev'/.ccig'
12 iv 81 Naiöcüv iQiyöovnoi, axovaxal
10 13 fiavtuL t' äXaXai t' 6-
Qivsxai QLtlJavx^VL
14 Cvv xXovu).
15 iv d' 6 Ti(iyY,qa{xi])g xegawog ccfinvimv
16 7ri5(> x£xtVt^(Tat t6 t') ^EvvaXiov
17 «Vx®?9 aAxaeaaa (x)s IlaXXdöo^g) alylg
16 18 fivQitov (p^oyyd^exai xXayyaig ÖQaxovxov,
SufxiöxQ. 1 glfi(pci d' fffftv *'j4QXS(iig oloTioXog ^iv-
2 ^cfttf' iv ^pyar?
3 Box^tcctg q>vXov Xeovxav
cc(yQ6x£QOV Bgofiio)')
i 6 de arßeixai x^QSvovaatöL xa(l 0»/-)
5 Qwv dyiXaig. i(ie d' i^algexo^v)
6 xr^^vxa aocpibu inicov
SO 7 Morö' avitfratf' 'flXXdöi xa{X)Xi(x6Q(p'^)
8 iv^Oft^vov ßQiaagfiuxotg 6(Xßov xe Si^ßaig),
9 TvOa TTo^' 'Afffioviav (<p)d^a ya(^uxciv)
10 Kädfiov vxlfri{Xai)g nifani6(a((Si Xaxiiv md'?)
11 vav * -<i(t6)ff ö* ttx(ovtffv 6)fi9>av,
12 xal rix' f^do4o(v nag) Stv^giono^ig yivtuv).
26 13 Ji6vva\ . . . d . ( ) t (.) y ( )
14 tiaxi^Qog). (?)
16 jcfi...
Ilß Exkurs I
The Oxyrhynchos Papyri Xin (1919) 35flF.,pap. 1604 II. l/2(=fr.79»)
bekannt aus Strabon (Apollodor?) X 469, Ath. (Aristoxenos) IX 467»^
(Klearcbos) X 455% und Dion. comp. verb. c. 14. Femer 6—8 (= fr. 70^)
wiederum aus Strabon, endlich 10/11 (= fr. 208) aus Plut. qu. conv. I 5, 2.
Die von uns in runde Klammern gesetzten Ergänzungen des Textes stam-
men von den ersten Herausgebern des Papyros Grenfell und Hunt, einzel-
nes von Bury.
Eines ist auf den ersten Blick deutlich: ein dionysisches Kultlied, das
seine künstlerische Weihe erhält durch die Schilderung einer Dionysosfeier
der Götter im Olymp, wie das Aitnalied des Jahres 470 (Pyth. I), nur dort
in großartigerem Maßstabe, durch die Schilderung, wie Apollons Leier und
der Tanzschritt der singenden Musen auf die Götter wirkt und auf den
Götterfeind.
Die Erklärung des 1. Satzes ist lange Zeit in die Irre gegangen: aus
den Worten Klearchs bei Athenaios, TCQog tr}v ccßiy^o^tOLrid'stdciv wdijv, schloß
man auf eine Polemik gegen Lasos von Hermione, Pindars Vorgänger im
Dithyrambos, und noch die neuesten Herausgeber quälen sich damit ab, aus
Pindars aCßörilov (eQTts) eine Negation herauszuhören im Sinne der Sigma-
scheu, comparing it to hase coin, ivhich when produced is rejected. Nun hören
wir, TO öav ävxl xov öCyiia JcoQL7iS)g siQiq'KaGLv (Ath. XI 467*, Herod. I 139),
noch erhalten in der Benennung eines mit Sigma gezeichneten Pferdes mit
6()c^q)6Qag bei Ar. Wölk. 193 u. ö. Wenn Pindar es TilßöriXov^ ^unecht', nennt,
so muß er, der keineswegs ein Sigmafeind war (Paul Harre, de verh. ap. P.
conlocatione^ Berl. Diss. 1867, 7£f.), damit eine besonders grobe Aussprache
meinen, für uns schwer zu kontrollieren, ob wie in Vüscht' (so Raph. Kühner,
Ausf. gr. Gr.^ I 41) oder, wohl richtiger, wie in ^lislpeln'. Daß die Lakonen
das C dem 0 ähnlich sprachen, ist für spätere Zeit bezeugt, aber trotz Adolf
Kirchhoff (Hermes III) auch für die ältere durchaus wahrscheinlich. Ging
man doch dazu über, das S zwischen zwei Vokalen nur noch zu hauchen:
M&cc, IIootdoLV^ auch in Argos: tBUhntnog^ &Qa\ivXkog^ Gr. Dialektinschr.
"3278*^. Mit dem in Thessalien und Boiotien herrschenden und dann auch
ins Attische eingedrungenen xt für ffC), und mit der Abneigung späterer
Musiker, namentlich beim Flötenspiel, gegen das S überhaupt (Sia xb (5Y,h]-
QOöxo^ov slvai Kccl avETCLXT^dsiov TW a-uXw, Aristoxenos bei Ath. 467*^), hat
das 'unechte' S des älteren dorischen Dithyrambos nichts zu schaffen; uns
genügt es, wenn wir annehmen dürfen, daß es bei den Dithyrambensängem
vor Lasos, auch außerhalb der dorischen Lande, Mode war, das S 'echt-dorisch',
wie man meinte, zu 'lislpeln', et tum mirifice spcräbant se esse locutos (Catull.
epigr. 84). Da mag denn Lasos darauf verfallen sein, einen Hymnos auf
Demeter oder einen Dithyrambos (?) 'Kentauroi', wie uns Klearchos berichtet,
einmal ganz ohne S zu dichten. Gehört doch das unechte S nach Pindar
der selben Zeit an, wie die Cy^oivoxEvsia aoiSa^ das ist der seilartig in end-
loser Reihe vermutlich kleinerer Strophen abrollende, eintönige Dithyramben-
stil, eintönig und langweilig aber ist, soviel uns bekannt, gerade Lasos nicht
gewesen. Pindar spricht hier wohl im Hinblick auf eine aöiyfiog möi) des
Lasos, doch eher beistimmend als tadelnd; nur verschmäht er des witzigen
Mannes Radikalmittel: er getraut sich, seinen Sängern das gelispelte S,
wenn es nicht anderen, vielleicht dem Lasos schon, gelungen war, ganz ab-
zugewöhnen. 3, In der Lücke muß ein Verbum finitum gestanden haben:
Dith. 0QU6. 'HqcckX. Einleitung, 1—24 117
für den Raum von vier Buchstaben ist das von mir nach P. X 39 xogol nag-
&iv(ov . . . öoveovraL vorgeschlagene öoviovz^ (kvkXol seil. 3) um drei Buch-
staben zu umfangreich, P. Maas vermutet la'jislx\ um einen Buchstaben kürzer
und mit zweimaligem schlankem i; man vermißt dabei nur einen Vokativ,
der wohl fehlen kann, wenn der Koryphaios zu den Choreuten redet.
6, Auch hier überschreitet die unbedingt nötige Ergänzung l{6xu)vxi die
angegebene Lücke um einen Buchstaben. Die fehlerhafte Überlieferung
bei Strabon öol ^liv und dann jüarf^, hat viele falsche Konjekturen erzeugt.
7. Für xvütdvoyv gibt Strabon TLv^ißccXoiv: vier Längen unmittelbar nach-
einander, also ^^ I ^~, meidet Pindar in den Chalkidikem; gute
Bemerkung Housmans (vgl. unsere Bem. zu P. I 56). 8. X6x^«cff r, not-
wendig, wie 'KuxdQiei, oqIvbxccl Y,eY,iv7]xai beweisen. Die ^avihal cibV'nai
sind natürlich brennende Kienfackeln, wie gerade von bakchischen Fackeln
Eur. Ion 716. 10. Qiy^^av'fjBVi, ursprünglich vom Pferde gebraucht,
bezeichnet hier das mänadenhaft (fiaviai t' aXaXal xe) in den Nacken ge-
worfene Haupt. 12. rrayx()arr^s xSQavi^öq erläutert gut den alxficcxcig
P. I 5. 16. Ebenso oioncö^oq das von einigen mißdeutete Wort P. IV 28.
'Artemis kommt aus der Einsamkeit dahergefahren; die Wirkung der Musik
erstreckt sich bis in weite Fernen, ergreift selbst die jungfräuliche Jägerin ',
Walt. Kranz, Sokr. VII 1919, 252ff. 17. aYQOTBQOV, besser als das
oiygoxigav der ersten Herausgeber. 18, uriXBirai scheint das bei KfjXa
P. I 12 vei-mutete etymologische Spiel zu bestätigen. &7iQ(x)v, eben der
Löwen, ßüQvcp&syKxuv ayeXac Xeovxcov fr. 239. 21. ßgißag^aroq, schon
in der Aspis (ßgiöug^axog ovXiog "Agrig 441), Weiterbildung aus ^niya 6^
ißgaie (pi]yivog ä'^ivv ßgL&oavvr] beim Besteigen des Wagens durch Athene
E 838. Das von den Herausgebern hergestellte Hyperbaton in oXßov ist
kühn, aber schön. 24. yavsdVf wahrscheinlicher als Ze^iXav.
Der bereits angedeutete Parallelismus zwischen diesem Prooimiou und
dem des Aitnaliedes läßt sich jetzt Schritt für Schritt verfolgen: dem Kory-
bantenaufzug hier (iiaxdQx^h rituellen Anklangs, Paul Stengel, Gr. Opferbr.,
Leipzig 1910, 42) entspricht der feierlich einziehende Musenchor dort (ßdoLg
dyXatccg cc^X")» ^^^ Naiaden wildem Toben die dem Zeichen der Leier ge-
horchenden Sänger, dem zuckenden der erloschene Blitz, dem geschwunge-
nen Speer des Ares der den Speerkampf verlassende Kriegsgott, der Teil-
nahme der Pallas (angedeutet nur in der Erregung der Schlangen an ihrem
Schilde) und der Artemis hier die bezauberten Gottheiten dort. Auch das
Zepter des Zeus kehrt wieder, doch hat der Dithyrambos kein Gegeubild
zu den unvergleichlichen Schilderungen des schlummernden Adlers und des
ohnmächtig-wütenden Götterfeindes: so unverkennbar die Steigerung der
Meisterschaft ist, so bedeutet doch dieser Dithyranibeneingang eine wahr-
haft erfreuende Bereicherung unserer Kenntnis der Kunst des uns noch immer
überwiegend ffierlich erscheinenden Boioters.
'Em neuer JJithyntmbcnstil ist aufgekommen: wir tarucn jcUl in der
Stimmung, wie im Olymp dir Jlimmclskinder den Dionff80$ feiern. Voran
dort beim Fackelschein ein Aufeug dir Koryhanten mit Zymhclsdidll und
KoitagneUengeknatter ; darein braust der Naiaden Gestöhn und tobendes ^HoikoT
Und es tuckt der Blitz (des Zeus) und des Kriegsgotts Lame, und an Pallas
Aegis Mechm die Schlangen. Hurtig 8ehr$Uä Hnhtr ArUmls, die emsam Schwei-
118 Exkurs I
fende, mit ihrem Löwengespann ^ dem Bromios zu Ehren. Den entzückt es,
wie seihst die Bestien tanzen.^ — ^Micli, den erkorenen Herold tiefsinniger
Worte, rief die Muse auf^ Segen zu erflehen für Hellas und für Theben, wo
einst Harmonia den Kadmos freite. Aber Zeus Stimme verndlim sie und ge-
bar das Kind (Scmela), hochgefeiert in der Welt.* '0 Dionysos, . . . Mutter . . .,
Wenn wir uns jetzt der Gemütsstimmung des Dichters im Jahre 474
erinnern aus Pyih. XL IX. III, femer dazu der Erwähnung der Ttavvvxlg
zu Ehren der Kjbele (III 78, dazu fr. 80 KvßiXa, ^azeQ &£&v, auch fr. 95),
so wird man unserer Datierung eben um dies Jahr nicht widersprechen.
Das aus Aristides (II 70) uns bekannte Fragment, . . . öi d' iyoD nagd vlv,
alvico fisv^ FaQVOva, x6 ös (ir} Jl j tplkxBQOV Guya^ii nocfiTtav . . ., paßt in
die letzten drei Zeilen der Strophe.
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Die Strophe zeigt einen Bau, der wohl jeden Zweifel ausschließt. Sie
mag nach allem bisher, besonders zu Pyth. XII Gesagten sich selber inter-
pretieren. — Wegen des rätselhaften, nach choriambischem Vortritt den
Anfang des Gegenstollen markierenden, neunsilbigen lambendimetrons, das
zufällig in den Pjthien nicht vorkam (andere Beispiele in der Textausgabe
1914, S. 355, häufig auch bei Bakchylides, ferner Tünocr. fr. 1, 4. 3, 3,
immer nur in Chalkidikern ; der alkäische Neuner, ein Fünfheber, wie die
Elfer, steht ja auf einem andern Brett), sei der Kürze halber verwiesen auf
die Abhandlung Über den gegenw. Stand d. gr. Versw. (Progr. des Naum-
burger Domgymn.) 1912, 15 ff. = Class. Fhilology 1912, 156 ff. und jetzt
auch auf Wilamowitz, Gr. Versk. 1921, 298. 414. 431. — 'Anakrusis',
U. zu Pyth. II72 119
'Auftakt', 'Hyperkatalexe', syllaba excedens, auch das schwammige 'Reizia-
Diim', oder 'klingend gewordene lamben' — über 'Heraus iti eure Schatten,
rege WipfeV s. d. angef. Abh. 13^ (= 154') — , das alles sind nur Einge-
ständnisse, daß man an der Lösung des Rätsels verzweifelt. Wer aber diese
Mittelchen verschmäht, ich wüßte gern, wie der auskommen will ohne An-
nahme einer wohl nur im ionischen Rhythmus denkbaren Beschleunigung
innerhalb des Gliedes, am Beginn also des letzten Metrons, nicht, wo es
den Rhythmus zerstören würde, am Schluß.
