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Full text of "P. Ovidi Nasonis Fastorum Libri Sex"

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P. OVIDI NASONIS 



FASTORUM LIBRI SEX. 



FÜR DIE SCHULE ERKLÄRT 



VON 



HERMANN FETER. 



ERSTE ABTEILUNG. 

TEXT UND KOMMENTAR ENTHALTEND. 



DBITTE YEBBESSEBXE ACFLAOE. 



^ , ♦ • • 




LEIPZIG, 

DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNES. 

1889. 






^In den Fasten hat Ovid ein Werk hinterlassen , dem 
Griechenland nichts zur Seite zu stellen hatte, — gleich 
wichtig für die religiöse und politische Überlieferung 
und für das Volksleben, das dieselben festhielt.' 

L. V. Ranke, Weltgeschichte II 2, S. 413. 



•♦ • 



HERRN GEHEIMEN RAT 



Dr. R GILBERT 



IN DANKBARER VEREHRUNG 



ZUGEEIGNET. 






Vorrede zur ersten Auflage. 



Eine neue Ausgabe von Ovids Fasten mit erklärenden An- 
merkungen wird kaum irgend welcher Rechtfertigung bedürfen. 
Der letzte sachliche Kommentar, der den Wert einer selbständigen 
Leistung beanspruchen kann, ist der von Gierig aus dem Jahr 1812, 
aus welchem Conrad in seiner Schulausgabe vom J. 1839 einen 
höchst flüchtigen, fehlerhaften Auszug gegeben hat. Seitdem haben 
zwar einzelne Partieen der Fasten in Anthologieen, z. B. in die 
Lesestücke aus griechischen und lateinischen Schriftstellern von 
M. Sejffert, Aufnahme und auch Erklänxng gefunden, allein an 
einer für den Gebrauch in der Schule bestimmten Ausgabe des 
ganzen Werkes fehlt es noch inmier. Nur darauf kann ich es 
schieben, wenn in der letzten Zeit die Fasten auf unseren Ge- 
lehrtenschulen immer mehr aus dem Kreis der lateinischen Lektüre 
verschwinden und jetzt nur noch auf etwa vierzig ihren Platz be- 
hauptet haben, während sie nach meiner Erfahrung, die mir von 
mehreren Seiten bestätigt worden ist, von den Schülern gern, ja 
mit Vorliebe gelesen werden.^) Und auch im Interesse der Schule 
liegt es, sie festzuhalten, beziehentlich wieder einzubürgern; denn 
einerseits geben sie ein treffliches Bild von dem sakralen Leben 
der Römer, das den Schülern jedenfalls vorgeführt werden mufs, 
wenn sie das Römertum überhaupt verstehen wollen, andrerseits 
leiten sie in der zweckmäfsigsten Weise von den Metamorphosen 
zu Virgil und Horaz über und bereiten auf diese Dichter vor. 

Was nun meine hiermit den Fachgenossen vorgelegte Er- 
klärung anbetrifft, so habe ich die früheren erklärenden Ausgaben, 
besonders die von Neapolis, Heinsius, Burmann, W. Ge- 
senius^). Gierig gewissenhaft benutzt; noch weit mehr und weit 
wertvolleres Material für meine Arbeit verdanke ich aber anderen 



1) Vgl. das Urteil des englischen Geschichtsforschers Ch. Merivale: 
'Gesch. der Römer unter dem Kaisertume' III S. 86 d. deutsch. Übers. 
'Die Fasten sind selbst unter Ovids Werken merkwürdig wegen ihrer 
VerbinduDg von Leichtigkeit mit Würde. Nirgend sonstwo werden seine 
Geschichten mit solcher Lebhaftigkeit und Klarheit erzählt. Vielleicht 
giebt es kein besseres Muster einer versificierten Erzählung als die Ge- 
schichte von Anna Perenna 111 667 ff.' 

2) Symbolae observationum in Ovidii fastos, quas in novae fastoram 
editionis specimen ezhibet Fr. Henr. Guil. Gesenius, Altonae 1806. Das 
vom Grofsvater gegebene Versprechen löst hiermit der Enkel ein. 



VI Vorrede. 

Werken, zunächst den Prolegomenen von Merkel zu seiner kriti- 
schen Ausgabe der Fasten (Berlin 1841), in die der gelehrte und 
scharfsinnige Verfasser einen mit staunenswertem Fleifse gesam- 
melten, indes nicht immer leicht zu hebenden reichen Schatz für 
die Erklärung niedergelegt hat, sodann Idelers Abhandlung ^Über 
den astronomischen Teil der Fasti des Ovid'^), in welcher die auf 
die Astronomie bezüglichen Teile gründlich und sachverständig er- 
örtert werden, Mommsens römischer Chronologie (ich citiere nach 
der zweiten Aufl.) und seinen Auseinandersetzungen und Bemerkungen 
im ersten Bande des Corpus incriptionum Latinarum, Schweglers 
römischer Geschichte, Beckers und Marquardts römischen Alter- 
tümern^) und Prellers römischer Mythologie.^) In der Ausbeutung 
dieser Arbeiten für die fortlaufende Erklärung der Fasten sehe ich 
die hauptsächlichste Berechtigung zu meiner Ausgabe. 

In der allgemeinen Fassung und Einrichtung der Anmerkungen 
bin ich von dem Grundsatze ausgegangen, dafs sie bei der Fräpa- 
ration von dem Schüler studiert, nicht während des Unterrichts 
abgelesen werden sollen, und habe daher, soweit es möglich war, 
zusammepgehörige Dinge an einer Stelle besprochen. Der Schwer- 
punkt der Erklärung mufste natürlich auf die sachliche Seite ge- 
legt werden, doch habe ich es mir nicht versagen können häufiger 
als es sonst wohl in Schulausgaben geschieht, auf die Stellen von 
Vorgängern, denen Ovid nachgedichtet, hinzuweisen und so auf die 
harmlose Naivetät aufmerksam zu machen, mit derer halb bewufst, 
halb unbewufst Bilder und prägnante Wendungen und Ausdrücke 
aus Werken anderer in das seinige herübergenommen hat.*) Wenn 
Ovid aus seinen eigenen Dichtungen zu erklären war, habe ich 
die Stellen möglichst aus den Metamorphosen gewählt, da ihre 
Lektüre der der Fasten vorauszugehen pflegt. 

Die Kritik habe ich aus dem fdr die Schule bestimmten 
Teile vollständig ausgeschlossen, dafür jedoch einen, besonders ver- 
käuflichen Anhang hinzugefügt, der vielleicht auch aufserhalb der 
Schulkreise unserer Ausgabe Interesse zuzuwenden geeignet ist. 
In ihm habe ich die sämtlichen Abweichungen von Merkels Text- 
ausgabe (Leipzig bei Teubner)*), ferner die Konjekturen Bentlejs, 



1) In den Abhandlungen d. Berl. Akad. 1822. 23 (1825) S. 137—169. 
Ich citiere diese Abband luDg nur mit dem Namen ihres Verfassers unter 
HiDzufügung der Seitenzahl. 

2) Die neue Bearbeitung der SakralaltertSmer, den dritten Band 
der 'römischen Staatsverwaltung', citiere ich jetzt nur mit dem Namen 
des Verfassers. 

(3) Jetzt nach der 3. von Jordan besorgten Ausgabe citiert.) 
4) Das Verhältnis Ovids zu seinen Vorgängern hat ausführlich dar- 
gelegt und erörtert A. Zingerle: 'Ovidius und sein Verhältnis zu den Vor- 
gängern und gleichzeitigen röm. Dichtem'. 3 Hefte, Innsbruck 1869 — 1871. 
(5) Seit der 2. Auflage habe ich dafür die Ausgabe von A. Biese zu 
Grunde gelegt, s. S. XI.) 



, Vorrede. VII 

welche nur in der teuren, sonst fast wertlosen Oxforder Ausgabe 
von dem J. 1827 abgedruckt und beinah ganz unbekannt geblieben 
sind^), und auch Madvigs (in dem zweiten Bande der Adversaria 
critica) verzeichnet und was mir sonst von den in den Zeitschriften 
oder Gelegenheitsschriften verstreuten Vermutungen von Bedeutung 
erschien. Stellen, wo ich nach eigener Kqnjektur geändert habe, 
sind in einer demnächst erscheinenden Epistula critica^) behandelt, 
in die ich auch eine Anzahl von suspiciones criticae niedergelegt 
habe. Aufserdem habe ich einzelne Ausführungen zu dem Kom- 
mentar, welcher seiner Bestimmung nach nur knapp sein durfte, 
in den Anhang aufgenommen und bei wichtigeren Stellen die 
wissenschaftlichen Werke, welche weitere Auskunft über dieselben 
geben können, citiert. Grade bei den Fasten ist die für derartige 
Zwecke einzusehende Litteratar ganz besonders grofs und ausge- 
dehnt, und so glaubte ich durch solche Hinweisungen den Berufs- 
genossen einen willkommenen Dienst 2u erweisen, welche durch 
ihre Benutzung diese Lektüre den Schülern vielfach noch an- 
regender machen können. 

Für den Text war ursprünglich eine methodische Recension 
beabsichtigt, wozu ich mir eine Anzahl Handschriften aus der 
Leidener Bibliothek, deren Verwaltung mir mit der gröfsten Libe- 
ralität alles, was ich wünschte, zusandte^), sowie auch durch die 
gütige Yermittelung des königlich sächsischen Ministeriums für 
Kultus und öffentlichen Unterricht den wichtigen codex Mallers- 
torfiensis aus München besorgt hatte. Bald aber mufste ich ein- 
sehen, dafs eine solche ohne eine genaue Kollation des Fetavianus 
und des codex Ursini (beide in Rom), die mir zur Zeit noch fehlt, 
unausführbar sei. Eine sichere kritische Grundlage für die Fasten 
zu gewinnen, ist nämlich eine mit sehr vielen Schwierigkeiten ver- 
knüpfte und mit den bis jetzt bekannten handschriftlichen Hilfs- 
mitteln kaum zu lösende Aufgabe. Man muTs annehmen, dafs der 
Codex Archetypus, aus dem die erhaltenen Handschriften stammen, 
in umfassender Weise durchkorrigiert war, in der Weise, dafs über 
die alten die neuen Lesarten geschrieben waren, und dafs dann 
die Schreiber der in zweiter und dritter Linie stehenden Codices 
sich nach Belieben die Lesarten aussuchten und das Geschäft des 
Literpolierens weiter fortsetzten, entweder auf eigene Hand oder 
mit Herbeiziehung anderer Handschriften. Nur so erklärt sich das 
bunte Durcheinander guter und schlechter Lesarten in sämtlichen 
Handschriften. Ganz frei von Literpolationen ist keine einzige^ 
und dazu kommt noch, dafs jene zum Teil von einem gar nicht 

1) Viele derselben sind ihm allerdinge von früheren Gelehrten vor- 
weggenommen, 8. Nick, Fhilol. Anz. XI S. 303 f. 

(2) ^De F. Ovidii Nasonis fastorum locis quibusdam epistula critica 
ad Hagonem Ilbergium' Lipsiae in aed. B. G. