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Full text of "Pindars Pythien. Erklärt von Otto Schroeder"

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SAMMLUNG  WISSENSCHAFTLICHER  KOMMENTARE 

zu  GRIECHISCHEN  UN:.  RÖMISCHEN  SCHRIFTSTELLERN 


PINDARS  PYTHIEN 


ERKLART  VON 


OTTO  SCHROEDER 


VERLAG  UND  DRÜCK  VON  B.G.TEÜBNER- LEIPZIG. BERLIN  1922 


PSS3 


ALLE  BEOHTE, 
EINSOHLIBSSLIOH  DBS  ÜBEKSBTZUNÖSRECHTS,  YOEBBHALTEN. 


KARL  REINHARDT 


ZUM  12.  JULI  1919 


XAIP6  (PIAOC 


VOBWORT. 

Nach  Abschluß  meiner  kritischen  Pindarausgabe  1900  traf  ich  mit  dem 
Verleger  Abrede  über  einen  exegetischen  Kommentar  zu  den  Pythien.  In- 
zwischen nahmen  mich  Jahre  hindurch  versgeschichtliche  Arbeiten  in  An- 
spruch; gern  ließ  ich  auch  einem  Größeren  den  Vortritt.  Dann  riß  mich 
1910  das  ewig  beweinenswerte  Schicksal  des  alten  Joachimsthalischen  Gym- 
nasiums, wo  ich  ein  Menschenalter  hindurch,  in  wundervollem  Gleichmaß, 
für  Unterricht,  Erziehung  und  Wissenschaft  tätig  sein  durfte,  auf  ganz  neue 
Bahnen,  mit  einer  verdoppelten  amtlichen  Arbeitslast,  bis  ein  Unfall  mich 
auf  ein  wochenlanges  Schmerzenslager  warf  Da  hab  ich  denn  meinen  Pindar 
zu  mir  ins  Bett  genommen,  und  seitdem  floß  die  einmal  angebrochene  Ader 
unaufhaltsam  über  von  ihrem  jahrzehntelang  aufgestauten  Inhalt,  erfrischt 
inzwischen  und  bereichert  durch  das  namentlich  auf  mythographischem  Ge- 
biet erblühte  neue  Leben. 

Vorausgesetzt  bei  Abfassung  des  Kommentars  ist,  außer  der  größeren 
Ausgabe  von  1900^  die  Textausgabe  von  1914;  hier  findet  man  auch  die 
wichtigste  Pindarliteratur  verzeichnet,  vollständiger  in  dem  nützlichen  Buche 
von  Camille  Gaspar,  Essay  de  Chi'onol.  Pind.  (Bruxelles  1901). 

Wenn  man  sich  erst  in  Pindar  hineinlesen  will,  wird  man  gut  tun,  die 
Gedichte  in  der  Zeitfolge  ihrer  Entstehung  vorzunehmen.  Die  Rückverwei- 
sungen im  Kommentar  sind  im  ganzen  darauf  eingestellt,  wie  denn  natürlich 
die  Interpretation  selber  ganz  auf  der  zum  Glück  festen  chronologischen 
Grundlage  ruht.  Das  ist  ja  auch  einer  der  Gründe  für  die  Wahl  gerade  der 
Pythien:  sind  doch  nur  zwei  von  ihnen  nicht  urkundlich  datiert,  und  reichen 
sie  doch  von  des  Dichters  Erstling  unter  den  Epinikien  bis  zu  seinem  er- 
-^  ^  n  Fahrwohl  an  Aigina.  Also  Pythien  X.  VI.  XÜ.  VII.  (II.)  XI. 
I.  IV.  V.  VIII. 

Wer  die  in  diesem  Bande  vorgelegten  Strophenanalysen  unbefangen 
prüft  und  sie  mit  den  Analysen  vergangenen  Jahrhunderts  vergleicht,  der 
\vird  denk  ich  gern  einstimmen  in  das  Urteil  eines  Mannes,  der  dieser  Inter- 
prf^tationsweise  noch  immer  skeptisch  gegenüberstand:  'es  ist  unleugbar,  daß 
nm  »in  .solcher  Wagemut  weiterhelfen  konnte*  (v.  Wilamowitz,  Griech.  Lit.- 
(i^schichtc*—  Kultur  d.  Gegenw.  I  8,  Leipz.  1912,40).  Später  lauteten  die 
Urteile  oft  weniger  günstig. 

Das  seit  Jahren  dniokfertig  vorliegende  Manu.sknpt  hat  eist  bessere 
HerstellungsbedingUDgen  abwarten  sollen.  Obwohl  die  freilieh  kuwin  ein 
getreten  sind,  hat  sich  der  Vorleger  doch  zum  A))druck  entschlossen  unter 
der  Bedingung  'tunlicbst4<ir  Beschränkung  auf  das  unerläßlich  Notwendige*. 
fCi  galt  daher  alles  Exkursartige,  ebenso  teztkritischo  Erörterungen,  wenn 
für  die  EzegM«  ohne  Belang,  aamuohalteD  und  manche  eingehandtre  Aaa- 


VI  Vorwort 

führung  auf  Andeutungen  zu  beschränken.  Im  Mythogiaphischen  hab  ich 
nur  einige  Male  (so  Pyth.  XII)  ins  einzelne  gehen  wollen.  Für  die  Argo- 
nauten (Pyth.  IV)  bin  ich  glücklich,  jetzt  auf  die  erschöpfende  Darstellung 
Carl  Roberts  (Gr.  Heldens.  3,1)  verweisen  zu  können.  Hinzuzufügen  ist 
bei  Robert  S.  765*,  wegen  des  auch  für  Pindar  ^goldnen'  Vlieses,  Pyth. 
rV  68.  Darin  wird  Robert  recht  haben,  daß  lason  bei  seiner  ersten  Be- 
gegnung mit  Pelias  in  dem  hoch  daherfahrenden  Herrn  den  König  nicht 
einmal  vermutet.  Von  der  giftigen  Frage  nach  seiner  Mutter  fühlt  der 
Edelerzogene  (102 — 105)  sich  nur  angepöbelt.  Nach  einer  vornehm  ab- 
lehnenden Erwiderung  kehrt  er  dem  Frager  einfach  den  Rücken  zu,  um 
mit  Bericht  und  Bitte  sich  an  die  oisövoi  nollxai  (117)  zu  wenden. 

Möchten  die  Kürzungen  dem  Verständnis  nicht  hinderlich  sein,  und 
das  Gegebene  ausreichen,  Lust  und  Mut  zu  wecken  zu  tieferem  Eindringen 
in  eine  Empfindungs-  und  Ausdrucksweise,  die  hellblickenden  Athenern  und 
der  Zeit  Herders,  Goethes  und  Wilhelms  von  Humboldt  eine  Erbauung 
war,  uns  aber  ein  unschätzbares  Denkmal  vorattischen  griechischen  Geistes- 
lebens ist  und  bleiben  wird.  Was  dabei  an  Gemütswerten  für  Söhne  unseres 
Zeitalters  herausspringen  mag,  das  sei  jedem  einzelnen  für  wirkliche  Groß- 
heit empfänglichen  Leser  überlassen. 

Für  treue  Hilfe  bei  Überwachung  der  Korrektur,  daneben  für  manchen 
nützlichen  Rat,  hab  ich  auch  diesmal  Paul  Maas  zu  danken. 

B  erlin- Gharlottenburg,  q  g 

21.  September  1921.  • 


i 


PYTHIEN  I— ni. 

An  der  Spitze  der  Pythien  stehen  in  sämtlichen  Hss.,  also  seit  der  aus 
dem  2.  oder  3.  Jahrh.  stammenden  Mutterhandschrift,  drei  Lieder  für  Hieron, 
geeint  nur  durch  die  Person  des  Adressaten,  sonst  grundverschieden.  In  allen 
dreien  ist  von  Rennsiegen  die  Rede,  P.  I  33  aQ^aßi,  II  3  rsxQccoQog^  III  73  ff. 
von  Kränzen,  xovg  aQUSrevtov  0£Qivtxog  eUv  KIq§c(  tcots.  Von  diesen  Liedern 
knüpft  also  Pyth.  III  höchstens  an  eine  Erinnerungsfeier  an:  nach  den  Scho- 
lien  zur  Übei-schrift  geht  Pindars  iv  KC^^a  Ttori  auf  Siege  des  Springpferdes 
pyth.  26/27  «=  482/478;  im  übrigen  ist  es  ein  Trostlied  für  den  an  einem 
Blasenleiden  erkrankten  König.  Eine  großartige  Festkantate,  die  weit  mehr 
als  den  Wagensieg  des  Jahres  470  die  eben  vollendete  Gründung  der  do- 
rischen Aitnagemeinde  feiert,  ist  P^i;h.  I,  Wohl  gibt  sich  Pyth.  11  auch  als 
ein  Siegeslied  mit  Danksagung  an  die  Götter,  die  den  Sieg  erringen  halfen, 
auch  ein  Mythos  fehlt  nicht:  ganz  im  Epinikienstil  hören  wir  vom  Schicksal 
des  undankbaren  Ixion;  es  fehlt  nur,  man  weiß  nicht  warum,  der  Ort  des 
Sieges;  der  Anfang  betont  nachdrücklich  das  waffenstan-ende  Syrakus,  der 
Schluß  aber  erscheint  uns  fast  wie  eine  Aussprache  unter  vier  Augen.  Und 
doch  hat  der  Dichter,  wie  er  ausdrücklich  hervorhebt,  das  Lied  kunstvoll 
auch  in  Noten  gesetzt,  also  zweifellos  zum  Vortrag,  wenigstens  am  Hofe 
des  Königs,  bestimmt,  etwa  wie  Pyth.  IV,  ähnlich  Isthm.  ü.  Die  Einreihung 
auch  des  mit  Pytho  nirgends  sich  berührenden  Liedes  unter  die  Pythien 
hat  bereits  Boeckh  im  wesentlichen  einleuchtend  erklärt  (expll.  242,  Kl. 
Sehr,  IV  471.  475 j.  Das  von  einigen  Grammatikern  als  ein  Hyporchem 
bezeichnete  Scherzgedicht  an  Hieron  mit  dem  Anfang:  avvsg  o  xoi  iiy(o 
(fr.  105)  heißt  in  der  Athenaiosepitome  (I  28  a)  nvOiKri  laöi]  (fr.  106),  ver- 
mutlich, weil  darin  ein  pythischor  Maultiersieg  erwähnt  war.  Du  nun  die 
alten  Erklärer  (zu  P.  II  125  c.  127  Drachm.)  eben  dies  Tanzlied  für  das 
dort  genannte  Kaaiögetov  hielten  —  vielleicht  nur,  weil  der  Name  Kastor 
dort  vorkam,  u}g  (^^evyogy  tVQtjua  Kdazogog,  rag  avxbg  Uysi  (schol.  Isthm.  I  21  =« 
fr.  114  b)  —  und  in  flüchtiger  Interpretation  der  Pindarstello  (69)  dies  Lied 
mit  Pyth.  II  zugleich  übersandt  glaubten,  so  mochte  ihnen  auch  der  im 
Eingang  des  Ixionsliedes  erwähnt»«  Wagensieg  als  ein  pythischer  erscheinen. 
Das  umgekehrte  Verhältnis  ist  minder  wahrscheinlich,  wenn  die  Quelle  jener 
Epitome  älter  ist  als  die  alexandrinische  Ausgabe  ( Wilamowitz,  Berl.  Sitzgsb. 
1901, 131 1*).  Merkwürdig  bleibt  dabei,  daß  nach  den  Scholien  zur  Überschrift 
gera<le  nur  Apollonios,  'der  Eidograph',  das  Epinikion  für  ein  pythisches  soll 
angesprochen  haben,  während  die  andern,  Kalli8trato8,Aninionios,Kallimacho8, 
Dionysios  PhaselitcH,  wüst  herumrieten,  I)iony.sios  sogar  sich  nicht  scheute, 
einen  atheninchen  Sieg  in  den  Pindartext  hineinzukorrigieren  Hier  wird  eine 
Hypothese  zu  wagen  sein.  Von  jenem  Apollonios  erfahren  wir  EM  295,  52, 
daß  er  xug  Sonovaag  x&v  ioA(ov  JtoQtov  (UXog  Fxtiv  iitl  xo  avx6  (Tt'vf)yf  Kai 
n«hro«4«r.  Plnd«r«  P/thUa  1 


2  Pythien  I— 111 

Oqvylaq  xal  yJvölag  .  .  .  (ii^okvöiatl  Kai  iaöxl.  Apollonios  hatte  also  noch 
die  Musiknoten  und  verstand  etwas  von  Musik.  Wie  nun,  wenn  die  andern, 
nur  weil  beide  Lieder  an  Hieron  gerichtet  waren,  und  der  Name  Kastor, 
wie  wir  sahn,  in  dem  Tanzlied  vorgekommen  sein  mochte,  die  Zusammen- 
stellung vorgenommen  hatten,  und  der  musikkundige  Eidograph  urteilte, 
'das  Tanzlied  ein  Kastoreion  zu  nennen,  war  ein  Irrtum:  Kctöxoquov  fiikog 
bedeutet  ein  musikalisches  Motiv'.  Wie  nach  Pind.  0.  I  101  einen  LTtmog 
v6fiog  für  Reiterlieder,  so  gab  es  in  der  Tat  ein  Kastoreion  für  Fußtruppen 
in  Sparta  (Plut.  Lyc.  22,  PoUux  IV  78,  Ps.-Plut.  de  mus.  §  257  RW),  für 
Streitwagen  in  Sparta  und  Theben  (Pind.  Isthm.  I  16),  —  ob  überall  gleich- 
lautend, oder  in  Unterarten  gesondert,  ob  variierbar,  oder  wenigstens  in 
verschiedene  Tonarten  transponierbar  (Isthm.  I  16,  P.  II  69),  wer  mag  das 
heute  sagen?  Aber  zu  denken  gibt,  daß  nach  der  Anekdote  bei  Philodem 
nsQL  KcoiL&v  XIV  33  (p.  25  Jensen)  Timokreon  von  Rhodos  ein  Kastoreion 
Solo  gesungen  zu  haben  scheint.  'Wenn  dann',  könnte  Apollonios  weiter 
geurteilt  haben,  'wie  ihr  alle  annehmt  und  auch  wahr  sein  mag,  obwohl 
Pindar  nichts  dergleichen  sagt,  beide  Lieder  gleichzeitig  übersandt  wurden, 
das  Ixionslied  auf  den  ungenannten  Wagensieg,  das  Tanzlied  in  Anknüpfung 
an  einen  pythischen  Maultiersieg  (fr.  106,  6),  so  solltet  ihr  vor  allem,  was 
ja  auch  Pindar  tut  und  die  Musiknoten  bestätigen,  das  Ixionslied  als  das 
Kastoreion  anerkennen  und  eben  diese  feierliche  xccQig  q>6Q^iiyyog  iTCzayitvTtov 
als  ein  pythisches  Epinikion  einreihen,  wie  das  Kastoreion  Isthm.  I  als  ein 
isthmisches.'  Die  nähere  Begründung  unserer  Interpretation  der  Pindarstelle 
vom  Kastoreion  wird  sich  nachher  geben  lassen. 

Das  Datum  des  Aitnaliedes,  pyth.  29  =  ol.  77,  3  =  470,  das, 
72  Jahre  nach  Theod.  Bergks  These  (Philol.  XIV)  und  trotz  einleuchtender 
Darlegung  in  der  4.  Pindarausgabe  (1878,  14ff.)  i.  J.  1894  (Philol.  53, 
725  flf.)  gegen  Leop.  Schmidt  noch  einmal  verteidigt  werden  mußte,  steht  ja 
nun  mit  der  Oxyrhynchosliste  (Oxyrh.  pap.  222,  vol.  II  85)  fest  und  ist  end- 
lich allgemein  anerkannt,  nach  langem  Sträuben  (Münch.  Sitzgsb.  1888, 
376.  1900,  148)  auch  von  W.  Christ,  Herrn.  36,  1901,  107 ff. 

Für  das  Trostlied  bleibt,  wegen  der  Erinnerung  an  die  Pherenikos- 
siege  482  und  478,  sowie  wegen  des  Ahvulog  h,ivog  (69)  und  der  im  Mittel- 
punkt stehenden  Krankheit  des  Königs,  kaum  ein  andres  Datum  übrig  als 
474,  ein  Jahr  also  nach  der  Rückkehr  des  Dichters  in  die  Heimat,  vier 
Jahre  vor  der  großen  Aitnafeier.  Der  Versuch  Gaspars  (Chronol.  Pind.  78), 
dies  Gedicht  samt  dem  Ixionsliede  gar  vor  die  sikelische  Reise  des  Dichters 
zu  rücken,  ist  un diskutierbar  (Drachmann,  Fleckeisens  Jahrbb.  141,  1890, 
448;  Lipsius,  Ber.  d.  phil.-hist.  Kl.  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  1900,  Febr.,  S.  13). 
Dann  hat  das  Pythienjahr  474  drei  pythische  Lieder  gezeitigt,  das  XI.  mit 
dem  Hinweis  auf  den  unbefleckt  den  'süßen  Kindern'  hinterlassenen  Namen, 
das  IX.,  erzählungsfreudige  Kyrenelied  und  nun  die  mit  der  Kyrene  aus 
der  selben  Sphäre  stammende  Mär  von  der  ungetreuen  Koronis,  Pyth.  HI. 
Hinzukommen  mögen  weiter  zwei  Erinnerungslieder,  xov  ^OXvfimovUav  avd- 
yvcori  fiot  (Olymp.  X)  und  das  auf  einen  früheren  Sieg  (an  den  sikyonischeu 
Pythien,  noxE  N.  IX  52)  des  Chromios,  Mitregenten  des  jungen  Deinomenes 
in  Aitna  (Näheres  zu  P.  I  58/100).  Das  ergibt  dann  für  das  Jahr  474  einen 
wahrhaft  üppigen  Liederfrühling  oder  -herbst,  wenn  man  lieber  will,  im 
Hinblick  auf  die  vielen  'mit  Zinsen'  (0.  X  7  ff.)  abgetragenen  Liedschulden. 


Einleitung  3 

Bei  dem  Ixionsliede  darf  man  schwanken  zwischen  der  Zeit  un- 
mittelbar nach  der  sikelischen  Reise  (475)  und  etwa  einem  Jahr  vor  der 
Aitnafeier  (also  471).  Für  beide  Daten  lassen  sich  Gründe  geltend  machen: 
es  scheint  ratsam,  die  Entscheidung  bis  zum  Schluß  der  Interpretation  auch 
dee  Trostliedes  zu  vertagen.  Doch  seien,  in  Übersicht,  hier  einige  Daten 
zusammengestellt,  soweit  sie  auf  Grund  der  neueren  Forschungen  als  fest- 
stehend gelten  können:  C.  Robert,  Herrn.  35,  1900,  141ff.;  J.  H.  Lipsius, 
Ber.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  phil.hist.  Kl.  1900,  Febr.;  Gaspar,  Chron.  Find. 
1900;  Lipsius,  BphW.  1901,  420;  Wilamowitz,  Sitzgsb.  Berl.  Ak.  1901, 
I273flf.;  Schroeder,  Philol.  53,  1894,  725ff.;  61,  1902,  356ff.;  Fricken- 
haus,  Arch.  Jahrb.  28,  1913,  52ff. 

Deinomenes 


6«lon  —  D»maiet6 

t  478/7     I  (T.Theroiu) 

Sohn  (deMen  Vormtuid: 

Tlumaybalot) 


Hieron  —  (1.)  T.  d.  Nikokles      Polyxaloi  —  (1.)  T.  Theroni       Thra^ybulof 
t -iSe        !  t  vor  Hieron    |  (Yorm.  f.  Gelona  Solm) 

Deinomenea  (Reg.  ▼.  Aitn»)  T.  wird  Theroni  8.  Gattin 

—  (3 )  T.  d.  Anaxilas  —  (2.)  Damarete  (Geloni  Witwe) 

—  (3.)  T.  d.  Xenokrate» 

(Therona  Nichte) 


491;t)  Gelon  Tyrann  von  Gela 
488/7  Theron  Tyrann  von  Akragas 
486/4  Gelon  in  Syrakos 
482      HieroneHengstPherenikossiegt 
an  den  Pythien 
Schlacht  bei  Salamis 
Schlacht  bei  Himera 
Ätnaausbruch  (n.d.Marmorchron.) 
H  i  e  r  0  n  ß  Hengst  Pherenikos  siegt 
abermals  an  den  Pythien 
Gelon  t 

Hieron  (Chromios,  Therons 
Schwager;  echützt  die  Lokrer 
gegen  Anaxilas  von  Rhegion 
477/6  Hieron  verschickt  Polyzalos, 
'zum  Schutze  der  Sybariten 
gegen  Kroton*. 

Hierons    und    Therons    Heere 

Rtehen  einander  am  GelaÜusse 

gegenüber 

S  i  m  0  u  i  d  e  B  siegt  an  den  großen 

Diony  sien  m.  einem  Dithyrambos 

H  i  e  r  o  D  ■  Heng8i Pher«  nikos  siegt 


480 


478 


477 


476 


476     Pindaros  in  Akragas  und  Sy- 

rakus 
476/6  Anaxilas  von  Rhegion  f 

(Die  Gründung  der  Aitnagemeinde 

[für  Katane]  beginnt?) 
476  Pindaros  kehrt  heim 
474     (Polyzalos  siegt  mit  dem  Wagen 

an  den  Pythien?) 
Hierons  Flotte  siegt  bei  Eyma 
472      Hieron  siegt  mit  einem  Spring- 
pferde in  Olympia 
472/1  Theron  t 
471      Hieron     schlügt    Thrasybulos, 

Therons  Sohn,  am  Akragasfluß 
470      Hierons     Wagensieg     an     den 

Pythien 
468      Hierons    Wagensieg    an     den 

Olympien 
468/7  Simonides  f 
467/6  Hieron  + 
466/6  Sturz  der  Deinomeniden   in  Sy- 

rakns 
461/0  Ende  der  Aitnagemeinde 


an  den  Olympien 

Weder  Gelon,  noch  Polyzalos,  noch  Thrasybulos  der  Deinomenide,  noch 
Tbrasydaios,  Therons  Sohn,  noch  Anaxilas  werden  bei  Pindar  mit  Namen  genannt. 
Über  die  lu  dem  Gespanne  des  herrlichen   'delphischen  Wagenleukert* 
gehörende  Inichrift: 

H\oX{>CaX6g  ^'  Avid^xtv 
vlbg  JiivotUvtOi^  tJov  &»^\  »imw^i   'AtcqXXov^ 
di«  erste  Zeile  auf  Rasur,  darunter  sich  erkennen  läßt: 

bat  einstweilen  abschließend  Aug.  Frickenhuus  gehandelt  (§.  o )  und  daran  die 
Vermutnng  geknilnfl,  daß  sie  einen  Wagensieg  des  Polyzalos  melde  (474  oder 
478),  wobei  die  Korrektur  lediglich  eine  inzwischen  nötig  gewordene  Titel- 
ändening  bedeute. 


!• 


4  Pythien  I 

PYTHIEN  I. 

Hierons  Viergeepwin  siegte  zu  Kirrha  wie  bemerkt  im  Jahre  470.  Die 
gewaltsame  Besiedlung  der  ionischen  Stadt  Katane  mit  Doriern  aus  Sjraku» 
imd  aus  dem  Peloponnes,  die  dem  nvlöxijg  eine  neue  sakrale  Weihe  und  der 
jungen  Dynastie  einen  Rückhalt  verschaffen  sollte,  läßt  im  besten  Falle 
sich  bis  ins  Jahr  474  zurückverfolgen.  Der  X^^iog  Alxvaiog  der  Über- 
schrift von  Nem.  I,  das  wir  gut  tun  in  die  Zeit  von  Pindars  sikelischer 
Reise  (476/5)  zu  verlegen,  beruht  auf  einem  Mißverständnis  des  Zrivhg 
Aixvalov  yaqiv  (6).  Dagegen  ausdrücklich  xav  vsoy,xl<Siav  ig  ATxvav  schickt 
Pindar  das  zweite  Gedicht  auf  Chromios,  Nem.  IX,  das  wir  am  besten  mit 
Pyth.  III  im  Jahre  474  zugleich  übersandt  annehmen.  Der  ^svog  Alxvaiog 
aber  in  eben  diesem  Gedicht  (69)  ist  sicher  ein  Vorklang  der  geplanten  Aitna- 
feier:  der  Ausdruck  enthält  eine  zierliche  Antwort  auf  eine  Einladung,  an 
den  Vorbereitungen  des  Werkes  teilzunehmen,  von  dem  beide,  der  Dichter 
wie  der  Fürst,  sich  Großes  versprachen.  Nun  galt  es,  mit  der  Feier  des 
Sieges  für  den  König,  der  sich  vor  ganz  Hellas  als  Aixvcclog  hatte  ausrufen 
lassen,  ein  großes  Fest  zu  verbinden  zu  Ehren  der  neugegründeten  Dorier- 
gemeinde,  und  Pindar  lieferte,  in  ungewöhnlich  gehobener  Stimmung,  das 
Festlied. 

1 — 28.  Das  Proölraion  bildet  ein  Hymnus  auf  die  Macht  der  Musik, 
dessen  Schönheiten  im  einzelnen,  in  den  Bildern  des  unter  Harfenspiel  ein- 
herschreitenden  himmlischen  Festreigens,  oder  des  auf  Zeusens  Zepter  ent- 
schlummernden Adlers,  oder  des  bezauberten  Kriegsgottes,  und  vollends  des 
Gegenstücks  in  der  Wirkung  auf  den  Götterfeind,  den  unterm  Aitna  ohn- 
mächtig wütenden  Typhoeus,  keines  Kommentars  bedürfen.  Weniger  pflegt 
bemerkt  zu  werden,  daß  die  Schilderung  ganz  ins  Mythische  projiziert  ist, 
ähnlich  dem  Kernstück  des  Jugendliedes  Pyth.  X,  wo  in  den  Hyperboreern 
die  festlich  versammelten  thessalischen  Edlen  verklärt  sich  wiederfinden 
mochten,  und  in  genauster  Parallele,  wie  sich  noch  zeigen  wird,  mit  dem 
jüngst  ans  Licht  getretenen  Götterdithyrambos  (Exkurs  I).  Gewiß  waren 
Pindarn  die  (später  zum  Überdruß  wiederholten)  Schilderungen  von  der 
zaubrischen  Gewalt  des  Orpheus  (Aesoh.  Ag.  1630)  oder  Amphions  (Hes. 
fr.  133  [60])  bekannt  und  vertraut;  er  bleibt  auch,  im  Gegensatz  zu  den  mei- 
sten neueren  Dichtem,  außer  Shakespeare  in  den  vielzitierten  Versen  (Kaufm. 
V.  Ven.  V.  1),  wo  namentlich  the  man,  that  haih  no  music  in  himself  eine 
Parallele  bildet,  bei  dem  gesunden  Prinzip,  die  Macht  des  Gesanges  nicht 
in  den  eignen  Empfindungen  aufzuzeigen,  sondern  völlig  objektiviert  in  der 
bei  andern  Wesen  verschiedenster  Art  beobachteten  Wirkung.  Aber  wie 
hoch  erhebt  sich  für  eine  gläubige  Hörerschaft  das  ganze  Gemälde  über  die 
schon  damals  traditionelle  Weise,  z.  B.  bei  Simon,  fr.  40,  durch  Verlegung 
des  Schauplatzes  in  den  Olymp,  in  Anlehnung  natürlich  an  das  Götterkon- 
zert der  Ilias  (A  603  fif.)  oder  des  ApoUonhymnos  (Del.  11).  Daher  fehlt  denn 
auch  die  dem  älteren  Epos  überhaupt  noch  unbekannte  Flöte. 

1.  XQVöia  yo^f*7§,  die  schon  im  Epos  vorgebildete  Apostrophe  ovSl 
ai&sv,  Msvilcce,  üaxQOKlsEg  iTtTCSv,  Ev^ai^  Cvß&xa)'^  so  bei  Pindar  P.  VII 
10,  17,  0.  VIII  15,  dann  lockerer  fortgesetzt  mit  yuQ  N.  III  65,  0.  IV  Anf., 
mit  einem  Relativem  im  Nominativus  N.  VIII  Anf.,  und  hier,  zunächst  mit 
einem  Relativum  im  GJenetivus  (rag),  doch  taucht  dann  in  revx]}g  4,  aßev- 


1-10  5 

vv€ig  5,  aaTiisvag  8,  icuig  9  das  Pronomen  der  Anrede  wieder  auf.  — 
'Golden'  heißt  ja  auch  bei  Pindar  manches  in  übertragenem  Sinne.  Aber 
Apollons  Harfe  (yQvöeli]  Hes.  Schild  203,  agyvQeov  fv^'dv  I  187)  ist  wirk- 
lich von  Golde  strahlend  gedacht,  nicht  anders  als  Schlösser,  Zügel,  Geißel, 
Wagen,  Sessel,  Schwerter,  Helme,  Wehrgehenk,  Spindel  der  Götter  im  Mär- 
chenstil des  Epos  und  —  man  mustere  nur  die  Komposita  —  bei  Pindar 
selbst  2.  aiSvöixov,  Apollon  schlägt  die  Leier,  aber  er  int  es  für  die 
ichreitenden  und  singenden  Musen;  so  gehört  sie  auch  ihnen.  dyXataq, 
das  vornehmste  Wort  für  Festesfreude,  namentlich  bei  Siegesfeiern;  mit  dem 
Einzüge  des  Chors  beginnt  das  Fest  wie  auf  Erden,  so  auch  im  Himmel;  ini 
z&v  Movcav  o  Xoyog,  richtig  schol.  p.  9,  8  Dr.,  so  auch  der  Paraphr.  Über 
aoiöol  von  den  Musen  W.  Kranz,  Sokr.  VII,  1919,  252.  dnovBiv  mit 
dem  Dativus  gibt  es  ja,  TT  515/6,  Ttavroö'  Smoveiv  ScvIql  xr^öo^ivca^  also  dat. 
eth.,  hier  ganz  unpassend;  darnach  hängt  rag  ab  von  «xou£tv,  doch  klingt 
es  freilich  noch  durch  bis  ad^iaöLV.  3.  Die  aä^ara  sind  die  vom  Dichter- 
Komponisten  vorgezeichneten,  von  der  begleitenden  Harfe  wiedergegebenen 
Zeichen  zum  Einsetzen  und  Aufhören,  zum  Heben  un(i  Senken  des  Tones 
und  der  Stimme.  An  die  der  Aristoxenischen  Terminologie  rgCarj^og  ntv- 
zaöyj^og  zugrunde  liegende  Bedeutung  der  XQ^'^^''  Tr^corot  darf  man  nicht 
denken.  4.  Die  Deutung  der  Tr^oo/jn/cf,  ob  bloß  als  Harfenvorspiel,  die 
TtQoavdxgovßLg,  oder  als  Liedanfang,  ist  strittig:  im  ersten  Fall  ist  ayrißi- 
lÖQcav  'dem  Reigen  vorangehend',  im  andern  'den  Chorgesang  selber  sogleich 
mitanstimmend,  führend  und  begleitend',  dies  wohl  das  Richtige;  auch  die 
d^ßoXal  (nach  dem  SiVfßdXlero  xaXbv  äildsLV  des  Epos)  waren  ja  die  immer 
erneuten  Anhübe  innerhalb  der  sogenannten  dnoXeXvfUva.  Der  scheinbare 
Widerspruch  mit  den  'leierbeherrschenden  Liedern'  (0.  II  Anf.)  löst  sich  da- 
bin, daß,  im  Gegensatz  namentlich  zu  der  später  sich  vordrängenden  Flöte 
(Pratinas  fr.  1,  von  Boeckh  mit  Recht  hierher  gezogen),  bei  Pindar  durch- 
aus noch  der  Text  den  eigentlichen  Körper  des  Liedes  bildet,  dem  die  Musik 
nur  wie  ein  verklärender  Schleier  tibergeworfen  ist:  wie  hätten  sonst  auch 
die  Hörer  bei  den  oft  genug  von  rasch  wechselnden  Bildern  und  einander 
drängenden  Gedanken  übervollen  Liedern  auch  nur  den  Wortlaut  vernehmen 
sollen?  5,  xaJ  prögnant,  wie  P.  IV  165,  €  262.  aixi^tträv  xov  ßlaiov 
richtig  der  Schol.;  bestätigt  durch  &^j^6v  uix^axciv  N.  1X37,  ähnlich  nayy,Qai^g 
yuQavvog  im  Theberdithyrambos  (Exkurs  I).  Das  Geschoß  teilt  die  Stim- 
n»ung  des  Schützen,  schon  im  Epos  A  126,  O  168  n.  ö.  6.  .Ti'^(5§,  se- 
parativ  (so  der  Paraphr.  10^),  nicht  kühner  als  iv(fQoavvag  aXatai  0.  I  58. 
6 ff.  Gute  Beobachtung  des  Scholiasten  (vielleicht  auch  nach  Bildwerken), 
daß  mit  herabgelassenen  Fittichen  der  auf  dem  Knopf  des  Zepter«  schla- 
fende Vogel  sicherer  balanciert,  aber  der  Gegensatz  zu  coxfmv  deutet  doch 
noch  auf  etwas  anderes;  ebenso  «yxiUo)  (8).  7.  'Der  Vögel  Fürst'  (aus 
der  Tierfabel),  geradezu  ein  *kennin(f  geworden  (0.  XIII  21)  für  das  iLix(o^tt 
des  Tempels  {aUxng  fr.  53). 

^> — 10.  iiyqöv  —  aiojQBi  —  (iiJtalai,  ein  und  die  selbe  Metapher,  ¥ne 
aos  KV^taai  (ftnatg  t'  ävifitov  {V.  LX  48)  und  xv^dxtop  §tnag  itvi^tovg  xi 
(P.  IV  195)  hervorgeht.  xataöxöiitvoq,  das  Wort  klingt  noch  nach  in 
Piatons  xaroxco^rj;  hier,  grob  ausgedrückt.  Medium  für  das  Passivum;  kön- 
nen doch  auch  wir  sagen  'das  versteht  «ich*,  (tenau  so  Enripides,  iScn^Ca 
C^aidQa  %uQ&lav  naxicxixo  f(füni  iJiivcU  (Hipp.  27);  auch  bei  Uomer  wird 


6  Pythien  I 

■fjiQt  yciQ  Kcczixovto  (P  644  -^  368)  Medium  sein.  Pindar  sagt  gern  aretpa- 
vtoad^epog,  bei  einmaligem  axecpcivw^eig  (0.  IV  11),  und  der  Aorist  des  Me- 
diums vorstärkt  hier  wohl  noch  die  mindestens  im  Gemüt  aktive  Beteiligung 
des  Subjekts:  'innerlich  ganz  im  Banne  und  daher  folgend  den  Schwingun- 
gen deiner  Tonwellen*.  So  überhaucht  eine  reiche  Sprache  ihre  Metaphern 
mit  Nebenklängen,  dem  Dichter  selbst  halb  unbewußt,  wenn  auch,  des 
Rhythmus  wegen,  nicht  unwillkommen.  11.  ^yyßoiv  d^äv,  eine  Lieb- 
lingsmetapher Pindars;  ebenso  x^i«  (12),  doch  mag  bei  xfiXa  —  ^ilyei  immer 
auch  ein  etymologisches  Spiel  vorliegen  mit  KriXeiv  HTjXi^fiara  (Krilr^doveg' 
Uelgrjvsg  Lvyyeg  fr.  53,  6  öh  nrjXEltat  im  Korintherdithyrambos  [Oxyrh.  1604, 
vol.  XIII]  13),  wurden  doch  diese  ktjIcc  (^eoto,  Jiog)  stets  als  epische  Glosse 
empfunden,  schwerlich  als  eins  mit  dem  gemeingriechischen  xäXa  {noUC  ini- 
Kcc(i7tvJLa  Kccka  Hes.  Werke  427).  Zu  laivEt,  vgl.  außer  0.  VII  43,  X  87 
den  Anfang  des  vielleicht  auch  in  diese  Zeit  fallenden  Liedes  N.  IV  1  —  6. 
13.  Daß  die  Empfänglichkeit  für  Musik  eine  Liebesgabe  des  Zeus  sein  soll, 
überrascht  zunächst,  besonders  wenn  dann  sogar  ßiatag"AQr}g  unter  den  Zeus- 
lieblingen erscheint,  der  ungeliebteste  Sohn  nach  E  889 ff.  Eher  verständ- 
lich ist  schon  die  Unvereinbarkeit  des  d^emv  TtoXifxcog  (15)  mit  Empfäng- 
lichkeit für  die  himmlischen  Töne,  aber  es  wird  sich  uns  bald  noch  ein 
anderer  Zusammenhang  ergeben,  wonach  der  Ausdruck  als  ein  klug  ange- 
brachter Vorklang  erscheinen  mag.  drv^ovtaif  epische  Glosse,  bei  Pin- 
dar noch  0.  VIII  39;  HeSych  erklärt  g)oß6L6&aL,  raQciaaea^aL,  aitb  rrjg  axr]g 
(nach  Kai  %ov  nv  ccklov  rjö'  arr}  Kt^rjaccTo  Archil.  73?).  Pluralprädikat  zu 
Subjekt  im  Neutrum  bei  Pindar  nicht  selten,  z.  B.  P.  IV  121.  ßoäv 
IIiBQlöiOV,  wie  XvQav  ßoai  P.  X  39.  14.  Über  duaindxetoq  zu  P.  III  33. 
15flf.  Über  ahög  zu  P.  XI  55,  IV  236.  TaQxaQoq  Femininum  als  Ort, 
wie  stets  bei  Pindar  ^la^fiog^  das  Aesch.  Prom.  729  wie  die  Prosa  masku- 
linisch gebraucht.  In  dem  Anhang  zur  hesiodischen  Theogonie  (821)  ist 
Tartaros  mit  Gaia  Vater  des  Typhoeus.  1 6.  Tv^tbq  heißt  im  Epos  und 
bei  Hesiodos  Tv(p(asvg,  bei  Aischylos  und  Pind.  fr.  93,  0.  IV  7,  neben  Tv(pmg 
auch  Tvqxav,  wie  Tvfpdcov  im  pythischen  Apollonhymnos ;  Uvd-^  bezeichnet 
immer  nur  den  Ort,  niemals  die  ÖQccKccwa^  nach  dem  Apollonhymnos  127  (300) 
Amme  des  von  der  Here  geborenen  Typhaon;  der  Name  IIvO-cov  ist  jünge- 
ren Datums.  Tvcpag  ist  hier  (17)  wie  noch  P.  VIII 16  in  Kilikien  zu  Hause, 
iv  ^Aqtyiovg^  wie  B  783.  ^e&v  noXifiiog^  der  nctatv  avxiaxi]  &Boig  Aesch. 
Prom.  354  (die  Theogonie  837  kennt  nur  seine  Gemeingefährlichkeit  -ö-vr/- 
rot0i>  Kai  cc&ccvdtOLaL);  seinen  Kampf  mit  den  in  Tiergestalten  vor  ihm  flie- 
henden Göttern  hat  Pindar  in  einem  Prosodion  ausführlich  geschildert 
(fr.  91 — 93).  —  Die  Frage  nach  der  Abhängigkeit  der  aischyleischen  Schil- 
derung Prom.  351  ff.  von  Pindar  hat  sich,  dank  den  Untersuchungen  von 
Meß  (Rhein.  Mus.  56,  1901,  167ff)  und  Usener  (ebd.  174ff.  =  KL  Sehr.  lU, 
176  ff.),  dahin  geklärt,  daß  beide  Dichter  eine  epische  Vorlage  hatten,  älter 
als  die  'Theogonie*,  die  auch  nichts  von  Kilikien  weiß,  auch  den  Typhos 
nicht  bis  unter  die  Pithekussen  vor  Kyme  gelagert  sein  läßt,  wie  schon 
Pherekydes  zu  berichten  wußte  (schol.  Ap.  Rh.  TT  1210).  Unter  den  oft  be- 
handelten Übereinstimmungen  in  der  Typhonfabel  bei  Pindar  überhaupt  und 
bei  Aischylos  im  Prometheus  befinden  sich  einige,  wie  (jLsydXccvxov  P.  VIII 15, 
rc5v  'btl^riyOQOov  KOfinaCfidrcDv  Prom.  360,  oder  Ircov  0.  IV  7,  iTtovfisvüg 
Prom.  365,  in  Gedichten  Pindars,  die  jünger  sind  als  der  Prometheus  des 


9—43  7 

Aischylos,  was  auch  auf  die  gemeinsame  Vorlage  hinweist.  Ob  der  vom 
Schol.  zu  Aescb.  Prom.  351  als  hesiodisch,  auch  von  Strabon  XIII  627  zi- 
tierte 'Hexameter',  röv  novs  KiXUiov  azl.y  der  dann  bei  Pindar  rhythmisch 
transponiert  sein  müßte,  aus  der  Vorlage  stammt,  ist  nicht  auszumachen: 
die  Quantität  KrXUiov  würde  dem  Epiker  gestattet  sein.  20,  Die  AiTva, 
als  Bergnymphe  (s.  auch  Bern,  zu  60),  kann  fast  ohne  Metapher  Tt^i^va 
heißen  und  daneben  doch  xicov  ovQuvia.  Das  von  Christ  vorgeschlagene,  aber 
nicht  festgehaltene  Adjektivum  nccvixrig  ist  zehnmal  schöner  als  das  adver- 
biale Neutrum.  21.  ^QBvyovxai  iihv  —  nayal,  noxa^iol  61  nQoiiovii  rück- 
läufig entsprechend,  noxcc^ol  nvQog  hat  auch  Aischylos  (367),  von  Pindar 
noch  einmal  variiert  in  ^Acpaicxoio  noovvovg  (25).  —  Die  Elemente  und  was 
Erd  und  Meer  uns  zum  Genüsse  darbietet,  x&v  cß  xl  fieiinxbv  om  wv  fifr- 
aXXaxxov  (fr.  220),  ist  dem  Griechen  ayvov,  auch  uns  wohl,  im  Gegensatz 
zu  übermäßig  gewürzter  Feinkost  (Plut.  quaest.,  conv.  VII,  p.  705)  und  zu 
trügerischem  'Ersatz'.  26.  JtaQ*  iöövxiov,  eine  echt  Cobetische  'Verbesse- 
rung', nagsovxoyv  (xal  icoQaKoxü)^  Paraphr.)  anovöai,  gehört  eng  zusam- 
men, als  ginge  vorher  naQEoiai  nqocsiöia^at,.  27.  fiBXan(pvXXoiq  zum 
übergeordneten  Nomin.  gezogen  nach  bekanntem  Brauch. 

29 — 67.  Der  nun  folgenden  Siegestafel  geht  voraus  eine  rasche,  aber 
eindringliche  Erwähnung  der  neuen  Stadtgründung,  nach  der  sich  Hieron 
in  Delphi  als  Aixvaiog  hatte  ausrufen  lassen.  An  schließen  sich:  Wünsche 
für  weitere  Wagensiege  und  für  schallende  Festesfreuden,  avv  sv(p6voig 
^akiaig  (38)  —  dies  der  erste  Nachklang  der  (poQ^iiy^  des  Eingangs  — ,  ferner: 
Erinnerung  an  die  kriegerischen  Erfolge,  die  Hieron  einst  mit  seinen  Brüdern, 
und  jetzt,  schon  leidend,  gegen  die  letzten  stolzen  Feinde  gewann.  29.  Die 
Form  des  Gebetes  für  Hieron  und  sein  neues  unternehmen,  eh},  Z«i5,  xiv 
Hr\  avöävtiv,  ist  eine  Fortsetzung  des  vorher  uns  aufgefallenen  Gedankens, 
daß  Empfänglichkeit  für  ApoUons  Feierklänge  eine  Gunst  des  Zeus  sei. 
Diese  Gunst  erfleht  der  Dichter  nun  mit  steigender  Wärme,  damit  der  jungen 
Stadt  und  dem  ganzen  syrakusischen  Reiche,  wie  sich  zeigen  mag  (70),  noch 
etwas  Höheres  zuteil  werde.  30.  BViidQJtoio  yalaq  (ebenso  N.  I  14/15) 
bestätigt  die  Lesung  der  Hss.  rrolvjttaAo)  0.  I  12.  32.  Über  %aXXlvvy,og  zu 
P.  II71.  34.  JtonJtaTov  von  no^nd  {ZEcpvgoio  normal  N.  VII  29), 

'geleitend'.  Über   den  Pluralis  ioixöva  zu  P.  X  63.  38flf.   Ein 

zweites  Stoßgebet,  an  Phoibos,  feierlich  unter  Nennung  seiner  drei  Lieb- 
liogssitze,  schließt,  gerade  nach  Erwähnung  der  tv(pcovoi  ^aXiai,  die  Freu- 
denbotschaft mit  der  Bitte  um  'Männertüchtigkeit'  des  Landes.  rid'ifiBV 
xeugmatisch,  vgl.  fiCyev  P.  IV  251.  42.   Neben  des  Armes  Kraft 

tritt  die  Macht  der  Rfide  {neQlyXuyaaoi) ,  wohl  nur,  wie  sonst  neben  Hol 
denmut  Klugheit  im  Rat  (alte,  schon  dem  Epos  geläufige  Zweiteilung; 
8.  zu  P.  XI  50^  —  64);  ein  Kompliment  für  die  .sikelische  Rhetorik  der 
Korax  und  Teisias  ist  unwahrscheinlich.  Voran  geht,  was  dem  Dichter  not 
tut,  der  sich  zu  neuen  Huldigungen  und  Wünschen  für  Hieroii  anschickt 
Ein  frommer  Spruch  leitet  das  neue  Enkomion  ein,  eine  iSelbstanpreisung, 
zierlich  in  ein  Gleichnis  vom  Speerwurf  vorgetragen,  wird  eingeflochton, 
unzweideutig  Fernwurf,  Teil  des  Fünfkampfes:  ilyatvog  ßaXeiv  l^w  ist  nicht 
naga  Cxotcov^  sondern  ein  Schuß,  der  ixnifinttv  naXaiafiuxtav  zur  Folge  hätte 
(N.  VII  70ff.).  KBtvoq,  auch  das  nachgestellte,  wie  61,   P.  V  107, 

fltetfl  mit  Nachdruck,  oft  mit  Bewunderung  hinweisend.        43 f.  ^X:to^ai 


8  Pythien  I 

juij  neben  ikTtszo  d'ouxt'rt  P.  IV  213,  mit  leicht  erkennbarem  Unterschiede. 
46  ff.  Es  ist  psychologisch  ein  feiner  Zug,  neben  die  Zeit,  die  allgewaltige 
(Soph.  Ai.  646ff.,  713),  noch  etwas  anderes  zu  setzen,  das  kräftiger,  von 
innen  heraus,  unerfreuliche  Bilder  der  Vergangenheit  zurückdrängen  mag: 
Erinnerung  an  die  eigne,  in  Gefahren  bewährte  Widerstandskraft  (48)  und 
an  die  dann  mit  Hilfe  der  Götter  errungenen,  rühm-  und  ehrenreichen  Er- 
folge (48 — 50);  sinnfällig  gemacht  durch  das  Aufeinanderprallen  der  Gegen- 
sätze inCkaöLv  und  Scfivdasisv^  gerad  an  der  Strophenfuge  (46/7).  Ein  Schritt 
führt  von  da  sogleich  zu  der  letzten  Kriegestat  (vvv  ys  fidv  50),  an  der 
Hicron,  obwohl  körperlich  leidend,  noch  persönlich  teilnahm.  Der  Vergleich 
mit  Philoktet,  dem  bei  aller  Unkraft  des  Körpers  (cca&Evei  fthv  ;^()Cön  ßaC- 
v(ov  55)  vom  Schicksal  beschieden  war,  der  Griechen  Not  vor  Troja  zu 
endigen,  hebt  das  Bild  des  leidend  sieghaften  Feldherrn  in  die  heroische 
Sphäre.  48.  S'ÖQlcT^ovro  läßt  die  Brüder  Hierons  an  der  Großtat,  von 
Himera  vermutlich  (480),  teilnehmen;  man  dürfte  die  Sache  auch  umkehren. 
Um  so  stärker  wirkt  dann  der  Gegensatz  in  Hierons  eigenstem  Erfolge  am 
Akragasflusse.  Daß  dieser,  und  nicht  der  Seesieg  bei  Kjma  hier  gemeint 
sein  müsse,  hab  ich  nach  Bergks  Vorgange  wahrscheinlich  zu  machen  gesucht 
(Philol.  53,  1894,  727).  Wilamowitz  (Sitzgsb.  1901,  1280/1)  scheint  der 
selben  Ansicht  zu  sein;  mit  Entschiedenheit  auch  Gaspar  (Chronol.  Pind. 
132/3).  In  den  Scholien  (nach  Timaios?  öia  Xid'ovqlav  —  SvGovqiav  Axhioi. 
fr.  587  —  (pOQiLGi  cpsgo^isvog  ivUa  tag  ^aiccg  89  a,  Katrjycovl^eto  rovg  ivav- 
ttovg  97)  fehlt  der  Schauplatz  der  Kämpfe.  Waren  es  aber  die  Kämpfe, 
die  der  Herrschaft  des  hochfahrenden  Thrasydaios  ihr  Ende  bereiteten,  so 
ist  es  auch  ausgemacht,  wer  der  fisyaXdvcoQ  war,  der  sich  demütigen  mußte. 
Ein  Schimmer  dieser  Erkenntnis  hat  sich  in  den  Scholien  erhalten:  mg  rov 
&riQcovog  ^leyccXa  (isv  övvafiivov,  iioXaKSvaccvtog  ös' ÜQCova  (99).  51.  ^(JXQa- 
üBV^ri,  dep.  pass.,  nach  Analogie  der  Verba  der  Bewegung.  viv  (pC- 
Xov  —  BöavBV  hätte  nicht  sollen  angetastet  werden,  am  wenigsten  hätte 
Rauchensteins  ^iri  cptXov  sich  bis  ins  Jahr  1907  (Philol.  66,  349)  fortpflanzen 
sollen.  52.  Aaiivö^ev,  wie  im  Schiffskatalog  B  722.  53.  iigoa^,  in 
der  Kleinen  Ilias  nur  Diomedes.  Iloiavxoq,  wie  IloLavnov  aylabv  vtov 
y  190.  xo%6tav,  wie  x6'i(ov  iv  eldcog  B718,  0219.  55.  ^oiQidiov 
nach  dem  Spruche  des  Helenos  in  der  Kleinen  Ilias.  56.  ^söq  einsilbig 
und  kurz,  sonst  nicht  nachweisbar;  auch  rsov  für  aov  (Prax.  1)  und  xd;  für 
TtVa;  ist  nur  eine  schwache  Stütze,  d-sog,  kontrahiert  und  langsilbig,  wäre 
grammatisch  minder  bedenklich  (prolegg.  II,  §  55),  doch  würde  die  einmal 
zugelassene  antistrophische  Inkongruenz  hier  einen  unerhörten  Schaukel- 
rhythmus erzeugen : ^v-zj-w 1 uzn  vgl,  auch  unsere  Bern,  zu 

der  Gliederung  der  Metra  in  den  Strophen  P.  III 5/6.  Von  den  vorgeschlage- 
nen Verbesserungen,  xlg  oQ^arriQ^  oder  d^ebg  öcorij^,  oder  o'D'tco  d\^IiQa)v, 
d^sbg  .  .  .,  «V  SQdCaLy  ist  keine  einleuchtend.  Darnach  mag  es  einstweilen 
bei  ^sog  bleiben,  an  &£g  (Gildersleeve)  ist  nicht  zu  denken;  vgl.  Gust.  Meyer, 
Gr.*  192.  dg^toTriQ  bezieht  sich  vor  allem  auch  auf  die  Krankheit  des  Königs, 
nach  eötaösv  oQ&ovg  P.  III  53.  57.  röv  sXQoaBQJtovxa  '/j^övov,  ein- 
fach 'die  Zukunft',  wie  0.  VI  97,  N.  IV  43,  VII  68,  ohne  jeden  Nebensinn. 
58 — 100.  Wenn  Hieron  nicht  gut  vor  484  eine  Syrakusierin  heiraten 
konnte,  so  war  beider  Sohn  jetzt  zum  Antritt  der  Regentschaft  in  Aitna 
höchstens  14-,  bei  Pindars  Aufenthalt  in  Syrakus  etwa  12-jährig,  aber  wir 


^3—61  9 

kennen  jetzt  genauer  den  Reichsyerweser  von  Aitna.  Tljg  Alxvrig  imxQOTiog 
Chromios  (schol.  inscr,  Nem.  IX),  was  sich  dann  von  selber  übersetzt  in  xov 
%ai66g  i7tlrQonog{Vhi\o\.53^  1894, 726).  Wenn  Ed.Schwartz  in  einer  schai'fen, 
aber  bei  der  fragmentariscben  Überlieferung  nicht  über  jeden  Zweifel  erhabe- 
nen Interpretation  von  schol.  N.  IX  95,  Herrn.  34,  1899,  485,  gegen  Boeckh, 
Kl.  Sehr.  VII 432  und  Hermann,  opp.  VU 117,  das  Rechte  getroffen  hat,  so  müs- 
sen (nach  Timaios  fr.  84),  Aristonus  und  Chromios  als  Vormünder  für  Gelons, 
ebenfalls  unmündig,  hinterlassenen  Sohn  ausscheiden,  SQaCvßavXov  tov'ligoi- 
ifog  a6tX(pov  rov  vibv  xov  rikcovog  örjfiaycDyovvrog  xal  TtQog  riöovdg,  i'v^  avrbg 
cigxT)  (Ar.  pol.  1312b,  11);  nur  haben,  wiederum  nach  Timaios,  beide  Schwä- 
ger Hierons  in  der  Epitropie  für  den  jungen  Deinomenes  in  Aitna  noch 
einen  Vorgänger  gehabt.  Aber  ich  glaube,  Schwartz  hat  in  der  Tat  recht 
gesehen:  xai  6  FiXiov  in  jenem  Scholion  (277,  5  Ab.)  gibt  nur  Sinn,  wenn 
vorher  von  Hieron  die  Rede  war,  und  Subjekt  zu  InixQonov  üaxiöxrjöev  in 
dem  Timaiosfragment  (277,  5  Ab.)  muß  ein  anderer  sein  als  der  mit  rou- 
xovg  yccQ  folgende  Gelon,  also  Hieron.  Genug,  Deinomenes  war  alt  genug, 
um  Pindaru  bekannt  und  lieb  geworden  zu  sein  (tplXiov  ^^vov  60b,  ^  (piXi 
92,  die  einzige  wirkliche  Anrede  des  ganzen  Gedichts),  und  jung  genug,  die 
Vorhaltungen  des  Schlußteils  sich  gefallen  zu  lassen;  im  wesentlichen  richtig 
zuerst  bemerkt  von  Ed.  Boehmer  (Siz.  Oden  1891,  55  unten),  während  noch 
Christ  (1896)  mit  den  alten  Erklärem  Pindarn  den  Geschmack  zutraute, 
dem  todkranken  Könige  zu  guter  Letzt  noch  diesen  Fürsten  Spiegel  vorzuhalten. 
In  den  Freundesgesang  für  Deinomenes  wird  freilich  immerfort  noch  Hierons 
und  des  Deinoracnidenhauses  Ruhm  miteingeflochten:  zuerst  eine  abermalige 
Erwähnung  des  Sieges  (59  b),  dann  der  Stiftung  der  neuen  dorischen  Ge- 
meinde, deren  Oberherr  Hieron  doch  bleibt  (69),  ruhmgekrönt  jüngst  durch 
den  Sieg  bei  Kyma  und  vor  Jahren,  zusammen  mit  seinen  Brüdern,  bei 
Himera;  den  allerjüngsten  Erfolg  am  Akragasfluß  hatte  der  Dichter  ja 
schon  vorher  gefeiert  (öOff.j.  Jetzt  erst,  mit  Beginn  der  letzten  Strophen- 
trias,  in  einer  Wendung,  die  zunächst  aussieht  wie  eine  Selbstanfforderung, 
steuert  der  Dichter  auf  sein  Ziel  los.  58.  näq  Aeivofievei,  der  Dichter 
fingiert  in  gewohnter  Weise  eine  Musenfahrt,  die  nun  bei  einem  neuen 
Thema  haltmacht  (ähnlich  noch  79);  er  selber  sitzt  noch  zu  Hause  und 
meditiert  (H^ivQw^iv  60b;   vgl.  Bem.  z.  P.  IX  73).  59.   xekaöf^aai 

.TOirar,  Verkürzung  eines  Ausdrucks  wie  (pi^oav  ^iXog  ayyiXiav  P.  II  Auf. 
59b.  Mit  Recht  erinnert  man  an  das  bronzene  Viergespann  des  Onatas  und 
Kalamiß,  das  der  Sohn  für  den  Vater  in  Olympia  aufstellen  ließ:  natg  S' 
ävld'tixtv  Jeivofiiifrjg  Ttaxgbg  uvfj^a  UvQanoctuv  (Paus.  VI  12,  VHI  46). 
60.  Airva^i  ßadiXei,  wie  KvQuvag  P.  IV  2,  Oivoivag  (Aiakos)  N.  VHI  7, 
weniger  feierlich  ZvQaxooU^v  ccQxog  hier  73.  Die  Stadt  hieß  bei  Pindar 
wie  der  Berg  stets  j4ixva.  Wenn  das  Drama  des  Aischjlos  nach  der  besten 
Cberlieferung  den  Titel  Mxvai  führte  (Wilamowitz  Eur.  Her.  l\  65", 
Aisch.  Interpr.  242),  so  wüßte  man  gern,  ob  etwa  der  Chor  ans  Aitna- 
nymphen  besUnd  (Serv.  Verg.  Ecl.  IV  34,  Aen.  IX  581,  Steph.  Byz.  496,  1 1 ). 
Daß  der  ursprünglich  wohl  sikanischo  Name  im  Anhang  der  Theogonie  860 
'Atxvr\  {aidvi])  lautet,  liat  sprach-  und  reiigionsgeschichtlich  nichts  in  sagen. 
6t.  rdi,  dem  Sohn  und  damit  der  Zukunft  seines  Hauses  galt  ja  die  neae 
Stadtgründung  Hierons,  die  dorische  Verfassung,  vermutlich  auf  Pindars 
Rat,  war  e«!,  was  dann  des  Dichters  lebhafte  Teilnahme  danemd  fo8selt<». 


10  Pythien  I 

Die  'echt  freiheitlich'  (61)  genannten  Institutionen  zu  bezeichnen  genügen 
ihm  hier  Hyllos  und  ein  Sohn  des  Aigimios,  Pamphylos,  diesmal  auf  zwei 
Sätze  verteilt  und  zierlich  variiert,  im  ersten  Satz  (62)  adjektivisch,  ein 
andermal  (fr.  1,  2)  nebeneinander  Hyllos  und  Aigimios  selber  oder  die  He- 
rakliden  neben  den  Aigiraiossöhnen  (F.  V  71/2).  —  Die  Bevölkerung  nahm 
Hieron,  nach  schol.  120  b,  aus  Gela,  Megara  und  Syrakus;  die  Peloponnesier 
Diodors  (XI  49)  werden  auf  Mißverständnis  der  folgenden  Verse  beruhen. 
Wiederum  entschwebt  des  Dichters  Phantasie  von  den  aetnaeischen  Doriern 
zu  ihren  'Vorbildern'  (nachher  ausdrücklich  gesagt  61  ff),  den  echten  Do- 
riern, diese  mit  Nachdruck  an  den  Schluß  des  Satzes  gestellt  und  an  den 
Anfang  des  Verses  (65),  nicht  ohne  ihres  hohen  Glückes  zu  gedenken  (oA- 
ßioi,  wie  P.  X  Anf.)  und  ihrer  gewaltigen  Wanderungen  vom  Pin  dos  bis  nach 
Amyklai,  dem  Dichter  selbst  heilig,  um  seiner  Aigineten  willen  (Isthm.  VII 1 4), 
und  der  Dioskuren,  ihrer  stolzen  Nachbarn  in  Therapnai,  denen  sie  selber 
(ßa^vöo^Oi)  auch  keine  Schande  machten,  die  speerberühmten  Helden  (60). 
67 ff.  Acc.  c.  Inf.  nach  Anrufung  eines  Gottes  B  413.  P  354.  Subjekt  X6- 
yog,  »um  Gedanken  oi'  tl  tpevöog  i^ag  ärag  Kazsle^ccg  I  115  und  Soph.  OT 
829.  Der  'AiiBvag  fließt  bei  der  Stadt  Aitna.  70.  Über  vloi  rs 

Bern.  z.  75 ff,  und  P.  VI  44.  70 ff.  Über  öviKpoivov  zu  38.  'Daß 

sich  zu  dieser  av(ji(p(ovog  rißvita  der  aXalatog  der  Tyrrhener  (f^  Tqgkov 
äXah}r6g  A  436  gut  der  Schol.)  und  die  vavöLüTovog  vßgig  ebenso  verhält, 
wie  zu  Apollons  Harfentönen  der  Götterfeind  Typhoeus,  liegt  auf  der  Hand. 
Darum  mußte  wohl  auch  der  Leib  des  unterm  Aitna  tobenden  Ungeheuers 
noch  bis  über  die  Gestade  von  Kyma  hinausreichen  (17).  Dem  Seesieg  von 
Kyma  gilt  das  in  Olympia  gefundene  Weihgeschenk,  ein  bronzener  Helm 
mit  der  Inschrift  'Idgcov  6  Jeivo^heog  \  xat  rot  EvqaKOiSLOi  \  tc5  ^dl  Tvq^qJccv 
ccTtb  Kv^ag^  zwei  Dreiheber  und  ein  Vierheber,  sämtlich  enoplisch  und  anstei- 
gend, der  Schlußvers  katalektisch,  ein  Paroimiakos.  7 1  ff.  a^BQov  TUtif 
oIkov   gehört  zusammen,  sxy  intransitiv  geworden.  74.  ßdXsto,  das 

Medium  dynamisch,  schlichter  Javccovg  rgi^liaLg  nqv^vaig  T'^Xecpog  l'fißaXev 
0.  IX  73. 

75 — 80.  Wiederum  ein  Satz,  der  eine  lange  Leidensgeschichte  hat; 
das  fehlerhaft  überlieferte  Anfangsverbum  hat  zu  allgemeiner  Befriedigung 
Dawes  in  ccQeofjiaL  hergestellt,  das  freilich  von  ai'Qco  {afsLQ(a)  abzuleiten  einem 
vielbenutzten  Kommentar  vorbehalten  blieb.  Vor  ttqo  Kid:  fehlt  der  Artikel 
(räv)  in  '2  Hss.  {E  Fy  ob  auch  in  P?);  leider  enthält  ja  der  beste  Ambro- 
sianer  (J.)  nur  Olympien,  und  der  beste  Vatikaner  {B)  ist  für  P,  I.  II  66 
verloren.  Die  antistrophische  Freiheit  ~^~  wäre  nicht  unerhört.  Doch 
verzichtet  man  wohl  ohne  Schmerzen  auf  den  Artikel,  der  in  den  Hss.  ein 
Nachklang  sein  könnte  von  Tav  ngo  Kvfiag  (72),  und  dessen  Fehlen  den  Artikel 
dann  bei  der  Spitze  des  ganzen  Satzes  (79  a/b)  erst  recht  zur  Geltung  kom- 
men läßt.  Sonst  ist  die  Überlieferung  fest,  um  so  unsicherer  die  Konstruktion 
der  langen  Periode.  Aber  im  wesentlichen  ist  der  Sinn  doch  ganz  klar:  die 
Schlacht  am  Himerasfluß  (79 ff.)  sollte  den  beiden  großen  Perserschlachten 
als  Befreiungstat  gleichgestellt  werden.  Die  bei  Himera  geschlagenen  Feinde 
(itoXsfilcov  80b)  konnten  ungenannt  bleiben,  da  der  Name  neben  dem  der 
Tyrrhener  bereits  in  dem  Gebet  (72)  erklungen  war,  —  eine  von  Pindars 
feinen  Künsten,  das  Registerartige  durch  Teilung  und  Verschränkung  mög- 
lichst zu  verwischen.  Aber  auch  die  beiden  Perserschlachten  erscheinen  mit 


61—80  11 

ihren  Siegern  in  einem  zierlichen  Chasse-croise:  Salamis — Athen,  Sparta — 
Plataeae  Soviel  ist  deutlich;  aber  zweifelhaft  mag  sein,  ob  ccoiofiai  ^A&a- 
valcou  xoLQt'V^  \iL(S96v  zu  konstruieren,  wie  bisher  fast  einhellig  angenommen, 
Mer  Athener  Dank  als  Lohn',  oder  agiofiai,  ^iax>6i',  Von  Salamis  Lohn  um 
der  Athener  willen';  so,  nicht  ohne  selber  sich,  einen  Augenblick  wenigstens, 
das  Unnatürliche  des  Ausdrucks  und  wohl  auch  des  Gedankens  einzugestehen 
Wilamowitz  (Stzgsb.  1901, 1307).  Aber  eine  weitere  grammatische  Uneben- 
heit, wenn  doch  ccqio^ai  alle  drei  Sätze  beherrschen  und  also  noch  bis  xeXi- 
aatg  in  Geltung  bleiben  sollte,  verführte  die  meisten,  aus  igeo)  ein  Parti- 
cipium  zu  machen.  Widerspruch  erhob  nur  Schneidewin  gegen  das  Part, 
fut.,  das  dann  Gildersleeve,  schwach  genug,  durch  Hinweis  auf  Theogn.  492, 
Soph.  OC  596  in  präsentischer  Bedeutung  zu  stützen  versuchte.  Wenn  die 
Schollen  ein  zweites  Verbum  in  77  überhaupt  nicht  widergeben,  ein  Par- 
ticipium  haben  sie  keinesfalls  gelesen.  Doch  nun  gilt  es,  die  'archaische 
Syntax'  gegen  unverdienten  Spott  zu  verteidigen  (vgl.  auch  das  über  die 
Stellung  von  uv  Gesagte  zu  P.  XI  57  oder  über  xal  zu  P.  X  69).  Jeder 
Pindarleser  kennt  die  der  alten  Sprache  überhaupt  eigne  Neigung,  aus  einer 
Participialkonstruktion  mit  einem  neuen  Verbum  finitum  in  unal)hängige 
Rede  überzugehen:  ÖQtTtcov  ^iv  — ,  ayXat^szaL  öe  Kai  0.  I  13,  ixXHaia  ^ikv 
öcöQ  —  ccviiovxeg^  eajtevo  di  fr.  119,  3,  nach  dreifach  variiertem  Partici- 
pium  P.  III  51 — 53;  ebenso  nun  auch  umgekehrt:  Variation  des  Ausdrucks 
in  einem  zweiten  Gliede  durch  ein  ausmalendes  Participium,  naxQmuv  fia- 
Xiöxa  TCQog  övk^iiccv  eßcc^  naxQO)  x  insQ-ji^oiiEvog  ...  P.  VI  45,  caöoiog  ftfv 
riv  — ,  [7i7ioxQO(pCag  xe  vofil^mv  .  .  .  Isthra.  II  38,  6vv  xoi  xiv  ksv  aytjxrjQ 
&vriQ,  vtat  X  irtixekkofievog,  da^ov  yeQalgcov  XQccitoi  P.  I  69,  tc5j'  (^ue\>kcüP 
*Poöl(ov)  av&sai  zliayoQccg  iöxecpavcoaaxo  ölg,  xletva  t  iv  'Itf^juw  xexQccxtg 
evxvxioyv  0.  VII  81,  taxafiai  örj  noaai  xouqpot^,  afinvicov  xe  ngCv  xl  (p(x(iev 
N.  VIII 19,  (leyakavoQtatg  i(jißalvo(jiEv,  fyya  xe  TtoXla  fievoiv&^xeg  N.  XI  44. 
Das  Merkwürdige  in  diesen  hier  ausgehobenen  Fällen  ist,  daß  durch  xe  das 
Participium  eben  als  ein  zweites  Glied  abgesondert  wird.  Ähnlich  die  Ab- 
sonderung adverbialer  Zusätze:  dcoQT^aexaL  yafißQdi  nQonlvoav  avfinoaioi  xe 
XaQiv  0.  Vn  5,  ^OXvfiJtiovlxav  di^ai  XaQLxmv  ^f  e'y.ccxt  xovöe  Köbfiov  0.  IV  8. 
Die  Scholien  sagen  in  solchen  Fällen  gern  6  Sl  xe  avvöeafiog  Tregiaaog.  Ein- 
mal hat  die  Verkennung  schon  im  Altertum  eine  derbe  Interpolation  erzeugt 
(P.  VI  46  eöet^ev).  Statt  dieses  t^  könnte  nun  hier  eine  kräftigere  Verknüpfung 
durch  6i  gewählt  sein;  nichts  hindert  indes,  xe  herzustellen:  wie  unzählige 
Male  gehwankt  doch  unsere  Überlieferung  zwischen  den  beiden  Partikeln! 
Von  neuem  bedauert  man  das  Fehlen  von  B  gerad  in  diesem  Liede.  Hier 
mochte  sich  di  aus  iv  ZnaQxct  6i  oingeschlichon  haben,  und  der  Paraphrast 
schreibt  (I52a)  kuI  tcoqcc  ttjv  .  .  .  xeXiaag.  Über  ein  altertümliches  xa/ =- 
'und  zwar'  zu  P.  II  43.  'Von  Salamis  gedenk  ich  als  Lohn  mir  der  Athener 
Dank  zu  gewinnen,  in  Sparta  die  Kithaironschlacht  zu  feiern*  —  in  der 
selben  Erwartung  natürlich  — ;  'und  beides  nicht  ohne  am  Himeras  den 
Deinomenessöhnen  den  schuldigen  Zoll  zu  entrichten.'  Schlicht  und  fast 
unmerklich  hat  .sich,  von  &(fioiiai  über  das  neutrale  igim  hinweg  bis  zu  xe- 
liöaig,  die  Erwartung  eines  Dankes  oder  Lohnes  umgebogen  in  das  Ab- 
tragen einer  Schuld.  —  Über  die  Woihung  in  Delphi  zur  Erinnerung  an 
den  Sieg  bei  Himera  und  über  die  Inschrift  Orj^l  /VAwv*  'f/pw»'«  xxl.  Wila- 
mowitz (1897)  Sappho  und  Sim.  200;    ältere    Literatur   b.M   Hlass-Sueö, 


12  Pythien  I 

Bacchyl.  p.  LXI,  zuletzt  L.  Pareti,  Stud.  Sic.  ed  It.,  Firenze  1914,  173({. 
81,  Adverbiales  aaiQÖv  aus  attischen  Dichtern  geläufig,  xai^bv  d'  icprinsig 
Soph.  Ai.  34.  —  Über  die  Form  der  Selbstanrede  s.  Bern,  zu  58 — 100,  und 
P.  Maas,  Sokr.  VII  1919,  Jahresber.  38flf.  Der  Wechsel  in  der  Metapher 
anccfißkvvsi  xaietag  ist  gelinder,  wenn  man  bedenkt,  wie  nahe  in  der  Vorstel- 
lung d^vgxmd  wnvg  einander  stehen.  83.  ray^eCaq  ^XjtCöaq'  rag  x&v  av.ov- 
ovTcov  Siavolag  schol.  160.  Den  lautlichen  Anklang  von  aiavrjg  —  iX^löag 
an  a(v7](Sai  —  isXcto^cci,  hat  man  wohl  bemerkt,  'den  tieferen  Sinn'  aber  noch 
nicht  aufgedeckt.  Über  aiavri^  zu  P.  IV  236.  84.  &ar(bv  dxod  ist  nicht 
zu  trennen;  axoa,  in  passiver  Bedeutung,  gleich  darauf  (90)  sorglos  wieder- 
holt dXXoTQCoiq  bedeutet  nichts  anderes  als  uXXcov.  so  P.  XI  27,  wie 
im  Lateinischen  alienus  für  aliorum.  85.  Y,QB(jaov  oiariQfWv  (p-d'övog 
wohl  erst  durch  Pindar  sprichwörtlich  geworden.  86.  TiaXd  im  Sinne 
der  dorischen  Adelsethik.  86/7.  Über  die  Epitheta  (fiTtaCoi  und  d^sV' 
dsi  zu  P.  VIII  98.  Die  uns  fast  physisch  schmerzende  Metapher  xdX' 
xevs  yXioaaav  meint  xa  xrjg  yXaaarjg  xo^evficcxa,  wie  aus  Isthm.  V  47  klar 
wird;  vgl.  auch  0.  II  91,  98,  VI  82,  IX  5,  12,  N.  VII  71  und  die  ema  nxe- 
QOBvxci  des  Epos.  87.  fpXavQov,  Gegens.  ^dya^  also  rein  quantitativ,  ist 
Subjekt;  über  das  Wort  zu  P.  III  12.  ütaQaid-vöaBi  mit  leisem  Tadel, 
Nachklang  der  Metapher  vom  Schmieden  Über  die  besondere  Pflicht  des 
Fürsten,  zur  Vorsicht  bei  seinen  Äußerungen  nachzudenken,  hatte  P.  wohl 
in  Syrakus  reichlich  Gelegenheit.  88.  d^ifOXBQOiq,  Neutrum,  in  utram- 
que  partetn.  89.  svavd^si  ÖQy^,  wie  dgyav  yXvxsLav  Isthm.  II  35. 
91,  'Freigebigkeit  mit  vollen  Segeln',  wie  Isthm.  II  40.  92.  Es  ist  mit 
Alfr.  Körte  GGA.  1901,  969  das  nicht  schlecht  überlieferte  IvrQanilotg  zu 
lesen  (o  äv  xig  ivxqaTcdri  schol.  P.  IV  186b)  mit  der  von  Bücheier  gefun- 
denen Synkope.  Der  Plural  yAqöt]  schon  im  Epos  und  Bakch.  XV  57  K. 
Die  Metapher  öolGi^'f^g  wie  v.XenxBxai  N.  IX  33.  94.  Zu  Xoyioiq  xäI 
doi6oT(i  vgl.  0.  XI  5,  N.  VI  30,  XI  17.  Kroisos  ist  hier  Vorbild,  wie 
Kinyras  P.  II  15,  Nestor  und  Sarpedon  III  112,  mit  dem  Unterschiede,  daß 
seine  (pLl6(pq(ov  ccQSxa  vornehmlich  dem  Apollon  zugute  kam,  was  dann  den 
Bakchylides  zu  seinem  Kroisoslied  begeisterte  (III  28,  58).  95.  ravQOi 
xavtijQa,  konstruiert  wie  xoLvavtav  occqoiöi,  (98),  oder  xr}v  ifirjv  xco  d-em 
\}7tqQS6lav  u.  a.  bei  Piaton  und  Thukydides;  auf  einem  andern  Brett  stehen 
die  ethischen  Dative  bei  x^Q^^^  (pciog,  d^vyccxv,Q^  Ttccxegsg^  öcoxslqcx,  fiiX}]}ia  usf. 
—  Den  Stier,  quem  crudelissimiis  omnium  iyrannorum  PJmlaris  hahuisse,  dici- 
tur^  quo  vivos  suppUcii  causa  demitfere  homines  et  suhicere  flammam  soJebat 
(Cic.  in  Verr.  IV  73),  versenkten  die  Akragantiner  ins  Meer  (schol.  185), 
nach  Timaios  (FHG.  I  222),  der  den  später  gezeigten,  auch  von  Polyb.  (XII 
25,  4)  und  Cicero  erwähnten  Stier  als  ein  Bild  des  Flußgottes  Gelas  er- 
kannte. Emmeniden,  Therons  Ahnen,  hatten  den  Phalaris  gestürzt  (schol. 
0.  VII  68a);  darnach  läßt  sich  vermuten,  die  Mißdeutung  vielleicht  eines 
aus  Rhodos  stammenden  Kultes  des  Zeus  Atabyrios  (schol.  0.  VII  160; 
Busolt,  Gr.  Gesch.  I^  422*)  gehörte  zur  Hauslegende  der  Emmeniden,  und 
Pindar,  der  älteste  Zeuge  für  Phalaris'  Grausamkeit,  habe  eben  jetzt,  nach 
Therons  Tode  und  dem  Sturz  seines  Hauses,  nicht  ohne  politische  Ab- 
sicht die  böse  Mär  aufgewärmt,  etwa  seinem  Freunde  Thrasybulos  zuliebe 
(Isthm.  n).  97.  Die  in  der  Halle  beim  Festmahl  unter  Phorminxbeglei- 
tung  singenden  Knabenchöre,  in  negativer  Fassung  und  ins  Feierliche  ge-~ 


81—100  13 

steigert  eine  zierliche  Variation  der  vor  ihren  Haustüren  singenden  Lokre- 
rinnen  (P.  II  18),  nach  ivipcovotg  d-aXicag  38,  avficpcovov  ig  TjCv/lav  70,  letz- 
ter, leiser  Nachklang  der  ^goldenen  Leier*  des  Anfangs.  100.  Erfolg 
und  guter  Ruf  und  Nachruhm  nebeneinander,  wie  Istbm.  V  13,  N.  I  32; 
beides  will,  wenn  geschenkt  (^iyy.vQa'^]) ^  auch  ergriffen  und  festgehalten 
sein  (sly). 

Das  Lied  entbehi-t  eines  größeren  mythischen  Mittelstticks,  dafür  ist 
das  Prooimion  ganz  mythisch  gehalten:  (A')  Äpollmis  Leier  bezaubert  die 
Götter  im  Himmel  und  alle  Wesen,  auf  denen  Zeusens  G-nadenblick  ruJit. 
Aber  Ti/phoeus,  der  Götterfeind ,  entsetzt  sich  (B')  und,  ohnmächtig  uiitcnd 
anter  der  Last  des  Aitna,  begehrt  er  auf.  Sei,  Zeus  Äitnaios,  sei  du  uns 
hold  und  schenk  uns  weitere  Wagcfisicge,  wie  zum  guten  Zeichen  für  die  neue 
Stadt  Aitna  uns  dieser  Sieg  geschenkt  ward.  Und  ApoUon,  laß  dir  es  ange- 
legen sein,  und  daß  es  der  Stadt  nicJit  an  rechten  Männern  fehle,  (f)  Von 
Göttern  kommt  ja  alle  Menschenweisheit  und  Kraft.  Wenn  ich  mm  Hieron 
preise,  so  soll  keiner  mich  dabei  eines  FeJdtrittes  zeihen,  keiner  mich  über- 
treffen. Mochte  die  Folgezeit  ihn  aller  Schmerzen  vergessen  machen,  ihn  auch 
erinnern  der  Schlachtensieg c  seines  Hauses  und  des  jüngstoi,  den,  obwohl 
leidend,  er  selber  gewann.  Xun  noch  ein  LAed  für  den  jungen  Deifw- 

meneSj  ^König  von  Aitna*.  (A'j  Lhm  gilt  ja  recht  eigentlich  die  Gründung 
der  neuen  Doriersiadt.  Zeus,  VoUendcr,  bewahr  ihr  den  doriscfien  Cha- 

rakter, nach  dem  Vorbild  derer,  die  vom  Pindos  nach  Amyklai  zogen.  Mit 
deiner  Hilfe  führe  sie  Hieron,  und  in  seinem  Auftrage  der  Sohn,  zu  fiied- 
lichem  Einklang  im  Innern.  Fern  bleibe  der  Erbfeind,  belehrt  durch  den  Sieg 
bei  Kyma.  Nicht  Salamis,  nicht  Plataeae  mag  idi  preisen  ohne  Himera. 
{£")  Doch  reden  und  schweigen  zu  rechter  Zeit,  das  nimmt  dem  Tadel  die 
Spitze.  Freilich,  besser  Neid  als  Mitleid.  Drum  unablässig  nacJigestrebt 
'adeligem*  Tun!  Gerecht  und  wahrhaft,  behutsam  in  allen  Äußerungen  cor 
so  viel  Zeugen,  und  edelstem  Triebe  getreu,  nicht  die  Opfer  geschtMt,  sticht 
von  kleinlichen  Vorteilen  berückt!  Erst  der  Nadiruhm  zeigt  der  Welt,  wie 
einer  im  Leben  war.  Kroisos,  nicht  Phalaris  lebt  im  Liede.  Erfolg  ist  der 
erste  Siegespreis,  edler  Euhm  der  zweite,  beides  cereint  und  festgehalten,  der 
höchste  Kranz. 

Für  den  rhythmischen  Gang  der  Perioden  sei  verwiesen  auf  die  Ana- 
lyse im  Hermes  (36,  1903,  232j  und  auf  das  wohl  auch  ohue  Kommentar 
deutliche  Schema  der  Textausgabe  (1914).  —  Mit  Bedacht  scheint  der 
Dichter  die  Hauptwucht  der  Gedanken  und  der  Rhythmen  in  die  Strophen 
Terlegt  zu  haben  (Macht  des  Gesanges,  Aitnaausbruch,  Gebete,  Mahnrede), 
um  dann  in  der  Epode  allemal  festliche  Freude  freier  ausströmen  zu  lassen.  - 
Solchen  Lesern,  die  in  Chalkidikern  wie  in  Aeolikern  noch  immer  gerne 
Daktylen  glauben,  mag  lehrreich  sein  die  durch  Kurzhebung  (59/60)  au- 
gezeigte Fermate  in  den  letzten  Versen  der  Epodos  -^^^^^u    ^^ ^^^. 

TI^  "  hingewiesen  zu  haben  ibt  das  unsterbliche  Vordienst  von  Frdr.  Blass 

^ons  Jbb.  133,  1886,  4G0ff.  und  in  der  Praefatio  seines  Dakchy- 
lides);  vgl.  noch  0.  VII  Str.  6/6,  VIII  Str.  5/6,  N.  VllI  Str.  3/4.  —  Über 
das  triolenariige  nvnvov  (^^  "  )  am  Schluß  der  Epodos  Vorarbb.  z.  gr. 
Versgesch.  Lpz.  1908,  102  ff.  -  In  'Spondeen*  ziisummongezogene  Metra 
—    .  1  Text  ausgeht,  spricht  von  Übordelmung    —    finden  sich   in 

cbaU  .  Maßen,  wie  hier  Str.  2.  3,  noch  P.  IX  Str.  2,  immer  in  leich- 


14  Pythien  II 

teren  lonikern,  also  schwer  zu  deuten.  —  Die  Strophen  sind  jtf^iwdtxcoj 
gebaut  (Heph.  67,  20  m.  schol.  176,  19  Consbr.);  der  acht  Metra  füllende 
Langvers  am  Schluß  ist  der  umfangreichste,  den  P.  in  den  Epinikien  gewagt 
hat.  —  Für  die  Umteilung  der  Metra  in  respondierenden  Perioden  bildet 
ein  hübsches  Beispiel  die  Epodos,  wo  nach  einem  größeren  Vorspiel  ('Ab- 
gesang')  einem  Stollen  von  2-fl  l-f[2]-}-l  1  +  2  Metren  ein  Gegen- 
stollen antwortet  von  fünf  glatt  abrollenden  Dimetren,  entsprechend  dem 
vorhin  geschilderten  Charakter  der  Epodos. 


PYTHIEN  U. 

Über  den  Ixionsmythos  ist  noch  heute  lesenswert  Welcker,  Aesch.  Tril. 
(1824)  I  547  ff.,  dazu  Wilamowitz,  Hom.  Unters.  203.  Unsere  älteste  Quelle 
ist  Pherekydes  (schol.  Ap.  Rh.  III  62),  dessen  Bericht  Stück  für  Stück  mit 
Pindars  Erzählung  zu  vergleichen  lohnend  sein  wird:  Ü^leyvov  vtbg  'l^/cov, 
ag  aal  EvQinCörig  (fr.  424).  0£Q€Kv67]g  6s  ^TlHöttovog^  Ai6%vXog^  nach 
Diod.  IV  69,  schol.  Pind.  P.  II  40b,  Wesseling>  ^AvzLcovog  —  Pindar  nennt 
den  Vater  nicht,  wohl  aber  ist  ihm  die  Koronis  P.  III  8  0Xsyva  ^vyaTriQ, 
Lapithin,  wie  Ixion.  —  cprißl  de  a>g  yafii^Gag  Jiav^  xr]v  ^H'ioviag  (so,  nicht 
Jri'Cov.  die  gute  Überlieferung;  s.  C.  Robert,  Gr.  Heldens.  I  13)  &vyariQa^ 
TtoXkcc  V7t£(Sisro  dcoaet.v  ö&ga.  iXd-ovvog  öh  im  xavta  xov  ^H'Covecog  ßiQS&QOv 
noLi](iag  nccl  TtvQaKVcoaccg,  öKeita^SL  amb  IsTtwig  ^vXoLg  aal  mvet  Xsntfj  — 
Piudar  andeutend  ovk  cctsq  xi^vag  32  — .  ifiTtsacov  6h  ^Hlovsvg  anöX- 
Xvxai.  Xv(i(Sa  61  'I^lovl  ivineßs  6ia  tovto,  xal  ov6elg  avxbv  ri&eXev  ayvl- 
6a  L  o^xE  &scbv  ovxe  ccvd-QcoTtcov.  TtQmog  yag  ificpvXiov  av6Qa  ccnixxeLvev  — 
i^cpvXiOv  aifia  nqcüxiGxog  .  .  .  i%i^Bih,s  Q'vaxolg  Pind.  32,  nqoixo- 
TixovoLöi  TtQOöxQOTtatg  I^LOVog  Aesch.  Eum.  738  — .  iXei^öag  6e  avxbv 
6  Zsvg  ccyvl^eL  —  weder  von  jener  XvoGa  noch  von  dem  ayvLöfiog  redet 
Pindar,  er  beschränkt  sich  auf  sv(isvs66l  naqa  KQovi6ai,g  25  (ngev- 
fiev&g  Aesch.  fr.  92),  um  gleich  darnach  die  Liebestollheit  zu  betonen,  mit 
der  sich  Ixion  an  der  Gattin  seines  Erbarmers  zu  vergreifen  wagte  — ,  Kai  ayvi- 
G%Hg  TjQaßd'ri  xrig  '^Hgccg.  6  6s  Zsvg  vscpiXrjv  6iioico6ag  "Hga  nagaKOifit^si 
avxca  aal  vözsqov  Ttoiiqaag  xsxQaKvrjfjLOV  xqü^bv  —  xsxQccKva^iOv  6s(S^6v 
Pind.  40  (den  vier  Gliedmaßen  Ixions  entsprechend,  meint  der  Scholiast 
73b;  aber  auch  die  Ivy^  P.  IV  214  ist  vierspeichig,  wie  die  Räder  an  den 
Streitwagen  der  Dipylonvasen,  sonst  auch  sechs-,  am  Götterwagen  E  723 
achtspeichig)  —  xal  ösa^isvaag  avxbv  xnKüQSixai.  Die  (xavla  Ixions  in  seiner 
Leidenschaft  für  Hera  bezeugt  Pherekydes  schol.  P.  II  p.  29,  3  Dr.  —  ^ai- 
vo^ivatg  cpQaßlv  Pind.  26  — ,  das  durch  die  Lüfte  fliegende  Rad  und  die 
Verkündigung  der  Lehre,  xqtj  x^Lav  xovg  svsqyixag^  schol.  Eur.  Phoin.  1185 
—  xavxa  ßqoxoig  Xiysiv  iv  nxsqosvxi  xqü^w  navxa  xvXiv66fi£vov' 
'xbv  svsQysxav  xtA.*  Pind.21ff. — .  Über  die  Bestrafung  Ixions  wie  des  Tan- 
talos  (ovQavov  ^hov  i&ovog  xs  Eur.  Or.  5,  homerischen  Vorbilds  iv  aid-iqi  aal 
vscpiXriöi,  0  18)  Arch.  f.  Religionsw.  21  (1922)  1.  Heft.  Bemerkt  sei  noch,  daß 
manche  Mythographen  die  Hippokentauren  unmittelbar  von  Ixion  und  der 
'Wolke '  abstammen  ließen,  während  Pindar  vernünftigerweise  einen  Sohn  ein- 
schiebt, der  dann  mit  m  agnesischen  Stuten  das  Volk  der  Halbwesen  zeugte,  ot^'r' 
iv  avd^atft  ysQaötpoQOv  oijx'  iv  &s&v  voiioig  Pind.  43.   Daß  mit  diesen 


1-7  15 

tierisch  rohen,  einem  raschen  Untergang  geweihten  Scheusalen  (den  Söhnen 
der  'Wolke',  urspriing^lich  Dämonen  des  im  Sommer  ausgetrockneten,  im 
Winter  plötzlich  wild  werdenden  "Avavgog,  'wasserlos',  nach  Kretschmer 
Glotta  X  1919,  56)  der  von  Pindar  wie  von  Hesiod  stets  in  hohen  Ehren 
gehaltene  öiKaioTurog  KevrccvQoav  Homers  (A  832),  bei  Pindar  <priQ  -^«rog, 
6(ü(pQ(ov,  OdvQctg  VLog,  KgovCöag  (von  Kronos  in  Roßgestalt  mit  der  Nymphe 
gezeugt  nach  Pherekydes  schol.  Ap.  Rh.  II  1231)  nichts  gemein  hat  als  die 
Gestalt,  bedarf  keines  Worts. 

Das  Lied  beginnt  —  und  die  rauschenden  Rhythmen  des  Anfangs 
stimmen  dazu  —  fanfarenartig:  in  das  waffenstarrende  Syrakus  kommt  aus 
Theben  die  Kunde  von  einem  Siege  des  Viergespanns,  das  König  Hieron 
eigenhändig  —  nicht  durchs  Ziel  geführt  wie  des  Dichters  Landsmann 
Herodotos  Isthm.  115  —  wohl  aber  eingefahren  hat.  Darauf  mag  schon 
der  Ausdruck  iöajiaaae  ncoXovg  zielen;  aber  deutlich  sagen  es  die  Worte 
ayavaiaiv  iv  i^QoC^  wenn  man  sich  der  Lehre  Xenophons  erinnert:  ov  dei 
i^anivuLcog  öTtav^  aXk  r,Qefialü)g  TtQOöayeßd^ai  tw  laltva  TtQavvovza  (tt.  iTtn. 
c.  9).  Die  äyaval  xsiQsg  des  klugen  Lenkers  entsprechen  den  ayavolöL  XoyoLg^ 
fivd-oig^  iTteact,  des  klugen,  durch  milde  Form  gewinnenden  Redners  bei  Homer 
und  Pindar  und  der  (xakaxa  xelq  des  klugen  Arztes  P.  IV  271.  Das  siegende 
Gespann  wird  dreimal  genannt  (4.  8.  12),  dreimal  verschieden,  das  zweite 
Mal  mit  lebhaftem  Hinweis,  der  auch  das  Geschlecht  erkennen  läßt,  Kslvag. 
Der  Dichter  wird  mit  den  edlen  Tieren  ganz  vertraut  gewesen  sein.  Viel- 
leicht hat  er  ihre  Überfahrt  zur  Heimreise  benutzt,  vermutlich  über  Lokroi 
(18 ff.),  und  sicher  sie  die  hellschimmernden,  weil  weißblühenden,  Myrten 
Thebens  gewinnen  sehen  (Isthm.  IV  69,  P.  II  6),  wenn,  wie  doch  mehr  als 
wahrscheinlich  ist,  der  aus  Theben  gemeldete  Sieg  eben  ein  thebischer  war, 
in  den  lolaosspielen.  "Agz^ig  ^Oqzvyla^  die  Herrin  von  Syrakus,  hat  dem 
König  beim  Einfahren  geholfen,  Artemis  und  Hermes  'jEi'aycuvtog  legen  ge- 
meinsam mit  Hand  an,  sooft  er,  unter  einem  Stoßgebet  an  Poseidon,  seinen 
Streitwagen  schii-rt.    Das  ist  das  Vorspiel. 