IL
reNor oioc xcci magqn*).
(Pyth. II 72.)
Bei dem vielzitierten Anfang des mit einem Xatge und einem Hinweis
auf 'das schöne Gedicht*, beides wie in der dritten Nemee, eingeleiteten
Epüogs hatte der Göttinger Herausgeber sich von der byzantinischen oder
noch jüngeren Interpolation nicht trennen mögen: yivoi olog iaal jua^wv
xaXog Ttg (statt des zum Folgenden gezogenen Kalog rot . . der alten Hand-
schriften). Heyne hatte dann na^atv mit Ix (la^riascog umschrieben: itisti-
tutione sapientium\ er mochte an das ^av^av(ov ola^a TtQOzeQcov eines andern
Gedichts für Hieron denken (F. LH 80), womit dort eine alte düstere Lebens-
weisheit eingeführt wird (quatenus docirina et sapienüa e priscis poetis tum
hauriri solebat). Es ist bekannt, wie Pindar über den Schwärm der yia&ovxsq
dachte; sollte er hier, meinte nun Boeckh und mancher mit ihm, den König
Hieron als einen (lad'cov hinstellen, der also kein aog)6g^ kein nokkcc sldoDg
(fva wäre? Das Bedenken schien gehoben, sobald man ^a^wv olog iaal ver-
band, niemor eins loci quo positus es, mcmor dignitatis, potentiae, menior in-
natae virtuiis et ingenii; wäre nur in solchem Zusammenhange ^la^mv nicht
etwas seltsam mit memor wiedergegeben!
Nehmen wir den mit naXog roi in der guten Überlieferung beginnen-
den Satz lünzu, xakog rot m&(ov naqu naialv, aul Kakog^ so häufen sich die
Schwierigkeiten: auf wen geht der Affe? auf wen die Kinder? und wie hängt
dies mit dem ytVot' olog iaal ^a^utv zusammen? Gerade von seiner Geleh-
rigkeit hat der Affe den Kosenamen ^n^ta davongetragen: es lag nahe jita-
Od)»/ iMtXog xoi nl&cDv zu verbinden. Der Epilog sucht in den Augen des
Königs eine reinliche Scheidung zwischen dem 'geradredenden' Dichter und
den 'Zischlem', 'Verleumdern' und 'Klatschweibern' herbeizuführen, 'an Ge-
mütsart Füchsen gleich'. Die Füchse und den Affen auf der selben Seite zu
suchen hielt Boeckh für ausgeschlossen; dann abor rückf»» i\ov \(To in rliu»
gar bedenkliche Nachbarschaft mit dem Könige.
Ein gelehrter Schüler Heynes, 1783 Jenisch« r l'okior, um i-^uu nr.i
Schiller an Wielands Teutschem Merkur beteiligt, Immanuel liuschku, hatte
den Einfall, die Fabel vom Affen und Fuchs herbeizuziehen:
lioOvog itv iaxaTtj'iv
nvnvbv l^ovoa voQVf
1) Zuerat a1> XfniinuLrif.t gedruckt 1800 im rtvt^Xumiv tum Buttmannt-
tage bei einer i rr der Ton Butimann und Boeokh, Heindorf und
Spalding gegrün i i i .:.cr Graeca.
120 Exkurs II
heißt es in einem Bruchstücke des Archilochos, vielleicht zu der Fabel ge-
hörig, die bei Babrios (nii/thiamh. 81 Cr.) also lautet:
ytsgSot 7tid'ri*og slnsv «^v dgag tfr»Jl»]v,
ifiol ycatQcpri x' iaxl %&xi Tcannrnr}-^
heqScd Äi'O'Tjxa) qprjfftv «cos ^iXsig 'ipsvdov,
iXsyxov ov-K ^x^vaa xijg ScXrid'sirig.»
Der Name Archilochos kommt gerade auch in diesem Pindarischen Ge-
dichte vor (55), freilich ohne sichtlichen Zusammenhang mit dem Epilog;
aber wir haben nun doch Archilochos, Fuchs und Affen hübsch beisammen,
und Pindar sagt: 'Sei wie du von Natur bist; du weißt (aus der Kinder-
zeit), schön ist (dünkt sich) der Affe, immer im Märchen (wo ihn der Fuchs
zum besten hat), ja schön!' Diese Erklärung hat viel Lob geerntet: mihi
quamvis invito nondum plane persuasum esse fateor bekannte Boeckh, doch
wollte Gottfr. Hermann ihr zuliebe eine Zeitlang TtaQu naLclv lesen, in ore
est pueris^ während er natürlich fühlte, daß ahi zu dem zweiten KaXog ge-
hörte, und daß f^a-ö-wv, ^alog xol tcl^cov kein Griechisch war. Soviel ist wohl
deutlich: in Pindars, bei starker Gedrungenheit namentlich in den Sentenzen,
doch auch zur Fülle des Ausdrucks neigendem Geschmack häufen sich die
Bilder, einander ablösend oder unmerklich ineinander übergehend. Man er-
innert sich der Bilderreihe im Anfang des Jugendgedichts Pyth. VI, nur daß
man hier eine tief innere ' Erregtheit und Empörung durchfühlt. Der Affe,
die Füchse, dann, mit ccxlvcov und angedeutet, der Hund, dem der Dichter
als Wolf gegenübertritt (Aesch. Hiket. 758), es sind lauter Gleichnisse des
täglichen Lebens: der Reineke der Tierfabel und vollends sein Verhältnis
zum Affen liegen da ganz ferne. Wenn überhaupt eine Gedankenverbindung
besteht zwischen dem (55) genannten, Pindarn so widerwärtigen Dichter
und den Widersachern Pindars im Schlußteil des Liedes, so rückt eben Archi-
lochos selber mit der Giftzunge, die den Lykambes in den Tod trieb, in eine
Linie mit den öiocßoliäv vitocpdxieg als Prototyp aller oiuKrjyoQOL und ßXda-
cprjfioL. Als Dichter von anmutig - boshaften und, soviel sich urteilen läßt,
mehr allgemein satirischen Tierfabeln kommt er hier schlechterdings nicht
in Frage.
Aber die von Huschke inaugurierte Forderung der Selbsterkenntnis im
Sinn eines Appells an das wahre, das eigentliche Selbst (qudlis a natura
(actus es, talis sis) hielt Hermann fest, auch als er die Windigkeit der Zu-
sammenstellung dieses KaXog Ttld'cov ita^a naLöLV mit dem Ttld'^jTiog ccXa^o-
vsvofievog der Tierfabel und die Ungeheuerlichkeit des Gedankens, in dem
Affen sich den König spiegeln zu lassen, durchschaut hatte: nosce te über-
setzt er fortan (opp. VII 120) und ^deinem bessern Wesen treu' Boeckh
(KL Sehr. VII 441).
Dies ganz modern gefaßte yv&d'L öfavrdv hatte es den Söhnen des
philosophischen Zeitalters angetan.
^Seid,
Wozu die herrliche Natur Euch machte!'
Das Schillerwort hieß jetzt auf griechisch yivoL olog iößt, von dem (lad^cov
(olog si) konnte man dabei nach und nach absehen. Man fand die erhaben-
ste aller Forderungen aber auch sonst in antiken Formulierungen vdeder:
Eustathios erhielt Lob, weil er die epische Wendung totog imv olog iaöl
(Alkinoos zu Odysseus rj 312) verglichen, und Huschke, weil er die nicht
zu Pyth. II 72 121
minder harmlosen, attischer Zurückhaltung so recht willkommenen Um-
gehungen einer ausdrücklichen Prädiziemng, l'ar' ccv ijg olog nsQ el oder
03V ye og eifiL dazugestellt hatte. Vielleicht gehören sie in der Tat hierher,
aber von der Unterscheidung eines durch Natur und Erziehung gegebenen
und eines durch den Mut individueller Selbstbehauptung gesteigerten Cha-
rakters oder auch nur von Aufrichtigkeit und Treue gegen sich selbst im
Sinne des Polonius (to thine ownself he true)^ vollends von der unfrucht-
baren Forderung, durch Nachdenken über sich selber das Wesen seines Wesens
zu 'erkennen', wissen sie nichts, ein Imperativisch aufgelöstes fia&cov olog
iaat also beglaubigen sie nicht ^).
Heißt denn ^av^ccveiv überhaupt 'erkennen'? 'Lernen' heißt es, 'ver-
nehmen', 'erfahren', 'verstehen'; bei der Ergänzung olog iaat käme darnach
weit eher die Deutung einiger Scholiasten in Frage: juaO-cov nuQ^ i^ov^ etwa
im Gegensatz zu dem Bilde, das die Höflinge von Hieron entwerfen mochten.
Aber dann durfte ebendies TtaQ^ ifiov wohl kaum fehlen ^), es sei denn, daß
der König kurz vorher aus des Dichters Mund erfahren hätte, was er sonst
nicht zu hören bekam. Das scheint aber nicht der Fall zu sein; denn was
da steht, von Jugendmut und von gealtertem Verstände (63 — 67), ist zwar
eine Lieblingswendung des Dichters, verkürzt kehrt sie wieder in der Emp-
fehlung des jungen Damophilos (iv naLclv viog^ iv 6e ßoviaig TtQeaßvg
P. IV 281), und etwas anders gewandt, in der schon einmal angezogenen
dritten Nemee, dort wie hier dem Epilog unmittelbar voraufgehend (iv
naial vioLCir natg, iv ccvÖQccaiv ccvrJQj xqixov iv TcalatTigoiOt xtA.), reicht aber
schwerlich hin den Satz vorzubereiten: 'Du weißt nun, wer du bist; handle
darnach!' Hätte wenigstens Pindar den König kurz als aycc^og, oder auch
nur als aocpog bezeichnet! Aber der wie wir sehen werden entscheidende
Begriff fehlt gerade ganz in dem 'blumengeschmückten Festschiff' des Lob-
lieds (62) — man sieht wohl, dieser Teil des Gedichtes soll kein Fürsten-
spiegel sein — , und in der Richtung auf aocpCa heißt es (57) nur: 'Reich-
tum an hohen Gedanken deutlich sehen zu lassen in freiem Sinn vermagst
du, mächtiger, an Städten und Kriegsvolk, an Gütern und Ehren reicher
König, desgleichen Hellas nie gesehen!' Das alles bezeichnet doch wohl
nicht den gewünschten Charakter olog iaal, aus dem sich nun des Königs
Verhalten gegen wahre und falsche Freunde von selbst ergeben sollte.
Die Deutung (xa^cav nag' i^iov schien sich besonders zu empfehlen,
weil der Epilog sich gegen Pindars Widersacher an Hierons Hofe wendet:
'Lerne von dem geradredenden Dichter, wer du bist, und handle darnach,
von den Schmeichlern wirst du es nicht lernen!' Aber von Schmeichlern,
die dem König eine übertriebene oder verkehrte Vorstellung von seinem
Charakter, seinen Verdiensten oder seinen Pflichten beibrächten, ist im fol-
^'fnden, ist in dem Gedicht überhaupt nicht die Rede, auch nicht an der
iWn-i'^cDS auch heute noch ergreifenden Stelle von den charakterlosen, 'gegen
j« •]' rniann (so auch gegen den Dichter) schweifwedelnden', aber weder der
Li«;h<- noch kräftigen Ha-sscs fähigen Neidern des Dichters (82). Freilich,
1; 'Erkenne und werde, was du bist*, erklärt noch Emat Maaß, Qoethe
n. d. Antiko 1912, 416; anderH, konzetüiT: 'Lerne nur, aber werde lobUefiUcb,
der du bint', die* rwpifelloi verkehrt, Otto CruiiuM, Hl&tter f. d. b*yr. Gymn.-
Waten 49, 1918, 22\i.
t) 8o urteilt auch Feter v. d. Mflhll, Hhoin. Mui. NF "" i"'^ '"^~ •'"
122 Exkurs II
wennPindar von sich redet, so meint er oft auch andere mit; aber im Mittel-
punkt des Interesses steht hier doch der Dichter und seine Verleumder. Also:
'wer ich bin und wer sie sind, vernimm jetzt' müßte die Ankündigung lauten.
So bliebe noch: 'Sei, der du bist; doch begreife ganz, was es heißt,
der sein, der du bist!' Eine tiefe und schöne Sentenz, die mit der vielge-
priesenen Selbsterkenntnis nichts gemein zu haben brauchte, die nur jeden
daran erinnerte, was er sich, was er seiner Herkunft, seiner Stellung, seinen
Erfolgen und, wenn man will, seinen Fähigkeiten schuldig sei. Ich meine
nur, wenn Pindar dies wollte, so hat er durch das, was vorhergeht und was
nachfolgt, seinem fürstlichen Freunde das ^a&SLv olog iatt ziemlich verbaut:
vorher, durch das blumengeschmückte Festschiff des Lobgesangs, das, wie
bei Pindar natürlich, sittlicher Fracht nicht ganz ledig war, aber doch pan-
egyrischen Ballastes zu viel mitführte, um nicht das, was an dem Charakter
des Königs in den Augen des Dichters recht eigentlich das sittlich Verpflich-
tende war, zu verdecken. Und nachher: wenn fia&cov irgendein Gewicht
hat, so soll sich der König eben als ^cc^cov von imreifen Knaben unter-
scheiden, gerade wie der gleich darauf ihnen entgegengesetzte, also wieder-
um dem Hieron entsprechende Rhadamanthjs (pQEv&v KaQitbv a(i(6(iYiTov
Xaiuiv. Gegen diese 'untadelige Frucht', diese 'Reife des Gemüts', die
den Rhadamanthys gegen die Ränke der Zischler feite, die ihn zum gerech-
testen Richter machte, hätte für mein Gefühl die hohe Mahnung: 'versteh,
wer du bist', oder, was doch auf das selbe hinauskäme: 'du hast begrif-
fen, wer du bist', — etwas Treibhausartiges. Das wird nun wohl ver-
mieden, wenn man ^ccd'cov ganz von olog iaal trennt und entweder mit dem
Schol. 131*^ rbv aTtsaxccXiiivov 6ot vfivov ergänzt oder mit P. v. d. MühU
a. a. 0. allgemein versteht, im Sinne des yvcbd-i, vvv xav Olömodu cocpiuv
P. IV 263 oder des 6vveg o tot, ksyco fr. 105, also von 6og)6g, nach iaal yccg
wv aocpog Isthm. II 12, oder von avvsxog 0. II 92 (dazu P. IH 80: et de X6-
ycov avvifisv 'KOQVCpdv ^^leqcov^ oqQ'ccv iitlaxa, (iccvd-civcov olad-a TtQOxsQcov),
cpqovioav Bacch. HI 85 — an sich dies durchaus im Sinn unserer Interpre-
tation, die den ganzen Gedanken auf das Folgende einstellt und den Ton
auf die nalöeg und ^PaSd^iavQ'vg legt — , wenn nur (icc&cav ohne jeden Zu-
satz an jene Begriffe einigermaßen heranreichte! Muß doch auch v. d. Mühll
(p. 310) das Beste hinzudenken: 'indem du mich richtig verstehst, den Sinn
meiner Worte richtig interpretierst'.
