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Full text of "Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften 3.1907"

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Polnisches Archiv für 
biologische und ... 






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W °V 27 1908 


Bd. III. Heft 1—8. 


III. Vol. 1—3 Livr 


POLNISCHES ARCHIV 


FÜR 




ARCHIVES POLONAISES 

DES SCIENCES 

biologiques et medicales 






herausgegeben von publiees par 

Prof. Dr. Igu. BARANOW8KI (Varsovie) — Doo. Dr. E. BIERNACKl (Uopol) — Doc. Dr. Th. BOHOSIEWICZ 
(Löopül)- Doc. Dr. Cz. CH]j)CI2$SKl (Odessa)— Dr. Th. DUNIN (Varsovie) — Dr. E. FLATAU (Varsovie) — Prof, 
r H. HALBAN (Löopol) — Prof. Dr. A. GI.UZltfSKI (L^opol) - Doc. Dr. A GOtfKA (Duopol) — Prof. Dr. M. GRA¬ 
BOWSKI a^opolj - Prof. Dr. M. JAKUBOW8KI (Cracovie) — Prof. Dr. Br. KADER (Cracovie) — Prof. Dr. H. 
KADYI (L4opol) — Prof.Dr. K. KOSTANECKI (Cracovie) — Doc. Dr. E. KOWALSKI (Läopol) — Dr. WI. KRA- 
JEWSKI (Varsovie) — Dr. A. KROKIKWlCZ (Cracovie) — Prof. Dr. WI. LUKASIEWICZ (Löopol) Prof.Dr. E. 
MACKEK (Ldopol) - Prof. Dr. A. MARS (Löopol) — Dr. J. NATANSON (Varsovie) — Prof* Dr. J. NUS¬ 
BAUM (Llopol) — Dr. H. NUSBAUM (Varsovie) — Prof. Dr. A. OBRZUT (Löopol) — Prof. Dr. St. PONTKLO 
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STROYNOWSKI (LtopoJ) Dr. H. ÖWIlgCICKl (Posen) - Prof. Dr. WI. SZYMONOWICZ (Duopol) - Prof. 
Dr. J. WICZKOWSKI (Ldopol) — Prof. Dr. Gr. ZIEMBICKI (Ldopol) 


UNTER DER REDAKTION VON 


SOUS LA RED ACTION DU 


Prof. Dr. H. KADYI. 




LEMBERG. LfiOPOL. 

VERLAG DER HERAUSGEBER. PROPRlfiTE DES £ D I T E U R S. 

Id Commission bei H. Altenberg, Buchhandlung Ea vente ä la llbrairie de H. Allenberg 

in Lemberg. L4opol. 

1907. 


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INHALT: 


Dr. J. Wiczkowski: Beitrag zum mikroskopischen Befunde des 

Wundsekretes. . . . . . • 1 

Dr. GL Modrakowski: Über das Hesperidin in Conium macula- 

tum mit Tafel II. 7 

Eduard Fla tau: Ueber die Pyramidenbahnen, mit Tafel III—-V. 26 

Le Dr. Stanislas Kopczv Äski : Recherches experimentales, 
physiologiques et anatomiques sur les racines postörieures des 
nerfs spinaux. Avec planches VI—X. . . . .99 

Prof Dr. A. Gluziiiski und Dr. M. Reichenstein: Das 
Myelom und Leukaemia lymphatica (plasmocellularis). Mit Ta¬ 
fel XI. . . - ..191 

Dr. Johann S^dziak: Aetiologie und Behandlung der Mykose 

der oberen Luftwege, mit Tafel XII. . . .222 

D r. E. B i e r n a c k i: Untersuchungen über den Einfluss der über¬ 
fetteten Nahrung auf den Magendarmkanal und den Stoffwechsel 272 



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•/ 





Aus der II. medlzlh1scl>en Abteilung des allgemeinen Krankenhauses ln Cemberg. 

Beitrag zu mikresk«pisehen Beinode des Viodsekretes. 

Dr. J. Wiczkowski 

Universitäts-Dozent und Primararzt der Abteilung. 


Meine haematologischen Untersuchungen, bei denen ich die 
cheraotaktischeWirkung verschiedener Körper erproben wollte, haben 
mich u. a. auch auf die genauere Untersuchung des Wundsekretes 
gieführt. Zu diesem Zwecke wurden von der Granulationsfläche von 
n Heilung begriffenen Phlegmonen täglich Praeparate ausgestrichen 
und dieselben mit verschiedenen Färbemethoden wie Eosin-Haema- 
toxylin, Ehrliches Triacid, nach Rüssel und Romanow sky- 
Ziehmann und mit Osmiumsäure behandelt. Ich muss ausdrücklich 
betonen, dass die Praeparate nicht dem Eiter, sondern direkt der 
Oberfläche der Granulationen entnommen wurden, da die unten zu 
beschreibenden Zellformen im Eiter nur spärlich zu finden sind. 

Gleich bei den ersten mikroskopischen Praeparaten lenkten 
gewisse Zellen meine besondere Aufmerksamkeit auf sich. Aus diesem 
Grunde wurden mehrere Hunderte von Praeparaten auf die Natur, 
den histologischen Bau und die sonstigen Eigenschaften dieser Zellen 
speziell untersucht. 

Das Resultat dieser Untersuchungen ist folgendes: 

Es sind dies Zellen von der Grösse kleiner Lymphocyten bis 
zur Grösse polynucleärer Leukocyten, manche auch etwas grösser. 
Die Zellform ist genau erhalten. Ihr Protoplasma ist reichlich, deutlich 
acidophil, ihre Granulationen sind entschieden neutrophil, meistens 
mit einem Stich ins Blaue. Das Protoplasma zeigt in der Regel weder 
Lücken noch Risse noch auch Vacuolen, hat auch keine Fettkügel¬ 
chen (mit Osmiumsäure behandelt). Besonders charakteristisch und 
auffallend ist das Verhalten ihrer Kerne. — Im Grossen und Ganzen 
scheinen einkernige Zellen zu praevalieren; wir finden aber auch 
zwei- drei- und selbst mehrkernige Zellen. In diesen mehrkerni- 

Poln. Archiv f. hiol. n. mcil. Wi*fcen*eb. III. . 

Archive« polou. de scieuc. biol. et m<5dic. 111. * 



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2 


gen Zellen sind die Kerne genau von einander getrennt und absolut 
ohne Verbindung untereinander; die Kerne sebst sind genau rund, sehr 
deutlich von der Umgebung abgegrenzt, chromatinreich, weshalb sie 
bei Anwendung von Ehrlich’s Triacid sich tief dunkelblau färben. 
An manchen Kernen kann man am Rande eine tiefere Färbung be¬ 
obachten. 

Wir haben also mit Leukocyten zu tun, deren Protoplasma 
acidophil und von deutlichen neutrophilen Granulationen durchsetzt 
ist; die Kerne sind basophil, chromatinreich, ähnlich etwa den Kernen 
von kernhaltigen Erythrocyteih - : ' ; 

Von diesem, regelmässig sich wiederholenden Bilde sind gele¬ 
gentlich Abweichungen zu konstatieren. Wir treffen Zellen, wo der 
Kern gut erhalten und gut gefärbt erscheint, von dem Protoplasma 
aber nur kleine Ueberroste irr Form von einzelnen Granulationen 
zurückgeblieben sind. Ein anderes Mal wiederum ist zwar das 
Zellprotoplasma gut erhalten, von den Kernen aber sind manche 
von der Färbung der Neutrophilen, blassblau. Manchmal ist das 
Zentrum der Kerne blässer, der Rand aber tiefblau. Ausserdem haben 
wir noch Zellen gefunden, deren Kern sich tief dunkelblau färbt, 
während die übrigen Korne eine blassblaue Färbung ähnlich den 
Kernen von neutrophilen Polynuclearen aufweisen. 

Die Granulationen sind ein anderes Mal nicht über das ganze 
Protoplasma verbreitet, sondern dem äusseren Zellrande näher gerückt 

Am deutlichsten erscheinen die oben beschriebenen Eigenschaf¬ 
ten der in Frage stehenden Zellen in den mit Triacid behandelten 
Praeparaten, wie die beiliegenden Abbildungen zeigen (Taf. I Fig. 1.). 

Was sind nun diese Zellen und in welche Gruppe von bekann. 
ten Zellen sind sie einzureihen? Wir wollen sie vor Allem mit den 
uns bekannten Blutzellen vergleichen, mit denen sie auf Grund ihres 
histologischen Baues die grösste Aehnlichkeit aufweisen: Mit den 
kernhaltigen Erythrocyten (in mit Eosin-Haematoxylin gefärbten 
Praeparaten) können sie infolge ihres granulierten Protoplasmas 
nicht vorwechselt werden, — auch nicht mit den grossen und 
kleinen Lymphocyten, da ihr Protoplasma deutlich acidophil und 
von neutrophilen Granulationen durchsetzt ist. Die im Wundsekret 
vorkommenden Epithelioidalzellen haben immer einen grossen, bläs¬ 
chenförmigen und sich nicht so intensiv färbenden Kern, aber keine 
neutrophilen Granulationen. — Die Uebergangsformen haben einen 
unregelmässig gestalteten Kern, der sich nur blassblau färbt und 
grösser ist. 

Natürlich müssen wir unsere Zellen mit den im Wundsekret 
am zahlreichsten auftretenden, neutrophilen Polynuclearen vergleichen. 


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Sie ähneln ihnen in Gestalt, Form, Grösse und im neutrophil gra¬ 
nulierten Protoplasma. Anderseits aber sehen wir bei genauer Be¬ 
trachtung folgende ins Auge fallende Differenzen: Erstens kommen 
unsere Zellen vorwiegend in einkerniger Form vor; zweitens sind 
bei mehrkernigen Formen die einzelnen Kerne genau von einander 
abgegrenzt, endlich färben sich die Kerne unserer Zellen ohne Rück¬ 
sicht auf ihre Anzahl in einer und derselben Zelle, sehr intensiv 
dunkelblau, was leicht bei der Vergleichung dieser nebeneinander 
stehenden Formen zu ersehen ist (Taf. I Fig. 1.). 

Die grösste Aehnlichkeit zeigen unsere Zellen .mit den Myelo- 
cyten, mit denen sie den einfachen Kern und das reichliche Proto¬ 
plasma mit neutrophilen Granulationen gemeinsam haben; den einzi¬ 
gen Unterschied bildet nur der Umstand, dass der Kern der Myelo- 
cyten vorwiegend blässer gefärbt ist. Die von Ehrlich beschrie¬ 
benen sogenannten neutrophilen Pseudolymphocyten kommen zwar 
unseren Zellen sehr nahe, letztere zeichnen sich jedoch durch ein 
entschieden reichlicheres Protoplasma, durch zahlreiche Granulationen 
und durch die Eigentümlichkeit aus, dass sie auch in mehrkerniger 
Form Vorkommen und dass sie die Pseudolymphocyten durchschnitt¬ 
lich an Grösse übertreffen. 

Was für eine Rolle spielen nun diese Zellen im Wundsekret 
und welche Deutung sollen wir denselben geben? 

Zunächst liegt der Gedanke nahe, diese Zellen als Degenera- 
tionsproducte von neutrophilen Polynucleären anzusprechen. Über 
diesen Gegenstand d. i. über die Degenerntionsformen von Blutzellen 
handelt eine grössere Arbeit von Janowski (über „die Morphologie 
des Eiters“. — Vrzeglqd chirurgiczny. —Warschau 1895): Derselbe hat 
durch verschiedene chemische Reagentien (wie Argentum niiricum , 
Uydrargyrum , Oleum crotonis et Oleum therebintinae ) bei Hunden lokale 
Eiterung hervorgerufen und den Eiter auf seine Zellbestandteile unter¬ 
sucht. Janowski spricht die Ansicht aus, dass die chromatinreb 
chen, sich dunkelblau färbenden Kerne als Degenerationsprodukte 
anzusehen sind. Wir glauben hervorheben zu müssen, dass unsere 
Praeparate im Gegensätze zu denen von Janowski, der nur durch 
chemische Reize künstlich hervorgerufenen Eiter untersuchte, dem 
natürlichen Wundsekrete, ohne Hinzutun irgend eines chemischen 
Reizes (auch nicht Karbolsäure und Jodoform) entstammen. Die An¬ 
schauungen von Janowski, dass die chromatinreichen kerne 
als Degenerationsprodukte anzusehen sind, werden wir unten zu 
widerlegen versuchen. 


* 


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4 


Dr. Bodon untersuchte Praeparate von „überlebendem“ Blut 1 ) 
und berichtet über die dabei beobachteten Degenerationsprozesse 
der Bluttzellen (Virchovs Archiv, Band 173, Seite 485). 

Im Gegensätze zu den von Dr. Bodon beschriebenen Degene¬ 
rationsprodukten der Polynucleären zeigen unsere Zellen ein ganz 
anderes Verhalten: Die Kerne sind zwar dnnkelblau gefärbt, jedoch 
st ihre Färbung meistens gleichmässig über den ganzen Kern ver¬ 
breitet; sie sind von ganz regelmässiger Gestalt, zeigen keine Zerfalls¬ 
produkte, wie Klumpen, und sind nicht bläschenförmig. Einen noch 
bedeutenderen Unterschied zeigt das Zellprotoplasma; man vermisst 
hier die Anzeichen einer Plasmolyse, im Gegenteile ist das Proto¬ 
plasma vollkommen gut erhalten und verhält sich überhaupt so, wie 
n lebenden Zellen. Überhaupt zeigt der Habitus dieser Zellen gar 
keine Veränderungen, welche als Anzeichen des Absterbens gedeutet 
werden könnten. 

Ich möchte hinzufügen, dass wir in zahlreichen, nach Dr. B o- 
don behandelten Praeparaten von „überlebendem“ Blut keine mit 
unseren Zellen vollkommen übereinstimmenden Bilder erhalten haben. 

Wollte man unseren Zellen eine spezielle Bedeutung zuschreiben, 
so müsste man wohl bedenken, dass beim derzeitigen Stande unseres 
Wissens es schwer kommt, ein endgiltiges Urteil abzugeben. Zunächst 
könnten wir diese Zellen als die von Ehrlich berschriebenen 
Psendolymphocyten ansehen. (Herr Geheimrat Ehrlich hat die Güte 
gehabt meine Bilder durchzusehen und hat die fraglichen Zellen 
als identisch mit seinen Pseudolymphocyten erklärt). 

Gewisse Momente sprechen jedoch gegen eine solche Auffassung. 
E hrlich beschreibt diese Pseudolyphocyten, die er „kleine neutrophil 
Pseudolymphocyten u nennt, folgendermassen : n Kleine neutrophile Pseudo¬ 
lymphocyten . Diese sind ungefähr so gross , wie die kleinen Lymphocy- 
ten , besitzen einen rundlichen , intensiv gefärbten Kern und eine schmale 
von neutrophiler Granulation durchsetzte Protoplasmahülle' 1 . 

„Die relativ starke Färbung des Kernes und der geringe Anteil 
des Protoplasmas am gesummten Zellkörper sichert vor einer Verwechslung 
mit kleinen Formen von Myclocyfen , die überhaupt zu so geringer Grösse 
nicht hinabsteigen. Die neutrophilen Pseudolymphocyten sind ausserordent¬ 
lich selten und stellen Teilungsproducte dei polynucleären Zellen dar u . 

Vergleichen w r nun unsere Zelle mit den eben beschriebenen: 
Zwar kommen auch bei uns kleine Zellen von der Grösse klei¬ 
ner Lymphocyten vor, aber es gibt auch eine nicht geringe Zahl 


*) Das dem Organismus entnommene Blut wurde durch 2—3 Tage 
unter aseptischen Kautelen in Thermostaten bei Körpertemperatur gehalten. 


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von Zellen, die die Grösse der polenucleären Neutrophilen erreichen 
oder sogar übertreffen. Ferner haben unsere Zellen, wie man an 
unserer Abbildung iTaf. I Fig. 1.) deutlich sehen kann, nicht eine 
schmale Protoplasmahülle, sondern oft reichliches Protoplasma. 
Gemeinsam haben diese Zellen nur die relativ starke Färbung der 
Kerne. Wie könnten wir uns nun vorstellen, dass das Teilungspro¬ 
dukt dieselbe Grösse hätte oder sogar grösser wäre als die ursprüng¬ 
liche Zelle? 

Es wäre noch zu bemerken, dass Wolf (Berl. klinische Wo¬ 
chenschrift 1902.10. Febr.) in einem dem unserem ähnlichen Prozesse 
nämlich in einem Pleuraexudate, den E h rl ich’schen ähnliche 
Zellen gefunden hat, die aber doch nicht den unseren gleichen. 
Auch wir haben auf solche Zellen zahlreiche Praeparate von Ent- 
ztindungsproducten b *i chronischer und acuter Bronchitis , Tubercu¬ 
losis und Cysiopyelitis purulenta untersucht und keine, mit unseren 
übereinstimmenden Zellen gefunden. 

Wir möchten für unsere Zellen etwa folgende Deutung geben : 

Nach Pappenlioim und Türk sind die mit chromatinreichen 
Kernen versehenen Zellen als Jugendformen zu betrachten. Unsere 
in Frage stehenden Zellen haben vorwiegend einen kleinen, sehr 
chromatinreichen Kern und mehr oder weniger reichliches Proto¬ 
plasma mit neutrophilen Granulatiouen, mit einem Stich eher ins 
Blaue als ins Rote, was man ebenfalls als eine Eigentümlichkeit 
von jugendlichen Formen ansieht. Wenn wir uns nun in der bisher 
noch nicht sicher entschiedenen Frage, welche Zellen als Jugend¬ 
formen zu betrachten sind, ob die mit chromatinreichen oder die 
mit chroinatinarmen Kernen, der ersteren Anschauung anschliessen, 
so liegt nichts näher, als dass wir unsere Zellen als Jugendformen 
auffassen, etwa den Myelocyten im Knochenmark entsprechend. Wie 
nun die Myelocyten im Knochenmark die Mutterzellen der Polynu- 
cleären bilden, so könnten wir unseren Zellen dieselbe Rolle in der 
Wunde zuschreiben *). Diesen Gedanken weiter verfolgend wären 
wir dann berechtigt anzunehmen, dass auch in der Wunde Prozesse 
sich abspielen, die eine lokale Vermehrung der Polynucleären zur 
Folge haben. Dass eine Neubildung von Blutbestandteilen auch 
ausserhalb der sogenannten blutbildenden Organe vorsich geht, wird 
bekanntlich heute vielfach angenommen. So sollen die sogenannten 
histogenen Mastzelien und auch die Eosinophilen und die Lympho- 


*) Sie waren im cirkulierenden Blute der betreffenden Kranken nicht 
zu finden. 


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cyten, wie dies zahlreiche Arbeiten zu beweisen suchen, lokal an 
verschiedenen Stellen des Organismus entstehen. 

Nichtsdestoweniger bin ich weit entfernt, bei unserem gegen¬ 
wärtigen Stand der Wissenschaft ein endgiltiges Urteil über die 
von mir beschriebenen Zellen abzugeben. Weiteren Untersuchungen 
bleibt es Vorbehalten, zu entscheiden, ob man diese Zellen in Sinne 
Ehrliches als Teilungsformen, oder ob man sie als Produkt eines 
lokalen regenerativen Prozesses ansehen solle. Jedenfalls glaube ich 
auf Grund meiner Untersuchungen die Überzeugung aussprechen 
zu dürfen, dass eingehende Untersuchungen der Wundsekrete einen 
wichtigen Beitrag zur Lösung der in der llaematologie noch schwe¬ 
benden Fragen liefern werden. 


Erklärung der Safel I. 


1. Die in vorliegender Arbeit beschrieben Zellen 

2. Neutrophile polynucleäre Zellen. 

.‘L Die Epithelioidalzellen. 

4. Rote Blutkörperchen. 

Im oberen Teile der Tafel sind Zellen ans verschiedenen mikrosko¬ 
pischen Gesichtsfeldern zusammengestellt; im unteren Teile ist ein ganzes, 
mikroskopisches Gesichtsfeld abgebildet. 




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Aus dem pharmakologischen Institute der k. k. Universität Lemberg. 


über das jtesperidin in (oninm nacnlatni 

mit Tafel II. 

VOU 

Dr. G. Modrakowski. 


In vielen Pflanzen treten bei Behandlung mit Alkohol oder 
verdünnten Säuren sphaerokrystallinische Ausscheidungen von cha¬ 
rakteristischem Aussehen und bestimmten mikrochemischen Reaktio¬ 
nen auf, die auf Grund ihres Verhaltens weder als Inulin noch als 
Zuckerarten angesprochen werden können. Derartige Krystallbildun- 
gen sind in Pflanzen aus der Familie der Aurantiaceae schon seit lan¬ 
gem bekannt; besonders erregten sie durch ihr massenhaftes Auf¬ 
treten in den unreifen Pomeranzen (Fructus Aurant, immaturi der 
Pharmakopoen) die Aufmerksamkeit der Untersucher. Jedoch gelang 
es erst Pfeffer 1 ) die entsprechende chemische Verbindung, die e 
als Hesperidin bezeichnete, in verhältnismässig reiner Form aus den 
Früchten zu gewinnen. Zur Darstellung des Körpers erschöpfte er 
unreife, gut zerquetschte Pomeranzen mit einem genügenden Quan¬ 
tum einer Wasser-Alkoholmischung unter Zusatz von Kalilauge bis 
zur stark alkalischen Reaktion. Aus der filtrierten Lösung schieden 
sich nach dem Übersättigen mit Salzsäure Sphaerokrystalle aus, die 
in Aussehen und Reaktionen vollkommen mit den durch Weingeist 
in den Früchten fällbaren übereinstimmten. 

Durch Auskochen mit Alkohol und Wasser, sowie mehrmaliges 
Umkrystallisieren erhielt Pfeffer schliesslich die gereinigte Sub¬ 
stanz in Gestalt eines weissen, aschefreien, mikrokrystallinischen 


*) Botan. Zeitg. 1874 pg. 530 Hier ist auch die ältere Litteratur 
berücksichtigt. 


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Pulvers, auf das die gewöhnlichen, organischen Lösungsmittel fast 
ohne Einwirkung waren; nur konzentrierte Essigsäure zeigte beim 
Erwärmen lösende Fähigkeit Dagegen löste sich der Körper sehr 
eicht in verdünnten Alkalien, aus denen er durch irgend eine Mine¬ 
ralsäure wieder gefällt wurde. 

Diese Angaben Pfeffers, der sdbst noch von der Aufstellung 
einer Formel des Hesperidins absah, ‘wurden durch eine Reihe von 
Arbeiten anderer Autoren, die die chemische Natur des Körpers auf¬ 
klärten, erweitert. Hier sind zu nennen: E. IIoff m ann *), der im 
Laboratorium von A. Hilger*) arbeitete, ferner E. Patern o u. 
G. Bri osi 3 ). 

Die eingehendste Bearbeitung des Hesperidins, nebst Untersu¬ 
chung seiner Zersetzungsprodukte stammt von Ferd. Tiemann 
und W. Will 4 ). Diesen Arbeiten, besonders der letzten entnehme 
ich folgende Angaben zur Charakterisierung des Hesperidins. Die rein 
gewonnene, vollkommen geruch- und geschmacklose Substanz kry- 
stallisiert in feinen, mikroskopischen Nadeln von weisser Farbe. Sie 
ist ungemein hygroskopisch und schmilzt bei 251° unter Zersetzung. 
Sie ist fast unlöslich in kaltem Wasser, löst sich aber in 5000 Teilen 
heissen Wassers (IIoffmann). 

Hesperidin ist vollkommen unlöslich in Äther, Benzol, Chloro¬ 
form, Schwefelkohlenstoff, Aceton; nur sehr wenig löslich in Al¬ 
kohol, leichter besonders in heisser Essigsäure und in Anilin. Leicht 
löst es sich in Alkalien, aus denen es schon durch schwache Säu¬ 
ren, selbst CO, wieder gefällt werden kann. Die Lösungen in Alkalien 
besitzen eine gelbe Farbe und drehen polarisiertes Licht nach links. 
Charakteristisch sind'ferner folgende Farbenreaktionen: konzentrierte 
Schwefelsäure löst Hesperidin mit gelber Farbe, die beim Erwärmen 
erst rot, dann dunkel missfarbig wird. 

In verdünnter Kalilauge gelöst und bis zur Trockene gebracht, 
färbt sich Hesperidin erst rot, dann violett (II o ff mann und Will). 
Schöner erhält man (nach Unverhau) diese Reaktion, wenn man 
nur mit Kalilauge eine Zeit lang erhitzt und nach dem Abkühlen mit 
Schwefelsäure ansäuert. Wird Hesperidin mit konzentrierter Kalilauge 
bis zur Schmelzung und Entfärbung der ursprünglich gelben Mi¬ 
schung erhitzt, so entsteht Protocatechusäure, die mit Eisenchlorid 


] ) Sitzungsberichte der physikalisch-medicin. Societät zu Erlangen 
1876, Heft VIII, pg. 67. 

a ) A. Hilger. Ber. d. deutsch, chem. Gesellsch. Bd. IX pg. 26 und 
E. Hoffmann, daselbst IX. pg. 685. 

a ) Ber. d. deutsch, chem. Gesellsch. Bd. IX. pg. 250. 

4 ) Ber. d. deutsch, chem Gesellsch. Bd. XIV. pg. 946. 


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eine charakterische Grünfärbung gibt oder nach Zusatz von Ammo¬ 
niak oder Sodalösung grüne, blaue und schliesslich * rotviolette 
Färbungen zeigt. 

Erhitzt man (T i e m a n n und Will) Hesperidin mit Wasser 
und Natrium-Amalgam einige Minuten und versetzt dann mit HCl, 
so entsteht ein in Alkohol mit prachtvoller Purpurfarbe löslicher 
Niederschlag 

Die Formel des Hesperidins ist nach Tie mann und Will 
C 21 H 26 O i2 . Der Körper gehört zur Gruppe der Glykoside: beim Ko¬ 
chen mit verdünnten Säuren zerfällt er nach den genannten Autoren 
ohne Wasseraufnahme in Glykose, Isodulcit und Hesperetin: C 22 
H lü 0„ = C lß H l4 0 6 + C 6 1I 12 0 6 . 

Tanret 1 ) gibt jedoch in einer eingehenden Untersuchung der 
chemischen Bestandteile der Pomeranzenschalen dem Hesperidin, 
die Formel C 50 H ö0 0 27 , und lässt die Spaltung desselben unter 
Wassoraufnahme nach folgender Gleichung verlaufen: C 50 1I 60 0 27 
+ 31I 2 0 2C, 6 II I4 0 6 (Hesperitin) + 2C 6 H 12 O c (Glykose) + C 6 

H m 0 6 (Isodulcit). 

Ausserdem isolierte Tanret ein zweites dem Hesperidin iso¬ 
meres Glykosid, das er deshalb Isohesperidin nannte. Es unterschei¬ 
det sich von ersterem durch seine weit grössere Löslichkeit. Kaum 
löslich in kaltem Wasser, löst es sich jedoch in */* Teil siedenden 
Wassers, sowie in 9 Teilen kalten Alkohol von 90°/,,. Im übrigen giebt 
es die gleichen Spaltungsprodukte und Reaktionen wie das Hesperidin. 

Diesem, wie ersichtlich, eingehend bearbeiteten Glykoside der 
Aurantiaceae stehen eine Menge von Beobachtungen über ähnliche 
Krystallausscheidungen in vielen anderen Pflanzen gegenüber, die 
deshalb oft als Hesperidin angesprochen wurden, aber bisher in 
keinem Falle auf ihre Identität mit der von Pfeffer resp. Tie- 
m a n n - W i 11 so bezeichneten chemischen Verbindung geprüft 
wurden. 

Schon Pfeffer verglich die Sphaerokrystalle seines Hesperi¬ 
dins mit den von Kraus 2 ) in Cocculus laurifolius beschriebenen, 
und fand, dass sie in ihrem Verhalten gegen Wasser, Alkohol, Säu¬ 
ren und Alkalien im Wesentlichen übereinstimmten; nur lösten sich 
die Krystalle der unreifen Pomeranzen leichter in Ammoniak und 
Essigsäure. Immerhin hielt er es nicht für ausgeschlossen, dass eine 
eingehende chemische Untersuchung eventuell die Identität der. bei- 


*) Bulletin de la soci6t6 chimique de Paris 46*— pag. 502 und 49 
pg. 23. 

2 ) Jahrb. f. wissenschaftl. Botanik 1872, Bd. VIII pg. 421. 


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den Körper nachweisen würde. Mit den von Kraus beschriebenen 
Übereinstimmende Krystailbildungen fand weiterhin Mika 1 ) in der 
Epidermis von Capselia bursa pistoris, in ganz ausserordentlich gros¬ 
sen Mengen. 

Schliesslich nahm Borodin 3 ) eine eingehende systematische 
Untersuchung auf derartige Krystallausscheidungen an einem grossen 
Pflanzenmateriale vor. Die Ergebnisse dieser Studien veröffent¬ 
lichte er jedoch nur in russischer Sprache. Da meines Wissen — 
abgesehen von der Notiz in S tra ssb u rger’s „Botanischem Prak¬ 
tikum“ *) — in anderen Sprachen auch nicht einmal ein Referat über 
diese Untersuchungen existiert, so möchte ich die wichtigsten, hier 
in Frage kommenden Resultate kurz anführen. Zur Erklärung muss 
ich jedoch vorausschicken, dass die Beobachtungen von Borodin sich 
nur auf die in den Pflanzen gefällten Krystalle beziehen. Eine che¬ 
mische Untersuchung der rein dargestellten Substanzen nahm er 
nicht vor. Trotzdem bezeichnet er die von ihm vielfach entdeckten 
Krystalle als „ Hesperidin * resp. * Pseudohesperidin “, erklärt jedoch 
selbst, dass er diese Körper nicht für identisch mit dem Hesperidin 
von Pfeffer halte, sondern mit den von Kraus in Cocrulus lauri/ofius 
und Mika in Capsella bursa pistoris beobachteten Krystallen. D,*s 
klaren Verständnisses halber müssen wir das hier scharf im Auge 
behalten, wenn wir mit Borodin von Hesperidin resp. rsrudohes- 
peridin sprechen. 

Als Hesperidin fasst dieser Autor Niederschläge auf, die in den 
betreffenden Pflanzen durch Alkohol in farblosen oder gelblichen 
Krystallen gefällt werden, die sich häutig zu pinselförmigen, in der 
Mitte eingeschnürten Gebilden oder zu regelrechten Sphaerokrystal- 
len zusammenlagern. Daneben kommen unregelmässige oder strahlige 
Bruchstücke vor, die jedoch stets ausgesprochen krystallinischen 
Bau erkennen lassen. Die Krystalle sind unlöslich in Wasser, Alko¬ 
hol, Aether, Benzin sowie verdünnten Säuren, lösen sich jedoch leicht 
in Alkalien mit gelber Farbe. 

Das von Borodin sogen. Pseudohesperidin soll eine dem He¬ 
speridin sehr nahe stehende, auf Grund der mikroskopischen Chara¬ 
ktere jedoch, in typischen Fällen, wohl unterscheidbare Substanz 
sein. Im Gegensatz zu letzterem wird sie durch Alkohol in gelben, 
nur undeutlich krystallinischen Massen gefällt, die niemals ausge- 

*) Ungar. botan. Zeitung, Jänner 1878. 

3 ) Tpyjju C. IleTepfiyprcKaro OßiuecTBa ecTecTBOiicnuTaTeaeft. 
Tomt» XIV — 1883 r. CTp. 65. 

. z ) IV. Aufl. 1902, pg. 684 i 715. 


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sprochene Sphaerokrystallformen annehmen. Die Krystallklumpen 
sind entweder fast homogen oder körnig oder auch dünn, haarfein, 
baumartig verzweigt. Im polarisierten Licht glänzen sie weit stärker 
wie Hesperidin und spielen in den Spektralfarben. Während Hespe- 
ridinkrystalle sich nur schwer und langsam in Ammoniak lösen, 
schwindet das Pseudobesperidin sehr rasch. Ausserdem soll es sich 
gelegentlich, im Gegensatz zum Hesperidin, besonders in den Schliess- 
zellen der Spaltöffnungen anhäufen. Die Unterscheidungsmerkmale 
sind, wie man sieht, nicht sehr scharfe, um so weniger, wenn man 
in Betracht zieht, dass sie sich nicht auf chemisch reine Individuen, 
sondern auf in Pflanzenzellen eingeschlossene Gebilde beziehen So 
giebt auch Bor o din selbst an, dass all^ Arten von Übergängen Vor¬ 
kommen und man oft absolut nicht entscheiden könne, ob es sich 
um Hesperidin oder Pseudohesperidin handle. 

Die Verbreitung dieser Krystallkörper im Pflanzenreiche ist recht 
beachtenswert. Von 3000 untersuchten Pflanzen enthielten nach 
Borodin 5°/ 0 typisches „Hesperidin“ und weitere 2—3% „Pseudo¬ 
hesperidin“. Ersteres wurde besonders in folgenden Familien beoba¬ 
chtet: Lobeliaceac 29°/ 0 der untersuchten Pflanzen, Valerianaceae 28°/ 0 , 
Lythrarieae 20°/ o > Umbelliferae IG°/ a ; doch liess es sich mehr verein¬ 
zelt noch in arideren Familien nachweisen, besonders auch unter 
den Labiaten. Pseudohesperidin fand sich weit seltener, hauptsäch¬ 
lich in den Familien des Compositac, Papilionaciae und Umbelliferae. 
Viel seltener sind derartige Krystallbildungen bei Monocotyledonen 
nachweisbar; von 100 untersuchten Arten enthielten nur zwei He¬ 
speridin. 

Leider gelangte ich erst gegen Abschluss meiner eigenen Un- 
aersuchungen in den Besitz der B o r o d i n'schen Arbeit. Ich hatte 
schon selbst, ohne von derselben Kenntnis zu haben, Studien über 
die Verbreitung hesperidinartiger Körper im Pflanzenreiche, besonders 
in der Familie der Umbelliferen vorgenommen. 

Da ich jedoch den Ausführungen von Borodin nichts wesentli¬ 
ches hinzuzufügen hübe, so sehe ich von einer Aufzählung der von 
mir untersuchten Pflanzen ab und spreche an dieser Stelle nur Herrn 
Prof. Zalewski meinen verbindlichsten Dank aus für das gütigst 
aus seinen Herbarien gelieferte Untersuchungsmaterial. 

In der Familie der Umbelliferen fand Borodin die Krystall- 
ausscheidungen vor allem in den beiden Unterabteilungen der Ami - 
neae und Sesselineae , während sie sich sonst in dieser Familie nur 
vereinzelt nachweisen Hessen, Angaben, denen ich vollkommen zu¬ 
sammen kann. 


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Besonders interessant erscheint die aus vielen Einzeluntersu 
chungen von Borodin abgeleitete, mit aller Schärfe hervorgeho¬ 
bene Tatsache, dass die Krystalle ausschliesslich in der Epidermis 
der Pflanzen auftreten. Er gelangte zu diesem Schlüsse durch Beob¬ 
achtung der in getrockneten Pflanzen ausgefallenen Krystalle sowie 
durch Untersuchen an frischem Materiale. Bei letzteren entfernte er die 
Oberhaut von den frischen Stengeln und überzeugte sich dann stets 
mit der grössten Exaktheit, dass in den übrigen Geweben sich kein 
„Hesperidin 4 * befand. 

Nach Veröffentlichung der Borodin’schen Untersuchungen, 
offenbar aber ohne Kenntnis derselben, wurden in vereinzelten 
Pflanzen, die jedoch zum grössten Teil schon Borodin anführte, 
auch von anderen Autoren hesperidinartige Krystallbildungen ent¬ 
deckt. In erster Linie handelte es sich hierbei um pharmaceutisch 
verwendete und darum häufiger untersuchte Pflanzen. So wiesen 
Flückiger und Schimoyama 1 ) in der Epidermis der Bucco - 
oder Bulcu- Blätter, die von Barosma-i Diosma -)Arten abstammen, 
derartige Sphaerokrystalle nach. Braomor 1 ) erklärte dieselben auf 
Grund eines Vergleiches der mikrochemischen Reaktionen mit käuf¬ 
lichem Hesperidin (Merck) für identisch mit diesem Glykoside, 
ohne jodoch eine nähere chemische Untersuchung auszuführen. 
Dasselbe Thema wurde zum dritten Male von Zenetti 3 ) bearbgi- 
tet. Obwohl dieser Autor die Substanz aus den Blättern von Diosma 
betulina und crenata isolierte und als Hesperidin bezeichnete, ana¬ 
lysierte er sie jedoch ebenfalls nicht weiter, sondern begnügte sich 
mit der Beschreibung der künstlich erzeugten Krystalle im Vergleich 
zu den in der Pflanze vorkommenden. 

Anderseits wurde jedoch das Vorhandensein von Hesperidin 
in den Buccoblättern durch die chemische Untersuchung nicht be¬ 
stätigt 4 ). 

Weiterhin beschrieb Vogl 6 ) in Scrophularia nodosa und eini¬ 
gen anderen Pflanzen krystallinische Ablagerungen, die in vieler 


*) Beiträge zur Kenntnis der Bukublätter. — Arch. der Pharmacie, 
1888, pg. 64. 

J ) „Les reactions histoebimiques de THesperidine 44 .—Associac. fran$. 
pour l'avancement des Sciences, Congres de Besan^o, 1893. 

B ) „Das Vorkommen von Hesperidin in Folia Bucco u seine Kry- 
atallformen“. — Archiv der Pharmacie, 1895, pg. 104. 

*) Spica, Gaz chimica ital. 1888; Bialobrzeski, Pharmac. Zeitschr. 
f. Russland, 1896 Nr. 22 25. 

•) Pharmaceutical Journal, February 8, 1896. 


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Beziehung in ihrem Aussehen wie auch in mikrochemischen Reak¬ 
tionen an Hesperidin erinnerten. 

Mir selbst fiel bei Gelegenheit einer im Grazer pharmakol. 
Institute ausgeführten anatomischen Untersuchung einiger Umbelli- 
feren *), das massenhafte Auftreten von sphaerokrystallinischen Bil¬ 
dungen in Aethusa cynapium und in Conium maculatum auf. Die 
Durchsicht der Litteratur ergab, dass diese Krystalie noch keiner 
chemischen Untersuchung unterzogen waren und nur vermutungs¬ 
weise als Hesperidin oder schlechtweg als ein nicht näher bekann¬ 
ter Körper bezeichnet wurden. Deshalb erschien es von Wert, in 
Hinblick auf die medizinische und toxikologische Bedeutung des 
gefleckten Schierlings diese Krystalie einer näheren Untersuchung 
zu unterziehen. 

Bevor ich zur Beschreibung der eigenen Beobachtungen über¬ 
gehe, führe ich das, was bisher über die Sphaerokrystalle von Co 
nium maculatum bekannt war, an. 

Adolf Meyer 2 ) glaubt sie trotz etwas abweichender Reak¬ 
tionen doch für Hesperidin erklären zu dürfen, eine Annahme, die 
auch Vogl im Comentar zur VII. Ausgabo der österreichischen Phar¬ 
makopoe anführt. 

Anderer Ansicht sind Tschirch und Oesterle, die in 
ihrem Werke: „ Anatomischer Atlas der Pharmakognosie und Nahrungs- 
wittelkunde* (Leipzig, 1900) folgende Beschreibung der Krystalie ge¬ 
ben (pg. 156): „ Legt man die frischen Stengel (von Conium maculatum) 
in Alkohol , so krystallisiert vornehmlich in ihnen (den Epidermiszellen), 
dann aber auch in dem Furchenparenchym in schönen , oft zu zentrisch 
verzweigten Gebilden vereinigten , in Kali löslichen Nadeln oder in Sphae • 
rokrystallen ein Stoß aus , der sich ganz wie jener Körper verhält , den 
ich bei den Pf eff er münzblättern beschrieben habe u (S. 74). 

Besonders reich fanden sie das Gewebe der Blütenblätter an den 
Krystallen, ferner erwähnen sie dieselben bei der Beschreibung der 
Früchte, wo sie nicht nur in der Epidermis, sondern auch im Frucht¬ 
schalen parenchym nach Alkoholbehandlung, ja schon an getrock¬ 
netem Materiale sichtbar seien. 

Die nähere Charakterisierung dieser Substanz geben die Autoren 
im Abschnitt über Mentha piperita pg. 74.: „Besonders in den Epidermiszel- 
len , aber auch im Mesophyll , vorwiegend in der Umgebung der Nerven 
höherer Ordnung , findet man nämlich bei diesem Alkoholmaterial ausser - 


Zeitsch. d. Österr. Apothek.-Ver. 1903 pg. 1205 u. f. 

2 ) „Anatom. Charakteristik officineller Blätter und Kräuter“. Abhandl. 
d. naturforsch. Gesellseii. zu Halle. Bd. XV. 


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ordentlich charakteristische Sphaerokrystalle in so grosser Zahl , dass oft 
jede zweite oder dritte Epidermiszelle einen solchen Sphaerokrystall führt. 
Dieselben sind unlöslich in Wasser (auch heissem ), Alkohol, Äther, Chlo¬ 
roform , Eisessig , Essigsäure (auch heisser), Salzsäure , Anilin (auch heis¬ 
sem) und Chloralhydratlösung , lösen sich dagegen leicht in verdünntem 
Kali , schwerer in Ammoniak . Der Schmelzpunkt liegt über 100 °. Obwohl 
die meisten der Reaktionen auf Hesperidin stimmen , /äestf tfocA die Un¬ 
löslichkeit in Essigsäure und Anilin {auch in der Wärme) sch Hessen, 
dass sie Hesperidin nicht sind , auch haben wir weder eine Zuckerart , 
wocA Inulin vor uns. Sie gehören also einem der Mentha eigentümlichen, 
bisher nicht darin nachgewiesenen Körper an“. 

Abbildungen der Krystalle in wohlgeformten von einen Zentrum 
ausstrahlenden Nadeln geben die Autoren auf Tafel 19 sowie 36 
und 37 ihres vortrefflichen Atlasses. 

Eine andere undeutliche krystallinische Form in rundlichen 
Gebilden, die sich häufiger, wie die Nadeln finden, bildet Mit la¬ 
ch er in seinem 1904 erschienen Buche über „ Toxikologisch oder 
forensisch wichtige Pflanzen und Vegetabilische Drogen u . Auf Seite 123 
in der Fruchtepidermis von Con. mac. ab, nimmt jedoch zur Frage 
des chemischen Qualifikation des Körpers nicht Stellung. 

Botanische Untersuchung. 

Das Hesperidin *) findet sich in allen oberirdischen Teilen der 
Schierlingspflanze mit Ausnahme der Samen; in der Wurzel konnte 
ich es niemals entdecken — trotz wiederholter Untersuchung — 
und bei Berücksichtigung der verschiedenen Jahreszeiten. In der le¬ 
benden Pflanze ist die Substanz immer nur in gelöstem Zustande 
vorhanden; wohl aber scheidet sie sich wenigstens zum Teil beim 
Trocknen in der Epidermis aus. Durch Alkohol, verdünnte Mineral¬ 
säuren oder Mischungen beider, ja schon durch Einlegen der Blätter 
in Wasser oder Glycerin, wird der gelöste Körper in charakteristi¬ 
schen, bald deutlich nadclförmigen Krystallen oder Krystallaggrega- 
ten, bald in nur undeutlich krystallinischen, rundlichen oder schol¬ 
ligen Gebilden gefällt. 

Die abgeschiedenen Krystalle sind unlöslich in Wasser, Alkohol, 
Äther, Chloralhydrat sowie verdünnten Mineralsäuren — und auch 
Essigsäure und Anilin zeigen — wenigstens bei Anwendung mässi- 
ger Mengen — selbst beim Erwärmen keine bemerkbare lösende 


*) Auf Grund der Ergebnisse der im nächsten Abschnitte beschrie¬ 
benen chemischen Untersuchung bediene ich mich schon hier der Bezei¬ 
chnung „Hesperidin“. 


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Einwirkung. Ich weise jedoch schon hier darauf hin, dass das nur 
für die in den Pflanzenzellen eingeschlossenen Krystalle zutrifft. 
An der isolierten Substanz kann man sich aber ohne Schwierigkeit 
von der Lösungsfähigkeit sowohl der Essigsäure, wie des Anilins 
überzeugen. Durch Kali- oder Natronlauge werden die Krystalle mit 
Leichtigkeit unter Gelbfärbung gelöst, ebenso wirkt Ammoniak jedoch 
viel langsamer und schwieriger. Mit einem Tropfen alkoholischer Naph- 
thollüsung und dann mit 2—3 Tropfen konz. Schwefelsäure be¬ 
tupft färben sich die Krystalle gelb, als Unterschied gegen Zucker 
und Inulin, die sich bei -gleicher Behandlung rot-violett färben wür¬ 
den (M o 1 i s c h, Zuckerprobe)*). 

Um den Sitz des Hesperidins in den Pflanzengeweben festzu¬ 
stellen, ergab sich auf Grund vieler Proben als einzig zuverlässige 
Methode: nicht zu dünne Querschnitte des frischen Materials sofort 
in absoluten Alkohol oder starken etwas säurehaltigen Spiritus zu 
übertragen. Dazu empfiehlt sich besonders Schwefelsäure, die in 
Verbindung mit Weingist die Krystalle — ähnlich wie absoluter 
Alkohol — fast momentan fällt, während andere Säuren langsamer 
wirken. Auf diese Weise erhält man die Krystallausscheidungen stets 
ausschliesslich in der Oberhaut Legt man hingegen grössere Pflan¬ 
zenteile — ganze Blättchen oder Stengelstücke, frisch oder getrocknet 
in Alkohol, so ist die Lokalisation der Krystalle nicht scharf. Man 
findet sie dann zwar vielfach in der Epidermis, aber auch mehr oder 
minder reichlich im Parenchym. Dabei geraten die Krystallbüschel 
ausserordentlich gross oder legen sich zu mehreren an einander, durch 
mehrere Zellen sich erstreckend, während die umgebenden ganz frei 
von Krystallen bleiben. Diese Erscheinungen haben ihren Grund 
offenbar in den bei dem langsamen Eindringen des Alkohols in die 
Gewebe auftretenden, nicht näher kontrollierbaren Diffusionsströ¬ 
mungen. Bei dem Arbeiten mit Schnitten ist man derartigen Miss¬ 
lichkeiten nicht ausgesetzt und erhält abgesehen von der exakten 
Fällung niemals Krystallbüschel, die über den Raum einer Zelle 
hinauswachsen. Zu irrigen Schlüssen kann auch das Einlegen von 
frischem Material in konz. Chloralhydratlösung führen. Dabei schei¬ 
den sich die Krystalle, ebenfalls in grossen Exemplaren von farnblatt¬ 
artiger Struktur, ganz langsam aus und folgen dabei exquisit dem 
einwirkenden Reagens im Verlaufe der Nerven, denen die sie dann 
— wie die Perlen an einer Schnur — aufgereiht erscheinen a ). 


*) Sitzber. d. Wien. Akad. d. Wissensch Bd. XLIII., Abtlg. II. 
S. 918. 

Modiakowski, loco cit. 


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IG 


Anderseits ist diese Praeparation wertvoll, um rasch einen 
Überblick über die Menge des in den Geweben vorhandenen Hesperi¬ 
dins zu gewähren. 

An mit absolutem Alkohol — wie oben angegeben — behan¬ 
delten Blattquerschnitten kann man sich leicht überzeugen, dass die 
Krystalle sich hauptsächlich und in kompaktester Form in der oberen 
Epidermis ausscheiden. Oftmals kann man die untere Epidermis ganz 
frei von Hesperidin finden, während die obere damit vollgepfropft ist. 

Bei einiger Mühe gelingt es auch Epidermisstückchen der Blät¬ 
ter, sowohl ober — wie unterseits abzuziehen, wobei sich der gleiche 
Befund erheben lässt. An derartigen Praeparaten lassen sich die 
einzelnen Krystallformen noch besser wie an Querschnitten beobach¬ 
ten, da wir hierbei die uneröffneten Zellen in ihrer ganzen Ausdeh¬ 
nung überblicken können. In der oberen Epidermis finden wir so 
ziemlich in jeder Zelle undeutlich krysfcallinische Ablagerungen, die 
meist in eigentümlicher Fächer- oder Pinselform den gewellten Zell¬ 
wänden ansitzen. Unterseits beobachten wir die Krystalle in viel 
geringerer Menge, jedoch als scharf kontourierte, wenn auch kleine 
Nadeln, die einzeln oder kreuzweise gelagert sich mitten in den 
Zellen befinden. Demnach scheint eine Beziehung zwischen der An¬ 
zahl von Krystallen und ihrer Form zu bestehen: der reichliche 
Niederschlag der Epidermis an der Blattoberseite weist die beschriebenen 
undeutlich krystallinischen Gebilde auf, während anderseits die 
wenig zahlreichen Krystalle der unteren Blattepidermis schöne, gut 
ausgebildete Nadeln darstellen. 

Am besten und exaktesten lässt sich die Lokalisation der Kry¬ 
stalle auf Blattquerschnitten im Polarisationsmikroskop feststellen. 

Auf dem dunklen, kaum angedeuteten Grunde des Blattgewebes 
heben sich hierbei die doppelbrechenden Krystalle in einer über der 
Pallissadenschicht liegenden, hellglänzende Reihe ausserordentlich 
schön ab, während unterseits nur hie und da ein leuchtender Punkt 
einen Krystall verrät. Taf. II. Figur 1 gibt die Mikrophotographie 
eines in Anilin liegenden BIattquerschnitt.es von Conium macul. bei 
gekreuzten Nicol’schen Prismen wieder, während die danebenste¬ 
hende Figur 2 dieselbe Stelle dos Querschnittes bei gleichsinniger 
Orientierung der Prismen zeigt. 

Auch an den Blattstielen und Stengeln lässt sich leicht der 
Beweis erbringen, dass die Krystallausscheidungen nur in der Epi¬ 
dermis erfolgen. Hier gelingt es mühelos beliebig lange Strecken der 
Oberhaut des frischen Materials abzuziehen, die dann mit absol. 
Alkohol oder schwefelsäure-haltigem Spiritus behandelt worden 
können. Derartige Präparate eignen sich wegen des gröberen-und 


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geräumigeren Baus des Zellen weit besser zum näheren Studium der 
Krystallbildungen als die Epidermis der Blätter. 

An Querschnitten der Blattstiele und Stengel bekommt man 
jedoch die Krystalle nur verhältnismässig selten zu Gesicht, da hier 
das Hesperidin, wenigstens den Sommer hindurch, in relativ viel 
geringerer Menge, als in den Blättern und Blüten, vorhanden zu sein 
scheint. 

Der in der Oberhaut der Stengel durch Alkohol hervorgerufene 
Niederschlag zeigt meist schöne, scharf gezeichnete Krystallnadeln, 
die sich in der Regel zu strahligen Büscheln zusammenlagern, wie das 
Taf. II. Fig. 3 veranschaulicht. Jene undeutlich krystallinischen Massen 
oder Schollen sind in der Epidermis der Stengel und Blattstiele nur 
ab und zu nachweisbar und zwar an jenen Stellen, die dem Lichte 
am meisten ausgesetzt sind, bei den Blattstielen also namentlich in 
den nach oben gekehrten Seiten. An diesen Stellen finden sich auch 
die Krystallabscheidungen in erheblich grösserer Menge. Die Unter¬ 
suchung der Stengel bestätigt also die schon bei den Blättern erho¬ 
benen Befunde über die Verteilung der Krystal e und ihre Formen. 
Wie in der stark belichteten oberen Blattepidermis, so finden wi 
auch an dem Lichte besonders ausgesetzten Stellen der Oberhaut 
der Stengel und Blattstiele reichlichere Krystallauscheidungen und 
von unregelmässiger Struktur, während die vom Lichte weniger 
beinflussten Teile geringere Krystallmengen, aber in gut ausgebilde¬ 
ten Nadeln aufweisen. 

Über die Zeit des Entstehens und der Ausbreitung des Hespe¬ 
ridins in Conium maculatum versuchte ich einigen Aufschluss zu 
erhalten, indem ich Samen desselben im Garten unseres Institutes 
zur Keimung brachte und die sich entwickelnden Pflänzchen in 
verschiedenen Stadien untersuchte. Die Samen sind, wie bereits an¬ 
gegeben, frei von Hesperidin; ebensowenig ist dasselbe in den jun¬ 
gen Keimpflanzen nachweisbar. Auch die Prüfung der eben ange¬ 
legten Blättchen fällt in der ersten Zeit negativ aus, bis dann nach 
einigen Tagen, bei entsprechender Praeparation, auf einmal 
grosse Mengen von Krystallen gefällt werden. Von da ab sind 
dieselben stets in allen in Betracht kommenden Pflanzenteilen, be¬ 
sonders reichlich in den Blätterorganen vorhanden. Später zeichnen 
sich die Blütenblätter durch einen auffallend grossen Gehalt an 
Hesperidin aus, dass auch beim Verblühen und Welken nicht aus 
ihnen schwindet. Ebenso können in der Epidermis der jungen Früch¬ 
te grosse Mengen von Krystallen durch Fällung sichtbar gemacht 
werden. Mit der Reifung der Frucht werden dieselben anscheinend 

Poln. Archiv f. biolog. u. med. Wiisemch. III. 2 

Archives polon. des scieuc. biol. et m£dic. III. * 


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erheblich geringer. Die Stengel enthalten während dieser ganzen 
Zeit verhältnismässig nur kleine Mengen von Hesperidin. 

Gegen den Winter ändert sich jedoch dieses Verhalten in einer 
auffallenden Weise, indem die Niederschläge in der Epidermis der 
Stengel immer reichlicher auftreten, und nach Beginn der kalten 
Jahreszeit lässt sich in ihnen das Hesperidin stets in ganz ausser¬ 
ordentlichen Mengen nachweisen. Dabei macht es keinen Unterschied, 
ob die Pflanzen noch frisch und lebend oder abgewelkt sind. Tat. II. 
fig. 4 stellt ein im Dezember praeparariertes Stückchen der Oberhaut 
dar, die aus der untersten Stengelpartie einer welkenden Pflanze 
stammt. Ein Vergleich mit Figur 3 belehrt auf den ersten Blick 
über den Unterschied in der Menge des Niederschlages, sowie im 
Aussehen desselben. Während wir in Figur 3 nur verhältnismässig 
wenige, aber schön auskrystallisierte, zu Büscheln vereinigte Nadeln 
beobachten, haben wir hier mit ungemein reichlichen, und — 
analog den früheren Befunden bei grösseren Hesperidinmengen — 
nicht deutlich krystallinischen, körnigen oder strahligen Ausschei¬ 
dungen zu tun. Dieselben finden sich in jeder Zelle, manchmal in 
mehreren Exemplaren, meist als wenig differenzierte Scholien und 
Platten, zum Teil aber auch als grob radiär gestreifte rundliche Ge¬ 
bilde, manchmal in charakterischer Form einer 8 zu zweien vereinigt. 
Gleichzeitig mit dem Anwachsen des Hesperidins in den Stengeln 
während der kalten Jahreszeit scheint eine allmählich vorschreitende 
Verminderung in den Blättern zu erfolgen. Doch war es beim Ab¬ 
schluss dieser Untersuchungen. — Ende Dezember 1904 — immer¬ 
noch in reichlicher Mengen in diesen Organen nachweisbar. Hinge¬ 
gen fand ich Anfang März 1904 die Blätter einer überwinterten 
Pflanze fast ganz frei von Hesperidin. Auf Taf. II. geben Figur 5 
und Fig. 6 die Bilder zweier von einem Blatte stammender Fieder¬ 
blättchen wieder, die in gleicher Weise mit konzentrierter Chloral- 
hydratlösung behandelt wurden Das erste (Figur 5) wurde im März 
der noch Schnee bedeckten Pflanze entnommen, das zweite wenige 
Tage später nach Eintritt warmen, sonnigen Wetters. Diese Beob¬ 
achtungen bedürfen jedoch noch einer Nachprüfung an grösserem 
Materiale und unter genauerer Berücksichtigung aller in Betracht 
kommenden Verhältnisse. Immerhin war auch hier das plötzliche 
und sofort reichliche Auftreten des Hesperidins beachtenswert. In 
der Menge der einmal gebildeten Substanz konnte ich jedoch später 
keine irgendwie erheblichen Schwankungen nachweisen. Tag und 
Nacht, sowie Etiolierung ergaben keinen erkennbaren Einfluss. Doch 
schien mir das besonders reichliche Auftreten der Substanz, wie 
bereits mehrfach hervorgehoben, in deu der Belichtung am meisten 


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ausgesetzten Pflanzenteilen konstant zu sein, indem an diesen 
Stellen stets grössere Mengen des Niederschlages von der beschrie¬ 
benen undeutlich krystallinischen Struktur sich nachweisen Hessen. 
Diese Formen erinnern lebhaft an die Beschreibung des Pseudohe¬ 
speridins von B o r o d i n, das dieser Autor ja gerade in der Familie 
der Umbelliferen häufiger beobachtete. Deshalb prüfte ich die ver¬ 
schiedenen Krystallformen noch besonders auf die Reaktionen des 
Pseudohesperidins. Das mikrochemische Verhalten gab jedoch keine 
Anhaltspunkte dafür, obwohl sich nicht selten Krystallausschei- 
dungen in den Schliesszellen der Spaltöffnungen fanden, was 
nach Borodin besonders charakteristisch für Pseudohesperidin 
sein soll. Die Einwirkung von Ammoniak Hess jedoch nirgends auch 
nur einigermassen greifbare Unterschiede in der Löslichkeit der ver¬ 
schiedenen Formationen erkennen. Dieselben lösen sich alle gleich 
gut, oder vielmehr gleich schwer in Ammoniak. Ebensowenig Hessen 
sich Glanz- und Farbenunterschiede im polarisierten Licht, wie sie 
Borodin angiebt, feststellen. Anderseits konnte ich die verschie¬ 
denen, in den Blättern zu beobachtenden Krystallformen auch auf 
künstlichem Wege mit der rein dargestellten Substanz erzielen. 
Schon Zenetti stellte derartige Versuche mit den aus Folia Bucco 
gewonnen Krystallen an; es gelang ihm zwar alle in den Blättern 
vorkommenden Formen und noch andere zu erhalten, jedoch stets 
in Mischungen. Die eine oder andere Form „durch gewisse Manipula¬ 
tionen oder Reagentien u zu erzielen, war ihm nicht möglich. Nach 
meinen Versuchen mit der aus Conium macul. erhaltenen Substanz 
lassen sich jedoch die verschiedenen Krystallbildungen recht gut in 
Vitro erzeugen, zwar nicht mit unfehlbarer Sicherheit, aber doch 
mit einiger Bestlmmheit abhängig von den wechselnden Bedingun¬ 
gen der Konzentration der Lösung, der Temperatur, der rascheren 
oder langsameren Fällung und vor allem der Beigabe von Alkohol. 
Konzentrierte Lösungen in alkalischer Flüssigkeit, ohne oder mit ge¬ 
ringem Alkoholzusatz, mit Salzsäure, Schwefelsäure oder Kohlensäure 
gefällt, ergeben rundliche Formen mit radiärer Streifung ohne deut¬ 
lich krystallinische Struktur, von denen meist zw r ei in Form einer 
8 an einnader gelagert sind (Taf. II. Fig. 7); dieselben ähneln durch¬ 
aus den neben anderen, wenig charakteristischen Bildungen dort in der 
Pflanze anzutreffenden Formen, wo das Hesperidin in grösserer Menge 
auftritt: in der Epidermis der Blätter auf der Oberseite, der Stengel 
an belichteten Stellen oder im Winter (conf. Figur 4), sowie der 
Früchte (vergl. die Abbildung von M i 11 a c h e r loc. cit.). Ähnlich 
gebaute nur kleinere Abscheidungen und von wechselnder Grösse 
untermischt mit winzigen hantelartigen Formationen werden aus 

* 


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verdünnten Lösungen bei Säurezusatz gefüllt, wie das Taf. II. Fig. 8 
wiedergibt. 

Wenn die Lösungen grössere Mengen von Alkohol enthalten, 
so setzt sich der durch Säuren erzielte Niederschlag stets aus voll¬ 
kommen einheitlichen, scharf kontourierten, nadelförmigen Krystallen 
zusammen, die sich meist kreuzweise oder zu pinselartigen Gebilden 
zusammenlagern. Bei ungefähr gleichen Mengen von Alkohol und 
Wasser vereinigen sich die Nadeln zu garbenförmigen, in der Mitte 
zusammengeschnürten Bündeln (Taf. II. Figur 9). Dieselben weisen eine 
deutliche Analogie mit den in der unteren Blattepidermis und ge¬ 
wöhnlich in der Oberhaut der Stengel auftretenden Krystallen auf, 
wo sich das Hesperidin nur in verhältnismässig geringerer Menge 
befindet (Vergl. auch Taf. II. Fig. 3). 

Wenn das Verhältnis des Alkohols zum Wasser in der Hespe¬ 
ridinlösung erheblich überwiegt, so werden etwas grössere um ein 
helles Zentrum zum Kreise geordnete Nadeln gefällt. In ganz beson¬ 
ders schöner und mächtiger Ausbildung lassen sich dieselben aus 
90% Alkohol unter Zusatz der zur Lösung des Hesperidins nötigen 
Kalilauge erhalten. 

Ungemein feine und zarte Nüdelchen krystallisieren beim Ab¬ 
kühlen aus, wenn das Hesperidin von Con macul. in heisser konz. 
Essigsäure gelöst wurde. Ähnliche nur etwas dickere und viel län¬ 
gere Nadeln werden bei der Lösung in heissem Anilin und nachhe- 
rigem allmählichen Abkühlen erhalten (Taf. II. Fig. 10). Jedoch kön¬ 
nen aus dieser Flüssigkeit, wenn inan die Lösung in der Hitze 
möglichst konzentriert bereitet, beim raschen Abkühlen auch wie¬ 
derum jene rundlichen, undeutlich krystallinischen Schollen und 
Massen ausgeschieden werden, ähnlich, wie wir sie aus wässeriger, 
alkalischer Lösung erhielten. 

Chemische Untersuchung. 

Zur Darstellung des Krystalle, wurde käufliche Herba conti 
maculati — Ed. VII. Pharmcop. Austr. — fein gepulvert und im 
Extraktionsapparat gründlich erst mit Äther, dann mit Chloroform und, 
wenn es sich nicht gerade um quantitative Bestimmungen handelte, 
auch noch mit Alkohol ausgezogen. Die so vorbehandelten Blätter 
wurden dann mit einer Mischung von gleichen Teilen Alkohol und 
Wasser, der 1'/,—2°/ 0 Natriumhydrat zugesetzt war, wiederholt ex¬ 
trahiert. Die ersten Auszüge waren dabei noch recht stark gefärbt, 
während die späteren nach Massgabe der Erschöpfung der Substanz 
mmer heller wurden. Aus den einzelnen Auszügen wurde durch 
Ansäuern mit Salzsäure ein reichlicher, gelb bräunlicher Niederschlag 


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erhalten. Zur weiteren Reinigung wurde derselbe noch mehrere Male 
in einem 1—2°/ # Natronlauge enthaltenden Alkohol-Wasser gemisch 
gelüst und wieder gefällt, wobei Anfangs der Wassergehalt der Mi¬ 
schung überwog, während später mehr Alkohol (3 Teile Alkohol, 
1 Teil Wasser) angewendet wurde. 

Das jetzt schon erheblich reinere Rohmaterial wurde nun erst 
mit Wasser, dann mit Alkohol wiederholt ausgekocht, wobei Verun¬ 
reinigungen und geringfügige Mengen Substanz in Lösung gingen. 
Das auf einem B ü c h n e r’schen Filter gesammelte Präparat stellte 
nach dem Absaugen eine leicht gelbliche, zusammengebackene Masse 
dar, die unter dem Mikroskope die charakteristischen, in den Blättern 
von Conium maculatum beobachteten Krystallformen aufwies. Zur 
Gewinnung einer analysenreinen Substanz wandte ich nunmehr zu¬ 
nächst die von Tie mann und Will zur Darstellung des Hesperidins 
aus unreifen Apfelsinen angegebene Methode an. Ich löste also 
das erhaltene Präparat in einem grossen Volumen schwach alkohol¬ 
haltigen Wassers, unter Zusatz der zur Lösung gerade nötigen 
Menge Natronlauge, und fällte dann durch Einleiten eines ganz 
langsamen Kohlensäurestromes. 

Der mit grösster Sorgfalt ausgewaschene Niederschlag ergab 
ziemlich genau den von T i e m a n n und Will erwähnten Schmelz¬ 
oder vielmehr Zersetzungs-Punkt in der Nähe von 251® C. Leider er¬ 
wies er sich jedoch als nicht vollkommen aschefrei. Die Wiederho¬ 
lung der Prozedur, wobei ich auch das Verhältnis von Alkohol und 
Wasser in weiten Grenzen schwanken liess, führte zu keinem bes¬ 
seren Resultat. So leicht die Isolierung der Krystalle aus dem Pflan¬ 
zenmateriale war, so schwierig erwies sich die Reindarstellung der¬ 
selben,— eine Erfahrung, die unter anderen Autoren auch E. H o f f- 
m a n n bei Praeparation des Aurantiaceen-Hesperidins besonders 
hervorhob. Als einzig sich bewährende Methode fand dieser Forscher 
die Krystallisation aus, heiss gesättigten, alkoholischen Lösungen 
(ohne Alkali-Zusatz), indem er den Alkohol aus einer grossen Glas¬ 
retorte abdestillierte und immer neue gesättigte Flüssigkeit nach¬ 
füllte. Dieses Verfahren erschien in Hinblick auf die ungemein ge¬ 
ringe Löslichkeit der Krystalle in Alkohol ausserordentlich umständ¬ 
lich und wenig ausgiebig. Anderseits stand, da die Substanz sich 
in allen andern probierten Lösungsmitteln als unlöslich erwies, 
nur die Krystallisation aus heisser konz. Essigsäure oder aus Anilin 
offen. Ersteres Verfahren empfahl sich nicht, da nach Tiemann 
und Will Eisessig, ja schon schwächere Essigsäure bei längerer 
Einwirkung und höherer Temperatur einen zersetzenden Einfluss 
auf Hesperidin ausübt. Es blieb also nur ein Versuch mit Anilin 


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übrig, in welchem die Substanz zwar nicht gerade leicht, aber doch in 
genügender Menge löslich ist. In der Tat ge ! ang es auch ohne 
Schwierigkeit aus heisser Anilinlösung beim Abkühlen Krystalle zu 
erhalten, die sich als vollkommen aschefrei erwiesen. Dieselben waren 
jedoch gelb gefärbt; unter dem Mikroskop stellten sie sich als schöne, 
verhältnismässig grosse, einzeln, gekreuzt oder auch stachlig um ein 
Zentrum gelagerte Nadeln dar. Da aber alle Autoren das rein erhal¬ 
tene Hesperidin als eine weisse Substanz beschreiben, so konnte ich 
mich mit diesem Resultate noch nicht begnügen und bemühte mich 
durch verschiedene Wahl der Krystallisationsbedingungen und aller¬ 
hand Modifikationen zu einem weissen Produkte zu kommen. Dabe 
stellte es sich heraus, dass der mehr oder minder ausgesprochene 
gelbliche Ton nur von der Grösse der Krystalle abhing. Je kleiner 
dieselben ausfielen, um so mehr näherte sich ihre Farbe dem reinen 
Weiss. Es galt also, auf möglichst kleine und zarte Krystalle hinzu¬ 
arbeiten. Dieselben Hessen sich mit Sicherheit nach folgendem Ver¬ 
fahren erhalten. In heisses Anilin wurde nur soviel Substanz einge¬ 
tragen, dass beim Abkühlen vorerst nichts auskrystallisierte; dann 
wurde die halbe Menge Alkohol — dem angewandten Anilin ent¬ 
sprechend — zugesetzt und schliesslich ein diesem gleiches Quantum 
Äther. Die umgeschüttelte Flüssigkeit trübte sich fast augenblicklich 
und beim Stehen über Nacht setzte sich der Niederschlag als kom¬ 
pakte Schicht scharf von der darüber stehenden klaren Flüssigkeit 
am Boden des Gefässes ab. Diese Hess sich ausgezeichnet abfiltrieren 
und durch Auswaschen mit Alkohol und Äther konnte jede Spur 
von Anilin leicht entfernt werden. Es hinterblieb eine rein weisse, 
vollkommen aschefreie, ausgesprochen hygroskopische Substanz, die 
sich unter dem Mikroskop als aus ungemein feinen, winzigen Kry- 
stallnadeln zusammgesetzt erwies. Die Probe auf Stickstoff fiel ne¬ 
gativ aus, womit gleichzeitig eine etwaige Verunreinigung mit Anilin 
ausgeschlossen war. So gut wie unlöslich in Wasser und Alkohol, 
vollständig unlöslich in Äther, Chloroform, Benzol und vielen anderen 
organischen Lösungsmitteln, löste sich die Substanz ziemlich gut in 
konz. heisser Essigsäure und in Anilin, vor allem aber mit schön gelber 
Farbe in Alkalien. Ein solche Lösung lenkte die Ebene des polari¬ 
sierten Lichtes stark nach links ab, zeigte jedoch mit dem Feh¬ 
lin g’schem Reagens keinerlei Reduktion. Beim Ausfällen der Kry¬ 
stalle mit Säuren erwies sich die Flüssigkeit nach dem Absetzen 
des Niederschlages stets wieder als vollkommen wasserklar. 

Durch 8-10 Stunden lang anhaltendes Kochen der Substanz 
mit verdünnter Schwefelsäure Hess sich Zucker abspalten, was durch 
die nunmehr eintretende Reduktion der Feh 1 ing'schen Lösung 


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23 


unter Fällung von Kupferoxydul nachgewiesen wurde. Damit war 
die glykosidische Natur des Körpers, der, gleich dem Aurantiaceen- 
Hesperidin, zu den schwer spaltbaren Glykosiden zu zählen ist, er¬ 
kannt. Auch die Farbenreaktionen entsprechen alle genau denen des 
Hesperidins von Tie mann und Will. Ich hebe hier nur die Reak¬ 
tion auf Protocatechusäure nach dem Schmelzen mit Kalihydrat und 
vor allem die Gewinnung des schönen Farbstoffes durch Reduktion 
mit Natrium-Amalgam hervor. Bei dieser Gelegenheit möchte ich 
auch darauf hinweisen, dass die prächtige, rotviolette alkoholische 
Lösung dieses Farbstoffes an die ebenso gefärbten Flecke der Sten¬ 
gel von Conium macnlntum auffallend erinnert. Es ist offenbar nicht 
ohne inneren Zusammenhang, dass die färbende Substanz, die sich 
ja bekanntlich auch in der Epidermis befindet, den gleichen Sitz, 
wie die Krystalle, in der Pflanze hat. 

Wiesen nun alle die angeführten Reaktionen auf die Identität 
des aus Conium maculatum dargestellten Glykosides mit dem He¬ 
speridin Pfeifers resp. Tiemann u. Wills hin, so schien das 
Ergebnis der Schmelzpunktbestimmung dem zu widersprechen. Der¬ 
selbe wurde bei 271*5—272° C. gefunden, also gegen 20° höher als 
diese Autoren angeben, wobei die Substanz sich unter Schwarz¬ 
werden zersetzte Das Ergebnis der E’ementar-Analyse wies hinge¬ 
gen wiederum eine gute Übereinstimmung mit den von Tiemann 
u. Will für das Hesperidin erhaltenen Zahlen aut. 

Beim Verbrennen im Schiffchen der bei 100° im Vacuum über 
Schwefelsäure getrockneten Substanz wurde folgendes Resultat er¬ 
halten : 

I. angew. Subst. 0213; — gefunden: 0*1074 H a 0 und 0*4212 C0 a 

II. angew. Subst. 0*207; — gefunden: 0 1034 H,0 und 0*4130 C0 a 
d. i. in Prozenten von C und II berechnet: 

I. II. Zahlen v. Tiemann u. Will 

C 53*81 % 54*41 7 0 54* 18% - 54*70% 

H 5*63% 5 60% 5 57%- 5 96%. 

Um nun die grosse Differenz der Schmelzpunkte zwischen dem 
aus Conium macul . gewonnenen Glykoside und dem Hesperidin aut- 
zuklären, zog ich zunächst ein Handelspräparat der letzteren Sub¬ 
stanz zum Vergleich heran. Dasselbe schmolz zwar bei 251°, war 
aber stark aschehaltig und erwies sich auch sonst als unrein. 

Infolgedessen entschloss ich mich, aus unreifen Pomeranzen 
Hesperidin nach der Methode von Tiemann und Will selbst 
herzusteilen. Die Früchte wurden in der gewöhnlichen Weise extra¬ 
hiert und das mit Salzsäure gefällte Rohhesperidin mir 90% Alkohol zur 
Entfernung der Verunreinigungen ausgekocht und nach erneuerter, 


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vorschriftsmässiger Lösung in stark verdünnter Kalilauge durch 
Einleiten von Kohlensäure gefällt. Das so erhaltene Präparat war 
aber nichts weniger als rein. Die Lösung in verdünnter Kalilauge 
zeigte einen rötlich-gelben Ton, während reines Hesperidin sich klar 
gelb in Alkalien löst. Bei der Fällung mit Säure hinterblieb eine 
gelb gefärbte Flüssigkeit an Stelle einer farblos-wasserklaren, was 
das Vorhandensein von alkohollöslichen Beimengungen bewies. 
Deshalb krystallisierte ich das Präparat so oft aus stark alkohol¬ 
haltiger verdünnter Kalilauge um, bis der Körper schliesslich unter 
Hinterlassung einer ungefärbten Mutterlauge auskrystallisierte. Der 
Substanzverlust war dabei sehr bedeutend, was den Gedanken nache 
legt, dass die Sphaerokrystalle der unreifen Pomeranzen zum grös¬ 
seren Teil aus einem schon von Tiemann und Will als vorhan¬ 
den erkannten, aber nicht näher untersuchten Isomeren des Hespe¬ 
ridins bestehen. Wahrscheinlich dürfte dieses das später von Tan- 
ret in Pomeranzenschalen in überwiegender Menge aufgefundene 
Isohesperidin sein. Das in der angegebenen Weise von diesen hart¬ 
näckig anhaftenden Beimengungen befreite Hesperidin wurde schliess¬ 
lich noch einmal in einem grossen Quantum stark verdünnter, etwas 
alkoholhaltiger Kalilauge gelöst und durch langsames Einleiten von 
Kohlensäure gefällt. Die Schmelzpunktbestimmung des ausgewasche¬ 
nen und getrockneten Niederschlages, der noch Spuren von Asche 
enthielt, ergab 265°. Ich löste denselben nun in Anilin und fällte 
mit Alkohol und Äther in gleicher Weise, wie bei der Darstellung 
des Körpers aus Conium maculatum . 

Das nunmehr vollkommen reine Hesperidin schmolz unter Zer¬ 
setzung bei 270°, eine Übereinstimmung mit dem für das Glykosid 
des Schierlings gefundenen Schmelzpunkte, wie sie bei derartig (un¬ 
scharf, unter Zersetzung) schmelzenden Substanzen kaum besser zu 
erwarten war. Es erfordert also der von Tiemann und Will für 
ihr Hesperidin bei 251° angebene Schmelzpunkt die Richtigstellung 
auf ungefähr 270°. Dabei ist zu bemerken, dass diese Angaben nur 
mit der Einschränkung gelten, dass die Bestimmungen bei gleich- 
mässigem, langsamen Erwärmen vorgenommen werden. Es bedarf 
kaum der Erwähnung, dass rasches Erhitzen zu erheblich höheren 
Zahlen (275° und mehr) führen kann, während umgekehrt bei stun¬ 
denlangem Verweilen auf der gegebenen Temperatur die Zersetzung 
schon bei 265° und noch niedriger erfolgt. 

Nach Aufklärung des Differenzen der Schmelzpunkte können 
wir nunmehr auf Grund des Ergebnisses der Elementar-Analyse und 
der Übereinstimmung aller Reaktionen, die in Conium maculatum 
durch Alkohol fällbaren Krystall-Niederschläge als Hesperidin von 


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derselben Zusammensetzung, wie die aus Fruct. Aurantü immat. ge¬ 
wonnene Verbindung anerkennen. 

Dieses Glykosi findet sich zur Blütezeit in ungefähr 3% — 
auf bei 105° getrocknetes Material bezogen — im Schierling ( Herba 
conii maculati Pharmak. austriac. Ed. VII.). Über die in anderen 
Pflanzen beobachteten Krystallausscheidungen, sowie das Verhalten 
des Hesperidins im Tierkörper beabsichstige ich weitere Untersu¬ 
chungen vorzunehmen. 


Erklärung der <äafel II. 

Diese Tafel ist eine Lichldruck.-Reproduktion von Mikrophotographieen. welche im 
hiesigen Iustitute für deseriptive Anatomie angefertigt worden sind. 

Fig. 1. Querschnitt eines Fiederblättchens von Conium macvXatum durch 
das Polarisitionsmikroskop photographiert, bei gekreuzten Nicoirschen 
Prismen. Der aus eiuem frischen Blättchen hergestellte Schnitt wurde 
sofort in absoluten Alkohol übertragen und dann in Anilin eingebet¬ 
tet Vergrösserung: 100. 

Fig. 2. Derselbe Schnitt, wie in Figur 1., bei gleich orientierten Prismen. 
Diese Figur ist aus Versehen auf der Tafel im Vehältnisse in Fig. I 
um 180° gedreht (umgekehrt) dargestellt. 

Fig. 3. Ein Stück der im August vod einem frischen Blattstiel abgezogenen, 
mit absolutem Alkohol behandelten Oberhaut. In Glycerin eingebet¬ 
tet Vergrösserung: 234. 

Fig 4. Ein Stück der im October einem welken Stengel entnommenen 
Oberhaut. Dasselbe wurde erst mit absolutem Alkohol behandelt und 
dann in Glycerin eingebettet. Vergrösserung: 234. 

Fig. 5. Ein Anfangs März entnommenes Fiederblättchen der überwinterten 
Pflanze, das mit konz. Chloralhydratlösung behandelt wurde; in Gly¬ 
cerin eingebettet Vergrösserung: 5. 

Fig. 6. Ein wenige Tage später derselben Pflanze entnommenes Fieder¬ 
blättchen; in gleicher Weise präpariert, wie das in Figur 5 abge- 
bildete. Vergrösserung : 5. 

Fig. 7. Hesperidinkrystalle aus konzentrierter Lösung in wässeriger Kali¬ 
lauge durch Salzsäure gefällt. In Glycerin eingebettet. Vergrösse 
rung: 234. 

Fig. 8. Hesperidinkrystalle aus verdünnter Lösung in wässeriger Kali 
lauge mit Salzsäure gefallt. In Glycerin eingebettet. Vergrösserung: 234. 

Fig. 9. Hesperidinkrystalle aus alkalischen 50' , / 0 Alkohol durch Salzsäure 
gefällt. In Glycerin eingebettet. Vergrösserung: 234. 

Fig 10. Hesperidiukr 3 7 stalle aus heissem Anilin durch langsames Abküh¬ 
len erhalten. In Glycerin eingebettet. Vergrösserung: 234. 

Eingegangen im Jänner 1905. 




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Aus dem Laboratorium der Abteilung für Nervenkranke Im jüdischen Krankenhause 

In Warschau. 

Ueber die Pyramidenbahnen 

von 

Eduard Flatau 

mit Tafel III., 19. und 9. 

Gleichzeitig mit der Entstehung neuer Untersuchungsmethoden 
räumt sich die Ueberzeugung immer mehr den Weg, dass unsere bis¬ 
herigen Kenntnisse über den Verlauf von verschiedenen „Bahnen“ 
recht schematisch sind und den wirklichen, anatomischen Ver¬ 
hältnissen keineswegs entsprechen. Genaue Untersuchungen, auf dem 
Gebiete der menschlichen Pathologie, wie auch Experimente an 
Tieren haben neue Tatsachen zu Tage gebracht in Bezug auf den 
Verlaut der hauptsächlichsten Bahnen und deren gegenseitige Verbin¬ 
dungen miteinander und mit verschiedenen Gebieten des Nervensy¬ 
stems. Diese letzteren Verbindungen sind von grosser Bedeutung, 
sowohl für die Physiologie des Nervensystems, wie auch für die 
bessere Beurteilung verschiedentlicher Krankheitserscheinungen. 

In den letzten Jahrzehnten verfolgte man mit grossem Fleiss 
den Verlauf der Pyramidenbahnen. Man sollte denken, dass diese aut 
den ersten Blick „einfache“ Bahn in anatomischer Hinsicht bereits 
gänzlich aufgeklärt wäre. Die modernen l T ntersuchungen mit Hilfe 
der Marc hi' sehen Methode führten zur Entdeckung ganz neuer 
Tatsachen (Verbindung dieser Bahnen mit den motor. Hirnnerven- 
kernen, Verlauf einzelner Pyramidenbündel in der medialen Schleife 
ihr inniger Zusammenhang, wenigstens auf einer gewissen Strecke 
mit anderen kortikalen Projektionsfasern u. s. w.). 

Im Jahre 1896 führte Herr Prof. H. Munk auf meine Bitte Ex¬ 
perimente an 6 Affen aus (Macacus rhesus Fig. I.), welchen er motori¬ 
sche Zentren entfernte, die für verschiedene Körperteile bestimmt 
sind. Die Gehirne habe ich damals nach der March Eschen Methode 
bearbeitet. Eine ununterbrochene Serie von Stücken aus den ge- 


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nannte Gehirnen und ferner Stücke aus sämmtlichen Rückenmarks¬ 
segmenten verblieben (nach entsprechendem Verweilen in der Mar- 
chi’schen Flüssigkeit) bis zum Jahre 1903 in Celloidin, denn erst 
dann konnte ich die Stücke in Serienschnitte zerlegen. 

Die gewonnenen charakteristischen Bilder der Degeneration tra¬ 
ten ausserordentlich scharf zu Tage. 

Es wurden ferner von mir 3 menschliche Gehirne untersucht, 
welche Kranken gehörten, die sehr kurze Zeit nach einer Blutung 
resp. Embolie in einer Hemisphaere gestorben waren. Das erste 
Gehirn verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Collegen W t. 
Brunner, die 2 anderen stammen aus der von mir geleiteten 
Nervenabteilung. 

Bei Beschreibung der Pyramidenbahnen in Gehirnen der ope¬ 
rierten Affen und in den menschlichen Gehirnen wird von mir die Be¬ 
zeichnung „Pyramidenbahn“ nicht nur in der Medulla oblongata, wo 
diese Bahn in der Tat ganz isoliert verläuft, angewandt, sondern 
auch auf der Strecke von der Hirnrinde bis zur Brücke und im 
Rückenmark. Diese Bezeichnung wurde von mir der grösseren Ein¬ 
fachheit wegen in der Beschreibung gewählt. Ich muss aber sofort 
bemerken, dass weder auf der Verlaufsstrecke von der Hirnrinde 
zum Pons, noch im Rückenmarke die Pyramidenbahnen isoliert 
verlaufen. Sie sind vielmehr mit einer Reihe anderer Projektions¬ 
fasern dicht vermischt. Die Bezeichnung der Bahnen als „pyra¬ 
midale“ ist also nur mit dieser Einschränkung zu verstehen. 

I. Experimentelle Untersuchungen über den Verlauf der Pyramiden¬ 
bahnen bei Affen. 

Affe Nr. I. (Exstirpation der linken Nackenregion). 

Am 13. VI. 1896 wurde die linke Nackenregion (Fig. I., Fig. II.) 
exstirpiert. Am 10. VII. 1896 wurde das Tier getödtet (4 Wochen 
nach erfolgter Operation). Wie die photographische Abbildung (Fig. 
III. A) zeigt, wurde die H-Region Munk’s entfernt (Fig. II.—H.). Die 
Fig. III. B (welche die Projektion des Herdes auf die Hirnoberfläche 
auf Grund vcn mikroskopischen Serienschnitten darstellt) zeigt dass 
der eigentliche Herd der Hirnrinde, welcher infolge der Operation 
entstanden war, die Munk’s che II-Region, wenn auch nicht 
übermässig, überschreitet. 

Die mikroskopische Untersuchung der Serienschnitte (Marchi’- 
sche Methode) zeigte im Wesentlichen Folgendes: 1) was zunächst 
die Assoziationsfasern in der operierten Hemisphaere anbetrifft, so 
liess sich Degeneration in der Corona radiata feststellen, welche vom 


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Fig. i. 



Fig. II. 



Fig. III. A. 


Reproduktion aus : Hermann 
Munk: „l'eber die Funktionen der 
Grosshirn rinde“ — Berlin. 1890, S. 61, 
Fig. 4. — A, Sehsphüre. — C—7, 

FOhlsphftre. — C. Hinterbeinregion.— 
7:, Kopfregion. — F, Augonregion. — 
ff, Ohrregion — 77, Nackenregion. — 
7, Kuinofregion. — Mit 77 ist die Rin¬ 
denpartie bezeichnet, welche nach den 
Erfahrungen am Hunde als Hürsphäre 
anzunehmen ist. 


Herde aus, sowohl 
nach vorn, wie auch 
nach hinten verlief 
(Taf. III. Fig. 2. bis Fig. 
5.). Diese Degeneration 
zeigte nicht die Form 
isolierter Degenera¬ 
tionsbündel, sondern 
trat als eine zerstreute 
Masse feinster Pünkt¬ 
chen auf. Die Dege¬ 
neration liess sich 
nur auf kurze Strecke 
vom Herde aus verfol¬ 
gen (dieselbe erreichte 
nach hinten niemals 
den Sulcus centralis . 

2) es liess sich 
mit Leichtigkeit die 
Entartung der „Pyra¬ 
midenbahnen“ (eigent- 



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Fig. III. B. 


29 


lieh der voie pidoncolaire ) vom Herde aus bis zur Capsula interna verfol¬ 
gen. Mustert man die Schnitte in der Richtung von den lateralen Partieen 
der Hemisphaere nach der medialen Fläche zu (in der Reihenfolge von 
Taf. ID., Fig. 5. gegen Fig. 2.), so lassen sich folgende Bilder feststellen. 
In den lateral gelegenen Schnitten (Taf. III., Fig. 5.) sieht man parallele 
Faserzüge, die vom Herde bogenartig nach unten und nach hinten ziehen 
(Degeneration in der Corona radiata). Gleich danach (Taf. HL Fig. 4.) tritt 
deutlich die Capsula interna auf und man sieht die obengenannten Faser¬ 
züge in dieselbe eintreten. Es soll hier gleich hervorgehoben werden, dass 
sowohl in der Gegend der Fig. 5., wie auch der Fig. 4. die Degene¬ 
ration den am meisten nach vorn gerichteten Capsula-Abschnitt ein¬ 
nimmt. Indem man dann weiter medialwärts rückt (Taf. III., Fig. 3 
und Fig. 2.), sieht man, wie die Degeneration in der Capsula interna 
allmählich nach hinten verschoben wird. Sowohl in der Gegend der 
Fig. 3, wie auch der Fig. 2. erscheinen die vorderen Abschnitte der 
Capsula interna degenerationsfrei. Ebenfalls frei von jeder De¬ 
generation erschien auf allen Schnitten die hintere 
Hälfte der Capsula interna. In der Gegend der Fig. 3 merkt man 
eine sehr geringe Degeneration in demjenigen Abschnitte der Capsula, 
welcher in Form eines Keils sich nach der Hirnbasis begibt. Eine 
grössere Anzahl von Degenerationsschollen sah man in diesem Keil, 
aber in der Gegend der Fig. 2. 

3) Die Degeneration der Commissuralfasern, d. h. derjenigen 
Fasern, die die symmetrischen Hemisphaerenteile miteinander verbin¬ 
den, tritt in den Schnitten deutlich auf, welche das Corpus callosum 
enthalten (Taf. III, Fig. 2 und Fig. 1). Die Degenerationsschollen 
nehmen den vorderen Balkentheil ein. 

Alle diese Degenerationssysteme (Associations-, Pyramiden-, Com- 
missuren-Fasern) traten auf den sagittalen Schnitten als zerstreute, 
meistens feine, rundliche Körnchen (Pünktchen) auf. Sogar in den 
Gegenden der Fig. 5 und Fig. 4, wo die Degenerationsfasern als pa¬ 
rallele Faserzüge die Corona radiata durchzogen, sahen wir nicht 
diejenigen charakteristischen Bilder, wie sie den degenerierten, längs 
getroffenen Fasern und Bündeln eigen sind. Die entsprechenden 
Faserzüge erschienen als Ketten, aus feinen, runden Körnchen be¬ 
stehend. Aus diesem Grunde halten wir es für möglich, dass die 
Degeneration der „Pyramidenbahnen“ (eigentlich der pedunkulären 
Bahnen), die in diesem Affengehirn konstatiert worden ist, haupt¬ 
sächlich (vielleicht sogar ausschliesslich) der „frontalen Brücken¬ 
bahn“, nicht also der eigentlichen Pyramidenbahn entspricht. Dafür 
spricht auch besonders die Topographie der Degenaration im Pedun- 
culus cerebri und im Pons (s. unten). 


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Affe Nr. II. (Exstirpation der linken Nackenregion). 

Am 20. VI. 1896 wurde die linke Nackenregion exstirpiert. Das 
Tier wurde am 30. VI. 1896 getödtet. Aus der photographischen Ab¬ 
bildung (Fig. IV. A) ist ersichtlich, dass in der Tat die Munk’sche 
H-Region entfernt wurde (Fig. II. H). Die Durchmusterung der Serien¬ 
schnitte zeigte aber, dass eine viel grössere Region der Hirnober¬ 
fläche beschädigt worden 
war (Fig. IV. B). Diese 
Verhältnisse sind an 
einerReihe von Zeichnun¬ 
gen (Taf. III., Fig. 6—12) 
ersichtlich, welche Fron¬ 
talschnitte zeigen, deren 
Lage in Fig. IV. B durch 
die Buchstaben a-g be¬ 
zeichnet ist. Es muss 
aber betont werden, dass 
diese Beschädigung der 
Hirnoberfläche in der 
Munk'schen H-Region 
und im benachbarten 
Gyrus frontalis medius am 
tiefsten reichte. In den 
übrigen Teilen der be¬ 
schädigten Gegend (Fig. 
IV. B) waren die Verän¬ 
derungen meistens ganz 
oberflächlich und be¬ 
traffen fast ausschliess¬ 
lich die Hirnrinde selbst. 
[An der Operationsstelle und in deren Nachbarschaft liess sich eine 
Piaverdickung feststellen]. 

Wir machen ferner auf die Tatsache aufmerksam, dass sogar 
in einer gewissen Entfernung von dem Operationsfelde, sowohl in der 
Hirnrinde, wie auch in der weissen Substanz des Centrum semio¬ 
vale kleine Herde auftraten, die an den Marchi’schen Schnitten 
deutliche Degeneration zeigten. Es folgt daraus, wie vorsichtig man sein 
muss und wie leicht Irrtiimer entstehen, wenn man nur auf Grund 
von makroskopischen, oder von nicht systematisch durchgeführten 
mikroskopischen Untersuchungen der operierten Gehirne physiologi- 



Fig. IV. A. 



Fig. IV. 13. 


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sehe oder anatomische Schlüsse ziehen will. Die Gehirne 
sollten stets serienartig untersucht werden. 

Indem wir zur Beschreibung der mikroskopischen Alterationen 
übergehen, wollen wir 1) die Veränderungen am Operationsorte selbst 
und 2) die sekundären Degenerationen (Bahnen) besprechen. 

Die an Ort und Stelle der Operation sichtbaren Alterationen sind 
genügend bekannt und bestehen in einer traumatischen Degeneration 
mit nachfolgender reaktiver Entzündung. Überall war der Substanzver¬ 
lust durch ein Gewebe ersetzt, in welchem Körnchenzellen und Gefässe 
prävalierten (ein Stadium, welches der Narbenbildung vorangeht). 

Die sekundären Degenerationen traten in diesem Fall sehr 
deutlich zu Tage. An den nach vorne liegenden Schnitten (Taf. III., 
Fig. 7) sieht man zahlreiche, feine, schwarze Degenerationsschollen 
im Gyrus frontalis medialis. Obgleich die operative Vernichtung der 
Hirnrinde eine verhältnismässig geringe war, umfasst die Degene¬ 
ration der weissen Substanz fast die gesammte Windung und es 
zeigten sich Schollen sogar in dem benachbarten Gyr. frontalis late¬ 
ralis. Im Corpus callosum liessen sich hier keine Schollen nachweisen. 
In derselben Gegend (Taf. III., Fig. 7) sieht man nicht nur Degene¬ 
ration im Gyr. front, med. et lateralis , sondern auch Degenerations¬ 
schollen, die vom Herde aus nach der Capsula interna ziehen. In 
dieser letzteren sind die obersten Bündel erkrankt. Bald darauf 
(Taf. HI., Fig. 8) treten im Corpus callosum degenerierte Faserzüge 
auf, zunächst in der zentralen Gegend des Balkens und gleich dar¬ 
nach in der ganzen Breite desselben. An den Schnitten aus der 
Gegend d in Fig. IV. B, sieht man (Taf. HI. Fig. 9): 

1) deutliche Entartung der weissen Substanz des Gyr. front, med. 
und des Gyr. centr. anterior. Die weisse Substanz ist hier förmlich mit 
Schollen besät. Es treten ferner degenerierte Faserzüge auf, die bogen¬ 
artig in einer Windung oder von ein.^r Windung zu der anderen 
ziehen, ferner Degenerationszüge, die zu der Caps. int. und zum 
Corpus callosum verlaufen. Man trifft die feinen, schwarzen Schollen 
nicht nur in der weissen Substanz der eben genannten Windungen, 
sondern auch in dem schmalen, auf dem Balken ruhenden Cingulum. 
Die hier angetroffenen Schollen zeichnen sich durch ihre Feinheit 
aus und ihre Zahl ist hier geringer, als in den oben genannten 
Windungen; 

2) vom Herde, resp. von der degenerierten, weissen Substanz 
ziehen in dorsoventraler Richtung dickere Schollen und Faserzüge 
nach der Capsula interna und nehmen ihren gesammten oberen Ab¬ 
schnitt ein. Der mehr ventral gelegene Capsula-Teil ist degene¬ 
rationsfrei ; 


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3) es ziehen Degenerationsbündel zum Corpus callosum zur ent¬ 
gegengesetzten Hemisphaere. In dieser letzteren lassen sich die De¬ 
generationsfasern nur auf kurze Strecken verfolgen. Man hat aber 
den Eindruck, dass diese Fasern zu symmetrischen Hirnteilen ver¬ 
laufen. Was das gegenseitige Verhältnis der degenerierten Faserzüge 
betrifft, die einerseits zum Corpus callosum , anderseits zu der Caps, 
int. ziehen, so erscheinen diese Faserzüge — wenigstens in den nach 
Marchi behandelten Schnitten — unabhängig von einanader. Es 
treten deutlich Fasern auf, die von dem degenerierten Herde zum 
Balken hinziehen und ferner Fasern, die meistens dicker sind, als 
die vorher erwähnten und sich nach den dorsalen Capsula-Regionen 
begeben. Die beiden Faserzüge kreuzen sich miteinander, wie die 
aufeinander gelegten Finger beider Hände. 

In der Richtung nach hinten (Taf. III, Fig. 10, Fig. 11 und 
Fig. 12) konnten analoge Bilder festgestellt werden. In der inneren 
Kapsel zogen die degenerierten Fasern basalwärts und nahmen immer 
mehr ventrale Teile der Kapsel ein. Indem in den mehr nach vorn 
gelegenen Schnitten der ganze Breitenumfang der Kapsel Degene¬ 
rationsschollen enthielt, konzentrierten sich die letzteren in dieser, 
mehr nach hinten gerichteten Gegend hauptsächlich im lateralen 
Abschnitte der Capsula interna (seitwärts von Nucl. lenticularis). 
In der Gegend der Fig. 11, in welcher bereits der Pedunculus auf- 
tritt, gehen die degenerierten Faserzüge in denselben über und 
nehmen hier die äusseren zwei Drittel, resp. die äussere Hälfte ein. 
Der mediale Abschnitt des Pedunculus erscheint degenerationsfrei (s. 
unten — bei der Beschreibung des Hirnstamms). 


Affe Nr. III. (Exstirpation des linken Zentrums für die Hand 
der unteren Extremität). 

Am 24. VI. 1896 wurde das linke Zentrum für die Hand der 
unteren Extremität entfernt. Das Tier wurde am 22. VII. 1896 ge- 
tödtet. Aus der schematischen Zeichnung (Fig. V.), welche auf Grund 
der sagittalen Serienschnitte angefertigt wurde, ist ersichtlich, dass 
der Operationsherd einen Teil der Munkschen C-Region einnimmt 
(vergl. Fig. II.), i. e. derjenigen Gegend entspricht, die das Zentrum 
für die ganze untere Extremität enthält. 

Die mikroskopische Untersuchung der sagittalen Serienschnitte 
zeigte im Wesentlichen Folgendes: 1) die genaue Durchmusterung 
der Figg. 13—16 auf Taf. III gibt ein klares Bild des Verlaufes der 
„Pyramidenbahnen“. Auf dem Schnitte, welcher am meisten medial 
liegt (Taf. III. Fig. 13), zieht ein schmaler Degenerationszug (r) im 


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33 


Lobus parietalis superior in ventraler Richtung und biegt dann nach 
hinten ab. Dieser nach hinten abbiegende Teil des Degenerations¬ 
zuges ist mit m bezeichnet. Weiterhin wurde eine mehr diffuse 
Degeneration im vorderen Abschnitt des Lob. pariet. sup . in der 
Nähe des Stile, cen¬ 
tralis nachgewiesen. Be¬ 
reits in der nächst fol¬ 
genden Zeichnung (Taf. 

III. Fig. 14) sieht man, 
dass das schmale, nach 
hinten abbiegende Bün¬ 
del (m), jetzt nach vorn 
verläuft (n). In dieser 
Gegend ist das Bündel 
m mit seinem Abstam¬ 
mungsbündel nicht mehr 
direkt verbunden, son¬ 
dern tritt in Form einer 
abgesonderten Gruppe von Degenerationsschollen auf [Es muss betont 
werden, dass das oben genannte schmale Degenerationsbündel, nebst 
seinen zwei Abzweigungen m und n, aus kurzen, schräg getroffenen 
Degenerationsfasern besteht]. In derselben Gegend (Taf. HI. Fig. 14) 
trifft man ausser dem schmalen Degenerationsbündel, einen anderen, 
mit o bezeichneten Degenerationszug (derselbe ist bereits auf dem 
vorigen Schnitte (Fig. 13) sichtbar). Auch dieser Zug besteht, wie 
man es an folgenden Schnitten sieht, aus schräg getroffenen, ziem¬ 
lich langen, degenerierten Fasern, welche ebenfalls eine vertikale 
Richtung aufweisen. Mustert man die ganze Serie durch, so sieht man, 
dass sowohl die Fasern des Zuges n, wie auch diejenigen des Zu¬ 
ges o nach der Capsula interna bogenförmig umbiegen (Taf. III. Fig. 15 
und Fig. 16). In den am meisten lateral gelegenen Schnitten (Fig. 16) 
nehmen die Degenerationsschollen die Basis der Dreiecke ein, welche 
mit ihren Spitzen gegen den Xucl. lenticularis gerichtet sind und den 
Beginn der Capsula interna darstellen. [In Fig 15 sieht man diese 
bogenförmig nach der Caps. int. hinziehenden Degenerationsfasern 
sich von den Bündeln o und m ablösen]. In den Gegenden von 
Fig. 16 und Fig. 15 nimmt die Degeneration die gesammte hintere 
Hälfte der inneren Kapsel ein, dagegen mehr medialwärts (Fig. 14) 
tritt die Degeneration in der inneren Kapsel in der Form eines kom¬ 
pakten Keiles auf. 

2) die Degeneration der Commissuralfasem im Corpus callosum 
ist in den entsprechenden Schnitten ziemlich schwach ausgesprochen. 

Poln. Arohiv f. Wissenscb. III. o 

Archives polou. des scieno. biol. et m£dic. III. 



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34 


Dieselbe tritt hier diffus auf (zerstreute Schollen) und nimmt die 
in Fig. 13 ersichtliche Stelle ein. 


Affe Xr. I\. (Exstirpation des linken Zentrums für die Hand 
der unteren Extremität). 


Am 30. \ I. 1890 wurde das linke Zentrum für die Hand der 
unteren Extremität extirpiert. Am 17. VII. 1890 wurde das Tier ge- 
tödtet. An der schematischen Zeichnung (Fig. VT.) ist ersichtlich, dass 
ein umfangreicher Teil der M un kschen C-Region exstirpiert worden 
ist (diese Kegion enthält das Zentrum für die ganze 
untere Extremität'. Was die sekundären Dege¬ 
nerationen anbetrifft, so zeigten dieselben einen 
analogen Verlauf, wie in dem Gehirn des Affen 
Xr. V. (Exstirpation des Zentrum für die ganze 
untere Extremität), so dass die diesen letzte¬ 
ren Fall betreffenden Zeichnungen am besten 
die hier vorliegenden Verhältnisse veranschau¬ 
lichen. Es sei aber gleich hervorgehoben, dass 
ausser dem llauptherd im Lohns pariet. snp., 
ein viel kleinerer Herd im benachbarten Gyr. 
snpramanjinaHs lag. Man konstatiert: 1) Dege¬ 
neration im Lohns pariet. sup. selbst, in wel¬ 
chem der llauptherd liegt. Die weisse Substanz 
enthält massenhafte Schollen und ausserdem 
zieht in derselben in dorso-ventraler Richtung 
ein Bündel, welches die Form eines ausgewoge¬ 
nen Dreieckes zeigt, dessen Basis dom Herd 
entspricht. Dieses degenerierte, dreieckige Bündel 
lässt sich ziemlich weit nach vorn verfolgen. Seine Fasern biegen 
bogenartig lateralwärts nach den hintersten Abschnitten der Caps, 
int. um (pars retro-lenticularis capsulae int.). Auf den Schnitten 
durch das Splenium corp. caltosi tritt ein anderes Degenerationsbündel 
auf, welches ebenfalls die Form eines ausgezogenen Dreieckes zeigt 
und in ventraler Richtung vom Herd zum Corpus callosum verläuft. 
In Bezug auf die Degenerationen innerhalb der Windungen selbst, 
lässt, sich analog den vorherigen Fällen -- eine Degeneration in der 
benachbarten Windung {Loh. pariet. inf.) nachweisen; 

2) von den Windungen, in welchen der grössere und der klei¬ 
nere Herd liegt, ziehen, wie gesagt, Degenerationsfasern zu den hin¬ 
tersten Abschnitten der innern Kapsel. Dieser Teil ist bei Dejerine 



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(Anatomie des centres nerveux , 1895, T. I.) abgebildet und zwar in 
den Figuren 254, 255 und 256. Diese Degenerationsfasern gehören zu 
den ..Pyramidenfasern - . Die Fig. 256 von Dejerine, in welcher der 
retro-lenticuläre Teil der inneren Kapsel, beim Fortschreiten nach 
hinten, zum letzten Male abgebildet ist, entspricht demjenigen Fron¬ 
talschnitt. in welchen (beim Menschen) das Splenium corp. callosi , 
der Ventnculus lateralis und Ventriculus sphenoidalis und somit auch 
der Xucleus caudatus an zwei Stellen, getroffen ist. Wir konnten da¬ 
gegen beim Affen degenerierte „Pyramidenfasern“ in noch mehr nach 
hinten gelegenen Frontalschnitten nachweisen, welche etwa der 
Fig. 260 von Dejerine entsprechen würden, d. h. in derjenigen Ge¬ 
gend, welche das Hinterhorn enthält, aber den Nucl. caudatus nicht mehr 
aufweist und dem hintersten Teil des Splenium entspricht (im unseren 
Schnitten war sogar dieses letztere nicht vorhanden). In dieser Gegend 
liegen die „Pyramidenfasern“ als ein längliches Bündel im dorsalen 
Teil der äusseren Ventrikelwand. Sie sind vom Ventrikel selbst durch 
ein dünnes Marklager ( Tapetum) getrennt. Der äussere Abschnitt 
dieser Fasern berührt den dorsomedialen Abschnitt der Gratiolet,’- 
sclien Radiatio optica. Einige „Pyramidenfasern“ betreten sogar — 
in den nächst folgenden Schnitten — das Feld dieser Radiatio selbst. 
In der Richtung nach vorn sieht man in den Schnitten, die den 
länglich ausgezogenen Nucl. caudatus enthalten, degenerierte Pyra¬ 
midenfasern. die in Form eines ausgezogenen Bündels ziehen, dessen 
breite Basis dorsalwärts gerichtet ist. Der scharfe Keil dieses Bündels 
nimmt die Gegend ein, welche nach aussen vom oberen Pol des 
Nucl. caudatus liegt. Sonst sind die topographische Lage dieser Fasern 
und ihr Verhältnis zum Tapetum und zur Gratiolet’schen Seh¬ 
strahlung dieselben, wie in den vorher beschriebenen Schnitten. Noch 
mehr nach vorne, in den Schnitten, in welchen sich sowohl der 
Ventriculus sphenoidalis , wie auch der V. lateralis zeigt, sieht man die 
..Pyramidenfasern“ nach aussen vom oberen Abschnitte des Nucl. caitd. 
liegen (d. h. in der lateralen Ventrikelwand). In dieser Gegend ist die 
innere Kapsel bereits gut geformt und die degenerierten ..Pyramiden¬ 
fasern- nehmen die oberen Teile derselben ein und zwar in ihrer 
gesainmten Breite. Indem man nach vorne schreitet, merkt man, wie 
diese Fasern allmählich basalwärts ziehen und schliesslich in den 
Pedunculus cerebri übergehen. In den Schnitten, die den hintersten 
Abschnitten des Pedunculus entsprechen, nehmen die „Pyramiden¬ 
fasern“ in der Caps, interna (und zwar in deren basalem Teile) ihre 
ganze Breite ein und gehen dann in die laterale Partie den Pedunculus 
über, um sich hier sofort fächerförmig zu zerstreuen. In dieser Gegend 


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trifft man Degenerationsfasern ausschliesslich in den basalen Capsula - 
Teilen. Der Rest der Caps. int. bleibt degenerationsfrei. Gleich, nach 
vorn ist die gesammte Caps, int völlig frei. 

3) Es wurde bereits erwähnt, dass in der weissen Subtanz des 
Lob. pariet sup welcher den Hauptherd enthält, ein degeneriertes, 
länglich ausgezogenes, dreieckiges Bündel auftritt. Die Fasern dieses 
Bündels biegen allmälich nach dem Corp , callosum um. Zunächst (in 
den nach hinten gelegenen Schnitten) zeigen sich vereinzelnte Dege¬ 
nerationsfasern, hauptsächlich in den dorsalen Abschnitten des Balkens. 
Gleich danach treten diese Fasern in der ganzen Höhe des Corpus 
callosum auf. Die degenerierten Fasern ziehen dem ganzen Balken 
entlang, sowohl in der operierten Hemisphaere, wie auch in der ge¬ 
sunden und richten sich nach den symmetrischen Windungen dieser 
letzteren Hemisphaere. 

Affe Nr. V. (Exstirpation des linken Zentrums 
für die untere Extremität). 

Am 8. XII. 189(3 wurde das linke Zentrum für die untere Ex¬ 
tremität entfernt. Am 30. XII. 1896 wurde das Tier getüdtet. Die 



Fig. VII. A. 



Autopsie zeigte, dass die Operation zwar in der richtigen Gegend 
ausgeführt worden ist (Fig. VII. A), dass aber nicht die ganze Region 


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entfernt wurde (vergl. mit der Fig. II. C). Auch die Durchsicht der 
mikroskopischen Serienschnitte zeigte (Fig. VII. B), dass der Umfang der 
Herde demjenigen Bilde tatsächlich entspricht, welches auch die Pho¬ 
tographie zeigt. In diesem Falle entwickelten sich also keine post¬ 
operativen Alterationen (Entzündung, Erweichung), welche häufig zu 
ziemlich umfangreichen Zerstörungen der mit der Operationsteile be¬ 
nachbarten Teile führen. [Allerdings Hessen sich auch in diesem Falle, 
wenn auch nicht an der Hirnoberfläche, so doch in den tieferen 
Hirnteilen — in der weissen Substanz und in der Rinde — zwei 
kleine Herde nachweisen (Taf. III. Fig. 19 und Fig. 20, a und ß ), 
welche an Erweichungsherde erinnern]. 

Die Durchsicht der Serienschnitte in der Richtung vom occipi- 
talen Pol nach vorne (Taf. III. Fig. 20—17) zeigte im Wesentlichen 
folgende Verhältnisse: In den hintersten Schnitten treten Degene¬ 
rationsschollen im Lob. pariet. sup. (welcher auch den Herd enthält) 
und vereinzelte Degenerationsfasern auf, welche auf einer kurzen 
Strecke in der weissen Substanz dieser Windung verlaufen. Die be¬ 
nachbarten Windungen (Marklager) enthalten keine Degenerations¬ 
schollen. In der Richtung nach vorne (Taf. III. Fig. 20) erkennt man 
in der gleich hinter dem Splenium liegenden Gegend, ausser der De¬ 
generation der weissen Substanz des Lob. pariet. sup ., degenerierte 
Fasern und Schollen: 1) in der Marksubstanz der benachbarten Win¬ 
dungen ( Gyr. supramarginalis und viel weniger im Gyr. tempor. sup.), 
2) dicke Degenerationsfasern, welche — wie man an den vorderen 
Hirnpartieen sich leicht überzeugen kann — „Pyramidenfasern 44 dar 
stellen und später in die Capsula int. übertreten. Diese letzteren 
Fasern ziehen zunächst in vertikaler Richtung vom Herde aus (im 
Marklager des Lob . pariet. sup.) und sind in den Schnitten in der 
Weise getroffen, dass sie eine Reihe von schräg getroffenen Fasern 
und Faserzügen bilden. Nach einem kurzen Verlaufe biegen diese 
Fasern in der Gegend des Forceps corp. callosi bogenförmig late- 
ralwärts um und zerstreuen sich in Form eines Fächers. Sie 
nehme» hier den dorsalen Teil der Gra tiole t’schen Sehstrahlung 
ein u manche Fasern liegen vielleicht in dieser letzteren selbst(?). 
In der mehr nach vorn gelegenen Gegend [Splenium corp. callosi — 
(Taf. III. Fig. 19)] lassen sich analoge Degenerationen teststellen, nur 
ist hier der Übergang der „Pyramidenfasern“ vom Lob. pariet. sup. 
und Gyr. centr. ant. (die den Herd enthalten) zu der eben erwähnten 
hinteren Capsw/a-Gegend nicht mehr ein ununterbrochener. Die Fasern 
brechen lateral vom Splenium corp. callosi ab und bilden einen scharfen 
Winkel (keinen Bogen mehr). Die laterale Seite dieses Winkels zieht 
fächerförmig nach aussen („Pyramidenfasern“), die mediale m nach 


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dem Balken („Commissurenfaserir 4 ). Es sei ferner betont, da.^s 
in dieser Gegend noch keine Degenerationsfasern im Corpus callosum 
vorhanden sind. 

Noch weiter vorne (Taf. III. Fig. 18 und Fig. 17) treten 
ähnliche Degenerationen auf. Man sieht liier 1) degenerierte Fasern 
und Schollen, die vom Lob. parkt, sup. und vom Gyr . centr. änt. zur 
weissen Substanz der benachbarten Windung hinziehen (ebenfalls 
zu der kleinen oberhalb des Balkens liegenden Windung — Gyr. 
cinyuli ); 

2) sehr zahlreiche Degenorationsfasern in der ganzen Höhe des 
Corpus callosum. Die Verlaufsrichtung dieser Fasern vom Herde aus 
zum Balken, ihr Verhältnis zu den „Pyramidenfaserir* entspricht der 
Schilderung für das Gehirn des Affen Nr. II. (s. oben S. 32). Im Bal¬ 
ken selbst verlaufen diese Fasern von links nach rechts und ziehen 
dann in der rechten Hemisphaere zur weissen Substanz derje¬ 
nigen Windungen, welche links lädirt waren. In den vordersten 
Schnitten erkennt man Degenerationsfasern fast ausschliesslich in 
dorsalen Teilen des Corp. callosum . 

3) I)ii? degenerierten „Pyramidcnfasern“ nehmen im dorsalen 
Abschnitte der Caps. int. ihre gesainmte Breite ein. Sie liegen in allen 
Bündeln zwischen dem Nucl. lenticularis und dem Nucl. caudatus. 

In der Schnittserie sieht man ferner Folgendes: a\ die degene¬ 
rierten „Pyramidenfasern“ nehmen in ihrem Verlaufe zum Pedun¬ 
culus cerebri die gesainmte Caps, interna ein. In den Pedunculus selbst 
treten dieselben in schräger Richtung von der lateralen Seite des 
Pedunculus nach medial- und ventralwärts (den weiteren Verlauf — 
s. unten beim Hirnstamm); b) bei Durchsicht, der Serie in der 
Richtung von hinten nach vorn, lassen sich in den hinteren Schnitten 
degenerierte „Pyramidenfasern“ in den dorsalen Teilen der inneren 
Kapsel und im Pedunculus cerebri nachweisen. Dagegen sind hier in 
der Gegend, welche diese beiden Hirnteile von einander trennt und 
den vom Thalamus nach aussi n ziehenden Faserzügen entspricht, 
keine Degenerationsfasern nachweisbar. Weiter nach vorn ziehen 
allmählich diese Fasern basalwärts, nach dem Pedumulus hin. Noch 
weiter nach vorn ist auch der Pedunculus degenerationsfrei. Es geht 
aus diesem Tatbestände hervor, dass die vom Rindenzentrum (für 
die untere Extremität) zum Ilirnstamm ziehenden ..Pyramidenfasern“ 
während ihres Verlaufes einige Knickungen aufweisen. In den hin¬ 
teren Partieen bilden dieselben eine Knickung in der Frontalebene 
(von innern nach aussen), dagegen in der vorderen Partieen ge¬ 
schieht eine Knickung in sagittaler Ebene (von hinten nach 


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vorn und, dann wiederum nach hinten, bis sie schliesslich den Fe- 
duneitlus erreichen). 


Affe Nr. VI. (Exstirpation des linken Zentrums für die obere 

Extremität). 