1.  ^ityaXoJtöXihq  ist  Syrakus,  wie  Athen  P.  VII 1.  2,  Die  Haupt- 

stadt der  Militärmonarchie  glich  einem  ungeheuren  Kriegslager  {Sanioviat 
xQO<pol)  von  Anfang  an,  bis  es  möglich  ward,  die  Veteranen  in  Aitna  anzu- 
siedeln. avÖQ&v  iTtncov  tf  atdago/aQfxuv  scheint  'Lanzenreiter'  zu  bezeichnen: 
OL  TttQi  "Ißxmov  Kai  21x7](5lxoqov  xccQ^tjv  T^v  iTiiöoQaxCöct  (paöiv  schol.  0.  IX 
129;  dazu  jetzt  xagfiag  mit  dem  schol.  imdoQaTidag  in  dem  Korinther- 
dithyrambos.  Freilich  steht  xaQ^ai  für  Kampfsiege,  also  sicher  mit  An- 
klang an  jaiqu)  0.  IX  86.  Das  erinnert  an  das  etymologische  Spiel  bei 
y.flXa  V.l  12  und  vollends  an  ^cty\)ü)d6g  N.  II  2,  Isthm.  IV  38.  Ähnliches 
über  ioxiaiifa  zu   7.  IJ.  &ilßai  XiJtaQai,   wie  Athen  fr.  76,   Orcho- 

menos  0.  XIV  3,  Lokroi  in  dem  Oxyrh.  pap.  408'  (fr.  140**  Diehl;  suppl. 
lyr.'  13**,  61),  lauter  Städte  mit  weithin  leuchtenden  Burgen:  Xmagäv  xt 
(hißäv  (liyav  axontlov  fr.  196,  aQyiXi)q)ov  naQ  7,t(pvQiov  xoXiövav  fr.  140*| 
58;  Marathon,  Naxos,  Smjma  und  At'yvmog  ayxixQri^vog  (fr.  82)  mögen 
HO  heißen,  weil  weit  vom  Meer  ans  sichtbar.  4,  ^Q-^ofiaif  hier  fühlt  der 
Dichter  sich  als  persönlich  auftretender  Bote;  anders  nachher  67.  6.  rt^A- 
avyiaiv  erläuterten  wir  schon  durch  Isthm.  IV  69.  7.  JtotaiUa^j  An- 
spielung auf  die  von  Alpheios  unters  Meer  hin  bis  nach  SyrakuH  vorfolgte 


16  Pythien  U 

Artemü-Arethusa  (^AX(peimcc),  die  noch  heute  am  Südwestrando  der  'Insel' 
aus  dem  Meer  aufsteigende  Süßwasserquelle.  Nachher  sind  die  Epitheta 
loxicciQu  (9)  und  OQ^oigUuva  (12),  wo  es  nichts  zu  schießen  und  nichts 
dreinzuschlagen  gibt,  rein  dekorativ.  Über  "AQUfiig  'Imtla  zu  P.  IV  3. 
Die  Kürze  des  i  in  Ioxeoliqcc  mag  einer  Abirrung  auf  ein  mißdeutetes 
1 0^0)^05  entstammen  (Kretschmer,  Glotta  IV  350).  8.  'KBhaq  zu  ändern 
liegt  kein  Grund  vor  (mit  Schroffheit  ausgesprochen  von  Hermann  bei 
Heyne),  in  der  Wirkung  kommt  es  hinaus  auf  xAatvag,  was  Heyne  dafür 
einsetzen  wollte;  über  die  Prägnanz  des  Pron.  zu  P.  I  42.  In  Jtoiiti- 

Xav{ov>q  bereitet  sich  die  Mitteilung  des  nächsten  Satzes  vor.  9.  X^Q'^  ^'" 
dvfi^  virird  nach  einer  hübschen  Bemerkung  Wilhelms  von  Humboldt  auf 
Artemis  und  Hermes  zusammen  gehen.  cvXXrjTtnxcbg  in  der  Sprache  der  Scho- 
liasten.  Athene  lenkt  den  Wagen  des  Diomedes  E  840,  fein  zitiert  der 
Scholiast  (20*)  auch  den  Gestus  innslov  öl  d^scc  ^vyov  i'jtpazo  E  799  (vgl.  Bern, 
zu  ^AcpqoSLxa  dxicov  icpaTtio^sva  jjg^t  Kov(pa  P.  IX  11),  Poseidon,  der  neben 
Zeus  tjfTtoavvccg  iöidcc^s  Ttavroiag  M'  307,  schenkt  dem  Pelops  vor  seinem 
Kampf  mit  Oiuomaos  Pferd  und  Wagen  (0.  I  86/87),  Pallas  dem  Bellero- 
phon das  Zaumzeug  zur  Bändigung  des  Flügelrosses  (^(pagfianov  tt^uv  xei- 
voav  a(iq)l  yivvi  0.  XIII  85).  Die  Übertragung  solchen  handgreiflichen 
Götterbeistandes  aus  der  Heroenzeit  auf  die  Gegenwart  ist  eine  Kühnheit; 
aber  es  ist  wohl  auch  nicht  etwas  Alltägliches,  daß  Könige  ihre  Rennpferde 
selber  trainieren.  Ganz  abweichend  interpretiert  Wilamowitz  (Sitzgsb.  1901, 
1337/38J,  der  bei  cdylaevta  ircLrCd^aL  Kodfxov  an  Taenien  und  Kränze  denkt 
(ebenso  Koöfiov  xbv  aTiq)avou  schol.  18*);  'Taenien  und  Kränze'  vor  dem 
Siege,  bei  jeder  Ausfahrt  {orav  —  xccrcc^evyvv'^  10)  zu  einem  'entschei- 
denden Rennen*?  Was  sagt  dazu  Nemesis?  11.  Die  Kühnheit  der  Wort- 
bildung neiöLxaXLva'  TCSLd-of-i^vcc  tro  ;^a;XfVü3  wird  klar,  wenn  man  TtsialfißQorov 
te  ßaKXQOv  Aesch.  Choeph.  362,  So^ccv  TtsißlfißQoxov  Bacch.  IX  2K  vergleicht. 
12 — 20.  Den  Übergang  zu  dem  Mythos  von  der  Undankbarkeit  Ixions 
bilden  zwei  Beispiele  von  Dankbarkeit,  beide  abgeschlossen  von  einer  dies 
deutlich  aussprechenden  Sentenz.  Von  Kinyras,  schon  der  Ilias  bekannt 
(A  20 — 28),  wo  er  dem  Agamemnon  einen  Panzer  phoinikischer  Technik 
verehrt,  seinen  sprichwörtlichen  Reichtum  kennt  auch  Tyrtaios  (12,  6),  ließ 
sich  viel  erzählen:  Pindar  nennt  ihn  (17)  'sanften  Priester  Aphrodites*  (der 
phoinikischen  Astarte),  wie  Hesiod  (Theog.  987 — 991)  den  Phaethon,  den 
die  Überlieferung  bei  Apollodor  (IH  181/2)  zu  seinem  Ahnherrn  macht,  ihn 
selber  dann  zum  Vater  des  Adonis.  Und  wenn  er  daneben  (16)  'herzlich 
geliebt  von  ApoUon'  heißt,  so  erscheint  durch  beides  leicht  umrissen  die 
Gestalt  des  Urhebers  der  weichen  Adonisklage.  Die  Scholien,  die  ihn  mit 
Gewalt  zu  einem  Urahnen  der  Deinomeniden  stempeln,  verlegen  deshalb  die 
triopisch-karische  Heimat  der  Geloer  (Herod.  VII  153)  flugs  nach  Kypros 
(mit  Recht  von  Drachmann  nicht  verbessert),  und  Boeckh  hielt  (schol.  p.  315) 
die  kyprische,  also  semitische  Abkunft  Hierons  für  möglich,  später  (expll. 
p.  244)  sogar  für  wahrscheinlich.  Mit  dem  bei  den  Deinomeniden  erblichen 
,Priestertum  der  Demeter  und  Köre  (0.  VI  95  m.  schol.)  hat  Kinyras  nichts 
zu  tun.  Das  anmutigste  Gegenstück  zu  der  die  Jahrhunderte  überdauernden 
Dankbarkeit  der  Kyprier  bilden  die  lokrischen  Mädchen,  die  dank  Hierons 
tatkräftigem  Einschreiten  gegen  den  bösen  Nachbarn  Anaxilas  von  Rhegion 
(477)  sorglos  vor  ihren  Häusern  sitzen  können,  in  Liedern  (aus  Epicharms 


7—21  ff.  17 

'Inseln'?  doch  vgl.  jetzt  auch  Pind.  fr.  140^,  65)  ihren  Beschützer  feiernd. 
14,  Der  Pluralis  ßaaiXsvxTiv  reiht  den  Hieron  (18)  mit  Kinyras  unter  die 
Könige  ein,  wie  schon  0.  I  114,  d.  h.  ol.  76  =  476;  dazu  stimmt  die  Notiz 
des  Schol.  P.  III  63,  151,  die  indes  eben  aus  der  Oljmpienstelle  erschlossen 
sein  könnte:  xa^töTorrat  81  6  ^ligcov  ßaöLXsvg  kuzcc  tyiv  og'  ^OlvuTtidSa 
(Philol.  61,  1902,  362^^).  16.  Apollon  'Goldhaar',  ohne  Namennennung 
0.  VI  41,  ;fpt;(J£0x6jüa  '^Enaxe  in  einem  von  Aristoteles  zitierten  Paian 
(Simon.  26^  Bgk.),  ebenso  in  dem  attischen  Paian  mit  Musiknoten  (Mus. 
gr.  ed.  lan  p.  438),  auch  in  der  Elegie  (Tyrt.  3);  sonst  ist  noch  Zephyros 
goldlockig  und  Eros;  s.  zu  P.  IX  5.  17.  Bemerkenswert  bei  aysi  die 

Sparsamkeit  Pindars  im  Gebrauch  des  Pronomens;  om^ead-ai  steht  bei  Pin- 
dar  immer  'absolut'.       Über  noi  rirog  die  Adnotatio  1900. 

21 — 48.  Die  Ixionsfabel  hat  Pindar  Veniger  gut  behandelt',  urteilt 
in  seiner  urbanen  Sprache  Welcker  (Tril.  550).  Er  denkt  dabei  vor  allem  an 
die  Verlegung  des  Schwerpunktes  von  dem  großartigen  Gedanken  der  Ent- 
sühnung durch  Z£vg  xa^aQöLog  selber  auf  die  Undankbarkeit  gegen  den  er- 
habenen Wirt.  Die  Bemerkung  ist  richtig,  und  hätten  wir  die  Ixionsdramen 
der  drei  großen  Tragiker,  so  wüide,  ganz  abgesehen  von  der  eigentlichen 
Poesie,  die  in  der  Tat,  verglichen  z.  B.  mit  dem  Kyrene-  oder  dem  Koronis- 
liede,  diesmal  gering  ist,  der  Abstand  uns  greifbarer  sein  zwischen  dem 
feierlich  lehrhaften  Stil  Pindars  und  der  tiefer  eindringenden  und  feiner 
motivierenden  Darstellung  der  Athener.  Aber  erzählt  ist  die  Fabel  doch 
ganz  in  Pindars  mit  bewußter  Kunst  geübter  Technik:  wieder  verläuft  die 
Erzählung  in  zwei  Wellen,  einmal  von  dem  gnädig  gewährten  Schutze  zu 
einer  Andeutung  der  'wohlverdienten'  Strafe  für  den  Frevel  (30),  dann, 
nach  den  üblichen  Sentenzen,  von  der  Entlarvung  des  Frevlers  zu  der  ent- 
setzlichen Bestrafung  (40  ff.).  Leider  ist  der  zweite  Teil  der  Sentenz  gerade 
in  einem  entscheidenden  Worte,  unheilbar  scheint  es,  entstellt;  denn  daß 
der  mit  den  Worten  evval  6h  naQccTQOTtot  beginnende  Satz  noch  zur  Sentenz 
gehört,  und  nicht  schon  wieder  zu  der  Erzählung,  ist  richtig  bemerkt  von 
Kayser  (Lact.  Pindd.  43/44)  und  Paul  Maas  (Sokr.  VI  1918,  164).  Was 
dann  aber  beide  für  das  schon  metrisch  anstößige  rov  i^xovxa  einsetzen 
—  Maas  ändert  ohne  Not  noch  noü,  d.  i.  doch  wohl  norh  (=  iv  xQova» 
F.  Vni  15  wie  IV  53.  293)  in  xivä  —  (pQoviovta^  ist  fehlgegriffen:  Die 
erzielte  Sentenz  klingt  ähnlich  einem  auch  bei  Pindar  beliebten  Gemeinplatz, 
wie  (xai  ao<p6v)  0.  VII  31,  (xai  ^eydXavxov)  P.  VUl  15.  Nun  ist  aber  Ixion 
gerade  kein  (pQovioav,  sondern  ein  ^aivofievog  (26),  cnögig  dvriQ  (37).  Des- 
halb verlangte  die  Logik:  'schon  manchem  sonst  Verständigen  brachte  Liebes- 
frevei  unermeßliches  Leid,  wieviel  mehr  einem  so  blindwütigen  Toren!'  Und 
«olch  einen  Gedanken  sollen  vdr  durch  starke  Eingriffe  erst  herstellen?  Para- 
phrast  und  Scholion  hat  ein  böser  Zufall  uns  gerade  für  die  entschoidendcn 
Worte  wieder  unterschlagen.  Dem  Sinne  nach  ist  gegen  Humboldts  xhv  (Iowa 
(von  Gilderßleevo  übernommen)  nichts  einzuwenden;  doch  wäre  die  Wahl  ge- 
rade dieses  Wortes  nach  der  hübschen  Antithese  26 — 30  hier  wenig  glück- 
lich. Daß  mit  Be.seitigung  von  ixovza  der  von  Welcker  gewünschte  Anklang 
an  den  [xixrig  verlorengeht,  der  in  Ixions  Namen  vcrnohmbar  sein  soll,  ist 
kein  Verlust:  der  Godanko,  'unorlaiibte  Begattungen  stürzten  endlich  einmal 
in  lauter  Unheil  auch  einen  BittÜehenden*,  ist  als  Sentenz  unmöglich.  Und 
mag  Aischylos  (Eam.  441)  in  atfivbg  nqocUxtaQ  iv  x(f6noig*Jllovoi  mit  dem 

8«kro«4«r.  Pladan  P/thlra  % 


18  Pythien  II 

Anklänge  spielen:  daß  Pindar  von  der  Eutsühnung  des  Uizrig  sonst  mit  kei- 
nem Woiie  redet,  ist  vielleicht  ein  Mangel,  aber  diesen  gewollten  Mangel 
nun  an  der  ungeeignetsten  Stelle  ihn  wiedereinbringen  zu  lassen,  dürfte  er 
sich  wohl  verbitten. 

21  ff.   Über  die  einzelnen  Züge  des  Mythos  sieh  die  Einleitung. 
24.  rCveO-d-aif  im  guten  Sinne  uns  weniger  geläufig  als  noivd  oder  gar 
CLTtoivcc^  wird  hier  durch  oiyavalq  afioLßaig  eindeutig.       rtvBö^ai  wie  g)\}ivet 
P.  I  94.  26.  Eine  neue  Parallele  mit  Tantalos  0.  I  55:  dort  TiOQog  — 

ara,  hier  ^ßQtg  —  aJ^dta.  27.  ^Qdööaxo,  die  passivischen  Formen  wohl 
nicht  vor  Aischylos.  28,  Über  die  Wortbildung  vütBQdipavoq  zu  P.  X 13. 
29.  Pas  zweimalige  ävriQ  (29  und  37)  weist  den  Frevler  zwiefältig  in 
seine  Schranken,  erst  mit  Tra^cov  ioLKoia  moralisch,  dann  mit  aiÖQLg  intel- 
lektuell. 30.  Das  gleiche  Verbum,  bXibv  26  und  bXb  30,  macht  den 
Gegensatz  der  Objekte  fühlbarer.  31.  Das  Präsens  tsXeO-ovtif  nicht 
weil  er  ewig  im  Hades  litte  —  Näheres  in  dem  Aufsatz  ^etu  xqi&v  xi- 
raQxov  Ttovov  Arch.  f.  Religionsw.  21,  1922,  1.  H.  — :  das  Bild  des  ewig 
Gemarterten  (s.  die  Einleitung  zu  diesem  Gedicht  S.  14)  schwebt  dem 
Dichter  anschaulich  gegenwärtig  vor  Augen.  32.  i(i(pvXiov  alua 
ist  nicht  o^ul^ov  ccl^ia  wie  Aesch.  Hiket.  449.  Eioneus  ist  kein  Bluts- 
verwandter, wohl  aber  yafißQog  tj  Tciv&eQog^  ol'  ts  fidhaxa  aridi,axoL  xeXe- 
d'ovöL  fied^  alfid  xs  aal  yivog  ccvx&v  6  582.  34.  x«T  avröv,  wie 
Pindar  das  Reflexivum  ausdrückt,  sieht  man  in  avxbg  avxü  fr.  97,  ähn- 
lich dem  homerischen  oi  öe  zcd  ccvxoi  6q)fj6Lv  dxaöd'aXlrjatv  kxX.  a  33;  im 
übrigen  vgl.  Gust.  Meyer,  Gr.  Gramm^  526  und  Rzach  zu  Hes.  theog.  126. 
35 f.  Über  die  Sentenz  die  Vorbem.  zu  21 — 48.  Mit  inel  —  cciÖQLg  ccviqq 
geht  die  Erzählung  fort  als  ein  Beispiel  für  den  in  der  Überlieferung,  wie 
vorhin  ausgeführt,  leider  verstümmelten  allgemeinen  Satz.  40.  naXöv 
:tflna  variiert,  wie  schon  tlfsvöog  ylvTiv  (37),  den  i^cclQSxog  fiox&og  (30)  und 
den  Ttovog  (31),  den  Schluß  macht  dann,  mit  Nachdruck  auf  den  Anfang 
der  Epodos  übergreifend,  ebv  blsd'QOv  (41).  Ixion,  mit  Schlangen  auf  die 
vier  Speichen  des  Rades  geflochten,  wilden  Ausdrucks,  von  zwei  geflügelten 
jugendlichen  Frauengestalten  innig  bedauert,  von  Hermes  undHephaistos  kühl 
beobachtet,  darunter  eine  Erinys,  zeigt  das  schöne  Cumanische  Vasenbild, 
Berlin  3023  Furtw.  Sicherlich  hat  das  vierspeichige  Rad,  eben  weil  eine 
Ivy^  wie  P.  IV  214  (vgl.  auch  N.  IV  35),  symbolische  Bedeutung:  wie  bei 
Dante,  wird  der  Lüstling  bestraft  mit  der  Verewigung  seiner  Liebessehn- 
sucht. 41  a/b.  yviOJtsöaiq  —  ateöibv  rdv  mag  dem  Dichter  scLöner  ge- 
klungen haben  als  Tcexcov,  doch  ist  Sicherheit  nicht  zu  erzielen.  41b.  Das 
überlieferte  dvös^aro  suscepit  sustinuit,  ist  besser  als  die  bis  in  die  neueste 
Zeit  beliebte  Verbesserung  dvöei^axo^  was  eine  lahme  Wiederholung  des 
XiyeLV  pqoxolg  21  sein  würde:  echt  pindarisch  klingt  dies  schon  in  xav  ito- 
IvKOivov  wider.  42,  ävev  XaQitiOV  gebiert  Nephele  das  Ungeheuer;  'die 
Grazien  sind  —  ausgeblieben'.  43.  Das  in  der  Paronomasie  sonst  ungebräuch- 
liche KaC  erklärt  sich,  wie  das  xe  P.VI46.  I  71,  aus  einem  in  Gedanken  noch 
einmal  gesetzten  Verbum,  im  Deutschen  'und  zwar',  ^lovog  beidemal  'einzig 
in  seiner  Art':  nie  hat  weder  vorher  noch  nachher  eine  Wolke  einen  Sohn 
geboren,  und  nie  gebar  ein  Weib  solch  einen  Sohn.  Hübsch  ist  die  Bemer- 
kung Gildersleeves  (S.  254),  wie  Tantalos  in  seinem  Sohne  doch  wieder  ge- 
ehrt (Olymp.  I),  Ixion  noch  in  seinen  Nachkommen  gestraft  wird. 


21  ff.— 53  19 

■49  —  71,  An  d^r  Stolle  nach  dem  Mythos,  wo  sonst  gern  eine  zweite 
Siegestafel  steht,  hat  Pindar  diesmal  ein  Enkomion  eingesetzt:  von  fern  er- 
innert das  blumengeschmückte  Festschiff  ("62)  an  eine  Theoria  oder  an  die 
Heimfahrt  eines  Siegers.  Aber  deutlich  ist  die  Parallele  mit  den  Sagen  der 
dankbaren  Kyprier  (15 — 17)  und  den  Dankliedern  der  Lokrerinnen  (18  ff.), 
und  nicht  minder  deutlich  der  Wunsch,  nach  der  so  abschi*eckendon  Schil- 
derung eines  Undankbaren  und  vor  den  peinlichen  in  den  Abschiedsgruß 
eingeflochteuen  Vorhaltungen  freundlichere  Töne  erklingen  zu  lassen.  Der 
Überleitung  zu  dem  Lobgesang  hat  P.  eine  ganze  Strophe  gewidmet:  ein 
frommer  Spruch,  dann  eine  scharfe  Absage  an  die  Tadelsucht  böser  Zungen, 
wie  des  Archilochos,  dann  (56)  wieder  eine  Sentenz,  und  zwar  eine  von  der 
Art,  die  in  ihrer  Vieldeutigkeit  wohl  manchen  Erklärer  zur  Verzweiflung 
bringen  kann.  Wie  der  Schol.  p.  48,  15  Dr.  zu  seinem  t6  inLrvy/^civsiv 
nXovTov^  und  Aristarch  (p.  49,  5)  zu  seinem  svTtox^oraTog  6  TcXovzav  ktX. 
gekommen  sein  mag,  ist  schwer  zu  sagen;  ein  dritter  (p.  48,  17 — 19)  scheint 
6o<plag  ägiarov  zu  verbinden,  während  der  Paraphrast  (p.  48,  20ff.)  um- 
ständlich für  TtXovzELv  aocpiag  eintritt.  Die  Interpretation  des  1.  Schol.  ist 
heute  die  beliebteste;  und  wer  sich  über  die  Konstruktion  keine  Gedanken 
macht,  fordert  den  Gedanken  ohne  weiteres  aus  dem  angenommenen  Zu- 
sammenhange: 'vorher  selbstverschuldete  Armut  (^Liua'navia)  des  Archi- 
lochos, und  nachher  fürstliche  Macht  Hierons;  also  t6  itXovzhv  materieller 
Reichtum!'  Darnach  denn  wohl  <svv  xv-fa  norfiov  öocpiag  =  jücra  aoq>lag? 
a  disagreedblc  cumuJation  ^  urteilt  Gildersleeve;  aber  es  ist  doch  wohl  ein 
ungriechisches  Gestammel!  nicht  wegen  der  zwei  Genetive  (Beispiele  prolegg. 
II  95);  aber  für  Ttoxfiov,  was  doch  erlaubt  ist,  öai^ovog  gesetzt  oder  d-eov, 
'mit  eines  Gottes  Hilfe',  wie  paßt  dazu  noch  der  Genetiv  aocplag?  Nicht 
besser  steht  es  mit  aotpiccg  aQiCiovl  'der  Weisheit  Gipfel'?  —  un  aforismo 
scherzoso,  urteilt  treffend  (trotz  Bocckb)  Fraccaroli  (Pind.  1894,  367).  Und 
der  Zusammenhang?  Pindar  redet  ja  hier  noch  ganz  allein  von  sich:  mit 
ifu  6e  initai^  r.zX.  (526)  macht  er  sich  innerlich  zu  einem  Lobgesange  be- 
reit. Das  Tadeln  hat  ihm  aus  weiter  zeitlicher  Ferne  {k%cig  imv  54)  der 
Anblick  des  Archilochos  verleidet,  der  ihm  eins  der  vielen  Beispiele  ist  einer 
irregeleiteten  aü(pla,  wie  die  Teichinen  0.  VII  53,  Asklepios  P.  III  54,  Ho- 
mer N.  VII  23.  Die  wahre  ao(p£a  stammt  aus  einer  reineren  Welt,  Tadel- 
sucht, auch  eines  Dichters,  ist  eine  ix^Qf^  aocpla^  verfälscht  durch  die  Bos- 
heit eines  giftgeschwollenen  Gemüts  {ßagvXoyoig  tx^eai  ntaiv6(i£vov  nach- 
gebildet in  (iaug  ^i}  qpOdvw  niaUezccL  Bacch.  III  68).  Natiirlich  weiß  P.  auch 
äußeren  Wohlstand  zu  schätzen:  hier  liegen  ihm  eigene  materielle  Inter- 
essen roeilenfern.  Er  rechnet  sich  und,  in  erzieherischer  Absicht,  wie  sich 
bald  zeigen  wird,  auch  liieron  zu  den  aya^ol  xai  ao(po{  (xaza  Sai^ov  civögeg). 
Darum  kann  er  denn  auch,  endlich  zu  seinem  Ziele  kommend,  fortfahren: 
ai)  dl  aa(pu>g  ivöiilai  Svvaaai  (ro  nXovztiv  aotptag  avv  xvx«  Koxfiov)  iXiv- 
^tQioxTjxt,  ich,  in  meiner  Weise,  al.s  Dichter,  du  als  Fürst.  —  Mit  dieser 
Erklärung  ist  leider  ganz  und  gar  nicht  einverstanden  mein  freundlicher 
R<;/eiisent  GGA.  1901,  908.  P.  hat  sich  den  Übergang  von  IxioD  zu  Hieron 
nicht  leicht  geroa(;ht,  uns  aber  auch  nicht. 

49.  i:tl  iX:tOfe(J(Jt^  natürlich  des  (iottes  selber.  ävi^etat  perficU^ 
4xpv(j(Ji  V.  XU  II  con freit.  50,  ^aQanB(ßBratt  Präsens  «wischen  zwei 
gnomischen  Aoristen.  53.  /töivöv,  homerische  Glosse,  itwa  Ttvxvov. 

«• 


20  Pjthien  II 

67.  JTQVtavi  itVQie,  deutliche  Umschreibung  der  Souveränität.  ev(TrB' 
g)dviOV  von  arecpccvt},  einmal  P.  auch  azicpavog  0.  VIII  32.  äyviai  für 
Stadt  P.  IX  83.  VIII  55;  Nachklang  der  fieyaXonoheg  Zvquk.  des  Anfangs. 
59.  Über  die  im  ersten  Glied  ausgelassene  Präposition  zu  P.  XII 9.  61.  /ai)- 
voq,  vom  Verbalstamm  %a/-,  zuerst  bei  Solon,  dann  in  der  Komödie  und 
bei  Euripides  beliebt,  ziemlich  derbes  Schimpfwort,  steht  auch  N.  VIII  45 
neben  Ksveog.  62.  &n(fiy  Lieblingspräposition  Pindars,   malt  oft  fast 

köi*perlich  den  um  etwas  eifrig  Bemühten.  68 IF.  'Der  Arm  des  Jung* 

lings  in  der  Schlacht,  des  Greises  leuchtend  Aug  in  der  Versammlung*. 
Die  selbe  Polarität  des  Ausdrucks  P.IV  282;  ähnlich  N.III  72ff.  Doch  be- 
merkt zu  dem  ersten  Satz  der  Scholiast  115  richtig:  tovxo  öl  iv  tc3  xa^o- 
kov  yvcö/Lttxcog  ävani(pujvri%ev,  und  nicht  minder  richtig  zu  dem  Komparativ 
nQSOßvTEQcci,  121c:  ofoi/,  vtieq  Trjv  vs6rt]t<x  ßovXsvr]^  womit  denn  Hieron  noch 
immer  körperlich  rüstig  erscheint,  ohne  Anzeichen  der  ihn  etwa  von  474 
lähmenden  Krankheit.  Worin  nun  die  'Gefahrlosigkeit'  (66)  des  (noTlTtcivra 
loyov)  uneingeschränkten  Lobes  besteht,  mag  zweifelhaft  erscheinen:  etwa 
in  der  Gesetzheit  des  Alters,  das  in  seiner  Selbstbeurteilung  durch  Lob  sich 
nicht  mehr  so  leicht  verwirren  ließe  (schol.  121a),  oder  eben  in  der  Voll- 
kommenheit seines  Jugend-  und  Altersvorzüge  in  sich  vereinigenden,  jedes 
Lob  voll  verdienenden  Wesens?  Neid  und  Mißgunst  mögen  kommen,  aber 
Widerlegung  —  lavva  nQuniÖL  nccXaifiovEL  KEved  — ,  die  Gefahr  besteht 
nicht  (schol.  121^)! 

66 — 71.  Zwei  Sätze,  die  uns  noch  immer  viel  Kopfzerbrechen  machen. 
Beim  ersten  Lesen  scheint  von  zwei  Liedern  die  Rede  zu  sein,  dem  vor- 
liegenden und  einem  anderen  als  Kastoreion  von  ihm  unterschiedenen.  Aber 
angenommen  selbst,  unsere  in  den  Vorbemerkungen  zu  Pjth.  I — III  hypo- 
thetisch dem  musikkundigen  Eidographeu  in  den  Mund  gelegte  Deutung 
des  Kastoreicns  (ausführlicher  Philol.  61,  1902,  358/9)  nicht  als  eines  Liedes 
auf  Kastor,  sondern  eines  aus  Sparta  stammenden  musikalischen  Motivs,  sei 
hinfällig,  und  es  sei  sachlich  weniger  begründet,  unser  auf  einen  Wagen- 
sieg gedichtetes  Lied  ein  Kastoreion  zu  nennen,  als  das  von  Pindar  selbst 
als  'Kastoreion  oder  lolaion'  bezeichnete  Isthm.  I  16,  so  müßte  eine  weitere 
Verschiedenheit  darin  bestehen,  daß  das  vorliegende  Lied  'als  Frachtgut 
über  das  Meer  geschickt'  werde,  und  das  andere  —  doch  auch  (^GvvETCEfiijjE 
schol.  127),  und  das  'Tanzlied*  wäre,  'auf  aeolischen  Saiten',  eine  ^dgig 
(unübersetzbar)  der  siebentön  igen  Harfe'  und  das  Ixionslied  —  etwa  nicht? 
Diese  handgreifliche  ünlogik  sollte  doch  genügen,  die  Frage  dringend  zu 
machen,  ob  nicht  der  durch  fxiv  und  6e  angezeigte  Gegensatz  nur  scheinbar 
sei.  Aber  das  soll  nun  gegen  die  Grammatik  sein.  Wer  da  nach  Autori- 
täten fragt,  dem  stehen  für  beide  Entscheidungen  hochangesehene  zu  Gebote: 
Gottfr.  Hermann  war  erst  für  Identität  des  Ixionsliedes  mit  dem  Kastoreion 
eingetreten,  dann  aber  anderer  Meinung  geworden,  und  als  Boeckh  ausführ- 
lich die  Freiheit  der  Wortstellung  verteidigte  (er  hätte  nur  to  KaaroQEiov 
enger  mit  ävro^Evog  verbinden  sollen,  als  Fortführung  des  Gedankens  der 
Übersendung  [Kl.  Sehr.  VII  447  ff.]),  antwortete  Hermann  mit  einer  Grobheit 
(opp.  VII  123^*).  Das  hat  dann  auf  die  Nachfolger  auch  meist  keinen  Ein- 
druck gemacht.  Christ  blieb  in  den  Anmerkungen  der  großen  Ausgabe  zu 
d.  St.  noch  bei  der  Identität  der  beiden  Lieder,  zu  fr.  105  ward  es  ihm 
wieder  leid.    Gildersleeve ,  ein  unverächtlicher  Grammaticus,  hielt  fest  a& 


57—72  ff.  21 

der  Identität.  Aber  wie  steht  es  denn  in  Pindars  Sprache  mit  der  Wort- 
stellung bei  ^liv  und  de?  Boeckh  verglich  0. 1 1.  XI  8,  P.  I  21.  Ed.  Schwartz 
hat  dafür  bei  einer  ähnlichen  Stelle  des  Bakchylides  (III  85  ff.)  (in  Boeckhs 
Sinne  447)  den  Ausdruck  'lyrische  Syntax'  geprägt  (Herrn.  39,  1904,  631), 
aber  zu  der  Ijrrischen  Syntax  Pindars  gehört  noch  etwas  anderes:  Ve  Pin- 
dari  nomina  variandi  studio^  ist  der  Titel  einer  Straßburger  Dissertation 
(diss.  Argentorr.  IX),  das  Thema  ließe  sich  erweitern  in  de  P.  nomina  verha 
sententias  numeros  —  vielleicht  auch  einmal  noch  modos  musicales  variandi 
studio.  Hier  aber  sei  noch  auf  zwei  Beispiele  hingewiesen,  wo  Pindar  in 
zwei  Sätzen  nebeneinander  statt  eines  prosaischen  Pronomens  lieber  ein 
neues  Nomen  setzt,  nach  einer  Metonymie  einen  Namen,  ccvÖql  (plXo)  —  'Aq- 
xsaUa  P.  IV  Anf ,  vl€)  —  'y^Qxealka  P.  V  102/3.  —  Den  alten  Grammatikern, 
die  sich  gar  zu  gern  mit  dem  Gedanken  der  Bezahlung  beschäftigten,  ist 
es  nicht  zu  verargen,  wenn  sie  xott«  Ooiviaaav  i^iitoXccv  in  inl  fiia^a)  um- 
deuteten und  dann  xuqiv  in  nQOLna.  Wenn  aber  jemals  ein  Lied  unbestellt 
und  unbezahlt  war,  so  war  es  das  Ixionslied,  darüber  sind  wir  heute  wohl 
einig.  An  der  xccQig  iTtraxivTrov  cpoQfiLyyog  als  'dem  reizvollen  und  Reiz  und 
Schönheit  und  Freude  und  Ruhm  ausstrahlenden  Klang  der  sieben  saitigen 
Leyer'  würde  Boeckh  wohl  nicht  gezweifelt  haben,  wenn  er  sich  der  Stelle 
erinnert  hätte,  tIv  6*  ccövenrjg  kvQa  yXvxvg  x  avXbg  ccvaTtdaöEL  xccqiv  0.  X  93, 
und  auch  der  anderen,  wo  schon  der  Sieg  selber  den  Reiz  verleiht,  olg  — 
aidoia.  nonard^r}  Xdgig  evxXia  (ioQq:dv  0.  VI  75;  daher  der  alte  Zuruf  xaX- 
Xlvixil    Ganz  unzweideutig  ist  die  xccQig  Kntag  dridovog  Bacch.  III  Schi. 

72 — 96.  In  der  nun  folgenden  höchst  persönlich  gehaltenen  ctpqayig 
des  Liedes  ist  festzuhalten,  daß  da  nirgends  von  Schmeichlern  die  Rede  ist, 
die  Hierons  Urteil  über  sich  selbst  irreführen  könnten:  im  Mittelpunkte  steht 
der  Dichter,  der  mit  seinen  falschen  Freunden,  heimtückischen  Füchsen,  ab- 
rechnet; natürlich  wird  damit  zugleich  auch  Hieron  gewarnt,  und  dem  höti- 
gehen  Geschmeiß  gegenüber  der  ehrlich  liebende  (83)  und  kräftig  hassende 
(84),  geradzüngige  auch  dem  Fürsten  empfohlen  (86.  96):  daß  dieser  selbst- 
bewußte und  feierlich  ernste,  wenn  auch  geselligen  Freuden  nicht  abgeneigte 
Althellene  bei  Hieron  in  Gunst  steht,  das  ärgert  die  Hofgesellschaft;  ihm 
gelber  zeigen  sie  'Katzenpfötchen*,  wie  wir  sagen  würden,  um  hinterrücks 
ihre  Krallen  zu  gebrauchen;  der  Grieche,  dem  die  Katze  ja  noch  kein  Haus- 
tier war,  wählte  dafür  den  'schweifwedelnden',  schamlos  'dreisten'  Hund 
(82.  83):  %vvaXoinril  war  ja  ein  geläufiges  Schimpfwort.  Nebenbei  sei  jedoch 
bemerkt,  daß  es  in  Griechenland  auch  Hundefreunde  gab,  wie  die  Grab- 
reliefs und  Piaton  beweisen  (Staat  335 ^  375*°.  404'.  416''  usf.). 

Hat  man  sich  das  alles  klargemacht,  so  gewinnen  sogleich  die  dunkeln 
und  wie  denn  üblich  viel  mißbrauchten  und  wie  nicht  minder  üblich  ver- 
stflmmelten  Wort«,  mit  denen  dieser  Ilerzenserguß  beginnt,  yivoC  olog 
ical  iAa&(au^  ein  ganz  neues  Licht.  Über  sie  handelt  der  Exkurs  II.  Von 
neuerer,  dort  nicht  berührter  Literatur  sei  noch  genannt  Wilamowitz,  Gott. 
Ntchr.  1897,  318,  Berl.  Sitzgsb.  1901,  1316,  Schroeder,  Philol.  61,  1902, 
860.  Hier  mag  denn  genügen,  zu  sagen,  daß  nach  dem  rauschenden  Lob- 
gesang der  vorhergehenden  Strophen  ein  ganz  neuer  Ton  einsetzt;  im  dra- 
matischen Vortrage  würden  wir  sagen,  b«iseit  gesprochen:  Sei  du  nur,  wie 
da  erzogen  bist!    Kinder  haben  ihren  Spaß  an  dem  häßlichen  AfTiii,  dnr 


22  Pythien  II 

reife  Rhadamanthys  läßt  sich  nichts  vormachen,  er  durchschaut  die  Ohren- 
bläser und  Verleumder  und  ihr  gemeingefährliches  (xat  toö  öiaßaXXo^ivG)  kuI 
To5,  TtQog  ov  diaßdlXovßtv)  Treiben.  73.  Rhadamanthys  ist,  trotz  des 

Präsens  TSQTtezcci^  noch  nicht  Totenrichter,  wie  Aiakos  (Isthm.  VIII  23),  im 
Elysion  thront  er  neben  Kronos  0.  II  83.  75.  Die  Überlieferung  t^i- 

^VQiOV  —  ßQOtüiv  scheint  eine  Stütze  zu  finden  in  der  Kongruenz  mit 
vti^Kp^ovcov  xiv  £xafAi/;£  ß^oTojv  (51 );  was  es  mit  diesen  musikalischen  An- 
klängen auf  sich  hat,  haben  wir  oft  genug  gesehen;  hier  lohnt  es  noch  14/15 
und  62/63  zu  vergleichen.  Von  neuem  verteidigt  ßqox&v  gegen  Heindorfs 
ßqoxa  Wilamowitz,  Sitzgsb.  1901,  1315,  ich  glaube,  mit  Unrecht.  Natür- 
lich sagt  ßqox(p  nicht,  Rhadanianthys  wäre  kein  Sterblicher  gewesen;  es  ist 
eine  fast  notwendige  Ergänzung  zu  aiC^  'immer  dem  schwachen  Sterblichen', 
sobald  er  einmal  mit  innerem  Behagen  {Q-vii&  evSod'Bv)  den  Einflüsterungen 
sein  Ohr  leiht.  Wir  sind  eben  gar  zu  leicht  getäuscht,  ewige  Kinder!  Wir  sind 
vielleicht  allesamt  auch  geneigt  zu  Mißgunst  gegeneinander,  Zxi  cp^ovBQoi  ^va- 
xmv  q)Qivocg  a^tpiKQi^ccvxai  eAjrtdeg  (Isthm.1143),  auch  undankbar  zu  sein  für 
das  Gute,  das  man  hat,  ist  weit  verbreitet,  £(?u  öl  cpvXop  iv  av^QcoTCoiat 
liaxaioxaxov  kxX.  P.  III  21;  aber  tpld-VQOi  ßgoxot?  —  dies  vornehmlich  in 
der  Umgebung  der  Großen  gedeihende  Schlinggewächs?  JtaXdnaiq  in- 
strumental wie  'O'fcöv  naXd^atg  P,  I  48  u.  ö.  Über  die  lockere  Anfügung 
von  ola  Bern,  zu  P.  VI  21.  76.  Weder  durch  SoX6fir]xi,g  noch  durch 
fidvxLg  ßLvttg  liJSvÖLg  noch  gar  durch  männliche  Kurznamen  wie  Jeivi,g 
Oivxt,g  kann  ich  mich  bewegen  lassen,  vitocpäxig  für  ein  Maskulinum  zu  halten : 
das  Verhältnis  zu  v7tog)rixrig  vnocpji^L  liegt  auch  für  ein  ungrammatisches 
Dichtergemüt  offen  genug  zutage,  und  neben  7tQ0(piqxr}g  steht  jtQO(prixLg.  Daß 
die  'Klatschweiber*  (TtoxccycoyLÖeg  KaXovfievai.  tveqI  IJvQay.oidccg  Aristot.  pol. 
1313^  13  und  Phot.  lex.  II 101)  nachher  in  I'ksXol  ihr  natürliches  Geschlecht 
wiedererhalten,  ist  nur  in  der  Ordnung.  78.  Über  Huschkes  verführerische 
Lesung  TiEQÖoi  für  Kigdst  der  Hss.  und  der  Schollen  habe  ich  mich  im  Ex- 
kurs und  Philol.  61,  363  ausgesprochen.  Ein  besonders  harter  Stein  des 
Anstoßes  war  dabei  auch  für  Kayser  (lect.  Pindd.  1840,  45)  und  wohl  schon 
für  Boeckh  (nott.  er.  451,  expll.  250)  nach  dem  Vergleich  mit  den  Füchsen 
die  plötzlich  in  der  Einzahl  auftauchende  Füchsin  [ueQÖcü  dolCa  Arist.  Ritt. 
1067),  und  daß  in  Affe  und  Fuchs  eine  einheitliche  Konzeption  vorliege, 
widerlegt  sich  wiederum  durch  die  Mehrzahl  der  Füchse.  Nicht  daß  den 
Füchsen  selber  ein  Profit  verlorenginge,  ist  die  Spitze  dieses  und  aller 
folgenden  Gedanken  bis  zum  Schluß  des  Liedes,  trotz  der  dfiaiavia  des  schon 
weit  zurückliegenden  Archilochos  (54)  und  der  aKsgöeia  der  Lästerer  O.I  55, 
sondern  daß  alles  Zischeln  und  Verleumden  den  leidenschaftlich  begehrten 
Erfolg  (o(?a  cpQOvxlÖL  ^r]xiovicci  xvielv,  wieder  im  Plural,  92)  nicht  hat,  den 
Dichter  herunterzukriegen.  An  des  Keers  Simonides  cplXokeqösicc  zu  denken 
(Isthm.  II  6)  liegt  kein  Grund  vor.  79.  Gildersleeves  Versuch  (S.  255), 
die  Sätze  des  ganzen  Schlußabschnitts  auf  zwei  Stimmen  zu  verteilen,  gleich- 
sam einen  öUaiog  und  einen  Mmog  Xoyog^  scheitert  gründlich  an  dieser  Stelle, 
wo  er  den  Satz  mit  axB  yocg  nicht  dem  ölKccLog  (Pindar),  sondern  dem  ccSi- 
xog  (KEQÖot  mit  Huschke)  zuteilt.  (jtövov)  ßa^vv  bedeutet  neben  iv- 
vdXtov  nicht  mehr  Hn  der  Tiefe';  es  steht  übertragen,  wie  in  ßa&v  xQSogj 
HLvövvog  ßa&vg,  ßa^vnoXsfiog,  ßa&vTtXovxog,  ßaO'slr}  XdilaitL  xvtcxodv  usf. 
80.  dßdjtriörog  —  äXnag,  separativ,  wie  dyv&xct  ^i]qöv,  ipsvöicov  ayvQo- 


72ff.-90  23 

xov  bei  Pindar,  a(puQy.ro^  q)llcov  bei  Sophokles  war  denkbar,  bis  der  Argeer- 
dithyrambus  (Oxyrh.  1604,  vol.  XIII)  II  16  mit  (xikav  E^xog  alfiag  uns 
eines  besseren  belehrte;  richtig  also  die  Scholien  (147)  tt^  r^j  d^aX^aötjc 
imcpaveCa.  Darnach  ist  denn  auch  mit  Wilamowitz  (Sitzgsb.  1901^  1314) 
elfiL  zu  schreiben:  'über  den  Meeresrachen  hin*.  81.  Über  den  Plural 

ddvvara  zu  P.  X  63.  82.   Über  öficoq  dfx(i}^  proll.  II  72;  hier  mag 

man   oftcö?   schreiben  =  öfioUag.  Heynes    ätav   für   das    überlieferte 

cyav,  an  dessen  Erklärung  man  viel  Scharfsinn  gewandt  hatte,  hat  Wila- 
mowitz  wieder  zn  Ehren  gebracht.  84-.   vcto^BVOoiiai   betont  die 

Schnelligkeit,  das  Überraschende,  das  vnoöqa^Eiv  vnocp^dvstv,  ehe  der 
Feind   sich    dessen   versieht.  87.   Der  Ausdruck   XdßQo^   örgarö^ 

klingt  noch  nicht  nach  einer  Annäherung  an  'EXXdöog  k'Qsia(Aa^  KkEivctt 
^J^avoci.  90.  (Ttd&fiaq,  'satis  Boeclchim  ostendit  de  trutina  cogiiari 

non  2^osse\  urteilt  Dissen,  und  'scharfsinnig  hat  Boeckh  die  Wage  eli- 
miniert' Ty.  Mommsen,  Pind.  82;  seitdem  hat  man  sich  mit  der  'Meß- 
schnur' und  dem  'Tauziehen'  der  Turner  abgequält.  Ich  bin  zu  der 
alten  Erklärung  zurückgekehrt,  muß  aber  hier  auf  die  ausführlichere  Ä- 
gründung  Philol.  61,  365/6  u.  636  verweisen:  ^Die  Neider  ziehen  uie  an 
einem  imgJeich  schwebenden ,  nacft  der  andern  Seite  überhängenden  Wage- 
balkm  (negiaaT^g  y.al  stsooQQeTtovg  das  jüngere  Schol.  bei  Abel  p.  479,  17); 
doch  so  heftig  sie  ziehni,  schwere^'  wicg.n  sie  nicht,  schwerer  wird  Urnen  mtr 
ums  Herz\  Daß  es  für  die  Griechen,  abgesehen  von  dem  Gebrauch  der 
Wage  im  Alltagsleben  und  dementsprechend  der  Wortwage  in  Aristophanes 
Fröschen  (t6  yug  ßccQog  vw  ßaaavui  r&v  Qjjfidrcov  1367),  im  Gegensatz  zu 
der  Kerostasie  Homers  (X  2 10 ff.),  auch  ein  'Gewogen  und  zu  leicht  be- 
funden' gab,  beweist  das  Bostoner  Relief  (Studniczka,  Arch.  Jahrb.  26,  1911). 

Zweimal  klingt  in  diesem  Abschiedsgruß  der  in  yivoi'  olog  iaal  ^uc^cov 
vorschwebende  Begriff  des  dorischen  Edelmanns  wider,  81  und  zum  Schluß  96, 
beidemal  mit  Bezug  auf  den  Fürsten.  Zeigt  Hieron  sich  als  ccycc^og  (und 
nicht  viel  anders  56.  88  als  oo(p6g),  dann,  aber  auch  nur  dann,  empfiehlt 
sich  herzlich  (flrj  83.  96)  ihm  der  Ev&vyX(oaaog  ccvijq  (86),  der  in  jeder 
Staatsverfassung  {ymtoc  nuCav  ccQyr]v  paraphr.)  voranstcht  (fCQOipiQei^  wie 
6ui(piQH,  x&v  üV.(ov  klingt  nach  in  ägrjyei  94;  anders  Ty.  Mommsen  'nützt 
jeglichem  Regiment*  i.  d.  Übers,  u.  Pind.  82,  vielleicht  nach  fiiya  nQoq)iQn 
ig  xb  xrrjiSaa^cci  dvvu^iv  Thuc.  I  93,  richtiger  vergleicht  man  i^ovala  TTtjofp. 
lliuc  I  123  oder  ßiij  irQO(peQlöi£Qog  q)  134),  der  also  selber  sich  überall  zu 
behaupten  weiß,  ein  wahrhaft  unabhängiger  Mann. 

A'  Waffenstarrerides  Syrakns^  em/^fann  aus  Theben  die  Kunde  von  dem 
Wagensieg,  dm  mit  Götterhilfe  dnn  reisiger  l^irst  errang.  Den  altei\  Kiinig 
Kingras  feiern  nodi  jetzt  die  Kyjmer,  so  feiern  Hieron  dankbar  die  ßingsi 
befreiten  Mädchen  von  Lokroi.  Dankharknt  predigt  das  Schicksal  Txiofis: 
B'  ein  l  and  flüchtiger  Mörder,  von  Zeus  begnadigt,  vergriff  er  sich  an  Hera; 
dafür  mm  auf  ein  Rad  geflochten ,  durch  die  Lüfte  getrieben .  bleilU  er  der 
lebendige  Träger  seiner  Lehre,  abschreckend  aucJi  durch  snne  vofi  der  um- 
armten Wolke  stammende  Nachkommemchaft.  f  So  straft  Gott  den  Hoffär- 
tigen,  aber  er  krönt  auch  mit  Ihthm.  Schmäfisucht  aber  bringt  kein  Glück 
und  macht  dm  Dicht»  r  nicht  froh  ich  lobe  mir  eine  gottgesegnet e  Wrisheit. 
Und  du  vermagst  sie  deutlirh  zu  eeigefi  in  Vornehmheit .  großtnächtigsier 
Viirftt,  riii  JI  hl  uud    in  Sfanfsmunn   tri    keivrr  'ufor      l  eh  wohl'    Dies  Lied 


24  Pythien  Ul 

kommt  zu  dir  als  Frachtgut  übers  Meer  —  das  erste  Mal,  seit  wir  uns 
sahn  — ;  es  ist  eine  Wagenweise  aeolischen  Tons^  nimm  es  freundlich  auf. 
(Und  nun  noch  eins!)  Sei  du  nur,  wie  du  erzogen  bist:  Kinder  sind  leicht 
getäuscht,  A'  der  reife  Mann  durchschaut  die  Ohrenbläser,  die  dann  mit  all 
ihren  Tücken  dem  geradredenden  Dichter  nichts  anhaben  können;  damit  emp- 
fiehlt dieser  sich  dem  Edelmann. 

Die  Strophen  zeigen  Aeoliker  untermischt  im  Anfang  mit  Trochaeen 
und  Enopliern,  und  was  für  welchen!  Ein  Trommelwirbel  von  Trochaeen, 
dumpf-kriegerischen  Klangs,  ^ByaXoitoXLeg  co  ZvQa,y.o-caL  ßccd-vTioXi^ov / tifis- 
vog  AqBog  bildet  den  Eingang,  und,  nach  kurzer  Vorbereitung  (3),  ein  ga- 
loppierender Schwärm  von  Enopliern,  ^liXog  iqyp^iai  äyyeXiccv  ktL  den  Schluß 
des  ungewöhnlich  großen  Stollen,  dazwischen  ein  aeoüscher  Dodrans  und 
zwei  Dimetra.  Der  Gegenstollen  ist  schon  ruhiger:  Trochaeen,  auf  Di- 
metra  beschränkt,  auch  mit  Auflösungen  sparsamer,  nach  Aeolikerart  (5*. 
6*)  akephal;  die  Enoplier  verschwinden  bis  auf  einen  kurzen  Nachklang 
(6^),  ein  ^Hemiepes',  in  der  Sprache  der  Scholien,  diesmal  als  steigender 
Mteiheber  gesichert.  Das  Feld  behaupten  freilich  noch  nicht  ganz  zur  Ruhe 
gekommene  Aeoliker.  —  Die  Epodos  verläuft  rein  aeolisch,  viermal  Di- 
metra mit  Dodranten  wechselnd.  Die  Stollen  sind  denen  der  Strophen  an 
Umfang  gleich,  was  in  Aeolikern  nur  noch  einmal  vorkommt,  Pyth.  VII,  in 
Chalkidikern  nur  Isthm.  III/IV.  Aus  dem  Gegenstollen  ragt  (6^),  in  Form 
eines  Kretikers  (liysLV  iv  nrsQosv-zL  tQOxcp)  ein  Schaltglied  heraus,  ein  Signal, 
scheint  es,  den  Atem  anzuhalten  für  den  wundervoll  abgeklärten  choriam- 
bischen Schlußsatz.  Es  ist  wohl  kein  Zufall,  wenn  das  Herzstück  des  Lie- 
des, yfVot'  olog  iaal  ^cc&6v,  gerad  in  diesen  Schlußsatz  fällt.  Die  Ver- 
bindung mit  der  Bakcheenklausel  erzeugt,  bei  antispastischem  Eingang  der 
Dimetra,  nach  Hephaistion  (p.  44,  13  Consbr.),  die  pindarische  Form  des 
sapphischen  Trimeters,  sog.  *  Elfers'. 

PYTHIEN  III. 

Pindar  hat  von  Hierons  schwerer  Erkrankung  gehört  und  wünscht  den 
König  zu  trösten ;  er  wählt  dazu,  wie  auch  sonst  zu  Mahnungen  und  Huldi- 
gungen mancher  Art,  so  bei  Pyth. II,  Isthm.  II,  vielleicht  auch  bei  dem  unver- 
gleichlich anmutigen  Lied  auf  den  jungen  Orchomenier  (Olymp.  XIV),  unaufge- 
fordert die  ihm  so  geläufige  Epinikienform.  Dazu  bot  sich  ihm  die  Gelegenheit 
ein  er  Erinnerungsfeier,  scheint  es,  für  die  Siege  desFuchshengstes(Bacch.  V  37) 
Pherenikos  an  den  eben  vorhergegangenen  Pythiaden  26  und  27,  wenn  wir 
mit  Rücksicht  auf  den  Aixvaiog  (69)  als  Zeit  des  Liedes  die  29.  Pythiade 
(474)  annehmen  dürfen.  Nicht  übel  erinnert  Gaspar  (Chron.  Pind.  78') 
daran,  daß  der  zweite  Sieg  gerad  in  die  Zeit  fällt,  da  Gelon  im  Sterben 
lag,  und  man  deshalb  von  einer  Siegesfeier  damals  mochte  abgesehen  haben. 
Wilamowitz,  der  diesem  Lied  seit  Jahrzehnten  ein  besonders  liebevolles  Stu- 
dium gewidmet  hat  (Isyllos  1886,  57 ff.),  beschränkte  sich  anfangs  darauf, 
aus  den  für  die  Hauptspitze  des  Gedichts  wichtigen  Versen  63 — 76,  außer 
der  Teilnahme  für  den  kranken  König,  die  Absage  herauszuhören  auf  eine 
Einladung  des  Königs.  Später  ist  er  weitergegangen,  und  interpretiert  nun 
(Berl.  Sitzgsb.  1901,  1294 ff.)  das  Gedicht  auch  als  ein  Beileidschreiben 
für  einen  an  den  Pythien  dem  ehrgeizigen  Könige  verlorengegangenen  Wa- 


Einleitung  und  63  flf.  25 

geosieg.  Allgemeinere  Erwägungen,  wie  daß  die  sikelischen  Tyrannen  ihre 
kostbaren  Gespanne  wohl  nicht  nur  für  ein  einzelnes  Festspiel  nach  Hellas 
werden  hinübergeschickt  haben,  müssen  solche  Gedanken  wohl  nahelegen, 
beweisend  sind  sie  nicht.  Entscheidung,  wo  andere  Nachrichten  fehlen  —  und 
Aristoteles  Pythioniken  verzeichneten  doch  nur  die  Sieger  — ,  vermag  allein 
die  Interpretation  der  Verse  selbst  zu  geben.  Es  empfiehlt  sich  wohl,  die 
Erklärung  der  Stelle  hier  vorwegzunehmen. 

In  Wiederaufnahme  der  Anfangsworte,  "Hd-eXov  Xelgava  ke  OdvqCdav^ 
heißt  es  (6 3 ff.):  'Ja,  wenn  Cheiron  noch  lebte,  und  mein  Lied  etwas  auf 
ihn  vermöchte,  so  brächt  ich  ihn  wohl  dahin,  mir  einen  Arzt  zu  gewähren, 
und  zu  Schiffe  kam  ich  selber  zu  meinem  gütigen  aetnaeischen  Gastfreunde'. 
Halten  wir  hier  einen  Augenblick  inne.  Von  der  Besiedlung  der  Stadt 
Katane  mit  dorischer  Bevölkerung  ist  (476)  in  dem  olympischen  Gedicht 
noch  nicht  die  Rede.  Das  in  unserer  Sammlung  erste  pythische  gilt  der 
Einweihung  der  neuen  Gemeinde.  Wenn  nun  hier  mit  Nachdruck  der  König 
'aetnaeischer  Gastfreund'  heißt,  'den  Fremden  ein  wahrhaft  gütiger  Vater' 
(69,  71),  so  ist  allerdings  der  Gedanke  kaum  abzuweisen,  daß  schon  jetzt  eine 
Einladung  vorliegen  mochte  zur  Teilnahme  an  dem  Pindarn  so  sympathi- 
schen Sied lungs werk.  Nur  daß  in  der  Ablehnung  irgendeine  Spur  von  Schärfe 
läge,  wu'd  sich  nicht  behaupten  lassen.  Begründet  wird  ja  die  Ablehnung 
ganz  schlicht  mit  der  Krankheit  des  Königs:  'Wenn  ich  den  Kranken  ge- 
sund machen  könnte,  kam  ich  gewiß'.  Aber  es  soll  nun  auch  ein  in  den 
Pythien  mißlungener  Wagensieg  gemeint  sein.  Es  heißt  weiter:  'Ich  käme 
dann  gleich  mit  zwei  Freudengaben,  der  Gesundheit  und  einem  Lied  auf 
Pherenikos  frühere  Pythiensiege,  übers  Meer  gefahren!'  Dies  heißt  schlecht 
und  recht  interpretiert  doch  nur,  'jetzt  komm  ich  im  Geiste',  —  eine  Pin- 
darn ganz  geläufige  Vorstellung  — ,  'mit  der  einen  Gabe  dieses  Liedes, 
einem  richtigen  Epinikion,  xcöjliÖi'  t  ai^Aojv  Ilvd^icov  ai'yXav  Oiscpavoig^  Tovg 
&^i6rev(av  ^egivixog  xtA.;  sonst,  wenn  Hieron  lebte,  und  mir  einen  gött- 
lichen Arzt  mitgäbe,  kam  ich  leibhaft  und  ein  zwiefacher  Freudenbringer, 
ein  Rettungslicht,  leuchtender  als  «himmlisches  Gestirn»,  als  «die  Sonne>, 
interpretieren  die  Scholien  und  mit  ihnen  heute  wohl  die  meisten,  in  Er- 
innerung gewiß  an  0.  I  6  und  an  den  Sonnenfinsternispaian  (IX  2).  Doch 
ist  zu  bedenken,  daß  dort  jedesmal  iv  a^iga  (dazu  nach  Olymp.  I  &aX7tv6- 
xeQOv)  die  Zweideutigkeit  ausschließt,  und  daß  der  Heilung  und  unverhoffte 
Freude  verheißende  himmlische  Stern  doch  besser  in  die  Nacht  der  Trübsal 
paßt,  sei  es  nun  ^j4oaq)6Qog  ^>ai]xbg  (hg  aCigoig  iv  aXXoig  (Isthm.  IV  24)  oder 
äaiiQ^  dncoQtvw  ivaXlyy.iog^  ocn  ^ciXioxa  Xa^inQOv  nafKpalvrjCt,  XiXov^vog 
^Sliuuvoio  E  5;  auch  fr.  87  ist  zu  vergleichen,  wo  Delos-Asteria  xi]Xi(pav- 
xov  xvaviag  x^ovog  üaxQOv  heißt,  wie  hier  der  Himmelsstern  xißavyijg^  und 
Alcm.  partb.  62,  vvxxa  dt'  i^ß^oolav  äxt  at'fQiov  üaxgov.  Aber  wenn  der 
Dichter  dann  fortfährt,  'doch  beten  will  ich  zu  der  Großen  Muttrr,  die,  zu- 
sammen mit  Pan,  in  nächtlichen  Liedern  vor  meinem  Hause  die  Mädchen 
feiern'  —  in  Anspielung  auf  das  (nach  Paus.  IX  25,  3)  von  ihm  gestiftete 
Heiligtum  — ,  so  ist  der  Gegensatz  einfach :  Einen  'Asklepiossohn,  einen  gött- 
lichen Wunderarzt,  kann  ich  nicht  bringen,  da  doch  Cheiron  nicht  mehr 
lebt;  aber  außer  dem  Lied  von  der  Geburt  des  Asklepios  zum  Ehrentage 
zweier  Pythiensiege  kann  ich  doch  eins  noch  zum  Trost  und  vielleicht  auch 
zur  IlfiluriL'  beitragen:  beten  zu  meiner  hebron  Nachbarin'  (Beschützerin 


26  Pythien  III 

des  Hauses,  w'm  Alkmaon  Pyth.  VIII),  beten,  um  des  gütigen  Gastfreunds 
Genesung  natürlich,  —  um  was  sonst?  jeden  Nebengedanken,  wie  'um  einen 
größeren  Erfolg  im  Wagenrennen*,  schließt  die  sichtliche  Freude  des  Dich- 
ters an  den  beiden  Pythiensiegcn  (73/74)  aus.  Eine  Logik,  die  schlankweg 
in  der  frohgemuten  Darbietung  eines  an  zwei  wirklich  gewonnene  Siege 
anknüpfenden  Liedes  ein  Bedauern  sieht  über  die  Unmöglichkeit  eines  Epi- 
nikions  auf  einen  Fehlschlag,  um  daraufhin  aus  den  nicht  in  gleicher  Weise 
möglichen  Freudengaben,  dem  Lied  und  der  Gesundheit,  zwei  gleich  unmög- 
liche zu  macheu,  eine  solche  Logik  hat  nichts  Zwingendes.  Ganz  verschmitzt 
erklärt  Leop.  Schmidt  (Pind.  Leb.  230flf.),  der  kurioserweise  in  dem  Gedicht 
eine  Aufmerksamkeit  des  Dichters  sieht,  bestimmt,  den  Eindruck  einer  frü- 
heren Absage  wieder  gutzumachen,  die  Worte  mylccv  eutpccvoig,  Tohg  a()i- 
öTfucöi/  Ttore  als  Feier  eines  noch  nicht  errungenen  größeren  Sieges,  einen 
neuen  glänzenden  Schmuck  für  die  früheren  Siege! 

Dem  früh  erwachten  mythographischeu  und  sogar  literarhistorischen 
Sinn  der  alten  Grammatiker,  namentlich  Artemons  von  Kassandreia,  ver- 
danken wir  die  Kunde  von  der  hesiodischen  Koronis-Eoio,  die  Pindar  für 
seine  Erzählung  von  Geburt  und  Tod  des  Asklepios  frei  benutzt  hat 
(schol.  Pyth.  III  14.  52 ^^  59,  Strabon  IX  442,  XIV  647,  Apollod.  bibl.  III 
118 — 22;  Hes.  fr.  122.  123.  125  Rz.);  darnach  hat  zuerst  Welcker  in  der 
Bestechung  des  Asklepios  (54)  eine  Neuerung  des  Dichters  zu  erkennen  ge- 
meint (s.  unsere  Bem.  zu  54),  ^einer  fremden  Nutzanwendung  zu  Gefallen', 
wie  Welcker  sich  behutsam  ausdrückt  (Gr.  Götterl.  II  738).  Wilamowitz 
(Isyllos  62)  liest  zwischen  den  Zeilen,  im  Zusammenhang  mit  der  vermute- 
ten Absage  auf  eine  Einladung  Hierons,  so  etwas  wie:  'Meine  Kunst  ist 
niemandem  feil!'  Die  Spitze  war  wohl  versteckt  genug,  um  nicht  zu  ver- 
letzen ;  aber  wie  soll  man  sich  Hierons  Zumutung  vorstellen,  die  solch  eine 
Abweisung  verdient  hätte?  Wir  werden  also  gut  tun,  die  Nutzanwendung 
im  Dunkeln  zu  lassen.  Mit  glücklicher  Hand  hat  Wilamowitz  ziemlich  die 
ganze  Eoie  rekonstruiert,  vorbildlich  bei  Herstellung  der  Kyrenen-Eoie 
(Pyth.  IX)  für  Studuiczka  (Kyr.  40 ff.)  und  Malten  (Kyr.  Iff.).  Seine  Nach- 
erzählung (Isyll.  70)  ist  ein  Kabinettstück  von  Erzählungskunst,  wohl  mit 
Bewußtsein  mehr  französischen  als  deutschen  Stils  und  an  Tiefsinn  den 
Eoiendichter  sicherlich  weit  in  Schatten  stellend  (in  schlichterer  Fas- 
sung wiederholt  Gr.  Tragg.  IH  71).  Wichtig,  außer  der  schon  von  Artemon 
bemerkten  Ersetzung  der  Rabenbotschaft  durch  die  Allwissenheit  des  Gottes 
bei  P.  (29),  ist  die  Feststellung,  daß  P.  aus  dem  in  der  Eoie  (fr.  123)  legi- 
timen Umgang  der  Koronis  mit  Ischys  ein  sträfliches  Verhältnis  (so  dann 
auch  Apollod.  bibl.  HI  118:  Ttagcc  ry]v  xov  itaxQoq  yv6^ii]v)  und  aus  dem 
Thessaler  Elatos  einen  Arkader  macht  (25 f.). 

1 — 79.  Trösten  ist  eine  feine  Kunst,  und  nur  wahrhaft  liebenden  Ge- 
mütern eigen.  Ein  Kranker  ist  meist  wie  ein  Kind,  und  man  weiß,  wie  man 
Kinder  tröstet:  man  lenkt  ihre  Aufmerksamkeit  auf  irgendeinen  fesselnden 
Gegenstand,  oder  erzählt  ihnen  eine  Geschichte.  Pindar  beginnt  mit  einem 
frommen  Wunsche:  'Ich  wollte,  Cheiron  lebte  noch,  der  Erzieher  des  As- 
klepios', und  fährt  dann  sogleich  fort,  zu  erzählen  von  Asklepios  Jugend, 
von  seiner  Mutter  Tod  und  Verschuldung  und  dann,  ausführlicher,  von  dem 
sie  ereilenden  Strafgericht,  endlich  von  Asklepios  Rettung  und  (besonders 
eingehend  wiederum)  Heilkunst,  Überhebung  und  schrecklichem  Ende,  dar- 


1— i3tf  27 

auf  (63)  von  neuem  beginnend:  'Wenn  Cheiron  noch  lebte,  so  brächt  ich 
meinem  edlen  Gastfreund  außer  dem  Liede  wohl  auch  Gesundh^,  aber  Für- 
bitte will  ich  für  ihn  noch  bei  Kjbele  einlegen',  —  dies  alles  wie  im  Selbst- 
gespräch, als  sollte  der  Trostbedürftige  die  Absicht  des  Tröstenden  nicht 
merken.   Nun  erst  folgt  [  80)  Anrede  und  tröstender  Zuspruch. 

1.  Cheiron,  der  Philyra  Sohn  von  Kronos  (4)  —  über  die  mit  ig  66- 
fiov  XiQQcofog  des  Alkaios  (Oxyrh.  pap.  1233,  vol.  X  55  =  Diehl,  suppl.  lyr.' 
p.  16)  wieder  wahrscheinlich  gewordene  Schreibung  Xeigcov,  gegen  XIqcov 
der  attischen  Vasen,  Wilamowitz,  N.  Jahrb.  33,  1914,  242,  Kretschmer,  Glotta 
X  60  — ,  heißt  ccyQoxEQogj  nicht  viel  unterschieden  von  oQiazsQog^  da  er  doch  in 
den  Pelionschluchten  seine  Höhle  hat.  Hübsch  hat  Bechtel  (Lexil.  z.  Homer  10) 
neben  'ÖQiazag  den  ^AygiGiag  gestellt;  übrigens  s.  zu  P.  IX  6  und  Vorbem.  zu 
Pyth.  II.  ii&sXöv  Tisv,  wie  in  attischer  Prosa  ißovkofirjv  äi>.  Bei  Pindar 
ßovko^at,  überhaupt  nur  im  Enkomion  für  Theron  (fr.  118,  l).  2.  "^QBibv, 
ein  Sollen,  das  ein  Dürfen  zur  Voraussetzung  hat:  'ich  darf  wohl,  so  soll  ich 
denn  auch  ohne  falsche  Scheu',  ähnlich   103  und  P.  IX  50.  xoivdr, 

proleptisch,  so  daß  es  alle  hören  können.  5 ff.  Über  Cheirons  'Menschen- 
freundlichkeit'(ofojiüJi/'^^jcVev  xrJL.)  und  die  von  ihm  gelehrte  Heilung  man- 
nigfaltiger Leiden  45 — 53.  63.  66.  6.  TfXTOVCt,  wie  tsLil^eiv,  eine 
Lieblingsmetapher  Pindars,  in  diesem  Liede  noch  113.  Die  antistrophi- 
sche Freiheit  (s.  metr.  Bern.)  in  yviaQiiSoq  hat  nur  ungeschickte  Konjek- 
turen erzeugt.  8.  Die  Tötung  der  Koronis  durch  Artemis,  nachher  aus- 
führlicher mit  Hinzufügung  des  Wohnortes  und  des  lebhaften  inneren  An- 
teils der  Göttin  (32flf.),  hier  nur  iv  ^aXäfJKp  (ll),  an  einer  Krankheit, 
einer  Pest,  wie,  nach  Pherekydes  scheint  es  (schol.  59),  die  Scholien  melden 
(64^  66^).  9.  xsXsiVf  vom  Austragen  der  Frucht,  ähnlich,  von  den 
Moiren  ausgesagt,  Eur.  Bakch.  100.  iiarQo:n[6Xog,  in  der  Literatur  nur 
hier.  Das  Beste  darüber  steht  schon  bei  dem  gelehrten  Joh.  Gottl.  Schneider 
Saxo  (Carm.  Pind.  Fragm  Argentor.  1776,  104)  zwischen  den  Zeilen:  es 
ist  ein  Kultname,  fiijTQonö/.oi'  ai  Tcalai  Mihcaai  Hesych,  für  Priesterinnen 
der  Kybele  (Didymos  bei  Lactant.  inst.  div.  I  22  p. 220  MS)  oder  der  Demeter 
(Mnaseas  schol.  P.  IV  106),  also  'Dienerinnen  der  Großen  Mutter',  daraus 
machte  dann  in  seiner  Weise  nttxaxQ7}aTLKwg  P.  *um  die  kreißenden  Mütter 
beschäftigt'.  12.  Nach  einer  abschließenden  Sentenz  vom  unentrinnbaren 
Zorn  der  Zeuakinder,  auch  Artemis  sehen  wir  nachher  fxivti  Ov^oiauv  a^ai- 
^axizco  (33),  greift  die  Erzählung  zurück  zu  dem  Fehltritt  der  Koronis:  viv 
geht  dann  natürlich  auf  den  'Zorn',  nicht  auf  den  vorher  genannton  Apollon 
selbst.  4fXavQoq  (auch  P.  I  87),  ionisch- attisch  neben  (padXog  (zuerst 
bei  Hesiodos  fr.  223  Rz.,  aus  <pkavkog);  dazu  acpavQog  (P.  IV  272).  ano-  in 
OTtotpkavQll^o)  (auch  dies  ionisch,  Horod.  I  86)  im  Sinne  der  Völligkeit,  wie 
in  UTtotiküv  ixtkiiv  cc<pixvti0Oai  ilty.v£tai>ca.  13  ff.  Der  Frevel  der 
Koronis  sollte  vor  allem  liegen  in  der  Gleichzeitigkeit  der  Schwanger- 
schaft der  Gottesbraut  und  dem  Liebesverkehr  mit  Ischys.  Vielleicht  nur 
um  den  gleichzeitigen  Verkehr  mit  einem  Sterblichen  glaublicher  zu  macheu, 
setzte  der  Dichter  eine  heimliche  Verbindung  an  die  Stelle  der  legitimen 
Ehe  (ort  "hivg  yfffii  Ko(f<ovlv  Eikaxldrig  Hes.  fr.  123);  er  mochte  annehmen, 
der  Vater  des  Kdelfräuicins,  sei  es  in  Krkenntnis  ihres  Zustandes,  wie 
Aipytos,  Elatos  Sohn,  0.  VI  36,  oder  durch  irgendeine  Eingebung  gewarnt, 
ifrtr«?«»  .|f  n  ripiitirfe  El.o  während  dieser  Zeit  wohl  ?'!''  'i«rbeigefDl'r«  ^-i^'^i 


28  Pythien  UI 

Diese  nie  vollzogene,  aber  unter  normalen  Verhältnissen  natürlich  bevor- 
stehende Ehe  meint  die  TQum^a  vv^cpCa  (16),  greulich  mißverstanden  von 
Christ  (1896);  der  ydfiog  des  Gottes  und  der  akXog  ya^og  mit  Ischys,  in  den 
sie  willigt  (al'vriaev  13),  heißen  so  beide  in  weiterem  Sinne.  Etwas  anders 
lag  es  bei  den  Tjndariden  N.  X  80,  wo  Zeus  zu  Polydeukes  spricht:  iaal 
(xot  VLog'  tovöe  d'  enuta  noßig  aneQ^cc  ^vaibv  ^cctqI  zea  TteXdaaig  axd^ev 
i]Q(og.  Daß  es  bei  Koronis  nun  auch  noch  eine  Exogamie  ward,  eine  ^eivia 
xo/rof  und  ein  a^efiig  Sokog  (32),  mit  einem  Arkader  Ischys  (nachgewiesen 
von  Wilamowitz,  Isyllos  81^'*,  ohne  von  jenem  Aipytos  Gebrauch  zu  machen), 
sollte  wiederum  moralisch  erschwerend  ins  Gewicht  fallen.  Aber  wer  weiß, 
ob  nicht  auch  hier  den  Dichter  noch  polemische  Absichten  leiten  und  ihm 
den  reinen  religiösen  Akkord  trüben  mochten.  14,  Über  den  dTiegaS' 

Tiö^aq  zu  P.  IX  5.  16.  rgä^te^av  ist  Subjekt;  in  der  Eoie  bringt  der 

Rabe  die  Botschaft,  teQT]g  cctzo  ömrog,  geradeswegs  von  dem  bereits  ange- 
richteten Hochzeitsmahl.  Das  überlieferte  vviKfiöiav,  das  den  Vers  ver- 
dirbt, hat  Moschopulos  in  vv^cplav  gut  verbessert.  19,  An  VJt07iOVQ(- 
^ea&ai  hat  sich  hier  seit  alters  eine  ziemlich  überflüssige  Gelehrsamkeit 
angehängt:  es  heißt  doch  einfach  'nach  Mädchenart  singen  oder  reden', 
also  'liebkosen,  schmeicheln,  necken';  an  üvv  Tiogoig  te  Kai  Kogaig  (Aesch. 
Dan.  fr.  43)  in  Hochzeitsliedern  erinnert  der  Scholiast  (23*^);  ein  passivi- 
sches KovQL^6fi€vog'  v^svaiovfisvog  bezeugt  Hesych.  Aber  nun  soll  es  noch 
weitere  Anklänge  enthalten,  an  dfi(poT€Qovg  Tovg  KOQOvg,  xhv  vv^Kpiov  xal 
X'Tiv  vviKprjv  (32^),  oder  an  das  derb  volkstümliche  ixKOQeL  KOQlKOQavriv  (so, 
nach  xeXlxeXavr},  zu  lesen  mit  Ludw.  Deubner,  Herm.  48,  1913,  300),  und 
dies  alles  in  fadem  Wortwitz  mit  dem  Namen  der  Koronis,  der  'Krähen- 
burgerin'!  21/22,  Über  (pvXov  —  öariq  vgl.  0.  III  10,  Isthm.  II  4. 
22.  aiöfvvoiV  i'^svveXL^oDv  Schol.,  cc^aXövvovCLv  sagt  Demokritos  in  einem 
Satze,  der  wie  eine  Übersetzung  des  pindarischen  klingt  (DielsVorsokr.^II  102). 

27.-  uriXodöaog  Ilvd^ib,  bei  Bakchylides  (VIII 1  K)  Ilv&av  ^fjXo^vtag. 
Über  die  ausdrücklich  erwähnte  Anwesenheit  des  Gottes  zu  P.  IV  5. 
28,  Ao^Cag  'üoivävi  neben  sXnicov  ^vvdoveg  in  dem  selben  Lied  (48),  aus 
euphonischen  Gründen;  doch  vgl.  auch  ^vvccoqov  ^waig  yvvai^lv  (fr.  122, 
12)  für  avvccoQov  KOLvaig  yvvai^iv.  2 8 ff.  Die  Konstruktion  unsicher; 

zwar  auv  Ttagcc  KOivavL  zu  verbinden  hat  man  bald  aufgegeben,  sicherlich 
gehören  die  Worte  von  Tioivävi  abwärts  zusammen;  aber  was  ist  yv(o(ic(v 
7tLd-(6v  (die  für  Ttsni&cjv  allgemein  angenommene  Lesung;  yvcofiav  bieten 
die  besten  Vatikaner  BE  und  D  von  2.  Hand)?  es  kann  nur  die  Umstim- 
mung  der  Meinung  bezeichnen  sollen  (ttjv  TtQoyvcoaLv  rrjv  ^sql  xrig  Koqco- 
vCdog  schol.  51*;  s.  zu  P.  VIII  94),  eine  Bekehrung  durch  die  Tatsache,  die 
der  'geradeste',  schnellste,  trefflichste  Bote  und  'Mitteiler',  sein  allwissender 
Geist,  dem  Gotte  kundgetan  hat;  den  Seitenblick  auf  den  Raben  der  Eoie 
(schol.  52*^)  fühlt  jeder  durch.  Damach  wäre  man  wohl  geneigt,  mit  Pauw 
u.  a.  7caQa-nL&6v  zu  verbinden.  Aber  die  Wortstellung  spricht  doch  für  Ver- 
bindung von  naQCi  kolvccvi,  und  jedes  Abbringen  von  einer  Meinung  ist  auch 
ein  Überreden  zur  Annahme  des  Gegenteils;  und  wenn  dies  dann  der  Gott 
selber  bewirkt,  Aug  in  Auge  (naQcc)  mit  seinem  'Boten',  so  hat  das  Ganze  sogar 
einen  poetischen  Reiz.  29.  %psvÖ60}v  aktivisch,  wie  P.  IX  42;  die  Wahr- 
haftigkeit des  Orakelgottes  {(lavrriiov  dtpsvöig  Herod.  I  49)  bei  dem  Loxias 
zu  betonen  recht  nötig,  kommt  hier  nicht  eigentlich  in  Betracht:  der  Satz 


13-54  29 

hat  gegen  den  folgenden  nur  das  Gewicht  eines  Nebensatzes;  zierlich  ist 
darnach  die  Ausführung  der  passiven  ccrpsvöeia  in  zwei  polaren  Gegensätzen: 
ihn  täuscht  nicht  Gott,  nicht  Sterblicher,  weder  in  Taten  noch  in  Gedanken. 
33.  ßfiÄtfiöxaros,  im  Sinne  von  riesengroß  (wie  7ceQifn]xETog  Bechtel, 
Lexil.)  ist,  außer  etwa  bei  iCtov  cc(iaL(jiaKstov  H  311,  nirgends  recht  glaub- 
lich: äfidxrixog,  unter  Hinweis  auf  ösk-  =  ^£;^-,  ^empfiehlt  von  neuem  Boi- 
sacq  (Dict.  etjm.).  34,  Auch  bei  der  Nennung  des  Ortes  hier  kein  Ge- 
danke an  Xccy.iQv^a  KOQavrj  (Aribt.  av.  609,  Hes.  opp.  745);  der  Dichter  be- 
gründet die  Nennung  (y,al  yag)  mit  der  Nähe  des  von  der  Eoie  (fr.  1 22) 
gegebenen  Boibeissees.  Bei  dem  Idyll  der  ihre  Füße  badenden  Lapithen- 
jungfrau  {vL^jaro  Boißiuöog  Xlfivrjg  noöa  naQ^ivog  aö^i]g)  zu  verweilen,  war 
der  Dichter  dieses  Liedes  nicht  in  der  Stimmung.  34.  daCuov  bxbqois, 
euphemistisch  für  ix^^gog  (ohxqa  na^cov  ^lOiQug  vno  öai^ovog  ix^gov  epigr.  59 
Kaib.).  Des  Mädchens  eigener  'böser  Dämon'  hat  ihr  die  Strafe  zugezogen 
und  viele  Nachbarn  büßen  mit.  36.  Die  Anapher  ütoXXal  —  ütoXXdv 

knüpft  das  Gleichnis  an.  Die  starke  Sperrung,  tcoXXclv  —  vXav^  wie  Isthm. 
III 5.  39;  s.  zu  P.  IV  106  ff.;  noXXctv  öi  ist  richtig.  39.  öBXaq  —"Afpai- 
atoVf  wie  'AcpaLöToio  KQOvvovg  P.  I  25,  Homers  (pXb^  ^HcpuCazoio.  39.  Das 
Tfi/os  %vXivov  der  Koronis  kehrt  wieder  in  dem  h,vXLVog  öo^iog  des  Kroisos 
bei  Bakch.  III  49.  40ff.  ovy.BXi  zXaaofjiai  yivog  a(ibv  oXiaaai  —  juar^og 
avv  na9a,  das  hi  in  oi'xe'rt  soll  abundieren  nach  P.  Maas  (Sokr.  VII  1919, 
Jahresber.  39'),  in  Erinnerung  vielleicht  an  das  süddeutsche  'nimmer'  für 
'nicht'  oder  'nie';  die  beigebrachten  Parallelen  0.  15,  N.  V  50  bestätigen 
das  nicht.  Der  Gott  hat  in  der  Tat  ursprünglich  beides  gewollt  (das  aktive 
6Xicaai  also  richtig);  Ansatz  zu  einer  dramatischen  Psychologie.  tpf/^» 
das  beteiligte  Organ,  wie  cpQaaiv  108  und  Isthm.  III  2,  yJccQ  P.  X  21,  Kaxa 
(pqiva  episch.  ä^iov  für  den  Singular,  P.  IV  22,  wie  nachher  v^vog 

cc^ixiQog  64/5.  43.  Apollon  übertrifft  den  homerischen  Poseidon  (N  20); 
Aristarchs  xQtxdxo)  spottet  des  Verses.  44.  öiS(paivB,  'bot  eine  Gasse 

durch  die  Flammen',  daher  das  Imperfekt;  oxi  i)  qxxcig  {(pvaig  überl.)  rov 
nvQog  olov  öuaxto&rj  schol.  78.  45.  jtöqs  cft(fa§«i,  wie  MoiaaiGiv  £Jo»c' 
äqoaai  N.  X  28,  ddoxf  cpogrivai  Homer,  der  dativischen  Natur  des  Infinitivs 
entsprechend.  46.  7ioXvsti]iiovaq,  aktivisch,  wie  im  Namen  des  Un- 

holds Bakch.  XVIII  29 K;  doch  passivisch  IloXvTti]^ovi8r]g  lü  305,  wie  ccnri- 
fiwv  P.  X  21,  Paian  IX  8.  47  If.  Die  Leiden,  unter  denen  mit  Vorbe- 

dacht keines  unmittelbar  sich  mit  Hierons  besonderer  Krankheit  berührt, 
führen  einen  zierlichen  Reigen  auf:  voran  gehen  Schwären,  die  von  innen 
kommen,  darauf  das  aus  dem  Epos  geläufige  Panr  von  Hieb-  oder  Stich- 
und  Sdiuß wunden,  dann  die  Leiden  unter  Sommerhitze  und  Winterkälte, 
endlich  noch  summarisch  Beschwerden  mancherlei.  Ebenso  treten  auch  die 
Heilungen  paarweise  auf:  Zauberspruch  (heute  sagen  wir  'Suggestion'),  in- 
nere Arzenei  und  äußere  Behandlung,  dann  im  Gegensatz  zum  'Besprochen*, 
wie  Soph.  Aj.  581  Trach.  1000,  chirurgischer  Eingriff;  beide  Gruppen  je 
durch  ein  Verbum  finitum  zusammengehalten  (t'^«>f,  Idxaaiv)^  im  Innern 
durch  kleine  Konstruktionswechsol  variiert:  Xvaaig  50,  dann  d^itpirctov  — 
ntvovxag  —  ntQunxuiv  —  xo^atg  51 — 53.  64.  Daß  im  G riech.  xf\)cfo$ 
geradezu  für  'GewinDSucht'  stünde  wie  lat.  ghiia  für  'Ruhmsucht*,  wird 
sich  nicht  behaupten  lasBon;  aber  auf  dem  Wege  dabin  war  es  hier,  wie 
{m*  ilnld(ov  xb  y.igdog  Soph.  Ant.  222:  der  Gedanke  an  das  xigdog  hält 


30  rythien  III 

auch  das  feinste  Gemüt  in  Fesseln.  In  der  Bestechung  des  Asklepios 

eine  Neuerung  Pindars  zu  sehen,  wird  nicht  erlaubt  sein,  wenn  man,  wie 
doch  wohl  nötig,  einiges  Gewicht  legt  auf  die  Worte  des  Scholiasten  (96), 
Xiyeica  de  6^A6KXr)TCL6gxQV(i^f^s^sc<a9elgava6z7^aai^In7t6lvrovTS&i;r}x6ra',  folgt 
noch  eine  gelehrte  Zusammenstellung  sonst  behaupteter  Fälle.  56.  Über 
7to^iC<Taf  äva^oiiCaai  zu  P.  VIII  99.  57.  Die  Erzählung  von  dem  Blitz- 
tode des  Asklepios  in  drei  Handlungen  auseinandergezogen:  Die  Arme  des 
Zeus  schleudern,  man  sieht  nicht  was,  durch  beide  hindurch,  den  Toten  und 
den  Arzt;  das  raubt  ihrer  Brust  den  Atem  und  hineinstößt  (in  ihre  Brust) 
der  funkelnde  Blitz  den  Tod.  Man  spürt  das  Zucken  des  Blitzes,  eh  er  ein- 
schlägt. 59.  Auch  der  Freund  pindarischer  Sperrungen  wird  sich  sträuben 
gegen  eine  Verbindung  von  iomota  und  d'vatai'g  (pqaciv^  schon  weil  loiKoxa  für 
sich  allein  einen  guten  Sinn  gibt  und,  verbunden  mit  Q^vaxcclg  (pQaötv,  eigent- 
lich keinen;  hinzu  nehme  man  aus  dem  schönen  Fragment  (61)  eines  Paians: 
ov  yag  ecd^'  oncog  xa  dEcbv  ßovXsv^ax^  igswaöEL  ßqoxia  (pQSvL  %xX. 
00.  yvovra  —  ein^v,  der  einzelne  soll  bedenken,  was  uns  Menschenkin- 
dern allen  bgschieden  ist.  ytäg  :!todöq  auch  0.  X  G'2,  sonst  TtQo  Ttoöog 
oder  iv  noöl  (jtccQTCoötog  N.  IX  38).  61.  Daß  mit  (pCXa  \pvyid  der 
Dichter  immer  noch  wie  mit  sich  selber  spricht,  hätte  mau  nie  verkennen 
sollen.  ßiov  äd-ävarov  sagt  weit  mehr  als  vitae  immortalifatem,  un- 
gefähr soviel  als  ad'avdxayv  ßlov,  man  erinnert  sich  des  ikev&SQog  azoXog 
P.  VIII  98.  63.  Die  aaycpQOdvvri  Cheirons  hatte  dem  Asklepios  gefehlt, 
und  wenn  man  den  Cheiron  selber  nicht  haben  kann,  seine  GoacpQOövvri  mag 
doch  helfen,  alle  ^erreichbaren  Mittel  zu  erschöpfen'  (62).  66.  BöXoiq 
ävÖQaöLv  d-EQ^av  voöcov  noch  immer  ganz  allgemein  gehalten.  67.  X6- 
TtXflcO'ai  rivog,  wie  sivai,  Xiysöd-ocL  nQ06ayoQEVE6&aL,  ist  bekannt,  nur  heißt 
dabei  xivbg  nicht  cctco  tivog,  sondern  ttvog  vLog  u.  dgl.  Also  'irgendeinen 
der  Apollon-  oder  Zeussöhne'  {itaxEqog  Allvaters?  wie  0.  I  57);  'irgend- 
einen' der  Himmelsärzte  oder  heilkundigen  Göttersöhne  zu  schicken  —  man 
darf  auch  an  Aristaios  denken  (P.  IX  62  ff.)  —  würde  Cheiron  durch  Pindar 
ganz  gewiß  sich  bewegen  lassen,  wenn,  ja  wenn  er  noch  lebte!  Anders, 
unter  Hinweis  auf  Arixotdrjv  für  Asklepios  selber  in  der  Eoie  (fr.  125,  3), 
also  ylccxotöcc  xivcc  %ekX.  'ii-gendeinen  Asklepiaden'  Wilamowitz,  Isyllos  64  f. 
i)9.  Pindars  Freude  an  Nennung  der  Quellnymphen,  Dirka  Kastalia  Kyra 
Peirana  Tilphossa  der  Asopostöchter  usf.,  ist  der  beste  Kommentar  zu  seinem 
"AqlCxov  iiBv  vdcüQ.  69/70.  Mit  dem  Airvaioq  %evoq  (über  die  Feinheit  der 
Wendung  s.  d.  Einleitung  zu  Pyth.  I),  og  ZvQaKoaaaidL  kxX.  nähern  wir  uns 
dem  Ziele.  VBUBi,  das  sich  von  selber  durch  einen  Aecusativus  ergänzt, 
wie  omxa,  ccnccvxa,  mit  dem  Dativus  konstruiert,  wie  ßaCLXevei  P.  X  3;  der 
ethische  Dativ  ist  dem  lokalen  doch  wohl  vorzuziehen.  77.  Die  Kult- 
handlung (d-cc^cc)  galt  auch  dem  Pan,  dem  MaxQog  ^uydXag  OTtadog  (fr.  97), 
den  Pindar  (fr.  100)  als  Sohn  Apollons  und  der  (arkadischen  Nymphe) 
Penelopa  gefeiert  hat.  Die  Pannychis  bezeugt  (fr.  79,  4)  ein  Dithyramben- 
fragment,  cdd-oiiiva  rs  öal'g  vno  i,civQ-aL(iL  TtEvocaig,  und  alte  Kultlieder  für 
Pan  und  Rhea,  IJavl  vofiovg  LSQOvg  —  CEfivd  xe  fii^xQi  '/^OQ^vfiax^  oqslu 
Arist.  av.  745. 

80  — 115.  Nun  erst  wird  Hieron  selber  apostrophiert  mit  einer  echt 
pindarischen  Predigt  über  den  Text  yvm&i  ösavxov^  in  dem  alten  Sinne  des 
'Bescheide  dich',  das  sich  aber  sofort  wieder  umbiegt  zu  einem  'Handle 


54—115  31 

nach  dem  wahrlich  nicht  geringen  Maß  deiner  Kräfte  als  kayixug  xvqavvog*. 
Freilich,  heißt  es  dann  wieder,  die  Grenzen  der  Menschheit  gelten  auch  ihm, 
wie  dereinst  selbst  den  Genossen  der  Götter,  Peleus  und  Kadmos,  denen  die 
Musen  das  Hochzeitslied  sangeu. 

80.  {lavd'dviov,  das  Präsens  wegen  der  wohl  früher  vernommenen, 
aber  immerfoi-t  im  Ohre  nachklingenden  Lehre.  81.  Niemand  wird  so 

geschmacklos  sein  wollen,  die  zwei  Leiden  und  die  eine  Freude  hier  nach- 
zurechnen. 82/3.  vi]:tioi  —  dyaO-oi  einander  entgegengesetzt,  wie 
P.  n  72flf.  81.  87.  96  die  Kinder  den  aya^oi  und  ßocpoi.  85.  öeQuerai, 
von  dem  gnädigen  Blick  des  Potmos,  wie  döe  von  Apollons  Isthm.  II  18. 
87.  Über  das  bindevokallose  eyavro  zu  P.  VI  27.  89 ff.  Die  Hochzeit 
des  Peleus  und  der  Thetis,  nach  den  Kyprien,  Pind.  N.  IV  6 2 ff.,  iv  oqsl^ 
dem  Pelion  N.  V  22 ff.,  des  Kadmos  und  der  Harmonia  in  dem  großen  the- 
bischen  Hymnos  fr.  29  ff.  92.  evßovXoi$,  Nereus  als  Weissager,  bei 
Pindar  stehendes  Beiwort  der  gleichfalls  weissagenden  Themis,  fr.  30,  1, 
Isthm.  Vm  32,  0.  Xni,  8.  93.  Hier  speisen  die  Götter  mit  den  be- 
vorzugten Heroen  noch  leibhaft,  beim  Kultus  der  Göttermahle  nur  noch  in 
der  Vorstellung  der  Gläubigen.  94-.  Von  hier  stammen  die  'goldenen 
Stühle'  des  Parzenliedes  in  Goethes  Iphigenie.  95.  Atöq  y^dgiv  propter 
loveni,  sonst  l'yiart.  97/99.  Von  Ino  und  Agaue  ist  nicht  weiter  die 
Rede.  Der  Name  Svcova  scheint  in  ungemeiner  Gedrungenheit  Tod  und  Ver- 
klärung der  Dionysosmutter  anzudeuten,  eine  ßxoa  aocpoig,  wenn  sie  etwa, 
an  den  eben  erzählten  Mythos  zurückdenkend,  ergänzten:  jiqIv  xsXiaöaL  [xa- 
rQonolu)  Cvv  ^EXel&vIu  (8),  dann  aber  (aus  0.  II  27)  ano^avoLöa  ßgofia  xf- 
Qavvov  ^ojBi  iv  'OXvfiTtloig.  101.  Der  Tod  Achills  durch  einen  Pfeilschuß  des 
Paris  (und  Apollons  X  359)  nach  der  Aithiopis.  103.  Über  X(>'»5  zu  2. 
104.  SV  steht  anb  xotvoü.  105.  Zu  dem  Gedanken  vgl.  das  sprichwörtliche 
Tt'xrft  rot  y.OQog  ijßgiu  mit  der  Forts,  b.  Solon  (Ar.^A&n.  12)  öxav  nokvg  oXßog 
snritat  xri.  107.  <T^i7iQoTq  und  ^sydXoKS  Neutra.  108.  Seit  wann 
darf  man  d(i(p4:rHV  mit  einem  Dativ  verbinden?!  Über  (pQadiv  zu  41. 
1 10.  Wohin  dies  zielt,  sagt  das  Folgende  bis  zum  Schluß.  112.  Zur  Neben- 
einanderstellung der  höchst  populären  Gestalt  Nestors  mit  dem  Lykier  Sar- 
pedon  mag  die  Gleichheit  in  der  drei  Generationen  überdauernden  Lebens- 
zeit geführt  haben  (A  250 ff.,  Apollod.  HI  6  RW);  doch  vgl.  auch  lies, 
fr.  33  (55),  Aesch.  fr.  99,  18,  und  "Exzogig  xe  xal  EaQiridovEg  trag.  fr. 
adpp.  280  N*.  <pdxiq  wie  aotJij  uj  200,  aoLÖifioi  iaao^ii'oiaiv  Helene 
Z  358;  ähnlich  Pindar  /.iXadiovxi  —  (päfiai  Kv:Ti)L(ov  P.  H  15.  xiXado^ 
und  wifjijroq,  Lieblingsworte  Pindars,  etwas  geräuschvoller  als  'des  Ruhmes 
lockender  Silberton*  bei  Klopstock;  aber  auch  Pindar  kennt  sehr  wohl  eine 
Cßgig  xiXaöevvu  (Isthm.  IV  8)  und  ein  y.ofirtuv  naget  xaiQOv  (P.  X  2). 
^dTi(r)$  acc.  plur.,  wie  noXig  P.  IV  56.  115.  Es  blieb  Wilh.  Christ 
vorbehalten,  den  Schlußsatz  auf  den  Dichter  zu  beziehen,  navQOig^  Vso  wie 
mir'.  Nicht  viel  besser  ist  des  wackeren  Eiasm.  Schmid  dupliri  rcspcctu, 
das  dann  leider  auch  Wilamowitz  sich  zu  eigen  gemacht  hat  (Sitzgsb.  1901, 
1299).  Richtig,  wenn  auch  mit  einer  abgeschmackten  Nutzanwendung,  er- 
kl&rt  der  Paraphrast:  xoiodxov  öianQu^aa^ai  oXiyoig  faSiov  iart  xal  evxuzog- 
ifoOv  Tu  x(d  TilovxiLv  Hol  inu t V i ta Oo i'  Tt^oxgiTtixai  6(  avxbv  (inj  Hinblick 
auf  1 10)  dfoffilc&at,  xoig  noirixatg^  ivu  v^  vri&y.  Von  seiner  besonderen  Meister- 
schaft spricht,  was  ihm  sonst  nicht  allzufern  Hegt,  Pindar  hier  mit  keiner 


32  Pythien  III 

Silbe,  a  6^  ccQBta  nXsivaig  aoiöaig  XQOvia  tbII^sv  steht  hier  nur  als  Gemein- 
platz; ähnlich  z.  B.  (N.  IV  6,  aus  der  selben  Zeit?)  (J^jua  ö'  EQy^iaxoiv  xqo- 
vimsQov  ßioxevti,  wo  dann  für  die  eigene  Leistung  ein  bescheidener  Wunsch 
des  Dichters  folgt.  Der  Schlußsatz  aber  wiederholt  mit  Nachdruck  (aus 
84flf.  111),  was  ins  Werk  zu  setzen  dem  kranken  Könige  noch  immer  ver- 
gönnt ist  wie  wenigen.  Jeder  Nebengedanke  würde  hier  die  Spitze  des 
ganzen  Trostliedes  traurig  verbiegen. 

Wenn  doch  Cheiron  noch  lebte ^  der  Menschenfreund,  der  den  Asklepios 
ereog,  den  Arzt  des  Heldenzeitalters.  Bin  hatte  die  Mutter  noch  nicht  aus- 
getragen, da  mußte  sie  hinab:  dem  Gotte  untreu,  dessen  Samen  sie  empfangen 
hatte,  ergab  sie  sich  einem  anderen  Gemahl^  ohne  die  vom  Vater  ihr  zuge- 
dachte rechtmäßige  Ehe  abzuwarten.  Törichten  Wahnes  sank  sie  in  die  Arme 
des  arkadischen  Fremdlings,  aber  nicht  entging  sie  dem  allwissenden  Goit  und 
der  Strafe  seiner  tvüden  Schivester.  Ein  böser  Geist  trieb  sie  ins  Verderben 
und  viele  mit  ihr.  Aber  schon  lag  sie  auf  dem  Scheiterhaufen,  da  erbarmte 
sich  Apollon  seines  ungeborenen  Sohnes  und  brachte  ihn  zu  Cheiron;  der 
lehrte  ihn  vielfältiger  Krankheiten  Heilung.  Doch  vom  blinkenden  Golde  be- 
tört, ließ  er  sich  verleiten,  einen  Toten  wiederzuerwecken.  Da  traf  der  Blitz 
des  Zeus  den.,  der  ein  Übermensch  sein  wollte.  Ja,  wen?!  der  verständige 
Cheiron  noch  lebte,  und  mein  Lied  ihn  rührte,  so  kam  ich  wohl  übers  Meer 
gefahren  zu  meinem  Gastfreund ^  dem  Könige  von  Syrakus.,  zwei  Freuden- 
gaben in  der  Hand,  Gesundheit  und  ein  (eben  dies)  Lied  auf  Fherenikos 
beide  pythischen  Siege.  Doch  beten  will  ich  ^daheim  zur  Großen  Mutter.  Du 
kennst,  Hieron,  den  alten  Spruch:  ^Auf  eine  Freude  geben  die  Götter  doppel- 
tes Leid\  Da  hält  sich  der  rechte  Mann  an  das  Gute.  Du  aber  bist  vor 
vielen  gesegnet  als  machtvoller  Herrscher.  Ganz  ungetrübtes  Glück  ivard  auch 
den  Götter  freunden  nicht  zuteil,  nicht  Kadmos,  nicht  Peleus.  Auch  bei  ihnen 
und  ihren  Kindern  folgte  Freud  auf  Leid,  und  ivieder  Leid  auf  Freude. 
Doch  des  von  den  Göttern  beschiedenen  Glückes  soll  man  sich  freuen.  Es 
ivechseln  die  Winde.,  und  dem  Aufschwung  folgt  der  Rückschlag.  Da  heißt 
es,  sich  bescheiden.  Aber  ein  Fürst  hat  die  Mittel  zu  großem  Tun,  und  die 
Großen  der  Vorzeit  leben  im  LAede.  Handle  darnach,  nur  wenige  vermögen 
es  ivie  du. 

Der  rhythmische  Gang  der  chalkidischen  Perioden  ist  in  der  Epodos 
unverkennbar  anschwellend,  [3~]  7~  7~  8~  8~;  mit  den  üblichen  Umteilungen. 
Das  vorletzte  Dimetron,  ^srcx^cocovLa  rd^voi-,  kontrahiert  wie  ^A'&cc^ocavtlöog 
"EXXag,  kündigt  den  Schluß  an.  In  den  Strophen  fällt  ins  Ohr  die  rück- 
läufige Entsprechung  des  Anfangs-  und  des  Schluß trimeters;  dann,  nach 
einem  um  ein  Dimetron  verstärkten  Abgesang,  mit  einem  schwer  anheben- 
den Dimeter  einsetzend  —  eine  sehr  häufige  Erscheinung!  nur  einmal  steht 
solch  ein  Glied  am  Schluß:  es  ist  der  den  meisten  noch  ganz  unverständ- 
liche beschleunigte  Trimeter  N.  IX  5  —  und  anfangs  durch  gehäufte  Kon- 
traktionen, dann  durch  interessante  ümteilang  belebt,  zwei  umfangreichere 
Stollen.  Der  doch  wohl  unantastbare  Choriambus  (jvt-)ccQKeog  ^Aö-(Kla- 
TtLov)  der  1.  Strophe  gab  mit  den  von  Theod.  Bergk  z.  d.  St.  zitierten  ana- 
logen Fällen  den  ersten  Anstoß  zu  der  Beobachtung  antistrophischer  Frei- 
heiten in  'Daktylepitriten'.  An  Längung  der  Endsilbe  -og  denkt  P.Maas, 
Responsfreiheiten  I,  Berlin  1914,  18. 


Pythien  III-IV  33 

Jetzt  wird  es  angehen,  sich  über  die  Zeitfolge  der  beiden  un- 
datierten, briefartigen,  weil  eigentlich  ganz  allein  an  Hieron  gerichteten 
Lieder  zu  verständigen.  Das  Ixionslied  sagt  noch  nichts  von  Al'xva^  nichts 
von  der  Krankheit  des  Königs,  verbindet  mit  der  Danksagung  und  der  hüb- 
schen Erinnerung  an  die  wohl  eben  erst  auf  der  Rückreise  gemachte  Be- 
obachtung der  dankbaren  Lokrerinnen,  eine  peinliche  Auseinandersetzung 
über  trübe,  an  Hierons  Hofe  gemachte  Erfahrungen,  während  das  Asklepios- 
lied  eine  unverfängliche,  von  warmer  Teilnahme  für  den  kranken  König 
getragene  Absage  auf  eine  erneute  Einladung  Hierons  darzustellen  scheint 
und  durchweg  eine  nimmehr  ungetrübte  Harmonie  atmet  zwischen  dem 
geradredenden  Dichter  und  dem  mit  großen  Plänen  umgehenden  Fürsten. 
Genügt  das  nicht  eigentlich?  und  was  hindert  denn  die  Ansetzung  des 
Ixionsliedes  fast  unmittelbar  nach  der  Heimkehr  aus  Syrakus,  475?  etwa 
das  panegyrische  Lob  (P.  II  60),  wonach  an  Reichtum  und  Ehre  Hieron  alle 
Hellenen  der  Vorzeit  übertreffe?  Auch  im  Trostlied  heißt  es,  nur  weniger 
übertrieben,  weniger  krampfhaft,  weil  eben,  nach  jener  offenbar  günstig 
aufgenommenen  Aussprache,  freieren  Gemüts,  Hieron  sei  ein  mächtiger  Fürst, 
den  der  fiiyccg  Tlot^og  segne,  et  xiv  av^Qomcov  (86);  und  erst  im  Aitnaliede 
(P.  I  49),  also  nach  Therons  Tode  und  nach  der  Demütigung  manches  Stol- 
zen (52)  ganz  unumwunden:  rtfiav  ol'av  ovng  ^EXkdvcov  ögeTteL.  Oder  etwa 
das  ßaihjTtoXifiov  rifievog  "Agsog  des  Eingangs?  Das  war  doch  wohl  vom 
Anfang  der  Deinomenidenherrschaft  an,  bis  zur  Festigung  der  Obmacht  von 
Syrakus  und  der  Versorgung  der  Veteranen  mit  Grundbesitz  in  Aitna,  das 
stehende  Bild  der  Stadt. 

Die  ganze  Reihe  der  Gedichte,  Pyth.  II.  III.  XI.  IX,  zeigt  einen  be- 
merkenswerten Fortschritt  in  Mitteilungsfreude  und  Erzählungskunst:  ganz 
lehrhaft  noch  im  Ixion,  tröstend  im  Asklepios,  von  monumentaler  Haltung 
im  Orestes  und  mit  Anmut  verschwenderisch  in  der  Kyrene.  Ein  weiterer 
Fortschritt,  fast  bis  zur  Auflösung  des  Epinikienschemas,  wird  sich  dem 
Leser  im  Aitnalied  ergeben. 


PYTHIEN  IV. 

Bald  nach  d^Rückkehr  von  den  sikelischen  Fürstenhöfen  lieferte  Pindar 
mit  der  Geschichte  von  der  Entführung  der  thessalischen  Jägerin  Kyraiia 
(pyth.  IX,  474  v.  Chr.,  einem  kyrenischen  Sieger  im  Waffenlauf  zu  Ehren) 
sein  Meisterstück  in  der  lyrischen  Erzählungskunst.  Seitdem  war  über  ein 
Jahrzehnt  vergangen.  Mitten  in  diese  Zeit  fällt  das  Aitnalied  (Pyth.  I), 
an  dessen  Schlüsse  der  für  den  syrakusischen  Thronfolger  bestimmte  Fürsten- 
spiegel steht:  das  bloße  'Bedauern  dos  Tyrannenloses',  das  sich  noch  in 
seiner  Orestie  kundgegeben  hatte  (P.  XI  53),  war  damit  wieder  einem  wär- 
meren Interesse  gewichen  an  der  rechten  Art  monarchischer  Regierung.  Hin- 
zu kam  jetzt  (462  v.  Chr.)  des  Dichters  Sympathie  für  einen  unter  fürst- 
licher Willkür  loirlonden,  in  Theben  als  Gastfreund  lebenden  kyrenischen 
Edelmann  Damophilos  (F.  IV  281);  ja  das  Scholion  t}v  61  avT&  xai  n(f6^ 
ylvov^  (za  467  p.  163,  5  Dr.)  läßt  nach  xivlg  di^  on  .  .  .  kaum  eine  andere 
Deutung  zu  als  'auch  war  er  mit  dem  Dichter  verwandt*  (Ernst  Maaß, 
GGA.  1890,  267;  s.  auch  Bern,  zu  1-15  ff.).  Darnach  wäre  denn  Damophilos, 

Sflhroitdor,  Plndart  Pythlra  8 


34  Pythien  IV 

wie  Pindar  (P.  V  75),  ein  Aegide  gewesen,  und  die  von  Sparta  (P.  V  74) 
über  Theben  nach  Kyrene  gelangten  Aegiden  zeitweilig  wohl  die  Haupt- 
träger der  den  Königen  so  unbequemen  Opposition.  Die  Vermittlung  mag 
ein  gemeinsamer  Freund  des  Dichters  und  des  Fürsten  übernommen  haben, 
Karrhotos,  der  siegreiche  Wagenlenker  (P.  V  26flf.),  nachdem  gewiß  schon 
das  ganz  unpolitische  Kyrenelied  den  Dichter  in  allen  Schichten  des  kyre- 
nischen  Volkes  populär  gemacht  hatte.  Daß  König  Arkesilas  selber  noch 
in  jugendlichem  Alter  stand,  folgt  aus  V.  IV  64.  V  109  und  dem  ganzen 
Tune  der  Vorhaltungen  IV  263  flF.  Das  Orakel,  das  Herodot  in  Prosa  wieder- 
gibt (IV  163),  bezeugt  acht  kyrenische  Könige,  und  Arkesilas  IV.  war  der 
achte.  Herodot  besuchte  Kyrene  erst  nach  dem  Sturz  der  Dynastie.  Pindars 
Warnungen  haben  also  den  drohenden  Sturz  nicht  aufzuhalten  vermocht. 
Von  einer  Feier  des  olymp.  80,  d.  i.  zwei  Jahre  nach  dem  Pythiensiege, 
abermals  mit  einem  Viergespann,  gewonnenen  olympischen  Kranzes,  ver- 
lautet nichts.  Die  hocharchaische  Arkesilas- Schale,  jetzt  in  Paris,  stellte 
Arkesilas  II.  dar,  den  'Bösen'  (xaXsTtog^  nach  Plut.  yvv.  ccq.  p.  260),  auf 
einem  Schiffe,  Abwägen  und  Verladen  von  Silphionballen  leitend  (Abb.  Bau- 
meister Denkm.  III  1664.  1729). 

Zwischen  den  zwei  dem 'selben  Siege  geltenden  Festliedern  könnte  ein 
ähnliches  Verhältnis  obwalten,  wie  zwischen  Olymp.  II  u.  III:  ein  intimeres 
Lied  zuvor  und  ein  zweites,  offizielleres,  in  Verbindung  mit  einem  größeren 
Volksfest,  einem  Göttermahl,  dort  den  Theoxenien,  hier  den  Karneen.  Die 
Reihenfolge  ist  bei  den  Olympien  dadurch  gesichert,  daß  das  Theoxenien- 
lied  deutlich  auf  ein  inzwischen  in  Syrakus  gesungenes  Lied  zurückweist, 
0.  III  42  auf  0.  I  1.  Die  Kameenfeier  kann  nun,  nach  der  Lage  des  Monats 
Karneios  (ünger,  Philol.  33,  1874,  231),  erst  in  dem  auf  das  Pythienjahr 
folgenden  Jahre,  also  461,  stattgefunden  haben;  auch  Karrhotos,  neben  dem 
Könige  Haupthelden  des  öffentlichen  Siegesliedes,  als  das  sich  Pyth.  V  un- 
zweifelhaft legitimiert  (20 — 52.  105.  124),  werden  die  ihm  übertragenen 
Aushebungsgeschäfte  (Theotimos  schol.  34)  wohl  noch  eine  Weile  in  Hellas 
zurückgehalten  haben.  Das  längere  Lied,  das  mit  seiner  Zurückführung  auf 
die  Argonauten  vor  allem  der  Verherrlichung  der  Battiadendynastie  gilt, 
den  Sieg  des  Königs  (IV  2,  66)  eben  nur  streift,  sieht  nicht  aus  nach  einem 
Vorspiel  der  Hauptfeier:  in  jeder  Beziehung,  namentlich  in  den  Paränesen 
an  den  König,  bedeutet  es,  als  Nachfeier  gedacht,  eine  Steigerung,  gekrönt 
in  echt  pindarischer  Weise,  durch  die  mutige  Fürsprache  des  Dichters  für 
seinen  Schützling,  dem  zuliebe  er  denn  auch,  ebenso  klug  als  mutig,  in  dem 
Karneenliede  sein  eigenes  Aegidenblut  mag  betont  haben  (s.  Bem.  zu  P.  V 
72 — 76.  77-^—81).  Während  das  der  größeren  Öffentlichkeit  dargebotene 
Siegeslied  mit  einer  Prozession  verbunden  erscheint,  gibt  sich  das  andere, 
als  gesungen  im  Palaste  des  Königs  (jra^*  ccvÖqi  (plXto  IV  l). 

Das  Mittelstück  unseres  Liedes  bildet  also  eine  Erzählung  aus  der 
Argonautensage,  einmal  kurz  umrissen  in  Form  einer  an  ein  delphisches 
Orakel  angeschlossenen  Weissagung  Medeas,  darnach  weit  ausgesponnen, 
doch  mitten  in  der  Erzählung  von  der  Gewinnung  des  Goldenen  Vlieses  ab- 
brechend. Auf  die  Verknüpfung  der  Vorgeschichte  Kyrenes  mit  den  Argo- 
nauten kam  dem  Dichter  offenbar  viel  an:  rückte  doch  damit  der  Adel 
Kyrenes  über  die  Zeit  des  Troischen  Krieges  hinauf;  wir  werden  darauf 
P.  V  82  zurückkommen. 


Einleitung.     1 — 3  35 

Für  die  überaus  künstliche  Art,  wie  Pindar  sich  der  Sage  von  der  bei 
Anaphe  ins  Meer  gesunkenen  und  dann  als  KallisteThera  wiederaufgetauch- 
ten Erdscholle  (P.  IV  258,  Ap.  Rh.  IV  1757)  bedient,  um  dies  zu  einem 
Zwischenfall  zu  stempeln,  der  eine  vom  Schicksal  eigentlich  für  das  vierte 
Glied  nach  Euphamos  geplante  Besiedlung  Kyrenes  bis  ins  17.  hinausge- 
schoben habe  (P.  IV  38 — 49),  sei  der  Kürze  halber  verwiesen  auf  Frz.  Stud- 
niczka,  Kyrene,  Leipzig  1890,  llOff.  und  Ldf.  Malten,  Kyrene,  Berlin  191 1, 
llOff.  In  der  Tat  gab  es  eine  'achaeische  Wanderung'  (Otfr.  Müller, 
Orch.''  310,  313,  325)  vom  Peloponnes  (Taiuaron  P.  IV  44)  nach  Libyen 

SHer.  II  171).  Pindara  aber  kam  es  darauf  an,  den  Boioter  Euphamos 
P.  IV  46)  als  Stammvater  der  Battiaden  zum  Mittelpunkt  zu  machen,  wo- 
zu ihm  die  Eoie  (nach  Asklepiades  beim  Schol.  P.  IV  36  =  fr.  Kes.  143  Rz.) 
auch  einiges  Recht  geben  mochte: 

rj  oi'ri  ^Tqlt]  TtvKLvocpQoov  MtjKtovinr)^ 
7}  xixev  EvcpTjfiov  yairioxco  ^Ewoöiyalo) 
(leix^SLö*  iv  cpdoTtixi  tcoIvxqvool*  ^A(pQ0ÖLzt]g. 
Fr.  Hes.  63  lies^HooöiOQog  6h  iXeyxoDV  st/EKccxaiog  xrX.;  anders  verbesserten 
Ad.  Kirchhoff  Hom'.  Od.  322  und  Th.  Bergk  GrLG.  I  1006,  93. 

1  —  69.  Fast  ohne  Vorspiel  und,  ähnlich  dem  früheren  kyrenischen 
Liede  Pyth.  IX,  nach  fast  verstohlener  Berührung  des  Sieges,  an  den  die 
Feier  anknüpft,  sind  wir  schon  beim  4.  Vers  mitten  in  einer  Erzählung  des 
Mythos:  Pythia  weissagt  Erfüllung  der  in  Thera  den  Argonauten  gegebenen 
Weissagung  Medeas,  im  17.  Gliede  werde  von  Thera  aus  ein  Battos  Kyrene 
gründen.  Die  Mitteilung  des  Wortlaut«  von  Medeas  Rede  tibernimmt  von 
HTit  S^  ovx(og  (l  l)  bis  rjQU  Mriöeiag  inicDv  airisg  (57)  der  Dichter  unter 
deutlichem  Hinweis  auf  eine  in  'Hexametern'  abgefaßte  Vorlage.  Die  Be- 
merkung, daß  Pythias  Spruch  gerade  zu  einer  Zeit  ergangen  sei,  da  Apollon 
weder  bei  den  Hyperboreern  noch  in  Lykien  oder  Dolos  oder  sonst  ab- 
wesend war,  ist  nur  zu  verstehen,  wenn  die  delphisch  orientierte  und  von 
delphischen  Priestern  unterrichtete  Eoie  dies  gleichsam  urkundlich  meldete, 
ungefähr  wie  in  dem  Fragment  beim  Schol.  52^  zu  Pindars  iu  Tlv^ävi  z6a- 
oaig  P.  III  27;  die  z.  d.  St.  besprochene  Polemik  Pindars  verrät  ja  auch 
dort  Abhängigkeit  von  der  Vorlage.  Daß  der  Dichter  die  ganze  Weissagung 
Medeas  wirklich  nicht  mehr  als  zur  Rede  Pythias  gehörig  empfunden  hat, 
beweist  sein  in  Pythias  Munde  unwahrscheinlicher,  von  ihm  der  Eoiener- 
zählung  entnommener  Schluß  der  ersten  Erzählung  mit  inia^av  <$'  äxivt}- 
tot  Oktana  (51).  Doch  kehrt  er  in  der  Apostrophe  an  den  alten  Battos  mit 
iv  xovxio  Xoyto  i^r}aii6g  (59  ff.)  noch  einmal  zu  Pythias  Rede  und  ihrem  drei- 
maligen Heilrufe  zurück,  um  nachzutragen,  daß  Battos  nach  etwas  anderem 
gefragt  habe,  und  dann  endlich  (66j  mit  einer  abermals  kurzen,  aber  deut- 
licheren Siegesmeldung  den  ersten  Gang  des  Liedes  abzuschließen. 

1.  Dum  n^v  entspricht  kein  Je,  es  ist  also  nur  betonend:  heute  hier 
im  Palaste,  im  Gegensatz  etwa  zu  der  gestrigen  Prozession.  Mit  der  Bezeich- 
nung (piXog  ist  sonst  P.  ziemlich  sparsam.  2.  dräfifv,  wie  iciav  6'  iV 
uvXiCaig  (^vQaig  N.  I  19,  dazu  ig  XffOfiiov  SCb^a  N.  IX  3,  TeXi6aQxov  naQa 
TiQö^QOv  Isthm.  VIII  3.  Über  die  Neigung  zur  metonymischen  statt  der 
aotonymischen  rmschreibung  «c^*  avSifi  —  avv  *Ag%icÜiM  zu  P.  II  69. 
3.  Aarolöatatv  meint  nicht,  wie  der  Scboliast  will,  im  sog.  poetischen  Plui*al, 
bloß  Apollon:  auch  Mutter  und  Schwester  dos  Pythiers  sind  llvOCbvog  ulnit- 


36  PythienlV       • 

vag  6(i6KXaQOi  inontai  N.  IX  4;  vollends  bei  einem  Wagensieg  hatte  gewiß 
Aaxovg  trCTtoöoa  &vyaT7}Q  (0.  III  26),  &ociv  Litncov  iXdiEi^a  (fr.  89),  ihre  Hand 
im  Spiele,  wie  sie  auch  Hierons  Viergespann  einfahren  half  (P.  II  7). 
aij^rjg^  'Schwung  verleihest',   ohne  Seitenblick,   etwa  auf  vorangegangene 
Lieder.  4.  Von  den  vormals  am  Erdnabel  zusammentreffenden  Adlern 

muß  Pindar  auch  ausführlicher  erzählt  haben  (fr.  54).  5.  Die  auf  Grund 
der  Eoie,  wie  soeben  vermutet,  ausdrücklich  betonte  Anwesenheit  ApoUons 
(dazu  TOTE  yccQ  r}  JJv^icc  ^iaXLGxu  ccKQLßiöreQOv  %Q),<}fia)deL^  ors  xat  nccQSßri  tc5 
fiavTslü)  6  &66g  schol.  8)  beweist,  daß  die  Anwesenheit  des  Gottes  beim 
Orakelgeben  nicht  selbstverständlich  war,  daß  also  auf  Verlangen  Pythia 
auch  in  den  Wintermouden  sprach.  In  älterer  Zeit  war  sie  spröder:  7r()6- 
tEQOv  yccQ  anu'E,  sd'efiCörEvösv  rj  Ilv&la  rov  ivLavrov,  am  7.  Bysios,  nach  Kal- 
listhenes  und  Anaxandridas  bei  Plut.  quaest.  gr.  9  p.  292°  (Ludw.  Weniger, 
Collegium  der  Thyiaden,  Progr.  Eisenach  1876,  2.  \§Q6a,  mit  der  aeo- 
lisch  wie  ionisch  belegten  Kontraktion,  ist  nicht  zu  bezweifeln;  den  Bei- 
spielen proU.  p.  25  ist  noch  anzufügen  das  schöne  leqo&vxov  &avarov  fr.  78,  3. 
6.  Wie  die  IsQä  väöoq  heißt,  erfahren  wir,  dem  Orakelstil  entsprechend 
verstohlen,  erst  durch  enog  Qtjqcclov  (10).  7.  cbg  i}dr}  —  Kti(T(T6iev,  *auf 
daß  endlich  sich  erfülle*  usw.  (Hinweis  auf  43 ff.).  Im  Deutschen  bilden 
wir,  bei  gleichem  Subjekt,  solche  finalen  Zusätze  mit  'um  —  zu*,  oft 
ganz  und  gar  nicht  im  Sinn  einer  Absicht  des  handelnden  Subjekts. 
8.  Über  aQysvvösvri  jetzt  noch  Bechtels  Lexil.  55.  Im  Epos  wird  unbe- 
denklich ccQysLvnevta  zu  schreiben  sein.  Es  steht  hier  ähnlich  wie  bei  dem 
sehr  früh  dreikürzig  gelesenen  %Qv6eog,  nur  daß  Bildungen  mit  agyL-  (von 
ccQyog)  die  Kürze  des  l  zu  legitimieren  schienen.  Über  die  Lage  der 

ältesten  Theraeeransiedlung  auf  dem  höheren,  südöstlichen  Kalksteinhügel 
(jLiaöTÖg,  wie  frz.  mamelon)  mit  dem  Tempel  des  ApoUon  {Mvqxipog'^  GIG. 
III  5138)  mit  der  Kyrequelle  Malten,  Kyr.  201  ff.  (ebd.  auch  eine  Karte 
nach  Weld-Blundel  und  weitere  Literatur);  auf  einer  etwas  niedrigeren  'tisch- 
artigen'Hochfläche  nordöstlich  davon  sah  vom  Meer  aus  Strabon  (XVII  837) 
die  jüngere  Stadt  liegen.  In  der  Schlucht  zwischen  beiden  Anhöhen  lief  die 
(noch  heute  sichtbare)  Kunststraße  {(3Y,vQGixa  böog  P.  V  93)  zum  Meer  hinab. 
10.  Über  die  teils  mythische  teils  historische  Chronologie  der  vier  und  der 
siebzehn  Geschlechter  Malten,  Kyr.  110.  192/3.  Über  Airitaq,  den  Epo- 
nymos  von  Aia^  'der  Erdentiefe',  eh  es  zum  Sonnenlande  ward,  Jak.  Wacker- 
nagel, Verm.  Beitrr.  usw.,  Rektoratsfeier,  Basel  1897,  7  (vgl.  Wilamowitz, 
Gr.  Tragg.  III 171,  unsere  Bem.  zu  236).  11.  Wer  hier  d:iiBnvBVöB  mit 
'begeisterter'  Prophetenrede  interpretiert,  der  verwechselt  Aktiv  und  Passiv 
und  übersieht  die  Präposition  ano.  Natürlich  ist  der  Ausdruck  besonders 
feierlich:  'entströmen  ließ  sie  ihren  unsterblichen  Lippen  das  Wort*. 
12.  Über  riiiid-BOi  bei  Homer  M  23  und  Hesiod.  opp.  160  Bethe,  Ilbergs 
N.  Jahrbb.  43,  1919,  7;  hier  wie  211  von  den  Argonauten.  14.  'Ejtd(poio 
Y.6QaV  Atßvrjv  schol.  15.  dotBoyv  Qi^^v,  vgl.  (.leyalav  TtoUav  iiaxgo- 
tcoXlv  BriQccv  19,  itoXlg  ayayiv  56.  Gemeint  sind  außer  Kyrene  vor  allen 
Barka,  Arsinoa  (Taucheira)  und,  die  jüngste,  Euhesperides  (Theotiraos 
schol.  P.  V34).  ^BXriaC^ßQoroV  Tr)v  fieXi^aovöav  noXXotg  schol..  Nachklang 
der  epischen  ^Agyo)  itäGi  (xiXovCa^  TtuQ*  Alrjxcio  nXeovaa  )li  70;  Dativ  Verhältnis 
wie  in  ayrißliOQog  P.  I  4,  neiGiiaXivog  P.  II  11.  16,  Dem  Zeus  Ammon 

hat  Pindar,  im  Zusammenhang  vermutlich  mit  seinen  Kyreneliedern,  einen 


3—38  37 

Hymnos  gewidmet  (fr.  36)  und  ein  Götterbild  (Paus.  IX  16,  1);  nach  ihm 
heißt  Libyen  'Garten  des  Zeus'  (P.  IX  53  mit  Schol.  und  P.  IV  56),  und, 
umfassender  noch,  JSslXoto  mov  ti^svog  KqovIöu  (51);  in  Prosa  heißt  das: 
(unter  Dareios)  ig  yccQ  xov  AlyvTtXLOv  vo^ov  avxai  {Kvqriv)]  xe  y,al  Bccqkt}) 
ixeHoafiiaxo  (Herod.  III  91).  unzweifelhaft  ägyptischen  Einfluß  verrät  ja 
auch  die  Bildkunst  in  der  Arkesilasschale  (s  Einl.  zu  Pyth.  IV  und  Stud- 
niczka,  Kyr.  6flf.).  18,  Zügel  und  Schiffsriemen  entsprechen  einander 

mehr  formal,  im  Numerus,  als  in  der  Funktion;  die  'windschnellen  Wagen' 
halten  das  Ergebnis  des  Tausches  noch  eine  Weile  fest.  19,  ÖQViq,  omcn, 
wird  im  Relativsatz  durch  yaia  und  leivia  erklärt.  21,  Der  Gott,  der 

hier  io  Menschengestalt  am  Tritonsee  erscheint,  nennt  sich  (33)  Eurypylos, 
Poseidons  Sohn;  bei  Apoll.  Rhod.  IV  1551.  1752  heißt  er  Triton,  der  in 
der  interessanten  Genealogie  bei  Akesandros  schol.  P.  IV  57  des  Eurypylos 
Bruder  heißt.  22,  Euphamos,  der  Argonaute,  war  bereits  auf  der 

Kypseloslade  dargestellt  (Paus.  V  1 7,  9)  und  findet  sich  mit  der  Beischrift 
MOMA<t>Ya  auf  der  korinthischen  Vase,  Berlin  1655  Fw.,  als  Lenker  eines 
Viergespanns  bei  den  ^^Aa  inl  nsXicc.  24,  Der  Anachronismus  des  dem 
Epos  noch  unbekannten  'Ankers'  genierte  den  Dichter  nicht;  stilgerechter 
spricht  ApoUonios  von  tvvai.  25,  Warum  soll  in  BCtixoGGB  nicht  ebenso- 
gut xoGGuL  die  Konstruktion  mit  dem  Genetivus  legitimieren  als  ciiixtG^ai 
überall  in  iqxxnxea^aL?  /«Axdyervg,  mit  ehernen  'Kinnladen',  wie  244. 
XII  20,  nicht  'Kinnbacken',  genae  wie  N.  V  6.  2<i,  Der  'Phasis'  dieser 
Argonautenerzählung  mündet  schon  bei  Hesiodos  fr.  63.  64  in  den  Okeanos; 
das  Rote  Meer  fügt  Pindar  erst  251  hinzu.  (fsgofiev,  zwischen  iTriioaüB 
und  fTt^A^f,  kann  nicht  Präsens  sein;  vgl.  cpigsg  ofv,  (plgsg  aJya  Sappho 
95,  2.  27,  firiöeoiv  —  ä^oi(i  in  Medeas  Munde  wohl  mit  Anspielung 
auf  ihren  Namen.  dvGJidöaavreg,  'an  Land'.  28,  Den  oioütöXoq  daC' 
^cop  (=  Eurypylos  21.  23),  der  mitten  in  der  Wüste  plötzlich  auftaucht 
und  die  Argonauten  zu  Tische  lädt,  —  warum  nicht,  wenn  doch  ein  *Gott'?  — , 
den  zu  einem  'Schafhirten'  zu  machen,  war,  trotz  ^Eq^f^g  oionoXog  hymn. 
Merc.  314,  ein  Fehlgriff,  wie  zum  Überfluß  jetzt  "AQxejjiig  olorroXog  beweist 
im  Theberdithyrambos  (Oxyrh.  1604,  vol.  XIII)  19.  29,  Mit  daC^tav 

—  (paiöt^av  icvdQog  alöolov  TcqoaoilJLv  d-i]KCi^i£vog  wird  die  Darstellung  un- 
gewöhnlich breit,  doch  galt  es  nach  dem  kurzen  Oxymoron  Ot«  cci'(ql  eISo- 
inivo)  (21)  des  ersten  Berichts  jetzt  in  der  Schilderung  des  Vorgangs  ein 
anschaulicheres  Bild  zu  geben.  30,  ä  rs  (so!)  ^(Xia  k'jtea;  über  die  Kon- 
struktion mit  öiiTtv^  inayyiXXovxt  prolegg.  II  98.  33.  Eurypylos  heißt 
wie  Euphamos  (45)  Sohn  Poseidons.  In  beider  Namen  schimmert,  wie  all- 
gemein anerkannt,  chthonischer  Ursprung  durch.  Dazu  paßt  auch  die  Hei- 
mat des  Euphamos  nuQ  x^oviov  "Aiöct  axofia  (44),  und  der  Pohoidan  von 
Tainaron,  'der  Herr  der  Krdentiefe'  (Lit.  bei  Malten,  Kyr.  119  ff.).  Pindar 
nennt  den  Gott  /ataopg  (33)  und  feiert  (138)  den  'Felsenspalter',  betont 
dann  (45)  auch  den  inrragiog^  vielleicht  dem  Sieger  zuliebe.  äXXä  yäQf 
'aber  sie  konnten  eben  die  Einladung  nicht  annehmen';  vgl.  0.  I  55. 
Die  Erdscholle,  uraltes  Symbol  der  Besitzergreifung  oder  -Verheißung  in 
korinthischer  Sage  scliol.  Pind.  N.  VII 155,  weitere  Lit.  bei  Malten,  Kyr.  114* 
u.  Mart.  NilssoD,  Arch.  f.  Hel.-Wiss.  20,  1920/1,  232.  88,  xaraüXiaOft- 
(Jav*  viuQKXvaavtog  xoO  xv^xog  der  Schol.  (lö*"),  der  nach  p.  19,  1  Dr.  zu 
schließen,   wo  dos  Euphamos  Mutter  *Mekionike'   heißt  (st.  'Enropa'  bei 


38  Pythien  IV 

Pind.  46j,  die  Eoie  ausschreibt.  Dort  ging  in  ursprüngliclierer  Darstellung 
(Ap.  Khod.  IV  1749  m.  Schol.)  die  Scholle  bei  Anaphe  verloren,  um  später 
erst  als  die  InsePThera  aufzutauchen,  die  bei  Pindar  schon  da  ist  (14.  i  2.  51.), 
als  Medea  (10)  ihr  enog  Sriquiov  zu  den  Argonauten  spricht,  —  'zu  den 
Argonauten'  wird  freilich  streckenweise  ganz  vergessen:  nichts  deutet  an, 
daß  Medea  ihnen  doch  großenteils  Selbsterlebtes  nur  in  Erinnerung  ruft; 
sogar  von  Euphamos  ist  die  Rede  (44  ff.)  wie  von  einem  Abwesenden  und 
den  Hörern  fast  Unbekannten!  Entweder  soll  also  Medea,  eine  echte  -^fö- 
Tcvsvaxog^  halb  geistig  abwesend  erscheinen,  oder  —  wir  atmen  eben  noch 
nicht  die  dramatische  Luft  Attikas.  41.  Der  Dativ  bei  ÖXQVVOV  ist  leb- 
hafter als  der  x^.kk.  O.VI87:  man  spürt  das  ^ilev^a.  50.  dXXodaJtäv  hier 
absichtlich  orakelhaft  dunkel,  wird  deutlicher  252  unter  kurzem  Hinweis 
auf  die  Vorgeschichte,  Aa^ivLäv  ed-vei  yvvcciK&v  avÖQOcpovcovy  und  einigem 
Verweilen  bei  der  vergnüglichen  und  folgenreichen  Episode.  52.  Die 

Munkelbewölkten  Gefilde'  deuten  auf  die  oft  gerühmte  Fruchtbarkeit  ge- 
rade dieses  Landstrichs,  am  Schluß  der  Rede  (56)  noch  einmal  betont,  in 
etwas  gewagt  angenommenem  Zusammenhang  mit  dem  Nil.  53.  Der 

Name  des  ersten  Battos  konnte  unausgesprochen  bleiben,  weil  er  bereits 
in  dem  Spruch  der  Pjthia  (6)  vorgekommen  war.  55.  iiaraßdvra  ist 
dunkel,  de  limine  erklärt  Bossler  (de  praep.  usu  ap.  Pind.  Darmstadt,  1 862,  37), 
suhire  templum  (wie  teclum)  wohl  richtiger  Boeckh;  vgl.  ö  191/2,  K  432/34. 
56.  Über  ^oXig  dyayev  zu  15.  57.  k':rta^av  duCvriroi  <yito:7r^  scheint 
nachzuklingen  in  Sophokles'  aiyT]  Ttrrj'^ELav  acpavoL  Ai.  171.  (*0.  iieXiöGa^ 
Triesterin',  namentlich  der  Demeter,  nach  dem  Scholion  (106*)  mit  fr.  Pind. 
1 58.  avrofidtoi  asXddip  erklärt  sich  in  63 ;  vgl.  das  Orakel  bei  Herod.  IV 
155.  65.  Wie  zu  Anfang  des  Liedes  der  Dichter  von  dem  (kaum  als  sol- 
chem bezeichneten)  Sieger  auf  den  alten  Battos  übersprang,  so  kehrt  er  jetzt 
von  dem  Begründer  der  Dynastie  stracks  zu  dem  achten  Battiaden  zurück. 
64/5.  fiBta  Tiai  vvv  (fiercc  —  naial  will  schol.  113^),  'seither  immerfort  bis 
heute';  darnach  hat  7tai,al  tovroig  Anstoß  eiTegt  und  eine  hübsche  Konjektur 
hervorgerufen  (Ttaial  tsoLg^  mit  leichter  antistrophischer  Inkongruenz;  Christs 
TovTot'  empfiehlt  P.  Maas,  N.  Responsionsfr.  I  8^).  Der  Scholiast  (113*) 
bestätigt  die  Überlieferung,  und  wir  werden  sie  wohl  auch  halten  müssen; 
ag)i<}Lv  (69)  weist,  nach  Erwähnung  der  Argonauten,  auf  das  lebende  Ge- 
schlecht zurück.  68.  Ohne  jeden  Versuch  eines  überleitenden  Ge- 
dankens erklärt  nun  der  Dichter  sich  verpflichtet,  neben  dem  Sieger  auch 
das  Goldene  Vlies  zu  besingen.  Golden  (7tdyxQv(>ov)  ist  es  also  schon  bei 
Pindar  (XafiTtQov  242),  bei  andern  'purpurn'  oder  weiß.  69.  'Minyer' 
heißen  die  Argonauten  vor  allem  lasons  wegen;  aber  auch  Phrixos  und 
Helle  stammen  von  der  Minyerin  Klymene,  deren  Name  auch  in  dem  Vater 
des  Argonauten  'Erginos,  Klymenos'  Sohn',  widerklingt  (0.  IV19),  und 
wenn  Euphamos  Heimat  am  Kephissos  war  (45),  so  sollte  er  wohl  auch 
dadurch  als  'Minyer'  erscheinen;  darnach  heißt  es  denn  auch  von  Battos: 
ioDv  yivog  Evcpfji-Uö'rjg  r&v  Mivvecov  Herod.  IV  150,  summarischer  ApoUo- 
nios  (I  230),  iitsl  Mlvvcho  d'vyarQav  oi  TtXetöxoi,  xal  aQiaxoi  aqp'  ai^Lcciog 
ivxixoavxo  k'fifisvcci.   Mehr  bei  C.  Robert,  Gr.  Heldens.  1,  5  5  f. 

70 — 262.  Mit  der  4.  Triade  setzt  nun  die  ausführlichere  Argonauten- 
erzählung ein,  um,  nach  unerhört  langem  und  ungewöhnlich  geradlinigem  Ver- 
lauf (doch  s.  Bern,  zu  102.  210.  212.  220.  248f.),  mitten  in  der  12.,  bei  der 


38—87  39 

Erzeugung  der  lemnischen  Euphamiden,  abzubrechen.  Der  Nachweis  der  Ab- 
stammung des  kjrenischeu  Königshauses  von  den  Argonauten  erscheint  damit 
abermals,  wie  50 — 65,  als  das  eigentliche  Ziel  der  ganzen  Erzählung.  Hier  sei 
einiges  Genealogische  notiert.  Die  'Mutterkuh'  (142),  von  der  lason  wie  Pelias 
abstammen  will,  ist  Aiolos'  Gemahlin  (Enarea  nach  schol.  253*),  ihre  Söhne 
Kretheus  und  Salmoneus;  lasons  Mutter,  nach  der  seltsamerweise  Pelias 
fragt,  wird  nicht  genannt,  wohl  aber  heißt  Pelias  TvQOvg  iQccamkoy.ccfiov 
yeved  (136).  Von  Kretheus,  dem  erstgeborenen  der  Brüder,  was  wichtig  ist 
(s.  zu  110.  145),  .stammt  *im  dritten  Gliede'  (143,  durch  Aison  118)  lason, 
von  Salmoneus,  durch  Tjro,  mit  Poseidon,  Pelias;  wenn  diesem  der  Tod 
durcli  'einen  Aioliden'  droht  (72),  so  erscheint,  rein  logisch,  er  selber  hier 
nicht  als  Aiolos'  Urenkel;  aber  man  vergesse  nicht  die  geflissentliche  Dunkel- 
heit der  ^iacpccra.  Die  Argonauten  (171  ff.)  fast  lauter  echte  Göttersöhne, 
ritii^eoi  (12);  mit  Mopsos,  dem  Seher,  der  (190)  ei-st  bei  der  Abfahrt  er- 
scheint, sind  es  elf.  Olymp.  IV  nennt  um  einer  Anekdote  willen  noch  Er- 
ginos,  Klymenos'  Sohn.  70.  rCq  yaQ,  katechetische  Erzählungsform, 

wie  xLg  r'  aq  (Scpm  ^£c5i/  xtX.  A  8,  ähnlich  Pind.  0.  II  2.  XIII  20,  Isthm. 
V  39.  —  Zu  Si^axo  wie  zu  dfi(SBv  ergänzt  sich  das  Objekt  leicht  aus 
nXivOavxmv  Mivväv.  71.  Was  hier  moralischer  Zwang  (6  ^iyag  61 

KivSvvog  ccvaXüLv  ov  (jpcöra  Xafißdvet^  0.  I  81,  noblesse  ohlige)^  ist  nachher 
glühendes  Verlangen  (184)  und  unwiderstehlicher  Reiz  (187);  dazwischen 
steht,  negiert,  das  G'egenbild,  xccv  änCvövvov  tzuqu  (targl  (liveiv  alcovcc 
:ii6aovxcc,  das  Stichwort  diesmal  wirklich  in  genauer  Kongruenz  mit  xlg  ös 
xtv(5v»'oj(7l),  von  Mezger  nicht  bemerkt.  72.  ßovXalq  «Xßfijrroig  deutet 
vor  auf  Mijdfzav,  xccv  UsUao  (povov  (250).  73.  ol  steht  dnb  xoivov  zu 
fjk&e  und  KQvoev,  doch  mag  der  Einfluß  von  kqvoev  überwogen  haben. 
74.  8.  P.  XI  9.  75,  Die  Einschuhigkeit,  nach  dem  Scholiasten  Tracht 

der  kriegerischen  Aitoler,  ward  in  der  Sage  vielfältig  aetiologisch  ausge- 
schmückt; s.  Bern,  zu  l.'^4.  76.  'Sonnig'  heißt  lolkos  im  Gegensatz  zu 
Cheirons  Höhle  (102)  im  schattigen  Gebirge.  71).  Die  zwei  Lanzen  ho- 
merischen Musters:  ovo  öovqs  xtvdaaojv  (Hektor),  Ioxt}  excov  ovo  öovqs  (Achill), 
Vordeutung  auf  Ares  (87j.  80,  Die  heimische  Magnetentracht  deutet 

zurück  auf  atfro^,  das  Pardelfell  auf  den  vom  Gebirg  herkommenden  ^sivog. 
82.  Das  ungeschorene,  den  ganzen  Rücken  helleuchtend  herabwallende 
Haupthaar  erklärt  den  'Apollon'  (87);  s.  Bern  zu  P.  IX  5.  84,  dtaQ» 
ßaxroSf  von  Hermann  angezweifelt,  bietet  jetzt  Bakchjlides  (V  139);  die 
Wortbildung,  wie  naxi(a :  naxdaam,  ndkkoa  :  nakdaco}.  Zu  JtBiQionsvoq  ver- 
gleicht man  gut  P.  IX  35.  85,  TiXii^ovrog  d^Xav,  Zeitbestimmung,  um- 
schreibt die  bekannte  Formel.  SO.  öjfi^ofiiviov  —  rig  elnsv  xal  rod«, 
anders  fucQvaftiviov  P.  VIII  43.  87,  Überirdische  Menschenschönheit  ge- 
schildert durch  die  Vermutung,  ein  überirdisches  Wesen  vor  sich  zu  haben; 
schönstes  Beispiel  'Nausikaa  —  Artemis*  l  150.  102 ff.,  auch  X]  199,  nach- 
gebildet von  Goethe  in  der  'Euphrosyne':  Welche  der  Göttinnen  nahet  sich 
mir  und  welche  der  Musen?  oi}  r(  jrov,  'trotz  aller  Ähnlichkeit,  es  wäre 
ja  zu  herrlich,  also  leider  doch  wohl  nicht';  etwas  anders  Ar.  ran.  522:  (hof- 
fentlich) 'nicht  etwa'.  Vier  Vergleiche,  zwei  mit  Göttern  verschiedenster 
Art,  Apollon,  ohne  Epitheton,  und  dem  reisigen  Ares,  gehoben  durch  *Ver- 
mfthlang*  mit  Aphrodite,  —  in  der  Ilias  ist  er  nur  ihr  ritterlicher  Freund 
(E  363.  883),  in  der  Odyssee  ihr  Buhle  (0  267  ff.);  von  Ares  war  der  Ober- 


40  Pythien  IV 

gang  leicht  zu  den  Aloeussöhnen,  seinen  Überwältigern  in  der  llias  (E  385), 
den  überaus  stattlichen  Riesengestalten  (X  309 — 313),  die  ünheimlichkeit 
steigert  si{5h  in  dem  buhlerischen  Frevler  Tityos  (X  576 ff.).  Die  biographi- 
schen Zusätze  iv  Ss  Na^(o  (88)  und,  etwas  ergiebiger,  mit  einer  gelegent- 
lichen Mahnung  90  ff.,  sollen  nur  gleichsam  urkundlich  die  Tatsachen  ihres 
Todes  feststellen.  Bei  Tityos  kann  von  einer  Spitze  gegen  Arkesilas  keine 
Rede  sein.  Diese  Vergleiche  schildern  die  Erscheinung  Jasons  (exnayXog  79) 
und  das  Entsetzen  der  (^ccXXiqkoiöLv  cifi£Lß6(i£V0L)  hin  und  her  ratenden  Volks- 
menge anschaulicher  als  die  epische  Formel  (ngog  alXrikovg),  den  Ausdruck 
jedesmal  in  Pindars  Weise  kunstvoll  variierend;  daneben  ein  kleiner  Par- 
allelismus, ovös  jüav  (87)  —  Kai  (idv  (90).  Die  Zierlichkeit  dieser  Pindara 
von  Horaz,  z.  B.  c.  I  11.  13.  15;  7,  lOff.;  20,  9ff.,  IV  8,  Iff.,  fein  abge- 
lauschten Variation  rückt  erst  in  das  rechte  Licht,  wenn  man  sie  vergleicht 
mit  Aufzählungen  wie  im  Dionysoshymn.  19  ff.  (3  Götter),  im  Aphroditehymn. 
92  ff.  (6  Göttinnen),  die  wiederum  zurückgehen  auf  epische  Gleichnisse  zu  be- 
liebiger Auswahr,  wie  N  389,  wo  ein  Troerheld  niederstürzt,  ag  oze  xug  öqvg 
i]QL7tev  t)  aiE^co'tgy  rje  TCixvg  ßXad^QTj.  92,  Bindevokallose  Konjunktive  wie 
iqcLxai  (jetzt  auch  Sappho  5,  3  Diehl)  vvvcixcii  itenaxaL  liegen  jetzt  zahl- 
reicher vor  aus  Gortyn;  Boisacq  (dial.  dorr.  199)  betont  vwaxai  iteitaxaL. 
95.  aQiyviOXOVf  in  Erinnerung  an  das  d^iöcpccxov  (91).  97 If.  Pelias 

verhüllt  seine  Furcht  beim  Anblick  des  einschuhigen  Mannes  schlecht  ge- 
nug durch  Grobheit,  evx^cciy  der  epischen  Formel  entlehnt,  hier  sicherlich 
ironisch,  la^aiyeviiov  soll  niedere  Herkunft  bezeichnen  —  liebt  doch  P. 
Umdeutung  der  homerischen  Epitheta  — ;  noXiag^  eine  Vettel  schlimm- 
ster Art,  nach  einem  Vater  wird  nicht  gefragt;  i^avfjKiv,  wie  ein  Tier 
'geworfen',  wir  sagen  'hinterm  Zaun';  Kaxccfiidvaig,  vermutlich  nicht  noch- 
mals eine  Ironie  auf  die  andere  gesetzt,  sondern  lediglich  wegen  ix^C- 
6X0L6L  tpsvösöLv:  'beflecke  deine  miserable  Herkunft  nicht  auch  noch  mit 
einer  infamen  Lüge!'  102.  Es  ist  nicht  einzusehen,  weshalb  oideiv  (ko- 
liC^eiv  paraphr.)  nicht  Futurum  sein  soll;  Buttmann  (Ausf.  Gr.  I^  406),  auf 
den  man  verweist,  meint  das  auch  gar  nicht.  Über  Cheiron  zu  P.  IX  29;  da- 
zu Hes,  fr.  19,  theog.  1001.  102  if.  lason  erwidert  d'aQöriaaLg  ayavotai 
Xoyoig,  doch  ohne  Pelias  anzusehen  (109);  schließlich  läßt  er  ihn  einfach 
stehen,  um  sich  nach  der  Wohnung  seines  alten  Vaters  zu  begeben. 
103.  Der  nachdrückliche  Hinweis  auf  lasons  Erziehung  durch  edle  Frauen, 
Cheirons  Gattin,  Mutter  und  kovqccl  ayvaC,  bedeutet  in  Pindars  Munde  eine 
bemerkenswerte  Huldigung  vor  dem  weiblichen  Geschlecht  und  wirft  von 
neuem  ein  freundliches  Licht  auf  sein  häusliches  Leben  mit  Megakleia  und 
dem  kleinen  Daiphantos  (zu  P.  XI  57).  105.  Über  avtQcijteXov  (o  av  xig 
ivxQaTCSLfj)  T.  Mommsen  z.  d.  St.,  Th.  Bergk  zu  Theogn.  400,  Alfr.  Körte 
GGA.  1901,  969.  lOGff.  xo/Lit'Jcoi?  de  conatu;  zu  no^ileiv'  ayaoiil^siv 

vgl.  0.  XIII  59  (mit  schoL),  P.  IV  159  (m.  schoL),  P.  VIII  99.  ri[id  ist 
die  Herrschaft  selbst,  auch  148,  0.  VI  60.  Über  Sperrungen,  wie  ccQxalav 
—  xifidv  {106— lOS),  Osk.  Erdmann,  de  P.  usu  synt.  1867,  83/4,  Rieh.  Stein, 
de  ai-tic.  ap.  P.  usu  Bresl.  Diss.  1868,  33/4.  109.  XevxaTq  üti^aavta 
ipQaöiv  bisher  unerklärt:  die  Scholien  raten  herum  {avorixog  ininoXaiog 
x«v6g),  Hesychios  gibt  nur  Allgemeines  (xaxdg),  seine  XiVKoi'  oi  öslXoI  gehen 
auf  die  sprichwörtliche  Stubenfarbe  der  Zärtlinge  (Ar.Thesm.  191.  Eccl.  428), 
Homers  g)Q£vsg  aficpifieXaivat  zeigen  die  Dunkelfärbung  beim  Zorn;  welchem 


87— ISO  41 

Aflfekt  oder  welcher  Gemütsart  das  'Weiß'  entspricht,  wird  nirgends  ver- 
raten; auch  Uvidiis  ist  nicht  kevxog,  und  Neid  und  Scheelsucht  würden  hier 
kaum  ausreichen,  die  Färbung  der  Galle  {splendida  hilis  Hör.  sat.  II  3,  141, 
uitrea  Ulis  Pers.  III  8),  vollends  das  innerliche  Erblassen  vor  Furcht  (Pers. 
ebd.  43)  liegen  ganz  fem.  Wenig  einleuchtend  vermutet  Hermann  (opp. 
Vn  289)  volksetymologische  Umdeutung  des  epischen  cpQFöl  kevyaXir,aL  m- 
Oijcyag  (I  119),  obwohl  die  Anlehnung  an  die  Formel  deutlich  ist;  aber  so 
gut  als  Theognis  (1174)  wird  auch  Pindar  gewußt  haben,  daß  XevyaXiog 
nicht  Xevyiog  ist:  die  *  Volksetymologie'  dachte  bei  XivyaXiog  sinnreicher  an 
Xoiyog  (Lehrs,  Arist.'  106).  110.  dQY^söiTiäv  —  so  mit  Recht  seit 

Chairis  — ,  wiederholt  mit  Nachdruck  das  von  dem  selben  Chairis  verkannte 
oQialav  (106),  nur  vom  Standpunkt  des  Subjekts,  und  vielleicht  mit  einem 
Nebenklang  von  Erstgeburtsrecht  —  Kretheus  (142)  war  ja  der  ältere  Bru- 
der — ;  also:  x&v  f;  «OT?  ^ixoc^ovrcov,  oder,  mit  Pin dars  Worten  (153)  Xaolg 
dUag  ev^vvovrcov,  ähnlich  OQ&oöUag  6fJiq)aX6g  (P.  XI  9),  und  nicht  nov  Ölktj 
aQxomtüv  oder  t&u  öiaatojv  (xara  t6  öUaiov)  ßaCiXicDv,  wie  Chairis  gemeint 
haben  mag.  Die  Eigennamen  ^AgieöluT]  'AQyiSiKog  vergleicht  gut  ^I.  Glaser, 
D.  zusg.  Nomina  b.  P.  Progr.  Amberg  1898,  79.  114.   Der  kleine 

Herakles  liegt  (N.  I  30)  in  safranfarbenen  Windeln,  Perseus  (Simon.  37,  11), 
wie  lason,  noQcpvQtu  iv  fXavldi.  115.  urxrt  "HOivdaavxBf;  ödöv,  'dem  Schutze 
der  Nacht  anvertraut'.  117.  Schimmel,  als  Heroenpferd,  besonders  in 

Theben  und  Sparta  (P.  IX  83.  166),  auch  Rhesos  Pferde.(K  437)  sind  'weißer 
als  Schnee'.  118.  ov  ^eivav,  in  Prosa  würde  man  ^ivog  sagen,  vom  Sub- 
jekt; nun  ist  es  neben  äXXcjv  ein  prächtiger  Pleonasmus.  Die  antistrophische 
Freiheit,  Choriambos  f.'Trochaikon',  wie  P.III6,  0.m35,  VI 28. 100  u.  ö. 
119.  Auf  das  Oxymoron  (prjo  ^eiog  macht  der  Scholiast  aufmerksam  (211^). 
An  der  Etymologie  des  Namens  lason  von  ido^iui  zweifelt  heute  wohl  niemand: 
Fick,  Gr.  Personennamen^  149.  427;  üsener,  Göttern.  156.  Pindar  scheidet 
ihn  deutlich  von  Asklepios,  dem  wahren  aqiiaxqog  N.  III  54  f.  121.  :tO[i- 
if6Xv%av  von  nifKpi^  (Aesch.  fr.  183.  206,  2  inl  Tfjg  §av£dog  Galen).  Über 
den  Plural  des  Verbums  beim  Neutrum  zu  P.  1 13.  122.  av  ^bqI  rpvxccv, 
nach  den  epischen  Formeln  tuqI  KfjQi,  mgl  dv^m,  negi  (pgealv,  der  Akku- 
sativ wirkt  kräftiger,  ebenso  das  Wort  selbst.  yddn^aev  i^aCgsrov  der 
Scholiast,  dem  T.  Mommsen  u.  a.  nicht  hätten  folgen  sollen.  124.  xa- 
ai^fvrixoi  (7(fian\  wie  Ovydxt^Q  xi  ot  0.  IX  15;  doch  vgl.  auch  Bem.  zu  73. 
125.  x«Ta  üXioq,  nach  dem  epischen  ^axit  y.Xiog  A  227,  N  364.  Eine 
Quelle  Hypereia  bei  Pherai  auch  in  einer  Variante  zu  B  711  und  bei  So- 
phokles (fr.  825  N*).  127.  BV^iBviovxBq  &v%\^növ  wird  schlecht  verteidigt 
durch  dvciiqalviiv  t*,  auch  dvaitqavüvxwv  xdv  dv^Qwixfov  xov  ivct  ixetvov 
TViJavvov  Plat.  I*olitikos  305*  zieht  nicht;  wer  dve\l>ioi  schreibt,  verdirbt 
den  Stil.  Aber  warum  soll  hev  dvi^iov  weniger  pindarisch  sein  als  yigovxa 
iiliuxo  P.  XI  35,  iiivov  nOt/g  Isthm.  II  Schi,  oixvlovxig  C(pi  P.  V  86? 
iv  öaixö^  fioCQ^f  iv  TW  av^nociaK^xaiQU)^  gut  der  Paraphrast;  man  denkt 
wohl  an  xai  iv  Ouvaxoto  ntQ  ai'aij  'auch  in  der  Stunde  des  Todes'  Q  750, 
odrr  an  i'rt  yuQ  xal  iX:tidog  alaa  'noch  ist  mir  Hoffnung  beschieden'  T  84 
n.  dgl.;  unklar  ist  Dissens  in  conrivii  parte  t.  e.  societate.  129«  a(>fid- 

Jorra*  uQn6dta  (N.  I,  21).  130.  d(>a.T(tir,  der  Aorist,  wegen  der  in  einer 
festen  Summe  angegebenen  Zeit  (Gildersleeve).  xävVBV  wird  neben  näaenf 
and  (\i>(f6aig  nicht  nocb  einmal  eine  besondere  IntensiULt  bezeichnen  sollen  (s. 


42  Pythien  IV 

Bern,  im  Pindar  1900).  131.  sv^tpag  ist  eine  zweifelhafte  Bildung,  ein- 
fache Zusanuneuschiebung  von  ev  und  ^(od  undenkbar,  sv^ma  schmeckt  neben 
e-inga^ta  bei  Aristoteles  (Nik.  Eth.  IX  8)  nach  einer  neugebildeten  philo- 
sophischen Abstraktion.  Gab  es  ein  ev^uog,  so  könnte  man  ohne  weiteres 
sv^OLu  wagen.  Das  ehemals  von  Borgk  vermutete  sijaoia  erklärt  Hesjchios 
gewiß  richtig  mit  sv^rjvla  (physisches  Gedeihn,  salus)]  darnach  kann  man 
aber  Bergk  nur  beistimmen,  wenn  ihn  schließlich  dies  Wort  hier  nicht  be- 
friedigte, während  der  Anklang  an  sv  $"^1/,  im  Sinne  von  Ev(o%ia  sehr  an- 
spricht. Also  doch  wohl:  sv^oCccg  ccmrov.  Über  die  Kürze  des  Vokals  prolegg. 
U  45  und  TS&vdxa(ieg  rj  ^ool  SL^ieg  Theoer.  II 5.  132.  niävta  —  i^  ciQ^äg 
gehört  zusammen,  vom  Paraphr.  mißverstanden,  wie  das  Tempus  von  nags- 
TioivuTo:  im  Kreise  der  Familie  gab  es  eben  Intimeres  zu  besprechen  als  in  der 
ersten  öflfentlichen  Ansprache  an  die  keövoI  itolhai,  (lll).  Adyor  {jtQo)- 
^Sfisvoq  öütovöalov,  wie  {dva)%o^i^(ov  —  ttfiKv  106  (s.  Bern.  z.  d.  St.), 
ot  ^\v  {öm)KQtd-€v  108,  (7taQ)s6vzcc  TtXoov  170.  133.  itXiaCa*  Kltafiog. 

wie  T  55.  136.  iQaöiJtXoxdnov,  das  Epitheton  streift  mit  leiser  Hand 
das  tragische  Schicksal  der  schönen,  von  ihrer  Stiefmutter  ZtdiiQco  kahlge- 
schorenen Salmoneustochter:  nichts  ist  doch  wahrscheinlicher,  als  auch  für 
Tyro  eine  Eoie  anzusetzen  (C.  Robert,  Herrn.  51,  1916,  28!^)),  die  dann,  wie 
Pindarn,  auch  Bakchylides  (Oxyrh.  pap.  1361,  vol.  XI,  Alfr.  Körte,  Herrn.  53, 
1918,  134)  und  Sophokles  (fr.  598)  vorgelegen  hätte.  Stiefmutter  'Eisen- 
herz' (aus  Si8i]Qov6i}^  UtöriQod-EfiLg  o.  dgl.,  nach  ölöijqslov  vv  xoi  tjtoq  Q  ^05  j 
war  gewiß  uraltes  Märchengut.  Sollte  nun  wirklich  der  schönen  Tyro  lieb- 
reizendes Lockeuhaar  nicht  der  Eifersucht  der  Stiefmutter  zum  Opfer  ge- 
fallen sein,  sondern  dem  Zorn  des  sittlich  entrüsteten  Salmoneus  über  den 
Verkehr  mit  dem  Gotte  (138)?  Die  Eoien  waren  in  diesem  Punkte  doch 
weniger  empfindlich,  und  empörte  Väter  straften  ihre  Töchter  wohl  durch 
Einkerkerung  (Prosaeinleitung  AP.  III,  9  16).  Entstellung  der  Schönheit  ist 
Weiberrache.  136 ff.  Zum  zweiten  Mal  betont  der  Dichter  lasons  Selbst- 
beherrschung und  Überlegenheit.  137.  Zur  Metapher:  P.  V  99. 
138*.  Über  TiQfiJTiq  zu  P.  VII  3.  138^.  Die  Alliteration  fällt  ins  Gehör. 
Über  den  Grund  für  die  immer  wiederkehrende  Huldigung  des  Dichters 
vor  Poseidon  Bern,  zu  21.  33.  45.  140.  s:!tißdai*  at  ^s&ioQxot,  imßdSsg 
Tivhg  ovdaL  ri(iiQaL  Schol.  142.  Die  Wahl  des  Ausdrucks  (ila  ßovg  für 
die  gemeinsame  Urgroßmutter  soll  schwerlich  eine  grobe  Antwort  bedeuten 
auf  Pelias^  grobe  Frage  (98).  143,  Salmoneus  ^Qaav^7]öaq'  elsye  yuQ 
lavTov  slvai  Jla  arX.  Apollod.  I  80.  144.  Über  öd-^voq  dsXiov,  Auf- 
frischung des  epischen  (.livog  i]eUoLO^  Bem.  Pind  1900  zu  fr.  129,  1. 
145,  MoiQai  d*  äcpCötaivro,  Chairis,  der  auch  niloi  geschrieben  zu  haben 
scheint,  o^k  dni^dvcüg  urteilt  der  Schol.  258^.  In  der  Tat  ist  der  Wunsch, 
die  Moiren  möchten  es  nicht  so  weit  kommen  lassen,  herzhafter  und  paßt 
zu  dem  d-cnQiSriaccg  lason  (101).  Um  Beistand  betet  der  Dichter  zu  den 
Moiren  Isthna.  VI  18.  145 ff.  Wenn  treuherzig  lason  und  tückisch  Pelias 
gerade  die  Verwandtschaft  betonen,  so  erschiene  bei  Annahme  einer  Ver- 
wandtschaft zwischen  Damophilos  und  dem  Königshause,  neben  der  nahe- 
liegenden Parallele  der  Idealfigur  lasons  und  des  idealisierten  Damophilos, 
die  andere  Parallele,  Pelias  =  Arkesilas  überaus  peinlich  nahegerückt;  man 
darf  daher  wohl  urteilen:  'Unmöglich!'  146,  TtaX'&^pai  ist  leicht  irre- 
führend, weil  man  vor  Scham  das  Haupt  verhüllt;   daher  alöot  KaXvtl^uL 


180—184  43 

Hermann.  Hier  ist  es  obscurare  pietateniy  ccq)aj'L^£iv  wie  Soph.  OC  283. 
147.  Y^aXTCorÖQOigt  nicht  ycdnozo^jevroig,  aere  fadU  (Boeckh),  noch  xbv  xaXv.ov 
TLTQCDaxovaaig^  wie  schol.  DEGQ^  sondern  tw  x^^^'^  ^i®  schol.  B,  ycdnorogog 
gebraucht  passivisch,  von  Wunden,  Oppian  Gyn.  V  329.  icsivior  yrrar- 
-d-SPTSq,  wie  Evfpduov  (pvrsv^etg  256,  vgl.  Interprr.  zu  Soph.  Phil.  3. 
154.  rä  HSV  ohne  ein  öe  wie  1,  nur  daß  hier  der  erwartete  Gegensatz  schon 
voranging  (ft^Aa  r«  xrl  148).  167.  Da  Pelias,  wie  lason,  Urenkel  des 
Aiolos  ist,  lason  sogar  der  Erstgeborene  der  Aiolossöhne,  Kretheus'  Enkel, 
so  sollten  beide  ungefähr  mindestens  gleichaltrig  sein.  Der  Dichter  hatte  das 
höhere  Alter  des  Pelias  nötig,  um  die  Entsendung  des  so  viel  Jüngeren  zu 
motivieren.  Vielleicht  war  es  ihm  aber  auch  willkommen,  um  die  gräßliche 
Parallele  Pelias  =  Arkesilas  vollends  auszuschließen  (vgl.  Einl.  zu  64/5 ). 

159.  xSXsrat,  in  einem  Traumbild  (163),  ähnlich  r^k^e  6^  eki  %fviri 
UaTQOKXfiog  xtX.  V  65.  160.  Der  Pluralis  iXO-övraq  il^äg  betont  die 

Pflicht  des  ccvaKahiatfai  xrjv  lifvxriv  für  das  ganze  Geschlecht,  also  auch  für 
lason;  das  geschieht  dann  (167)  noch  einmal  mit  ZfUj  o  yevi^Xiog  oi^(pO' 
rigotg.  In  der  Tat  scheint  sich  in  der  Einholung  des  Vlieses  von  dem 
Widder,  der  dem  Zeus  ein  ihm  zukommendes  Knabenopfer  entzogen  hatte, 
so  etwas  zu  verbergen,  wie  die  Sühne  für  einen  noch  immer  auf  dem  Ge- 
schlechte lastenden  Fluch  (Wilamowitz,  Griech.  Trag.  III 171).  162.  Die 
Stiefmutter  hieß  bei  Pindar  (fr.  49)  Damodika  (Heyne,  übcrl.  z/z/ftouKij), 
sonst  bekanntlich  Nephele  oder  Ino  oder  Themisto.  164.  ei  netaXXaxöv 
Ti,  nicht  XI  TovTwv,  sondern  prägnant,  cUiquid,  wie  xaiQco  rt  P.  VII 19  (18); 
die  Antwort  läßt  denn  auch  an  Entschiedenheit  der  Bejahung  des  Ganzen 
ni'^thts  zu  wünschen.  öxQVVSif  6  -O-fdg,  die  Ergänzung  hier  durch  das  vor- 
hergehende ixl  KacxccXla  besonders  nahegelegt;  vgl.  icxecpccvonae  —  jjatrav 
(schol.  Olymp.  XIV)  scU.  'EkXavoöUag  (äigeKrig  0.  III  12).  165.  xa( 

TOI  fxorapxtrr,   'dafür  will  ich  dir  denn  auch  .  .  .\  s.  Bem.  zu  P.  I  5. 

1^0,  iövra  (nkoov)  steigert  die  Energie  des  log  xccxog  xsvxsiv  (164). 

171.  In  dem  Aufzuge  der  Argonauten  glänzt  der  Dichter  wiederum 
durch   die  Kunst   der  Variation.  172.   iftpixanm,   Euphamos   und 

Periklymenos  brauchen  nicht  gerade  den  ngtoßvlog  zu  tragen,  agyalai  <Sii]- 
lucxi  XafiTtQoi  (Ar.  Ritt.  1331),  wie  naeh  Herakleides  Pontikos  (Ath.  XII 
512*)  die  Marathonkämpfer,  aber  der  Ausdruck  bezeichnet  wohl  nicht  nur 
die  Höbe  dor  ganzen  Gestalt  bis  zum  Scheitel,  sondern,  im  Gegensatz  zu 
lasons  den  ganzen  Rücken  herabwallenden  Locken,  eben  auch  eine  Haar- 
tracht. 173.  alökad-hvxk^i  AXxdv  Tva  fii]  xaratJeaOdJatv  mg  avavögoi  gut 
schol.  308 ^  175.  Die  Apostrophe  im  2.  Gliede,  wie  89,  Sappho  et  /e, 
Alcaee  Hör.  c.  II  13,  25.  176.  i^  'ÄJtöXXiovoq  yo();ii7XTa§  gehört  zu- 
sammen; richtig  so  Aminonios  beim  Schol.  313*  Dr.  unter  Hinweis  auf  Hes. 
theog.  94.  »Vgl.  Pind.  fr.  139,  9.  178.  Hermes  %QvaÖQanfiq  wird  seinen 
Zauberstab  (rov^  6  vnvuovxag  iyei{fn)  erhohen  haben,  um  seine  kraftstrotzen- 
den Söhne  in  die  unal)lässigen  Mühen  zu  entsenden.  179.  XB^Xädovra»;, 
wie  nttpgUovxag    183,  xiy.Xi]yoi'T£g  M  125,  P  756,  xtXQiyovxag  (V)  B  314. 

tityi^ifqt  an.schuulicher  als  Tuxicag  126,  wie  XQatnvorfQc<i  201»;  oh  sind 
eben  auch  Winde.  Ihre  Schnelligkeit  wird  noch  sinnfälliger  dadurch,  daß 
man  ihr  Herannahen  gewahr  wird,  um  erst  im  folgenden  Satz  (xol  yog)  zu 
erfahren,  wer  sie  sind:  'Scharfwind'  und  'Schönwind*,  wie  d.  Schol.  richtig 
deutet.        184.  Da  die  Hera  von  Argos  an  sich  nichts  mit  den  Argonatiten 


44  Pythien  IV 

zu  tun  hat,  darf  man  erinnern  an  äXV  'Hqt]  naoixsfiiljsv ,  STtel  <ptXog  ^ii/ 
^laacov  ()i  72),  ohne  gerade  die  Anekdote  für  alt  zu  halten,  wonach  lason 
den  Schuh  beim  Hinübertragen  Heras  über  einen  Fluß  verloren  hätte  (Serv. 
Verg.  Ecl.  IV  34).  186.  Zum  Ethos  des  Artikels,  tuv  ^Eniixa^iog  aycav 
dtpivoov  \>vyar£Qa  TlgoopciöLV  P.  V  27.  knl  x«l  {havdrip,  Wortstellung 
wie  iv  Kai  ^akdaßa  0.  II  31,  so  auch  wenn  xal  'und*  bedeutet  P.  X  58, 
0.  VII  27,  Isthm.  VII  30;  mehr  im  Pindar  1900  zu  P.  X  58.  187.  (paQ- 
lianov  (eäg  ciQexag)  ist  schw^ierig;  gegen  die  Erklärung  der  Schollen,  evöo^la 
s'i)KXela,  als  Lohn  für  Mühen  und  Schmerzen  (novot  itXayaC)^  ist  mit  Joh. 
Gurlitt  (Hamburg  1815,  21)  einzuwenden,  daß  es  sich  ja  hier  nicht  um 
Heilmittel  gegen  Leiden  handelt;  nicht  unrichtig  vergleicht  er  naQuö^stv 
(pccQfiaüov  acorrjQLccg  Eur.  Phoen.  893.  Was  vermag  denn  männlich  Verlangen 
mehr  zu  reizen  (und  zu  stillen)  als  die  Gefahr?  6  fiiyag  öe  KLvövvog  avaX- 
KLV  ov  cpcbxa  Xa^ßavEL  (0.  I  81).  Vortreflflich  Paton  (Five  ödes  of  P.  Aber- 
deen  1904):  Should  seek  tke  only  drug  doth  eure  A  brave  hearts  caJenture. 
189.  Das  Tempus  des  Partizips  angeglichen  an  das  Verb,  fin.,  wie  noch  in 
attischer  Prosa  bei  h'Xad-ov.  11)2.  Zwei  Anker,  wie  in  dem  Gleichnis 

0.  VI  101.  194.  Als  JtQViivevs  (itQWQsvg  war  Euphamos  22)   ruft 

lason  nach  Zeus  mit  aal  zunächst  die  Elemente  an,  im  Kasus  variiert,  dann 
mit  T£  die  Nächte  und  mit  aal  die  Meerespfade,  dann  wieder  mit  ts  die  Tage 
und  mit  aal  die  Heimkehr,  die  beiden  letzten  durch  proleptische  Adjektive 
geschmückt,  i](iata  evg)QOva  aktivisch,  (pdlav  voQxoio  ^loiQav  passivisch,  in 
mählich  verdämmernder  Beseelung:  an  eine  vootolo  Molqu  ist  nicht  zu  d^- 
ken  (s.  zu  127),  und  für  das  Ganze,  wie  auch  das  Folgende  beweist,  ist 
Zeus  verantwortlich.  199.  aiiütvoäv  6'  eötacfav,  nur  phraseologisch 
verschieden  von  av£7tvev6av.  201.  enßa}eiv  (^aafiaxa  axsQva  ^a^ov 

^SLQag^  KcoTtaLöL,  episch  iiißaXisLV  a(07tr]6t,.  hvCnriOV*  Xiymv  schol.,  vtco- 

(patvcov  paraphr.,  also  Verwechslung  mit  evsTCcov,  von  Buttmann  Lexil.  I  283 
gebilligt,  auch  von  Boeckh,  der  expU.  276  incutiens  erklärt;  nach  Brugmann 
KZ  XXV  304  ff.  verhält  sich  hiitx.  zu  iviit.  wie  J^en-  zu  (Sen-,  202.  «jco- 
Qoq^  sonst  bei  Dichtern  «Ko^i^Tog,  aY,6QEGxog^  in  der  Prosa  axoTtog,  was  denn 
auch  ein  neuerer  Interpolator  geradezu  einsetzen  wollte.  207.  Trikli- 

nios  hat  aus  der  in  den  Text  geratenen  Glosse  Xid'ivov  (zu  d'ivao)  wohl 
richtig  Xld'cov  hergestellt;  gegen  At-O-ro,  als  eine  in  den  Fels  gehauene  Ein- 
bettung, wie  sie  sich  an  vielen  Orten  vorfindet,  spricht  veokxlüxov:  es  sollte 
eben  ein  Wunder  sein.  210.   ßaqvyöovjtiov  äv^paov  arly^Bq   er- 

innert an  igißQOfiov  vscpiXag  axgaxbg  afislXLxog  P.  VI  12.  Daß  die  Be- 

weglichkeit der  gefährlichen  Felsen  (\i  71)  keine  Neuerung  Pindars  war,  folgt 
aus  Sim.  fr.  22  (ßvvögofidösg).  Die  Einzelheiten  der  Fahrt  durch  die  Sym- 
plegaden  interessieren  den  Dichter  nicht:  das  Wunder,  das  Opfer  und  der 
Erfolg  {xeXsvxd'  xfjg  avvÖQOfirig)  genügt  ihm.  212.  Von  einem  förm- 

lichen Gefecht  bei  der  Ankunft  der  Argonauten  ist  sonst  nichts  bekannt, 
auch  Pindars  Bericht  wäre  dafür  doch  gar  zu  kurz,  und  Ali^xa  tcuq^  avxü 
paßt  nicht  recht  dazu;  aber  ein  kriegerisches  Auftreten,  ehe  die  Verhand- 
lungen begannen,  ist  durch  ßlav  fist^av  unzweifelhaft  angezeigt.  Statt  aber 
die  Verhandlungen  auch  nur  mit  einem  Worte  zu  berühren  —  klug  ver- 
meidet der  Dichter  eine  matte  Wiederholung  der  großen  Szene  vor  Pelias 
(136 — 155)  — ,  verweilt  P.  mit  Nachdruck  bei  Medeens  durch  Aphrodites 
mächtigen  Zauber  bewirkter  Neigung  zu  dem  schönen  Griechen  (ito&sivcc  d'  'EX- 


184—252  45 

lag  218),  bis  zum  Einverständnis  (j-d^ov  ^ei^ai,  223),  um  dann  sogleich  Aietas 
stillschweigend  den  stählernen  Pflug  in  die  Hand  nehmen  zu  lassen.  214.  Die 
Ivy^  (fiaLvag  oQVLg  216,  unser  *  Wendehals')  als  Instrument  des  Liebeszaubers 
ist  uns  aus  Theokrits  Pharmakeutriai  bekannt;  das  vierspeichige  Rad  kehrt 
als  Werkzeug  der  Höllenstrafe  bei  Pindar  wieder  P.  H  40,  ein  andermal  steht 
ivyyi  eXüOfjiaL  metaphorisch  allgemein  für  'Sehnsucht',  N.  IV  35. 
217.  (70(pöv  proleptisch.  220,  Worin  die  äe^Xa  bestanden,  zeigt  sich 
erst  in  der  folgenden  Handlung;  mit  solchen  Künsten  vermeidet  Pindar 
epische  Breite.  223.   iv  aXXdXoKTi  (isi^av,   intcr  se;   anders  fiet- 

ywa^ai  iv  0.  I  90,  P.  IV  251,  Isthm.  II  29.  224.   aQOXQOV  aKiii- 

t|?aTO  Tiai  ßoaq,  Zeugma.  227.  ivravvoaiq,  'schnurgerade'. 

228.  araßioXaTiiog,  'schollenbedeckt',  proleptisch;  die  Bildung  wie  iiua- 
vv^iiog  P.  1  30.  233.  iöXsi  {i)JeHXei,  vgl.  ioXijto  Ap.  Rh.  III  471. 

234.  G:ra<J<TdiiBvog,  von  da  heraus,  wo  Aietas  den  Pflug  hatte  stecken 
lassen.  236.  aiavYiq,  bei  Pindar  noch  vom  KOQog  gebraucht  P.  I  63, 

vom  h^og  Isthm.  I  49,  nach  Jak.  Wackernagel  (Verm.  Beitr.  1897,  7)  aus 
ata  {aalfci^  der  Akzent  an  yala  angeglichen)  'Erde',  'Erdentiefe',  eh'  es  zum 
östlichen  'Sonnenlande'  ward,  und  -avi]g  (ngoa-avTig  bei  Pind.  P.  X  64. 
III  52,  yek-avi]g  IV  181,  aacp-aviig  0.  X  55),  also  höllischen  Antlitzes',  lat. 
saevus.  Ob  auch  aivog  des  selben  Stammes  sein  kann?  bei  Pindar  vom  (poßog 
P.  V  60,  von  der  vßQig  XI  55  und  von  der  TaQzaoog  115,  die  Bildung  wie 
Xd'ivog  ^vXivog  dv&QcoTtivog,  der  Akzent,  wie  in  naiövog,  an  deivog  reQ:iv6g 
angeglichen,  auch  Absonderung  von  alvog  mochte  erwünscht  sein.  Das  ij  in 
Aii]xag  aus  Festhaltung  epischen  Lautstandes  zu  erklären  ()li  70,  Airixrig^ 
Bruder  der  Kirke  k  137)  bei  Unkenntnis  der  Etymologie  wie  in  iWijde/a: 
Wohllautsrücksichten  gab  es  hier  für  Pindar  nicht.  240.  ^'()t.Tror,  in 

der  selben  Bedeutung  durch  Bakch.  IV  10  und  jüngst  durch  Pind.  paean.  I  9 
geschützt,  daneben  iiiicpoi  Isthm.  IV  54''  (N.  VI  43).  Da  Homer  nur  den 
Aor.  fp£i/;a  kennt,  lag  die  Vermischung  nahe,  den  Verskünstlern  willkom- 
men. Vgl.  Bem.  zu  202  ühQv  ivlnTeiv.  241.  dsQ^a  ^rrajrtr,  h'vxha  rir, 
lockere  Konstruktion:  das  Objekt  des  Nebensatzes  antizipiert,  und  dann  in 
viv  wiedererscheinend.  246.  Ein  Zusatz  epischen  Stils,  in  Pindars 

Sprache.  T.  Momrasen  wird  recht  getan  haben,  aus  den  Scholien  liXeOEv 
aufzunehmen,  nach  dem  Schema  Pindaricum.  247.  Über  den  Plural 

fiaKQu  zu  P.  X  63.  248  f.  ctoXXoiöi  ö'  «yi^fiai,  'vielen  ein  Wegweiser'. 
Die  Kürze  des  Abschlusses,  auf  die  sich  P.  soviel  zugute  tut,  hat  es  mit 
sich  gebracht,  daß  die  Meldung  von  der  Gewinnung  des  Vlieses  (nach  68 
das  Hauptthema)  schließlich  ausbleibt.  250.  Die  Anrede  an  den  König 
bereitet,  zu.sammen  mit  255.  259,  den  höchst  persönlich  gehaltenen  Schluß- 
teil vor.  (fov6\\  nach  t^ogpöv,  Jak.  Waokernagel  Glotta  IV  1912,  242, 
wie  schon  Gildersleeve  gefordert  hatte.  avv  avr^*  (^eAovtfj;  x«i  avv- 

i(fyov(Sr]  schol.  251.  \ilyBV^  zougmatisch  für  räumliche  und  menschliche 
V»  t  252/3.  ttprf()or/>«rü>r,  die  Lemniorinncn,  erst  spröde  gegen 

ihr-  ("so  der  I*indarK<'holiast,  Avcoa^la  der  Frauen,  berichtet  Apollod. 

I  114j,  dann,  ;i!  li»  Männer  sieb  von  einem  thrakischen  Feldzuge  kriegs- 
gefangeno  Kcb.^,v«  ihcr  mitbringen,  Mörderinnen  ihrer  Mllnner  —  und  Väter, 
fügt  Apollodor  hinzu:  Arifiviov  xctxov^  schon  sprichwörtlich  bei  Aosch. 
Choeph.  614.  Nach  König  Thoas',  dos  auch  der  Ilias  bekannten  Vaters  der 
HypHipyle  (verschieden  erzähltem)  Tode  lllßt  Hypsipyle  die  gerade  ange- 


46  Pythien  IV 

kommenen  Argonauten  Leichenspielo  feiern;  dabei  siegt  als  oTrXizodQü^og 
Erginos.  Wenn  dann  Simonides  (beim  Pindarschol.  451)  ausdrücklich  sie 
TteQi  ia&rJTog  kämpfen  läßt,  also  wohl  um  ein  besonders  kostbares  Kleidungs- 
stück —  ein  Gewand  als  Kamj>fpreis  Find.  0.  IX  97,  Gewänder  als  Geschenke 
der  Lemnierinnen  Ap.  Rhod.  II  31.  III  1204.  IV  423  — ,  so  bedeutet  ia^ct- 
TOff  afx(pt,g  eben  auch  nur  tceq]  iay^Titog.  Mit  dem  Genetiv  des  Kampfpreises 
steht  ä(ig)l  (jvvcaxog)  P.  IX  105.  cificpig  :  lificpt  wie  j^f'xpt?  *•  ^^XQ''-  Kineo 
durchschlagenden  Grund  für  die  Wahl  der  Form  am  Schluß  des  Verses  oder 
der  Strophe  vermag  ich  nicht  anzugeben.  Das  hier  um  des  Verses  willen 
nötige  Aktivum  iniöeL^ap  bietet  P.  selber  an  der  vei-wandten  Stelle  N.  XI  1 4 
(mehr  prolegg.  1900  II  §  93).  Der  Ausdruck  ist  gewiß  kühn  und  stammt 
eben   darum   von   keinem  Interpolator.  Daß  Hypsipyle,   Mie    vom 

Hohen  Tor  (des  Höllenfürsten)',  von  neuem  uns  interessant  geworden  durch 
den  Euripidespapyrus  (Oxyrh.  vol.  VI  nr.  852,  C.  Robert,  Hermes  44,  1909, 
37 6 ff.),  eine  Doppelgängerin  der  Medea  sei,  ist  früh  erkannt  worden  (s.  jetzt 
auch  Wilamowitz,  Griech.  Tragg.  III 169 M;  Jessen  bei  Pauly-Wissowa  geht 
nicht  darauf  ein.  Pindar  nennt  sie  ^TipLTtvXsicc^  in  seinem  Altersgedicht 
Olymp.  IV.  Daß  die  Landung  der  Argonauten  auf  Lemnos  nicht  bei  der 
Hinfahrt  stattfand,  sondern  (mit  Medea)  auf  der  Rückfahrt,  mag  alte  Sage 
sein;  wenn  Pindar  aber  auch  dann  noch  daran  festhielt,  als  er  sie,  vermut- 
lich nicht  nach  eigener  Erfindung,  über  Libyen  zurückkehren  ließ,  ergab 
das  einen  Widersinn,  den  seine  Hörer  ihm  indes  werden  verziehen  haben. 
Vielleicht  haben  sie,  dank  dem  geradezu  taschenspielerischen  Zeugma  (^l- 
yev  251),  den  Salto  mortale  überhaupt  nicht  bemerkt.  254.  dXXoda' 

Jtaiq,  Anklang  an  50.  Über  ixQovQa  vom  ^Mutterschoß  *  s.  die  Erklärer 
zu  Soph.  Ant.  569.  viisriQaq,  bekannte  Attraktion  des  Epithetons  an 
das  übergeordnete  Nomen,  Über  die  Sperrung  Gi:XBQna  —  hoiqIöiov  zu 
106;  fiOLQLÖLOv  ccficcQ  Verbindet  der  Scholiast,  von  den  Neueren  auch  Gilders- 
leeve  und  Paton;  aber  fioQCt^ov  rjfiaQ  ist  ja  der  Todestag  (0  613,  K  175). 
257.  Zu  dem  Umweg  über  Sparta  Bem.  zu  P.  V  57.  258.  (ij^B- 

(fiv)  hv  Jtors  KaXXiaxav  djtOiariCTaVf  so  Chairis  wohl  richtig  für  äv  nore 
der  Hss.;  ist  doch  ccTtOLKELV  elg  Sovgiovg^  nol yrig  &,7tB8ri^eLg',  ganz  geläufiges 
Griechisch.  Den  Einwand,  ev  für  ü^  (Jvg)  habe  Pindar  nur  in  aeolischen 
Maßen,  widerlegt  schon  iv  Ss  'Poöov  xataoUiöd'sv  fr.  119.  260.  Wenn 

man  will,  mag  man  in  <Tvv  ^ecör  tiiiaig  abermals  eine  leise  Berührung 
des  pythischen  Sieges  erblicken.  262.  In  oQ^ößovXov  fi^rcr  kündigt 
sich  vernehmlich  der  paränetische  Schlußteil  an. 

Der  weit  ausgreifenden  Erzählung  des  Mythos  schließt  sich  die  scharf 
persönlich  gehaltene  Faränese  äußerlich  unvermittelt  an,  unter  der  Ober- 
fläche lassen  sich  indes  immerfort  Klänge  eines  durchgehenden  Themas  ad 
maiorem  Batüadarum  gloriam  deutlich  genug  vernehmen.  Wenn  uns,  wie 
jeden  an  dem  Ruhme  der  Battiaden  unbeteiligten  Leser,  die  zahlreichen 
der  Tendenz  gebrachten  Opfer  an  Wahrscheinlichkeit  befremden  müssen,  so 
entschädigt  uns  doch  vollauf  das  mit  Herzblut  gemalte  Bild  lasons  (78  ff.), 
das  seit  den  Tagen  Wilhelms  von  Humboldt  mit  Recht  Gegenstand  höchster 
Bewunderung  gewesen  ist. 

263 1f.  Die  Parabel  vom  Eichbaum  erzählt  uns  die  Geschichte  eines 
gi-oßen,  herrlichen  Baumes,  der  zu  Brennholz  oder  Bauholz  zerschlagen  und 
damit  geschändet  und  erniedrigt,  erst  recht  erkennen  läßt,  welch  edle  Kraft 


252— 270flF.  47 

in  ihm  war;  nun  aber  ist  er  tot  und  pflanzt  sich  nicht  mehr  fort,  und  seine 
Stätte  ist  leer:  pindarische  Vertiefung  des  epischen  inel  ov  noze  (pvlXa  aal 
o^ovg  (pvöei^  iTteiöi]  :rQCüvc(  rouriv  iv  ogeaai  XikoiTtsu,  Die  Überlieferung 

ist  in  den  Verbalendungeu  leicht  gestört,  aber  auch  leicht  gebessert  Wir 
werden,  mit  Verwerfy^pg  des  unpindarischen  si  —  xf,  ebenso  auch  eines 
hier  recht  unangebrachten  ^Iv  —  ös  und  mit  Verzicht  auf  allzu  feine  Schei- 
dungen, uns  begnügen,  im  ersten  Satz,  einem  Exemplum  fictum,  Optative, 
im  Temporalsatz  dann  Konjunktive  herzustellen.  Vorangeht,  unmißverständ- 
lich, sollte  man  meinen,  ein  Appell  an  eine  besondere  Intelligenz,  ähnlich 
dem  ioal  yag  mv  aoq)6g  Isthm.  II  12.  \pä(poiy  diöoi,  'gibt  die  Möglich- 
keit, über  sich  zu  urteilen'.  Bei  (Tvv  ÖQ^-alq  üiövBöOiv  d 8(T:r oövvatffiv 
iQBiÖo^iva  mag  man  zweifeln,  ob  'als  Architrav  durch  Säulen  gestützt',  oder 
'zusammen  mit  anderen  Säulen  auf  den  Boden  gestemmt',  ferner  'ob  ösairo- 
aviaiOiv  etwa  eine  besondere  Spitze  enthalte  auf  Emigranten  im  Dienst 
des  ^ Großkönigs)»,  oder  ob  es  nur  auf  stolze  Säulen  iu  einem  Herrenschlosse 
deute.  Der  Gebrauch  bei  Pindar  von  igstöead^ai  und  von  deönoTag  und  der 
Vorzug  größerer  Schlichtheit  sprechen  für  die  Deutung  als  'stattlich  ragende 
Säule';  soll  doch  die  Eiche  nicht  bloß  erniedrigt  erscheinen,  im  Winterfeuer 
od'?r  als  Bauglied  soll  sie  noch  immer  ihren  eingeborenen  Adel  bekunden. 
äXXoig  iv  x^iyjEöiv,  nach  bekanntem  Gräzismus  fäi*  aXXo^i^  iv  xd'ii- 
6lv^  im  Gegensatz  zu  Vov  x'^qov^  in  der  Landschaft. 

Die  Deutung  der  Parabel  kann  wohl  nicht  schlimmer  fehlgehen,  als 
wenn  sie  eine  Drohung  heraushört,  vor  einem  Aufruhr,  tivq  XoCad-iov^  wor- 
aus dann  flugs  ein  tvvq  XoiyLOv  wird.  Wie  man  im  Untergange  sich  die  Be- 
währung, sei  es  nun  des  Volkes  oder  des  Adels  oder  auch  des  Damophilos 
ausmale,  mag  der  Phantasie  auch  schon  der  damaligen  Hörer  überlassen 
gewesen  sein,  in  der  Verbannung  (einzelner  Edelleute  natürlich)  ist  das  ein- 
facher: wesentlich  ist  der  vom  Dichter  gewünschte  Eindruck  des  Ganzen, 
'Schade  um  den  schönen  Baum!'  Da  nun  aber  diesem  zweierlei  Schicksale 
bevorstehen  sollen,  die  weder  gleichzeitig  noch  in  der  Reihenfolge  'Tod  und 
Dienstbarkeit'  einen  einzelnen  trefl'en  können,  scheidet  für  das  Bild  des 
Baumes  Damophilos,  der  ja  auch  erst  in  der  letzten  Strophentrias,  nach 
Erörterung  der  Wirkungen  auf  das  Staatsganze,  hervortritt,  von  selber  aus. 
Aber  auch  der  Staat  kommt  hier  noch  nicht  in  Frage:  die  noXig  liegt  in 
Trümmern,  auf  dem  Boden,  und  ist  nicht  leicht  wieder  aufgebaut,  aber  sie 
ist  doch  nicht  ibv  iQrjfxaaaiaa  x&oovy  und  wie  soll  nun  sie  gar  in  der  Zer- 
störung {nvQ  Xoia&iov)  oder  uXXoig  iv  zelx^Oiv  ihren  Wert  erkennen  lassen? 
So  bleibt  es  bei  der  in  einer  sonst  belanglosen  Jugendarbeit  (stud.  Pindd. 
Berol.  1878,  4)  kurz  dargelegten  und  mit  Hinweis  auf  schol.  inscr.  p.  92, 
18  Dr.,  xovg  iiiv  aveiXt^  tovg  d'  iipvydötvatv ^  gestützten  Deutung  auf  dio 
beiden  vom  Dichter  im  IHlde  gekennzeichneten  Methoden  der  Maßregelung 
des  kjrenischen  Adels. 

2 70 ff.  Zwei  Metaphern  führen  den  Gedanken  weiter:  etwas  ist  faul 
im  Staat  Kyrenos;  da  bedarf  es  eines  chirurgischen  Eingriffs,  aber  der 
Wund.'ir/t  darf  nicht  verfahren  wie  ein  Holzhacker!  Nun  wechselt  das  Bild: 
einreißen  den  Bau  eines  Staates  können  auch  niedere  Geister  —  Gewalt- 
samkeil ist  noch  kein  Zeichen  der  St&rke,  eher  des  Gegenteils  — ,  wieder- 
I  i^ifkuen  ist  schwierig,  Sv^TtaXlg  Sij  yivtxat  -—  wie  fein,  daß  Pindar  keinen 
.  .,i:rcn  Ausdruck  wählt I  —  wenn  nicht  unerwartet,  wundertätig,  ein  Gott 


48  PythienlV  - 

die  Führung  übernimmt.  In  {i^-)vg)aCvovtai  schimmert  fast  mit  goe- 
thischer  Zartheit  das  Bild  einer  spinnenden  SchicksalsgÖttiu  durch,  f^- 
deutet,  wie  in  iKvelsvräv,  htekstv,  i^iKeadai,  oder  wie  in  so  vielen  Kompo- 
sitis  von  ocTto-,  als  ^itoteXeLv^  acpLnia^cci, ^  den  Abschluß  und  Erfolg  an.  Der 
Gedanke  (zlv  öi  stark  betont)  lenkt  von  dem  wundertätigen  Gotte  zurück 
zu  dem  seinen  Getreuen  allzeit  gegenwärtigen  ^Heiland'  (270).  2^71,  r^cü- 
fiav  ^Xasog,  synonymer  Gen.;  s.  zu  P.  V  48.  276.  tī0-i,  wie  yv&d'c  vvv 
(263),  kräftig  einsetzend:  'Säume  nicht,  dich  zu  erdreisten  usw.'  Goethe. 
277.  (Xvvd'Bfxevoq  ^iJiti«,  wie  ßovXrjv  aolöriv  ^ivd-ov^  mit  oder  ohne  ^v^i^^ 
bei  Homer,  KaKJiaßCScov  örofia^  in  der  hübschen  GcpQayig  eines  verlorenen 
Liedes,  Alkman  (25).  277 ft*.   Ein  Vergleich  mit  dem  homerischen 

ia^Vov  Kai  xb  TEtvKrai,  oV  äyyekog  alöLfia  elörj  0  207,  oder  auch  mit  dem 
sprichwörtlich  gewordenen  ^isya  t'  ayysXog  ia&Xog  App.  prov.  III  81,  ist 
lehrreich  für  die  kräftige  Umsetzung  des  epischen  in  den  pindarischen  Stil. 

279.  Vielleicht  ein  gewollter  Anklang  an  den  dritten  Vers  der  ersten 
Strophe:  dort  sollte  die  Muse  den  Gesang  adeln  (av^rjg)^  hier  wird  sie  ge- 
adelt (av^erai)  durch  die  Lauterkeit  des  Gehalts  ihrer  Botschaft. 

27 i) — 287,  Die  Charakteristik  des  Damophilos  umreißt  kurz  das 
ganze  Mannesideal  des  Dichters.  Wiederholt  beruft  sie  sich  auf  die  auch 
am  Königshofe  mit  ihm  gemachten  Erfahrungen.  Der  Genetiv  nach  yi,yv(o- 
(SxeLv,  wie  nach  ccxoveLv  nvvd'dvsad'at,  ist  aus  dem  Epos  bekannt;  i%iyvoi 
verstärkend,  wie  in  ETtccLCQ-dvo^ai,  eTtaKovco.  284.  Wenn  Damophilos 

vßQi^ovra  niGBi,  so  meidet  er  selber  auch  wohl  die  vßoig^  das  sagt  der 
folgende  Vers,  wenn  man  sich  der  vßQig  z(bv  kuk&v  erinnert  (zu  P.  XI  55). 

286if.  Wenn  nun  auch  Damophilos  ein  ijtiKaiQO^  ist,  so  könnte  er 
leicht  den  König  (270)  beschämen.  Aber  die  Stelle  ist  schwierig  wegen  der 
wie  immer  rasch  wechselnden  Metaphern  in  den  wie  meistens  gedrungenen 
und  scheinbar  mehrdeutigen  Sentenzen ;  doch  man  interpretiere  nur  scharf: 
TtQog  avd-QmitoDu  (286)  heißt  nicht  einfach  'bei  den  Menschen',  'auf  Erden', 
sondern  Von  den  Menschen  aus  gesehen',  dann  ist  natürlich  k'yvcoKEv  (287) 
nicht  der  Kccigog,  sondern  Damophilos,  wie  sich  (288)  in  Kala  yivadKOvra 
bestätigt,  dQccarag  ist  nicht  ögaTtEvrig,  wie  man  denScholien  noch  heute 
nachspricht  (von  ccTtodLÖQccGKG)),  sondern  'Knecht',  'urteilsloser  Trabant', 
im  Gegensatz  zu  dem  d-e^aTCcov,  als  der  eben  Damophilos  ei)  tyvcoKE  xov 
KaLQOv.  289.  In  ^'AtXag  klingt  der  (loi'&og  övözavog  der  Verbannung 

(268)   nach.  290.   Die   Präpositon   «rrd  mit  Bitterkeit  wiederholt. 

291,  Tixävaq,  natürlich  die  von  Zeus  selber  gefesselten,  dann  von  ihm 
begnadigten.  Mit  dem  Hinweis  auf  die  Titanen,  deren  Fesselung  der  große 
thebische  Hymnos  (?  fr.  35)  ausführlicher  geschildert  haben  wird,  und  in 
der  Wahl  (271)  des  Ausdrucks  i'Axoj,  schont  Pindar  klug  auch  den  Damo- 
philos nicht,  während  er  mit  ZEvg  an  die  Gnade  und  mit  dem  nautischen 
Bilde  (292)  an  die  Klugheit  des  Königs  appelliert.  Daß  /^drco  viermal 
in  diesem  langen  Liede  an  einem  Versende  steht  (55.  78.  258.  291),  be- 
merkt Gildersleeve,  um  vorsichtig  daran  eine  Vermutung  zu  knüpfen:  es 
solle  vielleicht  einen  Seufzer  des  Damophilos  darstellen  (at  last!).  Aber 
erstens  steht  es  nur  zweimal  in  antistrophischer  Kongruenz  (55.  78),  also 
nur  einmal  allenfalls  ohrenfällig  wiederholt,  und  dann  fast  jedesmal  in 
anderer  Bedeutung:  damit  ist  es  also  auch  nichts.  292.  Über  ovXo' 

liBVoq,  'verwünscht',  weil  man  ein  oIolo  heraushört,  zu  P.  X  41. 


270  tf.— 298  49 

294.  'ÄJtöXXiDVoq  KQdva  ist  der  Kyrequell  (Herod.  IV  158,  Callim.  hymn. 
II  88),  von  dem  Kyrene  ihren  Namen  hat.  Die  Erwähnung  des  vielgefeier- 
ten heimatlichen  Stadibrunnens  in  Verbindung  mit  dem  folgenden  Bild 
eines  harmlos  geselligen  Kreises  leiht  dem  Heimweh  des  Verbannten  stim- 
mungsvoll Ausdruck.  298.  Tuxi  stark  betont:  ^und,  wenn  dann  heim- 
gekehrt, wie  er  sich  sehnt  (293)  und  du  ihm  nicht  abschlagen  wirst',  — ; 
vgl.  zu  P.  I  5.  299.  Der  in  dem  Hinweis  auf  den  'Quell  ambrosischer 

Lieder*  liegende  Wink  ist  deutlich,  hatte  aber  nach  dem  eben  bewiesenen 
Freimut,  besonders  für  den  musenfreundlichen  jungen  König  (P.  V  114)  ge- 
wiß nichts  Verletzendes. 

Heute  gilt  es,  Muse,  an  Lied  im  Hause  des  Arkesilas,  Delphi  eu 
Ehren,  wo  einst  Pythia  dem  Battos  die  Gründung  Kyrcnes  verhieß,  die  den 
Argonauten  schon  Medea  in  Thcra  vorausgesagt  haue.  Als  die  hei  der  Bück- 
hehr aus  Kolchis  dem  Evphamos  überreichte  libysche  Erdscholle  auf  der  Über- 
fahrt nach  Tainaron  bei  Thera  verlor  engegart  g(n  uar,  erklärte  Medea,  nun 
werde  von  dieser  Insel  aus  ein  von  lemnischcn  Fraimi  stammender  Bastard 
das  Werk  vollbringen. 

Dich,  stliger  Battos,  hat  die  heilige  Biene  von  Delphi  zum  Fürsten  von 
Kyrene  bestätigt,  dessen  heute  lebendem  Sproß,  Arkesilas,  Apollon  einen  py- 
thischen  Wagensieg  bescherte.   Hin  und  das  Goldene  Vlies  feiere  mein  Lied. 

Ein  Orakel  hafte  den  Pelias  vor  dem  Einschuh  igen  gewarnt.  Der  er- 
schien dann,  strahlend  schön  wie  Apollon  und  schrecklich  zwjldch  wie  Ares 
anzusdiauen,  von  Pelias  höhnisch  begrüßt,  doch  selber  ruhig  das  seinem  Vater 
und  Vim  entrissene  Königtum  zurückfordernd,  Jason,  Aisotis  Sohn.  Nach 
herzlichem  Empfafig  im  Hause  des  Vaters,  trat  er  vor  Pelias  hin,  um  von 
neuem  sein  Anrieht  zu  begründen,  doch  schlug  er,  um  unter  Verwandten 
Blutvergießen  zu  vermeiden,  eine  'Teilung  vor.  Mit  tückischer  Berufung  auf 
ebendiesK  Verwandtschaft  forderte  Pelias  von  ihm  Heimrufung  der  Seele  des 
Phrixos  und  Eroberung  des  Goldenen  Vlieses.  Jason  war  sofort  bereit,  und 
selber  entbot  er  die  Argonauten,  herrliche  Göttersöhne.  Dayin  Mttsterung, 
feierliches  Gebet,  Abfahrt,  Götter  zeichen.,  Opfer  an  Poseidon.,  Symplegaden- 
wunder,  Ankunft  in  Kolchis,  endlich,  mit  Medeas  Hdfe,  VoUbringung  dei' 
ihm  auferlegten  Arbeiten.  Dann  Bück  fahrt  durch  Okeanos  und  Botes  Meer 
—  die  Medeaepisode  voti  Thera  wird  übersprungen,  wie  ilcnn  auch  Jasons 
nicht  melir  gt dacht  wird  —  bis  nach  Lannos,  der  Wiege  des  Euphamuhn- 
geschlecJits,  dem  später  Battos  entsprießen  sollte,  von  der  inzwischen  besiedel- 
ten Thera  aus,  auf  dei'  Pythia  Geheiß,  Gründer  vo7i  Kyrem. 

Wie  ein  Gärtner  oder  sinniger  Forstmann  eine-n  herrlicJien  Eichbaum 
schont,  oder  wie  ein  Wundarzt  eine  Wunde  beJiandcit,  so  verfahre  du,  ein 
kluger  Staatsmemn,  mit  Männern  wie  Damophilos! 

Strophen  und  Epodos,  wie  in  dem  früheren,  gleichfalls  erzHhlungs- 
freudigen  Kyrenerliede  (Pyth.  IX),  von  ungewöhnlich  großem  Umfang,  dort 
33  und  32,  hier  33  und  31  Metren  «tark.  Die  Deutung  der  Glieder  ist 
völlig  gesichert,  es  sei  denn,  daß  jemand  den  Mut  hätte,  in  der  Strophe  ö** 
und  in  der  Epodos  f)  aus  dem  chalkidischon  Maß  herausfallen  zu  lassen, 
allem  Gleichgewicht  der  I'erioden  zum  Trotz.  Doch  selbst  der  ärgste  Skep- 
tiker wird  zugeben  müsHon,  daß  in  der  Epodos  mit  4  sich  ein  neuer  Teil 
ankündigt,  wir  sagen  der  GogenstoUen.  Während  der  Stollen  wesentlich  im 
Ton  der  Strophe  fortfährt,  setzen,  nach  einem  signalartig  vor&ngeschickten 

8eliro*d«r,  VimAmrt  Pjrthl«a  4 


50  Pythien  V 

Choriambos,  plötzlich  schwer  anhebende  Metra  ein  (ähnlich  in  dem  neuge- 
fundenen thebischen  Dithyrambos,  dort  ebenfalls  am  Eingang  des  Gegen- 
stollen), um  dann  noch  innerhalb  des  5.  Verses,  wie  im  Anfangsvers  ep. 
Olymp.  Xni  u.  ö.,  elegant  in  leichte  Metra  umzubiegen;  darnach  ein  den 
flotteren  Schlußvers  spannend  herauszögernder  Schaltvers,  wiederum  mit 
einem  einzelnen  Choriambos  sich  abhebend,  xqI^istqov  2tri<5tx^Q£iov  in  der 
Ausdrucksweise  der  metrischen  Scholiasten,  wie  0.  XII  str. «'.  Die  Strophen 
ergehen  sich,  nach  einem  alleinstehenden  Trimeter,  ganz  überwiegend  in 
schlanken,  leicht  dahinfließenden  Dimetern,  im  Stollen  und  im  Gegenstollen 
zwischen  6  und  6  Metren,  je  durch  ein  trimetrisches  Schaltglied  unter- 
brochen; man  dürfte  natürlich  auch  von  einem  pentaraetrischen  sprechen, 
also  von  einem  fiichei-förmigen  Bau  oder  besser:  rückläufigen  Gange  zu 
6  5  4  und  4  5  6  Metren.  In  beiden  Fällen  ist  lehrreich,  daß  die  Sechszahl 
einmal  sich  in  2  x  3,  einmal  in  3  x  2  gliedert.  Hingewiesen  sei  endlich 
noch  auf  die  zierlich  den  Schlußdimeter  einleitende  Triole  (s.  zu  Pyth.  I), 
dreimal  (31.  54.  108)  durch  eine  Länge  und  eine  Kürze  wiedergegeben, 
die  Länge  dann  jedesmal  (ob  zufällig?)  diphthongisch  gebildet. 


PTTHIEN  V. 

Über  den  Mythos  und  den  geschichtlichen  Hintergrund  des  zweiten 
Arkesilasliedes  handelt  die  Einleitung  zu  dem  großen  Epinikion  (Pyth.  IV); 
einiges  wird  am  Schluß  der  Einzelerklärung  nachzuholen  sein.  Das  zweite 
Lied  gilt  sichtlich  einer  Karneenfeier,  an  der,  wie  sich  zeigen  wird,  Pindar 
aus  besonderem  Grunde  innerlichen  Anteil  nimmt.  Bezeichnet  er  sich  doch, 
vielleicht  nicht  ohne  Gewaltsamkeit,  geradezu  als  erbberechtigten  Gvvd'ici- 
Gwrrig,  an  der  vielbehandelten  Stelle,  AiyitSat^  i(ioi  natigsg  (75/6). 

Das  Verdienst,  die  Beziehung  der  1.  Person  auf  den  Dichter  für  alle 
Epinikien  Pindars  zuerst  festgestellt  zu  haben,  gebührt  Tycho  Mommsen 
(Pindaros  1845,  10,  Ergänzungen  dazu  durch  Betrachtung  der  1.  Pers.  Plur., 
in  der  Woch.  f.  kl.Philol.  1893,  707).  Die  These  ist  auch  durch  Studniczka 
(Kyrene  7  5  ff.)  und  durch  die  eigens  dieser  Frage  gewidmete  Gießener  Dis- 
sertation von  Imre  Müller,  Quomodo  Pindarus  chori  persona  usus  sit,  Darm- 
stadt 1914,  nicht  erschüttert  worden.  Das  Auftauchen  einer  vom  Chor 
selber  geltenden  ersten  Person  in  einem  neu  ans  Licht  getretenen  Paian 
(ysoTtoXtg  d^i^  Abdera  11  27)  und  in  einem  Partheneion  (fr.  104^  26,  aXXa 
t(06c(^ivc(  re  ninlov  wnicog)  hätte  uns  nicht  so  überraschen  sollen.  Welch 
ein  Abstand  ist  doch  zwischen  einem  Mädchenchor  in  einem  Lokalkult  und 
einem  v^vov  t£^(ibg  VXvfimoviyiag  (0.  VII  88)!  Zuerst  aufgekommen  ist  das 
Hervortreten  der  1.  Person  des  Dichters  natürlich  nicht  in  der  Chorpoesie 
selber:  es  stammt  vermutlich  aus  der  'Sphragis'  der  homerischen  Hymnik 
(Apollonhymn.  172),  darnach  dann  bei  Hesiod  (theog.  22),  femer  der  Ki- 
tharödik  und  der  Elegie  (0.  Crusius,  Woch.  f.  kl.  Philol.  1885,  1297  u.  39. 
Philol.-Vers.  Zürich  1887,  258;  ü.  v.  Wilamowitz,  Timoth.  99),  begegnet 
dann  aber  auch  in  der  Chorlyrik  schon  bei  Alkman:  enr}  taös  'Aal  fiiXog 
^Akx^v  »tX.  (25). 

1 — 26.  Das  Prooimion  ist  ganz  lehrhaft:  vorangestellt  eine  Sentenz  vom 
Fürstenstand  —  die  sozusagen  feierliche  Bedeutung  von  nXoi^tog,  auch  bei 


1-27  51 

Aischylos  und  Sophokles,  hat  zuerst  wohl  Joh.  Gurlitt  empfunden,  zu  0.  II  57. 
Hamburg  1807,  16  —  femer  vom  sittlichen  Adel  (aoera  ica^aga)  und  gött- 
licher 'Verleihung'  (TIox^ov  Ttagadovrog).  Pindar  wußte,  was  heute  man- 
cher nicht  weiß:  bloßes  Hervorkehren  der  Macht,  ohne  sittliche  oder  reli- 
giöse Hemmungen  und  Einstellung,  bedeutet  noch  keine  Kraft  (evQva^svrig), 
X)hne  jene  Hemmungen  kein  Gedeihen  (icvccysi,),  keinen  dauernden  Einfluß  (;ro- 
XixpiXov  inkav,  Boeckhs  dilectissimus  nicht  minder  verkehrt  als  das  von  ihm 
bekämpft«  multum  amans,  richtig  Aristarch  wate  noXXovg  cpikovg  nouiv). 
Mit  der  Anrede  an  den  König  (<yu  xoi  vlv)  folgt  die  Anwendung,  zunächst 
nur  gipfelnd  in  der  Anerkennung  eifrigen  Strebens  'von  den  untersten 
Stufen  aufwärts'  (7)  an  ä^ifig  xov  ßiov^  die  Scholien,  von  den  obersten 
Stufen  'fürstlichen  Standes',  Rauchenstein,  comm.  P.  112;  der  Ausdruck  er- 
scheint wie  eine  Umkehruug  der  ionischen  Formel  xar'  «x(»^g.  Über  die  drei 
Bedeutungen  von  av.qog  zu  P.  XI  10.  Und  das  Streben  hatte  Erfolg, 

dank  Kastor  iqvGaq^iaxog^  der  hier  auch  den  Bruder  vertritt,  beide  sind 
Sturmbeschwichtiger,  auch  im  Staatsleben  (svötav  fieza  xstfitQiov  o^ß^ov 
lO/ll).  Eine  zweite  Sentenz,  Anfang  der  zweiten  Antistrophos,  nimmt 
die  zum  Teil  fallen  gelassene  erste  wieder  auf:  60(pol  Si  xoi  xaXXiov  tpigovri 
xal  xav  ^eoöSoxov  (3.  9)  övvafitv.  Jetzt  handelt  es  sich  darum,  daß  man 
auch  auf  der  Höhe  bleibe  (über  die  freie  Stellung  des  Tcal  s.  zu  VI  44). 
Dazu  ist  Grundbedingung,  daß  man  in  den  Bahnen  des  Rechtes  wandle. 
Das  tut  Arkesilas  bis  zu  einem  Grade  schon  als  rechtmäßiger  König  und 
und  als  pythischer  Sieger  (x&j|ito)  ^ev  aöviifXei  JUa  TtaQeaxaxe  in  ähnlichem 
Zusammenhange  P.  VIII  70).  Aber  sein  Auge  heischt  noch  besondere  Ehr- 
furcht für  das  Geschenk  fürstlicher  Geburt  (atöoioxaxov  yiQug,  so  mag  zu 
schreiben  sein  f  alöoUöx.^  Erinnerung  an  0.  III  42),  und  'echt'  ist  sein  Blick 
(övyyivrig  ofp^aX^og,  vgl.  it^og,  a&ivog  cvyy.  und  das  berühmte  noXXa  iiömg 
(pvu):  eine  königliche  Seele  leuchtet  daraus  hervor  (19).  Die  Interpretation  der 
Stelle  will  nicht  zur  Ruhe  kommen,  besonders  weil  man  sich  noch  immer  mit 
der  allegorischen  Erklärung  von  dcp^aX^og  abquält.  Nun  hat  Karrhotos, 
des  Königs  Schwager  (schol.  p.  176  Dr.),  in  Kirrha  ihm  das  Viergespann 
sieghaft  und  unter  40  Mitfahrern  heil  durchs  Ziel  gelenkt:  'drum,  mein 
Fürst,  wepn  du  ao(p6g  bist  (=  aya&dg^  wie  P.  II  88)  und  evgva&evrig  sein 
willst,  vergiß  nicht,  der  Gottheit  wie  immer,  und  jetzt  dem  Freunde  zu 
danken!' 

Das  Prooimion  will  studiert  sein:  lehrreich  ist  schon  auf  den  ersten 
Blick  ein  Vergleich  mit  dem  Eingang  des  intimeren  Liedes  Z(<(jieQov  ftlv  xQV 
01  na(f^  civSqI  (plX(p  axdfitv.  Die  Festouverture,  durch  allgemeine  paränetische 
Absicht  beschwert  wie  sie  ist,  zeigt,  rein  logisch  betrachtet,  eine  Gedanken- 
ffihrung,  die  nicht  von  der  Stelle  zu  kommen  scheint;  aber  man  gebe  sich 
nur  dem  Reiz  der  Variation  des  Ausdrucks  hin:  nXo^og  —  övvaiiig  — 
BXßo^  —  ^axoQ,  oder:  aQtxa  —  tfo9>o/  —  xia  fp(fivl^  oder:  IIot^ov  ita^adovrog 
—  9t6^iOi^  —  i%axi  KuCxoQog  —  O£Ö0(5orov,  um,  innerhalb  der  Schranken 
der  cbonschen  Poesie  überhaupt,  der  besonderen  Kunst  Pindars  gerecht  zu 
werden,  t^ber  Einzelheiten  der  Lesung  und  der  Vorgeschichte  der  Inter- 
pretation namentlich  von  6<pQaX^i6g  (18)  die  Pindarausg.  1900. 

27 — 58.  Die  Stelle  der  Siegostafel  nimmt  eine  besonders  ausgiebige 
Huldigung  f&r  den  edlen  Wagenlonker  ein.  Der  Wagen  selber  konnte  dies- 
mal in  dem  festlichen  Aufzuge  nicht  miterschfinen,  war  er  doch  unter  dem 

4« 


52  Pythien  V 

zjrpressenen  Dach  eines  besonderen  Gehäuses  (viyog  Ila^väaüLOv,  außerhalb 
des  Apollontempels)  neben  einem  offenbar  uralten  kretischen  Xoanon  (|lioi^- 
ÖQonov  q)vi6v'  fiovo^vlov  schol.  56)  des  Gottes  (?),  als  ein  Weihgeschenk 
aufgehängt  worden.  Das  'zypressene  Dach*  deutet  auf  ein  durchweg  hölzer- 
nes Gebälk,  wie  man  es  ja  auch  für  die  Athenerhalle  mit  ihrer  weiten  Säulen- 
stellung annehmen  muß;  übrigens  ist  bei  dem  Fehlen  jeder  Spur  eines  Kyre- 
nerschatzhauses  das  Alter  des  kretischen  Holzbildes  ein  völlig  zureichender 
Grund  für  die  Weihung  gerade  neben  diesem  Weihgeschenk.  40  Mitfahrer 
waren  gestürzt,  Karrhotos  allein  war  mit  völlig  unbeschädigtem  Gefährt 
durchs  Ziel  gegangen,  wie  uns  in  zwei  Absätzen,  30flf.  und  49 ff.,  berichtet 
wird,  das  zweite  Mal  mit  einer  herzlichen  Apostrophe  an  'Alexibios  Sohn' 
(45),  der  nunmehr,  vielleicht  nach  Erledigung  anderer  Aufträge  (schol.  34 
[Theotimos])  heimgekehrt  war,  um  recht  eigentlich  der  Mittelpunkt  des 
Festes  zu  werden,  als  vor  allen  geliebter  Freund  (26)  und  'Wohltäter'  (46) 
des  Königs.  27.  'Ejtiiiad-Bog  ÜQOipaaiq  hat  ihr  Gegenbild  in  Uqo- 

^d'iog  Alödtg  0.  VII  44.  29.  ^SfAKTXQSÖvtOiV,  wohl  eine  Neubildung; 
der  Demeterhymnos  und  Hesiod  haben  &efuaro7t6kog^  Pindar  noch  ^sfitano- 
TtOQy  d'EfilitXsKrog.  Zur  Bedeutung  vgl.  Hierons  d'efiLOvEiov  aKurctov  0.  I  12 
und  das  epische  öK&nzov  x  ^]b\  ^ifiiavag  I  99,  dazu  die  Eigennamen  Ssfii- 
(STOTt^Dcrrjg ,  Se(iiatS>va^]  Apollons  Orakel  ('^ifnaaiv  P.  IV  54)  sind  fernzu- 
halten. 33.  Zu  der  stattlichen  Leistung  der  zwölf  ümfahrten  vgl.  die 
Ausrechnung  in  der  Pindarausg.  1900,  55.  34.  Hübsche  Bemerkungen 
über  den  Sinn  solcher  Weihungen  ("dauernde  Gestalt  des  Opfers')  bei  Jac. 
Burckhardt,  Vorträge*  (1918)  226.  36.  Der  Wagen  des  Siegers  fuhr 
von  KCQQa  {ßccd'vXsC^oDv  P.  X  15)  über  den  Hügel  von  K^taa  in  die  yinoX- 
koDvlcc  vaTCa  von  Delphi  (P.  VI  9).  39.  to*  öicc  roiJro,  wie  0.  VI  56. 
44.  Zu  dem  Ausdruck  (svsQyitav)  wie  zu  dem  Gedanken  vgl.  rbv  evsgyixav 
ayccvaig  afwißactg  eTCotiofiivov^  rlvsad-at  P.  II  24;  mehr  sagt  auch  {mccvti- 
döuL  nicht;  anders,  ganz  dramatisch,  nimmt  es  E.  Maaß  GGA.  1890,  364ff. 
45.  Den  Lenker  des  Viergespanns,  der  den  Kranz  gewann,  um  ihn  dem 
König  ums  Haupt  zu  flechten  (31),  umstrahlen  vor  allen  die  lockigen  Chariten 
der  Festfreude,  zum  Lohn  für  seine  Mühen  (47.  54),  wie  ja  auch  die  Eieer 
(Isthm.  II  2(j)  den  nla^LTtitog  (p6g  umjubeln,  als  er  der  Nika  in  den  Schoß 
sinkt;  der  König  erhält,  wie  ihm  zukommt  (103),  das  Lied  als  Xvttiqwv  da- 
navccv  (106).  48.  Xöyiov  g)SQrdrayv  (trov  ij^vcov  schol.)  ^vccfiri'Ca^  syno- 
nymer Gen.,  wie  ÖQaKovrcov  cpoßcadi  P.  X  46,  xt£«t'  aKQod^tvCcov  N.  VII  41, 
iv  ayyicDv  egKsaiv  N.  X36,  öMäg  ovaQ  P.  VIII  95.  52,  Die  byzantinische 
Verbesserung  ayXaojv  für  das  überl.  ccya^&v  (^ayccv^v)  läßt  nichts  zu  wün- 
schen übrig:  wenn  doch  die  ^egifipai  (N.  III 69)  so  heißen  können,  im  frohen 
Ausblick  auf  ayXaal  vIkccl  (N.  IX  20),  warum  nicht  auch  die  asd'Xoi'^ 

54 — 104.  Der  Mythos  beginnt,  wie  dann  auch  in  dem  Argonauten- 
liede,  mit  dem  alten  Battos  und  seiner  Befragung  der  Pythia,  diesmal  bei 
dem  Gegenstande  der  Frage  verweilend,  während  doi-t  nui*  noch  die  unge- 
fragte Antwort  (avTOfidxG)  KeXddo)  60)  interessiert.  ApoUon,  verleiht  der 
Stimme  des  Battos  plötzliche  Wunderkraft:  die  von  seiner  Fahrt  übers  Meer 
heimgebrachte  Stimme  (yX&aaa  'hneQitovxiu  59)  war  mit  Apollons  Hilfe  (60) 
stark  genug,  sogar  die  brüllenden  Löwen  zu  verscheuchen  —  echt  pinda- 
rische  Umdeutung  der  bei  Paus.  X  15,  7  überlieferten  Sage,  wonach  den 
'Stottei*er'  xo  öeifux  ßofiöoci,  Gaq)£g  y.u\  (.liya  rjvdyKccasv.   Und  nun  lenkt  Apol- 


27-72ff.  53 

Ion  mit  seinen  Orakeln,  wie  die  Besiedlung  von  Sparta,  Argos,  Pjlos  durch 
Herakliden  und  Dorier,  so  den  Zug  der  Aegiden  von  Sparta  nach  Thera, 
und  von  Thera,  mit  den  Kameen,  nach  Kyrene.  Dort  stößt  der  jetzt  erst 
zum  'Battos'  (=  'König')  gewordene  Aristoteles  auf  Gräber  troischer  Heroen, 
denen  die  Kyrener  fortan  zu  huldigen  nicht  versäumen,  stiftet  selber  dann 
großartigere  Kultstätten,  baut  für  die  Kameenprozession  eine  Kunststraße 
▼on  der  Agora  zum  Apollontempel.  An  der  Agora  —  oi  yctQ  oixi6ral  iv 
liiöatg  raig  TtoXiGtv  i^uTtxovro  i|  i^ovg  schol.  0.  I  149^  — ,  also  am  oberen 
Ende  der  Straße,  8lia  (03),  als  rJQcog  Xaoasßrig^  in  einem  eigenen  Heroon, 
liegt  er  auch  begraben,  wie  vor  ihren  Palästen  die  anderen  heiligen  Könige, 
an  deren  Gräbern  jetzt  der  Karneenfestzug  vorübergeht.  Damit  sind  wir 
wieder  bei  der  Gegenwart  angelangt;  inzwischen  aber  ist  alles  Licht  auf 
Apollon  konzentriert  worden  (60 — 79.  90),  der  zum  Schluß  mit  x^<^<^OQa 
ein  prächtig  schmückendes  Beiwort  erhält:  ihm  gebührt  jetzt  {nQinet,  104), 
wie  vorher  (43)  dem  Karrhotos,  des  Königs  Dank.  55.  iüxsxai  kann 

hier  nicht  heißen  aq^o^ei^  wie  0.  II  24,  da  die  Spitze  des  Gedankens  (56) 
in  der  Größe  des  Segens  liegt,  nicht  in  der  konzessiv  angefügten  Einschrän- 
kung mit  T«  T^al  xa  vi^iwv  (von  Boeckh  u.  a.  wiederum  mißdeutet,  haec  at- 
quc  illa  prospera)-^  oXßog  ufi  taniro  u.  dgl.  ist  Pindaro  ja  ganz  geläufig, 
also  öoL  hinzuzudenken,  ebenso  zu  vi^cov^  das,  wie  vifui  Isthm.  V  52,  syn- 
onym steht  mit  dt^orlsthm.  IV  33;  allgemeiner  ist  (f)iQ€L  0.  II  58,  (pi^sad^ai 
P.  VII  24.  5G.  Bürger  und  Fremde,  beliebte  Zweiteilung;  deshalb  braucht 
Pindar  selber  sich  noch  nicht  unter  den  Gästen  befunden  zu  haben. 
58.  ^6Qi  ÖBinaxi,  wie  niql  laQ^aTi  im  DemeterhymnoB  430.  60.  a/ra> 
(fößip,  'Höllenangst',  s.  zu  P.  IV  236.  ()2.  fiij  —  ÄreXi^g,  die  aktive  Ent- 
sprechung zu  dem  homerischen  ovd'  äisXevTrixo^v  A  527.  Treue  zu  halten 
war  der  ä^iuyixag  &e6g  sich  und  dem  von  ihm  bestallten  xafilag  Kvgdvag 
schuldig.  63.  An  das  Heilungswunder  schließt  sich  eine  Aufzählung 

der  Funktionen  des  Gottes,  zunächst  als  Heilgott  (nachklingend  in  AnoX- 
Xo)vlaig  äXi^i^ßQOxoig  no^natg  90;  vgl.  Tlaiüv  P.  IV  270),  dann  als  grop- 
\iiy%xTig  und  Musengott  (nachklingend  in  der  Charakteristik  des  Königs  114) 
und  Bringer  inneren  Friedens,  des  Seelenfriedens  (richtig  so  Boeckh,  expll. 
288/9),  endlich,  worauf  es  hinausgehen  sollte,  als  Orakelgott.  72.  Die 

Dorier,  neben  den  Herakliden,  hier  durch  Aigimios  vertreten,  wie  P.  I  62 
durch  dessen  Sohn  Pamphylos. 

72 — 76,  Wenn  der  Angelpunkt,  um  den  seit  einem  Jahrhundert  sich 
die  schier  endlosen  Erörterungen  dieser  Verse  gedreht  haben,  die  Bedeutung 
der  ersten  Person  in  den  Epinikien,  nun  endlich  feststeht,  so  handelt  es 
sich  noch  um  einige  Schwierigkeiten  der  Ausdeutung  im  einzelnen.  Vorab 
ist  diö  Heilung  des  fehlerhaft  überlieferten  Textes,  yct^ix*  (od.  yapvfvr*), 
ZQ  besprechen:  bei  Hermanns  von  den  meisten  bisher  übernommener  Schrei- 
bung yü(fvi(i)v  ist  //uoi/  zu  trennen  von  %Xiog.  wobei  man  nicht  weiß,  wes- 
sen nXiog.  Wenn  sonst  mehrfach  bei  yaqvHv  gerade  der  Dichter  als  Subjekt 
hervortritt,  ho  geschieht  es,  wie  es  scheint,  formelhaft  in  Fällen,  wo  er  seine 
Pflicht  als  Siegesherold  betont:  0.  I  8  (q>lXov  t^rop),  XHI  49  {iya>\  N.  VI  68 
(/yoo),  Isthm.  I  30  (/yoS).  Hier  aber  gilt  es,  den  Gedanken  fortzuföhreu,  dafi 
Apoll  durch  Orakelsprüche  die  Herakliden  in  Sparta,  Argos,  Pylos  und 
Aegiden  von  Sparta  aus  in  Thera  angesiedelt  hab^,  daher  yuQVH  i^Hn6XX(üv) 
zu  lesen    mit  Wilanu.uit/  (Textgesch.  gr.  Lyr.  1900,  99*).   Mit  dieser  Aegi- 


54  Pythien  V 

den  Ruhm  ist  nun  auch  Pindars  Ruhm  verknüpft  durch  eine  irgendwie  mit 
TCccriQsg  bezeichnete  Verwandtschaft,  die  hier  zu  betonen  für  ihn  offenbar 
ein  besonderer  Grund  vorlag:  es  galt,  sein  persönliches  Anrecht  zu  erweisen 
auf  eine,  wenn  nicht  körperliche,  so  doch  desto  innigere  geistige  Beteiligung 
an  dem  kyrenischen  Karneenfest.  Die  Ehre,  dies  nun  auch  durch  den  Mund 
des  Chores  kundtun  zu  dürfen,  klingt  mit  besonderem  'Reiz'  {iniQQatov)^  als 
des  Ruhmes  lockender  Silberton,  in  das  schlagende  Herz  des  Dichters,  der 
kurz  vorher  im  Vollgefühl  seines  Könnens  die  Bemerkung  hatte  einfließen 
lassen,  tcoqsv  xe  yX^uqlv  ölöcoöl  re  Molöccv,  olg  ccv  i^ilrj.  Im  übrigen  hatte 
Pindar  ja  zu  seiner  Unsterblichkeit  nicht  gerade  Sparta  nötig.  Aber  auf 
dem  Umweg  über  Sparta  waren  nun  einmal  die  lemnischen  Euphamiden 
nach  Thera  und  Kyrene  gekommen,  und  aus  Sparta  •  ebenso  die  Karneen. 
'Reizvoller'  noch  wäre  der  Ruhm  für  Pindar  gewesen,  wenn  Theben  die 
Karneen  gebracht  hätte.  Das  entsprach  aber  nicht  der  Wahrheit.  Hiermit 
haben  wir  einen  bisher  nicht  beachteten  indirekten  Gegenbeweis  gegen  'the- 
bische  Karneen',  also  gegen  das  ccvro(SxsSlcc6}ia  des  Schol.  P.  V  104*^;  Ephoros 
(schol.  101*)  meldet  einfach  ^vovtcig  xivccg  x&v  Srjßaicov  (^Alyetdag)  Tta^a 
T^v  oSov,  also  nichts  von  Karneen  in  Theben.  Die  Bezeichnung  der  lako- 
nischen Aegiden  als  ifiol  (lIivödQm,  für  den  Dat.  0.  IX  15)  nccxigsg  kann 
natürlich  nicht  buchstäblich  gemeint  sein,  im  Sinn  einer  Abstammung;  man 
hat  nur  die  Freiheit,  nach  tcccxqu'  naxQLg,  sie  als  'Landsleute'  zu  nehmen 
(mit  Drachmann,  PindarföHolkning  1891,  303),  oder  nach  fcdxQcc'  (pvkri 
(Hesych),  als  'Gentilahnen'  (mit  Tycho  Mommsen,  Pindaros  1845,  15/16). 
Aus  sprachlichen  und  ethischen  Gründen  ist  das  zweite  vorzuziehen;  für 
nccxsQsg  hätte  Pindar  hier  genauer  wohl  TcdxQcosg  sagen  können  ==  ot  xccxa 
naxe^a  avyyevstg,  nach  iiccxQtoEg  0.  VI  77  u.  ö.,  und  ndxQm  e(i6v  Stesich. 
fr.  17.  Auf  das  pseudo-simonideische  Epigramm  (app.  Planud.  I  2),  wo  dem 
uns  bekannten  Aigineten  Theognetos  (P.  VIII  36)  aus  der  TtdxQix  MeiövXiS&v 
(38)  nachgerühmt  wird,  og  TtcasQcov  aya&wv  i(Sxeq)ccv(oa£  Ttohv,  wird  kein 
Gewicht  zu  legen  sein:  Theognetos  konnte  doch  außer  edlen  Schwägern  auch 
edle  Vorväter  haben,  und  'die  Stadt  der  Geschlechtsverwandten*  war  ein 
seltsamer  Ausdruck,  wenn  er  selber  nicht  etwa  einer  anderen  Stadt  angehörte. 
Bei  der  Verteidigung  des  erweiterten  Begriffs  von  TcaxsQEg  hat  man 
wohl  auf  Pindars  fJUiXQO(idx(OQ  ifia  2Jxvfi(paXig,  svavOrig  MsxmTtcc  (0.  VI  84) 
und  auf  Atyiva,  q)tXa  (läxEQ  (P.  VIH  Schi.)  hingewiesen,  nicht  ganz  mit  R«cht. 
Wenn  der  Dichter  dem  Sieger  zuliebe  aus  der  Nymphen-Genealogie  einmal 
sein  Leben  und  Dichten  von  Arkadien  herleitet,  so  ist  dabei  der  Humor  doch 
unverkennbar  (hierüber  zu  P.  IX  105).  Mit  einer  ähnlichen  Genealogie  (nach 
Isthm.  VIII  15  ff.)  hätte  er  wohl  auch  hier  die  'Mutterschaft'  Aiginas  be- 
gründen können;  er  hat  es  aber  nicht  getan:  hier  ist  das  (plkcc  }iäxEQ  viel 
tiefer  in  Pindars  Aiginetenfreundschaft  begründet,  gerade  bei  Aiginas  Un- 
glück fühlt  er  sich  ganz  eins  geworden  mit  seinem  Chor,  wie  ein  wirklicher 
Aiginete.  Die  selbe  Innigkeit  atmet  auch  das  üEßl^ofiEv  hier  (80),  wobei  er 
sich  unsichtbar  dem  Chore  voran  schreitend  denkt.  Aber  hier  erbringt  er 
ganz  ernsthaft  den  Nachweis  seiner  verwandtschaftlichen  Zugehörigkeit.  Und 
es  fehlte  wahrlich  nicht  viel,  so  nannte  er  sich  selber  Mitgründer  Kyrenes, 
wie  einige  Jahre  zuvor  den  Syrakusier  und  Olympiasieger  Hagesias  einen 
Schaffner  am  Altar  des  Zeus  in  Olympia  und  Mitgründer  von  Syrakus 
(0.  VI  5;  Wüamowitz,  Isyllos  170). 


72ff.-82fif.  55 

77 — 81.  Die  Weisung,  nach  Thera  und  Libyen  zu  ziehen,  gab  Apol- 
lon,  und  ^die  Götter'  gaben  das  Gelingen,  eine  gnädige  Moira  (76)  über- 
nahm die  Führung.  Der  an  den  Anfang  des  Relativsatzes  gestellte  noXv- 
^vrog  SQavog  zeigt  die  Spitze  des  ganzen  Berichts:  auf  das  Fest  des  Tages, 
die  Karneen,  lief  das  Ganze  hinaus.  Gegen  ev&ev  im  Sinn  von  ergo  ist  an 
sich  nichts  einzuwenden  (Aesch.  Eum.  689);  'gerade  weil  die  Übersiedlung 
mit  Hilfe  der  Götter  gelang*  —  die  Geschichte  weiß  es  etwas  anders,  doch 
das  gehörte  nicht  in  das  Festlied  — ,  *'haben  die  Kyrener  in  dankbarer  Freude 
das  Fest  zu  dem  ihrigen  gemacht'  [ccvaÖE^d^voi)^  aber  schlichter  ist  und  der 
Neigung  des  Dichters  zu  lockerer  Anfügung  entsprechender,  die  lokale  Be- 
deutung (ttTTü  SrjQag  natürlich,  anb  ZndQxaq  [73]  wollte  E.  Maaß,  GGA. 
1890,  368),  wobei  dann  avadf^a/iievot  etwas  von  seinem  Gewichte  verliert; 
ein  kräftigeres  Licht  wird  nachher  der  Troerhuldigung  aufgesetzt  mit  Iv- 
övTiUiüg  öhowaL  (85).  Für  die  Karneen,  ein  altertümliches  Erntefest, 

ist  der  Ttokv^vrog  SQccvog^  eine  nach  spartanischer  Sitte  fest  geregelte  öffent- 
liche Speisung  in  Laubhütten  charakteristisch ;  die  in  Thera  von  Hiller  auf- 
gedeckten Tempelreste  deuten  auf  eine  fast  bäurische  Schlichtheit.  Über 
den  Ursprung  des  Kultes  hat  Ed.  Lübbert  (Diatr.  in  P.  locum  de  Aegidis  et 
sacr.  Camels.  In  hon.  üseneri  Bonn  1883)  manches  tief  und  schön  kombi- 
niert, was  strengerer  Prüfung  nicht  standhält;  vgl.  Sam  Wides  trefflichen 
Artikel  bei  Röscher  II  1,  961  u.  Martin  Nilsson,  Griech.  Feste,  Leipzig  1906, 
1 1 8  flf.  Den  Dichter  interessierte  die  religiöse  Besonderheit  des  Kultes  wohl 
weniger;  um  Apollons  und  Kyrenes  willen  versichert  er  die  Festgenossen 
aufrichtig  seiner  herzlichen  Anteilnahme.  Über  die  Möglichkeit  eines  mit 
seinem  Schützling  Damophilos  zusammenhängenden  Nebenmotivs  Einl.  zu 
Pyth.  IV. 

82 — 88.  Die  Irrfahrten  des  Menelaos  mit  Helene  sind  schon  der 
Odyssee  bekannt,  Antenoriden  in  ihrem  Gefolge  bezeugt  Lysimachos  iv 
nQ(ot(o  zobv  v6cz(ov  (schol.  110  Dr.  =  FHG.  III  p.  337)  mit  dem  Zusatz,  sie 
hätten  zwischen  Kyrene  und  dem  Meere  den  X6(pog  'AvrrivoQid&v  besiedelt,  an- 
geblich, weil  sie  nicht  geneigt  gewesen  seien,  mit  den  Zerstörern  von  Ilios  zu- 
sammenzuwohnen.  Ein  anderes  Scholion  begründet  die  Begleitung  mit  der 
Erinnerung  an  den  griechenfreundlichen  Antenor  (f  205)  und  die  Trennung 
von  Menelaos  mit  Ermüdung,  yMiartovii^ivtsg  reo  xsifji&vi  xal  xfj  noXvxQovita 
nlavrj.  Wenn  es  nun,  in  unmittelbarem  Anschluß  an  csßl^Ofiiv  KvQuvag 
avaxxtfiivav  nohv,  im  Präsens  fortgeht,  ^xovxt  rai/,  so  haben  die  recht  ge- 
sehen, die  ixovxi  nicht  als  praes.  bist,  auffaßten:  ^x^vxi  steht  im  selben 
Sinne  wie  Aucg  ZaXafiiv'  f/ft  7taxQ(pc(Vj  N.  IV  48,  also,  als  die  von  den 
neuen  Ansiedlern  bereits  vorgefundenen  ilgtosg  inixutQioi.  Schwieriger  ist 
der  folgende  Satz:  soll  xb  IXaCinnov  ^^vog  Subjekt  od(?r  Objekt  sein  zu  di- 
xonrctV  Und  sind  die  Troer  gemeint  (vivxoQig  imtiov^  (nrcoöcmoi)'^  oder  die 
Libyer  {tnntvxav  voiuidtov  ofnXog)?  oder  die  neuen  Ankömmlinge?  Wenn 
fOi'og  Subjekt,  dann  nur  die  Libyer,  nicht,  wie  Rauohonstein  will  (comm. 
Pind.  I,  Aarau  1844,  15),  die  von  Battos- Aristoteles  (87;  über  ihn  Einl. 
z.  Pyth.  IV)  geführten  Theraeor:  die  von  ihm  angezogene  Stolle,  P.  IV  17, 
beweist  ja  das  Gegenteil,  und  zum  ÜberÜuß  heißt  es  gleich  nachher  (87) 
▼on  ihnen,  xovg  —  üyttyt  vaval  ^oaig  xrX.  In  gleicher  Verdammnis  ist  der 
ScholiMt  (113*'  Dr.\  der  mit  xti^viinoxag  ein  olxviovxag  wiederzugeben  scheint^ 
ganz  zu  schweigen  von  einem  neueren  Kritiker,  der  daraufhin  gleich  noch 


56  Pythien  V 

drei  Nachbarwörtern  die  Schlußsilben  ändert.  Das  'rossetummelnde  Volk' 
sind  also  die  heroisierten  Troer,  als  Objekt  zu  öinovrai  (nQoööixovzai  xal 
&eQan:£vovai,  paraphr.),  und  das  Präsens  gilt,  wie  in  s'iovtl  von  den  noch 
immer  in  Kyrene  waltenden  Heroen,  so  hier  von  den  gegenwärtigen,  seit 
ihrer  Übersiedlung  aus  Thera  ihnen  huldigenden  Bewohnern  Kyrenes.  Weil 
sich  hier  ganze  Bevölkerungsschichten  gegenüberstehen,  heißen  die  Anteno- 
riden  ein  e^og  {et  par  heroer y  spottet  mit  Unrecht  Drachmann,  Pindarfort. 
304).  Sie  empfangen  Opfer  6g  &sol  (martsQ  d'ecp  0.  VII  79),  nicht  rag  rs- 
d'vecbrsg,  daher  Q-vaiccLg  und  Ivduxfwg,  mit  besonderer  Aufmerksamkeit,  wie 
in  Anerkennung  unbestreitbarer  Rechte ;  doch  ist  auch  öfiqiv  öTaöaju-f -&'  iv- 
SvKicog  'f^  aficcza  övvsiicog  Bakch.  V  112  und  noch  merkwürdiger  iiaQvdfie^^ 
ivövKicog  125  zu  vergleichen.  oiyiVBh\  mit  dem  Acc,  wie  fr.  75,  5,  der 
Person,  wie  H&elv,  Isthm.  II  Schi. 

90 ff.  Da  Pindar,  wie  sich  sogleich  zeigen  wird,  weder  Arkesilas  per- 
sönlich kannte,  noch  je  in  Kyrene  war,  so  muß  er,  wie  seinerzeit  das  an- 
schauliche Bild  von  Akragas  (Pyth.  XII),  so  jetzt  von  Kyrene  den  Mittei- 
lungen seiner  Freunde  verdanken  (s.  zu  P.  IV  8).  Das  Beste  hat  er  doch 
selber  hinzugetan.  Sehen  wir  doch  die  Straße  fast  vor  unseren  Augen  ent- 
stehen: um  die  jäh  abfallende  Schlucht  zwischen  den  beiden  Hügeln,  der 
Myrtenhöhe  und  der  nördlicheren  'Tischplatte'  (s.  zu  P.  IV  8),  bequem  fahr- 
bar zu  machen  (TteÖLccöcc  —  [TtitOKQOwv  91),  zumal  wenn  die  Straße  gerade 
gehen  sollte  (evd-v-  90),  so  mußte  sie  teilweise  in  den  Fels  geschnitten 
(evd'VTOfiov^  das  verkannte,  wer  dafür  evd^vzovov  schreiben  wollte),  teils  auf- 
geschüttet werden  (aüVQcozciv  93).  Es  war  eine  berühmte  Straße,  noch  heute 
staunt  über  ihren  Resten  der  Reisende.  UnvQcord  war  nach  schol.  124*° 
ein  Eigenname,  wie  ZKVQog,  die  von  Karern  und  Kretern  besiedelte  Insel, 
nach  schol.  120^  von  CKVQog'  XarvTtr).  Man  darf  wohl  auch  an  ayiiQog  öMQQog 
'Gips'  denken  und  an  aoiiQQog,  'trocken',  dazu  (jthqco^&öl'  ßxXrjQvvd'&Gi  und 
cynQcoCaßd^cci'  anoaTiXriQovad-ccLliesjch.  Ob  Verwandtschaft  vorliegt  mitöxcA,-, 
CKul-y  öteQ'y  6t7]ql^co  aKrjQLTtTWy  odcr  wir  es  mit  einem  (^karischen?)  Fremd- 
wort zu  tun  haben,  wird  sich  schwer  entscheiden  lassen.  96,  Nicht 
minder  hervorragend,  als  die  Schilderung  der  Straße,  ist  die  poetische  Kraft, 
mit  der  sich  der  Dichter  den  Festzug  ausmalt,  vorüber  an  den  Königsgrä- 
bern: 'dumpf  tönt  in  ihren  Schlummer  ihr  Ruhm  und  der  ihres  Sohnes' 
(ähnlich  als  Sentenz,  söti  6s  xat  tl  'd'avovreaGi  fiigog  \  accv  v6(iov  igöofiivcav'  j 
KaraxQVTcrei  d'  ov  Kovig  \  övyyovcov  oisdvccv  xccqlv^  0.  VIII  77;  anders  Schiller: 
'Aber  der  Bräutigam  höret  nicht  mehr,  Nimmer  erweckt  ihn  der  fröhliche 
Reigen,  Denn  der  Schlummer  der  Toten  ist  schwer',  Br.  v.  M.  III  5).  Damit 
schließt  vollends  ab  der  wie  man  sieht  eng  mit  der  Gegenwart  verbundene 
'mythische'  Teil.  99.  Für  ÖQÖaog  als  Spende  sagt  Pindar  auch  eegaa 
(N.  III  78),  vergleicht  sein  Lied  auch  geradezu  mit  Honig  und  Milch;  über 
Totenspenden  P.  Stengel,  Opferbräuche,  Leipzig  1910,  71.  183  ff. 
102/3.  vi^  —  *AQ7iS(T{Xc(,  statt  eines  Pronomens  ein  neues  Nomen  wie  P.  II 
68/9.  IV  1/2.  104.  Der  kriegerische  x(>V(7«o(>os  der  Ilias  (E  509. 
0  256),  dazu  Xqv6u(x)q^  der  Sproß  der  getöteten  Medusa,  ist  bei  Pindar 
bereits  in  den  ^Q'^^OKL^aQog  umgedeutet,  darnach  auch  ^OQ(pia  xQ^^t^OQa 
fr.  119,  10.  Ein  Schwert  mochte  man  ihm  jedenfalls  nicht  mehr  geben, 
ayvbg  yccQ  6  d-eog  (schol.  Ä  zu  0  256), 

106 — 124.  Nun  durfte  auch  der  König  sein  Lob  erhalten,  diesmal, 


82  ff.— 123  57 

wenn  man  119  nicht  pressen  will,  ohne  paränetische  Spitze,  Xvxriqtov  öa- 
rraväv  (sonst  egytov  ^o'/^&cov  cc^stag  anoLva^  man  denke  an  XvQLxiXovv^  'was 
die  Kosten  aufwiegt,  lohnt');  höchst  bezeichnend  jedoch  mit  Berufung 
nicht  80  sehr  auf  das  eigene  urteil  (der  ßvvixoi^  zu  denen  der  Dichter  am 
Ende  noch  gehören  mochte)  als  auf  der  Leute  Mund :  'über  seine  Jahre  ver- 
ständig, auch  in  seinen  'Äußerungen'  (man  denkt  an  die  von  tiefer  Einsicht 
zeugende  Mahnung  P.  I  87if.),  'adlerkühn'  (111),  'an  Wahrhaftigkeit  wie 
eine  Mauer'  (ein  'Tunii'  war  der  alte  Battos  56),  'musisch  gebildet  von 
Jugend  auf  (c::t6  ^xqoq  cplXag  muntert  die  Alltagswendung  etwas  auf, 
die  Zeitbestimmung  vielleicht  in  gewollter  Parallele  mit  cd(bvoq  a.y.qav  ßa^- 
^CScov  äno  der  Anfangsstrophe  7),  'ritterlich',  'in  allen  heimischen  Spielen 
tatkräftig  beflissen'  (der  Ausdruck  ist  nicht  berauschend).  Daß  hier  vor 
allem  an  Kampfspiele  gedacht  ist  und  an  ihre  t'aoöoL  (P.  VI  50),  liegt  nach 
aQuaxy^Xdzag  am  nächsten,  dann  aber  auch  im  Hinblick  auf  die  ihm  weiter 
gewünschten  Erfolge,  deren  Krönung  ein  Olympiensieg  sein  sollte  (in  der  Tat 
gewonnen  in  der  folgenden  olymp.  80  =  460).  Nebenher  wii-d  freilich,  ziem- 
lich unverhüllt,  mit  ßovXaig  (119)  und  der  vielleicht  an  das  (p&ivoxaQTiog 
des  großen  Liedes  (265)  oder  deutlicher  an  den  lEifiiQiog  ofißgog  dieses  Ge- 
dichts (10)  anklingenden  (p^LvoncoqLg  xH^iiQia  nvoa^  auch  das  politische  Ge- 
biet noch  einmal  leise  gestreift.  118  ff.  rö  XoiJiöv  diioia  (nach  Har- 
tuDgs  glücklicher  Deutung  des  überlieferten  w)  exeiv  avT«  ölöoixs,  wie  t6 
d'  OLKO^ev  avxla  ziqa^u  P.  VIII  51.  120/'21,  Ein  griechisches  Ohr  hörte 
in  %axu-6a.^aXit,oi  -fj^övov  wohl  eine  Variation  von  (pd^Lvonioglg  heraus;  auch 
wir  kennen  ja  den  Herbst  als  das,  was  wir  im  Herbst  an  Früchten  ernten: 
'der  Herbst,  die  Jagd,  der  Markt  ist  nicht  mehr  mein'  sprach  Zeus  bei  Schiller, 
'bald  hebt  sich  auch  das  Herbsten  an',  Scheffel.  Was  bergen  doch  auch 
(0^  und  ai(6v  außer  dem  Zeitbegriff  für  einen  reichen  Inhalt!  123.  In 
cfa^/uct>r  empfand  der  Grieche  das  dem  einzelnen  oder  seinem  Geschlecht 
Zugeteilte  als  ein  über  ihm  waltendes  Wesen:  sl  öaC(i(ov  yevi^Xiog  i'grtot 
0.  XIII  105,  6aC^(ov  d'  aiaog  Isthm.  VII  43. 

GottverlieJiene  fürstliche  Macht  bedeutet  Kraft  erst  vereint  mit  sittlichem 
Adel.  Du  jagst  Vir  nach,  und  Kastor  gab  dir  ErfoUj.  Aber  adliger  Sinn 
trägt  auch  sdiöwr  das  Glück.  Du,  Arkesilas,  hast  diesen  Sinn,  jedrr  Zoll 
ein  König,  und  nun  auch  Sieger  zu  Jh/Uto.  Darum  sei  dankbar  dem  Golfe, 
dankbar  auch  dem  edlen  Lenker  dnnes  Gespanns.  VöUig  unbeschädigt  hängt 
der  Wagen  als  Weihgeschenk  im  Tempel  zu  Delphi. 

Dich,  Karrhotos,  umstrahlt  der  Glanz  der  Siegesfeier.  Vierzig  Gespanne 
stürzten, deines  allein  blieb  heil.  JeJzt  kehrtest  du  heim, nach  überstandenen  Mühen. 

Ja^  der  Mühen  überhebt  auch  der  Segen  des  alten  Dattos  nicht ^  dm 
Apollon,  der  segensreiche,  zum  Uerrn  von  Kyrene  machte.  Apollons  Orakel 
führten  die  Dorier  midi  Sparta,  Argos  und  Pylos,  die  Aegiden,  meine  *Ge- 
vattrrn\  nadt  Thera,  von  dort  audi  die  Kameen  nadi  Kyrene^  wo  wir  heute 
sein  Fe^t  begehen.  Noch  gedenken  uir  der  ältesteti  Landesheroen,  der  An- 
tenorssiihne,  ziehen  die  von  Battos  gebaute  FesUstraße^  vorübtr  an  den  Grä- 
bern der  Könige.  Die  vernehmen  dort  aus  unseren  Gesängen  ihren  RuJtm 
und  den  ilires  Sohnes y  des  Pythiensiegers. 

Ist  doch  Arkesilas  der  Inbeirriff  aller  Adrlsktgcnden.  Heil  ihm  bei 
allem,  was  er  tut  und  denkt,  und  sdinikc  Zeus  dem  Battosgeschledit  nun  auch 
einen  Olympiensieg. 


58  Pythien  VI 

Der  rhythmische  Gang  des  Karneenliedes  bietet  im  einzelnen  einige 
Besonderheiten,  die,  was  jeder  sofort  bemerkt,  stark  au  die  für  Theron  ge- 
dichtete Nekyia  (Olymp.  II)  anklingen.  Bezeichnend  ist  vor  allem,  aoolischen 
Ursprungs,  das  häufige  Umspringen  aus  iambischera  in  trochäischen  Rhyth- 
mus: ü  nkovvog  sv-Qvöd-evrig^  wie  in  ava^KpoQ-fjiLyysg  ijfivot.  Unzweideutig 
ebenso  str.  2,  ep.  1.  2.  4,  während  in  anderen  Fällen,  wie  str.  9,  ep.  7  u.  8 
an  sich  die  Möglichkeit  iambischer  Interpretation  der  Kretiker  nicht  ab- 
zuweisen ist.  Auflösung  der  1.  Hebung  wie  in  (evöIccv  05  (ina  ;(«t-)fti^tov 
o^-ßQOv  reav  str.  10  spricht  indes  für  ein  Umspringen.  Auf  aeolischer  Frei- 
heit beruht  auch  die  str.  7  einmal  (lOO)  aus  vier  Längen  bestehende,  gleich 
darauf  (str,  8)  durchweg  antispastisch  gebildete  Basis,  deren  Verkennung  lange 
Zeit  Konjekturen  hervorgerufen  hat,  Verstrennung  nach  der  3.  Silbe  (s.  Find. 
1900,  222)  würde  die  Perioden  sprengen  oder  einen,  zumal  unter  so  viel 
Aeolikern,  wenig  glaublichen  enoplischen  Dreiheber  (y~  ^^~  ^"^  fordern.  Mit 
Wilamowitz  (Gr.  Versk.  307)  TtccQaSovtog  und  ano  ßad-(ilö(ov  (str.  3  u.  8) 
iambisch  zu  lesen,  mit  Doppelsenkung,  ist  nicht  ratsam :  der  ganze  Stil  dieser 
Strophe  wie  des  verwandten  Olymp.  II  scheint  zu  widerstreben.  Zweifelhaft 
bleibt  der  Schlußvers  in  str.  ß'  wegen  der  zwei  Kürzen  im  Anfang  des  Leky- 
thions.  Wilamowitz,  Gr.  Versk.  307,  schreibt  nad-iaöav-ro  fiovvo-ÖQonov 
(pvrov,  nach  dem  eben  vorhergegangenen  bakcheischen  Klausel  vorklang  nicht 
zu  empfehlen,  eher  noch  w  -  -  ^  |  -  u  - ;  aber  man  wird  sich  mit  Längung  des 
kurzen  Endvokals  vor  Ji  beruhigen  können,  wie  fr.  104^,  50. 

Die  Perioden  bilden  in  den  Strophen  eine  xQiccg,  in  der  Epodos  eine 
nsvTccg  'jtQoa)öiKiQ.  In  den  Strophen  kündigt  sich  der  Stollen  durch  Auflösung 
der  Hebungen  an,  7tolv(pdov  STtetav,  der  durch  plötzliches  Eindringen  drei- 
hebiger  Glieder,  aeolischer  Dodranten,  scharf  sich  vom  Proodikon  und  dann 
auch  vom  Gegenstollen  abhebt.  In  der  Epodos  beherrschen  diese  Glieder 
noch  Proodikon  und  erstes  Stollenpaar,  während  das  zweite  Paar,  mit  a(pl- 
üBzo  I  öofiovg  -O-ffiKT-  j  KQeovtcov,  wie  in  Olymp.  II  die  ganze  Epodos,  in  die 
glatteren  Bahnen  vollständiger,  zwei-  und  vierhebiger  Metra  zuiücklenkt. 


PYTHIEN  YI. 

Im  heiligen  Monat  des  Spätsommers  490  v.  Chr.  bewarb  sich  auf  dem 
grünen  Rasen  von  Kirrha  {ßad-vlslficov  P.  X  15)  um  den  delphischen  Lor- 
beer ein  Viergespann  aus  Akragas.  Als  Eigentümer  hatte  sich  genannt  aus 
dem  Geschlechte  der  Emmeniden,  das  eben  dabei  war,  sich  mit  König  Theron 
eine  glänzende,  wenn  auch  kurzlebige  Dynastie  zu  gründen,  Therons  Bruder 
Xenokrates.  Mit  ihm  war,  wohl  zum  erstenmal  in  seinem  Leben,  sein  im 
Ephebenalter  stehender  Sohn  Thrasybulos  herübergekommen.  Es  konnte 
nicht  wohl  ausbleiben,  daß  die  Emmeniden,  thebischer  Herkunft  nach  Pindar 
(0.  n  50),  Fühlung  nahmen  mit  den  eingesessenen  thebischen  Adelsfamilien, 
und  so  lernte  Pindar  den  jungen  Edelmann  kennen,  dessen  liebenswürdiges,  alles 
Gute  versprechendes  Wesen  den  schon  gereifteren  Dichter  bald  mehr  anzog, 
als  das  Schauspiel  des  Rennens.  Einen  solchen  Altersunterschied  anzunehmen, 
zwingt  die  überlegene  Haltung  dieses  und  des  zweiten  isthmischen  Gedichts; 
den  Einfall,  wegen  des  in  der  Charakteristik  des  jungen  Mannes  (49)  be- 
tonten, aber  bei  Freigeborenen  doch  nur  normalen  Interesses  für  Poesie  oder 


1-6  59 

Musik  Pindar  und  Thrasybulos  zu  athenischen  Studienkameraden  zu  machen, 
können  wir  darnach  auf  sich  beruhen  lassen. 

1.  'AY,ov6ar**  i]  ydQ,  kein  priesterliches  Evcprifiute,  favete  Unguis, 
sondern  einfach  die  Bitte  um  Gehör  homerischen  Musters:  kekXvxs  —  yuQ 
hat  in  einer  epischen  Erzählung  auch  Pindar  einmal  (P.  IV  13  vgl.  P  200, 
in  einem  Gebete  0.  XIV  5).  'Hört  zu!  der  munter  blickenden  Aphrodite 
oder  der  Chariten  Ackerfeld  pflügen  wir  von  neuem,  hintretend  zum  hoch- 
heiligen Nabel  der  dr<')hnenden  Erde*.  3.  Für  dvaJtoXC^eiv  ist  üblicher 
avaTCoXsiv  (N.  VII  104,  Soph.  Phil.  1238,  das  Simplex  bei  Hesiod  eaQi,  tvo- 
leiv  opp.  462),  doch  hat  Sophokles  (Ant.  858)  auch  r^inohatov  oUov.  'Von 
neuem',  weil,  nach  ansprechender  Vermutung  von  Wilamowitz  (Sitzgsb.  Berl. 
Akd.  1901,  1287.  1908,  345),  der  Dichter  zu  den  selben  Pjiihien  mit  dem 
uns  jetzt  vollständiger  bekanntgewordenen  Paean  (VI)  erschienen  war.  Auch 
dort  naht  er  XaglieaaCv  re  xccl  avv  \4(pQoölxc<.  Warum  dort  re  —  xa/,  hier 
ri  —  -§?  Auch  wo  Aphrodite  und  die  Chariten  formelhaft  verbunden  er- 
scheinen, sind  sie  ja  nicht  ganz  unterschiedslos:  immer  bezeichnet  Aphro- 
dite einen  wärmeren  flerzensanteil,  wenn  auch  unter  den  Chariten  OaXla 
bei  Pindar  einmal  (Olymp.  XIV)  als  igaai^okTtog  heraustritt.  Aber  kein 
Zweifel,  mit  der  Trennung  durch  'sei  es  —  sei  es'  wird  den  Hörern  über- 
lassen, ob  sie  mehr  auf  den  Gehalt  sehen  wollen  als  auf  die  Form,  mehr 
auf  den  inneren  Anteil  als  auf  die  reifere  Kunst.  Der  hiermit  angeschlagene 
leichtere  Ton,  merklich  abweichend  von  dem  Eingang  des  Pa«aus,  wo  der 
Dichter  :tQ6g  ^Olvfiniov  Jtog  sich  als  UleoIöcov  :TQO(parug  einführt,  verbietet 
vollends  eine  allzu  feierliche  Auffassung  des  axovöarE.  2,  Der  6n(paX6i$ 
ist  der  Nabel  der  ganzen  Erde,  wie  ev^vKoknov  x^ovog  N.  VII  33;  also 
braucht  das  Epitheton  SQißgofjiov  nicht  gerade  auf  das  vom  Festjubel  durch- 
brauste delphische  Tal  zu  gehen.  Der  Erdboden  dröhnt  überhaupt  beim  Be- 
treten oder  Befahren,  wenn  er  hart  oder  felsig  ist,  wie  in  Griechenland; 
schon  Poseidon  Hippios  ist  den  Griechen  'EXellx^cov  (in  diesem  Gedicht  50), 
wieviel  lauter  dröhnt  die  Erde  unter  den  Schlägen  des  Dreizacks,  oder 
gar,  wenn  der  Donnerer  zürnend  die  Erde  geißelt,  yaüc  d'  {)7te(Srevdxt^e 
B  781  flf.  vdiov  bezieht  sich  auf  den  Apollontempel  als  den  vaog,,  xar' 

iioxriv^  wonach  dann  auch  TlaXlag  Ugovaa  ihren  Namen  hat  (so,  nicht  Uqo- 
vaUc,  da  das  a  in  vaog  lang  ist).  6.   Die   Emmenidenphratrie  (schol. 

0.  III  686  p.  124,  8  Dr.),  der  Thoron  und  Xenokrates  angehörten,  leiten 
die  Schollen  (nach  Timaios?)  überwiegend  ab  von  Eromenides,  Sohne  des 
Telemachos,  Sohnes  des  Samos,  Sohnes  des  Theras  (schol.  0.  II  82*  p.  82, 
3),  während  Aristarch  (schol.  P.  VI  5  p.  194,  3,  noch  nicht  geheilt,  vgl. 
Eug.  Hörn,  de  Ar.  st.  Pind.  Gryph.  1883,  50 ff.)  aus  grammatischen  Grün- 
den EmmenfH  forderte.  6.  Akragas  heißt  ctoxa{Ua^  weil  nach 
dem  Akragasflusse  benannt  (Pind.  0.  II  10,  dazu  schol.  p.  63,  14).  Wenn 
Pindar  mit  Nachdruck  Xenokrate.s  den  Sieg  zueignet  {yucl  fxctv  SkvoKQoxn  und 
15  naiQi  Ti(B  xotvav  xe  yfvf«),  so  scheint  damit  in  Widerspruch  zu  stehen, 
daß  14  Jahre  später  (0.  II  55)  die  Chariten  dieses  und  dos  isthmischeu  Sie- 
ges beiden  Brüdern  gomeinsam  heißen.  Der  Widerspruch  löst  sich,  wenn 
man  annimmt,  daß  Theron  und  Xenokrates  ihre  liennpferdo  in  einem  Mar- 
stall  vereinigt  hielten  Nur  in  Olympia  gehörte,  nach  dem  ausdrücklichen 
Zeugnis  des  Dichters,  der  Sieg  Theron  allein  (0.  11  53  m.  Schol.),  bei  dem 
pyihischen  Siege  heißt  oh  von  Xenokrates  in  dem  freilich  auch  noch  nicht 


60  Pythien  VI 

geheilten  schol.  0.1187°  (in  Verbindung  mit  scbol.  inscr.  Isthm.  II  urkundliclj 
gewiß  richtig):  xai  avvavsxi^Qv^E  StjQcova.  9.  Daß  'ÄJtoXXiavCa  vdjta 

Delphi  bezeichnet,  hätte  man  schon  wegen  noXv'HQvGov  nicht  bezweifeln  dür- 
fen; %oiX67iiöov  vdnoq  &eov  heißt  es  P.  V  43  (vgl.  Bern,  zu  P.  X  8).  Ob  von 
Süden  über  Kirrha  und  Krisa  kommend  oder  über  Theben  von  Athen,  an 
einer  Wegkrümmung  stutzt  wohl  der  Wanderer  bei  der  sich  plötzlich  öflf- 
nenden  Talschlucht:  im  Vordergrund  tief  unten  der  Pleistos,  im  Hintergrunde 
rechts  die  schroffe  Felswand  der  Phaidriaden,  getrennt  durch  die  eigentliche 
Nana  der  Kastalia  mit  dem  uralten  Heiligtum  der  Erdmutter  (P.  Corssen, 
Sokr.  I  1913,  509);  daneben  dann  terrassenförmig  ansteigend  die  Stadt,  in 
ihrer  Mitte  der  Apollontempel,  zu  dem,  in  einer  Serpentine,  die  mit  den 
Schatzhäusern  der  Athener,  Korinther  usf.  besetzte  heilige  Straße  hinauf- 
führt. Hier  in  Delphi  also  hat  Xenokrates  sich  und  seinem  Geschlecht  ein 
'Hymnenschatzhaus'  errichtet,  TlvO-tovixog  —  (Ijuvcöv  ^riCavQog  nach  der 
Neigung  der  Dichter  und  der  Sprache  überhaupt,  oft  verkannt  von  den  Ab- 
schreibern, oft  auch  von  heutigen  Textkritikern,  das  Epitheton  des  abhängi- 
gen auf  das  regierende  Nomen  zu  übertragen;  eine  Vorratskammer  (itoliiog) 
ist  es  zu  Liedern,  wie  dem  vorliegenden,  unsichtbar,  unzerstörbar.  'Weder 
winterlicher  Regensturm,  fernher  kommend,  ein  unholdes  Geschwader  brau- 
sender Wolken,  noch  der  Sturm  wird  es  ins  Meer  treiben  von  wüstem  Geröll 
•getroffen'  {xvitto^Bvov^  eine  mediale  Bedeutung  ist  nicht  glaublich;  ßad-ely 
Xailani  xvTtxcov,  sagt  Homer  vom  Südweststurm  A  306).  Wir  denken  auch 
wohl  an  das  auf  Sand  gebaute  Haus  im  Evangelium,  l'nvsveav  ot  avs^oL 
aal  TtQoasKOtpav  xf]  olklu  ixslvr}^  aal  sneas.  12.  In  dem  Satze  (fdsi  de 

ctQÖüfvDJtov  —  djtayyeXsT  fragt  man,  ob  das  Schatzhaus  oder  sein  ngoa- 
(OTtov  Subjekt  sein  soll.  Wortstellung  und  Ton  des  Satzes  lassen  die  Wirk- 
lichkeit zu  den  eben  negierten  Möglichkeiten  der  Zerstörung  fast  in  einem 
zeitlichen  Gegensatz  erscheinen.  Erst  mit  dem  Liede  vollends  erhält  das 
bisher  nur  nebelhaft  vorgestellte  Schatzhaus  Gestalt:  für  die  Tätigkeit  des 
Dichters,  der  eben  noch  Ackersmann  war,  schimmert  leise  das  Bild  des  Bau- 
meisters durch.  Daß  die  Verbindung  zwischen  dem  Tun  des  Helden  und 
der  Nachwelt  (XoyoLg  ^vax&v)  lediglich  der  Dichter  herstellt,  ist  ja  für  Pin- 
dar  selbstverständlich:  a  ö'  Scgsra  ocXeLvatg  aoiöatg  \  %QOVia  —  reXi&eiy  mit  sei- 
nen unzähligen  Variationen;  hatte  doch  die  Dichtung  von  Homers  Zeiten 
an  lange  noch  die  Historie  zu  vertreten;  daher  denn  auch  bei  Pindar  die 
so  schwer  mit  ürkundenmaterial  belastete  Poesie.  Da  nun  das  ngoöcoTtov 
^es  Hauses,  ehe  noch  dem  'Q'qöavQog  (ffivoav  ein  ij^vog  entsteigt,  weder  sicht- 
bar noch  wirksam,  erst  mit  dem  Liede  des  Dichters  in  die  Erscheinung  tritt, 
muß  das  Haus,  bis  zum  Schluß  {anayyeXet)^  Subjekt  bleiben  und  nQoöcoTCov 
acc.  graec.  sein:  'hellumstrahlten  Antlitzes'  —  man  denkt  wohl  an  eine 
Marmorfassade  mit  einem  reich  geschmückten  Giebelfeld,  wie  Pyth.  VII, 
Olymp.  VI  Anf.,  Eur.  Ion  188  —  'wird  das  durch  Dichtermund  beseelte 
Haus  der  Welt  den  Ruhm  des  Siegers  melden'.  Hiermit  liegt  das  Prooimion 
des  Liedes  vor,  ein  Stück  aus  einem  Guß:  'Heil  dem  Xenokrates  und  sei- 
nem ganzen  Hause!' 

Da,  wie  die  nun  folgenden  Verse  beweisen,  das  Gedicht  einstrophig 
ist,  ohne  eine  Epodos,  und  die  Strophe  in  ihrem  Gange  vollkommen  ein- 
deutig, so  sei  sie  gleich  hier  analysiert:  eignet  sie  sich  doch,  recht  im  Gegen- 
satz zu  dem  früheren  Jugendgedicht  Pyth.  X,  wegen  ihrer  an  sapphische 


6— 19  ff.  61 

und  anakreontische  Ständchen  gemahnenden  Schlichtheit,  ganz  besonders 
zui*  Einführung  in  die  trotz  jahrhundertelanger  Bemühung  uns  noch  immer 
80  fremde  Welt  griechischer  Verskunst.  Ein  Pentameter  aus  zwei  aeolischen 
Dimetren  mit  iambischem  Vortritt  bildet  das  Vorspiel,  den  'Abgesang*.  Die 
btollen  setzen  beidemal  mit  einer  Auflösung  ein,  angekündigt  in  dem  ersten 
Dimetron  des  Vorspiels,  beide  vermeiden  den  Pentameter  und  begnügen  sich 
je  mit  zwei  Trimetern,  deren  Variationen  bis  zu  dem  nach  kurzer  bakche- 
ischer  Hemmung  glatt  iambisch  ablaufenden  ScMußvers  nicht  ohne  Reiz  sind; 
beide  endlich  schieben  je  ein  kurzes  Glied  ein,  der  Stollen  ein  Dreiviertel- 
gljkoneion  (=  yäg  iXecpai'zivav)  zur  Einleitung  des  Schlußdimetrons,  der 
Gegenstollen  ein  dreihebiges  Kerjgma  (»=  Evq)ri(iLa  '(yroj),  das  zusammen 
mit  dem  Paroimiakon  —  bitte  hiernach  das  Schema  der  Textausgabe  1914 
zu  verbessern  —  und  dem  bereits  erwähnten  Bakcheion  einen  höchst  wirk- 
samen Klauselvorklang  abgibt.  Ich  denke,  hier  ist  nichts,  was  sich  bei  rich- 
tiger Fragestellung  nicht  ganz  von  selbst  ergäbe.  Nur  durch  Nichtbeachtung 
der  mit  dem  zweimaligen  Einschub  des  kurzen  Gliedes  angezeigten  Ent- 
sprechung der  auch  sonst  deutlich  aufeinander  eingestellten  Perioden  hier 
und  in  der  großen  Strophe  ^'Aqioxov  /wIv  vdiOQ  (2*  axe  öiccnQeneL  »^  -fiag  6t^ 
ai^iQog  Q^)  hat  sich  Wilamowitz  (Gr.  Versk.  320  u.  415),  wie  vor  Jahren 
E.  Graf  (P.s  log.  Strophen  1892,  9  u.  11),  den  Einblick  in  die  kristallklare 
Gliederung  verbaut. 

19 — 26.  Der  Übergang  zum  Mythos  umfaßt  genau  eine  Strophe;  auch 
darin  zeigt  sich  das  Liedhafte  des  Gedichts,  daß  nirgends  Strophenende  den 
Satz  unterbricht,  wie  doch  in  dem  älteren  Epinikion  Pjth.  X  ohne  Scheu 
geschieht  (42/3.  48/9),  nur  die  Triaden  schließen  dort  stets  mit  einem  Satze. 
Die  ersten  Worte  GV  roi  a^J^^ibv  viv  arX»  erscheinen  auf  den  ersten 
Blick  recht  vieldeutig.  Grammatisch  am  nächsten  liegt  die  Beziehung  von 
VLV  auf  vUav  (17);  nur  ist  damit  kein  Sinn  zu  verbinden,  sobald  man  sich 
des  Gedankens  entschlägt,  Thrasybulos  habe  eigenhändig  das  Gespann  sieg- 
reich durchs  Ziel  gelenkt.  Davon  findet  sich  sonst  keine  Andeutung  im  Text; 
man  hat  es  ersonnen  in  dem  Bestreben,  eine  möglichst  genaue  Parallele  her- 
zustellen zwischen  Thrasybulos  und  dem  für  seinen  Vater  in  den  Tod  gehen- 
den Antilochos,  ohne  die  Möglichkeit  oder  gar  Wahrscheinlichkeit  zu  erwä- 
gen, daß  P.  ja  den  Lenker  ausdrücklich  namhaft  macht  (Isthra.  II 19  xal  rö^< 
AXiivaig  ^te}  .  .  .  Ni%6^miog  Bury).  Das  Pronomen  antizipierend  auf  i(f>r\- 
fioavvav  zu  beziehen  verbietet  sich,  von  der  Stillosigkeit  dieser  Antizipation 
abgesehen,  durch  das  selbst  für  Pindar  allzuharto  Nebeneinander  zweier 
Bilder  für  die  selbe  Sache  (axe^on'  xxk.  und  6()0av  äyei^).  So  bleibt  nur  (mit 
Er.  Sclmiid,  Hermann  und  Boeckh)  die  Beziehung  auf  den  Vater,  und  eine 
Erwähnung  des  Vaters  scheint  auch  der  Sinn  des  ganzen  Satzes  zu  fordern 

!19 — 26).  Anstößig  mochte  erscheinen,  daß  der  letzten  Nennung  dos  Vaters 
15)  noch  die  Worte  %otvav  X6  yivia  angehängt  waren.  Aber  der  Vater  be- 
lierrscht  doch  von  xai  ^av  StvoxQaxn  (6)  an  das  ganze  Vorspiel.  Schwierig 
bleiben  indes  die  Worte  tfj^iOwi/  viv  inl  dt^ia  jrfi^oj.  So  einfach  wie  Er. 
Schmid  wollte,  —  ^<»<ü  xiQi^  ist  der  Ausdruck  doch  nicht;  aber  in  dem  Sinne 
der  alten  Formel  (e  277,  Christoph  Schneider  zu  Plat.  rep.  IV  420  —  Bd.  I 
336)  ist  or  auch  nicht  gemeint:  soll  der  Sohn  den  Vater  Vechtor  Hand*,  'an 
seiner  eigenen  rechton  Seite*  haiton  VI  Es  ist  also  mit  Hermann  (1817)  inl 
dtiui  (vgl.  H  238)  von  Xitif6g  zu  trennen  und  (J^t^v  —  X'^9^i  ^^  vurbindou. 


62  Pythien  VI 

Der  Solin  reicht  dem  Vater  die  Hand,  in  feierlicher  Gebärde  (vgl.  Ew.  Bruhn 
zu  Soph.  El.  976^,  ivÖ£^i(üaa(i6vos.  Was  er  damit  bekräftigen  will,  wird 
sich  (45)  am  Schlüsse  des  Mythos  ergeben.  Es  folgt  die  Mahnung 

Cheirons  in  freier,  höchst  charakteristisch  veredelnder  Wiedergabe  aus  einer 
*hesiodischen'  Xelgcovog  v7to^if]Kti,  deren  Anfang  uns  der  Scholiast  erhalten 
hat  (fr.  170  Rz.).  Das  schlichte  Gebot:  'Fromme  Scheu  dem  Zeus!'  und 
'Ehre  Vater  und  Mutter!'  die  ganze  griechische  Literatur  hindurch  als  un- 
geschriebenes Gesetz  hochgehalten  (Albr.  Dieterich,  Nekyia  166,  Hirzel, 
"^4yQ.  v6fi.  32),  hat  Pindar  mit  den  brokatenen  Falten  seiner  Sprache  um- 
kleidet. In  Bergeinsamkeit  legt  sie  der  Philyra  (einer  Dryas?)  Sohn  dem 
von  Vater  und  Mutter  getrennten  starken  Peliden  ans  Herz.  In  ßlov  ns- 
7tQ(o^vov  (Gegs.  d'S&v  25)  liegt  für  Thrasybulos  und  die  Hörer  des  Liedes 
ein  feiner  Hinweis  auf  die  Begrenztheit  des  Lebens  der  nächsten  Angehöri- 
gen, im  Gegensatz  zu  den  eben  genannten  Göttern;  wir  denken  wohl  an 
Freiligraths  'Die  Stunde  kommt,  wo  du  an  Gräbern  stehst  und  klagst'. 
Um  die  ganze  Wucht  von  OQcpavi^o^ievo)  zu  ermessen,  lese  man  Apollod. 
III  171  nach,  und  wegen  svQvC&evrjg  Find.  N.  III  44.  Also:  'Die  Eltern 
haben  dich  verlassen,  und  du  bist  riesenstark,  und  dennoch  —  ehre  Vater 
und  Mutter!'  Als  Zeugnis  für  das  Alter  der  Trennung  von  den  Eltern  ist 
die  Stelle  bei  C.  Robert,  Gr.  Heldens.  I  66flF.  nachzutragen.  20/21.  Die 
lockere  Anfügung  des  Relativums  im  Neutrum  rd  Ttoxs,  wie  0.  I  15/16, 
P.  I  73/7.  n74/5.  m  17/18. 

27 — 41.  Die  Erzählung  von  Antilochos  Heldentod  (nach  der  Kleinen 
Ilias,  statt,  v^ie  man  erwartet,  nach  der  Aithiopis,  vermutet  Wilamowitz, 
Ilias  und  Homer  45;  dazu  Hom.  Unterss.  154  und  meine  Notiz  Hermes  20, 
1885,  494)  ist  auf  die  nächste  Strophe  und  die  ersten  Zeilen  der  folgen- 
den zusammengedrängt:  man  hat  den  Eindimck  wie  von  einem  Vasenbilde, 
und  zwar  einem  meisterlichen.  Von  Antilochos  Tode  weiß  auch  die  Odys- 
see b  i^8,  von  Nestors  Gespann  das  0  der  Ilias  (86);  der  'Messenier'  Nestor 
(34)  erschien  bereits  den  alten  Grammatikern  als  eine  Neuerung  Pindars, 
da  die  homerische  Darstellung  überwiegend  nach  Triphylien  weist  (Otfr. 
Müller,  Orchom.'  359).  27.  ^yevto,  bindevokalloser  Aorist  wie  noch 

P.  Ill  87,  ferner  eösaxo  0.  II  54,  diy(isvog  P.  IV  128.  ^yevro  x«t  JtQÖ- 
TBQOV  gehört  zusammen,  schlichten  Erzählungsstils,  während  eine  Um- 
schreibung k'ysvTo  —  (fiQCüv  =  ^vsyKS  (Boeckh,  Gildersleeve)  gekünstelt  er- 
scheint. In  xcrt  TtQOTEQOv  ist  der  Hinweis  auf  Thrasybulos  deutlich. 
33.  6  (T  ^(psjfBV  TiQaraiöv  By%o<s,  vortrefflich  der  Paraphr.  6  6\  MifjLvav 
imöloDKS  Kai  (led'^  og^ii^g  duKlvei  t6  öoqv,  also  etw^as  schwächer  als  iTC^gsLÖe^ 
und  nicht  gerade  in  eum  (Nestor a)  protendit,  wie  Boeckh  wollte. 
36.  Bei  ßöaae  staiöa  ov,  dessen  vorzügliche  Paraphrase  ig)Cüvt}ßs  in  einer 
Heidelberger  Hs.  in  den  Text  geraten  ist,  sollen  wir  den  Ruf  selbst  noch 
heraushören,  im  Vokativ  oder  in  einem  besonderen  Satze,  ähnlich  Aesch. 
Choeph.  402'£(>tvvv!,  Eur.Phoen.  1155  tvvq  aal  ÖLueXXagl,  Soph.  Trach.  772 
AC^avl  nur  daß  in  griechischer,  auch  römischer  Weise  der  Ausruf  in  die 
Konstruktion  des  Satzes  hineingezogen  ist  (Lehrs,  Quaest.  epp.  325,  Haupt, 
opp.  n  201),  wobei  denn  auch  das  Fron,  der  1.  Fers,  sich  in  die  3.  verwandeln 
mußte.  37.  Die  Interpunktion  vor  a'&tov  ^iv(OV  stammt  von  Heyne;  avrov 
als  lokales  Adverb,  homerischen  Vorbilds,  sonst  nicht  bei  F.,  wohl  aber  bei 
Aischylos;  dh  fehlt  wohl  besser.  Daß  o^x  dnigi^psv  vom  Redenden 


19ff.— 60  63 

gemeint  ist,  wie  hßccXuv  inog  P.  II  81,  folgt  schon  aus  dem  vorangestellten 
und  dadurch  nach  dem  Subjekt  des  vorhergehenden  Satzes  orientierten  ^a- 
fiaiTUxig  (vgl.  0.  IX  12).  Erst  im  nächsten  Satze  tritt  mit  6  ^stog  avt]Q  ein 
neues  Subjekt  hervor.  40.  Dem  r<5r  ndXai  steht  zweifellos  gegenüber 
i&v  vvv  öi  (44);  dann  schwebt  aber  der  Dativ  SnXoziQOLöiv  in  der  Luft,  da 
man  ihn  schwerlich  als  dat.  eth.  zu  SQyov  nsXtoQiov  Tsliaaig  erklären  darf, 
mit  Hinweis  etwa  auf  oo  y.Qdxog  iazl  ^eyiöTov  Ttäoiv  KvnXconeaai  (a  71), 
Am  einfachsten  verbindet  man  ihn  doch  mit  iSoxt'iCs  und  läßt  von  6'xXoTi- 
QOiaiv  auch  den  Gen.  twv  :idXai  abhängen.  Das  ergibt  freilich  auf  den  ersten 
Blick  eine  Schiefheit  des  Gegensatzes  mit  r&v  vvif  de  —  (idXi,ara\  doch  ver- 
scliwindet  die  leichte  Inkonzinnität,  sobald  man  aus  dem  x&v  TtdXai^  der  allr 
gemein  urteilenden  Jugend  also,  dnb  kolvov  noch  einmal  rav  TtccXaiy  ^e 
sich  selbst  mit  ihm  vergleichende  Jugend  heraushört.  Mit  Recht  sieht  Wila- 
mowitz  (Hieron  und  P.,  Sitzgsb.  Berl.  Ak.  1901,  1286'^)  in  dem  merkwür- 
digen Zusatz  eine  Huldigung  auch  der  Jugend  des  Jahres  490,  zu  der  sich 
dann  auch  der  Dichter  selber  noch  rechnete,  für  Thrasybulos.  44.  Wie 
schlechte  Schauspieler  und  Vorleser,  wenn  sie  ausdrucksvoll  reden  wollen, 
einzelne  Wörter  betonen,  anstatt  dem  ganzen  Satz  das  ihm  gebührende  Ethos 
zu  geben,  sind  auch  wir  bei  der  Interpretation  griechischer  Texte  nur  zu 
geneigt,  wenn  xal  'auch'  heißt,  so  in  Sätzen  wie  tojv  vvv  6s  xal  0^.,  mit 
der  Partikel  ein  einzelnes  Wort  aufzuspießen.  Es  bedeutet  hier  keineswegs 
'in  der  Gegenwart  unter  anderen  auch  Thrasybulos',  es  weist  vielmehr  ver- 
gleichend noch  einmal  auf  Antilochos  zurück.  Belege  für  die  freiere  Stel- 
lung des  xat  in  meinem  Pindar  (1900)  zu  0.  III  38,  hinzuzufügen  aus  un- 
serem Gedicht  53,  ferner  Isthm.  V  59;  für  die  lockere  Anfügung  eines  Par- 
tizipiums mit  T£  (=  'und  zwar',  'und  zugleich')  ebd.  zu  P.  I  70.  Verken- 
nung dieser  selben  Freiheit  im  nächsten  Satz  unseres  Gedichtes  {TtccxQOD  rs 
46)  hat  schon  früh  zu  der  Interpolation  von  söei^sv  geführt  (aus  dem  Scho- 
lion  laov  iavrbv  d:ii6eLlev)^  die  noch  immer  Verteidiger  findet.  Aber  uTtuöav, 
80  leicht  es  paläographisch  Dittographie  von  dyXatav  sein  könnte,  ist  hier 
gar  nicht  zu  entbehren:  Therons  Auftreten  war  eben  fürstlich  auf  allen 
Gebieten. 

44 — 49.  Mit  der  neuen  Parallele  (vgl.  29)  zwischen  Antilochos  und 
Thrasybulos  sind  wir  wiederum  zur  Gegenwart  des  in  seinem  Sohn  gefeior- 
ten Siegers  zurückgekehrt.  Daß  der  Pietät  gegen  den  Vater  rasch  noch  die 
gegen  den  Oheim  angefügt  wird,  hat  seinen  Grund  offenbar  in  dem  Wunsche, 
nach  der  starken  Hervorliobung  des  Xenokrates  (6)  dem  Mitsieger  Therou 
(tfwai/fx^^v^f  SrjQiüva  schol.  0.  II  82")  nachträglich  Gerechtigkeit  wider- 
fahren zu  lassen,  und  damit  natürlich  den  Dichter  auch  dem  de  facto  wohl 
schon  jetzt  regierenden  Herrn  von  Akragas  zu  empfehlen.  Dem  Fürsten  an 
Vornehmheit  in  jedem  Sinn  es  gleichtun  zu  wollen  (46),  hat  aber  für  den 
jugendlichen  Neffen  wohl  auch  seine  Gefahr:  daher  sofort  eine  Einschrän- 
kung; Thrasybulos  ist  'reich,  mit  Verstand*  (so,  nicht  *un  Verstand',  fordert 
es  der  Zuaammenhang;  vgl.  auch  P.  VIII  92,  N.  IX  32).  Thrasybulos 

freut  sich  seiner  Jugend  —  die  erste  Silbe  von  ijßav  (47)  hat  in  der  Musik, 
wie  aus  den  übrigen  Strophen  hervorgeht,  zwei  Töne  — ,  er  bleibt  aber  recht- 
schaffen und  bescheiden  (48),  dazu  hilft  ihm  nach  P.  gewiß  auch  sein  Ver- 
itftndnii  für  Poeiie  (49).  50.  Der  folgende  Vors  ist  schwer  verdorben. 
Aber  wenn  zu  dem  flberlieforten  Inmluv  taoiov  eine  alt«'  Paraphrase  lautet 


64  Pythien  VI— VII 

[nmKag  ccfiCklag,  so  haben  gewiß  alle  die  lecLt  gesehen,  die  den  gen.  plur. 
hergestellt  haben:  der  Dichter  wird,  wie  ich  vermute,  den  lebhaft  mit  seiner 
Epiklesis  ^EXeUx^oiv  angerufenen  Poseidon  bezeichnet  haben  als  tc&v  tnitL- 
xcöv  slg  Tüv  ÖQOfWv  elaöSwv  xal  elaeXdaecov  dsanott^v.  Daraufhin  hab  ich 
vorgeschlagen  zu  lesen:  w  8i(STtoQ^  Imtiav  iauöcov.  Klar  ist,  daß  eine  leiden- 
schaftliche Neigung  zum  Wagensport,  eine  standesgemäße  Verwendung  also 
des  Reichtums  betont  wird  (vgl.  Isthm.  I  67),  und  zu  alledem  ist  er  auch  noch 
(53)  ein  liebenswürdiger  Mensch  und  guter  Kamerad  beim  Becherklang  (vgl. 
das  launige  Trinklied  fr.  124*^).  52.  xat  —  ö(xiXeiv  natürlich  abhängig 
von  yXvKeta,  wie  alöolbg  ofitXsu'  Isthm.  II  3  7.  Wenn  für  liebenswürdig  'süß* 
gesagt  wird,  so  tritt  den  Griechen  schneller  noch  als  uns  das  Bild  des  Honigs 
vor  die  Seele,  daher  die  zahlreichen  Komposita  mit  fisXi-  (in  dem  späteren 
Gedicht  auf  Thrasybulos  dreimal  von  der  Musik  gesagt).  54.  Mit  dem 

seltsam  gewählten  Ausdruck  iieXiaaciu  afielßeiat  rgr^wv  novov  wird  der  Dichter 
nichts  besonders  Tiefes  gemeint  haben,  etwa  dem  avöq*  ayad^hv  xiXQay(ovov 
avsv  il/oyov  xsrvyfiivov  des  Simonides  Vergleichbares;  von  seinem  (isXiaao- 
tevKTcov  ki^qUov  i^a  yXvY.eQü)XSQog  6}iq)d  (fr.  152)  zu  diesem  XQYjxbg  novog 
war  doch  nur  ein  Schritt;  öi^vQa^ß&öeg^  mögen  freilich  auch  die  alten 
Kunstrichter  schon  geui*teilt  haben.  Doch  spiegelt  sich  in  dem  Ausdruck 
gewiß  auch  mehr  wider  als  der  sinnliche  Reiz  des  Zungeugeschmacks:  es  ist 
das  Entzücken  über  das  ganze  den  süßen  Saft  bergende  Wunderwerk  der 
Bienen  ([q&v  iisXiaaäv  fr.  123,  7;  vgl.  Wilamowitz,  Plato  1919  I  46). 

Wenn  wir  jetzt  das  Ganze  tiberschauen,  so  sind  wir  wohl  endgültig  die 
Sorge  losgeworden,  was  denn  Thrasybulos  annähernd  dem  Opfertod  des 
Antilochos  Entsprechendes  solle  aufzuweisen  haben:  gar  nichts  als  eine 
jedes  Opfers  fähige  Gesinnung! 

Der  Gedankengang  ist  einfach  genug:  ^Hörtt!  Ein  Lied  aus  dem  unzer- 
störbaren Schatzhaus^  das  durch  seinen  Wagensieg  in  Delphi  sich  und  seinem 
Geschlecht  dein  Vater ,  Thrasybulos ^  errichtete  (Str.  1.  2),  dem  treugesinnt 
du  die  alte  Mahnung  hochhältst  ^^Ehre  die  EUernT''  (Str.  3).  Antilochos  ging 
für  seinen  Vater  in  den  Tod  (Str.  4/5),  unter  dem  Beifall  der  gesamten  Ju- 
gend. So  gibt  es  heute  keinen  treueren  Sohn  als  Thrasybulos  (Str.  5),  der 
auch  seinem  Oheim  nacheifert,  bei  allem  Beichtum  bescheiden,  den  Musen 
hold,  ritterlich,,  dazu  ein  lieber,  guter  Kamerad  (Str.  6).' 

Zwanzig  Jahre  später  —  das  Emmenidenhaus  hatte  inzwischen  das 
Königszepter  in  Akragas  errungen  und  verloren  — ,  widmete  der  Dichter 
seinem  Jugendfreunde  das  noch  immer  von  persönlicher  Wärme  getragene 
Trostlied,  Isthm.  11,  darin  er  unzweideutig  auf  unser  Gedicht  als  auf  einen 
TtalÖEiog  ^y^vog  anspielt. 

Die  Strophe  ist  am  Schluß  des  Prooimions  analysiert. 

PYTHIEN  VII. 

Der  gefeierte  Sieger  mit  dem  Viergespann  in  Kirrha  (486  v.  Chr.), 
Megakles,  ist  identisch  mit  dem  im  Februar  des  selben  Jahres  ostrakisierten 
MeyaKXrig  (^I'jt7to)KQccTOvg  'AXcoitearj&ev  (Ad.  Kirchhoflf  zu  CIA  IV  3  p.  192, 
Brückner,  Ath.  Mitt.40, 1915,  5,  Arist.'^^^.  22, 4).  Der  (14)  genannte  einzige 
Olympiensieg  des  Geschlechts  gehört  dem  Alkmeon,  Megakles  Sohn  (5  90  v.Chr., 
Her.  V  125).  Die  Scholiasten  benutzen  außer  der  delphischen  Siegerliste  des 


Einleitung.    1  flf.  65 

Aristoteles  noch  eine  Zusammenstellung  der  Alkmeonidensiege;  daher  zu  euQog 
(p.  201,  10  Dr)  zu  verstehen  ^AXKiieavlörjg.  Einmal  im  Zuge,  erwähnen  sie 
auch  noch  den  Olympiensieger  von  436  v.  Chr.,  Megakles,  vermutlich  unseres 
Megakles  Sohn,  Schatzmeister  der  Athene  428/7  (CIÄ  I  122).  —  Für  die 
Geschichte  des  Alkmeonidenhauses  und  seiner  Verbindung  mit  Delphi  sei  der 
Kürze  halber  verwiesen  auf  die  nur  in  Nebenpunkten  seither  überholten  Ar- 
tikel Job.  Töpffers  und  Hillers  von  Gärtringen  PTFI 1556  (Alkmeoniden)  und 
IV  2551  (Delphoi),  ferner  auf  Wilamowitz,  Ar.  u.  Ath.  I  33;  insbesondere 
für  die  Wiederherstellung  des  548  v.  Chr.  niedergebrannten  Apollontempels 
(avrofiartog  Kccrey.drj  Her.  II  180),  besonders  für  die  von  den  Alkmeoniden 
in  Marmor,  statt  in  Porossandsiein  hergestellte  Ostfassade,  auf  die  Literatur 
(außer  Her.  V  62,  Ar.  'A^.  XIX^  Philoch.  schol.  P.  p.  203  Dr)  bei  Bu- 
solt,  Gr.  Gesch.  ü*  387,  dazu  noch  H.  Pomtow,  Rh.  Mus.  51,  580ff.;  52, 
105  ff.  Was  Paus.  X  5,  übrigens  flüchtig  genug,  von  dem  Tempel  berichtet, 
geht  auf  den  nach  370  v.  Chr.  abermals  nötig  gewordenen  Neubau  (Uli-. 
Koehler,  Ath.  Mitt.  I  16,  Herrn.  XXVI  45)  und  stimmt  weder  zu  der  Be- 
schreibung Eurip.  Ion  184 ff.  noch  zu  den  hocharchaischen,  aus  dem  Alk- 
meonidenbau  glücklich  ans  Tageslicht  gekommenen  Resten  der  Giebelfiguren, 
über  die  Theoph.  Homolle  BCHXXY  1901,  459,  dazu  pl.  IX— XHI  u. 
Fouilles  de  Delphes  IV  pl.  XXXI/V,  Hans  Schrader,  Ausw.  arch.  Marmorsk. 
1913,  15/6,  Fem.  Courbj,  ^CfTXXXVIH  (1914)  327.  Die  Komposition 
ein  Vorklang  des  Ostgiebels  am  Zeustempel  von  Olympia:  in  der  Mitte  ein 
Viergespann,  darauf  ApoUon  (?)  mit  Leto  und  Artemis  (?),  daneben  außer 
Stallknechten  ein  feierliches  Gefolge  von  sechs  Gestalten,  die  weiblichen  in 
der  Tracht  der  Akropolisfrauen;  in  den  Winkeln  Tiergruppen,  südlich  Löwe 
und  Stier,  nördlich,  hervorragend  gelungen  (Phot.  Alinari  24  744  Delph.) 
Löwe  und  Hirsch ;  auf  dem  First  des  Daches  eine  geflügelte  Nike  im  Lauf- 
schema, auf  den  Ecken  je  eine  Sphinx.  —  Wenn  uns  beim  ersten  Blick  in 
einem  politischen  Lied  auf  einen  Athener  des  Jahres  486  das  Schweigen 
über  Marathon  befremdet,  so  bedarf  es  nur  geringen  Nachdenkens,  um  dies 
Schweigen  zu  verstehen.  Erstens,  und  darauf  ist  schon  öfter  hingewiesen 
worden,  ist  den  Athenern  selber  die  Bedeutung  des  persischen  Landungs- 
versuchs bei  Marathon  erst  allmählich  aufgegangen,  die  Verherrlichung  der 
MaQa^tovofiuxcii  überhaupt  erst  in  Schwung  gekommen,  als  es  in  Athen 
keinerlei  MaQa^ovofxdicit  mehr  gab.  Ferner  ist  bekannt,  daß  Theben,  wie 
Delphi,  damals  medisch  gesinnt  war.  Endlich  gab  es  sogar  in  Athen,  auch 
außer  den  Monarchisten,  wohl  noch  Gruppen  von  Staatsmännern,  die  von 
den  Persern  Hilfe  für  ihre  Parteiinteressen  erhofften.  Auch  ohne  an  eine 
Teilnahme  gerade  der  Alkmeoniden  bei  dem  Verrat  des  Hippias  zu  glauben 
(Herod.  VI  121),  werden  wir  also  begreifen,  daß  dem  Dichter  im  Jahre  486 
der  einfachste  Takt  eine  Erwähnung  Marathons  geradezu  verbot.  Er  hat 
die  patrioti.sche  Verherrlichung  Athens  und  Spartas  ehrlich  nachgeholt.,  als 
es  Zeit  war,  470  (P.  I  76),  zehn  Jahre  nach  der  auch  im  Westen  gelunge- 
nen Befreiung  der  hellenischen  Welt  von  der  persisoheUf  der  phönikischcn, 
der  tyrrhonischen  Gefahr,  und,  vielleicht  schon  einige  Jahre  vorher,  in  dem 
athenischen  Dithyrambon  Sl  ral  kinaQal  (fr.  76). 

IfT.  'Athen,  die  große  Stadt,  der  schönste  Eingang  eines  Liedes  auf 
«'inf^n  Wagensiog  der  Alkmeoniden!'    fifyaAo.TÖAie^  wie  Sjrakus  F.  11 1. 
rtQoof^ov  wird  erklärt  durch  x^tjnig  (vgl.  P.  IV  188,  fr.  194,  0.  VI  Anf.); 

Sohrotdcr,  PlDdara  PjrtliUB  6 


66  Pythien  VII 

verkehrt  also  der  Gedanke,  es  bezeichne  das  ganze  Gedicht,  wie  etwa  Olymp. 
XI,  als  Vorläufer  weiterer  Lieder;  auch  das  Charitenlied  (Olymp.  XIV), 
ein  Kleinod  pindarischer  Poesie,  könnte  wohl  ein  nqooi^iiov  sein,  enthält  es 
doch  nicht  viel  mehr  als  den  Prooimionsgedanken  öi^cci.  Aber  wie  das  nqoß- 
(OTtov  (Olymp.  VI)  ein  rriXavysg^  so  ist  auch  die  XQrjTtlg  (fr.  77)  (pccevvcc, 
nicht  das  unsichtbare  Fundament  eines  Gebäudes,  sondern  die  stufenartig 
das  Ganze  über  den  Erdboden  hinaushebenden  untersten  Quadern;  richtig 
so  Boeckh  zu  fr.  194  (206).  Der  Plural  aoLÖav  ist  der  bekannte  generelle, 
der  nicht  eine  Anzahl,  sondern  aus  einer  Anzahl  ein  Einzelnes  bezeichnet 
(fr.  75,  11.  120).  Die  zwei  Dative  yevBgc  und  ijr:Jtoi(Ti,  nach  dem  auch 
Pindarn  geläufigen  Schema  Ka&^  oXov  aal  Ticcza  ^i^og^  hier  durch  Zwischenstel- 
lung von  KQYimö^  aoLÖäv  (ähnlich  0.  IX  98/9)  angenehm  verschleiert.  ßa- 
Xiöd'ai  von  adlXi,aTov  abhängig,  wie  Tivd-ia^ai  von  imcpaveöxiqov.  5.  Keine 
Heimat  (vgl.  xrilo^i  TtdxQrjg  Hom.),  kein  Geschlecht  ist  gefeierter  in  Hellas. 
Asyndetische  Anapher  von  xig,  wie  xtvsg  KvTivov,  xlveg^ExxoQa  Isthm.  V  39- 
oder  xCg  a%c6^  xig  oöficc,  oder  xtg  yfj^  xi  yevog  bei  Aischylos;  das  8e  oder  xs 
der  Hss.  beruht  auf  dem  liorror  hiatus  (prolegg.  p.  9).  Zu  vaiaiv  (6)  findet 
man  eine  ganze  Totenkammer  von  Konjekturen  in  meinem  Piudar  von 
1900;  die  Rettung  liegt  in  der  richtigen  Lesung  des  überlieferten  ovujua^at, 
an  die  Boeckh  gedacht  hat,  ohne  den  glücklichen  Gedanken  festzuhalten 
und  ohne  einen  Nachfolger  zu  finden:  ^in  keinem  Lande,  keinem  Hause 
magst  du  wohnen  so  stolzen  Gefühls!'  Erst  so  kommt  auch  das  dynamische 
Medium  zu  seinem  Recht.  Aber  wie  fein  ist  in  vaicov  die  Anspielung  auf 
den  von  Heimat  und  Haus  getrennten  Megakles!  10.  In  der  ambrosia- 
nischen  Überlieferung  des  folgenden  Satzes,  nur  durch  den  Parisinus  V  ver- 
treten, steht  (10)  XE  (d.  i.  xbov)  66(iov,  es  fehlt  also  xs,  dessen  Einschub 
bei  den  Vatikanern  {BEU)  auf  Dittographie  oder  Interpolation  beruhen 
wird;  dann  aber  fehlt  dem  Vers  eine  Silbe,  und  da  der  Paraphrast  (9*p.  203, 
17  Dr)  So^iov  mit  oIy.ov  wiedergibt,  so  fehlt  sie  schon  lange.  Ich  halte 
{7tQo)doiiov,  obwohl  das  V^ort,  verglichen  mit  dem  itqo^vqov  d-akdfiov  0.  VII, 
etwas  profan  anmuten  mag,  noch  immer  für  annehmbar.  Wilamowitz  (Gr. 
Versk.  306)  will  lieber  in  der  Strophe  eine  Silbe  sparen;  s.  metr.  Bem. 
Ilv^ib,  der  homerische  Name  für  Delphi  (I  405,  hymn.  Ap.  372).  12.  Die 
Konstruktion  von  ^ar^röv  stav^av  gibt  der  Paraphrast  (9*)  richtig  wieder 
mit  d'ccv^ccöxov  Kccxe(S%svccaccv,  ebenso  das  Scholion  (9^)  imcpavißxsQov  inol- 
7l0av,  d.  i.  Herodots  sJotxocJoft^cra^  und  i^SQyccCccvxo.  Wenn  nun  die  Be- 
hauptung, Stadt  und  Geschlecht  sind  in  Hellas  beide  hochberühmt,  eine 
doppelte  ist,  so  verlangt  allerdings  die  Logik,  namentlich  wenn  man  das 
griechische  ydq  (9),  das  doch  nur  yl  aqa  ist,  unnötig  preßt,  scheinbar  eine 
zwiefache  Begründung  (Wilamowitz,  Ar.  und  Ath.  II  327);  die  soll  nun  für 
Athen  der  Tempelbau  (9 — 12),  für  das  Alkmeonidengeschlecht  die  übrigens 
nicht  allzu  große  Zahl  der  Rennsiege  hergeben  (13 — 17).  Die  Aufzählung 
der  Siege  beginnt  aber  in  ayovxi  6e  fxs  mit  Worten,  die  sich  nicht  mehr  als 
Fortsetzung  des  Prooimions  geben,  sondern  als  Einführung  des  Kernstücks 
mit  der  Freude  über  die  via  svTtQayia  (18)  des  Alkmeonidenhauses,  wonach 
das  Lied  schnell  abbricht  mit  einem  Achselzucken  über  den  Undank  der 
Welt.  Der  Dichter  spielt  offenbar  ein  wenig  Versteck,  im  Einverständnis 
natürlich  mit  dem  vornehmen  Sieger.  Die  Alkmeoniden  wollen  den  Bau 
nicht  als  Alkmeoniden,  sondern  als  Athener  ausgeführt  haben,  eine  Huldi- 


Iff.— 22  .    67 

gung  für  Athen,  zum  Beweise  ihrer  Vaterlandsliebe,  zur  Mahnung  aber  auch 
an  das,  was  das  Vaterland  ihrem  edlen  Hause  verdankt.  Die  Anrede  an 
Apollon  (lO)  aber  empfiehlt  doch  beide  zusammen  dem  Schutze  des  Gottes. 
So  stellt  sich  das  Prooimion  (l — 12)  dar  als  eine  poetische  Umschrei- 
bung einer  etwa  auf  den  Stufen  des  Pronaos  gedachten,  den  wirklichen 
Sachverhalt  stolz  verschleiernden  Weihinschrift,  oi  ^A&rjvccioi  xdtTtolXmvL  av- 

13.  Die  Liste  der  Siege  beginnt  mit  den  fünf  isthmischen,  wohl  nicht 
wegen  der  größeren  Anzahl,  sondern  um,  nach  Erwähnung  des  vornehmsten 
Sieges  in  Olympia  (15),  mit  der  pythischen  via  svnqayia  schließen  zu  kön- 
nen. Über  diesem  neuen  Glück  liegt  für  den  Vertriebenen  und  mit  dem 
Vorwurf  der  'Tyrannenfreundschaft'  doch  wohl  Verkannten,  leider  ein  Schat- 
ten. Daher  nur  'n^Cqoi  xl  (19);  Boeckhs  '/(cciQOi.  xi  x66^  aivv^ai,  ist  seit 
Gottfr.  Hermanns  Einspruch  allgemein  aufgegeben;  doch  soll  x^^Q^  ^*?  ^^ch 
Gildersleeve,  in  einer  Art  Litotes  bedeuten  'nicht  wenig!',  schwerlich  richtig. 
Der  allem  Großen  nachschleichende  cpd-ovog  ist  den  Alkmeoniden  seit  einem 
Menschenalter  sattsam  zuteil  geworden,  aber  gerade  im  letzten  Menschenalter 
nach  des  Dichters  Ansicht  mit  besonderem  Unrecht,  xcc  yMXa  sQya  sind  ja  nicht 
bloß  die  paar  Siegeskränze:  wie  bitter  der  (p^ovog  Athens  gerade  gegen  die 
Männer,  denen,  wie  der  Dichter  meinte  beweisen  zu  können,  Athens  Ehre 
mehr  am  Herzen  lag  als  ihre  eigene! 

21.  In  dem  Schlußsatz  ist  die  Deutung  von  ovrio  und  rä  nal  td 
umstritten.  Feststehen  sollte  der  Sinn  der  Formel  xcc  oiccl  xa  im  Unterschiede 
von  XU  xe  nal  xu.  Doch  mit  der  durchaus  richtigen  Erklärung  varia  und 
diversa  s^ive  contraria  ist  es  noch  nicht  getan:  Dichter  sagen  xs  —  aaly  ja 
Kai  —  ^aC  auch  ohne  Nötigung,  ohne  an  eine  Zweiheit  von  Gegensätzen 
zu  denken  (P.  IV  152  m.  Anm.),  ebenso  kann  in  xa  x«t  xa,  'dies  und  das' 
(bei  Pindar  noch  P.  V55),  verschleiert  ein  Gegensatz  liegen:  leniter  dictum 
et  per  cuphetnismum,  eine  gute  Bemerkung  Dissens.  Die  Verbindung  dieses 
xa  mal  xa  mit  dem  beklagten  (p^ovog  stellt  o^xm  her;  anders  mit  den  Scholl. 
Boeckh,  expll.  306.  Wenn  die  alten  Erklärer,  Aristarchos  an  der  Spitze, 
bei  solchen  Sentenzen  stets  von  allerlei  6v^nx(aiiaxa  träumen,  so  liegt  das 
an  ihrer  Anekdotenlust.  Einem  von  ihnen  verdanken  wir  die  Nachricht  von 
dem  Threnos  auf  den  Tod  des  Vaters,  die  einen  der  neueren  ErklUrpr  in 
tiefe  Rührung  versetzt  hat. 

Eine  ungemischte  Freude  bietet  der  Strophenbau  des  zweifellos,  wie 
Olymp.  XI.  XIV,  aus  dem  Stegreif  gedichteten  Liedes:  iambische  (l*,  ep.  2*), 
enoplische  (2'),  aeolische  (2**  5'  5\  ep.  3  4''  5^  6  [die  Verszählung  im 
Schema  der  Epodos  des  Teubnerschen  Textes  ist  hiemach  zu  korrigieren]) 
Diractra,  mit  Nachtrab  (bakcheisch  str.  1**)  und  Vortritt  (spondeisch  ep.  5*); 
dazwischen  volkstümliche  Dreiheber:  ein  Kcrygma  (str.  3  8),  ein  h]it  naidv 
(i,  ep.  7),  ein  aeolischer  Dreiheber  (Dochmienvorläufer  7),  dazu  ein  Do- 
drans  (—  Dreiviertelglykoneion,  attischen  Volkstons,  ep.  1*  1**  4*).  Und  an- 
geordnet sind  die  Perioden  überaus  durchsichtig:  Strophen  und  Epodos  glei- 
chen Umfang«,  diesmal  ganz  gewiß  nicht  zufällig.  Während  in  den  Stro- 
oJien  die  Droiheberklauscln  paarweise  den  Stollen  schließen,  beginnen  sie, 
wiederum  mit  einem  Paar,  den  helleren  Teil  der  Epodos;  in  dem  dunkleren 
{q>^6vov  ((^iiß6uivov)  sieht  der  eine,  mit  Tribnichys  nnholxnd.  /n  Anfang 


68  Pyihien  VII— VIII 

des  Gegenstollen,  der  andere  (nji?  Ttaidv),  wie  im  Stollen  der  Strophen  am 
Schluß.  Der  heraustretende  Trimeter  aber  leitet  in  der  Strophe  das  Pro- 
oimion  ein,  in  der  Epodos  kündigt  er,  zwischen  die  Hälften  des  Gegenstollen 
eingeschoben,  wirksam  den  Abschluß  des  Ganzen  an.  Die  Form  des  Tri- 
meters  genau  wie  Isthm.  VII  str.  3,  P.  VIII  ep.  6. 

Die  Lesungen  von  Wilamowitz  (Gr.  Versk.  30G;  s.  auch  Mommsen  zu  10), 
ysvsä  2^  r^  [ts]  8ö(iov  10'',  die  Wörter  an  dem  Anfang  eines  Tetrameters  ba 
-f-  er  -\-  pherecr  gedacht,  und  in  der  Epodos  ovrco  y.'[sv]&vdQi,  ergeben  nicht 
gerade  Unmögliches  im  Strophenbau  —  in  der  Epodos  wird  noch  vor  dem  Vo- 
kativ das  CO  gestrichen,  das  in  der  Tat  oft  die  Schreiber  zweideutigen  Formen 
beisetzten;  und  wenn  einem,  was  dabei  herauskommt,  doch  mißfallen  sollte,  so 
wäre  ja  immer  zur  Hand  eine  Entschuldigung  mit  der  Eile  der  Improvisation: 
nur  nimmt  es  P.  auch  im  Stegreif  (0.  XIV.  X)  mit  der  Verstechnik  sehr  ernst. 
Die  neuen  Lesungen  bestechen  durch  die  Einfachheit  der  Herstellung;  aber, 
wenn  in  dem  altehrwürdigen  Wort  ysvs^  —  ysvsd  {^ysvsöux)^  fort  und  fort  in 
Versen  gebraucht,  vor  Aischrion,  Herondas,  Kallimachos  Zweisilbigkeit  niemals 
zugelassen  wird,  so  sträubt  man  sich  doch  dagegen,  gerade  Pindarn  neben  yivvoc 
ein  ysvsa  zutrauen  zu  sollen. 


PYTHIEN  VIII. 

Aigina  hatte  vor  elf  Jahren  seine  Unabhängigkeit  verloren,  als  Pindar, 
hoch  in  den  Siebzigen,  einem  aiginetischen  Edelknaben,  Sieger  im  Ring- 
kampf zu  Delphi,  ein  Epinikion  dichtete,  das  einzige  einem  Aigineten  gel- 
tende pythische  Siegeslied,  wie  denn  ein  Pythiensieg  in  Pindars  Aigineten- 
liedern  sonst  überhaupt  nicht  vorkommt:  Korinth,  Nemea,  seltener  Megara, 
Marathon,  endlich,  doch  nicht  vor  473  scheiat  es,  auch  Olympia,  das  sind, 
außer  Aigina  selbst,  die  Schauplätze  der  von  Pindar  gefeierten  oder  genannten 
Aiginetensiege,  niemals  vorher  Delphi.  Dies  ist  um  so  bemerkenswerter,  als 
ziemlich  am  Anfang  von  Pindars  Dichten  ein  delphischer  Paian  steht  (VI), 
dessen  uns  durch  Oxyrh.-pap.  841  erhaltenes  Fragment  (vol.  V  49)  gerade 
schließt  mit  der  Erzeugung  des  Aiakos  durch  Zeus  und  die  Nymphe  Aigina. 
Eine  sinnreiche  Vermutung  von  Wilamowitz  (Berl.  Sitzgsb.  1908,  350)  macht 
sogar  aiginetische  Jungmannen  zu  Sängern  des  Paians.  Das  letzte  Aigineten- 
lied,  Nem.  VIII,  weiß  noch  nichts  von  Aiginas  Sturz;  somit  istPyth.  VIII  das 
einzige  Epinikion  aus  Aiginas  Unglückszeit.  Beide  Umstände,  das  noch 
nicht  zur  Ruhe  gekommene  Schicksal  der  Insel  und  des  Dichters  hohes,  zur 
Milde  geneigtes  Alter  spiegeln  sich  wider  schon  in  den  ersten  zwei  Worten 
des  Gedichts:  0d6g)QOv  ^Havxtcc.  Weil  aber  in  dem  Schlußsatz  des  Gedichts 
von  ""Freiheit'  die  Rede  ist,  so  hat  man  lange  Zeit,  nach  Otfr.  Müllers  Vor- 
gang, das  überlieferte  Datum  angetastet.  Erst  Leop.  Schmidt  betonte,  wenn 
auch,  wie  gewöhnlich,  im  einzelnen  mit  manchem  schiefen  Urteil,  im  gan- 
zen doch  zutreffend  den  Alterscharakter  des  Liedes.  Seit  nun  die  richtige 
Pythiadenzählung  endlich  allgemein  durchgedrungen  ist,  wird  die  Erklärung 
des  Gedichts  aus  den  Zeitverhältnissen  nach  der  Schlacht  beiKoroneia(447), 
d.  h.  unmittelbar  nachdem  Athens  Vorherrschaft  einen  so  empfindlichen  Stoß 
erlitten  hatte,  keiner  besonderen  Schwierigkeit  mehr  begegnen. 

Das  Mittelstück  des  Liedes  beschränkt  sich  diesmal  auf  eine  Rede  des 
Amphiaraos.  Während  der  Kampf  der  Epigonen  tobt,  erscheint,  man  weiß 
nicht  wie,  der  bei  der  Katastrophe  der  Sieben  von  Zeus  in  die  Erdentiefe 
entrückte  ^ Seher'  (0.  VI  17,  N.  IX  24),  erkennt  mit  Vaterstolz  in  dem  tapfe- 


Einleitung.     1—38  69 

ren,  allen  voranstümienden  Helden  seinen  Sohn  Alkmaon  und  weissagt  dem 
Adrastos,  der  also,  was  bisher  bei  Pindar  nicht  vorkam,  den  Epigonenzug 
noch  miterlebt,  siegreiche,  aber  durch  den  Tod  seines  Sohnes  (Aigialeus) 
getrübte  Heimkehr.  Das  Ganze  macht  fast  den  Eindruck  eines  Zitats  aus 
einem  Epos,  dessen  Kenntnis  bei  den  Hörern  vorausgesetzt  wird,  vermut- 
lich, da  Alkmaon  in  dem  Mythos,  und  dann  (57)  auch  für  Pindar  selbst, 
im  Vordergrunde  steht,  aus  der  Alkmeonis.  Andere  Möglichkeiten  erwägt 
C.  Robert,  Oidipus  (1915)  II  81  ^^^  Über  den  sagengeschichtlichen,  auch 
von  Pindar  noch  durchgefühlten  Gegensatz  zwischen  Amphiaraos  {Zivg)  und 
Adrastos  {ov  ÖQrtnerrtg)  Sokr.  VI  1918  Jahresb.  187;  dazu  die  Bern,  hier 
zu  39fif. 

^  Des  Siegers  Person  ist,  wie  meistens,  ziemlich  belanglos:  ein  den  Knaben- 
jahren noch  nicht  ganz  entwachsener  junger  Aiginete,  des  Xenarkes  Sohn, 
aus  dem  edlen  Hause  der  Meidyliden,  schon  reich  an  Erfolgen  im  Ring- 
kampf, auch  im  Pentathlon ;  auch  zwei  Oheime  von  Mutterseite  waren  sieg- 
reiche Ringer.  Der  Regel  t6  d'  ifiov  j  ovk  utsq  AiaKiöäv  \  xiaQ  v(iv(üv  yev- 
exai  ist  Pindar  auch  in  diesem  Aiginetenliede  treu  geblieben,  doch  macht 
er  es  diesmal  besonders  kurz  (23  ff.),  und  dann,  am  Schlüsse  noch  einmal, 
besonders  nachdrücklich. 

1 — 38.  0tXö(pQOV  "^Hövyia,  wer  nur  ein  wenig  Pindarwortlaut  im 
Ohre  hat,  denkt  bei  der  ^Haviia^  die  hier  ^eyLGxonoUq  und  Tochter  der  Dika 
beißt,  sofort  an  Pindars  (piXonoUg  av(i(fcüvog  ^syaXävcoQ  ^Havila^  und  voll- 
ends bei  ßovXäv  tb  kqI  nole(i(ov  an  ihr  Widerspiel,  die  CTccöig  nevlag  doxeiqa 
und  den  noU^og^  der  nur  den  Unerfahrenen  reize,  in  dem  vor  Bürgerkrieg 
warnenden  Hyporchem  (fr.  110,  109).  Ob  in  den  gewalttätigen  Giganten 
ein  Spiegelbild  zu  erblicken  ist  der  bei  Koroneia  aufs  Haupt  geschlagenen 
Athener?  —  so  noch  jüngst  der  sonst  verständig  urteilende  Cam.  Gaspar: 
Aihenes  ei  sa  defaite  ä  Coronee...  sont  ici  dairement  visccs  (Chronol.  p.  167). 
Umgekehrt  könnte  man  eher  Warnung  vor  gewaltsamer  Auflehnung  gegen 
die  athenische  Oberherrschaft  und  Mahnung  zu  einem  'Verständigungsfrieden' 
heraushören  sollen.  Aber  das  Nächstliegende  ist  doch,  mit  Leop.  Schmidt 
(399/400)  an  demokratische  Auflehnung  gegen  die  Adelspartei  zu  denken 
(schol.  1'  Dr),  wozu  auch  der  Ausdruck  exopxog  in  öo^cov  {14)  am  besten 
passen  würde.  Hesychia,  die  in  Aigina  z.  Zt.  noch  als  herrschend  angenom- 
mene, aber  nach  allerlei  Andeutungen  (9.  15  ff.)  vielleicht  bedrohte  Hesychia, 
soll  den  Festzug,  Jlv^iovmov  xi(idv  (5),  entgegennehmen;  von  irgendeinem 
Kultus,  auch  nur  in  Form  eines  Altars,  wie  etwa  X)^t,6voia  und  KaiQog  in 
Olympia  (Paus.  V  14,  9)  oder  "EXeog  in  Athen  (Paus.  117,  l),  scheint  sich 
keine  Spur  erhalten  zu  haben;  doch  ist  es  nützlich,  hierzu  außer  Jac.  Buick- 
bardt,  Vortr.*  38r>ff,  Wilamowitz,  Beri.  Sitzgsb.  1908,  329—332  u.  1909, 
826—82«  nachzulesen.  (Vgl.  auch  Bern,  zu  P.  XI  9.)  Sie  ist  Pindarn  eine 
Göttin,  wie  'AXuXü^  IloXifiov  OvyckiiQ  (fr.  78),  oder  V^^^  (Olymp.  XIV),  oder 
^4XuOeta  (fr.  205,  Olymp.  X),  sie  ist  es  um  so  mehr,  als  sie,  zu  ihrer  Selbst- 
behauptung, auch  über  die  in  dem  Abstraktum  ihres  Namens  gogobonen 
Grenzen  hinauszugehen  und  kräftig  dreinzuschlagon  vermag.  Sie  trägt  die 
SrlilüsBcl  zu  Frieden  und  Unfrieden,  ähnlich  der  am  Hinmielstor,  wo  Tag 
und  Nacht  sich  scheiden,  als  Priest^rin  fungierenden  Dike  bei  Pannonid«'s 
(1  11  ff.,  dazu  p.  123 ff.  Diels).  Apollon  hat  bereits  in  Delphi  den  :^ 
empfangen,  als  dieser,  frischbekränzt,  von  Ki'iln«    v'-^'u't^iov  (pCXoti  oi'i    -^ . 


70  PythienVIlI 

QOig,  wie  der  Sieger  in  Olympia  (0.  IX  4),  zum  Apollontempel  hinaufzog; 
richtig  interpretiert  so  Heyne  den  'dorischen  Komos'  (20)  als  den  impro- 
visierten Festzug  der  aiginetischen  Kameraden.  Es  folgt  die  übliche  Hul- 
digung an  die  Aiakiden,  samt  der  pflichtmäßigen  Erwähnung  der  siegreichen 
Oheime;  Namen  des  Vaters  und  Adelsgeschlecht  erfahren  wir  gelegentlich 
(19.  38).  Dadurch  ist  der  ersten  Pflicht  des  Epinikions  mit  Anmut,  und 
durch  die  von  Herzen  kommende  Anrufung  der  Hesychia  mit  mehr  als  An- 
mut, genügt.  Vielleicht  stellt  sich  bei  näherer  Betrachtung  aber  auch  sonst 
noch  unter  der  anmutigen  Oberfläche  eine  tiefernste  ünterströmung  heraus. 

3.  fi8yi(TTdjtoAcs  •  otL  ^eyCörccg  aTtoreXet  rag  nolsig  ccOrccöLccörovg  ovoag 
schol.  5.  Der  Dat.  eth.  bei  tfsxo/n«e,  Pindars  Lieblingskonstruktion. 

Der  Schluß  der  Strophe  bereitet  durch  die  Zweiteilung  sq^ccl  ts  kccI  Tcad^stv 
und  den  einschränkenden  Zusatz  tkxiqü  evu  ccvQExeL  auf  den  Umschlag  vor 
von  der  (piXocpQcov  ^Ha.  zur  XQaiBia  (10).  9.  Die  Metapher  BVBXdöri  ähn- 
lich wie  ivETta^av  elKog  P.  II  91.  10.  dvO^evBOV  gehört  ano  xolvov 
zu  KQarec  und  zu  vßQLv.  12.  ävtXog  mag  allmählich  aus  dem  Grund- 
wasser des  Schiffs  zum  Meeresgrund  geworden  sein  (0.  IX  50;  dazu  die  treff- 
liche Bemerkung  Gildersleeves :  the  earth  appcars  as  a  ledky  vessel)]  die 
Wendung  xiQ'ivai  iv  avrXco  erinnert  an  Sturmschilderungen  wie  ju  411  (vgl. 
auch  0  479).  13.  n^aQ*  alöav  ege^s^tjcor,  wohl  absichtlich  so  all- 
gemein gehalten,  um  recht  viel  Anwendungen  zu  vertragen.  Der  Ausdruck 
eY,6vxog  i%  doficov  cpiqoi  könnte  zunächst  auf  einen  Rinderraub  des  Porphy- 
rion gehen,  und  so  versteht  es  der  Scholiast  (17);  aber  Rinderräuber  ist,  ab- 
gesehen von  dem  Abenteuer  des  Herakles  (Pind.  fr.  81.  169),  nach  ApoUod. 
I  35  Alkyoneus.  Wenn  dann  bei  der  Bestrafung  des  Unbelehrbaren  (ov8e 
n.  fiDcd-Ev  12)  erst  noch  die  Bändigung  des  hundertköpfigen  Unterweltsohnes 
Typhos  eingeschaltet  wird,  so  geschieht  es  zur  Steigerung:  ovöh  (idv^  erst 
recht  entging  ihr  nicht  der  König  der  Riesen.  Daß  dieser  metonymisch 
keinen  anderen  bezeichnen  kann  als  den  (12)  genannten  Porphyrion,  sollte 
keinem  aufmerksamen  Pindarleser  zweifelhaft  sein.  Der  Bericht  über  die 
Bestrafung  erfolgt  (SvXXrinxmSig^  nach  dem  beliebten  Scholiastenausdruck : 
dem  Blitze  des  Zeus  erliegt  Typhos  (B  781ff.,  Hes.  theog.  838,  Pind.  P.  I 
15 ff.),  Porphyrion  dagegen  den  Pfeilen  Apollons.  Hierfür  ist  Pindar  der 
einzige  Zeuge  bis  auf  Claudian  (Gig.  34.  115 ff.  p.  343.  46  Birt),  wonach 
dann  das  %ciQ  cdaav  e'^sqs&I^slv  in  dem  Versuch  bestanden  hätte,  die  Insel 
Delos  loszureißen  und  gen  Himmel  zu  schleudern.  Nach  Apollod.  I  37  er- 
schießt ihn  Herakles. 

In  seiner  oft  beliebten  Weise  schwingt  sich  der  Dichter  von  dem  an 
den  Schluß  des  Satzes  gestellten  Apollon  mit  einen^Relativum  flott  hinüber 
zu  der  von  dem  Gotte  gnädig  entgegengenommenen  delphischen  Siegesfeier. 

19.  Über  KiQQad'BV  und  das  parnassische  'Laub'  zu  P.  X  8.  VI  9. 
20.  Über  den  'dorischen    Festzug  s.  d.  Vorbem.  1—38.  21.  Die  Be- 

liebtheit der  Metapher  des  Losens  {eitsae),  damit  auch  bei  Pindar  die  Häu- 
figkeit des  Verbums  XccyxdvEiv,  folgt  aus  dem  Glauben  an  Losorakel;  dar- 
über jetzt  Ludw.  Weniger,  Sokr.  II  1914,  Iff.  V  1917,  305ff.  Die  Xd- 
QixEg  stehen  mit  86^a  und  ccEidexai  (25)  auf  einer  Linie,  auch  mit  dem  an 
den  Schluß  des  vorhergehenden  Satzes  gerückten  K&fiog.  22.  In  diTcai- 
ÖJtoXig  klingt  Jl%cc  nach  (aus  l)  und  vor  (71).  25.  n:oXXot(Ti  gehört 
natürlich  zu  aid'XoLg  und  auch  noch  zu  fidiccLg  (27).    Der  Satz  streift  in 


J 


1-40  71 

Form  einer  Praeteritio  die  Großtaten  der  Heldensage,  um  dann  wuchtig  mit 
einem  einzigen  Wort  (avdgciaLv)  auf  die  Männer  hinzuweisen,  die  es  noch 
immer  in  Aigina  gebe,  insbesondere  dann  auf  die  Verwandten  und  Vorbilder 
(35.  38)  des  siegreichen  naig  (33).  29.  dva^e^ei'',  nicht  einfach  iinpo- 
nere,  als  ein  ä'^O^og  (Ar.  Ritt.  1056),  sondern  deponerey  als  ein  «va'O'j/aa  des 
Dankes  («Log  ayy.&LxccL  0.  XI  8),  ein  (ivT](ia  des  Ruhmes  (Isthm.  VIU  63), 
ein  ^ijaavQog  (P.  VI  7),  ein  ayaX^a  (N.  VIII  16),  eine  ävÖQLccg  usf.  Ein 
Gegensatz  wird  sogleich  (34)  heraustreten.  30.  'Aber  es  ist  jetzt  nicht 
Zeit,  hier  nicht  der  Ort  zu  einer  breiteren  Erzählung,  vollends  nicht  in  lyri- 
schem Vortrag  (31);  es  könnte  leicht  —  lockere  Anknüpfung  einer  Besorg- 
nis —  gerechten  Unwillen  der  Hörer  erregen,  und  dieser  sich  dann  unan- 
genehm fühlbar  machen  (32).'  32.  rö  ö*  iv  tiogC  ^iol  tqccxov  tbov 
Xoiog,  vscotaTov  xaAwi/,  *die  mir  zunächst  vorliegende  und  dringende  Pflicht, 
deinen  jüngsten  Sieg  zu  feiern'.  34.  (iroy)  Ttoxavöv,  hier  nicht  die 
Kunst  des  Dichters  selber,  wie  N.  VII  22,  auch  nicht  die  gehobene  Stim- 
mung des  Musenfreundes,  wie  P.  V  114,  oder  des  erfolggekrönten  und  zu 
neuen  Hoffnungen  beflügelten  Siegers,  wie  P.  VIII  91,  sondern  der  rasch 
sich  weithin  ausbreitende  Ruhm;  nach  6ol  ^\v  iyto  nxsQ  k'öoDua^  avv  olg  in 
ansLQOva  novxov  %xX.  Theogn.  237 ff.  Der  selbe  Gedanke  in  anderem  Bilde 
bei  Pindar  Nem.  V:  ova  ävögiavxoTtOLog  sl(.u.  35.  Die  ebenfalls  im  Ring- 
kampf siegreichen  natQadsXcpeoC  bilden  eine  Ergänzung  zu  dem  Ruhme 
der  naxQCi  MslÖvXlÖccv  [(pazQla  nach  den  Schollen),  der  sie  ja  nur  durch 
die  Heirat  der  Schwester  angehören,  und  zu  ix  TtccxeQcov  ncciöl  Xf](ia  (45). 
JTieognetos  Olympiasieger  iv  Tcaial  nach  Paus.  VI  9,  1  und  dem  dazuge- 
hörenden Epigramm  (App.  Plan.  2,  2  =  Bergk,  Sim.  fr.  149,  2),  Olymp.  76 
=  476  nach  Robert,  Herm.  35  (1900),  165.  Von  ihm  gab  es  in  Olympia 
ein  Standbild,  einen  Pinienzapfen  und  einen  Granatapfel  in  der  Hand,  At- 
tribute des  Dionysos  (vgl.  fr.  153).  36.  TcarBXsy/^Bi  =  KaxaiaxvvsL  0.  X  8, 
gröber  iXsyyieaatv  i^tave  N.  HI  15.  Seoyvrixov  —  KXeLxo(idioi,q  vUccv  zier- 
liche Variation,  woraus  zugleich  zu  ^OXv^ntCa.  nachträglich  ein  viY,d(Savxa  hin- 
tiberklingt.  Die  Meidyliden  feiert  ein  verlorenes  Gedicht  Pindars  (fr.  190). 
37.  O-QaGvyviov ,  bekannte  Attraktion  des  Adjektivs.  38.  Der 
Xoyoq  des  Amphiaraos  ist  keine  öiöciöKaXta  und  keine  icpr\^oavvcc^  sondern 
eine  Anerkennung;  also  cpigeiv  'davontragen,  auf  sich  beziehen  können, 
widerspiegeln',  aber  nicht  'hochhalten*.  Über  das  Aktiv  statt  des  erwarte- 
ten Mediums  prell.  II  93. 

39 — 55.  Der  Mythos  feiert  Alkmaon,  Amphiaraens  Sohn,  als  Vor- 
kämpfer der  siegreichen  Epigonen,  und  stellt  ihm,  den  Erklärorn  zumeist 
rätselhaft,  den  Adrastos  gegenüber,  der  seinen  Sohn  überleben  mußte.  Da 
der  Dichter  nachher  (56)  an  Alkmaon  anknüpft,  so  erscheint  das  Schicksal 
Adrastens  nur  als  trostloser  Hintergrund  für  das  immer  doch  der  Hoffnung 
auf  eine  freundlichere  Zukunft  Ilaum  gebende  Bild  der  ihrer  Väter  würdi- 
gen (von  Aristomenes  repräsentierten  aiginetischen)  Jugend.  Um  dies  allein 
hervortreten  zu  lassen,  ist  der  Mythos  nicht  weiter  ausgeführt:  nichts  von 
Alkmaons  Muttermord  und  Wahnsinn!  nichts  von  seinen  einzelnen  Pfeldeu' 
taten,  so  von  der  Tötung  des  Laodamas,  Sohnes  des  Eteoklos  (ApoUod.  HI  83, 
Diod.  IV  66);  nur  in  Aaw  cvv  äßlaßti  {5i)  schimmert  noch  einmal  der  große 
Erfolg  dos  Epigonen/.ugßs  durch. 

40.  ahl^aro  soll  nach  den  Grammatikern  von  alvito^iai  herkommen 


72  Pythien  VHI 

und  einfach  inatvetv  bedeuten:  ein  acute  dictum  wird  es  wohl  immer  be- 
zeichnen; aber  warum  soll  die  im  Epos  erzählte  Geisterrede,  auf  die  Pindar 
anspielt,  nicht  noch  dunklere  Andeutungen  enthalten  haben,  als  die  zitier- 
ten Worte  uns  ahnen  lassen?  An  irgendeine  Form  der  Orakelbefragung  ist 
nicht  zu  denken:  der  gegenwärtig  geglaubte  Gott  schaut  ja  naQfievovtag 
ctlnia,  und  redet  ^aQva^ivcov.  Und  Aristomenes  persönlich  geht  der  Aus- 
spruch (44/45)  nicht  näher  an  als  ganz  Aigina  (28),  wie  sich  am  Schlüsse  (98) 
noch  einmal  zeigen  wird.  44.  (pva  natürlich  nicht  anders  als  sonst  bei 
Pindar  (0.  II  94).  45.  Xil^a,  von  dor.  J^lrj-  (al  6e  Xrjg^  avydaöso]  lat. 

velle)^  häufig  wiederkehrend  in  Gortyn.  46,  Die  Schollen  scheinen  in 

der  Schlange  auf  dem  Schilde  des  Alkmaon  so  etwas  wie  ein  Familien- 
wappen der  Melarapodiden  zu  sehen.  Bei  Aischylos  ist  Amphiaraos  ohne 
Schildzeichen  (ö'^jna  d'  o-öx  iTtTJv  kvüXg)  591).  Aber  wenn  die  auf  Schilden 
auch  in  der  Bildkunst  so  häufige  Schiauge  hier  für  den  Vater  ein  beson- 
deres Kennzeichen  Alkmaons  ist,  so  könnte  darin  immer  eine  Andeutung 
chthonischer  Herkunft  und  mantischer  Funktion  auch  des  Sohnes  (60)  lie- 
gen sollen;  der  gewählte  Ausdruck,  'Alkmaon  schwingt  auf  dem  leuchten- 
den Schilde  die  Schlange',  betont  das  Zeichen  auffallend  genug.  Über  das 
Schlangensymbol  in  beiden  Beziehungen  Rohde,  Psyche  ^I  133*.  142,  3. 
50.  oQvi^,  OLcovog  bei  Homer,  augurium  wie  P.  IV  19.  51.  Konstr. 
wie  P.  X  12.  55,  Abas,  den  Eponymos  der  euboiischen  Abanten,  Lyn- 

keus  Sohn,  Vater  des  Akrisios,  verwechselt  der  2.  Schol.  (77^)  mit  dem 
Melampodiden,  durch  seine  Tochter  Lysimache  Großvater  Adrastens.  "Aßccv- 
Tog  do^iog  iv  "AqyeL  fisydXco  in  dem  Argeerdithyrambos  Oxyrh.  pap.  1604 
(vol.  XIII  33). 

56 — 87.  Eine  Huldigung  für  den  in  Theben  heroisierten  Alkmaon, 
mit  yaiQOiv  8\  nal  avxog  angeschlossen  nicht  an  das  eben  erzählte  Schicksal 
Adrastens,  sondern  an  den  ersten  erfreulicheren  Teil  der  Amphiaraosrede. 
Dann  ein  Gebet  an  Apollon  und  eine  Mahnung  zur  Demut,  mit  den  stolzen 
Daten  der  zweiten  Siegestafel  eng  verflochten.  Aber  die  Freude  soll  doch 
dem  Sieger  nicht  mißgönnt  sein:  sie  wird  ihm  erhöht  durch  Ausmalung  des 
Gegenbildes  der  geschlagenen  und  betrübt  heimschleichenden  Gegner.  Auf 
die  verschiedenen  Tonarten  der  beiden^Siegestafeln  werden  wir  bei  68  zu- 
rückzukommen haben. 

56.  Auch  Alkmaon  erhält  einen  Kranz:  der  hochbetagte  Dichter  wird 
vor  seiner  Ausfahrt  nach  Delphi  in  dem  Heroon,  in  dessen  nachbarlichem 
Schutze  sein  Haus  gelegen  ist,  einen  Tempelschlaf  gehalten  haben.  Da  er- 
schien ihm  in  einem  holden  Traumbild  der  Sohn  des  Amphiaraos  und  weis- 
sagte dem  Schwermütigen  noch  einmal  eine  Freude.  Der  delphische  Sieg 
des  kraftvollen  und  gewandten  Junkers  aus  dem  Hause  der  Meidyliden 
hat  dem  alten  Aiginetenfreunde  wohlgetan.  57.  Kranz  und  Lied  nebenein- 
ander wie  Isthm.  V  Schi,  arsipdvoiai  ßdXXo)^  in  einer  Art  (pvlXoßoUcc  (zu 
P.  IX  124).  Die  in  qaCvoi  liegende  Metapher  wird  deutlicher  P.  V  99 

durch  den  Zusatz  dqoGcp  ^ccXd'aKa.  58.  Die  'Nachbarschaft'  Alkmaons 

ähnlich  zu  denken  wie  das  von  Pindar  selbst  gestiftete  Rheaheiligtum  P.  III  78 
mit  schol.  137 — 139.  59.  Bei  doCöi^ov  sei  daran  erinnert,  daß  es  den 
Gehalt  des  Begrijffes  nicht  erschöpft,  zu  fragen,  ob  'aktiv'  (wie  etwa  paean 
VI  6)  oder  'passiv'  (wie  Z  358):  es  heißt  'im  Gesänge  selbst  lebend  und 
waltend';  so  sind  die  Chariten  äolSt^fioL  ßaalXeLcci  0.  XIV  3,  so  Von  Gesang 


40—66  73 

umwoben'  der  Apollonterapel  im  Homerischen  Hymnus  299,  'aus  Gesang 
bestehend'  Tto^i'  aoLÖL(iov  N.  HI  79.  Unsere  bequeme  Art  dui'ch  die  Vor- 
silbe be-  ein  Verbum  transitiv  zu  machen,  verflacht  den  Begrifl":  fiir  aoldt,- 
jiiot  iöGOfiivoiöLv  sagt  die  Odyssee  (6  580)  iaaofiivoiaiv  aoiöri  und  (uj  200, 
von  Klytaimestra)  öTvyeori  öe  x  aot^ij  %G(Szxai.  Wohl  können  auch  wir,  seit 
Herder  aus  dem  Griechischen  übersetzte,  sagen  'ich  singe  dich';  aber  das 
reicht  nicht  aus  für  ccslöeto  6e  nav  ri^evogy  'der  ganze  Hain  wai*  Gesang' 
(0.  X  76).  61  ft*.  Auf  die  Anrufung  des  delphischen  Apollon  folgt,  in 

zwei  Hauptsätzen,  erst  eine  nochmalige  Erwähnung  des  delphischen  Sieges, 
dem  sich  rasch  noch  ein  Pentathlonsieg  anschließt  in  den  aiginetischen  Del- 
phinien  (65;  über  agnaleav  öociv  zu  P.  X  62).  66.  Gvv  koQxaiq  {ffiatqf 
der  beiden  Lato'iden,  des  ^AnoXXav  JeXcpLvtog  und  der  "Aqxe^ig  JUrvvva  — 
JelcpivCa).  67  ff.  Der  Vok.  ü)va^  nimmt  dann  das  Gebet  wieder  auf,  in  einem 
zunächst  etwas  dunkeln  Satz:  svxofiaL  nicht  mit  dem  Schol.  95''  öiaßeßaL- 
ovfiui,  sondern  'ich  bete  (zu  dir)',  dann  ixoviL  voa  natürlich  zu  xaTußkiTUiv, 
ähnlich  co  Zev  ncczEQ,  &v^^  ^ilcov  Isthm.  VI  43  und,  besonders  innig,  Ootßs 
—  i^skriGaig  P.  I  40;  ccficp^  eKaörov  oöa  vio^ai,  'auf  jeden  Gang  meines 
Liedes',  gewiß,  im  stillen,  'auch  meines  Lebens';  dem  segnenden  Blick  des 
Gottes  entspricht  nachher  d-eöv  oniv  u(p%ovov  (zuerst  von  T.  Mommsen  be- 
merkt). Aber  schwierig  im  einzelnen  sind  noch  die  Worte  xara  xiv  aQ^oviuv 
ßkinsiv,  die  mit  Pauw  nara  xCv  zu  lesen  noch  heute  beliebt  ist:  it  is  my 
hearts  desire  to  keep  my  eycs  fixed  on  agreement  uith  thee  Gildersleeve,  wobei 
jedes  Wort  zum  Widerspruch  herausfordert.  ccQfiovia  ist  ursprünglich  ein  Hand- 
werksausdruck der  Baumeister,  der  Instrumentenbauer,  der  Musiker;  Pindar 
nennt  die  lydische  Tonfügung  Avöta  6vv  ccQfiovia  (liXog  N.  IV  45.  Hier  kann  es 
sich  natürlich  nur  um  Tonart  im  übertragenen  Sinne  handeln,  rlg  (nach  altem 
Brauch  an  der  zweiten  Stelle  des  neuen  Satzes)  ist  dann,  um  jede  prägnante  Be- 
deutung von  aQfxovCa  auszuschließen,  unterscheidend,  artabsondernd,  und  zwar 
distributiv:  'eine  besondere  Weise  für  jeden  Gang!'  das  wird  dann  allemal 
auch  die  angemessene  werden,  und  das  Ganze  aQuoöiov  xi  fiikog^  wie  i(i(i€- 
Xiiog  im  moralischen  Sinne  schon  Simonides  braucht  (im  Skopadenskolion  B), 
und  Pindar  selber,  in  ziemlich  genauer  Parallele  mit  unserer  Stelle,  el  nag 
fjUXog  iQxofiat  N.  VII  69.  Damit  ist  die  Änderung  xar'  i^ilv,  auf  die  ich 
mir  vor  20  Jahren  etwas  zugute  tat,  die  mir  aber  inzwischen  wegen  der 
starken  Betonung  der  ersten  Person  immer  bedenklicher  ward,  vollends  er- 
ledigt. Der  Ausdruck  aQfiovtav  VMxaßXinuv  erscheint  ktlhn,  aber  Bedenken 
erregt  weder  das  Sinnesvikariat,  die  aia^ricig  avx^  cciG^i]<ss(üg  der  alten 
Grammatiker,  wenn  sie  naiccv  Xdfinet,  oder  djuvot  cpXiyovxaL  verteidigen,  wo- 
zu aus  Pindar  cv^^axla  ^oqvßov  naQaC&v^s  ^iyav  anzuführen  wäre  (0.  X  73), 
noch  der  Akkusativ:  von  ivöCav  xaratOvaaf«  (P.  V  10)  zu  ctif^ioviav  %ctxa- 
ßXiniiv  ist  doch  jetzt  nur  ein  Schritt.  'Blick  nieder,  hohe  Königin  des  Him- 
mels', sagt  Schiller,  'und  lege  deine  Hand  auf  dieses  Herz,  daß  es  der  Ober- 
mut nicht  schwellend  hebe'  usw.,  unter  Hinzufügung  eines  zweiten  Gestus, 
wie  auch  Pindar  in  il6*  ^AnoXXmv  viv  ttö^c  t'  &yXatav  Isthm.  II  18;  damit 
wird  die  unnachahmlich  archaische  Gedrungenheit  dos  Ausdrucks  illustriert. 
Der  Dichter  hat  eine  etwas  peinliche  Mahnung  vor,  nicht  minder  an 
den  Vater  (vfiixli^aig  iviaig  72,  was  auf  Verhältnisse  zielen  mag,  die  uns 
ewig  unbekannt  bleiben  werden),  als  an  den  mflbelos  (73)  immerfort  sieg- 
reichen jungen  Pi'wr    xv^r  das  Gegenteil  heraushOrt,  aU  sollte,  wie  sonst, 


74  Pythien  VIII 

auch  bei  Aristomenes  der  (laKQog  novog  der  Vorübungen  anerkannt  werden, 
der  verkennt  den  Zusammenhang,  von  el  yccQ  xig  73  bis  Xa^cov  88;  auch  die 
Nichterwähnung  eines  Turnlehrers  deutet  wohl  auf  einen  früh  zur  Meisterschaft 
gelangten  Athleten.  Da  ist  dem  Dichter  bang  um  den  rechten  Ton,  und  er 
sammelt  sich  Kraft  im  Gebet,  natürlich  nicht  ohne  die  Hörer  zu  spannen. 
^ Segne  mit  einem  Blick  aus  der  Höhe  mich,  Herr,  mit  einer  Tonart  für  jeden 
einzelnen  Gang  meines  Liedes.  Wohl  besteht  dieser  Festzug  zu  Recht;  aber 
für  eure  Zukunft  erfleh  ich  der  Götter  unverminderte  Gunst.  Mühelos  er- 
rungene Erfolge  täuschen  leicht  hinweg  über  unsere  Abhängigkeit  von  der 
Macht,  die  jede  Entscheidung  über  Glück  und  Unglück  in  Händen  hält.' 
74.  öo(pöq  SV  ccipQoCLv,  so  allein  richtig  der  Schol.  103*:  ein  kleiner 
Trost  zugleich  für  die  Unterlegenen;  nach  Mezger  (406)  ^gibt  das  durchaus 
keinen  Sinn'.  Dissen  hatte,  gegen  Boeckh,  das  Rechte  schon  gesehen. 
75.  7iOQVG(TSii6v,  wohl  nicht  viel  unterschieden  von  KOQvq)ovv  0.  I  113. 

76.  i:rt'  dvÖQdOi  ^elrai,  prägnanter  als  iv  ö^  aya&otöi  Kstrai,  P.  X 
Schi.;  iir}  'tcI  zaö'  eaxai  xaös  Soph.  Phil.  1003,  t)  ^%l  tü5  nXri^sL  l-oyog;  OC.  66. 

77.  ßdXXoiV  steht  wirklich  genau  an  der  selben  Versstelle  wie  ßccXlo} 
in  der  3.  Epodos;  einen  tieferen  Sinn  scheint  auch  dies  ^Echo'  nicht  zu 
ergeben.  77/78.  Nicht  ganz  einfach  gestaltet  sich  die  Interpretation 
von  vTto  xsLQWv  fiBTQO)  KccrocßaCvEL,  so  die  Überlieferung  in  B  JB^  D*'  mit  den 
meisten  Vatikanern,  während  V  (=  Ambr.)  mit  E  JEj^  und  mehreren  Glos- 
sen, ebenso  den  Schollen,  den  Acc.  bieten:  offenbar  seit  alters  nebeneinander- 
stehende Varianten;  die  Entscheidung  hängt  an  der  Deutung  von  iiiiqv)  und 
xccTccßalvEi,.  Das  Verbum  nehmen  Schollen  und  Paraphrast  einhellig  faktitiv: 
'^tcoisIqiov  noLobv,  KccrccßaLvsLV  noLst;  und  das  paßt  auch  allein  in  den  Zu- 
sammenhang, als  Gegensatz  zu  vtceq&s  ßdXkcov.  Aber  die  alten  Grammatiker 
waren  hierin  ziemlich  freigebig;  nahmen  sie  doch  sogar  das  Perfekt  fakti- 
tiv, eiißißauEv'  ETtißfivai  iitOLTjGs  P.  X  12  (18),  während  es  bisher  auf  Fu- 
turum und  Aorist  beschränkt  erschien.  Zu  Hilfe  kommt  uns  indes,  worauf 
Phil.  Buttmann  (Ausf.  Gr.  1126)  hinweist,  jcaxcov  iitißaayJ^isv  vlccg  ^Ayaicbv 
B  234.  Also  wird  es  wohl  dabei  bleiben  müssen;  denn  die  Trennung  in 
zwei  Sätze,  die  lange  Zeit  Beifall  fand,  wird  sich  nicht  aufrecht  erhalten 
lassen.  Man  müßte  zu  vito  yjEiQGiv  in  unwahrscheinlichem  Zeugma  ßalloiv 
ergänzen,  nicht  zu  reden  von  dem  seltsamen  Genetivus  vko  xslqcov.  Eine 
Warnung,  (ietqo)  KaraßaivEiv  oder  Y,ccxdßciiv{E) ^  erscheint  nach  der  voraus- 
gehenden Predigt  etwas  dürftig;  der  sogleich  folgende,  durchaus  heiter  ge- 
stimmte Schluß  der  Siegestafel  soll  doch  nicht  etwa  Maßlosigkeit  beweisen! 
vollends  bei  ^ir]  6vv  (laKQw  novo)  gewonnenen  Siegen,  unter  denen  nur  ein 
panhellenischer  ist,  eben  der  zu  Kirrha.  Aber  vnb  ieiq&v  (iexqg)  ist  noch 
unerklärt.  Denkt  man  jedoch  an  das  homerische  rißrjg  ^exqov  und  an  Pin- 
dars  ov  yß-ova  xccQccöaovxEg  iv  %EQbg  cM(ia  0.  II  69,  so  ergibt  sich  eine  echt 
pindarische  Übersetzung  der  homerischen  Formeln  vtvo  %eq61  Safi7]vai,  —  da- 
•fiäv^  und  damit  auch  Rechtfertigung  des  Dativs  fiixQG).  Tiaraßaivei 

steht  im  Gegensatz  zu  ^TtEQd'E  ßdkXcov,  ein  absichtlich  milderer  Ausdruck 
für  das  Unglück,  ähnlich  in  der  verwandten  Stelle  P.  II  89,  während  nach- 
her 93/94  in  tzIxvel  —  (Seöeiö^evov  ein  stärkerer  Ton  beliebt  wird.  Da  es 
sich  uni  einen  Sieg  im  Ringkampf  handelt  (35.  81,  diesmal  eingehender 
geschildert  als  üblich),  so  lag,  wenn  vtieqQ'e  ßdXXtov  das  Bild  noch  unent- 
schieden ließ,  bei  vnb  %Eiq&v  (iexqco  die  Vorstellung  von  den  Armen  des 


74-95  75 

siegenden  Ringers  (nicht  etwa  der  Gottheit)  für  jeden  Hörer  in  der  Luft. 

79,  Die  Spiele  in  Marathon  galten  dem  Herakles,  richtig  so  schol. 
0.  IX  134®  Dr.  Die  schöne  Verbindung  aytor«  daiid^aiv  wegzukom- 
gieren,  wird  man  heute  wohl  unterlassen.  80/8 1,  Über  TQKTdalgf  SQyoi, 
rsxQaCFi  sei  auf  die  Anm.  im  Pindar  1900  verwiesen.  88/87.  ^shows 

that  Ms  opponents  wcre.  boys\  gute  Bemerkung  Gildersleeves.  84:.  Der 

Pythiensieg  erscheint  zum  vierten,  fünften  Male  (5.  19.  [33.]  63.  84),  als 
Krönung  des  Ganzen. 

88^100.  '  Wer  ein  neues  Glück  erlöste,  —  in  -süßer  Wonne,  hoffnung- 
beflügelt,  hebt  sich  der  Mut;  irdische  Sorge  bleibet  dahinten.  Hoch  schnellt 
im  Nti  menschliche  Freude,  ebenso  rasch  sinkt  sie  zu  Boden,  schmerzlich  ge- 
täuscht. Eintagswesen  —  was  sind  wir?  was  nicht?  Ein  Schattentraum, 
das  ist  der  Mensch!  Doch  kam  vom  Himmel  ein  Lichtstrahl  nur,  leuchtender 
Schimmer  umschwebet  uns  rings,  und  das  Leben  ist  hold!^ 

Die  hiermit  umschriebenen  unsterblichen  Worte  Pindars  bilden  nur 
den  Auftakt  zu  dem  herzhaften  ^Fahrwohl!'  des  greisen  Dichters  an  Aigina, 
die  'liebe  Mutter'.  Die  Schlußworte  des  Liedes,  scheinbar  nur  Namen  her- 
vorstoßend, uns  unübersetzbar,  würden  sich  'parodisch'  (nach  Goethes  Aus- 
dnick)  wiedergeben  lassen  mit  einer  Anleihe  bei  unserer  Liturgie:  'Im  Namen 
des  Vaters  und  des  Sohnes  und  des  (auch  in  den  aiginetischen  'Epigonen* 
fortlebenden)  Heiligen  Geistes.    Amen'. 

88.  naXov  XI  veov  wiederholt  vs^Tarov  KaX&v  (33).  89,  Ob  fisyd" 
Xag  zu  aßgorazog  oder  zu  iknlSog  gehört,  läßt  sich  nicht  logisch  entscheiden, 
gibt  es  doch  beidemal  leidlichen  Sinn ;  auch  nicht  grammatisch,  man  sehe  nur 
daraufhin  paean  VlundVII  durch;  auch  metrisch  nicht:  das 'Übergreifen' wäre 
ganz  normal  (rov  Bvvo^ionazov  |  ig  l'oavov  0.  I  37/38):  hier  hilft  nur  ein  ge- 
wisses Augenmaß.  Soll  das  Hochgefühl  zwei  Gründe  haben,  das  neue  Glück 
und  die  Größe  der  Hoffnung?  und  verträgt  nicht  die  ccßQozag  ein  steigerndes 
Beiwort  so  gut  als  doch  immerfort  der  sinnverwandte  oXßog?  Also:  'in  über- 
quellender Wonne  erhebt  sich  zu  hoffnungbeflügeltera  Mannesmut'  der  frisch- 
bekrUnzte  Sieger,  und  mit  ihm  der  herzlich  anteilnehmende  Dichter.  Wir 
sollten  uns  aber  gewöhnen,  die  Präposition  zwischen  Attribut  und  Substan- 
tiv auch  bei  vorangehendem  Substantiv  proklitisch  zu  akzentuieren. 
92.  XQBaaova  ^Xovrov  nSQi^vav^  Lieblingsgedankc  Pindars,  dem  nichts 
verächtlicher  war  als  nsgl  xQVf^^'^  ^ox^l^etv  ßialtog  und  Mov  vifisiv  nkoü- 
xov  XQvtpatov  (fr.  123,  N.  I  31.  IX  32,  Isthm.  I  67).  93.  tBQ:xv6v  wie 
xaX6v  gilt  Pindarn  vornehmlich  von   agonistischen  Freuden;    in   solchen 

Meinen  Sätzen  spannt  er  wohl  den  Rahmen  gerne  weiter:  auch  an  die 

iiligkeit  des  Glücks  im  Leben  der  Völker,  an  Koroneia  zu  denken, 
mochte  niemandem  verwehrt  sein;  ob  gerade  hier  im  Sinne  Pindars,  ist  doch 
zweifelhaft.  94,  ypcofi«'  öoKtjatg  schol.  '  133,  wieder  zu  Ehren  gebracht 
von  Härtung,  der  gut  itaga  yvotficcv^  l'fiTtahv  fihv  xigilfiog  0.  XII 10  vergleicht. 
AU  Boeckh  yvonia  consUium  {Forlunae)  interpretierte,  lag  ihm  attische  Prosa 
im  Ohr.  änöxqonog  sollte  nach  Boeckh  'feindselig'  heißen;  wer  dies  mit 
inlxQoitog  0.  I  106  verteidigen  will,  der  vergißt  den  ganz  gewöhnlichen, 
auch  dort  wirksamen  Sinn  von  MxQonog'  i  imxQlmxai  r«,  patronus.  Das 
'Fehlgehen*  der  Meinung  erschüttert  die  Freude  in  ihren  Grundfesten:  die 
Adjektiv  und  Partizipkonstruktionen,  yi'xe'ltpiyivua  a(faiOt^aaj  wenlen  noch 
oft  verkannt.        95,  Zu  ^JtufUQOi  ist  nicht  ia^u  zu  ergänzen;  die  1.  Per- 


76  Pythien  VIH 

son  steht  weder  vorher  (^^otcov)  noch  nachher  (avÖQ&v).  Den  Gedanken  rt 
ÖS  ng;  t/  <y'  ov  ng;  mag  man  Heraklitisch  nennen  (^sl(iiv  te  xca  ovk  elfiev 
fr.  49*Diels^),  wenn  man  sich  nur  den  Unterschied  zwischen  der  Auffas- 
sung des  Dichters  und  des  Denkers  gegenwärtig  hält  (vgl.  das  über  Qvd'(i6g 
Gesagte  Herrn.  53,  1918,  328);  der  Dichter  schaut  wechselnde  Bilder:  da 
dünkt  sich  einer,  er  war  etwas,  so  ist  er  es  schon  nicht;  oder  meint,  er 
war  etwas  nicht,  so  ist  er  es  schon,  ömag  ovuqj  ein  Ausdruck,  der  durch  die 
Weltliteratur  geht,  vorgebildet  schon  in  der  Odyssee,  amrj  eiTiekov  rj  Kai  dvelgo) 
(X  207);  ebenso  dann  wieder  getrennt,  üKLosLÖsa  cpvXcc  —  ecprj^SQLOL  —  ocveQEg 
elüeXovsLQOL  Ar.  Vög.  686 f.  97.  ejteCTriv  dvÖQOiVf  durch  in  ccviäg  ßa&fii- 
&og  iaraota  N.  V  1  von  Gildersleeve  wohl  ausreichend  gestützt.  98/99,  So- 
lange man  die  Pythiadenzählung  um  vier  Jahre  zurückdatierte,  also  Ko- 
roneia  noch  nicht  vorlag,  bemühte  man  sich,  den  Ausdruck  HevMqo}  öröAro 
ttoXlv  Tccvöe  KOfit^s  ganz  ins  Unpolitische  umzudeuten;  'freie  Fahrt'  sollte 
überhaupt  nur  Von  Stürmen  ungehinderte  Bewegung'  sein  (Leop.  Schmidt 
398).  Man  sah  nur  die  Schwermut  der  eben  verkündeten  Lebensbetrach- 
tung —  ungefähr,  wie  vor  alters,  inifis^cpovraL  xiveg  tw  Uivödga)  oxl  iynm- 
^Lov  yQcccpcov  Q'Q7]V£T  xov  avd'QcoTCivov  ßlov  — ,  und  merkte  nicht,  wie  er 
selber,  in  Koroneia  und  in  Kirrha  TiaXov  xi  viov  Xajßiv^  mit  einem  Ruck  (Äi- 
yiva  %xl.  asyndetisch  98,  richtig  gedeutet  von  Ed.  Schwartz,  Charakterköpfe  I 
[1902]  23)  sich  auch  der  anderen  Seite  {xi  d'  ov  xig;  —  la^itqbv  cptyyog) 
bemächtigt  und  leise,  aber  doch  voll  Zuversicht  und  auch  wohl  nicht  ganz 
ohne  Grund  (s.  Steup  zu  Thuk.  I  67,  2),  auf  eine  Wiederkehr  wenn  auch 
nur  eines  Schimmers  der  alten  aiginetischen  Herrlichkeit  zu  hoffen  wagt 
(ko^l^s,  wie  immerfort  0.  Xin59,  P.  IV  106.  159  m.  Scholl.,  =  avano- 
fiL^E]  der  iXevd'EQog  cxoXog  erinnert  an  %Qrixr}Qa  oxi]aa6d-aL  sXsv^sqov  Z  528). 
Nicht  an  einen  Gott  wendet  er  sich  unmittelbar,  sondern  an  die  Aigineten, 
nicht  an  ein  Wunder  glaubt  er,  wohl  aber  an  den  aus  Zeusens  Beilager 
(paean.  VI  135)  mit  Aiyiva^  (ptXcc  ^ccxtjq,  stammenden  unverwüstlichen  Aigi- 
netengeist.  Piadar  selber  also,  der  alte  Aiginetenfreund,  der,  während  er 
dies  Lied  dichtete,  innerlich  ganz  zu  einem  Aigineten  Gewordene,  —  trotz 
allem     £^  eXittSog  nexexai  vnoitxsQOLg  avoQEccLg. 

Das  Gedicht  des  76jährigen  hat  nichts  Greisenhaftes.  Wollte  man  den 
Stimmungsgehalt  auf  eine  Formel  bringen,  so  könnte  sie  nur  lauten,  männ- 
lich beherrschte  Glut;  das  ist  seine  ^Havpa^  die  doch  nichts  Quietisti- 
sches  an  sich  trägt.  Das  Epinikion  hat  diesmal  wirklich  ein  durch  das  Ganze, 
wie  Goldfäden  durch  ein  Gewebe,  sich  hindurchziehendes  Thema,  das  sich 
mit  einem  Worte  wiedergeben  ließe,  ^Epigonen':  rjfisig  xov  TtaxeQoov  —  ov 
%stQoveg  sv^o^sd'^  slvcct,,  das  wenigstens  sollte  den  Aigineten  von  neuem  zum 
Bewußtsein  kommen.  So  ist  denn  das  späteste  unter  Pindars  Epinikien  zwar 
kein  Haßgesang  und  kein  Kriegslied,  am  allerwenigsten  ein  öxccölcoxmov, 
aber  auch  ein  d'Qi]vog  ist  es  nicht,  und  Aufforderung  zu  einem  'Verzicht- 
frieden' auch  nicht.  Es  ist  das  dichterische  Vermächtnis  eines  zu  völliger 
Reife  gekommenen  Gemüts  au  ein  in  der  Hochblüte  von  Hagelschauern  ge- 
troffenes, aber  nicht  entwurzeltes,  seit  mehr  als  einem  Menschenalter  treu- 
geliebtes Brudervolk. 

(A)  Haltet  Buhe,  (B)  Aigineten,  Männer  und  Jungmannen,  des  Aia- 
Mdennamens  würdig,  glückJiaft  (f),  wie  an  der  Spitze  des  Epigonen zug es 
AJhnaon,  Amphiaraens  echter  Sohn.  Auch  mir  verhieß  Mkmaon  eine  Freude, 


Vm,  95—99.     IX,  Einleitung,  1  77 

(A)  und  ÄpoUon  scJienkte  sie  uns.  Seien  die  Götter  aucJi  fernerhin  euch 
hold!  (E)  Jetzt  siegtest  du  brav^  7nein  Aristomenes.  Da  schwimmt  man  in 
Wonne  und  schwebt  in  Hoffnung.  Wie  trügerisch  ist  Hoffen!  —  Wohlauf, 
Aigina,  zur  Freiheitsfahrt ,  im  Bunde  mit  Zeus  und  dem  ganzen  Äiahidcn- 
geschlecht! 

Strophen  und  Epodos  sind  durchweg  aeolisch  bis  auf  die  beiden 
mit  Aeolikem  von  Pindar  gern  verbundenen  und  sogar  mit  aeolischer  Frei- 
heit (\  ö  ~  z)  behandelten  Lekythien  am  Schluß  der  Strophe,  dann  nach- 
klingend am  Schluß  des  ersten  Tetrameters  der  Epodos,  endlich  noch  die 
den  ältesten  Kehrzeilen,  wie  ayvce^  "AnoX-Xov^  entnommene  Klausel  der  Epodos. 
Der  Bau  erinnert  mehrfach  an  das  etwa  um  10  Jahr  frühere  Altersgedicht 
Isthm.  VII.  Beachtung  verdient  in  den  Strophen  die  ungemein  durchgrei- 
fende Cmteilung  der  12  Metra  des  Stollen  im  Gegenstollen  und  am  Schluß 
das  akephale  Lekythion,  wie  überhaupt  die  Häufigkeit  der  Akephala  (str.  3. 
6*.  7^,  ep.  1*.  2*.  4*.  6^),  in  der  Epodos  der  spondeische  Klausel  vorklang, 
der  in  Aeolikem,  außer  in  Isthm.  VII  ep.  7,  nur  noch  Pyth.  VII  ep.  5  be- 
gegnet; Spondeus  mit  angeschlossenem  akephalen  Aeoliker,  wie  hier  (z.  B. 
vi-KccLg  —  xQiGCcilg^  o^-QLGxo^uvsg) ^  so  auch  Isthm.  VII  str.  3.  Bei  dem 
Komplex  von  drei  Kürzen  und  einer  Länge  str.  2  hat  man  die  Wahl  zwi- 
schen Diiambus  und  Choriambus  mit  aufgelöster  erster  Hebung,  ähnlich 
Pyth.  XI  str.  3*,  wo  indes  der  fünfte  Vers  -c;~^v./ —  ^^  ^^n  Choriambus 
entscheidet.  Nur  zu  leicht  läßt  sich  unser  Ohr  durch  den  Sprachakzent  täu- 
schen. Gerade  dies  Lied  OiXocpqov  'Haviia  in  so  klaren  Rhythmen  zu  lesen, 
ist  ein  hoher  Genuß. 

PTTHIEN  IX. 

Über  die  Geschichte  von  Kyrene  ist  noch  immer  wertvoll  Job.  Pet. 
Thrige,  Res  Cyrenensium*  Hafniae  1828;  über  das  Mythographische  ('Ky- 
rana,  eine  libysche  Ortsnymphe,  erst  in  der  Eoie,  unter  zweimaliger  Beto- 
nung ihrer  Schönheit  [Schol.  P.  IX  6*],  zu  einer  Thessalin  geworden',  *Ari- 
staios,  jetzt  ihr  Sohn  [aber  'bei  weitem  älter  als  seine  Mutter'  Otfr.  Müller, 
Orch.*  342J,  ursprünglich  dem  Zeus  \aQi(Sxoxiivag^  fr.  57;  s.  Bem.  zu  65] 
näher  stehend  als  dem  ApoUon')  müssen  wir  der  Kürze  halber  verweisen 
auf  Ldf.  Maltens  Kyrene,  Berl.  1911.  Über  ein  Standbild  des  Aristaios  auf 
dem  Marktplatz  von  Metapontion,  das  Pindar  auf  der  Rückfahrt  von  Sikolien 
recht  wohl  gesehen  haben  kann  —  scheint  er  doch  nach  P.  II 18  f.,  ferner 
Olymp.  XI.  X  im  epizeph.  Lokroi  an  Land  gegangen  — ,  Ett.  Pais  stör,  della 
Sic.  I  1894,  548,  Ad.  Kirchhoff,  ein  Irrtum  des  Herod.  (IV  15)  im  Ftvi^X. 
zum  Buttraannstage,  Berlin  1899  (Manuskr.-Dr.)  S.  1  ff. 

1 — 70.  Noch  rascher  als  zu  der  Orestie  (Pythien  XI)  geht  hier  Pin- 
dar nach  Erledigung  der  Ritualien  über  zu  dorn  Alythos,  dessen  Gegenstand, 
Heimat  und  Ortsnymphe  des  Biegers  schon  rein  dichterisch  ihn  anziehen 
mochte.  Der  Name  des  Vaters  folgt  erst  (71)  beim  Übergang  zur  zweiten 
Siegestafel. 

1.  y(aXiia(J :ttq  bezeichnet  den  ^TrXirorTpöfio;  ,  a  potiori;  von  der  ur- 
sprünglichen Bewaffnung  bleibt  schließlich  nur  Helm  und  Schild  (Gerb ard, 
Aaieri.  Vasonbildor  2r»l  —  Berlin  2307  Furtw.).    Von  Tolesikrate«  gab  es 


78  Pythien  IX 

später  in  Delphi  (nach  dem  Schol.  z.  Überschr.)  eine  Statue  mit  Helm  (ohne 
Schild?).  3.    Die  Chariten  sorgen  für  kunstgerechte  Ausführung  des 

Siegesliedes,  wie  P.  VI  Anf ;  Aphrodite  hat  mit  diesem  Sieger  nichts  zu 
tun.  4.  Über  den  doppelten  Acc.  avÖQa  —  ömpdvoina^  proU.  (1900) 
II  89.  6,  Der  yairanq^  der  uns  als  anEqaB^o^aq  (P.  III  14)  wieder  be- 
gegnet, ist  der  jugendliche  Gott  xaixria^  eilvfiivog  evQEccg  cofiovg^  Hymn.  Ap. 
450  (272),  dem  die  ungeschorenen  Flechten,  wie  dem  jungen  lason,  c'cnav 
v&xov  xaxaCd'vöaov  (P.  IV  83),  —  aKEQöSKo^a  TtdxsQ,  ruft  ihn  der  Päan  auf  die 
Sonnenfinsternis  an  IX  45).  av^noö(paQdy(OV  sagt  mehr  von  den  Winden 
aus  als  die  bloße  Lautheit  des  Geräusches;  mit  öitaQyav  CtpQiyav  verwandt, 
bezeichnet  ctpaQaysiö^'ciL  das  brausende  Hervorbrechen  einer  eingepreßt  ge- 
wesenen strotzenden  Kraft;  also  die  gewitterböenartig  die  Schluchten  des 
Pelion  durchtobenden  Winde.  So  heißt  der  Donnergott  ßaQvöcpccQayog  (Isthm. 
VIII  23),  iQi6(p(XQayog    fr.  14.  6.    (ftcogijrjrog  ist  Kyrene  in  der  Tat, 

wie  Pythien  IV  und  V  beweisen. 

Pindar  spricht  von  einem  goldnen  Wagen,  einem  gottgebauten  (10), 
während  Pherekydes  (schol.  Ap.  Rh.  II  498),  nach  der  Eoie  vermutlich, 
inl  oivzvcov  sagt,  was  nach  dem  Muster  von  itp  l'TtTtcov  wohl  auch  einen 
Schwanenwagen  bezeichnen  soll,  %axcciQri6XLKwg ,  da  der  Schwanenwagen  ja 
nicht  mit  einem  Joch^auf  dem  Nacken  der  Schwäne  ruht,  wie  z.  B.  die 
Petersburger  Gemme  zeigt  (abgeb.  b.  Röscher,  ML  II  1727),  der  Gott  aber 
und  die  Heroine  doch  gewiß  nicht  je  auf  einem  Schwane  reitend  zu  denken 
sind.  —  Über  den  rein  emphatischen  Komparativ  dyQÖrsQoq  und  sein  Syno- 
nymon  oQeöxeQog  Dav.  Binn.  Monro,  Gramm,  of  the  Hom.  Dial.  ^  §  122. 

7.  Schon  hier  steigt  die  JtaQd'Svoq  dyQorsQa  empor  zur  Fürstin  des 
dritten  Erdteils.  Das  blühende  Land  erhält  vier  Epitheta,  zwei  mit  noXv- 
gebildete^  sogleich,  die  beiden  andern,  svrjQaxov  und  d'aXXoLGav^  in  dem 
epexegetisch  angefügten  ql^ccv  —  olnetv.  Der  ^ Früchtereichtum'  mag  auf  die 
Fruchtbarkeit  des  Bodens  überhaupt  gehen,  mit  seinen  drei  Ernten  (Herod. 
IV  199),  insbesondere  auf  die  Silphionstaude ,  die  wichtigste  Handelsware 
Kyrenes,  vielleicht  aber  auch  auf  die  goldenen  Apfel  der  Hesperiden,  wenn 
auch  dadurch  die  Löwenwürgerin  noch  nicht  zu  einer  Hesperide  wird,  wie 
Studniczka,  Kyr.  20ff.  annehmen  möchte;  doch  s.  auch  zu  58.  9,  In  Li- 
byen empfängt  Aphrodite  das  Paar;  heißt  doch  das  Land  (P.  V  24)  auch 
yXvKvg  aärcog  ^AcpQoSixccg^  wobei  das  Epitheton  von  Rechts  wegen  wohl  der 
Göttin  gehört  (0.  VI  35;  dazu  fr.  217).  Seit  wir  Demeter  g)oiVL%67t8^a  ken- 
nen (0.  VI  94),  sollte  ccQyvQOTte^a  nicht  mehr  'silberfüßig'  heißen,  wie  zu- 
erst wohl  Jebb  ausgesprochen  hat  (Journ.  of  Hell.  stud.  IH  1882,  181  ff.; 
so  auch  Wilamowitz,  Isyll.  169^^).  Richtig  konstruieren  .die  Scholien  oyicav 
icpanxofjiiva,  während  neuere  Erklärer  v7tsöe%xo  oyßoav  verbinden  und  yfsql 
%ovcpa  KalnovcpL^ovörj  verstehen,  also:  galant  ^beimAussteigenbehilflich'?  Der 
Berührung  des  Wagens  'mit  leichter  Hand'  wird  ein  'Begrüßungszauber' 
zugrunde  liegen:  der  Gestus  bereitet  ja  leise  nur  das  Folgende  vor,  wie 
die  Göttin  das  Lager  adelt  und  weiht  (12),  das  Zarteste  vielleicht,  was 
Pindar  über  den  Geschlechtsverkehr  gesagt  hat.  Und  der  Dichter  kann  sich 
gar  nicht  genug  tun  in  Pleonasmen  um  die  Innigkeit  der  Verbindung  zu 
betonen:  ^vvbv  ydiiov  ^Bii^ivxa  (ähnlich  P.  IV  222)  in  Entfaltung  eines 
öv^^SLxd-Evxaj  prolep tisch  zu  ocQ^io^OLOa.  Nichts  lehrreicher,  als  diese  im 
edelsten  Sinne  oiioipQcov  svvd  zu  vergleichen  mit  des  graziösen,  aber  doch 


1-20  79 

leichtgeschürzten  loniers  Jibg  ccnazy],  die  noch  heute,  selbst  unter  Philo- 
logen, feierlich  gestimmte  Leser  findet.  Bemerkenswert  ist  wohl  auch,  daß 
der  Dichter  in  diesem  ersten  kurzen  Bericht  von  der  Entführung  bei  dem 
Vollzuge  des  yd^iog  scheu  andächtig  verweilt,  um  (66flf.)  nach  der  längeren 
Erzählung  den  Hergang  als  eine  wxfm  TtQcc^ig  iTtsiyofiivcov  &eG>v  desto  rascher 
abtun  zu  können. 

14 ff.  Die  Genealogie  nach  der  delphisch  inspirierten  Chronik,  doch 
die  Reihenfolge  der  Ahnen  zierlich  verschlungen:  auf  den  Vater,  den  La- 
pithenkönig,  folgen  dessen  Großvater,  dann  Mutter  und  Vater,  endlich  die 
Großmutter.  An  diese  Urahne  Gaia  hat  der  Dichter  nachher  (60)  schwer- 
lich gedacht,  als  er  auf  dem  Schöße  der  Erdmutter  und  ihrer  Töchter,  der 
Hören,  den  jungen  Aristaios  zum  Gotte  heranreifen  ließ;  erst  recht  nicht 
bei  den  Karapfspielen  der  Gaia  ßaO'vKoXTiog,  in  denen  Telesikrates  siegt  (102). 
15.  ysvog  —  dsvrsQoq  gehört  zusammen,  so  auch  der  Paraphrast: 
i]Q(og  schmückend  eingeschoben,  wie  sonst  ccvriQ,  d^sog.  16.  Soll  kriTirsv 
hier  auch  parturiebat  heißen?  oder  ist  das  Imperf.  zu  beurteilen  wie  ni^- 
ntv  (Isthm.  II  15)?  16/17.  Wie  14/15  das  nachgestellte  dtvxeoog  die 

Verse,  so  verbindet  'überschneidend'  (enjambement  der  Franzosen)  Falag 
dvyaxy]Q  die  Strophen;  ähnlich  P.  XII  16/17,  N.  V  30/31.  48/49,  N.  VH 
58/59,  Isthm.  VI  18/19.  54/55  (hier  beidemal  sogar' die  Triaden)  usf.; 
durchaus  vermieden  Pythien  VI.  19.  Die  Öeictva  der  thessalischen  Mädchen 
Pindars  erinnern  an  die  ^(06n]qLa  der  spartanischen  Alkmans  (81  seines  Par- 
theneions;  dazu  %io6xriQLCi'  £v(oxr}Ti)QLa^  ovofia  [^OQzTjg^  Hesych.).  oi^ovQiäv 
ist  aus  dem  selben  Grunde  wie  do^ccv  ts&v  105  metrisch  anstößig   wegen 

der  Unzulässigkeit  von  _^ u _.    Dazu  kommt,  daß  ein  oUovQtog^ 

von  Menschen  gesagt,  keine  Gewähr  hat,  wie  es  auch  neben  tnicoQog  kein 
tifiojQiog  gibt.  Moschopulos  schreibt  ovaoQuiVy  was  noch  jüngst  einen  Ver- 
treter in  Friedr.  Solmsen  gefunden  hat  (Idg.  Forsch.  31,  1913,  448)  als 
entstanden  aus  olkoxoqucv  'hausfegend',  'haushaltend'.  Wilamowitzens  oly.o- 
uQuv  (Herm.  32, 1897,261^)  wird  in  dem  bedenklichen  Binnenhiatus  nicht 
hinlänglich  gedeckt  durch  xaly.oaQccg  Find.  Isthm.  V  41  und  (pQEvoaQceg  Bacch. 
XVII 118  Ken.,  künstliche  Rückbildungen  aus  xaXKTjQrig  (Homer),  (pQSvi]Qi]g 
(Herod.)  nach  Analogie  von  i^gidgag  Pind.  P.  V  35.  'Ans  Haus  gebunden' 
(Malten,  Kyr.  5)  sind  die  aeolischen  und  dorischen  Edelfräulein  auch  nicht 
durch  eine  Macht  von  außen  oder  auch  nur  durch  die  Sitte,  wie  die  Athe- 
nerinneo.  Sie  'hüten  das  Haus'  aus  Freude  am  Wohlleben,  an  Musik  und 
Tanz  und  an  Tafel genüssen.  Neben  ihnen  stehn  die  kunstfertigen  Weberinnen 
(18)  homerischen  Musters  (Penelope,  Helene).  Wäre  das  Wort  überliefert,  so 
ließe  sich  über  die  verblaßten  Farben  des  zweiten  Teils  der  Zusammen- 
sotzung  wohl  hinwegkommen;  ist  doch  auch  (pQevrjQtjg  nichts  anderes  als 
itQxi(pQ(ov  und  yiqiri{^rig  als  äQTix^tg.  Aber  für  den  hier  geschilderten  Cha- 
rakter der  dvulxtdeg  ist  oUovQog  geradezu  technische  Bezeichnung:  es  ge- 
nügt, ans  Soph.  OC  3t4  anzuführen,  xar'  olxov  oUovQodaiv  &öre  TtapO/roi, 
dazu  oixovQOv  (/^t/töOov)  Aesch.  Ag.  1225.  Drum  ist  es  unbedingt  festzu- 
halten, und  nur  die  Form  ist  vielleicht  noch  zu  linden,  wenn  nicht  Jotxo- 
foffäv  oder  Wackernagels  /oixo/o^ov^'  schon  das  Richtige  trifft;  xnkuoqog 
ist  überliefert  0.  IX  81.  20.    Wenn   der   Dichter  seine  Kyrana   für 

gewöholich  mit  Speer  und  Bronzeschwert  gegen  allerlei  Raubtiere  auf  die 
Jagd  ziehen,   dann    aber  einmal  waffenlos  mit  einem  Löwen  ringen  läßt, 


80  Pythien  IX 

gerad  an  dem  Tage,  da  Apollon  sie  erblicken  sollte,  so  gewinnt  er  damit 
eine  wirksame  Steigerung. 

23ft*.  Wenn  ^ejtorr«  ein  Verbum  der  Bewegung  ist,  dann  handelt 
es  sich  bei  inl  ßkscpuQOLg  ginovra  (so  gegen  Boeckh  allein  richtig  Bissen) 
um  einen  nqoq  aö  beginnenden  Schlaf,  den  sich  die  Jägerin  erst  gönnt,  für 
kurze  Zeit  natürlich,  navQov  ccvaXtaKotaa^  nachdem  der  im  Dunkeln  sehende 
und  daher  nachts  auf  Raub  ausgehende  Löwe,  der  in  der  typischen  Schil- 
derung (20 — 25)  bei  d'TiQag  ja  schon  vorklingt,  von  den  Ttdvvvxoi  iyQria- 
aovTEg  abgewehrt  (A  551  flf.,  Ps.-Xenoph.  Kyneg.  c.  11),  Tj&dsv  ccTtovoGcpiv 
aßri  tetirjoti,  d'vfia.  Über  die  Tageszeit  des  außergewöhnlichen,  asyndetisch 
mit  Beginn  der  neuen  Triade  einsetzenden  Kampfes,  dem  der  Gott  mit  dem 
Kentauren  zuschaut,  wird  sich  der  Dichter  keine  besondern  Gedanken  ge- 
macht haben.         dvaXCdy.oKTa^  ^aufwendend',  unnachahmlich  kurz. 

28.  Warum  nicht  das  ösfivbv  avrqov  Cheirons  ebensogut  (liyccQa  heißen 
kann  als  bei  Sophokles  Philoktets  Höhle  ^iXad-Qa  (147.  1453),  ist  nicht 
einzusehn.  ix  fieyccQODV  TtQOöi^veTtE  q)cova  ist  eine  kühne  Brachylogie,  starke 
Verkürzung  eines  Xslqcovcc  qocovco,  öretiE  öcoiiccrcov  naqog.  Bergks  Vergleich 
mit  OL  xe  itccvri^iQLOi  ötvyeQM  KQLVovtai  "AQrj'i  \  a(Steog  in  (ScpExiqov  T.  209/10 
zieht  nicht:  da  steht  ja  ein  Verbum  der  Bewegung  zu  h  (=  l'^w),  das  wir 
hier  vermissen.  Aber  man  hört  eben  fast  die  Worte  des  laut  Rufenden, 
wie  an  den  P.  VI  36  angeführten  Stellen.  Wie  zur  Erläuterung  oder  besser 
zur  Steigerung  der  Dringlichkeit  folgt  dann  auch  zu  Beginn  der  sogleich 
einsetzenden  direkten  Rede  der  selbe  Gedanke  noch  einmal,  imperativisch : 
öEfAvbv  avzQov  TCQoXLTtcov  KxX.  (fiov^,  wie  r  161,  CO  530,  Korinna  (Berl.) 
II  10. 

30.  Es  kann  ja  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  in  der  Eoie  der  Dia- 
log homerischen  Musters  mit  der  Frage  nach  der  Herkunft  begann,  und  daß 
dann  Cheiron  treuherzig  die  Genealogie  hersagte,  die  Pindar  uns  bereits 
klug  ÖL*  aituyyEliag  mitgeteilt  hat.  Pindars  Dialog  hat  eben  noch  einen  an- 
dern Zweck  als  den  rein  technischen  einer  dramatischen  hier  wie  sooft  (Isthm.  VT, 
Nem.  I,  Pyth.  IV)  in  Weissagungsform  gekleideten  Exposition  (gute  Be- 
merkungen bei  Ed.  Lübbert,  de  P.  stud.  Hes.  et  Hom.,  Bonner  Index  1881/2,6) ; 
er  strebte  schon  nach  einer  tieferen  psychologischen  Motivierung.  Der 
Liebende  verlangt  für  sein  Entzücken  über  das  geliebte  Wesen  nach  einer 
teilnehmenden  Seele  {^av\iaQov^X)^  der  jugendlich  gedachte  Gott  wünscht, 
ein  noch  schüchterner  Lebensschüier  von  der  Art  des  jungen  Achilleus  oder 
Iasons(P.VI21ff.,  Nem.  III,  Pyth.  IV),  für  sein,  wie  erfühlt,  schicksalschwan- 
geres Vorhaben,  wo  nicht  Rat,  so  doch  Bestärkung:  echt  menschlich  also, 
doch  in  vollkommenem  Einklang  mit  der  von  Aphrodite  über  sein  Liebes- 
lager gebreiteten  Scham  (12).  ov  Tcdcrj  S*  -^Atxta  to  nd&og  ccQfio^et,  dXXd  tij 
via'  oLoiiEd'Ci  yaQ  Selv  rovg  trjXLTiOvtovg  aldrjiiovccg  sivai  öicc  ro  Tcdd^Ei  ^S)v- 
rag  noXXa  ccfiaQrdvELv  (Arist.  eth.  Nie.  IV  Schi.).  Und  gerad  über  die 
Sorge  TtiQi  xov  GvyyEviod'ai  olg  ov  öst  %ccl  onov  ov  öst  %(xl  otE  (ir}  öei  (Aristot. 
rhet.  II 6)  gibt  Cheiron  Bescheid,  wenn  auch  in  verhülltester  Form.  Welcker 
meint  (Kl.  Sehr.  II  200),  der  Gott  wolle  den  Alten  nur  auf  die  Probe 
stellen,  und  Cheiron  scheint  derlei  mit  der  ^eiXiiog  oQyd  (43)  auch  anzu- 
deuten. Pindars  Meinung  ist  damit  wohl  nicht  ganz  getroffen:  wie  Cheiron 
sich  zu  helfen  wußte,  das  mochte  den  Dichter  nebenher  bei  der  Ausführung 
interessieren.    Im  Grunde  ist  ihm  Apollon  völlig  mit  sich  beschäftigt;  als 


20—37  81 

ein  wirklich  Liebender  redet  und  fragt  er,  nur  um  aus  dem  Munde  eines 
andern  zu  vernehmen,  was  er  schon  weiß:  ^Rate  mir  gut,  doch  rat  mir 
nicht  ab'  (P.  Heyse).  31,    'UBipaXa  in  KQaöCa  zu  ändern,  ist  nicht  zu 

empfehlen,  wenn  auch  nicht  bloß  beim  Hirsch  (A  225)  die  Furcht  vor  allem 
in  dem  klopfenden  Herzen  sitzt.  Der  Mensch  verliert  aus  Angst  wohl  auch 
den  Kopf  oder  läßt  ihn  hängen;  Gegensatz  das  oq^ov  aÜQeiv  kocqu  des  teil- 
nahmsvoll Aufmerkenden  (Aisch.  Choeph.  496)  oder  das  ccvaxovcpt^siv  dessen, 
der  im  allgemeinen  Strudel  den  Kopf  oben  behält  (Soph.  OR  23).  ^v^iog 
vorher  (30)  und  nachher  r}roQ  und  cpQsvsg  kommen  ja  auch  noch  zu  ihrem 
Recht,  und  gerade  <pQiveg  als  der  eigentliche  Sitz  einer  den  Menschen  wie 
im  Fieber  schüttelnden  Angst  (jB^iaCvoa  bei  Pindar,  cciELfiavrog  Ale.  16,  x^t- 
fia'^o)  bei  den  Tragikern).  Und  wenn  vety,og  uysvv  auch  nicht  mehr,  wie 
A  721  von  Athene  gesagt  wird,  'den  Kampf  lenken'  bedeutet:  bei  einem 
Ringkampf  mit  einer  wütenden  Bestie  ist  kaltes  Blut  und  ein  klarer  Kopf 
auch  nicht  zu  verachten;  doppelt  anzuerkennen  bei  einem  Weibe  {yvvai- 
x6^  30),  vollends  einem  so  jungen  {veavig  31).  31.  n6fß-ov  aad-V' 

üibqO-b^  die  Seelenhoheit,  die  sich  durch  gemeine  Regungen  nicht  anfechten 
läßt,  anderwärts  durch  KQsaacov  ausgedrückt,  ktsccvcov  tlfv^ccg  KQsaaovag  N. 
IX  72,  ähnlich  P.  VH!  92.  32.  xBxs((Jiavrai,  über  die  Pluralform  Pin- 
dar, 1900  S.  249,  sprachwissenschaftlich  verteidigt  von  Jac.  Wackernagel, 
Unters,  z.  Spr.  Homers  100*;  gegen  das  <r;t^f*«  UivöagiKOv  spricht  hier, 
daß  der  Singular  wohl  zur  Beibehaltung  des  Subjekts  veävig  und  dann  zu 
(pQEvag  geführt  haben  würde,  was  manche  auch  einsetzen  wollen.  Weiteres 
zu  P.  X  71.  33.  ^vtXaq^  botanisches  Bild,  ohne  verächtlichen  Neben- 
sinn, wie  ^luTtenovlöog  (pvrXcegO.  IX  55,  ebenso  ccnoaTCuöd^etöcCy  mit  dem  na- 
türlichen Verlangen,  die  gewiß  unverächtliche  Herkunft  so  übermensch- 
licher Kraft  zu  kennen,  wie  in  r/g  a&av(xT(ov  rj  ßQOT&v  roiovxov  SQvog 
^gitl^Bv  Bacch.  V  85;  aber  freilich  nicht,  ohne  gerade  durch  die  Wahl  des 
Kompositums  den  großen  Abstand  fühlen  zu  lassen  zwischen  dieser  uner- 
hörten Kraft,  mehr  noch  des  Gemüts  als  des  Leibes,  und  dem  gewöhnlichen 
Menschenmaß.  3().  öoia  könnte  wohl,  wie  der  Scholiast  will  (68''),  für 
den  Singular  stehen,  wie  ccövvara  P.  II  81,  atiKfAaQra  0.  VII.  45,  i'aa  N. 
III  45.  Gegen  6aia  hat  man  eingewendet,  daß  bei  Homer  nur  ovx  6cli} 
vorkomme.  Es  ist  wohl  bezeichnend,  daß  es  in  den  neueren  Sprachen  überall 
kein  positives  Korrelat  zu  'Sünde'  gibt,  wie  es  die  Griechen  etwa  in  oaiov 
(dem  Thema  von  Piatons  Euthyphron)  und  die  Römer  in  fas  hatten.  Aber 
hier  entspringt  die  Frage  an  den  Kentauren  ja  gerade  der  Sorge  des  Gottes, 
ob  nicht  der  Wunsch  des  von  Liebe  berauschten  Herzens  am  Ende  gar  ein 
ovx  oöiov  sei.  —  xXvtö<s  ist,  wie  y.Xsirog  Kkeivog  xXEevvog  je  nach  Vers- 
bedürfnis, lange  formelhaft  lobend  hervorhebendes  Epitheton  geblieben, 
unter  ihnen  xkvxog  das  vornehmste  (^EQ^f^g  59,  Sing  P.  III  92,  yJatto 
fr.  117),  aber  auch  sonst  bei  Pindar  beliebteste.  Hier  soll  nXvxav  x^Qf*  im 
Munde  des  (iottes  gewiß  ein  Selbstbewußtsein  ausdrücken.  37.    Über 

t^Qa  aus  ri  uqu^  att.  ip«  prolegg.  H  39;  keine  Hede,  daß  es  hier  mit  xal 
den  zweiten  Teil  einer  Doppclfrage  einleite  (Dissen  u.  a.)!  :to{n  für  Liebes- 
genuß, bluomen  undc  gras  bei  unsern  Minnesängern;  geschmückter  wider- 
klingend in'^Hßag  nuffnbg  iv^r^aag  109.  Leop.  Schmidt  (Leb.  S.  176)  hat 
in  diesem  Verse  mg  etwas  wie  einen  Hexameter  der  Pythia  heraushören 
wollen  und  damit  Beifall  gefunden,  sogar  bei  dem  yersUndigeD  Güdors- 

-    I>  r  o  r  .1  •  r    Fladar«  Pjthlra  6 


82  Pythien  IX 

leeve-,  aber  seit  wann  sprachen  in  Hexametern  auch  die  Orakelbefrager? 

38.  ^afievT^q  und  y^XiaQÖr  (y^Xagöv  PQ)  machen  Schwierigkeit,  ^cc^ievrig 
von  (livog^  ^ifiaa:  fiiiiova,  auch  mit  ^i^vrj^at  mens  minnen  und  meinen 
zusammenhängend,  vielleicht  auch  mit  Movöa^  wenn  man  nicht  an  die 
'Bergfrau'  glaubt,  gilt  nie  von  bloßer  Körperkraft,  auch  wo  es  von  Tieren 
oder  von  den  Elementen  ausgesagt  wird:  ÖQifiv  iiivog  ugaölrig  (Mimn.  14,  6) 
bezeichnet  den  Sitz  dieser  Kraft.  Also  ^«ftavTjff  einer,  der  Herz  und  Kopf 
auf  dem  rechten  Fleck  hat,  'herzhaft',  'beherzt'  und  'klug',  wenn  man  will, 
wie  avvstog  Scholion  und  Paraphrast;  hier  keinesfalls  im  Konzessivver- 
hältnis zu  der  friedlichen  {ayava  ocpQvC)^  von  jeder  Zomesaufwallung  freien 
Antwort  Cheirons.  Aber  was  ist  xX(L)ciQbv  yslaöag?  Die  Scholien  sagen 
ihccQov^  'warm',  zweisilbig  kc<tcc  ßvvaiqsßLV^  wie  denn  auch  in  den  besten 
Hss.  steht.  Unmöglich,  zumal  wenn  man  bedenkt,  daß  in  iXluqov  das  Iota 
lang  war.  Bleibt  yXccQov^  eine  ganz  singulare  Form.  Mit  Hesychs  ilaqov' 
Qvnaobv  Xeitrov  XQViaXiov  (?)  ist  nicht  viel  anzufangen.  Aber  es  könnte  in 
PQ  eine  dorische  Kontraktion  sein  aus  yloaqov,  das  sich  zu  yXoe^ov  verhält, 
wie  CKLdQog  zu  <i%ieq6g.  Für  yXoEQOv  bietet  Hesych  %lmQ6v  coiqov  viov 
ccTtccXov,  und  x^orj^  i^caQOTEQcc  6s  Koiag  (Sappho),  xlosqa  ^oösa  niraXa 
(Eur.  Hei.  243),  iXwqov  öiog  (Homer),  ergeben  'hellgrün,  gelb  (nach 
Boisacq  und  Kluge  von  dem  selben  Stamme),  fahl,  blaß,  bleich,  zart'. 
Farben  in  übertragener  Bedeutung,  ein  verwickeltes  Thema,  weil  Zeiten 
und  Menschen  dabei  verschieden  empfinden.  Ganz  ungehörig  ist  hier  'hell 
auflachend'!  warum  nicht  gar  'wiehernd'?  es  fehlt  nur  noch  Mephistos 
widerliches  Grinsen:  'hab  ich  doch  meine  Freude  dran!'  Auch  an  Spott 
oder  mokantes  Lachen,  das  yXeva^eiv  der  Komiker,  ist  nicht  entfernt  zu 
denken.  Dagegen  paßt  ein  farblos  'blasses'  Lächeln  gut  zu  der  vornehm 
feinfühligen  Zurückhaltung  des  di'KCiioxcixog  KevravQcov.  Das  ionische  (isLÖäv 
und  ionisch-attische  fisLÖLccv  fehlt  bei  Pindar,  wie  es  den  Tragikern  zu  fehlen 
scheint;  Sappho  hat  fiELÖiccaaiaa  (l ,  14),  wohl  aus  dem  Epos.  We  liave  ihe  half- 
smile  ofthe great  teacher,  vortrefflich  Gildersleeve,  der  freilich  (1890)  noch  an 
iXiaQov  festhält.  39.  7iQv:rtral  TiXatdsq  Ileid'ovg,  richtig  in  den  Scholien 
gedeutet  von  Xsyeiv  und  ÖLaUyeöd'ai,  in  ror  q)aveQOv  tvsqI  cccpQOÖiöloDv,  nachklin- 
gend in  a[iq)aö6v(^4:l).  Über  zweierlei  Genetive  bei  einem  Nomen  prolegg.ll  95. 
41.  rö  JtQibrov  nicht  etwa  in  betontem  Gegensatz  zu  allen  folgenden  Ver- 
einigungen —  nur  Jungfrauen  umarmt  der  Gott  (s.  P.  Maas,  Sokr.  VH  1919, 
340)  — ,  überhaupt  ohne  Prägnanz,  also  auch  nicht  etwa  mit  Nachdruck, 
'so  geradhin',  'mit  Umgehung  jeder  Art  von  Peitho';  das  gäbe  dem  Satz 
ungeschickt  eine  zweite  Spitze:  es  umschreibt  eben  nur"Hßccg  y.aQTtbv  ccv- 
^riaavT^   ccTCoÖQetpciL.  43.  \p8vdei  ^lyBiv  fallere  (synonym  7caQg)cc^ev)'^ 

von  seinem  untrüglichen  Wissen,  einem  faUi  non  posse  (wie  in  tpevöecov 
ovx  uTttetaL  P.  HI  29)  ist  erst  bei  KOVQag  S'  ojto&sv  ysvsav  die  Rede. 

Die  ganze  kunstvoll  in  Dialogform  gefaßte  Erzählung  ist  eine  Weiter- 
bildung des  homerischen  Motivs  A  365:  ola^cc'  vir]  xoi  xavxa  ISvlrj  %avx^ 
ayoQeviü'^  sagt  Achilleus,  und  nun  erzählt  er  doch  d^oiisQ^  ig  0^ß7]v  kxX. 

43.  UBiXi'/pq  oQyd  nicht  etwa  ein  Oxymoron;  vgl.  yXvy^üav  oqydvl^ihm. 
n  35/6.  44  ff.  Die  Unzahl  der  'Blätter  im  Fmhling'  und  des  'Sands 

am  Meere'  schon  bei  Homer  sprichwörtlich,  stets  auch  in  zweiteiligem  Aus- 
druck: ipa^ad^og  xs  %6vt-g  T6,  I  585,  oaca  xe  (pvXXa  oial  ävd^ea  ylyvsxccL  &Qri 
B  468,  (pvXXoKSLV  ioiKoxeg  i}  '^jaficid-OLaiv  B  800.  Pindar  hat  den  Sandmassen 


37—62  83 

noch  zwei  Polaritäten  vergönnt  in  Meer  und  Flüssen,  in  Wellen  und  Wind, 
aber  vorher  nävtav  tiXog  und  nccöag  TisXsv&ovg  und  nachher  noch  '/^oo  xi 
fiiXXsL  x^'^od'sv  hinzugefügt,  —  es  fehlt  nicht  viel  am  Dutzend;  aber  es  wai' 
klug,  den  Schwemmsand  in  die  Mitte  zu  nehmen:  auf  rikog  und  o  xi  fiiXXei, 
kam  es  doch  vor  allem  an.  Die  Rede  geht  von  nun  an  bis  zum  Schluß 
nur  noch  im  Futurum. 

50.  Die  in  avriifSQi^ai  liegende  Metapher  einer  gleichschwebenden 
Wage  wird  deutlich  bei  einem  Vergleich  von  laocpuQl^siv  (Ablaut  wie  in 
fpaQixQt]:  (pigiejxQOVy  vielleicht  auch  in  q)dQ(iaxov:  cpsQfia)  und  den  ßosg 
r^XtKig  ioocpoQOi  mit  auxicpigea^at,  avxtcpsQl^SLv  und  ccvxkxvelou.  Die  Präpo- 
sition in  TtciQ  aoq)6v  hat  dabei  noch  volle  sinnliche  Kraft.  —  Der  aoq)6g  ist 
eben  der  allwissende  Orakelgott.  51.  ravra  n:ö<Tiq  t'xeo   fassen  die 

Scholien  Imperativisch  wie  iTieo  N.  III,  3,  nt^eo  P.  I  59  usf  Mit  Recht 
sind  ihnen  die  neueren  Erklärer  nicht  gefolgt;  gemeint  ist  noaig  iaöfievog,  der 
Dativ  wie  in  ifiol  TtaxeQsg  P.  V  76,  d'vydirjQ  ot  0.  IX  15.  53.  Zevq  ist 
hier'l4itifia)v,  wie  P.  IV  16,  fr.  36.  54.  Der  Xaöq  vacfiioraq  die  Theraeer: 
dazu  die  Ausführung  in  P.  IV  und  V.  55.   Der  öy^O^oq  an(pi:tBÖo<i^ 

der  auf  beiden  Seiten  {ßKaxiQUi^tv  schol.  94^),  von  wo  aus  man  ihn  immer 
ansehe,  also  schließlich  rings  {navxaxo^tv  schol.  94°)  eine  Ebene  überragt, 
heißt  Pjth.  IV  Anf,  äQyevvoELg  fiaöxog.  Weitere  Literatur  bei  Malten,  Kyr. 
202  flf.  svQvXeiniov  ctörvia  Aißva  bekannte  Vermischung  von  Ort  und 
Ortsnjmphe,  wofür  die  alten  Grammatiker  das  Pindarfragment  195  zu  zi- 
tieren pflegen.  57.  Der  goldne  Palast,  hier  und  68/9,  wie  der  goldne 
Wagen  (6)  Märchenstil.  OwteXeS-aiv^  wie  stets  xeXi^siv  intransitiv; 
die  Verleihung  durch  die  Göttin,  noxvia  Aißva^  macht  den  Besitz  legitim, 
ivvo^iov.  58.  ovxB  rr«yx«^:Tcor  <pvr(ov  vactoivov  klingt  nicht  nach 
den  goldenen  Äpfeln  der  Hesperiden  (s.  zu  7).  59.  Über  Heimes  als 
Überbringer  von  Götterkindern  die  Zusammenstellung  bei  Gruppe,  Mythol. 
(1906)  1337,  2.  Wir  denken  heute  sofort  auch  an  den  Hermes  des  Praxi- 
teles. 62.  Genuß  der  Götterspeise  auf  dem  Schöße  der  Hören  und  der 
uralten  Erdmutter,  die  Olymp.  XIII  Themis  heißt  nach  Hes.theog.  901  (ver- 
mutlich ohne  Beziehung  auf  ihre  genealogische  Urgroßmutterschaft  17), 
macht  den  Gottessohn  zum  Gotte. 

Die  Überlieferung  ist  nicht  in  Ordnung:  es  fehlt  eine  Silbe  zwischen 
intyovvidiov  und  ^rjiucfjuvaiy  einer  an  sich  untadeligen  Form  (P.  IV  29. 
113),  wofür  aber  eine  gute  Handschrift  (^E  nebst  einigen  von  ihr  unab- 
hängigen) Ot^ad^ivai^  die  beste  (J5)  &ÜKd(iivai  bietet.  Da  nun  der  Para- 
phraat  mit  inl  xoig  iavxibv  yovaci  &elöai  xal  ^av^iaöaCca  umschreibt, 
haben,  unabhängig  voneinander  Bergk  (1853),  Härtung  (1855)  und  Ty. 
Mommsen  (1861,  schol.  Germ.  p.  V),  daraus  ^atjod^svat  entnommen  und 
avxaig  mit  Iniyovvidiov  verbunden;  und  das  d«xa|ti«vai  der  besten  Hs., 
schwerlich  ein  Schreiber- Hyperdorismus,  könnte  wohl  eine  Spur  davon  be- 
wahrt haben.  Auf  Grund  einer  durch  Mommsen  (1864)  bekannt  geworde- 
nen Scholiennotiz  xoig  l'ni^aciv  (l08*'Dr)  hat  dann  Bergk  (1866)  avyatg  für 
ttinatg  gescbneben,  aber  nur  Christ  hat  ihm  beigestimmt  um  früher  Ver- 
sftumtes  wettzumachen,  wollen  wir  dem  einmal  etwas  genauer  nacbgeh« » 
Die  Verschreibung  T  :  f  ist  eine  der  allerhäufigflien ,  gerade  bei  ai';(.i\,, 
anch  Aesch.  Ag.  354;  der  BedeutungsUbergang  von  avyi]  zu  o^fta  aber  an 
«ich  Hcbon  interessant  genug.  i]iXioio  a^ij  (f  98,  fr.  trag,  ad  P  p  •l.'i^,  2  N*) 


84  Pythien  IX 

ist  das  Licht,  der  Glanz,  avyaC  (ß  181,  Find.  0.  III  24)  die  Strahlen  der 
Sonne.  Bei  der  Sonnenhaftigkeit  des  Auges  lag  nun  nichts  näher  als  6ft- 
fitttcov  avycci  (Soph.  Ai.  70,  Licjmn.  3  PLG*  IIE  598),  und  wie  die  Sonne 
selber  angerufen  wird  mit  aKzlq  aeUov  (Find,  paean.  IX,  Soph.  Ant.  190), 
so  steht  dann,  auch  ohne  ofi^cctcov^  avyal  für  Augen,  in  avyalg  xalg  ifiatg^ 
von  Weil  bezweifelt,  Aesch.  fr.  99,  13  N^  xar'  svcpQovrjv  aiißkÖTCsg  avyal 
Rhes.  737.  Ebenso  im  Lateinischen  lux  für  ^Augenlicht'  (Ov.  Met.  XIV  197), 
lumina  ganz  gewöhnlich  (bei  Vergil  u.  a.)  für  'Augen'.  I3ei  avya^siv  (Soph. 
Phil. 2 17, fr. 5 98,6 N^) wie  heilustrare  ward  aus  einem  'erhellen'  ein  'sehen*, 
wie  wir  denn  umgekehrt,  höchst  ungerecht,  uns  undeutliche  Dinge  'blind' 
nennen.  Aber  die  Hauptsache  bleibt  doch:  was  gewinnen  wir  durch  die 
Änderung?  Und  da  wird  sich  nicht  leugnen  lassen:  <^7tQoayd-t}Koi(iEvai  ßgi- 
fpog  aviatg  mochte  leidlich  scheinen,  auch  nach  iitLyovviöiov^  zur  Bezeich- 
nung der  Innigkeit,  mit  der  sich  die  erhabenen  Frauen  des  Kindes  an- 
nehmen. Aber  wie  ansprechend  —  und  nun  erinnern  wir  uns  der  rührenden 
und  ergreifenden  Züge  des  Heimats-  und  Vatergefühls  in  F.  XI  —  ist  das 
Bild  der  göttlichen  Pflegerinnen,  die  sich  an  dem  Reiz  des  Kindes  auf  ihrem 
Schöße  —  kein  lobendes  Epitheton  drängt  sich  auf  —  'nicht  satt  sehn 
können  I 

63.  VB^itaQ  SV  yjeiXBööiv,  zur  Verleihung  ewiger  Jugendfrische;  da- 
her pur  pur  eo  hibet  ore  nectar  (Hör.  c.  III  3,  12).  —  ^risovtal  xe  vlv  «O*«- 
vaxov  ist  schwierig.  Wenn  der  Paraphr.  (107)  7tOLi](iOV(iLv  cc^dvaxov,  der 
Schol.  (113*)  ^Qi\\)ov6L  bietet,  so  weiß  man  nicht,  ob  sie  damit  zwei  ver- 
schiedene Interpretationen  vertreten,  oder  ob  einer  von  ihnen  nur  ungenau 
aus  eignem  hinzufügt.  Gegen  Q'iiGovxai  von  xL^ivai  erhebt  sich  das  Beden- 
ken, daß  an  einer  ähnlichen  Stelle  vom  Aorist  das  Aktivum  steht,  ol^lv 
a(pd'LXov  ^fjyav  (0.  I  64),  und  daß  Pindar  dem  dynamischen  Medium  im 
allgemeinen  abhold  ist:  'sie  werden  sich  ihn  zum  Zeus  und  ApoUon  mache  n' 
(Malten,  Kyr.  7)  hat  nichts  Einleuchtendes.  Sinnreich  —  und  die  Tren- 
nung der  beiden  Verba,  axd^ovöL  d'riaovxal  xs,  empfiehlt  in  der  Tat  die  An- 
nahme zweier  voneinander  unterschiedener  Handlungen  —  vergleicht  Gilder- 
sleeve  mit  Rücksicht  auf  das  später  folgende  kccIslv,  Eur.  Phoen.  13:  KaXovöi 
ö^  ^ToKocöxriv  fie  — ,  xovxo  yag  7Cax7]Q  e'^exo  (%aXstv)y  besser  noch  vergliche 
man  "Icova  5'  avvbv  —  ovoiia  %SKl7}6d'ai,  &i]6sxai,  (^Ao^lag),  wenn  es  sich 
wirklich  nur  um  eine  sozusagen  standesamtliche  'Erklärung'  und  Namen- 
gebung  handelte.  Auf  der  andern  Seite  hat  d'rjaexai  von  ^fj^d-aL  das  Miß- 
liche, daß,  wiederum  an  einer  verwandten  Stelle,  Apollonhymn.  123,  &ri6axo 
vom  Reichen  der  Mutterbrust,  gerad  im  Gegensatz  zu  Nektar  und  Am- 
brosia, zu  stehen  scheint;  die  Verse,  mit  Themis  als  Nährmutter  (124),  könn- 
ten Pindarn  sogar  vorgeschwebt  haben.  Dann  ergäbe  sich  die  Möglichkeit, 
einen  bewußt  katachrestischen  Gebrauch  anzunehmen,  d-rjaovxar  xi^rivsv- 
aov6Lv^  in  Erinnerung  an  die  zahlreichen  Nymphen  als  tfO-^vat,  dazu  Ahva 
%i6vog  o'^stag  rtO-^va  (F.  I  20),  nicht  zu  reden  von  den  xrj^ri  &eia  ^elog  der 
Kindersprache.  Dann  aber  ergibt  sich  auch  ein  stärkerer  Unterschied  der  Situ- 
ation gegen  das  acp&LXov  d-fjKav  des  Tantalosliedes  (Olymp. I) :  dort  ein  nackter 
Bericht,  wie  Tantalos  die  Himmelsspeise  profaniert,  mit  der  die  Götter  ihn 
'unsterblich  gemacht'  hatten,  hier  ein  visionär  geschautes  Bild,  wie  die  Hören 
mit  der  Erdmutter  das  Götterkind  auf  den  Knien  wiegen,  es  bewundern, 
ihm   dann  Nektar  und  Ambrosia  auf  die  Lippen  träufeln  und  es  in  zart- 


63-77  ff.  85 

lieber  Mutterliebe  'unsterblicb  ammen*.  Wie  farblos  wäre  bier  ri^ivai  oder 
auch  tl&söd^aLl  So  gewinnt  einige  Autorität  doch  das  ^QiipoiöL  des  Scho- 
liasten  in  der  Verbindung  mit  Hesycbs  d^fjOai'  ^Qixpai.  Das  nicht  vom  Säug- 
ling, wie  Q  58,  sondern  von  der  Nährmutter  gebrauchte  Medium  wird  ge- 
sichert durch  den  Apollonhymnos.  63/64.  dO^dvarov  Zilva  zu  ver- 
binden, gibt  keinen  Sinn.  Bei  ayvov  uinoXXcova  mag  man  an  a^o^svog  Jibg 
vtbv  hrißoXov  }i7t6kX(ova  denken  oder  an  ayvbv  d-eov  (Helios,  0.  VII  60), 
kurz  an  eine  allem  Erdenleid  und  Erden  schmutz  weit  entrückte  Gottheit. 
Aus  Sndova  firjXcov  eine  Epiklesis  zu  machen  (dann  natürlich  ay^iarov  mit 
XccQfia  zu  verbinden),  auf  Grund  eines  obskuren  kyprischen  Opaon  (Malten, 
Kyr.  10,81),  ist  nicht  wohlgetan:  erstens  spricht  dagegen  der  Zusatz  jutJAcöv, 
zweitens  die  sogleich  folgenden  Namen  '^yqevg  und  JSofiLog^  die  in  dem 
ayiLöTov  oTtdova  ^i]Xcöv  vorher  eine  zusammenfassende  Erklärung  finden. 
Bei  längeren  Aufzählungen,  sei  es  von  Ahnen  oder  Siegen  oder  Beinamen, 
hat  sich  öfter  der  Kunstgriff  des  Dichters  wahrnehmen  lassen,  durch  Variation 
und  Verschränkungden  Charakter  eines  Registers  zu  verschleiern.  Darnach  ließe 
sich  annehmen,  daß  Pindar  hier  mit  bew  ußter  Kunst  den  Jäger  und  Hirten 
in  die  Mitte  genommen,  die  Hauptfunktionen  des  Segenbringers,  den  die 
Hören  mancherlei  c/.Qfaia  aocftc^aia  lehren  mochten  (0.  XIII 17),  wieHonig- 
und  Ölbereitung,  nicht  zu  reden  von  dem  Wunder,  womit  er  der  Sommer- 
hitze gebietet  (Apoll.  Rhod.  B  500;  ähnlich  dem  Zfvg  IJavsXXriviog  auf 
Aigina),  an  den  Anfang  und  an  das  Ende  gerückt  hätte.  Eine  kluge  Öko- 
nomie hat  den  seinem  Schluß  zueilenden  Dichter  verhindert,  alle  diese 
Tätigkeiten  des  breiteren  auszumalen.  Ein  paar  mächtige  Akkorde  sollten 
das  Finale  bilden,  ähnlich  Pyth.  VIII  Schi. 

70 — 74.  Wie  in  TiXsivdv  t' «t^^O£§  die  Siegesmeldungen  vorklingen 
(71.  79 ff.  97 ff.),  so  in  KaXXLyvvaizL  ixdxqct  (74)  die  Teilnahme  der  zu- 
schauenden Frauen  bei  den  Pallasspielen  (98  ff.).  Die  Schönheit  der  Kyre- 
nerinnen  sollte  wohl  als  ein  Erbteil  der  Stadtmutter  Kyrene  ei*scheinen, 
wie  nachher  die  athletische  Kraft  des  jungen  Siegers  das  Erbteil  des  Ahn- 
herrn Alexidamas  (105.  121).  73.  Das  Futurum  öhB^txai^  wie  tXno^iai, 
P.  X  55  vom  Standpunkt  des  meditierenden  Dichters;  aber  auch  Pindar  ver- 
mag sich,  ganz  wie  unsere  Festredner,  schon  zu  Hause  in  Ort  und  Stunde 
des  Vortrags  zu  versetzen:  ocueoüv  ulv  yoi'.  P.  IV  1:  .^o  denn  muh  mit  rayöe 
noXtv  (91)  nach  Kyrene. 

76  — 103.  Auf  den  Myuios  loigi,  nif  ühlit-li,  eim;  /.ut'jlu  ciiegestafel, 
diesmal  (87 ff.)  verbunden  mit  einer  besonders  erregten  a(f gayig.  Weitere 
Siege  des  Telesikrates  sind:  einer  (;roTf)  in  Theben  (zu  dem  Ausdruck  '76- 
Xaov  ovx  änort^daavra  viv  vgl.  tW  }ln6XX(ov  vivlsihm.  II  1  8),sehr  viele  in  der 
Heimat,  angekündigt  wie  es  scheint  bereits  in  xXnvav  ^i^Xotg^  von  Kyreno 
gesagt,  70;  über  Aigina  und  Megara  (90)  s.  z.  d.  St.  76.  dQhtal  fif- 
ydXai  kann,  nach  dem  eben  mit  Nachdruck  wiederholten  Pythiensieg,  nur 
auf  diesen  gehen,  und  noXvfivdoi  nur  auf  den  ihm  zu  Ehren  wundervoll 
erzählten  Mythos.  771!'.   ßaiä   iv  (ia>iQolq  ist  vieldeutig:  soll  |3aia 

ein  Werturteil  sein,  wie  Soph.  Ai.  160,  im  Gegensatz  etwa  zu  npiral  fii- 
ydXaty  oder  rein  quantitativ,  6Xiya  (Hesych)?  Wenn,  was  doch  wohl  nicht 
lu  bezweifeln,  dies,  gehört  dann  iv  (jiax()Oig  zu  nomlXXttv^  instrumental? 
wler,  partitiv,  auch  konzessiv,  zu  (iaid^  in  maf/na  rcrum  tt  fuhularum  copia 
eine  kleine  Au«<wahiy    Kaibel  vergleicht  iv  noXXoiai  ffoOprr  Soph.  El.  688. 


86  Pythien  IX 

In  der  Tat  knüpft  ja  der  Dichter  an  den  thebischen  Sieg  eine  Reihe  von 
Heroengeschichten,  aber  alles,  namentlich  in  der  Erzählung  von  lolaos  und 
Eurysth^us  verglichen  mit  dem,  was  schon  die  Scholien  zu  erzählen  wissen, 
ist  von  einer  selbst  für  Pindar  beispiellosen  Gedrungenheit:  mehr  Punkte 
als  Striche;  und  doch  voller  Farben,  wie  eine  bunte  Stickerei  (Kunstaus- 
druck noLulkXeiv).  Solches  Können  (des  Dichters)  —  ein  anQoafia  für  die 
Kenner  {avvETOi  0.  II  93,  aocpoC  P.  IV  263.  295,  Isthm.  II  12).  P.  hat 
noch  viel  auf  demHerzen;  da  gilt  es,  sich  kurz  zu  fassen,  ja  von  vornherein 
die  rechte  Auswahl  zu  treffen,  6  ös  ncaQog  navtbg  s%bi  TiOQVcpav.  Stark  ab- 
weichend erklärt  Wilamowitz  (Berl.  Sitzgsb.  1901,  1291):  'die  Geschichte 
von  der  Kyrene  war  nicht  eben  berühmt,  und  ihre  breite  Behandlung  mochte 
befremden.  Daher  folgt:  von  großen  Taten  ist  leicht  lange  zu  erzählen, 
aber  Kleines  (wie  die  Kyrenegeschichte  also,  die  aber  mit  70  bereits  in  den 
Hintergrund  getreten  war)  auszuschmücken,  reizt  den  guten  Dichter.'  Des- 
halb soll  ccKOva  Gocpolg  zu  lesen  sein;  die  elegante  Konjektur  (vgl.  0.  VI82. 
X  20,  Isthm.  VI  73)  hat  Beifall  gefunden.  80.  vCv*  TsleaLXQatri,  wie 

soeben  erklärt.  82.  SütaQXoyv  §6ros,  feierlicher  Ausdruck  für  den  aus 
Argos  vertriebenen  Amphitryon  (Apollod.  II  54  ff.).  83.   äyviai  für 

Stadt,  wie  P.  VIII  55,  XEvy.mnoi  wegen  der  Kadmeer.  84.   öaiifQOiV^ 

von  einer  Frau,  schon  in  der  Odyssee  (o  356).  84  ff.  Einmal  bei  the- 

bischen Sagen  angelangt,  reizt  es  den  vor  einem  Jahr  heimgekehrten  Dichter 
mit  einem  Wort  noch  seinem  Nationalhelden  zu  huldigen,  samt  dessen 
Bruder,  des  lolaos  Vater.  Man  darf  wohl  erinnern  an  das  in  Aigineten- 
liedern  fast  rituelle  Lob  der  Aiakiden  (Isthm.  V  20);  aber  hier  fügt  er  noch 
hinzu,  er  schulde  ihnen  diese  Huldigung  ob  eines  nach  einem  Gelübde  in 
Erfüllung  gegangenen  Wunsches,  xilsiov  .  .  xl  ita^oiv  iakov  (ähnlich  yaiQOiv 
KxL  P.  Vin  56  ff.).  Was  es  mit  jenem  Gelübde  auf  sich  hatte  —  glück- 
liche Heimkehr?  häusliche  Freuden?  Erfüllung  einer  Fürbitte,  wie  P.  VIII 
71?  — ,  werden  die  Eingeweihten  (die  (SocpoC)  wohl  gewußt  haben;  mit  der 
Annahme  einer  noch  erwarteten  Erfüllung  wird  es  uns  nicht  deutlicher. 

87.  atSQißdXXei,  das  selbe  Bild,  wie  in  öccL6aXo)6E(iEv  v^vov  Ttxvialg  0. 
I  105  oder  in  den  zahlreichen  Wendungen  des  Bekränzens,  Umwinden  s, 
auch  der  cpvkloßoUcc  {axBcpavoiGi  ßdXkco  P.  VIII  57);  ax6(icc  für  das  den 
Lippen  entströmende  Lied,  wie  6x6(ici  avvd's^isvog  Alcm.26.  88.  ds*  inl 
xov  äel  Hesych,  mehr  wissen  wir  auch  heute  nicht;  cündQd^svog  hat  Sap- 
pho  96.  89''.  7iO)nd<Tonai  in  dem  Augenblick  gesagt,  wo  die  Handlung 
schon  stattfindet,  auch  unsern  Dichtern  nicht  unbekannt;  s.  Bem.  zu  öi^exai, 
(73),  ferner  0.  I  37.  IV  17.  VI  3.  21.  VII  20.  VHI  57.  X  79.  84  usf.  und 
P.  Maas  über  Selbstaufforderung,  Sokr.  VII  1919,  Jahresber.  38. 
89  ff.  Asyndetisch  geht  es  weiter  mit  einem  Stoßgebet  an  die  'klangreichen 
Chariten',  die  ccolöifioi  ßaöllstaL  von  Orchomenos  (Olymp.  XIV),  Nachklang 
des  Liedeingangs  cvv  ßa&v^6voiaL  XaqlxeaGi.  Von  ihnen  erfleht  er  für  das, 
was  er  noch  zu  sagen  hat,  Kraft,  um,  was  den  Hörern  gefällt,  mit  Wahrheit 
sagen  zu  können;  ähnlich,  mit  einer  leisen  Warnung,  P.VIH  77.  Es  folgt 
eine  Reihe  weiterer  Siege,  wenn  mau,  wie  unerläßlich  scheint,  mit  Hermann 
iwli'i'iccg  schreibt:  der  Inf.  verdankt  seine  Entstehung,  wenn  nicht  einem 
Schreibfehler,  so  einem  Mißverstehen  des,  wie  P.  III  75,  parenthetischen 
cpu^L  Aber  EQyov  ist  ja  technischer  Ausdruck  für  die  Leistung  des  Athleten, 
eben  dahin  zielt  x6  y   Iv  |vvw  TCSTtovijfiivov  sv^  desgl.  Evaku^ccg^  wie  Kiov 


77ff.— lOSflF.  87 

svAliilag  Bacch.  VI  16;  die  Ctyakbg  afAayavloc  erläutern  die  Schollen  gut 
durch  Erinnerung  an  die  Bilder  des  still  nach  Hause  schleichenden  Besieg- 
ten (0.  Vni  69  m.  SchoL,  P.  VIII  86,  fr.  229).  Anders  Wilamowitz,  Berl. 
Sitzgsb.  1901,  1292.  93.  Zu  dem  demonstrativen  ovvsxsv  erinnert 

P.  Maas  jetzt  an  paean.  VI  127.  Gerechtigkeit  von  Freund  und  Feind 
im  Sinne  des  'Alten  vom  Meere'  (auch  in  der  Ilias  A  538,  Z141  namen- 
"Jj.  los,  EvßovXog  P./l  92),  der  für  edles  Tun  auch  vom  Feinde  herzliche  und 
dabei  (über  xe  zu  P.  I  79)  doch  nur  gerechte  Anerkennung  forderte! 
97  ff.  Abermals  asjndetisch,  doch  mit  TiXsLaxa  auf  den  thebischen  Sieg 
und  die  in  Aigina  und  Megara  erfochtenen  zurückweisend,  folgen  nunmehr 
summarisch  die  zahlreichen  Siege  in  den  heimischen  Spielen,  uns  großen- 
teils unbekannter  Art:  in  den  Pallaskämpfen  (s.  Herod.  II  182)  —  nie- 
mand wird  heute  mehr  mit  schol.  172  an  die  Panathenaeen  denken;  ich 
weiß  nicht  wer  läßt  die  Athenerinnen  aus  den  Fenstern  begehrliche  Blicke 
auf  den  kjrenischen  Athleten  werfen  — ,  ferner  in  den  Olympien  —  voll- 
ends hier  niemand  an  Olympia,  schon  vom  Schol.  klug  abgelehnt  — ,  end- 
lich in  Spielen  der  Gaia,  der  (60)  genannten  Erdmutter  und  (als  Themia 
0.  XIII  8)  Mutter  der  Hören.  Daß  es  durchweg  heimische  Spiele  sind,  sagt 
P.  selbst,  i'v  T£  xai  Ttcißiv  EitiioQioLg^  vom  Paraphr.  umschrieben  iv  näaiv 
anlag  xoig  i7iix(OQlotg.  98.  sldov  vom  Paraphr.  richtig  verstanden,  wäh- 
rend zwei  Schollen  (172.  178)  den  Chor  oder  Pindar  zum  Subjekt  machen, 
vermutlich  der  angenommenen  Panathenaeen  wegen.  Tycho  Mommsen  kon- 
struiert elöov  vLKuGavTu  ae  xal  wg  —  evxovro^  et  vidi  quo  tacito  desiderio 
unaquaeque  —  exoptaret,  als  ob  die  Ellipse  in  ag  Enaarat,  nicht  auch  schon 
Pindam  zuzutrauen  wäre.  Die  oft  beliebte  Zusammenstellung  freilich  mit 
wg  äh,^(x)g  (vgl.  ^av^aöibv  oaov)  ist  gewiß  verkehrt.  99.  niaQ-d^avitcaCy 
wohl  das  einzige  Beispiel  eines  Adjektivs  auf  -ixog  bei  Pindar,  auch  bei 
Hesiodos,  dem  Epos  entlehnt.  —  Hübsch  ist,  daß  gerade  in  die  Worte  vlov 
tvxovxo  —  i'ft/Ltei/  die  erste  (und  einzige)  Anrede  a  TslsaUQateg  einge- 
schoben wird.  Mit  Recht  vergleicht  man  wohl  21  244  mit  Schol.  und  Alcm. 
fr.  29,  nur  daß  Nausikaa  und  die  spartanischen  Mädchen  ihre  Wünsche 
noch  au.ssprechen  durften. 

103 — 105.  Der  Übergang  zum  Schlußteil  bietet  zunächst  eine  text- 
kritiscbe  Schwierigkeit,  ähnlich  v.  19,  die  indessen  mit  Aufnahme  von  rig. . . 
Ttalaia  öo^a  (den  Nom.  nach  Er.  Schmid)  Boeckh  erledigt  hat  durch  die  Erklä- 
rung: <J6|a  Ttff  nguacst  fie  xQ^og^avxig  iyeiQaiavxijv.  Zwar  haben  es  ihm  nicht  viele 
geglaubt;  namentlich  hat  sich  der  Auftraggeber  xlg  noch  lange  erhalten,  auch 
in  meinen  Texten.  Und  zu  bezweifeln  ist  ja  nicht,  daß  die  nach  der  Haupt- 
mahlzeit und  der  bunten  Schüssel  noch  angefügte  Erzählung  der  außer- 
halb Kyrenes  gewiß  unbekannten  Familiensage  auf  einen  besonders  ge- 
äußerten Wunsch  des  gefeierten  Helden  zurückgeht,  wie  der  Dichter  mit 
dlil/av  axtio^ivov  schalkhaft  andeutet.  Hübsche  Ueincrkungen  über  diesen 
Zug  in  Pindars  Hrnstcm  Wesen  gibt  llauchenstein  (Einl.  [1842],  S.  120ff.). 
Ab«r  alle  Schalkhaftigkeit  ginge  verloren,  wenn  hier  xlg  allzu  durchsichtig 
geheimnisvoll  mit  dem  Finger  auf  den  Auftraggeber  hinwiese,  mochte  dies 
nun  der  Sieger  selbst  sein  sollen  (unmöglich,  nachdem  dieser  eben  ange- 
redet war,  10())f  oder  dessen  Vater  Karneiadas  (71).  Pindarisch,  wie  jene 
6{^fa  ctoidäv  (vgl.  N.  III  4),  ist  die  Wendung,  die  Sage  selber  (0.  VI  82)  zum 
Eintreiber  der  Schuld  zu  machen,  wie  xaixaiai  l^iviOivxt^  Pm  ciltpavoi  n^aa- 


88  Pythien  IX 

aovxl  HS  rovxo  ^eod^atov  XQSog  (0.  III  6).  Wenn  dort  ohne  Beigeschmack 
die  Aufgabe  des  Dichters  eine  'heilige  Schuld'  heißt,  so  tritt  hier  die  zur 
Tilgung  des  Liederdurstes  als  unerläßlich  bezeichnete  Sage  vom  Brautlauf 
des  Urahnen  mit  launigem  Ernst  an  die  Stelle  des  Auftraggebers.  Die  Lust 
am  Fabulieren  mag  den  Kyrenern  im  Blute  gelegen  haben.  Hat  doch  bei 
ihnen  das  Epos,  in  Eu(g)am(m)on  von  Kyrene,  noch  eine  späte,  wenn  auch 
vielleicht  etwas  kümmerliche  Blüte  gezeitigt.  Aber  es  ist  wohl  kein  Zufall, 
wenn  auch  das  Argonautenlied  für  Arkesilas  (P.  IV)  so  in  Erzählung  schwelgt, 
wie  sonst  kein  Lied  des  hierin  weder  mit  Homer  noch  wie  wir  jetzt  wissen 
mit  Bakchylides  wetteifernden  Boioters. 

105 — 125.  Wo  das  Weib  aus  irgendeinem  Grunde  als  wertvoller 
Besitz  gilt,  kann  der  Vater  eines  Mädchens  von  dem  Freiersmann  eine  Gegen- 
gabe fordern  (f  178  flf.,  X  472).  Er  kann  freilich  auch  die  Tochter  ver- 
schenken und  obendrein  eine  Mitgift  geben  (N  382,  a  277).  Uralt,  weil 
auf  dem  im  Naturreiche  herrschenden  Recht  des  Stärkeren  beruhend,  in  ver- 
feinerter Form  aber  bis  heute  fortlebend  (*Wer  ein  holdes  Weib  errungen', 
Schiller)  ist  der  Kampf  um  die  Frau,  sei  es  nun  Raub  oder  Wiedergewin- 
nung des  Raubes  (Helena),  oder  Wettkampf  mit  einem  oder  mehreren  Neben- 
buhlern (Penelope,  Paus.  III  12,  l)  oder  mit  dem  Vater  der  Braut  (Hippo- 
dameia,  Pherek.  Schol.  Ap.  Rh.  I  752,  Pind.  O.I  76ff.,  wo  ßlav  87  noch 
auf  einen  Kampf  des  Vaters  Oinomaos  mit  dem  Entführer,  also  auf  Braut- 
raub zu  deuten  scheint:  s.  C.  Robert,  Gr.  Heldens.  1,  210  ff.;  vgl.  auch  über 
Buenos,  schon  seinem  Namen  nach  Doppelgänger  des  Oinomaos,  schol.  Ven. 

I  557,  und  über  Kyknos,  dessen  libyscher  Vertreter  im  Kampfe  mit  Hera- 
kles MvxccLog  ist,  schol.  Pind.  0.  X  19  =  Stesich.  fr.  12);  oder  es  war  ein 
Wettkampf  mit  der  Braut  selber  (Atalante,  Hes.  fr.20 — 22,  Rz.  gr.  Ausg.). 
Hiernach  gehört  die  Gewinnung  des  libyschen  Mädchens  zum  Penelope- 
motiv,  während   die   Paarung  der  Danaiden  mit  ihren  Vettern  (ApoUod. 

II  15)  durch  das  Los  geschah,  nach  deren  Tötung  dann  (Apollod.II  22  Schi.) 
die  Mörderinnen  als  Kampfpreis  den  Siegern  im  Wettlauf  zuteil  wurden. 
Apollodor  nimmt,  wie  billig,  die  Hypermestra  aus,  Pindar  zählt  48,  offenbar 
nach  Abrechnung  auch  der  Amymone,  der  Geliebten  Poseidons.  Wie  der 
Wettlauf  um.  jedes  Mädchen  vor  sich  ging,  wird  weder  aus  Apollodor  noch 
aus  Pindar  deutlich.  Nach  Paus.  III  12,  der  ganz  wie  Pindar  den  Wett- 
lauf um  die  Danaostöchter  zum  Vorbild  eines  andern  Brautlaufs  macht, 
konnte  der  Reihe  nach  allemal  der  beste  Läufer  sich  die  Braut  aus  dem 
aufgestellten  Chor  der  Mädchen  auswählen.  Nach  Pausanias  hätte 
Danaos  anfangs  die  Töchter  sövoov  avev  (also  ohne  Brautkauf)  aus- 
geboten, und  die  Mädchen  hätten  die  Auswahl  haben  sollen,  fj  av  l'xa- 
6tog  Ticivci  xaUog  äQSGarjxat,,  es  seien  aber  wenig  Freier  erschienen,  und 
da  hätte  er  dann  einen  ersten  Wettlauf  anstellen  lassen.  Darnach  hätten 
dann  die  Übriggebliebenen  ein  zweites  Aufgebot  der  Freier  abwarten  müssen, 
zu  einem  zweiten  Brautlauf.  Pindam  ging  das  einzelne  wenig  an,  weil  der 
Anknüpfungspunkt  für  ihn  nur  in  dem  Brautlauf  überhaupt  lag;  in  dem 
libyschen  Beispiel  gab  es  ja  auch  nur  eine  Braut.  Aber  mocht  er  nun  aus 
irgendeinem  Grunde  Wert  darauf  legen,  in  der  Kulturgeschichte  dem  Da- 
naosbrautlauf  den  Vortritt  zu  lassen  (gegen  die  Wirklichkeit,  urteilt  Wila- 
mowitz,  Aischyl.  Interpret.  24)  oder  den  Hinweis  lediglich  zum  Schmuck 
seiner  Erzählung  passend  finden:  er  scheint  hierin  selber  auch  eignen  Lieder- 


103ff.— 109  89 

durst  zu  stillen  gehabt  zu  haben,  und  stillte  ihn  vermutlich  aus  der  kyre- 
nischen  Lanais,  in  deren  Fragmenten  der  Name  Pindars  nicht  fehlen  darf. 

Die  Erzählung  ist  ebenso  gedrungen  als  anschaulich.  Der  Libyer  steht 
in  der  Mitte  der  Rennbahn  (119)  und  redet  zu  den  Freiern:  'Heimführen 
soll  die  Braut,  wer  zuerst  am  Ziel  das  Gewand  des  Mädchens  faßt ! '  Dann 
durcheilt  hurtigen  Laufs  Alexidamos  die  Bahn,  ergreift  das  herrliche  Mäd- 
chen an  der  Hand  und  führt  sie  durch  die  Schar  der  libyschen  Reiter.  Es 
folgt,  griechischen  Musters,  eine  cpvlXoßoXia.  Der  Schluß  biegt  rasch  noch 
in  den  Epinikienstil  um  mit  der  Bemerkung:  'Es  war  dies  nicht  sein  erster 
Sieg  (im  Wettlauf)!'  Ahnhen*  und  Nachfahr  waren  also  hierin  einander 
wtlrdig. 

104.  diCBiönsvov  einziges  Beispiel  der  Dehnung  des  Themavokals 
bei  Pindar.  Man  ist  versucht,  das  von  ihm  geschriebene  £  in  ?/  zu  über- 
setzen, also  ä'Kipfisvov  ^  wie  Aug.  Fick  in  seiner  aeolischen  Ilias  ^ibg  6' 
irekriero  ßolXa  schreibt.  Bechtels  bXke'  ccKSOfisvoL  f  29  (S.  328  in  Roberts 
Bias)  scheint  ein  Non  liquet  zu  bedeuten,  doch  wird  lesbisches  a6iKi]ei^ 
Tto^TjCü  wie  homerisches  nsivaco  hier  fernzuhalten  und  ein  *  iTeXs{c)isTo 
und  *axs(c)i6^evoL  vorauszusetzen  sein,  wie  denn  auch  im  thessalischen 
Aeolisch  öuuXeie  (0.  Hoflfmann,  Gr.  üial.II  87.  580),  xeXeiovfia  (GDI1331) 
belegt  ist;  TeXrjog  nur  kretisch,  -v  xiXrjov  Kai  alya  (GDI  4963).  105.  Der 
Satz  oloi  —  hßav  enthält  das  Thema  der  itaXuia  öo^a.  Die  Libyerin  ist 
bei  Pindar  namenlos,  nach  Peisandros  von  Kamiros  (schol.  85*)  hieß  sie 
}iXv.ritq^  nach  anderen,  als  Repräsentantin  des  Landes,  Bccqy,)].  106.  Der 
Vater  'Jlrrafos  ist  Beherrscher  des  fruchtbaren  Landes  um  Xrasa,  das 
die  anfangs  in  Azilis  angesiedelten  Theraeer,  um  nicht  neidisch  zu  wer- 
den, bei  Nacht  durchziehen  mußten.  Dieser  Libyer  Antaios  ist  doch  wohl 
der  selbe  libysche  Unhold,  mit  dem  auch  bei  Pindar  einst  Herakles  den 
berühmten  Ringkampf  hatte,  v,qavioLt;  'öcpQa  ^ivmv  vaov  noaeiöoKovos  igi- 
(povia  axi^oi  (Isthm.  IV  54).  Wenn  dann  der  Herakleendichter  die  Tochter 
'Alkeis*  nennt,  so  hat  er  die  Geschichte  gewiß  mit  aller  der  Brutalität  er- 
zählt, die  Pindarn  in  dem  thebischen  Gedicht  auf  Melissos  noch  behagte,  in 
dem  kyrenischen  aber  unpassend  erschien;  drum  hat  er  hier  an  Stelle  des 
Hippodameienmotivs  (schol.  Isthm.  IV  92)  taktvoll  das  Penelopemotiv 
treten  lassen.  Chronologische  Bedenken  haben  ihn  nicht  gehindert,  das  Aben- 
teuer des  thebischen  Kyrencrs  in  das  Heroenzeitalter  hin  aufzurücken.  Bergks 
aus  solcherlei  Bedenken  hervorgegangener  Einfall,  "Iquöcc  TtQog  noXiu  'Av- 
xulov  zu  verbinden,  um  darnach  Y.c^XXi'Ko^iov  —  %ovQav  in  der  Luft  schweben 
zu  lassen,  hat  zum  Glück  keinen  Beifjjll  gefunden:  Tiovv\}a  vaitov  txoXlv  sagt 
Pindar  0.  X  68,  und  wenn  man  seine  Worte  feinhörig  liest,  so  scheint  in 
^iuXa  noXXol  —  avyyovoi  (libysche  Stammesgeuossen  und  Landsleute),  itoXXoX 
6\  %aX  itiv(av  (108),  vielleicht  auch  in  Y.XtLv6xiQov  ydfiov  (112),  und 
sicher  in  der  ihm  ganz  eignen  Behauptung,  daß  Antaios  sich  Danaos  Ver- 
fahren zum  Muster  genommen  habe,  Pindar  selber  eine  Bekehrung  des  Bar- 
baren zu  edleren  Sittnn  anzudeuten.  Der  Name  'Avxaiog  schloß  solche  Um- 
wandlung (aus  einer  Spukgestalt?  Blinkenberg,  Herrn.  50, 1915,  284  f.  301) 
in  einen  freundlichen  'Begegner'  ja  nicht  aus,  auch  wenn  man  auf  He- 
•ycha  ccvxaiu'  ivavxia^  t%iaiog  (Aesch.  fr.  223)  kein  Gewicht  logt;  denn  ein 
dal^Lfov  Cxiaiog  ist  passivisch  og  uvxiu^ixat.  101).  'Goldne  Krone*  trägt 

Aphrodite  im  homeriscbGn  Hymnus,  Hube,  wie  hier,  bei  Hesiod  (theog.  17, 


90  Pythien  IX 

mit  Unrecht  von  Schoemann  durch  Phoebe  ==  136  verdrängt),  bei  Pindar 
dann  noch  0.  VI  57.  110.  xaQJtdv  av{hi](Tavra,  gewählter  Ausdruck 
für  das  'frisch  erblühte  Weib*.  Pindar  kann  sich  gar  nicht  genug  tun  in 
Verherrlichung  der  Schönheit  des  libyschen  Mädchens:  KaXUKO(iov  —  aya- 
xXi«  —  ^arirbv  eUog^  hübsch  gekleidet  ist  sie  auch  (118. 120),  endlich  noch 
Ttaq^ivov  xsövdv  (121).  113.  JtQlv  iieaov  ^^aQ  (ysvsa^ai),  ver- 

steht richtig  der  Paraphrast,  ebenso  mg  fiiarjg  rifiegag  das  Schol.  200;  keine 
Bestätigung  der  Lesart  aller  älteren  Handschriften  ik&etv.  Die  Überein- 
stimmung sonst  getrennter  Klassen  der  detcriores  deutet  auf  ein  verlorenes 
Archetypen.  116.  <Ty(ri(Toi^  auf  dies  älteste  Vorkommen  eines  opt.  fut. 

macht  Gildersleeve  aufmerksam.  —  Wenn  doch  ya^iß^oi  für  die  Freier  stehen 
kann  (Haupt,  opp.  II  401  ff.,  clvxi  xov  vv^tptov  Pind.  fr.  65  =  9  Boeckh), 
so  braucht  acpiv  nicht  singularisch  zu  sein;  vgl.  auch  N.  XI  7.  118.  Die 
yQaiiiii]  ist  am  Ziel  der  Bahn  nicht  minder  wichtig  als  am  Beginn. 

1 20.  änipi  hier  noch  ganz  adverbial,  ot  —  itiitloig  das  bekannte  (J^^itta, 
der  Ausdruck  überaus  anschaulich.  Wir  sehn  die  Braut  in  ihrem  hochzeit- 
lichen Kleide  dastehn,  des  Siegers  wartend,  dem  sie  nicht  etwa,  dem 
Schicksal  vorgreifend,  einen  Zipfel  des  Gewandes  vorstrecken  darf:  sie 
bleibt  passiv,  bis  er  sie  ebenso  zart  als  sicher  umfaßt  hält.  Den  Dativ 
bei  den  Verbis  der  Berührung  liebt  Pindar  auch  sonst.  Zu  elite  6\  og  ccv 
—  ipavöeiE  vergleicht  Gildersleeve  gut  sItcb  6\  og  av  ^letcc  elo  d-e&v  Ti,zi]ai 
[idiono  (Hes.  theog.  392).  Auch  Pindar  hat  noch  o  ti  ks  övv  XaQLX(ov 
xv^a  yX&aöa  cpQSvbg  i'^iloL  ßa&eCag  N.  IV  8,  bei  präsentischem  Hauptsatz. 

121.  ÖQÖiiov  inneres  Objekt,  wie  schon  Xai'iprjQov  fordert,  'schnellen 
Laufs'.  124.  Für  die  Sitte  der  (fvXXoßoXia  ist  die  Hauptstelle  das 

Scholion  (Eratosthenes)  zu  Eur.  Hec.  573,  oft  illustriert  auf  Vasenbildern. 

125.  JtrsQä  viTiäv,  so  (st.  vUag)  mit  F,  hier  dem  einzigen  Vertreter  der 
ambrosianischen  Rezension,  wie  es  0.  XIV  Schi,  cci&kcov  nxegd  gibt.  Die 
Erklärung  dieser  nxsQci  ist  bis  heute  noch  umstritten:  am  längsten  hat  sich 
die  allegorische  behauptet  (s.  schol.  Olymp.  XIV),  die  verkehrteste  steht  bei 
Malten  Kyr.  3.  An  flatternde  Binden  zu  denken  verbietet  sich  seit  Wolfg. 
Passow,  Stud.  z.  Parth.  (Philol.  Unters.  XVII  1902),  Iff.,  der  jedoch  mit 
dem  Ausdruck  ^Toilettartikel'  den  ursprünglich  sakralen  Charakter  der 
(iCtgai  allzustark  verwischt.  Man  hat  nicht  an  bewegte  Fittiche  zu  denken, 
sondern  an  das  TCxsQcofia  des  Pfeiles  (Aesch.  fr.  139),  des  Pfluges  (Tsetz. 
Lycophr.  1396),  des  Tempels.  Alle  diese  TtxEQcc  sind  starr,  nicht  anders  als 
die  'gefiederten'  Blätter  eines  Akazienzweiges,  so  benannt  nach  dem  Bau 
jeder  einzelnen  Feder.  Und  nicht  anders  zeichnen  den  Kranz  die  griechi- 
schen Vasenmaler.  Also  'das  stolze  Siegesgefieder'  flocht  der  Hellanodike 
dem  jungen  Asopichos  ins  Haar,  und  viele  Siegesgefieder  gewann  früher  (in 
heiligen  Kampfspielen,  versteht  sich)  der  Ahnherr  des  Kyreners. 

'Heil  dem  Fythiensieger  von  Kyrene^  —  der  Stadt  jener  Thessalin^  die 
Apöllon  ins  libysche  Brautgemuch  entführte!  Einst  trifft  der  Gott  die  Jung- 
frau, wie  sie  mit  einem  Löwen  ringt.  Er  ruft  den  Chäron  herbei  und  der 
bestätigt  ihm,  was  er  schon  weiß:  die  Mhne  Jägerin  wird  in  Libyen  zur 
Stadtherrin  werden  und,  von  ApoUons  Liebe,  der  Welt  den  Äristaios  schen- 
ken. —  Aber  es  gilt  auch  noch  zahlreichen  anderen  Siegen  meines  Helden 
gerecht  zu  werden,  vor  allem  in  meinem  Iheben,  dann  aber  auch  in  Aigina, 
in  Megara  und  besonders  daheim,  wo  die  schönen  Kyrenerinnen  dem  sieg- 


109—125.     X,  Einleitung  91 

reichen  Wettläufer  mit  eignen  GedanJcen  zuschauen  mochten,  wie  denn  sein 
Ähnherr  schon  im  Weitlauf  sich  die  Braut  gewann.' 

Das  Gedicht  ist,  seit  dem  Lied  auf  den  Flötenspieler  von  Akragas 
(Pjth.  XII),  das  erste  unter  den  Pjthien,  das  wiederum  im  chalkidi- 
schen  Versmaß  geht.  Der  Name  des  Siegers  TeXsöiKQu-TT^g  mochte 
mit  seinem  ionischen  Anhub  eine  Art  Leitmotiv  hergeben,  das  dann  auch 
im  Anfangsmetron  der  Strophe  schon  vorklingt:  'E^iXco  ;taAx-aG:rt^a  IIv- 
^lovUav.  Die  zuerst  in  den  Aeolikern  des  gleichzeitigen  Gedichts  Py- 
thien  XI  gewagte  ^spondeische'  Katalexe  (spondeischer  Vortrab,  in  Aeoli- 
kern, schon  P,  VII  ep.  5)  hebt  hier  den  zweiten  Vers  der  Strophe  schalt- 
gliedartig  ab  von  den  beiden  so  fröhlich  einherschreitenden  Trimetern  des 
Vorspiels.  So  sind  denn  Strophen  wie  Epodos  bei  allem  Umfang  überaus 
durchsichtig  und  kunstreich  gebaut:  ich  mag  der  Herm.  38,  1903,  231 
und  im  Schema  der  Textausgabe  (1914)  gegebenen  Analyse  kein  Wort  hin- 
zufügen. 

PYTHIEN  X. 

Der  Knabe,  dem  das  Lied  gilt,  Hippokleas,  Sohn  des  Phrikias  (5.  IG. 
22 — 26),  aus  edlem  Hause  (16),  war  heimisch  (4  mit  Schol.  z.  Überschr. 
und  6*)  im  nskiwuiov  {xuiog  versteht  sich;  Strab.  IX  437*^,  nennt  es  ein 
q)Q0VQi')v^  am  Oberlauf  des  Peneios),  Sieger  im  Doppellauf  zu  Delphi  (7) 
pyth.  22  ol.  70,  3  =  498  v.  Chr.,  nach  den  Schollen  z.  Überschr.  am  selben 
Tage  auch  im  einfachen  Lauf,  dies  vom  Dichter  nicht  erwähnt,  was  er  ein 
andermal  (0.  XIII  37)  nicht  versäumt;  doch  scheint  der  Plural  öxecpavoav 
(26  und  58,  wie  P.  III  73)  auf  die  Zweizahl  der  Siege  hinzuweisen.  Die 
Siegesfeier  ließ  ihm  der  Aleuade  Thorax  rüsten  (5.  64),  'König'  (3,  so  auch 
Herod.  VII  6.  172,  IX  1.  58)  aus  Herakles  Geschlecht,  gemeint  ist  erb- 
licher rayo^,  Oberherr  über  die  oligarchisch  regierten  Gliedstaaten  Thessa- 
liens (71).  Den  Chor  stellen  Ephyraeer,  Edelleute  zweifellos,  ephyraeisch, 
weil  die  Thessaler  aus  der  thesprotischen  Ephyra  (bekannt  schon  dem 
Schiflfskatalog  B  659)  über  den  Pindos  nach  Thessalien  eingedrungen  waren. 
In  dem  einen  Wort  spiegelt  sich  die  große  Erinnerung  wider  an  die  erste 
aeolische  Wanderung  (Otfr.  Müller,  Dor.  I*  422,  Buttmann,  Mythol.  II  258); 
es  ist  also  unnötig,  mit  Boeckh  und  den  Scholien  (85**'®),  zu  dem  Vor- 
trage des  Liedes  SUnger  aus  der  krannonischen  Ephyra  der  Skopaden  zu 
bemühen. 

Was  den  König  mag  bewogen  haben,  statt  des  noch  lebenden  Vaters 
(12.  16.  25)  die  Ausstattung  des  Festes  zu  übernehmen,  können  wir  nicht 
wissen;  die  Scholien  nennen  den  Knaben  einen  hatQog  des  Königs  (99% 
schief  ausgedrückt  ^Aktva  Ttalötq  ol  üvxk;  izatQot  tw  ^InnoxXia  8*),  vermut- 
Vich  im  Sinne  des  i^ta^ivog  (vgl.  Theogn.  91.  753  usf.).  Über  das  Geschlecht 
der  Aleuaden  ist  Buttmanus  bereits  erwähnte  Abhandlung  noch  heute  losons- 
wert;  neuere  Literatur  bei  Töpffer  Pauly-Wissowa  I  1372. 

Das  Gedicht  ist  unter  den  genau  datierbaren  das  früheste  i'iiivLio, 
der  damals  eben  24  Jahre  zählen  mochte  (20  Jahre,  wenn  man  die  xara 
T^v  xoü  SiQiov  diußaöiv  »nnstiminig  angesetzte  ax^i]  des  Dichters  auf  478 
deutet  —  ein  i'ythiadenjahr  notwendig,  nach  fr.  193  —  und  gar  16,  wenn 


92  Pythien  X 

man  mit  Boeckh  die  Pythiaden  von  ol.  49,  3  ab  zählte).  Auf  die  Über- 
tragung des  Festliedes  an  ihn  werden  wir  bei  64  zurückzukommen  haben. 

Es  lag  nahe,  in  dem  Jugendgedicht  allerlei  Jugendlichkeiten  aufzu- 
spilren,  was  dann  die  neueren  Erklärer,  seit  Bothe,  mit  wechselndem  Er- 
folge versucht  haben.  Beim  ersten  Durchlesen  springt  wohl  in  die  Augen 
die  klare  Durchführung  des  überlieferten  Epinikien Schemas:  Siegesmeldung 
mit  allem  urkundlichen  und  auch  rituellen  Zubehör,  Mythos  und  Schluß- 
huldigung des  Dichters.  Zugleich  werden  gewisse  symmetrische  Entspre- 
chungen in  Gedanken  und  Wortlaut  kenntlich:  Thessalien  am  Anfang, 
Thessaler  zum  Schluß,  Aleuaden  in  der  ersten  Strophe  und  Thorax 
samt  den  Brüdern  in  der  letzten  Antistrophos  bis  in  die  Schluß-Epodos, 
die  Sänger  am  Schluß  der  1.  und  am  Anfang  der  4.  Strophe  (beidemal 
OTT«),  die  Kränze  in  der  2.  Antistrophos  und  der  4.  Strophe  (beide- 
mal 6ricpavoi)y  Perseus  am  Anfang  und  am  Schluß  der  Erzählung,  in. 
ß%  avx.  /,  die  Unsicherheit  der  Zukunft  mehrfach  (I7flf.  20^ ff.  27) 
im  Prooimion  und  dann  wiederum  63.  Um  als  musikalische  'Echos'  ins 
Ohr  zu  fallen,  wie  man  solche  Wiederholungen  genannt  hat,  müßten  sie, 
was  sich  oft  genug  wohl  auch  ungesucht  einstellen  mochte  (so  21.  27  u. 
63),  allemal  an  der  selben  Versstelle,  mindestens  im  selben  Kolon  der  Peri- 
ode stehn  und  dabei  im  Wortlaut  einigermaßen  kongruieren.  Das  ist  aber 
hier  nirgends  der  Fall,  es  sei  denn,  daß  man  (aySi-^va  d^av^atav  böov  am 
Schluß  von  avx.  ß'  und  ifiol  6e  d'av^idaccL  (doch  d's&v  xeXsadvrcov  ovdiv 
Ttoxe  (paivBxaL  nicht  zu  vergessen!)  am  Schluß  von  ävx.  y'  für  irgend  ins  Ge- 
wicht fallenden  Vor-  und  Nachklang  hielte. 

1 — 30.  Die  Siegestafel  ist,  zur  Vermeidung  des  Registerartigen,  lyrisch- 
philosophisch durchflochten,  und  die  Siegesmeldungen  im  Ausdruck  variiert, 
gewiß  schon  nach  älterer  Gepflogenheit.  Pflegt  doch  auch  Homer  bei  einer 
größeren  Anzahl  gleichartiger  Zweikämpfe  die  Formel  für  das  Hinsinken 
der  getöteten  Helden  schon  zu  variieren  und  bald  ein  Gleichnis,  bald  eine 
biographische  Einzelheit  einzuflechten.  Eigen  ist  jedoch  dieser  Art  von 
Poesie  das  häufige  Hervortreten  des  Dichters  selbst,  der  durch  den  Mund  des 
Chores  redet  (beibehalten  und  weiterentwickelt  aus  der  Sphragis  der  Kitha- 
roeden  und  der  Elegiker ;  vgl.  Einl.  z.  Pyth.  V),  und  die  Reflexion  über  sein  eige- 
nes Tun :  mit  der  occupatio  xl  KO^Tcia  Ttaqa.  KacQov  (4)  gedenkt  der  Dichter  den 
Hörer,  dem  er  übrigens  das  Erstaunen  in  diesem  Augenblick  erst  suggeriert  hat, 
sofort  zu  entwaffnen,  wie  er  mit  dem  Gleichnis  (53)  den  gewaltsamen  Sprung 
von  einem  zum  andern  Teil  des  vorgezeichneten  Programms  anmutig  zu  ent- 
schuldigen weiß;  mehr  darüber  zu  51  —  54.  An  diese  Übergänge  hat  ja 
Pindar  oft  eine  große  Kunst  gewandt,  uns  nicht  zu  ungemischter  Freude, 
wenn  er  die  Gelegenheit  benutzt,  um  ererbte  oder  erlebte  Gedanken  tief- 
gründiger Weisheit  in  Zusammenhang  zu  bringen  mit  dem,  was  er  pflicht- 
mäßig zu  besmgen  hatte.  Von  solchen  Tiefgründigkeiten  ist  dies  Ge- 
dicht noch  nicht  belastet;  an  Dunkelheiten  fehlt  es,  wie  sich  zeigen  wird, 
dennoch  nicht. 

1,'OXßia  AaTieöaiHiOV,  ndaaiQa  0BööaXia^  von  einigen  noch  heute, 
mit  Scholien  und  den  meisten  Hss.,  als  Vokative  genommen;  olßia  'gesegnet', 
^ccKCiiQa  steigernd  'selig',  heißen  die  Länder,  weil  von  Königen  regiert  aus 
Herakles  Geschlecht;  ^daaiQa  heißt  einmal  auch  0rißa  (Isthm.  VHI  l),  wie 
die  Kadmea  (laKaQtüv  vfi6og  nach  Armenidas  bei  Suidas-Hesychios  (Usener, 


Einleitung,  1—16  93 

Sintfluts.  199).  Das  Glück  des  Siegers  bezeichnen  die  Ausdrücke  evSai^icov 
xal  v(ivT}r6g(22)  und  ngog  iCiaxov  nXoov  (26),  doch  versäumt  der  Dichter 
nicht,  daneben  dem  Sieger  ausdrücklich  die  Grenzen  der  Menschheit  einzu- 
schärfen mit  ^eoq  ccnrificDv  keccq  (21)  und  ovqavog  ov  nox*  cc}ißat6g  (27). 
Dem  selben,  jeder  Hybris  und  Nemesis  wehrenden  Zweck  dienen  dann  auclr 
die  Bemerkungen  über  Apollon  als  den  eigentlichen  Siegesverleiher  (10) 
und  über  die  Möglichkeit  eines  Rückschlages  bei  gerechtem  Unwillen  der 
Götter  (19 ff.);  dies  und  nichts  anderes  bedeutet  ja  für  den  frommen  Dichter 
'der  Götter  Neid',  besser:  'der  gekränkten  Götter  Mißgunst'.  An  beiden 
Stellen  ist  die  Zurückhaltung  des  Ausdrucks  bemerkenswert:  das  so  gern, 
wenn  von  einem  Eingreifen  der  Gottheit  die  Rede  ist,  hinzugefügte  nol  oder 
nov  (11)  und  die  Litotes  la^üvTeg  ovk  oXlyuv  öoaiv  (20).  Hyperbolisch  wird 
der  Ausdruck  erst  am  Schluß  der  Siegestafel  kurz  vor  der  Hyperboreer- 
erzählung (28  ff.).  3.  «(»t(TTOfi«)(OV,  so  seit  Boeckh  richtig,  statt  des 
Eigennamens:  der  Heraklide  Aristomachos  hat  hier  nichts  zu  suchen. 

4.  ütaQä  aaiQÖv  ist,  wie  gesagt,  nicht  zu  pressen:  'Was  soll  wohl  dies 
plötzlich  laute  Rühmen  gerade  der  Herakliden?'  Die  Antwort  hierauf  bringt 
erst  V.  5  mit  ^Aksva  re  rcatösg  xrX.  Alle  Änderungen  der  Interpunktion 
und  des  Wortlauts  sind  vom  Übel.  Die  Scholien  haben  zwar  in  ihren  Texten 
xara  x.  vorgefunden,  wissen  aber  vernünftigerweise  damit  nichts  anzufangen ; 
übrigens  bietet  im  Lemma  der  Scholien  auch  der  Vat.  B  das  Richtige. 

4.  Der  Singular  dctvei  faßt  die  Stätten  des  Sieges  und  der  Heimat  zu- 
sammen, um  dann  mit  ts  das  fürstliche  Haus  folgen  zu  lassen,  wo  die  Sieges- 
feier stattfinden  sollte,  natürlich  in  Larisa,  der  Stadt  des  Thorax  (64);  das 
meint  afig}l  Tlr^veLov.  Die  Nennung  der  Heimat  des  Siegers  4  (s.  den  Auf. 
unserer  Einl.)  gehörte  zu  den  unerläßlichen  Personalien  des  Epinikions. 

6.  ^mxwfifor,  nicht  wesentlich  verschieden  von  lyy.co^iojv  ^(ivcov  (53). 
dvö(/<jjv  xXvräv  6na^  weil  die  Sänger  thessalische  Edelleute  waren. 

7,  äyayeVv  läßt  den  Ursprung  erkennen  des  attischen  Ausdrucks  xoQ- 
i]yia.  —  yaver««,  weder  gustat  primis  quasi  labris  (schol.  11^)  noch  fruitur, 
fruitum  capit  ex  (schol.  11*),  sondern  uiiiur,  vcrsatur  in  (wie  P.  IX  35, 
Isthm.V20).  8.  TlaQvdöClioq  nvfpq^  Variation  von/IüO-fö  (4),  abermals  va- 
riiert 15;  vgl.  Kgioalccig  iin  Ttxvxoclg  P.  VI  18.  9.  P.  läßt  den  Sieg  des 
Knaben  im  einfachen  Stadion  unerwähnt  und  nennt  nur  den  im  Doppellauf, 
a  potiori.  10.  YXvxv  —  tiXog  dQ^d  ts  —  av^staiy  eine  Wendung  echt 
pindarischer  Kühnheit,  unnachahmlich;  der  Sinn:  ^Wenn  ein  Gott  den  Men- 
schen treibt,  so  gedeiht  sein  Tun  von  den  Anfängen  bis  zum  beglückenden 
Erfolg.*  12.  rd  öh  (TvyfBviq'  xara  ri»  cvyysvig  (vgl.  x6  6e  oixdO'fv  av- 
xla  KQu^si  seil.  Adrastos,  P.  VIII  51).  13.  .ToAffi«cfoxo$'  ^evsnxoXsfiog^ 
der  Kompositionsvokal  ä  (»y),  wie  in  öxscpavcccpooog  iXaq)aß6log  v7tSQcc<pctvog 
noluioxog  [0.  V  10]  &avaxti(p6Qog  OakafXjjTtokog  iniißakog^  daneben  Kompo- 
sita von  fünf  Kürzen  selten:  yotQct  \>avciT0(p6Qa  Aesch.  Ag.  1176.  Der  ganze 
Ausdruck  (14/15)  feierliche  Umschreibung  von  onXixoÖQOfiog^  wie  etwas 
sohlichtor  (lathm.  I  23)  und  mit  einem  Worte  (xuXnaantg)  P.  IX  1. 
15/16.  KiQQa  heißt  die  Hafenstadt  der  höher  gelegenen,  übrigens  längst  in 
Trümmern  liegenden  Kgiaa^  daher  K^iaijg  xoArrof  hy.  Ap.  431  (s.  zu  8); 
dir  breite  Ebene  bot  den  einzig  brauchbaren  Hennplatz;  darnach  sollte  man 
%mb  Kglaag  &y(ov  erwarten.  Pindar  fühlte,  daß  es  ein  und  der  selbe  Namo 
war  ..M,i  ^li'.iilte  die  Tonn,  die,  wenn  auch  nicht  gorndo  das  Motrum,  so  doch 


94  Pythien  X 

der  rhythmische  Wohllaut  verlangen  mochte.       i!>Jtö  KCggaq  —  vergär , 

wie  wir  jetzt  mit  Wilh.  Christ  ohne  Änderung  des  Überlieferten  schreiben, 
empfiehlt  sich  als  schöne  Umrahmung  des  ßad-vlslfKov  ayav.  Mit  der  von 
Christ  zitierten  ^Hohlschlucht '  des  pythischen  Apollonhymnus  (106,  avzccQ 
^7t€Q&ev  nixQYi  iniKgi^aTat)  ist  aber  Delphi,  nicht  Kirrha  gemeint. 
21,  Daß  der  Optativ  ohne  av  (hier  wie  bei  nevbg  ei'rjv  Schi.  Olymp.  lU) 
ohne  Bedeutungsunterschied  dem  Potentialis  gleich  sei,  wird  doch  nie- 
mand mehr  behaupten  wollen;  die  dafür  zum  Beleg  aus  Pindar  ange- 
zogenen Stellen  0.  XI  20,  P.  XI  50^,  IV  118,  sind  längst  anders  er- 
ledigt. Der  Sinn  des  Optativs  ist  &ebg  UyoLto  rjfiiv  a7ti^(i(ov,  nevbg  UyoL- 
fir^v.  Zum  Gedanken:  rig  6e  nkr^v  d'E&v  anavr  anri^mv  xbv  öl*  aicbvog 
IQovov'^  Aesch.  Ag.  553.  22.  So  großen  Wert  der  Dichter  auch  auf  die 
Intelligenz  (aotpCa)  seiner  Hörer  legte  (P.  IX  78,  Isthm.  11  12,  P.  IV  263. 
295),  die  Entscheidung  über  die  Ruhmes  Würdigkeit  eines  Helden  (yiivrixbv 
yeviöd'aL)  wird  er  seiner  eigenen  6o(pLa  vorbehalten  haben.  24.  T«  fLi^- 
yiöx'  dsß'XoiV  itQ&Tov  ccid'Xcav  und  öticpavog  vipiGtog  P.  I  Schi.,  iaidrcov 
ai&Xcov  KOQVcpat  N.  X  32;  unsere  Schützen  sagen:  "'s  Beste  schießen'. 

26.  ^ar    alcsav  (rviovxi)  rite.  26"*.  axB(pdvviv  s.  zu  9. 

28.  TtBQaivH  weder  mit  nloov  zu  verbinden  noch  'absolut  gesetzt*; 
Objekt,  aus  dem  Relativsatz  zu  nehmen,  ist  aylatag^  irdische  Feste',  bei  P., 
besonders  Siegesfeste,  fürstliche  Freuden.  Die  hohe  Wertung  agonistischer 
Siege  hat  Pindar  bis  an  sein  Lebensende  festgehalten:  bei  größtem  Leid 
waren  sie  ihm  ein  Trost,  weil  er  sie  als  eine  aXyla  Sioadoxog  empfand. 

29.  Mit  der  Auslassung  einer  disjunktiven  Negation  im  ersten  Glieds, 
vccval  d'  ovx€  Tte^bg  I6v  (so  auch  41  und  P.  VI  48),  steht  es  ähnlich  wie 
mit  der  Auslassung  der  Präposition  im  ersten  Gliede,  nur  daß  dort  der  mehr 
illustrierende  Zusatz  oft  ganz  entbehrlich,  hier  eine  für  den  Sinn  entschei- 
dende Rückstrahlung  notwendig,  aber  durch  die  Bildung  der  Negation  (^ovve) 
auch  gesichert  ist.  29/30.  Den  Übergang  zu  seinem  Mythos  schafft  er 

sich  in  Fortsetzung  des  Bildes  und  des  Gedankens  zugleich:  Ttqbg  eaiuxov 
TtXoov.  Darnach  sind  wir  denn  mit  einem  Relativum  schon  mitten  in  der 
Erzählung.  30.  '^T^tSQßoQBCDV  eq  dyBva*  ad'Qoiafia  schoL,  die  ge- 

wöhnliche Umschreibung  für  homerisches  d-sav  iv  ay&VL  (TT  239),  &£iog 
aycov  (Z  376).  —  Die  d'civ[iaxa  oöog  hat  ein  beschöidenes  Urbild  in  einer 
den  Göttern  vorbehaltenen  Tür  der  Nymphengrotte  v  112,  auf  einer  Jtbg 
oöog  ziehen  die  dreimal  geprüften  Seelen  zur  Insel  der  Seligen  im  Okeanos 
0.  n  77,  den  Weg  von  und  zu  dem  Hyperboreervolk  legt  ApoUon  auf  einem 
Schwanengespann  zurück,  Ale.  fr.  1—4. 

31 — 48.  Vom  Wesen  der  Hyperboreer  Arch.  f.  Religionsw.  VIH 
1904,  69 — 84.  X  1907,  152.  Weitere  Literatur  gut  in  dem  auch  sonst 
förderlichen  Artikel  von  Daebritz,  Pauly-WissowalX  258.  —  Wenn  Pindar 
22  Jahr  später  (0.  III  31,  vermutlich  auf  Grund  der  inzwischen  ihm  be- 
kannt gewordenen  Wundermären  des  Prokonnesiers  Aristeas,  Pind.  fr.  271) 
die  Hyperboreer  nvoiaig  otil^ev  ßoQScc  tpv%QOV  ansiedelt,  also  auf  dieser 
Erde,  hinter  den  Bergen,  von  denen  der  Nordwind  kommt,  und  den  Hera- 
kles auf  natürlichem  Wege  dorthin  gelangen  läßt,  so  kann  er  deshalb  doch 
recht  wohl  hier  sich  den  Hyperboreerhimmel,  in  dem  wie  wir  annehmen 
ursprünglichen  Sinne,  hoch  über  den  Bergen  denken;  leitet  er  doch  auch 
den  Qu^pcodog  einmal  richtig  vom  qcctcxslv  des  Dichters  ab  (N.  II  2)  und  ver- 


15-31  95 

bindet  spielend  ihn  ein  andermal  mit  der  gaßSog  des  rezitierenden  Sprechers 
(Isthm.  IV  38).  Jedenfalls  ist  das  Reich,  zu  dem  man  Veder  zu  Schiflf  noch 
zu  Fuß  fände  den  Wunderpfad',  nicht  von  dieser  Welt. 

Was  die  Herbeiziehung  des  Perseus  hier  bedeuten  solle,  fragt  man  bis- 
her vergebens.  Die  ungeschickteste  Antwort  ist  wohl;  Liebäugelei  mit  den 
Persem,  auf  Grund  der  angeblichen  Verwandtschaft  der  Herakliden  (Herod. 
Vn  150)  und  der  später  tatsächlichen  Sympathie  der  Aleuaden  mit  den 
Persern.  Nicht  minder  verwerflich  ist  der  Gedanke,  Perseus  habe  sich  bei 
den  Hyperboreern  von  den  Schrecknissen  des  Gorgonenmordes  erholen  sollen; 
als  ob  inicpviv  xb  (46),  nach  ^oXev  und  ccyeixo  (45)  erzählt,  vor  dem  Ver- 
weilen bei  den  Hyperboreern  zu  denken  wäre.  Wenn  wirklich  jemals  ein 
tiefrer  Sinn  hinter  Perseus  Durchgang  durch  das  Land  der  Seligen  {avöqüiv 
futTidgcav  46)  stecken  sollte,  so  könnt  es  nur  der  einer  Weihung  sein,  die 
den  jungen  Helden  und  späteren  Xayitccg  (31)  gegen  allerlei  Gefahren, 
vielleicht  auch  der  Hybris  und  ihrer  Folgen  (der  vmQÖLTcog  NifisGig  44) 
feien  mochte.  Aber  dem  Dichter  tut  man  doch  wohl  unrecht,  seine  weit 
harmloseren  Worte  so  zu  pressen.  Eine  Auszeichnung  ist  es  natürlich  für 
den  Sohn  der  Danae  (45),  daß  er  allein  den  Wunderpfad  finden  durfte  (29), 
man  weiß  nicht  wie.  'Kühnheit'  gehörte  dazu  (44),  aber  eine  leitende  Gott- 
heit auch  (45).  Und  wenn  den  jungen  Dichter  die  Lust  zu  fabulieren 
reizen  mochte,  die  Kunst,  wenn  auch  nicht  zu  erzählen,  wie  in  der  Orestie 
(Pyth.  XI)  oder  gar  in  der  Kyrene  (Pyth.  IX) ,  so  doch  einen  Vorgang  oder  eine 
Situation  mit  raschen  Strichen  zu  umreißen  und  Illusion  zu  erzeugen,  war 
ihm  auch  schon  eigen.  Läßt  sich  doch  seit  Homers  Zeiten  durch  nichts  der 
Hörer  einer  Erzählung  leichter  zum  Zuschauer  eines  geschilderten  Vorgangs 
machen,  als  durch  das  Medium  eines  vom  Dichter  in  das  Bild  hineinge- 
setzten, innerlich  teilnehmenden  Zuschauers  (cbg  6'  uz'  «Tto  ar.OTtirjg  slöev 
vi(fog  aiJtoXog  avriQ  und  yiyrjy^e  di  zs  cpgeva  7toi^i]v  Homer).  Das  beschränkt 
sich  freilich  hier  auf  das  nuQ  olg  nozs  TleQasvg  iöaCaazo  —  inixoGGctig  (30flf.) 
—  wie  anders  das  Eingreifen  Cheirons  in  der  Kyrene!  —  aber  daß  dann  mit 
der  kleinen  Ausführung  des  Gorgonenabenteuers  am  Schluß  (46 — 48)  das 
belle  Bild  einen  dunkeln  Rahmen  erhält,  ist  wahrlich  kein  Schade. 

Bedeutet  hiernach  Perseus  wirklich  nur  den  Rahmen,  so  erhebt  sich 
von  neuem  die  Frage,  was  wohl  den  Dichter  zu  der  Wahl  gerade  der 
Hyperboreerfabel  bewogen  habe.  Der  Gedanke,  'den  Himmel  ersteigt  kein 
Sterblicher',  braucht  nicht  gerade  den  Anstoß  gegeben  zu  haben.  Lange  Zeit 
war  es  ein  Fluch  der  Pindarexegese,  bei  all  und  jeder  Erzählung  nach  dorn 
fabula  docet  zu  fragen  und  so  den  priesterlichen  Sänger  zum  Moralisten  zu 
erniedrigen.  Der  eigentliche  Sinn  des  Mythos  im  Epinikion  ist  doch  Heraus- 
hebung der  Stimmung  über  das  Alltägliche  ins  Heroische  überhaupt,  immer 
in  dem  Glauben,  daß  in  allen  großen  Erfolgen  der  Segen,  oft  genug  auch  das  Blut 
der  Heroen  fortwirke.  Und  denkbar  wäre,  daß  die  Hörer  gerade  dieses  Liedes, 
trotz  oder  auch  infolge  jener  Warnung  auf  Stunden  wenigstens,  sich  selber  wie 
im  Himmel  fühlten,  fuhntQtg  &vdQig^  wie  die  Hyperboreer  (16)  —  daher  schon 
gleich  im  Anfang  des  Liedes  iiaxaiga  StaaaXla  — ,  und  mehr  die  Ähnlichkeiten 
als  den  Abstand  von  der  Hyperboreerseligkeit  spürten  und  —  spüren  sollten, 
wie  denn  auch  der  Dirhter  am  Schluß  der  Erzählung  sein  feines  Lied  {äioxog 
C^v(av)  der  Biene  vergleicht,  die  von  Blüte  zu  Blüte  forü^türmt,  vor  allem 
doch  am  8Üß«m  TTmiLf  b<rau8zuholen  statt  immer  nur  bittere  WiisliAit. 


96  Pythien  X 

Am  meisten  Befremden  haben  schon  den  alten  Erklärern  (Didymos 
schol.  51*^),  die  Eselshekatomben  erregt,  besonders  Apollons  Vergnügen  an 
dem  Gebaren  der  häßlichen  Tiere;  man  hat  sogar  von  Pindars  und  erst 
recht  von  Apollons  schlechtem  Geschmack  gesprochen  und  entschuldigend 
gemeint,  Apollon  habe  bei  Admetos  eben  unter  Hirten  gelebt,  und  Pindar 
sei  ja  noch  jung.  Ein  anderes  Gesicht  zeigt  aber  jene  ganze  Szene,  wenn 
man  annehmen  darf,  daß  es  sich  um  halbverschoUone,  aber  Pindarn  und  den 
Thessalern  doch  nicht  wie  uns  unverständliche  Nachklänge  eines  uralten 
Eselskultes  handelt.  Ehrfurcht  vor  primitiveren  Formen  der  Gottesverehrung 
liegt  auch  über  den  zahllosen  Opferschilderungen  des  Epos,  namentlich  der 
Odyssee,  und  ist  auch  uns  nicht  fremd,  mögen  wir  nun  in  Süditalien 
eine  Banditengestalt  vor  einer  Madonna  knien  sehn  oder  bei  Sonnenunter- 
gang der  TtQoöKvvrictg  eines  Muhamedaners  beiwohnen.  Wenn  aber  Apol- 
lon in  jedem  Frühjahr  die  ihm  von  dem  frommen  Volke  dargebrachten 
Eselsopfer  entgegennimmt,  so  wird  er,  bei  der  stets  erwünschten  Munter- 
keit der  Opfertiere,  doch  nicht  jedesmal  in  ein  viehhirtenmäßiges  Lachen 
ausgebrochen  sein;  das  laiqBiv  des  Gottes  (36)  bezeugt  das  Gottwohlgefäl- 
lige der  mit  lauter  ev(pcc(itaL  verbundnen  Opfer,  sein  heiter  aufgeräumtes 
yeXäv  mag  immer  den  mit  Delphi  verglichen  altertümlich  schlichten  Kultus- 
formen des  treuherzigen  Volkes  gelten:  daß  Pindar  das  Wort  (leiöiäv  fehlt,  wird 
bei  Cheirons  Lächeln  (P.  IX  38)  zu  bemerken  sein.  Ln  Grunde  gehört  ja 
der  Esel  wohl  dem  Winzergott,  also  in  eine  Apollon  ursprünglich  fremde 
Sphäre.  Daß  die  Hyperboreer  bei  ihrer  ellccTtCva  (40,  'Lust'-  oder  'Wunsch- 
mahr  deuten  es  die  Etymologen)  Wein  trinken,  wie  die  Phaiaken  ('9"  70), 
ist  anzunehmen;  ausdrücklich  gesagt  wird  es  nicht.  Doch  wird  der  Dichter 
die  Verbindung  schwerlich  eigenmächtig  vorgenommen  haben:  als  2(ii,v^evg 
war  aber  ipoUon  auch  ein  Ackergott,  und  wenngleich  die  Hyperboreer 
(42),  genau  wie  die  Frommen  in  der  Unterwelt  ov  x^ova  rccQciaaovxeg  (0. 
II  69),  novcov  aitsiQOL  (fr.  143),  oder  die  Menschen  des  goldenen  Zeitalters 
voßcpiv  ccTEQ  TS  novcov  (Hcs.  Werke  113)  nicht  ackerten,  als  Erzeuger  des 
auch  sonst  (P.  IV  94)  unentbehrlichen  Maulesels  wird  das  als  Zuchthengst 
überaus  leistungsfähige  Grautier,  das  als  apotropäischer  Fratz  auch  sich 
zum  Beschützer  von  Gärten  und  Weinbergen  eignete,  wohl  auch  den  Vä- 
tern des  Hyperboreerglaubens  heilig  gewesen  sein;  mehr  über  den  Esels- 
gott Arch.  f.  Rel.-W.  VIII  77  ff.  32.  cfcofXßT«  haben  die  Hyperboreer 
ebenso  wie  die  Götter  im  Olymp.  35.  Daß  sie  Opfer  darbringen,  läßt 
sie  bei  aller  ewigen  Jugend  und  Seligkeit  doch  als  Menschen  erscheinen, 
(iccKaQeg  ccvÖQsg  46,  ziemlich  platt  Bakchylides:  ovöhv  avd-QcoTtoig  hslol 
fr.  23  Bl.  Ihre  Verbindung  mit  Apollon  kennt  schon  der  Hymnos  des  Al- 
kaios,  covcc^  "AnolXov^  nai  (isyaka}  Jwg.  36.  OQO-ioq  ohne  ein  (pcovetv 
u.  dgl.  (wie  N.  X  76,  0.  IX  109)  bedeutet  noch  nicht  laut.  —  KVibdaXa 
heißen  bei  Pindar  (N.  I  50)  auch  die  Schlangen,  von  Kvdco.  Die  munteren 
Opfertiere  scheinen  vor  ihrer  Opferung  noch  allerlei  Neckereien  zu  verüben, 
eine  harmlose  ^ßQig  also.  38.  ovTi  djroöaiiBT  ijtij  die  älteren  Inter- 
preten richtig  non  exulat  a,  non  dbJiorret  a,  man  könnte  lat.  deesse  ad  ver- 
gleichen. Die  TQOTtoL,  das  Tun  und  Treiben,  zeigt  sich  sogleich  in  Mädchen- 
reigen (38)  und  festlichen  Mahlzeiten  (40).  Ein  andermal  (Olymp.  XIV)  heißt  es 
von  den  Chariten  ovds  yag  d-eol  ßsfivav  Xccqlxcov  axEQ  oioiQaviovn  xoQOvg 
ovre  öccttag.      39,  '^OQoC—ßoai  —  '>tava'/,alöovsovtai^h\ihschesZeugm&] 


32— 5S  97 

Änderungen  vom  Übel.  40.  ävadi^aavteg^  Pindars  Vorliebe  für  das 

Aktivum  statt  des  Mediums  (prolegg.  42/3)  fiel  schon  den  alten  Gramma- 
tikern auf  (schol.  0.  I  20 f.).  Die  goldenen  Lorbeerkränze  auf  dem  Haupte 
der  Schmausenden  machen  das  Mahl  zu  einer  sakralen  Handlung  ('9'£c5v  iv 
öaLTt  ^aXeiij  9  76,  wobei  denn  auch  die  (poQfxiy^  nicht  fehlen  durfte,  ?)  öaixl 
avvriooog  ian  ^aUly  8  99,  p  271).  Und  hier  wohnten  ja  Götter  in  Per- 
son, Apollon(35)  und,  genau  genommen,  auch  Athene  (45)  dem  Mahle  bei 
(vgl.  P.  Stengel,  Opferbräuche  64,  l).  Die  Herkunft  des  delphischen  Lor- 
beers aus  Thessalien  feierte  alle  8  Jahre  die  boiotische  Daphnephorie. 

41.  Die  Mißdeutung  ovXö^evog*  ovhog  statt  Verwtlnscht',  scheint 
unausrottbar,  trotz  Joh.  Classen,  Beob.  hom.  Spr.  60,  W.  Schulze  QE  194ff.; 
s.  auch  zu  P.  IV  293.  ^ingarai  scheint  nicht  viel  unterschieden  von  fii^ieLxvM^ 
wenn  man  Stellen  vergleicht  wie  P.  V  2.  19;  anders  steht  es  mit  av^fiBi- 
yvvfxi  TtQoß^Eiyvviit  0.  I  22,  P.  IX  72.  44.  v:i[BQdi7Coq  instissimus^  gegen 
Boeckh,  Christ  u.  a.  gut  verteidigt  von  Rud.  Hirzel  ayQ.  vo^og  57,  2.  — 
^gaaela  6s  nvimv  KUQdia^  Anklang  an  die  homerische  Formel  ^ivEcc  nveCovreg 
^Aiaioi^  das  effizierte  Objekt  (bei  Pindar  noch  ^aiii]Xd  xevsd  tcvq)  ersetzt  durch 
das  beteiligte  Organ.        46.  Der  Gorgonenmord  ausführlicher  P.  XII  llflf. 

51 — 54.  Übergangsformel,  offenbar  alte  Enkomientechnik,  von  Pin- 
dar oft  geistreich  variiert,  hier  in  zwei  Bildern,  einem  seemännischen,  einem 
ländlichen,  erst  abbrechend,  dann  zum  folgenden  überleitend;  das  erste  Bild 
wiederum  zweiteilig:  ein  kurzer  KaxaKsXevafjiog^  dann  Aufforderung  zu  einem 
zweiten  Handgriff  mit  Hinweis  auf  die  Gefahr,  die  einem  Fortfahren  in  der 
Erzählung  drohte,  so,  ohne  Bild,  aber  doch  wohl  mit  Beseelung  eines  Ab- 
straktums,  firi  Kogog  iX&o!)v  kvl^tj  P.  VIII  32.  Seltsamerweise  haben  ge- 
schmackvolle Leute  wie  Heimsoeth  gemeint,  der  Dichter  gebiete  sich  Halt, 
eben  um  nicht  der  Biene  gleich  von  Blüte  zu  Blüte  fortzustürmen! 
9vven'^  der  Ilias  geläufig,  den  attischen  Dichtem  unbekannt,  ein  gewollt 
starker  Ausdruck,  von  humorvoller  Derbheit  scheint  es. 

61.  y^O-oi^C^  dativus  termini  (Th.  Mommsen,  Adn.  crit.  suppl.  9);  Gil- 
dersleeve  will  'instrumental',  was  wohl  zu  einem  6x)]q1^eiv  passen  würde, 
aber  nicht  zu  ig^iöeiv.  62.   "/^oiQccq  für  unterseeische  Klippen  schon 

Archil.  127,  Theogn.  576;  ursprünglich  angeschwollene  Schweinsdrüsen, 
vgl.  auch  Hesych  unter  loiQLvat,  ioiqoi.  Ableitung  von  xh^^?  X^Q^^og,  voll- 
ends von  x^Qf^V  iniöoqaxlg^  von  Boisacq  empfohlen,  wenig  wahrscheinlich. 
63.  ävixoq^  von  a//|Lit,  Lieblingswort  Pindars,  unübersetzbar;  es  scheint 
ursprünglich  jede  wollige  Oberfläche,  dann  den  Farbenhauch,  den  Farben- 
schmelz  einer  Blüte  oder  eines  blühenden  Leibes,  endlieh  überhaupt  an 
allem  das  Feinste,  Beste  zu  bezeichnen;  für  die 'Blume' unsres  Rheinweins  wüßt 
ich  kein  beßres  griechisches  Wort  als  atoxog^  sagt  doch  Kallimachos  (fr.  115  OS), 
ylicßlr^g  üvaxov  vUxaQ  olvdv^tjg.  Eine  wirkliche  Blume  bezeichnet  es  wohl 
nicht  vor  Antigenes,  foäcav  datxoig  (Anth.  Pal.  XIII  28,  3);  lehrreich  Eust. 
zu  N  599,  dazu,  abgesehen  von  florctis:  flare^  noch  immor  beachtenswert, 
Buttmann,  Lcxil.  H  15 — 21.  Der  akXog  Xoyog  in  dem  überleitenden  Satz 
bezeichnet  das  Folgende  als  eine  neue  Nummer  des  EnkomionProgramma: 
es  sind  'perHÖnliche  Bemerkungen*  über  den  Sieger  und  seine  Verherrlichung 
durch  das  Lied,  über  den  fürstlichen  Gastfreund  des  Dichters,  daneben  auch 
wohl  drs  '  •  n  iCnabon  und  'die  Brüder*,  des  Fürsten  natürlich,  Eury- 

pylos  al.so  I    liisydaous;  ein  Grun«l,  den  Thorax  selber  mit  einzuschlie- 

8ohre«d«r,  Püid*ra  PTthtra  7 


98  Pythien  X 

ßen  (Boeckh)  ist  nicht  einzusehen.  ^Ich  hoffe,  wenn  mein  Lied  nun  ertönt, 
von  thessalischen  Edelleuten  am  Königshofe  gesungen,  so  wird  es  unsern 
Helden  noch  weit  herrlicher  erscheinen  lassen,  für  Jung  und  Alt,  und  für 
die  Mädchen.'  Deutlicher  redet  Horaz:  quo  cdlei  iuventus  Nunc  omnis  et 
mox  virgines  tepehimt  (c.  I  4  Schi.).  An  dies  mehr  der  Zukunft  angehörige 
Wunschbild  knüpft  eine  Sentenz  an  —  mehr  gewandt  als  tiefsinnig  —  von 
der  Verschiedenheit  der  Wünsche,  mit  der  Mahnung,  sich  des  Augenblicks 
zu  freun,  da  schon  die  nähere  Zukunft  nicht  zu  berechnen  sei.  Worauf 
dann  das  TtinoL^a  '^evla  kxX.  zielt,  ist  nicht  sogleich  klar.  Abzulehnen  ist 
die  Deutung,  wonach  der  Dichter  sich  für  spätere  Gelegenheit  bestens  emp- 
fohlen halte,  confidence  iJiat  he  will  he  employcd  again  (Fennell),  entstanden 
aus  einer  unglücklichen  Konjektur  zur  Beseitigung  des  allerdings  singu- 
lären  Artikels  bei  dem  Namen  des  Siegers  (57,  itoQ'^  *Imtov,Uav^  Rauchen- 
stein, comm.  Find.  I  18).  Pindar  bezeichnet  hier  vielmehr  mit  Nachdruck 
sich  als  den  Umworbenen  in  den  Worten:  oGneq  ificcv  TtoiTtvvcov  %ccqlv^  und 
(piXecov  (fiXiovt  ,  ay(ov  ayovxcc  rcqocpQoviog.  Später,  auf  der  Höhe  seines 
Ruhms  und  am  Schluß  eines  mit  verschwenderischer  Sagenfülle  ausgestat- 
teten Liedes,  mocht  er  unbefangener  sich  seines  unerschöpflichen  Vorrats 
für  weitere  Lieder  rühmen  (s.  die  Bem.  am  Schluß  von  Pyth.  IV).  Eher 
könnte  sich  in  ninoLd'a  die  Zuversicht  aussprechen  auf  eine  würdige  Aus- 
stattung der  Siegesfeier  und  Förderung  weiterer  Aufführungen  des  Liedes, 
etwa  in  der  Heimat  des  Siegers  (ungefähr  so  Boeckh).  Aber  wozu  dann 
die  eben  eingeflochtenen  Sentenzen,  namentlich  die  erste,  von  der  Ver- 
schiedenheit der  Wünsche  bei  verschiedenen  Menschen  (59/60)?  Die  sollen 
doch  wohl  den  Rahmen  etwas  weiter  spannen;  wie  die  erste  Sentenz  sich  eng  an 
nccQ^ivoiv  fiilrjiia  anschließt,  so  hier  das  asyndetisch  einsetzende  Vertrauens- 
votum für  Thorax  an  axe%^aqxa.  itQovor^öaL.  Aber  vermutlich  denkt  der 
Dichter  nicht  nur  an  sich  selbst.  Geht  doch  die  Schirrung  des  Musenwagens, 
und  dann  gewiß  auch  die  gastliche  Aufnahme,  ebenso  den  gefeierten  Sieger 
an  als  den  Dichter.  Also:  'In  der  weiteren  Sorge  für  den  Knaben  darf  ich 
ganz  unserem  gnädigen  Gastfreund  vertrauen.'  Er  hat  die  Probe  bestanden. 
Und  auch  die  Brüder  verdienen  Lob,  wegen  der  edlen  Leitung  ihrer  ver- 
schiedenen Städte.'  55.  Über  Ephyraeer  und  dii(pl  üriveiöv  s.  die 
Einleitung  und  zu  4 — 6.  57.  Über  (Trs(pdviOv  zu  26.  60,  Die 
Verbesserung  iXjtCda^  zur  Herstellung  der  fehlenden  Silbe  für  cpQevag  halt  ich 
noch  immer  für  richtig.  62.  tv^ibv  xer,  wie  Imv  <^K£vy  29.  —  äQ:i^aXiav 
passivisch  wie  P.  VIII  65,  ob  nun  von  ccQTtcc^a)  oder,  wie  Jak.  Wackernagel 
(KZ  1910,377)  will,  ^ccXnaXiog  von  J^sXtv  volup-.  —  naQ  stoöoq  von  der 
Nähe  schon  bei  Homer  Y  324,  O  601,  bei  Pindar  auch  nqo  Ttoöog,  iv  noal. 

63.  drSHuaQta  scheint  gute  Verbesserung  eines  Renaissancephilologen, 
wenn  nicht  aus  einer  uns  verlorenen  Überlieferung  geschöpft;  andere  Beispiele 
aus  Pindar,  Osk.  Erdmann,  De  P.  usu  synt.  1862,  6,  wo  nur  P.  IX  36  (oaia) 
zu  streichen.  67,  scheint  von  Bakchylides  nachgeahmt,  fr.  14,  in  Ver- 

bindung mit  0.  X  53.  69.  Über  die  Stellung  von  xöe  (Verbesserung  für 
xs)  in  meinem  Pind.  1900.  70.  Über  die  thessalische  Verfassung  s.  d.  Ein- 
leitung. 71,  Echtes  Schema  Pind.,  dessen  Verkennung  hier  von  Jak. 
Wackernagel  (Unters,  üb.  d.  Sprachgebr.  Homers  40*)  mit  Recht  getadelt. 

Jugendlich  ist  in  diesem  Gedichte  vor  allem  seine  von  schweren  Er- 
lebnissen noch  unbelastete  Gedankenwelt.    Die  Sentenzen  zeigen  noch  kein 


53—71 


99 


eigenes  Gepräge.  Die  eine,  von  der  Verschiedenheit  menschlicher  Wünsche 
(GO),  bildet  nur  eine  notdürftige  Springstange  zum  Weiterkommen.  Auch 
die  Sprache  ist  noch  verhältnismäßig  schlicht ;  man  vergleiche  nur  das  acht 
Jahr  spätere  Gedicht  auf  den  jungen  Aki'agantiner.  Wie  zeigt  dort  fast 
jeder  Satz  die  füi*  Pindar  so  bezeichnende  Pracht  des  Ausdrucks,  obwohl 
hier  und  da  sich  auch  in  unserem  Gedicht,  namentlich  bei  Einschmelzung 
homerischer  Formeln  (so  10.  44),  die  Kraft  und  Kühnheit  einer  individuell 
gewordenen  Sprache  schon  ankündigt.  Was  bei  dem  jungen  Dichter  über- 
rascht, ist  die  Überlegenheit,  mit  der  er  sich  in  die  traditionell  geheiligten 
Fesseln  des  Enkomienscbemas  fügt  (53/54),  und  dann,  bei  aller  Bescheiden- 
heit, das  Selbstgefühl  (55flf.),  das  seinen  Höhepunkt  in  cpiXicDv  cpiXiovx\ 
aycov  ayoma  TtQOcpQovcog  en-eicht  (QQ).  Fennels  *Thc  straincd  phraseology 
seems  (lue  to  a  juvenile  over-cagerness  for  effecC  ist  gewiß  kein  richtiges  Ur- 
teil. Man  wird  den  Altersunterschied  zwischen  Pindar  und  seinem  Gönner 
Thorax  nicht  allzu  groß  ansetzen  dürfen.  Aber  immer  bleibt  erstaunlich,  wie 
unbefangen  sich  der  Dichter  schon  hier  dem  Fürsten  gleichstellt,  ein  Vor- 
klang des  Schlusses  von  Olympien  I  und,  in  unserer  Zeit,  des  Schillerischen, 
'Drum  soll  der  Dichter  mit  dem  König  gehn'. 

*Hcil  Ihessalien  und  seinem  edlen  Königshause!  Heil  dein  heute  von 
diesem  Hause  gefeierten  jungen  Sieger  und  seinem  siegreichen  Geschlecht! 
Heil  auch  in  Zukunft!  Ein  Icidlos  Gemüt  hhihe  den  Göttern  vorhehalten! 
aber  glücklich  zu  preisen  ist  der  Mann,  der  selber  sieggekrönt,  seinen  jungen 
Sohn  im  delphischen  Lorbeerkranze  sieht.  Den  Himmel  ersteigt  er  nicht, 
aber  irdischer  Freuden  höchsten  Gipfel  gewiß.  Zu  den  Hyperboreern  fand 
den  Wunderpfad  Perseus  einst:  er  saß  mit  ihnen  zu  Tische,  sah  bei  ihren 
uralten  Opfern  ApoUon  lächeln,  und  sah  sie  musikverschönte  Feste  feiern, 
ewig  jung  ^  ohne  Mühen  und  Kämpfe.  Hn  hatte  Athene  dorthin  geführt, 
als  er  zum  grausen  Gorgonenabenteuer  auszog,  um  darnach  das  freche 
Inselvolk  zu  strafen.  Wenn  nun  mein  Lied  in  iMrisa  erschallt,  wie  wird 
dann  erst  Hippokleas  im  Siegerkranz  erstrahlen!  Möcht  er  des  Augen- 
blicks recht  froh  werden!  Weiterhin  icird  TJiorax  sorgen,  der  gnädige  Gast- 
freund, mir  von  Herzen  gewogen,  wie  ich  Htm,  ein  Mann  von  erprobter  Treue. 
Heü  endlich,  in  ihren  edel  regierten  Staaten,  auch  den  Brüdern!* 

Strophen 

I(?)  ^  II  _ 

—  -'-'-      T  T 


{-     -" 


{r  -1 


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SO 


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Kl 


100  Pythien  X/XI 

Epodos 


II 

-       —        14- 


P  7  F  u 


J        AU         —  O  — v^      U—  f4 

\_,  —    _  ^  u 

l        —       u — 


4 

2     6  14 


{: 


8 

4 

>      8  14 

Die  Akzente  bedeuten  enoplisclien  Rhythmus,  Hebungsverse,  im  Sinne 
Th.  Bergks  (1854,  Üb.  d.  älteste  Versm.  d.  Gr.,  Kl.  Sehr.  II  395ff.). 

Von  den  hier  zur  Wahl  gestellten  Analysen  habe  ich  die  erste  mit 
Vorbehalt  1904  vorgelegt  (Philol  63,  321)  und  in  der  Textausgabe  1914 
noch  beibehalten,  ich  bin  aber  mehr  und  mehr  davon  abgekommen.  Unter 
den  nicht  als  mehrdeutig  bezeichneten  Gliedern  kann  ich  niemand  daran 
hindern  den  'Abgesang'  der  Strophe  6*-  ^  aus  zwei  Dreihebem  bestehen  zu 
lassen.  Den  Bau  der  Strophe  berührt  es  nicht;  für  den  von  mir  angenom- 
menen pyrrhischen  Eingang  des  Aeolikers  {aya-ystv  ktX.)  stehen  Belege  ver- 
zeichnet Textausg.  1914,  347/8,  für  das  akephale  Lekythion  351.  Belang- 
los für  den  Bau  der  Perioden  ist  auch  die  Mehrdeutigkeit  im  Vorspiel 
('Abgesang')  der  Epodos.  Aber  wo  Glieder  der  Form  ölg  iv  TtoXsfiaöoiioig 
(Telesilleion  nach  Hephaistion)  und  ^OlvfimoviKcc  (dessen  'katalektische', 
vermutlich  ältere  Form)  sich  häufen,  wie  hier  und  in  der  Strophe  (so  auch 
Soph.  OR  466—8.  868  —  9,  00  1044—8,  dazu  Aristoph.  Cant.  p.97),  bin 
ich  geneigter,  sie  von  der  alten  Dreiheberklausel  zu  trennen.  Für  den 
ionikerähnlichen  Anhub  des  choriambischen  Dimeters  (ep.  3)  ist  zu  ver- 
weisen auf  0.  IV  3.  7,  Bacch.  III  2.  3. 

PYTHIEN  XI. 

Die  unverrückbar  feststehende  Datierung  des  9.  pythischen  Gedichts, 
pyth.  28  =  olymp.  76,  3  =  474  v.  Chr.,  hat  einen  großen  Teil  der  wäh- 
rend des  letzten  Jahrhunderts  vorgebrachten  Deutungen  hinfällig  gemacht. 
Das  Gedicht  ist  das  erste  nach  der  sikelischen  Reise,  auf  heimischem  Boden 
einem  heimischen  Sieger  gewidmete,  und  atmet  vom  ersten  bis  zum  letzten 
Verse  Heimatluft  und  Heimatstolz.  Die  Person  des  Siegers  tritt  ganz  zu- 
rück: es  ist  ein  athletischer  Knabe  aus  begütertem  Hause;  die  Wohlhaben- 
heit ergibt  sich  aus  den  mehrmaligen  Siegen  des  Vaters  mit  dem  Vierge- 
spann, das  Alter  des  Siegers  (im  einfachen  Lauf)  aus  der  urkundlichen  Über- 
schrift TtccLÖL  {cxadiEi)  und  aus  14  u.  43  ff.  (49)  des  Gedichts,  seine  athle- 
tische Natur  aus  einem  20  Jahre  später  abermals  gewonnenen  Siege  im 
Doppellauf.  Aber  die  Gelegenheit,  jetzt  einem  Landsmann  ein  Lied  zu  wid- 
men, auch  wenn  nähere  persönliche  Beziehungen  nicht  vorlagen,  ward  vom 


X  Schluß,  XI  Einleitung  101 

Dichter  gern  ergriffen,  das  regelrechte  Epinikion  forderte  einen  Mythos  und 
die  Wahl  fiel  auf  die  Orestie;  warum,  werden  wir  später  zu  fragen  haben. 
Vorab  gilt  es  festzustellen:  was  fand  Pindar  für  eine  Sagenform  vor,  und 
wie  hat  er  die  Erzählung  gestaltet?  Vor  lagen  ihm,  abgesehen  von  den 
uns  im  einzelnen  nicht  greifbaren  Noöroi  und  ^AzqeiÖcov  xd^odoi  und  der 
von  Wilamowitz  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  erschlossenen  Delphischen 
Orestie  (Aesch.  Or.  11  246 ff.),  zweifellos  aus  der  Homerischen  Telemachie: 
T  194ff.  254ff.  303ff.,  b  492ff.,  aus  der  Nekyia:  X  405ff.,  dazu  a  35ff., 
u)  199 ff.,  femer  Hesiodos  (fr.  93 — 100  Rz.  gr.  Ausg.)  und  Stesichoros 
(fr.  34—42). 

Die  Hauptzüge  der  Sage  stehen  ja  überall  fest:  der  heimkehrende 
Agamemnon  und  Kassandra  fallen  von  Klytaimestrens  Hand,  Klytaimestra 
und  Aigisthos  von  Orestens.  Der  Schauplatz  ist  bei  Pindar  Amyklai,  nicht 
Argos,  wie  Lakedaimon  bei  Stesichoros  (39)  und  Simonides;  also  keine 
Neuerung  Pindars.  Iphigeneia  wird  nicht  entrückt  und  nicht  zu  einer 

Göttin,  Hekate,  erhoben,  sondern  geschlachtet,  —  uraltes  Windopfer  (Sten- 
gel, Kultusaltert.^  129),  von  Pindar  im  stillen  gewiß  ebenso  verurteilt  als 
von  Aischylos  in  der  Parodos  des  Agamemnon.  Agamemnon  ist,  wie  bei 
Homer,  Atreus  Sohn,  nicht,  düstem  Angedenkens,  Pleisthonide,  wie  Orestes 
bei  Hes.  fr.  98,  Stesich.  42,  oder  Menelaos  bei  Bakch.  XV  48  Ken.,  so  auch 
einmal  beide  Aesch.  Ag.  1569.  Von  Klytaimestrens  ehebrecherischen 

Schwestern  (Hes.  93,  Stesich.  26.  94)  erhält  nur  Helena  ein  kurzes  Wort 
(33),  als  Ursache  des  Troischen  Krieges.  Klytaimestra  selber  ist  gewalttätig 
und  tückisch  (18)  und  erbarmungslos  (22),  wird  aber,  ob  nun  mit  der  Rache 
für  die  Opferung  Iphigeneias  (22)  oder  mit  der  Verführung  durch  Aigisthos 
(24),  in  Schutz  genommen  gegen  den  boshaft  an  den  Fehltritten  der  Großen 
sich  weidenden  Pöbel,  dies  sicherlich  jüngste  Erlebnisse  des  Dichters  wider- 
spiegelnd. Die  Amme  erscheint  lediglich  als  Retterin  des  kleinen  Ore- 
stes (17)  und  erhält,  vermutlich  um  nicht  an  das  Schicksal  ihres  statt 
Orestes  getöteten  Söhnleins  zu  erinnern,  einen  neuen  Namen:  bei  Stesi- 
choros (41,  dazu  Pherekydes  schol.  Pind.  P.  XI  25*')  heißt  sie  Laodameia. 
Pylades,  wohl  auch  von  Pindar  dunkel  als  Vertreter  der  pylaeischen 
Amphiktyonie  empfunden  (Otfr.  Müller,  Aesch.  Eum.  131),  ist  noch  nicht 
Orestens  Freund  und  Helfer  bei  dem  Muttermord;  er  ist  nur  Sohn  des  Stro- 
phios  und  heißt  nicht  Neffe  Agamemnons  durch  Anaxibia  (Hes.  98),  sondern 
nur,  wie  nachher  (34^)  auch  der  Vater,  Gastfreund  des  Hauses.  Sein  Reich, 
am  'Fuße  des  Parnassos'  (36),  ist  Krisa-Kirrha,  umschrieben  iv  atpvsaig 
äQovQuiai  TlvXdda,  weil  der  Name  selber  eben  erst  iv  icy&vi  KiQqag  erklungen 
war:  ZxQOtpiov  jrarriQ  ^Q^<iog  (epischer  Quantität)  schol.  Eur.  Or.  1233. 
Orestes  übt  Blutrache  an  seiner  Mutter  und  erschlägt  ihren  Buhlen,  wie 
Kl  V  'I  die  Kassandra ;  von  einer  Verfolgung  durch  die  Erinyen  (Stes.40) 
ist  '  Itede.  Man  sieht  Zurückhaltung  in  den  Werturteilen  und 
äußerste  Sparsamkeit  in  der  Auswahl  der  Einzcltatsachen:  ßata  iv  fiaxQOtg^ 
ob  nun  für  uns  auch  axoa  ao(poig^  wird  sich  nachher  ergeben. 

1 — 10.  Dem  düstern  Mythos  voran  geht  ein  Prooimion  hellsttn  Glan- 
zes, mit  Recht  viel  bewundert,  aber  lange  nicht  genug  gewürdigt:  schon 
mit  seiner  Reihe  stolzer  Namen  vertritt  es  einen  Hymnos  auf  das  'sieben- 
torige  Theben'  (11,  das  'siobentorige*,  geflügeltes  Wort  seit  der  Ilias,  A406, 
mit  dem  interessanten  Scholion  Townl.  n(f6g  yuQ  xriv  iTtraiogiov  ^J^tpiovog 


102  rythien  XI 

IvQcev  hvxd-T}^  aus  der  Thebais?).  Es  ist  ein  feierlicher  Anruf  an  die  Kadmos- 
töchter,  Semela  und  Ino-Leukothea,  denen  sich  dann,  außer  der  unbe- 
nannt bleibenden  Heraklesmutter,  Melia  anschließt,  die  Okeanostochter,  des 
hismenischen  Orakelheros  Teneros  Mutter,  und  Themis,  ApoUons  Vorgängerin 
im  delphischen  Orakel,  Mutter  der  Hören  (0.  XHI  6 — 8;  doch  vgl.  nachher 
Bern,  zu  9);  in  ihrer  Mitte  dann  wiederum  die  Mutter  der  gepriesenen 
Kadmostöchter  Harmonia,  und  alle  überstrahlend  und  schirmend  erscheint 
Loxias-ApoUon.  Wahrlich:  *  Gestalten  groß,  groß  die  Erinnerungen!'  Dem 
Uneingeweihten  sind  es  ja  bloße  Namen:  allein  man  lese  nur  die  uns  glück- 
lich erhaltenen  Bruchstücke  des  großen  thebischen  Hymnos  (fr.  29 — 30) 
oder  die  uns  neu  geschenkten  Strophen  des  ebenfalls  für  Theben  gedichte- 
ten Paeans  (IX)  auf  die  Sonnenfinsternis,  ferner  aus  dem  etwa  gleichzeiti- 
gen Trostgedicht  an  Hieron,  Pyth.  IIF,  die  Verse  91 — 99,  um  annähernd 
zu  fühlen,  was  diese  Namen  dem  mit  unserem  Liede  nach  dem  Hismenion 
vor  dem  Elektrischen  Tore  hinauspilgernden  Volke  von  Theben  bedeuten 
mochten.  Von  den  vier  Kadmostöchtern  bleiben  unerwähnt:  Autonoe,  die 
ünglücksmutter  Aktaions,  Agaue,  die  ünglücksmutter  des  Pentheus;  im 
Gegensatz  zu  ihnen  heißt,  vielleicht  mit  besonderem  Nachdruck,  Alkmene 
^HgccTiXiog  ccQtßroyovog  fidrriQ.  Die  dritte  von  den  at  XQstg  (P.  III  98), 
Ino-Leukothea,  ist  durch  Aufnahme  unter  die  Nereiden  (2^)  wieder  zu 
einer  guten  Vorbedeutung  geworden,  ähnlich  die  Dionysosmutter  Semela- 
Thyona  durch  ihren  Aufstieg  in  den  Olymp;  nivd-og  öh  itixvei  ßccQV  kqeöCo- 
viov  TtQog  äyad-mv,  heißt  es  von  den  beiden  (0.  II  26),  was  hier  kluger- 
weise unberührt  bleibt,  während  in  dem  Trostliede  der  Dichter  neben  die 
bevorzugte  Mutter  des  Dionysos  wiederum  passend  Thetis  treten  läßt,  Ho- 
mers  ÖVÖCCQLÖVOrOKSLCC. 

1.  (OXviiJtiddcDv)  ayviäriq,  Vokativ  für  den  Nominativ,  seltenes 
Wort,  doch  hat  ccyvLcctaL'  xcofi^rat  Hesych,  womit  zu  vergleichen  ayvia' 
ysit{o)vla  Hesych,  i^  y  ^V^  K(o^i]rig  Ar.  Lys.  5,  all*  h  Q'vqbxqcov  r&vös 
KODiifjtat,  d'Boi  Ion  p.  739  N^  (xtöftTjta?"  tov?  yeCrovag^  Kai  Koiii^nöag  Pollux), 
nicht  unrichtig  also  avvoMS  der  Paraphrast,  nur  viel  zu  blaß;  äyvLäxtg  ist 
malerischer;  man  sieht  mit  den  olympischen  Frauen  Semela  oXßtag  ayvtag 
durchwandeln  oder  auf  Götterwagen  daherfahren,  wie  oXßloLg  iv  Sco^iccai 
(N.  171)  Herakles  ausruhen,  ayviai  für  eine  Stadt,  in  xiem  Liede  des  sel- 
ben Jahres,  P.  IX  83,  für  die  Stadt  der  Götter,  zu  der  sie  die  Himmels- 
leiter XiTtaQKv  aad-'  oöov  hinaufsteigen,  fr.  30,  3.  194,  5.  Den  Pfaden  der 
Himmelswohnungen  entspricht  bei  Ino-Leukothea  der  d-dXa(iog  der  T*Öchter 
des  Nereus  (2^).  4  ff.  Wenn  die  Kadmostöchter  zu  dem  Schatzhaus 

goldener  Dreifüße  im  Hismenionorakel  geladen  werden,  um  dort  in  das  Lob 
auf  die  Themis  und  das  delphische  Orakel  mit  einzustimmen  (kccl  vvv)y  so 
ist  erstens  zu  bemerken,  daß  die  Zuhörer  während  des  Vortrags  die  Göttin- 
nen natürlich  gegenwärtig  empfinden  werden  (ähnlich  das  Futurum  öe^etcct 
P.  IX  73);  zweitens,  daß  das  Lied  für  eine  Prozession  bestimmt  ist,  viel- 
leicht verbunden  mit  der  xQLitodricpOQicc  der  (^YißayevEig  (fr.  66,  Otfr.  Müller, 
Orch.^  378).  Der  sie  Rufende  {kkXeI  8)  kann  niemand  anders  sein  als  der 
Herr  des  delphischen  und  Beschützer  des  hismenischen  Orakels,  ApoUon. 
4^.  ädvrov  ^riiTavQÖVf  die  Behauptung  des  Scholiasten  (5)  von  der 
Häufigkeit  eines  maskulinen  Substantivums  ccdvrog  bei  Pindar  scheint  aus 
der  Luft  gegriffen.  6.  Über  die  iidvrBi<s  bei  dem  Orakel  (^t'  ifntvQcov 


1-14  103 

Herod.  VIII  134)  Stengel,  Kultusaltert.»  60.  7.  smvo^o^  heißt  die 

Schar  der  Heroinen  proleptisch:  rag  euLvi^o^ivag  v.al  inonxevovGag  schoX.  12*^, 
wie  iTtiviiieöd^uL  Pind.  0.  IX  6,  inlvo(xot'  x,h}Qov6(iOL  Hesjch,  stehender  Aus-- 
druck  in  delphischen  Inschriften.  9.  Gewöhnlich  nimmt  man  hier  seit 

alters  Themis  als  die  Göttin,  die  bei  Aesch.  Eum.  2  nach  der  Tt^coro^avTig 
Fata  und  vor  Phoibos  ApoUon  des  delphischen  Orakels  waltete.  Aber 
'Themis,  Pjtho  und  der  wahrsagende  Nabel  der  Erde',  als  Gegenstände  der 
Huldigung  bei  der  Festfeier  am  Hismenion,  decken  sich  nicht  mit  den  auf- 
einanderfolgenden Orakeldjnastien  sozusagen.  In  Tytho'  erscheint  der  Sitz 
nur  des  Gottes,  der  den  Sieg  verlieh,  und  in  dem  Erdnabel  ebendieses 
Gottes  Orakelstätte,  legog  aber  ist  nie  eine  Gottheit  selber.  Also  ist  9i(itg 
ugd  'die  heilige  Satzung',  verständlich  erst,  wenn  man  hinzudenkt  'des 
pythischen  Apollon'.  Wie  leicht  sonst  abstrakte  Begriffe  in  griechischer 
Religion  leibhafte  Geistalt  annehmen,  lehrt  gerade  @ifiLg  an  Stellen  wie 
0.  Vin  22,  N.  XI  8.  Diese  Themis  aber  ist  überall  nicht  die  delphische 
Orakelgöttin,  als  die  Pindar  P.  IV  74  deutlich  die  ihr  wesensverwandte 
Mutter  Erde  nennt  (s.  zu  P.  IX  62).  Weissagen  läßt  er  Themis  im  Götter- 
rat Isthm.  Vin  32.  10.  äycQgc  avv  a(TJieQg(,  über  die  Vieldeutigkeit 
von  ciXQog  handelt  mit  gewohnter  Gelehrsamkeit  Lobeck  zu  Soph.  Ai.  285. 
Aber  wenn  axQu  vv^  Anfang,  Mitte  und  Ende  der  Nacht  bedeuten  mag,  der 
Abend  hat  nicht  drei  Phasen,  ja  bei  der  d-oi}  vv^  des  Südens  höchstens  zwei, 
ebenso,  nur  umgekehrt,  die  Nacht,  die,  wenn  man  sie  vom  Abend  trennt,  schon 
beim  Beginn  ihren  Höhepunkt  hat  {rjvtx  iCnsQot,  Xa^ntxfiQBg  ovxiz'  y&ov). 
Bestätigung  bietet  Aristoteles  bei  Ath.  VIII  353^  (nach  Jo.  Gottl.  Schneiders 
trefflicher  Lesung  Aristot.  anim.  bist.  619^21),  wenn  die  Eule,  genau  wie  der 
Löwe  P.  IX  25  auf  Raub  ausgeht  ovx  oXt^v  tt^i/  vuxra,  aXk^  anQeaTteaov.  Und 
Pindars  (P.  HI  19)  wie  Theokiits  Mädchen  (axQiamQov  aelöovoai  id.  XXIV 
77)  werden  ihre  Abendlieder  nicht  schon  bei  Sonnenuntergang  gesungen 
haben,  sondern  'am  hohen,  am  späten  Abend'.  Damach  war  dann  die  Sieges- 
feier wohl  in  der  Tat  eine  navvvilg  (schol.  15*^).  10 — 12.  y.eXaöiiaBXB 
—  fjaQiv,  wie  0.  X  78,  dazu  die  prolegg.  II  98,  p.  45  angeführten  Stellen. 
14.  Der  dritte  Kranz  ist  eben  dieser  pythische  des  Sohnes;  Genaueres 
prolegg.  p.  68. 

Grammatisch  genommen  in  einem  einzigen  Satz,  der  sich  genau  mit 
der  ersten  Strophentrias  deckt,  gelangt  das  Prooimion  von  der  feierlichen 
Einladung  der  KadmostÖchter,  über  die  vorschriftsmäßige  Siegenneldung 
hinweg,  zu  dem  gewählten  Mythos  von  Orestes,  dessen  Name  in  deutlicher 
Absicht  an  den  Schluß  des  Satzes  gerückt  ist:  mit  der  pronominalen  An- 
knüpfung xhv  dl]  befinden  wir  uns  dann,  ohne  das  sonst  beliebte  Sprung- 
brett einer  dunklen  Sentenz,  bereits  mitten  im  Mythos.  Die  Erzählung  selbst 
verläuft  in  zwei  Wellen,  die  allemal  auf  die  erste  Strophe  der  Triade  fallen; 
zwi.Hchen  ihnen  steht  eine,  wie  bemerkt,  unentschieden  bleibende  Erwägung 
fil).  t  ili«'  Motive  zu  Klytaimcstrens  Untat.  Aber  so  viel  i.st  deutlich:  das  &n 
zw.ilci  Stcllü  gegeliene  Motiv  des  Ehebruchs  wird  verhältnismäßig  als  be- 
lan;,'lo8  hingestellt.  Geleugnet  wird  eü  nicht  (26),  doch  scheint  in  xaxoAoyo* 
r)£  noXlrai  und  der  nachfolgenden  Ausführung  des  Gedankens  von  der  Schmäh- 
sucht  der  Leute  die  Spitze  der  ganzen  Erzählung  herauszukommen.  Der 
'-^Oiluß  der  Erzählung  enthält  wiedenun  auch  nicht  einen  Schatten  von 
Giuv  Blut4chuld  des  Orestes.  Darnach  überwiegt,  wenn  mau  dus  liiesenmaß 


104  Pythien  XI 

der  Gewalttätigkeiten  dem  Heldenalter  zugute  hält,  der  Eindruck  von  der 
Vogelfreiheit  sozusagen  der  Fürsten.  Das  letzte  Wort  über  den  Zusammen- 
hang der  Erzählung  wird  sich  erst  sprechen  lassen,  wenn  wir  das  Gedicht 
zu  Ende  lesen. 

17if.  Der  Anfang  der  Erzählung  ist  farbiger  gehalten:  den  Gatten 
hat  Klytaimestra  überwältigt  (jELQ(bv  vnb  KQazeQccv)^  dem  Sohn  stellt  sie 
nach,  um  schweres  Leid  über  das  Haus  zu  bringen  (doXov  dvöitsv&iog). 
Warum  vTto  hier  neben  iz  noch  vnia  bedeuten  soll,  wie  mit  dem  Paraphra- 
sten  manche  wollen,  um  dann  doch  wieder  den  Text  zu  ändern  (xi^x  öokov 
Bergk,  xajc  ö.  Gildersleeve) ,  ist  nicht  einzusehen:  cpovsvo^ivov  %,  vno  kq. 
ist  doch  nicht  schlechter  als  f'aAcov  vno  yccQ^dxtov  7tfj(ia  ^vuCksl  0..1I  21; 
das  Zusammenprallen  von  KQcitog  und  öoXog,  gerade  bei  der  Trennung  der 
beiden,  wirkt  vorzüglich,  der  Gen.  KXvratfiriatQag  klingt  noch  bei  öokov 
durch.  20.  Gegen  {Aagdavida  — )  KadödvÖQav,  deren  Name,  mit 

der  Ausmerzung  hier,  aus  dem  Gedicht  verschwinden  würde,  ist  nicht  das 
geringste  einzuwenden.  21/22.  *In  den  Hades  schicken'  für  Höten'  sagt 
auch  Homer,  Pindars  uoqbv  ^Ayiqovxog  äv.xav  Tcaq*  evöKiov  ist  eine  schöne 
Auffrischung  der  homerischen  Formel.  23.  Die  Stellung  von  vrjXiiq 

yvvd  ist  zu  P.  XII  17  besprochen.  24.  Aus  etSQCp  XifjB'i  da^a^o^B' 

vai  hat  man  mit  Beziehung  auf  Agamemnon  das  Motiv  zur  Tötung  Kas- 
sandras  herauspressen  wollen,  und  da  das  nicht  recht  gehen  wollte,  die  Über- 
lieferung geändert.  30.  ßQS^Biv  soll  nach  Hermann  ferocem  esse  be- 
deuten und  das  Ganze  den  Sinn  haben,  ^der  Niedrigstehende  kann  tun,  was 
er  will,  kann  freveln  ohne  beachtet  zu  werden'.  Nichts  schiefer  als  das! 
An  der  breiten  Ausmalung  der  Schmähsucht  des  niederen  Volkes  (28  —  30) 
merkt  man,  wieviel  dem  Dichter  gerade  an  der  Betonung  dieser  Begleit- 
erscheinungen des  Fürstentums  gelegen  war.  31  ff.  Der  zweite  Teil  der 
Erzählung  ist  bei  aller  Kürze  doch  belebt  genug:  schon  in  xqovco  (32)  liegt 
ein  Moment  der  Teilnahme:  'endlich  kam  Agamemnon  heim,  nach  rühmlich 
vollendetem  Feldzuge,  um  nun  einen  so  schmählichen  Tod  zu  finden!' 
33.  Die  (Vers  20  namhaft  gemachte)  Seherin  reißt  er  mit  sich  (hier  ohne 
Namennennung);  warum  sie  sterben  muß,  steht  nirgends  geschrieben,  der 
Hörer  mag  es  sich  denken.  34.  eXv(T8  (f.  äßQÖtatots  ist  kein  alltäg- 
licher Ausdruck,  da  man  im  Leben  für  gewöhnlich  Bindung  als  Fesselung 
und  darnach  Lösung  als  Befreiung  empfindet.  Freilich,  öofiovg  aßgoratog 
wäre  so  gut  griechisch  als  örollg  xqvcpäg^  aber  Xveiv  öo^ovg  ist  nicht  von 
gleicher  Anschaulichkeit  wie  TQolrjg  zQiqöe^vcc  Xvod^sv  f  100;  hier  vollends, 
wo  die  Zerstörung  mit  TtvQco&ivtmv  bereits  erledigt  ist,  war  eine  abermalige 
Zerstörung  von  Häusern  der  Üppigkeit  kaum  erträglich.  34^.  Hiernach 
greift  die  Erzählung  einen  Augenblick  zurück  zur  Rettung  des  jungen  Orestes, 
in  zierlicher  Antithese  mit  dem  altersehrwürdigen  Gastfreund,  der  in  an- 
sprechender Variation  jetzt  für  Pjlades  (15)  eintritt.  Zweck  des  Zurück- 
greifens ist,  die  spät,  aber  sicher  eintretende  Rache  (iqovlo)  6vv  "Jqsi)  recht 
fühlbar  zu  machen.  Dann  noch  zwei  Schläge  (37),  und  die  Erzählung  ist 
zu  Ende. 

38 — 50^.  Den  Übergang  vom  Mythos  zu  dem  Schlußteil,  der  zunächst 
noch  einmal  auf  die  Siege  des  Hauses  zurückkommen  sollte,  gewinnt  der 
Dichter  diesmal  durch  die  Fiktion,  seiner  eigentlichen  Aufgabe  untreu  ge- 
worden zu  sein.    Er  sagt  dies  in  zwei  Bildern,  zuerst  eines  Irrgangs  am 


14-41  ff.  105 

Dreiwege,  und  dann  eines  von  seinem  Kurs  abgetriebenen  Seglers.  Bei  der 
zweiten  Siegestafel,  auf  der  enger  nocb  als  auf  der  ersten  Vater  und  Sohn 
verbunden  erscheinen,  erfahren  wir  den  Namen  des  Vaters  und  die  Art  der 
Siege.  Der  Vater,  ein  Mann  des  Wagensports,  hat  nach  einem  früheren 
Siege  im  Viergespann  auch  einen  olympischen  Kranz  davongetragen,  und 
der  Sohn  seinen  pythischen  Sieg  im  Stadion  gewonnen.  So  versteht  den 
pythischen  auch  der  Schol.  zu  71,  während  Cam.  Gaspar  (Chron.  Pind.  114) 
mit  Boeckh  auch  den  Vater  einmal  im  pythischen  Stadion  siegen  läßt.  Die 
Entscheidung  hängt  an  der  Frage,  ob  man  TtdXcu  (46)  mit  dem  Olympien- 
siege (47)  verbinden  oder  auf  einen  älteren,  mit  Olympia  verglichen,  un- 
bedeutenderen Wagensieg  beziehen  soll.  Die  alten  Herausgeber,  die  (47) 
'0Xv(i7tia  TS  schrieben,  haben  dies  vielleicht  nicht  bloß  aus  dem  horror  Ma- 
lus getan  (pro  11.  9).  Das  Scholion  zu  71  ist  hier  nicht  klar,  und  das  zu  22 
leider  verstümmelt,  fiiv  —  te  gibt  es  ja  auch  sonst  bei  Pindar,  so  gleich 
in  unserem  Gedicht  31—33;  aber  hier  entsprechen  sich  ganz  deutlich  t« 
|it£v  iv  aQ(iaai  46  und  Tlv&ot  xe  y.  inl  atccöiov  49.  Damit  ist  uns  der  Weg 
gewiesen.  Die  Beteiligten  verstanden  es  natürlich  schneller;  doch  sehen  wir 
nur  weiter:  wenn  neben  dem  Vater  noch  einmal  nachdrücklich  der  Sohn 
genannt  wird  und  tü5v  eicpgoavva  rs  xat  66^^  inicpXiyet  doch  auf  beide  geht, 
so  war  es  schief,  den  Sohn  jetzt  ganz  von  erborgtem  Glänze  leben  zu  lassen. 
Die  beiden  bilden  jetzt  eine  Einheit  (avXX^fTtnK&g  schol.  71;  vgl.  zu  P.  XII 
20),  jeder  hat  dem  andern  abzugeben,  der  Vater  von  seinen  Wagensiegen 
und  der  Sohn  von  seinem  siegreich  durchlaufenen  Stadion.  Die  Form  der 
Darstellung:  der  Vater  vorher  (13/14)  flüchtig  im  Adjektiv  erwähnt,  jetzt 
(43)  mit  Namen  genannt,  die  Siege  des  Vaters  erst  (14)  nur  gezählt,  jetzt 
genauer  charakterisiert,  des  Sohnes  erst  nur  dem  Orte  nach  gekennzeichnet, 
jetzt  auch  der  Art  nach,  mit  stolzem  Verweilen  (49/50)  bei  dem  Bilde  der 
betretenen  und  siegreich  gegen  ganz  Hellas  behaupteten  Rennbahn  —  völlig 
entsprechend  der  variierenden  Binnenresponsion  in  der  lyrischen  Verskunst  — , 
zieht  sich  mit  deutlich  bewußter  Kunst  durch  das  ganze  Gedicht:  innerhalb 
des  Mythos  IlvXuöa  ^ivov  15/16  und  ^ivov  ZxQOfpiov  34/45,  iv  aqovQaiOL 
TlvXccda  15  und  TlaQvuöCov  noöa  vaiovxa  36,  /Jagöavlöa  xo^av  KaOödvÖQuv 
19/20  und  iidvxLv  Kogccv  33,  cpovivo^ivov  naxQog  17  und  &ccvev  (liv  iJQmg 
31,  und  so  nun  auch  hier  in  den  beiden  Siegestafeln. 

38.  diiBV(7{jtoQoq  (xQCoöoq)'  na^'  r^v  oc^sißsxai  nogeCa  Eustathios. 
Wenn  man  an  eine  metrische  Dehnung  wie  xqloöüv  nicht  glaubt  und  Boeckhs 
Genetiv  XQiodoiv  ablehnt,  so  bleibt  nur  übrig,  mit  Hermann  den  Plural  her- 
zustellen. Die  Verschreibung  beruht  auf  der  Häufigkeit  des  Singulars  bei 
Dichtern:  Theogn.  911,  Aesch.  fr.  173,  2  N^  Eur.  suppl.  1212,  dazu  xaO' 
6S6v  N.  n  7  und  xat'  äiid^ixov  P.  IV  247.  39.  Die  schalkhaft  fingierte 
Abirrung  vom  geraden  Wege  soll  datieren  vom  Übergang  aus  der  ersten  in 
die  zweite  Triade,  'Ogiöxa.]  x6v  öt}  .  .  .  40.  Zu  ibq  6tb  vgl.  die  (1900) 
zu  0.  VI  2  angeführten  Stellen.  ilfT.  Unbefangenes  Bekenntnis,  daß 

der  Dichter  das  Lied  auf  Bestellung  und  gegen  BezahluDf;^  macht 
^^aQyvQoq  nach  Analogie  von  ^TUvOvvog^  vnodinog  s.  v.  a.  hoxog  a^yv- 
qIov  xal  ^/<yOo<J,  das  Adjektiv  prllzisiert  nur  das  in  ^icOoio  avvi&iv  Gesagte. 
(fit)V(\v  xaQaaafiuVf  musikalisch  erklärt  in  der  großen  Ausgabe  1900, 
ävuxiviiv  der  Paniplirast,  fiixatpiQtiv  schol.  66*,  die  Bedeutung  Movere,  ex- 
citare  belogt  Hermann  bei  Heyne  mit  Eur.  fr.  Antiopae  202,  2  N*.   Der  Nach- 


106  Pythien  XI 

satz  beginnt,  nach  der  ziemlich  allgemein  angenommenen  Lesung  (t6  öh  xeov 
für  x6  6'  irsov  der  Schollen)  und  Interpretation,  mit  ccllov'  üXXa  xuQaa- 
öi^svj  wozu  cpcovdv  als  Objekt  anb  xolvov  durchklingt.  Schwierig  scheinen 
noch  die  Worte  ccXIot'  ukXa:  sollen  sie  auf  andere  Lieder  gehen  im  Gegen- 
satz zu  dem  vorliegenden?  so  mit  dem  Paraphr.  und  Bothe  (1784),  der  dann 
auch  aXXco  schreibt,  noch  Christ  (1896),  der  alio  quidem  tempore  alii  inter- 
pretiert, oder  auf  die  verschiedenen  Teile  des  einen  Gedichts,  im  Gegensatz 
also  zu  der  eben  abgebrochenen  Orestie?  so  Boeckh,  der  passend  P.  X  53  ver- 
gleicht, wo  es  nach  Verlassen  der  Hyperboreerfabel  heißt:  iyKcofilcov  yaQ 
acoTog  v^vcov  lit  üXXox'  ccklov  &ze  fieUaßa  d-vvEi  loyov,  also:  *wie  die  von 
einem  Blütenkelche  zum  andern  eilende  Biene,  so  der  Epinikiendichter  von 
einem  Teile  des  rituell  vorgezeichneten  Programms  zum  andern.'  Dies  ist 
zweifellos  das  Richtige.  Eine  mehrfach  abweichende  Erklärung  bietet  Wi- 
lamowitz,  Sitzgsb.  pr.  Ak.  1901,  1318.  4-5.  sjrig)Xeyai,  der  Sing.,  weil 
sv(pQoavva  T£  Kccl  öo^cc  als  eins  empfunden;  daß  rs  —  naC  dem  nicht  im 
Wege  steht,  beweisen  Stellen  wie  P.  IV  152.  (pUysLv  intr.  auch  sonst  bei 
P.,  wie  cpXByi^co  bei  Homer;  inicpXiyei'  itavxaypv  ÖLaXd^iTcei,  vortrefflich  der 
Paraphr.  48.  Hartungs  O-röfg  {(Tvv  tjrjroeg)  hat  Beifall  gefunden.  Doch 
scheint  der  schnell  vne  ein  Sonnenstrahl  über  die  Erde  sich  ausbreitende 
Ruhm  echt  pindarisch;  vgl.  0.  I  94  (rrjXo&sv),  P.  VIII  96  (ÖLOööorog)^  1.  IV 
41  ff.  (äaßearog)^  N.  V  Anf.  Die  Schnelligkeit  des  Renners  betont  P.  ohne 
Zusatz  50^.  49.  TiataßaCvBiVf  technischer  Ausdruck  für  descendere  in 

certamen,  Soph.  Trach.  504. 

50 — 64,  Über  den  Schlußteil  des  Gedichts,  eine  ßcpqciyiq  wie  sie  im 
Buche  steht,  wird  es  schwer  halten,  sich  kurz  zu  fassen,  gerade  wegen  der 
ingrimmigen  Kürze,  mit  der  P.  hier  tiefe  Gemütserfahrungen  in  gedrängte- 
ster Fülle  herausstößt.  Dazu  kommen  noch  Trübungen  der  Überlieferung. 
Doch  sei  wegen  der  Lesung,  namentlich  55,  wo  ara,  ei  xig  überliefert  ist, 
auf  die  kritische  Ausgabe  von  1900  verwiesen;  nur  müssen  wir  (54)  für 
das  ambrosianische  Asyndeton  mit  den  Vatikanern  ^watai  d'  afigpt  setzen, 
wie  sich  nachher  zeigen  wird.  —  Wesentlich  für  das  Verständnis  des  Gan- 
zen ist  zunächst  eine  genaue  Interpretation  der  Worte  ^E(ig)0(i^  alöav  xv- 
Qccvvlöcov  53:  kein  Gedanke  an  ein  Staatisdeal  des  Dichters  —  man  erin- 
nere sich  doch  auch  des  hochsinnigen  Bekenntnisses  P.  II  86  —  oder  an 
politische  Pläne  bei  sich  oder  andern!  P.  umschreibt  in  evQLöacov  xcc  fiiaa 
—  d.  i.,  zwischen  dem  Fürstenstande  und  dem  großen  Haufen,  die  Lage  des 
thebischen  Edelmanns  —  ficcKQOxeQa  oXßo)  xe&ccXoxccj  ein  rein  persönliches 
Lebensideal  im  Rückblick  auf  die  geschilderte  Zerrüttung  des  Atridenhauses 
und,  wie  nun  wohl  deutlich  wird,  auf  die  Erfahiningen  an  sikelischen  Fürsten- 
höfen. Man  sieht  wohl:  das  uralte  delphische  Mi]d£v  ayav  hat  im  griechi- 
schen Geistesleben  bis  zur  Ethik  des  Aristoteles  die  verschiedensten  Ab- 
wandelungen erfahren.  Einen  Nachklang  der  Pindarverse  vernehmen  wir 
deutlich  bei  Aischylos:  ftTJT'  ävaQKxov  ßCov  |  (iiqxe  dE07toxov(iEvov  \  alviörjg 
KxX.  Eum.  526 ff?  Der  Gedanke  schreitet  dann  fort  zu  den  Pflichten 

des  Edelmanns,  iwuiöL  d'  cc^cp^  d^Excclg  TExafiai,  was  ebensosehr  auf  das 
soziale  und  politische  Verhalten  des  Menschen  und  Staatsbürgers  gehen  mag 
als  auf  den  Dichter  als  solchen.  Zum  Schluß  erscheint  der  thebische  Heros 
lolaos  mit  den  lakonischen  Dioskuren,  um  den  Satz  zu  illustrieren,  daß  in 
der  Sterbestunde  dem  redlichen  Manne  das  Bewußtsein,  den  Kindern  einen 


41flF— 55  107 

ehrlichen  Namen  zu  hinterlassen,  reichlich  Entschädigung  biete  für  erlittene 
Unbill;  das  bewege  dann  auch  die  Dichter,  ihn  zu  preisen  (tj/avt^tov  iovza) 
und  rühre  die  Götter  bis  zur  Verleihung  der  Unsterblichkeit.  Der  Ausdruck 
yXv'AVTdra  yevea  (57)  deutet  wohl  zum  erstenmal  auf  ein  glückliches  Fa- 
milienleben, wenn  man  nicht  schon  in  dem  machtvollen  Gebete  des  Herakles 
für  Telamon,  vvv  as^  vvv  svxatg  vno  ^saiteöLULg  UcöofiaL  nalöa  ^qcccsvv 
(Isthm.  VI  42),  erhoffte  Vaterfreuden  heraushören  will.  Ist  dies  erlaubt,  so 
mochte  DaYphantos,  dem  der  Vater  das  Daphnephorikon  dichtete  (vgl.  fr.  104® 
u.  104%  auch  das  Ttag^evEiov  fr.  104'*),  eben  9  oder  10  Jahr  alt  sein.  Wer  lieber 
den  Dichter  erst  nach  der  Heimkehr  eine  Ehe  schließen  läßt,  der  mag  dann 
in  dem  schönen  Kjrenenlied  (Pjth.  IX)  einen  Widerschein  der  Flitterwochen 
sehen.  Dem  Eindruck  der  echten,  bei  aller  Sprödigkeit  warmen  Herzens- 
töne dieser  acpgceylg  wird  sich  kein  empfängliches  Gemüt  entziehen. 

50.  xheöd-Bv,  unnachahmlich  kurz,  'von  Gott  her',  'im  Hinblick  auf 
Gott  hin*  —  in  d'scbv  yccQ  fiaiccvul  nccöaL  ßgoriaig  ccQEzaLg  P.  I  41  —  inner- 
halb der  irdischen  Schranken  wünscht  ich  mein  Streben  zu  halten  nach 
Ruhm  und  Glück'.  igalnav,  noch  einmal  spiegelt  den  Sinn  des  Ver- 

bums der  Modus  wider,  wie  in  l%eXri6(o  0.  VII  20  das  Tempus:  'lyrische 
Syntax'.  51.  iv  äXixC^,  man  zitiert  wohl  iv  naial  vsoiai  naig  ktX. 

N.  III  72,  oder  besser,  iv  naialv  viog,  iv  öh  ßovlcctg  nqiaßvg  P.  IV  281, 
'der  Arm  des  Jünglings  in  der  Schlacht,  des  Greises  leuchtend  Aug  in  der 
Versammlung'  (Goethe).  54.  In  rarafiat  klingt  kräftig  steigernd  |uat- 

ouai  (51)  nach;  die  Metapher  malt  die  Anspannung  aller  Kräfte,  wie  des 
Ringkämpfers  oder  des  Läufers,  der  einem  Kranze  nachjagt.  äntpl,  Lieb- 
lingspräposition Pindars;  vgl.  außer  0.  IX  13,  P.  II  62  auch  {cc^(pi)  0.  IX 
90.  Isthm.  I  50.  V  55  und  (tt«^/)  N.  V  47.  X  31.  85.  Für  ^vva(  vgl. 

ro  y'  iv  ^vvü  P.  IX  93  (vom  Athleten),  iv  Y.oiv(p  0.  XIII  49  (vom  Dichter), 
To  Y,oiv6v  fr.  109  (politisch).  54  f.  Doch  was  hilft  unter  seinen  Mit- 

bürgern auch  dem  schlichten  Edelmann  sein  redliches  Streben?  cp^ovEQol 
ö'  a(jLvvovrat.  ata,  drei  Worte  von  unvergleichlicher  Wucht,  das  fühlt  wohl 
jeder  sogleich.  'Die  Neider  wehren  sich'  («r«,  unübersetzbar)  'in  unseliger 
Wut':  der  Neidhard  stellt  sich  ungebärdig,  als  ob  ihm  entginge,  was  ihm 
doch  zukomme:  ä(ivvovxai,  als  wolle  man  ihm  etwas  rauben.  Es  ist  der 
Menschenschlag,  den  der  Schluß  der  Ixionsepistel  an  Hieron  schildert:  xg^ 
Sl  ngbg  &e6v  ow  igl^uv  %xX.  Man  halte  nur  die  ganze  Stelle  hier  daneben: 
liest  sie  sich  doch  Wort  für  Wort  wie  ein  Kommentar  zu  diesen  xqia  ima. 
Solche  Leute  umgeben  ja  den  Mächtigeren  und  Glücklicheren  in  jeder  Lebens- 
lage, nur  daß  mit  der  größeren  Höhe  der  Macht  und  des  äußeren  Glücks, 
wie  in  der  Tyrannis,  der  Neid  sich  eben  noch  steigert:  /"(Jj^«*  xe  yaq  öXßog 
oif  iiilovtt  q)^6vov  hieß  es  ja  eben  in  der  Orestie  (29).  Doch  navxl  6* 
inl  (p^ovog  avÖQl  KEixai\&QExäg  heißt  es  fr.  104®,  8  (Oxyrh.  pap.  659)  und 
aitxEXttt  d'  iaXStv  ätl  xtA.  (6  (pOovog)  N.  VIH  22.  Wer  möchte  hiernach 
&xa  entbehren?  ein  grundtiefes  Wort,  das  Verblendung,  Schuld  und  Schaden 
in  sich  faßt.  Damit  ist  schon  angedeutet,  wofür  der  im  Leben  von  der  Miß- 
gunst der  kleinen  Seelen  Verfolgte  Genugtuung  im  Sterben  empfindet  (57) 
und  nach  dem  Tode  reichlich  erhalt  (61  ff.).  55.  Von  der  Lesart  r{q.,. 
6:tiipvy%v;  (zuerst  gedruckt  in  einer  sonst  UDerhoblichen  ungarischen  Aus- 
gabe 1876)  gibt  Wilamowitz  (Herl.  Sitzgib.  1901,  1290)  eine  von  der  mei- 
nen (1900)  stark  abweichende  Interpretation;  das  nOügt  mich  su  einer 


108  Pythien  XI 

etwas  eingehenderen  Darlegung.  Einfach  ist  ängov  eXcov,  wenn  man  sich 
erinnert  an  nQog  ccxqov  ccQErägj  ccxQuig  agstaig  u.  dgl.,  in  Verbindung  mit  den 
^vval  ccQEtal  (54),  die  das  Thema  von  der  alaa  tvQavvtSayv  bereits  hinter 
sich  ließen.  Ebenso  einfach,  von  Wilamowitz  übergangen,  ist  '^avxa  te  v£- 
fid^uvogj  bei  Aesch.  Hiket.  724  rjavx&g  r€  xal  aeacixpQovia^iivcog ,  wie  denn 
an  der  einzigen  Stelle,  wo  das  Wort  noch  bei  P.  vorkommt,  der  Dichter 
selber  es  mit  &e(iSQa  onl  (=  verecunda  voce)  erläutert  (N.  VII  82):  es  ist 
die  mehr  von  innen  als  von  außen  bedrohte  'HavxCa  (pdocpQcov^  die  Pindar 
(Pyth.  VIII)  den  Aigineten  empfiehlt.  Wer  wird  nun  bei  dem  Manne,  der 
auf  der  Höhe  des  Erfolges  noch  sein  inneres  Gleichgewicht  bewahrt,  einen 
plötzlichen  Umschwung  erwarten?  und  solch  eine  Überraschung  sollte  gar 
die  Regel  sein?  tlg  pflegt  sonst  nicht  viel  anderes  zu  meinen  als  ovitta- 
TtoxE  tig.  Aber  nehmen  wir  einmal  xig  für  'wie  wenige'  und  denken  bei 
Ti^vx^^  an  eine  üngestörtheit  des  Genusses:  von  der  Seltenheit  beschei- 
denen Sinns  im  ungestörten  Genüsse  des  Glücks  —  ein  Gedanke,  der  mit 
der  vorhergegangenen  Betonung  von  Bescheidenheit  (50^)  und  Bürgersinn 
(54)  durch  keine  Faser  zusammenhängt  —  führt  keine  Brücke  zu  dem 
folgenden  Trostgedanken  von  der  Entschädigung  für  erlittene  Niedertracht: 
wenn  axa  (55)  davon  eine  Andeutung  enthalten  mochte,  der  plötzlich  her- 
einschneiende Gedanke  von  der  häufig  oder  gar  stets  demoralisierenden  Wir- 
kung des  Erfolges  schlüge  ja  ein  ganz  neues  Thema  an  und  beraubte  im 
folgenden  den  Komparativ  TiaXUova  (Q-avaTOv  iGycLtidv)  seines  unentbehr- 
lichen Korrelats;  in  gewissem  Grade  trifft  dies  alle  früheren  Erklärungen, 
besonders  wenn  man  mit  Hermann  ar(ai),  ft  xig  lesen  wollte.  Also  ist  xig^ 
wie  sonst,  =  ovxig^  und  alva  vßqig  die  teuflische  Gemütsart  (über  alvog  zu 
P.  I  15.  83,  IV  236)  derer,  die  unfähig  sind,  fremde  Vorzüge  verehrend 
anzuerkennen;  es  ist  diesmal  die  vßqig  rrov  xaxcov  jcat  (p^ovEqG)v  (54),  die  Ge- 
sinnung der  maligna  plebs^  es  ist  der  aus  dem  Schluß  von  Olymp.  II  be- 
kannte %6qog  ov  SUa  cvvavxofisvog,  alXa  ^iccQy&v  vn  ccvÖq&v^  wobei  (lUQywv 
etwa  der  äxcc  hier  entspricht.  Vor  solcher  Meute  gibt  es  in  der  Welt  der 
bösen  Zungen  und  des  bösen  Blicks  überall  kein  'Entrinnen'.  Zu  anicpv- 
ysv  vgl.  %d(iaxov  TtQocpvyav  dviagov,  von  dem  Glücklichen,  dem  nicht 
kinderlos  das  Haus  verfällt  (fr.  104^,  19),  und,  von  den  Hyperboreern  im 
Himmel,  cpvyovxsg  VTteQÖLKOv  Nifisöiv  P.  X  43,  was  niemand  mit  'scheuend', 
'meidend'  übersetzen  wird.  —  Also:  'Keiner,  der  einen  Erfolg  errang  und 
dessen  in  Demut  sich  freute,  entging  noch  der  furchtbaren  Hybris  der  cp&o- 
vsQol  Kai  dxiovxeg  aal  vßqi^ovxeg  jcat  ßkd7txovxeg\  'Dafür  aber  —  so  geht 
es  weiter  in  adversativem  oder  auch  konzessivem  Asyndeton,  nach  der  vor- 
aufgehenden Frage  fast  als  Nachsatz  empfunden  —  'dafür  <^wandelty,  nach 
der  schönen  Ergänzung  von  W^ilamowitz;  vgl.  Soph.  Ant.  807,  'des  finstern 
Todes  letzten  Pfad'  wohl  schöner  nur  der  axQOv  ikmv  r^avici  xs  ve^iofisvog 
und  zum  Dank  dafür  vßQi^ofisvog,  da  er  den  'süßen  Kindern'  der  Güter 
höchstes  hinterließ,  einen  ehrlichen  Namen.  56.  'Schwarz'  ist  der  Tod 
schon  bei  Homer  (B  834),  entsprechend  dem  exvysQog  CKOtog  o60£  kccXv- 
jtxcov.  Die  altertümliche  Stellung  der  Partikel  av  wie  P.  X  29.  62. 
58.  y.QarCötav,  die  Attraktion  des  Adjektivs  hier  einstimmig  bezeugt,  da 
B*  nicht  rechnet,  in  B*  von  1.  Hand  verbessert;  0.  III  42  axsdvcav  de  %qv- 
abg  aiöoLiöxaxog  in  sämtlichen  Ambrosianern,  auch  dem  Par.  C  (T.  Mommsens 
Angabe  unrichtig).       60.  dia(peQei*  nuvxcciov  öidysi,  schol.  92,  wird  durch 


65—63,  Schluß  109 

^(ivTjxbv  iovra  ergänzt.  63.  Jtag*  ^^ag,  vom  Schol.  gut  erklärt  durcli 

das  epische  ireQri(ieQov  \  302.  Die  hübsche  Geschichte  von  der  geteilten 
Unsterblichkeit  der  Dioskuren  tut  man  gut  in  der  ausführlicheren  Erzäh- 
lung Nem.  X  nachzulesen.  Sie  ist  hier  ziemlich  locker,  scheinbar  rein  de- 
korativ als  Schlußvignette  dem  Ganzen  angefügt,  in  zierlicher  Entsprechung 
mit  den  ebenfalls  zu  den  Unsterblichen  aufgestiegenen  Kadmostöchtem  des 
Eingangs. 

^ Kommt,  erhabene  Töchter  des  Kadmos,  zum  Hismenion,  zur  Feier  un- 
seres neuen  Sieges  in  Kirrha,  wo  einst  Orestes  Gastfreundschaft  genoß.  Ihn 
hatte  dorthin  die  Amine  gerettet,  als  Klytaimestra  ihren  Gatten  samt  Kas- 
sandren erschlug,  oh  wegen  der  Opferung  Iphigeniens?  Oh  von  iJirem  Buhlen 
verführt?  —  Fürsten  redet  man  gerne  Böses  nach.  Also:  es  starh  Atreus 
Sohn,  spät  heimgekehrt  aus  dem  Krieg  um  Heletia.  Etidlich  aher  keJirte  aucJi 
Orestes  heim,  um  Bache  zu  neJimen  an  seiner  Mutter  und  an  Aegisth.  Doch 
ich  darf  nicht  weiter sdnc ei f en ;  ist  doch  der  Siege  zu  gedenken  von  Vata'  und 
Sohn.  Der  Edelmann  hraucht  keinen  Tyrannen  zu  heneiden,  er  kennt  kein 
höheres  Ziel  als  Wirkest  fürs  allgemeine  Wohl.  Freilich  vor  Neidern  sicher 
ist  auch  der  Frömmste  nicht.  Dafür  kann  er  aher  im  Sterben  mit  gutem  Ge- 
wissen auf  seine  Kinder  hlicken,  denen  er  einen  ehrlichen,  durch  keine  Ty- 
r anneng ew alttat  befleckten  Namen  hinterlaßt,  und  erntet  nachher  ewigen  Buhm.* 

Die  fast  durchweg  aeolischen  Perioden  gliedern  sich  leicht  in  der  Ep  o- 
dos,  wo  der  Klauselvorklang  vtxwv  ^ivov  wohl  besser  einen  Dreiheber  der 
Form  ii]i£  naiav  einleitet  als  ein  akephales  Pherekrateion ,  das  in  seinem 
Gegenüber  (3'')  ein  bei  Pindar  unerhört  stark  akephales  Lekjthion  erfor- 
derte. —  Nicht  so  einfach  ist  die  Strophe.  Wer  die  1.  Periode  (1*^*')  en- 
oplisch  lesen  will,  der  mag  sie  in  den  folgenden  Aeolikern  variiert  wider- 
klingen hören,  was  des  Reizes  nicht  entbehrt;  den  Krotiker  [Ni]-)Qrjtöcov 
zum  Abschluß.  Das  hätte  dann  zur  Folge,  daß  in  dem  bis  auf  die  Lekj- 
thienklausel  (die  Anfangssilben  aeolisch  umgesetzt)  durchgehends  aeolischen 
Rest  der  Strophe  ein  überschießendes  Metron  als  Schaltglied  auszusondern 
wäre,  wozu  sich  das  den  folgenden  Dreiheber  (aeolischen  Dodrans)  hübsch 
ankündigende  Anfangsraetron  wohl  eignete,  i'rs  avv  ^Hga-xkiog  ccQiaroyovo). 
Nebenbei  sei  auf  den  Hiat  in  diesem  Metron  aufmerksam  gemacht,  ?/  iriQ(a 
U-x^i  öafia^ofiivav  (24);  in  2**  wolle  man  lieber  im  Choriambikon  die  erste 
Länge  des  Choriambos  mit  Auflösung  lesen  "^"u^^u^-,  als  im  Glyko- 
neion  die  zweite.  Die  ganze  Strophe  gliederte  sich  darnach  in  18  :  [2]  -f 
18  Metren.  Den  Vorzug  verdient  aber  wohl  von  Anfang  an  aeolische  Mes- 
sung, das  1.  Dimetron  akephal,  das  2.  pyrrbichisch  anhebend,  mit  Hiat 
intt  &fi(p^  33  (gedeckt  durch  0.  IX  23.  X  91,  paean  II  27,  wenn  man  nicht 
überall  die  Perioden  zerstören  will).  Dann  wiegen  die  beiden  ersten  Peri- 
oden gleich  schwer,  die  erste  durch  ein  zum  Spondeus  zusamroeDgezogencs, 
die  andere  durch  ein  kretisches  Metron  abgeschlossen,  beide  anhebend  mit 
dem  akephalcn  Choriambendimetron,  das  dann  vor  der  Lokjtbienklausel 
noch  einmal  erklingen  sollte;  ein  aufmerksames  Ohr  mag  von  ht  avv  'Hqu- 
(3*)  bis  ig  advxov  xqiii66(ov  (4**)  noch  mancho  feine  Beziehung  wahrnehmen. 
Die  achtmal  festgehaltene  Anfangslange  im  1.  Vers  der  Stropitcn  fiillt  wohl 
entscheidend  ins  Gewicht  für  diese  Gliederung,  die  zwei  Stollen  jo  von 
10  Metrfn   herstellt.    Kino  dritte  Möglichkeit  ist  nicht  zu  erkennen.    Eho 


110  Pythien  XI/XII 

man  hierüber  sich  Klarheit  verschafft  hat,  sollte  man  sich  nicht  anheischig 
machen,  die  Strophen  des  Liedes  laut  vorzulesen,  ja,  wie  sich  wohl  gezeigt 
hat,  auch  im  einzelnen  nicht,  über  die  mehrdeutigen  Kola  das  letzte  Wort 
zu  sagen. 


PYTHIEN  XII. 

Das  Gedicht  gilt  dem  pythischen  Siege  des  Flötenspielers  Midas  von 
Akragas  im  Jahre  490.  Die  Scholien  wissen  noch  von  einem  zweiten 
pythischen  und  einem  panathenaeischen  Siege,  die  aber  der  Dichter  nicht 
erwähnt,  entweder  weil  sie  später  fielen  oder  weil  es  ihn  nicht  inter- 
essierte. Die  Person  des  Siegers  interessiert  ihn  überhaupt  nicht:  vermag 
er  ihm  doch,  dem  Freigelassenen  vermutlich,  nicht  einmal  einen  Vater 
zu  geben.  Zweierlei  wird  den  Dichter  und  den  Flötenspieler  zusammen- 
geführt haben,  die  engeren  Beziehungen  zu  den  Edelleuten  von  Akragas 
und  die  Musik. 

roQysCr]  KScpaXt]  und  IIsQCevg  vtog  Jccvdag,  —  es  gibt  wenig  Themata 
in  Lied-  und  Büdkunst,  die  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  den  heutigen 
Tag  so  beliebt  gewesen  sind.  Um  Pindars  gerad  in  diesem  Gedicht  ganz 
eigene  Erzählungs weise  zu  würdigen,  muß  man  wissen,  was  alles  aus  Per- 
seus  Gorgonenabenteuer  er  nicht  erzählt;  die  frühesten  Erwähnungen  stehen 
bei  Hesiod  (theog.  270ff.,  Schild  216ff.  und  Aischylos  Prom.  795ff.).  Die 
Scholien  unseres  Gedichts,  des  letzten  in  der  Ausgabe  der  Pythien,  sind 
dürftig  und  voller  Plattheiten.  Die  ausführlichste  Darstellung  gab  Phere- 
kydes,  der  im  1.  Buche  (schol.  Ap.  Rhod.  IV  1091)  eine  von  Hesiod  (fr.  6 
Rz.)  abweichende  Genealogie  der  Brüder  Diktys  und  Polydektes  darbot. 
Das  Gorgonenabenteuer  des  Perseus  beginnt  mit  dem  sQccvog  des  Polydektes: 
höchst  wertvolle  Erzählung  bei  Pherekydes  schol.  Ap.  Rhod.  IV  1575  (ßQavog 
inl  TL  und  eitl  tlvi,  aus  dem  heroischen  Staatsrecht  gut  erläutert  von  Welcker, 
Aesch.  Tril.  Prom.  I  381).  Darnach  geht  dann  Perseus  unter  Führung  des 
Hermes  zu  den  Graien,  den  Schwanenweißen,  nimmt  ihnen  das  gemeinsame 
Auge  (und  den  Zahn?),  damit  sie  ihm  den  Weg  zu  den  Nymphen  zeigen, 
die  im  Besitz  der  nötigen  Ausrüstung  sind,  vor  allem  der  Hadeskappe  und 
des  Ranzen.  Schwert  oder  Sichel,  sicherlich  aber  Flügelschuhe,  hat  ihm 
gewiß  schon  Hermes  gegeben.  Daß  P.  die  zur  Tötung  der  Gorgo  nötigen 
Geräte  einmal  berührt  habe,  läßt  sich  schließen  aus  der  leider  verstümmel- 
ten Randnotiz  bei  ApoUodor  (II  38,  Pind.  fr.  254).  Von  den  abwechselnd 
sehenden,  also  abwechselnd  wachenden  Graien  —  TtQOtpvlaKeg  der  Gorgonen- 
schwestern  nennt  sie  Aischylos  (fr.  262  N^)  —  und  von  ihrer  Blendung 
(s.  zu  13),  von  Hermes  wie  von  den  etwas  abwegig  zwischen  Graien  und 
Gorgonen  eingeschobenen  Nymphen  und  von  einer  Verfolgung  des  Perseus 
durch  die  Gorgone  schweigt  P.,  auch  den  Schauplatz  läßt  er  unbestimmt. 
Ihm  kam  es  vor  allem  an  auf  die  Betonung  des  boiotischen  Flötenrohrs 
(s.  zu  24)  und  auf  die  Erfindung  des  vofiog  TtoXvKscpaXog.  Zum  Schmucke 
der  Erzählung  folgt  noch  die  Bestrafung  des  Polydektes. 

1 — 6.  Das  Gedicht  beginnt  mit  einem  Gebet  an  die  phantasiemäßig 
erzeugte,  aber  zugleich  doch  ganz  ernst  religiös  geglaubte  Stadt-  und  Flur- 
nymphe (noTCifila  P.  VI  6)  Akragas,  wobei,  wie  dem  Dichter  ganz  geläufig 


XI  Schluß.   XU  Einleitung,  1—13  11 1 

(Schulbeispiel;  evuQfiaTe  xq'^<soxCtcov,  leQioraTov  uyaXjxa,  Srjßaschoi.'P.TV  25)^ 
das  Bild  der  Stadt  und  der  Nymphe  ineinanderfließen.  Sie  heißt  'der  Erden- 
städte schönste'  und  'Wohnsitz',  daneben  dann  'Fürstin'  und  'gnädig'. 
o  äva  weiblich,  wie  öianoiva  vv^cpri^  övCil^küv  hqmv  ava^  Aesch.  fr.  342  N*. 
Die  in  der  Tat,  wenn  man  sich  die  an  der  Bucht  hochansteigende  Stadt 
(^ivö(iaTov  'ÄoXcovav  3,  vxpriXav  noXiv  fr.  119)  voll  ausgebaut  vorstellt,  an 
Genua  erinnernde  Schönheit  von  Akragas  hatte  Pindar  damals  noch  nicht 
mit  eigenen  Augen  gesehen :  sein  junger  Freund  Thrasybulos  (Pyth.  VI) 
mag  sie  ihm  geschildert  und  von  ihren  Festzügen  {cpiXdyXaE  l)  ihm  vorge- 
schwärmt haben.  ayXataL  sind  bei  Pindar  vornehmlich  Siegesfeste:  die  Em- 
meniden,  getragen  von  hoch  hinausgehenden  Plänen,  waren  gewiß  schon 
damals  an  fürstlicher  Freigebigkeit  allen  voran.  Wohnsitz  der  Unter- 

weltsgöttin (2*)  heißt,  wie  sonst  ganz  Sikelien,  so  hier  die  Stadt  wohl  noch 
mit  besonderem  Nachdruck  wegen  der  aus  Olymp.  II  hervorgehenden  Ge- 
mütsart Therons.  Schaf-  und  Ziegenherden  (2^)  weiden  auch  heute  noch 
am  Akragasfluß.  'Gnädig,  unter  herzlicher  Teilnahme  von  Göttern  und 
Menschen'  soll  Akragas  den  delphischen  Lorbeer  empfangen  und  den 
ruhmgekrönten  Midas.  5.  BVÖo^oq,  bei  Pindar  fester  Terminus  für 

Sieger  in   den   Festspielen.  6,  'Meister  von  Hellas'  heißt  er  nicht 

ganz  in  dem  buchstäblichen  Sinn,  wie  man  bei  uns  in  Spoi'tskreisen 
nach  bestimmten  Vereinbarungen  zeitweise  'Meister  von  Deutschland'  oder 
'Weltmeister'  werden  kann;  aber  die  Wertschätzung,  wenn  in  einem  pan- 
hellenischen Wettkampf  einer  alle  seine  Mitbewerber  i^EXXava  cxQctxov^  '£A,- 
Xavlda  Gxqaxiuv)  schlug,  war  die  selbe.  Hiermit  ist  das  Eingangsgebet,  das 
uns  den  xwjLtoj  des  in  die  Stadt  einziehenden  Siegers  vergegenwärtigt,  zu 
Ende.  Mit  derPindarn  immer  beliebt  gebliebenen  relativischen  Verknüpfung, 
'Meister  in  der  Kunst,  die  Pallas  den  klagenden  Gorgonen  ablauschte',  sind 
wir  mitten  im  Mythos.  Dann  noch  einen  Relativ-  und  einen  Temporalsatz, 
und  wir  sind  schon  bei  der  Versteinerung  der  Seriphier,  also  am  Ende  der 
Erzählung.  8.  In  oiUior  O^Qiivov  ist  o^Xiog  (bei  attischen  Dichtem 

nur  Soph.  Ai.  933)  wohl  zu  umschreiben,  aber  unübersetzbar.  Ahnlich  viel- 
leicht unser  'Todesschrei'  als  eines  Getöteten  oder  über  irgend  etwas,  auch 
über  den  Tod  eines  andern,  zu  Tode  Erschrockenen:  keineswegs  bezeichnet 
CS,  aktivisch,  eine  Wirkung  des  Threnos  selbst  auf  den  Hörer.  Lieder 

kann  man  bauen,  zimmern,  schmieden,  weben,  flechten  ohne  besondere  Em- 
phase, das  Kompositum  6LanXiy,ti,v  betont  die  Verschlingung  der  Motive. 
9.  Nach  :xa{)\ytv(oiq  —  netfaXal^  kommen  zu  dem  Zischen  der  Schlangen- 
häupter hinzu  auch  die  Klagetöne  aus  den  Kehlen  der  Schwestern.  Über 
die  Auslassung  der  Präposition  im  ersten  Gliede  Bossler,  de  pracp.  usu 
ap.  F.,  Darmst.  1862,  84  ff.;  über  eine  ähnliche  Erscheinung  Born,  zu  P.  X  29. 
10.  In  Xfißö^fvov  'entströmt',  nach  geläufiger  Metapher,  der  Wehelaut 
den  Klagenden:  so  wird  ja  auch  wohl  der  Ursprung  von  6vy>^6g  mit  'Strö- 
mung', 'Wellenbewegung',  'Gewoge*  verbunden  bleiben  (Herrn.  53,  1918, 
324  ff.).  Ein  'Drittel'  der  Geschwister  ist  die  Medusa,  weil  die  dn»!  rin, 
jetzt  nicht  mehr  heiles,  Ganzes  bildeten.  11,  äwffOBi'f  confecit 

18,  .Mit  ^roi,  in  dem  Schlußtoil  der  2.  Strophe,  greift  der  Dichter  aut  du» 
tllien^ältigung  der  Gorgonen  zurück:  unbegreiflich,  wie  man  in  (I>d(^xo*' 
ii.r  yivoi  fku  die  Graien  hat  denken  mögen  (Gildertleeve),  irregeleitet 

v>  dun  h  die  spätere  Fassung  der  Sage,  wonach  Porfleus  daa  Auge  der 


112  PythienXII 

Graien  in  den  Tritonsee  geworfen  hätte,  und  durch  die  buchstäbliche  Deutung 
von  cc(jiavQ(oaev  als  'Blendung*.  Das  Verbum  afiavQovv  steht  bei  P.  überall  in 
der  abgeblaßton  Bedeutung  cccpavl^stv.  Die  Form  fiavQOVv  statt  ociiavQOvv 
ist  außer  Sim.  4,  6  in  älterer  Poesie,  scheint  es,  überall  herstellbar,  einigemal 
(s.  Crönerts  Wb.)  ist  sie  notwendig:  das  ä  kann  nur  prothetisch  sein. 
16.  BV^aQaog  —  das  Wort  scheint  eine  Neubildung  Pindars;  über  das  l 
prolegg.  11  52  —  könnte  hier  unbewußter  Nachklang  sein  der  uralten  Ver- 
bindung Poseidons  mit  Eurymedusa-Erdmutter  (Hes.  theog.  279,  C.  Ro- 
bert, Gr.  Heldens.  I  222),  wenn  nicht  svnccQaog  auch  stark  wangig  heißen 
dürfte,  dem  alten  Typus  der  Gorgonenmaske  entsprechend;  ist  doch  auch 
EvmXsvog  (KvQciva  P.  IX  17)  gewiß  nicht  XsvacoXevog.  Bei  Hesiod  (theog.  238) 
ist  freilich  auch  die  Mutter,  Keto,  schönwangig.  Der  Glaube  an  einen  Schön- 
heitswettstreit zwischen  Athena  und  Medusa  lag  Pindarn  meilenfern. 
(JvXddaiq,  bisher  allgemein  mißdeutet,  der  richtige  Sinn  ergibt  sich  aus 
Pherekydes:  6  dh  a.noatQe(p6[ievog  i^cctQSt  (t^v  FoQyovog  KetpaXiqv)  ix  r^g 
KLßCöecog  Kai  delKvvßtv^  in  Verbindung  mit  dem  uvtIk  iavla  t6|ov  des 
Pandaros  (A  105).  17.  Wie  in  vlög  Aavdag  greift  bei  P.  sehr  häufig 
das  Subjekt  des  Satzes  in  den  Anfang  des  Verses  (hier  sogar  der  Strophe) 
über,  homerischen  Musters. 

Jetzt,  nach  zweimaligem  raschen  Ablauf  des  Hergangs,  kehrt  in  brei- 
terer Ausmalung  die  Erzählung  zurück  zu  der  an  den  Anfang  gestellten 
Erfindung  der  neuen  Flötenweise.  EvQvdXa  (20)  steht  zugleich  für  die 
Schwester  Z^evca  (9):  das  Gegenstück  zu  dem  Verfahren,  das  die  alten 
Grammatiker  ßvXXriTtxiK&g  nannten,  wie  schol.  P.  III  160.  IV  306^  Dr.  usf. 

Es  ist  wohl  der  Rede  wert,  wie  der  Dichter  bei  der  Wiederkehr  des 
Themas  den  Vortrag  variiert:  erst  xqIxov  avvöösv  Kaöiyvrjrccv  fiBQog,  dann 
umfassender  Ooqkol^  a^avQoasv  yivog,  erst  Q-QaGeiav  FoQyovaiv  ovXiov  d^Qfi- 
vov  ÖLaTcXi^uLaa,  dann  breit  ausmalend  ccvXwv  tevxe  7td(ig)covov  ^iXog,  ocpQU 
xov  EvQvdXccg  fx  KaQTCccXtficcv  (töricht  und  dreist  vom  Scholiasten  mit  l^x^' 
Q&v  wiedergegeben)  yevvcov  iQL^cpQ-Evxa  (lautmalend)  Gvv  I'vtsöi  (iLui^aaLv' 
eQLKXdyKtav  yoov,  erst  ivvaXla  ZeqifpGi  XuolCl  xe  (iolquv  äycov^  dann,  mit 
Nennung  des  Übeltäters  und  seiner  Untaten,  XvyQov  x  SQavov  TLoXvdiy.xa 
Q^f^'KS  KxX.  Nach  diesem  vor-  und  zurückschwebenden  Gang  schreitet  die  Er- 
zählung geradeswegs  los  auf  ihr  Ziel,  die  Erfindung  des  ^A%"r\väg  vo^iog 
(Heim.  39,  1904,  315ff.)  durch  Athena  selbst.  bVQBv  ^edg*  dXXd  i'iv 

svQOLöa  (22),  wie  ^slörjaev  öh  ^ea  Xev%(6Xsvog'''HQrj,  fieiöi]6a6cc  öi  bei  Homer 
(A  595).  24,  Die  Xaoööooi  «ytorag  sind  lediglich  die  friedlichen 

Kämpfe  der  Festspiele,  handelt  es  sich  doch  um  eins  der  Kultlieder,  olg 
<(m  Kccly  vvv  xQcbvxai  ot"EXXr]v£g  iv  xaig  eoQxaig  xS)v  d-ecbv  (Ps.-Plut.  de 
mus.  §  77  W.-R.);  dazu  stimmen  denn  auch  die  in  der  Kopais  als  itiGxol 
XOQSvxäv  ^ccQxvQsg  (27,  iaofievoL,  nicht  ovxsg  wie  der  Scholiast  interpretiert) 
wachsenden  Flötenrohre.  Worauf  die  Vorzüglichkeit  gerade  dieses  Rohrs 
beruht,  ist  bei  Theophrast  (Pflanzengesch.  IV  10 — ll)  nachzulesen.  Dies 
Rohr,  sorgfältig  geschabt,  gab  dann  besonders  auch  die  raren  yXaaalöeg  her 
(schol.  44*),  die  aus  Bronze  zu  denken  moderne  Gedankenlosigkeit  ist. 
Metallen  war  in  der  großen  Konzertflöte  das  beide  Röhren  verbindende  Mund- 
stück, vielleicht  auch  die  feinen  Klappen,  die  eine  Modulation  des  Tons  ge- 
statteten. Näheres  in  dem  sachkundigen  Artikel  Karls  von  Jan  bei  Pauly- 
Wissowa  unter  Aulos.         31.  dsX:irsig(  (so  gut  wie  überliefert)  gehört  zu 


113—32,  Schluß  113 

icsXnrjg  (e  408),  dativus  termini,  worüber  Tj.  Mommsen  suppl.  9. 
32.  BixJtaXiv  yvcbnaq*  naQcc  ttjv  So^av. 

Die  Schlußsentenz  hat  den  alten  Erklärern  zu  schaffen  gemacht,  und 
sie  haben  es  fertig  gebracht,  sie  sich  durch  Ersinnung  eines  av^nrcofia  ver- 
ständlich zu  machen  (man  erkennt  die  anekdotenfreudige  Muse  Aristarchs, 
schol.  P.  VII  18*  Dr.);  Philologen  des  19.  Jahrhunderts,  man  sollte  es  nicht 
glauben,  haben  es  ernsthaft  nachgesprochen.  Es  sei  gestattet  den  schönen 
Sprueh  deutsch  herzusetzen: 

Wo  Segen  je  dem  Menschen  ward, 

Ohne  Schweißbemühen  ward  er  nimmer. 

Vollenden  mag  ihn  heut  ein  Gott  — 
Merke  wohl,  du  bist  nur  Staub! 

Auch  kommt  ein  Tag,  der  unverhofft 
Manchen  Wunsch  dir  noch  verweigert. 

Natürlich  lag  es  dem  Mhe  schon  ernst  gestimmten  Dichter  und  Priester 
delphischer  Lebensweisheit  immer  nahe,  die  Ereignisse  des  Tages  suh  specie 
acternitatis  zu  betrachten.  Aber  so  einfach  aus  dem  Leierkasten  eines  be- 
rufsmäßigen Moralpredigers  kommen  seine  Sprüche  doch  nie.  Vielleicht  dür- 
fen wir  auch  einmal  ein  av^iTtTcofia  vermuten,  freilich  kein  anekdotenhaftes. 
Am  Abend  nach  dem  Siege  denken  wir  uns  das  junge  akragantische  und 
thebische  Edelvolk  im  Zelte  des  Xenokrates  versammelt.  Der  Tag  war  heiß 
gewesen  und  reich  für  alle  Teile  an  freudigen  Erlebnissen,  Jetzt  hat  man 
sich  gelagert,  um  einen  vielleicht  mit  parnassischem  Schnee  gekühlten  Misch- 
krug.  Der  sich  darbietende  Gesprächsstoff,  auch  abgesehen  von  den  Ereig- 
nissen des  Tages,  ist  überreich:  die  Familiengeschichte  der  sikelischen  und 
der  thebischen  Adelshüuser  (Olymp,  II,  Pyth,  V,  Pyth.  VI,  auch  fr.  119  iv 
6s  ^Podov  xaraotxta-^fv),  Heldensage,  Ritterzucht,  Akragas,  Persephone,  Athene. 
Unter  den  Edelleuten  saß,  wie  Xenokrates  bekränzt  mit  dem  delphischen 
Lorbeer,  wohlgelitten  auch  der  Flötenspieler,  und  der  muß  nun,  ein  selt- 
sames avfinzca^a,  gerade  *Midas'  heißen.  Das  gab  doch  gewiß,  yXvxv  tqü}- 
ydhov  TUiiTtSQ  Tteö'  ucp^ovov  ßoQccv  (fr.  124*'),  Gespräche  über  Musik  und 
Musikinstrumente,  über  Wesen  und  Namen  des  vofiog  noXvKicpakog  (23), 
über  boiotisches  und  ausländisches  Flötenrohr  (26),  nicht  zuletzt  dann  auch 
über  den  phrygischen  'Erfinder'  des  Flötenspiels  und  die  ihm  von  dem 
trunken  gemachten  Silen  gewordene  trübselige  Weisheit,  ccgiaiov  rb  j[*t^ 
ytvia&at^  6svt€qov  61  xotg  ysvofiivoig  äno&avnv  wg  raxiaza  (Aristot.  fr.  40, 
nachgebildet  Soph.  OC.  1224  ff.).  Dem  setzt  nun  Pindar,  in  latenter  Pole- 
mik, mit  der  früh  geübten  Kunst  des  Verschweigeus,  wie  soeben  bei  der 
Erzählung  des  Gorgonenabenteuers,  so  auch  hier  seine  bis  auf  den  heutigen 
Tag  unveraltetc  Philosophie  entgegen.  Wir  sind  nicht  oft  in  der  Lage,  den 
Dichter  so  bei  seiner  Meditation  zu  belauschen. 

Von  dem  Gedankengang  des  kleinen  Liedes  gilt,  auch  abgesehen  von 
dem  nachgewiesenen  Scbwebegang  der  Er/ählung,  was  namentlich  bei  der 
unerwarteten  Anpreisung  des  boiotischen  Flötenrohrs  hervortritt,  in  fiJUoT* 
&kXov  ÄTf  fiÜiaaa  dvv«  l6yov  (P.  X  54): 

'Akragas,  schi'mate  Stadt  der  Weli,  empfange  gnädig  den  Sieger  im  Flöfen^ 
spiel.  Pallas  erfand  die  Kunst,  als  sie  dem  Perseus  beiskmd  im  Kampf  gegen 
Oorgo  Medusa;  und  wie  di€  SMmgmikä^igpUr  d«r  StkMtUm  Idagmdpßtfm, 

■  •hrotdtr,  Pto4an  PjniilM  8 


1 14  Pythien  XII 

erfand  sie  auch  die  „  VielMupterweise" ,  deren  Töne  Jcein  Rohr  feiner  wieder-» 
gibt  als  das  loioüsche.   Ohne  Mühe  kein  Sieg^  das  Gelingen  steht  hei  Gott!^ 

Es  gilt  noch,  die  Strophe  zu  interpretieren.  Das  Gedicht  ist,  wie 
Pjrth.  VI,  monostrophisch,  doch  vermeidet  es  diesmal  nicht  'Übergreifen'  des 
grammatischen  Zusammenhangs  über  das  Strophenende  (str.  B':  f).  Es  ist 
für  uns  das  erste  Lied  in  'chalkidischen*  Maßen,  so  benannt  nach  einem 
Volkslied,  aus  dem  uns  Aristoteles  (fr.  93,  bei  Plut.  Amator.  17  p.  761* 
=»  carm.  pop.  44  Bgk.  PLG.  III*;  über  die  Lesung  namentlich  des  2.  Verses 
Herm.  38,  1903,  222^)  einige  Verse  erhalten  hat,  deren  letzter,  ein  Doppel- 
trimeter,  lautet  6vv  yccQ  aifdQsl\a  kccI  6  Xv\aLiieXrig.  s'lQcog  inl  XaX\iii- 
öicov  d-ciXlksL  TtoXeöLv.  Hauptbestandteile  sind:  das  'leichte'  choriambisch- 
ionische und  das  'schwere'  ionisch-choriambische  Dimetron,  verbunden  mit 
einem  'Trochaikon'  oder  'lambikon'  (seltener,  so  in  dem  eben  zitierten  Vers, 
einem  Choriambus)  als  Vortritt  oder  Nachtrab.  Hier  bilden  nun  zwei  schwere 
und  zwei  leichte  Tetrameter  den  Stollen,  die  selben  Tetrameter,  mit  einer 
leisen  Variation  in  der  zweiten  Hälfte  des  ersten,  den  Gegenstollen,  beide 
Perioden  durch  kräftige  Fermate  abgeschlossen.  Den  eben  variierten  schweren 
Tetrameter  wiederholt  zweimal  der  Abgesang,  in  der  Verdoppelung  macht- 
voll anschwellend,  um  mit  zwei  leichten  Trimetern  zu  schließen,  einem  ver- 
kürzten, der  damit  eine  kleine  Spannung  erzeugt,  die  in  dem  letzten  Tri- 
meter  leicht  abrollend  ihre  Lösung  findet. 

Will  jemand,  wegen  des  größeren  Umfangs  (8:8;  [14]  Metra)  des 
Abgesanges,  den  Doppeltetrameter  5.  6  lieber  noch  zu  den  Stollen  schlagen, 
so  steht  dem  nichts  im  Wege.  Was  bedeutet  denn  das  Stollengesetz  anderes 
als  die  unbedingte  Forderung  mindestens  zweier  deutlich  aufeinander  ein- 
gestellter und  so  das  Gerüst,  besser  gesagt,  das  zentrale  Nervengeflecht  des 
Strophenkörpers,  nachweislich  auch  der  avaßoXal  in  den  Astropha,  darstel- 
lender Perioden?  Für  dies  bisher  noch  durch  kein  anderes  überholte  Gesetz 
bildete  nun  eine  Gliederung  nach  der  schon  aus  lesbischen  Strophen  bekann- 
ten Foi-mel  aaa-\-l)  nur  eine  Bestätigung.  Aber  daß  ein  Abgesang  in  sich 
selber,  wie  hier,  noch  einmal  sich  in  Stollen  und  Abgesang  gliedert,  ist  ja 
nur  in  der  Ordnung:  im  kleineren  und  kleinsten  Gebilde  spiegelt  sich  die 
Struktur  des  Ganzen. 


EXKÜKSE. 

I. 

DER  THEBISCHE  DITHYRAMBOS. 

ePAQYC)  'HPAKAHC  H  KEPBEPOC  0HBAIOIC 

arg.  A'  1  TIqIv  ^Iv  €Q7t6  axOLvoTeveid  t'  äoiöcc 

2  ötd-vQcc^ßcov 

3  aal  t6  öav  xtßSrjXov  av&gco- 

TtOLOLV  CCTCO  axoficct(ov^ 

4  öia7ii7i(T:)a(in:ai  öe  vvv  LQotg?)  nvlai  %v- 

5  Y.\oiGi  viai'  (yJ~'  ByöoTsg 

6  oucv  Bqo^lov  zeXerdv 

6  7  xal  naQcc  CYMmov  Jibg  OvQavlöai 

8  iv  fuyccQOtg  l!(^axc()vTt.    aefiva  fihv  xaTa^;(et 

9  ^axigi  nag  ^syccXa  go^ßoL  ivndvcoVy 

10  iv  de  xixXaöev  x^draA'  cd&o^iivct  xe 

11  ödig  vno  ^av^ccißi     nev'/.ccig' 

12  iv  81  Naiöcüv  iQiyöovnoi,  axovaxal 
10         13  fiavtuL  t'  äXaXai  t'  6- 

Qivsxai  QLtlJavx^VL 

14  Cvv  xXovu). 

15  iv  d'  6  Ti(iyY,qa{xi])g  xegawog  ccfinvimv 

16  7ri5(>  x£xtVt^(Tat  t6  t')  ^EvvaXiov 

17  «Vx®?9  aAxaeaaa  (x)s  IlaXXdöo^g)  alylg 

16         18  fivQitov  (p^oyyd^exai  xXayyaig  ÖQaxovxov, 

SufxiöxQ.  1  glfi(pci  d'  fffftv  *'j4QXS(iig  oloTioXog  ^iv- 

2  ^cfttf'  iv  ^pyar? 

3  Box^tcctg  q>vXov  Xeovxav 

cc(yQ6x£QOV  Bgofiio)') 
i  6  de  arßeixai  x^QSvovaatöL  xa(l  0»/-) 

5  Qwv  dyiXaig.    i(ie  d'  i^algexo^v) 

6  xr^^vxa  aocpibu  inicov 

SO  7  Morö'  avitfratf'  'flXXdöi  xa{X)Xi(x6Q(p'^) 

8  iv^Oft^vov  ßQiaagfiuxotg  6(Xßov  xe  Si^ßaig), 

9  TvOa  TTo^'  'Afffioviav  (<p)d^a  ya(^uxciv) 

10  Kädfiov  vxlfri{Xai)g  nifani6(a((Si  Xaxiiv  md'?) 

11  vav  *  -<i(t6)ff  ö*  ttx(ovtffv  6)fi9>av, 

12  xal  rix'  f^do4o(v  nag)  Stv^giono^ig  yivtuv). 
26        13  Ji6vva\  .  .  .  d  .  ( )  t  (.)  y  ( ) 

14  tiaxi^Qog).  (?) 

16  jcfi... 


Ilß  Exkurs  I 

The  Oxyrhynchos  Papyri Xin (1919)  35flF.,pap.  1604 II.  l/2(=fr.79») 
bekannt  aus  Strabon  (Apollodor?)  X  469,  Ath.  (Aristoxenos)  IX  467»^ 
(Klearcbos)  X  455%  und  Dion.  comp.  verb.  c.  14.  Femer  6—8  (=  fr.  70^) 
wiederum  aus  Strabon,  endlich  10/11  (=  fr.  208)  aus  Plut.  qu.  conv.  I  5,  2. 
Die  von  uns  in  runde  Klammern  gesetzten  Ergänzungen  des  Textes  stam- 
men von  den  ersten  Herausgebern  des  Papyros  Grenfell  und  Hunt,  einzel- 
nes von  Bury. 

Eines  ist  auf  den  ersten  Blick  deutlich:  ein  dionysisches  Kultlied,  das 
seine  künstlerische  Weihe  erhält  durch  die  Schilderung  einer  Dionysosfeier 
der  Götter  im  Olymp,  wie  das  Aitnalied  des  Jahres  470  (Pyth.  I),  nur  dort 
in  großartigerem  Maßstabe,  durch  die  Schilderung,  wie  Apollons  Leier  und 
der  Tanzschritt  der  singenden  Musen  auf  die  Götter  wirkt  und  auf  den 
Götterfeind. 

Die  Erklärung  des  1.  Satzes  ist  lange  Zeit  in  die  Irre  gegangen:  aus 
den  Worten  Klearchs  bei  Athenaios,  TCQog  tr}v  ccßiy^o^tOLrid'stdciv  wdijv,  schloß 
man  auf  eine  Polemik  gegen  Lasos  von  Hermione,  Pindars  Vorgänger  im 
Dithyrambos,  und  noch  die  neuesten  Herausgeber  quälen  sich  damit  ab,  aus 
Pindars  aCßörilov  (eQTts)  eine  Negation  herauszuhören  im  Sinne  der  Sigma- 
scheu,  comparing  it  to  hase  coin,  ivhich  when  produced  is  rejected.  Nun  hören 
wir,  TO  öav  ävxl  xov  öCyiia  JcoQL7iS)g  siQiq'KaGLv  (Ath.  XI  467*,  Herod.  I  139), 
noch  erhalten  in  der  Benennung  eines  mit  Sigma  gezeichneten  Pferdes  mit 
6()c^q)6Qag  bei  Ar.  Wölk.  193  u.  ö.  Wenn  Pindar  es  TilßöriXov^  ^unecht',  nennt, 
so  muß  er,  der  keineswegs  ein  Sigmafeind  war  (Paul  Harre,  de  verh.  ap.  P. 
conlocatione^  Berl.  Diss.  1867,  7£f.),  damit  eine  besonders  grobe  Aussprache 
meinen,  für  uns  schwer  zu  kontrollieren,  ob  wie  in  Vüscht'  (so  Raph.  Kühner, 
Ausf.  gr.  Gr.^  I  41)  oder,  wohl  richtiger,  wie  in  ^lislpeln'.  Daß  die  Lakonen 
das  C  dem  0  ähnlich  sprachen,  ist  für  spätere  Zeit  bezeugt,  aber  trotz  Adolf 
Kirchhoff  (Hermes  III)  auch  für  die  ältere  durchaus  wahrscheinlich.  Ging 
man  doch  dazu  über,  das  S  zwischen  zwei  Vokalen  nur  noch  zu  hauchen: 
M&cc,  IIootdoLV^  auch  in  Argos:  tBUhntnog^  &Qa\ivXkog^  Gr.  Dialektinschr. 
"3278*^.  Mit  dem  in  Thessalien  und  Boiotien  herrschenden  und  dann  auch 
ins  Attische  eingedrungenen  xt  für  ffC),  und  mit  der  Abneigung  späterer 
Musiker,  namentlich  beim  Flötenspiel,  gegen  das  S  überhaupt  (Sia  xb  (5Y,h]- 
QOöxo^ov  slvai  Kccl  avETCLXT^dsiov  TW  a-uXw,  Aristoxenos  bei  Ath.  467*^),  hat 
das  'unechte'  S  des  älteren  dorischen  Dithyrambos  nichts  zu  schaffen;  uns 
genügt  es,  wenn  wir  annehmen  dürfen,  daß  es  bei  den  Dithyrambensängem 
vor  Lasos,  auch  außerhalb  der  dorischen  Lande,  Mode  war,  das  S  'echt-dorisch', 
wie  man  meinte,  zu  'lislpeln',  et  tum  mirifice  spcräbant  se  esse  locutos  (Catull. 
epigr.  84).  Da  mag  denn  Lasos  darauf  verfallen  sein,  einen  Hymnos  auf 
Demeter  oder  einen  Dithyrambos  (?)  'Kentauroi',  wie  uns  Klearchos  berichtet, 
einmal  ganz  ohne  S  zu  dichten.  Gehört  doch  das  unechte  S  nach  Pindar 
der  selben  Zeit  an,  wie  die  Cy^oivoxEvsia  aoiSa^  das  ist  der  seilartig  in  end- 
loser Reihe  vermutlich  kleinerer  Strophen  abrollende,  eintönige  Dithyramben- 
stil, eintönig  und  langweilig  aber  ist,  soviel  uns  bekannt,  gerade  Lasos  nicht 
gewesen.  Pindar  spricht  hier  wohl  im  Hinblick  auf  eine  aöiyfiog  möi)  des 
Lasos,  doch  eher  beistimmend  als  tadelnd;  nur  verschmäht  er  des  witzigen 
Mannes  Radikalmittel:  er  getraut  sich,  seinen  Sängern  das  gelispelte  S, 
wenn  es  nicht  anderen,  vielleicht  dem  Lasos  schon,  gelungen  war,  ganz  ab- 
zugewöhnen.      3,  In  der  Lücke  muß  ein  Verbum  finitum  gestanden  haben: 


Dith.  0QU6.  'HqcckX.  Einleitung,  1—24  117 

für  den  Raum  von  vier  Buchstaben  ist  das  von  mir  nach  P.  X  39  xogol  nag- 
&iv(ov  .  .  .  öoveovraL  vorgeschlagene  öoviovz^  (kvkXol  seil.  3)  um  drei  Buch- 
staben zu  umfangreich,  P.  Maas  vermutet  la'jislx\  um  einen  Buchstaben  kürzer 
und  mit  zweimaligem  schlankem  i;  man  vermißt  dabei  nur  einen  Vokativ, 
der  wohl  fehlen  kann,  wenn  der  Koryphaios  zu  den  Choreuten  redet. 
6,  Auch  hier  überschreitet  die  unbedingt  nötige  Ergänzung  l{6xu)vxi  die 
angegebene  Lücke  um  einen  Buchstaben.  Die  fehlerhafte  Überlieferung 
bei  Strabon  öol  ^liv  und  dann  jüarf^,  hat  viele  falsche  Konjekturen  erzeugt. 
7.  Für  xvütdvoyv  gibt  Strabon  TLv^ißccXoiv:  vier  Längen  unmittelbar  nach- 
einander, also  ^^  I  ^~,  meidet  Pindar  in  den  Chalkidikem;  gute 
Bemerkung  Housmans  (vgl.  unsere  Bem.  zu  P.  I  56).  8.  X6x^«cff r,  not- 
wendig, wie  'KuxdQiei,  oqIvbxccl  Y,eY,iv7]xai  beweisen.  Die  ^avihal  cibV'nai 
sind  natürlich  brennende  Kienfackeln,  wie  gerade  von  bakchischen  Fackeln 
Eur.  Ion  716.  10.  Qiy^^av'fjBVi,  ursprünglich  vom  Pferde  gebraucht, 
bezeichnet  hier  das  mänadenhaft  (fiaviai  t'  aXaXal  xe)  in  den  Nacken  ge- 
worfene Haupt.  12.  rrayx()arr^s  xSQavi^öq  erläutert  gut  den  alxficcxcig 
P.  I  5.  16.  Ebenso  oioncö^oq  das  von  einigen  mißdeutete  Wort  P.  IV  28. 
'Artemis  kommt  aus  der  Einsamkeit  dahergefahren;  die  Wirkung  der  Musik 
erstreckt  sich  bis  in  weite  Fernen,  ergreift  selbst  die  jungfräuliche  Jägerin ', 
Walt.  Kranz,  Sokr.  VII  1919,  252ff.  17.  aYQOTBQOV,  besser  als  das 
oiygoxigav  der  ersten  Herausgeber.  18,  uriXBirai  scheint  das  bei  KfjXa 
P.  I  12  vei-mutete  etymologische  Spiel  zu  bestätigen.  &7iQ(x)v,  eben  der 
Löwen,  ßüQvcp&syKxuv  ayeXac  Xeovxcov  fr.  239.  21.  ßgißag^aroq,  schon 
in  der  Aspis  (ßgiöug^axog  ovXiog  "Agrig  441),  Weiterbildung  aus  ^niya  6^ 
ißgaie  (pi]yivog  ä'^ivv  ßgL&oavvr]  beim  Besteigen  des  Wagens  durch  Athene 
E  838.  Das  von  den  Herausgebern  hergestellte  Hyperbaton  in  oXßov  ist 
kühn,  aber  schön.          24.  yavsdVf  wahrscheinlicher  als  Ze^iXav. 

Der  bereits  angedeutete  Parallelismus  zwischen  diesem  Prooimiou  und 
dem  des  Aitnaliedes  läßt  sich  jetzt  Schritt  für  Schritt  verfolgen:  dem  Kory- 
bantenaufzug  hier  (iiaxdQx^h  rituellen  Anklangs,  Paul  Stengel,  Gr.  Opferbr., 
Leipzig  1910,  42)  entspricht  der  feierlich  einziehende  Musenchor  dort  (ßdoLg 
dyXatccg  cc^X")»  ^^^  Naiaden  wildem  Toben  die  dem  Zeichen  der  Leier  ge- 
horchenden Sänger,  dem  zuckenden  der  erloschene  Blitz,  dem  geschwunge- 
nen Speer  des  Ares  der  den  Speerkampf  verlassende  Kriegsgott,  der  Teil- 
nahme der  Pallas  (angedeutet  nur  in  der  Erregung  der  Schlangen  an  ihrem 
Schilde)  und  der  Artemis  hier  die  bezauberten  Gottheiten  dort.  Auch  das 
Zepter  des  Zeus  kehrt  wieder,  doch  hat  der  Dithyrambos  kein  Gegeubild 
zu  den  unvergleichlichen  Schilderungen  des  schlummernden  Adlers  und  des 
ohnmächtig-wütenden  Götterfeindes:  so  unverkennbar  die  Steigerung  der 
Meisterschaft  ist,  so  bedeutet  doch  dieser  Dithyranibeneingang  eine  wahr- 
haft erfreuende  Bereicherung  unserer  Kenntnis  der  Kunst  des  uns  noch  immer 
überwiegend  ffierlich  erscheinenden  Boioters. 

'Em  neuer  JJithyntmbcnstil  ist  aufgekommen:  wir  tarucn  jcUl  in  der 
Stimmung,  wie  im  Olymp  dir  Jlimmclskinder  den  Dionff80$  feiern.  Voran 
dort  beim  Fackelschein  ein  Aufeug  dir  Koryhanten  mit  Zymhclsdidll  und 
KoitagneUengeknatter ;  darein  braust  der  Naiaden  Gestöhn  und  tobendes  ^HoikoT 
Und  es  tuckt  der  Blitz  (des  Zeus)  und  des  Kriegsgotts  Lame,  und  an  Pallas 
Aegis  Mechm  die  Schlangen.  Hurtig  8ehr$Uä  Hnhtr  ArUmls,  die  emsam  Schwei- 


118  Exkurs  I 

fende,  mit  ihrem  Löwengespann  ^  dem  Bromios  zu  Ehren.  Den  entzückt  es, 
wie  seihst  die  Bestien  tanzen.^  —  ^Micli,  den  erkorenen  Herold  tiefsinniger 
Worte,  rief  die  Muse  auf^  Segen  zu  erflehen  für  Hellas  und  für  Theben,  wo 
einst  Harmonia  den  Kadmos  freite.  Aber  Zeus  Stimme  verndlim  sie  und  ge- 
bar das  Kind  (Scmela),  hochgefeiert  in  der  Welt.*  '0  Dionysos,  . . .  Mutter . .  ., 

Wenn  wir  uns  jetzt  der  Gemütsstimmung  des  Dichters  im  Jahre  474 
erinnern  aus  Pyih.  XL  IX.  III,  femer  dazu  der  Erwähnung  der  Ttavvvxlg 
zu  Ehren  der  Kjbele  (III  78,  dazu  fr.  80  KvßiXa,  ^azeQ  &£&v,  auch  fr.  95), 
so  wird  man  unserer  Datierung  eben  um  dies  Jahr  nicht  widersprechen. 
Das  aus  Aristides  (II  70)  uns  bekannte  Fragment,  .  .  .  öi  d'  iyoD  nagd  vlv, 
alvico  fisv^  FaQVOva,  x6  ös  (ir}  Jl  j  tplkxBQOV  Guya^ii  nocfiTtav  .  .  .,  paßt  in 
die  letzten  drei  Zeilen  der  Strophe. 


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Die  Strophe  zeigt  einen  Bau,  der  wohl  jeden  Zweifel  ausschließt.  Sie 
mag  nach  allem  bisher,  besonders  zu  Pyth.  XII  Gesagten  sich  selber  inter- 
pretieren. —  Wegen  des  rätselhaften,  nach  choriambischem  Vortritt  den 
Anfang  des  Gegenstollen  markierenden,  neunsilbigen  lambendimetrons,  das 
zufällig  in  den  Pjthien  nicht  vorkam  (andere  Beispiele  in  der  Textausgabe 
1914,  S.  355,  häufig  auch  bei  Bakchylides,  ferner  Tünocr.  fr.  1,  4.  3,  3, 
immer  nur  in  Chalkidikern ;  der  alkäische  Neuner,  ein  Fünfheber,  wie  die 
Elfer,  steht  ja  auf  einem  andern  Brett),  sei  der  Kürze  halber  verwiesen  auf 
die  Abhandlung  Über  den  gegenw.  Stand  d.  gr.  Versw.  (Progr.  des  Naum- 
burger Domgymn.)  1912,  15 ff.  =  Class.  Fhilology  1912,  156 ff.  und  jetzt 
auch  auf  Wilamowitz,  Gr.  Versk.  1921,  298.  414.  431.   —   'Anakrusis', 


U.    zu  Pyth.  II72  119 

'Auftakt',  'Hyperkatalexe',  syllaba  excedens,  auch  das  schwammige  'Reizia- 
Diim',  oder  'klingend  gewordene  lamben'  —  über  'Heraus  iti  eure  Schatten, 
rege  WipfeV  s.  d.  angef.  Abh.  13^  (=  154')  — ,  das  alles  sind  nur  Einge- 
ständnisse, daß  man  an  der  Lösung  des  Rätsels  verzweifelt.  Wer  aber  diese 
Mittelchen  verschmäht,  ich  wüßte  gern,  wie  der  auskommen  will  ohne  An- 
nahme einer  wohl  nur  im  ionischen  Rhythmus  denkbaren  Beschleunigung 
innerhalb  des  Gliedes,  am  Beginn  also  des  letzten  Metrons,  nicht,  wo  es 
den  Rhythmus  zerstören  würde,  am  Schluß. 

IL 

reNor  oioc  xcci  magqn*). 

(Pyth.  II  72.) 

Bei  dem  vielzitierten  Anfang  des  mit  einem  Xatge  und  einem  Hinweis 
auf  'das  schöne  Gedicht*,  beides  wie  in  der  dritten  Nemee,  eingeleiteten 
Epüogs  hatte  der  Göttinger  Herausgeber  sich  von  der  byzantinischen  oder 
noch  jüngeren  Interpolation  nicht  trennen  mögen:  yivoi  olog  iaal  jua^wv 
xaXog  Ttg  (statt  des  zum  Folgenden  gezogenen  Kalog  rot  .  .  der  alten  Hand- 
schriften). Heyne  hatte  dann  na^atv  mit  Ix  (la^riascog  umschrieben:  itisti- 
tutione  sapientium\  er  mochte  an  das  ^av^av(ov  ola^a  TtQOzeQcov  eines  andern 
Gedichts  für  Hieron  denken  (F.  LH  80),  womit  dort  eine  alte  düstere  Lebens- 
weisheit eingeführt  wird  (quatenus  docirina  et  sapienüa  e  priscis  poetis  tum 
hauriri  solebat).  Es  ist  bekannt,  wie  Pindar  über  den  Schwärm  der  yia&ovxsq 
dachte;  sollte  er  hier,  meinte  nun  Boeckh  und  mancher  mit  ihm,  den  König 
Hieron  als  einen  (lad'cov  hinstellen,  der  also  kein  aog)6g^  kein  nokkcc  sldoDg 
(fva  wäre?  Das  Bedenken  schien  gehoben,  sobald  man  ^a^wv  olog  iaal  ver- 
band, niemor  eins  loci  quo  positus  es,  mcmor  dignitatis,  potentiae,  menior  in- 
natae  virtuiis  et  ingenii;  wäre  nur  in  solchem  Zusammenhange  ^la^mv  nicht 
etwas  seltsam  mit  memor  wiedergegeben! 

Nehmen  wir  den  mit  naXog  roi  in  der  guten  Überlieferung  beginnen- 
den Satz  lünzu,  xakog  rot  m&(ov  naqu  naialv,  aul  Kakog^  so  häufen  sich  die 
Schwierigkeiten:  auf  wen  geht  der  Affe?  auf  wen  die  Kinder?  und  wie  hängt 
dies  mit  dem  ytVot'  olog  iaal  ^a^utv  zusammen?  Gerade  von  seiner  Geleh- 
rigkeit hat  der  Affe  den  Kosenamen  ^n^ta  davongetragen:  es  lag  nahe  jita- 
Od)»/  iMtXog  xoi  nl&cDv  zu  verbinden.  Der  Epilog  sucht  in  den  Augen  des 
Königs  eine  reinliche  Scheidung  zwischen  dem  'geradredenden'  Dichter  und 
den  'Zischlem',  'Verleumdern'  und  'Klatschweibern'  herbeizuführen,  'an  Ge- 
mütsart Füchsen  gleich'.  Die  Füchse  und  den  Affen  auf  der  selben  Seite  zu 
suchen  hielt  Boeckh  für  ausgeschlossen;  dann  abor  rückf»»  i\ov  \(To  in  rliu» 
gar  bedenkliche  Nachbarschaft  mit  dem  Könige. 

Ein  gelehrter  Schüler  Heynes,  1783  Jenisch«  r  l'okior,  um  i-^uu  nr.i 
Schiller  an  Wielands  Teutschem  Merkur  beteiligt,  Immanuel  liuschku,  hatte 
den  Einfall,  die  Fabel  vom  Affen  und  Fuchs  herbeizuziehen: 

lioOvog  itv    iaxaTtj'iv 

nvnvbv  l^ovoa  voQVf 

1)  Zuerat  a1>  XfniinuLrif.t  gedruckt  1800  im  rtvt^Xumiv  tum  Buttmannt- 
tage  bei  einer  i  rr  der  Ton  Butimann  und  Boeokh,  Heindorf  und 

Spalding  gegrün     i       i    i  .:.cr  Graeca. 


120  Exkurs  II 

heißt  es  in  einem  Bruchstücke  des  Archilochos,  vielleicht  zu  der  Fabel  ge- 
hörig, die  bei  Babrios  (nii/thiamh.  81  Cr.)  also  lautet: 

ytsgSot  7tid'ri*og  slnsv  «^v  dgag  tfr»Jl»]v, 
ifiol  ycatQcpri  x'  iaxl  %&xi  Tcannrnr}-^ 
heqScd  Äi'O'Tjxa)  qprjfftv  «cos  ^iXsig  'ipsvdov, 
iXsyxov  ov-K  ^x^vaa  xijg  ScXrid'sirig.» 

Der  Name  Archilochos  kommt  gerade  auch  in  diesem  Pindarischen  Ge- 
dichte vor  (55),  freilich  ohne  sichtlichen  Zusammenhang  mit  dem  Epilog; 
aber  wir  haben  nun  doch  Archilochos,  Fuchs  und  Affen  hübsch  beisammen, 
und  Pindar  sagt:  'Sei  wie  du  von  Natur  bist;  du  weißt  (aus  der  Kinder- 
zeit), schön  ist  (dünkt  sich)  der  Affe,  immer  im  Märchen  (wo  ihn  der  Fuchs 
zum  besten  hat),  ja  schön!'  Diese  Erklärung  hat  viel  Lob  geerntet:  mihi 
quamvis  invito  nondum  plane  persuasum  esse  fateor  bekannte  Boeckh,  doch 
wollte  Gottfr.  Hermann  ihr  zuliebe  eine  Zeitlang  TtaQu  naLclv  lesen,  in  ore 
est  pueris^  während  er  natürlich  fühlte,  daß  ahi  zu  dem  zweiten  KaXog  ge- 
hörte, und  daß  f^a-ö-wv,  ^alog  xol  tcl^cov  kein  Griechisch  war.  Soviel  ist  wohl 
deutlich:  in  Pindars,  bei  starker  Gedrungenheit  namentlich  in  den  Sentenzen, 
doch  auch  zur  Fülle  des  Ausdrucks  neigendem  Geschmack  häufen  sich  die 
Bilder,  einander  ablösend  oder  unmerklich  ineinander  übergehend.  Man  er- 
innert sich  der  Bilderreihe  im  Anfang  des  Jugendgedichts  Pyth.  VI,  nur  daß 
man  hier  eine  tief  innere '  Erregtheit  und  Empörung  durchfühlt.  Der  Affe, 
die  Füchse,  dann,  mit  ccxlvcov  und  angedeutet,  der  Hund,  dem  der  Dichter 
als  Wolf  gegenübertritt  (Aesch.  Hiket.  758),  es  sind  lauter  Gleichnisse  des 
täglichen  Lebens:  der  Reineke  der  Tierfabel  und  vollends  sein  Verhältnis 
zum  Affen  liegen  da  ganz  ferne.  Wenn  überhaupt  eine  Gedankenverbindung 
besteht  zwischen  dem  (55)  genannten,  Pindarn  so  widerwärtigen  Dichter 
und  den  Widersachern  Pindars  im  Schlußteil  des  Liedes,  so  rückt  eben  Archi- 
lochos selber  mit  der  Giftzunge,  die  den  Lykambes  in  den  Tod  trieb,  in  eine 
Linie  mit  den  öiocßoliäv  vitocpdxieg  als  Prototyp  aller  oiuKrjyoQOL  und  ßXda- 
cprjfioL.  Als  Dichter  von  anmutig  -  boshaften  und,  soviel  sich  urteilen  läßt, 
mehr  allgemein  satirischen  Tierfabeln  kommt  er  hier  schlechterdings  nicht 
in  Frage. 

Aber  die  von  Huschke  inaugurierte  Forderung  der  Selbsterkenntnis  im 
Sinn  eines  Appells  an  das  wahre,  das  eigentliche  Selbst  (qudlis  a  natura 
(actus  es,  talis  sis)  hielt  Hermann  fest,  auch  als  er  die  Windigkeit  der  Zu- 
sammenstellung dieses  KaXog  Ttld'cov  ita^a  naLöLV  mit  dem  Ttld'^jTiog  ccXa^o- 
vsvofievog  der  Tierfabel  und  die  Ungeheuerlichkeit  des  Gedankens,  in  dem 
Affen  sich  den  König  spiegeln  zu  lassen,  durchschaut  hatte:  nosce  te  über- 
setzt er  fortan  (opp.  VII  120)  und  ^deinem  bessern  Wesen  treu'  Boeckh 
(KL  Sehr.  VII  441). 

Dies  ganz  modern  gefaßte  yv&d'L  öfavrdv  hatte  es  den  Söhnen  des 
philosophischen  Zeitalters  angetan. 

^Seid, 
Wozu  die  herrliche  Natur  Euch  machte!' 

Das  Schillerwort  hieß  jetzt  auf  griechisch  yivoL  olog  iößt,  von  dem  (lad^cov 
(olog  si)  konnte  man  dabei  nach  und  nach  absehen.  Man  fand  die  erhaben- 
ste aller  Forderungen  aber  auch  sonst  in  antiken  Formulierungen  vdeder: 
Eustathios  erhielt  Lob,  weil  er  die  epische  Wendung  totog  imv  olog  iaöl 
(Alkinoos  zu  Odysseus  rj  312)  verglichen,  und  Huschke,  weil  er  die  nicht 


zu  Pyth.  II  72  121 

minder  harmlosen,  attischer  Zurückhaltung  so  recht  willkommenen  Um- 
gehungen einer  ausdrücklichen  Prädiziemng,  l'ar'  ccv  ijg  olog  nsQ  el  oder 
03V  ye  og  eifiL  dazugestellt  hatte.  Vielleicht  gehören  sie  in  der  Tat  hierher, 
aber  von  der  Unterscheidung  eines  durch  Natur  und  Erziehung  gegebenen 
und  eines  durch  den  Mut  individueller  Selbstbehauptung  gesteigerten  Cha- 
rakters oder  auch  nur  von  Aufrichtigkeit  und  Treue  gegen  sich  selbst  im 
Sinne  des  Polonius  (to  thine  ownself  he  true)^  vollends  von  der  unfrucht- 
baren Forderung,  durch  Nachdenken  über  sich  selber  das  Wesen  seines  Wesens 
zu  'erkennen',  wissen  sie  nichts,  ein  Imperativisch  aufgelöstes  fia&cov  olog 
iaat  also  beglaubigen  sie  nicht  ^). 

Heißt  denn  ^av^ccveiv  überhaupt  'erkennen'?  'Lernen'  heißt  es,  'ver- 
nehmen', 'erfahren',  'verstehen';  bei  der  Ergänzung  olog  iaat  käme  darnach 
weit  eher  die  Deutung  einiger  Scholiasten  in  Frage:  juaO-cov  nuQ^  i^ov^  etwa 
im  Gegensatz  zu  dem  Bilde,  das  die  Höflinge  von  Hieron  entwerfen  mochten. 
Aber  dann  durfte  ebendies  TtaQ^  ifiov  wohl  kaum  fehlen  ^),  es  sei  denn,  daß 
der  König  kurz  vorher  aus  des  Dichters  Mund  erfahren  hätte,  was  er  sonst 
nicht  zu  hören  bekam.  Das  scheint  aber  nicht  der  Fall  zu  sein;  denn  was 
da  steht,  von  Jugendmut  und  von  gealtertem  Verstände  (63  —  67),  ist  zwar 
eine  Lieblingswendung  des  Dichters,  verkürzt  kehrt  sie  wieder  in  der  Emp- 
fehlung des  jungen  Damophilos  (iv  naLclv  viog^  iv  6e  ßoviaig  TtQeaßvg 
P.  IV  281),  und  etwas  anders  gewandt,  in  der  schon  einmal  angezogenen 
dritten  Nemee,  dort  wie  hier  dem  Epilog  unmittelbar  voraufgehend  (iv 
naial  vioLCir  natg,  iv  ccvÖQccaiv  ccvrJQj  xqixov  iv  TcalatTigoiOt  xtA.),  reicht  aber 
schwerlich  hin  den  Satz  vorzubereiten:  'Du  weißt  nun,  wer  du  bist;  handle 
darnach!'  Hätte  wenigstens  Pindar  den  König  kurz  als  aycc^og,  oder  auch 
nur  als  aocpog  bezeichnet!  Aber  der  wie  wir  sehen  werden  entscheidende 
Begriff  fehlt  gerade  ganz  in  dem  'blumengeschmückten  Festschiff'  des  Lob- 
lieds (62)  —  man  sieht  wohl,  dieser  Teil  des  Gedichtes  soll  kein  Fürsten- 
spiegel sein  — ,  und  in  der  Richtung  auf  aocpCa  heißt  es  (57)  nur:  'Reich- 
tum an  hohen  Gedanken  deutlich  sehen  zu  lassen  in  freiem  Sinn  vermagst 
du,  mächtiger,  an  Städten  und  Kriegsvolk,  an  Gütern  und  Ehren  reicher 
König,  desgleichen  Hellas  nie  gesehen!'  Das  alles  bezeichnet  doch  wohl 
nicht  den  gewünschten  Charakter  olog  iaal,  aus  dem  sich  nun  des  Königs 
Verhalten  gegen  wahre  und  falsche  Freunde  von  selbst  ergeben  sollte. 

Die  Deutung  (xa^cav  nag'  i^iov  schien  sich  besonders  zu  empfehlen, 
weil  der  Epilog  sich  gegen  Pindars  Widersacher  an  Hierons  Hofe  wendet: 
'Lerne  von  dem  geradredenden  Dichter,  wer  du  bist,  und  handle  darnach, 
von  den  Schmeichlern  wirst  du  es  nicht  lernen!'  Aber  von  Schmeichlern, 
die  dem  König  eine  übertriebene  oder  verkehrte  Vorstellung  von  seinem 
Charakter,  seinen  Verdiensten  oder  seinen  Pflichten  beibrächten,  ist  im  fol- 
^'fnden,  ist  in  dem  Gedicht  überhaupt  nicht  die  Rede,  auch  nicht  an  der 
iWn-i'^cDS  auch  heute  noch  ergreifenden  Stelle  von  den  charakterlosen,  'gegen 
j«  •]'  rniann  (so  auch  gegen  den  Dichter)  schweifwedelnden',  aber  weder  der 
Li«;h<-  noch  kräftigen  Ha-sscs  fähigen  Neidern  des  Dichters  (82).    Freilich, 

1;  'Erkenne  und  werde,  was  du  bist*,  erklärt  noch  Emat  Maaß,  Qoethe 
n.  d.  Antiko  1912,  416;  anderH,  konzetüiT:  'Lerne  nur,  aber  werde  lobUefiUcb, 
der  du  bint',  die*  rwpifelloi  verkehrt,  Otto  CruiiuM,  Hl&tter  f.  d.  b*yr.  Gymn.- 
Waten  49,  1918,  22\i. 

t)  8o  urteilt  auch  Feter  v.  d.  Mflhll,  Hhoin.  Mui.  NF  ""    i"'^    '"^~  •'" 


122  Exkurs  II 

wennPindar  von  sich  redet,  so  meint  er  oft  auch  andere  mit;  aber  im  Mittel- 
punkt des  Interesses  steht  hier  doch  der  Dichter  und  seine  Verleumder.  Also: 
'wer  ich  bin  und  wer  sie  sind,  vernimm  jetzt'  müßte  die  Ankündigung  lauten. 

So  bliebe  noch:  'Sei,  der  du  bist;  doch  begreife  ganz,  was  es  heißt, 
der  sein,  der  du  bist!'  Eine  tiefe  und  schöne  Sentenz,  die  mit  der  vielge- 
priesenen Selbsterkenntnis  nichts  gemein  zu  haben  brauchte,  die  nur  jeden 
daran  erinnerte,  was  er  sich,  was  er  seiner  Herkunft,  seiner  Stellung,  seinen 
Erfolgen  und,  wenn  man  will,  seinen  Fähigkeiten  schuldig  sei.  Ich  meine 
nur,  wenn  Pindar  dies  wollte,  so  hat  er  durch  das,  was  vorhergeht  und  was 
nachfolgt,  seinem  fürstlichen  Freunde  das  ^a&SLv  olog  iatt  ziemlich  verbaut: 
vorher,  durch  das  blumengeschmückte  Festschiff  des  Lobgesangs,  das,  wie 
bei  Pindar  natürlich,  sittlicher  Fracht  nicht  ganz  ledig  war,  aber  doch  pan- 
egyrischen Ballastes  zu  viel  mitführte,  um  nicht  das,  was  an  dem  Charakter 
des  Königs  in  den  Augen  des  Dichters  recht  eigentlich  das  sittlich  Verpflich- 
tende war,  zu  verdecken.  Und  nachher:  wenn  fia&cov  irgendein  Gewicht 
hat,  so  soll  sich  der  König  eben  als  ^cc^cov  von  imreifen  Knaben  unter- 
scheiden, gerade  wie  der  gleich  darauf  ihnen  entgegengesetzte,  also  wieder- 
um dem  Hieron  entsprechende  Rhadamanthjs  (pQEv&v  KaQitbv  a(i(6(iYiTov 
Xaiuiv.  Gegen  diese  'untadelige  Frucht',  diese  'Reife  des  Gemüts',  die 
den  Rhadamanthys  gegen  die  Ränke  der  Zischler  feite,  die  ihn  zum  gerech- 
testen Richter  machte,  hätte  für  mein  Gefühl  die  hohe  Mahnung:  'versteh, 
wer  du  bist',  oder,  was  doch  auf  das  selbe  hinauskäme:  'du  hast  begrif- 
fen, wer  du  bist',  —  etwas  Treibhausartiges.  Das  wird  nun  wohl  ver- 
mieden, wenn  man  ^ccd'cov  ganz  von  olog  iaal  trennt  und  entweder  mit  dem 
Schol.  131*^  rbv  aTtsaxccXiiivov  6ot  vfivov  ergänzt  oder  mit  P.  v.  d.  MühU 
a.  a.  0.  allgemein  versteht,  im  Sinne  des  yvcbd-i,  vvv  xav  Olömodu  cocpiuv 
P.  IV  263  oder  des  6vveg  o  tot,  ksyco  fr.  105,  also  von  6og)6g,  nach  iaal  yccg 
wv  aocpog  Isthm.  II  12,  oder  von  avvsxog  0.  II  92  (dazu  P.  IH  80:  et  de  X6- 
ycov  avvifisv  'KOQVCpdv ^^leqcov^  oqQ'ccv  iitlaxa,  (iccvd-civcov  olad-a  TtQOxsQcov), 
cpqovioav  Bacch.  HI  85  —  an  sich  dies  durchaus  im  Sinn  unserer  Interpre- 
tation, die  den  ganzen  Gedanken  auf  das  Folgende  einstellt  und  den  Ton 
auf  die  nalöeg  und  ^PaSd^iavQ'vg  legt  — ,  wenn  nur  (icc&cav  ohne  jeden  Zu- 
satz an  jene  Begriffe  einigermaßen  heranreichte!  Muß  doch  auch  v.  d.  Mühll 
(p.  310)  das  Beste  hinzudenken:  'indem  du  mich  richtig  verstehst,  den  Sinn 
meiner  Worte  richtig  interpretierst'. 

Wenn  nun  die  grammatisch  allerdings  nächstliegende  Ergänzung  fia- 
^ü)v  olog  iaaC  sich  nicht  bewährt,  (lad-cov  ohne  Ergänzung  zu  lassen  sich 
aber  nicht  empfiehlt:  was  sollen  wir  in  yhoi^  olog  iaal  fiad'cov  hinzudenken? 

An  der  bereits  von  uns  gestreiften  Stelle  der  dritten  Pythie  (82):  'Auf 
eine  Freude  teilen  zwei  Schmerlen  die  Götter  den  Menschen  zu' ;  xcc  (lev  ov 
övvavxai  vtjtciol  Koafico  (psQELv,  äXV  dya^oi^  xd  Kala  XQStpavxeg  l'^ca,  stehen 
einander  gegenüber  vt^tvlol  und  dya&oC,  die  ewigen  Kinder  und  die  Gereiften, 
die  gelernt  haben  das  allen  gemeinsame  Schicksal  mit  Anstand  tragen; 
ddvvaxa  d'  enog  i^ßaksiv  HQaxatbv  iv  dyad'Oig  Sohov  daxov,  heißt  es  wieder 
in  unserem  Epilog  (81),  der  in  den  Wunsch  ausklingt:  döovxa  ö^  el'i]  ^s 
xoig  dyad'Oig  o^detv  (96).  Also  an  den  dvriQ  dya&og  im  Könige,  an  den 
'Gentleman  auf  dem  Throne',  nach  dem  schlichten  Bismarckischen  Wort, 
wendet  sich  der  Dichter,  im  Gegensatz  nicht  zu  solchen,  die,  was  sie  sind, 
ohne  das  volle  Bewußtsein  ihrer  sittlichen  Verantwortlichkeit  wären,  (iri 


zu  Pyth.  n  72  123 

(lav&avovTeg  oIol  slatv,  sondern  zu  den  Ttcdöeg,  den  ayad-ol  elvcci  (i^ito)  fuc- 
^ovTsg.  Damach  scheint  die  Spitze  des  Gedankens  gerade  zu  liegen  in  dem 
seit  Eustathios  beim  Zitieren  so  gern  unterschlagenen  fia&6v.  'Bleib  der 
Unterweisung  treu!'  übersetzt  kurz  und  bündig  Joh.  Gurlitt  (1810). 
Aber  aya&bv  avÖQu  slvai,  —  wie  läßt  sich  das  lernen? 

'Die  Tugend  wird  nicht  erlernet:  sie  ist  eine  von  Gott  her  einwohnende 
Kraft:  sie  äußert  sich  also  schon  im  Kinde'  heißt  es  in  Philipp  Buttmanns  Hera- 
klesrede (Mythologus  I).  So  wüi'gt  das  kaum  dem  Mutterschoß  entschlüpfte 
Herakleskind  die  Schlangen  (Nem,  I),  so  erlegt  Löwen  und  Keiler  der  sechs- 
jährige Pelide  und  trägt  'Riesentaten  spielend*  selber  die  verröchelnden  Lei- 
ber heim  (Nem.  III).  Ohne  Mythologie  heißt  das:  auch  in  der  Sittlichkeit 
ist  ein  radikaler  Unterschied  zwischen  der  bloß  angelernten  des  Philisters  und 
der  wurzelhaften  des  rechten  Mannes,  der  künstlich  aufgehefteten  oder  auch 
nur  lose  umgehängten  und  der  mit  dem  ganzen  Wesen  untrennbar  verwachse- 
nen. Das  Beste  gibt  nach  Pindar  die  Geburt;  was  ist  also  hier  zu  'lernen'? 

Zum  avriQ  aya&og  wird  man,  nächst  der  ererbten  Art,  durch  die  Luft, 
in  der  man  aufwächst,  durch  Einordnung  in  die  edle  Tradition,  durch  Unter- 
ordnung unter  die  sittlichen  Autoritäten  der  Umgebung,  durch  Werben  um 
allgemein  begehrte  Kränze,  durch  Sieg  und  Ruhm,  iv  de  tchqu  reXog  diacpai- 
vsxat  o}v  rig  i^oxmsQog  yivrjTaL,  und  endlich,  wir  sahen  es  schon,  durch 
Übung  im  Ertragen  von  Erfolg  und  Mißerfolgen,  von  Glück  und  Schmerz: 
TUx&cDv  6i  re  vrjTCLog  l'yvco  und  nccd'SL  (jid^og,  sprach  das  Volk.  Im  Epos  (Z  444) 
rühmt  Hektor  sich,  iitel  (id&ov  efifievat.  iö&Xog  AUl,  und  was  in  unserem 
Gedicht  Ixion  k'^a&e  öcccpig  (25),  war  auch  eine  sittliche  Wahrheit,  vor  der 
er  sich  beugen  lernte:  ibv  svsqyixccv  dyavaig  \  d^OLßatg  iTtOLxo^ivovg  zivea^aiy 
auch  die  Kunst,  Menschen  zu  durchschauen  und  sich  vor  ihnen  zu  hüten 
will  gelernt  sein:  e^ccd^e  (/lafiocpdog)  vß^l^ovrcc  fiLaetv  (P.  IV  284);  Kinder 
sind  bald  getäuscht.  Wie  Pindar,  denkt  auch  Bismarck  Ged.  u.  Erinn.  III 157. 
Der  mythische  Erzieher  der  Ritterzeit  war  Cheiron  (P.  VI  21);  so  gelobt 
lason,  eine  Lieblingsgestalt  des  Dichters:  q)afil  ÖLÖaayunXCav  XsiQcovog  ol'aeiv 
(P.  IV  102),  auch  den  jungen  Achill  erzog  der  'gerechteste'  der  Kentauren 
iv  aQ^ivoiat  näat  ^vfibv  av^aiv  (N.  III  58),  damit  er,  fügt  der  Dichter  hinzu, 
dereinst  der  starke  Held  vor  Troia  werde.  Ritterliche  Wohlgezogenheit  war 
Walthers,  war  Pindars  Ideal  (dazu  Theogn.  28.  35.  37). 

Grammatisch  werden  wir,  was  Osk.  Erdmann  (de  P.  usu  synt.  81)  erwog 
und  verwarf,  ^(j(jt  jua^cov  zusammenfassen  dürfen  nach  dem  axTjt'i'tK  Xakjii6i%6v 
(Lesb.  p.  35  R.  Müller),  auch  Pindarn  nicht  fremd  (N.  X  18,  auch  mit  yivo^uxt), 
und  sagen:  yivoio  toiovxog^  olog  yeviatyai  xal  elvai  el  fiaO-civ,  »Jrot  fya^tg  aal 
tiavi>dveigy  —  iml  fiaOfg  k'fifitvaL  ia^Xog.  Es  ist  vielleicht  kein  zufälliger  An- 
klang, wenn  wir  bei  Thukydides  (V  9, 9)  in  der  herrlichen  Ansprache  des  Brasi- 
das  lesen:  uvtiq  dya^og  ylyvov,  maneq  ob  (ylyvsö&ai)  £tx6«j,  bvra  2^7taQxi(xtrjv. 

Nach  einem  ziemlich  offiziell  gehaltenen  Loblied  also,  dessen  letzte 
Töne  der  gereiften  Ein.sicht  des  Königs  galten,  beginnt  der  Epilog  mit  oinem 
Appell  an  seinen  in  großen  Erlebnissen  zum  dvi^Q  dya&og  gereiften  Charakter. 
Und  dies  geschieht  nicht,  worauf  man,  mehr  den  sentonziösen  Bedürfnissen 
ul.s  d»rii  Ziisarniiiftnhange  gemäß,  immer  aus  war,  mit  einer  besonders  tief 
-<:li<'pr(;n<l(ii,  <iuiv|j  Neuheit  und  Erhabenheit  in  die  Seele  donnernden  Mah- 
nung, soikI.  I n  mit  der  schlicht  und  fast  trocken  wie  auf  Selbstverst&nd- 
li'li'-    liiiiwui.'iLnden   Bemerkung:    'Sei    nur  n'i.li   wiii-i;.]/    —    nn    (aofutt. 


124  ^  Exkurs  II 

toLog  P.  IV  156  erinnert  gut  P.  Maas  —  'der,  zu  dem  du  in  dorischer 
Zucht  und  in  der  Schule  des  Lebens  erwuchsest:  dann  wirst  du  ein  weiser 
und  gerechter  und  glücklicher  König  sein,  wirst  deine  Worte  wägen  und 
die  Geister  scheiden'.  Dazu  paßt  der  milde  Ton  des  Optativs,  wie  in  des 
Sophokleischen  Aias  Vermächtnis  an  seinen  Sohn:  ro  Trat,  yevoio  TtaxQog 
svTvxsCTSQogy  xa  d'  aXl^  ofiOLog,  %al  yEvoi  av  ov  xaxdg,  oder  in  Pindars  lei- 
sem Gebet  Qotßs  .  .  .  i&EkriaaLg  ravT«  voco  ttd-ifiev  (P.  I  40),  oder  in  der 
Selbstanrede,  alvi^öccig  ^k  Kai  vlov  und  cpiqoig  öl  nQcotoysvEtag  ccövel  yl&aaav 
(0.  IX  14.  41),  oder  wenn  er  ruhig  für  sich  fordert,  g)lXov  elt}  cpilEiv^  wie- 
der in  unserm  Epilog  (83). 

Einen  besonderen  Reiz  auf  die  modernen  Liebhaber  des  Wortes  hat  die 
scheinbare  Paradoxie  des  Ausdrucks  geübt:  'Werde  der  du  bist'.  Das.  gab  ja 
nur  Sinn,  wenn  man  'bist'  in  tiefgründiger  Prägnanz  von  einem  ganz  andern 
als  dem  gemein- wirklichen,  empirischen  Sein  verstand.  Und  nichts  greift  uns 
heute  tiefer  in  die  Seele  als  der  Gedanke  des  Werdens;  er  umschließt  unser 
Heiligstes:  wie  prächtig  stellte  sich  zu  unserem  'Stirb  und  werde !'  nun  'Werde 
der  du  bist!'  Doch  leider:  zwischen  dem  Optativ  ylvoio  und  dem  Indikativ 
E6(5i  besteht  ein  metaphysischer  Unterschied  sowenig  als  überhaupt  einer  be- 
steht zwischen  den  Simonideischen  Infinitiven  avögf  ayaO'ov  yEvia^ai  und 
EßO'lov  EfifiEvat  in  dem  früh  berühmt  gewordenen  und  wie  U.  v.  Wilamowitz 
gezeigt  hat  (Gott.  Nachr.  1898,  204ff.)  früh  mißbrauchten  Tischlied. 

Diesmal  redet  Pindar  nicht  als  delphischer  Priester  und  nicht  als  orphi- 
scher  Mystagoge,  sondern  als  des  Königs  Standesgenosse,  als  Aegide:  'Sei 
du  nur  Edelmann'.  'Gar  nicht  mystisch  gemeint',  urteilt  auch  Erw.  Rohde^ 
Kl.  Sehr.  II  337. 

Will  man  sich  an  einem  deutschen  Dichterworte  den  Ton  des  nicht 
einmal  als  Sentenz,  nur  als  eindringlichere  Begrüßungsformel  gedachten 
Satzes  näherbringen,  so  v?^eiß  ich  statt  des  feuerzüngigen  Schillerischen 
Aufrufs  ein  ruhiges  Wort  des  Einen,  dessen  Herz  hellenischer  schlug,  als 
das  aller  Philhellenen,  der  Buttmannischen  vielleicht  nicht  ausgenommen: 

'Du  kennest  lang  die  Pflichten  deines  Standes 
Und  schränkest  nach  und  nach  die  freie  Seele  ein.' 

ZUM  HESTIAHYMNOS  DES  ARISTONOOS  VON  KORINTH. 

Als  Lückenbüßer  stehe  hier  die  mit  Hilfe  einer  Pindarvokabel  mögliche 
Heüung  einer  Stelle  des  delphischen  Hestiahymnos  (Pomtow,  BphW  1912  = 
III 246  des  Sonderdrucks,  Wilamowitz,  Gr.  Versk.  496),  mit  dem  der  Dichter 
des  Apollonhymnos  Uv^lav  leqokxlxov  (Weil,  et.  litt,  rhythm.  gr.  49,  Crusius^ 
delph.  Hymn.  4,  Fairbanks  Gr.  paean  27.  112)  ein  neues  Gesicht  erhält. 

Der  Hymnos  verläuft  in  zwei  inhaltlich  und  rhythmisch  gesonderten 
Perioden,  bis  auf  die  erst  daktylische,  dann  alkäische  Klausel  (vgl.  Aesch. 
suppl.  85 — 89,  Eur.  Ion.  1050),  unter  Anlehnung  sicherlich  an  alte  Kult- 
lieder, in  stark  ionisch  gefärbten  ChalMdikern,  der  1.  Teil  zu  5  6  [3]  5  6, 
der  2.  zu  2  [3]  2  2  -f  2  Metren.  Der  2.  (ephymnienartige)  Teil  hebt  an: 
Xcilqs^  Kqovov  &vyccx£Q  / KaVPiag,  fiovva  nv  (Zeilenschluß  des  Steins)  . .  lq)Ev- 
ovöcc  ßcofiovg  I  äd'avdxcov  iQL[xf\(iovg.  Man  ergänze  nv[Qa]lq)£vov6a,  die  Bil- 
dung nach  xL[jial(pEiv  (Pind.  N.  IX  54,  darnach  Lieblings  wort  des  Aischylos), 
zu  dem  sich  ein  XL^aXcpEVEiv  und  unser  7tvQaXg)EV£Lv  verhält,  wie  äficpiTCoXEVEiv 
zu  a^cpmoXEtv.  An  derartigen  Neubildungen  ist  ja  bei  Aristonoos  kein  Mangel. 


Abas  72 

Aegiden  34.  54 

Aietes  36 

Aigina  (um  446)  68.  76 

Aitna  (-nai)  7.  9 

Alkmeoniden  64/66 

Ambrosia  (flüssig)  84 

AmphiaraoB:  Adrastos  69 

Anaklesis  43 

Anatheme  62 

Antaios  89 
Apollon  63.  96 
ApoUonios  Eidogr.  1 
Argonauten:  Minyer  38 
Aristaios  77.  84,86 
Artemis  'fnTtlu  16/16.  36 
Ate  107 

Bandzauber  90 
Begrüßungszauber  78 
Blick  des  Gottes  73 
Braatlauf 

Deinomeniden  3.  8/9 
Delphi:  Apollontempel  66 
11       vana  60 

Ephyraeer  91 
Epigonen  08.  71.  76 
Erdscholle  (aymbol )  37 
Eselopfer  96 

Geh'&rded.ivdt^iovo&ui  62 
'Golden*  6 

Götterkonzert  4 
Göttermahl  81.  97 

Haartracht  43.  78 
Handauflegen  16.  78 
HerakleitoB  76 
Hennef  'Evaymvtog  16 
Heijchia  69 
HieroDf  HclminHchrift  70 

M        Krankheit  8 
Honi/Bf  (metuph.)  64 
Hybrm  rdtp  nax&v  108 
Hyperboreer  94 
Hypiipyle  46 


KEGISTER. 

I. 

'Ich'  (chorlyr.)   60.   63  ff. 

Kastoreion  1.  2.  20 
Kentauren  16 
Kinyras  16 
Kirrha:  Krisa  93/94 

Menelaos  Irrfahrten  66 
Metrik 

&%eq}aXa  77 

&vaßoXr}  6 

'Anakrusis*  118/119 

Auslautsverkürz'ung  109 
,     Beschleunigte  Grundzei- 
ten 60.  118 

'Chalkidiker'  114 

Dochmienvorläufer  67 

'Hemiepes'  (eium.  drei- 
heb.) 24 

'Hyperkatalexe'  118/119 
Kastoreion  2 
'Kerygma'  61.  67 
Klauselvorklang  24.  32 

öO.  61.  68.  77 
Lilngung  kons.  Ende.  (?) 

82.  106 
Längung  vok.  Ends.  vor 

Liqu.  (?)  P.  V  42 
v6iiog'A&riv&g(7toXvx.)m  \ 
'Paianismos'  67  ' 

pyrrhich.   Eing.  i.  Aeol. 

100.  109 
aäacctu  6 

SchaukelrhythmuB  8 
'Triole*  (tcvkvov)  13.  60 
übergreifen '(eryam6.)79 
ümtedung'  14. 82. 60.  77 

Opaon  (?)  86 


Phyllobolia  72.  89.  90 
PindaroH 

Aegide  (88/84)  68  ff. 

Geburtaj.  91/92 

Ehe  107 

und  d.  Frauen  40.  78 

Psychologie  89. 80/91. 188 


Bhea  und  Pan,  Nachtfeier 
30,  40  jetzt  fr.  79,  4  zu 
streichen;  vgl.  115 

Salmoneus  42 
Sarpedon  31 

Schimmel,  Heroenpferd  41 
Schlangensymbol  72 
Sidero  42 

Staaterecht,  heroisches  110 
Stil 

Antithese  17.  104 
&7tö  y.oivov  31.  39.   70 
Apostrophe  4,  (im  2.Glie- 

de)  43 
Asyndeton  66.  76.  80.  86 

87.  108 
Ausruf  i.  d.  Konstr.  ein- 

bez.  62 

Brachylogie  9.  80  (bis). 
107  ^ 

Epos  40.  48.  99.  104 
Erzählungs weise  17    38 

38.  39  .  .  . 
Etymolog.  Spiel  6.  Id.  94 
Humor  64.  64.  87 
Metaphern  23.  64.  70  81 

83.  86.  87.   107.  111 
Mythos  i.  Epin.  95 
Personifikation  69 
Polaritilt  20.  82/83 
Präd  .i.  Neben«,  ausgel.  90 
Prooimion  6.  66  67 
Rückstrahlung  d.  Neg.  94 
„  d.  PrUp.  111 

Schema  clialcidio.  128 
„  Pind.  46.  98 

M  «a^'5i.  X.  x.ii. 

66.  90  '^ 

Simplex  f.  Kompos.  80 

76  u.  ö. 
Sperrung  80.  40.  46 
Sphragis  21  ff.   46  ff.   48. 

86 ff  97.  10« ff. 
Subjekt  nicht  genannt  48 
tibcrgUnge  98.  97 
Variation  29. 61 .  106. 1 19 
Zeugma  7.  46.  98 


126 

Syntax 

archaische  11.  18.  63 

lyrische  21 

Adj.  f.  Adv.  7.  43 
„     attrahiert   46.     71. 

108.  117 
„     neutr.  plur.  i.  Präd. 
7.  23.  98 

Pron.  rel.,  locker  konstr. 
22.  28.  62 

Akkusativ:  inneres  Obj. 
73.  76.  103,  erspart  10 
(b.  ix^iv).  23  (jrpoqpf'pfft)» 
17  {ÖTtl^Eö&ai),  39  {di- 
^aro,  dfjasv),  a.d.Nebens. 
anticip.  45,  d.  Beziehg. 
62.  93,  wohin?  41.  56, 
dopp.  {öalvsiv)  8,  xara- 


Register 

ßalvsLV  trans.  74,   ^ta- 
(f^QSi  trans.  108/109 
Genetiv:   Separ.  5.   104, 
synonym.  48.  62.  76,  b. 
TisxXiiad-at-  30,  iniroacs 
37,  ^Tteeri  76,  b.  Pass.  43 
Dativ:  b.  cckovslv  5,  di- 
y,OiLccL  70,    6tq'6vslv  38, 
b.   Subst.    12.  41,    ter- 
mini  97. 
Nominativ  f.  Vokativ  102 
Acc.  c.  Inf.  nach  Vok.  10 
Partie,  m.  Kopula  123 
„       iaS^isvog    z.    erg. 
83.  112 

„  'ItpLy.    CCpCi%%BlGU 

76. 


!    Tempora  31.   37.   56/56. 
i       79.  86.  86 
I     Modi  47.  90.  94.  107.  124 
Aktiv  f.  Med.  71 

Tantalos  14.  18 

^^jLitS  Ugä  103 

Thyona:   Semela  31.    102 

Unsterblichkeit  verliehen 
83.  85.  109 

Wagenlenker   d.  Polyza- 

los  3 
Wanderung,  achaeische  35 
„  aeolische  91 

Windopfer  (Iphig.)  101 
Worte,     'geflügelte'     21. 

119ff. 


IL 


ayud^og  19.  23.  31.  121 

i9a^i5s  22 

icyQÖxSQog  27.  78 

jJaötifvg  17 

uyviai  86 

&yviätig  102 

yXmöGa  12 

Ainrag  45 

alvito\Lai  71 
uivog  46.  108 
Aixva  9 
cclx[LUtdg  6 
ä-KhU^LSVog  89 
&-KOQog'   SixogriTog  44 

öccl^div  57 
iatcpQcov  86 
Ssenoövvog  47 

dicc(paivoi  29 

dia(f)iQ(o  trans    108/109 

axQog  103 

aXXog  47 

k'ysvto  62 

(iftat/xaxfiros  29 

^Afv^fpos  (ffrdiog)  76 

SciiavQOGi  112 

li^r^a^fXog  12.  41 

afiog  29 

^Tcl  dalm  61 

&{icpL  20 

iTtivoyiog  103 

aiicpig  46 

inlxQonog  9.  75 

ccv  (xsv)  4.  7.  90.  94.  108 

^pai/og  110 

ävcc(^)  fem.  111 

igdaeaxo  18 

icvccxL^ruLi  71 

Ipo^raf.  coni.  40 

ävsfioö(pdcQccyog  78 

?ßyov  86 

avrXog  70 

^p^Ttro)  45 

avvo)  19.   111 

«(»xos  (ccXiiccg)  23 

äoldiiiog  72/73' 

fiJ^ota  (?)  42 

&no-  27 

S'baxBcpccvog  (v.  axsqxkvr^  20 

ScTtoSaiislv  ini  96 

?;tcö  'intr.'  10 

dcn6TQonog  75 

ocQyvQOnsla  78 

5aft«v»fs  82 

ccQiiovla  73 

agnaXiog  98 
&QX£Sixccg  41 
&6TrjQ  25 

axa  107 

^aijffa<y'9'afc  83 
d'siiiaxQiav  62 
-ö-fds  8 

aruQßaxTog  39 
ÄTfXiys  act.  53 

d^ffö-at  84 
^«oörrjpm  79 

ScTv^oiiaL  6 

a^yaf   6>/iara  83/84 

t^^fa  36 

avrdff  refl.  18 

'I^tfflv  17 

äatog  97 

Ivy^  46 

xa/  Wortst.  44.  63.  98, 
'und  zwar'  11.  18,  'über- 
haupt' 87,  prägn.  5.  43. 
49 

XCCLQOV    12 

xaXXLvixog  21 

xaxaßaivco  trans.  74 

xax^X^ad'ai  5 

xstvog  7,  16,  16 

KivxavQog  14 

xigSog  12.  22.  29 

xsQdä)  22 

xsxBLficcvraL  plur.  81 

>cf;jXad'ovrag  43 

x^Äa  6 

xXiala  42 

xoft/^w   dvax.  30.  40.  76 

Xtvxais  {(pQocöiv)  40 
Atjra^d?  16 

fia&cov  iaßl  123 
fiarpoÄdXog  27 
^sXri6i[ißQ0X0g  36 
/i^v  (ohne  d^)  35 

J^oLxofoQog  (?)  79 
oftco?  23 
oeyta  81 
oHiog  111 
o^)ldfi£ro?  48.  97 
ovvixsv    xo^v.  87 

7iaQ%-svixocl  87 
srar^p,  'Allvater'  30 
srar^^ss  =  'itaxgcasg  54 
TCsiGLvdXivog  16 
TTsqp^i-xofraff  43 
jroic/iadoxoff  93 


noXTg  31.  38 
7CoXwc7]ua)v  act.  29 
TCoXvcpiXog  51 
Tlgovaa  59 
-XQOcpiQSi  intr.  23 
ntSQcc  (vixav)  90 
Tlvd'ä)  Ilvd'mv  6 
Ävpa/lqpEVftv   124 

otxfjavxriv  117 
Jr«-^?  111 

ö(ar  mßdriXov)  116 
(yxv(>os  56 

(Joqpta  19.  21.   47.    86.  94 
tfoqpos  23.  121 


Register 

tfra^/ia  23 

GTOfia  86 

ffv^Lav  i^aiQsiv  112 

GvXXrintL%&s    (schol)    16. 

70.   105.   112 
a%oLvoxsvris  116 

Ta  xal  ra  67 
xivseQ-ai,  18 
t25  distr.  73,  rl  43.  67 
TvcpdiV  Tvcpms  6 

vytSQCupavog  93 
vTtBQdixog  97 

V7tO%OVQl^S09-CCL   28 

vnoq>äTig  22 


127 


«jparts  31 
qpXofi'eog  27 
qpovo?  45 
qP9£voapa$  79 

/alxoapa?  79 
;|rorXxoropo?  43 
Xapt?  11.  20 
X<^Ql^tic  15 
X^loapos  82 
XOigäg  97 
^Upetov  jrp»J  27.  31 
Xgdvog  57 
29i;<Tao^os  56 

^südog  28.  82 


Alkmeonis  69 
Aristonoos  Hestiahyinn. 

124 
Bacch.  UI  28.  58     12 

„       XVni  29  Ken.   29 
Demoer.  fr.  202,  Diels'  II 

102  28 
'Hes.'  fr.  63  35 


m. 

'Hee.'  fr.  93  ff.  101 

„  122  123.  125. 

219  26 

„    „  128  80 

„    „  143  35 

„   „  170  62 
Kl.  Ilias   62 
Find.  0.  XIV  24  43 


Find.  fr.  104''"»«     107 

„       „   106/6.  114^     1 
Polyzalosinschr.  3 
Sapph.  fr.  95,2     37 
Simon,  fr.  141     11/12 

„         „   149,2     64.  71 
Thuc.  V9,9     123 


Von  O.  Schroeder  erschien  femer: 

Vorarbeiten  zur  griechischen  Versgeschichte.  Geh.  M.  15.,  geb.  M.  i8.- 

„Mit  außerordentlicher  Freude  begrüßen  wir  diese  Sammlung  grundlegender  Meisterarbeiten 
Schroeders  zur  griechischen  Metrik,  die  uns  schon  aus  verschiedenen  Zeitschriften  bekannt 
sind.  Jfctzt  ist  die  Gelegenheit  geboten,  auf  die  bequemste  Weise  in  den  ganzen,  neuen  Bau 
der  Schroederschen  Metrik  einzudringen,  was  bisher  für  viele  durch  die  Notwendigkeit,  alles 
hier  und  dorther  zusammenzutragen,  erschwert  war."  (Literar.  Zentralblatt.) 

Pindari  carmina.  {Poetae  lyrici  Graeci  coli.  Th.  Bergk.  Edit.  V.  Pars  I  vol.  I.) 
2.  Auflage.     [In  Verb.] 

Pindari  carmina  cum  fragmentis  selectis.  Geh.  M.  15.— ,  geb.  M.  22.80 
Einleitung  in  die  Altertumswissenschaft.  Herausgeg.von  A.  Gercke 

und  E.  Norden.    3  Bände. 

I.  Methodik.  Sprache.  Antike  Metrik.  Griech.u.röm.Literatur.  2.  Aufi.  Geh.  M.39.— ,geb.M.  51.— 

II.  Griech.  u.  röm  Privatleben.  Griech.  Kunst.  Griech.  u.  röm.  Religion.  Geschichte  der 
Philosophie.  Exakte  Wissenschaften  und  Medizin.  Antike  Numismatik.  3.  Aufl.  [Unter 
der  Presse  1921.] 

III.Griechische  Geschichte  bis  zur  Schlacht  von  Chaironeia.  Griechische  Geschichte  »eit 
Alexander.  Röm.  Geschichte  bis  zum  £nde  der  Republik.  Die  römische  Kaiserzeit.  Grie- 
chische Staatsaltertümer.    Röm.  Staatsaltertümer,    a.  Aufl.    Geh.  M.  30. — ,  geb.  M.  36.— 

Geschichte  der  Philologie.  Von  U.  v.  Wilamowitz-Möllendorff. 
Geh.  M.  16.—,  geb.  M.  20. — 

Hier  wird  der  Versuch  gemacht,  in  möglichster  Kürze  darzustellen,  wie  sich  aus  der 
Grammatik,  wie  sie  die  Schule  aus  dem  sinkenden  Altertum  übernahm,  allmählich  die  das 
ganze  Leben  in  allen  seinen  Äußerungen  umfassende  Wissenschaft  vom  griechisch-römischen 
Altertum  herausgebildet  hat.  Das  ist  durch  die  Zusammenarbeit  aller  Kulturvölker  erst  in 
den  letzten  zwei  Menschenaltern  erreicht;  über  diese  kann  freilich  nur  berichtet  werden,  ohne 
die  einzelnen  Personen  hervorzuheben. 

Die  griechische  u.  lateinische  Literatur  u.  Sprache.  (Die  Kultur  der 

Gegenw.,  hrsg.  v.  P.  Hinneb  erg.  Teil  I,  Abt.  8.)  3.  Aufl.  Geh.M.  60.—,  geb.  M.  84.- 
Inhalt:  I.  Die  griechische  Literatur  und  Sprache.  Die  griechische  Literatur  des  Alter- 
tums: U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff.  —  Die  griechische  Literatur  des  Mittelalters: 
K.  Krumbacher.  —  Die  griechische  Sprache :  J.  Wackernagel.  —  II.  Die  lateinische 
Literatur  und  Sprache.  Die  röm.  Literatur  des  Altertums:  Fr.  Leo.  —  Die  latein.  Literatur  im 
Übergang  vora  Altertum  zum  Mittelalter :  E.  N  o  r  d  e  n.  —  Die  lateinische  Sprache :  F.  S  k  u  t  s  c  h 

Fr.  Lübkers  Reallexikon  des  klassischen  Altertums.    8.  Aufl.,  in 

vollständiger  Neubearbeitung  herausgeg.  von  J.  G  e  f f  c  k  e  n  und  £.  Z  i  e  b  a  r  t  h.  In 
Verbindung  mit  B.  A.Müller  und  unter  Mitwirkung  von  E.  Hoppe,  W.Liebe- 
nam,  E.Pemice,  M. Wellmann  u.a.  Mit  8  Plänen.  Geh.M. 96. — ,  geb. M.  114. — . 
Ausgabe  mit  Schreibpapier  durchsch.  in  2  Bänden  geh.  M.  150. — ,  geb.  M.  186. — 

„Die  beiden  Herausgeber  und  ihr  gelehrter  Stab  haben  es  ganz  vorzüglich  verstanden,  das 
Wissen  der  heutigen  Altertumswissenschaft,  wie  sie  versprechen,  kurz  und  bündig  darzustellen. 
Vortrefflich  ist  die  der  alten  Auflage  fehlende  Verweisung  auf  die  neueste  Fachliteratur,  die  zu 
weiteren  Studien  anspornt."  (Deutsche  Literaturzeitung.) 

Vom  Altertum  zur  Gegenwart.  Die  Kulturzusammenhänge  in  den  Haupt- 
epochen und  auf  den  Hauptgebieten.  Skizzen  von  F.  Boll,  L.Curtius,  A.Dopsch,  E. 
Fraenkel,  W.Goetz,  E.  Goldbeck,  P.Hensel,  K.H0II,  J.Ilberg,  R.Imelmann, 
W.Jaeger,  V.Klemperer,  H.Lietzmann,  E.von  Lippmann,  A.vonMartin,  Ed. 
Meyer,  L.Mitteis,  CMfüller,  E.Norden,  J.Partsch,  Leipzig,  J.Partsch,  Bonn,  A. 
Rehm,  G.Roethe,  Wilh.  Schulze,  E.Spranger,  H.Stadler,  A.Wahl,  M.  Wundt, 
J.  Z  i  e  h  e  n.     2.,  vermehrte  Aufl.     Geh.  M.  37.50,  geb.  M.  45.— 

„...so  gewinnt  das  Buch  die  Bedeutung  einer  den  höchsten  Menschlichkeitsgedanken 
geweihten  Führung.  Hier  wird  nicht  die  ästhetische  oder  die  logische  oder  die  ethische  Seite 
des  Altertums  als  Vorbild  gesichert,  sondern  eine  Zusammenfassung,   eine  Einheit  geboten." 

(Mitteldeutsche  Zeitung.) 

Die  germanische  Urgeschichte  in  Tacitus'  Germania.  Von  Eduard 

Norden.    Mit  l   Titelbild  u.  i  Karte. 

Der  Versuch,  Abschnitte  der  Taciteischen  Germania  in  den  Zusammenhang  der  hellenisch- 
römischen  Ethnographie  einzuordnen,  weitet  sich  zu  Untersuchungen  zur  Urgeschichte  des 
germanischen  Volkes,  zu  wichtigen  Episoden  unserer  ältesten  vaterländischen  Geschichte  aus. 

Römische  Studien.  (Historisches,  Literaturgeschichtliches,  Epigraphisches 
aus  4  Jahrhunderten  Roms.)  Von  C.  Cichorius.  [U. d. Pr. 21.] 

Verlag  von  B.G.Teubner  in  Leipzig  und  Berlin 


Preisänderung  vorbehalten 


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447 


m  2  0  1988 


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