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'^^RA^^^
'. :t'. : ' J /.''.' -^
I /-•-
P. OVIDI NASONIS
FASTORUM LIBRI SEX.
FÜR DIE SCHULE ERKLÄRT
VON
HERMANN FETER.
ERSTE ABTEILUNG.
TEXT UND KOMMENTAR ENTHALTEND.
DBITTE YEBBESSEBXE ACFLAOE.
^ , ♦ • •
LEIPZIG,
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNES.
1889.
^In den Fasten hat Ovid ein Werk hinterlassen , dem
Griechenland nichts zur Seite zu stellen hatte, — gleich
wichtig für die religiöse und politische Überlieferung
und für das Volksleben, das dieselben festhielt.'
L. V. Ranke, Weltgeschichte II 2, S. 413.
•♦ •
HERRN GEHEIMEN RAT
Dr. R GILBERT
IN DANKBARER VEREHRUNG
ZUGEEIGNET.
Vorrede zur ersten Auflage.
Eine neue Ausgabe von Ovids Fasten mit erklärenden An-
merkungen wird kaum irgend welcher Rechtfertigung bedürfen.
Der letzte sachliche Kommentar, der den Wert einer selbständigen
Leistung beanspruchen kann, ist der von Gierig aus dem Jahr 1812,
aus welchem Conrad in seiner Schulausgabe vom J. 1839 einen
höchst flüchtigen, fehlerhaften Auszug gegeben hat. Seitdem haben
zwar einzelne Partieen der Fasten in Anthologieen, z. B. in die
Lesestücke aus griechischen und lateinischen Schriftstellern von
M. Sejffert, Aufnahme und auch Erklänxng gefunden, allein an
einer für den Gebrauch in der Schule bestimmten Ausgabe des
ganzen Werkes fehlt es noch inmier. Nur darauf kann ich es
schieben, wenn in der letzten Zeit die Fasten auf unseren Ge-
lehrtenschulen immer mehr aus dem Kreis der lateinischen Lektüre
verschwinden und jetzt nur noch auf etwa vierzig ihren Platz be-
hauptet haben, während sie nach meiner Erfahrung, die mir von
mehreren Seiten bestätigt worden ist, von den Schülern gern, ja
mit Vorliebe gelesen werden.^) Und auch im Interesse der Schule
liegt es, sie festzuhalten, beziehentlich wieder einzubürgern; denn
einerseits geben sie ein treffliches Bild von dem sakralen Leben
der Römer, das den Schülern jedenfalls vorgeführt werden mufs,
wenn sie das Römertum überhaupt verstehen wollen, andrerseits
leiten sie in der zweckmäfsigsten Weise von den Metamorphosen
zu Virgil und Horaz über und bereiten auf diese Dichter vor.
Was nun meine hiermit den Fachgenossen vorgelegte Er-
klärung anbetrifft, so habe ich die früheren erklärenden Ausgaben,
besonders die von Neapolis, Heinsius, Burmann, W. Ge-
senius^). Gierig gewissenhaft benutzt; noch weit mehr und weit
wertvolleres Material für meine Arbeit verdanke ich aber anderen
1) Vgl. das Urteil des englischen Geschichtsforschers Ch. Merivale:
'Gesch. der Römer unter dem Kaisertume' III S. 86 d. deutsch. Übers.
'Die Fasten sind selbst unter Ovids Werken merkwürdig wegen ihrer
VerbinduDg von Leichtigkeit mit Würde. Nirgend sonstwo werden seine
Geschichten mit solcher Lebhaftigkeit und Klarheit erzählt. Vielleicht
giebt es kein besseres Muster einer versificierten Erzählung als die Ge-
schichte von Anna Perenna 111 667 ff.'
2) Symbolae observationum in Ovidii fastos, quas in novae fastoram
editionis specimen ezhibet Fr. Henr. Guil. Gesenius, Altonae 1806. Das
vom Grofsvater gegebene Versprechen löst hiermit der Enkel ein.
VI Vorrede.
Werken, zunächst den Prolegomenen von Merkel zu seiner kriti-
schen Ausgabe der Fasten (Berlin 1841), in die der gelehrte und
scharfsinnige Verfasser einen mit staunenswertem Fleifse gesam-
melten, indes nicht immer leicht zu hebenden reichen Schatz für
die Erklärung niedergelegt hat, sodann Idelers Abhandlung ^Über
den astronomischen Teil der Fasti des Ovid'^), in welcher die auf
die Astronomie bezüglichen Teile gründlich und sachverständig er-
örtert werden, Mommsens römischer Chronologie (ich citiere nach
der zweiten Aufl.) und seinen Auseinandersetzungen und Bemerkungen
im ersten Bande des Corpus incriptionum Latinarum, Schweglers
römischer Geschichte, Beckers und Marquardts römischen Alter-
tümern^) und Prellers römischer Mythologie.^) In der Ausbeutung
dieser Arbeiten für die fortlaufende Erklärung der Fasten sehe ich
die hauptsächlichste Berechtigung zu meiner Ausgabe.
In der allgemeinen Fassung und Einrichtung der Anmerkungen
bin ich von dem Grundsatze ausgegangen, dafs sie bei der Fräpa-
ration von dem Schüler studiert, nicht während des Unterrichts
abgelesen werden sollen, und habe daher, soweit es möglich war,
zusammepgehörige Dinge an einer Stelle besprochen. Der Schwer-
punkt der Erklärung mufste natürlich auf die sachliche Seite ge-
legt werden, doch habe ich es mir nicht versagen können häufiger
als es sonst wohl in Schulausgaben geschieht, auf die Stellen von
Vorgängern, denen Ovid nachgedichtet, hinzuweisen und so auf die
harmlose Naivetät aufmerksam zu machen, mit derer halb bewufst,
halb unbewufst Bilder und prägnante Wendungen und Ausdrücke
aus Werken anderer in das seinige herübergenommen hat.*) Wenn
Ovid aus seinen eigenen Dichtungen zu erklären war, habe ich
die Stellen möglichst aus den Metamorphosen gewählt, da ihre
Lektüre der der Fasten vorauszugehen pflegt.
Die Kritik habe ich aus dem fdr die Schule bestimmten
Teile vollständig ausgeschlossen, dafür jedoch einen, besonders ver-
käuflichen Anhang hinzugefügt, der vielleicht auch aufserhalb der
Schulkreise unserer Ausgabe Interesse zuzuwenden geeignet ist.
In ihm habe ich die sämtlichen Abweichungen von Merkels Text-
ausgabe (Leipzig bei Teubner)*), ferner die Konjekturen Bentlejs,
1) In den Abhandlungen d. Berl. Akad. 1822. 23 (1825) S. 137—169.
Ich citiere diese Abband luDg nur mit dem Namen ihres Verfassers unter
HiDzufügung der Seitenzahl.
2) Die neue Bearbeitung der SakralaltertSmer, den dritten Band
der 'römischen Staatsverwaltung', citiere ich jetzt nur mit dem Namen
des Verfassers.
(3) Jetzt nach der 3. von Jordan besorgten Ausgabe citiert.)
4) Das Verhältnis Ovids zu seinen Vorgängern hat ausführlich dar-
gelegt und erörtert A. Zingerle: 'Ovidius und sein Verhältnis zu den Vor-
gängern und gleichzeitigen röm. Dichtem'. 3 Hefte, Innsbruck 1869 — 1871.
(5) Seit der 2. Auflage habe ich dafür die Ausgabe von A. Biese zu
Grunde gelegt, s. S. XI.)
, Vorrede. VII
welche nur in der teuren, sonst fast wertlosen Oxforder Ausgabe
von dem J. 1827 abgedruckt und beinah ganz unbekannt geblieben
sind^), und auch Madvigs (in dem zweiten Bande der Adversaria
critica) verzeichnet und was mir sonst von den in den Zeitschriften
oder Gelegenheitsschriften verstreuten Vermutungen von Bedeutung
erschien. Stellen, wo ich nach eigener Kqnjektur geändert habe,
sind in einer demnächst erscheinenden Epistula critica^) behandelt,
in die ich auch eine Anzahl von suspiciones criticae niedergelegt
habe. Aufserdem habe ich einzelne Ausführungen zu dem Kom-
mentar, welcher seiner Bestimmung nach nur knapp sein durfte,
in den Anhang aufgenommen und bei wichtigeren Stellen die
wissenschaftlichen Werke, welche weitere Auskunft über dieselben
geben können, citiert. Grade bei den Fasten ist die für derartige
Zwecke einzusehende Litteratar ganz besonders grofs und ausge-
dehnt, und so glaubte ich durch solche Hinweisungen den Berufs-
genossen einen willkommenen Dienst 2u erweisen, welche durch
ihre Benutzung diese Lektüre den Schülern vielfach noch an-
regender machen können.
Für den Text war ursprünglich eine methodische Recension
beabsichtigt, wozu ich mir eine Anzahl Handschriften aus der
Leidener Bibliothek, deren Verwaltung mir mit der gröfsten Libe-
ralität alles, was ich wünschte, zusandte^), sowie auch durch die
gütige Yermittelung des königlich sächsischen Ministeriums für
Kultus und öffentlichen Unterricht den wichtigen codex Mallers-
torfiensis aus München besorgt hatte. Bald aber mufste ich ein-
sehen, dafs eine solche ohne eine genaue Kollation des Fetavianus
und des codex Ursini (beide in Rom), die mir zur Zeit noch fehlt,
unausführbar sei. Eine sichere kritische Grundlage für die Fasten
zu gewinnen, ist nämlich eine mit sehr vielen Schwierigkeiten ver-
knüpfte und mit den bis jetzt bekannten handschriftlichen Hilfs-
mitteln kaum zu lösende Aufgabe. Man muTs annehmen, dafs der
Codex Archetypus, aus dem die erhaltenen Handschriften stammen,
in umfassender Weise durchkorrigiert war, in der Weise, dafs über
die alten die neuen Lesarten geschrieben waren, und dafs dann
die Schreiber der in zweiter und dritter Linie stehenden Codices
sich nach Belieben die Lesarten aussuchten und das Geschäft des
Literpolierens weiter fortsetzten, entweder auf eigene Hand oder
mit Herbeiziehung anderer Handschriften. Nur so erklärt sich das
bunte Durcheinander guter und schlechter Lesarten in sämtlichen
Handschriften. Ganz frei von Literpolationen ist keine einzige^
und dazu kommt noch, dafs jene zum Teil von einem gar nicht
1) Viele derselben sind ihm allerdinge von früheren Gelehrten vor-
weggenommen, 8. Nick, Fhilol. Anz. XI S. 303 f.
(2) ^De F. Ovidii Nasonis fastorum locis quibusdam epistula critica
ad Hagonem Ilbergium' Lipsiae in aed. B. G. Teubneri 1874.)
3) S. Anhang S. 3 f.
VIII Vorrede.
uDgeschickten, im Ovid wohl bewanderten Manne herrühren müssen,
wodurch es noch schwerer geworden ist die Hand Ovids mit Sicher-
heit herauszuerkennen. Sonach ist es unmöglich die Handschriften
in bestimmte Gruppen zu teilen und dann eine für die beste zu
erklären, von welcher ohne zwingende Gründe nicht abzugehen wäre.
Vielmehr wird die kritische Becension der Fasten sich nie von
einem gewissen Subjektivismus frei halten können und mufs viel-
fach das Gute nehmen, wo sie es eben findet; auch sonst unbrauch-
bare Handschriften bergen zuweilen einzelne Goldkörner, und die
im ganzen besten Handschriften, der Petavianns, Mallerstorfiensis
und der codex ürsini tragen an verschiedenen Stellen den deut-
lichen Stempel willkürlicher Interpolation. Bei solcher Sachlage
wird es gewifs nur Billigung erfahren, wenn ich mich im ganzen
an Merkels Teubnersche Textausgabe, für welche Kollationen jener
drei besten Handschriften benutzt worden sind, gehalten und nur
an solchen Stellen — es sind ihrer etwa achtzig — von ihr ab-
gewichen bin, wo mir ihre Lesart entschieden verwerflich erschien.^)
Eine Biographie des Dichters für die Einleitung selbst zu-
sammenzustellen hielt ich für unnötig, da die Fasten nirgends zu-
erst von seinen Werken gelesen werden; dafür habe ich, um beim
Beginn der Lektüre der Fasten Gelegenheit zur Eepetition derselben
zu geben, dem Eate eines Freundes folgend, die zehnte Elegie des
vierten Buches der Tristien vorausgeschickt, auf der im wesent-
lichen unsere Kenntnis seines Lebens beruht, und die Lücken,
welche diese noch läfst, im Kommentar auszufüllen gesucht.^)
. Schliefslich erlaube ich mir den Herren Fachgenossen, die wohl
kaum die Lektüre der ganzen Fasten in der Schule für zweck-
mäfsig erachten werden, eine doppelte Aus;wahl aus denselben
für die Schule vorzulegen. Die eine umfafst etwa 3200 Verse,
schliefst sich an den Gang der Fasten an und soll zugleich von
1) Riese hat für die Metamorphosen, wo das Verhältnis der Hand-
schriften zueinander ein gleiches ist, zu der Ansicht seine Zuflucht ge-
nommen (praef. ed. Tauchn. II p. VIII), dafs in vielen Fällen die Les-
arten beider handschriftlichen Familien ans der Feder Ovids stammten;
die Metamorphosen seien noch nicht vollendet gewesen, als sie unter
das Publikum kamen; daher hätten noch oft zwei Lesarten in des Dich-
ters Handexemplar nebeneinander gestanden und darauf sei jenes eigen-
tümliche Verhältnis zurückzuführen. Es läge nahe das Gleiche auch
für die Fasten anzunehmen; doch erscheint mir dieses Auskunftsmittel,
wenngleich auch Peiper und Richter für die Tragödien Senecas es er-
griffen haben, weniger einfach und wahrscheinlich als das meinige.
S. meine Disput, crit. de Ovidi fastis p. 24 sqq.
2) Dabei habe ich aufser der grundlegenden Arbeit von Masson
namentlich den Artikel von Leutsch über Ovid in der Encyklopädie von
Ersch und Gruber (Sect. III Bd. 8. S. 39—95) benutzt. Das Programm
von Kruse, Dissertatio de Ovidii vita et operibus (Stralsund, Realsch. 1857),
bietet nichts Neues. — Der Text schliefst sich mit Ausnahme von zwei
Stellen (v. 57 u. 107) an den von Riese an.
Vorrede. IX
dem Ganzen der Dichtung eine Anschauung geben; die zweite (aus
ca. 1800 Versen bestehend) hebt nur einzelne Bruchstücke aus und
zwar die auf römische Geschichte bezüglichen in chronologischer
Reihenfolge:
I.
I 1 — 294. Widmung an Germanicus (l — 26). Das Bomulische
Jahr und die Geltung der einzelnen Tage (27 — 62).
Feier des Jahresanfangs und Darlegung des Wesens
des Gottes Janus und mehrerer Bräuche in seinem
Kultus (63—294).
461 — 586. Einwanderung des Euander und der Carmenta in
Latium, Anwesenheit des Herkules am Tiber und
Tod des Cacus.
587 — 616. Verherrlichung des Octavian als ^Augustus'.
657 — 704. Feriae sementivae.
709—724. Preis des Friedens.
II 19 — 54. Ableitung des Monatsnamens Februarius.
79—118. Arion.
119 — 144. Augustus als Pater patriae verherrlicht.
195 — 242. Untergang der Fabier am Cremera.
267—302. 359—422. Feier der LupercaHa (381—422. Aus-
setzung und Eettung des Bomulus und Bemus).
475 — 532. Feier der Quirinalia und ihr Ursprung. Stultorum
feriae.
533—582. Feralia. Dea Muta.
617—638. Caristia.
641 — 684. Terminalia.
685 — 852. Begifugium.
HE 71 — 166. Bomulus und Numa ordnen das römische Jahr.
167—252. Matronalia.
259 — 398. Salierfest und seine Einrichtung durch Numa.
429—448. Vedüovis.
459 — 516. Ariadne.
523 — 674. Fest der Anna Perenna und verschiedene Fabeln
über seinen Ursprung.
713—788. LiberaUa.
809 — 848. Quinquatrus maiores.
849 — 876. Fabel von der Erhebung des Widders unter die Sterne.
IV 1—132. Ableitung des W. Aprilis. (19—60. Stammbaum
des Augustus. 91 — 132. Hymnus auf Venus.)
179—218. Feier der Megalesia. 247—348. Überführung der
Magna Mater nach Bom. 350 — 372. Erklärung
verschiedener Bräuche bei ihrem Feste.
393—620. 679—712. Cerialia. (417—620. Baub der Proser
pina.)
X Vorrede.
721—862. Palilia. (809 — 858. Gründung Roms und Tod des
Eemus.)
877 — 900. Ursprung der Vinalia.
901—942. Robigalia.
V 1 — 110. Ableitung des Monatsnamens Malus.
159 — 182. Fabel von der Erhebung der Hyaden an den
Himmel.
183—228. 261—378. FloraUa.
379 — 414. Tod des Chiron und seine Erhebung unter die
Sterne.
419 — 492. Lemuria.
545—598. Der Tempel des Mars ültor.
621—662. Das Argeeropfer.
663—692. Festtag des Mercur.
693—720. Fabel von der Erhebung der Zwillinge (Castor und
Pollux) an den Himmel.
VI 1 — 100. Ableitung des Monatsnamens Junius.
349 — 394. Errichtung eines Altars für den Juppiter Pistor.
417—460. Rettung des Palladiums.
475 — 562. Matralia (Fabel von der Leukothea-Ino).
587—624. Tod des Servius Tullius.
651 — 710. Die Quinquatrus minores.
II.
(Die mit einem * bezeichneten Stücke sind in den ^Instruktionen für
den Unterricht an den Gymnasien in Österreich ' (Wien 1884) beson-
ders empfohlen.)
*I 469 — 586. Ankunft des Euander und der Carmenta in Latium.
Herkules erschlägt den Cacus.
II 381 — 422. Aussetzung und Rettung des Romulus und Remus.
Entstehung des Lupereal.
-858. Gründung Roms und Tod des Remus.
-482. Einsetzung der Lemuria durch Romulus.
-228. Durch die geraubten Sabinerinnen wird der Friede
zwischen den Römern und Sabinem hergestellt.
-512. Apotheose des Romulus.
•396. Einrichtung des Salierfestes durch Numa.
■624. Tod des Servius Tullius.
852. Das Regifugium (oder nur *687 — 710. Einnahme
von Gtibii).
■242. Untergang der Fabier am Cremera.
-394. Juppiter erhält als Pistor einen Altar.
■454. Rettung des Palladiums.
348. Überführung der Magna Mater nach Rom.
■598. Rückgabe der Feldzeichen durch die Parther.
IV
809
V
451
m
179
*ll 475
III
259
VI
587-
II
685-
*n
195
VI
351-
VI
419-
IV
249-
V
579-
Vorrede. XI
I 71 — 88. Feier des Jahresanfangs.
I 89—144. Janus.
II 617—638. Caristia.
*n 641—684. Terminaliq,.
*III 167—252. Matronalia.
in 523—674, Fest der Anna Perenna.
*lll 713—788. Liberalia.
*lll 809 — 848. Quinquatrus maiores.
*IV 679—712. Cerialia.
*VI 651 — 710. Quinquatrus minores.
IV 721 — 782. Feier der Pg,lilia.
V 621—662. Argeeropfer.
*II 83—118. Arion.
IV 419 — 618. Raub der Proserpina.
V 379 — 414. Chirons Tod und seine Erhebung unter die Sterne.
Somit empfehle ich denn diese anspruchslose Arbeit der gütigen
Nachsicht des gelehrten Publikums und schliefse mit dem W^insche,
dafs sie dazu beitragen möge, den Fasten ihren alten Platz auf
unsern deutschen Gymnasien wiederzugewinnen.
Meifsen, den 26. November 1873.
H. Peter.
Vorrede zur dritten Auflage.
Nachdem A. Riese in dem dritten Bande der Tauchnitzer Aus-
gabe (1874) die Keusche Kollation des cod. Petavianus vollständig,
die des Ursinianus zum gröfsten Teil veröffentlicht und unsere
Kenntnis dieser zwei wichtigen Handschriften wesentlich gefördert
hat, habe ich den Text der zweiten Auflage (1879) methodisch
revidieren können, was mir bei der ersten noch nicht möglich
gewesen war. Die damals befolgten und ausgesprochenen Grund-
sätze habe ich zwar festgehalten, ja sie haben sich mir bei fernerer
Untersuchung noch mehr befestigt: im einzelnen aber habe ich
auf Grund der genaueren Mitteilungen Eieses und auch Krügers
manches geändert (s. Abt. II S. 3 — 5). Von den in der neuen
Teubnerschen Textausgabe (1884) veröffentlichten Konjekturen
Merkels habe ich bei aller Verehrung des sonst um Ovid so hoch-
verdienten Gelehrten keine in meinen Text setzen können. »
Der Charakter des Kommentars ist unverändert geblieben;
namentlich habe ich mich nicht entschliefsen können, einzelne Citate
XII Vorrede.
und Bemerkungen zu streichen, weil sie über den Standpunkt einer
gewöhnlichen Untersekunda hinausgingen, und freue mich für meine
Ansicht die Worte des Herausgebers des Curtius Rufas, Dr. Th.
Vogel, anführen zu können, der S. V seiner erklärenden Aus-
gabe^ sagt: *Ftir denjenigen, welcher für die Sache sich lebhaft
interessiert, überhaupt — allen Überbürdungsklagen zum Trotze —
geistige Arbeit mit frischer Lust betreibt, werden derartige, auf
andere Gebiete der Litteratur und Wissenschaft verweisende Notizen
nicht wertlos sein, ja manche derselben ihm nur die Antworten
auf Fragen bieten, welche er im stillen sich selbst gestellt hatte.
Machen ja doch die Verwalter gröfserer Bibliotheken noch imnier
die erfreuliche Erfahrung, dafs das philologisch-historische Interesse
älterer Schüler sich keineswegs auf den engen Kreis der Schul-
autoren beschränkt. Sehr mit Recht verbannt man ja aus den
Kommentaren der Schulausgaben heutzutage alles das, was nur
von dem Fachgelehrten recht gewürdigt und genutzt werden kann;
aber hüten mufs man sich doch auch vor dem anderen Extrem,
der erwachsenen Jugend nur leichte, schnell verdauliche Speise
bieten zu wollen, soll diese wirklich recht gedeihen und erstarken'.
Kleinere Unebenheiten und Ungleichmäfsigkeiten im Kommentar
zu beseitigen, bin ich natürlich auch weiter bedacht gewesen und
habe auch die neuere Litteratur, besonders die mythologischen
Forschungen von W. Mannhardt, Roschers ausführliches Lexikon,
Jordans Tempel der Vesta, die chronologischen Arbeiten von Hart-
mann und Th. Bergk, um die speziell ovidische hier zu übergehen,
gewissenhaft benutzt.
Der Anhang, der in der zweiten Auflage um fast zwei Bogen
gegen die erste gewachsen war, hat diesmal nur einzelne Zusätze
erhalten. Die Abweichungen des Textes von der Rieseschen Aus-
gabe habe ich diesmal noch wiederabdrucken lassen; doch dürfen
wir ja nun bald auf eine kritische Bearbeitung mit vollständigem
Apparat von berufener Hand hoffen.
Um die Korrektheit dieser Auflage hat sich mein Kollege,
Herr Oberlehrer Dr. J. Gilbert, grofse Verdienste erworben, wofür
ich ihm den aufrichtigsten Dank schulde; doch habe auch ich mich
, um dieselbe nach Kräften bemüht und alle Citate nachgeschlagen.
Meifsen, den 6. April 1889.
H. Peter.
I.
Autobiographie des Dichters.
(Ovid. trist. IV 10.)
nie ego qui fuerim tenerorum lusor amorum,
quem legis, ufc noris, accipe, posteritas.
Sulmo mihi patria est, gelidis uberrimus undis,
milia qui novies distat ab urbe decem.
5 editus hinc ego sum, nee non ut tempora noris,
cum cecidit fato consul uterque pari,
si quid id est, usque a proavis vetus ordinis heres,
non sum fortunae munere factus eques.
1. Die Elegie ist entweder zu
Ende des zweiten oder zu Anfang
des dritten Jahres in der Verbannung
zu Tomi gedichtet. — Konstr. ut
noris, qui fuerim ego, ille t, l. a.,
quem legis, a., p. — ille, ^jener be-
rühmte ', konnte 0. mit Recht von
sich sagen, denn schon ehe er in
die Verbannung ging, trug man sein
Bild in den Steinen der Ringe, trist.
I 7, 1 ff. — ten. lusor am, nennt sich
0. auch in seiner Grabschrift tr. III
3, 73. amores 'Liebesgedichte' wird
ebenso mit ludere ('spielend dich-
ten') verbunden, wie carmina Verg.
georg. IV 566 u. ö. — S. Sulmo, j.
Sulmona, eine nicht unbedeutende
Stadt im Lande der Paeligner, we-
nige Miglien südlich von Corfinium,
90 milia p. östlich von Rom, von
0. beschrieben am. II 16, 1 ff. ; über
seinen Wasserreichtum z. f. IV 81.
— 6 d. h. im J. 43 v. Chr. wäh-
rend des Mutinensischen Krieges, in
welchem die beiden Konsuln des
Jahres, C. Vibius Pansa (infolge
einer bei Forum Gallorum erhalte-
Orids Fasten.
nen Wunde) u. A. Hirtius (in der
Schlacht bei Mutina) ihren Tod
fanden.
6 = (Tibull.) m 6, 18. — 7 f.
Vgl. am. in 15, 5 f.: si quid id est,
usque a proavis vetus ordinis heres,
non modo militiae turhine factus
eques, — si quid id est, d. h. wenn
Gewicht darauf (auf die Geburt)
zu legen ist. — 0. stammte also
aus einem alten (und nicht unver-
mögenden, am. I 3, 9. II 16, 1 ff.
tr. II 110 ff.) Rittergeschlechte (s.
auch am. I 3, 8. tr. a. a. 0.) und
stellt sich damit in Gegensatz zu der
grofsen Masse derjenigen, welche
erst durch die Kriege am Ende der
Republik allein durch den Besitz
von 400 000 Sesterzien (fortunae
mu/nere) in den Ritterstand gekom-
men und daher untermischt waren
mit vielen unwürdigen Männern von
der niedrigsten Herkunft. Um die
so zusammengeworfenen verschie-
denartigen Elemente zu sondern,
hatte Augustus innerhalb des ordo
aus denen, welche von angesehenem
2 Autobiographie
nee stirps prima fui: genito sum fratre ereatus^
10 qui tribus ante quater mensibus ortus erat.
Lucifer amborum natalibus adfait idem:
una celebrata est per duo liba dies,
haec est armiferae festis de quinque Mineryae,
quae fieri pugna prima cruenta solet.
15 Protinus excolimur teneri curaque parentis
imus ad insignes urbis ab arte viros.
frater ud eloquium viridi tendebat ab aevo,
fortia verbosi natus ad arma fori,
at mihi iam parvo caelestia sacra placebant^
20 inque suum furtim Musa trahebat opus.
saepe pater dixit * Studium quid inutile temptas?
Maeonides nuUas ipse reliquit opes.'
motus eram dictis totoque Helicone relicto
scribere conabar verba soluta modis:
25 sponte sua Carmen numeros veniebat ad aptoS;
quidquid temptabam dicere, versus erat.
Geschlechte waren und den sena-
torischen Census (z. V 63) aufweisen
konnten, die Klasse der equites illu-
stres gegründet.
11. Lucifer z. 1 46. — 12. An den
Geburtstagen dem Genius (z. II 545)
einen Kuchen zu opfern, war bei
den Römern stehende Sitte und galt
als das Charakteristische einer Ge-
burtstagsfeier, tr.in 13,17: lAlxxqus
deproperem genitale notantia fem-
pus. S. Marquardt Privataltert. I
S. 256. — 13. Der Geburtstag war
also am 20. März, dem 2. Tage der
Quinquatrus, an welchem die mit
diesem Feste verbundenen Gladia-
torenspiele ihren Anfang nahmen;
s. III 809 u. Anm. — armifera Min,
z. in 681.
16. Die insignes ah (von Seiten,
hinsichtlich) arte viri sind die Leh-
rer der artes liberales, Grammatik,
Rhetorik und Philosophie; in der
Rhetorik genofs 0. den Unterricht
der beiden damals berühmtesten
Lehrer, des M. Porcius Latro und
des Arellius Fuscus und galt als
bonusdeclamator; freilich liebte er
nicht die eine ernste Gedanken-
arbeit erfordernden controversiae,
Prozefsreden , sondern mehr die
leichteren suasoriae, s. Senec. contr.
II 10, 12: Declamahat autem Naso
raro coniroversias et non nisi eihi-
cas; Itbentius dicehat suasorias. mo-
lesta Uli erat omnis argumentatio.
Er vollendete nach der Sitte der
Römer seiner Zeit seine Bildung
durch einen Aufenthalt in Athen
(tr. I 2, 77), von wo er Asien und
besonders Troja (f. VI 423) auf-
suchte; auch Sicüien bereiste er
und hielt sich in Sjrakus fast ein
Jahr auf, ex P. II 10, 21 ff. In welche
Zeit jedoch diese Reisen fallen, läfst
sich nicht genau feststellen, jeden-
falls die athenische in des Dichters
junge Jahre, wahrscheinlich nach
Annahme der toga virilis. — 19. Die
caelestia sacra (der den Himmli-
schen gewidmete Dienst) werden
durch den folg. Y. genauer als Mu-
sendienst bestimmt, tr. IV 1, 27:
Non equidem vellem, quoniam noci-
tura fuertmt, Pieridum sacris impo-
suisse manum. ex P. IV 13, 43: stu-
dii communia foedera sacri.
21. inutile ^nichts einbringend'.
— 22. Maeonides, Homer, z. II 120.
—23. Der Berg Helikon ist der Mu-
sensitz, z. IV 191. — 24. verba
soluta modis d. i. Prosa, welche
der Rhythmen (modi, numeri) ent-
behrt.
26. Vergl. Senec. contr. II 10, 8:
Habebat üle (Ov,) comptum et de-
des Dichters.
Interea tacito passu labentibus annis
liberior fratri sumpta miliique toga est,
induiturque umeris cum lato purpura clavo,
O et Studium nobis, quod fuit ante, manet.
iamque decem frater vitae geminaverat annos,
cum perit, et coepi parte carere mei.
Cepimus et tenerae primos aetatis honores,
deque viris quondam pars tribus una fui.
5 curia restabat*, clavi mensura coacta est:
maius erat nostris viribus illud onus,
nee patiens corpus nee mens fuit apta labori,
sollicitaeque fugax ambitionis eram.
et petere Aoniae suadebant tuta sorores
otia, iudicio semper amata meo.
Temporis illius colui fovique poetas,
quotque aderant vates, rebar adesse deos.
saepe suas volucres legit mihi grandior aevo,
quaeque necet serpens, quae iuvet herba, Macer.
5 saepe suos solitus recitare Propertius ignes,
ens et amdbile ingenium. oratio eiiis
um tum nihil cäiud poterat videri
uam solutum Carmen, adeo autem
)udiose Latronem audiit, ut mul-
18 illius sententias in versus suos
'anstulerit. — 27 vgl. VI 771. —
B nach dem Herkommen im 17. J.
z. III 713, 771. — 29. Die Kinder
er equites illustres hatten, wenn
^e später in den Staatsdienst tre-
m wollten, das Recht zugleich mit
er toga virilis den purpurnen la-
ta clavus auf der Tunica anzu-
ehmen, das Abzeichen der Sena-
)ren. Von demselben macht 0.
ebrauch und giebt damit seinen
ntschlufs zu erkennen sich der
fcaatslaufbahn zu widmen; als er
e dann aufgab und auf den Ein-
itt in den Senat verzichtete, ver-
kuschte er jenen mit dem angustus
aviAS der gewöhnlichen Bitter.
34. 0. meint wahrscheinlich das
oUegium der III viri capitdles,
eiche abgesehen von einigen poli-
iilichen und unbedeutenden rieh-
srlichen Geschäften die Aufsicht
ber die Gefängnisse und die Hin-
chtungen zu fairen hatten; es ge-
5rte zu den Ämtern des s. g. vi-
nUviraius, welche in der Eaiser-
dtYorstnfen zu derQuästur waren,
deren Bekleidung den Zutritt zum
Senat {curia) eröffnete, ofb a^er
auch direkt zum Senat (s. Anh. z.
IV 383). Die aetas quaestoria war
das angetretene 25. Jahr, zum vi-
gintiviratus scheinen 20 genügt zu
haben.
38 vgl. Cic. pr. Milon. 16, 42:
scio enim, quam timida sit amhitio,
quantaque et quam sollidta sit cupi-
ditas consulatus. Tac. bist. II 86:
Cornelius Fuscus, — claris natali-
hus, prima iuventa quietis cupi-
dine senatorium ordinem exuerat —
39. Aoniae sorores, Musae, s. z. I
489 u. IV 191.
43. legit: Die Sitte Schriftwerke
in Freundeskreisen vorzulesen und
kritisieren zu lassen hatte damals,
nachdem Asinius Pollio damit den
Anfang gemacht, schnell Eingang
gefunden. — 44. Äemilius Macer aus
Verona, f 16 v. Chr., Verf. von
drei Lehrgedichten nach Nikander,
Ornithogonia (V. 43), Theriaca (V.
44, Mittel gesen den Bifs wilder
Tiere) und vielleicht de Jierhis, Er-
halten sind von denselben nur un-
bedeutende Fragmente. — 45. 8,
Propertius aus ümbrien, der dritte
in der Reihe der römischen Elegi-
ker und Liebesdichter, ist beson-
1*
4 Autobiographie
iure sodalicii qui mihi iunctus erat.
Ponticus heroo, Bassus quoque clarus iambis
dulcia convictus membra fuere mei.
detinuit nostras numerosus Horatius aures,
50 dum ferit Ausonia carmina culta lyra.
Vergilium vidi tantum, nee amara Tibullo
tempus amicitiae fata dedere meae.
successor fuit hie tibi, Galle, Propertius illi,
quartus ab bis serie temporis ipse fui.
55 ütque ego maiores, sie me coluere minores,
notaque non tarde facta Thalia mea est.
carmina cum primum populo iuvenilia legi,
barba resecta mihi bisve semelve fuit.
moverat ingenium totam cantata per urbem
ders glücklich in der Darstellung
der Liebesglut (ignes) und wird von
dem nur wenig jungem 0. ars am.
III 333 den Liebenden an erster
Stelle unter den römischen Dich-
tem zur Lektüre empfohlen. Die
5 Bücher seiner Elegieen besitzen
wir noch. Vgl. S. 15. — 47. Pon-
ticus, auch Freund des Properz,
Verf. eines Epos Thebais in Hexa-
metern (z. II 126). Bassus viel-
leicht der auch von Properz I 4,
1; 12 angeredete und identisch
mit dem Bhetor Julius Bassus. Die
Werke dieser Beiden sind verloren.
iamhis d. h. durch Spottgedichte,
deren Versmafs Jamben waren. —
49. Q, Horatius Flaccus (geb. in
Venusia 66, f 8 v. Chr.) preist es
als sein gröfstes Verdienst, die Ly-
rik des Alcäus und der Sappho auf
römischen Boden verpflanzt zu ha-
ben (carm. III 30, 13) und wird auch
von 0. hier nur als Lyriker ge-
nannt, numerosus an Rhythmen
reich und in ihnen glücklich. —
50. ferit 'anschlägt', vgl. Quint.
XI 3, 61 sonatque vox, ut feritur,
— Äusonia z. I 66.
51. Vergilium vidi tantum: denn
der Dichter der Aeneis (geb. 70, f
19 V. Chr.) verbrachte seine letzten
Lebensjahre meist in Neapel. —
ATbius Tibullus (geb. um 64 v. Chr.,
und früh gestorben, um 19 v. Chr.,
auf seinen Tod am. III 9) war der
zweite unter den römischen Elegi-
kern; seine Gedichte, freilich unter-
mischt mit sehr vielen von Anderen
verfafsten Stücken, sind in 4 Bü-
chern auf uns gekommen. Der
Gründer der römischen Elegie nach
alexandrinischem Muster war Cor-
nelius Gallus, ein Jugendfreund des
Virgil, geb. 69, f 27 v. Chr.; seine
Gedichte sind verloren; s. z. II 3.
56. maiores sc. natu, s. tr. II 116fE'.
— 56. Thalia, eigentlich die Muse
der Komödie, hier für Mvtöa (car-
mina) überhaupt. — 67. Das erste Ab-
nehmen des Bartes war in Rom mit
gewissen Feierlichkeiten verknüpft,
die Zeit natürlich unbestimmt. O.s
erste Gedichte waren Liebes elegieen,
amores, welche er zuerst in 6, spä-
ter (jedenfalls vor 2 v. Chr.) mit
Hinzufügung von einigen neuen Ge-
dichten, vielleicht auch mit Weg-
lassung einzelner der ersten Auf-
lage, in 3 Büchern herausgab. Die
Anregung zu denselben {rnoverat
ingenium, s. auch am. III 12, 16)
hatte ihm eine Geliebte, welche
unter dem Pseudonym Corinna den
Mittelpunkt seiner Elegieen bildet,
gegeben ; wer sie wirklich war, hielt
. geheim und ist unbekannt ge-
blieben. Aufserdem gehören in die
früheste Periode des Dichters die
epistulae oder heroides, Briefe von
Mädchen oder Frauen der Heroen-
zeit an ihre Liebhaber oder Män-
ner, gewissermafsen rhetorische
Übungsstücke in Versen, welche
in einer Sammlung von 21 Num-
mern, die sämtlich O.s Namen tra-
des Dichters.
60 nomine non vero dicta Corinna mihi.
Multa quidem scripsi; sed quae vitiosa putavi,
emendaturis ignibus ipse dedi.
tunc quoque, cum fugerem, quaedam placitura cremavi,
iratus studiis carminibusque meis.
65 Molle Cupidineis nee inexpugnabile telis
cor mihi, quodque levis causa moveret, erat,
cum tamen hie essem minimoque accenderer igni,
nomine sub nostro fabula nulla fuit.
Paene mihi puero nee digna nee utilis uxor
70 est data, quae tempus per breve nupta fuit.
illi successit quam vis sine crimine coniunx,
non tamen in nostro firma futura toro.
ultima, quae mecum serös permansit in annos,
sustinuit coniunx exulis esse viri.
75 filia me mea bis prima fecunda iuventa,
sed non ex uno coniuge, fecit avum.
gen, aber erweislich nur zum Teil
von ihm herrühren, auf uns gekom-
men sind. — 69. cantata, gefeiert, in-
folge der Verherrlichung des Dich-
ters; vgl. am. I 3, 25: Nos quoque
per totum pariter cantahimur orhem,
iunctaque semper erunt nomina nostra
tms. ars am. II 740. rem. 363.
61. vitiosa in metrischer und
sprachlicher Beziehung. — 63. fu-
gere tps'oysiv, in die Verbannung
gehn, vgl. tr. I 7, 13 ff. — placitura,
im Gegens. zu vitiosa, Vas gefallen
haben würde'. Auch das in seiner
Hand befindliche Exemplar der bis
auf die letzte Durcharbeitung fer-
tigen Metamorphosen hatte er da-
mals verbrannt, und nur dem Um-
stand, dafs vorher schon einige
Abschriften in die Hände des Publi-
kums gekommen waren, ist ihre
Erhaltung zu verdanken (tr. I 7,
15 ff.).
67. Mc: also leicht entzündbar. —
68. ^Es gab kein Stadtgespräch un-
ter meinem Namen', d.h. es wurde
mir nichts Nachteiliges nachge-
sagt; vgl. tr. II 349: Sic ego deli-
das et mollia carmina feci, strinxe-
rit ut nomen fabula nulla meum, —
69. paene verb. mit puero. Über
die 1. und 2. Gattin des 0. wissen
wir aufser dem hier Mitgeteilten
nur, dafs eine aus Falerii stammte
(am. III 13). Mit seiner 3. Frau,
die aus edlem Geschlechte stammte,
deren Namen wir jedoch ebenfalls
nicht kennen, hatte sich 0. im Hause
des Paulus Fabius Maximus, eines
Vertrauten des Augustus, vermählt
(s. Anh. zu VI 802). Sie war damals
Witwe und Mutter einer Tochter,
die sich später mit P. Suillius Ru-
fus verheiratete, an den ex Pont.
IV 8 gerichtet ist, Quästor des Ger-
manicus im J. 15 n. Chr., einer
unter Claudius mächtigen, aber
übel berüchtigten Persönlichkeit.
0. rühmt mehrfach die Treue und
Keuschheit dieser 3. Gattin, kann
sie übrigens erst in späten Jahren
zur Frau genommen haben, wie aus
dem Alter des Mannes ihrer Tochter
aus erster Ehe hervorgeht. Von wel-
cher seiner 3 Frauen er eine Toch-
ter habe, hat er nicht gesagt; von
der dritten jedenfalls nicht, denn die
Tochter war, als 0. verbannt wurde,
schon verheiratet und befand sich
damals mit ihrem Gemahl in Afrika,
die Frau aber war zu jener Zeit
noch iuvenis (ex P. I 4, 47).
72. toro: matrimonio. — 74. susti-
nuit 'brachte es über sich'; sie blieb
jedoch auf Bitten des 0. in Rom. —
76. Einer ihrer zwei Männer war
Fidus Cornelius. Senec. dial, II 17,
1 ! In senatu flentem vidimu^ Fidum
Comelium, Nasonis Ovidii gene-
rum, cum ülum Corbulo struthoca-
6
Autobiographie
Et iam complerat genitor sua fata novemque
addiderat lustris altera lustra novem:
non aliter fievi, quam me fleturus adempto
80 ille fuit. matri proxima iusta tuli.
Felices ambo tempestiveque sepulti,
ante diem poenae quod pariere meae!
me quoque felicem, quod non viventibus Ulis
sum miser, et de me quod doluere nihil!
85 Si tamen extinctis aliquid nisi nomina restat^
et gracilis structos efiFugit umbra rogos,
fama^ parentales^ si vos mea contigit^ umbrae^
et sunt in Stygio crimina nostra foro:
Seite, precor, causam (nee vos mihi f allere fas est)
90 errorem iussae, non scelus, esse fugae.
Manibus hoc satis est. ad vos^ studiosa, revertor^
pectora, qui vitae quaeritis acta meae.
iam mihi canities pulsis melioribus annis
melum depilatum dixisset — 77. com-
plerat 8, f. Hom. II. J 170 «r H«
&dvj]s ticti noTfiov dvanXi^ajjs ßio-
toLO. A 263. — 78. Das lu^trum
rechnet 0. zu 6 Jahren, z. III 120
(Anh. z. III 165).
80. iusta t. z. III 560. — 82. Die
poena ist die Verweisung des Dich-
ters, s. V. 93 fP.
85. nisi =a praeter f vgl. Prop. V
(IV) 7,1: Sunt aliquid manes: letum
non omnia finit, Iwridaque evictos
effugit umhra rogos, — 88. d. h.
wenn die Anschuldigungen gegen
uns besprochen werden von den auf
dem Markte der Unterwelt zusam-
menströmenden Schatten.
93. 0. hatte lange in Bom ein
behagliches und glückliches, nur der
Dichtkunst gewidmetes Leben ge-
führt und genofs die allgemeinste
Anerkennung, als plötzlich die Un-
gnade des Augustus über ihn die
Verweisung (relegatio, nicht das
förmliche exilium, denn er behielt
sein Vermögen) aus Bom nach Tomi
am schwarzen Meere verhängte. Er
hatte damals das 50. Jahr zurück-
gelegt (tr. IV 8, 33 f. Ib. 1 ff.), und
fällt also dies Ereignis in das Jahr
8 n. Chr.; im Dezember dieses Jah-
res befindet er sich auf dem Adria-
tischen Meere (tr. I 11, 3), wo er
einen schweren Sturm zu bestehen
hat, sodafs das Schiff sogar einen
italischen Hafen wieder anlaufen
mufs, und kommt nach einer sehr
beschwerlichen Beise (v. 107 f.), 2u
welcher er sich indes Zeit nimmt,
zu Anfang des Winters 9/10 n. Chr.
in Tomi an. Was den Grund der
Verweisung betrifft, so lehnt es 0.
ausdrücklich ab genaue Mitteilungen
über ihn zu machen (tr. II 208 f.,
ex P. II 2, 59 f.), und da andere
Schriftsteller darüber ganz schwei-
gen, so sind wir allein auf die An-
deutungen angewiesen, welche sich
gelegentlich bei 0. finden. Er giebt
also als die Gründe an ^Carmen
et error*; das Carmen ist die ars
amandi {qua turpi carmine factus
arguor ohsceni doctor aduUerii, tr.
II 211 ff), deren Zügellosigkeit und
Beliebtheit allerdings dem auf He-
bung der Sittlichkeit in Bom hin-
arbeitenden Kaiser höchst unbequem
sein mufste. Zwingender indes war,
da jenes Gedicht schon 8 Jahre
vorher erschienen war, die andere
Ursache, der error. Durch ihn hatte
er den Augustus persönlich und
tief verletzt, ohne dafs er jedoch
durch die Gesetze hätte belangt
werden können; ^imprudens* hatte
er eine Schuld, die er funesta nennt,
bei Nacht mit angesehn und darauf
selbst ein peccatum, das jedoch
richtiger eine stultitia zu nennen
sei und ihm keinen Vorteil ver-
des Dichters.
yenerat antiquas miscueratque comas,
95 postque meos ortus Pisaea vinctus oliva
abstulerat decies praemia victor equus,
cum maris Euxini positos ad laeva Tomitas
sprochen habe, begangen (tr. II 103.
III 5, 49; 6, 27 ff.). Auf diesen An-
deutungen haben viele Gelehrte
weitere Vermutungen aufgebaut,
die aber eben nur Verniutangen
sind; allein so viel scheint festzu-
stehen, dafs die Schuld O.s mit
einem Liebesabenteuer der Enkelin
des Augustus, der Tochter des Agrip-
pa, der sittenlosen Julia zusammen-
hängt, welche in demselben Jahre
8 n. Chr. von Augustus verbannt
wurde. — 0. hatte aufser den zu
V. 67 angeführten Werken bis zu
seiner Verweisung gedichtet die
ars amandi in 3 Büchern, welche
im J. 2 V. Chr. oder im folgenden
zum Abschlufs kam, die remedia
amoris in einem Buch (Mittel gegen
die Liebe) im J. 1 n. Chr. oder im
folgenden, die medicamina fadei,
von welchen nur lÖO Verse erhal-
ten sind, endlich Tragödien, unter
denen die Medea, vielleicht das
einzige von ihm wirklich vollendete
Drama, ein hohes Ansehen genofs
(Quintil. X 1, 98: Ovidii Medea
videtur mihi ostendere, quantum ille
vir praestare potuerit, si ingenio
stu) imperare quam indulgere ma-
luisset), Aufserdem waren damals
bis auf die letzte Feile fertig die
15 Bücher der Metamorphosen (tr.
I 7, 13 ff. II 666 ff.) und die Fasten
(s. unten). Die seitdem geschrie-
benen Gedichte zeigen den Geist
des Dichters gebrochen; fast das
einzige, bis zur Ermüdung durch-
geführte Thema derselben sind un-
männliche Klagen über sein schwe-
res Unglück und demütige Bit-
ten an Augustus und hochgestellte
Freunde in Rom dasselbe zu ändern.
In dieser Stimmung sind entstanden
die 6 Bücher der Triatia (Klage-
briefe nach Eom), von welchen das
1. Buch noch auf der Reise ge-
schrieben ist, die späteren bis zum
J. 12 n. Chr.; nach diesen die epistu-
lae ex Ponto in 4 Büchern, welche
gleich nach den Tristien begonnen
(vollendet 16 n. Chr.) denselben
Inhalt mit diesen haben und sich
nur dadurch von ihnen unterschei-
den, dafs sie die Namen der Adres-
saten nennen, was 0., um nicht auf
seine Freunde den noch frischen
Zorn des Kaisers zu übertragen, bei
den Tristien vermieden hatte; so-
dann ein Schmähgedicht in der dun-
keln Art des Alexandriners Kalli-
machos gegen einen treulosen
Freund und Neider in Rom, be-
titelt Ibis, Endlich hatte er aufser
mehreren verloren gegangenen Ge-
dichten meist panegyrischer Natur
ein Lehrgedicht über die Fische
des schwarzen Meeres, Halieutica,
verfafst. — 94. antiqitas 'die frühe-
ren'; vgl. met. II 623. tr. III 7,
34. — miscueratque z. I 44.
96. Die olympischen Spiele, wel-
che in der Nähe der alten Stadt
Pisa gefeiert wurden, wiederholten
sich alle 4 Jahre (d. h. römisch
gerechnet quinto quoque anno)^ je-
doch hat der Dichter einem aus
der röm. Rechnungsweise erklär-
lichen Irrtum zufolge die Olym-
piade wie das röm. Lustrum zu 6
Jahren gerechnet, s. Anh. z. III 166.
Das Wagenrennen wurde erst spä-
ter unter die Kampfesarten in Olym-
pia aufgenommen, übertraf aber
bald die anderen an Bedeutung; der
Preis der Sieger war ein von einem
heiligen Ölbaum im Hain Altis
genommener Kranz. Pind. Ol. IV
11: iXaia aTStpccvoid'slg TIiGaxidi, —
97. Tomi oder Tomis, eine Kolonie
der Milesier im Lande der Geten,
lag an der Westseite des schwar-
zen Meeres, also links von der Ein-
fahrt durch den Bosporus, südlich
von der Donaumündung, 2 St. von
Köstendje an der Stelle des heuti-
gen Anadol-köi; die Gegend ist
heute noch ebenso unwirtlich wie
zu O.s Zeit. Über seine Bewohner
s. tr. V 7, 61: In pauds extant
Chraecae vestigia lingtme, haec quo-
que iam Getico harbara facta sono.
8
Autobiographie
quaerere me laesi principis ira iubet.
causa meae cunctis nimium quoque uota ruinae
100 indicio non est testificauda meo.
Quid referam comitumque nefas famulosque nocentes?
ipsa multa tuli non leviora fuga.
indignata malis mens est succumbere seque
praestitit invictam viribus usa suis.
105 oblitusque mei ductaeque per otia vitae
insolita cepi temporis arma manu
totque tuli casus pelago terraque, quot inter
occultum stellae conspicuumque polum.
Tacta mihi tandem longis erroribus acto
110 iuncta pharetratis Sarmatis ora Getis.
hie ego finitimis quamvis circumsoner armis,
tristia, quo possum, carmine fata levo.
quod quamvis nemo est, cuius referatur ad aures,
sie tarnen absumo deeipioque diem.
115 ergo quod vivo durisque laboribus obsto,
nee me sollicitae taedia lucis habent,
gratia, Musa, tibi, nam tu solacia praebes,
V 2, 68; 7, 11 ff. Die Leute thaten
übrigens alles, um dem Dichter
den Aufenthalt erträglich zu ma-
chen, befreiten ihn sogar durch
ein besonderes Dekret von allen
Abgaben (ex P. IV 9, 97 ff.), je-
doch konnte sich ein 0. allein in
Eom und der dortigen Gesellschaft
wohl befinden. — 99. quoque verb.
mit nimium 'nur allzu sehr'.
101. Das comitum nefas bestand
in der Treulosigkeit der Freunde,
die ihn in seinem Unglück bis auf
2 oder 3 alle verliefsen (tr. I 6, 63
u. o.); dafs sein Vermögen infolge
seiner Verbannung {fuga) Schaden
gelitten, sagt der Dichter ex P. IV
8, 32. II 7, 61 f. — 103. indignata
'hielt es für unwürdig'.
106. temporis arma sind die Waf-
fen (gegen das Unglück), welche
die damaligen Zeitverhältnisse ihm
gaben, Geduld und Resignation, die
der Dichter allerdings &üher nicht
gekannt hatte. — 107. Vgl. tr. I
11, 25 ff. ex P. II 7, 23 ff. — 108.
Der nördliche Pol (Polarstem) ist
für uns Bewohner der nördlichen
Halbkugel immer sichtbar, der Süd-
pol verborgen; vgl. Verg. georg. I
240 ff. Hygin. p. a. I 5: Folus is,
qui horeus appellatur, pervideri
potest semper, notius autem ratione
dissimili semper est a conspectu
remotus,
110. Auch sonst läfst 0. Tomi in
der Mitte der Geten (eines thraki-
schen Volkes, das mit den Daciem
identisch ist und auf beiden Seiten
des Ister seine Wohnsitze hatte)
und der Sarmaten (welche das Land
nördlich vom schwarzen Meer nach
beiden Seiten hin sich weit ausdeh-
nend bewohnten) liegen; die Geo-
graphen nehmen als Grenze von
Sarmatien den Dniepr und die Kar-
pathen an, doch wurde in Tomi
aufser Getisch auch noch Sarma-
tisch gesprochen; ex P. III 2, 37:
Hie quoque Sauromatae iam vos
novere Getaeque — nam didici
Getice Sarmaticeque loqui. Die
Hauptwaffe jener Völker war der
Bogen.
116 ff. Nach Horaz carm. IV 3, 21
(an die Muse): Totum muneris hoc
tui est, quod monstror digito prae-
tereuntium Momanae fidicen lyrae,
quod Spiro et placeo, si pla^eo,
tuum est
des Dichters.
tu curae requies, tu medicina veniS;
tu dux et comes es, tu nos abducis ab Histro
120 in medioque mihi das Helicone locum.
tu mihi, quod rarum est, vivo sublime dedisti
uomen, ab exequiis quod dare fama solet;
nee qui detrectat praesentia, Li vor iniquo
uUum de nostris dente momordit opus.
125 nam tulerint magnos cum saecula nostra poetas,
non fuit ingenio fama maligna meo.
cumque ego praeponam mihi multos, non minor illis
dicor et in toto plurimus orbe legor.
si quid habent igitur vatum praesagia veri,
130 protinus ut moriar, non ero, terra, tuus.
sive favore tuli, sive hanc ego carmine famam
iure, tibi grates, candide lector, ago.
120. Helicone z. v. 23. — 122. ab
exequiis = post funus, nach Pro-
perz IV (III) 1, 23: Omnia post obi-
tum fingit maiora vetustas, maius
ab exequiis nomen in ora venit. —
123. vgl. Hör. carm. IV 3, 16: Et
tarn dente minus mordeor invido.
127 ff. Vgl. mit diesen Versen
den im Gedanken und im Ausdruck
ähnlichen Schlufs der Metamor-
phosen.
128. plurimus z. II 272.
130. ut concess., vgl. Hör. carm.
III 30, 6: Non omnis moriar, mul-
taque pars mei vitabit Libitinam. —
132. iure steht dem favore gegen-
über. — 0. starb in Tomi mit den
Fasten beschäftigt, welche in einer
zweiten Bearbeitung dem Germa-
nicus gewidmet werden sollten, im
J. 17 oder zu Anfang des folgenden
n. Chr. (nach Hieron. p. 147: Ovi-
dius poeta in exilio diem obiit et
iuxta oppidum Tomas sepelitur).
II.
Über den Inhalt und die Entstehungszeit
von Ovids Fasten.
Die Fasti des Ovid sind gewissermaXsen eine Illustration
des römischen Festkalenders, der fasti (s. unten S. 29 f.), in
Versen. Wie Virgil in seiner Aeneis die altrömische Sage ver-
herrlicht und kanonisiert hatte, so hatte es Ovid, freilich in
der Kenntnis des römischen Altertums jenem bei weitem nicht
gewachsen, diesem Werke zur Aufgabe gestellt das schwin-
dende Interesse fiir das sakrale Leben in seinem Volke durch
die Dichtung wieder zu wecken und zu kräftigen, im Einklang
mit den Bestrebungen des Augustus, die zu einem nicht ge-
ringen Teile darauf gerichtet waren, durch Erneuerung von
sakralen Institutionen der Vorzeit auch den Sinn und die
10 über den Inhalt nnd die Entstehungszeit
Tüchtigkeit derselben wieder zurückzuführen.^) Im Anschlufs da-
her an den römischen Kalender, wie er durch Cäsar festgestellt
war, giebt er eine, wenn möglich, ausführliche Erklärung der zu
den einzelnen Tagen hinzugefügten Ealenderzeichen, der Feste
und ihrer religiösen Gebräuche, und der astronomischen Be-
merkungen, in seiner Weise nirgends Abschweifungen auch
auf Gebiete, die mit seiner eigentlichen Aufgabe in mehr oder
weniger losem Zusammenhang stehen, verschmähend und oft
gerade hier, wo sich sein Talent ohne jede Schranke entfalten
konnte, besonders glücklich. Da sonach das Gedicht einen di-
daktischen Charakter tragen sollte, so wählte 0., dem Vorbilde
des Eallimachos in seinen Aitia (s. unten S. 15) sich anschliefsend,
für dasselbe das elegische Versmafs, ohne aber die Schwierig-
keiten, welche die Natur desselben einem ruhigen Fortgang
der vielen eingestreuten Erzählungen in den Weg legte, über-
winden zu können.
Das Werk folgte genau den einzelnen Tagen des Monats,
490 dafs mit jedem Monat auch das Buch endete^ und war auf
12 Bücher angelegt, wurde aber in seiner Ausführung durch
die Verweisung des Dichters unterbrochen. 0. sagt hierüber
in der an Augustus gleich nach seiner Ankunft in Tomi ge-
richteten Elegie, wo er seine vor der Verbannung in Rom
gedichteten Werke aufzählt (tr. II 549 fiF.):
Sex ego ^fastorum^ scripsi totidemque libeUos,
cumque suo finem mense volumen habet;
idque tuo nuper scriptum sub nomine, Caesar,
et tibi sacratum sors mea rvpit opus,
d. h. ich habe 2x6 Bücher Fasti geschrieben u. s. w. Denn
etwas Anderes kann der erste Vers dieser Stelle nicht bedeu-
ten^), und die Erklärung mehrerer Gelehrten*), welche den-
selben mit der Thatsache, dafs von den 6 letzten Büchern auch
nicht eine Spur auf uns gekommen ist, so in Übereinstimmung
zu bringen versuchen, dafs sie ihr den Sinn unterschieben:
*ich habe 6 der fasti und ebensoviel Bücher geschrie-
ben', ist mit der Bedeutung des Wortes fasti schlechterdings
unvereinbar.
Wohl aber darf man annehmen, dafs 0., wenn er damals
auch 12 Bücher Fastortim ^scripsit' ^unter der Feder gehabt
hat', sie doch noch nicht sämtlich ausgearbeitet hatte, und
dafs zur Zeit seiner Verbannung nur die ersten 6 Bücher voU-
1) S. C. Peter, Geschichte Roms, 3. Bd. S. 46 f.
2) Vgl. fast. VI 726: lam sex et totidem luces de mense supersunt.
Auf spätere Bücher verweist 0. III 67. 200. V 47.
3) Das Richtige hat Merkel tiist. p. 140. fast. p. CCLVI sq.
von Ovids Fasten. 11
endet waren; die übrigen 6 sich noch in den ersten Anfängen
befanden.^)
Wann Ovid die Arbeit an den Fasten begonnen, läfst
sich nicht bestimmen^), jedenfalls erst einige Zeit; nachdem
Augustus im J. 8 v. Chr. den durch die Ungeschicklichkeit
der Pontifices in Unordnung geratenen Julianischen Kalender
wieder hergestellt hatte (s. Anh. z. III 165), das 4. Buch erst
nach dem J. 3 n. Chr. (s. IV 348 u. Anm.). Er hatte die
Absicht das Werk dem Augustus zu widmen, mit dessen Po-
litik dasselbe, wie oben bemerkt, in einem gewissen Zusam-
menhang stand, wurde aber daran durch die über ihn verhängte
Verweisung verhindert, sodafs er diese Dichtung unvollendet
mit sich ins Exil nehmen mufste. Hier fand er, nur mit sich
und seinem Unglück beschäftigt, keine Stimmung sie zu voll-
enden, allein Klagelieder konnte seine Muse noch hervorbringen:
endlich starb Augustus, der zuletzt, wie es scheint (ex P. IV
6, 14), dem Vertriebenen gnädiger gesinnt gewesen war, und
nun setzte er, auf Tiberius von vorn herein wenig vertrauend,
alle seine Hoffnung auf den durch die Humanität seines Wesens
und durch die Liebe zu der Dichtkunst und den Wissenschaften
bekannten Germanicus^), der unterdes durch den Neid des
1) Der Kirchenvater Lactantius, der Lehrer eines Sohnes von Kaiser
Constantin, der oft Stellen aus den Fasten citiert, kannte jedenfalls nnr
die ersten 6 Bücher. — Die scheinbare Verweisung auf ein späteres
Buch bei Servius ad Verg. georg. I 43 beseitigt G. Nick Philol. XXXVI
S. 429—432 durch eine Umstellung der Worte Sic Ovidius in fastis,
die übrigens in einer guten Handschrift fehlen und vielleicht nur will-
kürliches Einschiebsel sind.
2) Diese Frage über die Abfassungszeit der Fasten und ihre zweite
Bedaktion ist in der Hauptsache durch Merkels Fleifs und Scharfsinn
(prolegg. CCLVI— CCLXIX) gelöst worden. Die Abhandlung von V. Loers
{Commentarii in P, Ovidii Nasonis fastos pari. I, Progr. d. Trier. Gymn.
1851) bringt gegen ihn nur Argumente ohne jede Beweiskraft vor und
enthält nur einige wenige Verbesserungen von Einzelheiten in der Arbeit
Merkels. S. auch unten S. 14 Anm. 1.
3) Vgl. besonders die an seinen Schwiegersohn P. Suillius Rufus
adressierte, in Wahrheit aber an Germanicus gerichtete epist. ex Ponto
IV 8 aus dem Jahre 15 n. Chr. und in dieser folgende Verse:
23 di tibi sunt Caesar iuvenis: tua numina pJaca,
hac certe nulla est notior ara tibi.
25 non sinit illa sui vanas antistitis umquam
esse preces: nostris hinc pete rebus opem.
34 Naso suis opibus, carmine^ gratus erit.
parva quidem fateor pro magnis munera reddi,
cum pro concessa verba scäute damus.
(es folgt eine Ausführung über den Wert der Poesie für grofse Männer,
dann heifst es weiter:)
63 et modo, Caesar, avum, quem virtus addidit astris,
sacrarunt aliqua carmina parte tuum.
12 Über den Inhalt und die Entstehongszeit
Tiberius von seiner Ruhmeslaufbahn in Germanien (im J. 16
n. Chr.) abberufen und nach dem Orient bestimmt war; die
Widmung der bis dahin noch nicht veröffentlichten Fasten
sollte ihn gewinnen. Zu dem Zwecke aber mufste 0. die schon
fertigen Bücher vollständig umarbeiten, besonders um die An-
reden und Beziehungen auf Augustus mit solchen auf Ger-
manicus zu vertauschen, doch hatte er kaum das erste Buch
abgeschlossen, als er starb.
Sonach hinterliefs 0. nur grofse Fragmente seiner Fasten,^
zunächst
1) Buch II — VI noch in der ersten Bearbeitung,
welche abgesehen von 2 Stellen (IV 81 — 84 und VI 666) 0^
die gelegentlich einmal hinzugefügt oder hineinkorrigiert sein
mögen, seit seinem Weggange aus Rom unangetastet gelassen
worden ist. Dies zeigen zunächst die darin enthaltenen Hin-
weisungen auf das Leben des Dichters in Rom (z. B. II 280^
III 541, IV 377 ff. 905, VI 395 ff.), denen er in der Verban-
nung, wenn er sich mit diesen Büchern irgendwie eingehend
beschäftigt hätte, ohne Zweifel eine andere Wendung gegeben
oder einen Stofsseufzer über das Entferntsein von der Haupt-
Stadt angehängt haben würde, und ferner die Anreden, welche
sich in denselben finden und die, wo eine bestimmte Beziehung
auf Thatsachen vorliegt, immer den Augustus meinen (vgl»
z. B. II 59 ff 127 ff. III 419 ff. IV 20, s. die Anm. z. II 138 2).
2) Buch I in der zweiten Bearbeitung. In ihr hat
sich indes 0. nicht darauf beschränkt, für den Namen des
Augustus den des Germanicus einzusetzen, vielmehr hat er eine
gründliche Durcharbeitung vorgenommen und namentlich die
Verherrlichung des längst ersehnten und durch Germanicus ge-
schenkten Friedens, welche durch das ganze Buch hindurch-
geht, neu hineingeflochten ^), während in den andern Büchern
65 si quid adhuc igitur vivi, Germanice, nostro
restat in ingenio, serviet omne tibi,
non potes officium vatis contemnere vates:
iudicio pretitim res habet ista tuo.
79 quae {Musa) quoniam nee nos unda summovit ah illa,
ungula Gorgonei quam cava fecit equi,
prosit opemque ferat, communia sacra tueri
atque isdem studiis imposuisse manum,
littora pellitis nimium subiecta Cordllis
ut iandem saevos effugiamqu>e Getas.
1) Eine gröfsere Anzahl von Stellen aus diesen Büchern weisen
C. Schenkl u. 0. Güthling in der Vorrede zu des letzteren Ausgabe der
zweiten Bearbeitung zu: ohne allen Grund.
2) S. auch den Anhang zu I 391.
3) S. I 67. 285 ff. 701 ff. 721 ff. Dafs an allen diesen Stellen die
nach Besiegung unserer Vorfahren durch Germanicus errungene Friedens-
zeit gemeint ist, hat Merkel (prol. CCLXIV sq.) richtig erkannt. Tacitus
von Ovids Fasten. 13
Augustus noch mit dem Krieg beschäftigt erscheint. Nun fällt
die Zurückberufung des Germanicus aus Deutschland, mit wel-
cher diese Friedenszeit ihren Anfang nahm, in den Herbst des
J. 16 n. Chr., fast ein halbes Jahr brauchte nach O.s eigener
Angabe eine Nachricht, um von Rom bis nach Tomi zu ge-
langen (ex P. in 4, 60. IV 11, 16), in der zweiten Hälfte des
J. 17 oder zu Anfang des folgenden ist der Dichter gestorben^):
so bedarf es keiner weitern Auseinandersetzung, warum sich
die Umarbeitung nur auf das erste Buch erstrecken konnte.
Auch die Herausgabe hat der Dichter nicht mehr selbst be-
sorgen können; denn nimmermehr hätte er diese beiden nicht
zu einander passenden Teile zu einem Ganzen verbunden.
Zugleich erklärt es sich so, wie der jetzt vor dem 2. Buch
stehende, aber höchst wahrscheinlich ursprünglich das ganze
Werk in der ersten Bearbeitung einleitende Prolog an jene
falsche Stelle geraten konnte (s. Anh. z. II 3). Wer nach
Ovids Tode die Fasten dem Publikum übergeben hat^), ob
vielleicht die Dichterin Perilla, eine Schülerin und Verehrerin
von ihm, welche in einem ähnlichen Verhältnisse zu ihm ge-
standen zu haben scheint, wie Sulpicia zu TibuU, ob seine Ver-
wandten oder Freunde, wissen wir nicht; doch sind jedenfalls
die Herausgeber mit grofser Pietät gegen das hinterlassene
Werk verfahren und denselben Grundsätzen gefolgt, welche
Virgil durch seinen letzten Willen den Herausgebern seiner
unvollendeten Aeneis zur Pflicht machte, und haben daher
nichts hinzugefügt; um das vielfach Skizzenhafte der Ausfüh-
8agt ann. 11 26 (vgl. I 3) ausdrücklich, dafs Born im J. 16 n. Chr. nur
den Krieg mit Germanien zu fahren gehabt habe, und dann, als er den
a. d. Vn. Kai. lun. des J. 17 gefeierten, aber schon zwei Jahre vorher
zugesprochenen Triumph des Germanicus über die Deutschen erzählt
(ann. 11 41) i bellum quia conficere prohibitus erat, pro confecto accipiebatur,
wie dies Ov. schon in der im J. 10 oder 11 n. Chr. gedichteten Elegie
(trist. IV 2, 1) vorausnimmt: lam fera Caesar ibus Germania, totus ut
orbis, victa potes flexo succubuisse genu et q. s. — Sehr passend ver-
gleicht Merkel den ähnlichen Preis des Friedens in den Phaenomenis
des Germanicus selbst (v. 5 ---16, vgl. progn. III 89 p. 49 Breys. mit
f. I 68), welche bald nach dem Tode des Augustus gedichtet sein müssen.
1) Auch die v. 223 — 226 beziehen sich auf einen Tempel, der erst
im J. 17 n. Chr. von Tiberius geweiht war; sie sind aber offenbar erst
nach Vollendung der Umarbeitung hinzugefügt und stehen nicht allein
mit dem Vorausgehenden, sondern auch mit v. 267 in Widerspruch;
s. Anh. z. I 223.
2) Dafs sie vorher dem Publikum nicht bekannt waren, ergiebt sich
daraus, dafs 0. in den aus der Verbannung geschriebenen Briefen mit
Ausnahme der oben besprochenen Stelle (tr. II 649 ff.) der Fasten nir-
gends Erwähnung thut, während er es ausdrücklich hervorhebt, dafs die
nach seiner Ansicht damals noch nicht zur Herausgabe reifen Metamor-
phosen gegen seinen Willen vor der Verbannung ins Publikum ge-
drungen und in Abschriften verbreitet seien, tr. I 7, 11 ff.
14 Über den Inhalt und die Entstehungszeit
nmg zu beseitigen, was Ovid, wenn es ihm vergönnt gewesen
wäre, die letzte Feile an seine Fasten anzulegen, gewifs gethan
haben würde. Vielleicht ist in eben diesen Verhältnissen der
Grund zu suchen, warum von den letzten Büchern, an denen
der Dichter wenigstens gearbeitet haben mufs, nicht einmal
eine Spur erhalten ist: das in dem Nachlafs Vorgefundene war
wohl zu fragmentarisch, als dafs es in die Öffentlichkeit hätte
treten können, und wurde daher vollständig unterdrückt^).
Die Fasten gehören ihrem wesentlichen Inhalte nach zur
ätiologischen Litteratur, d. h. zu derjenigen, welche es
sich zur Aufgabe machte, gegebene Bräuche des JPrivatlebens
und des Cultus, vorhandene Denkmäler und Heiligtümer u.
dergl. aus ihrem Ursprung zu erklären^). Ihr Begründer war
der berühmte alexandrinische Gelehrte und Dichter Kallimachos
in seinem jikia betitelten Gedichte. Dasselbe war in elegi-
schem Versmafse verfasst, erzählte in vier Büchern, welche
von verborgener, nur wenigen bekannter Gelehrsamkeit strotz-
ten, die ürsprungsgeschichten von Spielen, Völkern, Städten,
heiligen Gebräuchen und anderen merkwürdigen Dingen^), und
wurde, wie durch dasselbe jener Litteraturzweig als selbständig
hingestellt wurde, zugleich ein Muster derselben für alle Nach-
folger auf diesem Gebiete.
Ganz besonders stark ist nun bekanntlich der ätiologische
Trieb bei den Römern ausgebildet gewesen; ihm verdanken
sie einen grofsen Teil ihrer Mythen, und schon früh sehen
wir ihn auch in der Litteratur seinen Einflufs ausüben, den
das berühmte Geschichtswerk des alten M. Porcius Cato, die
Origines ('ürsprungsgeschichten'), schon durch seinen Titel zu
erkennen giebt. Er bildet dann weiter den Grundzug der ge-
1) Nach A. Riese (Fleckeisens Jahrbb. 1874 S. 663 — 670, s. auch
Bursians Jahrber. 1877. Bd. X S. 26 f.) liegen uns die Fasten in einer
von Anfang an dem Germanicus gewidmeten Fassung vor, die
vor seiner Verbannung gedichtet ist, ^doch so, dass in allen Büchern,
am meisten jedoch im ersten, einzelne Spuren späterer Überarbeitung
sich finden'. Dagegen habe ich meine Ansicht verteidigt in denselben
Jahrbüchern 1876 S. 499—606. Besondere Abhandlungen über diesen Ge-
genstand haben seitdem P. Goldscheider 'Z)e reiractatione fastorum Ovidii*
(Hall. Diss. 1877) und G. Knögel ^Be retractatione fastorum ah Ovidio
Tomis instituta* (Diss. v. Münster 1886) geschrieben; der erstere weicht
darin von Merkel und mir ab, dafs nach seiner Annahme der Dichter in
Rom *8ingula8 partes per se' verfafst und diese disiecta membra nach
dem J. 16 n. Chr. in der Verbannung zusammengefügt habe, den oben
dargelegten Unterschied zwischen Buch I einerseits und den übrigen
Büchern andrerseits übersehend; Knögel steht im wesentlichen auf dem
Boden unserer Ansicht und sucht das Verhältnis der in Frage kommen-
den Stellen zu ihr in besonnener Prüfung genauer zu bestimmen.
2) S. Mercklin, 'Aetia des Varro' im Philol. III S. 267—277.
3) S. 0. Schneider, CalUmach. vol. II p. 36 sqq. Dilthey, De Callim.
Cydippa p. 16 seqq. W". Lange, De Callimachi aetiis p. 22 seqq.
von Ovids Pasten. 15
samten antiquarischen Forschung des durch staunenswerten
Fleifs und Sammeleifer ausgezeichneten M. Terentius Varro,
der in seinen gelehrten und umfassenden Werken den Römern
für alles, was ihr Altertum anbetraf, eine wahre Fundgrube
geworden ist und auch ein besonderes ätiologisches Werk
{Äetia) verfafst hat, in welchem er durch Kallimachos ange-
regt, jedoch sich der Prosa bedienend und sich strenger als
jener allein an die Sache haltend, die Aetia einer grofsen An-
zahl von Gebräuchen des römischen Altertums zusammen-
gestellt hat^). Aus Varro mufste daher 0. vorzugsweise
schöpfen, wenn er den Ursprung römischer Feste und römi-
scher Sitten und Gebräuche erzählen wollte. Dagegen hat er
sich nicht allein bei der Wahl des Versmafses durch Kalli-
machos bestimmen lassen, sondern scheint auch das poetische
Beiwerk zum Teil dem Vorbilde dieser Litteraturgattung ent-
lehnt zu haben, wie er ja auch sonst von alexandrinischen
Dichtern vielfach abhängig ist und speciell den Kallimachos,
wenn er ihn auch mehr wegen seiner ars als wegen seines
ingenium hochstellt, in seinem Ibis nachgeahmt hat^). Z. B.
war es eine bei den Alexandrinern beliebte Erfindung nicht
die Musen wie Homer nur anzurufen, sondern sie selbst redend
einzuführen^), und so hatte auch Kallimachos seine Attta in
der Weise eingekleidet, dafs er im Schlaf von Afrika nach
dem Helikon entrückt dort alles aus dem Munde der Musen
selbst gehört haben will^). Das gleiche Mittel aber hat auch
1) Nach Mercklin a. a. 0. hatte Yarro hier die Aetia sämtlicher in
den übrigen Schriften enthaltenen Dinge vereinigt, während Bitschi, Bh.
Mus. N. F, VI S. 612 = Op. phil III S. 451 glaubt, dafa sie sich nur
auf das Privatleben bezogen hätten. Die Schrift selbst ist bis auf wenige
Fragmente verloren, jedoch existiert noch ein Werk des Plutarch, Quae-
stiones Bomanae , das zum gröfsten Teil auf Yarro zurückgeht und auch
in der Anlage den Aetia nachgebildet zu sein scheint. Dasselbe besteht
aus 113 Kapiteln, von welchen jedes mit einer Frage (z. B. dia xi riiv
yccfiovfiivi^v Sntsad'ai nvQog xofl vSazog TisXsvovai.^ c. 1. diä x£ tovg
avyysvscg reo atoficcti (piXovöiv at yvvai%Bg\ c. 6.) beginnt und dann eine
oder mehrere Antworten giebt.
2) Wahrscheinlich verdankte Ovid die Anregung zu den Fasten dem
'römischen Eallimachus', seinem älteren Freunde S. Propertius (vgl.
bes. Y 1, 64), der ja ebenfalls nationale Stofie in seinen Elegieen ver-
arbeitet (s. z. B. Y 1, 59 Sed tarnen exiguo quodcumque e pectore rivi
fluxerit, hoc patriae serviet omne mihi, v. 69 Sacra diesque canam et eogno-
mi/na prisca locorum, lY 9, 47 ff.) und auf jenen sichtlichen Einflufs aus-
geübt hat. S. Zingerle, OvidiiLS %md seine Vorgänger I S. 109 S. Vgl. I 1
Tempora cum causis — canam und Prop. Y 10, 1 Nunc lovis indpiam
causas aperire Feretri,
3) Dilthey, De CaUim. Cyd, p. 15.
4) S. Anth. Palat. YII 42 ^
''A fiiya Battiädcco (roqpov nBqlnvctov ovstoiQ
7} if' itsov TiSQccooVy ov6* iXitpavtog iric.
16 Über den Inhalt nnd die Entstellungszeit
Ovid in seinen Fasten wiederholt angewandt: er läfst den
Janus selbst erscheinen, um sich von ihm über sein Wesen und
die Bräuche in seinem Kultus unterrichten zu lassen (I 93flF.);
Mars eröffnet ihm auf seinen Wunsch, warum die römischen
Matronen sein Fest feierlich begehen (HI 167 ff.) ; III 699 S.
spricht Vesta, IV 3 ff. Venus, V 195 ff. Flora, V 639 ff. Thybris,
V 699 ff. Mercur, VI 215 ff. Sancus, VI 657 ff. Minerva und VI
9 ff. treten Juno, Maia und Concordia hintereinander auf und
machen ihr Becht auf den Monat Juni geltend^ die Musen
werden wiederholt redend eingeführt (I 657 ff. IV 193 ff. V 9 ff.
55 ff. 80 ff. VI 801)^) — kurz, wir werden nicht irren, wenn
wir diese dichterische Erfindung für ein Eigentum des Kalli-
machos erklären. Ob ihn aber Ovid auch von der stofflichen
Seite ausgenutzt hat, läfst sich nicht entscheiden; nicht un-
wahrscheinlich ist dies bei der Geschichte mit Hippolytos VI
737 (vgl. III 265 und Anm.)^), auch der Callisto II 155 ff.
(Schneider II p. 574), während bei der Sage von Orion er
erweislich von Kallimachos (Schneider II p. 575) abweicht^).
Jedenfalls aber kann es, da der römische Dichter sich auf
einem ganz anderen Felde bewegte, als der griechische, und
sie sich im Inhalt selten bege^eten, nur in sehr geringer
Ausdehnung geschehen sein im Verhältnis zu demjenigen, was
Ovid aus römischen Quellen geschöpft hat. Unter diesen steht,
wie schon bemerkt, in erster Linie Varro, aus welchem, wie
die gelehrte Forschung, besonders von Merkel, im Einzelnen
nachgewiesen hat, er den gröfsten Teil seines antiquarischen
Materials, nicht immer mit vollem Verständnis und ohne den
für eine solche Aufgabe erforderlichen frommen Sinn, entlehnt
hat. Aufserdem stimmt Ovid häufig mit Verrius Flaccus über-
ein, ohne dass es sich indes ausmachen liefse, ob er ihn wirk-
ToLoc yuQ äfifiLV ^cprjvag, cct' ov nagog dvigsg ÜSfisv,
ccfitfL TS d&avaTOvg , dficpi ts r,fiid'iovgj
svTB fiiv ix Aißvrjg ccvasigag slg ^EXitimva
Tjyccysg iv fiiaaccig ULeoCdsaßi, q>SQ<ov'
a[ $s ot stgofisvcp ocfi(p' toyvyCmv 7jq(6<ov
Alxia xofl iLaM.dqaiV elgov dfisißofisvai,,
1) Auch sonst (am. III 1. rem. 555 ff. 705 ff. ex P. III 3. IV 4) liebt
0. die gleiche Erdichtung. — Vgl. E. Rohde , Der griech. Boman S. 86 f.,
der auch in V 377 f. eine freie Nachahmung des Kallimachos sieht (vgl.
Anhang z. d. St.).
2) S. Verg. Aen. VII 777 ff. und Servius z. d. St. Schneider, Callim,
II p. 119 sq.
3) Aehnlich wie 0. hatte auch ein gewisser Butas alxlag fivd'cadsig
iv iXsys^oig tcbqI tmv ^PmfiaCtioöv geschrieben; aus diesem Werk teilt
Flutarch Rom. 21 eine Stelle über den Ursprung der Luperealien und
Arnobius (V 18), der es Causalia nennt, eine Ansicht über einen Brauch
beim Feste der Bona dea mit. Das ist aber leider das Einzige, was
über dies Werk bekannt ist.
von Ovids Fasten. 17
lieh zu Rate^^ gezogen hat; vielleicht hat die allerdings oft
vorhandene Übereinstimmung beider in einer gemeinsamen
Benutzung des Varro ihren Grund ^). Historisches hat 0. mehr-
fach aus den ersten zwei Büchern des Livius entnommen^);
auch aus den Annalen des Ennius, den Ovid w^eit höher stellt
als die zeitgenössischen Dichter, mag Einiges stammen^), sonst
aber ist es mir höchst zweifelhaft, ob die Quellenstudien
unseres Dichters zu den Fasten sehr ausgedehnt und gründlich
gewesen sind; eine Durcharbeitung der älteren Annalisten und
anderer Antiquare als Varro und vielleicht noch Verrius Flaccus,
wie sie Merkel annimmt, erscheint mir unwahrscheinlich.
Neben diesem auf römische Verhältnisse sich beziehenden
antiquarisch -historischen haben wir aber in den Fasten noch
einen astronomischen Teil, der durch die Einrichtung des
Cäsarianischen Kalenders bedingt war, aber der äufseren Aus-
dehnung und dem inneren Werte nach hinter dem ersteren
bedeutend zurücktritt^). Ovid war eben kein Astronom und
besafs kein Verständnis für diese Wissenschaft. Zwar hatte
auch er, dem Geschmacke seiner Zeit huldigend, neben vielen
anderen die damals stark gelesenen 0avv6^sva (^Sternerschei-
nungen') des Aratos (der am Hofe des makedonischen Königs
Antigonos Gonatas gelebt hatte) in lateinische Hexameter über-
tragen^); indes ist der Gewinn, welchen er daraus für die
1) Ich halte mit Chr. Huelsen {' Varronianae doctrinae quaenam in
Ovidii fastis vestigia exteni* Berlin. Dissert. 1880; vgl. G. Nick, Philol.
Anz. XI [1881] S. 182—189. Philol. XL S. 380 — 382) an der direkten
Benatzung Yarros durch Ovid fest, anch nach dem Einspruch H. Winthers
{^De fastis Verrii Flacci ah Ovidio adhihitis'* Berlin. Dissert. 1885); s.
Ehwald in Bursians Jahresber. XLIII S. 168 ff.
2) S. Schenkl 'Ovidius und Livius' in Zeitschr. f. östr. Gymn. XI
(1860) S. 401—406.
3) Vgl. Zingerle, a. a. 0. 2. Heft S. 1—11.
4) S. hierüber die abschliefsende Arbeit von Ideler ^Über den oMro-
nomischen Teil der Fasti des Ooid* in den Abhandl. der Berl. Acad.
1822. 23 (1826) S. 137—169. Was Merkel, um die astronomischen Kennt-
nisse des Ovid in einem besseren Lichte erscheinen zu lassen, dagegen
vorgebracht hat, ist nicht stichhaltig, wie schon Hertzberg, Zeitschrift
f. Ali-Wiss. 1846 S. 241 ff. bemerkt hat. In weiterem Umfang hat G.
Hofmann das Thema behandelt: ^Üher die hei griechischen und römischen
Schriftstellern erwähnten Auf- wnd Untergänge der Sterne^ (Triester Gym-
nasialprogramm 1879) und darin S. 25 auch eine Tabelle der scheinbaren
Auf- und Untergänge für die Breite Rom (+ 42 ^ und das J. 46 v. Chr.
gegeben. Natürlich gelangt auch er zu einem die astronomischen Kennt-
nisse Ovids hart beurteilenden Schlufs, S. 36 — 39. (Wo die Rechnung
Hofmanns von Ideler abweicht, habe ich die erstere in Klammern hin-
zugefügt.)
6) S. amor. I 16, 16: Cum seile et luna semper Aratus erit, vgl.
Lactant. inst. II Ö. Prob, zu Verg. georg. I 138 bei Lion II S. 491.
Übrigens ist auch Arat nicht Astronom gewesen; seine Thätigkeit hat
sich auf die Übertragung eines Werkes der Fachwissenschaft in allge-
mein verständliche Verse beschränkt.
Oylds Fasten. 2
18 Über den Inhalt und die Entstehnngezeit
Erkenntnis der Himmelserscheinungen gezogen, nur ein sehr
geringer gewesen. Über die elementarsten Dinge der Himmels-
kunde hat er unklare oder unrichtige Vorstellungen: er unter-
scheidet nicht zwischen den wahren und scheinbaren Auf- und
Untergängen der Gestirne und stellt die wahren stets als die
scheinbaren dar, verwechselt auch öfters die Früh-Auf- und
Untergänge und erwähnt sogar mehrmals dieselbe Erscheinung
unter verschiedenen Daten. Ein Teil der Fehler der letzteren
Art wird freilich auf Rechnung seiner Quelle zu setzen sein.
Denn wenn er auch im wesentlichen seinen Fasten den Cäsaria-
nischen Kalender^), in welchen auch Angaben über Himmels-
erscheinungen aufgenommen waren, zu Grunde gelegt hat, so
hat er doch für den astronomischen Teil noch einen anderen
Gewährsmann vor sich gehabt, wie wir dies aus Plinius, der
genau dem Cäsar gefolgt ist (nat. hist. XVHI 214) und in sehr
vielen Punkten von Ovid abweicht, deutlich ersehen, und zwar
denselben, aus dem auch Columella und Clodius Tuscus (dessen
Kalendarium der Byzantiner Joannes Lydus seinem Buch de
ostentis angefügt hat) geschöpft haben ^). Die Vergleichung
dieser Schriftsteller aber ergiebt, dafs schon der Verfasser
dieses Kalendariums mehrfach griechische, in älterer Zeit ge-
machte Berechnungen neben römische gestellt hatte, und so
kommt es, dafs 0., der keine Ahnung davon hatte, dafs die
Sterne unter dem Parallel Athens oder Alexandrias zu anderer
Zeit auf- oder untergehen als zu Rom und dafs sich der Termin
der Auf- oder Untergänge mit den Jahren verschiebt^), mehrere
Sterne zweimal, ja sogar noch öfter sichtbar auf- und unter-
gehen lassen konnte, während dies bekanntlich unter demselben
Horizonte nur an einem Tage geschieht. 0, hat es offenbar
nicht für der Mühe wert gehalten, sich mit den astronomischen
Dingen eingehender zu beschäftigen; ihm als Dichter erschie-
nen die Mythen, welche er an die Angaben über die Himmels-
erscheinungen anschlofs, weit wichtiger, und so hat er denn
diesen viel gröfsere Sorgfalt zugewandt. Als Hauptquelle
1) In den alten Kaiendarien war, wenn von dem Auf- oder Unter-
gang der Gestirne die Rede war, immer der scheinbare gemeint, später
aber fing man an auch den wabren zu berechnen und in den Kalender
aufzunehmen, ohne für gewöhnlich zu unterscheiden, und gab dadurch
natürlich Veranlassung zu vielfacher Verwirrung, von welcher sich nicht
einmal Cäsar freigehalten hat.
2) Dafg die Vermutung Merkels (p. LXVI), dieser Clodius Tuscus
sei identisch mit einem ex P. IV 16, 20 erwähnten Freund des Dichters
und das uns erhaltene Kalendarium sei von diesem für seinen Ovid zu-
sammengestellt und von diesem benutzt worden, unhaltbar ist, haben
Hertzberg a. a. 0. S. 241 f. und Wachsmuth Lyd. de ost. p. XXXV sqq.
gezeigt.
3) Ideler hat seine Rechnung für das Jahr 44 v. Chr. und für die
Polhöhe 41® 51' des Dichters geführt.
von Ovids Fasten. 19
haben ihm dabei wahrscheinlich gedient des Eratosthenes
KatdXoyoL oder KataötSQvö^oi (d. h. Versetzungen unter die
Sterne), die in einem Auszuge uns noch vorliegen^), jedenfalls
ein alexandrinischer Schriftsteller; an einer Stelle (II 79 ff.)
läfst sich aber auch die Benutzung des Herodot, in der all-
bekannten Erzählung von Arion, erkennen.
III.
Das römische Jahr und seine Einteilung*).
Zum Verständnis dieser Dichtung Ovids erscheint es not-
wendig einiges Allgemeine über das römische Jahr und seine
Einteilung und die verschiedenen Klassen der römischen Tage
hier zusammenzustellen, wobei wir, um vollständig klar zu
werden, etwas weiter ausholen müssen.
Bekanntlich haben wir zwei von der Natur selbst gegebene
Wege aus den Tagen, den einfachsten und natürlichsten Zeit-
abschnitten, gröfsere Zeitganze zu bilden, zuerst nach der
Umlaufszeit des Mondes, die, weil kürzer, leichter zu übersehen
ist und daher eher zur Zeitrechnung gebraucht wurde ^), so-
dann nach der der Sonne. Diese beiden Rechnungsweisen aber
hat man schon frühzeitig zu kombinieren versucht, weil der
durch den Mond gegebene Abschnitt sich im Fortschritt der
Entwickelung eines Volkes als zu kurz erwies, der andere
wieder wegen seiner Länge eine Teilung erforderte. Doch hatte
dies seine bedeutenden Schwierigkeiten, denn weder entspricht
die ümlaufszeit des Mondes (der sjmodische oder Mondmonat)
einer Anzahl ganzer Tage noch die der Sonne einer Anzahl
ganzer Mondmonate oder ganzer Tage, und so kam es denn,
dafs die Versuche einer Ausgleichung bei manchen Völkern
ganz scheiterten, und man sich zu einer allein durch den
Mond oder allein durch die Sonne bestimmten Zeiteinteilung
entschlofs. Daher haben wir 3 Hauptarten von Jahren:
1. Das reine Mondjahr von 12 Mondmonaten, also von
12 X 2972 = 354 (oder 355) Tagen, welches aufser aller inneren
Beziehung zum Sonnenlaufe steht.
1) S. C. Robert, Eratosthenis catasterismorum reliquiae. Berol. 1878,
besonders p. 29.
2) Nach Idelers Handbuch der math. und techn. Chronolog. II S. 20 ff.,
Mommsens römischer Chronologie, E. Müller in Paulys Realencyclop. I*
S. 1038—1069, Marquardts Sacralaltert. S. 270 — 287, 0. E. Hartmann,
Der röm. Kalender.
3) Psalm 104, 19: 'Da machst den Mond, das Jahr darnach zu teilen.'
2*
20 ^^'9 römische Jahr und seine Einteilung.
2. Das gebundene Mondjahr oder Mondsonnenjahr,
welches aus 12 — 13 Mondmonaten bestand und diese durch
Schaltung mit dem Sonnenlaufe in Übereinstimmung zu bringen
suchte, also 354 — 384 Tage zählte. Dies ist das Jahr, nach
welchem die Griechen, so weit unsere Nachrichten zurück-
reichen, immer gerechnet haben, indem sie nur in dem Schal-
tungsprincip in den verschiedenen Zeiten und Staaten Ab-
weichungen zeigen. In Athen hat sich nach mehreren anderen
Versuchen eine 8jährige Schaltperiode (aus 99 Mondmonaten
= 8 Jahren), die sogenannte Oktaeteris, am längsten gehalten,
welche später von Eudoxos von Knidos, welcher zur Zeit Piatos
lebte und mit ihm befreundet war, durch Erweiterung in eine
160jährige Periode verbessert wurde, und, wenn überhaupt,
erst spät dem 19jährigen Cyklus des Meton aus Athen, eines
Zeitgenossen des peloponnesischen Krieges, wich, durch welchen
235 Mondmonate richtig bis auf einen Unterschied von 2 Stun-
den gleich 19 Sonnenjahren gesetzt wurden, ein Fehler, der
später durch Kallippos aus Kyzikos und durch den berühmten
Astronomen Hipparchos (nach der Mitte des 2. Jahrh. v, Chr.)
beseitigt wurde.
3. Das reine Sonnenjahr, welches allein nach dem
Laufe der Sonne bestimmt wird und die Monate nur als Unter-
abteilungen des Jahres, ohne dafs dabei auf die Mondphasen
Rücksicht genommen wird, zur bequemeren Rechnung beibe-
hält. Cyklische Schaltungen sind auch hier notwendig, da der
Sonnenumlauf fast um 6 Stunden (genau 5 St. 48' 48") länger
dauert als 365 Tage.
Das römische Jahr hat nun verschiedene Wandlungen
durchzumachen gehabt, über die uns freilich nicht bis in alle
Einzelheiten hinein genaue Nachrichten zugekommen sind.
1. Das älteste, das sogenannte Romulische Jahr, soll
nach der Angabe der meisten Schriftsteller, auch des Ovid (I 27.
43. III 99), der wahrscheinlich dem Varro gefolgt ist (Censor.
de d. nat. 20, 3. 11. vgl. Solin. 1, 34flf. Macr. sat. 1 12, 3), aus
10 Monaten bestanden haben, von welchen die vollen, d. h. un-
geraden, März, Mai, Quintilis und Oktober, je 31, die hohlen,
d.h. geraden, April, Juni, Sextilis, September, November und
December je 30 Tage zählten, also aus 304 Tagen. Diese Rech-
nung stimmt indes weder mit dem Mond- noch mit dem Sonnen-
lauf und ist in dieser Überlieferung nicht glaublich; nur daran,
dafs die Römer in alter Zeit ein zehnmonatliches Jahr hatten,
wird kaum zu zweifeln sein, wie denn auch nach ausdrücklicher
Überlieferung das albanische in eine gleiche Zahl von Monaten
geteilt war; die Zahl der Tage aber wird eine Erfindung römischer
Antiquare sein, welche bei der weiteren Ausführung der die
Monatszahl angebenden Nachricht den Monat zu SOy^g Tagen
Das römische Jahr und seine Einteilung. 21
rechneten, wie es zu ihrer Zeit geschah. Sonach bleiben zwei
Möglichkeiten übrig: entweder man hält das Jahr für ein reines
Sonnenjahr und den Monat für ein Zehnteil desselben, oder die
Monate für Mondmonate (zu 29 Yg Tagen) und die Zusammen-
legung von 10 derselben zu einem Jahresring nur durch das
Decimalsystem bedingt. Von diesen aber ist die zweite die
wahrscheinlichere, denn dafs die alten Römer Mondmonate ge-
kannt, beweist die Einteilung der Monate noch in historischer
Zeit nach Mondphasen (s. unten S. 25) und das Wort mensis
2. Dies (Mond-) Jahr soll nach der fast einstimmigen Tradi-
tion von Numa zu einem Mondsonnenjahr umgebildet worden
sein, indem er die Monate Januar und Februar den bestehenden
10 Monaten hinzufügte^) und die Monate März, Mai, Quintilis,
Oktober wie früher aus 31, den Februar aus 28, die übrigen aus
29, das ganze Jahr aus 355 Tagen bestehen liefs^). 4 Jahre
bildeten einen Cyklus und wurden mit dem Sonnenlauf in der
Weise in Übereinstimmung gebracht, dafs man zwischen dem
23. und 24. Februar (also hinter den Terminalia) im zweiten
Jahr einen Schaltmonat (mensis intercalaris, auch Mercedonius
genannt) von 23, im vierten einen von 22 Tagen einschob^),
sodafs die vierjährige Periode enthielt 355 -f 378 -f 355 -f 377
1) S. über dies Jahr besonders Mommsen Chronol. S. 47 ff. , dessen
Darlegung ich aber nur zum Teil beipflichten kaun. Gegen ihn Huschke
Dcis altröm. Jahr S. 8 ff., dessen Erklärung freihch, wenn sie sich auch
auf Stellen alter Autoren zu stützen scheint, den alten Bömem etwas
Undenkbares zumutet. Mit Huschke stimmt Hartmann S. 13 insofern
überein, als auch er, um dies Jahr in Zusammenhang mit den Jahres-
zeiten za bringen, meint, dafs nach Ablauf der zehn Monate eine monats-
lose Zeit angeschoben sei, 'bis mit dem verjüngten Kreislaufe der Natur
auch der Kreislauf der menschlichen Arbeit und des sie begleitenden
Gottesdienstes aufs Neue begann'. Sonst bekämpft er überzeugend
dessen willkürliche AufstelluDgen. — Über die Etymologie von mensis
s. Curtius Grrmdzüge* S. 334 f. und Vani9ek etym, Wörterh, S. 655.
2) Ovids Ansicht über die Stellung des Januar und Februar im
Jahre ist schwankend: I 44 läfst er sie durch Numa (nach der Lesart
der be&ten Handschriften) den übrigen Monaten vorschieben; II 47 da-
gegen setzt er den Januar an den Anfang (ebenso Y 423), den Februar
an das Ende des Jahres, welch letztere Ansicht Hartmann S. 17 ff. ver-
tritt. Nach anderer Überlieferuug sind jedoch jene beiden Monate die
letzten im Jahre gewesen, und erst als seit dem Jahre 153 v. Chr. die
Konsuln ihr Amt am 1. Januar antraten, wurde dieser Tag der Jahres-
anfang. Ideler Chronol, II S. 52 ff. Hartmann S. 23 ff.
3) Die ungerade Zahl hatte man deshalb gewählt, weil sie nach
altitalischem Glauben Gluck bedeuten sollte: Numero deus impare gaudet.
Verg. ecl. 8, 75.
4) Gegen die Ansicht Mommsens (Chronol, S. 20 ff.), dafs nur der
Schaltmonat von 22 Tagen hinter dem 23., der von 23 hinter dem
24. Februar eingeschoben sei, s. Hartmann S. 79 ff. Bergk, Beiträge zur
röm. Chronol, in Fleckeisens Suppl. XIII S. 599 ff.
22 I^as römische Jahr und seine Einteilung.
= 1465 Tage^). Diese Rechnung aber giebt dem Jahr durch-
schnittlich 366^4 Tage, also einen Tag zu viel und trägt dem-
nach den Keim der Verwirrung in sich; dazu liefsen sich die
Pontifices, in deren Hände die Schaltung gelegt wurde, hierbei
oft allein durch Parteiinteresse leiten, auch nachdem der
Schreiber Cn. Flavius als curulischer Ädil den Kalender, bis
dahin ein Geheimnis der Patrizier, im J. 304 zu allgemeiuer
Kenntnis gebracht hatte*), kurz die Unordnung war schliefs-
lieh so grofs, dafs die Jahreszeiten mit dem Kalender gar nicht
mehr stimmten^).
3. Sonach war es eine ungemeine Wohlthat für Rom, als
C. Julius Cäsar, dabei unterstützt von dem Mathematiker So-
sigenes, zunächst durch verschiedene Schaltungen im J. 46 bis
zum 1. Januar des J. 45 die Jahresrechnung mit der Jahres-
zeit ausglich und dann mit diesem Termine den nach ihm
benannten Julianischen Kalender einführte. In demselben
wurden die Namen der alten 12 Monate Januar bis December
und ihre Einteilung beibehalten; sonst liegt ihm das reine
Sonnenjahr zu Grunde, eine Erfindung der Ägypter und Chal-
däer, die sich auch schon die römischen Bauern, welche sich
bei ihrer Thätigkeit stets nach der Sonne richten mufsten und
das römische bürgerliche Jahr nicht brauchen konnten, prak-
tisch nutzbar gemacht hatten^). Es wurde von Cäsar das
1) Es ist mit Becht bemerkt worden, dafs dies sogen. Numanische
Jahr, welches ein Mond sonn enjahr sein will, einerseits kein reines
Sonnenjahr war, andrerseits aber auch kein reines Mondjahr, denn es
zählte 15 Stunden mehr als 12 Mondmonate und wurde durch die Schal-
tung aus jeder Beziehung auf die Mondumläufe herausgerissen; daher
hat man auf die Existenz eines wirklichen gebundenen Mondsonnen jahrs
vor dem sog. Numanischen geschlossen, welches 355 Tage enthielt, die
durch eine von der späteren (sog. Numanischen) verschiedene Schaltung
mit dem Sonnenumlauf ausgeglichen wurden, und hat die sehr wahr-
scheinliche Vermutung aufgestellt, dafs das sog. Numanische Jahr in
Wahrheit erst eine Schöpfung der Decemvirn (von 450) ist, die dabei
die griechische Oktaeteris zu Grunde legten. Demnach würde richtiger
das Numanische Jahr das der Decemvirn oder, wie es Mommsen thut,
das vorcäsarische Jahr zu benennen und erst an dritter Stelle aufzu-
zählen sein , während an zweiter Stelle das vor den Decemvirn geltende
stehen müfste. S. Mommsen Chronol. S. 8 ff. (Anders Hartmann S. 66 ff.)
Wir haben indes davon Abstand genommen, weil das zweite Jahr nir-
gends von den alten Schriftstellern, also auch nicht von Ovid erwähnt
wird, und wir einem Schüler das Verständnis der über das Numanische
Jahr handelnden Partieen der Fasten nicht noch erschweren wollten.
2) S. Hartmann S. 110— 131.
3) S. Th. Bergk a. a. 0. S. 608 — 631.
4) Gegen Mommsens 'eudoxisch- römischen Bauernkalender' Hart-
mann S. 172 ff., der darin Recht haben wird, dafs die Bauern nicht nach
einem astronomisch detaillierten Sonnenjahrkalender gerechnet haben;
soviel mufs jedoch auch er einräumen, dafs sie sich im Ansetzen ihrer
Feste von dem staatlichen öfters entfernen mufsten.
Das römische Jahr und seine Einteilung. 23
Jahr auf 365 Y^ Tage, also bis auf wenige Minuten richtig
angesetzt, und bestand von nun an das gemeine Jahr aus 365
und das je vierte um einen Tag im Februar^) vermehrte Schalt-
jahr aus 366 Tagen; die Monate hatten dieselbe Länge wie
noch heute. Ein Mifsverständnis der Pontifices über das Schalten
(s. Anh. z. III 165) brachte dann noch einmal Unordnung in die
Rechnung; diese wurde im J. 8 v. Chr. durch Augustus be-
seitigt, und seitdem ist anderthalb Jahrtausende hindurch nach
dem Julianischen Kalender gerechnet worden bis auf Papst
Gregor XIII, der im J. 1582 den diesem Kalender noch an-
haftenden kleinen Fehler korrigierte.
Dieser Julianische Kalender erhielt durch den Dictator
officielle Geltung und hat durch einen Schlag die alte unsicher
schwankende Jahresrechnung verdrängt, so dafs von vorcäsari-
schen Kalendern keine Spur mehr erhalten ist, während eine
ganze Reihe von Kaiendarien, die auf Cäsar beruhen, auf uns
gekommen ist^). So können wir nach diesen und den Angaben,
die u. a. Plinius in seiner Naturgeschichte und Columella ihm
entlehnt haben, ein vollständiges Bild des Julianischen Kalen-
ders entwerfen, welches für das Verständnis der Fasten, in
welchen es sich Ovid zur Aufgabe gemacht hatte denselben
in Form eines Gedichts wieder zu geben, unumgänglich not-
wendig ist. Die äufsere Form zeigt der Abdruck eines in
Venusia gefundenen in Marmor eingegrabenen Kalenders, dessen
Abfassung nach Mommsen ins J, 28 v. Chr. fällt {Corp. inscr.
lat. I p. 301), auf S. 32.
Der Kalender Cäsar s gab also erstens die Jahrpunkte
an und teilte dadurch das Jahr in seine vier Teile; es fiel
der Beginn
1) Derselbe wurde hinter dem 24. Februar (a. d. VI kalendas Martias)
eingeschoben und datiert a. d. bis VI kalendas Mart. Mommsen, Chronol.
S. 22. 279 — 281.
2) Abgedruckt am vollständigsten und zuveiläfsigsten im Corp. inscr.
Lat. I 293 — 360, seitdem aufgefundene Nachträge in der Ephemeris
epigr., das Hemerologium Arvalium I (1872) p. 33 sqq. =» C. I. L. VI 1
p. 626 sq., das Hemerologium viae Amadei und das Hemerologium
Caeietanum III (1877) p. 10. p. 5 sqq. Wie Winther (m der S. 17 A. 1
angeführten Abhandl.) mit grofser Wahrscheinlichkeit nachgewiesen hat,
ißt von Ovid der Kalender des Verrius Flaccus, derselbe, von welchem
die Fasti Praenestini abgeleitet werden, zu Grunde gelegt. Merkel
(p. XII sqq.) hatte sich für das Calendarium Maffeanum (C. I. L. p. 303 sqq.),
welches zwischen den Jahren 8 v. Chr. und 3 n. Chr. aufgestellt ist, als
das dem von Ovid benutzten am nächsten stehende erklärt. S. Ehwald
in Bursians Jahresb. XLIII S. 169 f. — Von diesen Kaiendarien sind
natürlich diejenigen zu unterscheiden, welche nach den Fasten Ovids in
Handschriften entworfen worden sind und deren viele auf uns gekom-
men sind; Merkel, Proleg. ad Fast LIH — LVIII. G. Boissier in der
Bevue de philol. nouv. ser. 8 (1884) p. Ö5 — 74.
24 I^S'S römische Jahr und seine EioteiluDg.
des Frühlings auf den 7. Februar, die Mitte (Frühlingsnacht-
gleiche) auf den 25. März^),
des Sommers auf den 9. Mai, die Mitte (Sommer wende) auf
den 24. Juni,
des Herbstes auf den 11. August, die Mitte (Herbstnacht-
gleiche) auf den 24. September,
des Winters auf den 10. November, die Mitte (Winterwende)
auf den 25. December.
Der Frühlingsanfang erfolgte mit dem Eintreten des Fa-
Yonius, der des Sommers mit dem (scheinbaren) Frühaufgang
der Plejaden, des Herbstes mit dem Frühuntergang der Leier,
des Winters mit dem Frühuntergang der Plejaden; der Früh-
ling bestand aus 91 (in Schaltjahren aus 92) Tagen, der Sommer
aus 94, der Herbst aus 91, der Winter aus 89)^).
Ferner hatte Cäsar nach dem Vorbilde des Bauernkalen-
ders^) Angaben über die Himmelserscheinungen in den
seinigen aufgenommen, wie sich deren in grofser Zahl auch
in Ovids Fasten finden; im Altertum für die Einteilung der
Zeit von grofser Bedeutung, sind sie für uns ohne praktisches
Interesse, seitdem unsere Zeitrechnung durch ein scharf be-
stimmtes Sonnenjahr geregelt wird. Zu ihrer Erklärung diene
folgendes:
Man unterscheidet die wahren und scheinbaren Auf- und
Untergänge der Sterne; jene erfolgen an den Tagen, an wel-
chen die Sterne, die an der Ostseite des Meridians auf-, an der
1) Die RechnuDg, dafs die Nachtgleichen und Sommerwenden nicht
wie bei uns die Jahreszeiten eröffneten sondern die Mitte bildeten, rührt
Yon Eudoxos her; s. auch Nissen, Ital. Landesk. 1 S. 396.
2) S. Mommsen, Chronol. S. 300 — 304. — Die Einteilung des Jahres
ist vor Cäsar eine schwankende gewesen und auch die Ton ihm aufge-
stellte nicht allgemein durchgedrungen. Ovid setzt im ganzen mit Cäsars
Kalender übereinstimmend den Frühlingsanfang auf den 10. Februar, den
des Sommers auf den 13. Mai (11 149. V 601) und entsprechend dieser
Eechnung die Sommerwende VI 790 auf den 26. Juni (ebenso das Kale&d.
Yenusinum p. 301, Columella XI 2, 49 auf die Zeit Tom 24. bis 26. Juni);
in andern Angaben aber weicht er entschieden von ihm ab, so 1 459,
wo er in der Ansetzung der Mitte des Winters auf den 10. Januar im
ganzen mit Clodius Tuscus (b. Lyd. de ostent. 69 p. 115 Wachsm.) und
Columella XI 2, 97 stimmt, welche die Mitte des Winters auf den
4. Januar setzen; auch IV 901 folgt er einer andern Berechnung; s. z.
d. St. Der Grund zu dieser Verschiedenheit ist teils darin zu suchen,
dafs die astronomischen Angaben, welche den Anfang der Jahreszeiten
bestimmten, schwankten, teils darin, dafs Cäsar, um die Mitte der Jahres-
zeiten sämtlich a, d, VIII Jcdl. des folgenden Monats setzen zu können,
von der Rechnung um einen oder zwei Tage abgewichen ist. Hartmann
5. 151—169.
3) S. zwei solcher Kalender, ein ^Menologium rusticum Colotianum'
und ein ^Vallense' bei Mommsen, Corp. inscr. Lat I p. 368. 359 (und
VI 1 p. 637 sqq.). Eine Probe auf S. 31.
Das römische Jahr und seine Einteilung. 25
Westseite untergehen, zugleich mit der Sonne am Horizont
stehen, entweder an derselben Seite oder ihr gegenüber; die
scheinlDaren an denjenigen, an welchen sie aus den Sonnen-
strahlen heraustreten und uns sichtbar werden oder wieder ver-
schwinden; jene können daher nur durch Berechnung, diese auch
durch Beobachtung gefunden werden. Ferner wird noch unter-
schieden der heliakische Aufgang eines Sterns oder der Früh-
aufgang, d. h, sein erstes Erscheinen in der Morgendämmerung,
und der akronychische Aufgang oder Spätaufgang, d. i. der
sichtbare Aufgang während der Abenddämmerung; dann der
heliakische Untergang oder Spätuntergang, d. i. das letzte Ver-
schwinden in der Abenddämmerung, und der kosmische Unter-
gang oder der Frühuntergang, d. h. der erste sichtbare Unter-
gang während der Morgendämmerung^). Die zeitliche Reihen-
folge dieser Erscheinungen ist folgende: 1. Wahrer Frühauf-
gang. 2. Scheinbarer Frühaufgang. 3. Scheinbarer Spätaufgang.
4. Wahrer Spätaufgang. 5. Wahrer Frühuntergang. 6. Schein-
barer Frühuntergang. 7. Scheinbarer Spätuntergang. 8. Wahrer
Spätuntergang.
Die alte Einteilung des Monats und die ßechnungsweise
der Tage derselben hatte Cäsar beibehalten, obgleich bei seinen
Monaten ebenso wie bei denen des Mondsonnenjahres vor ihm
jener innere Grund, der zu Anfang bei der Teilung mafs-
gebend gewesen, fortgefallen war. Die einzelnen Monatspunkte,
kalendae, nonae, idiis, entsprachen nämlich ursprünglich den
Phasen des Monats. Mit dem Neumonde, d. h. der ersten Er-
scheinung der Mondsichel in der Abenddämmerung — denn
der Neumond bezeichnet bei den Alten nicht die Konjunktion
(d. h. die Stellung des Mondes zwischen Sonne und Erde)
sondern die Lichterneuung — begann der Monat. An diesem
Tage liefsen in der ältesten Zeit die Könige, später nach ihrer
Vertreibung der rex sacrificulus durch die pontifices auf dem
Kapitol vor der curia, welche davon caläbra hiefs, dem ver-
sammelten Volk verkünden (calare, xaletv), ob von diesem
Tage an bis zu den nonaSj dem Tage des ersten Viertels,
einschliefslich 5 oder 7 Tage gerechnet werden müfsten.
Daher hiefs dieser Tag Jcalendae, der ßufetag, der Tag des
ersten Viertels nonae, weil er immer die Stelle ante diem
nonum idtis einnahm^); dem Vollmonde entsprachen die
1) Nach Mädler, Himmelskunde S. 697 und Ideler, Über 0.8 Fasten
S. 139. Vgl. das, auch für einen Nicht-Astronomen sehr wohl verständ-
liche und klar geschriebene Programm v. Bremiker, ^De temporis e stel-
larum observationihiis definiendi ratione apud veteres U8itatissima\ Berliu,
Graues Kloster 1856, auch die Einleitung zu dem oben S. 17 angeführten
Programm von G. Hofmann.
2) Varr. de 1. 1. VI 27: Primi dies memiurn nominati kalendae eo,
26 ^^8 römische Jahr und seine Einteilung.
idiis^). Die Zählung der einzelnen Monatstage aber ging ent-
sprechend dieser Rechnungsweise von der folgenden Monats-
phase aus und war rückläufig.
Aus der Yierteilung des Monats nach Mondphasen erklären
sich ferner die Wochen, eine Unterabteilung des Mondmonats,
29%
== V/q oder abgerundet 8 Tage. Ob und wie im Mondjahr
4
der durch die Abrundung auf ganze Tage entstandene Fehler
mit dem Mondmonate ausgeglichen wurde, wissen wir nicht,
auf jeden Fall löste sich mit der Einführung des Mondsonnen-
jahrs die Woche ganz und gar von dem Monat und wurde
eine besondere neben dem Jahr und den Monaten laufende
und durch diese nicht beeinflufste Einteilung der Zeit, wie
dies noch heute der Fall ist. Den letzten Tag der Woche,
der zugleich als Ruhetag von ländlichen Geschäften und als
Markttag galt (s. unten S. 28), nannte man nunditiae^) und
bezeichnete die Tage der Woche (intermmdinum seil, tempus)
in den Kalendern zur bequemeren Übersicht durch die Buch-
staben A — H, die s. g. Nundinalbuchstaben.^)
Es bleibt endlich noch übrig das Notwendigste über die
Einteilung der einzelnen Tage und ihre Bezeichnung in
den Kalendern zu bemerken^):
Die Tage des römischen Jahres zerfielen zunächst in sa-
kraler Hinsicht (s. besonders Macrob. sat. I 16) in
quod his diehus cdlantur eins mensis nonae a pontificibus, quintanae an
septimanae sint futurae, in Capitolio in curia Cdlabra sie: ^
Dies te quinque cdlo, lünö Covella.
SepUm dies te cdlo, lünö Covella.
1) Die Ableitung von idus ist unsicher; vielleicht bedeutet es so
viel wie Teilung, dixofiriv^cc ^ vgl. Macrob. sat. I 16, 17: Idtis vocamus
diem, qui dividit mensem; Varr. d. 1. 1. VI 28. S. Ideler, Chronol, II
S. 38 ff. Mommsen, Chronol, S. 16 f. Andere bringen das Wort mit der
Wurzel idh ^anzünden, leuchten' in Zusammenhang (Corssen, Beiträge
S. 261), wieder andere mit id ^schwellen', also idus ^Tag um die Mitte
des Monats' (Vani9ek, etymol. Wörterh. S. 84).
2) Das Wort ist abzuleiten von novem dies und zu erklären aus der
römischen Bechnungs weise, welche unter zehn die einen Abschnitt in
einer Beihe bildenden Punkte zweimal, als Anfangs- und als Endpunkt,
zählte.
3) Nach Hartmann S. 102 ff. ist die Einrichtung der Nundinen eine
plebejische gewesen, welche mit dem patrizischen Kalender gar nichts
zu thun hatte. — Die siebentägige Woche ist auch schon in der spä-
teren republikanischen Zeit in Rom bekannt gewesen, hat aber immer
als etwas Fremdartiges und Orientalisches gegolten. Die Benennung
der Wochentage nach den Planeten findet sich allgemeiner erst auf
christlichen Inschriften, nur sehr vereinzelt auf heidnischen. Ideler II
S. 138. Mommsen S. 313 f.
4) Nach Mommsen Corp, inscr. Lat. I p. 366 sqq. Huschke, das
aJtröm. Jahr S. 161 ff. Marquardt S. 280 ff.
Das römische Jahr und seine Einteilung. 27
A. dies festij Feiertage, welche den Göttern geweiht waren
und gefeiert wurden durch
a. sacrificia, Opfer,
b. epulae, Opferschmäuse,
c. ludi, Festspiele,
d. feriae, Ruhe von Arbeit und Geschäften und gottesdienst-
liche Handlangen; diese waren dreierlei Art:
a. f. stativae, welche jedes Jahr an einem bestimmten
Kalendertag begangen wurden und in den Kalen-
darien bezeichnet standen;
/S. f. conceptivae, bewegliche Feste, die zwar in jedem
Jahr aber an verschiedenen Tagen gefeiert wurden,
daher vorher von den Behörden oder Priestern an-
gesagt werden mufsten, z. B. das Saatfest, Semen-
tivae, s. I 657;
y. f, imperativae, aufserordentliche Feste, die infolge
von aufserordentlichen Ereignissen (z. B. von Sie-
gen oder Prodigien) von den Behörden angesetzt
wurden, z. B. die supplicationes,
B. dies pro festig Werkeltage, welche den Menschen und ihrer
Arbeit gehörten.
C. dies intercisij halbe Feiertage, welche den Göttern und
den Menschen gemeinsam waren.
Neben dieser Einteilung aber gab es noch eine zweite,
die sich zunächst auf die staatlichen und privatrechtlichen
Verhältnisse bezog, aber bei dem engen Zusammenhang, in
welchem das sakrale und das bürgerliche Leben bei den Römern
stand, mehrfach mit der ersteren zusammenfiel. Da haben wir
zunächst:
I. dies fasti in weiterem Sinne (die dies profesti oben B),
welche als die für das bürgerliche Leben wichtigsten Tage
dem Kalender den Namen fasti gegeben haben. Sie teil-
ten sich in
1. dies fasti im engeren Sinne, bestimmte, in den Ka-
lendern mit F bezeichnete, Spruchtage (Ov. I 48),
an welchen der Prätor Recht sprechen durfte; Varro
de 1. 1. VI 29: Dies fasti, per quos praetoribus omnia
verba sine piaculo licet fari,
2. dies comitiales, Versammlungstage, an denen das
Volk und der Senat zusammengerufen werden durfte,
die aber zugleich, wenn keine Volksversammlungen
abgehalten wurden, zum Rechtsprechen verwandt
werden durften. Macrob. sat. I 16, 14 (aus Varro) ^):
Comitiales sunt, quibus cum populo agi licet et fastis
1) Die Stelle des Varro selbst (d. 1. 1. VI 29) ist verderbt.
28 I^as römische Jahr und seine Einteilung.
quidem lege agi potest, cum populo non potest, comitia-
Uhus utrumque potest Solche d. comitiales sind nun
a. bestimmte Kalendertage, welche in den Kalen-^
darien mit C bezeichnet sind, und
ß. die nundinae, Markttage (s. S. 26), an welchen
die Landleute in die Stadt kamen, um zu kaufen
und zu . verkaufen und andere Geschäfte zu er-
ledigen.^)
IL dies nefasti (Ov. I 47), welche den dies fasti in weiterem
Sinne entgegengesetzt sind und weder zum Rechtsprechen
noch zu Versammlungen gebraucht werden durften, S.
Varro de 1. 1. VI 30: Contrarii horum (fastorum) vocantur
dies nefasti, per quos dies nefas fari praetor em ^do dico
addico% itaque non potest agi (d. h. gerichtlich), necesse
enim aliquo eorum uti verbo, cum lege quid peragitur. Sie
zerfallen in
L dies nefasti in engerem Sinne oder d. feriati, in den
Kaiendarien mit IvP ^) bezeichnet, die althergebrachten
religiösen Fest- und Freuden tage (= dies festi A),
von Ovid nicht als besondere Klasse angeführt.
2. dies religiosi oder vitiosi, auch atri (in den Kalen-
darien JV'), ünglückstage, welche im Lauf der Zeiten
infolge eines unglücklichen Ereignisses durch ein
Senatskonsult eingerichtet wurden Qomen ab eventu
esf Ov. I 59). An ihnen war jede heilige Handlung
untersagt, aber auch politische und militärische Mafs-
1) So nach Varro, dessen von Mommsen, Chronol. S. 264 angefoch-
tene Autorität mit ßecht von Huschke, altröm. Jahr S. 288 ff. verteidigt
wird. An den nundinis waren auch die Schulen geschlossen.
2) Dafs dies Zeichen nicht durch Nefastus Parte oder Nefastus Prin-
cipio, wie man früher meinte, aufzulösen ist, hat Mommsen, ChronoL
S. 233 f. und Corp. inscr. Lat. I p. 367 sicher erwiesen ; weniger genügt
mir seine eigene Erklärung, nach welcher er in dem Zeichen nur das
alte vierstrichige N erblicken will, das sich in der Abkürzung der Diffe-
renzierung wegen erhalten habe. Huschke S. 232 ff. faf&t das Zeichen als
eine Abkürzung von Nefastus Purus auf und hat damit den Beifall
Christs gefunden, der in den ^römischen Kalenderstudien' in den Sitzungs-
berichten der bair. Akademie Jahrg. 1876 S. 176 ff. ausführlich über das
fragliche Zeichen gehandelt hat. Auch darin stimmen beide überein^
dafs das Schweigen von Varro de l. Z. VI 27—32, wo die einzelnen Tage
des Jahres nach ihrer Bedeutung für die bürgerlichen Verhältnisse von
einander unterschieden werden, (und danach das von Ovid) darin seinen
Grund hat, dafs jenes Zeichen überhaupt erst in der Kaiserzeit aufkam,
und zwar nach Christ für die sämtlichen politischen und einen grofsen
Teil der religiösen Feiertage. Dagegen ist L. Lange in den röm. Altert.
I^ S. 357 ff. wieder der alten Auflösung nefastus parte oder principio
beigetreten und glaubt, dafs diese IsPTage I 49 f. von Ovid gemeint
und die dies interdsi von ihm ignoriert seien. Die Untersuchung hier-
über ist noch nicht abgeschlossen.
Das römische Jahr und seine Einteilung. 29
regeln traf mau an ihnen nicht und hütete sich be-
sonders irgend etwas Neues zu beginnen (Ov. VI
763 ff. I 58 ne fallare cave!). Als solche Tage galten
die (36) dies postridtiani, d. h. die Tage nach den
Kaienden, Nonen und Iden, weil die Römer. an ihnen
wiederholt Unglück gehabt und Niederlagen (z. B.
am Cremera) erlitten hatten. Vgl. Gell. IV 9, 5:
Beligiosi dies diountur trisii omine infames inpeditique,
in quibus et res divinas facere et rem quampiam no-
vam exordiri temperandum est, Liv. VI 1, 11: Tum
de diebus religiosis agitari coeptum, diemque ante diem
XV Jcal. Sextiles duplici clade insignem^ quo die ad
Cremeram Fäbii caesi, quo deinde ad Aliam cum exitio
urhis foede pugnatum^ a posteriore clade Aliensem op-
pellaruntj insignemque rei nullius publice privatimque
agendae fecerunt
III. Tage, welche zutn Teil fasti waren, zum Teil nicht
{d, fissi).
Dazu gehören:
1. die dies intercisi, in den Ealeudern bezeichnet EN
(d. h. ENdotercisi, denn endo ist im alten Latein
gleich in). Vgl. über sie Varro de 1. 1. VI 31 : Inter-
cisi dies sunt, per quos mane et vesperi est nefas, medio
tempore inter hostiam caesam et exta proiecta fas, a
quOj quod fas tum intercedit aut eo intercisum nefaSy
intefrdsum, ^)
2. der 24. März und 24. Mai, die in den Kaiendarien
die Zeichen neben sich haben: Q, B. C, F,y d. h.
Quando rex comitiavit, fas. Vgl. Varro de 1. 1. VI 31:
Dies qui vocatur sie ^quando rex comitiavit, fas^ is
dictus ab eo quod eo die rex sacrificulu^ itat ad comv-
tium, ad quod tempus est nefas, ab eo fas: itaqus post
id tempus lege actum saepe, d. h. es durfte in der
Zeit, in welcher der rex sacrificulus sich auf dem
Forum aufhielt und opferte, nicht rechtlich verhandelt
werden. Ov. V 727. 2)
1) Ovid ist I 60 f. in betreff der dies intercisi nicht genau. Früh
nämlich 'wurde das Opfertier geschlachtet, bis dahin war der dies ne-
fastus; während sodann die exta herausgeschnitten, beobachtet, gekocht
und dem Brauche gemäfs vorgeschnitten (prosecare, die Eingeweide
hiefsen dann prosecta oder prosiciae) wurden, durfte der Prätor Recht
sprechen {'Verbaque honoratus lihera praetor habeV Ov. I 62). War diese
Handlung vollendet, so wurden die exta, mit möla sälsa bestreut, in
Schüsseln dem Qotte dargebracht, um auf dem Altar verbrannt zu wer-
den. Dies nannte man exta dare oder porricere (=» proicere). S. Mar-
quardt S. 178.
2) Neben dieser Erklärung der Buchstaben gab es noch eine andere:
30 I^i^s römisclie Jahr und seine Einteil ang.
3. der 15. Juni mit dem Kalenderzeieheu Q. ST, D. F.,
d. h. Quando stercus delatum, fas d. h. der Tag wurde
ein fastus, wenn der Kehricht aus dem Tempel der
Vesta herausgeschaflft war. Ov. VI 713. Vgl. Varro
d. 1. 1. VI 32. Fest. p. 258 u. 344. Marquardt S. 333.
Preller, Rom. Myth. II S. 168 f.
Was endlich das Zahlenverhältnis dieser Tage zu ein-
ander betrifft, so gab es nach Mommsens Rechnung (C J. i.
I p. 373) im alten Jahre
45 dies fasti (oben I 1), 194 dies comitidles (I 2), 48
dies nefasti im engern Sinne oder feriaü (II 1), 57 d.
religiosi (II 2), 8 d. intercisi (III 1), 3 teilweise fasti
(III 2 u. 3).
^Quando Bex Comitio Fugerif, welche indes schon von den Alten ver-
worfen wurde. Das regifugium fällt vielmehr auf den 24. Februar. S.
Anh. z. II 685. Marquardt S. 310 f. Die Stellen bei Mommsen G. I. L.
I p. 367. (Anders Huschke S. 166.)
Das rOmische Jahr nnd seine Einteilung.
31
MENOLOGIVM RVSTICVM COLOTIANVM
capricornus
MENSIS .
JAN V AR
DIES . XXXI
NON . QVINT .
DIES . HÖR . VIIIIS =-
NOX . HÖR . XIIIl E-
SOL
CAPRICORNO
TVTELA
IVNONIS
PALVS
AQVITVR
SALIX
HARVNDO
CAEDITVR
SACRIFICAS"
DiS
PENATIBVS
aquanus
MENSIS .
FEBRAR
DIES . XXVIII
NON QVINT .
DIES . HÖR . XS —
NOX.HOR.Xm^
SOL . AQVARIO
TVTEL . NEPTVNI
SEGETES .
SARIVNTVR
VINEARVM
SVPERPIC . COLtt
HARVNDINES
INCENDVNT •
PARENTALIA
LVPERCALIA
CARA COGNATo
TERMINALIA
pisces
MENSIS .
MARTIVS
DIES . XXXI
NON . SEPTIMAN
DIES HÖR . XU
NOX . HÖR . XII
AEQVINOCTIvM
VIII . KAL . APR
SOL . PISCIBVS
TVTEL . MINERVAE
VINEAE PEDAMIN
IN PASTINO
PVTANTVR
TRIMESTR SERITVR
ISIDIS NAVI6IVM
SACR . MAMVRIO
LIBERAL QVINQVA
TRIA LAVATIO
aries
MENSIS
APRILIS
DIES . XXX
NONAE
QVINTAN
DIES
HÖR . XHS
NOX
HÖR . XS
SOL . ARIETE
TVTELA
VENERIS
OTES
LVSTRANTUR
SACRVM
PHARIAE
ITEM
SARAPIA
taurus
MENSIS
MAIVS
DIES . XXXI
NON SEPTIM
DIES . HÖR . XIIIIS
NOX . HÖR . VIIIIS
SOL TAVRO
TVTEL . APOLLIN
SE6ET RVNCANT
OVES TVNDVNT
LANA LAVATVR
IVVENCI DOMAiT
VICEA PABVLAR
SECATVR
SEGETES
LVSTRANTVR
SACRVM MERCVR
ET . FLORAE
getnini
MENSIS
IVNIVS
DIES . XXX
NON. QVINT
DIES HÖR . XV
NOX . HÖR vnn
SOLIS . INSTITIVM
VIII . KAL . IVL
SOL . GEMINIS
TVTELA
MERCVRI
FAENISICIVM
V1N//AE
OCCANTVR
SACRVM
HERCVLI
FORTIS
FORTVNAE
32
Dm römische Jahr und seine Einteilung.
HEMEROLOGIVM VENVSINVM.
1 A K . MAI . F .
2 B VI Fi-vD .
3 C V C liVD • IN CIBCO
LVD • LAB
4 D
IUI CJ
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5 E
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2 A IV F
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4 C PB C HKBC • MAOH • CVsTo
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17 H
18 A
19 B
20 C
21 D
22 E
VI N MXNTI • IN OAPiTOL
V VEST . N . V»STAH
IV N
HI MA K • N • MATB • AAl
PB N
EID N • FBBIAE . lOVl
XIIX N
XVII Q . S . D . F .
XVI C
XV C
XIV C
Xin C SOL • IN OANOBO
Xn C SVMMAN • AD • CIB • MAX
XI C
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23 F viin C
24 G VIII C POBTIB • POBTVNAB
25 H vn C
26 A VI C 80L8TITIVM • OONPXO
27 B V C
28 C IV C
29 D in F QVIBINO • INOOLL
30 E PB C XXX
PB
31 G C XXXI
P. OVIDI NASONIS
FASTORUM LIBRI VI
Ovids Fasten.
LIBER I.
Tempora cum causis Latium digesta per annum
lapsaque sub terras ortaque signa canam.
Excipe pacato, Caesar Germanice, vultu
hoc opus et timidae dirige navis iter
5 officioque, levem non aversatus honorem,
huic tibi devoto numine dexter ades.
Sacra recognosces annalibus eruta priscis,
et quo sit merito quaeque notata dies,
invenies illic et festa domestica vobis:
10 saepe tibi pater est, saepe legendus avus.
quaeque ferunt illi pictos signantia fastos,
1—26. Wie die Metamorphosen,
so beginnen auch die Fasten O.s mit
einer kurzen Angabe des Inhalts
der Dichtung; an die Stelle der
Anrufung der Götter tritt hier eine
Apostrophe an Cäsar Germanicus.
Die ganze Einleitung stammt aus
der zweiten Redaktion.
1 u. 2 (= IV 11 u. 12) enthalten
eine Umschreibung des W. fasti,
8. Einl. S. 27. — digesta ^geordnet,
verteilt', ebenso v. 27; vgl. Paul,
p. 87: Fastorum libri appellantwr,
in quibus toiiiM anni ßt descriptio.
— cum causis sc. temporum, v. 8.
— Latius oft als Adj. bei 0. —
4. Die Vergleichung der Dichtung
mit einem Schiff ist bei 0. u. an-
dern Dichtern häufig (z. B. v. 25. II
3. 863. III 790. IV 18. 729 a. ö.).
5. honorem 'Ehrengeschenk'. —
officio * Dienstleistung', vgl. ex P.
IV 8, 43; 66 f. — 6. numine verb.
mit dexter (= numine dextro), —
7. Sacra 'heilige Gebräuche, Fest-
lichkeiten' . — recognosceSfdvayvcoajjy
'du wirst überschauen', lesen; die
Bedeutung des re tritt zurück; an-
ders IV 418. — annäles prisci sind
überhaupt alte Geschichtswerke. —
eru^a eig. aufgegraben, hier müh-
sam ermittelt, vgl. Cic. pr. Mur.
7, 16: Ex annalium vetustaie eru-
enda est memoria nobilitatis tuae. —
8. notata s. üb. die Ealenderzeichen
(notae) d. Einl. S. 27 f. — 9. illic: in
meinem officium. — festa domestica
vobis: die Feste eures (des kaiser-
lichen) Hauses {vobis => quae vobis
sunt, v^iv ovta); sie wurden von
den Kaisern durch öffentliche Spiele,
reiche Schenkungen u. dergl. ge-
feiert und so auch für das ganze
Volk zu Festtagen gemacht. S. I
690. II 127. III 420 u. Anm.
10. Der leibliche Vater des Ger-
manicus war Nero Claudius Drusus,
dessen Vater Ti. Claudius Nero,
der frühere Gemahl der Li via; hier
aber ist der Adoptivvater des G.
Tiberius gemeint, der denselben
auf Befehl des Augustas adoptiert
hatte, und dessen Adoptivvater also
des G. Adoptivgrofsvater, Augustus.
— 11. In den Kalendern pflegten
als besonders ehrenvolle Auszeich-
nungen zu den betreffenden Daten
kurze Angaben über Ruhmesthaten
36
Ovidi fastorum
tu quoque cum Druso praemia fratre feres.
Caesaris arma canant alii, nos Gaesaris aras^
et quoscumque sacris addidit ille dies.
15, Adnue conanti per laudes ire tuorum
deque meo pavidos excute corde metus.
da mihi te plaeidum: dedöris in carmina yiris;
ingenium vultu statque caditque tuo.
pagina iudicium docti subitura movetur
20 principis, ut Clario missa legenda deo.
quae sit enim culti facundia sensimus oris^
civica pro trepidis cum tulit arma reis,
scimus et; ad nostras cum te tulit impetus arteS;
der kaiserliclien Familie hinzuge-
fügt zu werden; solche praemia,
welche nach der Meinung des höfi-
schen Dichters den Kalender zieren
{sipnantia = insignientia) , prophe-
zeit hier 0. dem Germ, und seinem
Adoptivbruder Drusns (dem leib-
lichen Sohne des Tiberius), der im
J. 23 n. Chr. von Seian ermordet
wurde. — quaeque bezieht sich
auf praemia, Konstr. et praemia s,
pictos f., quae Uli (pater et avus)
fertmt, tu quoque feres, — ferunt,
davongetragen haben und noch
davontragen, denn jene Zusätze
stehen noch in den Kalendern. —
pictos: 'verziert'. — 13. Caesaris
aras d. h. die Altäre und Tempel,
welche Augustus errichtet hatte. S.
n 69 ff. u. Anm. — 14. Die Tage,
welche Aug. neu schaffend oder
Vergessenes erneuernd den Fest-
tagen hinzufügte; s. S. 9.
16. adnue %aTccvsvaov. — per lau-
des ire U, ^das Lob der deinigen
durchgehn' {ßuivai, persequi): vgl.
II 16. tr. V 9, 31: mea — Thalia
per titulum vetiti nominis ire cupit,
— 16. metus eigentl. die Furcht-
regungen, zu übers, durch den Sin-
gular. Seyffert, lat. Gr. § 190. —
17. da — ; dederis: von den zwei
grammatisch koordinierten Sätzen
ist der erste dem Gedanken nach
der Bedingungs-, der zweite der
Folgerungssatz; wir verbinden die
Sätze durch *und so, und daun'.
Im zweiten Satze steht das fnt. .
exact., um auszudrücken, dafs die
zweite Handlung in demselben Mo-
ment wie die erste vollendet sein
wird. Dadurch wird die Höflich-
keit des Dichters gesteigert. Seyf-
fert § 222 A. 2. 233 A. 4. — dederis,
so zuweilen noch in der Arsis, na-
mentlich wenn zwei Kürzen voraus-
gehn, I 116. VI 215 und in zwei
Versen hintereinander am. I 4, 31 f.
— in carmina : componenda. — 18.
ingenium: meum; vgl. ex P. IV 8,
68 (an denselben Germanicus): ludi-
cio pretium res habet ista tuo, — 19.
pagina: dies Buch. — movetur vor
Ehrfurcht und Angst, also 'zittert'.
— Germanicus war nicht nur durch
allgemeine Geistesbildung ausge-
zeichnet {doctus\ sondern auch als
Redner (v. 21 f. ex P. II 6, 55) und
als Dichter (v. 25 f. ex P. IV 8,
67). Wir besitzen von ihm noch
die Phaenomena, eine freie Über-
setzung des Aratos in Hexametern,
und vier Bruckstücke aus seinen
Prognosticis (über den Einflufs der
Gestirne auf die Witterung). Die
von ihm geschriebenen griech. Ko-
mödien sind verloren.
20. Clarius deus, Apollo, so ge-
nannt von der Stadt Klares bei
Kolophon, weil er daselbst einen
berühmten Tempel nebst Orakel
besafs. Germ, besuchte diesen ein
Jahr vor seinem Tode, und soll ihm
dort das baldige Bevorstehen des-
selben prophezeit worden sein. —
22. Auf die Thätigkeit auf dem
Forum werden auch von Prosaikern
häufig die Ausdrucke des Ejrieges
angewandt. Die Verteidigung galt
als die ehrenvollere Aufgabe des
Redners. — 23. impetus, poet. Be-
geisterung, 8. VI 6 u. Anm. —
I 12—42.
37
ingenii currant flumina quanta tui.
25 si licet et fas est, vates rege vatis habenas,
auspicio felix totus ut annus eat.
Tempora digereret cum conditor urbis, in anno
constituit menses quinque bis esse suo.
scilicet arma magis quam sidera, Romule, noras,
30 curaque finitimos vincere maior erat.
Est tarnen et ratio, Caesar, quae moverit illum,
erroremque suum quo tueatur, habet,
quod satis est, utero matris dum prodeat infans,
hoc anno statuit temporis esse satis.
35 per totidem menses a funere coniugis uxor
sustinet in vidua tristia signa domo,
haec igitur vidit trabeati cura Quirini,
cum rudibus populis annua iura daret.
Martis erat primus mensis, Venerisque secundus:
40 haec generis princeps, ipsius ille pater.
tertius a senibus, iuvenum de nomine quartus,
quae sequitur, numero turba notata fuit.
^4. quanta currant flumina wie im
Oriech. (sl fisyccg^ atpd'ovog u. ä.:
^wie mächtig dahin braust der
Strom deines Geistes'.
26. 81 licet et fas est, näml. einen
Wunsch auszusprechen. — häbenas
von der Lenkung des Wagens auf
die Steuerung des Schiffes (y. 4)
übertragen; ebenso III 693. Verg.
Aen. VI 1. — 26. ausp. felix ist zu
verbinden (=» auspicio felici, s. v. 6).
— totUtS u. a. e. : im Gedichte, das
nach der Anlage sich über das
ganze Jahr erstrecken sollte. —
€at: decurrat, so öfters vom Jahr
und seinen Abschnitten.
27 — 44.Über dasBomulische
zehnmonatliche Jahr s. S. 20.
— 30. vincere Subj. , cura m.
Präd.
36. tristia signa: die Zeichen der
Trauer bestanden bei den röm.
Frauen besonders in den schwarzen
{sordidae) vestes. — 37. vidit 'hatte
im Auge', vgl. IV 24. V 71. — trar
heati: die träbea war eine Art Toga,
mit scharlachroten, horizontalen
Streifen (träbes) und einem purpur-
nen Saume, die Tracht der nlönige,
s. II 603. VI 376. 796. met. XIV 828.
Marquardt, Privataltert. 2 S. 119.
-- 38. populis: es ist nicht nötig
hier an die Römer und Sabiner zu
denken; der Flur. populi wird häufig
von der Einwohnerschaft einer
Stadt gebraucht, so am deutlichsten
von Theben met. VI 177: Me (es
spricht Niobe) regia Cadmi sub do-
mina est, fidihusque mei commissa
mariti moenia cum p(^ulis a meque
viroque reguntur, fast. III 181. 726.
IV 640. I 207. — annua iura daret,
d. h. als er für das rohe Volk die
Bestimmungen über das Jahr traf.
— 39. Der erste Monat des Romu-
lischen Jahres war der mensis Mar-
tius, der 2. der ApriliSt dessen
Name hier von der Aphrodite,
der Mutter des Äneas und damit
Ahnfrau des Romnlus, hergeleitet
wird.
41. Maius a maior ihus (— • seni-
hus), Itmim a iuvenibua sc. notati
fuerunt. — 42. Die fönende turba
sind die Monate Quintilis (sptitor
Julius), ursprünglich der 6. u. i. w.
bis 10. Monat. Hoch andere Ablei-
tungen der Monatsnamen giobt 0.
zu Anfang der einzelnen Bücher. —
38
Ovidi fastorum
At Numa nee lanum nee avitas praeterit umbras^
mensibus antiquis praeposuitque duos.
45 Ne tarnen ignores variorum iura dierum,
non habet offieii Lueifer omnis idem.
ille nefastus erit, per quem tria verba silentur,
fastus erit, per quem lege lieebit agi.
nee toti perstare die sua iura putaris:
50 qui iam fastus erit; mane nefastus erat;
nam simul exta deo data sunt; lieet omnia fari,
verbaque honoratus libera praetor habet,
est quoque, quo populum ius est ineludere saeptis,
est quoque, qui nono semper ab orbe redit.
55 vindieat Ausonias lunonis eura kalendas,
idibus alba lovi grandior agna eadit.
nonarum tutela deo caret. omnibus istis
(ne fallare eave!) proximus ater erit.
omen ab eventu est. illis nam Roma diebus
43. nee av. pr, umhras: Februarius
wurde von fehrua d. i. piamina
(hier anf den Gräbern der Gestor-
benen) abgeleitet; vgl. II 19 S.
33 ff. u. III 160 ff. — 44. praeposuit-
que: die Dichter verbinden häufig
qtce nicht mit dem ersten Worte
des Satzes, dann aber meist mit
dem Verbum. Über die Sache s.
S. 21 Anm. 2.
46 — 62, Üeber die Geltung
der Tage (nach Varro). S. Einl.
S. 27.
45. Ne ignores — , non habet: erg.
zwischen den beiden Sätzen: so
sage ich dir. — 46. offieii idem wie
II 334. off,, Geschäft. — Lueifer als
Vorläufer des Tages steht oft für
diesen selbst, II 150. 568. III 772.
VI 211. 791. — 47. tria verba: do,
dicOj addico, s. S. 27. — 49 ff. s.
über d. dies intercisi S. 29 u. Anm.
die Dativ.
50. iam ein willkürlich angenom-
mener Zeitpunkt zu Mittag. — 51.
exta aTtXdyxva, die edleren inneren
Teile, Leber, Galle, Herz u. Lunge. —
52. honoratus heifst überhaupt jeder
mit einem Ehrenamt Bekleidete,
scheint aber besonders vom Prätor
gesagt worden zu sein, dessen
Edikte unter dem W. ius honora-
rium zusammengefaTst wurden. —
53. est quogue näml. dies; s. üb. d.
dies comitidles S. 27. — saepta (frü-
her ovile genannt), der für die Ab-
stimmung der comitia eingehegte
Raum, seit Cäsar ein grofsartiger
Marmorbau auf dem Marsfelde, der
aber jetzt völlig von der Erde ver-
schwunden ist. — 54. est quoque
{dies), qui nono (die) semper ab orbe
redit, die nundinae (s. S. 28), welche
immer am 9. Tage nach dem zu-
rückgekehrten Kreise der 8 Tage
wiederkehrten; die Zeit zwischen
zwei Markttagen wird ein Kreis
genannt, wie das Jahr ein Bing,
cmnus, anulus.
55. S. Einl. S. 25. — Ausonias
hal.: die Ausones oder Aurunci
wohnten in der historischen Zeit in
dem Gebirge zwischen dem Liris
und Voltumus und waren vielleicht
versprengte Beste der früheren Be-
völkerung Mittelitaliens : sie haben
oft bei Dichtem der ganzen Ein-
wohnerschaft Italiens oder Latiums
den Namen gegeben. — Die kälendae
waren der Juno als der Göttin des
neu erscheinenden Mondes, die idus
dem Juppiter heilig. Preller I S. 156.
272. 189. — 66. Den himmlischen
Gottheiten wurden weifse, den
chthonischen schwarze Tiere ge-
opfert. S. V. 588 u. A. — 67. no-
narum tut, deo caret gesucht für
nonae tutela dei carent — omnibus
l 43—71.
39
60 danma sub averso tristia Marte tulit.
Haec mihi dicta semel; totis haerentia fastiS;
ne seriem rerum scindere cogar^ erunt.
Ecce tibi faustuni; Germanice; Duntiat amium
inque meo primus carmine lanus adest.
65 lane bieeps, anni taeite labentis origo^
solus de superis qui tua terga videS;
dexter ades ducibuS; quorum secura labore
otia terra ferax^ otia pontus habet,
dexter ades patribusque tuis populoque Quirini
70 et resera nutu Candida templa tuo. —
Prospera lux oritur. linguis animisque favete!
istis (kal., non,, id,) Dativ. Über
die dies atri s. S. 28 f.
60. damna ferre, Schaden davon-
tragen, erleiden. — aversus 'un-
gnädig'. — 61. d. h. das von v. 45
an Auseinandergesetzte, was fSr
den ganzen Kalender gilt, soll hier-
mit ein für allemal abgemacht sein.
63—294. 1. Januar.
63 — 70. Anrufung des Janus.
J. («s Dianus, der Lichte) ist ein
altitalischer Licht- und Sonnengott,
über dessen Wesen 0. v. 89 ff. nur
äuTserliche und oberflächliche Vor-
stellungen ausspricht, und allmäh-
lich zu einem Gott des Anfangs
und des Ursprungs überhaupt ge-
worden. Preller I S. 166 ff. Daher
war ihm der erste Tag des Januar,
der seinen Namen trägt, besonders
geweiht und seit dem J. 153 (s. z.
[I 148) ein hoher Feiertag, an dem
man sich gegenseitig Glückwünsche
und auch kleine Geschenke von
guter Vorbedeutung (s. v. 175 ff.)
darbrachte.
65. lane bieeps : J. wurde mit
zwei Köpfen dargestellt; s. v. 91 ff.
114. 133 ff. — iacite, so dafs man
es nicht merkt, also überraschend
schnell. VgL Senec. de brev. vit.
8, 5 von der Zeit: nihil tumultTi-
äbitur, nihil admonehit velocitatis
suae: tacita Idbetwr. — 66. terga:
die Dichter setzen häufig den Flur,
für den Sing, bei den Körperteilen
eines Menschen; ebenso ora für
OS z. B. I 255. 375. 458. — 67 Die
duces sind Germanicus, Drusus, der
leibliche Sohn des Tiberius, und
Tiberius selbst, unter dessen Auspi-
cien alles ausgeführt wird. S. Einl.
S. 12 Anm. 3. — dexter ades 'stehe
gnädig zur Seite'. — secura verb.
mit otia s. VI 734. — 69. paJtfihus
populoque Quirini (d. h. Bomuli)
dichterisch für senatui populoque
Eomano; vgl. Hör. carm. I 2, 46:
laetus intersis popuh Quirini. Ov.
met. XV 572. 756. — tuis gehört
zu beiden zu einem Begriff ver-
bundenen Dativen. — dexter ades
'ja gnädig'.'
70. Der Gott Janus soll durch
seinen Wink die Tempel zum Opfer
und Gebet öfi&ien, wie dies bei
supplicationes und andern Festen
von Staatswegen geschah, um die
Menge in ihren weifsen Festklei-
dern (v. 79. II 654. IV 906, s. Suet.
Ner. 60, wo erzählt wird, wie Nero
beerdigt wurde stragulis aUbis
auro intextis, quibus usus kalendis
lantMriis fuerat) einzulassen und
die Tempel selbst dadurch zu
weifsen zu machen.
71 --88. Öffentliche Feier
der kal. lanuariae; Preller I
S. 178 ff.
71. linguis animisque (ablat,)
favete (svtprjiisitB) , seid (euch und
der heiligen Handlung) mit Herz
und Mund günstig, d. h. hier: hütet
euch vor bösen {male ominata)
Worten und Gedanken. Dieser Ge-
danke des Hexameters wird im
Pentameter in anderer Form wie-
derholt, vgl. Tibull. II 2, 1; Bica-
mus bona verba, venit natälis ad
aras, quisquis ades, lingua, vir
40
Ovidi fastonim
nunc dicenda bona sunt bona verba die.
lite vacent aureS; insanaque protiniis absint
iurgia; differ opuS; livida turba, tuum.
75 CerniS; odoratis ut luceat ignibus aether,
et sonet accensis spica Cilissa focis?
flamma nitore suo templorum verberat aurum
et tremulum summa spargit in aede iubar.
yestibus intactis Tarpeias itur in areeS;
80 et populus festo concolor ipse suo est.
iamque novi praeeunt fasces, nova purpura fulget^
et nova conspicuum pondera sentit ebur.
colla rüdes operum praebent ferienda iuvenci^
quos aluit campis herba Falisca suis.
85 luppiter arce sua totum cum spectat in orbem^
muUerque, fave, fast. v. 175 ff. —
72. hona — hona: dergleichen Zu-
sammenstellungen desselben Wor-
tes in verschiedenem Kasus lieben
die römischen Dichter, weil sie den
Gedanken schärfer hervortreten
lassen, hona v. = fausba v. — 74.
(ypus näml. litem et iurgia.
75. Mit diesem V. versetzt uns
der Dichter auf das Kapitol (Tar-
peias in arces)] um die Prozession
beim Amtsantritt der neuen Kon-
suln mit anzusehu. — odoratis von
dem Weihrauch und den anderen
odores, welche in die Opferflamme
geworfen wurden; eine hell und
hoch aufschlagende und knatternde
(v. 344. IV 742) Flamme galt als
gutes Vorzeichen. — 76. spica Ci-
lissa näml. croci, der bei den Bö-
mem als Parfüm sehr beliebt, in
vorzüglicher Güte auf dem Berge
Corycus in Cilicien wuchs. — ac-
censis focis lokal. — 77. Die Opfer-
flamme von dem vor dem Tempel
des Capitolinischeu Juppiter stehen-
den Altar triflt mit ihrem zittern-
den Licht das Dach des Tempels
{summa aedes)^ welches mit ver-
goldeter Bronze gedeckt war (Plin,
n. h. XXXIII 67).
80. Dem dies festus, candidus
entsprachen die vestes intactae,
purae, candidae der Menge. —
81. Trat einer der Konsuln öffent-
lich auf, so gingen ihm stets 12
Liktoren mit den Kutenbündeln
(fasces) voraus, welche hier novi
genannt werden, weil es die Kon*
suln sind. Das Amtskleid der kurul.
Magistrate, die toga praetexta (pur-
pwra genannt von dem purpurnen
Besatzstreifen) hatten die Konsuln
schon in ihrem eigenen Hause an-
gelegt; zum Ausdruck vgl. Flor. 11
9 (UI 21), 17 septima illa Marii
purpura, — 82. Auf dem Kapitol
angekommen, setzen sich die Kon-
suln zum erstenmal {nova pondera)
auf ihren Amtsstuhl, die sella cu-
rulis, einen mit Schnitzwerk aus-
gelegten Sessel aus leuchtendem
{conspicuum) Elfenbein (eine Ab-
bild, b. Rieh, Rom. Alt. S. 558).
ebur metonymisch für sella ehurnea.
— 83. rüdes op. iuv.: die dem
luppiter zu opfernden Farren kamen
frisch von der Weide und durften
noch nicht zur Arbeit gebraucht
sein, z. III 876. IV 336; auch
mufsten es weifse sein, wie sie be-
sonders das Gebiet von Falerii (einer
etruskischen Stadt zwischen dem
Soracte und dem m. Ciminius) her-
vorbrachte. — ferire ist nebst cae-
dere und mactare der technische
Ausdruck vom Schlachten der Opfer-
tiere. — 84 = am. III 13, 14 u. ex
P. IV 4, 32.
85. Wie nun durch das feier-
liche Opfer aufmerksam gemacht
von seiner arx, d. h. dem Kapitol
(s. z. II 70) oder genauer dem dor-
tigen Tempel Jup., media qui sedet
aede (so heifat es ex Ponto TV 9,
32 in der Schilderung der näm-
1 78-106.
41
nil nisi Bomanum^ quod tneatur, habet.
Salve ; laeta dies,, meliorque revertere semper,
a populo rerum digna potente coli!
Quem tarnen esse deum te dicam, lane biformis?
90 nam tibi par nulluni Graecia numen habet
ede simul causam, cur de caelestibus unus,
sitque quod a tergo, sitque quod ante, vides?
haec ego cum sumptis agitarem mente tabellis,
lucidior visa est, quam fuit ante, domus.
95 tunc sacer ancipiti mirandus imagine lanus
bina repens oculis obtulit ora meis.
extimui sensique metu riguisse capillos,
et gelidum subito frigore pectus erat,
ille tenens baculum dextra clavemque sinistra
100 edidit hos nobis ore priore sonos:
*Disce metu posito, vates operose dierum,
quod petis, et voces percipe mente meas.
^ Me Chaos antiqui (nam sum res prisca) vocabant:
aspice, quam longi temporis acta canam.
105 lucidus hie aer et, quae tria corpora restant.
liehen Prozession), den Blick auf-
richtet (vgl. Y. 283 attollens ocülos)
und den Erdkreis überschaut, sieht
er dort alles römisch, eine damals
beliebte Übertreibung (s. II 684.
tr. I 6, 69 f. II 217 f. lU 7, 51 f.),
-welche mehrfach zu einer Schmei-
chelei gegen das Haus der Cäsaren
benutzt wird, II 136 ff. — 87. laeta
B bona T. 72, daher die Steigerung
melior, — 88. rerum pot. :«= orbis ter-
rarum p, vgl. VI 369. met. II 269.
— digna c<Si: dignus findet sich in
der Poesie und in der späteren
Prosa oft mit dem Infinitiv (v. 226.
III 490), auch aptua II 216. 264.
89 — 288. Über das Wesen des
Janas und die Gründe, warum
er mit einem doppelten Ge-
sicht (biformis) abgebildet
wurde. Preller I S. 166 ff.
89. 0., ganz von den Vorurteilen
seiner Zeit beherrscht , denen sich
sogar Varro nicht entziehen konnte,
läM die röm. Mythologie sich aus
der griech. entwickeln und erklärt
die vaterländische aus der fremden;
das war bei Janus unmöglich, weil
er eine spezifisch italische Gottheit
war, daher das nam v. 90. Die
Frage schliefst sich an v. 64 an.
— 93. tabellis: die mit Wachs über-
zogenen Holztäfelchen, auf welche
0. seine Dichtung schreiben wollte.
96. anceps steht in seiner eigentl.
Bedeutung, doppelköpfig (von a/n,
am, amb «» d^(p£ [vgl. ambo] u.
Caput), Über die Erscheinung des
Gottes 8. Einl. S. 15 f. — 96. bina
erkläre ans der Anm. z. 66. —
98. frigore 'Schauer'. — 99. Vgl.
Macrob. I 9, 7 : lanus — cum clavi
ac virga figuratur, gpMsi omnium et
portarum custos et rector viarum,
100. ore priore, aus seinem vor-
deren, dem Dichter zugekehrten
Munde. — 101. vates op, dierum
(«. III 177) 'mühsamer Sänger der
Tage', näml. der Fasten {dies ^^
tempora v. 1).
103 — 114. Die erste Ansicht: als
Gott des Anfangs wird Janus mit
dem Chaos (v. xaCvsiv^ also eigentl.
der gähnende Raum), als der ür-
masse, aus der alles entsprungen,
identifiziert. — 108. res 'etwas' oder
'Wesen'. — 104. quam longi temp,
genet. qualit. zu acta, — 106—110.
Mit der hier kurz angedeuteten
Schöpfungsgeschichte v^. die aus-
führlichere DaritelluDff im Anfange
der Metamorphosen. 0. nimmt, wie
42
Ovidi fastoram
ignis, aquae, tellus, unus acervus erat,
ut semel haec rerum secessit lite suarum
inque novas abiit massa soluta domos^
flamma petit altuni; propior locus aera cepit^
110 sederunt medio terra fretumque solo.
tunc ego, qui fueram globus et sine imagine moles,
in faciem redii dignaque membra deo,
nunc quoquC; confusae quondam nota parva figurae,
ante quod est in me postque, videtur idem.
115 AccipC; quaesitae quae causa sit altera formae,
banc simul ut noris officiumque meum.
quicquid ubique vides, caelum, mare, nubila, terras,
omnia sunt nostra clausa patentque manu,
me penes est unum vasti custodia mundi,
120 et ius vertendi cardinis omne meum est:
cum libuit pacem placidis emittere tectis;
libera perpetuas ambulat illt vias. ^\
sanguine letifero totus miscebitur orbis,
zuerst Empedokles, vier Elemente
{corpora, semina rerum met. I 9)
an. — 107. haec gehört zu massa
(Urstoff). Die Its rerum (z. B. des
Kalten und des Heifsen, des Feuch-
ten und des Trockenen u. s. w.)
schildert 0. met. I 18 ff. — 108.
soluta part. perf. zu secessit —
109. Die Erde umgab nach der
Vorstellung der Alten unmittelbar
ein dichter Dunstkreis {spissus aer,
met. I 23), diesen der helle, klare
Äther, liquidum caelum I 23, ignea
convexi vis et sine pondere caeli
I 26 (vgl. auch v. 67), hier flamma,
— petit (= petiit daher petit, z.
II 341) altum vgl. met. I 27: emi-
cuit summaque locum sihi fecit in
arce, — propior näml. dem medium
solum in v. 110. — 110. sederunt
==» subsederunt V 13. medio solo
im (feston) Raum in der Mitte des
ganzen Weltalls ; jetzt also circum-
fuso pendebat in aere tellus pon-
deribus librata suis,\ met. I 12. —
111. sine imagine m, = qua^ sine
im, erai, ^gestaltlos'. Das Substant.
mit einer Präpos. wird hier, wie
oft hei Dichtem, wie ein Adj. oder
Partie, mit einem andern Snbst.
attributiv verbunden, s. II 845.
m 561. IV 335. 726. VI 347; bei
Cicero finden sich von dieser Ver-
bindung nur wenige Anfänge. —
112. redii = ivi, z. 7. — 113. con-
fusae — fig, Apposition zum Satze.
— quondü,m verb. mit confusae.
— 114. postque: et quod post est
in me,
116 — 144'. Die 2. (richtige) An-
sicht: Janus (als Sonnengott) ist
Pförtnet im Himmel und auf Erden,
der Herr über allen Eingang und
Ausgang. Preller I S. 167 ff.
120. cardin^m vert. die Thür
auf- und zumachen, cardines sind
die Zapfen oben und unten an der
Thür, die sich in Löchern in der
Schwelle und in dem Sturz drehen,
unsere Thürangeln kannten die
Alten nicht. — 121. Dasselbe Bild
ausgeführt bei Verg. Aen. VII
607 ff. (vgl. auch ebenda I 293).
An den Janustempel am Forum
darf hier nicht gedacht werden. —
cum libuit durch das Präs. zu über-
setzen, s. Seyffert § 221, 3. — 122.
perpetuas, also ohne Störung und
Unterbrechung. — ambulat mit dem
Acc. vias verb. nach Analogie von
ire iter, currere viam u. ä. — 123.
sanguis 'Blutvergiefsen', vgl. rem.
am. 26 von Amor: tu^ mortifero
sanguine tela carent. — miscere
wird von den Historikern häufig
von der Erregung politischer Ver-
I 106—144.
43
ni teneant rigidae condita bella serae.
125 praesideo foribus caeli cum mitibus Horis:
it, redit officio luppiter ipse meo.
inde vocor lanus. cui cum Ceriale sacerdos
imponit libum farraque mixta sale^
nomina ridebis. modo namque Patulcius idem
130 et modo sacrifico Clusius ore vocor.
scilicet alterno voluit rudis illa vetustas
nomine diversas significare yices.
Vis mea narrata est. causam nunc disce figurae:
iam tamen hanc aliqua tu quoque parte vides.
135 omnis habet geminas, hinc atque hinc^ ianua frontis^
e quibus baec populum spectat, at illa larem.
utque sedens primi vester prope limina tecti
ianitor egressus introitusque videt,
sie ego perspicio caelestis ianitor aulae
140 eoas partes hesperiasque simul.
ora vides Hecates in tres vertentia partes,
servet ut in ternas compita secta vias:
et mihi, ne flexu cervicis 'tempora perdam,
cernere non moto corpore bina licet'.
wirrangen gebraucht. — 124. con-
dita *unter Verschlufs' . — sera ist der
Querbalken, der zum Verschliefsen
hinter die Thür gelegt wurde.
125. Die Hören hüten auch in
der Uias (E 749. 393) das Him-
melsthor. — 127. inde näml. von
meinem ofQcium an der ianua (II
61). s. z. V, 267. — cui: mihi. —
Ceriale libum ein Kuchen aus Mehl;
die Art, welche dem Janus geopfert
wurde, hiefs lanual; s. v. 276.
Sonst waren die liba aus Weizen-
mehl (oder Spelt), Eiern und ge-
riebenem Käse, zuweilen mit einer
Zuthat von Milch und Honig, auch
Ol, bereitet imd meist gebacken.
— 128. imponit sc. aris, wie IV
941 ' hinzugesetzt ist. — farraque
m, 8, d. i. die mola sdlsa s. v. 338.
— 129. Der logische Nachsatz z.
V. 127. 128 ist modo Fat. id., m. Gl,
vocor, der grammatische nomina
ridebis dem Gedanken nach nur
eine Parenthese. — Vgl. Macrob.
sat. I 9, 16: Patulcium et Clusivium
(lanum vocant), quia bello caulae
(die ümfriedigung) eius patent,
pace clauduntur.
132. vices 'Beruf. — 133. vi»
* Wesen'. — 184. hanc bezieht sich
auf causam, vides mit dem geistigen
Auge.
136. haec näml. frons. — Der
Lar, der Schutzgott des Hauses,
stand in einer kleinen Nische über
einem Altar in der Flur hinter der
Hausthür oder im Atrium, meist
in der Nähe des Eingangs. — 137.
primi tecti des Eingangs vom Hause^
vgl. VI 302. — 138. Der Thür-
hüter hielt sich gewöhnlich im
vestibulum auf, neben dem er seine
Gella hatte.
140. Auch die beiden Gesichter
des berühmten Janus am Forum
schauten nach dem Auf- und Unter-
gange der Sonne, Preller I S. 169.
— eous TJcöog. — partes 'Gegenden',
wie her.' 17, 197. — 141. Über
^EndtTj, *Exar??ff s. z. 387 ff. — fcr-
tentia = versa. — 142. servare ist
der eigentl. Ausdruck von der
Thätigkeit des Thürhüters, v. 173.
II 616.
146 — 164. Warum das Jahr mit
dem 1. Jan. seinen Anfang nimmt.
S. Einl. S. 21.
44
Oyidi fastoram
145 Dixerat et vultu, si plura requirere vellem,
difficilem mihi se non fore fassns erat,
sumpsi animum gratesque deo non territus egi
verbaque sum spectans pauca locutus humum:
*Dic, age, frigoribus quare novus incipit annus,
150 qui melius per ver incipiendus erat?
omnia tunc florent; tunc est nova temporis aetas,
et nova de gravido palmite gemma tumet;
et modo formatis operitur frondibus arbor^
prodit et in summum seminis herba solum;
155 et tepidum volucres concentibus aera mulcent,
ludit et in pratis luxuriatque pecus.
tum blandi soles, ignotaque prodit hirundo
et luteum celsa sub trabe figit opus;
. tum patitur cultus ager et renovatur aratro:
160 haec anni novitas iure vocanda fuit'.
Quaesieram multis. non multis ille moratus
contulit in versus sie sua verba duos:
^Bruma novi prima est veterisque novissima solis:
145. si vellem gehört zu diffi-
cilem fore, — 148. spectans humum
in frommer Scheu vor dem Gott.
— pauca l. ist so formelhaft ge-
worden, dafd Yon derselben Bede
0. V. 161 sagen konnte quaesieram
multis. — 149. frigoribus Mn der
Zeit der Fröste'; der Plur. bezeich-
net das wiederholte Eintreten der
Kälte, die kalten Tage, Fröste (H
151), oder auch eine besonders starke
Kälte, ebenso soles Sonnenglnt II
311. 366. — Übrigens hatte das
altröm. Jahr mit dem Frühling
seinen Anfang genommen.
151. Vgl. mit dieser Schilderung
des Frühlings III 236 ff. — 152.
S. III 238. Vgl. Cicer. Cat. mai. 16,
53 : IneuMe vere in eis, quae relicta
sunt (nämlich in vite oder palmite),
exsistit tamquam ad articulos (am
(Gelenke) sarmentorum ea quae
gemma dicitur (das sog. Auge, g.
Y. gigno); a qua oriens uva sese
ostendit — gravidus 'schwellend'.
153. modo geh. zu formatis. —
154. seminis herha, der Sprofs des
Samenkorns, vgl. Verg. ecl. 5, 26:
graminis herha, georg. I 134: fru-
menti herba,
155. Vgl. II 116 u. Verg. Aen.
VII 34: Aeihera mulcebant cantu.
— concentibus Murch ihr Konzert'.
— 156. ludit et in pratis ItMCuriat-
que pecus, die Alliteration malt das
mutwillige Hüpfen der Tiere , vgl.
Verg. Aen. XI 496 vom Rofs: or-
rectisque fremit cervicibus alte Itucu-
rians luduntque iubae per coUa,
per armos, — 157. blandi soles: die
Sonnenstrahlen sind schmeichelnd
gegenüber den gefährlichen Pfeilen
des Gottes im Sommer. — ignota
den vergangenen Winter über. —
159. patitur cultus: im Winter war
der Boden hart. — renovare agrum
den Acker nach der Buhe des Win-
ters neu bearbeiten.
161. non multis ille m. mit seiner
Antwort. — 163. Die bruma ist der
kürzeste Tag des Jahres (dicta brth
ma, quod brevissimus ttmc dies est),
Varr. de 1. 1. VI 8) , das Winter-
solstitium, von Cäsar auf den 25.*Dec.
gesetzt. An diesem Tage begann
die Sonne nach Zurücklegung des
alten ihren neuen Lauf, und so
datiert 0., indem er es mit dem
Worte bruma nicht genau nimmt,
von dem novus sol den novus
annus. Vgl. Varr. de 1. 1. VI 28:
novus annus kalendae lanuariae
ab novo sole qppellatae, Gensor.
d. d. n. 21, 13, Plut. q. R. 19. —
I 145—182.
45
principium capiunt Phoebus et annus idem'.
165 Post ea mirabar, cur non sine litibus esset
prima dies. ^Causam percipe!' lanus ait.
*tempora commisi nascentia rebus agendis,
totus ab auspicio ne foret annus iners.
quisque suas artes ob idem delibat agendo
170 nee plus quam solitum testificatur opus'.
Mox ego: ^Cur, quam vis aliorum numiua placem,
lane, tibi primum tura merumque fero?'
*Ut possis aditum per me, qui limina servo,
ad quoscumque voles' inquit * habere deos'.
175 ^At cur laeta tuis dicuntur verba kalendis,
et damus alternas accipimusque preces?'
Tum deus incumbens baculo, quem dextra gerebat^
* Omina principiis' inquit anesse solent.
ad primam vocem timidas advertitis aures,
180 et visam primum consulit augur avem.
templa patent auresque deum^ nee lingua caducas
concipit uUa preces, dictaque pondus habent'.
164. Fkoehiis: söl, so oft auch in
den Fasten.
165—170. Feier des Jahresan-
fangs. In Bom mnfste jeder am
1. Jan. an sein jährliches Geschäft
(suas artes 169) die erste Hand an-
legen, aber nur es gleichsam kosten,
um so durch einen guten Anfang
an dem ersten Tag des Jahres
jenem einen guten Erfolg für das
ganze Jahr zu sichern (v. 178).
So bestieg auch der Prätor an dem
Tag (einem d, fastus) das Tribunal
nur, um seine Jahresthätigkeit ein-
zuweihen; sein ßechtsprechen war
an dem Tage nur eine Formalität;
daraus erklärt sich der Widerspruch
zwischen v. 165 u. 73. — 166. post
ea: warum nicht postea? — 167.
commisi, mandavi. — 168. ab a,
infolge des a.; das Jahr ist iners,
wenn es die Menschen in ihm
sind. — 170. nee (aber nicht) pltis
quam, erg. facit, wie bei nihil aliud
quam,
171 — 174. Warum dem Janus,
auch wenn das eigentliche Opfer
anderen Göttern galt, doch stets
eine Spende vorher (gegeben wird.
S. Preller I S. 169. Vgl. Cato de r.
r. 134 (in einer Opferregel): iure
vino lano, lovi, lunoni praefato.
175—182. Grund der laeta (od.
bona z. v. 72) verba und der preces
am 1. Januar; z. y. 63. — 178 d. i.
der Anfang bestimmt das ganze
Jahr. ~ Den ominibus legten die Rö-
mer eine solche Bedeutung bei, daXs
z. B. bei Truppenaushebungen oder
beim Census zuerst diejenigen auf-
gerufen wurden, welche Valerius
(valeo) oder Salyius oder Statorius
(sto) hiefsen, bei Verpachtung von
Zöllen zuerst ein lacus Lucrinus
(wegen lucrum) ausgeboten wurde
und ähnl. — 180. consulere und
observare sind die stehenden Aus-
drücke von der Beobachtung des
Vogelflugs. — 181. Janus als Bim-
melspförtner öffiiet an seinem Fest-
tage die Tempel und Ohren der
Götter und sorgt als Vermittler des
Verkehrs zwischen Göttern und
Menschen für die Erfüllung der
Gebete. — Aus der Frage v. 176
ist vor diesem Verse meis kalendis
hinzuzudenken. — caducae pr, sind
hinfällige, d. h. eitle, erfolglose
Bitten. — 182. concipere pr. ur-
sprünglich Bitten in die vorgeschrie-
benen Formen fassen, hier sie in
solchen {conceptis verbis) feierlich
aussprechen. — pondus h, 'gehn in
Erfüllung'.