Am 15. XII. 1896 wurde das linke Zentrum für die obere 
Extremität entfernt und am 30. XII. 1896 wurde das Tier getüdtet. 
Die photographische Abbildung Fig. VIII. zeigt, dass die Operation 
der Munk'schen C-Region entspricht ( Fig. II.). Die mikroskopische 
Untersuchung gab ein uner¬ 
wartetes Resultat. Man sollte 
denken, dass auch in diesem 
Falle an den Marchi‘schen 
Schnitten eine deutliche De¬ 
generation der „Pyramiden¬ 
bahnen ^ zu und in der Capsula 
interna zu Gesicht kommen 
sollte. Demgegenüber Hessen 
sich diese Degenerationen 
nicht feststellen. Nur in 1 — 2 
Schnitten sah man zwar einzelne Degenerationsfasern, deren Verlauf 
und Aussehen (Durchmesser) an „Pyramidenfasern“ erinnerten, allein 
es bestand nirgends eine Bündeldegeneration, wie sonst in allen 
übrigen operierten Affengehirnen. Was die anderen Degenerations¬ 
arten betrifft, die man ebenfalls in sämtlichen, oben beschriebenen 
Fällen konstatiert hat, so liess sich nur eine prägnante Degeneration 
des Marklagers der den Herd enthaltenden Windungen feststellen, 
wobei auch die benachbarten Windungen eine geringere Degeneration 
zeigten. In dem Marklager sah man eine grosse Anzahl von meistens 
feinen, schwarzen Schollen. Die Zahl der degenerierten Züge war sehr 
spärlich. Es sei ferner betont, dass auch die Degeneration im Corpus 
callosum sehr schwach ausgeprägt war. 

Allgemeine Schlussfolgerungen über die Degenerationen im Gehirn der 
Affen nach Extirpation motorischer Zentren. 

Auf Grund der oben beschriebenen Degenerationen, welche im 
Gehirn der Affen (Macacus rhesus) nach Exstirpation der am meisten 
nach oben (Nackenregion) und am meisten nach unten (untere 
Extremitätenregion, untere Hand) gelegenen motorischen Zentren 
lassen sich folgende Schlussätze aufstellen: 



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ä) Die „Pyramidenbahnen“ (in dem oben gegebenen Sinne), 
welche von einem gewissen motorischen Zentrum herstammen, ziehen 
auf einer ziemlich langen Strecke (vom Cortex zum Pedunculus) ganz 
abgesondert und mit anderen Pyramidenbahnen (d. h. von anderen 
motor. Zentren) nicht vermischt. Dieser isolierte Verlauf 
gilt für die Strecke vom Cortex bis zu demjenigen Teil 
der Capsula interna, welcher dem vorderen Abschnitte des 
Thalamus entspricht (vergl. Taf. III. Fig. 2 nach Exstirpation der 
Nackenregion, mit der Taf. III. Fig. 7 nach Exstirpation der Re¬ 
gion der unteren Extremität, ferner Taf. III. Fig. 11 nach Exstirpa¬ 
tion der Nackenregion, mit der Taf. III. Fig. 17 nach Exstirpation des 
Zentrums für die untere Extremität). Diese verschiedenen Pyramiden¬ 
bahnen konvergieren miteinander und sammeln sich in der Richtung 
nach dem bezeichneten Capsw/a-Abschnitte. Dies betrifft sowohl die 
Pyramidenbahnen für die oberen, wie auch diejenigen für die un¬ 
teren Körperteile. Es sei aber hervorgehoben, dass die Pyramiden-Fa- 
sern und Züge, sogar im oben erwähnten vorderen Abschnitte der 
inneren Kapsel, ihr selbstständiges Territorium nur in einer beschränk¬ 
ten Ausdehnung verlieren und zwar in demjenigen Gebiete, in wei¬ 
chem die hinteren Bündel der „oberen“ (für die oberen Körperteile) 
Pyramidenbahnen, mit den vorderen Bündeln der „unteren“ Pyra¬ 
midenbahnen gegeneinander streben. 

In ihrem weiteren Verlaufe von diesem Abschnitte der Capsula 
interna nach dem Pedunculus cerebri verlieren sowohl die „oberen“, 
wie auch die „unteren“ Pyramidenbahnen ihren individuellen Ver¬ 
lauf und vermischen sich miteinander. Es entstehen aus diesem 
Grunde aehnliche Degenerationsbilder der Pyrami¬ 
denbahnen, einerlei ob nach Exstirpation der Nacken¬ 
region oder derjenigen für die untere Extremität, 
in demjenigen Abschnitte der Caps, interna , welcher seit¬ 
lich vom vorderenTeil des Thalamus liegt (vergl. Tat. III. Fig. 12 
und Fig. 17). Es ist aber möglich, dass in denjenigen Partieen der 
inneren Kapsel, in welchen die Pyramidenbahnen basalwärts nach 
dem Pedunculus ziehen, diese letzteren sich miteinander nicht gänz¬ 
lich (in der ganzen vorderen - hinteren Ausdehnung der Caps, int.) 
vermischen. Vielleicht behalten sowohl die „oberen“ Pyramiden¬ 
bahnen ein schmales isoliertes Territorium im vorderen Teile dieses 
Copsu/a-Gebietes, wie auch die „unteren“ Pyramidenbahnen im 
hinteren Teil desselben. 

Ausser diesen allgemeinen Schlüssen, die den Verlauf der Pyra¬ 
midenbahnen betreffen, wollen wir noch folgende Details hervor¬ 
heben, welche die „oberen“ und die „unteren“ Pyramidenbahnen 


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(d. h. für die oberen und für die unteren Körperteile bestimmten) 
betreffen. 

Die „oberen** Pyramidenbahnen (die vom Nackenzentrum 
herstammen) ziehen vom entsprechenden Gebiete (Munk’sche H-Re- 
gion) nach dem Pedunculus medialwärts, von oben nach unten 
und von vorn nach hinten (vergl. Abbildungen von Fall I. und Fall 
II. d. h. Taf. III. Fig. 1 — 5 mit Fig. 17-20). Die Pyramidenbah¬ 
nen ziehen auf dieser Strecke zunächst isoliert und zwar bis zum 
oben erwähnten Abschnitte der Capsula interna, welcher dem vor¬ 
deren Teile des Thalamus entspricht (Taf. III. Fig. 2 und Fig. 10 
bis Fig. 12). Indem man die Frontalschnitte von vorne nach hinten 
durchmustert, so überzeugt man sich, dass diese Bahnen zunächst 
nur di© oberen Bündel der inneren Kapsel einnehmen (Taf. III. Fi¬ 
guren 0, 7, 9). Allmählich — in der Richtung nach hinten — 

sinken dieselben nach dem Pedunculus zu (Taf. III. Fig. 10, 11, 12) 
und treten in den lateralen Teil des Pedunculus. In diesem letzteren 
zerstreuen sich diese Fasern fächerartig. Nur der mediale Teil des 
Pedunctilus bleibt degenerationsfrei. 

Die „unteren“ Pyramidenbahnen (die vom Centrum für die 
untere Extremität herstammen) ziehen vom entsprechenden Rinden¬ 
gebiete (Munk'sche C - Region) nach dem Pedunculus cei-ebri 
lateralwärts und dann wiederum medialwärts, von oben nach unten 
und von hinten nach vorn. Es sei gleich die Tatsache hervor- 
gehoben, dass die von den am meisten nach hinten gelegenen 
Cortex- Partieen herziehenden Pyramiden-Fasern und Züge zunächst 
vertikal nach unten laufen (Taf. II. Fig. 19) und gleichzeitig die 
Richtung von vorn nach hinten und medialwärts zeigen. Weiter¬ 
hin — in der Gegend des Forceps post, corporis callosi — wenden 
sich diese Fasern sehr scharf lateralwärts und zwar in der' Form 
eines Fächers, dessen radii in frontaler Ebene verlaufen (Taf. III. 
Fig. 19). In dieser Gegend lässt sich ferner die Tatsache feststellen, 
dass vereinzelnte Pyramidenfasern in der nächsten Nachbarschaft der 
Gratiolet'schen Sehstrahlung verlaufen. Diese Tatsache bezeugt 
gleichzeitig, dass beim Affen ( Macacus rhesus) ein gewisser 
Teil der Pyramidenfasern, welche vom hintersten Ge¬ 
biete des Zentrums für die untere Extremität ent¬ 
springt (aus der Munk’schenC-Region), das Territorium 
der GratioleFschen Sehstrahlung betritt. Ein Herd in 
dieser Gegend kann also gleichzeitig motorische 
Symptome in der unteren Extremität und Erschei¬ 
nungen seitens des Sehvermögens hervorrufen. Im 
allgemeinen lässt sich sagen, dass die vom Zentrum für die untere 


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Extremität nach dem Pedunculus hinziehenden Pyramidenfasern zu¬ 
nächst isoliert verlaufen (bis zu dem oben bezeiehnetenOrte der Capsula 
interna [Taf. III. Fig. 14 und Fig. 17 a]). Indem man in den frontalen 
Ebenen von hinten nach vorn fortschreitet, so erkennt man, dass 
die Pyramidenbündel in der Capsula interna basalwärts ziehen (Taf. III. 
Fig. 17 und 18 a) und analog den „oberen“ Pyramidenbahnen in 
den lateralen Teil des Pedunculus eintreten und sich hier fächerartig 
zerstreuen. (In den Frontalschnitten, welche weiter nach vorn liegen, 
als der auf Taf. III. in Fig. 17 abgebildete, ist der Pedunculus dege¬ 
nerationsfrei). 

b) Commissurale Bahnen. Nach Exstirpation eines beliebi¬ 
gen motorischen Zentrums lassen sich Degenerationsfasern nach- 
weisen, die vom Herde aus, durch das Corpus callosum zu der hete¬ 
ro-lateralen Hemisphaere hinziehen. Diese Fasern verlaufen zu den 
symmetrischen Windungen der entgegengesetzten Hirnhälfte. In den 
Frontalschnitten verlaufen diese Kommissuralfasern, vom Herde aus, 
in Form eines schmalen Zuges oder eines Dreieckes, dessen Spitze 
dem Balken zugekehrt ist. Die Fasern dieses Zuges kreuzen sich mit 
den ..Pyramidenfasern“, die vom Herd nach der Capsula interna 
ziehen (Taf. III. Fig. 6 — 12 und Fig. 17—20). 

c) Associationsbahnen. Was die Associationsbahnen be¬ 
trifft (d. h. die Bahnen, die die verschiedenen Windungen einer und 
derselben Hemisphaere verbinden), so Hessen sich keine deutlicheren 
Degenerationsbündel feststellen, welche, vom Herde aus, auf einer 
längeren Strecke bis zu den mehr entfernten Windungen zu ver¬ 
folgen wären. Es Hessen sich dagegen stets in der den Herd ent¬ 
haltenden Windung oder sogar in 2 benachbarten Windungen massen¬ 
hafte schwarze Körnchen in der weissen Substanz nachweisen (stets 
als zerstreute Schollen, nicht aber als kompakte Bündel). Man sah 
ferner vereinzelte Degenerationsfasern, als Fibrae arcuatae, vom Herde 
aus nach der benachbarten Windung ziehen. „Associationszüge“ 
waren somit nirgends nachweisbar. 

Wir möchten ferner an dieser Stelle noch auf gewisse Befunde 
aufmerksam machen, welche bei derartigen Untersuchungen zu be¬ 
rücksichtigen sind. Vergleicht man die photographischen Abbildungen 
der operierten Gehirne mit denjenigen schematischen Zeichnungen, 
welche auf Grund einer genauen Durchmusterung der Serienschnitte 
angefertigt worden sind, so überzeugt man sich, dass in manchen 
Fällen die wirklichen Hirnläsionen die vom Experimentator gesetzten 
Grenzen bedeutend überschreiten. Diese Inkongruenz trat in unseren 
Fällen sehr deutlich auf, und zwar merkwürdigerweise in denjenigen 


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43 


Gehirnen, bei welchen man die Nackenregion exstirpierte. Dagegen 
war dieser Unterschied ein minimaler in den Gehirnen mit exstir* 
piertem Zentrum für die untere Extremität. Wir heben diese Tat¬ 
sache hervor, besonders da die Experimente von der geübten Hand 
des Herrn Prof. H. Munk ausgeführt worden sind. Dasselbe wird 
auch von Edinger und Goldmann betont (Monatsschrift für 
Psych. und Neurologie Bd. XVI., 1904, p. 70). Diese Forscher fanden 
sogar nach minimalsten Rindenabtragungen dicht unter der Wunde 
grössere oder kleinere Blutergüsse und in den älteren Fällen auch 
kleine Cysten. 

Es ist selbstverständlich, dass die in der unmittelbaren Nachbar¬ 
schaft. der Operationsherde eintretenden Alterationen viel weniger 
intensiv ausfallen, als diejenigen im Herde selbst. Diese Alterationen (in 
der Nachbarschaft) bestehen aber jedenfalls und mahnen zur Vorsicht 
bei Aufstellung von Schlüssen über die Lokalisation, nur auf Grund 
von klinischen Symptomen (ohne gleichzeitige mikroskop. Unter¬ 
suchung). 

Ausser dem direkten Übergänge der Veränderungen von 
der operierten Stelle aus auf die benachbarten Cortex- Teile, Hessen 
sich kleine Herde in einer gewissen Entfernung von dem 
Operationsorte nachweisen. Diese Herde zeigten sich meistens in der 
weissen Substanz als kleine Erweichungsherde. Auch solche Herde 
können in manchen Fällen das klinische Bild verwischen, welches 
nach Exstirpation eines gewissen motorischen Zentrums entsteht. 


Der Hirnstamm der Affen nach Exstirpation der Nackenregion. 

Im I. Fall, in welchem das Tier 4 Wochen nach der Operation 
detüdtet wurde, trat die Degeneration der Pyramidenbahnen in Form 
von sehr feinen schwarzen Körnchen auf. Aus diesem Grunde liess sich 
ein sicheres Urteil über die Degeneration nur in denjenigen Ge¬ 
bieten ziehen, in welchen dieselbe kompakt auftrat. Diese Degene¬ 
ration ist zu sehen im Pedunculus cerebri und zwar in den 
kranialsten Ebenen, sogar in der Gegend des Pulvinar 
thcdami optici. Dieselbe nimmt den medialsten Abschnitt 
des Pes pedunculi ein und tritt hier als ein schmales, aus- 
g e z o g e n e s B a n d a u f. In kaudaler Richtung zerfällt diese, zunächst 
zusammenhängende, Degeneration in einzelne Bündel. Die letzteren 
nehmen in den „Pyramiden“ den medialen Abschnitt ein (in der Gegend 
der vorderen und der hinteren Zweihügel). Von dem Grenzgebiete zwi¬ 
schen den Vierhügeln und der Brücke ab Hessen sich diese Degenera- 


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44 


tionsbündel nicht mehr verfolgen. Das äussere Aussehen der Degene¬ 
rationsschollen und ihre topographische Lage deutet darauf hin, dass 
man hier wahrscheinlich nicht mit der „Pyramidenbahn“, sondern 
mit der „frontalen Brückenbahn“ zu thun hatte. 

Im II. Fall, in welchem das Tier nach Entfernung der Nacken¬ 
region, 10 Tage nach der Operation, getödtet worden ist, entstanden 
deutliche und für die Marc hi’s che Methode charakteristische De¬ 
generationsbilder (schwarze Schollen und längsgetroffene Degene¬ 
rationsfasern). Auch in diesem Fall liess sich die Degeneration bereits 
in den kranialsten Ebenen des Pes pedunculi feststellen. Man sieht 
in dieser Gegend (Taf. IV. Fig. 21) die degenerierten Pyramiden fasern 
ein umfangreiches Gebiet des Pedunculus einnehmen, besonders aber 
sind dieselben in seinem mittleren Teil angesammelt. Der mediale 
Abschnitt des Pes pedunculi erscheint fast völlig degenerationsfrei, 
der laterale enthält bedeutend weniger Degenerationsschollen als der 
mittlere. Die Degenerationsfasern sind hauptsächlich schräg getroffen 
und verlaufen von dorso-lateraler Gegend ventro-medialwärts. Einige 
Fasern lösen sich aber in den dorsalsten Partieen des Pes pedunculi 
ab und ziehen (in den mehr nach hinten gelegenen Schnitten) in 
einem schmalen Bündel durch die Substantia nigra Soemmeringii nach 
den medialen Teilen des Lemniscus medialis (Taf. IV. Fig. 22). Es 
lässt sich gleichzeitig in dieser Gegend (vordere Zweihügel) fest¬ 
stellen, dass 1) die degenerierten Bündel und Fasern allmählich nach 
den medialen Pedunculus-YtdWsn geschoben werden und bald zeigen 
diese Teile die intensivste Degeneration, 2) dass der laterale Teil des 
Hirnschenkelfusses keine Degenerationsfasern enthält und 3) dass 
man die degenerierten Pyramidenfäsern und Pyramidenbündel im 
medialen Abschnitte des Lemniscus medialis in der Nähe der Mittel¬ 
linie nachweisen kann. 

In kaudaler Richtung zeigen sich die degenerierten Fasern in 
einer stets wachsenden Anzahl von Bündeln. In der Gegend der 
kranialen Teile der Brücke und der hinteren Vierhügel sind nur 
die lateralsten Pyramidenbündel degenerationsfrei (Taf. IV. Fig. 23). 
Allein auch in dieser Gegend treten bald Degenerationsschollen auf, 
so dass von der mittleren Brückengegend ab, sämmtliche „Pyrami- 
denbündeP Degenerationsfasern enthalten. Es sei ferner hervorge¬ 
hoben, dass die graue Substanz (Brückenkerne), die zwischen den 
Pyramidenbündeln liegt, mit schwarzem Pulver förmlich besät ist. 
Die schwarzen Körnchen überschreiten die dorsalen Fibrae transversae 
pontis und man erkennt dieselben in der grauen Substanz, in der 
Umgebung der medialen Schleife. Sie überschreiten ferner die Raphe 


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45 


(im dorsalen Gebiete des Brückenfusses) in einer kleinen Entfernung 
von der Mittellinie *). 

Was das Verhältnis zwischen den Degenerationsfasern des Lem¬ 
niscus medialis einerseits und den übrigen Pyramidenbündeln ander¬ 
seits betrifft, so erkennt man mit Leichtigkeit, dass von den me¬ 
dialen Pyramidenbündeln sich sehr kleine Degenerationsbündel ab- 
lösen und nach der medialen Schleife hinziehen. Einige Fasern 
(Bündel) ziehen durch den Lemniscus hindurch dorsalwärts. Sie lassen 
sich nur auf einer kurzen Strecke in der Haube weiter verfolgen 
(Taf. IV. Fig. 24). Jedenfalls nähern sie sich der Raphe. Nirgends 
treten diese Fasern über die Mittellinie. Weiter kaudalwärts — in 
der Gegend der VI. und VII. Nerven — liegen die degenerierten Py- 
ramidenbündel ebenfalls im Lemniscus (aber nicht oberhalb desselben). 
In dieser Gegend sah man vereinzelnte längs getroffene, degenerierte 
Fasern, welche von der linken Haubenhälfte nach der rechten hin¬ 
überzogen (Pyramidenfasern?). In der Pyramide selbst findet man 
die Degenerationsfasern im ganzen Areal liegen (vermischt mit 
normalen Fasern). In der Gegend des n. VIII. lösen sich von der 
ventro-medialen Gegend der degenerierten Pyramide Fasern ab, die 
dann dorsalwärts nach der Raphe ziehen und hier abbrechen 
(Taf. IV. Fig. 25). In derselben Gegend gehen, in der ganzen Aus¬ 
dehnung der Pyramide, von deren dorsalem Rande sehr dünne Fasern 
ab, die in das Innere der medialen Schleife eintreten. Der Lemniscus 
enthält links eine viel grössere Anzahl von feinen schwarzen Schollen? 
als auf der rechten Seite. Dies betrifft ebenfalls die naheliegende 
graue Substanz. 

In kaudaler Richtung bleiben die Degenerationsbilder im Wesent¬ 
lichen dieselben. In der kaudalen Olivengegend merkt man (in einigen 
Schnitten) in den ventralen Partieen längs getroffene Degenerations¬ 
fasern. Sie lassen sich nur auf einer kurzen Strecke verfolgen. Die 
degenerierten Pyramidenfasern zeigen deutlich eine ventro-dorsale 
Richtung. 

Noch weiter nach hinten beginnt die Pyramidenkreuzung, die 
auf der Tafel IV in den Figuren 26—29 abgebildet ist. Man sieht, wie 
die einzelnen Pyramidenfasern der Fissura longitud. mit. entlang nach 
dem homolateralen Pyramidenseitenstrang (Py S) **) ziehen. In kaudaler 


*) Diese feinen, schwarzen Körnchen erkennt man ebenfalls in der 
rechten Hälfte des Brückenfusses; ihre Zahl ist aber links bedeutend 
grösser und wir betrachten sie zweifellos als den Ausdruck eines Degene- 
rationsprocesses. 

**) PyS = Pyramiden-Seitenstrang-Bahn. — PyV = Pyramiden- 
Vorderstrang-Bahn. 


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4G 


Richtung geht eine immer grössere Masse der Pyramidenfasern nach 
der he-teroiateralen Py S und eine viel geringere Anzahl von Fasern 
geht in die homolaterale Py S über. Im Ilalsmark liess sich die 
homolaterale Pyramiden-Vorderstrangbahn (Py V) nicht nachweisen. 


Der Hirnstamm der Affen nach Exstirpation des Zentrums für die untere 
Extremität oder für die untere Hand. 

In den Fällen III, IV und V traten analoge Degenerationsbilder 
auf. Die Differenz zwischen den einzelnen Fällen war nur eine quan¬ 
titative und war von der Ausdehnung des operativen Eingriffes und 
von der nach der Operation verflossenen Zeit abhängig. 

Die wichtigsten Tatsachen, zu denen man auf Grund einer 
genauen Durchmusterung der Serienschnitte kam, sind nachfolgende: 

Im Pedunculns cerebri tritt die Degeneration der „Pyramiden¬ 
bahnen“ erst in dessen kaudalen Gebieten auf. Wir erinnern daran, 
dass nach Exstirpation der Nackenregion, die entsprechende Dege¬ 
neration bereits in der frontalsten Pedunculns- Gegend zu sehen war 
(sogar im Niveau des Pulvinar). In diesen. Fällen waren hier keine 
Degenerationen sichtbar. Dieselben traten erst in den kaudalsten 
Pedunculns- Parti een, ganz nahe der Brücke auf (Taf. IV. Fig. 30 vom 
Fall IV.). Die Degenerationsfasern nehmen hier das lateralste Gebiet 
des Pedunculns ein. Von hier aus begeben sie sich (in den Frontal¬ 
schnitten) nach den medialen Partieen des Ilirnschenkelfusses und 
laufen dabei an dessen basaler Peripherie (Taf. IV. Fig. 31 vom 
Fall IV. und Fig. 32 vom Fall V.). Bereits in der Gegend der vor¬ 
deren Zweihügel erreichen diese Fasern die medialsten Teile des 
Pes pedunculi. Man merkt aber dabei, dass die Bündel in ihrem ven¬ 
tralen Teile bereits Degenerationsfasern enthalten, während der dor¬ 
sale Teil von denen noch frei erscheint. Im Niveau der hinteren 
Zweihügel liegen die degenerierten Pyramidenfasern im ganzen Py¬ 
ramidenareal zerstreut (Taf. IV. Fig. 33 vom Fall IV.). Die latero- 
ventralen Partieen der Pyramiden enthalten aber mehr Schollen, als die 
dorso-medialen. Dasselbe Verhältnis trat noch in den oberen Gebiete 
der Medulla oblongata auf (Taf. IV. Fig. 34 und 35 vom Fall IV.). In 
kaudaler Richtung verwischt sich allmählich diese Differenz und es 
liegen hier die Schollen, zerstreut und ziemlich gleichmässig, im ge- 
sammten Pyramiden-Areal (Taf. IV. Fig. 30 vom Fall V.). Die Bilder, 
die man in der Decussatio pyramidum zu sehen bekommt, sind im 
Wesentlichen dieselben, wie in den Gehirnen mit entfernter Nacken¬ 
region. Die degenerierten Pyramidenfasern gehen hauptsächlich in 


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*±4 


die heterolaterale Py S über. Eine geringe Zahl tritt in die Gegend 
der homolateralen Py S über. 

Es fiel ferner die Tatsache in die Augen, dass man 
inkeinem Gehirn, in welchem das Zentrum für die un¬ 
tere Extrem ität entfernt worden ist, Degenerations¬ 
fasern resp. Bündel sah, die von der Hirn st ammbasis 
nach den medialen Teilen des Lemniscus medialis verliefen. 


Allgemeine Schlussfolgerungen über die Degeneration der Pyramiden¬ 
bahnen in Hirnstamm der Affen nach Exstirpation motorischer Zentren. 

Aus der oben gegebenen Schilderung der Degeneration der Py- 
ramidenbahnen bei Affen, welchen man verschiedene motorische 
Rindenzentren entfernte, lassen sich folgende Schlüsse ziehen: 

1) Die für die oberen Körperteile (z. B. für den 
Nacken) bestimmten Pyramiden bahnen treten mehr 
kranial wärt s in den Pedunculus verehrt ein, als es die für 
die unteren Körperteile bestimmten Pyramiden¬ 
bahnen (z. B. für die untere Extremität) zu tun pfle¬ 
gen. Stellen wir uns den Hirnschenkel in eine Serie von Frontal- 
schnitten zerlegt vor. so enthalten die vorderen (kranialen) Frontal¬ 
schnitte ausschliesslich die für die oberen Körperteile bestimmten 
Pyramidenhahnen, während in den hinteren (kaudalen) Frontalebenen 
sowohl die für die unteren, wie auch diejenigen für die oberen 
Körperteile bestimmten Pyramidenbaiinen liegen (diese letzteren 
hatten bereits Zeit von den kranialen in die kaudalen Frontalebenen 
einzudringen). 

2) Über die Lokalisation der für verschiedene Körperteile be¬ 
stimmten Pyramidenbahnen im Pes pedtmeuft in der latero-inedialen 
Richtung (in einer Frontalebene) lässt sich Folgendes behaup¬ 
ten; Im I. Fall (Exstirpation der Nackenregion) liess sich eine De¬ 
generation im medialsten Abschnitte des llirnschenkelfusses fest¬ 
stellen. Im II. Fall (ebenfalls Exstirpation der Nackengegend) nahm 
diese Degeneration einen beträchtlichen Teil des Pes pedmicuU ein, 
hauptsächlich aber — das mittlere Gebiet, ln den Fällen UL, IV. und V. 
(totale oder partielle Exstirpation der Zentren für die untere Ex¬ 
tremität) lag die Degeneration im lateralsten Teil des Hirnschenkel- 
fusses. 

Vor Allem fällt hier in die Augen die Differenz in der Lokali¬ 
sation der Entartung in den Fällen 1. und II. Betrachtet man aber 


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näher die Fig. III B. und die Fig. IV B, so sieht man gleich, um wie 
viel grösser die Vernichtung der Hirnoberfläche ausfiel, als es das Ziel, 
des Experimentators gewesen war. Im I. Fall war nicht nur die 
Nackenregion vernichtet, sondern es betraf die Beschädigung auch das 
weiter nach vorn liegende Gebiet. Im II. Fall war ausser der Nacken¬ 
gegend noch ein beträchtlicher nach hinten von der Munk’schen 
H-Region gelegener Teil beschädigt (d. h. die Gegend für die obere 
Extremität und ein kleiner Abschnitt der Kopfregion). 

Unter dieser Voraussetzung lässt sich nun behaupten, dass die 
für die oberen Körperteile bestimmten Pyramidenbah 
nen die medialen Abschnitte des Pes pedunculi, diejeni¬ 
gen für die unteren K örperteil e — die lateralen einneh¬ 
men. Diese topographische Lage behalten die verschiedenen Pyrami¬ 
denbahnen nur auf einer kurzen Strecke. Indem dieselbe ihre länglich 
ausgezogene Bandform (wie im Pes pedunculi) verlieren und die Form 
zerstreuter Bündel (im Pons ) oder eines kompakten elliptischen Kör¬ 
pers (in der Medulla oblongata) einnehmen, verwischt sich immer mehr 
die Lokalisation dieser topographisch-verschiedenen Pyramidenbahnen. 
Die Degenerationsfasern, welche im Pedunculus ein ziemlich abgesonder¬ 
tes Gebiet einnahmen, gehen in kaudaler Richtung in immer neue, bisher 
freie Pyramidenbündel über. Von den mittleren Gebietender 
Brücke ab, kann von einer genauen Lokalisation der 
für die verschiedenen Körperteile bestimmten Pyra¬ 
mide n b a h n e n keine Rede mehr sein. 

[Die für die untere Extremität bestimmten Pyramidenbahnen 
liegen im kaudalen Teile der Brücke und im kranialen der Medulla 
oblongata im ganzen Pyramidenareal, besonders aber in dessen la- 
tero-ventralem Abschnitte]. 

M) Das Verhältnis der Pyramidenbahnen zu der Schleife be¬ 
steht darin, dass von den dorso-medialen Partieen dieser 
Bahnen feine Pyram i denbünde 1 sich ab 1 ösen und ent¬ 
weder durch die Substantia nigra Soemmeringii oder direkt in 
die medialen Teile des Lemniscus medialis ein treten. Einige 
Bündel ziehen durch den Lemniscus nach dem dorsalen Abschnitte 
der Subst. reticularis tegmenti. Wir betrachten den Lemniscus 
medialis als eine Durchgangsstation der Pyramiden¬ 
bahnen von ihrem Abstarnmungsorte in der Hirnstamm¬ 
basis nach dem Tegmentum. (ln diesem letzteren Hessen sich 
diese Fasern nicht weiter verfolgen). Wir heben ferner die Tatsache 
hervor, dass die oben geschilderten Pyramidenfasern 
die zum Lemniscus laufen, von uns in demjenigen Affenge- 
hirn nachgewiesen wurden (Fall II.), in welchem die 


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Zentren für die Nackenregion und zum Teil für die 
obere Extremität und für den Kopf exstirpiert wor¬ 
den sind. Dagegen enthielt der Lemniscus keine degene¬ 
rierten Fasern in denjenigen Gehirnen, in welchen das 
Zentrum für die untere Extremität entfernt wurde. 

4) Es liessen sich auf der Seite der Entartung der Pyramiden¬ 
bahnen, ausser der typischen Degeneration der Fasern selbst, sehr 
zahlreiche feine Körnchen (Pulver) feststellen, welche zerstreut in der 
grauen Substanz der Brückenbasis, in der Umgebung der Pyramiden- - 
bündel lagen. Dieses schwarze Pulver (Körnchen) überschritt die 
dorsalen Fihrae transversae pontis und man sah es noch in der 
grauen Substanz der Haube, in der Umgebung des Lemniscus medialis. 
Diese feinen Körnchen überschritten ferner in der Brückenbasis, auf 
einer kurzen Strecke, die Mittellinie (vergl. Fall U., S. 44). 

5) Die Pyramidenkreuzung geschieht in der Weise, dass die 
überwiegende Mehrzahl der Fasern in die heterolaterale Py S über¬ 
geht. Eine geringe Anzahl von Fasern zieht von der Pyramide zur 
homolateraleil PyS. 

6) Ein deutliches Degenerationsbündel, welches vom ventralen 
Teile der Pyramide nach dem Corpus restiforme verliefe, liess sich 
nicht feststellen (s. unten beim Menschen). Nur im Falle V. bemerkte 
man in der kaudalen Olivengegend in einigen Schnitten vereinzelte 
Degenerationsfasern, welche auf einer kurzen Strecke von der degene¬ 
rierten Pyramide nach aussen an der basalen Peripherie verliefen 
(Taf, IV. Fig. 36). 


Das Rückenmark der Affen (nach Exstirpation motorischer 
Rindenzentren). 

Im Rückenmarke der Affen, welchen man das Zentrum für die 
untere Extremität entnahm, liess sich eine prägnante Degeneration 
der heterolateralen Py S und eine viel schwächere der homolateralen 
Py S konstatieren. Eine Degeneration der Py V war nicht zu sehen, 
sogar im Halsmark nicht. Die Degeneration der heterolateralen Py S 
reichte bis in die unteren Sakralsegmente. Diejenige der homolateralen 
Py S war sogar im Halsmark schwach entwickelt. Man erkannte hier 
eine geringe Anzahl von Schollen, die zerstreut in der ganzen hin¬ 
teren Hälfte des Seitenstranges lagen. Diese Schollen nahmen in di¬ 
staler Richtung ab und schliesslich verschwanden dieselben in einem 
Fall bereits in den oberen Dorsalsegmenten, im anderen liessen sie sich 
dagegen bis in’s Sakral mark verfolgen. In der heterolateralen Py S 

Poln. Archiv f. biolog. u. nced. Wissensch. III. x 

Archives polou. des scieno. biol. et mddic. III ** 


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nahmen die Schollen die gesammte hintere Hälfte des Seitenstrangs 
ein, von der grauen Substanz ab bis incl. die Rückenmarksperipherie. 
In dieser letzteren war nur der hintere, dem Hinterhorn anliegende 
Abschnitt fast völlig degenerationsfrei. In kaudaler Richtung nahm 
die Intensität der Degeneration dieser Bahn ab und war bereits in 
den unteren Dorsalsegmenten schwach (zerstreute Schollen im ganzen 
Gebiete der Py S). 

Was die Endigung der Fasern der Py S in der grauen Substanz 
betrifft, so Hess sich nur die Tatsache feststellen, dass die Anzahl 
der feinen, schwarzen Körnchen in der Vorderhornbasis (und viel¬ 
leicht im ganzen Vorderhorn) auf der Seite der heterolateralen Py S 
grösser war, als in der anderen Rückenmarkshälfte. 

In Rückenmarken der Affen, denen die Nackenregion entfernt 
worden ist, Hess sich eine deutliche Degeneration der heterolateralen 
PyS feststellen. In der homolateralen Py S sah man nur vereinzelte, 
zerstreute Schollen. Die Py V erschien degenerationsfrei. In der he¬ 
terolateralen P y S lagen die Schollen in der ganzen hinteren Hälfte 
des Seitenstranges, von der grauen Substanz ab bis zu derRückenmarks- 
peTipherie. Die Gestalt der Degeneration war hier— was 
die Lo kalisation anbetrifft — derjenigen analog, die 
man im Rückenmarke nach Exstirpation der Zentren 
für die untere Extremität vorfand. Im Dorsalmark Hess 
sich keine Degeneration nachweisen. 


II. Über den Verlauf der Pyramidenbahnen beim Menschen. 

Wir kommen nun zur Beschreibung der Degeneration der Pyra¬ 
midenbahnen bei Menschen, die kurze Zeit nach einseitiger Hirn¬ 
apoplexie, beziehungsweise nach Hirnembolie starben. Der eine Fall 
betraf einen Mann, welchen man im bewustlosen Zustande in das 
Krankenhaus brachte (apoplektischer Anfall am 3. III. 1904). Der 
Kranke starb am 7. III. 1904: Haemorrhagie in der Capsula interna 
sinistra. Die mikroskopische Untersuchung einzelner Rückenmarks¬ 
stücke mittelst der March i’s eben Methode zeigte keine Degene¬ 
rationen. Im zweiten Falle wurde der Kranke im bewustlosen Zu¬ 
stande am 1. II. 1904 in das Krankenhaus gebracht. Es starb am 
10. II, 1904. ( Encephalo-malacia caps. int . dextrae). Die mikroskopische 
Untersuchung der Rückenmarksstücke nach der Marchi'schen 
Methode zeigte eine Degeneration der homolateralen Py V und der 
heterolateralen Py S. Die entsprechenden Degenerationsbilder waren 


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aber undeutlich. Die Zahl der Degenerationsschollen war zwar in 
den entsprechenden Orten grösser, als in den übrigen Rückenmarks¬ 
gebieten, jedoch waren die Bilder bei weitem nicht so prägnant und 
charakteristisch, wie man es sonst bei der Anwendung der Marchi’- 
schen Methode zu Gesicht bekommt. Man musste die entspre¬ 
chenden Orte genau durchmustern, um diese Differenz in der Zahl 
der Schollen festzustellen. Aus diesem Grunde könnte man die Dege¬ 
neration der Pyramidenbahnen in diesem Falle nur cum grano salis 
akzeptieren. [Es sei hier bemerkt, dass Ziehen als die kürzeste 
Zeit, nach welcher die Degeneration der Pyramidenbahnen eintritt, 
S Tage angibt. Schaffer gibt für die Katze 14 Tage an]. 

Im dritten Falle waren dagegen die Degenerationsbilder äusserst 
prägnant und Hessen sich zur Feststellung des Verlaufes der Pyramiden- 
bahnen vortrefflich ausnützen. Das betreffende Gehirn stammte von 
einem nach Hirnembolie gestorbenen Manne. Der Tod trat ca 1 Mo¬ 
nat nach der Ilirnembolie ein ( Embolia arteriae fossae Sylvii sin.). 
Die Arterie war in einer gewissen Entfernung vom Tractus opticus 
verdickt und weisslich-gelb. Man fand gelbe Erweichung der Insula Reilii , 
des Basis des Lohns frontalis , des Ggrus angularis und des Bodens der 
Fissura interparietalis (in ihrem ganzen Verlauf). Auf dem Horizon¬ 
talschnitte oberhalb der Caps, interna Hess sich eine Erweichung in 
der dem Lohns front. 111 , anliegenden Gegend nachweisen. Im Gebiete 
der Capsula interna , Erweichung des Nucl. lenticularis (seines hinteren 
Teils). Die Capsula selbst zeigte keine deutlichen Veränderungen. Die 
rechte Hemisphaere war normal. In den Schnitten durch den Hirn¬ 
stamm und das Rückenmark traten makroskopisch keinerlei Ver¬ 
änderungen auf. 

Die mikroskopische Untersuchung zeigte folgende Degeneration: 

Auf dem Querschnitte durch die vorderen Vierhügel (entsprechend 
der 0 bersteiner’s chen Fig. 165 und der Dejerine’sche 
Fig. 326) erscheint der ganze linke Hirnschenkelfuss degeneriert 
(Taf. V. Fig. 37). Stellen wir uns den Pes pedunculi in fünf gleiche 
Teile zerlegt vor, so war die Degeneration im III. und IV. Fünftel (von 
lateralwärts gegen medialwärts gerechnet) am stärksten entwickelt. 
Man trifft in dieser Gegend eine übergrosse Anzahl von kleineren 
und grösseren Degenerationsfasern. Auserdem zeigt aber sowohl der 
laterale (an das Brachium corp. quadrigern.post, grenzende) Abschnitt des 
Pes pedunculi, wie auch der mediale, zerstreute, fast ausschliesslich 
feine Degenerationsschollen. Am schwächsten ist diese Degeneration 
im medialen Abschnitte des Hirnschenkelfusses entwickelt. Man sieht 
hier ausschliesslich sehr feine Körnchen (rechts sind die letzteren 
nicht vorhanden). Es sei gleich betont, dass in den abgesprengten 


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Bündeln, die an der Basis der Substantia nigra Soemeringii liegen und 
hauptsächlich lateralen Pedunculus -Teilen entsprechen, ebenfalls de¬ 
generierte Schollen und Faserzüge zu sehen sind. Dem medialen 
Rande des Hirnschenkelfusses entlang — in der Richtung zum Tri- 
gonum interpedunculi re — erkennt man kurze, abgesprengte Degene¬ 
rationsbündel (Dejerine’s Pes lemnisci superficialis). In den ober¬ 
halb der Subst. nigra liegenden Partieen (Tegmentum) erkennt man 
keine Degenerationszüge, ebensowenig im Kern des n. III. und 
in der mit der Raphe benachbarten Gegend (seitlich von der Mey- 
nert ? sehen und ForeTschen Kreuzung). Im Tegmentum und 
im III. Kern sind nur zerstreute, unregelmässige Schollen zu kon¬ 
statieren, deren Zahl links nicht grösser erschien als rechts und 
überhaupt den Bildern aus dem normalen Hirnstamm entsprach. 

In den Schnitten aus der Trochlearis-Gcgend (Taf. V. Fig. 38) trifft 
man ebenfalls eine Degeneration des Pes pedunculi , welche der oben be¬ 
schriebenen analog erscheint. Man sieht hier ferner längs getroffene Dege- 
nerationsfasern in der Subst. nigra und an der Peripherie des Ilirn- 
schenkelfusses (an seiner ventro-medialen Seite). Aus dieser letzteren 
Gegend kehren sich einige Fasern dorsalwärts, liegen dabei neben 
der Medianlinie, erreichen aber den Fasciculus longitud. post, nicht 
Im Nucleus n. IV. selbst erkennt man beiderseits schwarze Schollen^ 
wie auch sonst in normalen motorischen Hirnnervenkernen. In der 
gesammten Haubengegend sind die schwarzen Schollen zerstreut. 
Man findet hier fast gar keine längs getroffenen Degenerationsfasern. 

In der Gegend der ProcAteam-Kreuzung und in dem Grenzge¬ 
biete zwischen dem Hirnschenkel und der Brücke ist ebenfalls eine 
totale Degeneration des Pes pedunculi zu konstatieren. Man erkennt 
ferner: 1) Degenerationsbündel, die zur medialen Schleife ziehen, die 
in der lateralen Gegend der Testierenden Subst. nigra liegt ; 2) De¬ 
generationsfasern, welche in der medio-ventralen Gegend des Pes pe¬ 
dunculi der Medianlinie zustreben. 

In den Schnitten aus der kranialsten Pons-Gegend (Taf. V. Fig. 
39), wo die Pyramidenbündel zerstückelt in der Basis liegen, sind links 
folgende Degenerationen konstatierbar: 1) sämmtliche Pyramidenbün¬ 
del weisen degenerierte Fasern auf. Die in der mittleren und ventralen 
Gegend liegenden Pyramidenbündel sind am stärksten degeneriert und 
enthalten dabei zahlreiche, dicke Degenerationsfasern. Die Bündel, die 
sowohl dielaterale, wie auch die mediale Gegend einnehmen, zeigen 
dagegen eine schwächere Entartung und enthalten meistenteils feine 
Schollen; 2) der laterale Teii des Lemniscus medialis ist degenerationsfrei. 
Dagegen ist der mittlere und mediale Abschnitt der Schleife deutlich 


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degeneriert und ihre Degenerationsfasern zeigen die Richtung nach 
dem Fuss des Schnittes; 3) das „Bündel von der Schleife zum Hirn 
schenkelfuss“ enthält ebenfalls feine, cjuergetroffene Degenerationsfa¬ 
sern und einige längs (schräg-vertikal) getroffene Fasern; 4) in der 
Brückenhaube liegen, sowohl links, wie auch rechts zerstreute Schol¬ 
len ohne deutliches Praevaliren auf der linken Seite (physiologisch?). 
Man erkennt ferner im Gebiete der Raphe einige (2—3) degenerierte, 
längs getroffene Fasern, die von unten und links nach oben, über 
die Raphe zu der rechten Pons-IIälfte ziehen. Mitunter sieht man 
diese Fasern ausschliesslich in der rechten Hälfte liegen. Jedenfalls 
sind diese Fasern (sogar die dorsalsten) ziemlich weit vom Fascicu - 
lus longitud. post . entfernt; 5) sowohl die graue Substanz des Brücken- 
fusses ( Nuclei pontis ), wie auch die Fihrae transversae sind mit schwar¬ 
zem, feinem Pulver beschüttet; 6) dieses schwarze Pulver findet man 
ferner in der grauen Substanz der Haube (hauptsächlich in der Nähe 
vom Lemniscus). 

In kaudaler Richtung traten folgende Degenerationen auf (Taf. V. 
Fig. 40): Sämmtliche im Brückenfuss zerstreut liegende Pyramiden¬ 
bündel sind degeneriert und enthalten, nebst einer geringen Zahl 
von dicken Degenerationsfasern, massenhaft feine, schwarze Körnchen. 
Diese letzteren findet man nicht nur in den Pyramidenbündeln selbs; 
sondern sie erfüllen auch die Zwischenräume d. h. die grauen 
..Brückenkerne - . Am zahlreichsten erscheinen diese Körnchen in 
der Medianlinie des Brückenfusses, im Gebiete der Kreuzung der 
Fihrae transversae. Es lässt sich ferner eine ziemlich grosse Anzah 
von degenerierten Fasern feststellen, die längs getroffen sind. Diese 
Fasern ziehen von der linken Pons-Hälfte nach der rechten und man 
kann sie ziemlich weit, sowohl in den oberen Schichten der Pons - 
Basis, wie auch in der ventralen Haubengegend verfolgen. Im Tegmen- 
tum liegen dieselben lateral und verschwinden hier aus dem Gesichts¬ 
felde. In der Gegend der Qn/n£ns-Kerne trifft man zahlreiche Schol¬ 
len und eine geringe Anzahl längs getroffener Degenerationsfa¬ 
sern in den medialen Partieen des Brückenfusses. Von da 
aus (in der linken’ Pons-Hälfte) kehren sich diese Schollen augen¬ 
scheinlich nach der Haube und ziehen hier ebenfalls in den me¬ 
dialen Partieen der letzteren, in der Nähe der Raphe und in der 
Raphe selbst. Ihr weiterer Verlauf liess sich nicht nachweisen. Es sei 
ferner betont, dass man in dieser ganzen Gegend deutliche, querge-. 
troffene, ziemlich kleine Bündel im Lemniscus medialis trifft. Dieselben 
liegen hauptsächlich im mittleren Teile der Schleife und im „Bündel 
der Schleife zum Hirnschenkelfuss“. 


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54 


In der Gegend der besten Entwickelung der V-Kerne erkennt 
man folgende prägnante Degenerationen (Taf. V. Fig. 40): zahlreiche 
feine Schollen und eine verhältnismässig geringe Anzahl längsge¬ 
troffener Degenerationstasern ziehen in der linken Pons- Hälfte dorsal- 
wärts, d. h. nach dem Tegmentum pontis . Am intensivsten erscheint 
diese Deneration in den medialsten und in den lateralsten Partieen der 
medialen Schleife. Im medialsten Abschnitte der Schleife ziehen diese 
Schollen und Fasern nach oben, halten sich dabei an die Raphe und 
verlieren sich in Tegmentum der rechten Pons-IIälfte. Ein grosser 
Teil der Schollen und der Fasern liegt in der Raphe selbst und es 
lassen sich leicht Fasern verfolgen, welche durch die Raphe nach 
der rechten Haube hinziehen. In den lateralen Teilen des Lemniscus 
medialis findet man ebenfalls zahlreiche Schollen und eine geringe 
Zahl längs getroffener Degenerationsfasern, die von der Basis 
aus nach dem Tegmentum (der linken Hälfte) hinziehen. In diesem 
letzteren zeigen die meisten Fasern die Richtung nach den Kernen 
des n. V. (dem sensiblen und dem motorischen). Ausser diesen Dege¬ 
nerationen, die von der Brückenbasis nach dem Tegmentum der 
linken Hälfte verlaufen, sieht man zahlreiche zerstreute Schollen und 
vereinzelte Fasern, im die derselben Richtung durch die Schleife 
selbst hindurchziehen. 

Bereits bei schwacher Vergrösserung sieht man ferner, dass die 
oben beschriebenen degenerierten Pyramidenbündel, die im linken 
Lemniscus liegen, ihre Verlaufsrichtung ändern. Sie sind in Quer¬ 
schnitten statt quer, schräg getroffen und ziehen nach oben und 
lateralwärts, d. h. in der Richtung zum motorischen V-Kern. Wir 
sahen aber niemals einen direkten Übergang der betreffenden Fasern 
in den Kern selbst. Es sei gleich hervorgehoben, dass das Verhältnis 
zwischen diesen Degenerationsfasern und dem V-Kern nur indirekt 
nachzuweisen war, denn es liess sich nur die Richtung der Fa¬ 
sern nach dem V-Kern feststellen. Meistenteils sah man nur, dass 
diese Fasern sich im Tegmentum der 1. Pons-Hälfte lösten. Beim 
Vergleich der Haube in den beiden Pons-Hälften erkennt man ein 
Prävalieren der Scholien auf der linken Seite. 

Es wurde oben gezeigt, dass zahlreiche Degenerationsfasern in 
der Haube von links über die Raphe hindurch nach rechts verlaufen- 
Man erkennt ferner vereinzelnte Fasern, die in der Pons- Basis von 
der 1. Hälfte durch die Medianlinie hindurch nach rechts ziehen. In 
der rechten Pons-Hälfte ziehen diese Fasern dorsalwärts und ver¬ 
lieren sich in der Haube. Im rechten Tegmentum zeigen diese Fasern 
ebenfalls die Richtung nach dem motorischen V-Kern und in man- 


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chen Schnitten lassen sich dieselben bis an den Kern verfolgen. 
Meistens verlieren sich aber diese Fasern in verschiedenen Gebieten 
der Haube. 

Weiter kaudalwärts ändern die in der linken Basishälfte zerstreut 
liegenden, degenerierten Pyramidenbündel ihre Querrichtung in eine 
schräg longitudinale. Sie zerfliessen dabei in die kompakte Pyramide. 
In den Schnitten durch die Medulla oblongata tritt der Unterschied 
zwischen der ganz schwarzen, linken und der hell-gelben, rechten 
Pyramide scharf zu Tage. 

Im Gebiete des Nucl. ambiguus des n. IX. und der gut ent¬ 
wickelten Olive findet man folgende charakteristische Degenerationen 
(Taf. V. Fig. 41): Vor Allem sei bemerkt, dass die Bündel der dege¬ 
nerierten Pyramide ein grösseres Gebiet einnehmen, als man es sonst 
auf den Bildern der gangbaren Handbücher trifft. In der Fig. 152 
der III. Auflage des Obersteiner’sehen Handbuches liegt die ge- 
sammte Pyramide unterhalb der Olive. Dagegen liess sich an 
unseren Schnitten deutlich die Tatsache nac-hweisen, dass die Pyrami¬ 
denbündel viel weiter nach oben reichen. Sie treten in das Gebiet der 
medialen Schleife und die dorsalsten liegen im Niveau der Mitte des 
Eilus olivae (sogar im Niveau des Grenzgebietes zwischen dem 
mittleren und oberen Drittel des Ililus) Diese schwarzen Bündel sind 
quer getroffen und liegen zerstreut in dem hell-gelben (normalen) Felde. 

Bei Anwendung mittelstarker Vergrüsserungen, lassen sich De¬ 
generationsfasern nachweisen, die von der linken, degenerierten, Py¬ 
ramide in verschiedenen Richtungen verlaufen: 1) von den dorsalen 
Pyramidenbündeln (welche zerstreut im Schleifenfeld liegen) ziehen 
Pyramidenfasern dorsalwärts und gehen grösstenteils durch die 
ßaphe zur rechten Hälfte der Medulla oblongata , wo sie sich bald 
verlieren. Es Hessen sich keine Degenerationsfasern in den dorsalen 
Gebieten der Schleife nachweisen, und speziell nicht im Gebiete de 
Fasciculus longitud. posterior; 2) zahlreiche degenerierte Fasern ziehen 
von der degenerierten Pyramide durch das ventrale Olivenblatt in 
das Innere der Olive und dann durch das dorsale Blatt der letzte¬ 
ren zu den benachbarten Teilen der Haube. Im Tegmentum zeigen 
die Fasern die Richtung nach dein Nucl. ambiguus , und verlieren 
sich meistens in verschiedenen Gebieten der Haube; 3) vom 
basalen und medialen Rande der degenerierten Pyramide sieht man 
degenerierte Fasern zusammen mit den Fibrae arcuatae externae verlau¬ 
fen. Diese Fasern umkreisen (wie man es an der Serie sieht) die Olive 
von aussen; 4) in den Fibrae arcuatae externae (Köl liker’s Fibrae 
arcuatae superficiales ventrales), welche unterhalb der Pyramide nach 
der Fissura longitudinalis anterior verlaufen, erkennt man zahlreiche 


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Degenerationstasern, die zur Raphe ziehen und dieselbe passieren. 
Auf der rechten Seite ziehen diese Fasern durch die Pyramide (odei 
oberhalb derselben) weiter, schneiden die akzessorische Olive odei 
den medialen Abschnitt des dorsalen und des ventralen Olivenblattes 
durch und endigen bald in der Haube. 

In der Gegend des n. XII. erkennt man folgendes Verhältnis 
der degenerierten linken Pyramide zu der linken und zu der rechten 
Medidla- Hälfte (Taf. V. Fig. 42). Es fällt von Allem auf, dass die 
Pyramide auch in dieser Gegend über das ihr gewöhnlich vindizierte 
Gebiet dorsalwärts hinaufreicht, d. h. dass ihre Bündel auch in den 
ventralen Schleifenteilen liegen. Von der linken Pyramide ziehen degene¬ 
rierte Fasern in folgenden Richtungen: 1) von den soeben erwähnten 
dorsalen Pyrainidenbündeln ziehen die Fasern dorsalwärts in der Raphe 
Die Anzahl dieser Fasern ist nicht gross. Einige Fasern biegen in 
der Raphe in die rechte Hälfte der Medulla oblongata. Andere da¬ 
gegen lassen sich weit nach oben, bis zum Fascicufus longitnd. post. 
verfolgen. Nirgends konnte man diese Fasern bis an den NII-Kern 
herantreten sehen; 2) die Zahl der degenerierten Fasern, welche in 
den vorher beschriebenen Schnitten von der Pyramide aus, durch 
die Olive, nach der homolateralen Haube hinaufzogen, ist hier eine 
geringere. Auch in dieser Gegend lassen sich aber Fasern nachweisen, 
die von der degenerierten Pyramide meistens durch die akzessorische 
Olive dorsalwärts ziehen. Diese Fasern zeigen eine ventro-dorsale 
Richtung und ähneln in ihrem Verlaute den intramedullären XII-Zü- 
gen. Niemals Hessen sich die Fasern bis an die dorsalen Abschnitte 
des n. XII. und noch weniger bis an den XII-Kern verfolgen. Es er¬ 
weckt den Anschein, als ob vereinzelte Fasern dieser Kathegorie im 
homolateralen Tegmentum selbst ihr Ende fänden (die Anzahl dieser 
Fasern ist eine geringe). Es Hess sich in dieser Gegend die Tatsache 
leststellen, dass fast alle, von der Pyramide nach der Olive ziehende 
Degenerationsfasern als kurz abgeschnittene Faserschollen im Hi- 
lus selbst verbleiben. Nur ein geringer Teil der Fasern zieht durch 
das dorsale Olivenblatt nach der Haube und ebenfalls nur vereinzelte 
Fasern passieren den lateralen Abschnitt der Olive und gehen in die 
Fibrae arcuatae externae über. Erst in den kranialen Schnitten 
(kranialer Abschnitt der XII-Kerne = Oberste in er* sc he Fig. 149 
der III. Auflage) sieht man zahlreiche Degenerationsfasern den Hilus 
ausfüllen und sich radiusartig nach den Fibrae arcuatae externae be¬ 
geben; 3) in den Fibrae arcuatae superficiales laterales (oder sogar in 
den Bündeln des Corpus restforme ), die nach aussen von der Olive 
verlaufen, ferner in den Fibrae arcuatae superficiales dorsales erkennt 
man zunächst vereinzelte Degenerationsfasern. Je mehr kaudalwärts, 


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desto grösser wird die Zahl dieser Degenerations-Fasern und Bündel, 
sowohl in den Fibrae arcuatae superficiales laterales , — wie auch dor¬ 
sales (Taf. V. Fig. 43). In diesen letzteren laufen die Degenerations¬ 
fasern dorsal vom Gebiete des Nucl. cuneatus. Nach der Raphe zu 
Hessen sie sich nicht verfolgen. In derjenigen Gegend, welche der 
beginnenden Schleifenkreuzung entspricht, tritt ein langes degene¬ 
riertes Bündel auf, welches von der degenerierten Pyramide im Ge¬ 
biete der Fibrae arcuatae externae eine lange Strecke nach aussen ver¬ 
läuft, Gleichzeitig treten hier, wie bereits oben erwähnt wurde, de¬ 
generierte Fasern auf, welche radiusartig vom Hilus olivae dem¬ 
selben Gebiete der Fibrae arc. externae zustreben; 4) von dem basalen 
Abschnitte der linken Pyramide ziehen Fasern im Gebiete der Fibrae 
arcuatae superficiales ventrales nach der Fissura longitud. ant. zu. Hier 
angelangt, gehen dieselben fächerartig in die rechte Medulla- Hälfte 
über (sie passieren dabei die Raphe). In dieser letzteren ziehen die 
Fasern durch die akzessorische Olive (vereinzelnt auch durch das 
dorsale Olivenblatt) schräg dorsal- und lateralwärts. Die Fasern 
durchkreuzen dann meistenteils die intramedullären XH-Wurzeln 
und lösen sich in der Haube auf. Es scheint aber, als ob einige Fa¬ 
sern dieselbe Verlaufsrichtung hätten, wie diese XH-Wurzeln. 

In der Gegend der Pyramidenkreuzung treten folgende Degene¬ 
rationen auf (Taf. V. Fig. 44, 45 und 46): Die Kreuzung selbst findet 
in der Weise statt, dass ganze Bündelreihen der linken, degenerierten 
Pyramide schräg in der Richtung von der Ilirnstammbasis über die 
Mittellinie (zwischen der Fissura longitud. ant. und dem Canalis cen¬ 
tralis) nach dem rechten Seitenstrang ziehen. Zunächst — im kra¬ 
nialen Teile der Decussatio — sieht man d e Degenerationsbündel 
hauptsächlich in den mittleren Partieen des Schnittes, d. h. in der 
unterhalb des Zentralkanals liegenden grauen Substanz. Allmählich 
zeigen sich in kaudaler Richtung Degenerationsfasern im rechten 
Seitenstrang selbst. Erst in der Höhe des ersten Halssegmentes sind 
fast sämmtliche degenerierte Pyramidenbündel in den Seitentrang über¬ 
getreten. In dieser Höhe merkt man eine geringe Anzahl von Bun" 
dein, welche vom medialen Abschnitte der Pyramide herstam¬ 
men und sich über der fissura longitud . ant . kreuzen. Im Seiten¬ 
strang selbst liegen die degenerierten Pyramidenbündel hauptsächlich 
in seinen inneren und mittleren Partieen und zwar in einer kom¬ 
pakten Form. Nach der Peripherie zu, liegen die Bündel zerstreut 
Die wenigsten Degenerationsfasern trifft man in den dorso-lateralen 
Abschnitten des Seitenstranges, wo dieser an die Subst. gelatinosa des 
Hinterhorns grenzt. Es sei hervorgehoben, dass die degenerierte Py S 
(im rechten Seitenstrang) ein sehr umfangreiches Gebiet einnimmt 


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und dass ihre vorderen Fasern (in der Höhe des I. Halssegmentes ) 
im Niveau der Vorderhornbasis liegen. 

In der Schnittserie aus der Gegend der Pyramidenkreuzung 
lässt sich ausser den überwiegenden, sich kreuzenden Bündeln, eine 
Reihe dünner Bündelchen und einzelner Fasern konstatieren, welche 
in den homolateralen Seitenstrang übertreten (d. h. im vorliegenden 
Falle — in den linken). Diese Fasern treten etwas kaudalwärts von 
der kranialsten Ebene der Pyramidenkreuzung auf. Ihre Zahl 
wächst dann in kaudaler Richtung und man erkennt sie noch in 
der kaudalsten Gegend der Decussatio pyramidum (im Niveau des I-sten 
Halssegementes). Was nun den Verlauf dieser „homolateralen Fasern 
der Py S“ betrifft, so lässt sich im allgemeinen sagen, dass ihr Ver¬ 
lauf demjenigen der sich kreuzenden Fasern der Pyramide analog 
ist. Sie liegen nämlich im ganzen Gebiete des Weges, weichen die 
normale (im vorliegenden Fall die rechte) Pyramide, vom Hirnstamm- 
fuss aus, durch die Mittellinie hindurch (zwischen Canalis centr. und 
Fissura longitud. ant.) nach dem (linken) Seitenstrange zurücklegt. In 
diesem letzteren nehmen (in mehr kaudalen Schnitten) die Degene¬ 
rationsfasern ein analoges Gebiet ein, wie die gekreuzten Pyramiden¬ 
bündel im heterolateralen Seitenstrange. 

Da nun die Fasern der linken Pyramide zum Teil in die rechte, 
zum Teil in die linke Pyramidenbahn übergehen, nimmt die linke 
Pyramide allmählich an Umfang ab, umsomehr, als in der ganzen 
Ausdehnung der Pyramidenkreuzung Degenerationsfasern von dieser 
nach dem linken Vorderhorne ziehen. 

Die Pyramide wird immer mehr einem schmalen Bande ähnlich, 
welches der Fissura logitud. ant. entlang zieht und sich weiter an der 
Peripherie der Med. oblongata und spinalis (im I. Ilalsegment) late- 
ralwärts erstreckt. Dieses Band (die PyV) reicht viel weiter late- 
ralwärts, als man es sonst anzunehmen pflegt. Die Py V überschritt 
hier sogar die Austrittstelle der vorderen Wurzel. In unserem Fall 
entsprach der lateralste Abschnitt der PyV einer grösseren Ein¬ 
senkung, an welcher ein Pia-Septu?n von der Peripherie in die weisse 
Substanz eindrang. Die am Ort dieser Einsenkung laufenden Pyra- 
midenfesern bildeten kein kompaktes Bündel, sondern lagen zerstreut. 
Die zerstreuten Schollen zogefi von der Rückenmarkspheripherie nach 
der Vorderhornbasis. Es erweckt den Anschein, als ob ein Teil die¬ 
ser Schollen sich nach dem Seitenstrang (d. h zu der homolate¬ 
ralen PyS) hinüberschieben möchte. Dies konnte aber nicht bestimmt 
nachgewiesen werden. 

Es sei ferner betont, dass man in der ganzen Ausdehnung der 
Pyramidenkreuzung keine Degenerationsfasern teststellen konnte, 


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welche von der linken degenerierten Pyramide nach der rechten 
Py V hinüberzögen. 

Dem Rückenmarck wurden Stücke aus dem Cervical- Dorsal-und 
Lumbosacral-Mark entnommen. Die entsprechenden Degenerationen 
der Pyramidenbahnen sind an der beigegebenen Zeichnungen er¬ 
sichtlich. In den oberen Halssegmenten (Fig. IX) erkennt mann eine 
intensive Degeneration der linken PyV, der rechten PyS und 

eine viel schwächere De¬ 
generation der linken PyS. 
Die Degeneration der lin¬ 
ken PyV zieht der Fis - 
sura longitudin. ant. ent¬ 
lang und sendet am Boden 
dieser Fissur vereinzelnte 
Degenerationsschollen seit¬ 
lich zur Basis des linken 
Vorderhorns. Die Degene¬ 
ration geht ferner auf den 
ventro - medialen Winkel 
und die ventrale Randzone 
fig. ix. der Vorderstrangs über 

und erreicht sogar den ventralen Abschnitt der Randzone des 
Seitenstrangs. Die r. PyS nimmt einen grossen Teil der r. Sei¬ 
tenstrangs ein; es lässt sich dabei feststellen,' dass die Zahl der 
Degenerations-Schollen nach der Peripherie zu stark abnimmt 
(i. e. im Gebiete der KS), obgleich man sogar in der Randzone 
selbst vereinzelnte Schollen sieht. Vereinzelnte Schollen ziehen 
ferner von der Hauptmasse der PyS in der Richtung nach vorn, 
d. h. man findet dieselben zerstreut in den vorderen Abschnit¬ 
ten des Seitenstrangs liegen; in der linken PyS trifft man eine 
ähnliche topographische Lage der Schollen, nur ist ihre Zahl be¬ 
deutend geringer. 

Was die r. Py V betrifft, so sieht man in den betreffenden 
Praeparaten einige Schollen, obgleich man hier nicht mit Bestimmt¬ 
heit behaupten kann, ob es in der Tat degenerierte Fasern der PyV 
sind oder ob man hier mit den sogen, „physiologischen“, d. h. in jedem 
normalen Rückenmark aufzufindenden Schollen zu thun hat. Da man 
aber nirgends, weder in der Decussatio pyramidum , noch in der Com - 
missura anterior den Uebergang der Degenerationsschollen von der 
degenerierten Pyramide zur rechten PyV konstatieren konnte, so 
neigen wir zur Meinung, dass es wahrscheinlich „physiologische“ 
Schollen sind. Es sei ferner betonnt, dass das r. Vorderhorn eine 



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grössere Anzahl schwarzer, pulverartiger Körnchen aufwies, als das 
linke. 

In den unteren Halssegmenten und in den oberen Dorsalseg¬ 
menten bleiben die Degenerationsbilder im Wesentlichen dieselben. 
Da sämmtliche Pyramidenbahnen einen gewissen Teil ihrer Fasern 
zur grauen Substanz abgeben, so ist es selbstverständlich, dass 
die Intensität ihrer Degeneration in kaudaler Richtung stets abnimmt. 
Es werden dabei freier von der Degenerationsschollen: 1) der Boden 
der Fissura longitudin. ant ., 2) der Winkel zwischen dem Vorder- 
und Hinterhorn und der vordere Teil des lateralen Hinterhornran¬ 
des, 3) der ventrale Teil der Randzone des Seitenstranges, wel¬ 
cher dem vorderen Abschnitte der KS entspricht. Eine viel gerin¬ 
gere Anzahl von Schollen findet man ferner in der ventralen Rand¬ 
zone der Vorderstranges. Da die Schollen auch von dieser letzteren 
Gegend ebenfals der grauen Substanz zustreben, anderseits man hier 
Schollen sieht, die von der PyS nach der grauen Substanz ziehen, 
so verwischt sich eine scharfe Grenze zwischen der von den ho¬ 
molateralen PyV und der PyS herstammenden Schollen. 

Es lässt sich kurz antühren, das die Hauptmasse der PyS 
sich nach hinten und lateralwärts verschiebt und u. A. auch das 
Gebiet des hinteren Abschnittes der KS. einnimmt. 

Wie gesagt, es Hessen sich keine Degenerationsfasern nach- 
weisen, weiche durch die vordere Commissiir von der linken PyV 
nach der rechten PyV verliefen. Man sah dagegen in dieser Com - 
missur Schollen, welche den Anschein erweckten, als ob sie von der 
linken PyV nach dem rechten Vorderhorn verliefen. 

Es blieb aber für uns unentschieden, ob vielleicht auch diese 
Schollen (oder wenigstens ein Teil derselben) eine „physiologische“ 
Erscheinung darstellt. Wir konnten auch deshalb zu keinem sicheren 
Schluss kommen, weil man in der Commissur stets nur Schollen, 
dagegen keine längs getroffen kettenartige Degenerationsfasen fin¬ 
det (hie und da lag hier eine einzelne kurze, längs getroffene 
Faser). 

Im mittleren und unteren Dorsalmak (Fig. X) sieht man ähn¬ 
liche Degenerationsbilder. Dasselbe gilt ebenfalls für das Lumbalmark 
(Fig. XI). Die Intensität der Degeneration sowohl in der linken Py V, 
wie auch in den beiden PyS nimmt in den unteren Lumbal- und 
in den oberen Sacralsegmenten (Fig. XII) deutlich ab. Im Lumbal¬ 
mark nimmt die PyS den hinteren Teil des Seitenstranges ein und 
man findet ihre Fasern in der Randzone selbst. In der Intumescentia 
lumbalis Hess sich eine grössere Anzahl longitudinal verlaufender De¬ 
generationsfasern konstatieren, welche in die Commissura anterior 


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treten. Ueber die Herkunft und die Bedeutung dieser Fasern kön¬ 
nen wir nichts sicheres sagen. In derselben Höhe erkennt man zahl¬ 
reiche, pulverartige Körnchen im rechten Vorderhorne, besonders 
in der Gegend der lateralen, hinteren Zellengruppe. 




Fig. XII. 


Im I Sacralsagment (Fig. XII) sind noch die Reste der PyV 
und die beiden PyS vorhanden. Im II Sacralsegment sieht man 
nur vereinzelnte Schollen in der linken PyV, in der linken PyS 
und etwas mehr Schollen, in der rechten PyS. Im IV Sacralsegment 
sieht man keine Schollen mehr in der PyV, dagegen liegen verein¬ 
zelnte Schollen in beiden PyS. Im V Sacralsegment finden wir keine 
Degenerationsschollen in den Pyramidenbahnen. 


Wir wollen jetzt zur Durchsicht der entsprechenden Arbeiten 
über die Pyramidenbahnen beim Menschen und bei Tieren über¬ 
gehen. 


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02 


A. Arbeiten über den Verlauf der Pyramidenbahnen beim Menschen 1 ). 

Der Verlauf der Pyramidenbahnen beim Menschen von der 
Hirnrinde ab bis zum Rückenmark und speziell ihre Lokalisation im 
Pedunculus cerebri , Pons und Medulla oblonyata wird von Dejerine 
(1893—1904) folgendermassen dargestellt: D. ist sehr vorsichtig 
in der Benennung der „Pyramidenfasern“ auf der Strecke vom 
Cortex bis zum Pons und zwar aus dem zutreffenden Grunde, weil 
diese hier eng mit anderen Projektionsfasern vermischt sind, näm¬ 
lich mit denjenigen, die von Cortex zum Thalamus , zur Subst. nigra 
Soemeringii und zu den Nuclei pontis verlaufen. Er bezeichnet des¬ 
wegen sämmtliche Projektionsfasern, welche von der Hirnrinde 
durch den Pedunculus zur Subst. nigra , Pons , und Oblongata hinziehen 
als voie pedonculaire u (,,Pedunculiire Bahn“). D. betont mit Recht 
dass man nicht im Stande sei im Pedunculus diese verschiedenen 
Arten der Projektionsfasern voneinander zu trennen, d. h. man 
könne nicht die Pyramidenfasern von anderen zur Subst . nigra oder 
zum Pons lautenden Fasern unterscheiden. Erst in der Brücke 
selbst, und zwar in ihrem ventralen Drittel, bildet sich ein kom¬ 
pakteres und rundliches Bündel, welches die in der Medulla oblongata 
weiter laufende Pyramide darstellt. 

Die Pes pedunculi enthält, nach Dejerine, keine vom Corpus 
striaturn ziehenden Fasern, wie man es bisher glaubt. Bereits im 
Jahre 1893 zeigte D., dass der Hirnschenkelfuss aus¬ 
schliesslich corticale Projektionsfasern ent¬ 
hält (d. h. Pyramidenfasern und Fasern, die zur Subst. nigra 
und zum Pons laufen). Teilt man den Hirnschenkelfuss in 5 Ab¬ 
schnitte, so kann man folgende Lokalisation aller Projektionsfasern 
angeben : 

ö) das innere Fünftel des Pes pedunculi enthält Fasern 
der facio- pharyngo- laryngealen motorischen Zone. Die in diesem Ab¬ 
schnitte laufenden Fasern enden warscheindlich in der Subst. nigra. 
Ein gewisser Teil geht zu einigen Kernen der raotor. Hirnnerven 
und vereinzelte Fasern ziehen weiter in der Pyramide der Med. 
oblongata und gehen in das Rückenmark über. 

b) der mittlere Teil des Hirnschenkelfusses (welcher 
dem II, III und IV Fünfteln entspricht) enthält Fasern, die in den 
oberen fünf Sechsteln der Rolandoschen Windungen, im Fuss der I 


*) Eine historische Einleitung findet man bei Dejerine (Anatomie des centres 
nerveux 1891 T. II, p. 82). 


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und II Frontal- und Parietal-Windungen, ferner im Lob. paracentralis 
beginnen. Diejenigen Fasern, welche vom Zentrum der oberen Extremi¬ 
tät beginnen, liegen im zweiten und dritten Fünftel des Pes pe - 
dunculi (von medialwärts nach lateralwärts gerechnet). Diejenigen, 
die von Zentrum der unteren Extremität beginnen — nehmen das 
vierte Fünftel ein (von medialwärts gerechnet). Die in diesem mitt¬ 
leren Peduncnlus-Teil liegenden Fasern enden z. T. in der Subst. 
nigra und im Pons . Die Hauptmasse geht in die eigentliche Pyramide 
über. 

c) der laterale Teil des Hirnschenkelfusses (das late¬ 
rale Fünftel. = Türck’sches Bündel = sensibles Bündel = fascicu- 
lus occipito-temporalis) enthält Projektionsfasern, die von der Rinde 
der mittleren Teile der II und III Temporalwindungen herstammen 
Dieser Teil enthält weder Projektionsfasern der Occipitalwindungen, 
noch Pyramidenfasern. Ein geringer Teil der Fasern endet in der 
Subst . nigra y die Hauptmasse zieht aber zum Pons. 

Es laufen somit nach Dejerine, im Hirnschenkelfusse keine 
isolierten Bündel (weder Pyramiden noch cortico-pontine, noch irgend 
welche andere). Alle diese Fasern sind miteinander eng vermischt, 
wobei die Pyramidenfasern ein sehr umfangreiches Gebiet einnehmen 
Die letzteren liegen hauptsächlich im II, III, IV Fünftel des Pes pe- 
dunculi , einige Fasern liegen ebenfals im I inneren Fünftel. Nur der 
äusere Petfuncu/Ms-Abschnitt (das Türe k’sche Bündel) enthält keine 
Pyramidenfasern. 

Was das weitere Schicksal dieser r pedunculären Bahn * betrifft, 
so meint D. dass fast zwei Drittel derselben im Pons enden. Der 
Rest bildet die eigentliche Pyramide, die zunächst im ventralen Drit¬ 
tel der Brücke liegt, dann aber — in der Medulla oblongata — die 
eigentliche Pyramide darstellt. Diese letztere erleidet eine Kreuzung 
und geht in das Rückenmark über. 

Diese Hauptidee Dejerine’s basiertauf zahlreichen, trefflichen 
Untersuchungen der sekundären Degenerationen in Fällen von Hirn¬ 
blutungen und Hirnagenesien. Es folgen dann folgende Details. 

Was zunächt die pedunculäre Bahn im Gebiete des 
Hirnschenkelfusses. anbetrifft, so konnte D. in seinen Fällen 
folgende „aberrierende Bündel“ feststellen. 

1) vom zweiten Fünftel des Pes pedunculi (von aussen gerech¬ 
net) löst sich eine Anzahl von ziemlich dicken Faserzügen ab, die 
dann die Subst. nigra passieren und zum Lemniscus medialis hin¬ 
ziehen. Dejerine nennt diese Faserzüge pes lemniscus profundus 
(pes lemniscus Meynert’s, Flechsig’s). Diese Züge verlaufen in 


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der Schleife im Gebiete der Brücke, gehen dann in der Med. oblon- 
gata in die Pyramide über. 

2) es ziehen mitunter von demselben zweiten Fünftel (von ia- 
terahvärts gerechnet) Bündel, welche den Hirnschenkelfuss umkreisen 
und an dessen innerem Rande laufen (faisceau en echarpe Fere). D. 
nennt dieses Bündel Fes lemniscus superficialis. Auch diese Fasern 
ziehen zum Lemniscus medialis und gehen dann in die Pyramide über. 

3) l ihres aberrantes posttro-externes = Fasern, die den Hirn- 
schenkelfuss umkreisen und nach dessen lateralem und dorsalem 
Gebiete hinziehen. Diese Fasern verlaufen dann zwischen dem Corpus 
geniculatum internum und dem Fes pedunculi und treten in das Innere 
der Haube ein. In dieser letzteren schliesst sich ein Teil der Fasern 
der Schleife an, ein anderer löst sich in der benachbarten Hauben¬ 
gegend auf. Ein gewisser Teil zieht nach dem Tuberculum quadrigemi - 
num anterius. 

4) es lassen sich mitunter Fasern konstatieren, die in der pe- 
dunculären Bahn beginnen, den Lemniscus passieren und nach dem 
Tuberculum mamillare verlaufen. 

Im Gebiet den Brücke zieht der n Pes lemniscus superficia¬ 
lis“ im medialen Abschnitte der Schleife, dagegen der Pes lemniscus 
profundus und die Fibrae posteriores externae in deren äusserem und 
mittlerem Teile. Von der pedunculären Bahn löst sich ferner in der 
ganzen Brücke eine gewisse Anzahl von Fasern, die ebenfalls zur 
Schleife hinziehen (f ihres aberrantes protubirentielles). Einige Fasern 
ziehen zu den lateralen Schleifengebieten (laterale, pontine Bündel 
Sc h lesin ge Fs) die anderen dagegen zu den mittleren und unte¬ 
ren Partieen der Schleife. Hier vermischen sie sich mit analogen, von 
oben kommenden Fasern ( Pes lemniscus superficialis et profundus). Das 
weitere Schicksal derjenigen Züge „der pedunculären Bahn“, die im 
Lemniscus liegen, gestaltet sich nach Dejerine folgenderweise: Ein 
Teil dieser Bündel geht, in kaudaler Richtung, in die Pyramide über. 
Einige Fasern tun es breits in den hinteren Ponsteilen, die Haupt¬ 
masse aber — erst in der Medulla ohlongata (vereinzelnte Fasern erst 
in der Decussatio jiyrumidum). 

Im mittler n und hinteren Gebiete der Medulla oblon- 
gata wurden von D. Fasern konstatiert, die von der „pedunculären 
Bahn (d. h. hier von der Pyramide) zum homolateralen Seitentrage 
im Rückenmark zogen. Einige Fasern umkreisen dabei die Olive als 
Fibrae arcuatae superficiales ), andere dagegen biegen oberhalb der 
Olive um und laufen dann im homolateralen Seitenstrang ( Fibres 
pyramidales homolaterales superficielles). 


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Endlich iin Gebiet der Pyramidenkreuzug lösen sich 
mitunter Fasern ab, die in absteigender Richtung an der Hinter¬ 
hornbasis verlaufen. Sie schliessen sich in ihrem weiteren Verlaufe, in 
verschiedener Rückenmarkshöhe, der PyS an. Diese Fasern stellen 
das sogen. Pick’sche Bündel dar. 

Was die Pyramidenkreuzung selbst betrifft, so meint 
D e j e r i n e, dass die Hauptmasse der Fasern eine Kreuzung erleidet. 
Ein geringer Teil, welcher dem lateralen Abschnitte der Pyramide 
entspricht, bleibt auf derselben Seite liegen und geht in das Rücken¬ 
mark als die PyV über. Ein gewisser Teil der Pyramide geht fer¬ 
ner in die homolaterale PyS über (Jibres pyramidales homolatSrales 
profondes). Ueber die Endigung dieser Bahnen im Rückenmark äussem 
sich Dejerine und Thomas folgenderweise: 1) Die Fasern 
der heteroleralen PyS erreichen das obere Gebiet des Filum ter¬ 
minale, 2) die Fasern der homolateralen PyS lassen sich bis zum 
IV. Kreuzsegmente verfolgen; 3) die Fasern der PyV gehen bis zum 
VI Kreuzsegment. In frischen Fällen von Hemiplegie konnte Deje¬ 
rine, wie Spiller und Thomas, den Uebergang der Pyramiden¬ 
fasern in die Vorderhörner nachweisen (March i’sche Methode'. 

Es wurden hier absichtlich die Anschauungen D e j e r i n e’s 
über die pedunculäre Bahn und über die in letzterer verlaufenden 
Pyradenbahnen ausführlich referiert, weil D. in seinen Handbuche 
eine sehr systematische Darlegung der entsprechenden Verhältnisse 
gibt. Es sollen ferner weitere wichtige Arbeiten anderer Forscher 
angeführt werden. 

Eine ganz andere Einteilung des Hirnschenkelfusses findet man 
bei Obersteiner (1901). Dieser Autor teilt den Pes pedunculi in sechs 
Abschnitte. Im medialen Sechstel liegt die frontale Brückenbahn, 
welche den Frontallappen mit der Brücke verbindet. Dieser Ab¬ 
schnitt soll nach 0., keine Pyramidenfasern enthalten. Im zweiten 
Sechstel (von medialwärts nach lateralwärts gerechnet) verlaufen die 
Pyramidenfasem zu den Hirnnerven (cortico-bulbäre Bahn). Das dritte 
Sechstel enthält Pyramidenbahnen für die übrigen Körperteile (cor- 
tico-spinale Bahn). Im vierten Sechstel ziehen die für den Muskelsinn 
bestimmten Bahnen, im fünften die temporale Brückenbahn und im 
sechsten das Bündel von der Schleife zum Fuss. Die Pyramidenbah¬ 
nen nehmen, nach Obersteiner das mittlere Drittel des Hirn¬ 
schenkelfusses ein (nach Flechsig und Zacher — ein Viertel, 
nach C h a r c o t zwei Viertel, nach Dejerine vier Fünftel). Was 
den weiteren Verlauf der in verschiedenen Abschnitten 

liegenden Fasern betrifft, so meint 0., dass die von I, II, V, und VI 
Sechsteln herstammenden Fasern im Pons endigen und dass, aus die- 

Poln. Archiv f. biolog. u. med. Wiesensch. III. r 

Archive« polon. de« «cieno. biol. et m£dic. III. ° 


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sem Grunde, aus den kaudalen Brückenpartien ein viel schmächtigeres 
Bündel in die Pyramide der Medulla oblongata übergeht (als Fort¬ 
setzung des Pes pedunculi). Es sei bis jetzt nicht festgestellt wor¬ 
den, ob ein gewisser Teil der Pyramidenbahnen in der Brücke selbst 
endet (Ramon y Cajal nimmt allerdings an, dass einige Pyrami¬ 
denfasern ihre Kollateralen während ihres Verlaufes in der Brücke ab¬ 
geben). Ueber sogen, „aberrierende Bündel“ findet man bei Obe r- 
steiner Angaben, die sich auf die Arbeiten von Flechsig, Schle¬ 
singer, Bechterew, Hoche stützen. Die Pyramidenkreuzung 
reicht bis zur II Halswurzel. Die Pyramidenfasern gehen dan i in 
die hetero- und homolaterale PyS, ein Teil verbleibt im homolate- 
ralen Vorderstrange. 

Monakow (1897) hält sich im Ganzen an die Tatsachen, wel¬ 
che von Dejerine festgestellt worden sind. Erteilte wie Dejerine 
den Hirnschenkelfuss in fünf Segmente. Von diesen werden das me¬ 
diale vorwiegend durch die frontale Brückenbahn, die drei mittle¬ 
ren grösstenteils durch die Pyramidenbahn ausgefüllt, während das 
laterale Fünftel (das ovale Bündel von K a m), aus der II und III 
Temporalwidung seinen Ursprung herleitet (Dejerine, Kam). Die 
occipitalen und möglicherweise auch die parietalen Windungen sind 
im Pedunculus gar nicht oder nur durch vereinzelnte Fasern vertre¬ 
ten. Die von Meynert und Huguenin ausgesprochene Annahme, 
dass die sensible corticale Bahn im lateralen Teile des Pedunculus 
verlaufe, könne nicht standhalten. Die grösste Bedeutung kommt je¬ 
denfalls den drei mittleren Fünfteln, d. h. der Pyramidenbahn zu. 
Wie die den einzelnen Körperteilen zugehörigen Projectionsbündel 
im Pedunculus gelagert sind, das ist noch nicht sicher eruiert. Was 
die Lagerung der einzelnen Bestandteile des Pes pedunculi in der 
Brücke anbetrifft, so linden wir bei Monakow folgende Angabe 
(Gehirn-Pathologie, 1897, p. 70, Fig. 39). Die Fasernabschnitte des 
Pedunculus lagern sich in der ventralen Etage der Brücke derart, dass 
die frontale Brückenbahn zunächst den dorsal-medialen Abschnitt der 
Längsfaserung einnimmt, um sich in weiter kaudal gelegenen Ebenen 
in einer mehr ventralen Richtung zu wenden. Das Pyramidenseg¬ 
ment liegt der frontalen Brückenbahn dorsal und etwas lateral an; 
indem sich aber letztere im Brückengrau erschöpft, rückt der Py¬ 
ramidenanteil an dessen Stelle und stark ventralwärts, derart, dass 
er schon im kaudalen Abschnitte der Brücke nur durch eine schmale, 
dem Brückenarm angehörende Markschicht und durch etwas graue Sub¬ 
stanz von der basalen Oberfläche getrennt wird. Die temporale Brücken¬ 
bahn (Türck’sches Bündel) nimmt in den vorderen Abschnitten 
der Brücke das dorso-laterale Feld ein und behält dasselbe bis zu 


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67 


ihrer Auflösung im Grau der kaudalen Brückenpartie bei, nur liegt 
sie, von der Mitte der Brücke, an das Pyramidenfeld genau dor¬ 
sal an. Ueber die Degeneration (eo ipso — den Verlauf) der Pyramiden¬ 
bahnen im Rückenmark finden wir bei Monakow die Angabe, dass 
die PyS Degeneration kaudal wärts sukzessive abnimmt und erst kurz 
vor Beginn des Conus medullaris verschwindet. Die PyV lässt sich 
etwa bis zur Mitte des Lendenmarks verfolgen Selbst wenn die Un¬ 
terbrechung der Pyramidenbahn in der Capsula interna eine radi¬ 
kale war, degenerieren nie sämmtliche Fasern in der PyS. Selbst nach 
jahrelanger secundärer Degeneration in der Pyramidenbahn, braucht 
der Prozess auf die Zellen der Vorderhörner nicht überzugehen. 

Bechterew (1899) gibt in seinem Werke über der Leitungs¬ 
bahnen folgende Angaben über den Verlauf und die Lagerung der 
Pyraraidenbahn. Er nimmt mit Horsley und Beevor den geson¬ 
derten Verlauf der für die einzelnen Körperteile bestimmten Pyrami¬ 
denbahnen mit Bestimmtheit nur noch in der Capsula interna an. 
Tiefer unten, gegen den Hirnstamrn hin, sei diese Abgrenzung der ein¬ 
zelnen Teile der Pyramidenbahnen wohl als vorhanden zu bezeich¬ 
nen, jedoch nicht ohne eine gewisse Einschränkung. Im Gebiete 
der Hirnschenkels nämlich, lässt sich eine Abgrenzung von Bün¬ 
deln in der Pyramidenbahn durchführen. Wenigstens sei es durch 
Tierversuche warscheinlich gemacht, dass der laterale Abschnitt der 
Pyramidenbahn im Hirnschenkelfuss dem hinteren Teile des Gyrus 
sigmoideus, der mediale — dem vorderen Teil entspreche. Allein in 
der Varolsbrücke und in der Pyramide der Medulla oblongata stösst 
der Versuch einer genauen Lokalisation schon auf Schwierigkeiten. 
Ebenso wird im Rückenmark eine schärfere Sonderung der Pyrami¬ 
denbündel vermisst, wiewohl nach der funktionellen Seite hin eine 
solche kaum fehlen dürfte. Was die Topographie der Bahnen im 
Hirnschenkelfuss anbetrifft, so finden wir in der schematischen 
Abbildung Bechterew’s(Die Leitungsbahnen, 1899, Fig. 478, p. 508) 
eigentlich nur 4 Abschnitte. Im medialen liegt die „frontale End¬ 
hirnrindenbrückenbahn“, weiter nach aussen liegt das Segment für 
die motorischen Hirnnerven (welche weiter unter die mediale akzes¬ 
sorische Schieile erzeugen), dann folgt das Segment der Pyramiden¬ 
bahn und am lateralsten die „occipito-temporale Endhirnrinden¬ 
brückenbahn“. 

Die Beziehung der medialen Schleife zu den Pyramidenbahnen 
gestaltet sich nach Bechterew folgenderweise. In der medialen 
Schleife verlaufen Bündel, welche man als zentrale Bahnen der mo¬ 
torischen Hirnnerven betrachten muss. Man findet hier a) laterale 
pontine Bündel Schiesinger’s, die von B. „akzessorische Schleife" 


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genant werden. Der Verlauf dieser Fasern gestaltet sich folgender- 
massen. Die zerstreuten Bündelchen zarter Fasern in der Schleife 
tauchen zuerst im oberen Abschnitte der Medullaoblongata auf und liegen 
in jenem Gebiet der Olivenzwischenschicht, aus welcher sich die Haupt¬ 
schleife entwickelt. Kranialwärts werden die Bündelchen zahlreicher 
und verlassen im Hirnschenkel die Schleifenschicht durch den äusseren, 
unteren Teil der Substantia nigra , um im Pes pedunculi dorso-lateral 
der Pyramidenbahn sich anzulegen. Noch weiter nach oben ziehen 
sie in dem hinteren Schenkel der Capsula int. zu der motorischen 
Rindenzone, b) die akzessorische mediale Schleife, welche in der oberen 
Brückenregion sich von innen her zur Schleifenschicht gesellt. Auch 
diese Bahn sei möglicherweise als zentrale Bahn motorischer Hirn¬ 
nerven aufzufassen. Kranialwärts biegt sie um den medialen Teil des 
Pes pedunculi und lagert sich in dem dritten Viertel der letzteren (von 
lateralwärts nach mediahvärts gezählt), d. h. medial von der Pyra¬ 
midenbahn. Aufwäts betritt die mediale akzessorische Schleife den hin¬ 
teren Schenkel der inneren Kapsel und zieht zum unteren Abschnitt 
der Zentralwindungen. Die nahe Beziehung dieser Bahnen zu den Ker¬ 
nen der motorischen Hirnnerven wurden in Be chtere w's Laborato¬ 
rium durch die Untersuchungen von L azur sk i und Trapezni- 
ko ff bestätigt. Ferner bemerkt B., dass die Pyramidenbahnen während 
ihres Verlaufes durch die Brücke Kollaterale entwickeln, die in einen 
dichten Faserfilz der Brücke eindringen, wo sie offenbar mit dort vor¬ 
handenen Nervenzellen in Verkehr gelangen (Held, Korolkoff). 
Ähnliche Kollateralen geben die Pyramidenbahnen zur Substantia nigra 
ab. In anderen Gegenden des Hirnstammes seien solche Kollateralen. 
nicht nachweisbar. (Nur Ramön yCajal beschreibt bei der Maus 
Pyramidenkollateralen zu Zellen der unteren Olive). 

Was die Pyramiden-Kreuzung betrift, so bemerkt B., dass die 
PyV oberhalb der Kreuzung stets dem äussersten Winkel der Pyra¬ 
mide entspricht. 

Im Rückenmark endet die PyS etwa im Gebiete des III— 
IV. Sakralnerven (in einem Fall von Hemiplegie Hessen sich die Fasern, 
mit M a r c h i, bis zu Filutn terminale verfolgen). Die PyV verschwin¬ 
det zumeist in der oberen Hälfte des Halsmarks; manchmal reicht sie 
bis zur Mitte des Dorsalmarks oder noch weiter nach unten. Im Seiten¬ 
strange findet man bei Tieren konstant, bei Menschen aber ausseror¬ 
dentlich häufig eine schwächere, aus vereinzelten Fasern bestehende 
ungekreuzte PyS. In den Vorderhörnern enden die Pyramidenfasern in 
der Weise, das ihre Kollateralen und dann die Stammfasern selbst 
zu den Vorderhornzellen ziehen. Bezüglich der PyV bemerkt Bech¬ 
terew dass ihre Hauptmasse ungekreuzt bleibt, dass aber möglicher- 


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■weise ein Teil der Fasern durch die vordere Rückenmarkskommissur das 
gekreutzte Vorderhorn erreicht. 

V. Gehuchten (1900) nimmt im Ilirnschenkelfuss die von De- 
jerine empfohlene Teilung in 5 Abschnitte an (s. oben). Die Pyrami¬ 
denbahnen nehmen in absteigender Richtung an Umfang ab, indem 
von ihnen im Mesencephalon Fasern zu den Kernen der nn. III 
TI und V (Kern der cerebralen Wurzel), im Metencephalon — zu V, 
VI und VII und im Myelencephalon zu XII und zum Nucl. ambiguus 
abgehen. Im Mesencephalon sei der Verlauf dieser Pyramidenfasern zu 
den Kernen noch nicht näher bekannt. Im Metencephalon ziehen ent¬ 
sprechende Fasern von den ventralen Teilen der Brücke als Fibrae 
arciformes internae, welche sich dann in der Eaphe kreuzen und 
zu gegenüberliegenden Kernen verlaufen. 

Diejenigen Fasern, welche in Rückenmark die PyS bilden, neh¬ 
men in der Pyramide den medialen Abschnitt ein, die für die PyV 
bestimmten den lateralen. Im Rückenmark lässt sich die PyV 
bis zum unteren Teil des Sacra(-Marks, die PyS bis zum oberen 
Abschnitt des Filum terminale verfolgen. Die Fasern der PyS enden 
im homolateralen Vorderhorn, diejenigen der PyV ziehen durch die 
vordere Commtssur zu dem heterolateralen Vorderhorn. 

Ho che untersuchte in den Jahren 1897 u. 1898 mit der Mar- 
chi’sches Methode sehr genau die Degenerationen der Pyramiden¬ 
bahnen in 3 Fällen von Hemiplegie resp. Tumor der motor. Rinde 
und kam dabei zu Schlüssen, die er teils in jener Arbeit, teils im 
Handbuch der pathol. Anatomie der Nervensystems (1904) ausspricht. 
H. meint nun, dass über die Lageverhältnisse der Pyramidenbahnen im 
Hirnschenkelfuss die zahlreichen Untersuchungen noch keine allgemeine 
Vorstellung zu geben vermochten. Es macht sich hier als Faktor die 
grosse Variabilität der Pyramidenbahnen, in Bezug auf die Querschnitts¬ 
figur, abgesprengte Bündel u. s. w. geltend. In den Fällen von Hemiple¬ 
gie, in welchen auch die Pyramidenbahnen für den XII und VII degene¬ 
riert waren, blieb jedenfalls der mediale Abschnitt des Hirnschenkelfus- 
ses degenerationsfrei. Die motorischen Hirnnerverbahnen enspracheu 
im Pes pedunculi der am meisten lateralwärts gelegenen Gruppe von 
schwarzen Schollen, die das Ende der Substantia nigra berührten. In 
einem Fall von Sarcoma im Gebiete der Mitte der vorderen Zentral¬ 
windung (Lähmung der linken Hand) fand man Degeneration der 
mittleren Abschnitte des Pes pedunculi. Trotzdem in diesem Fall eine 
sehr zirkumskripte Läsion der motorischen Rindenzentren vorlag, liess 
sich im ganzen Verlaufe der Pyramidenbahnen bis incl. das Rücken¬ 
mark an keiner Stelle ein isoliertes Degenerationsbündel nachweisen; 


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vielmehr war die Degeneration gleichmässig über das ganze Areal der 
Pyramidenbahn zerstreut. Die Beziehung der Pyramidenbahnen zu den 
motorischen Hirnnerven-Kernen findet noch Ho che folgendermassen 
statt. Am besten bekannt seien die Verbindungen zum Kern des Facia¬ 
lis und des Hgpoglossus. Ein Teil dieser Bahnen verläuft in der Pyra¬ 
midenbahn selbst. Die Pyramidenbahn einer Seite tritt mit beiden Fa- 
cialis-Kemen in Verbindung, wobei der gegenüberliegende den Haupt¬ 
anteil davonträgt. Die Fasern zum gegenüberliegenden Kern treten 
aus dem medialen Teil der Bahn aus, verlaufen ein Stück weit in und 
neben der Raphe, biegen dann seitlich um und erreichen den Kern; 
die zum homolateralen Kern ziehenden treten aus den lateralen Teilen 
des Pyramidenareals aus, von wo aus sie auf kürzestem Wege den 
Kern erreichen. 

Die Fasern aus der Pyramidenbahn zu den Kernen von VII 
und XII sind nicht die einzigen, die die motorische Leitung über¬ 
nehmen. Ein anderer Innervationsweg liegt in der medialen Schleife. 
Die entsprechenden, oben erwähnten Bündel liegen zunächst in den 
lateralsten Teilen des Pes pedunculi, behalten auch in den obersten 
Ponsebenen die Nachbarschaft der Pyramidenbahn, liegen hier schon 
in der medialen Schleife und verlaufen in ihr abwärts bis in die 
tiefsten Abschnitte der Medulla oblongala. In die Schleifenkreuzung 
gehen sie nicht mit ein; sie erschöpfen sich vorher durch Fasern- 
Abgabe an die VII und XII Kerne. Diese Bahn steht der Pyramiden - 
bahn sehr nahe; ihre Ursprungsstelle in der Rinde kann noch nicht an¬ 
gegeben werden (Insel und ihre Nachbarschaft). Sie sei identisch'mit 
Schlesinger's lateralen pontinen Bündeln, Bechterew’s akzes¬ 
sorischer Schleife, Fl echsigs „Pyramidenschleifenbahn“; Hoche 
nennt sie „motorischer Schleifenanteil -1 . Zu den abnormen, aber¬ 
rierenden Bündeln der Pyramidenbahnen in Hirnstamm bemerkt 
Hoche, dass das Pick’sche Bündel so zustande kommt, dass 
schon in höheren Ebenen der Medulla oblongata und tieferen Ebenen 
des Pons eine abnorme, partielle Kreuzung von Fasern der einen Py¬ 
ramidenbahn stattfindet, die sich dann unterhalb der normalen Kreu¬ 
zungstelle an die PyS anschiiessen. Zum Verlauf der Pyramidenbahnen 
im Rückenmark bemerkt Hoche, dass die PyV Fasern zu beiden 
Vorderhörnern abgibt und dass ausser der heterolateralen auch eine 
wenig ausgeprägte homolaterale PyS existiert. In dem Fall von 
Gliosarcoma in der rechten Zentralwindung fand ferner Hoche nicht 
nur Degeneration beider PyS im Rückenmark, sondern auch eine 
solche beider PyV. Eine Hemisphaere kann somit mit beiden Vor¬ 
dersträngen und beiden Seitensträngen verbunden sein. 


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Die homolaterale PyV zeigte in diesem Falle ein ungewöhnli¬ 
ches Verhalten in der Bildung des peripheren Hackens unter der 
Fia noch im Dorsalmark (s. unten Marie-Guillain). 

Barnes (1901) gibt in seiner Arbeit genaue Angaben über den 
Verlauf der Pyramidenbahnen in 5 Fällen von Hemiplegie, Tumor , Ab- 
scess (M a r c h i’sches Methode) 

I. Fall: Hemiplegie mit Aphasie. Tod 2 Monate nach der Er¬ 
krankung. Im Fes pedunculi Degeneration im mittleren Teil (die 
medialen zwei Fünftel und das laterale Sechstel frei, aber keine 
scharfe Grenze gegen den degenerierten Teil). Man sieht die 
Bündel der „akzessorischen Schleife“ (Bechterew’s) zunächst 
im lateralen Teil der Subsiantia nigra liegen, dann, im Lemni- 
scus medialis und im Pons , sieht man, dass einige Fasern dieser 
Bündel nach der Haube laufen; einige Fasern Hessen sich bis zum 
homolateralen motorischen V- und VII- Kern verfolgen. Einige Fa¬ 
sern kreuzten die Raphe und liefen zu den heterolateralen Kernen. 
Keine Degeneration in der Olivenzwischenschicht der Medulla oblon - 
gata. Die mediale Schleife erhielt ferner Degenerationsfasern aus den 
Pyramidenbündeln, die im dorsalen Teil des Brückenfusses liegen, 
ferner von dem Spitzka’schen Bündel (mediale akzessorische 
Schleife Bechterew’s) im Pes pedunculi. Die letzteren Fasern 
erreichten die mediale Schleife an ihrer medialen Kante, vermi¬ 
schten sich aber in der Gegend der TVocA/mWs-Kreuzung mit je¬ 
nen der „akzessorischen Schleife“. — Vor dem Beginn der Pyra¬ 
midenkreuzung sah man ein Bündel sich lateralwärts von der Py¬ 
ramide ablösen und an der Peripherie seitwärts ziehen ( ventro - 
lateral pyramidal tract). Man konnte dieses Bündel bis zum III 
Halssegment verfolgen (spinahvärts — zerstreute Fasern). Von der Py¬ 
ramidenkreuzung selbst zogen Bündel zu der homolateralen PyV 
und zu den homo- und heterolateralen PyS. Man fand in diesem 
Fall im unteren Teil der Medulla oblongata das Pick’sche Bündel 
in der heterolateralen Medulla- Hälfte. In der Höhe des I Ilalssegmentes 
giengen allmählich seine Fasern in die heterolaterale PyS über. 

II. Fall: Hemiplegie. Tod 3V4 Monat nach der Erkrankung. In 
diesem Fall waren einige Fasern der frontalen Brückenbahn miter¬ 
krankt. Degeneration in der medialen Schleife und degenerierte Fa¬ 
sern zu den V- und VII- Kernen waren denjenigen im I. Fall analog. 
Einige Fasern Hessen sich von der degenerierten Pyramide bis zu 
den beiderseitigen XII- Kernen verfolgen. Auch hier trat deutlich 
das ventro-lateraJe Pyramidenbündel auf. Dasselbe Hess sich bis 
in’s Rückenmark verfolgen. Im Halsmark giengen dorsolaterale Fasern 
dieses Bündels in das Gebiet der homolateralen PyS über. Im Rü- 


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ckenmark verfolgte man die Degeneration der hetero- und homolate¬ 
ralen PyS bis in’s Coecygeal-Mark, diejenige der PyV bis in’s III 
Sacralsegment. Die Degeneration des ventro-lateralen Pyramiden¬ 
bündels reichte bis zum V Lumbalsegment. Kein Pick’sches Bündel. 

III. Fall: Tumor cerebri. Operation. Tod etwa 13 Monate nach 
der Erkrankung. Carcinoma fast die ganze linke Hemisphaere ein¬ 
nehmend. Das ventro-laterale Pyramidenbündel liess sich bis zum V 
Dorsalsegment verfolgen. Die PyV bis zum II. Lumbalsegment. Die 
hetero- und homolaterale PyS. bis zum untersten Sakralmark. 

IV. Fall: Abscess in der rechten Fronto-Parietalgegend. Tod etwa 
em halbes Jahr nach der Erkrankung. Das ventro-laterale Pyramiden¬ 
bündel zeigte sich bereits in den kaudalen Ponsabschnitten und war 
bis zum III Lumbalsegment sichtbar (zestreute Fasern bis zum Sa¬ 
kralmark). PyV bis zum I. Sakralsegment. Heterolaterale PyS bis 
in’s Coccygeal-Mark. 

V. Fall: Hemiplegie. Tod ein Monat nach der Erkrankung. In 
der Medulla oblongata zog ein Faserzug von der degene¬ 
rierten Pyramide der Peripherie entlang, mit den 
Ftbrae arcuatae externae um die Olive und um das Corpus resti- 
forme, zum vi erten Ve n t r i kel und fast bis zumXII-Kern 
(vielleicht stellt das Bündel ein ungekreuztes Pyramidenbündel zu 
den motorischen X- und XII- Kernen dar). Ferner ein gut ausgepräg¬ 
tes P i c k'sches Bündel (in der heterolateralen Hälfte) im kaudal- 
sten Abschnitt der Brücke, dorsal vom VII- Kern, zwischen diesem 
und der Substantia gelatinosa. Weiter kaudalwärts nahm die Zahl 
der Fasern dieses Bündels zu und das letztere lag dabei zwischen 
den Nucles ambtguus und dem Fasciculus solitarius. In der Pyrami¬ 
denkreuzung schloss sich das Bündel der PyS an. Das ventro-late¬ 
rale Pyramidenbündel reichte nur bis zum I Halssegment, die PyV 
bis zur Lumbalanschwellung. 

Barnes schliesst seine Arbeit mit folgenden Bemerkungen: 

Das ventro-laterale Pyramidenbündel zweigt sich 
nach aussen von der Pyramide ab, entweder in den kaudalen Ab¬ 
schnitten der Brücke, oder in der Medulla oblongata (zuweilen zweigt 
sich dasselbe erst nach erfolgter Pyramidenkreuzung ab). Das Bündel 
verliert seine Kompaktheit zuweilen in Halsmark, zuweilen lässt 
es sich aber weit nach unten, sogar bis in’s Lumbalmark verfolgen. 
Mitunter fehlt das Bündel vollständig. Das Bündel stellt somit ein 
aberrierendes dar und bat wahrscheinlich eine corticalen Ursprung. 

Analoge - dem Bilde nach — Degeneration in diesem Ge¬ 
biete wurde bereits von Meyer im 1882 beschrieben. In derselben 
Gegend liegt das H e 1 w e g’sche Bündel. Eine Degeneration in dieser 


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Gegend beschreibt ferner Rüssel; er bezweifelt aber ihre Zugehö¬ 
rigkeit zu der Pyramidenbahn. Mott und T r e d g o 1 d meinen, dass 
diese Degeneration vom Thalamus abstamme. Mme Dejerine be¬ 
schrieb dieses Bündel im 1900 als „Fibres pyramidales homolaterales 
superficielles. Das P i c k’sche Bündel hat nach Barnes, einen kor- 
ticalen Ursprung, degeneriert mit der Pyramide absteigend, bildet 
mit dieser eine Kreuzung. Erst nach erfolgter Kreuzung biegen die 
Fasern dieses Bündel kranialwärts um und geben Fasern an die 
motorischen Kerne der Medula oblongata ab (speziell an den Nucleus 
ambiyuus und vielleicht an die X- und XII- Kerne). 

Die akzessorische Schleife hat die Bedeutung, die ihr 
Hoc he zuschreibt (Pyramidenfasern zu einigen motorischen Hirn- 
nerverkernen). 

In dem neuerdings (1904) vom Bumke beschriebenen 
Falle von Paralysis progressiva fand man (M a r c h i’sche Methode) 
Degeneration im II und III Fünftel des Pes pedunculi. Im Hirn¬ 
stamm Hessen sich Fasern, sowohl von der degenerierten Pyramide, 
wie auch von dem „motorischen Schleifenanteil“ zu den beiderseitigen 
VII- und XII- Kernen verfolgen. Im Rückenmark war die homola¬ 
terale PyV, die hetero- und homolaterale PyS degeneriert. Uebe- 
rall konnte man den Uebergang der Degenerationsfasern der PyV 
in beide Vorderhörner verfolgen. Für die Py S Hess sich dieser 
Uebergang nicht feststellen. 

Im Falle von Bikeles (1901), in welchem die Autopsie 
1'/, Monate nach dem apoplektischen Insult stattfand, fand man 
Degeneration im ganzen Areal der Capsula interna , trotzdem 
das Rindengebiet für das Bein frei war: B. erinnert an die Arbeit 
von Melius (Journal oj nervous and mental diseases 1899), dem 
zufolge bereits in der Capsula interna die Pyramidenbahnen für ver¬ 
schiedene Körperteile untereinander vermengt sind, so dass die scharfe 
Abgrenzung wie es von Beevor und Horsley bei Affen versucht 
wurde, nicht durchführbar erscheint. Im Pons fand man Degene¬ 
ration im Lemniscus medialis. Der letztere blieb aber in der Medulla 
oblongata degenerationsfrei. In einem II Fall von Hemiplegie fand 
B. im Pes pedunculi das II mediale Fünftel degeneriert (also medial 
von den eigentlichen Pyramidenbahnen und entsprechend dem 
Gebiete für die motorischen Hirnnerven). Der Erweichungsherd nahm 
den Oyrus front . inf. und das unterste Drittel des Gyr. centr. ant. ein 
Trotzden die Degeneration im Hirnschenkelfuss ein so beschränktes. 
Gebiet einnahm, fand man im Pons und in der Medulla oblongata 
Degenerationsfasern zerstreut in der ganzen Pyramide Hegen. 


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Sand (1903) untersuchte mit der Marsch i'schen Methode 
4 Fälle von Hirnapoplexie (resp. Erweichung), und 1 Fall von Hirn¬ 
tumor, um speziell die cortico bulbären und die cortico-pontinen 
Bahnen festzustellen. Verf. kommt dabei zu folgenden Schlüssen: 
Im Pedunculus nimmt die Pyramide (konform der Oberstei¬ 
ne r’schen Ansicht) das mittlere Drittel ein. Die cortico-bulbaren und 
die cortico-spinalen Fasern liegen im medialen Drittel des Pedun¬ 
culus (sie okkupieren ziemlich genau das zweite mediale Sechstel 
des Pedunculus). Im Pons seien cortico-bulbären und cortico-spinale 
Fasern eng miteinander vermischt. Die cortico-bulbären Fasern lösen 
sich von allen Abschnitten der Pyramide, doch mehr von den media¬ 
len Bündeln ab. Was den Verlauf der cortico-bulbären Fasern anbe¬ 
trifft, so meinst S. (in Uebereinstimmung mit Muratoff, Roth- 
mann, Melius, Kosaka u. A.), dass diese Fasern intrapyramidal 
verlaufen. »Schleifenfasern, die zu den motorischen Hirnnerverkernen ziehen 
würden , haben wir absolut vermisst. Wir haben aber , in der ganzen 
Pons - und Medulla-Höhe, Fasern gesehen , die von der Pyramide zur 
Schleife und zur Raphe, und von da aus in die Kerne ziehen. An¬ 
dere ziehen direkt von der Pyramide zu den Kernen. Es existieren also 
nicht zwei Systeme von cortico-bulbären und cortico-pontinen Fasern: 
es gibt nur eines , das in der Pyramidenbahn verläuft*. Verf. meint 
ferner, dass die lateralen pontinen Bündel und die Bündel von der 
Schleife zum Fuss höchst wahrscheinlich keine cortico-bulbären Fa¬ 
sern enthalten. 


Wenn wir bisher Arbeiten aus der neueren Zeit besprachen, 
welche mehr oder minder den gesammten Verlauf der Pyramiden¬ 
bahnen beim Menschen berücksichtigt haben, so wollen wir jetzt 
kurz diejenigen modernen Abhandlungen anführen, welche einzelne 
Details berühren und zwar : 

a) Pyramide n bündel im Lemniscus medialis ; b) Be¬ 
ziehungen zu den motorischen IIirnnerven-Kernen; 
c) aberrierende Bündel und d) Pyramidenbahnen in 
Rückenmark. 

a) Pyramidenbündel im Lemniscus medialis. 

Schlesinger (1896) x ) kam zu folgenden Hauptergebnissen 
in Bezug auf den Aufbau der medialen Schleife : Die Schleife ist 


0 In der Arbeit S c h 1 e s in g e r’s findet man ebenfals einen histo¬ 
rischen Ueberblick der Untersuchungen über die Bestandteile und den 
Verlauf der medialen Schleife. 


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ein aus verschiedenen Fasersystemen aufgebautes Gebilde. Der grösste 
Teil ihrer Fasern kreuzt sich in der Medulla oblongata, , ein Teil zieht 
aber ungekreuzt und beteiligt sich an der Bildung der „Bündel von 
der Schleife zum Fuss“. Im Pons wird die Schleife durch einen sich 
ventral an dieselbe anlagernden Faserzug, die „lateralen pontinen Bün¬ 
del“ verstärkt, welche sich in den höchsten Ponsebenen an die Fa¬ 
sern des Hirnschenkels anlagern. Dieses Bündel degeneriert nicht 
von der Medulla oblongata aus und kann auch bei absteigender De¬ 
generation des Hauptteiles der medialen Schleife frei bleiben, wäh¬ 
rend das Bündel von der Schleife zum Fuss häufig mit letzterer 
gleichzeitig degeneriert. Die „lateralen pontinen Bündel“ dürften eine 
zentrale Verbindung von Sinnesnerven darstellen; in ihr verläuft 
vielleicht die zentrale Trigeminusbahn. Ueber den Verlauf und die 
Bedeutung der „lateralen pontinen Bündel“ und der „Bündel von der 
Schleife zum Fuss“ gibt Schlesinger detailierte Angaben. Die 
„lateralen pontinen Bündel“ liegen zunächst, in der Medulla oblon¬ 
gata, im medialen Abschnitte des Lemniscus medialis , rücken dann 
im Pons almählich lateralwärts und strahlen schliesslich in die 
dorso-lateralen Abschnitte der Pyramidenbahn ein. Nach Bildung 
des Hirnschenkelfusses sei von don „lateralen pontinen Bündeln“ 
nichts mehr zu sehen. 

Das „Bündel von der Schleife zum Fuss“ bleibt dagegen stets 
an der Raphe liegen und führt, nach Schlesinger, wahrschein¬ 
lich ungekreuzte Schleifenfasern. 

Hösel (19021 kommt auf Grund der Untersuchung eines Apo¬ 
plexiefalles (mit einen Herd in der Insel und dem Fuss der unteren 
Stirnwindung) zu folgenden Hauptschlüssen: 

Die „Schleife von der Haube zum Hirnschenkelfuss“ entspringt 
möglicherweise im hintersten Abschnitte der Stirnwindungen. An 
der Grenze zwischen der Brücke und dem Hirnschenkel nimmt die¬ 
selbe das mediale Fünftel des Pes pedunculi ein. Was die kaudale 
Endstätte „der Schleife von der Haube zum Hirnschenkelfuss“ anbe¬ 
trifft, so ist H. geneigt (in Uebereinstimmung mit Bechterew 
und Ho che) ihre Endigung in den verschieden hoch gelegenen mo¬ 
torischen Hirnnervenkernen anzunehmen. In Bezug auf die „Fuss- 
schleife“ (laterale pontine Bündel Schlesingers) meint H., dass 
dieselbe in der Insel oder in den hintersten Teilen der Stirn Windungen 
beginnt, in der inneren Kapsel vor den Pyramidenfasern im hinte¬ 
ren Abschnitte des vorderen Schenkels verläuft, und im Pes pedunculi 
den medialen Teil des lateralen Fünftels einnimmt. Zur Topographie 
des Pes pedunculi ist folgende Angabe Hösel’s von Wichtigkeit. Die 
„frontale Brückenbahn“ im Pes pedunculi liegt zunächst (an der 


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Uebergangsstelle des Brückenfusses in den Hirnschenkelfuss) im 
zweiten Fünftel von medialwärts gerechnet, also lateral von der 
„Schleife von der Haube zum Hirnschenkelfuss“ und medial von 
Pyramidenfasern. Sodann aber (in kranialer Richtung) tauscht sie 
mit dieser „Schleife“ die Lage, rückt in das erste Fünftel und diese 
letztere in das zweite Fünftel. Im III Fünftel des Pes pedunculi ver¬ 
läuft die Pyramidenbahn. Im IV hauptsächlich die temporale Bahn. 
Im medialen Abschnitte des V Fünftel liegt die „Fussschleife“; im 
lateralen Abschnitte desselben verläuft der occipitale Anteil der 
Sehstrahlung. 

Weidenhammer (1896) fand in einem Fall von Erweichungs¬ 
herd der Rinde und der weissen Substanz einer Hemisphäre zerstreute 
Degenerationsbündel in der medialen Schleife. Diese Degenerations- 
fasern endigen im Verlauf der Brücke und haben keine Beziehung 
zu den Kernen der sensiblen Hirnnerven. Der Tractus lemniseo-pedun- 
cularis stellt die zentrale Bahn des n. VII dar und hat mit den mo¬ 
torischen Kernen der Medu,üa oblongata nichts zu tun. Die degene¬ 
rierten Fasersysteme derOlivenzwischenschieht beginnen in den kauda¬ 
len Abschnitten der Brücke das Pyramidenbündel zu verlassen; es sind 
das die zentralen Bahnen für den Kern des XII der gekreuzten und 
z. T. der gleichen Seite. Im Gebiete der Olivenzwischenschicht begeben 
sich einige degenerierte Fibrae arcuatae externae anteriores als Fi- 
brae rectae in die Raphe-, sie ziehen auf die andere Seite zu den 
seitlichen Teilen der Formatio reticularis grisea. Zu -diesem grauen 
Gebilde gehen aus der angrenzenden Pyramide degenerierte Fasern, 
welche wahrscheinlich die zentrale Bahn des Nucl. ambiguus bilden. 

Sergi (1903) spricht auf Grund eines Falles von Erweichung¬ 
herd in der Brücke die Ansicht aus, dass ein sekundärer motorischer 
Weg, die sogen. Pyramidenbahn des Lemniscus, bestehen muss, der 
in der Höhe der Brücke den Lemniscus principalis passiert und ent¬ 
weder in den motorischen Kernen der Ilirnnerven oder in denen 
der Spinalnerven endet. 


b) Beziehungen der Pyramidenbahnen zu den motorischen 
Hirnnervenkernen. 

Edinger behauptete bereits im J. 1886 die Doppelseitigkeit der 
Verbindungen des XII- Kerns mit jeder Pyramide. 

In dem Werke Kölliker’s (1893—1896) finden wir folgende 
diesbezüglichen Angaben: Verbindungen des XII-Kerns mit der Pyra¬ 
mide sind sehr wahrscheinlich, doch lassen sie sich nicht ununterbro- 


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chen konstatieren. Ebensowenig seien nicht sicher ermittelt die Ver¬ 
bindungen mit den motorischen IX- und X- Kernen, doch könnten die 
aus den Pyramiden stammenden Fibrae reclae der Raphe und Fort¬ 
setzungen derselben in die Fibrae arcuatae internae diese Rolle über¬ 
nehmen (oder von derselben Quelle direkt abzuleitenden Fibrae arcuatae 
ventrales). Verbindungen mit dem VII- Kern kommen bei erwachsenen 
Katzen leicht zur Anschauung. Hier treten aus dem ventralen Rande 
der Pyramide, dicht am Eingang der ventralen Spalte, horizontal ver¬ 
laufende Fasern aus, die dorsahvärts ziehend, immer mehr sich ver¬ 
stärken, um endlich am Grunde der Spalte eine zierliche Kreuzung 
zu erleiden und dann direkt zum VII- Kern zu verlaufen. Beim Men¬ 
schen sind die Verhältnisse wesentlich dieselben. Die notwendig an¬ 
zunehmenden Beziehungen der Willkürbahnen zu den motorischen. 
V- Kernen sind nicht direkt anatomisch zu bestimmen, doch steht 
nichts der Annahme im Wege, dass Pyramidenfasern, entweder 
durch die Fibrae reclae der Raphe, oder vermittelst dorso-ventraler 
Fasern der Substantia reticularis gekreuzt auf diesen Kern einwir¬ 
ken. Die Verbindungen mit den VI und III seien, obschon selbstver¬ 
ständlich vorhanden, noch nicht mit Bestimmtheit nachgewiesen. 

Probst (1898) fand in einem Fall von amyotrophischer Late¬ 
ralsklerose u. A. Atrophie im medialen Teil des Lemniscus medialis- 
und von da aus zogen atrophische Fibrae arcuatae internae zu den 
atrophischen VII- und motor. V- Kernen. 


c) aberrierende Bündel. 

Pick (1890) fand in einer Medulla oblongata ein abnormes 
Bündel, welches wie er betont, bereits vor ihm von Henle (1871) 
angedeutet wurde. „ Wir haben ein einseitig vorkommendes Nervenbün¬ 
del, das in den oberen Abschnitten der Pyramidenkreuzung beginnend , 
sich von den Seitensstrangresten abspaltet und gegen das obere Ende der 
Medulla oblongata zu, sich in den Strickkörper aufbündelt, bis dahin 
aber mit keinem Nervenkerne oder Faserbündel ausgiebigere Verbindung 
eingeht; wir dürften in demselben eine weitere aber abnorme Verbindung 
zwischen Seitenstrang und Strickkörper, vielleicht auch Kleinhirn erblicken 
Bei fast 100 anderen Objekten von Medulla oblongata fand sich das 
Bündel nicht wieder. 

Ransohoff (1899) konnte die Ansicht Hoche’s (s. oben) 
über die Bedeutung des P i c k’schen Bündels entwicklungsgeschicht¬ 
lich bestätigen (Zugehörigkeit des Pick’sches Bündel zu den Pyra- 
midenbahn). Er untersuchte den Hirnstamm und das Halsmark eines- 


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frisch todt geborenen 44 ctm. langen Foetus. Das Pick’sche Bündel 
biegt* im Halsinark, sobald die gekreuzten Züge der Pyramidenbahn 
in seine Nähe gekommen sind, mediahvärts ab und verschwinden 
unter den Fasern der Py S. 

Kar plus und Spitzer (1904) meinen, dass das Pick’sche 
Bündel und die in der dorso-medialen Verlängerung seines Gebietes 
gelegenen abnormen Bündel in zwei Gruppen zu teilen sind. Die 
einen wären absteigend, motorisch und biegen in verschiedener 
Höhe mediahvärts um, um zu den Pyramiden der anderen Seite zu 
gelangen; die anderen wären aufsteigend, sensibel, biegen ebenfals 
in verschiedener Höhe, aber latero-ventralwärts um und ziehen ge¬ 
gen die Brücke. 

Spill er (1899) beschreibt in einem Fall von Hemiplegie ein 
Bündel, welches sich in der Brücke von der Pyramide ablöst, in der 
Medulla oblongata ziemlich weit (wie man aus der Zeichnung sieht) 
von der degenerierten Pyramide direkt an der Peripherie liegt (im 
Niveau des oberen Olivenblattes). In der Gegend der Pyramidenkreu¬ 
zung war das Bündel ebenfalls an der Peripherie lateral vom Vor¬ 
derhorn zu sehen (dieselbe Topographie wie diejenige des Go- 
w ers'schen Bündels). 

Obersteiner (1902) bemerkt überhaupt zu der wechselvol¬ 
len Lagerung der Pyramidenbahnen, dass sie in dem Umstand ihre 
Ursache hat, dass diese Bahnen zu den onto- und phylogenetisch 
jüngsten Bahnen gehören (Wiedersheim). Denn sie finden bei 
ihrem Auftreten die anderen Bahnen bereits mehr oder minder aus¬ 
gebildet und müssen sich ihren Platz erst aufsuchen. Es kommt mit¬ 
unter zu sehr grossen Abnormitäten, so beispielsweise, zur völligen 
Verdeckung der Oliven durch die Pyramiden (1 Fall von Ober¬ 
steiner, analoge Fälle von Pick, v. Gehuchten). 


d) Pyramidenbahnen in Rückenmark. 

Marie und Guillain (1903) untersuchten zahlreiche Fälle 
von Herderkrankungen in der Hirnrinde, Capsula interna, Peduncu - 
Ins, Pons , und kamen zu der Schlussfolgerung, dass die verschiedene 
Form der Degeneration der PyV im Rückenmark, topographisch 
verschiedenen Herden entspricht. Es wären hier hauptsächlich zwei 
Formen zu unterscheiden: 1. Die Degeneration der PyV ist wenig 
ausgeprägt und nimmt nur einen schmalen Saum am Sulcus longi - 
tudin. ant . ein (diese Form soll den Herden in den Hemisphären 
entsprechen — ( type cerebral). 2. Die Degeneration der PyV ist viel 


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umfangreicher und reicht auch weiter nach abwärts; diese Form 
soll den Herden in der Regio subthalamica , Pedunculus , Pons ent¬ 
sprechen (type mesencephalique). Bei dieser zweiten Form nimmt die 
Degeneration der PyV die Form eines Hackens an (en croissant), 
welcher sich entlang den Sulcus longitudin. anterior und dem vorde¬ 
ren Vorderstrangsrande zieht. M. und G. meinen, dass die Fasern 
dieses letzteren T faisceau en croissant “ von den Nervenzellen ab- 
stammen, die in der Regio subthalamica und im Pons , in der Nach¬ 
barschaft der Pyramidenbahnen liegen. Diese Fasern vermischen 
sich dann mit den corticalen Pyramidenfasern und bilden „parapy¬ 
ramidale Bahnen der Vorderstränge“ ( voies parapyramidales dans le 
cordon anterieur ). Die PyV reicht, nach M. und G., bis zum Lumbo- 
Sakralmark. Die Endigung ihrer Fasern in der grauen Substanz 
konnten die beiden Verfasser sogar bei der Marchi’sches Methode 
nicht nachweisen. 

Gegen diese Einteilung der Degenerationen der PyV in einen ce¬ 
rebralen und einen mesencephalischen Typus, abhängig von der Topo¬ 
graphie des Herdes in Gehirn, wenden sich Mr et Mm e De j e ri n e. ( Re¬ 
vue neurologique . 1904, p. 253 und p. 777). Sie betonen mit Recht, dass 
die Pyramide in der Medulla oblongata (und in den eigentlichen Pyra¬ 
midenbahnen der v voie pedonculaire u ) ausschliesslich corticale Fasern 
führt und dass die Form der Degeneration der PyV nur von der 
Ausdehnung des Herdes (eo ipso vom Umfang der Schädigung der 
Pyramidenbahnen) abhängt und dass die Topographie des Herdes 
hier keine entscheidende Rolle spielen kann. 

Sträussler (1901) zeigt ebenfals, dass nach einer Hirnapo¬ 
plexie eine hakenförmige Degeneration der PyV entstehen kann 
(dieser Fall bestätigt somit die Ansicht von Dejerine gegenüber 
M a r i e G u i 11 ain). Die Degeneration der PyV reichte bis in’s Sa- 
cralmark. Die PyS war auf beiden Seiten degeneriert. In der he¬ 
terolateralen PyS reicht die Degeneration bis an die Peripherie (im 
Gebiete der Kreuzung, denn weiter unten blieb die KS ziemlich 
frei). Im Halsmark gingen die Degenerationsschollen in ununterbro¬ 
chenem Zuge nach vorn und seitlich in das Gebiet des Gowers’- 
schen Bündels und in die seitliche Grenzzone. 

Long (1901) kam auf Grund von Untersuchung einiger Fälle 
mittelst der Marchi’sches Methode zu dem Resultat, dass die Fasern 
der PyV sich in der vorderen Commissur nicht kreuzen. 

Ugolotti (1903) untersuchte 20 Fälle von verschiedentlichen 
Herdenkrankungen und konnte die Angaben von Marie und Guil¬ 
lain nicht bestätigen. Auch er meint, dass die Form der Degenera¬ 
tion der PyV keineswegs von dem Sitz des Herdes abhängig wäre. 


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Vielmehr sei hier die Rückenmarkshöhe ausschlaggebend, denn diese 
Bahn, die im Halsmark bandförmig erschien, kann im Dorsalmark 
peripherisch und hackenförmig werden. Die Degenerationsform hängt 
auch von der angewandten Methode ab (Weigert, Marchi). Nur 
die Marchi’sche Methode sei hier ausschlaggebend. Es gibt nur 
eine PyV und die ist corticalen Ursprungs. 

Die Verbindung jeder Pyramide mit beiden PyS wurde u. A. 
von Muratoff (1895) bestätigt. 

Genaue litterarische Angaben über die Pyramidenbahnen im 
Rückenmark findet man in dem Handbuche Ziehen’s (1899). Be¬ 
züglich der Endigung der Pyramidenfasern in der grauen Substanz, 
nimmt Z. an, dass die Fasern der PyS im gleichseitigen Vorder¬ 
horn, diejenigen der PyV z. T. im gekreuzten, z. T. aber in gleich¬ 
seitigen Vorderhorn endigen. 

Die Degeneration der im Vorderhorn endigenden degenerierten 
Pyramidenfasern wurde mittelst der Marchi’schen Methode von 
Campbell (1897) nachgewiesen. 

B. Experimentelle Arbeiten (die Pyramidenbahnen bei Tieren 

betreffend). 

Die historischen Daten über die früheren experimentellen Arbei¬ 
ten findet man bei Probst (Monatsschrift für Psychiatrie und 
Neurologie, Bd. VI., 1899), und bei R o t h m a n (Neurologisches Cen- 
tralblat, 1896 und in anderen Arbeiten dieses Autors — s. Literatur¬ 
verzeichnis). Von den neueren Arbeiten möchten wir folgende an¬ 
führen. Rothmann führte eine ganze Reihe von Experimenten be 
Hunden und bei Affen aus (1896—1904) und kam zu folgenden Re¬ 
sultaten. Bei einem Affen wurde vier Monate vor dem Tode die 
linke Extremitätenregion und 13 Tage die rechte exstirpiert. In den 
mittleren Gebieten der Pyramidenkreuzung sah man Fasern der re¬ 
chten Pyramide sich nach der linken PyS kreuzen und z. T. un¬ 
gekreuzt zu homolateraler PyS ziehen. Eine PyV war nicht vorhan¬ 
den. In Bezug auf die Endigung der Pyramidenfasern im Rückenmark 
bemerkt R., dass in der grauen Substanz des Halsmarks eine aus¬ 
gesprochene Degeneration nicht nachweisbar war, doch war es auf¬ 
fällig, dass die feinen schwarzen Punkte, in den dem linken Seiten¬ 
strang benachbarten Partieen derselben entschieden in grösserer Zahl 
auftraten, als in allen übrigen Abschnitten der grauen Substanz. 
Auch im Lumbalmark war die linke Hälfte der grauen Substanz 
entschieden stärker mit feinen schwarzen Körnern besät als die 
rechte. R. bemerkt, dass es bisher nicht gelang, die Endigung der 
Pyramidenfasern in der grauen Rückenmarkssubstanz nachzuweisen 


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(Starlinger, Redlich, Dejerine und Longl. Nur Monakow 
konstatiert Ganglienzellenschwund im Proc. reticularis des Hals¬ 
marks. R. sagt „nur mit aller Reserve möchte ich deshalb erwähnen, 
dass bei den oben beschriebenen Affen mit doppelseitiger Pyrami¬ 
dendegeneration, im Gebiete des Seitenhorns, auf der Seite der fri¬ 
schen Degeneration auffallend viele feine, schwarze Körner im Hais¬ 
und Lendenmark aufgehäuft waren“. 

Dieses Bedenken gelte auch für den Fall von Campbell, wel¬ 
cher beim Menschen, sechs Wochen nach einer Hirn-Embolie, Dege¬ 
neration im gekreuzten Vorderhorn beobachtet hat. 

Jedenfalls waren bei dem Affen R.’s die Vorderhornzellen selbst 
intact (Nissl’sche Methode). Ueber das Vorhandensein der PyV bei 
Tieren sagt R., dass dieselbe bei höheren Tieren in der Regel fehlt 
und nur ausnahmsweise im obersten Halsmark spurweise entwickelt 
sei. Die Experimente an Hunden zeigten wiederum folgendes Ver¬ 
halten der Pyramidenbahnen im Rückenmark: 1) es gibt eine dop¬ 
pelseitige PyS-Degeneration nach einseitiger Exstirpation der Extre- 
mitätencentren; 2) dieselbe findet sich in allen frischen Fällen, bis 
mindestens vier Wochen nach der Operation, wenn auch die De¬ 
generation der gleiseitigen PyS oft nur angedeutet ist; 3) Die 
Degeneration der gleichseitigen PyS beginnt in der Pyramidenkreu¬ 
zung. Die aus der gekreuzten normalen Pyramide stammenden Fa¬ 
sern werden in der Kreuzung durch den Druck der im ersten Sta¬ 
dium der Degeneration befindlichen Pyramidenfasern der anderen 
Seite geschädigt; 4) Im Verlaufe des zweiten bis vierten Monates nach 
der Operation bildet sich die Degeneration der gleichseitigen PyS zu¬ 
rück und ist später nicht mehr zu konstatieren; 5) das Bestehenbleiben 
der gleichseitigen Degeneration beim Menschen, auch in späteren 
Stadien ist zum grossen Teil auf die durch Erkrankung des Gefäss- 
systems herabgesetzte Ernährung des Zentralnervensystems zu be¬ 
ziehen ; 6) in einem Teile der frischen Fälle sind einige von der 
erkrankten Pyramide durch die Interolivarschicht zur Olive der an¬ 
deren Seite herüberkreuzende degenerierte Fasern nachweisbar, de¬ 
ren Bedeutung nicht aufgeklärt ist; 7) eine Kreuzung von Pyrami¬ 
denfasern innerhalb des Rückenmarks von einer Pyramidenbahn 
zur anderen existiert nicht. 

Redlich (1897 und 1899) führte bei Katzen uni- und bilaterale 
Exstirpationen der motorischen Region aus und fand dabei folgendes: 
Es fand sich Degeneration im Thalamus (im ventralen, vorderen Ab¬ 
schnitt), in der Suhstanfia nigra (zahlreiche schwarze Körnchen), in 
den Brückenkernen (ungemein zahlreiche, feine, schwarze Körnchen 

Archive* polon. de* acienc. biol. et m£dic. III. 0 

Poln. Archiv f. biol. u. xned. Wi**en*ch. III. 


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und wenige gröbere Körnchen traten aus dem Pyramidenareale in 
die Brückenkerne ein). 

Auch beim Menschen fand R. nach ausgedehnten Himläsionen 
Degeneration der Brückenkerne. 

Von einem besonderen Interesse war der Degeneration in der 
medialen Schleife, wobei R. meint, dass dieses Bündel möglicher¬ 
weise motorische Bahnen der Hirnnerven darstellt. Ferner liess sich 
Degeneration von Fasern konstatieren, welche von der degenerierten 
Pyramide über die Baphe ziehen (als Fibrae arcuatae internae et 
externae). Das weitere Schicksal dieser Fasern blieb unbekannt. In 
das Corpus restiforme, in die Hinterstrangskerne waren sie nicht 
zu verfolgen, auch nicht in die motorischen Hirnnervenkerne. Ausser¬ 
dem beschreibt R. Degenerationen in Commissuren - und Associa¬ 
tions-Systemen des Gehirns. Im Balken fanden sich Degenerationsfa¬ 
sern die zum Cortex der anderen Ilemisphaere hinzogen (übereinstim¬ 
mend mit den Angaben Muratoffs — s. unten). Von den Associa¬ 
tionsystemen erwähnt Verf., dass er Degeneration im Cingulum und 
z. T. im Fasciculus subcallosus vorfand. 

Probst (1899) zerschnitt mit der Hakenkanüle die Capsula 
interna ein- und doppelseitig bei Katzen und Hunden und untersuchte 
nach zwei und vier Wochen das Zentralnervensystem mit der Mar¬ 
ch i’schen Methode. 

Ausserdem untersuchte Probst Fälle aus der menschlichen 
Pathologie mit Degeneration der Pyramidenbahnen. 

Unter den Bündeln, welche von der degenerierten Pyramide in 
der Medulla oblongata abgehen, müsse man folgende unterscheiden: 
a) Fasern, welche von der degenerierten Pyramide abgehen und in 
die Olivenzv/ischenschicht derselben Seite aufsteigen; 6) Fasern, 
welche in der Baphe bis zum dorsalen Rande der Pyramide auf¬ 
steigen und vorläufig bis zur Olive in feinen Bündels zu verfolgen 
sind; c) Degenerationsbündel, die aus der degenerierten Pyramide 
in die ventrale Baphe ziehen, wo sie bogenförmig in die gesunde Py¬ 
ramide einmünden und z. T. in dieser abwärts verlaufend in die 
homolaterale PyS gelangen, z. T. die gesunde Pyramide in verschie¬ 
denen Höhe passieren, als Fibrae arcuatae externae an den ventralen 
Rand der Olive kommen, und dann bis zum ventralen Anteil des 
Seitenstrangkernes ziehen. Die Ilauptzahl dieser Fasern biegt in die 
sagittale Richtung um und verläuft kaudalwärts im Rückenmark. 
In diesem letzteren liegen sie etwa an der Grenze zwischen dem 
G o w e r s'schen Bündel und Kleinhirnseitenstrangbahn. Sie sind 
noch im unteren Halsmark nachweisbar (..gekreuztes akzessorisches 
Pyramidenbündel“). Ein ganz symmetrisch verlaufendes Bündel zieht 


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auf der Seite der erkrankten Pyramide („gleichseitiges akzessori¬ 
sches Pyramidenbündel“) und ist weiter nach unten (in Brustmark) 
zu verfolgen. Diese akzessorischen Pyramidenbündel waren in der 
Hälfte der Fälle im Halsmark nicht ausgesprochen vorhanden und 
in 3 von 11 Fällen waren sie auch im obersten Halsmark nicht ausge¬ 
sprochen. Wie gesagt, gelangen nicht alle diese (sub c) Fasern in's 
Rückenmark, sondern es kommen einige als Fibrae arcuatae externae 
in das Corpus restiforme zu liegen (und zwar sowohl vom gleichsei¬ 
tigen als auch vom gekreuzten akzessorischen Pyramidenbündel). 
In 2 Fällen konnte Probst diese Fasern im Corpus resti- 
jorme aufwärts bis in den Oberwurm des Kleinhirns 
verfolgen. „Es besteht also hier ein seltener, nachweisbarer Zusammen¬ 
hang der Pyramidenbahn mit dem Kleinhirn. Der Zusammenhang der ge¬ 
kreuzten, akzessorischen Pyramidenbündel mit dem Kleinhirn ist schwie¬ 
riger nachzuweisen, besteht aber ebenfalls “. 

Ausserdem fand Probst folgende abnorm verlaufende Pyra¬ 
midenbündel. In der Gegend des Austrittes des N. XII löste sich ein 
Bündel von der degenerierten Pyramide los und nahm als geschlos¬ 
senes Bündel einen Verlauf in dorsaler Richtung. Das Bündel nimmt 
derselben Weg aufwärts zum XII- Kern, wie die austretende XII- 
Wurzel. Nachdem dasselbe den Kern erreicht hatte, durchzog es den¬ 
selben in 6—7 kleinen Bündelchen, die sich dann an der dorsalen 
Grenze des XII Kerns in die sagittale Richtung begeben. An dieser 
Stelle verliefen dann die Bündelchen (quer getroffen im Frontal¬ 
schnitt) am Boden des vierten Ventrikels weiter kranialwäts, kamen 
dann knapp an die laterale Seite des Facialiskniees (immer homola¬ 
teral mit der degenerierten Pyramide). Weiter kranialwärts kamen die 
Bündelchen an die mediale Seite der zentralen V-Wurzel. Dort, wo der 
sensible V- Kern aufritt, lösten sich die Bündelchen in dem hier befind¬ 
lichen Grau auf. Probst sagt, dass das Bündel am meisten 
Aehnlichkeit mit dem P i c k'schen Bündel hatte. Auf Grund dieses 
Falles betrachtet Probst die Fasern seines Bündels als rückläu¬ 
fige Pyramidenfasern, die sich von der Pyramide 
knapp vor der Pyramidenkreuzung loslösen und auf der¬ 
selben Seite bis in die Trigeminusregion gelangen, wo sie sich auf¬ 
splittern. 

Bezüglich der Pyramidenfasern in der medialen Schleife fand 
Probst (in Anlehnung an die Befunde Bechterew’s, Hoche’s 
u. a.) folgendes: Diesbezügliche Fasern seien schon von der inneren 
Kapsel an genau zu verfolgen. Während die Pyramidenfasern aus 
der inneren Kapsul den bekannten Verlauf im Pes pedunculi nehmen, 
kommen einzelne Bündel aus der Capsula interna dorsal vom Hirn- 


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schenkelfuss aber in Verbindung mit den Pyramidenfasern zu liegen 
und nehmen hauptsächlich die dorsale, mediale und laterale Partie 
über dem Hirnschenkelfuss ein. Sie sind bis zur MedtUla oblongata 
zu verfolgen, wobei sie kaudalwärts immer mehr an Zahl abnehmen. 
Im Gebiete des Trapezkörpers sind die Bündel z. T. durch die Fa¬ 
sern verdeckt, welche von der Pyramide in die Schleife ziehen. Von 
den in der medialen Schleife absteigenden Pyramidenfasern gehen 
in der Brücke und in der Medulla oblongata feinste Fäserchen in die 
Subst. reticularis ab. Diese Fäserchen stehen in offenbarer Beziehung 
zu den motorischer Hirnnervenkernen. Am leichtesten war ihr Zu¬ 
sammenhang mit dem gekreuzten VII- Kern nachweisbar (weniger 
sicher, mit dem homolateralen VII- Kern). Analogen Verlauf zeigten die 
Fäserchen in der Richtung zu den V- III- XII- IX- X- Kernen, ohne 
dass es aber gelungen wäre ihr direktes Eintreten in diese Kerne 
nachzuweisen, „ln allen diesen Fäserchen , welche vom Pyramidenareal, 
sowie von den in der Schleife verlaufenden Pyramidenbündeln abgehen , 
haben wir wohl mit grösster Wahrscheinlichkeit die zentrale Verbindung 
dieser motorischen Kerne zu erblicken 

Im Rückenmark fand man ausser der Degeneration der hete¬ 
rolateralen PyS, auch eine solche der homolateralen PyS. Die Fa¬ 
sern dieser Bahnen (hetero- und homolateralen) Hessen sich bis in’s 
Sacralmark verfolgen. Alle degenerierten Fasern der homolateralen 
PyS kommen aus der degenerierten Pyramide. Der Weg, auf wel¬ 
chem sie in die gleichseitige PyS gelangen, ist ein zweifacher: Zu¬ 
nächst konnte Probst (gleich Muratoff, Dejerine, Thomas, 
Rüssel, Redlich) aus der degenerierten Pyramide direkt ein 
kompaktes Bündel in in homolaterale PyS verfolgen. Anderseits 
ziehen aber bereits oberhalb der Pyramidenkreuzung degenerierte 
Fasern aus der degenerierten Pyremide in die gesunde, kreuzen sich 
dann und gelangen schliesslich die die homolaterale PyS. Die PyV 
fand Probst (Katze und Hund) angedeutet im Hals- oder sogar 
bis in das Brustmark. Was die Endigung der Pyramidenfasern im 
Rückenmark anbetrifft, so fand Probst niemals Degenerationsfa¬ 
sern, weder in der grauen Substanz, noch in der vorderen Commis- 
sur. Es Hessen sich niemals Einstrahlungen der Pyramidenbahnen in 
die graue Substanz nachweisen. 

Romanow (1898) stellte spezielle Untersuchungen über die 
zentralen Verbindungen der motorischen Hirnnerven an (s. auch 
oben Trapeznikow und Lazurskij bei Bechterew). R. hat 
bei Hunden korticale Zentren für verschiedene motorische Hirnner¬ 
ven exstirpiert. Nach Ausschaltung der Zentren für die motorischen 
n. n. V, VII und XII, war in der homolateralen Pyramide stets eine 


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absteigende Degeneration konstatiert. Bei Verletzung des VII- Zen¬ 
trums fand man degenerierte Fasern vorzugsweise im ventro-me- 
dialen Teil der Pyramide, bei Verletzung der V- und XII- Zentren 
verbreiten sich die Degenerationsfasern über das ganze Pyramiden- 
areal. Im Niveau der Kerne gehen aus der degenerierten Pyramide 
in der Richtung zur Baphe Degenerationsfasern ab, welche auf die 
entgegengesetzte Seite übergeben. In den Fällen mit Verletzung der 
VII- Zentren liessen sich die Fasern bis dicht zum VII- Kern verfol¬ 
gen (bei Verletzung der V- und XII- Zentren war ein solches Bild 
nicht zu sehen). Nach Verletzung der V- und XII- Zentren sah man, 
ausser den Pyramidenfasern zu den heterolateralen Kernen, auch zu 
den gleichseitigen ziehen. Stets liessen sich Fasern bis in die PyS 
der Rückenmarks verfolgen. 

K Osaka hat am Hunde und am Affen experimentiert und 
fand folgendes: „ Die Pyramiden fasern , welche zum VII-, XII- und zum 
motorischen V-Kern der entgegengesetzten Seite ziehen , lösen sich , wenig - 
stens zum grossen Teil , oberhalb des betreffenden Keims oder auch im 
Niveau des oberen Endes desselben von der Pyramide ab ; etwas tiefer 
scheinen die zu den gleichseitigen , entsprechenden Kernen ziehenden Py 
ramidenfasern aufzutreten und ebenso tiefer zu verschwinden , was ich 
aber beim XII Kern allein nicht mit Bestimmtheit sagen kann. Die den 
genannten Kernen zustrebenden Schwarzpunkte verschwinden alle mehr 
oder weniger vor den Kernen , ohne sie selbst zu eireichen. In allen 
meinen Fällen sind feine Schwarzpunkte in der medialen Schleife mehr 
oder weniger erkennbar , aber es ist noch zweifelhaft , ob es sich um wirk¬ 
liche Degeneration handelt. Wir treffen solche Schwarzpunkte im Bereich 
des Hirnscbenkels am deutlichsten , wo sie aber zum Vierhügel emporstei¬ 
gen. Nur ein kleiner Teil von ihnen bleibt in der medialen Schleife und 
scheint weit nach unten abzusteigen. Dieser Teil ist aber undeutlich zu 
sehen , so dass man Ho che nicht beistimmen kann , wenn er behauptet , 
dass der betreffende Teil zu den motorischen Hirnnervenkernen sich be¬ 
gibt. Dagegen ist die mediale Schleife von den ans der degenerierten Py¬ 
ramide zu den motorischen Hirnnefvenkei'nen ziehenden Schwarzpunkten 
so reichlich durchsetzt , dass man meint , die Schwarzpunkte lösen sich an 
den betreffenden Stellen von der medialen Schleife K. fand keine De¬ 
generationsfasern weder in den lateralen pontinen Bündeln noch im 
Bündel von der Schleife zum Fuss. 

Iwanof (1899). konnte nach Exstirpation des Beil-Zentrums 
Degenerationsfasern u. A. in der Substantia nigra , im Lemniscus me- 
dialis und in der Pyramide nachweisen. Von der letzteren zogen 
dann Fasern zum Nucl. ambiguus . 


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Auch fand Simpson (1902) beim Hunde, bei der Katze und 
beim Affen, nach einseitiger Entfernung der motorischen Region, De¬ 
generationen im Thalamus, Corp. quadrigem., Subsiantia nigra , Pons 
und Medulla oblongata. Zum VII- Kern traten die Fasern homo-late¬ 
ral mehr von den lateralen und kontra-lateral mehr von den me¬ 
dialen Partieen der Pyramide. 

Bezüglich des Verlaufes der Pyramidenbahnen im Rückenmark 
haben Sandmeyer (1891) und Muratoff (1893) nach Exstirpa¬ 
tion der motorischen Rinde beim Hunde ausser der Degeneration 
der heterolateralen PyS auch diejenige der homolateralen gefunden. 

Melius (1894) hat nach Exstirpation eines Rindenstückes im 
Bereiche des motorischen Zentrums der grossen Zehe in der linken 
Hemisphaere zerstreute Degeneration in beiden PyS nachgewiesen. Ver¬ 
einzelte Schollen befanden sich auch in der PyV bis zur Mitte der 
Halsanschwellung. Nach analoger Exstirpation im Bereiche des Dau¬ 
menzentrums war die Degeneration in der heterolateralen PyS zehn 
mal stärker, als in der homolateralen. In der PyV war keine si¬ 
chere Degeneration zu konstatieren. 

Boyce (1894) fand bei Katzen nach Exstirpation der motori¬ 
schen Rinde ebenfalls Degeneration der homolateralen PyS, dagegen 
keine PyV- Degeneration. 

Grünbaum und Sherrington (1902 und 1903) haben beim 
Schimpansen nach Entfernung der „ Handarea “ im Gyr. praecentralis 
Degeneration sowohl der heterolateralen PyS wie auch diejenige der 
PyV konstatiert. Die Degeneration der PyS liess sich bis zum Lumbal¬ 
mark nachweisen. Im unteren Dorsalmark konnte man ferner im 
heterolateralen Vorderhorn Degeneration nachweisen. Auch schienen 
hier einzelne Vorderhornzellen degeneriert. Die beiden Verfasser be¬ 
tonen (1903) das Vorhandensein der PyV bei den anthropoiden Affen. 


Es seien hier noch die Arbeiten von Muratoff (über die 
Degenerationen nach Balkendurchschneidung) und von Rutishau¬ 
se r (über die Stabkranzfaserung im Frontalhirn der Affen) erwähnt. 
Muratoff (1895) sagt, dass aus den Experimenten mit Entfernung 
der motorischen Rinde bei Hunden das Verhältnis des Balkens zur 
Rinde mit Sicherheit hervorgieng. Nach Entfernung der Rinde einer 
Hemisphaere fand man stets Degeneration der Balkenfasern, welche 
man in frontaler Richtung bis zu ihrer Endigung in der ande¬ 
ren Hemisphaere verfolgen konnte. Die Fasern des Corpus ca/lo- 
sum zogen aber nicht nur zu identischen Stellen der Rinde, sondern 
auch zu anderen Windungen der Konvexität. Bei korticalen Defek¬ 
ten degeneriert aber stets nur ein Teil des Corpus caUosum, wobei 


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die Anzahl der degenerierten Fasern direkt proportional der Grösse 
des Herdes ist. 

Rutishauser (1899) zeigte, dass man nach Abtragung des 
Frontalhirns beim Affen u. a. einen Degenerationszug sah, welcher 
direkt in den frontalen Schenkel der inneren Kapsel hinzog und 
weiterhin in das mediale Segment des Peduneulus übergieng. 
Kaudahvärts gelangte das Bündel in die Brücke, wo es den intakten 
Pyramiden medio-ventral anlag und sich schliesslich in der grauen 
Brückensubstanz verlor. 


Allgemeine Schlussfolgerungen (betreffend den Verlauf der Pyramiden* 

bahnen beim Menschen). 

Auf Grund der Untersuchungen der genannten Forscher und 
meiner eigenen lässt sich folgende, zusammenfassende Darstellung des 
Verlaufes der Pyramidenbahnen beim Menschen aufstellen. Sie be¬ 
ginnen in der bekannten Gegend der motorischen Sphaere der Hirn¬ 
rinde, nehmen in der inneren Kapsel das Knie und den hinteren 
Schenkel ein, im Peduneulus liegen sie in den inneren vier Fünfteln 
des Pes pedunculi, im Pons sind sie zerstreut in den Pyramiden¬ 
bündeln, die von den Fibrae transversae pontis zerstückelt sind. Erst 
im kaudalen Teile der Brücke sammeln sich die Pyramidenfasern 
wieder zu einem kompakten Bündel, welches in der Medulla oblon- 
yata die sogen. Pyramide bildet. In der Pyramidenkreuzung gehen 
die Fasern jeder Pyramide zum grössten Teil in die heterolaterale 
PyS, ferner in die homolateralen PyV und PyS (mitunter auch zur 
heterolateralen PyV über) und gelangen in dieser Weise zu den beider¬ 
seitigen Vorderhörnern des Rückenmarks. In diesem langen Verlaufe 
von der Hirnrinde ab bis zum kaudalen Teile des Pons, sind die 
Pyramidenfasern dicht vermischt mit anderen kortikalen Projektionsfa¬ 
sern, welche die Hirnrinde mit dem Thalamus , Substantia nigra, 
Soemmeringii, Nucleus ruber, Ponskernen u. A. vereinigen. Mit ande¬ 
ren Worten es lässt sich keine Trennung der eigentlichen Pyrami¬ 
denfasern von den anderweitigen kortikalen Projektionsfasern auf 
der Strecke von der Hirnrinde bis zum kaudalen Teile der Brücke 
durchführen. Erst von dieser letzteren Gegend treten die Pyrami¬ 
denfasern ganz selbstständig in Form eines kompakten Bündels 
auf (Pyramide) und bewahren diese Selbstständigkeit bis incl. zur 
Pyramidenkreuzung. Von da ab — im Rückenmark — sind die 
Pyramidenfasern sowohl in den Seitensträngen, wie auch in den 
Vordersträngen wiederum mit anderweitigen Fasern dicht vermischt, 


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welche teils vom Hirnstamm hierher ziehen, (vom Nucl. ruber , Vierhü¬ 
geln, Kleinhirn, Deiter’schem Kern u. s. w.), teils aber im Rücken¬ 
mark selbst entstehen (lange und kurze Rückenmarksfasern) und 
in ihrem Verlaufe sich mit den Pyramidenfasern vermischen. 

ln physiologischer Beziehung liegen die für die verschiedenen 
Teile des Körpers bestimmten Pyramidenbahnen in der Hirnrinde 
selbst und in der Nähe derselben getrennt von einander. In der Capsula in¬ 
terna liegen sie beim Menschen wahrscheinlich in derselben Reihenfolge, 
wie bei den Affen, d. h. dass sie um so mehr nach vorn liegen je 
weiter nach unten sie in der R o 1 a n d o’schen Gegend liegen. Nach 
den Untersuchungen von Beevor und Horsley liegen am mei¬ 
sten nach vorn diejenige Pyramidenfasern, welche den Bewegungen 
der Augen und der Zunge dienen, und am weitesten nach hinten 
diejenigen für die Zehen der unteren Extremitäten. Wahrscheinlich 
vermischen sich dabei, bereits in der inneren Kapsel, die für ver¬ 
schiedene Körperteile bestimmten Pyramidenbahnen. Wir glauben, 
dass man in dieser Gegend noch die für verschiedene Körperteile 
bestimmten Pyramidenbahnen physiologisch abtrennen kann, dass 
aber diese Trennung in anatomischer Hinsicht nicht mehr so präzis 
ist, wie in der Hirnrinde und in ihrer Nähe (s. oben die Befunde 
bei meinen Affen). Diese Ansicht ist auch besonders von Marie, 
auf Grund seiner zahlreichen Untersuchungen beim Menschen ver¬ 
treten. Er hat niemals Monoplegieen bei Erkrankung der Capsula 
interna konstatiert; mögen die Herde auch einen geringsten Umfang 
aufgewiesen haben, stets trat dabei Hemiplegie auf. Im weiteren 
kaudalen Verlauf im Hirnstamm erfolgt diese Vermischung der Py¬ 
ramidenbahnen in einem noch grösseren Maasse. Im Pedunculus lassen 
sich noch die für den Kopf bestimmten Pyramidenbahnen von den 
übrigen trennen. Die ersteren liegen hier im medialen Fünftel des 
Pes pedunculi , die letzteren im II, III und IV Fünftel (von medial- 
wärts nach lateralvvärts gerechnet. In diesen drei medialen Fünfteln 
lässt sich aber die Trennung der Pyramidenbahnen, welche ver¬ 
schiedenen Körperteilen dienen, nicht mehr durchführen. Sogar nach 
zirkumskripten Läsionen der Hirnrinde nimmt die Degeneration im 
Pes pedunculi einen ziemlich grossen Umfang ein. Von der Brücke 
ab und weiter kaudalwärts verliert sich auch diese letzte Trennung 
der Pyramidenbahnen in Kopf- und Rumpf-Extremitäten-Bahnen. 
Die von Gad und von mir vor Jahren angenommene Trennung der 
für verschiedene Körperteile bestimmten Pyramidenbahnen im 
Rückenmark der Hunde wurde in sämmtlichen experimentellen und 
in pathologisch-anatomischen Untersuchungen beim Menschen vermisst. 


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Wir wollen hier noch ^4) den Abgang und den Verlauf der zu 
motorischen Hirnnervenkernen ziehenden Pyramidenbahnen. B) den 
aberrierenden Verlauf einzelner Pyramidenbündel und C) das Ver¬ 
halten der Pyramidenbahn im Rückenmark kurz darstellen. 

A) Was zunächst den Abgang und den Verlauf der 
Pyramidenfasern zu den motorischen Hirnnerven¬ 
kernen betrifft, so lässt sich folgendes behaupten. Bis jetzt 
Hessen sich mit Sicherheit nur diejenigen Pyrara'idenbahnen feststel¬ 
len, welche zu den Kernen der n. n. XII und VII und zum motori¬ 
schen V- Kern verlaufen. Die zu den übrigen motorischen Hirnnerven¬ 
kernen ziehenden Pyramidenfasern sind supponiert worden, bis jetzt 
aber anatomisch nicht mit Sicherheit nachgewiesen. Die Wege auf 
welchen diese Fasern von der Pyramidenbahnen zu den Kernen 
ziehen sind zweier Art: 1) lassen sich mit der Marchi’schen Me¬ 
thode Fasern feststellen, welche direkt von der Pyramide, teils zu 
den gleichseitigen (oben genannten) Kernen ziehen, teils aber die 
Raphe passieren und in den heterolateralen Kern gelangen; 2) die 
für die motorischen Kerne bestimmten Pyramidenfasern ziehen aus 
der Gegend der medialen Schleife. Zu diesem letzten Punkte ist fol¬ 
gendes zu bemerken: Bereits in der Gegend des Pedunculus sieht 
man Faserzüge, die sich von dem grosen Pyramidenareal ablösen 
und die Richtung zu dem Lemniscus (medialis) einschlagen. Ein Teil 
dieser Faserzüge trennt sich dabei vjn der dorso-lateralen Gegend 
des Pyramidenareals ab und zieht dann zu den lateralen Teilen 
des Lemniscus . Diese Faserzüge tragen sehr verschiedene Bennen- 
nung ( Pes lemniscus profundus Dejerine’s, laterale pontine Schleife 
Schlesinge r’s, zerstreute Bündel der Schleife B e c h t e r e w’s, Fuss - 
schleife F1 e c h s i g’s). Ein anderer Faserzug geht von der ventralen 
Fläche des Pyramidenareals ab, zieht dann an der basalen Periphe¬ 
rie des Pes pedunculi zu dessen medialem Rande und geht dann 
weiter kaudalwärts in den medialen Abschnitt des Lemniscus über. 
Auch dieser Faserzug trägt verschiedene Benennung ( Pes lemniscus 
superficialis D e j e r i n e’s, mediale Schirife F1 e c h s i g’s, mediale acces • 
sor. Schleife B echtere w’s, Bündel von der Schleife zum Hirnschen - 
hei fuss Obersteine r’s, Bündel vom Pons zur Haube S t i 11 i n g’s 
und Roller’s, Faisce.au en echarpe F6re, Bündel von der Schleife zum 
Fuss Schlesinge r’s, Spit z k a'sches Bündel ). Wir wollen der 
Einfachheit wegen die Nomenklatur Dejerine’s annehmen. Wie 
gesagt treten die Fasern des Pes lemniscus profondns in den latera¬ 
len Abschnitt des Lemniscus medialis , diejenigen des Pes lemniscus 
superficialis in den medialen ein. Diese beiden neuen Bestandteile 
der medialen Schleife nähern sich bald einander, so dass man sie 


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etwa in der Gegend der Kreuzung des Trochlearis nicht mehr von 
einander trennen kann. Die Pyramidenbahnen senden aber nicht 
nur in der Gegend des Pedunculus ihre Fasezüge zu der medialen 
Schleife. In ihrem ganzen weiteren kaudalen Verlaufe, in der Gegend 
der Brücke und der Medulla oblongata , ziehen von ihnen analoge Fa¬ 
serzüge zu der medialen Schleife. Diese Faserzüge sieht man im 
Gebiete der Brücke hauptsächlich von den dorsalen Pyramidenbün¬ 
deln nach dem Lemniscus ziehen. In der Medulla oblongata gehen sie 
ebenfalls vom dorsalen Rande der Pyramide ab und treten in das 
Gebiet der medialen Schleife über. Diese Faserzüge vermischen 
sich wahrscheinlich im Lemniscus mit denjenigen Faserzügen, wel¬ 
che vom res lemniscus profundus und vom Pes lemniscus superficialis 
herstammen und, wie gesagt, im Lemniscus medialis kaudalwärts wei¬ 
ter ziehen. Wie weit überhaupt in kaudaler Richtung die in das 
Schleifengebiet übergehenden Pyramidenfasern (gleichwohl, ob in der 
Gegend des Pedunculus oder in derjenigen der Brücke und der Me * 
dulla oblongata) in der Schleife verbleiben, ist nicht mit Sicherheit 
konstatiert worden. Einige Autoren nehmen an, dass wenig¬ 
stens eine gewisse Anzahl dieser Faserzüge eine lange Strecke 
hindurch in der Schleife verbleibt, dann diese letztere verlässt, sich 
der Pyramide wiederum anschliesst und entweder mit dieser in die 
Pyramidenkreuzung übergeht oder aber als Fibrae homolaterales (su¬ 
perficiales et profundae) in das Rückenmark ubergeht. Diese haupt¬ 
sächlich von Dejerine vertretene Ansicht, nach welcher die Pyra¬ 
midenbündel der medialen Schleife diese letztere verlassen und sich 
zum zweitenmal der Pyramide anschliessen, ist meiner Ansicht 
nach, bis jetzt nicht sicher erwiesen. Ich schliesse mich der Mehr¬ 
zahl der Autoren an, dass der, wie ich ihn nennen möchte „ Pyrami¬ 
denanteil der Schleife u (Hoche’s motorischer Schleifenanteil) haupt¬ 
sächlich Fasern trägt, die für die motorischen Hirnnervenkerne be¬ 
stimmt sind. Es sei aber bemerkt, dass auch Dejerine dies für 
einen Teil des „Pyramidenanteiles der Schleife u annimmt. Unter dem 
n Pgramidenanteil der Schleife u verstehe ich sämmtliche Pyramiden¬ 
bündel, die in der medialen Schleife ihren vorübergehenden Sitz ha¬ 
ben und im gesammten Hirnstamm von dem Pyramidenareal in den 
Lemniscus übergehen. Die Faserzüge ziehen wahrscheinlich in die¬ 
sem letzteren nur eine gewisse Strecke spinalwärts, dann aber ver¬ 
lassen sie denselben und gehen in das Tegmentum über. Ein Teil dieser 
Fasern lässt sich im Tegmentum zu den hetero- und homolateralen 
motorischen Kernen verfolgen (bis jetzt sicher zu den XII-, VII- Kern 
und zum motorischen V- Kern). Ein anderer Teil der Fasern lässt sich 
aber nich mit Bestimmtheit bis zu ihrer Endstätte im Tegmentum 


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verfolgen. Es erweckt vielmehr den Anschein, alsob einige Fa¬ 
sern in der grauen Substanz der Haube selbst (also 
nicht nur in den motorischen Hirnnervenkernen) enden. Diese 
Ansicht ist von manchen Autoren, die mit den modernen Metho¬ 
den gearbeitet haben bereits früher ausgesprochen worden so z. B. 
von Dejerine ( Rev. neurolog. 1904 Nro. 14 p. 782). Ich glaube 
demnach, dass ein Teil der Fasern, die aus dem „ Py¬ 
ramidenanteil der Schleife “ herstammen,im Tegmentum selbst en¬ 
digt und somit eine Verbindung der kortikalen Pyra¬ 
midenneurone mit den motorischen Schaltneuronen 
der Haube herstellt. Von diesen letzteren Neuronen 
würden dann (wie die zahlreichen Tierversuche von Probst, Red¬ 
lich, Rothmann u. A. zeigen), eine Reihe von extrapyra¬ 
midalen motorischen Bahnen herstammen, die eben 
falls dem Rückenmark zu streben und in den Vorder¬ 
hörnern ihre Endigung finden. 


B) Als aberrierende Pyramidenbündel betrachtet man 
diejenigen Faserzüge, welche im Bereiche des Hirnstamms sich vom 
Pyramidenareal ablösen, einen abnormen Verlauf annehmem und 
vom Fuss nach dem Tegmentum des Hirnstamms, eventuell nach 
dem Rückenmark ziehen. Zu den aberrierenden Bündeln gehören: 

o) Im Gebiete des Hirnschenkels. 

1) und 2) die beiden oben genannten Bündel, welche im Pe- 
dunculus zu der medialen Schleife hinziehen (Dejerine’s Pes le- 
mniscus profundus und superficialis). 

3) Dejerine beschreibt als Fibres aberrantes posttro-externes 
diejenigen Faserzüge, welche im Pes pedunculi sich vom Pyramiden¬ 
areal ablösen, dann an der basalen Peripherie des Hirnschenkel- 
fusses lateral- und dorsalwärts ziehen. Diese Faserzüge ver¬ 
laufen dann [zwischen den Corpus genieul. int. und Pes pedunculi 
und treten in das Tegmentum ein. Ein Teil der Fasern schliesst sich 
dem Leimniscus ein, eventuell verliert sich in der umgebenden Sub¬ 
stanz, ein anderer Teil zieht zu dem Tuberculum quadrigeminum 
anterius. 

b) Im Gebiete der Brücke. 

Im Gebiete der Brücke lösen sich vom Pyramidenareal die 
oben erwähnten Faserzüge, welche in den Lemniscus medialis über¬ 
gehen (hier einen Teil der „Pyramidenanteils der Schleife “ bilden), 
um nach einem gewissen Verlaut die Schleife zu verlassen und in 
das Tegmentum einzutreten ( Fibres aberrantes protuberentielles De- 
j e r i n e’s). 


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c) Im Gebiete der Medulla ohlongata. 

1) Im Gebiete der Medulla ohlongata lösen sich vom Pyramiden¬ 
areal analoge Bündel, die in den Lemniscus medialis eintreten und 
den eben erwähnten weiteren Verlauf zeigen. 

2) Pick’sches Bündel (s. oben die Schilderung bei Pick, 
Hoche, Barnes u. A.). Wahrscheinlich wird Hoche recht behal¬ 
ten, wenn er diesem Bündel die Abstammung von den Pyramiden 
zuschreibt. Das Pick’sche Bündel hat nach Barnes einen korti¬ 
kalen Ursprung, degeneriert mit der Pyramide absteigend, begeht 
mit dieser eine Krezung. Erst nach erfolgter Kreuzung biegen die 
Fasern dieses Bündels kranialwärts um und geben Fasern an die 
motorischen Kerne der Medulla ohlongata ab (speziell an den NticL 
ambignus und vielleicht an die X- und XII- Kerne). 

3) in der Medulla ohlongata sah Dejerine Faserzüge, welche 
sich von der Pyramide ablösen, an der Peripherie entlang als Fi - 
brae arcuaiae superficiales , dann spinalwärts nach dem homolateralen 
Seitenstrang des Rückenmarks verlaufen. Dejerine nannte diese 
Fasern n Fibres pyramidales homolaUralcs super ficielles“. Eine genaue 
Beschreibung analoger Bündel giebt Barnes, welcher diese aber¬ 
rierenden Faserzüge als „ ventro-laterale Pyramidenbändel u bezeich¬ 
net (s. oben). 

4) In dem oben beschriebenen Fall fand ich ein aberrierendes 
Bündel, welches (in der Gegend der gut entwickelten Oliven und 
XII- Kernes) in Form von einzelnen Fasern oder kurzen Faserzügen 
zunächst in den Fibrae arcuatae superficialis later (event. in den Fa¬ 
serzügen der KS) et dorsales auftritt (Taf. V Fig. 42 und 43). Die in 
den Fibrae arcuatae dors. laufenden Fasern Hessen sich am Boden 
des IV Ventrikels bis etwa an die Gegend des Funic . cuneatus ver¬ 
folgen. Ihren weiteren Verlauf in der Richtung nach der Raphe 
konnte ich nicht feststellen. Bereits in dieser Gehend der Medulla 
ohlongata sieht man vereinzelte Fasern von der Pyramide um die 
Olive herumziehen. Die Zahl der Fasern nimmt spinalwärts zu und 
schliesslich sieht man in der Gegend der beginnenden Schleifenkreu¬ 
zung einen ziemlich mächtigen Faserung von der Pyramide an die 
Peripherie seitwärts ziehen. In der Serie der Schnitte lässt 
sich mit Sicherheit ein Zusammenhang aller dieser Fasern festste!- 
len. Es unterliegt also keinem Zweifel, dass es mitunter ein Pyra¬ 
midenbündel gibt, welches in der Gegend der Schleifenkreuzung 
etwas kranialwärts von dem Beginn der Pyramidenkreuzung sich 
von der Pyramide ablöst, an der Peripherie um die Olive he¬ 
rumzieht und in den kranialen Medullagebieten mit den Fibrae 
laterales et dorsales dorsal wärts nach oben weiter läuft. Ich be- 


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zeichne dieses Bündel als Fasciculus pyramidalis perirestif ormis. Es 
ist anzunehmen, dass mitunter (wie es Dejerine u. A. beschrei¬ 
ben) dieses Bündel nicht so weit dorsalwärts zieht und bereits an 
der oberen Olivengrenze verbleibt und spinalwärts nur homolatera¬ 
len Seitenstrang des Rückenmarks hinzieht. Ein Analogon des oben 
beschriebenen Bündels (beim Menschen) fand ich nur in der Arbeit 
von Barnes. In seinem V Fall zog in der Medulla oblongata ein 
Faserzug von der degenerierten Pyramide an der Peripherie mit 
den Fibrae arcuatae ex/, um die Olive und das Corp. restiforme 
und am IV Ventrikel war derselbe fast bis nur XII- Kern zu ver¬ 
folgen. Barnes meint, dass dieses Bündel vielleicht eine unge¬ 
kreuzte Verbindung der Pyramide mit den motorischen X- und XII- 
Kernen darstellte. Es sei ferner bemerkt, dass Probst ähnliche 
Bündel bei seinen Tierversuchen fand. Probst sagt, dass einzelne 
Fasern seiner „ akzessorischen Pyramidenbündel“ nicht in das Rücken¬ 
mark, sondern als Fibrae arcuatae externae in das Corpus restiforme 
übergehen. In zwei Fällen konnte Probst diese Fasern im Corpus re¬ 
stiforme aufwärts bis in den Oberwurm des Kleinhirns verfolgen. 
Inwieweit diese Fasern mit den von Mingazzini beschriebenen 
CV>re6e//o-Pyramiden fasern übereinstimmen, lasse ich dahin gestellt 
(vergl. Kölliker’s Handbuch d. Gewebelehre des Menschen II Bd., 
I Hälfte, 1893, p. 327). 


C) Das Verhalten der Pyramidenbahnen im 
Rückenmark. 

Was die PyV betrifft, so liegt dieselbe wie bekannt an der 
medialen Randzone der Vorderstränge, zu beiden Seiten des Sulcus 
longittid. ant. Ihre Fasern enden z. T. im homolateralen Vorderhorn, 
z. T. aber sollen dieselben durch die vordere Commissur auf die 
entgegengesetzte Seite übergehen, um dann entweder im Vorderhorn 
zu enden, oder sich der PyS anzuschliessen. Die PyV endet zum 
grössten Teil bereits im Halsmark und im oberen Brustmark. Es ist 
aber anzunehmen, dass ihre einzelnen Fasern bis in’s Lumbo-Sacral- 
Mark laufen. Dies geht besonders aus denjenigen Befunden hervor, 
bei welchen, nach Hirnläsionen beim Menschen, eine Degeneration 
der PyV bis ins Sacralmark verfolgt werden konnte. Nach Querlä¬ 
sionen des Rückenmarks lässt sich ebenfalls eine sehr deutliche 
Degeneration an der medialen Randzone der Vorderstränge und 
zwar bis in’s Sacralmark verfolgen. Die Fasern dieser Degenera¬ 
tion gehören aber nur z. T. zu der PyV, die Mehrzahl stellt dage¬ 
gen wahrscheinlich Conjunctions- und Commissural-Feisern des Rücken- 


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marks selbst, — Löwenthal's Fasciculus marginahs anterior des 
cendens oder Mari e’s Fasciculus sulco-marginalis descendens. In Bezug 
auf das Vorhandensein der PyV bei Tieren ist zu bemerken, dass 
bereits Flechsig, dann auch Bechterew, Monakow, Singer 
Münzer u. A. behauptet haben, dass bei Hunden, Katzen und Ka¬ 
ninchen nur die PyS, nicht aber die PyV bestehe. Lenhossök, 
sagt, dass ausser dem Menschen bei keinem der daraufhin unter¬ 
suchten Säugetiere eine PyV gesehen wurde. Rothmann (1901) 
meint ebenfalls, dass eine PyV bei allen höheren Säugetieren im 
Gegensatz zum Menschen entweder gar nich vorhanden, oder doch 
nur im obersten Halsmark angedeutet sei. Grünbaum und 
Sherrington (1903) betonen das Vorhandensein der PyV bei den 
anthropoiden Affen. 

Der Hauptzug, welcher die motorische Hirnrinde mit den Vor¬ 
derhörnern verbindet, stellt jedenfals die PyS dar. Dieselbe lässt 
sich im menschlichen Rückenmark bis in den Conus mednllaris ver¬ 
folgen, wobei der Umfang der PyS in absteigender Richtung stets 
abnimmt (besonders in den beiden Anschwellungen). Im Hals- und 
Dorsalmark ist die PyS durch die KS von der Peripherie abgetrennt. 
Im Lumbo-Sacralmark, wo die KS nicht mehr entwickelt ist, legt 
sich die PyS in Form eines Keiles dicht an die Peripherie. Ueber die 
kaudale Endigung der PyS geben uns die Degenerationsbefunde (mit¬ 
telst der Marchi’schen Methode) im Rückenmark nach Hirnläsio¬ 
nen die beste Aufklärung. Es ist daraus ersichtlich, dass die Fasern 
der heterolateralen PyS bis in den Conus meduüaris reichen. Auch 
die Fasern der homolateralen PyS reichen bis in’s Sacralmark. 


Zuletzt soll hier noch kurz über den heutigen Stand der Frage 
über die Lokalisation der für die verschiedenen Muskelgebiete be¬ 
stimmten Pyramidenfasern in Rückenmark erwähnt werden. Ziem¬ 
lich positiv fielen die Untersuchungen von Ziehen (1887) aus. 
Ziehen fand nähmlich bei einem von H. Munk operierten Hunde 
mit Exstirpation der Vorderbeinregion denjenigen Teil der PyS de¬ 
generiert, welcher im oberen Halsmark zunächst der grauen Sub¬ 
stanz anliegt. Bei dem Hunde, dem die laterale Nackenregion der 
Rinde exstirpiert worden war, lag das Degenerationsfeld in Rücken¬ 
mark den Vorderbeinfasern von aussen an. Die von Ga d und von mir 
(1897) ausgeführten physiologischen Reizversuche am Rückenmark 
von grossen Hunden zeigten, dass man in allen Versuchen bei 
Reizung der nächsten Umgebung des Vorderhorns die entsprechende 
Segmentmuskulatur zur Zuckung brachte. Dagegen kamen bei Rei- 


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zung der mehr peripherisch und nach hinten liegenden Teile des 
Seitenstrangs, Zuckungen der weiter von der Reizungsstelle entfernt 
liegenden Muskelmassen (Rumpf, Hüfte, hintere Extremitäten und 
speziell die Zehen) zu Stande. Die Zuckungen traten homoleteral auf 
und fielen sofort nach Durchschneidung des Rückenmarks unter¬ 
halb der Reizstelle aus. Dann wurden von Sherrington (1889) 
Experimente ausgeführt, in welchen verschiedene Abschnitte der 
motorischen Hirnrinde exstirpiert und das Rückenmark auf sekun¬ 
däre Degenerationen hin untersucht worden ist. Diese Experimente 
(an Hunden und Affen) führten zu keinem positiven Resultat. Ne¬ 
gativ fielen ebenfalls ähnliche Untersuchungen von Melius (1899) aus- 
Nach Exstirpation von kleinen Rindenpartikeln wurde stets eine 
auf das ganze Areal der Pyramidenbahn zerstreute Degeneration 
gefunden. Auch die von mir unternommenen Experimente zeigten, dass 
bei Affen vom mittleren Gebiete der Brücke ab kaudalwärts 
von einer genauen Lokalisation der für die verschiedenen Körper¬ 
teile bestimmten Pyramidenfasern nicht mehr die Rede sein könne. 

Neuerdings untersuchte Ho che (1900) einen Fall, in welchen 
eine Monoplegie der linken Hand infolge eines kleinen Tumors in der 
Rinde und im Stabkranz bestand. Aus dieser Untersuchung gieng aber 
hervor, dass funktionell so eng zusammengehörigen Fasern, wie die 
der Innervation der Handbewegungen dienenden, vom Hirnschenkel 
abwärts, in der Pyramidenbahn an keiner Stelle eine gesonderte Lage 
einnehmen, sondern über das ganze Gebiet der Pyramidenbahn 
zerstreut waren. Alle diese Tatsachen werden hier einfach einander 
gegenübergestellt, da es z. Z. nicht möglich ist, ein sicheres Urteil 
über diese Frage abzugeben. 

Eingegangen im Jänner 1905 . 


hitteratur-Verzeichnis. 

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31. Marie et Guillain. Les dögenerations secondaires du cordon an- 
törieur de la moelle (le fasceau pyramidal direct et le faisceau 
en Croissant). Les voies parapyramidales du cordon antörieur. Rev. 
neurolog. 1904, Nr. 14. 

32. Melius. Preliminary note on bilateral degeueration in the spinal cord 
of monkeys (macacus sinicus) following unilateral lesion of the cor- 
tex cerebri. — Proceed. of the Royal soc. 1894 (Ref. N. Zbl. 
1894, p. 59). 

33. Monakow. Gehirnpathologie, 1897. 

34. Mu rat off. Secundäre Degenerationen nach Zerstörung der motor. 
Sphaere in Verbindung mit der Frage von der Lokalisation der 
Hirnfunktionen. Arch. f. Anat. u. Physiol. 1893, p. 99. 

35. Muratoff. Sek. Degeneration nach Durchschneidung des Balkens. 
N. Zbl. 1895, p. 714. 

36. Muratoff. Zur Pathologie der Gehirndegenerationen bei Herder¬ 
krankungen der motor. Sphaere der Rinde. Neurol. Zbl. 1895, 
p. 482. 

37. Obersteiner. Anleitung beim Studien des Baues der nerv. Cen¬ 
tralorgane. IV. Aufl., 1901. 

38. Obersteiner. Die Variationeu in der Lagerung der Pyramiden¬ 
bahnen. Arbeiten aus d. neur. Inst, an der Wiener Universität. Bd 
IX., 1902. 

39. Pick. Ueber die abnormen Faserbündel in der menschl. medulla 
oblongata. Arch. f. Psych, XXI, 1890. 

40. P i c k. Zur Deutung abnormen FaserbQndel im zentralen Grau der 
medulla oblongata. Neurol. Zentrallblatt. 1904, Nr. 1, p. 19. 

41. Probst. Zu den fortschreitenden Erkrankungen der motor. Leitungs¬ 
bahnen. Arch. f. Psycb. Bd. 30, 1898. 

42. Probst. Zur Kenntnis der Pyramidenbahn. Monatschr. f. Psych. u. 
Neurol. Bd. VI, 1899. 

43. Ransohof. Beitrag zu den Beziehungen des Pick sehen Bündels 
zur Pyramidenbahn, nebst einer Bemerkung zur Markscheidenfär¬ 
bung. Neurolog. Zbl. 1899, Nr. 21. 

44. Redlich. Ueber die anatom. Folgeerscheinungen ausgedehnter Ex¬ 
stirpationen der motor. Rindenzentren bei der Katze. Neurolog. Zbl. 
1897, Nr. 18. 

45. Redlich. Beiträge zur Anat. u. Physiol, der motor. Bahnen bei 
der Katze. Mon. f. Psych. u. Neur. Bd. V, 1899. 

46. Romanow. Zur Frage von den zentr. Verbindungen der motor. 
Hirnnerven. Neurolog. Zbl. 1898, Nr. 13. 

47. Rothmann. Ueber die Degeneration der Pyramidenbahnen nach 
einseitiger Extirpation der Extremitaetenzentren. Neurolog. Zbl. 1896 
(p. 494 i 530). 

48. Rothmann. Ueber die Pyramidenkreuzung. Arch. f. Psych. 1900, 
Bd. 33, H. 1. 


Archive« polon. de« «eienc. biol. et irn'dic. III. 
Poln. Archiv f. biol. u. med. Wiesenech. III. 


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98 


49. Eothmann. Ueber hohe Durchschneidung des Seitenstranges und 
Vorderstranges beim Affen. Verhändl. d. Physiol. Ges. in Berlin. 
Jahrgang 1901-1902, Nr. 12—16, 27. Juli 1902. 

60. Eothmann. Ueber die Ergebnisse der experimentalen Ausschal¬ 
tung der motor. Funktion und ihre Bedeutung für die Pathologie. 
Zeitschr. f. klin. Med. 48. Bd., H. 1—2, 1903. 

61. Eothmann. Ueber zentrale Läsionen des Zentralnervensystems 

an anthropomorphen Affen (Chimpansen). Arch. f. Psych. 1904, 
Bd. 38, H. 3. 

52. Eutishauser. Experimenteller Beitrag zur Stabkranzfaserung 
im Frontalhirn des Affen. Mon. f. Psych. u. Neur. Bd. V., 1899. 

53. Sand. Beitrag zur Kenntniss der kortico-bulbären und kortico-pon- 
tinen Pyramide beim Menschen Arbeiten aus d. Neurolog. Inst, 
in Wien. Bd. X, 1902. 

54. Sandmeyer. Sekundäre Degeneration nach Exstirpation motor. 
Zentren. Zeitschr. f. Biologie 1891, Bd. XXVIII., p. 177. 

55. Schlesinger. Beiträge zur Kenntniss der Schleifendegeneration. 
Arbeiten aus d. Inst. f. Anat. u. Phys. des Zentralnervensystems 
an d. Wien. Univ., Bd. IV, 1896. 

56. Sergi. Gontributo allo Studio anatomo-clinico del lemnisco principale 
Eiv. d. patol. nerv, e ment. 1903, Nr. 4. (Neur. Zbl. 1903, Nr. 20. 
p. 958). 

57. Sherrington. On nerve-tract degenerating secondar. to lesions 
of the cerebral cortex. Journal of Physiology 1889, vol. 10. 

58. Sherrington. Note on brilateral degeneration in the pyramidal 
tracts from unilateral cortical lesion. Brit. med. Journ. 1890, p. 14. 

59. Simpson. Secondary degeneration following unilateral lesions of 
the cerebral motor cortex. Internationale Monatschr. f. Anat. u. 
Physiol. 1902, p. 304 (Eefer. Sand). 

60. Spill er. A contribution to the study of the pyramidal tract in the 
ceutral nervous System of Man. Brain 1899, p. 563. 

61. Sträussler. Eine Variation im Verlauf der Pyramidenbahn. Neurol. 
Zbl. 1901, Nr. 18. 

t>2. Troschin. Die zentralen Verbindungen der sensorischen und mo¬ 
torischen Hirnnerven. Neur. Zbl. 1902, p. 281. 

63. Ugolotti. Nouvelles recherches sur les voies pyramidales de 
l’homme k propos d’une communication r6cente de P. Marie et S. 
Guillain. Eivista di patologia nervöse e mentale. Vol. VIII, fase 
4, p 145—154, 1903. (Eef. Eev. növrolog. 1903, Nr. 17). 

64. Weidenhammer. Zur Frage von der absteig. Degeneration der 
med. Schleife. Neur. Zbl. 1896, p. 191. 

65. Zenner. Ein Fall von Hirngeschwulst in der linken motor. Sphäre, 
linksseitige Lähmung, Abwesenheit der Pyramidenkreuzung. Neur. 
Zbl. 1898, Nr. 5, p. 202. 

66. Ziehen. Sekundäre Degeneration nach Exstirpation motorischer 
Eindenregion. Arch. f. Psych. 1887. 

67. Ziehen. Nervensystem 1899, p. 255 u. folg. 


Anmerkung: Aus äusseren Gründen war der Druck der vor¬ 
liegenden Arbeit viel früher fertig als die Reproduktion der betreffen¬ 
den Tafeln. Infolge dessen konnten die späteren Arbeiten einer 
Reihe von Autoren nicht mehr berücksichtigt werden. 


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Travail fait an laboratoire de Mr. E. Fla tan k Varsovie. 


Recherches experimentales, physiologiques et anatomiques 

sur les racines postärieures des nerfs spinaux 

par 

Le Dr. Stanislas Kopczyiiski 

(avec planche VI—X). 


Introduetion. 

Le ddsir d’dtudier ä fond Je faisceau en virgule “ de Schultze 
nous a amends ä entreprendre ce travail. On le sait que, dans le 
courant des dernieres anndes, les cordons postdrieurs de la moelle 
epiniöre sont devenus l’objet de nombreuses recherches, lesquelles 
aboutirent ä demontrer que l’homogdnditd de ces derniers n’est 
qu’apparente, et qu’ils contiennent certains systeraes des fibres, sus- 
ceptibles de ddgdndrescence descendante. Quelques expdrimenta- 
teurs ont rdussi ä distinguer plusieures voies descendante^ dai.? 
les cordons postdrieurs, telles que Je faisceau en virgule “ de Schul¬ 
tze, „le faisceau u de Koche, Je champ ovalaire u de Flechsig, et 
Je faisceau triangulaire • de G o m b a u 11 et Philippe. 

Quel est le rapport entre ces faisceaux, considdrds antdrieure- 
ment comme appartenant ä un Systeme unique de fibres? — sont- 
ils des rameaux descendants des racines postdrieures, donc d’ori- 
gine externe ( exogene ); ou bien, sommes nous en prdsence des 
prolongements axiles des cellules de la substance grise, c’est ä dire 
en prdsence de fibres d’origine interne {endogene), provenant de la 
moelle dpinidre — voilä les questions, qu’on cherchait ä. rösoudre. Le 
„faisceau en virgule “ de Schultze a cependant le plus intdressd 
les expörimentateurs. Pour l’dtudier, on profitait des cas fournis par 
la pathologie humaine: traumatisme, compression et mydlite ä. des 
hauteurs diffdrentes, compression des racines postdrieures. des ple- 


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xus brachial et lombaire; plus rarement on s’adressait 4 des re- 
cherches comparees embryologiques (Giese), 4 des expöriences 
sur des animaux, telles que Ia section des racines postdrieures. 
Ces expöriences, faites surtout sur les animaux supörieurs, sur 
des singes p. ex., ont cela de particulier, qu’elles permettent de 
regier 4 volonte la durde de la dögönerescence et que, dans ce cas, 
les mdthodes trös sensibles, celle de Marchi p. ex. donnent des 
tableaux anatomiques beaux et tres clairs. En dtudiant la littera- 
ture en question, nous sommes convaincus, que la grande diver- 
gence des opinions des auteurs s’explique, avant tout, par les dif¬ 
ferentes mdthodes experimentales. Ainsi p. ex., la methode, moins 
sensible, de Weigert, tout en donnant des resultats nögatifs, sur¬ 
tout dans des cas rdcents et en prdsence de lesions insignifiantes de 
la moelle, a mene quelques experimentateurs (Pfeiffer p. ex.) 
aux conclusion fausses. D’un autre cöte, souvent, une idee pröcon<?ue 
ne contribuait pas peu 4 une interpretation fausse des faits (voir le 
travail de Margulies). 

Nos experiences et nos recherches consistaient en ce que 
nous faisions des sectipns, chez des singes, des racines posterieu- 
res des nerfs spinaux 4 des hauteurs differentes, dans le but de 
determiner le champ de la degenerescence descendante du „faisceau 
en oirgule “ de Schultze, son diamötre transversal et toute son 
etendue. 

Les circonstances nous ont empöches d'executer la seconde 
partie de nos recherches, 4 l’exemple de S a r b o, R o t h m a n, et 
d’autres, lesquels 4 l’aide de l’occlusion momentanee de la lumi&ra de 
l’aorte abdominale produisaient la necrose des cellules de la sub- 
stance grise, pour etudier la degenerescence ascendante et des¬ 
cendante, laquelle principalement ddpendait de ces cellules. Mal¬ 
heureusement pour nous, l’occlusion, merae passagere, de l’aorte tho- 
racique est liee 4 de trop grandes difficultes. Par contre, la section 
des racines posterieures, chez des singes surtout, est une expörience, 
qui vaut la peine d’etre faite. Introduite pour la premiöre fois, il 
y a 50 ans, par le cölöbre physiologiste Claude-Bernard, eile con- 
firma la loi de Magendie-Bell concernant la difförence de la fonc- 
tion physiologique des racines antörienres et posterieures. Rdpdtee 
par d’autres experimentateurs (Hering, Corniloff, Mott, 
Sherrington, Munk 1 ) etc.), eile servait 4 analyser un fait 


*) La memoire de Munk, oü l’auteur analyse en maitre les alte- 
rations motrices ches les singes, en polämisant aveo Scherrington, 
a paru dans le cours de ce travail. 


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101 


tres interessant au point de vue de la Physiologie, celui de l’influ- 
ence des alterations sensitives sur les fonctions motrices. 

La section d'un grand nombre des racines posterieures des 
nerfs spinaux, produit eile une parese, une paralysie, ou bien une al- 
teration des rnouvements, simples et coordines, de l’exttemite rela¬ 
tive? Est ce que pour l’execution des rnouvements, Parrivee ä no- 
tre conscience des sensations tactiles est absolument indispensable, 
et ä, quel point? Jusqu’ ä quel point certaines racines posterieures 
des nerfs spinaux peuvent-elles substituter les autres, en condui- 
sant les sensations tactiles et musculaires? Voici autant de que- 
stions, qui, nous aussi, beaucoup interessaient. Nous attendions 
pendant un mois Papparition des deg6nerescences secondaires, 
nous observions bien nos singes sous ce rapport, et nous notions 
scrupuleusement les resultats de nos observations. 

Comme nous avons voulu profiter ä fond de nos expörimenta- 
tions, nous avons resolu traiter quelques questions secondaires, qui 
se prösentaient dans le cours de notre travail, ä voir: 

1) Los alterations motrices observöes, döpendent-elles des alte- 
rations des cellules de la substance grise, c’est ä dire de celles des 
cornes anterieures (voyez le memoire de Lapiüski), des raci¬ 
nes antörieures, des nerfs pöriplteriques et des muscles correspon- 
dants ? 

Y a-t-il chez des singes, comme chez des animaux inftSrieurs, 
quelques fibres centrifuges, qui suivent le trajet des racines poste¬ 
rieures et passent les ganglions intervertebraux. 

3) Les ganglions intervertebraux, subissent-ils, au bout de ce 
temps, une dögönörescence retrograde? 

et enfin : 

4) Quel est le parcours: a) des racines posterieures singuli6res 
a Pinterieur de la moelle epini&re, et ft) de certains faisceaux ä di- 
rection ascendante, c’est ä dire des faisceaux qui degunerescent ä la 
suite de tesions accidentelles de la moelle dpiniöre? 

Voilä, quelques problömes que nous cherchions ä resoudre par 
nos recherches anatomiques. 


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102 


I. Reeherehes physiologiqu.es. 
Gbservations gänärales. 

Nos expdriences ont dtd faites sur quatre singes, de Pespece 
Macacus Rhesus exclusivement. Les deux femelies dtaient plus petites, 
et les deux mäles plus grands; enfin e’dtaient des singes de grande taille. 
Jusqu’au commencement des expdriences, tous les singes dtaient gais, 
et se portaient tout ä fait bien. Les experiences ont dtd faites avec 
le concours aimable des cbirurgiens, nos colldgues le dr. Sawicki 
et le dr. L e § n i o w s k i, ainsi que le dr. F1 a t a u. Je leur exprime 
ici mes remerciements les plus cordiaux. 

Avant Popdration les singes dtaient narcotisds ä l’aide de 1‘dther 
chimiquement pur. L’opdration, faite assdptiquement aussi bien que 
possible, et lege artis, dtait la suivante: aprös avoir lavd et rasd le dos, 
nous incisions la peau et les parties molles, pour arriver ä la colonne 
vertdbrale. Puis nous prdparions les parties molles, et nous faisions 
l'ablation des processus dpineux et des lames vertdbrales. Nous lais- 
sions en place la partie latdrale de la lame de la Vll-dme vertdbre 
cervicale, pour nous orienter dans l’ordre des vertdbres. Apres avoir 
mis ä nu la moelle dpiniöre, nous incisions la dure-möre dans la 
direction longitudinale; pour l’ordinaire il s’en dpenchait en ce mo- 
ment un peu de liquide cephalo-rachidien. Faire une tentative pour 
sectioner les racines, sans discision de la dure-möre, ce auräit dtd, 
ä notre avis, une chose bien problematique: on pourrait dans ce cas 
Jeser läcilement les racines antdrieures, ce qui influencerait d’une ma- 
niöre ddfavorable Peffet de l’expdrience. Aprös avoir mis ä nu la 
moele, nous soulevions ldgörement avec la sonde les racines postd* 
rieures, pour les sectionner le plus pres de la moelle; craignant — ä tort 
comme nous nous sommes convaincus plus-tard — la rdunion des par¬ 
ties sectionndes, nous avons non seulement sectionnd certaines ra¬ 
cines, mais nous les avons excisdes, leur partie centrale surtout. 
Dans toutes les quatre experiences l’hdmorrhagie a dtd tout 
ä fait insignifiante. Apres que la section des racines postdrieures 
a dtd faite, nous avons suturd la dure-mere avec une soie trös fine, 
puis nous avons reuni les muscles et suturd la peau. Le long des 
sutures nous avons induit la peau avec du collodion iodoformd. Ce 
n’est que le premier singe qui, pendant Popöration, a cessd de respi- 
rer ä, plusieures reprises, de sorte qu’il fallait mettre en jeu la res- 
piration artificielle. Tous les autres supporterent trös bien l’anesthd- 


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103 


sie et l’opöration. Les plaies guerirent par la prcmifere intention, dans 
toutes les quatre experiences. J&mm n’avons observö nulle part la 
moindre suppiitaiioa des sutures. 


I. Expärience. 

Section de la Vli-öme racine cervicale post6rieure du cdt6 droit. 

8/VII. 1906. L’opöration a ete faite de la manifere ci-dessus de* 
crite. On n’excisa qu’une seule lame vertebrale. Section de la VII- ferne 
racine cervicale posturieure du cutfe droit. Aprfes l’opferation, mal- 
gre que l’on avait attache les pattes du singe, celui-ci s’efforpa de 
sauter de la table. Du 9/VIII. jusq’au 6/VII. 1903, c’est-ä*dire depuis le 
jour de l’opferation jusqu’ä, celui, oü Ton sacrifia l’animal, pendant toute 
la durfee de ce temps, le singe n’a point präsente des moindres 
altferations motrices de l’extremite supferieure droite. En courant 
sur les traverses de la cage, en saisissant la nourriture, le singe 
executait les mouvements tout ;l fait normaux, aussi bien avec 
la main gauche qu’avec la droite, sans la moindre diffference. 


II. Expärience. 

Section de le Vll-öme et Vlll-feme racines cervicales postörieures, 
et de l-öre et ll-gme racines dorsales postörieures du cdt6 droit. 

9/VII. 1903. L’operation a ete faite d’aprfes la description ci- 
dessus. Ablation de 5 lames vertebrales. Section du cöte droit des 4 
racines posterieures, specialement de la VH-feme et VHI-feme cervi¬ 
cales, et de la I-öre et Il-öme dorsales. On a mis 7 sutures ä la dure- 
mfere. Pendant le tamponnage on observa ä plusieures reprises, 
un tresaillement des pattes antferieures. Dfetachfe de la table ä Ope¬ 
ration, l’animal titube commo enivre, mouvant ses deux bras avec 
une grande difficulte, le bras gauche mieux que le droit. 

10/VII. 1903. Le singe se tient assis dans la cage. Excite au mou- 
vement il ne se dresse pas sur les jambes, mais avance principa- 
lement sur les fesses. De temps en temps il essaye de monter sur 
les barres. Cela lui cause une difficulte evidente, et aprfes quelques 
essais il s’accroupit de nouveau. Effrayfe, ayant peur p. ex. d’etre 
attrape, il monte parfois sur les barres verticales de la cage, et 
quelquefois meme il reussit ä, s’asseoir sur la traverse (une forte 
barre en fer, transversale). On observe un certain affaiblisseraent 


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104 


fonctionnel des deux extrdmitds supdrieures, surtout de la droite, 
et une certaine maladresse de celle-ci. En voulant attraper les bar- 
res verticales, il n'y arrive pas avec la main droite, mais la passe 
entre les barres. Dans les cas, oü il avait saisi la barre verticale avec 
la main droite, il ne la garde pas, mais immddiatement laisse glis- 
ser la main en bas, le long de la barre. En s’efforgant de saisir 
avec la main droite la traverse en fer, il ne l’entoure avec les 
doigts, mais souvent avec la base de la main ou avec l’articula- 
tion du poignet (articulation carpienne). Placd sur une table, le 
singe tient sa main droite dlevde, le coude et les doigts fldchis. 
Quand il marche sur la table, il se sert de sa main droite ä l’aise 
mais quelquefois il fldchit le poignet droit. Rarement il fldchit aussi 
le poignet gauche. L’examen de la sensibilitd ä douleur n’a pas 
donnd de resultats positifs; aux piqüres d’dpingles, le plus- profon - 
des, le singe ne rdagissait point. 

13/VII. 1903. L’animal est alerte, il tient la tete dlevde, mal- 
grd que les mouvements en sont un peu difficiles. Aujourd’hui il 
s’elforce plus souvent de sauter sur la traverse en fer, malgrd qu’il 
n’y rdussit pas toujours. Les altdrations motrices du bras droit sont 
aujourd’hui beaucoup moins prononcdes. Avec la main droite il cher- 
che des insectes, prend des morceaux de carottes, des fruits et les 
porte ä la bouche. Dans les mouvements prdhensifs on ne voit ni 
maladresse ni manque de coordination. Par moments il se suspend ä la 
traverse sur la main droite seule, mais tombe aussi tot. Ordinaire- 
ment il tient les jambes fldchies ä l’articulation coxo-fdraorale. Ddjä il 
peut plus souvent se soulever sur ses jambes. Les mains infdrieures 
fonctionnent normalement. En marchant sur la table, il fldchit tres 
rarement le poignet droit, le gauche il le pose correctement. Impossible 
d’examiner la sensibilitd ä douleur, car pendant un temps assez long 
il ne rdagit point sur tout le corps aux piqüres d’dpingles trös 
profondes, puis tout ä coup il se leve d’un bond et se sauve avec 
vivacitd. 

15/IV. Le singe courre, grimpe sur les baguettfes de la cage tout 
ä fait normalement; il se sert tout ä fait. bien de l’extremitd supd- 
rieure droite. Il n’y a pas de diffdrence dans la grandeur des pupilles. 

18/VII, 20/VII, 21/VII, 23/VII. On a fait ä quatre reprises l’dxa- 
men dlectrique avec le rdsultat suivant. A l’excitation, avec le 
courant faradique & tension moddrde, de la face dorsale de l’ex- 
tremitd supdrieure droite, l’exception des deux doigts premiers, de 
celle de l’avant-bras, et il nous semble aussi, de l’epaule, le rdflex 
douloureux n’apparait- point. Quand on excite la surface dorsale du 
1-er et 2-öme doigt de la main droite, la paume de la main, et la sur- 


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face palmaire de l’avant-bras droit, l’animal retire l’extrdmitd droite 
tout entier. L’extrörnitd gauche röagit ä la douleur partout. Cette 
reaction consiste en ce que l’animal retire cett’ extrömitt', ou qu’il 
saisit l’ölectrode avec sa main droite. Dans ces parties de l’extrö- 
mite droite, oü nous n’obtenons aucune reaction ä la douleur, la 
contraction musculaire se fait normalement. 

23/VII. On observe que l’ongle est arrache ä l’annulaire de la 
main droite. Le doigt entier est enfie. Une autre plaie assez pro- 
fonde se trouve sur la face cubitale de la paume de la main aux 
environs de Tos pisiforme. Quand on plonge dans l’eau chaude les 
trois premiers doigts de la main droite, le singe röagit en les röti- 
rant vivement; quand on y plonge le petit doigt et l’annulaire, le 
singe ne rdagit point. 

4/VIII. Le singe exöcute tout ä fait bien les mouvements pr<5- 
hensifs avec la main droite; il prend avec cette main des fruits, s’en 
sert bien en grimpant pour se tenir aux barres de la cage et pour 
chercher des insectes. Courre tout ä fait librement. On ne peut no- 
ter aucune diffdrence entre l’extrömitö droite et la gauche. Quand 
il se cramponne au bord de la table avec ses deux mains et que 
nous dösirons les öter, nous sommes obligds de döployer beaucoup 
de force, tout autant pour la main droite que pour la gauche. Au- 
jourd’hui, Ja surface dorsale de l’epaule, excitde avec le courant fa* 
radique, laisse voir une certaine röaetion ä la douleur. Les petites 
plaies au poignet droit n’ont pas de tendance ä la guerison et ne 
sont pas pansees. On ne peut pas observer une difference quelcon- 
que entre l’dpaisseur des muscles de les deux extrgmitös supörieu- 
res. Les pupilles sont Egales. 

7/VIII. 1903. On a tue le singe ä l’aide d’une intoxication 
aiguö au chloroforme. 


III. Expärience. 

Section de la V, VI, VII, Vlll-öme racines cervicales postörieures 
et de la I. il, III, IV-öme racines dorsales du cötö droit. 

10/VTI. 1903. L’opöration consiste dans la section des racines 
postdrieures de nerfs sus-mentionnees. Pendant luperation on a sec- 
tionnd ö lames vertebrales. On a suturö la dure-mere dans 13 en- 
droits. Pendant le tamponnage, il y a eu deux fois seulement un 
tresaillement des extrdmites supörieures. Tout le temps le singe 
a bien dormi. Pour l’anest.hesie on a utilisö 45 grammes d'ether 
chimiquement pur. Au röveil le singe place l’extrdmite supö- 


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rieure gauche derriöre le dos, la droite pend inerte. L'animal reste 
ötourdi. 

11/VII. 1903. L’etat göneral du singe est mediocre. II se tient 
couchd sur te venttc, la täte haissde. Excite il s’avance assis, en 
employant les exttemites infdrieures seules. TI ne mange pas, m tunt, 
crie ä de rares intervalles. II se dresse parfois sur les exttemites 
inferieures, et exdcute alors meme un mouvement prehensif avec la 
main gauche, mais ne meuve point l’exttemite supdrieure droite et 
la tient flöchi an coude. 

13/VII. 1903. L’animal est un peu plus öveille que les jours ptecd- 
dents, mais des heures entieres il se tient couche sans mouvement. 
Excite, il recule ou s’avance, la töte baissde et tournde ä droite, en 
se soulevant sur les exttemites inferieures, et s’appuyant sur sa main 
gauche; il tient l’exttemite supdrieure droite pressö contre le thorax, 
fldchie au coude, et les doigts dtendus et immobiles. Pour manger 
la carotte, des grains de froment etc., il ne se sert que de la main 
gauche. 

14/VII. 1903. Les singe est bien plus eveille. Il se dresse sou- 
vent sur les exttemites inferieures. En marchant il ne se sert point 
de la main superieure droite. Pourtant j’ai remarquö aujourd’hui, 
ä, plusieures reprises, qu’il soulevait l’exttemite superieure droite 
fiechie. Excite, il grimpe sur les barres verticales et monte sur la 
traverse. Parfois il souldve l’exttemite superieure droite et la pose 
sur les barreaux, mais on n’observe pas, qu’il puisse les saisir 
avec la main. 

16/VII. 1903. Le singe est alerte. A plusieures reprises, et 
sans but evident il soulevait le bras droit et flechissait au coude l’extte- 
mite superieure droite. Une fois j’ai obsente l’extension des doigts 
de la main droite. II pose souvent la main droite sur le coude 
gauche. Il ne peut point saisir avec la main droite une mince canne 
qu'on lui presente. Il ouvrit quelquefois, bien que rarement, un peu 
le poignet droit. 

20/VII. A l’examen eiectrique, l’extremite superiei^e droite 
tout. entiere ne teagit point au courant faradique, meme tres intense, 
c’est-ä-dire que le singe ne la retire point, la contraction des mus- 
cles particuliers ötant tout ä fait bonne. Quant ä l’exttemite suptf- 
rieure gauche il la retire immediatement, des qu’on 1’excite avec le 
courant faradique, meme tres faible. Si l’on passe son bras gauche 
derriere le dos, et si on applique ä l’oreille droite un courant fa¬ 
radique, le singe rextrümite droite, fiechie au coude et au carpe 
et les doigts flöchis, souleve presque jusqu’ä l’hauteur de l’oreille 


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mais ne l’atteint pas. L’extremitd supdrieure droite tout entidre ne 
reagit point aux piqöres d’dpingle, tandis que la gauche y rdagit 
vivement. 

23/VII. On ne voit aucuce diffdrence dans la grandeur des pu- 
pilles et des orifices palpdbraux. On observe quelque flacciditd de 
l’extrdmitd supdrieure droite, pendant les mouvements passifs. Sou- 
levde, eile retombe inerte. Les excursions des mouvements du bras 
et de 1’avant-bras droites aujourd’hui sont un peu plus larges. 
Le singe ouvre rarement le poignet droit, plus rarement encore il 
etend les doigts de la main droite, et ce n’est qu’une fois ou deux, 
que l’on observait une Idgdre flexion volontaire des doigts de la main 
droite. En courant dans la cage, il ne se sert point de la- main 
anesthdside. 

28/VII. Le singe se porte trös bien. Il est gai, saute beaucoup, 
mange volontiers. Les mouvements de l’extrdmitd supdrieure droite 
sont aujourd’bui plus larges: plus souvent le singe exdcute l’abduction et 
l’adduction du bras, le releve et l’abaisse, il fait la fldxion et exten* 
sion dans les articulations du coude et carpienne. A droite on voit 
rarement qu’il fldchisse les doigts et fasse le poing avec la main 
anesthdside. A plusieures reprises, tres excitd, il exdcutait avec l’extrd- 
mitd supdridure droite un mouvement prdhensif, mais sans rdsultat. 
Malgrd que ordinairemeut, dtant assis p. ex., il tient son bras droit 
comme en dcharpe, il l’abaisse cependant lentement, fort rarement 
il est vrai, et s’appuie une fois sur la face palmaire de la raain, 
une autre fois sur la face dorsale, c’est-ä-dire qu’il fldchit. le poignet 
droit. En raarchant il se sert parfois de la raain droite, mais 
souvent il la pose d’une fagon anomale. A cöte de la flacciditd des 
muscles de l’extrdmitd supdrieure droite, surtout dans le thdnar et 
le hypothdnar, on observe une legere atrophie. Plongde dans l’eau 
chaude, la main droite ne rdagit point. 

1/VIII. Quand il courre vivement, l’animal essaye parfois de 
la distauce de 15—20 ctm. d'attraper avec la main droite la barre 
verticale, mais la frappe seulement, et n’arrive pas ä l’empoigner; 
la main glisse lentement le long du barreau. Il ne se sert point 
de la main droite en mangeant. Pendant que les quatre derniers 
doigts de la main droite font des flexions et d’extensions plus fre¬ 
quentes et plus larges, le pouce reste immmobile; l’opposition du pouce 
ne se fait pas. 

4/VIII. L’animal se sert de l'extrdmitd supdrieure aujourd’hui 
plus que les jours prdcedents. Il s’appuie plus frdquemment sur 
cette main pendant la marche, mais il la flechit ordinairement 
ä l’articulation du carpe et s’appuie sur sa face dorsale, plus rare- 


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ment sur sa face palmaire et dans ce cas il flöchit legörement les doigts 
dans les articulations distales. Cependant la plupart du temps il 
tient le bras droit comme en öcharpe. Ayant saute sur la traverse 
en fer il täche de s’y appuyer avec la main droite aussi, mais il 
la frappe seulement avec l’avant-bras, ou la main glisse le long de 
la barre; il arrive plus rarement que cette derniöre se trouve entre 
les doigts flöchis, ou bien que le singe s’appuie sur la main fermöe 
en poing. L'animal ne saisit point la barre avec ses doigts. En 
tächant de grimper sur les barres verticales, il souleve la main 
droite, mais eile glisse, lorsque les barres ne sont pas empoigndes 
avec les doigts. 

L’exploration par l'ölectricitö a prouvö que le courant faradique 
dans l’extrömitö anesthesiöe ne provoque pas la Sensation du dou- 
leurjle courant galvanique provoque des contractions rapides de tous 
les muscles de l’extrömitö supörieure droite, plus fortes ä la ferme- 
ture du cathode (KSZ >■ ASZ). L’excitabilitö par le courant galva¬ 
nique est un peu augmentöe: pendant que pour obtenir une contrac- 
tion minimale des muscles du avant-bras gauche il faut un courant 
de 1 MA, pour provoquer le minimum de la contraction ä cote droit 
il suffit un courant de */, MA. 

12/VIII. 1903. Le singe a 6t6 tuö par chloroforme. 


IV. Expärience. 

Section de la V, VI, VII, Vlil-öme racines cervicales postferieures et 
de la II, III, IV, V-öme racines dorsales postörieures du c6t6 droit. 

14/VII. 1903. L’opöration consistait dans la section des racines po- 
störieures ci-dessus mentionöes. 7 lames vertebrales ont etö excisees, 
9 sutures appliquöes sur la dure-möre. Le singe a trös bien Supporte 
l’opöration. La section de la deuxiöme racine dorsale postörieure 
a suivie d’une dilatation la pupille droite considörable, pres- 
que d’un */* de sa grandeur. Au bout d’une demi-heure la diffe- 
rence entre la grandeur des deux pupilles est döjä devenue 
bien moindre. 

15/VII. L’animal coure avec vivacitd. Pendant les mouvements 
rapides, quand il grimpe sur les barres verticales, la main droite 
s’öchappe parfois, et tombe entre les barres. Mais frequemment 
aussi il les empoigne bien avec cette main. Il semble que les ex- 
trömites supörieures se fatiguent plus vite que les införieures. De 
son propre gre il tend rarement la main droite. Les pupilles sont 
egales. 


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18/VII. II attrappe la nourriture tout aussi bien avec la main 
droite qu’avec la gauche. Dans tous les mouvements possibles l’agi- 
litö de l’extrdmite supörieure droite est complöte. II saute dans la 
cage, de la distance d’un raetre, et attrappe les barres correctement 
avec les deux mains superieures. 

23/VII. L’examen de la sensibilite ä l’aide des piqüres d’epin- 
gle donne des rösültats incertains. Souvent aux piqüres le plus pro- 
fondes, sur tout le corps, le singe ne teagit point; d’autres fois aprös 
une seule piqüre il se leve brusquement et se jette. L’exploration 
par l’electricite faite le möme jour et les jours ptecddents, ne donne 
pas dgalement de rdsultats tout ä fait pröcis. II semble que le cou¬ 
rant faradique ne provoque la Sensation de douleur que sur la sur- 
face mddiale du bras droit, le reste de l’exttemite droite 6tant insen¬ 
sible. Quand on essaye d’öter les mains du singe, qui se cramponne 
p. ex. au bord de la table, on sent que la torce motrice des deux 
mains est completement conservee et egale dans toutes les deux. 
Quand on plonge dans l’eau chaude la main gauche, il la retire ira- 
mediaternent; la main droite ne teagit point. 

12/VIII. 1903. Le singe se porte tout le temps parfaitement 
bien. On n’observe point de la maladresse dans la main droite. 
L’animal courre, attrappe la nourriture tout aussi bien qu’avant 
Toperation. 

13/VIII. 1903. Le singe est tuö au moyen de chloroforme. 


Les resultats de nos recherches experimentales nous les pou- 
vons resumer de la maniöre suivante: 

La section d’une seule racine posterieure qui prend part ä l’in- 
nervation d'une exttemite, ne produit point des alterations motrices de 
cette exttemite. La section de plusieures racines posterieures, mais non 
de la sdrie toute entierequi pröside ä uneexträmite (d’apres Scher¬ 
rington l’extremite superieure du singe re^oive les nerfs provenant 
de 5 dernieres racines cervicales et des 4 premieres dorsales), provo¬ 
que quelques alterations motrices, qui cependant cessent completement. 
Ces alterations se manifestent comme quelque incoordonnance des 
mouvements et quelque maladresse sourtout dans l’usage des doigts. 
Tant dans la prehension que dans la marche du singe Nro II. (section 
de la VII et VIII-öme cervicale et de la I et II-eme racine dorsale) et 
du singe Nro IV (section de 7 racines posterieures, depuis la V-eme cer¬ 
vicale jusqu’ä la V-eme dorsale ;i l’exception de la I dorsale) on a con- 
statd quelque ataxie des extremites qui durait 6 jours chez lo singe 
Nro II et 3 jours eher le singe Nro IV: pour saisir une harre avec 


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la raain opörde, ils introduisaient parfois la raain entre les barres, ou 
bien ils n’erapoignaient les barres et la raain glissait en bas; en 
courant dans la cage ils flöchissaient souvent le poignet droit. Au 
bout de ce teraps, on ne pouvait plus observer de altörations mo- 
trices aux extrömittis opöröes, raalgrö que l’anesthösie partielle de 
l’exträmitd droite chez le singe Nro II., et l’anesthösie plus ötendue 
encore chez le singe Nro IV n’ont pas cess<5. La section de toute 
une sörie des racines postörieures qui font part de l’innervation d’une 
extrömitö (le cas Nro III — section depuis la V racine cervicale jusqu’ä 
la IV dorsale) provoque dans cette extrömitö toute une suite des alt£- 
rations caractöristiques, que voici: l’aniraal tient rextrc-mit6 comme en 
Schärpe, i. e. flechie dans l’articulation du coude et en adduction; il ne 
s’en sert pas pour faire des mouvements de pröhension, pour prendre la 
nourriture etc.; si, de temps en teraps, 1’animal, surtout en affection, 
deve l’extrömitö anesthesiöe vers la barre, il la frappe d’une ma- 
niere dösordonuöe sans la saisir, ou bien la main glisse inerte le 
long de la barre verticale. Les mouvements volontaires de cette 
extrömitö, tels que la flexion, l’extension, l’abduction et l’adduction 
du bras et de l’avant-bras sont rares; la flexion et l’extension du 
poignet sont plus rares, et plus rares encore la flöxion et l’exten- 
sion des doigts qui se font sans Opposition du pouce. Enfin les 
mouvements döcrits, que n’apparaissent qu’au bout de deux ä trois 
semaines apres l’opöration, sont le plus marqutfs et le plus amples 
au bras, ils ne sont que tr&s insignifiants aux doigts. Pendant un 
certain temps, quinze jours environ, le singe, en courant, ne se 
sert point de l’extrömit£ anestheside, puis il s’en sert de plus en 
plus souvent, bien que d’une maniere anomale; en posant l'extre- 
mite anesthösiee il la fl^chit et s’appuie souvent sur sa face dorsale. 

Avant d’entreprendre la discussion critique des rösultats obte- 
nus, nous allons faire une concise revue historique des experiences 
faites pour studier l’influence des altöration de la sensibilitö sur les 
alterations motrices. 

Celui qui le premier proposa cette question fut Claude- 
Bernard. Le cölebre physiologiste vers les soixantiemes annöes 
du siede passö faisait ses recherches sur des grenouilles et sur des 
chiens, en leur sectionnant les racines posterieures. En vertu de ses 
experiences, il est arrive ä la conclusion que la sensibilite et les 
mouvements volontaires sont en rapport reciproque: tant qu’il y a le 
moindre reste de la sensibilite dans une extrömitö, les mouvements 
se font avec une certaine regularite; des que dans une extremitö la 
sensibilitd a cessö completement, la faculte des mouvements volontaires 
y disparait egalement. Dösireux ä savoir si les alterations motrices 


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dependaient de la sensibilitd de la peau ou de la sensibilitd muscu- 
laire, ce savant a fait l’expdrience suivante: il dcorchait des gre- 
nouilles, et sectionnait les nerfs sensitifs chez des chiens. Cettes expd- 
riences donnaient, cependant un rdsultat ndgatif en ce sens, que ces 
alterat.ions de la sensibilitd de la peau ne produisaient point des al- 
terations des mouvements volontaires, c’est-ä-dire que dans les al- 
terations raotrices qui suivent la section des racines postdrieures, 
c'est l’anesthdsie musculaire qui joue le röle principal. 

Pendant les 30 anndes suivantes, les physiologistes se sont 
tres peu occupds de cette question. 

En 1893 Hering ( Pfliiger’s Arch. T. 54) a fait des expdriences 
analogues sur des grenouilles. II sectionnait les racines postdrieures 
et constatait dans les extrdmitds rdlatives une certaine gaucherie 
des mouvements, laquelle cependant finissait par disparaitre petit 
ä petit. H. proposa la question: comment fonctionnent les extrdmitds 
d'une grenouille aprds la section des racines postdrieures relatives 
et de la moelle dpinidre au dessous du calamus scriptorius. Les ex¬ 
pdriences prouvaient que apres la section de toutes les racines po¬ 
stdrieures, qui innervent une extrdmitd, la grenouille n’execute plus 
des mouvements de cette extrdmitd jusqu’ä la raort. Par contre si 
restait intacte meine une seule racine sensitive, la grenouille faisait 
certains mouvements de l’extrdmitd et speciaiement on constatait 
je „Beugephänomen 11 , c’est ä dire une Position de l’extrdmitd anesthd- 
side, caractdristique par la flexion dans les grandes articulations. 

En 1895 Mott et Sherrington, par une note prdlimi- 
naire ä l’acaddmie royale, ont faire savoir les rdsultats de leur trds 
interessantes recherches sur la section, chez des singes, des racines 
postdrieures. Ces auteurs ont fait toute une sdrie d’expdriences c’est 
ä dire de sections, sur des singes: 1) de toutes les racines postd¬ 
rieures d’une extrdmitd; 2) d’une seule racine sensitive, et 3) de 
toutes les racines ä l’exception d’une seule qui par excellence pre- 
side ä la sensibilitd de la main supdrieure ou infdrieure. Voici les 
rdsultats de ces recherches: Quand les auteurs avaient sectionnd 
toute la sdrie des racines sensitives d’une extrdmitd, ainsi p. ex. pour 
l’extrdmitd superieure les racines depuis la IV-eme cervicale jusqu’ ä la 
IV-eme dorsale inclusivement, alors du moment de l’opdration, pen- 
dant la durde de 3 ä 5 mois, les mouvements volontaires de l'ex- 
trdmitd anestheside dtaient abolis en effet. Quand il s’agissait de 
l’extrdmitd supdrieure, le singe n’executait pas avec celle-ci des 
mouvements prdhensifs, mais la laissait pendante, fldchie aux arti¬ 
culations du coude et du poignet, comme s’il la tenait en dcharpe. 
Ayant faim, mais le bras sain attache au dos, le singe ne saisissait 


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point avec le bras anesthdsiö la nourriture prdsentde. Certains mou- 
vements simples du bras (flexion, extension) ont dtd observds; ils 
etaient cependant moins prononcds ä l’avant-bras et presque nuls 
aux doigts. Pendant que le singe courait et grimpait sur les barres, 
il ne se servait point de Pextrdmitd anesthdside. Cependant dans les 
cas, oü le singe dtait obligd de combattre, quand p. ex. il s'effor- 
<?ait de s’dchapper d’une position incommode, on observait des mou- 
vements rapides et forcds, meme dans les petites articulations de 
Pextrdmitd anesthdside. De leurs recherches, Mott et Sherring- 
ton deduisent la conclusion suivante: aprds la section de toutes les 
racines sensitives d’une extrdmite, les mouvements associds du mem- 
bre anesthdsid sont rdlativement peu altdrds, tandis que les mouvements 
plus complexes et delicats sont presque completement abolis, c’est ä dire 
ces mouvements, pour l’exdcution desquels concourent des groupes mu- 
sculaires de la main, les plus petits et les plus diffdrencids, et dont 
l’execution depend de l’action des centres speciaux qui se trouvent dans 
l’ecorce du cerveau. Pour s’assurer quelle est dans ces cas l’excita- 
bilite de Pdcorce cerdbrale, ces auters injectaient de l’absynthe dans 
les veines aux singes ayant une extrdmitö anesthdside: les convul- 
sions epileptiformes, qui en resultaient, etaient dgales dans toutes 
les extrdmitds. ils excitaient en outre les centres corticaux de Pex- 
tremitd anesthdside : les mouvement de l’extremite anesthdside appa- 
raissaient tout aussi bien et meme plus vite parfois que des autres 
extrdmitds dont la sensibilite restait inalteree. D’apres les auteurs 
toutes ces expdriences ddmontrent que la fonction rdguliere de la 
voie sensitive toute entidre, depuis la pdripherie jusqu'ä Pecorce 
cdrdbrale, est indispensable pour l’execution d'une action volontaire. 
Quand on, sur des singes, ne sectionnait qu’une seule racine d’un 
plexus, on n’observait aucune alteration motrice de Pextrdmitd cor- 
respondante. 

Apres la section des racines sensitives des nerfs VII et VHI-eme 
cervicales et I et II-öme dorsales Pextrdmitd tout entiere, ä Pexcep- 
tion du pouce et de la partie radiale de l’index, dtait anesthdside, 
mais Palteration des mouvements de Pextrdmitd anesthdside dtait 
relativement non tres considerable. Le singe s’en servait d’une ma* 
nidre assez normale pour manger, marcher, grimper sur des barres. 
Quand au contraire la main dtait anesthdside en totalitd, il y resul¬ 
taient les memes alterations motrices qu’aprös la section de la Se¬ 
rie complete des racines sensitives. 

Apres la section de toute la Serie des racines sensitives d’une 
extremitd, ä Pexception de la racine qui fournit la sensibilitd ä la 
main, donc ä Pexception de la VHI-eme cervicale ou de la Vl-eme 


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lombaire, il en resulte une certaine reduction de la raotilitd de ex¬ 
trdmitd atteinte, laquelle se präsente plutöt comme affaiblie que 
comme maladroite. Mott et Sherrington observaient dans 
leurs cas certaines alterations nutritives (plaies, ulcdrations), mais 
ils les considörent non comme des suites de la section des racines 
sensitives que plutöt comme des effets d’une infection locale. Quant 
aux muscles, ils observaient en une certaine flacciditd et amaigris- 
sement. A l’excitation des nerfs moteurs les muscles rdagissaient 
bien. La rigiditd cadavdrique (rigor mortis) se prdsentait plus tard 
ldans les muscles de l’extrdmitd anesthdside que dans ceux du cötd 
normal. 

En 1897 Margulids pour dtudier les ddgdndrescences secon- 
daires des cordons postdrieurs avait sectionnd, chez un singe, tou- 
tes les racines sensitives sacrales et les trois derniöres lombaires, 
droites; ensuite il a constatd — il le note en quelques motsi— une 
ataxie trös prononcde de l’extrdmitd infdrieure droite. Pendant les 
mouvements brusques le singe trainait cette extrdmitd; pendant 
qu’il grimpait, les mouvements de cette extrdmitd dtaient vacillants. 

En 1897 au congrös international de mddicine ä Moscou, Cor- 
niloff a prdsentd plusieurs chiens, auxquels il avait-sectionnd toute 
une sdrie des racines postdrieures innervant une extrdmitd, et tira 
de ses recherches les conclusions suivantes: Aprös la section des 
racines postdrieures se presentent des altdrations motrices, dont 
le degrd correspond au nombre des racines sectionndes. Plus on 
a sectionnd des racines, plus les mouvements sont compromis. Aprös 
la section de toutes les racines d’une extrdmitd, cette demiöre 
se trouve dans un dtat ressemblant ä une paralysie comp löte. 
Mais quand non pas toutes les racines sensitives d’une extrdmitd 
ont dtd sectionndes, il y a des altdrations motrices qui rappelent 
l’ataxie. D’ailleurs il est sans influence, quelle est la racine postd- 
rieure qui de toute la sdrie reste intacte. 

De mßme en 1897, Hering au laboratoire physiologique de 
Sherrington & Liverpool a fait, sur des singes, des expdriences qui 
nous intdressent. Cet auteur a operd trois singes. Au premier il a 
sectionnd 8 racines postdrieures, depuis la Hl-Öme cervicale jusqu’A 
la II-öme dorsale inclusivement. L’observation durait 27 jours. Pen¬ 
dant toute la durde de l’observation, le singe ne se servait point du 
membre anesthdsid pour faire des mouvements prdhensifs, ou d’au- 
tres mouvements intentionnds. Parfois on observait des mouvements 
associds, mais ils dtaient toujours ataxiques. Pour grimper sur une 
barre, le singe projetait le bras anesthdsid d’une maniöre desordonnde 

Poln. Archiv f. btol. a. med. Witiensch. III. g 

Archive« polon. d. «cienc. biol. et mädio. III. 


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et sans but quelconque. Les mouvements rappelaient l’ataxie mo- 
trice des tabötiques. 

Sur un autre singe H. a fait la section de la IV, V, VT, VII 
racines cervicales posrärieures et de la I et ü-feme racine dorsale du 
cötö droit et de la Vm racine cervicale du cörä gauche. L’observa- 
tion durait 11 jours. D6jä le lendemain de l’opöration, le singe en 
empoignant se servait de ses deux exträmiräs supörieures: l’exträ- 
mirä gauche fonctionnait d’une mani£re irräprochable, tandis que 
les mouvements de l’exträmirä droite ötaient ataxiques. Au bout de 
trois jours, il cessa compl&tement de se servir de l’exträmirä droite 
pour saisir quelque chose, mais s’en servait toujours pour monter 
s ur les barres, bien que souvent il la tenait d’une maniöre incorrecte 

Au troisifeme singe l’auteur a sectionnö les racines posrärieures 
gauches, depuis la 4-6me cervicale jusqu’ä la IV-feme dorsale 
ä l’exception de la VlH-öme cervicale, ayant fait präalablement, un 
mois avant, l’excision du centre des exträmiräs ( Extremitätenregion ) 
dans l’hömisphöre gauche. L’animal se servait uniquement de la 
main gauche pour prendre la nourriture, mais ces mouvements 6tai- 
ent toujours ataxiques: eile chancelait ?ä et )ä. 

L’auteur affirme que la section des racines posrärieures peu 
nombreuses ne cause pas une ataxie, tandis que la section des raci¬ 
nes posrärieures plus nombreuses a toujours pour suite une ataxie 
qui survient le manque des excitations centripötes. Chez le singe 
prämier l’auteur a constarä l’atrophie des muscles de l’exträmirä 
anesthösiöe: diminution du volume du bras droite de 7 mm., de l’avant- 
bras droit de 6 mm. en comparaison avec le cörä sain. Il consid&re 
cette atrophie comme düe ä l’inactivirä ( lnactivitätsatrophie ) ou bien 
& l’arrät de la croissance ( Wachstumshemmung). L’examen anatomi- 
que de la moelle epiniöre n’a pas 6rä faite. 

En 1903 m. le prof. Munk ä Berlin a fait une serie d'expe- 
riences qui nous inräressent. Il faisait, chez un grand nombre 
des singes, la section de tout une s6rie des racines sensitives qui 
sont en rapport avec une exträmirä, gönöralement depuis la 4-öme 
cervicale droite jusqu’ä la 4-6me racine dorsale inclusivement; il en 
resuitait une anesthösie complete de l’exträmirä superieure droite. 
Les räsultats de ces recherches fort exactes et rationelles et des 
observations, qu’on, dans certains cas, continuait pendant 11 mois 
apräs l’üpöration, ne concordent pas tout ä fait avec les räsultats 
des recherches des auteurs präcödents. 

C’est präcisement la question proposöe par Mott et Scher- 
rington, qui interessait Munk: c’est ä dire,quelle est la difference 
entre les alterations motrices, survenus ä la suite de la section de 


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toutes les racines sensitives fournissant une extrdmitd, et les altdra- 
tions motrices qui suivent l’excision du centre cortical d’une extrd 
mitd. Mott et Sherrington sont d’avis que l’analogie est ici 
compldte. Dans un cas comme dans l’autre I’animal n’exdcute point 
avec ses doigts des mouvements subtils et particuliers, il ne se 
sert pas de l’extrdmitd anesthdside pour saisir des objets, tandis 
que les mouvements associds, executds par deux ou quatre extrd- 
mitds simultandment (action de courrir, de grimper) sont peu altd- 
rds. Munk constate qu’il dtait ä supposer ä priori que dtat d’un 
singe aprds l’ablation du centre cortical sensito-moteur devait dtre 
un autre qu’aprös la section des racines postdrieures. II est vrai 
que le singe ne re«joive de sensations du membre anesthdsid, mais 
il regoit des sensations de la vue, de Pou'ie et des sensations du 
tact des autres parties de son corps, et par consequent il peut rda- 
gir ä ces incitations. En effet en se basant sur ses recherches, 
Munk arrive aux conclusions differentes et mSme contraires de cel- 
les des auteurs anglais. — Quant aux mouvements particuliers de 
Pextrdmitd anesthdside le singe mdme le jour de l’opdration, aussi- 
töt que l’influence de l’anesthdside gdndrale avait cessd, la soulevait, 
la flechissait au coude et l’avangait vers une carotte, il est vrai, 
sans l’atteindre. Le lendemain de l’opdratiori, le singe dtait ddjä en 
dtat de porter ä la bouche un morceau de carotte, mis dans sa 
main anesthdside et, ä l’aide de la main saine pour ouvrant ses 
doigts anesthdsiös, de tirer ce morceau de sa main droite. Au bout 
de 8 jours Munk observait des mouvements prdhensifs executds 
par l’extrdmitd anesthdside, d’abord ataxiques, puis de plus en plus 
perfectionnds. Le singe se servait de P extrdmitd anesthdside pour 
se gratter. Avec les doigts de la main anesthdside le singe soute- 
nait les plis de la peau pour faciliter ä son autre main d’y chercher 
des insectes. D’ailleurs le singe prdfdrait de se servir du bras sain. 
Parfois l’auteur forgait Panimal ä se servir exclusivement de Pextrd- 
mitd gauche anesthdside, ayant fait Pablation de la rdgion sensitive 
corticale de l’extrdmitd droite. Dans ces cas les mouvements du 
membre anesthdsid se perfectionnaient avec le temps, de plus en 
plus, mais cependant n’atteignaient jamais le degrd d’adresse et de 
finesse ni cette prdcision dans l’application de la force qui caractd- 
risent les mouvements d’une extrdmitd normale. Une extrdmitd ane¬ 
sthdside exdcutait tous les mouvements toujours d’une manidre plus 
impdtueuse, plus violente et plus maladroite. 

Ce qui concerne les mouvements associds des extrdmitds des deux 
cötds ( Gemeinschaftsbewegungen) Munk ä, constatd que pour courrir 
ou grimper sur les barres le singe opdrd ne se servait point de 

* 


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l’extrdmitd anesthdside. Souvent il tenait cette extrdmitd comme en 
dcharpe. Pendant la marche lente l’extrdmitd anesthdside pendait sou¬ 
vent, l’avant-bras et les doigts ldgörement fldchis. Quant aux mouve- 
ments actifs de l’extrdmitd anesthdside, l'animal ne les exdcutait que 
lorsque il courrait rapidement ou grimpait sur les barres avec vi- 
vacitd. On observait alors, que par moments le singe portait le bras en 
arriöre, qu’il fldchissait fortement l’avant-bras et pressait la main sur 
la poitrine, ou bien qu’il lanpait la main et l'avant-bras tantöt dans 
une direction, tantöt dans l’autre. Par moments il s’efforpait de se 
servir aussi de l’extrdmitd anesthdside pour courrir on grimper sur 
les barres, mais alors il ne faisait qu’effleurer le plancher avec les 
doigts, ou bien se cognait contre la barre avec la paume de la main 
et avec les doigts dcartds, ou bien encore dchouant ä, prendre la barre 
verticale ä pleine main, il la saisissait de raani&re qu’elle se trouva 
entre l’index et le mddius, ou entre le mddius et l’annulaire. En 
s’efforpant de s’dchapper d’une chaine, l’animal faisait jouer toutes 
les articulations de l’extrdraitd anesthdside. Munk n’dtait pas en 
dtat de trouver une diffdrence quelconque dans la frdquence des 
flexions et des extensions des doigts. 

En rdsumant les rdsultats de ses nombreuses expdriences, 
Munk arrive ä la conclusion que, contrairement aux affirmations 
de Mott et Sherrington, il ne peut ötre question de l’aboli- 
tion des mouvements volontaires de l’extrdmitd anesthdside. Selon 
Munk, les expdrimentateurs anglais ont tort, en affirmant, que pour 
l’exdcution d’un mouvement volontaire d’une extrdmitd, dtait indis¬ 
pensable que toute la voie sensitive, dtait intacte depuis la pdriphe- 
rie jusqu’ä l’dcorce cdrdbrale. Car les singes operds exdcutent les 
mouvements prdhensifs, les mouvements des groupes musculaires de 
l’extrdmitd anesthdside, mais ces mouvements ne se font pas avec une 
prdcision exacte, vu que le singe ne sent pas les contours des objets 
qu’il touche. Il n’est pas admissible que mouvements n’dtaient 
qu’associds ou secondaires, car l’ablation du centre corticale sensito- 
moteur de l’extrdmitd opposde n’a aucune influence sur ces mouve¬ 
ments. Le section des racines postdrieures d’une extrdmitd produit 
un effet tout ä fait diffdrent que l’excision de la rdgion sensitive 
( Fühlsphaere ) de l’extrdmitd dans l’dcorce cdrdbrale. Dans le premier 
cas, les mouvements propres du membre anesthdsid, p. ex. les mou¬ 
vements prdhensifs, se font, tandis que les mouvements associds sont 
supprimds presque compl&tement. Dans le second cas, au contraire, 
ce sont les mouvements propres qui cessent, tandis que les mouve¬ 
ments associds (action de courrir, de grimper) ont lieu. Au point 


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<le vue physiologique Munk ses observations explique de la ma- 
niöre suivante: 

Aprös la section des racines postörieures cessent complötement 
ces mouvements de l’extrömitö anesthösiöe qui ä l’dtat normal ne 
sont que la röaction immddiate suivant l’excitation des nerfs sensi- 
tifs de cette extrömitö. II est evident que ces excitations cessent 
d’exercer une influence quelconque sur le systöme uerveux central 
dös que la continuitö de la voie nerveuse est interrompue. Dans ce 
cas dernier disparaissent donc les röfiexes propres de l’extrömitö 
atteinte, les röflexes de cette extrömitö qui se font simultanement 
avec les autres extrömitös et les röflexes corticaux (conscients et 
Inconscients). Dans le nombre de ces derniers röflexes l’auteur ränge 
les röflexes qui, pendant la course p. ex., se manifestent corarae 
l’adaptation des mouvements ä la forme, ä, la duretd, ä la lissure 
du plancher, ou par exemple en ce qu’on tient plus ferme un objet 
mal saisi. Les autres moilvements de l’extrömitö sont altörds, car 
l’ötat d'excitation des centres nerveux, dont döpendent ces mouve¬ 
ments, est modifiö: le tonus nerveux, rösultant d’une affluence con- 
tinuelle des excitations provenant des differentes parties de l’orga- 
nisme, dans le cas actuel a cessö aprös la section des racines poste* 
rieures; par consäquent pour produir des mouvements du membre 
anesthösiö, il laut maintenant une innervation plus intense; mais 
quoique chaque muscle en particulier fonctionne normalement la 
coordonnance des mouvements des groupes musculaires, agissant 
ensemble, est fort alterte. II en rdsulte un dösordre, une ataxie (ce- 
pendant Munk n’emploie point ce dernier terme pour ne pas prö- 
juger ce que concerne les questions cliniques). A mesure que le 
nombre des muscles et des articulations d’une extrömitO, indispen¬ 
sables pour exöcuter un certain mouvement, est plus grand, les 
altörations de la coordination deviennent plus manifestes. Dans les 
cas, oü il s’agit des mouvements (comme par exemple courrir, grim- 
per) pour qui il y a dans la moelle un centre spöcial, innö ou hörö- 
ditaire, c’est ä dire un complexe des centres musculaires ( Markzentrum ), 
les altdrations de la coordination, provenant d’une innervation döfe- 
ctueuse et consistant en une succession irröguliöre des contractions de 
diverses groupes musculaires, deviennent irreparables. Par contre dans 
les cas, oü l’ordre, dans lequel se contractent les individues ou les 
groupes musculaires, döpend aussi des centres corticaux, comme 
p. ex. les mouvements pröhensifs, dans ces cas-lä l’innervation ren- 
forcöe provoque bien le fonctionnement de tous les muscles, quoique 
irregulier quant ä la succession, ä la force et ä la duröe; mais avec 
ie temps cettes fonctions s’amöliorent sous 1’influence de l’exercise 


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et l’incoordination diminue petit ä petit. Munk mentionne en pas¬ 
sant que chez quelques singes, 2—3 mois aprös l’opdration, en re- 
sultait une athrophie musculaire, probablement en consöquence de 
la fonction diminuöe. 

Nous nous sommes arrßtös plus longtemps pröcisement sur le 
travail de Munk, car ces recherches sont trös exactes et basöes sur 
un sujet riche, et en outre parce que cet’auteur arrive ä. une opinion 
contraire ä celle des auteurs pröcödents. 


En comparant les rösultats de nos recherches avec celles des 
auteurs citös, nous arrivons ä la conclusion que nos rösultats 
avant tout prouvent incontestablement que la fonction d’une racine 
postörieure peut etre substituöe par la fonction d’une autre racine 
du meme plexus, dans notre cas, du plexus brachial. Les termes 
usuels dans la Physiologie et dans la pathologie, comme: „compensation 
d'une fonction alt&rie “, „une fonction remplacSe “ etc. maitenant se prösen- 
tent comme fondös sur une base röelle, gräce aux expdriences sur 
la section des racines postörieures. Car nous avons trouvö que la 
section non d’une seule racine, mais de 4 et m§me de 7 racines d'un 
plexus peut avoir lieu sans altöration subsdquente des mouvements du 
membre partiellement anesthösiö. Puis nos expdriences ont prouvö 
que le röle de la VlU-öme racine cervicale postörieure, qui distri- 
bue la sensibilitö ä la plus grande partie de la main, n’est pas trös 
important. Cette racine a ötd sectionnöe chez notre deuxiöme et qua- 
triöme singes, nöanmoins les altörations motrices se sont amendöes 
au bout de quelques jours. Sous ce rapport mes expdriences confir- 
ment le rösultat d’une des expöriences de Hering, oü la section 
de la VIH-öme racine cervicale postörieure n'a pas eu pour suite 
aucune altdration motrice de l’extrömitö correspondante ’). 

Une seule racine, qui a restö intacte parmi toutes les racines 
d’un plexus, suffit pour ce que les altdrations moteurs cessent. 

II est cependant difficile ä expliquer de quelle maniöre cela se 
produit: est-ce parce que chaque partie des töguments d’une extrö- 
mitö est innervöe, comme le soutient Sherrington, par des fibres 
nerveux provenant de plusieures, au moins de trois racines sensi- 


’) Dans la pathologie hnmaine il y a anssi un cas (de Monod et 
Chipanlt) oü les racines postdrienres du Ylll-me nerf oervical, du I-re 
et Il-me nerfs dorsaux ont dtd sectionndes k cause une ndvralgie. La parese 
qu’il y avait dans cette extrdmitd immediatement aprds l’operation, 
a- bientöt cesse. 


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tives? ou bien est-ce que Ies excitations pöriphöriques en pas¬ 
sant le plexus trouvent une autre voie qui n’est pas interrompue? 

Quant aux altdrations motrices aprds la section de toute une 
sdrie des racines sensitives, dans notre ni-öme expdrience, les rdsul- 
tats de nos observations sont d’accord d’une part avec Popinion de 
Munk, d’autre part avec celle de Mott et Sherrington. Point 
de tout nous ne pouvons concevoir, que la section des racines po- 
stdrieures, destindes pour une extrdmitd, puisse causer une Suppres¬ 
sion complöte des mouvement de cette extrdmitd. Car nous avons 
vu que notre III-öme singe exdcutait avec l’extrdmitd anesthdside 
des mouvements de plus en plus complexes, möme avec les doigts: 
il les fldchissait et les dtendait, faisait le poing etc. Bien qu’il ne 
prenait pas la nourriture avec l’extrdmitd anesthdside, il tentait de 
saisir la harre avec la main droite. L’anesthdsie complöte de l’ex¬ 
trdmitd l’empdchait pourtant de bien empoigner la barre. La ddfini- 
tion de Mott et Sherrington, qui dans ce cas les mouvements 
de la main et du pied döclarent comme perdus pour l’usage pratique 
(„pradicaUy abolished“— M u n k a traduit cett’ expression inexactement 
par „tatsächlich aufgehoben *) est juste et d’accord avec nos expd- 
riences, car nous n’avons point vu chez notre singes des mouve¬ 
ments prdhensifs qui rdussissent. D’autre cötd les recherches de 
Munk sont trös exactes pour n’etre pas d’une valeur importante. 
Il faut considdrer que la cause de l’absence d’un mouvement peut 
dtre aussi bien 1’impossibilitd de l’exdcuter que le ddfaut de volontd. 
Dans notre cas, la question est trds difficile ä resoudre, dtait-ce le 
ddfaut de volontd ou le ddfaut de possibilitd la cause de l’absence 
des mouvements. Munk lui-mdme note que ses singes, enfermds 
dans une cage et abandonnds, ne se servaient jamais de l’extrdmitd 
anesthdside pour prendre leur nourriture'). 


’) Bickel en traitant le travail de Corniloff suppose que la 
section unilaterale des racines posterieures, destindes pour une extrdmitd 
ne nous donne pas une idde exacte des altdrations motrices de cette der- 
nidre. L’animal en effet perd l’habitude d’usiter l’extrdmitd anesthdside. 
Cependant Bickel quelques semaines aprds la section, chez un chien, 
des racines sensitives de tous les deux extrdmitds postdrieures n’observait 
plus presque aucunes altdrations motrices. Le chien avec l’anesthdsia 
compldte de toute la partie postdrieure du corps, montait parfaitement 
l’escalier, dvitait les obstacles, se dressait sur les pattes de derridre, 
faisait des mouvements avec la queue anesthdside etc. Bickel suppose 
mdme un excds de mouvements des extrdmitds anesthdsids, dft & la sup- 
presion de l’influence moddratrice des voies sensitives sur l'appareil 
moteur. 


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e 



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Nous ne pouvons pas consentir avec Munk, que le singe ne 
se sert point pour marcher de son extrömitö anesthdside. Dans 
notre III-öme expdrience, au bout de deux ä trois semaines le singe 
en marchant se servait, de plus en plus souvent, de 1’ extrdmitd 
droite, anesthdside, pour s’appuyer, bien que ordinairement il fldchis- 
sait la main et toucbait le plancber avec sa face dorsale. 

Une chose rdmarquable que nous avons constatd une amdlio- 
ration successive des mouvements de l’extrdmitd anesthdside, d’accord 
avec l’observations de Munk, tandis que Mott et Sberrington 
en observant ses singes pendant 3—5 mois ne pouvaient apercevoir, 
ancune amdlioration des mouvements des extrdmitds anesthdsides. 

Ce qui concerne la nature des altdrations motrices sur les 
extdmitds anesthdsides, il est le plus probable qu’il s’agisse ici 
d’une abnormitd de l’innervation des groupes musculaires, düe 
ä l’absence des excitations, lesquelles arrivent normalement aux 
comes antdrieures de la moelle par les voies reflectoriques, aux cen- 
tres moteurs de l’dcorce cdrdbrale par les voies sensitives ascendantes. 

Quant ä l’opinion de Lapinski et de Warrington, qui 
supposent de graves ldsions anatomiques des cellules motrices des 
comes autdrieures, nous aurons l’occasion dans la partie deuxidme 
de notre traitd de la prendre en considdration. 

Quelques mots encore sur un Symptome observd dans nötre 
IV-öme expdrience, c’est ä dire de la dilatation passagdre de la pu- 
pille du cötd opdrd. 

Dans la partie cervicale infdrieure et dorsale supdrieure de la 
moelle, et specialement dans la rögion des noyaux de la premiöre 
racine dorsale se trouve „le centre cilio-spinal“ dont l’excitation pro- 
duit la dilatation de la pupille et de l’orifice palpebral du m6me 
cötö. Les fibres nerveuses, qui sont en rapport avec ce centre, sor- 
tent de la moelle dans les racines antörieures du nerf dorsal I-re, 
en partie aussi du nerf cervicale VTII-Öme et du nerf dorsal II-öme 
et passent par les rameaux communicants dans le nerf grand sym- 
pathique. Ce fait a 6t6 prouvd par des recherches experimentales 
(Dejerine, Klumpke) et par des observations cliniques et rö- 
cherches anatomiques, p. ex. les cas de Pfeiffer concernaut la 
lesion des racines införieures du plexus brachial (Deutsche Zeitschrift 
für Nervenheilkunde 1891), ceux de Bruns (Arch. für Psych. 1893), 
de Winter (Arch. für Psych. T. 35) et d’autres. Dans son traitö 
des maladies nerveuses (Berlin. 1902 p. 116) Oppenheim raconte, 
qu’en excitant ä l’aide d’un courant ölectrique la I-re racine dorsale, 
chez un homme vivant, il obtenait la dilatation maximale de la 


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pupille, tandis que l’excitation de la douxidme racine dorsale ne 
produisait pas cet effet. 

Quant ä notre Observation, nous supposons, que la dilatation 
passagdre de la pupille droite dans notre expdrience IV. n’dtait que 
I’effet d’une excitation accidentelle de la racine antdrieure du nerf 
dorsal I ou II, arrivde pendant la section de la racine postdrieure 
du nerf dorsal n. C’est que l’observation de nos autres singes ope- 
rdes a prouvd que la section de racines postdrieures des nerfs dor- 
saux, supdrieurs n’a ordinairement aucune influenee sur la grandeur 
des pupilles. 

II. Reeherehes anatomiques. 
Gonsiddrations preliminaires. 

Les autopsies des singes ont dtd faites immddiatement aprds 
es avoir tuds au moyen de chloroforme. On ne trouvait point de 
suppuration dans la moelle. A l’endroit opdrd, c’est-ä-dire dans la 
rdgion cervicale infdrieure et dorsale supdrieure de la colonne ver- 
tdbrale, sous les muscles dorsaux suturds, nous trouvions une cica- 
trication en tissu conjonctif brillante, grisse, vascularisde, visible- 
ment adhdrente ä la dure-mdre, surtout cbez notre singe L Aprds 
avoir sdpard ces adhdrences, nous enlevions la moelle avec les gang- 
lions intervertdbraux, et nous les passions pour 24 heures dans une 
solution de formaline ä 5%. Au bout de ce temps nous incissions 
longitudinalement la dure-mdre pour mettre ä nu la moele. Dans le 
I-re et II-öme cas, la suriace interne de la dure-mdre dtait un peu 
adhdrente ä la face postdrieure de la moele, par de minces flies, 
libres qui se rompdrent facilement. Dans toutes nos observations, ces 
filaments une fois rompus, la surface postdrieure de la region operde 
de la moele, macroscopiquement, ne diffdrait en rien de celle des 
Segments supdrieurs et infdrieurs. On reconnaissait les racines sec- 
tionndes ä leur coloration grise. Pour l’orientation dans l’ordre des 
racines, nous servait le Xü-dme nerf dorsal, qui longe le bord infd- 
rieur de la dernidre cöte. Les prdparations en sortant de la solution 
formalinde passaient dans le liquide de Möller, puis eiles dtaient 
traitdes suivant les mdthodes de coloration. 

Resultat de l’examen microscopique de l’expd- 
rience l-öre. 

A. Ganglions spinaux et les raoines. 

Nous avons examind, chez le singe A., les Vl-dmes, Vü-dmes, 
Vül-dmes ganglions intervertdbraux droits et gaucbes, avec les raci- 


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nes, sectionnöes d’un cötö immödiatement prös de la moelle, de 
l’autre cötö en distance de 1—2 ctm. A l’examen microscopique des 
coupes, traitöes d’aprös Marchi, nous n’avons trouvö aucune dif- 
förence perceptible ni entre les ganglions de deux cötds, ni entre 
les racines. De möme nous n’avons constatd de dögdnörescence vi¬ 
sible ni des fibres provenant des pöles du ganglion, c’est ä dire des 
fibres sensitives, ni de celles qui seulement passent ä cöt6 du 
ganglion. 

Le Vll-e ganglion intervertöbral droit ne differait pas de ce 
du cotö opposö, ni par sa grandeur, ni par la disposition, le nora- 
bre et la grandeur de ses cellules, au moins aux pröparations d’aprös 
Marchi. Dans ce ganglion, ä l’endroit de section de la racine po- 
störieure, prös de la pöriphörie, il y avait dans l’espace de 2—3 mi- 
limfetres de grains de myöline, en forme des stries longitudinales. 
Dans la racine motrice il y avait aussi, Qä, et lä, de grains noires 
de myöline. Cependant dans ces pröparations il n’y avait pas des 
stries composöes de grains qui indiquent les fibres dögönöröes. 

B. Coupes du Vll-e segment cervical (v. planche VI.). 

Cordons postdrieurs. Dans la rögion qui corresponde 
prösque entiörement aux faisceaux de Bur dach, on voit des debris 
et des grains de myöline, dissdminös en grand nombre, surtout du 
cötd gauche. La rögion de l’entröe de la racine droite postörieure 
est complötement dögönöröe. Au milieu du tissu aröolaire se trou- 
vent de debris et de grains de myöline de formes variöes, qui se 
groupent surtout immödiatement au bord medial du apex de la come 
postörieure. La zone de dögönörescence entoure la come postö- 
rieure, mais sa base ne s’etend pas jusqu’au „septum parame- 
dianum n’occupedonc pas toute la base du cordon de Burdach; 
pourtant sa partie moyenne arrive presque jusqu’au „septum longi¬ 
tudinale posterius* 1 , et son soramet atteint l’areal ventral du cordon 
postörieur ( ventrales Hinterstrangsfeld). Du cötd gauche l’intensitö de 
la dögönörescence est bien plus faible, surtout dans la rögion de 
l’entröe des racines postörieures, mais sa disposition est presque la 
mSme. Les deux faisceaux de Go 11, en gäneral libres de la d£g£- 
nörescence, pröseutent prös de la cloison longitudinale postörieure, 
sur le tiers supörieur de son hauteur (en partant de la base) un ilot 
isolö de fibres dögönöröes. On peut suivre cet ilot dans le septiöme 
segment cervical tout entier. La zone de L i s s a u e r, adjacente 
ä la come postörieure droite, präsente un trös grand nombre de pe- 
tites masses grauuleuses de myöline dögönöröe. 


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La racine p ostdrieure droite est ddgönöröe en totalitö. 
Elle est grise et ne renferme point des jaunätres galnes de myöline 
si bien visibles dans la racine gauche; on y trouve seulement de 
nombreux grains de myöline, noires. Cette dögönörescence Evidente 
de la racine postörieure droite se trouve dans tout son parcours 
extra-mödullaire. 

Les cordons antdr o-l atörau x. Ce qui frappe ici avant 
tout, c’est une dögdnörescence prononcöe, entourant la substance 
grise toute entiöre. Elle est la plus visible dans les cordons latdraux, 
ou eile occupe un cinquiöme ä peu präs de toute leur largeur. Dans 
la rögion des cornes antärieures, particuliörement de l’endroits ou. 
naissent les racines antörieures, la zone de dögönörescence s’ötende 
presque jusqu’ä la pöriphörie de la substance blancbe. Par contre, 
la zone päriphörique, antörieure du cordon antörieur, et la partie 
antörieure de la zone päriphörique du cordon latdral, des deux cötös, 
ne sont pas comprises par la dögönörescence. Ce n’est que la rögion 
correspondante ä la voie cöröbelleuse directe, ou on trouve quelques 
granules de myöline dögönöröe, plus nombreux ä droite qu’ä gauche. 
Cette dögöndrescence occupe la partie la plus postörieure de la zone 
päriphörique des cordons lateraux. Les racines antörieures, ä.leur 
passage ä travers la zone de Waldeyer, prösentent, des deux 
cötös, de nombreuses granules de myöline dögönörde. La partie 
extramedullaire de la racine antörieure gauche et droite jusqu’ä, sa 
röunion avec la racine postörieure, sont libres de dögönärescence. 

La substance grise. II y a de stries moniliformes, de gra¬ 
nules plus grands, qui passent de la partie mediale des cornes postö- 
rieures jusqu’aux groupes des grandes cellules des cornes antö- 
rieures et laterales. II y a aussi de fibres nerveuses dögönöröes, qui 
en forme des demi-cercles, passent du cordon antörieur d’un cötd, 
ä travers la commissure blanche antörieure, jusqu’ä la corne antö- 
rieure du cötö opposö. A un grossissement faible, on voit que röla- 
vivement libres de dögönörescence ne sont que la partie centrale de 
la substance grise, celle qui entoure le canal central, et la partie 
laterale du apex de la corne postörieure de deux cötös. L’intensitö 
de la dögönörescence est un peu plus forte du cötö droit, bien que 
du cötd gauche eile soit aussi assez prononcöe. 

D6g6n6rescences descendantes. 

Les cordons postörieurs. A mesure qu’elle descend, la 
zone de dögönörescence dans les cordons postörieurs se retröcit et 
s’öloigne de la pöriphdrie, et en partie des cornes postörieures. 
L’entröe de la racine postörieure, ä la hauteur du Vlll-e segment 


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cervical präsente une lög&re dögönörescence ä deux cötös, surtout 
& cöte droite; au niveau du I. segment dorsal eile est libre de dögö- 
nörescence de deux cötös. A partir du Il-e segment dorsal, la zone de 
ddgönörescence s’öloigne de la pöriphärie, oü eile est la plus ötroite, 
la dögönörescence devienne peu ä, peu plus disseminöe dans l’aröal 
ventral des cordons postörieurs, oü jusq’alors eile ötait la plus 
serräe, et finit par occuper la cloison entre les faisceaux de 6oll 
et de Bur dach, sous forme d’une virgule, son parüe antörieure ötant 
dpaissie. A la hauteur du Vl-e segment dorsal eile est ä peine visi- 
bie et disparait complötement dans la portion införieure du Vll-e 
segment dorsal. Au dessous de ce segment dans les cordons postö- 
rieurs on ne voit plus des dögönörescences. 

La VIE-e racine cervicale postärieure, des deux cötös, et la 
I-re racine dorsale, surtout la gauche, prösentent des grumeaux 
dissöminös de myöline ddgönöräe. Les racines suivantes sont tout 
4 fait libres de dögdnörescence. 

Les cordons antdro-latöraux. La zone de dögöndres- 
cence, qui entoure la substance grise dans le Vll-e segment cervi¬ 
cal, est encore visible ä la mSme place dans le Vlll-e segment cer¬ 
vical. Dans le I-e segment dorsal la ddgönörescence se dissömine 
sur toute l’ötendue des cordons antdro-latöraux et döjä dans le II-e 
segment dorsal on voit la concentration des fibres dögdnöröes dans 
les trois endroits suivants: 1) dans la zone pöriphdrique raddiane et 
dans l’angle antdrieur des cordons antdrieurs, dans la rdgion qui 
corresponde au fasciculus sulco-mgrginalis (Marie); & mesure qu’elles 
s’avancent dans la direction de la queux du cheval, les granulös de 
mydline ddgdndrde, jusqu’ici disseminds, se concentrent de plus en 
plus prös de la fissura longitudinalis antSrior; eiles s’dloignent de la 
substance grise, c’est ä dire de la commissure antdrieure et des 
cornes antdrieures, et ne forment dans le Ill-e segment lombaire 
p. ex., qu'une zone marginale de ddgdndrescence, trös dtroite. En¬ 
core plus bas, dans les Segments sacrales, on ne voit que de gra¬ 
nulös noires de mydline, pä, et lä. dissdminds, non plus prös de la 
ßssura longitudinalis anttrior, mais principalement dans l’angle an- 
tdro-mddian; 2) dans la partie antdrieure du cordon latdral, corres- 
pondant au fasciculus intermedio-lateralis de Löwenthal; ce fais- 
ceau, visible des deux cötds, nettement ddlimitd, se perd dans les 
segments', dorsaux infdrieurs. 3) dans la partie postdrieure des 
cordons latdraux, dans la rdgion, qui corresponde aux voies pyra¬ 
midales latdrales. Cette ddgdndrescence, plus forte du cötd droit, 
cn la peut poursuivre encore dans les segments sacrds infdrieurs. 


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Dögönörescenoes ascendantes. 

a) Dans la moelle epiniöre. 

Cordons postdrieurs. La rdgion de l’entrde des racines 
postdrieures, dejä ä la hauteur du Vl-e segment cervical des deux 
cötds, ne präsente prdsque point de ddgdndrescence. La zone de dd¬ 
gdndrescence dans les faisceaux de Bur dach, plus marqude du 
cötd droit que du cötd gauche, devienne successivement plus dtroite 
s'dloigne des cornes postdrieures, d’abord de leur partie postdrieure, 
et ddjä. ä la hauteur du V-e segment cervical la moitid postdro- 
mediale de la zone ddgdndrde n’est sdparde de la cloison intermddiaire 
que par une bandelette dtroite prfesque normale; la partie antdrieure 
des cordons de Burdach ainsi que le champ ventrale du cordon 
postdrieur {ventrales Hinterstrangsfeld) prdsentent sur toute leur dten- 
due nombreux granules de mydline ddgdndrde. Cependant, ddjä ä. la 
hauteur du IV-e segment cervical, la partie antdrieure de la zone 
ddgdndrde est sdparde de la partie mddiale des cornes postdrieures 
par une zone, dans laquelle on ne trouve que trds rares granules. 
noires. 

En avant, la ddgdndrescence arrive nettement jusqu’ä la com- 
missure grise postdrieure, mörae dans les segments cervicaux les- 
plus supdrieurs. Dans le deuxiöme segment cervical, eile occupe en- 
viron un tiers ou la moitid de la largeur des faisceaux de Bur¬ 
dach. A la möme hauteur la ddgdndrescence du cOtd gauche prdsente 
une comfiguration ä peu prds pareille; la zone ddgdndrde est un peu 
plus large, mais la ddgdndrescence plus faible. 

Les cordons de G o 11, en forme triangulaire, nettement deli- 
mitds des cordons de Burdach, restent prdsque tout ä fait nor- 
maux & l’exception du petit faisceau mentionnd plus haut, situd 
des deux cötds de la cloison mddiane et qui se perd dans la partie 
supdrieure du Vl-e segment cervical. Les racines postdrieures, au 
dessus de la Vll-e qui a dtd sectionnde, sont peu altdrdes: ce n’est 
que la sixiörae racine postdrieure droite, qui contient un quelques 
fibres ddgdndrdes. La sixiöme racine postdrieure gauche, les deux 
cinqui&mes et celles situdes plus haut ne prdsentent point d’altd- 
rations. 

Cordons antdro-latdraux. La ddgdndrescence assez 
prononcde autour de toute la substance grise, devienne moins in- 
tense ä mesure qu’elle dans son trajet en haut se ddplace graduelle- 
roent vers la pdriphdrie. Avant tout disparaissent les granules de 
ddgdndrescence dans la pdriphdrique antdrieure du cordon antdrieur, 
prfes du fond de la fissura longitudinale antdrieure; dans le V-me Seg¬ 
ment cervical, on ne trouve plus de granules de ddgdndrescence. 


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La zone de ddgdndrescence, qui entoure concentriquement les cor- 
nes antdrieures, se trouve maintenant 4 mi-chemin de la pdriphdrie, 
4 la hauteur du IV-e segment cervical, et se perd tout prös de la 
pdriphdrie, dans le I-er segment cervical. A mesure qu’ on procdde 
4 des parties supdrieures de la moelle, les granules dissdminds dans 
la partie antdrieure des cordons latdraux s’dloignent dgalement de 
la substance grise, deviennent de plus en plus rares, se rapprochent 
petit 4 petit de la pdriphdrie et enfin disparaissent. Pourtant ces 
ddgdndrescences ne se presentent pas comme un faisceau compact. 
Les voies pyramidales latdrales sont prdsque tout 4 fait libres de 
ddgdndrescence. La voie cdrdbelleuse prdsente, dans la rdgion du 
Vl-dme segment cervical, des granules noires dissdminds dans sa 
partie la plus postdrieure, surtout du cötd droit. Dans les segments 
supdrieurs on voit une zone semi-circulaire, ldgdrement ddgdndrde, 
qui occupe la partie mddiale des voies cdrdbelleuses et dont la 
partie antdrieure est un peu avancde dans la direction mddiale. 
L’intensitd de la ddgdndrescence est trös faible. 

Les racines antdrieures dans leur parcours intramd- 
dullaire ne presentent de ddgdndrescences; ce n’est que la partie 
infdrieure du segment cervical Vl-e, ou se trouvent de granules 
rangds en forme des stries. Dans leur parcours extra - medullaire, 
aussi que 4 l’interieur de la moelle au dessu de l’endroit mentionnd, 
ces racines sont tout 4 fait normales. 

La substance grise ne prdsente dans la partie infdrieure 
du segment Vl-e que de rares faisceaux de fibres ddgdndrdes, dis- 
sdmindes partout, surtout dans la partie latdrale des cornes antd¬ 
rieures et latdrales, dans la rdgion des groupes des cellules. Dans 
la portion supdrieure du Vl-me segment, le nombre des granules 
ddgdndrds diminue et dans le V-me segment cervical toute la coupe 
transversale de la substance grise est presque libre de ddgdnd¬ 
rescence. 

b) dans le bulbe et dans l’isthme. 

Dans la partie infdrieure du bulbe rachidien, oü se forment les 
noyaux des cordons postdrieurs, la zone de ddgdndrescence, qui se 
trouve dans les cordons postdrieurs de la moelle, se place d’abord 
latdralement au noyau du cordon de 6 o 11 (noyau de la pyramide 
postdrieure), puis diminue progressivement, et se perd dans le noyau 
du cordon de Burdach ("noyau du corps restiforme). Les restes 
des cordons antdro-latdraux sont visibles latdralement et en haut 
des olives supdrieures, mais ils se perdent dans la substance rd- 
ticulaire grise. Les voies cdrdbelleuses ldgdrement ddgdndrdes, situdes 
latdralement 4 la pdriphdrie de la moelle, s’enfoncent en forme de 


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127 


coin dans la substance mddullaire, au niveau de la naissance de 
la Xll-me paire des nerfs encdphaliques, et puis se prolongent dans 
les corps restiformes. Le nombre des granules noires est insignifiant 
des deux cötds. 

c) dans le cervelet 

On ne voit des fibres ddgdndrdes que sur trois coupes dans la 
region, ou le vermis est coupd sagittalement, ä cötd et tout prds de 
la ligne mediane. II y a des granules de mydline dd gdndrde qui 
sont dissömindes en grande nombre dans toute la substance blanche, 
qui recouvre le nucleus tecti; elles se trouvent dans toutes les rami- 
fications qui vont dans la partie supdrieure; quelques stries entrent 
dans la pyramide du vermis. Les ramifications inferieures qui 
entrent dans le nodulus et dans la uvula ne sont point atteintes par 
la ddgdndrescence. Dans l’hdmisphdre gauche du cervelet la ddgdnd- 
rescence s’dtend plus loin de la ligne mddiane. Dans les autres cou¬ 
pes sagittales, on ne voit point de ddgdndrescence. 

Resultat de l’examen microscopique de l’expörience ll-me- 

A. Ganglions spinaux et les racines. 

Quelques ganglions (les deuxidmes dorsaux tout les deux), ont 
dtd colords d’aprds N i s s 1, les troisifemes dorsaux, d’aprds de We ig e r t. 
Quant aux ganglions colords par la mdtode de Nissl nous n’avons 
pas coustatd aucune diffdrence entre les deux cötds. Le nombre de cellu- 
ses et leur aspect dtaient les memes. De deux cötds nous avons 
comptd sur un champ de vue 5—6 cellules fortement colordes. Les 
grains de Nissl sous forme d’un poudre fin ne se fusionnaient nulle 
part dans l’intdrieur des grandes cellules, qui dtaient entourdes d’une 
enveloppe de tissu conjonctif ä noyaux distincts, et prdsentaient un 
aspect tout ä fait normal, dans les ganglions droit et gauche. La 
disposition des noyaux, gdndralement päles, et des nucldoles, forte¬ 
ment colords, dtait tout ä fait normale. Dans les coupes des racines 
motrices et sensitives, colordes d’aprds Weigert et d’apres 
M a r c h i, nous n’avons point trouvd des fibres nerveuses ddgdndrdes. 
II y a de ddbris de mydline, dissdminds seulement dans la pdriphö- 
rie des racines, prös de lieu de leur dissection, plus nombreux 
& droite qu’ä gauche. Mais il n’y a pas des grains rangds en files. 

B. Rdgion des racines opdrdes (VHI-me cervicale, I-re II-eme Ill-eme dorsales). 

(Voir pl. MI.). 

Cordons postdrieurs. Dans le VHI-me segment cervical, 
toute la rdgion des faisceaux de Bur dach est ddgdndröe du cötd 
droit. La ddgdndrescence est la plus intense ä la base, surtout dans 
la rdgion de l’entrde de la VIII-me racine cervicale postdrieure, oü le 


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tissu präsente un caractöre aräolaire. L’intensitä de la dägänäres- 
cence diminue ä mesure qu’elle rapproche de la commissure grise 
postärieure, cependant raöme dans la zone cornu-commissurale des 
cordons postärieurs, on trouve encore quelques granules dissäminäs. 
La partie interne de la base de la zone dägänäräe est dälimitäe nette- 
ment vers le cordon de G o 11. Les contours de cette partie prä- 
sentent la forme d’un angle obtus, dont le sommet coincide avec la 
moitiä de la cloison mädiane postärieure; entre le cötä superieur 
de cet’ angle et la cloison est intercaläe seulement une mince bande 
de tissu normal, le cötä infärieur se dirige vers la base et l’atteint 
ä 3 mm latäralement du septum paramedianum. Le contour postärieur 
de la zone dägänäräe est droite et ne suit les fläxuositäs du septum 
paramedianum. 

En descendant vers le Segment dorsal III. la partie dägänäräe 
dans le faisceau de Burdacb, du cötä droit, se reträcit, mais sa 
configuration est la möme; sa distance du septum paramedianum, qui 
s’eloigne de la cloison mädiane postärieure, reste presque la mßme. 
La dägänärescence devient moins intense eile est le plus visible präs 
du bord mädiale de la zone de Lissauer. 

Du cötä gauche, il y a de granules dissäminäs sur tout le 
faisceaux de Bur dach, surtout dans sa partie moyenne et antä- 
rieure. Les faisceaux de Go 11, inalteräs, ont la forme d’une bou- 
teille. Ce n'est que la partie mädiane des deux cötäs de la cloison 
mädiane postärieure, qui contient quelques granules dissäminäs, qu’on 
trouve dans tous ces Segments; dans le Vffl-me Segment cervical ces 
granules sont plus serräs que dans les Segments dorsaux supärieurs; 
il sont ävidemment joignants avec la dägänärescence des faisceaux 
de Bur dach. Les racines postärieures, opäräes, dans les präpara- 
tions coloräes d’apräs Marchi, sont de couleur gris-foncä; il n’y a pas 
de galnes de myäline jaunätres dans les faisceaux qui entourent la 
partie postärieure de la moelle. 

La mätode de Weigert pour nos präparations ätait tout 
ä fait inconvenable. Pendant que la mätode de Marcbi fournissait 
de tableaux beaux et träs nets, en colorant en noir la myäline dä- 
gänäräe, la mätode de Weigert ne faisait point apparaitre de dä¬ 
gänärescence dans ces mßmes parties. Les parties, dont la dägänä¬ 
rescence ätait trös evidente sur les preparations d’aprös Marchi, 
ayant ätä coloräes d’apräs Weigert ne diffäraient absolument en 
rien d’autres rägions de la substance blanche. 

J’ai colorä aussi avec l’hämatoxiline ä l’alun quelques präpa¬ 
rations du deuxiäme et du cinquiäme segment dorsal. Le cinquiäme 
segment dorsal ne präsentait des altärations; mais dans le deuxiäme, 


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c’est k dire k la moyenne region ldsde, j’ai constatd l’dpaississement 
de la dure-möre, surtout du cötd gauche; le nombre des noyaux 
dans cette dure-möre dpaissie n’est pas considdrable; la pie-möre 
est un peu dpaissie surtout dans le voisinage des la pdndtration des 
racines postdrieures gauches, le nombre des noyaux y est augmentd, 
9 ä et lä, surtout dans la surface postdrieure et gauche, entre la pie- 
möre et la pdriphdrie de la moelle, il y a de bandelettes contenant 
des noyaux plus ou moins nombreux, formant une sorte de rdseau 
longitudinal; cependant il n’y a pas nulle part dans cette rdgion 
une infiltration purulente. 

Cordons antdro - latdraux. Les quatre Segments, men- 
tionnds plus haut, dans toute l’ötendue des cordons antdro-lateraux 
des deux cötds, ä l’exception des voies pyramidales, presque libres 
de ddgdndrescence, prdsentent des granules de mydline disserainds. 
A la hauteur du deuxiöme segment dorsal les fibres ddgdndrdes 
s’assemblent dans le faisceau deLoewenthal, ce qu’est plus 
dvident encore dans le troisiöme segment dorsal. 

La voie cdrdbelleuse droite, ddgdndrde au niveau du VIH-me seg¬ 
ment cervical, se prdsdnte en forme d’un coin circonscript, ä large 
base, situd dans la partie postdrieure de la zone periphdrique du 
cordon latöral. A mesure qu’elle descend vers les segments infdrieurs, 
l’intensitd de la ddgdndrescence diminue dans ce faisceau, sa base 
se retrdcit considdrablement et dans le IH-me segment dorsal la voie 
cdrdbelleuse occupe dans la pöriphörie de la partie postdrieure du 
cordon latdral, seulement une zone dtroite en forme d’un croissant. 
A gauche la ddgdndrescence de la voie cdrdbelleuse n’est que un peu 
tracde prös de sa base, et devient plus visible dans le I-er segment 
parcours dorsal et le VIH-me cervical. 

Les racines antdrieures, en traversant les cordons antörieurs, prd¬ 
sentent au niveau du VIH-me segment cervical et du I-er dorsal des 
stries granuleuses, lesquelles marquent leur parcours depuis des cor- 
nes antdrieures jusqu’ä la surface de la moelle. Cependant une dd¬ 
gdndrescence complöte des racines antdrieures est exclue, d’autant 
plus que ces mömes racines ne sont point ddgdndrdes dans leur 
parcours extramddullaire. 

La substance grise ne prdsente des altdrations plus övi- 
dentes qu’au niveau des deux segments dorsaux supdrieurs et du 
dernier cervical. On y voit aussi bien des granules disseminds que 
des stries granuleuses ä directions variables, surtout entre les grou- 
pes des cellules grandes et dans les cornes postdrieures. Cette ddgd¬ 
ndrescence prdvaut du cötd droit. Au niveau du IH-me segment dor¬ 
sal la substance grise est presque libre de ddgdndrescence: il 

Poln. Archiv f. biol. n. med. Wissens ch. UI. 

Archiv#» polon. de# loicno* biol. et m6dio. UI B 


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y a seulement quelques stries qui traversent les cornes postdrieures. 
Trois morceaux de la moelle: (du Vlll-me segment cervical du ni-me 
et. du IV-me segment dorsal) dtaient colords par la mdtode de N issl. 
Les coupes faites de ces parties prouvent que les cellules de la 
substance grise et surtout les cellules motrices pes cornes antdrieu- 
res ne prdsentent aucunes altdrations. La Situation et la configura- 
tion du noyau, du nucldole et des grains de N i s s 1 des cellules ner. 
veuses, dans toutes nos prdparations, sans en excepter les segments 
dont les racines dtaient sectionndes — nous y avons prötd une atten¬ 
tion toute particuliöre — ne prdsentaient aucunes anomalies; il n’y 
avait pas aucune diffdrence entre le cötd droit et gaucbe. 

D6g6n6rescences descendantes. 

Cordons postdrieurs. Dans le IV-me segment dorsal du cötd 
droit la zone de ddgdndrescence occupe le faisceau de Burdach pres- 
que tout entier; eile est donc situde dans la mörae rdgion que dans le 
111-me segment dorsal; seulement parmi les granulös noires de mydline 
ddgdndrde, on y voit un plus grand nombre de gaines jaunätres nor¬ 
males, surtout dans la rdgion adjacente au bord mddial de la come 
postdrieure. Du cötd gauche, dans la region analogue, ne se trouvent 
des granules et globules noires que disperses et rares. A mesure 
qu’elle descend, la zone ddgdndrde se retrdcit d’abord dans sa par- 
tie pdriphdrique, puis dans sa partie centrale, toujours assez large 
encore; s’appuyant ä la partie de plus en plus pdriphdrique de la 
cloison mddiane postdrieure cette zone forme avec la come postd¬ 
rieure un angle de moins en moins aigu. Dans le Vll-me et 

VIII- me segment dorsal la zone ddgdndrde est trös dtroite et dans le 

IX- me segment ce n’est qu’ä un plus fort grossissement qu’on y dd- 
couvrit quelques rares granules de mydline ddgdndrde. Du cötd gau¬ 
che, c’est ddjä au niveau du VH-e segment que les traces de ddgd¬ 
ndrescence se perdent compldtement dans le faisceau de Bur dach; 
cette ddgdndrescence mßme dans les segments supdrieurs est trds 
peu prononcde. 

Le faisceau de Go 11 en gdndral est libre de ddgdndrescence 
Seulement dans le IV-me, V-me et Vl-me segment dorsal, il y a un 
groupe des granules, de deux cötds, au milieu de la cloison mddiane 
postdrieure. Ces granules prdsentent pas un faisceau distinct et 
sont en connexion avec le faisceau de Burdach, ddgdndrd. Dans 
les deux segments dorsaux infdrieures et dans la portion lombaire 
et sacrde de la moele, les cordons postdrieurs sont tout ä fait libres 
de ddgdndrescence. Les racines postdrieures non opdrdes, au dessous 
du IV-me segment dorsal, ne prdsentent aucunes anomalies. Seu- 


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lement dans les racines postdrieures du V-me segment lombaire se 
trouvent quelques fines granules noires, dissdminds prös de leur en- 
trde dans la moelle, surtout dans leur portion extramddullaire, main 
aussi un peu dans la portion intramddullaire. 

Les prdparations traitdes suivant la mdtode de Weigert ne 
prdsentaient pas des preuves de ddgdndrescence. 

Cordons antdro-latdraux. La ddgdndrescence dissdminde 
dans le IV-me segment dorsal, dans toutes les cordons antdro-latdraux, 
pltis intense pourtant dans le voisinage de la substance grise et 
raoins dans les faisceaux pyramidaux, ddjä au niveau du V-me seg¬ 
ment dorsal, s’assemble dans les faisceaux de Loewenthalet 
dans les faisceaux pyramidaux en s’dloignant petit ä petit de la 
substance grise. 

Au niveau du Xll-me segment dorsal, dans les cordons antdrieurs, 
ce ne sont que la moitid antdrieure de la surface bornant le sillon lon¬ 
gitudinal antdrieur et la zone pdriphdrique antdrieure, qui contiennent 
des granules noires amassds en forme de lettre Y; dans la portion 
externe des cordons latdraux, il y a des granules dissdminds, qui occu- 
pent ces parties jusqu'ä la pdriphdrie, surtout dans la rdgion des fais¬ 
ceaux pyramidaux. A la hauteur des Segments lombaires infdrieurs et 
sa'crds, la ddgdndrescence du cordon antdrieur et de la partie antd¬ 
rieure du cordon latdräl se trouve ä la pdriphdrie meme. En outre 
il y a une Idgdre ddgdndrescence des faisceaux pyramidaux tous les 
deux dans la partie infdrieure de la moelle sacrde. Dans plusieures 
coupes du V-me segment lombaire il y a de quelques granules noires 
dans le pärours des racines antdrieures ä travers la substance blan¬ 
che. Ces stries noires penetrent meme dans l’intdrieur des cornes 
antdrieures. 

La substance grise ne prdsente pas de ddgdndrescences 
exceptd quelques grains noirs peu nombreux, dissdminds au niveau 
du V-me segment dorsal, surtout dans les cornes antdrieures des deux 
cötds. 


Ddgdndrescences ascendantes. 

a) Dans la moelle sacrde. 

Cordons postdrieurs. La ddgdndrescence serrde, qui dans 
le Vlll-me segment cervical occupe le faisceau de Burdach droit, 
presque tout entiers, au niveau du Vll-me segment contient un espace 
plus clair, c’est ä dire dans la rdgion de l’entrde de la racine postd- 
rieure parmi les granules noires se trouvent des gaines de mydline, 
jaunätres, normales. Dans la moitid antdrieure du cordon postdrieur 
la zone ddgdndrde est contigue ä la cloison mddiane et ce n’est que 

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pres de la moitid de cette cloison qu’une bande dtroite (de */» ä 1 mm. 
de largeur.) la sdpare de la cloison; puis la zone ddgdndrde se recourbe 
vers la base de la cloison intermddiaire, dtant sdparde du faisceau 
de Goll par üne ligne droite. Dans les Segments situds plus haut, 
non seulement que la rdgion de l’entrde des racines postdrieures 
prend un aspect de plus en plus normal, mais aussi toute la par- 
tie latdrale du faisceau de Bur dach, contigue aux bord lateral 
de la corne postdrieure, devient libre de ddgdndrescence et au ni- 
veau du deuxiöme segment cervical la zone ddgdndrde occupe la 
moitid jusqu’au tiers du faisceau de Burdach. Le cötd medial de 
la zone ddgdndrde se ddlimite nettement, son cötd lateral prdsente 
une transition graduelle au tissu normal. Sur les coupes transver¬ 
sales de la moelle la zone ddgdndrde prdsente une base un peu plus 
large que les parties qui se dirigent vers la commissure grise po¬ 
stdrieure. La base dlargie se trouve dans tous les segments cer- 
vicaux. 

Du cötd gauche dans cette rdgion du faisceaux de Burdach 
on ne voit que de rares granules noires surtout dans les parties 
antdrieures et mddiales du faisceaux de Burdach, pendant que 
du cötd droit il y a une ddgdndrescence trös intense. Un groupe des 
granules, placd au niveau du Vl-öme segment cervical, de deux cö- 
tes de la cloison mddiane vers le tiers antdrieur de celle-ci, dans 
les segments supdrieurs ddvient moins dense et se perd au niveau 
du deuxiörae segment cervical. 

Les racines postdrieures des segments superieurs que le Vü-öme 
ne prdsentent aucune Idsion; ce n’est que la Vll-öme racine cervi- 
cale postdrieure gauche et la racine Vl-öme droite qui dans leurs 
portions extra-mddullaires contiennent quelques granules noires. 

Les coupes colordes d’apres Weigert ne prdtent aucunes in- 
dices de ddgdndrescences. 

Cordons antdro-latdraux. Au niveau du VU-öme et 
du Vl-öme segments cervicaux, dans les cordons antdro-latdraux, sur 
toute leur dtendue — ä l’exception des voies pyramidales latdrales 
on voit des granules de mydline ddgdndrde, disseminds dgalement, 
et plus nombreux dans la zone entourant la substance grise. Dans 
les segments supdrieurs le nombre des fibres ddgdndrdes diminue, 
les granules noires s’dloignent de la substance grise et avant tout des 
cornes autdrieures, et au niveau du V-öme segment cervical ils dis- 
paraissent presque entiörement dans la periphdrie mediale du cor-' 
don antdrieur. Dans les cordons latdraux, depuis le VH-öme segment 
cervical, il y a de grumaux noires, plus grands, en avant des fais¬ 
ceaux pyramidaux lateraux et tout prös des parties les plus 


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antärieures des voies cäräbelleuses. Sur quelques coupes du V-öme 
segment cervical il y ä quelques faisceaux de fibres dägenäräes, 
traversant les cornes laterales de la substance grise et la substance 
blanche avoisinante. 

A la hauteur du I-r segment cervical, les granulös noires de 
myäline degänäräe, dans les cordons antdro-latäraux, se touvent 
surtout dans la partie mädiane de la zone päriphärique du cordon 
latäral, dans la rägion correspondante aux faisceaux de Gowers. 
Les voies cäräbelleuses ä la hauteur du Vll-me segment cervical se 
präsentent en forme d’un appendice noir, courbö en crochet, con- 
tigu avec le „apex cornus posteriori *“ et s’ätendant ä la pö- 
ripherie de la partie posterieure du cordon lateral; en ascendant ces 
voies cäräbelleuses, surtout la droite, se prolongent en avant ä la 
päriphärie, pendant que leur base devient plus ätroite; elles tou- 
chent aux fibres dägänäräes qui proviennent de la corne laterale. 
A partir du III sägment cervical la zone semicirculaire de cette voie 
s’äloigne de la päriphärie ä 1—2 milimötres. Cette distance devient 
plus grande pour la partie moyenne que pour la partie posterieure. 

Les racines antärieures sont, en general, tout-ä-fait libres de 
dägänäräscence. II n’y a que quelques coupes transversales du Vll-me 
et Vl-me segments cervicaux oü on trouve quelques granulös noires 
accompagnant les racines antärieures. Les parties extra-medullaires 
des xacines anterieures ne presentent aucune dägänärärescence. 

Substance grise. Dansle Vll-me, Vl-me et un peu dans le 
V-me segment cervical la substance grise des deux cötäs, surtout du 
cötä droit, präsente partout beaucoup de fibres nerveuses dägänä- 
räes sous forme de grains, singles ou rangös en files. La partie, la 
plus claire, c’est ä dire libre de dägänärescence, c’est la rägion autour 
du canal central. Le plus grand nombre de stries noires on voit 
dans les cornes postärieures, surtout du cöte droit. Dans quelques 
präparations se font rämarquer quelques fibres semi-circulaires par- 
tant des cornes antärieures et parcourant dans la commissure blan¬ 
che antörieure. Dans le IV-me segment cervical la substance grise 
se trouve absolument libre de dägänärescence. 

B) dans le bulbe et isthme. 

Les parties infärieures du bulbe, c’est ä dire les parties oü se trouve 
le „nucleus gracilis u präsentent un groüpe des fibres dägänäräes, situä 
entre la päriphärie de la moelle et la partie laterale du „nucleus gracilis u 
dont la base traverse obliquement le reste du cordon postärieur. La tran- 
sition de la partie dägönöröe au tissu normal se fait suscessive- 
ment. Du cötä gauche la dägänäration de la partie corespondante 


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est trfes insignifiante. A mesure que le noyaux du funiculus cunea- 
tus apparait, le nombre des granulös noires diminue, puis ils se dis* 
persent comme un poudre noir, trös fin et disparaissent complöte- 
ment dans la rögion oü ce noyaux est ddjä tout-ä-fait formd. 

Les voies cerebelleuses dans la partie infdrieure du bulbe (sur- 
tout ä droite) se prdsentent en forme des taches noires ä la pdriphd- 
rie latdrale du bulbe devant le faisceau descendant (se dirigeant vers 
la moelle öpiniöre) de la racine du trijumeau, et devant la substance gd- 
latineuse de R o 1 a n d o. II y a aussi des grains noirs dissdminds dans 
le noyau du cordon lateral. En ascendant les voies cdrdbelleuses 
degdndrdes s’allongent, se tournent vers la pdriphdrie dorsale et 
passent dans les corps restiformes ä la möme hauteur oü disparais¬ 
sent les granulös noires dans les „nuclei cuneati 

Les autres fibres ddgdndrdes qui se trouvent dans les cordons 
antdro-latdraux, comme nous l’avons mentionnd plus haut, disparais¬ 
sent dans les noyax des cordons latdraux; mais quelques grains 
noirs isolds se dirigent au dessus des olives vers la ligne mddiane, 
et passent dans les noyaux de la substance rdticulaire; quelques 
fibres s’entrecroisent dans la raphd; il y a aussi des fibres ddgdnd- 
rdes qui parcourrent ä entre les points d’dmergence de la X-me et 
de la Xll-me paire de nerfs cräniens. Puis, dans les parties infdrieu- 
res de la protuberance, mesure qu’affluent les fibres des pddon- 
cules cdrdbelleux vers le pont, les fibres ddgdndrdes se deplacent vers 
le haut; elles suivent la surface mödiale des pddoncules cdrdbelleux, 
contourneut en ddmi-cercle les brachia conjunctiva et passent dans le 
velum medulläre anterius. 

Dans le cervelet nous trouvons des fibres ddgdndröes sur- 
tout dans les parties attenantes ä la ligne mddiane des deux cötds. 
Les fibres ddgdndrdes occupent une grande partie de la portion po- 
sterieure de la substance blanche qui entoure le nucleus tecti\ 
elles divergent en rayonnant dans tous les ramifications de la sub¬ 
stance blanche et pdndtrent jusqu’ä la pdriphdrie du cervelet, sur- 
tout dans les rameaux horizontal et vertical et dans la pyrctmis- 
vermis, dans les ramifications inferidrieures les granules noires 
sont peu mombreux. Dans les coupes sagittales suivantes on n’ob- 
serve plus de fibres dägönßröes dans les ramifications de la sub¬ 
stance blanche, il y a seulement un faisceau des fibres d6- 
g<3n<3r<5es autour du noyaux dentelö qui ici apparait. Dans le 
reste des coupes du cervelet nous n’avons nulle part trouvö la d6- 
göndrescence. 


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Le$ rösultats de l’examen microscopique concernant la troisiöme 
expörience ötaient les suivants. 

A) Ganglions intervertebraux et racines. 

Pour l’examen microscopique nous avons conservd 18 ganglions 
du singe troisiöme; le deux ganglions cervicaux VEI-mes nous les 
avons colords d’aprös Weigert et les deux ganglions dorsaux II-mes 
d’aprös Nissl. Quant aux racines colordes d’aprös Marc hi 
nos rdcherches ayant prouvd la sensibilitd exquise de cette möthode, 
nous pouvons assurer qu’il n’y avait pas le moindre indice d’une 
dögdndrescence; il n’y avait pas aucune difference entre les racines 
du cötd opdrö et ceux du cötd non opdrd. Les resultats de md- 
tode de Weigert, nous les consideronsötre sans importance, vu les 
rdeentes phases de ddgönörescence dans nos cas. Nos prdparations 
ötaient monotones, noires, bien colordes, il n’y avait pas de faisceaux 
päles; il n’y avait pas aucune diffdrence entre les racines cervicales 
VELI-mes de deux cötds. Le möme quant aux ganglions dorsaux, 
colords d’aprös Nissl. 

B) Niveau de la section: le V-me Segment cervical jusqu’au V-me dorsal 
inclusivement (PL VIII.). 

Cordons postdrieurs. Au niveau du V-me segment cer¬ 
vical le faisceau de Burdach droite est complötement ddgdndrd. 
La dögdndrescence occupe la rdgion de pdnötration de la V-me ra- 
cine cervicale postörieure et la zone de Lissauer. La ddgöndre- 
scence en göndral trös intense, s’affaiblit un peu dans la partie 
antörieure du cordon postörieur droit. La limite mödiale de la dögö- 
nörescence suit les deux tiers antörieurs du septum medianum po¬ 
sterius, puis s’inflöchit latöralement formant un angle obtus et se 
dirige en ligne droite vers la pöriphdrie en croisant le septum para- 
tnedianum, qui se plie en form d’un S. La cloison intermödiaire 
n’est pas ici une limite pour la dögönörescence, car ä la pdriphdrie 
eile se trouve 1 ä l 1 /, mm mddialement de la partie dögönöröe, et 
puis eile se dirige latöralement et pönötre dans la partie dögdnö- 
rde en se ramifiant. Le faisceau de Burdach gauche est jaune 
et d’un aspect tout ä fait normal (ä un faible grossissement), au 
contraire le faisceau de Bur dach droit est noir-foned. Ce n'est 
qu’ä un grossissement fort qu’on ddcouvre quelques granules noires 
disseminds aussi dans le faisceau de Burdach gauche. 

Dans le laisceau de G o 11 droit, on voit prös de la pöriphdri 
quelques fibres ddgdndrdes. Le faisceau de Goll gauche ne prdsente 
point de ddgendrescence. Dans les sögment caudales la partie dögö- 
ndrde occupant le faisceau de Burdach se retrdeit successivement; 


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le point, ou son limite se dirige latöralement avance vers l’extrdmitd 
antdrieure de la cloison mddiane et au niveau du Vll-me sdgment 
cervical se trouve dejä ä la moitid de cette cloison. Dans la partie 
antdrieure, entre le tissu ddgdndrd et la cloison antdrieure est inter- 
calde une bandelette de tissu presque normal, de ‘/* mm de largeur. 
La limite mddiale de la partie postdrieure de la zone ddgdndrde prend 
la forme d’une S et par consequent le faisceau de Go 11 präsente 
la forme d’une bouteille. Sur toute la pdriphdrie du faisceau de G o 11 
droit dans une zone de 2 mm. de largeur, il y a des fibres ddgdndrdes, 
dissdmindes. La moitid gauche de la moelle est tout ä fait libre de 
ddgdndrescence. 

En descendant, p. ex. au niveau dul-retll-me segment dorsal, 
la partie postdrieure de la zone ddgdndrde du cordon postdrieur se 
retrdcit; ndanmoins la ddgdndrescence se maintient trös intense; en 
consequent il semble que la partie anterieure de la zone de ddgd¬ 
ndrescence est devenue plus large, malgrd que le point, ä partir 
duquel la limite mddiale de la zone ddgdndrde se dirige latdralement, 
se trouve placd, dans le I-r segment dorsal ddjä, sur les deux-tiers 
de la cloison postdrieure. Au niveau du IV-me sdgment dorsal, la 
zone ddgdndrde, ddjä moins intense, prend la forme d’un coin, dont 
la base est dirigde vers le tiers antdrieur de la cloison postdrieure 
et le sommet vers la partie pdriphdrique de la corne * postdrieure 
droite. Dans la partie postdrieure, ce n’est qu’une zone dtroite de 
fibres ddgdndrdes, qui se trouve prös du bord mddial de la corne 
postdrieure. Parmi les granulös noires on voit dans cette zone un 
nombre considdrable des galnes jaunätres, normales. A cette mdme 
hauteur du cötd gauche, le long du bord mddial de la corne postd¬ 
rieure, on voit un petit faisceau contenant des fibres ddgdndrdes, 
dissdmindes <;ä et lä. 

Les racines postdrieures sectionndes,-ä c’est-dire depuis la V-me 
cervicale jusqu’ä la IV-me dorsale, sont fortement ddgdndrdes. Les 
racines opdrdes sont plusieures fois plus minces que les non opdrdes; 
dans les prdparations colordes d’aprös Marchi ces racines, de 
couleur grise, contiennent nombreux grains noirs dissdminds. 

Les racines postdrieures du cötd gauche sont en gdndral tout 
ä fait normales. Par place on y voit des ldsions trds insignifiantes, 
p. ex. dans la V-rae racine cervicale gauche, ä son passage ä travers 
la pie-möre, on trouve un peu de poussiere noire, laquelle pourtant 
ne se rencontre plus ni dans la partie extra- ni intra-mddullaire. 
Dans la partie extra-mödullaire de la Vl-me racine ceivicale gauche 
on voit quelques granulös noires. Les autres racines sont tout ä fait 
normales. 


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Cordons antdro-latdraux. Dans les 8 segments opdrds 
les cordons antdro-latdraux prdsentent des ldsions suivantes: ä l’ex- 
ception du cordon lateral droit, dans les cordons antdro-latdraux se 
trouvent de rares granulös noires dissdminds qui, dans les segments 
cervicaux moyens, s’dloignent un peu des cornes antdrieures en les 
entourant en forme d’un cercle concentrique. Dans les segments 
infdrieurs la zone ddgdndrde se rapproche de la substance grise. 
La rdgion du faisceau pyramidal gauche est presque libre de 
ddgdndrescence. Dans la voie cdrdbelleuse gauche on voit une 
zone semicirculaire de granulös noires, disseminds dans les 
segments cervicaux intdrieurs en quelque distance de la periphd- 
rie et prds de la peripherie dans les segments dorsaux supdrieurs. 
Toutes ces ddgdndrescences sont tout-ä-fait insignifiantes. C’est le 
cordon latdral droit qui est le plus ddgdndrd. Au niveau du Vl-me et 
Vll-me segment cervical la moitid droite de la moelle est un peu 
rdduite. Toute la moitid latdrale de la partie postdrieure du cordon 
latdral droit est fortement ddgdndrde. A une coupe transversale la 
moelle prdsente une structure evidemment ardolaire. La ddgdndrescence 
a donc comprise la partie latdrale de la voie pyramidale et la voie 
cdrdbelleuse toute entier; autour des cornes latdrales et postdrieures 
la ddgdndrescence est insignifiante. De meme la partie antdrieure 
du cordon latdral droit n'est pas comprise par une ddgdndrescence 
intense. La rdgion du faisceau de Gowers droit est presque tout- 
ä-fait libre de degdndrdscence. 

Au niveau du V-me segment cervical dans la moitid postdrieure 
du cordon latdral droit c’est la voie cdrdbelleuse seule qui prdsente 
une ddgdndrescence prononcde: en forme d’un cor, dont l’extrdmitd 
dtroite est dirigde en avant. Les voies pyramidales latdrales ä ce 
niveau sont presque compldtement libres de ddgdndrescence. De la 
partie antdrieure de la voie cdrdbelleuse naissent quelques fibres 
ddgdndrdes, qui se dirigent vers la substance grise des cornes latd¬ 
rales et postdrieures. Dans les quatre segments dorsaux supdrieurs, 
la ddgdndrescence de la partie postdrieure du cordon latdral droit 
est un peu moins intense. mais ses dimensions sont les memes qu 
dans les segments cervicaux infdrieurs: la ddgdndrescence comprend 
la voie pyramidale, surtout sa partie latdrale et la voie cdrdbelleuse. 

Les racines antdrieures sont tout-ä-fait normales. On n'y 
dcouvre point de ddgdndrescence ni dans leur partie extra- ni dans 
leur partie intra-mddullaire. 

La substance grise. La substance grise des segments 
opdrds et surtout du V-me, du Vl-me et du VU-me segments cervicaux 
prdsente des nombreux grains noirs, petits et plus grands, tantöt isolds 


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tantöt formant de faisceaux qui suivent desdirections diverses: lesuns 
provenant dos faisceaux de Burdach traversentlatete (renflement) 
de la corne postörieure, les autres passent les cornes laterales pour 
entrer dans les voies cbröbelleuses; il y a aussi des faisceaux qui 
passent dans les groupes des cellules. Du cötö gauche il y a beaucoup 
inoins de ces grains et de ces faisceaux dögbnbrös, et dans les 
segments dorsaux supörieurs la substance grise du cötö gauche est 
presque libre de dögdnörescence. En examinant les pröparations, du 
VT-rae segment cervical et du IV-me segment dorsal, coloröes d’aprös 
N i s s 1, nous n'avons point trouvd de ddgdndrescence des cellules nerveu- 
ses de la substance grise et spöcialement des cellules des cornes ant£- 
rieures. Quelques coupes du ül-me segment dorsal ont btö colordes 
par l’hdmatoxyline ä, l’alun. Avant tout ici est römarquable la 
conflguration alterte de la substance grise: la corne postörieure 
gauche et toute la partie postörieure de la moelle est deplacde 
4 gauche. Dans la partie postdrieure du cordon lateral droit, c’est 
ä dire dans la partie, oü la coloration d’aprös Marc hi a deraontrd 
une forte ddgdndrescence, on voit une augmentation du nombre des 
noyaux. Cependant on ne voit nulle part des indices d’une inflam- 
mation; il n'y a pas ni l’augment ation du nombre et dilatation des 
vaisseaux, ni une infiltration des petites cellules rondes le long des 
vaisseaux, ni des agglomerations granuleuses ( Fettkömchenzellen ). De 
m€me la pie-möre n’est past ni infiltröe ni öpaissie. 

Les coupes du troisiöme segment dorsal, coloröes d’aprös 
Weigert, ne prdsentent nulles traces de ddgönörescences secon- 
daires ni dans les cordons postdrieurs, ni dans les antdro-latdraux, 
ä l’exception d’un pötit foyer situd ä la pöriphdrie dans la voie 
cdrdbelleuse droite. (Cette ddgdndrescence est sans doute la suite 
d’un dpaississement ldger des mdninges dans cette rdgion). 

Dögönörescences descendantes- 

Cordons postdrieurs. La zone fortement ddgdndrde,ddcrite 
plus haut dans le IV-me segment dorsal, se trouve en forme d’un 
coin dans le V-me segment dorsal; ici la coupe de la moelle, toute 
entiöre et par consdquent les cordons postdrieurs aussi, prdsentent 
des nombreux granulös noires (compression de la moelle ?). Au niveau 
du Vl-me segment dorsal la ddgdndrescence dans cette rdgion devient 
moins intense, le nombre des fibres normales y augmente, surtout 
dans la partie contigue ä la partie antdro-mddiale des cornes postd- 
rieures. Dans le VH-me segment dorsal, la partie ddgdndrde a la forme 
d’une virgule dont la base s’appuie sur le quart antdrieur de la 
cloison mddiane postdrieure. Cette virgule dtroite, composde ici des 


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granules peu nombreux, traverse obliquement le cordon postdrieur 
droit, vers la pdriphdrie de la corne postdrieure droite jusqu’ä la 
zone de L iss au er. Dans le VIII-me et IX-me segmepts dorsaux, le 
nombre des fibres ddgdndrdes diminue da ns cette virgule, dans la 
partie moyenne; les derniers granules noires disparaissent dans 
la portion infdrieure du Xl-feme segment dorsal, dans l’angle entre 
lä cloison mediane postdrieure et la commissure grise. Dans le cor¬ 
don postdrieur gauche, au niveau du Vll-me et VIII-me segments 
dorsaux, on voit une trös ldgere ddgdndrescence en virgule, corrds- 
pondante ä une pareille ddgdndrescence du cötd droit. Au niveau 
du IX-me segment dorsal, dans cette zone il n’y a plus de granules 
noires. Au dessous du Xl-me segment dorsal, c’est ä dire, dans le 
XU-me segment dorsal, et dans tous les segments lombaires et 
sacrds il n’y a pas de ddgdndrescences des cordons postdrieurs. 

Les racines postdrieures sont normales partout. 

Cordons an tdro-latdraux. Nous l’avons ddjä mentionnd 
plus haut, qu’au niveau du V-dme et en partie du Vl-öme segment 
dorsal la coupe transversale tout entidre, prdsente de nombreux 
granules dissdminds (compresion de la moelle?), au niveau du Vll-me 
segment, la ddgdndrescence est limitde sur la voie pyramidale droite, 
sdparde de la pdriphdrie par la voie cerebelleuse normale. Dans la 
zone pdriphdrique moyenne et antdrieure des cordons antdrieurs, la 
ddgdndrescence se prdsente en forme de lä lettre V dont la base 
n’est pas en contact avec la commissure blanche antdrieure. Dans 
le reste des cordons antdro-latdraux, ä ce niveau, on voit des gra¬ 
nulös peu nombreux et dispersds. Ces granules sont un peu plus 
nombreux dans lardgion du faisceau de Loewenthal, surtout du 
cötd droit et en avant des voies pyramidales de deux cötds (faisceau 
de Monakoff?). Dans les segments dorsaux infdrieurs et dans le 
I-er lombaire, ces groupes des granules deviennent tout-ä-fait inde- 
cises. Ce ne sont que les ddgdndrescences, situdes en avant de la 
Pyramide droite qu’on peut voir dans les segments lombaires supd- 
rieurs. Dans son parcours caudal la voie pyramidale droite se dd- 
place vers la pdriphdrie et au niveau des segments lombaires supd- 
rieurs, eile envoie des faisceaux ä travers la substance grise; le 
nombre de fibres ddgdndrdes diminue, et le champ de ddgdndre¬ 
scence se retrdcit, mais il est visible mcme dans les segments 
sacrds infdrieurs. La ddgdndrescence dans les cordons antdrieurs 
change sa configuration en ce sens, qu'elle se rapproche du fond 
de la cloison longitudinale antdrieure et de la pdriphdrie de la 
moelle. Ainsi donc eile prdsente la forme de ddux angles droits, 
adossds Tun ä l’autre m Dans le reste des cordons antdro-latd- 


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raox on voit de trds rares et petites granulös noires, dissdminds 
ä la pdriphdrie de la moelle. Dans quelques segments lombaires on 
voit de petits grains noirs le long des racines antdrieures. 

Dögönörescences ascendantes. 

a) Dans la moelle racbidienne. 

Cordons postdrieurs. Au dessus du V-me segment cervi- 
cal, la partie postdrieure de la partie ddgdndrde du taisceau de 
Burdach droit s’dloigne petit ä, petit des cornes postdrieures, c’est 
ä dire que la rdgion de pdndtration des racines postdrieures reste 
compldtement intacte. Au niveau du I-er segment cervical, presque 
le cinquidme externe de la zone pdriphdrique du cordon postdrieur 
droit est libre de ddgdndrescence. Tout le champ antdrieur du cor¬ 
don postdrieur droit est parsemd dgalement par des granulös noires. 
La bord interne de la zone de ddgdndrescence adhdre ä la moitid antd- 
rieure de la cloison mddiane postdrieure. La conformation de la zone 
ddgdndrde rappelle le genou de la capsule interne. Dans le faisceau 
de GoII droit il y a quelques fibres ddgdndrdes, dissdmindes dans 
sa partie periphdrique. Le cordon postdrieur gauche est libre de dd¬ 
gdndrescence. 

Cordons antdro-latdraux. Ce qui frappe avant tout 
dans les cordons antdro-latdraux, c’est la ddgdndrescence manifeste 
de la partie mediale de la voie cdrdbelleuse droite se presentant en forme 
d’un cor de chasse dont l’extrdmitd dtroite est tournde en avant La 
partie letdraie de la voie cdrdbelleuse droite est presque compldte- 
ment intacte. La ddgdndressence s’dtend un peu dans la zone pd¬ 
riphdrique antdrieure du cordon latdral et pdndtre jusjue dans le 
faisceau de Gowers. Dans la meine zone ä gauche on voit quel¬ 
ques granulös noires dissdminds en forme de Croissant Dans le 
reste des cordons antdro-latdraux on voit des rares granules qui 
dans les segments supdrieures avancent vers la pdriphdrie de la moelle. 
Les racines antdrieures et postdrieures ainsi que la substance grise 
de la moelle ne prdsentent de ddgdndrescence. 

b) Dans le bulbe et dans 1’istbme (PI. IX.). 

La ddgdndrescence ldgöre de la portion pdriphdrique du fais¬ 
ceau de Go 11 cesse dans les noyaux naissants de ce faisceau (nu- 
cleua gracilts ); de meme la portion ddgdnerde du faisceau de Bur¬ 
dach, au niveau de la ddcussation des pyramides occupant les 
deux tiers mddiales de ce faisceau, disparait dans le noyau naissant 
de ce cordon ( nucleus cuneatus) (PI. V. fig. 1 et fig. 2). Au niveau, oü 


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dans le „nucleus cuneatus “ droit naissent les fibres du deuxiöme 
neurone sensitif, c’est ä dire les „fibrae acuatae internae u qui traver- 
sent la raphe pour former le lemniscus, il y a de faisceaux dögdnerds 
parmi ces fibres et spöcialement parmi ces qui font. les arcs plus 
larges, externes; ces faisceaux ddgdndrds traversent l’olive droite 
et son „ hilus“ et passent la „raphe“ pour se trouver ä gauche 
(PI. IX. fig. 3 et fig. 4). Une partie de ces fibres ddgdndrdes passe 
dans le r hilus olivae sinistrae mais le gros de ces fibres ddgdndrdes 
se trouve dans le stratum interolivare gauche et par consdquent dans 
le „ lemniscus “ gauche. Cela va sans dire que ces fibres ddgdndrdes 
se trouvent entremelds parmi une majoritd des galnes jaunätres, 
normales. La decussation de ces fibres ddgdndrdes est complöte; 
c’est prouvd par le fait que dans les Segments supdrieurs du bulbe 
le lemniscus droit est tout ä fait libre de ddgdndrescence, tandis que 
le lemniscus gauche contient des granules noires möme au niveau 
des tubercules quadrijumeaux. 

La zone ddgdndrde danslavoie cdrdbelleuse, un peu dloignde de 
la pdriphdrie dans les segments cervicaux supdrieurs, se rapproche 
de nouveau de la pdriphdrie dans le bulbe, s’allonge et passe succes- 
sivement dans le corpus restiforme en formant un faisceau compactd 
fort degdndrd. 

Du cötd droit, la portion infdrieure de la zone d^göndrde pdri- 
pherique, plus rapprochöe de la pyramide et correspondante au faisceau 
de 6 o w e r s, se sdpare petit-ä-petit de la voie cdrdbelleuse par une 
zone de tissu normal. Le parcours de ces fibres du faisceau de 
Gowers est suivant: une partie se dirige obliquement mödiale- 
ment et en haut, au dessus de l’olive, et se perd dans la substance 
reticulaire grise; quelques fibres ddg(5ni5rdes de ce faisceau pönötrent 
jusque dans la rögion des tubercules quadrijumeaux antdrieurs. 

Le reste de ces fibres, envelloppö successivement par le pddon- 
cule cdrebelleux moyen, se dirige en haut et en entourant en demi- 
cercle le pddoncule cerebelleux superieur droit ( brachium confunctivum 
dextr.) parvient dans le velum medulläre anterius (PI. IX. fig. 7). Ces 
fibres ddgönördes ne sont pas nombreuses. A gauche il n’y a que 
trds peu nombreuses fibres qui suivent la möme route. 

e) Dans le cervelet (PI. IX. fig. 7 et fig. 8). 

Quant au cervelet nous avons pris pour l’examen 10 tranches 
sagittales, par cinq de chaque hdmisphere, decoupdes ä des inter¬ 
valles de plusieurs millimdtres. Du cutd droit, il y a des ddgdndre- 
scences surtout dans la coupe la plus proche du plan mddian et 
seulement des ddgdndrescenes tr&s insignifiantes dansla coupe suivante. 


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142. 


Dans la premiöre coupe, il y a de nombreuses fibres dögönöröes au 
dessus du nucleus tecti, dans la base du lobulus centralis , pour la 
plupart coupöes transversalement; une autre partie se trouve dans 
toutes les ramifications de la substance blanche en suivant leurs 
directions, c’est ä, dire dans le ramus verticalis et horizontalis, dans 
la lingula et dans le velum medulläre anterius ; une partie insignifiante 
de fibres dögönöröes entre dans la pyramis cerebdli, ä J’exception 
de ses ramifications les plus införieure§. Absence complöte de dögö- 
nörescence dans la substance blanche du nodulus et de V uvula. 
Dans la suivante coupe sagittale on ne voit que quelques granules 
noires dans la portion horizontale de la grande commissure antö- 
rieure croisöe (vordere grosse Kreuzungscommissur ). 

Des ddgöndrescenes bien plus considörables se trouvent dans 
l’Mmisphöre gauche du cervelet. 

Sur les coupes du segment le plus proche du plan mödian, il 
y a au dessus du nucleus tecti de nombreuses fibres dögönöröes, 
coupöes transversalement et longitudinalement qui passent dans 
toutes les ramifications de la substance blanche. Sur la coupe 
suivante on voit, dans le rameau horizontal de la grande commis¬ 
sure antörieure, croisde, un faisceau compact de fibres dögönöröes 
coupöes transversalement. La pyramis et le ramus horizontalis sont 
tout-ä-fait intacts, le ramus verticalis est presque intact. Dans la 
direction longitudinale il y a des fibres dögönördes qui se dirigent 
dans le lobulus centralis , dans la lingula et dans le velum medulläre 
anterius. Les autres coupes sont libres de dögönörescence. 

Lösions des nerfs et des muscles. 

On a examinö les nerfs: cubital, mödian et radial, et quelques mus¬ 
cles, flöchisseurs et extenseurs, des deux cötös. Les nerfs ne prösentaient 
nulle lösion: aussi bien sur les coupes longitudinales que transver¬ 
sales, coloröes d’aprös Marchi. Les muscles (les deux triceps, le 
supinator longus gauche, et le flöchisseur superficiel des doigts droit je 
les ai coloröes d’aprös Weigert. Quelques muscles je ne les ai pas trai- 
tös par des methodes spöciales de coloration, la coloration due ä l'acide 
chromique ötant convenable; en outre je colorais tous les muscles 
ä l’hömatoxyline ä l’alun. Le rösultat de mes recherches est, que 
les muscles flöcbisseurs et extenseurs des deux cötös ne prösentent 
pas de lösions manifestes, la stration des fibres n’est pas altöröe, 
le nombre des noyaux, disposös le longues fibres, n'est pas augmentö: 
il n’y a pas de difförence entre le cötö gauche et le cötö droit. 


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Les rösultats de l’examen microscopique dans ia quatriöme expörience. 

A. Ganglions intervertebraux et racines. 

On a examind 18 ganglions intervertebraux et racines. On 
traitait les pteparations par les mdthodes de Marchi, de Weigert 
et de N i s s 1. Le rdsultat des recherches est ndgatif. Le cöte gauche, 
non opdrd, ne diffdrait en rien du cöte droit, opdrd. 

B. La rdgion oper6e de la moelle depuis le Segment Vl-me cervical 

jusqu’aux V-me dorsal inclusivement 

Cordons postdrieurs. Au niveau du Vl-me et VH-me 
Segment cervicaux on voit une ddgdndrescence manifeste dans le 
faisceau de Burdach droit. Lalimite mddiale de la zone ddgdndrde 
suit, dans le tiers antdrieur, la cloison postdrieure, puis la quitte et 
ddcrit un arc large dont la convexitd est tournde mddialement, vers 
les faisceaux de G o 11. Cette limite ne suit pas exactement la cloison 
intermddiaire, qui est fldchide en forme de S. Surtout la partie 
postdrieure de cette limite, en se rapprochant de la pdriphdrie, se 
trouve mddialement de la cloison. La ddgdndrescence est la plus 
intense dans la rögion de pdndtration des racines postdrieures, et le 
plus faible dans le champ antdrieur du cordon postdrieur. Le champ 
de ddgdndrescence est traversd ?a et lä par des faisceaux plus 
clairs. La zone de Li s sau er est ddgdndrde. Le reste du cordon 
postdrieur droit, c’est ä dire le faisceau de Go 11 et le cordon 
postdrieur gauche tout entiere ä un faible grossissement. parait 
etre normal et prdsente un fort contraste avec le faisceau de Bur¬ 
dach droit. Pourtant ä un grossissement plus fort (Ocul. 2. Obj. 
A. A.) on y voit des granulös fioires, dissdminds trös rarement. 

Dans le VIILme segment cervical, le faisceau de Burdach 
prdsente une ddgdndrescence trös intense de la rdgion de pdndtra¬ 
tion des racines postdrieures, par contre les portions mddiale et 
antdrieure de ce faisceau sont bien plus claires. A travers ce champ 
plus clair, sur les prdparations de M a r c h i, cheminent des faisceaux 
ddgdndrdes, probablement provenant de la VHI-me racine postdrieure 
et pdnetrent dans la corne posterieure droite. Dans les portions 
inferieures du VHI-me segment cervical et dans les portions supd- 
rieures dul-er dorsal il y a des parties plus claires, non atteintes de 
ddgdndrescence, dans la partie laterale du faisceau de Burdach, 
immddiatement prös du bord mddial de la corne postdrieure. De 
möme la region de pdndtration de la I-re racine dorsale devient 
libre des granulös noires. Au niveau du I-er segment dorsal, la 
limite mddiale de la zone ddgdndrde prdsente la forme d’un S; 
mais cette limite n’est pas formde par la cloison intermddiairp, 


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144 


car dans sa partie antärieure la dägänärescence s’ätend mädialement 
au de lä de cette cloison et dans sa partie postärieure eile ne 
l’atteigne pas. Dans les Segments dorsaux inferieurs suivants 
(Il-me—V-rae) la partie dägänäräe präsente la forme d’un triangle, 
dont la base s’appuie ä la moitiä supärieure de la cloison longitu¬ 
dinale postärieure, et dont la sommet s’enfonce dans la zone de 
Lissauer, mais cependant la plus grande intensitä de la dägänä- 
räscence se trouve dans la partie latärale du faisceau de Bur¬ 
dach. Cette dägänärescence intense se reträcit ot dans la portion 
supärieure du V-me Segment dorsal les granulös noires peu nom- 
breux ne se trouvent que dans une bande ätroite, tout prös du 
cötä mädial de la corne postärieure. Le triangle mentionnä dans le 
V-me segment dorsal ne contient que des granulös noires rarement 
disseminäs. Le reste des deux cordons postärieurs est en gänäral 
libre de dägänärescence, exceptä quelques parties. Ainsi p. ex. 
la rägion de pänätration de la troisifeme racine dorsale gauche 
a subi une lägäre dägänärescence; puis sur toute l’ätendue de la 
rägion des racines opäräes, prös de la cloison longitudinale, des deux 
cötäs de son milieu, on trouve des granulös noires formant un faisceau 
assez distinct. Ce faisceau est situä sur le tiers postärieur de la 
cloison longitudinale; dans la rägion oü la zone dägänäräe abaisse 
sa limite antäro-mädiale, eile se rapprocbe de lui mais ne s'en joint 
pas. Cette rälation est visible surtout au niveau du Ill-me—V-me 
segment dorsal. La coloration d’aprfes Weigert n’a pas rendu vi- 
sibles les dägänärescences dans les cordons postärieurs. 

Les racines postdrieures sectionnäes sont compMement 
dägänäräes. Sur les präparations d’aprös Marc hi les racines ne 
präsentent point les caractöres du tissu nerveux. Elles sont devenues 
minces, grisätres et dans quelques-unes on voit des grains noirs fins 
ou de la poussiöre noire. Beaucoup d'entre elles sont difficilement 
reconnaissables, car le reste de ces racines a ätä äcrasä pendant 
l’operation, ou extirpä pour eviter la räunion. 

La VH-me racine cervicale postärieure droite, sur la präpara- 
tion traitäe d’aprös Weigert se präsente presque tout-ä-fait 
claire et sur la präparation, coloräe d’aprös van G i e s s o n est 
rouge-foncä, ätant transformäe en cordon compact de tissu con- 
jonctif. La IV-me racine dorsale postärieure droite est ägalement 
tout-ä-fait claire sur la präparation d’aprös Weigert. Toutes les 
racines postärieures du cötä gauche, ainsi que la I-re racine dorsale 
droite sont d’une structure tout-ä-fait normale. 

Cordons antäro-latäraux. Dans le Vl-me et le VH-me 
Segments cervicaux les cordons antäro-latäraux, präsentent des 


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ldsions suivantes: ä l’exception des voies pyramidales, presque tout- 
ä-fait normales, il y a des granulös noires dissdminds rarement sur 
tout le territoire des faisceaux antero-latöraux, surtout du cötd droit. 
Les voies cdrdbelleuses sont ldgörement ddgdndrdes, mais la droite plus 
que la gaucbe. La configuration de ces faisceaux est typique: forme de cor 
de cbasse, dont l’extrdmitd dtroite est dirigde en avant. Au milieu de la 
pdriphdrie laterale de la moelle, des deux cötds, le champ de la ddgdndre- 
scence est un peu plus large et les granulös noires sont plus nombreux 
prös de la corne laterale. Dans les cordons antdrieurs le nombre des gra¬ 
nulös noires n’est pas grand, il y en a peu surtout au fond de la 
fissure longitudinale antdrieure. Dans le Vll-me et VHI-me segments 
cervicaux le parcours des fibres qui forment les racines antdrieures 
et qui traversent les cordons antdrieurs, est tracd par des stries noires. 
Les portions extramddullaires des racines antdrieures sont tout-ä-fait 
libres de ddgdndrescence. 

Dans les cinq segments dorsaux supdrieurs les cordons antdro- 
latdraux contiennent des granules noires dgalement dissdminds. Les 
voies pyramidales latdrales dans le I-er et II-me segments dorsaux 
dtant libres de ddgdndrescence, dans le IH-me, IV-me et V-me segments 
dorsaux ces voies contiennent des granules noires disseminds, surtout 
la voie pyramidale droite. Dans la voie cdrdbelleuse la ddgdndrescence 
est insignifiante. 

La substance grise au niveau du Vll-me et VUI-me 
segments cervicaux et du I-er dorsal du cötd droit, prdsente des 
fibres ddgdndrdes assez nombreuses, coupdes transversalement et 
longitudinalement, cheminant des directions diffdrentes. Il y a des 
fibres nombreuses qui traversent la corne postdrieure droite. A cötd 
gauche la substance grise de ces parties ne contient que des gra¬ 
nules trös peu nombreux. La substance grise droite des segments 
suivants (dorsaux supdrieurs) contient trös peu de granules noires 
(qui se trouvent dans la corne postdrieure), ä gauche il n’y a pas de 
ddgdndrescences. Dans le V-me segment dorsal la substance grise 
est par faitement claire, jaunätre, tandis que la substance blanche 
est parsemde par de nombreuses granules noires. La mdthode de 
Nissl a dtd employd pour colorer quelques coupes du Vl-me segment 
cervical et du IH-me dorsal. Sur ces prdparations les cellules de la 
substance grise, surtout des cornes antdrieures, des deux cötds, ont 
l’aspect tout ä fait normal: eiles sont colordes bien, les grains 
de Nissl sont trös nets, les noyaux et les nucldoles normaux. Il 
n’y a pas la moindre diffdrence entre le cötd gauche et le cötd 
droit. 


Foln. Archiv f. biol. a. med. Wisse nach. III. 

Archive* poloo. d. scienc. biol* et medio. III« *v 


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14 « 


Plusieures coupes du Il-me et IV-me segments dorsaux ont 
dtd colordes par l’hdmatoxyline ä l’alun. Les prdparations du IV-me 
segment ne prdsentent aucun indice d’une mydlite. La pie-mdre 
n’est pas dpaissie. Le nombre des noyaux de la neuroglie n’est 
pas augmentd. Sur les prdparations du Il-me segment dorsal on voit 
que la dure-mdre du cötd gauche est un peu dpaissie. La pie-mdre 
est un peu dpaissie dans la rdgion ou avait 6td sectionn6e la ra- 
cine droite postdrieure; ici le nombre des noyaux est un peu aug¬ 
mentd. De mörae le nombre des noyaux est augmentd et le tissu 
ldgdrement ardolaire dans la rdgion qui correspond ä la voie cdrd- 
belleuse droite. 


Dögönörescences descendantes. 

Cordons postdrieurs. Dans le Vl-me segment dorsal 
la partie latdrale du cordon postdrieur droit, voisine du bord medial 
de la corne postdrieure droite, devient libre de ddgdndrescence; la 
partie ddgdndrde a une forme irrdgulidre et se trouve prds du milieu de 
la commissure postdrieure, du cötd droit de la partie antdriere de 
la cloison mddiane postdrieure; ici les granulös, gros et nombreux, 
forment une sorte de massue, dont l’extrdmitd dtroite s’appuie au 
sommet ( apex ) de la corne postdrieure droite. La transition de la 
portion volumineuse dans la portion mince est assez subite. Ddjä 
au niveau du IX-me segment, la portion dtroite de cette partie 
ddgdndrde commence ä disparaitre et au niveau du Xl-me et XH-me 
segments dorsaux on voit des granulös noires seulement ä cötd de 
la cloison mddiane, entre le second et le troisiöme tiers de cette 
cloison (en comptant de sa extrömitd postdrieure). 

Les granulös de cette partie ddgdndrde dans toutes les segments 
mentionnds (VI—XII dorsales) sont fins et bien plus petits que les 
grains grands qu’on trouve dans les voies pyramidales. Depuis le 
I-er segment lombaire les cordons postörieurs sont tout ä fait libres 
de ddgdndrescence. 

Cordons antdro-latdraux. Dans le Vl-me segment dor¬ 
sal, les cordons antdro-latdraux sont encore dgalement parsemds 
par des granules noires. Dans le VHI-me segment dorsal, la zone 
qui entoure la substance grise ne contient plus des granules noires 
qui ne se trouvent que prds de la pdriphdrie, c’est ä dire dans les 
faisceaux de Loewenthal des deux cötds et dans la voie pyra¬ 
midale latdrale droite, un peu ddgdndrde. La limite entre le 
faisceau de Loewenthal droit et le faisceau pyramidal droit n’est 
pas distincte. En avant de ce demier se trouvent d’assez nombreux 
granules noires; il est possible qu’il s’agisse ici du faisceau de Mo- 


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nakoff. La voie pyramidale latdrale gauche est trös peu ddgdndrde. 
La degdndrescence du faisceau de Loewenthal se perd dans le 
I-er segment lombaire. Au dessous de ce segraent, dans les cordons 
latdraux il n’y a plus de ddgdndrescence qu’une trös faible dans les 
voies pyramidales latdrales, laquelle diminue et se ddplace vers la 
pdriphdrie; en outre il y des granules noires, dissdmindes rarementäla 
pdripbdrie mSme. Dans les cordons antdrieurs les granules noires, 
qui dans le Vll-me Segment dorsal ne se trouvent que dans une 
certaine distance de la come antdrieure, se localisent des deux cötds le 
long de la fissure longitudinale antdrieure et se ddplacent progressive- 
ment vers la pdriphdrie, aussi bien dans la partie moyenne que 
dans la partie antdrieure du cordon antdrieur en prdsentant d’abord 
la forme de Y, puis celle de ”J Dans quelques coupes des segments 
lombaires le parcours intramedullaire des fibres des racines antd- 
rieures est tracd par des granules noires. 

La substance grise et les portions extra-mddulaires des ra¬ 
cines antdrieures et postdrieures sont tout-ä-fait normales. 

Dögönörescence ascendante. 

a) Dans la moelle rachidienne. 

Cordons postdrieurs. Dans le V-me segment cervical la 
moitid mddiale du faisceau de Burdach droit est ddgdndrde 
de la maniöre suivante: sa moitid antdrieure est complötement dd¬ 
gdndrde; la limite mddiale de la ddgdndrescence atteint la cloison 
mddiane postdrieure, la limite latdrale s’efface, car la ddgdndre¬ 
scence se perd vers le bord antdro-mddiale de la corne postdrieure 
droite. La moitid postdrieure de la ddgdndrescence occupe le tiers 
moyen de la moitid postdrieure du cordon droite. La partie pd- 
riphdrique du faisceau de Burdach ddgdndrde est un peu plus 
dlargie que son partie moyenne. La portion postdrieure de la zone 
ddgdndrde, ä ’/ 4 millimötre de sa limite mddiale, est traversde d’un 
faisceau plus clair, probablement la I-re racine postdrieure dorsale, 
non sectionnde. 

Vers le premier I-re segment cervical, la partie antdrieure 
de la moitid latdrale du cordon postdrieur droit devient libre 
de ddgdndrescence; la partie ddgdndrde perd petit-ä-petit son 
inflexion en forme de genou et devient rectiligne, mais vers, 
la pdriphdrie de plus en plus large. Dans le reste des cordons 
postdrieurs, de deux cötds, on voit des granules noires, trös peu nom- 
breuses, dissdmindes rarement. Un peu plus grand nombre de ces 
granules se trouve des deux cötds prös de la partie moyenne de la 
cloison mddiane postdrieure. 


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Cordons antöro-latdraux. II y a une dögdnörescence 
insignifiante des deux voies cördbelleuses surtout de la droite. Dans 
le V-me segment cervical, les fibres dögönöröes occupent la partie 
posterieure de la zone pöriphörique du cordon lateral; dans les 
segments suivants la portion anterieure de oette zone s’öloigne de 
la pöriphörie et dans le I-er segment dorsal se rapprocbe de nouveau; 
la ddgönörescence occupe une zone plus large, mais est moins intense. 
Dans le reste des cordons antero-lateraux, on voit des granulös 
noires dissöminös rarement qui, dans les segments interieurs de- 
puis le V-me segment cervical, sont situös de plus en plus loin de 
la substance grise. Quelques petits faisceaux emergent des cornes 
laterales de la substance grise et passent dans la partie anterieure 
de la zone periphdrique du cordon lateral, c’est ä dire dans le 
faisceau de Gowers. 

Dans le I-er segment cervical les granulös noires se trouvent 
presque exclusivement dans la pdriphdrie de la moelle. 

Dans I-er segment cervical le parcours intramedullaire des 
fibres radicines anterieures est trace par quelques granules noires. 
La substance grise n’est pas atteinte de ddgdndrescence ä l’exception 
de quelques faisceaux qui, dans le V-me segment cervical, provenant 
du faisceau de Burdach droit, entrent dans la partie antero-md- 
diale de la corne posterieure droite. Les racines anterieures et po- 
sterieures dans leur parcours extramedullaire sont tout-ä-fait 
normales. 

b) Dans le bulbe et risthme. 

La portion ddgdndrde du faisceau de Burdach s’efface pen- 
dant que se forme le noyaux de ce faisceau. La substance gdlati- 
neuse de Rolando dlargie et la portion mddullaire du trijumeau 
sdparent complötement le faisceau de Burdach ddgdndrd de la 
voie cdrdbelleuse ddgdndrde qui occupe un champ plus court, mais plus 
large, et se trouve tout-ä-fait ä la pdriphdrie. A mesure que se for- 
ment les corps restiformes, les fibres ddgdndrdes de la voie cdrdbel- 
leuse, peu nombreuses des deux cötes, et encore moins nombreuses 
ä gaucbe, se dirigeut vers le cervelet. 

Le parcours des fibres ddgdndrdes qui se trouvent dans la 
partie anterieure de la zone pdriphdrique des cordons lateraux est 
le suivant: A mesure que se ptesentent les olives infdrieures, les 
fibres dögönöröes, mentionnöes plus haut, quittent le faisceau cöte- 
bellenx dirigö en haut (vers le IV-me ventricule); une partie de ces 
fibres se terminent dans les noyaux des cordons lateraux, une autre 
partie se dirigent obliquement c’est ä dire en haut et mödialement 


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pour entrer dans la substance röticulaire; enfin il y a une trös pe- 
tite partie de ces fibres qui se däplace en haut, ä mesure qu’arri- 
vent les fibres provenant du cervelet, et se trouve d’abord situöe 
prös du bord mädial du nerf auditif, puis prös du trijumeau, puis 
enfin eile suit la direction du corps restiforme et contoume en demi- 
cercle le pddoncule cerebelleux supörieur ( brachium coniunctivum) 
pour passer en dehors dans le „velum medulläre anterius Au niveau 
du pont de Varole, oü le quatriäme ventricule est encore ouvert 
ä Pendroit dans lequel le faisceau descendant (cdröbral) du triju¬ 
meau commence ä se präsenter, les fibres dägänäröes se trouvent 
ä la päriphärie möme, säparäes des pädoncules cärdbelleux supä- 
rieurs par un faisceau semicirculaire, clair. Leur arriväe dans le velum 
tnedulare anterius est bien visible. — Au niveau des tubercules qua- 
drijumeaux on ne trouve point de dägänärescence. 

c) Dans le cervelet. 

On a examinä 10 coupes sagittales du cervelet excisäes ä di- 
stance de quelques milimetres l’une de l’autre. Dans les deux hö- 
misphäres a ötä trouväe une une legere dägänärescence, seulement 
dans les deux coupes les plus proches de la ligne mädiane, ä droit 
ä grande. 

Dans les deux coupes mädiales les fibres ddgänäräes se trouvent 
dans la partie initiale des rameaux, qui quittent le nucleus tecti. 
Dans les deux coupes latärales le faisceau dögönärä est moins 
compact, et se trouve dans la partie infärieure du genou, formä par 
la grande commissure antärieure croisäe (vordere grosse Kreuzungs¬ 
kommissur). Du cötä gauche l’intensitä de la degenerescence est plus 
faible; du reste eile n'est pas grande dans les deux hemisphöres. 

Les nerfs et les musoles. 

Les nerfs, cubital, mddian et radial des deux cötäs sont nor- 
maux tout-ä-fait. 

Les muscles (flächisseurs et extenseurs des extrömitäs supö- 
rieures) ne prösentent point de läsions. La striation transver¬ 
sale y est trös manifeste. La grandeur des fibres musculaires est 
ägale des deux cötäs. Le nombre des noyaux n’est pas augmentä. 
Dans des coupes transversales autour de chaque fibre musculaire 
on voit en moyenne 3 ä 5 noyaux. 


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Avant de rdsumer les rdsultats de nos recberches anatomo* 
pathologiques, il nous semble utile de faire quelques observations 
gdndrales, et de caractdriser chacunes de nos quatre expdriences. 
Nous devons noter d’abord, que l’orientation dans l’ordre des racines 
postörieures pendant l’opdration a dtd difficile, mßme si l’on prenait 
comme point de repaire les restes de la lamp du 7-öme vertdbre 
cervicale. C’est pourquoi nos expdriences ont subi certaines modifi- 
cations. Dans la Il-me expdrience nous avons eu l’intention de 
sectionner les deux derniöres racines cervicales et les deux dorsales 
supdrieures, et en effet nous avons sectionnd la derniöre racine cervicale 
et les trois dorsales supdrieures. Dans lalV-me expdrience, nous nous 
sommes proposds de laisser intacte la VHI-me racine cervicale po- 
stdrieure, et comme nous voyons c’est la I-re racine dorsale postd- 
rieure qui n’a pas dtd sectionnde. Enfin nous devons mentionner 
que pendant l’autopsie, c’est le XII-me nerf dorsal suivant le bord 
infdrieur de la derniöre cötd, qui nous a servi comme point de re¬ 
paire pour l’orientation dans l’ordre des racines. Ceci n’a cependant 
point diminud la valeur de nos expdriences, car dans la Ul-me 
expdrience, la plus importante au point de vue physiologique, la 
section des racines projetdes (des 4 derniöres cervicales et des 4 pre- 
miöres dorsales) a dtd rdalisde en effet. 

Quant ä la valeur des ldsions anatomo-patbologiques trouvdes, 
il faut considdrer que les ldsions directes qui sont la consdquence 
de la section des racines postdrieures, ont dtd suivies par des ldsions 
accessoires, plus on moins importantes. Ceci ne doit pas dtonner, 
la moelle racbidienne ä une si grande dtendue dtant privde de sa enve- 
loppe naturelle solide, qui la prdserve contre toute compression possible, 
(on excisait de 2 ä 8 lames vertdbrales). Munk observait les singes 
vivantes aprds une teile opdration pendant un temps assez long 
(quelques raois); il a constatd dans ces cas un applatissement com- 
pressif de la moelle, suivi de ddgdndrescence des faisceaux pyraroi- 
daux et se manifestant par une pardsie des extrdmitds infdrieures. Une 
teile compression ldg&re de la moelle, nous l'avonsobservd chez le IV-me 
singe: le V-me et Vl-me segments dorsaux de la moelle — c’est 
ä dire la portion la plus infdrieure de la partie privde de son 
enveloppe — prdsentaient une ldgdre ddgdndrescence gdndrale. Dans 


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la Ill-me expdrience nous avons constatd de mßme une Idgöre com- 
pression gdndrale de Ia partie infdrieure de la moelle qui avait dtd mise 
ä nu, et puis une Idgöre compression de la moitid droite de la 
moelle au niveau du Vl-me et Vll-me Segments cervicaux dont la 
cause n’est pas dvidente. Cette compression unilaterale a dtd suivie par 
des altdrations de la circulation dans cette rdgion et par la ddgdnd- 
rescence consdcutive de la voie edrdbelleuse et du faisceau de Go- 
wers du cötd droit. La voie edrdbelleuse gauche et le faisceax de 
Gowers gauche dtant normaux, nous avons pu suivre le parcours 
de ces faisceaux dans le bulbe, dans le pont de Varole et dans le 
cervelet. 

Une Idgöre ddgdndrescence des cordons antdrieurs et de la par¬ 
tie antdrieure des cordons latdraux a dtd observde dans tous nos cas. 

Ce qui concerne les cordons postdrieurs, qui nous intdressent 
le plus, dans nos deux premiöres expdriences — soit ä la suite de 
l’extension des racines, soit ä la suite d’une certaine affection de 
la pie-möre — nous avons rencontrd des granules dissdmindes noires 
du cötd gauche aussi. Cependant dans les expdriences la Ill-me et 
la IV-me les cordons postdrieurs gauches sont restds presque tout- 
ä-fait normaux, ce qui contrastait avec la ddgdndrescence intense 
des cordons postdrieurs du cötd droit. 

Quant aux indioes caractdristiques de mdningite suppurative 
nous ne les avons pas trouvds dans aucune de nos quatre expd¬ 
riences. L’examen des prdparations colordes par l'hdmatoxyline 
ä l’alun a prouvd que la dure-möre dtait dpaissie par places (IV-me 
expdrience) et que dans la pie-möre autour des racines postdrieures 
sectionndes le nombre des noyaux dtait un peu augmentd. 

La coloration d’aprös Marchi a dtd eprouvde comme tout- 
ä-fait avantageuse. La coloration d’aprös Weigert ne iaisant voir 
la ddgdndrescence dans les cordons postdrieurs et seulement une 
couleur päle des parties extra-medullaires des racines sectiondes, 
la mdtode de Marchi dtait trös sensible et donnait de beaux ta- 
bleaux dans toutes nos observations. La durde de 4 semaines, de- 
puis l’opdratiou jusqu’ä la mort des animaux, dtait trop courte pour 
qu’il ait pu survenir une destruction manifeste ou möme une atro- 
phie complöte des gaines de myeline. La ddgdndrescence rdcente de 
la myeline dtait parfaitement fixd par l’acide osmique. 

Avant tout considerons les rdsultats de nos expdriences ayant 
dgard de la ddgdndrescence de la virgule de Schultze. 

Toutes nos quatre expdriences ont ddmontrd que la section 
des racines postdrieures est suivie d’une ddgendrescence descendante 
des cordons postdrieurs dont l'intensitd et l’dtendue sont variables 


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selon Ie nombre des racines sectioiindes et selon la hauteur, oü la section 
avait dtd exdcutde. 

Dans notre premidre expdrience, aprds la section de la VH-rae ra- 
eine cervicale et aprds une Idsion tout-ä-fait insignifiante (extension ?) 
des deux racines infdrieures voisines, la ddgdndrescence de la virgule 
de Schultze est encore visible, bien que faiblement, dans le 
Vl-rae segment dorsal. Dans les parties infdrieures du VH-me Segment 
dorsal il n’est pas possible de trouver le moindre indice de ddgd¬ 
ndrescence dans cette zone. 

Dans la deuxidme expdrience dans laquelle avaient dtd section- 
ndes la VHI-me racine cervicale postdrieure et les 4 premidres dor¬ 
sales supdrieures, on est en dtat de ddcourrir — ä un fort grossis- 
sement — des petits granules noires dans la rdgion de la virgule de 
Schultze, encore dans Ie IX-me segment dorsal. 

Dans la troisieme expdrience — section des 4 dernidres raci¬ 
nes cervicales postdrieures et des quatre premidres dorsales supd- 
rieures — les dernidries granules noires dans la virgule de Schultze 
disparaissent dans les parties infdrieures du Xl-me segment dorsal. 

Enfin dans la quatridme expdrience — section de la VI, VII, 
et Vlll-me racine cervicale postdrieure et de la II, III. IV et V-me 
racine dorsale postdrieure - les dernidres petites granules ä, cötd de 
la cloison mddiape postdrieure, prds de la commissure postdrieure, sont 
visibles encore dans les parties supdrieures du Xll-me segment dorsal. 

Ce qui concerne la configuration du faisceau en virgule ä des 
niveaux diffdrents, nous avons ä constater que dans la rdgion de 
la racine postdrieure, la plus infdrieure qui a dtd sectionnde, ce fais¬ 
ceau prdsente la figure d’un triangle, dont la base est attachde au 
tiers antdrieur de la cloison mddiane postdrieure et le sommet se 
trouve prös de Vapex cornus posterioris dextri. A ce niveau les fibres 
descendantes, qui constituent cette virgule de Schultze, sont fines, 
les granules noires dtant petits, tandis que la plus infdrieure des 
racines postdrieures sectionndes contient des granules assez grands 
qui se trouvent prds du bord mddial de la corne postdrieure. Dans 
le segment infdrieur qui suit, la virgule de Schultze n’est sdparde 
de la corne postdrieure droite que par une zone trös dtroite de 
tissu normal qui prdsente la zone de l’eutrde de la racine suivante, 
intacte. C'est ainsi p. ex. que dans la IV-me expdrience, dans la¬ 
quelle la racine sectionnde la plus infdrieure a dtd la V-me dorsale 
postdrieure, dans le Vl-me segment dorsal se trouve une bandelette 
tres dtroite de tissu normal prds du oötd mddial de la corne postd¬ 
rieure droite. Mais ddjä, au VH-me segment la partie antdrieure du 
faisceau est devenue bien plus dtroite et sa distance de la corne 


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postdrieure est grandie. Un pareil retrdcissement du faisceäu en vir- 
gule dans le deuxiömo ou troisiöme segment au dessous de la der- 
niöre racine postdrieure sectionnde nous l’avons observe dans tous 
les cas. En devenant plus dtroite le faisceau en virgule s’dloigne de la 
pdriphdrie, et les grains noirs disparaissaient en premier lieu dans 
sa partie pdriphfere, laquelle dans les segments supdrieurs atteigne 
mßme la zone de Lissauer. Les derniers granules noires qui 
disparaissent sont ceux qui occupent l’angle, formd par la cloison 
mddiane postdrieure et la commissure postdrieure. 

II semble que les fibres ddgdndrdes entrent dans la commissure 
postdrieure. 

Pour nous rendre corapte de l’importance des rdsultats de nos 
recherches sur la ddgdndrescenc:: du faisceau de Schul tze, il est in¬ 
dispensable que nous fassions une courte revue historique des opinions 
sur ce sujet. Une teile revue a dtd fait d’une manidre detaillde par F1 a- 
tau, dans le manuel collectif de l’anatomie pathologique du systöme 
nerveux (1904), chäpitre sur les ddgdndrescences secondaires de la moelle. 

La premiöre mention du faisceau en virgule de Schultzese 
trouve dans la travail de Bastian (1867). Puis Westphal en 
parle (1870). Dix ans plus tard (1880), dans le X-me volume 
de VArch. für Psychiatrie, nous trouvous trois travaux, parus en 
mßme temps, qui traitent ce sujet. Westphal donno une descrip- 
tion de se faisceau et y joint des desseins. II dit: „dass es sich 
hiebei um eine Erkrankung handle, welche, wie es gewöhnlich der Fall 
ist, in je zwei, in dem äusseren Teil der Hinterstränge gelegene, den 
Hinterhörnern parallele Streifen ausläuft u . 

Dans le möme volume nous trouvons les travaux de Kahler 
et Pick et de Strümpell sur le meme sujet. Mais cependant ce 
n’est qu’en 1883 que Schultze en donna la description ddtaillde, 
basde sur des rdcherches exactes. Dans un cas de ndoplasme, occu- 
pant le renflement cervical de la moelle, il a constatö une ddgdnd- 
rescence en forme de virgule („ eigentümliche comaförmige Degenera¬ 
tion' 1 ), laquelle dans les cordons postdrieurs de la portion cervicale 
de la moelle, descendait sous forme de deux faisceaux paralleles 
ä la corne postdrieure. Ces taisceaux commencaient dans le deux 
cordons postdrieurs, non loin de la commissure postdrieure, sans 
l’atteindre cependant, comme on le voit sur les desseins, et se ter- 
minait ä, une certaine distance de la zone pdriphdrique postdrieure. 
Schultze a encore observd cette ddgdndrescence ä 2 ctm. au 
dessous de la ldsion; c’dtait la portion postdrieure, ou pdriphdrique 
de ce faisceau qui disparaisait d’abord et ensuite sa portion antd- 
rieure. Schultze croyait que ce faisceau en virgule ddgdndrd dtait 


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suite de la ddgdndrescence des rameaux descendants des racines 
postdrieures. 

Vingt anndes sont passdes depuis la publicatiou du travail 
de Schultze. Pendant ces anndes a paru toute une sdrie de 
travaux sur les ddgdndrescences secondaires de la moelle et 30 
auteurs environ ont publid les rdsultats de ses recherches anatomi. 
ques sur le faisceau de Schultze et sur le rapport de ce faisceau 
avec les autres fibres du cordon postdrieur, qui subissant une ddgd¬ 
ndrescence descendante. 

En 1893 Tooth a ddcritdansun cas de fracture de la Vll-nie 
vertöbre cervicale une ddgdndrescence du faisceau de Schultze 
qui s r dtendait jusque dans le Vlll-me segment dorsal. Apr&s la section 
des racines postdrieures, cet expdrimentateur n’obtenait point de 
ddgdndrescences descendantes dans les cordons postdrieurs. II con- 
sidöre les fibres du faisceau de Schultze comme fibres commissu- 
rales, rdunissant entre eiles les parties de la moelle ä de diffdrentes 
hauteurs. 

En 1891: Oddi et Rossi ont constatd une ddgdndrescence 
descendante dans les cordons postdrieurs aprds la section des raci¬ 
nes postdrieures, aussi bien dans la moelle lombo-sacrde que dans 
la moelle cervicale. 

Pfeiffer dans un cas de Idsion des racines infdrieures du 
plexus brachial ä la suite d’un ndoplasme, en examinat les prdpara- 
tions colordes d’aprös Weigert, n’a pas trouvd de ddgdndrescence 
descendante dans les cordons postdrieurs. 

En 1893: Loewenthal, ayant sectionnd les racines postd¬ 
rieures, a trouvd une ddgdndrescence du faisceau de Schultze 
d’une trfes courte dtendue. 

Sottas, en examinant un cas de Idsion transversale de la 
moelle au niveau du X-me segment dorsal, a trouvd une ddgdnd¬ 
rescence en virgule dans les cordons postdrieurs se continuant 
encore dans le I-r segment lombaire, et des fibres ddgdndres isoldes 
dans les 4 Segments infdrieurs. 

Daxenberger, dans un cas de compression chronique de 
la moele cervicale, a constatd dans les cordons postdrieurs une dd¬ 
gdndrescence descendante jusqu’aux segments lombaires; dans les 
Segments dorsaux supdrieurs se trouvaient deux faisceaux distincts 
dans chaque cordon postdrieur: un de ces faisceau correspondait au 
faisceau de Schultze, l’autre dtait situd prds de la cloison md- 
diane postdrieure; le premier disparaissait ddjä, dans la partie 
moyenne de la moelle dorsale, le second arrivait jusqu’aux segments 
lombaires de la moelle. 


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En ^895: Bruns, dans un cas de Idsion traumatique de la 
moelle cervicale, a tu une ddgdndrescence du faisceau de Schul- 
tze dans les 4^—5 segments de la moelle infdrieures. 

En 1894: Gombault et Philippe n’ontconstatdaucune dd¬ 
gdndrescence descendante dans les cordons postdrieurs, dans un cas 
de destruetion de la Vme et VI-me racines cervicales postdrieures. 
Par contre dana un cas de foyer d’induration au niveau du ni-me 
segment cervical, ces auteurs ont constatd une ddgdndrescence du 
faisceau de Schul tze descendante jusqu’au V-me segment cervical. 
Selon leur avis dans ce faisceau parcourrent exclusivement les 
fibres commissurales et non les rameaux descendants des racines 
postdrieures. 

En 1895: Pellizzi, apres la section des 4 derniöres racines 
cervicales postdrieures, a vu le faisceau de Schul tze encore dans 
la partie moyenne de la moelle dorsale. 

En 1896: Ho che, dans deux cas de Idsion de la moelle au 
niveau du VIII me segment dorsal et du VHI-me cervical, a con¬ 
statd la ddgdndrescence du faisceau de Sch ul tze dans l’espace 
de 8 ä 10 segments. Les fibres de ce faisceau passaient graduelle- 
ment dans la substance grise; si ce sont toutes les fibres qtii 
y passaient, cette question l’auteur n’a pas pu resoudre en examinantles 
coupes transversales aussi bien que les longitudinales. Hoc he est 
d’avis que les cas de compression de la moelle ne sont pas d’avan- 
tage pour dtudier la ddgdndrescence du faisceau de Schultze. 
Quant ä la provenance de ces fibres, cet auteur, vu leur longueur 
considdrable, est d’avis qu’elles prdsentent des fibres commissurales 
et' non des rameaux descendants des racines postdrieures. 

Bi sc hoff, dans un cas de compression de la partie supdrieure 
de la moelle dorsale, a poursuivi la ddgdndrescence du faisceau de 
Schul tze jusqu’aux segments lombaires supdrieurs. 

En 1897: F1 a t a u, en se basant sur des recherches expdrimentales 
sur des Chiens, ayant sectionnd les racines postdrieures, ou ayant 
sectionnd la moelle dans une direction transversale ou longitudinale, 
et puis sur un cas de raydlite transverse dans la partie 
moyenne de la moelle, est arrivd aux conclusions suivantes: 1) la dd- 
gdndrescence du faisceau de Schultze dans les cordons postd- 
rieurs apparait aprds la section des racines postdrieures; p. ex. 
aprds la section de la Vll-me et VHI-me racine cervicale postdrieure, 
la ddgdndrescence de ce faisceau atteint le VH-me et VHI-me seg¬ 
ment dorsal; 2) ä la hauteur, oü se rencontrent les ddgdndrescences 
ascendante et descendante, la difference entre le faisceau descen- 
dant et le faisceau ascendant n’est qu’une quantitative; 3) le faisceau 


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de Schultze s’eloigne progressivement de la pdriphdrie de la 
moelle et envoye des .fibres dans la substance grise ä travers la com- 
missure postdrieure; 4) le faisceau de Schultze se compose prin- 
cipalement des fibres exogönes, cependant la possibilitd qu’il con- 
tienne aussi des fibres endogenes ne peut pas etre tout-ä-fait exclue, 
et enfin 5) le fasciculus dorso-medialis est probablement d’origine 
analogue. 

Dobrowolskij dans un cas de section complöte de la 
moelle chez un chien au niveau du VIH-tne segment dorsal, a con¬ 
statd la ddgdndrescence de la virgule de Schultze dans les quatre 
Segments infdrieurs. 

G iese, en se basant sur ses recherches embryologiques com- 
pardes, trös intdressantes, arrive entre autres ä la conclusion, que 
dans la partie intermediaire du cordon postdrieur, sltude entre les 
faisceaux de Goll et de Burdach, les gaines de mydline se ddve- 
loppent plus tard que dans les autres parties du cordon postdrieur 
et que le champ oval de Flechsig, en partie au moins, prdsente 
le prolongement de la partie mentionnde plus haut. G i e s e, en se ba¬ 
sant sur les recherches de Reimers (section des racines des 
nerfs spinaux), faites au laboratoire de Bechterew affirme que la vir¬ 
gule de Schultze est une formation analogue au champ oval de 
Flechsig, et que ces deux.faisceaux consistent en majeure partie, 
bien que non exclusivement, des rameaux descendants des racines 
postdrieures. 

Worotynskij, dans deux cas de ldsion de la moelle (de la 
partie cervicale moyenne et et dela partie dorsale moyenne) a constatd 
une ddgdndrescence du faisceau de Schultze s’dtendant sur 
6 ä 8 segments. Quant ä l’origine de ces fibres l'auteur n’est pas 
arrivd ä conclusions positives. 

Margulids, ayaht sectionnd les racines postdrieures chez des 
singes ä des hauteurs diffdrentes, a constatd une ddgdndrescence 
descendante situde dans les cordons postdrieurs, dans la rdgion cor- 
respondante tout-ä-fait au faisceau de Schultze, comme on le 
voit sur les desseins. Cependant l’auteur affirme que cette ddgdnd¬ 
rescence descendante reprdsente en rdalitd les rameaux descendants 
des racines postdrieures, mais qu’elle n’a rien de commun avec la 
virgule de Schultze, puisque cette dernidre se compose exclusi¬ 
vement des fibres endogdnes. Quant aux expdriences de cet au- 
teur: aprds la section de la Vl-me racine cervicale postdrieure 
la ddgdndrescence descendante arrivait jusqu’au Vl-me segment 
dorsal — aprds la section de la I-re racine dorsale de m&me 
jusqu’au Vl-me segment dorsal — aprds la section de la Vll-me 


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dorsale postdrieure jusqu’ä la partie lombaire de la moelle — et aprds 
la section de toutes les racines sacröes, jusqu’ä la V-me lombaire 
inclusivement; l’auteur a trouvd quele faaciculus dorso-medialis, dans 
la inoelle sacrde et lombaire, dtait libre de ddgdndrescence. Vu que 
les racines dorsales infdrieures et des premidres quatre lombaires 
dtaient intactes, nous sommes d’avis que la coticlusion de l’auteur 
n’est pas juste, c'est ä dire que l’absenee de la ddgdndrescence 
du fosctculus dorso-medialis n’est pas preure de l’origine endogöne 
des fibres de ce faisceau. 

En 1898: Achalrae et Tlidohari, dans un cas de mydlite 
au niveau du IV-me segment dorsal, ont trouvd la ddgdndrescence 
du faisceau de Schultze s’etendante jusqu’au X-me segment dor¬ 
sal. 11s sont d’avis que dans ce faisceau chetninent les rameaux 
descendants des racines postdrieures. 

Rüssel, en se basant sur ses recherches concernantes quel¬ 
ques cas de ndoplasraes de la moelle et du cerveau, a constatd que 
la compression de la moelle cervicale est suivie de ddgdndrescence 
du faisceau en virgule qui arrivo jusqu’au Vl-rae segment dorsal. 

Zappert, dans un cas de leptomdningite cervicale chez un 
enfant syphilitique, a constatd que la ddgdndrescence du faisceau 
en virgule de Schultze äla suite de l’affection des racines po¬ 
stdrieures cervicales avait compris la majeure partie de la moelle 
dorsale, et dans un cas de compression du Il-me sdgment dorsal il 
a vu la ddgdndrescence du faisceau de Schultze encore dans le 
XH-me segment dorsal (prdparations d’aprös Marchi). Plus bas, 
dans les deux Segments lombaires, il a vu les restes des granules 
noires dans la rdgion du „dorso-tnediales Sacralbündel “. Zappert 
est d’avis: 1) que la virgule de Schultze, au moins en partie, 
est composöe des rameaux descendants des racines postdrieures; 
2) que dans le faaciculus dorso-medialis se trouvent quelques fibres 
descendantes, qui, ddjä dans les segments dorsaux supdrieurs de la 
inoelle, occupent la partie moyenne et antdrieure du cordon po- 
stdrieur. 

Schaffer, ayant examind deux cas de ldsion des racines 
postdrieures (dans l’un celle de la II-rae et IH-me dorsale et dans 
l’autre de la VH-me cervicale), a conclu, que la virgule de Schul¬ 
tze ne contient que les rameaux descendants des racines postd¬ 
rieures. La coloration des coupes d’aprös Weigert n’a pas suffit 
que pour suivre la ddgdndrescence dans un seul segment au dessous 
de l’entrde dans la moelle des racines Idsdes. 

En 1899: Schaffer, ayant examind le parcours dans la moelle 
des racines lombaires et sacrdes, conclue que parmi les fibres de la 


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m 


virgule de Schultze, il y a des fibres qui naissent des cellules 
de la substance grise et qui mettent eu rapport les diffdrents Seg¬ 
ments de la moelle. Mais dans le faisceau de Sc h ultzeil y aaussi 
des rameaux desceudants des raciues postdrieures. 

Jacobsohn, dans un cas de ndoplasme du plexus brachial 
gauche, a suivi la ddgdndrescence du faisceau de Schultze 
jusqu’au Vl-me Segment dorsal, ayant colord les prdparations d’aprds 
Marc bi. Sur les prdparations colordes d'apr&s Weigert la ddgd¬ 
ndrescence n'dtait pas visible m8me dans le IV-me segment dorsal. 

Dejerine et Thdohari, ayant dtudid plusieurs cas de ldsion 
de la moelle,sont d’avis que dans le faisceau de Schultze prddo- 
minent les rameaux descendants des racines postdrieurs, mais que 
les plus longues et les plus courtes des fibres (qui ne descendent 
que dans un seul segment) naissent des cellules de la substance 
grise. 

Laslett et Warrington, dans un cas de ldsion de la 
IV-me racine cervicale postdrieure, ont constatd la ddgdndrescence 
du faisceau de Schultze descendante jusqu’au Vl-me segment 
dorsal. 

Marinesco a trouvd la ddgdndrescence du faisceau de 
Schultze descendante jusqu’au II-me segment dorsal, dans un cas 
de ddgdndrescence de la Vl-me racine cervicale postdrieure. Gn se basant 
sur ce cas, ainsi que sur quelques autres, dans lesques il dtudiait 
les ddgdndrescences descendantes, il affirme que dans le faisceau de 
Schultze il y a aussi des fibres endogdnes. 

Nageotte et Ettlinger, aprös avoir examind deux cas 
de mydlite transverse et six cas de tabds, sont arrivds ä la con- 
clusion que dans les cordons postdrieurs il y a des fibres prove- 
nantes des racines postdrieures et puis deux systdmes de fibres 
descendantes. Un de ces deux systdmes ce sont les fibres courtes 
qui forment le faisceau de Schultze. 

En 1900, au Congrds international de mddecine ä Paris, Bruce 
a enoncd l’opinion que les systdmes en question, composds des fibres 
descendantes, dans les cordons postdrieurs contiennent des fibres 
exogdnes et des fibres endogdnes. Il affirme que dans le fasciculus 
dorso-medialis il y a des fibres qui proviennent des segments cer- 
vicaux infdrieurs. 

En 1901: H o m d n a suivi la virgule de Schultze jusqu’au 
IIT-me segment dorsal, dans un cas de ddgdndrescence cancdreuse 
du V-me ganglion cervical. Aprds avoir sectionnd les racines cervi- 
cales postdrieures chez des chiens, il trouvait, sur des prdparation 
de Marchi, la ddgdndrescence de ce faisceau dans 2—3 segments 


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situds plus bas. Son opinion est que les fibres de ce faisceau nais- 
sent en majeure partie des rameaux descendants des racines po- 
stdrieures. 

Stewart, dans un cas de ldsion traumatique de la portion 
infdrieure de la moelle cervicale, a pu suivre la ddgdndrescence de 
la virgule de Schultze jusqu'au IX-me segment dorsal. La conti- 
nuation de cette ddgdndrescence dtait rdpresentde par le faisceau 
de Hoc he, par le champ oval de Flechsig, et par le triangle de 
Gombault-Philippe. Stewart ajoute que les cas de compres- 
sion de la moelle ne suffisent pas pour rdsoudre la question sur la 
provenance de ces fibres. 

Petr d n, dans un cas de ldsion traumatique du I-er et du Il-me 
Segments dorsaux et de la ddgdndrescence de la VHI-me racine 
cervicale postdrieure, a suivi la ddgdndrescence de la virgule de 
Schultze jusqu’au X-me segment dorsal. Dans la partie lom- 
baire le champ oval de Flechsig dtait ddgdndrd, et cette ddgd¬ 
ndrescence, d’aprös l'auteur, dtait düe aux fibres descendantes de 
la VHI-me racine cervicale postdrieure. 

En 1902: Marburg, dans quelques cas de ldsions compres- 
sives de la moelle, dtudiait les ddgdndrescences ascendantes et des¬ 
cendantes dans la moelle toute entifere, et arrive ä, la conclusion 
que dans la moelle toute entiöre il existe une zone de fibres des¬ 
cendantes dans la rdgion latdrale des cordons postdrieurs ( „absUi - 
gende Fasern der lateralen Hinterslrangspartie u ), laquelle präsente des 
dpaississements dans les portions antdrieure et postdrieure des cor¬ 
dons postdrieurs. Dans ces deux dpaississements ( dorsale und ven¬ 
trale Ueberwanderungssone) les fibres descendantes latdrales arrivent 
progressivement jusqu’ä la cloison mediane postdrieure. Marburg 
ces fibres considöre comme endo- et exogfenes. 

En 1903: Dydyiiski, dans un cas de mydlite de la partie 
dorsale supdrieure de la moelle, a trouvd la ddgdndrescence descen- 
dante du faisceau de Schultze; cependant il n’apaspu la suivre 
assez loin, la partie dorsale infdrieure de la moelle dtant ecrasde. 
D y d y n s k i note que dans les cordons postdrieurs, ä part le fais¬ 
ceau de Schultze, il y avait des fibres ddgdndrdes dissemindes, 
lesquelles, selon lui, se rassamblent probablement pour formet le 
champ oval de Flechsig et le triangle de Gombault-Phi¬ 
lippe. 

Lubuschin a dtudid les fibres endog&nes de la moelle chez 
des chiens et chez des lapins en ddtruisant la substance grise de la 
moelle, et ddcrit des ddgdndrescences dans les cordons antdro-latd- 
raux; quant aux ddgdndrescences dans les cordons postdrieurs, il 


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ne fait nulle mention sur ce sujet. Aprös avoir deracind les nerfs 
sciatiques (deux expdriences) il observait la ddgdndrescence de la 
partie moyenne des cordons posterieurs et la suivait jusqu’aux Seg¬ 
ments les plus infdrieurs de la moelle. L’auteur remarque cependant 
avec raison, qu’il fallait tenir compte que les racines sacrdes dtaient 
probablement tiraillöes. 

Dans les manuels anatomiques les plus rdcents nous trouvons: 

Marie hdsite ä, formuler une opinion definitive, et considdre 
plutöt les faisceaux en question comrae fibres commissurales. 

Obersteiner (1901) trouve qu’il serait possible que le fais- 
ceau de Schultz«, composd de fibres endo- et exogenes, contienne 
quelques fibres, qui passent ensuite dans le fasciculus dorso-mcdialis. 

Bechterew (en 1899, ddition allemande, page 68) note que 
I’dtendue de la ddgduerescence descendante dans les cordons poste¬ 
rieurs depend de la metode de coloration et de la hauteur de la 
lesion. Bechterew eite les recherches de Reimers et de Giese 
faites dans son laboratoire. Bechterew admet que probablement 
ilyadans les cordons posterieurs deux sortes de fibres qui subissent 
la degenerescence descendante: les rameaux descendants de raci¬ 
nes posterieures, et quelques fibres qui naissent dans la substance 
grise ( nxyelogbies ). 

Schmaus (1901) dit que les recherches sur la section des 
racines posterieures chez des animaux ont dernontre des ddgdnd- 
rescences descendantes dans les cordons posterieurs. II serait donc 
possible que ces fibres qui subissent des ddgdndrescences descendan¬ 
tes, provienent des rameaux descendants des racines posterieures, 
mais il serait possible dgaleraent que ce soient des fibres coinmis- 
surales, provenantes des cellules de la substance grise ( StrangzelUn ) 
et qui se dirigent aussi vers la substance grise (p. 42). 

Dans le manuel collectif de l’anatomie pathologique du Systeme 
nerveux (1904) Fla tau traite d’une maniere bien ddtaillde les de- 
gdudrescences ascendantes et descendantes, et eite les opinions des 
auteurs sur la provenance du faisceau de Schul tze. En se basant 
aussi sur ses propres expdriences, Flatau formule les thöses suivan- 
tes: 1) quant au faisceau de Sch ul tze, c'est sür que ce faisceau 
est composd des rameaux descendants des racines posterieures; 
2) ce möme origine est probable, bien qu’il ne soit pas confirmd 
tout ä fait exacteraent, pour le fasciculus dorso-mediulis , se trouvant 
dans la moelle lombosacrde; 3) le faisceau de S c h u 11 z e de mdme 
que le fasciculus dorso-tnedialis contiennent en outre des fibres endo¬ 
genes comme nous le rencontrons d’ailleurs dans d’autres voies. 


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Cette revue historique detaillde des opinions sur l’origine de 
la virgule de Schultze prouve que la question actuelle est com- 
pliqude et trds difficile & resoudre. La seule chose absoJument süre, 
c’est qa’il y a une certaine espdce de ddgdndrescence se prdsentant 
en forme de virgule. C'est vrai que quelques auteur n’ont pas trouvd 
cette ddgdndrescence (p. ex. Pfeiffer, Gombault et Philippe 
dans un cas) mais ce fait s’explique, car la methode de coloration 
ernployde dans ces cas n’dtait pas süffisante. Dans les cas rdcents, 
— ce que prouvent aussi et nos observations — la mdthode de W e i- 
gert ne sufifit pour faire voir la ddgdndrescence. Au contraire dans 
les cas vieux la mdthode de Marc hi, trds sensible d’ailleurs, ne 
donne point des rdsultats ddsirds. L’etendue de la ddgdndrescence de 
ce faisceau ddpendait. donc de la manidre, des mdthodes et de 
l’dpoque de l’examen.] Quant ä nos expdriences, la moelle de cha- 
que singe dtant examinde dans des conditions tout-ä-fait dgales, 
nous avons constate un certain paralldlisme pour ce qui concerne 
l’dtendue et le parcours de la ddgdndrescence du faisceau en 
question. Nous avons constate la ddgdndrescence du faisceau 
de Schultze dans la I-re expdrience s’etendant jusqu’au Vll-me 
segment dorsal, dans la Il-me — jusqu’au IX-me segment dor¬ 
sal, dans la Ill-me — jusqu’au Xl-me, dans la IV-me — jusqu’au 
XH-me. Ce qui concerne le champ de la ddgdndrescence, nous avons 
confirmd la these de Flatau: les champs de ddgdndrescence 
ascendante et descendante sont presque dgaux dans le segment 
correspondant ä la racine sectionnde et puis les fibres ddgdndrdes 
se rassamblent bien vite en forme d’un faisceau dtroit; ceci prouve 
que le nombre des rameaux des racines postdrieures, descendants et 
courts, qui traversent un deux segments de la moelle, est bien 
plus grand en comparaison avec le nombre des rameaux descen¬ 
dants longs, peu nombreux. Les fibres ddgdndrdes disparaissent 
successivement dans le voisinage de la commissure postdrieure; leur 
passage dans la substance grise est donc trds probable. 

La question la plus controversde concerne l’origine de ces 
fibres: sont-elles d’origine endo- ou exogdne, c’est-A-dire presen- 
tent-elles des rameaux descendants des racines postdrieures, ou 
bien des prolongements des cellules de la substance grise. Nous 
pouvons donc assurer que les rameaux descendants des 
racines postdrieures prennent part ä la formation du 
faisceau de Schultze; cette conclusion est basde aussi bien 
sur nos propres reöherches que sur les observations d’autres auteurs 
aprds la section des raöines postdrieures (Oddi et Rossi, Loe- 
wenthal, Flatau, Reimers, Margulids), aprds une ldsion 

Poln. Archiv, f. biol. u. mad. Wisse nach. 111. 1 

Archive« polon. da« soienc. biol. at mödio. in. 11 


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aCcidentelle des racines postdrieures Chöz l’homme (Z a p p e r t, 
Schaffer, Laslett, War rington), on bien, Ce qui est le plus 
important, aprCs la ICsion des ganglions intervertöbraüx (H o m e n) 
et du plexus brachial (Jacobson). Contre notre opinion on 
pourrait fair l’objection que, dans nos expdriences, les parties ope- 
rCes de la moelle avaient dt 6 ldsdes en totalitd et spdcialament le 
substance grise. Nous pouvons y rdpondre, que Cette ldsion a dtd 
tres insignifiante en gdndral, que la ddgdndrescence unilaterale du 
faisceau de Schultze se jetait aux yeux, et que dans les prdpa- 
rations, oü quelques granules noires se trouvaient aussi dans une 
petite partie du faisceau de Schultze gauche, de möme les parties 
intramedullaires des racines postdrieures gauches prdsentaient une 
lögCre ddgdnerescence, ou bien, comme c’est le cas de notre IH-me 
expdrience, toute la section transversale de la moelle dtait ldgCre- 
ment ddgdndrde. Quant ä la question, si le faisceau de Schultze 
contienne aussi des fibres provenantes des cellules de la substance 
grise, je ne peu pas cette question rdsoudre en affirmant. C’est trop 
audacieux, si quelqu’un ose resoudre cette question en se basant sur 
les resultats des recherches sur les altdrations apr&s la compression 
de la moelle ou aprös la myelite. On le sait donc, que dans ces 
cas non se ulement la substance grise est lesde directement, mais 
aussi bien les fibres des racines postdrieures, qui la traversent, et 
la substance blanche des cordons postCrieurs, qui contient Cgale- 
ment les fibres des racines postCrieures. En comparant pourtant 
PCtendue de la dCgCnCrescence du taisceau de Schultze, dans nos 
expCriences — c’est-ä-dire apr&s la section des racines postdrieu- 
res — avec les tableaux prCsentös par d’autres expörimentateurs 
dans des cas p. ex. de lCsion totale de la moelle, j’arrive ä la con- 
Clusion qu’il n’y a pas une diffCrence manifeste; supposC que dans 
le faisceau de Schultze il y a quelques fibres endogenes, entre- 
melCes, pourtant leur nombre ne peut pas Ctre que tr&s insignifiant, 
ce que LenhossCk assure aussi, en se basant sur ses recherches 
faites au moyen de la mCtode de Golgi. II est regrettable que 
Rothman, Loubouschineetles autres experimentateurs, qui 
ont CtudiC les lesions de la substance grise, n’ont pas prötC plus 
d’attention sur le faisceau de Schultze. 

Quant au rapport du faisceau de Schultze avec les autres fais- 
ceaux distincts, descendantes dans les cordons postCrieurs, c’est une 
question que je ne tente pas ä resoudre. En prenant en considdra- 
tion la littCrature en question je ConClue qu’il s’agit ici des for* 
mations analogues. Mes expdriences ne p-rmettent que de constater 
qu’il n’y a pas une transition directe de la virgule de Schul- 


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tze ni dans le öhamp oval de Flechsig, ni dans le triangle de 
Gombault et Philippe. Car dans aucune de nos expörienöes 
nous n’avons constatä la dögönörescence de ces faisceaux, bien que 
la dögänörescence du faisceau de Schultze ^tait manifeste. Dans 
les cas d’autres auteurs la dögönörescence de ces faisceaux a 6td 
constatöe surtout quand la partie dorsale moyenne ou införieure 
dela moelle avait 6t6 les6e (les cas d’Achalme etTheohari, de 
Zappert,deVoitetd’ autres). II nous manque des expdriences pures 
de section des racines postörieures ä diverses hauteurs de la partie 
lombaire et sacröe de moelle; pour la plupart ces experiences 
ötaient corapliquäes avec des ldsions de la moelle elle-möme. Quant 
aux experiences de Margulids (voir plus haut), qui apr&s la sec¬ 
tion des racines lombaires inferieures (ä partir de la V-me) et de 
toutes les racines sacrdes, a constatö que le faisciculus dorso-tnedialis 
est restö intact, nous ne pouvons pas consentir avec la conclusion 
de cetauteur que les fibres de ce faisceau sont d’origine endogene, 
mais nous supposons qu’ici ont restd intactes probablement les 
rameaux descendants des racines posterieures, dorsales, infdrieures 
et des premiöres quatre lombaires. 

MSme le fait que, dans quelques cas du tabös dorsal, le fas - 
ciculus dorso-medialis est restö normal, bien que le restö des cordons 
postörieurs ötait dögänörö, n’est pas une preuve absolue pour de- 
montrer l’origine endogene de ce faisceau. 


A cötö des dögönörescences descendantes dans les cordons 
postörieurs (dont nous venons de parier), ä la suite de ldsions insi- 
gnifiantes de la moelle, nous avons trouvö des dägönörescences 
descendantes surtout dans les cordons antöro-latöraux: dans la 
Ill-me expörience du cötö droit, et dans la Il-me des deux cötös. 
D est remarquable qu’ä partir de la rdgion lesöe, aussi bien dans 
la direction ascendante que descendante, les fibres ddgändröes dans 
les cordons antöro-lateraux s’öloignent progressivement de la sub- 
stance grise et se dirigent vers la pöriph^rie de ces cordons. Ce 
fait confirme donc la loi du parcours centrifuge des fibres longes 
dans la moelle öpini&re, de la loi constatäe par Fla tau en 1897. 
Les fibres provenantes de la substance grise, ldsde 16g&rement, 
ayant un parcours peu long, ne sont que les fibres conjonctives entre les 
Segments voisins etparcourent toutpräs de la substance grise, tandis 
que les fibres les plus longues se trouvent le plus prös de la p£- 
riphörie. Parmi les faisceaux qui constituent les cordons anterieures 
nous avons pu distinguer le fasciculus sulco-marginalis descendens ; 
nous l’avons rencontrö dans toutes les 4 expdriences, dans la deu- 


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xi£me surtout: ä mesure qu’il descendait vers la queue du cheval, 
ce faisceau s’^loignait du fond de la commissure anterieure, se rap- 
proehait de plus en plus de la p£riph6rie et dtait visible encore 
dans la moelle sacrtSe sous forme de la figure suivante: "|p. 

Dans les cordons latöraux, surtout du cötö droit, nous avons 
vu comrne un faisceau le plus distinct le faisciculus intcrmedio latera¬ 
lis ou fasciculus de Loewenthal. Ce faisceau tr&s bien visible, surtout 
dans les observations Nr. I, III et IV, parcourait ä une certaine 
distance de la substance grise, et de la pdriphdrie jusqu’aux Seg¬ 
ments Iombaires. Dans la Ill-me expörience, oü la moitiö droite du 
renflement cervical avait 6t6 13g£rement comprimäe, le faisceau de 
Loewenthal dögdnerd, dans les segments dorsaux, se fusionnait 
avec le faisceau pyramidal 6galement dögönörä. II est possible que 
cet.te fusion 6tait dü ä la dögönörescence du faisceau de Mona* 
ko ff (aberrierendes Seitenstrangbündel — faisceau triangulaire prepy - 
ramidal ), en taut que nous n’allons pas considörer ces deux fais- 
ceaux comme appartenant ä un syst&me des fibres unique. Cela 
va sans dire que c’est le faisceau pyramidal qui a 6t6 le plus 
distinct dans les cordons latöraux. La dägöndrescence de ce faisceau, 
surtout du cötd droit ötait prononcöe dans ces expöriences, dans les* 
quelles le nombre des lames vertebrales excisöes etait considörable, 
et la moelle s’est trouv^e dänudde ä une grande etendue, donc dans 
la Ill-me et la IV-me expöriences. Dans la Ill-me exp^rience la d£- 
g6n£rescence du faisceau pyramidal droit etait manifeste döjä, dans 
le I-er Segment dorsal, et dans la IV-me expörience dans la partie 
inferieure de la moelle denudöe. Dans la I-re, la III-me et la IV-me 
expdriences le faisceau pyramidal gauche etait presque compl&te- 
ment intact Les limites de la ddgdnärescence etaient typiques. 
Dans la partie sacröe de la moelle quelques fibres d£g£ndr6es, dis- 
söminäes rarement dans le faisceau pyramidal lateral, ötaient situöes 
ä la p^riphörie de la moelle. 

Quant aux ddgönörescences ascendantes, nous commenQons leur 
rövue par les racines et cordons postärieurs. Nous avons mentionnö 
d£jä, en decrivant les präparations, que sur les coupes coloröes 
d’apres Marc hi, la portion extra-mödullaire'de la racine coupöe se 
trouvait ordinairement dans un 3tat de dägdnörescence trös ma¬ 
nifeste. Souvent la structure propre ä la racine nerveuse n’ötait 
plus perceptible. Des grains noires plus grands de my&ine des- 
agr£g£e ötaient peu nombreux, y prdvalant une fine poussiöre noire. 
Les preparations coloröes par la mötode de Weigert-Pal, prg- 
sentaient les portions extra-mödullaires des racines coupöes (les 
portions centrales par rapport au lieu de section) sous forme de 


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faisceaux tout-ä-fait päles; la coloration d’apr&s van Giesson, ou 
ä Th^matoxyline ä l’alun, prouvait que ces faisceaux 3taient com- 
pos£s du tissu conjonctif. Les parties intra-m&iullaires des racines 
postärieures, sur des pröparations de Marchi, prösentaient une 
dögönörescence rdcente, parfaitement fixöe par l’acide osmique, 
aquelle n’ötait point visible dans les pröparations coloröes ä, Thö- 
matoxyline d’apr&s Weigert. Si, nous basant sur ces tableaux, 
nous voulions döterminer, quelle partie des racines postörieures est 
plus sensible aux altörations et dögön&re plus vite, nous devrions 
attribuer une plus grande vulndrabilitd aux portions extra-mödul- 
laires. Sans doute joue ici un certain röle leur Situation plus rap- 
prochde du point de section, faite entre la ganglion intervertöbral et la 
raoelle. En tout cas, on ne peut pas accepter qu’avec röserve l’affir- 
mation de Schaffer, basöe sur les recherches sur le tab&s dorsal 
et sur un cas de radningite de le partie lombaire (Monatsschrift 
für Psych. ti. Neur. 1899), c’est ä dire que la partie intra-mddullaire 
des racines postdrieures soit plus vulnerable. Car mdme dans le 
tabds ce ne sont que certains systdmes des fibres u’origine diverse 
qui dans les cordons postdrieurs subissent la ddgdndreseence. 

Quant äla ddgdndreseence ascendante dans les cor¬ 
dons postdrieurs, il nous sembleindispensable avant tout fair une 
Observation gdndrale. Nos recherches nous ont mends ä, la conclusion, 
quelathdse de plusieurs auteurs (Loewenthal, Pelizzi, Pala- 
dino, Tooth, Lazurski citd chez Bechterew, Berdezet 
autres)est insoutenable, qui affirment qu’ aprds la section des racines 
postdrieures la ddgdndration passe sur les cordons postdrieurs de Pautre 
cötd, ou sur les voies cdrdbelleuses, ou sur les faisceaux de Gowers 
etc. C’est du moins pour les singes et probablement de mdme, 
pour l’homme. Les suppositions des auteurs citds ont etd refusdes 
d’une manidre decisive par Mott (Bram 1895); tres sceptiques vis- 
ä-vis de ces suppositions sont les opinions de Schmaus (p. 52). de 
Bikeles et d’ Obersteiner qui considere des conclusions pareilles 
comme le rdsultat des fautes d’observations. Nos recherches ont 
prouve que plus une Operation avait dtd faite avec une prdcision 
exacte, moins il y avait des ddgdndrescences accessoires, ineme dans 
les cas oü plus grand nombre des meines avaient dtd section- 
ndes Ainsi p. ex. dans la IV-me expdrience, dans iaquelle on 
a sectionnd sept racines cervicales, la ddgdndreseence des fais¬ 
ceaux cdrdbelleux, en gdndral insignifiante, dtait, semble-t-il, moin- 
dre que dans la I-re expdrience, ou l’on iPa sectionnd qu’une seule 
racine. En outre on ne peut pas supposer que les ddgdndrescences 


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dans les voies pyramidales puissent rdsulter comme consdquence 
des ddgdndrescences des racines postdrieures. 11 est toutä tait plau¬ 
sible, que l’excision des lames vertebrales et la privation de la moelle 
de sa protection naturelle doit produire des altdrations de circula- 
tion ä la pdriphdrie de la moelle (surtout dans la vasocorona 
d'Adamkiewiczj.Cesaltdrations peuventaussiavoir une influence 
sur la nutrition des cellules de la substance grise. Tout cela peut 
produire des ddgdndrescences dans le faisceau de G o w e r s et dans la 
voie cdrdbelleuse. Pour ce qui concernele parcours des racines me¬ 
ines, mes rdsultats sous ce rapport concordent compldtement avec 
ceux d’autres auteurs. Les racines postdrieures ddgdndrdes, aprds 
avoir pdndtrd dans la moelle, occupent la partie laterale du cordon 
posterieur voisine du sommet de la corne posterieure. Cette zone de 
penetration des racines posterieures ( Wurzeleintrittszone , äussere Zone) 
pour les racines cervicales est large. C’est trds bien evident sur- 
tout dans la IV-me experience sur la premiere racine dorsale poste¬ 
rieure, tout-ä-fait normale, qui se trouve au milieu des racines 
avoismantes degenerees. On voit en outre que cette large zone est 
traversee par places par des fibres degenerees, ce qui prouve que 
cette racine ne penetre pas dans la moelle en totalite, comme un 
faisceau tout ä, fait compact. A mesure que les fibres de cette ra¬ 
cine normale pdndtrent dans la moelle en nombre de plus en plus 
grand, la partie ddgdndrde se rapproche vers la commissure postd- 
rieure et mddialement pour former les bandelettes externes et pour 
envoyer sans interruption des fibres (primitives — Stammfasern — ou 
bien collatdrales) dans la substance grise; ces fibres passent dans les 
colonnes de Clark et dans Iesautres groupes des cellules de la sub¬ 
stance grise. En ascendant chaque racine s’avance vers la ligne 
mddiane, et forme la zone interne ou mddiale, composde probable- 
rnent des fibres les plus longues, et contigue ä la commissure po- 
stdrieure. II est ä, rdmarquer que le nombre des fibres ddgdndrdes 
dans le champ antdrieur du cordon postdrieur n’est pas grand; mal- 
grd la ddgendrescence prononcde du faisceau de Bur dach, dans 
les expdriences III et IV, dans ce champ et surtout dans sa partie 
latdrale, il y a de norabreuses fibres normales, probablement. 
faisceaux courts, qui sortent. de la substance grise de la moelle. Les 
racines posterieures, dans leur parcours, ne se prdsentent pas comme 
faisceaux absolument isolds. Ainsi p. ex. la I-re racine dorsale po- 
stdrieure intacte, dans la IV-me experience, au niveau des Segments 
cervicaux supdrieurs, se presente sous forme d’une strie droite plus 
claire, paralldlle au bord medial de lazone de ddgdndrescence; dans 


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cette strie, plus claire, il y a de nombreuses fibres ddgönöröes, pro- 
venantes sans doute des racines postörieures voisines. 

Nous avons ä noter le fait, constate par nous, que le champ 
degenere dans les cordons posterieurs en ascendant vers le bulbe 
dirainue. Ce fait a ete observö dejä, plusiers fois, raais ce n’est que 
Sh erring ton, qui l’a demontre ä, l’aide d’une mesuration exacte: 
il divisait la coupe transversale de la moelle en carrös selon l’in- 
tensite de la dögöndrescence. La diminution du champ degenere 
dans les cordons posterieurs räsulte non seulement de ce fait que 
les fibres degeneräes dans les parties superieures de moelle devien- 
nent plus denses, mais aussi de cette circonstance que les fibres courtes 
passent successivement dans la substance grise;on sait que cette con- 
nexion a lieu par la zone comu-commissurale (ventrales Hinterstrangsfeld). 

Uneconsiddrationparticuliöremerite le rapport des faisce- 
aux de Goll aux faisceaux de Burdach. Ce sujet a ete 
beaucoup discute, mais la question de Porigine des faisceaux de Goll 
n’est pas rösolue. Comme on le sait, les uns sont d’avis que chez l’hom- 
me les faisceaux de G o 11 contiennent exclusi vement les fibres des racines 
posterieures lombo sacrdes (Singer) et les autres affirrnent qu’aussi 
les fibres des racines posterieures dorsales infdrieures enfont partie. 

Nos expöriences, dans lesquelles ont ete sectionnees les raci¬ 
nes posterieures ä des hauteurs differentes (cervicales et dorsales 
superieures), sont tr£s convenables pour l’etude detailiee du faisceau 
de Bur dach. Les details on les voit sur nos desseins. Nous allons 
präciser nos conclusions. 

Quant ä la delimination du faisceau de Goll et du faisceau de 
B u r d a c h, notre avis est qu’il n’est pas possible de la faire exactement; 
sur ce sujet nous sommes d’accord a vec Popinion de Schiefferde- 
cker, Kahler, Bruce et d’autres. Bruce au eongres medical in¬ 
ternational ä Paris en 1900 a enonce une opinion tout ä fait juste que les 
faisceaux de G o 11 et de Burdach ne different que par leur termi- 
naison differente dans des noyaux speciaux (nucleus gracilis et nucleus 
cuneatus). En examinant les series de mes preparations, surtout les pre- 
parations concernantes les experiences III et IV, je suis arrive ä la 
conclusion, que le septum paramedianum n’est pas limite entre les 
deux faisceaux mentionnes. Dans les segments dorsaux superieurs 
et dans les segments cervicaux la portion posterieure (dorsale) du 
septum paramedianum se trouve en distance d’ 1—2 mm de la limite 
mediale de la partie degeneree. Il serait possible que les fibres nor¬ 
males, qui occupent Pespace entre 1a. partie degönöree et le septum 
paramedianum , provenaient des racines posterieures dorsales inferieu- 
res. Le septum paramedianum se dirige bientöt lateralement et penö- 


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tre dans la partie ddgdndrde, aprds quoi il se flechit mddialement, 
en prdsentant la forme d’un S et finit en se raraifiant. La limite mddiale 
de la partie ddgdndrde, dans la Ill-me et surtout dans la IV-me ex- 
pdrience, au niveau du V-me jusqu’ au Il-me segraents cervi- 
caux, suit exactement la partie antdrieure de la cloison longitudinale 
postdrieure, c’est k dire d’abord les */, puis le */, k */s de sa partie 
antdrieure; puis eile se flechit mddialement sous un angle ouvert, en 
se dirigeant vers la pdriphdrie, et en traversant k mi-chemin le septum 
paramedianum flechi en forme d’un S. Sur toute l’dtendue de la 
moelle cervicale, nulle part les faisceaux de 6oll n’atteint la com- 
missure postdrieure, k l’exception de la partie la plus supdrieure 
du I segment cervical et de la partie infdrieure du bulbe, oü le 
septum paramedianum devient plus dpais etconstitue une paroi com- 
plöte; ces faisceaux dans les parties les plus supdrieures u’ont plus 
la forme d’une bouteille que nous rencontrons dans la partie dorsale 
dans les cas de ldsion transversale de la moelle. Dansnos expdrien- 
ces, existait il une connexion entre les flbres normales des faisceaux 
de Go 11 et la substance grise? Vu que dans le faisceau de Bur¬ 
dach ddgdndrd se trouvent quelques fibres normales, nous ne pou- 
vons nier la possibilitd d’une teile connexion. Mais, en tout cas, cos 
connexions ne sont pas nombreuses c’est-ä-dire que dans les fais¬ 
ceaux de Go 11 se trouvent les fibres longues en prddominance 
(comme l’admet Bechterew p. 58), ou peut-Stre exclusivement 
(comme 1’affirme Schmaus p. 37), et dans les faisceaux de Bur¬ 
dach les fibres eourtes prdval-nt Dans les faisceaux de Burdach 
les fibres longues se dirigent vers la ligne mediane. Ayant constatd 
qu' il n’y a pas une limite exacte entre ces deux faisceaux, nous 
pouvons rdpdter avec Bechtere w,que dans la ddgdndrescence ascen- 
dante apres la section des racines postdrieures les fibres longues 
des cordons postdrieurs se dirigent dans les cordons de Goll ip. 59). 

Il faut encore noter le fait, que les fibres provenantes de la 
I-re racine dorsale postdrieure, normale, lesquelles au niveau du qua- 
trieme segment cervical se trouvent prds du bord mddial de la zone 
ddgdndrde, s’effacent dans les Segments supdrieurs et qu’il n’est plus 
possibie de les apercevoir. Ceci prouve que dans les segments cer- 
vicaux supdrieurs et dans la partie infdreure du bulbe les fibres, qui 
proviennent des diffdrentes racines postdrieures, sontentremdldes. (Com- 
parez mes desseins k ceux de Margulids qui a dgalement sectionnd 
les racines postdrieures chez des singes, k des niveaux diffdrents. 
Monatsschrift f. Psych. u. Neurol. 1897 T. I.). Ce fait a de meine attird 
1’attent.ion de Schaffer, Singer, Münzer et surtout C. Mayer. 


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Pour en finir avec les cordons postdrieurs, il ne nous reste que 
mentionner une Observation faite dans la III-rae expdrience. Dans la 
sdrie des prdparations, on peut voir quelques fibres qui naissent dans 
la partie la plus infdrieure du noyau du faisceau de Burdach 
droit, et en forme des fibrne arcuatae internae se dirigent vers la ligne 
mddiane; puis ces fibres traversent le hilus olivae droit, passent sur 
le cötd gauche de la moelle, et se placent dans le stratum inter - 
olivare gauche, c’est ä dire, dans le lemniscus gauche. Elles y sont 
dissdmindes au milieu des fibres normales. Ces fibres ddgdndrdes 
du lemniscus gauche nous les avons suivies jusqu’aux tubercules 
quadrijumeaux; le lemniscus droit, par contre, est tout ä fait libre 
de ddgdndrdscence. Le tableau microscopique est presque identique 
ä, celui, obtenu par Mott (Brain 1895 Spring Table II) dans un cas 
de destruction artificielle, unilaterale du noyau du cordon postd- 
rieur. Ces rdsultats ne sont pas en accord avec le fait gdndralement 
admis, que les fibres des faisceaux de Go 11 et de Bur dach, 
finissent par des ramifications fines entourantes les cellules des 
noyaux de ces faisceaux et que de ces cellules nait le second ne- 
vrone, dont les fibres setnicirulaires passent au cötd opposd du bulbe 
pour forraer le lemniscus. On ne peut pas supposer, dans le 
as actuei, que la ddgdndrescence soit passte d’un nevrone sur 
l’autre. Et cependant dans notre IU-me expdrience, la ddgdndrescence 
du lemniscus du cötd opposd est tout-ä-fait manifeste. II est pourtant 
fort difficile d’expliquer ce fait, et d’autant plus difficile que dans 
la IV-me expdrience, oü ont dtd sectionndes 7 racines postdrieures, 
il n’ya pas de ddgdndrescence dans le lemniscus , bien que la configu- 
ration du champ ddgdndrd dans le faisceau de Burdach est presque 
la meine que dans la Il-me expdrience, oü Fon avait sectionnd 8 ra¬ 
cines, La seule diffdrence, rdmarquable entre ces deux sdries des 
preparations, c’est la ddgdndrescence manifeste de la voie cdrdbelleuse 
droite dans la IH-me expdrience. 

La ldsion des noyaux dtant exclue pour l'explication de ce fait 
il n’y a pas que deux suppositions possibles: 1) qu’il y a dans le fais¬ 
ceau de Burdach quelques fibres longues qui, sans interruption, 
passent dans le lemniscus du cöte opposd; 2) la supposition moins 
vraiseinblable est, que la ddgdndrescence intense du faisceau de 
Burdach, c’est ä dire, le gonflement et la ddsagregation de la 
mydlinedans les fibres d’un neurone comme agents mdcaniques causent 
la ddgdndrescence des fibres voisines du neurone suivant. Des suppositions 
pareilles font Hallopeau et Roth man pour expliquer la ddgdnd- 
rescence des voies pyramidales homolatdralesdansquelques cas de hd- 
mipldgie; mais une teile supposition d’aprös Flat au n’est pas juste- 


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II est rdmarquale que Stewart ( Brain 1901) dans un cas de 
lösion traumatique de la rdgion du renflement cervical de la moelle 
a constatd que la ddgdndrescence des cordons postdrieurs, en tra- 
versant les noyaux. avait compris les fibrae arciformes internae pour 
passer dans l’autre moitid du bulbe, aussi bien que les fibrae arciformes 
extemae posteriores . Stewart ajoute que ses observations confirment 
celies de Ho che, de Schaffer et d’autres; Mott et Sherrington 
par contre, ayant fait les experiences sur des singes, n’ont trouvd point 
de ddgdndrescence dans les cordons postdrieurs au dessus des noyaux 

Ho che ( Arch . /. Psych . 1896 p. 517) mentionne en effet, qu’en 
examinant les ddgdndrescences ascendantes dans un cas de compres- 
sion de la moelle dorsale, il a vu dans le bulbe quelques fibres dd- 
gdndrdes, parmi les fibres arciformes internes et dans la couche 
entre les olives infdrieures; mais sur la provenance de ces fibres il 
ne veut pas prdciser une opinion ddcisive. 11 serait possible, - dit-il — 
qu’une partie des fibres du faisceau de Gowers pendtrent jusqu’au 
lemniscus „mais il est plus probable que ce soient les dernibres parmi les 
fibres (UginbrSes du cordon posttrieur, car eiles ne suivent pas le lemnis¬ 
cus et ne sont plus vieibles dans les coupes supSrieures* . Nos observa¬ 
tions pourtant ont ddmontrd que ces fibres dans le lemniscus contra- 
latdral parcourrent jusqu’aux tubercules quadrijumeaux. 

Schaffer, dans un cas de Idsion transversale de la moelle au 
niveau du Xl-me vertdbre dorsale, a vu sur les prdparations de 
March i „clairement et distinctement comme du jaisceau de Burdach 
digbiiri quelques fibres (UgSnbrSes passaient en compagnie des fibres arci¬ 
formes internes dans la decussatio lemnisci et par consSquent dans le 
champ sensitif contralattral“ . Meine au niveau de la portion moyenne 
du bulbe, Schaffer a vu quelques granules noires dans cette por¬ 
tion du lemniscus qui est situde entre Tolive accessoire et la piraraide. 
Il suppose, qu’une partie des fibres des cordons postdrieurs, sans 
interruption, passe les noyaux des cordons postdrieurs et parcourt 
ensemble avec les voies sensitives. La controverse sur le passage direct 
de certaines fibres des cordons postdrieurs dans le lemniscus n’est 
pas resolue; les observations nouveiles y sont indispensables. 

D’aprds Hoche, Souques, Marinesco. Sölder, Quensel, 
Tschermak, Rossolimo etDydynski il y a aussi des fibres qui 
sans interruption dans les noyaux du cordon postdrieur passent dans le 
corpus restiforme. En examinant nos prdparations nous n’avons pas 
retrouvd ces fibres. Il faut considdrer qu’ aux niveaux, oü se forment 
les noyaux des cordons postdrieurs, les voies cdrdbelleuses de la 
pdriphdrie latdrale se dirigent vers la pdriphdrie dorsale et en en- 
tourant ces noyaux passent vers les corps restiformes. Mais ces 


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rdgions sur nos prdparations sont libres de ddgöndrescence ä la hauteur, 
ou les noyaux sont ddjä formds. Nous n’avons vu nulle part desfibres dd- 
gdndrdes sortir de ces noyaux et se diriger vers les corps rdstiformes. 

Quant aux ddgdndrescences ascendantes dans les 
cordons antdrolateraux, nous voulons pröter une attention 
spdciale aux voies cdrdbelleuses et aux faisceaux de Gowers. Sur le 
parcours de ces faisceaux il y a aujourd’bui une littdrature trös ample. 
Nous allons noter seulement quelques observations que nous avons 
faites sur ce sujet. Le parcours de la voie cdrdbelleuse, plus ou moins 
ddgdndrde dans toutes nos observations, est le mieux visible dans le 
cas No III, la ddgdndrescence dtant trös manifeste et unilaterale. 

La Situation de la voie cdrdbelleuse ddgdndrde et sa dtendue 
dtaient telles, comme on le dessine ordinairement. Nous avons 
ä mentionner que cette voie rdtrdcit en ascendant, ce qui prouverait 
qu’une certaine partie des fibres de ces faisceaux entre dans la substance 
grise, surtout dans celle des cornes postdrieures. En effet nous avons vu 
quelques des faisceaux provenant de la voie cdrdbelleuse, cheminer 
transversalernent et arriver jusque dans la substance grise. C’est d’ai- 
Ileurs She rrington qui, en comptant les fibres ddgdndrdes, ademontrd 
que le nombre des fibres de la voie cdrdbelleuse diminue en ascendant. 

Puis il est ä noter que dans la Il-me, Hl-me et IV-me expdrien- 
ces, au niveau du Ill-me, Il-me et I-r segments cervicaux et du commen- 
cement de la ddcussation des pyramides, la voie cdrdbelleuse est dloi- 
gnde de 1—1*/, mm. de la pdri phdrie, et que ce n’est que au dessu de 
a ddcussation des pyramides qu’elle se place ä, la pdriphdrie du bulbe. 
Le parcours du faisceau cerebelleux dans le bulbe est comme ä, l’or- 
dinaire: au dessus de la decussatio lemnisci la voie cdrdbelleuse 
s’allonge ä la pdriphdrie du bulbe et passe dans les corps restiformes. 

Quant aux rdlations entre la voie cdrdbelleuse et le cordon po- 
sterieur nous avons trouvd, sur certaines prdparations provenantes 
de la Ill-me experience, qu’au niveau, oü les noyaux des cordons 
postdrieurs sont. ddjä formds, il y a quelques fibres qui, en quittant la voie 
cdrdbelleuse, prennent une direction transversale et, en passant ven- 
tralement et dorsalement de la substance gdlatineuse et de la racine 
mddullaire du V-me nerf, parviennent dans la substance grise, sur¬ 
tout dans la rdgion de la racine ascendante du IX-me nerf. Sur ces 
fibres a fait mention dejä Köl liker en les appelant: „ Hinter strang¬ 
kleinhirnbahn“ . Hoc he a dessind ces fibres et est de meine avis que 
Kölliker. Dans le travail special de Thiele et Horsley sur le 
parcours supdrieur de la voie cdrdbelleuse et du faisceau de Go¬ 
wers (Brain 1901), nous trouvons les mdmes tableaux sur les ini- 


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crophotographies spdciales, mais une autre Version de Tobserva- 
tion. Ces auteurs supposent que les fibres nerveuses de la voie c£ 
rdbelleuse fournissent deux sortes des collatdrales qui partent sous 
un angle droit: les unes passent ventralement de 1a- substance gdlati- 
neuse et la racine mddullaire du V-me nerf cdrebral et arrivent 
jusqu’ aux noyaux latdraux („ plexus ventralis collateralis“); les autres 
passent dorsalement de la substance gdlatineuse et de la racine 
mddullaire du V-me, oubien en travers de celle-ci, et arrivent jusqu’ä 
la substance grise, qui entoure la racine ascendante du IX-ine 
nerf cdrdbral. Ces auteurs supposent que ce fait soit la base anato- 
mique pour expliquer le rapport physiologique connu entre les phe- 
nomdnes du cötd des IX-me et X-me nerfs (nausde, vomissementsi 
et les altdrations d’dquilibre. Thiele et Horsley distinguent en- 
core le groupe le plus dorsal de fibres de la voie cdrdbelleuse, 
qui serait en rapport avec la substance grise entourante la racine 
descendante du VHI-me nerf (spino-vestibular fibres). Ce sont, sans 
doute, les deux premiers faisceaux de fibres, que certains auteurs, 
en suivant Hoc he, considdrent comme la voie directe pour quel¬ 
ques fibres du faisceau postdrieur lesquelles, dans le corps restiforme, 
avec la voie cdrdbelleuse passent jusqu’au cervelet. Ce qui concerne 
la terminaison dans le cervelet de la voie cdrdbelleuse directe, nous 
sommes arrivds ä, la conclusion, en nous basant surtout sur les rd- 
sultats de notre Ill-me expdrience, que ce faisceau, comme Tont 
ddmontrd les recherches des auteurs prdcddents, se termine en dven- 
tail dans l’ecorce du vermis cdrdbelleux, surtout dans ses parties 
antdro-dorsales, la plupart dans la moitid contralatdrale. Van 
Geh uchten dans le Nevraxe (citd par Lubaschine) affirme que 
ce n’est qu’une partie trds insignifiante des ces fibres qui passent la 
ligne mddiane pour se tdrminer dans la moitid contralatdrale. Le 
laisceau de Gowers se trouve ddgdndrd surtout du cötd droit, dans 
les prdparations de notre Ill-me expdrience. Dans les autres expd- 
riences il n’y'a pas que quelques granules noires dans ce faisceau. 

Dernidrement le parcours de ce faisceau a dtd pousuivi par 
Moll, Hocho, Patrick, Rossolimo, Winter, Loewenthal, 
Stewart, Dydynski et d’autres. Les microphotographies les plus 
ddtaiIldes, concernant le parcours de ce faisceau, nous les trouvons 
dans la publication de Thiele et Horsley ( Brain 1901); ces 
auteurs y distinguent: le traetus spino-cerebellaris ventralis ou le faisceau 
de Gowers propre (pour le discerner du traetus spino-cerebellaris 
dorsalis des auteurs anglais, c’est ä dire de la voie cdrdbelleuse), 
le traetus spino-quadrigeminalis, le traetus spino-thalamicus et les fibrae 
dorso-olivares , qui partent du taisceau de Gowers, au niveau, ou 


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les olives apparaissent, et qui parcourent au dessus de celles-ci vers 
les noyaux de la substance röticulaire en formation. 

De m£me nos recherches ont prouvä que le faisceau de Gowers 
est composd de plusieures parties qui difförent par leur terminaison. 

Une partie, en forme des fibrae dorso-olivares, se reunie avec le 
reste du cordon antäro-lat^ral, pour se terminer dans le noyau du 
cordon latöral et dans la substance röticulaire. 

A mesure que les pödoncules moyens entourent le pont, le 
faisceau de Gowers s’äloigne de la pöriphörie et se trouve a l’in 
terieur de Tisthme; dans la rögion, oü le Vll-me nerf emane du 
bulbe, ce faisceau est placö dans l’angle formd par la racine du 
Vll-me nerf et par le corpus trapezoides; dans les parties sup^rieures 
une certaine partie de fibres prend une direction longitudinale et, de 
m§me que la voie cgräbelleuse entoure en demi-cercle le brachium 
coniunctivum et passe dans le y velum medulläre anterius; une autre 
partie suit le lemniscus latSral (ce que mentionnent Patrick et 
Monakow et autres)pour se terminer dans le tubercule quadrijumeau 
postärieur. Quant aux fibres du faisceau de Gowers qui se diri- 
gent vers la couche optique, nous ne l’avons pas pu les retrouver 
dans nos pröparations. 

La substance grise dans nos cas präsente de lösions surtout 
au niveau des Segments opäräs. Dans la III-me et dans la IV-me 
expärience les läsions se trouvent surtout dans les segments cervi- 
caux infärieurs, oü se trouvent en plus grand nombre les collatära- 
les reflectoriques ( Reßexkollateralen ) et ä un degrä plus faible dans 
lös segments dorsaux supdrieurs. Ces läsions consistent dans la dö- 
gönärescence des racines postärieures, c’est ä dire de leurs collatö- 
rales, qui entrent dans les cornes postärieures et prennent des di- 
rections diverses vers les diverses groupes de cellules (vers les co- 
lonnes de Clark, vers les groupes des cellules dans les cornes 
antärieures et laterales). Ces fibres cheminent ordinairement dans 
lös plans transversaux de la moelle. Dans la III me et dans la IV-me 
expärience, relativement les plus nettes, dans lesquelles la substance 
blanche du cötä gauche est träs peu alterte, la substance grise du 
eöt6 gauche, dans les segments cervicaux införieurs, präsente cepen- 
dant (ja et lä des faisceaux noirs longitudinaux ou transversaux; 
quelques coupes presäntent des stries noires qui en demicercles par¬ 
courent vers la commissure antärieure. 

Cependant les läsions les plus interessantes ce sont celles des 
cellules motrices dans los cornes antärieures, parce qu’il y a des 
a uteurs qui les altärations motrices, observäes apräs la section des ra- 


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eines postärieures, expliquent comme dues aux täsions des cellules 
de la substance grise. 

Apräs la section des racines postdrieures lombaires, cbez des 
chats et chezlesinge, Wharrington a trouvö dans lesprdparations 
ööloröes d’apräs Nissl, des ldsions manifestes des cellules, surtout 
de celles du groupe postdro-latöral, dans les segments correspon- 
dants: dösagrögation des grains de Nissl, position excentrique du 
noyau, atrophie du noyau etc. 

En faisant dans le mSme temps des expdriences analogues 
sur des chiens, Lapinskij a constatö quelques lösions des cellules 
des groupes postdrieurs et latdraux dans les cornes antörieures, horao 
latörales, qui ne se trouvaient que dans une partie du segment cor- 
respondant ä la racine sectionnöe. Par contre, dans la colonne de 
Clark du cötö opdrd, les ldsions ont constatdes par L. non seule- 
ment dans le segment avec la racine postärieure sectionnde, niais 
aussi dans les couches införieures du segment supdrieur le plus pro- 
che. L. note que la longueur et le nombre des collatärales des ra¬ 
cines postdrieures diminue ä mesure que l’on s’dloigne de Tendroit, 
oü les racines postörieures se divisent en les rameaux descendauts 
et ascendants. 

La ldsion des cellules des colonnes de Clark et des groupes 
moteurs L. considöre comme la base anatoraique des alterations 
motrices apr&s la section des racines postörieures; il est d’avis qu’ el- 
les sont analogues aux atrophies des muscles, connues dans la littö- 
rature au cours du tabös dorsal, et suppose que l’affection d’un Sy¬ 
steme puisse passer sur un autre syst&me hdtärologue (p. ex. d’un 
sensitif A. un moteur), ce qu’est tr&s problematique d’apr&s Spill er 
et Knappe. Les causes d'une teile altdration des cellules de la 
substance grise, que L. appelle atrophie aigue, ötaient: 1) l’absence 
des excitations nerveuses, fournies en 3tat normal aux cellules 
des cornes antörieures par les racines postörieures, et au premier 
moment l’exc&s d’excitation, dü au processus degdndratif aigu; 
2) l’action mdcanique des collatärales dögänöröes, gonfldes, lesquel- 
les en pöndtrant parmi les prolongements protoplasmatiques des 
cellules motrices pouvaient älterer leur nutrition. 

Dans nos recherches sur les cellules de la substance grise. 
nous avons pr£t6 une attention particuli&re aux pröparations qui 
provenaient de la Ill-me expdrience, dans laquelle on avait sectionnä 
8 racines postörieures, et dans laquelle les altörations motrices 
de Pextrdmitä op6r£e dtaient tr&s manifestes. Nos pröparations, co- 
loröes d’apr&s Nissl, n’ont prösentd la moindre 16sion des cellu¬ 
les raentionnöes. La structure du protoplasraa, la Situation du noyau, 


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aussi bien dans les cellules des cornes anterieures et laterales 
que dans les colonnes de Clark, ne ptesentent pas des anomalies. 
Mes recherches confirment donc celles de Knappe, qui de m6me 
ne trouvait point de tesions des cellules motrices, apräs la section 
des racines posterieures. D’ailleurs l’analyse dötaillöe des alterations 
raotrices dans ces cas, corame nous en avons parlö dans la partie 
physiologique, d&nontre ägalement qu’il n’y a pas lieu une pa- 
ralysie essentielle, mais que les alterations du sens du tact et du 
sens musculaire produisent une sorte d’ataxie, laquelle dans nos 
exp^riences est symptöme ptedominant. 

Aprös nous avoir occupä aux cellules motrices, nous allons pteci- 
ser les rdsultats de nos recherches sur les racines antörieures, 
c’est ä dire, sur les prolongements axiles de ces cellules. 

En d^crivant nos pteparations, nous avons notö que, dans cer- 
tains segraents dans le parcours intra - medullaire des racines ante- 
rieures, il y a souvent des grains noirs fins, parfois moniliformes, 
et sp&nalement: dans la I-re exp^rience — dans les VH-me et Vl-me 
Segments cervicaux; dans la Il-me expörience un peu dans les 
VIH-me et Vll-me sdgments cervicaux et surtout dans le VUI-me 
cervical, dans le I-re dorsal et dans le V-me lombaire; dans la IH-me 
expörience seulement dans quelques segments lombaires; dans la 
IV-me expörience — un peu dans les VH-rae et VHI-me segments 
cervicaux et dans quelques segments lombaires. Les portions extra- 
mddullaires de ces racines sont tout ä fait normales. 

Ces observations prouvent elles-mßmes que la dögöiterescence 
des portions intra-mödullaires des racines n’est pas d’une impor- 
tance grave. II n’y a pas de raison pour admettre une connexion 
causale entre ces lesions et la section des racines posterieures: car 
dans la IH-me experience, aptes la section de 8 racines posterieures, 
nous n’avons pas pu voir ces degdndrescences, tandis que dans la 
I-re experience, oü Ton n’a s^ctionnd qu’une seule racine, nous 
avons trouve cette d£g6nerescence dans deux segments. Puis nous 
trouvions ces dögönörescences dans les parties intra-mödullaires des 
racines anterieures dans les segments lombaires, dans la I-re, IH-me 
et IV-me expäriences. 

La question des dögdnörescences des racines anterieures, apr&s 
la section des racines posterieures, au m§me niveau ou ä une grande 
distance, a öte traitee par nombreux auteurs. Pelizzi, en 
1894, aprös avoir sectionnö chez des chiens les racines posterieures, 
lombaires, trouvait la dögönörescence dans les racines anterieures 
cervicales et vice versä; il constatait la rn§me chose apr&s la sec¬ 
tion transversale de la moelle. Il est d’avis que, dans ces expörien- 


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ces les fibres des faisceaux de Gowers et de Loe wenthal. pro- 
venantes des ganglions intervertdbraux et festes, entrent probable- 
ment dans les cornes ant^rieures et puis quittent la moelie avec 
les racines anferieures. 

Obersteiner est sceptique vis-ä vis de cette supposition 
de Pellizi. 

Zappe rt trouvait tr&s souvent des lesions des racines anfe- 
rieures chez des enfants non atteints de maladies nerveuses II sup- 
pose qu’il y a une vulnirabiliU du Systeme nerveux, et sp^ciaie- 
ment des racines anferieures. 

Dans des cas de ldsions des racines postörieures lombaires et 
sacröes, Schaffer avula d£gän£rescence des portions intra-mö- 
dullaires des racines anferieures, uniquement au ni veau de pön6- 
tration des racines postörieures les^es. II suppose que la d6g6nc$re- 
scence suit les collaferales röfleetoriques et arrive jusqu’ aux cellu- 
les des cornes antärieures et puis aux racines antdrieures. II ajoute 
qu’il ne faut pas identifier les gros grains, qu’on rencontre dans 
ces cas dans les racines antörieures, avec les petits grains, qui se 
trouvent surdes präparations normales dans les faisceaux radiculai- 
res, ömergentes des cornes antörieures. 

Lapinski, dans le travail mentionnö, ayant trouvd la d6g6 
nöiescence des cellules des cornes antörieures, däcrit. et dessine une 
dägönörescence manifeste des racines anferieures et non seuleinent 
de leur portion intrantedullaire mais surtout de la portion extra- 
nfedullaire. 

En se basant sur ses recherches, Flatau ä propos de cette 
question dit ce qui suit: „Une pareille d£g6n6rescence apparente des 
racines anferieures, je la trouvais: 1) dans des expdriences tres 
differentes, apr&s la section de la moelie ä de differentes hauteurs 
et apr&s la section des racines postörieures, 2) dans des moelles 
tout ä fait normales des chiens et des chats... Vu que les granules 
pour la plupart se trouvent en dehors des fibres des racines ante- 
rieures, et que la portion extramddullaire des racines antdrieures 
est libre de ddgönörescence, enfin vu que telles granules on les ren¬ 
contre möme dans la moelie normale, je crois qu’il ne faut attri- 
buer ä ces pttenom&nes aucune signification pathologique“. 

Nous voyons donc, que la question de la d^gdnörescence des 
racines anferieures aprös la section des racines postörieures 
est toujours ouverte; en tout cas il nous semble, que la ttfeorie 
de Lapiriski j est prdmature, lequel suppose que les altörations inu- 
trices, observees dans les experiences de ce genre, soient la conse- 
quence de fa ddgdndrescence des cellules motrices et des racines 


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17 ? 


anterieures qui se trouve de mörae dans leur partie extra-mö- 
dullaire. 

Nous allons aux racines postörieures. 

Dans nos 4 expöriences nous avons examine, en colorant d’a- 
pr£s March i, 51 racines posterieures en tout et specialement 20 ra¬ 
cines operöes, c’est-ä-dire, sectionnöes entre le gangiion intervertö- 
bral et la moelle. Dans beaucoup de cas nous avons detruit les 
portions centrales des racines sectionnees pour empßcher leur reu- 
nion. Nous avons fait des coupes longitudinales et transversales de 
nos prdparations. En comparant les racines posterieures du cöte 
droit (opörö) ä, celles du cöte gauche, & Pexception de quelque le- 
sion traumatique renconträe parfois sur l’etendue de 1—2 mm. dans 
les bouts des segments peripheres, nous n’avons point observö 
de ddgönörescence quelconque dans les bouts peripheres (gan- 
glionnaires) des racines posterieures. Nous n’avons point vu de fibres 
d^göndröes parcourir les racines posterieures et les ganglions inter¬ 
vertebraux vers la peripherie. Et pourtant les bouts centraux (me- 
dullaires) des racines posterieures operees ont ete compietement de- 
göndres. 

Les rösultats de nos recherches qui, sous ce rapport, concor- 
dent tout-ä-fait avec les recherches de Sherrington sur des 
chats et sur des singes (Journal of Physiologie 1897, 521) exigent 
quelques mots d’explication. 

Dans les derni&res annäes la loi de B e 11 - M a g e n d i e sur 
la fonction spöciale des racines anterieures et posterieures a ete 
mise en doute par des afcatomistes et par des physiologistes. Quant 
aux anatomistes Ramon-y-Cajal et Lenhossök, les premiers, 
et puis R e t z i u s, van Gehuchtenet Martin, en employant 
la metode de Golgi pour les recherches sur les embryons de 
poule, dans la substance grise de la moelle et specialement dans 
la partie dorsale des cornes anterieures ont trouve quelques cellu- 
les multipolaires dont les cylindres-axes parcourent dans les raci¬ 
nes posterieures et penetrent les ganglions intervertebraux pour 
passer vers la peripherie. Lenhossek et Kölliker les conside- 
rent .corame cellules motrices (cellules radiculaires postSrieures), qui 
soient en rapport avec les ganglions du nerf sympathique, oü les 
ramifications terminales de ces fibres forment un reseau entourant 
les cellules ganglionaires. 

Vejas (eite par Sherrington) et Joseph (du Bois Archive 
1887) notent que la lesion des racines posterieures, dans le voisi- 
nage des ganglions intervertebraux, chez des chats et chez des la- 
pins est suivie de degenerescence de la partie periphere d'un certain 

Poln. Archir f biol. u. med Wi»sensch. III. 1Q 

Archive« polon. dM eoienc. biol. et mödio. HI. U 


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nombre de fibres. Ces fibres degändräes passent les ganglions inter- 
vertCbraux et se trouvent dans les troncs des nerfs pCriph&res. 

Edinger et Bechterew citent le fait, qu'apr&s la section 
des racines postdrieures les parties centrales (dirig^es vers la moelle) 
d’un certain nombre de fibres ne sont pas dCgendröes; ce seraient 
donc fibres qui ont leurs centres dans la moelle. 

. Parmi les physiologistes toute une suite d’exp^rimentateurs, en 
s’occupant de la fonction waso - motrice des racines post^rieures 
(Bidder, Stricker, Morat, Versiloff, Bayliss et autres) 
tentaient de räsoudre en passant la question, oii se trouvent les 
centres des fibres dont l’excitation provoque les alterations vaso- 
moteurs dans les extrCmitös. 

Morat (citd par Versiloff) est d’opinion que le centre de 
ces fibres soit situd dans les ganglions inter-vertdbraux, car au bout 
de 25 jours aprös la section des racines posterieures, chez des ani- 
maux, on obtient une dilatation des vaisseaux pdriphöriques en ex- 
citant, ces racines. 

V er si\o ff (Dissertation, Moscou 1898) soutient par contre qu’au 
bout de ce temps on ne puisse plus observer les phCnomönes 
ddcrits par Morat, que donc ces fibres soient dtigCnCröes, et par 
consequent proviennent de la substance grise. 

Steinach et Wiener ( Pflügers Archiv 1895), en faisant des 
expCriences sur des grenouilles, sont arriv^s ä la conclusion que dans 
les racines postCrieures cheminent les voies motrices pour la mu- 
sculature lisse du tube digestif. 

Horton and Smith (Journal of Physiologie 1897 T. 21), en 
faisant les expCriences sur des grenouilles, constatent l’existence 
d’un nombre insignifiant de fibres motrices qui parcourent dans 
les racines posterieures pour fournir les muscles du tronc. 

Bayliss (Neurol. Centralbl. 1902) au congrös des physiologistes 
ä Turin en rCfCrant sur ce sujet soutenait qu’il rCsuIte de ses ex- 
pöriences sur des chiens, des chats et des singes que les nerfs vaso- 
dilatateurs se trouvent dans les racines postCrieures, mais qu’ils 
conduisent le courant seulement en sens retrograde (antidromic — 
rückläufig ), leurs centres nutritifs se trouvant dans les ganglions 
intervertCbraux; car apres la section des racines posterieures, entre 
le ganglion et la moelle, leur partie ganglionnaire ne ddgönöre pas. 

Cependant d£jä en 1896 LenhossCk et Ramon, y Cajal 
(Arch. ital. de Biol. 1896 XXVI citC par Neur. Centr. 1897), en exa- 
minant chez le chien — aprCs la section des racines postCrieures—les 
deux parties de la racine sectionnCe, n'ont trouvö point de fibres 
dCgdnCröes dans la partie pCriphröre et point de fibres normales 


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dans la partie centrale. Puis, aprds avoir ddtruit la substance grise 
des cornes antdrieures dans un certain segment, ils de mdme n’ont 
trouve point de fibres ddgdndrdes dans le racines postdrieures cor- 
respondantes. 

Bikeles ( Neur. Centr. 1903), en se basant sur ses expdrien- 
ces sur de chiens, arrive aux conclusions analogues. 

C’est cependant Sherrington qui a tird au clair cette que- 
stion, ayant fait un grand nombre de recherches trds prdcises sur 
des chats et sur des singes. II examinait au microscope, les parties 
centrales et les parties periphdres des racines postdrieures sec¬ 
tionndes, colords d’aprds March i. Peu de temps aprds la 
section, il trouvait la partie ganglionnaire des racines postdrieu¬ 
res compldtement normale, et n’a point vu de fibres ddgdndrdes 
passantes les ganglions intervertdbraux (durchziehende Fasern). Par 
contre, les parties mddullaires des racines postdrieures sectionndes 
dtaient complötement ddgdndrdes. Cependant au bout de 7 semaines 
aprds la section, il trouvait une nombre insignifiant de fibres ä 
mydline, minces, en dtat de rdgdndration. 

En se basant sur ces recherches, Sh. arrive ä la conclusion 
qui confirme celles de Kahler (Prager Medic. Wöch. 1884) et Sin¬ 
ger und Münzer ( Denksch. der k. Ak. d. Wiss. Wien, LVI 1890), 
c’est ä dire que chez les mammifdres (chats, chiens et singes) pas 
une seule fibre des racines postdrieures ne provient d’une cellule 
nerveuse intramddullaire, mais que toutes ces fibres sont d’origine 
exogdne. 

Mes recherches sur les singes confirment cette thdse entid- 
rement. 

Ce qui concerne lesgang 1 ions intervertdbraux mdmes, 
nos recherches faites sur 51 ganglions intervertdbraux, dont 20 
concernaient les racines postdrieures sectionndes, tandis que les autres 
servaient de contröle, ont donnd un rdsultat absolument ndgatif. 
Aussi bien dans les coupes colordes d’aprds Marc hi que dans cel¬ 
les, traitdes d’aprds N i s s 1, nous n’avons point apenju de diffdren- 
ces entre les cellules des ganglions intervertdbraux droits et 
gauches. 

La question sur les Idsions des cellules ganglionnaires est ve- 
nue ä l’ordre du jour dans les derniers temps surtout, quand quel¬ 
ques auteurs (Marie, Oppenheim et autres) pour l’explication 
de la ddgdndrescence des racines postdrieures dans le tabds dorsal 
avaient cherchd dans les cellules des ganglions intervertdbraux les 
Idsions primitives. 


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Ces cellales ont ötö object des recherches tres minutieuses 
& l’ötat normal, chez des hommes et des animaux (L e n h o s s 6 k), ainsi 
qu’cl Tötet pathologique, p. ex. dans les maladies des nerfs pöriphöri- 
ques (Philippe et Eide, Neur. Centr. 1903), aprös la section des 
nerfs pöriphöriques (Lugaro, van Gehuchten, Flemming, 
Rosin, Cassirer et autres), dans le tabös dorsal (Marie, Oppen¬ 
heim), dans la paralysie progressive (Orr et Rows, Brain 1901), 
aprös la section des racines postörieures (Köster, Neur . Centr . 1903). 

Les recherches de ces auteurs avant tout ont dömontrö que 
l’interprötation des observations sur les cellules ganglionaires est 
trts difficile. Tous les auteurs ont trouvä qu’il y a parmi les cel¬ 
lules mentionnöes plusieurs types (4—5) ä structure anatomique 
spöciale, et que les cellules des types difförentes prösentent aussi 
des difförentes phases de degönörescence. 

Les varietös typiques augmentent les difficultös qui se presen- 
tent lorsqu’on veut juger les modifications suspectes de la struc¬ 
ture (voir Schmaus Legons p. 185), et il est impossible de les 
pröciser exactement sans pröparations de contröle. Ce qui nous 
a intöressö le plus, ce sont les recherches experimentales de Kö¬ 
ster sur les lösions des cellules ganglionnaires, aprös la section 
des racines postörieures et aprös la section des nerfs pöriphöres 
(p. ex. du nerf sciatique immödiatement aprös sa sortie du canal 
vertebral). Cet auteur, sur des chats, des chiens et des lapins, 
a trouve que les prolongements axiles des cellules ganglionnaires, cen- 
tripötes et centrifuges, difförent quant ä, leur röle biologique. II obser- 
vait des lesions manifestes des cellules des ganglions intervertö- 
braux, aprös la section des nerfs sciatiques, dejä 9—14 jours apres 
l’operation, tandis qu’aprös la section des racines postörieures, 
meme le 5-me, 15-me, 30-me et 40-me jour, il n’a point trouvö 
de lesions quelconques des cellules ganglionnaires correspondantes, 
ni une difference quelconque entre le cöt6 operö et le non 
opörö. 

Ces experiences, comme l’ajoute Köster, confirment les re* 
sultats nögatifs de Singer et Münzer (3 ou 4 semaines apres 
l’opöration), de L u g a n o (40 jours), de A n d e r s o n (51 ä, 119 jours), 
et sont d’accord avec les rösultats de mes recherches, faites sur des 
singes, 30 jours aprfes l’opöration. 

Mais ces expöriences contestent les resultats des recherches 
de Kleist. Cet auteur sur des lapins, ayant sectionnö les racines 
posterieures, trouvait, au bout de 5 jours aprös l’opöration, dans 
beaucoup de cellules des ganglions intervertöbraux correspondants, 
l’ötat de tigrolyse, poussiöreuse ou grossement granuleuse, au bout 


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de 15 jours surtout l’dtat de la tigrolyse fusiforme et puis les cel- 
lules atteintes ratatinöes et atropliiees. D’un autre cötö (Schmaus) 
nous savons que la tigrolyse souvent apparait et puis disparait dans 
les cellules sans que la vie des cellules ötait menacöe. 

Köster ä ce sujet a fait des expöriences nombreuses. II ar- 
rive ä la conclusion qu’aprös la section de racines postdrieures, 
meme au bout de 80 jours, il n’y a pas de modifications de struc- 
ture des cellules dans les ganglions intervertöbraux. Ce n’est 
qu’aprfes cette pdriode que les cellules deviennent ratatinees et atro- 
phiöes et en ce dtat se trouvent aussi bien les cellules d’un aspect 
normal que les cellules ä structure modifide, dont la majoritö se 
colore trös fortement (Hypertindion der Nissl-Körper) et la minoritd 
trös faiblement. Du 80-me au 200-me jour le rdtrdcissement atrophi- 
que des cellules est progressif et au bout de ce temps devient sta- 
tionnaire. 

Cependant, ddjä vers le 200-dme jour aprds l’opdration, on voit 
que dans certains endroits du ganglion intervertdbral les places, qui 
dtaient occupds par les cellules. sont. vides, dans d’autres les cellu¬ 
les se trouvent en dtat d’atrophie manifeste, dans d’autres encore 
il y a des phases diverses de chromatolyse ou des cellules ä l’dtut tout 
ä fait normal. La conclusion est que la vulnerabilitd de ces cellules 
n’est pas ögale. Au bout de 260 ä 300 jours aprds l'opdration, le ganglion 
tout entier est bien plus petit du cötö aux racines poslörieures sec- 
tionndes que du cötö normal. 

Köster mentionne bridvement que, dans les pröparations de 
March i. il trouvait quelquefois une degönörescence des racines 
postörieures retrograde c’est, ä dire dans la direetion du ganglion 
intervertöbral, aprös avoir observe sur les animaux operös des altö- 
rations nutritives (chute de poils, exulcörations, apparition des me- 
ches blanches dans les cheveux, etc). L’auteur ne donne point 
de dötails plus pröcis sur l’espace de temps ecould entre l’operation 
et l’observation des altörations nutritives et la constatation de la 
dögönörescence des bouts pöriphöriques des racines posterieures. 
Il est probable que ces altörations se prösentaient assez tard, de 
meme que les lösions des celluies. 

Ayant constatö l’absence des alterations regressives dans les 
bouts pöriphöriques des racines posterieures sectionnees et des le- 
sions des cellules ganglionnaires, au bout de 30 jours apr6s l’opöra- 
tion, nous sommes d’accord avec les rösultats des recherches de 
Köster. 


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Resumö des rösultats de nos recherches 

a) Physiologiques: 

1. La section d’une seule racine postErieure qui participe ä Pin- 
nervation d’une extrEmitE ne produit la moindre altEration motrice 
de cette extrEmitE. 

2. La section de plusieures racines postErieures, mais non de 
la sErie toute entiEre, destinEe pour une extrEmitE, produit quelques 
altErations motrices, c’est ä, dire une eertaine ataxie des mouve* 
ments, une eertaine maladresse des doigts surtout. Ces altErations 
cessent complEtement au bout de quelques jours. 

3. Le röle de la VIH-me racine cervicale postErietire, qui four- 
nit la sensibilitE & la plus grande partie de la surface de la main, 
n’est pas trEs important: car la I-re racine dorsale (ou une autre 
quelconque racine dorsale, participant au plexus) Etant intacte, 
les altErations motrices produites par la section de toutes les autres 
racines (VIH-me cervicale inclusive) cessent au bout de quelque 
temps. 

4. La section de la sErie toute entiEre des racines sensitives, 
qui innervent une extrEmitE, ne produit point Pabolition complete 
des mouvements de cette extrEmitE, mais une altEration trEs Evi¬ 
dente. Bien que les mouvements prehensifs n’ont pas Peffet exact, 
PextrEmitE anesthEsiEe exEcute de diverses mouvements du bras, 
de Pavant-bras, et meme de la main et des doigts; ces mouvements 
deviennent successivernent beaucoup plus amples et plus parfaits. 
La course est possible, bien que difficile: PextrEmitE anesthEsiEe est 
souvent flEchie et Panimal s’appuie, en marchant, sur la surface 
dorsale de cette main. 

5. La section de la sErie toute entiEre des racines sensi¬ 
tives, qui fournissent ijne extrEmitE, produit dans PextrEmitE ane¬ 
sthEsiEe une flacciditE Evidente et une atrophie des muscles. 

bj Anatomiques: 

La virgule de Schultze est composEe presque exclusivement 
des rameaux descendants des racines postErieures; il n’y a pas 
que trEs peu des fibres provenantes de la substance grise. Plus bas 
on fait la section des racines postErieures (cervicales ou dorsales), 
d’autant plus loin s’Etend la dEgEnErescence en virgule vers le co- 
nus mtdullaris. Pourtant meine aprEs la section des racines postE¬ 
rieures, cervicales infErieures et dorsales supErieures, jusqu’a la 
V-me inclusivement, le fasciculus dorso-medüUis , dans les portions 


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lombaire et sactee de Ja moelle, n’est point atteint par la d£g&te* 
rescence. 

2. Chaque racine posterieure aprfcs avoir pöndtte dans la mo¬ 
elle, se döplace successivement vers la ligne mödiane, mais eile ne 
forme jamais un faisceau compact, les fibres des racines voisines 
£tant entremStees; les faisceaux de ces fibres, en ascendant, devien- 
nent visiblement plus minces. 

3. Aprfes la section unilaterale des racines posterieures, il n’y a 
pas de d6g£n6rescence dans le cordon posterieur Iteterolateral, sup- 
pos6 que l’operation a öte faite exactement. Les d6g£n£rascences 
diss6min£es dans les cordons antero-lateraux sont la suite de trou- 
bles circulatoires dans la substanoe grise, ou bien des lesions de la 
substance blanche p£riph£re, presque in^vitables lorsque une sörie 
de lames vertebrales a ete ecarte. 

4. La division du cordon posterieur en faisceau de 6 o 11 
et faisceau de Burdach n'existe que dans les Segments cervicaux 
sup£rieurs. Dans la partie cervicale interioure et dorsale supärieure 
le septum paramedianum n’est pas iimite precise entre ces faisceaux, 
car la Iimite mediale de la dögönerescence est une ligne droite et 
non contournee en S comme le septum paramedianum. 

5. Dans certains cas quelques fibres des cordons posterieurs 
passent sans interruption les noyaux des cordons posterieurs et 
entrent dans le lemniscus contralateral j our se diriger vers recorce 
cerebrale. 

6. Aprfes la section des racines posterieures il n’y a pas des 
lesions des cellules motrices des cornes anterieures, et les lesions 
des racines anterieures sont tout a fait sans importanee. La suppo- 
sition, que les alterations motrices, observees aptes la section des 
racines pesterieures, soient la consequence de la degenerescence 
des cellules motrices et des racines anterieures, n’est pas fondöe. 

7. Aprös la section des racines posterieures entre les ganglions 
int.ervertebraux et la moelle, les bouts centraux des racines (du 
cöte de la moelle) deg£n£rent completement, tandis que les bouts 
p£riph£riques (du cote du ganglion) ne presentent aucune dög^nö- 
rescence, meme aprös 30 jours depuis le moment de l’opöration. 

Il n’y a pas chez les singes de fibres qui, en naissant des 
cellules dans la moelle, cheminent avec les fibres des racines poste¬ 
rieures et passent les ganglions intervertebraux sans interruption, 
pour se diriger vers la pdriplterie („durchziehende Fasern u ). 


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8. Les ganglions intervertdbraux ne prösentent point de dög^- 
nörescence retrograde au bout de 30 jours apr&s la section des ra- 
cines posterieures. 


Je tiens ä exprimer ici mes plus sincöres r^merciment ä, M o n- 
sieur le Docteur Eduard Flatau, qui a dirigd et aide mon 
travail. 


Varsovie — mars 1905. 


€xplication des planches VI—X. 

Les figures sur les planches VI, VII, VIII et IX, demi-schemati- 
ques, mais dessinäes par le docteur Lehr d’apräs les präparations mieroscopiques, 
representent les coupes transversales de la moelle äpiniäre du premier, 
deuxieme, troisiäme et quatriäme singe. 

A cöte des figures on trouve la signification des segments de la 
moelle qui ont ätä dessinäs. Les segments cervicaux sont däsignäs de la 
lettre C , les segments dorsaux de la lettre D t les segments lombairesde 
la lettre L et les segments sacräs de la lettre 8. Les chiffres adjointes 
a ces lettres däsignent les Nr. de ces segments; p. ex. C s däsigne le 
sixiäme Segment cervical. 

Les parties de la moelle sont däsignäes de la maniäre suivante: 
f . g. = funiculus gracilis (faisceau de Goll) 
f. c. = funiculus cuneatus (faisceau de B u r d a c h). 
f. Gow. = funiculus Qowersii (tractus spino-cerebellaris ventralis). 
t. c. = tractus spino-cerebellaris dorsalis (voie cäröbelleuse). 
z. r = zona radicularis (le champ de pänätration des racines poslerieures) 

/. S. = fascicidus Schultzii (la virgule de Schultze). 

f. L. — fasciculus Loewenthalii < fasciculus intermedio-lateralis), 
p. p . — fasciculus praepyramidalis (faisceau de Monako w). 
f 8. m . d . = fasciculus sulco-marginalis dorsalis descendens (faisceau de 
Marie) 

a. I. = flbres dissäminäes dans les cordons antäro-latäraux. 
p . = voies pyramidales laterales, 
r. a. = radix anterior. 

r. p. —. rgdix posterior. 

s. p. = septum paramedianum. 

x. = un amas de fibres, dans le I et ILme cas, des deux cötäs du septum 
longitudinale posterius . 

Les descriptions detaillees se trouvent dans le texte. En outre les 
signes suivants meritent d’ätre notes : 

Planche VIII: dans le einquieme Segment cervical (C 5 ) ar = struc- 
ture areolaire de la moitiä droite de la moelle; m epaississement de la 
pie-mdre; dans le deuxieme Segment cervical (C 2 ), les faisceau cäräbelleux 


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(t. t.) et les faisceau de G o w e r s (f. Gow.) sont eioignes de la periph€rie; 
le troisieme et le quatrieme segments dorsaux (D t et Z> 4 ) sont lögerement 
d6form6s; dans le cinquieme segment dorsal (D s ) ilya une d6g£n6rescence 
disseminöe sur tonte la section transversale de la moelle. 

Planche IX: dans le premier segment dorsal (D x ) le champ de 
Penetration de la I-re racine dorsale posterieure (z. r.) est clair; dans 
la partie inferieure dn VlU-me segment cervical ((7 g ) on voit les stries 
claires des faisceaux normaux de cette racine an milieu des fibres r6ce- 
menent deg^nerees de la huiti&me racine cervicale posterieure; — dans le 
Vl-me segment cervical (C 6 ) la I-re racine dorsale posterieure presente 
une strie claire le loog du bord medial de la partie d6g6ner6e. 

La planche X repr&sente les desseins & demi-schematiques faits d'apres 
des preparations microscopiquee du bulbe et du oervelet du troisieme singe. 

Fig. 1 jusqu'ä la fig. 6 represeutent une serie de sections du 
bulbe: 

f. G. = faisceau de Goll. 
f. B. = faisceau de Bardach. 

t . c. = tractus spino-cerebellaris dorsalis (voie cerebelleuse). 

/. Gow. = faisceau de öowers. 

f, a. i. = fibrae arcuatae internae l degenere©s, lesquelles passent dans 
le Iemnt8cu8 (fig. 3). 
lern = lemnt8CU8 (fig 4, 5 et 6). 

c. r. = le commencement du corps restiforme (fig. 6). 

/. d . o. = fibrae dorso olivares. 

La figure 7 represente le pont de V a r o 1 e: 
l, m. — lemniscus medialis. 
v. m. a. = velum medulläre anterius. 

Les figures 8 et 9 representent la sect'on sagittale du cervelet tout 
pres de la ligne mediane: 
n. t. = nucleu8 tecti 
r. v. = ramu8 verticalis. 
r. h. = ramus horizontalis. 

D. C. = la grande commissure anterieure croisee. 

р. = pyramis cerebelli 
n . = nodulua. 

u. = uvula . 

t . v. = tuber vermis. 

с. = culmen . 
d. = declive. 

Nomenclature et Orientation topograpbique du cervelet d’aprfes le 
traite: F1 a t a u und Jacobsohn: Handbuch der Anatomie und der 
vergleichenden Anatomie der Säugetiere — Berlin. 1899. 


liitterature. 

A) Concernant la partie physiologique. 

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Aus der medizinischen Klinik der Universität Cemfcerg. 

(Vorstand: Prof. Dr. A. Glnzinski). 


Das lydn nt Ltihwia lynphatiea (ylanwdlnlaris) 

von 

Ppof. Dp. A. Glazinski and Dp. ]H. Heiehensteio. 

Mit Tafel XI. 

Eingegangen am 15. Juni 1905. 


Die Anzahl der bis jetzt veröffentlichten Fälle von „ Myeloma “ 
wächst täglich, dessen klinischer Verlauf und anatomischer Bau 
werden hiedurch ihrer Aufklärung entgegengeführt; dabei werden 
immer neue Anschauungen laut über die Genese der Krankheit, die 
trotz sehr gründlicher Forschungen doch noch in vielen Punkten unauf¬ 
geklärt bleibt. Die Beweggründe, welche uns veranlassen, der ohnehin 
umfangreichen Kasuistik noch einen Fall hinzuzufügen, dürften aus 
der Darstellung dieses Falles erhellen. 

K. B., 49 Jahre alt, Eisenbahn-Kondukteur in Drohobycz. Die Eltern 
des Kranken leben nicht; auch kann derselbe nicht angeben, welche Krank¬ 
heit ihren Tod herbeigeführt hat. Verheiratet, Vater von 5 Kindern, alle 
gesund. War angeblich nie krank. Vor sechs Jahren sprang er bei einem 
Zusammenstoss der Züge aus dem Waggon und fiel dabei auf die linke 
Seite. Anfangs verursachte ihm die Kontusion keine Schmerzen. Erst nach 
zwei Jahren, als er zum zweiten mal gleichfalls bei einem Zusammenstoss 
eine Kontusion erlitten hatte und zwar an derselben Brustseite, fühlte er 
einen Kräfteverfall und bemerkte, etwas sei in der linken Brustseite 
nicht in Ordnung u ; auch hatte er an dieser Stelle von Zeit zu Zeit bei 
heftigeren Bewegungen gewisse Beschwerden. Seine Berufsarbeit setzte 
er jedoch fort. 

Im Februar 1902 fühlte er zum ersten mal Schmerzen in der Herz¬ 
grube. besonders nach dem Mittagossen — denen gewöhnlich Erbrechen 
oder saures Aufstossen folgte. Blutig erbrochen hat er nicht. Nach ziemlich 
kurzer Zeit trat nach einer diätetischen Kur und bei Gebrauch eines 
alkalischen Wassers eine Besserung im Befinden des Kranken ein, so 
dass er seine Berufsarbeit wieder aufnehmen konnte. 

Poln. Archiv f. biol. u. med. WiBaensch. III. .o 

Archive* polon. des ecienc. biol. et medic. III. 


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Im Juni 1902 traten bei dem Kranken plötzlich sehr heftige Schmer¬ 
zen in der Herzgegend auf, die im September eines Tages stark Zunahmen, 
und „entsetzlich“ wurden. Da sie nicht nachliessen, gab er seit dieser Zeit 
die Arbeit auf. 

Annähernd um dieselbe Zeit bemerkte er, dass seine Gesichtsfarbe 
blass wurde und einen Stich ins Gelbliche zeigte. Seit einer Woche 
traten auch Schmerzen in der rechten Brustseite an der symmetrischen 
Stelle auf, denen sich seit einigen Tagen Schmerzen im oberen Teil des 
linken Oberschenkels hinzugesellten. 

Er klagt auch über Schmerzen beim Heben des linken Oberarmes. 
Die Gelenke der oberen und unteren Extremitäten waren weder schmerz¬ 
haft noch geschwollen. Der Appetit, der sich im Anfang der Krankheit 
bedeutend verringerte, besserte sich etwas.Der Kranke ist sehr schwach, 
hustet einwenig. Harn- und Stuhlentleerungen normal. Venerische Krank¬ 
heiten hat er nicht überstanden. Rauchte mässig. 

Weg6n dieser Leiden sucht der Kranke in der Klinik Hilfe und wird 
am 9 tem Oktober aufgenommen. 

Status praesens : 10/X. Mittelgross, ziemlich gut gebaut, mässig genährt. 
Hautfarbe blass mit gelblichem Ton, Panniculus adiposus atrophisch. Schä¬ 
del symmetrisch, Schädelknochen bei Perkussion nicht schmerzhaft. Kopf 
passiv und aktiv, normal beweglich. Bnlbi normal beweglich. Die 
Bindehaut blass, die Coniuctiva bulbi leicht injiziert. Die Pupillen 
reagieren normal bei Lichteinfall und Akkomodation. Der Druck auf die 
Austrittspunkte der Supra- und Infraorbital nerven nicht schmerzhaft Im 
Facialisgebiete und dem motorischen Teile des Trigeminus keine Abnor¬ 
mitäten. 

Zunge belegt, wird vom Kranken gerade herausgestreckt, kein Zittern. 
Zähne kariös. Die Schleimhaut der Lippen, Wangen und das Zahnfleisch 
blass. Der weiche Gaumen normal beweglich, die Mandeln nicht vergrös- 
sert Die Schleimhaut des Pharynx blass, mit Schleim bedeckt. Der Hals 
lang, schmal. An der linken Halsseite kleine Drüsen, erbsengross, nicht 
schmerzhaft. Halsvenen leicht erweitert, pulsieren negativ. Karotidenpuls 
ziemlich gut gespannt. 

Thorax lang, mässig gewölbt. Die Supra- und Infraclaviculargruben 
angedeutet. Rechte Thoraxseite besser beweglich als die linke. Die V-te 
und Vl-te Rippe in der vorderen, linken Axillarlinie auf 3—4 cm. verdickt, 
bei Druck sehr schmerzhaft. An der Seite, wo die Schmerzhaftigkeit am 
grössten ist, lässt sich eine ziemlich weiche, haselnussgrosse Geschwulst 
herausfühlen. Man bemerkt bei genauer Untersuchung, wenn man auf die 
Rippe in gewisser Entfernung von der schmerzenden Stelle drückt, ein 
Nachgeben der Rippen, wobei die Bruchenden gegeneinander verschoben 
werden und die auf diese Stelle gelegte Hand Krepitation fühlt. Die 
Schmerzhaftigkeit der Rippen erstreckt sich nur auf die gebrochene Stelle. 
Beim Auskultieren rauhes Pleurareiben beim Atmen bemerkbar. Die Haut 
ist über der kranken Stelle unverändert. 

Auf der rechten Seite in der Mitte zwischen der Mammillar- und 
der Axillarlinie eine Schmerzhaftigkeit der VH-ten Rippe beim Druck und 
eine unbedeutende Wölbung; diese Stelle ist jedoch viel weniger schmerz¬ 
haft als an der linken Seite. 

Interkostalräume bei Druck nicht schmerzhaft. 


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Thorax von hinten: Wirbelsäule normal gekrümmt, auf Druck nir¬ 
gends schmerzhaft. Keine Abnormitäten in der Konfiguration derselben. 
Beide Thoraxhälften symmetrisch, Beweglichkeit der rechten Seite besser 
als der linken, ebenso Pektoralfremitus besser fühlbar an der rechten Seite. 

An den Lungen lässt sich nichts Abnormes konstatieren bis auf eine 
mässige Verschiebung der Lungengrenzen nach unten und eine geringe 
Anzahl von Giemen in den unteren Lungenpartieen. 

Herzdämpfung normal, Herztöne rein; am Ostium der Pulmonal - 
arterie der zweite Ton verstärkt. Radialis rigider, geschlängelt. Puls 
regelmässig, 84 in der Minute. 

Die Leber reicht perkutorisch in der rechten Mainmillarlinie 3 Fin¬ 
ger unterhalb des Rippenbogens, in der Mittellinie 2 Finger über den 
Nabel, die Mittellinie des Körpers überschreitet sie um 3 Finger. Beim 
Betasten fühlt man ihren Rand in der rechten Mammillarlinie 3 Finger 
unter dem Rippenbogen, mässig hart, leicht empfindlich. 

Die Milz palpabel, mässig weich, nicht schmerzhaft, reicht perkutorisch 
in der Axillarlinie von der 9—11 Rippe, vorne reicht sie bis an den 
Rippenbogen. 

Der Bauch im Allgemeinen leicht gebläht, in der Tiefe keine Ab¬ 
normitäten beim Betasten bemerkbar. 

Die Knochen der Extremitäten un$ des Beckens bei Druck nicht 
schmerzhaft nicht deformiert. Sämmtliche Gelenke frei, bei Bewegungen 
nicht schmerzhaft. Beim Heben des linken Armes klagt der Kranke über 
Schmerzen in der linken Seite des Thorax 

Passive und aktive Bewegungen, sowie sämmtliche Arten der Sin¬ 
nesempfindingen normal. 

Reflexe normal. Keine Oedeme. Temperatur bis 37*1 (in der Achsel¬ 
höhle). Körpergewicht 59 Kg. 

Sputum spärlich, schleimig, leicht gemischt mit Eiterklümpchen. 
Das Ergebnis der Untersuchung auf Tbc. negativ. 

Stuhl geformt, normal. 

Die Untersuchung des Mageninhalts ergab nach sämmtlichen 
Proben (nüchtern, Eiweissprobe, Beafsteakprobe) eine starke sekretorische 
Insuffizienz, da der aspirierte Inhalt stets neutral regierte, wobei die 
motorische Funktion des Magens gut erhalten war. 

Untersuchung des Blutes (vide unten). 

Untersuchung des Harns: Farbe: wein-gelb; Geruch: normal; 
Durchsichtigkeit: vollkommen; Reaktion: sauer; Spez. Gewicht: 1*037. 

Eiweiss: 1) Probe mit HN0 3 = schmaler Ring, der sich langsam 
vergrössert. 2) Pr. mit Esbach’s Reagens = deutliche Trübung (0*5°/ 00 ). 
3) Urin -f- gesättigte Amonsulphatlösung ää : flockiger Satz, im Filtrate 
lässt sich kein Eiweisskörper nachweisen. 4) Pr. mit Essigsäure NaCl 
bis zur Sättigung: reichlicher, flockiger Bodensatz, im Filtrat kein Eiweiss¬ 
körper nachweisbar 1 ). 5) Pr. mit Essigsäure 30°/ 0 Kalium Ferro-cyan.: 
gleichmässig wachsende Trübung. 6) Pr. mit Essigsäure 30°/ 0 : keine 
Trübung. 7) Pr. mit KNOj-)- Cu S0 4 : violett-rötlich. 8) Pr. beim Kochen: 
bei raschem wie auch langsamen Erwärmen keine Trübung. 


*) Die Proben 1—4 hellen sich beim Erwärmen ganz auf, die Probe 
5 nur unvollständig, beim Erkalten erscheint die Trübung wieder. 

* 


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Zucker: fehlt. • Chloride: normal. Indikan: vermehrt. Aceton: fehlt 
Diacetessigsäure: fehlt. Blutfarbstoffe: fehlen. Gallenfarbstoffe: fehlen. 
Diazoreaktion: negativ. 

Im sehr spärlichen Sediment vereinzelnte Plattenepitheiien 
und Leukozyten, einige Harnsäurekrystalle. 

Ähnlich verhielt sich der Urin im Verlaufe der ganzen weiteren 
Beobachtung, d. h. ebenso beim ersten wie beim zweiten Aufenthalte des 
Kranken in der Klinik, nur das spez. Gewicht schwankte und war während 
des zweiten Aufenthaltes niedrig (1*013—1*015) 

Um den Eiweissstoff im Urin zu isolieren, bediente mau sich der 
Probe 4 ‘). 

Einem grösseren Quantum Urin wurde Essigsäure bis zu 0*5°/ Ä hin¬ 
zugesetzt und mit NaCl gesättigt. Der nach 24 Stunden gesammelte 
Bodensatz wurde dialysiert, zuerst mit gewöhnlichem Wasser, hernach mit 
destilliertem bis zur vo llständigen Reinigung, wobei ein Niederschlag entstand. 
Das Ganze wurde bis zur Trockenheit abgedampft und mit 2°/ 0 Na CI 
extrahiert. Auf diese Weise erhielten wir eine circa 1 °/ 0 Lösung des 
Eiweisskörpers; bei längerem Stehen entstand ein Satz, der sich als 
Eiweisskörper erwies. Die Lösung ergab alle Farben - Reaktionen der 
Ei weisskörper, besonders schön die Reactionen nach M i 1 o n und M o 1 i s c h. 

Ein Teil der Lösung wurde mit gesättigter Ammonsulphatlösung 
ausgesalzen nach der Methode von Pick 2 ), wobei sich Folgendes ergab: 
1) 2 ccm. Lösung-f- 7 ccm. Wasser -f- 1 ccm. gesättigte Ammonsulphatlö¬ 
sung — Niederschlag bei durchsichtigem Filtrat. 2) Das Filtrat von 1) 
versetzt mit Ammonsulphat im Verhältnisse von: 2 ccm. der untersuchten 
Flüssigkeit -f- 5 ccm. Wasser -f- 3 ccm. ges. Ammonsulph. gaben einen 
Niederschlag der bei halber Sätttigung ganz ausfiel. 

Die bei Einwirkung des Am. sulph. erhaltenen Zahlen, das Verhalten 
gegenüber den Reagentien und dem Erwärmen im Zusammenhang mit der 
Tatsache, dass sowohl bei der Dialyse, wie auch bei längerem Stehen der 
Lösung mit NaCl ein Eiweisskörper ausfiel, lassen vermuten, dass in dem 
untersuchten Urin zwei eiweis s artige Körper vom Typus 
der Hetero- und Protoalbumose enthalten waren. 

Die Sättigungsziffern stimmen zwar mit den von Pick für diese 
Körper angegebenen Ziffern nicht ganz überein, doch sind die Differenzen 
klein und finden ihre Erklärung in der verschiedenen Konzentration der 
bei der Untersuchung verwendeten Lösungen. 

Verlauf. In den nächsten Tagen lassen die Schmerzen nicht nach 
trotz Anwendung von Aspirin und Umschlägen mit Liquor Burowii auf 
die linke Seite. In der Zeit vom 19/X und 29/X bekam der Kranke 0*6 
Atoxyl. Weitere Injektionen mussten unterbleiben, da sie zu schmerzhaft waren 
Der subjektive und objektive Zustand des Kranken bleibt bis Ende Oktober 
unverändert. Schwellung und Schmerzhaftigkeit in der Gegend der V 
und VI Rippen bleiben demselben Grade Der Kranke bringt die Nächte 

’) Dieser Teil der Arbeit wurde ausgefdhrt unter der Leitung des 
weil. Prof. Niemilowicz und gütiger Mithilfe des Herrn Kollegen Dr. 
Gittelmacher -W i 1 e n k o. 

E. P. Pick. Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. XXIV 1897 S. 246. 


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wegen Schmerzen schlaflos zu. In dem Zeiträume vom 8/XI bis 16/XI 
wurden 19 Iiyektionen von Neo-arsycodüe zu je 0*05 gr. gemacht. 

In den ersten Tagen des Novembers verkleinert sich die Geschwulst 
an den oben beschriebenen Stellen, die Schmerzen in der linken Seite des 
Thorax treten nicht mehr spontan auf und machen sich nur bei tieferem 
Atmen und bei Druck bemerkbar. 

Bei Druck auf die fünfte und sechste Rippe der linken Seite hält 
die Krepitation an der alten Stelle an, obzwar sie weniger auifällt. 

Bei der Untersuchung des Kranken am 18/XI 1902 ist die V-te 
und Vl-te Rippe auf der linken Seite, vormals an begrenzter Stelle tumor- 
artig aufgetrieben, heute nur gleichmässig auf 4 cm. verdickt. Sogar bei 
massig starkem Druck auf diese Stellen klagt der Kranke nicht über 
Schmerzen. Auch fühlt man keine Krepitation mehr an den Stellen, wo man 
sie früher deutlich herausfühlte, ebenso lässt sich kein Pleurareiben 
konstatieren. Die VTI-te Rippe an der rechten Seite vormals aufgetrieben 
und schmerzhaft weist nur eine nicht schmerzhafte Verdickung auf. Aus¬ 
sehen des Kranken im Allgemeinen besser. Schlaf gut. Selbst bei tiefem 
Atmen keine Schmerzen. 

Am 16/XI 1902 verlässt der Kranke die Klinik, nachdem er um 
2*10 Kg. zugenommen hatte. 

Am 28-ten März 1903 erscheint der Kranke wieder in der Klinik 
und erzählt, er hätte sich, nachdem er die Klinik verlassen, einen Monat 
hindurch so wohl gefühlt, dass er seine Arbeit als Eisenbahn-Kondukteur 
wieder aufnahm. Bald aber kamen seine Leiden wieder: quälende und 
fortwährende Schmerzen an beiden Seiten des Thorax, besonders an der 
linken Seite, Unfähigkeit tief Atem zu schöpfen oder zu husten infolge 
von Schmerzen, so wie Schlaflosigkeit. Ein wenn auch unbedeutendes 
Heben der Extremitäten verursacht Schmerzen im Brustkorb. Während 
der letzten drei Monate, die er vorwiegend im Bett zubrachte, gesellten 
sich zu den bereits geschilderten Leiden sehr heftige Kreuzschmerzen, 
die ihm nicht gestatten die Lage zu wechseln oder sich zu bücken. Sehr 
geschwächt. Husten mässig. Kein Herzklopfen. Stuhl- und Harnentleerun¬ 
gen normal. 

Die Untersuchung des Kranken am Tage, an dem er wieder in die 
Klinik aufgenommen wurde, ergibt eine bedeutende Verschlimmerung des 
Allgemeinzustandes, der Kranke hält sich kaum auf den Beinen, gebückt, 
— die nach hinten gekrümmte Wirbelsäule sucht er zu schonen, ln den 
inneren Organen dieselben Veränderungen, Lymphdrüsen nicht vergrössert. 
Der Thorax unten breiter, an der linken Seite deformiert durch Tumoren 
von der Grösse eines halben Apfels, die sich im Verlaufe der V-ten Rippe 
in der Mammillar- und der Vl-ten Rippe in der Axillarlinie befinden. 
Diese Tumoren unterbrechen die Kontinuität der Rippen, so dass man an 
der Stelle wo sich der weiche Tumor befindet, Krepitation fühlt, die von 
den gedrückten Knoohenbälkchen zu kommen scheint. Die Rippen enden 
ziemlich scharf an der Tumorgrenze. Bei stärkerem Druck sind die Tumo¬ 
ren schmerzhaft. Konsistenz des Tumors an der VI Rippe elastisch, an 
der V-ten härter. 

Die VH Rippe in der linken Axillarlinie dicker, nach aussen gekrümmt, 
gar nicht schmerzhaft, von normaler Konsistenz. An den übrigen Rippen 
keine Abnormitäten. 


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Bei der Perkussion des Sternums an der Stelle, die der Artikulation 
des V-ten Rippenpaares entsprechen dürfte, Schmerzhaftigkeit. 

Die Wirbelsäule im unteren Brust- und oberen Lendenteil ziemlich 
scharf nach hinten gekrümmt. Der Druck auf die Processus spinosi 
an diesen Stellen schmerzhaft, die Wirbel an diesen Stellen dicker. In 
den Knochen der oberen und unteron Extremitäten, in den Schulterblättern 
und Beckenknochen keine Abnormitäten. 

Infolge der Schmerzen kann sich der Kranke nicht nach hinten 
beugen. 

Die Veränderungen im Knochensystem wachsen während der Dauer 
der Beobachtung derart, dass sie sich am 29/lV 1903 folgendermassen 
darstellen: der Kranke liegt im Bette gebückt, erhebt sich und ändert 
die Lage mit grosser Mühe, indem er sich auf die Ellenbogen stützt. Die 
Schlüsselbeine unverändert, bei Druck nicht schmerzhaft. Die Rippen I, 
II und III beiderseits auf Druck nicht schmerzhaft. Deformatijn an ihnen 
weder sichtbar noch tastbar. Interkostalraum 3 u. 4 in der Mammillarlinie 
auf Druck schmerzhaft. Die Schmerzhaftigkeit kommt nicht vom verdünnten 
und atrophischen Musculus pect . Die Rippe IV an der rechten Seite bildet 
1 cm. medialwärts von der Mammillarlinie eine winkelige Krümmung nach 
vorne. Der laterale Teil dieser Rippe (von der Krümmung aus) ist bei 
Druck schmerzhaft und gibt unter den Fingern nach. Eine ähnliche 
Krümmung an symmetrischer Stelle bildet auch die Rippe IV an der 
linken Seite. Das Nachgeben und die Schmerzhaftigkeit des äusseren 
Teiles dieser Rippe ist weniger deutlich. Die V Rippe rechts ist lateral- 
wärts von der Mammillarlinie breiter, in der Mitte schmerzhaft auf Druck. 
Rippe VI gleichfalls dicker und breiter an ihrem unterem Rande l cm. 
nach aussen von der Mammilarlinie ein dreieckiger Einschnitt fühlbar, 
sehr schmerzhaft auf Druck, ausgefüllt mit einem weicheren Gewebe. Die 
Verdickung der VH-ten Rippe an der rechten Seite befindet sich weiter 
lateralwärts, gegen die vordere Axillarlinie hin. Die Verdickung der VHI-ten 
Rippe nimmt vonder vorderen Axillarlinie bis zur mittleren Axillarlinie 3 cm. 
ein — ist breiter und krümmt sich bogenartig nach aussen. Die X Rippe 
in der mittleren Axillarlinie schmerzhaft auf Druck. Die Rippen VII, VIII 
u. IX an den veränderten Stellen nicht schmerzhaft. Die Rippen XI 
u. XII unverändert. Die Konfiguration de Thorax an der rechten Seite 
insoferne verändert, als an der abgemagerten Haut die Biegungen der Rip¬ 
pen an den oben beschriebenen Stellen hervortreten und eine bogenför¬ 
mige Linie bilden, die von oben und medialwärts, nach unten und late¬ 
ralwärts verläuft. 

Die linke Seite: Rippe V. In der Mammillarlinie befindet sich ein 
Tumor von der Grösse eines halben, kleinen Apfels, der die Kontinuität 
der Rippe unterbricht, von weich-elastischer Konsistenz, fast gar nicht 
schmerzhaft. Der laterale Teil dieser Rippe (vom Sternum aus) bildet 
nicht die Fortsetzung des medialen Teiles derselben , sondern ist wie 
eingedrückt und gibt bei Druck nach. Der Druck auf die Aussenfläche der 
Rippe schmerzhaft Die Rippe VI. in der Mammillarlinie breiter und verdickt; 
2V a cm. lateralwärts von der Mammillarlinie geht die Rippe in eine 
Tumormasse von der Grösse eines halben Gänseeies über, die von derselben 
Konsistenz ist, wie der Tumor auf Rippe V. In der mittleren Axillarlinie 
endet dieses weiche Gewebe ziemlich scharf, ohne die Vorderfläche der 


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Kippe zu bedecken. Diese ist bei Druck schmerzhaft. Die 5 cm. lange 
Verdickung der VII Rippe (nach der Achselhöhle hin) beginnt 1 l / f cm. 
lateralwärts von der Mammillarlinie. Die Schmerzhaftigkeit der VIII 
Rippe am stärksten in der hinteren Axillarlinie. Rippe IX verdickt und 
1 cm. lateralwärts von der hinteren Axillarlinie schmerzhaft. Rippe X 
wenig schmerzhaft am unteren Rande in der Axillarlinie. Rippe XI u. 
XII unverändert. 

Brustbein schmerzhaft nach unten von der Artikulation des fünften 
Rippenpaares. Der Thorax von hinten : Die Wirbelsäule an der unteren 
Brustseite stark nach hinten gekrümmt. Druck auf die Processus spinosi 
der 3 ersten Brustwirbel sehr schmerzhaft, ebenso Proc. spin. der 4 letzten 
Brust-, und 2 ersten Lendenwirbel. Zirka 3 cm. nach aussen von der Mit¬ 
tellinie, auf der linken Seite, in der Gegend der VII Rippe eine auf Druck 
sehr schmerzhafte Stelle. An anderen Knochen weder Tumoren noch 
Schmerzhaftigkeit konstatierbar. 

Von anderen Details des klinischen Verlaufes während des zweiten Auf¬ 
enthaltes de3 Kranken in der Klinik bis zu seinem Tode (6 Wochen) wäre Fol¬ 
gendes hervorzuheben: auch weiterhin keine Veränderungen in den Lymph- 
drüsen, zunehmender Kräfteverfall und Anaemie, Schwellung und Rötung 
des Zahnfleisches (foetor ex ore). Vom 14/IV. hartnäckiger Durchfall. 
Zunehmende Schmerzen (trotz der Arseninjektionen und Anwendung von 
medull . oss . rubr.), so dass man vom 4/1V zu Morphium greifen musste. 
Am 19/IV wurde vom Herrn Privat-Dozenten Dr. Bednarski retinitis 
haemorhagica beider Augen konstatiert. Oedeme an den unteren Extremi¬ 
täten (26/1V). Ein subfebriler Zustand, der in den letzten zwei Tagen beim 
Auftreten von Pneumonia lobularis in eine Continua übergieng. 

Dieser letzten Komplikation erlag der Kranke am 3-ten Mai 1903 
um 6 Uhr Abends. 

Klinische Diagnose: Myeloma multiplex. Tumor kepatis et 
lienis. Enteritis chronica. Anaemia gravis. Cacliexia. Oedema pedum. 
Sektion der Leiche am 4/V 1Ü03 (Dr. Nowicki). 

Pathologisch -anatomische Diagnose: Myeloma mul - 
tiplex: ossis frontalis sin., alae magnae utriusque ossis sphenoidalis, ossis 
occipit., costarum II, IV, VI, VII et praecipue V lateris sin. et III , 
IV, V, VI lateris dextri (infractiones), corporis vertebrae thoracalis 
XI et lumbalis III et V, femoris sinistri. Tumor lienis subacutus. 
Pneumonia lobularis dispersa et conßuens partis centralis et posterioris 
lobi super, dextri et lobi medii lateris eiusdem. 

Emphysema substantionale leve, ambilaterale. Bronchitis catarrh. 
chronica atrophica et bronchiectases cylindriformes, leves lobor. inf. 
Pleuritis fibrinosa sübchronica dextra et adhaesiva fibrosa chron. sinistra. 
Dilatatio cordis, praecipue ventriculi dex. et degeneratio adiposa myocardii. 
Hydropericardium. Anaemia renum. Gastritis et enteritis catarrh. chronica. 

Lymphadenitis chron. hyperplastica glandul. colli, axillarium et 
peritrachealium. Cachexia et anaemia universalis. Anaemia fundi et 
haemorrh. retinae oculi utriusque. 


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Sektionsprotokoll (abgekürzt): Leiohe eines zirka 50 jährigen 
Mannes, mittelgross, Knochengerüst im Allgemeinen ziemlich gut, Ernährung 
schlecht. Haut von blass-gelblichem Kolorit, die von aussen zu sehenden 
Schleimhäute sehr blass. Gesicht und Schädel symmetrisch. Pupillen weit, 
gleich. Hals ziemlich lang, schmal. Thorax breit, lang, platt. An beiden 
Seiten des Thorax, besonders in der vorderen Axillarlinie, einige deutlich 
begrenzte Erhöhungen von der Grösse einer Walnuss bis zur Grösse eines 
Hühnereies. Bauch eingefallen. Die Haut der unteren Extremitäten be¬ 
sonders in der Knöchelgegend oedematös. 

Schädel symmetrisch. Das Verhältnis der Spongiosa zur Compacta 
normal. Dura inater straff gespannt, blass. In den Sinusen der harten 
Hirnhaut findet man, den Sinus falciformis superior ausgenommen, 
spärliche, postmortale Blutgerinnsel. An dem kleineren Flügel der lin¬ 
ken Keilbeinhälfte, weniger an der rechten Seite, in der Vertiefung des Os 
frontale beiderseits, so wie auch nach unten von der Protuberantia occipi- 
talis interna befinden sich graue, weiche, sehr saftige, mit den Knochen 
zusammenhängende Massen (bis zur Erbsengrösse), die stellenweise von 
Hämorrhagieen durchsetzt sind. Sie sind leicht zu entfernen und lassen 
unbedeutende Knochenusuren zurück. Gehirn-Gewicht 1550 grm. Die weichen 
Hirnhäute mässig injiziert, in der Gegend der grösseren Furchen milchig- 
weisse Verdickungen, sonst keine Veränderungen. Arterien meist leer, 
ihre Wände unverändert. Auf dem Durohschnitt ist die weisse Substanz sehr 
blass, etwas nachgiebiger, die Rinden-Substanz blass-grau. Letztere deutlich 
von der weissen Substanz abgegrenzt. Gehirnventrikel und Basalganglien 
unverändert. 

Cerebellum, Pons und Medulla oblongata von normaler Zeichnung. 
Panniculus adiposus atrophisch. Muskeln blass, schlaff, schwach entwickelt. 
Die Wirbelsäule in der Gegend der unteren Brust- und oberen Lenden¬ 
wirbel etwas nach hinten gekrümmt. Die Rippen an der linken Seite (H, 
IV, V, VI und VII) weisen an der Grenze des Knorpel- und des Kno¬ 
chenteiles Infraktionen auf. An der V Rippe in dieser Gegend ein hüh¬ 
nereigrosser Tumor, auf dem Durchschnitt grau, ziemlich weich, elastisch, 
mit zahlreichen konfluierenden Hämorrhagieen. Auf der Vll-ten Rippe 
knapp am Collum ein ähnlicher Tumor, von kleineren Dimensionen. Die 
rechtsseitigen Hippen (III, IV, V, VI) weisen ähnliche Infraktionen auf. 
wie die vorigen. Ausserdem weisen die Rippen an den Frakturstellen 
kleinere und grössere Tumoren auf (ähnlich den oben beschriebenen aber 
kleiner und vom Knochenmark nicht scharf abgegrenzt). 

Ähnliche graue Herde, die im Zentrum durch Blutaustritt rot 
erscheinen, sehen wir im Körper des HI u V-ten Lenden- und des Xl-ten 
Brustwirbels. Der Tumor des elften Brustwirbels wächst in den Wirbel¬ 
kanal hinein, wo er die Grösse einer Haselnuss erreicht, wobei er an der 
entsprechenden Stelle auf das Rückenmark drückt. Dieser Tumor ist wie 
die anderen grau-rötlich, weich; herausgenommen lässt er ein Grübchen, 
mit unebenen, rauhen Wänden, zurück. Das Knochenmark des Brustbeins 
wie auch der Rippen an den durch die Tumoren nicht eingenommenen 
Stellen ist rost- braun, lymphoid. Der linke Oberschenkelknochen, zeigtauf 
dem Längsdurchschnitt, dass die Knochenmarkbälkchen besonders im unte¬ 
ren Teile der Diaphyse. geschwunden sind und substituiert durch teilweise 
disperse, teilweise konfluierende Herde, von ähnlicher Art wie die Tumo- 


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ren an den Rippen und Wirbelkörpern. In der oberen Epiphyse sind die 
Knochenbälkchen erhalten, die Compacta überall von normaler Dicke. 
(Die übrigen Knochen konnten nicht untersucht werden). 

Nach Öffnung des Thorax kollabieren die Lungen nicht Der Herz¬ 
beutel gefüllt mit einer bernsteingelben, durchsichtigen Flüssigkeit. 

Die linke Lunge von normaler Grösse, schwerer. Die Pleura bedeckt 
mit Bindegewebsresten. Die Lungenränder gebläht. Aut dem Durchschnitt 
ist die Lunge blass, reichlich überströmt von einer lufthaltigen Flüssigkeit. 
Bronchien des Unterlappens etwas erweitert, ihre Schleimhaut dünn, blass, 
mit spärlichem, schleimigen Sekret. 

Die rechte Lunge etwas grösser. Pleura des Oberlappens bedeckt 
mit mürbem Fibringerinnsel. Auf dem Durchschnitt der Lunge wird der 
überlappen beim Druck von einer schaumigen Flüssigkeit überströmt, in 
seinem unteren Teile, wie auch im mittleren Lappen sehen wir kleine 
teils disperse, teils konfluierende, luftleere, prominierende, leicht gekörnte 
Herde. 

Das Herz im Ganzen, besonders im Querdurchmesser vergrössert. 
Die Klappen der venösen und arteriellen Ostien normal. Das Lumen der 
Aorta etwas enger. In der rechten Herzkammer ziemlich voluminöse, 
postmortale Blutgerinnsel. Beide Herzventrikel erweitert, der Herzmuskel 
blass, normal dick, mürbe. Pericardium und Endocardium glatt, dünn. 

Die Milz vergrössert 19—13—5 cm. Ihre Kapsel verdickt, stellen¬ 
weise in den Schwarten Kalkablagerungen Auf dem Durchschnitt blass¬ 
rost-rot, sehr mürbe. 

Die Nieren grösser, ihre Kapsel leicht abziehbar, die Oberfläche glatt, 
blass. Auf dem Durchschnitt gleichfalls blass, ihre Zeichnung erhalten, die 
Rindensubstanz ziemlich schmal, ihre Konsistenz mürbe. 

Die Schleimhaut der Nierenbecken unverändert. 

Der Magen nicht dilatiert. Seine Schleimhaut grau gefärbt, mässig 
mit Schleim bedeckt, ebenso der Zwölffingerdarm. Die Bauchspeicheldrüse 
auf dem Durchschnitt blass, derb. 

Die Leber etwas vergrössert, ihre Oberfläche leicht uneben, der 
linke Rand stumpf, der rechte dünn. Auf dem Durchschnitt sind die 
Leberläppchen ziemlich gut zu sehen, ihre Farbe blass-gelb, Konsistenz 
normal. In der Gallenblase flüssige Galle. 

Die Schleimhaut der Gedärme dünn, schiefer*grau gefärbt, mit 
Schleim bedeckt. 

Die Schleimhaut der Harnblase blass. Die Prostata unverändert, 
ebenso die Hoden. Die Lymphdrüsen des Halses, der Achselhöhle und 
Peribronchien erbsengross, blass. 

Die mikroskopische Untersuchung verschiedener Lungen- # 
teile bestätigte die makroskopische Diagnose, und wies im übrigen nichts 
besonderes auf. 

Im'Herzmuskel die Zellen etwas schmäler wie in norma , 
an manchen Stellen herdförmige, grössere oder kleinere, fettige Degene¬ 
ration einzelner Muskelzellen (Flemming). 

In der Niere sind weder abnorme Bindegefässentwicklung noch 
Infiltrationsherde auffindbar. In einigen Tubulis haben die Nierenzellen 
ein körniges Protoplasma, das in dem, dem Lumen der Tubuli zu ge wand¬ 
ten Teil ausgefranst ist, wobei die Kerne gut erhalten sind. Nur wenige 


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Tubuli sind mit spärlichem, körnigen Detritus gefüllt, die Glomeruli und das 
Gefässendothel gut erhalten. 

Leber: Die Leberzellen schmäler. Besonders in der Umgebung des 
Kernes Ansammlung von rostbraunem Pigment (Atrophia pigmentosa). Die 
Kapillaren besonders stark mit Zellen erfüllt, deren Charaktere bei der 
Beschreibung der Blutgerinnsel im Herzen angegeben werden. Sonst keine 
Veränderungen. 

Der Tumor im Verlaufe der V linken Rippe. 

Die Tumoren in unserem Fall unterscheiden sich in ihrem 
histologischen Bau gar nicht von den Tumoren in andern Fällen, 
so dass wir die Worte von Herxheim er (im anatomischen Teil der 
Arbeit von Scheele und H e r x h e i m e r (2) S. 83) wiederholen kön¬ 
nen: „dass ich beim Lesen eines grossen Teiles dieser Arbeiten , das Ge¬ 
fühl hatte , dass ich bis ins Detail meinen Lall mit denselben Worten 
beschreiben könnte , wie sie dort zu lesen sind“. 

Der obenerwähnte Tumor ist weder von einer Knochen- noch 
Knorpelhülle umgeben. Auf dem Durchschnitt ist kein Knochenge¬ 
webe auffindbar. Seine Kapsel bildet dickfaseriges Bindegewebe, 
das in das Rippenperiost übergeht. Die Zellen des Tumors durch¬ 
brechen die Kapsel an keiner Stelle. Der Tumor besteht aus Zellen 
von einem Typus und ist reich an Blutgefässkapillaren. Die Zellen bilden 
Schnüre, bestehend aus fünf bis sechs Zellenreihen wobei sich die 
Zellen unmittelbar berühren ohne irgend welche Zwischensubstanz. 

Zwischen den Schnüren von Zellen verlaufen Kapillargefässe. 
Im mittleren Teil des Tumors verwischt sich diese Regelmässigkeit, 
die Tumorzellen sind stellenweise lose eingestreut zwischen zahlreiche, 
gut erhaltene, rote Blutkörperchen. In diesen Teilen des Tumors be¬ 
gegnet man einzelne, kernhaltige Blutkörperchen vom Typus der Nor- 
moblasten. Die übrigen Zellen enthalten kein Hämoglobin. Fast sämmt- 
liche Tumorzellen sind von ovaler Gestalt, mit exzentrischem Kern. 
Hinsichtlich der Intensität der Färbung des Kernes unterscheiden wir: 

a) Zellen mit rundem, stark tingiblem Kern, an dem infolge der 
Färbe-Intensität keine Details zu sehen sind; 

b) Zellen mit gleichfalls rundem aber etwas grösserem, bläschen¬ 
förmigem Kern, mit an der Kernmembran gelegenen Chromatinklümp¬ 
chen (Radkern) (Taf. XI, Fig. 20 u. 21). 

Das Protoplasma ist im zentralen Teil schlechter färbbar als 
im peripheren, das bei manchen Zellen ziemlich intensiv mit poly¬ 
chromem Methylenblau (Unna) zu färben ist. Besonders deutlich 
tritt die Gestalt der ganzen Zelle an Stellen hervor, wo die roten 
Blutkörperchen zwischen die Zellen des Tumors dringen und diesel¬ 
ben fast isolieren, wobei der gegenseitige Druck der Zellen ausfallt. 


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201 


Unter den oben beschriebenen begegnen wir auch Zellen mit 2 und 
auch 3 Kernen von gleicher oder verschiedener Grösse. Inden Zellen 
mit zwei Kernen liegen letztere gewöhnlich an beiden Polen der ovalen 
Zelle, die gleichzeitig entsprechend grösser ist. Sehr spärliche, nor¬ 
male Mitosen. 

Das Protoplasma einiger Tumorzellen, besonders der grösseren, 
weist Metachromasie auf, z. B. beim Färben mit polychromen Methy¬ 
lenblau v. Unna. (Taf. XI. Fig. 21). Sehr instruktive Bilder be¬ 
kommt man beim Färben mit Pyronin-Methylgrün. Das korallenrote 
Zellprotoplasma und das blaugefärbte Kernchromatin bilden einen 
scharfen Kontrast; im Kern sind 1 oder 2 rotgefärbte Kernkörperchen 
zu sehen (Taf. XI. Fig. 20). Die Kapillaren des Tumors, ebenso wie 
die kleinen Venen und Arterien enthalten, neben ihren gewöhnlichen 
Bestandteilen, Zellen, die den obenbeschriebenen ganz ähnlich sehen und 
die Mehrzahl der weissen Bluttkörperchen bilden. Aehnlich ist der hi¬ 
stologische Bau der übrigen Tumoren (andere Rippen, Wirbelkörper, harte 
Hirnhaut, Oberschenkelbein), die einzige Abwechslung bilden die mehr 
oder minder grossen Hämorrhagien. An Durchschnitten von Rippen an 
Stellen, die an die Tumoren angrenzendst das Knochengerüst der Rippe 
sehr reduziert, stellenweise kaum 1 mm. dick. Die Knochenbälkchen 
der Spongiosa geschwunden, das Knochenmark substituiert durch 
Zellen von ähnlicher Art, wie die oben beschriebenen Zellen des Tu¬ 
mors. Sie bilden aber an diesem Stellen keine kompakte Masse, denn 
man sieht hier noch Fettzellen, einzelne Bestandteile des Marks, rote 
Blutkörperchen, Gefässe etc. Hie und da sehen wir im Rippenmark, 
das übrigens, was die Form anbetrifft, unverändert ist, grössere Zel¬ 
lenkomplexe, welche kleine Tumoren bilden. Nirgends regenerative 
Neubildungen von Knochenbälkchen. In den Howshi p’schen 
Lakunen Osteoklasten. Weder unter den Zellen des Tumors, noch 
wo dieselben zerstreut sind, sind Riesenzellen zu sehen. 

Das restliche Rippenmark weit von den Tumoren (das Mark 
anderer Knochen konnten wir nicht untersuchen) besteht in der 
Hauptsache aus denselben Zellen, wie diejenigen, welche den Tumor 
bilden und auch in den Blutgefässen des Tumors anzutreffen waren; 
nebenbei wenige polynukleäre Leukozyten und Myelozyten, kleine 
Lymphozyten, rote Blutkörperchen und Normoblasten, in mässiger 
Anzahl auch Fettzellen. 

Blutgerinnsel aus der Herzkammer: Dicke Fibrinfa¬ 
sern bilden ein grossmaschiges Netz, in dem sich, neben wenigen 
roten Blutkörperchen (hie und da auch Normoblasten) und kleinen 
Lymphozyten so wie polynukleären Leukozyten, zumeist ovale Zel¬ 
len, 2—3 mal grösser als die kleinen Lymphozyten befinden. 


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202 


Die Kerne derjenigen Zellen, welche die Mehrzahl sämmtlicher Blut 
kürperchen bilden, sind ganz rund oder leicht oval. Fast in allen- 
Zellen liegen sie exzentrisch, oft gegen einen Pol gedrängt, nehmen 
gewöhnlich weniger als die Hälfte der ganzen Zelle ein, sind schwach 
tingibel, bläschenförmig und ihr Chromatin ist hauptsächlich an der 
Kernmembran gelagert. 

Reichliches Protoplasma, dessen peripherer Teil besonders in der 
dem Kern gegenüberliegenden Hälfte deutlich die Kernfarbe annimmt, 
ist von schaumigem Bau, was davon herrührt (hauptsächlich bei 
stärkeren Vergrösserungen zu sehen), dass sich die dünnen Fädchen, 
welche den basophilen Farbstoff aufnehmen, ineinanderflechten, wobei 
sie ungefärbte Lücken zurücklassen. In den, den Kernen anliegen¬ 
den Teilen sind dieselben loser gelagert, infolge dessen ist hier die 
Intensität der Färbung um vieles schwächer. 

Nicht zu oft begegnen wir auch Zellen der oben beschriebe¬ 
ner Art mit zwei gleichgrossen Kernen, die entweder beieinander oder 
an den entgegengesetzten Polen der Zelle liegen, — manchmal auch 
Zellen mit drei Kernen. 

Ähnliche Zellen sieht man nicht nur in den Tumorgefässen, was 
oben erwähnt wurde, sondern auch in den winzigsten Ausbreitungen 
der Gefässe sämmtlicher Organe. 

Die Lymphdrüsen im Ganzen klein. Der Durchmesser in 
der Längsachse der grössten untersuchten Drüse (Halsdrüse) be¬ 
trägt 13 cm. Die Drüsen sind mit Fettgewebe reichlich umwach¬ 
sen. Die Drüsenkapsel nirgends infiltriert. Der normale Bau der 
Drüse nirgends verwischt. In den Rindenpartieen sind die Keimzen¬ 
tren schwach angedeutet. 

In den Lymphsinus, wie auch in den Lymphwegen zwischen 
den Marksträngen, zahlreiche, grosse, meistens runde Zellen mit 
bläschenförmigen Kern (desquamirtes Endothel der Lymphräume) 
und daneben Zellen von derselben Grösse, oval mit einem exzentri¬ 
schen sich intensiv färbenden Kern, also mit denselben Merkmalen 
wie die weissen Blutkörperchen in den Blutgefässen der Lympdrüsen. 
Oft sieht man — nicht in allen Drüsen — beide Zellenarten zwi¬ 
schen typischen Lymphozyten der Rindenknötchen und Markstränge, 
besonders dort, wo die Kapillargefässe stärker erweitert und mit 
Blut gefüllt sind. Die Trabekeln der Drüse unmerklich verdickt. 

In einer Axillardrüse (3 mm. Durchmesser) begegneten wir 
einige Riesenzellen. Ihr Protoplasma unregelmässig, Kerne 3—5 bil¬ 
den in der Mitte der Zelle eine kompakte Masse, ohne jede regres¬ 
sive Veränderungen. In ihrer Nähe sehen wir weder irgend welche 
Infiltration, noch epitheloide Zellen, geschweige denn Verkäsung. 


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203 


In dieser Drüse verhältnismässig zahlreiche polynukleäre Körperchen 
mit eosinophilen Granulis. 

Die Milz: Die Kapsel verdickt, ähnlich wie die Trabekeln. An 
einer Stelle trafen wir einen kleinen Tuberkel (unmittelbar unter 
der Kapsel gelegen) mit zwei Riesenzellen, beginnender Verkäsung 
im Zentrum desselben, umgeben von kranzförmig gelagerten Epithe- 
loidal-Zellen, und einige Tuberkel-Bazillen. Zahlreiche rote Blut¬ 
körperchen, gewöhnliche Pulpa-Zellen, ausserdem Zellen, ähnlich denen 
in den Blutgefässen und im Tumor, bilden die Bestandteile der Milz. 

Indem wir zur Betrachtung unseres Falles kommen, wollen 
wir Folgendes besprechen : 

A) den klinischen Verlauf; 

B) das anatomische Bild; 

C) das Verhalten des Blutes. 

A) Klinische Bemerkungen. 

Die klinische Diagnose unseres Falles, die auch durch die Sek¬ 
tion bestätigt wurde, war ziemlich leicht, da wir Erscheinungen 
vor uns hatten, welche in fast allen bisher veröffentlichten Fällen 
typisch waren: ziemlich scharf lokalisierte Schmerzen, und zwar in 
verschiedenen Knochenteilen, an welchen tumorartige mehr oder 
weniger nachgiebige Vorwölbungen sich vorfinden, die die Kontinui¬ 
tät der Knochen unterbrechen und ihre Form durch Dislokation der 
Bruchenden verändern (Fractura costarum , Kypho-Scoliosis) oder bei 
erhaltener Kontinuität eine gewisse Resistenzverminderung, endlich 
Erscheinen der Albumose in Urin. Da die klinische Untersuchung der 
inneren Organe keinen Anhaltspunkt für die Annahme von Kno¬ 
chen- und Periost-Tuberkulose, oder einer metastasierenden Neubil¬ 
dung ergab, so mussten wir behufs Erklärung der Symptome eine 
primäre Erkrankung des Knochensystems annehmen. Unter diesen 
Erkrankungen konnte in unserem Falle nur ein multiples Sarcom 
der Knochen oder Myeloma in Betracht kommen, da Osteomalazie 
oder eine Erkrankung der Knochen als Folge einer Affektion des 
Nervensystems durch die Anwesenheit von Tumoren ausgeschlossen 
werden konnte;ebensowenig entsprach das allgemeine Krankheits- 
bild einer luetischen Erkrankung. 

Da aber ein „Sarcoma myelogenes u (Virchow) gewöhnlich an 
den Knochen der Extremitäten auftritt, grössere Dimensionen an- 
nimmt, gewöhnlich in einer neugebildeten Knochenschale steckt und 
leicht Metastasen in den inneren Organen zur Folge hat, konnten wir 
in Anbetracht der oben beschriebenen, charakteristischen Verände¬ 
rungen an den Knochen, bei Abwesenheit von tieferen Veränderun¬ 
gen in den inneren Organen und anderseits bei Gegenwart von Al- 


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204 


bumose im Urin, die Diagnose auf „Myeloma“ stellen, welche auch 
durch die Sektion bestätigt worden ist. 

Unser Fall — wie auch die Mehrzahl der veröffentlichten Fälle — 
betrifft einen Mann im reifen Alter. Das Auftreten der Krankheitser¬ 
scheinungen bezog unser Kranke auf ein wiederholtes Trauma der 
linken Thoraxseite; an dieser Seite traten auch zuerst die subjekti¬ 
ven und objektiven Veränderungen auf. 

Ob das Trauma wirklich mit der Krankheit zusammenhängt, 
ist schwer zu entscheiden, obwohl es eine merkwürdige Fügung des 
Zufalls wäre, dass der Kranke gerade an jener Stelle Kontusionen 
erlitten haben sollte, die dann auch zuerst erkrankt ist. Wir heben 
diesen Umstand hervor, da ja Trauma in der Aetiologie des Myeloma , 
wiederholt beobachtet worden ist. 

Im Falle Macintvre (3) ging ein Trauma den ersten Krank¬ 
heitserscheinungen um einige Wochen voraus. Ma rchand’s (4) 
Kranker erlitt 15 Jahre vor seinem Tode eine Schusswunde in die 
Lendengegend, welcher, nach einer Pause von einigen Jahren, eine 
Erkrankung folgte, die auf eine Läsion des unteren Rückenmarkteiles 
zu beziehen war. Beim Kranken von Ewald (5) entwickelt sich 
bereits am dritten Tage ein Tumor an der Stelle der erlittenen Kontu¬ 
sion. Im Falle von Seegelken (6) treten die Schmerzen haupt¬ 
sächlich an der Stelle auf, wo der Kranke 6 Jahre vorher ein Trauma 
erlitten hatte. Winkler (7) notiert bei seinem Kranken in der 
Anamnese einen Sturz und Trauma an der rechten Thoraxseite, 
5 Wochen vor dem Auftreten der ersten Krankheitssymptome an 
dieser Stelle. 

Der klinische Verlauf hat in unserem Falle gewisse Merkmale, 
die den Fällen von Kahler (8) und Macintyre gemeinsam sind: 
besonders in der Remission der typischesten Symptome. Beim 
ersten Aufenthalte des Kranken in der Klinik, bei Ruhe, guter Er¬ 
nährung. und subkutanen Arseninjectionen, besserte sich das Befin¬ 
den des Kranken bedeutend, und zwar nicht nur subjektiv (die 
Schmerzen Hessen nach, die physische Kraft hob sich bedeutend), 
sondern auch objektiv: volkommene Schmerzlosigkeit der früher 
auf Druck sehr schmerzhaften Stellen, Verkleinerung der Schwellung 
an den Rippen und Verschwinden der Symptome von Fraktur der¬ 
selben, besseres Aussehen des Kranken und Zunahme des Körper¬ 
gewichts um 2*10 Klg. 

Der Kranke kehrt zu seiner Berufsarbeit zurück (ebenso wie bei 
Kahler), um sie dann nach einem Monat wegen Schmerzen wieder 
aufzugeben; einige Monate später erscheint er in der Klinik in einem 
bedeutend verschlimmerten Zustande, der sich nun dauernd erhält. 


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205 


Ob ein derartiges Nachlassen der Krankheitserscheinungen zu den 
gewöhnlichen klinischen Merkmalen des Myeloma im Anfangssta¬ 
dium gehört — oder ob es nur in einzelnen Fällen zutrifft und z. B. 
der Anwendung von Arsen zuzuschreiben ist — bleibt unent¬ 
schieden. 

Obzwar im Falle von Seegelken die Schmerzen in ihrer 
Heftigkeit nachlassen, im Falle vom Kali scher (9) anfangs an¬ 
fallsweise auftreten und erst am Ende der Krankheit ununterbro¬ 
chen bestehen und Jellinek (10) bei seinem Kranken Remissio¬ 
nen notiert, begegnen wir das Rezidivieren der Krankheitssym¬ 
ptome nur bei den Kranken von Kahler, von Macin tyre und 
wahrscheinlich von Zahn (11). 

Die Körpertemperatur zeigt während des ersten sechs wöchent¬ 
lichen Aufenthaltes des Kranken in der Klinik keine Erhöhungen 
Erst 5 Wochen vor dem Tode d. h. von der Zeit an, als wir zum zwei¬ 
ten Male Gelegenheit hatten den Kranken zu beobachten, hält der 
subfebrile Zustand an. Die höchste Tagestemperatur fällt gewöhn¬ 
lich zwischen 4—6 Uhr Nachmittags und beträgt 37*2—37*3 
manchmal auch 37*4. Die Temperatur-Steigerung bis auf 38 2, zwei 
Tage vor dem Tode des Kranken, ist auf die sich entwickelnde 
Pneumonia lobularis zu beziehen. Ob die Erhöhung der Temperatur, 
die den Darmsymptomen (Durchfall) um eine Woche vorausgieng, 
auf die Krankheit selbst, oder auf die Komplikation von Seiten des 
Intestinaltraktes zu beziehen ist — wollen wir nicht erörtern. 

Ganz besondere Aufmerksamkeit verdient das Verhalten der 
Eiweisssubstanz, die im Urin unseres Kranken nachgewiesen wurde. 
Wie oben erwähnt war diese Substanz eine Hetero- und eine Pro- 
toalbumose. 

In den bis nun beschriebenen Fällen von Myeloma, die durch 
mikro- und makroskopische Untersuchung bekräftigt worden sind, 
konnte oft im Urin der Kranken entweder ganz einfach Eiweiss oder 
wo man darauf hin untersuchte, ein eiweissartiger Körper vom Ty¬ 
pus des sg. Bence-Jones-Körpers oder auch eine Mischung 
dieser beiden Körper nachgewiesen werden. Unser Fall wäre also der 
Erste 1 ) in dem bei unzweifelhaft festgestelltem Myeloma , ein 
Gemisch von Hetero- und Protoalbumose im Urin gefunden wurde. 

Das Auftreten dieser Körper im Harne konnte weder als Folge 
eines febrilen Zustandes (albumosuria febrilis) auf gefasst werden (da 

*) Schon nach der von uns festgestellten Tatsache, fanden wir in 
der Arbeit von Jellinek, in der von Freund gemachten Harnana¬ 
lyse seines Kranken eine Notiz, dass im Harne ausser dem gewöhnlichen 
Eiweiss auch Protoalbumose gefunden wurde. 


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206 


wir diese Körper konstant während des ersten Aufenthaltes des 
Kranken in der Klinik nachweisen konnten und die Temperatur 
damals nicht erhöht war), noch auf eine Affektion des Intestinaltraktes 
(albumosuria gastroenterogenes ), oder eine auf andere Affektion, welche 
eine Ausscheidung von Alburaosen im Urin bewirken könnte, bezo¬ 
gen werden; in Ermangelung der obigen Momente spricht die kon¬ 
stante Anwesenheit von Hetero- und von Proto-Albumose 
im Harne, wie auch die Menge dieser Substanzen (0*5% 0 ) dafür, dass 
zweifellos ein Zusammenhang — in einer uns nicht näher bekann¬ 
ten Weise — zwischen den Knochenveränderungen und dem Erschei¬ 
nen dieser Körper im Harne bestehe. Bei Myeloma kommt also nicht 
nur ein Eiweisskörper vom Typus der Be nee - J on es-Albumose 
sondern auch Hetero- und Proto-Albumose (Kühne) vor. 

B) Pathologisch-anatomische Bemerkungen. 

Unser Fall eignet sich nicht zur Entscheidung der Frage ob die 
Erkrankung des Knochensystems mit Auftreten von Tumoren die 
man als „ Myeloma u bezeichnet durch Einwirkung eines nicht näher 
bekanten Krankheitserregers entstehe, welcher gleichzeitig auf das 
ganze Knochensystem einwirkt (so dass man den primären Tumor 
vergebens sucht) oder ob im Sinne der Anschauungen von Bor¬ 
mann (12), Ribbert (13) und II off mann (14) aus einem pri¬ 
mären Tumor in irgend einem Knochen, metastatisch Tumoren in 
anderen Knochen (als hiefür vorzugsweise prädisponierten) ent¬ 
stehen. Der Kranke ist zwar in einem ziemlich frühen Krankheits¬ 
stadium in unsere Beobachtung gekommen, doch waren die Verän¬ 
derungen in den Knochen bereits multipel und auch Veränderungen 
im Blute und im Harne bereits vorhanden. Aus der Grösse der ein¬ 
zelnen Tumoren können wir auf das Alter der Tumoren nicht 
schliessen, wie dies Ribbert tut. denn wir konnten uns überzeu¬ 
gen, dass z. B. gewisse Stellen, an welchen der klinischen Beobach¬ 
tung zufolge die Schmerzhaftigkeit früher aufgetreten war, bei der 
Sektion nicht gerade einen grösseren Tumor aufwiesen, als andere 
Stellen, an denen die klinischen Symptome später sich eingestellt 
hatten. 

Wenn man den Charakter der Tumorzellen berücksichtigt, 
gelangt man zum Schlüsse, dass in unserem Falle dieselben mit den 
Plasmazellen identischsind (speziell mit den Zellen vom Typus 
Marschalkö (15, IG), ähnlich wie in den Fällen Wright (1?) 
und II off mann (I. c.) —und dass die Bezeichnung Plasmoma ma- 
lignum , die Hoffman n seinem Falle gibt, auch in unserem Falle 
entsprechend ist. 


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207 


Wenn man die bisherigen Fälle zusammenstellt, in welchem 
der histologische Bau der zu dieser Gruppe gehörigen Tumoren be¬ 
schrieben ist, und die Anschauungen der Autoren zusammenfasst, so 
ergibt es sich, dass nach Ausschliessung der Fälle von Mac C a 1- 
lum (18), von Parkes Weber (19,20) und von C. Sternberg (21, 
22), in denen die Autoren Granulationen im Protoplasma der Zellen 
(.Myelozyten) nachgewiesen haben, so wie der Fälle von A b r i k o s- 
soff (23) und Saltykow (24), welche die Tumorzellen als Mye¬ 
lozyten bezeichnen, ohne diese Behauptung hinreichend zu be¬ 
gründen, und abgesehen von der bis jetzt noch nicht genügend be¬ 
gründeten Anschaung von Ribbert (welcher mit Hinblick auf 
die Genese der Zellen sein Myeloma als „ Erythroblastoma “ bezeichnet), 
noch eine ansehnliche Gruppe von Fällen übrig bleibt mit einkerni¬ 
gen, ganz runden oder ovalen Zellen von denen, wenn man sie nach 
heutigen Methoden untersuchen möchte, vielleicht doch eine gewisse 
Anzahl als Plasmomen zu bezeichnen wären. Wir sagen „nur eine 
gewisse Anzahl“ aus dem Grunde, da es doch Fälle gibt, z. B. von 
Scheel e-H e r x h e i m e r (1. c. S. 89), in welchen die Tumorzellen 
obwohl sie daraufhin untersucht worden sind, die spezifische, mi¬ 
krochemische Reaktion nicht zeigten, mithin eine besondere Haupt¬ 
gruppe bilden aber keine Plasmome sind. 

Wir konnten eine ganz typische Färbung des Granoplasma mit 
„polychromen Methylenblau “ — wie dies von Unna (25) verlangt 
wird — nicht erzielen doch es liegt die Schuld davon in der Methode 
der Fixierung des Sektionsmaterials in unserem Falle (Formalin — 
Flemming’sche Lösung). Wir hatten nämlich eine ausschliessliche 
Alkohol-Fixierung nicht in Anwendung gebracht. 

Es genügt jedoch, dass man unsere Fig. 21 auf Taf. XI mit 
Fig. 150 auf der XXXII Tafel im Atlas von Unna (26) vergleicht, 
um sich zu überzeugen, dass dieser Mangel nicht so empfindlich 
fühlbar ist, wie dies nach den Begriffen von Unna scheinen könnte. 
(In beiden Fällen diente Formalin zur Fixierung). 

Die Untersuchung des Knochenmarks an den von den Tumoren 
entfernten Stellen — wo wir weder mikro- noch makroskopisch einen 
begrenzten Zellenkomplex in Gestalt von kleinen Tumoren fanden — 
zeigt, dass das Knochenmarkgewebe gleichmässig und diffus, durch 
Zellen vom Typus der Plasmazellen substituiert ist und fast ausschliess¬ 
lich aus solchen besteht. Ein ähnliches, diffuses Ergriffensein haupt¬ 
sächlich des Knochenmarks durch die Plasmazellen, ist auch von 
F o ä (27) und von M i c h e 1 i (28) in Fällen konstatiert worden, 
die in Anbetracht dessen, dass durchgreifende Blutanomalieen 

Poln. Archiv f. biol. v. med. Wit«en»ch. UI. ii 

Archive! polon. des aeienc. biol et midie. III. 


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208 


(Leukozytose oder grössere Zahl von Plasmazellen) nicht vorhanden 
waren, ihre Fälle als Pseudoleucaemia plasmocellularis bezeichen. 

Unser Fall stellt gleichsam ein weiter vorgeschrittenes Krank¬ 
heitsstadium dar, insoferne als Zellen vom Typus der Plasmazellen 
im Blute — wie wir bereits in der histologischen Darstellung hervorge¬ 
hoben — die überwiegende Mehrzahl sämtlicher dort befindlicher 
Zellen bilden. Diese Zellen gelangen in das Blut offenbar infolge des 
innigen Zusammenhanges der Tumor- und Knochenmarkzellen mit 
den Kapillargefässen. 

Die Entscheidung der Frage, ob der Reizzustand der Lyraph- 
drüsen, der sich in der Anwesenheit von Plasmazellen in denselben, 
in Desquammation des Endothels der Sinus und der Lymphwege, 
in Proliferation der Endothelien (Riesenzellen), in eosinophiler Gra¬ 
nulation von Leukozyten manifestiert, durch den allgemeinen 
Krankheitserreger erzeugt ist, welcher in die Lymphdrüsen mit den 
Blutzellen gelangt, oder ob er, was wahrscheinlicher ist, durch einen 
lokalen Reiz (. Bronchitis , Pleuritis , Pneumonia , Fractura costarum , 
Stomatitis et Pharyngitis catarrhalis) hervergerufen wurde — ist für 
unseren Fall fast ohne Belang. 

Schlesinger (29) hat in 4 Fällen von akuter Leukämie in 
analoger Weise Plasmazellen in Lymphdrüsen gefunden. Da aber 
(siehe weiter unten) die Veränderungen im Blute unseres Kranken 
bereits 7 Monate vor seinem Tode sich feststellen Hessen, so kann 
wohl in unseren Falle von einer akuten Leukämie nicht die Rede sein, 
ebenso wenig wie von einem Kausalnexus zwischen den Verände¬ 
rungen in den Lymphdrüsen und den Anomalien des Blutes. 

Den Tumorzellen ähnliche Zellen fand auch Herxheimer 
(1. c. S. 83) in einer einzigen untersuchten Lymphdrüse, welche in 
der Nachbarschaft des grössten myelomatischen Tumors sich vor¬ 
fand. In den Blutgefässen der Tumoren, sind übrigens auch von an¬ 
deren Autoren den Tumorzellen ähnüclie Zellen konstatiert worden; 
unter Anderen haben Abri kossoff (1. c. S. 351), Saltikow 
(l. c. S. 535) und Hoffman n (1. c. S. 340) auf diesen Befund auf¬ 
merksam gemacht. Die oben geschilderte Affektion des Knochen¬ 
marks und die gleichzeitige Anwesenheit von Plasmazellen in pe¬ 
ripheren Gefässen führen uns zur Erklärung des Verhaltens des 
Blutes während der klinischen Beobachtung unseres Falles. 

C) Untersuchung des Blutes. 

Die bisherigen, übrigens nicht zahlreichen Untersuchungen des 
Blutes weisen nur darauf hin, dass im Verlaufe von ,.Myeloma u eine 
mehr oder weniger hochgradige Anämie ( Anaemia lymphatica Zahn) 


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209 


auftreten kann, die sich manchmal bis zu einer Anaemin gravis 
steigert (Grawitz (30), Runneberg (31), I zrae 1 - L ei d eu 
(32). Ellinger (33), Jochmann u. Schumann (34)). Jedoch 
hinsichtlich des quantitativen und qualitativen Verhaltens der 
weissen Blutkörperchen im Verlaufe von Mgeloma begegnen wir nur 
wenige Notizen — am häufigsten sind die Verhältnisse normal, ei¬ 
nige mal wird eine mässige Hyperleukozytose erwähnt (Hammer 

(35) , Ellinger, (1. c.), K a li s c he r (1. c.), Seegelken (1. c). Je 1- 
1 i n e k (1. c.)). 

Im ersten Falle von C. Sternberg (1. c.) fand der Autor in 
dem nach dem Tode entnommenen Blute ausser einer geringen An¬ 
zahl von Myelozyten nichts Abnormes — im zweiten Falle war im 
postmortalen Blute das Verhältnis der Zahl der weissen Blutkörperchen 
zu der der roten 1: 100; das prozentsche Verhältnis der weissen Blut¬ 
körperchen: 24*4% grosse mononukleäre Leukozyten, 9*7°/ 0 (kleine) 
Lymphozyten, 44°/ 0 polynukleäre Leukozyten und 21*9% Myelozyten. 

Bei zweimaliger Untersuchung des Blutes fand Parkes We¬ 
ber (1. c.) bei der ersten Untersuchung 3,214.000 rote Blutkörp. 
und 12000 weisse Blutk., unter den weissen Bltk. waren 34*7% Lym¬ 
phozyten, 7*l°/ 0 grosse mononukleäre, 56*2°/ 0 polynukleäre Neutro¬ 
phile, und 2% Eosinophile. Die zweite Untersuchung ergab eine 
Verringerung der roten Blutkörperchen. Mässige Leukozytose (11.000), 
das Verhältniss der einzelnen Arten von weissen Blutkörp. normal. 

In einem unlängst veröffentlichten Falle von Vo i t-S al ven di 

(36) , in welchem übrigens ein Sektionsbefund nicht vorliegt, wird 
erwähnt, dass bei wiederholter Blutuntersuchung konstant eine mäs¬ 
sige Vermehrung der weissen Blutkörperchen auf 10.000—14.000 im 
mm* gefunden wurde. Die Mehrzal (bis 60°/ 0 ) bilden Lymphozyten 
von übrigens normalem Aussehen. 

Die Untersuchung des Blutes gab in unserem Falle folgendes 
Resultat: 

Am 13. X. 1902 war das Blut im ungefärbten Präparate blass; 
schwache Rollenbildung, Poikilozytose angedeutet. 

Die Zahl der weissen Blutkörp. betrug 8200 in einem mm 1 
der roten2,750.000, Haemoglobin (Fleischl) 48. Das Verhältnis der 
weisen Blutk. zu den roten 1 : 335, Index 0*8. 

Im Trockenpräparat, welches mit absoluten Alkohol fixiert und 
mit Ehr lieh’s Triazid gefärbt wurde, sind die roten Blutkörper¬ 
chen blässer, unter ihnen wenige kernhaltige. Das Verhältnis der 
einzelnen Arten der weissen Blutkörperchen war: 

Polynukleäre Leukozyten mit neutrophiler Granulation 28% 
r „ ,. eosinophiler „ 15% 


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210 


Lymphozyten.07-0 •/„ 

Mononukl. grosse Leukozyten .... 3-5 # / 0 

Ausser einer massigen Anaemie fiel also das Überwiegen der 
Anzahl der mononukleären Formen schon bei der ersten Untersuchung 
auf (7 Monate vor dem Tode des Kranken). Bei genauer Durchsicht 
dieser Formen von weissen Blutkörperchen sahen wir neben den 
gewöhnlich zu begegnenden kleinen Lymphozyten, manchmal grosse 
Lymphozyten, wenige Übergangsformen etc. auch gewisse Formen 
in grosser Anzahl, die eine besondere Besprechung erfordern. 

Bei jeder Art von Färbung sahen wir einkernige Zellen, die 
kein Hämoglobin enthielten, von der Grösse eines kleinen Lympho¬ 
zyten bis zur Grösse, die die polynukleären Leukozyten um die 
Hälfte übertrifft (durchschnittlich 14 /ifi in der Längsachse). Die 
Zelle ist oval, mit einem rundem oder etwas eiförmigen, polar gela¬ 
gertem Kerne, wobei das Protoplasma der Zelle den dem Kern ge¬ 
genüberliegenden Pol einnimmt (Taf. XI) *). Die Grösse des Kerns 
macht am häufigsten nur */, der ganzen Zelle aus, selten die Hälfte 
oder */« derselben. Der Kern ist durch seine Färbung von dem Proto¬ 
plasma scharf abgegrenzt, färbt sich mit Kernfarbstoften gut. In weni¬ 
gen Zellen begegnen wir Kernen, in denen eine Teilung angedeutet 
ist (Taf. XI, Fig. 10). Eine kariokynetische Figur war nirgends zu 
finden. 

In anderen, zahlreicheren Zellen ist die Teilung bereits vollzo¬ 
gen, (Taf. XI, Fig. 2, 8, 16), so dass in der, wie gewöhnlich ova¬ 
len Zelle, zwei, manchmal auch drei Kerne von gleicher oder ver¬ 
schiedener Grösse sichtbar sind. In den Zellen, in denen die Teilung 
der Kerne vollzogen ist, liegen sie gewöhnlich an den entgegenge¬ 
setzten Polen (Taf. XI, Fig. 14). 

Wir müssen gleich hinzufügen, dass die Zahl der Zellen mit 
geteiltem Kern, mit der Entwicklung der Krankheit zunahm, wie 
dies an der beigefügten Tabelle ersichtlich ist. 

Beim Färben der Blutpräparate mit Anilinfarbstoffen ist es 
schwierig im Bau des Kernes charakteristische Details aufzufinden. 
Der Kern färbt sich gewöhnlich gleichmässig blass (bei Methylen¬ 
blaufärbung), nur an gewissen Stellen nimmt der Kern manchmal 
den Farbstoff etwas stärker auf; infolge dessen sind an ihm sehr 

’) Diese Form der Zelle ist kein Knnstprodnkt, welches beim Aus¬ 
einanderziehen der Deckgläser entstehen könnte, denn: 1) sie behalten 
konstant diese Form; 2) ihre Gestalt hängt nicht von den Richtnng des 
Aaseinanderziehens ab und 3) sahen wir dieselben Formen beim Zählen 
der weissen Blutk. in der Camera, wo sie doch mechanischen Einflüssen 
am wenigsten unterliegen. 


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211 


undeutliche, verwischte Flecken zu sehen, obwohl die Details — wie 
auf Taf. XI, Fig. 7 ersichtlich — ebenso deutlich auftreten, wie bei 
Hämatoxylinfärbung. Bei letzter sehen wir, besonders an grösse¬ 
ren Exemplaren — dass diese Kerne zu den Radkernen zu zählen 
sind (Taf. XI, Fig. 1—4). Nur die kleineren Formen weisen manch¬ 
mal bei der letzteren Art von Färbung einen kompakteren Knäuel auf. 

Ein oder zwei Kernkörperchen nehmen bei Färbung mit Methyl¬ 
grün- Pyronin die intensiv-rote Protoplasmafarbe an (Taf. XI, Fig. 
15 u. 16). Bei anderen Färbungsarten z. B. mit Ehrlich’s Triacid 
deuten ungefärbte Lücken im Kern (negative Bilder) auf das Vor¬ 
handensein derselben. 

Das Protoplasma der Zellen sammelt sich gewöhnlich entweder 
wie erwähnt, an einem Pole oder es umgibt den Kern von allen 
Seiten mit vorwiegend polarer Lagerung. Bei ausgesprochener, po¬ 
larer Lagerung hat man manchmal den Eindruck als ob der Kern 
die Zellgrenzen überrage, woberer die Zellmembran vor sich drängt, 
so dass die Zelle einem Pilz nicht unähnlich sieht (Taf. XI. Fig. 3), 
was bei gewissen Färbungsmethoden ganz besonders hervortritt. 

In einigen von diesen Zellen ist ein knopfförmiges Abschnüren 
eines Teiles des Protoplasma, besonders in dem dem Kerne gegen¬ 
überliegenden Teile sichtbar. Ein solcher Fortsatz trennt sich manch¬ 
mal von der Zelle und man begegnet ihm als einen freien Körper weit 
von der Mutterzelle (Taf. XI, Fig. 11). Im Protoplasma dieser Zellen 
bilden die Fädchen, welche den basophilen Farbstoff stark aufnehmen, 
ein dichtes Netz im peripheren Teile der Zelle, besonders im Pol¬ 
teile, gegenüber dem Kern; im perinukleären Teile sind sie lockerer 
zusammengefügt. 

Die Affinität, besonders des peripheren Teiles des Protoplasma, 
zu den basophilen Farbstoffen wird selbst beim Färben mit Ehr- 
liclvs Triacid nicht vermisst, bei dem doch das Protoplasma der 
Lymphozyten keine Fähigkeit aufweist sich mit Methylgrün zu fär¬ 
ben. Bei dieser letzten Färbemethode gewinnt der saure Farbstoff 
in dem perinukleären Protoplasmaabschnitte, m dem die oben er¬ 
wähnten Fädchen sich lockerer aneinanderreihen, die Oberhand und 
dieser Teil der Zelle färbt sich nur grau-rot (Taf. XI. Fig. 17—19), 
Dies tritt deutlicher hervor bei Färben mit Eosin und Methylenblau 
(Meth. von Checinski, Jenner, May-Grünwald, Prö- 
sche r). 

Der morphologische Habitus dieser Zellen und ihr Verhalten 
den Farbstoffen gegenüber, weisen darauf hin, dass wir mit einer 
Art von granulationslosen, mononukleären Zellen zu tun haben, die 
wir sonst im Blute in dieser Zahl nicht antreffen. Die Metachromasie 


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212 


des Protoplasma dieser Blutkörperchen, besonders bei grösseren For¬ 
men, sowohl beim Färben nach der Methode von Marschalkö 
(Tionin) wie beim Färben mit polychromen Methylenblau von Unna, 
trägt zu ihrer Charakterisierung bei (Taf. XI, Fig. 7). 

Ein Blick auf die Bluttafel ist mehr überzeugend als die wörtlich 
exakteste Differenzialdiagnostik zwischen diesen Gebilden und anderen, 
die wir in normalem oder pathologischem Blute zu finden gewohnt sind. 

Abgesehen von manchen Verschiedenheiten beim Färben der 
Präparate mit Ehrlich’s Triacid entsprechen sie durch ihren Bau 
und ihr Aussehen den Reizungsformen von Türk (37, 38). Diese 
hält Pappenheim (39) für Plasmazellen. 

Die Identität der Tumor- und Knochenmarkzellen, die wir Plas¬ 
mazellen kennen gelernt haben (S. 206) mit den im Blute aufge¬ 
fundenen Zellen, ihre prozentuelle Überzahl im Blute, die konstante 
und anhaltende Zunahme ihrer Zahl bei fortschreitender Krankheit 
Messen uns die Zellen im Blute auch als Plasmazellen betrachten 
bevor uns noch die Anschaungen Pappenheim’s bekannt waren. 

Obwohl unsere Blutpräparate in absolutem Alkohol fixiert wa¬ 
ren— was nach Unna unumgänglich notwendig ist, wenn eine ty¬ 
pische Färbung des Granoplasma erzielt werden soll — erhielten 
wir diese typische Färbung nicht. 

Entweder rührt dies davon her, dass die nachfolgenden Proze¬ 
duren bei Fixation der Schnittpräparate (Zelloidin, Glycerin-Aether 
etc.), die beim Fixieren und Färben des Blutes wegfallen, auf diese 
Reaktion Einfluss haben, oder es liegt die Ursache dieses Verhaltens 
in den Blutzellen selbst. Dieses Verhalten kann jedoch nicht entschei¬ 
dend sein, da sonst alle Hauptmerkmale und selbst gewisse mikro¬ 
chemische Reaktionen dafür sprechen, dass diese Zellen in die 
Gruppe von Plasmazellen einzureihen sind. Solche Merkmale zeig: 
die überwiegende Anzahl (circa 70%) von sämtlichen mononukleären, 
haemoglobinfreien Gebilden. Es sei aber hervorgehoben, das zirka 
15% der mononukleären weniger prägnant diese Merkmale zeigt, 
teils weil ihre Gestalt sich der Kugelform nähert, teils weil ihr Pro¬ 
toplasma nicht so charakteristisch um den Kern gelagert ist, teils 
weil das Verhältnis des Protoplasma zum Kern sich dem Verhält¬ 
nisse in den Lymphozyten nähert, teils auch weil beim Färben die 
beschriebenen Merkmale nicht so deutlich in die Augen springen, 
wobei jedoch der periphere Teil des Protoplasma als stark basophil 
erscheint und der perinukleäre Teil eine gewisse Affinität zu den 
sauren Farbstoffen aufweist. 

Diesen Teil der mononukleären Zellen könnten wir als ,,Uber- 
gangsform“ betrachten, und zwar von den typischen kleinen und 


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213 


grösseren Lymphozyten za den oben beschriebenen Zellen, die die 
Merkmale der Plasmazellen an sich tragen. 

Bei Berücksichtigung dieser mononukleären weissen Blutkör¬ 
perchen, die wir für Plasmazellen ansehen, ist das Verhalten des 
Blutes wie folgt: 


I Tabelle. 


Datum 

13/X. 

2/XL 

29/m. 

6/IV. 

16/IV. 

27/IV. 

1902 

1902 

1903 

1903 

1903 

1903 

Zahl der roten Blutk. 
in 1 mm 3 





680.000 


Zahl der weissen 
Blutk. in 1 mm 3 


7.600 

25.740 

28.800 

26.200 

39^60 

A'erhält. der weissen 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

Blutk. zu den roten 

335 

381 

45 

35 

25 

19 

Hämoglobin-Quan¬ 
tum (Fleischl) 

48 

55 

23 

23 

20 

15 

Hämoglobin-Index 
in 1 Blutkörperchen 

0*8 

0-9 

1*0 

11 

14 

10 


An dieser Tafel sehen wir, das mit dem Fortschreiten der Krank¬ 
heit, der Zustand des Blutes, bezüglich der Quantität und Qualität (vide 
Tabelle II) der roten Blutkörp. und des Ilaemoglobins, immer deutlicher 
die Merkmale einer schweren Anaemie annahm. Während beim ersten 
Aufenthalte des Kranken (13. X und 2. XI 1902) die Zahl der ro¬ 
ten Blutk. zwischen 2,750.000 und 2,900.000 schwankte, und das 
Hämoglobin 48—55 betrug (bestimmt mit dem Apparate von 
Fleischl), fiel die Zahl der roten Blutk. beim zweiten Aufenthalte 
ständig von 1,102.500 auf 680.000 und das Hämoglobin von 23 auf 
15. Die anfangs rnässige Poikilozytose, Mikro- und Makrozytoso wie 
auch die Polichromatophilie steigen immer mehr. Die anfangs spärli¬ 
chen Normoblasten erscheinen immer häufiger, und mit fortschrei¬ 
tender Anaemie tritt die Teilung der Normoblastenkerne auf und 
es erscheinen Megaloblasten. 

Während wir beim ersten Aufenthalte des Kranken in einem 
mm 3 zirka 8.000 weisse Blutkörp. fanden, fiel beim zweiten Aufent¬ 
halte die Zahl der weisen Blutk. nicht unter 25.740. 

Das Verhältnis der weissen Blutk. zu'den roten verändert sich 
derart, dass es zu Anfang 1 : 381 zu Ende 1 : 19 betrug. 

Wenn wir die Prozent-Verhältnisse der weissen Blutk. zueinander 
betrachten, bemerken wir, dass die Prozentzahl der polynukleä¬ 
ren Leukozyten mit neutrophiler Granulation (Tab. 


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214 


II), die bereits bei den ersten Untersuchungen gering war (2S°/ 0 bis 
23%)> beim zweiten Aufenthalt des Kranken in der Klinik noch be¬ 
deutender fiel und zwar auf 7 o°/ 0 - Ihre absolute Zahl schwankt da¬ 
bei in 1mm* unbedeutend, ist aber konstant kleiner als in norma. 


II Tabelle. 


Datum 

2/XI. 

1902 

29/III. 

1903 


16/IV. 

1903 

27/IV. 

1903 

7. 

polynnkl. Leu¬ 
kozyten mit 
neutrph. Granul. 

1 

23-8 ! 8-5 

! 

I 

11*08 

6*5 

7*45 

polynnkl. Leu¬ 
kozyten mit 
eosinph. Granul. 

1*65 

0*25 

0*25 

0-27 

0*21 

polynukl. Leu¬ 
kozyten mit ba- 
soph. Granul. 

OS 

005 

— 

- 

— 

Myelozyten mit 
neutroph. Gran. 

0*4 

0 1 

0*3 

0*15 

0*04 

Monnnukleäre- 
und Obergangi- 
zellen 

10 

017 

— 

- 

- 

Grosze 

Lymphozyten 

0-55 

008 

— 

— 

— 

Plasmazellen 

28-6? 

63-8 

736 

73*05 

72oö 

Übergangsfor¬ 
men zu Plasma¬ 
zellen 

22*6 

1405 

7*1 

10*0 

116 

i 

Kleine 

Lymphozyten 

17 4 

102 

60 

. 

7 3 

7*0 

Lädierte einker¬ 
nige Zellen ohne 
Granulationen 

3*75 

2-6 

j 1-67 

073 

1 

1 15 

In der Gruppe 
der Plasmazel- 
leu % von zwei- 
kernigen Zellen 

— 

1-2 

215 

3*0 

3*35 

Anmerkungen 

Spärliche Poi- 
kilozyten. Mas¬ 
sige Polychro- 
matophilie, Mi¬ 
krozyten. Auf 
66f> gezählte 
weise Blutkör¬ 
perchen ein 
Normoblast. 

Polyehromato- 
philie. Freie 
Normoblasten 
Kerne. 

Auf 2568 ge¬ 
zählte weisse 
Blutkörperohen 
17 Normobla¬ 
sten und 2 Me¬ 
galoblasten. ‘ 

Polychromato- 
pliilie. Poiki- 
lozyten, Mikro¬ 
zyten. Auf 2809 
gezählte weisse 
Blutkörperchen 
16 Normobla¬ 
sten 4 Megalo¬ 
blasten. 

Polyohroma- 
tophilie eto. 
Kernteilung in 
Normoblasten. 
Anf 2670 ge¬ 
zählte weisse 
Blutkörperchen 
29 Normobla¬ 
sten und 3 Me¬ 
galoblasten. 

Auf 2787 ge¬ 
zählte weisse 
Blutkörperchen 
18 Normoblasten 
9 Megaloblasten. 
Das Aussehen 
der roten Blut¬ 
körperchen 
wie bei den 
▼origen Unter¬ 
suchungen. 


Wenn wir die polynukleären Leukozyten mit neutrophiler Gra¬ 
nulation nach den von Arneth (40) angegebenen Gesichtspunkten 
gruppieren werden, finden wir eine augenfällige Verschiebung des 
sog. „neutrophilen Blutbildes ;t nach links (Tabelle III), was für einen 


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21ö 


Erschöpfungszustand des Knochenmarkes spricht, verursacht durch 
irgendeine schädliche Einwirkung auf die reiferen Formen der neu¬ 
trophilen Leukozyten und zwar noch 7 Monate vor dem Tode des 
Kranken, also in einer Zeit, da nur die Hetero - und Protoalbumosurie 
auf ein Allgemeinleiden des Kranken hinwiesen. 

Die Verschlimmerung dieses Verhältnisses dürfte ihr Maximum 
eine Woche vor dem Tode des Kranken erreichen, da wir in der 
Gruppe I u. II 96°/ 0 sämmtlicher polyn. Leukozyten vorfinden. 


IU Tabelle. 






i WEM 


Dg| 


□ 

□ 



na 


§B 

i 

EO 

na 

Q2 

ITH 


di* 

KO 


B 

|f 

B 


B 



fl 

B 

B 

B 






B 


B 


B 



fl 

Ej 


B 







Ifl 




B 




B 






B 

B 


B 

B 




■ 

■ 



B 




B 

B 

I 


Q 



l 









Polynukleäre, eosinophile Leukozyten sind beim 
ersten Aufenthalte des Kranken in der Klinik mit 1*5% vertreten, 
beim zweiten Aufenthalte 7 4 °/ 0 . 

Die Mastzellen betragen zu Anfang 0'8"/o — fallen dann 
auf G*05°/o — in den letzten 6 Wochen verschwinden sie ganz. 

Neutrophilen Myelozyten begegneten wir ständig, ob¬ 
zwar in sehr geringer Anzahl (0*4—004%). 

Nur die zwei ersten Untersuchungen des Blutes wiesen grosse 
Lymphozyten auf; bei der ersten 0*5%, fallen sie dann auf 
U-08% — in der letzten Zeit verschwinden sie ganz. 

Die Übergangszellen und die mononukleären Leu¬ 
kozyten, die wir in eine Gruppe zusammenfassen, verhalten sich 
ähnlich. 

Das charakteristische Merkmal, bezüglich der weissen Blutkör¬ 
perchen, erhielt das Blut in unserem Falle durch die Gruppe der 
mono nukleären, granulationsfreien Zellen. 

Diese Zellen, in eine Gruppe zusammengefasst, bildeten das 
Gros sämtlicher weissen Blutkörperchen, indem ihre Zahl konstant 
zowohl prosentisch (vonü9 —91%) wie auch absolut zunahm. 


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216 


Wenn wir jedoch die charakteristischen Merkmale dieser Zellen 
auf Grund ihrer Form, des Verhältnisses des Protoplasma zum Kern, 
ihr Verhalten gegenüber den Farbstoffen etc. berücksichtigen wer¬ 
den — welche Details wir bereits oben schilderten — müssen wir 
diese Gruppe in drei besondere Gruppen teilen. 

Die eine trägt an sich alle Merkmale der kleinen Lympho¬ 
zyten (I), die zweite die Merkmale der Plasmazellen (III). 
während die dritte von weniger hervorragendem Charakter die 
Übergangsgruppe der einen zur anderen darstellen kann. 

Auf Grund dieser Scheidung sehen wir, dass die Gruppe I mit den 
Merkmalen der kleinen Lymphozyten, so wie die sog. „Über¬ 
gangs gruppe“ (II), die beim ersten Aufenthalte des Kranken 
I=17*4°/o und 11=22*6% betrugen, mit der fortschreitenden Krank¬ 
heit beständig fallen und zwar I auf 7 ü / 0 —H auf 7*1%, während 
Gruppe III (P1 a s m a z e 11 e n) von Anfang an die zahlreichste (28*5%), 
beim zweiten Aufenthalte des Kranken in der Klinik bedeutend 
steigt und das überwiegende Element der weissen Blutkörperchen 
(von 63 — 73%) bildet. Diese drücken auch dem Krankheitsfalle 
ihren charakteristischen Stempel auf. 

Zur Charakterisierung müssen wir auch nicht minder hinzufü¬ 
gen, dass - wie bereits oben erwähnt wurde — wir unter den Zel¬ 
len dieser Gruppe (III) Zellen mit 2 und auch mit 3 Kernen fanden. 
Diese Zellen traten beim ersten Aufenthalte des Kranken nicht auf. 
Dagegen finden wir dieselben beim zweiten Aufenthalte und ihre 
Anzahl wächst gleichmässig mit der Entwicklung der Krankheit und 
steigt allmälig von 1*3% auf 3*35%- 

Wenn wir das Gesammtbild des Blutes während der ganzen 
Beobachtung betrachten, gelangen wir leicht zur Erkenntnis, dass 
das Blut unseres Kranken mit dem Fortschreiten seines Leidens, 
neben den Anzeichen von schwerer Blutarmut mit Reizung des 
Knochenmarks, immer deutlicher, obzwar langsam, Merkmale an¬ 
nahm, welche uns berechtigten — ohne die mononukleären, granu¬ 
lationsfreien Körperchen näher zu charakterisieren — auf Leuknemia 
lymphatica zu schliessen. Eine genauere Betrachtung der Merkmale 
der obenerwähnten Zellen, ihre eigenartige Verschiedenheit von an¬ 
deren mononukleären, granulationsfreien Gebilden, der Hinweis auf 
ihre Ähnlichkeit mit den Plasmazellen und noch mehr ihre Identität mit 
den Zellen der Tumoren und des von den Tumoren nicht affizierten 
Knochenmarks bewogen uns, behufs besserer Charakterisierung der 
konstatierten Veränderungen, den Fall Lene aetnia lymphatica 
p las mo cell uralt 's — zu benennen. 


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217 


Und da der klinische Verlauf, das Ergebnis der Sektion, dio 
mikro- und makroskopische Untersuchung unseres Falles, seine Zuge¬ 
hörigkeit zu der Gruppe der primären Erkrankungen des Knochen¬ 
marks — die auf Grund der neueren Forschungen von den Neubil¬ 
dungen der Knochenmarks zu unterscheiden sind — die Diagnose 
auf „ Myeloma bestätigen, so sehen wir, dass bei klinisch-typi¬ 
schem Myeloma (wie unser Fall zeigt) ein Bild der Leukaernia 
lymphatica entstehen kann. 

Obwohl also unser Fall — abgesehen vom Verhalten des Blu¬ 
tes — sich von den bereits veröffentlichten Fällen fast nicht unter¬ 
scheidet, drückt das eigenartige Verhalten des Blutes ihm einen so 
charakteristischen Stempel auf, dass seine Veröffentlichung berech¬ 
tigt erscheint, weil er zur Aufklärung der nosologischen 
Zugehörigkeit des „Myeloma* beitragen kann. 

Über Pseudoleucaemia medullaris mit Tumoren des Knochen¬ 
marks oder Myeloma sagt Pappenheim (41, 42), dass »nie multiple 
Myelombildung mit Lymphozyten-Leukämie einhergeht , bezw. Lymphozyten - 
Leukämie nie mit multipler Lymphombildung im Marke kombiniert ist u 
(1. c. 42 S. 293) und muss das Knochenmark gleichmässig 
diffus affiziert sein, um eine leukämische Blutmischung hervorrufen 
zu können. 

Wir können alsdann entweder gleich zu Anfang — bei nicht 
tumorartiger, diffuser Affektion des Knochenmarks — das Bild einer 
Leucaemia lymphatica erhalten (Walz (43), Pappenheim (44),) 
oder es geht der zu Anfang sich nur als Pseudoleucaemia medullaris 
dokumentierende Zustand in Leucaemia lymphatica über, bei Fehlen 
von anderen Veränderungen, ausserhalb des Knochenmarks z. B. in 
den Lymphdrüsen (Litten (4ö), II e u c k (4b)). 

Unser Fall ist insoferne wichtiger, als dass zu der tumorarti¬ 
gen Erkrankung des Knochenmarks, die wir „Myeloma" nennen, eine 
diffuse hinzukam (lymphadenoidale Veränderung) und eine leukä¬ 
mische Veränderung des Blutes eintrat, wobei die übrigen lympha¬ 
tischen Gewebe anderer Organe (Lymphdrüsen, Milz etc.) primär 
nicht erkrankten, mit anderen Worten: es trat Leucaemia lympha¬ 
tica medullaris auf, bei typisch verlaufendem Myelom. 

Die fortschreitende und anhaltende Veränderung des Blutes, 
das lange, 7 Monate dauernde Bestehen dieses Zustandes und die 
histol. Bestätigung der lymphatischen Veränderungen des Knochen¬ 
marks in den von den Tumoren nicht eingenommenen Teilen bewei¬ 
sen zur Genüge, dass wir die Veränderungen im Blute unseres Kran¬ 
ken nicht als etwas Vorübergehendes und Momentanes (akute, 


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218 


symptomatische Lymphozytose) betrachten sollen, sondern als ent¬ 
wickeltes Bild einer echten Leukämie. 

Ein nicht minder wichtiges, obzwar sekundäres Merkmal unse¬ 
res Falles ist der plasmatische Charakter der Tumorzellen des Markes 
und was für unseren Fall von der grössten Bedeutung ist, der mo¬ 
nonukleären Blutkörperchen. 

Wenn über die Genese der Plasmazellen in der Litteratur viel 
gestritten wurde, gab es fast keine Meinungsverschiedenheiten be¬ 
treffs der Umstände, in denen sie aufzutreten pflegten. Man begeg¬ 
nete ihnen in den Geweben fast immer dort, wo welche immer 
entzündlichen Reize wirkten: Lues , Tuberculose , Rhinoscleroma , Tu¬ 
berkulin-Injektionen etc., ähnlich wie bei T ü r k (1. c. 37), der seine 
„Reizungsformen“ im Blute von an Pneumonie, Typhus, Scharlach 
etc. Erkrankten fand. Nach den Worten Palt aufs (47) * wäre die 
Plasmazelle bald geeignet das Erbe {der Rundzelle) anzutreten “ weil 
man ihr an Stellen begegnet, wo die Letzteren gewöhnlich auftraten. 

Welche Faktoren in unserem Falle auf die „plasmatische“ Um¬ 
änderung der Lymphozyten einwirkten, können wir nicht angeben. 
Die starke GefässVersorgung der Tumoren und des Markes und der 
höhere Grad von Gewebsdurchtränkung können uns gewissermassen 
erklären, warum wir in unserem Falle hauptsächlich grössere Formen 
begegnen. 

Das Trauma hätte höchstens im Knochenmark einen patholo¬ 
gischen Prozess anregen können; einen andauernden Reiz, der eine 
konstante Produktion von Zellen vom Typus der Plasmazellen 
bewirken könnte, haben wir nicht gefunden *). 

Tuberkulose, die nur durch einen einzigen Tuberkel in der 
Milz zu diagnostizieren war, der übrigens seinem Alter nach, erst 
in letzter Zeit entstanden sein konnte, hat diesen Reizzustand nicht 
bewirkt. 

Auf jeden Fall muss man, sei es auch nur mit Hinblick auf 
andere Zustände, in denen Plasmazellen aufzutreten pflegen, irgend¬ 
einen entzündlichen Reiz (im weitesten Sinne des Wortes) behufs 
Erklärung des gesammten Krankheitsprocesses voraussetzen. 


l ) Ob eine eventuelle Albumosaemie auf die Veränderung des Zell¬ 
charakters im Sinne der Plasmazellen einwirken konnte, können wir nicht 
entscheiden, weil dazu besondere Versuche unumgänglich nötig wären, die 
speziell auf diesen Punkt gerichtet sein müssten. Auffallend bleibt es doch, 
dass bei Infektionskrankheiten Albumose im Urin vorkommt und dass man 
in diesen Krankheiten Türk’s „Reizungsformen“ begegnet. 


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219 


Nachtrag: Bereits nach Beendigung unserer Arbeit erschienen 
von A. Pappenheim: „Atlas der menschlichen Blutzellen u Heft II 
wie auch andere Arbeiten, die zu berücksichtigen wir nicht mehr in 
der Lage waren. 


€rklärun| der Safel XL 

Die Zeichnungen wurden von Herrn Koll. Dr. Wito 1 d Z i e m- 
bicki, Assistenten der Klinik, angefertigt und sprechen wir Demselben 
für die mühevolle Arbeit unseren herzlichsten Dank aus. 

Fig. 1—19 stellen Plasmazellen des Blotes vor, gezeichnet bei Zeis- 
Apochromat. homogen. Immersion */«• Kompensations-Okular 4, Tubus - 
länge 160 mm. Die Präparate waren in absolutem Alkohol fixiert. 
Fig. 1 u. 2. Tinctura haematox. L. M ü 11 e r. 

« 3 u. 4. „ „ „ „ 4- wässerige Pikrinsäure. 

„ 5. Wässerige Methylenblaulösung. 

„ 6 u. 7. Polychromes Methylenblau nach Unna (Grübler). 

„ 8, 9, 10 u. 11. May-Grünwalds Farbstoff (Grübler). 

n 12 u. 13 Eosin + Methylenblau (nach Ch^ciüski). 

„ 14 u. 15. Wässerige Lösung von Pyronin + Methylgrün (selbstver¬ 

fertigt). 

Fig. 16. Methylgrün-Pyroninlösung (Grübler). 

„ 17, 18 u. 19. Ehrlich’s Triacid. 

a 20 u. 21 auf derselben Tafel, geben ein Bild der histologischen 
Struktur der Tumors im Verlauf der V-ten, linken Rippe. Das 
Präparat war in Formalin fixiert, in Alkohol nachgehärtet, gezeichnet 
bei demselben Objektiv, Okular Nr. 8. 

„ 20. Färbung nach der Vorschrift von Unna (1. c. 25) mit Karbol- 

Methylgrün- Pyronin. 

a 21. Färbung nach Unna’s Vorschrift: seine sogen. „Polychr. Methy- 
* lenblau-Glycerin-Aether-Methode mit kurzer Entfärbung.“ 


Liitteratur. 

1. E. P. Pick: Zeitsch. f. Physiol. Chem. Bd. XXIV 1896. S. 246. 

2. Scheele und Herxheimer: Ueber einen bemerkenswerten 
Fall von multiplem Myelom (sogenannter Kahler’scher Krankheit). 
Zeitsch. für Klin. Med. Bd. 54. 1904. S. 57. 

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ossium Medic. Chirurg. Transact. 1850 S. 211 (cyt. wedle Kahlera). 

4. March and: Aerztlicher Verein zu Marburg. Sitzung vom 5. VIII, 
1885 Berlin. Klin. Woch. 1886, S. 486. 

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7. K. Winkler: Das Myelom in anatomischer und klinischer Bezie¬ 
hung. Virchow’s Arch. Bd. 161. 1900. S. 252. 


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8. 0. Kahler: Zur Symptomatologie des multiplen Myeloms. Beobach¬ 
tung von Albumosurie. Prag. med. Woch. 1889. S. 33 i 45. 

9. S. Kalischer: Ein Fall von Ausscheidung des Bence-Jones’schen 
Eiweisskörpers durch den Urin (Albumosurie) bei Rippenmyelomen. 
Deutsch, med. Wochen 1901. S. 54, Nr. 4. 

10. S. Jellinek: Zur klinischen Diagnose und pathologischen Anato¬ 
mie des multiplen Myeloms. Virch. Arch. B. 177. S. 96, 1904. 

11. F. W. Zahn: Ueber das multiple Myelom, seine Stellung im onko- 
logischen System und seine Beziehung zur Anaemia lymph&tica. 
Deutsch. Zitsch. für Chirurg. Bd. XXII. 1885. S. 1. 

12. R. Borrmann: Myelom. Ergebnisse von Lubarsch-Ostertag. VII 
Jahrg. 1902, S. 854. 

13. H. Ribbert: 3 Ueber das Myelom. Centralblatt f Patli. Anat. etc 
Bd XV. Nr. 9. S. 337. 1904. 

14. R. Hoffmann: Ueber das Myelom, mit besonderer Berücksichti¬ 
gung des malignen Plasmoms. Ziegler’s Beiträge Bd. XXXV. S. 
317, 1904. 

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Kenntniss der Herkunft der entzündl. Infiltrationszellen. Arch. f. 
Dermat und Syphilis. Bd. XXX. S. 3 u. 241. 1895. 

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medic. VI. 1901, zitiert nach Hoffmanna (1. c. S. 363.) C Sternberg 
in der Diskussion (1. c.). 

19. F. Parkes Weber: A Case of multiple Myeloma (Myelomatosis) 
with Bence Jones Proteid in the Urine. Medico-Chirurgical Trans¬ 
actions. Vol. 86, 1903. Ref. Folia haemat. 1904, S. 186 und Deut, 
med. Wochenschr. 1904, S. 643. 

20. F. Parkes Weber: Ein Fall von acuter Leukämie (acuto lym¬ 
phatische Leukämie) mit einem Schema für die Einteilung der 
Leukämien und Pseudoleukämien. Virchow’s Archiv. Bd. 174 S. 
324. 1903. 

21. C Sternberg: Beitrag zur Myelomfrage. Verhandl. der deut. 
path. Gesellsch. VI. Tagung 21 — 25, IX. 1903, S. 34. 

22. C. Sternberg: Zur Kenntniss des Myeloms Zeitschr. f. Heilkunde 
Bd. XXV. 1904. Abt. f. path Anat. — Ref Folia haematol. J. 1904. 
S. 440. 

23. A. J. Abrikossoff: Ueber einen Fall von multiplem Myelom mit 
diffuser Verbreitung im Knochenmark. Virchow’s Arch Bd. 173. S. 
335. 1903. 

24. S. Saltykow: Beitrag zur Kenntnis des Myeloms. Virchow's Arch. 
Bd. 173. R. 531. 1903. 

25. P. (t. Unna: Art. „Plasmazellen u in Encyklopaedie der mikroskop. 
Technik. Ehrlich-Krause 1903. S. 1116 

26. P. G. Unna: Histologischer Atlas zur Pathologie der Haut H. 
6/7. 1904. 


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221 


27. P. Foä: Sulla produzione cellulare nell’ inflamazione ed in altri pro- 
cessi analoghi specialimente in ciö che si riferisce alle Plasmacellule. 
Memorie della R. Academia delle Scienze di Torino 1902. Extrait 
des Archives italiennes du Biologie, T. 38. Fase. II Ref. Folia, 
haematolog. 1904. S. 166. 

28. F. M i c h e 1 i: Anemie grave et pseudo - leucemie plasmocelullaire — 
Archivio delle Scienza Mediche Vol. 27. 1903. Ref. Fol. haemat. 1904. 
S. 440. 

29. A. Schlesinger: Ueber Plasmazellen und Lymphocyten. Virch. 
Arch. Bd. 169. S 428. 1902. 

30. P. Grawitz: Maligne Osteomyelitis und sarcomatöse Erkrankungen 
des Knochensystems als Befund bei Fällen von perniziöser Anaemie. 
Virch Arch. Bd. 76. S. 35. 1879. 

31. J. W. R unlieb erg. Ein Fall von medullärer Pseudoleukämie. Deut. 
Arch. für Klin. Med. Bd. 33. S. 629. 1883. 

32. 0. Izrael-Leyden: Multiple Saroome. Berliner medizinische Ge¬ 
sellschaft Sitzung am 19. II. 1890 (Berl. Klin. Woch. S. 231. 1890). 

33. A. Elinger: Das Vorkommen des Bence-Jone’scben Körpers etc. 
Deut. Arch. f. Klin Med. Bd. 62 S. 254. 1899. 

34. G. Joch mann und O. Schümm: Zur Kenntniss des Myeloms 
und des sogenannten Kahler sehen Krankheit. Zeitschr. f. Klin. Med. 
Bd. 46. S. 445. 1902. 

35. Hammer: Primäre sarcomatöse Ostitis mit chronischem Rückfall¬ 
fieber. Virch. Arch. Bd. 137. S 280. 1899. 

36. F. Voit und H. Salvendi: Zur Kenntnisder Bence-Jones’schen 
Albumosurie. Münch, med. Woch. Nro 29. S. 1281. 1904. 

37. W. Türck: Kliniche Untersuchungen über das Verhalten des Blutes 
bei acuten Infectionskrankheiten. Wien u. Leipzig. 1898. 

38. W. Türck: Vorlesungen über klinische Haematologie.I. Theil. 1904. 
S. 368. Wien u. Leipzig. 

39. A Pappenheim: Wie verhalten sich die Unna’schen Plasmazel¬ 
len zu Lymphocyten Virch. Arch. Bd. 165. S. 365, 1901 X Bd. 166, 
S. 424. 1901. 

40. A r n e t: Die neutrophilen weissen Blutkörperchen bei Infections 
kranklieiten. Fischer. Jena 1904. 

41. A. Pappenheim: Ueber Pseudoleukaemie und verschiedene ver¬ 
wandte Krankheitsformen. Arch. für klin. Chirurg. Bd. 71. für klin. 

42. A. Pappenheim: Betrachtungen über Leukaemie. Zeitsch. 

Med. Bd. 52. S. 257. 1904. 

43. K. Walz: Ueber die Beziehungen der lymphatischen Leukaemie 
zum Knochenbau etc. Arbeiten aus dem pathol. Institut zu Tübin¬ 
gen Bd. II. 1899. 

44. A. Pappenheim: Ueber Lymphaemie ohne LyraphdrüsenschWel¬ 
lungen. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 39. S. 171. 1900. 

45. M. Litten: Perniziöse Anaemie oder medulläre Form der Pseudo¬ 
leukaemie. Berl. klin. Woch. S. 748. 1877. 

46. Heuch: Zwei Fälle von Leukaemie mit eigenthümlichem Blut- resp. 
Knochenmarksbefund. Virch. Arch. Bd. 78. 1879. 

47. R. Pal tauf: Entzündliche Neubildung. Ergebnisse von Lubarsch- 
Ostertag. 1895. S. 261. 


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Aetiologie und Behandlung 

der Mykose der oberen Luftwege 

von 

Dr. Johann S^dziak (Warschau). 

(Eine von der amerikanischen laryngologischen, rhinologischen und otologischen 
Gesellschaft mit goldener Medaille gekrönte Arbeit). 

Mit Tafel XII. ’ 


In den oberen Luftwegen begegnen wir die folgende Hauptarten 
von Mykosen: 

1. Mycosis Leptothricia, welche durch „ Leptothrix buccalis * ver¬ 
ursacht ist; 

2. Mycosis sarcinica, deren Ursache die sogenannte „ Sarcina u ist 

3. Actinomycosis, bedingt durch n Actinomyces u ; endlich 

4. Schimmel- und Hefe-Mykosen, deren Ursache verschiedene 
Schimmelpilze (Aspergillus, Penicillium, Mucor und Oidium), oder Hefen 
(Blasto-Saccharomycetes) sind, wobei eine bestimmte Art von Oidium 
(albicans) das sogenannte „Soor“ verursacht und Mucor niger nach 
manchen Forschern (Ciqglinski und Hewelke, sowie nach 
S§dziak, alle in Warschau, und nach Prof. Schmiegelowin 
Kopenhagen) die sogenannte r schwarze Zunge “ bedingt. 

1. Mycosis leptothricia ist unter verschiedenen Namen: 
Mycosis tonsillaris benigna (B. Fraenke 1), Pharytigomycosis leptothricia 
(H e r y n g), Algosis ( Phycosis) faudum leptothricia (Jacobson), endlich 
Hyperkeratosis lacunaris (Siebenmmann) bekannt. 

Im Jahre 1873 lenkte B. Fraenkel, der bekannte Spezialist 
und Professor der Laryngologie in Berlin, zum ersten Male die Aufmerk¬ 
samkeit aut den bisher unbekannten pathologischen Prozess, welcher 
auf Bildung von weissen und grauen, hervorragenden und fest an¬ 
liegenden Propfen auf der Gaumenmandel (Krypten), sowie am Zun¬ 
gengrunde beruht. Diese Propfe sind schwer abzuheben und erneuern 


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223 


sich rasch. Sie bestehen unter dein Mikroskope aus Epithelium und 
Mikroorganismen (Bacilli und Cocci). 

In dem zweiten Falle dieses Leidens, welchen dieser Verfasser 
im Jahre 1880 beobachtete, bestanden sie hauptsächlich aus Leptothrix 
buccalis. Dagegen hat B. Fraenkel in einem beobachteten Falle 
„Bacillus fasdculatus u gefunden. Der Verlauf dieses Leidens, wel¬ 
ches der Verfasser als Mycosis tonsillaris benigna bezeichnet, ist fie¬ 
berlos und chronisch. 

t Hierauf gab im Jahre 1883 Heryng in Warschau, auf Grund 
von sechs histologisch und bakteriologisch genau untersuchten Fäl¬ 
len, eine ausführliche Beschreibung dieses Leidens, welches er, we¬ 
gen der konstanten Anwesenheit des Pilzes „ Leptothrix buccalis u in 
den Propfen n Pharyngomycosis leptothricia u nannte. Diese Propfe be¬ 
stehen unter dem Mikroskope grösstenteils aus schalenartigem Pflaster¬ 
epithel, welches von einer gelben feinkörnigen Masse und von Fäden 
des „ Leptothrix buccalis u umgegeben ist. Diese letzteren färben sich 
mit Jod blau. 

Seit dieser Zeit wird dieser Krankheitform eine rege Aufmerk¬ 
samkeit zugewendet: in allen Ländern von Europa, sowie auf der 
anderen Hemisphäre erscheinen diesbezügliche Publikationen, deren 
Zahl nunmehr bis gegen 100 beträgt, also bereits ziemlich ansehn¬ 
lich ist. Das grösste Interesse erweckte dieser pathologische Prozess 
in Amerika, wo mehr als */» aller Arbeiten erschienen ist, ferner in 
Frankreich, Deutschland, England, resp. Gross-Britannien, Belgien, 
Polen, Oesterreich, Schweiz, Australien, endlich in Russland, Holland 
und Spanien. Ausser der obengenannten Arbeiten von B. Fraen¬ 
kel und Heryng, gehört zu den besten die Arbeit von Prof. 
Siebenmann in Basel, der auf Grund von genauen histologi¬ 
schen Untersuchungen zu einer anderen Anschauung gelangte als 
die obengenannten Forscher, nämlich, dass das Wesen dieses Leidens 
auf Verhornung des lakunären Epithels beruht, weshalb er die Be¬ 
zeichnung „ Hyperkeratosis lacunaris u in Vorschlag bringt. 

Zu den besseren Arbeiten gehören auch: die Arbeit von Kyle in 
Amerika (sorgfältige bakteriologische Arbeit auf von Grund 300 dies¬ 
bezüglichen Untersuchungen, aus welchen ebenfalls hervorgeht, dass die 
Mikroorganismen in diesem Leiden eine untergeordnete Rolle spielen), 
ferner die Arbeit von Jacobsohn in Petersburg, welcher der Namen 
Algosis (Phycosis) faucium leptothricia in Vorschlag bringt, von Kelly 
in Glasgow, von Krakenberger in Würzburg, von G a r e 1 in 
Lyon u. A. 

Die Aetiologie der Mycosis leptothricia ist bis jetzt nicht end- 
giltig aufgeklärt. Es existieren nämlich zwei Haupttheorien: 1) die pa- 

Poln. Archiv f. biol. u. med. Wissensch.. III. 

Archive« polon. des scienc. biol et midie. III. * 


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224 


rasitäre Theorie, welche die meisten Anhänger hat und nach wel¬ 
cher „Leptothrix buccalis “, ein gewöhnlicher Einwohner der Mund¬ 
höhle, die Ursache dieser Krankheit ist; 2) die chemische Theorie 
von Prof. Sieben mann in Basel, nach welcher das Wesen des 
Leidens auf Verhornung der lakunären Epithels beruht, während 
^Leptothrix buccalis" hier eine untergeordnete Rolle (Saprophyt) spielt. 

Wie schon bemerkt hat B. F r a e n k e 1, der Entdecker der Mycosis 
leptothricia, in diesem Leiden vorwiegend p Leptothrix buccalis u vorge¬ 
funden, ebenso wie später He r y n g. Desgleichen haben diesen Mikroben 
ausschliesslich oder vorwiegend bei diesem Leiden die folgenden For¬ 
scher vorgefunden: Semon, Wingrave, Santalo, Kinney, 
Gray, Prevost, Ruault, Nabias und Sabrazös, K raken- 
berger, Chiari, Jacobson, Ferrö und Andere. Von einigen 
Forschem (Hemenway, Raug6) wird der parasitäre Charakter 
der Mycosis leptothricia zwar nicht in Abrede gestellt, doch halten diesel¬ 
ben die Leptothrix buccalis nicht gerade für den Krankheitserreger; 
es können hier auch andere gewöhnliche Bakterien der Mundhöhle 
im Spiele sein (Parser und Tidswell). Zur Begründung ihrer 
Anschauung führen diese Forscher die Tatsache an, dass „ Leptothrix * 
jedenfalls häufig am Zahnfleische in der Umgebung von kariösen 
Zähnen vorkommt, ohne dass man dort Mycosis leptothricia begegnet 
(Hemenway). 

Auf Grund der Tatsache, dass man hier nur mit der Vermeh¬ 
rung der Quantität von Leptothrix buccalis d. h. eines gewöhlichen Ein¬ 
wohners der Mundhöhle zu tun hat, hält Chiari dieses Leidens nicht 
für einen spezifischen pathologischen Prozess. 

Schon im Jahre 1891 war Kyle in Amerika auf Grund von 
eingehenden bakteriologischen Untersuchungen zu der Ueberzeugung 
gelangt, dass in diesem Leiden die Bakterien eine untergeordnete, 
sekundäre Rolle spielen und dass sie hauptsächlich nur die chemische 
Reaktion der Gewebe und der Sekrete beeinflussen. 

Higguet und noch vor ihm Toeplitz kamen ebenfalls auf 
die Idee einer anderen, nicht parasitären Genese dieses Leidens 

Doch erst im Jahre 1875 hat Prof. Siebenmann in Basel, 
auf Grund von sechs histologisch genau untersuchten Fällen eine 
chemische Theorie begründet, indem er die Rolle der Leptothrix 
buccalis in diesem Leiden zu der eines gewöhnlichen Saprophyten 
reduzierte. 

Dagegen für wesentlich bei Mycosis leptothricia hält S. die 
ausserordentlich stark ausgesprochene Verhornung des lakunären 
Epithels. 


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225 


S. konstatierte unter dem Mikroskope die Anwesenheit von kern¬ 
losem, verhorntem Epithel, welches in Gestalt von hornigen Stacheln 
vorspringt. Diese Stacheln haben eine zentrale Aushöhlung, welche 
mit Detritus, Bakterien und Schleim gefüllt ist. 

An den aus den Krypten hervorragenden Teilen dieser Stacheln 
ist die äussere Oberfläche teilweise mit Fäden von Leptothrix buccalis 
bedeckt. 

Mit Rücksicht auf diese Veränderungen schlägt dieser Verfasser 
vor, den bisherigen Namen „Mycosis lepiothricia a durch die Benen¬ 
nung „Hyperkeratosis lacunaris u als eine mehr entsprechende zu er¬ 
setzen, um einen pathologischen Prozess zu bezeichnen, welcher mit 
solchen, wie Pachydennia laryngis, Leukoplakia und bis zu einem ge¬ 
wissen Grade mit der sogenannten Lingua nigra analog ist (was die 
letztere betrifft sind die Ansichten ebenfalls geteilt, was übrigens 
weiter unter ausführlich besprochen werden wird). 

Diese Theorie hat jedoch bis jetzt nicht viele Anhänger gewon¬ 
nenen welchen hauptsächlich Kraus in Wien, Lincoln, Fried¬ 
land, sowie Richardson (letztere drei in Amerika), endlich 
H a v. Hall in London zu rechnen sind. Kelly behauptet, dass 
zwei pathologische Prozesse zu unterscheiden wären: das, was man 
gewöhnlich für Mycosis leptothrida hält, sei einfach eine Verhornung 
(Keratosis) ; in Betreff der ausschliesslichen Lokalisation des patholo¬ 
gischen Prozesses in die Krypten ist er jedoch mit Siebenmann 
nicht einverstanden und hält den Namen Hyperkeratosis „lacunaris 4 
nicht für zutreffend. Ausser dieser Form gibt es nach K. auch eine 
typische Mycosis leptothrida d. h. ein Leiden, welches durch die 
Anwesenheit von Leptothrix buccalis bedingt wird. 

K y 1 e gibt ebenfalls zu, dass es Fälle von Pharyngomycosis ohne 
Beteiligung von Leptothrix gibt, doch kommt dieser Mikrobe auch in 
vielen Fällen von typischen Keratosis vor. 

Wie schon bemerkt, ist die Mehrzahl der Forscher, zu welchen 
auch ich gehöre, der Ansicht, dass man hier mit einer typischen 
Mycosis zu tun hat, welche durch die Anwesenheit des Pilzes „ Lep¬ 
tothrix buccalis u bedingt ist. 

Was den letzteren betrifft, so muss ich bemerken, dass man unter 
den allgemeinen Namen „ Leptothrix buccalis u , welcher in die Wissen¬ 
schaft von Robin zuerst eingeführt worden ist, nach Müller, dem 
Verfasser einer ausgezeichneten Arbeit über die Mikroorganismen der 
Mundhöhle (1889) folgende Bakterien als konstante Einwohner der 
Mundhöhle zu verstehen hat: Leptothrix innominata , Badllus maxi - 
mus buccalis 9 Jodococcus vaginatus , Spirillum sputigenum , endlich 
Sptrochaete dentium. 


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226 


Von diesen ist Bacillus maximus buccalis der wichtigste, welcher 
z. B. von Kraus mit Leptothrix buccalis identifiziert wird. Er kommt 
4n Gestalt von Bündeln vor, welche aus paralellen Faden von 1—1*3 p 
Breite bestehen und welche mit einer Lösung von Jod in Jodkalium 
blau-violet gefärbt werden. 

Leptothrix innominata , welche im weissen, weichen Zahnbelage 
enthalten ist, so wie die dem Bacillus maximus buccalis am meisten 
ähnliche Leptothrix maxima buccalis werden durch Jod gelb gefärbt, 
während der Jodococcus vaginatus, welcher in Form von Ketten aus 
4—6, in einer Scheide eingeschlossenen Zellen auftritt, bei dieser Me¬ 
thode eine gemischte Färbung zeigt, d. h. die Zellen färben sich 
blau-violet, die Scheiden dagegen schwachgelb. Eine reine Kultur 
von Leptothrix buccalis zu erhalten, ist bisjetzt nicht gelungen, ob¬ 
gleich Jacobson behauptet, dass er in 3 / 4 der Fälle aus den Prop- 
fen, welche in den Krypten der Mandeln stecken, eine Reinkultur 
erhalten habe. 

Eine exzessive Proliferation dieses konstanten Einwohners der 
Mundhöhle soll begünstigt werden durch Fermentation in der Mund¬ 
höhle, sowie durch Azidität des Speichels (B. Fraenkel), durch 
Caries dentium (K y'l e) sowie durch Verdauungsstörungen (D o n e 11 a n). 

Die Mycosis leptothritia der oberen Luftwege ist keineswegs ein 
so seltenes Leiden, wie man früher glaubte, sondern kommt verhält¬ 
nismässig ziemlich oft vor: in der Litteratur findet man einige hun¬ 
derte Fälle dieser Art, was für den Zeitraum von nicht viel mehr 
als 40 Jahren, seit der ersten Beschreibung dieser Krankheit von 
B. Fraenkel, jedenfalls eine ziemlich bedeutende Zahl ist. 

Ich habe ebenfalls bei der Gesammtzahl von ungefähr 20.000 
Fällen, welche ich in meiner privaten sowie poliklinischen Praxis be¬ 
obachtet habe, 42 Fälle von Mycosis leptothricia zu verzeichnen, d. h. 
auf je 500 Fälle einen Fall von Mycosis leptothricia. 

• Krakenberger in Würzburg beobachtete dieses Leiden viel 
öfter, nämlich auf 579 Fälle 11 Mal, Jurasz in Heidelberg dage¬ 
gen viel seltener (auf mehr als 4000 Fälle in der ambulatorischen 
Praxis kaum 3 mal). 

Wie sind nun die auffallenden Differenzen der obigen Zahlen 
zu erklären? 

Meiner Ansicht nach hängt dies vom Beobachtungsmateriale ab: 
Die Fälle von Jurasz gehören, wie bemerkt, in die ambulatorische 
Armenpraxis, in welcher dieses Leiden, wie es scheint, merkwürdiger 
Weise seltener vorkommt, die Fälle, von Krakenberger stam- 
mem aus der Privatpraxis, also aus besser bemittelten Kreisen, und 
emine eigenen Beobachtungen betreffen ebenso bemittelte wie arme 


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227 


Leute, wobei die Mehrzahl auf die erstere Kategorie d. h. die be¬ 
mittelten entfällt. (Bei der mehr weniger gleichen Gesammtzahl der 
Fälle beider Kathegorien d. h. auf zirka je 10.000 Fälle entfallen 
26 auf Privat-Praxis und nur 16 auf die poliklinische). 

Die Myeosis leptothricia kommt bei Frauen öfter vor, als bei 
Männern (24 gegen 18 Fälle in meiner Statistik). 

Dasselbe wurde auch von anderen Autoren (Kraus, Rosen¬ 
berg, Phillips) konstatiert, Heryng beobachtete ebenfalls 
8 Fälle bei Frauen und nur 6 Fälle bei Männern. 

Was das Alter der Kranken an Myeosis leptothricia anbelangt» 
so ergeben sich in meinen Fällen folgende Zahlen: 


Im 

Alter von 10 bis 15 Jahre 

beobachtete 

ich 

5 

Fälle 

von 

Myeosis 

leptothricia 

» 

n 

„ 15 „ 20 

ff 

n 

» 

11 

n 

» 

« 

» 

r> 

ff 

n 20 „ 30 

r 

ff 

» 

13 

i» 

n 

r 

» 

» 

ff 

„ 30 „ 40 

ff 

» 


10 

n 

» 

ff 

» 

ff 

n 

„ 40 „ 50 

n 

it 

ff 

2 

» 

» 

ff 



endlich 

50 „ 60 

n 

n 

» 

1 


ft 

ff 

.. 


Die obigen Zahlen zeigen, dass Myeosis leptrothricia in den oberen 
Luftwegen am meisten bei jungen Individuen vorkommt, besonders zwi¬ 
schen demlö und 30 sowie zwischen dem 30 und 40 Lebensjahre (in 
meinen Fällen macht das 34 Fälle d. h. beinahe */'» a ^ er Fälle). Vor 
dem 10-tem Jahre, sowie in späteren Alter (nach dem 40. Jahre) kommt 
dieses Leiden selten vor. 

In der Litteratur sind nur 2 Fälle von Myeosis leptothricia vor 
dem 5 Jahre verzeichnet, darunter ein Fall von Dubler, welcher 
ein 8-monatliches Kind betrifft. 

Was die Beschäftigung der mit Myeosis leptothricia der oberen 
Luftwege behafteten Kranken anlangt, stellen sich meine Fälle fol- 
gendermassen dar: 

In der Zahl von 24 Frauen waren 15 Mädchen, 7 Verheiratete 
und 2 Witwen. Am häufigsten beobachtete ich dieses Leiden bei 
Schülerinen (9 Mal), sowie bei Lehrerinen (2 Mal). 

Was das mänliche Geschlecht anlangt, wurde Leptothrix-Mykose 
ebenfalls besonders bei der lernenden Jugend beobachtet (4 Schüler 
und .2 Studenten), ferner bei Landwirten (4 Fälle). Ausserdem habe, 
ich beobachtet, je einen Fall bei einem Ingenieur, bei einem Pensio¬ 
nisten, bei einem Beamten, bei einem Tischler, bei einem Uhrmacher 
bei einem Koch und bei einem Schneider. 

Auffallend ist das häufige Vorkommen von Leptothrix-Mykose 
bei der lernenden Jugend beider Geschlechter, besonders bei Mäd¬ 
chen. 


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228 


Das erklärt sich vor allem aus ihrem Alter, welches, wie wir 
bereits oben konstatiert haben, am meisten zu diesen pathologischen 
Prozesse praedisponiert, obgleich hier möglicherweise auch unhygie¬ 
nische Verhältnisse, sowie auch Überbiirdung der Jugend mit 
geistiger Arbeit eine gewisse Rolle spielen. Weniger veständlich ist 
hingegen das häufige Aufreten von Mycosis leptothricia bei Bauern, be¬ 
ziehungsweise bei Landwirten, welche ja in Verhältnissen leben, die 
für die Entwickelung dieses Leidens als am wenigsten günstige er¬ 
scheinen. 

Auffallend ist auch die Tatsache, welche ich bei meinen Beob¬ 
achtungen konstatiert habe, nämlich das relativ häufige Vorkommen 
der Leptothrix-Mykose in der wohlhabenden Klasse, also in der 
Privatpraxis. Eine analoge Beobachtung habe bereits seit Lange in 
Betreff des häufigeren Vorkommens von Cerumen in der Privat- 
Praxis gemacht. 

W. C. Phillips hat die merkwürdige Beobachtung gemacht, 
dass Leptothrix-Mykose vorwiegend bei jungen I-Vauen vorkommt, 
welche für Tiere z. b. Hunde, Katzen und Pferde Vorliebe haben, 
und Curtis macht die Bemerkung, dass fast jeder von seinen mit 
Leptothrix-Mykose behafteten Kranken die Gewohnheit hatte rohe 
Aepfe) zu essen, welche oft von Tieren beleckt werden. 

Schliesslich im Falle von M y 1 e s, welcher einen Sänger betraf 
war dieses Leiden plötzlich während einer exklusiven Milch-Diät 
aufgetreten. 

Zu den für diese Erkrankung praedisponierenden Momenten gehören 
jedoch ohne Zweifel: schlechter Allgemeinzustand, allgemeine Schwä¬ 
che (Semou), obgleich, wie bereits oben bemerkt, auch ganz gesunde 
Leute von der Leptothrix-Mykose nicht verschont werden. 

In 5 von meinen Fällen, besonders bei jungen Mädchen, wur¬ 
den Symptone einer mehr oder weniger ausgesprochenen Anaemie 
und in einem Falle typische Chlorose konstatiert. 

Rosenberg beobachtete Leptothrix-Mykose bei einer Schwan¬ 
geren, bei' welcher das Leiden nach der Entbindung gewichen ist. 
In einem von meinen Fällen, welcher eine 33-jährige Kranke be¬ 
traf, waren Symptome eines tuberkulösen Prozesses in den Lungen 
zu konstatieren. 

Richardson beobachtete bei seinen Kranken meistens ge¬ 
ringere oder bedeutendere Störungen im Gastro-Intenstinaltraktus. 

Von den lokalen Ursachen prädisponieren die katarrhalischen 
Processe der Schleimhaut der oberen Luftwege zu dieser Mykose 
(Garei), sowie auch überstandene akute Infektions-Krankheiten, 
z. B. Influenza (G 1 a s g o w). 


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229 


Was jedoch das Rauchen betrifft, so wie Abusus in Baccho et 
in Venere, so scheinen diese Momente bei der Entstehung dieses 
Leidens keine bedeutendere Rolle zu spielen (in meinen Fällen habe 
ich nur zweimal Abusus in tabaco konstatiert); dasselbe betrifft 
dm Heredität, in Bezug auf welche wir keine Anhaltspunkte be¬ 
sitzen. 

Ich komme nun zur Lokalisation der Leptothrix-Mykose 
ja den oberen Luftwegen. 

Nach Siebenmann’s Theorie unterliegen der Verhornung 
hauptsächlich die platten Epithetialzellen, mithin ist nur die Pars 
oralis pharyngis und besonders die Gaumen-Mandel mit ihren Krypten 
Sitz dieses pathologischen Prozesses. Deshalb wird von einigen Au¬ 
toren (Heraenway) die Bezeichnung Tonsillomycosis s. Mycosis 
tonsillarum in Vorschlag gebracht, welche jedoch die Kritik nicht 
aush alt. 

Es unterliegt nicht dem mindesten Zweifel, dass Mycosis lepto- 
thricia beinahe im ganzen oberen Abschnitte der Luftwege Vorkom¬ 
men kann, vom Nasenrachenraume angefangen (G a r e 1, L a b i t), 
wo besonders die Rachenmandel affiziert wird, ferner die Ostia pha- 
rynyea tubarum (M. Schmidt), die Foveae Rosenmülleri (Law) bis 
zum Kehlkopf; derlaryngeale Teil des Kehldeckels (M. Schmidt, 
Grant), die Ligg. aryepiglettica (D u b 1 e r), Sinus pyrtformis (R o o t), 
schliesslich die Stimmbänder (P r i c e Brown) und selbst der Raum 
unter den Stimmbändern (C o b b, D u b i e r), was gegen Sieben- 
mann’s Theorie spricht (Verhornungsprozess der platten Epithel- 
Zellen). 

Anderseits unterliegt es doch nicht dem geringsten Zweifel, 
dass der häufigste Sitz dieses Leidens — die Gaumenmandeln sind. 

In den von mir beobachteten Fällen waren diese letzten affi¬ 
ziert: beiderseits 15 Mal (auf 42 Fälle), wobei die linke Tonsille 
8 und die rechte 5 Mal mehr affiziert war und 2 Mal mehr oder 
weniger gleich stark beiderseits. 

Eine einseitige Affizierung der Mandel beobachtete ich 4 mal 
und zwar viel öfter links (3 mal), als rechts (einmal). 

Verhältnismässig häufig sind Sitz der Leptothrix-Mykose gleich¬ 
zeitig die Tonsille und der Zungengrund, nämlich die s. g. Zungenton¬ 
sille — und zwar 13 mal in meinen Fällen. Nach B. Fraenkel 
und Kraus lokalisiert sich die Leptothrix-Mykose meistens an bei¬ 
den diesen Stellen. 

H e r y n g beobachtete 7 mal die Affizierung der Tonsillen allein 
und 7 Mal gleichzeitig mit der Affektion Zungen-Grundes. 


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230 


Einen seltenen Fall von Lokalisation der Leptothrix-Mykose am 
Zungenkörper hat T u 111 e beschrieben. 

In den meisten Fällen von gleichzeitiger Affektion der Gau¬ 
menmandel und des Zungengrundes, beziehungsweise der Zungen- 
mandel durch diesen pathologischen Prozess sind die Veränderungen 
besonders stark ausgeprägt an den Tonsillen resp. deren Krypten 
und nur ausnahmsweise, wie z. B. in einem von meinen Fällen ist 
die sogenannte Zungentonsille der Hauptsitz der Leptothrixmykose; 
doch in 3 Fällen habe ich sogar nur difese letztere Lokalisation 
allein beobachtet. 

Obgleich selten, kommt es vor, dass ausser der Gaumenmandel 
die Rachenmandel (Pharynxtonsille von Luschka) gleichzeitig affi- 
ziert ist, wie dies auch ich in einem Falle gesehen habe; es ereig¬ 
net sich selbst, dass sowohl die Gaumenmandel, als auch die Zun¬ 
genmandel und die Rachenmandel d. h. der ganze W a 1 d e y e r’sche 
lymphatische Schlundring affiziert ist (ein Fall unter den von mir 
beobachteten). 

Die Leptothrix-Mykose kann ferner zu gleicher Zeit auf den 
Gaumenmandeln und im Rachen (hintere und seitliche Wand), und 
zwar an den sogenannten Granulationen, sowie an den seitlichen 
Falten hinter dem Arcus palatopharyngeus in 2 meinen Fälle), oder 
auch aut den Gaumenmandeln, auf der Zungentonsille, sowie auch 
auf der lingualen Oberfläche des Kehldeckels (ebenfalls ein von 
meinen Fällen) auftreten. Mit einem Worte können hier versshie- 
denartige Kombinationen Vorkommen: Tonsillae palatinae, Tonsilla 
lingualis , Nasopharynx et Pharynx (Colin's Fall); Tonsillae palatinae 
et lingualis , Fovea Rosenmülleri, Orißcia tubarumet Pharynx (L a w’s Fall); 
endlich Tonsillae palatinae , T. lingualis, pharyngealis (Luschka’S), 
Pharynx , Nasopharynx et Larynx (Düble r’s Fall). Einen seltenen 
Fair beobachtete Curtis (Ausbreitung des mykotischen Prozesses 
durch den Tränenasengang auf das Auge neben Affektion des 
Pharynx und des Larynx). 

Der Kehlkopf allein war unter meinen Fällen einmal affiziert 
(typischeAblagerungen an den Stimmbändern). Im Falle von Gray 
war die Gegend der Giessbecken - Knorpeln Sitz der Leptothrix- 
Mykose, wobei das entsprechende Stimmband unbeweglich war; 
schliesslich waren im Falle von Price Brown die falschen Stimm¬ 
bänder, und im Falle von Cobb die wahren Stimmbänder, sowie 
auch der Raum unterhalt der Stimmbänder affiziert. 

Klinisches Bild. Die Leptothrix-Mykose der oberen Luftwege tritt 
in Form von mehr oder weniger zahlreichen, perl-weissen, harten 
Pfropfen auf, welche meistens in den Krypten der Gaumen- oder Zun- 


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gen-Mandel, zum Teile in den Follikeln der hinteren Pharynxwand 
sitzen. 

Diese Pfropfe sind besonders charakteristisch durch ihre horn¬ 
artige Konsistenz; ihr Aussehen erinnert an Stacheln, Stalaktiten 
(M. Schmidt), oder an Condylömata acuminata (Toeplitz). 

Ferner ist für diese Gebilde ihr ausserordentlich festes Anhaften 
an das umgebende Gewebe charakteristisch, so dass es nur schwer 
gelingt dieselben abzuheben, was eine mehr oder weniger reichliche 
Blutung verursacht. 

Die umgebende Schleimhaut kann entweder ganz normal sein, 
oder im Zustande einer katarrhalischen Entzündung; ob jedoch diese 
letztere mit der Anwesenheit von Leptothrix buccalis in einem 
Kausalnexus stehe, ist eine strittige Frage (M. S c h m i d t). Tatsache ist 
nur, dass in der Regel diese Gebilde langsam enstehen — ohne ent¬ 
zündliche Symptome, obgleich ausnahmsweise auch akute For¬ 
men ( Mycosis leptothricia acuta s. Angina leptothricia) Vorkommen 
können. 

Derartige Fälle sind von Santalo, Dubler (8 monatliches 
Kind mit lethalem Ausgange), Rua ult, sowie von Spans und Un* 
terholzner (je 3 Fälle) beschrieben worden. Ich habe ebenfalls 
4 Fälle von Leptothrix-Mykose mit akutem Verlauf beobachtet. 

Der Verlauf der Leptothrix-Mykose der oberen Luftwege ist ge¬ 
wöhnlich langsam: dieses Leiden kann Wochen, Monate und sogar 
Jahre lang dauern, wobei die Pfropfe gewöhnlich weicher werden und 
dann leichter abzuheben sind (Parker). 

Auf diese Weise kann der Prozess von selbst {spontaneo modo) 
zur Heilung kommen. 

Gewöhnlich zeichnet sich jedoch die Leptothrix-Mykose durch 
ungewöhnliche, ausserordentliche Hartnäcktigkeit aus: Rezidiven 
kommen sehr oft vor, selbst nach gründlicher Beseitigung dieser 
Gebilde. 

Symptome. Die Leptothrix-Mykose der oberen Luftwege kann 
ganz symptomlos verlaufen: die Kranken suchen ärztlichen Rath 
nur deshalb, dass sie durch die von ihnen zufällig entdeckten Ä weisse 
Flecken i4 auf den Tonsillen beunruhigt waren; oder es entdeckt der 
Arzt bei Gelegenheit einer anderen Erkrankung nur zufällig dieses 
Leiden, von dessen Existenz die Kranken nicht einmal etwas wis¬ 
sen (Michelson, Root). 

Ich hatte ebenfalls Gelegenheit Fälle dieser Art zu beob¬ 
achten. 

Manchmal jedoch (nach Ingals in ö8°/ 0 ) gibt dieses Leiden 
Anlass zu gewissen, obgleich nicht besonders lästigen Sym* 


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232 


ptomen, wie Kratzen, Brennen, Gefühl von Anschoppung, von Starr¬ 
heit, von unangenehmen Geschmack (Root), schliesslich von Schmer¬ 
zen (IngaI s) oder auch eines fremden Körpers im Halse (Paraesthesia 
pharyngis). 

Diese letzteren Symptome habe ich am öftesten in meinen Fällen 
notiert. 

In zwei von meinen Fällen war auch Foetor ex ore vorhanden; 
in 3 Fällen von Ing als waren dyspeptische Erscheinungen vor¬ 
herrschend. 

Es ist klar, dass bei akuten Formen von Leptothrix-Mykose 
Schwierigkeiten und Schmerzen beim Schlingen ( Dysphagia ), Fieber 
sowie Schwellung vonLymphdrüsen am Halse (Spans, Unterhol z- 
ner Vorkommen können. 

Diagnose. Bei Leptothrix-Mykose in den oberen Luftwege ergibt 
sich die Diagnose meistens ohne Schwierigkeiten, mit Hinblick auf 
die für dieses Leiden höchst charakteristischen Merkmale, wie das 
Aussehen, die Konsistenz, sowie die Lokalisation (perl-weise, hom- 
harte Pfropfe welche in den Krypten der Gaumen- und Zungen- 
Tonsillen sitzen), so dass selbst ohne mikroskopische Untersuchung 
die Diagnose der Leptothrix-Mykose in den meistens Fällen möglich 
ist (Kraus). 

Ich war ebenfalls in der Lage in allen Fällen dieses Leidens 
a priori die Diagnose auf Leptothrix-Mykose zu stellen, welche erst 
hernach durch mikroskopische Untersuchung der Auflagerungen, 
welche ja bei dieser Krankheit ausschlaggebend ist, bestätigt wurde. 

Was die Diflerenzialdiagnose anlangt, so ist vor allen von 
den chronischen Prozessen die sogenannte Tonsillitis caseosa der Lep¬ 
tothrix-Mykose am meisten änlich. 

Dieses letztere Leiden .unterscheidet sich jedoch vor allem durch 
die Konsistenz der Pfropfe, welche weich sind und aus den Krypten 
entfernt werden können. 

Diese Pfropfe unterscheiden sich auch durch ihre ausschliessliche 
Lokalisalion nur in den Krypten der Tonsillen, während die Mycosis 
leptothricia fast in ganzem oberen Abschnitte der Luftwege auftreten 
kann (mit Ausnahme der Nasenhöhlen). Schliesslich entscheidet das 
Mikroskop über jegliche Zweifel und zwar bestehen die Pfropfe bei 
Leptothrix-Mykose fast ausschliesslich aus den charakteristischen 
Fäden von Leptothrix buccalis. 

Behufs rascher Untersuchung raten Seifert und Kahn die 
aut einem Objektträger zerriebenen Pilzmassen, mit verdünnter Lö¬ 
sung von Milchsäure anzusäuern, unter Zusatz von 1—2 Tropfen 
einer Lösung von Jod in Jodkalium: die grossen Bündel und Knäuel 


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Von Leptothrix buccalis zeigen alsdann sehr prägnant eine schöne 
blaue Färbung. 

In Fällen von Tonsillitis caseosa findet man dagegen unter dem 
Mikroskope in den Pfropfen verschiedene Mikroorganismen der Mund¬ 
höhle, unter welchen auch Leptothrix buccalis sich vorfinden kann, 
aber nur in unscheinbarer Quantität. 

Da nun die käsige Entzündung der Tonsillen als Folge eines 
desquammativen Entzündungsprozesses aufritt, so findet man als 
Bestandteile des Belages auch verhorntes Epithelium, Schleim, Leu¬ 
kozyten, Kalkphosphat, sowie Speisereste. 

Ungeachtet dessen können, meiner Ansicht nach, manche Fälle 
von käsiger Entzündung der Mandeln bei genauerer Untersuchung 
d. h. unter dem Mikroskope als wahre Leptothrix-Mykose sich erwei¬ 
sen, wie dies namentlich in einem von meinen Fällen sich gezeigt 
hat (ein 33-jähriger Kranker mit typischen, weichen Pfropfen in den 
Krypten beider Tonsillen; klinische Diagnose Tonsillitis caseosa ; unter 
dem Mikroskope zeigt sich auch der Belag als fast ausschliesslich 
aus typischen, Fäden von Leptotthrix buccalis zusammengesetzt). 

Von akuten entzündlichen Prozessen ist der Leptothrix-Mykose 
die sogenannte Angina s . Tonsillitis follicularis am meisten ähnlich, 
wo jedoch vor allem hohes Fieber, sowie auch starke Schwellung 
der Lymphdrüsen am Halse vorhanden sind. 

Schon viel weniger ähnlich ist die Diphtherie, bei welcher man 
übrigens nicht Pfropfe, sondern einen membranösen Belag vor sich 
hat, welche ausser der Gaumenmandel noch andere Teile der Mund¬ 
höhle und des Pharynx (Zäpfchen) einnehmen. Jedenfalls stosst die 
Diagnose manchmal auf gewisse Schwierigkeiten, nämlich in Fällen 
von akuter Leptothrix-Mykose, welche ebenfalls mit Fieber, sowie 
Affizierung von Lymphdrüsen am Halse verlaufen; hier entschei¬ 
det wieder nur die mikroskopische Untersuchung (L ö ff l er'sehe 
Bazillen in der Diphtherie, sowie Staphylokokken und pseudodiph- 
theritische Bazillen bei Angina follicularis). 

Die Prognose bei Leptothrix-Mykose der oberen Luftwege 
ist im Allgemeinen günstig: selbst spontane Heilung ist möglich 
(Semon), wie sie auch unter anderem in einem meiner Fälle er¬ 
folgte. 

Was jedoch komplete Heilung betrifft, ist die Prognose nicht so 
günstig: die Leptothrix-Mykose gehört im Allgemeinen zu sehr hart¬ 
näckigen Leiden, bei welchen häufige Rezidiven zu gewärtigen sind. 

In der Litterätur ist nur ein einziger Fall mit lethalem Aus¬ 
gange verzeichnet, nämlich ein Fall von Du bl er (8 monatliches 
Kind — Tod in Folge von Bronchopneumonie). 


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Behandlung. Einige Autoren (Semon, M. Schmidt, Ki- 
chardson, Kraus) sind der Ansicht, dass besonders in jenen Fäh 
len, in welchen subjektive Symptome gänzlich fehlen, die lokale Be¬ 
handlung unnötig sei und zwar um so mehr, als, wie schon be¬ 
merkt, spontane Heilung möglich ist. 

Andererseits soll überall, wo der allgemeine Zustand ungünstig 
ist. vor Allem eine allgemeine Behandlung eingeleitet werden (kräfti¬ 
gende Mittel, Luftveränderung — Semon, Seereisen — Wilson, 
Beseitigung von Magen — und Darmstörungen — Richardson). 

Die meisten Autoren, zu welchen auch ich mich rechne, sind 
der übereinstimmenden Ansicht, dass eine lokale Behandlung bei der 
Leptothrix-Mykose jedenfalls angezeigt ist und zwar sogar eine ener¬ 
gische, um Rezidiven vorzubeugen. 

Ausser den, gewöhnlich nicht ausreichenden, Gargarismen rnit 
antiseptischen Mitteln, wie z. B. Borsäure (Glasgow), Kali chlori - 
cum (Semon) und vor allem mit Hydrargyrum bichloratum corrosivum 
(2:2000 — Jacobson, Oituszewski; 1:10000 — Chiari) 
sind bei diesem Leiden Pinselungen mit verschiedenen kaustischen 
Mitteln mit grösserem oder geringerem Erfolg appliziert worden, so z. B. 
Sublimat in verschiedenen Lösungen (1 :1000 — Chiari; 1:500 
Parser und Tidswell, schliesslich l h-%°l 0 Putermann), fer¬ 
ner Zincum chloratum (1—5% — Nabias und Sabrasös), Argen¬ 
tum nitricum (2—10% - - P o w e 11 und T u 111 e), Acidum salicylictm 
(1:4 alkohol — T i 11 e y), Alcohol absolutus (B. F r a e n k e 1, B a b e r). 
Pyoctanin (10% — M. Curtis, Lincoln), Formalin (10% — Le¬ 
dermann), Fr. Jodi (Dun das Grant), Nikotin (0*2:100 — Ju* 
rasz), Karbolsäure (Bennet). Chromsäure (Griffini, Prevost, 
Wagner), Trichloressigsäure, endlich n at last but not at least • Gal¬ 
vanokaustik. 

Alle oben aufgezählten Mittel hatte ich Gelegenheit in meinen. 
Fällen zu versuchen; dabei erhielt ich verhältnissmässig die besten Re¬ 
sultate bei Anwendung von Trichloressigsäure allein, oder noch bes¬ 
ser nach vorheriger Applizierung von Galvanokaustik, welche ich für 
die wirksamste bei der Behandlung der Leptothrix-Mykose halte. 

Einige Autoren (Stern, Arnsperger, Root) halten für 
die am meisten radikale Methode bei diesem Leiden, Auslöffelung 
(Curettement) der Pfropfe mit Hilfe des scharfen Löffels, wobei 
Pooley in jenen zahlreichen Fällen, in welchen die Leptothrix-My¬ 
kose in den Kanälchen der Mandel lokalisiert ist, breite Schlitzung 
dieser letzteren mit nachherigem Auskratzen der Pfropfen empfielt. 

Die meisten Anhänger hat jedoch die kombinierte Methode cL h. 
Kürettierung mit nachheriger Galvanokaustik — und zwar am besten 


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in der Weise, dass mit einem spitzigen Kauter die Krypten der Man¬ 
del punktiert werden. 

Zu den Anhängern dieser letzteren Methode muss man vor allem 
rechnen: Heryng, Deckert, Seifert, Hemenway, Chea- 
tham, Thomas, Hamilton, Kinne y, Waxham, Price 
Brown, Richardson. Hav. Hall, Quay, schliesslich Phil¬ 
lips, also, wie wir sehen vorwiegend amerikanische Aerzte. 

Von der anderen Seite fehlt es jedoch nicht an Gegnern der Gal¬ 
vanokaustik als der therapeutischen Methode bei der Behandlung der 
~Leptothrix-Mykose der oberen Luftwege; zu dieser gehören unter ande¬ 
ren: Spieer, Oftuszewski, vor allem jedoch S e m o n in London. 

Dieser Letztere sah in einem^Falle nach Kauterisation mit dem 
Galvanokauter bei Leptothrix-Mykose, welche auf der Zungenbasis 
lokalisiert war, Parotitis mit hohem Fieber (40°). 

Im einem meiner Fälle, welcher eine 25-jährige Kranke betrafl* 
ebenfalls mit Leptothrix-Mykose der Zungentonsille, beobachtete ich 
nach Anwendung von Galvanokaustik ebenfalls unangenehme Kom¬ 
plikationen (hohes Fieber, grosse Schwäche). Es ist selbstverständ¬ 
lich, dass überall dort, wo ausgesprochene Hypertrophie der Mandel 
besteht, welche mit Leptothrix-Mykose behaftet ist, dieselbe zu besei¬ 
tigen ist, und zwar, am besten mit der galvanokaustischen Schlinge, 
um nachfolgenden Blutungen vorzubeugen, und zwar mit Hinblick 
darauf, dass dieses Leiden meistens im Alter von mehr als 15 Jah¬ 
ren vorkommt (Richardson, Hamilton, Knight). Dass jedoch 
auch diese Methode d. h. Extirpation der vergrösSerten mit Lepto¬ 
thrix-Mykose behafteten Mandel nicht immer zum Ziele führt, be¬ 
weist ein Fall von Rosenberg, so wie ein Fall von mir, in wel¬ 
chen Rezidive erfolgte. Schliesslich muss ich hier den günstigen 
Einiluss des Tabakrauchens auf den Verlauf der Leptothrix-Mykose 
hervorheben, was schon Juras z, Donellan und C o 11 i n be¬ 
merkt haben. 

Auch ich konnte mich in einem Falle davon augenscheinlich 
überzeugen (ein 30-jähriger Kranke mit stark ausgesprochener 
Leptothrix-Mykose auf beiden Gaumenmandel, so wie auch der Zun¬ 
genbasis bei absolutem Fehlen etwaiger subjektivev Symptome; 
nach einem Jahre hatte ich die Gelegenheit ihn wieder zu sehen: 
keine Spur von Mykose, welche ohne Behandlung verschwundeu 
war; der Kranke, welcher früher nicht rauchte, war ein leidenschaftli¬ 
cher Tabakraucher geworden). 

Jedenfalls soll man nicht vergessen, dass dieses Mittel seine 
Nachteile hat und daher zur Behandlung von Leptothrix-Mykose 
der oberen Luftwege nicht zu empfehlen wäre. 


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II. Mycosis sarciniea. Diese Form von Mykose kommt 
manchmal auch im oberen Abschnitte der Luftwege vor — nämlich 
verhältnismässig ziemlich oft im Schleime der Mundhöhle, in Fällen 
von Lungenerkrankungen (bei Pneumonie, bei Bronchectasien, bei 
Gangraena und besonders bei Tuberkulose), ferner bei Typhus, sowie 
auch bei katharrhalischen Zuständen der Schleimhaut der Mund¬ 
höhle ( Stomatitis ) bei erschöpften Personen (Marasmus), aber auch 
selbst bei ganz gesunden Personen. 

Von der Mundhöhle und Rachenhöhle aus verbreitet sich diese- 
Mykose auf die Lungen, sowie auf den Magen, wo dieser Pilz, die 
sogenannte Sarcina ventriculi, zum ersten Male von Goodsire im 
Jahre 1842 im Mageninhalte, insbesondere in der erbrochenen Flüs¬ 
sigkeit entdeckt wurde. 

Dieser Mikroorganismus ( Sarcina) gelangt in die oberen Luft 
wege von der Luft, wo verschiedene Arten desselben sich vorfinden, 
von farblosen angefangen bis zu der häufigsten, gelbgrünen Form. 
In der Mundhöhle resp. in den Lungen haben wir meistens mit 
farblosen Formen zu tun. 

Wahrscheindlich handelt es sich hier ebenso, wie bei Sarcina ven- 
riculi und wie dies die neuesten Untersuchungen beweisen, nicht um eine 
bestimmte Form, sondern es können hier verschiedene Formen auf- 
treten, welche in der äusseren Luft Vorkommen. Sarcina bildet auf 
der Schleimhaut besonders der Zunge, so wie auch auf dem wei¬ 
chen Gaumen (Fischer, F r i e d r e i c h), weissliche diffuse Massen, 
welche dem Soor ähnlich sind. Unter dem Mikroskope zeigen sie 
sich in Form von farblosen, oder gelb - bräunlichen, runden, oder 
etwas ovalen Zellen von 2 - 5 y im Durchmesser, welche sich zu¬ 
nächst zu 8 Stück miteinander vereinigen, und kleine an den Rän¬ 
dern abgerundete Würfel bilden und dann auch in grössere Paquet- 
ten auftreten. 

Die Sarcina-Mykose des oberen Abschnittes der Luftwege hat 
keine besondere Bedeutung; besondere Symptome fehlen gewöhnlich. 

In der Litteratur findet man hierüber spärliche Angaben; im 
Wesentlichen folgten wir den Angaben, welche in der diesbezüglichen 
Arbeit von Fischer zu finden sind. 

III. Afctinomykosis. Als Krankheitserreger bei dem als Akti- 
nomykose bezeichneten pathologischen Prozesseistim Jahre 1845 von 
Langenbeck beim Menschen und im Jahre 1877 von B o 11 i n- 
ger beim Rindvieh, der Aktinomyces endeckt worden, welcher beim 
letzteren sehr gewöhlich vorkommt. 

Doch erst Israel hat das Verdienst, im Jahre 1878 diesen 
Pilz als eine selbständige, pathogene Art beim Menschen definiert 


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zu haben; denn obgleich einige Autoren (Niessen, Hesse) be¬ 
haupten, dass dieses Leiden von verschiedenen Parasiten abhänge, 
unter anderen von Oladothrix liquefacicns (Hesse), so stimmen je¬ 
doch Wolf und Israel, sowie auch P on fick und Boström — 
die tüchtigsten Forscher, welche über diesen pathologischen Prozesses 
gearbeitet haben der — obigen Ansicht nicht bei. 

In Allgemeinen liegt über die Aktinomykose des oberen Ab¬ 
schnittes der Luftwege eine ziemlich reichhaltige Litteratur vor 
(mehr als 50 Arbeiten), von welchen die meisten Arbeiten auf 
Oesterreich, Deutschland, Frankreich und Schweden entfallen. 

Der Pilz der Aktinomykose gelangt in den menschlichen Orga¬ 
nismus meistens mit Pflanzeuteilen (Bertha), ausnahmsweise je¬ 
doch direkt vom Vieh. 

Barsj.cz in Lemberg beobachtete einen Fall, in welchem von 
einem an Aktinomykose kranken Manne beim Küssen die Krank¬ 
heit auf die Mundscheimhaut eines Kindes übertragen wurde. 

Nach diesem Autor ist eine Infektion auch durch Vermittelung 
von Fliegen möglich. 

Die primäre Aktinomykose lokalisiert sich meistens in der 
Mundhöhle (Infektions-Pforte) in Form von Affektion eines Alveolus, 
besonders im Unterkiefer (Mikulicz), so wie einer Periostitis al- 
ceolaris. 

Selten jedoch verbreitet sich die Aktinomykose durch kariöse 
Zähne und führt zu einer zentralen Aktinomykose des Kiefers. 

Ebenso selten tritt anfänglich eine Pyerrhoea alveolaris auf. 

Im weiteren Verlaufe (und in diesem Stadium bekommen wir 
meistens die Kranken zu sehen) kommt es zur Bildung einer Ge¬ 
schwulst, beziehungsweise eines Abszesses am Unterkiefer und 
manchmal von Fisteln mit spärlicher Eiterbildung, wenn nämlich 
der Abszess von selbst durchbricht, oder künstlich eröffnet wird. 

Ausser dieser häufigsten Lokalisation der Aktinomykose in der 
Mundhöhle kommt auch primäre Affektion der Zunge vor (Fälle von 
Hacker, Barq.cz, Fischer, Meyer, Hochenegg und Albert,, 
endlich von Bonnet, welcher in seiner Dissertation vom Jahre 1896, 
fünf Fälle dieser Art zitiert), ferner der Wangen-Schleimhaut, 
besonders in der Gegend der Mündung des Stenon’schen Ganges 
(P a r t s c h). 

An der Zungenspitze {Apex linguae ) bildet sich eine sehr harte 
und ganz zirkumskripte erbsengrosse Geschwulst, welche übrigens 
eine Neigung zum Zerfall zeigt. 

Von der Mundhöhle kann sich die Aktinomykose auf den Pha¬ 
rynx ausbreiten: starke Schwellung des Arcus palato-pharyngeus, 


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welcher mit blassgelben Knötchen besät erscheint, die mit folliculären 
Abszessen Ähnlichkeit haben. 

Einen retrophoryngealen Abszess in Folge von Aktinomykorse 
beobachtete Schlinge. 

Was die Gaumenmandeln betrifft, scheint es, dass hier der 
aktinomykotische Prozess nur ausnahmsweise vorkommt (B u 11 i n 
z. B. sah niemals Aktinomykose der Tonsillen). 

In den letzten Zeiten ist jedoch eine ganze Reihe von Fällen 
dieser Art veröffentlicht worden (Cheatte und Emery, Wright, 
Thevenet, Rüge, Mikulicz, Didsbury, schliesslich Bon¬ 
net), was die obige Ansicht zu widerlegen scheint und worauf 
übrigens bereits I s r a e 1 die Aufmerksamkeit gelenkt hatte. Im wei¬ 
teren Verlaufe kann der Prozess auf den Kehlkopf (Giessbecken- 
Knorpeln, so wie falsche Stimmbänder — Mündler) sich aüsbrei- 
ten, oder auch auf das hintere Mediastinum. Die Aktinomykose des 
Kehlkopfes kann auch auf einem anderen Wege entstehen, nämlich 
durch Ausbreitung des pathologischen Prozesses von äusseren 
Teilen des Halses auf den Schildknorpel (Henrici, Koschier, 
Börard, Lubliner, schliesslich Mündler). 

Eine primäre Aktinomykose der Speiseröhre beobachtete Garde 
(6 Fälle), eine sekundäre — Abbö, schliesslich Aktinomykose der 
Nasenhöhlen — de Simoni in Mailand. In Allgemeinen gehört die 
Aktinomykose der oberen Luftwege nicht zu den seltenen Erkran¬ 
kungen. 

In der Litteratur sind gegen 200 Beobachtungen dieser Art ver¬ 
zeichnet. 

Manche Länder sind von diesem pathologischen Prozesse be¬ 
sonders häufig heimgesucht worden (eine Art von Epidemien von 
Aktinomykose), besonders Österreich, auf welches fast die Hälfte 
aller Fälle kommt; besonders oft wurde dieses Leiden in der chirurgi¬ 
schen Klinik von Albert in Wien beobachtet (37 Fälle). 

Ebenso häufig kommt die Aktinomykose in Schweden (33 
Fälle von Eliassohn) und auch in Deutschland vor. An Aktino¬ 
mykose erkranken vorwiegend Männer und zwar fast doppelt so 
oft, was leicht begreiflich ist mit Hinblick darauf, dass sie mit 
Rindvieh häufiger verkehren. Am häufigsten erkranken an Aktino¬ 
mykose junge und im mittleren Alter (zwischen JO und 40 Jahren) 
stehende Personen: unter dem 10-ten und nach dem 40-ten Lebens¬ 
jahre kommt dieses Leiden selten vor. 

Der Verlauf der Aktinomykose ist im Allgemeinen chronisch, 
seltener subakut, und nur ausnahmsweise akut mit purulenten 
Symptomen (Phlegmone — Roser und Kapper) als Folge einer 


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sekundären Infektion mit eitererregenden Mikroorganismen, wobei 
auch Drüsen affiziert sein können (Cheatle und Emery). 

Die Symptome der Aktinomykose der oberen Luftwege be¬ 
stehen gewöhnlich in heftigen Schmerzen in der Gegend des akti- 
nomykotischen Prozesses — z. B. in kariösen Zähnen. 

Auch kommen häufig heftige neuralgische Schmerzen der ent¬ 
sprechenden Gesichtshälfte vor, obgleich einige Autoren (Wright) 
umgekehrt das gänzliche Fehlen von Schmerzen als für dieses Lei¬ 
den charakteristisch ansehen. 

Gewöhnlich wird auch ein mehr oder weniger ausgesproche¬ 
ner Trismus beobachtet. 

In Fällen von akuten Formen der Aktinomykose können Fie¬ 
ber, Schüttelfrost, Suffokationsanfälle und Schmerzen beim Schlin¬ 
gen auftreten (Kapper). 

Die Diagnose der Aktinomykose der oberen Luftwege bietet 
meistens keine Schwierigkeiten, mit Ausnahme der initialen 
Formen mit knotigen Infiltrationen, in welchen dieses Leiden vor 
allem mit bösartigen Geschwülsten ( Carcinoma ) verwechselt werden 
kann. Doch der weitere, meistens chronische Verlauf, die ausgespro¬ 
chene Verhärtung in der Nachbarschaft des aktinomykotischen Her¬ 
des, hie und da vorkommende, spärlich sezernierende Fisteln, sowie 
die Lokalisation selbst (meistens das Gesicht und der Hals — 
Illich), schliesslich das Verhalten der Lymph-Drüsen, welche in 
diesem Leiden nicht affiziert sind, alles dies erlaubt in einem ge¬ 
wissen Grade die richtige Diagnose zu stellen. 

Wenn jedoch ein Abszess sich bereits gebildet hat, ist die Dia¬ 
gnose leicht und zwar auf Grund der charakteristischen mit blos¬ 
sem Auge sichtbaren, im Eiter enthaltenen gelben Körnchen, welche 
unter dem Mikroskope nach Aufhellung des Detritus mittels Kali¬ 
lauge einen radiären, drüsigen Bau zeigen, wobei die einzelnen 
Strahlen am Ende keulenförmige Verdickungen haben. 

Sie färben sich mit der Gram’schen Methode sehr gut, oder 
noch besser bei einer Modifikation dieser Methode, d. h. bei Zusatz 
von Karmin: die Fäden färben sich dann bläulich-schwarz, die Keu¬ 
len rot. 

Bei der Differential - Diagnose muss man folgende pa¬ 
thologische Prozesse in Betracht ziehen: zerfallendes Gumma, Krebs, 
besonders der Speiseröhre, Tuberkulose (besonders grössere Tuber¬ 
keln), chronischer Zungenabszess, vereiterte Cyste, schliesslich Cy¬ 
sticercus. 

Doch die Anamnese, der Verlauf, sowie auch das klinische 
Bild des Leidens, der Zustand der Lymphdrüsen am Halse, vor allem 

Poln. Archiv f. biol. u. med. Wiaeenach.. III. jß 

Archive« polon. dea acienc. biol. et mädic. III. 


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jedoch die Anwesenheit der charakteristischen gelben Körnchen im 
Eiter, welche unter dem Mikroskope ein ebenso charakteristisches 
Bild des aktinomykotischen Pilzes geben — alles dies führt schliess¬ 
lich zur richtigen Diagnose. 

Die Prognose bei Aktinomykose der oberen Abschnitte der 
Luftwege ist im Allgemeinen nicht günstig, besonders in Fällen, in 
welchen andere (innere) Organe affiziert sind, z. B. bei Metastasen 
im Gehirn, im Brustfelle, in den Nieren, in der Leber, im Herzen, 
in den Lungen u. s. w. (Nass e). Im Allgemeinen ist die Prognose 
schlimmer in Fällen von Affektion des Unterkiefers, des Kehlkopfes 
und der Speiseröhre (Neigung zur Ausbreitung des pathologischen 
Prozesses auf das Mediastinum); sie ist günstiger in Fällen von 
Zungenaktinomykose, wo der Prozess zirkumskript und operabel ist. 

Die Behandlung der Aktinomykose der oberen Luftwege 
ist vor Allem eine chirurgische, gründliche Kürettierung resp. Exzi¬ 
sion der pathologisch veränderten Gewebe. Einige Autoren empfeh¬ 
len 5% Karbolsäure und 1:1000 Sublimat (Korff), weiter */*—1% 
Methylviolet (Raffe), Argentum nitricum an eine Sonde angeschmol¬ 
zen und in die Fisteln eingeführt (Köttnitz); schliesslich gibt es 
viele Anhänger der Anwendung von Kalium jodatum (innerlich) bei 
diesem Leiden, wobei angeblich ohne operative Eingriffe Heilung er¬ 
zielt wurde (Lissa, Claisse, Bezard, Iterson). 

IV. Schimmel- und Hefe-Mykosen. Ausser der oben be¬ 
schriebenen Mykosen ( Mycosis leptothricia et sarcinica, so wie Acti¬ 
nomycosis), begegnen wir im oberen Abschnitte der Luftwege noch 
eine ganze Reihe von Schimmel- und Hefe-Mykosen. Die ersteren 
werden besonders durch folgenden Arten der Hyphomycetes verur¬ 
sacht: Aspergillus , Penicillium, Muvor, so wie Oidium. 

In botanischer Hinsicht differieren diese Arten von einander 
nur durch die Form der Sporenbildung; so z. B. hat bei der Art 
Mucor, der aus dem verflochtenen Mycelium hervorragende fruchtra¬ 
gende Faden einen besonderen Sack ( Sporangium ), in welchem die 
Sporen ( Conidiae ) sich ausbilden; bei der Art Aspergillus ‘) dagegen 
bildet sich am Ende des fruchttragenden Fadens eine keulenförmige 
Verdickung, auf deren Oberfläche vermittels kleiner Ansatzstücke 
(Sterigmae ) die Sporen in Reihen angehängt sind; bei der Art Oidium 
sind die Sporen am fruchtragenden Faden direkt, ohne Vermittelung 

') Übrigens ist Aspergillus keine besondere Art; es hat sich ge¬ 
zeigt, dass dies nur eine besondere Form von Frnktifizierung bei der Art 
Eurotium ist, welche zu Ascomyceten gehört. Ebenso ist auch das Oidium 
nur eine konidiale Form bei Arten der Gattung Erisyphe, welche 
ebenfalls zu den Askomyzeten gehört. 


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von Sterigmen oder einer kopfartigen Verdickung, angehängt; schliess¬ 
lich, bei Penicillium, ist die Form der Sporenbildung wieder eine an¬ 
dere, es zeigen nämlich hier die fruchttragenden Fäden Verzweigun¬ 
gen, welche kleinen Pinseln ähnlich sehen und auf welchen Sporen 
in ganzen Reihen sich bilden. Von den Arten: Penicillium, Aspergillut 
und Mucor wurden in dem oberen Abschnitte der Luftwege beob¬ 
achtet: Penicillium glaucum, Aspergillus fumigatus, glaucus et nigres- 
cens, so wie auch Mucor corymbifer et niger. Dieser letztere in den 
Fällen von sogenannter schwarzer Zunge (C ia gl iüski und He- 
welke). 

Der wichtigste pathogene Schimmelpilz ist jedoch OicUutn albi¬ 
cans 8. lactis (Robin), welcher das sogenannte „Soor“ verursacht. 

Die Schimmel untersucht man am besten unter dem Mikro¬ 
skope in der Weise, dass man ein kleines Stück der zu untersu¬ 
chtenden Substanz in einen Glyzerintropfen auf dem Objektträger ein¬ 
legt und mit zwei Nadeln in möglichst kleine Teile zerzupft. 

Nach der Zerzupfung wird das Präparat mit einem Deckgläs¬ 
chen bedeckt; am besten untersucht man es mit einem starken 
Trocken- System. 

Die Färbung ist gewöhnlich zur Untersuchung von Schimmeln 
überflüssig, dagegen bei Untersuchung von Geweben in Schnitten 
unumgänglich (We ige r t’sche Methode). 

Die oben erwähnten Schimmelpilze entwickeln sich am besten 
in der Körper-Temperatur, wobei als bester Nährboden steririsierter 
Brodbrei sich bewährt. 

Neuere Untersuchungen und zwar von Busse, von Frl. Ra- 
binowicz und vor allem italienischer Forscher mit San Felicd 
an der Spitze haben ergeben, dass auch gewisse Arten von Hefe¬ 
pilzen, d. h. von Blasto-8acharomyceten beim Menschen Vorkommen, 
und zwar mitunter auch im oberen Abschnitte der Luftwege (Pa- 
rak, Troisier und Achaline). 

Es sind dies einzellige Pilzformen, welche sich durch Knospen¬ 
bildung an den Vegetationszellen vermehren, welche jedoch unter 
Umständen auch Sporen bilden können (sogenannte Askosporen). 
Farbstoff erzeugende lletearten wachsen ausserordentlich üppig auf 
Nährboden, welche Traubenzucker, oder Glycerin enthalten. 

a) Mycosis aspergillina et penicil/ina kommt im oberen Abschnitte 
der Luftwege selten vor. Die Ursache dieser Tatsache liegt ohne 
Zweifel in den Eigenschaften der betreffenden Organe: so z. B. ist 
die fortwährende Luftströmung, welche in der Nasenhöhle obwaltet, 
ein Hindernis für das Wachstum dieses Pilzes daselbst (Deile), 
ebenso, wie die konstante Sekretion und die Anwesenheit von ei- 

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242 


tererregenden Mikroorganismen ( Cocci ), welche derartigen Pilzen 
feindlich entgegentreten, schliesslich die ungünstige Temperatur, so 
wie die chemischen Eigenschaften des Sekretes (Schubert). 

Im Pharynx dagegen entwickeln sich die Gattungen Aspergillus 
und Penicillium schlecht auf der mit Schleim bedeckten Schleimhaut, 
sowie auch auf ulzerösen Oberflächen mit stinkender ( foetider) Se¬ 
kretion (S i e b e n m a n n). Für Mycosis aspergillina besonders dispo¬ 
niert sind die Arbeiter in Gerbereien und überhaupt solche Leute, 
welche mit Leder zu tun haben, welches einen ausgezeichneten 
Nähr-Boden für Aspergillus abgibt (Guarnacia). 

Überhaupt kommen diese Pilze hauptsächlich als Saprophyten 
vor und nicht als pathogene Mikroorganismen auf der lebenden 
Schleimhaut. Im oberen Abschnitte der Luftwege begegnen wir fol¬ 
gende Arten von Aspergillus und Penicillium : Aspergillus glaucus , fu- 
migatus (die häufigste Form) et nigrescens , sowie Penicillium glaucum. 

Was Mycosis aspergillina et penicillina der oberen Luftwege be¬ 
trifft, umfasst die Litteratur folgende Beobachtungen: 

1) Der Fall von Dünn in Richmond: am hinteren Teile der 
Nasen-Scheidewand hatte nach der Kauterisation mit Chloroform 
im Laufe von 2 Wochen ein Schorf sich gebildet, welcher mit einer 
braun-gelben Substanz vom Aussehen einer „ Fruchtgelee “ bedeckt war. 

Nach der Entfernung des Schorfes — Heilung. 

2) Der Fall von Deilein Leipzig: Aspergillus fumigatus in 
beiden Nasenhöhlen in einem Falle von Ozaena (Autopsie). 

3) Der Fall von John Mackenzie in Baltimoore: der 
Kranke war mit Empyem der Highmorshühle behaftet; in der aus 
dieser Höhle entfernten Membran wurde unter dem Mikroskope 
Aspergillus fumigatus gefunden. 

4) Der Fall von Zarniko in Hamburg: analog mit dem vo¬ 
rigen, betraff eine 50 jährige Kranke mit Ernpyen der Highmors¬ 
höhle. Im Eiter — Aspergillus f umigatus. 

5) Der Fall von Schubert: die 75-jährige Kranke, schlecht 
genährt, der ganze Nasenrachenraum war mit einer Masse erfüllt, 
welche im Inneren dunkel-bräunlich-grün und aussen hell-grau er¬ 
schien. Symptome: vollständige Verstopfung der Nase — eine 
scharfe Sekretion. Aus der Nase wurde ein förmlicher Abguss des 
Nasenrachenraumes durch Einspritzung herausbefördert. 

Unter dem Mikroskope zeigte sich, dass die äussere Schicht aus 
degenerierten Schleim-Körperchen, so wie aus Plattenepithel bestand, 
während die innere Masse eine Menge von Aspergillus fumigatus 
zeigte. 


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6j Der Fall von Siebenmann in Basel: am Fornix pha - 
ryngis einer alten Frau fand man Schorfe, bestehend aus Aspergillus 
fumigatus et sidulans, so wie aus Mucor corymbifer . 

7) Der Fall von Dick: ein junges gesundes Individuum: zwi¬ 
schen den Gaumen-Bögen und auf den Gaumenmandel — Propfe 
von Horn-Konsistenz an den Enden schwarz gefärbt. Unter dem Mi¬ 
kroskope wahrscheinlich Aspergillus nigrescens. 

Schliesslich erwähnt M. S c h m i d t in seinem Lehrbuche der Krank¬ 
heiten der oberen Luftwege (S. 441), dass er in den Nasenhöhlen, 
besonders im Nasenrachenraume die Pilze: Penicillium glaucum und 
Aspergillus fumigatus oft beobachtet habe. Manchmal sieht man dort 
sehr schön entwickelte Rasen mit Köpfchen, als weisse und graue 
Pilzmassen. Der genannte Verfasser sah auch bei Ozaena ein Myce- 
lium , welches bei üppiger Wucherung seine Fäden von der. unteren 
Muschel bis zur Nasenscheidewand ausbreitete. Intra parenthesim 
will ich hier auch erwähnen, dass Guarnacia in Catania 3 
Fälle von Otomycosis aspergillina (Aspergillus niger) beobachtete, wel¬ 
che mit Wasserstoffhyperoxyd geheilt wurden. 

b) Mycosis mucorina im oberen Abschnitte der Luftwege kommt 
verhältnissmässig nicht so selten vor. Diese Mykose tritt in zwei 
Formen auf: J) die eine seltenere, wird durch Mucor corymbifer 
verursacht, 2) die andere, durch Mucor niger . 

Die erste Form beobachtete P a 11 a u f in W i e n: 

Der 52-jährige Kranke litt an Enteritis et Peritonitis circum¬ 
scripta mit Fieber, Husten, Schwellung der Milz, Icterus und Affi- 
zierung des Sensoriums; nach 14 Tagen — Tod. Autopsie zeigte un¬ 
ter anderen: Phlegmone pharyngis et laryngis ; unter dem Mikroskope 
fand man Mucor corymbifer. 

Die zweite Form: Mycosis mucorina nigra begegnet man bereits 
viel öfter, nach einigen Verfassern (He we 1 ke und Ciagl inski^ 
S^dziak, so wie nach Prof. Schmiegel ow in Kopenhagen) 
tritt sie nämlich in Form der sogenannten schwarzen Zunge ( Lingua 
nigra s. Nigrities linguae ) auf. 

Mit dem Namen „ schwarze Zunge u bezeichnet man einen pa¬ 
thologischen Prozess, bei welchem auf der oberen Zungenfläche in 
der Nähe des Zungengrundes, vor den Papillae circumvallatae, in ei¬ 
ner mehr oder weniger grossen Ausdehnung eine Färbung auftritt, 
und zwar gewöhnlich eine schwarze, manchmal jedoch eine bräunli¬ 
che (S § d z i a k), oder gelbe (D i n k 1 e r) von unregelmässiger, 
ovaler (Rydygier), oder dreieckiger (Sedziak) Form, von glat¬ 
ter oder, was öfter ist, unebener, zottiger Oberfläche {schwarze ge¬ 
haarte Zunge — B ras in, Melanotricliie linguale Surmont) — ein 


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244 


Prozess mit akutem (einige Tage), oder chronischem (einige Monate 
und sogar Jahre) Verlaufe. 

Dieses Leiden ist nicht so selten, wie man früher annahm; man 
begegnet nämlich in den letzten Zeiten in der Literatur immer häu¬ 
figer Beschreibungen dieses Leidens, so dass jetzt mehr alsein hal¬ 
bes Hundert von beschriebenen Fälle dieser Art vorliegt, von wel¬ 
chen der grössere Teil auf England, fernerauch auf Frankreich und 
Deutschland entfällt. Mit dieser Krankheit haben sich befasst, in Eng¬ 
land: Stöcker, Broatch, Brydon, Barnes, Balfour, Gra¬ 
ham, Masters, Smith, Lediard, Lake, Potter, Abercrom- 
bie, schliesslich Semon; in Amerika: Leviseur, Lohöac, Ma? 
raval, Goodale und Johnston; in Frankreich: Villar, Sur- 
mont, Wollerand, Lannois, Robert, Lecocq und Weil; 
in Deutschland: Schech, Bernhardt, Brosin und Dinkler; 
in Österreich: Roth; in Polen: Rydygier, Ciagliüski und He- 
welke, so wie S§dziak; in Belgien: Masoine und Parmen- 
tier; in Holland: Seil; in Dänemark: Schmiegelow; schliess¬ 
lich in Russland: Gundobin. 

Worin das Wesen der sogenannten schwarzen Zunge besteht 
und welche aetiologische Momente hiebei eine Rolle spielen, ist bis- 
jetzt noch nicht entgiltig festgestellt. 

Es ist blos bekannt, dass die sogenannte schwarze Zunge öfter 
bei Männern, als bei Frauen (in Verhältnisse von 3:1) und vor al¬ 
lem im späteren Alter (zwisohen 40 und 70 Jahren) vorkommt, ob¬ 
gleich sie auch bei kleinen Kindern (z. B. im Falle von Gundo- 
b i n bei einem l 1 /* jährigem Kinde) vorkommt. 

Einige Verfasser (Ci§glinski und Hewelke, S§dziak, 
Roth, Robert, Vollmer, Maraval und Parmentier) führen 
dieses Leiden auf übermässiges Tabakrauchen zurück; andere jedoch 
(Gundobin, Loheac) auf Verdauungsstörungen, so wie auf Azi¬ 
dität der Mundhöhle. In zwei von meinen Fällen trafen beide oben 
erwähnte Momente zu, d. h. übermässiges Rauchen und Digestions¬ 
störungen; endlich in einem Falle betreffend einen 30-jährigen Kran¬ 
ken wurde eine besonders stark entwickelte Behaarung des ganzen 
Körpers und besonders der Brust und des Rückens konstatiert. 

Im Falle von Lediard wurde gleichzeitig Zungenkrebs 
gefunden, ferner wurden bei diesem Leiden beobachtet: Todes dor- 
salis (Bernhardt), Myelitis (S§d z iak), Tuberkulose (Masoin), 
Syphilis (Lohöac), Stomatitis mercurialis (Vollmer), Schwanger¬ 
schaft (Loheac), schliesslich Diverticulum oesophayi (S § d z i a k). 

Dinkler beobachtete das Vorkommen der schwarzen Zunge 
nach Scharlach. 


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245 


Aetio'ogie. Als wesentlich iür die schwarze Zange be¬ 
trachtet die Mehrzahl der Verfasser (Rosenberg, Bresgen, 
Schech, Brosin, Surmont, Wollerand, Rydygier, Sto¬ 
ker, Leviseur, Masoin, Potter, Vollmer, Goodale, Win- 
grave, Augier, schliesslich Johnston) Hypertrophie des Epi¬ 
thels der Papiüae filiformes mit konsekutiver Verhornung (Hy- 
perkeratosis — Brosin, Schech). Die dunkle Färbung der Zunge 
scheint von Vermehrung des Horn-Pigmentes in den normalen Horn¬ 
zellen abzuhängen, so dass je älter und trockener die Hornschicht 
ist, desto dunkler auch die Färbung der Zunge. 

Obgleich viele von den oben erwähnten Verfassern (Schech, 
Rydygier, Win grave etc.) bei mikroskopischer Untersuchung 
verschiedene Mikroorganismen ( Leptothrix , Cocci, Bacilli) angetroffen 
haben, betrachteten sie jedoch dieselben als zufällige, mit dem We¬ 
sen des pathologischen Prozesses in keinem Zusammenhänge ste¬ 
hende Befunde. Andererseits jedoch zeigte in einem von meinen 
Fällen mit lethalem Ausgange die histologische Untersuchung der 
bei der Sektion entnommenen schwarzen (eigentlich bräunlichen) Zunge 
weder eine merkliche Hypertrophie noch eine Verhornung der Papil¬ 
lae filiformes. 

Abgesehen davon hatten manche Aerzte die Idee über den 
parasitären Ursprung der s. g. schwarzen Zunge bereits von län¬ 
gerer Zeit zum Ausdrucke gebracht. 

So z. B. betrachteten Dessaix und Seil dieses Leiden als 
eine durch das s. g. Glossophyton bedingte Mykose. 

Dieser Parasit, welcher in der Form von ovalen, stark licht¬ 
brechenden, kleinen Kügelchen auftritt (nach Brosin, welcher eben¬ 
falls Gelegenheit hatte diesen Fall zu beobachten, waren es nicht 
entwickelte Schimmelpilze), soll die dunkle Verfärbung der Papillen 
verursachen. 

Raynaud vermutete ebenfalls einen parasitären Ursprung 
dieses Leidens: er fand winzige Sporen, runde, oder ovale, an den 
fadenförmigen Papillen. Ebenso Weil. 

Dinkler fand im Belage der schwarzen, behaarten Zunge, 
ausser verhornten Zellen, dicht aneinander liegende Fäden (Bacilli), 
mit spitzig endigenden Fortsätzen. 

Roth hat ebenfalls in 2 Fällen sehr zahlreiche verschiedene 
Mikro-Organismen gefunden, welchen er die Erregung dieses patho¬ 
logischen Prozesses zuschreibt. 

Lake fand meinem Falle von schwarzer Zunge runde Sporen, 
welche er für Ursache dieses Leidens hält. 


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Butlin, Verfasser der besten Monographie der Zungen-Krank- 
heiten, nimmt ebenfalls als wahrscheinlich an, dass die schwarze 
Zunge parasitären Ursprunges sei. 

Ebenso Lannois und Gundobin, welcher in 3 Fällen ver¬ 
schiedene Parasiten, wie: Leptothrir , Spirochaete buccalis, Oidium al¬ 
bicans , Bacillus subtilis , Staphylococcus albus etc. vorfand. 

Schliesslich fanden Lecooq, so wie Loheac in diesem Lei¬ 
den Leptothrix und Sporen, jenen von Trichophyton nahe stehend. Alle 
diese Forschungen hatten jedoch das Problem der Aetiologie der 
schwarzen Zunge nicht gelöst; es hat nämlich keiner von den an¬ 
geführten Autoren seine Ansicht durch spezielle, bakteriologischen 
Untersuchungen begründet. 

Dinkler war der einzige, welcher Kulturen vornahm, doch 
ohne positivem Erfolge. 

Erst CiagLinski und Hewelke in Warschau ist es im 
Jahre 1892 gelungen in einem von ihnen beobachteten akuten 
Falle von s. g. „schwarzer Zunge“ einen Schimmelpilz zu kultivie¬ 
ren — namentlich Mucor niger — eine Form, welche morphologisch 
mit Mucor corytnbifer identisch ist und von diesem letzteren nur 
durch das Fehlen der pathogenisc-hen Eigenschaften sich unterscheidet. 

Diese Verfasser haben also für die akute Form der „schwarzen 
Zunge“ eine mehr wissenschaftliche Bezeichnung, nämlich „Mycosis 
linguae mucorina nigra s. nigrities mucorina linguae u in Vorschlag ge¬ 
bracht. 

Ich muss hier jedoch sofort bemerken, dass diese Verfasser die 
chronischen Formen dieses Leidens nicht für eine Mykose ansehen, 
sondern für die Folge einer Verhornung der hypertrophischen Epi¬ 
thelialzellen der fadenförmigen Papillen. 

Zwei Jahre später (1894) habe ich in zwei von mir beobach¬ 
teten chronischen Fällen von „schwarzer Zunge“ denselben Pilz d. 
h. Mucor niger kultiviert, und hiemit den parasitären Ursprung die¬ 
ses Leidens in einer unzweifelhaften Weise bestätigt. 

Diese Fälle, welche ich seinerzeit im „Przegl^d chirurgiczny u 
beschrieben habe, will ich der Vollständigkeit wegen hier nochmals 
anführen : 

Fall I. T. 66 Jahre alt, Beamter, besuchte mich zum ersten Male 
am 20. Juli 1893 und klagte über Schwierigkeiten beim Schlingen von 
festen Speisen, welche seit 8 Monaten vorhanden waren. 

Das allgemeine Befinden war jedoch fortwährend gut: eine Abma¬ 
gerung bemerkte der Kranke nicht; immer gesund; kein Missbrauch, 
ausser Rauchen; nervöse Disposition. 


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Als „ Curiosum “ zeigt mir der Kranke seine Zunge, auf welcher, 
wie er behauptet, seit einem Jahre Haare wachsen sollen; doch habe 
dies keine Beschwerden zur Folge. 

Der Kranke erzählt, dass er diese Haare mit Ililfe eines speziellen, 
von ihm selbst erfundenen Apparates (einem entsprechend gebogenen 
scharfrandigen Blech) von Zeit zu Zeit entferne, also förmlich rasiere. 
Dieselbe wachsen jedoch in kurzer Zeit wieder. 

Bei der Untersuchung des Kranken fand ich Folgendes : der Kranke, 
gut gebaut und genährt, ohne Fieber; die inneren Organen zeigen keine 
besonderen Veränderungen, ebenso wenig die Nasen- und Nasenrachen¬ 
höhle, sowie der Kehlkopf. 

Ich fand nur hochgradige Hyperplasie der Zungen-Mandel, welche 
beide „ Valleculae “ ausfiillte und die Epiglottis berührte. 

Die Sondierung der Speiseröhre, vorläufig mit einer geknöpften 
Sonde, zeigte ein Hindernis im oberen Drittel derselben d. h. in der 
Höhe der Bifurkation der Luftröhre; später jedoch wurde eine ziemlich 
dicke elastische (englische) Sonde ganz leicht in den Magen eingeführt. 

Was indess bei Untersuchung der Mundhöhle meine Aufmerksam¬ 
keit am meisten auf sich lenkte, war die Zunge, deren Oberfläche in der 
Nachbarschaft des Zungengrundes als ein dunkelbrauner, teilweise 
ganz schwarzer, wie mit 5 otm. langen Haaren bedeckter Fleck mit 
unebener Oberfläche erschien. Derselbe beginnt vor den Papillae circum- 
vallatae , wo er am breitesten ist, und bildet (bei hervorgestreckter 
Zunge) ein Dreieck, dessen Seiten und Spitze einige Zentimeter 
von den Bändern und der Spitze der Zunge entfernt sind, wie dies auf 
Taf. XII. Fig. 1 zu sehen ist. Die nicht mit „Haaren 4 bedeckten Stel¬ 
len der Zunge erscheinen ganz normal. Es unterliegt keinem Zweifel, 
dass wir hier mit der sogenannten „schwarzen Zunge“ zu tun haben. 
Die Schwierigkeit beim Schlingen, welche die einzige Beschwerde des 
Patienten war, stand in gar keinem Zusammenhänge mit dem obigen 
Zustande der Zunge, sondern beruhte vielleicht nur auf einem nervösem 
Krampf der Speiseröhre, obgleich übrigens ein Diverticulum der Speise¬ 
röhre nicht ausgeschlossen werden konnte. 

Der Kranke stellte sich zum zweiten Male nach einigen Tagen bei 
mir vor. Sein Zustand war unverändert. Nach einer 5 monatlichen Un¬ 
terbrechung hatte ich Gelegenheit, den Kranken wieder zu sehen. Der 
Kranke klagt stets über Schlingbeschwerden; er erzählt, dass er von 
einem Chirurgen behandelt worden sei, welcher, ebenso wie ich, bei der 
ersten Visite die oesophageale Sonde manchmal bis in den Magen einfüh¬ 
ren konnte, meistens aber begegnete dieselbe ein Hindernis im oberen 
Teile der Speiseröhre. 

Dem entspricht, was der Kranke von sich selbst sagte, dass ihm 
manchmal leicht, gewöhnlich aber schwer die Speise durch die Speise¬ 
röhre geht. 

Der Kranke war in letzter Zeit etwas abgemagert, was er jedoch 
mit einer erfolglos gebrauchten Bandwurmkur in Zusammenhang bringt. 

Der Kranke behauptet, dass er in den letzten Zeiten eine bedeu¬ 
tende Besserung des Zustandes der Zunge bemerkt habe, namentlich kam 
es vor (was vorher niemals der Fall war), dass nach dem „Abrasieren“ 


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248 


der Haare (auf die gewöhnliche Art vollfuhrt), dieselben im Laufe einer 
Woche fast gar nicht mehr nachwuchsen. Im Allgemeinen sei ihre Ent¬ 
wickelung immer schwächer. Ich muss hier beifugen, dass bei diesem 
Kranken bis jetzt eine lokale Behandlung der Zunge nicht vorgenommen 
worden war. 

Bei der Untersuchung des Kranken bemerkte ich in der Tat auf 
der am Tage vorher abrasierten Zunge nur stellenweise kleine Spuren von 
nachwachsenden schwarzen Haaren, andere Stellen zeigten dagegen eine 
glatte ungefärbte Oberfläche. 

Die Sondierung hatte dieses Mal ein negatives Ergebnis. Gleich bei 
der ersten Visite habe ich mit Hilfe der Volkmann’schen Kürette so¬ 
viel wie möglich von diesem Flecke der Zunge abgekratzt was ziemlich 
leicht ausfahrbar war, worauf eine glatte und nicht gefärbte Oberfläche 
glatt zu Tage trat. 

Den Beleg habe ich bakteriologisch untersucht und zwar im Laborato¬ 
rium von Dr. Jakowski (damals abwesend) im Kindlein-Jezus-Krau- 
kenhause, unter gefälliger Hilfe des Kollegen Swiezynski, Assistenten 
des Laboratoriums 

Schon bei mikroskopischer Untersuchung des Belages fanden wir 
im Belage ziemlich dicke mykotische Fäden, ausserdem, stellenweise 
gleichsam dunkle Köpfen. 

Wir waren bestrebt, diesen Pilz zu kultivieren. Zu diesem Zwecke 
stellten wir folgende Kulturversuche an: 

1) auf Kartoffeln, in gewöhnlicher Weise vorhereitet (Koch’s Me¬ 
thode); 

2) auf einer Mischung von getrocknetem, zerriebenem Brod unter 
Zusatz von 10°/ 0 Gelatine (nach Ci%gli&ski’s und Heweike’s Me¬ 
thode, welche in der schon mehrere Male zitierten Arbeit angegeben ist). 
Mit dieser Mischung fällten wir einige Eprouvetten (mit Watte gep¬ 
fropft), sowie auch Petri’sche Schalen. 

Ich brauche nicht zu bemerken, dass die einen, wie die anderen 
vorher gründlich sterilisiert worden waren. Diese so vorbereiteten Kultu¬ 
ren hielten wir im Thermostat bei 37° C.; die Resultate waren jedoch 
negativ: weder auf den Kartoffeln, noch auf der Brod-Pasta entwickelte 
sich etwas. 

Eine zweite Serie von Kulturen verblieb in der Zimmer-Temperatur 
(welche ziemlich hoch war d. h. 16—18® R.), wobei die Kulturen präch¬ 
tig sich entwickelten. 

Schon nach 24 Stunden konnte man sowohl auf den Kartoffeln, als 
auch auf der Brod-Pasta mit blossem Auge einen zarten, sohneeweiasen 
Belag beobachten, auf welchem bei näherer Untersuchung, besonders nach 
48 Stunden, zarte, doch deutliche, weisse Fäden sich unterscheiden Hessen 

In dem Masse, wie der Pilz sich mehr und mehr entwickelte, indem 
er die ganze Oberfläche des Nährbodens bedeckte, bemerkten wir auf 
der Mischung von Brod und Gelatine in Eprouvetten, sowie auch in 
den Schalen, dass die Enden der bis dahin ganz weissen Fäden anfin¬ 
gen, sich mit dunkleren Verdickungen d. h. Köpfchen zu bedecken 1 ). 

1 ) Auf den Kartoffeln trat Jeeine Entwickelung des schwarzen 
Schimmels ein. 


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Auch die Fäden selbst fingen an dunkler (grauer) zu werden. 

Auf diese Weise zeigte sich die ganze Oberfläche der Pasta nach 
einiger Zeit, als ein schwarzer, üppiger Schimmel. Die Entwickelung des 
schwarzen Schimmels konnte man am besten bei Untersuchung der Kul¬ 
turen unter dem Mikroskop studieren, und zwar bei schwachen Vergrös- 
aerungen (Hartnack Obj. 4 Ok. 3), wie solche aueh Ci^glinski und 
Hewelke in ihrem Falle mit Erfolg angewandt hatten. 

Bei einer solchen Untersuchung der Kulturen in den auf dem Mi¬ 
kroskop-Tisch gelegten Eprouvetten und Schalen, sahen wir ganz deut¬ 
lich, wie von dem Mycelium mehr oder weniger lange, gerade, frucht¬ 
tragende Fäden auswachsen und zwar in entgegengesetzter Richtung als 
die Würzelchen, welche in den Boden sich vertiefen (8. Taf. XII. Fig. 2). 

Diese Fäden tragen an ihren Enden runde Köpfchen verschiedener 
Qrö8se, deren Färbung anfangs grau, später nach und nach dunkler war 
und bei ganz 1 reifen Formen schwarz mit einem Stich ins dunkel-violette. 

Bei etwas stärkeren Vergrösserungen konnte man sich überzeugen, 
dass diese Köpfchen aus Sporen bestehen, welche dem oberen Teile der 
Fäden, der sogenannte r} Columella u aufsitzen und von einer Membran 
umschlossen sind. 


Wir hatten also in diesem Falle offenbar denselben Pilz, vor 
uns, welchen Ci^gliöski und Hewelke in ihrem Falle gezüch¬ 
tet hatten und als „Mucor niger u bezeichnen. 

Für diese Annahme spricht das Resultat der bakteriologischen 
Untersuchung, denn ebensowohl makroskopisch als auch mikrosko¬ 
pisch entspricht der von uns gezüchtete Pilz der Beschreibung und 
den Zeichnungen der genannten Autoren. 

Es obwalten zwar gewisse Differenzen zwischen den Ergebnis¬ 
sen unserer Untersuchungen und jenen der angeführten Autoren, wie 
z. B. der Umstand, dass bei unseren Versuchen auf Kartoffeln ein 
schwarzer Schimmel sich nicht entwickelte, ferner dass in unseren 
Kulturen die „ unibelliferen “ Formen nicht auftraten — doch sind 
dies unbedeutende Unterschiede, welche möglicherweise vom chro¬ 
nischen Verlaufe des Krankheitsprozesses in unserem Falle, von der 
hohen Zimmertemperatur oder auch noch von einer anderen unbe¬ 
kannten Ursache abhängen. 

Gleichzeitig mit dein obigen Falle hatte ich Gelegenheit, auch 
einen zweiten, wenn auch nicht so typischen Fall von sogenannter 
schwarzer Zunge (eigentlich gelblich-brauner, weil sie sich in die¬ 
sem Falle so darstellte) zu beobachten, dank der Freundlichkeit des 
Kollegen Winiarski, der diesen Kranken in seiner Behandlung 
hatte und welcher zuerst den eigentümlichen Zustand der Zunge 
bemerkt hatte. 


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Fall II.: P. 39 Jahre alt, Techniker, seit 8 Jahren mit einem 
Rückenmarksleiden ( Myelitis ) behaftet, kompliziert mit ausgedehntem De¬ 
cubitus auf den Genitalien (Penis et Scrotum). 

Der Kranke bemerkte seit ungefähr 3 Monaten (soviel man sich 
auf seine sehr abgestumpfte Intelligenz verlassen kann) auf der Zunge 
gelb-braune Haare, welche ihm jedoch, wie er ausdrücklich behauptet, 
keine Beschwerden machten. 

Mit der gütigen Beihilfe des Kollegen Öwiezynski unternahm 
ich es einen Teil des Belages der Zunge zu entfernen, welcher als gelb¬ 
brauner Fleck auf der oberen Fläche der Zunge, nahe der Basis erschien, 
und zwar in Form eines unregelmässigen Dreieckes, nach vorn zu mehr 
weniger sich verschraälernd und eine unebene gleichsam mit kurzen gelb¬ 
lichen, oder gelb-braunen Haaren bewachsene Oberfläche zeigte. 

In Allgemeinen muss ich bemerken, dass in diesem Falle das Aus¬ 
sehen viel weniger charakteristisch für diese Affektion war, als im er¬ 
sten Falle, sowohl was die Färbung betrifft, als die Haare selbst. 

Ueber den Verlauf habe ich wenig zu bemerken; der Kranke starb 
kurz darauf (während meiner Abwesenheit). 

Kollega Winiarski war so gütig, die bei der Sektion exstirpierte 
Zunge in Alkohol zu bewahren. 

Was die bakteriologischen Untersuchungen in diesem Falle betrifft, 
welche ich ebenfalls im bakteriologischen Laboratorium des Kindlein - 
Jesus-Krankenhauses mit gütiger Hilfe des Kollegen Öwiezynski aus¬ 
geführt habe, so ergaben dieselben zu meiner Verwunderung, trotz des 
Unterschiedes im Aussehen der Zunge, mit dem ersten Falle fast iden¬ 
tische Resultate. 

Hier konnte man ebenfalls die Entwickelung des Schimmels nur auf 
der Brod-Pasta beobachten. 

Hier fanden wir auch dieselben Bildungen unter dem Mikroskop, 
d. h. Mycelium und aus demselben entstehende fruchttragende Fäden mit 
Köpfchen. 

Der Unterschied bestand einzig in der Färbung des Köpfchen. Ob¬ 
gleich wir auch ganz schwarze gesehen haben, fanden wir jedoch, im 
Vergleich zu dem ersten Falle, viel zahlreichere grauliche und gelbliche 
Köpfchen. 

In diesem Falle waren ebenfalls in späteren Phasen keine „umbel- 
liferen“ Formen zu beobachten, auch fand die Entwickelung des schwar¬ 
zen Schimmels nur bei Zimmer-Temperatur statt (in Thermostaten und 
im Allgemeinen auf Kartoffeln was das Resultat negativ). 

Also auch hier unterlag es keinem Zweifel, dass wir mit einem 
mykotischen, von Mucor niger abhängigen Prozesse zu tun hatten. 

Bemerkenswert war auch die Färbung der Zunge, nicht so dunkel, 
als im ersten Falle, sondern mehr gelblich-braun. Dieselbe Farbe wurde 
auch von Dinkler beobachtet. Zum Schluss möchte ich einige Worte 
sagen über die mikroskopische Untersuchung der exstirpierten Zunge. 
Dieselbe auf gewöhnliche Weise von mir präpariert (Paraffin-Methode 
von Prof. Przewöski) und gefärbt (Haematoxylin und Eosin), zeigte 
keine bedeutendere Hypertrophie des Epitheliums der filiformen Papillen. 
Es konnte von der sogenannten (Bros in) r) Hyperkeratosis a nicht die 
Rede sein. 


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251 


Ich füge hinzu, dass meine obigen Untersuchungen von den hiesie¬ 
gen pathologischen Anatomen Prof. Dr. Brodowski und Prof. Dr. 
Przewöski bestätigt wurden. 

Wenn wir jetzt unsere zwei Fälle mit dem von Ciaglinski 
und He welke beobachteten vergleichen, müssen wir zu der Ueber- 
zeugung gelangen, dass dieselben zwar im klinischen Verlaufe 
(chronisch »par excellence u in meinen Fällen) etwas verschieden sind, 
doch in aetiologischer Hinsicht ganz identisch zu sein scheinen. 

Hier und dort ist Mucor niger kultiviert worden. Auf diese Weise 
scheint es, dass die Bezeichnung, welche diese Verfasser nur für 
akute Formen dieser Krankheit in Vorschlag bringen, Nigrities mn- 
vorina linguae s. Mycosis linguae mucorina nigra , ebenso gut für chro¬ 
nische Fälle passt. 

Zu Gunsten der Behauptung, dass das Wesen der sogenannten 
schwarzen Zunge sowohl in akuten als auch in chronischen Fällen 
auf mykotischen Prozessen beruht und die Hypertrophie der filifor¬ 
men Papillen nicht konstant ist und nur eine untergeordnete Rolle 
spielt, spricht, meiner Ansicht nach, der Mangel dieser Hypertrophie 
im zweiten Falle, was man auch bis zu einem gewissen Grade im 
ersten Falle annehmen könnte, wo nach dem Abkratzen des Belages 
die Oberfläche der Zunge ganz glatt erschien. 

Natürlich können die ausgezeichneten Arbeiten von Ciciglin- 
ski und He welke, und ebenso auch meine Arbeit, keinen An¬ 
spruch haben, dass hiemit die Frage über die Aetiologie der schwar¬ 
zen Zunge endgiltig gelöst ist. 

Die Zukunft wird zeigen, inwieweit die Ansicht der obigen 
Verfasser, welche in meinen Untersuchungen Bestätigung gefunden 
hat, die richtige ist. 

Prof. Schmiegelow in Kopenhagen hat ebenfalls im Jahre 
1895 in 2 Fällen von sogenannter schwarzer Zunge schwarze Hy - 
phomyceten (Mucorinae ) kultiviert, obgleich dieselben von jenen, wel¬ 
che zuerst von Ciaglinski und He welke und später von mir 
beschrieben worden sind, ein wenig differierten. Dieser Autor vermu¬ 
tet, dass die negativen Resultate der bakteriologischen Untersuchun¬ 
gen in den Fällen von s. g. schwarzer Zunge vor allem von dem 
unpassend erwählten Nährboden abhängen (für den besten betrach¬ 
tet er die Mischung des weissen Brodes und Gelatine), sowie von 
der unpassenden Temperatur (das Optimum ist 21 °C. während bei 
37® C. dieser Pilz gar nicht wächst). 

Wie man also sieht, besteht inbetreff der Aetiologie der sogen, 
schwarzen Zunge eine gewisse Analogie mit dem oben beschriebe¬ 
nen Prozesse, nämlich der Mycosis leptothricia , welche ebenfalls 


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einige Verfasser (S i ebenmann) für Hyperkeratosis halten, wäh¬ 
rend die Mehrzahl der Autoren diese Krankheit als Mykose ansehen, 
welche durch Leptothrix buccalis hervorgerufen wird. 

Der Verlauf der sogenannten schwarzen Zunge ist gewöhnlich 
akut (Winkler, Hewelke und C i^g 1 ifisk i), doch in vielen 
Fällen chronisch (S§dziak, Gundobin). 

Die Symptome sind verschieden: unangenehmer Geschmack 
in der Mundhöhle (Seil), Gefühl eines fremden Körpers, Salivation, 
Brennen, verminderte Beweglichkeit der Zunge (Maraval), manch¬ 
mal jedoch fehlen jegliche Symptome, wie z. B. in meinen Fällen. 

Die Diagnose der sogen, schwarzen Zunge bietet mit Hin¬ 
blick aut das klinische Bild (behaarte schwarze, oder bräunliche Ver¬ 
färbung im hinteren Teile der Zunge vor den Papillae drcumcallatae) 
gewöhnlich keine Schwierigkeiten. 

Bei der differentiellen Diagnose muss man vor allem folgende 
pathologische Prozesse in Beacht ziehen: Ad d i s s o n'sche Krankheit, 
bei welcher ebenfalls an der Zunge, jedoch an den Rändern dersel¬ 
ben bläulich-schwarze Verfärbung (Fowler) konstatiert wurde. In 
diesen Fällen ist jedoch auch an anderen Teilen der Mundhöhle 
(weichen Gaumen, Wangen, sowie Lippen) Verfärbung zu finden. 

Eine Verfärbung der Zunge kann auch nach Genuss von ge¬ 
wissen Nahrungsmitteln und Getränken und anderen Substanzen auf- 
treten (z. B. eine schwarze nach Genuss von Rotwein, Heidelbeeren, 
Eisenpräparaten, Tinte; eine braune Färbung infolge von Tabak, 
frischen Wallnüssen, Radix liquiritiae, Pflaumen; eine rotbraune 
durch Chocolade; eine gelbe durch Safran, Opium, Rheum, Chrom¬ 
säure). 

Die Prognose ist in den Fällen von s. g. schwarzer Zunge 
gewöhnlich günstig, vorausgesetzt, dass der Prozess nicht mit schwe¬ 
ren Krankheiten ‘kompliziert ist, wie z. B. in einem von meinen 
Fällen, in welchem der Tod infolge von Myelitis erfolgte. 

Die Behandlung der s. g. schwarzen Zunge besteht zu¬ 
nächst im Auskratzen der haarförmigen Gebilde an der Zunge, wo¬ 
rauf alkalische beziehungsweise antiseptische Lösungen (Kochsalz, 
Borsäure, Menthol) zum Ausspülen des Mundes in Anwendung kom¬ 
men, oder auch Pinselungen z. B. mit einer 5% Lösung von Chlor¬ 
zink, mit Sauerstoffhyperoxyd (Hydrogenium peroxydatum — A u gi e r), 
10% Sublimat-Lösung u. s. w. Manche empfehlen eine 5°/, Salicyl- 
säure-Lösung (in Aether), oder 10% Rerorcin-Lösung mit 5% Kollo¬ 
dium (Seraon, Unna). Auch die Enthaltung vom Rauchen ist nicht 
ohne Belang, wie dies namentlich der Fall von Maraval beweist, 


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in welchem nach dem Wiederanfangen des Rauchens Rezidive die¬ 
ses Leidens eintratt. 

In jenen Fällen, in welchen keine Beschwerden vorhanden sind, 
ist eine Behandlung überflüssig. 

c) Soor wurde seit Hippokrates von Aphthen nicht unter¬ 
schieden. 

Erst gegen Ende des 18-ten Jahrhunderts wurde dieser Näme 
in Frankreich zur Bezeichnung eines besonderen pathologischen Pro¬ 
zesses in Anwendung gebracht. Es ist dies ein Leiden, welches 
hauptsächlich im kindlichen Alter auftritt und zwar besonders in 
den ersten Tagen und Wochen, überhaupt in den ersten zwei Le¬ 
bensmonaten, vorwiegend bei künstlich genährten Kindern. 

Im Allgemeinen praedisponieren zur Entwickelung dieses pa¬ 
thologischen Prozesses: unreines Halten der Mundhöhle bei Kindern, 
Dentition, schwache Konstitution, sowie ungenügende Ernährung. 

Nach dem zweiten Lebens-Monate kommt Soor immer seltener 
vor, obgleich auch bei Erwachsenen diese Krankheit auftreten kann 
(Fälle von Thorner, Gage, Oppenheim, Teissier, Tordeus, 
Scheff, sowie Reubold; dieser letztere Verfasser beobachtete 
auf 50 Fälle von Soor in einem Alter von weniger als einem Jahre, 
nur 10 Mal dieses Leiden bei Personen von mehr als 20 Jahren. 

Ich beobachtete ebenfalls einige Fälle von Soor bei Erwach¬ 
senen. 

Die Fälle von Mettenheimer betrafen Frauen von 80 und 
von 92 Jahren. 

Meistens tritt Soor bei Erwachsenen auf im Gefolge von mehr 
oder weniger langdauernden erschöpfenden Krankheiten, wie z. B. 
Tuberkulose, Diabetes mellitus , Krebs (Löri), Typhus (Tordeus), 
Gastritis alcoholica (Gage) etc. 

Ich habe dieses Leiden auch bei Herzkrankheiten beobachtet. 

Ferner kommt Soor auch vor: bei Paralytikern (Dama- 
s c h i n o), Wahnsinnigen, besonders ,.sub finem vitae u , bei sehr 
alten Personen (Mettenheimer), schliesslich liegen auch Beob¬ 
achtungen vor, dass Soor bei ganz gesunden Personen auftratt (M. 
Schmidt, Schech, B. Fraenkel resp. Mlinik, Freuden¬ 
berg, schliesslich Seifert). Im Gefolge von akuten Krankheits-Pro¬ 
zessen kommt Soor viel seltener vor, besonders bei Erwachsenen. 
Diese Möglichkeit wird von Pürcheimer zugegeben. Löri hat 
einen Fall von Pneumonia crouposa beschrieben, in welchem am 7-ten 
Tage d. h. während der Crisis Soor in der Mundhöhle auftratt und 
sich rasch auf Pharynx und Larynx verbreitete. 


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Ein analoger Fall wurde von Altmann beschrieben. Ich hatte 
ebenfalls Gelegenheit einen solchen Fall bei einem 8-monatlichen 
Kinde zu beobachten. 

Ein sehr interessanter Fall von Soor im Pharynx und in der 
Nase bei einem 17-jährigen Kranken wurde von Thorner in Cin¬ 
cinnati beschrieben. 

R osenberg beobachtete einen ähnlichen Fall, in welchem 
Soor nach einer schweren Influenza auftratt. 

Ich beobachtete Soor im Gefolge von Diphtherie bei einem 15- 
jährigem Mädchen. 

Dieses Leiden wurde ebenfalls nach Meningitis , nach Masern 
(ein Fall von Reubold und ein Fall von mir) so nach Scharlach 
beobachtet. 

Ich habe Soor auch nach einer schweren Entbildung (am 8-ten 
Tage nach Anwendung von Forceps) beobachtet. 

Soor kann auch endemisch (in Spitälen) Vorkommen. 

In der Litteratur ist fast ein halbes Hundert von Arbeiten zu 
verzeichnen, welche Soor der oberen Luftwege zum Gegenstände 
haben; von diesen Publikationen fällt die Mehrzahl auf Frankreich 
und Deutschland, dann kommen: Oesterreich und Amerika, Italien, 
Polen, Holland und Spanien. 

Von den von mir beobachteten Fällen von Soor der oberen 
Luftwege sind in mancher Hinsicht folgende beachtenswert: 

Fall I. 1 ). P. 15 Jahre alt, Tochter eines Beamten, kam am 28-ten 
Juli 1894 zu mir und klagte über Schlingbeschwerden, näselnde Sprache 
und über von Zeit zu Zeit sich wiederholende Regurgitation von Flüssig¬ 
keiten durch die Nase. Diese Symptome dauerten ungefähr seit 2 Wochen. 
Vor einem Monate litt die Kranke an einer schweren Diphtherie, nach 
welcher grosse Schwäche auftratt. 

Bei der Untersuchung fand ich Folgendes: Die schlecht genährte 
und bleiche Kranke zeigt in den inneren Organen (Herz und Lungen) 
keine Abnormitäten. Der Zustand fieberlos. Der Puls schwach und klein. 

Dysphagie; die Sprache ziemlich stark näselnd. 

In der Mundhöhle auf dem ganzen weichen Gaumen, den Gaumen¬ 
bogen, Zäpfchen eine starke Rötung und Schwellung der Schleimhaut, 
auf welcher in ziemlich grosser Menge hie und da zerstreute, weisse Fle¬ 
cken zu sehen sind, von der Grösse eines Stecknadelkopfes bis zu Vjbis 
1 ctm. im Durchmesser. Diese letzteren entstehen offenbar aus dem Zu- 
sammenfliessen von zwei oder mehr Flecken. 

In besonders grosser Zahl finden sich dieselben auf beiden Gaumen¬ 
mandeln, wo sie einen kontinuierlichen, membranösen Überzug bilden, 
ähnlich wie bei Diphtherie. Die hintere Pharynxwand dagegen bietet de¬ 
ren wenig, nur kleinere hie und da zerstreut. 

*) Dieser Fall ist bereits anderwärts veröffentlicht. 


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Bei der Untersuchung der Nase von hinten, mittels des Spiegels 
(Rhinoscopia posterior) überzeugte ich mich, dass auch der Nasopharynx 
von diesem pathologischen Prozesse nicht frei war. 

Sowohl die obere Wand (namentlich die sogenannte Tonsilla 
Luschkae ), wie auch die Seitenwände (die Gegend der Eustachischen 
Röhren, foveae Rosenmülleri), waren mit einzelnen kleinen weissen Fle¬ 
cken von demselben Charakter wie in der Mundhöhle besetzt 

Die Schleimhaut des Nasopharynx war ziemlich stark gerötet und 
angeschwollen. 

Die hinteren Enden der mittleren und unteren Nasenmuschel, wie 
auch des Vorners bieten ebenfalls kleine weisse Flecken. Dagegen konnte 
ich in der Nase von vorn, mit Ausnahme eines geringen Katarrhs, den 
oben beschriebenen ähnliche Gebilde nicht konstatieren. 

Erst bei der Untersuchung mit dem Laryngoskop bemerkte ich 
ebenfalls weissliche Flecken, oder vielmehr Membranen auf der ange¬ 
schwollenen und ziemlich geröteten Zungenmandel, etwas weniger auf 
der vorderen Oberfläche der Epiglottis, den aryepiglottischen Falten und 
der hinteren Wand, so wie in den Sinus pyriformes. 

An den beiden letzteren Stellen waren sie wieder in grösseren Menge. 
Die Schleimhaut der oben genannten Stellen ist gerötet und geschwollen. 

Die Stimmbänder, besonders die wahren, bieten dagegen keine Ver¬ 
änderungen. 

Die Ohren resp. die Trommelfelle sind gesund. Das Gehör normal. 

Die lymphatischen Halsdrüsen auf beiden Seiten sind etwas ver- 
grössert, aber nicht schmerzhaft. 

Der Appetit ist schwach, Stuhlgang normal. 

Die Menstruation nur gering. 

Schon dieser Anblick allein erweckte den Verdacht eines mykoti¬ 
schen Prozesses. 

Mittelst einer sterilisierten Zange entfernte ich einige weisse Fle¬ 
cken, sowie Membranen von verschiedenen Stellen der Mundhöhle (Gau¬ 
menmandel), des Nasopharynx ( tonsilla pharyngealis). endlich von der 
Zungenmandel und der hinteren Larynxwand, was ziemlich leicht und 
fast ohne Blutung auszuführen war, wobei die unterliegende Schleimhaut 
eine ziemlich starke Rötung und leichte Unebenheiten zeigte. 

Bei mikroskopischer Untersuchung zeigten diese Flecken immer den¬ 
selben Charakter: zahlreiche epitheliale Zellen und Pilzmassen, welche 
bei näherer Betrachtung aus verzweigten zylindrischen Fäden bestanden, 
die aus länglichen, reihenförmig angeordneten Zellen mit Körnchen 
gebildet waren. Ausserdem waren sogenannte Sporangia und einzelne 
Sporen sichtbar. 

Mit einem Worte, wir hatten vor uns das typische Bild des soge¬ 
nannten Soorpilzes: Oidium lactis s. albicans . Ueber den Verlaut der 
Krankheit ist wenig zu sagen. 

Ich verschrieb der Kranken innerlich Arsenik in Form von Sol. 
Pearsoni mit Tinct. Chinas comp . und zum Gurgeln Menthol. 

Der allgemeine Zustand fing an sich zu bessern. Der Appetit und 
das Aussehen ebenfalls. Die Regurgitation durch die Nase hörte auf. Die 
Schmerzen beim Schlucken liessen nach und die Anzahl der Flecken resp. 
Membranen verminderten sich. 

Poln. Archiv f. biol. u. med. Wisiensch.. III. 

Archive* polon. des scienc. biol. et midie. III. 


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256 


Die Rötung und Anschwellung der Schleimhaut der Mundhöhle, 
des Nasopharynx und des Larynx wurde geringer. Nach Verlauf von 2 
Wochen waren kaum noch Spuren dieses Leidens auf den Gaumen- und 
Zungenmandeln zu sehen Schliesslich verschwanden auch diese. 

Nach 2 Monaten war davon nichts mehr zu entdecken. Die Spra¬ 
che war deutlich, ohne Näseln und der allgemeine Zustand gut. 

Die weiteren Fälle beschreibe ich ganz kurz: 

Fall II. Der 70-jährige Kranke klagt über Halsschmerzen; der 
allgemeine Zustand schlecht ( Cachexia): Herzfehler. Auf dem harten und 
weichen Gaumen (Bogen und Tonsillenj, so wie an der Zungenbasis 
(Tonsilla lingualis) zahlreiche weisse kleine Flecken, welche den Eindruck 
von Tuberkeln machten. 

In den Lungen geringe Affizierung der Spitzen. Die mikroskopische 
Untersuchung den obigen Flecken zeigte typische Bilder von r Oidium 
albicans“ ; Tuberkelbazillen wurden nicht gefunden. 

Es wurde verschrieben: Gurgelung mit Natrum bromatum. Cocain . 
Besserung des lokalen pathologischen Prozesses. 

Fall III. Ein anderthalbjähriges Mädchen ; vor 6 Wochen Morbilli ; 
seit dieser Zeit Atembeschwerden. 

Im Pharynx (auf den seitlichen Wänden, hinter den palatopharyn- 
galen Bogen), sowie im Nasopharynx (am Fornix und auf der hypertrophier- 
ten L u 8 c h k a’schen Tonsille) ausgebreitete weisse Membranen, welche 
unter dem Mikroskope typische Bilder von „Oidium albicans u geben. 

Behandlung: Zerstäubte Borsäure (Spray) in den Pharynx; Menthol 
(1% in Mandelöl) für die Nase. Heilung. 

Fall IV. Ein 4-jähriger Knabe; im linken Mundwinkel, sowie auf 
der Schleimhaut der linken Wange weisse Flecken. Unter dem Mikro¬ 
skope „ Oidium albicans u . 

Gargarismen von Kali chloricum Genesung. 

Fall V. Eine 25-jährige Frau, vor 6 Tagen schwere instrumentale 
Geburt; klagt über Schmerzen und Beschwerden beim Schlingen. 

Die ganze Zunge, der weiche Gaumen, das Zäpfchen, die Bogen, die 
palatine und die linguale Tonsille, die hintere Larynxwand, endlich der 
obere Teil der Speiseröhre sind mit weissen, konfluierenden Flecken be¬ 
deckt. 

Unter dem Mikroskope: typische Schimmelpilze und zwar Oidium 
albicans. 

Ich habe Gurgelung, Anfangs mit Natrium bromatum und Kokain, 
weiter mit Salol verordnet. Innerlich — Vichy. Genesung. 

Fall VI Ein 8-monatliches Mädchen; Magenstörungen, akute Pneu¬ 
monie. Soor (mikroskopische Untersuchung) in der Mundhöhle (Zunge, 
Wangen), sowie in der Nase und Pharynx, wahrscheinlich (die Unter¬ 
suchung mit dem Laryngoskop — unmöglich) auch im Kehlkopfe (er¬ 
schwertes Atmen, Heiserkeit). 

Behandlung: Zerstäubte Borsäure Tod (Autopsie wurde nicht aus¬ 
geführt). 

Fall VII. 93-jähriger Beamte, welcher seit 4 Monaten an Heiser¬ 
keit und Husten litt. 

Rhinitis hypertrophica. pharyngitis granulosa. Der allgemeine Zu¬ 
stand schlecht (geringe Affektion der Lungenspitzen). Auf den Stimm- 


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bändern — besonders auf dem rechten — kleine weisse Flecken (Soor 
mit Hilfe des Mikroskops konstatiert). 

Lokal wurden Kauterisationen mit Argentum nitricum (1—5°/ 0 ) 
appliziert, innerlich — Arsen. 

Nach einigen Monaten vollständige Genesung. 

Aetiologie. Früher, seit Robin, wurde als die Ursache von 
Soor der Pilz Oidium albicans s. lactis angesehen, derselbe ist derzeit 
unter verschiedenen Namen bekannt: Mycoderma vini (Grawitz), 
Sacharomyces albicans (Rees). 

Nach Plaut ist Oidium albicans identisch mit Monilia candida 
(Familie: Torulaceae). 

Villermin zählt ihn zu den Ascomycetes mit den charakteri¬ 
stischen Sporen, indem er ihn Endomyces albicans nennt. 

Überhaupt ist die Stellung dieses Pilzes im System bis jetzt 
nicht definitiv entschieden. 

Die Infektion erfolg meistens durch infizierte Gegenstände* 
(Zummel), seltener durch die Luft, oder während des Geburtsaktes* 

Pott bringt diesen Prozess mit der Maul- und Klauen-Seuche 
des Rindes in Zusammenhang (Infektion durch Milch und Butter). 

Klemperer konstatierte, dass bei Kaninchen nach Injektion 
von reiner Kultur in die Venen allgemeine Schimmel-Mykose auftritt. 

Dies wurde von Stoos und Grasset bestätigt, 

Soor lokalisiert sich meistens in der Mundhöhle, vor allem je¬ 
doch auf der Zunge (Butlin), nämlich an den Rändern und ander 
Spitze derselben, gewöhnlich auf den Papillen, welche oft als rote 
Punkte hervortreten, sowie auch auf der Zungenbasis, an der so¬ 
genannten Tonsilla lingualis (Seifert). 

Auch ist das Frenulum zwischen der Unterlippe und dem Unter¬ 
kiefer häufig atfiziert, ferner die innere Fläche der Lippen, die Mund¬ 
winkel, das Zahnfleisch, die Wangen, seltener die Gaumenmandel, 
obgleich in meinen Fällen dieselben verhältnismässig ziemlich oft 
der Sitz von Soor waren. 

Von der Mundhöhle verbreitet sich Soor per continuitatem und 
per contiguitatem auf den Rachen und die Speiseröhre (V i r c h o w, 
Wegner, Schmidt. Langerhans und Mackenzie, welcher 
3 Fälle von primärem Soor der Speiseröhre beobachtete) und sogar 
auf den Magen (Zalesky), sowie in den Kehlkopf, in die Luft¬ 
röhre und die Bronchien (Fälle von Schroetter, Massei und 
Fasan o). 

Ich habe ebenfalls Gelegenheit gehabt derartige Fälle zu beob¬ 
achten (Soor im Kehlkopfe und im Oesophagus). 


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Schon viel seltener verbreitet sich Soor von Mundhöhle und 
Pharynx aus aufwärts, d. h. auf den Nasenrachenraum, indem es 
dort die pharyngeale (L u s c h k a’sche) Tonsille affiziert, sowie auch 
die Ostia pharyngealia tubarum und die Foveae Rosenmülleri (V a 1 e n- 
tin’s und meine Fälle). 

Die Nasenhöhlen sind jedoch selten Sitz dieses pathologischen 
Prozesses (T h o r n e r). 

Früher herschte die Ansicht, dass sich Soor nur an diesen Steh 
len der Schleimhaut entwickelt, welche mit Plattenepithel bedeckt 
sind (Berg, Reubold, Butlin, Solis Cohen, Jules Simon), 
da das Flimmerepithel für die Entwickelung dieses Pilzes nicht gün¬ 
stig sein sollte, und dass in diesen seltenen Fällen wir nur eine ein¬ 
fache (zufällige) Verbreitung dieses pathologischen Prozesses ohne 
Beteiligung der Schleimhaut vor uns haben. 

Gegen diese Anschauung spricht jedoch die Tatsache, dass Soor 
in Fällen von congenitaler Fissur des Gaumens auf die Schleimhaut der 
Nasenmuscheln und auf die Nasenscheidewand sich ausbreitet, so¬ 
wie dass ohne Zweifel Schimmelpilzfäden zwischen den erhaltenen 
Zylinderepithelzellen der Luftröhre in das Bindegewebe eindringen, 
schliesslich die in der Litteratur bekannten Fälle (S e 11 m a n n 
Ariza, Thorner, M. Schmidt, sowie mein Fall), in welchen 
Soor in den Nasenhöhlen und im Kehlkopfe lokalisiert war, d. h. 
an solchen Stellen, wo die Schleimhaut mit Zylinderepithel bedeckt ist 

Klinisches Bild: Soor der oberen Abschnitte der Luftwege 
tritt in Form von kleinen, weissen, runden Flecken auf, welche in 
der Mitte etwas vertieft sind und anfags leicht, später jedoch 
schwieriger abzuheben sind. Diese Flecke konfluieren später zu un¬ 
regelmässigen Membranen von mehr schmutziger Farbe; die darun¬ 
ter liegende Schleimhaut zeigt sich gerötet und geschwellt. 

Ausser diesen leichten Formen von Soor, welche gewöhnlich 
1—4 Tagen dauern, begegnet man auch schwerere, namentlich bei 
herabgekommenen Personen: die ganze Schleimhaut ist dann mit 
einer fest anliegenden Membran bedeckt, welche sich nur schwer 
abheben lässt, wobei eine geringere oder stärkere Blutung erfolgt. 
Die Schleimhaut selbst ist dann stark gerötet und geschwollen. 

Das ist dies die sogenannte akute Form von Soor (Angina soorica 
der französischen Autoren Teissier und Mounier), welche aber 
auch einen chronischen Charakter annehmen kann, wobei nun die 
Schleimhaut matt, bläulich, glatt erscheint mit atrophischen Papillen 
und verdicktem Epithel. 


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Symptome des Soors im oberen Abschnitte der Luftwege 
bestehen bei Säuglingen zunächst in erschwertem Saugen, was ei¬ 
nen schlechten Ernährungszustand nach sich zieht. 

Die Kinder sind unruhig, schnappen nach Luft, besonders in 
Fällen von Affektion des Nasopharynx, strecken fortwährend die 
Zunge heraus, die Stimme ist schwach; später folgt Abzehrung, Er¬ 
brechen, grüner Stuhlgang, was auf Darmkatarrh hinweist. 

Bei Erwachsenen sind diese Symptome weniger ausgesprochen; 
in den Fällen von Massei und Fasano verursachten die Pilz¬ 
massen im Kehlkopfe Erstickunssymptome. 

Es können sogar jegliche Symptome ganz fehlen, wie dies 
auch von mir in mehreren Fällen konstatiert worden ist. 

Manchmal findet man nur Brennen und ein Gefühl von Tro¬ 
ckenheit im Halse und Schüngbeschwerden, besonders in Fällen 
von Affektion der Speiseröhre (Kronenberg). 

Die Diagnose von Soor in den oberen Abschnitten der Luft¬ 
wege ist im Allgemeinen nicht schwierig (mit Ausnahme von pri¬ 
märer Affektion der Speiseröhre), und zwar umso weniger, als das 
Mikroskop hier jegliche Zweifel beseitigt: Oidium albicans charakte¬ 
risiert sich nämlich durch Anwesenheit von breiten, doppeltkontou- 
rierten Fäden mit queren Scheidewänden ( Mycelium ). welche keulen¬ 
förmige Enden (Sporangia) zeigen; ausserdem sieht man unter dem 
Mikroskope auch runde Sporen, Detritus, sowie Epithelzellen. 

An Schnittpräparaten sieht man manchmal das Eindringen von 
Fäden tiefer bis in das submuköse Gewebe, welches in diesen Fäl¬ 
len die Symptome von reaktiver Entzündung darbietet. 

Bei der differentiellen Diagnose muss man auf Speisereste, be¬ 
sonders Milch, Rücksicht nehmen; dieselben sind jedoch leicht zu 
beseitigen; ferner kommen in Betracht: Aphthen, welche, wie be¬ 
kannt, bei älteren Kindern auftreten, dieselben haben jedoch ge¬ 
wöhnlich einen roten Hof (Area) und sind nicht so regelmässig rund; 
auch Herpes , sowie Diphtheritis zeigen manchmal grosse Aehnlich- 
keit mit Soor (Schaden waldt), welches jedoch sich durch Ab¬ 
wesenheit von Fieber unterscheidet (mit Ausnahme der Fälle von 
sogenannter „ Angina soorica u französicher Autoren), sowie durch 
weniger ausgesprochene Schwellung der Schleimhaut, weniger kom¬ 
pakte Membranen, schliesslich durch die Lokalisation der zahlreichen 
weissen Flecken an verschiedener Stellen der Schleimhaut. 

Von „ Plaques muqueuses “ unterscheidet sich Soor vor Allem 
durch das Fehlen anderer syphilitischen Symptome (Affektion der 
Haut und der lymphatischen Drüsen). 


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Die Prognose bei Soor der oberen Luftwege ist nicht im¬ 
mer günstig, besonders bei kleinen Kindern, bei welchen leicht Kom¬ 
plikationen (Darmeffektion — Diarhoea) Vorkommen können. 

Eine allgemeine Infektion ist ebenfalls möglich, wie dies der 
Fall von Heubner beweist, welcher ein 1'/,-jähriges Kind betrat 
mit letalem Ausgang (Sepsis). 

Pürcheimer beobachtete Lähmung der Speiseröhre infolge 
von Soor. 

Im Allgemeinen hängt die Prognose von etwaigen Komplika¬ 
tionen ab: in einem von meinem Fällen trat Exitus lethalis infolge 
von akuter Pneumonie ein. 

Die Behandlung des Soors im oberen Abschnitte der Luftwege 
soll vor Allem eine prophylaktische sein: Reinhalten der Mundhöhle, 
sowie der zum Gebrauche bestimmten Gegenstände (Säugkännchen). 

Grosz in Buda-Pes t empfiehlt zu diesem Zwecke vom ersten 
Lebenstage an Pinselungen der Mundhöhle mit 1 °/ 0 Argenti nitrici 
vorzunehmen. 

Die mechanische Reinigung der Mundhöhle ist bei Kindern not¬ 
wendig besonders in Fällen Darmkatarrh. 

Ebenfalls muss man bei Erwachsenen in schweren Krankhei¬ 
ten, z. B. bei Typhus abdominalis etc., grosse Aufmerksamkeit auf 
Reinigung der Mundhöhle lenken 

Auch ist die allgemeine Behandlung wichtig. 

Was die lokale Behandlung betrifft, so ist sie in vielen Fällen 
überflüssig, besonders bei Erwachsenen; bei Säuglingen muss man 
die Schlimmelflecken sorgfältig beseitigen, am besten mittelst Watte, 
welche in einer schwachen Borsäure-Lösung getaucht ist. 

Escherich empfiehlt in letzter Zeit kleine Bäuschchen von 
Watte, welche mit pulverisierter Borsäure und mit etwas Sacharin, 
zur Verbesserung des Geschmackes, bestreut werden, als Säugkänn¬ 
chen für Kinder, welche sie sehr gern gebrauchen. 

Solche Saugkännchen müssen alle 24 Stunden durch frische er¬ 
setzt werden. 

Was andere in diesem Leiden angewendete Mittel betrifft, ge¬ 
hören zu diesen: Natrium biboracicum (3--4%)> Kalium chlorieum, 
Kalium hypermanganicum (0'4"/o S c h a d e n w a 1 d t), Natrium bicarbo- 
nicum (5— 10 # / o ), Kreolin (4% Schech), Liq. alum. acet. pur. (Solt- 
man), Sublimat (Kraus 1:1000), Acidum carbolicum, Naphthol (Ca- 
taört), schliesslich empfiehlt Boinet warme Hefe mit Glycerin 
vermisst. 

In schweren Fällen sind Pinselungen mit Kali jodatum , mit 
Sublimat (l°/ 0 )i m 't Argentum nitricum (1—5%), mit Pyoctanin (10°/° 


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T o u t e), mit Hydrogeniutn peroxydatum , endlich Ferrum sesquichlora - 
tum angezeigt. 

In Fällen von Affektion der Speiseröhre wird innerlich Kali 
chloricum (vorsichtig bei kleinen Kindern), sowie Vichy ange¬ 
wendet. ferner Brechmittel (auch vorsichtig wegen der Gefahr von 
Herzlähmung!), schliesslich vorsichtige Reinigung mittelst eines klei¬ 
nen oesophagealen Schwämmchens, 
d) Hefemykosen: 

Wie ich schon erwähnt habe, gehören nach den neuesten Un¬ 
tersuchungen (von Busse, Rabinowicz und vor Allem der ita¬ 
lienische Schule mit SanFelicean der Spitze) zu den Schimmelpilzen 
(Oidiutn albicans) gewissermassen auch Hefe-Pilze ( B/asto-Sacharo - 
mycetes). 

Obgleich selten, können sie auch im oberen Abschnitte der 
Luftwege, als Krankheitserreger Vorkommen. 

Hieher gehören vor Allem zwei in Frankreich beschriebene 
Fälle: 

1 Fall von Parak: am 4-en Tage nach der Geburt tratt auf 
der Zungenbasis ein weisser Fleck auf, welcher der Eindruck von 
Soor machte. Die mikroskopische Untersuchung zeigte nicht Oidiutn 
albicans , sondern eine Art von Hefe. 

2 Fall von Troisier und Achaline, dem obigen ähnlich: 
der klinische Verlauf von Angina soorica bei einem Typhus-Kranken; 
unter dem Mikroskope ebenfalls eine Hefeart der Bierhefe ähnlich. 

Vielleicht wären zu dieser letzteren Kathegorie, nämlich zu den 
Hefemykosen, noch folgende vier Fälle zählen: 

1. Der Fall von Solis Kohen: eine Mykose von nicht ge¬ 
nauer bestimmtem Charakter im Verlaufe von Angina rheumatica . 

2. Der Fall von Kamann, zitiert von Schech: grau-gelbe 
Flecke am hinteren Gaumenbogen, sowie am Zäpfchen, welche sich 
ebenfalls, als Mykose von unbestimmten Charakters zeigten. 

3. Der Fall von Hav. Hall ( Mycosis fungoides pharyngis et la¬ 
ryngis und zwar der CarL arytaen.)\ endlich 

4. Der Fall von Hallopeau und Jeansei ine ( Mykosis fun¬ 
goides an dem linken hinteren Gaumenbogen der linken Gaumen¬ 
mandel, der Zungentonsille, an den Plicae ary-epiglotticae, sowie am 
linken Stimmbande). 


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262 


€rklSrun| der Safel XII. 


Fig. 1. Lingua nigra in meinem ersten Falle. 

Fig. 2. Der mikroskopische Präparat (Hartnack 4—3) vom Mucor 
niger , welcher auf Brod-Gelatine im ersten Falle kultiviert worden ist. 

а) Mycelium mit Würzelchen. 

б) Sporangia. 

c) Köpfchen mit Sporen. 


kittera tur. 


I. Allgemeine: 

1. Günther: Einleitung in die Bakteriologie,polnische UebersetzuDg 
von A. Zurakowski. Warschau. 1902. str. 477—511 — 526. 

2. Miller: Die Microorganismen der Mundhöhle. 1889. 

3. Kronenberg: Acute Entzündung des Rachens und des Nasen¬ 
rachenraumes. Heymann’s Hand, der Laryngologie und Rhinologie. 
B II p. 163. 1899. 

4. Bloch: Die Krankheiten der Gaumentonsillen. Ibidem, p. 548. 

5. Michael: Die Krankheiten der Zungentonsille. Ibidem, p. 617. 

6. Seifert: Fremdkörper, Nasensteine. Parasiten. Ibidem. B. III. p. 
550. 1900. 

7. Mikulicz und Michelson: Atlas der Mund- und Rachenhöhie. 
1891. 

8. Mikulicz und Kümmel: Die Krankheiten des Mundes. 1898. 

9. Jurasz: Die Krankheiten der oberen Luftwege 1892. p. 190. 

10. Seifert und Kahn: Atlas der Histopathologie der Na9e etc. 1895. 

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208. J. Simon: Nouv. dict. de med. et chir. prat. Paris 1877. 

209. Damaschino: Muguet phar. L’union med. 1831. 

210. M. Schmidt: Ueber die Localisation d. Soorpilzes i. d. Luftwe¬ 
gen. Zeigt. Beitr. z. allg. Path. B. 8. 

211. Zalesky: Ein Fall von Soor in Magen. Vircli. Arch. B. 31—64. 

212. Pörcheimer: Ein Fall von Schlundlähmung im Verlaufe des 
Soors. Jahr. f. Kind. B. 21. 1884. 

213. Tordeus: Muguet primitif de la gorge dans le cours de la fievre 
typhoide. Jour, de Med de Chir. et le pharm. Janv. 1884. 

214. Sol tmann: Eulenb. Real Encvcl. H. Auf. 1885. (Soor). 

215. Lori: Die durch anderweitigen Erkrankungen bedingten Verände¬ 
rungen des Rachens, des Kehlkopfes und der Luftröhre. Stuttgart 
1885. 

216. Baginsky: Ueber Soorkulturen. Deut. med. Woch. Nr. 50. 1885. 

217. Klemperer: Ueber die Natur des Soorpilzes. Centr. f. kl. Med. 
Nr. 50. 1883. 

218. Stumpf: Untersuchungen ueber die Natur des Soorpilzes. Miinch. 
med. Woch. 3/XI. 1885. 

219. Tordeus: Muguet primitif de la gorge cliez un enfant de six 
mois. Jour, de m6d. de chir. et de phar. 1885. 

220. Ariza: Micosis y tuberculosis laringeas. Mein. d. 1. Soc. esp. de 
lar. Barü. 1886. 2. Lect. 

221. Freudenberg: Ueber Soor beim gesunden Erwachsenen. Centr. 
f. klin. Med. Nr. 48. 188b. 

222. Simon: Diagnostic ditferentiel de muguet, de l’angine pultacee, de 
la scarlatine et de la diphtherie. Cxaz. des höp. 8/111. 1887. 


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270 


223. Van der Hagen: Enkele gevallen von Soor. Week. v. U. Ne* 
der. Tid. v. Gen. Nr. 1. 1889. 

224. Schadewaldt: Pseudodiphtherie durch Soor. Int. Cent. f. Lar. 
1889/90. p. 588. 

225. Boinet: Applications therapeutiques de la levure de biöre dans le 
muguet et la diphtherie. Bull. gen. de ther. 30/IX. 1890. 

226. Blasi: Deila riforma materiale dei Brefotrpfi quäle unico mezzo 
profilattico contro il mughetto endemico. Gaz. dei osp. Apr. 1891. 

227. Berti e Blasi: Del mughetto endemico nei Brefotrofi. Arch. ital. 
di ped. Jan. 1891. 

228. Achaline: La Champignon de mughet. Gaz. des höp. 25/IV. 1891. 

229. Thor ne r: Trush of the pharynx and nose in a adult oocurring 
during an attack of the grippe. Cinc. Lancet clin. 20/11. 1892. 

230. Alt mann: Ein Fall von Soor bei einer 60 jährigen Frau. Int kl. 
Rund. 1892. Nr. 34. 

231. Krakenberger: Beitrag zur Mieroscopie einiger Erkrankungen 
der Mund und Rachenhöhle. Diss. Würzburg. 1893. 

232. Aufrecht: Zur Behandlung des Soors in der Speiseröhre und im 
Magen. Ther. Monat. 1893. Aug. 

233. Mettenheimer: Soor im höheren Alters Allg. Wien. ined. Zeit. 
1894. Nr. 6. 

234. Teissier: Sur un cas d’angine pseudomembraneuse observ6e chez 
une syphilitique avec prösence exclusive dans Texsudat des formes 
levures du muguet Arch. de m6d. exp. VII. 2. 1895. 

235. Guimbretiere: Essai sur l’angine pseudomembraueuse due au 
muguet. These de Toulouse 1896. 

236. Monn i er: A propos d'un cas d’angine pseudomembraneuse du au 
muguet. Gaz. med. de Nantes 12/X. 1896. 

237. Grotz: Beiträge zur Pathogenese Prophylaxe und Therapie des 
Soors bei Neugeborenen. Jahr. f. Kinderh. 42. 2. U. 1896. 

238. Sqdziak: NiezwykJv przypadek plesniawek (Soor) w jamie ust- 
nej, nosogardzielowej i w krtani. Gaz. lek. 1891. Nr. 6. und Arch. 
f. Laryng. B. IV. U. III. 

239. Klemperer: Soor des Kehlkopfes. Heym. Hand. d. Lar. u. Rh. 
I. B. II. U. 1898. p. 1302. 

240. Vuillermin: Les caract£res specifiques de Champignon du mu¬ 
guet. Acad. des Scieu. 24/X. 1898. 

241. Escherich: Die Therapie der Gegenwart. 1899. Nr. 7. 

242. Editors of Pensylv. Med. Jour. Oct. 1899. For trush (Parasi- 
tic Stomatitis). 

243. Raoult et Finck: Deux cas d’angines dues au muguet. Arch. 
de Lar. Sept. Oct. 1899. 

244. Syraes: Ou thrush. Arch. of Pediatrics. Juni 1899. 

245. Labbe: Traitement du muguet chez les nouveaux nes. Presse m6d. 
13/XII. 1899. 

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247. Cattaert: Therapeutique du muguet. Soc. dö Biol. 26/V. 1900. 

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logicznej. Gaz. lek. 1900. 31. 

249. Gage: A case of oidium albicans in the adult. Laryngoscop. IV. 1902. 


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271 


H) Blasto (sacharo) mycosis: 

250. Parak: Observation d’nne läsion parasitaire non decrite de la 
langne chez le nouveau n6. Jour, de mäd. Paris 5/1. 1896. 

251. Troisier et Achaline: Sur une angine parasitaire causö par 
une levure et cliniquement semblable au muguet. Arch. de M6d. 
exp et d’An. path. Paris 1893. 

252. Kamann: zitiert bei Schech 1. c. 

253. H a v. Hall: Mycosis fungoides. Brit. med. Jour. 30/m. 1805. 

254. Hallopeau et Jeanselme: Sur un oas de mycose fungoide 
avec localisation palatine et induration sclereuse de la langue. Re¬ 
sultats de Tautopsie. Ann. d. 1. Soc. d. Derm. t. Syph. 1893. 


Eoln. Archiv f. biol. u. med. Wissen,sch. III. 
Archives polon. des scienc. biol. et mädic. III. 


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Hut dem Institute für allgemein« und experimentelle Pathologie 

tob Prof. J. PEUS in Lemberg. 


Untersuchungen ober den Einfluss der überfetteten Nahrung 

auf den Mapdamtanal and den Stoffwechsel 

von 

Dr. E. Biernacki 

Privatdozenten an der Universität Lemberg. 


Den Ausgangspunkt der nachfolgenden Untersuchungen bilde¬ 
ten die Ergebnisse, die ich 1 ) über die Ernährungsweise der wohlha¬ 
bender Klassen, speziell der polnischen „Bourgeoisie“ in Warschau 
und Lemberg vor kurzem publiziert habe, und namentlich die Tat¬ 
sache, dass materiell gut situierte Leute ungemein häufig zu 
viel Fett: 150—160 grm. und darüber gegen die von der wissen¬ 
schaftlichen Diätetik angenommenen 60—80 grm. (bei sitzender Le¬ 
bensweise) — pro die und Person — geniessen. „Überfettung“ 
der Nahrung als charakteristisches Merkmal der „wohlhabenden“ 
Küche konnte man umsomehr mit Recht annehmen, als dabei die 
Eiweisswerte nur unbedeutend um 100 grm. herum schwankend 
sich erwiesen — (hoher Eiweissgehalt von 130—150 wurde nur 
vereinzelt getroffen) und die Kohlehydratwerte eher zu gering als 
normal — denn in '/* der Fälle unter 300 grm. — gefunden wur¬ 
den. So ist der abnorm hohe Kaloriengehalt, der auch als Regel für 
die wohlhabenden Klassen festgestellt werden konnte, grundsätzlich 
durch den Überschuss an Fetten bedingt. 

Die Überfettung der Nahrung, beziehungsweise der Nahrungstypus, 
in welchem der Fettgehalt l 1 /» bis 2 1 /, Mal den Eiweissgehalt über¬ 
steigt, scheint unter den wohlhabenden Klassen überhaupt (nicht nur 
in Polen) sehr verbreitet zu sein; so z. B. findet man in den vom 

*) Zur Ernährungsweise der wohlhabenden Klassen. Zentralbl. f. 
die gesammte Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels 1906 Nr. 
13. und Gazeta lekarska 1906. 


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273 


amerikanischen „Office of Experiment Stations“ publizierten Mittei¬ 
lungen über die Ernährungsweise verschiedener amerikanischer Na¬ 
tionen und Klassen 1 ) Fettwerte von 160—200, ja sogar über 300 
grm. pro die und Person recht häufig, indem zugleich die Eiweiss¬ 
werte, wie in meinen Beobachtungen, von den wissenschaftlichen 
Normen meistens unwesentlich differieren. Höchst wahrscheinlich 
kommt die überfettete Nahrung auch in Russland, Ungarn u. s. w. 
sehr häufig vor. 

Übrigens wird die grosse Fettzufuhr therapeutisch nicht selten 
empfohlen — mag als Beispiel die Fettmilch in der Kinderheilkunde 
erwähnt werden. Sowohl die letzteren Empfehlungen, wie vor Allem 
die überfettete Küche selbst, als für viele Leute eine einigermassen 
konstante Lebensbedingung, verdient immer mehr ernste Beachtung, 
als den Fetten eine gewisse Rolle im pathologischen Stoffwechsel 
in letzteren Zeiten zuerkannt wird. Hauptsächlich ist durch die Arbeiten 
von F. Hirschfeld*) das Auftreten von Acetonkörpern — anfangs 
Aceton selbst, dann auch Acetessigsäure und Oxybuttersäure — bei ex¬ 
klusiver Fleisch-Fettdiät (vollständigem Ausschluss von Kohlehydra¬ 
ten) festgestellt: in weiterer Bearbeitung dieser Tatsache ist die 
Meinung ausgesprochen worden (vor Allem durch Geelmuyden 1 ), 
dann Rumpf 4 ), A. Magnus-Levy, L. Schwarz, Waldvogel 
und And.), dass die unmittelbare Quelle von Acetonkörpern nicht 
der Zerfall von Körpereiweiss, sondern eben das Fett, bezw. die Fett¬ 
säuren (Buttersäure) sind. Mit der Ausscheidung von Acetonkörpem 
geht die gesteigerte Ammoniakausfuhr einher: die Zunahme von 
Ammoniak im Harn wurde andererseits schon von einer ganzen 
Reihe von Forschern — Czerny und Keller 5 ), S t e i n i t z 6 ) bei 


*) Langworthy and M i 1 n e r, Investigations of the nutrition of 
man in the United States. Washington 1904. 

*) F. H i r 8 c h f e 1 d, Beobachtungen über Acetonurie und das Coma 
diabeticum. Zeitschr. f. klin. Medicin 1895. Bd. 28 und 1897. Bd. 31. 

*) Geelmuyden, Untersuchungen über Acetonkörper. Skandin. 
Archiv f. Physiologie 1900 Bd 11. Noch früher: Über Aceton als Stoff¬ 
wechselprodukt. Zeitschr. f. physiolog. Chemie 1897 Bd. 23. 

4 ) Rumpf und die gesamte diesbezügliche Literatur s. bei A. 
Magnus-Levy im C. v. N o o r d e n’schen Handbuch der Pathologie 
des Stoffwechsels 1906. Bd. 23 S. 181—192. 

4 ) Czerny u. Keller, Zur Kenntniss der Gastroenteritis im Säug¬ 
lingsalter. Säurebildung Jahrbuch f. Kinderheilkunde 1897. N. F. Bd. 
XLV. H. 2 u. 3 S. 274. 

•) F. Steinitz, Zur Kenntnis der chronischen Ernährungsstö¬ 
rungen der Säuglinge. Jahrbuch f. Kinderheilkunde 1903 N. F. Bd. 
LVir. H. 6 S. 689. 


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274 


Kindern, Schittenhelm 1 ), Schilling*) bei Erwachsenen — 
auch nach Zulage grosser Fettmengen zur gemischten Nahrung, d. h. 
bei Anwesenheit von Kohlehydraten, zwar gewöhnlich in geringem 
Grade, beobachtet. Auf Grund letzterer Tatsache fasst besonders 
Schittenhelm die Wirkung der grossen Fettzufuhr als eine „ Aci- 
dose“ auf. 

Behufs näherer Klärung sowohl der obigen als auch ander¬ 
weitiger sich hierbei aufdrängenden Fragen unternahm ich eine 
Reihe von diesbezüglichen experimentellen Beobachtungen, welche 
unter allen Kautelen der Stoffwechselversuche, bezw. unter genauer 
Bestimmung der Einnahmen und Ausgaben an einem etwa9 Kilo wie¬ 
genden Hunde ausgeführt worden sind. Hauptsächlich wurde dabei 
die Verteilung der stickstoffhaltigen Substanzen im 
Harn bei Verabreichung einer fettreichen Nahrung im Vergleich 
mit derselben bei fettarmer Nahrung ins Auge gefasst, d. h. sowohl ab- 
soluteMengen von Harnstoff, Amidosäuren, Ammoniak, Harnsäure, als 
auch deren perzentisches Verhältnis zum Gesammtstickstoff im Harn. 
Diese Methode, die grundsätzlich auf Trennung der Stickstoff Verbin¬ 
dungen in mit Phosphorwolframsäure fällbare und nicht fällbare 
beruht, gestattet einen näheren Einblick in die Stoff Wechsel Vorgänge: 
sie ist auch schon von einer Reihe von Forschern (Pfaundler*), 
Ascoli und Grazia 4 ), v. Jak sch 1 ), A. Landau*), M. Hal- 
pern 7 )) zum Stadium des normalen und pathologischen Stoffwech¬ 
sels verwendet worden. 

Der allgemeine Plan der Untersuchungen bestand darin, dass 
man zuerst den Stoffwechsel bei einer bestimmten, quantitativ das 
Gewicht des Hundes wenig beeinflussenden Kost 5—8 Tage lang 

*) Schittenhelm, Zur Frage der Ammoniakausscheidung im 
menschlichen Urin. Deutsch. Archiv f. klin. Medicin 1903. Bd. 77 H. 
5 u. 6. S. 515. 

*) Th. Schilling, Beiträge zur Frage der Ammoniakausscheidung. 
Deutsch. Archiv f. klin. Medicin Bd. 84 H. 1—4 S. 311. 

3 ) Pfaundler, Über ein Verfahren zur Bestimmung der Amido¬ 
säuren im Harn. Zeitschr. f. physiolog. Chemie 1900 Bd. XXX. S. 75 

4 ) Ascoli u. de Grazia, Zur Vertheilung der Eiweissschlacken 
im Harn. Berlin, klin. Wochenschr. 1901 Nr. 40. 

*) v Jaksch, Über die Vertheilung der stickstoffhaltigen Sub¬ 
stanzen im Harne des kranken Menschen. Zeitschr. f. klin. Medicin 1902. 
Bd. 47 S. 1. 

*) A. Landau, Über die N-Vertheilung im Harn des gesunden 
Menschen. Deutsch. Archiv f. klin. Medicin 1904. Bd. 79 S. 417. Ga- 
zeta lekarska 1903. 

7 ) M. Halpern, Über die N-Vertheilung im Harne in krankhaf¬ 
ten Zuständen. Medycyna 1903. 


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275 


beobachtete, dann unmittelbar dieselbe Nahrung im Laufe von 6—12 
Tagen fettreich machte (Fettperiode), worauf wieder eine Periode 
von 6—12 Tagen bei der ursprünglichen, fettarmen Diät folgte (Nach¬ 
periode). Es sei gleich hier hervorgehoben, dass eben wegen der lan¬ 
gen Dauer der Fettperioden — gegenüber denen von den meisten Auto- 
en geübten von 3-tägiger Dauer — manche Stoffwechselveränderungen 
nachgewiesen werden könnten, die sonst sehr leicht vermisst worden 
wären. Um nun eine so langdauernde Fettzufuhr in grösseren Men¬ 
gen zu ermöglichen, bezw. etwaige Nebenwirkungen, wenigstens in 
grösserem Grade zu vermeiden, verabreichte ich nur die feinste, 
ganz frische Tafelbutter (ungesalzen) von der täglich 40—50 
grm. (je nach dem Versuche) der Nahrung zugesetzt wurde. Der Ge- 
sammtgehalt an Fett in der Nahrung betrug dabei 50—60 grm., das 
Verhältnis von Eiweiss zu Fett 1 : 15 bis 1 : 2-5, was eben 
in den Kostzetteln wohlhabender Bourgeoisie sehr häufig vorkommt. 
Auch entsprachen die absoluten Fettmengen den in der Wirklich¬ 
keit beim Menschen existierenden: 200—250 grm. täglich *). 

Von den Einzelheiten der Methodik sei erwähnt, dass der 
Stickstoff im Harn, Kot, Nahrungsmitteln nach Kjeldahl, Harn¬ 
säure nach Lud wig - Salko ws ki, im Endstadium (auf dem 
Filter gesammelte, sorgfältig mit Alkohol, Schwefelkohlenstoff und 
Äther gewaschene) auch in Form von N dargestellt, Ammoniak nach 
S c h 1 ö s i n g (drei Tage lang unter der Glasglocke) bestimmt wurde. Wei¬ 
er wurde der Stickstoff im Phosphorwolframsäureniederschlag von 20 
Ccm. Harn*), dann im Phosphorwolframsäurefiltrat der Harnstoff 
nach Schöndorff (Erhitzung des Filtrats mit Phosphorsäure bei 
150°C., darauf N-Bestimmung nach Kjeldahl) bestimmt: der Ge- 
sammtstickstoff abzüglich der Summe von N-Harnstoff -f- N-Phos- 
phorwolframsäureniederschlag ergab die Quantität von Amidosäuren 
(indirekte Bestimmung). Alle obigen Bestimmungen wurden alle Tage 
ausgeführt, ausserdem Bestimmungen von KCl -f- NaCl (fixem Al¬ 
kali) nach der Wägungsmethode und von Chlor (Methode v. Vol- 
hard-Salko ws ki — Kautelen beim Hundeharne behalten) in ver¬ 
einigten Harnportionen von 3—6 Tagen, je nach den Verhältnissen 
Der Kot kam nur aus ganzen Perioden zur Analyse: Abgrenzung, 
mit Holzkohle, Bestimmungen von Trockensubstanz, Stickstoff, Fett 
(= Ätherextrackt im S o x h 1 e t’schen Apparate nach vorangehen- 

’) Insofern der Hand einen 2—2 */ a Mal regeren Stoffwechsel zeigte 
(Unveränderliohkeit des Gewichtes bei etwa 90 Cal. auf 1 Kilo Gewicht) 
als ein Mensch von 60—70 Kilogr. 

*) Immer genommen: 20 ccm. Harn 40 ccm. einer 10°/ # Phos- 
phorwolframsänrelösung in 10°/, Salzsäure, Fällung 24 Stunden lang. 


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276 


der Verseifung von 5 grm. Trockenkot in l °/ 0 Salzsäurealkohol), 
KCl -+• NaCl und Chlor (beide in Portionen zu 10 grm.). 

Die meisten Analysen — soweit das Material reichte — wurden 
doppelt ausgeführt, speziell die den Gesammtstickstoff und Harn¬ 
stoffgehalt betreffenden im ersten und zweiten Versuche—alle dop¬ 
pelt, dann die zahlreichen Analysen auf KCl + NaCl; sonst wurden 
die Bestimmungen sofort wiederholt, wo nur der leiseste Verdacht 
bezüglich der Unrichtigkeit des Ergebnisses vorlag. Es stimmten 
übrigens die Bestimmungen ausserordentlich gut überein — bis auf 
‘/io ccm. der */, Normalnatronlange bei den N-Bestimmungen. 

Besonders in Betreff der Ammoniakbestimmungen wurde die 
grösste Sorgfalt darauf gelegt, den Harn vor Zersetzung zu 
schützen: desswegen wurde der Käfig (mit den mit Zinkblech be¬ 
deckten Wänden und einem mit Löchern versehenen ausschiebbaren 
Zinkboden, unter welchem die nach unten schräg zusammenlaufen¬ 
den Zinkflächen einen Trichter bildeten) alle Tage mit heissem 
Wasser gewaschen und der Harn auf Thymol gesammelt. 

Die Nahrung wurde stets auf gleicher Wassermenge (800 ccm.) 
und mit gleicher Kochsalzquantität (8 grm. = 7*846 grm. wasser¬ 
freies Natriumchlorid, chemisch reines Präparat gebraucht) bereitet, 
d. h. gekocht; nur in der „Kohlehydratperiode“, gegen Ende der drit¬ 
ten Beobachtung, wurde die Wassermenge angesichts der grossen 
Reismengen auf 900 ccm. in den ersten und 950 ccm. Wasser in den letz¬ 
ten drei Tagen gesteigert. Da die Kochzeit nicht mathematisch gleich 
dauernd sein konnte, so konnte auch der Wassergehalt jn der zu¬ 
bereiteten Nahrung nicht alle Tage gleich sein; doch überschritten hierbei 
die Schwankungen 100 grm. nicht, wie ich mich durch mehrere 
Wägungen des Gekochten im ersten Versuche überzeugt habe. Sonst 
bekam der Hund kein Wasser zum Trinken, auch brauchte er keins. 

Zahlreiche eigene Analysen der gebrauchten Nahrungsmittel 
ergaben folgende Resultate. 

Pferdefleisch: Trockensubstanz — 23*88% (Schwankun¬ 
gen 23 - 37—24*24%), Stickstoff in 100 grm. Fleisch — 3-5072 grm. 
(Schwankungen 3-2474—3 6002) = ungefähr 20% Eiweiss ’), Fett 


‘) Berechnet man den ganzen Stickstoff auf Eiweiss, so fallen 
3*5072 X 6'25 = 21*92 grm. Eiweiss Bekanntlich stammt nicht der 
ganze Stickstoff des Fleisches, Reis u. s w. vom Eiweiss her und ist 
der obige Eiweisswert in der Wirklichkeit geringer, etwa um 10%, wie 
sich dies aus Anlass der Fettbestimmungen im selben Pferdefleisch her¬ 
ausgestellt hat. Z. B. bei der Trockensubstanz 23*88%, ergibt die indi¬ 
rekte Bestimmung nur 23*88 — (21*92 Eiw. -+• 0*8 Aschen) = etwa 
1% Fett: dagegen betrug der Ätherextrakt gegen 4%. 


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277 


(Ätherextrakt) 4% (3*7—4*3*/ 0 ); KCl + NaCl — 0 465 grm.; CI (als 
NaCl berechnet) 0*067 grm. 

Rindfleisch (nur am Ende desI.Vers, gebraucht): Trocken¬ 
substanz — 24*87%; Stickstoff (100 grm Fleisch) — 2*8664%; (— 
± 17 grm. Eiweiss);Fett — 8%; KCl + NaCl - 061 grm. 

Maismehl:Trockensubstanz — 91% ; Stickstoffen 100grm.)— 
1*9554% (= ± 12% Eiweiss); Fett (Ätherextract) — 12%; Kohle¬ 
hydrate (Trockensubstanz abzüglich Eiweiss, Fett und Aschen) 66%; 
KCl -4- NaCl — (in 100 grm. Maismehl) — 0235 grm.; Chlor (als 
NaCl berechnet) = 067 grm. 

Reis: Trockensubstanz 90-75%; Stickstoff in 100grm. 1*1602% 
(= + 7 grm. Eiweiss); Fett (Ätherextrakt) — 1%; Kohlehydrate 
(indirekt) 81%; KCl -f NaCl — 0 235%; Chlor = 0*03%. 


Versuch 1. 

Der Hund bekam alle Tage 200 grm. Maismehl (mit Pferdezahn 
vermischt) = 3*9008 grm. N (= ungefähr 24 grm. Eiweiss); 24 grm. 
Fett, 132 grm. Kohlehydrate; 8-316 grm. KCl -j- NaCl; 7686 grm. 
CI. Kalorienwert = 860 Cal. Nach Ablauf von 12 Tagen (8 Tage 
Analysen) wurde der gekochten Nahrung durch 6 Tage je 40 grm. 
Tafelbutter (welche im S o x h 1 e t’schen Apparate als reines Fett 
sich erwies) zugesetzt. Der Hund nahm die überfettete Nahrung drei 
Tage hindurch sehr gerne zu sich, am 4 und 5-ten Tage vermochte 
er aber die dargebotene Portion auf einmal nicht mehr zu verzeh¬ 
ren, und liess am 6-ten Tage trotz Zusatz von nur 30 grm. Butter, 
einen Teil (= 1-2154 grm. N) übrig. Nach Abzug dieses Teiles 
fielen in der Fettperiode durchschnittlich auf jeden Tag: 3-7098 grm. 
N (= ungefähr 23 grm. Eiweiss); 59 grm. Fett; 125 grm. Kohlehy¬ 
drate; 7*879 grm. KCl -f- NaCl; 7575 grm. Chlor. Kalorienwert 
1160 Cal. Das Gewicht des Tieres nahm von 8720 auf 8850 grm. zu. 

In den folgenden 6 Tagen wurden wieder 200 grm. Maismehl 
ohne Butter verabreicht, die ganze Portion verzehrte der Hund nur 
an zwei Tagen (27. XII. und 29. XII), dagegen erbrach er einen 
Teil (= 1-3834 grm. N) gleich am ersten Tage der Nachperiode, 
am 25. XII. genoss von den dargebotenen 825 grm. nur 400 grm., 
am 26. XII. von 925 grm. nur 488 grm., am 28. XII. von 879 grm. 
nur 690 grm. Nach Abzug des Nichtverzehrten fielen in dieser Periode 
durchschnittlich per Tag: 2-4984 grm. N (ungefähr 15*5 grm. Eiweiss), 
15"5 grm. Fett; 84 grm. Kohlehydrate; 53102 grm. KCl -|- NaCl; 
5-102 grm. CI. Kalorienwert = 550 Cal. Gewichtsabnahme von 
8850 grm. auf 8570. 


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17 * 

In den letzten 6 Tagen wurde gegeben 50 grm. Rindfleisch und 
200 grm. Reis (alles gerne verzehrt) = 3*9832 grm. Stickstoff (un¬ 
gefähr 24 grm. Eiweiss); 6 grm. Fett; 162 grm. Kohlehydrate; 8*621 
grm. KCl + NaCI; 7*939 grm. CI. Kalorienwerth = 820 Cal. Ge¬ 
wichtszunahme von 8570 grm. bis 8650 grm. 