Wenn nun die grammatisch allerdings nächstliegende Ergänzung fia-
^ü)v olog iaaC sich nicht bewährt, (lad-cov ohne Ergänzung zu lassen sich
aber nicht empfiehlt: was sollen wir in yhoi^ olog iaal fiad'cov hinzudenken?
An der bereits von uns gestreiften Stelle der dritten Pythie (82): 'Auf
eine Freude teilen zwei Schmerlen die Götter den Menschen zu' ; xcc (lev ov
övvavxai vtjtciol Koafico (psQELv, äXV dya^oi^ xd Kala XQStpavxeg l'^ca, stehen
einander gegenüber vt^tvlol und dya&oC, die ewigen Kinder und die Gereiften,
die gelernt haben das allen gemeinsame Schicksal mit Anstand tragen;
ddvvaxa d' enog i^ßaksiv HQaxatbv iv dyad'Oig Sohov daxov, heißt es wieder
in unserem Epilog (81), der in den Wunsch ausklingt: döovxa ö^ el'i] ^s
xoig dyad'Oig o^detv (96). Also an den dvriQ dya&og im Könige, an den
'Gentleman auf dem Throne', nach dem schlichten Bismarckischen Wort,
wendet sich der Dichter, im Gegensatz nicht zu solchen, die, was sie sind,
ohne das volle Bewußtsein ihrer sittlichen Verantwortlichkeit wären, (iri
zu Pyth. n 72 123
(lav&avovTeg oIol slatv, sondern zu den Ttcdöeg, den ayad-ol elvcci (i^ito) fuc-
^ovTsg. Damach scheint die Spitze des Gedankens gerade zu liegen in dem
seit Eustathios beim Zitieren so gern unterschlagenen fia&6v. 'Bleib der
Unterweisung treu!' übersetzt kurz und bündig Joh. Gurlitt (1810).
Aber aya&bv avÖQu slvai, — wie läßt sich das lernen?
'Die Tugend wird nicht erlernet: sie ist eine von Gott her einwohnende
Kraft: sie äußert sich also schon im Kinde' heißt es in Philipp Buttmanns Hera-
klesrede (Mythologus I). So wüi'gt das kaum dem Mutterschoß entschlüpfte
Herakleskind die Schlangen (Nem, I), so erlegt Löwen und Keiler der sechs-
jährige Pelide und trägt 'Riesentaten spielend* selber die verröchelnden Lei-
ber heim (Nem. III). Ohne Mythologie heißt das: auch in der Sittlichkeit
ist ein radikaler Unterschied zwischen der bloß angelernten des Philisters und
der wurzelhaften des rechten Mannes, der künstlich aufgehefteten oder auch
nur lose umgehängten und der mit dem ganzen Wesen untrennbar verwachse-
nen. Das Beste gibt nach Pindar die Geburt; was ist also hier zu 'lernen'?
Zum avriQ aya&og wird man, nächst der ererbten Art, durch die Luft,
in der man aufwächst, durch Einordnung in die edle Tradition, durch Unter-
ordnung unter die sittlichen Autoritäten der Umgebung, durch Werben um
allgemein begehrte Kränze, durch Sieg und Ruhm, iv de tchqu reXog diacpai-
vsxat o}v rig i^oxmsQog yivrjTaL, und endlich, wir sahen es schon, durch
Übung im Ertragen von Erfolg und Mißerfolgen, von Glück und Schmerz:
TUx&cDv 6i re vrjTCLog l'yvco und nccd'SL (jid^og, sprach das Volk. Im Epos (Z 444)
rühmt Hektor sich, iitel (id&ov efifievat. iö&Xog AUl, und was in unserem
Gedicht Ixion k'^a&e öcccpig (25), war auch eine sittliche Wahrheit, vor der
er sich beugen lernte: ibv svsqyixccv dyavaig \ d^OLßatg iTtOLxo^ivovg zivea^aiy
auch die Kunst, Menschen zu durchschauen und sich vor ihnen zu hüten
will gelernt sein: e^ccd^e (/lafiocpdog) vß^l^ovrcc fiLaetv (P. IV 284); Kinder
sind bald getäuscht. Wie Pindar, denkt auch Bismarck Ged. u. Erinn. III 157.
Der mythische Erzieher der Ritterzeit war Cheiron (P. VI 21); so gelobt
lason, eine Lieblingsgestalt des Dichters: q)afil ÖLÖaayunXCav XsiQcovog ol'aeiv
(P. IV 102), auch den jungen Achill erzog der 'gerechteste' der Kentauren
iv aQ^ivoiat näat ^vfibv av^aiv (N. III 58), damit er, fügt der Dichter hinzu,
dereinst der starke Held vor Troia werde. Ritterliche Wohlgezogenheit war
Walthers, war Pindars Ideal (dazu Theogn. 28. 35. 37).
Grammatisch werden wir, was Osk. Erdmann (de P. usu synt. 81) erwog
und verwarf, ^(j(jt jua^cov zusammenfassen dürfen nach dem axTjt'i'tK Xakjii6i%6v
(Lesb. p. 35 R. Müller), auch Pindarn nicht fremd (N. X 18, auch mit yivo^uxt),
und sagen: yivoio toiovxog^ olog yeviatyai xal elvai el fiaO-civ, »Jrot fya^tg aal
tiavi>dveigy — iml fiaOfg k'fifitvaL ia^Xog. Es ist vielleicht kein zufälliger An-
klang, wenn wir bei Thukydides (V 9, 9) in der herrlichen Ansprache des Brasi-
das lesen: uvtiq dya^og ylyvov, maneq ob (ylyvsö&ai) £tx6«j, bvra 2^7taQxi(xtrjv.
Nach einem ziemlich offiziell gehaltenen Loblied also, dessen letzte
Töne der gereiften Ein.sicht des Königs galten, beginnt der Epilog mit oinem
Appell an seinen in großen Erlebnissen zum dvi^Q dya&og gereiften Charakter.
Und dies geschieht nicht, worauf man, mehr den sentonziösen Bedürfnissen
ul.s d»rii Ziisarniiiftnhange gemäß, immer aus war, mit einer besonders tief
-<:li<'pr(;n<l(ii, <iuiv|j Neuheit und Erhabenheit in die Seele donnernden Mah-
nung, soikI. I n mit der schlicht und fast trocken wie auf Selbstverst&nd-
li'li'- liiiiwui.'iLnden Bemerkung: 'Sei nur n'i.li wiii-i;.]/ — nn (aofutt.
124 ^ Exkurs II
toLog P. IV 156 erinnert gut P. Maas — 'der, zu dem du in dorischer
Zucht und in der Schule des Lebens erwuchsest: dann wirst du ein weiser
und gerechter und glücklicher König sein, wirst deine Worte wägen und
die Geister scheiden'. Dazu paßt der milde Ton des Optativs, wie in des
Sophokleischen Aias Vermächtnis an seinen Sohn: ro Trat, yevoio TtaxQog
svTvxsCTSQogy xa d' aXl^ ofiOLog, %al yEvoi av ov xaxdg, oder in Pindars lei-
sem Gebet Qotßs . . . i&EkriaaLg ravT« voco ttd-ifiev (P. I 40), oder in der
Selbstanrede, alvi^öccig ^k Kai vlov und cpiqoig öl nQcotoysvEtag ccövel yl&aaav
(0. IX 14. 41), oder wenn er ruhig für sich fordert, g)lXov elt} cpilEiv^ wie-
der in unserm Epilog (83).
Einen besonderen Reiz auf die modernen Liebhaber des Wortes hat die
scheinbare Paradoxie des Ausdrucks geübt: 'Werde der du bist'. Das. gab ja
nur Sinn, wenn man 'bist' in tiefgründiger Prägnanz von einem ganz andern
als dem gemein- wirklichen, empirischen Sein verstand. Und nichts greift uns
heute tiefer in die Seele als der Gedanke des Werdens; er umschließt unser
Heiligstes: wie prächtig stellte sich zu unserem 'Stirb und werde !' nun 'Werde
der du bist!' Doch leider: zwischen dem Optativ ylvoio und dem Indikativ
E6(5i besteht ein metaphysischer Unterschied sowenig als überhaupt einer be-
steht zwischen den Simonideischen Infinitiven avögf ayaO'ov yEvia^ai und
EßO'lov EfifiEvat in dem früh berühmt gewordenen und wie U. v. Wilamowitz
gezeigt hat (Gott. Nachr. 1898, 204ff.) früh mißbrauchten Tischlied.
Diesmal redet Pindar nicht als delphischer Priester und nicht als orphi-
scher Mystagoge, sondern als des Königs Standesgenosse, als Aegide: 'Sei
du nur Edelmann'. 'Gar nicht mystisch gemeint', urteilt auch Erw. Rohde^
Kl. Sehr. II 337.
Will man sich an einem deutschen Dichterworte den Ton des nicht
einmal als Sentenz, nur als eindringlichere Begrüßungsformel gedachten
Satzes näherbringen, so v?^eiß ich statt des feuerzüngigen Schillerischen
Aufrufs ein ruhiges Wort des Einen, dessen Herz hellenischer schlug, als
das aller Philhellenen, der Buttmannischen vielleicht nicht ausgenommen:
'Du kennest lang die Pflichten deines Standes
Und schränkest nach und nach die freie Seele ein.'
ZUM HESTIAHYMNOS DES ARISTONOOS VON KORINTH.
Als Lückenbüßer stehe hier die mit Hilfe einer Pindarvokabel mögliche
Heüung einer Stelle des delphischen Hestiahymnos (Pomtow, BphW 1912 =
III 246 des Sonderdrucks, Wilamowitz, Gr. Versk. 496), mit dem der Dichter
des Apollonhymnos Uv^lav leqokxlxov (Weil, et. litt, rhythm. gr. 49, Crusius^
delph. Hymn. 4, Fairbanks Gr. paean 27. 112) ein neues Gesicht erhält.
Der Hymnos verläuft in zwei inhaltlich und rhythmisch gesonderten
Perioden, bis auf die erst daktylische, dann alkäische Klausel (vgl. Aesch.
suppl. 85 — 89, Eur. Ion. 1050), unter Anlehnung sicherlich an alte Kult-
lieder, in stark ionisch gefärbten ChalMdikern, der 1. Teil zu 5 6 [3] 5 6,
der 2. zu 2 [3] 2 2 -f 2 Metren. Der 2. (ephymnienartige) Teil hebt an:
Xcilqs^ Kqovov &vyccx£Q / KaVPiag, fiovva nv (Zeilenschluß des Steins) . . lq)Ev-
ovöcc ßcofiovg I äd'avdxcov iQL[xf\(iovg. Man ergänze nv[Qa]lq)£vov6a, die Bil-
dung nach xL[jial(pEiv (Pind. N. IX 54, darnach Lieblings wort des Aischylos),
zu dem sich ein XL^aXcpEVEiv und unser 7tvQaXg)EV£Lv verhält, wie äficpiTCoXEVEiv
zu a^cpmoXEtv. An derartigen Neubildungen ist ja bei Aristonoos kein Mangel.
Abas 72
Aegiden 34. 54
Aietes 36
Aigina (um 446) 68. 76
Aitna (-nai) 7. 9
Alkmeoniden 64/66
Ambrosia (flüssig) 84
AmphiaraoB: Adrastos 69
Anaklesis 43
Anatheme 62
Antaios 89
Apollon 63. 96
ApoUonios Eidogr. 1
Argonauten: Minyer 38
Aristaios 77. 84,86
Artemis 'fnTtlu 16/16. 36
Ate 107
Bandzauber 90
Begrüßungszauber 78
Blick des Gottes 73
Braatlauf
Deinomeniden 3. 8/9
Delphi: Apollontempel 66
11 vana 60
Ephyraeer 91
Epigonen 08. 71. 76
Erdscholle (aymbol ) 37
Eselopfer 96
Geh'&rded.ivdt^iovo&ui 62
'Golden* 6
Götterkonzert 4
Göttermahl 81. 97
Haartracht 43. 78
Handauflegen 16. 78
HerakleitoB 76
Hennef 'Evaymvtog 16
Heijchia 69
HieroDf HclminHchrift 70
M Krankheit 8
Honi/Bf (metuph.) 64
Hybrm rdtp nax&v 108
Hyperboreer 94
Hypiipyle 46
KEGISTER.
I.
'Ich' (chorlyr.) 60. 63 ff.
Kastoreion 1. 2. 20
Kentauren 16
Kinyras 16
Kirrha: Krisa 93/94
Menelaos Irrfahrten 66
Metrik
&%eq}aXa 77
&vaßoXr} 6
'Anakrusis* 118/119
Auslautsverkürz'ung 109
, Beschleunigte Grundzei-
ten 60. 118
'Chalkidiker' 114
Dochmienvorläufer 67
'Hemiepes' (eium. drei-
heb.) 24
'Hyperkatalexe' 118/119
Kastoreion 2
'Kerygma' 61. 67
Klauselvorklang 24. 32
öO. 61. 68. 77
Lilngung kons. Ende. (?)
82. 106
Längung vok. Ends. vor
Liqu. (?) P. V 42
v6iiog'A&riv&g(7toXvx.)m \
'Paianismos' 67 '
pyrrhich. Eing. i. Aeol.
100. 109
aäacctu 6
SchaukelrhythmuB 8
'Triole* (tcvkvov) 13. 60
übergreifen '(eryam6.)79
ümtedung' 14. 82. 60. 77
Opaon (?) 86
Phyllobolia 72. 89. 90
PindaroH
Aegide (88/84) 68 ff.
Geburtaj. 91/92
Ehe 107
und d. Frauen 40. 78
Psychologie 89. 80/91. 188
Bhea und Pan, Nachtfeier
30, 40 jetzt fr. 79, 4 zu
streichen; vgl. 115
Salmoneus 42
Sarpedon 31
Schimmel, Heroenpferd 41
Schlangensymbol 72
Sidero 42
Staaterecht, heroisches 110
Stil
Antithese 17. 104
&7tö y.oivov 31. 39. 70
Apostrophe 4, (im 2.Glie-
de) 43
Asyndeton 66. 76. 80. 86
87. 108
Ausruf i. d. Konstr. ein-
bez. 62
Brachylogie 9. 80 (bis).
107 ^
Epos 40. 48. 99. 104
Erzählungs weise 17 38
38. 39 . . .
Etymolog. Spiel 6. Id. 94
Humor 64. 64. 87
Metaphern 23. 64. 70 81
83. 86. 87. 107. 111
Mythos i. Epin. 95
Personifikation 69
Polaritilt 20. 82/83
Präd .i. Neben«, ausgel. 90
Prooimion 6. 66 67
Rückstrahlung d. Neg. 94
„ d. PrUp. 111
Schema clialcidio. 128
„ Pind. 46. 98
M «a^'5i. X. x.ii.
66. 90 '^
Simplex f. Kompos. 80
76 u. ö.
Sperrung 80. 40. 46
Sphragis 21 ff. 46 ff. 48.
86 ff 97. 10« ff.
Subjekt nicht genannt 48
tibcrgUnge 98. 97
Variation 29. 61 . 106. 1 19
Zeugma 7. 46. 98
126
Syntax
archaische 11. 18. 63
lyrische 21
Adj. f. Adv. 7. 43
„ attrahiert 46. 71.
108. 117
„ neutr. plur. i. Präd.
7. 23. 98
Pron. rel., locker konstr.
22. 28. 62
Akkusativ: inneres Obj.
73. 76. 103, erspart 10
(b. ix^iv). 23 (jrpoqpf'pfft)»
17 {ÖTtl^Eö&ai), 39 {di-
^aro, dfjasv), a.d.Nebens.
anticip. 45, d. Beziehg.
62. 93, wohin? 41. 56,
dopp. {öalvsiv) 8, xara-
Register
ßalvsLV trans. 74, ^ta-
(f^QSi trans. 108/109
Genetiv: Separ. 5. 104,
synonym. 48. 62. 76, b.
TisxXiiad-at- 30, iniroacs
37, ^Tteeri 76, b. Pass. 43
Dativ: b. cckovslv 5, di-
y,OiLccL 70, 6tq'6vslv 38,
b. Subst. 12. 41, ter-
mini 97.
Nominativ f. Vokativ 102
Acc. c. Inf. nach Vok. 10
Partie, m. Kopula 123
„ iaS^isvog z. erg.
83. 112
„ 'ItpLy. CCpCi%%BlGU
76.
! Tempora 31. 37. 56/56.
i 79. 86. 86
I Modi 47. 90. 94. 107. 124
Aktiv f. Med. 71
Tantalos 14. 18
^^jLitS Ugä 103
Thyona: Semela 31. 102
Unsterblichkeit verliehen
83. 85. 109
Wagenlenker d. Polyza-
los 3
Wanderung, achaeische 35
„ aeolische 91
Windopfer (Iphig.) 101
Worte, 'geflügelte' 21.
119ff.
IL
ayud^og 19. 23. 31. 121
i9a^i5s 22
icyQÖxSQog 27. 78
jJaötifvg 17
uyviai 86
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t^^fa 36
avrdff refl. 18
'I^tfflv 17
äatog 97
Ivy^ 46
xa/ Wortst. 44. 63. 98,
'und zwar' 11. 18, 'über-
haupt' 87, prägn. 5. 43.
49
XCCLQOV 12
xaXXLvixog 21
xaxaßaivco trans. 74
xax^X^ad'ai 5
xstvog 7, 16, 16
KivxavQog 14
xigSog 12. 22. 29
xsQdä) 22
xsxBLficcvraL plur. 81
>cf;jXad'ovrag 43
x^Äa 6
xXiala 42
xoft/^w dvax. 30. 40. 76
Xtvxais {(pQocöiv) 40
Atjra^d? 16
fia&cov iaßl 123
fiarpoÄdXog 27
^sXri6i[ißQ0X0g 36
/i^v (ohne d^) 35
J^oLxofoQog (?) 79
oftco? 23
oeyta 81
oHiog 111
o^)ldfi£ro? 48. 97
ovvixsv xo^v. 87
7iaQ%-svixocl 87
srar^p, 'Allvater' 30
srar^^ss = 'itaxgcasg 54
TCsiGLvdXivog 16
TTsqp^i-xofraff 43
jroic/iadoxoff 93
noXTg 31. 38
7CoXwc7]ua)v act. 29
TCoXvcpiXog 51
Tlgovaa 59
-XQOcpiQSi intr. 23
ntSQcc (vixav) 90
Tlvd'ä) Ilvd'mv 6
Ävpa/lqpEVftv 124
otxfjavxriv 117
Jr«-^? 111
ö(ar mßdriXov) 116
(yxv(>os 56
(Joqpta 19. 21. 47. 86. 94
tfoqpos 23. 121
Register
tfra^/ia 23
GTOfia 86
ffv^Lav i^aiQsiv 112
GvXXrintL%&s (schol) 16.
70. 105. 112
a%oLvoxsvris 116
Ta xal ra 67
xivseQ-ai, 18
t25 distr. 73, rl 43. 67
TvcpdiV Tvcpms 6
vytSQCupavog 93
vTtBQdixog 97
V7tO%OVQl^S09-CCL 28
vnoq>äTig 22
127
«jparts 31
qpXofi'eog 27
qpovo? 45
qP9£voapa$ 79
/alxoapa? 79
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Xapt? 11. 20
X<^Ql^tic 15
X^loapos 82
XOigäg 97
^Upetov jrp»J 27. 31
Xgdvog 57
29i;<Tao^os 56
^südog 28. 82
Alkmeonis 69
Aristonoos Hestiahyinn.
124
Bacch. UI 28. 58 12
„ XVni 29 Ken. 29
Demoer. fr. 202, Diels' II
102 28
'Hes.' fr. 63 35
m.
'Hee.' fr. 93 ff. 101
„ 122 123. 125.
219 26
„ „ 128 80
„ „ 143 35
„ „ 170 62
Kl. Ilias 62
Find. 0. XIV 24 43
Find. fr. 104''"»« 107
„ „ 106/6. 114^ 1
Polyzalosinschr. 3
Sapph. fr. 95,2 37
Simon, fr. 141 11/12
„ „ 149,2 64. 71
Thuc. V9,9 123
Von O. Schroeder erschien femer:
Vorarbeiten zur griechischen Versgeschichte. Geh. M. 15., geb. M. i8.-
„Mit außerordentlicher Freude begrüßen wir diese Sammlung grundlegender Meisterarbeiten
Schroeders zur griechischen Metrik, die uns schon aus verschiedenen Zeitschriften bekannt
sind. Jfctzt ist die Gelegenheit geboten, auf die bequemste Weise in den ganzen, neuen Bau
der Schroederschen Metrik einzudringen, was bisher für viele durch die Notwendigkeit, alles
hier und dorther zusammenzutragen, erschwert war." (Literar. Zentralblatt.)
Pindari carmina. {Poetae lyrici Graeci coli. Th. Bergk. Edit. V. Pars I vol. I.)
2. Auflage. [In Verb.]
Pindari carmina cum fragmentis selectis. Geh. M. 15.— , geb. M. 22.80
Einleitung in die Altertumswissenschaft. Herausgeg.von A. Gercke
und E. Norden. 3 Bände.
I. Methodik. Sprache. Antike Metrik. Griech.u.röm.Literatur. 2. Aufi. Geh. M.39.— ,geb.M. 51.—
II. Griech. u. röm Privatleben. Griech. Kunst. Griech. u. röm. Religion. Geschichte der
Philosophie. Exakte Wissenschaften und Medizin. Antike Numismatik. 3. Aufl. [Unter
der Presse 1921.]
III.Griechische Geschichte bis zur Schlacht von Chaironeia. Griechische Geschichte »eit
Alexander. Röm. Geschichte bis zum £nde der Republik. Die römische Kaiserzeit. Grie-
chische Staatsaltertümer. Röm. Staatsaltertümer, a. Aufl. Geh. M. 30. — , geb. M. 36.—
Geschichte der Philologie. Von U. v. Wilamowitz-Möllendorff.
Geh. M. 16.—, geb. M. 20. —
Hier wird der Versuch gemacht, in möglichster Kürze darzustellen, wie sich aus der
Grammatik, wie sie die Schule aus dem sinkenden Altertum übernahm, allmählich die das
ganze Leben in allen seinen Äußerungen umfassende Wissenschaft vom griechisch-römischen
Altertum herausgebildet hat. Das ist durch die Zusammenarbeit aller Kulturvölker erst in
den letzten zwei Menschenaltern erreicht; über diese kann freilich nur berichtet werden, ohne
die einzelnen Personen hervorzuheben.
Die griechische u. lateinische Literatur u. Sprache. (Die Kultur der
Gegenw., hrsg. v. P. Hinneb erg. Teil I, Abt. 8.) 3. Aufl. Geh.M. 60.—, geb. M. 84.-
Inhalt: I. Die griechische Literatur und Sprache. Die griechische Literatur des Alter-
tums: U. v. Wilamowitz-Moellendorff. — Die griechische Literatur des Mittelalters:
K. Krumbacher. — Die griechische Sprache : J. Wackernagel. — II. Die lateinische
Literatur und Sprache. Die röm. Literatur des Altertums: Fr. Leo. — Die latein. Literatur im
Übergang vora Altertum zum Mittelalter : E. N o r d e n. — Die lateinische Sprache : F. S k u t s c h
Fr. Lübkers Reallexikon des klassischen Altertums. 8. Aufl., in
vollständiger Neubearbeitung herausgeg. von J. G e f f c k e n und £. Z i e b a r t h. In
Verbindung mit B. A.Müller und unter Mitwirkung von E. Hoppe, W.Liebe-
nam, E.Pemice, M. Wellmann u.a. Mit 8 Plänen. Geh.M. 96. — , geb. M. 114. — .
Ausgabe mit Schreibpapier durchsch. in 2 Bänden geh. M. 150. — , geb. M. 186. —
„Die beiden Herausgeber und ihr gelehrter Stab haben es ganz vorzüglich verstanden, das
Wissen der heutigen Altertumswissenschaft, wie sie versprechen, kurz und bündig darzustellen.
Vortrefflich ist die der alten Auflage fehlende Verweisung auf die neueste Fachliteratur, die zu
weiteren Studien anspornt." (Deutsche Literaturzeitung.)
Vom Altertum zur Gegenwart. Die Kulturzusammenhänge in den Haupt-
epochen und auf den Hauptgebieten. Skizzen von F. Boll, L.Curtius, A.Dopsch, E.
Fraenkel, W.Goetz, E. Goldbeck, P.Hensel, K.H0II, J.Ilberg, R.Imelmann,
W.Jaeger, V.Klemperer, H.Lietzmann, E.von Lippmann, A.vonMartin, Ed.
Meyer, L.Mitteis, CMfüller, E.Norden, J.Partsch, Leipzig, J.Partsch, Bonn, A.
Rehm, G.Roethe, Wilh. Schulze, E.Spranger, H.Stadler, A.Wahl, M. Wundt,
J. Z i e h e n. 2., vermehrte Aufl. Geh. M. 37.50, geb. M. 45.—
„...so gewinnt das Buch die Bedeutung einer den höchsten Menschlichkeitsgedanken
geweihten Führung. Hier wird nicht die ästhetische oder die logische oder die ethische Seite
des Altertums als Vorbild gesichert, sondern eine Zusammenfassung, eine Einheit geboten."
(Mitteldeutsche Zeitung.)
Die germanische Urgeschichte in Tacitus' Germania. Von Eduard
Norden. Mit l Titelbild u. i Karte.
Der Versuch, Abschnitte der Taciteischen Germania in den Zusammenhang der hellenisch-
römischen Ethnographie einzuordnen, weitet sich zu Untersuchungen zur Urgeschichte des
germanischen Volkes, zu wichtigen Episoden unserer ältesten vaterländischen Geschichte aus.
Römische Studien. (Historisches, Literaturgeschichtliches, Epigraphisches
aus 4 Jahrhunderten Roms.) Von C. Cichorius. [U. d. Pr. 21.]
Verlag von B.G.Teubner in Leipzig und Berlin
Preisänderung vorbehalten
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m 2 0 1988
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