46
Ovidi fastorum
Desierß.t lanus. nee longa silentia feei^
sed tetigi verbis ultima verba meis:
185 ^Quid Yult palma sibi rugosaque eariea', dixi
^et data sub niveo eandida mella cado?'
^Omen' ait ^causa est, ut res sapor ille sequatur,
et peragat coeptum dulcis ut annus iter'.
^Dulcia cur dentur, video. stipis adice causam,
190 . pars mihi de festo ne labet uUa tuo'.
Risit et ^0 quam te fallunt tua saecula', dixit
^qui stipe mel sumpta dulcius esse putas!
vix egQ Satumo quemquam regnante videbam,
cuius non animo dulcia lucra forent.
195 tempore crevit amor, qui nunc est summus, habendi.
vix ultra, quo iam progrediatur, habet,
pluris opes nunc sunt, quam prisci temporis annis,
dum populus pauper, dum nova Roma fuit,
dum casa Martigenam capiebat parva Quirinum,
200 et dabat exiguum fluminis ulva torum.
luppiter angusta vix totus stabat in aede,
inque lovis dextra fictile fulmen erat,
frondibus omabant quae nunc Capitolia gemmis,
183—226. Warum man sich am
1. Jan. mit Kleinigkeiten (die von
einer alten sabinischen Segensgöttin
Strenia strenae genannt wurden,
die ^trennes der Franzosen) be-
schenkte. Preller 1 S. 179 f.
185. Die Dattel und die Feige
wurden getrocknet gegessen, ru-
gosa gehört daher zu carica und
palma; vgl. met. VIII 664 {hie
mixta est rugosis carica palmis), Ca-
ricae (sc. fici) hiefsen die Feigen,
weil sie in Carlen in grofser Menge
wuchsen und von dort getrocknet
nach allen Ländern exportiert wur-
den (vgl. unser ^Borsdorfer, Stet-
tiner' u. ähnl.). — 186. Candida m.
'schimmernder H.% ebenso III 762.
Die cadi dienten nicht allein zur
Aufbewahrung von Wein, sondern
auch von festen Dingen, z.B. Feigeu,
Hülsenfrüchten, gesalzenen Fischen ;
es gehört sowohl data als suh n.
cado ('unten im — ') zu allen drei
Subjekten. — 187. res, die Ereig-
nisse des Jahres. — 189. dulcia
Süfsigkeiten. — Das Geldstück war
ein alter as (aera vetusta v. 220)
mit dem Januskopf und dem Schiff
(v. 229), also von sehr geringem Wert.
190. Was schwankt, ist unsicher,
unklar, z. v. 468. — 193. Die av/rea
aetas Saturno regnante schildert 0.
met. I 89—112. — 194. lucra näml.
d. stips.
199. Die Hütte des Romulus, aus
Rohr und Schilf erbaut (IH 184),
von den Bömem ängstlich erhalten
und nach einem Brand stets gewis-
senhaft wieder hergestellt, stand
noch zu O.s Zeiten auf dem Pala-
tino wo man bei den Napoleoni-
schen Ausgrabungen ihre Stelle
wiedergefunden zu haben glaubt.
200. ulva z. V 619.— 201. 0.
meint die hölzerne Statue des Jup-
piter Feretrius, welche in einem
kleinen, der Sage nach schon von Bo-
mulus gegründeten Tempel, dessen
Längenseiten nur eine Ausdehnung
von 6 M. hatten, auf dem Kapitoi
stand, und überläfst es seinen Le-
sern sich den Gegensatz zu denken,
nämlich die aus Gold und Elfen-
bein in späterer Zeit gebildete
prächtige Statue des berühmten
Kapitolinischen Juppiter, die jedem
Römer bei dieser Stelle von selbst
in den Sinn kam. — 203. Eonstr.:
frondibus omabant Gap., quae
I 188—220.
47
pascebatque suas ipse Senator oves.
205 [nee pudor in stipula placidam cepisse quietem
et faenum capiti supposuisse fuit.]
iura dabat populis posito modo praetor aratro,
et levis argenti lammina crimen erat.
At postquam fortuna loci caput extulit huius,
210 et tetigit summo vertice Borna deos,
creverunt et opes et opum furiosa cupido,
et, cum possideant plurima, plura petunt.
qnaerere, ut absumant, absumpta requirere certant,
atque ipsae vitiis sunt alimenta vices.
215 sie quibus intumuit suflFusa venter ab unda,
quo plus sunt potae, plus sitiuntur aquae.
in pretio pretium nunc est: dat census honores,
census amicitias, pauper ubique iacet.
Tu tamen auspicium si sit stipis utile, quaeris,
220 curque iuvent vestras aera vetusta manus?
nunc gemmis (ornant), z. B. Angu-
8tus, *»n cellam Capitolini lovis se-
decim müia pondo awri ge^nmasque
ac margaritas quingenties sestertii
una donatione contulif, Suet. Aug.
30. S. Preller I S. 232 f. — 204.
S. III 780 ff.
207. iura dabat, 'sprach Recht';
ebenso 252. II 492. — populis, z. 38.
Was 0. III 781 (s. z. d. St.) vom
Eonbul berichtet, überträgt er hier
auf den praetor, den Stadtrichter.
— 208. Fäbridus censor (im J. 275)
P. Cornelium Bufinum consularem
senatu movit , quod is decem pondo
argenti facti haberet. Liv. ep. XIV.
Vgl. Plinius n. h. XVHI 39 prae-
cipiehant ista, qui triumphales denas
argenti libras in 9uppellectile cri-
mini dabant, — 209. Verb, fort,
huius loci and vgl. IV 507. met. X
335: Foriwna loci la>edor,
210. Ein sehr häufig gebrauchtes
Bild, um den Gipfel menschlicher
Glückseligkeit zu bezeichnen. Vgl.
met. VII 61: vertice sidera tangam.
Hör. carm. I 1, 36 sublimi feriam
sidera vertice, — 211. Vgl. mit 0.
die treffliche Darstellung der diversa
vitia, der Habsucht und der Ver-
schwendung in seiner Zeit bei Sal-
lust Cat. 10—13 (ea qu^i materies
omnium malorum fuere)y auch bei
Livius praef. 12. XXXIV 4, 1—11.
— 213. guaerere certarU: 'sie er-
werben im Wetteifer'. Vgl. Sali.
Cat. 12, 1 f. : Igitur ex divitiis iu-
ventutem luxuria atque avaritia
cum superbia invasere: r apere, con-
sumere; sua parvi pendere, aliena
cupere, — 214. Gerade der Wechsel
zwischen quaerere und absumere
giebt den Lastern der avar* und
luxwria neue Nahrung.
215. Eonstr.: sie {ab eis), quibus
V, int. ab u, suff,, (also den Wasser-
süchtigen, hydropids, welche auch
sonst mit den Habsüchtigen ver-
glichen werden, z. B. von Horaz),
plus aquae sitiuntu/r (Pass. zu si-
tire aquam, nach Wasser dursten),
quo pl. s, p,; über sunt potae s. z.
V. 121.
217. in pr. pr. nunc est: 'heute
gilt nur das Geld', census ist zu-
nächst die Abschätzung des Ver-
mögens, dann das Vermögen selbst,
s. V 63 u. Anm. — 219. auspicium
st. das a. (=■ omen v. 221), welches
liegt in der stips, z. II 170.
220. Die Münzen bestanden in
der ältesten Zeit aus Kupfer (die
prisca moneta\ seit 269 (oder 268)
wurden auch silberne geprägt, gol-
dene seit 217 V. Chr. Die Präge-
si^tte war seit 269 am Tempel der
Juno Moneta auf der Burg (s. VI
183 u. A.), daher hiefs das Geld
48
Ovidi fastorum
aera dabant olini; melius nunc omen in auro est^
victaque concessit prisca moneta novae.
Nos quoque templa iuvant, quamvis antiqua probemus,
aurea. maiestas convenit ista deo.
225 laudamus vetereS; sed nostris utimur annis:
mos tarnen est aeque dignus uterque coli'.
Finierat monitus. Pavidis ita rursus, ut ante,
clavigerum verbis adloquor ipse deum:
^Multa quidem didici. sed cur navalis in aere
230 altera signata est, altera forma biceps?'
*Noscere me duplici posses sub imagine', dixit
^ni vetus ipsa dies extenuasset opus,
causa ratis superest: Tuscum rate venit in amnem
ante pererrato falcifer orbe deus.
235 hac ego Saturnum memini tellure receptum:
caelitibus regnis a love pulsus erat,
inde diu genti mansit Saturnia nomen,
dicta quoque est Latium terra, latente deo.
at bona posteritas puppem formavit in aere,
240 hospitis adventum testificata dei.
ipse solum colui, cuius placidissima laevum
moneta. — 223—226 sind erst später
bei der zweiten Bearbeitung von
0. hinzagedichtet worden und be-
ziehen sich auf den von Augustua
und Tiberius prächtig restaurierten
Tempel des lanus iuxta theatrum
Marcelli.
225. nostris ut annis: wir neh-
men an, was unsere Jahre (genau
genommen 'die Sitten unserer
Jahre') bieten. — 226. Konstr. uter-
que tarnen mos est dignus coli (z. 88).
227—264. Erklärung der Bilder
auf dem römischen as, welcher den
Januskopf zum Avers (v. 231 — 232),
ein SchifiPsvorderteil oder einen
Schiffsschnabel zum Revers(v. 233 ff.)
hatte. Abbild, einer solchen Münze
bei Baumeister Denkmäler U S. 964.
228. clavigerum z.. 99. — 229. cur
in aere altera forma navalis (=■ na-
vis), altera (/*.) hiceps signata (ge-
prägt) est? Die Frage schliefst sich
an aera dahant olim in v. 221 an.
— 231. Wie der as zum Avers den
Janus, den ersten der Götter, hatte,
so der Semis den Juppiter, der
Triens die Minerva, der Quadrans
den Herkules, der Sextans den Mer-
curius, die wnda die Roma. —
232. dies ^Zeit' (in dieser Bedeu-
tung femin. gen.). — opus das Ge-
präge. — 233. Tuscus amnis ist
der aus Etrurien nach Latium kom-
mende Tiber (wie 600, IV 47. 294.
V 628. VI 714), der falcifer deus
Saturnus, der Gott der Saaten (a
saiu od. a sationihus) und Stifter
und Vorsteher des ital. Ackerbaues
(ursprünglich Saeturnus, daher
Saturnus, aber sator)^ demnach iet
sein Attribut die Sichel. Prell er IE
S. 10 ff. Die Hauptsache, dafs Sa-
turn den Ackerbau mit sich nach
Italien gebracht und aus Dankbar-
keit hierfür verehrt wurde, ist von
0. übergangen.
236. receptum sc. a me, — 236 z. T.
= 111 796. — 237. Saturnia ist der
Beiname des Landes bei Ennius
(ann. 26 p. 8 Vahl.) und öfters bei
Virgil, der auch wie die meisten
Alten die folgende Etymologie von
Latium hat (Aen. VIH 322). —
238. latente sc. in terra. — 239.|9up-
pem =» navem; denn die erhaltenen
Münzen zeigen nirgends e^nepuppis,
sondern immer die rostra, — in
aere: auf dem Kupfer der Münzen.
241. 42 Umschreibung des Lan-
I 221—260.
49
radit harenosi Thybridis unda latus,
hie, ubi nunc Roma est, incaedua silva virebat,
tantaque res paucis pascua bubus erat. .
245 arx mea collis erat, quem cultrix nomine nostro
nuncupat haec aetas laniculumque vocat.
tunc ego regnabam, patiens cum terra deorum
esset et humanis numina mixta locis.
nondum lustitiam facinus mortale fugarat
250 (ultima de superis illa reliquit humum),
proque metu populum sine vi pudor ipse regebat;
nuUus erat iustis reddere iura labor.
nil mihi cum hello, pacem postesque tuebar',
et clavem ostendens *Haec' ait *arma gero'.
255 Presserat ora deus. Tunc sie ego nostra resolvi,
voce mea voces eliciente dei:
^Cum tot sint iani, cur stas sacratus in uno,
hie ubi iuneta foris templa duobus habes?'
nie, manu mulcens propexam ad pectora barbam,
260 protinus Oebalii rettulit arma Tati,
des auf dem rechten Tiberufer,
welches nach Macrobins (I 7, 19)
Camesene genannt wurde. — 243.
Denselben Gedanken führt 0. aus
V 93 f. und 639 ff. TibuU. II 6, 26 :
Sed tunc pascebant herhosa Palatia
vaccae et stdbant humües in lovis
arce casae. — 244. res 'Reich'.
245. cultrix: me {lanum) cdlens,
— 248. humanis n. m. locis: Sinn:
als die Götter noch auf den Plätzen
der Menschen weilten; die Verbin-
dung ist auffallend ; wahrscheinlich
ist h. locis der Abi. loci und aus
hum. zu mixta ein hominihus zu
ergänzen. — 249. vgl. met, I 149:
Victa iacet Pietas, et virgo caede
madentes ultima caelestum terras
Astraea reliquit, u. I 89 ff. 0. folgt
dem Arat (phaen. 133), bei dem
dUrj zuletzt die Erde verläfst (vgl.
German. phaen. 137); anders Hesiod
^^y. X. rifi>. 199, wo es am Ende
der Schilderung der eisernen Zeit
heifst: a^avcizoav fiszä (pvXov hov
nQoXmovT* ävd'Qoaitovg Aldmg Tial
Nsfisaig.
251. pudor ist das sittliche Ge-
fühl für Recht und Gesetz, welches
also damals ohne Anwendung von
Gewalt an Stelle der Furcht vor
Richter und Gesetz herrschte; vgl.
met. I 89 ff. 131. — 252. iura reddere
OTids Fasten.
= *. dare z. 207. — 253. nil mihi
cum hello sc. erat: es gab damals
noch keinen Krieg (ein weiterer
Vorzug des goldenen Zeitalters;
met. I 97 ff. 142 ff.), also auch noch
keinen Janustempel als ^index pacis
hellique\ — p, p. tuebar ^ich nahm
wahr den Frieden und die Thore*,
d. h. dies war mein Beruf, vgl.
673. II 699.
255—276. Grund der Heiligkeit
des berühmten Tempels des Janas
Geminus am Forum an der Strafse,
welche das forum Romanum und
das des Cäsar (v. 258) verband.
Becker R. A. I S. 256 ff. 348 ff.
Preller I S. 173 ff. Abbild, auf einer
Münze des Nero bei Baumeister,
Denkm, I S. 234.
256. eliciente ^indem herauslocken
wollte'. — 257. iani sind überhaupt
Durchgänge, wie es deren mehrere
in Rom gab, einfache Bogen über
die Strafse oder Thore; aus ihnen
haben sich dann Tempel zu Ehren
des Janus mit 2 oder 4 Thoren
entwickelt, von welchen der älteste
am Forum, in welchem eine alter-
tümliche Statue des Gottes stand,
von 0. ein ianus genannt wird {in
uno sc. iano 'nur in einem').
260. arma, die Waffenthaten.
Oebalius wird Tatius genannt von.
^
50
Ovidi fastorum
utque levis custos^ armillis capta, Sabinos
ad summae tacitos duxerit arcis iter.
^Inde, vel.ut nunc est, per quem descenditis/ inquit
^arduus in valles ad fora clivus erat.
265 et iam contigerant portam, Saturnia cuius
dempserat oppositas invidiosa seras:
cum tanto veritus committere numine pugnam
ipse meae movi callidus artis opus
oraque, qua pollens ope sum, fontana reclusi
270 sumque repentinas eiaculatus aquas.
ante tamen madidis subieci sulpura venis,
clauderet ut Tatio fervidus umor iter.
cuius ut utilitas pulsis percepta Sabinis,
quae fuerat, tuto reddita forma loco est.
275 Ära mihi posita est parvo coniuncta sacello:
Oebalus, einem alten König der
Spartaner, von denen die Sabiner
abBtammen sollten, vgl. III 230.
— 261 ff. Die hier sehr skizzenhaft
gegebene Erzählung, wie Tarpeja,
nach der gewöhnlichen Sage die
Tochter des römischen Befehls-
habers auf dem Eapitol, die Sabiner
in dasselbe einläfst, dann aber für
ihre Verräterei den gebührenden
Lohn erhält, und wie die Palati-
nische Stadt nur durch Janus noch
gerettet wird, findet sich auch noch
metam. XIV 775 ff., hier aber mit
einigen Abweichungen , welche das
Verdienst des Janus schmälern; vgl.
Liv. I 11, 6: Spurius Tarpeius Bo-
manae praeerat arci. huius filiam
virginem auro corrumpit Tatius, ut
armatos in arcem acdpiat, — accepti
öbrutam armis necavere, — additur
fdbula, quod vulgo Säbini aureas
armillas magni ponderis hracchio
laevo gemmatosque magna specie
anMlos hahfierint, pepigisse eam quod
in sinistris mantbus hoher ent; eo
scuta Uli pro aureis donis congesta.
— 262. summa a,, d. i. das Kapitol.
— 263. inde näml. ab arce. — 264.
clivus ist der Weg den Hügel hin-
unter. — 265. contigerant: die Sa-
biner, die vom Kapitol aus die Pala-
tinische Stadt überrumpeln wollen;
die porta ist also ihr Thor an der
Stelle des späteren Tempels des
Janus Geminus. — Saturnia: Juno,
die Tochter des Saturnus, ist den
Römern als den Nachkommen des
Aneas, des Sohnes der Venus, feind-
lich gesinnt. — 266. seras z. 124.
— 267. Es war keinem Gotte ge-
stattet die Thaten und Beschlüsse
eines anderen rückgängig zu machen,
met. XIV 784 : nisi quod rescindere
numguam dis licet acta deum. II
676 £ — 268. Als Sonnengott ist
Janus zugleich Quellengott (daher
ihm ein Sohn Föns oder Fontus ge-
geben wurde), eine Vereinigung, die
auch die deutsche Mythologie in
den Göttern Phol und Balder zeigt.
Preller I S. 171. II 126. — Die ars
des J., welche er hier anwendet
{movet, s. VI 760), ist das Öffiien u.
Schliefsen. — 269. qu>a ope ^^ quo^
rum (der Quellen) ope; s. z. II 224.
270. aquas, Wassermassen, vgl.
nives Schneemassen v. 390. — 271.
sulpura, der Plur. von Stoffnamen
bezeichnet oft Stucke desselben
Stoffes. Seyffert § 190, 2 c. — venae,
Wasseradern; der Schwefel ist
brennend zu denken und setzt auch
das Wasser in Flammen, wie dies
0. met. XIV 792 ausdrücklich sagt,
daher hier fervidus umor. — 273.
percepta (sc. est) 'genossen war'. —
274. qime fuerat 'die frühere'. —
tuto 'dem (so) geschützten'.
275. Vor dem v. ergänze ein
'deshalb'. Vgl. Trebatius b. GeU.
VII 12, 5: sacellum est locus parvus
I 261—292.
51
haec adolet flammis cum strue farra suis/
'At cur pace lates motisque recluderis armis?'
nee mora; quaesiti reddita causa milii est:
*üt populo reditus pateant ad bella profecto,
280 tota patet dempta ianua nostra sera.
pace fores obdo, ne qua discedere possit:
caesareoque diu nomine clusus ero.'
Dixit et attoUens oculos diversa videntes
aspexit, toto quicquid in orbe fuit:
285 pax erat, et vestri, Germanice, causa triumphi,
tradiderat famulas iam tibi Rhenus aquas.
lane^ fac aeternos pacem pacisque ministros,
neve suum, praesta, deserat auctor opus. —
Quod tamen ex ipsis licuit mihi discere fastis^
290 sacravere patres hac duo templa die:
accepit Phoebo nymphaque Coronide iiatum
insula^ dividua quam premit amnis aqua.
deo sacrcutus cum dura. Marquardt
S. 149. — 276. lidec adolet 'dieser
(der Altar) läfst auflodern'; ad, ist
der term. techn. der Opfersprache.
— strue B. Fest. s. v. p. 310: Strues
genera Itborum sunt, digitorum con-
iunctorum non dissimilia, qui su-
periecta panicula in transversum
continentur; vgl. v. 128 f. — farra:
so grade bei diesem Wort oft der
Plur., um die Fülle zu bezeichnen,
z. B. 693. n 24. 619 u. ö.
277 — 282. Warum dieser Janus-
tempel im Frieden geschlossen, im
Kriege geöffnet war. Der Brauch
hatte wahrscheinlich den Grund,
dafs man bei der öffiiung sich den
Janus Quirinus als den Gott alles
geweihten Ausganges mit dem
Heere im Felde dachte; war der
Gott wieder nach Hause zurückge-
kehrt, so wurde auch sein Haus
geschlossen. S. Preller I S. 174 f.
277. lates: der Gott wird vom
Dichter mit seinem Bilde (v. 257)
identificiert. — 279. reditus^ der
Plur., weil die Handlung zu wieder-
holten Malen stattfindet, Seyffert
§ 190, 1. — 281. possit näm]. pax.
— 282. Der Name 'Cäsar' oder
genauer der Schrecken vor dem
Namen Cäsar wird mich laoge ge-
schlossen halten.
283—288 sind erst bei der letzten
Bearbeitung von 0. hinzugefügt,
s. Einl. S. 12. — 283. diversa in
seiner eigentlichen Bedeutung 'nach
zwei verschiedenen Seiten hin', s.
V. 140. — 286. Bhenus: der Flufs
steht für das Land, das er durch-
fliefst, so Nilus für Ajgjpten, Eu-
phrates für Parthien (v. 341), Ganges
für Indien (HI 729). — famulas
praedikativ. — 287. pads ministros:
die 'Bringer' des Friedens, das
ganze kaiserliche Haus; der auctor
(288), der für die Erhaltung seines
Werkes sorgen soll , ist Germanicus.
— 288. neve: et, ne.
289 — 294. Dem Kalender ent-
lehnte Angaben über Gründung
von Tempeln; sie stellt 0. darch
tamen demjenigen gegenüber, was
er von Janus gehört hatte.
290. Der Tempel des Äskulap,
der nach Hesiods Eöen hier S. des
Apollo und der Nymphe Coronis
genannt wird, war im J. 291 v. Chr.
geweiht, infolge eines Ausspruchs
der Sibyllinischen Bücher, um der
damals wütenden Pest ein Ende
zu machen (met. XV 622— 744), der
des Juppiter oder richtiger des
Ve(d)iovis im J. 194. Vei. (s. z. EI
429) war ein Gott der Sühne, daher
der Zusammenhang der beiden Tem-
pel. Preller I S. 266 f. II 242 f. —
292. Der Flufs ist der Tiber, die
Insel die in demselben dem Mars-
feld gegenüber gelegene. — premit
4*
52
Ovidi fastorum
luppiter in parte est. cepit locus unus utrumque,
iunctaque sunt magno templa nepotis avo.
295 Quis vetat et Stellas, ut quaeque oriturque caditque,
dicere? promissi pars sit et ipsa mei.
Felices animae, quibus haec cognoscere primis
inque domus superas scandere cura fuit!
credibile est illas pariter vitiisque locisque
300 altius humanis exeruisse caput.
non Venus et vinum sublimia pectora fregit
officiumve fori militiaeve labor,
nee levis ambitio perfusaque gloria fueo
magnarumque fames sollicitavit opum.
305 admovere oculis distantia sidera nostris
aetheraque ingenio supposuere suo.
sie petitur caelum, non ut ferat Ossan Olympus,
summaque Peliacus sidera tangat apex.
Nos quoque sub dueibus caelum metabimur illis
310 ponemusque suos ad yaga signa dies.
Ergo ubi nox aderit venturis tertia nonis.
'einschliefst'. — 294. magno avo:
genauer templo m. avi, logische
Brachylogie.
295~-3U. 3. Januar.
295. Stellas, ut q. o, c. dicere:
Anticipation oder Attraction, in der
guten Prosa sehr selten, bei den
Dichtem häufig, durch das Vorbild
des Griechischen ausgebildet. Mad-
vig, Lat. Gr. § 439 Ä. 1. — 297 ff.
Der Preis der Thätigkeit eines
Astronomen ( — v. 310) ist vielleicht
erst später mit Beziehung auf Ger-
manicus, den Übersetzer des Arat,
hinzugefügt; vgl. den Anfang der
Astron. des Manilius. — anima für
anirmis, wie met. XV 168. Sali. lug.
2. u. ö. — 298. vgl. Manil. 1 13: ire
per ipsum aera et immenso spatian-
tem vivere caelo, 40: et natura de-
dit vires seque ipsa reclusit, r egales
animos primum dignata movere,
proxima tangentis rerum fastigia
caelo. Hör. carm. I 28, 6 von Archy-
tas: Aerias temptasse domos animo-
que rotundum percurrisse polum, —
299. Konstr. cred. est illas exeruisse
Caput ailtius pariter vitiisque lods-
que hum, — vitia u. loca h. sind
grammatisch gleichgesetzt, dem
Gedanken nach jedoch locis dem
vitiis subordiniert: 'wie über die
Wohnungeo, so auch über die Laster
der Menschen'; so ist von v. 298
z. 300 ff. übergeleitet. Vgl. Sali.
Cat. 11, 3: avaritia — neque copia
neque inopia minuitur (ebenso-
wenig durch Überflufs wie durch
Mangel); 15, 4 animus impurus (Ca-
tilinae) — neque vigiliis neque quie-
tihus sedari poterat (ebensowenig
durch Schlafen wie durch Wachen).
302. officium fori: die Thätigkeit
als Richter, Ankläger oder Vertei-
diger. — 303. z. 211. — levis wird
die ambitio genannt, weil sie nichts
wert ist.
305. admovere: durch ihre astro-
nomischen Darstellungen in Wort
und Bild (Sternkarten); vgl. Manil.
I 1: Carmine — sidera — deducere
mundo aggredior, — 307. Die Thä-
tigkeit der Astronomen wird dem
vergeblichen Versuch der Giganten
(z. V 36. III 439) gegenübergestellt,
welche durch Aufeinandertürmen
jener drei hohen Berge Thessaliens
den Himmel hatten erstürmen
wollen.
310. vaga handelnd'. — suos
dies: die Tage des Auf- und Unter-
gangs. — 311. nox tertia v. nonis
I 293—327.
53
sparsaque caelesti rore madebit humus,
octipedis frustra quaerentur bracchia Cancri:
praeceps occiduas ille subibit aquas.
315 Institerint nonae: missi tibi uiibibus atris
signa dabunt imbres, exoriente Lyra.
Quattuor adde dies ductos ex ordine nonis,
lanus Agonali luce piandus erit.
Nominis esse potest succinctus causa minister^
320 hostia caelitibus quo feriente cadit,
qui calido strictos tincturus sanguine cultros,
semper agatue^ rogat^ nee nisi iussus agit.
Pars, quia non veniant pecudes^ sed agantur^ ab actu
nomen Agonalem credit habere diem.
325 Pars putat hoc festum priscis Agnalia dictum^
una sit ut proprio littera dempta loco.
Ah; quia praevisos in aqua timet hostia cultros,
(dat.) = a. d. III nonas, — 313.
Die Ad gäbe ist für den wahren
Frühuntergang des Krebses richtig.
— bracchia: auch das Bild des
Krebses , der nach der Angabe der
Alten derjenige war, welcher den
Herkules beim Kampf mit der Ler-
näischen Hydra ins Bein gezwickt
hatte, geht rückwärts, daher ver-
schwinden die Scheren zuletzt.
315 f. 5. Januar. — institerint
n. ist der Bedingungssatz zu signa
d. {inLarntavovai) y näml. dafs die
Nonen da sind. ex. Lyra (gemeint
ist der Frühaufgang) giebt den
Grund zu den Regengüssen an.
Vgl. rV 904. Die Leier ist die des
Orpheus, welche die Musen an den
Himmel versetzt hatten.
817—468. 9. Jan. Tag der
Agonalia neb st Exkursen über
die verschiedenenOpfertiere.
— Agonia oder Agonalia begegnen
uns noch am 17. März, 21. Mai
(V 721) und 11. Dezember im Ka-
lender; aber nur die vom 9. Jan.
scheinen dem Janus geweiht ge-
wesen zu sein und allein der alter-
tümliche Opferritus war den Ag.
gemeinsam. Das Wort bedeutete
ursprünglich nichts anderes als
*Opfer' von agere, opfern; die
andern von 0. gegebenen Etymo-
logieen sind Künsteleien von Gram-
matikern. Marquardt S. 310. Preller
I S. 178 f.
317. nonis dat. zu adde. — duc-
tos 'gerechnet'. — 318. Zwcc: die.
— 319. vergl. Varro d. 1. 1. VI 12 :
dies agonales, per quos rex in regia
arietem immolat, dicti ab ^agone*?
eo quod interrogatur a principe civi-
tatis et princeps gregis immolatwr.
— minister des Opferpriesters, hier
der cultrarim, der mit dem Messer
dem Opfertiere die Kehle durch-
schnitt; er war succinctus, d. h.
nackt und nur mit einem Schurz
{Jiimus) um die Lenden bekleidet,
der vom Nabel bis an das Knie
reichte. Abbild, bei Baumeister,
BenTcm. III S. 1687 (links). — 320.
quo feriente 'unter dessen Streich'.
z. 83. — 322. roga^ den Opfer-
priester, iussus mit den Worten
^hoc age*,
325. Ableitung von agnus, —
326. dempta von der dem Ov. ge-
läufigen Form.
327. Vor dem Schlachten fuhr
der Opfernde mit dem Messer über
den Rücken des Tieres von der
Stirne bis zum Schwanz (Verg. Aen.
XII 173 u. Serv. z. d. St.); dabei
sah das Tier das Messer in dem
Wasser des vor ihm stehenden
Opferbeckens (vgl. met. XV 134 f.)
und geriet in Furcht {timere ==
54
Ovidi fastoram
a pecoris lux est ipsa notata metu?
Fas etiam, fieri solitis aetate priorum
330 nomina de ludis Graeca tulisse diem.
Et pecus antiquus dicebat 'Agonia' sermo,
veraque iudicio est ultima causa meo.
Utque ea non certa est, ita rex placare sacrorum
numina lanigerae coniuge debet ovis.
335 victima, quae dextra cecidit victrice, vocatur;
hostibus a domitis hostia nomen habet.
Ante, deos homini quod conciliare valeret,
far erat et puri lucida mica salis.
nondum pertulerat lacrimatas cortice murras
340 acta per aequoreas hospita navis aquas,
tura nee Euphrates, nee miserat India costum.
dyoDviav). — 329. Fas etiam 'es ist
auch möglich'; ebenso tr. III 12,
41: Fas quoque — huc aliquem vela
dedisse. — priores die Vorfahren.
330. ludi = dymvss, — 331. Et:
'auch'. — S. Paul. s.v. p. 10: Ago-
nium dies appellabatrir, quo rex
hostiam immoldbat; hostiam enim
antiqui agoniam vocabant und gleich
darauf agonias hostias putant ah
agendo dictas. S. Müller z. d. St.
— 333. 'wenn gleich diese (causa)
nicht sicher ist, jedenfalls mufs der
Opferkönig u. s. w.' ut — ita 'zwar
— aber', s. 661. Liv. XXI 36, 11:
Pleraque Alpium ah Italia sicut
hreviora ita arrectiora sunt. Com.
Nep. Paus. 1: nam ut virtutihus
eluxit, sie vitiis est ohrutus. Der
rex sacrorum oder'rcic sacrificulus
war der Priester, welcher nach der
Vertreibung der Könige in Rom,
wie in Athen der agxmv ßaailsvs,
diejenigen Opfer brachte, welche an
den Namen rex geknüpft waren.
336. Vgl. Serv. z. Verg. Aen. 1 334:
Victimae (dicuntur) sacrificia, quae
post victoriam fiunt; die hostia
würde nach vollständiger Nieder-
werfung der Feinde am Platz sein.
Von andern wird der Unterschied
der beiden Wörter, welche im Ge-
brauch nach Serv. a. a. 0. nicht
getrennt zu werden pflegten , anders
angegeben (Marquardt S. 166); die
Etymologie Ovids ist unglücklich,
das Distichon entbehrlich. — 337.
valere c. inf. nicht ciceronianisch.
— 338. Umschreibung der mala
Salsa, s. V. 128. Vgl. 11 24. 538.
IV 409. Tibull. III 4, 10. Hör.
carm. III 23, 20. Über den Brauch
der alten Zeit s. Plin. XVm 7:
Numa instituit deos fruge colere et
möla Salsa supplicare. Nach der
Annahme der späteren Römer haben
ihre Vorfahren erst unter den letzten
Königen angefangen, den Göttern
Tiere zu schlachten; doch werden
einzelne blutige Opfer schon zur
Zeit des Bomulus erwähnt, s.
Marquardt S. 166. — 339. Dafs die
Römer erst später den Weihrauch
zum Opfer gebraucht haben, be-
richtet Arnobius VII 26; vgl. Plin.
n. h. XIII 2. Die Myrrhe ist ein
Harz des Myrrhenbaumes in Ara-
bien, das aus von selbst entstan-
denen oder zu dem Z^veck ge-
machten Wunden floss. met. X 600 :
Flet tarnen (die in einen Baum
verwandelte Myrrha), et tepidae
manant ex arhore guttae; est honor
et lacrimis, stillataque cortice myrrha
nomen erile ienet nuUique tacehitur
aevo.
340. hospita ^fremd'. — 341. vgl.
Verg. georg. 1 66 fiP. ; über Euphrates
z. 286; über costus (Eostwurz, costus
arabicus, L.) vgl. Plin. XII 41 : Badix
et folium Indis in maxumo pretio.
radix costi gustu fervens, odore
eximia, frutice alias inuiili. primo
statim introitu amnis Indi in Fatale
insula duo eius gener a, nigrum et
I S28— S59.
55
nec fuerant rubri cognita fila croci.
ara dabat fumos herbis conienta Sabinis
et non exigao laorus adosta sono.
345 si quis erat, factis prati de flore coronis
qui posset yiolas addere, dives erat.
hie, qui nunc aperit percussi viscera taori,
in sacris nuUom cülter habebat opns.
Prima Ceres avidae gavisa est sangaine porcae,
350 ulta suas merita caede nocentis opes.
nam sata vere novo teneris lactentia solcis
eruta saetigerae comperit ore snis.
sus dederat poenas. Exemplo territus hoias
palmite debneras abstinnisse, caper.
355 quem spectans aliquis dentes in vite prementem,
talia non tacito dicta dolore dedit:
^Rode, caper, yitem; tarnen hinc, cum stabis ad aram,
in tua quod spargi comua possit, erit/
Verba fides sequitur. noxae tibi deditus hostis
quod meliits candicans, — 342. Der
Safran (crocus) ist grasartig und
hat schmale Blätter, daher fila;
ruher halfst er von der Farbe der
Narbe (V 318. Verg. ge. IV 182);
in erster Güte wuchs er in Cilicien,
2^ 76. — 343. die herha S, (Sade-
baum, luniperus Sahina, L.) ge-
hört zur Familie der Koniferen;
vgl. IV 741 und Plin. XXIV 102. —
344. Lorbeerblätter brennen selbst
frisch laut knatternd und hell auf-
leuchtend; s. über die Bedeutung
des Knattems z. v. 75.
345. coronae steht hier in der
alten Bedeutung , nach welcher das
Wort nur von Kränzen gebraucht
vmrde, die für heilige Zwecke und
zur Auszeichnung für Kriegsthaten
angefertigt wurden. Plin. XXI 3. —
346. Das Veilchen wächst in Italien
zwar auch wild, wird aber in noch
größerer Menge in Gärten gezogen;
von einer Gartenpflanze spricht hier
0. — 347. viscera z. 588. Der Stier
wurde durch einen Schlag des Beiles
getötet, s. IV 41 6. tr. IV2, 5. met
VII 428. — 349. Dass. bei Varro
d. r. r. II 4, 9. met. XV 111 fiF. Serv.
z. Verg, ge. II 380: Victimae nu-
minihus aui per simüitudinem aut
per contrarietatem immolantur, -r-
per contrarietatem, ut porca, quae
ohest frugihus, Cereri, et caper, qui
ohest vitihus, lAhero, — Ein Schwein
wurde eigentlich der Tellus ge-
opfert und überhaupt den altrömi-
schen Erdgöttinnen und dann über-
tragen auf die griechische Ceres, die
allmählich in den Ritus derselben
eintrat. S. Marquardt S. 850.
350. «wo» — opes d. h. die Saaten,
in denen die Schweine gern wühlen.
— 351. vere novo 'im jungen Früh-
ling'. — lactentia 'milchig', ebenso
Verg. ge. I 815: frumenta lactentia.
— 3bS. poenas: derPlur.indieserVer-
bindung gewöhnlich. — Vgl. Varr.
d. r. r. I 2, 18. Verg. ge. II 880 ff.
— 365. prementem ■■ imprimentem;
ähnlich IV 825. — 856. non tacito
d. abl. abs., 'indem sein Schmera
nicht stumm blieb'. — 857. Uno,
nämlich von dem angefrejiicnon
Weinstock; es wurde auf die Stirn
des Opfertiers, welche mit mola
Salsa bestreut wurde, auch <iine
Schale Wein ausgegossen, y. 800. —
859. fides: das was den Wofi^wi
Glauben giebt, 'Erföllnng'i ebenno
642. VI 55. 549. - In Ilom war iUt
Hausherr für jeden von ntnnm
Tieren angerichteten 8chtt/l^n ÄUJt
alten Zeiten haftbarj et mrifwte (iu\r
weder Schadimer^at» W^nifM otUr
da» betreffende Tier »elbH tUm
56
Ovidi fastorum
360 spargitur adfuso cornua, Bacche, mero.
Culpa sui nocuit, nocuit quoque culpa capellae:
quid bos, quid placidae commeruistis oves?
Flebat Aristaeus^ quod apes cum stirpe necatas
viderat inceptos destituisse favos.
365 caerula quem genetrix aegre solata dolentem
addidit haec dictis ultima verba suis:
'Siste, puer, lacrimas! Proteus tua damna levabit,
quoque modo repares quae periere, dabit.
decipiat ne te versis tamen ille figuris,
370 impediant geminas vincula firma manus.'
Pervenit ad vatem iuvenis resolutaque somno
alligat aequorei bracchia capta senis.
ille sua faciem transformis adulterat arte,
mox domitus vinclis in sua membra redit
375 oraque caerulea tollens rorantia barba
*qua' dixit ^repares arte, requiris, apes?
obrue mactati corpus tellure iuvenci:
quod petis a nobis, obrutus ille dabit/
lusßa facit pastor: fervent examina putri
380 de bove. mille animas una necata dedit.
Beschädigten ausliefern; der ge-
richtliche Aue druck für das Letz-
tere ist noocae dedere, als Genug-
thuung und Strafe übergeben. —
362. Derselbe Übergang met. XV
116: Nocuit sua culpa duohtts. Quid
meruistis oves — ? quid meru^cre
hoves?
363—880. Die Fabel von der
künstlichen Wiedererzeugung der
Bienen ist im Altertum e sehr weit
verbreitet; s. Colum. de r. r. IX
14, 6 : progenerari posse apes iuvenco
perewpto Bemocritus et Mago nee
minus Vergilius prodiderunt. Ovid
erzählt sie hier nach Virgil georg.
IV 281 — 658 (mit einigen Abwei-
chungen), und zwar soll sie den
Grund angeben, weshalb Stiere ge-
opfert wurden. Aristaeus wurde in
vielen Gegenden Griechenlands seit
alters als Feld- und Herdengott
(daher pastor v. 379 und Verg. v.
317) verehrt und galt in der ver-
breitet sten Sage als S. des Apollo
und der Cyrene, der Tochter des
LapithenkönigsHypseus; dieser war
ein S. des Flufsgottes Peneus, bei
welchem Virgil die Enkelin auch
wohnen läfst, daher heifst sie bei
0. 366 caeiula genetrix, — necatas
von Orpheus aus Zorn darüber, dafs
A. den Tod seiner Gemahlin Eury-
dike verschuldet hatte.
366. aegre *nur mit Mühe'. —
dolentem 'in seinem Schmerz'. —
367. Proteus war ein Meerdämon,
der auf der Insel Pharos oder Kar-
pathos und in den umgebenden
Meeren wohnte und untrüglich
weissagte, sich dem aber durch
Verwandlungen in die verschieden-
artigsten Gestalten zu entziehen
suchte und erst bezwungen werden
mufste. S. Homer 8 382 — 470. —
368. dabit 'wird dir an die Hand
geben, zeigen'.
371. resoluta somno, vgl. Homers
XvvTO de yvia. — 373. transformis
= qui in varias formas transire
potest, vgl. met. VIII 871. — adul-
terat 'verfälscht, verwandelt'. —
374. in sua m. 'in seine eigentliche
Gestalt', s. Verg. v. 413 und 443.
— 378. z. V. 17. — 379. fervent 'es
wimmeln'. Verg. v. 666: lique facta
houm per viscera toto stridere apes
utero et ruptis effervere costis: — putri
'nachdem er in Verwesung über-
gegangen'. — 380. mille 'unzählige'.
I 360—396.
57
Poscit ovem fatum. verbenas improba carpsit,
quas pia dis ruris ferre solebat anus.
quid tuti superest^ animam cum ponat in aris
lanigerumque pecus ruricolaeque boves?
385 Placat equo Persis radiis Hyperiona cinctum,
ne detur celeri victima tarda deo.
Quae semel est triplici pro virgine caesa Dianae^
nunc quoque pro nulla virgine cerva cadit.
Exta canum vidi Triviae libare Sapaeos,
390 et quicumque tuas accolit, Haeme, nives.
Caeditur et rigido custodi ruris asellus;
causa pudenda quidem, sed tarnen apta deo.
Festa corymbiferi celebrabas, Graecia, Bacchi,
tertia quae solito tempore bruma refert.
395 di quoque cultores in idem venere Lyaei,
381. verbenae (= herhenae), Kräu-
ter, quae semper virent, iucundi
odoris, die zu heiligen Gebräuchen
mannigfacher Art dienten. — 384.
Vgl. Varro de r. r. II 5, 3 : hie (tau-
rus) somis hominum in ruMico opere
et Cereris miniskr, ab hoc antiqui
manv^ ita abstineri voliierunt, ut
capite sanxerint, si quis occidisset,
fl. f. IV 413. — 386. Hyperion
(Homers ^TnsQ^oav), der Sonnengott
Apollo, der hier für den persischen
Lichtgott Mithra gesetzt ist. Das
ihm heilige Tier, mit dem er schnell
über die Erde dahinfährt, ist das
Eofs. Sein Dienst war in Rom seit
Pompejus bekannt geworden und
kam später in der Eaiserzeit sehr
in Aufnahme. — 387. triplex Diana:
die Göttin Hekate wird schon von
Hesiod als eine im Himmel, auf
der Erde und in der Unterwelt
mächtige Göttin dargestellt, daher
ihre drei Köpfe, welche 0. v. 141
daraus erklärt, dafs sie als Göttin
der Dreiwege {Trivia, TgiodCvig)
nach drei Seiten zu sehen habe.
Später wurde sie mit Diana (so
von Verg. Aen. IV 511) oder Pro-
serpina identifiziert. Preller gr.
Myth. 1 8 S. 266 f. röm. M. II S. 424.
— pro virgine näml. Iphigenia, die
in Aulis von ihrem Vater, der den
Zorn der Artemis zu versöhnen
hatte, geopfert werden sollte, um
günstige Winde für die Abfahrt
nach Troja zu erhalten, aber von der
Göttin, welche an ihrer Stelle eine
Hindin von Agamemnon schlachten
liefp, nach Taurien entrückt wurde.
— 388. pro nulla virgine, auf der
Jagd, ohne dafs durch das Opfer
eine Jungfrau gerettet wird. —
389. 390 sind erst in der Verban-
nung hinzugefügt. Thracien hatte
0. auf dem Wege nach Tomi zu
Fufs durchwandert un(} dabei die
Bräuche der Sapaei, welche zwi-
schen dem Pangäusgebirge und dem
See ßistonis wohnten, kennen ge-
lernt. Der Hund ist das der Hekate
heilige Tier und wurde ihr auch
an vielen anderen Orten geopfert,
daher ihr Beiname Kwoacpayriq, —
libare überhaupt vom Opfern, von
Flüssigkeiten und Speisen.
390. Haemus der j. Balkan. —
nives Schneemassen, s. z. 270. —
391. custos ruris Priapus, dessen
Bild roh aus Holz geschnitzt und
rot angemalt (v. 415 f. Voss z. Verg.
ecl. 10, 27) in den Gärten stand,
um Vögel (v. 400) und Diebe ab-
zuwehren. V. 415. Verg. georg. IV
110. — rigidus 'starr, unbeugsam';
rig, censor a. a. II 664. r, mens her.
3, 96. — 393. festa: die zQisxi^Q^dsgj
die ein Jahr um das andere um die
Zeit des Wintersolstitiums {bruma)
unter ekstatischen Bräuchen gefeiert
wurden. — corymbiferi: warum der
Epheu dem Bacchus heilig war,
erzählt 0. III 767 ff.
395. Auch von den Göttern (im
Gegens. zu Graecia) versammelten
sich {in idem v, = convenere) die
58
Ovidi fastoram
et quicumque iocis non alienus erat:
Panes et in Venerem Satyrorum prona iuventus
quaeque colunt amnes solaque rura deae^
venerat et senior pando Silenus asello,
400 quique ruber pavidas inguine terret aves:
dulcia qui dignum nemus in convivia nacti
gramine vestitis accubuere toris.
vina dabat Liber, tulerat sibi quisque coronam,
miscendas large rivus agebat aquas.
405 Naides efFusis aliae sine pectinis usu^
pars aderant positis arte manuque comis.
illa super suras tunicam collecta ministrat^
altera dissuto pectus aperta sinu.
exerit haec umerum, vestem trahit illa per herbas,
410 impediunt teneros vincula nulla pedes.
hinc aliae Satyris incendia mitia praebent,
pars tibi, qui pinu tempora nexa geris.
te quoque, inextinctae Silene libidinis, urunt:
nequitia est, quae te non sinit esse senem.
415 at ruber, hortorum decus et tutela, Priapus
Omnibus ex illis Lotide captus erat.
Verehrer des Bacchns, der als sor-
gcnlösender Gott Avaiog genannt
wird, d. h. die nachher genannten
Pane, die Satyrn nnd Silenus, der
Pflegevater, später stete Begleiter
des Gottes. — 397. Ursprünglich
gab es nur einen Pan (Hirten- und
Waldgott), später wurde er ver-
vielfältigt; ebenso met. XIV 638. —
398 die Najaden und Oreaden. —
399. pandus: der Bücken des Esels
war unter dem Gewicht des wohl-
beleibten Gottes (nach unten) ge-
bogen. Das Epitheton wird dem
Esel nur gegeben, wenn Silen auf
ihm sitzt.
402. gr, vest. toris: d.h. auf dem
Grasplatz. — 403. Liber, der Be-
freier, ein altitalischer Gott, der in
den griech. Bacchos überging und
ihm einen neuen Namen gab.
Preller II S. 47 f. — Kränze (von
Epheu, Rosen, Myrthen) gehörten
bei Griechen und Römern notwen-
dig zum Gelage.
406. positis: zurechtgelegt, ge-
ordnet. — arte manuque Hendia-
dyoin: 'mit kunstreicher Hand'. —
407. tunicam (Acc. der Beziehung
wie pectus V. 408) collecta, mit auf-
genommener Tunica, succineta, wie
es ein Diener sein mufste {ministraJt)^
um ungehindert zu sein. — 408.
Sinus ist der Umschlag oder Bausch
des Gewandes vor der Brust. —
409. vestem tr,, weil nicht gegürtet.
Die Tunica (das Gewand, welches
unmittelbar auf dem Körper ge-
tragen wurde) reichte bei den
Männern nur bis ans Knie, die
Frauen trugen sie länger.
411. incendia, Liebesflammen od.
-glut; dieselbe Metapher kehrt V. 413
wieder in urunt 'entzünden'. —
4t2. 0. meint Pan, dessen Haupt
auch sonst mit einem Kranz der
ihm heiligen Fichte geschmückt
erscheint. Lucret. IV 586: Pan
pinea semiferi capitis velamina
quassans. Ov. met. I 698. — 413.
inextinctae 'unauslöschlich', vgl.
invictus, unbesiegbar, indomitus,
unbändig, intactu^, unantastbar u.
a. — 414. nequitia, Liederlichkeit,
Lüsternheit.
416. Omnibus ex illis, den Nym-
phen. — Lotis wurde später von
den Göttern, um sie den Nach-
stellungen des Priapus zu ent-
rücken, in einen Lotosbaum ver-
I 396—446.
59
hanc cupit; hanc optat, sola suspirat in illa
signaque dat Dutu sollicitatque notis.
fastus inest pulchris, sequiturque superbia formam.
420 inrisum vultu despicit illa suo.
nox erat, et vino somnum faciente iacebant
Corpora diversis victa sopore locis.
Lotis in herbosa sub acernis ultima ramis,
sicut erat lusu fessa, quievit humo.
425 surgit amans animamque tenens vestigia furtim
suspenso digitis fert taciturna gradu.
ut tetigit niveae secreta cubilia nymphae,
ipsa sui flatus ne sonet aura, cavet.
et iam finitima corpus librabat in herba,
430 illa tarnen multi plena soporis erat.
gaudet et, a pedibus tracto velamine, vota
ad sua felici coeperat ire via:
ecce rudens rauco Sileni vector asellus
intempestivos edidit ore sonos.
435 territa consurgit nymphe manibusque Priapum
reicit et fugiens concitat omne nemus.
at deus^ obscena nimium quoque parte paratus,
Omnibus ad lunae lumina risus erat,
morte dedit poenas auctor clamoris. et haec est
440 Hellespontiaco victima grata deo.
Intactae fueratis aves, solacia ruris,
adsuetum silvis innocuumque genus,
quae facitis nidos et plumis ova fovetis
et facili dulces editis ore modos.
445 sed nil ista iuvant, quia linguae crimen habetis,
wandelt, met. IX 346 ff. — 417. 8U-
spirare mit in und dem Abi. ('nach
jener') auch Catull. 64, 98. — 419.
s, formam nämlich der Schönen.
423. ultima lokal, von den andern
entfernt (s. 717), daher 427 secreta
cubilia. — 424. sicut erat l, /*. 'müde
vom Spiel, wie sie war'. — 426.
animam (= flatus 428) tenens, den
Atem anhaltend ; der Gedanke wird
wiederholt in v. 428, wie der von
V. 426 in 429, um das langsame
Hinschleichen zu malen; vestigia
tac. 'den schweigenden Fufs'. —
426. suspenso d. gr. 'indem der
Schritt auf den Zehen schwebt' =
librabat (v. 429) ; vgl. 0. met. VIII
201 (von Dädalus, als er zu fliegen
versucht): geminas opifex libravit
in alas ipse suum corpus motaque
pependit in aura,
435. nymphe, vvficprj. 0, liebt
bei griech. Wörtern die griech.
Endungen. — 440. Hellespontiacus
d. (vgl. VI 341) heifßt Priapus, weil
er in Lampsakos am Hellespont,
seiner angeblichen Geburtsstätte,
besonders verehrt wurde.
441. solacia ruris eigentlich ruri-
colarum, vgl. Verg. georg. I 293:
longum cantu solata läborem arguto
coniunx percurrit pectine telas, —
442. adsuetum silvis wo ihr Nie-
mandem schaden könnt: 'nur an
W. gewöhnt'. — 444. facile os, ein
Mund, der leicht die Töne hervor-
bringt, 'geschmeidig'.
445. isia: das Pron. der 2. Per
60
Ovidi fastornm
dique putant mentes vos aperire suas.
nee tarnen hoc falsum. nam, dis ut proxima quaeque,
nunc pinna veras, nunc datis ore notas.
tuta diu volucrum proles tum denique caesa est,
450 iuveruntque deos indicis exta sui.
ergo saepe suo coniunx abducta marito
uritur Idaliis alba columba focis.
nee defensa iuvant Capitolia, quo minus anser
det iecur in lances, Inachi lauta, tuas.
455 nocte deae Nocti cristatus caeditur ales,
quod tepidum vigili provocet ore diem. —
Interea Delphin darum super aequora sidus
tollitur et patriis exerit ora vadis.
8on, weil der Dichter ein| Zwie-
gespräch mit den Vögeln beginnt,
übers, 'dies nützt euch nichts'. —
linguae crimen, ein Vorwurf, der
von der Zunge herkommt, d. h. die
Geschwätzigkeit; vgl. met. II 534 ff.,
bes. 640. — 447. dis — quaeqiie, je
höher ein Vogel fliegt, desto mehr
ist er im stände die Gedanken der
Gottheit zu erkennen. — 448. Die
Anspielen (von avis und specere\
d. h. die Erforschung des Willens
der Götter durch die Vögel, be-
standen in der ältesten Zeit nur
in der Beobachtung des Geschreis
(bei den oscines, z. B. Rabe, Krähe,
Specht) oder in der des Fluges
der Vögel (bei den dlites, Adler,
Geier). — notas, sc. mentis deo-
rum,
451. Die Tauben waren der Venus
heilig und wurden daher ihr auch
geopfert. — 462. Idaliis: Idalion
war eine Stadt auf Cypern, wo Ve-
nus besonders verehrt wurde; sie
hiefs daher Idalia, ihre Altäre arae
Idaliae. — 463. Die Gänse'hatten im
J. 390 V. Chr. durch ihr Geschnatter
beim Herannahen der einen Über-
fall versuchenden Gallier den Man-
lius geweckt und so das Kapitol
gerettet, iuvant (sc. anserem). —
quo minus, hilft, sodafs deshalb
weniger, hilft und verhindert, dafs.
— 464. iecur, ein Teil der exta
(z. V. 61), lances beim Opfer. —
Inachis ist Isis, die ägyptische
Frucht- und Kulturgöttin, deren
Dienst sich bald über die meisten
Länder am Becken des Mittelmeeres
und auch in Kom (gegen Ende der
Republik) verbreitet hatte; sie
wurde mit der Zeit zu einer Mond-
göttin und als solche wurde sie von
den Griechen mit lo, der Tochter
des argivischen Königs, und Strom-
gottes Inachus, der Geliebten des
Zeus, identifiziert; aus dieser Be-
deutung entwickelte sich die einer
Heil- und Entbindungsgöttin, als
welche sie in Rom verehrt^ wurde.
Gänse wurden auch in Ägypten
geopfert. Preller II S. 373 ff. Die
Göttin heifst lauta mit Beziehung
auf die reinen leinenen Gewänder,
welche ihr Bild (Isis linigera, am.
II 2, 26. ex P. I 1, 61. a. a. I 77) und
ihre Priester (linigera turha met. I
746, vgl. Herod. II 37) trugen.
456. Hahnopfer der Nox werden
sonst nicht erwähnt. — 466. tepi-
dum diem d. i. den Morgen im
Gegensatz zur kühleren Nacht und
zum heifseren Mittag; vgl. her. 4,
160. — provocet, ^weckt' ; vgl. met.
XI 697.
457. Gemeint ist der scheinbare
Frühaufgang, der aber nach der
Rechnung am 31.December erfolgte.
Ideler S. 148. Über die Fabel vom
Delphin s. II 79 ff. — 458. ^atrius
Adj. zu patria. Das Meer ist das
Vaterland des wirklichen Fisches
und des Gestirns, das sich beim
Aufgang aus ihm erhob, um dann
wieder in dasselbe unterzngehn, s.
Manil. V 395: At cum se patrio
producet in a^quore pisds.
I 446—469.
61
Postera lux hiemem medio discrimine signat,
460 aequaqae praeteritae quae superabit erit.
Proxima prospiciet Tithono Aurora relicto
Arcadiae sacrum pontificale deae.
te quoque lux eadem, Tumi soror, aede recepit,
liic nbi Virginea campus obitur aqua.
465 uude petam causas borum moremque sacrorum?
diriget in medio quis mea yela fireto?
ipsa mone^ quae nomen babes a carmine ductum,
propositoque fave, ne tuus erret bonor.
Orta prior luna (de se si creditur ipsi)
459—60. 10. Januar Mitte des
Winters, s. EinL S. 24. discrimen
est id quod discernit, dies d. liegt
hier in der Mitte des Winters;
vgl. ex P. I 8, 61. — 460. qwae
superabit (= supererit sc. TUems) ist
das Snbj. des Satzes.
461— 586. 11. Jan. Carmenta-
1 i a , ein Hauptf est der röm. Matronen,
das im fannm Carmentis an der
porta Garmentalis unter dem Ea-
pitol zn Ehren der weissagenden
Mutter und Geburtsgöttin Carmenta
unter pontifikalem Beistande {s.
pontificale) begangen wurde. Preller
I S. 406 ff.
461 nach^ Homer II. A 1^ («= Od.
€ 1): ^Hmg d' Ivi Xsrimv nag' dyavov
TiQ'oDvoto rnQvv^ , tv' dd'avatoiaL
ipomg (psQOi rdh ßqoxoteiv. Ti-
thonus war der schöne Sohn des
Laomedon, des Königs von Troja
{Phryx VI 473), den sich Aurora
geraubt und zu ihrem Gemahl ge-
macht hatte. — 462. Arcadiae deae:
Carmentae. — 468. Turnt soror: Ju-
turna, eine alt-lat. Quellengöttin
(y. iu/vare)^ der Lutatius Catulus
auf dem Marsfelde einen Tempel
geweiht hatte (von Virgil zur
Schwester des Rutulerkönigs Tur-
nus gemacht); dort begingen am
11. Jan. alle diejenigen Gewerke,
welche es mit dem Wasser zu thun
hatten, ihr Fest, die Juturnalia, s.
Marquardt S. 136. Preller II S. 128.
— 464. Die Virginea aqua war von
Agrippa im J. 19 v. Chr. gefafst
am 8. Meilenstein an der via Golla-
tina und führte das Wasser in teils
unterirdischer, teils überirdischer
Leitung in einer Länge von fast 3
deutschen Meilen nach dem campus
Martins, wo sie secundum frontem
Saeptorum endete. Über ihren Na-
men s. Frontin. de aquaed. I 10:
Virgo appeüata est, quod quaeren-
tibiis aquam müitibus virguncula
venas qtMsdam monstravit, quas
secuti qui foderant ingentem aquae
modum invenerunt. aedicula fimH
adposita hanc originem pictura
ostendit. Die Leitung ist noch er-
halten und liefert das Wasser zu
der berühmten Fontana Trevi,
Becker, R. A. I S. 703 f.
465 ff. Wie von Homer die Mu-
sen (n. A 218), so wird hier Car-
menta angerufen, um dem Dichter
Bescheid zu geben. — 466. Dass.
Bild wie v. 4. — 467. monere ist
die vox propria von der Bede eines
Propheten oder Weissagers (vgl.
III 261. V 447. VI 766). Carmen
heifst das weissagende Lied. Die
Etymologie O.s ist hier einmal
richtig. — 468. tuus honor: die
Ehre, welche dir erwiesen werden
soll, d. h. das Gedicht, s. v. 6. III
67. — erret (ahnl. v. 190 labet) 4n
der Irre geht'.
469—542. Einwanderung des
Euander und seiner Mutter
Carmenta in Latium.
469. Die Arkadier waren als die
Bewohner des einzigen Landes des
Peloponnes, welches durch die do-
rische Wanderung nicht berührt
wurde, stolz darauf Autochthonen
zu sein und behaupteten schon vor
der Erschaffung des Mondes dort
gewohnt zu haben. Daher wurden
62
Ovidi fastorum
470 a magno tellus Arcade nomen habet.
hie fuit Euander, qui quam quam clarus utroque,
nobilior sacrae sanguine matris erat,
quae simul aetherios animo conceperat ignes^
ore dabat pleno carmina vera dei.
475 dixerat haec nato motus instare sibique
multaque praeterea, tempore nacta fidem.
nam iuvenis nimium vera cum matre fugatus
deserit Arcadiam Parrhasiumque larem.
cui genetrix flenti ^Fortuna viriliter' inquit,
480 ^(siste, precor, lacrimas!) ista ferenda tibi est.
sie erat in fatis. nee te tua culpa fugavit,
sed deuS; offenso pulsus es urbe deo.
non meriti poenam pateris, sed numinis iram.
est aliquid^ magnis crimen abesse malis.
sie schon von dem Geschichtschrei-
ber Hippys von Rhegium, einem
Zeitgenossen der Perserkriege, «90-
asXrjvoi genannt. — de se si er. %.,
nämlich dem Lande in betreff sei-
ner gelbst, einem in diesem Punkte
nicht eben glaubwürdigen Zeugen.
— 470. Areas war der S. des Jup-
piter und der Callisto, s. II 156 ff.
— 471. utroque sc. sanguine, pa-
terno moiternoque; genauer wäre
utriusque: ^obwohl berühmt durch
das (in ihm rollende) Blut beider,
war er doch adliger durch das der
Mutter', d. h. durch die Abstam-
mung von der Mutter. Dabei scheint
freilich 0. aufser Acht gelassen zu
haben, dafs nach der gewöhnlichen
Überlieferung der Vater Mercur war,
vielleicht zu diesem Ausdruck ver-
leitet durch die ihm vorschwebende
Stelle des Livius (I 7, 8): Euander
— veneräbilis vir miraculo littera-
rum — venerabilior divinitate cre-
dita Carmentae matris. — 473. si-
mul (= simulac) conceperat: das
Plusquampf. (zu übers, durch das
Imperf.), weil die Handlung eine
wiederholte ist. Seyffert § 221, 3.
— aetherii ignes, das himmlische
Feuer, der ivQ'ovaiaayLO^^ durch
welchen die Begeisterung und Weis-
sagung erfolgt, daher carmina dei,
vgl. VI 537. aether steht mehrfach
für die Luft überhaupt oder den
Himmel, daher aetherius = caelestis
auch 682. II 458. VI 427. — 474.
ore pleno: 'aus überströmendem
Munde'; diese Verbindung auch
sonst, z. B. Gic. de off. I 18, 61
pleniore ore laudamus.
475. motus, Unruhen, Aufstand;
Genaueres bei Dionys I 31. — 476.
nacta acc. plur. zu multa gehörig,
vgl. V. 359. — fidem z. 369. — 477.
vera nimium: füge ein 'leider' oder
'nur' hinzu. — 478. Euander kam
aus Pallanteum {Fallantius heros
V 647), einer Stadt der arkadischen
Landschaft Maenalia(ilfaenaZis diva,
V. 634), nicht der Parrhasia, welche
westlich davon lag. Parrh, steht
hier wie oft bei Dichtem (Verg.
Aen. XI 31 Euander Parrhasius,
Ov. f. I 618. IV 677. met. II 460)
durch Synekdoche für Ärcadius (z.
491. 645. III 649 u. ö.). — lar der
Hausgott, der Mittelpunkt des Hau-
ses, daher oft das heimatliche Haus ;
ebenso penates VI 629. — 479. flenti
z. II 699.
481. Carmenta führt bis v. 496
fünf Trostgründe an; welches sind
dieselben? — sie erat in f, 'so
Standes im Buche des Schicksals'
(erster Grund). — 482. offenso^deo
natürlich ohne deine Schuld. Ähn-
lich spricht 0. von seinem Exil
ex P. I 10, 42: Caesaris offensum
dum mihi numen erit und auch oft
in den Tristien, sodafs hier die
Ähnlichkeit des Ausdrucks eine
beabsichtigte Beziehung auf die
eigenen Verhältnisse des 0. nahe
legt, s. oben S. 6 z. tr. IV 10, 93.
— 484. aliquid mit Emphase: 'es
I 470—601.
63
485 conscia mens ut cuique sua est; ita concipit intra
pectora pro facto spemque metumque suo.
nee tarnen ut primus maere mala talia passus:
obruit ingentes ista procella viros.
passus idem est, Tyriis qui quondam pulsus ab oris
490 Cadmus in Aonia constitit exul humo,
passus idem Tydeus et idem Pagasaeus lason,
et quos praeterea longa referre mora est.
omne solum forti patria est, ut piseibus aequor,
ut volucri, vacuo quiequid in orbe patet.
495 nee fera tempestas toto tamen horret in anno:
et tibi (crede mihi!) tempora veris erunt'.
Voeibus Euander firmata mente parentis
nave seeat fluetus Hesperiamque tenet.
iamque ratem dcetae monitu Carmentis in amnem
500 egerat et Tuscis obvius ibat aquis:
fluminis illa latus, cui sunt vada iuncta Tarenti,
ist etwas wert', ebenso VI 27. —
crimen z. 445.
485. conscia Prädikat. — 488. ista:
derselbe Stui-m, der dich jetzt trifft,
z. 445. — 489. Agenor, König von
Tyrus, schickte nach der Entführung
seiner Tochter Europa seinen Sohn
Cadmus aus, um sie zu suchen, ^et
poenam, si non invenerit, addit exi-
lium* (met. III 4). Äonia ist eigent-
lich nur die Ebene von Theben bis
zum See Hylike und bis zum Hypa-
tos, dann bei den Römern nach
dem Vorgänge der Alexandriner
ganz Böotien (s. III 456. IV 245).
491. Tydeus, S. des Königs Oeneus
in Kalydon, wurde wegen unver-
schuldeten Verwandtenmords aus
der Heimat vertrieben und fand
Aufnahme in Argos bei Adrastos,
dessen Tochter Deipyle er zur Frau
erhielt. la^on aus Jolkos mufste
nach dem durch Medea veranlafäten
Tode seines Oheims Pelias aus
seiner Heimat fliehen und lebte
als Verbannter in Korinth. — Pa-
gasaeus durch Synekdoche für Thes-
salicus, ebenso V 401 u. a. a. III
19. — 492. longa mora ^zu langer
Verzug', Seyffert § 197, 1 Anm. —
493 nach Euri|>ides (fr. 1034 ed. Dind.)
Anag (ihv aiiQ ccBxm nSQocaifiog,
anaaa de ;r'9'(ov dvdgl ysvva^tp
noLzqCg. — 494 poet. Umschreibung
der Luft. — orhis Weltall.
495. tamen in Beziehung auf das
koncessiv zu fassende ferai ^auch
ein auch noch so wilder Sturm tost
doch nicht das ganze Jahr', ebenso
in 180. met. XIU 187; besonders
häufig findet sich dies tamen hinter
Partizipien, z. B. v. 623. Zum Ge-
danken vgl. Hör. carm. II 10, 15.
— 496. ver der Lenz auch bei uns
der Inbegriff alles Glücks und aller
Wonne, im Gegensatz zu procella
V. 488 und tempestas v. 495. ^Nur
unverzagt auf Gott vertraut; es
mufs doch Frühling werden'. Geibel.
— 498. Hesperia das gegen Abend
(von Griechenland aus) gelegene
Land, hier Italien. — tenere auf
etwas lossteuern, ebenso* IV 290.
— 499. doctax nicht gelehrt, son-
dern weise, vgl. met. III 322 Tire-
sias doctm, — monitu z. v. 467. —
in amnem (z. 292) näher bestimmt
durch das folg. Tuscis aquis (z.
233). — 500. ohviua ihat *er fuhr
aufwärts'.
501. Das Tarentum (oder Ter.)
war ein campus ignifer, ein vulka-
nischer Ort, wo nach der Sage
fast 7 M. unter der Erde ein Altar
des Dis und der Proserpina ver-
graben war, auf dem Marsfeld, hart
am Tiber. Dort befanden sich
die alten navdlia der Römer: des-
halb läfst 0. den Euander dort
landen, vada müssen Vertiefungen
64
Ovidi fastorum
aspicit et sparsas per loea sola casas.
utque erat^ immissis puppern stetit ante capillis
continuitque manum torva regentis iter.
505 et procul in dextram tendens sua braeehia ripam
pinea non sano ter pede texta ferit;
neve daret saltum properans insistere terrae,
vix est Euandri vixque retenta manu.
*Di' que ^petitorum' dixit ^salvete locorum,
510 tuque novos caelo terra datura deos
fluminaque et fontes, quibus utitur hospita tellus,
et nemorum nymphae naiadumque chori!
este bonis avibus visi natoque mihique,
ripaque feliei tacta sit ista pede!
515 Fallor, an hi fient ingentia moenia eolles,
iuraque ab hac terra cetera terra petet?
montibus bis olim totus promittitur orbis:
quis tantum fati credat habere locum?
et iam Dardaniae tangent haee litora pinus.
dort gewesen sein; Phaedr. IV 9,
12 steht vadum für puteus. — 602.
sola, ^öde, einsam'. — 603. immissis
capillis sc. in umeros, dies _die
Tracht der Weissagenden, die ganz
frei, ohne jedes Band sein mufsten;
vgl. Tibull. II 6, 66. Ov. met. II
636. — puppern ante, wo E. steuerte :
in der gnten Prosa wird ante nur
dem pron. relat. nachgestellt, von
den Dichtem häufig auch Substan-
tiven. — stetit von sisto. — 604.
torva stier blickend, vgl. Verg.
georg. IV 460. — regentis it. =
gubernatoris.
606. pinea texta das hölzerne Ge-
bälk des Schiffes. — non sano pede
= insano pede, iv&sa) noSi, s. z.
III 688. — 607. neve: et, ne. — daret
saltum = saliret, nämlich auf das
Land. — 609. que eigentlich zu dem
folg. dixit gehörig wird oft an das
vorausg. erste W. der Bede ange-
hängt.
610. novos deos: Aeneas, Romu-
Ins und besonders Augustus und
sein Geschlecht. — 611. utitur ^sich
erfreut'. — hospita t, ^Land, das
uns aufnehmen soll', so immer bei
Virgil. — 612. nemorum nymphae,
hier nicht die 'AXcritÖB^^ sondern
überhaupt die Nymphen des Lan-
des, auch die Oreaden und Drya-
den oder Hamadryaden, im Gegen-
satz zu den Nymphen des Wassers,
den Najaden. — 613. honis avihus
d. i. honis auspiciis (z. v. 448).
616. fdllor an — ? lebhafter als
das aut fallor aut — der Prosa. —
moenia der hinter der Mauer ge-
legene Bezirk, oft die ganze Stadt
(II 710), daher Verg. Aen. VI 649:
Moenia lata videt triplici circum-
data muro. — 616. iura — petet,
Gegensatz iura dare, jenes vom
Unterthan, dies vom Herrscher (z.
IV 93). — 617. 8. VI 359. met. II
269. olim 'für die ferne Zukunft'.
— 618. tantuni fati *ein solches
Stück Geschichte', ebenso 11 408.
619—636. Die verzückte Seherin
giebt über die zum Teil vor ihrem
Seherauge sich abwickelnde röm.
Geschichte einen kurzen Überblick,
der auf eine Verherrlichung des
julischen Hauses hinausgeht. —
Dardaniae pinus (vgl. Verg. Aen.
IV 657), die Schiffe des Aeneas und
seiner Trojaner, die von den Dich-
tern oft nach dem Stammvater des
Herrscherhauses Dardanus benannt
werden (z. rV31. VI 419); vgl. Verg.
Aen. IV 667 litora — numquam
Dardaniae tetigissent nostra carinae,
pinus f. naves, der Stoff für das
daraus Verfertigte, ebenso cerae
I 602-631.
65
520 hie quoque causa novi femina Martis erit.
care nepos^ Palla^ funesta quid induis arma?
indue! non humili yindice caesus eris.
victa tarnen vinces eversaque Troia resurges:
obruit hostiles ista ruina domos.
525 urite victrices Neptunia Pergama flammae:
num minus hie toto est altior orbe cinis?
iam pius Aeneas saera et; saera altera^ patrem
adferet: Iliaeos aceipe^ Yesta^ deos.
tempus erity cum yos orbemque tuebitur idem,
530 et fient ipso saera colente deo.
et penes Augustos patriae tutela manebit:
Wachsmasken 691, lotos Flöte IV
190. — 620. femina, Lavinia, die
Tochter des latin. Königs Latinus,
der die Trojaner gastlich bei sich
aufnahm und seine Tochter dem
Aeneas zur Frau gab. Dieselbe war
früher dem Rutulerfürsten Turnus
yersprochen gewesen, daher be-
ginnt dieser mit den Trojanern
Krieg und tötet den jungen Sohn
des Euander, Paüas, welcher mit
seiner Beiterei dem Aeneas zu
Hülfe gezogen war, wird dann aber
selbst von Aeneas im Zweikampf
zur Bache für den jungen Freund
erschlagen. — hie qiwqtAe , ^auch
hier', wie vorher vor Troja Helena;
vgL die dem Aeneas von der Si-
bylle gegebene Prophezeiung bei
Virgil, Aen. Vi 93, wo er von der-
selben Lavinia sagt: Cama mali
tcmti coniunx Herum hospita Teucris
esctemique iterum thdlami, — 622.
non humili vindice, abl. abs. ^indem
kein geringer dein Rächer ist'. —
523. tarnen z. 496 vgl. Verg. Aen.
I 206: Ulic fas regna resurgere
Troiae. — 624 bezieht sich auf die
Unterwerfung Griechenlands durch
Eom (welche die Seherin vollendet
sieht) : der Zusammensturz (und die
daraus erwachsenden Folgen, also
die Gründung und Machtblüte Roms)
verschüttet die feindlichen Häuser.
626. Neptimia Pergama heifst
Troja (nach Serv. z. Aen. 11 626), weil
Neptun zusammen mit Apollo dem
Laomedon die Mauern gebaut hatte.
— 626. num minus — : (ebenso HI 6
und oft bei 0.) in Aussageform
nthtlo minus, — hie cinis d. i. die
Oyids Fasten.
Asche von Troja, aus der sich Born
{aUa urbs tr. I 3, 33) erhebt. — 627.
pius stehendes Epitheton des Aeneas
bei Virgil wegen seines pflicht-
mäfsigen Verhaltens zu seinem Vater
und zu den Göttern. Verg. Aen. I
378: Sum pius Aeneas, — fama
super aethera notus. S. unten FV 38.
met. XIII 624. — 628. adferet: *wird
herantragen'; die saera kamen bis
nach Italien und wurden später in
dem der Vesta geheiligten Bezirk
(s. z. VI 249 u. 267) angestellt,
Anchises starb jedoch auf dem Wege
in Sicilien. Die saera waren das
troische Palladium (VI 421 ff.) und
die troischen Penaten (TV 77 f.), die
indes stets in heiliger Verborgen-
heit gehalten wurden, endlieh das
heilige Feuer selbst, das Herdfeuer
der Stadt, s. III 29. 418. Verg. Aen.
n 297. Preller II S. 161 f. 169 ff.
Vesta sieht hier 0. richtig als eine
latinische Gottheit an (anders aber
unrichtig Virgil und nach ihm 0.
an anderen Stellen, s. z. HI 423).
— 629. idem: Augustus, der als
pontifex maximus (seit 12 v. Chr.,
z. III 416) die Oberaufsicht über
die gesamten religiösen Angelegen-
heiten und besonders über die
Priesterinnen und den Kultus der
Vesta hatte und grofse Sorgfalt
auf die Restauration desselben ver-
wandt hat.
630. colente erg. saera, deo z. III
421. — 631. p, Augustos, bei den
Nachkommen des Augustus. patriae
tutela fafst das vorhergehende
Schützen der Heiligtümer der Vesta
und des Erdkreises zusammen; denn
66
Ovidi fastorum
hanc fas imperii frena tenere domum.
inde nepos natusque dei; licet ipse recuset,
pondera caelesti mente paterna feret.
535 utque ego perpetuis olim sacrabor in aris,
sie Augusta novum lulia numen erit/
Talibus ut dictis nostros descendit in amioSy
substitit in medios praescia lingua sonos.
puppibus egressus Latia stetit exul in herba^
540 felix, exilium cui locus ille fuit!
nee mora longa fuit. stabant nova tecta, neque alter
montibus Ausoniis Arcade maior erat.
Ecce boves illuc Erytheidas applicat heros
emensus longi claviger orbis iter.
545 dumque huic hospitium domus est Tegeaea, vagantur
incustoditae lata per arva boves.
mane erat: excussus somno Tirynthius actor
de numero tauros sentit abesse duos.
nuUa videt quaerens taciti vestigia furti:
die ersteren waren die pignora im-
perii, z. III 346. VI 365. 446. — 533—
536 sind erst bei der Umarbeitung
im Exil hinzugefügt. — nepos na-
tusque dei, Tiberius, der Enkel des
seit 42 y. Chr. zum Gott erhobenen
Cäsar (s. III 708) und der Sohn des
Augustus. — licet ipse recuset be-
zieht sich auf die verstellte Wei-
gerung des Tiberius nach dem Tode
des Augustus die Last der Herr-
schaft auf sich zu nehmen; vgl.
ex P. IV 13, 27 von Tiberius ^qui
frena rogatus saepe recusati ceperit
imperii\ Peter G. B. III S. 144 f.
— 534. pondera der Regierung
{regendi cuncta onus Tac. ann.
J 11).
536. lulia Augusta, die (3.) Ge-
mahlin des Augustus, die früher
Livia Drusilla hiefs und durch das
Testament des Kaisers den Namen
Julia Augusta erhielt; vergöttert
wurde sie erst durch Claudius; der
Hofdichter 0. erlaubt sich hier eine
Prophezeiung. — 638. substitit in
sonos nach Analogie von desinere
in rem. — 640 scheint auch erst
aus dem Exil herzurühren. — 641.
nova tecta: als Ort der Niederlas-
sung wurde allgemein der Palatin
angesehen, dessen Namen auch mit
Pallanteum (z. 478) zusammenge-
bracht wurde. Liv. I 6, 1. — 642.
(in) mont. Aus. z. v. 66.
543—684. Herkules erschlägt den
Cacus, ein feuerspeiendes Ungetfim,
welches in einer Höhle am Aventin
hauste, und errichtet sich die ara
maxima. — 0. hat hier die Er-
zählung Virgils in der Aeneis (VIII
185 ff.) benutzt und aus ihr ein-
zelne Phrasen und Züge entlehnt.
Einiges erinnert auch an Livius
I 7, ein Vers (660) an Properz
(V 9, 12), doch weicht er in ein-
zelnen Zügen von allen dreien ab.
Schwegler R. G. I 352 ff. 871 ff.
Preller II S. 286 ff.
643. heros — claviger (v. clava),
Herkules, Stiefsohn des Amphitruo,
des Königs der argivischen Stadt
Tiryns (v. 547), Enkel des Alcftus,
des S. des Perseus und der Andro-
meda (v. 576); er kam damals von
Erythea, einer Insel an der spani-
schen Küste, zurück, die Einder vor
sich hertreibend, die er auf Befehl
des Eurystheus dem dreileibigen
Geryones geraubt. — applicat: appu-
Ut VI 80. 619. — 645. d. Tegeaea,
d. i. des Euander. Tegea steht hier
durch Synekdoche für ganz Arka-
dien (s. V. 627. VI 631). — 647. ex-
cussus somno =s somno excitus b.
Liv. I 7, 6. — a^or: houm.
1 532—668.
67
550 traxerat aversos Cacus in antra feros,
Cacus, Aventinae timor atqae infamia silvae,
non leve finitimis hospitibusque malum.
dira viro facies, vires pro corpore, corpus
grande (pater monstri Mulciber huius erat)
555 proque domo longis spelunca recessibus ingens,
abdita, vix ipsis invenienda feris.
ora super postes adfixaque braccbia pendent,
squalidaque humanis ossibus albet humus.
Seryata male parte boum love natus abibat:
560 mugitum rauco furta dedere sono.
*Accipio revocamen' ait vocemque secutus
impia per silvas victor ad antra venit.
ille aditum fracti praestruxerat obice montis:
yix iuga movissent quinque bis illud opus.
565 nititur hie umeris (caelum quoque sederat illis)
et yastum motu conlabefactat onus,
quod simul eyersum est, fragor aethera terruit ipsum,
ietaque subsedit pondere molis humus.
660. Nachahmung des Properz V
9, 12 : aversos cauda traxit in antra
hoves; ein alter Zug der Sage, wel-
cher sich auch in der griechischen
vom Rinderdiebstahl des Hermes
findet. — fer'us nennt Virgil auch
die Pferde (Aen. II 51. V 818). —
562. malum: vielleicht hat 0. hier-
mit auf die allerdings wegen der
Quantität bedenkliche Herleitung
des Namens von %a%6g hinweisen
wollen. (Derselbe wird richtiger
mit xa/o, caleo in Zusammenhang
gebracht.) — 663. dira v, fades
nach Verg. 194: Gaci fades quam
dira tenehat, — pro *im Verhältnis
zu'. — 654 nach Verg. 198 huic
monstro Volcarms erat pater» —
Muldber (von mukere und ferrum\
Beiname des Vulcan.
666 — 668. Die Beschreibung der
Höhle genau nach Virgil. — longis
recesstbtis (* Vertiefungen, Einbuch-
tungen') abl. quäl. — 567. ora 'Men-
schenschädel'. — 568. sqiAcdida star-
rend, nämlich vonMenschenknochen,
übers.: 'starrt von weifsen Menschen-
knochen'; vgl. Verg. V. 196 f. : forihus-
que adfixa superbis ora virum tristi
pendehant sguaillida tabo; squalidiAS
wird nicht immer von häfslichen
Dingen gesagt, vgl. z. B. Verg.
A. X 314 tunica squalens au/ro, XII
87 awro sqtialens lorica, — 659.
male, übel, vertritt oft bei Dichtern
die Stelle einer Negation, also male
servata => amissa; ebenso v. 671 u.
III 102 (met. IV 285) male fortis
=s ignavus, S. VI 786.
660. Das Brüllen der Binder wird
geschickt motiviert von Virgil 214
und Livius I 7, 7. rauco sono *dum-
pfen Tones'. — 661. Acdpio revoca-
men, wie acdpio omen; 'ich nehme
den Ruf zurück an'. — 662. victor
(der 'Siegreiche', KaXXlvi%og)y ein
Beiname des Hercules, unter dem
er in einem Tempel an der ara ma-
xima verehrt wurde. S. Preller H
S. 290. — 663—68. Anders Virgil
und Livius. — 663. obice fracti
mxmtis: die Verrammlung bestand
in einem abgebrochenen Berge,
ebenso Verg. ge. IV 422: se vasti
tegit obice saxi, s. z. II 170.
666. hie im Gegensatz zu ille 563.
— caelum q, s, i,: während Atlas
für ihn die Äpfel der Hesperiden
holte, s. met. IX 198. — 666. motu:
umerorum. — 667. fragor a, t, i,:
ein dem Virgil (v. 239j entlehnter
Zug: inpulsu quo maoctmus intonat
aether, — 668. subsedit 'senkte sich'.
68
Ovidi fastomm
prima movet Cacus coUata proelia dextra
570 remque ferox saxis stipitibusque gerit.
quis ubi nil agitur^ patrias male fortis ad artes
confugit et flammas ore sonante vomit.
quas quotiens profiat, spirare Typhoea credaS;
et rapidum Aetnaeo fulgur ab igne iaei.
575 occupat Aleides, adduetaque clava trinodis
ter quater adverso sedit in ore viri.
ille cadit mixtosque vomit cum sanguine fumos
et lato moriens pectore plangit homum.
Immolat ex illis taurum tibi, luppiter, unum
580 yictor et Euandrum ruricolasque vocat
constituitque sibi; quae maxima dicitur^ aram,
hie ubi pars urbis de bove nomen habet,
nee taeet Euandri mater prope tempus adesse,
Hercule quo tellus sit satis usa suo.
585 At felix yates^ ut dis gratissima yixit,
possidet hunc lani sie dea mense diem.
Idibus in magni castus lovis aede sacerdos
— 569. prima tn. proelia * zuerst
beginnt den Kampf. Vgl. III 395.
V 666. — coUata dextra ^Rechte
gegen Rechte', vgl. conferremanum.
573. Tvtptoevg (v. tv^oco, Dampf
machen), ein riesiger S. der Gäa
und des Tartarus mit 100 feuer-
sprühenden Drachenköpfen , auf
welchen Zeus, weil er sich gegen
ihn empört, den Ätna gewälzt
hatte, ^8ub qua resupinus arenas
eiectat flammamque fero vomit ore
Typhoeu8\ met. V 362. — 574. ful-
gur Teuerstrahl', ignis 'Feuerherd,
Glut', rapidum *reifsend schnell da-
hinraffend', häufiges Epitheton des
Feuers.
576. occupat ^kommt zuvor', vgl.
met. XII 342 mittentem stipite querno
occupat Aegidea, — adducta an den
eigenen Körper, um zum Schlage
auszuholen. — trinodis: bei Virg.
220 heifst die Keule nodis grava-
tum robu/T. — 576. sedit: auch wir
sagen *ein Hieb sitzt'. — 678. S.
ly 896.
580. vocat, ^lädt ein', s. Liv. I 7,
wo der Anteil des Euander an der
Einsetzung des Hercules -Dienstes
als ein viel bedeutenderer beschrie-
ben wird. — 581. Die ara maxima,
das älteste und heiligste Denkmal
dieses Dienstes, stand auf dem Fo-
rum boarium (v. 582), das sich vom
circus maximus bis zum Tiber er-
streckte, und zwar nahe den Ein-
gängen zum Cirkus. — 584. ^wo die
Erde genug ihren H. gehabt hätte'.
H. war wie Apollo ein aXef^xcrxog.
— 586. Konstr. : sie dea (als Göttin)
poss. h, diem (nämlich als einen ihr
heiligen, ebenso possido VI 73,
habeo III 785. V 269) mense lani.
587—616. 13. Jan. Am 13. Jan.
d. J. 27 v. Chr. hatte Octavian im
Senat erklärt, dafs er, da seine
Aufgabe erfüllt und er der Erholung
bedürftig sei, das Imperium und die
Provinzen in die Hände des Senats
zurücklegen wolle, hatte sich je-
doch durch die Bitten der Senato-
ren bewegen lassen, die eine Hälfte
der Provinzen, in denen die Auf-
stellung von Truppen notwendig
war, zu behalten. Zum Dank für
dieses dem Senat gebrachte Opfer
wurde ihm von demselben 3 Tage
später (16. Jan.) der Titel 'Augustus'
(Mehrer des Reichs) verliehen, des-
sen Glanz dem des mifsliebig ge-
wordenen Königstitels wenigstens
gleichkam, ja den Träger den Göt-
I 669—596.
69
semimaris flammis viscera libat ovis:
redditaque est omnis populo proTincia Dostro,
590 et tuus Augüsto nomine dictns avus.
perlege dispositas generosa per atria oeras:
contigemnt nulli nomina tanta yiro.
Africa victorem de se yocat, alter Isanras
aut Cretum domitas testificatur opes^
595 hunc Numidae faciunt, illum Messana saperbom,
ille Numantina traxit ab arbe notam,
tern gleichstellte (griech. Seßa^tog^
8. V. 608 ff.). — 0.8 Ausdruck ist
etwas panegyrisch, jedoch, wenn
man die vermeinte Absicht des
Kaisers ins Auge fafst, wie es der
Dichter allenfalls konnte, so steht
diese nicht in Widerspruch mit
seinen Worten. — Der Abschnitt
hat in der Überarbeitung Zusätze
erhalten.
687. S. V. 66 u. Anm. — in aede
vielleicht auf der Burg. — castus
sacerdos der flamen Dialis; er durfte
nur eine confarreirte Ehe eingehen
und mufste das Priesteramt nieder-
legen, wenn seine Frau starb; auch
die Berührung alles Unreinen war
ihm untersagt. — 688. viscera hier
wie oft die dem Gotte zu opfernden
exta, s. z. V. 51; eigentlich ^quid-
quid inier ossa et cutem esf*, 8erv.
ad Aen. VI 253, also das Fleisch,
das gewöhnlich gegessen wurde.
Marquardt S. 176. — libare z. v. 389 ;
das Opfer an diesem Tage hiefs
Sacra Idulia,
690 erst später hinzugedichtet;
8. z. V. 10. — 691. Die röm. nobiles
besafsen das durch die Bekleidung
der Curul -Ämter erworbene und
vom Staate ihnen zuerkannte Recht
ihr Bild und das ihrer Vorfahren
im Atrium ihrer Hänser aufzustel-
len, das sog. ius imaginum. Diese
imagines waren Porträtmasken von
Wachs {cerae z. 619. Marquardt,
Privataltert. I S. 246) und wurden
an den Wänden in besonderen
Schränken aufbewahrt; unter den-
selben befindliche indices {tituli)
zählten die Ruhmesthaten, welchen
einzelne besondere Beinamen {cog-
nomina, v. 692 allgemein nomina
genannt) verdankten, und die Ehren-
stellen auf. — perlege ^durchmustere' .
— 692. etmtigerunt, eine bei den
Dichtem der augusteischen Zeit
häufig vorkommende Verkürzung.
— tanta 'so hohe', s. v. 608. — 593.
Africa v. d, s. v.: den P. Cornelius
Scipio AfiricanuB maior, der Hanni-
bal bei Zama (202 y. Chr.) schlug
und damit dem 2. pun. Krieg ein
Ende machte. — alter d. L P. Ser-
vilius Vatia, cos. 79 v. Chr.; er
führte nach seinem Konsulat 3 Jahre
huig gegen die Isaurer, ein räube-
risches und wildes Volk in Klein-
asien, einen glücklichen Krieg, unter-
warf sie und erhielt nach seiner
Rückkehr im J. 74 den Triumph
und den Beinamen Isauricus. Peter
G. R. II S. 160. — 694. Gemeint
ist Q. Caecilius Metellns Creticus,
der als Konsul im J. 69 v. Chr. den
Krieg gegen die Kreter und die mit
ihnen verbündeten Seeräuber sieg-
reich führte und 62 deshalb trium-
phierte. Peter G. R. II S. 160. 163.
— testificatur: cognomine suo.
695. hunc N, f.: d. i. Q. Caeci-
lius Metellns cos. 109 v. Chr.; be-
fehligt als Konsul und Prokonsul
im Krieg gegen Jugurtha und wird
dafür durch einen Triumph (107
V. Chr.) und den Beinamen Numi-
dicus geehrt. Peter II S. 61 ff. —
illum den M. Valerius Maximus cos.
263 V. Chr., der, weil er die Stadt
Messana von der puni sehen Be-
satzung befreite, das cognomen Mes-
salla erhielt. — 696. P. Cornelius
Scipio Africanus minor Aemilianus
eroberte, nachdem er vorher Car-
thago zerstört, 133 v. Chr. die spa-
nische Stadt Numantia, die 10 Jahre
lang den röm. Heeren Widerstand
geleistet hatte; dafür wurde ihm
ein Triumph und der Beiname Nu-
mantinus zuerkannt. — notam d. h.
70
Ovidi fastornm
et mortem et nornen Druso Germania fecit.
me miserum, yirtus quam brevis illa fuit!
si petat a yictis, tot sumat nomina Caesar,
600 quot numero gentes maximus orbis habet,
ex uno quidam celebres aut torquis adempti
aut corvi titulos auxiliaris habent;
Magne, tuum nomen rerum est mensura tuarum:
sed qui te yicit, nomine maior erat.
605 nee gradus est ultra Fabios cognominis uUus:
illa domus meritis Maxima dicta suis,
sed tamen humanis celebrantur honoribus omnes:
hie socium summo cum love nomen habet,
sancta vocant augusta patres, augusta vocantur
einen Beinamen, der recht eigent-
lich ein Erkennungszeichen ist. —
597. Nero Claudius Drustts, S. der
Livia aus ihrer ersten Ehe, Bruder
des Tiberius und Vater des j. Ger-
manicus, stürzte, nach mehrjähri-
gen glücklichen Kriegen in Deutsch-
land und nachdem er bis zur Elbe
vorgedrungen, im J. 9 v. Chr. auf
dem Rückzug zwischen Saale und
Elbe vom Pferd und starb in sei-
nem 30. Lebensjahre an den Folgen
des Sturzes. Nach seinem Tode
gab ihm, der allgemein geliebt und
als Mensch und Feldherr geachtet
wurde, wie auch seinen Nach-
kommen der Senat den Beinamen
Germanicus. — 699. Caesar d. i.
Augustus, der keine Beinamen von
besiegten Völkern angenommen
hatte, dem Beispiele Cäsars fol-
gend. Vgl. Plin. n. h. VII 99: St
quis e contrario simili modo velit
percensere Caesaris res, qui maior
illo (Pompeio) apparuit^ totum pro-
fecto terrarum orhem enumeret, quod
infinitum esse conveniet
600. S. V. 85 f. — 601. Die vorher
(693—98) Erwähnten hatten ihre
Beinamen von besiegten Völkern
erhalten, die 2 (bez. 3) Folgenden
hatten nur einzelne Männer besiegt ;
von diesen ist der erste T. Manlius,
der im J. 361 v. Chr. einen galli-
schen Riesen im Zweikampf er-
schlug, ihm als Siegesbeute die
Halskette abnahm und deshalb den
Beinamen Torquatus erhielt, der
zweite M. Valerius, der im J. 349
ebenfalls im Zweikampfe mit einem
Gallier von einem Raben, der von
seinem Helme aus dem Feind ins
Gesicht flog, unterstützt wurde und
nach glücklicher Besiegung seines
Gegners das cognomen Gorvus
führte. Peter G. R. I 210 und 212.
— Übers, ^herrührend von einer
Halskette, die weggenommen, oder
einem Raben, der geholfen'. — 603 f.
Cäsar wird hier nur als Besieger
des Pompejus gefeiert und schliefst
sich so an Manlius und Valerius an.
Beachte die Steigerang: magnus
Pompeius, maior Caesar, maximi
Fdbii, sed augitstus {sanetus)
Augustus, Zum Ausdruck vgl. ex
Pont. I 2, 1 : Maxime, qui tanti men-
suram nominis imples. — 604. no-
mine m. erat: ^war gröfser als der
Name' {Magnus)^ also gröfser als
grofs.
606. Zuerst erhielt in der Familie
der Fabier den Beinamen Maximus
C. F. Rullianus, der Besieger der
Samniter, Etrusker, Umbrer und
Gallier, jedoch nicht wegen seiner
kriegerischen Thaten, sondern we-
gen seiner Verdienste als Censor
. (304 V. Chr.). Liv. IX 46, 16. Peter
G. R. 1 S. 269. — 608. Mit hie
kommt der Dichter wieder zu
Augustus, dem alle anderen Männer
nur als Folie haben dienen sollen.
— 609. Für das W. Augu>stus gab
es 2 Etymologieen ; nach der einen
wurde es mit avis zusammenge-
bracht, nach der anderen rich-
tigeren, mit augere ('Mehrer des
Reichs'); beide kombiniert 0. so,
dafs er augere von avis ableitet.
I 597—623.
71
610 templa sacerdotum rite dicata manu,
huius et auguriuin dependet origine verbi
et quodcumque sua luppiter äuget ope.
Augeat Imperium nostri ducis^ augeat annoS;
protegat et vestras querna Corona fores,
615 auspicibusque deis tanti cognominis heres
omine suscipiat^ quo pater^ orbis onus.
Bespielet Titan aetas ubi tertius iduS;
fient Parrhasiae sacra relata deae.
nam prius Ausonias matres carpenta vehebant
620 (haec quoque ab Euandri dieta parente reor);
mox honor eripitur^ matronaque destinat omnis
ingratos nulla prole novare vires,
neve daret partus^ ictu temeraria caeco
610. Die Weihang eines Tempels
wurde in Rom so vollzogen, dafs
der pontifex max, oder ein anderes
Mitglied des Pontifikal-Kollegiums
die Thürpfoste des neuen Tempels
mit der Hand fassend die Ein-
weihungsformel dem weihenden
Magistrate, der ebenfalls die Hand
an der Thürpfoste hielt, vorsprach.
Dieser mufste sie dann nachspre-
chen. — 611. Konstr. et ^augtmum'
et quodc, I, 8ua ope äuget, dep.
origine (vom Stamme) huius verbi
(d. h. V. avis). — 614. vestras: an
das ganze kaiserliche Haus gerich-
tet. Nach einem Senatsbeschlufs
vom IS. Jan. 27 v. Chr. sollten die
Thürpfosten des kaiserlichen Pa-
lastes stets mit Lorbeer geschmückt
und über der Thür eine civica
Corona von Eichenlaub, wie sie rö-
mischen Bürgern für die Errettung
eines Mitbürgers in der Schlacht
verliehen wurde, aufgehängt wer-
den, und zwar sollte der Lorbeer
den Kaiser als beständigen Sie-
ger, der Kranz als beständigen
Erbalter der Bürger kennzeichnen;
vgl. III 137 ff. und Anm.
616. ausp. deis, ^ unter der Lei-
tung der Götter', s. z. 646. — heres:
Tiberius, z. 633. — 616. (eodem)
omine, quo pater (suscepif), das
omen (v. 178) ist der Name Augustus.
617—036. 15. Jan. 2. Festtag der
Carmentalia, der im J. 426 v. Chr.
durch den Diktator Mamercus Aemi-
lius gestiftet sein soll, und seine
Veranlassung. S. Plut. q. R. 56.
Preller I S. 406 f. S. z. v. 461.
617. Titan ist der Sonnengott
und heilst so als Sohn eines der
Titanen, der Söhne des Üranos und
der Gäa, des Hyperion; hier steht
der Name des Gottes für die Sonne,
den Tag; vgl. met. I 10. X 174.
— actas: transactas. — tertius nach
röm. Bechnungs weise. — 618. Par-
rhasiae d, z. 478. — relata, wieder-
holt, übers. ^Wiederholung'. — 619.
matres &» matronae, nuptae v. 625.
— Ausonias z. 55. — carpentum, ein
zweirädriger verdeckter Staats-
wagen, in welchem die flamines,
Yestalinnen und Matronen zu den
Opfern und Spielen fuhren. Abb.
bei Baumeister, Denkm. III n. 2323 f.
S. Marquardt, Privataltert. II S. 320.
620. Die Etymologie ist falsch,
das W. kommt entweder her von
carpere (vgl. carpere iter) oder von
dem Stamm xa^Tt schnell bewegen
(vgl. 'naQTtdXifiog). Die Geschichte
überliefert, dafs den Matronen das
Becht im J. 395 verliehen wurde
(Liv. V 25, 9), entzogen durch die
lex Oppia im J. 214 und wieder-
gegeben 195 durch Aufhebung die-
ser lex (Li7. XXXIV 3, 9). — 621.
destinat: * beschliefst'. — 622. no-
vare ^fortpflanzen'. — 623. neve:
et, ne. — temeraria sc. matrona.
caeco pass., ^ nicht gesehen, heim-
lich'; ebenso IV 668.
72
Ovidi fastorum
visceribus crescens excutiebat onus.
625 corripuisse patres ausas immitia nuptas^
ius tarnen exemptum restituisse ferunt.
Binaque nunc pariter Tegeaeae sacra parenti
pro pueris fieri virginibusque iubent.
Scortea non Uli fas est inferre sacello;
630 ne yiolent puros exanimata focos.
Si quis amas veteres ritus, adsiste precanti:
nomina percipies non tibi nota prius.
Porrima placatur Postvertaque, sive sorores
sive fugae comites, Maenali diya^ tuae.
635 altera quod porro fuerat, cecinisse putatur,
altera, versurum postmodo quicquid erat.
Candida te niveo posuit lux proxima templo,
625. corripuisse, sollen getadelt
habeD. — 627. Tegeaeae p, z. v. 646
u. 461. — 628. pro pueris virgini-
busque (i. e. puellis) = pro partu.
— 629. sacello: das Heiligtum an
dem nach ihr benannten Carmen-
tsJisohen Thor (z. II 201), das von
den Frauen zum Dank für den
nun erfolgenden Einderreichtum ge-
stiftet wurde. Ober sacellum s. z.
276, über das Verbot Varro d. 1. 1.
VII 84: In aliquot sacris ac sa-
ceUis scriptum habemtis: ^Ne quod
seorteum adhiheatur^ ideo ne morti-
cinum quid adsit Fest. p. 161.
634. Maenali d. z. 478. Ursprüng-
lich waren Porrima und Postverta
wohl nur 2 Namen der Geburts-
göttin Carmenta, die sich auf be-
sondere Seiten derselben bezogen
(s. V. 129). Die Etymologie O.s ist
ebenso wie die Auffassung des We-
sens der beiden Gottheiten falsch,
s. Preller a. a. 0. Marquardt S. 11.
— 636. porro hier von der Ver-
gangenheit. — 636. versurum «. q, e,
^was nachher sich drehen, umlaufen
(abrollen) sollte'; verto häufig von
der sich drehenden Zeit, dem Bade
der Zeit; vgl. anno vertente ^im
Verlauf der Zeit' bei Cic.
687—650. 16. Jan. Tag der
Weihe des restaurierten Tempels
der Concordia durch Tiberius. Der
Tempel, von welchem noch bedeu-
tende Reste vorhanden sind, lag
am nordwestlichen Ende des Fo-
rums, etwas über dem Niveau des-
selben (v. 639), sodafs man von
dort das Forum und das Comitium
überblicken konnte, in der Nähe
des carcer Mamertinus, mit der
Vorderseite am clivus Gapitolinusy
mit der Bückseite ans Kapitol ge-
lehnt. Er war von M. Furius Ca-
millus als Diktator in der Zeit des
letzten erbitterten Kampfes zwi-
schen den patres und der plebs um
die leges Liciniae Sextiae (367 v.Ghr.)
gelobt, seine Ausführung an der
bezeichneten Stelle nach Herstel-
lung der Eintracht vom Senat be-
schlossen worden. Seine Wieder-
herstellung hatte Tiberius als Kon-
sul im J. 7 V. Ghr. eingeleitet bei
Gelegenheit seines Triumphes über
die Germanen (s. z. v. 646 u. Dio
LV 8: TtßsQtog filv iv t^ vovfirjv^cc^
iv ji vnatsvsiv fisvä rvoiiov nC-
amvog i^Q^aro [7 v. Chr.], ig xs tö
'OntaovCBLov xr^v ßovXrjv rjQ'QOias
dia To i'£(o xov nmfirjQtov avtt
slvcci, %al to 'Ofiovotiov cevtog
aavTco inustisvocattt nQoard^ag^ oncog
TO TS tdiov %cu to xov dQovaov
6vo[ia ccvta iniyQdipijy xd xs vcxij-
xTiQia Tiyays nxX,) ; eingeweiht wurde
er von demselben nach gänzlicher
Niederwerfung des höchst gefähr-
lichen Aofstandes der Pannonier
und Dalmatier (16 — 9 v. Chr. Peter
G. B. III S. 79 ff.) am 16. Jan d.
J. 10 n. Chr. (fast. Praen, p. 312.
384). S. Becker B. A. I S. 311 f. —
Der Abschnitt ist erst bei der Ober-
arbeitung hinzugefügt.
I 624—660.
73
qua fert sublimes alta Moneta gradus:
nunc bene prospicies Latiam, Concordia, turbam,
640 nunc te sacratae constituere manus.
Furius antiquam populi superator Etrusci
voverat, et voti solverat ille fidem.
causa, quod a patribus sumptis secesserat armis
YuIguS; et ipsa suas Roma timebat opes.
645 causa recens melior: passos Germania crines
porrigit auspiciis, dux venerande, tuis.
inde triumphatae libasti munera geutis
templaque fecisti, quam colis ipse, deae.
hanc tua constituit genetrix et rebus et ara,
sola toro magni digna reperta lovis.
650
687. Der Dichter redet die Göt-
tin Concordia an, welche in dem
restaurierten Tempel wieder ihte
Wohnung aufschlägt (s. 291). —
niveo: vom schneeweifsen Marmor.
— 638. ^wo hoch einherschreitet (s.
VI 338. III 174. IV 488) Moneta';
die Gottheit nnd ihr Tempel sind
hier, wie oft, als eins genommen;
über den Tempel der Juno Moneta
in arce (daher alta und suhlimes)
z. VI 183 ff.
640. sacratae m.: die des Tibe-
rius, vgl. 609. II 60 u. 63. — 641.
anHqtwm sc. Concordiatji (genauer
templum Concardiae)^ vgl. VI 637.
Hör. carm. I 31, 1: Quid dedicatum
poscit Apollinem vates? — Von den
zahlreichen Erfolgen des Camillns
in seinen etrnskischen Kriegen ist
der berühmteste' die Einnahme des
10 Jahre lang belagerten Veji im
J. 396. — 642. voti s. f.: er hatte das
Wort des Gelübdes gelöst, z. 359.
646. 0. meint den Feldzufi^, den
Tiberius im J. 8 v. Chr. durch Ger-
manien gemacht hatte (*8tc per-
domuit eam, ut in formatn paene
stipendiariae redigeret provinciae^
sagt der höfische Velleius II 97, 4,
während er in Wirklichkeit keinen
wesentlichen Widerstand gefanden
hatte, 8. Peter G. R. III S. 66) und
für den ihm ein Trinmph bewilligt
war, den er am 1. Januar des fol-
genden Jahres feierte (ti'iumphatae
geniis). — Die langen Haare waren
ein Hauptetolz der Germanen und
werden als Zeichen der Unterwer-
fung, wie von dem besiegten Par-
ther der Bogen {porrigis arcm V
693. tr. n 227), dem Sieger zum
Abschneiden übergeben. Abge-
schorenes Haar als Zeichen der
Sklaverei bei Claudian. in Eutrop.
I 383: Militet ut nostris detonsa
Sicambria signis. Apoll. Sidon. ep.
8, 9, V. 26 ff — passos: 'fliegend',
weil die Germanen traurig waren
über ihre Besiegung, s. tr. IV 2, 43 :
Crinihus en etiam fertur Germania
passis et ducis invicti sub pede maesta
sedet, f. II 813. V 453. III 213. —
646. auspiciis t Jeder Feldherr
mufste, ehe er in den Krieg zog^
erst' vor den Mauern Roms die
auspicia befragen, die ihm dann
in den Krieg folgten ; das imperium
wurde erst durch die ausp. zu einem
iustum imp. Daher die Formel
auspiciis alicuius bellum geritur,
unter der Leitung jemandes wird
der Krieg geführt. — 647. inde,
'von da', näml. entnommen. Die
munera (Kriegsbeute) wurden ge-
opfert (üb. libare z. 389) insofern,
als sie zu einem Tempel verwandt
wurden. — 649. hanc: concordiam.
Diese hat die Mutter des Tib.,
Li via, nachdem sie lange geschwun-
den gewesen, durch die That in
Rom fest gegrQndet, indem sie mit
Aug. in grofser Eintracht lebte,
und durch eine ara in dem von ihr
im J. 7 V. Chr. geweihten Tempel
in der porticus Livia. Vgl. die
ähnl. Stelle VI 637 und über die
hohe Bedeutung, welche das Kaiser-
haus der Göttin Conc. wieder gab,
Preller H S. 261 f. — 650. magni
74
Ovidi fastorum
Haec ubi transierint, Capricorno, Phoebe, relicto
per luvenis curres signa gerentis aquam.
Septimus hiDC oriens cum se demiserit undis,
fulgebit toto iam Lyra nuUa polo.
655 Sidere ab hoc ignis venienti nocte, Leonis
qui micat in medio pectore, mersus erit.
Ter quater evolvi signantes tempora fastos,
nee Sementiva est ulla reperta dies:
cum mihi (sensit enim) ^Lux haec indicitur', inquit
660 Musa^ ^quid a fastis non stata sacra petis?
utque dies incerta sacro, sie tempora certa,
seminibus iactis est ubi fetus ager'.
State coronati plenum ad praesepe iuvenci:
cum tepido vestrum vere redibit opus.
665 rusticus emeritum palo suspendat aratrum:
omne reformidat frigida vulnus humus.
vilice, da requiem terrae, semente peracta
da requiem, terram qui coluere, viris.
pagus agat festum: pagum lustrate, coloni.
lovis d. i. des divw Augitstus; vgl.
trist, n 161. ex P. II 8, 29.
051—52. Am 17. Jan. tritt die
Sonne {PhoehiM) aus dem Zeichen
des Steinbocks in das des Aquarius
(des iuv. gerentis aquam)^ unter
dem man sich meist den Ganyme-
des dachte (II 145).
653* 54. 23. Jan. Untergang der
Leier.
655« 56. 24. Jan. Untergang des
Löwenherzens; der Löwe soll der
Nemeische sein, der von Hercules
getötet und an den Himmel ver-
setzt warde. — Sid. ab hoc: von
diesem Gestirn (der Lyra) aus, d. h.
nach diesem Gestirn.
657— 704. Feriae sementivae
(dies — appellatus a semente, quod
sationis causa susceptae Yarr. d. 1.
1. VI 26) hiefsen alle Feste, welche
mit der Saat irgendwie in Verbin-
dung standen, das volkstümlichste
war das der Paganalia (oder die
feriae Paganicae), die nach Be-
endigung der Saatzeit an zwei auf-
einanderfolgenden nundinis gefeiert
wurden, sodafs sie durch einen
Zwischenraum von 7 Tagen ge-
trennt waren. Dasselbe gehörte der
Natur der Sache nach zu den f.
conceptivis (wie bei uns die Wein-
lese); 8. S. 27. Preller II S. 5 f.
Marquardt S. 192 f.
658. nee 'aber nicht'. — 669. Ltuc
haec =s dies haec (Sementiva), —
660. non stata (bewegliche) «» con-
ceptiva, quae indicuntur. — 661.
ut — sie z. V. 333. Nach Varro (d.
r. r. I 34) fiel die Saatzeit in die
Zeit zwischen der Herbstgleiche
und dem kürzesten Tag, s. Verg.
ge. I 208 ff. und Voss z. d. St. —
663—665 genaue Nachbildung von
Tibull. II 1, 5 ff.: Luce sacra re-
quiescat humus y. requiescab arcUor
Et grave suspenso vomere cesset opus,
Solvite vincla iugis: nunc ad prae-
sepia debent Plena coronato stare
boves capite. V(?l. f. V 52 und VI 311.
— 664. Vgl. Verg. ge. I 43 ff.
666. Die Furchen der Pflugschar
werden oft, indem die Erde als
menschlicher Körper gedacht wird,
Wunden genannt; vgl. bes. met. II
286. I 101. — 669. Die gewöhn-
lichste Einteilung der ländlichen
Bevölkerung in Italien war die in
pagi, ursprünglich gentilicische Be-
zirke^ aus denen später die tribus
I 651-685.
75
670 et date paganis annua liba focis.
placentnr fragum matres, Tellasqne Ceresque,
farre suo gravidae yisceribasque suis,
officium commune Ceres et Terra taentar:
haec praebet causam frugibus, illa locum.
675 Oonsortes operis, per quas correcta yetnstas,
quernaque glans yicta est utiliore cibo,
frugibus immensis ayidos satiate colonos^
ut capiant cultus praemia digna sui.
Yos date perpetuos teneris sementibus auctus,
680 nee nova per gelidas herba sit usta nives.
cum serimuSy caelum yentis aperite serenis,
cum latet^ aetheria spargite semen aqua,
neye grayes cultis Cerialia rura^ cayete,
agmine laesuro depopulentur ayes.
685 YOS quoque^ formicae^ subiectis parcite granis:
bervorgingen; an der Spitze jedes
pagus stand ein magister, der auch
die sakralen Funktionen im Namen
des p> an dem religiösen Mittel-
punkt desselben, dem Herde, zu
Yollziehen hatte; zu diesen gehörte
namentlich das li^rare, reinigen,
sühnen (das W. hängt zusammen
mit lavare\ und zwar durch einen
feierlichen Umgang mit dem Opfer-
tier und anderen Sühnmitteln um
den Bezirk; diese lustratio spielte
bei allen ländlichen Festen eine
grofse Bolle. S. Marquardt a. a. 0.
Preller I S. 419 ff.
670. Uba,s. z. v. 127. ~ 671. Tel-
lus und Ceres wurden meist zusam-
men angerufen. Preller II S. 2. —
672. farre suo: weil Spelt, welchen
kie hatten wachsen lassen, ihr ge-
wöhnliches Opfer war, s. IV 409;
über das Schwein als Opfer s. z.
V. 349 und IV 414. — viscera z. 588.
— 674. Jiaec: Ceres; illa: Tellus.
Ceres ist die wichtigere Göttin. —
carMam 'Keim'. Das W. Ceres hängt
mit creare, schaffen, zusammen.
Preller II S. 4,
676. querna glans: der Zusatz
des Adj. ist nicht überflüssig, weil
unter glans auch die Buchecker,
die Dattel und ähuliche Früchte
verstanden wurden; s. Plin. n. h.
XVI 18. Eicheln sind bei den alten
Dichtem die Hauptnahrung der
rohen Menschen vor der Einführung
des Ackerbaus. iy401. met.I106a.ö.
Übrigens darf man nicht an unsere
Eicheln denken, sondern an die der
Zerreiche (Q, Cerris L.), der Ballota-
eiche {Q. Ballota) und der Speise-
eiche (Q. Esculus), deren Früchte
noch heutzutage gegessen werden.
Zu correcta vetustas vgl. Schillers
Eleu9. Fest. — 677. aoidos: nach
den frugibus immensis, ebenso Verg.
ge. I 47. — 678. Der genet. cultus
sui hängt von praemia ab, zu digna
ist noch einmal cultü s, zu er-
gänzen.
680. uri wird öfters, auch in der
Prosa, vom Erfrieren gebraucht;
auch wir sprechen von einem bren-
nenden Schmerz beim Frieren. (Her-
der: 'traurig hängt die Blüte, ist
versengt vom scharfen Nordwind').
— 681. 82. Der erste dem 2. gram-
matisch koordinierte V. ist gedank-
lich dem zweiten untergeordnet :
'wie ihr bei der Saat den Himmel
klar machen möget, so — '. — se-
renus, heiter machend, heiteres
Wetter bringend; zur Sache vgl.
Verg. ge. I 210 ff. — 682. latet sc.
semen in terra. — astheria =» cae-
lesti, s. z. 478. — 688. Eonstr.
et cavete, ne aves cultis gr. (ver-
derblich) dep, Cer. rura agmine
laes. —
685. subiectis (sc. terrae) gr,: Die
76
Ovidi fastorum
post messem praedae copia maior erit.
interea crescat scabrae robiginis expers
nee vitio caeli palleat aegra seges.
et neque deficiat macie neque pinguior aequo
690 diyitiis pereat laxuriosa suis.
et careant loliis oeulos vitiantibus agri^
nee sterilis culto surgat avena solo,
triticeos fetus passuraque farra bis ignem
hordeaque ingenti fenore reddat ager!
695 haec ego pro vobis, haee tos optate coloni^
effieiatque ratas utraque diva preces.
Bella diu tenuere viros: erat aptior ensis
vomere, cedebat taurus arator equo,
sarcula eessabant^ versique in pila ligones,
700 faetaque de rastri pondere cassis erat,
gratia dis domuique tuae: religata catenis
iam pridem vestro sub pede bella iaeent.
sub iuga bos veniat^ sub terras semen aratas.
pax Cererem nutrit, pacis alumna Ceres.
Samenkörner. — 687. Der Eost,
robigo, ist ein gelbroter klebriger
Staub, der die Gewächse anfrifst;
den weifslichen nennt man jetzt
Me(li)ltau, weil man das alte Mal,
Flecken, mitMelil verwechselt. Vofs
z. Verg. ge. S. 91; er war auch in
Italien sehr gefürchtet. Verg. ge.
1 160 f. f. IV 679 ff. 905 ff. Das Epi-
theton scabra (ebenso IV 921, rauh
im Gegens. zu levis) ist von dem
eigentlichen Bost am Eisen über-
tragen. — 688. caeli, des Wetters.
— ctegra prolept. — 689. macie,
durch Dürre. — aequo abl. compar. ;
die Halme senken sich dann. Vgl.
Verg. ge. I 111 ff. Plin. XVIII 154:
Inter vitia segetum et luxuria est,
cum oneratae fertilitate procumbunt.
691. Das infeh'x lolium {lolium
temulentum, L., Lolch, Tollkom,
dessen Genufs den Augen schadete)
und die steriles avenae, Windhafer
(avena fatua) waren ein den Rö-
mern sehr verhafstes Unkraut. Vgl.
Verg. ecl. 5, 37. ge. I 154. Plin.
XVIII 149: Primum omnium frur
menti Vitium avena ett, et hordeum
in eam degener at, sie ut ipsa fru-
menti sit instar, quippe cum Ger-
manias populi serant eam neque
älia pulte vivant, — 693. Bevor der
Spelt, die Hauptfrucht der alten
Römer, im Brot gebacken wurde,
röstete man ihn, weil man so das
Brot für gesünder hielt; s. II 521.
VI 313. ~ 694. Plin. XVHI 74:
Panem ex hordeo antiquis usitatum
vita damnavit, quadripedumque fere
cibus est.
696. utraque d.: Ceres und Tel-
lue. — eff, ratas 'mögen erfüllen*.
— 697—704. Diese den endlich ge-
schenkten Frieden verherrlichenden
Verse sind von 0. erst bei der Um-
arbeitung mit Beziehung auf Ger-
manicus (v. 701) hinzugefügt wor-
den. S. S. 12. — 698. equo: bellatari
8. II 12. — 699. sarculum, ligo
und raster sind Gerätschaften zum
Aufhacken der Erde, sarc, eine
Hacke, die besonders in Berg-
gegenden als Pflug gebraucht wurde,
ligo ein Karst mit einem nach
innen gebogenen Blatt, das sich in
zwei Zinken spaltete, und einem
langen Stiel (weswegen aus den lig.
die pila gefertigt werden, z. II 11),
raster ein sehr schwerer Karst mit
2 oder noch mehr Zinken, die un-
ter rechtem Winkel am Stiel an-
safsen. Abb. b. Rieh S. 539. 355.
512; vgl. met. XI 36. TibuU. I 10,
45 ff. Verg. ge. I 164.
701. religata z. 123 f. — 704. Vgl.
IV 407 f.
I 680—719.
41
705 At qnae yenturas pmecedit sexta kalendas^
hac sunt Ledaeis templa dicata dös.
fratribus ill$i deis fratres de gente deomm
circa latainae composoere lacos.
Ipsmn no8 Carmen deduxit Pacis ad aram.
710 haec erit a mensia fine seconda dies.
Fron^bus Actiacis compios redimita capillos
Fax ades et toto mitis in orbe mane!
dam desint hjstes, desit qnoqne causa triumphi:
tu ducibus bello gloria maior eris.
715 sola gerat miles, quibus arma coerceat^ arma,
canteturque fera nil nisi pompa tuba.
faorreat Aeneadas et primus et ultimus orbis:
si qua parum Romam terra tunebat, amet.
tura^ sacerdoteSy pacalibus addite flammis.
706—708. 27. Jan. (a. d. VI kaL
Febr.). Den Diosknren (z. V 699)
war zum Dank für die am See
Regillus aDgeblicb geleistete Hilfe
Yon dem Diktator A. Postnmius
während der Schlacht ein Tempel
gelobt und im J. 485 am lacos
Jnturnae (einem steinernen Bassin,
am Yestaheiligtum, s. z. 463), weil
sie dort nach der Schlacht ihre
Bosse getränkt haben sollten, ge-
weiht worden. Mit der Zeit ver-
fallen, wurde er von Tiberius in
grofser Pracht neu aufgebaut und
unter seinem und seines Bruders
Dmsus Namen {fratres de gente
deorum) am 27. Jan. d. J. 6 n. Chr.
geweiht. Von ihm stehen noch
drei Säulen. Preller II S. 300 ff. —
quae sc. dies.
709—724. 30. Jan. Tag der
Weihe der ara Pacis und Apostrophe
an den Frieden. Die ara stand auf
dem Marsfeld; sie war vom Senat
nach der Bückkehr des Augustus
aus Spanien und Gallien im J. 13
V. Chr. beschlossen und im J. 9 v.
Chr. geweiht worden; zu ihr wahr-
scheinlich gehörende grofse Beliefs
sind noch erhalten. Preller II
S. 250 ff.
710. haec — dies: d. h. der Tag
der Feier an der ara. — 711. Mit
der Schlacht bei Actium datierten
die Bömer die neue Zeit, die ihnen
Glück, d. h. Frieden bringen sollte ;
sehr passend schmückt daher 0. die
Pax firondibits Actiacis, d. h. mit
dem Lorbeer, dem Symbol des Sie-
ges und des Friedens (paealis lau-
rus met. XV 591, s. Plin. XV 138.
f. VI 91). — comptos cap.: die geord-
neten Haare werden als Zeichen
der Solidität gedeutet; y^L Tib.
IV 2, 10. — 713. s. 283 ff. Einl.
S. 12. — 714. tu: Pax. — duc. für
das Kaiserhaus.
715. arma c, die der Feinde; die
eigenen Waffen sollen künftig also
nur zum Defensivkrieg verwandt
werden. — Die tuba ist eine lange
gestreckte Trompete, im Elang
einem Signalhorn entsprechend
(Abb. Bich S. 657); sie wurde im
Krieg gebraucht, um das Zeichen
zum Angriff und Bückzug zu geben
(daher /Wo), und auch bei feier-
lichen Aufzügen im Frieden. Übers,
'und nur bei feierlichem Aufzuge
ertöne die wilde Tuba*. — 717.
Äeneadae heifsen Augustus und
seine Nachkommen, weil des Aug.
Adoptivvater seine Herkimfb von
Jnlus, dem S. des Aeneas, ab-
leitete; den Stammbaum giebt 0.
IV 29 ff. — primus et ult o.: der
nächste und entfernteste Teil des
Erdkreises; s. Bentley z. Hör. carm.
I 35, 29. — 719. paealis ein von
0. zu pax gebildetes Adj.; p. fl.
78 Ovidi fastorum I 720—724.
720 albaque percassa yictima fronte cadat.
utque domus^ quae praestat eam^ cum pace perennet,
ad pia propensos vota rogate deos. —
Sed iam prima mei pars est exacta laboris,
cumque suo finem mense libellus habet.
sind die Flammen auf dem Altar zu Liebe gesuchte Alliteration; in
der Fax. wichen Dingen ist 0. Meister. —
720. alba z. 56. — percussa z. 722. ad p. v. verb. mit propensos.
847. — 721. Beachte die der Fax — 723. Vgl. met. XV 871.
LIBJ]R IL
lanus habet finem. cum carmine crescit et annus:
alter ut hie mensis, sie liber alter eat.
<Nuiic primum velis, elegi, maioribus itis:
exiguum^ memini^ nuper eratis opus.
5 ipse ego vos habui faciles in amore ministros;
cum lusit numeris prima iuventa suis,
idem sacra cano signataque tempora fastis:
ecquis ad haec illinc crederet esse yiam?
haec mea militia est. ferimus quae possumus arma^
10 dextraque non omni munere nostra vacat.
si mihi non valido torquentur pila lacerto,
nee bellatoris terga premuntur equi,
nee galea tegimur nee acuto cingimur ense
(bis habilis telis quilibet esse potest):
15 at tua prosequimur studioso pectore, Caesar,
nomina, per titulos ingredimurque tuos.
1—18. Prolog.
2. eat z. I 26. — 3—18. S. ob.
S. 13. — 3. elegi (griech. iXsystov
8C. fiitQOVf nach den Alten von £ a
XiyBiv, ach sagen, nreprünglich
klagende Harmonieen des Flöten-
Spiels) sind Distichen, die über-
haupt zuerst Yon Callinns, Simo-
nides, Tyrtäns, Mimnermns, Solon
n. a., später mit besonderer Vor-
liebe von den Alexandrinern zum
Ansdmck ihrer Empfindungen und
Gefühle angewandt worden sind;
von hier gingen sie zu den Römern
über (s. ob. S. 4). 0. sah die Elegie
{iXBysia sc. no^rjaig) als seinen
eigentlichen Beruf an und hatte alle
seine früheren Werke, die leicht
geschrieben sich fast alle auf Liebe
und Liebesabenteuer beziehen, in
elegi» gedichtet. — velis — m. t.:
weil der Inhalt ein gewichtiger ist;
8. z. 1 4. — 4. exigtmm optis: ebenso
Horat. a. p. 77; vgl. unten v. 125 f.
— 5. facüis, der sich leicht fügt^
willfährig.
7. Sacra z. I 7. — signaia = no-
tata 18. — 9. quae possumus a.;
8. tr. IV 10, 37.
11. Das piluni, seit Marius die
eigentliche Waffe der Legionarier,
war 3 Meter laug und hatte einen
Durchmesser von 28 Millim.; dazu
war die eiserne Spitze ebensolang
als der Schaft, und so erforderte das
Schwingen (torquere) und Schleu-
dern desselben keine geringe Kraft.
— 12. terga z. 1 66. — 14. habilis, ge-
eignet, geschickt sowohl von Sachen
für eine Person, als von einer Per-
son für eine Sache, vgl. am. I 9, 3
hello habilis aetas. — 16. (Jaesar:
Augustus, z. V. 138. — pros, nomina
— per tit. (z. 1 591) ingr.: und damit
auch die Thaten, welche ihm jene
Auszeichnungen verliehen, s. I 15.
80
Ovidi fastoram
ergo ades et placido paulam mea munera yulta
respice, pacando si quid ab hoste vacas.>
Februa Romani dixere piamina patres;
20 nunc quoque dant verbo plurima signa fidem:
pontifices ab rege petunt et flamine lanas^
quis veterum lingua februa nomen erat,
quaeque capit lictor domibus purgamina versis
torrida cum mica farra^ vocantur idem.
25 nomen idem ramo, qui caesus ab arbore pura
casta sacerdotum tempora fronde tegit.
ipse ego flaminicam poscentem februa vidi:
februa poscenti pinea yirga data est.
denique quodcumque est, quo corpora nostra piantur,
30 hoc apud intonsos nomen habebat avos.
Mensis ab his dictus, secta quia pelle Luperci
omne solum lustrant idque piamen habent,
aut quia placatis sunt tempora pura sepulcris,
18. ab hoste: in den Rhein- und
Donaugegenden; allerdings be-
kämpfte sie Augastus nicht selbst;
nur im J. 8 n. Chr. ging er einmal,
um dem Schauplatz näher zu sein,
selbst nach Ariminum.
19 — 54. Ableitung des Wor-
tes Februarius (nach Yarro).
vgl. Varr. d. 1. 1. VI 13: Febru/um
Sabini purgamentum [= piamina,
Heinigungs-, Sühnungsmittel] et in
sacris nostris verbum. Censor. d. d.
n. 22, 14: Est februum quidquid
piat purgatque, et februamenta pur-
gamenta, item februare pur gare et
purum fasere,
19. patres, Vorfahren. — 21. Der
rex ist der sacrificülus, s. z. I 333,
der flamen der Dialis, s. z. III 397,
dessen Amt, nachdem es in der
letzten Zeit der Bepublik dem Bin-
gehn nahe gewesen und 75 Jahre
lang unbesetzt geblieben war, im
J. 1 1 Y. Chr. von Augustus erneuert
worden war; sein lictor ist y. 23
gemeint. — lanas: Gegenstände yon
Wolle, Binden und dergl., wie sie
bei heiligen Verrichtungen viel ge-
braucht wurden. — 23. Das Sterbe-
haus wurde in Rom erst ausgefegt,
dann entsühnt; vgl. v. 537 f. —
24. torrida = tosta, z. I 693. —
mica: sc. salis, z. I 338. — idem
sc. februa, — 25. ab a. pura d. h.
quae purifica^ (ebenso Tibull. 1 5, 11
sulphur purum); nach v. 28 war es
eine Fichte; vgl. IV 741.
26. Sonst trug der flamen Dialis
einen Oelzweig am apex, die fla-
minica einen Zweig von einem Qra-
natbaum am Kopftuch, das sog.
arculum; es wurde dadurch sym-
bolisch die Verbindung mit der
Gottheit angedeutet. S. Marquardt
S. 317 und 318. — 30. apud intonsos:
die Römer haben in der alten Zeit
lange Haare und Barte getragen;
erst im J. 300 v. Chr. kamen die
ersten Haarschneider aus Sicilien
nach Rom. — avi ■» maiores, ebenso
652. V 624.
31. Hier gehen die Ansichten
auseinander, v. 31 und 32 geben die
(richtige) Ansicht des Varro, v. 33 f.
die der Antiquare M. Fnlvius No-
bilior und C. Junius Gracchanus,
welche jedoch von Varro angeführt
war und so dem 0. bekannt wurde.
— secta peUe d. i. mit Riemen, den
februis, — Luperei s. v. 267 u. Anm.,
283 u. Anm. — 32. lustrant: z. I
669 ; die Suhnung wurde durch das
Laufen der Luperci lun die pala-
tinische Altstadt und das Schlagen
der Begegnenden vollzogen. — 33.
t. pura (= februata), weil die Bär-
ger in dieser Zeit entsühnt sind. —
n 17—44.
81
tunc cum ferales praeteriere dies.
35 Omne nefas omnemque mali purgamina causam
credebant nostri tollere posse senes.
Graecia principium moris dedit. illa nocentis
impia lustratos ponere facta putat.
Actoriden Peleus, ipsum quoque Pelea Phoci
40 caede per Haemonias solvit Acastus aquas.
vectam frenatis per iuane draconibus Aegeus
credulus inmerita Phasida fovit ope.
Amphiarei'ades Naupactoo Acheloo
^Solve nefas' dixit. solvit et ille nefas.
34. f. praeteriere d. mit dem 21. Febr.
8. V. 533 ff. u. Anm. — 36. caibsam:
Keim. — 36. senes = avi v. 30. —
37. nocentis aubstantivisch 'Ver-
brecher'. — 38. ponere = dep. Der
Glaube an die religiöse Bedeutung
und Wirksamkeit der Reinigung
durch gewisse Bräuche von ver-
schiedenen Verbrechen war bei den
Griechen seit alten Zeiten verbrei-
tet und wurde auf Orpheus als Ur-
heber zurückgeführt. — 39. Actori-
des ist der Enkel (der öfters durch
-ides bezeichnet wird) des Actor in
Opus, Patroclus, der, weil er beim
Astragalos- Spiel den Sohn des
Amphidamas getötet, sich nach
PhÜiia zu Peleus, dem Vater des
Achilles, flüchtete und von ihm ent-
sühnt und erzogen wurde. Homer
IL ^F 87 ff. — Peleus und Telamon,
Söhne des Äacus, des Königs von
Agina, hatten ihren Halbbruder
Phocus, weil er sie in den Waffen-
Übungen übertraf, erschlagen; Pe-
leus war dann nach Phthia zu
seinem Oheim Eurytion geflohen
und von ihm gereinigt worden,
hatte aber das Unglück diesen auf
der kalydonischen Jagd durch ein
Versehen zu töten. Er ging daher
zu Acastus, dem S. des Pelias, dem
König von Jolkos, und liefs sich
von diesem von der zweiten Blut-
schuld entsühnen. 0. verwechselt
die beiden Entsühnungen. — "40.
Hciemonia ist ein alter Namen von
Thessalien, angeblich so genannt
von Haemon, S. des Pelasgus und
Vater des Thessalus.
41. Konstr. credulus A, Fh. vec-
tam fr. draconibus per incme fovit
Ovids Fasten.
i. ope. Nachdem Medea (Phasis ge-
nannt von dem Flusse Phasis in
ihrem Heimatlande Kolchis), weil
sich ihr Gemahl Jason mit Glauke
(oder Kreusa), der Tochter des
korinthischen Königs Kreon, aufs
neue vermählt hatte, aus Bache
die Braut nebst ihrem Vater und
ihre und Jasons Kinder getötet
hatte, flieht sie auf einem Drachen-
wagen durch die Luft {per ina^ne)
nach Athen zu König Ägeus, der sie
gastfreundlich aufnimmt und sie
sogar zu seiner Gemahlin macht.
Währenddes kommt Theseus, vom
Vater nicht gekannt, nach Athen,
wird aber von Medea bei Ageus
verdächtigt (daher inmerita ope /".),
sodafs dieser von ihr überredet
(credulus) seine Einwilligung zur
Vergiftung des Sohnes giebt. In
dem Momente aber, wo Th. das Gift
trinken will, wird er vom Vater er-
kannt und rechtzeitig gerettet. S.
metam. VII 350 ff. 0. hatte diesen
Stoff auch zum Gegenstande seiner
Tragödie Medea gemacht. — 43.
Alkmäon, S. des Amphiaraus und
der Eriphyle, hatte seine Mutter
auf Befehl seines Vaters, den sie
durch ein Halsband bestochen in
den Tod vor Theben getrieben, er-
mordet, wird infolge dessen von
den Furien verfolgt und findet nach
langem Umherirren endlich bei .dem
Flufsgott Achelous Buhe. Der Ach.
fliefst zwischen Akamanien und
Ätolien, nach dessen bekanntester
Stadt er hier Naupactous heilst. —
Der Hiatus nach der Hebung des
5. Fufses findet sich auch sonst bei
0., besonders vor griech. Namen,
82
Ovidi fastornm
45 a! nimium faciles^ qui tristia crimina caedis
fluminea toUi posse putatis aqua!
Sed tarnen, antiqui ne nescius ordinis erres,
primus, ut est, lani mensis et ante fnit.
qui sequitur lanum, veteris fuit ultimus anni:
50 tu quoque sacrorum, Termine, finis eras.
primus enim lani mensis, quia ianua prima est,
qui sacer est imis manibus, imus erat,
postmodo creduntur spatio distantia longo
tempora bis quini continuasse viri.
55 Principio mensis Phrygiae contermina Matri
Sospita delubris dicitur aucta novis.
^Nunc ubi sunt, illis quae sunt sacrata kalendis
templa deae?' longa procubuere die.
Cetera ne simili caderent labefacta ruina,
60 cavit sacrati provida cura ducis,
sub quo delubris sentitur nuUa senectus:
nee satis est homines, obligat ille deos.
Templorum positor, templorum sancte repostor,
sit superis, opto, mutua cura tui.
65 dent tibi caelestes, quos tu caelestibus, annos,
proque tua maneant in statione domo.
V 83. met. II 244. V 312. VIII 310.
— 45. foLcües, leichtsinnig.
46. Znr Sühn an g, wie überhaupt
zu gottesdienstlichen Handlungen,
wurde fliefsendes Wasser ange-
wandt; vgl. V. 250 und met. III 26.
Eurip. Iph. Taur. 1193 ^aXacaa
TtXvisv ndvra rdv&Qcanmv %aY,d. —
47. S. S. 21. — erres z. I 468. --
49. qui seq. in der Zeit Ovids. —
50. Die Terminalia wurden am
23. Februar gefeiert und damit das
alte Jahr geschlossen. S. y. 639 ff.
u. A.
51. S. I 127 u. A. — 52. sacer:
weil im Februar die Feralia ge-
feiert wurden, s. v. 33. 569 f. —
54. continuasse: sodafs nun der
Februar unmittelbar auf den Januar
folgte. Sonst erfahren wir von den
Änderungen der Decemvirn des
J. 450 nur, dafs sie die im Februar
vorgenommene Schaltung betrafen.
S. ob. S. 22.
55—72. 1. Febr. — 55 — 58. In
Rom gab es zwei Tempel der Juno
Sospita, deren Kult aus Lanuvium
entlehnt war, einen auf dem Forum
olitorium, einen zweiten auf dem
Palatin; durch die Nachbarschaft
des Tempels der Cybele, der aus
Phrygien eingeführten Magna Mater
(z. IV 179. 347), ist hier der zweite
gekennzeichnet. S. Becker I S. 602.
— 58. die 'Zeit', z. I 232. — 59.
Cetera: die übrigen Heiligtümer. —
60. sacrati ducis: Augusti, der
seine auf Herstellung der Heilig-
tümer gerichtete Thätigkeit selbst
im monum. Ancyr. hervorhebt (lat.
4, 17, vgl. p. 86 Momms.): Duo et
octoginta templa deum in urbe con-
sul (28 V. Chr.) 8exi\yim ex decreto]
senatus refeci, nullo praetermisso
quod c[o] temp[orG refici debebat];
auch sonst wird sie oft erwähnt.
62. satis est: erg. das Verb, aus
obligat. — 64. vgl. met. VIII 715:
Cura pii dis sunt et qui coluere,
colantur. — 65. quos tu cael.: durch
die Gründung oder Erhaltung ihrer
Tempel.
66. tua zu domo. — man, in stat
mögen auf der Wacht bleiben, vgl.
n 45-80.
83
70
Tunc quoque vicini lucus celebratur Helerni,
qua petit aequoreas advena Thybris aquas.
Ad penetrale Numae Capitolinumque Tonantem
inque lovis summa caeditur arce bidens.
Saepe graves pluvias adopertus nubibus auster
concitat, aut posita sub nive terra latet.
Proximus Hesperias Titan abiturus in undas
gemmea purpureis cum iuga demet equis,
75 illa nocte aliquis, tollens ad sidera vultum,
dicet *übi est hodie quae Lyra fulsit heri?'
dumque Lyram quaeret, medii quoque terga Leonis
in liquidas subito mersa notabit aquas.
Quem modo caelatum stellis Delphina yidebas,
80 is fugiet visus nocte sequente tuos:
met. I 626. — 67 f. Feier im lucus
Helerni, der, nur noch VI 105 er-
wähnt, da gelegen haben mufs, wo
der Tiber aus Rom heraustretend
dem Meere zufliefst. — vicini sc.
Tiberi (v. 68); vgl. VI 105. — 68.
advena heifst der SvßQig, weil er
aus Etrurien kommt, daher auch
die Benennung Tuscus amnis, s. z.
I 233.
69 f. Weitere Feierlichkeiten am
1. Febr. Das penetrale Numae ist das
Atrium Vestae, s.Z. VI 257. DerTem-
pel des Juppiter Tonans, welcher auf
dem E[apitol in der Nähe von dem
Tempel des Jup. Capitolinus stand,
war von Augustus zum Dank fClr
eine Befreiung aus Lebensgefahr
erbaut und am 1. Sept. 22 v. Chr.
eingeweiht worden. Seitdem kam
der schon früher bestehende Dienst
des J. Fulgurator oder Tonans be-
sonders in Aufnahme. Preller I
S. 191. 287. — 70. Der kapitoli-
nische Hügel hatte zwei Gipfel,
einen südwestlichen (wo j. der Pa-
lazzo Caffarelli steht), auf welchem
der grofse Juppitertempel sich er-
hob, und einen nordöstlichen (j.
Kirche und Kloster St. Maria in
Araceli), die eigentliche Burg ; wird
genau gesprochen, so wird jener
Capitolium, dieser arx genannt; oft
jedoch wird auch kein Unterschied
in den Benennungen gemacht und
so ist hier (ebenso IV 635. VI 18.
349) unter arx lovis das eigent-
liche Kapitel zu verstehen; ähnl.
Liv. XXVIII 39, 15: lovi optimo
maximo, praesidi Gapitolinae arcis
et q. s. Becker I S. 386 ff.
71. Der Südwind ist in Italien
der Regen wind, daher heifst er
met. II 853 aquaticus; s. auch met.
I 66 pluvioqu^e madescit ah austro
und die ausführl. Schilderung met.
I 263 ff.
73—78. 2. Febr. — 73. Titan:
s. z. I 617. — Hesperias — u., die
nach Abend zu gelegenen Fl. —
74. iuga: das Joch, das Querholz,
welches, durch einen Pflock am
Vorderende der Deichsel befestigt,
den Tieren auf den Rücken gelegt
wurde. — gemmea: vgl. met. II
109 f. — purpureus: strahlend,
glänzend, vgl. Hör. carm. IV 1, 10
purpurei ohres. — 75. Über den
Untergang der Leier s. Anh. z. I
663. — 77. Es ist der scheinbare
Frühuntergang des Löwen gemeint;
z. I 655.
79—118. 3. Febr. (Spät-) Unter-
gang des Delphins. — 79. caelare
(tOQSvsLv) heifst eigentlich auf
Metall Figuren in erhabener Arbeit
anbringen; wie an einem Ge^s
diese Figuren glänzen , so im Bilde
des Delphins die Sterne; übers, 'in
Sternen glänzend dargestellt'. —
6*
84
Ovidi fastorum
seu fuit occultis felix in amoribus iudex,
Lesbida cum domino seu tulit ille lyram.
Quod mare non novit, quae nescit Ariona tellus?
carmine currentes ille tenebat aquas,
85 saepe sequens agnam lupus est a voce retentus,
saepe avidum fugiens restitit agna lupum,
saepe canes leporesque umbra iacuere sub una,
et stetit in saxo proxima cerva leae,
et sine lite loquax cum Palladis alite cornix
90 sedit, et accipitri iuncta columba fuit.
Cynthia saepe tuis fertur, vocalis Arion,
tamquam traternis obstipuisse modis.
nomen Arionium Siculas impleverat undas,
captaque erat lyricis Ausonis ora sonis.
95 Inde domum repetens puppem conscendit Arion,
atque ita quaesitas arte ferebat opes.
forsitan, infelix, ventos undasque timebas,
at tibi nave tua tutius aequor erat,
namque gubernator destricto constitit ense.
81. seu — seu ist mit dem Neben-
satz y. 79 zu verbinden: Man sah
ihn am Himmel, weil — . — 81.
Dieser von Eratosthenes (Catast. 31
p. 158) vertretenen Tradition folgt
Germanicns phaen. 321 f, zu welcher
Stelle die Scholien berichten, dafs
die Nereide Amphitrite, um der
Liebe des Neptun zu entgehn , sich
zu Atlas in die Tiefe des Meeres
geflüchtet, aber in ihrem Versteck
von dem Delphin aufgefunden sei;
dieser habe denselben dem Meer-
gott angezeigt, dessen Überredung
es nachher gelungen sei Amphitrite
zu seiner Gemahlin zu machen ; der
Delphin aber sei für seine Anzeige
unter die Sterne erhoben. — amo-
res: der geliebte Gegenstand. —
82 — 116. Die Sage von Arion mit
Benutzung von Herod. I 23—24. —
82. Lesbisch wird die Leier ge-
nannt, weil ihr dominus Arion aus
Methymna auf Lesbos stammte.
Später lebte er vorzugsweise in
Korinth in der Umgebung des Ty-
rannen Periander (628—584 v. Chr.) ;
als Dichter war er berühmt durch
die Einführung des cyklischen Chors
in den Dithyrambus, als Musiker
durch die Ausbildung der Tonweise
Terpanders. — 84 ff. Die gleiche
Wirkung des Gesangs wird beson-
ders bei Orpheus mehrfach von den
Dichtem hervorgehoben.
86. restitit: blieb stehen. — 89.
Die Krähe, deren Geschwätzigkeit
sprichwörtlich war (XocXiatsQos ^o-
Q(ov7ig)j lebte in Feindschaft mit
dem schweigsamen Vogel der Pallas,
der Eule; vgl. met. II 531 ff.
91. Cynthia wird Diana von dem
Berge Cynthus auf Delos, wo sie
mit ihrem Bruder Apollo, dem
Gotte des Gesangs, geboren war,
genannt, vocalis heifst hier Arion
wie Orpheus b. Hör. carm. I 12, 7.
— 92. modi Weisen, Melodieen. —
93. nomen Arionium: 'der Name
Arion'. — Sictdas tmdas genau ge-
nommen: Städte am Sic. Meer. —
94. Ätisonis ora: Auson, der S. des
Odysseus und der Ealypso oder
Circo, wurde als Heros eponymos
von AuBonien angesehen , z. 1 55. —
95. Inde: von den Siculae wndae
und der Ausonis ora, — puppem:
Synekdoche.
96. ita: puppi od. nave. — quae-
sitas z. I 213. — 97. die Apostrophe
an Arion, um die Teilnahme des
Dichters auszudrücken. — forsitan
mit dem Indikat. bei Cicero nur an
vereinzelten Stellen, später öfter.
II 81—118.
85
100 ceteraque armata coDscia turba manu.
quid tibi cum gladio? dubiam rege, navita, puppem!
uon haec sunt digitis arma teuenda tuis.
ille, metu pavidus, ^Mortem non deprecor' inquit,
^sed liceat sumpta pauca referre lyra'.
105 dant vemam ridentque moram. capit ille coronam,
quae possit crines, Phoebe, decere tuos;
induerat Tyrio bis tinctam murice pallam:
reddidit icta suos pollice chorda sonos,
flebilibus numeris veluti canentia dura
110 traiectus pinna tempora cantat olor.
protinus in medias omatus desilit undas:
spargitur impulsa caerula puppis aqua,
inde (fide maius) tergo delphina recurvo
se memorant oneri subposuisse novo.
115 ille sedens citharamque tenens pretiumque vehendi
cantat et aequoreas carmine mulcet aquas.
Di pia facta vident. astris delphina recepit
luppiter et Stellas iussit habere novem.
— 100. consda: bc. gubetnatori,
'mitverschworen' .
101 f. Worte des Dichters an
den Steuermann. — quid t c. gl,?
'Was willst du mit dem Dolche.'
— dubiam r. p. 'lenke das so schon
schwanke Schiff', dubia oft Epi-
theton des Schiffes, z. B. ex P. II
6, 62. a. a. I 568. Tibull. II 3, 40.
— 102. arma heifst überhaupt
Gerät, sodafs auch das Schiffsgerät
darunter verstanden werden kann.
— 103. deprecor: ich wende durch
Bitten von mir ab, 'Ich bitte nicht
um mein Leben'. — 106. iv tw
ansvy naain sagt auch Herodot. Vgl.
met. XI 166: Ille {Fhoebu^s) Caput
flavum lauro Parnaside vinctus
verrit humum Tyrio saturata murice
palla. Die palla, die gewöhnliche
Kleidung der EitharÖden (zu unter-
scheiden von der palla der Frauen,
welche nur ein weites langes Stück
Tuch war), bestand aus einer tunica
talaris, welche die Gestalt gröfser
erscheinen liefs, und einer griechi-
schen Chlamys. Vgl. die berühmte
Statue des palatinischen Apollo
g. B. Baumeister Denkm, I S. 99).
ie des A. war dlßufpog, also sehr
wertvoll. murex, die Purpur-
schnecke, steht oft für ihren Saft.
Die berühmteste Purpurfärberei
war in Tyrus.
108. SUOS: die ihr eigenen, also
vorzüglichen. — 109. Konstr. veMi
0. trai. tempora ca/nentia (Candida)
dura pinna (für sagitta, denn an
dem Pfeil werden , damit er gerade
fliegt, Federn beifestigt) cantat fl.
numeris ('in klagenden Weisen').
Dafs der Schwan vor seinem Tode
singe, ist eine von den Dichtern
aller Zeiten verwertete Sage, die
auch für den Singschwan auf einer
sehr starken Übertreibung beruht.
112. impulsa a,: infolge des
Hineinspringen s des A. — 116. que
— et findet sich bei 0. nicht selten
auch zur Verbindung ganzer Sätze.
— Der Delphin galt bei den Alten
als musikliebend. Plin. n. h. IX 24.
— 118. S. Schol. German. p. 92 Br.:
Habet Stellas Villi indeque musi-
cum Signum dicitur, quod numero
Musarum Stellas habet, Eratosth.
Catast. 31 p. 160.
119—148. 6. Febr. Am 6. Febr.
d. J. 2 V. Chr. war Augustus, der
damals auf dem Höhepunkte seiner
Macht stand, vom Volk und vom
Senat {cwria genannt von seinem
Versammlungsort) und auch vom
Bitterstande zum pater patriae (vgl.
86
Ovidi fastorum
Nunc mihi mille sonos, quoque est memoratus Achilles,
120 vellem, Maeonide, pectus inesse tuum,
dum canimus sacras alteruo pectine nonas:
maximus hie fastis accumulatur honos.
deficit ingenium, maioraque viribus urgent:
haec mihi praecipuo est ore canenda dies.
125 quid volui demens elegis imponere tantum
ponderis? heroi res erat ista pedis.
Sancte pater patriae, tibi plebs, tibi curia nomen
hoc dedit, hoc dedimus nos tibi nomen, eques.
res tamen ante dedit. sero quoque vera tulisti
130 nomina: iam pridem tu pater orbis eras.
hoc tu per terras, quod in aethere luppiter alto,
nomen habes: hominum tu pater, ille deum.
Bomule, concedes. facit hie tua magna tuendo
moenia, tu dederas transilienda Bemo.
135 te Tatius parvique Cures Caeninaque sensit:
III 72) ernannt worden, eine Ehre,
welche er aufserordentlich hoch
aufnahm. S. C. Peter Gesch. Borns
m S. 68 f. An das Datam knüpft
0. eine Vorher rlichnng des Kaisers
V. 119—144.
119. Konstr. Nunc vellem m. sonos
et t. pectus, M., quo est m, A., mihi
inesse. Zum Gedanken vgl. Homer
II. JB 484 ff. Verg. georg. II 43.
Aen. VI 625. — 120. Maeonia war
der alte Name von Lydien, in dessen
Bereich Smyrna und Kolophon, zwei
der 7 Städte, welche die Vater-
stadt Homers sein wollten, lagen;
daher heifst Homer öfters bei 0.
der Sohn Mäoniens. Maeonide:
Maiovidrw die Form findet sich
auch bei Virgil und Horaz. —
pectus: als Sitz der dichterischen
Begeisterung, s. II 15. — 121. sa-
cras nonas: weil an ihnen Aug. zum
pater patriae ernannt worden ist.
— alterno pectine: d. i. in Distichen.
pecten oder plectrum ist eigentlich
das Stäbchen, mit welchem die Sai-
ten der Lyra gerührt wurden; wie
Horaz plectrum fast ganz im Sinne
von Carmen gebraucht, so 0. hier
pect&n, — 122. hie (s. z. v. 224) honos:
nämlich die sacrae nonae zu be-
singen. — fastis: Dat.; gemeint ist
das Gedicht. — 123. maioraqu^e v.
u.: eine die Kräfte überragende
Aufgabe bedrängt mich, steht mir
bevor; freilich, fährt 0. v. 124 fort,
passen für das praecipuum os nicht
die elegi (s. v. 3 ff. u. A.) , sondern
nur die würdevollen Hexameter
(herous pes); die Gegenüberstellung
dieser beiden Dichtungsarten oS
bei 0. und Proper z.
128. nos — eques: S. ob. S. 1 z.
V. 7. — 129. res a, d, d. h. deine
Thaten gaben ihn dir schon vor uns;
ebenso schmeichelt der jüngere Pli-
nius dem Trajan im Panegyr. 21.
133. concedes *du wirst weichen
müssen'. — tuendo 'durch (sein)
schützendes Walten'. — 133. S. IV
841 ff. — 135. Tatius (s. I 260 ff.),
König der Sabiner, herrschte in
Cures (j. das Dorf Correse, zwischen
dem Tiber und der via Salaria ge-
legen); seine Einwohner siedelten
nach dem Frieden zwischen den
beiden Königen nach Rom über und
gaben nach der Sage den Römern
den Namen Quirites (z. 479 f.). Cures
steht hier als Masculinum, weil an
die Bürgerschaft gedacht wird;
vgl. II 480. III 201. VI 216. parvi
C, nach Verg. Aen. VI 811. —
Caenina lag östlich von Rom, in
der Nähe der via Tiburtina; seine
Einwohner rückten nach dem Jung-
frauenraub zuerst gegen Rom,
wurden aber von Romulus glänzend
geschlagen.
II 119—163.
87
hoc duce Bomanum est solis utrumque latus,
tu breve nescio quid victae telluris habebas:
quodcumque est alto sub love, Caesar habet,
tu rapis, hie castas duce se iubet esse maritas.
140 tu recipis luco, suinmovet ille nefas.
vis tibi grata fuit, florent sub Caesare leges.
tu domini nomen^ principis ille tenet.
te Bemus incusat; veniam dedit hostibus ille.
caelestem fecit te pater, ille patrem. —
145 lam puer Idaeus media tenus eminet alvo
et liquidas mixto nectare fundit aquas.
En etiam, si quis borean horrere solebat,
gaudeat: a zephyris moUior aura yenit.
Quintus ab aequoreis nitidum iubar extulit undis
150 Lucifer, et primi tempora veris eunt.
ne fallare tarnen, restant tibi frigora, restant!
magnaque discedens signa reliquit hiems.
Tertia nox veniat: Custodem protinus ürsae
186. solis u. latus: was auf beiden
Seiten der Sonne oder der Sonnen-
bahn liegt, d. h. der Norden und
der Süden des Erdkreises. VgL
I 86. — 138. sub love = sub cado,
ebenso v. 299. III 527. IV 505. Vgl.
Schiller: Uacht der unbewölkte
Zeus'. Caesar ist entsprechend der
gewöhnlichen Ausdrucksweise der
Zeit in den Fasten meist Augustas:
II 16. 141. 637. m 710. IV 20. V 588.
VI 455. 646. 763. 809. — 139. tu
rapis: die Sabinerinnen. — dime se
= hoc duce v. 136. — iubet: durch
seine Gesetze, durch welche er in
den J. 28 und 18 v. Chr. der Sitten-
losigkeit und dem Hange zur Ehe-
losigkeit zu steuern suchte; s. C.
Peter G. R. III S. 46. — 140. tu
rec, luco: s. III 431 u. Anm.
141. vis 'Gewaltthat'. -— 142. do-
minus war ein den Römern sehr
verhaffltes Wort, daher von den
Kaisern in der ersten Zeit sorg-
fältig gemieden; Augnstus nannte
sich den Bürgern gegenüber prin-
ceps; vgl. Hör. carm. I 2, 50 von
Aug.: hie ames dici pater atque
princeps, — 143. te Memus incusat:
weil er ihn erschlagen, als dieser
die Mauer übersprungen. 0. folgt
hier offenbar einer anderen Tradi-
tion als IV 843 u. V 469 ff. — 144.
^Maiitö est beneficia dare quam
accipere*, podier: Mars, s. v. 475 ff.
— ille patrem: nämlich den Cäsar,
s. III 703 u. A.
145. p. Idaeus, der schöne Sohn
des Tros, des Königs von Troja,
Ganymedes, der von Juppiter, als
er auf dem Ida jagte (daher Ida,eus\
geraubt war und das Amt eines
Mundschenken bei den Göttern ver-
sah; ihn dachte man sich unter
dem Sternbilde des Aqua/rius (1 661),
der aus einer Urne einen reichen
Strom Wassers ausgofs. — media
t, e. alvo: er wurde mit dem Kopfe
aufgehend gedacht, Hygin. p. a.
m 28.
149—152. 10. Febr. Beginn des
Frühlings mit dem Eintritt des Fa-
vonius; s. S. 24. — extulit — et —
eunt = cum extulit, eu/nt, wie 267 f.
(IV 775); ebenso que — c* V 534;
que — gt*c n 867. — 150. Lucifer
z. I 46. — eu/nt ^kommen'; ebenso
V. 268. — 151. frigora: z. 1 149. —
152. Signa 'Spuren'; ebenso I 86.
m 650. IV 466. VI 66. vgl. lU 235 f.
158— 192, 12. Febr. Der schein-
bare Spätaufgang des Gustos Ursae
oder Arctophylax (z. IH 405) stimmt
88
Ovidi fastorum
aspicies geminos exeruisse pedes.
155 Inter hamadryadas iaculatricemque Dianam
Gallisto sacri pars fuit una chori.
illa deae tangens arcus ^Quos tangimus arcus^
este meae testes virginitatis' ait.
Cynthia laudavit, Tromissa' que ^foedera serva,
160 et comitum princeps tu mihi' dixit ^eris'.
foedera servasset, si non formosa fuisset.
cavit mortales, de love crimen habet.
Mille feras Phoebe silvis venata redibat
aut plus aut medium sole tenente diem.
165 ut tetigit lucum (densa niger ilice lucus,
in medio gelidae fons erat altus aquae),
*Hic' ait % silva, virgo Tegeaea, lavemur!'
erubuit falso virginis illa sono.
dixerat et nymphis. nymphae velamina ponunt,
170 hanc pudet^ et tardae dat mala signa morae.
exuerat tunicäs: uteri masifesta tumore
proditur indicio ponderis ipsa sui.
cui dea * Virgineos, periura Lycaoni, coetus
desere nee castas pollue' dixit ^aquas'.
175 Luna novum decies implerat cornibus orbem:
quae fuerat virgo credita, mater erat,
laesa furit Inno formam mutatque puellae.
im ganzen in der Rechnung mit der
Angabe Ovids.
154. gern, e. pedes: das Gestirn
geht liegend auf. exeruisse aorist.
hifin., häufig b. 0. Die Sage von
Kallisto, der Tochter des arka-
dischen Königs Lykaon, der von
Zeus in einen Wolf verwandelt war
(met. I 168 ff.), erzählt 0. noch
ausführlicher met. II 401—530. —
155. hamadryadas: z. 1512. — 156.
Chorus = coetus v. 173. — 167. d.
ta/ngens a/rcus: wie sonst bei feier-
lichen Schwüren der Altar des
Gottes, bei dem man schwur, so
wird von Kall, der Bogen der Diana
berührt, um zu versichern , dafs sie
ehelos bleiben werde. — 159. Cyn-
thia z. V. 91. — promissa foedera:
das gegebene Versprechen; vgl.
TibuU. I 9, If.
163. Fhoebe: Diana, die Schwester
des Phoebus. — silvis z. I 76. —
164. ygl. met. II 417 : ulterius medio
S)ati%m sol altus häbebat. Senec.
erc. f. 888: sol medium tenens. —
165. Der Hain wird niger genannt,
weil das Laub der Steineiche dun-
kelgrün ist; vgL am. II 6, 49: nigra
nemu>s ilice frondet. Verg. ecl. 6, 54:
ilice suh nigra.
167. V. Tegeaea: z. I 545. — 168.
virginis s.: durch das Wort 'Jung-
frau' (genet. explicationis od. epez-
egeticus, Seyffert § 149 a. Aiun.).
— 170. Signa morae: Zeichen, welche
in der mora bestehen; dieser genet.
epexeg. ist auch bei Cicero häufig,
z. B. merces gloriae, Ruhm als Lohn
und Ihnl. s. I 219. 563. U 321.
171. tunicae: der Plural, weil
schon seit den Zeiten des Plautus
mehrere über einander getragen
wurden; s. z. 1 409. — 173. vgl. met.
U 464. — 175. novum: den neu
wieder erscheinenden, 'den jungen';
den Ausdruck erklären met.VII 530:
dumque quater iunctis explevü cor-
nibus orbem luna und 179: tres abe-
rant noctes, ut comua tota coirent
efficerentque orbem,
111. laesa: durch die Geburt des
II 154—195.
89
quid facis? invito est pectore passa lovem.
utque ferae vidit turpes in paelice vultus,
180 ^Huius in amplexus luppiter' inquit ^eat'.
Ursa per incultos errabat squalida montes^
quae fuerat summo nuper amata lovi.
iam tria lustra puer farto conceptus agebat,
cum mater nato est obvia facta sno.
185 illa quidem^ tamquam cognosceret^ adstitit amens
et gemuit: gemitus verba parentis erant.
hanc puer ignarus iaculo fixisset acuto,
ni foret in superas raptus uterque domos.
Signa propinqua micant. prior est^ quam dicimus Arcton,
190 Arctophylax formam terga sequentis habet,
saevit adhuc canamque rogat Saturnia Tethyn,
Maenaliam tactis ne lavet Arcton aquis.
Idibus agrestis fumant altaria Fauni,
hie ubi discretas insula rumpit aquas.
195 Haec fuit illa dies^ in qua Veientibus armis
Areas, vgl. met. 11 468. — 178. quid
facis? Apostrophe an Juno. — inv.
pectore: Juppiter war ihr in Gestalt
der Diana genaht. — 179. turpes
'häXsHch'.
181. u, squalida: als strappige
Bärin. — 183. tria lustra: 15 Jalire:
8. z. III 120.
186. gemitus: nur g,: gemere ge-
braucht auch Horaz epod. 16, 51
von der Stimme des Bären. — 187.
ignarus: sc. parentis, wie 0. met.
II 496 hinzufügt. — 189. 8. pro-
pinqua m. : ^einander nahe glänzen
die Gestirne'. — 190. terga (sc.
i4rsae) sequentis: auch am Himmel
verfolgt der Sohn {agnTotpvXa^)
noch die Mutter {agyivog), s. VI 236.
191. cana: ^altersgrau' nennt 0.
Tethys, die Gemahlin des alten
Oceanus, auch met. 11 508: Intumuit
luno, postquam inter sidera paelex
fulsit, et ad canam descendit in
aequora Tethyn Oceanumque senem
etc.; als Grund f&r ihre Bitte giebt
sie dort v. 530 an : ne puro tinguatur
in aequore paelex. — 192. Maenalia
hieXs die um das Gebirge Maenalus
zwischen Orchomenus und Tegea
liegende arkadische Landschaft;
hier steht M. durch Synekdoche für
arkadisch (ebenso III 84. IV 650),
s. z. I 478. — Den Grund zu dieser
Sage gab, dafs der grofse und
kleine Bär für unsem Er&reis nörd-
lich vom 36. Grad nicht untergeht
oder nach der Vorstellung des Alter-
tums nicht ins Meer taucht; Hom.
II. 2:489 und Od. « 275 otri d' äfifio-
gog i<STi {agyitog) Xostgmv'Sl'iisavoio,
Verg. georg. I 246. Ov. f. IV 575.
met. XIII 726. vgl. z. III 405.
193—242. 13. Febr. — 193—194.
Opfer zu Ehren des Faunus in seinem
Tempel auf der Insel ; derselbe war
im J. 196. V. Chr. aus Strafgeldern
von den Ädilen erbaut (Liv. XXXIII
42, 10), 2 Jahre später von dem
Prätor urbanus eingeweiht worden
(Liv. XXXIV 53, 4). Preller I S. 391.
— 194. discretas proleptisch.
195—242. Untergang der Fa-
bier an dem Cremera im J. 477
V. Chr. (nach Liv. II 48-50). Die
Römer wurden damals von den
Volskern und Aquem und von den
Vejentern zugleich bedrängt; auch
von Seiten der Sabiner wurde eine
Erneuerung des Krieges erwartet.
Da erbot sich das Fabische Ge-
schlecht den Krieg mit den Vejen-
tern, den es angestiftet, allein zu
führen, zog, 306 Mann stark, aus,
errichtete an dem kleinen Flüfschen
90
Ovidi fastorum
200
202
ter centum Fabii ter cecidere duo.
üna domus vires et onus susceperat urbis:
sumunt gentiles arma professa manus.
egreditur castris miles generosus ab isdem,
e quis dux fieri quilibet aptus erat.
Oarmentis portae dextro est via proxima iano.
ire per hanc noli, quisquis es: omen habet.
205 ut celeri passu Cremeram tetigere rapacem
(turbidus hibernis ille fluebat aquis),
castra loco ponunt, destrictis ensibus ipsi
Tyrrhenum valido Marte per agmen eunt,
non aliter quam cum Libyca de gente leones
invadunt sparsos lata per arva greges.
diffugiunt hostes inhonestaque vulnera tergo
accipiunt: Tusco sanguine terra rubet.
sie iterum, sie saepe cadunt. ubi vincere aperte
non datur, insidias armaque tecta parant.
215 Campus erat^ campi claudebant ultima coUes
silvaque montanas occulere apta feras.
210
Gremera, das sich, schon im Ge-
biete von Veji, eine starke Meile
oberhalb Rom in den Tiber ergiefst,
ein festes Lager, sicherte Rom gegen
die lästigen Raub- und Plünderungs-
züge der Vej enter und hatte auch
schon gröfsere Heerhaufen derselben
geschlagen, als der Tag des Ver-
hängnisses für sie hereinbrach. S.
Peter Gesch. R. I S. 127 f.
197. stisceperat ist zu vires ('hatte
die Streitkräfte zu stellen über-
nommen') und onus in etwas ver-
schiedenem Sinn zu beziehen. Vgl.
Liv. II 49, 1: familiam unam sub-
isse civitatis omts, Veiens bellum in
privatam cur am, in privata arma
versum. — 198. gentiles manus: die
Arme eines Geschlechts. — professa
passiv: 'die angebotenen Waffen';
vgl. proftteri nomen, — 199. castris
ab isdem: d, h. aus demselben
Hause. — miles ('gemeiner Krieger'
im Gegens. zu dux) kollektiv, da-
her e quis. S. Liv. c. 49, 4: sex et
trecenti milites — quorum neminem
ducem sperneret egregius quibusltbet
temporibus senatus,
201. 'Durch den rechten Durch-
gangsbogen (von der Stadt aus) der
p. C. geht der nächste Weg' näm-
lich zum Cremera. Vgl. Liv. c. 49, 8:
infelid via, dextro iano portae Gar-
mentalis, profecti ad Oremeram flu-
men perveniunt. Die p, Carmentälis
lag unter dem südwestl. Abhang
des Kapitels und führte aufs Mars-
feld; sie hatte wie viele Thore
mehrere Durchgangsbogen , iani (s.
z. I 257) oder fornices, S. Becker I
S. 136 ff. — 202. om£n sc. malum.
— habet: Subj. ire. Das Thor hiefs
daher scelerata porta und gehörte
zu den locis religiosis. — 203 f. sind
als nicht ovidisch weggelassen.
207. loco: an günstiger Stelle. —
ponunt: lassen aufschlagen (im
Gegensatz zu ipsi eunt). — 208.
valido Marte: mit starker Eampfes-
gewalt. — eunt per a. = perrum-
punt a. — 209. vgl. Horat. carm.
I 22, 15: Nee luibae tellus generat,
leonum arida nutrix, met. IIl 208:
Spartana gente (Rasse) Melampus.
213. aperte 'in offenem Kampfe'.
— 214. datur = possunt, ebenso
V 6. — 215. campi ultima == Ultimos
partes campi, so oft bei Dichtem
und den Historikern seit Livius.
216. occulere apta: z. I 88. —
II 196—240.
91
in medio paucos armentaque rara relinquunt,
cetera yirgultis abdita turba latet.
ecce velut torrens undis pluvialibus auctus
220 aut nive, quae zephyro victa tepente fluit,
per sata perque vias fertur, nee, ut ante solebat;
riparum clausas margine finit aquas:
sie Fabii vallem latis discursibus implent,
quodque vident, sternunt, nee metus alter inest.
225 Quo ruitis, generosa domus? male creditis hosti!
Simplex nobilitas, perfida tela cave!
fraude perit virtus. in apertos undique campos
prosiliunt hostes et latus omne tenent.
quid faciant pauci contra tot milia fortes?
230 quidve, quod in misero tempore restet, adest?
sicut aper longe silvis Laurentibus actus
fulmineo celeres dissipat ore canes,
mox tamen ipse perit: sie non moriuntur inulti
Yulneraque alterna dantque feruntque manu.
235 Una dies Fabios ad bellum miserat omnes:
ad bellum missos perdidit una dies.
Ut tamen Herculeae superessent semina gentis,
credibile est ipsos consuluisse deos.
nam puer impubes et adhuc non utilis armis
240 unus de Fabia gente relictus erat:
217. rcvra Vereinzelte'. — 219. Das
Gleichnis findet sich offc bei den
alten Dichtem, z. B. Verg. Aen.
n 304 ff.
222. finit: 'begrenzt'. — clausas:
prolept. — 224. met%is alter: 'Furcht
Tor andern', quos non vident, die
im Hinterhalt liegen ; zum Ausdruck
vgl. is numerus, die Zahl dieser,
is metus, die Furcht davor; illa
fides 498. Juiec cura 834 und III
156. III 617. — 225. male er.: 'zu
eurem Unglück traut ihr' oder 'es
ist euer Unglück, dafs'.
226. Simplex: auch bei uns war
einst 'einfältig sein' ein Lob; e.
vir 8. aber argwöhnt auch bei
anderen keinen Trug. — 227. S.
Liv. c. 60, 6: subito ex insidiis
consurgitur, et adversi et undique
hostes erant. — 230. in tempore:
'Lage'.
231. Die Gegend um Lauregatum,
die Residenz des alten Königs La-
tinus (südwestl. von Rom am Meere
gelegen), war reich an Sümpfen' und
Waldungen, in denen viele Wild-
schweine, eine auch bei den Rö-
mern gesuchte Delikatesse, hausten ;
die Jagd daselbst auf sie wird oft
erwähnt. 0. hat hier Verg. Aen.
X 707 ff. vor Augen gehabt, dieser
Homer. 11. ^ 414 ff. — acttis: 'ge-
jagt'. — 232. fulmineo geht auf
den Zahn und seine dem BHtz
gleich schimmernde und wirkende
Kraft, vgl. met. X 550: fulmen ha-
herU acres in adwncis dentihus apri.
T 305. Phaedr. I 21, 5: aper ful-
mineis denttbus, — 234. fertmt:
'tragen davon, erhalten', ebenso
278. V 623. 677. VI 791. — alterna
m.: 'abwechselnd', zengmatisch zu
feru^ zu beziehen. — 235. tina
dies — u/na d.: Epanalepsis.
237. Herculeae g. : die Fabier lei-
teten ihr Geschlecht von Hercules
und einer Latinerin ab. — 239.
utilis: 'tauglich'. — 240. relictus:
92
Ovidi fastoTum
scilicet ut posses olim tu, Maxime, nasci,
cui res cunctando restituenda foret.
Continuata loco tria sidera, Corvus et Anguis
et medius Crater inter utrumque iacet.
245 idibus illa latent, oriuntur nocte sequenti.
quae sibi cur tria sint tarn sociata, canam.
Forte lovi Phoebus festum sollemne parabat
(non faciet longas fabula nostra moras):
250
'I, mea' dixit *avis, ne quid pia sacra moretur,
et tenuem vi vis fontibus adfer aquam'.
corvus inauratum pedibus cratera recurvis
tollit et aerium pervolat altus iter.
stabat adhuc duris ficus densissima pomis:
temptat eam rostro. non erat apta legi.
255 inmemor imperii sedisse sub arbore fertur,
dum fierent tarda dulcia poma mora.
iamque satur nigris longum rapit unguibus hjdrum
ad dominumque redit fictaque verba refert:
^Hic mihi causa morae, vivarum obsessor aquarum:
hie tenuit fontes officiumque meum*.
^Addis* ait *culpae mendacia', Phoebus ^et audes
fatidicum verbis fallere velle deum?
260
80. domi. — 241. Maxime: d. i. Q.
Fabius Maximus Cunctator, der be-
rühmte Schild Roms nach den nn-
glücklichen Schlachten am Ticinns,
an der Trebia und am trasimeni-
sehen See. S. Liv. c. 60, 11: Tre-
centos sex perisse scUis convenit,
imum prope puherem aetate relic-
tum, stirpem genti Fabiae duhm-
que reJyus popuU Bomani saepe domi
hellique vel maximum futwrum auxi-
lium. — 242. Anspielend auf den
berühmten V. aus den Annalen des
Ennius : Unw« homo nohis cunctando
restituit rem. Vgl. ex P. I 2, 1 — 4.
243—266. 14. Febr. (Spät-) Auf-
gang des Bechers (Crater) ^ welcher
der Fabel zu Liebe mit dem der
Schlange und des Baben zusam-
mengebracht wird. — 243. conti-
muxta l,: ^örtlich verbunden'. Vgl.
Arat.448: iVfcW]? 8^ ansigrj C^dgTjg)
Kg'qtriQ, nviLOLXiß S' inliiBitoLi si'Sm-
Xov Koganog ansCgrjv %6nxovzi ioi-
xps. — 247. Auch IV 423 bringt
eine niedere Gottheit einer oberen
Opfer. — 249. Der Rabe, dem Grie-
chen und Römer prophetische Gabe
zuschrieben, erscheint vielfach (auch
auf Bildwerken) als Diener des
Apollo und ihm heilig. Preller gr.
Myth. I S. 424. röm. M. I S. 807.
— 260. tenuis a,: ^klares Wasser*
für die Libation. vivis f.: fliefsendes
Wasser war zu gottesdienstlichen
Handlungen erforderlich, s. v. 46
u. A. und met. III 26.
262. aerium i.: 'Weg durch die
Luft', wie iter campestre u. ä. Seyf-
fert § 194, b. — 253. adhuc verb.
mit dtMris. — 264. apta l. z. I 88.
legere ist vom Sammeln reifer
Früchte stehender Ausdruck.
266. tarda m.: in Beziehung auf
die Ausführung des Auftrages; die
Feigen reifen sehr rasch, s. Plin.
n. h. XV 79: Ädmirabilis est pomi
huiusce (fici) festinatio unius in
cwnctis, ad maturitatem properantis
arte naturae,
260. tenuit ist in verschiedenem
Sinne zu fontes ('hielt besetzt') und
zu officium ('hielt auf) zu nehmen.
Schlangen sind oft Wächter von
II 241—274.
93
at tibi, dum lactens haerebit in arbore ficus,
de nullo gelidae fönte bibentur aquae/
265 dixit. et, antiqui monimenta perennia facti,
Anguis, Avis, Crater sidera iuncta micant.
Tertia post idus nudos aurora Lupercos
aspicit, et Fauni sacra bicornis eunt.
Dicite, Pierides, sacrorum quae sit origo,
270 attigerint Latias unde petita domos.
Pana deum pecoris veteres coluisse feruntur
Arcades: Arcadiis plurimus ille iugis.
testis erit Pholoe, testes Stymphalides undae,
quique citis Ladon in mare curnt aquis,
Quellen, z. B. met. III 31. — 263.
^lacte proprie ficorum dicitur^ Macr.
sat. III 20, 6.
267-474. 16. Febr.
267 — 452. Feier derLuperca-
lien. Die Luperealien waren ur-
sprunglich ein altes röm. Gentilfest
(der l^bier und Quiotilier v. 377 f.)
und wurden später, wie andere Feste
der Arb, vom Volke übernommen;
es galt dem Faunus {Fav-intts)^ dem
Guten, der auch Lupercus genannt
wird, dem Verleiher animalischer
Fruchtbarkeit, und wurde gefeiert,
um die Stadt zu sühnen und ihr
Fruchtbarkeit und Wachstum zu
sichern und zu erhöhen (s. z. v. 425).
Nach der Überlieferung der ältesten
Annalisten sollte dies Fest Euander
aus Arkadien mitgebracht und schon
dort zu Ehren des griechischen Fan
gefeiert haben; doch ist Euander
nur die griechische Übersetzung des
italischen Faunus, und der Gott
selbst richtet sich den Dienst ein,
wie es auch sonst geschieht (z. B.
von Hercules I 681). Das Fest war
seit Cäsar abgekommen, wurde aber
von Augustus erneuert, der auch
das Lupercal (z. 381) neu baute,
u. erhielt sich bis in die Zeit des
Papstes Gelaaius (492—496). Preller
1 S. 887 flP. Marquardt S. 420 ff.
Der Name des Gottes Lupercus,
der auch auf seine Priester, die
laufenden Jünglinge, übertragen
wurde, wurde von den Alten meist
von lupiM und arcere abgeleitet,
' Wolfsab wehrer ' .
268. Fatmi hie: F. wurde da-
mals mit dem alt- arkadischen Wald-
und Weidegott (v. 271) Pan iden-
tifiziert (ebenso IV 650. V 98) und
wie er abgebildet, also mit Bocks-
beinen (v. 361. IV 762. V 101) und
zwei Hörnern auf dem Kopfe (s. V
99. III 812). — aspidt — et s. z. 149.
— eunt: z. v. 150.
269—282. Herleitung des Festes
aus Arkadien (die damals allgemein
angenommen wurde). — 269. Pie-
rides heifsen die Musen von der
Landschaft Pieria am Olymp zwi-
schen dem Peneus und Haliakmon,
weil sie dort seit alters besonders
verehrt wurden, auch nach der
Sage (Hesiod. theog. 63) dort ge-
boren waren. — 272. pltMrirmis: 'sehr
vielfach'. Vgl. tr. IV, 10, 128. Sali,
lug. 96, 3: in operihus, in agmine
atque ad vigilias multus adesse. Im
folg. werden dann einige der Lieb-
lingspunkte des Pan in Arkadien
aufgezählt: Pholoe und Cyllene sind
Bandgebirge von Arkadien, jenes
im Westen, dieses im Norden; un-
ter diesem liegt südlich der See
Stymphalis, aus dem der Flufs
Stymphalus herausströmte , nord-
östlich in gebirgiger Gegend die
alte Stadt Nonacris nebst einem
Berge gleichen Namens ; der durch
sein schönes Wasser gerühmte La-
don ist ein Nebenflufs des Alpheus
auf seinem rechten Ufer, Parrhasia
eine Landschaft im Südwesten^ hoch
gelegen am südlichen AbfaU des
Lycäus. — 274. in mare: ein geo-
graphischer Irrtum O.s; der L.
heilst auch V 89 rapax, dagegen
94
Ovidi fastorum
275 cinctaque pinetis nemoris iuga Nonacrini,
altaque Cyllene Parrhasiaeque nives.
Pan erat armenti, Pan illic numen equarum:
mimus ob incolumes ille ferebat oves.
transtulit Euander silvestria numina secum;
280 hie, ubi nunc urbs est, tum locus urbis erat.
Inde deum colimus deyectaque sacra Pelasgis;
flamen ad haec prisco more Diaiis erat.
Cur igitur currant, et cur (sie eurrere mos est)
nuda ferant posita corpora veste, rogas?
285 Ipse deus velox discurrere gaudet in altis
montibus, et subitas eoneitat ipse fagas;
ipse deus nudus nudos iubet ire ministros,
nee satis ad cursus commoda vestis erat.
Ante lovem genitum terras habuisse feruntur
290 Arcades, et luna gens prior illa fuit.
Tita feris similis, nullos agitata per usus:
artis adhuc expers et rüde vulgus erat.
met. I 701 placidus amnis. — 276.
Die Pinie ist auch jetzt noch be-
sonders in Arkadien gemein, steigt
aber nicht über 500 M. Meereshöhe,
daher, weil die Berge selbst höher
sind, iuga dncta. Ein versus spon-
diacus in griech. Eigennamen in
den Fasten noch in 105. IV 567.
V 7. 83. 87. 535. 731. VI 341.
278. munus — ferebat: d. h. ihm
wurde geopfert (z. 234). — 279. S.
V 99 f. — 280. locus: füge ein 'nur'
hinzu; s. I 243. 502.
281. deum: den Pan. — Die Fe-
lasgi wurden von den Alten als die
Ureinwohner Griechenlands ange-
sehen, daher häufig bei 0. Pelasgi
=* Graeci. — 282. ad haec: bei
dem edlere; bei dem Opfer selbst
durfte er nicht Hand anlegen. —
prisco more: erg. 'schon', s. z. v. 21.
283— -380. Warum die Luperci
nackt (nur mit dem Felle eines
geopferten Bockes um die Lenden,
cinctuti V 101) durch die Stadt lau-
fen- Dafür giebt 0. vier Erklärun-
gen (285-288. 289—302. 303—358.
359—380), von denen nur die erste
etwas Richtiges in betreff des Ko-
stüms enthält (Marquardt S. 421),
das Übrige in ihnen ist unhaltbar;
der Grund für das Laufen ist viel-
mehr darin zu suchen, dais man
den Segen, den das Schlagen mit
den Riemen brachte (s. z. v. 425),
möglichst weit verbreiten wollte.
285. Wegen seines Umherschwei-
fens (discurrere) auf den Bergen
wird Fan in der griechischen An-
thologie oQsi^ßdtrig genannt. — 286.
eoneitat fugas: 0. meint die sraftxa
yiivrificita ; denn das plötzliche
Grauen, das einzelne und im Kampfe
oft ganze Massen in die Flucht jagt,
wurde der Einwirkung des in den
Wäldern hausenden Pan zugeschrie-
ben. — 287. S. Justin. XLIII 1, 7:
ipsum dei (Faunt) simulacrum nu-
dum caprina pelle amictum est, quo
habitu nunc Bomae Lupercalibus
decwrritur, — ministros sc. sacro-
rum. — 289. Ante lovem genitum:
denn Zeus war nach Kallimachos
(hymn. in lov. 10) von der Rhea
auf dem arkadischen Berge Parrha-
sion geboren. S. IE 659. — terras:
sc. suas, Arcadiam. — 290. Irma:
z. I 469.
291. feris: logische Brachylogie,
für vitale ferarimi. — nullos ag. per
usus: ohne Bedürfnisse hingebracht,
s. V. 521. III 666. Liv. VI 25, 9:
qua qusmque suorum usuum causae
ferrent. XXVI 43, 7 : quae belli tisus
II 276—318.
95
pro domibus frondes norant, pro frugibus herbas,
nectar erat palmis hausta duabus aqua.
295 nullus anhelabat sub adunco vomere tauruS;
nuUa sub imperio terra colentis erat,
nullus adhuc erat usus equi: se quisque ferebat^
ibat Ovis lana corpus amicta sua.
sub love durabant et corpora nuda gerebant,
300 docta graves imbres et tolerare notos.
nunc quoque detecti referunt monimenta vetusti
moris et antiquas testificantur opes.
Sed cur praecipue fiigiat velamina Faunus,
traditur antiqui fabula plena loci:
305 Forte comes dominae iuvenis Tirynthius ibat:
vidit ab excelso Faunus utrumque iugo.
vidit et iücaluit, ^Montana' que *numina', dixit
*nil mihi vobiscum est: hie mens ardor erit'.
ibat odoratis umeros perfusa capillis
310 Maeonis, aurato conspicienda sinu.
aurea pellebant tepidos umbracula soles,
quae tarnen Herculeae sustinuere manus.
iamque nemus Bacchi, Tmoli vineta, tenebat,
poscunt — 293. frondes: Lauben
oder Hütten von Laubwerk. Vgl.
met. I 121. a. a. II 475. — herhas:
z. I 154. Vgl. IV 395. am. III 10, 9.
— 295. Es ist hier die älteste Form
des Pflugs gemeint, die nur aus
einem hakenförmig gekrümmten
Holze bestand, das vom am Joch
befestigt war und unten zu einer
Schar {vomer) zugespitzt oder mit
Eisen beschlagen war; vgl. her.
12, 40 premere vomere colla houm.
Abbild, b. Baumeister, Denkm. I
S. 13. Anders III 376.
296. Vgl. met. I 103. Verg.
georg. n 10. — 298. Das Schaf
behielt seine Wolle und brauchte
sie nicht für die Menschen zur Be-
kleidung herzugeben. — 299. suh
love: z. 138. Horat. carm. I 1, 25:
manet sub love frigido. — 300. docta
'es verstehend', 'daran gewöhnt*.
301. detecti sc. ministri, — ref.
monimenta: 'emeuendas Andenken'.
— 302. t. opes: d. h. wie überaus
gering sie waren. — 304. antiqui
f. pl, iod: Hypallage, für antiqua
f,, 8. V. 497. — 305. Hercules (z. I
547) hatte seinen Freund Iphitus in
einem Anfall von Wahnsinn ge-
tötet und den Dreifufs in Delphi
geraubt, als ihm die Antwort auf
seine Frage, wie er geheilt werden
könne, verweigert war. Erst als er
diesen wieder zurückgegeben hatte,
erhielt er den Bescheid, er werde
sesund werden, wenn er 3 Jahre
für Lohn diene; er wurde an Om-
phale, Königin von Lydien, verkauft
und sank in ihrem Dienst, wie es
die Dichter und Künstler oft dar-
stellen (z. B. auf einem pompeja-
nischen Gemälde bei Baumeister,
Denhm, II S.1105), selbst zum Weibe
herab, indem er Wolle spann und
Weiberkleider anzog, während Om-
phale seine Löwenhaut trug. —
comes: 'Diener', wie 333 u. 351.
307. m. numina: die Nymphen.
— 308. m, ardor: 'meine Flamn^e',
konkret wie v. 81 amores; vgl. met.
XIV 682. — 310. Maeonis: Omphale,
z. 120. — conspicienda: = insignis.
311. Die Sonnenschirme wurden
ihren Herrn meist von Dienern
übergehalten, s. d. Abbild, b. Bau-
meister, Denkm. III S. 1684. —
soles: z. I 149. — 313. DerTmolus,
das Lydien durchziehende Gebirge,
war reich mit Wein bepflanzt, s
•.^- .•?\.~-;-ii"S*'.
96
Ovidi fastoram
Hesperos et fusco roscidus ibat equo.
315 antra subit, tophis laqueata et pumice vivo;
garrulus in primo limine rivus erat,
dumque parant epulas potandaque vina ministri,
cultibus Aleiden instruit illa suis,
dat tenuis tunicas, Gaetulo murice tinctas,
320 dat teretem zonam^ qua modo cineta fuit.
ventre minor zona est. tunicarum vincla relaxat^
ut posset magnas exeruisse manus.
{regerat armillas non illa ad bracchia factas,
scindebant magni vincula parva pedes.
325 ipsa capit clavamque gravem spoliumque leonis
conditaque in pharetra tela minora sua.
sie epulis funeti sie dant sua corpora somno
et positis iuxta seeubuere toris.
causa: repertori vitis pia sacra parabant^
met. VI 16. — 314. Wie die Flügel
der Nacht nnd das Gewand des
Schlafes fuscus ist, so hier das
Eofs des Abendstems, der, da er
Tau bringt, hier selbst roscidus
genannt wird. — 316. Getäfelte
Decken {laqueata) ^ oft aus dem
kostbarsten Material, gehörten da-
mals in Rom zu einem Prunkge-
mach; der Stein wird vivus ge-
nannt, weil er sich noch in der
Erde an seiner ursprünglichen Stelle
befindet; ebenso V 661. met. III
169. V 317 u. o.; vgl. nativo ('ge-
wachsen') pumice met. X 692.
316. garruliLS r. Vgl. Schillers
Bürgschaft. — in primo limine:
vom an der Schwelle, vgl. z. I
137. — 318. cultus: Anputz, Klei-
dung. — Aleiden z. I 643. — 319.
tunicas: z. v. 171. 0. denkt an die
berüchtigten , weil vollkommen
durchsichtigen Gewänder von Seide,
welche, da sie zuerst namentlich
auf der Insel Cos gefertigt wurden,
coische hiefsen und damals (oft
auch mit Goldverzierungen, v. 310)
in Rom viel getragen wurden, nicht
blofs von Libertinen, vgl. Tibull.
II 3, 63: Illa gerat vestes tenues,
quas femina Coa texuit auratas dis-
posudtque mos, — Gaetulo m. t. =
Hör. ep. II 2, 181 s. z. v. 106. Die
Gaetuli waren ein afrikanisches
Volk am nördlichen Saum der
Wüste Sahara; wo sie die Küste
berührten, fanden sich Purpur-
schnecken in vorzüglicher Güte.
321. ventre m,: ^zu klein für den
Leib'. — t, vincla: *die Banden der
Tunica', ^die beengende T.'; s. z.
170 u. 171 und vgl. met. IX 77:
Digitorum vincula collo inicit. —
322. p, exeruisse: der Infinit. Perf.
wird oft von den Dichtern zu passe
(und velle IV 86. VI 71) gesetzt,
um die Handlung als vollendet hin>
zustellen. — 324. vincula: bei den
röm. Frauen galt es für anständig
Schuhe zu tragen (auch schon enge),
die mit Schnüren künstlich be-
festigt wurden; daher steht vincula
oft für Schuhe, z. B. I 410. III 823.
V 432. — 325. spolium: hier in der
eigentlichen Bedeutung: ^die abge-
zogene Haut' (des von Hercules
erlegten Nemeischen Löwen),
326. minora kann, wenn die Les-
art nicht verderbt ist, allein in
Vergleich mit der anderen Angriffs-
waflPö, der clava, gemeint sein. —
327. sie: vestihus mutatis. — 328.
iuxta gehört zu positis, — 329.
causa sc. secumbendi erat, vgl. IV
657, Keuschheit vor der Feierlich-
keit war bei vielen Festen den
Opfernden zur Pflicht gemacht. —
repertori v,: dem Bacchus, dem
Schöpfer, Geber des Weines; ebenso
heifst Bacchus vitis repertor am. I
3, 11, Juppiter bei Verg. Aen. XII
829 fiominum rerumque repertor.
II 314—369.
97
330 quae facerent pure, cum foret orta dies.
Noctis erat medium, quid non amor improbus audet?
roscida per tenebras Faunus ad antra venit.
utque videt comites somno vinoque solutos,
spem capit in dominis esse soporis idem.
335 intrat et huc illuc temerarius errat adulter
et praefert cautas subsequiturque manus.
venerat ad strati captata cubilia lecti
et felix prima sorte futurus erat,
ut tetigit falvi saetis hirsuta leonis
340 yellera, pertimuit sustinuitque manum,
attonitusque metu rediit, ut saepe viator
turbatum viso rettulit angue pedem.
inde tori, qui iunctus erat, velamina tangit
moUia, mendaci decipiturque nota.
345 ascendit spondaque sibi propiore recumbit,
et tumidum cornu durius inguen erat,
interea tünicas ora subducit ab ima:
horrebant densis aspera crura pilis.
cetera temptantem subito Tirynthius heros
350 reppulit: e summo decidit ille toro.
fit sonus: inclamat comites et lumina poscit
Maeonis. inlatis ignibus acta patent,
ille gemit, lecto graviter deiectus ab alto,
membraque de dura vix sua tollit humo.
355 ridet et Aleides et qui videre iacentem,
ride^ amatorem Ljda puella suum.
Yeste deus lusus fallentes lumina vestes
non amat et nudos ad sua sacra vocat.
Adde peregrinis causas, mea Musa, Latinas,
33^. improbm 'böse'. — 333. Die
comiies (z. 305) sind als vor der
Höhle schlafend zn denken. — so-
lutos: vgl. das homerische Xvsiv
yvia, — 334. esse s, i.: der Infinit.
Präs., weil der Schlaf als im Mo-
ment des Hoffens schon eingetreten
bezeichnet werden soll. — 336. adul-
ter: 'der Buhle', oft = amator.
336. Über c. manus z. III 688. —
337. captata 'gesucht'. — 338. felix
pr. Sorte: da er zuerst auf Omph.
stiefs, war gleich das erste Los,
das er zog, für ihn glückbringend.
341. Das Gleichnis ist homerisch,
n. r 33 fF. (danach Verg. Aen. II
379 f.). — rediit: die Endsilbe von
iit und petiit (petit I 109) ist lang]:
Ovids Fasten.
redieit findet sich mehrfach auf In-
schriften. — 342. turbatum p.: z.
111 688. — 346. spoftda s. pr.: 'an
dem ihm näheren Rande des Bett-
gestells'.
347. ora ah ima: vom untern
Saume an, d. h. von unten an; vgl.
met. III 480: summa vestem deduxit
ab ora. — 361. indamaii: 'ruft
an', wie III 756. — 362. ignes:
lumina, Feuerbi^nde, Fackeln. —
356. puella: oft bei Dichtem eine
junge Frau, v. 446. 461. 810. — 367.
lusus 'getäuscht'. — 369 fF. Vgl.
Serv. z. Aen. Vlll 343. causas Lat. :
den Flur, setzt 0. zugleich mit Be-
ziehung auf die causa Lat. der Be-
nennung des Lupercal v. 381 ff. —
98
Ovidi fastorum
360 inque suo noster pulvere currat equus.
Comipedi Fauno caesa de more capella
venit ad exiguas turba Tocata dapes.
dumque sacerdotes veribus transuta salignis
exta parant, medias sole tenente vias^
365 ßomulus et frater pastoralisque iuventus
solibus et campo corpora nuda dabant.
caestibus et iaculis et misso pondere saxi
braechia per lusus experienda dabant:
pastor ab excelso Ter de via rura iuvencos,
370 ßomule, praedones, et ßeme!' dixit *agunt'.
longum erat armari, diversis exit uterque
partibus. occursu praeda recepta Remi.
ut rediit, veribus stridentia detrahit exta
atque ait ^Haec certe non nisi victor edet'.
375 dicta facit, Fabiique simul. venit inritus illuc
Romulus et mensas ossaque nuda videt.
risit et indoluit Fabios potuisse Remumque
vincere, Quintilios non potuisse suos.
Fama manet facti: posito velamine currunt,
380 et memorem famam, quod bene cessit, habet, —
Forsitan et quaeras, cur sit locus ille Lupercal,
360. Das Bild ist vom Cirkias her-
genommen, von dem die römischen
Dichter mit Vorliebe ihre Bilder
entlehnen; ebenso IV 10. VI 686.
— SUO: d. h. auf einheimischem,
Latinischem.
361. comipedi F,: z. 268.— 362.
exiguas: das Opfer einer Ziege in
der damaligen Zeit wird ex, ge-
nannt im Gegensatz zu den grofs-
artigen Opfern in O.s Zeit. — vo-
cata: z. I '680. — 363. Vgl. Hom.
Od. y 461 ff. fi 364 f. II. A 464 f.
B 427. Der Bratspiefs ist auch
sonst von Holz. Die exta (z. I 51)
wurden zuerst gegessen, dann folg-
ten die übrigen Stücke des Tieres
(v. 376); vgl. Liv. I 7, 18: Forte
ita evenit, ut Potitii ad tempus
praesto essent hisque exta appone-
rentur, Pinarii extis adesis ad ce-
teram venirent dapem. — 364. sole
m. t V. s. Hom. II. © 68 {= il 777.
Od. d 400): r^eXiog fiiaov ovquvov
366. solihus z. I 149. — campo c.
d.: wie die spätere römische Jugend
auf dem c. Martins. — 367. Die caestm
waren harte Riemen, oft noch mit
Nägeln und metallenen Buckeln ver-
sehen, die beim Faustkampf um die
Hand und das Gelenk geschlungen
wurden, um die Wucht des Schlages
zu verstärken. Abbild, bei Bau-
meister, Denkm, 1 S. 524. — misso
p, saxi: wie von den Griechen der
Discus. — 368. experienda dabant:
sie liefsen sich versuchen, erprobten.
— 369. Sehr geschickt wird durch
das Hyperbaton (konstr. praedones,
B. et JB., aguM per d. rura, d. h.
abseits über das Land, iu/vencos)
die Erregung des schon von der
Höhe aus rufenden Hirten gemalt.
371. diversis e. u. partibus: jeder
rückt mit seiner nach verschiedenen
Seiten hin ziehenden (s. 1 283) Partei
aus; die Trennung war für die Auf-
suchung der Räuber notwendig. —
380. qu>od b, cessit Subj.; memorem
näml. an das quod b. c.
381^424. Woher das Lupercal
und die Lupercalia benannt sind.
Das Lupercal war eine uralte Grotte
an dem dem Kapitol zugekehrten
Abhänge des Falatin, die von
Augustus wieder hergestellt war;
vgl. Dion. I 79. 32. Becker I S. 418.
II 360—401.
quaeve diem tali nomine causa notet.
Silvia Yestalis caelestia semioa partu
ediderat, patruo regna tenente auo.
385 18 iabet auferri parvos et in amne necari:
quid facis? ex istis Romulus alter erit!
iusaa recusantes peragunt lacrimosa mioistri,
flent tarnen et geminos in loca iusaa femnt.
Älbnia, quem Tiberim mersus Tiberinua in undis
390 reddidit, hibemia forte tumebat aqnis.
hie, ubi nunc fora aunt, lintrea errare videres,
quaque iacent valles, 'maxinte circe, tuae.
Huc ubi venerunt (neque enim procedere posBunt
longiua), ex Ulis umia et alter ait:
395 'At quam aunt similes! at quam formoBus uterque!
plus tamen ex illis iste vigoris babet.
si genuB arguitur vulfcu, nisi fallit imago,
neacio quem vobis euapieer eaae denm —
at si quis reetrae deus esset origiuis auctor,
400 in tam praecipiti tempore ferret opem.
ferret opem certe, si non ope mater egeret,
881. Sit 'heifat'. — 382. Die Ei^
zählnag von der wauderbareD Ket-
tong der beiden Söhne de« Mara
(cadegtia semina) nach Livias I 4.
— llia oder Bea Silvia war die
Tochter des Hnmitor, welcher von
seinem Bruder Amnlius vom Throne
gestofsen war.
386 Apostrophe an den patntna.
— 387. recusantes 'aich sträubend'
in ihrem Innern. — 888. flent tamen
steht dem Gedanken nach in dem-
selben Verhältnis zu ferant wie
recumntes eu peragunt: 'und sie
tragen, jedoch unter Weinen, die
Zwillinge nach dem geheifsenen
Ort'. — 389. 0. folgt hier (n. met.
XIV 814) Liv. I 3, 8: Tiberinus
(einer der alten Könige von Alba
Longa), qui in traieclu Albulae am-
nis gwbmersw celebre ad posteros
nomen fiumini dedit; ebenso Varr,
de 1. 1. V 30. Verg. Aen. Vni 331.
391. fora: die röm. fora (das f.
Somanvm,boarimn,oUtormm) lagen
alle in den ThÄlern. — videres: a.
SeyfFert § 228. — 392. Der draig
moicimug, von Tarqninina Priscns
fSr die Spiele angelegt, zog sich
in einer Länge von a'/j Stadien in
dem Thale zviachen dem Palatin
and Aveotin hin. — 398. negue enim
etc. Tgl. Liv. I 4, 4: nee adiri «s-
quam ad iusti cursum poteral amntg.
— 394. untts et alter: Homera tie.
— 396. at findet sich oft im Aus-
ruf, wie bei una 'aber'. ('Aber
waa hast du gethanl')
396. igte hinweisend auf Bomulus ;
vgl. m 32. — 397. Der Satz nisi
f. imago ('das .^ufsere') bäegt enger
mit dem Hauptsatz zaeammen als
der erste Bedingungssatz H genus
a. V. (8. Madvig, Lat. Gr. g 476").
'WenndieAbkunft erwiesen wird — ,
eo möchte ich, wenn nicht — täuscht,
vermuten'. — Der Redende wollte
nach T. 398 hinzufögen 'patrent',
aber ehe er noch dies Wort aus-
spricht, kommt ihm der Zweifel
T. 8B9. 400 in den Sinn (o( 'aber,
wende ich ein'), der v, 401 f. wie-
der zurückgewiesen wird. Der Leser
ergänzt leicht zu v. 398 ans dem
folgenden originis auctor das Feh-
lende. — 400. IM tam praecipiti t.
'in einer ao gefUbrlichen Lage', wo
man leicht kopfüber stürzen kann.
401. ferret : Subj. auctor. Die
Mutter brauchte die Hilfe des
Qottes, weil sie auf Befehl des
Amulius in denFInfs geetfirztwuidr
100
Ovidi fastorum
quae facta est uno mater et orba die.
uata simul, moritura simul; simul ite sub nndas
Corpora!^ desierat deposuitque sinu.
405 vagierant ambo pariter: sensisse putares.
hi redeunt udis in sua tecta genis.
Sustinet impositos summa cavus alveus unda:
heu quantum fati parva tabella tulit!
alveus in limo silvis adpulsu» opacis
410 paulatim fluvio deficiente sedet.
arbor erat (remanent vestigia), quaeque vocatur
Bumina nuac ficas, Romula ficus erat,
venit ad expositos (mirum!) lupa feta gemellos:
quis credat pueris non nocuisse feram?
415 non nocuisse parum est: prodest quoque; quos lupa nutrit,
perdere cognatae sustinuere manus!
constitit et cauda teneris blanditur alumnis
et fingit lingua corpora bina sua.
Marte satos scires: timor afuit, ubera ducunt
420 nee sibi promissi lactis aluntur ope.
illa loco nomen fecit^ locus ipse Lupercis:
vgl. z. V. 698. — 404. des. depo-
mitque = cum desisset, deposuit
Der sinus wurde vielfach benutzt,
um in ihm etwas zu tragen. —
405. vagierimt z. I 692. — sen-
sisse putares: ^man hätte glauben
können, sie hätten (die Worte) ver-
standen'.
407. impositos sc. alveo, — summa
unda *oben auf der Flut'. — 408.
quantum f, z. I 618. — tabella *ein
Stück Holz' (= alveus). — 409. Von
einem schattigen Haine dort spricht
auch Dionys I 79.
411. arbor e.: *dort stand ein
Baum'. Das Folgende nach Livius
(I 4, 6): Ita vdut deftmcti regis
imperio in proxima adluvie, ubi
nunc ficus Buminalis est {Bomula-
rem vocatam ferunt), puerps expo-
nunt. Nach Ü.s (verkehrter) Ansicht
ist Bumina aus Bomula («» Bo-
mulea) entstanden; erat v. 412 ist
wie in V. 381 zu übersetzen durch
'hiefs*. In Wirklichkeit hatte der
Feigenbaum, der gleich vor dem
Lupercal stand, von den dort ver-
ehrten 'nährenden' Gottheiten, dem
Juppiter Ruminus und der Diva
Bumina seinen Namen (rumis «»
mamma, s. Preller I S. 418 f. Becker
I S. 293); er erscheint übrigens
noch auf einem Belief aus der Zeit
des Trajan, welches vor einiger Zeit
auf dem röm. Forum gefunden ist.
— 413. feta 'die geworfen hat'
(ebenso V 177), übersetze etwa
'säugend'.
416. sustinuere, itolp^rjcav^ 'brach-
ten es über sich'. — 417. cauda bl.
wie ein Hund. — 418. fingit 'putzt,
beleckt'; nach Vergil. Aen. VIH 630 :
Fecerat et viridi fetam Mavortis
in a/ntro procubuisse lupam, geminos
huic ubera circum ludere pendentis
pueros et lambere matrem impavidos,
illam tereti cervice reflexam mulcere
alternos et corpora fingere lin-
gua, — bina für duo, weil die cor-
pora zusammen ein Paar bilden.
419. Marte satos sc: weil sie keine
Furcht zeigten und der Wolf das
dem Mars geheiligte Tier war,
Horat. carm. I 17, 9 Martiales lupi,
Verg. Aen. IX 663 Martius lupus,
— ducunt: sltiovöi, die v. propr.
vom Saugen. — 420. Die in nee
liegende Negation gehört allein zu
prom.
421. In Wirklichkeit ist Lupercal
II 402—441.
101
magna dati nutrix praemia lactis habet.
Quid vetat Arcadio dictos a monte Lupercos?
Faunus in Arcadia templa Lycaeus habet. —
425 Nupta^ quid expectas? non tu pollentibus herbis
nee prece nee magico carmine mater eris.
excipe fecundae patienter verbera dextrae:
iam socer optatum nomen habebit avi.
Nam fuit illa dies, dura cum sorte maritae
430 reddebant uteri pignora rara sui.
'Quid mihi' clamabat 'prodest rapuisse Sabinas',
Romulus (hoc illo sceptra tenente fuit)
*si mea non vires, sed bellum iniuria fecit?
utilius fuerat non habuisse nurus/
435 monte sub Esquilio multis incaeduus annis
lunonis magnae nomine lucus erat,
huc ubi venerunt, pariter nuptaeque virique
suppliciter posito procubuere genu:
cum subito motae tremuere cacumina silvae,
440 et dea per lucos mira locuta suos.
^Italidas matres' inquit ^sacer hircus inito.'
von Lu^ercus abzuleiten. — 422.
lactis hängt ab Ton praemia (d. h.
die Benennung). — 423. Pan (= Fau-
nus) hatte auf dem Berge Lycaeus,
in der Nähe der Geburtsstadt des
Euander, Pallanteum, einen Tempel
nebst Hain, wurde dort, weil er
daselbst geboren sein sollte, be-
sonders verehrt und hiefs daher
näv AvTiaiog, was nach 0. ins
Lateinische durch Faimus Lwpercus
zu übertragen wäre {^lv%og fihv o
Xovnog iari xal Avuaia tcc AovnsQ-
%diXi,a* Plut. quaest. Born. 68).
426 — 452. Ursprung des Brauches,
dafs die Luperci die ihnen begeg-
nenden Frauen mit Riemen schlugen.
Auch bei anderen Völkern ist die
Sitte nachgewiesen, durch Schlagen
(mit grünen Zweigen u. dergl., den
Symbolen von Wachstum und Kraft,
wie dies auch die Biemen von
Bockfell waren) den Geist der Seuche
und Unfruchtbarkeit auszutreiben.
426. poU. herbis : von Zauber-
kräutem auch metam. VII 196. —
426. carmine 'Zauberspruch'. — 427.
feamdae: 'befruchtend'. — 428. z.
I 17. — 429. dies 'Zeit' z. I 232.
433. vires d. h. keine Vermehrung
der Bürger, vgl. Liv. I 13, 1 : Tum
Sabinae mulieres, quarum ex iniuria
bellum ortum erat etc. — 434. nuru^
oft bei Dichtem =■ mulieres. —
436. Seit den ältesten Zeiten wurde
Juno als Lucina verehrt, d. h. als
Licht- und Geburtsgöttin, und zwar
besonders in einem Hain auf, oder
nach 0. unter dem in früherer Zeit
stark bewaldeten Esquilin; dieser
Hain wird von Plinius n. h. XVI
236 für älter als die Stadt gehalten,
sodafs er sogar von diesem lucus
den Namen Lucina ableitet, welcher
in Wahrheit von lu>x (weil Juno L.
auch die Kinder an das Licht der
Welt bringt) herkommt. Preller I
S. 273. Beide Ableitungen giebt 0.
V. 449 f., die richtige allein III 265.
— m. incaedwus a. : also hochheilig,
s. IV 649. Plin. ep. V 6, 7.
438. procubuere: das Perf., weil
die Gleichzeitigkeit mit der Hand-
lung des folg. Satzes cum — tremuere
hervorgehoben werden soll. Seyf-
fert § 244, 2 A. 2. — 439. Durch das
Zittern von Altären, Tempelthüren
und dergl. wird oft bei den röm.
Dichtern die Nähe der Gottheit
angezeigt.
441. inito: Faunus führte auch
den Beinamen Inu/us 'der befruch-
102
Ovidi fastorum
obstipuit dubio territa turba sono.
augur erat (nomen longis intercidit annis,
nuper ab Etrusca venerat exul humo),
445 ille caprum mactat: iussae sua terga puellae
pellibus exsectis percutienda dabant.
luna resumebat decimo nova cornua motu,
virque pater subito nuptaque mater erat,
gratia Lucinae! dedit haec tibi nomina lucus,
450 aut quia principium tu, dea, lucis habes.
Parce, precor, gravidis, facilis Lucina, puellis,
maturumque utero moUiter aufer onus. —
Orta dies fuerit, tu desine credere ventis:
perdidit illius temporis aura fidem.
455 flamina non constant, et sex reserata diebus
carceris Aeolii ianua lata patet. —
lam levis obliqua subsedit Aquarius urna:
proximus aetherios excipe, Piscis, equos.
Te memoraat fratremque tuum (nam iuncta micatis
460 signa) duos tergo sustinuisse deos.
terribilem quondam fugiens Typhona Dione,
tende', ab ineundo, — 443. augur
hier in mehr allgemeiner Bedeu-
tung, denn die Einrichtung der
Auguria, welche nur die Genehmi-
gung der Götter zu einer bestimmten
Handlung einzuholen hatten, galt
als echt römisch, während die
Haruspicina (Opferschau) in Rom
stets in den Händen der durch
Weissagekunst berühmten Etrusker
war. — 446. pttellae: z. v. 356.
Dals gerade der Bücken (oder die
beiden Handflächen) geschlagen
wurden, findet sich auch bei ähn-
lichen Bräuchen anderer Völker:
den fehrua entsprach bei uns die
Osterrute.
447. res. nova cornua: 'setzte die
Hörner neu an'. Zu motu vgl.
heroid. XI 46 (wo ebenfalls der
10. Monat bezeichnet werden soll):
iam novies erat orta soror pulcher-
rima Phoehi, Denaque luciferos
Luna movebat equos. — 450. z. 436.
Vgl. m 265. — 451. fadlis 'gnädig'.
453 — 456. Wetterregel, vgl.
Plin. n. h. XVIII 237. Colum. XI 2, 20.
— 463. Der 1. Satz ist dem Gedanken
nach Temporalsatz zum 2., daher
das Fut. exact. im ersten. — 456. non
constant 'sind unbeständig'. — 466.
AeoliLS wohnt bei 0. (u. Virgil) auf
einer der äolischen Inseln und ist
König der Winde, die er in einer
Höhle verschlossen hält , vgl. met.
XIV 224: Aeolon Hippotaden, cohi-
hentem carcere ventos, IV 662. I 262.
Anders ist die Vorstellung Homers.
457—474. Am 16. Febr. trat die
Sonne aus dem Zeichen des Wasser-
manns in das der Fische (v. 467 f.) ;
dies giebt für 0. die Veranlassung
die Geschichte, wie die zwei
Fische in den Himmel gekom-
men sind, zu erzählen.
457. Aquarius z. 145. levis, 'leicht-
sinnig', weil Ganymedes jung war
(s. I 652) oder 'leicht geworden',
nachdem das Wasser aus der schräg-
gehaltenen Urne {obliqua urna)
herausgelaufen; dadurch würde sein
Untergehn (subsidere) begründet
werden. — 46S. proximus sc. AqtMrio.
— aetherios (= caelestes z. I 473)
e. d. i. die Sonne. — 469. iuncta:
die zwei Fische sind durch ein
langes Sternenband miteinander
verbunden.
461. Den griech. Gott Typhoeus
(z. I 573) vermischten später die
Griechen mit dem ägyptischen Ty-
phon, dem bösen Gott des Osiris-
II 442—479.
103
tunc cum pro caelo luppiter arma tulit,
venit ad Euphraten comitata Cupidine parvo
inque Palaestinae margine sedit aquae.
465 populus et cannae riparum summa tenebant;
spemque dabant salices, hos quoque posse tegi.
dum latet^ insonuit vento nemus. illa timore
pallet et hostiles credit adesse manus.
utque sinu tenuit natum, ^Succurrite, nymphae,
470 et dis auxilium ferte duobus!' ait.
nee mora, prosiluit. pisces subiere gemelli,
pro quo nunc (cernis!) sidera nomen habent.
Inde nefas dueunt genus hoc imponere mensis^
nee violant timidi piscibus ora Syri.
475 Proxima lux vacua est. at tertia dicta Quirino.
qui tenet hoc nomen, Bomulus ante fuit,
sive quod hasta ^curis' priscis est dicta Sabinis,
bellicus a telo venit in astra deus,
sive suo regi nomen posuere Quirites,
kreises, und so bildete sich unter
dem Einflufs dieser Zusammenstel-
lung und der Symbolisierung der
Oötter bei den Ägyptern durch
Tiere die spätere Sage, dafs die
Götter durch T. gescheckt flohen
(meist nach Ägypten) und sich
dort in Tiere verwandelten. Dione
heifst eigentlich die Mutter der
Venus, doch wird auch die Tochter
oft so genannt; vgl. met. V 331
pisce Venus latuit. — 463. comitata
passiv. — 464. Palaestina a.: der
Euphrat, so durch eine Art Synek-
doche genannt für Syra aqua, weil
Palästina zu Syrien gerechnet
wurde (met. IV 46 u. o.). — 465.
populus .'"kolleki. — rip.summaz. 216.
466. hos quoque: nicht allein
Tiere, die gewöhnlich dort hausen.
— 469. ut *so wie'. — sinu z. 404.
— nymphae des Flusses.
471. prosiluit ins Wasser. — sub-
iere V. 114 f. — 472. 'wofür sie
jetzt — du siehst sie ja — als Sterne
einen (grofsen) Namen haben', vgl.
IV 936. — 473. hoc genus sc. ani-
maliwm, mchi pisdum; der Gedanke
des Hesameters ist, wie oft, im
Pentameter etwas variiert wieder-
holt. — 474. timidi 'ängstlich',
SsLcUfaCfLovsg^ vgl. Xenoph. anab.
I 4, 9: nXriQTi S' lx9v(ov (isydXtov
xal TCQOcscaVj ovg ot Svqoi &sovg
ivofiL^ov aal ccSiHBtv ovx s^cov.
475 — 532. 17. Febr.
476—512. Feier der Quirina-
lia nebst Darstellung ihres Ur-
sprungs. — 475. Ftox, l, (16. Febr.)
va^ua sc. sacris. — dicta = dicata.
— 476. Quirinus ist vielmehr die
oberste Gottheit der Sabiner, ihr
Mars gewesen imd lange vor der
Vergötterung des Romulus verehrt
worden: die Identificierung beider
ist gewissermafsen das Symbol der
vollzogenen Verschmelzung der
Römer und Sabiner zu einer Nation.
Preller I S. 369 ff. — 477—480. Drei
Ableitungen des W. Quirinus (nach
Varro), von denen aber die 2. u. 3.
zusammenfallen; die erste ist die
wahrscheinlichere. — 478. a telo:
der cu/ris, d. h. vom Gebrauch des
t, her, durch seine kriegerischen
Thaten; vgl. II 148. V323. — 479
wird der Name Qmrvnus von seinem
Volke, welches nach der Vereini-
gung der Römer und der Quirites
(der früheren Einwohner von Cures,
z. V. 135) populus Bomanus [et] Qui-
rites oder populus B. Quiritium
oder auch einfach Quirites hiefs,
abgeleitet (Liv. I 13, 5: ita gemi-
104
Ovidi fastorum
480 seu quia Romanis innxerat ille Cures.
nam pater armipotens postquam noya moenia yidit
multaque Bomulea bella peracta manu^
^luppiter', inquit *habet Romana potentia vires:
sanguinis officio non eget illa mei.
485 redde patri natum. quamvis intercidit alter,
pro se proque Remo, qui mihi restat, erit.
"ünus erit, quem tu tolles in caerula caeli"
tu mihi dixisti. sint rata dicta lovis/
luppiter adnuerat. nutu tremefactus uterque
490 est polus, et caeli pondera movit Atlas.
Est locus, antiqui Capreae dixere paludem:
forte tuis illic, Romule, iura dabas.
sol fugit, et removent subeuntia nubila caelüm,
et gravis effusis decidit imber aquis.
495 hinc tonat, hinc missis abrumpitur ignibus aether.
fit faga, rex patriis astra petebat equis.
luctus erat, falsaeque patres in crimine caedis,
haesissetque animis forsitan illa fides:
natu urhe, ut Sabinis tarnen aliquid
daretur, Quirites a Curibus appel-
lati), V. 480 direkt von der Stadt
Cures (s. z. v. 136).
481. nam knüpft an v. 476 an. —
pater: des Quirinus, Mars. — 483.
Die Bede des Mars znm Teil mit
denselben Worten met. XIV 808 ff.
— 484. sanguinis — mei: meines
Sohnes, vgl. III 190. VI 488. —
non eget o.: kann also des Dienstes
entbehren. — 485. quamvis c. indic.
oft bei Dichtern.
486. qui m, r. Subjekt. ^Mag auch
der eine umgekommen sein, der
übrig gebliebene wird die Stelle
beider einnehmen.' — 487. Der Vers
ist — und zwar in sehr passender
Weise, da er gleichsam urkundlich
die Worte des Juppiter wiedergiebt
— entlehnt aus Ennius (annal. v. 66
p. 12 V.); über coerwZa caeli s. z.
V. 215; bei Ennius folgt auf in
caer. c.: templa. Vgl. die zum Teil
in den Worten übereinstimmende
Erzählung derselben Sage metam.
XIV 812 ff. — 489 f. Nachahmung
der berühmten drei Verse der Ilias
{A 528 ff.), welche den Fhidias zum
Schaffen seines Zeus in Olympia
begeistert haben sollen: 'ß xal
nvavsTjaLv in' oipQvai vsvcs Kqo-
vCoüV 'AfißgoaiuL S' uQa %aizai
ins^Qtoaavto avoiTitog Kqaxoq an
dd'avatOLO, fiiyav S' iXiU^sv "OXvfi-
nov, — 490. Die Erschütterung
des Himmelsgewölbes ergreift auch
seinen Träger, Atlas, sodafs dieser
schwankend geworden die auf ihm
ruhende Last bewegt ; uterque pölus,
beide Pole, um so das ganze Him-
melsgewölbe zu bezeichnen.
491. Der Ziegensumpf lag auf
dem campus Martins, wo auch noch
später die contiones abgehalten
wurden. — 492. iura d,: z. I 207.
— 493. sol fugit: von den Wolken
verdunkelt; an die Sonnenfinsternis,
die nach Cicero und Dionysius da-
mals stattgefunden, hat 0. wohl
kaum gedacht. — 495. abrumpitur :
'wird auseinandergerissen'.
496. p. equis: vgl. Hör. carm.
HI 3 , 15 : Quirinus Martis equis
Acheronta fugit — 497. Vgl. Liv.
I 16, 4: Fudsse credo tum quoque
aliquos, qui disceiptwm regem pa-
trum (der Senatoren) manibus taciti
arguerent. — in crim. sc. erant,
* wurden beschuldigt'. — falsae c:
Hypallage z. 304. — 498. illa fides
'der Glaube daran', z. v. 224. —
II 480—513.
105
sed Proculus Longa veniebat lulius Alba,
500 lunaque fulgebat, nee facis usus erat,
cum subito motu saepes tremuere sinistrae
(rettulit ille gradus, horrueruntque comae):
pulcher et humano maior trabeaque decorus
Bomulus in media visus adesse via
505 et dixisse simul Trohibe lugere Quirites,
nee violent lacrimis numina nostra suis,
tura ferant placentque novum pia turba Quirinum
et patrias artes militiamque colant/
iussit et in tenues oculis evanuit auras.
510 convocat hie populos iussaque verba refert.
templa deo fiunt; eollis quoque dietus ab illo est,
et referunt eerti sacra patema dies. —
Lux quoque cur eadem Stultorum festa vocetur,
499. Procultts ist in der älteren
Zeit Pränomen. — 500. nee facis
u, e,: die Bömer machten ihre
Beisen, nm die Hitze des Tages
zu yermeiden, oft bei Nacht unter
Packelschein; vgl. IV 167. met.
I 493.
501. sinistroLe: also auf der yon
den Bömern für glücklich gehal-
tenen Seite, s. z. IV 664. — 502. hör-
ruerunt ^stiegen zu Berge', über
die Quantität z. I 592. — 503. hu-
mano m.: vgl. Verg. Aen. II 772:
Ipsiihs unibra Creusae visa mihi
a/nte oculos et nota maior imago. —
trahea: z. I 37.
507. fero/nt, placent: constr. ad
synes. — 508. patrias artes wird
durch das folg. militiam erklärt;
vgl. Liv. I 16, 7 : Proinde rem mili-
tarem cölant. — 509. oculis Dativ;
vgl. Aen. IV 278: JEt procul in
tenu^em ex oculis evanuit auram. —
510. populos: z. I 38. — 511. Der
Tempel des Qnirinus lag auf der
dem Viminal zugekehrten Seite des
Quirinal, wurde 293 v. Chr. von
L. Papirius Cursor infolge eines
Gelübdes seines Vaters neu erbaut
und in besonders prachtvoUerWeise,
nachdem der Bau des Cursor ver-
fallen war, im J. 16 v. Chr. von
Augustus, der sich als Nachkomme
des Bomulus - Quirinus angesehen
wissen wollte, wiederhergestellt.
S. Becker I S. 569 ff. — Der Hügel
Quirinalis soll früher Agonus ge-
heifsen haben, doch wird die neue
Benennung meist von der Besiede-
lung durch die Sabiner hergeleitet.
— 512. ^und bestimmte Tage (certi
im Gegensatz zu den beweglichen
Pesten) bringen wieder die von den
Vätern überkommene Peier'.
513 — 532. Stultorum feriae.
Um den Göttern för das neu ge-
wonnene Getreide zu danken, wur-
den in Bom seit alten Zeiten die
Pomacalia {^farris torrendi feriae^)
gefeiert, und zwar nach den Curien,
d. h. den alten (30) Geschlechtsver-
bänden, in welche schon Bomulus
das Volk geteilt haben soll; daher
lag die Oberleitung in den Händen
des curio maximus, des Vorstehers
der curiones, welche in weltlichen
und geistlichen Dingen die Curien
zu vertreten hatten; er sagte sie
als bewegliches Fest an und ver-
anstaltete das Opfer auf dem Forum,
wo Täfelchen die jeder Curie an-
gewiesenen Plätze bezeichneten.
Diejenigen, welche stulte ihre Curien
nicht kannten und ihre Peier ver-
pafst hatten, begingen als stuUti
am letzten Tage {extrema die), bis
zu dem die Pomacalia überhaupt
hinausgeschoben werden konnten,
dem Festtage der Quirinalia, dem
17. Febr., nachträglich das Fest
zusammen. S. Preller II S. 9 f.
I 374 f.
106
Ovidi fastorum
accipe. parva quidem causa^ sed apta subest.
515 Non habuit doctos tellus antiqua colonos:
lassabant agiles aspera bella viros.
plus erat in gladio quam curvo laudis aratro^
neglectus domino pauca ferebat ager.
farra tarnen veteres iaciebant, farra metebant,
520 primitias Cereri farra resecta dabant.
usibus admoniti flammis torrenda dederunt
multaque peccato damna tulere suo.
nam modo verrebant nigras pro farre favillas,
nunc ipsas ignes corripuere casas:
525 facta dea est Fornax. laeti Fornace coloni
orant^ ut fruges temperet illa suas.
curio legitimis nunc Fornacalia verbis
maximus indicit nee stata sacra facit,
inque foro, multa circum pendente tabella,
530 Signatur certa curia quaeque nota.
stultaque pars populi, quae sit sua curia, nescit,
sed facit extrema sacra relata die.
Est honor et tumulis, animas placare paternas
parvaque in extructas munera ferre pyras.
514. apta 'zutreffend'. — 515.
doctus ^gebildet', s. III 101 ff. —
617. (m) curvo aratro z. 295. —
619. farra: z. I 276. — iaciehant
'säten'. — 620. z. I 672.
621. uBihvs z. V. 291. — 623. ver-
reba/nt f.: weil das Feuer zu stark
gewesen oder der Spelt zu lang in
demselben gelassen war. — 626.
facta d. e. F.: ebenso gab es in
Rom eine Gottheit der Thüren (For-
culus), der Schwellen (Limetanus),
der Angehl (Cardea), und so bil-
deten sich die Römer eine Menge
Gottheiten als Vertreter von Be-
dürfnissen des täglichen Lebens. S.
C. Peter G. R. I S. 69.
526. ut fr, temp.: 'dafs sie die
Frucht zurechtmache'. — 627. legi-
timis: den durch den Brauch vorge-
schriebenen. — 528. nee: die Nega-
tion gehört zu stata, vgl. 420, —
529. multa tabella: der gleiche
Gebrauch von multus auch III 268.
IV 772. — 632. relata sc. ad extre-
mam dient,
538—616. [21. Febr.]
633—670. Feier der Feralia.
Die F. {^fertüia ab inferis et ferendo,
quod ferwnt tum epulas ad sepul-
crum, quilms iiM ibi parentare^
Varr. de 1. 1. VI 13) waren das
römische Allerseelenfest, durch
welches von Staatswegen das Grab
und die Manen der im verflossenen
Jahr Gestorbenen durch Spenden
verschiedener Art geehrt wurden.
Sie bildeten den Abschlufs der dies
parentales (v. parentare, ^ Toten-
opfer darbringen'), während deren
(wahrscheinlich seit dem 18. Febr.)
die Familien das Andenken ihrer
Toten feierten, und wurden von
0. noch zu ihnen gerechnet, der
daher d, parentales und feralia oft
ohne Unterschied setzt: II 34 (wo
f er dies d, von der ganzen Zeit, den
parent, und fer, gesagt ist), II 648.
V 486. tr. III 3, 81. S. Preller U
S. 98 ff.
633. placare und ferre Erklär, zu
honos, — 634. pyra {nv^d) steht
hier für den Tumulus, das Grab-
denkmal (vgl. V 426 f.), ebenso wie
bustum, welches eigentlich die Stelle
bedeutet, wo einer verbrannt wird,
II 514—666.
107
535 parva petunt manes^ pietas pro divite grata est
munere: non avidos Styx habet ima deos.
tegula porrectis satis est velata coronis
et sparsae fruges parcaque mica salis
ioque mero mollita Ceres violaeque solutae:
540 haec habeat media testa relicta via.
nee maiora veto^ sed et bis placabilis umbra est.
adde preces positis et sua verba focis.
hunc morem AeneaS; pietatis idoneus auctor^
attulit in terras, iuste Latine^ tuas.
545 ille patris genio soUemnia dona ferebat:
hinc populi ritus edidicere pios.
At quondam, dum longa gerunt pugnaeibus armis
bella, parentales deseruere dies,
non impune fuit. nam dicitur omine ab isto
550 Roma suburbanis incaluisse rogis.
vix equidem credo, bustis exisse feruntur
et tacitae questi tempore noctis avi^
perque vias urbis latosque ululasse per agros
deformes animas, vulgus inane^ ferunt.
555 post ea praeteriti tumulis redduntur honores^
V. 651. V 426 (auch bei Cicero). —
536. pro ^anstatt'. Frömmigkeit ist
ihnen angenehm, kein reiches Ge-
schenk. — 536. deos: es sind die
divi Manes gemeint. — 537. porri-
cere war der officielle Ausdruck bei
Gaben, welche den Göttern darge-
bracht wurden. Varro de r. r. I 29:
Exta de%8 cum däbant, porricere
dicebant, — 588. s. I 338. — 639.
Ceres Metonymie. — violae soL:
also nicht in Kränze gewunden. —
640. media via: die Gräber waren
in Rom gewöhnlich vor den Thoren
und zwar meist auf beiden Seiten
der Landstrafsen, wie dies noch
jetzt die Umgebungen der via Appia
und Latina zeigen.
542. sua V.: die ihnen gehörigen,
gebührenden Worte. — foci, eigentl.
die Brandstätten , steht hier in der-
selben Bedeutung wie pyra v. 634 u.
husta y. 551. — 543. pietatis i, a,:
ein geeigneter (als pius %ax' Jfo^v^y,
z. I 627) Begründer eines frommen
Brauches. — 644. Aneas hatte auf
der Fahrt nach Italien , wo er von
König Latinus gastfreundlich auf-
genommen wurde, in Sicilien den
Jahrestag des Todes seines Vaters
grofsartig gefeiert (s. die Beschrei-
bung von Virgil in d. Aen. V 45 ff.)
und die jährliche Wiederholung
gelobt. — 645. Die genii sind die
Schutzgeister der Menschen, welche
vielfach nach dem Tode derjenigen,
in denen sie gewohnt, weiterlebend
gedacht und deshalb an den Giilbem
verehrt wurden ; Varro erklärte die
Manes geradezu für Genien. Preller
I S. 83 f. n 203.
646. popuii: die Latini. — 549.
omine ah isto d. h. infolge des Ver-
säumens der Parentalia, welches
den Zorn der Götter, der sich in
den vielen SterbeMlen zeigte, her-
beiführte; ^nach diesem (Unglück)
vorbedeutenden Beginnen'. — 560.
Das Verbrennen der Leichen fand
aulserhalb der Stadt, am Grabe
selbst oder wenigstens in seiner
Nähe statt. — 651. vor hustis er-
gänze ein 'aber*.
662. avi: z. v. 30. — 554. def.
a/nimas (erklärt durch vulgus i,),
si'SmXa, gestaltlose Seelen, S. ohne
Körper; vgl. met. IV 448: exangues
sine corpore et ossibus umbrae. —
566. post ea: z. I 165. — praeteriti
^die versäumten'.
108
Ovidi fastorum
prodigiisque venit funeribusque modus.
Dum tamen haec fiunt, viduae cessate puellae:
expectet puros pinea taeda dies,
nee tibi^ quae cupidae matura videbere matri^
560 eomat yirgineas hasta recurva eomas.
eonde tuas^ Hymenaee, faces et ab ignibus atris
auf er! habent alias maesta sepulchra faces.
di quoque templorum foribus celentur opertis,
ture vacent arae, stentque sine igne foci.
565 nunc animae tenues et corpora functa sepulchris
errant, nunc posito pascitur umbra cibo.
nee tamen haec ultra ^ quam tot de mense superaint
Luciferi; quot habent carmina nostra pedes.
hanc, quia iusta ferunt, dixere Feralia lucem;
570 ultima placandis manibus illa dies.
Ecce anus in mediis residens annosa puellis
566, prodigiis: dem "widernatür-
lichen Erscheinen der yerstorbenen
Seelen. — 557. haec: die Feier der
dies parentales. Wie bei uns, so
galten schon im Altertum einzelne
Tage und Zeiten als glücklich
(VI 223), andere als unglücklich
rm 898. V 487 ff. VI 219 ff.) zu
Hochzeitsfesten. — viduae puellne:
Witwen, s. z. 356. Witwen und
Jungfrauen werden geschieden, weil
es den ersteren an manchen Tagen
erlaubt war sich zu verheiraten,
die den Jungfrauen verboten waren.
— 558. taeda, die Hochzeitsfackel,
unter deren Schein die Braut in
ihr neues Haus geführt wurde, steht
oft gleichbedeutend mit rmptiae
(V 487. VI 221).^ puros d.: z. v. 33.
— 559. cupidae sc, comendi, d. h,
des Verheiratens. — 560. An ihrem
Hochzeitstage wurde der Braut mit
einer vorn gekrümmten Lanze (hasta
caelibans) das Haar frisiert und in
6 crines (Locken oder Flechten) ge-
teilt, ^quod nuptiali iure imperio
vi/ri subicitur nuhens, quia haMa
summa armorum et imperii es f.
Paul. p. 62. Preller I S. 279.
561. Hymenaeus (Tfiivaiog) eigtl.
der Brautgesang, dann der Gott
der Vermählung. — ab ignibus a,:
'von den düsteren Fackeli' der Be-
erdigung, denn von der alten Sitte,
bei Nacht unter Fackelschein die
Toten zu begraben, waren auch
für die feierlichen Züge der pompa
funebris am Tage Fackelträger bei-
behalten. — 563. celentur: damit
die Götter nicht durch den Anblick
der Toten befleckt würden; vgl.
V 485 f. — 565. an. tenues = de-
formes a. V. 554. — c. functa sep.
'die Begrabenen', eigentl. die Leiber,
welche die Bestattung durchge-
macht haben, ebenso met. IV 435.
X 14.
566. posito dbo: es wurde an
den dies parentales ein förmliches
Mahl auf dem Grabe aufgetragen.
— 567. haec ultra sc. fiunt. — 568.
Lu^ciferi z. I 46. — carmina nostra
d. h. ein Distichon; 0. scheint irr-
tümlich die eigentlich auf den
21. Febr. fallenden Feralia auf den
18. angesetzt zu haben. — 569. quia
i. ferunt (v. 535 ff. 566), tä Sltiauc
oder vofiifia noiovciv; die Etymo-
logie ist die des Varro, s. z. 533.
571—616. Tacita oder Muta
war eine Göttin der Unterwelt (daher
auch der Name, vgl. taciti manes
V 422. 483. II 609) und Zauber-
göttin, welche mit Lara oder La-
runda, der Mutter der Laren und
speziell des Paares der Lares com-
pitales für identisch erklärt wird.
Unter den Lares, den guten Geistern
der Erde (so Preller), waren nämlich
neben den h familiäres, den Schutz-
geistern der Familie, deren Bild
auf dem häuslichen Herde stand.
ir 656—586.
109
Sacra facit Tacitae (vix tarnen ipsa tacet),
et digitis tria tura tribus sub limine ponit,
qua brevis occultum mus sibi fecit iter.
575 tanc cantata ligat cum fusco licia rhombo
et Septem nigras versat in ore fabas.
quodque pice adstrinxit, quod acu traiecit aena,
obsutum maenae torret in igne caput.
vina quoque instillat. vini quodcumque relictum est,
580 aut ipsa aut comites, plus tarnen ipsa, bibit.
^Hostiles linguas inimicaque yinximus ora^
dicit discedens, ebriaque exit anus.
Protinus a nobis, quae sit dea Muta, requires:
disce, per antiquos quae mihi nota senes.
585 luppiter, indomito luturnae captus amore,
die angesehensten die h compitales
(oder viäles)^ die Schutzgötter des
Strafsenverkehrs , welche am com-
pitum, dem alten sacralen Vereini-
gongspunkte der in einem vicas
Zusammenwohnenden in einem dort
errichteten sacellam, welches eben-
falls compitum hiefs, verehrt wurde.
Die sehr volkstümlichen, von Ser-
vius Tullius eingerichteten Fest-
lichkeiten hiefsen Gompitalia oder
, ludi compitälicii, waren seit Cäsar
in Yerfall geraten, aber von Au-
gustns mit einigen Änderungen
wieder hergestellt worden und ge-
hörten zu den feriae conceptivae.
Dafs 0. der Tacita gerade hier
Erwähnung thut, hat wohl seinen
Grund darin, dals die Zeit des
Totenfestes zauberischen Bräuchen
besonders günstig war. Preller II
S. 70 f. 99 f. 101 ff. Marquardt
S. 197 ff.
673. Die Magie spielte im röm.
Leben, wenn auch seit alters ver-
boten, eine grofse Bolle, tria iwra:
* drei Weihrauchstückchen ' (vgl.
carnes, Pleischstückchen. Seyffert
§ 190, 2, c); die 3 und 7 waren
Zauberzahlen. Die Thürschwelle
wird mehr&ch als wichtig bei
Zaubereien genannt. — 574. Die
Mäuse galten für prophetisch und
dem Apollo heilig. — 576. Die
Spindel {rhomhus) nebst den be-
sprochenen Fäden {cantata licia)
war ein Hauptwerkzeug der Zau-
berinnen, welche durch ihr Drehen
angeblich den Geliebten herbei-
zogen, auch das Getreide vom
Felde des Nachbarn herüberzauber-
ten u. s. w.
676. Die Bohne, das älteste und
volkstümlichste vegetabilische Nah-
rungsmittel der Italiker, hat in den
altertümlichen chthonischen Kulten
ihre Bedeutung bewahrt und dient
hier zum Beschwören der Toten. —
577. Kohstr. et torret in igne Caput
maenae ohsutwm, quod p. adstr,,
quod a, tr. aena. Die maena ist ein
kleiner Seefisch, der eingesalzen
ein Hauptnahrungsmittel der nie-
deren Klassen bildete.
5S1. Im klassischen Altertum fin-
det sich durchgängig der Glaube,
dafs durch Besprechung und Be-
schreiung oder durch den bösen
Blick ein böser Zauber ausgeübt,
dieser aber ebenso durch Gegen-
zauber gebannt {vinodmus) und auf
den Urheber zurückgewandt werden
könne. Hier soll der Kopf der
maena (ebenso III 842) den Kopf
eines Menschen vertreten und zwar
den des Feindes; daher wird an
ihr bei dem Zauber dasjenige vor-
genommen, was man der Person,
welcher der Zauber gilt, anthun
möchte, der Mund wird zugenäht
und verschmiert, die Augen aus-
gestochen. — 585. Über Juturna
z. I 463; ein Liebesverhältnis des
Juppiter zu ihr kennt auch Virgil
Aen. XII 138. 876 ff.; die Erzählung
Ovids aber findet sich sonst nir-
110
Ovidi fastorum
multa tulit tanto non patienda deo.
illa modo in silvis inter coryleta latebat,
nunc in cognatas desiliebat aquas:
convocat hie nymphas, Latium quaecumque tenebant^
590 et iacit in medio talia verba choro:
^Invidet ipsa sibi vitatque, quod expedit illi,
vestra soror^ summo iungere niembra deo.
consulite ambobus! nam quae mea magna voluptas^
utilitas yestrae magna sororis erit.
595 vos illi in prima fagienti obsistite ripa,
ne sua fluminea corpora mergat aqua/
dixerat. adnuerant nymphae Tiberinides omnes^
quaeque colunt thalamos, Ilia diva, tuos.
Forte fuit nais, Lara nomine, prima sed illi
600 dicta bis antiquum syllaba nomen erat,
ex yitio positum. saepe illi dixerat Almo
^Nata, tene linguam', nee tarnen illa tenet.
quae simul ae tetigit luturnae stagna sororis,
^Eflfuge* ait ^ripas!* dieta refertque lovis.
605 illa etiam lunonem adiit, miserataque nuptam
*Naida luturnam vir tuus* inquit ^amat*.
luppiter intumuit, quaque est non usa modeste,
eripuit linguam Mercuriumque voeat.
^Due hane ad manes. loeus ille silentibus aptus.
610 nympha, sed infemae nympha paludis erit/
lussa lovis fiunt. aecepit lueus euntes:
dieitur illa duci tune plaeuisse deo.
vim parat hie, vultu pro verbis illa preeatur
gends und scheint von ihm er-
dichtet zu sein. — indomito 'un-
besiegbar'.
695. in pr, ripa (z. I 137) 'gleich
vom am Ufer', ehe sie noch das
Wasser selbst berührt.
696. corpora: z. I 66. Übers, ma
corp, durch 'sich'. ~ 698. Als Ilia
nach der Geburt des Romulus und
Bemus auf Befehl des Amulius in
den Anio, der bei Bom in den Tiber
mündete, gestürzt wurde, fing sie
der Flufsgott auf und machte sie
zu seiner Gemahlin. Die thalami
sind in der Tiefe des Flusses, wo
die Flufsgötter hausen. — 600. Sie
hiefs also früher Lala (XalsVv,
lallen); l und r gehen im Latein,
vielfach in einander über. — anti-
quum 'vor Alters'.
601. ex vitio: xov lalstv, — Der
Almo ist ein kleines Flüfschen , das
bei Bovin ae entsprungen südwest-
lich von Bom in den Tiber flofs;
s. IV 387. — 603. lut stagna: eine
Quelle der Jut. gab es in der Nähe
des Numicius bei Lavinium {^de hoc
autem fönte Bomam ad otnnia sa-
crificia aqua adferri consueveraf
Serv. z. Verg. Aen. XII 139), auch
in Bom auf dem Marsfelde. — 604.
eifuge rip.: also lafs dich nicht auf
dem Lande sehen.
607. intumuit von Zorn, 'brauste
auf. — 608. Mercurium: als i^v^o-
nofinog, vgl. Hom. Od. s 43 — 64,
(0 1— 6. Verg. Aen. IV 238 ff. —
610. paludis: schlammiges Wasser
schreibt auch Virgil den drei Flüssen
der Unterwelt (Acheron, Cocytus
und Styx) zu und nennt sie paludes,
AvernaUs nymphae erwähnt 0. noch
II 586—629.
111
et frustra muto nititur' ore loqui.
615 fitque gravis geminosque parit, qui compita servant
et vigilant nostra semper in urbe, Lares.
Proxima cognati dixere Caristia cari^
et venit ad socios turba propinqua deos.
scilicet a tumulis et, qui periere, propinquis
620 protinus ad vivos ora referre iuvat
postque tot amissos, quicquid de sanguine restat,
aspicere et generis dinumerare gradus.
innocui veniant! procul hinc, procul impius esto
f rater et in partus mater aeerba suos,
625 cui pater est vivax, qui matris digerit annos,
quae premit invisam socrus iniqua nurum!
Tantalidae fratres absint et lasonis uxor
et quae ruricolis semina tosta dedit,
et soror et Progne Tereusque duabus iniquus
met. V 540. — n. erit Vird bleiben'.
— 616. servant: ^hüten', z. I 142.
617—688. 22. Febr. Feier der
Caristia. Dieser Tag ^auch cara
cognaiio, d. h. Tag der heben Ver-
wandtschaft, genannt) hängt eng
mit dem Totenfest znsammen und
schliefst es passend ab, indem es
die Gedanken von den Toten wieder
auf die gebliebenen Lebenden lenkt
und die dnrch die vorhergehenden
Tage erregten versöhnlichen Ge-
fühle zum Ausdruck bringt. Preller
n S. 100 f. vgl. Valer. Max. II 1, 8:
Canvivium etiam sollemne maiores
instituenmt idque caristia appella-
vertmt, cui praeter cognatos et affi-
nes nemo interponebatur, ut, si qua
inter necessarias personas querella
esset orta, apud Sacra mensae et
inter hilaritatem mensae — tolleretur,
617. Prox. d. Cor.: das nächste
(Fest) nannten die Anverwandten
C. — 618. ad soc. — deos: die lares
familiäres (z. v. 671); vgl. am. II
11, 7: fugit — socios penates, her.
5, 126 : deseruit socios hospite capta
deos, — t. propinqua = t propin-
quorum.
621. sanguis = gent^, — 622. di-
numerare: vgl. Schillers Glocke. —
gen. gradus: die Abstufungen des
Geschlechts, die Generationen, s.
IV 27 u. Anm. — 623. innocui: ^aber
nur unsträfliche' ; die, welche nicht
den Pflichten der Verwandtschaft
genügten, die impii werden durch
die Worte, mit denen der opfernde
Priester die profani wegschickt,
vom Feste ausgeschlossen. — 624.
frater, Bruder und Schwester. —
625. est vivax ^zu lange lebt'; vgl.
Hör. sat. 11 1, 53. — digerit 'be-
rechnet', durch Astrologen; vgl.
met. I 148: filius ante diem patrios
inquirit in an/nos.
627. In Dichterweise individuali-
sierend führt 0. einige Beispiele
von solchen an, die gegen Ver-
wandte gefrevelt haben und daher
von solchen Festen ausgeschlossen
werden würden: die beiden Enkel
des Tantalus und Söhne des Pelops,
Atreus und Thyestes, von denen der
letztere seinem Bruder die Gattin
entführt, der erstere sich so gerä.cht
hatte, dafs er dem Bruder seine
zwei Söhne schlachtete und bei
einem Gastmahl vorsetzte; Medea
(z. V. 41), Ino (s. m 851 ff. u. Anm.),
Progne, Philomela {et soror et Progne
= et soror Prognes et Pr., vgl. III
851) und Tereus; der Letzteren Ge-
schichte erzählt 0. ausführlich met.
VI 412 — 674: der Thracier Tereus
hatte die Schwester seiner Gemahlin
Progne, Philomela, entführt und
ihr die Zunge ausgeschnitten,
Progne zur Rache ihren und des
T. Sohn Itys getötet und ihn ihrem
112
Oyidi fastorum
630 et quicumque suas per scelus äuget opes.
dis generis date tura boni (concordia fertur
illa praecipue mitis adesse die)
et libate dapes, ut^ grati pignus honoris,
nutriat incinctos missa patella lares.
635 iamque ubi suadebit placidos nox umida somnos,
larga precaturi sumite vina manu
et *ßene vos, bene te, patriae pater, optime Caesar!'
dicite sufiFuso sub sua yerba mero.
Nox ubi transierit, solito celebretur honore
640 separat indicio qui deus arva suo.
Termine, sive lapis, sive es defossus in agro
stipes, ab antiquis tu quoque numen habes.
te duo diversa domini de parte coronant
binaque serta tibi binaque liba ferunt.
645 ara fit. huc ignem curto fert rustica testu
sumptum de tepidis ipsa colona focis.
ligna senex minuit concisaque eonstruit arte
Gemahl als Speise anfgetragen. Als
T. dafür die beiden Schwestern
töten will, werden diese in eine
Schwalbe und in eine Nachtigall,
T. in einen Wiedehopf verwandelt,
631. dis gen.: also den Laren. —
boni 'einander gutgesinnt'. — 638.
libate: z. 1 389. — dapes oft von der
den Göttern vorgesetzten Speise,
Liv. 39, 43, 4. — 634. incinctos ==
succinctos; ebenso V 217. 676, vgl.
z. I 407 ; auf Bildwerken erscheinen
die Laren oft aufgegürtet. Bau-
meister JDenkm. I S. 57. 77. — pa-
tella war die vox propr. für die
Schale, auf der den Laren geopfert
wurde, ebenso ist mittere in der
Bedeutung 'den Göttern hinstellen'
ein gebräuchlicher Ausdrack.
637. bene vos sc. valere iubeo, die
gewöhnliche Formel beim Zu-
trinken, z. B. TibuU. II 1, 31: 'Bene
Messallam' sua quisque ad pocula
dicat, — VOS: die Laren. Als Au-
gustus die Compitalien (z. 571) er-
neuert und in jeder Kapelle neben
den zwei lares compitales auch sei-
nen Genius hatte aufstellen lassen
(V 146 f.. Preller II S. 113. 202),
ordnete der Senat zugleich an , dafs
bei jeder Mahlzeit ihm geopfert
werden solle; über pater patriae
B. z. V. 119. — 638. d. h. sprecht
jene Worte, indem ihr gleich nach
den dazu gehörigen Worten (z. sua
vgl. z. B. V. 542), also einmal hinter
bene vos, das andere Mal hinter
optime Caesar, Wein ausgiefst; die
Libation erfolgte immer erst nach
dem Zuruf, s. z. B. Verg. Aen. I
736.
689—684. 23. Febr. Feier der
Terminalia, welche an diesem
Tag begangen wurden, weil es der
letzte Tag des alten Jahres ge-
wesen war. Varro d. 1. 1. VI 13:
Terminalia, quod is dies anni extre-
mus constitutum; duodecimus enim
mensis fuit Februarius, et qu,om
intercälatur, inferiores quinque dies
duodecimo demuntur mense. Preller
I S. 254 fip. Marquardt S. 196.
642. ab antiquis: den Grenzgott
Terminus auf dem Kapitel (v. 667 ff.)
hatte T. Tatius konsekriert; das
Fest hatte Numa, der auch als Ur-
heber der Begrenzung, durch welche
das Eigentum erst gesichert wird,
galt, eingesetzt. — 643. duo dorn.:
die Grenznachbam bekränzten jeder
seinen (dem andern abgewandten)
Teil. — 644. bina serta 'ein Paar
Kränze', d. h. jeder Herr einen, s.
z. V. 418. — liba s. z. I 670. Juven.
16, 39.
647. minuit ^macht klein'; ebenso
II 630-665.
113
et solida ramos figere pugnat humo.
tum sicco primas inritat cortice flammas:
650 stat puer et manibus lata canistra tenet.
inde ubi ter fruges medios immisit in ignis,
porrigit incisos filia parva favos;
yina tenent alii. libantur singula flammis.
spectant, et Unguis Candida turba favet.
655 spargitur et caeso communis Terminus agno
nee queritur, lactans cum sibi porca datur.
conveniunt celebrantque dapes vicinia simplex
et cantant laudes, Termine sancte, tuas:
*Tu populos urbesque et regna ingentia finis:
660 omnis erit sine te litigiosus ager.
nuUa tibi ambitio est, nuUo corrumperis auro,
legitima servias credita rura fide.
si tu 8igna8ses olim Thyreatida terram,
Corpora non leto missa trecenta forent,
665 nee foret Othryades congestis lectus in armis.
V 508. met. VIII 635. — 648. pu-
gnat ^müht sich ab'; p, wird auch
sonst.oft mit dem Infin. verbunden.
Die Äste werden in den Erdboden
eingeschlagen, um den kunstvoll
aufgeschichteten Scheiterhaufen zu
halten. — 649. Baumrinde wird oft
zum Anmachen des Feuers ge-
braucht, z. B. met. Vm 632. —
660. puer: hier nicht Sklave, son-
dern der kleine Sohn,
651. inde: sc. ex canistris, ge-
hört zu immisit — 653. libantur
von dem Hausherrn, der das Zuge-
reichte einzeln in das Feuer wirft;
s. z. 1 389. — 654. Candida z. I 80. —
Unguis (Abi.) — favet 'schweigt',
um jedes üble Wort zu vermeiden,
s. z. I 71. — 655. S. Plut. Num. 16:
d'vovai (dem Terminus) — vvv fi^v
^liAfjvxct, to naXotiov d^ oiva£fiaiitog
iv 71 %'vaioty Nofiä cpiXoaocprjaavtogy
oag XQTf xov oqiov %'bov slqrivrig <pv-
Jiccacc %ccl SitiaioavvTjQ fiuQxvv ovtu
(povov yia^agov slvai, vgl. z. I 338.
657. Simplex: z. 226. — conve-
niunt — celehrant — vicinia: die bei
0. beliebte constr. ad synes. —
659—678 giebt 0. eins der v. 658
erwähnten Loblieder als Beispiel,
in dem freilich die Rolle der Bauern
von 0. nicht streng festgehalten ist.
661. ambitio 'Gunstsucht, Partei-
Oyids Fasteo.
lichkeit'. — 663 ff. Die zwischen
Lacedämon und Argolis liegende
Landschaft Kynuria (mit der Haupt-
stadt Thyrea) war seit alter Zeit ein
Gegenstand des Streites zwischen
diesen beiden Staaten gewesen;
endlich einigten sie sich (um 500
V. Chr.) dahin, dafs je 300 ausge-
wählte Kämpfer jeder Partei über
den Besitz der Landschaft ent-
scheiden sollten; von den Argivem
fielen 298, die Lacedämonier alle
bis auf Othryades, der, während
die zwei überlebenden Argiver nach
Hause eilten, um ihren Sieg zu
melden, auf dem Schlachtfelde zu-
rückblieb, den gefallenen Gegnern
die Rüstungen auszog und sie in
seinem Lager als Siegeszeichen zu-
sammenstellte. Nun erheben beide
Parteien Anspruch auf den Sieg,
und es entsteht zwischen den beider-
seitigen Heeren ein blutiger Kampf,
in dem die Lacedämonier Sieger
bleiben; Othr. giebt sich jedoch
aus Scham darüber, dafs er seine
Genossen überlebt, selbst den Tod.
Die von Herodot I 82 erzählte Ge-
schichte wurde später in den Bhe-
toren schulen mit Vorliebe verwen-
det und dahin ausgeschmückt, dafs
Othryades seinen Namen als den
des Siegers mit Blut auf das Tro-
8
114
Ovidi fastornm
o quantum patriae sanguinis ille dedit!
quid, nova cum fierent Capitolia? nempe deorum
cuncta lovi cessit turba locumque dedit:
Terminus, ut veteres memorant, inmotus in aede
670 restitit et magno cum love templa tenet.
nunc quoque, se supra ne quid nisi sidera cernat,
exiguum templi tecta foramen habent.
Termine, post illud levitas tibi libera non est:
qua positus fueris in statione, mane
675 nee tu vicino quicquam concede roganti,
ne videare hominem praeposuisse lovi,
et, seu vomeribus seu tu pulsabere rastris,
clamato ^Tuus est hie ager, ille suus!"
Est via, quae populum Laurentes ducit in agros,
680 quondam Dardanio regna petita duci.
illa lanigeri pecoris tibi, Termine, fibris
Sacra videt fieri sextus ab urbe lapis.
gentibus est aliis tellus data limite certo:
Romanae spatium est urbis et orbis idem.
685 Nunc mihi dicenda est regis fuga. traxit ab illa
sextus ab extremo nomina mense dies.
päon geschrieben (y. 665. Lucian
Char. 24. grix. SiS. 18 tä 'Od^Qvd-
dov y^dfifiata),
666. ille: Othr., indem er den
Sieg beanspruchte und die Er-
neuerung des Eampfes herbeiführte.
— 667 ff. Als Tarquinius Superbus
den von seinem Vater Tarq. Priscus
begonnenen Tempel des Juppiter
Capitolinus vollenden wollte, liefs
er die area von den dort stehenden
fanis u. sacellis frei machen: ^htc,
cum augu/rato liberaretur Gapito-
liwm, lu/oentas Terminusque maximo
gaudio patrum vestrorum moveri se
non passV (Liv. V 54, 7); daher
blieb das fanum des Term. im
Tempel (im Pronaon der cella Mi-
nervae) unangetastet, und wurde
ihm eine Öffnung im Dache ange-
bracht, damit der Gott stets den
lichten Himmel über sich habe. —
quid sc. factum est.
673. post illud: sc. resistere lovi;
diesem Beharren wird die levitas
(welche durch den Pentameter ihre
nähere Bestimmung erhält) gegen-
übergestellt. — 677. Vgl. Paul,
p. 368: Numa Fompilius statuit,
eum, qui terminum exarasset, ef
ipsum ei boves sacros esse. Dion.
II 74. Auch bei unseren Vorfahren
war auf ein Verrücken des Grenz-
steins der Tod gesetzt: s. Preller I
S. 256. — rastris: z. I 700. ~ 678.
ille suus: er gehört sich, hat seinen
eigenen Herrn. — 679. Est via die
Laurentina (z. 281), vgl. Strabo V
8, 2 p. 230. — 680. Dardanio d.:
Äeneae, z. I 519 f.
681. fihrae sind eigentlich die
Fasern der exta, so VI 161, dann
diese selbst, so auch IV 935, s. z.
I 51. — 682. sextus lapis: dort war
in alter Zeit das Ende der Stadtflur
gewesen; doch kennt 0. diese Ur-
sache des Opfers nicht oder will sie
nicht kennen, um wirksam schHefsen
zu können. — 688. aliis: praeter
Bomam. — 684. urbis et orbis: s.
z. I 85.
685->856. 24. Febr.
685—852. Regifugium, von 0.
als Erinnerungstag an die Vertrei-
bung des Tarquinius Superbus (Bez)
angesehn. — 686. ungenau im Aus-
druck für a. d. VI kalendas Mar-
tias.
II 666—710.
115
Ultima Tarquinius Bomanae gentis habebat
regna^ vir iniustus, fortis ad arma tarnen,
ceperat hie alias , alias everterat urbes,
690 et Gabios turpi fecerat arte suos.
namque trium minimus^ proles manifesta Superbi^
in medios hostes nocte silente venit.
nudarant gladios: ^Occidite* dixit Mnermem!
hoc cupiant fratres Tarquiniusque pater,
695 qui mea crudeli laceravit verbere terga*.
dicere ut hoc posset, verbera passus erat,
luna fuit. spectant iuvenem gladiosque recondunt
tergaque deducta veste notata vident.
flent quoque et, ut secum tueatur bella, precantur;
700 callidus ignaris adnuit ille yiris.
iamque potens misso genitorem appellat amico,
perdendi Gabios quod sibi monstret iter.
hortus odoratis suberat caltissimus herbis,
sectus humum rivo lene sonantis aquae.
705 illic Tarquinius mandata latentia nati >
accipit et virga lilia summa metit.
nuntius ut rediit decussaque lilia dixit,
filius ^Agnosco iussa parentis^ ait.
nee mora, prineipibus eaesis ex urbe Gabina,
710 traduntur ducibus moenia nuda suis.
687—710. Eroberung von Ga-
bii, in der ältesten Zeit eine der
mächtigsten Städte Latiums, ge-
legen an der via Praenestina, halb-
wegs nach Praeneste. 0. folgt, z.
T. auf das Genaueste, Jjivius I 53,
4— c. 54.
688. Liv. I 53, 1: nee ut inimtm
in pace rex, ita dux belli pravus
fuit. — f. ad arma: d. h. in Hin-
sicht auf — ; so kommt ad häufig
bei den Dichtern jener Zeit und bei
Livius (nur vereinzelt bei Cicero)
vor; vgL Prop. II 10, 3: fortes ad
proelia. — 690. Liv. c. 63, 4: Gahios
— minime arte Montana, frande ac
doilo, adgressus est.
691. proles m, Sup.: 'der wahre
Sohn seines Vaters Sup.'; gemeint
ist Sextus. Liv. c. 53, 5: Sextvs
füius eius, qui minimtis ex trihus
(die andern hiefsen Titus u. Aruns)
erat, transfugit ex composito Gabios.
— 693. nudarant: Subj. ist hostes;
vor dixit würde in der Prosa ein
cum stehn. — 694. cupiant: Conj.
potent., vgl. IV 890.
698. dedutcta v. 'nachdem das Ge-
wand heruntergestreift war', —
terga: z. 1 66. — notata 'gezeichnet'.
— 699. flent: weinen galt bei den
Alten nicht wie bei uns für un-
männlich, s. 1 479. — tu£atur b. : vgl.
unser 'wahrnehmen' und Varro d.
1. 1. VII 12: Alterum {tueri) a cu-
rando ac tutela, ut cum dicimus
^bellum tueor\' s. z. I 253. — 700.
ignaris 'den nichts ahnenden'.
701. iamque potens: erg. f actus;
s. Liv. c. 54, 4. — appellat 'wendet
sich an'. — 703. suberat sc. asdibus
genitoris» — 704. lene: der Acc.
(des inneren Objekts) Neutr. des
Adject. b. Verbis intrans. statt des
Adv.
706. lilia: b. Livius, Dionys und
sonst sind es Mohnköpfe. — 707.
decussa: das W. aus Liv. c. 54, 6.
— 708. agnosco 'ich verstehe'. —
710. moenia z. I 515. S. Liv. c. 54,
8*
116
Ovidi fastorum
Ecce, nefas visu, mediis altaribus anguis
exit et extinctis ighibus exta rapit.
consulitur Phoebus: sors est ita reddita: ^Matri
qui dederit princeps oscula, victor erit*.
715 oscula quisque suae matri properata tulerunt,
non intellecto credula turba deo.
Brutus erat stulti sapiens imitator, ut esset
tutus ab insidiis, dire Süperbe, tuis.
ille iacens pronus matri dedit oscula Terrae,
720 creditus oflfenso procubuisse pede.
Cingitur interea Romanis Ardea signis
et patitur lentas obsidione moras.
dum vacat, et metuunt hostes committere pugnam,
10: donec orba [= nudd] consilio
auxüioque Gabina res regi Romano
sine Ulla dimicatione in manum
iraditur.
711 — 720. Oberlistung der
jungenTarquinier durchBru-
tus; vgl. Livius I 66, 4 — 12, von
welchem 0. hier mehrfach ab-
weicht.
711. DasProdigium ereignete sich,
während Tarquinius mit dem Bau
des Capitolinischen Tempels be-
schäftigt war, kurz vor seiner Ver-
treibung, und rief allgemeinen
Schrecken und Verwirrung in der
Eönigsburg hervor, sodafs der Kö-
nig seine Söhne und seinen Neffen
Brutus {^ludibrium verius quam co-
mitem^ Liv.) nach Delphi zu schicken
beschlofs. (Dasselbe Zeichen ver-
heifst Unglück dem älteren Ti.
Gracchus, Valer. Max. I 6, 8.) —
713. Die Erzählung O.s ist wie ohne
alle Verbindung an die vorher-
gehende angeschoben, so auch an
sich sehr flüchtig und skizzenhaft
und der Ergänzung aus Livius
(c. 66, 10) bedürftig : perfectis patris
mandatis cupido incessit animos
iuvenum sciscitandi, ad quem eorum
regnum Momanum esset venturum;
darauf erfolgt erst die Antwort ex
infimo specu, — sors ist eigentlich
das Losorakel, dann oft übertragen
jeder Orakelspruch, auch die Ant-
wort des Gottes; ders. Ausdr. b.
Liv. c. 66, 6. — 715. quisque: Titus
und Aruns, die nachher credula
turba, welche den Worten, nicht
dem Sinne, folgte, genannt werden.
— properata = propere.
717. Da L. Junius Brutus alle Ver-
wandten von Tarq. aus dem Wege
geschafft sah, ^ex industria factus
ad imitationem stultitiae — BrtUi
quoque haud äbnuit cognomen, ut
sub eius obtentu cognominis Uberator
ille populi Bomani animus laiens
opperiretur tempora sua\ Liv.
719. Liv. c. 66, 12: Brutiis cäio
ratus spectare Pythicam vocem, velut
si prolapsus cecidisset, terram os<mIo
contigit, scilicet quod ea commimis
mater omnium mortalium esset, re-
ditum inde Bomam, ubi adversus
Butulos bellum summa vi para-
batur.
721—862. Sturz der Tyran-
nenherrschaft infolge der an
Lucretia verübten Schand-
that, nach Livius I 67 f.
721. Ärdea, eine Stadt der Ru-
tuler, südl. von Rom, in der Nähe
des Meeres und des Flusses Numi-
cius auf einem steilen, ringsum
schroff abgehauenen Felsen gelegen.
— Signa die Feldzeichen der Heeres-
abteilungen stehn oft für diese
selbst, vgl. unser 'Fähnlein'. —
722. 'Hält eine infolge der Be-
lagerung sich langsam hinziehende
Zeit aus', vgl. Liv. I 67, 3: temp-
tata res est, si primo impetu capi
Ardea posset. ubi id parum proces-
sit, obsidione munitionibusque coepti
premi hostes. in his stativis, ut fit
longo magis quam acri bello, satis
liberi commeatus erant. — 723. vacat
II 711—743.
117
luditur in castris^ otia miles agit:
725 Tarquinius iuvenis socios dapibusque meroque
accipit. ex illis rege creatus ait:
^Dum nos difficilis pigro tenet Ardea hello
uec sinit ad patrios arma referre deos^
ecquid in officio torus est socialis? et ecquid
730 coniugibus nostris mutua cura sumus?*
quisque suam laudat. studiis certamina crescunt^
et fervet multo linguaque corque mero.
surgit^ cui dederat darum CoUatia nomen:
^Non opus est verbis, credite rebus!* ait.
735 *nox superest: toUamur equis urbemque petamus!*
dicta placent, frenis inpediuntur equi.
pertulerant döminos. regalia protinus illi
tecta petunt: custos in fore nuUus erat,
ecce nurus regis fusis per coUa coronis
740 inveniunt posito pervigilare mero.
inde cito passu petitur Lucretia: nebat,
ante torum calathi lanaque moUis erat,
lumen ad exiguum famulae data pensa trahebant^
unpersönl.: ^man hat Ruhe'. — 724.
ludüw im Gegensatz zu dem Ernst
des Kampfes. — 724. Vgl. Liv. c.
57, 5: Begii quidem iuvenes inter-
dum otium conviviis comisationi-
biLsque inter se terebant forte po-
tantibtis his apud Sex. Tarquinium,
tibi et Conlatinus cenabat Tarqui-
m'MS Egerii fiUus, incidü de lucori-
bus mentio: suxim quisque laudare
miris modis. inde certamine ac-
censo et q. s.
726. rege er, (^procr.) ^der Kö-
nigßsohn'. — 727. difficilis: mit
dem schwer etwas zu machen ist.
— pigro = lento v. 722. — 729. in
officio e.: 'ist in seiner Pflicht',
d. h. treu. — torus = coniunx. —
730. Vgl. met. VII 799: mutua
cura duos et amor socialis habebat.
731. studiis 'im Eifer'. — 732. et:
Gedankenverhältnis? -- 733. Col-
latia war eine ursprünglich lati-
nische Stadt, östlich von Bom am
Anio gelegen, welche von den Sa-
binern besetzt war u. ihnen wieder
von Tarquinius Priscus abgenom-
men wurde; er liefs an der Spitze
der dorthin gelegten Besatzung
seinen Brndersohn Egerius zurück,
der daher den Beinamen Collatinus
erhielt (Liv. I 38, 1); dessen Sohn ist
der Gemahl der Lucretia. — 735.
superest: 'ist noch im Überflufs
vorhanden'. — tollamur equis : ^quin
conscendimus equos* Liv. § 7.
736. inpediuntur, eigentl. 'wer-
den umwickelt', dann 'werden ge-
zäumt'. — 739. Kränze (z. B. von
Rosen, Epheu, Myrten) waren ein
notwendiges Bequisit eines röm.
Gelages; dafs sie bei den Frauen
der Tarquinier vom Haupte auf den
Hals heruntergefallen waren, soll
den reichlichen Weingenufs andeu-
ten (ebenso am. I 6, 38), der den
römischen Frauen in der alten Zeit
überhaupt untersagt war. Auch
das Fehlen des Thürhüters zeugt
für das nicht in officio esse. — 740.
'Sie finden sie beim Wein {posito
wie 542 u. o.) die Nacht durch-
schwärmen'.
741. Lucretia wohnte in CoUatia.
— 742. ante torum: 'm medio
aedium^ Liv. § 9, d. h. im Atrium,
wo der torus stand und sich die
Frau inmitten des häuslichen Trei-
bens aufhielt; die Hauptbeschäfti-
gung einer römischen Frau war das
Spinnen. — 743. trahebant 'spannen',
indem sie mit der rechten Hand
118
Ovidi fastorum
inter quas tenui sie ait illa sono:
745 ^Mittenda est domino (nunc, nunc properate^ puellae!)
quam primum nostra facta lacerna manu,
quid tamen auditis? nam plura audire potestis.
quantum de hello dicitur esse super?
postmodo victa cades. melioribus, Ardea, restas^
750 inproba, quae nostros cogis abesse viros!
sint tantum reduces! sed enim temerarius ille
est mens et stricto quolibet ense ruit.
mens abit, et morior, quotiens pugnantis imago
me subit, et gelidum pectora frigus habet.'
755 Desinit in lacrimas intentaque fila remittit^
in gremio vultum deposuitque suum.
hoc ipsum decuit. lacrimae decuere pudicae,
et facies animo dignaque parque fuit.
*Pone metum, venio!* coniunx ait. illa revixit,
760 deque viri coUo dulce pependit onus.
Interea iuvenis furiatos regius ignis
concipit et caeco raptus amore furit.
forma placet niveusque color flavique capilli,
quique aderat nulla factus ab arte decor;
765 verba placent et vox et quod corrumpere non est,
quoque minor spes est, hoc magis ille cupit.
lam dederat cantus lucis praenuntius ales,
cum referunt iuvenes in sua castra pedem.
carpitur attonitos absentis imagine sensus
770 ille. recordanti plura magisque placent:
^Sic sedit, sie culta fuit, sie stamina nevit,
neglectae eollo sie iacuere comae,
hos habuit vultus, haee illi verba fuerunt.
von der Spindel, die mit der linken
gehalten wurde, den WoUen&den
abzogen. Die genaueste Beschrei-
bong des Spinnens bei CatuU 64,
311 ff. S. Baumeister, Denkm, UI
S. 1693. — pensa, die zugewogene
Tagesarbeit. — 744. ienm 8. : Zeichen
der Weiblichkeit.
746. Die lacerna ist eine Art
elegantes sagum mit einer Kapuze,
welches aber erst gegen Ende der
B;epublik aufkam. — 747. atidiUs:
mit Perfektbedeut., wie im Griech.
dnovsiv, — 749. meliortbus: als du
bist. — restas = resistis,
751. sed enim: dXXä ydiQ, ^aber
freilich'. — 752. quolibet nicht etwa
mit eme zu verb. — 756. d. in la-
crimas: ^sie endet mit Thränen'.
756. defposuitque z. I 44. — 757.
decuit ^stand ihr gut'. — 760. dulce
p, 0,: ^hing die süTse Last'.
762. caecus: aktiv wie met. IQ
620: praedae tarn caeca cupido est,
— 763. Blonde Haare werden auch
sonst als Zierde von 0. genannt. —
765. non est = non licet, ^was zu
verderben nicht möglich ist', die
caatitas, s. Liv. 57, 10: cum forma
tum spectata castitas incitat.
767. z. I 456. — 769. carpitur
Vird verzehrt', wie Dido b. Verg.
Aen. IV 2 : caeco carpitur igni, — 770.
Vgl. die ähnliche Stelle des Apoll.
Bhod. Argon, lU 453 ff. (wo Medea
sich Jason vergegenwärtigt). — 773.
vultus ^Gesichtszüge', facies 'Ge-
II 744—803.
119
hic color, haec facies, hie decor oris erat/
775 üt solet a magno fluctus languescere flatu,
sed tarnen a vento, qui fuit, unda turnet^
sic^ quamvis aberat placitae praesentia formae^
quem dederat praesens forma^ manebat amor.
ardet et iniusti stimulis agitatur amoris.
780 comparat indigno vimque dolumque toro.
exitus in dubio est. ^Audebimus ultima!' dixit
Widerit! audentes forsque deusque iuvat.
cepimus audendo Gabios quoque'. talia fatus
ense latus cinxit tergaque pressit equi.
785 Aecipit aerata iuvenem CoUatia porta,
condere iam vultus sole parante suos.
hostis; ut hospes^ init penetralia Collatini:
comiter excipitur. sanguine iunctus erat,
quantum animis erroris inest! parat inscia rerum
790 infelix epulas hostibus illa suis.
functus erat dapibus. poscunt sua tempora somnum.
nox erat, et tota lumina nulla domo:
surgit et auratum yagina liberat ensem
et venit in thalamos^ nupta pudica^ tuos.
795 utque torum pressit, ^Ferrum, Lucretia, mecum est!
natus* ait *regis Tarquiniusque loquor*.
illa nihil, neque enim vocem viresque loquendi
aut aliquid toto pectore mentis habet,
sed tremit^ ut quondam stabulis deprensa relictis
800 parva sub infesto cum iacet agna lupo.
quid faciat? pugnet? vincetur femina pugnans.
clamet? at in dextra, qui vetet, ensis erat.
efiFiigiat? positis urgentur pectora palmis,
stalt*. — 776. a 'von — her', zeitl.
daher 'nach'.
777. quamvis c. ind. z.485. — 779.
iniugH amoris: die regelmäfsige
Gattin halfst ittsta uocor. — 780.
indigno: der vis und des dolus,
782. viderit! mag sie sehn, wie
sie durchkommt, ich werde das
Meinige thun! S. über diesen Ge-
brauch von viderit met. IX 519:
viderit! insanos, inqmt, fateamur
amores. X 624. her. 12, 211. ars
am. n 371: viderit Aleides! Helenen
ego crimvne solvo. rem. 249. tr. V
2, 43. ex P. I 2, 9. Zum Gedanken
Y^h a. a. I 608: audentem forsque
Venusque iu/vat met. X 586 : audentes
deu8 ipse iuvat.
787. Vgl. Liv. c. 58, 8: Sex, est
Tarquinius, qui hostis pro hospite
etc. — 788. sanguine i. e.: Be-
gründung des Vorherg.; über die
Verwandtschaft z. 733.
791. sua: die dem Schlaf gehörige.
— 795 ff. Liv. c. 58, 2 : stricto gladio
ad dormientem Lucretiam venit, si-
nistraque manu mulieris pectore ob-
presso: Hace, Lucretia*, inqudt, ^Sex.
Tarqmnius sum; ferrum in manu
est\ — 797. illa nihü sc. diocit. —
799. quondam wie auch olim zu-
weilen in Gleichnissen, ^manch-
mal'.
801. vincetur: davor erg. at, 'aber,
wendet sie sich ein'. — 803. positis
= inpos. 8. Liv. z. v. 796. —
120
Ovidi fastorum
tunc primum externa pectora tacta manu.
805 instat amans hostis precibus pretioque minisque:
nee prece nee pretio nee movet ille minis.
*Nil agis; eripiam' dixit *per crimina vitam:
falsus adulterii testis adulter ero.
interimam famulum, cum quo deprensa fereris;'
810 suceubuit famae victa puella metu.
quid, Victor, gaudes? haec te victoria perdet.
heu quanto regnis nox stetit una tuis!
lamque erat orta dies, passis sedet illa capillis,
ut solet ad nati mater itura rogum,
815 grandaevumque patrem fido cum coniuge castris
evocat, et posita venit uterque mora.
utque vident habitum, quae luctus causa, requirunt,
cui paret exequias, quove sit icta malo?
illa diu reticet pudibundaque celat amictu
820 ora. fluunt lacrimae more perennis aquae.
hinc pater, hinc coniunx lacrimas solantur et orant,
indicet, et caeco flentque paventque metu.
ter conata loqui ter destitit, ausaque quarto
uon oculos ideo sustulit illa suos.
825 *Hoc quoque Tarquinio debebimus? eloquar', inquit,
^eloquar infelix dedecus ipsa meum?'
quaeque potest, narrat. restabant ultima: flevit,
et matronales erubuere genae.
dant veniam facto genitor coniunxque coactae.
830 *Quam' dixit Weniam vos datis, ipsa nego'.
nee mora, celato fixit sua pectora ferro
et cadit in patrios sanguinulenta pedes.
tunc quoque, iam moriens, ne non procumbat honeste,
respicit. haec etiam cura cadentis erat.
806. movet *inacht Eindruck'. Liv.
§ 3: Tarquinius fateri amorem,
orare, miscere predbiis minas, ver-
sare in omnes partes muUebrem
animum, — 807. per crim. 'unter
Anschuldigungen', ygl. Liv. 58, 4:
ubi obstinatam videbat et ne mortis
quidem metu inclinari, addit ad
metum dedecus: cum mortua iugu-
laJtvm servum nudum positu/rum ait,
ut in sordido adulterio necata di-
catur, — 810. famae m,: 'aus Furcht
für ihren guten Ruf*. — puella: z. 356.
812. quanto: in Prosa gewöhnlich
quanti. — 813. passi capilli sind
Zeichen der Trauer, s. z. 1 645. —
815. patrem, den Sp. Lucretius Tri-
cipitinus, damals in Born.
821. solantu/r 'sie suchen zu lin-
dern'. — 822. indicet 'sie solle doch
die (yerlangte) Anzeige machen'.
— caeco passiv, c. metus, Furcht
vor Unbekanntem, z. 224. — 824.
ideo: ad loquendum. — 825. hoc:
nämlich das eloqui: 'erzählen soll
ich noch?'. — 829. Vgl. Liv. c. 58,9:
consolantu/r aegram animi avertendo
noxam ob coacta in auctorem delicti.
832. Liv. c. 58, 11: prolapsa in
vulnus mortbtmda cecidit, — 833.
honeste = decenter; auch beim Ster-
ben suchten die edlen Griechen und
Römer den Anstand zu wahren. —
834. haec c. 'dafür (für das Jlonestum)
sorgte sie auch noch im Fallen',
s. z. 224.
II 804—856.
121
835 Ecce super corpus communia damna gemeutes,
obliti decoris, virque paterque iacent.
Brutus adest tandemque animo sua uomina fallit
fixaque semianimi corpore tela rapit
stillantemque tenens generoso sanguine cultrum
840 edidit impavidos ore minante souos:
*Per tibi ego hunc iuro fortem castumque cruorem
perque tuos maues, qui mihi uumen erunt^
Tarquinium profuga poenas cum stirpe daturum.
iam satis est virtus dissimulata diu/
845 illa iacens ad verba oculos sine lumine movit
visaque coneussa dicta probare coma.
Fertur in exequias animi matrona virilis
et secum lacrimas invidiamque trahit.
Yulnus inane patet. Brutus clamore Quirites
850 concitat et regis facta nefanda refert.
Tarquinius cum prole fugit. capit annua consul
iura, dies regnis illa suprema fuit. —
Pallimur, an veris praenuntia venit hirundo
nee metuit, ne qua versa recurrat hiems?
855 saepe tamen, Progne, nimium properasse quereris,
virque tuo Tereus frigore laetus erit.
836. ohliti dec: im Gegensatz zu
der Haltung der Lucretia. — 837.
Brutus war auf die Aufforderung
der Lucretia, *ut cum singulis fide-
libus amicis venianf- von GoUatinus,
der ihm zufällig begegnet war, mit-
gebracht worden (Liv. c. 58, 6). —
a. 8, n. fallit: eigentl. ^er macht
fallen {aq)dXXsi,) seinen Namen
(Brutus) durch seinen Geist', d. h.
er straft seinen Namen Lügen. —
839. S. Liv. c. 59, 1: Bruttis Ulis
luctu occupatis cultrum ex vtUnere
Jjucreticte extractum manante cruore
prae se tenens * per h%mc'* inquit
^ castissimum ante regiam iniuriam
sanguinem iuro, vosque, dii, testes
facio, me L, Tarquinium Superbum
cum scelerata coniuge et omni lihero-
rum stirpe ferro, igni, quacunque
dehinc vi possim, exacturum, nee
iUos nee dlium quemquam regnare
Bomae passurum^.
841. per verb. mit hu^nc; in
Schwüren wird oft per von seinem
Kasus getrennt. — 843. profuga
proleptisch. — 844. virtus, die eigene.
— 845. ad verba: bei diesen Worten,
wie ad nomen met. III 245. IV 145.
— ocu2os sine lum. *die lichtleeren
Augen', z. I 111.
846 adnuere visa est. — 847. Vgl.
Liv. c. 59, 3 : elatum domo Lucretiae
corpus in forum deferunt concient-
que miraculo, ut fit, rei 'iiovae atque
indignitate homines; also fertur in
ex. 'sie wird auf das Forum zum
Leichenzuge getragen'. — 848. la>cr.
invidiamque stehn in konkretem
Sinne; übers, 'es folgen ihr'. —
849. vulnus i. p. 'es klafft die leere
Wunde', da der Dolch von Brutus
herausgezogen war, und unterstützt
die Eede desselben.
851. capit annua c. i. vgl. Liv.
n 1, 7: libertatis autem originem
inde magis, quia annuum impe-
rium considare factum est, quam
quod etc. — 852. regnis 'der Königs-
herrschaft'.
853 — 856. Erscheinen der
Schwalbe, die, wie die Nachtigall,
vielfach als Vorbotin des Frühlings
genannt wird. — 854. versa 'sich
wendend'. — 855. Progne — Tereus
z. 627.
122
Ovidi fastorum II 857—864.
lamque duae restant noctes de mense secundo,
Marsque citos iunctis curribus urget equos;
ex vero positum permansit Equirria nomen,
860 quae deus in campo prospicit ipse suo.
iure venis, Gradive: locum tua tempora poscunt,
signatusque tuo nomine mensis adest. —
Venimus in portum, libro cum mense peracto
naviget hinc alia iam mihi Unter aqua.
857—862. 27. Febr. Equirria.
Dies Wettüahren soll von Bomulus
dem Mars zq Ehren eingesetzt wor-
den sein und fand entweder auf
dem campuB Martins statt, oder,
falls dieser überschwemmt war, auf
dem mons Caelius (III 521 f.). Es
wurde wiederholt am 14. März (III
517—522). Preller I S. 361.
858. itmctis * bespannt'. — 859.
ex vero 'nach der Wirklichkeit'. —
860. Der Gott wird in seinem auf dem
Marsfelde stehenden Tempel oder
bei der alten ara Martis sitzend und
den Equirria zuschauend gedacht.
— 861. Gradivus ('der Schreitende')
ist ein häufiges Beiwort des Mars,
hergenommen von dem Sturmschritt
in der Schlacht. — locum in meiner
Dichtung. — 863 f. Der Dichter
schliefst das Buch mit einem oft
angewandten Bilde, z. I 4.
LIBER III.
Bellice, depositis clipeo paulisper et hasta^
Mars, ades et nitidas casside solve comas.
forsitan ipse roges, quid sit cum Marte poetae?
a te, qui canitur, nomina mensis habet.
5 ipse vides manibus peragi fera bella Minervae:
num minus ingenuis artibus illa vacat?
Palladis exemplcf ponendae tempora sume
cuspidis. invenies et quod inermis agas.
Tunc quoque inermis eras^ cum te Romana sacerdos
10 cepit, ut huic urbi semina digna dares.
Silvia Vestalis (quid enim vetat inde moveri?)
Sacra lavaturas mane petebat aquas.
yentum erat ad moUi decliyem tramite ripam:
ponitur e summa fictilis urna coma.
15 fessa resedit humo ventosque accepit aperto
pectore turbatas restituitque comas.
dum sedet, umbrosae salices volucresque canorae
fecerunt somnos et leve murmur aquae.
blanda quies furtim yictis obrepsit ocellis,
20 et cadit a mento languida facta manus.
1 — 160. Herleitung des Mo-
natsnamens März.
1—8. Anrufung des Mars. —
1. Der Helm wird von Soldaten als
Zeichen friedlicher Gesinnung ab-
genommen. — 2. cides: vgl. IV 1:
faioe vati, — nitidas: XmaQcig. —
5 f. 0. ruft den Eriegsgott zu stiidiis
pacia (s. v. 173): auf £esem Gebiet
(novis castriSj v. 174) könne er mit
demselben Rechte erscheinen, mit
dem Minerva auf dem des Kriegs
sich bewege. — 6. s. z. I 526.
9—70. Geburt des Romulus
u. Bemus u. Gründung Bonis.
9. Bomana sacerdos: Bea Silvia,
welche auch Horat. carm. III 9, 8
Bomana nennt. — 10. cepit 'fes-
selte'. — 11. moveri ^ausgehn'. —
12. Neben der Erhaltung des heil.
Feuers war es die Hauptaufgabe der
Yestalinnen mit Wasser, das aus
einer fliefsenden Quelle geholt sein
mufste, den Tempel zu besprengen
und die heil. Gefäfse zu reinigen.
— 13. m. tramite: abl. qualit. zu ded,
ripam. — 14. Sie hatte die Urne nach
Sitte der Bömerinnen, die es noch
heute thun, auf dem Kopfe getra-
gen. — 16. humo: vgl. ponere corpus
{in) humo am. III 11, 10. a. a. II 624.
16. restituitque z. I 44. — 17. vgl.
Hör. epod. 2, 26 ff. — 20. ma/ims, die
bis dahin das Kinn gestützt hatte.
124
Ovidi fastorum
Mars videt hanc visamque cupit potiturque cupita
et sua diviua^ furta fefellit ope.
Somnus abit, iacet ipsa gravis, iam scilicet intra
viscera Bomanae conditor urbis erat.
25 languida cousurgit nee seit, xur languida surgat/
et peragit talis arbore nixar)sonos:
* Utile sit faustumque, precor, quod imagine sornni
vidimus. an somno clarius illud erat?
ignibus Iliacis aderam, cum lapsa capillis
30 decidit ante sacros lanea vitta focos.
inde duae pariter, visu mirabile, palmae
surgunt. ex illis altera maior erat,
et gravibus ramis totum protexerat orbem
contigeratque sua sidera summa coma.
35 ecee mens ferrum patruus molitur in illas
(terreor admonitu, corque timore mieat):
Martia, picus, avis gemino pro stipite pugnant
et lupa. tuta per hos utraque palma fuit.'
dixerat et plenam non firmis viribus urnam
40 sustulit. implerat, dum sua visa refert.
Interea crescente Remo, crescente Quirino,
caelesti tumidus pondere venter erat,
quo minus emeritis exiret cursibus annus^
restabant nitido iam duo signa deo.
21. potitur die gewöhnliche Mes-
sung. — 22. f, fefellit: er verbarg
den Diebstahl (heimlichen Liebes-
genufs), machte, dafs er unbemerkt
blieb, so studio fallente laborem
met. VI 60 und Ähnl. oft.
27. Vgl. die Formel Quod bonum
felix faustumgue sit — imago s,:
Traumbild. — 29. ignibus Iliacis
ad,: sie denkt sich also mit der
Bedienung des heiligen Feuers be-
schäftigt; s. z. I 528. — 30. vitta:
die Vestalinnen trugen um den Eopf
ein diademartiges sechs Haarflech-
ten darstellendes Band, von dem
wiederum auf beiden Seiten andere
Bänder herunter hingen; jenes hiefs
eigentlich infula, diese vittae, doch
wird V. im weiteren Sinne auch
für inf gebraucht. S. Baumeister
Denkm. III S. 2013 f. Vestalinnen,
welche das Gelübde der Keusch-
heit verletzt, wurde die infula ge-
nommen; in dem Heruntergleiten
derselben lag also ein omen (s.
VI 457).
31. inde: ex vitta; vgl. den be-
rühmten Traiun des Astyages bei
Herodot 1 108. — 32. altera mit
Beziehung auf Bomulus; s. II 396. —
34. coma wird das Laub der Bäume
und die Blätter der Blumen oft von
Dichtem genannt (in den Fasten
III 864. IV 438. V216, s. Nauck zu
Hör. carm. IV 7, 2); hier lag das
Bild besonders nahe; vgl. auch I
210. — 35. patruus: Amulius. —
— molitur 'schwingt*, vgl. moliri
hipennem Verg. georg. IV 381.
37. Der Wolf und der Specht
sind dem Mars heilige Tiere. Vgl.
53. 54. — pro stipite: palma, — 39.
non firmis == infiimis.
43. quo minus — exiret — rest:
'dafs das Jahr zu Ende ging, daran
fehlten noch', oder 'das verhinder-
ten 2 Monate', daher quomirvus, —
em, cursibus: 'nach Beendigung sei-
nes Laufes'; der Ausdruck stsunmt
vom Kriegswesen her; vgl. IV 688.
— 44. nitid/us deus: Phoebus. —
Signa sind hier (ebenso 109. 161.
III 21—66.
125
45 Silvia fit mater: Vestae simulacra feruntur
virgineas oculis opposuisse manus.
ara deae certe tremuit pariente ministra,
et subiit cineres territa flamma suos.
Hoc ubi cognovit contemptor Amulius aequi
50 (nam raptas fratri victor habebat opes),
amne iubet mergi geminos. Scelus unda refugit:
in sicca pueri destituuntur humo.
lacte quis infantes nescit crevisse ferino,
et picum expositis saepe tulisse cibos?
55 non ego te, tantae nutrix Larentia gentis,
*nec taceam vestras, Faustule pauper, opes.
vester bonos veniet, cum Larentalia dicam:
acceptus geniis illa December habet.
Martia ter senos proles adoleverat annos,
60 et suberat flavae iam nova barba comae.
Omnibus agricolis armentorumque magistris
Iliadae fratres iura petita dabant.
saepe domum veniunt praedonum sanguine laeti
et redigunt actos in sua rura boves.
65 ut genus audierunt, animos pater editus äuget,
et pudet in paucis nomen habere casis.
675) die 12 Zeichen des Tierkreises
(Aries, Tauras, Gemini, Cancer, Leo,
Virgo, Libra, Scorpius, Arcitenens,
Caper, Amphora, Pisces), welche
die Sonne jährlich zu darchwan-
dem scheint. — 45. Vestae sim.:
dafs es Bilder der Vesta (in ihrem
Heiligtnme) gebe, bezeichnet 0.
VI 295 f. als einen Irrtum.
46. S. VI 614. — 47. ara — tr.:
als Zeichen des Unwillens der Vesta.
Gleiches berichtet 0. auch sonst,
z. B. met. IX 782. XV 671. — 48.
Das Verlöschen der Flamme auf
dem Altar der Vesta galt als Pro-
digium. — 49. aequi: gen. neutr. —
50. opes 'die Macht, Regierung';
das Folg. hatte der Dichter II 385 ff.
ausführlich erzählt.
52. destituuntt4/t sc. ab unda (Liv.
14,6). — 55. Faustulus war nach
der Sage der Hirt, welcher die
beiden Zwillingsbrüder fand (ur-
sprünglich wohl identisch mit dem
guten Gotte Faunus, z. II 267) und
sie seiner Frau Acca (d. h. Mutter)
Larentia zum Aufziehen brachte.
56. opes: (die Unterstützung) qiMS
tulisti Martiae proli. — 57. Das
Fest der Larentia, die Larentalia,
fiel auf den 23. December. — 58.
acceptu>s geniis =» genialis; in den
December fiel nämlich das heitere
Fest der Satumalien, bei dem die
Römer genio suo (z. II 545) indul-
gebant oder bona fadebant, d. h.
ihrem guten Geiste etwas anthaten,
es sich wohl sein liefsen; daher
wird von Virgil georg. I 302 der
ganze Winter genialis genannt,
unten v. 523 ein Fest, bei dem es
fröhlich hergeht, geniale. S. Prell er
I S. 78 f.
61. Auch Faustulus heifst b. Liv.
I 4, 6 ein magister regii pecoris. —
62. iwra d. 'sie sprachen Recht',
wie einst Deiokes bei den Modern.
— 63. s. Liv. I 4, 9. — 64. actos
d. h. geraubten, s. II 370. — 65.
audierunt, z. I 592. — pater editus :
nämlich a Fau^tulo, Mars. Vgl.
met. II 43: Clymene veros edvdit
ortibs, VIII 449. Liv. I 5 f. — ani-
mos äuget 'hebt den Mut'.
66. nomen: prägnant s. z. II 472.
126
Ovidi fastoram
Romuleoque cadit traiectus Amulius ense,
regnaque longaevo restituuntur avo.
Moenia conduntur. quae quamvis parva fuerunt,
70 non tarnen expediit traussiluisse Remo.
lam^ modo qua fueraut silvae pecorumque recessus,
urbs erat^ aeternae cum pater urbis ait:
^Arbiter armorum, de cuius sauguine natus
credor (et ut credar, pignora multa dabo),
75 a te principium Romano dicimus anno,
primus de patrio nomine mensis erit'.
Yox rata fit, patrioque vocat de nomine mensem.
dicitur haec pietas grata fuisse deo.
Et tamen ante omnes Martem coluere priores:
80 hoc dederat studiis bellica turba suis.
Pallada Cecropidae, Minoi'a Creta Dianam,
Vulcanum tellus Hypsipylea colit,
lunonem Sparte Pelppeiadesque Mycenae,
pinigerum Fauni Maenalis or^ caput:
85 Mars Latio venerandus erat, quia praesidet armis.
arma ferae genti remque decusque dabant.
Quod si forte vacas, peregrinos inspice fastos:
mensis in bis etiam nomine Martis erit.
tertius Albanis, quintus fuit ille Faliscis,
— 68. avo: dem Numitor. — 69.
quamvis c. indic, z. II 485. — 70.
s. IV 841 ff., wo die Ermordung des
Remus ausführlich erzählt wird.
71 — 166. Bomulus benennt
den ersten Monat des Jahres
nach seinem Vater Martins
und ordnet das römische Jahr,
das von Numa durch Hinzu-
fügung des Januar und Fe-
bruar vervollständigt wird.
S. Einl. S. 20 f.
72. pater d. h. hier Erbauer,
Gründer, vgl. 1 248 f. — 74. pignora:
'Beweise', nämlich Eriegsthaten ;
vgl. met. 11 90 f. — 77. vox r. f, 'ge-
sagt, gethan'. — 79. Et tamen —
c. pr,: 'jedoch auch die früheren',
nämlich Latiner vor Bomulus. —
ante omnes sc. deos, — 80. sttidiis
'Neigung'.
81—84. Beispiele von besonderer
Verehrung gewisser Gottheiten in
einzelnen Städten. Cecropidae wer-
den die Athener von ihrem alten
König Cecrops genannt. Creta heilst
Minoia von dem mythischen König
M^vmg, die im ägäischen Meere
liegende Insel Lemnos mit ihrem
feuerspeienden Berge Mosychlos
Hypsipylea von ihrer Königin Hy-
psipyle, die nach Ermordung der
Männer von den Frauen zur Königin
gemacht war und dort bei der
Ankunft} der Argonauten herrschte,
Mycenae in Argolis Pelopeiades von
Felops, dem Ahnherrn des berühm-
ten Herrschergeschlechts daselbst;
die Maenalis ora ist Arkadien (z.
II 192). Diana wurde auf Greta
unter dem Namen Diktynna (oder
Britomartis) an vielen Orten ver-
ehrt; Lemnos gilt schon in der
Odyssee (ß' 283) als Lieblingsort
des Vulkan, angeblich (nach der
IL A 593), weil er von Juppiter aus
dem Olymp geschleudert dort nie-
dergefallen und freundlich aufge-
nommen war, ebenso ArgoB, Unagtri
und Mycenae in der Uias z^ 51 als
Lieblingssitze der Juno (s. VI 47
und Anm.); zu v. 84 vgl. 11 271 u. A.
und über die dem Pan (Faunus)
heilige Fichte z. II 275.
86. rem 'Macht'. — 89. Faliscis
III 67—107.
127
90 sextus apud populos, Hernica terra, tuos.
inter Aricinos Albanaque tempora constat
factaque Telegoni moenia celsa manu,
quintum LaurenteS; bis quintum Aequiculus asper,
a tribus hunc primum turba Gureusis habet.
95 et tibi cum proavis, miles Paeligne, Sabinis
convenit: huic genti quartus utrique deus.
Romulus hos omues ut vinceret ordine saltem,
sanguinis auctori tempora prima dedit.
nee totidem veteres, quot nunc, habuere kalendas:
100 ille minor geminis mensibus annus erat.
Nondum tradiderat victas victoribus artes
Graecia, facundum sed male forte genus.
qui bene pugnabat, Romanam noverat artem,
mittere qui poterat pila, disertus erat,
105 quis tunc aut Hyadas aut Pleiadas Atlanteas
senserat, aut geminos esse sub axe polos?
esse duas Arctos, quarum Cynosura petatur
z. I 84. — 90. Die Hernici, ein
sabellisches oder latinisches Volk,
wohnten in dem nach ihnen be-
nannten Gebirge am oberen Laufe
des Trems (eines Nebenflusses des
Liris).
91. Der Ausdruck verkürzt für
inter Aricinorwm Albanorumque et
TeUg. moenium tempora (Zeitbe-
rechnung) constat (herrscht Über-
einstimmung), d. h. in allen drei
Städten war wie in Alba Longa
der März der dritte Monat. Äricia
( j. Ariceia) lag südwestlich von Alba
Longa am Abhang des Albaner-
gebirgs; unter Telegoni moenia kann
man Tusculum , hoch auf einem der
Hügel des Albanergebirgs gelegen,
verstehen oder Praeneste (j. Pale-
strina , 4 Meilen östlich von Rom),
welches steil am Abhänge eines
Berges lag; denn beide Städte
sollen von Telegonus, dem Sohne
des Odysseus und der Circe, ge-
gründet sein. — 93. Laurentes: z.
n 231. — Die Aequiculi oder Aequi
wohnten am Oberlaufe des Anio
und werden auch von Virgil Aen.
VII 746 eine horrida gens genannt.
— 94. a trihus (= post tres) pri-
mum: also den vierten. — tttrba
Cwrensis: z. II 135. — 95. Das
kriegerische Volk der Faeli^i, das
sich von den Sabinern abgezweigt
hatte, wohnte nördlich von Sam-
nium, östlich von den Aequem; in
ihrem Grebiet lag die Geburtsstadt
Ovids, Sulmo.
96. Beide Völker haben (in ihrer
Benennung der Monate) den Gott
an der vierten Stelle, d. h. bei
beiden ist der März der 4. Monat
des Jahres. — 99. kalendas, also
auch Monate.
101. Vgl. Hör. ep. n 1, 156:
Graecia capta ferum victorem cepit
et artes intulit agresti Lotio. —
102. male f. z. I 569. — 103. M. a.
W. : ^gut kämpfen war damals röm.
Kunst'. — 105 ff. schildert 0. die
Unkenntnis der alten Latiner in der
Astronomie, einem notwendigen
Erfordernis zu einer richtigen Ein-
teilung des Jahres. Über die Stern-
bilder der Hyades s. z. V 159, der
Pleiades z. IV 165. Hyadäs nach
Verg. georg. I 138 Pleiadas Hyor-
das; Pleiadas dreisilbig zu lesen.
106. senserat ^ noverai, — sub
axe d. h. an beiden Seiten. — 107.
Die zwei Bären waren deshalb für
die Schiffahrt von der gröfsten Be-
deutung, weil sie stets am Himmel
stehen; von ihnen führt der grofse
neben vielen anderen auch den
Namen ^EXiwq (Drehstem), weil er
eine gewundene Stellung am Him-
mel einnimmt oder Trorpo: xb iUe-
128
Ovidi faatorum
Sidoniis, Helicen Graia carina notet?
signaque quae longo frater percenseat anno,
110 ire per haec uno mense sororis equos?
libera currebant et inobservata per annum*
sidera, constabat sed tarnen esse deos.
non Uli caelo labentia signa tenebant,
sed sua, quae magnum perdere crimen erat.
115 illa quidem faeno, sed erat reverentia faeno
quantam nunc aquilas cernis habere tuas.
pertica suspensos portabat longa maniplos,
unde maniplaris nomina miles habet.
Ergo animi indociles et adhuc ratione carentes
120 mensibus egerunt lustra minora decem.
annus erat, decimum cum luna receperat orbem.
hie numerus magno tunc in honore fuit,
seu quia tot digiti, per quos namerare solemus,
seu quia bis quino femina mense parit,
125 seu quod adusque decem numero crescente venitur,
principium spatiis sumitur inde novis.
üsa&ai xal axQsxpsa&oci nsql xov
noXov, Tjzoi ä^ova, der kleine auch
den Namen Kvvos ovquj weil er
wie ein Hand den Schwanz nach
oben gekrümmt trägt; s. Scbol. z.
Arat. V. 36 p. 66 Bk. — 108. Si-
, donii eigentlich die Einwohner der
gröfsten Stadt Phöniziens Sidon,
dann die sämtlichen Phönizier,
ebenso v. 649. — notet 'merkt'.
Zur Sache vgl. Arat. 37: ^ElUfj ys
filv avdQtg 'Axcciol slv aAl tsufiaL-
qovTai Tva. XQV "^«S ayivsLV tij d*
aga ^o£vi%sq niavvoL nsqocaat d'd-
Xaaaav x. z. X. (wo die Phönizier
auch 2i86vioi genannt werden).
German. 40 ff. Hygin. p. a. II 2. —
109. Signa: z. 44. — frater: Phoe-
bus der Sonnengott, soror, Diana
die Mondgöttin.
111. libera: weil inobservata, denn
durch das Ausmessen des Laufes
werden die Gestirne gewissermafsen
an ihn gebunden. — 112. Dafs die
Sterne Götter seien, nahmen auch
mehrere alte Philosophenschulen
an; vgl. V. 460 und met. I 72: neu
regio foret ulla suis animantibus
orba, astra tenent caeJeste solutn for-
tnaeque deorum. — 113. labentia =
decurrentia, — caelo l. s, teneba/nt:
animis. sed sua: signa militaria
manibus. — 114. m. crimen: oaoi
xa at^fisCa dnoXioXiiiseav , ot (ihv
nsXsusi tovs ccvxsvag dnBHowriaaVj
Ol dl ^vXoig naiofisvoi discp^dgriaav'
in 91 Tov aXXov nXrfd'ovg a^ro Ss-
nddog SHoiavTig slg avng o Xaxoiv
kXtiqo} ngo xmv äXXoav ans^vfiansv
avxri ^PcDfiaioig Tcdtgiog iati worra
zcav Xinovtoav rdg xd^sig rj ngosfii-
vcav rag Griptsiag 17 HoXaaig. Dionys.
IX 50. — 115. Der manipulus ist der
3. Teil einer Kohorte, so genannt
von dem Heubündel (m. von manus
und pleo)^ welches in der ältesten
Zeit den Abteilungen als Feld-
zeichen vorangetragen wurde; die
Legionen hatten seit Marius alle
(silberne) Adler als Zeichen.
116. tua>s: ÄugiMti. — 119. indo-
ciles = indocti. — ratio ^wissen-
schaftliche Erkenntnis'. — 120. Das
Lustrum, die Zeit, welche von einer
Schätzung des Volkes bis zur andern
verging, wird in den Fasten zu
5 Jahren gerechnet (s. Anh. zu 165),
sodafs, da damals noch Januar und
Februar dem Jahre fehlten, das
Lustrum um 10 Monate zu kurz war.
121. rec, orbem =inplerat cornibus
orbem II 175. — 124. s. I 33. 34. —
125. num, crescente: beim Zählen.
126. spatiis novis: für einen neuen
Zahlenraum (Dekade), indem man
wieder mit der Eins anfängt. —
m 108—143.
129
inde patres centum denos secrevit in orbes
• Bomulus hastatos instituitque decem,
et totidem prineepS; totidem pilanus habebat
130 Corpora, legitimo quique merebat equo.
quin etiam partes totidem Titiensibus ille,
quosque vocant Ramnes, Luceribusque dedit.
adsuetos igitur numeros servayit in anno,
hoc luget spatio femina maesta virum.
135 Neu dubites, primae fuerint quin ante kalendae
Martis, ad haec animum signa referre potes:
laurea, flaminibus quae toto perstitit anno,
toUitur, et frondes sunt in honore novae.
ianua tunc regis posita viret arbore Phoebi;
140 ante tuas fit idem, curia prisca, fores.
Vesta quoque ut folio niteat velata recenti,
, cedit ab Iliacis laurea cana focis.
adde, quod arcana fieri novus ignis in aede
127. inde: quia ille numerus magno
tunc in honore fuit — orbes =«
Corpora v. 130, partes v. 131. —
128. 7iasta;to8 sc. orbes. 0. überträgt
hier fälschlich die militärischen
Emrichtnngen aus der Blütezeit
der Republik, wie sie zu des Po-
lybiuB Zeit bestanden, zu seiner
Zeit aber (seit Marius) nicht mehr,
auf die Zeit des Bomulus. Damals
also stand die Legion in 3 Gliedern,
denen der hastati, principes und
triarii, und zwar in jedem Gliede
10 manipuli. Die Aufstellung in
der Eönigszeit, die in der Bepublik
vielleicht bis auf Camillus fortbe-
stand) war die der Phalanx; vgl.
Varro d. 1. 1. V 89: Hastati dieti,
qui primi hastis (lange Spiefse, ur-
sprünglich zum Stofskampf einge-
richtet) pugnaboMt, pilani, qui pilis
(z. II 11), principes, qui a principio
gladiis. — pilani triarii quoque dicti,
quod in acie tertio ordine extremis
subsidio deponebantu/r. — 130. Die
Reiterei war von Bomulus in 10
turmae eingeteilt, jede zu 30 Mann ;
sie dienten alle equo publico (legi-
timo) d. h. das Pferd wurde ihnen
vom Staate geliefert.
131. Das römische Volk zerfiel in
3 Tribus, die Bamnes (angeblich
benannt nach Bomulus), Tities (von
Titns Tatius) und Luceres (von un-
gewisser Ableitung, Liv. I 13, 8),
Ovids Fasten.
jede Tribus in 10 curiae. — 134.
Der Y. gehört inhaltlich noch zu
den 127—132 aufgezählten Anwen-
dungen der Zahl 10. S. I 35. 36.
137. Der dem Apollo heilige Lor-
beer {arbos Phoebi) hatte eine ent-
sündigende, reinigende Kraft, s.
Plin. n. h. XV 127: Lau/rus trium-
phis proprie dicatwr, vd gratissima
domibus, ianitrix Caesarum pon-
tificumque. sola et domos exiornai et
ante limina excubat. — 139. Der rex
{sacrificülus , z. I 333) hatte seine
Amtswohnung am oberen £nde der
Sacra via (nicht in der Begia un-
mittelbar am Vestatempel, dem
Amtslokal des Pontifex maximus).
— 140. curia pr. kollektiv; die cimcte
veter es, die Versammlungsorte von
vier Kurien (z. II 513), lagen an der
Ostspitze des Palatins in der Nähe
des Triumphbogens des Constantin.
141. Vesta: d. h. ihr Tempel. —
142. Über die Iliaci foci und die
arcana aedes z. I 528. — cana im
Gegensatz zu recenti, — 143. Das
Feuer der Vesta nicht erlöschen zu
lassen war die heiligste Sorge der
Vestalinnen; auch am I.März durfte
es nicht an einer anderen Flamme
angebrannt werden, sondern mufste
entweder an der Sonne entzündet
oder so erzeugt werden, dafs man
ein Stück Holz von einem frucht-
tragenden Baume so lang bohrte»
9
130
Ovidi fastomm
dicitur, et vires fiamma refecta capit.
145 nee mihi parva fides^ annos hinc isse priores ,
Anna quod hoc coepta est mense Perenna coli»
hinc etiam veteres initi memorantur honores
ad spatium belli, perfide Poene, tui.
denique quintus ab hoc fuerat Quintilis, et inde
150 incipit, a numero nomina quisquis habet.
Primus, oliviferis Eomam deductus ab arvis,
Pompilius menses sensit abesse duos,
sive hoc a Samio doctus, qui posse renasci
nos putat, Egeria sive monente sua.
155 Sed tarnen errabant etiamnunc tempora, donec
Gaesaris in multis haec quoque cura fuit.
non haec ille deus tantaeque propaginis auctor
credidit officiis esse minora suis
promissumque sibi voluit praenoscere caelum
160 nee deus ignotas hospes inire domos.
ille moras solis, quibus in sua signa rediret,
traditur exactis disposuisse notis.
is decies senos ter centum et quinque diebus
iunxit et e pleno tempora quinta die.
bis es brannte. Preller II S. 167.
— 145. ftdes 'Beweis'.
146. Über Anna Perenna und ihr
Fest 8. 523 ff. — coepta est coli: d. h.
man ficg in der alten Zeit an es im
März zu thun und thut es jetzt noch.*
— 147. veteres honores : die Ehren-
ämter in der Vorzeit. — 148. Die Mei-
nung O.s über den früheren Termin
des Amtsantritts der Konsuln ist
irrig: derselbe war bis zur Mitte des
5. Jahrh. d. St. schwankend und will-
kürlich und wurde erat etwa seit dem
J. 222 V. Chr. fixiert; dann erfolgte
der Antritt zuerst am 15. März, seit
153 V. Chr. am 1. Januar. Wir wer-
den also hier an die Zeit des dritten
Krieges mit denPuniem, deren Treu-
losigKeit sprichwörtlich war {per-
fidia plus quam Punica sagt Liyius
XXI 4, 9 von Hannibal), zu denken
haben. — 149. fuerat Q. : denn der
Quintilis hiefs damals nach Julius
Cäsar: Julius. — inde: a.m,Quintili;
gemeint sind die Monate Sextilis,
September — December.
151. Numa Pompilius stammte
aus der Sabinischen Stadt Cures,
von wo er nach Rom auf den Thron
geholt wurde. Das Sabinerland war
besonders reich an Oliven. — 152.
abesse: im Verhältnis zur Umlaufs-
zeit der Sonne. — 153. Der Philo-
soph Pjthagoras aus Samos, der
die Seelenwanderung lehrte, wird
oft fälschlich (einen inveteratus
error nennt es schon Cicero de re p.
II 15, 29) als Lehrer des Numa an-
gegeben. — 154. Über^^fma z. 261.
— 155. S. Einl. S. 22 f. — errabant
^ waren in Unordnung'. — 156. haec
cura: z. II 224. — 157. deus: z. 703.
— 159. 0. meint in geschickter
Weise schmeichelnd Cäsars Beschäf-
tigung mit der Himmelskunde; spä-
tere Griechen berichten sogar, dafs
er in Alexandria spezielle Studien
in der Astronomie gemacht habe.
— 160. hospes ^fremd'.
161. Indem Cäsar genau (exactis
notis) nach Kalendertagen die Zeit
bestimmt, welche die Sonne in j e -
dem Jahre in den einzelnen Zeichen
des Tierkreises (signa, s. z. 44) zu-
bringt (moras solis), zv^ingt er die
Jahresrechnung mit dem Sonnen-
lauf immer in Einklang zu stehen.
— 164. e pl. t quinta d.: d. i. den
5. Teil von einem vollen Tage,
freilich ein Irrtum des Dichters.
III U4— 190.
131
165 hie anni modus est. in lusirum accedere debet^
quae consummaiur partibus, una dies.
*Si licet occultos monitus audire deorum
yatibus^ ut certe fama licere putat^
cum sis officiis, Gradive, virilibus aptus,
170 die mihi, matronae cur tua festa eolant'.
sie ego. sie posita dixit mihi casside Mavors,
sed tamen in dextra missilis hasta fuit:
*Nune primum studiis paeis, deus utilis armis,
advoeor et gressus in nova eastra fero.
175 nee piget ineepti. iuvat hae quoque parte morari,
hoc solam ne se posse Minerva putet.
disee, Latinorum vates operose dierum,
quod petis, et memori peetore dicta nota.
Parva fuit^ si prima velis elementa referre,
180 Roma, sed in parva spes tamen huius erat,
moenia iam stabant, populis angusta futuris,
credita sed turbae tunc nimis ampla suae.
quae fuerit nostri, si quaeris, regia nati,
aspice de canna straminibusque domum.
185 in stipula placidi capiebat munera somni,
et tamen ex illo venit in astra toro.
iamque loco maius nomen Eomanus habebat:
nee coniunx illi, nee socer ullus erat,
spernebant generös inopes vieinia dives,
et male eredebar sanguinis auetor ego.
190
— 165. IrjLstrum: zu 6 Jahren ge-
rechnet 8. z. v. 120. — 166. Der
eine Tag, welcher aus den 5 Fünftelu
zusammengerechnet wird.
167—398. 1. März.
167—258. Matronalia, das Fest
der röm. Hausfrauen zu Ehren der
Juno Lucina, gefeiert am 1. Tage
des neuen Jahres, weil J. Luc. die
Göttin des Lichts und der Geburt
war. Die Feier beschränkte sich
auf die Familie, indem die Männer
die Frauen beschenkten, die Frauen
die Sklaven bewirteten. Preller I
S. 274 f. 841.
167. monitus: z. I 467. — 168.
Die vates sind eigentlich die alten
heiligen Sänger^ Barden. — 169.
cum — aptus ist der Nebens. von
matronas — cölant, — o/f. virilia:
die (religiösen) Dienstleistungen der
Männer. — Gradive: z.. II 861. —
173. utilis * geschickt', vgl. Hör.
carm. I 12, 42: Curius utilis hello
und oben v. 6 f. — 174. gressus
mit BeziehuDg auf Gradive, — 177.
= 1 101. — 178. memori: die in den
Texten allein vorkommende Form.
179—230. Als ersten Grund für die
Feier der Matronalia am ersten Tage
seines Monats erzählt Mars die Her-
stellung des Friedens zwischen den
Bömem und den Sabinern durch
die Dazwischenkunft der Frauen.
180. huius: deiktisch mit Be-
ziehung auf das gegenwärtige ge-
waltige Rom. — 181. popvUis: z. I
38. — a/ngusta ^zu eng'. Seyffert
§ 197, 1 A. VgL Liv. I 8, 4 : cre-
scebat interim urbs mimitiontbus alia
atque alia adpetendo loca, cum in
spem magis futurae multitudinis
quam ad id, quod tum homimtm erat,
mu/nirent. -r- 184 f. S. 1 199. 205 und
Anm. z. I 199. — 189. spernebant: z.
II 657. — 190.male: vix, ^nicht recht'.
9*
132
Ovidi fastomin
in stabulis habitasse et oves pavisse nocebat
iugeraque inculti pauca tenere soll,
cum pare quaeque suo coeunt volucresque feraeque,
atque aliquam, de qua procreet, anguis habet;
195 extremis dantur conubia gentibus: at quae
Romano vellet nubere, nulla fuit.
indolui, patriamque dedi tibi, Romule, mentem.
** tolle preces'*, dixi "quod petis arma dabunt.
festa para Conso — " Consus tibi cetera dicet
200 illo facta die^ dum sua sacra canes.
intumuere Cures et quos dolor attigit idem.
tum primum generis intulit arma sdcer.
iamque fere raptae matrum quoque nomen habebant,
tractaque erant longa bella propinqua mora:
205 conveniunt nuptae dictam lunonis in aedem,
quas inter mea sie est nurus orsa loqui:
*'0 pariter raptae (quoniam hoc commune tenemus),
non ultra lente possumus esse piae.
stant acies. sed utra di sint pro parte rogandi,
210 eligite. hinc coniunx, hinc pater arma tenet.
quaerendum est^ viduae fieri malimus an orbae.
consilium vobis forte piumque dabo",
consilium dederat. parent crinisque resolvunt
maestaque funerea corpora veste tegunt.
215 lam stabant acies ferro mortique paratae.
191 f. Grund zur Verachtung bei
den Nachbarn. — 197. patriam m.:
nämlich kriegerischen. — 199. Con-
sus wird von den römischen Ge-
lehrten meist (freilich sprachlich
unrichtig) mit consilium zusammen-
gebracht, und zwar soll Bomulus
als Dank für die geheimen Bat-
schläge, die er ihm gegeben, die-
sem Gotte zu Ehren die Spiele yer-
anstaltet haben. Richtiger wird er
unter Ableitung von condere 'ber-
gen' für einen der chthonischen
Götter, die ja nach der Meinung
der Römer zugleich Fruchtbarkeit
verleihen, angesehen: so ist auch
der Zusammenhang mit dem Raub
der Sabinerinnen erklärt. Freller
n S. 23. — 200. Die Erzählung
Yom Raube selbst verspart sich 0.
auf den 21. August, den Tag der
Gonsualia (sua i. e. Const), wo ihn
der Gott Consus selbst berichten soll.
. 201. Cures: z. II 135. Vgl. Liv.
J 10, 2: Caeninenses Qrustuminique
et Antemnates erant, ad quos eius
iniv/rias pars pertinebat. — 202.
Später bekriegte Cäsar seinen
Schwiegersohn Pompejus. — 203.
fere 'in der Regel'. — 204. 6. prop,
'Verwandtenkrieg'. — 206. dictam
= constitutam, 'verabredet', met.
IV 95.
206. nurus: Hersilia, die Gattin
des Romulus, s. Preller I S. 275. 372.
— 208. lente — piae d. h. wir kön-
nen nicht mehr die Pflichten der
Verwandtschaft erfüllen, ohne zu
handeln; die wahre pietas bedarf
jetzt eines forte consüium,
211. Vgl. Liv. I 13, 8: 'melius
perihimus quam sine alteris vestrum
viduae aut orbae vivemus\ — 213.
consilium dederat: der Dichter teilt
das cons. hier nicht mit, um eine
Wiederholung zu vermeiden und
den Leser zu spannen. Aufgelöste
Haare (passi er. z. I 645) und
dunkle El^ider sind Zeichen der
Trauer.
m 191—244.
133
iam lituus pugnae Signa daturus erat:
cum raptae veniunt inter patresque virosque,
inque sinu natos^ piguora cara, teneut.
ut medium campi passis tetigere capillis,
220 in terram posito procubuere genu,
et quasi sentirent^ blando clamore nepotes
tendebant ad avos bracchia parva suos.
qui poterat, clamabat avurn^ tunc denique yisum^
et qui vix poterat, posse coactus erat.
225 tela yiris animique cadunt, gladiisque remotis
dant soceri generis accipiuntque manüs
laudatasque tenent natas^ scutoque nepotem
fert avus. hie scuti dulcior usus erat.
Inde mei primas mensis celebrare kalendas
230 Oebaliae matres non leve munus habent.
Aut quia, committi strictis mucronibus ausae^
finierant lacrimis Martia bella suis,
vel quod erat de me feliciter Ilia mater,
rite colunt matres sacra diemque meum.
235 Quid; quod hiems adoperta gelu tunc denique cedit,
et pereunt lapsae sole tepente nives,
arboribus redeunt detonsae frigore frondes,
vividaque in tenero palmite gemma tumet,
quaeque diu latuit, nunc se qua toUat in auras,
240 fertilis occultas invenit herba vias?
nunc fecundus ager, pecoris nunc hora creandi,
nunc avis in ramo tecta laremque parat,
tempora iure colunt Latiae fecunda parentes,
quarum militiam votaque partus babei
216. Der lituus ist eine lange
gerade, am Ausgang gekrümmte
Trompete von hohem Tone, eigent-
lich das Instrument der Reiterei,
hier überhaupt Schlachttrompete.
Abbild, nach einem erhaltenen In-
strument bei Baumeister, Denkm,
III S. 1660. — 219. Liv. I 18, 1:
Tum Sabinae mulieres — crinibus
passis sdssaque veste victo mälis
muliebri pavore ausae se inter tela
volantia inferre, ex iransverso im-
petu facto dirimere infestas acies. —
medium c: die Mitte des Schlacht-
feldes.
221. sentirent ^verständig wären*.
— 224. coactus erat: a matre, —
230. Oebaliae m.: die Römerinnen
als geraubte Sabinerinnen, s. z.
I 260.
231 f. 2. Grund, commt^' reflexiv.
— 233 f. 3. Grund. — 236 — 244.
4. Grund. Mars, als Gott der Be-
fruchtung, erscheint vielfach als
Frühlingsgott. Preller I S. 339 f.
Mit der Schilderung des Frühlings
vgl. I 151 ff. — 236. lapsae* nives,
die zerfliefsenden Schneemassen ;
labi wird oft vom Fliefsen des Was-
sers gesagt. — 237. detonsae: das-
selbe Bild wie v. 34. — 238. Zum
Teil = I 162. — 240. herba z. I
154. — occultas: vgl. die caeca spi-
ramenta b. Verg. georg. I 89.
242. In sinniger Weise überträgt
der Dichter menschliche Verhält-
nisse auf das Leben der Vögel;
ähnl. Verg. georg. IV 43. 156. S. z.
I 478. — 244. d. h. der partus ist
ihre militia und auf ihn beziehen
134
Ovidi fastorum
245 Adde, quod excubias ubi rex Bomanus agebat^
qui nunc Esquilias nomina coUis habet;
illic a nuribus lunoni templa Latinis
hac sunt; si memini, publica facta die.
Quid moror et variis onero tua pectora causis?
250 eminet ante oculos^ quod petis^ ecce tuos.
mater amat nuptas: matrem mea turba frequentat.
haec nos praecipue tarn pia causa decet'.
Ferte deae flores! gaudet florentibus herbis
haec dea: de tenero cingite flore caput!
255 dicite *Tu uobis lucem, Lucina, dedistü'
dicite *Tu voto parturientis ades!'
Si qua tarnen gravida est, resolute crine precetur,
ut solvat partus moUiter illa suos. —
Quis mihi nunc dicet, quare caelestia Martis
sich ihre vota; vgl. II 9. heroid.
11, 48: Bttdis ad partus et nova
miles eram, — 245 — 248. 5. Grund.
S. über den 376 v. Chr. erbauten
Tempel der Juno Lucina z. II 435.
Die Etymologie yon Esquüiae bringt
neben einer andern von excolere
auch Varro d. 1. 1. V 49: Secundae
regionis Esquiliae. dlii has scripsere
ab exeubiis regis dictas. An einen
bestimmten König, der dort angeb-
lich sein Lager gehabt und für die
Stadt Wache gehalten, hat 0. kaum
gedacht.
246. Esquilias: der Name steht
wie oft in demselben Kasus wie
nomen. — 247. nuru>s: z. II 434. —
249—258. 6. Grund mit der Auf-
forderung die «Tuno Lucina zu feiern.
251. matrem: übers, ^die Mutter
ist es, welche' (nicht ich). — mea
t»: d. h. die Martia, Bomana t. —
252. Diese causa nennt Mars eine
pia (nämlich yon seiner Seite, z. I
627), weil er so alle Ehrenbezeu-
gungen Yon sich ab- und seiner
Mutter Juno, ^quae amat nuptas^,
zuweist. — 253. florentibus herbis
wie Verg. ecl. 9, 19. Blumen an die-
sem Festtag erwähnt auch Horaz
carm. III 8, 2. — 255. z. II 435.
449 f. — 257. Vgl. Serv. z. Verg.
Aen. IV 518: lu/nonis Lucinae Sa-
cra non licet accedere nisi solutis
nodis; s. z. V 432. Preller I S. 273.
259—392. Fest der Salier und
seine Einrichtung durch
Numa. Die Salier, ein altitalisches
Institut, welches sich in mehreren
Städten nachweisen läTst, hatten
ihren Namen a saliendo (y. 387),
von dem kriegerischen Waffentanz,
den sie durch die Stadt hindurch
aufführten (vgl. den Tanz der Ku-
reten und den Schwerttanz der
Germanen); sie teilten sich in zwei
Kollegien, von denen das ältere
(aus 12 Mitgliedern adliger Ge-
schlechter bestehend) seinen Sitz
auf dem Falatin hatte, sich daher
das der Palatini nannte und seinen
Ursprung auf Numa zurückführte,
während das andere das der Ago-
nales, Agonenses oder CoUini hiefs
und von Tullus Hostilius gestiftet
sein soll. Sie begannen ihre Um-
züge zu Ehren des Mars am 1. März
und wiederholten sie mehrmals in
diesem Monat; ihr Kostüm war halb
kriegerisch, halb priesterlich (Liy.
I 20, 4), in der linken trugen sie
die ancilia {^caelestia arma* v. 373),
auf welche sie beim Tanze (in tri-
pudiö) mit Stäben schlugen. Die
Lieder, welche sie dazu sangen,
galten in ihrem ältesten Kerne als
Numanisch und wurden als die
ältesten Denkmäler der römischen
Poesie und Sprache angesehen. Sie
begannen mit der Anrufung der
römischen Götter und der Helden
der Vorzeit, zu denen seit Augustus
die Namen der Kaiser und einzel-
ner ihrer Angehörigen zugefügt
m 245—272.
135
260 arma ferant Salii Mamuriumque canant?
nympha, mone, nemori stagnoque adoperta Dianae,
nympha^ Numae coniunX; ad tua facta veni.
Yallis Äricinae silva praecinctus opaca
est lacus, antiqua religione sacer.
265 hie latet Hippolytus furiis direptus equoruni;
unde nemus nullis illud aditur equis.
licia dependent; longas yelantia saepes,
et posita est meritae multa tabella deae.
saepe potens voti, frontem redimita coroniS;
270 femina lucentes portat ab urbe faces.
regna tenent fortes manibus pedibusque fagaces,
et perit exemplo postmodo quisque suo.
wurden, und schlössen mit der An-
rnfdng des Mamuriiis Veturius, der
zn dem vom Himmel gefallenen
ancile die andern 11 von täuschen-
der Ähnlichkeit gefertigt haben
soll, übrigens einer Figur der Sage;
denn ursprünglich ist Mamurius der
Gott Mamers oder Mars und die
ganze Sage von dem Schmied ist
nur erfunden, um den nicht mehr
verstandenen Namen zu erklären.
S. Marquardt S. 410 ff. Preller
S. 346 ff. 355 ff.
261. nympha: Egeria, eine Quell-
nymphe und eine der Camenae
{Casmenae, Carmenae v. Carmen),
d. h. Wahrsagerinnen, denn dem
Wasser legte man die Gabe der
Weissagung bei; sie wurde verehrt
in dem wasserreichen Haine vor
der porta Gapena und an dem durch
seine landschaftliche Schönheit
hochberühmten See (ßtagnum) von
Nemi in dem Haine der Diana von
Aricia (z. v. 91), wo jetzt das Städt-
chen Nemi liegt, und zwar erzählte
die Sage, dafs sie von Diana, weil
sie nach dem Tode ihres Gemahls
Numa zu viel geklagt und den
Dienst der Göttin dadurch gestört
habe, in eine Quelle daselbst ver-
wandelt worden sei, met. XV482ff.,
daher heifst sie Werborgen im
Hain (nemori Abi.) und im See der
Diana',, wie met. XV 488: Vallis
Äricinae densis latet abdita silvis.
Preller I S. 313 f. IT 129. — 262. ad
t f. veni: d. h. hilf mir, wenn ich
dein Werk besinge; vgl. met. I 1 f.
— 265. In dem Haine der Diana
wurde neben ihr noch ein Dämon
Virbius verehrt, der später mit
dem Sohne des Theseus Hippolytus
identifiziert wurde. Dieser war von
seiner Stiefmutter Phädra, da er
ihre Liebe nicht erwidert hatte,
bei seinem Vater verleumdet und
auf dessen Wunsch von den durch
Poseidon scheu gemachten Rossen
zu Tode geschleift worden; nach
einer späteren Sage wurde er von
Asklepios wieder zum Leben er-
weckt und von Diana in ihren
Hain nach Aricia entrückt, dort
aber verborgen gehalten, um nicht
den über die Wiederbelebung ent-
standenen Neid noch zu vermehren
(VI 737 ff. met. XV 497 ff. Verg.
Aen. VII 761 ff.). S. Preller I S. 3 14 f.
266. S. Verg. Aen. VII 778 f. —
267. Binden, Kränze und Votiv-
tafeln an den Tempelwänden oder
an heiligen Bäumen aufzuhängen
war ein gewöhnliches Zeichen der
Dankbarkeit bei Erhörung der Bitte
(met. VUI 713 f.; 736 f.). — 268.
meritae sc. multam täbellam (z. II
629); vgl. TibuU. I 3, 28: Picta
docet templis multa tabella tuis. —
269. potens v, = conpos v, (V 268).
— 270. Den gleichen Brauch mit
Fackeln in den Hain der Diana
von Rom aus zu ziehen erwähnt
Properz (II 30 [32], 9).
271. Oberpriester im Haine der
Diana (rex nemorensis) war ein
flüchtiger Sklave {pedibus fugax\
der seinen Vorgänger im Kampfe
136
Ovidi fastomm
defluit incerto lapidosus murmure rivus:
saepe^ sed exiguis haustibus, inde bibi.
275 Egeria est^ quae praebet aquas^ dea grata Camenis.
illa Numae coniunx consiliumque fuit.
Principio nimium promptos ad bella Quiritis
molliri placuit iure deumque metu.
inde datae leges, ne firmior omnia posset^
280 coeptaque sunt pure tradita sacra coli.
exuitur feritas^ armisque potentius aequum est^
et cum cive pudet conseruisse manus.
atque aliquis^ modo trux^ visa iam vertitur ara,
yinaque dat tepidis farraque salsa focis.
285 Ecce deum genitor rutilas per nubila flammas
spargit et efifusis aethera siccat aquis.
non alias missi cecidere frequentius ignes.
rex pavet, et vulgi pectora terror habet,
cui dea *Ne nimium terrere! piabile fulmen
290 est' ait, 'et saevi flectitur ira lovis.
sed poterunt ritum Picus Faunusque piandi
tradere^ Romani numen utrumque soli.
nee sine vi tradent: adhibeto yincula captis'.
atque ita, qua possint^ erudit^ arte capi.
295 Lucus Aventino suberat niger ilicis umbra,
erschlagen hatte. — 273. Die Quelle
hatte die Kraft dem Trinkenden
die Gkibe der Weissagung und Dich-
tung zu verleihen (z. 261). — incerto:
nicht bestimmt zu erkennen, also
leise. — 274. exiguis haustibiM: Aus-
druck der Bescheidenheit. — 276.
dea gr, Cam.: denn sie war selbst
eine Gamene.
276. consilium :in konkretem Sinne
wie bei uns: 'Rat*. — 277. Vgl.
Liv. I 19, 1 über Numa: urhem no-
vam conditatn vi et armis, iure eam
legibusque ac morihus de integro
condere parat Dion.II 62 : svasßsiccv
V71V, — 278. placuit sc. Numae. —
279. Es wird also das Faustrecht ab-
feschafft. — 2S0. pure ^pie (Tibull.
3, 26).
281. aequum Subj. — 283. verti-
tur Verändert sich'; hört auf ein
trux zu sein. — 284. farra salsa
d. i, mola salsa (z. I 128. 338).
Mit y. 286 kommt 0. erst zu sei-
ner eigentlichen Aufgabe und er-
zählt y. 286—348 die Klugheit des
Numa, infolge deren sich Juppiter
mit unblutigen Opfern bei der Süh-
nung yon Blitzen, den Zeichen sei-
nes Zornes, zufrieden erklärt.
286. aeth. siccat: macht wasser-
leer den Himmel. — 287. Vgl.
Verg. georg. I 487: non cUias (als
nach Cäsars Tode) caelo ceciderunt
plura sereno fulgura, — 289. dea:
Egeria.
291. Picus und Faunus sind alt-
italische Berg- und Waldgottheiten
(y. 315), welche die Gabe der Weis-
sagung besafsen (IV 649 ff. Verg.
Aen. VII 81. Preller I S. 375 ff.
379 ff.). — 293. Vgl. Hom.Od.d 383ff.
fast. I 367 ff. Verg. georg. IV 396 ff.
— 295. Auch Plutarch Num. 16
schildert den Ay entin als damals
unbewohnt und reich an Wasser
und Wald (ygl. II 166 und Anm.);
in Wäldern aber, unter denen die
Eichwälder als yorzugsweise heilig
galten, glaubten sich die alten
Römer den Göttern besonders nahe ;
ygl. am. III 1, 1. III 13, 7. Senec.
ep. 41, 3. Preller I S. 68 f. 107 f.
III 273—330.
137
quo posses viso dicere ^numen inest!'
in medio gramen ^ muscoque adoperta yirenti
manabat saxo yena perennis aquae.
inde fere soli Faunus Picusque bibebant.
300 huc venit et fonti rex Numa mactat ovem
plenaque odorati disponit pocula Bacchi
cumque suis antro conditus ipse latet.
Ad solitos yeniunt silyestria numina fontes
et releyant multo pectora sicca mero.
305 yina quies sequitur. gelido Numa prodit ab antro
yinclaque sopitas addit in arta manus.
Somnus ut abscessit^ pugnando yincula temptant
rumpere: pugnantes fortius illa tenent.
tunc Numa: *Di nemorum^ factis ignoscite nostris^
310 si scelus ingenio scitis abesse meo^
quoque modo possit fulmen^ monstrate^ piari'.
sie Numa. Sic quatiens comua Faunus ait:
* Magna petis nee quae monitu tibi discere nostro
fas sit. habent finis numina nostra suos.
315 di sumus agrestes et qui dominemur in altis
montibus. arbitrium est in sua tela loyi.
hunc tu non poteris per te deducere caelo^
at poteris nostra forsitan usus ope'.
dixerat haec Faunus. par est sententia Pici.
320 *Deme tamen nobis yincula', Picus ait,
'luppiter huc yeniet, yalida perductus ab arte.
nubila promissi Styx mihi testis erit'.
emissi laqueis quid agant, quae carmina dicant
quaque trahant superis sedibus arte loyem,
325 scire nefas homini. nobis concessa canentur
quaeque pio dici yatis ab ore licet.
Eliciunt caelo te, luppiter, unde minores
nunc quoque te celebrant Eliciumque yocant.
constat Ayentinae tremuisse cacumina silyae,
330 terraque subsedit pondere pressa loyis.
308. /*. üla tenent: weil sie darch
die Gegenwehr die Ketten nur fester
ziehen. — 312. cornua: z. II 268.
— 313. monitu: z. I 467. — 314.
numina * Walten*.
316. tela: die Blitze, welche dem
Jnpp. die Cyklopen schmiedeteD.
— lovi: 'nur dem J.'. — 317. de-
ducere die y. propr. bei Beschwö-
rungen. — 322. nubila St 'der
dunükle St.; über den Schwur s.
Hom. II. O 37 : xal rö ncctBißofisvov
Ikvyog vdatQ^ og ts fiiyiarog oqyiog
dsivotatog ts niXsi fiaytaQsaai d'sot-
aiv (=s Od. s 185). — 323. carmina:
z. II 426. — 325. nobis gehört zu
concessa und zu canentwr,
327. minores: posteri. — 328. Eli-
cius wird also Jupp. von 0. ge-
nannt ^quia elicitur^ (etwas anders
Liv. I 20, 7, nur allgemein ^äb eli-
ciendo^ Varr. de 1. 1. VI 94): er
hatte seinen Altar auf dem Aventin,
Becker I S. 450. — 329. z. II 439.
— 330. S. I 668.
138
Ovidi faetornm
corda micant regis^ totoque e pectore sanguis
fugit; et hirsutae deriguere comae.
ut rediit animus^ ^Da certa piamina' dixit
*falminis, altorum rexque paterque deum,
335 si tuä contigimus manibus dpnaria puris^
hoc quoque^ quod petitur^ si pia lingua rogat'.
adnuit oranti^ sed verum ambage remotum
abdidit et dubio terruit ore virum.
^Caede caput' dixit. cui rex *Parebimus' inquit:
340 *caedenda est hortis eruta cepa meis/
addidit hie ^hominis'. ^Sumes' ait ille ^eapillos'.
postulat hie animam. cui Numa ^piscis' ait.
risit et ^His' inquit ^facito mea tela procures,
vir conloquio non abigende deum.
345 sed tibi, protulerit cum totum crastinus orbem
Cynthius, imperii pignora certa dabo',
dixit et ingenti tonitru super aethera motum
fertur adorantem destituitque Numam.
Ille redit laetus memoratque Quiritibus acta:
350 tarda venit dictis difficilisque fides.
^At certe credemur', ait, *si verba sequetur
exitus. en audi crastina, quisquis ades.
332. hirsutae prolept. — 333. re-
diit: z. II 341. — 336. donaria
eigentlich der Platz für Weihge-
schenke, hier der Altar. Reinheit
an Leib und Seele war ein not-
wendiges Erfordernis beim Beten,
die Hände mufsten deshalb vorher
in fliefsendem Wasser gewaschen
werden (IV 313 f. 778). Beim Beten
wurden dieselben entweder zum
Himmel erhoben oder sie berühr-
ten den Altar und stellten so gleich-
sam eine äufsere Verbindung mit
der Gottheit her. — 336. hoc Obj.
zu rogat.
337. Jupp. macht sich mit Numa
einen Scherz, indem er, um ihn
durch orakelartige Zweideutigkeit
zu schrecken, die Wahrheit in ein
Rätsel einhüllt und so dem Ver-
ständnis ferner rückt und verbirgt;
über ambages vgl. IV 259 ff. 668.
341 . hominis sc. caput. — M^.pisds:
Genet., einer maena nach Amobius u.
Plutarch, über welche z. II 577. 581.
Vgl. Amob.! lovem diu cunctatum
^expiäbis* dixe ^capite fulgurita',
regem respondisse ^caepicio\ lovem
rursus *humano\ rettulisse regem
^sed capillo\ deum contra ^ani-
mali\ ^ maena* suhiecisse Pompi-
Uum. — 343. his: cepa, capillis, pisce.
— procures: pies; pro kurz auch
noch a. a. I 587 u. Tibull. I 5, 13.
346. Cynthius: Phoebus, z. II 91.
unter imperii pignora (s. z. VI 366)
ist das ancile (z. 377) gemeint, an
dessen Erhaltung der Bestand des
imperium Romanum geknüpft war
(379); es wurde daher nebst dem
Palladium (s. VI 417 ff.), einen! an-
deren imperii pignus, in dem der
Vesta geheiligten Bezirk aufbe-
wahrt; vgl. Paul. p. 131: una^que
edita vox (als das ancile vom Him-
mel fiel) omnium potentissimam fort
civitatem, quam diu id in ea man-
sisset. — 348. adorare heifst eigent-
lich bei dem Schlufs des Gebets
die Hand an den Mund (ad os)
nehmen. — 350: ^Langsam und
schwer schenkt man seinen Worten
Glauben'.
351. credemur: niO'CBv&^aofisd'a;
vgl. met. VII 98. — 352. exitus:
'Erfüllung'. — crastina 'was mor-
m 331-377.
139
protulerit terris cum totum Cynthius orbem,
luppiter imperii pignora certa dabit/
355 discedunt dubii^ promissaque tarda videntur^
dependetque fides a veniente die.
MoUis erat tellus rorata mane pruina:
ante sui populus limina regis adest.
prodit et in solio medius consedit acerno^
360 innumeri circa stantque silentque viri.
ortus erat summo tantummodo margine Phoebus:
soUicitae mentes speque metuque pavent.
constitit atque caput niveo velatus amictu
iam bene dis notas sustulit ille manus
365 atque ita ^Tempus adest promissi muneris' inquit.
^poUicitam dictis, luppiter, adde fidem*.
dum loquitur, totum iam sol emoverat orbem,
et gravis aetherio venit ab axe fragor.
ter tonuit sine nube deus, tria fulgura misit.
370 credite dicenti: mira, sed acta, loquor.
a media caelum regione dehiscere coepit:
summisere oculos cum duce turba suo.
ecce levi scutum versatum leniter aura
decidit. a populo clamor ad astra venit.
375 toUit humo munus caesa prius ille iuvenca,
quae dederat nuUi coUa premenda iugo,
atque ancile vocat, quod ab omni parte recisum est,
gen geschieht'. — 363 f. Homerische
Wiederholnng der Worte eines an-
dern. — 365. tarda d. h* ein erst
spät in Erfüllung gehendes.
367. Mollis e, t: noch nicht aus-
getrocknet von der Sonne; vgl.
met. IV 82 : sölqi^ pruinosaa radiis
siccaverat herbas. — 368. Numa
wohnte nach Ovid in dem Atrium
Vestae (welches auch A. regium
genannt wurde), s. VI 263 f. u. z.
VI 267. —- 369. Ahomholz wurde
in jenen einfachen Zeiten für etwas
Kostbares angesehen, met. IV 486.
Xn 264. Verg. Aen. VIII 178.
363. niveo (zu I 80) v. amictu:
nach römischem Brauch verhüllte
der Betende und Opfernde sich das
Haupt und erhob die Hände zum
Himmel; vgl. act. fratr. Arvalium
p. 7 vom magister fratrom Arva-
lium: manihus lautis, velato capite
suh divo culmine contra orientem
sacrificitim indixit
366. pollicitam (pass.) f,: wie VT
649 promissa fides. — 369. Donner
von unbewölktem Himmel gilt schon
im Homer (Od. v 103, vgl. Verg. Aen.
VII 142) als ein günstiges Zeichen.
372. summisere 'richteten empor'.
— 373. versatum Un,: wie eine
schwebende Feder. — 374. clamor
a. a. V.: Hom. IL B 163 uvzri $'
ovgavov t%sv,
376. Hom. II. K 293 (== Od. y
383): ßovv — oiS(iJ]t7iv , rjv ov nm
vno ^vyov ijyaysv ävi]Q. Zu I 83. —
377. ancile: Ov. hat hier kreisrunde
Schilde der Salier vor Augen gehabt,
leitet das Wort von dyKvlog ('rund')
ab und spielt mit dem angulus,
den es nicht hat. Gewöhnlich wird
das ancile oval dargestellt, auf den
beiden Langseiten wie eine Violine
ausgeschnitten (Abbild, b. Rieh
S. 31). Die richtige Etymologie des
Wortes giebt Varro d. 1. 1. VII 43 :
ancilia dicta ab ambecisu, quod ea
arma ab utraque parte, ut Thracum,
incisa, also von am (anib) =» äfiqtig
140
Ovidi fastomm
quaque notes oculis^ angulus omnis abest.
Tum, memor imperii sortem consistere in illo,
380 coDsilium multae calliditatis init.
plura iubet fieri simili caelata figura,
error ut ante oculos insidiantis eat.
Mamurius (morum fabraene exactior artis,
difficile est illud dicere) clausit opus.
385 cui Numa munificus *Facti pete praemia' dixit;
*si mea nota fides, inrita nuUa petes'.
iam dederat saliis a saltu nomina dicta
armaque et ad certos verba canenda modos.
tum sie Mamurius: *Merces mihi gloria detur,
390 nominaque extremo carmine nostra sonent'.
inde sacerdotes operi promissa vetusto
praemia persolvunt Mamuriumque vocant. —
Nubere si qua voles, quam vis properabitis ambo,
differ. habent parvae commoda magna morae.
395 arma movent pugnas. pugna est aliena maritis.
condita cum fuerint, aptius omen erit, —
His etiam coniunx apicati saneta Dialis
lucibus inpexas debet habere comas.
Tertia nox dimensa suos ubi moverit ignes,
400 eonditus e geminis piscibus alter erit.
(vgl. amho, amhire) und caedo, in-
dem, wie oft, d inl übergegangen
ist. — • 379. Zu 346.
381. plura: noch 11. — caelata:
z. II 79. — 382. N. Hefa also noch
andere ähnliche Schilde anfertigen,
damit Diebe nicht erkennen könn-
ten {in errore 8int)y welches das
anc. St'Cnstsg sei. — 383. Eonstr.
M. — diff. est illud dicere, morum
fabraene ariis ex, (fuerit) — cl. opus,
morum f. artis Genet der Beziehung,
wie met. II 766 belli metuenda, X
616 mens interrita leti und sehr
oft bei Tacitus. — 384. clausit opus
'brachte das Werk zum Abschlufs*.
392. Mam, vocant rufen den Mam.
an, in ihrem Liede.
393—398. Anhangsweise führt 0.
noch einige Bräuche an, welche bis
zu der Zeit beobachtet wurden, wo
die ancilia wieder an ihre alte
Stelle im Tempelbezirk der Vesta
zurückgebracht wurden (condeban-
tur), vielleicht am letzten März;
vgl. Porphyr, z. Hör. ep. II 2, 208:
Maio mense religio est nubere et
item Martio: über das Verbot zu
heiraten s. z. II 567. — 396. ^Arma
ancilia movent^ steht im calend.
Philoc. unter dem 9. März zur Be-
zeichnung eines Umzugs.