Bemerkung: Auf den Tabellen des I. Vers, sowie den nachfol¬ 
genden sind alle N-Bestandteile des Harns in N-Werten ausge¬ 
drückt. Ph. W. Niederschlag = Phosphorwolframsäureniederschlag. Per¬ 
zentzahlen bei den Harnstoff, Ammoniak und s. w. Werten = wie¬ 
viel die genannten Körper vom Gesammtstickstoff des Harns ausmachen 
(Koeffizient); Perzentzahlen in den Bilanztabellen = Perzentverhältniss 
zum eingefiihrten N, KCl + NaCI, CI; Perzentzahlen in Klammem in 
den Kotanalyseprotokollen = Perzentverhältniss der genannten Körper 
im Kote selbst. 


Versuch I. Tabelle der Harnanalysen. 


Datum 

Harn¬ 
menge 
in ccm. 

Spezif. 

Ge¬ 

wicht 

Ge- 

sammt 

N 

Ph. W. 

Harn- 

stoff der- 
schlag 

A mi- 

no- 

säuren 

Am¬ 

mo¬ 

niak 

Harn¬ 

säure 

Bemerkungen 

11/XII. 

485 

1016 


2 ” 1900*0" 3496 


0-2446 

0 0141 

Beginn dar Vorperio- 

12 

505 

1014 

2*5700 

2 1640 0*3652 

0 0408 

0 2840 

0 0148 

de. Gewicht de« Hun¬ 
de« 8840 grm. 

13 

n 

590 

630 

1014 

1012 

2-9360 

2-2762 0-41S6 
2-35800-4134 

01646 

0-3318 

0-2784 

0 0189 
0 0183 

15 

495 

1015 

2 3868 

2 "06800 "3102 

0 0086 

0 2386 

0 0132 


16 I 

17 / 

18 

1170 

1015 

5 8920 

4-88820*8488 

0 1550 

0 5638 

0 0282 


650 

1014 

2*9600 

2 3672 0 4352 

0 1576 

0 3132 

0 0226 


19 

380 

1017 

2*1378 

1-71140 2546 

0 1718 

0 1782 

0 0145 

Beginn derBut- 
ter p e ri o de. Ge* 
wirbt 8740 grm. 

20 

620 

1013 

2*8234 

2 1922 0 4902 

0 1410 

0 2822 

— 

21 

600 

1014 

2 6028 

2 2500 0-3176 

0*0352 

0*3134 

0 0209 

Am 25. XII (Harn* 

22 

650 

1014 ! 

2-8196 

2 3672 0 3732 

0 0792 

0 3132 

0*0209 

ergebniaae =r 24 XII.) 

23 

360 

1017 

21218 

1*60040*3276 

0 1938 

0-27-48 

0*0125 

nur ein Teil der 
Nahrung veriehrt 

24 

530 

1015 

2 3672 

1-8168 0-3762 

0 1742 

0*3124 

0 0155 

25 ) 

•175 

10161 

4 1272 

3 0796 0-5082 

0 5394 

0*3310 

0 0231 

Beginn der Nachperio¬ 

26 | 
27 

100 
390 i 

1029/ 

1014 

2 2144, 

1*7128 0-3182 

0 1846 

0 2714 

0 0124 

de Gewicht - 886t». 
Am 26. XII. Erbre¬ 

28 

390 j 

1016 

2 2354 

1*8396 0 3080 

0 0878 

0 2036 

0*0053 

chen. Bia tum 50. nur 
zweimal Alle« (200 

29 

310 ; 

1015 

1-5940 

1-2790 0*3068 

0 0082 

0*2566 

0 0068 

grm.) Teraehrt. 

30 

300 

1022 i 

2*4150 

2 0412 0 2850 

0 0888 

0'176-4 

0 0041 

31 

320 

1025 

2 1428 

1-6626 0-3122 

0 1680 

0-2098 

0 0062 

Beginn der Bei« u. 
Fleisch periode. Ge¬ 
wicht 8670 grm. 

1/L 

660 

1012 i 

2 2624 

1-8030 0-3286 

0 1308 

0-2634 

<>0091 

2 

370 

1020 ; 

1-9024 

1-4148 0-3740 

0 1136 

0*1794 

0 0061 

3 

480 

1014 : 

1-7288 

1 4428 0 2048 

0 0812 

0 * 198-4 

0 0224 


4 

520 

1014 

2-0176 

1-6140 0-2662 

0 1374 

0-2370; 

0 0086 


5 

550 

1016 

2 * 194-1 

1-6764 0 3276 

0 1900 

0*2210 

0 0075 

Gewicht = 8630 grn>. 


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Mittelwerte von Harnanalysen nebst Koeffizienten und Kotanalysen des I. Versuches. 


279 



Digitized by 


) Das Gewicht des frischen Kotes wurde nicht bestimmt. 












280 




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281 


Nach den Erfahrungen der ersten Beobachtung konnte die An¬ 
wendung der Maisgrütze zu den Versuchen nicht mehr für ganz 
zweckmässig gelten, vor Allem aus dem Grunde, weil dieses Nah¬ 
rungsmittel an sich sehr fett sich erwies; darin lag auch am wahr¬ 
scheinlichsten die Ursache, dass das Tier nicht länger als 6 Tage 
die Zulage von Butter vertragen konnte. Für die Beurteilung der 
Ergebnisse musste auch als störender Umstand empfunden werden, 
dass infolge der unvollständigen Nahrungsverzehrung die Versuchs¬ 
bedingungen seitens der Ernährung in der Nachperiode verändert 
wurden. Im zweiten Versuche waren nun die verzeichneten Mängel 
nicht mehr vorhanden. 


Versuch II. 

Der zweite Versuch wurde 2*/ f Wochen nach dem ersten an, 
gestellt: während dieser Pause diente das Tier zu anderweitigen 
Untersuchungen und wurde verschiedenartig genährt: Pferdefleisch- 
Eier, Milch, Semmel, Roboratzusatz und dgl. (keine Medikamenten) 
Vom 27/1. (Beginn der Analysen am l/II.): 50 grm. Pferdefleisch und 
220 grm. Reis, d. h.: 4-306 grm. Stickstoff (= 26 grm. Eiweiss); 
6 2 grm. Fett; 178 grm. Kohlehydrate; 8-58 grm. KCl + NaCl; 
7-952 grm. Chlor (als NaCl berechnet). Kalorienwert 870 Cal. 

Nach 5 Tagen Vorperiode 12 Tage lang Zusatz von je 50 grm. 
Butter. Tageskost: 4306 grm. N (26 grm. Eiweiss); 56 2 grm. Fett; 
178 grm. Kohlehydrate; 858 grm. KCl + NaCl; 7-952 grm. CI. Das 
Tier nahm die Nahrung immer sehr gerne zu sich. Kalorien wert 
1330 Cal., Gewichtszunahme von 8990 grm. bis 9550 grm. 

In der Nachperiode von 18/11. bis 23/11.: die ursprüglichen 50 
grm. Pferdefleisch und 220 grm. Reis ohne Butter. Am zweiten Tage 
der Nachperiode — Erbrechen mit Speichel. 

Zu bemerken wäre ausserdem, dass im zweiten Versuche eben von 
der Fettperiode an ein starkes Mausern begann, welches unun¬ 
terbrochen bis zum Schluss des III. Versuches anhielt. Die ganze 
diese Zeit hindurch enthielt der Kot reichlich Haare, was keinen 
anderen Grund haben konnte, als dass der Hund den eigenen, im 
Käfig zurückgelassenen Haarbalg verzehrte. N. b. der Käfig befand 
sich die ganze Zeit im geheizten Raume. 


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282 


Versuch II. Tabelle der Harnanalysen. 


Datum 

Harn¬ 
menge 
in ccm 

Spezif. 

Gew. 

Ge* 

sammt 

N 

Harn¬ 

stoff 

Ph. W. 
Nie¬ 
der¬ 
schlag 

Ami¬ 

no¬ 

säuren 

Amo- 

niak 

Harn¬ 

säure 

Bemerkungen 

i /u. 

420 

1018 

2*9038 

2*5308 

0-3648 

0 0082 

0-2898 

0 0209 

Beginn der Vor¬ 
periode. Gewicht 

2 

640 

1014 

3 4316 

2*8300 

0-5926 

0 0090 

0*4684 

0 0318 

8750 grm. 

3 

530 

1014 

2 9594 

2-4612 

0-4822 

00160 

0-3508 

0 0249 


4 

650 

1014 

3-3058 

2-8028 

0-4848 

0 0182 

0 4042 

0 0306 


5 

660 

1012 

3 5032 

2 8102 

0-5108 

0-J802 

0 4184 

0 0291 


6 

610 

1014 

3 2378 

2-5912 

0 4974 

0-1492 

0*3952 

0 0303 

Beginn der But¬ 
terperiode. Gewicht 

7 

560 

1015 

2-9108 

2*3788 

0-4872 

0*0448 

0*3628 

0 0263 

8990 grm. 

8 

680 

1013 

3 1212 

2*5568 

0*5168 

0-0476 

0-4310 

0 0356 


9 

670 

1013 

3*3338 

2 8152 

0*4810 

0*0376 

0-3792 

0 0351 


10 

530 

1015 

2 7252 

2-2270 

0*4460 

0*0520 

0 3296 

0 0277 


11 

610 

1013 

3-0012 

2*3276 

0*4806 

0*1930 

0*3878 

0 0287 


12 

680 

1014 

2*9322 

2*3310 

0-4786 

0*1226 

0 3754 

0 0375 


13 

570 

1014 

2*7736 

2 1432 

— 

— 

0*3146 

0 0330 


14 

590 

1016 

3 1316 

24002 

0 5132 

0*2182 

0 3906 

0*0283 


15 

680 

1012 

3*3468 

2-6316 

06106 

0-1046 

0-3766 

0 0356 


16 

600 

1014 

2-8524 

2*3220 

0 5136 

00168 

0-2376 

0 0314 

Gewicht 9650 grm. 

17 

520 

1016 

2-7310 

j 

1*8938 

0-4348 

0-4024 

0-2974 

0 0085 


18 

550 

1016 

2*9194 

2 0680 

0*4356 

04158 

0-2662 

0*0081 

Beginn der Nach¬ 
periode. Am 18/11. 

19 

670 

1013 

2*5580 

l 

2'0864 

0*4716 

0 

0 2948 

0*0096 

Erbrechen mit Spei¬ 
chel. 

20 

590 

1013 

2-8072 

2*0450 

0*4236 

0*3386 

0*2596 

0 0069 


21 

730 

1012 

2*9594 

2*5300 

, 

0 4222 

0*0068 

0*2818 

0 0112 


22 

540 

1013 

23154 

1-6816 

0-4252 

0*2086 

0 2690 

0 0063 


23 

510 

1013 

2-3674 

1*7972 

0-4346 

0*1356 

0-3294 

0*0074 

Gewicht 9720 grm. 


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Mittelwerte von Harnanalysen nebst Koeffizienten und Kotanalysen des II. Versuches. 


283 



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284 


Bilanzen des Versuches II. 


V erzeichniss 

Vorperiode 
l/II.—5/II. 

Fettperiode 
6/11.—17/11. 

Nachperiode 
18/11.—23/11. 

N-Einfuhr täglich 

4-306 

4 306 

4 306 

N-Ausfuhr im Ham 

3-2203-74-8 °/ 0 

3 0082-69-8 »/„ 

2 6546—61-6 % 

„ im Kot 

0-4600-10-4 „ 

0 6732-15-6 r 

0-7650-17-7 „ 

N-Retention 

0-6352-14 7 „ 

0-8246-14-4 „ 

0-8864-20-5 „ 

Fett-Einfuhr tägl. 

62 

56’2 

6 2 

Fett-Ausfuhr im Kot 

0 3792- 9 0 % 

0-8294- 1-5 °/ 0 

0*7669-18-2 °/o 

KCl -j- NaCl-Einfuhr 

858 

8*53 

858 

KCl -j- NaCl-Ausfuhr im Ham 

7-6632-88 1 % 

7 8012-90-9 °/ 0 

7-5960-88-5 °/ 0 

„ » n im Kot 

0 0274- 0-3 

0 0559- 0-6 * 

0 0208- 0-3 „ 

n „ Retention 

0-9894-11-5 „ 

0 7229- 8 4 „ 

0*9632 -11*1 „ 

CI (als NaCl) Einfuhr 

7 952 

7 952 

7 952 

Cl-Ausfuhr im Harn 

7-54 -94*8 % 

7-4813-94 0 % 

7-6544 - 96-2 °/ 0 

„ im Kot 

0 0065- 0 07 „ 

0-0072- 0 09 * 

0 0064 - 0 08 , 

Chlorretention 

0-4055- 5 1 „ 

0-4635- 5-8 , 

02912 3-7 „ 


In beiden ersten Versuchen mit 24—26 grm.Eiweiss (was unge¬ 
fähr 80—90 grra. bei einem etwa 60—70 kilo wiegenden Menschen 
entspricht) und 50—58 grm. Fett konnte die Überfettung der Nah¬ 
rung etwas zu extrem genannt werden (Verhältniss von Eiweiss zu 
Fett 1:2 — 2 l / a ). Weiter wurde der Kalorien wert der Nahrung durch 
die Butterzulagen stark in die Höhe getrieben, worauf das Tier 
rasch an Gewicht zunahm: es konnte dabei die Frage aufgeworfen 
werden, ob die bei der Fettdiät auftretenden Stoffwechselverände¬ 
rungen nicht etwa Folge der Mästung an sich selbst — gleichviel 
welcher Herkunft sind. Endlich konnte auch der Einwand nicht 
von der Haud gewiesen werden, ob die angewandte Nahrungsart: 
wenig Fleisch und viel Reis, d. h. eine k oh le h yd r atr e i che 
Nahrung, ja, im ersten Versuche dazu eine rein vegetabilische, für 
den Hund als einen Fleischfresser für passend gelten konnte. Allen 
diesen Punkten wurde nun im dritten Versuche zur Genüge Rech¬ 
nung getragen. 


Versuch III. 

Der dritte Versuch wurde in unmittelbarer Fortsetzung der 
Nachperiode des II. Vers, angestellt: die Kost bestand aus 150 grm. 


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285 


Pferdefleisch und 170 grm. Reis, d. h. 7*2332 grm. Stickstoff (unge¬ 
fähr 45 grm. Eiweiss); 7*7 grm. Fett; 138 grm. Kohlehydrate; 8*95 
grm. KCl + NaCI; 7*996 grm. CI (als NaCl berechnet). Kalorien¬ 
wert = 820 Cal; Gewicht des Tieres im Beginn und am Ende 
der Vorperiode 9720 grm. und 9650 grm. 

In der neuntägigen Fettperiode wurde beim Zulegen von 40 
grm. Butter eine äquikalorische Menge von Reis, d. h. 100 grm. 
entzogen, wodurch zugleich auch der Eiweissgehalt etwas abge¬ 
nommen hatte. Tagesration: 6*0720 grm. Stickstoff (38 grm. Eiweiss); 
46*7 grm. Fett; 56 grm. Kohlehydrate; 8*71 grm. KCl + NaCl, 7*975 
grm. Chlor. Kalorienwert 820 grm. Gewichtsänderung von 9650 grm. 
auf 9550 grm. 

In der Nachperiode (6 Tage lang) die ursprüngliche Kost ohne 
Butter. Gewichtsänderung von 9550 auf 9900 grm. Gleich darauf 
wurde der Reisgehalt gesteigert: in den ersten drei Tagen um 100 
grm., und weil der Hund die grosse Nahrungsmasse immer langsa¬ 
mer bewältigte, in den letzten drei um 80 grm. (kohlehydratreiche 
Diät), d. h. in den ersten drei Tagen 8*3934 grm. N (50*5 grm. Ei¬ 
weiss); 8*7 grm. Fett; 218 grm. Kohlehydrate; Kalorienwert =1*180 
Cal; in den letzten drei Tagen: 81614 grm. N (49 grm. Eiweiss); 
8*5 grm. Fett; 202 grm. Kohlehydrate; Kalorienwert 1*110 Cal. Fi¬ 
xen Alkali und Chlor durchschnittlich für die ganze Periode: 9155 
grm. KCl 4- NaCl; 8*025 grm. CI. Gewichtszunahme von 9900 grm. 
bis auf 10350 grm. 

In diesem Versuche habe ich der Kontrolle halber eine ganze 
Reihe von N-Bestimmungen im Phosphorwolframsäurefiltrat ausge¬ 
führt. Gleich anderen Forschern (v. Jaksch, M. Halpern) habe 
ich dabei am häufigsten Werte erhalten, die zusammen mit der 
N-Werten im Phosphorwolframsäureniederschlag niedriger waren, 
als die Werte von Gesammtstickstoff im Harn, z. B. am 26/11. 
Gesammt N = 5*0666; Filtrat (4*2316) -f- Ph. W. N. (0*5504) = 
4*7820; am 27/11. Gesammt N = 4*7584; Filtr. (3*9376) -f Ph. W. N. 
(0*5616) = 4*4992 Nach Allem handelt es sich dabei nur um zu 
kurzdauernde Erhitzung des Filtrates mit H,S0 4 und Quecksilber¬ 
oxyd; wenn ich dieselbe immer mehr verlängerte (bis 20 Stunden), 
stimmte dann die Summe des N-Filtrates und des N-Ph. W. Nie¬ 
derschlages mit dem Gesammtstickstoff immer besser überein, z. B. 
am 2/III. Gesammt-N = 5*171; Filtr. (4*4096) + Ph. W. N. (0*6414) 
= 5-051. 


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286 


Versuch III. Tabelle der Harnanalysen. 



Harn- 


Ge- 


Ph. W. 

Ami- 





menge 

Spezif. 

Gew. 


Harn¬ 

stoff 

Nie¬ 

der- 

no- 

Amo- 

niak 

Harn¬ 

säure 

Bemerkungen 


lüÜI 


schlag 

säuren 


24/IL 

610 

1019 

4*2638 

3-2964 

0 4916 

0*4758 

0-3220 

00125 

Beginn der Vor¬ 
periode. Gewicht 

25 

670 

1018 

5-4310 

4 4876 

0 6888 

0 2546 

0*4426 

0 0177 

des Hundes 9720 

26 

490 

1024 

5*0666 

4*1170 

0o504 

0*3992 

0 3450 

0 0172 

grm. 

27 

450 

1028 

4*7584 

3 7810 

0*5616 

0 4158 

0-3438 

0*0171 


28 

450 

1023 

5 3406 

4 0978 

0 6740 

0 5688 

0 3816 

0 0145 


i/m. 

540 

1021 

5*4248 

4-3146 

0 6500 

0-4582 

0 4438 

0 0139 


2 

540 

1020 

5 1710 

4 0922 

0-6414 

0 4374 

0-4438 

0 0139 


3 

530 

1019 

4-7944 

3-8606 

0-5682 

0 3656 

0-3572 

0 0155 

Beginn der But¬ 
terperiode. Ge- 

4 

680 

1016 

5 0740 

3-9998 

0-5698 

0 5056 

0 3590 

0 0079 

wicht des Hundes 
9650 grm. 

5 

340 

1028 

4 2506 

3 1402 

0-5052 

0 6052 

0-3142 

0 0141 

6 

460 

1023 

5-5484 

4 1942 

0 6090 

0-7452 

0*3376 

0 0121 


7 

450 

1023 

4 9508 

3-8816 

0 6686 

0-4006 

0-4402 

0 0146 


8 

510 

1020 

4-7398 

3*5108 

0-6598 

0 5692 

0-4426 

00119 


9 

460 

1020 

4 5734 

3-4094 

0 6834 

0-4806 

0-4056 

0 0189 


10 

380 

1025 

4 0348 

3 0178 

0*5418 

0 4752 

0 3800 

00111 


11 

450 

1024 

5 7186 

4-5080 

0-7280 

0-4808 

0-5156 

0-0169 

Beginn der Nach¬ 
periode. Gewicht 

12 

430 

1024 

4-7816 

3 6916 

0 6562 

0 4330 

0*4050 

0*0177 

des Hundes 9560. 

13 

560 

1017 

4-4744 

3 3632 

0-6092 

i 

0-5020 

0*4356 

00115 


14 

550 

1020 

4*7244 

3-5276 

0*6710 

0*5258 

0*4774 

00113 


15 

450 

1019 

4 6332 

3*6802 

0*6218 

0 3312 

0-3626 

0 0119 


16 

410 

1025 

5 0898 

4*1090 

0 6756 

0-3052 

0 4394 

0*0140 


17 

460 

1021 

5*5486 

4-4656 

0 6292 

0-4588 

0-4056 

0 0121 

Beginn der Kohle¬ 
hydratperiode. Ge¬ 

18 

440 

1019 

4-0638 

31318 

0*5624 

0 3696 

— 

0-0128 

wicht d. Hund.= 
9900 grm. 

19 

550 

1015 

4*6914 

3*9150 

0-6072 

0*1692 

0*4036 

0*0113 

20 

820 

1012 

5-2102 

4*3428 

0*6756 

01918 

0-4576 

0 0095 


21 

720 

1015 

5 9298 

4-7016 

0*6134 

0*6148 

0-4334 

0 0126 


22 

740 

1015 

6-3122 

5*2672 

0-7178 

0*3272-0 *4898 

0 0108 

Gewicht —10350. 


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Bilanzen des Versuches III. 


287 



Poln. Archiv f. biol. u. rned, Wissensch. III. 
Archive» polon. des scienc. biol. et medic. III. 


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Mittelwerthe von Harnanalysen nebst Koeffi- 


Ausgeschieden 
durchschnittlich 
täglich (in grm.) 


Harn in ccm. 
Gesammt-N im Ham 
Harnstoff 

Ph. W. Niederschlag 

Aminosäuren 

Ammoniak 

Harnsäure 

KCl + NaCl 

CI (als NaCl) 

Kot in grm. 
Trockensubstanz 
N im Kot täglich 
Fett „ „ 

KCl -f NaCl 
CI (als NaCl) 


Vorperiode 

24/11.—26/IL 

27/II.—l/III. 

590 

480 

4-9204 

5'1746 

3-9670 SO -6 % 

4-0644 78-5 % 

0-577011-7 „ 

0-6286 12 1 „ 

0-3764 7*6 „ 

0 4816 9-3 

0*3698 75 „ 

0-3898 7-5 „ 

0*0158 0*32 „ 

0 0152 0-2» 



583 3 
5 0132 


*17 

4-9166 


8 5236 


•9842 79-4 »/„ S'7386 76 0 •/, 
1-593211-8 „0-594212 1 
1-4358 8-7 „ 0-583811-8 „| 
•3866 7-7 „0 3640 74 „ 
•0124 0-24 „0-0136 0 27 „ 
8-1615 8-1298 


8 239 

7‘929 | 7-4226 

31'4 

171 

311% 

36-2»/, 

0-6662 (2*12%) 

0-4890 (2-86%) 

0*6992 (2*2%) 

0 7902 (4-6V 

0*0428 (0*13%) 

0-03*5 10-20*/,) 

0 *005 (0 016%) 

0-0037 (0-022*/,) 


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289 


zienten und Kotanalysen des III. Versuches. 


periode 


Nachperiode 


Kohlehydratperiode 


8/III.—10/III. 11/111.—13/III. | 14/111.-* 16/111. 17/111.—19/111. 20/III.-22/III. 


450 

4*4494 


480 

4*9916 


470 

4*8158 


483-3 

4*7678 


760 

5*8174 


3-3126 

74-4 % 

3 8548 

77-2 % 

3*7722 

78-3 % 

3-8374 80-5 7 # 

5*4372 

e 

O 

o? 

00 

0-6284 

14 1 „ 

0-6648 

13'3 „ 

0-6562 

13 6 „ 

0-5996'12 5 „ 

0-6690 

11 5 „ 

0*5084 

11-4 „ 

0*4720 

9 5 „ 

0-3974 

80 „ 

0-3308 6-9 „ 

0-3778 

6-4 „ 

0 4094 

9 2 „ 

0-4520 

9-0 „ 

0*4264 

8'8 „ 

0-4046 8-4 „ 

0 4602 

79 „ 

00140 

0 31 „ 

0*0150 

0-30 „ 

00124 

0-25 „ 

0-0121 0-25 

0*0110 

018 „ 


7*6932 7*7069 7 6290 

7*0200 7*296 7 05 

——— —' Sl ■ V 

41 

30 * 6 # / 0 

0-8268 ( 2 * 027 °) 
0*9604 (2-3o/o) 
0-1004 (0*24°/o) 

0 0295 (0'072%) 


7*0734 

6-9664 

566 

34*4% 

1*1882 (2*l°/o) 

1-2479 (2*2%) 
0-1629 (0-28%» 
0-0153 (0*029%) 


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290 


Wie in den Protokollen erwähnt, fand im ersten Versuche am 
ersten Tage der Nachperiode ein reichliches Erbrechen mit Nahrungs¬ 
breistatt, worauf Appetitlosigkeit im Laufe von mehreren Tagen folgte; 
das Erbrechen zwar nur mit Speichel wiederholte sich auch im zwei¬ 
ten Versuche zu analoger Zeit. Es kamen aber noch anderseitige 
Beweise dafür zum Vorschein, dass die überfettete Nahrung 
einen recht ungünstigen Einfluss auf die Funktionen 
des Magendarmkanals ausüben kann — eine Thatsache, 
die in der „Empirie“ der ärztlichen Erfahrung längst anerkannt worden 
ist, in der „exakten Wissenschaft“ dagegen bisher nur wenig, wenn 
gar keinen Platz gefunden hat. 

Im dritten Versuche fehlte das Erbrechen; es stellte sich aber 
eine starke Stuhl verstopfun g in der Fettperiode ein, so dass 
das Tier im Laufe von 9 Buttertagen nur dreimal den Stuhl entleerte, 
während dies sonst regelmässig alle Tage am Morgen, beim Herauslassen 
des Tieres aus dem Käfig der Fall war. Beim Wiederaufnehmen 
der ursprünglichen fettarmen Kost kam der Stuhlgang alle Tage, 
wie früher; da zugleich dem Hunde statt Butter wiederum 100 grm. 
mehr Reis gereicht wurde, so dürfte die Erklärung in der Vermin¬ 
derung der Vegetabilien während der Fettperiode ganz einfach lie¬ 
gen: die Kotmenge fiel ja zugleich von 31 grm. auf 11 grm. täglich 
herab. So einer Deutung würde vielleicht Nichts im Wege stehen, 
wenn es sich nicht um den Hund, einen anerkannten Fleischfresser 
handelte, für dessen Darmtraktus der wechselnde Cellulosegehalt 
eigentlich ziemlich gleichgültig sein dürfte. 

Entscheidender war aber die Tatsache, dass eine erschwerte 
Stuhlentleerung auch im zweiten Versuche bei Butterzufuhr ganz 
unzweideutig auffiel, ja, es kamen auch sowohl gegen Ende der 
Fettperiode, wie im Beginn der Nachperiode ein Paar Tage ohne 
Stuhlgang vor. Und wenn auch bei der Entstehung der Stuhlverstop¬ 
fung, speziell im dritten Versuche, die Bedeutung der verminderten 
Vegetabilien nicht ganz von der Hand gewiesen werden kann, so 
scheint das Hauptmoment ganz anderswo zu liegen, und namentlich 
in der grösseren Trockenheit des Stuhles bei über¬ 
fetteter Nahrung. In dieser Beziehung zeigen unsere Analysen kon¬ 
stante und stark ausgesprochene Unterschiede: so enthielt 
der Kot im III. Versuche in der Vorperiode nur 31*07% Trockensubstanz, 
in der Fettperiode 35*18%, in der Nacbperiode wieder weniger 
30*56%; im L Versuche in der Butterperiode 35*2%, in der Nachpe¬ 
riode 31*5%; im II- Versuche: Vorperiode 26*7%, Butterperiode 36*5°/o, 
in der Nachperiode dauerte der hohe Trockensubstanzgehalt 37*1% 
fort, so wie auch die Zeichen der Stuhlverstopfung, Die Kon- 


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291 


stanz dieser Erscheinung, bezw. ihre Anwesenheit auch im ersten 
und zweiten Falle, wo der Stuhlgang noch alle Tage stattfand, 
spricht gegen die Vermutung ganz entschieden — man habe nur 
mit einem „post hoc* zu tun, d. h. die Wasserabnahme im Kote 
sei eine Folge der Stuhlverstopfung und des damit verbundenen 
längeren Verweilens des Kotes im Dickdarm. Übrigens war die 
Wasser Verarmung des Fettperiodekotes gar nicht am stärksten 
im III. Versuche, wie dies gemäss der obigen Annahme zu erwarten 
wäre: eben ist in diesem Versuche der Unterschied zwischen der 
Vor- und Fettperiode kleiner als im zweiten Versuche. 

Der wasserwärmere Kot aus der Fettperiode erwies sich auch 
fetter als in der Vor- bezw. Nachperiode: so im I. Versuche 4*5°/ 0 Fettge¬ 
halt, im zweiten 2*59%, im dritten 4*6%, gegen 1*16%, 2*29°/ 0 , 2*2% bei 
der fettarmen Kost: somit wiederholt sich dabei scheinbar dasselbe, 
was man am Fleisch wahrnimmt, — d. h. dass mit der Zunahme 
des Fettgehaltes dessen Wassergehalt entsprechend abnimmt. Die 
Abnahme des Wassergehaltes im Butterkote war aber in unseren 
Versuchen bedeutender als die Zunahme des Fettgehaltes desselben, d. h. 
dass hierbei keine einfache Verdrängung des Wassers durch das 
Fett stattfand, wie dies in Bezug auf das Fleisch als Regel erscheint. 

Mit der Stuhlträgkeit ging — wieder besonders im III. Versuche 
eine starke Indikanurie Hand in Hand: schon beim Vermischen 
des Harns mit Schwefelsäure im Kj e 1 dal’sehen Kolben gab 
sich diese Tatsache durch eine tiefblaue Färbung — nicht dunkel¬ 
braun, wie sonst — kund. Die Indikanurie nahm in diesem Versuche- 
erst am fünften Tage der Nachperiode ab. Zu dieser Zeit fiel im Kote eine 
reichliche Schleimbeimengung an zwei Tagen auf.Dasselbe, 
zwar in geringerem Grade, habe ich auch in der Nachperiode des 
II. Versuches beobachtet: die Erscheinung iiess auf eine katarrha¬ 
lische Affektion des Darmtraktus schliessen, wobei dahingestellt 
bleiben musste, ob sie eine unmittelbare Folge der Stuhltrockenheit 
oder beides nur kongruente Folgen der überfetteten Nahrung waren. 

Allerdings musste die Schleimbeimengung auf sich desto mehr 
aufmerksam machen, als zugleich nicht geringe Störungen 
der Assimilation im Darm trak tu s nachgewiesen werden 
konnten. In Bezug auf das Fett selbst war aber das Letztere in der 
Butterperiode nicht der Fall. Wie erwähnt erwies sich der Kot bei 
der Fettzufuhr fettreicher, als bei der fettarmen Nahrung, und wa¬ 
ren die täglich im Kote ausgeschiedenen Fettmengen auch absolut 
grösser: so im dritten Versuche 0*7902 grm. im zweiten 0*8294 grm. 
gegen 0*6992 grm., 0*3792 grm. der Vorperiode. Im Verhältnis zu 
den eingenommenen Fettmengen bildeten aber die Zahlen der Fett- 


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92 


Periode einen kleineren Bruchteil, als bei der fettarmen Nah¬ 
rung und betrugen somit die eben zitierten Werte im III. Vers, nur 
1*7% gegen 9*1 % der Vorperiode, im II. nur 1*5% (gegen 9*0%), ira 
I. 3*5% (gegen 4*5%) der Fetteinfuhr. Es ist also dieselbe Tatsache 
konstatiert worden, die schon Rubner, v. Noorden hervorgehoben 
haben — dass die Steigerung des Fettgehaltes in der Nahrung zu 
einer besseren Ausnutzung des Fettes im Darme führt, — mit an¬ 
deren Worten, dass die Fettzulagen als „Reiz" in dieser Beziehung 
wirken. Dank dieser Erscheinung kann man im Hungerkote mehr 
Fett finden, als bei einer fettreichen Nahrung. 

Nach der Einstellung der Fettzufuhr fiel in allen unseren Versu¬ 
chen der Perzentgehalt an Fett im Kote, im II. Versuche unbedeutend 
und im I. und III. ganz deutlich herab, im II. Vers, (der I. Vers, ist 
wegen der ungleichen Beobachtungsbedingungen in dieser Richtung 
nicht zu verwerten) zugleich auch die tägliche Fettmenge. Dagegen 
war der letztere Wert in der Naqjiperiode des III. Versuches noch 
grösser (09664), als in der Fettperiode (0*6992), was übrigens mit 
der Zunahme der täglichen Kotmenge Zusammenhängen konnte. 
Im II. und III. Versuche erwies sich aber das Verhältnis der aus¬ 
geschiedenen zu den eingenommenen Fettmengen grösser, d. h. die 
Ausnutzung des Fettes war in der Nachperiode noch 
schlechter als in der Vorperiode, so betrug im III. Versu¬ 
che die durch den Kot entleerte Fettmenge 12*4° /0 (gegen 9*1°/® 
der Vorperiode), im zweiten 18*2% (gegen 9%). Man könnte diese 
starke Beeinträchtigung der Fettassimilation auf den Fortfall des 
„Reizes" (Einstellung der grossen Butterzufuhr) zuruckführen d., h. 
sie als rein „funktionelle" auffassen: mit so einer Auffasung liess sich 
z. B. solche Erscheinung, wie die Schleimleimengungen eben in 
dieser Periode nur schwer in Einklang bringen. Abgesehen von der nä¬ 
heren Genese der Erscheinung, ist an und für sich die Tatsache wichtig, 
dass als Endfolge der überfetteten Nahrung doch Störung der Fettassimi¬ 
lation stattgefunden hat. Dasselbe dokumentierte sich und zwar noch 
beweiskräftiger in Bezug auf die Ei Weissausnutzung. Nur in der Fettpe¬ 
riode des III. Versuches fand sich im Kot weniger N (0*4890 grm.) als in 
der Vorperiode (0.6662 grm.) und die ausgeschiedene Menge bildete einen 
etwas geringeren Bruchteil des eingeführten Stickstoffs (8*5 0 / 0 ), als bei 
der fettarmen Nahrung (9*2%). Sonst erwiesen sich die N-V er lü¬ 
ste sowohl in der Butterperiode, als besonders in der 
Nachperiode (auch im III. Vers.), sowohl absolut wie 
relativ — im Verhält n iss zu den N -Einnahmen er¬ 
heblich gesteigert; z. B. im II. Versuche hebt sich der tägliche 
N-Gehalt des Kotes von 0*45 grm. (10*4%) auf 0*6732 grm. (15*67 0 ) 


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293 


in der Butter- und 0*7650 grm. (17*7%) in der Nachperiode; im III. 
Versuche von 0*6662 grm. (9 2%) der Vor.- auf 0*8268 (11*4%) der 
Nachperiode. Dank diesen Zuhnamen stieg auch der perzentische 
N-Gehalt im Kote selbst im II. Vers, von 1*36% auf 2*1% und 2*28%. 

Gewiss gehörte der eingeführte Stickstoff nicht gänzlich dem 
Eiweissstickstoff; die Unterschiede bezüglich der ausgeschiedenen 
Stickstoffmengen sind doch zu gross um zweifeln zu dürfen, dass 
die Zunahme des Stickstoffs im Kote unter dem Einfluss der gros¬ 
sen Fettzufuhr eine Beeinträchtigung der Eiweissausnutzung bedeutete. 

Mit den Erscheinungen der geschwächten Assimilation sowohl 
von Eiweiss als Fett stand die Zunahme der täglichen Kotmenge 
von 31*4 grm. (Vorperiode) aut 41 grm. (Nachperiode im III. Vers.) 
im Einklang. 


Bei der Analyse der Stoffwechselrnaterialien stellte es sich vor 
allen Dingen heraus, dass unser Hund die ganze Bcobachtungszeit 
hindurch (ausgenommen die Vorporiode des Vers. IV. s. unten) den 
Stickstoff in hohem Grade — bis 21% des eingetührten N. — reti- 
nierte. Dies konnte von zwei Momenten herrühren, durch welche die 
N-Retention bes. N-Ansatz („Fleischansatz“) bedeutend begünstigt 
wird: erstens schien unser Tier beim Beginn der Versuche nicht 
ganz ausgewachsen zu sein — wenigstens sah es zum Schluss der 
Beobachtungen entschieden kräftiger, als früher aus, — zweitens — 
nachdem der Hund einige Wochen vor meiner Arbeit zu anderwei¬ 
tigen Stoffwechseluntersuchungen gedient hatte und bis 10 Kilo 
Gewicht erreichte, war er darauf bei schlechter Ernährung bis auf 
8*7 Kilo im Laufe von einigen Wochen herabgestiegon. Somit stellte 
das Tier als im „Rekonvaleszenzstadium“ sich dar, wobei wie 
z. B. die Untersuchungen von E. Voit und A. Ko rku no ff 1 ) eben 
am Hunde lehren, sogar von einer kalorisch unzureichenden Nah¬ 
rung Stickstoff- (Eiweiss-) Retentionen stattfinden können. Die Nei¬ 
gung zum N-Ansatz war auch bei unserem Hunde ebenso beträcht¬ 
lich: in der Nachperiode des dritten Versuches bei Verminderung 
der N-Zufuhr von 3*9108 auf 2*4984 grm. täglich, konnten noch keine 
N-Verluste (eher-)- 0*0226 grm. täglich) nachgewiesen werden, trotzdem 
das Tier im Kaloriendefizit sich befand und von 8850 grm. auf 8510 
herunterging. Bei dem gleich darauf erfolgtem Kostwechsel (Rind¬ 
fleisch -f- Reis) von demselben Kalorienwert, wie in der Vorperiode, 
hob sich die N-Retention bis 29*5% (’•)• 


*) Voit u. Korkunoff, Über die zur Erhaltung des N-Gleich¬ 
gewichts nötige Menge Eiweiss. Zeitschr. f. Biologie, Bd. 32, 1895. 


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294 


Trotz der ursprünglichen Bedenken erwies sich die obige Nei¬ 
gung zur Retention im Grossen und Ganzen als eine für unsere 
Forschungen recht günstige Erscheinung, durch welche manche 
unserer Beobachtungen eben an Beweiskraft viel gewinnen. In der 
Butterperiode der zwei ersten Versuche nahm nun die Gesammt- 
stickstoffausscheidung immer mehr ab, sowohl absolut (hiebei ist nur 
der zweite Versuch angesichts der gleichen N- Einfuhr in allen Pe¬ 
rioden beweisend), wie perzentisch (im Verhältniss zur N-Einfuhr), 
was auf den ersten Blick die direkte Folge der fettsparenden Wir¬ 
kung des Fettes war. Es steigerte sich aber zugleich die Stickstoff¬ 
ausfuhr durch den Kot: als Endergebnis nahm die N-Reten¬ 
tion in der Fettperiode gegen Erwartung nicht zu, 
ja sogar um ein bischen ab: 19*5°/ 0 N-Retention gegen 199°/ 0 
der Vorperiode im I. Vers.; 14*4% gegen 14*7% im zweiten. Und 
dass Letzteres kein zufälliges Vorkomnis (z. B. kein „Versuchs¬ 
fehler“) war, beweist der Versuch III. vielleicht ganz entscheidend: 
denn hierbei kam es in der Fettperiode (unter verminder¬ 
tem Gehalt an Kohlehydraten) zu einer bedeutenden Mehr¬ 
ausfuhr von Stickstoff gegen die Vor- und Nachpe¬ 
riode: Gesammstickstoff im Harn in der Butterperiode— 789% 
der eingeführten N-Menge, nebst N-Retention von nur 13‘V 0 gegen 
den Harnstickstoff von 69 7% und N-Retention von 21°/ 0 in der Vor-, 
Harnstickstoff von 67*7%, N-Retention von 20*8% in der Nachperiode. 

Man könnte vermuten, die N-sparende Wirkung des Fettes 
sei deshalb ausgeblieben, weil — vielleicht angesichts der reichli¬ 
chen Kohlehydratmengen — in unseren Versuchen das Maximum 
der N-Ersparniss ohnehin bewirkt wurde. Doch stieg im ersten Ver¬ 
suche beim Kostwechsel (Reis mit Rindfleisch) die N-Retention bis 
29*5%(•) gegen die 19'9% und 19*5% der Vor- und Butterperiode; 
noch beweiskräftiger ist die Tatsache, dass bei Steigerung des 
Kohlehydratgehaltes (Reismenge) am Ende des III. Versuches die N- 
Retention noch um 8°/ 0 (29% statt 20 , 8°/ 0 ) stieg, trotzdem das Tier 
schon einen guten Ernährungszustand und ein hohes Gewicht zeigte: 
es war also der Organismus noch einer weiteren Stickstoffretention 
fähig 1 ). 


D Es war dies der Fall in den ersten drei Tagen, bei Steigerung 
der Reismenge um 100 grm. (darin 80 grm. Kohlehydrate). Nachdem 
aber in den nächtsfolgenden drei Tagen die Reiszufuhr um 20 grm. 
abgenommen hatte (Zusatz von nur 80 grm. Reis mit 64 grm. Kohlehydr.) 
nahm die sparende Wirkung unverhältnissmässig stark ab: es wurden 
im Harn 71*3°/ 0 vom eingefiihrten N gegen 568°/ 0 der verangegangenen 
3 Tage ausgeschieden. Zugleich stieg die Harnmenge auf 760 ccm. 


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295 


Allerdings beweist der letzte Versuch die Überlegenheit der 
Kohlehydrate über die Fette in Bezug auf die eiweisssparende Wir¬ 
kung noch einmal sehr anschaulich. Viel interessanter ist es aber, 
dass in unseren Versuchen mit grossen Fettmengen es sich eigent¬ 
lich nicht um das Fehlen der eiweisssparenden Wirkung der Fette, 
sondern um eine ganz entgegengesetzte Erscheinung handelt — um 
den die Eiweissoxydation und die N-Ausfuhr beför¬ 
dernden Einfluss der grossen Fettzufuhr.Wenn man den 
Versuch III. mit den Versuchen I. und II. vergleicht, so ergibt 
sich eine schützende Wirkung der Kohlehydrate: in den er¬ 
sten zwei Versuchen, wo dieselben während der Butterzufuhr reich¬ 
lich vertreten waren, kam es nur zu einer sehr geringen Beein¬ 
trächtigung der N-Retention, im Versuche III. mit geringem Kohle¬ 
hydratgehalt — sofort zu einer starken. Es stieg auch die N-Reten- 
tion, sobald die Fettzufuhr im zweiten Versuche unterbrochen wurde: 
sie betrug dann 205% gegen 14*7°/ 0 der Vor- und 14*4% der Nach¬ 
periode, trotzdem die N-Verluste durch den Kot absolut und im 
Verhältnis zur N-Einfuhr noch grösser als in der Fettperiode waren. 

Es muss vorläufig unentschieden bleiben, ob die besprochene 
Erscheinung von einer allgemeinen oder nur von einer speziellen Be¬ 
deutung ist, d. h. ob den grossen Fettmengen eine eiweisssparende 
Wirkung überhaupt abgeht, bezw. eine eiweissoxydationsbefördernde 
zukomint, oder ob dies nur unter Umständen (Neigung zur N-Reten- 
tion, Eigentümlichkeiten des Hunde-Organismus und dgl.) der Fall ist. 


Was die N-Verteilung im Harne bei der überfetteten Nahrung 
betrifft, so konnten hierbei in unseren Versuchen keine grösseren 
Schwankungen derjenigen N-Fraktion nachgewiesen werden, wel¬ 
che durch Phosphorwolframsäure gefällt wird. Direkte N-Bo- 
stimmungen im Phosphorwolframsäureniederschlage zeigten freilich 
hie und da eine Zunahme, und zwar nach längerer Darreichung von 
Butter, so im II. Ver. von 0*4870 grm N täglich auf 0*5196 grm , im 
III. dagegen fast nichts: von 0*6028 grm. (die ganze Vorperiode) 
auf 0*6053 grm. (die ganze Fettperiode). Konstanter und deutlicher 
war die Zunahme der Koeffizienten: von 15*1% auf 17*3°/ 0 in den 
letzten Buttertagen des II. Versuches, von 11*7—12*1% auf 14*1 % 
auch gegen Ende der Fettperiode im III. Vers.; doch war das Letztere 

täglich gegen 470—480 ccm. Freilich wurden in dieser Periode zum Ko¬ 
chen der Kost um 150 ccm. mehr Wasser gebraucht, als vorher: eine 
Mehrausfuhr von Wasser lässt sich trotzdem nicht verneinen. 


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296 


hauptsächlich durch Abnahme der Gesarnmtstickstoffwerte zu¬ 
stande gekommen. 

Ähnlichen Schrittes gingen auch einzelne Komponenten des Ph. 
\V. Niederschlages und zwar die Harnsäure und das Ammo¬ 
niak. Der Einfluss der grossen Fettzulagen auf die Ausscheidung 
von Harnsäure ist schon mehrmals untersucht worden, die Resultate 
waren widersprechend. Horbaczewski und Kanera 1 ), dann 
Mohr und Kaufmann 2 ) sahen nach grossen Buttermengen (200 
grm.) unbedeutende Abnahme der Harnsäure, dagegen Rosenfeld 
und Orgle r 3 ) — eine gewisse Zunahme (bei den Gichtikern). In 
meinem zweiten Versuche (vielleicht auch in dem ersten) konnte 
man auch eine Steigerung leststellen —doch eine recht geringe: 
von 0*0274 grm. täglich auf höchstens O'OSBS grm. Doch hielten 
diese Mehrwerte nur bis zum neunten Tage der Fettperiode an: in 
den letzten drei Tagen fielen sie dagegen ganz deutlich herab (auf 
0*0252 grm.), um in der Nachperiode noch mehr herabzukommen — 
aut */a — Vi der sonst in diesem Versuche beobachteten (0*0082 grm.). 
Im III. Versuche war vielleicht bei Fettzufuhr weniger Harnsäure 
ausgeschieden: abgesehen von den sehr geringen Unterschieden las¬ 
sen sich die diesbezüglichen Daten aus diesem Versuche zu einer 
bestimmten Antwort um so weniger verwerten, als die N-Einfuhr 
in beiden Perioden nicht gleich war. 

Überhaupt ging die Harnsäureausscheidung in unseren Versu¬ 
chen ihre eigenen, manchmal recht eigentümlichen Wege — was übri¬ 
gens jeder Ilarnsäureforscher erfahren hat (z. B. unter den letzten 
Schreiber und Waldvogel 4 ); als der Ausdruck eines speziel¬ 
len Stoffwechsels (Purinwechsels) kann aber die Harnsäureausschei¬ 
dung auf eine Linie mit den Gesammtstickstoffschwankungen nicht 
gestellt werden. Einige Eigentümlichkeiten in unseren Versuchen 
waren tatsächlich recht merkwürdig: so z. B. wurden im dritten 
Versuche die ganze Zeit hindurch viel niedrigere Harnsäurequanti¬ 
täten ausgeschieden, als im zweiten, trotzdem der Hund dreimal 

^Horbaczewski u. Kanera, Monatshefte f. Thierchemie 
1886 Bd. 7. 

3 ) Kaufmann und Mohr, Beiträge zur Alloxurkörperfrage. 
Deutsch. Archiv f. klin. Medizin 1902 Bd. 74. 

3 ) Roaenfeld u. Orgle r, Zur Behandlung der harnsaureD Dia- 
these. Centralbl. f. innere Medicin 1897 Nr. 42. Früher in: Allgem.me- 
dicin. Centralzeitung 1896 Nr. 66 (Harnsäure und Diät). 

4 ) Schreiber und W aldvogel, Beiträge zur Kenntnis der 
Harnsäureausscheidung unter physiologischen und pathologischen Verhält¬ 
nissen. Archiv f. experim. Pathologie und Pharmakologie Bd. 42. H. 1 
S. 69. 1899. 


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-97 

mehr Fleisch, also zugleich dreimal mehr „exogene Harnsäure“ ein¬ 
nahm; ja sie waren dann auch niedriger als im ersten Versuche 
mit rein vegetabilischer Kost. In demselben Versuche nahm die Harn¬ 
säure beim Übergang von der rein vegetabilischen zur gemischten 
Nahrung gegen Erwarten nicht zu, in Gegenteil blieben die Werte 
(0*0061—00071) 2—2 1 / 2 Mal kleiner, als in der Vor* und Fettperiode 
bei Maiskost (0*0162—00167 grm.). 

Der niedrige Stand der Harnsäuremengen in beiden letzteren 
Fällen könnte nur unter einer Annahme verständlich sein. Gleich 
unten wird die Rede davon sein, dass sich der Einfluss der grossen Fett¬ 
zufuhr in Bezug auf einige Stoffwechseländerungen sehr lange in 
der Nachperiode geltend macht. Ist das auch für die Harnsäure 
der Fall, so würden die Unterwerte sowohl in der Vorperiode des 
III. Versuches (die am 7 Tage nach der Beendigung der Fettzufuhr 
im II. Versuche ihren Anfang hatte), wie am Ende des I. Versuches 
beider gemischten Kost, ganz einfach Nachwirkungen der 
vorangegangener Kostüberfettung sein. Diese Annahme würde 
aber bedeuten, dass der grossen Fettzufuhr Abnahme 
der Harnsäureausscheidung grundsätzlich eigen ist 1 ), 
was eben am Schluss der Butterperiode im II. Vers, der Fall war, 
während die Harnsäurezunahme unter diesen Bedingungen nur eine 
vorübergehende initiale Erscheinung ist. 


Die Ammoniakausscheidung zeigte sich in meinen Versuchen 
überhaupt sehr hoch — bis 11—12% der Gesammtstickstoffmenge, 
allem Anschein nach wegen des grossen Gehaltes der Nahrung an „sau¬ 
ren“ Vegetabilien, d. h. Mais und Reis in der Kost; sobald im dritten Ver¬ 
suche die Reismenge eine Abnahme erfuhr (von 220 grm. auf 170 grm.), 
fiel sofort der Ammoniakkoeffizient auf 7*5% (und 6*5% ™ IV. Ver. 
s. unter), obwohl die absoluten täglichen N*Mengen keine Abnahme, 
sondern vielleicht eine geringe Zunahme zeigten. 

Nun konnte ich — gleich anderen Forschern (S c h i 11 e n h e 1 m 
Schilling 2 ) Beobachtungen an Menschen) — bei Butterzutuhr^ 
noch eine Steigerung dieses hohen Ammoniakkoeffi¬ 
zienten, bei Beginn oder am Ende des Versuches, doch in allen 
Versuchen konstatieren, so z. B. im I. Vers, von 10*7 % in Max im o 
auf ll‘9°/o, im II. von 11*9% auf 12*8%, im III. von 7*5% auf 

l ) Der obige Schluss soll aber nicht zugleich bedeuten, dass die 
Harnsäurebildung, bezw. die Bildung von Harnsäurevorstufen durch das 
Fett herabgedrückt wird. 

a ) Loc. cit. 


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298 


9*2°/o- Es liegt hier nur eine unzweifelhafte Steigerung des Ammoniak- 
Koeffizienten vor, nicht aber der absoluten Ammoniakmengen im 
Harne: was diese betrifft, so zeigten sie fast keine Veränderung im Sinne 
der Zunahme, am ehesten noch im III. Versuche, wo trotz verminderter 
N-Einfuhr in der Butterperiode durchschnittlich 0*3870 grm. (NH,)- 
N gegen 0*3798 grm. in der Vorperiode ausgeschieden wurden. Da¬ 
gegen nahmen die absoluten NH 3 - Wert e im zweiten 
Versuche (in allen Perioden gleiche Stickstoffeinfuhr) 
nach einer initialen Steigerung in den ersten 3 But¬ 
tertagen immer mehr ab, so dass in den letzten 3 Tagen durch¬ 
schnittlich nur 0*3038 grm. (NH 3 )-N täglich im Harne gegen die 
0*3862 grm. der Vorperiode sich befinden. Bei so einem Verhalten 
der absoluten Ammoniakausscheidung ist es selbstverständlich, dass 
die Steigerung des Ammoniakkoeffizienten grundsätz¬ 
lich infolge der Abnahme der Gesammtstickstoffwer¬ 
te zustande gekommen war. Es sei an dieser Stelle betont, 
dass die Ergebnisse anderer Forscher ganz ähnliche Verhältnisse 
zeigen. Eigentlich kommt die Zunahme des Ammoniakkoeffizienten 
bei fetter Kost vor Allem durch deutliche Steigerung der absoluten 
Ammoniakausscheidung nur bei Kindern zustande, die übrigens be¬ 
kanntlich sehr hohe Ammoniakwerte zeigen: sonstz. B. (in der Arbeit 
von Sch i ttenhe 1 m) änderten sich die absoluten NH 3 -Zahlen nach 
Zulage von 200 grm. Butter sehr wenig, ja zeigten 2 Mal unter 3 
Versuchen eher eine Abnahme 1 ), und die Steigerung des Ammoniak¬ 
koeffizienten (das erste Mal von 6*85°/ 0 auf 9*66%» das zweite von 
6*8 °/, auf 7*7ö°/o* das dritte von 4*J5°/ n auf 5*12°/ 0 ) ist wieder wie 
bei uns durch den Abfall des Gesammtstickstoffwertes geschehen. 

Gegen die Ansicht von F. Müller ist die Steigerung des Am- 
meniakkoeffizienten ohne Zweifel an sich selbst von grossem Wer¬ 
te für die Beurteilung der Stoffwechsel Verhältnisse, besonders nach 
den Ergebnissen neuester Arbeiten (Schittenhelm u. Katzen¬ 
stein a ), dass nämlich in der „Norm“, bezw. bei Schwankungen des Ei¬ 
weissgehaltes allein, die Grösse des Ammoniakkoeffizienten unverändert 


*) So auf der Tabelle II. (Deutsch. Archiv ßd. 77 S. 522) bei 
fettarmer Kost von 6/1.—9/1. NH 3 im Mittel 0*6988 grm. bei Gesammt- 
stiekstoff 8 318 grm , von 10/1. —12/1. bei 130 grm. und zweimal 200 
grm. Butter — 0*6894 NH 3 und 6*678 grm. Gesamuit - N Tabelle III. 
Vorperiode (21/1. — 25/1.) NH ;i — 0 8073; Butterperiode 26/1.—31/1. (je 
200 grm. Butter) 0*7031 NH 3 . 

2 ) Schittenhelm u. Katzenstei«, Über die Beziehungen des 
Ammoniaks zum Gesammtstickstoff im Urin. Zeitschr. f. experim. Patho¬ 
logie und Therapie 1906 Bd. II. H. 3 S. 542 - 559. 


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299 


bleibt; die absoluten Ammoniakwerte machen ja dieselben Schwan¬ 
kungen, wie die Gesammtstickstoffwerte durch. Bei diesem Tat¬ 
bestand bedeutet natürlich auch die Unveränderlichkeit der ab¬ 
soluten Ammoniakausscheidung bei Abnahme des Gesammtstickstoffs 
im Harn eine Verschiebung der N-Verteilung zu Gunsten des Am¬ 
moniaks (d. h. Steigerung des Ammoniakkoeffizienten). Eine andere 
Frage ist es, ob der Steigerung des Ammoniakkoeffizienten infolge 
der Nahrungsüberfettung eine solche prinzipielle Bedeutung zugemes¬ 
sen werden kann, wie dies manoherseits der Fall ist. Diese Steige¬ 
rung wird eben als Ausdruck der „Azidose“ aufgefasst — noch 
mehr — es wird die „Azidose“ immer mehr zum Schwerpunkt 
der Stoffwechselveränderungen bei grosser Fettzufuhr hervorgehoben. 

Der letzteren Auffassung gegenüber muss vor Allem darauf hin¬ 
gewiesen werden, dass sowohl die früher, als auch die in meinen Versu¬ 
chen in Folge von Fettzufuhr konstatierte Steigerung des Ammoniak¬ 
koeffizienten überhaupt sehr gering ist; vielleicht noch wich¬ 
tiger ist die Tatsache, dass dieselbe nur vorübergehend sein kann, 
wie unser II. Versuch lehrt, wo in den letzten Buttertagen nicht nur 
die absoluten Ammoniakwerte, sondern auch der Ammoniakkoeffi¬ 
zient von 11 *9% (der Vorperiode) auf 10-2 0 / 0 herabging. Ausser der 
Ammoniaksteigerung wird aber zur Beurteilung der „Azidose“ noch 
eine andere Erscheinung verwertet, und zwar die Steige¬ 
rung der Alkaliausfuhr aus dem Organismus, nachdem vor 
Allem von mir 1 ), und nachher in Bestätigung meiner Beobachtun¬ 
gen von Limb eck 2 ), Dunlop und And; gefunden wurde, dass 
nach Einführung von Säuren (Milchsäure, Salzsäure) die Mengen 
von fixem Alkali (KCl + NaCl) (nicht nur die Ammoniakausschei¬ 
dung) im Harne ganz deutlich zunimmt (in meinen Beobachtungen 
um 10—15 °/ 0 ), worauf in der Nachperiode, als Folge der Alkali Ver¬ 
armung des Organismus, die Retention von KCl + NaCl zum Vor¬ 
schein kommt. 

Abgesehen vom direkten Nachweis von Azetonkörpern (Azet- 
essigsäure, Oxybuttersäure) bei exklusiver Fleischfettdiät, wird die 
Annahme einer Azidose bei grosser Fettzufuhr durch die Angaben 
von S t e i n i t z *) gestützt, nach welchem durch die überfettete 
Nahrung bei kleinen Kindern (Sahne mit 4 — 5% Fett statt Milch 

0 Biernacki, Säureintoxikation und Blutalkalescenz als thera¬ 
peutische Indikationen. Münchner medizin. Wochenschr. 1896 Nr. 28 
u. 29. 

2 ) L i ra b e c k, Beiträge zur Lehre von der Säurevergiftung. Zeitschr. 
f. klin. Medicin Bd. 34 5. 5 u. 6. 

g ) Loc. cit. 


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300 


mit l°/ 0 ) e * ne vermehrte Ausfuhr von fixem Alkali bewirkt wird. 
Steinitz fand eigentlich bei fetter Kost eine Abnahme des Gehal¬ 
tes an KCl + NaCl im Harn, dagegen eine Mehrausscheidung derselben 
im Kot: eben auf die letztere Erscheinung führt S t e i n i t z die drohende 
Alkaliverarmung des Organismus und die Entstehung der „relativen 
Alkalopenie M zurück, die ihrerseits zur Vermehrung der Ammo¬ 
niakausscheidung führt, indem, bei relativem’ Mangel an fixem 
Alkali, zur Neutralisation der bei der Fettdiät in grösserer Menge 
sich bildenden Säuren das Ammoniak herangezogen wird. 

Die Verwertung meiner Daten üb *r die Alkalibilanz unter 
dem Einflüsse der Fettzufuhr ist einigermaassen durch den Umstand 
erschwert, dass gleich mit der erwähnten N-Retention die ganze 
Beobachtungszeit hindurch auch Retention von KCl + NaCl nach¬ 
weisbar war, d. h. eine Tatsache, die bei N-Retention, speziell 
in Bezug auf die Phosphorsäure, schon mehrmals konstatiert und her¬ 
vorgehoben wurde 1 ). Trotz dieser koexistirenden Alkaliretention ka¬ 
men bei Verabreichung von Butter stark ausgesprochene Schwan¬ 
kungen der KCl -f- NaCl — Bilanz zum Vorschein — doch nicht 

*) Speziell hat esv. Noorden vorgeschlagen, nur auf Grund dieser Er¬ 
scheinung die echte Fleischmast von der gewöhnlichen Stickstoffanhäu- 
fung (N-Schlacken-Retention) zu unterscheiden: die Ergebnisse erwiesen 
sich aber viel verwickelter, als es im Beginn schien (s. die Besprechung 
der Frage durch v. Noorden im dessen Handbuch der Stoffwechsel¬ 
pathologie 1906 S. 572- 575). Auf meinen Tabellen stellt sich diese 
Sache auch nicht so einfach dar, um im obigen Sinne ohne weiteres ver¬ 
wertet werden zu können: die Hauptsache ist es, dass das Verhältnis 
zwischen dem Grade der N-Retention und der Alkali — bzg. Chlor-Reten¬ 
tion kein gleichmässiges war — ja in der Vorperiode des Versuches IV. 
(s. unten) fand eine starke Retention (ll’7' , /ü ) vom fixen Alkali statt, 
trotzdem tägliche N-Verluste (von — 0 4764) zu verzeichnen waren. Es 
sprechen auch diese grossen Schwankungen des Verhältnisses zwischen 
dem N und den Alkalien, bzg. Chlor dafür, dass es sich hierbei zum '1 eil 
nur um temporäre Retentionen von Alkalien handelte, die in gewissen 
Perioden durch Mehrausscheidung ausgeglichen werden mussten: so fand 
ja auch eine Mehrausscheidung das Chlor betreffend, in der Vorperiode d. 
Vers III. statt Es schien eben das Chlor in unseren Versuchen hauptsächlich 
nur temporär retiniert worden zu sein (in den Vorperioden): die Chlorre¬ 
tention war ja immer viel geringeren Grades als die Gesammtalkalire- 
tention und da, wie schon oben erwähnt, die Alkalien in meinen Versu¬ 
chen etwa zu 9 / 10 ans Chlornatrium bestanden, wurden augenscheinlich 
hauptsächlich Kalisalze konstant retiniert. In der Vorperiode des Vers. III 
kam es dazu, dass eine Retention von KCl -f- NaCl (4'2°/ 0 ) noch da war, 
während die Chlorausfuhr einen Verlust (die oben erwähnte Mehrausschei¬ 
dung) von 0*248 grm. täglich mit sich brachte. Das Verhalten des Chlors 
während der Butterzufuhr s. unten im Text. 


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301 


im Sinne derjenigen, die ich bei der Einfuhr von Milchsäure beob¬ 
achtet hatte. Nur ein einziges Mal, und zwar in der ersten Hälfte 
der Butterperiode d. II Versuches, konnte eine Steigerung der Alka¬ 
liausfuhr (7-9690 grm. pro die) im Harn gegen die Vorperiode (7-5632 
grm.) nachgewiesen werden: in der zweiten Hälfte näherte sich der 
diesbezügliche Wert demjenigen der fettarmen Kost. Sonst nahm 
die Aussciieidung von fixem Alkali bei der Fettdiät 
im Harn deutlich ab, was besonders lehrreich im dritten Ver¬ 
suche entgegentritt: hier enthielt der Harn desto weniger KCl -(- 
NaCl, je länger die Butter gegeben wurde: in der Vorperiode 
8-5236 grm. täglich, dann bei der Fettzufuhr je drei Tage — 8-1615 
grm., 8-'298 grm., 7-6932 grm. Noch stärker war der Abfall von 
KCl + NaCl im I. Vers.: in der Vorperiode 6 9743 grm., und in der 
Butterperiode 5 - 9785 grm. In der Nachperiode des III Versuches nahm 
die Ausscheidung von KCl -{- NaCl gegen die Erwartungen nicht 
zu, sondern im Gegenteil pflanzte sich die Zurückhaltung noch 
weiter fort, so dass im Harn vom eingeführten Alkali nur 85-6% 
zum Vorschein kamen gegen 95*2% der Vor- und 917°/ 0 der 
Fettperiode: wir werden aber gleich unten sehen, dass sich auf die 
Nachperiode noch anderweitige Stoftwechselveränderungen als Folge 
der Nahrungsüberfettung erstrecken. Im ersten Versuche waren 
dagegen in der Nachperiode vom eingeführten Kali und Natron 
im Harne 80*0% erschienen, gegen 75*8°/ 0 der Fettperiode: es wurde 
in der Nachperiode dieses Versuches Kali und Natron retiniert, trotz¬ 
dem keine N-Retention mehr da war. Sehr wahrscheinlich war dies 
eine Nachwirkung der vorangegangenen Fettperiode und zugleich 
ein weiteres Zeugniss dafür, dass der Fettwirkung die Minderaus¬ 
scheidung von fixem Alkali im Harn eigen ist. 

Mit der Alkaliabnahme im Harn gieng eine ver- 
mehrteAusscheidung desselbenimKotgarnichteinher, 
bezw. war die Alkaliabnahme im Harn durch eine Mehrausscheidung im 
Kot gar nicht verursacht. Im Gegenteil sahen wir im ersten und 
im dritten Versuche bei Alkaliabnahme im Harn auch deren Abnahme 
im Kot: nach Sistierung der Fettzufuhr nahm in beiden Versuchen 
die tägliche Menge von KCl + NaCl gegen die Fettperiode zu. Im 
zweiten Versuche war die Mehrausscheidung von Kali und Natron 
im Harn von gleicher Erscheinung im Kot begleitet. Übrigens wa¬ 
ren die Mengen von KCl -f NaCl im Kot gering, bzg. deren 
Schwankungen zu gering um die Unterschiede in den Alkaliwerten 
im Harn zu bewirken. Es zeigten also die diesbezüglichen Schwan¬ 
kungen im Harne an sich selbst Veränderungen der Alkalibilanz 
unter dem Einflüsse der fettreichen Nahrung an — und diese Ver- 


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302 


änderungen gipfeln, nach unseren Versuchen, in einer Retention 
von Alkali. 

Es decken sich also meine Befunde mit denen von Stein itz 
und zwar vor Allem in Bezug auf den Kot nicht — denn, wie 
oben erwähnt, fand Stein itz bei einer Abnahme im Harn eine 
Mehrausscheidung von Alkalien im Kot und schreibt eben die¬ 
ser Erscheinung die Hauptrolle bei den Veränderungen der Alkali¬ 
bilanz unter dem Einflüsse der grossen Fettzufuhr zu. Es fragt sich 
aber, ob die k u r z d a u e r n d e n (je drei Tage dauernden) dazu an kran¬ 
ken Säuglingen gemachten Versuche von S t e in i t z, einen allgemeineren 
Wert beanspruchen dürfen — weiter, ob dieser Forscher aus seinen 
Daten dasjenige folgern konnte, was er gefolgert hat, nämlich, dass 
durch die fette Nahrung eine Alkaliverarmung des Organismus her- 
beigetührt wird, bzg. herbeigeführt werden kann. Nun ist unter seinen 
drei Versuchen im II Versuche eben eine nicht zu leugnende Neigung 
zur Alkaliretention im Organismus vorhanden, d. h. dieselbe Erschei¬ 
nung, die uns aufgefallen war: sowohl bei der Milch wie Sahnenah¬ 
rung war eine Mehrausfuhr von KCl + NaCl gegen die Einnahmen 
vorhanden, jedoch bei der Milchnahrung betrug das Defizit für drei 
Tage 1T04 grm., bei der Sahne nur 0-509 grm. 1 ). Was die zwei anderen 
Versuche mit den Unterschieden zu Ungunsten der Sahneperiode 
betrifft (+ 0*8704 grm. Alkali für drei Tage bei der Milch und — 
2*0015 bei der Sahne, + 0*166 grm. bei der Milch und — 0*025 bei 
der Sahne), so können diese Beobachtungen kaum von entscheiden¬ 
der Bedeutung sein, da dabei die Gleichheit der Versuchsbedingun¬ 
gen nicht behalten wurde und in der Sahneperiode in einem Falle 
um 1*197 grm., in dem anderen um 1*032, im Grossen und Ganzen 
um 20—30% weniger Kalium und Natrium eingeführt wurde als in 
der Sahneperiode 2 ). 

*) In einem anderen am 13-jährigen Knaben ausgeführten Versuche 
(Über den alimentären Einfluss des Fettes auf die renale Ammoniakau9- 
scheidung. Zentralbl. f. innere Medicin 1904 Nr. 3) hatte Steinitz vor 
sich eine tatsächliche Alkaliretention in der Sahne-Periode, gegen die 
Milch-Periode ( Perioden zu 3 Tagen): — 1*189 grm. KCl -f- NaCl in der 
Milch-, und -f- 3*573 grm. in der Sahne-Periode (für 3 Tage). Die dabei 
konstatierte Alkaiisteigerung im Kothe bezeichnet Steinitz selbst als 
sehr gering. 

2 ) In Bezug auf die Alkalisteigerung im Kote in den Versuchen 
von Steinitz sei es noch hervorgehoben, dass in meinen Versuchen II. 
und III. und IV. eine Steigerung des Alkaligehaltes im Kote (im Sinne 
der höchsten Werte unter den beobachteten) in den Fällen von Schleim¬ 
beimengung, d. h. bei Anwesenheit von Darmkatarrhsymptomen zum 
Vorschein kam. Unter diesen Bedingungen habe ich im Versuche IV. (s. 


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303 


Die Existenz einer „Azidose* bei grosser Fettzufuhr kann gewiss 
schon in Anbetracht des Umstandes nicht geleugnet werden, dass im 
Darme, nach gegenwärtigen Begriffen, eine Spaltung von Fetten statt¬ 
findet, wobei zur Neutralisierung (Verseifung) der ausgelösten freien 
Fettsäuren bei grösserer Fettzufuhr entsprechend mehr Alkali, bzg. 
Ammoniak nötig sein dürfte, als bei einer fettarmen Nahrung — 
es ist demnach auch eine Mehrausscheidung, sowohl von Ammoniak als 
auch von Kali und Natron, im Harn zu erwarten. Nach den Ergebnissen 
meiner Versuche,in welchen sowohl die gesteigerte Ammoniakausschei¬ 
dung, als auch besonders die gesteigerten Alkaliwerte im Harn eigentlich 
nur eine vorübergehende Erscheinung und dazu (die Ammoniakzu¬ 
nahme) von sehr geringem Grade waren, kann der Schwerpunkt der 
Überfettungswirkung in der „Azidose“ nicht liegen, wenigstens unter 
den gewählten Versuchsbedingungen nicht. Wie besonders die Tatsache 
einer Abnahme sowohl der absoluten Ammoniakwerte wie des Am¬ 
moniakkoeffizienten noch während der Fettzufuhr hinweist(Vers. II.) 
dürfte eine „Ausgleichung“ in dieser Richtung und das Zurücktreten 
der Azidose ziemlich leicht Zustandekommen. 

Welche Umstände von entscheidender Bedeutung hierbei 
erscheinen, davon wird gleich die Rede sein, ln Bezug auf die Alka¬ 
lien sei es daran erinnert, dass deren Einfuhr in unseren Versuchen 
zu # /, 0 aus Chloruatrium bestand (7-846 gm. Kochsalzzusatz): es 
musste daraus geschlossen werden, dass die konstatierte Alkalien¬ 
retention zugleich eine Retention von Kochsalz bedeute. Die 
direkten Bestimmungen des Chlorverhaltens vor, während und nach 
der Butterperiode haben nicht nur diese Vermutung bestätigt, sondern 
zugleich auch erwiesen, dass es sich bei der Alkaliretention 
unter dem Einflüsse der Fette vor Allem und grund¬ 
sätzlich um die Retention von Kochsalz handle. In 
der Tat kam die Mehrausscheidung vom CI in der Fettperiode nicht 
einmal zustande, auch bei der Zunahme der Alkaliwerte im Ham 
in der Fettperiode des II. Vers, nicht; gleich nach Sistierung der 
Butterzufuhr nahm in diesem Versuche die Cl-Ausscheidung im 
Harn zu (s. die Tabellen). Die Ausscheidung von NaCl im Kot war 
sehr gering (wie dies überhaupt mit dem Kote in dieser Beziehung 


anten) 0-1117—0*9262 grm. (0-19 -0 - 36°/o), im Versuche III. in der 
Nacbperiode 0-1004 grm. (0 24°/ 0 ) KOI 4 - NaCl täglich im Kote gefun¬ 
den, während bis dahin in demselben Versuche sioh nur 0*0428—0 0345 
grm. (0 13—O'2O°/ 0 ) und in dem unmittelbar vorangegangen Vers. II. nur 
0*0274—0 0559 grm. (0'083—0 17°/ 0 ) sich vorgefunden hatten. 

Eoln. Archiv f. bioL n. m*d« Wigaeaieh. III. oa 

Archive# polon de« edenc. bioL et n4dic* UL 


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304 


der Fall zu sein pflegt *) und konnte noch weniger die Chlorbilanz 
beeinflussen, als die Schwankungen der Alkalimetalle im Kot. 

Es sei endlich hervorgehoben, dass eine Abhängigkeit der be¬ 
sprochenen Veränderungen sowohl der Alkali- und die Chlorausschei¬ 
dung, wie derer Bilanz von der Wasserbilanz sich nicht nachweisen 
liess. Übrigens fielen auch keine konstanten und charakteristischen 
Schwankungen seitens der Wasserausscheidung in unseren Versu¬ 
chen auf; wie besonders der Vers. II. mit gleichen Versuchsbedin¬ 
gungen in allen Perioden beweist. Die unzweifelhafte Abnahme der 
Harnmenge in der Nachperiode des I. Vers, war ganz einfach mit 
der verminderten Nahrungs- (und Fliissigkeits) Aufnahme verbunden. 


Im Gegensatz zu den geringen quantitativen Veränderungen 
derjenigen Harastickstoffverbindungen, die mit Phosphorwolfram¬ 
säure fällbar sind, kamen in unseren Versuchen bei fortschreitender 
Butterzufuhr immer mehr intensive Abweichungen von der Norm 
in der mit Phosphorwolframsäure nicht fällbaren N-Fraktion, bezw. im 
Phosphorwolframsäurefiltrat zum Vorschein. Es waren dies überhaupt 
die bedeutendsten quantitativen Stoffwechselveränderungen, die in 
unseren Versuchen unzweifelhaft nachgewiesen werden konnten. 

Unter den mit Phosphorwolframsäure nicht fällbaren Stick¬ 
stoffverbindungen im Harn unterscheidet man nach Pfaundler 
den „leicht abspaltbaren Stickstoff“ (bei Erhitzung mit Phosphorsäure 
bis 160° C), der fast totaldurch den Harnstoffrepräsentiert ist, und 
den „schwer abspaltbaren Stickstoff“ der „Aminosäuren“, zu denen 
Glykokoll, Taurin, Cystinderivate, Hippursäure, weiter auch die 
B% dz yfiski'sehen Oxyproteinsäuren, im pathologischen Ham Leu¬ 
cin-Derivate u. s. w. gezählt werden: die Gesamratmenge dieser Kör¬ 
per wird durch den Gesammtstickstoff abzüglich Harnstoff + N desPh., 
W. Niederschlags ermittelt. Je länger nun die Butter verab¬ 
reicht wurde, desto mehr nahm in unseren Ver suchen 


*) Deswegen ist man anoh der Meinung, dass man bei Untersoohongen 
aber den Ohlorwechsel überhaupt auf die Gl -Bestimmungen im Kot 
verzichten kann (vgl. z. A. Magnus-Levy, loco cit. S. 451 ). Dass 
dies aber nicht immer der Fall sein dürfte, beweisen unsere Kotanalysen 
selbst: neben den minimalen Mengen von 0'005 grm. Chlor täglich habe ick 
auch ganz nennenswerten Quantitäten von 0‘0295 grm., ja (s. unten 
Vers. IV.) 0*0823—0 1022 grm. — also 10—20 Mal als gewöhnlich bege¬ 
gnet. Hierbei trifft dasselbe zu, was bezüglich der Mehransseheidung 
onv Alkalien beobachtet wurde: gegen die Norm höhere CI-Werte fanden 
sich bei Erscheinungen des Darmkatarrhs (Ausscheidung von Sohleim) vor. 


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305 


der Gehalt an leicht abspaltbarem Stickstoff (Harn* 
stoff)ab,sowohl absolut wieimKoeffizient (Harnstoff- 
koeffizient) und desto mehr nahm dagegen zu der Ge¬ 
halt an schwer abspaltbarem Stickstoff (Aminosäu¬ 
ren) l ). So fiel im Vers. II. der Harnstoftkoeffizient von 83-4% der Vor¬ 
periode auf 81-3%, dann 77-7% und 76-6%; im Vers. III. von 79-5% 
auf 74-4%; im Vers. I. von 83-0°/ 0 auf 79-1 %. Im III. Vers, war in 
den ersten drei Buttertagen noch kein Abfall bemerkbar, auch in 
zwei anderen konnte zu dieser Zeit die Abnahme noch nicht als 
beweiskräftig gelten; die Tatsache konnte, wie ich schon im Ein¬ 
gang hervorgehoben habe, eben dank der länger dauernden Butter¬ 
zufuhr entpuppt werden. 

Mit der Abnahme des Harnstoffs gieng die Zunahme des Arai- 
dosäurekoeffizienten einher: im I. Vers, von 31% auf 4-1% und 61%; 
im II. von 1-45% auf 2-6%, 3-1%, 5*3%, 5-8%; im IH. von 
7-6%—9-3% auf 87%, 118%. Im Gegensatz zum Ammoniak 
kam aber diese Steigerung prinzipiell nicht durch eine gleichzei¬ 
tige Abnahme von Gesammtstickstoff zu Stande, sondern es 
nahmen zugleich die absoluten Amidosäurenwerte bedeutend zu: 
im Vers. I. von 0-0878 grm. pro die auf 0-1160 grm. und 0-1490 grm.; 
im Vers. II. von 0 0468 grm. auf 0 0804 grm.,‘0 0942 grm., 01574 grm., 
0-1748 grm.; verhältnissmässig) am wenigsten im Vers. III. von 03764 
bis 0-4816 grm. auf 0-4358—0 5838 grm. 

Sehr interessant ist es, dass die fortschreitende Abnahme 
des Harnstoff — und die Zunahme des Amidosäurekoeffizienten in 
denzwei ersten Versuchen auf die ersten Tage der Nachpe- 
riodesichfortsetzte, ja es erwiesen sich auch die Schwankungen 


x ) Es ist vielleicht besser in diesem Falle von der Verminderung 
des „leicht" und Vermehrung des „schwer abspaltbaren Stickstoffs” als 
von „Harnstoffverminderung <r und „ Amidosäurenzunahme" zu sprechen, indem 
man keineswegs als bewiesen annehmen darf, dass mittels der Erhit¬ 
zung des Ph. W. Harnfiltrates mit Phosphorsäure der Harnstoffgehalt 
dnrchaus genau bestimmt wird. Zu den Verbindungen mit leicht 
abspaltbaren Stickstoff wird ja auch Allantoin, Oxalursäure gezählt; 
andererseits ist es nioht ausgeschlossen, dass manche Körper im Harn 
(wie das z. B. A. Landau beim Zucker gesehen hat) die Endresul¬ 
tate der Harnstoöbestimmung beeinflussen können. Mag in dieser Bezie¬ 
hung noch etwas Anderes eruiert werden, es wird trotzdem Tatsache 
bleiben, dass unter strenger Beibehaltung gleicher Ver¬ 
suchsbedingungen bei den „Harnstoffbestimmungen", wie dies bei 
mir stets der Fall war, unter Fettzufuhr immer niedrigere „Harnstoffkoeffi¬ 
zienten“, eben als Ausdruck der Abnahme von besser oxydierten N-Ver¬ 
bindungen erhalten wurden. 


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306 


zu dieser Zeit am stärksten: im Versuche I. Abfall des Harnstoffs 
bis auf 75*6°/ 0 und Steigerung des schwerabspaltbaren N bis auf 11-4%? 
im Versuche II. — bis 74 , 8°/ 0 und 9-11%, gleichzeitig die höchsten 
Amidosäurezahlen: 0*2410 grm. und 0*2516 grm. Darauf begann die 
Rückkehr zur Norm, doch glichen die Zahlen nach 6 Tagen der 
Nachperiode denen der Vorperiode noch nicht*). Höchst wahrschein¬ 
lich dauerte die Nachwirkung der Fettzufuhr sogar noch länger 8 ): 
denn sowohl im ersten Versuche in den weiteren sechs Tagen (bei 
Kostveränderung auf Rindfleisch mit Reis), wie in den 6 Tagen d. 
Vorperiode des III. Versuches, die unmittelbar an die Nachperiode 
des H. Versuches grenzte, waren noch niedrige Harnstoffkoeffi¬ 
zienten (im Vers. I. 77*3—79*5%, im Ver. III. durchschnittlich 79%), 
dagegen hohe Amidosäurewerte vorhanden — 6 # 5- 6*8% im I* Vers, 
(gegen 3*1 °/ 0 ) 7*6—9*3% (gegen 1*45°/ 0 ) im III. Versuche. Es, lässt 
sich dieses Verhalten nicht auf die Diätänderung zurückführen, bezw. 
auf die Zufuhr von Fleisch *) — denn einige Wochen später (Vor¬ 
periode des II. Vers, und IV. Vers. s. weiter), nachdem die Fettpe¬ 
riode schon längst vorüber war und das Tier eine gemischte, doch 
nicht fette Kost im Laufe der Pause genossen hatte, betrug bei den ge¬ 
nannten Diätformen der leicht abspaltbaren Stickstoff wieder 83% 
der ganzen Stickstoffmenge. 

Der ganze Sinn des auseinandergesetzten Stoffwechselverände¬ 
rungen (als Hauptveränderungen in unseren Versuchen) ist auf der Tat¬ 
sache basiert, dass der Harnstoff die höchst oxydierte N-Verbindung 
im Harne ist und dementsprechend der Harnstoffkoeffizient als 
Maasstab der Oxydationsenergie von Eiweisskörpern gelten darf. 
Die Hauptfolge der lange geübten Nahrungsüberfet¬ 
tung ist also nach unseren Ergebnissen „Schwächung“ 
der Erweissoxydation, welche nebst Abnahme von Harnstoff, 
Zunahme von als „Amidosäuren“ jetzt bekannten, zum Teil aber nicht 
näher differenzierten und definierten Verbindungen mit schwer ab¬ 
spaltbarem Stickstoff mit sich bringt. Als wenig oxydierte Körper 
verbrennen bekantlich diese Amidosäuren (Glykokoll, Alanin) bei 


*) Zugleich auch, wie oben erwähnt, blieb die Retentionszunahme 
vom fixem Alkali fortbestehen. 

2 ; Deswegen habe ich oben das Fortbestehen von niedrigen 
Harnsäurewerten durch die lange dauernde Nachwirkung des Fettes ge¬ 
deutet. 

3 ) Allerdings scheint die grössere Fleischzufuhr an sich selbst eine 
Steigerung der Amidosäuren zu bewirken: Vgl. die Zahlen in der Vor¬ 
periode d. Vers. IV. mit denen des Vers. II. 


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307 


Einführung in d. Organismus zu Harnstoff und nur bei grossen 
Dosen erscheinen dieselben im Harne teilweise unverändert*). 

Es fehlen mir vollständig Materialien zur Beantwortung der 
Frage, ob es sich bei grosser Fettzufuhr nur um Zunahme der 
gewöhnlich im Harne vorhandenen Amidoverbindungen handle, oder 
ob nur einige unter ihnen eine Steigerung erfahren, bezw. neue 
Amidoverbindungen auftreten. Ich will nur darauf aufmerksam ma¬ 
chen, dass in meinen Versuchen mehrmals sich ein gewisser An¬ 
tagonismus zwischen dem Amidosäuren- und Ammo- 
niak-Koeffizienten dokumentierte und zwar am meisten ausgespro¬ 
chen am Ende der Fett-und am Beginn der gleich darauffolgenden Nach¬ 
periode. So betrug im I. Vers, in den drei letzten Buttertragen der 
NH,-Koffizient 12*3°/ 0 , der der Amidokörper —61 •/„, in den ersten 
drei Nachperiodetagen — der erste— 9 4— der zweite lT4*/ 0 , 
drei Tage später — Amidosäuren — 29•/#, — Ammoniak — 101*/,. 
In Vers. II. — in der letzten drei Buttertagen — NH, 102*/„ Ami- 
dos. — 5 - 8•/,, in der Nachperiode — NH, —9 , 91*/» ) Araidos. - 9 91; 
drei Tage später NH, — ll'5°/ 0 , Amidosäuren — 4’6'/ 0 » unmittelbar 
darauf bei Steigerung der Fleischmenge (Vorperiode d. III. Versu¬ 
ches) NII, — 7 - 5%. Amidosäuren — 7-5°/ 0 - 

Beim Zunehmen der Amidosäuren nahm also der Ammoniak¬ 
gehalt ab und umgekehrt. Es dürfte die obige Erscheinung vielleicht 
schon an sich selbst gegen die Annahme sprechen dass die Steigerung 
der Amidosäuren die Existenz von „Azidose“ bei grosser Fettzufuhr 
beweise. Dass hierbei der Wortlaut mit dem Begriffe nicht ver¬ 
wechselt werden darf, d. h., dass die Zunahme von Amidosäuren 
noch nicht die Zunahme von sauren intermediären Stoffwecbsel- 
produkten als Folge der grossen Fettzufuhr bedeute, dafür spricht 
folgende Erscheinung: gegen die ursprüglichen Erwartungen, nahm 
die Reaktion des Harns bei Butterzufuhr, trotz Abnahme des Alka¬ 
liengehaltes im Sinne einer Säuerung, gar nicht zu, sondern eher um¬ 
gekehrt. Besonders fiel dies im dritten Versuche auf, wo die leicht 
s aure Harnreaktion der Vorperiode bei fortgesetzter Butterzufuhr 
alle drei Tage immer deutlicher und intensiver alkalisch wurde*) 


*) Vgl. die neuesten Mitteilungen in dieser Richtung: R. Hi r s c h, Zeit¬ 
schrift f. experiment. Pathologie und Theraphie Bd. I. S. 141, Bd. II. 
S. 668.—Ber ge 11 u nd B1 umen thal, Ibidem Bd. II. s. 418.—Schit- 
tenhelm und Katzenstein, IbidemBd. II. S. 560.—L. Mohr. Ibi¬ 
dem. Bd. II. s. 665. 

*) Merkwürdigerweise erwies sioh dabei, die gemischte Harnportion 
v on 5. JIT. — 7. III. (4, 5 und 6 Buttertag) stark kohlensäurehaltig (koh- 
‘ensaure Alkalien) und schäumte beim Säurezusatz stark. 


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308 


um in der Nachperiode wieder leicht sauer zu erscheinen. Die Tat¬ 
sache konnte an aufbewahrten 3 - tägigen Sammelportionen noch 
nach einigen Wochen demonstriert werden. 

Nach Allem handelt es sich somit bei Zunahme von „ Amidosäuren“, 
unter dem Einflüsse der grossen Fettmengen, eigentlich um eine Zunah¬ 
me von alkalischen A ffinitäten. In welchem Grade nun diese 
Erscheinung zum Schwerpunkt des Ueberfettungsstoffwechsels wird, 
bezw. über die Azidose Oberhand nimmt, darin scheint der wech¬ 
selnde Kohlehydratgehalt der Nahrung eine nicht geringe Rolle zu 
spielen; man wolle sich vor Allem die festgestellte und aner¬ 
kannte Tatsache vergegenwärtigen, dass bei Fleisch - Fettdiät unter 
vollständigem Ausschluss von Kohlehydraten eine „echte“ Azidose 
mit Säuren und starker NH,-Zunahme zustandekommt. Im Ge- 
gegensatz dazu beobachteten wir in unserem II. Versuche bei reich¬ 
lichen Kohlehydraten während der Fettperiode (178 grm. Kohlehy¬ 
drate täglich, Verhältniss des Eiweisses zu den Kohlehydraten 1:6,4) 
eben eine Abnahme der Ammoniakmenge und des NH,-Koeffizienten 
noch bei fortdauernder Butterzufuhr. Andererseits trat die deutlichste 
Ammoniaksteigerung nebst der schwächsten Amidosäurenzunahme in 
unserem HI. Versuche bei Verminderung der Kohlenhydrate in der 
Fettperiode ein 1 ). Zu einer starken „Fortpflanzung* der Harnstoff¬ 
und Amidosäureschwankungen ist es nur in zwei ersteren kohlehydrat¬ 
reichen Versuchen gekommen. Durch die Gesammtheit aller dieser Er¬ 
scheinungen wird nun die Annahme sehr nabe gelegt, dass je kohlehy¬ 
dratreicher die überfettete Nahrung ist, desto mehr dabei die Bildung von 
der Amidosäuren befördert und die Entwicklung der Azidose gehemmt 
werde, dass dagegen, je kohlehydratärmer die Nahrung ist, desto mehr 
das Bild der Stoffwechselveränderungen durch die „Azidose“, d. h. die 
der exclusiven Fleisch- Fettdiät eigene Störung beherrscht werde. 

Bei der obigen Folgerung drängt sich desto mehr die Frage 
auf, was für einen Einfluss die Schwankungen der Kohlehydrat¬ 
menge selbst in den untersuchten Richtungen, d. h. in Bezug auf 
die Verteilung der stickstoffhaltigen Substanzen im Harn ausüben 
können. Es stand diese Frage mit einer anderen im innigen Zusammen¬ 
hang: nämlich in wie weit die nachgewiesenen Stoffwechselverän¬ 
derungen als spezifisch für die grosse Fettzufuhr gelten können, bezw., 


') Zu dieser Zeit habe ich im Ham nach Azeton sorgfältig gesucht, 
doch nichts davon gefunden. Uebrigens tritt beim Hunde die Azetonurie 
nichts so leicht auf, erst im Phlorhizin-Diabetes. Vgl. die Arbeit von 
B a e r, Untersuchungen Ober Azidose. Die Azidose beim Phlorhizin-Dia¬ 
betes des Hundes. Archiv, f. ezper. Pathol. und Pharmak. 1904 Bd. 51 
H. 4 u. 5 Seite 271. 


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309 


ob nicht Etwas Analoges auch bei grossen Mengen von Kohlehydra¬ 
ten, die bekanntlich in einer sehr naben Beziehung zur Fettbildung 
m Tierkörper stehen, sich wiederholen sollte. 

Zur Entscheidung dieser Frage wurde zum Schluss des in. 
Versuches die Reismenge in der Kost in den ersten drei Tagen um 
100 grm. (darin 80 grm. Kohlehydrate) und in den folgenden drei, 
da das Tier die voluminöse Nahrung immer schwieriger bewältigte, 
um 80 grm. (= 64 grm. Kohlenhydrate) vermehrt. Das Verhältnis 
des Eiweiss zu dem Kohlehydratgehalte betrug dann 1: 6, während 
es in der Vorperiode 1:3 glich. Eis nahm dabei sowohl die Menge 
des Kotes, wie der N-Gehalt im Kote zu (Steigerung des schlecht 
assimilierbaren vegetabilen Eiweisses), es wurden aber im Gegensatz 
zur Fett-Periode weder Stuhlverstopfung noch Schleimbeimengung im 
Stuhle beobachtet. Das Tier gewann im Laufe von 6 Tagen noch 
460 grm. an Gewicht — also ähnlich wie in der Fettperiode des II. 
Versuches, doch stieg dabei der Harnstoffkoeffizient 
immer mehr in die Höhe, die Amidosäuren fielen dagegen 
bis 6*9—6*4*/ 0 herab (gegen die 76—93*/ 0 der kohlehydratär¬ 
meren Vorperiode). Es wurde also das Entgegengesetzte im Ver¬ 
gleich mit demjenigen beobachtet, was bei der Fettzufur zum Vor¬ 
schein gekommen war; die Ergebnisse waren desto charakte¬ 
ristischer, als weder im I. noch II. Versuch 6 Tage nach der Sistie¬ 
rung der Butterfuhr so hohe Harnstoffkoeffizienten konstatiert worden 
waren x ). 

Der zweite Versuch wurde mit Rohrzucker angestellt. 


Versuch IV. 

Nach Schluss des dritten Versuches wurde der Hund eine 
Woche lang verschiedenartig gefüttert — Semmel, Maismehl, Huhn¬ 
knochen, Blutwurst und dgl.: Gewichtsabnahme im Laufe von 10 
Tagen von 10350 grm. auf 9550 grm. Vom 31./III. an — wieder 
150 grm. Pferdefleisch —f-170 grm. Reis -4-7-846 grm. Kochsalz. Be¬ 
ginn der Analysen am 3./IV. Nach fünf Tagen Zusatz — die ersten 
drei Tage je 50 grm., die letzten drei je 60 grm. Rohrzucker. Der 
Hund hat die ganze Zeit hindurch Schleimbeimengung im Kot, 
doch blieb er stets lustig und munter. Kein Mausern mehr. Im Harn 
aus der Zuckerperiode verstärktes Reduktionsvermögen, doch kein 
Zucker nachweisbar. 


') Über das Verhalten der N-Bilanz vgl. 294 Seite nebst der Fassnote. 


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310 


Tabelle der Harnanalyse. 


Datum 

Harnmenge 
in cm. 

Specif. 

Gewicht 

Gesammt 

N 

Harnstoff 

Ph. W. 
Niederschlag 

Aminosäu¬ 

ren 

Ammoniak 

Harnsäure 

Anmerkungen 

3. IV. 

790 

1015 

6-3674 

5-3910 

0-6370 

0-3034 

0*4644 

0-0185 

Beginn der Vorper. 

4. 

660 

1018 

7*6890 

6-1736 

0-7958 

0-7196 

0-4950 

00174 

Gewicht 9550 grm. 

5. 

650 

1016 

60802 

5-2012 

0-7268 

01522 

0-4590 

00133 


6. 

650 

1018 

7-2684 

6-0034 

0-7176 

0-5474 

0-3342 

00210 


7. 

650 

1019 

6-5390 

5-5836 

0-7554 

0-2000 

0-4642 

00152 


8 . 

440 

1023 

5*6434 

4-5302 

0-6406 

0-4726 

0-4074 

00181 

Beginn der Zucker¬ 
periode. 50 grm. Zu¬ 

9. 

420 

1025 

4-5712 

3-7808 

0-6174 

01730 

0-2158 

00160 

cker tftgl. Gew. 9400 

10. 

490 

1020 

4*5256 

3-6318 

0-6056 

0-2882 

0-3812 

00101 


11. 

500 

1020 

4-9130 

3-7950 

0-6390 

0-4790 

0-3970 

0*0103 

60 grm. Zucker tägl. 

12. 

400 

1023 

4-5416 

3-6240 

0-5648 

0-3528 

0-3408 

00105 


13. 

520 

1020 

4-9556 

3-8542 

0-6116 

0-4898 

0 3816 

0*0121 

Gewicht 9900 grm. 

14. 

850 

1011 

— 

— 

— 

— 

— 

— 



Mittelwerte von Harnanalysen nebst Koeffizienten und Kot¬ 
analysen des IV. Versuches. 


Ausgeschieden durchschnitlich 
täglich 

Vorperiode 

Zuckerperiode 

3. IV.—7. IX. 

8. IV.-10. IV. 

11.IV.-13.IV. 

Harn in ccm. 

Gesammt N im Harn 

Harnstoff 

Ph. W. Niederschlag 
Aminosäuren 

Ammoniak 

Harnsäure 

KCl + NaCl 

CI (als NaCl) 

K o t in grm. 

Trockensubstanz 

N im Kot täglich 

Fett „ 

KCl + NaCl 

CI (als NaCl) 

630 

6.7888 

5-7706 83-5 % 
0*7338 10-8 % 
0-3844 5-6 % 

0-4434 6 5 % 

0-0171 0-25% 

7-6753 

7-888 

61-6 

21*4% 

0-9308 (0*75 o / o ) 
1-0925 (1*77%) 
0-2262 (0-36%) 
0-1022 (0-17%) 

450 

4-9134 

3-9810 81- °/ 0 
0-7212 12-6 «/„ 
0-3112 6-3 ®/ 0 
0-3348 6-8 »/, 
00147 0-30°/, 

6- 489 

7- 11 

474 

4-8034 

3-7578 78-2 % 
0-6052 12-6 % 
0-4404 9-1 % 

0-3732 7-7 % 

0-0110 0-22% 
6-9783 
70995 

57-8 

20 65% 

0*7898 (0-68%) 

0*7336 (1-27° o) 

01117 (019%) 

0-0823 (014%) 


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311 


Bilanzen des Versuches IV. 


Verzeichnis 

Vorperiode 

3. IV.—7. IV. 

Zuckerperiode 

8. IV.—18. IV. 

N Einfuhr in grm. 

7-2332 

7-2332 

„ Ausfuhr im Ham 

6-7888-93-8% 

4-8584-67-2% 

„ „ im Kot 

0*9308—121% 

0*7898 — 10-9% 

N-Verhalten 

-0-4764 

+1*5850-21-9% 

Fetteinfuhr 

7-7 

7-7 

Fettausfuhr im Kot 

10925-14-2% 

0-7336- 9-5% 

KCl + NaCl Einfuhr 

8-95 

8-95 

„ Ausfuhr im Ham 

7-6758-85-7% 

6-7337-75-2% 

„ „ im Kot 

0-2262— 2-5% 

01117- 1-2% 

„ „ Retention 

1-048 -11-7% 

2-1046-23*5% 

CI- Einfuhr 

7-996 

7-996 

□ -Ausfuhr im Harn 

7-888 -98-6% 

7-1048-88-8% 

„ „ Koth 

01022- 1-2% 

00823-1-03% 

Chlorretention 

+0-0058-0-07% 

+0-8089-10-1% 


Die Wirkung der grossen Zuckerzufuhr war 
also eine andere als die der grossen Reis-(d. h. Stärke-) 
Mengen und mit der Wirkung der grossen Fettmen¬ 
gen eben in dem Punkte identisch, dass es zu einer 
deutlichen Erniedrigung des Ila rnstof fk oeffizienten 
gekommen war — von 83 - 5 % auf 81% und 782 # /o. Zugleich 
nahmen auch die Koeffizienten von Phosphorwolframsäureniederschlag, 
Ammoniak und Amidosäuren zu (es war nur keine Zunahme der 
absoluten Werte der Letzteren in der ersten Hälfte der Zuokerpe¬ 
riode nachweisbar) schliesslich ging die Harnsäureausscheidung vom 
Beginn an hinunter. 

Es zeigten sich aber dabei auch Unterschiede gegen die Fettversu¬ 
che. Abgesehen von der starken Erniedrigung der Gesammtstickstoffaus- 
scheidung (die sparende Wirkung des Zuckers betrug über 20 0°/ 0 des 
eingeführten Stickstoffs), während in der Vorperiode N-Verluste fast von 

Poln. Archiv f. biol. u. med. Wiflsensch. III. 21 

Archives polon. des scienc. biol. et m6dic. III. 40 


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312 


0*5 grm. täglich zam Vorschein kamen, — bewirkten die Zuckerzu- 
lagen im Gegensatz zu Fett keine Beeinträchtigung der Eiweiss¬ 
und Fett-Ausnutzung im Darme, auch keine Kotverdickung, eher das 
Entgegensetzte. Dies war desto charakteristischer, als das Tier die 
ganze Zeit hindurch (auch in der Vorperiode) katarrhalische Erschei¬ 
nungen seitens des Darmes zeigte, was auch eine niedriegere Stickstoff¬ 
und Fettausnutzung, als in sonstigen Kontrolperioden, mit sich 
brachte. Der grösste Unterschied beruhte aber auf der 
starken Wasserretention in der Zuckerperiode: bei 
(ungefähr) gleicher Wassereinfuhr wurden in der Vorperiode 680 cm., 
in der Zuckerperiode nur 450 —474 cm. täglich Harn ausgeschieden; 
nach der Sistierung der Zuckerzufuhr stieg an folgenden Tagen 
diese Zahl bis auf 850 cm.! Angesichts dieser Wasserretention kann 
die Retention sowohl von fixem Alkali wie von Chlor, die auf den Ta¬ 
bellen klar hervortritt, kaum als so „spezifisch“ für die Zuckerwirkung 
gelten, wie sie (ohne Wasserretention vorhanden) sich als „spezifisch*, 
bei der grossen Fettzufuhr darstellte. 

Mögen übrigens weitere Untersuchungen die Verwandschaft 
zwischen der Fett- und Zuckerwirkung bestätigen, so kann das vom 
praktischem Gesichtspunkte aus nicht diejenige Bedeutung 
haben, wie die Feststellung der die Eiweissoxydation beeinträchti¬ 
genden Wirkung der grossen Fettmengen, ganz einfach dadurch, 
dass die „Ueberzuckerung“ der Nahrung bei der Ernährung des Men¬ 
schen eigentlich nur ein seltenes, vereinzeltes Vorkommnis sein kann. 
Eine ganz andere Sache ist es mit der Nahrungsüberfettung, die 
in gewissen Menschenklassen als Regel erscheint und eben des¬ 
wegen immer mehr Beachtung verdient. Die Nahrungsüberfettung 
nimmt eine Sonderstellung auch deswegen ein, da die Ernährungs- 
Fehler der wohlhabenden Klassen sich eben in diesem Punkte als 
Hauptpunkte zuspitzen scheinen. In der Tat erweist sich der über¬ 
mässige Eiweissgenuss, von dem man gegenwärtig so viel hält und 
spricht, als keine häufige Erscheinung, wenigstens als wesentlich selte¬ 
ner im Vergleich mit der Nabrungsüberfettung. Es ist auch der übermäs¬ 
sige Eiweiss-(Fleisch-) Genuss mit einer grossen Fettzufuhr fast regel¬ 
mässig verbunden, bezw. gibt derselbe zur Überfettung der Nahrung gros¬ 
sen Anlass schon dadurch, als abgesehen von Zubereitung mittels 
Fett (Butter, Schmalz, fette Saucen), manche Fleischsorten (Gänse, 
Schweinefleisch) an sich überfettet sind. 

Auf weitere praktische Deduktionen aus meinen Versuchen 
will ich nicht näher eingehen, sie drängen sich übrigens von selbst 
auf. Ich möchte mir aber die Bemerkung nicht ersparen, dass so¬ 
wohl meine Ergebnisse, wie die anderer Forscher über die 


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313 


nachteiligen Folgen der Fette za einer „Adipophobie“ nicht führen 
sollen. Was über die nützlichen Seiten der Fette, als Träger grosser 
Mengen potentieller Energie in kleinem Umfange etc. bewiesen ist 
wird seine Geltung auch weiterhin behalten. Es war und ist die Rede 
nur von übergrossen Fettmengen, die vor Allem auf den Magen¬ 
darmkanal nachteilig wirken. 

Von den Einzelnheiten meiner Befunde, möchte ich zum Schluss 
noch auf die starke Neigung zur Kochsalzretention bei der grossen Fett¬ 
zufuhr speziell aufmerksam machen: es entspricht dieser Erschei¬ 
nung die instinctive Forderung des menschlichen Geschmackes, das 
fette Essen stärker zu salzen, anderseits hat sie ein besonderes 
Interesse angesichts der gegenwärtigen therapeutischen Bestrebun¬ 
gen, bei gewissen Krankheitsformen eine chlorarme Diät in Anwen¬ 
dung zu bringen. 


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Polnisches Archiv für biolog. u. inedizin. Wissenschaften. — Bd. III. 

Dr. J. \Y r iczkowski: Beitrag zum mikroskopischen Befunde des Wundsekretes. 


Taf. I 



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Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften. Bd. ITL 

Dr. Georg Modrakowski: fber das Hesperidin in Conium maculalum. 




Lichtdrnk der Reproduktions-Anntalt „Galicya* in Lemberg. 


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Tafel II. 


... . 234 

tig. 4.— 


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* lg. 10. — 


* 


Bnehtlrnefcerei: DruWnia Ludowa in Bamberg. 


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Taf. III. 


ersuchs-Affen (verkleinert): 

- Fig. 13—16 vom Affen III. — Fig. 17—20 vom Affen V. 


Fi«r. 18. 


lob. pariot. sup. 


anL 


_ nucl. caud. 

— oaps. int. 
tbalam optic. 
nucl. lentic. 

- traft, optic. 

■- r . unein. 




pedunc. cerobri 


s. interpariet. lob. pariect. sup. 
h. simiae \ Ny \ s - contr. 



Fig. 18. 


i . caps. int. . 

\ temp. sup. 


lob. pariet. sup. 
s. interperiet. 

f. Sylvii 


s. contr. 



?. centr. ant. 


— Mialam. opt. 
__ ped. eerebr« 


Fig. 15. 


lob. pariet. sup. 
s. contr. 

I 


orp. oallos. 

V'- r *\ ti ' caps. int. 

V poihmo. oorobri 

Vf # 1 





caps. int. 



Fi#x. 10. 

lob. pariet. sup. 
o interpariet 


f. Sylvii 


s. temp. sup. 


Fig. 11). 



t;. contr. ant. 


splon. corp. ca!los. 


• corp. quadri*;. 


■ V 'S* 


lob. pariot. sup. s * centr. 

J . V s 


, . V. ) 


Fig. 20. 

lob. pariet. sup. interpariet. 

\ ' ,’jr. suprainar_-in. 








'CA.. 


r.'j 


vontricufus 

radiatio optic». 
nucl. caudatus 


Heprodukion d*r photochomivraphisebon Anstalt von R Wierzbieki vV- Oie in War-« 1 




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Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften. Bd. III. 

JJr. E. Flatau: Feber die Pyramidenbahnen. 

Gehirnstamm 

Fig. -21-29 vom Affen II. — Fig. 30, 31, 33. 


Kg. 21. 




Fig. 28. 





Fig 32. 




Fig 26. 



£ v y 



Fig. 23. 






I>i*. . . Rolstadt «tolin. 


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Taf. IV. 


Versuchs-Affen: 

id 35 vom Affen 1Y. — 32 und 36 vom Affen V. 






Fig. 36. 





Reproduktion der pliotoehemi^raphisehen Anstalt 


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von H. Wierzbieki & C.ie in War- 


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Polnisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften. Bd. III. 

Dr. E. Fla tau: lieber die Pyramidenbahnen. 


Gehirnstamm und \ 


Fig. 37. 



Fi«r. 38. 



Fig. 39. 






V 




p 


>. .2v ^ 


*V*I 


Docouor. pyramid. 
in lr»mni.<fo mediali 


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J 


Dr. J. UoUtuill di-lin. 


Tat. V. 


s Mark vom Menschen (Fall III.). 




Lichtdruck dar Repr3duction|^Xtislalt *(lalida« in Lein! «' r 

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Archives polonaises des Sciences biologiques et möiicales. — Vol. III. PI. VI. 

Dr. St. Kopczyiifiki: Recherches exp. physiol. et anat sur les racines posterieures. 



Atelier de reprodoction r (}alicya“ k Leopol. 


Del. Dr. Lehr. 


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Archives poionaises des Sciences biologiques et mödieales. — Vol. HI. PI. VII, 

Dr f St. Kopczytiski: Recherches exp. physioj. et anat. sur les racines posterieures. 



Atelier de reprodaetion „Oalicya* & Ldopol- 


Del. Dr. Lehr- 


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Archives polonaises des Sciences biologiques et mddicales. — Vol. III. PI. IX. 

Dr. St. Kopczytiski: Recherches exp. physiol. et anat. sur les racines postärieu res. 


.Atelier de reprodaction „Uelicya* k L«*opol. 


Del. Dr. Lehr. 



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Archives polonaises des Sciences biologiques et medicales. — Vol. DL 

Dp. St. KopczyAski: Recherches exp. physiol. et anal, sur les racines postärieures. 


,/. Gow. 


G< ' 


Atelier de reproduction „Galicya“ k L6opol. 


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TAF. XI. 


POLNISCHES ARCHIV FÜR BIOLOGISCHE UND MEDIZINISCHE 
WISSENSCHAFTEN. - BD. III. 

A. Gl.UZINSKI UND M. REICHENSTEIN: DAS MYELOM UND I.EUKAEMIA LYMPHATICA. 



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• 'Inisches Archiv für biologische und medizinische Wissenschaften. Bd. III. 

r. Johann S§dziak: Aetiologie und Behandlung der Mykose der oberen Luftwege. 


«y. 1 . 



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Taf. 5 


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Eine Reihe von wichtigen wissen¬ 
schaftlichen Arbeiten polnischer For¬ 
scher auf dem Gebiete der biologi¬ 
schen und medizinischen Wissenschaf¬ 
ten ist für die Mehrzahl der dies¬ 
bezüglichen Fachgenossen schwer oder 
gar nicht zugänglich, wenn diese Arbei¬ 
ten, wie es vielfach geschieht, nur in pol¬ 
nischer Sprache veröffentlicht werden. 

Referate, welche über diese Arbei¬ 
ten den verschiedenen „Zentralblät¬ 
tern“ und „Jahresberichten 44 zukom¬ 
men, erweisen sich als nicht ausreichend 
für jene Forscher, welche mit demsel¬ 
ben Gegenstände sich speziell befassen. 

Im Interesse der Wissenschaft ist 
es höchst erwünscht, dass wo möglich 
alle streng wissenschaftlichen Arbeiten 
polnischer Forscher nicht nur in pol¬ 
nischer Sprache, sondern zugleich auch 
in einer, den meisten Fachgenossen 
aller Nationen geläufigen Sprache in 
Extenso veröffentlicht werden. 

Um diesem Bedürfnisse Rechnung zu 
tragen hat eine Anzahl von polnischen 
Biologen und Ärzten es unternommen 
eine Zeitschrift unter dem Titel: 

,,?ol#i?ch«? Archiv 

für biologische 

und medizinische Wissenschaften“ 

herauszugeben welche, in Lemberg 
unter der Redaction von Prof. Dr. 
Heinrich Kadyi erscheint. 

In dieses ..Archiv" werden streng 
wissenschaftliche Arbeiten, welche 
auf speziellen Untersuchungen be¬ 
gründet sind, aufgenommen und zwar 
aus dem Gebiete der Morphologie 
(Anatomie, Histologie, Entwickelungs¬ 
geschichte), Physiologie (und physio¬ 
logischen Chemie), experimentellen 
Pathologie (und Bakteriologie), expe¬ 
rimentellen Pharraacologie, pathologi - 
sehen Anatomie (und Histologie), so 
wie streng wissenschaftlich durchge- 


Un grand nombre d’importants 
travaux scientifiques des auteurs po- 
lonais sur des sujets biologiques et 
mödicales n’ötant publi£s qu’en langue 
polonaise, *sont par cela m£me k peu 
prös inaccessibles aux savants des 
autres nations. 

Les extraits et les r6sum£s de 
ces travaux, qui paraissent parfois 
dans quelques „Revues“ et „Comptes- 
Rendus“, et qui ne donnent que des 
räsultats obtenus, ne peuvent ren- 
seigner suffisamment Jes savants qui 
s’occupent de recherches special es sur 
les memes sujets. 

II serait donc de grande utilitö 
pour la Science, que tous les travaux 
purement scientifiques des auteurs po- 
lonais fusseut, autant que possible, 
publies in extenso, non seulement en 
polonais mais aussi en une langue 
connue du plus grand nombre des 
savants de tous les pavs. 

Desireux de röpondre k ce besoin, 
un groupe de biologistes et mödecins 
polonais a resolu d’entreprendre une 
publication intitulee: 

„Archive? polonai?e? 

des Sciences 

biologiques ei mtdicales“ 

et paraissant k Lwow (Löopol — 
Antriebe) sous la redaction de M. 
le D r. Henri Kadyi. professeur 
ä l’Universite. 

Les „Archives“ contiennent des 
travaux purement scientifiques, basäs 
sur de recherches spöciales, se rappor- 
tant ä la Morphologie (Anatomie, Histo¬ 
logie, Embryologie), ä la Physiologie 
(et Chimie physiologique), ä la Patho¬ 
logie experimentale (et k la Bactärio- 
logie). ä la Pharmacologieexperimen- 
tale, k 1'Anatomie (et ä l’Histologie) 
pathologique, ainsi que des travaux 
cliniques purement scientifiques. 


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führte Arbeiten aus den Gebieten der 
klinischen Medizin. 

Das „Polnische Archiv fiir biologi¬ 
sche und medizinische Wissenschaften“ 
erscheint gleichzeitig in zwei Ausga¬ 
ben. nämlich in einer polnischen und 
in einer deutsch-französischen, welche 
letztere iu deutscher oder in französi¬ 
scher, getreuer Übersetzung alle jene 
Arbeiten umfassen wird, welche in der 
polni ui Ausgabe dieses „Archives“ 
erscl tuen. In der deutsch-französi¬ 
sch* Ausgabe können auch getreue 
Übe. sei/ungen von solchen streng wis¬ 
senschaftlichen Arbeiten aufgenommen 
werden, welche in polnischer Sprache 
anderwärts (in Zeitschriften, Akade¬ 
mie-Schriften) publiziert worden siud. 

Die beiden ersten Bände dieses 
Archivs sind im Laufe der Jahre 
1901 —1905 iu zwanglosen Heften 
erschienen. Von nun an werden die 
Hefte dieses Archivs vierteljährig er¬ 
scheinen und jeder Band Jahrgang) 
wird ans vier solchen Heften bestehen 
und zirka 24 Druckbogen umfassen. 

Der Preis eines Bandes (Jahr¬ 
gangs) ist auf 86 Kronen (30 Mark) 
festgesetzt. Abnehmer des IH. Bandes 
erhalten auf Verlangen die ersten zwei 
Bände zum herabgesetzten Preise von 
je 3G Kronen (30 Mark) soweit der 
Vorrat reicht. 

Das „Polnische Archiv für biologi¬ 
sche und medzinische Wissenschaften“ 
übernimmt in Kommission die V e r- 
lags - Buchhandlung von H. 
Altenberg in Lemberg. (Zu 
beziehen durch sämmtliche Buchhand¬ 
lungen). 


Les „Archive« polonaises des 
Sciences biologiques et medicales“ 
paraissent simultauement en deux 
editions: une edition polonaise et une 
autre fran^aise et allemande; cette 
derniere edition contient une fidele 
traduction en laugue fran^aise ou 
allemande de tous les travaux, qui 
paraissent dans Pedition polonaise 
des ,.Archives“. Dans Pedition franco- 
allemande peuvent aussi troüver place 
les traduetions fidöles en laugue fran- 
9,aisö ou en langue allemande des 
travaux polonais pure ment seien ti- 
fiques, inseres dans d’autres publi- 
cations polonaises (periodiques, pu- 
blicatious de PAcadömie etc.). 

Les deux preniiers tomes ont 
paru eil livraisons dans le courant des 
annees 1901 — 1905, !o terme de 
Papparition n’etant pas iixe d’avance. 
A parti r de cette annee notre publi- 
cation paraitra en livraisons trime- 
strielles; quatre livraisons formeront 
an tome de 24 feuilles environ. 

Le prix d’un tome (d’une annee) 
est fixe ä 36 couroftnes (40) francs. 
Aux aoheteurs du tome III on fournira 
les tomes precedents ä 36 couronnes 
(40 francs). 

Les „Archives polonaises des 
Sciences biologiques et inedicales“ se 
trouvent en vente chez H. Alten¬ 
berg libraire-editeur ä Leo¬ 
pol. (On peut aussi sabouner ou ache- 
ter dans toutes les librairies). 


Druck der „Drukaruia J.udowa“ iu Lemberg. Impriemerie: „Drukaruia Ludowa* ä Llopol. 


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MICHIGAN 



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