397. His verb. mit lucibus, sc. qui-
bus arma moveniur. Der flamen
Dialis trug auf seinem Kopfe einen
spitzen Hut, albogalerus, auch ein-
fach apex genannt; er mufste stets
in seiner Amtskleidung erscheinen
und war wie seine Frau, die flami-
nica, die daher auch saneta genannt
wird , vielfachen Beschränkungen
unterworfen; dazu gehörte u. a.)
dafs diese an den bezeichneten Tagen,
am Feste der Argeer und wenn
der penus Vestae gereinigt wurde,
ihr Haar nicht kämmen und die
Nägel nicht schneiden durfte (VI
229 f.).
399^402. 4. März. (Früh-) Un-
tergang des einen Fisches; s. II
467 flf.; der eine Fisch hiefs Notius,
der andere Boreus.
III 378—416.
141
nam duo sunt^ austris hie est, aquilonibus ille
proximus. a vento nomen uterque tenet.
Cum croceis rorare genis Tithonia coniunx
coeperit et quintae tempora lucis aget^
405 sive est Arctophylax, sive est piger ille Bootes,
mergetur visus efifugietque tuos.
At non eflFugiet Vindemitor. Hoc quoque causam
unde trahat sidus, parva docere mora est.
Ampelon intonsum satyro nymphaque creatum
410 fertur in Ismariis Bacchus amasse iugis.
tradidit huic vitem pendentem e frondibus ulmi,
quae nunc de pueri nomine nomen habet,
dum legit in ramo pictas temerarius uvas,
decidit: amissum Liber in astra tulit.
415 Sextus ubi Oceano clivosum scandit Olympum
Phoebus et alatis aethera carpit equis,
403—414. 5. März.
403. Tithonia c. : Aurora, z. I 461 ;
bei Homer halfst sie nQOTionsTtXog.
Der Morgentau sind die Thränen,
welche sie über den Verlust ihres
vor Troja durch Achilles getöte-
ten Sohnes Memnon weint; vgl.
met. XIII 675—621 und bes. 620:
piasque nu/nc quoque dat lacrimas
et toto rorat in orbe, — 404. aget:
met. III 149: Altera lucem cum cro-
ceis invecta rotis Au/rora reducet
— 405. Den grofsen Bär stellte man
sich entweder als einen mit Stieren
bespannten Wagen {Zficc^cc, plau-
strum) vor, welchen der Bomzrig^
Ochsentreiber, gedacht als ein mit
ausgestrecktem Arm den Wagen
berührender Mann, leitet; oder
man dachte sich den Wagen als
Bären, dann hiefs das andere Ge-
stirn dQKzoq)vXai. Der Bootes steht
auf dem Westhorizonte auf, geht
also langsam unter, daher bei Homer
Od. £ 272 Olpe dvovza. Bomtriv, hier
piger, tardus in den met. II 177
und bei Catull. 66, 67. — 406. effu-
gietque (z. I 44): in die Strahlen
der Sonne; 0. will den Frühunter-
gang ausdrücken, freilich irrtüm-
ch für den Spätaufgang; auch y.
407 hat er sich geirrt, wo man nach
den Worten (denn non effugiet heilst
im Gegensatz zu effugiet *wird auf-
gehn') an den Frühaufgang des.Win-
zers denken mufs, während der
Spätaufgang nach der Eechnung in
diese Zeit lallt. — 407. Der Stern
(einer im nördlichen Flügel der
Jungfrau) hiefs Vindemitor, weil
mit seinem Frühaufgang (am 18.
Sept.) die Weinlese begann. — catt-
sam: weshalb er unter die Sterne
gekommen ist. — 409. "Aii/jcBXog:
der Weinstock personifiziert als
schöner Satyr begegnet uns auch
in der Kunst als Mundschenk des
Bacchus. — intonsum: bei den
Griechen bestand die Sitte erst
beim Eintritt in das Ephebenalter
das Haar abzuschneiden und dann
das abgeschnittene den Göttern zu
weihen; von dort kam die Sitte
auch zu den Bömem. — 410. Isma-
rus, Berg im südlichen Thracien,
berühmt durch den dort wachsen-
den Wein und daher Lieblingsauf-
enthalt des Bacchus. — 411. Der
Wein wird noch heute in Italien
an Ulmen gesogen, mit ihnen 'yer-
mahlt'. — 413. pictas 'farbig*.
415—428. 6. März. Tag der
Ernennung des Augustus zum
Pontifex maximus und Fest-
tag der Vesta, s. z. I 528. Preller
II S. 176.
415. Oceano: 'aus dem 0.'. — 416.
Die vier Sonnenrosse werden yon
142
Ovidi fastorum
quisqais ades castaeque colis penetralia Yestae^
gratare Iliacis turaque pone focis.
Caesaris mnumeris^ quos maluit ille mereri^
420 accessit titulis pontificalis honor.
ignibus aeternis aetemi numina praesunt
Caesaris. indperii pignora iuncta vides.
di veteris Troiae, dignissima praeda ferenti,
qua gravis Aeneas tutus ab hoste fuit^
425 ortus ab Aenea tangit cognata sacerdos
numina: cognatum^ Yesta^ tuere Caput!
quos sancta fovet ille manu, bene vivitis ignes.
vivite inextincti, flammaque duxque, precor.
Una nota est Marti nonis, sacrata quod illis
den griechischen Dichtern u. Künst-
lern mit Flügeln an den Schultern
dargestellt. — carpit: der Gehende
pflückt gewissermafsen ein Stück
des Weges nach dem andern ab;
daher carpere iter (V 88), viam und
vi(M aerias (a. a. U 44) und danach
gebildet c. aethera (auch met. VIII
219); ebenso aera carpehat alis met.
IV 615, c. Uttora (met. XII 196),
mare (XI 752), campos (tr. I 10, 23).
— 417. castae F.: vgl. Priap. 31, 2:
Licebit ipsa sis pudicior Vesta, —
penetralia: nicht der sog. penus
interior, welcher verschlossen und
Männern stets verboten war (VI
450), sondern der eigentliche, all-
gemein zugängliche Tempelraum,
in welchem sich der Herd der
Vesta (üb. Miaci foci s. z. I 528)
befand. — 419. Caesaris: Augusti,
8. z. II 138. — qiMS — mereri: der
Nachdruck liegt auf mereri: der
Gegensatz ist quam sine meritis
accipere, sodafs jenes fast so viel
bedeutet als quos ille meritus est
421. ign, aeternis: z. 143. — nu-
mina a>et, Caes.: dem Augustus
wurde erst nach seinem Tode (17.
Sept. 14 n. Chr.) göttliche Ver-
ehrung zuerkannt, die Dichter aber
machen ihn schon bei seinen Leb-
zeiten zum Gott, s. I 530. Die aeter-
nitas wurde später als so eng mit
dem Wesen des Kaisers verbunden
angesehen, dafs der jüngere Pli-
nius den Kaiser Trajan sogar aeter-
nitas tua anredet. — 422. Geschickt
schmeichelnd nennt 0. den Augustus
auch ein pignus imperii (z. 346.
VI 365). — iuncta: in doppelter
Beziehung, durch das Amt und
durch die Wohnung des Kaisers,
der als pont. jnax. sein Amtslokal
in der unmittelbar an dem Tempel
liegenden Regia hatte. — 423. di
vet, Tr,: d. h. die penates und die
Vesta, welche auch VI 227 u. 366
Hiaca (met. XV 730 Troica) heifst.
0. ist hier Virgil gefolgt, der Aen.
II 296 den Aeneas aus Troja mit-
nehmen läfst vittas Vestamque po-
tentem aetemumque ignem (vgl. V
744. IX 267), während er I 628 die
Vesta richtig eine altlatinische Göt-
tin sein läfst. — 424. gravis: onustus.
— 425. tangit: sc. cu/ra sua. — co-
gnata: weil Vesta und Augustus (die-
ser als Nachkomme des Aeneas, s.
I 717) aus Troja stammen.
429—458. 7. März.
429—448. Weihetag des Tem-
pels des Vediovis inter duos
lucos. Vediovis oder Veiovis, ein
jugendlich gedachter Juppiter, ist
schon von dem röm. Annalisten
Piso mit dem Apollo Lykoreus von
Delphi verglichen worden u. scheint
in der That ein Gott der Sühne und
der Zuflucht für flüchtige Verbrecher
gewesen zu sein. Der Tempel stand
auf dem *inter duos lucos' genann-
ten Platze, d. h. in der Einsenkung
zwischen den beiden Gipfeln des
Gapitolinischen Hügels, und zwar,
wie sich aus 0. ergiebt, vor der
Asylstätte (z. 431). Pfeiler I S. 262 ff.
429. Una nota est M. n. ; nur eine
III 417-449.
143
430 templa putant lucos Veiovis ante duos.
Bomulus ut saxo lucum circumdedit alto^
^Quilibet huc' inquit ^confuge, tutus eris'.
o quam de tenui Romanus origine crevit!
turba yetus quam non inyidiosa fuit!
435 Ne tarnen ignaro novitas tibi nominis obstet,
disce, quis iste deus, curve vocetur ita.
luppiter est iuyenis: iuyenalis aspice yultus.
aspiee deinde manum: fulmina nulla tenet.
fulmina post ausos caelum adfectare Gigantas
440 sumpta loyi (primo tempore inermis erat):
ignibus Ossa noyis et Pelion altius Ossa
arsit et in solida fixus Olympus humo.
stat quoque capra simul. nymphae payisse feruntur
Cretides. infanti lac dedit illa loyi.
445 Nuiic yocor ad nomen. yegrandia farra coloni,
quae male creyerunt, yescaque parya yocant.
yis ea si yerbi est, cur non ego Veioyis aedem
aedem non magni suspicer esse loyis? —
lamque, ubi caeruleum yariabunt sidera caelum,
Bemerkung findet sich in den Ka-
lendern an den Nonen des März,
d. h. nur eine Feier wurde an den-
selben begangen. — 431. Vgl. Liv.
I 8, 5: Ne vana urbis magnitudo
esset, adidendae multitudinis causa
— locum, qui nunc saeptus descen-
dentibus inter duos lucos est, asylum
aperit. eo ex finitimis populis turba
omnis sine discrimine, liber an ser-
vus esset, avida novarum rerum per-
fugit, idque primum ad coeptam
magnitudinem roboris fuit — Es
ist zu unterscheiden zwischen dem
Platz inter duos lucos und der auf
demselben sich befindenden Asyl-
stätte selbst {lucus s=» luicus yon
liiere), die freilich erst spät mit
einer Mauer {aazs (iriSsvcc l'rt to-
nuQccnav iasld'stv ig avto Svvri-
diivaiy Dio XL VII 19) umgeben wor-
den ist. — 432. z. I 17. — 433. Bo-
manus kollektiv. — 434. invidiosa
* neiderregend', übers. *wie wenig
Niüirung bot sie dem Neid'. — 435.
novitas: übers, durch ein Adjekt.
Seyffert § 188.
438. deinde: bei Dichtern zwei-
silbig. — 439. post: 'erst nach-
dem'. — caelum: regnum caeleste
met. I 162. — Gigantas: z. V 35
und I 307. — 440. Vgl. met. 1 154:
tum pater omnipotens misso per-
fregit Olympum fulmine etc. —
inermis: ohne die Waffe des Blitzes,
den sonst Jupp. in der Hand führt.
441. i. novis: von den bis dahin
noch nicht dagewesenen Feuerstrah-
len. — Pelion altius Ossa: denn
der P. war auf den 0. getürmt^
vgl. I 307 u. Anm. — 443. capra:
0. meint die Ziege, mit deren Milch
die Nymphen den jungen Zeus auf
Kreta aufzogen, vgl. V 113 ff., wäh-
rend sie vielmehr das dem Gotte
dargebrachte stellvertretende Sühn-
opfer darstellte. Preller I S. 265;
vgl. Gell. V 12, 12: immolaturque
ritu humano capra eiu^sque anima-
lis figmentum iuxta simtdacrum stat.
— 445. Die Silbe ve (Sanskrit, vi)
drückt eine Scheidung aus, vgl.
vesanus, vemens, vecors. — 446.
veseus bedeutet eigentlich einen
Menschen, der nicht gegessen hat
oder nicht gegessen zu haben scheint.
Paul. p. 379 : Vesculi male curati et
graciles homines.
449—458. Aufgang des Pega-
sus und seine Fabel. Als Per-
seus die Gorgone Medusa ent-
hauptet hatte, entsprang aus ihrem
144
OTidi fastoram
450 suspice: Gorgonei coUa videbis equi.
Creditur hie caesa gravidae cervice Medusae
sanguine respersis prosiluisse iubis.
huic supra nubes et subter sidera lapso
caelum pro terra, pro pede pinna fuit.
455 iamque indigaanti nova frena receperat ore,
cum levis Aonias ungula fodit aquas.
Nunc fruitur caelo, quod pinnis ante petebat ^
et nitidus stellis quinque deeemque micat.
Protinus aspicies venienti nocte Coronam
460 Gnosida. Theseo crimine facta dea est.
lam bene periuro mutarat coniuge Bacchum,
quae dedit ingrato fila legenda viro.
Sorte tori gaudens ^Quid flebam rustica?' dixit:
^utiUter nobis perfidus ille fuit'.
465 Interea Liber depexos crinibus Indos
Nacken der gewaltige Chrysaor und
das geflügelte Bo£ Pegasus (der
Vater beider war Poseidon); auf
dem Peg. sitzend besiegte der co-
rinthische Heros ßellerophon die
Chimära, sein Hufscblag brachte die
Quelle Hippokrene (tnnov xpi}v??)
auf dem Helicon in Böotien (z. I
489) hervor; als aber Bell, über-
mütig darch sein Glück auf ihm
in den Himmel fliegen wollte, wurde
er vom Peg. abgeworfen, der dann
seinen Weg allein fortsetzte und
unter die Sterne aufgenommen
wurde.
449. caeruleum: s. II 487. — va-
ridbwnt: * sprenkeln werden'. Vgl.
met. II 193: in vario caelo. am. I
2, 41: varians capiUos gemma. —
450. colla: ob 0. damit das ganze
nur bis zur Hälfte des Leibes rei-
chende Gestirn oder allein die ersten
Sterne gemeint hat, ist nicht zu
entscheiden. — 452. prosüuiaae :
vgl. Hesiod. theog. 280 f. : r^g 8'
OTS Sil HsQasvg ytstpaXiiv dneSai^o-
TOfiTiasv, itid'OQS XQvadmq ts ftiyag
%(d nrjyccaog tnnog. — 463. Idbi
^sich emporschwingen \ sonst der
stehende Ausdruck für die Bewegung
der Gestirne. — 458. Eratostiienes
zählte 18 Sterne, in Wahrheit sind
es 20.
469—516. 8. März. Aufgang
der Krone und ihre Fabel. Ak
Theseus nach Kreta gekommen war.
um den Minotaurus im Labyrinth
zu töten, hatte ihm Ariadne, die
Tochter des Königs Minos, von
Liebe zu ihm erfafst, einen Faden
gegeben, durch dessen Hilfe er
sich glücklich aus den Irrwegen
des Labyrinths herausfand. Er
hatte dann Ariadne mit sich ge-
nommen, sie aber auf der Insel Dia
oder Naxos zurückgelassen, wo sie
der Gott Bacchus zu seiner Ge-
mahlin machte; eine kostbare von
Vulcan gefertigte Krone von Gold
und indischen Edelsteinen gab ihr
damals Venus als Brautgeschenk.
Jetzt glaubt sie sich auch von dem
Gotte verlassen und einer schönen
Tochter des besiegten Inderkönigs
nachgestellt.
460. Gnosus war die berühmte
Besidenz des Minos auf Greta, da-
von hiefs die Krone seiner Tochter
Gnosis; vgl. Verg. georg. I 222:
Gnosiaque ardentis decäcU Stella
Coronae, — Theseo er. f. d. (z. 112):
freilich mittelbar. — 461. hene verb.
mit mutarat, ^ hatte eingetauscht'.
Subj. ist V. 462. — 462. Vgl. met.
VIII 173: lanua difficüis fUo est
inventa relecto. her. 10, 104: fila
per addiictas saepe recepta mamts*
— 463. rrMtica: einfältig wie ein
Mädchen vom Lande, ebenso met.
V 583 und öfters in den Liebes-
gedichten. — 466. Liber: z. I 403.
— Indos: der siegreiche Zug des
m 460—493.
145
vicit et eoo dives ab orbe redit.
inter captiyas facie praestante puellas
grata nimis Baccho filia regis erat,
flebat amans coniunx spatiataque litore curvo
470 edidit incaltis talia verba comis:
*En iterum^ fluctus, similis audite querelas!
en iterum laerimas accipe, barena; meas!
dicebam, memini, **periure et perfide Thesen!''
ille abiit. eadem crimina Bacchus habet.
475 nunc quoque "nuUa viro" clamabo "femina credat!
nomine mutato causa relata mea est.
utinam mea sors^ qua primum coeperat^ isset,
iamque ego praesenti tempore nulla forem!
quid me desertis morituram^ Liber, harenis
480 servabas? potui dedoluisse semel.
Bacche levis leviorque tuis, quae tempora cingunt,
frondibus, in laerimas cognite Bacche meas,
ausus es ante oculos adducta paelice nostros
tam bene compositum sollicitare torum?
485 heu ubi pacta fides? ubi, quae iurare solebas?
me miseram, quotiens haec ego verba loquar?
Thesea culpabas fallacemque ipse vocabas:
iudicio peccas turpius ipse tuo.
ne sciat hoc quisquam, tacitisque doloribus urar,
490 ne totiens falli digna fuisse puter!
praecipue cupiam celari Thesea, ne te
consortem culpae gaudeat esse suae.
at puto, praeposita est fuscae mihi Candida paelex.
»
Bacchus nach Indien spielt in der
späteren Sagengeschichte einegrofse
Rolle, s. z. 719 f. und met. IV20f. —
depea^s crinibus 'mit herabwallen-
den Haaren'.
466. eous: fj^og, — 469. (in) litore
curvo: an dem geschweiften Ufer
(von Dia); s. met. XI 352. her. 10,
47. a. a. I 530.
471. iterum: das erste Mal, als
Thesens sie verlassen hatte, aus
welcher Situation 0. sie den 10.
Brief schreiben läfst; vgl. CatuU.
64, 132— 201, an welche Stelle 0.
absichtlich erinnert, s. II 487 u.
Anm. — 474. äbiit: z, II 341. —
476. Vgl Cat. 64, 143: Nunc iam
nuMa viro iu/ranti femina credat etc.
476. relata: z. I 618. — 477. qua
pr, coeperat: sie hatte von Theseus
auf dem Öden Naxos zurückgelassen
Ovids Fasten.
den sicheren Tod vor Augen ge-
sehen, vgl. her. 10, 80 ff. — 480.
p. dedoluisse semel (=» rem. 294) ^ich
hätte mit einem Male aufhören
können Schmerz zu empfinden';
vgl. Liv. XXV 6, 16: hostis denique
est datus, cum quo dimicantes aut
vitam semel aut ignominiam finirent;
üb. d. infin. perf. z. II 3*22.
481. levis ^schwankend'. B. ist
immer beki^nzt mit Epheu und
Weinlaub. — 482. in laerimas 'zu
meinem Unglück'. — 488. iudicio
— tuo: über Theseus. — 489. tacitis:
passiv. — 490. fdlli d.: z. I 88.
493. Der Vers ist ironisch zu
nehmen, denn die Inder galten den
Alten anders gefärbt: decolor India
met. IV 21. decolor Indus tr. V
3, 24. colorati Indi Verg. geor^.
IV 293; sogar schwarz nennt sie
10
146
Ovidi fastorum
eveniat nostris hostibus ille color!
495 quid tarnen hoc refert? vitio tibi gratior ipso est.
quid facis? amplexus inquinat illa tuos.
Bacche, fidem praesta nee praefer amoribus ullam
coniugis. adsuevi semper amare virum.
ceperunt matrem formosi comua tauri,
500 me tua. at hie laudi est; ille pudendus amor.
ne noceat; quod amo. neque enim tibi, Bacche^ nocebat^
quod flaminas nobis fassus es ipse tuas.
nee, quod nos uns, mirum facis: ortus in igne
diceris et patria raptus ab igne manu.
505 illa ego sum, cui tu solitus promittere caelum.
ei mihi, pro caelo qualia dona fero!'
Dixerat. audibat iamdudum yerba querentis
Liber, ut a tergo forte secutus erat,
occupat amplexu lacrimasque per oscula siccat
510 et Tariter caeli summa petamus' ait.
Hu mihi iuncta toro mihi iuncta vocabula sumes
(nam tibi mutatae Libera nomen erit),
sintque tuae tecum faciam monimenta coronae,
Vulcanus Veneri quam dedit, illa tibi.'
515 Dicta facit gemmasque noyem transformat in ignes:
aurea per Stellas nunc micat illa noyem.
Sex ubi sustulerit, totidem demerserit orbes,
0. a. a. I 53. — 499. Die Mutter
der Ariadne hatte sich in einen
Stier verliebt und von ihm denMino-
taurus geboren, met. VIII 132 flf. —
BOO. me tua: B. wurde mehrfach
mit Hörnern dargestellt, vielleicht
um an eins seiner Symbole, den
Stier, der seine zeugende Natur-
kraft ausdrückte, zu erinnern, met.
IV 19.
603. Semele, die Tochter des
Gadmus und Geliebte des Zeus,
hatte diesen gebeten ihr in voller
Majestät zu erscheinen; der Gott,
durch sein Versprechen ihr eine
Bitte zu erfüllen gebunden, er-
scheint ihr unter Blitz und Donner,
setzt aber die Sterbliche in Flam-
men {arserat öbsequio lovis VI 485) ;
ihren Sohn Bacchus rettet er aus
dem Feuer und näht ihn in seinen
Schenkel ein, bis er vollständig
ausgetragen ist; met. III 263—315.
— 506. fero s. z. 1 11. — 507. audi-
hat: diese Form oft in der lateini-
schen Poesie. — 510. caeli summa:
z. II 215.
611. Unterscheide die Casus von
iimcta — iuncta, — 512. Libera:
der weibliche Liber, mit Liber zu-
sammen als segenspendende Göttin
verehrt und von andern später mit
der griechischen Persephone, auch
mit Venus , identificiert. Preller U
S. 47 ff.; über den Casus s. z. 246.
— 513 ^und ich will bewirken, dafs
es ein Andenken an deine Erone
(vgl. II 265) mit dir zusammen
(d. h. zugleich an dich) giebt'; vgl.
Hygin. a. p. II 5: Coronam dicitur
inter astra collocasse, ut aeterna
memoria nominis efficeretur; daher
nennt 0. V 346 das Gestirn Anad-
naeum sidus. — 515. gemmjos: der
Krone; vgl. met. VIII 176 ff. Jetzt
zählt man in dem Gestirn 8 Sterne.
517— 522, 14. März. Wieder-
holung der Equirria; z. II 857,
III 494—632.
147
purpureum rapide qui vehit axe diem,
altera gramineo speetabis Equirria campo^
520 quem Tiberis curvis in latus urget aquis,
qui tarnen eieeta si forte tenebitur unda,
Caelius accipiet pulverulentus equos.
Idibus est Annae festum geniale Perennae^
haud procul a ripis, advena Thybri, tuis.
525 plebs venit ac virides passim disiecta per herbas
potat, et accumbit cum pare quisque sua.
sub love pars durat, pauci tentoria ponunt^
sunt quibus e ramis frondea facta casa est^
pars ubi pro rigidis calamos statuere columnis^
530 desuper extentas imposuere togas.
sole tarnen vinoque calent annosque precantur,
quot sumant cyathos^ ad numerumque bibunt.
618. axe: der wichtigste Teil des
Wagens für diesen selbst (ebenso
IV 662. met. 11 59). rapido kann
von der reifsenden Schnelligkeit
oder (wofür axis ignifer met. II 69.
her. 4, 160. am. 1 13, 2 spricht) von
der Feuerglut, welche der Wagen
des Phöbus um sich verbreitet (z.
I 674), verstanden werden. — pur-
pureum: Verg. Aen. VI 641 lumine
purpwreo; vgl. her. 4, 160 (auch
von Phöbus) Fwrpureo tepiäum qui
movet axe diem, — 620. Da« Mars-
feld war zur Hälfte von dem dort
weit ausbiegenden Tiber umgrenzt.
— 521. Vgl. Paul. p. 131: Martialis
Campus in Coelio monte diGitv/r,
quod in eo Equiria soWbant fieri,
91 qwmdo aquae Tiberis campum
Martium occupassent (was sehr oft
geschah).
628—710. 15. März.
523—696. Fest der Anna Per-
enna. Sie gilt meist als die Mond-
göttin des laufenden Jahres, die sich
in jedem Monat erneut, jung und alt
gleich jugendfrischen und liebes-
lustigen Sinnes; daher wird sie
besonders in dem Frühlingsmonat
März, dem ersten Monat des alt-
römischen Jahres, zur Zeit des Voll-
monds (der Iden, s. S. 26 f.) gefeiert
imd entsprechend ihrem Charakter
in der ausgelassensten Weise. Für
das W. Anna Perenna (oder Per-
anna) gab es zwei Erklärungen, von
welchen es die eine mit annus zu-
sammenbrachte (so 0. V. 146 und
667 f.), die andere es von amnis per-
amnis (^der aus beständiger Quelle
fliefsenden Strömung') herleitete (so
0. V. 653; s. auch z. 659). Preller I
S. 343 ff. Gefeiert wurde das Fest
'via Flaminia (welche von Born
über den pons Mulvius nach Etru-
rien führte) ad lapidem primum*
(calend. Vatic. p. 388) und zwar
nach Martial (IV 64, 17) in nemore
pomifero.
523. geniale: z. 58. — 524. ad-
vena: z. II 68. — 526. accumbit:
ad potandum. — cum pare — sua
'mit seiner Liebsten'. — 627. sub
love: z. II 138. — 529. rigidis: hart,
fest, vgl. rigidas süices met. IX 613
u. ähnl. 0. — 630. Die Toga, welche
in Falten genommen über der Tunica
getragen wurde, war ein weifses
wollenes Tuch in Ellipsenform, min-
destens 6 M. breit und 3 M. lang,
also sehr geeignet, um als Dach
zu dienen.
532. Der cyathus, der 12. Teil
eines sextarius, also von der Gröfse
eines Weinglases, wurde gebraucht,
um den Wein aus dem Krater zu
schöpfen und in den gröfseren, viel-
leicht einen sextarius fassenden
Trinkbecher zu giefsen, und zu-
gleich das Mafs für das zu trin-
kende abzugeben; am Tage der
Perenna trinkt man pro perennitate
10*
148
Ovidi fastorum
invenies illic, qui Nestoris ebibat annos,
quae sit per calices facta Sibylla suos.
535 illic et cantant, quicquid didicere theatris,
et iactant faciles ad sua yerba manus
et ducunt posito duras cratere choreas,
cultaque diffusis saltat amica comis.
cum redeant, titubant et sunt spectacula vulgi
540 et fortunatos obvia turba vocat.
occurrit nuper (visa est mihi digna relatu)
pompa: senem potum pota trabebat anus.
Quae tamen haec dea sit, quoniam rumoribus errat:
fabula proposito nulla tegenda meo.
545 Arserat Aeneae Dido miserabilis igne,
arserat extructis in sua fata rogis;
compositusque cinis, tumulique in marmore Carmen
hoc breve, quod moriens ipsa reliquit, erat:
Traebuit Aeneas et causam mortis et ensem,
550 ipsa sua Dido concidit usa manu/
Protinus invadunt Numidae sine vindice regnum,
vitae so viel cyathi, als man sich
selbst Jahre wünscht; der tech-
nische Ausdruck für das Leeren
einer bestimmten Zahl von cyathi,
die dann immer auf einmal ohne
abzusetzen getrunken werden muTs-
ten, ist ad numerum hibere {ttva^i-
feiv oder yiva^iisad'ai). — 533. N,
ebihat annos: wie nomen alieuiiis
bibere bedeutet so viel cyathi trin-
ken als der Name der gefeierten
Person Buchstaben enthält (Mar-
quardt Privatalt. 1 S. 347), so N,
annos eb, so viel cyathi trinken,
als N.» der trisaeclisenex, ^der drei
Menschenalter sah' (vgl. met. XII
187), Jahre alt war. — 534. Auch
das Alter der Sibylle war sprich-
wörtlich (met. XIV 144. fast. IV 875.
ex P. II 8, 41). — 536. {in) theatris:
besonders bei den Mimen, dem
römischen Volksdrama.
536. faciles: z. II 5; gemeint ist
die Gestikulation. — 537. Der
schwerfällige {durus, vgL am. 11
4, 23) Tanz geht um den in die
Mitte gestellten Mischkrug herum.
— 538. ctUta 'geputzt'. — 540. for-
ttMotos 'selig'.
542. Die durch eine pathetische
Einleitung erre^ Erwartung wird,
wie es bei H. Heine so oft geschieht.
durch den plötzlichen Abschlufs in
scherzhafter Weise getäuscht, ein
dnQogSmirjtov, — Mit v. 543 be-
ginnt eine Beihe von (6) Erklärun-
gen des Wesens der Anna Perenna.
— 543. errat (sc. dea) = dubia,
incerta est (IV 261. met VIII 473).
— rumor, 'im Gerede' (vgl. met.
III 253 rumor in ambiguo est). Mit
andern Worten: 'da die Meinung
über das Wesen der Göttin ver-
schieden ist'.
640 — 656. 1. Erklärung, welche
die A. P. mit der Schwester der un-
glücklichen Dido zusammenbringt;
Ovids Erzählung schlieÜBt sich an
das 4. Buch der Aeneis an, in dem
zuletzt berichtet wird, wie sich
Dido auf einem von ihr errichteten
Scheiterhaufen mit einem von
Aeneas ihr geschenkten Schwerte
(Aen. IV 647) selbst das Leben
nimmt.
545. arserat: hier vom Liebes-
feuer, V. 546 vom wirklichen Feuer;
dergleichen Wortspiele liebt 0. —
547. componere ist der technische
Ausdruck vom Sammeln der Asche
und vom Beisetzen (ebenso condere
V 451. 658). — 549 f. = her. 7,
193 f.
551. regnum s, vind,: z. I lli. —
III 533—570.
149
et potitur capta Maurus larba domo
seque memor spretum, ^Thalamis tarnen' inquit *Elissae
en ego, quem totiens reppulit illa, fruor'.
555 diffugiunt Tyrii, quo quemque agit error, ut olim
amisso dubiae rege yagantur apes.
Tertia nudandas acceperat area messes,
inque cavos ierant tertia musta lacus:
pellitur Ämia domo lacrimansque sororia linquit
560 moenia. germanae iusta dat ante suae.
mixta bibunt moUes lacrimis unguenta favillae
yertice libatas accipiuntque comas.
terque *Vale!' dixit, cineres ter ad ora relatos
pressit, et est illis visa subesse soror.
565 nancta ratem comitesque fugae pede labitur aequo^
moenia respiciens, dulce sororis opus.
Fertilis est Melite sterili vicina Cosyrae
insula^ quam Libyci verberat unda freti.
haue petit, hospitio regis confisa vetusto:
570 hospes opum dives rex ibi Battus erat.
662. potttwr: z. HI 21. — larha ein
von Dido versclynähter Numidischer
Fürst ^Hammone satus rapta Gara-
mantide nympha* Verg. Aen. IV 198.
— 653. thah fruor: mit bitterer
Ironie ; denn fhal. bedeutet auch das
Brantgemach , die Ehe. — Elissa:
anderer Name der Dido. — 655.
Tyrii sind die Bewohner des von
Tyms aus gegründeten Karthago.
— olim 'manchmal' in Beispielen
und Gleichnissen, VI 149. met.
XI 608.
566. rege: die Alten glaubten,
dafs das Haupt der Bienen männ-
lichen Geschlechts sei. S. Voss z.
Verg. georg. S. 799 und über den
Gehorsam der übrigen Bienen Verg.
g. IV 212: Mege incolumi mens Om-
nibus una est; amisso rupere fidem
constructaque mella diripuere etc.
Plin. n. h. XI 62 f. — 557. nu-
dandas: von dem Stroh und ihrer
Hülse; vgl. med. fac. 54: exue de
palea tegminihusque suis, — 568.
lacus 'Kelterkufe'; vgl. met. XIV
146. — 660. ivMa, 8C%aitt, die dem
Toten schuldige ^Ehre. Beim Ab-
schied läXst 0. noch inferiae oder
parentalia feiern, indem er rö-
mische Sitte auf Karthago über-
trägt.
561. Die in einer Urne befindliche
Asche der Dido wird mit Salböl
und Thränen angefeuchtet, auch
abgeschnittenes Haar zu derselben
gelegt; heroid. 4, 16. — 662. liba-
tas: decerptas; vgl. Sil. Ital. VII
184: ac primum Vestae decerpsit
honorem undique et in mediam iecit
libamina flammam. — accipiuntque:
z. I 44. — 564. iUis: dneribus. —
565. pede a^equo, d. h. mit vollem
Winde; unter pedes (noSsg) ver-
steht der Schiffer die Schooten,
d. h. die Taue am untern Ende der
Segel, durchweiche diese gerichtet
und gespannt wurden; da diese
hier gleich lang sind, so bläst also
der Wind geradeaus in die vollen
Segel. Vgl. Cat. 4, 20 sive utrum-
que luppiter simul secundus inci-
disset in pedem (wo der unterste
Zipfel des Segels unter pes mit-
verstanden wird).
566. dulce 'lieb'. — 567. Melite,
Malta, von Phöniciern kolonisiert,
Gosyra, j. Pantelaria, nordwestlich
von Malta, im mare Africum ge-
legen, auch sonst als un&uchtbar
genannt. — 570. dives: als Adj. der
Fülle mit dem Genet. verbunden.
— BattUjS als König von Malta
kommt nur hier vor.
150
Ovidi fastornm
qui postquam didicit casus utriusque sororis,
*Haec' inquit Hellus quantulacumque tua est',
et tarnen hospitii servasset ad ultima munus:
sed timuit magnas Pygmalionis opes.
575 Signa recensuerat bis sol sua, tertius ibat
annus, et exilio terra paranda nova est.
frater adest belloque petit. rex arma perosus
*Nos sumus inbelles, tu fuge sospes!' ait.
iussa fugit ventoque ratem committit et undis;
580 asperior quovis aequore frater erat.
Est prope piscosos lapidosi Crathidis amnes
parvus ager: Cameren incola turba vocat.
illuc cursus erat, nee longius afuit inde,
quam quantum novies mittere funda potest.
585 vela cadunt primo et dubia librantur ab aura:
Tindite remigio' navita dixit *aquas!'
dumque parant torfco subducere carbasa lino,
percutitur rapido puppis adunca noto
inque patens aequor, frustra pugnante magistro,
690 fertur, et ex oculis visa refugit humus.
adsiliunt fluctus, imoque a gurgite pontus
vertitur, et canas alveus haurit aquas.
vincitur ars vento. nee iam moderator habenis
utitur, a votis disque reposcit opem.
595 iactatur tumidas exul Phoenissa per undas
umidaque opposita lumina veste tegit.
tunc primum Dido felix est dicta sorori
571. utrim: bei Dichtern oft mit
verkürzter Pänultima. — 673. tarnen
ist eng mit hosp, zu verbinden,
*doch wenigstens'; vgl. met. 11 336:
JExanimesque artus primo, mox osaa
requirens repperit ossa tarnen, —
574. Pygmalion, König von Tyrus
und Bruder der Dido, hatte deren
Gemahl Sychäus getötet, um sich
seiner Schätze zu bemächtigen, war
aber von Dido, die sich und ihren
Reichtum durch heimliche Flucht
nach Afrika ihm entzog, in diesem
Vorhaben getäuscht worden. — 675.
Signa: s. z. 44.
576. et = cum (na^). — 677. petit:
Annam. — 581. Crathia, Flufe bei
Sybaris, trennt die Lucanier und
Bruttier. — 584. mittere absolut
Werfen'. Vgl. met. IV 708. — 585.
vela cad,: die Segel sinken schlaff
herunter, weil der volle Wind auf-
hört.
587. subducere hinauf an die
Rahen; vgl. met. XI 483: antennis
totum suhnectite velum. — 689. Der
magister {navita v. 686) im Schiff
ist der Steuermann.
591. adsiliunt fl,: oppugnant ca-
rinam heifst es in der berühmten
Schilderung eines Sturmes in den
Metam. (XI 475 — 660) v. 531. —
692. vertitur: fulvas ex imo verrit
arenas, met. XI 499. — cana^ vom
Schaume {noUdg), — 593. hahenis
z. I 25. — 697. Anna fürchtet den
Tod auf dem Meere deshalb so
sehr, weil sie d£|.durch der Bestat-
tung verlustig gehen würde, eine
den Alten schreckliche Vorstellung;
vgl. z. B. met. XI 539: vocat tSe
heatos, funera quos maneant, Verg.
in 571—621.
151
et quaecumque aliquam corpore pressit humum,
figitur ad Laurens ingenti flamine litus
600 puppis et expositis omnibus hausta perit.
lam plus Aeneas regno nataque Latini
auctus erat populos miscueratque duos.
litore dotali solo comitatus Achate
secretum nudo dum pede carpit iter,
605 aspicit errantem nee credere sustinet Annam
esse, ^quid in Latios illa veniret agros?'
dum secum Aeneas, ^Anna est!' exclamat Achates.
ad nomen vultus sustulit illa suos.
quo fugiat? quid agat? quos terrae quaerat hiatus?
610 ante oculos miserae fata sororis erant.
sensit et adloquitur trepidam Cythereius heros
(flet tamen admonitu '^motus, Elissa, tui):
*Anna, per hanc iuro, quam quondam audire solebas
tellurem fato prosperiere dari,
615 perque deos comites, hac nuper sede locatos,
saepe meas illos increpuisse moras.
nee timui de morte tamen, metus afait iste.
ei mihi! credibili fortior illa fuit.
ne refer. aspexi non illo pectore digna
620 vulnera, Tartareas ausus adire domos.
at tu, seu ratio te nostris appulit oris
Aen. 193. — 598. aliquam h,: ^irgend
welches', wenn es auch nicht das
Heimatland war, — 599. Laurens:
s. z. II 231.
601. pius z. I 527. Aeneas war,
als Latinus im Kampfe gefallen,
als Gatte der Tochter {litore dotali)
Lavinia (s. z. I 520), sein Nach-
folger geworden und hatte die
trojanischen Ankömmlinge und die
alten Einwohner zu einem Volk mit
dem Namen Latini vereinigt. —
603. Achates war der treue Freund
und Begleiter auf der Flucht des
Aen. von Troja; vgl. Verg. Aen.
I 312. — 604. nifdo — p.: damit
soll die Einfachheit der alten Zeit
bezeichnet werden, wobei übrigens
0. griechische Sitte auf römischen
Boden überträgt. — carpit: z. 416.
605. stAStinet: z. II 416. — 606.
quid — agros: Zweifel des Aeneas.
veniret Conj. dubit. der Vergangen-
heit. — 607. dum secum A, sc. re-
ptxtaii.
611. Cytherea wird Venus oft
fschon in der Odyssee) von der Insel
Cythera (vor der Südspitze von La-
konien) genannt, wo sie aus dem
Schaum des Meeres geboren an das
Land gestiegen sein soll (s. Hesiod.
theog. 190 ff.), und wo ein Haupt-
sitz ihrer Verehrung war. Nach der
Mutter heifst dann der Sohn Cy-
thereius. — 612. flet: z. II 699. —
613. Nach Virgü (Aen. IV 345)
hatten ihm der Gryneische Apollo
(in Aeolis) u. die Lycischen Orakel-
sprüche zu Patara befohlen Italien
zum künftigen Wohnsifcz zu neh-
men. — 615. deos: die Penaten, z,
1 628. — 616. increpuisse: bei Virgil
thut es Mercur auf Befehl des
Juppiter (IV 265 ff.), auch Anchises
(IV 351 ff.). — moras: bei Dido. —
617. de morte: Elissae. — metus
iste: sc. mortis, z. II 224. — 618. cre-
dibili: abl. neutr.; vgL opinione, so-
lito, aequo beim Komparativ. — 620,
Den Besuch des Aeneas in der Unter-
welt erzählt Virgil Aen. VI 450 ff.
621. ratio, eigener Entschlufs,
152
Ovidi fastorum
sive deus, regni commoda carpe mei.
multa tibi memores, nil non debemus Elissae.
nomine grata tuo, grata sororis eris/
625 talia dicenti (neque enim spes altera restat)
credidit errores exposuitque suos.
utque domum intravit Tyrios induta paratus,
incipit Aeneas (cetera turba silet):
^Hanc tibi cur tradam, pia causa, Lavinia coniunx^
630 est mihi: consumpsi naufragus huius opes.
orta Tyro est, regnum Libyca possedit in ora,
quam precor ut carae more sororis ames/
Omnia promittit falsumque Lavinia yulnus
mente premit tacita dissimulatque fremens.
635 donaque cum videat praeter sua lumina ferri
multa palam, mitti clam -quoque multa putat.
non habet exactum, quid agat. furialiter odit
et parat insidias et cupit ulta mori.
Nox erat, ante torum visa est adstare sororis
640 squalenti Dido sanguinulenta coma
et ^Fuge, ne dubita, maestuln, fuge' dicere Hectum!*
sub verbum querulas inpulit aura fores:
exilit et velox humili super arva fenestra
se iacit. audacem fecerat ipse timor.
645 quaque metu rapitur, tunica velata recincta
currit, ut auditis territa damma lupis.
corniger hanc cupidis rapuisse Numicius undis
creditur et stagnis occuluisse suis.
Sidonis interea magno clamore per agros
detts, höhere Schickung. — 624.
wom. ttto, 'deinetwegen'. — 627.
paratus 'prächtige Kleiduog'; der
Zusatz Tyrii weist auf den Purpur
hin, z. II 105. Vgl. die Schilderung
der Prachtgewänder der Dido bei
Virgil, Aen. IV 137 ff. — 629. Wes-
halb die cattsa eine pia ist, wird
im folg. Vers erklärt.
633. f, vulnus 'die eingebildete
Wunde' (der Eifersucht); ebenso
tr. I 6, 37 mettis falsus. — 634. pre-
mit 'verdeckt'; vgl. Verg. Aen. IV
332 : curam sub cor de premebat —
635. praeter, Örtlich.
639. Vgl. Verg. Aen. I 353 ff.
642. Anna schliefst aus dem
Klagen (Knarren) der Thür, dafs
jemand hereinkommt und springt
deshalb aus dem Fenster. — 643.
Der kurze Ausdruck wird von dem
nachahmenden Silius (VIII 189) so
erweitert: humilique egressa fenestra
per patulos currit plantis pernici-
bus agros. — 645. tunica (z. I 409)
rec, in loegegürteter Tun. ; die Zeit
sie zu gürten hatte sie sich nicht
genommen; vgl. a. a. I 529.
647. Der Numicius (j. Rio torto,
B. met. XI V 598 f. Preller II S. 141 f.),
ein kleines Flüfschen, das südlich
vonLavinium ins Meer fällt, spielt
in def altlatinischen Sagenge-
schichte eine gewisse Kolle; auch
Aeneas verschwindet in ihm. Die
Flufsgötter werden von den Grie-
chen und Römern mit Stierhör-
nern, den Zeichen ihrer Kraft, dar-
gestellt. — 649. Sidonis: Synek-
doche für Fhoenissa (denn A.
stammte aus Tyrus, v. 631), s. z.
III 622-667.
153
650 quaeritur, appareüt signa notaeque pedum:
ventum erat ad ripas (inerant vestigia ripis):
sustinuit tacitas conscius amnis aquas,
ipsa loqui visa est: *Placidi sum nympha Numici,
amne perenne latens Anna Perenna vocor/
655 protinus erratis laeti veseuntur in agris
et celebrant largo seque diemque mero.
Sunt quibus haec Luna est; quia mensibus impleat annum;
pars Themin; Inachiam pars putat esse bovem.
invenies, qui te nymphen Atlantida dicant,
660 teque lovi primos, Anna, dedisse eibos.
Haec quoque, quam referam, nostras pervenit ad aures
fama, nee a veri dissidet illa fide:
plebs vetus et nuUis etiamtune tuta tribunis
fugit et in saeri vertice montis agit.
665 iam quoque, quem secum tulerant, defecerat illos
victus et humanis usibus apta Ceres,
orta suburbanis quaedam fuit Anna Bovillis,
V 606. I 478. m 108. Verg. Aen.
IV 683.
652. tacitas proleptisch. — 654.
perenne: Abi. (ebeoso her. VIII 62);
die Adj. dieser Art haben bei 0.
des Verses wegen im Abi. nicht
selten e statt i, S. VI 158. — 655.
erratis =» per erratis; ebenso IV 573,
eirata litora Verg. Aen. III 690. —
veseuntur: die Suchenden, — 656.
ceh se: genio indulgent (z. 58).
667—660. 2. bis 5. Erklärung. —
667. Der Nachdruck liegt auf an-
num. — 658. Themis, die Göttin
der Ordnung und GesetzmäTsigkeit
wurde als die Mutter der Hören an-
gesehen. Inachia hos: lo (z. I 454.
V 619) oder Isis, beides Mond-
göttinnen; diese drei Erklärungen
geben also auf die erste der beiden
z. V. 528 besprochenen zurück. —
659 f. Dieser Erklärung liegt eine
Identificierung der Anna mit der
arkadischen Hagno i^Ayvto) zu
Grunde, wie Merkel richtig erkannt
hat; diese war eine arkadische
Nymphe, welche der Sage nach mit
ihren beiden Schwestern Theisoa
und Neda den Zeus, der auch in
Arkadien (z. II 289. V 115) seine
Jugend verlebt haben soll, aufge-
zogen hatte. Sie hatte auf dem
Berge Lycäus eine nach ihr be-
nannte Quelle, die das Land bei
Trockenheit bewässerte und frucht-
bar machte (Pausan. VIII 38, 3;
31, 4). Anna ist hier also als segen-
spendende Quellgöttin aufgefafst.
Ihr Vater wird nirgends näher be-
zeichnet; doch liegt es nahe an den
bekannten Atlas zu denken, den
Vater der Hyaden, PIejaden, Hespe-
riden u. a., welcher der erste König
von Arkadien genannt wird.
661—674. 6. Erklärung, welche
ebenfalls die Göttin als eine segen-
spendende fafst; die Ableitung a
signo perenni (v. 673) ist freilich
recht verunglückt. — 662. a veri
fide: d. h. von der Glaublichkeit,
welche das Wahre besitzt, s. v. a.
a veritate. — 663. Im J. 493 v. Chr.
war der Stand der Plebejer, durch
die Unbilden der Patricier gedrückt,
auf den Sacer mons ausgewandert
{Hrans Anienem amnem est, tria ah
u/rhe milia passuum* Liv. II 32, 2);
der Preis, welchen die Patricier für
die Bückkehr zahlten, war die Be-
willigung der plebejischen Tribu-
nen, ^quihus auxilii latio adversus
consuks ess€t% Liv. II 33, 1.
666. tisihus: z. II 291. — 667. Das
Städtchen Bovillae lag an der
Appischen Strafse, nicht weit von
Born (daher suhurhanae, ebenso
Propert. V 1, 33), jenseits des 12.
Meilensteines, und wird eine Kult-
154
Ovidi fastorum
pauper^ sed multae sedulitatis anus.
illa, levi mitra canos redimita capillos,
670 fingebat tremula rustica liba manu
atque ita per populum fumantia mane solebat
dividere. haec populo copia grata fuit.
pace domi facta signum posuere perenne,
quod sibi defectis illa tulisset opem.
675 Nunc mihi, cur cantent, superest, obscena puellae,
dicere. nam coeunt certaque probra canunt.
Nuper erat dea facta, venit Gradivus ad «Annam
et cum seducta talia verba facit:
^Mense meo coleris, iunxi mea tempora tecum:
680 pendet ab officio spes mihi magna tuo.
armifer armiferae correptus amore Minervae
uror et hoc longo tempore vulnus alo.
effice, di studio similes coeamus in unum.
conveniunt partes hae tibi, comis anus/
685 dixerat. illa deum promisso ludit inani
et stultam dubia spem trahit usque mora.
saepius instanti 'Mandata peregimus' inquit,
'evictas precibus vix dedit illa manus'.
Gaudet amans thalamosque parat, deducitur illuc
690 Anna tegens vultus, ut nova nupta, suos.
statte der A. P. besessen haben. —
669. mi^ra, ein nm das Haar ge-
schlungenes farbiges Tuch, eine
wegen ihrer Weichheit bei alten
Frauen beliebte Kopfbedeckung;
vgl. IV 617. met. XIV 654 ff.: ille
etiam picta redimitus tempora mitra
— adsimulavit anum. Abbild, b.
Eich S. 397.
672. copia: Gegens. inopia. —
674. defectis sc. victu.
675—696. Warum bei dem Feste
der Anna Ferenna unzüchtige Lieder
gesungen wurden. Der Inhalt des
Folg. ist vielleicht selbst einem
solchen entnommen. Übrigens hätte
dieser Abschnitt angemessener hin-
ter der Beschreibung des Festes
V. 542 seine Stelle gefunden.
676. certa entweder ^bestimmte,
herkömmliche' (wie v. 695 ioci ve-
teres) oder ^unzweifelhafte, als pr.
deutlich zu erkennende', so certos
hinnitus met. II 668 und certum
furorem ex P. 11 1, 11. que ver-
bindet häufig Gedanken , von denen
der eine dem andern untergeordnet
ist; übers, etwa durch 'indem'. —
677. GradivMS: z. II 861. — 680. o/*-
ficio 'Dienstleistung'.
681. Auch in Rom wurde Minerva,
wie Pallas, als kriegerische Göttin
verehrt und mit Lanze, Harnisch
und Schild ausgestattet. M. ist hier
für die ihr ähnliche sabinische Göttin
Nerio eingetreten, die in mehreren
Quellen als Gemahlin des Mars er-
scheint, während andere Schrift-
steller wie 0. sie des Kriegsgottes
heftige Liebe abweisen lassen.
Preller I S. 341 f. — 682. hoc zu
vulntis, V. oft von Liebeswunden.
686. dubia m. d. h. eine m., deren
Zeit nicht bestimmt ist. — 688.
mawas dare ist das Zeichen des sich
für besiegt Erklärens; durch evictas
wird nach Dichterbrauch das, was
eigentlich der Person zukommt, auf
den handelnden oder leidenden
Körperteil übertragen; vgl. z. B. I
506. II 336. 342. IV 533. 854. V 606.
"VI 370 und mit dieser Stelle ins-
besondere met. ¥215 Confessasque
manus — tendens, tr. I 3, 88 Vix^p*e
ni 668—712.
155
oscula sumpturus subito Mars aspicit Annam.
nunc pudor elusum, nunc subit ira deum.
ridet amatorem carae nova diva Minervae,
nee res hae Veneri gratior ulla fuit.
695 Inde loci veteres obscenaque dieta canuntur,
et iuvat hanc magno verba dedisse deo. —
Praeteriturus eram gladios in principe fixos,
cum sie a castis Vesta locuta focis:
^Ne dubita meminisse! mens fuit ille sacerdos.
700 sacrilegae telis me petiere manus.
ipsa virum rapui simulacraque nuda reliqui.
quae cecidit ferro, Caesaris umbra fuit/
Ille quidem caelo positus lovis atria vidit
et tenet in magno templa dicata foro.
705 at quicumque nefas ausi, prohibente deorum
numine, polluerant pontificale caput,
morte iacent merita. testes estote Philippi,
et quorum sparsis ossibus albet humus.
hoc opus, haec pietas, haec prima elementa fuerunt
Caesaris, ulcisci iusta per arma patrem.
710
Postera cum teneras aurora refecerit herbas,
Scorpios a prima parte videndus erit.
dedit victas utiUtate manus und
unt. V 693. — 693. carae der nova
diva, der Aona P.
697 — 710. Apotheose des an
den Iden des März im J. 44 v. Chr.
ermordeten C. Julius Caesar.
698. castis focis: s. 417. — 699.
Cäsar wird von Vesta meus sacer-
dos (vgl. Vestae sac, V 573) wegen
der Stellung, welche er als pontifex
maximus (seit 63 v. Chr.) zu ihrem
Kultus einnahm, genannt, z. I 529.
— 701. simtdacra = umhra, Abbild.
— nuda sc. sine ipso viro = sola, —
703. Cäsar war im J. 42 v. Chr.
unter die Götter erhoben worden.
lovis atria: 0. überträgt irdische
Verhältnisse auf den Himmel, s.
met. I 170 ff.; über atrium s. z. VI
267. — 704. Der Tempel stand auf
dem forum Bomanum, vor der Regia
mit der Front nach dem Kapitel
und war im J. 42 v. Chr. geweiht
worden. — 706. prohibente: das
Partie, ist aufzulösen durch * ob-
gleich' und das Imperf. de conatu.
707. morte merita: Homers ioi-
%6ti olid'Qcp, Vgl. Flut. Caes. 69 : 6
fisvtOL (liyag ocvtov daCficDV, i nccqoL
Tov ߣov ^xQTicato, xal XBXBvxr^aavzog
inri'noXov&'T^as xLfitoQog zov (povov,
8icc TS y^g ndarjg nal d'aXdztrig iXav-
Vdov %al dvLxvsvdov dvQi zov firjdivct
Xinsiv zGiv dnsitzovozmv, dXXä 'nccl
zovg xa-O"' bziovv tj xsiqI zov ^Qyov
Q'iyovzag ^ yvcofirjg (iBzaaxovzag
ins^sX^SLv. Suet. Caes. 89: Per-
cmsorum autem fere neque triennio
quisquam amplius supervixit neque
sua morte defunctus est. Die Häup-
ter der Verschwörung M. Junius
Brutus und C. Cassius nahmen sich
nach der Schlacht von Philippi (42
V. Chr.), besiegt von Octavian und
Antonius, selbst das Leben. — 708.
Vgl. I 668. Vor quorum (ossibu>s) er-
gänze ei, nämlich die bei Philippi
gefallenen Verschworenen. — 709.
prima elementa sind bei anderen
die Anfangsgründe im Lesen und
Schreiben; met. IX 718: primasque
magistris accepere aries, elementa
aetatis, ab isdem. Hör. sat. 1 1, 26. —
710. Caesaris: Augusti, z. H 138.
711 f. 16. März. Frühaufgang
des Skorpions.
156
Ovidi fastorum
Tertia post idus lux est celeberrima Baccho.
Bacche, fave vati, dum tua festa cano.
715 nee referam Semelen (ad quam nisi fulmina secum
luppiter adferret, spretus inermis erat)
nee, puer ut posses maturo tempore nasei,
expletum patrio corpore matris opus.
Sithonas et Scythicos longum est narrare triumphos,
720 et domitas gentes, turifer Inde, tuas.
tu quoque Thebanae mala praeda tacebere matris,
inque tuum furiis acte, Lycurge, genu.
ecce libet sübitos pisces Tyrrhenaque monstra
dicere — sed non est carminis huius opus.
725 carminis huius opus causas exponere, quare
vilis anus populos ad sua liba vocet.
Ante tuos ortus arae sine honore fuerunt,
Liber, et in gelidis herba reperta focis.
713—808. 17. März.
713 — 790. Die Liberalia, ein
Fest zu Ehren des Liber (z. I 403),
an welchem alte mit Epheu be-
kränzte Friesterinnen liba zu einem
Opfer, zu dem sie einen kleinen
Herd gleich mit sich führten, für
den Gott feilboten, und die er-
wachsenen Jünglinge die toga libera
erhielten. Preller II S. 52 f. Den
ersten Brauch begründet 0. v. 725
—770, den zweiten v. 771—790.
715 ff. z. 503. — 716. spretus von
Semele; inermis erhält durch das
vorauegehende fulmina seine ge-
nauere Beziehung; vgl. V. 440. —
717. Konstr. nee {referam) matris
opus (was eigentlich der Mutter
zugekommen wäre) expletum {esse)
patrio corpore; vgl. am. III 3, 40:
nofi' pater in, Baccho matris haberet
opus. — 719. Die Mythologie be-
schäftigte sich viel mit den Zügen,
welche Bacchus überall siegreich
seinen Kultus verbreitend machte,
und nennt verschiedene Völker,
welche er unterwarf, als die ent-
ferntesten die Inder (z. 465); die
Sithones waren ein thrakisches Volk,
nördlich von ihnen an den Ufern
der Donau und im Norden des
schwarzen Meeres und weiter nach
Asien hinein hauste das Nomaden-
volk der Skythen. — 720. Arabien
und Indien lieferten den Römern
den meisten Weihrauch (I 341); der
Flufs Indtts steht hier als Vertreter
des Landes, z. I 286.
721. Der Thebanieche König
Fentheus wurde, weil er sich der
Einführung des Dionysosdienstes
widersetzte, von seiner Mutter
Agaue, welche in bacchantischem
Wahnsinn ihn für einen Eber hielt,
auf dem Cithäron zerrissen; der
Mythus ist sehr alt und in Poesie
und bildender Kunst weit verbreitet.
0. erzählt ihn ausführlich met. III
611—733. — 722. Auch Lycurgus,.
der S. des Dryas, König der thra-
cischen Edoner, erfuhr, weil er die
Ammen des Gottes mit einem Beile
auseinander jagte und ins Meer
trieb, ein trauriges Schicksal, indem
er, als er einen Weinstock umhauen
wollte, im Wahnsinn (furiis actus)
mit dem Beile sich die Füfse ab-
hieb. — 723. Tyrrhenische Schiffer
hatten den Dionysos räuberisch
entführen wollen und waren zur
Strafe plötzlich in Delphine ver-
wandelt worden; s. met. III 597 ff.
— subitus ^plötzlich entstanden';
vgl. met. III 123 subiti fratres, V
560 subitis pennis.
a. 725-770. Vgl. Varr. de 1.1. VI
14: Liberalia dicta, quod per totum
oppidum eo die sedent sacerdotes
Liberi, anus edera coronatae, cwm
libis et foculo pro emptore sacrifi-
cantes, — 726. populos: z. I 38. —
727. honore 'Ehrengabe'. — 728. Die
III 713—750.
157
te memorant Gange totoque Oriente subacto
730 primitias magno seposuisse lovi.
cinnama tu primus captivaque tura dedisti
deque triumphato viscera tosta bove.
nomine ab auctoris ducunt libamina nomen
libaque, quöd sacris pars datur inde focis.
735 liba deo fiunt, sucis quia dulcibus idem
gaudet; et a Baccho mella reperiia ferunt.
Ibat harenoso satyris comitatus ab Hebro
(non habet ingratos fabula nostra iocos)^
iamque erat ad Bhodopen Pangaeaque äorida ventum:
740 aeriferae comitum concrepuere manus.
ecce novae coeunt volucres tinnitibus actae^
quosque movent sonitus aera, sequuntur apes.
colligit errantes et in arbore claudit inani
Liber et inventi praemia mellis habet.
745 Ut satyri levisque senex tetigere saporem,
quaerebant flavos per nemus omne favos.
audit in exesa stridorem examinis ulmo,
aspicit et ceras dissimulatque senex;
utque piger pandi tergo residebat aselli,
applicat hunc ulmo corticibusque cavis.
750
AltSxe waren kalt, weil auf ihnen
kein Opferfeuer angezündet wurde;
auch das dort wachsende Gras soll
die Yemachlässigung hezeichnen;
vgl. Propert. II 6, 36: JSt mala
desertos occupat herba deos, Bacchus
wird hier als der Erfinder der Sitte
den Göttern zu opfern gefeiert. —
729. Gange i. e. India, z. I 286.
— 730. primitias: der Beute.
731. Zimmt hezogen die Römer
besonders aus Arabien, Weihrauch
aus Indien. S. Anm. z. V. 720. — 732.
viscera = exta, cnXayxva, z. I 61. —
de bove = bovis, — 733. libum und
libamen kommen vielmehr von libo
(Xsißm) her, vgl. Varr. de 1. 1. VII
44: liba quod libandi causa fiunt;
über Liber z. I 403. — 734. inde:
de libis, — 736. fiimt: sacrificantur,
vgl. (i^SLV, — dulcibus: z. I 187.
737. Der Hebrus ist der gröfste
FluTs in Thracien, einem Lieblings-
aufenthalt des Bacchus; das Rho-
dope- Gebirge erstreckt sich durch
dies Land in der Richtung von Nord
nach Süd, das Pangäus - Gebirge
{Pangaea auch bei Verg. georg. IV
462) südlich von dem ersteren das
Meer entlang. — 738. ingratos (^un-
willkommene') iocos: wie sonst,
wenn von den lasciven Begleitern
des Gottes die Rede ist und wie
oben I 396 ff. — 740. Die gewöhn-
lichsten, auf zahlreichen Denk-
mälern dargestellten, Instrumente
des tobenden Gefolges des Bacchus
waren die cymbala, Metallbecken
(aera\ welche aneinandergeschlagen
wurden (s. met. III 632 f. und Haupt
z. d. St., IV 29 f.) und die tympana
(Tambourins) , hölzerne, auf der
einen Seite mit einem Fell be-
spannte Reifen, welche mit der
Hand geschlagen wurden. Dafs
dieser Lärm den Bienen {nova,e vo-
lucres) angenehm sei, sagt auch
Aristoteles (bist. anim. IX 40, 23) j
donovci %aCqBiv at ^ilittai %ai tm
x^OToo, dio xal yiQOxovvrig tpaaiv
dhQOL^siv avTocg slg tb ctirjvog oatqu'
%oiq xB %al ipocpoig; s. Verg. georg,
IV 64.
7 4:^, novae: näml. den Bacchanten,
'unbekannt'. — 746. Der kahlköpfige
Alte ist Silenus. — 748. ceras: z. I
276. — 749. pandi: z. I 399.
158
Ovidi fastorum
constitit ipse super ramoso stipite uixus
atque avide trunco condita mella petit:
milia crabronum coeunt et vertice nudo
spicula defigunt oraque sima notant.
755 ille cadit praeceps et calce feritur aselli
inclamatque suos auxiliumque rogat.
concurrunt satyri turgentiaque ora parentis
rident. percusso Claudicat ille genu.
ridet et ipse deus limumque inducere moustrat;
760 hie paret monitis et linit ora luto.
melle pater fruitur, liboque infusa calenti
iure repertori Candida mella damus.
Femina cur praestet, non est rationis opertae:
femineos thyrso concitat ille choros.
765 Cur anus hoc faciat, quaeris? vinosior aetas
haec est et gravidae munera vitis amat.
Cur hedera cincta est? hedera est gratissima Baccho.
hoc quoque cur ita sit, dicere nuUa mora est:
Nysiadas nymphas puerum quaerente noverca
770 hanc frondem cunis opposuisse ferunt.
Restat, ut inveniam, quare toga libera detur
751. super ist Adv., nämlich auf
dem Bücken des Esels. — 754. ora
sima: Silen wird immer mit einer
Stülpnase abgebildet. — 757. parens,
Mer Alte'.
761. pater: Liber. Die Götter
wurden von den Römern wegen
ihrer väterlichen Sorge als Väter
gedacht und daher ihrem Namen
oft ein pater hinzugefügt, so be-
sonders dem Liber; vgl. Diespiter,
luppiter; das Gleiche gilt von
der Bezeichnung der Göttinnen als
malres. Preller I S. 55 f. — 763.
praestet: sc. Uha praetereuntihtis,
— 764. Der Thyrsus war ein Stab,
der oben in einen Finienzapfen oder
in ein Bündel Wein- oder Epheu-
laub endete oder auch mit solchem
umwunden war, das gewöhnliche
Attribut der Diener des Gottes;
hier erscheint er als das Mittel,
durch welches Bacchus die Frauen
— denn solche machten neben den
Satyrn den gröfsten Teil seiner
Begleitung aus — in Raserei ver-
setzt {fiaivddsg). — 765. hoc: sc.
praestare,
769. Da Juno (noverca) dem neu-
geborenen Bacchus nach dem Leben
trachtete, so wurde er in Höhlen
des Berges Nysa (der ursprünglich
in Thracien, später auch in anderen
durch Weinbau berühmten Gegen-
den gesucht wurde) verborgen und
heimlich von den Nymphen dort
erzogen, met. IV 314 f.
b. 771 — 790. Hatte ein junger
B/Ömer das 17. (in der späteren
Republik das 16.) Lebensjahr voll-
endet, so legte er (meist) am
Fest der Liberalia die insignia
pueritiae, die toga praetexta (die ver-
brämte T.) und die bulla, feierlich
ab und erhielt die tunica recta und
die nicht verbrämte Toga (t. virilis,
pura, lihera); zugleich wurde er,
nun ein iuvenis, in die Bürgerlisten
eingetragen, besafs von da an we-
sentlich gröfsere Freiheit des Han-
delns und wurde, wenn er bis
dahin unter der potestas eines Vor-
munds gestanden, mündig. Für die
Ansetzung dieser Festlichkeit auf
die Liberalia führt 0. vier Ursachen
an, von denen die dritte der Wahr-
heit am nächsten kommt. Mar-
quardt, Privataltert. I S. 125 ff.
ni 751—793.
159
Lucifero pueris, candide Bacche, tuo:
sive quod ipse puer semper iuvenisque videris,
et media est aetas inter utrumque tibi;
775 seu quia tu pater es, patres sua pignora, natos,
commendant curae numinibusque tuis;
sive, quod es Liber, vestis quoque libera per te
sumitur et vitae liberioris iter;
an quia, cum colerent prisci studiosius agros,
780 et faceret patrio rure Senator opus,
et caperet fasces a curvo consul aratro,
nee crimen duras esset habere manus,
rusticus ad ludos populus veniebat in urbem?
sed dis, non studiis ille dabatur honor:
785 luce sua ludos uvae commentor habebat,
quos cum taedifera nunc habet ille dea.
ergo ut tironem celebrare frequentia posset,
visa dies dandae non aliena togae.
Mite Caput, pater, huc placataque cornua vertas
790 et des ingenio vela secunda meo! —
Itur ad Argeos (qui sint, sua pagina dicet)
hac, si commemini, praeteritaque die. —
Stella Lycaoniam vergit declivis ad Arcton
772. Lucifero: z. I 46. — 773.
Vgl. met. IV 17: Tibi enim incon-
aumpta iuventa est, tu puer aeter-
nu8, tu formosissimus älto eonspi-
ceris caelo, tibi — virgineum Caput
est, III 607; darans erklärt sich
auch das Epitheton eandidus y.772.
— 780. patrio = paterno (vgl. Hör.
carm. I 1, 11: patrii agri, sat. I 2,
66: patrius fundus),
761. a (von — weg) curvo aratro
z. II 295. Gemeint sind besonders
L. Quinetius Cincinnatus, der vom
Pflug zur Diktatur geholt im J. 458
V. Chr. das von den Äquem um-
zingelte römische Heer befreite
(Liv. in 26, 7 ff., Cic. de sen. 16, 56),
und C. Atilius Regulus cos. 257 und
250 V. Chr. (Cic. pro Rose. Am. 18,
50). — 784. studiis 'Neigungen',
zum Schmausen und Trinken, grofs-
artigen Schaustellungen u. dgl.
786. Die taedifera dea ist Ceres
(IV 417 ff. u. A.), die mit Liber und
Libera {Jiovvaos und Koqtj) eng
verbunden gedacht wurde und mit
ihnen zusammen in Rom einen
Tempel besafs. Dafs die im April
gefeierten ludi Cereris (IV 393 ff.)
zugleich dem Liber und der Libera
galten, wird auch anderweitig be-
zeugt. Preller II S.53. — 787. Nach
Annahme der toga libera wurde
der neue iuvenis von dem Vater
oder Vormund unter der Begleitung
von Verwandten und Freunden
{frequentia) aus dem Hause auf das
Forum und von da wahrscheinlich
auf das Kapitel geführt, um in die
Bürgerlisten eingetragen zu werden
und zu opfern. Er trat dann als
tiro in den Felddienst oder bildete
sich unter der Leitung eines er-
fahrenen Mannes für die Thätigkeit
auf dem Forum aus; die Zeit dieses
Tirociniums war auf ein Jahr fest-
gesetzt und damit die Erziehung
vollendet. — 789. cornua z. 500.
placata c: z. 688. — 790. vela: z. I 4.
791 f. Umzug bei den Argei
am (16. und) 17. März, sua p, d. i.
V 621 ff.
793—808. 17. März. Aufgang
des Miluus und seine Fabel
(die sich nur hier findet).
793. Lycaonia heifst der (grofse)
160
Ovidi fastorum
Miluus. haec illa nocte videnda venit.
795 Quid dederit volucri, si vis cognoscere, caelum:
Saturnus regnis a love pulsus erat:
concitat iratus validos Titanas in arma,
quaeque fuit fatis debita, temptat opem.
matre satus Terra, monstruln mirabile, taurus
800 parte sui serpens posteriore fuit.
hunc triplici muro lucis incluserat atris
Parcarum monitu Styx violenta trium.
viscera qui tauri flammis adolenda dedisset,
sors erat, aeternos vincere posse deos.
805 immolat hunc Briareus facta ex adamante securi,
et iamiam flammis exta daturus erat:
luppiter alitibus rapere imperat. attulit illi
miluus et meritis venit in astra suis.
Una dies media est, et fiunt sacra Minervae,
810 nomina quae iunctis quinque diebus babent.
sanguine prima vacat, nee fas concurrere ferro
ß'är, weil die in ihn verwandelte
Callisto eine Tochter des Lycaon
war; z. II 154. — 796. Satwrnus
(K^ovog) wurde von seinem Sohne
Juppiter vom Thron gestofsen und
dann in den Tartarus geworfen
(met. I 113). — 797. Über den zehn
Jahre lang dauernden Kampf der
gewaltigen Titanen, der Söhne des
Uranos und der Gäa (Terra) und
Brüder des Xronos (daher op, temp-
tob fatis debitam\ gegen Zeus nach
dessen Thronbesteigung s. V 36 u.
Anm. — 800. serpens z. V 85.
802. Die Flufsnymphe Styx, die
Tochter des Okeanos und der Te-
thys, welche in dem Kampfe mit
den Titanen auf der Seite des Jup-
piter stand, wohnte am Eingang
zum Tartarus, den 0. hier (nach
Verg. Aen. VI 548 ff.) mit einer
dreifachen Mauer umgeben sein
läTst; vgl. Hesiod. theog. 383 ff.
775 ff. 726. — 803. viscera = exta,
z. 1 51. — adolenda z.276. — 804. sors
'Orakelpruch'. — 806. Briareus,
auch Aegaeon genannt, wird hier
zu den Titanen gezählt, während
Homer (IL A 402 f.), Hesiod (theog.
149) u. a. ihn unter die Heka-
toncheiren rechnen, welche eben-
falls Söhne des Uranos und der
Gäa waren, aber in jenem Kampfe
auf der Seite des Zeus stritten; s.
z. V 35.
809 — 876. 19. März. Feier
der Quinquatrus nebst den
Tubilustria.
a. 809 — 848. Die Quinquatrus
(maiores, s. VI 651) wurden zu Ehren
der Minerva, der Göttin der Kunst
und der Wissenschaften, besonders
von den diesen ergebenen artifices
und überhaupt von allen, die in
diese r Minerva ihre Schutzpatronin
verehrten, also auch von den lernen-
den Kindern gefeiert, ursprünglich
nur an einem Tage, dem 5. nach
den Idus, welcher Tag nach seiner
Stelle im Kalender Quinquatrus
hiefs, wie der 3. nach den Iden
Triatrus, der 6. Sexatrus u. s. w.
Später aber verstand man das Wort
nicht mehr richtig und glaubte das
Fest gemäfs der unrichtigen Auf-
fassung des Wortes, die auch 0.
teilt (v. 810 u. tr. IV 10, 13), 6 Tage
lang feiern zu müssen (spätestens
von 168 V. Chr. an, Liv. XLIV 20, 1);
der erste Tag war jedoch als der
Geburtstag der Göttin und Weihe-
tag ihrer Tempel auf dem Aventin
und auf dem Caelius (z. 835) der
gefeiertste. Preller I S. 293 ff.
III 794—828.
161
(causa, quod est illa uata Minerva die),
altera tresque super strata celebrantur harena:
ensibus exsertis bellica laeta dea est.
815 Pallada nunc pueri teneraeque orate puellae:
qui bene placarit Fallada ^ doctus erit^
Pallade placata lanam moUire puellae
discant et plenas exonerare colos.
illa etiam stantis radio percurrere telas
820 erudit et rarum pectine denset opus.
hanc cole, qui maculas laesis de yestibus aufers,
hanc cole^ yelleribus quisquis aena paras;
nee quisquam invita faciet bene vincula plantae
Pallade, sit Tychio doctior ille licet;
825 et licet antiquo manibus conlatus Epeo
sit prior^ irata Pallade mancus erit.
vos quoque, Phoebea morbos qui pellitis arte,
munera de vestris pauca referte deae.
812. caitsa sc. est, — 813. altera
tresque sc. dies, — super Adverb.
— strata ha/rena: des Amphithea-
ters (vgl. am. II 14, 8: sternetur
pu^gnae tristis harena tuae, tr. II
282: Martia cum du/rum sternit
harena sölum). Gladiatorenspiele,
welche überhaupt erst gegen finde
der Bepublik bei amtlichen Spielen
abgehalten wurden, waren, wie es
scheint, für dies Fest von Augustus
eingeführt worden. — 814. bellica
d. 8. V. 5 u. 681. — 81Ö. Die
Schüler hatten während der Quinq.
Ferien.
816. docttAS erit: 'wird geschickt
werden', vgl. Juvenal X 114. —
817. P. placata: der Gegensatz ist
ir^vita Minerva (823). Sie wurde
besonders als Erfinderin der weib-
lichen Wollarbeiten, des Spinnens
(817 f.) und Webens (819 f.) verehrt;
vgl. met. VI 23. Tibull. II 1, 63 ff.
— mollire l. : die Wolle zubereiten
(krempeln), dafs sie um den Bocken
(cölus) gebimden werden kann, met.
II 411. VI 21. her. 3, 70. — 819.
iela (= texela, s. z. II 771 u. Bau-
meister, Denim. III S. 2085) heifst
hier das vertikal aufgespannte Garn
(stantis, oQ^-tog lazog, s. met. IV
276, der horizontale Webstuhl ist
neuer), in welches der Eintrags-
£Ebden durch das Weberschiffchen,
einen langen doppelspitzigen Stab
Ovida Fasten.
(radius), eingeschossen wurde; durch
die Kammlade (pecten), deren Zähne
durch die Fäden des Aufzugs hin-
durchgehn, wurden die noch aus-
einander liegenden Eintragsfäden
(,rarutn opus) aneinander gedrückt.
Marquardt, Privataltert. 2 S. 130 ff.
821. Die Zunft der Walker (fuh
l(mes) reinigte in ihren Gruben auch
die beschmutzten wollenen Kleider;
Abbild, b. Baumeister, Denkm, III
S. 2084. — 822. aena sind die
Kessel, in welche die infectores
(oder offect.) die Wolle zum Färben
thaten, vgl. met. VI 61. — 823. vin-
cula ph, Schuhe, z. II 324. — 824.
Tychios hatte dem Ajax seineu
siebelhäutigen Schild gefertigt,
^aKVTOt6(ioDV 6%' agictog^ Hom. II.
H 221. — 82Ö. 'EnsLog war der
Erbauer des hölzernen Pferdes, durch
welches die Griechen Troja erober-
ten, und das Haupt der Zimmer-
leute {fäbri tignarii oder tignuarii).
— conlatus * verglichen'. — m. prior
^durch seiner Hände Geschicklich-
keit überlegen'.
826. mancus vgl. Juv. 3, 47 tam-
quam mancus et extinctae corpus
non utile dextrqe, — 827. Als Schutz-
Satronin der Ärzte führte M. den
leinamen Medica; der eigentliche
Gott der Heilkunde war jedoch
Apollo 'Medicus'. Preller I S. 302 f.
— 828. Das Honorar gesuchter
11
162
Ovidi faatoram
nec Yos^ turba fere cens^ fraudata^ magistri;
830 spemite (discipulos attrahit illa novos),
quique moves caelum tabulamque coloribus uris,
quique facis docta moUia saxa manu:
mille dea est operum. certe dea carminis illa est:
si mereor, studiis adsit amica meis! —
835 Caelius ex alto qua mons descendit in aequum,
hie ubi non plana est sed prope plana via^
parva licet videas Captae delubra Minervae,
quae dea natali coepit habere suo.
Nominis in dubio causa est. capitale vocamus
840 ingenium sollers: ingeniosa dea est.
an quia de capitis fertur sine matre paterni
vertice cum clipeo prosiluisse suo?
an quia perdomitis ad nos captiva Faliscis
venit? et hoc ipsum littera prisca docet.
845 an quod habet legem, capitis quae pendere poenas
Ärzte war in der Kaiserzeit ein
anfserordentlich hohes und stieg
bis auf 108 000 Mark jährlich ; so
gewinnt pauca noch eine besondere
Bedeutung. — 829. t fere censu fr,,
eine 'in der Regel' um das ihr
eigentlich gebührende Vermögen
(über census s. z. I 217) gebrachte
Schar. Das Einkommen der Ele-
mentarlehrer war nämlich ein so
wie so schon sehr geringes und
wurde häufig noch durch ungerecht-
fertigte Abzüge von Seiten der El-
tern geschmälert, sodafs das Schul-
geld zuweilen gerichtlich eingeklagt
werden mufste; auch um das an
den Quinq. übliche Geschenk, das
Minervale munus, mögen (Hb oft
genug gekommen sein. — 830. Sper-
mie: deam, — discipulos a. i. n.:
das römische Schuljahr begann im
März, jdem ersten Monat des alt-
römischen Jahres.
831. caelum, die Grabstichel des
Ciseleurs. — tabulamque c. u.: ge-
meint ist die schon von Polygnot
erfundene enkaustiBche Malerei,
welche die Farben einbrennt. —
832. Unter der Hand des Bild-
hauers wird der harte Stein gleich-
sam gefügig (moUia). — 833. m,
operum: Genet. qualit. Athene hiefs
dieser Eigenschaft wegen 'EQydvTjf
danach b. Horaz carm. III 12, 5
operosa. — Dafs dem coUegium
poetarum der Tempel der Minerva
in Aventino als besonderes Heilig-
tum und als Lokal für ihre Ver-
sammlungen zugewiesen war, ^in
qua liceret scribis (d. h. hier poetis)
histrionibusque consistere ac dona
ponere\ bezeugt Festus p. 333.
835 — 848. Das Heiligtum der
Capta Minerva lag auf der Ab-
dachung des Caelius nach dem Co-
losseum zu. Von den vier Erklä-
rungen des Beinamens, welche 0.
bringt, hat die dritte die gröfste
Wahrscheinlichkeit für sich. Preller
I S. 292 f. — 837. delubrum eigent-
lich Platz für Abwaschen, also für
Beinigeu, Entsühnen, steht oft für
sacellum. — 839. z. B. nennt Cicero
ad Quint. fr. II 13, 4 den Histo-
riker Philistus ^Siculum capitalem
crebrum acutum^ denn der Kopf
galt als Sitz des Verstandes.
841. KoDstr. quia de vert pat
capitis sine matre pr. f. Minerva
soll vollständig bewaffnet aus dem
Haupte des Joppiter hervorge-
sprungen sein. — 843. Falerii (z.
I 84) war im J. 241 v. Chr. von den
Römern unterworfen worden. Die
Überführung der Götterbilder au»
den eroberten Städten nach Rom
wird oft erwähnt, die der Minerva
aus Falerii sonst nicht. — 844. litt,
prisca in Annalen oder vielleicht
auch auf einer Inschrift. — 845. qu/od
III 829—854.
163
ex illo iubeat furta reperta loco?
A quacumque trabis ratione vocabula^ Pallas,
pro ducibus nostris aegida semper babe! —
Summa dies e quinque tubas lustrare canoras
850 admonet et forti sacrificare deae.
Nunc potes ad solem sublato dieere vultu,
*Hic here Phrixeae vellera pressit ovis'.
Seminibus tostis sceleratae fraude novercae
sustulerat nullas, ut solet, berba comas.
h. legem sc. Capta; gemeint ist
die von den rontifices aufge-
setzte lex templi oder consecratio-
nis, die Stiftungsurknnde des Tem-
pels, in welcher u. a. auch die
Rechte des Tempels genau bestimmt
waren. — Eonstr. qiiae furta ex
i, loco {delubro Minervas) reperta
(bei dem Diebe) cap, poenas pen-
dere iubeat, d. h. die Tempeldiebe
werden für das Verbrechen, dessen
sie durch die Entdeckung des ge-
stohlenen Gegenstandes bef ihnen
überführt sind, mit dem Tode be-
straft; vgl. Paul. p. 66: Capitalis
locus, uhi, si quid violatum est,
capuit violatoris expiatur. — 848.
pro ducibus n. : 'vor unser Fürsten-
haus', Auguatus und seine Ange-
hörigen. — Die Aegis ist im Homer
der gewaltige, von Hephästos ge-
fertigte Schild , mit dem Zeus
Schrecken yerbreitet, zuweilen auch
Athene und Apollo. Später wurde
sie * das besondere Attribut der
Athene und zu einem Ziegenfell,
das mit Schlangen umsäumt und
mit dem Gorgonenhaupt vorn yer-
sehen über die Schultern geworfen
wurde und über den linken Arm
genommen als Schild dienen konnte,
b. 849 f. Am 23. März wurden die
tubae, welche beim Opferdienste
gebraucht wurden, gereinigt; dies
war das sog. Tubilustrium: ^hic
dies appettatwr ita, quod in atrio
sutorio tubi lustrantu/r, quibus in
sacris u^A/mtur^, fast. Praenest. z.
d. T. (p. 389 M.), vgl. Varro d. 1.
1. VI 14. Ein 2. Tubilustrium fand
am 23. Mai (V 725) statt. Die fortis
dea, der zu Ehren die Feier statt-
fand, ist Nerio - Minerva (z. 681),
welche die Ehre des Tages übri-
gens mit Mars zu teilen hatte.
Preller I S. 364. — summa d. d. i.
der letzte Tag (ebenso IV 387. 465);
e quinque sc. ditbus Quinquatruum,
c. 851—876. Am 22. März (nach
Colum. am 17.) trat die Sonne aus
den Fischen in dast Zeichen^ des
Aries; hieran knüpft 0. die Fabel
vonderErhebung desWidders
unter die Sterne. Athamas, in
der älteren Sage König der Mloyer
in Orchomenos, nach der späteren
König von Theben (v. 865 d/raconi-
gena, weil die Stammväter aus den
Zähnen des von Gadmus getöteten
Drachen emporgewachsen waren),
war zuerst mit der göttlichen Ns-
(psXrj (Nebula) verheiratet, hatte
diese aber, nachdem sie ihm zwei
Kinder, Phrixus und Helle, geboren,
verstofsen und sich mit Ino, der
Tochter des Cadmus, verbunden.
Diese, eine böse Stiefmutter, trachtet
den beiden Kindern der Wolken-
göttin nach dem Leben und beredet
(so Euripides in seinem Phrixus)
die Frauen des Landes das Saat-
korn zu dörren, um so Mifswachs
über das Land zu bringen und dann
die Stiefkinder zu verderben.
851. nuMC d. h. am 23. März. —
862. hie sc. sol. — here = heri, d. h.
am 22. März. Die Anordnung ist
hier nicht dem sonstigen Princip
des 0. gemäfs, aber deshalb von
ihm gewählt, weil er die Feiertage
der Quinquatrus nicht unterbrechen
wollte. — Fhrix. v. o,: s. 867 ff. —
premere bedeutet im Präsens das
Stehn der Sonne in dem Zeichen
(met. IX 286: decimum premeretur
sidere [soW] Signum)^ im Perf. das
Eintreten (met. XIV 416: Presser alt
occiduus Tartessia litora Fhoebus,
Lucan. 1 655). — 854. herba: z. 1 154.
— comas: z. III 34, vgl. IV 438. —
11*
164
Ondi fastoram
855 mittitur ad tripodas, certa qui sorte reportet,
quam sterili terrae Delphicus edat opem.
hie quoque corruptus cum semine, nuntiat Helles
et iuvenis Phrixi funera sorte peti.
utque recusantem cives et tempus et Ino
860 compulerunt regem iussa nefanda pati,
et soror et Phrixus, velati tempora vittis,
stant simul ante aras iunctaque fata gemunt:
aspicit hos, ut forte pependerat aethere, mater
et ferit attonita pectora nuda manu
865 inque draconigenam nimbis comitantibus urbem
desilit et natos eripit inde suos.
utque fugam capiant, aries nitidissimus auro
traditur. ille vehit per freta longa duos.
dicituri infirma cornu tenuisse sinistra
870 femina, cum de se nomina feeit aquae.
paene simul periit, dum vult suceurrere lapsae,
frater et extentas porrigit usque manus.
flebat, ut amissa gemini consorte pericli,
caeruleo iunetam nescius esse deo.
875 litoribus tactis aries fit sidus, at huius
pervenit in üolchas aurea lana domos.
Tres ubi Luciferos veniens praemiserit Eos,
tempora noctumis aequa diurna feres.
Inde quater pastor saturos ubi clauserit haedos,
880 canuerint herbae rore recente quater.
865. tripodes, der Dreifufs (ebenso
a. a. III 789. Verg. Aen. III 360),
von welchem aus die Pythia in
Delphi die Sprüche (sortes) des
Apollo verkündete.
867. hie: i. e. qui missus est, —
cum semine => ut semen. — 859.
tempus *die böse Zeit' der Hungers-
not. — 860. compulerunt: z. I 692.
861. 6t soror (Phrixt) et Phrixus
wie II 629. — velati t. v. : das Haupt
der Opfertiere pflegte mit Binden
umwunden zu werden. — 864. aito-
nita manu: z. 688. — 870. nomina:
"ElXi^g novzog,
871 f. Diese Situation stellt ein
berühmtes pompejanisches Wand-
gemälde dar. Baumeister, Denkm.
III S. 1332. — 874. caer. deo: der
Gott des grünen Meeres, Neptun,
machte (nach Eratosthenes catast.
19) Helle zu seiner Gemahlin. —
875. Phrixus wurde von dem gold-
wolligen Widder nach dem am
Pontus Euzinus gelegenen Colchis
getragen und dort von König Aeetes,
dem S. des Helios, gastfreundlich
aufgenommen. Der Widder wurde
dem Zeus geopfert und von Ne-
phele unter die Sterne versetzt,
das goldene Vliefs Qana) aber dem
Aeetes gegeben und von diesem im
Haine des Ares an einer Eiche auf-
gehängt, von wo es später Jason
holte.
877 f. 26. März. Frühlings-Tag-
und Nachtgleiche (aequinoctium
vernum). — Luciferos: hier 'Morgen-
sterne'
879—882. 30. März. — 879. Der
Abend des 26. März ist mit einge-
rechnet. — 880. Der Tau über-
zieht das Grün des Grases und der
Blätter mit einem silbergrauen
III 865—884.
165
lanus adorandus cumque hoc Concordia mitis
et Romana Salus araque Pacis erit.
Luna regit mensis. huius quoque tempora mensis
finit Äventino Luna colenda iugo.
Schein. — 881. Vgl Dio LIV 36:
insiöi^ TB oiQyvQiov ocv^ig ig slnovag
avTOv (Avyovazov) xoel iytshrj xal
6 drifAog avvsßi^vsyKav, savtov filv
ovdsfiiaVf 'Tytsiag ds drukoaCag
(Salutis publicae oder Salutis pu-
blicae populi Romani) xal nqoahi
xal *0(iovo£ag Elgi^vTig ts (I 709 u.
Anm.) JaxTiasv (im J. 9 v. Chr.).
Andere Angaben hierüber fehlen;
dafs Janns diesem in der Kaiserzeit
hochverehrten Bunde hinzugefügt
ist, hängt wohl mit seiner engen
Beziehung zu Krieg und Frieden
zusammen.
883 f. 31. März. Festtag der
Luna ^quae regit menses*, daher sie
auch am letzten Tage des 1. Mo-
nats im altrömischen Jahre verehrt
wurde. Der Tempel lag wahrschein-
lich auf der dem Cirkus zugekehr-
ten Seite des Aventinischen Berges.
LIBER IV.
*Alma, fave', dixi ^geminorum mater Amorum!'
ad vatem vultus rettulit illa suos.
*Quid tibi* ait *mecum? certe maiora canebas.
num vetus in moUi pectore vulnus habes?*
5 ^Scis, dea*, respondi *de vulnere*. risit, et aether
protinus ex illa parte serenus erat.
^Saucius an sanus numquid tua signa reliqui?
tu mihi propositum, tu mihi semper opus,
quae decuit, primis sine crimine lusimus annis,
10 nunc teritur nostris area maior equis.
tempora cum causis, annalibus eruta priscis,
lapsaque sub terras ortaque signa cano.
venimus ad quartum, quo tu celeberrima, mensem.
et vatem et mensem scis, Venus, esse tuos.'
15 Mota Cytheriaca leviter mea tempora myrto
contigit et ^Coeptum perfice' dixit *opus'.
Sensimus, et causae subito patuere dierum:
dum licet et spirant flamina, navis eat!
1 — 132« Einleitung.
1— 18. Anrufung der Venus, der
als der Göttin des Frühlings und der
Liebe der April, der erste Frühlings-
monat, heilig war. — 1. gem. m, Arno-
rum : des Eros und Anteros (s. Cic.
de nat. d. III 23, 59) oder des Ga-
pido und Jocus. Vgl. Hör. carm. I
2, 34: Quam (Venerem) locus dv'
cumvolcU et Gupido, Ov. am. III
15, 1. Auch auf Münzen des juli-
sehen Geschlechts sehen wir Venus
von zwei fliegenden Amoren um-
geben. In der griech. Litteratur
finden wir bereits bei Euripides
(Bacch. 405) "Egoatsg und dann
öfters, darauf bei den nachahmenden
röm. Dichtern Cupidines. — 3. ma-
iora canehas: s. II 3 fF. — 4. in
molli p,: daher leicht verwundbar,
s. z. III 682. — 5. Vgl. Enn. ann.
445 (p. 67 V.): luppiter hie risit
tempestatesgue serenae riserunt omnes
risu lovis omnipotentis, Verg. Aen.
I 254, Ov. a. a. III 55.
7. saudus: durch eine Liebes-
wunde, vgl. Verg. Aen. IV 1. —
Signa: z. II 9. — 9. guae decuit sc.
primos annos. — lu>simu8 ^ haben
getändelt' s. II 4f. — 10. Dasselbe
Bild wie n 360.
11. temp, c. c. = I 1. — ann, e,
pr. = I 7. — 12 = I 2. — 15. mota
sc. verbis meis, — Die Myrte ist
der Venus heilig und wird von ihr
hier als Zauberrute gebraucht, um
den Dichter zu begeistern; vgl. a. a.
III 53 : E myrto — myrto nam vincta
capillos constiterat — folium gra-
nague pauca dedit, sensimus accep-
tis numen guogu>e: purior (nethsr
fulsit, et e toto pectore cessit onus.
— 18. z. I 4.
IV 1-36.
167
Si qua tarnen pars te de fastis tangere debet,
20 Caesar, in Aprili, quo tenearis, habes.
hie ad te magna descendit imagine mensia
et fit adoptiva nobilitate tuus.
hoc pater Iliades, cum longum scriberet annum^
yidit et auctores rettulit ipse suos.
25 utque fero Marti primam dedit ordine sortem^
quod sibi nascenti proxima causa fuit,
sie Yenerem gradibus multis in gente repertam
alterius voluit mensis habere locum,
principiumque sui generis revolutaque quaerens
30 saecula cognatos venit adusque deos.
Dardanon Electra nesciret Ätlantide natum
scilicet, Electram concubuisse lovi?
huius Erichthonius, Tros est generatus ab illo,
Ässaracon creat hie Assaracusque Capyn.
35 proximus Anchises, cum quo commune parentis
non dedignata est nomen habere Venus.
19 — 60. 0. legt dem Angustus
seine Abstammnng von der Göttin
Venus dar. — 19. tarnen: der Dich-
ter wagt es eigentlich nicht, die
Auänerksamkeit des Augustus {Cae-
sar z. n 138) für seine Fasten in
Anspruch zu nehmen. — 20. quo
ten, ^was dich fesselt'; vgl. tr. IV
10, 49: Detifimt nostras — Horatius
aures. — 21. m, imagine * durch
das hohe Ahnenbild' (z. I 591) der
Venus, der Mutter des Aeneas und
Ahnfrau des Augustus; z. I 717. —
22. adoptiva nob.: des Cäsar, der
den Augustus adoptiert hatte. —
23. hoc in etwas unbestimmter Be-
ziehung auf nobilitas (v. 22) über-
haupt, also hoc vid.: diese seine
nobilitas hatte B. im Auge, vgl.
I 37. V 71. Oder haben wir vor
diesem V. eine Lücke anzunehmen?
— p. Iliades: s. III 62 u. 72. —
scriberet = discriberet, digereret I
27, 'entwarf, einrichtete'. — 24.
aui:tores s, = parentes s, (v. 57).
rettulit sc. in annum, 'verzeichnete'.
— 25. primam sortem 'die erste
Stelle', ordine 'in der Reihe' der
Monate des alt-römischen Jahres.
27. gradibiLS m. in gente r,, d. h.
welche er in der Stammtafel seines
Geschlechts viele Generationen (wra-
dus) vor sich fand; vgl. met. XIII
143: totidemqu^e gradus distamu^
ab illo. epist. 3, 28: ille gradu pro-
pior sanguinis. Zur Sache s. Macr.
sat. I 12, 8. — 29. revoluita saec:
die Jahrhunderte werden wie eine
Bücherrolle wieder aufgerollt, um
in ihnen zu forschen.
31 — 36 geben den Stammbaum
von Juppiter bis auf Aeneas nach
Homer (11. T 215 ff.), der nur die
Plejade Electra (s. v. 177), die
Tochter des Atlas und der Hesione
und Mutter des Dardanus, nicht
nennt. Dard. soll von Samothrake
in Eleinasien eingewandert sein;
er erhielt dort von dem in der
Skamanderebene herrschenden Kö-
nig Teucer seine Tochter Bateia
zur Frau (v. 40 Teuer os avos) und
die nach ihm benannte Landschaft
Dardania als Mitgift und wurde
der Stammvater der troischen Kö-
nige. — 31. nesciret conj. dubit.
'hätte er nicht wissen sollen?' —
33. Bei Tros spaltet sich der
Stammbaum der Königsfamilie in
Troja :
Tros
Ilos Assarakos Ganymedes
Laomedon Gapys
I
Tithonos Priamos Anchises
l^
fjTJLlL
Po^tii2£L':LÄ Line, qxd qiiöd $ilTk fnii c^i^ns ä ak^j,
hfii^y Latni^y tfbi pater esi. «ubit Alxia LafiizL
pTOximtu est ütaiiä EpTtos, Alba.
*A .iiy»
et tii^xLf est iiem^ Calpete, f^etiis aTTLs.
etmtq!3ie patria regnimi post hime Tib^nizs liafa^^,
diütsT in Tojeae gorgite Tnersm aqiiaei.
lam tarnen Agrippan natmn Bemnlumqne nepotem
60 riderzL in Bemulmn falmina missa fenrnt.
renit Arentiniis post hos, loeos nnde rocator.
mons qooqne. post illam tradita regna Proeae.
qaem sequitor duri Nnmitor germaniiä Amnli.
Ilia etun Laoso de Nnmitore sati.
55 en«e eadit patrao Laosos. plaeet Ilia Marti
teque parit, gemino inncte Qnirine Bemo.
ille mos semper Yenerem Martemqae parentes
dixit et emeroit Yocis habere fidem.
nere secatnri possent nescire nepotes.
37. pieta$ 9p, Abttr, pro concr.
— per ign, (des eroberten Trpja)
gehurt znziäehit za tii7i^, ist aber
auch za §pectata na denken. —
38, UMt fc, ni lUüiam, %, y. 78. 1 527
u, A, — 40. Vgl. Liv. I 3, 2: ulseo-
i^fuir — quem lulum eundem Julia
gern cmctorem nominis sui ntm-
cupat.
4L Poftnmns Silvias wird auch
Ton Liyins Sohn des Ascanins {hinc
sc. ßaUis) genannt; nach den an-
deren Autoren ist er der Stiefbruder
desselben und Sohn der Lavinia und
des Aeneas und hiefs Postumus als
nachffebomer Sobn, Silyius, weil
ihn Layinia, als sie sich vor den
Nachitellungen des Ascanius hatte
flüchten müssen, in den Wäldern
geboren hatte, ^mamit Silvia po-
8tea ommbus cognomen, qui AXbae
regnaverwnV Liv. I 3, 8. Zwischen
Poitumus und Latinus schieben die
übrigen Listen noch einen Aeneas
SilviuB ein. — 48. suhit (— suc-
cedit) Ä, L. ^ met. XIV 612. —
44. titulis 8C. imperii; b. v. 675.
— 45. Gapys war ein trojanischer
Xame (z. 31), daher reeuitso
voe. Tr.
48. z. n 389 u. I 833. — 50. VgL
met XrV 617: BewnÜM» fmatmriar
annis fuhmmeo perüt, iantator fid-
minis, idu, wie Tallus Hoatilius.
— 51. venit Aventinus s. Varro de
L L V 43. -- Zocii» 'die Gegend';
gemeint ist die 13. der von Augustus
eingerichteten regiones , welche
auXser dem Berge auch noch die
Vorstadt vor der porta Trigemina
umschloCs. Av. soU . auf den Berge
begraben worden sein. — 55. Dafs
Amulius seinen Bruder Numitor
mit Gewalt vom Throne stölst und
selbst die Herrschaft an sich reifst,
übergeht 0. als bekannt. Dann
tötet Am. seinen Neffen Lausus
(von and. Aegestos oder Aegestes
genannt) heimlich auf der Ja^d
und macht die Ilia zur Vestahn,
um sich für künftig die Herrschaft
zu sichern.
56. Das Ausführliche s. III 9 ff.
Quirine s. II 475 ff. — 58. emeruit
'hat sich einen Anspruch darauf
erworben'. — 59. neve: et, ne, —
IV 37—76.
169
60 tempora dis generis continuata dedit.
Sed Veneris mensem Graio sermone notatum
auguror: a spumis est dea dicta maris.
nee tibi sit mirum Graeco rem nomine diei:
Itala nam tellus Graecia maior erat.
65 venerat Euander plena cum classe suorum,
venerat Aleides, Graius uterque genus.
hospes Aventinis armentum pavit in herbis
claviger, et tanto est Albula pota deo.
dux quoque Neritius: testes Laestrygones extant
70 et quod adhuc Circes nomina litus habet,
et iam Telegoni, iam moenia Tiburis udi
stabant, Argolicae quod posuere manus.
venerat Atridae fatis agitatus Halaesus,
a quo se dictam terra Falisca putat.
75 adice Troianae suasorem Antenora pacis
60. temp. eontintuita: die zwei auf-
einanderfolgenden Monate.
61—132. Zwei Ableitungen
des Wortes Aprilis, von denen
jedoch 0. die zweite, weil sie den
Monat nicht unmittelbar mit Yenus
zusammenbringt, zurückweist, in-
dem er in einem Hymnus die Macht
der Göttin preist.— 62. Vgl. Macrob.
sat. I 12, 8 : Secundum mensem no-
minavit Aprilem, ut quidam putant
cum adspiratione quasi Aphrüem, a
spuma, quam Graeci d(pQov vocant,
unde orta Venus creditur, S. z. III
611. — 63. rem ^etwas'. — 64. ün-
teritalien hiefs wegen der vielen
dort angelegten griechischen Kolo-
nieen Graecia maior. — 65. Euan-
der : s. I 471 und Preller II S. 307 ff.
66. Aleides — claviger s. I 543 ff.
u. Anm. — 68. Albula: s. II 389
u. A. — 69. dux q, Neritius: sc. ve-
nerat; gemeint ist IJlixes, so ge-
nannt von dem Berge Nr^qitov auf
Ithaka (Hom. Od. i 22). Daher Ne-
ritius öfters bei Ov. =» Ithacus, z. B.
met. XIII 712. XIV 563. — Die
Lästrygonen, zu denen Homer den
Odysseus (Od. x 77 ff.) kommen läXst,
wohnten nach den römischen Dich-
tern in der Gegend von Formiae,
an der Küste des südlichen Latiums ;
westlich davon war das promuntu-
rium Circaeum, welches sie für die
Insel der Zauberin X/^xij halten,
auf welcher Odysseus ein Jahr ver-
weilt hatte. (Od. % 135 ff.)
71. Telegoni moenia d. i. Tuscu-
lum oder Praeneste, s. z. III 91.
Tibur (jetzt Tivoli), eine alte latini-
sche Stadt, östlich von Rom, zeich-
net sich noch jetzt durch seinen
grofsen Wasserreichtum aus, einen
im Süden doppelt geschätzten Vor-
zug (vgl. Hör. carm. III 29, 6. 1 7, 13).
Als seine Gründer werden genannt
die drei Brüder Tiburtus, Goras und
Catillus, die Enkel des Argivers
Amphiaraus, der bei dem Zuge der
Sieben gegen Theben sein Leben
verlor; der erste Bruder gab ihr
den Namen; Hör. carm. II 6, 5:
Tibur Argeo positum cölono, Verg.
Aen. VII 670 ff. — 78. Über des
Halaesus {^hunc Agamemnonis ple-
rique comitem, plerique nothum
filium volunt^ Serv. z. Aen. VII 723)
Schicksal vgl. am. III 13, 31: Agc^
memnone caeso [= Atridae fatis'] et
scelus et patris fugit Halaesus
opes: iamque pererratis profugus
terraque fretoque moenia felid con-
didit alta mawu, ille suos docuit
lunonia sacra Fdliscos. Über Fa-
lerii z. I 83. — 75. Antenor, der
Nestor der Trojaner, gründete mit
Enetern, einem ursprünglich in
Paphlagonien sefshaften Volke,
Patavium. Tr. pacis suasorem: vgl.
Liv. I 1, 1 (Aeneas et Antenor) pa-
170
Ovidi fastorum
et generum Oenideo, Apule Daune, tuum.
serus ab Iliacis et post Äntenora flammis
attulit Aeneas in loca nostra deos.
huius erat Solymus Phrygia comes unus ab Ida,
80 a quo Sulmonis moenia nomen habent,
Sulmonis gelidi, patriae, Germanice, nostrae.
me miserum, Scythico quam procul illa solo est!
ergo ego tarn longe — sed supprime, Musa, querelas!
non tibi sunt maesta sacra canenda lyra. —
85 Quo non livor adit? sunt qui tibi mensis honorem
eripuisse velint invideantque, Venus,
nam, quia ver aperit tune omnia, densaque cedit
frigoris asperitas, fetaque terra patet,
Aprilem memorant ab aperto tempore dictum,
90 quem Venus iniecta vindicat alma manu.
Illa quidem totum dignissima temperat orbem,
illa tenet nullo regna minora deo
iuraque dat caelo, terrae, natalibus undis
ds reddendaeque Selenae semper
aiictores fuerunt
76. Der homerische Held Dio-
medes, Sohn des Tydeus und Enkel
des Oeneus, findet bei seiner Rück-
kehr nach Argos sein Weib untreu,
flieht, wird nach Italien verschla-
gen, unterstützt den König von
Apulien Daunus im Kampfe gegen
seine Feinde, heiratet seine Toch-
ter und gründet mehrere Städte in
Italien, z. B. Argyripa. — 77. sems:
das Adj. steht in enger Beziehung
zum Substantiv für das Adverbium.
Aeneas kam erst 7 Jahre nach der
Zerstörung von Troja nach Italien.
— 78. deos: s. z. I ö28 u. vgl. Verg.
Aen. I 6 (inferretque deos Latio)
u. XII 192. — 81. Sulmonis gelidi:
wegen seines Wasserreichtums; vgl.
IV 686 f. am. Ill 15, 11 {Sulmo-
nis aqu^osi moenia)^ II 16, 1 ff. u.
oben S. 1 V. 3 u. A. Solymus, der
den Aeneas von dem trojanischen
Berge Ida aus, von dem dieser
seine Irrfahrten begonnen hatte, be-
gleitet und Sulmo gegründet haben
soll, wird aufser von Silius Italiens
IX 72 (der 0. gefolgt ist) nicht er-
wähnt; der Name des Gründers ist
von dem der Stadt gebildet.
81 — 84 sind erst später in Tomi
im Scythenlande hinzugefügt wor-
den, daher die Anrede an Germa-
nicus, s. Einl. S. 12 f. — 83. ergo
tam longe — etwa vitam meam to-
lerem? wollte der Dichter fortfahren.
85 — 90. Zweite Etymologie des
W. Aprilis (= Aperilis) ab ape-
riendo, — 86. eripuisse: z. II 322.
— 87. densa * dicht machend', der
Gegensatz v. 126 vere remissus ager,
— 88. feta: s. I 662. — 89. aper-
tum wird die Zeit genannt, weil
in ihr alles eröffnet ist. — 90. ini-
cere m, ist vox propr. für 'auf etwas
(ohne richterliche Entscheidung)
Beschlag legen, es als sein Eigen-
tum erklären', was in der ältesten
Zeit durch wirkliches Handauflegen
geschah.
91 — 132. Hymnus auf Venus:
ihr als der überall mächtigen und
schaffenden (91 — 116) und besonders
in Rom verehrten (117 — 124, s.
Preller I S. 443 ff.) gebühre gerade
der Frühlingsmonat (125—132). 0.
hat hier den berühmten Anfang des
Gedichts des Lucretius (I 1 — 49),
der ebenfalls diese Göttin preist,
vor Augen gehabt.
91. dignissima sc. temperando;
sie beherrscht alles durch die Liebe.
— 92. minora n, deo, log. Brachy-
logie. — 93. iura dare «= temperare
V. 91, beherrschen, ebenso V 65. —
IV 76—118.
171
perque suos initus continet omne genus.
95 illa deos omnes (longum est numerare) creavit,
illa satis causas arboribusque dedit,
illa rüdes animos hominum contraxit in unum,
et docuit iungi cum pare quemque sua.
quid genus omne creat volucrum, nisi blanda voluptas?
100 nee coeant peeudes^ si levis absit amor.
cum mare trux aries cornu decertat, at idem
frontem dilectae laedere parcit ovis.
deposita sequitur taurus feritate iuvencam,
quem toti saltus, quem nemus omne tremit.
105 vis eadem, lato quodcumque sub aequore vivit,
servat et innumeris piscibus implet aquas.
prima feros habitus homini detraxit, ab illa
venerunt cultus mundaque cura sui.
primus amans Carmen vigilatum nocte negata
110 dicitur ad clausas concinuisse fores.
eloquiumque fuit duram exorare puellam,
proque sua causa quisque disertus erat,
mille per hanc artes motae^ studioque placendi,
quae latuere prius, multa reperta ferunt.
115 hanc quisquam titulo mensis spoliare secundi
audeat ? a nobis sit furor iste procul.
Quid quod ubique potens templisque frequentibus aucta,
urbe tamen nostra ius dea maius habet?
nat imdis s. z. III 611. IV 62. —
94. per stws initus continet 'durch
die von ihr eingeflöfste Liebe erhält
sie*. — 96. causas 'Ursprung'. —
98. cum pare: s. III 526.
102. parcit 'nnterläfst zu — ', p.
wird häufig von Dichtem ange-
wandt, um den im hinzugesetzten
Infinitiv liegenden Begriff zu negie-
ren. — 107. Die äufsere Verfeinerung
des Menschen wird als Verdienst
der Venus dargestellt, wie I 676
die innere als das der Ceres. —
109. primus amans 'ein Liebender
war es, welcher zuerst', vigilatum
c. 'ein bei Nacht gesungenes L.'.
Die vor den Thüren der Geliebten
von den um Einlafs flehenden Jüng-
lingen gesungenen Lieder (naQüc-
%XctvelQ'VQcc) erwähnen die Elegiker
häufig. Beispiele sind bei 0. amor.
I 6, met. XIV 718 ff.
112. Man brauchte keinen An-
walt, der die Sache führte, wie auf
dem Forum. — 113. motae wie I
268. VI 760. — 115. quisquam: weil
die Frage verneinenden Sinn hat.
— titulo mensis: die ehrende Aus-
zeichnung liegt im Monat, d. h.
besteht in der Benennung des Mo-
nats nach Venus, ebenso VI 77.
Vgl. VI 56.
117. aucta: vgl. III 602. — 118.
tamen stellt (in)urhe in Gegensatz
zu ubique. Paris, zum Schiedsrichter
in dem Streit der drei Göttinnen
Hera, Athene und Aphrodite über
den Preis der Schönheit erwählt,
hatte denselben der letzten zuer-
kannt und dadurch die beiden an-
dern gegen sich und seine Vater-
stadt aufs äufserste erbittert. In
dem hieraus sich später entspin-
nenden Kriege stand Aphrodite auf
Seiten der Trojaner und wurde in
ihm sogar, als sie den verwundeten
Aeneas retten wollte, von Diomedes
an der fiand verwundet {aTiQTiv
ovtaas xsiQa o^h öovqI ußXrjxQi^v
Hom. IL E 336). Durch dies arma
172
Ovidi fastorum
pro Troia, Romane, tua Venus arma ferebat,
120 cum gemuit teneram cuspide laesa manum,
caelestesque duas Troiano iudice vicit
(a! nolim victas hoc meminisse deas!),
Ässaracique nurus dicta est, ut scilicet olim
magnus luleos Caesar haberet avos.
125 Nee Veneri tempus quam ver erat aptius ullum:
vere nitent terrae, vere remissus ager,
nunc herbae rupta tellure cacumina toUunt,
nunc tumido gemmas cortice palmes agit.
et formosa Venus formoso tempore digna est,
130 utque solet, Marti continuata suo.
vere monet curvas materna per aequora puppes
ire nee hibernas iam timuisse minas.
Rite deam Latiae Colitis matresque nurusque
et vos, quis vittae longaque vestis abest.
135 Aurea marmoreo radimicula solvite collo,
demite divitias: tota lavanda dea est.
aurea siccato redimicula reddite collo:
nunc alii flores, nunc nova danda rosa est.
vos quoque sub viridi myrto iubet ipsa lavari,
ferre pro Troia hatte sich die Göttin
zugleich die Tochterstadt ßom ver-
pflichtet und sich ein iiis in urhe
und die aus dem Rechte entsprin-
gende Macht (ius ^^potentia v. 117)
erworben; vgl. met. XIII 918: in
aequora Proteus ius habet ep. 15,
24: in mare ius habet
123. s. 34 ff. — 126. nitent: von
den frischen Farben des Frühlings.
— remisstis von der zusammenzie-
henden Kälte, ^erweicht*. — 127. S.
III 239 f. I 154. — 128. S. III 238.
I 152. — 130. S. V. 60. Vgl. ars
am. I 405 sive dies sube^it natalis
sive Jcälendae, quas Venerem Marti
continuasse iuvat. Auson. dist. d.
mens. Aeneadum geneirix vicino
nomen Aprili das Venus: est Marti
namque Aphrodite comes.
131. materna aequora: s. z. 93.
Während des Winters waren die
Schiffe aufs Land gezogen; erst
mit dem Frühaufgang der Plejaden
begann die Schiffahrt bei den Rö-
mern wieder, z. III 105. — monet
c. infin. in Verbindung mit Auffor-
derungssätzen in der klassischen
Prosa selten. — 132. timuisse: z. II 322.
133—164. 1. April.
133— 162.FestfeierderFrauen
zu Ehren der Venus Verti-
cordia (' Herzenswenderin ') und
der Fortuna Virilis, welche den
Frauen bei den Männern Glück
giebt. S. Preller I S. 449 f. II
S. 185.
134. Gemeint sind die Dirnen,
denen die Tracht der ehrbaren
Frauen, die stola, eine lange bis
an die Füfse reichende, unten mit
einem Besatz (instita) versehene
Tunica und die vittae. Binden,
welche im Haar getragen wurden,
versagt war; ihnen kam nur die
kurze Toga zu (Marquardt, Privat-
altert. 2 S. 178. 1 S. 42. 44); vgl
TibuU. I 6, 67 : sit modo casta, doce,
quamvis non vitta ligatos impediat
crines nee stola longa pedes, —
135. Auch in anderen Kulten waren
Bäder der Götterbilder vorgeschrie-
ben. — 136. divitias 'den reichen
Schmuck'. — 138. Myrten und Ro-
sen sind die Lieblingsblumen der
Venus. — 139. vos an die die Göttin
badenden Frauen gerichtet. — sub
myrto: also bekränzt mit Myrten.
IV 119—164.
173
140 causaque, cur iubeat (discite!), certa subest.
litore siccabat rorautes nuda capillos:
viderunt satyri, turba proterva, deam.
sensit et opposita texit sua corpora myrto:
tuta fuit facto vosque referre iubet.
145 Discite nunc, quare Fortunae tura Virili
detis eo, calida qui locus umet aqua,
accipit ille locus posito velamine cunctas
et Vitium nudi corporis omne videt.
ut tegat hoc celetque vires, Fortuna Virilis
150 praestat et hoc parvo ture rogata facit.
Nee pigeat tritum niveo cum lacte papaver
sumere et expressis mella liquata favis.
cum primum cupido Venus est deducta marito,
hoc bibit: ex illo tempora nupta fuit.
155 Supplicibus verbis illam placate: sub illa
et forma et mores et bona fama manet.
Roma pudicitia proavorum tempore lapsa est:
Cymaeam, veteres, consuluistis anum.
templa iubet fieri Veneri, quibus ordine f actis
160 inde Venus verso nomina corde tenet.
Semper ad Aeneadas placido, pulcherrima, vultu
respice totque tuas, diva, tuere nurus. —
Dum loquor, elatae metuendus acumine caudae
Scorpios in viridis praecipitatur aquas.
141. siccabat sc. dea. — 144. re-
ferre: z. I 618. — 146. eo Qoco) qui
etc. also im Bade. — 160. parvo
ture: z. II 573.
151. Mit diesem Verse kommt der
Dichter wieder auf die Verehrung
der Venus zurück. — papaver: der
Mohn galt als Symbol der Frucht-
barkeit (fectmda papavera, met. XI
606): mit Honig vermischt wurde
er von den Römern auch gern als
Dessert gegessen. — 152. expr, —
favis : der Honig sollte ganz frei
von Wachs sein.
167. proavorum tempore: im J. 114
V. Chr. In diesem Jahre war näm-
lich die Tochter eines römischen
Bitters so vom Blitz getroffen wor-
den, dafs sie aller Kleider entblöfst
tot dalag; ebenso war dem Pferde,
auf dem sie ritt, das ganze Geschirr
abgerissen; über dies Portentum
be&agte man die Sibyllinischen
Bücher {Cymaeam anum z. v. 267)
und erhielt die Antwort ^infamiam
virginibus et equestri ordini por-
tendi*. Daher wurden drei Vesta-
linnen und mehrere römische Ritter
wegen Incests zum Tode verurteilt,
und der Venus Verticordia (im
Thale des Gircus maximus) ein
Tempel geweiht ^quo facilius vir-
ginum muUerumque mens a libidine
ad pudidtiam converteretur\ Valer.
Max. VIII 16, 12. — pudicitia —
lapsa est ^strauchelte auf der Bahn
der Keuschheit'; ebenso labi me-
moria, mente, (in) officio, — v. 157
enthält den Grund zu v. 158.
161. Die Aeneadae sind hier die
sämtlichen Römer (anders I 717);
vgl. Lucret. I 1 : Aeneadum genetrix,
hominum divomque voluptas, alma
Venus.
163. 164. Untergang des Skor-
pions. Mit 0. stimmt Golumella
überein; s. Anh. z. 111 711. — 163.
elatae caudae, weil immer zum
Stechen bereit (Plin. n. h. XI 87);
s. met. II 196. — 164. viridis aquas:
174
Ovidi fastorum
165 Nox ubi transierit, caelumque rubescere primo
coeperit, et tactae rore querentur aves,
semiustamque facem vigilata nocte viator
ponet; et ad solitum rusticus ibit opus:
Pleiades incipient umeros relevare paternos,
170 quae Septem dici^ sex tarnen esse solent^
seu quod in amplexum sex hinc venere deorum
(nam Steropen Marti concubuisse ferunt,
Neptuno Alcyonen et te, formosa Celaeno,
Maian et Electram Taygetenque lovi),
175 septima mortali Merope tibi, Sisyphe, nupsit',
paenitet, et facti sola pudore latet^
sive quod Electra Troiae spectare ruinas
non tulit ante oculos opposuitque manum.
Ter sine perpetuo caelum versetur in axe,
180 ter iungat Titan terque resolvat equos^
auch PliniüB spricht von Smaragden
qui viriditcUem maris imitantur.
165— 178. 2. April. Untergang
der Plejaden. — Die PL, ein
Siebengestim, Ton dem jedoch ein
Stern unsichtbar war (v. 170), hatten
ihren Namen daher, weil mit ihrem
Aufgang (am 13. Mai, s. V 599) die
Schiffahrt, to nXstv, begann, mit
ihrem Untergang aufhörte; in der
Sage galten sie als Töchter des
Atlas (Hesiod. ^gya x. rifi. 383: IIXti'
lädcov 'AtXaysvscDv) und der Okea-
nide Pleione (V 84).
166. queri Yom. Gesänge der Vögel
auch bei Hör. ep. 2, 26: qi*enmtur
in silvis aves, — 167. S. z. II 600
und met. I 493: tU facibus saepes
ardent, quas forte viator vel nimis
admovit vel iam suh luce reliquit.
—- 169. Die Plejaden erleichtern
die Last, welche auf den Schultern
ihres den Himmel tragenden Vaters
(eaeliferi V 83) ruht, indem sie vom
Himmel verschwinden.
171. hinc von der Siebenzahl. —
172. Sohn der Sterope war Oenomaos,
der Halcyone Hyrieus, der Celaeno
Lykos und Nykteus, der Maia
(Mauc) Hermes, der Elektra Dar-
danos und Eetion, der Taygete
Lakedaemon, der Merope und des
Sisyphos (des S. des Aeolos und
Königs von Ephyra) Glaukos. —
177. Electra: 'HXb'm:qcc; dieselbe
Quantität im Nominativ griech.
Eigennamen auf cc v. 201; V 115.
VI 601. — 178. opposuitque: z. I 44.
179—372. 4. April. Beginn
der Megalesia, welche bis zum
10. April dauerten. Die Magna
Mater oder Mater Dea oder Cybele
oder Bhea war eine ursprünglich
in Vorderasien, besonders auch am
Berge Ida, verehrte Göttin (daher
Idaea genannt). Mit der Einbür-
gerung der Aeneassage in Born
glaubten die Römer dort ihre alte
Heimat zu sehen, und so mögen
schon früher ihre Blicke auf den
orgiastischen Dienst dieser Göttin
hingelenkt worden sein. Da lasen
im J. 205 V. Chr. die Priester in
den durch Vermittlung von Cumae
(s. V. 257) ebenfalls vom Ida her-
stammenden Schicksalsbüchern,dafs
man, um gewisse gemeldete Pro-
digien zu sühnen und den damals
noch in Italien stehenden Hannibal
zu vertreiben, das Bild dieser Göttin
von der phrygi sehen Stadt Pessinus
nach Rom herüberholen müsse. Im
Jahr darauf kam es in Rom an und
wurde bald der Mittelpunkt eines
glänzenden Kultus, der, zuerst mafs-
voll, in der letzten Zeit der Republik
und unter den Kaisem auch die
Ausschweifungen des Orients mit
aufnahm. Zur Erinnerung an die
Ankunft der grofsen Mutter ((isydXri
IV 165—192.
175
protinus inflexo Berecyntia tibia cornu
flabit; et Idaeae festa parentis erunt.
ibunt semimares et inania tympana tundent^
aeraque tinnitus aere repulsa dabunt.
185 ipsa sedens molli comitum cervice feretur
urbis per medias exululata yias.
scaena sonat, ludique vocant. spectate, Quirites,
et fora Marte suo litigiosa vacent.
Quaerere multa libet^ sed me sonus aeris acuti
190 terret et horrendo lotos adunca sono.
*Da, dea, quem sciter*. doetas Cybelei'a neptes
vidit et has curae iussit adesse meae.
f'V'^VQ) i^ H.om, welche indes nach
Livins 29, 14, 14, wenn die Lesart
richtig ist, auf den 12. Apr. d. J. 204
fiel, wurden die Megalesia oder
Megalensia eingesetzt und mit cir-
censischen, seit 194 auch mit sce-
nischen Spielen gefeiert. Marquardt
S. 352 ff. 480 f. Preller II S. 54 ff.
735 ff. Eine kurze Darstellung der
Thatsachen giebt LiviusXXIX 10 ff.,
die 0. mit verschiedenen Zuthaten
ausgeschmückt und in einzelnen
Punkten yerändert hat.
179—188. O. leitet seine ätiolo-
gischen Bemerkungen mit einer
Schilderung des Lärms, unter dem
die Göttin verehrt wurde, ein. —
179. ter: den 1. April mit einge-
rechnet. — sine Imperativ. — per-
petuo in axe i. e. in axe qui per-
petuo agiiv/r. Nach der Meinung
der Alten befand sich das Himmels-
gewölbe in stetiger schneller Be-
wegung; vgl. met. II 70: adde quod
adsidua rapitur vertigine caelutn
sideraque alta trahit celerique volu-
mine torquet. Verg. Aen. II 250:
Vertitur interea caelutn, — 180.
Tiicm: z. I 617. — 181. Zu dem
Dienste der Magna Mater hatte
man aus Phrygien auch die phry-
gische Flöte (durch Synekdoche von
einem alten Volksstamme der Phry-
ger Benecyntia genannt, s. III 649)
herübergenommen, die eine sich
erweiternde und gekrümmte {inflexo
tibia cornu y vgl. met. 111 533 u.
IV 392: adunco tibia cornu) Mün-
dung hatte, durch welche der Ton
verstärkt wurde. Abbild, bei Bau-
meister, Denkm. I S. 557 n. 594.
596. Über den Gebrauch der Flöte
beim Opfern s. VI 657 ff. — 183.
Die semimares sind die verschnit-
tenen phrygischen Priester der
Göttin {Galli v. 221. 361, — Rö-
mer durften nicht ihre Priester
werden — ), welche in purpurfar-
benen Gewändern (339, richtiger
buntgestickten) unter dem Schall
der tympana und der cymbala (184;
s. III 740'm. Anm.) und unter lau-
tem Geheul durch die Stadt zogen,
das Bild der Göttin mit sich füh-
rend. — 185. molli cervice, wie 243
molles ministri u. 342 m, manus,
weil es Verschnittene waren.
187. scaena im Theater, ludi im
Cirkus. — 188. Marte suo: von dem
dort üblichen (Wort-) Streit.
189 — 246 enthalten den Grund
zu mehreren Gebräuchen bei diesem
Feste (a. 193 — 214. b. 215 — 218.
c. 219—220. d. 221—246). 0. ist
hier zuweilen demLucretius II 600 ff.
gefolgt.
190. lotos (Diospyros lotos Linn.)
ist ein dem Ebenholz verwandter
Baum, der im Morgenlande, in
Nordafrika und Italien heimisch ist
und ein schönes dunkles Holz liefert,
aus dem Flöten gemacht wurden;
daher ist hier l, =:== tibia; s. z. 1 519. —
191. Cybeleia heifst die Göttin von
dem Berge Cybele (v. 249) in Phry-
gien; da sie identificiert wurde mit
Rhea, der Mutter des Zeus (v. 201),
so sind die' Musen, die Töchter
dieses Gottes und der Mnemosyne,
ihre Enkelinnen; ihr Sitz war der
wald- und quellenreiche Helikon in
Böotien.
176
Ovidi fastoram
^Paudite, mandati memores, Heliconis alumnae,
gaudeat assiduo cur dea Magna sono.'
195 Sic ego. sie Erato (mensis Cythereius illi
cessit, quod teneri nomen amoris habet):
*Reddita Saturno sors haec erat "Optime regum,
a nato seeptris excutiere tuis/'
nie suam metuens, ut quaeque erat edita, prolem
200 devorat inmersam visceribusque tenet.
saepe Rhea questa est^ totiens fecunda nee umquam
mater, et indoluit fertilitate sua.
luppiter ortus erat (pro magna teste vetustas
creditur; acceptam parce movere fidem):
205 veste latens saxum caelesti gutture sedit.
sie genitor fatis deeipiendus erat,
ardua iam dudum resonat tinnitibus Ide,
tutus ut infanti vagiat ore puer.
pars clipeos rudibus^ galeas pars tundit inanes:
210 hoe Curetes habent, hoc Corybantes opus,
res latuit, priscique manent imitamina facti:
aera deae comites raucaque terga movent.
cymbala pro galeis, pro scutis tympana pulsant,
tibia dat Phrygios, ut dedit ante, modos'.
193 — 214. Warum die Magna
Mater unter stetem Lärm verehrt
wurde. — 196. Erato ist die Muse
der erotischen Poesie ; ihren Namen
leitet 0. von igäv ab und eignet
ihr hier scherzend des Wortspiels
wegen den Monat der Venus (s. z.
III 611) zu. — 197. sors, Orakel. —
198. Das Scepter ist das Haupt-
insigne für die Herrschergewalt,
daher seeptra = regnum. — 200.
visceribusqite: z. I 44. — tenet * be-
hält bei sich'.
201. Bhea: "Pia (s. z. 177). —
203. Vgl. met. I 400: quis hoc
credat, nisi sit pro teste vetustas?
— 204. parce: z. 102. — movere
^rütteln an'. — 205. Bhea gab dem
Saturnus einen in Windeln (veste)
gewickelten Stein, den er anstatt
des jungen Jiippiter verschlang
(vgl. Hesiod. theog. 485: reo dl
cnaqyavCaaaa (isyocv XCO^ov iyyvoc-
Xi^sv OvQavCdri fisy' cm/ocxtc x. t. L)
und verbarg ihren Sohn auf dem
Berge Ida in Troas; nach der ge-
wöhnlicheren Tradition, der sich
Ovid auch V 113 fF. anschliefst,
wurde er auf dem kretischen Ida
von Nymphen aufgezogen.
208. infanti ore: quod fori non
potest, nur vagire; vgl. VI 145. —
210. Die Curetes waren ursprüng-
lich die kretischen Priester des
Zeus, wurden aber später, als man
die Bhea und Cybele für dieselbe
Gottheit nahm, mit den Corybantes
identificiert und beide als Priester
der Magna Mater angesehen, welche
sie unter wilden Waffentänzen
feierten. Der Waffentanz über dem
Zeuskinde ist auf einer Seite des
Capitolinischen Altars dargestellt,
Baumeister, Den/cm. III S. 2134.
(S. auch für v. 206 Bd. II S. 798.)
212. aera, die Cymbala; rauca
terga, die Tympana (s. z. III 740).
— 214. Die phrygische Tonart
zeichnete sich durch Leidenschaft-
lichkeit aus und war nach Aristo-
teles (Polit. VIII 7, 8) das unter den
Tonarten, was der avXog unter den
Instrumenten; daraus erklärt sich
tibia furiosa ('wuteinflöfsend')
V. 341.
IV 193—234.
177
215 Desierat. coepi: 'Cur huic genus acre leonum
praebent insolitas ad iuga curva iubas?'
Desieram. coepit: 'Feritas mollita per illam
creditur; id curru testificafa suo est'.
'At cur turrifera caput est onerata corona?
220 an primis turres urbibus illa dedit?*
Adnuit. 'ünde venit* dixi *sua membra secandi
impetus?' ut tacui, Pieris orsa loqui:
'Phryx puer in silvis, facie spectabilis, Attis
turrigeram casto vinxit amore deam.
225 hunc sibi servari voluit, sua templa tueri,
et dixit '^Semper fac puer esse velis".
ille fidem iussis dedit et **Si mentiar'', inquit
"ultima, qua fallam, sit Venus illa mihi".
Fallit et in nympha Sagaritide desinit esse,
230 quod fuit. hinc poenas exigit ira deae:
naida vulneribus succidit in arbore factis
(illa perit: fatum naidos arbor erat),
hie furit et credens thalami procumbere tectum
effugit et cursu Dindyma summa petit
215—218. Von Löwen umgeben,
auch auf einem von Löwen ge-
zogenen Wagen zeigen uns die Cy-
bele viel&ch Kunstdenkmäler und
Münzen (Baumeister, DenJcm. I S. 86.
II S. 800. III 2011). Löwen sind
das charakteristische Merkmal phry-
gischer Eunst. S. Müller, Denk-
mäler n Taf. LXn f. n. 806 f.
219 f. Auch auf Abbildungen
trägt die Göttin nach orientali-
scher Sitte eine Mauerkrone auf
dem Haupte.
221 — 246. Der schöne phrygische
Knabe Attis, auf den die Sitte der
Selbstverstümmelung (ßua membra
secandi) zurückgeführt wird, ist
oft von den Dichtern besungen und
von Künstlern dargestellt worden
und spielt in dem Kultus der Cy-
bele, wie Adonis in dem der Venus,
eine grofse Bolle; es giebt daher
auch mannigfache Sagen über sein
Schicksal; die hier mitgeteilte, in
der indes die eigentliche Bedeutung
des Attis, welcher. ein Symbol des
wechselnden Naturlebens ist, nicht
hervortritt, hat ü. allein.
222. Pieris: z. II 269. — 225.
servari: so sagt die treue Procris
met. Vn 736: IJgo uni servor: ubi-
Ovids Fasten.
cunque est, uni mea gaudia servo.
— tueri als Thürhüter, wie es sich
Philemon und Baucis als Gnade aus-
bitten, met. VIII 698 und 702. —
228. Venus 'Liebesgenufs'. — 230.
hinc: de hac caUfSa.
231. Die Tochter des kleinasiati-
schen Flusses Sagaris oder San-
garios, der auf dem Adoreus ent-
springend und durch das Gebiet
der Berecyntier fliefsend sich in
den Pontus Euxinus ergofs, war
eine Hainadryade (z. I 512), eine
Baumnymphe, deren Leben und
Sterben mit dem ihres Baumes
(«fta tccig Sgvai) verknüpft war;
vgl. met. VIII 760 ff. 0. nennt sie
eine Nais, indem er den Begriff
einer Quellnymphe zu dem einer
Nymphe überhaupt verallgemeinert ;
ebenso met, I 689: inter hamadry-
adas celeberrima Nonacrinas naias
una fuit. — 233. Der Wahnsinn läfst
den Attis glauben, dafs das Dach
seines Hauses über ihm zusammen-
stürze und dafs er von den Furien
mit ihren Geifseln und Fackeln
verfolgt werde. — 234. Der Din-
dymus (dhdvfiog) oder Dindyma
{xä JivSvficc) ist ein Gebirge Phry-
giens bei Pessinus, der Cybele heilig.
12
178
Ovidi fastorum
235 et modo "Tolle faces!'' "Remove" modo "verbera!'*clamat
saepe Palaestinas iurat adesse deas.
ille etiain saxo corpus laniavit acuto,
longa que in im mundo pulvere tracta coma est.
voxque fuit "Merui! meritas do sanguine poenas.
240 a! pereant partes, quae nocuere mihi!"
"a! pereant" dicebat adhuc: onus inguinis aufert,
nullaque sunt subito signa relicta viri.
Venit in exemplum furor hie, moUesque ministri
caedunt iaetatis vilia membra comis/
245 Talibus Aoniae faeunda voce Camenae
reddita quaesiti causa furoris erat.
'Hoc quoque, dux operis, moneas, precor, unde petita
venerit. an nostra semper in urbe fuit?*
'Dindymon et Cybelen et amoenam fontibus Iden
250 semper et Iliacas Mater amavit opes.
cum Troiam Aeneas Italos portaret in agros,
est dea sacriferas paene secuta rates.
sed uondum fatis Latio sua numina posci
senserat adsuetis substiteratque locis.
255 post, ut Roma potens opibus iam saecula quinque
vidit et edomito sustulit orbe caput,
carminis Euboici fatalia verba sacerdos
inspicit. inspectum tale fuisse ferunt:
"Mater abest: Matrem iubeo, Romane, requiras.
260 cum veniet, casta est accipienda manu.'
>»
236. Palaestinae deae: die Furien,
die 80 von der Stadt Palaeste in
Epirus genannt sein sollen. — 238.
Vgl. Verg. Aen. XII 99. Die üppige
Haarfalle ist dem Attis charak-
teristisch.
244. iaetatis comis: dabei scheint
an die Ableitung des W. KoQvßocv-
Tsg von yiogvg, noQvcpri, nogviixBiv
(mit dem Kopfe stofsen) gedacht
worden zu sein. — 245. Camena
('die Singende', z. III 261) das lat.
Wort für Movaot', z. Äoniae vgl.
I 489 u. IV 191.
247—349. Die Hinüberführung
des Götterbildes von Pessiuus nach
Rom.
247. moneas: z. I 467. — 249. JDin-
dymon: z. 234. — Cybelen: z. 191.
— amoenam fontibus Iden: noXv-
nida^ heifst er bei Homer; vgl.
VI lö. met. II 218. X 71. — 250.
Iliacas opes: s. VI 420. — 261. vgl.
Verg. Aen. I 68: Ilium in Italiam
portans. — 252. sacriferas: über
die Sacra s. I 527. IV 38 u. Anm.
— 253. Latio, dativ. commodi.
266. edomito orbe, dichterische
Übertreibung. — 257. Unter den
Sibyllen war die von Cumae die
berühmteste; sie befragte Aeneas,
ehe er in die Unterwelt hinabstieg,
und von ihr liefs die Sage die Si-
byllinischen Bücher herrühren, aus
denen sich ein zu diesem Zweck
angestelltes Priesterkollegium bei
Prodigien und Gefahren, welche
den Staat bedrohten. Bat erholte
{inspiciebat, adibat). Diese Sib.
Cumaea wird auch Euboica ge-
nannt, weil die Cumaner von dem
euboischen Chalcis herstammten.
— 260. Bei Livius (XXIX 10, 4)
lautet der Spruch genauer: Givi-
tatem eo tempore recens religio in-
vaserat, invento carmine in libris
Sibyllinis propter crebrius eo anno
de caelo lapidatum inspectis, quan-
IV 235—280.
179
Obscurae sortis patres ambagibus errant^
quaeve parens absit, quove petenda loco.
consulitur Paean "Divum" que "accersite Matrem^
inqait. "in Idaeo est invenienda iugo/^
265 Mittuntur proceres. Phrygiae tunc sceptra tenebat
Attalus: Ausoniis rem negat ille viris.
mira canam: longo tremuit cum murmure telluS;
et sie est adytis diva locuta suis:
"Ipsa peti volui. ne sit mora. mitte volentem.
270 dignus Roma locus^ quo deus omnis eat."
Ille soni terrore pavens "Proficiscere'', dixit
"nostra eris. in Phrygios Roma refertur avos/*
Protinus innumerae caedunt pineta secures
illa, quibus fugiens Phryx pius usus erat.
275 mille manus coeunt^ et picta coloribus ustis
caelestum Matrem coneava puppis habet,
lila sui per aquas fertur tutissima nati
longaque Phrixeae stagna sororis adit
Bboeteumque rapax Sigeaque litora transit
280 et Tenedum et veteres Eetionis opes.
doque hostis alienigena terrae Ita-
liae bellum intulisset, eum pelli
Itälia vincique posse, si mater Idaea
a Pessinunte Bomam advecta foret,
261. ambagibus errant: sind in-
folge der Eätselhaftigkeit (entstan-
den dadurch, dafa sich der Sprach
um die Sache herum, dfiqfi, be-
wegte und nicht auf sie selbst ein-
geht) in üngewiTsheit; vgl. 668 u.
met. VII 761 von der Sphinx : prae-
cipitata iacebat inmemor ambagum
vates obscura suarum. — 263. Faean
^der Heilende', Beiname des Apollo;
daXs die Bömer damals sein Orakel
in Delphi befragt, berichtet auch
Livius XXrX 11, 6. — 266. pro-
ceres: die Namen der römischen
Gesandten, welche das Bild der
Göttin holen sollten, nennt Livius
a. a. 0. § 3.
266. Attalus (1), König von Per-
gamum 241 — 197 v. Chr. — Auso-
niis: z. I 55. — rem: derentwegen
sie gekommen. — 269. Ahnliches
wird auch von Juno nach der
Eroberung von Veji erzählt. Liv.
V 22, 5.
272. nostra eris: auch in Born,
da dies seinen Ursprung auf phry-
gische (trojanische) Ahnen zurück-
führte. — 274. Fhryx pius: Aeneas,
8. z. 1 627 u. vgl. Verg. Aen. IX 80 fF.
— 275. coeunt * vereinigen sich'. —
p. coloribus ustis, durch eine Art
enkaustischer Malerei, indem man
zerschmolzenes Wachs mit Farben
mischte und damit die Schiffe be-
strich; vgl. Plin. XXXV 149: JEn-
causto pingendi duo fuere anttquitus
gener a, cera et in ebore cestro, id
est viriculo, donec classes pinyi coe-
pere, hoc tertium accessit resolutis
igni ceris penicillo utendi, quae
pictura navibus nee soU nee sale
ventisque corrumpitur.
277. nati: des Neptun. — 278.
Phrixea soror, Helle, s. III 870. —
279. Das promuntorium Khoeteum
{rapax wegen der reifsenden Strö-
mung des Meeres dort) und das
Sigeum schliefsen die Skamander-
ebene ab, jenes auf der rechten,
dieses auf der linken Seite des
Flusses. — 280. Die Insel Tenedus
liegt vor Troas. Eetion, der Vater
der Andromache, hatte das unter
dem Berge Piakos gelegene my-
sische Theben beherrscht; die Stadt
war von Achilles zerstört worden
(Hom. II. ^366. Z 397. IT 163),
dann zwar wieder hergestellt, aber
12*
180
Ovidi fastorum
Cyclades excipiunt, Lesbo post terga relicta,
quaque Carysteis frangitur unda vadis.
transit et Icarium, lapsas ubi perdidit alas
Icarus et vastae nomina fecit aquae.
285 tum laeva Creten, dextra Pelopei'das undas
deserit et Veneris sacra Cythera petit
hinc mare Trinaerium, candens ubi tinguere ferrum
Brontes et Steropes Acmonidesque solent,
aequoraque Afra legit Sardoaque regna sinistris
290 respicit a remis Ausoniamque tenet.
Ostia contigerat, qua se Tiberinus in altum
dividit et campo liberiore natat.
omnis eques mixtaque gravis cum plebe senatus
obvius ad Tusci fluminis ora venit,
295 procedunt pariter matres nataeque nurusque
quaeque colunt sanctos virginitate focos.
zu Ovids Zeit verfallen, doch hatte
sich ihr Name an die fruchtbaren
Gefilde am Adramyttenischen Meer-
busen geknüpft erhalten (Liv. 37,
19, 7).
281. Von der Insel Lesbos geht
die Fahrt durch das ägäische Meer
über die cykladischen Inseln nach
der ßüdspitze von Euböa und der
dort liegenden Stadt Carystus. —
282. Car. vadis Ablat. instrum.;
vada sind die seichteren Stellen des
Meeres am Ufer, das Eüstenmeer;
vgl. tr. III 9, 10: dicitur his remos
appUculSse vadis, ex P. IV 9, 2. a. a.
II 82. — 283. Ikaros, der S. des
Dädalos, des Erbauers des Laby-
rinths, entfloh nebst seinem Vater
mit Hülfe von künstlich gefertigten
Flügeln, welche mit Wachs am
Körper befestigt waren, durch die
Luft von Greta, kam aber der
Sonne zu nahe, sodafs das Wachs
schmolz und die Flügel herunter
fielen, und fand in dem nach ihm
benannten südöstlichen Teile des
ägäischen Meeres seinen Tod met.
Vm 195 ff. a. a. II 21 ff. — 286. Pe-
lopeüdas wndas: die Fluten, welche
die Pelopsinsel bespülen, das mare
Myrtoum. — 286. Cythera: z. III 611.
287. Bei anderen Schriftstellern
wird als dritter der Cyklopen,
welche im Ätna dem Zeus seine
Donnerkeile schmieden , neben
Brontes (von ^qovzti) und Steropes
(von GtBQonri) Arges (Hesiod. theog.
140 u. ö.) oder Pyrakmon (Verg.
Aen. VIII 425) genannt; bei der
Bildung Acmonides (der nur hier
als Cyklop genannt wird) ist jeden-
falls an a7t[i(ov (Ambofs) und viel-
leicht an Akmon, den Vater des
Uranos, der mit Gäa die Cyklopen
zeugte, gedacht worden. Dals die
Cyklopen das weifsglühende Eisen
in dem Sicilischen Meere (z. m.
Trinacrium s. 419) löschten, ist
ein von Virgil (Aen. VIII 450) er-
fundener dichterischer Zug. — 289.
legit 'durchfährt'; legere heifst
eigentlich Stück für Stück weg-
nehmen; der Verbindung mit iter
(Prop. IV 22 , 12) und mit aeqiiora
oder litora (Verg. Aen. III 292) liegt
eine ähnliche Vorstellung zu Grunde
wie bei carpere, s. z. III 416. — mare
Africum nannten die Römer das
Stück Meer zwischen dem west-
lichen Sicilien und Afrika. — 290.
Ausoniam: z. I 56. — tenet: z.
I 498.
291. Ostia cont, vgl. Liv. XXIX
14, 11: post quam navis ad ostium
amnis Tiberini accessit et q. s. —
se in altum div.: er zerteilt sich
(aus den beengenden Ufern heraus-
tretend) in das hohe Meer hinein,
weil er jetzt campo liberiore (vgl.
met. I 41) natat, — 294. Tmci fl.:
z. I 233.
296: die Vestalinnen, s. z. 11112.
IV 281—319.
181
sedula fune viri contento bracchia lassant:
vix subit adversas hospita navis aquas.
sicca diu fuerat tellus, sitis usserat herbas:
300 sedit limoso pressa carina vado.
quisquis adest operi, plus quam pro parte laborat,
adiuvat et fortis voce sonante manus.
illa velut medio stabilis sedet insula ponto:
attoüiti monströ stantque paventque viri.
305 Claudia Quinta genus Clauso referebat ab alto,
nee facies impar nobilitate fuit,
casta quidem, sed non et credita. rumor iniquus
laeserat, et faki criminis acta rea est.
cultus et omatis varie prodisse capillis
310 obfuit ad rigidos promptaque lingua senes.
conscia mens recti famae mendacia risit,
sed nos in vitium credula turba sumus.
Haec ubi castarum processit ab agmine matrum
et manibus puram fluminis hausit aquam,
315 ter caput inrorat, ter tollit in aethera palmas
(quicumque aspiciunt, mente carere putant)
summissoque genu vultus in imagine divae
figit et hos edit crine iacente sonos:
"Supplicis, alma, tuae, genetrix fecunda deorum,
— 297. fune — contento durch das
angespannte Seil, an dem man vom
Lande aus das Schiff stromaufwärts
zu ziehen sucht. — 298. adversas
'entgegenströmend'. — 299. sitis
'grofae Hitze, Trockenheit'. Vgl.
Verg. Aen. IV 42 : deserta siti regio.
Lucret. III 917: quod sitis exurat
miseros atque arida torres. — 300.
pressa 'fest'.
301. pro parte: vgl. Liv. VII 7, 5:
plus sihi quam pro virili parte ad-
nitendum sdrent. — 304. monstro
'durch ein ungewöhnliches Ereig-
nis'. — 305. Als Stammhalter der
gens Claudia galt der Sabiner Attus
Clausus, der in den ersten Jahren
der Republik in Rom eingewandert
war. Liv. II 16, 4.
306. nobilitate: Ablat. der Be-
ziehung, vgL VI 804 f.; bei impar
ist Clauso zu ergänzen; ihr Gesicht
ist also ebenso adlig, wie das des
Attus Clausus. — 307. sed non et
credita = met. XV 74. — 309.
Dreierlei schadet ihr, der Putz
(cultus), das ornatis varie capillis
prodisse und die prompta lingua
('die schlagfertige Z.'). Die Haar-
frisur war für ehrbare Frauen, die
sich auch meist zu Hause hielten,
in der älteren römischen Zeit ganz
einfach; eine kunstvolle Frisur gilt
bei Plautus als Kennzeichen einer
Buhlerin. In Ovids Zeit war dies
natürlich anders geworden; man
gefiel sich damals nicht allein in
den künstlichsten Haartouren, son-
dern strebte auch nach möglichster
Abwechselung {varietas) darin, wel-
che 0. den Damen seiner Zeit in
der ars am. HI 133—168 besonders
empfiehlt; vgl. auch am. II 8, 1.
met. U 412. med. fac. 19. — 310.
ad rigidos — senes ist mit prompta
lingua zu verbinden; ihr Ruf hatte
überhaupt gelitten.
311. recti verb. mit conscia, in
Vitium mit credula. — 314 ff. s. z.
n 25 und 46. III 335. — 318. crine
iacente sc. per coUa; vgl. met. II 673 :
ut Vagi crines per coUa iacehant;
herabhängende Haare waren den
Betenden und Verzückten eigen, s.
I 503 und Anm. — 319. supplicis
verb. mit preces.
182
Ovidi fastorum
320 accipe sub certa condicione preces.
casta negor. si tu damnas, meruisse fatebor:
morte luam poenas iudice victa dea.
sed, si crimen abest, tu nostrae pignora vitae
re dabis et castas casta sequere manus/'
325 Dixit et exiguo funem conamine traxit
(mira, sed et scaena testificata loquar):
mota dea est sequiturque ducem laudatque sequendo;
index laetitiae fertur ad astra sonus.
fiuminis ad flexum veniunt (Tiberina priores
330 atria dixerunt), unde sinister abit.
nox aderat: querno religant in stipite funem
dantque levi somno corpora functa cibo.
lux aderat: querno solvunt a stipite funem,
ante tarnen posito tura dedere foco.
335 ante coronatam puppem sine labe iuvencam
mactarunt operum coniugiique rudern,
est locus, in Tiberim qua lubricus influit Almo
et nomen magno perdit in amne minor.
ilUc purpurea canus cum veste sacerdos
340 Almonis dominam sacraque lavit aquis.
exululant comites, furiosaque tibia flatur,
et feriunt molles taurea terga manus.
Claudia praecedit laeto celeberrima vulgo,
credita vix tandem teste pudica dea.
345 ipsa sedens plaustro porta est invecta Capena,
sparguntur iunctae flore recente boves.
Nasica accepit. templi non perstitit auctor,
328. vitae 'Lebenswandel'. — 326.
scaena: es mufste also die That der
Claudia irgendwie auf dem Theater
(wohl bei den Megalesien) darge-
stellt worden sein. — 827. laudat
sc. ducem und ihren Lebenswandel.
— 328. 8. z. III 374. — 330. Über
die Wohnung (über atria z. III 703)
des Tiberis s. V 661 f.; die des
Achelous beschreibt 0. met. VlII
662: Fvmice multicavo nee levihus
atria tophis structa subit et q. s. —
sinister 'nach links'.
334. Die foci, oft mit den Altären
zusammengeworfen, sind eigentlich
tragbare Opferapparate , Kohlen-
becken , oft auf einem Dreifufs von
Metall. — 835. Die Hinterteile der
heimkehrenden Schiffe pflegten mit
Kränzen geschmückt zu werden. —
sine labe iuv.: z. I 111.
336. z. I 83. — 337. qua 'wo', z.
I 638. — AlmO: z. II 001. lubricus
ist Epitheton der Flüsse überhaupt
(auch VI 238). — 339. canus (infolge
des Alters) sacerdos, der Archigal-
lus, s. V. 361. — 340. Das Bad der
Magna Mater ist asiatischen Ur-
sprungs; s. übr. z. 135.
341. furiosa: z. 214. — 342. mol-
les : z. 186. — taurea t., die Tym-
pana, z. III 740. — 846. ipsa: dea.
— Das Götterbild wurde also vom
Tiber auf der via Ostiensis durch
die porta Ostiensis zur porta Capena
zwischen dem Aventin und Palatin
gefahren und betrat da die innere
Stadt.
346. boves, die vor den Wagen
gespannt (iunctae) waren. — 347 f
Das delphische Orakel hatte be-
stimmt, dafs der beste Mann in
IV 320—361.
183
Augustus nunc est. ante Metellus erat.'
Substitit hie Erato. mora fit, sie eetera quaero.
350 ^Die' inquam, ^ parva cur stipe quaerat opes.'
^Contulit aes populus, de quo delubra Metellus
fecit' ait. Mandae mos stipis inde manet.'
Cur vicibus factis ineant convivia, quaero,
tunc magis indictas concelebrentque dapes.
355 ^Quod bene mutarit sedem Berecyntia', dixit
*captant mutatis sedibus omen idem/
Institeram, quare primi Megalensia ludi
urbe forent nostra: cum dea (sensit enim)
^lUa deos' inquit ^peperit. cessere parenti,
360 principiumque dati Mater honoris habet.'
*Cur igitur Gallos, qui se excidere, vocamus,
E<om das Bild der ankommenden
Göttin ^hospüio acdperet*; dies war
nach der Erklärung des Senats der
junge Sohn des in Spanien gefalle-
nen Cn. Scipio, P. Cornelius Seipio
Nasica (Liv. XXIX 11, 6. 14, 8), der
also die Göttin empfing und vom
Schiffe ans Land trug. Der Tempel
der Magna Mater lag auf dem Fa-
latin und war 13 Jahre nach der
Ankunft der Göttin in Rom (im
J. 191 V. Chr.) geweiht worden,
Becker I S. 421. Als seinen ersten
Gründer [auctor) — die Namen der
auctores waren meist an den Tem-
peln zu lesen — giebt 0. den Nasica
an, während die übrigen Schrift-
steller darüber schweigen; indes
hatte die Ehre der auctor templi
zu sein für Nasica keinen langen .
Bestand {non perstitit), denn schon
111 V. Chr. wurde der Tempel durch
Feuer zerstört. Damals wurde er
zwar von einem Metellus wieder
aufgerichtet, verbrannte aber 3 n.
Chr. noch einmal, worauf ihn Au-
gustus wiederherstellen liefs. —
349: 'sie hält ein und macht eine
Fause, und so frage ich nach dem
tJbrigen'.
350—372. Erklärung einiger Ge-
bräuche beim Dienste der Cybele
(350—862. 353 — 356. 357 — 360.
361—366. 367—372).
350 — 352. Den Friestern der Cy-
bele war es (wie später auch denen
der Isis) gestattet bei ihren Um-
zügen *für die Mutter' Geld zu
sammeln {firiZQayvgtSLv) und zwar
seit alten Zeiten; der Grund, den
0. dafür angiebt, ist also nicht
richtig. Freller I S. 59 f. Marquardt
S. 140. Anderen Friestern war in
Rom das Betteln verboten. — 350.
quaerat sc. dea.
353. Die römischen nobiles pfleg-
ten zur Erinnerung an die Ankunft
der Göttin in Bom sich abwechselnd
zu bewirten, indem sie sich zu
diesen Mahlen {mutitationes) an-
sagen liefsen. Zu dem Zweck hatten
sich sogar (schon im J. 204) eigene
sodalitates gebildet, der Luxus aber
war in kurzer Zeit dabei so grofs
geworden, dafs er bereits im J. 161
durch ein besonderes Gesetz be-
schränkt wurde. Das Volk hielt
seine Schmausereien an den Ceria-
lien. Vgl. fast. Fraen. zum 4. April
p. 390. — 354. tunc magis: es ge-
schah also auch sonst. — concele-
brentque: z. 1 44. — 355. Berecyntia:
z. 181.
357. Institeram sc. quaerere, 'ich
war im Begriff gewesen zu fragen'.
— primi ludi im Jahre. — 359.
dcos: Juppiter, Neptun, Flute, Juno,
Vesta, Ceres. — 360. principium
'Vortritt'.
361. Der Gallus, ein Nebenflufs
des Sagaris (z. 229) in Fhrygien,
flofs zwischen dem Gebirge Cybele
(z. 191) und der Stadt Celaenae
dahin , welche eine auf einem hohen
steilen Felsen von Xerxes erbaute
Burg überragte. Seinem Wasser
wird auch von Flinius (n. h. XXXI 9)
diu Kraft wahnsinnig zu machen
184
Ovidi fastorum
cum tanto a Phrygia Gallica distet humus?'
*Inter' ait Wiridem Cybelen altasque Celaenas
amnis it insana, nomine Gallus, aqua.
365 qui bibit inde, furit. procul hinc discedite, quis est
cura bonae mentis. qui bibit inde, furit/
*Non pudet herbosum' dixi ^posuisse moretum
in dominae mensis. an sua causa subest?'
*Lacte mero veteres usi narrantur et herbis,
370 sponte sua si quas terra ferebat' ait.
^candidus elisae miscetur caseus herbae,
cognoscat priscos ut dea prisca cibos.'
Postera cum caelo motis Pallantias astris
fulserit, et niveos Luna levarit equos,
375 qui dicet ^Quondam sacrata est colle Quirini
hac Fortuna die Publica', verus erit.
Tertia lux (memini) ludis erat, ac mihi quidam
spectanti senior continuusque loco
^Haec' ait ^illa dies, Libycis qua Caesar in oris
380 perfida magnanimi contudit arma lubae.
dux mihi Caesar erat, sub quo meruisse tribunus
glorior; officio praefuit ille meo.
{insana aqua, s. z. 214) zugeschrie-
ben. — 865. Eine ähnliche Epana-
lepsis am. 1 9, 1 : Müitat omnis amans
et habet sua castra Cupido, Attice,
crede mihi, militat omnis amans.
367. Das moretum (die Ableitung
ist unsicher) bestand aus verschie-
denen Kräutern (Knoblauch, Ep-
pich, Raute, Koriander), welche in
einem Mörser zerrieben mit Käse,
Essig und Ol zu einem Klofse zu-
sammengedrückt wurden; es war
dies ein beliebtes Gericht des ein-
fachen Landmannefi. Wie dieser es
sich zurechtmacht, wird in einem
unter den Gedichten des Virgil
stehenden Idyll, Moretum, be-
schrieben. — 368. sua: 'eine ihm
gehörige, bestimmte'.
373 — 376. 5. April. Grün-
dungstag des einen Tempels
der Fortuna publica (auch po-
puli Romani) auf dem Quirinal in
der Nähe der Porta CoUina, wo
drei Tempel der F. bei einander
lagen, die der Gegend den Namen
'Ad tres Fortunas' gegeben haben
(über den zweiten Tempel s. V 729
und Anm.). Das Gründungsjahr ist
unbekannt. Becker I S. 579 f. Preller
II S. 182 f. Vgl. fast. Praen. zum
5. April p. 391: Fortuna^ publicae
citerio[n\ in colle.
373. Pallantias ist Aurora, als
Tochter des Pallas (Hesiod. theog.
376), des Sohnes des Megamedes;
gewöhnlich wurde jedoch Hyperion
als ihr Vater angesehen (daher V 169
Hyperionis). — 374. levarit sc. iugo.
— 375. (in) colle Quirini: s. II 511;
ebenso wird der Quirinal genannt
met. XIV 836. Hör. ep. II 2, 68.
877—886. 6. April. Jahrestag
der Schlacht bei Thapsus, in
der Cäsar die Pompejaner unter
Metellus Scipio und den mit ihnen
verbündeten numidischen König
Juba besiegte und damit den aM-
kanischen Krieg beendete, im J. 46
V. Chr.; vgl. fast. Praen. zum 6. Apr.
F{eriae) q(uod) e(o) d(ie) G. Caesar
C, f. in Africa regem [lubam] v[icit].
377. tertia lux der Megalesia. —
memini an das Datum und das
Faktum. — 378. spectanti: Judos.
— 382. glorior: Homers evxofiai. —
IV 362—394.
185
hanc ego militia sedem^ tu pace parasti,
inter bis quinos usus honore viros'.
385 Plura locuturi subito seducimur imbre:
pendula caelestis Libra movebat aquas.
Ante tarnen, quam summa dies speetacula sistat,
ensiger Orion aequore mersus erit.
Proxima victricem cum Romam inspexerit Eos,
390 et dederit Phoebo Stella fugata locum,
eircus erit pompa celeber numeroque deorum,
primaque ventosis palma petetur equis.
Hinc Cereris ludi. non est opus indiee causae:
sponte deae munus promeritumque patet.
383. hanc sedem: entweder ein
Ehrenplatz für Beamte oder die
Orchestra, der Ehrenplatz des ordo
senatorius im Theater. Zum ord.
sen. gehörten aber nicht allein die
wirklichen Senatoren und ihre
Kinder, sondern auch die tribuni
laticlavii und die vigintiviri (S. ob.
S. 3 V. 34) , denen nach Bekleidung
dieser Ämter der Zutritt in den
Senat eröffnet war. — 384. inter
bis quinos: danach müfste also 0.
auch das Amt der decemviri stliti-
bus iudicandis (d. h. der Präsidenten
des Centumviralgerichts für Erb-
schaftsprozesse) , eines des viginti-
viratus, bekleidet haben. — 386.
seducimur: die römischen Theater
waren ohne Dach ; bei plötzlich ein-
tretendem Regen fand das Publikum
in den das Theater umgebenden
Säulenhallen Schutz. — 386. Vgl.
Plin. XVIII 246: Caesari VI idus
(Apr.) significat imbris librae occa-
su8. Colum. XI 2, 34.
387. 888. 9. April, der Tag vor
dem letzten (summa, s. III 849) Tag
der Megalesia: scheinbarer Sp'ät-
untergang des Sternbildes Orion;
über seine Fabel s. V 493 flP. — en-
siger: ^^(psog Icpi Tthnoi^coSy Arat.
Phaen. 588 ; das Schwert wird durch
drei Sterne gebildet.
389—392. 10. April. Schlufs-
feier der Megalesia mit Spielen im
eircus maximus, denen, wie auch
anderen Spielen, eine feierliche
Procession {pompa) vorausging.
390. Stella kollektiv. — 391. nu-
mero deorum: bei der feierlichen
Procession, mit welcher man die
Spiele eröffnete, wurden auch die
Bilder der Götter, welche gleich-
sam ihre Spiele mit ansehen sollten,
mitgeführt; eine Beschreibung der
Procgssion s. amor. III 2 , 43 ff. —
392. ventosis 'windschnell'; vgl.
Hom. II. X 437 von den Pferden des
BhesOB: Q'iCsiv dvi^oictv ofiOLOi,
Wettrennen von Pferden zu Ehren
der Ceres erwähnt auch Dio 47, 40.
393 — 620. 12. April. Feier
der ludi Ceriales oder der Ce-
rialia, welche der Ceres als der
Stifterin des Ackerbaus zu Ehreti
vom 12. — 19. April gegeben wurden
und an dem letzten Tage mit Circus-
spielen schlössen; da sie an die
Wiedergewinnung der Proserpina
und die Stiftung des Ackerbaues
erinnern sollten, so war ihr Cha-
rakter ein heiterer. Preller II S. 40 ff.
Der Tempel der Göttin am Cirkus
nebst jährlichen Opfern war von
dem Diktator A, Postumius infolge
von Mifswachs im J. 496 gelobt
worden (Dion. VI 17). Die Zeit der
Einsetzung der Spiele ist unbekannt,
im J. 202 werden sie aber schon
als regelmäfsige erwähnt.
393. Hinc: das nächste Fest
nach der v. 391 f. erwähnten Feier
im Cirkus. — indiee: wie ihm im
1. Buch Janus, vorher im 4. Venus
und Erato indices gewesen waren
186
Oyidi fastorum
395 Panis erat primis virides mortalibus herbae,
quas telius nuUo soUicitante dabat;
et modo carpebant vivax e caespite gramen,
nunc epulae tenera fronde cacumen erant.
postmodo glans nata est. bene erat iam glande reperta,
400 duraque magnificas quercus habebat opes.
Prima Ceres homine ad meliora alimenta vocato
mutavit glandes utiliore cibo.
illa iugo tauros Collum praebere coegit:
tunc primum soles eruta vidit humus.
405 aes erat in pretio, chalybe'ia massa latebat.
eheu! perpetuo debuit illa tegi.
pace Ceres laeta est, et vos orate, coloni,
perpetuam pacem pacificumque ducem.
farra deae micaeque licet salientis honorem
410 detis et in veteres turea grana focos,
et, si tura aberunt, unctas accendite taedas:
parva bonae Cereri, sint modo casta, placent.
a bove succincti cultros removete ministri:
bos aret. ignavam sacrificate suem.
415 apta iugo cervix non est ferienda securi:
vivat et in dura saepe laboret humo.
Exigit ipse locus, raptus ut virginis edam.
8. Einl. S. 15 f. — 395. herhae: z.
1 164. — Panis Prädik. — 396. nullo
sollidtante =» nullo cogente met. I
103. — 397. vivax ist das gramen,
weil es immer wieder wächst. —
398. ten. fronde: Ablat. qualit. —
399. s. z. I 676. — 400. magnificas:
für jene Menschen.
401. Vgl. Schillers Eleus. Fest. —
403. Vgl. Verg. georg. 1 147 f. — 404.
soles 'Sonnenstrahlen'. — eruta:
aratro. — 405. Das Erz (die Bronze)
wurde vor der Erfindung des Eisens
zu Ackergerätschaften verwandt;
Hesiod. k'gy. 151: ;ifaAxct; d* sigyd-
JovTO, [jLsXag d* ovk ^cks c^SriQos.
Das Eisen wird chalybeia massa von
dem Volke der Chalyber genannt,
welche an der Südostküste des
schwarzen Meeres wohnten und das
beste Eisen lieferten.
406. dehuit tegi: wegen seiner
verheerenden Wirkung im Kriege;
8. I 697 ff. — 407. S. I 704. —
408. Der Friedensfürst ist Augustus,
8. I 721. — 409. farra: s. I 672.
Aus Spelt und Salz (mica sc. saJis,
wie II 24) bestand die mola salsa,
s. z. 1 128. 338. Vgl. TibuU. III 4, 10:
farre pio placant et saliente sale.
Hör. carm. III 23, 19 f.: mollivit
aversos penatis farre pio et saliente
mica. Das Springen und Knistern
des Salzes im Opferfeuer wurde als
günstiges Vorzeichen angesehen.
411. unctae: mit Pech; s. 494. —
412. Consta: aus keuschen Händen.
— 413. succincti min,: z. I 319. —
414. ignavam: für den Ackerbau;
über das Schwein als Opfer für
Ceres s. I 349 ff. und Anm. — 415.
s. z. I 347. 384.
417—620. Raub der Proser-
pina, der Tochter des Juppiter und
der Ceres. Sehr zahlreiche örtlich-
keiten rühmten sich der Schauplatz
desselben gewesen zu sein. Die
älteste ausführliche Darstellung des
Ereignisses findet sich in dem unter
dem Namen Homers gehenden
Hymnus auf die Demeter, wo sich
dasselbe auf der nysischen Flur ab-
spielt. Ovids Tradition ist die all-
gemein römische {^iam a pueris
accepimus^ sagt Cicero) , durch ale-
IV 395—431.
187
plura recognosces, pauca docendus eris.
Terra tribus scopulis vastum procurrit in aequor
420 Trinacris, a positu nomen adepta loci.
grata domus Cereri. multas ea possidet urbes,
in quibus est culto fertilis Henna solo,
frigida caelestum matres Arethusa vocarat:
venerat ad sacras et dea flava dapes.
425 filia, consuetis ut erat comitata puellis,
errabat nudo per sua prata pede.
valle sub umbrosa locus est aspergine multa
uvidus ex alto desilientis aquae.
tot suberant illic, quot habet natura, colores,
430 pictaque dissimili flore nitebat humus.
quam simul aspexit, *Comites, accedite', dixit
xandrinische Dichter eingeführte.
Sie stammt aus Sicilien, wohin sie
ans dem Mutterland von griechi-
schen Ansiedlern verpflanzt war,
und verlegt den Schauplatz nach der.
alten Stadt Henna, im Mittelpunkte
der Kornkammer Italiens. Über
die Verehrung, welche Ceres in ganz
Sicilien und besonders in Henna
genofs, ist Cicero in Verrem IV
cap. 48 und 49 nachzulesen. Auch
jetzt noch zeigen die dort gefun-
denen Inschriften, dafs Cicero mit
Kecht gesagt hat: Vetus est haec
opinio, qwjLe constat ex antiquüsimis
Graecorum litteris ac monumentis,
insulam Sicüiam totam esse Cereri
et Liherae consecratam. — Schon
einmal hatte 0. diesen Mythus in
den Metamorphosen V 385—661 be-
handelt, unter Hervorhebung der
mit ihm in Zusammenhang zu
bringenden fisrafioQqxoasig und mit
mehreren Abweichungen. Die Be-
deutung desselben war übrigens
schon den Alten klar. Die Tochter
der Göttin des Ackerbaues ist der
Same, der im Herbst in die Erde
gelegt , den Winter über im dunkeln
Schofs der Erde (beim Gott der
Unterwelt) verborgen liegt, dann
im Frühjahr zu neuem Leben her-
vorspriel'send bis zur herbstlichen
Erntezeit in der Welt des Lichts
weilt. Paher hat man schon in
alter Zeit die lat. Form des Namens
Proserpina ^die griech. lautet Usq-
OBtpovri) mit proserpere 'hervor-
wachsen' in Verbindung gebracht.
Preller II S. 50 f.
417. locus, die Stelle im Kalender.
— 418. plura rec, denn die Sage
war allgemein bekannt. — 419.
TgcvanQ^g (vfjaog), alter Name von
Sicilien, hergenommen von den 3
Vorgebirgen (ax^at, scopuli oder
corniML, V. 480), welche die Gestalt
der Insel bestimmen , Pelorum {Us-
XmQidg oft von den Griechen ge-
nannt) im Nordosten, Lilybaeum
im Westen und Pachynum im Süd-
osten. — 420. positus 'Gestalt'. —
421. possidet, weil sie dort verehrt
wird. — 422. Über die anmutige
Umgebung von Henna s. Cic. in
Verr. IV 48, 107. — 423. Arethma
die Nymphe der gleichnamigen be-
rühmten Quelle auf der Insel Orty-
gia in Syrakus. — caelestum matres
8. z. III 761. — vocarat ^hatte ge-
laden' (s. n 247 und Anm.); das
'wozu' giebt der Pentameter an. —
424. dea flava heifst^Ceres von dem
Kranze der reifen Ähren, den sie
auf dem Kopfe trug; a. v. 616. —
425. ut erat 'wie sie es immer war'.
426. per sua prata, die von Henna,
ihrem gewöhnlichen Wohnsitz. —
427. valle sub umbrosa 'unten im
Thale', vgL Hör. carm. 1 5, 3 grato sub
antro; ebenso im Griech., z. B. Soph.
0. C. 673 ^^oo^atff vno ßdaaaig. —
429. illic: in valle. — 430. dissimili
= vario, flore kollektiv; vgl. met.
VI 65 : in quo diversi nüeant cum
mille colores.
188
Ovidi fastorum
^et mecum plenos flore referte sinus!'
Praeda puellares animos prolectat inanis,
et non sentitur sedulitate labor.
435 haec implet lento calathos e vimine nexos,
haec gremium, laxos degravat illa sinus.
illa legit calthas, huic sunt violaria curae,
illa papavereas subsecat ungue comas.
haS; hyacinthe, tenes, illas, amarante, moraris,
440 pars thyma, pars rorem, pars meliloton amat.
plurima lecta rosa est, sunt et sine nomine flores;
ipsa crocos tenues liliaque alba legit.
carpendi studio paulatim longius itur,
et dominam casu nulla secuta comes.
445 Hanc videt et visam patruus velociter aufert
regnaque caeruleis in sua portat equis.
illa quidem clamabat ^lo, carissima mater,
auferor!' ipsa suos abseideratque sinus.
Panditur interea Diti via, namque diurnum
450 lumen inadsueti vix patiuntur equi.
at chorus aequalis, cumulatae flore ministrae,
^ Persephone', clamant 'ad tua dona venu'
ut clamata silet, montes ululatibus implent
et feriunt maesta pectora nuda manu.
455 Attonita est plangore Ceres (modo venerat Hennam),
nee mora, 'Me miseram! filia^ dixit *ubi es?'
mentis inops rapitur, quales audire solemus
Threi'cias fusis maenadas ire comis.
432. sinus: z. II 404. — 435. Vgl.
Catiill. 64, 319 virgati calathisci.
Auch in den eleusiniscben Myste-
rien gehörten die Körbe za den
Requisiten der Darstellung, ebenso
für die Künstler, welche diese
Scene verbildlichten.
438. comas: z. III 34 und 854. —
440. rorem: sonst bei 0. mit dem
Zusatz von maris,
441. sunt: ergänze lecti. — sine
nomine fl.: z. 1 111. — 445. patruvs,
Dis {nXovxcav), der Bruder des Jup-
piter, des Vaters der Proserpina.
446. caerulei, nvavoxocLtai, dun-
kelfarbig, wie alles in der Unter-
welt; met. V 360 heifsen die Rosse
des Pluto atri. -^ 448. abseideratque
(z. 1 44) sinus, wie es Verzweifelnde
thun; vgl. Verg. Aen. V686: Tum
pius Aeneas umeris abscindere vestem
auxilioque vocare deos et tendere
pdlmas, — 449. panditur durch Er-
öffnung einer Höhle in der Erde.
— 450. Vgl. Cic. in Verr. IV48, 107:
Etenim prope est spelunca quaedam,
conversa ad aquilonem, infinita alti-
iudine, qua Bitem patrem ferunt
repente cum curru exstitisse abrep-
tamque ex eo loco virginem secum
asportasse,
451. chorus aequalis = eh. aequa-
lium. — 452. tua dona: 'Geschenke
für dich', d. h. die Blumen. — 454.
maesta manu: z. III 688. — pec-
tora nuda: weil sie sich in der Ver-
zweiflung das Gewand zerrissen
hatten.
457. mentis inops = amens. —
rapitur 'rast sie dahin'. — 458. Die
[laivadsg sind die rasenden^Diene-
rinnen des Bacchus, die namentlich
in Thracien {Threiciu^, OqriUiog)
IV 432—475.
189
ut vitulo mugit sua mater ab ubere rapto
460 et quaerit fetus per nemus ornne suos:
sie dea. nee retinet gemitus et concita cursu
fertur et e campis incipit, Henna, tuis.
inde puellaris nacta est vestigia plantae
et pressam noto pondere vidit humum;
465 forsitan illa dies erroris summa fuisset,
si non turbässent signa reperta sues.
lamque Leontinos Amenanaque flumina cursu
praeterit et ripas, herbifer Aei, tuas*,
praeterit et Cyanen et fontes lenis Anapi
470 et te, vertieibus non adeunde Gela.
liquerat Ortygien Megareaque Pantagienque,
quaque Symaetheas aeeipit aequor aquas,
antraque Cyclopum positis exusta caminis,
quique locus curvae nomina falcis habet,
475 Himeraque et Didymen Acragantaque Tauromenumque
ihr Wesen trieben. — 459. sua be-
zieht sich auf vitulo; vgl. tr. III 1,
66: guos suus optaret non genuisse
parens.
462. et 'und zwar'.
465. summa 'der letzte' s. In 849.
— 466. süss, die Feinde der Göttin,
die deswegen auch in den eleusi-
nischen Mysterien mifshandelt wur-
den; 8. I 349 f. — 467. Die Irrfahrt
der in der gröfsten Aufregung
suchenden Göttin ist nicht von
einem Geographen sondern von
einem Dichter beschrieben, daher
ist es vergeblich in der Aufzählung
der Orte einen bestimmten Plan
aufsuchen zu wollen. In der Bil-
dung der geographischen Namen
ist O. vielfach mit grofser Willkür
verfahren. — Leontini lag südöst-
lich von Henna noch im Binnen-
lande; die Flüsse Ämenanu^ (die
Form des Substantivs ist wie da-
mals oft bei Dichtern zugleich als
Adjektiv gebraucht) und Acis kamen
vom Ätna herab und mündeten ins
Meer, jener bei Catana (nördlich
von Leontini), dieser etwas weiter
nördlich. — 469. Die Quelle Cyane
mündet in den Anapus, dieser in
den grofsen Hafen von Syrakus (süd-
lich vom Acis). — 470. Der infolge
seiner Wirbel geßihrliche Gelas
(vgl. Verg. Aen. III 702) mündete
an der Südküste bei der Stadt Gela.
471. Ortygia, der älteste Stadt-
teil von Syakus; Megarea (Msyd-
Qsiajj das Gefilde der Stadt Megaris
oder Megara (nördlich von Syrakus
an der Küste). Der Pantagies oder
Pantagias ein kleines Flüf sehen,
das bei Leontini vorbeiflofs, nörd-
lich davon der wasserreichste Flufs
der Insel, Symaethus; von hier
geht die Göttin über den Ätna, die
Schmiedestätte der Cyklopen (s.
z. 287), nach der 'Sichelstadt'
(v. 474); darunter kann man ent-
weder Messana verstehen, das, ehe
es von Messeniern besetzt wurde,
Zankle (Sdynlov, die Sichel) von der
Form der Küste hifefs, oder Drepa-
num im äufsersten Westen der Insel,
so genannt von der Landzunge, auf
welcher es lag, und welche die Ge-
stalt einer Sichel {dgsnavov) hatte;
auf die erste Stadt weist die Nähe
des Ätna hin, 8uf die zweite pafst
besser das Präsens habet, — 474.
quique locus: et locum qui. — 475.
Die Stadt Himsra (Q. behandelt die
Form als Plur. tant. der 2. Deklin.,
während das W. sonst nach der
ersten gebt) lag an der Nordküste,
südlich davon an der Südküste '^x^ce-
yag oder Agrigentum, Tauromenum
(sonstjTauromenium genannt) unter
dem Ätna an der Ostküste. JDidyme
eine der liparischen Inseln (wenn
der Name nicht verderbt ist).
190
Ovidi faetorum
sacrarumque Melan pascua laeta boum.
hinc Camerinan adit Thapsonque et Heloria Tempe
quaque iacet zephyro semper apertus Eryx.
iamque Peloriadem Lilybaeaque iamque Pachynon
480 lustrarat, terrae cornua trina suae.
quacumque ingreditur, miseris loca cuncta querelis
implet^ ut amissum cum gemit ales Ityn.
perque vices modo ^Persephone!' modo *Filia!' clamat,
clamat et alternis nomen utrumque ciet.
485 sed neque Persephone Cererem, nee filia matrem
audit, et alternis nomen utrumque perit.
unaque, pastorem vidisset an arva colentem^
vox erat *Hac gressus ecqua puella tulit?'
lam color unus inest rebus, tenebrisque teguntur
490 omnia, iam vigiles conticuere canes.
alta iacet vasti super ora Typhoeos Aetne,
cuius anhelatis ignibus ardet humus.
illic accendit geminas pro lampade pinus:
hinc Cereris sacris nunc quoque taeda datur.
495 est specus exesi structura pumicis asper,
non homini regio, non adeunda ferae:
quo simul ac venit, frenatos curribus angues
476. Der Melas (im Altertum nur
hier genannt, jetzt Noceto oder
Nocito) durchflofs den nordöstlichen
Teil der Insel, hatte auf beiden
Ufern reiche Weideplätze, sodafs
die Sage dort auch die heiligen
Rinder des Helios weiden liefs,
und mündete bei Mylä. — 477.
Camerina {Ka(ioiQLva) Stadt an der
Südküste, Thapsos Stadt auf einer
gleichnamigen Halbinsel nördlich
von Syrakus, der Helorus ist ein
kleiner Flufs südlich von hier,
dessen Thal wegen seiner Schön-
heit mit dem Thal Tsfinrj (gen.
Ts[jLnmv) in Thessalien verglichen
wird. — 478. Sryx Berg an der
Westküste über Drepanum; vgl.
met. XIII 725: mollibus expositum
zephyris Lüybaeon. — 479. S. z. 419.
482. ut cum: (ag ozs. — ales die
Nachtigall, s. z. U 627; die Sage
läTst bald Prokne, bald Philomela
in eine Nachtigall verwandelt wer-
den; hier ist 0. der ersten Tradi-
tion gefolgt. — 484. alternis: Ad-
verb. — ciet: 'ruft'; vgl. Liv. 45,
38, 12: triumphum nomine cientes.
487. an findet sich auch bei Ci-
cero zuweilen für sive, um die
Ungewifsheit auszudrücken ; vgl.
Cic. Brut. 23, 89: Quam ordtionem
in origines suas rettuUt, paucis
antequam mortuus est diebus an
mensihus. — 489. Vgl. Verg. Aen.
VI 272: Bebtis nox abstulit atra
colorem,
491. TvtptoBos Genet. von Tv-
qxosvg^ s. z. I 573. — 492. cuius:
Typhoeos. — 493. Vgl. Cic. in Verr.
IV 48, 106: Quam cum investigare
et conquirere Ceres velkt, dicitur
inflammasse taedas eis ignibus, qui
ex Aetnae vertice erumpunt, quas
sibi cum ipsa praeferret, orbem
omnem peragrasse terrarum; ebenso
sucht sie in dem Hymnus ihre
Tochter atd-ofisvag Öatdag nsta
XSQolv k'xovca (v. 48) und so ist
auch auf den Denkmälern neben
dem Ährenkranz und -büschel ihr
gewöhnlichstes Attribut die Fackel.
— 494. Unter Fackeltanz wurde
bei den eleusinischen Mysterien das
Suchen der Göttin von den Einge-
weihten dargestellt.
497. Auf einem mit Schlangen
bespannten Wagen läXst 0. auch
IV 476—616.
191
iungit et aequoreas sicca pererrat aquas.
effugit et Syrtes et te, Zanclaea Chärybdis,
500 et vos, Nisaei, naufraga monstra, canes,
Hadriacumque patens late bimaremque Corinthum.
sie venit ad portus, Attica terra, tuos.
Hie primum sedit gelido maestissima saxo;
illud Cecropidae nunc quoque triste vocant.
505 sab love duravit multis inmota diebus,
et lunae patiens et pluvialis aquae.
fors sua cuique loco est. quod nunc Cerialis Eleusin
dicitur, hoc Celei rura fuere senis.
ille domum glandes excussaque mora rubetis
510 portat et arsuris arida ligna focis.
filia parva duas redigebat monte capellas,
et tener in cunis filius aeger erat.
* Mater!' ait virgo (mota est dea nomine matris)
^quid facis in soljs incomitata locis?'
515 Restitit et senior, quamvis onus urget, et'orat,
tecta suae subeat quantulacumque casae.
met. V 642 und VIII 803 Ceres
durch die Luft fliegen; ebenso er-
scheint sie auf Kunstwerken und
bei andern Dichtern, jedoch erst
nach der Zeit der Tragiker. Die
Schlange bedeutete das Hervor-
wachsen aus der Erde, daher ihre
Verbindung mit Ceres, der Mutter
der Proserpina, der sie auch auf
Eunstdenkmälern oft beigegeben ist.
498. sicca, ohne vom Meere be-
netzt zu werden. — 499. Durch die
Syrtes, die beiden Meerbusen an
der Nordküste von Afrika, und die
Schrecken der sicilischen Meerenge
(bei Zancle, z. 471) wird eine Linie
bezeichnet, welche das von Ceres
im Westen durchsuchte Terrain ab-
schliefst; von hier eilt sie über das
adriatische Meer und das zwischen
dem jonischen und ägäischen Meer
gelegene Corinth (Cor. himaris nach
Horaz carm. I 7, 2) nach Attica. —
500. Die Scylla gegenüber dem
Strudel der Chärybdis wird von
Homer (Od. in 89 ff.) als ein Scheu-
sal beschrieben, das schrecklich
bellt und 12 Füfse und 6 unglaub-
lich lange H'älse mit ebensoviel
gräfslichen Köpfen (nach Späteren
Hundsköpfen) hat. Sie war die
Tochter des Phorkys und wird hier
(wie sogar auch von dem gelehr-
ten Virgil eclog. 6, 74) mit der
Tochter des Königs von Megara,
des Nisus, verwechselt, die wegen
Verrats an ihrem Vater in einen
Vogel verwandelt wurde, wie dies
0. met. VIII 1 — 150 erzählt. —
naufraga steht in aktiver Bedeu-
tung.
503 — 560. Der Aufenthalt der
Göttin in Eleusis (Eleusin) wird
von vielen Schriftstellern erzählt,
von keinem jedoch in genauer
Obereinstimmung mit 0. — 504.
Cecropidae die Athener, z. III 81.
triste: die dyslactog nitga bei
Eleusis. — 505. sub love: z. II 188.
507. Cerialis «= Cereri sacra, s.
421. — 608. Die Namen der Wirte
werden sehr verschieden angege-
ben; im Hymnus heifsen sie zwar
auch KiXsog und MszctvsiQa, sind
aber die Fürsten des Landes; ihr
Sohn heifst Demophon; Triptole-
mos ist einer der Grofsen des Lan-
des. Dieselbe Tradition wie 0. hatte
Virgil vor sich, wenn er georg. I
165 sagt: Virgea praeterea Celei
vilisque supellex. — 509. glandes,
s. 899 u. z. I 676.
514. solis: z. I 502. — 515. quam-
192
Ondi fastoram
illa negat. simularat anum mitraque capillos
presserat. instant! talia dicta refert:
^Sospes eas semperque parens! mihi filia rapta est.
520 heu, melior quanto sors tua sorte mea est!'
dixit, et ut lacrimae (neque enim lacrimare deorum est)
decidit in tepidos lucida gutta sinus.
flent pariter molles animis virgoque senexque,
e quibus haec iusti verba fuere senis:
525 *Sic tibi, quam raptam quereris, sit filia sospes,
surge nee exiguae despice teeta casae'.
Cui dea *Duc!' inquit, ^scisti, qua cogere posses',
seque levat saxo subsequiturque senem.
dux comiti narrat, quam sit sibi filius aeger
530 nee capiat somnos invigiletque malis.
illa soporiferum, parvos initura penates,
colligit agresti lene papaver humo.
dum legit, oblito fertur gustasse palato
longamque imprudens exsoluisse famem.
535 quae quia prineipio posuit ieiunia noctis,
tempus habent mystae sidera visa eibi.
Limen ut intravit, luctus videt omnia plena:
iam spes in puero nulla salutis erat.
vis c. ind. z. II 485. — 517. Vgl.
hym. 101 : ygr^t naXaiysvi'C iva-
Uyniog. — tnitra: z. III 669. —
619. semper parens: numquam lihe-
ris orhatus.
521. "Vgl. met. II 621: neque enim
caelestia tingui ora licet lacrimis
(was freilich 0. am. III 9, 1 ver-
gessen hat); die gleiche Vorstel-
lung findet sich auch bei den
Griechen. — 524. iustus häufiges
Epitheton von Greisen bei 0. —
525. Sic (oder ita, ebenso im Griech.
ovTODg) steht häufig bei einem Wun-
sche, indem es die Erfüllung des-
selben von einer Bedingung oder
der Erfüllung eines zweiten Wun-
sches abhängig macht: ^So möge
deine Tochter wohl behalten sein,
wie du selbst den Wunsch erfüllst
aufzustehn' oder 'dann wird deine
Tochter wohlbehalten sein, wenn
du' U.S.W. Vgl. met. VIII 857.
Cic. ad Att. V 15, 2: Ita vivatn, ut
maximos sumptm facio. In um-
gekehrter Reihenfolge met. XIV
762 : pone fastus — , sie tibi nee —
adurat — nee excutiant.
527. qua 'auf welche Weise'. —
530. invigilet m.: 'bringt die Nächte
unter Schmerzen zu'. — 531. pena-
tes: z. I 478. — 532. lene: leniens,
weil soporiferum, s. 547. 661. —
533. ohlito palato : z. UI 688; sie
hatte eigentlich nicht eher Speise
zu sich nehmen wollen, als bis sie
ihre Tochter gefunden. — 534. ex-
soluisse Diäresis.
536. Konstr. mystae habent sidera
visa (das Erscheinen der Gestirne)
tempus dbi. Die mystae sind die
in den eleusinischen Geheimdienst,
dessen Stiftung durch Ceres 0.
jedoch übergeht. Eingeweihten:
derselbe wurde zur Erinnerung an
das Suchen der Göttin gefeiert und
lehnte sich in seinen Bräuchen an
die Legende an, jedoch unter Hin-
einziehung von höheren Ideen, in-
dem er für die Frommen und Got-
tesfürchtigen ein Weiterleben nach
dem Tode in einem besseren Zu-
stande lehrte. — In BQm war seit
dem J. 191 ein ieitmium Cereris
für den 4. Oktober vorgeschrieben.
Preller II S. 46.
IV 517—663.
193
matre salutata (mater Metanira vocatur)
540 lungere dignata est os puerile suo.
pallor abit, subitasque vident in corpore vires.
tantus caelesti venit ab ore vigor.
tota domus laeta est^ hoc est materque paterque
nataque. tres illi tota fuere domus.
545 mox epulas ponunt. liquefacta coagula lacte
pomaque et in ceris aurea mella suis,
abstinet alma Geres somnique papavera causas
dat tibi cum tepido lacte bibenda, puer.
noctis erat medium placidique silentia somni:
550 Triptolemum gremio sustulit illa suo
terque manu permulsit eum, tria carmina dixit,
carmina mortali non referenda sono,
inque foco corpus pueri vivente favilla
obruit, humanum purget ut ignis onus.
555 excutitur somno stulte pia mater et amens
^Quid facis?' exclamat membraque ab igne rapit.
cui dea *Dum non es', dixit ^scelerata fuisti:
inrita matemo sunt mea dona metu.
iste quidem mortalis erit, sed primus arabit
560 et seret et culta praemia tollet humo'.
Dixit et egrediens nubem trahit inque dracones
transit et alifero toUitur axe Ceres.
Sunion expositum Piraeaque tuta recessu
545. liquef. coagula lacte, d. h.
geronnene Milch, coag. (von co-
agere) sind Mittel zam Zusammen-
ziehen, besonders Stückchen von
getrocknetem Eälbermagen, welche
in die Milch geworfen diese zum
Gerinnen bringen, dabei aber selbst
aufgeweicht werden. Vgl. met.
XIII 828: Lac mihi semper adest
nivewn, pars i/nde bibenda servatur,
partem liquefacta coagula durant
547. S. V. 661 und vgl. am. II
6, 31. — 550. Triptölemus, auf wel-
chen die geregelte Bestellung des
Ackers zurückgeführt wird, war
ursprünglich ein Dämon und wurde,
wie viele seinesgleichen, später in
eine historische Person umgedeutet.
Sein Name kommt her von noXbtv^
also 'Dreimalumwender'; das drei-
malige Pflügen schreibt Hesiod
(^py. H. 71. 450. 462) vor, und nach
ihm viele. — gremio (abl. instr.)
susUüit: ^hob ihn auf ihren Schofs'.
Ovids Fasten.
551. carmina: z. II 426. — 552.
Vgl. m 323 ff. — 554. hum, onus:
die sterblichen Stoffe, welche der
unsterblichen Seele eine Last sind.
Wie hier mit Triptolemos, verfährt
Ceres im Hymnus mit Demophon
(v. 239): vv%%ag d\ v.qvnx£G%B nv-
Qog fiivsiy 7JVZS dalov. — 555. stulte
verb. mit pia ('die Mutterpflichten
erfüllend').
557. Vgl. met. III 5 (= IX 408) :
facto pius et sceleratus eodem. —
561. trahit, 'zieht an sich\ um sich
in sie einzuhüllen. — dracones,
Drachenwagen, wie equi für den
mit Pferden bespannten Wagen. —
562. axe: z. III 518. — 563. Sunion,
das nach Süden vorspringende Vor-
gebirge Atticas; expositurm ^q, ponto,
wie von Virgil Aen. X 694 hinzu-
gefügt wird. — Piraeus = IIsi-
gaiög, Adjekt. von Piraeus = Pi-
raeeus, neigaisvg; ebenso Piraea
Utora met. VI 446; s. z. 471. —
18
194
Ovidi fastorum
linquit et in dextrum quae iacet ora latus.
565 hinc init Aegaeum, quo Oycladas aspicit omnes^
loniumque rapax Icariumque legit
perque urbes Asiae longum petit Hellespontum
diversumque locis alta pererrat iter.
nam modo turilegos Arabas, modo despicit Isdos,
570 hinc Libys, hinc Meroe siccaque terra subest;
nunc adit Hesperios Rhenum Ehodanumque Padumque
teque, future parens, Thybri, potentis aquae.
Quo feror? inmensum est erratas dicere terras:
praeteritus Cereri nuUus in orbe locus.
575 errat et in caelo liquidique inmunia ponti
adloquitur gelido proxima signa polo:
^Parrhasides stellae (namque omnia nosse potestis^
aequoreas numquam cum subeatis aquas),
Persephonen natam miserae monstrate parentü'
580 dixerat. huic Heiice talia verba refert:
^Crimine nox yacua est. Solem de virgine rapta
consule, qui late facta diurna videt'.
Sol aditus ^Quam quaeris'^ ait ^ne vana labores^
nupta lovis fratri tertia regna tenet'.
585 Questa diu secum sie est adfata Tonantem^
664. Eonstr. et {oram) quae iacet in
d, h, d. h. die rechte Küste Atti-
cas, von Sanion aus gesehen. —
566. Aegaeum substantivisch, wie
bei Hör. carm. II 16, 2 und im Grie-
chischen Alyutov\ über die Cykla-
den (die iv %v%Xco um Delos her-
umliegenden Inseln) gelangt Ceres
an die Westküste Eleinasiens, zu-
nächst zu dem Jonien bespülenden
Meere {lonium substant. wie Verg.
Aen. III 211).
566. ra^ctx: s. z. 279. — Icarium:
z. 288. — legit: z. 289. — 568. diver-
8um l. iter: ein nach verschiedenen
Seiten auseinandergehender Weg;
vgl. met. I 40: flumina — diversa
locia (= diver eis locis) sorhentur.
1 178: plebs hahitat diver sa locis,
rV 406. XI 50. — alta, weil auf
dem mit geflügelten Schlangen be-
spannten Wagen. — 569. titrih
Ardbes: z. III 720. — 570. Mbqoti
eine zu Äthiopien gehörige, von
den Flüssen Nil, Astapos und Asta-
boras gebildete, sehr fruchtbare
Insel, j. Schendy. — sicca terra ist
die Wüste, vgl. met. II 237.
571. Hesperios (s. z. I 498) ge-
hört als Attribut zu Bhen. Ehod.
Padumque; vgl. met. U 258: He-
speriosque amnes, Bhenum Bho-
danumque Padumque, cuique fuü
rerum promissa potentia, ThyMn.
— 572. Thybri: der Flufsgott ist
angeredet. — 578. erratas: z. III 655.
— 575 ff. Geres wendet sich an die
Sterne des grofsen Bären, welche
Parrhasides genannt werden, weil
die in dies Gestirn verwandelte
Kallisto eine Arkadierin war (s. II
189 ff.); über die Synekdoche z. I
478; über inmu/nia p. z. II 192. —
580. Heiice d. i. der grofse Bär, s.
z. m 107.
581. ^Der Nacht kann nicht der
Vorwurf gemacht werden, dafs sie
die That hat geschehen lassen'. —
582. Vgl. Hom. IL F 277: pUoq
-O"' oq ndvx' i(poQ&g xal navT ina-
%ovsLg. hymn. 62: 'HiXiov — ^smv
a%onov r^d^ %al ocvSqmv und v. 69
sagt Ceres zu Helios: av yag Srj
näaav inl x^ova xal %azä novtop
aid^igog Ix dirjg natadBQyisai axr/-
vBCCiv, -r- 584. Das dritte Reich
beherrscht Pluto s. v. 600.
IV 564-607.
195
maximaque in vultu signa dolentis erant:
^Si memor es, de quo mihi sit Proserpina nata,
dimidium curae debet habere tuae.
orbe pererrato sola est iniuria facti
590 cognita. commissi praemia raptor habet.
at neque Persephone digna est praedone marito,
nee gener hoc nobis more parandus erat,
quid gravius victore Gyge captiva tulissem,
quam nunc te caeli sceptra tenente tuli?
595 verum impune ferat, nos haec patiemur inultae:
reddat et emendet facta priora novis'.
luppiter hanc lenit factumque excusat amore,
'nee gener est nobis ille pudendus' ait.
'non ego nobilior. posita est mihi regia caelo,
600 possidet alter aquas, alter inane chaos.
sed si forte tibi non est mutabile pectus,
statque semel iuncti rumpere vincla tori,
hoc quoque temptemus, siquidem ieiuna remansit;
si minus, inferni coniugis uxor erit/
605 Tartara iussus adit sumptis caducifer alis
speque redit citius visaque certa refert.
'Rapta tribus' dixit 'solvit ieiunia granis.
586. Vgl. met. V 512: ibi toto
niibüa vultu ante lovem pcissis stetit
invidiosa capiUis. — dolentis übers,
durch ein Abstractnm; vgl. VI 66.
— 588. debet sc. Proserpina. —
589. ^Das einzige Resultat meines
Sacliens ist die Erkenntnis , dafs
ein Unrecht geschehen ist'.
591. Vgl. met. V 521 : neque enim
praedone marito filia digna tua
est, si iam mea fUia non est. —
593. Gyges (od. Gyes) war einer
der Hekatoncheiren (Hesiod. theog.
149), wird aber von 0. hier zu den
Giganten gerechnet, die es versucht
hatten den Himmel zu stürmen:
s. z. HI 806. Y 36. — Victore Chyge ist
in einen Eondicionalsatz aufzulösen.
596. novis sc. factis. Vgl. met.
V 520: quod rapta, feremus, dum-
modo reddat eam. — 698. nee gener
p, ait =* et ^non gener p. ' ait;
ebenso met. V 414: ^nec longius
ihitis* inquit. Vgl. hymn. 83: ov
tot actx^ff yocfißgos sv dd'avdtotg
noXvöT^lJMVxmQ AidoDvsvg, — 699.
Vgl. Hom. II. O 187:^ T^ctg ytüg x
ex Ki^ovov slfihv ddsXcpsoiy ovs
tSTiSTO *Pscc,, Z8VS xal lyoo, tqCxaxoq
8' 'AiSrjs hvsqoici ävccaamv, —
600. inane chaos: die Unterwelt
wird inane genannt wegen der sie
bewohnenden körperlosen Schatten
(s. II 664. inania regna met. IV
609. Verg.Aen. VI 269). Chaos ist
die Unterwelt auch bei Virgil Aen.
VI 266; über O.s Vorstellung vgl.
a. a. II 467 ff.: IVima fuit rerum
confusa sine ordine moles, vmaque
erat fades sidera, terra, fretum.
mox caelum impositum terris, humus
aequore cincta est inque suas par-
tes cessit inane chaos.
602. stat 'steht fest', {^certum est*
met. V 633). — 603. siquidem:
warum ein Wort? — 606. caducifer:
Mercarius, der als Götterbote einen
Heroldstab führte (met. II 708. VIII
617); an die Knöchel band er sich,
wenn er einen Auftrag ausführen
sollte, Flügel (V 88).
607. Vgl. met. V 534: wow ita
foAa sinwnt, quoniam ieiuma virgo
solverat, et, cidtis dum simpUx errat
in hortis, ptmiceum curva decerp-
serat arbore pomum sumptaque pal-
13*
196
Ovidi fastorum
Punica quae lento cortice poma tegunt'.
Nou secus indoluit, quam si modo rapta fuisset,
610 maesta parens longa vixque refecta mora est
atque ita ^Nec nobis caelum est habitabile' dixit:
^Taenaria reeipi me quoque valle iube'.
et factura fuit; pactus nisi luppiter esset,
bis tribus ut caelo mensibus illa foret.
615 tum demum vultumque Geres animumque recepit
imposuitque suae spicea serta comae,
largaque provenit cessatis messis in arvis,
et yix congestas area cepit opes.
Alba decent Cererem: vestis Cerialibus albas
620 sumite. nunc puUi velleris usus abest.
Occupat Aprilis idus cognomine Victor
luppiter: hac illi sunt data templa die. —
Hac quoque, ni fallor, populo dignissima nostro
atria Libertas coepit habere sua.
lenti Septem de cortice grana presse-
rat ore suo. Dies sieht Ascalaphus,
verrät es dem Pluto und wird da-
für von Proserpina in einen Uhu
verwandelt. Im Hymnus giebt Pluto
selbst der Persephone einen Granat-
kern zu essen, ehe sie zu ihrer
Mutter zurückkehrt, tva urj (livoi
7}(jLazoc ndvTcc avQ'i nocQ' otiSoCiß
Jrifn^rsQL. Durch das Essen in der
Unterwelt wird Persephone an diese
gebunden — eine auch bei anderen
Völkern sich findende Vorstellung
— , durch den Genuls der Kerne
des Granatbanmes , eines Symbols
der Ehe, an Pluto. Der Granatbaum
heifst mälum Punicum, weil er bei
Karthago in groiser Menge wuchs.
611. ita: vix refecta. — 612. Am
Vorgebirge Taenarum in Lakonien
wurde ein Schlund gezeigt, den
man für einen Eingang zur Unter-
welt hielt, und durch den Herku-
les den Gerberus heraufgebracht
haben sollte. Verg. georg. IV 467:
Taenarias fauces, aXta ostia Ditis.
— 614. bis trihus: so in der spä-
teren Tradition (auch met. V 565),
während im Hy^inus (399 ff.) Per-
sephone auf neun Monate die Unter-
welt verläfst. — 615, vultum, ihre
frühere heitere Miene (s. 586) ; vgl.
met. V 568: Vertitur extemplo for
des et mentis et oris.
616. spicea serta: z. 424. — 617.
Vgl. hymn. 471: aX^a %uqnov
avijttsv (Geres auf die Aufforderung
des Zeus) dQOvgdcav soißcoXcaVj näaa
dl (pvXXoLciv TS aal avd'saiv svQsta
X^atv ißgi^asv. 0. hat es in den
Fasten vergessen zu erwähnen,
dafs Ceres in ihrem Schmerz das
Wachstum der Erde gehemmt hatte,
während er dies in den Metam. V
474 ff. (nach dem Hymnus v. 305 f.)
richtig hinzugefügt hat. — cessatis,
transitiv, wie errcdas v. 573 und
III 655; ebenso cessata tempora
met. X 669. — 619. Weifse Kleider
waren überhaupt bei den Römern
die Tracht der Festtage (z. I 70);
an den Cerialien aber war es noch
besonders den Frauen vorgeschrie-
ben (den Grund s. V 357 und vgl.
met. X 431 ff.) und zwar so streng,
dafs das Fest nach der Schlacht
beiCannä ausgesetzt werden mufste,
^quia nee lugentihus (pulla veste)
id facere est fas nee ulla in illa
tempestate matrona expers luetus
fuerat', Liv. XXII 56, 4, vgl.
XXXIV 6, 15.
621—624. 13. April. Dedika-
tionstag des Tempels des Juppiter
Victor (*des Sieg verleihenden'),
der von Q. Fabius Maximus im
J. 295 in der Schlacht bei Sentinum
gelobt war (Liv. X 29, 14). Die
IV 608—639.
197
625 Luce secutura tutos pete, navita, portus:
ventus ab occasu grandine mixtus erit.
Scilicet; ut fuerit, tarnen hac Mutinensia Caesar
Grandine militia perculit arma sua.
Tertia post Veneris cum lux surrexerit idus,
630 pontifices, forda sacra litate bove.
forda ferens bos est fecundaque, dicta ferendo,
hinc etiam fetus nomen habere putant.
nunc gravidum pecus est, gravidae quoque semine terrae:
telluri plenae victima plena datur.
635 pars cadit arce loyis, ter denas curia vaccas
accipit et largo sparsa cruore madet.
ast ubi visceribus vitulos rapuere ministri
sectaque fumosis exta dedere focis,
igne cremat vitulos quae natu maxima virgo,
Lage desselben ist ungewifs. Becker
1 S. 422.
624. Das atrium Idhertatis, das
wohl zu nnterscbeiden ist von dem
teraplum Libertatis auf dem Aven-
tin, diente besonders als Amtslokal
der Gensoren; seine Lage and das
Jahr der Errichtung ist ungewifs;
jedenfalls stand es schon vor dem
J. 212 (Liv. XXV 7, 12) und wurde
restauriert einmal im J. 194 (Liv.
34, 44, *5) und dann noch einmal
von Asinius Pollio. S. Becker I
S. 458 flF., wo ihm durch Vermutung
sein Platz nördlich vom Forum
zwischen dem Quirinal und dem
Capitol zugewiesen . wird, atrium
(*Hor) ist hier ein für Kultzwecke
bestimmtes selbständiges Gebäude,
wie das atrium im röm. Hause;
solcher atria gab es mehrere in
Bom, wie das der Vesta, das noch
mit Wohnungen für die Vestalinnen
umgeben war (s. VI 263).
625—628. 14. April.
625 f. Vgl. Colum. XI 2, 36 : XVIII
käl. Mai. ventosa tempestas et im-
bres, nee hoe eonstanter. Verg.
georg. I 456. — 627 f. Octavian
hatte im bellum Mutinense (43 v.
Chr.) an diesem Kalendertage in
der Schlacht bei Forum Gallorum
(ly, Meilen von Mutina), welche
der Entscheidungsschlacht (viel-
leicht am 27. April) vorausging,
während die beiden Konsuln, Pansa
und Hirtius, der erste unglücklich,
der zweite mit Glück gegen M.
Antonius kämpften, einen unterdes
von L. Antonius auf das Lager von
Mutina gemachten Angriff siegreich
zurückgewiesen. — scilieet, utfuerit
freilich, gesetzt auch, dafs an die-
sem Tag Wind mit Hagel gemischt
war, so hat doch u. s. w.
629—676. 15. April.
629—672. FordicaliaoderFor-
dicidia. Dies Fest hatte seinen
Namen von den trächtigen Kühen
{hordis oder fordis), den Symbolen
der Fruchtbarkeit, welche der Tel-
lus, der fruchtbaren Mutter Erde,
zur Zeit des Aufgehens der Saaten
geopfert wurden. Marquardt S. 192.
Preller II S. 6 f.
629. Veneris idus: die Iden des
der Venus geheiligten April, vgl.
III 135. — 632. fetm kommt viel-
mehr wie fecundus und femina von
dem alten Stamm feo her. — 634.
plena «=^ gravida, s. z. I 349. — 635.
(in) arce lovis: z. II 70. — curia
ist hier wie das folg. sparsa madet
zeigt, als der Versammlungsort der
Curia (z. II 513 und III 140) zu
nehmen; jede der 30 curiae erhielt
dabei eine Kuh.
637. visceribus, der geschlachte-
ten trächtigen Kühe. — ministri:
sacerdotum, z. I 319. — 638. exta:
z. I 50. — 639. quae natu max,
und damit oberste der VestaUnnei^..
198
Ovidi fastorum
640 luce Palis populos purget ut ille cinis.
Rege Numa, fructu non respondente labori,
inrita decepti vota colentis erant.
nam modo siccus erat gelidis aquilonibus annus,
nunc ager assidua luxuriabat aqua.
645 saepe Geres primis dominum fallebat in herbis,
et levis obsesso stabat avena solo,
et pecus ante diem partus edebat acerbos,
agnaque nascendo saepe necabat ovem.
Silva vetus nulläque diu violata securi
650 stabat, Maenalio sacra relicta deo:
ille dabat tacitis animo responsa quieto
noctibus. hie geminas rex Numa mactat oves.
prima cadit Fauno, leni cadit altera Somno:
stemitur in duro vellus utrumque solo.
655 bis Caput intonsum fontana spargitur unda,
bis sua faginea tempora fronde premit.
usus abest Yeneris, nee fas animalia mensis
ponere, nee digitis anulus uUus inest,
veste rudi tectus supra nova vellera corpus
660 ponit, adorato per sua verba deo.
interea placidam redimita papavere frontem
nox venit et secum somnia nigra trahit.
— 640. luce Palis, am 21. April,
8. 721 und Anm.
645. herbis: z. I 164. — 646. ob-
sesso, dicht besetzt von dem kör-
nerlosen Hafer. — 647. acerbos:
weil sie ante diem (zu früh) erfolg-
ten. — 649 flF. Die Traum orakel,
welche man durch Schlafen im
Tempel (incubatio) erhielt, spielten
in O.s Zeit eine grofse Rolle, doch
sind sie eigentlich unrömisch, und
erst aus Griechenland und Ägyp-
ten herübergenommen. Marquardt
S. 97 f. — Über Faunus als Orakel-
gott z. III 291. — 649 =- met. III
28, ähnlich met. II 418. VIII 329.
— 650. Der Arkadische Gott (über
Maenalius z. II 192) ist Pan (= Fau-
nus z. II 268). — Sacra rel. ^als
heilig stehen gelassen'.
651. animo quieto d.h. dem Schla-
fenden. — 654. vellus utrumque:
geminarum ovium mactatarum. —
655. bis, einmal wegen des Faunus,
das andere Mal wegen des Somnus.
— intonsum: z. II 30. — fönt
agua: nur Quell- oder fliefsendes
Wasser hatte reinigende Kraft, z.
III 335.
656. Die Buche war auch dem
Juppiter heilig; vgl. Plin. XVI 36:
nee non et in quodam usu sacro-
rum religiosus est fagi cortex. —
657. usus a. F.: z. ll 329; wie
Keuschheit, so war auch Fasten
zur Vorbereitung auf gewisse Ce-
remonien (z. 6. auch vor der Be-
fragung des berühmten Traum-
orakels des Amphiaraus in Oropus)
vorgeschrieben, ebenso das Abziehn
des Bings als einer Fessel für den
Körper. — 659. Auch in Griechen-
land mufsten die Orakel -holenden
auf dem Fell des eben geopferten
Widders (daher nova vellera) schla-
fen. — 660. siMi verba: z. II 542.
661. Die Nacht hatte einen Mohn-
kranz auf dem Haupte, weil der
Mohn den Schlaf herbeiführt, s. 532.
647. — placidam frontem: z. HI
688. -- 662. Vgl. Eurip. Hec. 71,
wo die Nacht iLBXavoTtzBqvyaiv /[ti}-
xriQ ovsIqcov heifst, und Tibull. II
1, 89: Postque venit tacitus furvis
IV 640—680.
199
Faunus adest oviumque premens pede vellera duro
edidit a dextro talia verba toro:
665 *Morte boum tibi, rex, Tellus placanda duarum:
det sacris animas una iavenca duas'.
Excutitur terrore quies: Numa visa revolvit
et secum ambages caecaque iussa refert.
expedit errantem nemori gratissima coniunx
670 et dixit ^Gravidae posceris exta bovis*,
exta bovis gravidae dantur: fecundior annus
provenit, et fructum terra pecusque ferunt. —
Haue quondam Cytherea diem properantius ire
iussit et admissos praecipitavit equos,
675 ut titulum imperii cum primum luce sequenti
Augusto iuveni prospera bella darent.
Sed iam praeteritas quartus tibi Lueifer idus
respieit: hac Hyades Dorida uocte teneut.
Tertia post Hyadas cum lax erit orta remotaS;
680 carcere partitos circus habebit equos.
drcumdatus dlis Somnus et incerto
somnia nigra pede. — 663. p. du/ro:
im Gegensatz za der Weichheit der
Felle ; an den Bockfufs des Pan ist
kaum zu denken. — 664. a dextro
toro, nach griechischer Vorstellung,
welcher die rechte Seite für die
glückverheifsende galt , während
den Römern und £truskern die
linke; der ersteren folgt 0. auch
her. II 116, der römischen II 501
und IV 833.
668. ambages: z. 261. — caeca
passiv, 'nicht verstanden', z. I 623.
— secum refert = revolvit, 'wieder-
holt bei sich, überlegt', ebenso
met. I 165. — 669. errantem (in) ne-
mori: wie III 261. — gratissima (sc.
Numae) coniimx, Egeria, s. III 261
und Anm. 275 f.
673—676. Am 16. April des J. 29
V. Chr. hatte der nach glücklicher
Niederwerfung des Antonius aus
dem Orient nach Rom zurückkeh-
rende (damals 33jährige) Octavian
durch einen Senatsbeschlufs den
Titel Imperator, welcher dem
kaiserlichen Namen vorgesetzt
wurde, erhalten. Venus {Cytherea
z. III 611), als die Stammmutter
des Geschlechts des Augustus (z.
V. 30), kürzt den 15. April ab, um
desto eher den Ehrentag für ihren
Nachkommen herbeizuführen. —
674. admissos e. 'die losgelassenen,
rasch dahineilenden Rosse'. Vgl.
Hesiod. Scut. Herc. 307: rivCo%oi, —
nQoaiscav (OHsas tnnovq, — 675.
cwm primum durch Auslassung eines
Verbums zu erklären, wie cum
maxime,
677. 78. 17. Aprü. Untergang
der Hyaden. — Lueifer z. III 877.
— Doris, die Tochter des Oceanus
und der Tethys, Gemahlin des Meer-
gottes Nereus, wird, wie Tethys
und Amphitrite, metonymisch für
das Meer gesetzt.
679—712. 19. April (letzterTag
der Cerialia). Pferderennen und
Fuchshetze im Girkus. Den
Grund zu diesem Brauche hat 0.
nicht erkannt; es sollte durch ihn
die Austreibung der Robigo oder
des Robigus (des Eornfuchses d. h.
des Kornbrandes, s. z. I 687, robus
^^rufus)y den man grade in dieser
Zeit besonders fürchtete, und auf
den sich auch das Fest des 25. April
bezog (s. z. 905 fiP. u. Anm.), sinn-
bildlich dargestellt werden. Preller
II S. 42 flP.
680. carceres sind die (12) Wagen-
stände oder Schuppen im Ablauf-
200
Ovidi fastorum
cur igitur missae vinctis ardentia taedis
terga ferant vulpes, causa docenda mihi est.
Frigida Carseolis nee olivis apta ferendis
terra, sed ad segetes ingeniosus ager.
685 hac ego Paelignos, natalia rura, petebam,
parva sed assiduis uvida semper aquis.
hospitis antiqui solitas intravimus aedes:
dempserat emeritis iam iuga Phoebus equis.
is mihi multa quidem sed et haec narrare solebat,
690 unde meum praesens instrueretur opus:
*Hoc' ait *in campo' (campumque ostendit) ^ habebat
rus breve cum duro parca colona viro.
ille suam peragebat humum, sive usus aratri
seu curvae falcis sive bidentis erat.
695 haec modo verrebat stantem tibicine villam,
nunc matris plumis ova fovenda dabat,
aut virides malvas aut fungos colligit albos,
aut humilem grato calfacit igne focum.
et tamen assiduis exercet bracchia telis
700 adversusque minas frigoris arma parat,
filius huius erat primo lascivus in aevo
addideratque annos ad duo lustra duos.
is capit extremi vulpem convalle salicti:
abstulerat multas illa cohortis aves.
705 captivam stipula faenoque involvit et ignes
admovet: urentes effugit illa manus.
qua fugit, incendit vestitos messibus agros,
damnosis vires ignibus aura dabat.
factum abiit, monimenta manent. nam vivere captam
710 nunc quoque lex vulpem Carseolana vetat'.
Utque luat poenas gens haec, Cerealibus ardet,
quoque modo segetes perdidit, ipsa perit.
stände (oppidum) des Girkus, welche
durch eine Wand voneinander ge-
trennt waren and je eine Qua-
driga aufnahmen; partitos passiv. —
681. missae: in circum. — 683. Car-
seoli Stadt im Gebiete der Äquer,
östlich von Rom an der via Yaleria.
— 684. ingenium wird auch sonst
vom Menschen auf den fruchterzeu-
f enden Acker übertragen, vgl.
erg. georg. II 177: nunc locus
arvorum ingeniis. — 686. S. S. 1
V. 3 und Anm. — 688. emeritis z.
III 43.
690. unde =* quibus.
694. bidens eine schwere, zwei-
zinkige Hacke, welche beim Acker-
bau viel gebraucht wurde. Abbild,
b. Rieh S. 78.
695. tibicen, der Stützpfeiler. —
697. malvas, die in alter Zeit von
den Römern viel gegessen wurden,
wie von den Griechen noch jetzt.
703. extremi convalle salicti: in
extrema vdllis parte salicto ohsita,
erklärt Gierig. — 704. cohors (xoq-
tos), (Hühner-) Hof; vgl. Varr. de
r. r. III 3, 6: duo dumtaxat {eroM
aviaria sive cohortes): in piano cO'
hors in qua pascebantur gallinae,
— alter sublimis, in quo erant co-
lumbae in turribus aut summa viHa,
IV 681—728.
201
Proxima cum veniet terras visura patentes
Memnonis in roseis lutea mater equis,
715 de duce lanigeri pecoris, qui prodidit Hellen,
sol abit. egresso victima maior adest.
yacca sit an taurus, non est cognoscere promptum:
pars prior apparet, posteriora latent,
seu tarnen est taurus, sive est hoc femina signum,
720 lunone invita munus amoris habet.
Nox abiit, oriturque Aurora. Parilia poscor:
non poscor frustra, si favet alma Pales.
alma Pales, faveas pastoria sacra canenti,
prosequor officio si tua festa pio.
725 certe ego de vitulo cinerem stipulasque fabalis
saepe tuli plena, februa casta, manu,
certe ego transilui positas ter in ordine flammas,
udaque roratas laurea misit aquas.
713 — 720. 20. April. Eintritt
der Sonne aus dem Zeichen des
Widders (des dux lanigeri pecoris,
des Leiters der wolligen Schafherde,
8. III 867 fiP.) in das des Stiers.
714. Die Mutter des vor Troja
getöteten Memnon ist Anrora (vgl.
met. XIII 580); lutea, %QO%6ns7tXos
(wohl zu unterscheiden von lüteus)\
vgl. Verg. Aen. VII 26: Av/rora in
roseis fulgebat lutea bigis (Homers
Qododdttxvlog). — 715. Vgl. German.
phaen. 532 : Nohilis hie aries aurato
vellere, quondam qui iulit in Tauros
Fhrixum, qui prodidit Hellen* —
716. victima maior d. i. der Stier
oder die Kub, je nachdem man in
dem Gestirn, welches nur die vordere
Hälfte des Tieres darstellte, den
Stier, unter dessen Gestalt Juppiter
die Europa geraubt hatte (V 603 ff.),
oder die in eine Kuh verwandelte
lo, die Geliebte des Juppiter (s. V
619 u. Anm.), sah; beide waren
gegen den Willen det Juno der
Ehre, unter die Gestirne versetzt
zu werden, teilhaftig geworden.
721-862. 21. April. Palilia
oder Parilia (s. z. V 481), ein altes
volkstümliches Fest zu Ehren der
alten Hirtengöttin Pales, der ^näh-
renden Göttin' (das Wort kommt
von dem Stamme pa her, vgl. pasco,
pabulum, panis), durch welches so-
wohl Krankheiten vertrieben als
auch Gesundheit und Wachstum
für Mensch, Vieh und Feld erbeten
werden sollte (v. 763). Später wurde
der Gründungstag der Stadt, da
die Römer ihre Vorfahren sich als
ein Hirtenvolk dachten, auf dies
ihr Hauptfest gelegt. Marquardt
S. 17. 201. Preller I S. 413 ff. —
0. giebt nach einer Anrufung der
Göttin (vgl. Hom. II. A 37 ff.) erst
die Bräucne bei diesem Feste (a. in
der Stadt — v. 734, b. auf dem Lande
— V. 782), dann die Herleitung
derselben ( — v. 806), endlich die
Gründungsgeschichte der Stadt
(— V. 862).
721. poscor wird gerade von der
Aufforderung zum Gesang vielfach
gesagt; z. B. met. V 333: poscimur
Aonides, Hör. carm. I 32, 1. —
724. Das pium officium besteht in
den V. 726 — 728 angegebenen Suhn-
gebräuchen. — 725. de vit. cinerem:
vgl. z. I 111 und über die Sache
V. 635—640. — Die Bohnen wurden
zum Baunen von Geistern gebraucht
(s. II 576 u. Anm.), Bohnenstroh als
februa, z. II 19; über casta s. 412.
tuli zum Feuer.
727. S. 781 u. Anm. — 728T Der
Lorbeer hatte an sich schon eine
sühnende Kraft (z. III 137), um so
mehr reinigte das von ihm ge-
sprengte Wasser {roratae aquae, s.
202
Ovidi fastorum
mota dea est operique favet. navalibus exit
730 puppis: habent yentos iam mea vela suos.
I, pete virginea, populus, suffimen ab ara:
Vesta dabit, Vestae munere purus eris.
sanguis equi suffimen erit vitulique favilla,
tertia res durae culmen inane fabae.
735 pastor, oves saturas ad prima crepuscula lustra;
unda prius spargat^ virgaque verrat humum,
frondibus et fixis decorentur ovilia ramis,
et tegat ornatas longa Corona fores.
caerulei fiant vivo de sulpure fumi,
740 tactaque fumanti sulpure balet ovis.
ure mares oleas taedamque herbasque SabinaS;
et crepet in mediis laurus adusta focis.
libaque de milio milii fiscella sequetur:
rustica praeeipue est hoc dea laeta cibo.
745 adde dapes mulctramque suas dapibusque resectis
silvicolam tepido lacte precare Palem.
V. 778); vgl. V 677 ff. — 729. nav,
exit p,: das Bild ist dasselbe wie I
4 u. ö. — 730. mos *ihnen günstige'.
731. virginea ab a. erhält durch
den folg. V. seine Erklärung. —
populus: vgl. Priscian. VII p. 741
(P.), 305 (H.) : Est quando nomina-
tivo guoqyfs in ^us* temiinante pro
vocativo sive metri sive euphoniae
causa utuntur. Nene, Lat. Formenl.
I S. 83 f. — 733. Zu den schon
V. 725 ff. erwähnten Sühnungsmitteln
fügt 0. hier als drittes das Blut
des Oktoberpferdes hinzu. Nach
dem Rennen nämlich, welches an
den Iden des Oktober zu Ehren
des Mars gehalten wurde, wurde
eins der siegreichen Rosse geopfert,
der Schwanz aber eiligst in die
Begia getragen, um das Blut auf
den Altar der Vesta tropfen zu
lassen; dann wurde es geronnen
von den Vestalinnen für die Palilien
aufbewahrt; vgl. Propert. V (IV)
1, 19. Preller I S. 366 f.
736. Fegen mit Besen, besonders
aus Lorbeer, wird auch sonst bei
Griechen' und Römern als Rei-
nigungsmittel genannt; Preller I
S. 377. — 737 f. Hiermit sind die
bei uns am Maitag vor Haus oder
Viehstall aufgestellten Maibüsche
und angehängten Kränze zu ver-
gleichen, welche die Hexen ver-
treiben und dem Vieh Milchreich-
tum verleihen sollen. — 739. Schwe-
fel wird schon bei Homer (Od. %
481) zu dem Zwecke des Sühnens
angewandt und oft bei den Rö-
mern; über vivum sulpur s. Plin.
n. h. XXXy 175: vivum, quod Graeci
apyron vocant, nascitur solidum,
hoc est glaeba, solum {cetera enim
liquore constant et conficiuntur oleo
incocta) vivum effoditur tralucetque
et viret, — habet et in religionibus
locum ad expiandas suffitu domos.
741. Schon die Griechen und
Römer teilten die Pflanzen in
männliche und weibliche, gingen
jedoch darin zu weit und nahmen
oft einen Unterschied an, wo keiner
vorhanden war. — taeda, Fichten-
holz, z. II 26. — Über herhat Sab.
u. über v. 742 s. I 344 u. 76. —
743. Vgl. Paul. p. 349: Suffimenta
dicebant, quae faciebant ex faba
milioque molito mulso sparso. —
Itba de milio s. z. I 111. — milii
fiscella: ein Körbchen mit Hirse. —
745. mulctra, die Milch im Melk-
kübel. — suas = solitas, certas. —
dapibus resectis wird wohl nach
Gierig von dem Zerschneiden des
Opfermahls zu verstehen sein, um
es unter die Festgenossen zu ver-
teilen.
746. silvicola wird Pales genannt,
IV 729—770.
203
*Consule* die ^pecori pariter pecorisque magistris:
effugiat stabulis noxa repulsa meis.
sive sacro pavi sedive sub arbore sacra,
750 pabulaque e bustis inscia carpsit ovis,
si nemus intravi vetitum, nostrisve fugatae
sunt oculis nymphae semicaperque deus^
si mea falx ramo lucum spoliavit opaco,
unde data est aegrae fiscina frondis ovi:
755 da veniam culpae. nee, dum degrandinat, obsit
agresti fano supposuisse pecus.
nee noeeat turbasse laeus. ignoseite, nymphae ,
mota quod obseuras ungula feeit aquas.
tu, dea; pro nobis fontes fontanaque plaea
760 numina, tu sparsos per nemus omne deos.
nee dryadas nee nos videamus labra Dianae
nee Faunum, medio eum premit arva die.
pelle proeul morbos, valeant hominesque gregesque,
et valeant vigiles, provida turba, eanes.
765 neve minus multos redigam, quam mane fuerunt,
neve gemam referena vellera rapta lupo.
absit iniqua fames, herbae frondesque supersint,
quaeque lavent artus quaeque bibantur aquae.
ubera plena premam, referat mihi easeus aera,
770 dentque viam liquido vimina rara sero.
weil die Waldgötter in Italien zu-
gleich Götter der Viehzucht sind,
denn das Vieh wurde meist in oder
zwischen den Wäldern geweidet, s.
Preller I S. 340. — tepido lacte pr.
P.: rufe P. an durch die (kuh-)
warme Milch, d. h. bete zu ihr, in-
dem du sie mit Milch besprengst;
vgl. Tibull. I 1, 86 : Hie ego pasto-
remque meum lustrare quotannis et
placidam söleo spargere lacte Palem.
747 — 776. Gebet der Hirten zu
Pales. — 749. sacro: loco, — s. arb,
Sacra: heilige Bäume werden oft
erwähnt. — 752. semicaper d,, Pan-
nus, z. n 268. — 757. nymphae, die
Najaden {fontana numina), deren
Wasser getrübt wurde, wenn das
Vieh zum Saufen in dasselbe ge-
trieben wurde imd sich darin be-
wegte; vgl. met. VI 363 f.
761. labra (v. lavö) Dianae^ Bade-
wannen der Diana, werden hier
die Quellen des Waldes genannt,
in welchen sich die Göttin zu ba-
den pflegte; vgl. met. III 155 ff.;
gerade diese Göttin nennt 0. in
Beziehung auf das Los des Aktäon.
— 762. premit a., schlafend. —
medio die: vgl. Theoer. I 15: Ov
d'ifiig, & noLfiTjVj z6 (isaufipQivov,
ov d'Sfiig äfifiLv cvqMev^ xov TIava
dsSo^Tiafisg' f] yäq hn ayQccg xav£%a
xcxftaxio? dfiTtavstai. — 765. mul-
tos, näml. Schafe.
766. ref. vellera r. l., wenn ich
nur das Fell zurückbringe, abgejagt
dem Wolfe; vgl. Hör. epod. 2, 60.
— 769. premam beim Melken. —
referat — aera: vgl. Verg. ecl. 1,
84: Qu^amvis — pinguis — ingratae
premeretur easeus urbi, non umquam
gravis aere domum mihi dextra re-
dibat, — 770. Das nicht dichte
Weidengeflecht (vgl. rarum cri-
brum met. XII 437, retia rara Verg.
Aen. IV 131), in welchem der B[äse
bereitet wurde, möge die Molke
{serum) klar, d. h. ohne Zusatz von
Käse durchlassen. Vgl. Tibull. II
3, 15: Tum fiscella levi detexta est
vimine iunci, raraque per nexu^
204
Oyidi fa&torum
sitque salax aries^ couceptaque semiDa coniunx
reddat, et in stabulo multa sit agna meo.
lanaque proveniat nuUas laesura puellas,
mollis et ad teneras quamlibet apta manus.
775 quae precor, eveniant, et nos faciamus ad annum
pastorum dominae grandia liba Pali'.
His dea placanda est, haec tu conversus ad ortus
die quater et vivo perlue rore manus.
tum licet adposita, veluti cratere, camella
780 lac niveum potes purpureamque sapam
moxque per ardentes stipulae crepitantis acervos
traicias celeri strenua membra pede.
Expositus mos est: moris mihi restat origo.
turba facit dubium coeptaque nostra tenet,
785 Omnia purgat edax ignis vitiumque metallis
excoquit: idcirco cum duce purgat ovis?
An, quia cunctarum contraria semina rerum
sunt duo discordes, ignis et unda, dei,
iunxerunt elementa patres aptumque putarunt
790 ignibus et sparsa tangere corpus aqua?
an, quod in his vitae causa est, haec perdidit exul,
est via facta sero. Calpurn. 9, 38:
Ipse ego nee iunco molli nee vimine
lento perfeci calathos cogendi lactis
in usus, Ovid. met. XII 436 f.
771. coniunx, arietis. — 772. multa
agna: z. II 629. — 774. quamlihet
verb. mit teneras, — 775. ad annum
'übers Jahr'.
111, ad ortus : der Betende wandte
sich mit dem Gesicht nach Osten,
der aufgehenden Sonne zu. Mar-
quardt S. 173. — 778. ros nicht
allein Tan sondern jedes Nafs; in
diesem Fall mufste es ans fliefsen-
dem Wasser genommen sein ; z. III
336. — 780. sapa ist eingekochter
Most, der mit Milch vermischt die
hurranica potio gab; Paul. p. 36:
hu>rr, p, appellatur lade mixtum
sapa a rufo colore, quem hurrum
vocant,
781. Das Springen über das Feuer
diente ebenfalls zur Beinigung,
übrigens ein im Heidentum, auch
unter unsern Vorfahren (bei den
Oster- und JohanniBfeuern) , sich
allgemein findender Brauch. Dafs
auch das Vieh hindurchgetrieben
wurde, fügt 0. v. 786 u. 806 hinzu.
783-806. Moris origo.
784. tu/rba sc. causarum moris^
(von denen nur die erste causa zu-
treffend ist, andere überhaupt nicht
das Springen über das Feuer, son-
dern nur das Feuer erklären). —
785. Vgl. Plut. quaest. Rom. 1: t6
nvQ •hoQ'uCqbl x<xl zo vdtoQ äyvi^si.
Verg. georg. I 87: sive Ulis omne
per ignem excoquitur Vitium atque
exsudat inutilis umor, — Vitium
das unedle, auszuscheidende {ex-
coquendum) Metall, Dig. 48, 10,
9 pr. — 786. Der dux ist hier der
Hirt, TibuU. I 1, 35. — 787. se-
mina rerum = elementa v. 789 (z.
I 105), denen auch sonst göttliche
Natur gegeben wird; der Ausdruck
ist Lucretianisch; vgl. -met. I 431:
ab his {umore et cälore) oriuntur
cuncta duöbus; cumqu>e sit ignis
aquae pugnax, vapor umidus omnes
res creat, et discors Concor dia fettbus
apta est,
791 f. Wasser und Feuer sind die
Grundbedingungen des mensch-
lichen Daseins und also auch des
häuslichen Lebens; daher wird dem,
welcher ein Land meiden soll,
Wasser und Feuer untersaget {aqua
et igni interdicitur) und die junge
IV 771—810.
205
bis nova fit coniunx^ haec duo magna putaut?
vix equidem credo: sunt qui Phaethonta referri
credant et nimias Deucalionis aquas.
795 pars quoque, cum saxis pastores saxa feribant,
scintillam subito prosiluisse ferunt;
prima quidem periit, stipulis excepta secunda est:
hoc argumentum flamma Parilis habet?
an magis hunc morem pietas Aeneia fecit^
800 innocuum victo cui dedit ignis iter?
num tarnen est vero propius, cum condita Roma est,
transferri iussos in nova tecta lares
mutantesque domum tectis agrestibus ignem
et cessaturae supposuisse casae,
805 per flammas saluisse pecus, saluisse colonos?
quod fit natali nunc quoque, Roma, tuo.
Ipse locus causas vati facit. urbis origo
venit. ades factis, magne Quirine, tuis!
lam luerat poenas frater Numitoris, et omne
810 pastorum gemino sub duce vulgus erat.
Frau bei ihrem ersten Eintritt in
das Haus des Gatten mit Feuer
und Wasser empfangen, um ihre
Aufnahme in das häusliche Leben
symbolisch zu bezeichnen (nova fit
canitmx); s. Paul. p. 2: Aqua et
igni tarn interdid solet danmatis,
quam accipiuntur nuptae, videlicet
quia hae duae res humanam vitam
maxime continent Varro de 1. 1.
V 61. Marquardt, Privataltert. I
S. 63. Preller II S. 157. -- Der mit
quod beginnende Vordersatz endigt
erst mit fit. — 793. Phaethonta
referri: Ph. oder, deutsch gedacht,
die Erinnerung an Ph. (und den
durch ihn verursachten Brand, met.
I 748—11 400) werde erneuert. Es
ist hier, wie oft im Lateinischen,
gleich der Gegenstand selbst als
das ßestimmende genannt, während
es eigentlich die Vorstellung ist;
vgl. z. B. Sallust. Cat. 39, 3 : vetus
certamen animos eorum adrexit, und
Dietsch z. d. St. — 794. Die Be-
schreibung der grofsen Sintflut,
welche nur Deukalion und- Pyrrha
überlebten, s. in den Metam. I
263 — 312. — 795. ferihant: z. III
607. — Hiermit wird auf eine ähn-
liche Erzeugung des Sühnfeuers
hingewieden, wie sie bei dem Feuer
der Vesta vorgeschrieben war; s.
z. III 143 und vgl. Verg. Aen. I
174 ff.
798. habet in den Augen dieser
Erklärer. — 799. pietas A, z. 1.527;
vgl. Verg. Aen. II 632 f. , wo Äneas
selbst seine Flucht aus dem bren-
nenden Troja beschreibt: Descendo
ac dueente deo flammam inter et
hostis expedior; dant tela locum
flammaeque recedunt,
801. Vgl. Dion. Hai. I 88, wo
unter anderen Ceremonien vor der
Gründung der Stadt Romulus auch
folgende vornimmt: (ista d^ tovto
TtVQtia'Cäg tcqo töov a%riv&v ysvs-
cd'ai Hslsvcag i^dysi zov Xsmv
xag (pX6yoig vnBqO'QfooiOvza xiig
baimascag rmv (iiacficttoav lv£xa. —
802. Die Larenbilder und damit die
Götter selbst wurden in die neue
Heimat mitgenommen. — 804. Das
Haus feiert {cessat)^ wenn es nicht
bewohnt wird.
807—862. Gründung derStadt
Rom. Die auf die Verherrlichung
des Bomulus bedachte Erzählung
O.s, welche mit keiner der erhal-
tenen Quellen vollständig überein-
stimmt, schliefst sich an III 68 an.
807. Der gleiche Übergang y. 417.
— 809. frater Num., Amulius, s. III
206
Ovidi fastomm
contrahere agrestes et moenia ponere utrique
convenit: ambigitur^ moenia ponat uter.
'Nil opus est' dixit ^certamine Romulus *ullo:
magna fides avium est. experiamur aves'.
815 Res placet. alter adit nemorosi saxa Palati,
alter Aventinum mane cacumen init.
sex BemuS; hie volucres bis sex videt ordine. pacto
statur, et arbitrium Bomulus urbis habet,
apta dies legitur, qua tooenia signet arabro.
820 Sacra Palis suberant: inde movetur opus*
Fossa fit ad solidum, fruges iaciuntur in ima
et de vicino terra petita solo,
fossa repletur humo, plenaeque imponitur ara,
et noYus accenso fungitur igne focus.
825 inde premens stivam designat moenia sulco,
alba iugum niveo cum bove yacca tulit.
vox fuit haec regis: ^Condenti, luppiter, urbem,
et genitor Mavors Yestaque mater, ades!
quosque pium est adhibere deos, advertite cuncti!
830 auspicibus yobis hoc mihi surgat opus.
longa sit huic aetas dominaeque potentia terrae,
sitque sub hac oriens occiduusque dies^
67. — 811. contrahere agr, findet im
folg. seine Erklärung: ^zn einer zn
gründenden Stadt'. — 812. amb.,
moenia ponat uier: nicht wörtlich
von der Erbannng der Mauern,
sondern überhaupt von der Grün-
dung der Stadt zu verstehn; der
Gründer der Stadt aber giebt ihr
auch den Namen und beherrscht
sie {arbitrium urbis habet, v. 818).
Vgl. Enn. ann. I 86 Vahl.: Certa-
bant u/rbem Bomam Bemoramne vo-
carent, Omnibus cura viris, uter
esset induperator, Liv. 1 6, 4. —
816. Nach der gewöhnlichen tJber-
lieferung bestieg Bomulus den Pa-
latin oder das Palatium, auf wel-
chem er nachher sein Rom (die
Roma quadrata) gründete, Remus
den Aventin.
816. Früh vor Tagesanbruch sich
zur Einholung der Auspicien aufzu-
machen, war feststehender Brauch.
— 817. ordine in einer Reihe. —
pacto Stare, der Abmachung treu
bleiben.
821. Der mehrfach überlieferte
Gründungsritus war in ganz Latium
(vielleicht in ganz Italien) üblich.
S. Preller II S. 67 f. Die Grube
(fossa) hieis mundus und befand
sich auf dem Palatin vor dem
Apollotempel; der auf ihr errichtete
Altar war viereckig und hatte auf
zwei Seiten Stufen, auf welchen
man zu ihm hinaufstieg; er hiefs
Roma quadrata in engerem, wie
die ganze alte Stadt in weiterem
Sinne. — ad solidum, bis auf den
festen Grund; vgl. Yaler. Max. II
4, 6: relictis qui fwndamentorum
constituendorwm gratia terram ad
solidum foderent, — fruges iadwi-
tvr: 'boni omnis gratia' nach Festus
p. 268.
828. Vesta m^ter: s. z. III 761. —
829. adhibere, zuziehen, nämlich bei
der Gründung einer Stadt, was auch
bei advertite hinzuzudenken ist (sc.
animum, oder bei Göttern numen,
ebenso absolut met. XIY 270 ; vgl.
Verg. Aen. IV 611). — 830. cMspi-
cibus vobis: z. I 616. 646.
831. Eonstr. aetas et potentia sit
longa huic dominae (prolep tisch)
terrae. — 832. dies = sol (ebenso
IV 811—853.
207
nie precabatur. tonitra dedit omina laevo
luppiter^ et laevo falmina missa polo.
835 Augurio laeti iaciunt fundamina cives^
et novus exiguo tempore murus erat,
hoc Celer urget opus, quem Romulus ipse vocarat,
*Sint'que, * Celer, curae' dixerat *ista tuae.
neve quis aut muros aut factam vomere fossam
840 transeat, audentem talia dede neci'.
Quod Remus ignorans humiles contemnere muros
coepit et *His populus' dicere Hutus erit?'
Nee mora, transiluit. rutro Celer oceupat ausum:
ille premit duram sanguinuleutus humum.
845 Haec ubi rex didieit, lacrimas introrsus obortas
devorat et clausum pectore vulnus habet,
flere palam non vult exemplaque fortia servat,
*Sic'que *meos muros transeat hostia' ait.
Dat tamen exequias nee iam suspendere fletum
850 sustinet, et pietas dissimulata patet.
osculaque adplicuit posito suprema feretro
atque ait, *Invito frater adempte, vale!*
arsurosque artus unxit. fecere, quod ille,
V 648), 'Weltgegend'; vgl. II 186
und Verg. Aen. VII 98: Externi
venient generi, — quorum ab stirpe
nepotes omnia suh pedibus, qua Sol
utrwmque recurrens aspicit Oceanum^
vertique regique videbunt. — 834.
laevo: z. V. 664.
837. Celer war der Oberst der
300 altrömischen Ritter, der tribu-
nus celerum {cderes von üilrig,
äol. ^tslrjo), deren ßenennnng die
Bidmer von ihrem angeblichen ersten
Befehlshaber ableiteten , während
es in Wahrheit umgekehrt ist. —
urget 'betreibt'.
843. ru^rum^ Grabscheit, Schaufel;
Abbild, b. Rieh S. 628. — oceupat
eigenÜ. 'kommt hindernd zuvor'
(wie I 676); daher wird von Virgil
u. 0. dies Wort gern gebraucht in
der Bedeutung jemand töten, wie
er im Begriff ist, irgend etwas
auszuführen, und ihn auf diese
Weise daran verhindern; zuweilen
aber tritt der Begriff hindern, wie
hier, zurück und es bleibt nur das
töten ; ebenso steht bei Verg. Aen.
X 698 saxo atque ingenti fragmine
montis occuptxt ganz synonym dem
vorausg. sternit humi. — 846. Vgl.
met. XIU 637: Obmutuit illa (He-
cuba) dolore; et pariter voces lacri-
masque introrsus obortas devorat
ipse dolor, duroque simillima saxo
torpet,
847. exempla fortia servat: exem-
plum heifst oft eine That, die für
die Zukunft ein Vorbild sein kann,
also ex. forte eine vorbildliche
tapfere Handlung und in Verbin-
dung mit servat: er hält die tapfere
That (Celera) als ein Vorbild auf-
recht, indem er sie anerkennt und
nicht bestraft. Bei dieser Erklärung
(C. Peters) fügt sich der Ausspruch
des Rom. in v. 848 besser an die
vorausg. Erzählung an, als bei der
gewöhnlichen: 'R. hält das Vorbild
eines Helden aufrecht', indem er
nicht weint. Der Plural exempla
für den Singular wie z. B. Ib. 643
exempla Thyestis, — 848. Vgl. Liv.
1 7, 2 : *Sic deinde (ergänze eat nach
c. 26, 4), quicumque alius transiliet
moenia mea\ — 850. pietas, Bru-
derliebe.
861. oscula adpL, näml. dem Bru-
der. — pos. feretro ist Ablativ. —
863. Das Salben der Leichen war
schon eine homerische (II. Sl 682),
208
Ovidi fastoram
Faustulus et maestas Äcca soluta comas.
855 tum iuvenem nondum facti flevere Quirites,
ultima plorato subdita flamma rogo est.
ürbs oritur (quis tunc hoc ulli credere posset?)
victorem terris impositura . pedem.
Cuncta regas et sis magno sub Caesare semper^
860 saepe etiam pluris nominis huius habe;
et quotiens steteris domito sublimis in orbe,
omnia sint umeris inferiora tuis.
Dicta Pales nobis, idem Vinalia dicam.
una tarnen media est inter utramque dies.
865 Numina vulgaris Veneris celebrate puellae!
multa professarum quaestibus apta Venus.
bei den Römern allgemeine Sitte. —
854. 8. III 55 u. Anm. — maestas
comas: z. III 688. — 865. s. 11 479
n. Anm.
856. ultima, ^al| das letzte, zu-
letzt'; so oft im Latein, das Adjekt.
statt des Adverb, bei Ordnnngs-
bestimmuDgen. — Die Fortsetzung
der Erzählung giebt V 451 ff. —
867. hoc bezieht sich auf v. 858. —
posset, Conjunct. dubit. der Ver-
gangenheit. Seyffert § 232. — 858.
Das auch bei den Neuen beliebte
Bild findet sich oft bei römischen
Dichtern: tr. IV 2, 44. met. XIV
490. Verg. georg. II 492. Aen. VII
100; vgl. Hom. II. E 620. Verg.
Aen. X 495.
861 f. So oft du (Roma) dich ein-
mal aufrichtest auf dem Erdkreise,
d. h. 80 oft du einmal deine Macht
geltend machst, möge dir alles
schnell gehorchen. — 862. umeris:
non capite solum. Da nach der
Meinung des Altertums innere Gröfse
mit der des Körpers verbunden
war (z. B. heifst es von dem aus-
gezeichneten Sänger Musäus bei
Verg. Aen. VI 667: Medium nam
plwrima turha hunc habet atque
umeris exstantem suspicit altis,
ebenso überragt Diana ihre Nym-
phen ^collo tenus\ met. III 182),
so dachte es sich auch den Herr-
scher körperlich gröfser als die
übrigen Menschen. Vgl. Uhlands
Ernst V. Schwaben: ^und als er
(der ffekrönte König) wieder au«
dem Tempel trat, erschien er herr-
licher als kaum zuvor, und seine
Schulter ragt ob allem Volk*.
868—900. 23. April. Vinalia
(priora oder ürbana), eingesetzt,
weil man an diesem Tage (der den
griechischen ni^oCy la entsprach) die
Fässer mit dem neuen (vorjährigen)
Wein öffnete und zum ersten Mal
kostete. Plin. n. h. XVIII 287 : Vi-
nalia priora, quae ante hos dies
sunt IX kal, Mai., degustandis vi-
nis instituta, nihil ad fructus atti-
nent. Paul. p. 66. 374. Die andereo,
sog. ruatica Vinalia fanden am
19. August statt, um die Hülfe der
Götter für das Geraten des reifen-
den Weines zu erflehen. Preller I
S. 196 f. 441. 450. 0. hat die bei-
den Vinalia nicht auseinanderge-
halten, indem er unter dem 23. April
den Ursprung der Vinalia rustica
erzählt. Geweiht waren die Vinalia
dem Juppiter als Liber, d. h. als
dem Gotte der Fruchtbarkeit und
des üppigen Segens, und zugleich
der Venus (welcher am Tage der
ersten Vin. der Tempel der Erycina,
an dem der zweiten die der Li-
bitina und Murcia gestiftet waren),
weil sie als Frühlingsgöttin zu-
gleich die Gärten und Pflanzungen
unter ihren besonderen Schutz ge-
nommen hatte; vgl. Varro de r. r.
I 1, 6: item adveneror Minervam
et Vener em, quarum wnius procwraUo
oliveti, alteritts hortorum, quo no-
mine rtistica vinalia instituta.
864. inter utramque sc. diem. —
866. multa (häufig, d. i. viel ver-
IV 854—883.
209
poscite ture dato fotmam populique favorem,
poscite blanditias dignaque verba ioco.
cumque sua dominae date grata sisymbria myrto
870 tectaque composita iuncea vincla rosa.
Templa frequentari Collinae proxima portae
nunc decet; a Siculo nomina colle tenent.
utque Syracusas Arethusidas abstulit armis
Claudius et bello te quoque cepit, Eryx,
875 carmine vivacis Venus est translata Sibyllae
inque suae stirpis maluit urbe coli.
Cur igitur Veneris festum Vinalia dicant,
quaeritis, et quare sit lovis ista dies?
Turnus an Äeneas Latiae gener esset Amatae,
880 bellum erat: Etruscas Turnus adoptat opes.
clarus erat sumptisque ferox Mezentius armis
et vel equo magnus vel pede maior erat,
quem Butuli Tumusque suis asciscere temptat
ehrt) verb. mit Ventcs, — professae
= vulgares, denn die öffentlichen
Dirnen mufsten sich bei den Aedilen
melden (profiteri). Suet. Tib. 35.
Tac. ann. II 85. — 868. Vgl. die
Schilderung der berüchtigten Sem-
pronia bei Sallust Gat. 25, 5: Ve-
rum ingenium eius haut absurdum:
posse versus facere, iocum movere,
sermone uti vel modesto vel molU
vel procaci, prorsus muHtae facetiae
multusque Upos inerat. — 869. si-
symbrium, Brunnenkresse oder viel-
leicht Rauke; vgl. Plin. n. h. XX
247 : quod (8isymJ)rium nasdtur) in
sicco, odoratum est et inseritur co-
ronis, — sua d. h. der domina Venus
heilig; s. z. v. 138. — 870. Die
Bösen sollen mit Binsen (iunceis
vinclis) zu Kränzen gebunden wer-
den; tecta verdeckt, weil es der
Venus nur auf die Bösen ankam.
871. Der hochangesehene Kultus
der Venus auf dem Berge Eryx
(im westlichen Sicilien, bekannt
aus dem ersten puni sehen Kriege)
war nach der Schlacht am Trasi-
menischen See (im J. 217) auf Gre-
heifs der Sibyliinischen Bücher
nach Rom verpflanzt worden; ihr
damals von dem Diktator Fabius
Maximus gelobter und im J. 215
geweihter Tempel stand auf dem
Kapitel ; s. Becker R. A. I S. 403 f.
Noch berühmter aber war ein zwei-
Oyids Fasten.
ter Tempel der Venus Erucina
(welche die zwei Seiten der Urania
und Pandemos vereinigte, Preller I
S. 437 f. 445 f.) vor der porta Col-
lina, gelobt im Krieg mit den Li-
gurern im J. 184 v. Chr. von dem
Konsul L. Porcius und 3 Jahre
später geweiht (Liv. 40, 34, 4.
Becker 1 S. 582). Die Zeit und
Veranlassung der Gründung des
ersten Tempels hat 0. fälschlich
auf den zweiten übertragen, noch
dazu ungenau, denn die Einnahme
von Syrakus durch M. Claudius
Marcellus, der dann die Eroberung
des übrigen Siciliens folgte, fällt
ins Jahr 212 v. Chr.
873. Syr, Arethusidas: z. 423. —
875. vivacis Sib.: z. HI 634. — 876.
in s. stirpis urbe: s. v. 35 f. 117 ff.
— 879. Lavinia, die Tochter des
Latinus und der Amata (b. z. I
520. III 601), war vor der Ankunft
des Aeneas dem Rutulerfürsten
Turnus verlobt gewesen (s. III 601
u. Anm.), der erzürnt über die Be-
vorzugung des Fremdlings die
Waffen gegen ihn erhebt, aber ge-
schlagen wird und nun zu dem
wilden etruskischen König Mezen-
tius seine Zuflucht nimmt. — 880.
adoptare, sich zur Hülfe ausersehn.
882. Er war grofs zu Rofs
(im Reiterkampfe), vielleicht noch
gröfser zu Pufe. Andere v^^^tÄ\«!L
210
Ovidi fastorum
partibus. haec contra dux ita Tuscus alt:
885 *Stat mihi non parvo virtus mea. vulnera testor
armaque^ quae sparsi sanguine saepe meo.
qui petis auxilium, non grandia divide mecum
praemia^ de lacubus proxima musta tuis.
nulla mora est operae. vestrum est dare, vincere nostrum.
890 quam velit Aeneas ista negata mihi!'
Adnuerant Rutuli. Mezentius induit arma,
induit Aeneas adloquiturque lovem:
^Hostica Tyrrheno vota est vindemia regi:
luppiter, e Latio palmite musta feres!'
895 Vota yalent meliora. cadit Mezentius ingens
atque indignanti pectore plangit humum,
venerat Autumnus calcatis sordidus uvis:
redduntur merito debita vina lovi.
dicta dies hinc est Vinalia. luppiter illam
900 vindicat et festis gaudet inesse suis.
Sex ubi^ quae restant, luces Aprilis habebit^
in medio cursu tempora veris erunt,
et frustra pecudem quaeres Athamantidos Helles,
signaque dant imbres^ exoriturque Canis.
905 Hac mihi Nomento Romam cum luce redirem,
unter eqtio seine Reiterei, unter
pede sein Fufsvolk. — 886. v, non
parvo «*a*,^meine Tapferkeit kommt
mir nicht billig zu stehn'; den
Grund giebt das Folg. — 888.
lacus: z. III 668. — 890. Vgl. II 694
und Verg. Aen. II 104 : Hoc Ithactis
velit et magno mercentur Atridae,
896. Vgl. I 678. met. III 126:
sanguineo tepidam plangebat pec-
tore matrem. XII 118. Verg. Aen.
X 730. XII 962: Vitaque cum ge-
mitu fugit indignata suh umbras. —
897. Aus den Weintrauben wurde
bei den Römern, wie früher auch
bei uns, der Safb mit den Füfsen
herausgestampft; das Bespritztsein
der Stampfenden wird auf den per-
sonificierten Herbst übertragen ;
ebenso met. II 27: Verque novum
stabat cinctum florente Corona, sta-
hat nuda AestOiS et spicea serta ge-
rebat, stabat et Autumnus, calcatis
sordidus uvis, et gla.cialis Hiems,
canos hirsuta capillos, — 900. Vgl.
I 66. IV 90.
901—942. 26. April.
901 f. Sonst wird die Mitte des
Frühlings auf den 26. März gesetzt,
8. Einleit. S. 24. Anm. 2; eine dem
0. ähnliche Angabe hat Golumella
XI 2, 36: XI hol. Maias ver bipar-
titwTfpluvia et nonnumquam grando.
— 903. pecus Ath. Helles: s. z. III
861, auch IV 716. Die Angabe
über den (Spät-) Untergang des
Widders ist nicht genau, die über
den Aufgang des Sirius (Canis)
unrichtig. — 904. Signa dant sc.
exoriendi, vgl. I 316.
906—942. Robigalia, der Sage
nach schon TOn Numa eingesetzt
(daher v. 907 antiquae Itobiginis),
um Schutz gegen den grade in
dieser Zeit zu befürchtenden Korn-
brand {robigo, z. I 687) zu erflehn.
Die Robigo oder der Robig^s wurde
als Gottheit gedacht, bei diesem
Feste selbst angerufen und um
Gnade gebeten. Preller II S. 43 f.
Marquardt S. 661 f. Vgl. fast. Praen.
zum 26. April (p. 392 Momms.):
Feriae Bobigo via Claudia ad mil-
liarium V, ne robigo frumentis no-
IV 884—928.
211
obstitit in media Candida turba via.
flamen in antiquae lucum Robiginis ibat,
exta canis flammiS; exta daturus ovis.
protinus accessio ritus ne nescius essem:
910 edidit haec flamen verba, Quirine, tuus:
^Aspera RobigO; parcas Cerialibus herbis,
et tremat in summa leve cacumen bumo.
tu sata sideribus caeli nutrita secundi
crescere, dum fiant falcibus apta, sinas.
915 vis tua non levis est. quae tu frumenta notasti,
maestus in amissis illa colonus habet,
nee venti tantum Cereri nocuere nee imbres^
nee sie marmoreo pallet adusta gelu^
quantum, si culmos Titan incalfacit udos.
920 tune locus est irae, diva timenda, tuae.
parce, precor, scabrasque manus a messibus aufer
neve noce cultis: posse nocere sat est.
nee teneras segetes sed durum amplectere ferrum^
quodque potest alios perdere, perde prior.
925 utilius gladios et tela nocentia carpes.
nil opus est illis: otia mundus agit.
sarcula nunc durusque bidens et vomer aduncus,
ruris opes, niteant^ inquinet arma situs.
ceat, Sacrificium et ludi cursortbiM
maioribus minoribusqtte fiunt
905. Nomentum (j. Mentana), Stadt
in Latium, etwa drei Meilen nord-
östlich von Rom. — 906. Candida
t: z. I 70. — 907. Der Flamen war
der Quirinalis, v. 910.
911. Die TÖbigo wird asper a (v.
921 scabra) genannt, weil sie das
Getreide rauh macht; das 6egen>
teil ist levis, s. z. I 687. — herbis:
z. I 164. — 912. in summa humo
d. h. nur auf der scheinbaren Ober-
fläche; die wirkliche ist durch das
Gretreide verdeckt. — 913. Bekannt
ist der EinfluTs, den nach der Meinung
der Alten Auf- und Untergang ge-
wisser Gestirne auf das Wetter
hatte; vgl. Verg. georg. I 311: Quid
tempestates autumni et sidera di-
cam? Daher steht sidera ofb gleich-
bedeutend mit Witterung, z. B. met.
V 281: nee dubitate — tecto grave
sidus et imbrem — vitare meo,
917. Den Schaden, welchen Stürme
und Regengüsse unter dem Getreide
(Ceres, s. II 539) anrichten, schildert
Virgil georg. I 318 fF. 443 ff. ; vgl.
Hör. carm. III 23, 6. — 918. gelu
hat das Epitheton marmoreum, weil
die Kälte marmorgleich macht, in-
dem sie mit weifsem Reif überzieht;
vgl. zu V. 911 und tr. III 10, 10:
terraque marmoreo Candida facta
gelu est, Y 2, 66: glebaque eanenti
semper adusta gelu, fast. YI 149 f.
— adusta: z. I 680. — 919. Titan:
z. I 617; über die Sache s. Plin. n.
h. XVIII 275: Plerique dixere ro-
rem inustum sole acri frugibus ro-
biginis causam esse et carbunculi
vitibus, quod ex parte fälsum ar-
bitror, omnemqu>e uredinem frigore
tantum constare sole innoxio. 91. 154.
923. robigo heifst auch der Rost
am Eisen. — 926. otia agit: vgl.
I 68. — 927 f. Nach TibuU. I 10,
49: Pace bidens vomerque vigent,
at tristia duri militis in tenebris
occupat arma situs, — sarculum: z.
I 699. — bidens: z. v. 694. — vo-
mer aduncus: z. II 295. — 928. situs
sc. robiginis.
212
Ovidi fäetorum
conatusque aliquis vagina ducere ferrum
930 adstrictum longa sentiat esse mora.
at tu ne viola Cererem, semperque colonus
absenti possit solvere vota tibi!'
Dixerat a dextra villis mantele solutis
cumque meri patera turis acerra fuii
935 tura focis vinumque dedit fibrasque bidentis
turpiaque obscenae (vidimus) exta canis.
tum mihi ^Cur detur sacris nova victima, quaeris?'
(quaesieram) * causam percipe* flamen ait.
^Est canis, Icarium dicunt, quo sidere moto
940 tosta sitit tellus^ praecipiturque seges.
pro cane sidereo canis hie imponitur arae,
et quare pereat, nil nisi nomen habet/
Cum Phrygis Assaraci Tithonia fratre relicto
sustulit inmenso ter iubar orbe suum,
945 mille venit variis florum dea nexa coronis:
scaena ioci morem liberioris habet.
Exit et in Maias sacrum Florale kalendas:
933. mantele villis 8ol, (abl. qualit.)
ein Handtuch mit zerzupften Zotten;
die leinenen Handtücher, ein beim
Opfer notwendißres Requisit (Serv.
z. Verg. Aen. XII 169), waren, wie
alles Leinen bei den Römern, in-
folge der Bereitung zottig wie
wollene Tücher und friesartig; s.
Voss zu Verg. georg. IV 377 S. 868.
Marquardt, Privataltert. I S. 321;
II S. 97. — 935. fibrös: z. II 681.
936. Bei Homer gilt der Hund
als das Sinnbild der Schamlosigkeit
und Frechheit, sodafs sich die
Helden nvmv, nvvdfivujc u. s. w.
schimpften; daher nennt 0. hier die
Hündin obscena {daeXyi^s), die exta
tu/rpia. Später wurde von Griechen
und Römern die Treue des Hundes
erkannt und gepriesen. — 937. nova,
(dir) neu, ungewohnt. — 939. Der
Athener Icarius oder Icarus hatte
vom Gotte Bacchus zum Dank für
freundliche Bewirtung die Gabe
des Weins erhalten und verteilte
diesen in Attika, wurde aber von
den Genossen einiger Hirten, die
der Wein berauscht hatte, in der
Meinung, dafs Ic. Gift gegeben habe,
erschlagen. Lange sucht das Grab
des Vaters Erigone-, bis sie ihr
treuer Hund Mära dorthin leitet;
aus Trauer erhängt sie sich, wird
aber von Bacchus als Virgo imter
die Sterne versetzt, ebenso ihr
Vater als Bootes und auch ihr Hund,
der daher Icarius canis heilst, V
723 Erigovmus (s. Anhang z. v. 904);
sein Aufgang {sidere moto) war der
Vorbote der heifsen Jahreszeit. —
940. praecipitur seges, die Saat
wird zu schnell reif; die Lateiner
nannten dies sideratio, die Griechen
daxQoßXria^a oder dazQoßoXCa.
948—954. 28. ApriL
943—948. Beginn der Floralia
und Stiftungstag des Tempels der
Flora (s. die Pränest. Fasten zu
diesem Tage, p. 392 Momms.). 0.
hat sich die Beschreibung des bis
zum 3. Mai dauernden Festes auf
das fünfte Buch verspart, da das
vierte schon zu lang geworden war;
s. z. V 331.
943. Tithonia, die Gattin des
Tithonus, Aurora; der frater Assa-
raci Phrygis (d. h. des Trojanischen)
ist eben Tithonus; frater ist hier
in weiterem Sinne zu nehmen; s.
z. V. 30. I 461. -- 944. orbe 'am
Himmel'. — 946. s. V 331 ff. —
947. exit = transit V 186. —
IV 929—954.
218
tunc repetam^ nunc me grandius urget opus.
Auf er Vesta diem! cognati Vesta recepta eit
950 limine, sie iusti constituere patres.
Phoebus habet partem, Vestae pars altera cessit,
quod superest illis, tertius ipse tenet.
State Palatinae laurus, praetextaque quercu
stet domus: aetemos tres habet una deos.
948. granditts c^ms, die Beschäftigung
mit' dem Dienste der Yesta, im
Gegensatz zu dem leichtsinnigen
Feste der Flora.
949 — 964. Augustus hatte, da er
am 6. März des J. 12 v. Chr. (s. III
416 ff. u. Anm.) zum Pontifex maxi-
mus erwählt war und als solcher
neben dem Heiligtum der Vesta
wohnen mufste, in seinem Palaste
auf dem Palatin eine Kapelle {aedi-
culä) der Vesta errichtet und diese
am 28. April desselben Jahres ge-
weiht.
949. auf er: als dir gehörig. —
cognati: s. III 426 u. Anm. —
960. iusti p. s. z. IV 624. — 961.
Der berühmte im J. 36 v. Chr. von
Augustus begonnene, im J. 28 ge-
weihte Tempel des Palatinischen
Apollo, des Schutzgottes des Kaisers
(Preller I S. 309 f), bildete einen
Teil des kaiserlichen Palastes auf
dem Palatin. Becker I S. 425 ff. —
962. ipse, Augustus. — 963. s. I 614
u. Anm. u. vgl. met. I 661 : postihus
Augifstis eadem (Jawriis) fidissima
custos ante fores stahis mediamque
tuebere quercum, trist. III 1, 36 ff.
— 964. aeternos d.: s. III 421 u. Anm.
LIBER V.
Quaeritis^ unde putem Maio data nomina mensi?
üon satis est liquido cognita causa mihi,
ut stat et incertiis, qua sit sibi, nescit, eundum,
cum videt ex omni parte viator iter:
5 siC; quia posse datur diversas reddere causas,
qua ferar^ ignoro^ copiaque ipsa nocet,
dicite, quae fontes Aganippidos Hippocrenes,
grata Medusaei signa tenetis equi!
dissensere deae. Quarum Polyhymnia coepit
10 prima (silent aliae dictaque mente notant):
*Post chaos, ut primum data sunt tria corpora mundo,
inque novas species omne recessit opus,
pondere terra suo subsedit et aequora traxit:
at caelum levitas in loca summa tulit.
15 sol quoque cum stellis nuUa gravitate retentus
1 — 110. Ovid beginnt auch dies
Buch mit der Erklärung des
Monatsnamens Maius, für wel-
chen er drei Ableitungen (a. 11 — 64
a maiestaie, b. 55 — 78 a maioribus,
c. 79 — 106 a dea Maia) giebt,
welche aber alle schliefslich auf
den Stamm mag ^grofs' (vgl. magis,
maior, magntis, mactiAs) zurück-
gehen.
6. datw: s. z. II 214. — 6. Auch
Macrobius (sat. I 12, 16), welcher
eine noch gröfsere Menge von Er-
klärungen bringt, sagt: de cuius
nomine inter auctores lata dissensio
est, — 7. Auf dem Helikon in der
Nähe des Musenhaines waren zwei
diesen Göttinnen geweihte und zum
Gesang begeisternde Quellen, die
Hippocrene und die Aganippe,
welche 0. in den Metam. V 312
genau unterscheidet; daher ist Aga-
nijWS hier so viel wie begeisternd
und in diesem Sinne als Epitheton
zu Hippocrene gefügt. — Über den
vers. spondiacus s. z. 11 276. —
8. z. III 449. — 9. Polyhymnia ist
die Muse, welche selbst Hymnen
zum Preise der Götter singt (hier
der Maiestas) und andere dazu be-
geistert.
11—64. Ableitung des Maius a
maiestate.
11. Vgl. I 103 ff. u. Anm. und
met. I 6 ff. XV 239 ff. — tria cw-
pora: oben 1 103 nahm 0. vier Ele-
mente an (ebenso met. I 5 ff. und
XV 239); hier unterscheidet er nicht
zwischen aSr und aether (z. I 109)
und fafst diese beiden unter caelum
zusammen. — 12. recessit <» secessÜ
I 107. — opus, chaos. — 13. traxit
'zog nach sich'; met. 1 29: densior
his tellus elementaque grandia traxit
et pressa est gravitate sui, XV 240:
ex Ulis duo sunt onerosa suoque
pondere in inferius, tettuÄ aigue
unda, feruntwr.
Ovidi faatonun V 1-36. 2
et TOS Lunares esiluistis equi.
sed neqne Terra diu Caelo, nee cetera Fhoebo
aidera cedebant: par erat omnis bonos,
saepe aliquia solio, quod tu, Saturne, tenebas,
20 ausus de media plebe sedere deus.
Nee latus Oceano quisquam deus advena clausit,
Tethys eitremo aaepe reoepta loco est:
donec Honor placidoque decens Heverentia vultu
Corpora legitimis inposuere toris.
25 binc sata Maieatas, quae mundum temperat omnem,
quaque die partu est edita, m^na fuit.
nee mora, eonsedit medio sablimis Olympo
aurea, purpureo conspicienda sinn,
consedere simul Puder et Metus. onme videres
30 numen ad hanc vultus composuisse suoa.
protinus intravit mentes suspeetus bonorum:
fit pretium dignis, nee sibi quisque placet.
Hie Status in caelo multoa permansit in annos,
dum senior fatis exeidit arce deus.
35 Terra feroa partus, immania monstra, Gigantaa
17. I^ioebo: BOli. — 19. (im) solio
verb. mit sedere. — 20. de media
plebe gehört zn deus nnd erinnert
an homo de plebe; auch raet I 178
Bprioht 0. von einer plebß unter
^n Gsttem.
21. Der Greia OceaatiB, der bei
Homer (II. S 201. 216. 302) 9emv
fiveaig heifat, nnd Beine Genialtlia,
die canaTethja, waren im Olymp
hoch augeaeben; 'quorum reverenUa
movit saepe deoa' sagt 0. met. U
MO (Tgl. faat. II 191). Dieaem seit
altera verehrten Oceanua werden
die di advenae (cegentlbergeatellt,
welche erat vor knrzer Zeit nnter
die OOtter erhoben sind nnd alao
dem OceanDB hätten Ehrforcht er-
weiaen nod nnter anderem die
Sitte des lattts elaudere oder tegere
(worüber a. z. t. 67) hätten be-
obachten aollen. ^ 24. corp. im-
posuere fori» 'aicb zti rechtmäTsiger
Ehe verbanden'. — 26. fitnc, d. h.
aus dieaer Ehe. Die maieetas iat
das Attribut der höchsten Gewal-
ten in Bom, der Götter, basonderB
des Jnppiter optumuB maxnmaB,
des Senats und Yolks and später
dea Kaiaera; ihr gegenüber empfin-
den die Menachen Scheu und Furcht,
.und so werden Pndor und Uetas als
Gottheiten ihr zur Seite gestellt.
27. medio Olympo, in der Mitte,
d. h. auf der Höhe (swftitmw), wo
auch Jupp. später thront (met. I
168 ff.). — 28. z. II SIC. — 30, VM«U8
compoftere ad aliquid, die Miene
zurechtmachen nach (dem Master
von) etwa«, d. h. seinen Mienen den
AuBdrucb TOD etwas (hier der
moiestaa) geben.
32. Vgl. met. II 68. — 34. senior
deus, SatornuB. — fatis: s. IV 197.
— 36. Unter den Söhnen der Oäa
sind drei Gruppen zu nnterschei-
den, die Titanen, die drei Hetaton-
cheiren (Eottos, Briareoa nnd Gyes)
und die Giganten (die Erdgebore-
nen, von fig =» y^, die mythisch
gestalteten nnd mit grotesken Eör-
performen ausgeatatteten Autoch-
thonen). Den Yerauch durch Auf-
einandertürmen TOD Bergen den
Himmel zn atürmen, machen bei
Homer (Od. X 305 ff.) die thessa-
lischen Riesen Otos nnd Bphialtes,
in der spa>teren Sage die Giganten
(so auch ni 4S9), denen hier ebenso
wie in den Metam. (I 183, v^i,
1 151 ff.) die hundert Arme H--
Hekatoncheiren gegeben wr
216
Ovidi fastorum
edidit ausuros in lovis ire domum.
mille manus Ulis dedit et pro cruribus angues
atque ait: "In magnos arma movete deos."
Extruere hi montes ad sidera summa parabant
40 et magnum bello sollicitare lovem.
folmina de caeli iaculatus luppiter arce
yertit in auctores pondera vasta suos.
Bis bene Maiestas armis defensa deorum
restat et ex illo tempore culta manet.
45 assidet inde lovi, lovis est fidissima custos
et praestat sine vi sceptra tenenda lovi.
venit et in terras: coluerunt Romulus illam
et Numa, mox alii, tempore quisque suo.
illa patres in honore pio matresque tuetur,
50 illa comes pueris virginibusque venit.
illa datos fasces commendat eburque curule,
illa coronatis alta triumpbat equis/
Finierat voces Polybymnia. dicta probarunt
Clioque et curvae scita Tbalia lyrae.
55 Excipit üranie (fecere silentia cunctae,
et vox audiri nulla nisi illa potest):
^ Magna fuit quondam capitis reverentia cani,
inque suo pretio ruga senilis erat.
(denn mille v. 37 ist, wie die Pa-
rallelstelle der Metam. zeigt, in der
Bedeutung ^sehr viele , unzählige'
zu nehmen). Dieselbe Yertauschung
der Giganten und Hekatoncheiren
findet sich auch IV 593, u. HI 805
wird der Hekatoncheir Briareos
unter die Titanen gerechnet. Eine
ausführliche Schilderung des Kam-
pfes hat 0. gegeben met. 1151 — 162.
Vgl. 182—186. Das Entstandensein
aus der Erde pflegten die Griechen
durch das Symbol der Schlange an-
zudeuten, daher laufen die Körper
der Söhne der Erde (ytjysvsis) unten
in Schlangen aus; in den Metam.
I 184 werden die Giganten angui-
pedes genannt.
36. au8ttro8 ^die es wagen soll-
ten' (fatis), — 39. s. I 307 u. Anm.
— 42. pondera vasta, die aufge-
türmten Berge; s. met. I 154: tum
pater omnipotens misso perfregit
Olympum fulmine et ex(M8sit sub-
iecto Feiion Ossae. obruta mole sua
cum Corpora dira iacerent et q. s.
— 46. assidet, als cvv&qovog', vgl.
Sophocl. Oed. Col. 1267: 'All' ^gxv
yag xorl Zrivl pvv&a'nog ^govaiv
Alddog kn ^gyoig näai.
46. sine vi verb. mit tenenda: die
Maiestas sichert, dafs Juppiter sein
Scepter ohne Anwendung von Ge-
walt führt. — 47. Vgl. Liv. I 8, 2:
gua^ (twa) ita sancta generi homi'
num agresti fore ratr4S (BomiUus),
si se ipse venerdbilem insignibits
imperii fecisset, cum cetero habitu
se augustiorem, tum maxime licto-
ribus duodedm sumptis fecit, —
49. in hon. pio: von selten der
Kinder, s. z. I 627.
61. d. fasces — eburque cur,, d. h.
die Magistrate, z. I 81 u. 82. —
62. Vgl. I 663. — 64. CUo Muse der
Geschichte, Thalia Beschützerindes
Ackerbaus und seiner Freuden, dann
der Komödie, welche sich aus den
Festen des Landmanns in Attika
entwickelt hatte.
66 — 78. Ableitung des Mains a
maioribus.
66. Urania, als Muse der astro-
nomischen und mathematischen
Wissenschaften, mufste besonders
Bescheid zu geben wissen über die
V 36—73.
217
Martis opus luvenes animosaque bella gerebant
60 et pro dis aderant in statione suis;
viribus illa minor nee habendis utilis armis
consilio patriae saepe ferebat opem.
nee nisi post annos patuit tune euria seros^
nomen et aetatis mite senatus erat.
65 iura dabat populo senior, ünitaque eertis
legibus est aetas, unde petatur bonor.
et medius iuvenum, non indignantibus ipsis,
ibat et interior, si eomes unus erat,
verba quis änderet eoram sene digna rubore
70 dieere? censuram longa seneeta dabat.
Romulus hoc vidit selectaque pectora patres
dixit; ad hoc urbis summa relata novae.
Hinc sua maiores tribuisse vocabula Maio
Monate. — 59. Vgl. z. B. Arist. polit.
VII 8 (9) 3 : Ti fisv dvvafiig iv vsaytsgois,
ri de tpQovTiaiq iv TCQsaßvtsQOig iativ.
— 60. pro dis 8. =» pro penatibus,
gewöhnlich pro aris et focis. — in
statione ^auf dem Posten'.
61. illa grammatisch auf ruga
senilis zu beziehen, dem Sinne nach
auf das darin liegende senectus. —
habendis armis, zur Handhabung
der Waffen. — 62. Vgl. Cicer. de
senect. 6, 19. — 63. 0. stellt die
Senatoren seiner Zeit, deren Ein-
tritt in den Senat (curia) Augustus
von einem bestimmten Gensus (von
800 000 Sestertien, später von
1000 000 oder 1200 000) abhängig
gemacht hatte, denen der republi-
kanischen Zeit gegenüber, für die
nicht ein census senatorius erforder-
lich war, sondern die aetas sena-
toria, d. h. seit der lex Villia anna-
lis (s. z. V. 66) 32 Jahre. Über die
frühere Zeit ist nichts überliefert;
s. I 217 und Anm. — 64. Konstr.
et ^senatus^ erat mite nomen aetatis
(d. h. hier senectutis), das Wort Senat
war hergenommen vom Greisen-
alter, mite nomen astatis «» nomen
mitis aetatis, z. 11 304. mitis heifst
nux* i^o%riv das Greisenalter gegen-
über der fervida iuventus ; vgl. met.
XV 209: Excipit Autumnus, posito
fervore iuventae maturiis mitisque,
inter iti/venemque senemque temperie
medius, sparstis quoque tempora ca-
nis. — 66. iura dabat: z. IV 98.
66. legibus, durch die lex Villia
annalis vom J. 180 v. Chr., durch
welche ein bestimmtes Lebensjahr
von den Bewerbern um die ein-
zelnen Amter verlangt wurde. —
67. Der Ehrenplatz war auch bei
den Römern, wenn drei zusammen
gingen, der mittlere; wenn nur
zwei, in der Stadt an der Seite
der Häuser; so schützte den Senior
(interiorem) der andere (exterior)
vor dem Getreibe der Strafse, ei
latus tegebat oder claudebat; s.
Horat. sat. 11 5, 16: ne tarnen Uli
tu comes exterior, si postulet, ire
recuses; ^utne tegam spitrco Damae
latus? ' Vgl. Cic. de sen. 18, 63. —
69. quis auderet? Conjunct. dubit.
der Vergangenheit. Seyffert § 232.
— 70. censuram, das ins notandi.
71. Tioc, nämlich die reverentia
vor dem Alter, s. IV 23. — vidit:
z. I 37. — pectora steht (wie Cor-
pora, animt) poetisch für homines,
mit besonderer Beziehung auf die
beratende Thätigkeit des Senats
oder der patres; denn das pectus
galt den Römern als der Sitz des
Verstandes und der Einsicht; vgl.
Liv. I 8, 7 über Romulus : consilium
deinde viribus parat: centum creat
senatores. — patres certe ab honore
— appellati. Sallust. Cat. 6, 6: ei
vel aetate vel curae similitudine
patres adpellaba/ntur. — 72. u/rbis
summa ^die Hauptleitung der Stadt'.
218
Ovidi fastorum
tangor et aetati consuluisse suae.
75 et Numitor dixisse potest "Da, Romule, mensem
hunc senibus'*, nee avum sustinuisse nepos.
nee leve propositi pignus successor honoris
lunius, a iuvenum nomine dietüs, habet/
Tune sie, neglectos hedera redimita capillos,
80 prima sui coepit Calliopea chori:
'Duxerat Oceanus quondam Titanida Tethyn,
qui terram liquidis, qua patet, ambit aquis.
hinc sata Pleione cum caelifero Atlante
iungitur, ut fama est, Ple'iadasque parit.
85 quarum Maia suas forma superasse sorores
traditur et summo coneubuisse lovi.
haec enixa iugo cupressiferae Cyllenes,
aetherium volucri qui pede carpit iter.
Arcades hunc Ladonque rapax et Maenalus ingens
90 rite colunt, luna credita terra prior.
Exul ab Arcadia Latios Euander in agros
venerat impositos attuleratque deos.
— 74. tangor: moveor, inducor ut
credam.
76. nee avum sust: vollständiger
met. XIV 787: nee nymphae iusta
petentem sustinuere deam, d. h. sie
konnten die gerechten Bitten der
Göttin nicht abschlagen. Cic. ad
fam. XI 13, 3: eum sustinere eos
(orantes) non posset etc. Liv. XXXI
13, 4. — 77. honoris verb. mit
pignus, 'Bürgschaft, Beweis für
die vorgetragene Ehre', welche den
maiores zugesprochen ist. — 78.
lunius a iuvenum nom. d,: zu An-
fang des 6. Buches, wo er über das
Wort JuniuB handelt, drückt sich
O. weniger bestimmt ans.
79—106. Ableitung des Malus
von der Göttin Maia, welche von
0. nach der griechischen Mytholo-
gie als die Matter des Mercurius
dargestellt wird. Indes war sie in
Wahrheit eine latinische Gottheit,
welche Gröfse und Wachstum ver-
lieh und mit Fauna oder Bona
pi Dea identificiert wird (Preller I
S. 398 ff.).
80. KaXXionri, auch KaXXionBia,
ist die *Muse der epischen Dich-
tung, deren Charakter 0. im folg.
nachbildet. Sie ist nach Hesiod
(theog. 79) 7tQ0(psQea'cdct7j ocnaaiav,
71 yag ßaaiXsvaiv ctfi' otlSoCoiaiv
onriSsC (aaher prima sui chori). Der
Epheu ist das praemium doctarum
frontium (Kor&t. carm. 1 1, 29); über
neglectos cap. (^^ inmissos cap.) s.
z. I 503. — 81. duxerat sc. in matri-
monium, s. z. v. 21. Tethys war
eine der Töchter des üranos und
der Gäa (Hesiod. theog. 136), daher
Titanis (z. III 797). — 83. S. HI 105.
IV 169 ff. und Anm. — tiher den
Hiatus s. z. II 43.
87. Das Waldgebirge Eyllene (z.
II 272) war eine Hauptkult8t3,tte
des Hermes und wird gewöhnlich
als sein Geburtsort hingestellt. —
88. aetherium iter, 'Weg durch
die Luft', s. z. II 262. — carpit
iter s. z. III 416. — vol. pede, z.
ly 605. — 89. Ladon: z. 11 272. —
Maenalus: z. II 192; die Form auch
b. Verg. ecl. 10, 16, sonst bei 0.
Maencdon oder Maenala. 0. setzt
hier den Flufs für seine Anwohner
(s. z. I 286), das Gebirge für seine
Bewohner, wie oft umgekehrt die
Bewohner für das Land. — 90. S.
I 469 und Anm.
91. Euander s. 1 469 ff. — 92. impo-
sitos (sc. navibus) deos, z. I 628. —
attuleratque: z. I 44. — 93 f. ein
nach dem Vorgange von TibuU und
V 74-113.
219
hic, ubi nunc Roma est; orbis caput^ arbor et herbae
et paucae pecudes et casa rara fuit.
95 quo postquam ventum est, ^^Gonsistite!'' praescia mater
«nam locus imperii rus erit istud'' ait.
et matfi et vati paret Nonacrius heros
inque peregrina constitit hospes bumo.
sacraque multa quidem sed Fauni prima bicornis
100 has docuit gentes alipedisque dei.
Semicaper, coleris cinctutis, Faune, Lupercis,
cum lustrant celebres yellera secta vias.
at tu materno donasti nomine mensem,
inventor curvae, furibus apte, fidis.
105 nee pietas haec prima tua est: septena putaris,
Ple'iadum numerum, fila dedisse lyrae/
Haec quoque desierat: laudata est voce sororum.
quid faciam? turbae pars habet omnis idem.
gratia Pieridum nobis aequaliter adsit,
110 nuUaque laudetur plusve minusve mihi.
Ab love surgat opus. Prima mihi nocte videnda
Stella est in cunas officiosa lovis:
nascitur Oleniae signum pluviale Gapellae;
Properz von 0. mehrfach ausge-
führter Gedanke (I 243. 11 280.
m 71).
97. Nonacrius (z. n 272) durch
Synekdoche für Arkadisch; ebenso
met. Vni 426 {Nonacrmus met. I
689. n 409); £. stammte aus Pal-
lanteum. — 99. An den Namen des
£uander wurde allgemein die Ein-
führung des Dienstes des Pan
(=■ Faunus) geknüpft, s. z. II 267,
wo auch hicomis und semicaper
erklärt sind. — 100. alipes deus ist
Mercurius, z. IV 606.
101. S. n 31 f. u. z. n 267. 283. —
102. lustrant: z. I 669. — vellera
secta (Subj.), die Riemen aus den
Pellen der geopferten Tiere, ebenso
pellis secta 11 31. — 104. Hermes,
selbst schlau und anschlägig, ist
schon in der Odyssee (t 395) Schutz-
gott der Diebe ; die Leier hatte er
aus einer Schildkröte gemacht, doch
läfst ihn das Altertum sonst nur
mit vier Saiten dieselbe beziehen;
als Erfinder des Heptachords gilt
Terpander; vgl. Horat. carm. 1 10, 6:
Te canam — curva£qite lyrae paren-
tem, cällidum, quidquid placuit,
iocoso condere furto. — 105. Über
pietas s. z. I 527.
108. Konstr. omnis pars habet
idem twrhae (nämlich der Musen),
d. h. jeder der drei sprechenden
Musen stimmten je zwei bei (wie
das V. 54 nach der Rede der Poly-
hymnia ausdrücklich gesagt war),
daher wagt 0. keine Entscheidung.
— 109. Pieridum: z. 11 269. Der-
selbe Abschlufs VI 99 f.
111—158. 1. Mai.
111—128. Aufgang der Ca-
pella und die Fabel ihrer Er-
hebung unter die Gestirne.
111. 'EyL/iioq apjjTco/Lifflr'd'a beginnt
Arat seine Phänomena. — 113. plu-
viale nennt 0. das Gestirn (hier
und met. III 594), weil sein Auf-
und Untergang den Römern Regen
brachte (Serv. z. Verg. Aen. IX 665).
— Olenia heilst die Capeila nach
Arat. 164 {^Stlevlriv Alya)^ dessen
Scholiast das Epitheton richtig da-
her ableitet, weil der Stern Capella
sich auf dem Ellbogen (inl tilg
(oXsvrig) des Fuhrmanns befand. —
220
Ovidi fastorum
illa dati caelum praemia lactis habet.
115 Nais Amalthea, Cretaea nobilis Ida,
dicitur in silvis occuluisse lovem.
huic fuit haedorum mater formosa duorum,
inter Dictaeos conspicienda greges,
comibus aeriis atque in sua terga recurvis,
120 ubere, quod nutrix posset habere lovis.
lac dabat illa deo. sed fregit in arbore comu
truncaque dimidia parte decoris erat,
sustulit hoc nymphe cinxitque recentibus herbis
et plenum pomis ad lovis ora tulit.
125 nie ubi res caeli tenuit solioque paterno
sedit, et invicto nil love maius erat,
sidera nutricem, nutricis fertile comu
fecit, quod dominae nunc quoque nomen habet. —
Praestitibus Maiae laribus videre kalendae
130 aram constitui parvaque signa deum.
arserat illa quidem Curibus, sed multa vetustas
destruit, et saxo longa senecta nocet.
causa tarnen positi fuerat cognominis illis,
quod praestant oculis omnia tuta suis.
135 stant quoque pro nobis et praesunt moenibus urbis
et sunt praesentes auxiliumque ferunt.
115. Amalthea, die gleiche Quanti-
tät b. Tibull. II 5, 67; vgl. zu IV
117. Der Ida liegt in der Mitte
der Insel Kreta, das Diktäische Ge-
birge im äufsersten Osten, daher
ist V. 118 Dictaei greges durch
Synekdoche von den kretischen
Herden zu verstehen; ebenso Dic-
taeus kretisch met. III 2. 223. VIII
43. S. IV 205 ff. und Anm. — 119.
cieria cornua, Hörner, welche hoch
in die Lüfte ragen, wie aeriae
Alpes met. H 226 und Verg. georg.
ni 474 und Ähnl. oft bei Virgil.
122. trfmca = privata und so
auch konstruiert. — 123. Hörner
brauchten die Alten als Trinkge-
fäfse und auch zur Aufbewahrung
von Früchten ; aus der hier erzähl-
ten Sage wird von den meisten
das berühmte Cornu copiae, das
Symbol des Reichtums und der
Fülle, abgeleitet, das uns in vielen
Sagen und auch auf Kunstwerken
so oft begegnet. — 128. Es hiefs
129—146. Dedikationstagdes
verfallenen Altars der Laras
praestites, der Schutzherren der
Stadt. S. Preller II S. 114.
131. arserat illa q. Curibus : d. h.
er ist bei den Sabinern im Ge-
brauch gewesen; denn dafs Titus
Tatius den Lares einen Altar ge-
gründet, bezeugt nach alten Annalen
(vielleicht des Ennius) Varro de
1. 1. V 74; Gu/res = Sabini, wie
VI 216; vgl. II 480 und zu 11 135.
Über ardere vgl. z. B. Verg. georg.
lU 490: neque impositts ardent ä-
taria fihris. — 133. praestes kommt
von praestare {nQosatccvca)^ praesi-
dem esse her und war auch ein
Beiname des Juppiter (Prell er I
S. 207 f.; vgl. Mart. Cap. n 162:
Specialis singulis mortalihus genius
admovetur, quem etiam praestitem,
quod praesit gerundis omnibi^, voca-
verunt); 0. giebt zwar auch diese
richtige Erklärung, vermischt sie
jedoch mit Falschem. — 134. oculis,
Ablat. instr.
V 114—168.
221
At canis ante pedes, saxo fabricatus eodem,
stabat: quae stand! cum lare causa fuit?
servat uterque domum, domino quoque fidus uterque:
140 compita grata deo^ compita grata cani;
exagitant et lar et turba Diania fures,
pervigilantque lares, pervigilantque canes.
bina gemellorum quaerebam signa deorum,
viribus annosae facta caduca morae:
145 mille lares geniumque ducis^ qui tradidit illos,
urbs habet, et vici numina trina colunt.
Quo feror? Augustus mensis mihi carminis huius
ius habet, interea Diva canenda Bona est.
Est moles nativa loco. res nomina fecit:
150 appellant Saxum. pars bona montis ea est.
huic Remus institerat frustra, quo tempore fratri
prima Palatinae signa dedistis aves.
Templa patres illic oculos exosa viriles
leniter aeclini constituere iugo.
155 dedicat haec veteris Clausorum nominis heres,
virgineo nuUum corpore passa virum. >
Livia restituit, ne non imitata maritum
esset et ex omni parte secuta virum.
137. Aach auf einer Münze der
gens Gaesia (aus der Mitte des 7.
Jahrh. d. St.) wird diesen Lares
praest. , welche als unbärtige Jüng-
linge mit einer Lanze oder Bute
dargestellt werden, ein Hund, wel-
cher zwischen ihnen auf der Erde
sitzt, beigegeben. — ante pedes,
der Laren. — 140. Über die Lares
compitales und die Erneuerung
ihres Dienstes durch Augustus s. z.
n 571. — comp, grata cani, weil,
wie noch in dem heutigen, so auch
in dem alten Born, der Unrat dort
aufgehäuft wurde.
143. Inna — qttaerebßm signa:
umsonst, denn das Bild der Lares
praestites war verschwunden, dafür
fand 0. unzählige Paare von Laren-
Statuen (aber der compitales), denen
damals als dritter Augustus hin-
zugefügt war, s. z. II 571. 637. —
145. Der compita gab es damals
in Bom 265 (Plin. n. h. III 66). —
tradidit: sc. civibus oder posteris,
'denuo consecravit' Merkel.
147 — 158.Dedikationstag des
Tempels der Bona Dea (z. 79).
Er ist auf dem südöstlichen Teile
des Aventin unterhalb des Saxum,
auf welchem sich die Bemuria
(v. 151 f) befanden, zu suchen; die
Göttin wird von der Lage desselben
später auch Subsaxana genannt.
Becker I S. 454 f. Vgl. Macrob. I
12, 21: Äuctor est Corneliiis Laheo
huic Maiae, id est Terrae, asdem
kalendis Maus dedicatam sub no-
mine Bonae Deae.
147. carminis huius, ^des Gesanges
darüber'; z. II 224. Die Konsekra-
tion der Altäre der Lares (compi-
tales) und des Genius Augusti fiel
in den August. — 151. S. IV 815 ff.
— 153. oculos exosa vir.: weil bei
dem Feste, welches die Frauen im
Anfang des December zu Ehren
der Bona Dea ^pro populo Bomano'
im Hause des Konsuls oder Prätors
feierten, die Anwesenheit von Män-
nern aufs strengste verpönt war.
Marquardt S. 331 f. Vgl. a. a. III
637: Cum fuget a templis oculos
Bona Diva virorum. — 155. Das
Jahr der Dedikation durch die
Vestalin Claudia (s. z. IV 305) ist
nicht bekannt. — 157. S. II 59 ff.
und Anm. z. II 60.
222
Ovidi fastomm
Postera cum roseam pulsis Hyperiouis astris
160 in matutinis lampada tollet equis^
frigidus argestes suinmas mulcebit aristas,
candidaque a Galabris vela dabuntur aquis.
At simul inducent obscura crepuscula noctem^
pars Hyadum toto de grege nulla latet.
165 ora micant Tauri Septem radiantia flammis,
navita quas Hjadas Graius ab imbre vocat.
Pars Bacchum nutrisse putat, pars credidit esse
Tethyos has neptes Oceanique senis.
Nondum stabat Atlas umeros oneratus Olympo^
170 cum satus est forma conspiciendus Hyas.
hunc stirps Oceani maturis nixibus Aethra
edidit et nymphas, sed prior ortus Hyas.
Dum nova lanugo est, pavidos formidine cervos
terret, et est illi praeda benigna lepus.
175 at postquam virtus annis adolevit, in apros
audet et hirsutas comminus ire feras.
169-878. 2. Mai.
169—182. Aufgang der Hya-
den undFabel ihrer Erhebung
an den Himmel. — Die Hyaden,
ein uraltes Gestirn, aus 7 Sternen
bestehend, bildeten den Kopf und
die Homer des Stiers (s. y. 165)
und hatte seinen Namen dno tov
vsiv: ^nam et cum oriu/ntur et cum
occidttnt, tempestates pluvias largos-
que inibres cienf (Gell. XIII 9, 4).
169. Hyperionis, Aurora, z. IV
373. — roseam: z. IV 714. — 160.
lampctda: dies Wort findet sich
besonders bei Virgil häufig vom
Sonnenlicht. — 161. argestes {ocq-
ysatrig) wird von den Griechen der
Nordwest genannt, der für die
Überfahrt nach Griechenland von
Brundusium in Calabrien aus, dem
gewöhnlichen Hafenort für See-
reisen dorthin, günstig ist (vgl.
Horat. carm. I 3). Die Eömer nann-
ten ihn coms oder caurus; vgl.
frigora cauri Verg. georg. III 366.
Plin. n. h. XVIII 338. — 163. met.
1 219: traherent cum sera crepuscula
noctem. — 164. pars nulla: vgl.
II 166.
166. Die Eömer leiteten den Na-
men von vQj das Schwein, ab und
nannten daher das Gestirn snculae
Cimperite quasi a suhus essent* Cic.
de nat. d. II 43, 111). Eine dritte
Ableitung von dem Namen eines
Begleiters des Bacchus giebt 0.
V. 169 ff. — 167. Pars — putat: 0.
berührt flüchtig die Tradition des
Logographen Pherekydes , nach
welcher die Hyaden, dodonische
Nymphen, von Juppiter mit der Er-
ziehung des neugeborenen Bacchus
beauftragt und später als Beglei-
terinnen des Gottes von Lycurgus
bedroht, von Juppiter unter die
Sterne erhoben werden. — 168. 0.
nennt v. 171 als Mutter der Hyaden
Aethra, während sonst an ihrer
Stelle Pleione angegeben und ebenso
eine Tochter des Oceanus und der
Tethys und Gemahlin des Atlas
genannt wird. — 169. Nach Hygin
fab. 160 wurde ihm der Himmel
von Zeus zur Strafe aufgebürdet,
weil er der Anführer der Titanen im
Kampf gegen ihn gewesen war.
173. formidine 'durch ein Schreck-
bild'; gemeint sind die mit bunten
Federn versehenen Seile, welche
von den Jägern um das Gebüsch
gespannt dazu dienten das Wild in
die aufgespannten Netze zu jagen.
Verg. georg. III 372. Aen. XII 760;
vgl. rem. am. 203: aut pavidos
terre varia formidine cervos, — 174.
praeda ben, l.: 'schon der Hase ist
ihm eine angenehme Beute'.
176. comminus 'in der Nähe'. —
V 169—190.
223
dumque petit latebras fetae catulosque leaenae;
ipse fuit Libycae praeda cruenta ferae.
mater Hyan et Hyan maestae flevere sorores,
180 cerviceinque polo suppositurus Atlas,
victus uterque parens tarnen est pietate sororura:
illa dedit caelum, nomina fecit Hyas. —
* Mater, ades, florum, ludis celebranda iocosis!
distuleram partes mense priore tuas.
185 incipis Äprili, transis in tempora Mai,
alter te fugiens, cum venit alter habet,
cum tua siut cedantque tibi confinia mensum,
convenit in laudes ille vel ille tuas.
circus in hunc exit clamataque palma theatris:
190 hoc quoque cum circi munere Carmen eat
177. fetae: s. z. II 413. — 178. Li-
hycae ferae: s. II 209. — 179. Hyan
heteroklitische Bildung von Hyas,
Hyantis (Y,7Si:). Durch die Wieder-
holnng des W. Hyan wird sehr ge-
schickt der Klageruf nachgeahmt;
vgl. Verg. georg. IV 625 f. — 181.
pietate, durch die (Geschwister-)
Liebe. — 182. illa (pietas) dedit
sc. sororibus.
183— 378. Floralia vom 28. April
bis 3. Mai, gestiftet 240 oder 238
V. Chr. ex oraculis Sibyllinis 'ut
omnia bene defiorescerent' (Plin.
n. h. XVIII 286) und seit 173 jedes
Jahr wiederholt. Flora war eine
altitalische, namentlich bei den
Sabinem verehrte, Gottheit und
Beschützerin der Blüten und Blumen
im Garten und auf dem Lande,
daher auch der blühenden Jugend
und des Genusses der Jugend; ihre
unter griechischem Einflufs ent-
standenen, vom römischen Wesen
sich entfernenden Spiele trugen
dem entsprechend einen sehr aus-
gelassenen zügellosen Charakter
(v. 331 ff.). Preller I S. 430 ff.
Marquardt 8. 363 f. 481.
184. distuleram: IV 948. — partes
Uias, ^dein Teil'. — 186. cum venit
= veniens. — 187. cedant, 'ge-
hören'. — mensum auch bei Cicero.
— 189. Die Floralia wurden im
Theater und im Cirkus gefeiert und
zwar so, dafs die Festlichkeiten im
Cirkus den Beschlufs der Spiele
machten und also erst auf die sce-
nischen folgten. W"ährend 0. vorher
nur von der Berechtigung zur Be-
handlung der Floralien in beiden
Monaten gesprochen, giebt er jetzt
den Gnmd der Zweckmäfsigkeit
der Verschiebung in den Mai an.
exit 'fällt'. Plin. n. h. XXXIE 113:
Theophrastus XC annis ante Pra-
xihuVum Atheniensium magistratum,
quod tempus exit in urbis nostrae
CCCCXXXIX anmtm. — theatris
ist in der ursprünglichen Bedeu-
tung 'Zuschauerraum' und zwar
hier des Cirkus zu nehmen; vgl.
Verg. Aen. V 286 ff.: Äeneas —
tendit gramineum in campum, quem
collihus undique curvis cingebant
silvae, mediaque in valle theatri
circus erat und v. 664 von dem-
selben Platze: Nuntius Anchisae ad
tumulum cuneosque theatri perfert.
An dem Verlauf der Spiele nahm
das Volk den leidenschaftlichsten
Anteil, und palma clamata th. heifst
sonach: 'die von dem Zuschauer-
raum für den Sieger verlangte
Palme'. Palmenzweige waren im
J. 293 V. Chr. (nach Livius X 47, 3)
unter griechischem Einflufs als
Siegespreise für die Wagenlenker
bei Wettspielen eingeführt. — 190.
cum circi munere etc. mit dem
Festspiele im Cirkus (denn die Spiele
waren ein Geschenk, welches die
Magistrate dem Volk darbrachten)
soll auch das Lied zusammen-
gehen, d. h. in den Mai, ins 5. Buch
fallen.
224
Ovidi fastorum
ipsa doce, quae sis. hominum sententia fallax:
optima tu proprii nominis auctor eris/
Sic ego. sie nostris respondit diva rogatis
(dum loquitur, vernas efflat ab ore rosas):
195 ^Chloris eram, quae Flora vocor. corrupta Latino
nominis est nostri littera Graeca sono.
Chloris eram, nymphe campi felicis, ubi audis
rem fortunatis ante fuisse viris.
quae fuerit mihi forma^ grave est narrare modestae;
200 sed generum matri repperit illa deum.
Ver erat, errabam: Zephyrus conspexit, abibam.
insequitur, fugio. fortior ille fuit.
et dederat fratri Boreas ius omne rapinae,
ausus Erecbtbea praemia ferre domo.
205 Yim tamen emendat dando mihi nomina nuptae^
inque meo non est uUa querela toro.
vere fruor semper, semper nitidissimus annus,
arbor habet frondes, pabula semper humus.
Est mihi fecundus dotalibus hortus in agris:
210 aura fovet, liquidae fönte rigatur aquae.
hunc meus implevit generoso flore maritus
atque ait, "Arbitrium tu, dea, floris habe*',
saepe ego digestos volui numerare colores
nee potui: numero eopia maior erat.
215 Roseida eum primum foliis exeussa pruina est,
191. 0. läfst auch hier wieder
die Gottheit selbst über ihr Wesen
und ihr Fest berichten. Flora zeigt
zuerst, wie sie Geberin der Blumen-
pracht ist (196 — 228), dann wie
ihr die Verehrung in Born zuteil
geworden ist (229-— 260), und wie
sie aach auf den fruchttragenden
Fluren {in arvis) herrsche (261 —
274), femer den Ursprung ihrer
Spiele (276 — 330), den Grund der
Ausgelassenheit dabei (331 — 364),
des Kostüms an ihrem Feste (356
—360) und der Fackeln (361—368)
und der ihr zu Ehren angestellten
Venatio im Cirkus (369—374).
196—228. Die Ableitung des W.
Flora von XXoqls ist falsch; Flora
hängt natürlich mit flos zusammen.
196. sono, ^durch die Aussprache'.
— 197. Gemeint sind die glück-
lichen Inseln, welche sich die Alten
jenseits der Säulen des Herkules
dachten. Das glückliche Leben der
Bewohner daselbst, wo der Acker
dreimal im Jahre Frucht trug,
schildert schon Hesiod ^gy, 170 ff.,
dann u. a. Horat. epod. 16, 41 ff". —
200. iUa, forma. — generum matri:
vgl. met. II 746: tu velis prolis
meae matertera dici.
201. errabam, ambulabam. — 202.
fortior, nämlich cursu (was met.
III 219 hinzugefügt ist), bei einem
Winde nicht zu verwundem. —
203. Boreas hatte die Tochter des
athenischen Königs Erechtheus,
Oreithyia, mit Gewalt entfährt
(met. VI 676—721). — 204. praemia
Lohn für seine Mühe, fast gleich
praeda; vgl. met. VI 618: spectat
sua praemia raptor. — 206. emen-
dat 'macht gut'.
207. nitidissimus annus: vgl. z.
V. 266 und IV 126. — 213. digerere,
ordnen, die gleichen Species zu-
sammensuchen. — 216. exeussa est
und intepuere durch Praesentia zu
übersetzen, s. Seyffert § 221, 3.
V 191—229.
225
et variae radiis intepuere comae,
conveniunt pictis incinctae vestibus Horae
inque leves calathos munera nostra legunt.
protinus accedunt Charites nectuntque Coronas
220 sertaque caelestes implicitura comas.
Prima per immensas sparsi nova semina gentes:
unius tellus ante coloris erat,
prima Therapnaeo feci de sanguine florem,
et manet in folio scripta querela suo.
225 tu quoque nomen habes cultos, Narcisse, per hortos,
infelix, quod non alter et alter eras.
quid Crocon aut Attin referam Cinyraque creatum,
de quorum per me vulnere surgit honor?
Mars quoque^ si nescis^ per nostras editus artes:
216. comae: z. III 34. — 217. Die
Hören, die Göttinnen der Jahres-
zeiten, werden, weil sie die Erde
mit ihrem bunten Kleide überziehen,
selbst mit einem bunten Gewände
bekleidet gedacht (vgl. noXvdv-
»sfioL ^ßpat.bei Pindar. Ol. 13, 22).
Wie die Erde, so schmücken sie
aber auch die Götter mit Blumen,
z. B. bei Hesiod. k'^y. 75 vereint mit
den Charitinnen, den Töchtern des
Juppiter und der Eurynome, die
Pandora.
221. nova s., welche die Menschen
bis dahin noch nicht kannten. —
223. Als Apollo seinen geliebten
Hyakinthos durch einen unvorsich-
tigen Diskoswurf getötet hatte,
liefs er aus seinem Blut eine Blume
hervorspriefsen und ^ipse siu)8 ge-
mitus foliü mscrihit et AI AI flos
habet inscriptum^ (met. X 162—219).
Diese Hyacinthe der Alten ist aber
nicht die jetzt von uns so genannte
Blume, sondern entweder eine Art
Bittersporn, bei dem sich auf den
inneren Blättchen, blau auf weifs
gestreift, die Zeichen AI {at, que-
rela) finden, oder die violblaue
Schwertlilie (Voss z. Verg. ecl. 2, 18.
georg. IV 137). Therapviaeus (von
Therapne, einer Stadt Lacedämons
nordöstlich von Sparta) steht hier
durch Synekdoche für Lacedämo-
nisch (z. I 478. in 649), denn Hya-
kinthos war aus Sparta.
226. Der schöne böotische Jüng-
ling Narkissos hatte sich in sein
Orids Fasten.
eigenes Bild, das er in dem Spie-
gel einer Quelle gesehn, verliebt,
war von der Liebe aufgerieben ver-
gangen und in die nach ihm be-
nannte Blume verwandelt worden
(met. ni 339—510) ; es ist dieselbe,
welche auch bei uns in den Gärten
gezogen wird (Narc. Tazetta, L.
^crocetim pro corpore florem inveni-
unt foliis medium dngentihus albis*
met. in 509); bei den Alten war
sie deshalb so beliebt, weil sie drei-
mal im Jahr blühte.
226. novh alter et alter eras: d. h.
nicht zwei verschiedene Menschen,
sondern ein und derselbe. — 227.
Die Verwandlung des Grocus in
eine Blume (z. f 342) berührt 0.
kurz met. IV 283. Attis (seine Ge-
schichte s. oben IV 223 fiP.) war nach
0. in den Metam. X 104 von Cy-
bele in eine Fichte verwandelt wor-
den, doch pafst hier besser die
anderweitig überlieferte Sage (bei
Amob. V 7), dafs Violen (Veilchen
oder Levkoien) aus seinem Blute
hervorgesprossen seien. Der Sohn
des kyprischen Fürsten Cinyras ist
Adonis, der Geliebte der Venus,
die Anemonen aus seinem Blute her-
vorwachsen läfst, als er auf der
Jagd von einem Eber getötet war
(met. X 503—739). — 228. de »t*Z-
nere fast ^ de sanguine; vgl. met.
XIII 394: Pu/rpureum viridi genuit
de caespite florem, qui prius Oehalio
fuerat de vulnere natus.
229— 260. NachHomer (II. E 890 ff.)
1^
226
Ovidi fastorum
230 luppiter hoc, ut adhuc^ nesciat usque^ precor.
Sancta lovem luno nata sine matre Minerva
officio doluit non eguisse suo.
ibat, ut Oceano quereretur facta mariti:
restitit ad nostras fessa* labore fores.
235 quam simul aspexi, *'Quid te, Saturnia,'* dixi
**attulit?'* exponit, quem petat, illa locum,
addidit et causam, verbis solabar amicis.
**Non'' inquit "verbis cura levanda mea est.
si pater est factus neglecto coniugis usu
240 luppiter et solus nomen utrumque tenet,
cur ego desperem fieri sine coniuge mater
et parere intacto, dummodo casta, viro?
omnia temptabo latis medicamina terris
et freta Tartareos excutiamque sinus'\
245 Yox erat in cursu: vultum dubitantis habebam.
"Nescio quid, nymphe, posse videris*' ait.
ter volui promittere opem, ter lingua retenta est:
ira lovis magni causa timoris erat.
Fer, precor, auxilium!" dixit "celabitur auctor^^
et Stygiae numen testificatur aquae.
Quod petis, Oleniis** inquam *^mihi missus ab arvis
flos dabit. est hortis unicus ille meis.
qui dabat, "Hoc*' dixit "sterilem quoque tange iuvencam,
mater erif . tetigi, nee mora, mater erat".
250
cc
««,
und Hesiod (theog. 922) ist Ares
der Sohn des Juppiter und der Juno;
ähnlicli wie hier 0. den Mars, läfst
Hesiod (theog. 927 ff.) den Vulcan
entstanden sein.
231. s. III 841 f. u. Anm. — 233.
Auch in den Metam. II 608 geht
Juno zu Oceanus (s. oben z. v. 21),
um sich bei ihm zu beklagen und
Bat zu erholen; er wohnte im fernen
Westen, und führte sie also ihr
Weg an den glücklichen Inseln
vorbei (s. z. 197).
240. nomen uirumqiM: patris et
matris. — 242. viro: ^nempe meo';
dummodo casta: ^non cum alio con-
cumbens'. Gierig. — 244. excutiam-
que: z. 1 44 ; ^ich werde durchsuchen'.
Tartareos sinvs Mie Tiefen des Tar-
taros' (eigentlich ^das nach unten
Gewölbte, Ausgebogene'); vgl. met.
V 608 : JlfacnaMtsinws/ Thalgründe';
Liv. XXX 2, 12: Arpini terra cam-
pestri agro in ingentem sinum con-
sedit Senec. Herc. für. 683 von der
Unterwelt: Intw inmensi sinw.
Oed. 595. — 245. Vox sc. lunonis;
sie wollte noch weiter hiervon
sprechen: da wurde sie durch die
Miene der Flora, die überlegte, ob
sie reden und die Mittel angeben
solle oder nicht, unterbrochen; zu
dubitantis vgl. met. X 697: An
Stygia sontes dübitavit mergeret
imdas. Verg. Aen. IX 188: Perdpe
porro, quid duhitem et quae nunc
animo sententia swrgat.
250. S. in 322 u. Anm. — 261.
Olenus hiefs eine alte, schon von
Homer (üias JB 639) erwähnte, aber
früh zerstörte Stadt in Ätolien,
eine in Achaja bei Dyme, in deren
Nähe nach einer Sage Zeus aufge-
zogen sein soll, und eine in G^a-
tien, westlich von Ancyra; die zweite
war die bekannteste, aber warum
die Blume gerade von Ol. stammen
soll, ist unbekannt. — .254. mater
erit: und sie wird Mutter sein; s.
z. I 17.
V 230—273.
227
255 Protinus haerentem decerpsi pollice florem:
taugitur et tacto concipit illa sinu.
lamque gravis Thracen et Ifeeva Propontidos intrat
fitque potens voti, Marsque creatus erat,
qui memor accepti per me natalis ^^Habeto
260 tu quoque Romulea'* dixit "in urbe locum".
Forsitan in teneris tantum mea regna coronis
esse putes? tangit numen et arva meum.
si bene floruerint segetes, erit area dives;
si bene floruerit vinea, Bacchus erit;
265 si bene floruerint oleae, nitidissimus annus,
pomaque proventum temporis huius habent.
flore semel laeso pereunt viciaeque fabaeque,
et pereunt lentes, advena Nile, tuae.
vina quoque in magnis operose condita cellis
270 florent, et nebulae dolia summa tegunt.
mella meum munus: volucres ego mella daturas
ad yiolam et cytisos et thyma cana yoco.
nos quoque idem facimus tunc, cum iuyenalibus annis
256. tangitwr, Juno. — 267. gra-
vis, gravida. — Das von kriegeri-
schen Völkern bewohnte Thracien
galt als Liehlingsanfenthalt des
Mars und daher als sein Geburts-
ort. — laeva Pr., 'die Gegenden
links .an der Pr.'. — 268. potens
voti: z. m 269.
261 — 274. Vgl. Lactant. inst. I
20, 7: Deam finxenmt esse, qucte
floribus praesit, eamque oportere
placari, ut fruges cum arhorilms
aiU vitihus bene prospereque flore-
scerent. Preller I S. 430.
261. coronae, Blumenkränze, hier
fast gleich flores. — 262. tow^**/steht
in Verbindung'. — 264. Bacchtis
(metonym.) erit 'da wirds Wein
geben'. — 265. nitidus wird über-
haupt von einem üppigen, reichen
Lande gesagt (Cic. in Verr. III 18,
47: coJles nitidissiinos viridissimos-
que; vgl. Lucret. II 694: nitidas
fruges arbustaque laeta), hier mit
besonderer Beziehung auf den öl-
ertrag.
266. temp, huius: nämlich der
Zeit der Blüte. Der Sinn des V. ist:
die Obsternte wird bestimmt durch
die Blüte. Vgl. Verg. georg. IV 142:
quotque in fl^e novopomis se fertilis
arbos induerat, totidem autumno
matura tenebat — 267. Die Wicke
wurde besonders zum Viehfutter
gebaut, selten von Menschen ge-
gessen. — 268. Die Linsen wuchsen
in ausgezeichneter Güte in Ägyp-
ten (Verg. georg. I 228), für wel-
ches der aus Äthiopien kommende
Nil ebenso ein advena war, wie
der Tiber für Latium (s. II 68 und
Anm.). — ^69. Der Schaum, wel-
cher sich bei der Gärung auf dem
Wein bildete, hiefs flos oder ne-
bula; seine Behandlung war von
grofser Bedeutung für die Entwick-
lung des Weines. — operose, 'sorg-
sam'. — cellae sind die im Norden
des Hauses gelesenen Weinkam-
mern; über ihre Anlage s. Vitruv.
VI 9.
271. volucres: z. III 740. — 272.
Die von 0. aufgezählten Pflanzen
werden auch von Virgil als den
Bienen angenehm erwähnt, viola
georg. IV 32, thymum ecl. 6, 77,
(wo sich sprichwörtlich dum thymo
pascentur apes findet), cytisus ecl.
10, 30. — 273. nos — luxuriant:
Sinn: meine Thätigkeit ist in glei-
cher Weise auf flervorbringung
und Förderung der Blüte [man
spricht auch von einem flx)S iuven-
tutis} gerichtet, wenn der Geist ia
228
Ovidi fastornm
luxuriant animi, corporaque ipsa vigent*.
275 Talia dicentem tacitus mirabar. at illa
^lus tibi discendi, si qua requiris* ait.
*Dic, dea', respondi ^ludorum quae sit origo'.
vix bene desieram, rettulit illa mihi:
^Cetera luxuriae nondum instrumenta vigebant:
280 aut pecus aut latam dives habebat humum
(hinc etiara locuples, hinc ipsa pecunia dicta est),
sed iam de vetito quisque parabat opes.
venerat in morem populi depascere saltus,
idque diu licuit, poenaque nuUa fuit.
285 vindice servabat nullo sua publica vulgus,
iamque in privato pascere inertis erat.
Flebis ad aediles perducta licentia talis
den jugendlichen Jahren üppig
schwillt, fast = nos facimus, ut
luxurient animi; vgl. a. a. II 437:
litxuriant animi rehu^ plerumque
sec^mdis; Verg. georg. III 81 : luxu-
riat animosum pectus,
278. vix b, des., (cum) rettulit:
^kaum hatte ich recht aufgehört,
80 sagte jene'; die gleiche Verbin-
dung des Plusquamperfekts mit vix
und bene oft bei 0. (s. Haupt zu
met. II 47). — 279. instrumenta:
vgl. Sallust. Cat. 26, 2 : docta, psal-
lere, saUare, — multa alia, quas
instrumenta luxfuriae sunt, — 280.
pecus: fuge ein 'nur' hinzu.
281. Vgl. Plin. n. h. XVIII 11,
wo er über die Vorliebe der alten
Römer für den Ackerbau spricht:
hinc et locupletes dicebant loci, hoc
est agri, plenos. pecu/nia ipsa a pe-
core appellabatur. pecunia ist der
Viehstand, und da dieser in der
alten Zeit das Vermögen ausmachte,
so kam pec. zu der Bedeutung
^Geld'. Mit unrecht hat man das
Wort von dem auf viele Münzen
der alten Zeit aufgeprägten Binde
abgeleitet. — 282. iam 'bald'. Einen
Hauptbestandteil des ager publicus,
des Staatslandes, welches durch
die Eroberung feindlicher Städte
in den Besitz des ganzen populus
Bomanus gekommen war, bildeten
die pascua publica (oder saltu^s), die
Staatstrift. Das Weiden auf den-
selben war den einzelnen gegen
eine bestimmte Abgabe (scriptura)
gestattet, die aber häufig nicht er-
legt wurde; den gröfsten Vorteil
aus denselben zogen natürlich die
an Herden reichen Patricier. — 285.
Kein Helfer wahrte dem Volke sein
Becht auf das Staatseigentum.
287. plebis ad aediles et q. s. : es
waren dies die beiden Ädilen des
Jahres 238 v. Chr. (Plin. XVIII 286)
oder 240 (Vellei. I 14, 8), L. und M.
Publicius Malleolus, welche also
den Mut hatten krs^ ihres Amtes
die Eigentümer des Viehs {pecgimrit),
welche das Hutgeld nicht bezahl-
ten oder mehr Vieh, als sie durften,
auf die Staatstrift trieben, mit einer
Strafe zu belegen; im Falle einer
Appellation der pecuarii hatte das
Volk die oberste Entscheidung;
vgl. Liv. XXXIII 42, 10: Aediles
plebis, Cn. Domitius Ahenobarbw
et ö. Scribonius Curio, multos pe-
cuarios ad populi iudicium txddu-
xerunt: tres ex his condemnati swit;
ex eorum multaticia pecunia andern
in insula Fauni fecerunt. Das Straf-
geld wurde gewöhnlich zu gemein-
nützigen Zwecken angewandt; in
diesem Falle zu einer Feier von
Spielen zu Ehren der Flora, welche
seit dem J. 173 v. Chr. (dem Kon-
sulate des L. Postumius Albinas
und M. Popillius Laenas) jährlich
begangen wurden, und zur Errich-
tung eines Tempels für diese Göttin
am Circus maximus, sowie zur An-
legung eines fahrbaren Aufgangs
zum Aventin, der nach jenen Ädi-
V 274—309.
229
Publicios: animus defuit ante viris.
rem populus recipit, multam subiere nocentes;
290 vindicibus laudi publica cura fuit
Multa data est ex parte mihi, magnoque favore
victores ludos instituere novos.
parte locant clivum, qui tunc erat ardua rupes,
utile nunc iter est, Publiciumque vocant*.
295 Annua credideram spectacula facta, negavit
addidit et dictis altera yerba suis:
'Nos quoque tangit honor. festis gaudemus et aris
turbaque caelestes ambitiosa sumus.
saepe deos aliquis peccando fecit iniquos,
300 et pro delictis hostia blanda fuit.
saepe lovem vidi, cum iam sua mittere vellet
Aalmina, ture dato sustinuisse manum.
at si neglegimur, magnis iniuria poenis
solvitur, et iustum praeterit ira modum.
305 respice Thestiaden: flammis absentibus arsit;
causa est, quod Phoebes ara sine igne fuit.
respice Tantaliden: eadem dea vela tenebat.
virgo est et spretos bis tamen ulta focos.
Hippolyte infelix, velles coluisse Dionen,
len clivus (z. I 264) Puhlicius ge-
nannt wurde. Becker I S. 472 f.
453. — 290. publica cura, ^die Sorge
für das allgemeine Beste'.
292. victores, in jenem Prozefs.
— 293. parte (multae) locant cl, (sc.
mnniendum): es war bei den Rö-
mern stehende Sitte öffentliche Ar-
beiten in Verding zu geben. —
297. tangit, 'macht Eindruck'.
301 f. S. Hom. II. I 497: Szqb-
nxol ÖS ts Tial &sol clvtoC, tcov nsg
xal fis^ioav agsti^j tiiiri ts ßtt] ts.
xal firiv TOVQ ^vescet Kai svxoa^'^s
dyavijatv, Xotßij rs tivlacj] ts na-
QcctQODTtcic' avQ'Qconoi Xtacofisvoi,
ots Tisv Tig vnsgßrirj ticil ociiaQtjj.
— 304. solvitur, ^wird gebüfst'. —
305. Dem König von Kalydon
Oeneus, der mit einer Tochter des
Thestius, Althaea, vermählt war,
hatte Artemis (Phoebe), weil er sie
nicht mit Opfern geehrt hatte
(^8ola>s sine ture relictas praeteritae
cessasse ferunt Latoidos aras* met.
VIII 277), einen grofsen Eber ins
Land geschickt; ihn erlegte sein
Sohn Meleager, überliefs jedoch
den Siegespreis der Jungfrau Ata-
lanta, die auch zur Eberjagd her-
beigeeilt war; darüber erregen die
Brüder seiner Mutter Streit und
erbittern den Meleager so, dafs die-
ser sie erschlägt, worauf Althaea,
um die Brüder zu rächen, einen
Brand, an welchen des Sohnes Leben
geknüpft war, ins Feuer wirft und
so den Meleager (absentem) tötet.
S. met. VIII 260— 546.
307. Agamemnon, der Urenkel
des Tantalus, hatte in dem Jahre,
im welchem ihm Iphigenia geboren
wurde, gelobt, das Beste, was ihm
das Jahr schenken werde, der Ar-
temis zu opfern, dies Gelübde aber
nicht erfüllt. Dafür strafte ihn die
Göttin, indem sie die unter Aga-
memnons Oberbefehl zum Zug gegen
Troja in Aulis verpmmelten Grie-
chen durch mifsliche Winde im
Hafen festhielt, bis sie endlich durch
das Opfer der Iphigenia versöhnt
wurde. — 308. virgo est, von der
man also eigentlich weniger Bach-
sucht erwartet hätte. — 309. Hip-
polytus (z. III 265) hatte da^'^^'öSÄ
230
Ovidi fastorum
310 cum consternatis diripereris equis.
Longa referre mora est correcta oblivia damnis.
me quoque Romani praeteriere patres,
quid facerem, per quod fierem manifesta doloris?
exigerem nostrae qualia damna notae?
315 excidit officium tristi mihi. nuUa tuebar
rura, nee in pretio fertilis hortus erat:
lilia deciderant, violas arere videres,
filaque punicei languida facta croci.
saepe mihi Zephyrus "Dotes corrumpere noli
320 ipsa tuas^' dixit: dos mihi vilis.erat.
florebant oleae: venti nocuere protervi;
äorebant segetes: grandine laesa Ceres;
in spe vitis erat: caelum nigrescit ab austris,
et subita frondes decutiuntur aqua.
325 nee yolui fieri nee sum crudelis in ira,
cura repellendi sed mihi nuUa fuit.
Convenere patres et, si bene floreat annus,
numinibus nostris annua festa vovent.
adnuimus vöto. consul cum consule ludos
330 Postumio Laenas persoluere mihi*.
Qüaerere conabar, quare lascivia maior
his foret in ludis liberiorque iocus,
sed mihi succurrit, numen non esse severum,
aptaque deliciis munera ferre deam.
335 tempora sutilibus cinguntur pota coronis^
{Dione, z. II 461) nicht geopfert
und wurde von ihr durch die Lei-
denschaft seiner Stiefmutter Phädra
bestraft.
311. oblivia, deorum. — 312. prae-
teriere, indem sie die Spiele nicht
wiederholten. — 313. doloris: der
Genetiv der näheren Bestimmung,
der sich bei manifestus auch im
Tacitus, der überhaupt diese Ver-
bindung liebt, mehrfach findet:
ann. IV 63: ojfensionis aut mettts
manifestus. XII 51 : Spirans ac vitae
manifesta. XIV 29. XV 64. 66.
— 314. w. notae, Genet. qualit. zu'
damna: Schaden, der unser Zeichen
(Stempel) trägt, bei dem man er-
kennt, dafs er von uns ausgeht. —
316. excidit off, m., 'ich vergafs
mein Amt' (v. 212).
318. z. I 342. — 319. dotes z. 209.
321. Den Schaden, welchen Winde,
besonders der meist mit starkem
Bogen verbundene Südwind, dem
Landmann bringen, hebt auch Virgil
wiederholt hervor: ecl. 2, 58. georg.
I 444 u. II 333: necmetuit swrgenJtes
pampinus austros; vgl. 323. — 322.
Ceres metonymisch für seges.
326. repellendi sc. ventos, gran-
dinem, aquam. — 329. s. z. 287. —
330. persoluere (Diäresis) ludos:
quia voti erant.
331-354. S. Preller I S. 430 ff.
334. ferre t hervorbringen, die
munera sind die zu den in den folg.
Versen aufgeführten deliciis ge-
brauchten Blumen. — 336. Die
sutiles coronae bestanden aus zu-
sammengenähten einzelnen Rosen-
blättern, von Plinius (XXI 11) als
ein besonderer Luxus bezeichnet
Abbild, b. Rieh S. 191. Sich mit
Kränzen, meist von Rosen, bei den
Gelagen das Haupt zu schmücken,
war eine bei den Griechen imd
V 310—355.
231
et latet iniecta splendida mensa rosa,
ebrius mcinctis philyra conviva capillis
saltat et imprudens utitur arte meri.
ebrius ad durum formosae limen amicae
340 cantat; habent unctae moUia serta comae.
nulla corouata peraguntur .seria fronte«
nee liquidae yinetis flore bibuntur aquae.
donee eras mixtüs nullis, Acbeloe, racemis,
gratia sumendae non erat uUa rosae.
345 Bacchus amat flores: Baccho placuisse coronam
ex Ariadnaeo sidere nosse potes.
scaena levis decet hanc, non est^ mihi credite, non est
illa cotumatas inter habenda deas.
Turba quidem cur hos celebret meretricia ludos,
350 non ex difficili causa petita subest.
non est de tetricis, non est de magna professis:
vult sua plebeio sacra patere choro.
et monet aetatis specie, dum floreat^ uti,
contemni spinam, cum cecidere rosae.
355 Cur tamen, ut dantur vestes Cerialibus albae,
später bei den Bömern gewöhnliche
Sitte (II 739); auch pflegte man
von der Decke aus die Schmausen-
den mit Bösen zu überschütten (s.
V. 360). — 337. phüyra, der Linden-
bast, mit welchem die Römer die
Eränze banden. Horat. carm. 1 38, 2 :
dispUcent nexae phüyra coronae.
Vgl. Plin. n. h. XVI 65. — ehrim
— saltat: vgL Cicer. pro Mur. 6, 13:
nemo enim fere saltat sdbrius, wo-
bei jedoch nur an mimische Einzel-
tänze zu denken ist, wie sie nach
Gelagen beliebt waren. — 338. Vgl.
Horat. epist. 1 5, 16: ehrietas— ad-
docet a/rtes, hier die des Tanzens.
— 339. S. z. IV 109. Die Schwelle
wird personifiziert und spröd ge-
nannt, weil sie den Liebhaber nicht
hinüber läfst.
342. liquidas aquae, ohne Wein.
— vvnctis flore =» coronatis. — 343.
Der Achelous (der Grenzflufs zwi-
schen Akamanien und Ätolien),
der gröfste Flufs Griechenlands
(6 TTOTttfiöff), ist für die Griechen
zum Nomen appellativum geworden
und bezeichnet daher oft Wasser
überhaupt. Mit Wasser aber den
Wein vor dem Trinken zu mischen,
war bei den Griechen und Bömern
stehende Sitte; vgl. Verg. georg.
I 9: Poculaque moentis Achelda
miscuit uvis, — 344. gratia — non
erat ulla, ^fand man kein Gefallen
an — '.
346. ex Ariadnaeo sidere: s. lU
511 ff. u. Anm. z. III 459 u. 513.
Freilich hat hier 0. vergessen, dafs
er in 515 den Kranz der Ariadne
aus 9 Edelsteinen bestehn liefs. —
347. hanc: Floram. —7 348. Der Ko-
thurn (griech. Tiod'OQvogf lat. co-
thurnus und cotumus) war eine Art
Stiefel mit hohen Sohlen, welcher
die Gestalt höher erscheinen liefs
und von den tragischen Schauspie-
lern getragen wurde (Abbild, b.
Bich S. 195); daher bedeutet co-
tumus oft den erhabenen Stil der
Tragödie, cotumatus vates den tra-
gischen Dichter (am. II 18, 18. Ib.
593), cotiMrnata dea eine Göttin,
welche die Tragödie liebt und be-
günstigt.
351. est: Subj. dea. — magna
profiteri, Grofses verheifsen, grofse
Hoffnungen erwecken. — 353. aet.
spedes ^ Jugendschönheit'. -7- 354.
cecidere = decidere.
355 — 360. Bimte Kleidet Tvail
232
Ovidi fastorum
sie haec est cultu versicolore decens?
an quia maturis albescit messis aristis^
et color et species floribus omiiis inest?
adnuit, et motis flores cecidere capillis,
360 accidere in mensas ut rosa missa solet.
Lumina restabant^ quorum me causa latebat,
cum sie errores abstulit illa meos:
^Vel quia purpureis coUucent floribus agri,
lumina sunt nostros visa decere dies,
365 vel quia nee flos est hebeti nee flamma colore,
atque oeulos in se splendor uterque trahit,
vel quia delieiis nocturna licentia nostris
eonvenit. a vero tertia causa venit^.
'Est breve praeterea, de quo mihi quaerere restat,
370 si liceat' dixi. dixit et illa 'Licet!'
'Cur tibi pro Libyeis elauduntur rete leaenis
imbelles capreae sollicitusque lepus?*
Non sibi, respondit, silvas oessisse sed hortos
arvaque pugnaei non adeunda ferae.
375 Omnia finierat: tenues seeessit; in auras.
mansit odor: posses scire fuisse deam.
Floreat ut toto carmen Nasonis in aevo,
sparge, precor, donis pectora nostra tuis.
Nocte minus quarta promet sua sidera Chiron
380 semivir et flavi corpore mixtus equi.
Fackeln waren immer verbunden
mit heiterer Featlust.
366. 8. IV 619 u. Anm. — 356.
haec: Flora, welche durch ihre
Tracht den sie feiernden Bömerinnen
das Beispiel giebt sich ebenfalls
mit buntem Putz zu zieren. — 358.
color omnis: 'alle mögliche Farbe';
y. 357 entspricht dem 355., 368 dem
366. Verse. — Zur Sache s. 336 u.
Anm.
361 — 368. Das Anzünden von vie-
len Fackeln bei diesem Feste be-
zeugt auch Cass. Dio LVni 19;
sonst beschränkten sich die Spiele
auf die Tageszeit.
362. errores, Ungewifsheit, Zwei-
fel. — 368. a vero t c. v,, d. h. der
3. Grund ist der wahre.
369 — 374. Hetzen von wilden
Tieren im Cirkus, besonders von
Löwen (über lAhycae haenae s. II
209), deren Pomp ejus z. B. 500 auf-
treten liefs, oder Kämpfe derselben
unter einander oder mit Menschen
war damals ein beim römischen
Volke besonders beliebtes Schau-
spiel. Dafs man bei dem Feste der
Flora Ziegen und Hasen in das sie
umgebende Jagdnetz hineinjagte
(s. Eich S. 518), hat seinen Grund
in der üppigen der Göttin zusagen-
den Natur dieser Tiere.
373. cedere 'zufallen'; met. IV
532 : proxima cui caelo cessit, Nep-
tune, potestas, — 375. Ebenso sagt
Virgil Aen. II 791 von der sich ent-
fernenden Erscheinung der Greusa:
tenuisque recessit in ati/ras, vgl. oben
II 509 u. Anm. — 376. mansit odor,
vgl. Verg. Aen. 1 403. — 378. pectora:
z. 71. — donis tuis: i. e. flore iuven-
tutis, v: 273.
879—414. 3. Mai. (Spät-) Auf-
gang des Gentaurus oder Chiron
und Fabel von der Erhebung
dieses Gestirns an den Him-
mel. Der Cent, ist ein Sternbild
V 366—397.
233
Pelion Haemoniae mons est obversus in austros,
summa virent pinu, cetera quercus habet:
Phillyrides tenuit. saxo stant antra vetusto,
quae iustum memorant incoluisse senem.
385 nie manus olim missuras Hectora leto
creditur in lyricis detinuisse modis.
venerat Aleides exhausta parte laborum,
iussaque restabant ultima paene viro.
stare simul casu Troiae duo fata videres:
390 hinc puer Aeaeides, hinc love natus erat,
excipit hospitio iuvenem Philyreius heros,
et- causam adventus hie rogat, ille docet.
perspicit interea clavam spoliumque leonis
^Vir'que ait ^his armis armaque digna viro!*
395 nee se, quin horrens auderent tangere saetis
velluSy Achilleae continuere manus.
dumque senex tractat squalentia tela venenis,
>
in der südlichen Hemisphäre, das
in Deutschland fast gar nicht sicht-
bar ist. — Die Centauren waren
ein wildes Geschlecht, halb Mensch,
halb Bofs, das aufser anderen Or-
ten in den Wäldern des Pelion im
Südosten Thessaliens (daher obver-
sus in austros v. 381) sein Wesen
trieb. Durch Gerechtigkeit (dtxat-
oxaxog KsvxavQoov Hom. IL A 832)
und mancherlei Weisheit zeichnete
sich Tor allen ans Chiron, S. des
Saturnus und der Philyra, Freund
des Pelens und Erzieher, seines Soh-
nes Achilles. /
379. nocte minus quarta {nocte),
d. h. in der 3. Nacht (nach den
Kaienden); ebenso ex Pont. IV 5,
7: luce minus dedma dominum ve-
nietis in urhem. — 380. flavi, Epi-
theton Omans; vgl. met. XIII 847:
Turpis equus, nisi colla iuhae fla-
ventia veUnt. — 381. Haemoniae:
z. II 40. — 383. Fhillyrides: die
erste Silbe wird hier, wie auch a.
a. 111, des Metrums wegen, um
das Wort in einen Hexameter brin-
gen zu können, verlängert; so auch
im Griechischen. Ursprünglich ist
sie kurz, wie in Philyreius (^iXv-
QTi'Cog) V. 391. met. II 676. VII 362.
Wechsel in der "Quantität derselben
Silbe von Eigennamen gestattet
sich auch Eallimachus, sogar in
dem Namen seiner Heimat Eyrene.
— 385. So stellte ein erhaltenes
berühmtes Wandgemälde (Bau-
meister, Denkm. I S. 5) den Chi-
ron dar, wie er den Achilles im
Spielen der Leier unterrichtete.
Chiron als Lehrer des Achilles schon
in der Ilias A 832. — o. missuras, ''die
einst entsenden {ngoCccTtTstv) sollten' .
387. Aleides: Hercules, z. I 543.
— 388. iussa = labores, iussi ab
Eurystheo. — 389. Troiae duo fata,
'die zweiünglücksdämonenTrojas';
vgl. Cic. pro Sest. 43, 93: duo illa
rei p. paene fata, Gabinium et Pi-
sonem. Herkules hatte ein Troja
bedrängendes Ungeheuer getötet
und dadurch die demselben ausge-
setzte Hesione, die Tochter des Kö-
nigs Laomedon, gerettet, dann aber,
als ihm der bedungene Preis von
dem wortbrüchigen Laomedon nicht
gegeben wurde, Troja zerstört. —
390. Aeaeides, Achilles der Enkel
des Aeacus, z. II 39.
391. excipit hosp. 'gastfrei nimmt
auf. — 392. Nach ApoUodor, der
freilich den Tod des Chiron anders
erzählt, soll Herkules, wie er den
erymanthischen Eber jagte, zu
Chiron gekommen sein. — 393. s.
II 326. — 394. digna ist sowohl zu
arma als zu vir zu beziehen. — 397.
venenis der Lemäischen Schlange,
in deren giftiges Blut Herkules die
Pfeile getaucht hatte (v. 405V
234
Ovidi fastorum
excidit et laevo fixa sagitta pede est.
ingemuit Chiron traxitque e corpore ferrum,
400 et gemit Aleides Haemoniusque puer.
ipse tamen lectas Pagasaeis coUibus herbas
temperat et vana vulnera mulcet ope:
virus edax superabat opem, penitusque reeepta
ossibus et toto corpore pestis erat.
405 sanguine Centauri Lernaeae sanguis echidnae
mixtus ad auxilium tempora nulla dabat.
stabat, ut ante patrem^ lacrimis perfusus Achilles:
sie flendus Peleus, si moreretur, erat,
saepe manus aegras manibus fingebat amicis
410 (morum, quos fecit, praemia doctor habet),
oscula saepe dedit, dixit quoque saepe iacenti:
*Vive, precor, nee me, care, relinque, paterl*
Nona dies aderat, cum tu, iustissime Chiron,
bis Septem stellis corpora cinctus eras.
415 Hunc Lyra curva sequi cuperet, sed idonea nondum
est via: nox aptum tertia tempus erit.
Scorpius in caelo, cum cras lucescere nonas
dicimus, a media parte notatus erit.
Hinc ubi protulerit formosa ter Hesperus ora,
420 ter dederint Phoebo sidera victa locum,
ritus erit veteris, nocturna Lemuria, sacri.
401. c. Pagasaeis: z. I 491. Thes-
salien war reich an heilenden Kran-
tem; 8. met. VII 221 ff. — 402.
temperat, 'mischt und macht so zu-
recht'. Oh. galt als sehr erfahren
in der Heilkunst und als Lehrer
des Asklepios. — 406. Nachdem die
Vermischung eingetreten war, war
die Zeit zur Hülfe dahiD.
409. fingehat, 'streichelte': ebenso
her. 19, 133: Me miserum, quod non
medicorum iassa ministro effi/ngo-
que manus insideoque toro! 137.
vgl. n 418. — 410. fecit, 'bildete';
vgl. Eurip. Iphig. Aul. 926: 'Eyco
{'Axt-Xlevs) d' iv dvÖQog svasßscxd'
rov TQaq)Blg Xs^gcavog k'ficc&ov rovg
tgonovg änXovg ^%biv, — 414. cinctus,
weil die Sterne die Umrisse der
Figur bilden.
415. 416« 5. Mai. Aufgang der
Leier; z. I 315. — sequi cuperet,
weil Chiron so musikalisch war;
V. 385 f.
417« 418. 6. MaL Untergang der
mittleren Sterne des Skorpions.
419-492. 9.Mai. Die Lemuria
wurden am 9., 11. und 13. Mai von
den Hausvätern innerhalb der
Wohnungen bei Nacht begangen,
um die quälenden Geister der Ver-
storbenen, die infolge eines ge-
waltsamen Todes oder begangener
Sünden, auch erlittenen schweren
Unrechts unstät umherirrten, die
Lemures oder Larven, zur Ruhe
zu bringen und sich gegen ihren
Einflufs zu schützen. Preller II
S. 117 ff. Vgl. die Feralia ü 533 ff.
u. Anm.
419 — 444. Beschreibung des
Festes.
419. Hesperus: s. II 314. — 420.
Fhöebo: z. I 164. — locum dare,
V 398—436.
235
inferias tacitis manibus illa dabunt.
Annus erat brevior, nee adhuc pia februa norant,
nee tu dux mensum, lane biformis, eras:
425 iam tarnen extincto cineri sua dona ferebant, .
eompositique nepos busta piabat avi.
mensis erat Malus, maiorum nomine dietus,
qui partem prisei nune quoque moris habet.
Nox ubi iam media est, somnosque silentia praebent,
430 et eanis et variae contieuistis aves,
ille memor veteris ritus timidusque deorum
surgit (habent gemini vineula nuUa pedes)
• signaque dat digitis medio eum poUice iunetis,
oceurrat tacito ne levis umbra sibi.
435 cumque manus puras fontana perluit unda,
vertitur et nigras aeeipit ante fabas
'Platz macben'. — 422. inferiae
(von inferre met. VI 669), Toten-
opfer. — tcicitis manibus: z. II 571.
— 423. Der Dichter meint die Zeit
des Romains, nnter dem das Jahr
noch keinen Januar (v. 424) und
keinen Februar {nee adhuc pia
februa norant s. II 19 ff. u. Anm.)
hatte. — 424. mensum: z. 187. —
lane biformis: s. 1 89 n. Anm. — 425.
O. denkt sich also, dafs die Lemn-
rien ursprünglich das alte römische
Totenfest waren, welches, nach-
dem der Monat Februar dem Jahr
hinzugefügt war, durch die mit
demselben neu eingerichteten Fe-
ralia, deren Charakter freilich ein
durchaus verschiedener war, fast
ganz verdrängt worden wäre; dafs
das Fest gerade in den Mai gelegt
wurde, leitet er von dem Zusam-
menhang des Monatsnamens mit
maiores, den Vorfahren, ab; s. z.
V. 55. — extincto cineri: die Asche
des Verstorbenen wurde auch bei
den Bömem mit Wein gelöscht;
Marquardt, Privataltert. 1 S.378. —
sua, ^die ihnen gehörigen, gebüh-
renden', SB soUemnia II 545, iusta
II 569.
426. compositi: z. III 547. — busta:
z. II 534. — piare = placare (met.
VI 569). — 427. mensis c. Maius:
'der Monat (in dem dies geschah) war
der Mai', mai, nom, dictus ist in
einen Kausalsatz aufzulösen. — 430.
vovriae = pictae (Verg. georg. III
243. Aen. IV 525, welche Stelle
überhaupt zu vergleichen ist).
431. ille: nepos v. 426. — timidus
deorum (dsiaida^iimv), 'gottesfürch-
tig'; dieser Genetiv der Beziehung
steht oft bei Adjektiven, die furcht-
sam bedeuten: timidus procellae
Hör. art. p. 28, mens interrita leti
met. X 616, trepidi rerum suarum
Liv. V 11, 4. XXXVI 31, 5. —
432. vineula: z. II 324. Bei Voll-
ziehung derartiger Gebräuche mufste
der Mensch ganz frei sein, um so
symbolisch die völlige Hingebung
an die Gottheit anzuzeigen; vgl.
Serv. z. Verg. Aen. IV 518: In
sacris nihil seiet esse religatum,
praedpue eius, quae amore vult solvi.
So sollen auch Deukalion und Pyrrha
ihre Gewänder losgürten, als sie die
Steine hinter sich werfen (met. I
382); das Gleiche thut Medea met.
VU 182 vor ihren Zaubereien, auch
die Zauberinnen bei Horat. sat. I
8,24; vgl. auch oben III 257. Verg.
Aen. III 370. IV 518. — 433. d. h.
er steckt den Daumen durch die
übrigen Finger hindurch, sodals
jener in ihrer Mitte ist, eine Ge-
bärde, welche sehr oft bildlich
dargestellt ist xmd für besonders
wirksam gegen bösen Blick und
Besprechung galt. — 435. s. z. IH
335. IV 778. puras proleptisch.
436. vertitur (medial): weil nach
dem bei Griechen und Römern be-
stehenden Aberglauben das Wvck!^\^
236
Ovidi fastorum
aversusque iacit. sed dum iacit, *Haec ego mittO;
bis' inquit 'redimo meque meosque fabis!'
boc novies dicit nee respicit. umbra putatur
440 colligere et nullo terga vidente sequi.
rursus aquam tangit Temesaeaque concrepat aera
et rogat, ut tectis exeat umbra suis,
cum dixit novies *Manes exite paterni',
respicit et pure sacra peracta putat.
445 Dicta sit unde dies, quae nominis extet origo,
me fugit: ex aliquo est invenienda deo.
Pliade nate, mone, virga venerande potenti!
saepe tibi Stygii regia visa lovis.
Venit adoratus caducifer. accipe causam
450 nominis: ex ipso est cognita causa deo.
Romulus ut tumulo fraternas condidit umbras,
et male veloci iusta soluta Remo,
Faustulus infelix et passis Acca capillis
spargebant lacrimis ossa perusta suis.
455 inde domum redeunt sub prima crepuscula maesti,
utque erat, in duro procubuere toro:
umbra cruenta Remi visa est assistere lecto
atque haec exiguo murmure verba loqui:
der Geister niclit durch Hinsehen
der Menschen gestört werden durfte.
— accipit ante aversusgyi^ iacit =
acdpit et postea iacit, — fdbas: s.
z. II 576. — 439. nee respicit: das
Gleiche ist für verschiedene aber-
gläubische Gebräuche auch bei uns
vorgeschrieben; vgl. VI 164. — 440.
colligere sc. fabas.
441. Temesaea aera: das Beiwort
(das 0. auch met. VII 207. XV 707
dem Erz giebt) nach Homer Od.
a 184, wo Mentes- Athene Ig Tsftfi-
GTiv fistä %aXv.6v gehn will; man
versteht darunter gewöhnlich Ta-
mas(8)08 oder Tamese, eine in der
Mitte der erzreichen Insel Kypros
gelegene Stadt. Dafs böse Geister
durch den Klang von Erz vertrieben
wflrden, war ein verbreiteter Aber-
glaube. — 442. Vgl. Varro b. No-
nius p. 135: quihus temporihus in
sacris faham ia^tant noctu ac dicunt
se lemures domo extra ianuam elicere.
445 — 484. Entstehungsge-
schichte der Lemuria.
447. Der Pliade (Maia) natus ist
Mercur, s. v. 86 ff. — virga pot: Der
Stab (Qccßdog) diente dem Mercur
teils als Heroldstab {caducifer 449.
S. z. IV 605) teils als mächtiger
Zauberstab (Hom. Od. a 47 ff. co 2 ff.^.
— 448. Merc. hatte als ipvxonoii>nos
(z. II 608) die Seelen der Verstor-
benen in das Reich des Pluto, der
auch von Virgil Aen. IV 638 lup-
piter Stygius (= Zbv^ %azccx%'6vioq)
genannt wird, zu geleiten. — 460.
Die folgende Erzählung knüpft an
IV 856 an.
451. condidit: z. HI 547. — 452.
male verb. mit veloci: *zu seinem
Unglück schnell'. — itASta: zu III
560. — 453. S. z. III 56. -- 454. 8.
III 561 u. Anm.
456. ut erat: sc. torus; sie legten
sich auf das Lager, ohne es sich
zurecht zu machen; die Trauer
liefs sie daran nicht denken; i/n
duro t s. I 200. 205. III 185. -
458. exiguo mwrmure: nach Virgil
Aen. VI 492: pars (der körperlosen
Schatten der Unterwelt) tollere vo-
cem exiguam; es soll damit Homers
tgi^eiv (Od. ca 5. 7) wiedergegeben
werden; vgl. Ameis zu d. St. —
V 437—485.
237
^En ego dimidium vestri parsque altera voti,
460 cernite, sim qualis, qui modo qualis eram!
qui modo, si volucres habuissem regna iubentes,
in populo potui maximus esse meo,
nunc sum elapsa rogi flammis et inanis imago!
haec est ex illo forma relicta Remo!
465 heu ubi Mars pater est? si vos modo vera locuti,
uberaque expositis ille ferina dedit.
quem lupa servavit, manus hunc temeraria civis
perdidit. o quanto mitior illa fuit!
saeve Celer, crudelem animara per vulnera reddas,
470 utque ego, sub terras sanguinulentus eas!
noluit hoc frater: pietas aequalis in illo est.
quod potuit, lacrimas manibus ille dedit.
hunc vos per lacrimas, per vestra alimenta rogate,
ut celebrem nostro signet honore diem'.
475 Mandantem amplecti cupiunt et bracchia tendunt:
lubrica prensantes efifugit umbra manus.
Ut secum fugiens somnos abduxit imago,
ad regem voces fratris uterque ferunt.
Romulus obsequitur lucemque Remuria dicit
480 illam, qua positis iusta feruntur avis.
aspera mutata est in lenem tempore longo
littera, quae toto nomine prima fuit.
mox etiam lemures animas dixere silentum:
hie sensus verbi, vis ea vocis erat.
485 Fana tamen veteres illis clausere diebus,
459. Ebenso werden met. VIII 498
die Kinder, da sich auf sie die Ge-
bete der Eltern beziehen, pia vota
parentiMn genannt. — 460. Vgl. Verg.
Aen. II 274 f.
461. 8. IV 815 ff. Liv. I 12, 4:
Bomulus — ^Itippiter, tuis^ inquit
^iussiM avibus hie in Pdlatio prima
v/rhi fundamenta ieci\ — 466. vera
loe, sc. de patre.
466. 8. II 413 ff. III 63. dedit
'geben liefs'. — 467. civis, Celeris.
8, IV 837 ff. — 469. per vulnera
d. h. auf gewaltsame Weise; vgl.
met. VI 617. — 470. sanguinulen-
tus: 8. IV 844.
471. hoc: den Tod des Remus. —
pietas (Bruderliebe) aequalis, näm-
lich der des Bemus: wenn auch
Bomulus den Celer für die Ermor-
dung des Bruders nicht töten wollte,
so besitzt er doch dieselbe Liebe
zu mir wie ich zu ihm. — 472.
quod potuit sc. dare. Vgl. met. IV
683: Lumina, qu^d potuit, lacrimis
implevit ohortis. — 473. per ali-
menta, bei den Mühen, welche ihr
auf die Erziehung verwandt habt.
— 474. celebrem, prädikativ. —
475. Ebenso versucht Odysseus den
Schatten seiner Mutter zu umfassen:
Tplg ^£ iiot in x^^Q^v 6%ifi sbisXov
tJ xal ovstQCo k'ntato (Od. X 207);
danach met. X 58. Verg. georg.
IV 501.
480. positis = comp. v. 426. S. z.
ni 547. — 481. Der Übergang des
r {l. aspera) in l kommt auch sonst
innerhalb des älteren Latein vor,
vgl. z. B. Crustumina u. Clustumina,
Parilia und Palilia, die Endungen
aris u. älis. — 483. silentum: z. II
571. — 485. 8. II 563.
238
Ovidi fastorum
490
ut nunc ferali tempore operta vides.
Nee viduae taedis eadem nee virginis apta
tempora: quae nupsit, non diuturna fuit.
hac quoque de causa^ si te proverbia tangunt^
mense malas Maio nubere yulgus alt.
Sed tarnen haec tria sunt sub eodem tempore festa
inter se nuUa continuata die.
Quorum si mediis Boeotum Oriona quaeres,
falsus eris. Signi causa canenda mihi.
495 luppiter et lato qui regnat in aequore frater
carpebant socias Mercuriusque vias.
tempus erat, quo versa iugo referuntur aratra,
et pronus saturae lac bibit agnus ovis.
Forte senex Hyrieus, angusti cultor agelli,
500 hos yidet, exiguam stabat ut ante casam.
atque ita * Longa via est, nee tempora longa supersunt*
dixit ^et hospitibus ianua nostra patet'.
addidit et vultum verbis iterumque rogavit:
parent promissis dissimulantque deos.
505 Tecta senis subeunt nigro deformia fumo:
ignis in hesterno stipite parvus erat,
ipse geuu nixus flammas exsuscitat aura
487. Vgl. Flut. q. R. 86: Jiä
xC xov Matov firivog ova ayovxat
yvvatv,aq*^ 8. z. II 557. — taedis: z.
II 568. — 488. non diuturna fuit
d. h. lebt nicht lang. — nupsit u.
fuit sind Perfecta gnomica. — 490.
malas (nur häfsliche), der Ausdruck
ist der Allitteration wegen gewählt :
ma-las, Ma-io. — 491 f. s. z. 419.
493 — 544. 11. Mai. (Wahrer
Spät-) Untergang des Orion
undFabel von der Entstehung
des Gestirns.
496. Quorum mediis sc. festis (v.
491), in der mittleren Nacht von
den dreien, in welchen die Lemu-
rien begangen wurden, also am
11. Mai. — Boeotum Oriona: nach
Aristomachus war Hyrieus ein The-
baner. 0. gebraucht das zweite o
in den Casibus obliquis immer kurz,
obgleich der Genetiv im Griechi-
schen 'Slg^cavog lautet; dagegen
richtig unten v. 535 Uridna. —
494. falsus eris: vgl. I 313: frustra
quaerentur hracchia Cancri. II 77.
— 496. carpehcmt vias: z. III 416.
— 497. temptts erat: der Griechen
ßovXvtog'j der in der älteren Zeit
räderlose Pflug wurde am Abend
nach der Arbeit umgedreht, sodafs
die Schar nach oben war, und so
von den Stieren nach Hause ge-
schleppt. 0. hat hier nachgebildet
Verg. ecl. 2, 66: Aspice, aratra
iugo referunt suspensa iu/venci, und
Hör. ep. 2, 61 ff.: Has inter €^a«
ut iuvat pastas oves videre prope-
rantes domum, videre fessos vomerem
inversum boves collo trähentes lan-
guido. — 499. Der Vater wird auch
Oenopion genannt. Die Erzählung,
wie Hyrieus die Götter in sein ein-
faches Haus aufnimmt, ist eine
Wiederholung der von Philemon
und Baucis met. VIII 601 — 715.
503. Vgl. met. VIII 667: super
omnia vultus accessere boni. — 505.
Schornsteine gab es nicht bei den
Alten; der Bauch mufste sich durch
Thür und Fenster seinen Weg
suchen. — 506. Vgl. met. Vlfl
631 : ignes STMcitat hesternos. —
V 486—530.
239
et promit quassas comminuitque faces.
staut calices. minor inde fabas, holus alter habebat,
510 et spumant testu pressus uterque suo.
dumque mora est^ tremula dat vina rubentia dextra:
aecipit aequoreus pocula prima deus.
quae simul exhausit, ^Da nunc bibat ordine' dixit
'luppiter'. audito palluit ille love.
515 ut rediit animus, cultorem pauperis agri
immolat et magno torret in igne bovem.
quaeque puer quondam primis dififuderat annis,
promit fumoso condita vina cado.
nee mora, flumineam lino celantibus ulvam,
520 sie quoque non altis, ineubuere toris.
nunc dape, nunc posito mensae nituere Lyaeo:
terra rubens crater, pocula fagus erant.
Verba fuere lovis: *Si quid fert impetus, opta:
omne feres*. placidi verba fuere senis:
525 ^Cara fuit coniunx, primae mihi cura iuventae
cognita. nunc ubi sit, quaeritis? uma tegit.
huic ego iuratus, vobis in verba vocatis,
*'Coniugio'' dixi "sola fruere meo".
et dixi et servo. sed enim diversa voluntas
530 est mihi: nee coniunx, sed pater esse volo*.
508. comminuit: z. II 647. — qiMSsas
faces ^gespaltejie Späne'; vgl. met.
VIII 634: multifidas faces — deiülit
et minuit. — 609. calices, ^Schüs-
seln'. — 510. spumant infolge des
Kochens auf dem Feuer.
514. audito love: 'wie er ^'Jup-
piter" hört'. — 515. rediit: z. 11
341. — 517. Der Wein wurde, wenn
er aus der Presse kam, zunächst in
grofse runde Gei^fse, welche sich
in der cella (z. 269) und meist in
den Erdboden eingelassen befanden,
gegossen, um dort auszugären, von
da etwa nach einem Jahr zum Ge-
brauch oder bei feineren Sorten,
um ihn besser aufbewahren zu kön-
nen, in amphorae oder cadi (von
Thon) umgefüllt; diese hatten ihren
Platz in der apotheca, einem Raum
im oberen Stockwerk, durch wel-
chen der Bauch hindurchzog, durch
den, wie die Bömer glaubten, der
Wein früher alt und mild wurde.
Zu diffundere 'umfüllen' vgl. Hör.
ep. I 5, 4 : Vina hihes iterum Tau/ro
(cons,) diffusa, Lucan. IV 379: JVb-
hilis ignoto diffusus consule Bacchus,
— 519. ulva, Schilfgras als Füllung
der Polster statt Federn, Leinen
statt prächtiger Teppiche als Über-
zug, Niedrigkeit des Lagers (vgl.
Verg. Aen. II 2), ein Mischkrug
von roter Erde, d. h. Thon, und
Becher von Buchenholz anstatt von
edlem Metall — lauter Zeichen von
armen Leuten; vgl. met. VIII 645 ff.
659 ff. TibuU II, 37 ff. Voss zu
Verg. georg. S. 569.
521. Lyaeus, Beiname des Bac-
chus (z. I 395) metonymisch für
Wein. — 523. impetus. ^Drang, Nei-
gung'; i. fert wie animus fert met. 1 1
u. ö. — 524. feres, ^du wirst davon-
tragen, erhalten'. — 525. cura
Abstract. pro Concreto, * Pflegerin';
vgl. her. 1, 104 von Eumäus: im-
mv/ndae cura fidelis haras,
526. cognita, spectata, erprobt.
— 527. iuratus in aktiver Bedeu-
tung, vgl. pransus, potus. — vohis
in verba v,, um als Zeugen meiner
Worte zu dienen. — 529. sed enimt
z. IL 751.
240
Oyidi fastorom
Adnuerant omnes. omnes ad terga iuvenci
constiterant — pudor est ulteriora loqui.
Tum superiniecta texere madentia terra,
iamque decem menses, et puer ortus erat.
535 hunc Hyrieus, quia sie genitus, voeat üriona.
perdidit antiquum littera prima sonum.
Creverat immensum: comitem sibi Delia sumpsit;
ille deae eustos, ille satelles erat,
verba movent iras non circumspecta deorum.
540 ^Quam nequeam' dixit Wincere, nulla fera est'.
Scorpion immisit Tellus. fuit impetus illi
curva gemelliparae spicula ferre deae:
obstitit Orion. Latona nitentibus astris
addidit et ^Meriti praemia' dixit ^habe!'
545 Sed quid et Orion et cetera sidera mundo
cedere festinant, noxque coartat iter?
531. 8. Hygin. p. a. II 34: Itaqu>e
quo facilius petitum impetraret,
hovem immölasse et his pro epulis
apposuisse. quod cwm fecisset, po-
poscisse lovem et Merewrium, quod
corium de bove fuisset detractum,
et quod fecercmt u/rinae, in corium
infudisse et id suh terra poni ius-
Bisse, ex quo postea natum puerum,
quem Hyrieus e facto Uriona nomine
appella/ret: sed vetustate et consue-
tudine factum est, ut Orion voca-
retur, — 533. madentia sc. terga. —
534. z. II 149.
537. creverat immensum: schon in
der Odyssee (X 310) wird Orion
gröfser nnd schöner genannt als
selbst die Aloiden; und Virgil sagt
Aen. X 763 ff. , dafs er, wenn seine
Füfse auf dem Boden des Meeres
aufstanden, mit den Schultern über
dasselbe hinausragte. — Delia,
Diana, so genannt von der Insel
Delos, wo sie nebst ihrem Bruder
Apollo von der Latona (die wie
hier auch met. VI 315 gemellipara
genannt vdrd) geboren war und
besonders verehrt wurde. Nach der
gewöhnlicheren Tradition wurde
Orion, weil er der Diana Gewalt
hatte anthun wollen, von einem
von ihr gesandten Skorpion getötet
oder auch von ihr selbst durch einen
Pfeilschufs. — 638. Als gewaltiger
Jäger erscheint Orion auch in der
Odyssee, X 572 ff.
541. Scorpion imm, T,: vgl. schol.
German. z. v. 70 p. 63 Br.: hwnc
(scorpionem) ferunt ex terra ortum
summissumque qui Oriona interficeret
ob eius loqu>acitatem, quod ex vena-
tione nullam se feram relinquere di-
ceret. — impetus: z. 623. — 542.
curva spicula, an seinem Schwänze;
in den Metam. (II 199) sieht ihn
Fhaethon am Himmel vulnera cur-
vata minitantem cuspide. — ferre =»
inferre, immittere.
645 — 598. 12. Mai. Dedika-
tionstag des Tempels des
Mars Ultor auf dem Forum
Augusti. — Augustus hatte in der
Schlacht bei PhiHppi (42 v. Chr.),
als er die Ermordung seines Adop-
tivvaters an dessen Mördern Brutus
und Cassius rächte, dem Mars Ultor
einen Tempel gelobt, ihn inmitten
seines Forums, das er besonders
für causae publicae und sortitiones
iudicum hinter dem Forum Caestuis
am Quirinal baute, am 12. Mai des
J. 2 V. Chr. dediciert und zur Er-
innerung an diesen Tag Spiele im
Cirkus angesetzt. Zahlreiche Sta-
tuen schmückten das prächtig aus-
gestattete Bauwerk, das namentlich
bestimmt war die Trophäen aus den
siegreich beendeten Kriegen auf-
V 531-665.
241
quid solito citius liquido iubar aequore toUit
Candida, Lucifero praeveniente, dies?
fallor, an arma sonant? non fallimur, arma sonabant:
650 Mars venit et veniens bellica signa dedit.
Ultor ad ipse suos caelo descendit honores
templaque in Augusto conspicienda foro.
et deus est ingens et opus: debebat in urbe
non aliter nati Mars habitare sui.
555 digna Giganteis haec sunt delubra tropaeis,
hinc fera Gradivum bella movere decet,
seu quis ab eoo nos impius orbe lacesset,
seu quis ab occiduo sole domandus erit.
Prospicit armipotens operis fastigia summi
560 et probat invictos summa teuere deos.
prospicit in foribus diversae tela figurae
armaque terrarum milite victa suo.
hinc videt Aenean oneratum pondere sacro
et tot luleae nobilitatis avos;
565 hinc videt Iliaden umeris ducis arma ferentem^
^jmehmen. S. monum. Ancyr. lat.
4, 21; 25 p. SSsq. Moxnxns. Sueton.
Aug. 29: Aedem Mariis hello Phi-
Uppensi pro ultione paterna suscepto
voverat; sartxit ergo, ut de hellis
triumphisque hie consuleretur sena-
tus, provincicLS cum imperio petituri
hinc deducerentu/r , quique victores
redissent, huc insignia triumphorum
conferrent Von dem Tempel haben
sich noch drei stattliche korinthi-
sche Säulen, vom Forum ein Teil
der Umfassungsmauer erhalten.
Preller I S. 368 f.
545. Derselbe Gedanke IV 673 f.
— mimdo = caelo. — 547. Vgl.
II 149. — 548. Lucifero pr. s. III
877. — 555 f. s. die Stelle des Suet.
z. V. 545. — d. Giganteis tr.: d. h.
würdig solcher Trophäen, wie sie
dem Juppiter der Sieg über die
Giganten gegeben (s. z. y. 35), also
besonders glorreicher.
556. Gradivum: z. II 861. —
657. eotis, rimos. — 559. fastigia, das
Giebelfeld, das meist mit Statuen
(hier der unbesiegbaren Götter,
invicti di) geziert war, nebst den
über denselben befindlichen Akro-
terien.
561. An den Thüren waren die
Ovids Fasten.
Trophäen besiegter Völker, deren
WaflFen also verschieden waren,
aufgehängt oder bildlich, etwa in
Relief, dargestellt. -- 568 ff. Vgl.
Suet. Aug. 31: Proximum a dis
immortaltbus honorem memoriae du-
cum praestitit, qui imperium populi
Bomani ex minimo maocimum reddi-
dissenU Itaque — statims omnium
triumphali effigie in utraque fori sui
porticu dedicavit, professus edicto,
commentum id se, ut ad illorum
veluit exemplar et ipse, dum viveret,
et insequentium aetatum prindpes
exigerentur a dvibtis. Nach Dio LV
10 trifft Augustus die Bestimmung,
die Triumphatoren xal rovg äXXovg
tovg rag ^nivi%{ovg riy^ag Xa^ßd-
vovTccg iv Tri ciyoQ^ xccXnovg Tcrra-
ad'oci, — pondere sacro, d. i. den
Heiligtümern des zerstörten Troja
und dem Vater Anchises (s. I 527
u. Anm.). — 564. Nach dem Zu-
sammenhang ist hier zunächst an
die Albanischen Könige zu denken ;
8. IV 37 ff. — 565. Romulus {Iliades,
s. III 62) hatte den König von
Cänina, Acren, im Kampfe erschla-
gen, ihn der Rüstung beraubt und
diese auf dem Kapitel dem Jup-
piter Feretrius geweiht, das erste
Beispiel der spolia oplm^i«
242
Ovidi fastorum
claraque dispositis acta subesse viris.
spectat et Augusto praetextum nomine templum,
et yisum lecto Gaesare malus opus.
Yoverat hoc iuvenis tunc, cum pia sustulit artna:
570 a tantis princeps incipiendus erat.
ille manus tendens, hinc stanti milite iusto,
hinc coniuratis^ talia dicta dedit:
*Si mihi bellandi pater est Yestaeque sacerdos
auctor, et ulcisci numen utrumque paro:
575 MarS; ades et satia scelerato sanguine ferrum,
stetque favor causa pro meliore tuusi
templa feres et, me victore, vocaberis ültor'.
Voverat et fuso laetus ab hoste redit.
Nee satis est meruisse semel cognomina Marti:
580 persequitur Parthi signa retenta manu.
Gens fuit et campis et equis et tuta sagittis
et circumfusis invia fluminibus.
addiderant animos Grassorum funera genti,
cum periit miles signaque duxque simul.
585 signa, decus belli, Parthus Romana tenebat,
Bomanaeque aquilae signifer hostis erat!
566. An dem Fufsgestell der
Statuen waren kurz die Thaten
der Männer verzeichnet; solcher
Aufzeichnungen '(^'^ttZi^ elogia) sind
noch mehrere erhalten. — 667. Der
Tempel trug nach der Sitte an der
Vorderseite den Namen des Stif-
ters ; dafs dies hier gerade Augustus
war, erhöhte für Mars den Wert
des Geschenks ; vgl. Terent. Eunuch.
892 (III 1, 2) : Non tarn ipso quidetn
dono Qaeta est Thais), quam abs te
datum esse: id vero serio triumphat,
— 669. pia arma, weil Augustus
den Adoptivvater rächte ; s. III 709 f.
— 670. a tantis princeps (s. II 142
u. Anm.) ine, e. *von einer so herr-
lichen That mufste ein Princeps
seinen Anfang nehmen!'
671. milite iasto, weil sie pia
(oder itista, III 710) arma ferebant,
— 673. bellandi verbinde mit auctor.
— 674. numen utrumque d. h. Cäsar
und Yesta, welche, da Cäsar ihr
Priester war (s. z. III 698 u. I 629),
durch seine Ermordung ebenfalls
getroffen war; vgl. III 699, wo die
Göttin spricht: Meus fuit ille sa-
cerdos, sacrüegae telis me petiere
manus.
677. me victore kondicional. —
679. Im J. 63 v. Chr. war der Trium-
vir M. Licinius Crassus von den
Parthem bei Carrä in Mesopota-
mien geschlagen und mit seinem
Sohne und dem bei weitem gröfsten
Teil seines Heeres getötet worden.
Dafs dabei auch die Feldzeichen
der Legionen verloren gegangen
waren, wurde von den Römern jeder-
zeit als eine grofse Schmach (pudor
V. 687, nota, dedecus 689) empfunden,
und so wurde es dem Augustus zu
hohem Ruhme angerechnet, als im
J. 20 V. Chr. der Partherkönig
Pbraates durch die kluge Politik
des Augustus gezwungen dem im
Orient weilenden Kaiser jene Feld-
zeichen aushändigen liefs. Die Dich-
ter besingen dies Ereignis oft, nsd
auch auf Kunstwerken wurde es
dargestellt. S. monum. Anc. lat. 5,
42 p. 124. C. Peter G. R. III S. 34.
681. Die Parther kämpften mit
Bogen und Pfeil und auf leichten
flüchtigen Pferden, welche sie oft
umwandten, um den Gegner durch
verstellte Flucht sich näher za
locken (v. 591), und wurden bei
ihrer Kampfesweise durch die wei-
V 566—608.
243
Isque pudor mansisset adhuC; nisi fortibus armis
Caesaris Ausoniae protegerentur opes.
ille notas veteres et longi dedecus aevi
590 sustulit: agnorunt signa recepta suos.
Quid tibi nunc solitae mitti post terga sagittae^
quid loca, quid rapidi profuit usus equi ?
Parthe, refers aquilas^ victos quoque porrigis arcuS;
pignora iam nostri nuUa pudoris habes.
595 Rite deo templumque datum nomenque bis ulto,
et meritus voti debita solvit honor.
SoUemnes ludos circo celebrate, Quirites!
non yisa est fortem scaena decere deum.
Pliadas aspicies omnes totumque sororum
600 agmen, ubi ante idus nox erit una super.
Tum mihi non dubiis auctoribus incipit aestas^
et tepidi finem tempora veris babent.
Idibus ora prior stellantia tollere Taurum
indicat. huic signo fabula nota subest.
605 Praebuit ut taurus Tyriae sua terga puellae
luppiter et falsa cornua fronte tulit.
illa iubam dextra^ laeva retinebat amictuS;
et timor ipse novi causa decoris erat.
ten Ebenen am Euphrat und Tigris
trefElich unterstützt. — 588. Äuso-
nicie: z. I 55. — protegerentur:
schmeiclielnd verallgemeinert 0.
gleich die einmalige Beschützung;
nach dem Vorausgehenden würde
man protectae essent ärwarten.
691. Vgl. Horat. carm. I 19, 11.
n 13, 17. Verg. georg. III 31. —
593. Noch erhaltene römische Mün-
zen zeigen uns Phraates, wie er vor
Augustns die Eniee beugend die
Feldzeichen überreicht. — porrigis
arcus: s. z. I 646. — victos: z.
ni 688. — 695. bis ülto: nämlich
die Ermordung des Cäsar durch
die Schlacht bei Fhilippi und die
Niederlage des Crassus durch die
Bückgabe der Feldzeichen. — 696.
meritus honor: d. h. der Tempel
und der Name Ultor. — voti gehört
zu debita.
599^602. 13. Mai. (Scheinbarer
Früh-) Aufgang der Plejaden.
699. s. IV 165 ff. u. Anm. — 601.
Mit dem Frühaufgang der Plejaden
wird auch in Gäsars Kalender der
Sommer begonnen; s. Einl. S. 24.
603—662. 14. Mai.
603— 620.AufgangderH7aden
oder des Hauptes vom Stier, wel-
ches die Hyaden bildeten (s. IV
716 u. Anm. und V 159), und Fabel
von der Erhebung des Stiers unter
die Sterne.
603. Verb, prior idibt/is sc. dies,
der 14. Mai. — 604. indicat im Ka-
lender; s. Einleit. S. 24. — 606 ff.
Die Entführung der Europa hatte
0. auch in den Metam. II 833—875
erzählt. — ut taurus, d. h. in einen
Stier verwandelt. — Tyria puella:
Europa, die Tochter des phönici-
sehen Königs Agenor; durch Sidonis
wird sie v. 610 und 617 durch Syn-
ekdoche als Phoenissa bezeichnet,
wie die Tyrierin Anna III 649; s. d.
Anm. z. d. St. — 606. falsa fronte:
z. III 688. Vgl. met. II 871: falsa
pedum vestigia ponit in wndis. —
607. iuba hier die Haare des Hal-
ses überhaupt (ebenso am.ni^.»^^.
244
Ovidi fastorum
aura sinus implet, flaTOs movet aura capillos:
610 Sidoni, sie fueras aspicienda lovi!
saepe puellares subduxit ab aequore plantas
et metuit tactus assilientis aquae:
saepe deus pradens tergum demisit in undas,
haereat ut coUo fortius illa suo.
615 litoribus tactis stabat sine cornibus ullis
luppiter inque deum de bove versus erat,
taurus init caelum, te, Sidoni, luppiter implet,
parsque tuum terrae tertia nomen habet.
Hoc alii signum Phariam dixere invencam, .
620 quae bos ex homine est, ex bove facta dea. —
Tum quoque priscorum virgo simulacra virorum
mittere roboreo scirpea ponte solet.
Corpora post decies senos qui credidit annos
missa neci, sceleris crimine damnat avos.
625 fama vetus. tunc cum Saturnia terra vocata est,
talia fatidici dicta fuere lovis:
*Falcifero libata seni duo corpora gentis
mittite, quae Tuscis excipiantur aquis/
donec in haec venit Tirynthius arva, quotannis
630 tristia Leucadio sacra peracta modo;
— 609. Vgl. met. II 875: tremulae
sinuantur flamine vestes.
612. Vgl. met. VI 106: tactumque
vereri assilientis aquae timidasque
reducere plantas. — 615. litorihus
t. von Greta, met. III 2.
619. Juppiter hatte seine Geliebte
Ig, die Tochter des argi vischen
Inachos, um sie vor der Eifersucht
der Juno zu verbergen , in eine Kuh
verwandelt; Juno hatte indes die
List bemerkt und lo durch die
ganze Welt gejagt, bis sie endlich
in Ägypten Buhe findet und dort,
identificiert mit der Göttin Isis (z.
I 454), nebst ihrem Sohne Epaphos
göttliche Ehren erhält; s. met. I
568—749. Vgl. oben z. IV 717. Ein
Liebiingssitz der Isis war auch
Pharos (met. IX 773), eine Insel
vor Alexandria, daher ihr Beiname
Fharia. — 620 = her. 14, 86.
621—662. Argeeropfer. Am
14. Mai (so nach 0., nach andern
am 15. Mai) pflegten die Vestali-
schen Jungfrauen unter Beistand
der Pontifices und in Gegenwart
eines Prätors nach einem feier-
lichen Opfer von der ältesten Brücke
Roms, dem pons sublicius {rohoretu
V. 622), 24 Binsenpuppen, die man
Argei nannte, in den Tiber zu
stürzen. Dieser Brauch sollte sym-
bolisch die auch bei den Bömem
in alter Zeit üblichen, später ab-
geschafften Menschenopfer ersetzen
und war ursprünglich ein Sühn-
opfer, wurde aber später nicht
mehr in seiner wahren Bedeutung
erkannt und in verschiedener
Weise ätiologisch erklärt, indem
man Ärgei mit Argivi und mit
Herkules und seinem Aufenthalte
in Italien zusammenbrachte. Preller
II S. 135 ff.
621. virgo: Vestalis, kollektiv.
— simtdacra p, v. scirpea: BtdmXa
dvdQS^HsXay HSnoaiiTKiiva rov aitov
ins^vois TQoitov nennt sie Dionys
I 38. — 624. avos: z. IE 30. —
625. z. I 237.
626. lovis: in Dodona. — 627.
Zu falcifer senex und Tuscae aquae
vgl. Anm. z. I 233. — libata: z.
1 389. — 629. Tirynthius: Herkules,
z. I 543; über seine Ankunft in
illum stramineos in aquam misiase Quirites:
Herculis exemplo corpora falaa iaci.
Pars putat, at ferrent iurenes safFragia soli,
pontibus infirmos praecipitasse senes.
635 Thybri, doce verum, tua ripa vetnatior urbe est:^,.— -^^
principium ritus tu bene nosse potes.
Thybris harnndiferam medio caput extulit alveo
raucaque dimOTit talibus ora sonis:
'Haec loca desertas vidi sine moenibus berbas:
640 pascebat sparsae utraque ripa boves.
et quem nunc gentes Tiberim noruntqne iimentque,
tunc etiam pecori despiciendus eram.
Arcadia Euandri nomen tibi saepe refertur:
ille meae remis advena torait aquaa.
645 venit et Älcides, turba comitatns Ächiva
(Albnla, si memini, tnnc mibi nomen erat):
excipit hospitio iavenem Pallantius beros,
et tandem Caco debita poena fuit.
Tictor abit aecumqne boves, Brytheida praedam,
650 abstrabit. at comites longius ire negaut
(magoaque pars borum desertis venerat Ärgis):
montibus bis ponunt spemque laremque suum.
Saepe tarnen patriae dulci tanguntur amore,
atqne aliquis morieus hoc breve mandat opus:
655 "Mittite me in Tiberim, Tiberinis Tectus ut undis
litus ad Inachium pulvis inanis eam."
displicet beredi mandati cura sepulcri:
Italien I G43 ff. — 631. Die Bede rauca wnda). — alveo: zweiBÜbie
geht ane der direkten in die in- durch Sj^izeeis. — 639 f. S. 1 21S ff.
direkte über. - Von dem Vor- ^i^ g „^,1. 11 25S. - 643 f. S.
gebirge LeucataB der Inael (oder j ^gg ff_ jy ge ff. _ 644. torsit,
Halbmael) Lencas yor Akarnanien r eitschte'. - 645. S, I 643 ff. IV
wurden alijährhch an dem Feat q% _ gig. Albula: z. II 389. -
dea dort verehrten Apollo Ver- g^^, Pallantius heros: Enander, e.
brecher inB Meer gestürzt, tr. V 2, ^ j ^^g u. z. 1 546. — 648. S. 1 543 ff.
- Ö"''it«- AnaehronismuB. - _ gis. Erylhma pr. z. l'543.
684. vona niefs der Steg, welcher '
■\a daa ovile (e. I 63) führte; anf 661- desertK 6C. a ae. — 652.
ihm gaben die AbBtimmenden ihre ^arem: z. I 478. — 665. Der Wonach
anf^gia ab. Abbild, auf einer solcher, die fem vom Vaterlande
Münze dea Nerra bei ßich S. 484. starben, wenigstens eine Qrabatatte
— ^3i.praeeipilMBe: Subi. twuenes. ™ demselben zu finden, begegnet
687. Die EigenBohaften der Plflsae "»a sehr häufig im Altertum; auch
werden häufig auf die Plnfsgötter 0- wünscht m semer Verbannung
übertragen, daher ist daa Hanpt (tr. lU 3, 66): Osaa tarnen facito
dea Tiber harttttdifentm {ebenso parva referantur m urna: sie eyo
Verg. Aen. VHI 34 und 0. met. IX 3 »M»» «f»«»" mortui« exui ero.
daa des Äohelons), das os raucwm 666. Inachium Htus, das argf
(ebenao met-. T 600; Tgl. XI 783 sehe, r. z. I 454. — 657. cwro.,'^'
k
246
Ovidi fastorum
mortuus Ausonia conditur hospes humo,
scirpea pro domino Tiberi iactatur imago,
660 ut repetat Graias per freta longa domos/
Hactenus. et subiit vivo rorantia saxo
antra: leves cursum sustinuistis aquae.
Cläre nepos Atlantis, ades! quem montibus olim
edidit Arcadiis Pleias una lovi,
665 pacis et armorum superis imisque deorum
arbiter, alato qui pede carpis iter,
laete lyrae pulsu, nitida quoque laete palaestra,
quo didicit culte lingua docente loqui,
templa tibi posuere patres spectantia circum
670 idibus: ex illo est baec tibi festa dies.
te, quicumque suas profitetur vendere merces,
ture dato, tribuas ut sibi lucra, rogant.
Est aqua Mercurii portae vicina Capenae:
si iuvat expertis credere, numen habet.
675 huc venit incinctus tunicam mercator et urna
purus suffita, quam ferat^ haurit aquam.
uda fit hinc laurus: lauro sparguntur ab uda
omnia; quae dominos sunt babitura novos;
spargit et ipse suos lauro rorante capillos
sorgung'. — 658. (in) Ätisonia h,:
z. I 56. — conditur: z. DI 547. —
661. hactenus: Thybris locntas est.
— vivo 8.: z. II 315. — 662. antra:
z. IV 329 f. — levis 'schnell'. — sus-
tinuistis, damit er hineinkommen
kann. Gott und Flufs sind getrennt
gedacht.
663—692. 15. Mai. Weihe-
tag des Tempels des Mercur
zwischen dem Circus maximus und
dem Aventin, wo sich noch Beste
desselben gefunden haben. Becker
I S. 470 f. Das Jahr der Gründung
war 495 v. Chr. (Liv. II 21, 7. 27, 6).
Mercur wurde ursprünglich in Rom
nur als Haudelsgott (daher sein
Name von dem Stamme merc, vgl.
merx, merces) verehrt; erst sp'äter
wurden auf ihn die Eigenschaften
des vielseitigeren griechischen Her-
mes übertragen (Prfeller II S. 229 ff.),
und so preist ihn hier 0. als Ver-
mittler und Unterhändler bei den
Göttern (als xif^vj, der z. B. die
Angelegenheit mit der Persephone
in Ordnung brachte; vgl. met. XIV
291 pacifer; Verg. Aen. IV 356:
interpres divom)^ als Erfinder der
Lyra, Patron der Palästra (vgl.
Horat. carm. I 10) und Gott der
Diebe. — Dafs an (fiesem Tage auch
der Maja geopfert wurde, übergeht
Ovid.
663. nepos Atlantis, Mercur, der
Sohn der Plejade Maja, s. V 83—88.
— 664. Pl&ias una: una ex Pleiadi-
bus, ebenso met. VIII 777: unam
Orcada. — 666. carpis: z. III 416.
— ailato p»: z. IV 605. — 667. Die
Palaestra wird nitida genannt , weil
sich die Ringenden mit Öl salbten;
ebenso met. vi 241; vgl. Theocrit.
2, 51: XiTtccgäg nccXaiaxQocg, — 670.
ex illo, 'seitdem'.
673. Die Quelle ist noch auf dem
Aventin nachweisbar. — Über die
p. Capena z. IV 346. — 676. in-
cinctus: z. II 634 und I 407.
676. Durch das Räuchern hatte
sich der Kaufmann gesühnt. —
677. hinc: ex aqua. — laurus: s.
z. IV 728. — 678. d. h. was in
andere Hände übergehen oder ver-
kauft werden soll. — 679. rorante:
V 658—703.
247
680 et peragit solita fallere voce preces:
*Ablue praeteriti periuria temporis', inquit
^ablue praeteritae perfida verba die! ^
sive ego te feci testem falsove citavi
non audituri numina magna lovis,
685 sive deum prudens alium divamve fefelli,
abstulerint celeres improba verba noti.
et pateant veniente die periuria nobis,
nee curent superi, si qua locutus ero.
da modo lucra mihi, da facto gaudia lucro
690 et fac, ut emptori verba dedisse iuvet'.
Talia Mercurius poscentem ridet ab alto,
se memor Ortygias surripuisse boves.
695
700
1^
At mihi pande, precor, tanto meliora petenti,
in Geminos ex quo tempore Phoebus eät.
^Oum totidem de mense dies superesse videbis,
quot sunt Herculei facta laboris' ait.
*Dic' ego respondi ^causam mihi sideris huius*.
Gausam facundo reddidit ore deus:
*Abstulerant raptas Phoeben Phoebesque sororem
Tyndaridae fratres, hie eques, ille pugil.
bella parant repetuntque suas et frater et Idas
Leucippo fieri pactus uterque gener.
his amor, ut repetant, illis, ut reddere nolint,
8. IV 778. — 680. Handeln und Be-
trügen {verba dare emptori v. 690)
galten den Griechen und Römern
als zusammengehörig.
681. Äblue, mit Beziehung auf
das sühnende Wasser. — 682. die
ist Genetiv. — 684. lovis non audi-
tfMri: d. h. in der Hoffiiung, dafs
es Jupp. nicht hören werde.
686. noti dichterisch für Winde
überhaupt; vgl. Tibull. I 4, 21:
Veneris periuria venti irrita per
terrae et freta summa ferunt HL
6, 49 : PeriuHa ridet amantum lup-
piter et ventos irrita ferre iübet, —
687. p(xteant, es mögen freistehen,
gestattet sein. — 691. poscentem:
precantem. — 692. Mercurs erste
Heldenthat war der Diebstahl der
Rinder des Apollo (met. II 676—707)
auf der Insel Ortygia, d. h. Delos
(met. XV 337) , der Geburtsstätte
dieses Gottes.
693—720. 20. Mai. Eintritt
der Sonne in die Zwillinge
und Fabel von dem Ursprung
dieses Gestirns.
693. tanto meliora pet,: als der
Kaufmann, der den Mercur um
Förderung seines Betrugs gebeten
hatte. — 698. facundo ore: s. 668.
— 699 ff. Die Dioskuren Castor und
PoUux, Söhne des Juppiter, von
Leda in der Ehe mit Tyndareos,
dem Sohne des spartanischen Königs
Oebalos, geboren (so die homeri-
sche Sage), hatten die Töchter des
messenischen Fürsten Leucippus,
Phoebe und Hilaira (IXccsiqo), die
Bräute der Brüder Lynceus und
Idas, der Söhne des messenischen
Aphareus, entführt: infolge dessen
entsteht zwischen den beiden Brü-
derpaaren Streit und Kampf, in
welchem Castor und die beiden
Messenier fallen. — 700. Vgl. Hom.
n. r 237: KdatOQci &' tnnodafiov
%al TTvl dyad'ov üoXvdsvHsa (= Od.
X 300. Vgl. Horat. carm. I 12, 26.
sat. n 1, 26).
248
Ovidi fastorum
suadet. et ex causa pugnat uterque pari.
705 eflFugere Oebalidae cursu potuere sequentes,
sed Visum celeri vincere turpe fuga.
über ab arboribus locus est, apta area pugnae:
constiterant illo (nomen Aphidna) loco.
pectora traiectus Lynceo Gastor ab ense
710 non expectato vulnere pressit humum.
ultor adest Pollux et Lyncea perforat basta,
qua cervix umeros continuata premit.
ibat in hunc Idas vixque est lovis igne repulsus:
tela tamen dextrae fulmine rapta negant.
715 iamque tibi, Pollux, caelum sublime patebat,
cum *^Mea'' dixisti "percipe verba, pater!
quod mihi das uni caelum, partire duobus:
dimidium toto munere maius erit".
dixit et alterna fratrem statione redemii
720 utile sollicitae sidus utrumque rati/
Ad lanum redeat, qui quaerit, Agonia quid sint,
quae tamen in fasj^is hx)c quoque tempus habent.
Nocte sequente diem canis Erigoneius exit.
est alio signi reddita causa loco.
705. Vgl. Theocrit. 20, 137: Too
fisv dva^d^avTs dvco (psQsrriv Jios
vtm doiocg ABvalmcoio tioqag* Biaam
d' ciQcc Tcoys iaaviiivmg I8{<o%ov
d8sX(psm vV 'Aqxxqriog %. r. X, —
708. Aphidna in Laconien, woher
die Leucippiden stammen sollen. —
709. Lynceo Adjekt. (AvyKsVogj
nicht von Avynsvg),
712. qua Adverb. 0. meint das
iugnlam; vgl. met. XII 299: qua
iuncta est umero cervix, — 714.
negant: dazu ist aus dem repulsus
des vorherg. Verses repelli zu er-
gänzen: Idas wurde, wenn auch
nur kaum, von dem Blitzstrabi des
Jupp. zurückgetrieben (bei seinem
Angriff auf Pollux); das von ihm
(Idas) hastig ergriffene (rapta) und
geschleuderte Geschofs aber läfst
sich nicht {lovis igne) zurück-
werfen, sondern erreicht den Pollux.
fulmen dextrae ist hier in über-
tragenem Sinne gebraucht (^Blitzes-
kraft der Rechten', vgl. z. II 232)
und wird von 0. in seiner beliebten
Weise dem lovis ignis, dem wirk-
lichen Blitz, gegenüber gestcAt;
vgl. III 545 f.
719. alterna statione, dadurch
dafs er mit ihm den Aufenthalt
wechselt, der eine sich im Himmel,
der andere in der Unterwelt auf-
hält; vgl. Verg. Aen. VI 121: Si
fratrem Pollux alterna morte rede-
mit itque reditque viam totiens.
Anders Homer, Od. X 303, wo sie
beide stsqt^iisqoi leben oder tot
sind. — 720. Vgl. Senec. nat. quaesi
I 1, 13: In magna tempestate ad-
parere qtwsi stdlae solent velo in-
sidentes, adiuvari se tunc pericli-
tantes existimant Folli^s et Castoris
numine. Horat. carm. 1 12, 27 : quo-
rvm (puerorum Ledae) simul alba
nautis Stella refulsit, defluit saxis
agitatus humor, concidunt venti
fugiumtque nuhes, et minax, quam
sie voluere, ponto unda recunibit
I 3, 2. Hygin. p. a. II 22.
721. 722. 21. Mai. Agonia. —
ad lanum redeat d. b. zum 1. Buch
(v. 317 ff.).
723. 724. 22. Mai. Aufgang
V 704—734.
249
725 Proxima Vulcani lux est: Tubilustria dicunt.
lustrantur purae, quas facit ille, tubae.
Quattuor inde notis locus est, quibus ordine lectis
Tel mos sacrorum vel fuga regis inest.
Nee te praetereo, populi Fortuna potentis
730 publica, cui templum luce sequente datum est.
Hanc ubi dives aquis acceperit Amphitrite,
grata lovi fulvae rostra videbis avis.
Auf er et ex oculis veniens Aurora Booten,
continuaque die sidus Hyantis erit.
des Hundes (oder Sirius). — canis
Erigoneius: z. IV 939. — alio loco:
rV 905 ff.
726. 726. 23. Mai. Tubilu-
strium, s. III 849 und Anm. Dem
Yulcan war dieser Tag heilig als
dem kunstreichen Metallarbeiter
und Gott der Schmiede. — purae
werden die t erst durch das Ittstrari,
727. 728. 24. Mai. Notae sind
die Kalenderzeichen Q. B, C. F., s.
Einl. S. 29 f.
729—782. 25. Mai. Weihetag
des 2. Tempels der (von Prä-
neste herübergekommenen) For-
tuna publica (oder mit der vollen
Bezeichnung der F. publica populi
Bomani primigenia) auf dem Quiri-
nal (über den ersten Tempel s. IV
373 ff. und Anm.); das Jahr der
Gründung ist 194 v. Chr., gelobt
aber war er 10 Jahre früher von
dem Consul P. Sempronius Sophus
(Liv. XXXIV 53, 5). Auf denselben
Tag setzt 0. den (scheinbaren)
Spätaufg'ang des Adlers.
731. Den Namen der Nereide
Amphitrite (s. II 81 und Anm.) ge-
brauchen die römischen Dichter
mehrfach zur Bezeichnung des
Meeres ; vgl. met. 1 14. GatuU. 64, 11
u. z. f. IV 678. — 732. fidva (dunkel,
blau, gelb) avis vom Adler nach
Virgil Aen. XI 751 {fülva aquila)
und XII 247 (fülvus lovis dies);
ebenso heifst der Eber fülvtiS a. a.
n 373, der Wolf met. XI 771; auch
der Uhu hat fulvas dlcis met. V 546.
733. 26. Mai. (Wahrer) Früh-
untergang des Bootes.
734. 27. Mai. Aufgang der
Hyaden, die sidus Hyantis ge-
nannt werden, weil diesem Gestirn
^nomina fecit Hyas\ V 182.
LIBER VI.
Hie quoque mensis habet dubias in nomine causas:
quae plaeeant, positis omnibus ipse leges.
Faeta eanam. sed erunt, qui me finxisse loquantur
nuUaque mortali numina visa putent.
5 est deus in nobis! agitante ealescimus illo,
impetus hie sacrae semina mentis habet,
fas mihi praecipue vultus vidisse deorum,
vel quia sum vates^ vel quia sacra cano.
Est nemus arboribus densum^ secretus ab omni
10 voce locus, si non obstreperetur aquis.
hie ego quaerebam, coepti quae mensis origo
esset; et in cura nominis huius eram:
ecce deas vidi, non quas praeceptor arandi
viderat; Ascraeas cum sequeretur oves,
15 nee quas Priamides in aquosae vallibus Idae
1—100. Erklärung des Mo-
natsnamens Ju](ius, den Ovid
auf dreierlei Weise ableitet (v. 21 —
64 von der Göttin Juno, v. 65—90
a itmioribtis, v. 91—96 a iimctis
Bomanis et Sdbinis).
2. omnibtLS sc. causis. — leges,
* wirst aussuchen'. — 6. Wie die
begeisterten Weissager (s. I 473.
VI 537 ff.), so sind auch die Dichter
iv&soi; vgl. ex Pont. IE 4, 93:
Dem est in pectore nostro, haec
duce prtiedico vaticinorque deo, lY
2, 25 : Inpetus ille sacer, qui vatum
pectora mUrit. a. a. III 549. Auch
Cicero (Tuscul. I 26, 64) sagt, daTs
der Dichter caelesti aliquo mentis
instinctu dichtet; vgl. Schillers
Grafen von Habsburg, Str. 5. Das
Wirken des Gottes zeigt sich in
dem incdlescere (vgl. met. II 641:
Incäluitque deo, quem clausum pec-
tore habebat) und in dem impetus
mentis {iv&ovaiaaiiogi vgl. I 23).
6. semina: s. met. 1 76 fiF. — 7. w-
disse aorist. Infinitiv. — 10. aquis,
Ablativ; vgl. Hör. epod. 2, 27.
Propert. V (IV) 4, 4.
12. ciM'a, 'Nachdenken'. — 13.
Der Dichter Hesiodos, gebürtig aus
Askra in Böotien und dort als Hirt
lebend, giebt in seinem Gedicht
^Qya xal rniigcii Regeln über den
Ackerbau und die Landwirtschaft.
Gelehrt hatten ihn das Dichten
die Musen; vgl. theogon. 22: At
vv Tcod'' aalodov %aXriv idida^ccv
aoidriv ciQvag noiyi,aCvovQ'' *JSXtx(»-
vog V1C0 ioid-soio, S. a. a. I 27.
Propert. lU 33 (II 34), 77 f. — 15.
Paris, der Sohn des Priamus, war
von den drei Göttinnen Juno, Mi-
nerva und Venus bei einem Streit
um den Preis der Schönheit zxmi
Schiedsrichter gemacht worden. —
Priamides: die erste Silbe ist des
Verses wegen gedehnt. — aquosae
Idae: s. IV 249 und Anm.
Ovidi fastorum VI 1—35.
251
contulit; ex illis sed tarnen una fuii
ex illis fuit una; sui germana mariti/
haec erat (agnovi); quae stat in arce lovis.
Horrueram tacitoque animum pallore fatebar:
20 tum dea, quos fecit^ sustulit ipsa metus.
namque ait ^0 vates, Romani conditor anni,
ause per exiguos magna referre modos,
ius tibi fecisti numen caeleste videndi^
cum placuit numeris condere festa tuis.
25 ne tamen ignores vulgique errore traharis^
lunius a nostro nomine nomen habet,
est aliquid nupsisse lovi, lovis esse sororem:
fratre magis, dubito, glorier, anne viro.
Si genus aspicitur, Satumum prima parentem
30 feci: Saturni sors ego prima fui.
a patre dicta meo quondam Satumia Koma est:
haec illi a caelo proxima terra fuit.
Si torus in pretio est, dicor matrona Tonantis,
iunctaque Tarpeio sunt mea templa lovi.
35 an j)otuit Maio paelex dare nomina mensi,
16. contulit 'verglichen hat'. —
una, Jnno, die Schwester und
Gattin des Jnppiter; s. Hom. IL
^ 69 f. JT 482. Verg. Aen. I 46. —
18. In dem grofsen Juppitertempel
auf dem Eapitol {in arce s. z. II 70)
wurden aufser dem höchsten Gotte
auch Minerva und Juno verehrt;
rechts war die Gella der Minerva,
links die der Juno, in beiden be-
fanden sich stehende Statuen der
Göttinnen. — 19. animum sc. timi-
dum. — fatebar *gab zu erkennen';
ebenso confUeri von einer unwill-
kürlichen Handlang met. VI 35.
trist. I 4, 11. II 526.
21 — 64. 1. Ableitung des Monats-
namens.
21. B. conditor anni 'der du be-
singet das römische Jahr', ebenso
V. 24 condere festa, die Feste be-
singen; vgl. tr. II 335: Divitis in-
genii est immania Caesaris acta
condere, — 22. Unter den exiguis
modis (= numeris v. 24) versteht
O.das elegische Yersmafs ; s.II 3—8.
— 26. vulgi errore, nämlich durch
die an zweiter Stelle gegebene
Ableitung, der sich 0. I 44 ange-
schlossen hatte. — 26. Vor Itmius
ergänze *so sage ich dir'. — 27.
est aliquid: z. I 484. — 28. anne
im zweiten Gliede der Doppelfrage
auch b. Cicero. — 29. Ebenso sagt
Juno in der Ilias z/ 59 von sich:
%al (16 nQsaßvrdtriv r^xcro Kqdvog
ocynvXoin^trig f während von andern
Yesta als älteste Tochter genannt
wird. — 30. sors, das dem Menschen
durch das Geschick zuteil Gewor-
dene, hier das Eind ; 4gl. tr. I V 5, 1 :
mihi dilectos inter sors prima
sodales. \ 1 5- - * « > » ^ '-f -
31. S. z. I 237 und Vart. de 1. 1.
V 42: HuMC antea montem {Capi'
tolinum) Saturnium appellatum pro-
diderunt. — antiquum oppidum in
hoc fuisse Satumia scribittMr, Dion.
Hai. I 34. — 32. S. I 233 ff. — 33.
torus 'Ehe'; vgl. I 650 und met.
II 466 : magni matrona Tonantis, —
34. templa: die z. v. 18 erwähnte
Cella. Jupp. heifst Tarpeius, weil
sein berühmter Temj)el auf der
südwestlichen, mons Tarpeius ge-
nannten Höhe des Kapitels lag.
Becker R. A. I S. 391 f.; s. f. I 261.
— 35. Das gleiche Argumentum ex
contrario Verg. Aen. I 39 ff. Zum
sprachlichen Ausdruck vgl. z. B.
Cicer. Tusc. V 14, 42; 32, 90; 36,
104; der erste Satz (v. 35) ist dem
252
Ovidi fastornm
hie honor in nobis invidiosus erit?
cur igitur regina vocor princepsque dearum?
aurea cur dextrae sceptra dedere meae?
an facient mensem luces^ Lucinaque ab illis
40 dicar et a nuUo nomina mense traham?
tum me paeniteat posuisse fideliter iras
in genus Electrae Dardaniamque domum.
causa duplex irae: rapto Ganymede dolebam,
forma quoque Idaeo iudice victa mea est.
45 paeniteat, quod non foveo Carthaginis arces,
cum mea sint illo currus et arma loco,
paeniteat Sparten Argosque measque Mycenas
et veterem Latio supposuisse Samon;
adde senem Tatium lunonicolasque Faliscos,
50 quos ego Bomanis succubuisse tuli.
Sed neque paeniteat, nee gens mihi carior ulla est.
Gedanken nach dem zweiten unter-
geordnet. — paelex, Maia als Mutter
des Mercur, s. V 79 ff. und Anm.
37. Über luno Begina s. Preller
I S. 284. — 38. dedere: Subj. deae,
— 39. luces: das neue Licht, näm-
lich des Mondes, denn Juno war
die Göttin aller Kaienden, an
welchen der Mond zum ersten Mal
wieder nach dem Neumond sichtbar
wurde, und an denselben durch
besondere feierliche Gebräuche ver-
ehrt, bei den Laurentern als Juno
Ealendaris; vgl. in 883 : Lv/na regit
mensis. Den Beinamen Ludna leitet
0. hier von den luces des Mondes
ab; eine andere Bedeutung hat lux
in den Ableitungen II 450. III 255 ;
s. über Juno Lucina z. II 436. Preller
I S. 271 ff. — 40. nomina: einen
ehrenden Beinamen. Genauer wäre
allerdings: et nuUus mensis a me
nomina trakat? doch strebte 0.
nach Parallelismus von Lucinaque
ah illis dicar.
41. posuisse BS dep. Das Faktum
setzt Virgil (Aen. XII 791) in die
Zeit, wo Aeneas festen Fufs in
Italien gefafst hatte; nach Horaz
(carm. HI 3, 17) erfolgte es erst
nach dem Tode des Bomulus. —
42. S. z. IV 31. — 43. Vgl. Verg. Aen.
I 26: Manet alta mente repostum
iudieium Paridis [= Idaei iudicis,
s. V. 16] spretaeque iniuria formae
et genus invisum et rapti Ganyme-
dis honores; über Ganymedes z. II
145 und met. X 166 ff. Hom. IL
T 232 ff. E 265. — 45 f. Nach Virgil
(Aen. I 16): Qu>am (Karthaginem)
Juno fertur terris magis omnibits
unam postJiabita coluisse Samo; hie
illius arma, hie currus fuit; hoc
regnum dea gentibus esse, si qua
fata sinant, iam tum tenditque
fovetque. Den Wagen beschreibt
Homer II. E 720. — 46. foveo, das
Präsens, weil nach mehreren nicht
zur vollen Ausführung gekommenen
Versuchen Augustus im J. 28 v. Chr.
eine Kolonie nach der Stätte des
alten Karthago geschickt hatte.
47 f. Vgl. Homer 11.^ ^50: tov
d* i^fis^ßst' ifCBita ßomnig noxvia
"'Hqti* H toi ifiol xQSig ulv noXv
(pUzatal siat noXrisg, Aqyog u
Snagtri te xal svgväyvia Mvxiji^.
ob. UI 83. Ebenso war Samos ein
Hauptsitz der Verehrung der Juno
und besafs einen hochberühmten
ihr zu Ehren errichteten Tempel.
Nach der Sage war sie dort ge-
boren und hatte sich ebenda mit
Jnppiter vermählt; s. Lactant. inst
I 17. — 49. Juno wurde von den
Sabinern besonders als Curitis oder
Quiritis verehrt, auch Falerii war
ein Hauptsitz ihrer Verehrung (z.
I 84 und IV 73), wie dies Inschrif-
ten bezeugen. Preller I S. 277 f.
280 f.
VI 36—78.
253
hie colar, hie teneam cum love templa meo.
ipse mihi Mavors "Commendo moenia'' dixit
"haec tibi, tu poUens urbe nepotis eris/'
55 Dieta fides sequitur. centum celebramur in aris,
nee levior quovis est mihi mensis honor.
Nee tarnen hune nobis tantummodo praestat honorem
Roma: suburbani dant mihi munus idem.
inspiee, quos habeat nemoralis Aricia fastos
60 et populus Laurens Lanuviumque meum:
est illic mensis lunonius. inspiee Tibur
et Praenestinae moenia sacra deae:
lunonale leges tempus. nee Bomulus illas
condidit, at nostri Boma nepotis erat.'
65 Finierat luno. Respeximus: Herculis uxor
stabat; et in vultu signa doloris erant.
*Non ego, si toto mater me cedere caelo
iusserity invita matre morabor' ait.
^nune quoque non luetor de nomine temporis huius:
70 blandior et partes paene rogantis ago
remque mei iuris malim tenuisse precando,
et faveas causae forsitan ipse meae.
Aurea possedit socio Capitolia templo
mater et, ut debet, cum love summa tenet.
75 at deeus omne mihi contingit origine mensis:
unicus est, de quo sollicitamur, honor.
quid grave, si titulum mensis, Romane, dedisti
Herculis uxori, posteritasque memor?
63. Vgl. Horat. carm. III 3, 30 ff.
— 55. d. fides seq,: z. I 359. —
centum =» multis.
56. mensis honor, die Ehrenbe-
zeugung, welche in der Benennung
des Monats besteht, z. II 170. —
58. subwhani, Bewohner der Nach-
barstädte. — 59. Aricia wird nemo-
ralis genannt wegen des in seiner
Nähe befindlichen berühmten Haines
der Diana, s. z. III 91. 261. met.
XV 488. — 60. p. Laurens: z. II 231.
Die altlatinische Stadt Lanavium
lag wenig südlich von Aricia an
der via Appia; der Eult der Juno
als Sospita war berühmt.
61. impice — leges: z. I 17. —
Tibur: z. IV 71. — 62. Juno wurde
zusammen mit der Fortuna Primi-
genia, der Hauptgöttin von Prae-
neste (z. IH 91), in einer besonderen
Abteilung des Tempels dieser Göttin,
dem sogen. Junonarium, verehrt.
Preller II S. 191. — 64. at nostri etc.:
also war Rom noch mehr ver-
pflichtet die Göttin zu ehren.
65—90. Hebe, die Tochter des
Zeus und der Juno, Gemahlin des
Herkules und Göttin der Jagend,
leitet den Monatsnamen Junius a
iunioribus ab.
66. Signa dol, vgl. IV 586. — 70.
ro^rani*«, *einer Bettlerin'. — 71. rem
Sfui iuris tenere, ^eine Sache, auf
welche man ein Recht hat, er-
langen'; zu tenuisse z. II 322. —
72. ipse, der Dichter. — 73. posse-
dit von possido, — aurea Capitolia:
z. I 77. — (in) socio templo: z. v. 18,
— 74. summa (sc. urbis), das Kapi-
tel. — 75. origine mensis, durch
die Herleitung des Monatsnamens
Junius a iunioribus,
77. quid grave, ^was ist das
Grofses'. — titulum mensis: a« i.
254
Ovidi fastorum
80
haec quoque terra aliquid debet mihi nomine magni
coniugis: huc captas appulit ille boves,
hie male defensus flammis et dote patema
Cacus Aventinam sanguine tinxit humum.
Ad propiora vocor. populum digessit ab annis
Bomulus in partes distribuitque duas.
85 haec dare consilium^ pugnare paratior illa est,
haec aetas bellum suadet, at illa gerit.
sie statuit mensesque nota secrevit eadem:
lunius est iuvenum; qui fuit ante, senum.'
Dixit. et in litem studio certaminis issent,
atque ira pietas dissimulata foret:
venit ApoUinea longas Goncordia lauro
nexa comas, placidi numen opusque ducis.
Haec ubi narravit Tatium fortemque Quirinum
binaque cum populis regna coisse suis,
95 et lare communi soceros generosque receptos,
;his nomen iunctis lunius' inquit ^habet'.
Dicta triplex causa est. At vos ignoscite, divae:
res est arbitrio non dirimenda meo.
ite pares a me. perierunt iudice formae
Pergama: plus laedunt, quam iuvet una, duae.
90
100
Prima dies tibi, Gama, d^tur. Dea cardinis haec est:
numine clausa aperit, claudit aperta suo.
rV 115 und II 170. — 79. nomine,
'um — willen, wegen', s. I 543 ff.
81. dote paterna: s. I 671 f. —
88. jp. digessit ab annis E.: 'B. teilte
nach den Lebensjahren das Volk'
in iuniores (vom 18. bis zum voll-
endeten 45. Jahre) und in seniores
(vom 46.-— 60. Jahre); s. V 59ff. —
84. distribuitque: z. I 44.
87. nota eadem, durch dieselbe
Bezeichnung wie den populus. —
88. Ober die Ableitung des mensis
Mains a maioribus s. V 55 ff. —
90. pietas: z. I 527. — dissimulare,
verdrängen, verdecken.
91—96. 3. Ableitimg.
92. dttcis, des Augustus, der durch
seine Herrschaft die concordia neu
gründete. Die Göttin trägt den
dem Apollo geheiligten Lorbeer als
das Symbol des Friedens; vgl. I
711 und 288. Preller II S. 260 ff.
— 93. S. ni 201—230. — 96. Unter
lar commimis (z. I 478) ist hier die
ganze Stadt Rom, die als ein
grolses Haus betrachtet wird, zn
verstehen.
99. Der Dichter will keiner der
drei Göttinnen den Vorzug geben,
in Erinnerung an den Bichterspruch
des Paris (z. v. 15), der durch seine
Bevorzugung der Venus seine Vater-
stadt Troja (s. 1 525) ins Verderben
stürzte. Derselbe Abschlufs V 109 f.
101—196. 1. Juni.
101—182. Tag derCarna, d.h.
der Göttin, die das Fleisch (caro)
gesund erhält, wie Ossipago die
Knochen kräftigt; mit ihr wirft 0.
die Cardea zusammen, die Göttin
der Thnrangeln (entsprechend dem
männlichen Forculus und Limenti-
nus), auf welche sich die erste Er-
zählung (v. 101—130) bezieht; der
Carna gehören die zweite (131—
168) und dritte (169—182). Das
Heiligtum der letzteren stand anf
dem Gaelius und war angeblich
schon von L. Junius Brutus, als er
VI 79—131.
255
imde datas habeat vires ; obscurior aevo
fama, sed e nostro carmine certus eris.
105 Adiacet äntiquus Tiberino lucus Heiemi;
pontifices illuc nuiic quoque sacra ferunt.
inde sata est nymphe (Cranen dixere priores);
nequiquam multis saepe petita procis.
rura sequi iaculisque feras agitare solebat
110 nodosasque cava tendere valle piagas.
non habuit pharetram, Phoebi tarnen esse sororem
credebant; nee erat, Phoebe, pudenda tibi,
huic aliquis iuyenum dixisset amantia verba,
reddebat tales protinus illa sonos:
115 ^Haec loca lucis habent nimis et cum luce pudoris.
si secreta magis ducis in antra, sequor/
Credulus ante ut iit, frutices haec nacta resistit
et latet et nuUo est invenienda modo.
Yiderat hane lanus visaeque cupidine captus
120 ad duram verbis moUibus usus erat:
nympha iubet quaeri de more remotius antrum
utque comes sequitur destituitque ducem.
stulta! videt lanus, quae post sua terga gerantur:
nil agis, et latebras respicit ille tuas.
125 nil agis, en! dixi, nam te sub rupe latentem
occupat amplexu speque potitus ait:
*Ius pro concubitu nostro tibi cardinis esto:
hoc pretium positae yirginitatis habe.'
Sic fatus spinam, qua tristes pellere posset
130 a foribus noxas (haec erat alba) dedit. —
Sunt avidae volucres, non quae Phineia mensis
die Tyrannen gestürzt, gegründet
worden.
103. vires: ius cardinis v. 127. —
obscurior aevo f,: vgl. Verg. Aen.
VII 205: fama est obscurior annis,
— 105. z. II 67. — 109. sequi, ^anf-
snchen'. — 110. nodosus, 'gefloch-
ten, geknüpft'; ebenso met. III 154
nodosa lina, II 499 nexiles plagae.
111. met. I 694 ff. heilst es von
der Nymphe Syrinx: Bitu quoque
cincta Dianae f edieret et credi posset
LeUonia, si non corneus huic arcus,
si non foret aureus Uli. — 113.
dixisset — , reddebat: der erste
Satz enthält die Bedingung zum
zweiten.
123. videt lanus als biceps, s. z.
I 65. — 130. Der Weifsdom wurde
auch in Griechenland und Sicilien
angewandt, um bösen EinfluTs ab-
zuwehren. Preller 11 S. 240.
131. Der blinde thracische König
und Weissager Phineus hatte seine
eigenen Kinder auf Grund eines
falschen Verdachts geblendet und
war von den Göttern dadurch ge-
straft worden, dafs Harpyien ihm
seine Mahlzeit {mensae) entweder
wegfrafsen oder durch Besudelung
ungeniefsbar machten. Die Har-
pyien waren Zwittergeschöpfe von
Jungfrau und Raubvogel und wer-
den von Virgil (Aen. III 216) so
beschrieben: Virginei volucrum voJr
tu8, foedissima ventris proluvies un^
caeque manus et pallida semper ora
fame. Die striges des 0. {ötq^ von
[g]tq£S^iv, stridere) sind Eulen,
welche wegen ihres lichtscheuen.
256
Ovidi fastorum
guttura fraudabant, sed genus inde trahunt:
grande caput; stantes oculi, rostra apta rapinis,
canities pinnis, unguibus hamus inest.
135 nocte volant puerosque petunt Mutricis egentes
et vitiant cunis corpora rapta suis,
carpere dicuntur lactentia viscera rostris
et plenum poto sanguine guttur habent.
est illis strigibus nomen, sed Hominis huius
140 causa, quod horrendum stridere nocte solent.
sive igitur nascuntur aves seu carmine fiunt
naeniaque in volucres Marsa figurat anus:
in thalamos venere Procae. Proca natus in illis
praeda recens avium quinque diebus erat,
145 pectoraque exsorbent avidis infantia linguis,
at puer infelix vagit opemque petit. *
territa voce sui nutrix accurrit alumni
et rigido sectas invenit ungue genas,
quid faceret? color oris erat, qui frondibus olim
150 esse solet seris, quas nova laesit hiems.
Pervenit ad Cranen et rem docet. illa 'Timorem
. pone! tuus sospes* dixit ^alumnus erit'.
venerat ad cunas: flebant materque paterque:
^Sistite vos lacrimas, ipsa medebor!* ait.
155 Protinus arbutea postes ter in ordine tangit
fronde, ter arbutea limina fronde notat,
spargit aquis aditus (et aquae medicamen habebant)
extaque de porca cruda bimenstre tenet.
atque ita * Noctis aves, extis puerilibus' inquit
160 ^parcite: pro parvo victima parva cadit.
Wesens und ihrer krächzenden
Stimme auch bei den Alten ein Ge-
genstand des Aberglaubens waren.
Das Volk hielt sie auch oft für ver-
wandelte alte Weiber (v. 141. amor.
I 8, 13 ff. s. Fest. p. 314). — 133.
Der starre Blick erhöht das Un-
heimliche der Erscheinung.
136. vitiant = violant v. 167. —
137. carpere =* secare v. 148. —
lactentia viscera = pectora infan-
tia V. 146. — 140. horrendum z.
II 704.
141. carmine: s. z. II 426. —
142. Die Marser galten für kundig
der Kräuter und ihrer Wirkung und
für fähig Schlangen zu zähmen,
daher auch für Zauberer; s. Verg.
Aen. VII 750 ff. Sil. It. Vni 497 ff.
Marsa naenia = Hör. epod. 17, 29.
0. a. a. II 102. — 143. Über den
albanischen König Procas s. IV 62.
— 144. quinque diebus, ^innerhalb
5 Tagen' seit der Geburt, also 5 Tage
alt. — 146. pectora infantia d. h.
eines Kindes, was nicht sprechen,
nur wimmern kann, s. IV 208.
149. faceret? Gonjunct. dubit.
der Vergangenheit. — olim: z. III
666. — 150. S. IV 918. — 165. Der
Glaube, dafs durch Schlagen mit
grünen Zweigen böse Geister ver-
trieben und zugleich Lebenskraft
und Wachstum verliehen werdej" ist
vielen Völkern eigen.
166. lim. notat, ^macht Zeichen
an der Schwelle'. — 168. exta: z.
I 51. — bimenstre: z. n 656.
VI 132—182.
257
cor pro corde, precor, pro fibris sumite fibras.
hanc animam vobis pro meliore damus^
Sic ubi libavit, prosecta sub aethere ponit,
quique adsint sacris, respicere illa vetat.
165 virgaque lanalis de Spina ponitur alba,
qua lumen thalamis parva fenestra dabat.
post illud nee aves cunas violasse feruntur,
et rediit puero, qui fuit ante, color. —
Pingnia cur illis gustentur larda kalendis,
170 mixtaque cum calido sit faba farre, rogas?
Prisca dea est aliturque cibis, quibus ante solebat ,
nee petit ascitas luxuriosa dapes.
piscis adhuc illi populo sine fraude natabat,
ostreaque in concbis tuta fuere suis.
175 nee Latium norat, quam praebet lonia dives,
nee quae Pygmaeo sanguine gaudet, avem.
et praeter pinnas nihil in pavone placebat,
nee tellus captas miserat ante feras.
sus erat in pretio; caesa sue festa colebant.
180 terra fabas tantum duraque farra dabat.
quae duo mixta simul sextis quicumque kalendis
ederit, huic laedi viscera posse negant. —
161. cor pro cor de: 0. leitet hier
den Namen Cama von cor (xa^-
dCa) ab. — fibras: z. II 681. —
163. prosecta: s. Einleit. S. 29
Anm. 1. — 164. s. V 439. — 165.
V, la/nalis, weil ein Geschenk des
Janas.
168. qui fuit ante übers, dnrch
ein Adjektiv. — 169. Die an diesem
Tage gekosteten Speisen galten als
der Gesundheit (s. v. 181 f.) zu-
träglich, s. z. V. 101.
171. solehat sc. ali. — 172. asci-
tas, peregrinas. Das Streben der
luxuriösen Römer aus den entfern-
testen Ländern sich Leckerbissen
kommen zu lassen, ^iug damals
ins Unglaubliche. S. die Stelle des
Varro aus seiner Satire wsqI iSs-
öfidtoav bei Gell. n. Att. VI (VII)
16. — 173. sine fraude nat., weil
sie damals noch nicht gefangen
wurden; s. met. III 686. Gerade
mit- seltenen Fischarten wurde
grolser Luxus getrieben. — 175. 0.
meint das Haselhuhn, das beson-
ders schmackhaft aus Jonien be-
zogen wurde; attagenlonicus Horat.
Ovids Fasien.
epod. 2, 54. Fhrygia attagena Varro
a. a. 0.
176. Die Pygmaei waren ein zwerg-
artiges fabelhaftes Volk (* Fäust-
linge', von nvyinq) an den Ufern
des Okeanos, welches im Frühjahr
viel von den Kranichen zu leiden
hatte. Man bezog die Kraniche
am liebsten von der Insel Melos.
— 177. Plin. n. h. X 45: Pavonem
cihi gratia Bomae primus occidit
orator Hortensius aditiali cena sa-
cerdoti, Varro a. a. 0.: pavus e
Samo. — 178. Vgl. met. VIII 821:
quod pontus, quod terra, quod educat
aer, ex Ponto I 10, 9: qu>od mare,
quod tellus f — quod educat aer. Die
Tiere des Landes wurden in alter
Zeit {ante) noch nicht nach Rom
zur Mästung geschickt. — miserat:
s. I 341. — 180. Vgl. Plin. n. h.
XVIII 117: Sequitur leguminum na-
tura, inter quae maxumus honos
fdbae, quippe ex qua temptatus sit
etiam panis. — frumento etiam
miscetur apud plerasque gentis et
maxume panico solida ac ^licatius
fracta, quin et prisco ritu fabata
suae religionis dis in sacro est etc.
VI
258
Ovidi fastoram
Arce quoque in summa lunoni templa Monetae
ex voto memorant facta, Camille, tuo.
185 ante domus Manli fuerat, qui Gallica quondam
a Capitolino reppulit arma love.
Quam bene, di magni, pugna ceeidisset in illa,
defensor solii, luppiter alte, tui!
yixit, ut occideret damnatus crimine regni:
190 hunc illi titulum longa senecta dabat. —
Lux eadem Marti festa est, quem prospicit extra
appositum Tectae porta Capena viae. —
Te quoque, Tempestas, meritam delubra fatemur,
cum paene est Corsis obruta classis aquis. —
195 Haec hominum monimenta patent, si quaeritis astra,
tune oritur magni praepes adunca lovis.
Postera lux Hyadas, Taurinae cornua frontis,
evocat, et multa terra madescit aqua.
Mane ubi bis fuerit, Phoebusque iteraverit ortus,
200 factaque erit posito rore bis uda seges.
183—190. Weihetag desTem-
pels der Inno Moneta (dicta a
monendo, von den den Römern ge-
gebenen guten Batschlägen, s. I
220. Macrob. sat. I 12, 30). Er war
im J. 346 V. Chr. von dem Diktator
L. Furius Camillus im Kampfe mit
den Anruncern gelobt und nach
glücklicher Beendigung desselben
errichtet und geweiht worden (im
J. 344 V. Chr., Liv.VII 28, 6), und zwar
stand er auf der nördlichen Höhe
des Capitolinischen Berges (wo jetzt
das Kloster S. Maria in Araceli)
auf dem Platze des Hauses des M.
ManliuB Capitolinus, der einst (im
J. 390) das Kapitol vor den Galliern
gerettet, dann aber (im J. 384) wegen
seiner Bestrebungen die Not der
Plebs zu mildern, des Hochverrats
angeklagt und vom Tarpejischen
Felsen herabgestürzt worden war.
Preller I S. 283.
190. hunc titulum, nämlich den
eines Hochverräters (damnati cri-
mine regnt), im Gegensatz zu dem
ehrenden Beinamen Capitolinus, den
er für die Rettung des Kapitels er-
halten hatte.
191 — 192. Weihetageines
Marstempels an der via Ap-
pia, nicht weit vor (extra) der porta
Capena (z. IV 345), sodals er von
ihr aus sichtbar war. — quem: genan
genommen den Tempel des Mars. —
192. Die Tecta via ist eine Säulen-
halle (Martial. III 5, 5. VIH 75, 2).
193—194. Weihe tag des Tem-
pels der Tempestas. Er stand
in der Regio der porta Capena (Becker
I S. 516) und war von L. Cornelius
Scipio (Cons. 269 v. Chr.) während
seines Krieges mit den Corsen ge-
lobt; vgl. seine Grabschrift (C. I.
L. I p. 18) : Hec cepit Corsica Aleria-
que urhe [pugnandod] JDedet Tempe-
Statebus aide mereto[d votam]. S.
Preller I S. 331.
196 — 196. (Wahrer) Spätauf-
gang des Adlers. — lovis prae-
pes (substantivisch) = met. IV 713.
197—198. 2. Juni. Frühauf-
gang der Hyaden. Über cornua
frontis und madescit s. z. Y 159.
199-208. 3. Juni. Weihetag
des Tempels der Kriegsgöttin
Bellona (Duellona). Dieser be-
rühmte Tempel lag am Circus* Fla-
minius, der sich unter der Arx nach
Westen hin erstreckte, und war im
J. 296 V. Chr. in einer Schlacht mit
den Etruskern von Appius Clandins
VI 183—214.
259
hac sacrata die Tusco Bellona duello
dicitur et Latio prospera semper adest.
Appius est auetor, Pyrrho qui pace negata
multum animo vidit, lumine captus erat.
205 Prospicit a templo summum brevis area circum.
est ibi non parvae parva columna notae:
hinc solet hasta manU; belli praenuntia^ mitti^
in regem et gentes cum placet arma capi.
Altera pars circi Custode sub Hercule tuta est,
210 quod deus Euboico carmine munus habet.
Muneris est tempus, qui nonas Lucifer ante est.
si titulum quaeris, Sulla probavit opus.
Quaerebam, nonas Sancto Fidione referrem,
an tibi, Semo pater; tum mihi Sanctus ait:
Caecus gelobt worden. Liv. X 19,
17. Becker R. A. I S. 606 f. Preller
I S. 247 f.
199. bis und iteraverit Ph. vom
1. Juni an gerechnet. — 203. Als
Pyrrhus nach dem Siege bei Hera-
klea (im J. 280 v. Chr.) den Rö-
mern den Frieden anbot, und der
Senat schon geneigt war ihn anzu-
nehmen, lief» sich der blinde Appius
Claudius in einer Sänfte in den Se-
nat tragen und brachte die Römer
durch eine glänzende (in der Eai-
serzeit noch vorhandene) Rede von
allen Verhandlungen mit dem Sie-
ger ab. — 205. summum circum:
die Carceres, von denen ausgelaufen
wurde, unter der Arx.
206. Die feierliche Kriegserklä-
rung erfolgte bei den Römern so,
dafs ein Fetialis eine Lanze unter
gewissen Gebräuchen von der Grenze
in das feindliche Gebiet warf. Als
dies bei der wachsenden Ausdeh-
nung des römischen Reiches mit
Schwierigkeiten verbunden war,
vollzog man diese Handlung nur
symbolisch, indem man eine bei
der Aedes Bellonae stehende Säule
('bellica') für den Grenzpfeiler des
feindlichen Volkes ansah und von
da aus die Lanze schleuderte ; Preller
I S. 249 f. — non parvae notae,
d. h. von nicht kleiner Berühmtheit,
notabilis
209—212. 4. Juni. Weihetag
des Tempels des Hercules
Magnus Custos.
210. Euboico carmine d. h. durch
die Sibyllinischen Bücher, z. IV 257.
— 211. d. h. die Zeit der Weihe
des Tempels ist der Tag (z. Lud-
fer s. I 46), qui ante nonas est» —
212. probavit 'hat abgenommen';
dies war sonst die Sache der Cen-
soren, welche die öffentlichen Bau-
ten in Verding gaben und dann
ihre kontraktmäfsige Ausführung
zu prüfen hatten (Liv. IV 22, 7) ; in
diesem Falle hatte der Diktator
Sulla den Tempel nach der Voll-
endung des Baus abgenommen und
geweiht und dann auch seinen Na-
men in den Titulis (den die Grün-
der oder Restauratoren verewigen-
den Inschriften) anbringen lassen.
218-218. 5. Juni. Weihetag
des Tempels des Semo Sanc-
tus (gewöhnlich Sancus genannt)
oder Dius Fidius auf dem Quirinal.
Diese auch von den Sabinern und
ümbrem verehrte Gottheit war ein
Heiligkeit und Treue im mensch-
lichen Leben vertretender Genius.
Die Semones waren, wie die Laren,
Schutzgötter des Staates, Sanctus
hängt mit sancio zusammen, Dius
ist aus IHiovis entstanden, Fidius
desselben Stammes mit fido, fides;
s. Preller I S. 90 f. II 270 ff. Sein
Tempel stand auf dem Quirinal
gegenüber dem des Quirinua.^ m dftjt
VI*
260
Ovidi fastomm
215 'Cuicumque ex istis dederis, ego munus habebo.
nomina terna fero. sie voluere Cures*.
Hunc igitur veteres donarunt aede Sabini
inque Quirinali constituere iugo.
Est mihi (sitque, precor, nostris diuturnior annis!)
220 filia, qua felix sospite semper ero.
haue ego cum vellem genero dare, tempora taedis
apta requirebam, quaeque cavenda forent:
tum mihi post sacras monstratur lunius idus
utilis et nuptis^ utilis esse viris^
225 primaque pars huius thalamis aliena reperta est,
nam mihi sie eoniunx saneta Dialis ait:
'Donee ab Iliaea plaeidus purgamina Vesta
detulerit flavis in mare Thybris aquis,
non mihi detonsos erines depeetere buxo,
230 non ungues ferro subseeuisse lieet,
non tetigisse virum, quamvis lovis ille sacerdos^
quamvis perpetua sit mihi lege datus.
tu quoque ne propera. melius tua filia nubet,
ignea cum pura Vesta nitebit humo^
235 Tertia post nonas removere Lyeaona Phoebe
fertur, et a tergo non habet Ursa metum.
Gegend der Piazza di Monte Gavallo,
und war nach 0. und TertuUian
(ad nat. II 9) schon von dem alten
SabinerkönigTatius gegründet, nach
andern (Dionys. IX 60) von Tar-
quinius Superbus gebaut und von
Sp. Poßtumius im J. 466 v. Chr. ge-
weiht. Becker R. A. I S. 576 ff.
216. dederis: s. z. I 17. — 216.
Cures: s. z. V 131.
219—234. Warum 0. seine Toch-
ter nicht in der ersten Hälfte des
Juni verheiratet hat; s. II 557.
III 393 u. Anm.; über die Tochter
oben S. 3 v. 76 u. Anm.
221. taedis: z. II 558. — 223. sa-
cras sc. lovi, 8. I 56; genauer erst
nach dem 16., wie v. 227 richtig
gesagt ist; denn die kalendae, no-
nae, idus und die Tage nach die-
sen, die dies postriduani, waren
sämtlich zu Eheschliefsungen nicht
geeignet; s. Marquardt, Privataltert.
I S. 41.
226. s. II 21 und III 397 und
Anm. — 227. s. Einl. S. 30. — Hiaca
Vesta: z. III 423. — 228. flavus, be-
zeichnendes Epitheton des Tiber-
wassers ; ebenso Horat. carm. 1, 8, 8.
— 229. detonsos er. -*die kurz ge-
schnittenen Haare'. — huxo, Meto-
nymie; die Kämme waren meist
aus Buchsbanmholz.
232. Vgl. Gell. n. Att. X 15, 22:
Uxorem si amisit {Dialis), flamonio
decedit; matrimonium flaminis nisi
morte dirimi itis non est; auch die
Flaminica durfte sich als Witwe
nicht wieder verheiraten. — 234.
ignea Vesta, s. 267. 290.
235-240. 7. Juni. Feier der
Ludi piscatorii zu Ehren des
Tiberinus. Preller II S. 133. 151 f.
236. Es ist der (scheinbare) Früh-
aufgang des Bootes oder Arctophy-
lax gemeint, in den der Sohn der
Callisto (der Bärin) und Enkel des
Lycaon (z. II 164) verwandelt wor-
den war. s. II 153 ff. — Lycaon
hier für Lycaonides (Enkel des Ly-
caon); auch im Griechischen wird
zuweilen der Name des Vaters ein-
VI 215—253.
261
Tunc ego me memini ludos in gramine campi
aspicere et dici, lubrice Thybri, tuos.
festa dies illis, qui lina madentiß. dueunt,
240 quique tegunt parvis aera recurva cibis.
Mens quoque numen habet. Mentis delubra yidemus
vota metu belli, perfide Poene, tui.
Poene, rebellaras, et leto consulis omnes
attoniti Mauras pertimuere manus.
245 spem metus expulerat, cum Menti vota senatus
suscipit, et melior protinus illa venit.
Aspieit instantes mediis sex lucibus idus
illa dies^ qua sunt vota soluta deae.
Vesta, fave! tibi nunc operata resolvimus ora,
250 ad tua si nobis sacra venire licet.
In prece totus eram: caelestia numina sensi,
laetaque purpurea luce refulsit humus.
non equidem vidi (valeant mendacia vatum!)
fach für den des Sohnes gebraucht.
— Phoebe, Diana, Luna. — 236. s.
II 189 f. — 237. campi, Martii. —
238. lubrice: z. IV 337. — tuos sc.
ludos esse. — 240. dbi, die Köder
der Angel; vgl. met. VIII 847.
241—248. 8. Juni. Weihetag
des Tempels der Mens. Erstand
auf dem Kapitol neben dem Tempel
der Venus Erycina, war mit diesem
zugleich im «F. 217 in der Zeit der
Verwirrung nach der Niederlage
am trasimenischen See und dem
Tode des Konsuls C. Flaminius, wo
^Besonnenheit' notwendig war, auf
Veranlassung der Sibyllinischen Bü-
cher und im Auftrage des Senats
von dem Prätor T. Otacilius gelobt
und zwei Jahre später geweiht wor-
den. Liv. XXII, 9, 10; 10,10; XXIH
31,9. Becker R.A. I S.403f. Preller
II S. 265 f.
242. perfide Poene: die Treulosig-
keit der Carthager war bei den Bö-
mern sprichwörtlich geworden, z.
III 148. — 243. rebellare 'den Krieg
erneuem', hier von dem Anfang
des zweiten puuischen Kriegs gesagt.
— 244. Die Mauren wohnten zwischen
Numidien und dem atlantischen
Ocean, hier steht Mauri für Afri.
— 247: ante diem VI idus lunias.
249—468. 9. Juni.
249—460. Feier der Vestalia.
Vesta (gleichen Stammes rniVEnTla)
war die in Bom seit alters hoch-
verehrte Göttin des häuslichen und,
insofern die Stadt ^ewissermafsen
eine grofse Familie ist, des städti-
schen Lebens. Das Leben im Hause
aber bewegt sich um den Herd als
seinen Mittelpunkt, und so galt das
Herdfeuer als Symbol der Vesta
und wurde als Vesta verehrt. Preller
n S. 165 ff.
249 — 256. Anrufung der Göttin.
— 249. operari ^sich beschäftigen'
wird öfters von heiligen Handlungen
gebraucht; sein Partie. Perfecti hat
dann die Bedeutung des Präsens:
vgl. met. VII 746: studiis operata
Dianae und Nipperdey z. Tacit.
ann. II 14. — 252. Vgl. Verg. Aen.
I 402, wo von Venus gesagt ist
rosea cervice refulsit; in den Ge-
filden des Elysiums läfst derselbe
Aen. VI 640 ein purpureum lumen
leuchten, s. oben I 94. — 263. va-
leant mendacia v,: 0. hatte sonst in
solchen Fällen die Götter selbst
erscheinen und über ihr Wesen
und ihre Feste Bescheid geben
lassen (s. Einleit. S. 16 f.): jetzt will
er diese Erdichtung verschmähen,
262
Ovidi fastoram
te; dea, nee fueras aspicienda viro.
255 sed quae nescieram, quorumque errore tenebar^
cognita sunt nullo praecipiente mihi.
Dena quater memorant habuisse Parilia Romam^
cum flammae custos aede recepta dea est^
regis opus placidi, quo non metuentius uUum
260 numinis ingenium terra Sabina tulit.
quae nunc aere vides^ stipula tum tecta videres^
et paries lento vimine textus erat,
hie locus exiguus^ qui sustinet atria Yestae^
tunc erat intonsi regia magna Numae.
265 Forma tamen templi; quae nunc manet, ante fuisse
dicitur^ et formae causa probanda subest.
Vesta eadem, quae Terra: subest vigil ignis utrique^
signiöcantque deam templa focusque suam.
terra pilae similis, nullo fulcimine nixa^
270 aere subiecto tam grave pendet onus.
[Ipsa Yolubilitas libratum sustinet orbem^
fühlt sich dann aber durch die
blofse Nähe der Göttin über alles
belehrt.
257—282. Lage und Gestalt des
Tempels. Er stand am nördlichen
Abhang des Palatins nach dem Fo-
mm zu in der Nähe der sacra via,
war rund, weil ursprünglich nur
ein Überbau über dem heiligen
Feuer, und galt für ein Werk ent-
weder des Bomulus, als des Grün-
ders der Stadt, oder des Numa,
auf den die Römer alle priester-
lichen Einrichtungen zurückzufüh-
ren sich gewöhnt hatten. Unmittel-
bar an diesem (kleinen) Tempel
(yon. nur 18 M. Durchmesser) lag
das stattliche Atrium Yestae, auch
Atrium regium genannt, nach 0.
die alte Besidenz des Numa, später
die Wohnung der Vestalinnen, so
(^Hof) genannt, weil der Bau zwar
auch ein Tablinum und Cellae ent-
hielt, das Atrium aber besonders
ausgedehnt war. Nahe diesen Ge-
bäuden hatte auch der Pontifex
maximus sein Amtshaus in der Regia.
Von dem Tempel ist nur die Gufs-
masse des Stylobaten noch vorhan-
den (gefunden im J. 1874), viel
gröfsere Reste von dem Atrium,
welche die Verteilung der Räum-
lichkeiten genau erkennen lassen
(ausgegraben im Winter 1883/84).
267. Über die Parilia, das Grün-
dungsfest der Stadt Rom, s. IV 721 ff»
Romulus herrschte 37 (oder 38) Jahre,,
sodafs also 0. die Gründung des
Tempels in das dritte (oder zweite)
Regierungsjahr des Numa setzt.—
258. Die flammae custos ist Vesta,
welche von Cicero de nat. deor. II
27, 67 rerum custos intimarvm, von
Velleius II 131 perpetiAorum custos
ignium genannt wird. — 259. Vgl.
Liv. I 18, 1: Incluta iustitia reli-
gioque ea tempestate Numae Pompili
erat Curibus Säbinis habitabat con-
sultissimus vir — omnis divini atque
humani iuris, — 261. s. I 201 f.
III 183ff. — 263. atria: z. IV 624. —
264. intonsi: z. II 30. — regia magna,
nach dem Begriffe jener Zeit, halb
ironisch; vgl. tr. 1111,30: haec fuit
antiqui regia parva Numa^,
267. Vgl. Dionys. II 66: 'Eetia
d* dvcc'nsLcd'ai v6 nvQ vofti^ovaiVy
Ott yri TS oiaa rj d'sog Hai tov fii'
oov %axB%ovaa xov Tioofiov xonov
rag dvdipSLg tov [lbtccqgCov noiBi-
%ui avQog afp iavTTJg, — Die Mei-
nung, dafs die Erde rund sei, ist
alt; schon Pythagoras lehrte so,
dann u. a. auch Plato und Aristo-
teles. — 270. Vgl. met. I 12: «ec
circumfuso pendebat in aere tellus
ponderibus librata suis,
271—278 stören den Zusammen-
VI 254—293.
263
quique premat partes , angulus omnis abest.
cumque sit in media rerum regione locata
et tangat nulluni plusve minusve latus:
275 ni convexa foret, parti vicinior esset,
nee medium terram mundus baberet onus,
arte Syracosia suspensus in aere clause
stat globus, immensi parva figura poli:]
et quantum a summis, tantum secessit ab imis
280 terra, quod ut fiat, forma rotunda facit.
par facies templi: nuUus procurrit in illo
angulus. a pluvio vindieat imbre tholus. —
Cur sit virginibus, quaeris, dea culta ministris?
inveniam causas hac quoque parte suas.
285 Ex Ope lunonem memorant Cereremque creatas
semine Satumi, tertia Vesta fuit.
utraque nupserunt, ambae peperisse feruntur,
de tribus impatiens restitit una viri.
quid mirum, virgo si virgine läeta minislra
290 admittit castas ad sua saera manus?
Nee tu aliud Vestam quam vivam intellege flammam,
nataque de flamma corpora nuUa vides.
iure igitur virgo est, quae semina nuUa remittit
hang, sind in sich unklar und rüh-
ren kaum von 0. her; auch feh-
len die V. 271—276 in den meisten
Handschriften. — 271. volubüitas
nämlich des Weltalls, s. v. 299;
einen Umschwung des Weltalls hatte
zuerst Thaies gelehrt, Anaxagoras
denselben für den Grund des un-
bewegten Schwebens der Erde an-
gesehn. — libratum sustinet, ^hält im
Gleichgewicht*. — 272. qui premat
partes, der einen Teil der Erde her-
unterdrückt und damit das Gleich-
gewicht stört; diese lao^qonCa der
Erde war nach Plato die Ursache
ihrer Buhe, Phaedon p. 109 A. —
273. locata: Subj. terra; rerum d.h.
mimdi, — 274. Unter lattAS und
pars (v. 275) sind Teile des mundus
gemeint.
276: d. h. mundus non haberet
molem terrae in medio. — 277 und
278 beziehen sich auf das berühmte
Planetarium (d. h. eine Nachbil-
dung der Himmelskugel, des pölus)
des Mathematikers Archimedes in
Syrakus, welches von einer Glas-
kugel umschlossen {in aere clauso)
vermittelst einer sinnreichen Ma-
schinerie die Bewegung der Plane-
ten veranschaulichte; s. Cicero de
rep. 1 14, 21. de nat. d. II 35, 88.
Tuscul. I 25, 63. — SyracosiiM, Zv-
QaHoaiog -von der dorischen Form
SvQccHoaai.,
283—294. Warum die Vestalinnen
(eigentlich die Hausmütter des rö-
mischen Staates und demnach als
Frauen gekleidet) Jungfrauen sein
mufsten. Dafür giebt 0. zwei Gründe
(285—290 und 291—294) an.
285. Die italische Ops wurde nach
dem Vorgänge des Ennius (p. 169.
170. 172 Vahl.) vielfach mit der
griechischen Bhea, wie Saturnus
mit Kronos, identificiert (Preller II
S. 22 f. ) ; s. Hesiod. theog. 453 :
^Peia S* vieoSfirid'siGa Kqovco tSHS
xal "Hqtjv xqvGonidikov, — 288. im-
patiens viri, nicht geneigt zu dulden
einen Mann; ohne Neigung für
einen Mann; vgl. met. I 479: im-
patiens expersque viri, IV 260 : nym-
pTiarum impatiens,
290. castas: füge ein *nur' hinzu.
264
Ovidi fastoruin
nee eapit, et comites virginitatis amat. —
295 Esse diu stultus Vestae simulacra putavi^
mox didici curvo nuUa subesse tholo:
ignis inextinctus templo eelatur in illo^
effigiem nuUam Vesta nee ignis habet. —
Stat vi terra sua: vi stando Vesta vocatur,
300 causaque par Grai nominis esse potest.
at foeus a flammis et quod fovet omnia, dietus,
qai tarnen in primis aedibus ante fuit.
hinc quoque vestibulum dici reor, inde precando
praefamur Vestam, quae loea prima tenet. —
305 Ante focos olim scamnis considere longis
mos erat et mensae credere adesse deos.
nunc quoque, cum fiunt antiquae sacra Vacunae,
ante Vacunales stantque sedentque focos.
venit in hos annos aliquid de more vetusto:
310 fert missos Vestae pura patella cibos. —
Ecce coronatis panis aependet asellis,
— 294. amat com. virg. sc. vir-
gines.
295—298. 0. hatte oben III 45
fälschlich angenommen, dafs im
Tempel der Vesta eine Statue der
Göttin stehe: dies wird jetzt als
Irrtum bezeichnet. Nach Varro
haben die Bömer ^plus annos cen-
tum et septuaginta' ihre Götter
nur durch Symbole bezeichnet und
sie nicht bildlich dargestellt. Mar-
quardt S. 5 f. — 297. ignis *nur Feuer' .
299 — 304. Etymologisches über
Vesta. — 299. Die Ableitung des
W. Vesta von vi fsc. sua] stat ist
verkehrt. — 300. Eat^cc von iatd-
vai, — 302. Das vestibulum ist
eigentlich der Platz zwischen der
Straisenlinie und der Hausthüre,
wird aber oft auch von dem Raum
zwischen der Thür und dem Atrium
gesagt; dort {in primis aedibus, s.
z. I 137) denkt sich also 0. früher
(ante) den der Vesta geheiligten
Herd mit den Penaten angebracht,
der in der späteren Zeit mehr in
das Innere des Hauses, in das Atrium
oder das Peristyl verlegt wurde
(Marquardt, Privataltert. I S. 244),
und leitet das Wort vest, von dem
dort befindlichen focus == Vesta ab :
^vestibulum a Vesta dictum per im"
minutionem\ — 303. Die Anrufung
der Vesta an erster Stelle ist grie-
chische Sitte (daher sprichwörtlich
aqp' ^Eaticcg aQXSO&ai), die Römer
nannten sie zuletzt; Preller, Gr. Myth,
I S. 345. Rom. Myth. H S. 172 f.
305—310. 'In alter Zeit pflegten
die römischen Familien vor dem
Herdfeuer angesichts der Penaten
ihre Mahlzeit einzunehmen (später
in dazu eingerichteten Speisezim-
mern, tricliniis) und zwar sitzend
(wie es noch bei der Feier zu Ehren
der alten Vacuna geschieht) ; dabei
wurde auch stets von den Speisen
neben den Penaten Vesta bedacht,
und so kommt es, dafs noch an
diesem Festtage der Vesta ein alter-
tümlich einfaches Speiseopfer dar-
gebracht wird.' Preller II S. 106 f.
172. 156 f. Marquardt, Privataltert.
I S. 308. — 805. Vgl. Verg. Aen.
VII 176: Perpetuis (= longis, an
einander gereihten) soliti patres
considere mensis. — 307. Vacuna,
eine im Sabinerlande angesehene
Göttin, welche Varro mit der Mi-
nerva verglich. Preller I S. 408 ff.
— 310. fert: continet. — missos:
z. II 634. — pura pat, d. h. ohne
jeglichen Zierat; vgl. Valer. Max.
IV 4, 11, wo er als Zeichen der
alten Einfachheit aufführt: aeternos
Vestae focos, fictilibus etiam nunc
vasis contentos. Propert. V (IV) 1, 21 f.
311—394. Bis zum J. 171 v.Chr.
VI 294—329.
265
et velant scabras florida serta molas.
sola prius farnis torrebant farra coloni,
(et Fornacali sunt sua sacra deae):
315 suppositum cineri panem focas ipse parabat,
strataque erat tepido t^gula quassa solo,
inde focum servat pistor dominamque focorum,
et quae pumiceas versat asella molas.
Praeteream referamne tuum, rubicunde Priape,
320 dedecus? est multi fabula parva loci.
Turrigera frontem Cybele redimita Corona
convocat aeternos ad sua festa deos.
convocat et satyros et, rustica numina, nymphas;
Silenus, quamvis nemo Yocarat, adest.
325 nee licet et longum est epulas narrare deorum:
in multo nox est pervigilata mero.
hi temere errabant in opacae yallibus Idae,
pars iacet et molli gramine membra levat,
hi ludunty hos somnus habet, pars bracchia nectit
gab es in Rom überhaupt keine
Zunft von Bäckern (pistores); das
Mahlen oder Stampfen (pinsere)
und das Backen des Brotes geschah
in der Wohnung der Familie auf
dem Hausherd: das erste war die
Sache von dazu bestimmten Skla-
ven, welche eigentlich pistores
hiefsen, das andere die der Frau
vom Hause. So kommt es, dafs
üer Tag der Vesta, der domina fo-
corum, besonderer Feiertag war für
die bei der Zubereitung des Bro-
tes Beteiligten, sogar für die Esel,
welche die Mühle trieben und jetzt
mit Kränzen von Blumen (v. 469)
und von Brot (de pane monilibtis,
V. 347) geschmückt wurden. Preller
II S. 168. An das Thatsächliche
knüpft 0. zwei Erzählungen, von
denen die zweite mit Yesta nur in
sehr loser Verbindung steht.
312. scdbra m.: die Mühlsteine
mnisten rauh sein, um das Getreide
zermalmen zu können. Abbild, einer
mola bei Baumeister, Denkm, II
S. 933. Marquardt, Privataltert. II
Taf. IV Fig. 6. — 313. sola farra
furnis torrebant, nicht das Brot,
welches auf der Asche gebacken
wurde, v. 316 f. b. ü 619 ff.; über
die Göttin Fomax b. II 626 und
Anm. — 316. focws ipse, ein ein-
facher Herd, vgl. Senec. ep. 90, 23:
panem — primo cinis calidus et fer-
vens testa percoxit. deinde fwrni
paulatim reperti etc.
318. pumiceae molae, nicht von
Bimsstein, sondern ausgehöhlt wie
Bimsstein (cava machina v. 381);
denn die Mühle bestand aus zwei
hohlen Kegeln (oder Trichtern), die
sich um einen massiven feststehen-
den Kegel drehten.
Die V. 319 — 348 erzählte Fabel
ist eine Wiederholung der schon I
391 — 440 erzählten, nur mit Ver-
änderung einiger Namen; sie würde
von 0. beseitigt worden sein, wenn
er die letzte Redaktion noch selbst
hätte besorgen können.
319. ruhictmde Fr.: z. I 391. —
321. Turrigera: s. IV 219 f. und
Anm., über Cybele z. IV 179. —
326. nee licet: mit Beziehung auf
Tantalos, der vom Zeus zum Göt-
termahle eingeladen die ihm dort
anvertrauten Geheimnisse ausge-
plaudert hatte.
327. Der Berg Ida war der Lieb-
lingssitz der Göttin, s. z. IV 179.
182. 249 f. — 329. nectere bracchia
zum Beihentanz, der v. 330 als
Tripudium beschrieben wird. Das
Trip., Dreischritt, bestehend in einem
dreimaligen schnellen Aufstampfen
{pulsare humum, Hör. carm. 1 37, 2.
III 18, 16), meist xar' i^oxriv der
266
Ovidi fastoTum
330 et viridem celeri ter pede pulsat humum.
Yesta iacet placidamque capit secura quietem^
sicut erat; positum caespite fulta caput.
At ruber hortorum custos nymphasque deasque
captat et errantes fertqwe refertque pedes.
335 aspicit et Yestam; dubium, nymphamne putarit^
an scierit Yestam ^ scisse sed ipse negat.
spem capit obscenam furtimque accedere temptat
et fert suspensos corde micante gradus.
forte senex, quo vectus erat, Silenus asellum
340 liquerat ad ripas lene sonantis aquae.
ibat, ut inciperet, longi deus Hellesponti,
intempestivo cum rudit ille sono.
territa voce gravi surgit dea, convolat omnis
turba: per infestas efiFugit ille manus.
345 Lampsacos hoc animal solita est mactare Priapo^
apta asini flammis indicis exta damus.
quem tu, diva, memor de pane monilibus omas:
cessat opus, vacuae conticuere molae. —
Nomine quam pretio celebratior arce Tonantis,
350 dicam, Pistoris quid velit ara lovis.
Cincta premebantur trucibus Capitolia Gallis,
fecerat obsidio iam diuturna famem:
luppiter ad solium superis regale vocatis
^Incipe!' ait Marti, protinus ille refert:
355 ^Scilicet ignotum est, quae sit fortuna meorum,
et dolor hie animi voce querentis eget.
si tarnen, ut referam breviter mala iuncta pudori,
exigis: Alpino Roma sub hoste iacet.
Haec est, cui fuerat promissa potentia rerum,
Tanz der salischen Priester und
wilder Krieger, wird auch bei Ca-
tull 63, 26 von den Anhängern der
Cybele getanzt; vgl. auch Hör. carm.
IV 1, 27.
333. 8. I 391 u. 416. — 338. corde
micante nach TibuU I 10, 12; s. I
426 u. Anm. — 339. s. I 433 f. I 399
u. z. I 396. — 340. lene z. II 704.
341. Über deus Hellesponti und
Lampsacos v. 346 s. I 440 u. Anm.
— 346. 8. I 391. apta sc. Priapo. —
exta: z. I 61. — 347. de pane mon,:
z. I 111. — 348. cessat opus bei der
Mühle.
349 — 394. Veranlassung zur Er-
richtung eines Altars zu Ehren des
Juppiter Pißtor auf dem Kapitol.
349. arce Tonantis (lovis) = in
Capitolio, s. z. II 70. — 361. Der
erzählte. Hergang ^Ilt in das J. 390
V. Chr., als die von den Alpen her-
gekommenen Gallier nach dem Sieg
an der Allia Rom verbrannt hatten
und nun die auf dem Eapitol ein-
geschlossenen Römer belagerten;
vgl. Liv. VI 28 , 6 : spedes — truces
Gallorum.
366. Scilicet: Mars wird in seinem
Unwillen, dafs noch keiner der
Götter aus eigenem Antriebe seinen
Römern geholfen, und dafs er erst
eine Versammlung derselben des-
halb habe veranlassen müssen,
ironisch. — 357. mala i, pud., 'das
zugleich schmachvolle Unglück', s.
371 ff. — 369. s. I 617.
VI 330-375.
267
360 luppiter? hanc terris impositurus eras?
iamque suburbanos Etruscaque contudit arma,
spes erat in cursu: nunc lare pulsa suo est.
Yidimus ornatos aerata per atria picta
veste triumphales occubuisse senes.
365 vidimus Iliacae transferri pignora Vestae
sede: putant aliquos scilicet esse deos.
at si respicerent; qua vos habitatis in arce^
totque domos vestras obsidione premi,
nil opis in cura scirent superesse deorum,
370 et data soUicita tura perire manu.
Atque utinam pugnae pateat locus! arma capessant
et; si non poterunt exsuperare, cadant.
nunc inopes victus ignavaque fata timentes
monte suo clausos barbara turba premit/
375 Tunc Venus et lituo pulcher trabeaque Quirinus
361. 8uburhano8: z, 68. — Etrusca
cont. a., besonders durch die Er-
oberung Vejis. — 362. spes erat in
cursu: 8. V 246. met. XIII 507: in
cursuque mens dolor est, — lare: z.
I 478. Subjekt ist Borna, — 363.
Eine Anzahl römischer Greise,
welche ihre Vaterstadt nicht ver-
lassen wollten, war in dem Atrium
ihrer Häuser, angethan mit dem
höchsten Schmuck, die, welche
triumphiert hatten, mit ihrem
Prachtgewand — einer mit Gold
auf Purpur gestickten (picta) Toga
— zurückgeblieben und von den ein-
dringenden Galliern hingeschlachtet
worden. Liv. V 41. — aerata 'mit
Erz ausgeschlagen', wie dies auch
die homerischen Gemächer waren.
— 366. Beim Herannahen der Gal-
lier wurden die Heiligtümer der
Yesta teils vergraben teils nach
Gäre geschafft; über diese sacra
Vestae als pignora imperii vgl.
Liv. V 62, 7 : quid de aeternis Vestae
ignibus signoque, quod imperii pi-
gnus custodia eius templi tenetur,
loquar? XXVI 27, 14: conditum in
penetrali fatale pignus imperii Mo-
mani. Cicer. pro Scauro 11, 48:
X. Metelli, qui — eripuit flamma Pal-
ladium illud, quod quasi pignus no-
strae salutis atque imperii custodiis
Vestae continetwr; oben z. fast. III
346. — Iliacae Vestae: z. I 628.
m 423.
366. putant etc., wieder ironisch ;
Mars sagt: 'Jene sind vor allem
auf die Rettung der Heiligtümer
bedacht, denn sie glauben ja noch
an die Existenz von Göttern'. —
367. qua in arce: arcem, in qua,
nämlich das Eapitol, auf welchem
sehr viele Götter ihre Tempel,
gleichsam ihre Wohnhäuser hatten;
vgl. die Worte des Manlius b. Li-
vius VI 16, 2: luppiter optime
ma>xime lunoque regina ac Minerva
ceterique dii deaeqite, qui Capito-
lium arcemque incolitis, sidne ve-
strum militem ac praesidem sinitis
vexari ab inimids? — 369. cura
deorum 'Götterdienst'. — S70,perire,
weil die Götter den bedrängten
Menschen nicht helfen; z. sollidta
manu s. Anm. z. III 688.
373. victus Genet. — ignava fata,
d. i. den Hungertod, vgl. met. VIII
618, wo der hinscheidende Meleager
klagt: quod ignavo cadat et sine
sanguine leto, u. VII 544: leto mo-
riiwrus inerti, — 375. lituus, der
Krummstab, ist das stehende Attri-
but der Augurn, die damit bei der
Vogelschau die Himmelsgegenden
bezeichneten, dann auch des Ko-
mulus von seiner Anwendung bei
der Gründung der Stadt; vgl. Cicer.
de divin. I 17, 30: eo Qituo) Bo-
mulus regiones direxit tum, cum
urbem condidit. Abbild, bei Rieh
S. 361. — trahea: z. I 37; vgl.
268
Ovidi fastorum
Vestaque pro Latio multa locuta suo est.
^Publica' respondit *cura est pro moenibus iötis',
luppiter *et poenas Gallia victa dabit.
tu modo quae desant fruges, superesse putentur,
380 effice nee sedes desere, Vesta, tuas.
quodeumque est solidae Cereris, cava machina frangat,
moUitamque manu duret in igne focus/
lusserat, et fratris yirgo Saturnia iussis
adnuit. et mediae tempora noctis erant,
385 iam dueibus somnum dederat labor: increpat illos
luppiter et sacro, quid velit, ore doeet:
^Surgite et in medios de summis arcibus hostes
mittite, quam minime tradere vultis, opem!'
Somnus abit, quaeruntque novis ambagibus acti^
390 tradere quam nolint et iubeantur opem:
esse Ceres visa est. iaeiunt Cerialia dona^
iaeta super galeas scutaque longa sonant.
posse fame vinci spes excidit. Hoste repulso
Candida Pistori ponitur ara lovi. —
395 Porte revertebar festis Vestalibus illa,
qua nova Romano nunc via iuncta foro est.
huc pede matronam vidi descendere nudo:
obstipui tacitus sustinuique gradum.
sensit anus vicina loci iussumque sedere
400 alloquitur quatiens voce tremente caput:
*Hoc, ubi nunc fora sunt, udae tenuere paludes,
Verg. Aen. VII 187: Ipse (Picus)
^uirinali lituo parvaque sedebat
succinctus trahea,
377. publica i. e. omnium deorum.
380. Eroberte Städte wurden von
ihren Göttern verlassen.
381. Ceres solida = grana solida,
nondum fracta. — cava mach.: z.
318. — 382. moUitus, ^geknetet';
vgl. met. VIII 198: flavam modo
pollice ceram mollibat. — 383. virgo
Saturnia, Vesta, s. 286 f. — 385.
dueibus, denen auf dem Kapitel.
389. novis ambagibus acti, ^durch
das sonderbare Rätsel aufgeregt',
8. z. IV 261. — 391. esse Ceres visa
est, nämlich ops, quam tradere
nolint et iubeantur. — 392. Vgl.
Liv. XXX Vm 21, 4: Scuta longa,
ceterum ad amplitudinem corporum
parum lata, et ea ipsa plana male
tegebant Gallos. — 393. excidit, den
Galliern. — 394. Candida, mar-
inorea.
395—416. Warum die Matronen
an den Vestalien barfufs zum Tem-
pel der Vesta zogen. Preller II S.168.
395. illa, nach dem Punkte. —
396. Die nova via lief vom Velabrum
aus (einem an das Forum boarium
grenzenden Platz) den westlichen
Abhang des Palatin entlang, bog
um seine nördliche Spitze herum,
wo sie bei dem Tempel und Hain
der Vesta das Forum (Eomanum)
berührte (dies war die infima nova
via)y und zog sich dann am nörd-
lichen Abhang des Palatins nach
der Velia hinauf. Becker R. A. I
S. 243 ff. — 398. sustinuiqtte: z. I
44. — 400. quatiens caput und voce
tremente, beides Zeichen des Alters.
Die nämliche Erdichtung schon IV
685 ff.
401. fora, d. h. olitorium, boa-
rium und Eomanum. Die Gegend
wurde entwässert durch die von
den Tarquiniern erbauten Kloaken.
VI 376—417.
269
amne redundatis fossa madebat aquis.
Curtius ille lacus, siccas qui sustinet aras^
nunc solida est tellus^ sed lacus ante fuit;
405 qua Velabra solent in circum ducere pompas,
nil praeter salices cassaque canna fuit.
saepe suburbanas rediens conviva per undas
cantat et ad nautas ebria verba iaeit.
nondum conveniens diversis iste figuris
410 nomen ab averso ceperat amne deus.
hie quoque lucus erat iuncis et arundine densus
et pede velato non adeunda palus.
stagna recesserunt^ et aquas sua ripa coereet,
siccaque nunc tellus, mos tamen ille manet/
415 Reddiderat causam. ^Valeas, anus optima!* dixi:
*quod superest aevi, molle sit omne tui/ —
Cetera iam pridem didici puerilibus annis,
S. Becker R. A. I S. 283. — 402.
amne (Tiberi) hängt ab von redwn-
datis. — fossa, Grube (s. IV 821),
Loch. — 403. Auf dem römischen
Forum befand sich eine lacus Gur-
tins genannte Stelle, welche in
historischer Zeit einen Altar {aras
für aram, wie oft templa für tem-
plum) trug, deren Bezeichnung man
aber nicht erklären konnte; die
Sage leitete sie davon her, dafs im
Kampfe zwischen Titus Tatius und
Bomulus ein Sabiner Mettius Cur-
tius in den dort in alter Zeit vor-
handenen Sumpf gedrängt worden
sei, oder dafs sich dort einst ein
Schlund geöfihet und sich erst, als
sich der tapfere M. Curtius hinein-
gestürzt, wieder geschlossen habe.
Wahrscheinlich war es aber ein
von einem Curtius errichtetes puteal
(ein locus fulguritus, wie der Platz
schon von Varro de 1. 1. V 150 ge-
nannt wird) oder die Stelle eines
alten Wasserbeckens. Becker K. A.
I S. 319 f. — 406. Die pompae ctV-
eenses gingen vom Forum Rom.
über das Velabrum (dessen Namen
Varro de 1. 1. V 44 von t?eÄo ableitet,
weil man dort früher auf dem
Wasser fuhr) nach dem Circus
maximus ; s. Becker I 490 f. Tibull.
II 5, 33: At qua Veldbri regio pa-
tet, ire solebat exiguus pulsa per
vada Unter aqua. Propert. V (IV)
9, 5: Qua Velabra suo stagnabant
flumine, quaque nauta per urbanas
velificabat aqtMS.
408. et — iacit, ausschmückende
Zuthat. — 410. deus, der Frucht-
gott Vertumnus, von dem man
glaubte, dafs er als Verleiher der
mannigfaltigsten Gaben selbst auch,
wie Proteus, die verschiedensten
Gestalten annehmen könne, daher
nomen ( Vertumnus von vertere) con-
veniens diversis figuris. Seine Sta-
tue stand zwischen dem Velabrum
und dem Vicus Tuscus (Becker I
S. 489). Der Name ist abzuleiten
von dem annus vertens, während 0.
in seiner Etymologie Propert. V (IV)
2, 7 ff. folgt: Hac (an der Stelle,
wo später die Statue stand) quon-
dam Tiberinus iter faciebat, et aiunt
remorum auditos per vada pulsa
sonos: at postquam ille suis tantum
concessit alumnis, Vertumnus verso
dicor ab amne deus, S. Preller I
S. 461 ff. — 414. mos, nämlich bar-
fufs zu gehn.
417 — 464. Über das Palladium.
S. über dasselbe ApoUod. III 12, 3:
^v&a noXiv utiaag IXog tavtriv [isv
"iXiov inalscsy tco 8h Ja arjfisibv
sv^äfisvog ccvTm %i (pavrjvai, fis^*
Tifiigotv x6 duTCSxlg nalXddiov ago
zrig cuTjv^g Tis^fisvov id'sccöato* ijv
de Tc5 (isys&si XQCmjxv, roig dh
noal ovfißsßriTiogy xal rij fisv Ss^ia
doQv öirjQfisvov k'xov, tri 8h sti^oL
270
Ovidi fastorum
non tarnen idcirco praetereunda mihi.
Moenia Dardanides nuper nova fecerat Uns
420 (Ilus adhuo Asiae dives habebat opes):
creditur armiferae siguum caeleste Minervas
urbis in Iliacae desiluisse inga.
Cura videre fuit: vidi templumque locumque.
hoo superest illic: Pallada Roma tenet.
425 Consulitur Smintheus lucoque obscums opaco
hos non mentito reddidit ore sonos:
*Aetheriam servate deam^ servabitis urbem:
imperium secum transferet iUa locL'
Servat et inclusam summa tenet Uns in arce^
430 enraque ad heredem Laomedonta redit
sub Priamo servata parum. sie ipsa volebat,
ex quo iudicio forma revic^ sna est.
seu genus Adnisti^ sen fartis aptns Ulixes,
seu pius Aeneas — eripnisse ferunt:
435 ftuetoor in ineerto« res est Bomana. tnetur
Yesla^ quod assiduo lumine enncta videL
5^5?? ll.ctt vxiÄ- TrvVdL — nupLT^
^^r^ klrilicCL\ — -icÄ?. Mit Jis^it
beii?icbLttT*<i bi^r ^wi?» i3»:ÖL at«fti. XIII
Jö^l ^cantawna. — -ti;J. <?üm -^ni
r:?mf.»\?L vier F^iiiiSi? üif ii^r curar
s^ I.. I 473l. — stnnsts — XfvuAüii,
t I II.
4Sä. imiicio: P»i&- ilx. ta^ —
4^;^ War daii FttlTanimm Twa, Tw^
iri?ß.iLlica«re TradistciL, «fe ^k
S3ca bei Tösil Aäs. II üfö i?
Sein d«» Tj^iöi»^ ies Sek^riegs-
scoüs de« ;&r7rTiseäfiiL£3iiig!sAsiia-
$i(C$' Tntd Uifrffs dstösüibe aas dani
nccrL aeüse^iaet Truja. g . *aaidii» und
iiunis d^ Gtiäcäiiik dar Steö: be>
^"rms hiki^sit^ jsmm. MnistmL aas
es A^miSii tu» JL. s. s. I oST ms
der ^rsnneixiitsiL S^K^ ^meilBk und
n-it^i I i.iifiL ^^OEsmc — Das fti-
uns dtinL ^it ymit^Tf drrVMMH Bt
ax«i 1. r i'i^ Ton ülraas: jm cämf
/IM. jeswür mermts rmm^mht d
4J&. nic!z;r??3Jaiai«^ti.^hixfBK
^■w*^ brennenoß *'
-iltm* ier ~^«:i*. in^ Ines*
VI 418—468.
271
Heu quantum timnere patres ^ quo tempore Vesta
arsit et est tectis obruta paene suisl
fiagrabant sancti sceleratis ignibus ignes,
440 mixtaque erat flammae fiamma profana piae.
attonitae flebant demisso crine ministrae:
abstulerat vires corporis ipse timor.
provolat in medium et magna ^Succurrite!' voce
^non est auxilium flere' Metellus ait.
445 ^pignora virgineis fatalia tollite palmis!
non ea sunt votO; sed rapienda manu!
me miserum! dubitatis?' ait. dubitare videbat
et pavidas posito procubuisse genu.
haurit aquas tollensque manus, ^Ignoscite', dixit
450 ^ Sacra! vir intrabo non adeunda viro.
si scelus est; in me commissi poena redundet:
sit capitis damno Roma soluta mei/
Dixit et irrupit. factum dea rapta probavit
pontificisque sui munere tuta fuit. —
455 Nunc bene lucetis sacrae sub Gaesare flammae:
ignis in Iliacis nunc erit estque focis,
nuUaque dicetur vittas temerasse sacerdos
hoc duce nee viva defodietur humo.
sie incesta perit^ quia quam violavit^ in illam
460 conditur, et Tellus Vestaque numen idem est. —
Tum sibi Callaico Brutus cognomen ab hoste
fecit et Hispanam sanguine tinxit humum.
Scilicet interdum miscentur tristja laetis,
nee populum toto pectore festa iuvant.
465 Grassus ad Euphraten aquilas natumque suosque
perdidit et leto est ultimus ipse datus.
*Parthe, quid exultas?' dixit dea 'signa remittes,
quique necem Grassi vindicet, ultor erit.'
— 437. Der Brand des Vestatempels
im J. 241 y. Chr. und die That des
Pontifex maximus L. Oaecilius Me-
tellus wird oft erzählt. Preller 1
S. 299. — Vesta ist in anderem Sinne
zu arsit als zu obruta zu nehmen.
445. pignora fatalia: s. z. III 346
u. VI 365. — 449. haurit aquas:
zur SühnuDg; s. II 40. 45 f. u. z.
V. 46. IV 314. — 450. z. III 417;
non adeunda, advza,
452. Metellus wurde, weil er das
Heilige mit Augen geschaut, blind,
vom Senat aber für seine That hoch
geehrt.
465—460. sub Caesare, Augusto,
B. z. I 529 u. z. II 138. — 456. Iliacis
f.: z. 1 528. — erit estque =» erit ut est
(s. z. I 299), so auch oft im Griech.
vgl. z. B. Soph. Electr. 676 : &av6vz'
'OqiozTiv vvv Tfi %al naXai Xsya).
— 457. vittas t: z. III 30. — 458.
Vestalinnen, welche das Gelübde
der Keuschheit gebrochen hatten,
wurden lebend in tiefer Erde {viva
humus eigentl. gewachsener Boden,
s. z. II 315) begraben. — 460. S.
V. 267 u. Anm.
461 — 468. Der 9. Juni war zugleich
der Tag eines Sieges des D. Junius
Brutus über die Gallaeci {KaXXai-
noC^ welche zwischen den Asturea
1
272
Ovidi fastomm
At simul auritis violae demnntur aselliS;
470 et Cereris fruges aspera saxa terant,
navita puppe sedens ^Delphina yidebimus\ inquit
'umida cum pulso nox erit orta die'.
lam, Phryx, a nnpta quereris, Tithone, relinqui,
et vigil eois Lueifer exit aquis:
475 ite, bonae matres (vestrum Matralia festum),
flavaque Thebanae reddite liba deae.
Pontibus et magno iuncta est celeberrima circo
und dem Darius ihre Wohnsitze
hatten) im J. 136 v. Chr. und der
Niederlage des M. Licinius Crassns,
s. z. V 679.
469—472. 10. Juni. Spätauf-
gang des Delphins.
469. S. V. 311. — 470. S. v. 348.
473—648. 11. Juni.
473. z. I 461. — 474. eou8, rjmog;
vgl. met. XV 189: cumque dlbo
£ucifer exit clarus equo, trist. III
5, 66: admisso Litcifer albus equo.
476—662. Matralia, Fest der
Mütter zu Ehren der Mater Matuta.
Diese (der Name ist abzuleiten von
mane, vgl. matutinus) war eine
alt-italische, an vielen Orten Ita-
liens verehrte Göttin der Frühe und
Morgenröte und wurde, wie sie
aus der Finsternis den Tag her-
aufführte, so von den Frauen als
segensreiche Göttin der Geburt ver-
ehrt. Femer galt sie als See- und
Hafengöttin und verschmolz mit
der ihr in vielen Punkten ähnlichen
griechischen Göttin Leukothea. Da
aber in der Geschichte der letz-
teren ihr Sohn Palaemon oder
Melikertes eine grofse Rolle spielte,
so mufste man auch der Mater
Matuta einen Sohn geben und m achte
dazu, freilich wenig glücklich,
den italischen Hafengott Portunus
oder Portumnus. Preller I S. 322 ff.
Die von den drei grofsen griechi-
schen Tragikern behandelte Ge-
schichte der Ino-Leukothea giebt
0. ausführlicher met. IV 416—661,
hier nur skizzenhaft: Ino, die Toch-
ter des thebanischen Königs Kad-
mos, hatte den Sohn ihrer Schwe-
ster Semele und des Zeus, den
jungen Bacchus, aufgezogen und
dadurch den Zorn der Juno aaf
sich geladen; daher macht diese
erst ihren Gemahl Athamas, den
König in dem miny sehen Orcho-
menos, rasend, der die Ino und ihre
beiden Kinder für Löwen hält
{agitur imagine falsa, 489) und
den einen Sohn Learchos tötet,
dann auch die Ino selbst, die sich
im Wahnsinn mit dem anderen
Sohne Melikertes von dem Fels
Moluris ins Meer stürzt; nach der
griechischen Sage (der sich 0. in
den Metam. a. a. 0. anschlielst)
werden dann beide von Neptun zu
Meergottheiten erhoben, die Mutter
unter dem Namen Leukothea, der
Sohn als Palaemon, während sie
nach der hier von 0. befolgten
römischen Sage von den Nereiden
bei dem Sturz aufgefangen und an
die Mündung des Tiber getragen
werden. Wer so die griechische
Sage zuerst auf italischen Boden
verpflanzt und dort weiter hat
spielen lassen, ist unbekannt. •—
Der Tempel der Mater Matuta stand
am Forum boarium und war vom
König Servius Tullius errichtet wor-
den. Becker B. A. I S. 483 f.
476. liba: s. 631 u. Anm. — 477.
Das Forum boarium (der Markt
für den Bindviehhandel) erstreckte
sich vom Circus maximus bis zum
Tiber, über den dort der pons
Aemilius und der p. sublicius föhr-
ten; es war dies seit alten Zeiten
der Ochsenmarkt und daher ein
bronzener aus Aegina weggeführter
Stier dort aufgestellt, von welchem
0. die Benennung des Marktes ab-
leitet.
VI 469-603.
273
area, quae posito de bove nomen habet,
hac ibi luce ferunt Matutae sacra parenti
480 sceptriferas Servi templa dedisse manus.
Quae dea sit^ quare famulas a limine templi
arceat (arcet enim) libaqne tosta petat,
Bacche, racemiferos hedera redimite capillos,
si domus illa tua est^ dinge vatis opus.
485 Arserat obsequio Semele lovis. accipit Ino
te, puer, et summa sedula nutrit ope.
intumuit luno, raptum quod paelice natum
educet. at sanguis ille sororis erat.
Hinc agitur furiis Athamas et imagine falsa,
490 tuque cadis patria, parve Learche, manu,
maesta Leareheas mater tumulaverat umbras
et dederat miseris omnia iusta rogis:
haec quoque, funestos ut erat laniata capillos,
prosilit et cunis te, Melicerta, rapit.
495 est spatio contracta brevi, freta bina repellit
unaque pulsatur terra duabus aquis:
huc venit insanis natum complexa lacertis
et secum e celso mittit in alta iugo.
Excipit illaesos Panope centumque sorores
500 et placido lapsu per sua regna ferunt.
Nondum Leucothea, nondum puer ille Palaemon
verticibus densi Th^^bridis ora tenent.
lucus erat, dubium Semelae Stimulaene vocetur;
481. gwac — petat: die Frage
hängt ab von dem in dirige vatis
opus liegenden 'lafs auseinander-
setzen', qucire famulas etc. : s. 651 ff.
— 483. Bacchus wird angerufen,
weil er zu demselben Geschlechte
(ßomus) ^ie Mater Matuta gehörte.
— 485. arserat obs. Sem, lov,: z.
III 503; vgl. met. III292: perüura-
que amantis obsequio Semele,
487. raptum nat. *den schnell
an sich genommenen Sohn'. — 488.
at — erat: dieser Umstand hätte
eigentlich den Zorn der Juno von
Ino fernhalten sollen. — Die letzte
Silbe Ton sanguis ist ursprünglich
lang und wird so auch von Virgil
u. Tibull vor der Gäsur gemessen;
über die Bedeutung von sanguis s.
z. I 471. -— 489. Hinc: infolge des
Zorns der Juno.
492. ded. iusta: z. III 560. —
493. funestos cap,: sie hatte sich
Oyids Falten.
bei dem Leichenbegängnis die Haare
zerrauft; vgl. met. Iv 520: passis-
que fugit male sana cctpiiis, —
495. 0. meint> den korinthischen
Isthmos, der auf einer Seite von
dem saronischen, auf der andern
von dem korinthischen Meerbusen
bespült wird; s. met. IV 525 und
535 (u. Haupt z. d. St.). Propert. IV
21, 22: Isthmos qua terris arcet
utrumque mare. — 499. Panope, eine
von den Nereiden, deren Zahl hier
(ebenso Plat. Grit. p. 116 E) auf
100, sonst meist auf 50 angegeben
wird.
501. nondum eng mit Leucothea
{AevKod'säf s. z. IV 177) und Pa-
laemon zu verbinden: 'Sie noch nicht
Leuc. (benannt) und jener Enabe
noch nicht Pal.' — 502. vert, densus,
'strudelreich*. — 503. Der Hain
lag in der Nähe des Aventin (v. 518)
an dem Tiber und war der Schau-
274
Ovidi fastomm
maenadas Ausonias incoluisse ferunt.
505 quaerit ab his InO; quae gens foret. Arcadas esse
andit; et Euandrum sceptra tenere loci,
dissimulata deam Latias Saturnia Bacchas
instimulat fictis insidiosa sonis:
*0 nimium facileS; o toto pectore captae!
510 non yenit haec nostris hospes amica choris.
fraude petit sacrique parat cognoscere ritum.
quo possit poenas pendere, pignus habet'.
Yix bene desierat: complent ululatibus auras
Thyiades, eflfusis per sua colla comis;
515 iniciuntque manus puerumque revellere pugnant.
quos ignorat adhuC; inyoeat illa deos:
*Dique virique loci, miserae succurrite matrü'
clamor Aventini saxa propinqua ferit.
Appulerat ripae vaccas Oetaeus Hiberas:
520 audit et ad vocem concitus urget iter.
Herculis adventu, quae vim modo ferre parabant,
turpia femineae terga dedere fugae.
^Quid petis hinc' (cognorat enim), ^matertera Baccbi?
an numen quod me, te quoque vexat?' ait.
525 lUa docet partim, partim praesentia nati
continet, et furiis in scelus isse pudet.
Rumor, ut est velox, agitatis pervolat alis,
estque frequens, Ino, nomen^in ore tuum.
platz der wilden Bacchanalien, die
im J. 186 V. Chr. vom Senat unter-
drückt wurden. Preller 11 S. 368 ff.
Den Namen Stimula leitet Varro
(bei August, de civ. d. IV 11) ab
^de stimülis, quihus ad nimium
actum hom>o impeUittir\- diese itali-
sche Gottheit wurde dann später
mit der ihr dem Namen und dem
Wesen nach ähnlichen griechischen
Semele identificiert. — 604. maena-
des Äusoniae := Latiae Bacchae
V. 607, s. z. IV 468 u. I 56. — 605.
Ärcades — Euander: s. I 469 ff.
507. Saturnia, Juno; dissimulata
deam, * verheimlicht in Bezug auf
die Göttin, die Göttin verbergend';
vgl. V. 90. a. a. I 690: Achilles
veste virum dissimulatus erat —
509. facüis, will^hrig und infolge
davon leichtgläubig, s. II 5. —
pectore captae, wie v. 204 lumine
captus,
611. sacri — ritum gehört so-
wohl zu cognoscere als zu petit ('sie
hat es abgesehen'). — Vor v. 512
ergänze ein 'aber'. — poenas, firau-
dis. — pignus, den Melikertes. —
613. vix bene desierat, (cum) com-
plent: z. V 278. — 614. Thyiades,
QvidSsg (von d"vsiv, dahinstürmen],
die Bacchantinnen, s. IV 468. —
516. pugnant: z. II 648.
•
616. Gemeint sind die Götter des
eben betretenen Landes ; vgl. I 509.
— 519. Den Aufenthalt des aus
Spanien mit den Bindern des Ge-
ryon zurückkehrenden Herkules am
Tiber hat 0. oben I 543 ff. erzählt
OetaeUfS wird Herk. genannt, weil
er sich nachher auf dem Berge
Oeta verbrannte (met. IX 229 ff.);
ebenso Propert. IV (III) 1, 32 : Troia
bis Oetaei numine capta dei, —
625. partim =» partem (des Ge-
schehenen).
626. continet ^hält zurück', weil
sie sich des in der Baserei Be-
gangenen schämt. — 627. Vgl. Verg.
VI 504-661.
275
hospita Garmentis fidos intrasse penates
530 diceris et longam deposuisse famem.
liba sua properata manu Tegeaea sacerdos
traditur in subito cocta dedisse foco.
Nunc quoque liba iuvant festis Matralibus iUam:
rustica sedulitas gratior arte fuit.
535 ^Nunc', ait *o vates', venientia fata resigna,
qua licet, höspitiis hoc, precor, adde meis'.
Parva mora est: caelum yates ac numina sumit
fitque sui toto pectore plena dei.
yix illam subito posses cognoscere: tanto
540 sanctior et tanto, quam modo, maior erat.
^Laeta canam. gaude, defuncta laboribus Ino',
dixit ^et huic populo prospera semper ades!
numen eris pelagi, natum quoque pontus habebit.
in yestris aliud sumite nomen aquis.
545 Leucothea Grais, Matuta vocabere nostris;
in portus nato ius erit omne tuo,
quem nos Portunum, sua lingua Palaemona dicet.
ite, precor, nostris aequus uterque locis!'
Adnuerat, promissa fides. posuere labores,
550 nomina mutarunt. hie deus, illa dea est. —
Cur vetet ancillas accedere, quaeritis? Odit,
principiumque odii, si sinat illa, canam.
Una ministrarum solita est, Cadmei, tuarum
saepe sub amplexus coniugis ire tui.
555 improbus hanc Äthamas furtim dilexit, ab illa
comperit agricolis semina tosta dari.
(ipsa quidem fecisse negat, sed fama recepit.)
hoc est, cur odio sit tibi serva manus.
Non tamen hanc pro stirpe sua pia mater adoret:
560 ipsa parum felix yisa fuisse parens.
alterius prolem melius mandabitis illi:
Aen. IV 173. — 629. Über die weis-
sagende Mutter des Eoander, Car-
mentis oder Carmenta s. I 461 ff.
u. Anm. — penates: z. I 478.
631. Vgl. Varro d. 1. 1. V 106:
Libibm quod ut libaretur, priusquam
e88etiAr,eratcoctum. te8tuattum,quod
in testu caldo coquebatur, ut etiam
nunc Matrdlibus id faciunt matro-
nae, — properata * eilig bereitet'. —
Tegeaea scic.: z. I 545. — 632. sttbi-
fu8 focus ist ein schnell gefeuerter
Herd; vgl. III 723.
637. s. I 473 u. Anm. u. oben z.
V. 6. — 538. Vgl. Schillers Kra-
niche des Ibjkus vom gottbegei-
sterten Dichter: ^So wandert er an
leichtem Stabe aus Rhegium des
Gottes voll'. — 639. posses: z. II
391.-544. in vestris: in dem nun
euch gehörigen.
649. adntierat, Ino. — fides: z. I
359.
551 — 562. Warum Mägde das
Heiligtum der Mater Matuta nicht
betreten durften.
551. accedere: ad templum Ma-
tutae. — odit, Ino. — 666. z. III 861 .
559. pia mater d. h. eine die stirps
liebende Mutter.
i
276
Oyidi fastorum
utilior Baccho, quam fuit ipsa suis. —
Hanc tibi, *Quo properas?' memorant dixisse, Rutili
Muce mea Marso consul ab hoste cades.'
565 exitus accessit verbis, flumenque Toleni
purpureum mixtis sanguine fluxit aquis.
Proximus annus erat: Pallantide caesus eadem
Didius hostiles ingeminavit opes. —
Lux eadem, Fortuna, tua est auctorque locusque^
570 sed superiniectis quis latet iste togis?
Servius est, etenim constat; sed causa latendi
discrepat et dubium me quoque mentis habet.
Dum dea furtivos timide profitetur amores,
caelestemque homini coneubuisse pudet
575 (arsit enim magno correpta cupidine regis,
caecaque in hoc uno non fuit illa viro),
nocte domum parva solita est intrare fenestra,
unde Fenestellae nomina porta tenet.
nunc pudet, et vultus velamine celat amatos,
580 oraque sunt multa regia tecta toga.
An magis est verum, post TuUi funera plebem
563—668. In dem Bundesgenossen-
krieg (bellum sociale oder Marsi-
cum) fiel im J. 90 v. Chr. der Kon-
sul P. Butilius Lupus, im folgenden
der Konsul L. Porcius Cato (Liv.
epit. 76. Appian. b. c. I 60. Oros.
V 18. Peter G. R. II S. 88 f. 02).
Wenn 0. den letzteren nicht und
dafür einen Didius nennt, so scheint
eine Verwechslung oder wenigstens
üngenauigkeit seinerseits vorzu-
liegen; denn ein Didius war damals
nicht Konsul, und von dem Tode
des T. Didius, des Konsuls vom
J. 98 V. Chr., der als konsularischer
Legat sich an dem Kriege betei-
ligte, ist sonst wenigstens nichts
überliefert.
663. Hanc, Matutam. — 666. Der
Tolenus ( j. Turano), ein Nebenflufs
des Yelinus, entspringt im Gebiet
der Marser. — 666. purpureum,
prädikativ. — 667. Pallantide = luce,
z. IV 373. — 668. ingeminavit, weil
der Tod des feindlichen Feldherm
das Selbstvertrauen und damit auch
die Stärke des Gegners vergröfsert.
669 — 636. Stiftungstag des
Tempels der Fortuna in foro
boario, eines Werkes des Königs
Servius TuUius. In demselben stand
ein altes Bild yon Holz, welches mit
zwei Togen verhüllt war und nach
0. allgemein für das des Gründers
des Tempels angesehen wurde, wäh-
rend man über die Ursache der
Verhüllung schwankte. Preller II
S. 180 f.
669. Bei auctor und lotnts ist idem
zu ergänzen, s. 480 und 477 f. —
672. dubium mentis: ebenso Virgil
georg. III 289, und auch in Prosa
bei Hirt, de bell. Alex. 66 und Liv.
XXXIII 26, 6. — 673. Es folgen
drei Ursachen der Verhüllung der
Statue: 673—680, 681—684, 685—
620. — 676. cupido öfters bei Dich-
tem männlich.
676. Sonst pflegt diese Göttin
blind ihre Gaben zu verschenken;
nur Servius war ihrer würdig; s.
Pacuvius (v. 366 bei ßibbeck Trag,
p. 124): Fortunam insanam esse ä
caecam et hrutam perhibent philo-
sophi,
681 ff. Auch Livius und Dionysius
preisen das mite et moderatum im-
perium des Servius, und der letz-
tere erzählt (IV 40), dafs d^o^vj^ov
ysvofisvov noXXov %aza xiiv noXiv
oXriv xal oifimyrjg inl xm TvWov
^avaztp Tarquinius die Leiche heim-
VI 562—602.
277
confusam placidi morte fuisse senis?
nee modus uUus erat; crescebat imagine luctuS;
donec eum positis oeculuere togis.
585 Tertia causa mihi spatio maiore canenda est.
nos tamen adductos intus agemus equos.
Tullia coniugio, sceleris mercede, peracto
bis solita est dictis extimulare virum:
^Quid iuvat esse pares, te nostrae caede sororis
590 meque tui fratris, si pia vita placet?
vivere debuerant et vir mens et tua coniunx,
si nuUum ausuri maius eramus opus,
et Caput et regnum facio dotale parentis.
si vir es, i, dictas exige dotis opes!
595 regia res scelus est! socero cape regna necato
et nostras patrio sanguine tinge manus!'
Talibus instinctus solio privatus in alto
sederat: attonitum vulgus ad arma ruit.
binc cruor, binc caedes, infirmaque vincitur aetas,
600 sceptra gener socero rapta Superbus babet.
ipse sub Esquiliis, ubi erat sua regia, caesus
concidit in dura sanguinulentus bumo.
lieh habe begraben lassen. — 685 ff.
Das Ende des Servius giebt O. in
knappen Zügen nach der dramati-
schen Erzählung des Livius 1 46 ff.
— 585. 86. Dasselbe Bild wie II
360 n. IV 10. Der Dichter will mit
seinen Rossen auf der weiten Bahn
den inneren, kleineren Ereis be-
schreiben (vgl. Hör. sat. II 6, 25:
bruma nivalem interiore diem gyro
trahit\ d. h. soweit möglich, kurz sein.
587. Servius hatte seine beiden
Töchter mit den beiden Söhnen
des Tarquinius Priscus vermählt
und in der Hoffnung die wilden
Charaktere so zu mäfsigen, die
sanfte Tullia dem wilden Lucius
und die wilde Tullia dem sanften
Amns gegeben. Jedoch erreichte
der König seinen Zweck nicht;
Tielmehr bewegt die zweite Tullia,
unzufrieden mit dem langen Leben
des Vaters und der Gemütsart des
Aruns, den Gemahl ihrer Schwester
diese zu ermorden und vermählt
sich mit ihm, nachdem sie Aruns
beseitigt. Dann sinnt das ver-
einigte Paar (jpares) auf den Tod
des Vaters. — 589—596. Vgl. Liv.
I 47, 1 — 5. — 590. pia gegen den
Vater. — 594. dictas, die zugesag-
ten; vgl. met. XI 213: Alcides pro-
missa mimera, dictos poscit equos,
— 595. Vgl. Senec. Thyest. 217:
Sanctitas, pietas, fides privata bona
sunt; qua iuvat, reges eant,
597. Tarquinius hatte sich einen
Anhang unter den patres minorum
gentium gesichert, besetzt da-s Fo-
rum und läfst, obgleich privatus, ^in
regia sede pro curia sedens* den
Senat ^ad regem Ta/rquinivm* rufen.
Servius eilt herbei und macht ihm
wegen seines Unterfangens Vor-
würfe ; Tarquinius antwortet trotzig :
clamor ab uiriu>sque fauioribus ort-
tur et conctMTSus populi fiebat in
cwriam, apparebatque regnatu/rum
qui vicisset. tum Tarquinius — muUo
et aetate et viribiM validior medium
arripit Servium elatumqtte e curia
in inferiorem partem per gradus
deiecit, — ipse prope exsangu%s cum
domum se reciperet (nach dem Es-
quilin) pervenissetque ad summum
Cyprium vicum, ab eis, qui missi ab
Tarquinio fugientem consecuU erant,
interficituT, Liv. I 47. 48. — 699.
hinc cruor, hino caedes = TibuU,
II 3, 38. '
278
Ovidi fastorum
Filia, carpento patrios initura penates,
ibat per medias alta feroxque vias.
605 corpus ut aspexit; lacrimis auriga profasis
restitit. hunc tali corripit illa sono:
*Vadis, an expectas pretium pietatis amarum?
duCy inquam, invitas ipsa per ora rotas!'
Certa fides facti: dictus Sceleratus ab illa
610 vicuS; et aetema res ea pressa nota.
Post tarnen hoc ausa est templum, monimenta parentis^
tangere. mira qnideni; sed tarnen acta loquar:
Signum erat in solio residens sub imagine TuUi:
dicitur hoc oculis opposuisse manum,
615 et vox audita est: ^Vultus abscondite nostros,
ne natae videant ora nefanda meae!'
Veste data tegitur. vetat hanc Fortuna moveri
et sie e templo est ipsa locuta suo:
*Ore revelato qua primum luce patebit
620 Servius, haec positi prima pudoris erit/
Parcite, matronae, vetitas attingere vestes
(soUemni satis est voce movere preces),
sitque Caput semper Romano tectus amictu,
qui rex in nostra septimus urbe fuit. —
625 Arserat hoc templum. signo tarnen ille pepereit
ignis: opem nato Mulciber ipse tulit.
Namque pater TuUi Vulcanus, Ocresia mater
praesignis facie Corniculana fuit.
603. Auch hier bedarf die Erzäh-
lung O.s der Ergänzung aus Livius
(c. 48, 5) : carpento in forum inveeta
(Tullia) nee reverita coetum virorum
evocavit virwn e curia regemque
prima appellavit; a quo facessere
iussa ex tanto twnuUu cum se do-
mum reciperet pervenissetque ad
summum Öyprium vicum — , flectenti
carpentum dextra in ürbium clivum,
tU in collem Esquiliarium evekeretur,
restitit pavidus atque inkibuit frenos
is qui iumenta agebat iacentemque
dominae Servium trucidatum osten-
dit — penates: z. I 478. — 604.
alta, 'hoch aufgerichtet, Btolz';
ebenso met. YI 169.
606. corripit: z. I 626. — 607. Va-
die, an — ? drohend. — 609. Vgl. Liv.
I 48, 7: monumentoque locus est:
Sceleratum vicum vocant. So hiefs
der höchste Teil des Vicus Cy-
prius, einer unter den Carinen nach
dem Colosseum sich hinziehenden
Strafse. — 613. sub imagine T. den
T. darstellend, vgl. met. XIV 769:
dominae sub imagine Signum, II
480. XIII 713.
616. videant, Obj. vultus nostros.
— 620. positi pudoris =» depos.
pudicitiae Born. 0. spricht also
hier von der pudicitia als noch in
Rom vorhanden, während der Sit-
tenverfall damals in Wirklichkeit
schon erfolgt war ; s. Preller I S. 264 f.
621. parcite: s. z. IV 102. — 622.
mov, preces, nicht vestes, — 623.
Bom. amictu, mit der römischen
Toga, 8. z. 569. — 624. septimui:
Titus Tatius, der Mitregent des Bo-
mulns, wird von 0. in der Beihe
der römischen Könige mitgerechnet.
626. Mulciber: z. I 564. Nach an-
deren war der Vater der GeniuB
der Herdflamme, der Hauslar. —
628. Corniculum, alte latinische
VI 603—648.
279
hanc secum Tanaquil, sacris de more peractis^
630 iussit in ornatum fundere vina focum.
hie inter eineres obsceni forma virilis
aut fuit aut visa est, sed fuit illa magis.
iussa foeo captiva sedet. eoneeptus ab illa
Servius a eaelo semina gentis habet.
635 signa dedit genitor, tum cum caput igne coruseo
contigit, inque comis flammeus arsit apex. —
Te quoque magnifica^ Goncordia; dedicat aede
Liyia, quam caro praestitit ipsa viro.
Disce tarnen; veniens aetas, ubi Li via nunc est
640 porticuS; inmensae tecta fuisse domus.
urbis opus domus una fuit spatiumque tenebat,
quo brevius muris oppida multa tenent.
haec aequata solo est, nuUo sub crimine regni,
sed quia luxuria visa nocere sua.
645 sustinuit tantas operum subvertere moles
totque suas heres perdere Caesar opes.
sie agitur censura et sie exempla parantur,
cum vindex, alios quod monet, ipse facit.
Stadt östlich von Rom, deren Lage
nicht genau bestimmbar ist; nach
ihrer Einnahme durch Tarquinius
Priscus war Ocresia, die aus einem
vornehmen Geschlecht von dort
stammte, als Sklavin in das könig-
liche Haus gekommen. — 680. or-
ncetum, ^festiich zugerüstet'. — fo-
cum: im königlichen Palast.
631. öbscenv/m, xo alSotov, —
633. ittösa^ nämlich von derTanaquil,
die *penta, ut vulgo Etrusci, cae-
lestium prodtgiorum' war, Liv. I
34, 9; s. Dionys. IV 2: t^v ywaiHa
TtocfiTiaafjbivTiv , otg i&og iatl xo-
afisiad'ai tag yafiovaivae ^ xara-
nXst^c&'rhtti (lovrjv Big xov ol%ov^
iv m TO tSQccg mtpQ'ri, — 635. ignis
coru8CU8 vom elektrischen Feuer
z.*B. auch Horat. carm. I 34, 6. —
636. fl, apex, d. h. eine Flamme,
welche nach Art eines Priester-
hutes spitz nach oben zuläuft und
als günstiges Omen galt; vgl.
Verg. Aen. II 683. Ov. met. X 279.
ex P. IV 9, 64. Das Prodigium soll
sich an Servius zweimal, während
er schlief, gezeigt haben und wird
auch von anderen Göttersöhnen er-
zählt.
637 — 648. Stiftnngstag des
Tempels der Concordia in der
porticus Livia auf dem Esquilin (der
wohl zu unterscheiden ist von dem
auf dem Forum, I 637 ff.)- l^ort
hatte Augustus das wie eine Stadt
grofse Haus des Vedius Pollio {urbis
opm V. 641; vgl. Sallust. Cat. 12:
dotnos atque villas in urhium mo-
dum exaedificatas) j welches mit
dem verschwenderischsten Luxus
eingerichtet war, geerbt, es aber
zerstören lassen, um seinen Mit-
bürgern kein Beispiel des Luxus
zu geben, und an seiner Stelle
eine grofse Säulenhalle errichten
lassen, welche er nach seiner Ge-
mahlin Livia benannte und im
J. 7 V. Chr. dedicierte. Becker R. A.
I S. 642 f. Preller II S. 261.
637. Te — Concordia dedicat: s.
I 637 ff. , besonders 641 und 649
nebst den Anm. — 638. qimm be-
zieht sich auf Concordia, die aber
hier nicht mehr personificiert ge-
dacht wird. — 643. nüllo 8, crimine
regni: in Beziehung auf Valerius
Poplicola, der, weil er sich in
summa Velia ein Haus gebaut, in
den Verdacht kam, nach der Eönigs-
herrschaft zu streben und das Haus
niederreifsen mufbte. — 647. Dem
280
O^idi fastorum
Nulla nota est veniente die^ quam discere possis;
650 idibus Invicto sunt data templa lovi.
Et iam Quinquatrus iubeor narrare minores:
nunc ades o coeptis, flava Minerva, meis.
*Cur vagus incedit tota tibicen in urbe?
quid sibi personae, quid stola longa volunt?*
655 sie ego. sie posita Tritonia cuspide dixit
(possim utinam doctae verba referre deae!)
^Temporibus veterum tibicinis usus avorum
magnus et in magno semper honore fuit.
cantabat fanis, cantabat tibia ludis,
660 cantabat maestis tibia funeribus.
dulcis erat mercede labor. tempusque secutum,
quod subito Graiae frangeret artis opus ....
Augustus war im J. 19 v. Chr.
die cura legnm et morum vom
Senate übertragen worden; vgl.
Plin. paneg. 45: Vita principis cen-
sura est eaque perpetua; ad hanc
dirigimur, ad hanc convertimur,
nee tarn imperio nöbis opus est quam
exemplo,
649-710. IS.Juni. Stiftungs-
tag eines Tempels des Jup-
piter Invictus und Feier der
Quinquatrus minores; s. z. HI
809. Preller I S. 296 f.
649. nulla nota est v. d. d. h.
am folgenden Tage findet sich
keine Bemerkung im Kalender und
ist also keine Veranlassung vor-
handen über denselben hier etwas
zu sagen ; s. III 429. Y 727 u. Anm.
— 651 ff. Die Quinquatrus minores
oder minuscnlae waren eine beson-
dere Festlichkeit des | Kollegiums
der Tibicines und unterschieden
sich durch diese Beschränkung von
den Quinq. maiores vom 19. — 23.
März (z. III 809), die von sämt-
lichen artifices zu Ehren der Mi-
nerva begangen wurden. Die Tibi-
cines feierten den Tag durch mas-
kierte Umzüge durch die Stadt, zu
welchen sie sich am Tempel der
Minerva, ihrer Schutzgöttin, versam-
melten, und durch einen Festschmaus
in aede levis in Capitolio. Ihre
Secession (s. v. 665) verlegt Livius
(IX 30, 5 ff.) ins Jahr 311 v. Chr.
und stellt sie als eine Folge der
strengen Censur des Appias Clan«
dius dar. — 654. Die stola, ein
langes, bis auf die Füfse reichendes
und mit einer Schleppe versehenes
Gewand, war das gewöhnliche Ober-
gewand der Frauen und zugleich
die stehende Tracht der Flöten-
spieler im Theater. Horat. a. p. 215.
Ov. met. XI 165 ff. S. Marquardt,
Privataltert. U S. 178. Abbild, bei
Baumeister, DenJcm. III S. 1841 f.
— 655. Tritonia {TqixoyBVBia)^ altes
Beiwort der Minerva, entlehnt
entweder von dem Flüfschen Triton
oder von dem tritonischen See in
Libyen, wo sie geboren sein soll.
Das Wort findet sich auch bei
Virgil (Aen. II 171). — posita cu-
spide: z. III 1 ff.
657. Das collegium tibicinum et
fidicinum (oder coli, symphoniaco-
rum), qui sacris pnblicis praesto
sunt, wie es auf einer Inschrift
heifst, wollte schon von Numa ge-
stiftet sein und spielte bei allen
feierlichen Gelegenheiten im Öffent-
lichen und im Privatleben eüie
grofse Bolle; namentlich war die
Anwesenheit der tibicines bei Lei-
chenzügen, welche sie anführten
(v.663.668),unerlärslich. Marquardt
S. 219. Privataltert. I S. 357.
662. Die griechische Kunst ist
die des Flötenspiels; nach diesem
V. ist der Hauptgrund für die Aus-
wanderung ausgefallen, vielleicht,
dafs ihnen die Mahlzeit in aede
lovis entzogen wurde; wenigstens
VI 649-684.
281
adde quod aedilis^ pompam qui funeris irent^
artifices solos iusserat esse decem.
665 Exilio mutant urbem Tiburque recedunt.
exilium quodam tempore Tibur erat!
quaeritur in scaena cava tibia, quaeritur aris,
ducit supremos naenia nuUa toros.
Servierat quidam, quantolibet ordine dignus^
670 Tibure, sed longo tempore liber erat.
rure dapes parat ille suo turbamque canoram
conyocat: ad festas convenit illa dapes.
nox erat; et vinis oculique animique natabant;
cum praecomposito nuntius ore venit
675 atque ita, "Quid cessas convivia solvere?*' dixit,
"auctor vindictae iam venit eece tuae.*'
nee mora, convivae valido titubantia vino
membra movent. dubii stantque labantque pedes.
at dominus "Discedite!** ait plaustroque morantes
680 sustulit. in plaustro scirpea lata fuit.
AUiciunt somnos tempus motusque merumque^
potaque se Tibur turba redire putat.
iamque per Esquilias Romanam intraverat urbem ;
et mane in medio plaustra fuere foro.
berichtet so Livius. — 663. pompam
ire gebildet nach Analogie von
viam ire a. ähnl.; ygl. auch exe-
quias ire am. II 6, 2. — Die Adilen
hatten namentlich über die Be-
obachtung der Aufwandgesetze zu
wachen, und so läfst auch diese
Bestimmung 0. durch Appius Clau-
dius als Ädil getroflfen werden. —
665. Das Exil war natürlich nur
ein freiwilliges. Tibur, das heutige
Tivoli, war berühmt durch seine
herrliche Lage.
666. Der Vers ist erst in Tomi
hinzugesetzt; ygl. ex Pont. I 3, 81:
Quid referam veteres Bomanae gen-
t%8, apud guo8 exulihus tellus ultima
Tibur erat? — 667. quaeritwr, re-
quiritur, 'wird vermifst'. — 668.
naenia, eigentlich das Loblied der
Klageweiber auf den Gestorbenen,
das aber seit den punischen Krie-
gen in Wegfall kam (Marquardt
Privatalt. I S. 358) , steht hier in
der allgemeineren Bedeutung des
cantus funebris. — supremos toros,
die Bahre, auf welcher der Ver-
storbene lag. — 669 ff. Die Erzäh-
lung Ovids ist hier wieder sehr
skizzenhaft. Plutarch, der ziemlich
derselben Tradition gefolgt ist
(quaest. Rom. 55), fügt hinzu, dafs
der listige Freigelassene im Ein-
verständnis mit römischen Beamten
gehandelt hat, und giebt auch im
weiteren manches besser motiviert.
671. rure sug; auf seinem Land-
gute. — 674. praecomposito ore, mit
vorher znrecht gemachter, d. h. Be-
stürzung heuchelnder Miene; s. z.
V 30; vgl. Plutarch: klta i^altpvriq
o ävd'Qmnos iiißaXmv Xoyov mq xov
natQoavog iniovrog avx& v.al ta-
QaTtousvog avvinsias rovg ocvXrjTag
dvctßavcocg itp' äfid^ag öiQQsai
kvkXco TCSQfnaXvTCTOfiivag elg xo Tl-
ßovQi 'KOfi^iBad'ai.
676. vindicta ist eigentlich die
Bute, durch welche bei dem Akte
der Freilassung der Sklave einen
Schlag aufs Haupt erhielt, daher
metonymisch die Befreiung. — 680.
scirpea, ein aus Binsen geflochtener
Wagenkorb. Abbild, b. Rieh S. 551.
683. Die via Tiburtina lief von
der porta Esquilina auf den esqui-
282
Ovidi fastornin
685 Plautius, ut posset specie numeroque senatum
f allere ; personis imperat ora tegi
admiscetque alios et^ ut hunc tibicina coetum
augeat; in longis vestibus esse iubet:
sie reduces bene posse tegi, ne forte notentur
690 contra coUegae iussa redisse suL
res placuit, cultuque novo licet idibus uti
et canere ad veteres verba iocosa modos/ —
Haec ubi perdocuit, ^Superest mihi discere' dixi,
^cur sit Quinquatrus illa vocata dies'.
695 ^Martins' inquit ^agit tali mea nomine festa,
estque sub inventis haec quoque turba meis.
prima, terebrato per rara foramina buxo
ut daret, effeci, tibia longa sonos.
vox placuit: faciem liquidis referentibus undis
700 vidi yirgineas intumuisse genas.
*^Ars mihi non tanti est. valeas, mea tibia!" dixi.
excipit abiectam caespite ripa suo.
inventam Satyrus primum miratur et usum
nescit et inflatam sensit habere sonum
linißchen Hügel. — 685. C. Plautius,
der milde Kollege des strengen
Appias Claudius in der Censur des
J. 312 V. Chr. — 687. ut — augeat
um auch durch Flötenspielerinnen
diese Schar (der zurückgekehrten)
vermehren zu können, läfst er sie
in langen, wallenden Gewändern
auftreten. — 689. notare ist die vox
propria yon der Büge des Censors.
691. Nach Livius dauerten die
Quinq. minores drei Tage: Tunc
concursus populi f actus, inpetrato-
que ut manerent, datum,.ut iriduum
guotannis ornati cum cantu atque
hac, quae rnrnc sollemnis est, Ucentia
per urbem vagarentwr, restitutum-
que in aede vescendi ius eis, qui
sacris praecinerent, — 693. 0. fin-
det den Grund für die Benennung
dieser Quinquatrus (minores) darin,
dafs das Hauptfest der artifices zu
Ehren der Minerva so hiefs, und
dafs, wie das Instrument der tibi-
cines eine Erfindung dieser Göttin
war, so auch das coUegium der
tibicines unter ihrem besonderen
Schutze stand. S. über die Ablei-
tung von Quinquatrus z. III 809
u. vgl. Hygin. fab. 166. — 696. Mar-
tius, mensis; die Quinq. maiores
wurden vom 19. — 23. März gefeiert.
696. turba sc. tibicinum, s. v. 671.
Als Erfinderin der Flöte (die auch
Pindar Pyth. 12, 19, Bion 9 [8], 7
u. a. von ihr erfunden sein lassen)
sieht sich Minerva zugleich als Ur-
heberin, Gründerin der Zunft der
Flötenspieler an; vgl. Cicer. acad.
II 42, 131: Honeste vivere — Zeno
statuit finem esse bonorum, qui in-
ventor et princeps Stoicorum fmt.
— 697. Die alte Flöte (die von
Buchsbaum zuerst in Phrygien ge-
fertigt wurde) hatte nur wenige
(3 — 4) Löcher; vgl. Horat. a. p.
202: Tibia — Simplex foramine
pauco. — 699. vox sc. tibiae. Mi-
nerva besah sich im Wasserspiegel
(vgl. met. IV 312).
701. non tanti est, dafs ich durch
sie mein jungfräuliches Gesicht
entstellen möchte. Ygl. a. a. ni 605.
Propert. m 30, 17. — 703. Der
Satyr ist der phrygische Marsyas,
dessen Wettkampf mit Apollo und
dessen Besiegung und Bestrafung
die Griechen oft erzählt und auf
vielen Bildwerken dargestellt haben,
indem sie durch diese Sage den
Sieg der griechischen mafsvoUen
und beruhigenden Saitenmusik über
VI 685—725.
283
705 et modo dimittit digitis^ modo concipit aoras
iamque inter nymphas arte superbus erat:
provoeat et Phoebum. Phoebo superante pependit:
caesa recesserunt a cute membra sua.
Sum tarnen inventrix auctorque ego carminis huius.
710 hoc est, cur nostros ars colat ista dies/
Tertia lux veniet, qua tu, Dodoni Thyone,
stabis Agenorei fronte videnda bovis.
Haec est illa dies, qua tu purgamina Vestae,
Thybri, per Etruscas in mare mittis aquas.
715 Si qua fides ventis, zephyro date carbasa, nautael
cras veniet vestris ille secundus aquis.
At pater Heliadum radios ubi tinxerit undis,
et Ginget geminos Stella serena polos,
tollet humo validos proles Hyriea lacertos.
720 Continua Delphin nocte videndus erit.
scilicet hie olim Volscos Aequosque fugatos
viderat in campis, Algida terra, tuis,
unde suburbano clarus, Tuberte, triumpho,
vectus es in niveis. Postume, victor equis.
725 lam sex et totidem luces de mense supersunt,
das orientalische au&egende Flöten-
spiel darstellen; s. met. VI 382 ff.
ApoUod. 14,2. — 705. digitis und
auras gehören beide sowohl zu
dimittit als zn concipit; das letz-
tere geschieht durch Zuhalten der
Löcher der Flöte, das erstere durch
das Wiederaufheben der Fiuger.
707. pependit an einem Baume
zum Zweck des Abziehens der Haut.
— 709. Carmen sc. übiae, s. 659 ff.
— 710: damit beantwortet Minerva,
ihre Eede abschliefsend , die y. 694
gestellte Frage.
711—716. 15. JunL Frühauf-
gang der Hyaden (aus deren
Zahl hier nur eine, Thyone, für
alle genannt wird, s. z. V 167);
dieselben be&nden sich am Haupte
des Stiers (V 159), der hier Age-
noreus heilst, weil er zum Lohn
für die Entführung der Tochter
des Agenor, der Europa, unter die
Sterne versetzt war (V 605 ff.). —
713. S. Einleit. S. 30. — 714. per
Etru8cct8 aq.: z. 1 233.
716. Auch Clodius (b. Lyd. de
ost. p. 134^ bemerkt zum 16. Juni:
iitpvqog avv TCO Vota.
717—719. 16. Juni. Spätauf-
gang des Orion (jproles Hyriea,
s. V 493 ff.). — 717. Die Heliades
sind die Töchter des Sonnengottes.
— 718. Stella, kollektiv. — 719.
validos lacertos: z. V 537.
720—724. 17. Juni. Spätauf-
gang des Delphins (seine Fabel
8. ob. II 79 ff.). Auf denselben Tag
fiel der glänzende Sieg, den der
Diktator A. Postumius Tubertus im
J. 431 V. Chr. auf dem Algidus (der
nordwestlichen Abdachung des Al-
banergebirges), wo auch eine Stadt
Algidum lag, über die Äquer und
Volsker davontrug. Liv. IV 26 — 29.
— 721. Mc, der aufgegangene Del-
phin. — 723. suburbano tr., 'durch
einenTriumph über Nachbar städte' .
s. z. V. 58. — 724. Vor den Wagen
des Triumphators wurden vier
weifse Bosse gespannt; vgl. Tibull.
I 7, 8 : Portahat niveis currus ebur-
ntts equis.
284
Ovidi fastoraQi
huic unum numero tu tarnen adde diem:
sol abit a Geminis^ et Cancri signa rubescunt;
coepit Aventina Pallas in arce coli.
lam tua, Laomedon^ oritur nurus, ortaque noctem
730 pellit, et e pratis uda pruina fugit:
reddita, quisquis is est, Summano templa feruntur
tum, cum Romanis, Pyrrhe, timendus eras.
Hanc quoque cum patriis Galatea receperit undis,
plenaque securae terra quietis erit,
735 surgit humo iuvenis telis afflatus avitis
et geminas nexo porrigit angue manus.
Notus amor Phaedrae, nota est iniuria Thesei:
devovit natum credulus ille suum.
[non impune pius iuvenis Troezena petebat:
725—728. 19. Juni (a. d. XIII
kalend. lul.). Eintritt der Sonne
(aus den Zwillingen) in das Zei-
chen des Krebses. — 728. Über
den alten Tempel der Minerva in
Aventino s. z. III 809.
729—762. 20. Juni.
729 — 732. Stiftungstag des
Tempels des Summanus am
Circus maximus. Das Wesen dieses
Gottes war schon den Alten dunkel
(daher Ovids quisquis is est)] er
wurde einerseits als Gott der
Nacht {Summanu^ von suh — mane)^
andrerseits als ein Gott der (nächt-
lichen) Blitze angesehen und viel-
fach mit Juppiter zusammengestellt.
Seine Verehrung in Bom ist alt und
soll schon von Titus Tatius her-
rühren (Varro de 1. 1. V 74). Becker
I S. 473. Preller I S. 243 ff.
729. Die Schwiegertochter des
trojanischen Königs Laomedon ist
Aurora, die Gemahlin seines Sohnes
Tithonus, s. z. IV 31. — 731. red-
dita, dnsSoQ'Ti.
733—762. Spätaufgang des
Ophiuchos und Fabel seiner
Erhebung unter die Gestirne.
Das Datum ist unrichtig von 0.
angegeben.
733. Hanc grammatisch zu be-
ziehen auf L. nurus (v. 729) =« Äth
rora, welcher Begriff sich jedoch
unterdes in den Gedanken des
Dichters in den von lux, dies er-
weitert hat; vgl. V. 567, wo Pah
lantis (Aurora) ohne weiteres für
dies steht. — raXdctsicCj eine von
den Nereiden, den Töchtern des
Nereus und der Doris, vertritt hier
alle ihre Schwestern, wie oben 711
Thyone die sämtlichen Hjaden. —
734. secura übertragen vom Men-
schen im Zustande der auies auf
diese selbst. — 736. Der Oqpiovxog
(von 6q)ig und ^x^)i l^t. Serpen-
tarius oder Anguitenens, wurde als
ein Mann dargestellt, der mit seinen
Händen eine Schlange hält, welche
sich um ihn herumwickelt. In ihm
sah man gewöhnlich den Aescula-
pius, den Sohn des Apollo und der
Nymphe Coronis (I 291), also einen
Enkel Juppiters, der, weil er Tote
auferweckte, von seinem Grofsvater
mit dem Blitz erschlagen, dann
aber auf Bitten seines Vaters unter
die Sterne versetzt war. Der wieder
zum Leben erweckte Tote wird sehr
verschieden benannt, 0. nennt ihn
nach Eratosthenes (s. Hygin. p. a.
II 14) Hippolytus: über ihn und
seine Schicksale s. z. III 265. —
737. Thesei, durch Synizesis zwei-
silbig. — 739. Hippolytus, von
seinem Vater aus Athen verstofsen,
wollte nach Trözen zu seinem
Pflegevater Pittheus fliehen, als
auf dem Wege, wie er die Küste
des Meeres entlang fährt, ein Meer-
ungeheuer in Gestalt eines Stieres,
welches infolge der Verfluchung
seines Vaters Poseidon herausge-
sandt hatte, seine Pferde scheu
macht und seinen Tod herbeiführt.
VI 726—763.
285
740 dividit obstantes pectore taurus aquasj
solliciti terrentur equi frustraqae retenti
per scopulos dominum duraque saxa trahunt.
exciderat curru lorisque morantibus artus
Hippolytus lacero corpore raptus erat
745 reddideratque animam, multum indignante Diana.
^Nulla* Coronides ^causa doloris' ait:
^namque pio iuveni vitam sine vulnere reddam,
et cedent arti tristia fata meae.'
Gramina continuo loculis depromit ebumis
750 (profuerant Glauci manibus illa prius,
tunc cum observatas augur descendit in herbas^
usus et auxilio est anguis ab angue dato),
pectora ter tetigit, ter verba salubria dixit:
depositum terra sustulit ille caput.
755 Lucus eum nemorisque tui, Dictynna, recessus
celat: Aricino Virbius ille lacu.
at Clymenus Clothoque dolent, haec, fila reneri,
hie, fieri regni iura minora sui.
luppiter, exemplum veritus, direxit in ipsum
760 fulmina, qui nimiae moverat artis opem.
Phoebe, querebaris. deus est, placare parenti:
propter te, fieri quod vetat, ipse facit.
Non ego te, quam vis properabis vincere, Caesar,
Dies erzählt 0. ausführlich met.
XV 606 ff. — impune *ohne Gefahr'.
743. curru — arttts = met. XV
524. — 745. multum ind. Diana,
welche dem Jüngling wegen seiner
Keuschheit gewogen gewesen war.
747. vitam sine vulnere r., d. h.
es soll von den durch die Schleifung
verursachten Wunden des Körpers
nichts mehr zu sehen sein.
751. Der Seher Polyidus war von
Minos mit der Leiche seines Sohnes
Glaucus in ein unterirdisches Ge-
mach eingesperrt worden, um von
ihm die Wiederbelebung seines
Sohnes, die er nach einem Orakel-
spruch von ihm erwartete, zu er-
zwingen. Wie nun Polyidus da-
sitzt, über die Erweckung desselben
sinnend, sieht er eine Schlange
herbeikommen und erschlägt sie.
Bald aber kriecht eine zweite her-
bei, weckt durch herbeigebrachte
Kräuter die erste, die also usus
est auxilio ab angue dato, und
giebt so jenem das Mittel auch den
Glaucus zum Leben zurückzurufen,
indem . er (der augur Polyidus) sich
zum Gebrauch der (von ihm in
Bezug auf ihre Heilkraft) beobach-
teten Kräuter entschliefst, descen-
dere in aliquid sich zu etwas be-
quemen, entschliefsen. — 755. Die-
tynna, die Netzestellerin (von ^^x-
xvov)^ Beiname der Diana, s. met.
II 441.
756. *Es ist jener V. am See
von Aricia'; s. z. III 265. — 757.
KXvii,Bvog, Beiname des Pluto, der
die Menschen zu sich ruft, Glotho
(von icZeo'O'fl)), eine der Parcen,
welche den Lebensfaden spinnt. —
760. moverat: s. I 268. IV.113. —
762. Indem Juppiter den Äskulap
unter die Sterne versetzt, erweckt
er ihn wieder vom Tode, was er
vorher am Äskulap bestraft hatte.
768—768. 22. Juni (a. d. X kal.
lul. V. 768), der Tag der Nieder-
lage, welche Hannibal dem un-
286
Ovidi fastornm
si Vetet auspicium, signa movere velim.
765 sint tibi Flaminius Trasimenaque litora testeS;
per volucres aeqaos multa monere deos.
tempora si veteris quaeris temeraria damni;
quintus ab extremo mense bis ille dies.
Postera lux melior. Superat Masinissa Syphacem,
770 et cecidit telis Hasdrubal ipse suis.
Tempora labuntur^ tacitisque senescimus annis,
et fugiunt freno non remorante dies:
quam cito venerunt Fortunae Fortis honores!
post Septem luees lunius actus erit.
775 Ite, deam laeti Fortem celebrate, Quirites!
in Tiberis ripa munera regis habet,
pars pede, pars etiam celeri decurrite cumba,
nee pudeat potos inde redire domum.
ferte coronatae iuvenum convivia untres,
780 multaque per medias vina bibantur aquas.
Plebs colit haue, quia, qui posuit, de plebe fuisse
fertur et ex humili seeptra tulisse loco.
überlegten Koneul Flaminius im
J. 217 am trasimenischen See
beigebracht hat, und daher ein
dies ater (s. darüber Einleit. S. 29);
diese Ealendemotiz verflicht 0. mit
der Ermahnung an Augustus {Caesar
z. II 138), bei ungünstigen Vor-
zeichen kein neues Unternehmen
zu beginnen.
764. Signa movere, zu einem
Kriege aufbrechen. — 766. per vo-
lucres ist wie y. 764 aMspiciwm in
allgemeinerer Bedeutung von allen
ominibus zu verstehen. Die Un-
glück verheifsenden Frodigien,
welche die für die Bömer sorgenden
Götter (aequi di) dem Flaminius
vor seiner Niederlage zuteil wer-
den liefsen , die aber nicht von ihm
beachtet wurden (daher tempora
temeraria v. 767), berichtet Livius
XXII 3.
769—770. Der 23. Juni war der
Jahrestag der Schlacht, in
welcher im J. 203 v. Chr. Masinissa
im Verein mit Lälius den numidi-
sehen König Syphax bei Girta ge-
schlagen und gefangen genommen
hatte, und der Schlacht am
Metaurus, in welcher vier Jahre
vorher Hasdrubal, der Bruder des
Hannibal, von den Bömem ge-
schlagen einen freiwilligen Tod ge-
sucht hatte. C. Peter G. R. I S. 418.
407 f.
771—784. 24. Juni. Feier des
Stiftungstages von zweiTem-
peln der Fors Fortuna, einer
Göttin, welche vorzugsweise von
dem gewöhnlichen Volke und auch
von den Sklaven verehrt wurde.
Sie lagen auf dem rechten Tiber-
ufer an der via Portuensis, welche
den Tiber entlang nach der Por-
ticus Augusti führte, der eine am
ersten, der andere am 6. Meilen-
steine (daher t. propinqua v. 784),
und waren nach 0. beide von Ser<
vius Tullius, dem Sohne der Kriegs-
gefangenen Ocresia (z. 628) und dem
Liebling dieser Göttin (z. 576), ge-
baut. Das Fest erwähnt ^s ein
besonders fröhliches Cicero de fin.
V 24, 70 und nennt es Tiberina
descensio. Preller II S. 180 f.
771. tacitis annis: vgl. tr. IV
10, 27 (ob. S. 3). — 773. honores,
Sacra.
VI 764-797.
287
convenit et servis, serva quia TuUius ortus
constituit dubiae templa propinqua deae.
785 Ecce suburbana rediens male sobrius aede
ad Stellas aliquis talia verba iacit:
^Zona latet tua nunc et cras fortasse latebit:
dehinc erit, Orion, aspicienda mihi/
at si non esset potus, dixisset eadem
790 venturum tempus solstitiale die.
Lucifero subeunte Lares delubra tulerunt
hiC; ubi fit doeta multa Corona manu.
Tempus idem Stator aedis habet, quam Bomulus olim
ante Palatini condidit ora iugi.
795 Tot restant de mense dies, quot nomina Parcis,
cum data sunt trabeae templa, Quirine, tuae.
Tempus luleis cras est natale kalendis:
783. Servius Tullius galt für den
Bepräsentanten des plebejischen
Standes; vgl. Horat. sat. I 6, 9: ante
Tulli ignohile regnum, Liv. IV 3:
Servium TuUium, cwptiva Gornicu-
lana natum, patre nuUo, matre
serva, ingenio, virtute regnum te-
nuisse. — 784. Die schwankende,
unbeständige Göttin (dubia dea) ist
Fortuna.
785—790. 26. Juni. Aufgang
des Orion (vgl. Hygin. p. a. III 33:
Hunc {Orionem) a zona et reliquo cor-
pore aeguinoctialis circulus dividit.
hie habet Stellas — in zona tres) und
Sommersonnenwende.
786. Die subwrbana aedes ist der
Tempel der Fors Fortuna an der
porta Portuensis. — male sobrius:
z. I 669. — 788. dehinc einsilbig
(wie deinde zweisilbig).
791—794. 27. Juni.
791. 792. Stiftungsta^ des
Tempels der Lares publici in
summa sacra via (welcher von
Augustus erneuert war, mon. Ancyr.
IV 7 p. 78 Momms.), s. Becker R.
A. I S. 101. Preller II S. 116 u. oben
V 129 und Anm. — 791. Lucifero:
z. I 46. — deltibra s. z. III 837. —
tulertmt, haben davon getragen, er-
halten (das Grundungsjahr ist un-
bekannt). — 792. docta, ^geschickt'.
Auch der Blumen- und Obstmarkt
war in summa sacra via. Becker I
S. 226.
793. 794. Auf dasselbe Datum fiel
der Stiftungstag des Tempels
des luppiter Stator, den Bo-
mulus m der Schlacht mit den
Sabinem auf dem römischen Forum
gelobt hatte (Liv. I 12, 6); er stand
auf der Stelle, wo der Gott der
schimpflichen Flucht der Homer
Einhalt gethan hatte {^fugam foe-
dam siste^), und zwar nahe der
summa sacra via, wo der Weg durch
die porta Mugionis zum Palatin
hinaufführte. Flut. Cio. 16: iÖqv-
fiivov iv UQX^ trjs tsQccg odov nQog
to naXäriov dviovroav, Becker I
S. 112 f. Preller I S. 198. — aedis
hängt von tempus ab.
796-796. 29. Juni, a. d. EI
kalend. lun. Stiftungstag des
Tempels des Quirinus auf dem
Quirinal; s. z. II 611 und II 499 £f.;
das an diesem Tage gefeierte Fest
bezieht sich wahrscheinlich auf eine
der zwei mit ihm vorgenommenen
Bestaurationen. S. über Quirinus z.
II 476. — 796. trabeae, Quir., tuae
für tibi, Q., trabeato; z. I 37.
797—812. 30. Juni. Stiftungs-
tag desTemplumHerculis(et)
Musarum (vgl. populus Bomanus
288
Ovidi faetorum VI 798—812.
PierideS; coeptis addite summa meis.
dicite, Pierides, quis vos adiunxerit isti,
800 cui dedit invitas victa noverca manus?
sie ego. sie Clio: *Clari monimenta Philippi
aspieisy unde trahit Mareia easta genus,
Mareia, saerifieo deduetum nomeu ab AneO;
iu qua par faeies nobilitate sua.
805 [par animo quoque forma suo respondet. iu illa
et genus et faeies ingeniumque simul.]
nee quod laudamus formam, tu turpe putaris:
laudamus magnas hae quoque parte deas.
nupta fuit quondam matertera Caesaris illi.
810 o deeuS; o saera femina digna domo!'
Sie eeeinit Clio. doetae assensere sorores:
adnuit Aleides increpuitque lyram.
[et] Quirites, socü [et] nomen La-
tinum) ^ errichtet in der Nähe des
Gircus Flaminius von M. Fulvius
Nobilior, dem Besieger der Atelier
(im J. 189 V. Chr.), und wiederher-
gestellt von einem Marcins Philip-
pas, dem Gemahl einer Tante des
Aagustus. S. Becker R. A. I S. 612.
Die Verbindung des Herkules mit
den Musen stammt aus den grie-
chischen Falästren, in denen Gym-
nastik und Musik zusammen als
die Hauptmittel der Erziehung und
Bildung getrieben wurden; Herk.
heifst daher auch bei den Griechen
^HgaTiXrjg iiovaayitrjg und erscheint
auf Bildwerken häufig die Leier
spielend; s. v. 812. Preller II S. 298 f.
797. Prosaisch ausgedrückt: cras
ertmt (oder orientw) hol, luliae. —
798. Pierides: z. II 269. — coeptis
add. summa: 'bringt zum Schlufs
mein Beginnen'; vgl. summa dies
'der letzte Tag' III 849. IV 387. 466.
— 800. Juno hatte nur unwillig
nachgegeben (über inv. manus dare
z. in 688), dafs der von ihr ge-
halste Stiefsohn Herkules nach all
seinen Mühen in den Himmel er-
hoben wurde; s. met. IX 254 ff.
801. Geschichtliche Nachrichten
läfst sich 0. passend durch Clio,
die Muse der Geschichte, geben. —
802. Mareia: damit meint 0. offen-
bar die Gemahlin seines Gönners
Paulus Fabius Maximus (Cons. im
J. 11 V. Chr.), eines Vertrauten des
Augustus; sie war eine Tochter des
Gründers jenes Tempels und einer
Atia, einer Tante des Kaisers {Cae-
saris V. 809 = Augusti , s. z. II 138).
— 803. Das Geschlecht der Marcii
leitete sich von dem König Ancus
Marcius ab, der die kriegerische
Tüchtigkeit des Romulus mit der
Frömmigkeit des Numa zu ver-
einigen bestrebt war, daher sacri-
ficus genannt wird; vgl. Liv. 1 32, 2:
hnge antiquissimum rattis saxira
publica, ut ah Numa instituta erant,
facere, — 804. par (sc. Anco) nobi-
litate: s. II 758 u. z. IV 306.
812. Älcides: z. I 543. — incre-
pare lyram, die Leier ertönen lassen,
ebenso her. 3, 118. am. II 11, 32.
P. ÖVIDI NASONIS
FASTORUM LIBRI SEX.
FÜR DIE SCHULE ERKLÄRT
VON
HERMANN PETER.
ZWEITE ABTEILUNG.
KRITISCHE UND EXEGETISCHE AUSFÜHRUNGEN UND ZUSÄTZE
ZUM KOMMENTAR ENTHALTEND.
DRITTE VERBESSERTE AUFLAGE.
LEIPZIG,
DRUCK UND VERLAG VON B. 6. TEÜBNER.
1889.
Vorbemerkung
über die handschriftliche Überlieferung der Fasten.
Die in der Vorrede zur ersten Auflage der ersten Abtei-
lung S. VII f. kurz dargelegte Ansicht über die handschriftliche
Überlieferung der Fasten habe ich in einer Disputatio critica
de P. Ovidi Nasonis fastis (Progr. der Meissener Fürstenschule
1877) seitdem weiter ausgeführt und durch Stellensammlungen
genauer begründet. Während nämlich A. Riese in seiner Aus-
gabe des Ovid (vol. III, p. VII) den codex Petavianus (jetzt
in der Vaticana), dessen Wert schon Merkel gewürdigt hatte,
seiner Textesgestaltung zu Grunde gelegt und erklärt hat,
ihm folgen zu wollen, 'ubicunque et ratio et res et sermo id
permisit,' habe ich im Gegensatz zu diesem Prinzip nach-
gewiesen, wie zunächst die Zahl von Lesarten, welche wir
dieser Handschrift allein verdanken, eine verschwindend kleine
ist; und wie die Überlieferung anderer Handschriften uns
wenigstens eben so oft richtige Lesarten erhalten hat, ohne
dafs wir berechtigt wären, überall eigene Verbesserungen von
Abschreibern anzunehmen. Aufser dem übrigens nur bis V 24
reichenden cod. Petavianus (von mir im Anschlufs an Merkel
A genannt) sind also zu berücksichtigen in erster Linie der
codex ürsinianus (ü, auch in Rom), dem ebenfalls bereits
Merkel (und ähnlich in der praktischen Kritik auch Riese)
die zweite Stelle in der Reihe der Handschriften zugewiesen
hat, und der codex Mallerstorfiensis (in München, D), von
welchen drei Handschriften jede eine Anzahl richtiger Les-
arten vor den beiden anderen voraus hat, aber auch nicht frei
ist von Interpolationen und anderen ihr eigenen Korruptelen;
dann aber auch der codex Vossianus n. 87 (B), die Kollation
einer verlorenen Handschrift durch Vossius in einer Ausgabe
der Fasten, die sich in der Leidener Bibliothek befindet (C),
der, von Loers allerdings überschätzte, cod. Treverensis (T),
ein cod. Leidensis n. 137 D (L), ein zweiter Vossianus n. 123 (V),
die Kollation eines verlorenen cod. Hamburgensis (H), und
endlich ein cod. Zulechemianus (Z) und ein Mazarinianus (M),
1*
4 Vorbemerkung über die
welche neben vielen Interpolationen uns an einzelnen Stellen
allein unter allen Handschriften die echte Lesart aufbewahrt
haben. Von diesen Handschriften kennen wir nun A zuver-
lässig aus der von Riese vollständig (^aecuratissime, omissis
tantum orthographicis medii aevi quisquiliis' p. VIII) ver-
öffentlichten Kollation H. Keils; aus ü hat derselbe die ihm
wichtig erscheinenden Lesarten aus der Keilschen Kollation
mitgeteilt; während wir andere aus dem Heinsiusschen Apparat
entlehnen müssen; DBCLV habe ich selbst verglichen, eine
Kollation von T hat Loers, eine von Longolius angefertigte
des C Binsfeld drucken lassen, Z und M kennen wir leider nur
aus dem Heinsiusschen Apparat (bei Merkel).
Das Ergebnis meiner Untersuchung habe ich in folgenden
Sätzen zusammengefafst (p. 27 sqq.):
^Originem ducere videntur omnes, qui quidem nunc cogniti
sint, libri mss. fastorum ex uno codice archetypo, quem a littera
significabimus, quem aetate multo inferiorem quam ipsum poe-
tam faisse ex multis mendis, quae omnium conmunia sunt,
elucet, sed eundem saeculo decimo antiquiorem ex codicis A,
qui eins saeculi est, corruptelis quibusdam ita conparatis, nt
inter veram archetypi scripturam, quae in aliis libris integra
servata est, et corruptam codicis A conplures corruptionis gradus
statuendi sint.
üt autem, qualis ille codex a fuisse videatur, adumbremus,
hoc cum probabilitate quadam statuetur, priusquam exararetor,
fastos, cum vel temporum vel eorum, qui legerent scriberentve,
iniuria miserum in modum depravati essent, aliquot corruptelis
sanatis, pluribus oblitteratis hominis alicuius docti cura ad
nostram normam parum religiosa in eam formam redactos
esse, ut conmodius legi possent, unde si quis etiam hunc
librum saeculo quarto vel quinto vel sexto 'emendatum' esse
coUegerit, etsi nuUa subscriptionis vestigia eam operam
testantur, me quidem non habebit dissentientem. Tum vero codex
a multis manibus esse tractatus videtur. qua re cum quaedam
verba paulatim detererentur, praecipue finibus versuum, vel ex
evanidis litterarum notis pristina scriptura eruebatur vel alia
de coniectura addebatur. quaedam varietates etiam per lusum
ingeni esse adspersae videntur, praeterea autem multi loci
similes multaque glossemata vel in margine vel inter lineas,
quem morem iam fine alterius post Chr. n. saeculi usitatum
fuisse ex TertuUiano (adv. Valent. c. 8) scimus. Hie autem
codex, quem similem fuisse iudico archetypo Vergiliano Ribbecki,
saepe exscriptus est, idque haud raro ita ut non diligenter
distingueretur, quid in contextu exstaret, quid inter lineas, sed
ea transsumerentur, quae vel casus vel voluntas vel facilitas
legendi offerrent. ex tali libro ex cod. a deducto, quem ß dico,
handschriftliche Überlieferung der Fasten. 5
qui omni genere vitiorum aucto codici a bonitate cederet, per
alios diverses libros, qui sua quisque fata habuerunt, fluxerunt
Codices AÜD, quorum coniunctis praesidiis codicis ß imago
repraesentatur.
Sed praeter hunc cod. ß etiam alius, quem y nomino, ex
cod. a descriptus est, qui et ipse neglegentiae audaciaeque
mala expertus est et per exemplaria multo recentiora, quam
archetypi ß sunt, graviusque interpolata nobis innotuit, ut eins
notitia admodum obscura et incerta sit. Ut autem etiam magis
Status rei criticae perturbaretur, alia ex hoc librorum genere
ad prius, alia huc illinc transferebantur, quam ob rem plerique
libri scripturas ex utroque genere consociatas praebent neque
de libris recentioribus diiudicare licet, ex utro genere originem
duxerint, utrius scripturae postea inlatae. Itaque stemma de-
pingere non ausus sum.
Ulud etiam nunc dico speroque me persuasisse ad verba
Ovidi fastorum recensenda non solum opus esse codicibus
AÜD — sie enim non ultra codicem ß ascendemus — sed
etiam aliis libris BCZMTHVL, etsi recentiores sunt, ex
quibus codicis y effigies maximam partem restituatur. sie nobis
continget, ut coniunctis auctoritatibus codicis j3, qui est testis
locupletior, et codicis y ad archetypum a enitamur, quantum
in tot tamque gravibus diflferentiis, quae inter j3 et y inter-
cesserant, cum tertius testis non adsit, hoc fieri potest. relin-
quuntur enim multae de cod. a dubitationes, quas discernere
virorum doctorum iudici indolisque Ovidianae scientiae est,
restant etiam in certa cod. a imagine multae maculae Ovidi
ingenio aliena neglegentia, inscitia, temeritate inspersae, quas
indagare et auferre eorundem sagacitatis et sollertiae est.'^)
1) Nach den für 0. Eom angefertigten Kollationen hat die Hand-
schriftenfrage nochmals ausführlich und im einzelnen scharfsinnig und
überzeugend behandelt Fr. Krüger, De Ovidi fastis recemendis (Rostocker
Dissertation 1887), und zwar so, daTs er mit noch gröfserem Nachdruck
als Merkel und Biese für die Bevorzugung des Petavianus (A) eingetreten
ist. Indes mufs auch er einerseits Interpolationen in ihm einräumen
(p. 11 sq.), andrerseits zugeben, dafs nicht nur die am nächsten an ihn
heranreichenden Handschriften U und D, sondern auch die stark inter-
polierten Z und M für die praktische Kritik nicht zu entbehren sind,
so viel er auch dem divinatorischen Talent der Abschreiber zumutet, um
die Autorität gewisser Handschriften herunterzudrücken. Ich halte an
den in der Disputatio criUca entwickelten Grundsätzen auch jetzt noch
fest, obwohl ich über einzelne Stellen jetzt anders urteile, seitdem die
Lesarten der Handschriften genauer bekannt geworden sind. In der
Textesgestaltung selbst sind übrigens die Abweichungen meiner Ausgabe
von denen Merkels und Rieses nicht eben zahlreich; zuweilen hat sogar
der letztere , noch Öfter Merkel* ^' ^ die Lesart des A verschmäht,
wo ich sie in den Text gesetzt habe. (Mit M^ ist die bei Reimer er-
schienene Merkeische Ausgabe von 1841, mit M* die erste, mit M^ die
zweite Teubn ersehe Recension bezeichnet.)
Zu Ovids Fasten
I.
11. Der Zusätze, welche sich auf Thaten der kaiserlichen
Familie beziehen, haben wir mehrere in den erhaltenen Kalen-
darien, z. B. im Praenestinischen: Ti. Caesar ex Pan[nonis et
Delmatis triumph]at;i^ (16. Jan. d. J. 12 n. Chr.), Corp. inscr.
Lat I p. 384; im Ant.: Ti. Aug. in [IlJZynco vic. (3. Äug. 9
n. Chr.), Corp. L L, I p. 398; August friump, (14. Aug. 29 v.
Chr.), Corp, L L. I 399; im Amii: Fer. ex s, c., quod eo die
imp. Caes. divi f. Augtistus apud Actium vicit se et Titio cos.
(2. Sept.), C. L L. I p. 401. Fer. et supplicationes aput omnia
puJ/üinaria, quod eo die Caes. divi f. vidi in Sicilia Censo-
rin(o) et Calvis(io) cos. (3. Sept.). C. I. L. I p. 401; s. auch
die Zusätze zum 12. Okt. C. I. L. I p. 404. — Genaueres
über die Art der Verzierung der Bücherrollen giebt Ovid selbst
trist. I 1, 5 — 8 an, wo er das Aufsere seiner Trauerelegien
beschreibt: nee te purpureo velent vacdnia fuco: non est cofi-
veniens luctibus ille color. nee titulus minio, nee cedro charta
notetur, Candida nee nigra cornua fronte geras; vgl. auch Mar-
tial III 2, 7 — 11: cedro nunc licet amhtäes perunctus et frontis
gemino decens honore pictis luxurieris umbilids, et te purpura
delicata velet et cocco rubeat superhus index. Lucian tcsqI räv
ijtl fitad^ä (Sw. 41 xotq xaXkLötocg rovTOtg ßtßX^oig^ Sv xQ'^oi
fisv o[ 6[ig)aXoiy TtoQtpvQa tf' ^xrod'sv r^ dt(pd'8Qa^ rä d' ivdov
X. t. K. So erwähnt denn Martial XI 4, 5 und XII 26, 5 auch
purpurei fasti, meint aber damit nur den Umschlag der Rollen
(anders Friedländer II S. 169); denn erst seit dem 3. Jahrh.
nach Chr. finden wir die Mode, dafs auch das Pergament, auf
welches man schrieb, purpurn gefärbt wurde (Wattenbach,
Schriftwesen^ S. 107 f., s. auch Birt, das antike JBtichwesen
S. 64 f.). Merkel prol. ad fast. p. XXXVI bezieht pictos nur
auf die Sitte, ausgezeichnete Tage im Kalender durch rote
Farbe hervorzuheben; doch liegt nichts im Wege, hier an die
doppelte Art des Schmuckes zu denken.
23. cum se tulit Riese im Text nach den Hdschrr.; nur
ein q^ hat das von mir aufgenommene fe, was auch Riese in
der adnot. vermutet hat.
26. auspicio felix nach CTHL^, auspice te f Riese nach
B und einigen ^; aspicito et felix A; s. Disp. crit. p. 8.
29. Auch Plutarch Num. 18 sagt, dafs unter Romulus die
Monate dXoyoog xal atdxtGig gezählt seien. Die ratio, welche
0. V. 31 ff. giebt, ist verkehrt; v. 35 f. vertauscht er Grund
und Folge; denn die zehnmonatliche Witwentrauer auch in
späterer Zeit ist eben aus dem alten zehnmonatlichen Jahr zu
erklären, während Ov. hier und III 134 in der Bestimmung
jener Dauer nur eine Bevorzugung der Zahl 10 sieht. Vgl.
I 11—85. 7
Mommsen ChronoL S. 49. Huschke d, alte Böm. Jahr S. 19
Anm. 37. Hartmann d. röm, Kalender S. 28 f.
49. Die Hdschrr. haben: nee toto perstare die sua iura
putaris, was sich allenfalls so erklären liefse, dafs man zu stm
aus die noch einmal diei ergänzt (vgl. III 137 : laurea^ flaminiims
quas toto perstitit anno, tollitu/r)] doch gewinnt der Vers wesent- .
lieh an Deutlichkeit durch Kreusslers nee toti perstare die
(Observ. in Ovidi fast im Progr. des Bautzener Gymnas. 1872,
p. 2), sodafs ich es jetzt, wie auch Riese, in den Text gesetzt
habe. Bährens Jen, Litt, Ztg. I (1874) S. 302 vermutet nee
totes praestare dies su>a iura putaris, Magnus Ztschr. f. Gym-
nasialw, 1881 Jahresber. S. 351 nimmt toto die als Dativ
unter Verweis auf Propert. IV (III) 11, 57, wo ebenfalls toto
als Dativ steht.
54. qui nonus semper ah orbe redit Kreussler a, a, 0. p. 3
und nach ihm Riese; ich habe an der Lesart der Handschrr.
qui nono semper ab orbe redit festgehalten und dieselbe nach
Huschke a. a. 0. S. 291 A. 192 erklärt.
71 ff. Vergl. Cic. de divin, I 45, 102: Nequ^e solum deorum
voees PytJiagorei observitaverunt sed etiam hominum, qtme vocant
omina, qua>e maiores nostri quia valere censebantj idcirco omnibus
rebus agendis ^Quod bonum, faustum, felix fortunatiimque essef
praefahantur, rebusque divinis, qua^ publice fierent, ut Yaverent
Unguis^ imperabatur, inque feriis imperandis ut Hitibus iurgiis
se abstinerent,^ ^
79 ff. Ausführlich schildert die Prozession der neuen Kon-
suln auf das Kapitol (Tarpeias in arces) oder genauer zum
Tempel des Kapitolinischen luppiter (Liv. XXI 63) auf dem
Tarpejischen Felsen Ovid epist ex Pont. IV 9, 7 ff. (geschrieben
um dieselbe Zeit, in welcher das 1. Buch der Fasten umgearbeitet
ist, nämlich 16 n. Chr.) und IV 4 (geschr. 13 n. Chr. s. Th. Matthias
in Fleckeisens Jahrb. 129. Bd. S. 210 f.).
83. iuvenci ÜLTV^, securi ADHV^^, wozu Riese be-
merkt ^an recte'? Doch ist securi sehr wohl, iuvenci kaum zu
entbehren und jenes durch Interpolation aus der Parallelstelle
ex Ponto IV 4, 31 zu erklären: Colla boves niveos certae pro/e-
bere securi, quos aluit campis herba Fälisca stiis,
84. Vgl. Arnob. II 68: In ATbano antiquitus monte
nullos alias licebat quam nivd tau/ros immolare candoris. Die
weifse Farbe wurde der Einwirkung des Wassers zugeschrieben:
in Falisco onmis aqua pota Candidas boves facit, Plin. n, h.
II 230. Dieselbe Eigenschaft hatten übrigens nach der Meinung
der Alten noch andere Gewässer, z. B. der Clitumnus, vgl. Voss
z. Verg. georg. 11 146 S. 329.
85. totum cum spectat in orbem habe ich nach DT^ ge-
schrieben, weil mir der von Riese (u. And., auch von mir in
8 Zu Ovidfl Fasten
der 1. Aufl.) aus ABVL aufgenommene Konjunktiv jetzt gram-
matisch bedenklich erscheint; die Beispiele des Konj. bei Dräger
histor. Synt II S. 545 f. sind meist anderer Art. Die Um-
stellungen von V. 85 f. (von Riese hinter 282, von C. Schenkl
in Güthlings Ausgabe hinter 88) werden sich wohl durch die
in der Anm. gegebene Erklärung als unnötig erwiesen haben.
89. Eine ganz neue Ansicht über das Wesen des Janus
hat jetzt, wenn auch mit Reserve, W. Röscher Hermes der
Windgott S. 119 fi. aufgestellt, indem er in ihm einen Wind-
gott erblicken will. Nach Deecke Etrask. Forsch, II S. 124 ff.
ist er, wie ich aus Marquardt S. 28 entnehme, der Gott des
Himmelsgewölbes, dann des Bogens und Gewölbes überhaupt
S. Jordan zu Preller I S. 166.
99. Den Schlüssel trug Janus als Schliefser. Über das
Attribut des Stabes ist man verschiedener Meinung. Preller,
Möm.MyihölÄ^AIl, 184, will ihm einen Wanderstab sehn; die
Tempel des Janus hätten nämlich alle an Orten, wo ein leb-
hafter Verkehr stattfand, gestanden, und so hätten sich die
Römer diesen Gott als einen rüstigen Wandersmann gedacht.
Eine andere Deutung fafst das baculum als Scepter und Sym-
bol der Herrschaft, während man aus Macrobius sat I 9, 7
(cum clavi ac virga figuratur [lanus] quasi omnium et portarum
custos et rector viarum) zu folgern hat, dafs die Rute zu dem
Inventar eines Thürhüters gehörte; s. bes. Senec. dial. II 14,
Petron. 134: impuUtque super lectum et Jiarundinem ab ostio
rapuit iterumque nihil respondentem mulcavit
103. 0. schliefst sich hier wahrscheinlich an Varro an.
Merkel p. CIL Preller I S. 172. Die Meinung, dafs O. auch
einen etymologischen Zusammenhang zwischen lanus und
Chaos angenommen^ ist nach den vielen anderen unglaublichen
Etymologieen, zu denen er sich verstiegen, und da auch Paulus
p. 52 lanus von Hianus (von hiare = xaCvaiv) ableitet, nahe
gelegt.
110. Zu solum vgl. met. I 73: astra tenent caeleste sohm.
Stat. Theb. I 54: maniimsqtie crtientis pulsat inane solum , also
den leeren Raum.
114. Die zwei Gesichter des Doppelkopfs sind in Rom
stets einander gleich und bärtig. (Abbild, z. B. bei Baumeister
Denkmäler I S. 712.) Die Darstellung, welche den einen Kopf
jugendlich, den andern alt erscheinen läfst, ist nicht antik.
Preller I S. 184.
122. perpetuas nach AÜ^DVL, per tutas Riese mit Ü^T
B^^, s. ab. meine disp. crit. p. 2.
127. Ceriale (so hier und sonst, wo das Wort vorkommt)
nach A (s. Fleckeisen 50 Artikel S. 12. Brambach lat. Orthogr,
S. 136. 324), Cereale Riese nach ÜD^, s. die disp. er. p. 2.
I 85—201. 9
128. Das Rezept für liba bei Cato d, r. r. 15 sqq. S.
Lobeck Äglaoph. p. 1079 sqq. Marquardt S. 164.
141. vergentia ÜBC^, ^recte?' Biese.
146. fassus erat nach ÜM^^, pacttis erat mit den meisten
and. Handschrr. Riese; vgl. jedoch tr. 11 525 sedet vulhi fassus
Telamonius iram. a. a. I 573 ocvlos oculis spectare fatentibus
ignem,
148. Für paiica vermutet Riese larga oder tarda, Ehwald
in Bursians Jahresb. 43 S. 268 plura, Merkel^ liest pacta.
153. amicitur frondibus (vel vestüms) arbos, Bentley (ami-
dtur frondibm 4^ bei Heinsius — *non male' — , amicitur vitibus
UCMO.
159. Vgl. Verg. georg, I 43: Vere novo^ gelidus canis cum
montibus umor liquitur et zephyro putris se glaeba resolvit, de-
presso indpiat iam tum mihi taurus aratro ingmnere et q. s.
163. In Wirklichkeit fiel das Wintersolstitium unter dem
Meridian Roms im J. 46 v. Chr. auf den 23. oder 24. Dez.
S. Ideler Chronol. II S. 123 f. Hartmann, Der röm. Kalender
S. 94 f. Varro de l. l, VI 8: Tempus a bruma ad brumam dum
sol redit, vocatur annus, quod ut parvi drculi anuli, sie magni
dicebantur drdtes ani, unde annus, Censor. d, d. n. 21, 13: Äliis
a novo solCj id est a bruma — incipere annus naturalis videtur.
Plut. qmest Bom. 19.
165. Post haec (Ms, Bris Meadi) scitahar, Bentley. (Post
ea sdtabar, Heinsius.)
171 ff. Derselbe Grund wird auch von Macrobius sat, I
9, 9 u. Amobius III 29 angegeben.
174. Ad qiioscumque voles, Bentley (in dem ihm vorliegen-
den Texte stand velim).
180. Tost 180 lacunam statuo hoc sensu: Trimo igitur
anni quoque die — ." Riese; doch s. meine Anm. z. v. 181.
186. condita Riese nach A, Candida habe ich aus D (mit
dem noch andere Handschriften, z. B. TBC, übereinstimmen)
aufgenommen, vgl. Disp, er. p. 13.
201. Der Tempel war in der Zeit des Augustus verfallen
und wurde von diesem auf des Atticus Erinnerung wieder her-
gestellt. S, Monum. Ancyr. lat. 4, 5 p. 78 Momms.^ Becker
R. Ä. I S. 402 f. Jordan Topogr. I 2 S. 47 f. Offenbar von
demselben einfachen Götterbild spricht TibuU. I 10, 19: Tunc
melius tenuere fidem, cum paupere cultu stabat in exigua ligneus
aede dem. Die Beziehung auf den luppiter Feretrius hat richtig
Burmann herausgefunden, während früher (und jetzt wieder von
Jordan a. a. 0. I 2 S. 25) fälschlich an die alte Statue in dem
berühmten Capitolinischen Tempel gedacht wurde. — Die Stelle
erinnert übrigens an Propert. V (IV) 1,5 f.: Fictilibus crevere
deis haec aurea templa, nee fuit oppröbrio facta sine arte casa.
10 Zu Ovids Fasten
202. Inque dei dextra, Bentley (so auch Heinsius).
205 und 206 halte ich für eine Interpolation, s. d. Epist,
crit p. 14 sq. W. Gilbert (Fleckeis. Jdh/rhl. 1878 S. 771) sucht
das Distichon zu verteidigen, indem er hinter v. 204 nur ein
Komma setzt und v. 205 f. auf den Senator bezieht; ^und er
schämte sich hierbei nicht' u. s. w. So kommt jedoch eine
lästige Breite in die epigrammatische Fassung dieser Stelle,
weil es an jedem Gegensatz zu dem übertriebenen Luxus der
späteren Zeit fehlt; denn da der Senator seine Schafe nicht
mehr selbst weidete, so konnte er auch auf dem Felde sich
keine Ruhe mehr gönnen, und dem gemeinen Hirten dienten
auch später nur stipula und faenum als Unterlage. Bährens
a, a. 0. versetzt das Distichon 205 f. (mit der La. sm) hinter
V. 200, auch nicht überzeugend. — Die Quelle der Interpolation,
die sich allerdings zunächst auf v. 199 f. bezog, ist III 183 — 185.
206. et foenum capiti supposuisse suo, Bentley (= 5^ bei
Heinsius).
223 — 226.^) Wir kennen drei Tempel des lanus in Rom
zu Ovids Zeit, von denen zwei dem L bifrons geweiht waren,
einer dem I. quadrifrons. Der erste ist der von Numa dem
I. Geminus oder Quirinus zu Ehren gegründete, der index paäs
hellique ad infimum ArgileUcm, zwischen dem forum Bomanum
und dem f. lulium, Becker B. A, I S. 118.^) Der zweite
Tempel, ein Tempel des Geminus, stand iuxta theatrum MarceUi
^apud forum olitorium* und war von C. Duilius, dem Sieger
bei Mylä, geweiht. Die Restauration dieses Tempels begann
Augustus, die Weihe vollzog im J. 17 n. Chr. Tiberius (Tac.
ann. II 49). Opfer, welche ^lano ad theatrum MarcellV gebracht
wurden, werden auch in den Fasten zum 17. August und zum
18. Okt. erwähnt. Becker I S. 137 f. 255. 259. Der dritte
Tempel endlich ist der (in später Restauration) noch stehende
des lanus quadrifrons in Velabro.^)
Über die Bilder des lanus in Rom*) giebt es folgende
1) Über die lanustempel, die es überhaupt in Rom gegeben bat,
bandelt ausführlich H. Jordan lanustempel u. Argiletum im Herm. lY
229—254 und zusammenfassend Böm, Topogr. I 2 S. 345—349.
2) Wenn Servius z. Verg. Aen. VII 607 zu* circa imum Argiletum
noch iuxta theatrum Marcelli hinzufügt, so hat er Notizen über die
Lage der beiden ersten Tempel zusammengeworfen, wie er überhaupt
in diesem Stück sehr konfus ist; s. Becker a. a. 0, S. 254 ff. — Diesen
Tempel schildert nach Münzen aus der Zeit des Nero, der ebenfalls den
Tempel geschlossen hat (Baumeister, Denkm. 11 S. 1467), Jordan a. a. 0.
S. 236.
3) Der prachtvolle Tempel des lanus quadrifrons in foro transitorio
Nervae wurde nebst dem Transitorium erst von Domitian erbaut. Becker
I S. 254. Jordan a, a. 0. S. 240 ff. Böm. Topogr. I 2 S. 449 f.
4) Darüber hat einiges der Scholiast. Gruq. zu Horat. sat. II 3, 18, indes
verwechselt er die Statuen und Tempel und ist unbrauchbar. Becker S. 256.
1 202—226. 11
Stellen: 1. Varro d, l. l. V 165: Tertia (porta intra murum)
est lantuilis, dicta ab lano, et ideo ibi positum lani Signum,
et ius instituium a Pompilio, %it scribit in annalibtis Fiso, ut
Sit aperta semper, nisi quom bell/um sit nusquam, 2. Plin. n. h.
XXXIV 33: Fuisse autem statuariam artem familiärem Italiae
guoqtie et vebustam indicant — praeterea lanus gemimis a
Numa rege dicatus, qui pads bellique argumenta cölitur digitis
ita figuratis CCCLXV dierum nota, ut^) per significationem
anni temporis et aevi esse indicent?) 3. Plin. n. h, XXXVI 28:
Par haesitatio (über den Künstler) est — lanus pater in suo
templo dicatus ab Augusto ex Äegypto aävectus utrius (Scopae
an Praxitelis) manus sit, iam quidem et auro occultatus. 4. Ma-
crob. sat, I 9, 13: Ideo et apud nos in quattuor partes spectat
(lanus), ut demonsirat simulacrum eius Faleriis advectum.
5. Lyd. de mens. IV I p. 51, Bk: ^vd'Bv xal r£tQdfiOQq)Ov, djto
rcov t£06dQ(ov TQOTtäv Tcal toioikov avxov aycckfia iv rc5
tpOQG) tov Nagfiä btl xal vvv Xiyaxai 6b(S(o(Siibvov. In der
ersten und zweiten Stelle iöt offenbar derselbe Tempel des
lanus Geminus genannt, dessen Statue (nach Plinius) sehr alt
gewesen sein mufs; daher müssen wir von ihm die in der
dritten Stelle erwähnte Statue scheiden, welche als Werk grie-
chischer Kunst von jüngerem Ursprung hingestellt wird. So-
dann kann die in der vierten Stelle vorkommende Statue nicht
mit der in der ersten und zweiten erwähnten identisch sein,
weil sie quardifrons ist, und auch nicht mit der in der dritten
Stelle erwähnten, weil diese aus Ägypten stammte, jene aus
Falerii. Dafs aber in der 4. und 5. Stelle von derselben Statue
die Rede ist, ergiebt sich aus der Überlieferung des Servius
z. Äen, VII 607 im codex Floriacensis; in welchem auch fol-
gender an sich unverdächtiger Satz sich findet: Postea captis
Faleriis, civitate Tusciae, inventum est simulacrum lani cum
frontibus quattuor (= Stelle 4). propter quod in foro transitorio
constitutum est Uli sacrarium aliud, quod novimus hodieque
quaUuor portas habere.^)
Wir haben also in Ovids Zeit drei Tempel des Janus
in Rom, zwei des I. bifrons und einen des I. quadrifrons, und
ebenso drei Statuen, die erste im Tempel am Argiletum aus
1) So Mommsen röw. Chron. S. 34, sonst wurde gelesen: figuratis
ut CCCLXV dierwm nota, a/ut per significationem.
2) Die Notiz des Frokop {de hell. Goth. I 25), dafs in dem Numa-
nischen Janustempel eine 5 Ellen hohe Broncestatne gestanden habe,
kommt ffir unsere Untersuchung nicht in Betracht.
3) Im Text lesen wir bei Thilo nach den andern Handschriften an-
statt des 2. Satzes: propter qtwd et q. s. folgenden: unde quod Numa
instituerat, translatum est ad forum transitorium et quattuor portarum
unum templum est institutum, der aber in dieser Form seine grofsen
Bedenken hat.
12 Zu Ovids Fasten
sehr alter Zeit, die zweite, ein Werk griechischer Kunst Hn
suo templo dicattcs ab AuguMo ex Aegypto advectus* , die höchst
wahrscheinlich in dem von Augustus und Tiherius erneuerten
Tempel iuxta theatrum Marcelli stand; die dritte endlich war
eine Statue des lanus quadrifrons und aus Etrurien, vielleicht
241 V. Chr. nach Rom gebracht; sie befand sich seit Domitian
in dem von diesem erbauten Tempel (Jordan J?öm. Top. I 2
S. 449 f.), wo bis dahin, ist unsicher.
Von diesen Statuen aber kennt Ovid I 257 f. nur eine
einzige:
Cxim tot Sit iani, cur stas sacrai/us in uno,
hie ubi iuneta foris templa duobus hohes?
also in dem kleinen alten Tempel zwischen dem grofsen und
dem julischen Forum. Zwar konnte er die dritte der oben
aufgezählten Statuen als eine des lanus quadrifrons beiseite
lassen, da er immer nur von dem I. bifrons spricht. Den
prächtigen Neubau iuxta theatrum Marcelli aber erwähnt er
selbst V. 223—226, und da schon vor seiner Einweihung durch
Tiberius die in ihm aufgestellte Statue von Augustus aus
Ägypten herbeigeschafft war (s. Stelle n. 3), so liegt ein offen-
barer Widerspruch in den Worten des Dichters vor.^) Wie
läfst sich derselbe lösen? Während in dem zweiten der hier
in Frage kommenden Abschnitte V. 257 ff. alles in Ordnung
ist, stellen die V. 223—226 dasjenige, was Ovid vorher über
die Einfachheit der alten Zeit gerühmt hat, vollständig auf den
Kopf und bilden einen höchst ungeschickten Abschlufs dieser
Schilderung*), zudem würde sich die Frage v. 229 {in aere) auf
das beste an aera dabant olim v. 221 anschliessen. Durch eine
Umstellung ist hier nicht zu helfen, weil der Widerspruch mit
V. 257 immer bleiben würde; für die Annahme einer Interpolation
fehlt es an jedem zwingenden Grund, also ist nur die von
Merkel p. CCLXIII aufgestellte Möglichkeit übrig, dafs Ovid
die V. 223 — 226 auf die Kunde von der eben erfolgten oder
für die nächstie Zeit angekündigten Einweihung des Tempels
am Theater des Marcellus erst kurz vor seinem Tode hinzu-
gefügt hat und durch denselben verhindert worden ist, den
dadurch entstehenden Widerspruch mit v. 257 zu beseitigen.
227. Die Handschrr. haben das von Riese und Merkel^
1) Wenn Jordan, Eöm, Top. I 2 S. 348 (s. auch Hermes S. 237)
diesen Widerspruch nicht anerkennen will, indem er sagt, das Templum
des Gottes am Marcellustheater sei kein ianus, sondern eine aedes ge-
wesen, so lehrt Martial X 28, 3 ff., wo er von demselben Tempel redet
{pervius exiguos habitabas ante penates, plurima qua medium Borna
terebat iter), dafs er 'passierbar' war, u. Prokop a. o. a. 0., dafs er auf
beiden Seiten Thüren hatte: war es also nicht ein ianus?
2) Die Erklärung Knögels p. 22 f. beseitigt diese Schwierigkeit nicht.
I 226—241. 13
beibehaltene finierat monitus, placidis ita rursm xit ante; dafür
hatte ich in der 1. Aufl. pavidis nach Konjektur eingesetzt
(s. Epist. crit p. 18), in der 2. mit E. Hoffmann (Fleckeisens
Jahrb. 1877, S. 396) aber nur die Interpunktion geändert und
den Punkt hinter finierat gesetzt. Gegen diese Heilung der
Stelle hat indes Nick, Philol Änz, XI S. 298 f. mit Recht auf
met. II 103 {finierat monitus. dictis et q. s.) und auf den
weiten Abstand zwischen verbis und monitus, welchem auch
durch die Änderung clavigeri nicht abgeholfen werde, hin-
gewiesen. Ich bin daher zu der La. der ersten Auflage zurück-
gekehrt, deren pavidis mir mehr der Situation zu entsprechen
scheint als Bährens' (a. a. 0. S. 302) properis,
231. noscere me dwplid posses sub imagine nach Madvig,
Advers. crit. II p. 105; posses ut imagine Merkel u. Biese nach
der Mehrzahl der Handschrr. (A V^), posses ii imagine DL, posses
in imagine BC^.
232. si vetm ipsa dies extenuasset opits *zu dem Zwecke
trägt das as das doppelte Emblem, damit, wenn das Gepräge
auf der einen Seite verwischt wäre, das Gepräge auf der
andern noch den Gott kennbar mache.' E. Hoffmann a. a. 0.
233. Vgl. Macrob. sat I 7, 22: Cum primus (lanus) aera
signarety servavit et in hoc Satumi reverentiam, ut, quoniam
nie navi fuerat advectus, ex una quidem parte sui capitis effigies,
ex altera vero navis exprimeretur , quo Satumi memoriam in
posteros propaga/ret. Dasselbe bei Plut. q. R. 41. 0. scheint
sich auch hier Varro angeschlossen zu haben. Preller {Rom.
Myth. I S. 177 f.) bringt das Schiff mit der Eigenschaft des
Janus als Gott der Häfen (Portunus) und des Geschäftsverkehrs
zu Wasser und zu Land in Zusammenhang, während Mommsen
{Rom. Mümwesen S. 184) diese Erklärung verwirft, weil sich
ja das Schiff als Revers auch auf dem Semis, welcher einen
Juppiter, dem Triens, welcher eine Minerva u. s. w. zum Avers
hätten, finde, *abgesehn davon, dafs hier Janus als Portunus
schlechterdings unbezeugt und wenig wahrscheinlich ist.' Nach
ihm ist die Galeere Wahrscheinlich das althergebrachte aus der
seemächtigen, etwa um die Zeit des Decemvirats sich neu be-
festigenden Stellung Roms hervorgegangene Stadtwappen',
welcher Erklärung ich freilich auch nicht beitreten kann. —
Über die Sage von der Ankunft des Saturnus in Italien
s. Schwegler, Rom. Gesch. I S. 212 ff. Abbildungen des Gottes
mit der Sichel s. in Müllers Denkm. II Taf. LXII n. 800. 801.
237. Andere Ableitungen des W. Latium finden sich sich
bei Schwegler R. G. I S. 197 A. 7 aufgezählt; s. auch Preller
R. M. II S. 15 u. Ennius bei Lactantius inst. I 14 p. 171 Vahl.
239. sacravit in aere, Bentley.
241 ff. S. Epist crit. p. 17 sq., wo ich vorgeschlagen
14 Zu Oyids Fasten
habe, v. 245 f. u. v. 243 f. die Plätze tauschen zu lassen. So
schliefst sich v. 245 besser an 242 an, wie auch v. 247 an 244.
C. Schenkl will 241 hinter v. 244 setzen.
245. a/ra mea est colli, quem volgus nomine nostro AT^,
arx mea collis erat, quem tmlgtis nomine nostro ÜDL^ u. Biese;
in der 2. Teubn ersehen Ausgabe liest Merkel nach eigner Kon-
jektur Ärx mea collis erat vohuSy quem; quem m vtilgus yer-
mutet J. Rappold, Zdtschr. f. österr. Gymn, XXXII S. 808;
ich habe mit Merkel^ cultrix für vulgtis aufgenommen (s. Disp.
crit. p. 19), allerdings nur um die Stelle lesbar zu machen;
denn es ist nur durch wenige c, bezeugt, leider: die Ableitung
des laniculum von lanus und coJere wäre ganz varronisch-
ovidisch.
248. mixta focis Merkel^, der bei der Begründung seiner
Konjektur praef. p. XXXIV an Arat. 102 flF. erinnert, wo es
von der Göttin z/6ci^ heifst: ovdi tcot uvSq&v ov8i noz
aQ%ui(ov rjvT^varo g)vXa yvvatxäv all' avaiill^ SKä^r^TO xal
dbavdrri nag iovöa. Dadurch gewinnt die Konstruktion an
Wahrscheinlichkeit; als notwendig aber wird seine — an sich
feine — Vermutung ebensowenig durch diese Stelle wie durch
die noch citierte Fast VI 301 flF. erwiesen.
261. Als custos erscheint Tarpeja nur hier, ein Zug der
alten Sage, da Tarpeja ursprünglich die Schutzgottheit des Tar-
pejischen Felsens war. S. Schwegler I S. 485 ff. — Dafs Janu8
die rettende Quelle am Fufse des Kapitols, wo dann der Tempel
des lanus Geminus stand, emporsprudeln läfst, beweist die Be-
nennung eines Platzes Lautolae *ad lanum Quirinum' (Varro
de 1. 1. V 156: Lautolae a lavando, quod ibi ad lanum Gemi-
num aquae ccUdae fuerunt, vgl. auch Serv. ad Aen. VIII 361,
Becker i?. A, I S. 349 ff.). Während ich aber in der ersten Auf-
lage annahm, dafs Janus an jenem Thor die Sabiner vom Ka-
pitol fernhielt, hat mich jetzt eine auf Gilberts Widerspruch
hin (a. a, 0, S. 771 ff.) angestellte neue Erwägung zu der An-
sicht Merkels (proleg, p. CXVIII sq.) zurückgeführt. Es
überliefert nämlich Augustin (de cimt dei III 13) ausdrücklich,
dafs die bekannte Schlacht auf dem römischen Forum, welcher
durch die Dazwischenkunft der Frauen ein Ende gemacht
wurde, nach der Einnahme des Kapitols durch die Sabiner,
und zwar innerhalb der Mauern Roms nach der durch List
bewirkten Öffnung der Stadtthore ausgefochten sei: neque enim
et apud Romanos parva fuerunt illa discrimina, si quidem
ad ohsidionem quoque perventum est civitatis clausisque portis
se tuebantur; quibus dolo apertis admissisque hostUnis intra
moenia in ipso foro scelerata et nimis atrox inter generös
socerosque pugna commissa est (bis Romulus dem luppiter Stator
einen Tempel gelobte und die Frauen sich zwischen die Streitenden
I 241—279. 15
warfen). Da nun vorher 0. den Verrat der Tarpeja und die
Besitzergreifung des Kapitols durch die Sahiner bereits er-
wähnt hat (v. 261 f.), so handelt es sich jetzt für Janus darum,
die Sabiner zurückzuweisen, als sie vom Kapitol aus (mde v.263)
mit Hilfe der Juno auch die palatinische Stadt und die zu ihr
führende porta lanualis (Varro de L l, V 165) einnehmen
wollen. Vgl. den ausführlichen Bericht des Macrobius
sat 1 9, 17 u. 18 (aus Varro), mit dem 0., allerdings nicht
in allen Einzelheiten, übereinstimmt: Cum hello Säbino, quod
virginum raptarum gratia commissum eht, Eomani portam, quae
sub radidbus collis Virninalis erat, quae postea ex eventu la-
nualis vocata est, claudere festinarent, quia in ipsam Jiostes
ruehant, postquam est clausa, mox sponte patefacta est, cumque
iterum ac tertio idem contigisset, armati plurimi pro limine, quia
claudere nequibant, custodes steterunt, cumque ex alia parte
acerrimo proelio certaretur, subito fama pertulit fusos a Tatio
nostros. quam ob causam Eomani, qui aditum tuebantur, territi
profugerunt. cumque Sabini per portam patentem inrupturi
essent, fertur ex aede lani per hanc portam magnam vim tor-
rentium xmdis scatentibus erupisse multasque perduellium catervas
aut exustas ferventi aut devoratas rapida voragine deperisse,
ea re pladtum, ut belli tempore velut ad urbis auxilium profecto
deo fores reserarentur,
264. per fora ist die unzweifelhaft am besten überlieferte
La. (von Aü ante ras. DHVL^); welche Merkel auch in der
neuesten Ausg. beibehalten hat; (s.praef, ed. Teubn? p. XXXIV),
doch lehren die Topographen (Becker S. 349, Jordan I 2
S. 63 f. 120 f.), dafs der Clivus Capitolinus erst am Satumtempel
angefangen habe. Daher mufs man sich zu einer der beiden
andern handschriftl. La. entschliefsen : ad fora ^G et fora U
in ras. ^; ich habe jetzt die erstere als die besser bezeugte ge-
wählt, Riese die zweite.
279. Diese Erklärung giebt Macrobius sat I 9, 18, welcher
diesen Brauch mit der von 0. erzählten Geschichte in ursäch-
lichen Zusammenhang bringt: Ea re pladtum, ut belli tempore
velut ad urbis auxilium profecto deo fores reserarentur. Mit dem
Kriege erscheint dieser Janus auch sonst verbunden: Quirinus
wird von dem sabim'schen curis d. h. hasta abgeleitet (Macrob.
I 9, 16), Lydus nennt ihn de mens. IV 1 *Iavbg KvQtvog
wöavsl n^Qo^axog und an einer andern Stelle (IV 2) sq>oQog
xmv inl TCoXe^ov OQ^civrcov, und in einem alten Gesetz über
die spolia opima wird für ihn ein Opfer von einem Böcklein
angeordnet. Schwegler I S. 483. — 0. giebt übrigens eine
Erklärung für die Schliefsung des Tempels in Friedenszeiten,
die mit der von der Ofiftiung im Kriege nicht stimmt; man
würde erwarten: im Frieden schliefse ich das Thor, damit wir
16 Zu Ovids Fasten
vor dem Feinde sicher sind (Schwegler a. a, 0.). Den v. 281
u. 282 liegt dieselbe Anschauung zu Grunde wie Horat. ep. 11
1, 255: Claustraqtie custodem pacis cohibentia lanum. Anders
L. Lange {De duello progr. Lips. 1877 p. 30 sq.): ne qua dis-
cedere possinty um diese Stelle mit v. 121 ff. in Übereinstimmung
zu bringen*, dort ist aber überhaupt nur von dem Schliefseramt
des Janus die Bede und nicht an die porta belli zu denken.
282. ntimine cl(a)mm ero, Bentley und, nach vielen Hand-
schriften — darunter D — (u. älteren Ausgaben) Biese, nomine
ABC^ Nie. Heinsius, Merkel.
290. S. Becker jR. Ä. I S. 652, Mommsen C. inscr. Lot.
p. 382, und die ausführliche Untersuchung von H. Jordan de
Aesculapii Fauni Veiovis lovisque sacris urbanis in den Comment.
phil. Momms. p. 356 — 369. In den Pränestinischen Fasten heifst
es zu diesem Tage: [AescuJZopio Vediovi in insula.
296. promissi pars sit et ipsa mei (so A und mit geringer
Abweichung promissi pars sit et ista ÜBC); den Auf- und
Untergang der Gestirne anzugeben, hat Ovid schon v. 2 ver-
sprochen, also würde die Lesart promissi pars fuit ista, welche
mehrere Handschrr., darunter DT haben, angemessener sein.
Indes ist der Prolog, in dem wir jenes Versprechen lesen, erst
bei der Umarbeitung hinzugekommen, und da sich leicht er-
klären läfst, wie bei der durchgreifenden Interpolation der Fasten
mit Bücksicht auf jene Stelle fuit in den Text kommen konnte,
nicht aber wie sit^ so werden wir diesen Widerspruch der Flüchtig-
keit des 0. zuzuschreiben haben, der nach Hinzufügung des
Prologs diese Stelle zu korrigieren vergafs. S. Disp. er. p. 14.
pars stet et ipsa Merkel^.
297. Felices animae, Bentley (wie dies auch von den besten
Handschrr. geboten wird u. in den Ausgaben bis auf Nie. Heinsius
gelesen wurde, der animos dafür einsetzte).
299. populisque locisquey Bentley. vitisqu^ locisque C. Schenkl.
307. 0. folgt an der Stelle (wie auch amor. II 1, 13) der
Darstellung der Odyssee, wo dieser Versuch von den beiden
Biesen Otos und Ephialtes erzählt wird (A 313):
OL Qa xal ad-avdroiöLV ajcsLkritriv iv 'Okvyi^^fp
(pvkoTuda 6xri6SLV TColvdtxog n:oXs^oto.
"066av ht Ovlv^ncD fis^aßav d'SfisVy avrccQ in "066ri
Urikiov slvoöLfpvlXoVj iv* ovQuvog aiißatog strj.
In den Metamorphosen (I 152) wird nach dem Vorgang
des Virgil {georg. 1 281) auf den Ossa der Pelion, auf den
Pelion der Olympus getürmt. S. A. Zingerle, Zur Behandlung
des Mythos von der Bergauftürmung hei röm. Dichtem in Ztschr,
f. d. österr. Gymn. XXIX (1878) S. 5 flF.
308. summaque Peliaeus nach DUVL^; ipsaque PeL Riese
I 279—323. 17
nach Merkel^ im Text, während er in der adnot. zu summaqtte
hinzugefügt hat ^recte?' imaqtte Fei. A.
311. a6enY Kästner, Neuephilol Bill H (Leipzig 1777) S. 7.
313. Mit Ovid stimmt Columella XI 2, 97 übereiü, beide
haben wohl aus Cäsar geschöpft. An den scheinbaren Früh-
untergang ist nicht zu denken, weil dieser auf den 29. Januar,
und auch nicht an den Spätuntergang, was O.'s Worte sonst
nahe legen, weil dieser auf den 9. Juni fiel. Ideler S. 155.
Über den Namen des Sterns s. Ideler Unterstichungen über
den Ursprung und die Bedeutung der Sternnamen (Berlin 1809)
S. 158 ff.
314. suhivit Riese nach D, sübibit die anderen Hdschrr.,
s. Disp. er, p. 2.
315. Die Angabe O.'s über den Aufgang der Leier ist un-
richtig; der Irrtum stammt aus Cäsars Kalender, da er auch
von Plinius und Columella geteilt wird; wie sich aus Plinius
ergiebt, war der Frühaufgang gemeint: der scheinbare erfolgte
aber schon am 5. [6.] November, der wahre noch früher. Ideler
S. 144 ff.
323 f. Der Gegensatz quia non veniant peciides sed agantur
ist dem thatsächlichen Verhältnis nicht entsprechend; denn
es war gerade notwendig, dafs das Tier gleichsam freiwillig
zum Opfer kam; ein sich sträubendes wurde als ungeeignet
verworfen. Macrob. sat III 5, 8. Serv. z. Äen, IX 624. Daher
wurden die Opfertiere sogar an einem langen Seile geführt:
sed procul eoctensum petulans quatit hostia funem. luven. XII 5.
Wie soll demnach hier passen: *Weil sie nicht kommen, son-
dern getrieben werden.' Ein Fehler liegt also wohl jedenfalls
vor, doch kaum auf selten der Abschreiber; vielmehr schiebe
ich ihn auf ein Mifsverständnis O.s selbst, der seine Quelle,
in welcher etwa stand hostiae agebantur, non trahebantur,
flüchtig gelesen. — Die Reihe von Erklärungsversuchen der
Agonalia hat schon in A eine Umstellung erfahren, da hier
die Verse so aufeinander folgen: 323. 326. 325. 324, offenbar
nur ein Versehen des Abschreibers; aber auch mit Bieses Ver-
mutung, der die Distichen v. 327 f. u. 329 f. ihre Plätze hat
tauschen lassen, wird wenig geholfen. Mehr Beachtung ver-
dienen Schrader (bei Merkel proll. p. CLXIV), der v. 325 f.,
u. Kreussler (p. 4 sq.), der an diesen sich anschliefsend v. 323
—326 hinter v. 330 gesetzt hat, sodafs v. 325. 326 u. 331
Pars putat hoe festum priscis Ägnalia dictum etc. und nam
(so mufs man nämlich- dann jedenfalls mit Kreussler für das
überlieferte et schreiben) pecus antiquus dicebat ^agonid* sermo
eine Erklärung bilden. Eine Umstellung, verbunden mit einer
Änderung, hat indes immer ihre Bedenken; auch sind damit
noch keineswegs alle Schwierigkeiten aus dem Wege ^erSw^s^^
Ovids Fasten. Anh. ^
18 Zu Ovids Fasten
wie kürzlich W. Gilbert (a. a. 0. S. 773 f.) dargelegt hat; be-
sonders stört die Annahme einer Reihenfolge der Benennung des
Festes: Agonalia, Agnalia, Agonalia v. 325 f. Während ich
daher in der ersten Auflage die Verse mit Schrader umgestellt
und et in nam verändert hatte, bin ich jetzt wieder zu der
Lesart der Hdschrr. zurückgekehrt, wenngleich der Ausdruck
in V. 326: *sodafs ein Buchstab der jetzigen Form in dem
alten Worte weggenommen wäre' (so Gilbert) sein Auffallendes
hat. Merkel* schliefst v. 323 — 326 in Klammem.
329. fds etiam die meisten Hdschrr., pars eHam Biese nach q;
s. ab. meine Anm. z. d. St.
335. deocira cecidit mit Merkel^ nach ADL, ceddit dextra
Riese mit U u. den meisten anderen Hdschrr.
342. Aus der La. von A nibiri will Krüger p. 21 Oilids
als ovidisch herstellen; ruhri haben alle anderen Hdschrr.
351. suhis nach ADV^, suds ÜBL^ Riese; s. Krüger
p. 12 f., der für die Verbindung teneri sulci anführt in tenero
solo am. II 16, 6, teneram humum am. HI 5, 16.
357. S. Lübbert quaestt, pontif, p. 120 f. Der Gedanke O.'s
ist eine Nachahmung des Distichons des Euenos (Anthoh Paht
IX 75. tom. II p. 15 Dübn.):
K7]v ft£ €pccyys inl ^i^cLVj oftcog m xaQnoq>OQri6c3 ^
"O660V iTtiöTtsiötti 6ol XQays d'voiiivo).
Dasselbe war fast geflügelt geworden (vgl. Sueton. Domit. 14)
und stand auch unter einem unlängst in Pompeji ausgegrabenen
Gemälde, welches das Vergehen und die Strafe des Bocks dar-
stellte (s. Dilthey Zürcher üniversitätsschr. v. 1876: Epigram-
matum graec, Pompeis repertorum trias p. 13 — 16). Übrigens
ist es nur die Kürzung eines längeren Epigramms des Leonidas
Tarentinus (Änth. Pal, IX 99). S. auch Robert Eratosth. cat.
reliq. p. 7.
363 flF. So wie die Erzählung bei 0. steht, ist ein Grund
sie einzuschieben unerfindlich; er ergiebt sich erst aus der Ver-
gleichung mit Virgil georg. IV 281—558, wo dieselbe Sage
erzählt wird. Dort befiehlt nämlich die Mutter dem Sohne,
um den Zorn des Orpheus zu beschwichtigen, demselben in
einer bestimmten Weise ein Opfer von Stieren zu bringen; dies
geschieht, und es entwickeln sich nun aus den Stieren die Bienen.
Wir müssen also O.s Darstellung aus Virgil ergänzen; erst aus
ihm ersehen wir, wie die Geschichte von Aristäus den Grund
angeben soll, warum Stiere geopfert wurden.
391—440. Nach Nick Philol. XXXI S. 435 ff. hatte an
Stelle dieser Verse ursprünglich die Fabel von Priapus und
Vesta (jetzt VI 319 — 346) ihren Platz; doch sei diese nach
Vollendung des Abschnitts über die Vestalien ins 6. Buch ge-
1 323—562. 19
bracht und das Distichon VI v. 347 f. hinzugefügt worden, um
einen Zusammenhang herzustellen, zur Ausfüllung der im I.Buche
entstandenen Lücke aber diese Fabel von Priapus und Lotis nach-
gedichtet worden.
469 ff. S. über die Euandersage Schwegler I S. 351 ff.,
der überzeugend nachweist, dafs Euander mit dem italischen
Gott Faunus (Fauimis) identisch und der Mythus von seiner
arkadischen Abstammung nur aus dem Bestreben der Römer
entsprungen sei, eigene Bräuche, an welche griechische er-
innerten, von dort abzuleiten.
476. multaque praeterea nach den Hdschrr., multam prae-
terito tempore Bentley (= Heinsius) und nach ihm mit Ein-
schiebung von est hinter multam Biese.
497. Vodbus Euander et firmus mente parentis Krüger p 22
nach D^ (et firma m. A) vergleichend Lachmann, Meine Sehr.
n p. 59f.
501. Terentum hält Jordan Topogr. d. St. Born IIS. 181 f.
für die richtigere Form: er leitet es von terere ab, erklärt es
aber nicht, wie Servius ad Verg. Äen. VIII 63, *quod Tiberis
ripas terat', sondern nimmt es als (vulkanischen) Spalt, Rifs.
524. obruit mit AD, obruet Riese mit den übr. Hdschrr.;
s. Di^. er. p. 2.
525 sq. *num interpolati?' Riese.
541. neque alter mentibus Äusoniis Arcade maior erat, Mad-
vig Advers, II p. 105 C^oc est apud animos Ausonum et eorum
itidicio aique aestimatione').
543 ff'. Die ausführlichste Besprechung des Hercules-Cacus-
Mythus jetzt von R. Peter in Roschers AusführL Lexikon I
Sp. 2270—2288, wo gezeigt wird, dafs wir in ihm die italische
Fassung eines uralten, indogermanischen Mythus vor uns haben,
welcher den im Gewitter sich vollziehenden Kampf darstellte
(Hercules = Indra, Cacus = Vitra). Über die Etymologie von
Cacus s. Sp. 2274, drei auf den Mythus bezügliche Bildwerke.
Sp. 2289 f. — über das Verhältnis des 0. zu Livius s. Schenkl,
Ztsdir. f. d. osterr. Gymn. 1860 S. 401 ff.
550. ferox Riese nach AU<;, ferus D, feros allerdings nur
1 5, doch spricht dafür, wie Zingerle MartiaVs Ovid-Studien S. 17
erkannt hat, Mart. V 65, 6 : iacita qui fraude solebat ducere non
rectas Cacus in antra boves; auch billigt es jetzt Riese in Bursians
Jahresbericht Bd. X S. 28.
562. Victor nach ADVL, ultor Riese mit UTB^; s. Disp.
er. p. 2. — S. Merkel prolegg. p. CC sq. Becker B. A. I S. 475 f.
Der Tempel des Hercules Victor, von runder Gestalt, hat sich
bis auf Sixtus IV (1471 — 84) erhalten; er stand an der Kirche
S. Maria in Cosmedin, westlich von dem Eingang in den Circus
max.; die Broncestatue des Gottes und viele Inschriften aus
20 Zu Ovidfl Fasten
demselben befinden sich im Kapitolinischen Museum. Preller
Böm, Myfh. II S. 290. Jordan Topogr. I 2 S. 478 ff.
579. Vgl. über dieses Stieropfer Dionys I 39. Der Ritual-
codex verbot dem Juppiter tauri zu opfern und gestattete nur
iuvenci: Macrob. sat III 10, 3 (aus Ateius Capito): itaque lovi
taurOy verre, a/riete immolari non licet und 7: st quis forte tauro
lovi feceritj piacultim dato; über den Unterschied von tauri und
iuvenci s. Varro de r. r. II 5, 6. Indes läfst auch Virgil Äen.
III 21 dem Juppiter einen taurus opfern, um so weniger ist dem
Ov. eine Ungenauigkeit zu verargen. Marquardt S. 167.
581. Auch Virgil (vielleicht auch Livius I 7, 12, s. Weissen-
born z. d. St.) läfst den Hercules den Altar sich selbst er-
richten (Aen. VIII 271): Hanc a/ram luco statuit, quas maxuma
semper dicetur nöbis et erit quae maxuma semper (und ihm
nachdichtend Properz V 9, 67), Andere den Euander^ doch
ist dies die jüngere Form der Sage. Der römische Hercules
ist nach der früheren Annahme eine Umdeutung des alt-
sabinischen und latinischen Himmelsgottes Sancus in den
griechischen Hercules, nach deren Vollziehung man diesen
Mythus erdichtete, um zu erklären, wie dieser fremdländische
Kultus auf römischen Boden verpflanzt wurde. S. Schwegler
B. G. I S. 364 ff. Preller R. M. II S. 281 ff. Jetzt hat die in
den Annalen des Instituts (39, 1867 S. 352 ff.) zum erstenmal
vorgetragene Ansicht Reifferscheids, dafs Hercules aus einer
Verschmelzung des griechischen Herakles mit dem altitalischen
Genius lovis (dem Genius der Männer, dem Juno für die Frauen
entsprochen hat) entstanden sei, R. Peter a. a, 0. Sp. 2253 ff. zu
grofser Wahrscheinlichkeit gebracht.
583 f. Der Grund für die Hinzufügung dieses etwas über-
raschenden Distichons liegt in der Nachbildung des Livius I 7,
10, welcher den Euander den Hercules mit folgenden Worten
begrüfsen läfst: love nate, Hercules, salve, te mihi mater, veri-
dica interpres deum, a'ucturum caeUstium numerum cednit, tibi-
que aram hie dicatum iri, quam opulentissima olim in terris
gens maxim^am vocet tuoque ritu colat So richtig Schenkl
a, a. 0. S. 401.
587. Wo das Opfer dargebracht wurde, ist nicht mit
Sicherheit zu ermitteln, wahrscheinlich auf der Burg; Preller
I S. 201 f. Die Opferhandlung vollzog der flamen Dialis; Merkel
prolegg, p. CXIV.
589. Vgl. fast. Praen. ad h. d.: Corona quer[nsi uti super
ianuam domus imp. Caesaris] Äugusti poner[et\xr, senatus decrevit,
quod rem publicam] p(ppulo) H{pmano) restituilil u. zum 16. Jan.
Imp, Caesar [Augustus est a]j9peM[a]^ ipso VII et Agrip[p2L
III COS.] Monum. Ancyr. lat. 6, 13 p. 144 Momms.: In con-
sulatu sexto et septimo, 6[ella ubi civiljia exstinxeram, per con-
I 662—651. 21
sensum universorum [potitus rerum omnjium rem publicam ex
mea potestate in senai^us populique Romani SLJrbitrium transMi,
quo pro merito meo senabu\ß consulto Augustus appe]ZZate sum.
(Die Ergänzungen Mommsens sind durch den griechischen Text
gesichert.) Die Erklärung der Stelle habe ich nach 0. Peter
Oesch, Borns III S. 17 f. gegeben. — Merkels Konjektur red-
ditaque immtmis pop,, wird widerlegt von Hertzberg Ztschr. f.
Alterth. 1846 S. 163, aber auch dessen Vermutung reddita quis
oriens pqpulo provincia nostro ist nicht haltbar. Mommsens im
Corp. I. Lat. I p. 384 geäufserte Vermutung populo res publica
nostro ist von ihm selbst {monum. Ancyr.^ p. 99) zurück-
gezogen. Merkel ^ liest jetzt oneris p. provincia vestrL
605. ultra mit ÜDCBZ^Mi^, ^ipra Riese mit A^V^,
super \i2ii der A^ — Mit diesem und dem folg. Verse hat Ovid
noch eine besondere Artigkeit gegen P. Fabius Maximus (s. Anh.
z. VI 802) beabsichtigt.
615. Es ist nicht nötig mit Knogel p. 23 f. unter tanti
cognominis heres Drusus, den Sohn des Tiberius, zu verstehn,
auch wenn man das Distichon in der Verbannung hinzugefügt
sein läfst.
639. Kreussler schreibt (p. 5 sq.) mit Herübemahme des
prospiciens aus mehreren Handschrr. (A^BC^): nunc bene pro-
spiciens Latiam, Concordia, turham^ ut te sacratae constitu£re
manus. — nam te vermutet Riese, qua te Schenkl.
643. Nur hier findet sich die übrigens glaubwürdige Nach-
richt, dafs es bei dem Kampfe um die leges Liciniae Sextiae
wirklich zur Anwendung von Waffen gekommen sei; Livius
sagt nur (VI 42): prope seditionem res venit.
645. Jahr und Datum der Einweihung des Concordia-
tempels durch Tiberius steht durch die pränestinischen Fasten
fest (Concordiae ^w[gustae aedes dedicat]« est P. Doläbella G.
Silano co[s.] p. 312. 384.) Diese Stelle des 0. mit dem (viel-
behandelten) Triumph des Tib. über Pannonien und Dalmatien
(vom 16. Jan. d. J. 12 oder 13) in Verbindung zu bringen
(wie ich es in der 2. Aufl. gethan), erscheint mir jetzt nicht
mehr notwendig. S. C. Schrader in Fleckeisens Jahrbb. CXXI
(1880) S. 763 f.
646. porrigit auspiciis nach ÜDZM^ (vgl. z. B. am. I 14, 45
Nunc tibi captivos mittet Germania crines: tuta triumphatae
munere gentis eris. u. s. die Anm. z. d. St. I S. 73); corrigit
Merkel nach A und den meisten anderen Hdschr.
649. hanc tua constitiiit genetrix habe ich aus B auf-
genommen, liasc tua c. g. Merkel und Riese nach den anderen
Handschrr. S. Disp. er. p. 16 sq.
651. 0. setzt den ersten Tag des Wassermanns auf den
17. Januar mit Plinius n. h. XVIII 235; Andere setzÄiCL 4ks^
22 Zu Ovids Fasten
16. Januar an. S. Mommsen, Chronol. S. 62. Huschke, d. alt-
römische Jahr S. 156.
653. Obgleich 0. hier die Leier untergehen läfst, steht sie
doch nach II 76 noch am 1. Febr. am Himmel und geht erst
am 2. Febr. unter (II 75 f.) Der Dichter ist hier offenbar zwei
verschiedenen Quellen gefolgt; der scheinbare Spätuntergang
der Leier föUt nach der Rechnung auf den 28. Januar. Ideler
S. 145. Hofmann S. 37.
655. Es ist der wahre Frühuntergang des Löwen gemeint,
den auch die Rechnung auf den 24. Januar setzt. Ideler S. 156.
658. sementiva nach DZ^ (so jetzt auch Varro d. l. L VI 26),
sementina Riese, se mentita AU^; s. Jordan z. Prellers MythoL^
II S. 5. Anm. 2.
666. frigida nach ÜDZM^, frigore Riese mit ABVL^.
688. aegra seges nach ÜDBCZM^, usta Biese nach
wenigen ^, ulla Aq.
700. factaque de rastri pondere cuspis erat W. GemoU
FkcJceisens Jahrbb. CXVII (1878) S. 494. Die handschrift-
liche Überlieferung macht aus dem raster eine cassis: auch
wohl erklärbar, wenn man sich die (zwei und mehr) Zinken
des Karstes so gebogen denkt, dafs sie gewissermafsen das
Gerippe des Helmes abgeben, wie die Metallbeschläge an der
Pickelhaube.
705—708. Über den Dedikationstag s. Mommsen CLL
1 p. 385, über den Tempel Jordan Böm. Topogr. I 2 S. 369—376.
709 — 24. Der Kern dieses Abschnitts stammt aus der
ersten Redaktion, aber erst die zweite hat ihn in die Form
gebracht, in welcher er uns jetzt vorliegt; denn einerseits wird
der Friede auf Rechnung des Siegers bei Actium gesetzt (v. 711),
wie überhaupt die Verherrlichung der Weihe der ara auf
Augustus gemünzt war, andererseits wird v. 713 das Fehlen
von Feinden hervorgehoben, was wieder nur für das Jahr 16
nach Chr. pafst. S. Einleit. S. 12 f. — Der Hauptfesttag eines
Heiligtums war immer der der Dedikation^ der natalis dei,
und das war bei der ara Pacis der 30. Januar des J. 9 vor Chr.;
s. fast. Praen. p. 395 Momms.: Feriae ex s(enatus) con(suUo)f
qito[d eo] die ara Pacis Atigusta[e in campo] Martio dedicata
[e]st Drmo et Grispino c[os.] Wenn es in den fast. Amit. zum
4. Juli heifst: Feriae ex s(€natmj c(onstdto, q(uod) e(o) d(ie) ara
Pacis Aug{ustae) in camp(o) Mar(tio) constituta est Nerone et
Varo cos, und in den fast. Ant. [Ara P]aeis August(ae) [c]ö«-
stitut(a) (p. 395), so ist hier mit constituere der Beschlufs der
Errichtung dieser ara im J. 13 vor Chr. gemeint, wie dies
Mommsen aus dem griechischen Text des monumentum An-
cyranum erwiesen hat (C. I. L. I p. 396). Früher bezog man
jene Angabe der Kaiendarien auf zwei verschiedene Altäre.
I 651—720. 23
720. percussa nach UBCZM^; perfusa lesen Merkel und
Riese nach AVL^; auch Zingerle {östr. Gym. W. a, a, 0.
S. 285) verteidigt diese letztere Lesart durch Hinweis auf
metam. VII 594 und Verg. Aen. IV 61, aber an der ersten
Stelle ist vinum ausdrücklich zu fundit hinzugefügt und bei
Virgil ist es mit ipsa tenens pateram verbunden; dagegen ist
percuti vom Töten des Stiers beim Opfer sehr häufig; s. Heinsius
j2f. d, St. und metam. XV 134.
Zum Schlufs stelle ich unter Verweis auf die Begründung
hier noch diejenigen Stellen übersichtlich zusammen, welche
von der zweiten Bearbeitung herrühren:
1 — 26 Prolog an Germanicus; Epist crit p. 10—13 und
Anh. 0. II 3.
63^ — 70 Preis des durch die Feldzüge des Germanicus ge-
schenkten Friedens, also ums J. 16 nach Chr. gedichtet,
mit einer Anrufung des Germanicus in v. 63. S. meinen
Aufsatz in Fleckeisens Jahrbb. 1875 S.502 und Einleit.
S. 12.1)
223 — 226 im Todesjahr Ovids geschrieben, s. oben S. lOflF.
283—288 ums J. 16 n. Chr. wie v. 63 ff. (vgl. bes. v. 284:
aspexit, toto quicquid in orbe fuit: pax erat, et vestri,
Germanice, causa triumphi, tradiderat famulas iam
tibi Bhenus aqtias.)
297 — 310 Preis der Astronomie, wohl auf des Germanicus astro-
nomische Thätigkeit bezüglich, die erst im Todes-
jahr des Augustus ihren Anfang nahm; s. bei Fleck-
eisen S. 503 f.
389 — 390 in der Verbannung geschrieben, s. Anm. z. d. St.
481 — 486 wahrscheinlich mit Beziehung auf die eigene un-
schuldige Verbannung; vgL besonders ex Pont, 1 10,42
und Burmann 0. d. St,^)
533—536 nach 14 nach Chr. s. b. Fleckeis. S. 503.
540 felix^ exilium ciii locus ille fuit! also in der Verbannung.
590 et tuus Altgusto nomine dictus avus, also Anrede an
Germanicus.^)
1) Th. Matthias (JP7ccÄ;eisews Jahrh, 1884 [129] S. 213) will sogar in v. 63f.
eine Begrüfsong des zweiten Eonsnlats des Germanicus im J. 18 finden.
2) Nicht zwingend ist die Annahme Knögels p. 15 f. v. 479—499 der
Verbannung zuzuweisen.
3) Ich habe Anstand genommen oben den ganzen Abschnitt 587 — 616
der zweiten Redaktion zuzuschreiben, wie dies Winther p. 58 u. Knögel
p. 23 f. wollen; der Kern desselben entstammt jedenfalls der ersten, da
die Spitze auf die Verherrlichung des Augustus gerichtet ist; doch
werden wohl auch andre Zusätze als v. 590 u. 615 f. bei der Über-
arbeitung gemacht worden sein. Wer auch v. 599 unter dieselben
rechnet, mufs den Konjunktiv Präs. in der Bedeutung des Konj. Plus-
quamperf. nehmen u. aus der Lebhaftigkeit der Eede erklären. S. Merkel
prolegg. p. CCLXIV. vgl. Krüger Lat, Gramm. S. 878 f.
24 Zu Ovidfl Fasten
615 f. (tanii cognominis heres omine suscipicU, quo pater, orbis
omis)y am die Zeit des Todes des Augnstus.
637 — 650 jedenfalls erst nach dem 16. Jan. d. J. 10 nach Chr^
s. Anh. S. 21 z. y. 645.
697—704 Preis des Friedens: graHa dis domuique tuaSj ums
J. 16 n. Chr., s. bei Pleckeis. S. 503 Anm. 3.
713 £ ums Jahr 16 n. Chr. (dum desint hostes, desü guoque
causa triumphi); s. ob. z. v. 709.
IL
1 f. Biese vermutet, dafs diese beiden Verse vielleicht dem
Schlafs des 1. Buches angehören.
2. hinc Biese mit Heinsius, hie fast alle Hdschrr. (A UD etc.),
it B^ und wen. <;.
3 — 18. S. über diesen Prolog die Epist, crit. p. 10 — 13, wo
ich nachgewiesen habe, dafs uns in diesen Versen der Prolog
erhalten ist, welchen Ovid bei seiner ersten Bearbeitung, die für
Augustus bestimmt war, für das erste Buch in Born gedichtet
hatte. Als er sich dann in Tomi an eine Bedaktion für Ger-
manicus machte, verfafste er für diese den Prolog, welcher jetzt
die Fasten eröffinet, ohne den ersten ganz zu beseitigen, der
nun bei der Ordnung des Nachlasses, als Ovid über der Arbeit
. gestorben war, an die Spitze des zweiten Buches geriet. S. auch
meinen Aufsatz in Fleckeisens Jahrb. a. a. 0. S. 505. —
Ein ähnlicher Fall scheint mir vorzuliegen im Lucrez, der
sein Werk ebenso unvollendet hinterlassen mufste, wie Ovid
die Fasten, und in der Ausfeilung auch nicht über das erste
Buch hinausgekommen ist. Da findet sich bekanntlich das
Prooemium des 4. Buches V. 1 — 25 mit nur sehr geringen
Abweichungen auch im ersten wieder V. 926 — 950, eine
kritische Schwierigkeit, für welche verschiedene Lösungen ver-
sucht worden sind: Lachmann hat die Verse im 4. Buche ein-
geklammert, Vahlen (Berl. Monatsber. 1877 S.481) beide Partieen
(von 25 Versen!) auf eine Stufe mit den anderen Wieder-
holungen von Versen und Versgruppen gestellt, denen wir bei
Lucrez begegnen: sollte aber nicht die einfachste die sein, dafs
Lucrez die in Bede stehenden 25 Verse ursprünglich für das
Prooemium des 4. Buches gedichtet hat, dafs er sie dann
aber bei der schliefslichen Bedaktion in das erste herüber-
nahm und durch den Tod verhindert wurde sie im 4., auf das
sich nach allgemeiner Ansicht die Schlufsredaktion nicht er-
streckt hat, zu streichen, endlich sein Herausgeber in Folge
einer gewissen Pietät sie auch im 4. Buch stehen liefs? Jeden-
I 720—11 77. 25
falls sind V. 922 bis 927 von Macrobius sat VI 2, 3 als aus
dem ersten Buche citiert, andere Verse von Nonius als aus dem
vierten. — Auch im Catull hält Biese (S. 35 seiner Ausg.) die
nach carm. 14 stehenden drei Verse Siqui forte et q. s. für den
ursprünglichen Entwurf eines Prologs.^)
13 f. An dem Ovidischen Ursprung dieser Verse zweifelt
Kimmig p. 6.
23. Zur Sache vgl. Paul. p. 78: Exverrae sunt purgatio
qiuzedam domus; Marquardt S.298f. Salz als februum nennt auch
Censorin. de d. n. 22, 15. — Die von Merkel in seiner grofsen
Ausgabe prolegg. p. CLXVI mitgeteilte Konjektur versis (ähnlich
Heinsius tersis) scheint mir unter den vielen Konjekturen,
durch die man diese Stelle zu heilen versucht hat, doch noch
die probabelste und seinem später in den Teubner sehen Aus-
gaben aufgenommenen temus vorzuziehn, obwohl dies der Lesart
aer Handschrr. certis (AUBVL^ und mit ihnen Riese) oder
temis (so DM) näher kommt. Hertzberg a. a. 0. S. 263 hat
purgamen acerris vermutet, indem er domUms als Dativ fafst,
quaeque auf farra bezieht, Koch in der Symbol. Ritschel. p. 353
purgamine cefia, Bergk Op. I p. 530 purgamina cortis. Die Vulg.
purg, certis sucht Ambrosch Stud, u. And. S. 48 Anm. 41 zu
verteidigen.
2Q. vgl. Bötticher Baumkultus S. 314 flF. 323.
33. Corpora pura vermutet Biese.
46. putastes (so verdruckt invputoMis) aqua, Bentley, putetis
ders. zu Hör. sat. I 10, 21.
70. Über das Opfer im Tempel des Kapitolinischen Juppiter
am 1. Februar ist nichts überliefert; doch ist es wohl denkbar,
dafs Augustus, nachdem er das Opfer für den Tonans ein-
gerichtet, ein gleiches für den auf die Bevorzugung eifer-
süchtigen Capitolinus hinzufügte. Die Veranlassung zur Hebung
des Kultus des Tonans berichtet Suet. Aug. 29: Tonanti lovi
andern consecravit liberatus periculo, cum expeditione Cantabrica
(im J. 26 V. Chr.) per noctumum iter lecticam eius fulgur
praestrinxisset servumque pra^lucentem exanimasset Vgl. monum.
Ancyr. lat. IV 6 p. 81 f. (wo auch den Tempel darstellende
Münzen verzeichnet sind). Mommsen Corp. L Lat I p. 400.
Becker E. A. I S. 407. Preller I S. 237.
77. Wahrscheinlich ist auch hier wieder das Löwenherz
gemeint, das zu 0.s Zeit am 6. Febr. in der Morgendämmerung
unterging. Übrigens ist 0. nicht genau, indem er beide
Erscheinungen in dieselbe Tageszeit setzt; denn bei der Leier
1) Ehwald Bu/rsians Jahresher. XLIII S. 147 billigt die oben vor-
getragene Vermutung, nur dafs er das jetzige Einleitungsdistichon der
Fasten schon aus der ersten Ausgabe stammen läfst.
26 Zu Ovids Fasten
ist der Spätuntergang, bei der Mitte des Löwen der Früh-
untergang gemeint, vgl. Colum. XI 2, 14: III non. Febr. Fidis
tota et Leo meditis ocmdit Ideler S. 156 f.
79. Der wahre Spätuntergang des Delphins fiel nach der
Rechnung auf den 1. Februar, der scheinbare auf den 13. Januar.
Ideler S. 148. — Die Veranlassung zur Entstehung der Sage
von Arion gab ein Erzbild zu Tänarum, welches den Arion
auf einem Delphin darstellte; weiter ausgebildet hatte sie der
Glaube an den besonderen Schutz der Götter, dessen sich die
Sänger erfreun, und die Meinung, dafs die Delphine besonders
musikliebend seien. Vgl. Tiecks Arion: *Der Sänger triumphiert
in Wettern, ihn rührt Gefahr nicht an noch Tod.' Auch andere
Menschen liefs übrigens die Sage durch Delphine gerettet werden,
s. z. B. Stein z. Herod. I c. 24.
81 f. tilgt Kimmig p. 7 sq.
93. undas nach AüßV^, urbes Riese nach D^.
103. metu pamdus bietet die handschriftl. Überlieferung,
nur eine varia lectio in einem untergeordneten Codex metu
vacutis, was die Vulg. u. auch Biese (ebenso ich in den früheren
Ausgaben) aufgenommen haben; metu viduus Merkel^. Bei
Herodot 1 24 heifst es: xov ds övvivta rovto Uöösd'acxri^iiata
ft^v TCQotdvva 6g>Ly il}v%riv Se TCaQULTSoiisvov^ woraus Ov. das mäu
pavidus wohl entnehmen konnte.
109 f. bei Merkel in Klammem.
110. tempora: *puto pectora^ Biese.
115. tenens nach AÜDV^, tenet Bq Biese; die erstere
La. hat zuerst Krüger p. 20 als die richtige erkannt.
118. mvam KraflFert Beiträge 3. Teil,
119. Über den Hergang selbst (s. v. 127) erzählt Sueton
{Äug. 58): Patris patriae cognomen universi repentino ma^imogtie
consensu detulerunt ei: prima plebs, legatione Antium missa,
dein, quia non recipiebat, ineunti Bomae specta^cula frequens ä
laureata; mox in curia senatus, neque decreto neque adclamatiane
sed per Valerium Messalam. is mandantibus cimctis ^Quod
bonmn^ inquit yaustmnque sit tibi domuigue tuae, Caesar
Auguste! sie enim nos perpetuam felicitatem rei p. et laeta huic
urbi precari existimamus. senatus te consentiens cum popuio B.
consalutat patriae patrem! Dafs auch der Bitterstand sich
dabei beteiligt, berichtet Augustus selbst im monum. Ancyr.
(6, 24 p. 153 Momms.): Tertium dec[i\mum consulatu\m cum
gerebam senatus et equ]ßs^ ordopopulusq[ue\B(mianusuniversus
[appellavit me patrem f]atriae idque in vestibu\\o a.]edium mearum
inscriben[d\im esse et in curia e]^ in foro Aug. sub quadrig[i]s,
quae mihi [ex] s. c. pos[ita,e sunt, decrevit]. Die Pränestinischen
Fasten geben zu diesem Tage die Notiz: Feriae ex s. c, quod
eo die imp. Ca^esar Augustus pont. max. trib. pot. XXI cos. XIII a
II 77—145. 27
senatu populoque Romano pater patriae appeUatus, Corp, inscr.
Lat I p. 386.
133 f. Klussmann in seiner Übersetzung der Fasten S. 169
weist darauf hin, dafs die Vergleichung des Augustus lüit Ro-
mnlus einen historischen Hintergrund habe, denn es sei im
Senat, als es sich um die Verleihung des Titels Augustus
handelte (im J. 27 v. Chr.), auch der Vorschlag gemacht
worden, ihn Bomulus zu nennen. Suet. Atig. 7: Deinde Augusti
cognomm assiimpsit — Munati Planci sententia, cum quibusdam
censentSbus Bomulum appellari oportere quasi et ipsum condi-
torem urbis praevaluisset, ut Augustus potius vocaretwr, non
tantum novo sed etiam ampliore cognomine. Indes lag der Ge-
danke, Augustus über den ersten Gründer Boms zu stellen,
auch so schon nahe genug (z. B. nennt ihn Vellejus II 60, 1
conditorem conservatoremque Bomani nominis), und es ist nicht
gerade notwendig, eine Beziehung auf jenen Vorschlag an-
zunehmen, wenn auch nicht unmöglich.
133. An eine Erhöhung der Stadtmauer durch Augustus
ist nicht zu denken, weil es damals nur die Mauer des Servius
um Bom gab, und diese, da sie allein um den innern Teil der
Stadt lief, in jener Zeit ^ mehr Antiquität als Verteidigungs-
linie war. Becker i2. A, I S. 183 f. tueri steht vielmehr hier
von dem ideellen Schutz, den allein die imponierende Majestät
des Kaisers gewährt, wie denn das Wort in den Fasten
namentlich von dem Schutz, welchen die Gottheit angedeihen
läfst, gebraucht wird, I 253. 673. HI 426. IV 162. V 49. 315. VI
435. vgl. I 529. Merkel prolegg. p. CCLV bezieht diesen Vers auf
die im J. 7 v. Chr. vollzogene Hinausschiebung des Pomeriums,
doch widerstrebt dieser Deutung das Präsens facit und der
Gegensatz tu dederas transilienda Bemo, der uns bei den moenia
an die ^aucta populi Bomani fines' denken läfst.
135. *Aut 135 sq. aut 137 sq. emendaturus poeta delevisset*
Biese.
137 f. tilgt Kimmig p. 8 f.
140. summovet ille nefas nach BCM^ (denn ein Präsens
wird hier verlangt), reppulit Biese mit AÜD und der Mehrzahl
der übrigen Handschriften.
145. Die Mitte des Wassermanns ging auch nach Columella
(XI 2, 14: Nords Febr. mediae partes Aquarii oriuntur) am
6. Febr. auf. Gemeint ist der Frühaufgang des Gestirns, für
dessen Mitte nach der Bechnung der wahre auf den 22. Januar,
der scheinbare auf den 25. Febr. fiel. Ideler S. 160 f. S. Era-
tosth. catast 26 p. 144 Bob.: Ovrog doxal xsxXrjöd'aL cctco
rijg TtQcc^ecag ^Td^o^oog' H%(ov yccQ eötrixsv olvoxorjv xal
§%%v6tv Ttokkfjv TtoLSltav vyQOv' — ii 8a ycvo^svri ixxvötg slxä-
^staL rp vdxraQLy o xal vico täv d'säv TtCvBxai,,
28 Zu Oyids Fasten
149. Nick Philol Anz. XI S. 300 setzt den Ovidischen
PrühUngsanfang auf den 9. Februar, und dies wäre mögüch
aus Quintus — Ludfer (nach den Iden) herauszurechnen ; bei
bei einer g^enaueren Fassuni? der Worte kommt man iedocb
auf den 10 ; beide Angaben stimmen nicht mit dem Kalender
Gäsars überein, der das Frühjahr mit dem 7. beginnen läXsi
S. Hartmann S. 168 f.
153. Die Bechnung setzt den scheinbaren Spätaufgang des
Arctur, des ausgezeichnetsten Sterns von dem Bootes, auf den
27. Febr.; 0. wollte indes Gelegenheit haben den Mythus von
der Callisto zu erzählen und deshalb das Datum vom Aufgang
des ersten Sterns vom Gesamtbilde angeben und ist dabei,
wenn er in Anbetracht der Gröfse des Gestirns den ersten Stern
desselben 16 Tage früher als den Arktur aufgehn liefs, nicht
mit der astronomischen Wahrheit in Widerspruch geraten,
Ideler S. 140 flf.
167. hie nach A^ÜBVL(S (Merkel^ Krüger p. 20), hac
Dq Riese.
186. verba paranüs erant, Bentley.
193. Fast. Esquil. z. 13. Febr.: [Feriae] Fauno [i]n insul{a)
(C. L L. VI 1 p. 635).
195. Die Abhängigkeit von Livius ist im einzelnen nach-
gewiesen von Schenk! Ztschr. f. österr, Gymn. 1860 S. 402. Die
alleinstehende Angabe O.s über das Datum der Niederlage kann
nicht richtig sein, da der Tag des Untergangs für einen in-
faustus galt, und dies mit der Heiligkeit der Iden (s. I 56)
unvereinbar ist. Die alten Annalisten (s. Eelliq, hist Born.
I p. 101 sqq.) und ihnen folgend die ganze spätere Tradition
gab vielmehr den 18. Juli als Schlachttag an (s. Schwegler B. G,
II S. 751. Mommsen, B. Chron. S. 26. Anm. 32. S. 90. A. 128,
s. auch L. Lange z. Hartmann S. 239), und so hat Niebuhr
{Böm, Gesch, II S. 222), dem Mommsen (a. a, 0.) beistimmt,
mit grofser Wahrscheinlichkeit vermutet, dafs 0. den Tag des
Auszugs mit dem der Schlacht verwechselt hat, Merkel * sogar
an Stelle des eingeklammerten 196. V. den 198. eingesetzt, so-
dafs 0. nun berichtet: Haec fuit illa dieSy in qua Veientibus armis
(was er als Dativ fafst u. mit professa verbindet) sumunt gen-
tiles arma professa mamis, s. auch die praef. p. XXXV f. —
Vielleicht liefse sich auch vermuten, dafs dies Stück v. 195
haec ftiit üla dies — 242 ursprünglich von Ov. für den 18. Juli
nach Livius gearbeitet und unter den Papieren von dem Heraus-
geber gefunden fälschlich hierher gebracht worden ist.
201. Die Lesart dextro, die allerdings handschriftlich
weniger (nur durch ZMq) beglaubigt ist, als das von Merkel
auch jetzt noch festgehaltene dextra^ ist von Becker jB. A. I
S. 138 jedem Zweifel entrückt.
II 149—243. 29
202. Nach v. 202 schieben mehrere Handschriften das
Distichon ein:
lUa fama refert Fäbios exisse trecentos.
porta vacat culpa, sed tarnen omen habet
Allein abgesehen davon ^ dafs es in A u. U fehlt, ist es
wenigstens überflössig und nur hinzugefügt, weil man v. 202
falsch las und nicht verstand und daher die Bemerkung, dafs
^ie Fabier durch jenes Thor gezogen seien, vermifste. Der
cod. Mallerstorfiensis hat nur den Hexameter im Text, als Penta-
meter steht am Band: Qtios omnes misere perdidit una dies, ein
nach V. 236 gemachter Lückenbüfser. Biese hat den Hexa-
meter als Versus non spernendus' im Text gelassen und nur
den Ausfall eines Pentameters angenommen. Winther S. 50 f.
verteidigt, wenn auch nicht ohne Bedenken, in v. 201 dextra,
liest lano (so auch Jordan Topogr. 1 1 S. 239) u. folgt hinsichtlich
V. 203 Biese, indem er sich auf Festus s. v. p. 285 bezieht
{Religioni est quibiisdam porta Carmentäli egredi et m aede lani,
quae est extra eam, senatum hdberi, quod ea egressi sex et trecenti
Fabii apud Cremeram omnes interfecti sunt, cum in a^de lani 8. C.
factum esset, uti profidscerentur) u. meint, dafs in dem verlorenen
Pentameter von jenem Senatsbeschlufs im Tempel des Janus
die Bede gewesen sei. Ehwald Burs, Jahresher. 43 S. 171 ver-
mutet im Anschlufs an das auch von ihm gebilligte dextro:
ire per hmc noli, — Sehr gewaltsam verfährt Merkel ^, indem
er nicht allein v. 198 an Stelle von 196 einsetzt (s. ob.), sondern
auch noch v. 199 u. aufser v. 203 f. v. 202 einklammert.
231. silvis haben fast ausnahmslos die Handschrr., nur A^
Silvas; Laurentibus M u. 3q, latratibus die meisten und besten
Hdschrr. (verteidigt von Fr. Drechsler Ztschr.f. österr. Gymn. 1885
(XXXVI) S. 588), latrantibus ein cod. Beg. des Heinsius und 6q\
dies letztere hat Biese in den Text gesetzt und für silvis die eigene
Konjektur fulvis: sicut aper longe fulvis latrantibus actus; wegen
fulvis beruft er sich auf Horat. epod, 6, 5 fulvus Laeon, wegen
lontrantibus auf metam. VIII 343 f.: ille ruit spargitque canes,
ut quisque furenti obstat, et obliquo latrantes dissipat ictu] ich
sehe aber keinen Grund von dem poetisch individualisierenden
silvis Laurentibm, wie es handschriftlich bezeugt ist, ab-
zuweichen; vgl. die von Heinsius angeführten Stellen Verg.
Aen. X 707: ac velut ille canum morsu de m^ontibus altis a^ctus
aper, multos Vesulus quem pinifer annos defendit multosque palus
Laurentia, silva pastus arundinea et q. s., Ovid. met XIV
342: exierat tecto Laurentes Picus in agros, indigenas fixurus
apros u. a. St.
243. Auch Columella XI 2, 20 setzt den Spätaufgang des
Bechers auf den 14. Februar, während die Bechnung den 8. Febr.
für den scheinbaren, den 25. Febr. für den wahren Spätauf^an^
30 Zu Orids Fasten
eTgiebt. Dafs bei Orid zugleich mit dem Becher die Schlange
imd der Rabe aufgeht, ist gegen die Wahriieit und insofern
eine grolse Gedankenlosigkeit, als die Schlange sich faist um
den Tierien Teil des Himmds zieht. Wahrsdmnlich hat 0.
auch den Spatanfgang des Bechers mit dem Frühaofgang yer-
wechselt, wenn er den Spatanfgang als den ersten siehtbarai
darstellt (▼. 245), während er doch der letzte isl Ideler
S. 165. — Der Mythus findet sieh auch bei Elratos^ eoL -iL
p. 188 sqq. Bob., dem Schol. zu Arat. ▼. 449 p. 90 Bk^ SchoL
z. German« 429 p. 100 Br., Hygin. poet. astr. U 40, Aelian.
n. an. I 47. Über die demselben zu Grunde liegende (jedoch
irrige, Lenz Zoologie d. AU. S. 306. 311) Vorstellung der Alten,
die sieh wahrscheinlich aus der heiseren Stimme des Raben
gebildet hat. Tgl. Plin. n. %. X 32: Corvi cnäe sdsUüufn generanU^
iidem aegrescunt sexagenis diebus, siü maxumCy antequam fici
coquantur autun^no, Aelian. noL an. 11 51: i6a6i da öul toi
^BQOvg ivoxXovfLevot ^ösl yaöXQOSj xal öul xavxa iavtovg
vyQccg tQOfpijg ayevötovg qyvXdttovöiv.
24Ä. inter uirumgue nüet, Bentley und nach ihm Riese,
UUet AD^, iacet nach UB^, Tgl. Eratosth. caiasL l. s. p. 190:
tovzov (rov Kogaxog) dl txavbv axi%mv axo t^g xaiuc^g o
KgatriQ xelxai iyxexkciidvog XQog xa yovaxa xijg IIccQ^dvov.
246. tarn sociata AUD (Erüger p. 20) LVq, consociaia
BC^ Riese.
263. lactens alle Hdschrr. aalser A^ und Iq, deren ladans
Riese in den Text gesetzt hat.
267 ff. Über die Luperealien handelt ausführlich mit reicher
Heranziehung ähnlicher KvlteYf .M.samb2Lrdt Mythol. Forschungen
S. 72 — 155 (S. 153 ff. das Resultat kurz zusammenfassend). Er
leitet das Wort hipercus von li(pus und hircus her (so auch
Schwegler, Rom. Gesch. 1 361, für welche Deutung es sprechen
würde, dafs die luperci vom gemeinen Volke geradezu creppt
genannt wurden, Paulus Diac. p. 57, vgl. p. 48) und fafst es
als ein Ruhefest auf, welches aus einem Eompromifs zweier
verwandter Kulte der Gemeinden vom Palatin und Quirinal
entstanden die Tiere derselben zusammengenommen habe.
G. ünger, Rhein. Mus. XXXVI (1881) S. 50—86 erklärt das
Wort lurpercus d. i. qui luem pardt, d. i. abwehrt und lanus
als einen etruskischen ^Himmelsherm im Winter,' der mit
Faunus nichts zu thun habe, Jordan z. Prellers röm. Mythol,
I 380. 394 endlich sieht lupercus als zweifach erweitertes lupus
an (vgl. nouercd): *die luperci sind während der Ceremonie
Wölfe, wie die Mädchen an den Brauronien *Bären' a^xxot^
Ich habe mich bei der Deutung der Bräuche meist Mannhardt^
im übrigen der alten Überlieferung angeschlossen.
274. In der Anm. habe ich einen geographischen Irrtum
II 243—373. 31
Ovids angenommen, wenn er den Ladon statt in den Alpheus
sich in das Meer ergiefsen läfst: oder ist Ovid einer von der
gangbaren abweichenden Ansicht gefolgt? wenigstens ist der
Ladon bei seiner Mündung wasserreicher als der Alpheus und
giebt diesem jetzt bis ans Meer seinen Namen Kuphia. Gurtius
Feloponn. I S. 367.
276. Cyllene ZM^, Cillene C, troelene A {le v. A^ hinzu-
gef.), aroc^ene ü, tro0€n§ D, trocen§ B, troene L (mit über w),
trcixene V, Troeame q, Tricrene Merkel ^, was Krüger p. 22 wieder
aufgenommen hat.
282. more Dialis obit, Bentley; Flamen adhuc prisco more
Dialis obit, Madvig Advers, II p. 106. Für erat (so A^BTL(s)
haben A^DV(;: erit, was aber mit den geschichtlichen Verhält-
nissen unvereinbar ist.
286. Die im Text gegebene Lesart habe ich zusammen-
gesetzt aus der des Mallerstorfiensis, welcher, wie auch andere,
geringere Handschriften, condtat — feras bietet, und der des
Petavianus und ürsinianus, welche concipit — fugas haben,
während wieder andere (BCVLTq) concipit — feras lesen; ipse
stützt sich auf die Autorität der Handschriften ABVLT. So
ist die engere Beziehung auf den Brauch bei den Luperealien
hergestellt: „Der Gott läuft und läfst Andere laufen; er ist
dabei nackt und verlangt es auch von Anderen." — Riese:
concipit ipse fugas,
287. ipse dem nudos nudus, Bentley.
306. ittgo ÜDB(;, loco Riese mit ATHq.
313. iamqiie nemus Bacchi^ Tmoli vineta nach einem cod.
Farnes., da das nemus Bacchi auf dem weinreichen Tmolus
war und also Tmoli vineta als Apposition dazu stehen mufs;
iam Bacchi nemus et Tmoli vineta Riese nach AÜD und den
meisten anderen Hdschrr.
326. S. Epist critica p. 18 sq.
329. causa : repertori vitis pia sacra pardbant nach D C Z M (j,
quia für pia Riese nach den meisten anderen Hdschrr.; vgl.
I 643.
338. forte Merkel und Riese im Text nach A^, sorte steht
in den anderen Handschriften und wird auch von Riese in der
adnot. vorgezogen.
341 f. hat Merkel^ eingeklammert.
349. ctibito DBTV^ Merkel ^
366. 368. 'alterum dabant mutandum.' Riese.
373. Das Folgende ist nach der Sage von den Pinarii
und Potitii erdichtet, um für die Bevorzugung der sodalitas
der Fabiani eine Erklärung zu finden. Marquardt S. 422 f.
Dafs die Fabier die Anhänger des Remus, die Quintilier die
des Romulus gewesen seien, ist ein aufser hier und in der
32 Zu Ovids Fasten
unzuverlässigen Schrift de origine gentis Romanae (c. 22)
nirgends überlieferter Zug der Sage. — Nach Mommsen B, G,
I S. 53 f. ist übrigens das Kollegium dem altröm. Geschlecht
der Quinctier und nicht, wie dies die Schriftsteller angeben,
dem jungen der Quintilier eigen; in der Inschrift bei Orelli
n. 2253 wird ein L/upercus Quinctial(is) vetus (im Gegensatz zu
dem erwählten des nächsten Jahres, dem Lupercus designatus,
Orelli 2251). Dagegen ünger a. a. 0. S. 527.
380. qui (BV(s) Ime gessit (AÜBVLq) hält Krüger p. 22
für die beste La.
381. Die Sage des Lupercal ist noch nicht mit Sicher-
heit ermittelt, Jordan Rom, Top. IIS. 451. 454 f.
389. AUmla heifst eigentlich der ^Bergflufs' (vgl. Alpes,
Alba, die Bergstadt), ebenso wie Tiberis, welches von tei>a ab-
zuleiten ist, das im Provinziallatein der Sabiner „Hügel" be-
deutete. So Corssen^^ Volcalismus^ I S. 162 (vgl. Tibur, Tifer-
num, ^Bergfeste' u. Ähnl). Curtius Gr. Etym,^ S. 293 stimmt
freilich der Ansicht von Paulus p. 4 bei: AUmla Tiberis
fluvim dictus ab albo aquae colore und bringt es mit *Elbe'
zusammen.
398. Sitspicor esse patrem, Bentley, nescio quod vobis sttspicer
esse deum E. HoflEmann p. 397 (d. h. *suspicer vobis nescio
quod genus esse deorum'), nescio quem uenis susp. esse deum
Merkel ^
423 f. hat Biese in Klammern eingeschlossen ^quos nescio
quis adscripsit v. 421/ ebenso Merkel^.
425. Die Thatsache ist bekannt; den Ursprung des Brauches
erzählt mit Ovid übereinstimmend niemand. Nur Servius (0. Aen.
Vni 343) hat vielleicht eine ähnliche Tradition vor sich ge-
habt: Nonnulli propter sterilitatem hoc sacrum dicimt a Romulo
constitutum ideoque et puellae de loro capri caeduntur, ut careant
sterilitate et fecundae sint.
435. In Lanuvium, dem Hauptsitze ihrer Verehrung, führte
Juno den Namen Inno Sospita Mater Begina und wurde dort
(wie Faunus) mit einem Ziegenfell über ihrem Matronengewand
dargestellt, sodafs das Bockfell der Luperci sogar (Paul. p. 85)
amiculum lunonis^) genannt wird (Marquardt S, 426 f. Preller
I S. 389), ein deutlicher Beweis für den Zusammenhang der
luno Lucina und des Faunus. — Der Tempel dieser Juno ist
in Rom nach Becker JB. Alt. I S. 536 auf der westlichen Höhe
des Esquilin zu suchen, wo ihr Fest am 1. März begangen
wurde, in245flF. fast. Praenest. im Corp. inscr. Lat. I p. 387.
Paul. p. 147. Der Mallerstorfiensis hat monte sub esctdeo (d. h.
a£Sculeo)j welche Lesart Jordan Topogr. d. St. Born II S. 243
1) G. ünger a. a. 0. S. 72 vermutet dafür freilich Inui,
II 373—563. 33
für richtig hält, da die Form EsquiliifS als Adjectivum sonst
nicht vorkommt.
457. lam lovis — aquamis Merkel^, indes war Ganymed
vorher der Weinschenk des Zeus und kann unmöglich sein
Wassermann genannt werden.
458. Mit kleinen Abweichungen, dafs sich nämlich Venus
in einen Fisch verwandelt habe (diese setzt Ovid in den Metam.
V 331 voraus) und dafs Typhon wirklich erscheint, findet sich
diese Geschichte auch bei Hygin jp. astr. II 30 (s. Erat. ed.
Rob. p. 233). Von Derke, der Tochter der Aphrodite, erzählt
sie der Scholiast zu Arat. p. 72 Bk. S. Ideler, Sternnamen
S. 202 flf. — Dafs sich übrigens Venus gerade in einen Fisch
verwandelt, kommt daher, dafs die syrische Göttin Derketo,
welche die Griechen für ihre Aphrodite hielten, als ein Weib
dargestellt wird, deren untere Körperhälfte die Gestalt eines
Fisches hat. S. Duncker Gesch, d. Älterth, T. I S. 151 f. Auch
der babylonischen Mylitta sind Fische heilig. Duncker I S. 115.
S. auch Ovid met IV 44 flf.
466. hos die Hdschrr., his Riese nach Heinsius.
472. cemis nach den meisten Handschriften (nur BOM
haben dignum), cemi Riese nach einer Vermutung von Heinsius,
8,Disp. er. p. 23. — nomen häbent AÜDLq Krüger p. 23, munus
hdbent BC(S Riese.
477 — 480 sieht Kimmig p. 10 als Interpolation an.
479. Die Ableitung des W. Quirites von der Stadt Cures
wird gegen andere verteidigt von Corssen, VoJcalism. 11^ S. 357 f.
490. movit mit AÜDq, novit Riese mit wenigen (j, andere
<; haben sensit.
499. Dafs Proculus lulius von Alba Longa kommend die
Vision gehabt, berichtet weder Dionysius noch Livius. Doch
ist es nicht Fiktion des Ovid, denn Plutarch (Bomul. 28) nennt
den Proculus einen räv a% "AX^ti^ iTtoixcav, und Dionys sagt,
dafs ihm Romulus erschienen sei, als er sich auf dem Wege
i^ ayQOv befunden habe (II 63). Daraus ergiebt sich, dafs
Ov. hier nicht allein dem Livius gefolgt ist, wenn auch die
Worte des Romulus bei beiden übereinstimmen.
535. pietas prae divite grata est munere Dietsch in Jahns
Jahrbb. B. 71 S. 204.
538. pareaqtie mica mit A^ü, sparsaque DBM(S, parvaque
Riese mit A^TLVq.
545. Wie bei Ovid die solemnia dona, so sind vielfach die
Grabsteine dem Genius des Gestorbenen geweiht, z. B. Oenio
L, Corneli Hilarionis (Orelli syll. inscr, n. 1723), Diis Manibus
et genio C. Flavii Hermetis (Orelli n. 1727).
553. latosque nach AÜD und den meisten anderen Hand-
schriften (mit MerkeP und Krüger p. 23), latiosque C^ Riese.
Ovids Fasten. Anh. ä
34 Zu Ovids Fasten
568. Es steht allerdings durch die Ealeudarien fest, dals
die Feralia^ mit denen die dies parentales ihren AbschluTs
fanden^ am 21. Februar gefeiert wurden. Andrerseits aber
kann 0. mit carmina nostra nur das Distichon gemeint haben^
nicht den Pentameter oder Hexameter allein; denn beide Verse
sind ihm entschieden ein Ganzes, wie dies besonders amor.
I 1, 27 S. beweist:
S^x mihi surgat opus numeris, in quinque residat:
ferrea cum vestris bella vdlete modis.
cingere litorea flaventia tempora myrto,
Musa, per undenos emodulanda pedes.
Nach dem Wortlaut der Stelle Ovids ist demnach der letzte
Tag der Parentalia, d. h. der Tag der Peralia, der elft-letzte
Tag des Februar, d. h. der 18.
Man hält daher das Distichon für verderbt: distichum omnino
corniptum sagt Mommsen Corp. L L. I p. 386, ohne jedoch den
Weg zur Heilung anzugeben. Merkel^ hat vices für pedes^)
konjiciert, und erklärt dann carmina nostra vices als vidssitu-
dines spondd vel dadyli ^pedis^ (quod glossema ascriptum fuit),
quas distichon sexies, et syllahae longae hremsve, quas praeterea
bis admittit (p. XLI). Doch wird kaum jemand dies vices dem
Ovid zutrauen. Huschke {das röm. Jahr S. 185) stützt sich
auf eine Stelle des Lydus {de mens. HI 24 p. 64 Bk): eidotg
^eßgovagCaiQ* aico ravriyg rijg ri^sgas aito Sgag exzi^g dia
tag täv 7iaxov%oiLiv(ov %oag rcc [sqcc xatriög)aXC^ovTO ^ xal ot
aQxovzsg iv öxi^^arv ldi(oxäv TCQorjeöav a%Qi tijg tcqo oxro
xalavdäv MaQtCov^ rechnet die Caristien (am 22. Febr.) mit
zu dem tempus clausum, versteht unter carmina nostra den
Hexameter (mit seinen 6 Füfsen) und liest v. 569: hanc qua
iusta ferunt Aber erstens kann, wie schon bemerkt, der
Hexameter mit carmina n, nicht gemeint sein, zumal da es im
Pentameter steht, und ferner wird sowohl v. 567 {nee tarnen
ha£C ultra q, d. h. * nicht über den Tag hinaus' dauern die
Parentales) als v. 570 (ultima placandis manibus illa dies)
der Tag, um den es sich handelt, in der bestimmtesten Weise
in die Zahl der pedes miteinbegriffen, sodafs auch bei dieser
Rechnung die Zahl 7 herauskommt. Ebensowenig leuchten die
anderen Konjekturen ein: carmina nostra fides von Bergk
Opusc. I p. 660, quam ut tot de mense supersint Luctiferos quot
habent carmina nostra dies von Huelsen, Varron. doctr. in Ov.
fast vestig. p. 53. Ich glaube aber kaum, dafs hier mit einer
1) pedes ist die durch UT(; überlieferte Lesart; neben ihr findet sieh
in ADBC(; dies, das aber gar keinen Sinn giebt und nur durch ein
Versehen in den Text gekommen zu sein scheint, wahrscheinlich infolge
des gleichen Ausgangs von v. 570.
n 568—576. 35
Konjektur überhaupt zu helfen ist, und da kein Grund vorliegt,
das Distichon dem Ovid abzusprechen, so wird man am besten
thun, anzunehmen, dafs 0. infolge eines Versehens die Feralia
falschlich auf den 18. Februar gesetzt hat, wie denn auch
schon der Verfasser eines in alter Zeit aus Ovid gezogenen
Kalenders, welcher sich in vielen Handschriften findet, die
Feralia XII Kai. Mart d. h. am 18. Febr. begangen sein läfst.
Jedenfalls spricht nichts gegen unsere Ansicht; denn dieser
Abschnitt beginnt mit v. 533 ohne jede Bezeichnung des
Datums, sodafs sogar mit mehr Recht an den auf den 17. un-
mittelbar folgenden als an einen späteren Tag zu denken ist,
und wenn der folgende Abschnitt, in welchem über die am
22. Februar gefeierten Caristien gehandelt wird, mit den Worten
Proxima cognati dixere Caristia cari beginnt, so bedeutet proxima
nicht das Fest des folgenden Tages, sondern das nächste
Fest. — Einen ganz anderen Weg diese Stelle zu erklären
schlägt E. Hoffmann S. 398 f. ein; er hält einen Irrtum Ovids
in dem Datum der Feralia für unwahrscheinlich und stellt
deshalb v. 569 f. hinter v. 616, wo sie sich nur nicht recht
an die vorausgehenden Verse anschliefsen wollen, auch das in
den zwei aufeinanderfolgenden Hexametern an der gleichen
Versstelle stehende dia^e stört. Mit Recht lehnt daher Nick
PhiloL XLI S. 445 — 452 diesen Versuch ab und nimmt wie
ich einen Irrtum O.s an, von welcher Meinung mich auch nicht
die neueste Erklärung Merkels (* prasf. p. XXXVI sq.) ab-
gebracht hat, der unter illa dies die Terminalia, unter carmina
nosba den elegus, d. h. den Pentameter versteht.
571. Nach Jordan {Vesta und die Laren S. 18) sind die
Laren ursprünglich Flurgötter.
575. timc cantata ligat nach ÜDBCMq, tenet Biese nach
A?; rhombo für das in den meisten Hdschrr. stehende und von
Riese aufgenommene plumbo findet sich nur in 2q. E. Hoffmann
liest S. 397 f. mit Benutzung des von M2^ gebotenen fußo:
tum cantata ligat cum fuso lida plumbo und erklärt plumbum
durch ^Kreisel', ein bei Zaubereien viel gebrauchtes Instrument
(Theocrit. 2, 30 u. Schol. z. v. 17, Horat. epod, 17, 7. Propert.
III 28, 35. IV 6, 26. Ovid. am. I 8, 7), fums durch 'losgelassen'
(vgl. am. I 8, 7 torto concita rhombo licia)] wenn er aber das
handschriftlich besser bezeugte tunc ablehnt, weil hier von
einer 'Coincidenz' nicht die Rede sei, sondern Von der Zeit
im allgemeinen oder der Reihenfolge der einzelnen mystischen
Akte', so wird sich dieser Unterschied zwischen tum und tunc
kaum consequent festhalten lassen.
576. Über die Bohnen s. Paulus 5. v. p. 87 M.: Fcibam
nee tangere nee nominare Diali flamini licet, quod ea putatur ad
m(yrtuos pertinere. nam et Lemuralibus iacitur larvis et Paren-
36 Zu Ovids Fasten
talUms adhibdur sacrificiis et in flore eius litctm litterae apparere
viäentwr, Varro de vit pop. Born, bei Nonius p. 135: Quibus
temporibus in sacris fabam iactant noctu ac dicunt, se lemurios
domo extra ianuam eicere. Plin. n. h, XVIII 118 sq. Lobeck
Aglaopham. T. I p. 254. Crusius Bhsin, Mus. XXXIX S. 165 f.
— Fische wurden vermutlich, weil sie stumm sind, bei den
Griechen vielfach der Zaubergöttin Hekate geopfert (Welcker
Griech. GöUerlehre 11 S. 412), von der echeneis überliefert
Plinius n. h. IX 79: amutoriis veneficiis infamis est et iudidorum
ac litium mora; über die maena s. Fest. p. 238 s. v, Piscatorii:
Quod id genus pisciculortim vivorum datur ei deo (Volcano) pro
animis humanis. Merkel sagt p. CLXIV über diesen Zauber:
argumento sunt apud Ovidium II 576 maena divae Maniae dia
rijv xov ovo^arog olxBvorrita consecrata, quemadmodum xgCykii
Hecatae TQL^6Qg)G)y tum rutila canis Böbigalibus IV 941; indes
scheint hier doch eine Beziehung auf das vincire in dem Modus
des Zaubers gesucht werden zu müssen; auch bei dem andern
Beispiel aus Ovid verhält sich die Sache anders als Merkel
annimmt. Die vielfach aufgestellte Ansicht, dafs ma^na wegen
des Anklangs an anima gewählt sei (Preller I S. 191. IE S. 100.
151), verwirft L. Mercklin Fleckeis, Jahrb. 81 S. 282 wohl mit
Recht.
581. Vgl. 0. Jahn, über den Aberglauben des bösen Blicks
bei den ÄUen in den Berichten der sächsischen Gesellschaft 1855
S. 28—110.
585. luppiter indomito ÜBCM(S, lutumae captus amore
ÜDBC^, dagegen Riese inmodico mit AD(S, lutumae victus
amore mit Aq'^ s. Disp. er. p. 24. — Erdichtung der Sage nach
griechischem Muster nimmt an Wissowa in den philol. Abh. für
M. Hertz S. 165 f.
592. sunimo iungere membra deo nach ÜDBC?, st4mmo
concubuisse deo Riese mit AHVq.
608. er^ät linguam nach DBCZM(;, eripit huic linguam
Riese mit AUVq; s. Disp. er. p. 24.
631. Dis generis date tura, boni, Bentley.^)
634. Vgl. Persius 5, 31: Bullaqus succinctis laribus donata
pependitj imd Jahn z. d. St. p. 186. — Ausführlich handelt über
diese Stelle Marquardt S. 122 f., der in dem Lar familiaris den
lierrn oder den Stammvater der Familie sieht und sowohl bei
Ov. als bei Persius mit dem Schol. z. d. letzt. Si eine BegriflFs-
verwirrung annimmt; es hätten vielmehr in dem sacrarium des
Hauses die Penaten mit dem Lar so zusammen gestanden, daCs
1) und S. 37 1) An beiden Stellen zweifelt Nick Phüoh Anz. XI
S. 304 an der Richtigkeit der Angabe der Oxforder Ausgabe und nimmt
an der zweiten als Lesart Bentleys an: Et bene nos, bene te, patriae
pater (= Heinsios 1652).
II 676—678. 37
'die mittlere den Lar in der Toga, die zu beiden Seiten des-
selben tanzenden und das Trinkhorn erhebenden Genien die
Penaten als Symbole des frohen und behaglichen Lebens re-
präsentieren;' doch mufs er zugeben, dafs in der Zeit des
Augustus der Unterschied der Laren und der Penaten bereits
ganz aus dem Bewufstsein geschwunden war, sodafs es damals
möglich war, in den sacella der compita die Laren mit den
Attributen der Penaten auszustatten.
635. Vgl. Verg. Am. II 8: Et iam nox umida caelo
praecipitat, suadentque cadentia sidera somnos. Horat. sat II
6, 65: noctes cenaeque deum, quibns ipse meiqiie ante larem
proprium vescor vemasque procaces pasco libatis dapihus.
637. Et bene nos, bene te, patriae ^ pater, Bentley.^)
638. dicite suffuso sub sua verba mero habe ich nach einer
eigenen Conjectur, der die Lesart der besten Handschriften
(suffuso in Sacra verba meo AÜBT(;) zu Grunde liegt, ge-
schrieben, was sich nicht so weit von der Überlieferung ent-
fernt, als Hoffmann meint, wenn man an die Abkürzung von
Sacra denkt; s. die Epist crit p. 19 sq. Merkel® liest sufftiso
per bona (bona DGq) verba mero, Riese sufpuso ter sacra verba
mero, doch sind beide von der Lesart schlechterer Handschriften
suffuso per (ter Heinsius) ausgegangen; Bährens Jen. Litt, Zeit.
I S. 302 schlägt nach der Lesart von D suffuso sint bona vor:
dicite suffuso (sie bona verba) mero, E. Hoffmann S. 399 dicite
suffuso in singula verba mero, — Zur Sache vgl. Cass. Dio LI 19:
ocal iv totg 6v66vrCoig ov% otv totg xocvotg «AA« xal totg IdCoig
nävrag avtä öndvdscv iKiXsv6av. Horat. carm, IV 5, 33: Te
multa prece, te prosequitur mero defuso pateris, et laribus tuum
miscet numen. Der Genius Augusti neben den Laren bei
Visconti mus. Pio-Clement. IV Taf. XLV.
641 f. Vgl. Lactant. de fals, rel I 20, 37. Tibull. 1 1, 11:
Nam veneror, seu stipes habet desertus in agris seu vetus in trivio
florea serta lapis.
663 — 666 sieht Kimmig p. 9 sq. als Interpolation an.
667 ff. Vgl. Becker R, A, I S. 397 f. Serv. 0, Verg. Am.
IX 446: TJnde in Capitolio supema pars tecti patet, quae lapidem
ipsum Termini spectat; nam Termino non nisi sub divo sacri-
fimbatur. Paul. s. v. p. 368 M. Einen solchen Hypäthraltempel
besafsen in Rom noch der Dius Fidius, der luppiter Fulgur,
Coelus, Sol und Luna, Marquardt S. 159 Anm. 2.
669. inmotus W. GemoU Fleciceis, Jahrbb. CXVII (1878)
S. 494 nach Livius V 54, 7; inventus Riese mit fast allen
Hdschrr. (aufser Cq, welche convmtus lesen); ähnlich wie GemoU
hatte schon Burmann tunc Imtus vermutet.
678. Die von Riese aufgenommene Lesart von A^ü^^,
Tuus est hie ager, ille tuus! verteidigt Hertzbet^ (Zeitsdvr , \\
38 Zu Ovids Fasten
Altert. 1846 S. 268); er fafst es als ein Wort eines Schieds-
richters auf, der beim Streit der zwei streitenden Parteien er-
kennt; und vergleicht Hör. sat I 1, 17. Propert. II 1, 7; doch
ist nicht an eine solche Situation zu denken , sondern an die,
dafs ein unredlicher Nachbar allein bei der Arbeit den Grenz-
stein zu verrücken sucht; ich habe daher mit A^Ü^BCM^(; iUe
suus geschrieben; für das erste tntis haben D^q: suus. Merkel*
liest: Suits est h. a,, ille tuus!
683 f. klammert MerkeP ein.
685. Das Regifugium hat mit der Vertreibung des Tarqui-
nius Superbus gar nichts zu thun, wenn gleich Ohrist in seinen
römischen Ealenderstudien (Das Begifugium ein Gedenktag^ Icein
Opferfest in den Sitzungsber. der bair. Akad. 1876 S. 195 ff.)
es noch einmal zu erweisen versucht hat: es ist ein Sühnfesi^
dessen Ceremonie darin bestand, dafs der Opfernde, in der
Königszeit der König, dann sein sacraler Nachfolger, der rex
sacrificulus, ein Opfertier, auf welches die Schuld des Volkes
symbolisch gebürdet war, schlachtete und dann schnell floh,
um so seine Lossagung von der Sünde anzuzeigen. Eine ähn-
liche Bedeutung haben die Poplifugia des 5. Juli. S. Schwegler
Böm. Gesch. II 99. I 534. Marquardt S. 310 f. Erst, als man
das Verständnis für die Bedeutung des alten Ritus verlor, brachte
man diese Oeremonie mit jenem geschichtlichen Ereignis in
Verbindung.
691. Die List des Sextus Tarquinius ist eine Nachbildung
der Sage von Zopyrus (Herod. III 154 ff.), die Antwort die-
selbe, welche der Tyrann Thrasybulus dem Tyrannen Periander
giebt (b. Herod. V 92). In Wirklichkeit ist Gabii damals von
den Römern nicht erobert worden, sondern hat sich durch
einen Bundesgenossen vertrag, dessen Bedingungen auf einen
hölzernen mit Rindshaut überzogenen Schild aufgezeichnet
wurden, Rom gebeugt. Die Urkunde war noch zu der Zeit
des Dionysius von Halikarnassus im Sancustempel in Rom zu
sehen. S. Schwegler Böm, Gesch. I S. 789. 18.
722. lentas — moros nach ZM(;, longas Riese mit den
anderen Hdschrr. (longis A^).
727. dum nos difßcilis — tenet Ardea nach BCZM, dum
nos sollidtos Riese mit den and. Hdschrr., Dzsp. er. p. 17.
739. nurus ist eine Konjektur von Nodell ad Ävian. fabulas
(Antw. 1787) not. crit. cap. IV p. 108 (wie ich aus der Aus-
gabe von Krebs ersehe), welche durch Livius (I 57, 9) be-
stätigt wird: pergunt inde Collatiam, ubi Lucretiam haudquaquam
ut regias nurus, quas in convivio luxuque cum aequalibus viderant
tempus terentes, — inveniunt. Die Hdschrr. haben nurum.
741. nehat ZM^q, cuius Riese mit den übr. Hdschrr., s.
Bisp. er. p. 17.
II 678—853. 39
755. remittit UBM^(S, remisit Biese mit den and. Hdsclirr.;
A ist in dem Lucretiaabschnitt sehr nachlässig geschrieben,
und da ü gerade an denjenigen Stellen, wo A erweislich irrt,
das Bichtige bietet, so habe ich auch dann, wenn beide Les-
arten sich verteidigen liefsen, hier die von ü vorgezogen (stets
in Übereinstimmung mit Merkel*, s. Disp. er. p. 10).
756. vultum d&posuitque suum nach UBM^, stu) Biese nach
den and. Handschrr.
757. lacrimae deaierepudicae nach UMq^pudicam Biese m. AD^.
759. venio nach BCM^, veni Biese mit den übr. Hdschrr.
(im U fehlt das Wort).
761. furiatos Heinsius aus der Lesart von ÜM^ij: furiatus;
furiaUs Biese mit AD(S.
775. Vgl. Gell. II 30, 3: Quibus (austro vel africo) iam
nihil spirantibus undae tarnen factae cHutius tummt et a vento
quidem iam dudum tranquillae swnt, sed mare est etiam atqve
etiam unddbundum, und als Erklärung giebt er an: Austri vero
et africi ad meridianum orbis circulum et ad partem axis in-
fimam depressi, inferiores et humüeSj per suprema aequoris euntes
protmdunt magis fl/uctus quam erimnt^ et idcirco non desuper
laesae sed propulsae in adversum aquae, etiam desistente flatu,
retinent aliquantisper de pristino pulsu impetum.
793. auratum ÜBCM(;, aurata Biese mit den übr. Hdschrr.
821. Lucian Müller {Ehein. Mus. N. F. 1865 S. 262) ver-
langt für lacrimas, weil das Objekt zu indicet fehle, curas; viel
poetischer aber ist die Lesart der HandschriffceD, und indicare
ohne Objekt gar nicht selten.
824. ideo Aq, adeo ü<;, ad eos DCZM(;, *fort. wdos' Biese.
833. Die berühmten Verse des Euripides Hecub, 568 (von
Polyxena):
fl dl xal d'VT^öxovö^ ofiog
icoXXriv TtQovovav bI%sv svöxrj^iog Ttsöstv,
XQVTCrovö' a XQVTttevv o^^at aQöivfov xQedv.
hat 0. auch sonst nachgeahmt. Auch der zum Tode getroffene
Cäsar ^toga caput obvolvity simül sinistra manu sinum ad ima
crura deduxity qtw honestius caderet etiam inferiore corporis parte
velata' (Suet. Caes. 82); s. auch met. XIII 479.
845. lila iacens aversa, Bentley.
847. Scaliger, vermutet Exsequias fertur, nach Analogie
von ire exsequias (b. Ovid am. II 6, 2); in exsequias fertur scheint
auch mir bedenklich, ebenso aber die Dehnung der letzten Silbe
von fertur vor animi.
853. Merkel und Biese lassen dies erst am 26. Febr. ge-
schehen; jedoch wird das Erscheinen der Schwalbe von Colu-
mella XI 2, 21 und Clodius Tuscus (bei Lydus de ostent, p. 121
Wachsm.) auf den 20., von Columella XI 2, 22 auf den 2S»,
40 Zu Ovids Fasten
von Plinius (n. h. XVIII 237) auf den 22. Febr. gesetzt und
nirgends auf den 26., und da jede Andeutung, dafs hier ein
späteres Datum gemeint sei, fehlt, so ist ihre Datierung will-
kürlich. Die Notiz ist an die vorhergehende Erzählung ein-
fach angeschoben, wie z. B. nach v. 452 eine ähnlichen Inhalts
(453—456) und so öfters. S. Hartmann S. 167.
854. nee ist Konjektur Kochs (Symbol, p. 353) und Kreusslers
(p. 6) für das handschriftliche et, notwendig wegen der vorher-
gehenden Zeile und des folgenden tarnen.
859. Equirria nach mehreren Handschriften (A^^), dem
Stein des calend. Vatic. (zum 14. März) und dem codex Floren-
tinus des Varro d. ling. lat. 8. Mommsen C. L L. I p. 388.
— Vor V. 859 wird entweder eine Lücke anzunehmen sein (s,
die Epist crit. p. 16 sq.), oder Ovid hat die Form Ecunria vor
sich gehabt und ist der Ableitung Van*os gefolgt (ße l. l
VI 13): Eairria ab equorum cursu: eo die^enim currunt in
Martio canypo; dann ist v. 859 zu erklären: ex vero positum
nomen = ex currendo, quod vere factum est, positum nomm
^Ecurrixx* permansit. Die Etymologie ist freilich über die
Mafsen verkehrt, steht aber in dieser Beziehung bei Varro
nicht allein.
861. Das a in Gradivus ist hier wie auch bei Virgil
lang, met. VI 427 kurz; wegen der Länge wird das Wort auci
abgeleitet von Gravidivus *der gewaltige Gott', doch hat Ov.
hier, wie aus der Zusammenstellung mit venis folgt, (und
ebenso V 556) nur an die Ableitung von gradior gedacht.
IIL
11. Ebenso wird Ilia schlafend und so von Mars über-
rascht dargestellt auf mehreren Kunstwerken, auf einem ge-
schnittenen Steine, einem Wandgemälde aus den Thermen des
Titus imd einem Relief auf dem Altar des Ti. Claudius Faven-
tius, s. Müller, DenJcm. d. Kunst II Taf. 23 n. 253. 253*^. Röscher, .
LexiJcon I Sp. 1467. Die später gefundenen Denkmäler hat
Jordan zu Prellers Rom. Mythol. 11 S. 347 verzeichnet.
14. Beim ersten Anblick hat die Konjektur futilis uma
sehr viel Wahrscheinlichkeit; denn so hiefsen die G^efäTse, in
denen die Vestalinnen das Wasser herbeitrugen (s. Preller R
Myth, n S. 167). Andererseits wird die Lesart der Handschrr.
geschützt durch Properz IV (V) 4, 16: Ät Uli (der Vestalin
Tarpeja) urg^at medium fictilis uma caput; auch wird es aus-
drücklich hervorgehoben, dafs selbst später noch die Gefafse
im Tempel der Vesta von einfachem Thon waren. S. Anm. z.
VI 310 und Preuner, Hestia -Vesta S. 306.
II 853 — m 105. 41
30. Ausführliches bei Jordan Der Tempel der Vesta und
das Haus der Vestalinnen (Berlin 1886), wo S. 43 — 56 über
die Tracht, welche die Jungfrauen als Frauen charakterisieren
sollte, gehandelt wird. Abbildungen der bei den Ausgrabungen
im Jahre 1883 gefundenen herrlichen Jungfrauenbilder, deren
^feierlicher Ernst' einen tiefen Eindruck macht, Tafel VIII. IX. X.
Die schönste n. 10 ist bei Baumeister Denkm. TU 2013 wieder-
holt, aber wenig genügend.
45. ^Sämtliche bildliche Darstellungen des Tempels von
Titus bis auf Julia Domna lassen durch die geöffnete Thür
das sitzende Bild der Göttin sehen.' Jordan a. a. 0. S. 68.
Wenn also sich 0. nicht VI 295 f. geirrt hat, so müfste das
Bild erst nach seiner Zeit im Tempel aufgestellt worden sein.
75 ff. Es war die Ansicht der Antiquare Fulvius und
Junius, dafs Bomulus den Monat März nach seinem Vater
benannt habe (Censor. d. d. n, 22, 9), während Varro (bei
Censor. § 11) eine ändere aufgestellt hatte: Itaqu^ Martium
mensem a Marte quidem nominatum credit, non quia Bomuli
fuerit pater sed quod gern Latina bellicosa. Diese werden von
Ov. in der Weise mit einander vereinigt, dafs die alten Latiner
(vor ßomulus) wegen ihrer kriegerischen Neigung überhaupt
einen Monat nach Mars benannten, Romulus aber, weil dieser
Gott sein Vater war, den ersten des Jahres. So Gilbert S. 775.
87. Kalender anderer italischer Völker erwähnt Ov. auch
VI 59 ff., die Kenntnis derselben verdankt .er wahrscheinlich
Varro (Mommsen Chronol, S. 217 ff.); vgl. im allgemeinen
Censor. 22, 10: Varro Bomanos a Latinis nomina mensum
accepisse arhitratus audores eorum antiquiores quam urbem fuisse
satis argute docet
89. Vgl. den Pränestin. Kalender (p. 314 des C. I. L. I):
Martius ab Latinorum [Marte appel]Zawrfi. itaque aput Albanos
et plerosque [pop]Mfos Lat[i rnjos idem fuit ante conditam Bo-
mam. Censor. 22, 6.
93. Für quintum Laurentes liest Huschke (d. röm. Jahr
S. 9) mit der einen Handschrift des Puteanus: quurtum Lau-
rentes: ^Da nämlich in Lavinium früher der Martius der erste,
Dezember der zehnte und letzte Monat war (Macrob. sat, 1
15, 18), so konnte, nachdem drei Monate dazwischen gesetzt
waren, der Martius nur der vierte werden.' S. dagegen Bergk
Opusc, I 661, der nonum Laurentes vermutet.
Äequiculus asper habe ich nach ÜD und and. geringeren
Hdschrr. aufgenommen, da dies Epitheton besser zu der horrida
gens des Virgil pafst. Riese liest Aequiculm acer (so BCTH(;,
sacer A).
[97. hoc omnes Riese infolge eines Druckfehlers.]
105. Quis tu/nc aut Hyadm, quis Pleiadas, Kreusaler ^.6^
42 Zu Ovids Fasten
um die auffallende Länge der letzten Silbe von Hyadas vor
einem Vokale zu beseitigen; doch s. Lachmann, Klein. Sehr.
II p. 59 sq. Riese, Bursians Jahresber, Bd. in S. 234 f.
111. et inohservata nach U60ZM, nofi öbservata Riese
mit ADTHV?.
121. Den Ausdruck luna receperat orbem urgiert Huschke
(Ih$ röm. Jahr S. 4 Anm. 5) so, dafs er meint, Ov. habe ein
Jahr aus 10 Mondmonaten im Sinne gehabt, läfst aber auJäer
acht, dafs hier kein Astronom sondern ein Dichter spricht.
Ov. will nur sagen, dafs das Romulische Jahr aus 10 Monaten
bestand, wie schon Ideler Handb. d. Chronol, 11 S. 20 richtig
bemerkt hat Vgl. Mommsen Chronol. S. 51.
124. seu quia bis qninto femina menseparü Madyig, Advers,
n p. 106 (coli. VI 768).
127. Die Nachricht, dafs Romulus seinen Senat von
100 Mitgliedern in 10 decuriae eingeteilt habe, findet sich
sonst nirgends; wir wissen aus anderen Quellen nur, dafs nach
seinem Tode sich der Senat für die Regierung während des
Interregnums in 10 Decurien teilte, und dafs zur Zeit Ciceros
die Einteilung in Decurien für die Gerichtsbarkeit bestand. S.
Rein in Pauljs Realencykl. VI S. 1004. IV S. 358.
135. In der Angabe der Beweisgründe dafür, dals das
Romulische Jahr mit dem März angefangen, stimmt O. überein
mit Macrob. sat 1 12. 5ffl
137. S. Bötticher, BaumktiUus S. 378 ff
139. Über die Scheidung der Amtswohnungen des Rei
und des Pontifex maximus s. Becker 12. ^ I S. 226^234
Jordan Tc^iOffr. I 2 S, 275. 298.
148. S. Mommsen, Chronol. S. 102 £ StaatsredU I S. 49a
Gani unhaltbar ist die Ansicht Ton Huschke, Das roM. Jakr
S. 37 f.; ebenso die Ton Hartmann S. 228 £., wie dies Ui^er,
TkHoi. Suppl. IV S. 287 f. zeigt. Dafs auch bei Beginn des
dritten Krieges die Römer den Puniem Treulosigkeit Torwarfaii,
sagt ausdrücklich ÜTius ep. 48: qaod contra foedms ei exercOim
et naraies WMteri^MS haberent 49: qucd contra foedns maves kaberait
Tgl. Flor, n 15^ 3. Die Beziehung auf Hannibal als den perfidm
JP'j^mHS x«T* i^opiv habe ich aufgegeben.
1^5. Lustrum wird in den Fasten, wo sieh überhaiqp^ dk
Zeit bestimmen lafst 11 183: iam iria la;^ra pmer offebatf
welche Worte mit der Paralielstelle der Metamorphosem 11 ^1
ter qHinqne fere nataliims iurtis zu rergleiehen sind") entsehiedea
als fünfjähriger Zeitraum sre&üTst: ebenso auch in den Amor,
in 6> 27: myndwm Troia fmit Ihistris »^bsessa tiuoims und in den
Kpisl ex Font. TV 1*X 9: UJixes M*Xij^^$s dnoto per th»
mari^ lY 16. 14: UUsem emmtem saer»> per dmo Imsäm
Gesen diese Anirahme scheint zu spreehän ex Font. IT i 5:
lU 106—224. 43
In Scythia noJns quinquennis Olympias acta est; iam tempas
hisiri transit in alierius; allein hier ist, wie aus der Berech-
nung der LebenaTerhältnisse des Dichters mit Sicherheit hervor-
geht, auch die Olympiade (ebenso wie trist. IV 10, 95 f.) zu
fünf Jahren herechnet, und sonach kein Zweifel, dafs 0. an
unserer Stelle dem Lustrum die gleiche Zahl von Jahren ge-
geben haben mufa. Damit stimmt auch die Lesart sämtlicher
guten Handschriften (nur U hat iuncla) in v. 164: e pleno
tempora quinta die (tempora quarta, was sich in den Ausgaben
bis auf Merkel^ und Bieae findet, ist den schlechteren ent-
nommen), und Ov. hat sich also geirrt und das julianische
Jahr nur zu SGö'/s Tagen angesetzt. Es ist nur die Frage,
wie er zu diesem Irrtum gekommen ist. Aber auch hierfür
hat Merkel i^prolegg. p. IVaq.), dem Mommsen (Chronol. S. ITOff.)
beipflichtet, eine Erklärung gefunden. In Cäaars Edikt über
den Kalender stand nämlich, dafs quarto quoque anno intei>
kauert werden solle (Quschke S. 125 f.); dies aber verstanden
— denn bekanntlich wird in der römischen Rechnung der
Terminus ad quem meist eingerechnet — die römischen
Pontifices so, dafs sie in jedem dritten Jahr einen Tag ein-
schoben und so den Kalender von neuem in Unordnung brachten.
Ihr machte im J. 8 v. Chr. Äuguatus ein Ende und verordnete
die Interkalatiou quinto guoque anno; Ot. aber begeht hier den
umgekehrten Fehler wie jene Pontifices, indem er die Schaltung
in das fünfte Jahr (nach unserer Berechnungsweise) verlegt
ein MifsTeratändnis, welches ihm ohne Bedenken zuzutrauen
ist, Bodafs kein Grund vorliegt zur Vermutung von Huschke:
iunxit et ea^evit tempora quinta die (a. a. 0. S. 127) seine Zu-
flucht zu nehmen.
199. parat Riese nach A^ para haben die anderen
Handschrr.
200. cum 'E. Hoffmann in scholis' Sedlmayer Omd carm.
sd. pr. p. VTII.
206. Diese Versammlung und die Initiative der Hersilia
sowie das Mitnehmen der Kinder (y. 218) erwähnen auch Dionye
II 45 und Plutarch Bom. 19, nicht Livius; s. oben zu II 499.
208. N(m ultra lentae fossumus esse pie, Madvig Ädvers.
n p. 106.
211. m^imus nach UBCM^, malitis Eiese mit ADq.
219. passis nach DUBCZM, scissis Biese ohne Variante,
also mit A, was mir nach dem vorausgehenden crinesque
resolvunt (v. 213) zu stark erscheint (s. auch die in Anm. an-
geführte Liviusstelle); anders liegt die Sache met, XI 682: nee
crines solvere cwrat: sdndit,
223 f. klammert Riese ein.
224. Der Kuriosität halber erwähne ich die Erklex
44 Zu Ovids Fasten
von Taubner, Krebs und Conrad, die Mütter hätten die Kinder
gezwickt, sodafs diese dh vae (au weh) geschrieen^ was wie mt
geklungen! Mit Recht sagt Merkel p. CLXXIV: versum 224^
tenerrimi affecttis plmum, non credo difficilem inteUectu, nisi qiii
barhartis sit
229. Inde mei primas mensis ceMyrare kaiendas nach Riese;
inde diem, qtiae prima, meas cel. Aü^, was nur eine sehr ge-
zwungene Erklärung zuläfst; inde diem primasque meas cd,
DC^. Inde diem, quae prima mea est cel. Rappold Ztschr. f.
östr. Grymn, XXXI S. 809. Inde diem^ quae priva, meas cd.
MerkeP (d. h. *qua tota solae matronae feriatae sint').
Die V. 231 und 232 sind von Merkel ^ mit Obelis ge-
zeichnet, und allerdings sind sie wegen des reflexiven Ge-
brauchs von committi nicht ohne Bedenken und wären auch
sehr gut zu entbehren. Trotzdem scheinen mir die Gründe,
sie als Interpolation anzusehen, wenigstens nicht zwingend;
der Hauptnachdruck ist auf lacrimis zu legen und an des
Livius Erzählung (die auch ausae hat) zu denken, in der die
Frauen ohne Hilfe der Kinder nur durch ihre Vorstellungen
dem Kriege ein Ende machen. Gilbert S. 776 f. läfst den
Dichter v. 231 f. vor der zweiten Erklärung noch einmal die
erste zusammenfassen: ^Deshalb feiern die römischen Frauen
meine Kaienden (v. 229 f.): entweder also weil sie die Martia
bella beendet haben (v. 231 f.), oder aber (hiermit folgt die
zweite Erklärung), weil durch mich Ilia Mutter geworden ist,
verehren sie meinen Tag (v. 233).' Riese hat sie für aut in
den Text gesetzt und will in der Adnot. v. 231 vor 229 ein-
schieben; ebenda vermutet er noch für aut: iam oder für aüt
quia: atque ita; aut haben AD^, an ÜBCM\ Merkel^ schreibt
V. 231 Hac quia und klammert v. 233 f. ein. — Die Stelle ist
matt und offenbar flüchtig geschrieben, wie manche andere,
wo Ov. nur der Vollständigkeit halber verschiedene Ansichten
aneinander reiht; vgl. z. B. I 323 ff. Mit Konjekturen wird da
kaum zu helfen sein: es fehlt eben dem Werke die letzte Hand
des Dichters.
238. Vividaque nach einer Anzahl geringerer Handschrr.
(vgl. Lucr. I 179 vivida tellus)] uvidaque ist Rieses aber noch
weniger bezeugte Lesart. A hat nudaque, DBC u. a. Hdschrr.
humidaque.
245. Vgl. Paul. s. v. p. 147: Martias calendas matronae
celebräbantf quod eo die lunonis Lucinae aedes coli coepta erat
Kalend. Praen. p. 387 (Momms.): Iun[o\ni Lucinae ExquüiiSf
quod eo die aedis ei [dedicaj^a est per matronas.
251. Die aufgenommene Lesart matrem mea turha frequentat
beruht zwar auf einer Konjektur Merkels, beseitigt aber am
einfachsten alle Schwierigkeiten und stellt in passender Weise
m 224—285. 45
den Zusammenhang mit dem folgenden Verse her. Die Hand-
schrr. geben fast alle matrum me turha fr. (und so auch Riese),
nur U hat matrem qiwqxie' turba.
255. 0. leitet den Beinamen der Inno Lucina entweder
von Z«*CMS (11 449) oder von lux ab, so jedoch, dafs er mit der
Bedeutung des Wortes lux spielt und es in verschiedeneu Be-
deutungen fafst: II 450 ist lux das Licht der Welt, welches
die Kinder bei ihrer Geburt erblicken, VI 39 das neue Licht
des Mondes (s. Anm. z. d. St.); und hier scheint es v. 256 im
Munde der Mütter am geeignetsten von dem Ende der Not
des partiirire gefafst werden zu müssen; vgl. z. B. Cic. d. imp.
Cn. Pomp. 12, 33: Tantamne wnius hominis incredibilis ac divina
virtus tam brevi tempore litcem affere rei p. potuit etc.; 14, 41:
nuMC imperii vestri splendor Ulis gentibus lucem afferre coepit
259. Über zwei Reliefs, von denen das eine zwei Salier
vollständig und einen dritten zum Teil darstellt, das andere
sogar 30 Figuren, s. Marquardt S. 414.
261. Die Lesart adoperta findet sich in D und vielen ge-
ringeren anderen Handschrr., in den übrigen meist operata, was
Merkel und Riese aufgenommen haben; aber es ist nirgends
überliefert^ dafs Egeria dort der Diana gedient, während
adoperta in der in der Anm. citierten Stelle der Metam. seine
volle Stütze findet. Zu dem Ablativ nemori vgl. operi^ oneri,
lateri, scderi, corporis Neue Lat, Formenl, PS. 239.
267. Die Tabulae votivae enthielten neben Inschriften
(s. Orelli Syll. inscr, n. 1453. 1455. 1456) oft Darstellungen der
überstandenen Gefahr; so hat sich auch in der Gegend von
Nemi ein Relief gefunden, welches eine Entbindung darstellte,
in offenbarer Beziehung auf eine von Diana geleistete Hilfe,
an welche sich die Frauen in ihren Gebeten um leichte Geburt
und glückliches Leben in der Ehe auch zu weuden pflegten.
Ebenso hat mau bekränzte Frauenköpfe (v. 269) in der Gegend
von Nemi ausgegraben. Preller I S. 317. Abbildungen von
Bäumen, an denen Votivtafeln hängen, in grofser Zahl bei
Bötticher, BaumhuU. S. 43 f.
277—284 stören den Zusammenhang, der erst nach ihrer
Beseitigung zwischen v. 276 und 285 wieder hergestellt wird.
Wir haben auch hierin ein Zeichen des Fehlens der letzten
Hand des Dichters zu sehen, der die verbindenden Glieder nicht
mehr hat hinzufügen können.
285 ff. Die Geister des Waldes trunken zu machen und
dann zur Weissagung zu zwingen, ist ein Zug der Sage auch
anderer indogermanischer Völker. Als das griechische Seiten-
stück (oder Original?) dieser römischen Legende dürfen wir
die von Theopomp {Fr. hist. Gr. 1 p. 289—291. fr. 74—77) über-
lieferte Erzählung ansehen, nach welcher König Midas den
46 Zu Ovids Fasten
Silen durch Wein, den er in eine Quelle gemischt hatte^ trunken
machte, ihn in Fesseln schlug und, wie er erwachte, ihn zwang,
ihm sein geheimstes Wissen zu offenbaren, um sich zu losen.
S. Rohde Der griech, Boman S. 204 ff. (wo die gesamte Littfr^
ratur) und Mannhardt Wald- u. Feldkulte 11 S. 137. 141 f. -
Ovids Quelle ist, wenn auch nicht direkt, der Annalist Valerius
Antias gewesen, wie die Vergleichuug mit Arnobius V 1 lehrt
(vgl. Plutarch. Ifum. 15. Belliq. hist Born, I p. 238 sqq.), jedoch
will bei ihm Juppiter, wenn er zuerst Menschenopfer verlangt,
nur die Klugheit des Numa auf die Probe stellen, während
bei Arnobius und Plutarch der Gott, weil er seinen Willen
nicht scharf genug ausdrückt, von dem schlauen Numa über-
listet wird, s. Amob. tunc anibiguis lovem propositionüm
captum etc. — Die Blitzsühne scheint von der Vorstellung aus-
gegangen zu sein, dafs der zürnende Gott durch das Schleudern
eines Blitzes ein Menschenopfer heische; vielleicht sind iu
frühester Zeit solche auch gebracht worden; denn Spuren von
Menschenopfern sind im römischen Altertum nicht selten, s.
Schwegler E. G. I S. 241. 363 f. 381. 548 f. H 48. Die Ver-
wandlung des wirklichen Menschenopfers in symbolische Ge-
bräuche wird in dieser Legende dargestellt und, wie viele
mildere Sitten, auf Numa zurückgeführt. Die Tradition Ovids
scheint übrigens jünger als die des Arnobius und Plutarch.
Nach Anderen war das condere fulgur ein Begraben des in der
Erde sterbenden Blitzes und wie der Tod eines Menschen mit
einer expiatio verbunden. Marquardt S. 252 f. Ein solches
Blitzgrab hat sich in Pompeji noch erhalten, ein runder über
die Erde hinaus aufgemauerter Schacht, oben oflfen, wie ein
Altar aussehend, im Kreis umgeben von 8 Säulen, die ein
Dach trugen. Abbild, z. B. bei Rieh S. 78.
294. eruit Kraffert Beiträge 3. Teil.
331. e pectore mit ÜBMg, e corpore Riese mit A und den
meisten übr. Hdschrr.
337. remotum nach e. var. scr. in d. 2. Münch. Hdschr.;
remota Merkel und Riese nach d. Hdschrr.
339 flF. Vgl. Macrob. sat I 7, 34: Quakm nunc permur
tationem sacrifidi, Praetextate, memorasti, invenio postea Com-
pitalibus celebratam, cum ludi per urbem in compitis agitahanhir^
restituti sdlicet a Tarquinio Superho Larihus oc Mani4ie ex
responso Äpollmis, quo praeceptum est^ ut pro capitüms capitibas
supplicaretur. idque dliquamdiu dbservai/um, ut pro familiarium
sospitate pueri mactarentur Maniae deae, matri Larum, guod
sctcrificii genus lunius Brutus consul pulso Tarquinio aliter con-
stituit celebrandum. nam capitibus alii et papaveris supplicari
iussity ut responso Apollinis saus fieret de nomine capitum remoto
sdlicet scelere infaustae sacrificationis; factumque est, ut effigies
m 285—383. 47
Maniae suspensae pro singulorum foribus periculum, si quod
immmeret famüiis, expiarent. Kleine Fische ^pro animis huma-
nis' werden aucli dem Vulcan gegeben. Fest. p. 238.
342. summosBiese und Merkel^ nach 5^, sumes alle anderen
Hdschrr. (Krüger p. 24).
345 ffi Die sich nur bei Ovid findende Verbindung der
beiden Legenden von der Blitzsühne (v. 285 flf.) und dem Er-
scheinen des ancile (v. 349 ff.) ist sehr äuTserlich und nicht
gerade glücklich. Zuerst erzählt nämlich Ov. nach der ge-
wöhnlichen Tradition, wie Juppiter von Numa gezwungen
wurde, selbst die Mittel zur Blitzsühne anzugeben v. 285 — 348,
und nur dies ist in den eben citierten Versen für Numa und
Egeria der Zweck die Gottheit selbst zu befragen (v. 289.
291. 311. 333). Nachdem aber Juppiter die procuratio fiilminis
genannt, läfst ihn der Dichter ganz unmotiviert noch aufser-
dem freiwillig ^certa imperii pignora' v. 345 f. versprechen und
als ein solches dann v. 373 das ancile vom Himmel herunter-
schweben. Vielleicht hat die Veranlassung zu dieser Ver-
bindung eine dem Plutarch (Num. 13) ähnliche Erzählung ge-
geben, dafs jenes ancile vom Himmel gefallen sei, als ganz
Rom sich in grofser Unruhe wegen der Pest befand, und dafs
Egeria in jenem ancile ein pignus imperii erkannt und ge-
wisse Bestimmungen getroffen habe, infolge deren die Krank-
heit verschwunden sei.
369. fulgura nach ÜV^, fulmina Riese mit AD^.
377. Ganz rund ohne Ausschnitt an den Seiten ist das
ancile auf einer Bronce des Domitian bei Cohen Med. imper,
I pl. XVII n. 315, auch auf den beiden oben zu v. 259 er-
wähnten Relief darstellungen, von denen sich die eine allerdings
auf das Salierfest in Anagnia bezieht, die andere ungewissen,
aber nicht römischen Ursprungs ist und vielleicht aus Tibur
stammt. Marquardt S. 413 f.
379. tum mit A^DM^, tunc Riese mit A^^.
383. Eine sehr geistvolle Vermutung über die Entstehung
der Legende von Mamurius Veturius hat mit grofser Gelehrsam-
keit H. Usener JBA. Mus. N. F. XXX S. 213 ff. ausgeführt. Er
geht aus von Corssen, der Mamurius mit Mars und Veturius,
wie schon die Alten, mit vetus zusammengebracht und Mars
als Jahresgott aufgefafst hatte (s. darüber auch Röscher Apollon
und Mars S. 25 ff.), welcher die elf folgenden Monate des Jahres
nach dem Bilde des vom Himmel gefallenen ersten, des gött-
lichen Martins, schafft. Dann weist Usener darauf hin, wie
nach der alten Vorstellung Sonne und Mond bei jedem Er-
scheinen neu entstehen, also das neue Jahr ein neugeborener
Sonnengott ist, der an die Stelle des sterbenden, d. h. des alten
Jahres tritt, demnach bei den Römern das Jahr am 1. März
48 Zu Onds Fasten
feboren wird und nun bis zum 14. erstarkt und da den alten
ahresgott^ Mamurius Yetus, vertreibt Im Liede der Salier
ist extremo carmine (als Re&ain, v. 390) nicht der Waffen-
schmied^ sondern der Gott gemeint, den sie mit Stäben schlagen
und so aus dem Lande jagen. Die Sitte das alte Jahr in Gre-
stalt eines Menschen zu verjagen oder zu toten findet sich;
wie üsener zeigt, bei sehr vielen Völkern. S. auch Mannhardt
Wald- und Feldkulte 11 S. 297 f. Mythol Forsch. S. 198: 'So
brachte der Umzug der Salier mit den Ancilien und Mamurins
den siegreichen Einzug der Genien des Frühlings und Neujahrs
zur Darstellung/
384. Riese interpungiert difßcile est, illudy dicere, dansU
opus und verbindet sehr künstlich iUud mit opus; über dausü
bemerkt er in der Adnot. ^sculpsit Iq, recte, ut puto. an lusit?'
vgl. aber wegen clausit Plutarch Num, a. a, 0. xriv d% nikt'qv
stQod'ivtog avtov Tcal TceXsvöavtog ccfiMäöd'aL tovg teivCxaq
v7t€Q zfig bfiOLOtritog toifg fihv aXkovg ccTCsiTtstVy Bsxovqlov S\
MafiovQiov^ €va täv aTCOcuv dfjiiiovQyäv ovrcag eq)ixs6^ai trjg
ifMfSQeiag xal xataöxsvaöaL Ttdöag ofioiag^ ä^xe fir^d^ avtov
hl tov Nofiav SiayLvciöxsiv,
397. cincta (so CZ^, auch BD^, aber mit einem an das
vorherg. Wort angefügten s) zieht Bergk Op, phil. I p. 661 sq.
vor wegen Fest. p. 65 cincta flaminica veste vdata,
399 ff. Plinius (w. A. XVIII 237) und Columella (XI 2, 24)
setzen in diese Zeit den Aufgang des nördlichen Fisches;
daher wird man annehmen müssen, dafs auch in der Quelle
Ovids dieselbe Erscheinung für diesen Tag verzeichnet war.
Wenn daher seine Worte auf den Frühuntergang hinweisen,
so liegt hier entweder eine üngenauigkeit oder eine Unrichtig-
keit vor; denn entweder hat er den Spätuntergang gemeint,
welchen die Rechnung für den Stern 9? in der Mitte des nörd-
lichen Fisches auf den 7. März setzt, was das wahrscheinlichere
ist (s. z. V 406), oder den Frühaufgang, welcher nach der
Rechnung am 1. April erfolgte. Ideler S. 161. Anders Merkel
p. LXXIV, der mit Berufung auf Clodius Tuscus (b. Lyd. de
ostent p. 123 Wachsm.: trj tcqo g' sCSäv — oQd'Qov 6 1%^^
ccTto tov vcitov aQ%atuL xQVTttsöd'ai) den südlichen Fisch ge-
meint sein läfst. Um Ovid von dem eben gemachten Vorwurfe
zu befreien, zieht Rappold {Ztschr. f. d. öster. Gymn. ^TTW
S. 809 f.) das statt ignes in den meisten Hdschrr. (nicht A) über-
lieferte orttis und das in einigen Hdschrr. (nicht in der * besten
Überlieferung ', wie er angiebt) statt dimensa stehende de mense
vor und versteht den Vers vom Anfang der Nacht. Seine Er-
klärung von de mense ist indes unmöglich.
406. Merkel (prolegg. p. LXXII) schlägt emerget, visus
effugietque tuos vor und erklärt es : puncto temporis inter düuculum
III 383—429. 49
apparebit. Doch scheint es mir sehr bedenklich, eine Kon-
fusion in astronomischen Dingen, welche dem Dichter wohl
zuzutrauen ist, durch Konjektur zu beseitigen. 0. hat noch
ganz andere Sünden in dieser Wissenschaft auf dem Gewissen.
S. Ideler SL 140 ff. — 6. Hofmann (S. 36) versteht sowohl hier als
auch V. 733 (26. Mai) u. VI 235 (7. Juni) den (scheinbaren)
Frühaufgang des Bootes, der in Wirklichkeit am 16. Juni
stattfand.
405. Vgl. German. Arat. 91 f. sive ille arctophylax seu
JBdcchi ob munera caesus Icarus ereptam pensavit sidere vitam,
wo aber Robert Erat cot. rel, p. 74 unrichtig an eine Nach-
ahmung Ovids denkt.
407. Vom Vindemitor fiel nach der Rechnung der wahre
Frühaufgaug auf den 31. August, der scheinbare auf den
18. September, der scheinbare Spätaufgang auf den 14. Febr.,
der wahre auf den 26. desselben Monats; für den letzten, welchen
also die Quelle O.s auf den 5. März angesetzt hatte, giebt Co-
lumella (XI 2, 24) den 2. März, Plinius (w. h. XVIH 237)
unbestimmt den Anfang des Monats an; Ideler S. 157.
409. So zeigt den Ampelos eine berühmte Statue des
britischen Museums in der Verwandlung, wie er dem Gotte
noch eine Traube reicht. Müller, Denkmäler II T. 32. n. 371,
Baumeister, Denkm. I 437. In gewohnter Breite erzählt die
Fabel vom Ampelos Nounus Dionys. X 175 ~XI 312, aber
fast durchgängig anders als Ov.
411. pendentem e frondibus nach ÜDBC^, e läfst Riese
mit A^ weg. 411 f. klammert Merkel^ ein.
415. Vgl. die Pränestinischen Fasten z. d. Tage (C. L L.
1 387): Fe[na,G ex s. c, quod eo die] imp. (hesar August pont
m[ax. factus est Quiri]mö et Valgio cos, II viri ob [eam^ rem
inmolant: ]ß]opult4S coronattis feriatus [agit]. — Über die Über-
lieferung dieses und des folgenden Verses s. Disput er, p. 27 sq.
417. Nach Jordan, Tempel der Vesta S. 70 würde Männern
die aedes Vestae überhaupt zu betreten verboten gewesen
sein: v. 418 weist aber bestimmt auf den Tempel und der
Zusammenhang auf Männer, nicht etwa auf Frauen; s. d. Anm.
z. VI 257.
419. quos nach fast allen Hdschrr., qu>em Riese nach Z
und lg, quo Merkel (Teubn.), quis Rappold a. a. 0. (^Lieber
als alle anderen Titel wollte er den eines P» M. erlangen'). —
Auch im Calend. Maffei. heifst unter diesem Tage Augustus:
Cäsar (0. L R p. 387): Hoc die Gaes(ar) pontif(ex) maxim(us)
f(wt(us) est; vgl. Mommsen z. d. St.
429. Ein altes Bild des Veiovis in arce aus Cypressen-
holz erwähnt Plinius XVI 216, das aber von dem Ovid be-
kannten zu unterscheiden ist, s. Jordan in den comment. phil,
Ovide Fasten. Anh. K
50 Zu Ovids Fasten
in hon. Momms. p. 362. 365, Böm. Top. I 2 S. Ulf. Von
unserem spricht Gellius V 12, 11 Simulacrum igitwr dei Vediovis,
quod est in aede de qua supra dixi, sagittcLS tenet, quae suntpartae
ad nocendum, et q. seq. Erhaltene Münzbilder hat man nach
Jordan {Top, I 2 S. 117) irrig auf die von Ov. geschilderte
Statue bezogen.
430. Da AUBV^ utiouis lesen, so ist es richtiger bei
0. die Form Veiovis einzusetzen als mit Riese und Merkel
Vediovis; auch v. 447 spricht die Überlieferung mehr für die
erstere Form.
438. aspice deinde manum nach BOM imd and. Hdschrr.,
aspice deinde, manu f, Merkel und Riese nach den meisten
übrigen Handschrr.
439. ffigantas nach ü^, gigantes Riese mit den meisten
übrigen Hdschrr., s. ab. Disp, er. p. 10.
441 f. klammert Merkel^ ein.
449. Nach O.s "Worten müfste man an den Spätaufgang
des Pegasus (der sonst ""'iTr^ros oder Equus genannt wird, Ideler
Sternnamen S. 114 f.) denken, der aber zu einer ganz anderen
Jahreszeit erfolgte; es ist vielmehr der Frühaufgang gemeint,
für welchen die Rechnung den 11. März ergiebt. Mit 0. stimmt
Columella überein (XI 2, 24); Cäsar setzte den Aufgang auf
a. d. III non. Mart. Ideler S. 149. — Als Rofs der Dichter
kennt das Altertum den Pegasus nicht; dazu hat ihn erst
durch eine Vermengung der Sagen von Bellerophon und von
der Hippocrene Bojardo gemacht. S. Teufifel in Paulys Real-
encykl. V S. 1275.
451. Creditur hie ea>esa gravidae cerviee Medusae nach Madvig
Advers. II p. 106, ea^sae gravida die Handschr.
459. Es ist der scheinbare Spätaufgang der (nördlichen)
Krone gemeint, der nach der Rechnung auf den 10. März fiel.
Ideler S. 143. — Merkel und mit ihm Riese läfst 2war die
Krone auch noch am 7. März aufgehn, indes scheint dies uns
unmöglich, nachdem schon der Spätaufgang des Pegasus mit
den Worten eingeleitet ist: lamque ubi caeruleum variabunt
sidera eaelum (V. 449); venienti nocte kann sich daher nur
auf die folgende Nacht, d. h. auf die am 8. März ihren An-
fang nehmende, beziehn. Merkel ist wohl zu dieser Annahme
durch V. 517 gebracht worden, der zu verlangen scheint, daCs
zwischen dem Aufgange der Krone und den zweiten Equirria
am 14. März 6 volle Tage liegen, und durch protinu^ asp,
venienti nocte. Allein in V. 517 sind wir bei 0. wohl be-
rßchtigt den Ausdruck nicht allzu sehr zu urgieren imd
können in demselben nur eine poetische Erweiterung des Aus-
drucks ^nach 6 Tagen' sehn (vgl. nur I 617: Bespiciet Titan
actas ubi tertius idus, wo der 15. März gemeint ist), und
III 429—523. 51
protinus kann mit demselben Bechte, mit welchem es ge-
wöhnlich mit dem Aufgang des Pegasus in Verbindung gesetzt
wird; auch auf venienti nocte bezogen werden, also ^in der
kommenden Nacht, gleich nachdem sie gekommen ist'; vgl.
II 153: Tertia nox veniat: Custodem protinus Ursae CLspides
geminos exeruisse pedes, wo der Spätaufgang des Gestirns be-
zeichnet werden soll.
462. hgenda hat Riese nach ÜBZM^^ ebenfalls im Text
(vgl. Propert. V (IV) 4, 42: cum patuit Udo stamine torta via),
in der Adnot. aber neigt er sich der La. der übr. Hdschrr.
regenda zu.
465. depexos crinibus Indos verteidigt Bergk Op, phil. I
p. 662 durch Nonnus XXVI 155: iTtsi vv oC aq)QOVL kvööy
jdriQiadrjg vTCSQOTtlog olrjv dvsxsiQato xaltriv^ ^IvSotg tclxqov
ovsiöog.
469 ff. Vgl. M. Haupt Opusc, II p. 71, wo darauf aufmerksam
gemacht wird, wie hier Ov. absichtlich u. zwar aus einer ge-
wissen Courtoisie an Catull 64, 132 habe erinnern wollen. Weitere
Nachweisungen für diese bei den antiken Dichtern übliche Sitte
bei Usener Bh. M. N. F. XXXV S. 138.
498 ff. adsuevi — me tua at tilgt H. Gilbert Fleckeis. Jahrb.
Bd. 127. S. 852, Merkel« sogar die 6 Verse 499-504.
500. Ich folge, wie auch Biese, der Lesart von Heinsius:
me tua. at hie laudist, ille pudendus amor. Die Handschriften
geben zum Teil me iuat et ledit ille p. a. (A) oder me iuvat
(muat U) et laedit ille p. a. (DÜT und die meisten anderen)
oder me tuu sed laedit. Merkel« liest: Me tua: me laedit,
ille p. a.j Madvig vermutet Advers. II p. 106: me tua. Te laedis:
ille pudendus amor, was er so erklärt: Iniuriam tibi ipse facis,
cum meum amorem cum pudendo illo comparas et spemis.
523. Über Anna Perenna handelt in den Hauptsachen
überzeugend üsener in dem oben zu v. 383 citierten Aufsatz
S. 182 — 229 (unter Beistimmung von Mannhardt, Wald- und
Feldkulte II S. 297 f.). Ihm ist Anna das laufende Jahr mit
seinem Segen, Perenna das ^durchgejahrte Jahr, das ehedem
feierlich abgethan wurde, um durch die Festlichkeiten, die Ov.
beschreibt, erneuert zu werden' (S. 208); altitalisch sei, dafs sie
ihr Ende im Flusse finde. Somit gehören nach Useners An-
sicht Anna Perenna und Mamurius Veturius eng zusammen
(s. z. V. 383): Mamurius wird am 14. März ausgetrieben, während
seine Alte ihn überlebt, am andern Tag den neuen Jahresgott
neckt und dann auch ins Wasser getrieben vyird (s. z. v. 677). —
Ein besondei*es Programm hat geschrieben *Uber das Wesen der
Anna Perenna und der Dido' E. Teltscher (Mitterburg 1877).
Er behauptet S. 9: 1) *dafs die im phönikischen Kultkreise
unzweifelhaft vorhandene Channa, deren Namen sich durch
52 Zu Ovids Fasten
eine unbefangene Betrachtung als mit XaQis identisch gezeigt
habe^ den Griechen das Vorbild für ihre Xagtg resp. XaQix^
abgegeben habe u. 2) dafs Anna, die den Römern frühzeitig
ohne Vermittlung der Griechen bekannt geworden sein mufs,
eine bestimmte Charis, nämlich Peitho sei', Dido die Chans
Euphrosyne, — alles höchst unwahrscheinlich.
537. duras nach AÜ^B, iunctas Riese mit U^^; laetas
DVL^, longas HT^, s. Disp. er. p. 23.
541. Occurri Riese nach ZM, occurrit die übrigen Hdschrr.
die richtige Interpunktion nach Krüger p. 21.
545 ff. Die Verschmelzung der Schwester der Dido mit Anna
Perenna läfst sich aus vorovidischer Zeit nicht nachweisen und
rührt vielleicht von Ov. selbst her, der seine Erzählung be-
sonders mit Stücken virgilischer Dichtung aufgeputzt hat.
Movers Fhöniz. II 2 S. 94, Meltzer, Gesch. d. Karthager I 119 f.
464. Silius Ital. VIII 28 ff. hat seine Darstellung aus Ov. ent-
nommen.
557. Tertia mandatas acceperat, Bentley (so auch in einem
cod. Ambros. u. Heinsius in der Ausg. v. 1652), s. Disp. er. p. 13.
573. tit tarnen hospitii servasset — munus! C. Peter, wo-
durch allerdings das Verständnis wesentlich erleichtert wird.
MerkeP pr. p. XXXVII meint, dafs eine Umstellung des d
(wie III 8, IV 699, V 400. tr. V 10, 27) vorliege und ser-
vasset in der Bedeutung von servare debebat gesetzt sei.
581. Dafs gerade die Localität am Flusse Grathis in die
Reise der Anna mit hineingezogen wird, erklären Klausen
{Äeneas und die Pen. S. 720) und Merkel (p. CCXVI) daraus,
dafs Anna dort eine besondere Verehrung genofs.
593 f. schliefst Merkel in Klammern ein.
594. Die besseren Handschriften haben meist cmt votis
(A^UB^) is quoque (so fast alle Bidschrr.) poseit opem^ woraus
Burmann mit Benutzung der Lesart des cod. Z, welcher a votiSf
und des diis^ welches der U bietet, gemacht hat a votis disque
reposcit opem; Hertzberg a. a. 0. S. 268 und Koch {SynAoL
p. 354): a votis is quoque poseit o.; Kreussler (p. 7) a votis, si
quoque, poseit o., Riese a votis sie quoque poseit opem; doch ziehe
ich die Burmannsche Konjektur den übrigen vor, besonders
wegen der ähnlichen Stelle der Metamorphosen (II 184) : Fertur
ut aeta praeeipiti pinus horea, eui victa remisit frena sutis rector,
quam dis votisque reliquit.
599. figitur nach DBCZMq, dueitur Riese mit Aü^.
628. silet nach allen Handschrr. aufser A, aus dem Riese
ta^iet aufgenommen hat.
634. dissimulatque fremens nach ÜZM^^, dissimulatque
metus ABCVL^, metum D, was auch Riese vermutet; mdu
will E. Hoffmann S. 399.
ni 623—677. 53
636. muUay tarnen mitti Krüger nach ABC^.
643. Die Handschrr. haben für humili zum Teil Uli (A^)
oder illic (B^), für arva meist ama, danach hat E. Hofl&nann
S. 399 konjiciert et velox süicem super au$a fenestra; indes
ist die gewöhnliche von mir beibehaltene Lesart keineswegs
ohne handschriftliche Autorität (s. Disp. er, p. 3), wie Hoff-
mann meint, und wird durch die in der Anm. z. d. St. citierte
Nachahmung des Silius (s. z. v. 545) hinlänglich gestützt u.
erklärt.
645. quaque metxi rapitur DZM^, cumqus metu die übrigen
Handschrr., was HoflFmann S. 400 vorzieht, indem er so inter-
pungiert: cumque metu rapitur tuniea velata recincta, currit ut
atiditis et q. s.; dumque metu C. Schenkl.
647. cupidis nach BZM^, tumidis Riese nach den übrigen
Handschrr.
656. seque diemque nach den Handschrr., reniqm diemqu^
ßiese (u. Merkel ^), ohne eine Abweichung aus A zu notieren.
661. Den Sinn dieser Legende findet Usener (ob. z. v. 523)
S. 208 darin, dafs das Jahr (Anna) hier gefafst sei als das
Feldfrucht und Nahrung spendende; dasselbe bedeute die An-
nahme V. 659 f., Anna Perenna sei eine der Atlastöchter, von
denen das Zeusknäblein zuerst Speise empfangen.
664. in, sacri vertiee montis agit, Bentley ausgehend von
der Lesart dbit in UDM^, Riese mit den übr. Hdschrr. montis
erat^ Merkel^ eget
669. redimita nach ÜDBCM^, incincta Riese mit den
übrigen Handschrr.
673. posuere PerennaSf Merkel ^, posuere, perennem Merkel ^
675 ff. Vgl. Martial IV 64, 16: Et quod virgineo cru^ore
gaudet Annae pomiferum nemus Perennas, Porphyr. 0u Horat
epist n 2, 209: Maio mense religio est nubere et item Martio,
in quo de nuptiis hdbito certamine a Minerva Mars victus est:
öbtenta virginitate Minerva Neriene est appellata. Eine von Klausen
{Aeneas u. d. Pen, S.487f. 506 ff.) aufgestellte, von Merkel (prolegg,
CCXV) gebilligte Hypothese führt den Grund des Charakters
dieser Gesänge auf Karthago zurück.
677 ff. Anders deutet diese Sage üsener a, a. 0. 227 f.:
*Die Göttin des abgethanen Jahres, das alte Mütterchen soll
dem neuen Jahresgott die Braut gewinnen helfen und schiebt
sich ihm selbst als Braut unter.' Die Ehe des Mars mit der
Minerva-Nerio, welche der Gott erst nach langem Werben ge-
winnt, war nach ihm der CsQog yd^og der Latiner, das himm-
lische Prototyp der menschlichen Ehen, auf welches Bräuche
der Erde übertragen wurden. Die Sitte den Bräutigam da-
durch zu necken, dafs man ihm ein altes Mütterchen als Braut
zuführt, weist Usener bei slavischen Völkern nach.
54 Zu Ovids Fasten
684. haec Riese nach A, in welchem h^ steht; hae alle
anderen Handschrr.
688. evidcLs] et victas D, et victa est die and. Hdschrr.,
nach denen Riese evicta est liest.
689. gaudet amans nach ÜBCM^, credit Riese nach den
übr. Hdschrr.
693. Petrus Francius (b. Burmann) und Kreussler (p. 7)
haben für carae: castae konjiciert, welches allerdings besser in
den Zusammenhang dieser Erzählung pafst; wenn es nur nicht
fünf Verse weiter (V. 698) auch stände! — ridet amatorem
ravae nova diva Minervaey Bentley, was Riese in den Text
gesetzt hat. ridet amatorem quare nova diva MinervaCy Haupt
Herm. I p. 258 = Opusc. HI 348. ridet amatorem, cara est Merkel^
711 flf. Die Worte 0.s können, wie Ideler S. 159 richtig
bemerkt, allein vom Beginn des Frühaufgangs des Skorpions
verstanden werden. Dieser aber fiel in eine ganz andere Jahres-
zeit. Merkel {prolegg. p. LXXII) ist freilich der Ansicht, Ov.
meine den Untergang, und bringt ihn so in Übereinstimmung
mit Columella (XI 2, 30: Idibiis Martiis Nepa incipit occidere. —
XVII hol. ApriUs Nepa occidit) und Cäsar (b. Plin. n. k
XVIII 237: Caesar et idtis Martias feralis sibi notavit scorpionis
occasu). Jedoch wäre es nur dann möglich, den Worten 0.s
diese Deutung unterzuschieben, wenn der Skorpion rückwärts
ginge (Vird der Sk. nur noch von dem obersten Teil zu
sehen sein'), während Hygin (jp. a. III 25) ausdrücklich sagt:
occidit autem inclinato corpore, exoritur autem erectus
a chelis. Wir müssen uns demnach auch hier wieder zu der
Annahme, 0. habe sich geirrt, entschliefsen und können dies
um so eher, als auch im Kalendarium des Clodius Tuscus
(p. 130 Wachsm.) die Angaben über Auf- und Untergang
dieses Gestirns in Unordnung sind. Die Veranlassung zu
diesem Irrtum wird entweder darin zu suchen sein, dafs in
O.s Quelle die verschiedenen Phasen des Untergangs dieses
grofsen Gestirns verzeichnet standen, zwischen denen er nicht
zu unterscheiden wufste, oder dafs er verschiedene von ein-
ander abweichende Parapegmen vor sich hatte und dann in
der Meinung, dafs hier ein Fehler vorliege, in dem ersten Termin,
wo der Untergang erwähnt war, den Aufgang substituierte. —
Ovid spricht aufserdem noch zweimal vom Skorpion: das
erstemal giebt er IV 163 zum 1. April seinen Untergang an,
ebenso wie Columella: JcaL Aprilibus Nepa (d. i. der Skorpion)
occidit manCy und und fast wie Clodius Tuscus p. 126 W., der
dafür den 29. März verzeichnet; das zweitemal V417 zum 6. Mai:
Scorpim a m^dia parte notatus erit Hier kann den Worten
nach der Auf- und der Untergang der mittleren Sterne des
Skorpions verstanden werden; doch spricht für das letztere
III 684—793. 55
Golumella: Pridie nonas Maias Nepa medius occidit, und Clod.
Tusc. p. 130 zum 6. Mai: To (isöov tov öxoqtclov dvetat.
Was die astronomische Wahrheit anbetriflft, so giebt Ideler
(S. 159) als Datum des wahren Frühuntergangs des hellsten
Sterns für die Zeit des Dichters den 26. April, des scheinbaren
den 13. Mai an. Zu Euktemons Zeit ging indes der erste
Stern, welcher von diesem Gestirn den Westhorizont erreicht,
am 25. März imter, und hat also Ov. vielleicht auch ein aus
dieser Zeit stammendes Parapegma vor sich gehabt.
716. A^: parvus inherbis eras, A*: parvus inhermis erat,
UM^^: parvus inermis erat, D u. d. übr. Hdschrr.: parvus in-
ermis eras. Koch {Symbol. Büschel, p. 354) hat dafür vermutet
ad quam cum fulmina secum luppiter adferret, partus acerbus
iraSy Madvig (Advers. IT p. 105, wie schon Heinsius): partus
enermis, Merkel^ sarcina matris eras; am probabelsten ist wohl
noch Rieses spreim, das ich in den Text gesetzt habe.
722. Mit dem Beile wird Lycurgus vielfach auf Kunstwerken
dargestellt, und auch metam. IV 22 und trist. V 3, 39 heifst er
bipennifer. Die Strafe wird jedoch auch anders angegeben; nach
Homer z. B., der in der Ilias Z 130 ff. diese Sage erzählt, wird
er von den Göttern geblendet und findet dann einen frühen Tod.
Die Deutung des Mythus s. b. Preller Gr. Myth. I S. 566.
763. AD und noch ein paar Codd. haben presset, das
von Merkel u. Riese aufgenommen ist; aber wenn auch IV 152
eocprimere von Herausdrücken des flüssigen Honigs aus den Waben
gebraucht ist, so reicht dies doch nicht zur Herstellung der
Kuchen hin und die Bedeutung ^kneten, backen' ist für das
Wort nicht nachweisbar. Es ist aber überhaupt hier vom
Verkauf der Kuchen die Rede (v. 726), daher habe ich das
allerdings weniger gut bezeugte praestet vorgezogen.
793. In der Angabe des Aufgangs des Miluus weicht
Ovid nur um einen Tag von Cäsar bei Plin. n. h. XVIII 237
(Caesar — notavit — XV Jcal. April. Italiae milvom ostendi)
ab. Was dies für ein Gestirn sei, erklärt Ideler Sternn. S. 77 f.
nicht zu wissen, der Schwan und Adler jedenfalls nicht, da
ihr Aufgang früher im Jahr erfolgte; auch wird das Gestirn
nur noch von Plinius a. a. 0. erwähnt. Ideler vermutet daher,
dafs dieser Stern seine Existenz einem Mifsverständnis römischer
Kalendermacher verdanke, welche die Notiz griechischer Kalender
Ixttvog q>aivBxai (d. h. der Hühnergeier, ein Zugvogel [s. Aristot.
hist. an. VIII 16], kommt wieder) auf die Erscheinung eines
Sterns,' 'Ixttvog^ Miluus, bezogen. S. auch Bergk, Beiträge
S. 644. Anstatt des Weihes spielt der Adler eine Rolle in der
Titanomachie bei Hygin p. a. II 16: qui (luppiter) postquam
pervenerit ad virilem aetatem et voluerit bello lacessere Titanas,
sacrificanti ei aquilam auspicatam, quo auspido usum esse et
56 Zu Ovids Fasten
eam inter astra collocasse und ebenso im schol. German. z.
V. 318 p. 160 Br., nach Anderen {Serv. ad Am. IV 564) in
der Gigantomachie.
805. Der Irrtum rührt nicht von Ovid her; auch Eumelus
und der gelehrte Antimachus stellen den Briareus unter die
Titanen, Virgil zu den Giganten. S. Paulys Realencykl. I S. 224f.
und z. V 35.
809. Vgl. calend. Praenest. zum 19. März: Ärtificum dieSj
[quod Minervae ]aedis in Äventino eo die est [dedicata]. C, L L
I p. 389. Den Tempel hatte Augustus wiederhergestellt; monum.
Ancyr. IV 6 p. 81 Momms. S. Becker jR. Ä. 1 S. 454 und unten
zu VI 728.
813. strata nach DUCBZM und anderen Hdschrr., rasa
Merkel u. Riese nach A u. anderen meist geringeren Hdschrr.
s. Disput er. p. 9.
Über V. 817 — 834 hat das sachliche Material zusammen-
gestellt und gesichtet 0. Jahn, Ber, d. Leipz, Gesellsch. 1856
(VIII) S. 296 f. S. auch Marquardt S. 136.
821. Den Kult der Minerva durch die FuUones, die auch
Fontani genannt werden, hat Mommsen {Zeitschr. f. gescimhü.
Bechtswissenseh, XV S. 328 fif.) nachgewiesen. S. Orelli Syll
inscr. II n. 4091. Marquardts Privatalt. 2 S. 137 ff.
823. Die Sutores hatten nach Varro de l. l, VI 14 und
den Pränestinischen Fasten zum 23. März ((7. L L. I p. 389)
ein eigenes atrium sutorium, in welchem auch das Tubilustrium
vorgenommen wird; s. Jordan zu Prellers Mythol. I S. 294.
829. fere ist allerdings die Lesart von A und noch einer
anderen geringeren Hdschr., aber doch sehr matt; daher hat
Heinsius vermutet nee vos aere brevem censum fraudare magistri
oder nee vos aere hrevi censum fraudare magistri spernite^ entfernt
sich aber dabei zu weit von der Überlieferung, die abgesehn von
Unwesentlichem den Vefs so giebt: nee vos, turia fere eensu (od.
sensu) fraudate (od. fraudante od. fraudare) magistri. Ich möchte
daher im engeren Anschlufs an die Handschriften mit Benutzung
seines brevi, doch so, dafs ich es anders beziehe, vorschlagen:
turba hrevi censu fraudata; brems censm verbindet ebenso Horat.
carm. H 15, 13, auch bemerke ich, dafs in vielen Handschriften
(unter ihnen ÜD) für fere: feri steht. Merkel* liest nee vos
turba fere censu fraudata, magistri, Merkel^ turba Phari censu
fr. — In betreff des Sachlichen verweise ich auf Marquardt
Privatalt. 1 S. 95 ff. C. Schenkl versetzt das Distichon v. 829 f.
hinter v. 834, *nisi forte statuendum hanc partem plane im-
perfectam ab Ov. relictam esse'.
835. Über die Lage des Tempels der Capta Minerva
s. H. Brunn, annal. 1849 XXI p. 376 ff., der ihn zwischen dem
Colosseum und SS. Quattro coronati sucht, unter Berufung auf
III 793-877. 57
Varro de l l V 47 und Jordan Topogr, d. St Rom II S. 255.
Preller B. M, I S. 293. Über den Namen der Göttin s. Arnob.
IV 16, der den Beinamen Corypliasia, welcher sonst von einem
Ort ihrer Verehrung in Messenien hergeleitet wird, u. a. auch
erklärt, qaod ex vertice stimmo lovis parmam ferens emicuit atque
armorum accincta terroribus. Eine ganz wunderliche Erklärung
giebt Huschke d. röm, Jahr S. 356. S. Jordan z. Prellers Myth.
I S. 293 f.
843. Der Dienst der ^Menerva' in Falerii steht urkundlich
fest. S. Huschke in denJahnschen Jahrb. Supplem. Bd. V S. 827 flf.,
Jordan im Hermes IV S. 243 f.
845. S. Marquardt S. 261. Solcher leges templi sind noch
drei erhalten, die lex arae Narbonensis (vom J. 11 n. Chr. Orelli
Sylt inscr, n. 2489 = C. I. L. XII p. 530 n. 4333), die eines
Tempels in Salona (vom J. 137 n. Chr. Orelli n. 2490 = (7. 1. L.
III 1 p. 306 n. 1933) und die Lex dedicationis lovis Liberi in
Furfo, im Lande der Vestiner (vom J. 58 v. Chr. Mommsen
a I. L. I p. 176 n. 603. = IX p. 333 n. 3513). Mit der Be-
stimmung der lex des Heiligtums auf dem Caelius, welche über
einen ertappten Tempel dieb den Tod verhängte, vgl. Digest.
XXXXVIII 13, 9: Paulus: Sacrilegi poena puniuntur. sunt
autem sacrilegi, qui publica sacra compilaverunt. at qui privata
Sacra vel aediculas incustoditas temptaverunt, amplius quam fures,
minus quam sacrilegi merentur, und die Strafbestimmung in der
Stiftungsurkunde des Tempels in Furfo heifst V. 15: Sei qui
heic sacrum surupuerit, aedilis multatio esto quanti volet,
845. quae pendere poena, Bentley.
847. Wie an dieser Stelle des Ovid, so erscheint Minerva
in einer alten Statue in Neapel Müller DenJcm. I T. X n. 37
und auf einer Vase aus Volci (Müller H T. XXI n. 229. Bau-
meister Denkm, I S. 220.) Sonst wird die Ägis auch vielfach
als schuppiger Brustpanzer, der vorn das Gorgoneion zeigte,
gefafst, so auch von 0. met II 754: positamque in pectore forti
aegida conctiteret, VI 79: defenditur aegide pectus: s. Müller
Denkm. II T. XIX— XXII.
849. Nach Lydus de mens, IV 42 wurden an diesem Tage
(nach Usener a. a, 0. S. 223 als am Tage des Vollzugs ihrer
Ehe) Mars und Nerio (= Minerva, z. 681) zusammen gefeiert;
ungenau nennt 0. allein die Minerva, während andere ebenso
unvollständig nur den Mars. Preller I S. 342. Marquardt S. 418.
fortis dea ist übrigens eine wörtliche Übersetzung des sabinischen
Nerio oder Nerine. S. Marquardt S. 22 Anm. 8.
877. Das aequinoctium vemum wird von anderen auf
den 24. März, von Plinius (w. h. XVIII 246) und Columella
(XI 2, 31) auf den 25., von Clodius Tuscus (p. 125 Wachsm.) auf
den 27. März gesetzt. Mit Plinius und Columella würden wir
58 Zu Orids Fasten
Ovid in Übereinstimmung bringen können, wenn wir vom
22. März (dem Tag des Eintretens der Sonne in den Widder)
aus rechneten, jedoch ist als der terminus a quo wohl am
richtigsten der letzte Tag der Quinquatrus, von welchem V. 851
zurückgerechnet war, anzunehmen.
IV.
1. S. Reiflferscheid Observat crit et archaeol. (im Index lect.
d. Bresl. Univ. W. 1878/79) S. 3 f., auch Riese z. CatuU. 3, 1.
11 f. schliefst Merkel in Klammem ein.
13. mensem mit DBVLq, mense Riese im Text nach Aq,
während er in der Adnot. mensem mit einem recte? notiert.
26. nascenti mit AUCMq, nascendi Riese mit DBq.
31 flf. Dem Homer war auch Ennius (annal, 33 p. 9 Vahlen)
gefolgt.
37. Riese interpungiert: hinc satus Aeneas. pietas spedala:
per ignes sacra et q. s.
39 flf. Der Stammbaum der albanischen Könige, der in
fast völliger Übereinstimmung auch metam. XIV 609 ff.,
sowie von Livius (I 3), Dionys (I 70 f.), Diodor u. a. über-
liefert wird, ist erst in der letzten Zeit der Republik erdichtet
worden, um den Zeitraum, der sich zwischen Aneas und Ro-
mulus herausgestellt hatte, auszufüllen, hat aber in der Zeit
des Augustus, da er dessen Abstammung von den Göttern
darlegte, schnelle Verbreitung gefunden; sogar die Regierungs-
jahre werden von mehreren Autoren den einzelnen Königen
hinzugefügt. S. Schwegler R. G. I S. 342 flf. Mommsen Chronol
S. 151 flf.
44. Ich habe mit Heinsius Epytus geschrieben, weil ^ffjrinrog
ein griechischer Name ist (Hjtvvidrig Hom, II, P 324), iiJcht
"ffjjtitog; auch metam. XIV 613 schreibt Merkel JEpytos (jetzt
auch hier) und ebenso Ribbeck Verg. Aen, 11 340. Dieser
König heifst übrigens bei Eusebius (p. 65 Schoene) Atys
oder Aegyptus, bei Livius I 3, 8 Atys, bei Dionys (I 71, nach
Kiefsling) Capetos.
45. recidiva mit DM u. wenigen q, repetita Riese mit den
übr. Handschrr.
46. Calpetus heifst dieser König auch bei Dionys und
Diodor: Cäpetus (bei Livius und) met. XIV 613, ein Zeichen,
wie flüchtig Ov. arbeitete, denn die Zeit der Abfassung beider
Stellen lag nicht weit auseinander.
49, Metam. XI 616 läfst 0, nach Tiberinus seine beiden
Söhne Remulus und Acrotas nacheinander regieren; auf Acrotas
folgt Aveniinus. Die übrigen Listen nennen hinter Tiberinus,
III 877-IV 133. 59
wie hier Ov., den Agrippa, dann aber anstatt des Remulus
entweder einen Romulus (Liv. Diodor exe, de virt. et vit
p. 546) oder Allodius (Dion.) oder Amulius (Euseb.) oder
Aremulus (Syncell.). Trotz der Verschiedenheit des Namens
berichten sie aber alle, dafs der an dieser Stelle regierende
König wegen seiner Überhebung — er ahmte sogar den Blitz
nach, Imitator fulminis, Ov. met. XIV 618 — von Juppiter
durch den Blitz getötet sei, eine Wiederholung der Sage vom
Ende des TuUus Hostilius.
61 fif. Die erste Ableitung vertraten die Antiquare Fulvius
und Junius, die zweite, richtigere, Varro, s. de ling. lat. VI 33 :
SecunduSj ut Fulvius scribit et lunius, a Venere, qtiod ea sit
Aphrodite; quoius nomen ego antiquis litteris quod ntisquam
inveni, magis puto dictum quod ver omnia aperit, Aprilem.
Macrob. sat I 12, 8flF., wo der griechische dvd'sötriQLciv zur
Vergleichung herangezogen wird. Censor. de d. not. 22, 9 f.
83. ergo ego habe ich aus Z, tarn longe aus ZM auf-
genommen (ebenso Gierig), longe hat auch A^; sonst lesen die
Hdschrr. ergo age — tarn longas sed supprime Musa querelas;
hier ist aber auffallend tarn longas^ da Ov. im Verse vorher
erst angefangen hatte zu klagen; Riese hat daher ergo age —
tu longas sed supprime in den Text gesetzt, C. Schenkl ergo
agedum vermutet; ich hatte an ergo age iam — longas gedacht.
Indes erwartet man die Unterbrechung einer Klage, nicht
einer Aufforderung, und da zumal das ergo age die durch die
Aposiopese unterdrückte Fortsetzung kaum erraten läfst (an
Germanicus, ihm zu helfen? oder an die Muse?), so zähle ich
diese Stelle zu denen, an denen uns Z und M das Richtige er-
halten haben. S. Disp. er. p. 17.
85. adit nach ADBVL, abit Riese nach ZMq.
113. mille per hanc artes motae mit ÜDZM, nota^ Riese
mit den übr. Hdschrr.; vgl. aber a. a. I 341 omnia feminea
sunt ista libidine mota, I 29 usus (amoris) opus movet hoc
(artis amatoriae)] auch fast. I 268. VI 760.
127 f. schliefst Merkel^ in Klammern.
131 f. schlägt Riese vor hinter v. 126 zu stellen, womit
dem Abschnitt allerdings ein besserer Abschlufs gegeben
würde; andererseits aber wird die zwischen v. 126 und v. 127
bestehende enge Verbindung zerrissen. Es fehlt eben auch
hier wieder die letzte Hand; der Gedanke, welcher bei der
Anfügung von v. 131 f. dem Dichter vorschwebte, war die
Bedeutung der Venus für das Leben auf der See darzustellen,
wie dies v. 125 -—130 für die Erde geschehn war.
133 flf. Vgl. fast. Praen. zum 1. Apr. (p. 390): Frequenter
mulieres supplicant Fortunae virili humiliores etiam in halineis^
quod in iis ea parte corpor[is] utique viri nudantur^ qua femi-
60 Zu Ovids Fasten
narum gratia desideratur, Lyd. de mens, IV 45: tatg xoivw
xakavöatg 'ATtgiliatg ai asiival ywuixäv vnhQ ofLOvoiag xal
ßCov 6ci(pQOvog izCiKov rrjv ^Aq)QodCx7iv ^ ai ös tov Ttki^d'ovg
yvvatxeg iv xotg zäv dvÖQcov ßakavaCoig iXovovto TtQog d'sga-
neiav avzijg hvqöivtj iörefi^evai. Dasselbe kurz Plut. Num.
ly. Macrob. saL I 12, 15: Non tarnen negat Verrius Flaccus
hoc die postea constitutum, ut matronae Veneri sacrum facerent
Marquardt S. 550 identifiziert vermutungsweise diese Fortuna
Virilis mit derVenus Verticordia; sie wurden jedoch nur zusammen
verehrt. Mommsen meint daher, dafs die Stelle der Pränest.
Fasten durch den Steinmetz verderbt sei und Verrius Flaccus
etwa geschrieben habe; Frequentes mulieres supplicant honestiores
Veneri Verticordiae, Veneri uir. humüioreSy etiam et sq. S. Winther
p. 21. 27.
133. Latiae Colitis mit DB q, Colitis Latiae Riese mit Aq.
135. solvite collo mit Dq, demite Riese mit A^U und den
übr. Hdschr., dimite A\
136 f. stehen nur in DBq, fehlen in den anderen Hdschrr.
u. werden von Krüger p. 25 f. als unecht verdächtigt.
160. Dieser Venus Verticordia entspricht eine 'Ag)Qodirri
^Ano0tQoq)La , welche in Theben verehrt wurde, Iva imd'viiiag
te dvoiiov xal ^gycov dvo6i(ov d7CO0tQeq)f] ro yivog xäv av-
d'QoiTtojv (Pausan. IX 16, 4),^ auch eine ^A(pQ. ^Eni6rQ0(pla in
Megara (Pausan. I 40, 6). über bildliche Darstellungen der
Venus Verticordia s. 0. Jahn, Bericht d, sächs, Gesellsch. d. W.
Ph. hist. Gl III (1851) S. 166 f.
165. Nach Ovids Worten mufs man an den Früh-
untergang der Plejaden denken: der aber erfolgte damals in
Rom am 9. [13.] November; dagegen fiel der Spätuntergang auf
den 8. [11.] April, wie dies annähernd richtig Clodius Tuscus
beim 3. April {zfi tcqo y vcoväv iv iöTciga at Ttksiddsg dvovraij
p. 126) und Plinius XVIII 246 angeben. Ovid ist also in seinen
Worten nicht genau gewesen, wenn er den Frühuntergang an-
deutet, oder er ist schlechten Gewährsmännern gefolgt, denn
auch Geminus sagt (p. 69 B) beim 2. April: ^tjiioxqitg) TCksidösg
xQvntovxai afia riXCfp dvC6%ovxv, Der Name der Plejaden ist
nach Ideler {Sternnamen S. 144) mit nkiog^ itkalog^ *voll' in
Verbindung zu bringen und soll also einen gedrängten Stern-
haufen (vgl. glomeräbile sidus, Manil. IV 522) bezeichnen. —
Die Zahl 7 rührt von Arat her, mit gutem Auge zählt man
jetzt 14—16.
170 fi^. Die gleichen Angaben finden sich auch bei Erato-
sthenes catast, 23 p. 134 und den von Robert damit zusammen-
gestellten Autoren.
177. Über die Quantität von Electra s. Lachmann is. Lucr,
p. 405 sq.. Neue FormenV I S. 52 f.
IV 133—283. 61
209. Für ruditms (so ZM) hat Lobeck Äglaoph. p. 1125
tudibus konjiciert; sudibtis Lactanz div. inst, I 21, manibus alle
and. Hdschrr. u. nach ihnen Merkel».
211. res latuit, priscique manent imitamina nach UBCZMq
und Lactanz I 21, der auch v. 209 die richtigere Lesart erhalten
hat; res latuit patrem: priscique imitamina Riese mit den übr.
Hdschrr.; s. Disp, er. p. 17.
215. leonum mit fast allen Hdschrr. aufser U u. q, aus denen
Riese leones aufgenommen hat; s. Krüger p. 24.
221. Über Attis s. Mannhardt Wald- u. FeldJculte 11 S. 291
— 295. In der ovidischen Darstellung des Festes werden so-
wohl Mythen erwähnt, welche sich auf das Vorspiel, die
traurige Zeit des Winters, Un welcher der Vegetations-
dämon die Geliebte verläfst, der Zeugungskraft beraubt, ge-
storben ist', beziehen, als auch Bräuche, welche dem Kern-
punkt des Festes, dem Heraufsteigen der Kybele mit dem Attis
aus dem Hades angehören. Den Siun derselben hat er jedoch
nicht erkannt.
231. ünger (Anal Propert. p. 23) hat für naida: Nanida
und für naidos: Nanidos konjiciert, doch unnötig, wie sich
aus der Anmerkung zu d. V. von selbst ergiebt; auch wird
Nana zwar eine Tochter des Sangarios, aber die Mutter des
Attis genannt. Arnob. V 6; s. auch Bötticher, JBaumJcult S. 188 f.
236. Schwenck {Fhüolog, T 664) schreibt für das hand-
schriftliche Palaestinas: palam visas^ Klussmann (in seiner Über-
setzung) und Röper (und so auch Riese) palam Stygias, Merkel
in den edit. Teubner. (s. praef. ^ p. IX) Meletinas (nach Pausan.
Vn 5), Madvig {Advers. II p. 107) saepe palam trinas iurat
adesse deaSy E. HoflFmann p. 40i0 saepe palamnaeas (coli. Xenoph.
Cyr. Vin 7, 18, PoU. I 24. V 131).
265. Wie sich 0. das Bild der Kybele gedacht, ist schwer
zu erkennen; gewöhnlich ist bei der Überführung nur von
einem Stein, der vom Himmel gefallen sein soll, wahr-
scheinlich einem Meteorstein, also einem Symbol der Göttin,
die Rede; so auch bei Livius, wo ihn übrigens Attalus den
römischen Gesandten ohne weiteres aushändigt. Die z. V. 305
zu erwähnende Abbildung zeigt eine Statue auf dem Schiflfe
sitzend; nach späteren Schriftstellern bildete der Stein in Silber
gefafst das Gesicht der Statue der Göttin. Preller II S. 55.
266. Riese interpungiert: Aiisoniis rem negat ille viris —
mira canam — , longo tremuit cum murmure tellus.
282. qu^aque mit fast allen Hdschrr. aufser A u. wenigen
^, aus denen Riese quaeque aufgenommen hat; qu^ique Caristei
frangitur unda saliSy M. Seyfifert in den Lesestücken S. 87.
283 f. sehen W. GemoU FUckeis. Jahrbb. CXVII (1878)
S. 494 und Merkel^ als Interpolation an, während sie Riese
62 Zu Ovids Fasten
vor 281 stellen möchte. In solchen geographischen Dingen
bei Ovid zu korrigieren hat indes seine grofsen Bedenken.
285. tum nach Dq, Urne Riese mit ABC^.
305, Einen anderen Bericht über die That der Claudia
hatte Livius (XXIX 14, 12) vor Augen; der des 0. findet sich
aber auch bei anderen Autoren; auch auf einem am Aventin
gefundenen Relief wird der Hergang ebenso dargestellt (Maller
Denkmäler II T. LXIII n. 816. Guhl u. Koner S. 666. Bau-
meister I S. 800).
306. Stellen für die Verbindung von impar c. abl. anstatt
des Genetivs oder Dativs sind nicht nachzuweisen, wenn auch
die Analogie der Verbindung von alitis c. abl. (Cic. ad fam.
XI 2. Hör. ep, I 16, 20. II 1, 240, s. Dräger Synt, I S. 524),
auf welche Seyflfert aufmerksam macht, die Konstruktion möglich
erscheinen läfst. Doch wird durch die ähnliche Stelle VI 804
diese Erklärung zurückgewiesen, und es ist also gar nicht nötig
eine solche Konstruktion anzunehmen.
317. Knieen beim Opfer war altitalische Sitte, die ngoö-
xvvrjöig beim Gebet ist erst später in Aufnahme gekommen;
Liv. XXVI 9, 7: undique matronae in publicum effusae circa
deum deluhra discurrunt crinibus passis aras verrentes nixae
genibus. Marquardt S. 173 f. 182.
323. vittae, Gronovius observ, II 21 p. 306 coli. III 30,
a. a. i. öö*
326. sed et scaena testif. nach den Hdschrr., sed eventu tesi.
Riese nach eigener Vermutung.
328. ad astra ADB V^, in a. Riese mit ü^, s. Kroger p. 21.
329. Die Örtlichkeit genau zu bestimmen fehlt es an
jedem Anhalt; doch scheint sie nicht weit von der Mündung
des Almo gesucht werden zu müssen; auch Virgil läfst die
Wohnung des Gottes in der Nähe von Roru sein, wenn bei
ihm der Flufsgott zu dem dort schlafenden Aneas sagt (Aen.
VIII 65): Hie mihi magna domus, celsis caput urhitmSy exit;
vgl. Mommsen C /. L. I p. 399: Ovidi atria certe non inventa
a poeta stationem puto fiiisse pompae Boma ad aedem Fortuni
Ostiensem quotannis dueendae. Merkel glaubt die Stelle der
atria gefunden zu haben, ungefähr drei Miglien von Porta
Flumentana, wo die Via Portuensis zuerst den Flufs berührt.
In dem dort höher aufsteigenden Ufer Hritt ein senkrechter
viereckiger Fels hervor, links neben ihm Feigenbäume und
Myrten, etwas rechts vier grofse Felsblöcke im Halbkreis aus
dem Wasser ragend. Der Flufs biegt selbst nach links aus, fast
im Halbkreis', (praef. « p. XXXVIII f.)
337 flf. Mehrere Kaiendarien und auch spätere Schriftsteller
setzen diese lavatio auf den 27. März (C L L, I p. 390. Mar-
quardt S. 357 f.). Ovid hat den Brauch der lavatio von dem
IV 283—383. 63
erst später eingeführten enthusiastischen Feste der Magna
Mater^ in dem man sie am 15. und 22. — 27. März^ d. h. um
Frühlingsanfang, als die Befruchterin der Erde feierte, herüber-
genommen. S. Mannhardt a, a. 0. S. 295: ^Demnach wird es
schwerlich von der Wahrheit abliegen, wenn wir auch im
Attiskult die Wassertauche des Kybeleidols u. Wagens mit
dem in den nordischen Frühlingsbräuchen so stehenden Wasser-
bade, das wir für einen Regenzauber erklären mufsten, für
identisch halten'.
343. vulgo PoUe bei Merkel^ (vgl. comitum Niobe celeberrima
iurba met. VI 165), vultu Riese mit den Hdschrr.
349. sie cetera quaero nach D und den meisten Hdschrr.,
si cetera quaeram Riese mit ZM^; si cetera quei'o A.
357. Merkel prolegg. p. CCXXXIV bezieht primi auf die
Einrichtung und meint, 0. sei der unrichtigen Ansicht des
Valerius Antias (Liv. XXXVI 36. Hist Rom, Relliq. I p. 255 sq.)
gefolgt, dafs die Megalesia primi Itidi scaenid gewesen seien;
indes auch der Zusammenhang läfst es richtiger erscheinen
primi auf die Stelle im Jahre zu beziehn.
361. Die Ableitung des Namens der verschnittenen Priester
der Kybele von diesem Flusse geben auch Herodian 1 11, 2, Paul,
p. 95, doch ist sie nicht stichhaltig. Der Ursprung des Wortes
scheint vielmehr asiatisch zu sein und wird von Movers Fhöniß.
S. 687 durch versatilis übersetzt. Baumstark in Paulys Real-
encykl. III S. 642. Eine bildliche Darstellung des Archigallus
in Müllers Denkmälern II T. LXIII n. 817. .
383. An die 14 Reihen Rittersitze hinter denen der Sena-
toren mit Lipsius zu denken verbietet V. 384; denn zu diesen
hatte 0. schon durch seine Geburt Zutritt; es sind vielmehr
entweder besondere Ehrenplätze gemeint, wie solche den Be-
amten und Priestern zugewiesen waren (Friedländer b. Mar-
quardt S. 514), oder die Orchestra. Jener Tribun nahm nämlich
die Stellung eines tr. laticlavius ein, zu welcher jeder von
der Pike auf gelangen konnte, und welche zugleich ein Mittel
war in den Senat zu kommen (vgl. Dio 67, 11: ^lovkiog Ka-
kovaöTQog 7CB%LkiaQ%7iKGig ig ßovksCag iXnCSa), Wie dieser tri-
bunus laticlavius, hatte aber auch 0. als einer der Vigintivirn
die letzte Stufe vor dem Senate erstiegen, denn es war nicht
immer notwendig nach der Bekleidung eines der Amter des
vigintiviratus noch die Quästur zu bekleiden, um in den
Senat zu kommen. Dies ergiebt sich aus Dio 54, 26. Dort
wird nämlich erzählt, dafs unter Augustus viele, obgleich be-
fähigt, nicht hätten Senatoren werden wollen, und deswegen
im Senat aTtodri^ovvtog in tov AvyovOxov (in d. Jahr. 16
— 13 V. Chr.) öoyyba iyivexo rovg eüxoöi xalov^evovg civögag
ix räv [%nB(ov (aus den gewöhnlichen Rittern, im Gegensatz
64 7m Ovids Fasten
zu den \2iiiQ\2i,Nn)^) anoSaCxvvO^ai' o^ev ovxit ovdslg avtäv i$
t6 ßovlsvt7]Qiov B66yQaq)ri^ ^rj xau itSQav xtva aQ^riv täv is
avxb iadysLV dwafisvcav Xaßdv, woraus folgt, dafs bei den
mit dem latus clavus ausgezeichneten jungen Leuten der
yigintiviratus zur Qualifikation eines Senators genügte, wie
denn auch Mommsen Staatsr. II S. 881 f. mehrere Beispiele
von solchen aufführt, die allein den Vigintivirat bekleidet und
sich damit nur die Qualifikation zur Quästur erworben hatten,
dann aber, ohne sie wirklich verwaltet zu haben, unter die
Quästoren eingeschrieben wurden. Sonach scheint erwiesen,
dafs nicht nur die wirklichen Senatoren und ihre Kinder,
sondern auch diejenigen, welche die Möglichkeit hatten, in
diesen Stand einzutreten, auf einen Platz in der Orchestra
ein Anrecht besafsen. — Die von Friedländer a. a. 0. S. 514
citierte Abhandlung E. Hübners über die für die Sitzplätze
im Theater von Augustus getroffenen Bestimmungen kenne ich
leider nicht.
384. Nipperdey Op««5C. p. 485 vermutet mit grofser Wahr-
scheinlichkeit inter bis dmoSy wodurch also Ov. nur seine Zu-
gehörigkeit zu den Vigintiviri angedeutet haben würde. Nach
der überlieferten Lesart müfste er nämlich aufser dem Amte
der tresviri capitales, welches durch tr. IV 10, 34 bezeugt ist,
noch das eines decemvir stlitibus iudicandis bekleidet haben,
was sachlich seine grofsen Schwierigkeiten hat; s. Ehwald
Bursians Jahresber. XXXI S. 199.
386. Nach der Rechnung begann der wahre Frühuntergang
der Wage damals mit dem 10. April, der scheinbare erst am
18. Mai. Ideler S. 158.
387. Die Rechnung ergiebt für den scheinbaren Spät-
untergang des ersten Sternes des Orion den 12. April, des
letzten den 28. April. Zum 11. Mai wird V 493 der Untergang
des Bildes noch einmal erwähnt: da ist der wahre Untergang
gemeint, der nach der Rechnung in der Zeit vom 26. AprU
bis zum 11. Mai erfolgte. Die genaueren Angaben seiner
1) !Nur 80 kann ich diese Angabe überhaupt verstehn, wenn man nicht
mit Göttling Gesch. d. röm. Staatsverf. S. 241 ff. annehmen will, dafs
diese vigintiviri vor Augustus Senatoren gewesen seien, was aus
anderen Gründen verworfen werden mufs. Mommsen Staatsr. I S. 406
nimmt diese Bestimmung des Senats mit der des Augustus zusammen:
töt€ dl avTog nuvxixg avrovg i^i^tccas xal (mit gewissen Ausnahmen)
ßovXsvacct natTivdyyiaasv u. giebt dazu folgende Erklärung: ^Also jener
oenatsbeschlufs gestattete den Yigintivirn, wenn sie es wollten, im Ritter-
stand zu bleiben, und suchte Bewerber für das Amt dadurch zu gewinnen,
dafs man die daran geknüpfte sehr ernste Bedingung facultativ machte;
Augustus zwang nichts desto weniger die meisten dieser gewesenen
Vigintivirn zum Eintritt in den Senat. Dafs Ovid, geb. 7ll, zum Vigin-
tivirat, aber nicht in die Kurie gelangte {tr, IV 10, 35), hängt wahr-
scheinlich damit zusammen.'
IV 383—440. 65
Parapegmen über den Untergang dieses Gestirns hat 0. nicht
berücksichtigt oder nicht verstanden. Ideler S, 162.
389 — 392. In der ersten Auflage hatte ich, den alten Er-
klärern folgend, diese Verse auf den 11. April und auf eine
Eröflfnungs- oder Vorfeier der ludi Ceriales, die erst am 12. April
ihren Anfang nahmen, bezogen, um so für hinc Cereris ludi in
V. 393 einen unmittelbaren Anschlufs zu gewinnen. Doch halte
ich jetzt die Ansicht Merkels prol XLIV sqq., welche Nick
Philol XXXVI S. 432—436 von neuem begründet hat, für
richtiger, dafs wir vielmehr an den Schlufstag der Megalesia,
den 10. April, an welchem Circusspiele stattfanden (Friedländer
bei Marquardt S. 481. 487), denken müssen; den 11. April hat
0. als unergiebig für seinen Festkalender einfach übergangen.
393. causae ist die von Gierig für richtig erklärte, neuer-
dings von Gilbert S. 778 wieder verteidigte Lesart einiger q;
causa Biese mit den übrigen Hdschrr.
417. R. Förster Der Raub u, die Rückkehr der Proserpina
(Stuttgart 1874) S. 76—80 u. 292—296 sucht als Quelle für
diese Vorstellung des 0. des Kallimaehos A^tta nachzuweisen
(für die in den Metamorphosen des Nikandros ^EtSQOLOviisva
S. 84 — 88); doch ist aus seiner Erörterung nur so viel mit
Sicherheit zu entnehmen, dafs die bei ihm vorliegende Form
des Mythus von den Alexandrinern herrührt. Spuren ihrer
Gelehrsamkeit finden sich bei 0. noch in grofser Zahl, ohne
dafs dieser selbst ihre Bedeutung gewürdigt hat, namentlich
Hinweisungen auf die Darstellung des Mythus in den eleu-
sinischen Mysterien, deren Züge wieder in die Erzählung des-
selben zurückverlegt wurd©«^
418. Merkel prolegg. p. OöLVI will in plura recognosces
eine Verweisung auf die Metamorphosen sehn, doch ist dies
nickt notwendig, wie Loers comment in Ov. fast I p. 17 f.
richtig bemerkt.
429. tot suherant illic habe ich nach eigener Vermutung
in engem Anschlufs an die Lesart der Hdschrr. tot fuerant
illic (nur U u. 1 ^ haben tot florent illic) geschrieben (Fleckeis.
Jahrbh. 1876 S. 688); vgl. am. III 5, 3 ff.: colle sub aprico cre-
herrimus ilice lucm stabat, — area gramineo sfuberat viridissima
prato, umida de guttis lene sonantis aquae; ebenso ist f, II 703
svberat in D u. einigen q verderbt in fuerat, Riese liest fulge-
haut illic, Heinsius u, Bentley vermuten tot vernant (vernent
wohl nur ein Druckfehler der Oxforder Ausg.) illic quot habet
natura colores pictaque dissimili flore renidet humus, C. Schenkl
floruerant oder florebant.
440. pars rorem so mit Merkel^ u. Krüger p. 25 nach
D^ (rore et A u. ähnlich fast d. meisten andern Hdschrr.),
pars casiam Riese nach U u. wen. q.
Ovids Fasten« Anh. ^
66 Zu Ovids Fasten
441. ledi vermutet Bentley (wie auch Heinsius), sumpti
Riese für das handschriftlielie sunt et
467. An vielen der von 0. gemeinten Ortlichkeiten lassen
sich besondere Beziehungen zu diesem Mythus nachweisen,
s. Förster a. a. 0. S. 7 ä.
475. Die Form Tauromentim findet sich nirgends, wohl
aber a[ TavQo^svai bei Jamblich, vit Pyth, 28, 134. Porphyr.
vit Fyth, 27; tauromenumque haben hier AÜM^^, tauromenenque
ein cod. Ilfeld. (und danach Merkel), tauromenöqite D, tauro-
menonque q. Soll man hier einen Irrtum O.s annehmen oder
Tauromenasqm lesen? Die bei den Römern gewöhnliche Form
Tauromenium ist durch den Vers ausgeschlossen.
476. Melan (so A^) oder Melam haben die meisten Codd.,
und da Melas ein häufig vorkommender Flufsname ist, Mylas
aber nicht vorkommt, so sehe ich keinen zwingenden Grund
mit Riese wegen der an ihm gelegenen Stadt Mylae: Myhn
zu schreiben; in der Adnot. vermutete Riese Mylas,
478. icicet nach fast allen Hdschrr. aufser DCg, aus denen
Riese patet aufgenommen hat. Krüger p. 21.
479. Pelorzadem nach mehreren Hdschrr. (<;) Kreufsler p. 7,
Peloriaden Merkel nach den besseren Hdschrr., doch ist die
Form unrichtig gebildet.
496. non homini regio ^ non adeunda ferae mit UCZM^^,
non homini facilis, non ad. Riese mit ADHBVLq.
497. Cetes auf einem Schlangenwagen durch die Luft
fliegend findet sich z. B. auf den Reliefs in Müllers Denkm.
n T. IX n. 102. 108 und der Münze a. a. 0. n. 106, u. in
Baumeisters Denkm. I S. 419 u. 421. S. Vofs myfhol. Briefe
n S. 53.
507 f. quod nunc Cerialis Eleusin dicitur^ hoc Celei rura
fuere senis nach A, mit dem in qiiod und /were fast alle and.
Hdschrr. übereinstimmen; nur ü und wenige q lesen qiu> und
fuisse, was Riese aufgenommen hat; dann wird hinter Eleusin
interpungiert.
519. Die Lesart der Hdschrr. sospes eas wird gegen Kochs
so^es eris (Symbol p. 355) geschützt durch Livius (I 26, 4):
Sic eat quqeamqiie Romana lugehit hostem,
536. Über das neuntägige Fasten im Mysterienmonat (d.h.
Verlegung des Essens auf die Zeit vom Sonnenuntergang bis
Sonnenaufgang), das jedoch nur von Strenggläubigen gehalten
wurde, s. A. Mommsen Heortologie S. 248. Wichtiger war das
Fasten, vtjörsiaj bei den Thesmophorien, welche ebenfalls jene
Legende zur Grundlage hatten, Welcker Gr. GöUerl. II S. 502.
A. Mommsen Heortologie S. 300 f. Im Hymnus V, 208 läfst
sich Ceres von Metaneira einen KvxBoiv mischen aus Gersten-
schrot, Wasser und Polei.
IV 441—629. 67
589. Riese interpungiert sola est iniuria facti cognita com-
missi: praemia raptor habet
593. Gyges liest Riese auch an den beiden anderen Stellen,
wo der Name noch im Ov. vorkommt (am. II 1, 12. tr. IV
7, 18), nach den Hdschrr.; und da auch Herodian bei Hesiod.
theog. 149 diese Form gebilligt hat (cf. Flach a. h, l,), so wird
man auch hier, wo die Hdschrr. alle gige (oder giga) bieten,
Gyge dem früher von Merkel gebilligten Gye vorziehn dürfen.
609. Non sectis nach fast allen Hdschrr., nur U u. wenige q
haben das von Riese und Merkel ^ aufgenommene haud secus;
Krüger p. 21.
623. Über die Geschichte und Lage des Atrium Libertatis
ausführlich Jordan Formxt urbis Born. p. 29flF., dann kurz zu-
sammenfassend Topogr. I 2 S. 460 f. (vgl. S. 257. 267 f.); er
schliefst sich im ganzen der in der Anm. mitgeteilten Ansicht
Beckers an; anders Mommsen Herrn. XXIII S. 631 flf., der das
Atrium Libertatis als einen zur Curie gehörigen Saalraum für
Sitzungen des Senats ansieht.
625. Galba in einem Briefe (in der Sammlung der Cicero-
nianischen^ Briefe ad familiäres X 30 1) giebt als Datum für
diese Schlacht den 15. April an; doch liegt vielleicht hier eine
Korruptel der Handschrift vor. Bei weitem mehr zeichnete
sich übrigens Augustus in der Entscheidungsschlacht aus; vgl.
Sueton. Aiig. 10: Priore (proelio ad Forum Gallorum) Antonius
fugisse cum scribit ac sine paludamsnto equoque post biduum
demum apparuisse, sequenti satis constat non modo ducis sed
etiam militis functum munere atque in media dimicatione, aquili-
fero legionis suae graviter saucio, aquilam umeris sfiibisse diuque
portasse. Wahrscheinlich hat Ov. diese zweite Schlacht im
Sinne gehabt. Einen anderen Weg, um die auseinandergehende
Überlieferung auszugleichen, schlägt Mommsen Hermes XXTTI
S. 631 f. ein, indem er den Angriff der Antonianer auf das
feindliche Lager zwei Tage, den 14. u. 15. April währen läfst.
627. scilicet nach AUD^, ut fuerit nach BCZMq; sit licet
Riese mit BCq, et fuerit Riese mit AD^.
629. Vgl. Varro de l. l. YI 15: Fordicidia a fordis bubus.
hos forda, quae fert in venire, quod eo die publice immolantur
boves praegnantes in curiis compUtres, a fordis caedendis fordi-
cidi(f dicta. de r. r. II 5, 6: Qu<ie sterilis est vacca, taura
appellata, quae praegnans, horda (= forda, f und h werden in
den italischen Dialekten oft vertauscht), ab eo in fastis dies
hordicalia nominantur, quod tum hordae boves immolantur.
S. Mannhardt Myth. Forsch. S. 191: ^Durch das Verbrennen
einzelner Teile der den Vegetationsdämon nachbildenden Tiere
sollte das Numen dieser Dämonen auf die Vegetation des neuen
Jahres übergehen und zugleich Menschen u. Tiere mit Lebens- u.
68 Zu Ovids Fasten
ZeuguDgskraft begaben. Zudem aber sollte es durch seine
Tugend die Wirksamkeit des alles Unreine und Schädliche aus-
treibenden Schwefels unterstützen/
633. gravidae quoqtie nach AU (Krüger p. 21) DVL^,
grav. nunc Riese nach BCZMg.
649. Ovid hat sich hier Vh-gil Äen, VII 81—106 zum
Vorbilde genommen. Dort ist es der König Latinus, der den
Faunus durch Incubation befragt, und zwar besucht er zu dem
Zweck lacos suh älta ATbunea (bei Tibur): ^hinc Italae gentes
omnisque Oenotria telltis in dübiis responsa petunV Ebenda
hat sich wohl auch 0. seine silva vetus gedacht, eher als am
Aventin (III 296).
656. premit mit Mq, tegit Riese mit den übr. Handschrr.
(s. aber v. 659).
657 f. tilgt Gilbert S. 778 f.
673. Hanc quondam Cytherea diem properantius ire iussit:
ähnliche Vorstellungen auch sonst, z. B. b. Diodor 4, 9, wo
Juppiter bei der Alkiliene tQiitkaöCav tfjv vvxta macht, auch
in der bekannten Stelle der Bibel Jos. 10, 12.
675. cum primum mit AB (tum primum U), quam primum
Riese mit den übr. Hdschrr.
677. Gemeint ist der scheinbare Spätuntergang, den der
Kalender des Cäsar ebenfalls auf den 17. April setzte (Plin.
XVm 247). Die Rechnung ergiebt den 20. April. Nach
Clodius Tuscus fiel der Beginn des Untergangs auf den
15. April, der völlige Untergang auf den 19. dess. Mon., nach
Columella auf den 18. Ideler S. 153.
703. *Die Erzählung findet sich unter den äsopischen mit
zwiefacher Abweichung (Cor. 163. Für. 265 und Cor. 304. Für.
221), ist aber der Mythus von Simson und den Philistern/
J. Grimm, Beinh. Fuchs S. CCLXIX.
709. nam vivere captam habe ich, wie auch Riese, mit
Heinsius aus dem Urs. und einigen anderen, allerdings schlech-
teren, Hdschrr. aufgenommen; die meisten anderen (auch A)
haben nam dicere certam, was keinen Sinn giebt. namque icere
captam hat Merkel^ nach einer Konjektur von Th. Bergk ge-
schrieben, nam deicere (i e, ^manu occidere^) captam Merkel^;
namque urere captam Huelsen Varronis doctr. in Ov. f. p. 53;
wenigstens pafst die von mir vorgezogene Lesart besser iif den
Zusammenhang.
713. Der Eintritt der Sonne in das Zeichen des Stieres
wird sonst auf den 17. April gelegt. Mommsen Chronol S. 62.
716. S. Eratosth. cata^t. 14. Hygin. p. a. I 21. schol. z.
German. p.„74f. Br.
721. Über die Ableitung des W. Palilia s. Schwegler R. G,
I S. 444. Andere leiten es weniger richtig von par-io ab und
IV 629—761. 69
halten Parilia für die ursprüngliche Form. — Über die Palilien
hat ausführlich Mannhardt Antike Wald- und Feldkulte S. 309
bis 317 (vgl. auch Mythol Forsch, S. 159 flf. 190) gehandelt
und aus den Bräuchen anderer Völker zahlreiche Analogieen
für dieselben, die einerseits sühnen und Krankheit fernhalten,
andrerseits Fruchtbarkeit und Nachkommenschaft sichern sollen,
beigebracht.
728. Bei den Hellenen war ein Lorbeerzweig ganz all-
gemein als Sprengwedel des Weihwassers in Gebrauch. S.
Bötticher Baumkultus S. 369 flf. und Ov. fast. V 677. Virgil
läfst in der Aen. (VI 229) bei der Besprengung einen Oliven-
zweig anwenden: Idem ter sodos pura circumtulit unda spargens
rore levi et ramo felids olivae lustravitque viros, wird aber deswegen
von Servius getadelt, weil er keinen Lorbeer genommen.
729. exit nach AU (Krüger p. 25) D B V L q, exi MerkeP ^- »,
Riese.
733. S. Mannhardt Forsch. S. 156—201, wo unter Heran-
ziehung von ähnlichen Bräuchen nordeuropäischer Völker
der Festbrauch des Oktoberrosses als ein Erntefest aufgefafst
wird, ^welches vielleicht die Tötung eines rofsgestaltigen Ge-
treidedämons beim Komschnitt darstellte^ Wenn das geronnene
Blut desselben an den Palilien in das Reinigungsfeuer ge-
worfen wurde, so hatte dies den Zweck Mn positiver Weise
Gesundheit und Wachstum mitzuteilen', indem sich im Früh-
ling das Korntier erneute. Ant. Wald- und Feldk. S. 313 ff.
737. S. Maunhardt Baumkultus der Germanen S. 160 flf.
a. a. 0. S. 310 f.
745. Die in der Anmerkung gegebene Erklärung von re-
sectis ist allerdings nicht zweifellos (denn resecare heilst sonst
abschneiden, nicht zerschneiden), und es wird deshalb wohl
in resectis eine Korruptel stecken. Burmann vermutete peractis,
Gierig refectus, indes ist es sehr bedenklich sich mit Bestimmt-
heit hier für eine Konjektur zu entscheiden, da wir sonst nichts
über diesen Brauch wissen. — Dapes in der in solchem Zu-
sammenhange gewöhnlichen und durch suas besonders nahe
gelegten Bedeutung ^ Götterspeise ' zu nehmen, verbietet V. 743,
wo das Speiseopfer für Pales, das nur in Opferkuchen bestand
(776), schon abgemacht ist. Auch erwähnt Mahlzeiten der
Landbewohner bei den Festen der Pales Ovid fast. H 657,
sodann Tibull. II 5, 99 und Properz IV (V) 4, 75.
761. Vgl. Fest. s. v. p. 193: Obstitum — (ait) Cincius, quom
gui deo deaeve öbstiterit, id est qui viderit, quod videri nefas esset.
Paul. 5. V. p. 187: Oblucuviasse dicebant antiqui mente errasse,
quasi in luco deorum alicui occurrisse. Vgl. den ^Elfenanhauch'
und ähnliche Vorstellungen bei anderen Völkern, Mannhardt,
Ant. Wald- und Feldkulte S. 36 f. 311.
70 Zu Ovids Fasten
775. Aus dieser Stelle und aus TibuU II 5, 81: Et sticcensa
sacris crepitet bene laurea flammis, omine quo felix et sacer annrn
erit hat man mit Becht auf ein altes Hirtenjahr^ das mit dem
21. April seinen Anfang nahm, geschlossen; auch in den
Pränestinischen Fasten scheint, nach den spärlichen Bruch-
stücken zu schliefsen, dieser Tag als das principiwm anni
pastoridi bezeichnet gewesen zu sein. S. Mommsen C. L L
I p. 391. Huschke, 5. röm. Jahr S. 23.
778. Mannhardt Änt Wald- und Feldh S. 312 versteht
vivo rore vom wirklichen Tau und weist auf den anderswo, auch
in Deutschland, sich findenden Glauben hin, dafs der in der
Zeit der Sonnwend- und Maitagsfeuer fallende Tau als heil-
sam zur Vertreibung von Pest und Hautkrankheiten gelte.
781. S. Grimm, Deutsche Mythol S. 581 flf. Vgl. Varro beim
Schol. d. Pers. I 72 p. 264 Jahn: Falilia tarn privata quam
publica sunt (s. Mannhardt Änt. Wald- und FeWc. S. 309 f.):
et est gentis hilaritatis et lusus apud rusticos, ut congestis cam
faeno stipulis ignem magnum transsiliant, his Palilibus se eocpkri
credentes, TibuU. II 5, 89flF.: Hle levis stipulae solemnis peius
üjcervos accendet, flammas transilietque sacras. Propert. V (IV)
4, 77flF.: Cumque super raros faeni flammantis acervos traidt
inmundos ehria turha pedes.
793. Die richtige Beziehung des vix equidem credo auf die
folgen^ie Erzählung hat Gilbert S. 779 gegeben, unter Hin-
weis auf II 551 und tr. III 10, 35.
817. Die von Ovid hier und V 151 und 461 (vgl. Plui
Rom. 9) aufgenommene Tradition ist der des Ennius ähnlich,
welcher einfach sagt, dafs dem Romulus zwölf Vögel erschienen
seien (I 96 Vahl.), und den Remus nicht durch Romulus über-
vorteilt werden läfst; aijders die spätere Sage, nach welcher
dem Romulus zwar auch zwölf Geier erschienen aber erst später
als dem Remus, der vorher schon sechs gesehen (so Liv. I 7, 1
u. 0.). S. Schwegler R. G. I S. 388.
821 f. Genauer berichtet Plutarch (Born. 11, wahrscheinlich
nach Varro) über die Grube: Bod'Qog yaQ (OQvytj — xvxlotsQtis,
ajtaQxcci t€ Tcdvtcov^ oöoig vo^ioig [isv (og xalotg ixQävxo,
wv0€i d' (og ävayxaCoLg aTterdd'rjöav ivtayd^a. xal tsXog 4
rjg afptxto yijg €xa6rog oXCyriv xo^ii^ov ^loIquv äßakkov slg
xavxa xal öwefi^ywov. Durch das letztere sollte symbolisch
die Verbindung der alten und neuen Heimat angedeutet werden.
Mit V. 825 f. vgl. die Beschreibung aus Catos Origines (bei
Serv. z. Verg. Aen. V 755 Hist Born. rell. I p. 57): Conditores
civitatis taurum in dextram, vaccam intrinseaus iungebant et
incincti ritu Gäbino, id est togae parte caput velaiti, parte succinäi
tenebant stivam incurvam, ut glebae omnes intrinsems caderentj
et ita sulco ducto loca murorum designäbant, aratrum suspendentes
IV 775-863. 71
drca loca portarum. S. meine Anmerk, z. d. St. Die nach
innen liegenden Schollen bedeuteten die Mauer, die Furche
den Graben der Stadt. S. Jordan Topogr, IIS. 168.
837 ff. 0. folgt einer späteren Tradition, welche, um
Romulus von dem Verbrechen des Brudermordes zu entlasten,
durch Celer den Bemus erschlagen werden läfst, als er die
neue Mauer überspringt; nach einer dritten Sage wurde er in
dem Getümmel erschlagen, welches infolge des Streites über
die Augurien entstanden war. Livius I 7 hat gerade O.s Tra-
dition nicht, sie rührt vielleicht von Valerius Antias her (^Hist
Born, rell. I p. 237 sq.).
853 — 856 schliefst Merkel^ in Klammern ein.
861 f. Das letzte Distichon in der Rede der Pales ist matt
nach dem vidorem terris imponere pedem (858), auch V. 861 an
sich nicht ohne Anstofs. (Von Merkel^, auch von Eimmig
p. 11 und Güthling als unecht bezeichnet.)
863. Wenn man gemeint hat, dafs die Vinalia allein zu
Ehren des Juppiter gefeiert wurden, und dafs nur zufällig auf
denselben Tag auch ein Fest der Venus fiel, so wird diese
Annahme dadurch verboten, dafs nach Plutarchs quaest. Bom.
c. 45 gerade vor dem Tempel der Venus viel Wein gespendet
wurde: z/t« tC täv OvivaXiiov (so ist nämlich, wie die Ant-
wort auf die Frage lehrt, für OvsvagakCfQv zu schreiben) rjj
eoQTfj TtoXvv olvov iK%iov6Lv ix tov isQOV rijg ^Aq)Qo8ixrig\ —
Varro sagt über die späteren Vinalia {ß, l. l, VI 20): Vinalia
rustica dicuntwr ante diem XIV Icälendas Septernbres, quod tum
Veneri dedicata aedes et horti ei deae dicantur, ac tum sunt
feriati olitores, vgl. d. r. r. I 1, 6 und den Doppeltitel einer
der Varronischen Satiren Vinalia Ttegl aq)Qodt6icDV, über die
früheren (§ 16, nach ihm Masurius b. Macrob. sat 1 4, 6): Vinalia
a vino, hie dies lovis, non Veneris, indem er damit ausdrücklich
die ihm bekannte Meinung eines Zusammenhanges der früheren
Vinalia mit der Feier am Tempel der Venus Erycina aus-
schliefst. 0. folgt dagegen der gewöhnlichen Ansicht, nach
welcher der 23. April der Venus und dem Juppiter geheiligt
war, welche auch der Verfasser der Pränestinischen Fasten (C7.
L L. p. 392, vgl. Festus p. 265 M.) gehabt zu haben, scheint.
Während indes 0. V. 877 f. die Frage stellt, weshalb die Vinalia
der Venus und dem Juppiter heilig seien, so giebt seine Ant-
wort nur dafür einen Grund an, warum sie dem Juppiter ge-
weiht waren, und läfst die Venus unberücksichtigt. (Ahnlich liegt
die Sache bei Plutarch quaest, Rom. a. o, a, 0., der in seinen
zwei Antworten der Venus mit keinem Wort Erwähnung thut.)
Gilbert meint (S. 779), dieser letztere Vorwurf erscheine un-
gerecht, wenn man Veneris festum als Objekt, Vinalia als
Prädikatsakkusativ fasse — natürlich die einzig mögliche Kon-
72 Zu Ovidß Fasten
struktion, von der auch ich ausgegangen bin — , erklärt aber
nicht, in welchen Worten Ov. die Berechtigung der Bezeich-
nung des Veneris festum als Vinalia gegeben hat; weder ist
vorher bei der Beschreibung des Venusfestes von Wein noch
nachher von Venus die Rede. — Auch meine in der Anm. z.
d. St. ausgesprochene Ansicht von der Vermischung der beiden
Vinalia bestreitet Gilbert S. 780 (und ihm sich anschliefsend
Winther p. 31), indem er den Dichter das Fest am 23. April
als den Tag des Kampfes zwischen Aeneas und Mezentius
fassen läfst, *an welchem die am 19. August gegebene Wein-
spende gelobt worden ist'. Doch halte ich auch hier an
meiner früheren Ansicht fest. Zunächst ist nämlich zu be-
merken, dafs, wie Huschke (Das röm. Jahr S. 205 Anm. 64)
aus einer bis dahin nicht beachteten Stelle des Plinius (n. k
XVni 284: tria namque tempora fructibus mel/uehanty propter
quod instituerunt ferias diesque festos Eobigalia, Floralia, Vinalia)
geschlossen hat, die Vinalia rustica am 19. August nicht der
Weinlese galten, die in das Ende des Septembers fiel, sondern
vielmehr dem Gedeihen des noch am Stock befindlichen Weines.
Femer sagt Festus (p. 265 s. v. rustica vinalia) ganz aus-
drücklich: Bustica vinalia appellantur mense Augusto XIIII M,
Sept lovis dies festus, quia Latini bellum gerentes adversus
Mezentium omnis vini libationem ei deo dedicaverunt Freilich
scheint die Epitome, welche diesen Artikel des Festus in
folgender Gestalt bringt (p. 264) Bustica vinalia XIV Jcal. Se^i
celebrabanty quo die primum vina in urbem deferebant, auf eine
Eonfjision bei Festus hinzuweisen, weshalb 0. Müller in seinem
Artikel hinter hal. Sept. eine Lücke angenommen hat. Festus
fährt aber fort: eodem autem die Veneri templa sunt consecrata,
alterum ad circum maximum, alterum in luco Lihitinensi, quia
in eius deae tutela sunt horti und verbindet so das Weingelöbnis
mit dem Stiftungstag der Tempel der Venus in Murcia valle
und in luco Libitinensi, dem 19. August. Endlich berichtet
Plinius n. h, XIV 88 ausdrücklich nach Varro, dafs Mezentius
den Rutulern Hilfe zugesagt habe vini mercede, quod tum in
Latino agro fuisset, was auch nur Sinn hat, wenn man an den
19. August denkt. Mit dem dicta dies hinc est Vinalia v. 899
ist dann allerdings nicht die im Vorausgehenden angedeutete
Erntezeit (venerat Äutumnus etc.) gemeint, sondern, wie Gilbert
richtig bemerkt, der Tag des Gelöbnisses, eigentlich der
19. August, nach Ovids Darstellung der 23. April. — Übrigens
war hier eine Verwechselung dem Dichter durch die unter den
Antiquaren herrschende Meinungsverschiedenheit nahe gelegt;
gerade in solchen Fällen, wo es galt mit eigenem Urteil zu
scheiden, sind ihm häufig Irrtümer passiert.
866. multa professarum quaesttfms apta Venus nach den
IV 863—904. 73
Hdschrr. (mit einem naheliegenden Doppelsinn), culta prof.
Biese nach Heinsius, rite prof, Kreussler p. 7.
871. Vgl. den Kalender der fratres Arvales zum 23. April:
[V]€neri Eruc[mae extr]a port(am) Collin(am). Ephem. epigr.
I p. 35.
879. Das Gelübde, durch welches die Gegner den Mezentius
überbieten, wird auch sonst mehrfach, aber nicht in völliger
Übereinstimmung mit 0. überliefert; s. Histor, JRom. rell. I p. 65.
Am nächsten steht diesem noch Plutarch g. jB. 45. Im übrigen
folgt 0. darin der gewöhnlichen Sage, dafs er den Mezentius
zum regierenden Fürsten der Etrusker macht, während er bei
Virgil wegen seiner Grausamkeit von seinem Volke vertrieben
als Flüchtling bei Turnus lebt, darin aber wiederum dem Virgil,
dafs Mezentius im Kampfe mit Aeneas fällt, während er sonst
den Turnus und Aeneas überlebt und von Ascanius getötet
wird. Anders spricht sich hierüber Merkel prolegg, p. LXXXIII
aus, welcher 0. in allen Punkten mit der gewöhnlichen Tradition
in Einklang zu bringen sucht, aber kaum mit Recht. S. Schwegler
B. G, I S. 290.
883. temptat nach ADq, temptant Riese mit den übrigen
Hdschrr.
903. Der Dichter meint den Spätuntergang des Widders,
hat ihn aber viel zu spät angesetzt, denn der scheinbare fiel
auf den 20. März, der wahre auf den 5. April. Ideler S. 150 f.
904. Der nächste Aufgang, der Frühaufgang, des Canis
(oder Sirius), so nach der älteren Annahme genannt, weil das
Sternbild dem Orion folgt (s. z. V. 939), ereignete sich am
2. [3.] August; dagegen fiel ein Untergang, nämlich der schein-
bare Spätuntergang, in diese Zeit, nämlich auf den 1. [2.] Mai.
O. hat hier also Auf- und Untergang verwechselt. Vgl. Plin.
XVIII 285: in IV Jcalend. Mai, canis ocddit Colum. XI 2, 37:
pridie Tcal. Maias canis se vespere celat. Ideler S. 163 ff. Hof-
mann S. 38. Neapolis, dem Petavius beistimmt, korrigiert den
Dichter, wenn er efpugietque canis schreibt, ebenso Bainbridge
mit seinem Vorschlage occuliturque. Merkel, prolegg, LXXIII sq.,
ist der Ansicht, dafs die Verse 900 — 904 ( — dant imbres) ur-
sprünglich am Ende des dritten Buches standen, dort ersetzt
wurden durch das Distichon v. 877. 878, in welchem der
26. März als Datum der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche und
der Frühlingsmitte angegeben wird (s. Einl. S. 24), und dann
von irgend einer unberufenen Hand, welche noch exoriturgue
Canis hinzufügte, hierher mit Veränderung des Monats gebracht
wurden. Indes widerlegt sich diese dadurch, dafs Columella
(XI 2, 36) Frühlingsmitte auf den 21., Clodius Tuscus (Lydus
p. 129 Wachsm.), wie es scheint, auf den 24. April verlegt
(Hertzberg Ztschr, f. ÄUertumsw. 1846 S. 244). Auch den Ver-
74 Zu Ovids Fasten
such Hartmanns (Ältröm, Kai. S. 193), Ovid durch Herbei-
ziehung einer Stelle aus Servius (ad Verg, georg. I 218), wo
movere ebenso wie unten v. 939 in der Bedeutung von *unter-
gehen' zu nehmen sei, von dem Vorwurf des Mifsverständnisses
zu befreien, halte ich nicht für gelungen. Bergk {Fleckeisens
Suppl, Xni S. 646 S.) findet in der Angabe, dafs der 25. April
Frühlingsmitte sei, eine Spur der bisher von den Chronologen
übersehenen trichotomischen Einteilung der Jahreszeiten und
schreibt bei Lydus ocqxtj xov [}LB\iSaL\tdtov\ SaQog.
905. Die früher (s. Becker R. A. I S. 178) hier gefundenen
topographischen Schwierigkeiten sind von Merkel prolegg. p. CLI
und Mommsen (C, I. L, I p. 392) beseitigt worden. Man mufs
nämlich annehmen, dafs Ovid von Nomentum nicht (auf der
via Nomentana) nach Rom sondern nach seinen Gärten zurück-
kehrte. Diese lagen an der Stelle, wo sich (bei dem pons
Milvius) die via Claudia von der via Flaminia abzweigte (ex P.
I 8, 43: quos piniferis positos in collibus hortos spectat Flaminiae
Clodia iuncta viae), und so war es also sehr wohl möglich,
dafs 0. auf der via Claudia der nach dem Haine der Robigo,
welcher an dieser Strafse am fünften Meilensteine gelegen war,
ziehenden Prozession begegnete.
908. Die Hunde mufsten rötlich sein, weil rdbigo von
röbus = rufus abgeleitet wurde. S. Anm, z. V. 679.
912. Die zu in summa humo gegebene Erklärung scheint
mir nicht ohne Bedenken; ob es vielleicht in culta humo heifsen
mufs? Es ist von Bedeutung, dafs hier die Pflege des Erd-
bodens durch den Landmann hervorgehoben wird, dessen Arbeit
der Kornbrand vollständig zerstören würde. Vgl. I 692: wec
sterilis culto surgat avena solo.
918. Bei den Dichtern tritt in der übertragenen Bedeutung
von marmoreus mehr die weifse Farbe als die Härte hervor,
vgl. z. B. marmorea cervix, marmorei pedes, m. pectus u. dgl.
926. agat^ die Lesart des D und mehrerer anderer
Hdschrr., würde (wie auch Gierig meint) besser den Verhält-
nissen, unter denen dieser Teil der Fasten geschrieben wurde,
entsprechen; erst, als 0. das erste Buch neu bearbeitete, war
der Frieden eingetreten, den er dort wiederholentlich preist;
andererseits spricht für die Lesart der and. Hdschrr. agit der
Zusammenhang.
939. Die Erigone- Fabel geht auch bei Ovid auf des
Eratosthenes Elegie zurück, E. Maass, Änalecta Eratosth,
p. 106 ff. — Nach der Ansicht O.s und anderer röm. Schrift-
steller wird also der Hund bei den Robigalien als Ebenbild
des siderischen Hundes, der den Rost bringt, getötet. Aus dem
Vergleich der Bräuche und der Vorstellungen anderer Völker
ergiebt sich dagegen für Mannhardt Forsch. S. 107 die An-
IV 904 — V 35. 75
sieht; dafs die Hündchen ^offenbar Gegenbilder des soeben in
die Ähren schiefsenden Getreides sind, die rote Farbe die der
rostbefallenen Halme'.
949. Vgl. fast. Praenest. a. h. d. C. L L, I p. 392: Feriae
ex s(enatus) c(onsulto), quod eo die [aedicul]« et fara] Vestae
in domu imp. Caesaris J.«^w[sti ^6\ntifi€is Ma[ximi] dedicatast
Quirinio et Välgio cos. Ovid met. XV 864: Vestaqtie Caesareos
inter sacrata penates et cum Caesarea tu, Phoebe domestice,
Vesta, Becker R. A. I S. 264 f. Über den Palast des Augustus
s. Sueton. Aug, 29: Templum Apollinis in ea parte Palatinos
domus exdtavity quam fulmine ictam desiderari a deo haruspices
prontmtiarant monum. Ancyr. lat. IV 1 und Mommsen 0. d.
St. p. 80.
V.
11. Die Ableitung des Monatsnamens Maius a maiestate
findet sich nur bei Ovid.
21. nee latus Oceano. quisquam deus advena iunodt haben
fast alle Hdschrr., nur dafs für nee latus (so ADCq) viele
(darunter U) et l. bieten; Riese liest, indem er für quisquam nach
eigener Vermutung cum quis einsetzt: et, latus Oceano cum quis
deus advena iunxit, Merkel^ nee latus — plus quam d. advena
iunxit (d. h. deus plus quam advena) ^ während ich, mich an
das besser bezeugte nee latus haltend und nur iunxit in clausit
verändernd, lese: nee latus Oceano quisquam dms advena clausit;
s. darüber Epist crit p. 20 sqq.
30. cultus hat Heinsius und nach ihm Merkel und Biese
aus dem ürs.^) in den Text aufgenommen, die übrigen Hand-
schriften haben vultus, was ebenfalls einen ganz guten Sinn
giebt; vgl. Suet. Calig. 50: Vultum natura horridum ac tetrum
etiam ex industria efferabat^ componens ad speculum in omnem
terrorem ac formidinem, Plin. ep, VH 1, 6: spe halinei — pladde
leniterque dimissa ad abstinentiam rursus, non secus ac modo ad
halineum animum vultumque conposui.
35. . Ich lasse es dahingestellt, ob wirklich Ov., wie Gilbert
S. 780 f. will, die Titanomachie und die Gigantomachie scharf
von einander geschieden hat. Alter war die erstere, doch
wurde sie allmählich von der anderen verdrängt, die sich ihre
Züge zur eigenen Ausschmückung aneignete; schon bei Euri-
pides bedeutet Titan dasselbe wie Gigant. S. Preller Gr. Myth.
I^ S. 61 f. Auch Haupt nimmt eine Verwechselung der Titanen
und Giganten bei Ov. an {0. met, I 151. 183).
1) Der cod. Petavianus hört mit V 24 auf.
76 Zu Ovids Fasten
37 und 38 werden von Heinsius, Bentley und MerkeP als
Interpolation angesehen.
46. praestat — tenenda ist die Lesart der meisten und
besten Hdschrr.; praestat — timenda hat Riese aus ü und
einigen wenigen geringeren Hdschrr. in den Text aufgenommen;
dann ist sine vi mit prostat zu verbinden: die Mai. setzt es
ohne Anwendung von Gewalt — allein durch den pudor und
metus — durch, dafs etc. Der cod. Mallerst. und noch einige
andere Hdschrr. bieten den Graecismus praestat tenere, der
grammatisch hinlänglich geschützt sein würde durch diederdt
diifundere, donat habere, curo corrigere u. ähnl. (Ruddimanni
inst. II p. 230 Stallb.).
55. Dies ist die Ansicht des Fulyius Nobilior. Macrob.
sat I 12, 16: Fulvius Nobilior in fastis, quos in a^ede Herculis
Musarum posuit, Romulum dicit, postquam populum in maiores
iunioresque divisit, ut altera pars consilio, altera armis rem
publicum tueretur, in honorem utriusque panrtis hunc Maium^
sequentem lunium mensem vocasse. Derselben Ansicht ist Varro
de l. l. VI 33 (während ihm Censorin. de d. n. 22, 12 die dritte
Ovidische zuschreibt, s. unten z. V. 79) und Ov. fast I 41 und
V 527.
64. mite nach den Hdschrr., rite Riese nach eigener Ver-
mutung.
75. 76. Wenn dies Distichon Ovid wirklich für diese Stelle
geschrieben hat, so ist es jedenfalls ein sehr ungeschickter
Zusatz.
79. Mit 0. stimmen einige Gewährsmänner bei Macrob.
sat I 12, 19 überein: contendunt alii Maiam Mercurii matrm
mensi nomen dedisse, hi/nc maxime probantes, quod hoc mense
mercatores omnes Maiae pariter Mercurioque sacrificant, und
Varro b. Censorin. de d. n, 22, 12: Maium — a Maia nomen
accepisse, quod eo mense tarn Romae quam antea in Lotio res
divina Maiae fit et Mercurio,
111. Gemeint ist der scheinbare Frühaufgang der Capella
(des hellsten Sternes im Bilde des Fuhrmanns), der aber damals
in Rom am 7. April erfolgte (der wahre Frühaufgang schon
am 10. März, der Spätaufgang gar erst am 26. August), Colu-
mella (XI 2, 37) setzt den Frühaufgang zwei Tage früher,
Plinius (w. Ä. XVIII 248) nach Cäsar sieben Tage später; die
letztere Angabe pafste ziemlich genau auf den Parallel von
Alexandria und scheint also ohne weiteres auf Rom über-
tragen zu sein. Ovids und Columellas Angaben stammen aus
griechischen Parapegmen. So Ideler S. 143 f.; Hofmann S. 37
berechnet dagegen den scheinbaren Frühaufgang der Cap. auf
den 18. Mai und findet in Idelers Ansatz einen Fehler; während
aber so der scheinbare Frühaufgang fast drei Wochen später
V 37—137. 77
erfolge als bei 0.^ treffe der wahre nahezu auf das Datum des
Dichters.
113. S. über Olenia Capella Ideler Sternnamen S. 93.
Andere gaben, um diesen Beinamen zu erklären, der Besitzerin
der Ziege Amalthea einen Vater Olenos, der nach Hygin. p. a,
II 13 auch Vater der Aega und Heiice war, welche ebenfalls
lovis nutrices genannt werden. Auch auf einen Ort Olenos
in Achaja, wo ebenfalls Zeus von einer Ziege gesäugt sein
soll (Strab. VIEL 7, 5), ist hingewiesen worden.
122. Freilich findet sich nur der Genetiv bei truncus: Verg.
georg. IV 310 tninca pedum, Sil. Ital. X 310 truncus capitis;
doch läfst sich danach wohl auch der Ablativ verteidigen.
129. Vgl. Plut. quaest Rom. 61 und Jordan in den Annali
XXXIV p. 326 sqq., der zu dem Resultat kommt: Itaque Ovidii
abtäte antiqui compitales Lares non putäbantur a praestitibus
diversi esse.
131. ars erat illa D^, ara erat illa D^BC und die meisten
^, voverat illa üg; Curibus fast alle Hdschrr., nur ü: Curius
und einige <; larüms. Ich habe mich der Behandlung dieser
Stelle von M. Haupt {Herrn. I p. 402 = Opusc. III p. 356)
angeschlossen, nachdem zuerst H. Jordan (Annal. XXXIV
p. 328) aus der Lesart der ersten Hand des Mallerst. ars erat
das richtige arserat hergestellt, jedoch LarUms aus ein paar
schlechteren Handschriften aufgenommen hatte. In betreff des
Gebrauchs von ardere verweist er auf Verg. georg. III 490.
Aen. III 279. Lucret. IV 1237. Verg. Aen. VE 71. Aeschyl.
Agam. 91. Merkel hat in der gröfseren Ausgabe Vota erat illa
quidem Curibus geschrieben, in der ersten kleineren Voverat
illa quidem Curius (so auch Riese), in der zweiten Ars erat
illa quidem Laribus, was er p-oe/l p. XXXIX sq. so erklärt: *Saxo
quadrato non multum senecta nocet: signa gemella maxime
quaesiverat poeta v. 143. — lUud quod superest, ars, hoc est
artificum Curensium labor, ut est Pont. IUI 1, 29, fuit.' —
multa vetustas nach CZM, longa vet Biese nach den anderen
Hdschrr.
137. S. D. Detlefsen, de arte Born, antiquissima I p. 20.
Vgl. Plut. quaest. Rom. 51: ^va xl tc5v AaQrjräv^ ovg iSicag
7CQaL0t(tsig xakovöi^ tovtoLg xvcjv ^aQsötrjKSv^ avtol Sh xvvciv
dvq)%'BQaig aiL7ci%ovxai\ t) TtQaiötitsig ^hv ot TtQosötmrig slöi^
tovg d^ TtQosötcitag o^'xov tpvXaxnxovg slvai TtQOöijKSi^ xal
(poßsQovg lihv totg aHotQ^oig {&67Cbq 6 xvcov iötlv) '^movg dh
xal TtQaovg totg övvoixovöiv; Über ein Kunstwerk aus der
Villa Albani, das Winckelmann (Kunstgeschichte 2, 2, 22. III
S. 96 Eis.) auf Laren deutete, s. Jordan, Annali XXXIV p. 329,
der, da die Figur nicht eine Hundshaut sondern ein Löwenfell
trage, glaubt, dafs der junge Herkules dargestellt sei.
78 Zu Ovids Fasten
143. Die richtige Fassung der Stelle nach Gilbert S. 781f.,
wenn nicht Ovid selbst, wofür v. 140 sprechen würde, die
Lares praestites und compitales nicht auseinander gehalten hat;
s. z. V. 129.
145. Eine Widmungsinschrift des Augustus selbst aus dem
Jahre 4 v. Chr. bei Orelli Syll inscr. I n. 1668. C. L i. VI
1 n. 456 p. 87 vgl. Suet. Aiig, 57. — Die nach Merkel ge-
gebene Erklärung von tradidit genügt mir nicht vollständig:
ist vielleicht tradidit falsch überliefert, z. B. für condidit?
158. parte secuta suum^ Madvig Ädvers, II p. 105 (ebenso
schon Gierig), parte secuta vicem MerkeP.
159. Cäsar bei Plin. (w. h XVm 248), Columella (XI 2, 36),
Clodius Tuscus (p. 130 Wachsm.) setzen den Frühaufgang auf
denselben Tag (während 0. von dem Spätaufgang spricht),
aber falsch; denn der wahre Frühaufgang fiel auf den 16. Mai,
der scheinbare auf den 9. [11.] Juni. Wohl aber erfolgte damals
in Rom der wahre Spätuntergang am S.Mai, jedenfalls also
ist die Angabe O.s unrichtig. 0. erwähnt den Aufgang der
Hyaden noch viermal: V 603. 734. VI 197. 711; s. z. d. Stelle
Ideler S. 154.
162. a CdlaHyris — aquis nach M, a canis Riese nach ü
u. wen. q, a campis oder a capraeis die and. Hdschrr.
167. S. Pherekydes bei Müller Fr, hist Gr. I p. 84 fr.
46. Eratosth. cat p. 106 sqq. ed. Rob. O.s ausführliche Er-
zählung schliefst sich im wesentlichen der Tradition des
Musäus (Hygin. p. a. II 21. Schol. Germ. z. V. 174 p. 75 Br.)
an; in betreff der Mutter der Hyaden stimmt er mit Timäus
beim Schol. z. Hom, II. £ 486 überein.
178. lAhycae — ferae nach BZq, Libycae — leae Biese
mit den übr. Hdschrr., was mir aber wegen des im vorherg.
Verse vorkommenden petit latebras fetae catulosque leaenae nicht
gefällt, wenngleich V. 176 schon mit fera^ schliefst (wo übrigens
ü u. ^ auch leas bieten).
179. Für alle diese Namen auf as lehrt die heteroklitische
Bildung Probus cathol p. 1467 P. 24 K.; er dekliniert also
MinmSj Mimantis und Mimose, GryaSj Gyantis und Gryae, Atha-
mos, — antis und oa. Vgl. Neue Lat Formenl I^ S. 339.
189. Man versteht die Stelle gewöhnlich anders, indem
man clamata palma theatris auf die scenischen Spiele der
Floralia bezieht*, allein die scenischen Spiele fanden auch
schon im April statt (Friedländer bei Marquardt S. 481), sodafs
dann die Worte des Ov. gar keinen Fortschritt zeigen würden,
und der Entschlufs, dies Fest erst im Mai zu behandeln, ganz
unmotiviert wäre; zudem heifst es im folg. V. nur hoc qtwgue
cum drei munere Carmen eat, womit circus und palma aus-
drücklich zusammengefafst und scenische Spiele ausgeschlossen
V 143—269. 79
werden. Dies fühlte auch Merkel; aber seine Erklärung von
Y. 189 {Prolegg. p. CLX) ^drcenses tum fieri^ cum post scenicos
pälma data sit^ ist mir unverständlich.
195. Den Urheber dieser sonst nirgends überlieferten Ab-
leitung der Flora von XkcDQvg kennen wir nicht. Andere Ver-
tauschungen von q> u. %, aber innerhalb des Griechischen, s.
bei Lobeck (Ehemat. p. 31). Nur in der Pseudo-Plutarchischen
Schrift de fluviis wird 6, 3 eine Chloris als Geliebte des Boreas
erwähnt, die aber aufser jeder Verbindung mit Flora ist. —
Die rationalisierenden Schriftsteller machten Flora gleich der
Acca Larentia zu einer Dirne, welche ihr Vermögen dem
römischen Volke vermacht habe und zum Dank dafür mit
einem Feste geehrt worden sei. Lactant. instit I 20.
197. Die glücklichen Inseln spielten in der Phantasie der
Römer eine gewisse Rolle. Sertorius hatte allen Ernstes den
Plan gefafst, dorthin zu gehen und einen Idealstaat zu gründen.
203 f. Das Distichon 203. 204 ist matt und überflüssig.
Für et vermutet C. Schenkl en.
207. semper nitidissimm annus mit ÜDBV^, vere est nit,
Riese mit einem <;.
217. Vgl. Horat. carm. I 4, 5. Auch bei Xenophon sym-
pos. 7, 5 erscheinen XaQLtsg, ^SIqul und Nvfiq)aL vereint, und in
einer Stelle aus den Kyprien bei Athenäus XV p. 682 pflücken
Aphrodite, die Nymphen und Charitinnen Blumen und winden
Kränze.
230. Die Interpunktion des Verses rührt von Madvig
Advers. II p. 107 her, findet sich übrigens nach der Angabe
von Nick schon in älteren Ausgaben, z. B. in der Col.
Allobr. 1613 erschienenen; früher wurde gelesen: luppiter hoc
ut a^uc nesdat, usque precor. — Von der Ovidischen Fabel
über die Geburt des Mars findet sich eine Spur bei Paulus
p. 97, wo Gradivus Mars so erklärt wird: Quia gramine sit
ortiiSf quod interpretantur, quia Corona graminea in re militari
maximae est honorationis. Diese Stelle ist von Scaliger zu der
Ovids in Beziehung gebracht worden. Wie üsener mitteilt
{Eh. M, K F XXX S. 214 f.), haben wir die gleiche Vor-
stellung, dafs Berührung mit Blumen befruchtet, auch in einem
wallachischen Märchen und in einer französischen Legende.
Die von ihm daraus gezogenen Folgerungen werden aber da-
durch hinfällig, dafs Ov. diese Sage nicht unter dem 2. Juni
erzählt, wie er meint, sondern unter dem 2. Mai.
269. Vgl. Plin. n, h, XIV 136: Flos vini candidus pro-
batur. rubens triste sigmim est, si non is vini colos sit, item
vasa incalescentia operculave sudantia, quod celeriter florere
coeperit odoremque trahere non fore diutinum, Colum. XII 30:
Si vinum florere indpiet, saepius curare oportebit, ne flos eius
80 Zu Ovids Fasten
pessum eat et saporem vitiet. — Das Distichon 269 f. steht
übrigens in nur sehr äufserlichem Zusammenhang mit dem
Inhalt dieses Abschnittes, der überhaupt sehr flüchtig gearbeitet
ist; Kimmig p. 12 — 16 bezeichnet daher v. 261 — 274 als ver-
dächtig, jedenfalls v. 265 f., 269 f., 273 f., Güthling v. 269--274.
273 und 274 streicht Bentley und mit ihm Riese und
Merkel ^
287. Wie bei Ovid, so sind auch bei Varro de l, l.Y 158
die beiden Publicii aediles plebei, während sie Festus (s. v.
Puhlicius clivus p. 238) aed. curules nennt. Ahnliche Bestrafungen
von pecuarii werden jedoch schon aus den Jahren 296 und
293 V. Chr. (Liv. X 23, 13. 47, 4) gemeldet.
309 f. Das Distichon wird von Eutyches p. 2181 P. 480 K.
citiert, wo aber vdlem die handschriftliche Lesart ist und de-
ripereris von Keil aus dem Bobiensis aufgenommen ist.
322. laesa Ceres mit q, l. seges Riese mit ü und den meisten
Hdschrr.
325. nee volui fieri nimium crudelis in ira, Koch Synib.
p. 356.
331. Das Treiben im Theater bei diesem Fest war schon
zu des älteren Cato Zeit so weit ausgeartet, dafs Tänzerinnen
auf der Bühne auf Geheifs des Publikums sogar nackt auf-
treten mufsten. Später haben die Kirchenväter besonders gegen
dies Fest geeifert.
335. tota haben die meisten Handschriften; dafür konji-
zierte Merkel in der gröfseren Ausgabe laeta^ Hertzberg
{Ztschr. f. Altert 1846 S. 269) Iota (coli. Propert. V 6, 74.
Martial. X 19, 20); doch ist die Lesart einer Handschr. pota^
die allerdings auch nur den Wert einer Konjektur hat, vor-
zuziehen. MerkeP bezeichnet das Distichon 335 f. als ver-
dächtig.
340. Auch die Thür der Geliebten pflegte mit Kränzen
geschmückt zu werden (Lucret. IV 1177 ff. Tibull. 1 2, 14), weshalb
Heinsius hier für comae: fores vorschlug.
343. Später hat man den Achelous in dieser Verbindung
so erklärt, dafs man den, welcher den Wein zuerst mit Vfasser
mischte, einen Anwohner dieses Flusses sein und deshalb das
Vfasser aus diesem Flufs nehmen liefs. S. Voss z. Verg, georg.
I 9. Doch ist dies Grammatikerweisheit.
353. Die häufigen Vfiederholungen dieses Gedankens bei
Ovid finden sich zusammengestellt bei Zingerle I S. 47.
354. contemni spinam mit ZMq, contemnunt Riese nach
den übr. Hdschrr.
369. Auch der Göttin Aphrodite wird auf Kunstwerken
oft ein Hase beigegeben, Pauly BeälencyJcl. IV S. 935.
V 269—451. 81
377 f. Nach Bohde der griech. Born. S. 87 eine freie Nach-
ahmung von Kallimachus fr. 121:
"EXXaxa vvv^ iXdyoiöL tf' ivLtj^^öaöd's Xi^ciöag
X^t^Qccs ifiotg^ Lva iiol TtovXv iisvovölv hog.
379. 0. meint den wahren Spätaufgang, den auch Colu-
mella (XI 2, 39) auf denselben Tag setzt, und stimmt mit der
Rechnung überein ; der scheinbare fiel auf den 15. April. Ideler
S. 165 f. — Die Fabel von dem Tode des Chiron erzählt im
wesentlichen ebenso Eratosth. catast. 40. Hygin. p, a. II 38.
Schol. z. Germ, phaenom. 417 p. 99 Br. (Robert p. 184 sqq.).
391. hospitio iunctum Merkel^.
414. In der Angabe der Zahl der Sterne hat sich 0., wie
M^kel prolegg. XCII richtig bemerkt hat, eine Verwechselung
zu schulden kommen lassen. Der Centaurus hat nämlich viel
mehr Sterne (nach der geringsten Angabe 23); dagegen giebt
es einen Sagittarius, der auch als Centaur dargestellt, von
einigen sogar Chiron genannt wurde; dieser hat 14 Sterne (so
Eratosth. catast, 28 [nach der Vulg., 20 zählen die Bücher,
15 Robert p. 152]; 15 Sterne bei Hygin. p. a. H 27. IE 26, 13
bei dem Schol. Germ. v. 291 p. 89 Br.) und ist mit dem am
3. Mai aufgehenden Chiron in diesem Punkte verwechselt.
415. Ovid meint den Spätaufgang, jedoch fiel der schein-
bare nach der Rechnung 21 (also auf den 14. April), der wahre
13 Tage früher. Den letzteren hat Columella (XI 2, 36) im
Auge beim 23. April: Prima nocte Fidicula apparet (das Folgende
ist dann aber konfus); Cäsar (bei Plin. w. h, XVIII 255) setzt
den Aufgang erst auf den 13. Mai; Clodius Tuscus (p. 130 W.)
auf den 5. dess. Monats: ^ Xvqu ecjd'sv avl6%SL. Ideler S. 146.
417. Über die astronomische Wahrheit s. oben S. 54 f. zu
m 711.
433. S. über diese la fica in Italien genannte Gebärde
O. Jahn, Ber, d, sächs, Ges. d. Wiss. 1855 S. 80 f.
436. G/fite mit UDBC^, ore Riese mit wenigen q im Texte,
während er in der Adnot. ante vorzieht.
451. Die Herleitung der Lemuria von dem gewaltsamen
Tode des Remus findet sich zuerst bei Ovid (später noch ein-
mal bei Porphyr. 0, Hör. ep. II 2, 209: putant Lemores esse
dictos guasi Bemulos a Bemo^ cuim occisi umbras frater Bo-
muhis cum placare vellet, Lemuria instituit), ist aber kaum sein
Eigentum. S. Mommsen Herm. XVI S. 7. In einem gewissen
Zusammenhang mit Ov. steht die Notiz des Servius zu Verg.
Äen. I 276 und 292, dafs nach der Erschlagung des Remus
eine Pest über Rom gekommen sei, und dafs die dann vom
Orakel befohlene Sühnung seiner Manen darin bestanden
habe, dafs ^sella curulis cum sceptro et Corona et ceteris
Orids Fasten. Auh. ^
82 Zu Ovids Fasten
regni insignibus semper iuxta sancienteni aliquid Momuhm
ponebatur',
481. S. Schuchardt, Vökalismus I S. 136 f.
483. Dieselbe Erklärung von Lemures auch bei Apulejus d&
deo Socr. c. 15 p. 152. apöl, c. 64 p. 535. Oud. Mart. Capella 11 162,
doch ist die in der Anmerkung z. 419 gegebene die richtige.
493. Über die astronomischen Verhältnisse s. ob. S. 64 zu
IV 387. Die aus einer verkehrten Etymologie des Namens
^£IqIg)v (aTtb tov ovqblv) entstandene Fabel findet sich auch
sonst oft, jedoch mit verschiedenen kleineren Abweichungen
in der Ausschmückung des Kerns; so bei Hygin. jp. a. II 34. 26.
fäh. 195. Schol. zu Germ. V. 331 p. 93 Br. (wo als Quelle ein
gewisser Aristomachus angeführt wird) Serv. z. Verg. Aen. 1 535.
Eustath. 0. Hom, Od. s 274. Auch Pindar in den Dithyramben
hatte davon gesprochen: rj ^TqIu Sa tijg TavayQa£ag vvv i€u,
nQorsQov d^ r^g ®i]ßatdog^ onov 6 ^TQievg [le^v^svxaL xal fj
xov ^SlgCmvog yevsöLgj ijv q)ri6L UCvöagog iv rotg di^'vgdfißois
(Strab. IX 2, 12 p. 404. Bergk fr. 51). Ebenso giebt es für
die Versetzung des Orion unter die Sterne sehr verschiedene
Traditionen; ganz genau stimmt die 0.s mit keiner überein.
Das Gestirn ist übrigens eins der ältesten und wird schon von
Homer (II. U 486 und Od. s 274) und Hesiod {igy. 598. 615.
619) erwähnt. S. Ideler Stemnamen S. 218.
525. primae mihi cura iuventae nach ZM^^, ca/ra mihi
prim^i iuventa DBC^, carf mihi prima iuvente U, primae mihi
flore iuventae Bentley und nach ihm Riese.
537. S. Eratosth. cat 32 p. 162 RoK
539. iras nach den Hdschrr. aufser ü, aus dem Riese iram
aufgenommen hat.
545. Von diesem gröfseren Tempel des Mars ültor auf
dem Forum des Augustus ist ein kleinerer zu unterscheiden,
welchen Augustus während der langen Zeit, die zwischen dem
Gelübde und der Dedikation dieses Tempels lag, auf dem
Kapitol hatte errichten lassen (im Jahre 19 oder 18 v. Chr.),
um darin die von den Parthern einst genommenen, dem Kaiser
Augustus aber zurückgegebenen römischen Feldzeichen aufzu-.
stellen; s. Anm. z. V. 579. Über den kleineren s. Dio LIV8:
xal VBotv ''AQBog TiiicoQOv iv xä KaTtLtcaXio!) xata to tov ^iog
tov ^BQBtQCov ^T^Xcj^a TtQog trjv tmv örjfiBicov avdd^aöLV xal
il)ifiq)L6%'rivai ixdlBvöB xal iTCoitjöa, Eine Abbildung dieses
kleineren runden Tempels mit den römischen Feldzeichen darin
und der Inschrift MAR VLT auf einer Münze des Augustus
s. Becker R. ± I. T. V. n. 20 und S. 370 flF. Jordan mm.
Topogr. 12 S. 45 f. Dagegen nimmt Ov. an, dafs auch die von
den Parthem wieder zurückgegebenen römischen Feldzeichen
in dem grofsen Tempel auf dem Forum Augusts niedergelegt
V 451—566. 83
worden seien, wie dieses V. 595 zeigt: rite deo tempUimque
d(xtum nomenqtie bis ulto, wo nach dem Zusammenbang nur an
den grofsen Tempel gedacht werden kann (ebenso i^^. n295f.);
denn von ihm geht der ganze Abschnitt aus, während der
kleinere mit keinem Worte erwähnt wird. Auch sagt Augustus
selbst mon. Anc. lat. 5,40: ^ Parthos trium exerdtum Iioman[o]rum
s[polia et signa reddere] mihi Sfvi/pplicesque amidtiam poptdi
Eomani petere [coegi. Ea autem 8ign]a in penetrali, quod c[s]^
in templo Martis ültoris, reposui^ und kann dabei ebenfalls nur
seinen grofsen Tempel im Sinne gehabt haben. Wir müssen
daher annehmen, dafs, wie Mommsen (C /. i. I p. 393. Monum.
Anc, p. 126) gesehen, die Feldzeichen nach der Vollendung des
gröfseren Tempels in diesen geschafft worden sind. Dagegen
scheint mir seine Auffassung, dafs der Dedikationstag des
gro&en Tempels auf den 1. August, der des kleineren auf den
12. Mai falle, nicht ausreichend begründet. S. Jordan a, a. 0.
I 2 S. 442flf.
555. Merkel prolegg, p. CXXXIII bezieht digna Crigcmteis
tropaeis ^ad imaginem in fastigii frontem insciilptam% doch ist
davon sonst nichts überliefert, wie denn auch Merkel diese
Ansicht nur mit einer gewissen Reserve ausspricht.
563. Vgl. Mommsen C. L L. I p. 281 sq.
564. Vgl. Tacit ann. IV 9 über das Leichenbegängnis
des Drusus: Funvs imaginum pompa maxime ülustre fuit, cum
origo luliae gentis Aeneas omnesque Albanorum reges et conditor
urhis Bomultis — longo ordine spectarentur.
566. Die erhaltenen Elogia finden sich gesammelt im
1. Band des Corp. inscr. Lat. p. 281 — 292, darunter ein leider
verstümtaeltes auf Marius, welches sicher auf die Zeit des
Augustus zurückgeht (n. XXXII p. 290):
[C. Marius C. filius]
COS. VII pr. tr. pl. q. a]wgfwr tr. mit extra
sortem cum l\ugur1]m rege Numid
iae COS. gessit, eum cepit et] triumphans in
secundo consulatu] ante cwrrum suum
duci iussit tertium co]nsul apsens creatus
est IUI COS. Teutjöworwm exerdtum
delevit V. cos. Glinibros fugamt ex ieis et
Teutonis iterum triump]Äat;i^ rem jp. turhatam
Ein Elogium des Aeneas ist in Pompeji (n. XX p. 283) und
ebenda auch eins des Romulus gefunden worden (n. XXII
p. 283); das letztere lautet:
Romulus Martis
f]iliiis urbem Rom[a,m
condi\dit et regnavit annos
84 Zu Onds Fasten
duodequadrcigmta isque
primus dtix duce hostium
Äcrone rege Caeninensium
interfedo spolia opi[ma
lovi Feretrio cönsecra[vit
recept[}i\sqm in deoru[m
mimerum Quirinii[8
appellai;u[s est.
574. Die Erklärung der Stelle habe ich nach W. Gesenius
(ßymbolae observationum in Ovidii fastos, Altonae 1806 p. 84) ge-
geben. Andere erklären numen utrumque durch ^pattis et pontifiäs
maximi\
683. 0. spricht hier (und a. a. 1 179 Parthe dabis poems:
Crassi gaudete sepulti, signaque harbaricas non bene passa manus)
nur von der Niederlage des Crassus, weil die den Heeren des
Antonius (in den Jahren 40 u. 36 v. Chr.) genommenen Feld-
zeichen diesem bereits im Jahre 33 zurückgegeben worden
waren. S. Mommsen zum Monum. Ancyr. p. 124 sqq.
593. S. Eckhel, doctrin. num, VI p. 94 sqq.
599. Ovids Angabe ist einem griechischen Kalender ent-
lehnt; denn in Athen gingen die Plejaden zu Metons Zeiten
allerdings am 16. März auf, während in Rom zu denen Ovids
erst am 28. Mai. Columella (XI 2, 39) und Plinius (n. k
XVIII 248) geben den 10. Mai für den Aufgang der Plejaden
an, Clodius Tuscus (p. 130) den 7. 11. 12. und 13. Mai, alle
also nach griechischen Quellen: derselben Rechnung folgend
hatte Cäsar den Anfang des Sommers auf den 9. Mai gesetzt
Ideler S. 152 f.
603. Ov. meint hier den wahren Frühaufgang der Hyaden,
der am 16. Mai erfolgte. Columella (XI 2, 42) verlegt ihn auf
den 21. Mai. S. ob. S. 78 z. V. 159. Ideler S. 154. — Zu der
*fabula nota' s. Eratosthenes cot. p. 106 sq. Rob.
607. Ebenso stellt die Situation dar Moschus in dem
Idyllion EvQciicri V. 126 flF.: rg ybkv i%sv xavgov Sokijipv ksqos^
iv x^9^ ^' «AAj 8ÜQVS 7C0Qq)VQiriv <JroAfAOi5 ictv%a^ otpga xs ^if
^iLV dsvoi iq)€Xx6fi6vov TCoXLTJg aXog aöTtstov vS(X)q, Kokitci^
tf' dvd^OLöL TtiTtiog ßad"vg EvQCJTtsirjg ^ t6tCov old rs viyds,
iXag)Q(^s6xs dh xovQtiv, Etwas abweichend Lucian. mar, dial.
15, 2: 17 di Tcävv ixTtlayrjg rc5 TtQdyfiatL trj kaiq^ fihv süxsto
rov XBQaxog^ G)g iitj ditoXiöd'dvoi^ tri heQa Sh riv€[i(0[ievov tov
nsTtXov 6vvet%Bv, Vgl. ferner Nonn. I 69. Änthöl, Lat 1 14, 29
(p. 38 Riese) und 0. Jahn, die Entführung der Eu/ropa auf
antiken Kunstwerken, der (S. 14) bemerkt, dafs sich das gleiche
oder ein ähnliches Gewandmotiv auch auf Münzen (auch
auf den römischen der gens Valeria und Volteia) und auf
Reliefs finde.
V 566—625. 85
618. Der Name des Erdteils stammt von dem phönizisclien
ereb, d. h. Abendland ab, der des Bruders der Europa, des
Kadmos, von Jcedem, Morgenland.
621. Die Etymologie des Wortes Argei ist strittig; da es
jedoch in Bom auch 24 Argei oder Argea genannte Kapellen
gab, je sechs in jeder städtischen Tribus, welche offenbar die
Heiligtümer der einzelnen Quartiere einer alten Stadteinteilung
waren, so liegt es nahe die in jenen Kapellen verehrten Gott-
heiten mit den Binsenmännem zu identifizieren. Dann wären
also jene Bezirkslaren ursprünglich als Greise gedacht worden,
welche zum Dank dafür, dafs sie den Sühntod für ihren Bezirk
gestorben, zu Gottheiten erhoben wurden. So Schwegler R. G.
I S. 376—383. S. auch Marquardt S. 185. Mannhardt Änt
Wald' und Feldkulte S. 265 — 273 fafst das Argeeropfer als
Nachbildung der Bestattung und Wassertauche des in der
sommerlichen Hitze dahinsterbenden Yegetationsdämons auf und
vergleicht mit den Binsenmännem unsere Pfingstbutzen, Laub-
männchen u. dergl. Sehr wenig hat mir 0. Kellers (Fleckr
eisens Jahrb. CXXXHI S. 845 — 854) Vermutung eingeleuchtet,
dafs in den Argeerkapellen bei ihrer Erbauung *Argei d. h.
Griechen' eingemauert worden seien, um denselben dadurch
eine gewisse Kraft zu verleihen, und dafs, da auch bei Sühn-
opfern Griechen als Menschenopfer gebraucht worden seien, der
Name Ärgei auch auf das Opfer am Pons sublicius übertragen
worden sei, welches ursprünglich aus römischen Greisen be-
stand. — Die verschiedenen Erklärungen, welche 0. giebt, hat
er schon bei Varro zusammengestellt gefunden. S. Jordan,
Topogr. der Stadt Rom U S. 282 S.
623. Dafs 60jährige Greise, weil nicht mehr waffenfähig,
also für die Stadt ohne Nutzen, in der ältesten römischen Zeit
in den Tiber gestürzt wurden, wird auch sonst überliefert;
auch findet sich die Sitte, unbrauchbare Greise zu töten, bei
anderen barbarischen Völkern, z. B. bei den alten Deutschen.
S. J. Grimm, D. Rechtsaltert S. 486 ff.
625 f. Nach Varro hatten Pelasger, die von ihren Wohn-
sitzen vertrieben waren, ungewifs, wohin sie gehen sollten, in
Dodona das Orakel befragt und dort folgenden Spruch als
Antwort erhalten:
2ke(xsrs ^aiofisvoL Uixsläv UatoQVLOv alav
^d' ^AßoQiyivicDV KotvXrjv^ ov väöog 6%Btxai'
olg dva^ix^dvtsg dsxdtrjv ixTtd^il^cctB 0o£ßo!)
xal xsg)aXäg KQovidy^) xal tp Tcargl Tci^ncBTS q>äxa,
(Macrob. sat I 7, 28. Lactant. inst I 21; vgl. Dionys. Hai.
I 19, nach dem L. Mallius den Orakelspruch selbst in Dodona
1) "Aidri für K(fovLdjj Macrob.
86 Zu Ovida Fasten
gesehen hat), und es ist offenbar^ dafs 0. auch hier den Yarro
Yor Augen gehabt und das Orakel nachgebildet hat. Zugleich
ergiebt sich daraus^ dafs Heinsius^ dem Merkel gefolgt; mit
Recht der Lesart fdtidici dida ftiere lovis in V. 626, wenn
gleich sie sich nur in einer geringen Handschrift (G) findet,
den Vorzug gegeben hat. Die meisten übrigen Handschriften
haben für lovis das von Biese in den Text gesetzte senis, das
sich aus dem folgenden Vers hier eingeschlichen hat; in einer
findet sich dei, doch leidet dies an derselben Unbestimmtheit
der Ausdrucksweise wie senis und verdient keine weitere Be-
rücksichtigung, wenngleich für dasselbe geltend gemacht werden
konnte Amob. H 68: Ante adventu/m in Itodia Herctüis cum
ex ÄpoUinis monitu patri Diti ac Satumo humanis capitibus
mpplica/retur etc, — faere mit UBq, fuisse Riese mit den übr.
Hdschrr.
* 627. duK) Corpora stimmt mit den übrigen Nachrichten
nicht überein, weshalb Merkel (Prolegg, p. CIV und CLXXsq.)
qtwt Corpora gentes (d. h, tot carpora qmt gentes), Jordan
{Topogr. d. St R. H S. 282) senilia corpora vorschlägt; mir
erscheint jedoch der Grund die Stelle für verderbt zu erklären
nicht zwiagend, und so halte ich an der handschriftlichen
Überlieferung fest.
631. Mehr hierüber hat Macrobius sat. I 7, 31: Hercukm
ferunt postea cum Geryonis pecore per Italiam revertentem suasisse
illorum posteris, ut faustis sacrificiis infausta mutarent inferetües
Diu non hominum capita sed oscilla cid humanam effigiem arte
sirmdata, et aras Satumias non nujcctando viro sed accensis
luminibm excohntes, quia non solum virum sed et lumina q)äxa
significat.
633. Vgl. Varro de vit pop. Born. H b. Nonius p. 523;
Cum in quintum gradum pervenerant atque' habebant sexagifdck
annoSj tum deniqtie erant a publids negotiis liberi aigue otiosi.
ideo in proverbio qtiidam putant venisse, ut dicereUir sexagenarios
de ponte, id est deici oportere^ quod suffragium non ferant, quod
per pontem ferebant. Fest. p. 334: JExploratissimum iUud est
causae^ quo tempore primum per pontem coeperunt comitüs
suifragium ferre, iuniores conclam^verunt, ut de ponte deicerentur
sexagenariij qui iam nullo publico munere fungerentwTy ut ipsi
potius sibi quam Uli deligerent imperatorem, cuius sententiae est
etiam Sinnius Capito. S. Marquardt S. 187 f.
633 f. und 647 f. schliefst MerkeP in Klammem.
652. Etwas anders als Ovid zwei von Macrobius (sat,
I 7, 27) mitgeteilte Traditionen, nach denen die Begleiter des
Herkules gegen ihren Willen dort zurückgelassen seien, ent-
weder weil sie die Rinder schlecht bewacht, oder um den von
Herkules errichteten Altar zu bewachen; von Räubern bedrängt
V 625—699. 87
ccupato edito coUe Satumios se nominaverunt, quo ante nomine
iam idem collis vocahatur\ — Kurz Yarro de l. ?. V 45:
rgeos dictos putant a prindpüms, qui cum Hercule Argivo
merunt Romam et in Satumia stibsederunt,
661. et nach DC^, ut Biese nach ÜB^; vgl. amor, ILI
, 31; 6, 79.
662. leves cursum restituistis aquae, Kreussler p. 8.
663. Ovid hat hier offenbar Horaz {carm, 1 10) vor Augen
ehabt: Merdifi, facunde nepos Atlantis, qui feros ctiltus hominum
3centum voce formasti catm et decorae more palaestrae: te camtm,
lagni lovis et deorum nuntium curvaeque lyrae parentem etc.,
lit dem Schlufs superis deorum gratiis et imis,
664. wna haben die Handschriften; uda ist eine Konjektur
lentleys (z. Horat. ca/rm. I 10, 1), die auch Merkel*'^ auf-
enommen hat, die aber unnötig ist und nicht einmal einen
assenden Sinn giebt.
670. festa nach D^BVL^ {facta üiD^ZM^, saara Riese
ach U^^.
675. Fea hat die aqua Mercurii im Garten der Gamaldu-
dnser von S. Gregorio auf dem Caelius wieder auffinden wollen
Becker I S. 505), während sie nach Constantinus Corvisierius,
em Jordan {Forma urh. Rom, p. 38. Topogr, d. St. B. II
. 542. 530) mit grofser Bestimmtheit beipflichtet, auf dem
.ventin zu suchen ist.
680. Vgl. Horat. epist 1 16, 57: Vir bonm — ^ qu^ndo$unqu>e
30S vel porco vel hove placat ^lane pater^ elare, clare cum dixit
ipoUo% labra movet metuens audiri: ^Pulchra Lavema^ da mihi
lUere, da iusto sanctoque videri, noctem peccatis et fraudibus
bice nubem/
682. praeteritae die ist von Scaliger und Gruter vermutet
nd neuerdings mit Recht von Kreussler p. 2 empfohlen
rorden; die Handschrr. haben praeterita die, was Merkel^ bei-
ehalten hat.
693. Sonst ist der Tag des Eintritts in die Zwillinge der
9. Mai. Mommsen Ghronol. S. 62.
699. Dieser Kampf, die wichtigste Sage aus dem Mythen-
reise der Dioskuren, war mehrfach künstlerisch dargestellt
worden, unter andern auch von Polygnot in Athen. Welcker
fr. Götterl. I S. 612. Baumeister Denkm, I S. 452. Die ältere
orm der Sage (in den Kyprien und bei Pindar Nem, 10, 55 ff.)
ifst Rinder die Veranlassung desselben sein und erzählt diesen
3lbst anders, während mit 0. aufser andern zu Anfang Theokrit
20 [22], 135 ff.) übereinstimmt; im weiterenVerlauf des Kampfes
ber weicht 0. von allen übrigen auf uns gekommenen Tradi-
ionen ab. Die Worte Dioskuren, Phoebe und Hilaira lassen
lese Gestalten als Lichtgottheiten erkennen, Idas und Lynkeus
88 Zu Ovids Fasten
bedeuten nach der gewöhnlichen Annahme die Scharfsehenden:
die Sage vom Kampf zwischen den beiden, ursprünglich iden-
tischen Brüderpaaren hat sich mit dem Gegensatz zwischen
Lakedämon und Messenien entwickelt. Preller Griech. Miß,
nS. 94fiF.
709. S. Bentley z. Horat, sat I 2 90.
714. Gewöhnlich wird negant durch Versagen' erklärt,
doch pafst dann tarnen nicht zum Vorhergehenden; ich habe
mich daher der Erklärung von M. Seyffert {Lesestücke S. 97)
angeschlossen, welche durch Apollodor (III 11, 5) unterstützt
wird, in dessen Erzählung Idas den Polydeukes mit einem
Steine (daher tela rapta bei Ov.) am Kopf triflffc: nokvS&ixv^^
xov "I8av dioixcDv ßki^d'slg vjt' ixstvov tcstqcc xarä rijg xsipaXijg
TtCmsi öxortod'sig. xal Zsvg "Idav xegawotj HoXvdsvxTiv i\
eig ovQuvov avdysc. Theokrit freilich sagt (20 [22], 210):
Zsvg ijcccfiws, x^Q^''^ ^^ ^^ ^xßaks rvxt7]v ^ccQfiaQov, avtov
dl (pkoyicp 0weq>Xei,6 xsQawä,
723. Ovids Angabe ist auch hier irrtümlich ; s. ob. S. 13
z. IV 904.
725. Auch in dem calend. Venus, und Amiteminum heilst
es z. d. Tage: Ferfiae) Vokano. C. L L. I p. 394.
731 f. Die Rechnung ergiebt für den wahren Spätaufgang
des Adlers den 24. Mai. Ideler S. 147. — S. auch Eratosth.
cat, p. 156 sq.
133. Die Rechnung setzt den wahren Frühuntergang des ,
Bootes auf den 28. Mai. Ideler S. 141.
734. S. ob. S. 78 z. V. 159.
VI.
18. S. Becker R. A. I S. 397 und die Münzen n. 15 und
16 auf Taf. V.
21. Die Ableitung des Monatsnamens lunius von luno
hat auch Cincius (der jüngere) bei Macrob. sat. I 12, 30 ff.;
ebenso findet sie sich bei Paul. p. 103 und Censor. d. d, w.
22, 12. Neuerdings ist sie in Schutz genommen von Röscher
FlecMs. Jah/rbh. 1875 (CXI) S. 367 f.
28. Reisig, Vorl, über Sprachtmssensch, S. 472.
32. proxima cwra fuit, Bentley.
39. S. Ideler Chronol Bd. II S. 40 S.
40. Merkel^ praef. p. XXXX nimmt nomina trähere in der
Bedeutung ^Schulden einziehen'; sie selbst hat den Monaten
die luces gegeben u. verlangt dafür die Benennung eines der-
selben nach ihrem Namen zurück.
V 699— VI 101. 89
43 f. ein sehr lästiges Distichon, I^ist. er, p. 16.
45 f. In einem tiburtinischen Gebet heifst es: Inno CurritiSy
ttw curru clypeoque tuere meos curiae vernulas sanos, (Serv. z. Verg.
Aen. I 17.) S. Jordan z. Preller I S. 279 A. 3.
59. S. über die peregrini fasti ob. S. 41 z. III 87 und
Macrob. sat I 12, 30: lunitis — nominatus, tit Cincitis arhi-
trcUur, qtiod lunonius ajpud Latinos ante vocitatus diuque apud
Aricinos Praenestinosque hae appellatione in fastos relatus sit
Paul. p. 103: lunium mensem dictum putant a lunone, Odern
ipsum diceiant lunonium et Iwnonalem.
65. Die Ableitung ist die des Fulvius Nobilior und lunius
Gracchanus, Censor. d. d. n, 22, 9. Macrob. sat I 12, 19; auch
Varro giebt dieselbe de L l. VI 33.
66. Signa doloris erant nach CTM^^, vigoris Riese nach
UDVLM^i; (vgl. aber IV 586 und rem. 510), decoris Bq.
91. Die ganz verkehrte Ableitung des lunius a iunctis
(Homanis et Sabinis) findet sich sonst nirgends.
92. Die Verherrlichung der Concordia darf hier nicht, wie
I 637 J0f., auf die durch Tiberius im J. 10 n. Chr. vollzogene
Weihe des wiederhergestellten Concordientempels auf dem
Forum Romanum bezogen werden, da in den letzten fünf
Büchern der Fasten der dux xat i^oxriv Augustus ist, s. Merkel
prolegg. CCLX.
100. Pergama: plus laedant, Bentley. iuvet mit DB^,
iuvat Riese mit ü^.
101—188. Ovid hat hier die beiden Göttinnen Cardea
und Cama zu einer verbunden; ob infolge eines eigenen Irr-
tums oder nach dem Glauben des Volkes, das, wie Merkel
p. CXCV meint, aus einer von ihm (Merkel) statuierten Neben-
form von Cardea: Cardina die Form Cama bildete und nun
die beiden, ursprünglich verschiedenen Gestalten zusammen-
warf, läfst sich nicht ermitteln. Die Antiquare haben jedenfalls
richtig unterschieden. Cardea ist die Göttin der Thürangeln
(vgl. August, de civ. d. IV 8: tres deos isti posuerunty Forculum
fortbuSy Cardeam eardini, Lim^entinum limini, VI 7), Carna da-
gegen hängt mit earo zusammen und ist die das Fleisch
kräftigende Göttin, wie Ossipaga Murat et solidat infantibus
parvis ossa'; s. Macrob. sat I 12, 31: — a lunio Bruto, quod
— pulso Tarquinio sacrum Carnae dea£ in Caelio monte voti reus
fecerit hanc deam vitalibus humanis praeesse credunt ab ea deni-
que petitur, ut iecinora et eorda quaequ£ sunt intrinsecus viseera
sdl/va conservet: et quia cordis beneficio, cuius dissimulatione
brutus habebatury idoneus emendationi publici Status exstitit,
hanc deam, quae vitalibus praeest, templo sacravit cui pulte
fabacia et larido sacrificatur, quod his maxime rebus corporis
vires roborentur. nam et halendae luniae fabariae vulgo vocantur^
90 2;u Oyids Fasten
quia hoc mense adultae fabae divinis rebus adhibentur. (vgL Plin.
n. h. XVni 118.) — Von den drei Abschnitten, in denen
Ov. seine ^Carna' abhandelt, bezieht sich der erste v. 101
— 130 offenbar auf die Cardea (101 dea cardinis haee est
und 127 ius tibi cardinis esto\ der dritte v. 169 — 182 auf die
Carna; denn ihr galt der Bohnenbrei, wie aus der eben mit-
geteilten Stelle des Macrobius feststeht; auch sagt Ov. aus-
drücklich V. 182: huic laedi viscera posse negant, womit das
Gebet an dem Feste der Carna ut iednora et corda quaeqm suM
intrincecus viscera salva conservet zu vergleichen ist. Ebenso
scheint eigentlich, wie Marquardt S. 13 bemerkt, die zweite
Erzählung der Carna zu gehören: sie wehrt die striges ab,
welche die lactentia viscera der Kinder schädigen (v. 135) und
dem Aussehn (genau dem Fleische) die gesunde Farbe rauben
(v. 149 f. 168) und giebt beim Opfer cor pro corde, pro fibris
fibras (v. 161, vgl. die Stelle in dem Gebet an Carna), wobei
festzuhalten ist, dafs hier, wie oft, die Göttin als die Stifterin
der ihr geheiligten Gebräuche angesehen wird. Wenn aber
die Göttin ihre Beschwörung an den postes, den limina und
den adittis vornimmt (v. 155 — 157), wie dies, um die striges
fernzuhalten, natürlich, so hat Ov. ohne Zweifel an die Cardea
gedacht, vielleicht eben durch diesen Brauch zu seiner Iden-
tifizierung verleitet. Die Überreichung des Weifsdorns v. 129 f.
in der ersten (Cardea-) Erzählung ist wohl nur, um die erste
und die zweite in Verbindung zu bringen, hinzugefügt. — Die
Darbringung des Bohnenbreis fand am 1. Juni statt, s. Varro
de vita pop, Rom. lib. I b. Non. p. 341: quod hol, luniis et
publice et privatim fabatam pultem dis mactat — Von dem Fest-
tage der Cardea ist mir nichts bekannt.
107. Merkel und Riese schreiben hier und v. 151 Granaten
mit Beziehung auf xQavaog und das stib rupe latere v. 125;
doch ist das nur Konjektur, Granen durch die Hdschrr., welche
hier und v. 151 teils so teils grannen (üq) gramen oder ganien
(DC^) oder granen haben, gestützt.
117. ante ut iit nach Dl^, ante ivit Biese mit C2^; die
anderen Hdschrr. weichen in verschiedener Weise ab.
130. S. Bötticher, Baumlcultm S. 361 und Varro in Aetiis
b. Charis. p. 117 P. 144 K.: Fax ex spinu alba praefertur,
quod pwrgatipnis causa adhibetur,
139. Über die Quantität strtges s. Lachmann z, Lucret,
I 360 p. 36; die Ableitung von strtdere = (ö)tqi^6lv ist richtig.
Vanifek gr,-lat. Wörterb, S. 1153.
140. horrendum nach Bentley (ebenso lanus ülitius); vgl.
z. B. Verg. Aen, VI 287: belu^ Lernae horrendum stridenSy IX
629: effugit horrendum stridens adducta sagitta, — horrenda
lesen die Hdschrr., horrenda stridere voce, Heinsius.
VI 101—206. 91
145. Vgl. Heinsius 0, heroid, 9, 86.
155. Warum gerade arbutea frons gebraucht wurde, ver-
mag ich nicht anzugeben. Bötticher {BaumJcultus S. 324 f.) u.
Mannhardt {Baumkultus S. 299.) erwähnen den Brauch, bringen
aber keine andere Stelle für diese Anwendung des Laubes des
sog. Erdbeerbaums bei.
178. Riese hat die, übrigens schon von Heinsius gemachte
Konjektur in den Text gesetzt miserat Afra feras, unter Ver-
weisung auf Plin. w. Ä. VII 63 f. 131; doch mufs bei Ov. von
essbaren seltenen Tieren die Bede sein, während Plinius von
den wilden, aus Afrika für den Circus bezogenen Tieren spricht.
Burmann vermutete nee Dehis capos miserat a/nte feros (vgl.
Colum. VIII 2, 4), MerkeP miserat arte feras; jetzt hat Merkel'
die handschriftl. Lesart mit Recht in Schutz genommen.
183. S. Jordan Topogr. d. St R 1 2 S. 108 flf.
191. Eine genauere Untersuchung über die Lage dieses
Tempels hat Jordan (Topogr, d. St B, II S. llOff.) angestellt;
nach dieser stand er zwischen dem ersten und zweiten Meilen-
steine an der via Appia auf einer Anhöhe bei der Porta
S. Sebastiano, von wo die porta Capena sichtbar war; die
Säulenhalle läfst Jordan S. 353 von der Wasserleitung bei der
porta Capena nach S. Sisto vecchio gehn. — Über den Zusammen-
hang der Verehrung des Mars und der Juno s. Preller I S. 341 f.
195. Auch die Rechnung ergiebt den 1. Juni für den
wahren Spätaufgang; den 2. Juni setzt dafür an Cäsar bei
Plinius w. h. XVIU 255, den 1. und 2. Columella XI 2 45.
Ideler S. 147. S. V 731 und Anm.
197. Der Aufgang der Hyaden wird hier zum viertenmal
erwähnt; s. ob. S. 78 z, V 159.
199. S. calend. Venus, zum 3. Juni (p. 394 M.): Bellon(ae)
in circ(o) Flam(inio). S. über den Tempel der Bellona B. Stark
Ber. d. Tiib. Philol Vers. S. 44 ff. Jordan z. Preller II S. 386
Anm. 3.
204. Vgl. Valer. Max. VQI 13, 5: quin etiam fessus iam
vivendo lectica se in curiam deferri iussit, ut cum Pyrrho de-
formem pacem fieri prohiberet hunc caecum aliquis nominet,
a quo pairia quod honesium erat per se pairum cemens coacta
est pervidere?
206. Vgl. Serv. 0. Verg. Aen. IX 53: Denique cum Pyrrhi
temporiims adversum transmarinum hostem bellum Bomani
gestu/ri essent nee invenirent hcum, ubi hanc sollemnitatem per
fetiales indicendi belli celebrarent, dederunt operam, ut unus de
Pyrrhi militibus caperetur, quem fecenmt in circa Flaminio
locum emere, ut quasi in hostili loco ius belli indicendi implerent;
denique in eo loco ante andern Belhnae consecrata est columna,
Paul. p. 33: Bellona dicebatur dea bellorum, ante cuius templum
92 Zu Oyids Fasten
erat columellay quae heUica vocdbatur, super qwim hastam iacie-
bant, cum bellum indicebatwr, Marquardt S. 74 f-
209. Die Lage des Tempels ist nur durch Ovids aUm
pars drd bestimmt, das also entweder von der linken Hälfte
der Seite, von welcher ausgelaufen wurde (die carceres lagen
auf der rechten), oder was wahrscheinlicher, von der Rundung
des Circus zu verstehn ist Becker iJ. A I S. 618.
213. Die Identität der beiden Gottheiten Semo Sancus und
Dius Pidius, die schon Cato (bei Dionys II 49) behauptet hatte,
steht jetzt hinreichend fest; auf den iguvinischen Tafeln findet
sich sogar Fisus oder Fisovius Sancius und ebenso auf latei-
nischen Inschriften Dens Fidius zusammen mit Sancus: CLL
VI 1 n. 567: Semoni Sanco Deo Fidio sacrum Sex. Pompeius -
donum dedit n. 568: Sanco Sancto Semon. Deo Fidio sacrum etc.,
8. Preller II S. 274 (wo Jordan noch eine dritte im wesentKchen
mit der ersten übereinstimmende Inschrift beibringt). — Sancus
ist allerdings die gewöhnlichere Form; allein Augustin deck,
dei XVIII 19 sagt: Sabini ebiam regem suum primum Sancum,
sive^ ut aliqui appellcmt, Sanctum, retulertmt in deoSy und so findet
sich Sanctus auch sonst (z. B. bei Plut. q, B, 30, auch Dionys.
IV 58 nach dem ürsin.). und da Properz (V [IV] 9, 71 ff.) den
Gott mehrfach Sanctu^s nennt, und die Stelle Sic Sanctum Tatiae
composuere Cures offenbar von 0. V. 216 nachgebildet ist, so
habe ich die Lesart der meisten Hdschrr. Sanctus auch bei Ov.
in den Text gesetzt, während Merkel und Riese die apljser
von ü wenig bezeugte Vulg. Sancus festhalten. Nach Älius
Stilo (bei Varro de l. l. Y 66) war Semo Sancus der römische
Hercules.
219 ff. Gerade an dieser Stelle hat 0. diesen Abschnitt
eingeschoben, weil am 7. Juni der penus Vestae geöffnet wurde,
um an diesem und den folgenden Tagen gereinigt zu werden;
dies waren dies religiosi. C I. L. I p. 395. Preller II S. 168 f.
235. Der scheinbare Frühuntergang des Arktur (Bootes s. ob.
S. 28, z. II 153) fiel nach der Rechnung auf den 10. Juni. Ideler
S. 141.^) — Über die Form Lycaon = Lycaonides s. Burmann
jET. d. St, und Schaefer 0. Gregor. Cor. p. 290.
237. Nach Festus (p. 210 und ausführlicher p. 238) haben
allerdings die Spiele trans Tiberim stattgefunden; doch erlaubt
der Ausdruck in gramine campi keine andere Beziehung als
auf den campus Martins; vgl. III 519: altera gramineo
spectabis JEquirria campo u. Horat. a. p. 162: gaudet — aprici
gramine campiy carm. IV 1, 39: gramina Martii campiy III 7, 26:
gramen Martium.
1) Hofmann setzt S. 36 den 'Frühaufgang' auf den 16. Juni; ans
der Tabelle S. 25 ergiebt sich, dafs der FrOhnntergang gemeint ist.
VI 206—268. 93
241. S. Cicer. de legg. II 8, 19. Auf die Wiederherstellung
des Tempels im Jahre 104 v. Chr. beziehn sich Cicero de ruxt.
d. n 23, 61 u. Plutarch de fort. Rom. 10. Jordan Topogr,
I 2 S. 42.
249. 0. hat in diesem Abschnitte den Sto£F meist aus
Varro entnommen. Merkel prolegg. p. Csq. CXXXVII. —
^JSöria u. Vesta wurden früher gewöhnlich von einem Stamme
mit e^o^ai abgeleitet; sie gehören aber richtiger zu dem Stamme
vas, leuchten, brennen.* Vesta ist also die Vohlthätige' Kraft
des Feuers, die, wenn sie ^der Mensch bezähmt bewacht', der
Mittelpunkt des häuslichen Lebens ist Curtius Grundmge S. 400.
Vani§ek S. 945. Jordan zu Preller 11 S. 155.
257. Genau genommen war das Heiligtum der Vesta,
weil nicht inauguriert, eine aedes und daher den Bestimmungen
über die Architektur der Tempel nicht unterworfen. Gell.
XIV 7, 7: Varro — scriptum reliquit non omnes aedes sacras
templa esse et ne aedem quidem Vestae templum esse, Serv. ad
Aen. IX 406: aedes autem rotundas tribus diis dicunt fieri dä>ere^
Vestae^ Diana^e vel Herculi vel Mercurio. Marquardt S. 153.
Die erwähnten Rundtempel sind verzeichnet von Jordan Topogr.
IIS. 34. Anm. 58. Das volle Material über die Baulichkeiten
in dem zu III 30 (ob. S. 41) angeführten Werke Jordans,
welchem genaue Pläne u. u. a. auch ein Bekonstruktionsversuch
des Tempels (Tafel IV) beigegeben sind.
263 f. Nach diesen Versen ist es unzweifelhaft, dafs 0.
sich die Wohnung des Numa im Atrium Vestae, nicht in der
Regia, wie dies die gewöhnliche Annahme ist, gedacht hat.
Jordan B, Top, I 2 S. 299 u. 424 (der aber diese Stelle unrichtig
auffaist). Die Verwechselung lag nahe, weil auch das atrium
Vestae oft a, regium genannt wurde.
268. In den Hdschrr. lautet der Vers so: significant sedem
terra focusgxie suam; doch ist er in der Form jedenfalls ver-
derbt, und auch der Versuch Merkels {prolegg, p. Csq.) die
handschriftliche Lesart zu verteidigen als verunglückt an-
zusehn, wie Hertzberg a. a, 0, S. 254 nachgewiesen hat; man
wird also zu einer Konjektur seine Zuflucht nehmen müssen.
Dabei ist von Festus (p. 262) auszugehn, dessen Artikel über
rotunda aedes Vestae offenbar dieselbe Ansicht zu Grunde liegt,
wie dieser Stelle des Ovid: Butundam aedem Vestae Numa
Pompüius rex Bomanorum consecrasse videtur, quod eandem
esse terramy qua vita hominum sustentaretur, crediderit: eamque
püae forma esse, ut sui simili templo dea coleretur.
Vgl. auch Plutarch vit. Num, 11, der sich wieder für eine
etwas andere Meinung entscheidet: No^ag dl XiyBxai xal ro
rrjg ^E6t£ag [sqov iyxvxXiov TCBQißakiöbai z^ dößiötp jcvqI
fpQOVQav anofit^ovfisvog ov ro (fx^i^'CC trjg y^g mg ^EcrCag
94 Zu Orids Fasten
ovörig, äklcc xov övfinavrog xoö^ov^ ov (idöov oi Uvd'ayoQLxol
t6 nvQ IdQvöd'aL vofii^ovöL, xal toiho 'Eötiav 9caXov6i 7ca\
(lovdda. Nun ist klar, dafs nach der Behauptung in Y. 267,
die Vesta und die Terra seien identisch (so aufser Plutarcl
a, a. 0. Dion. 11 66. Amob. III 32. August, de dv, dei VII
16; 24 — nach Varro), vor der Ausführung, dafs die Erde
rund sei und par fades templi, der Gedanke fehlt, dafs der
Tempel die Gestalt der Terra- Vesta nachbilde, und so kommt
man zu der von Hertzberg gefundenen Emendation: Signi-
ficantque deam tecta focusque suam, die ich in den Text
aufgenommen habe, nur mit der Veränderung von tec^ in
templa^ was mir an dieser Stelle geeigneter erscheint. Dann
würde der V. also den Sinn enthalten: *Der Tempel mit
seinem Feuer darin giebt ein Abbild seiner Göttin' und die
Gedankenreihe, welche aus Varro entlehnt zu sein scheint (vgl
Varro de l, l. VII 17, wo die Erde als in der Mitte des Welt-
alls befindlich angesehn und mit einer pila verglichen wird),
in passender Weise abschliefsen. Ich bemerke nur noch, dafs
foctis vielfach prägnant den Herd oder das Feuer der Vesta
bedeutet (z. B. Propert. V [IV] 11, 54), und templa sehr oft
in den Fasten nur von einem Tempel gesagt ist. Elufsmami
übersetzt: *So wie die Erd' ihr Haus, so ist die Kuppel es
auch' nach seiner Konjektur: significant sedem terra tholusque
suam; sein deutscher Vers würde dem Sinn, welchen der Zu-
sammenhang verlangt, entsprechen, indes ist er keine Über-
setzung der von ihm vorgeschlagenen Lesart. — Riese behält
die Lesart der Hdschrr. im Texte bei, bemerkt aber in der
Adnot. ^malim assimüa/nt vel tale quid'.
271—278. Dafs die Verse 271—276 nichts Neues bringen
und nur das in den vorhergehenden und unmittelbar folgenden
Versen Gesagte ungeschickt wiederholen, ist ohne weiteres
klar. Aber auch an und für sich betrachtet sind sie nicht
ohne Anstofs, wie Gierig richtig hervorgehoben hat; erstens
nämlich ist die BeweisfiÜirung in denselben verwirrt: Ma die
Erde in der Mitte des Weltalls sich befindet und da sie keine
Seite mehr oder weniger berührt, so würde sie, wenn sie nicht
convexa wäre, einer Seite näher sein und nicht in der Mitte
des Weltalls liegen' und zweitens ist die Beziehung des locata
V. 273 über angulus, orhis und völubilitas hin auf terra v. 269
wenigstens hart. Ich füge noch hinzu, dafs nach dem Zu-
sammenhang ipsa völubilitas grammatisch sich nur auf den
Umschwung der Erde (orbis) beziehn kann, während, wie man
seit Anaxagoras annahm, in dem Umschwung des Weltalls
der Grund zu dem unbewegten Schweben des Erdkörpers lag,
und dafs überhaupt das Weltall von dem Erdkörper nicht ge-
hörig auseinander gehalten ist; denn bei partes v. 272 sind
VI 268—296. 95
Teile der Erde, bei latus v. 274 und pars v. 275 Teile des
der Erde gegenüber gestellten fmmdiis gemeint, ohne dafs
durch irgend einen Zusatz darauf hingewiesen wäre, dafs die
Beziehung eine verschiedene ist. Ferner ist es eine starke
Zumutung an den Leser, dafs er, nachdem 0. von der Erde
(glohtis) im Planetarium des Archimedes geredet hat, in dem
unmittelbar sich anschliefsenden Distichon et qmnimn, a
summis, tantum secessit ab imis terra unter terra die wirkliche
Erde verstehn soll. Ich habe daher v. 271—276 mit DB VLT^
(während sie in ü und wenigen ^ stehn) und 277 f. mit Bentley
in Klammem gesetzt: nun schliefst sich das et quantum etc.
trefflich an V. 270 an, und in der Argumentation entsteht
dadurch nirgends eine Lücke. Die Quelle der Interpolation
hat Merkel (jprolegg. CCLXXXVII), der jedoch, wie auch Riese,
in der ersten Teubnerschen Ausgabe diese Verse unbeanstandet
läfst (in der zweiten klammert er 271 — 276 wieder ein), mit
Wahrscheinlichkeit in Lactanz (inst. III 24) gefunden: Existi-
maverunt rottindum esse mundum, sictit püam^ et ex motu
siderum opinati sunt, caelum volvi; sie astra solenfique, cum
ocdderint, völubüitate ipsa mundi ad ortum referri, itaque et
aereos orhes fabricati sunt, quasi ad figuram mundi, eosque
cadarufd portentosis qutbusdam simulacris, quae astra esse
dicerent, Hanc igitur caeli rotunßitatem iUud sequebatur, ut
terra in medio sinu eius esset inelusa. quod si ita esset, etiam
ipsam terram globo svmlem. neque enim fieri posset, ut non esset
rotmidu/m, quod rotundo concl/usum teneretur,
283. virginÜMS nach der Mehrzahl der Hdschrr., virgineis
Merkel nach C und einigen geringeren Hdschrr.
285 ff. Der erste Grund (285 — 290) nach griechischen
Quellen (s. hymn. in Vener. 22), der zweite (291 — 294) nach
Varro; vgl. v. 291 ff. mit den wohl ohne Zweifel aus Varro
entlehnten Stellen: Plut. Num. 9: No^a yäg d^ xal rtjv täv
'EötLccdcjv jcagd'dvcjv xad'LSQioöLv xal oXog triv nagl ro %vq ro
äd'dvatov, q)vXcitxov0iv amac, d'SQaTCsiav xb xal ri^tiv
ccTCodcdottöw^ bIxb cog xa^'aQov xal aq)^aQxov xijv xov nvQog
ovövav axrjQoixoig xal a^idvxoig naQaxcd'EiiBvov öoiyLttGiv^ bI'xs
x6 axaQTCov xal ayovov xrj JtaQ%'BvCa övvocxBLOVVxog.
Lactant. inst I 12: Idcirco enim virginem putant Vestam, quia
ignis inviolabile sit elevnentum, nihilque nasci possit ex eo, quippe
qui omnia quae arripuerit, absumat August, de civ, d, IV 10:
Vestam non nisi ignem esse — pertinentem ad focos, sine quibus
civitas esse non potest, et ideo Uli virginem sölere servire, quod
sicut ex virgine, ita nihil ex igne nascatur.
294. amat m. MerkeP nach DBVL^ Lact., hdbet Riese nach ü^.
295. S. über die bildliche Darstellung der Vesta Preuner,
Hestia-Vesta S. 321 ff.
96 Zu Ovids Fasten
301. Vgl. Arnob. III 32: Terram — pronuntiant — nm-
rnUli Vestam, qmd in mundo stet sola, ceteris eius partibus
mobüitate in perpettm constitutis. Servius 0. Verg, Aen, II 296:
Vestam deam, — quas ignis terra est: quod in medio mundo
librata vi sua stet et ignem intra se liabeat Die Ableitung des
Wortes focus ist die des Varro; vgl. Serv. z. Verg, Aen. XI
211: An quod focum dicat uhicumque ignis est et fovetur, unde
et Varro focum dici vtdt; ebenso Paul. s. v, p. 85.
302. Nach Nissen Pompej. Stud, S. 640 hat 0. hier
atrium und vestibulum mit einander verwechselt.
303. Andere Etymologieen des Wortes vestibulum von
Alten und Neuen s. bei Marquardt Privatalt. 1 S. 231 und
Corssen Jcnt. Beitr. S. 360 fif. Preuner (Hestia-Vesta S. 229 ff.)
hält die des 0. für die richtige; ebenderselbe beweist S. 233 ff.,
dafs Vesta auch in Privathäusern auf den Herden verehrt
wurde; es ist sonach kein Grund mit Merkel {prokgg.
p. GLXXXIII) anzunehmen, dafs die Mahlzeit in alter Zeit
vor dem Tempel der Vesta selbst eingenommen sei. Jordan
0, Prellers r'öm, Myth. II S. 157 vertritt die auch schon von
den Alten aufgestellte Etymologie ve-stib-ulum (vgl. pro-stib-ulum)
*Aus-' oder ^Aufsenstand'.
311. Eine Darstellung dieser Festfeier in einer Mühle
findet sich auf einem pompejanischen Gemälde. Museo Bor-
bonico VI 51. Gerhard, antike Bildwerke 62, 3. An dem Pries
des Vestatempels war sogar offiziell der Zusammenhang des
Esels mit dem Dienste der Göttin zum Ausdruck gebracht
worden: seinen Schmuck bildeten Eselsköpfe und Opfei^erät-
schaften. Jordan Tempel der Vesta S. 65.
313. Tota (Solda?) prius furnis torrebant farra colmtj
Madvig Adv. U p. 107.
316; strataque era Merkel ^ — tegula cassa (d. h. cm),
J. H. Vofs.
317. Inde focum öbservat pastor dominamqtie foconm,
Madvig Adv. II p. 107.
318. Bergk Opusc, I p. 664 f. erklärt pumiceus: ^Arguit
hie versus pumicis vocabulo varia lapidum genera, quos ignes
sub terra delitescentes olim generaverunt velut tofum, alia
comprehensa esse, quemadmodum etiam nunc his lapidibus,
si qui duritie insignes sunt, molaribus utimur'. Beispiele
bringt er indes nicht bei.
329. s. ob. S. 18 z. I 391.
341. Ibaty ut institeraty longi deus Hellesponti, Madvig
Ajdvers. II p. 108.
343 U.344 sieht Bentley als Interpolation an, 345f.Heinsius
u. mit ihm Merkel ^
346. Lampsacos hoc a/nimal solita est mactare Priapo, fata:
VI 301—395. 97
asini flammis indids exta damus, Madvig Adv, II p. 108 (^lam
Lampsacenorum haec suntverba, suisacrificHrationemreddentitim'),
Lampsacos hinc (mit grofser Wahrscheinlichkeit) animal — exta
domans Bergk Opusc, I p. 664 f.
349 fif. Diese Erzählung findet sich allein bei Ovid und
dem aus ihm schöpfenden Lactantius (inst. I 20). Livius sagt
nur (V 48, 4): Indutiae deinde cum Bomanis factae et conloquia
permissti imperatorum habita; in quibus cum identidem Galli
famem obicerent eaque necessitate ad deditionem vocarent, dicitur
avertendae eius opinionis causa multis locis panis de Capitolio
iactattis esse in hostium stationes. sed iam neque dissimulari
neque ferri ultra fam^s poteratj und weifs von einer Wirkung
dieser Kriegslist nichts zu melden. Preller jBöVw. Myth. I S. 194
läfst die Geschichte aus einem Mifsverständnis des Beinamens,
der eigentlich ^Zerschmetterer, Blitzschleuderer' bedeutete^
entstanden sein, während Merkel (prolegg. p. CCXXIX) den
luppiter Pistor mit dem luppiter Soter identificiert, dem nach
Servius (z, Verg. Aen. VIII 652) ebenfalls ein Altar auf dem
Kapitol auf Veranlassung jener Hungersnot der von den
Galliern Belagerten errichtet war. Über die Lage der Ära
ist nichts Genaueres bekannt.
349. Nomine quam ferto (d. h. ^adoratione, consecrationibus')
Merkel ^.
352. Einen ausführlichen Bericht über die Hungersnot,
die zu der Gründung eines Altars des luppiter Soter führte,
^in qua liberati obsidione coria et sola vetera concremaverunt'
bei Servius ad Aen, VIII 652.
363. (wrata^ wie die Hdschrr. gröfstenteils haben, wird,
weil mit der Einfachheit der alten Zeit in Widerspruch stehend,
beanstandet. Heinsius, dem Biese gefolgt ist, will deshalb
reserata lesen und stützt dies dadurch, dafs von den alten
Schriftstellern (z. B. Livius V 41, 7) es mit Nachdruck her-
vorgehoben werde, die Thüren seien offen gewesen. Lipsius
schlägt cerata per atria vor mit Beziehung auf die im Ateium
hängenden Ahnenbilder von Wachs, Koch {ßymb, p. 357)
gener osa per atria, Merkel^ Sonata per atria. Ich finde indes
keinen zwingenden Grund von den Handschriften abzugehn:
waren ja doch auch die Gemächer homerischer Helden mit
Erz ausgeschlagen.
372. poterint, wie ü und 3^ lesen, findet sich auch sonst
in Handschriften; Kühner Ausführt, tat. Gramm. I S. 521.
380. nee deses desere — tfuos Merkel ^.
388. tradere mit den meisten IJdschrr. (vgl. v. 390), mittere
Biese mit ü.
395 fif. Die Erklärung O.s ist verkehrt; auch bei anderen
Bittfesten gingen die Matronen ohne Fufsbekleidung. Marquardt
Ovids Fasten. Anh. ^
98 Zu Ovids Fasten
S. 332. — Ein Kalendarium (C. L L. I p. 331) läfst die
Feier ^ad lanum^ stattfinden, nach Preuner (Hestia-Vesta
S. 243) ein Janus in der Nähe des Vestatempels. — Das Be-
treten des Tempels der Vesta war Männern überhaupt ver-
boten, Frauen nur in der Zeit vom 7.— 15. Juni erlaubt,
d. h. während der Reinigung des Tempels, da er dadurch
gewissermafsen profaniert war; Jordan Tempel der Vesta S. 70,
395. illa, quae nova Romano nunc via iuncta foro est, Madvig
Ädv. II p. 108 Qsc, iUa via^ qtiae^)] doch s. für die Bedeutung
von illa *nach jener Stelle' Kühner Ausfuhrl, lat Gr. I S. 691.
403. sacras — aras C. Schenkl.
417. Abbildungen des Palladiums häufig; Baumeister
Denkm. II S. 1146 f. s. 0. Jahn, Philol. I S. 46flF. Seh wegler
R. G. 1 S. 332 flf. Marquardt S. 241 f.
424. superest illic nach der Mehrzahl der Hdschrr., Uli
Merkel und Biese nach U und dem Francofurt.
434. Die Hdschrr. haben sämtlich eripuisse ferunt bis
auf einen cod. Paris, (p bei Merkel), der das in den Vulgat-
text aufgenommeoe datur bietet; eripuere deam vermutet
Heinsius; Biese setzt eripuisse ferunt in Parenthese. Ich habe
mich der Erklärung von Madvig Adv. II p. 109 angeschlossen. -
Merkel ^ klammert v. 433 f. ein.
456. nunc erit estque mit den Hdschrr., nunc erit usgw
focis, Biese nach L. Müller, Rhein. Mus. N. F. 1865 S. 262.
469. Der Tag des Spätaufgangs des Delphins, den Ot.
noch einmal zum 17. Juni, VI 720, erwähnt, ist nach der
Bechnung genau der des wahren Spätaufgangs und wird ebenso
von Columella (XI 2, 45) und Plinius (n. h. XVIII 255) an-
gegeben; der scheinbare fiel auf den 26. Mai. Ideler S. 148.
Dafs der 10. Juni gemeint ist, lehrt V. 470; V. 469 würde
allerdings eher auf den Abend des 9. führen.
474. S. auch Tibull. I 9, 62 und daselbst Heyne.
477. Die Erklärung der ^pontes* ist allerdings nicht sicher;
s. Jordan Topogr. I 1 S. 404 und 412: *ob den Inselbrücken ver-
bunden und dem damals schon gebauten pons Aemilius oder dem
sublicius oder beiden letzteren, läfst sich nicht entscheiden.'
482. Die Interpunktion nach Taubner, Biese setzt hinter
petat ein Fragezeichen.
487. raptum quod p. natum nach C^, (natum q. p. raptum
D^), rapta^ quod paelice natum Biese nach anderen Hdschrr.
488. Über die Quantität von sanguis s. Lachmann z.
Lucr. p. 59.
498. e cdso nach D^, ea? celso Biese nach B^ (in ü fehlt
die Präposition).
531. Im Gebiete von Epidauros Limera gab es einen der
Ino geweihten See, in den man Brote warf, um die Ansicht
VI 396—620. 99
der Ino zu erforschen. Das Versinken galt als gutes, das
obenauf Schwimmen als schlechtes Zeichen. Pausan. III 23, 8.
544. in nostris — aquis Bq.
551. Auch Plutarch q, Born. 16 berichtet, dafs Mägde das
Heiligtum derLeukothea nicht betreten durften; allein an diesem
Festtage sei eine Magd in dasselbe eingeführt worden, aber nur
um sofort wieder unter Schlägen hinausgetrieben zu werden.
Ein ähnlicher Brauch wird von ihm aus Chäronea berichtet.
S. ru. Camül. 5.
557. negas Madvig Advers. II p. 109, weil sowohl vorher
(553 f.) als nachher (558) Ino vom Dichter angeredet wird.
559 flf. Vgl. Flut, q, B. 17: ^lä ri itagcc tij d-sä tavxri
(^AevKod'ia) rotg ^Iv idCoig rdnvoLs ovx evxovtat tayad'd^ rots
dh räv adskq)äv*^ noteqov oxl q)Lkddskq)og ybiv zig ij '/i/ca xal
tov ix trig dd6lq)ijg itid'i]vi^öarOj fj de nsQl rovg savrijg
ytaZdag iSvötvxrjösv] ^ xal alX(og tjd'ixbv xal xaXov %o sd'og
xal Ttolkrjv TcaQaöxsvd^ov Bvvoiav xalg olxBLOtT^öt] vit. CamilL 5.
569. Genaueres über die Lage des Tempels Becker jR. Ä.
I S. 481 ff. u. Jordan Topogr, I 2 S. 484 f. (der in den beiden
auf dem Forum boarium noch stehenden und noch nicht be-
stimmten Tempeln die der Fortuna u. der Mater Matuta ver-
mutet), über die Statue Detlefsen, De art, Born, antiq. II p. 7 sq.
571. etenim constat nach 2q, et constat enim Kiese mit
Ü^DBC^ (iam constat ü^ und wenige ^), doch bemerkt er in
der Adnot. Tort, res constat enim (an etenim constat?)'; id constat
enim C. Schenkl, habet instar enim Merkel ^ igrasf. p. XXXXI.
576. Vgl. Flut, de fort Bom, 10: (Servius Tullius) avtog
iavtbv slg f^v rvxrjv dviJTCts xal dvsdstro trjv ijysfiovLav i^
ixsCvrig' Sota xal Cvvetvai doxstv avxä trjv Tv%riv^ did rcvog
d^QLdog xaraßaivovöav elg ro dca^dtvov^ o vvv ^evsördkXav jcvkr^v
xaXovotv. qtmest, Bom, 36: Aid rl 7CvXi]v ybiav d^QLÖa xaXovd
(xiiv yaQ (paiviötgav xovto öi^^aivsLv), xal nag avxriv 6 xaAot;-
^vog Tv%rig ^dXa^og iört] wo Plutarch aufser der obigen noch
eine zweite Erklärung der Bezeichnung giebt, aus der mit Be-
stimmtheit hervorgeht, dafs jene Stelle an der Wohnung des
Königs am Falatin zu suchen ist. Becker B. A. I S. 175 f.
609. ab illo vermutet Biese.
620. Gierig erklärt diese Stelle so: *Immo pudor intell.,
quo tenebantur Romani propter Servium impie et nefarie inter-
fectum, qui retinebat eos, ne os eins revelarent. Si revelassent,
patuisset pudorem illum ab iis esse positum.' Doch ist diese
Interpretation an und für sich wenig passend und stimmt
namentlich nicht zu dem folgenden parcite, matronas, welches
vielmehr die Beziehung auf pudidtia rerlangt. übrigens hat
man, da die Göttin Fudicitia stets verschleiert abgebildet wurde,
auch in dieser angeblichen Serviusstatue eine der Fudicitia
100 Zu Ovids Fasten
gesehn; Preller 11 S. 182. Möglich, dafs diese Vorstellung bei
der Entstehung der Sage mitgewirkt hat.
625 ff. Das Wunder, durch welches bei dem Brande des
Fortunatempels das hölzerne Bild verschont wurde, berichten
auch Dionys VI 40 und Valerius Maximus I 8, 11, einen Brand
aus dem Jahre 213 v. Chr. Livius XXIV 47, 16 und XXV 7, 6.
Über den fabelhaften Ursprung des Servius s. Seh wegler
JB. (?. I S. 703 f.
649 ff. Über die Lage des Tempels des Juppiter Invictus
haben wir keine bestimmten Nachrichten; da jedoch im J. 192
V. Chr. sogar ^ Aedes dttae lovis in Capitolio dedicatae sun^,
(Liv. XXXV 41, 8), ferner ein Tempel des Juppiter Victor oder
Invictus auf dem Kapitol (neben dem grofsen des Capitolinus)
bald nach dem Tode Cäsars erwähnt wird. Preller I S. 199,
endlich die tibicines an diesem Tage in aede lovis (Liv. IX
30, 5) in Capitolio (Censor. 12, 2) zu speisen pflegten, so darf
man wohl annehmen, dafs dieser Tempel auf dem Kapitol stand
Die Fasten haben zu diesem Tage nur die Bemerkung: Fer(iai)
lovi (die Venus.) oder blos lovi (so die Tuscul. p. 395 M.).
649. Merkel^ liest nach C und einigen geringem
Hdschrr. quam dmere possis, indes heifst notam ducere (s. über
diese Redensart Bentley 0. Horat carm. IV 2, 59) nur ^ein
Zeichen machen', was hier nicht angebracht ist, denn Ovid
kommentiert einen schon mit den Notis versehenen Kalender,
s. III 429, V 727; daher bin ich zu der Lesart seiner ersten
Ausgabe discere zurückgekehrt, obwohl sie schwach bezeugt
ist. Jetzt hat Merkel ^ (ebenso Riese) dicere aufgenommen,
was allerdings von den meisten Hdschrr. überliefert ist, aber
weniger gut dem Sinne nach pafst.
651. S. Varro de l, l. VI 17: Quinqtuiirtis minusculae dictae
lunia^ idxis ab similitudine rnttiortim, qxwd tibicines tum feriati
vagantur per urbem et convenitmt ad aedem Minervas, Fest
p. 149. Censor. de d. n. 12, 2. Die Geschichte ihrer Secession
nach Tibur und ihrer Rückkehr nach Rom erzählen auch
Plutarch q. E. 55, sodann Livius IX 30, 5flF. und Valerius
Max. n 5, 4, der erstere abgesehn von der Zeit des Ereignisses,
welches nach ihm durch die Decemvirn veranlafst wird, ziemlich
ebenso wie Ovid, die beiden letzteren mit mehreren Ab-
weichungen. Marquardt S. 554. Preller B, Myth. I S. 295 £
Livius nennt a. a, 0. die beiden Censoren des J. 312 v. Chr.
Appius Claudius und C. Plautius als diejenigen, welche durch
Einschränkung des Rechts der Tibicines diese zum Auszuge
veranlafst hätten; von diesen war bekanntlich der erstere
streng und gewaltsam, der andere schwach und mild, sodafs
er sich sogar von seinem Kollegen durch Niederlegung des
Amtes lossagte; daher ist die Konjektur von Pighius in V. 685
VI 620—711. 101
Tlautius für das Cällidus oder Claudius der Hdschrr. evident,
wenn nicht etwa Ov. die beiden Kollegen verwechselt hat.
652. rava Minerva, Bentley. Doch ist flava Epitheton
der Minerva auch amor. I 1, 7. tr. I 10, 1.
654. Ähnlich sagt Plutarch, dafs die Tibicines ausgezogen
seien iöd'ijtag ywaixsiag q)OQOvvTsg und nachher iv iöd'ijöcv
ccv%'Lvatg xal ywaiKsCaig. Vgl. auch V. 688. Daher ist jeden-
falls das charakteristische Obergewand der Frauen, die Stola,
hier besser am Platze als die Toga, obwohl diese in der alten
Zeit von beiden Geschlechtern getragen wurde. Marquardt
Frivatdlt I S. 42. Die Hdschrr. schwanken zwischen den beiden
Worten toga longa und stola longa. Die letztere Verbindung
findet sich auch ex Pont. III 3, 52 und Tibull. I 6, 68.
662. Graiae mit BM^^, gratae Riese mit den meisten
Hdschrr. Das Zeichen der Lücke nach V. 662 mit Ereussler
p. 8, während C. Schenkl zwischen l(ü)or und tempusqu^ die
Lücke annimmt.
664. Die Einschränkung der Zahl der"* Tibicines bei den
Leichenbegängnissen war übrigens (nach Cicer. de legg. II 23, 59)
sclion durch die leges XTT tabularum geboten. Von anderen
Schriftstellern wird die Veranlassung der Secessio verschieden
angegeben. Plutarch quaest Born. 55 läfst sie nur ganz all-
gemein infolge einer Beschränkung ihrer Rechte durch die
civd'VTtattxfi dsKa8aQ%Ca eintreten, Livius IX 30, 5 infolge der
Entziehung der Mahlzeit in aede lovis, Aurelius Victor de vir,
HL 34 sagt von Appius Claudius als Censor: Epulandi decan-
tandique im Uhicinibus in puhlico ademit
685. Flautius nach Pighius (s. ob. z. V. 651 a. E.), ut
passet die Hdschrr., Claudius ut possent Riese: Claudius nach
wenigen <; (die meisten Hdschrr. haben cällidus), possent mit
Pighius.
687. ut hoc tibicina cultu occulat, Koch Symbol, p. 357.
696. tu/ria nach den Hdschrr., cura Riese nach Koch
p. 357; vgl. aber am. I 1, 5 f., wo Ov. zu Cupido spricht: Quis
tibi, saeve puer, dedit hoc in carmina iuris? Pieridum vates, non
tua turba sumus.
711. Gvcivfj war ein Beiname der Semele, und ebenso
heifst die Amme des Dionysos in den Scholien zu Pindars
Pyth. m 177 (die im Scholion z. Hom. IL £ 486 ^icivri
genannt wird, Benseier, Wörterb, d, griech. Eigenn, I S. 524).
Daher habe ich, wie auch Riese, da die Hyaden ja auch Er-
zieherinnen des Bacchus genannt werden (s. V 167), und U
thyone, D thione, die übrigen Handschriften von Bedeutung
dione bieten, Dodoni Thyone geschrieben. Die Vulgata, der
MerkeP* ^ gefolgt war, giebt, woil Hygin. p. a. II 21 unter den
Hyaden eine Thyene genannt wird, auch hier Dodoni Thyene.
102 Zu Ovids Fasten
Doch lege ich den oben angeführten für Thyone sprechenden
Argumenten eine gröfsere Beweiskraft bei als der Stelle des
Hygin bei der anerkanntermafsen noch unsicheren Textes-
gestaltung der Poetic. astron. Vgl. auch Buttmann bei Ideler
Stemnamen S. 315.* — Über die astronomischen Verhältnisse
ob. S. 78 zu V 159.
717. Ovid setzt hier fälschlich den Spätaufgang für den
(wahren) Frühaufgang; der letztere fiel für den mittleren Stern
im Gürtel nach der Rechnung auf den 21. Juni. Ideler S. 162.
Clodius p. 134 sagt zum 15. und 18. Juni: ot (D(iol tov ^Slgiovo^
aviöxovöiv.
720. S. ob. S. 98 zu 469.
723. Den Triumph des A. Postumius Tubertus erwähnen
auch Livius IV 29, 4 und Diodor XII 64.
725. S. Mommsen Chronol. S.62. Dafs hiernach der römischen
Kalenderrechnung (d. h. a. d. XIII käl. lul. = 19. Juni) der
Tag zu bestimmen ist, zeigt die Notiz d. calend. Esquil. und
Amit. zu dem 19. Juni: Minervae in Äventino (C. I. L. I p. 395);
ebenso wird II 686 der 24. Februar bestimmt durch sextus ab
extremo mense dies; s. auch unt. v. 795 u. Nick Philol 41
S. 451 f.
728. Ob es über die Dedikation des Tempels eine doppelte
Überlieferung gegeben hat, wie Merkel {FroUgg, p. CXLI)
meint, oder ob am 19. März der Tempel geweiht, am 19. Juni
vollendet war (^Mommsen im C. I. L. I p. 395), läfst sich nicht
entscheiden. Noch eine dritte Erklärung hat H. Jordan Ephemer,
epigr, I p. 238 gegeben.
729. Der Stiftungstag des Tempels steht fest durch drei
Kaiendarien (Venus., Esquil., Amitern. p. 395 M.), aus denselben
auch sein Platz. Über seine Gründung ist sonst nichts über-
liefert, doch vermutet Preller {B. Myth. 1 S. 243) nicht un-
wahrscheinlich, dafs sie erfolgt sei, als nach dem Abgang des
Pyrrhus nach Sicilien (im Jahre 279 v. Chr.) die Statue des
Summanus auf dem Tempel des Kapitolinischen Juppiter vom
Blitz getroffen und der Kopf bis in den Tiber geschleudert
wurde. Liv. epit 14. Cic. de divin. 1 10, 16.
733. Nach der Rechnung fällt der scheinbare Spätaufgang
des Ophiuchos auf den 19. April, also zwei Monate früher.
Columella (XI 2, 49) uud Clodius (p. 135) setzen den Früh-
untergang auf den 21. Juni (und zwar ziemlich richtig für
die Polhöhe von Alexandria), also einen Tag später als 0.
den Spätaufgang; es liegt demnach offenbar hier wieder ein
Versehen O.s vor. Ideler S. 146 f. Man hat gewöhnlich (so
auch Merkel) angenommen, dafs 0. den Ophiuchos am 21. Juni
habe aufgehen lassen wollen, und dann würde das Datum mit
dem des Columella und Clodius stimmen; aber mag er es
VI 711-768. 103
immerhin gewollt haben, nach seinen Worten mufs man als
Datum 0.S den 20. Juni abends ansetzen, wie Ideler a. a. 0.
richtig erkannt hat. Über die Deutung des Namens s. Ideler
Stemnamen S. 98.
736. geminas nexo porrigit angue manus nach eigener Ver-
mutung, s. Epist. crit p. 22 sq., getnino nexas porr, a. m. Merkel
und ßiese nach den Hdschrr. Geminis nexas porrigit angue
mamis Bergk Opusc. 1 S. 665 (d. h. das Gestirn zeigt die von
einer Schlange umschlungenen Arme den Gemiui, durch deren
Zeichen die Sonne eben hindurchgegangen, s. v. 727).
737. Über das zweisilbige Thesei s. Neue Lat. Formenl,
I S. 330.
739 f. habe ich (mit Heinsius U.A.) eingeklammert, da sie
in DBVLT^ (also in denselben Hdschrr., in denen v. 271 — 276)
fehlen (cf. Disp. er. p. 11); ü und einige q enthalten das von
Riese nicht beanstandete Distichon. — petehas C. Schenkl.
751 f. Ich habe jetzt die Lesart der Hdschrr. wieder her-
gestellt uud sie nach C. Peter erklärt, während ich in der
1. Aufl., wenngleich nicht ohne Bedenken, die Konjektur von
Merkel^ in den Text gesetzt hatte: tunc cum öbservatas anguis
descendit in uvnbraSy usus et auocilio est augur ab angue dato.
Schrader Emend. p. 191 hält das Distichon für unecht (ebenso
jetzt Merkel*), welche Vermutung schon Heinsius ausgesprochen
hat, Epist. er. p. 15. Übrigens wird diese Wunderthat auch
von Aesculapius erzählt (von Melesagoras bei ApoUod. III 10,
3, 10); s. Robert Eratosth. p. 232 sqq., auch Rohde, Der griech.
Rom. S. 125, der in der Wiederbelebung des Glaukos ein 'hoch-
altertümliches Märchen' sieht.
760. moverat mit Z und einigen q, noverat Riese mit den
übrigen Hdschrr., s. aber ob. S. 59 z. IV 113.
768. Quintus ab extreme mense bis ille dies lese ich jetzt
nach DTg; dagegen ü^ quintus ab extreme mense erit ille dies,
BVL^ quartus oft extr. mense bis ille dies. Der bis dahin ver-
achteten Lesart des U hat sich Riese angenommen, danach
V. 763 — 770 hinter v. 790 gestellt und die einzelnen Tage so
datiert: 729: 20. Juni, 771—772: 23. 24. J., 791: 25. J., 763:
26. J., 769: 27. J., 795: 28. J., 797: 29. 30. Juni. Als Datum
der Schlacht am trasimenischen See käme also der 26. Juni
heraus. Diese Aufstellung habe ich in der Disput, crit. p. 18 sq.
widerlegt und die überlieferte Reihenfolge der Verse verteidigt,
worauf Riese in Fleckeis. Jahrbb. (1878) CXVII S. 398-400
seine Transposition in Schutz genommen, hier aber den 27. Juni
als Datum der Schlacht bezeichnet und V. 763 — 770 mit
V. 791—794 unter ein Datum (27. Juni) gestellt hat; jedoch
hat er mich ebenso wenig überzeugt wie Nick, der Philol. XLI
S. 452 — 459 endgiltig diese Vermutung beseitigt hat. Während
UMVEKITY OF •«»•ja!
3 9015 01056 5169
... • i
DO NOT REMOVE
OR
MUTI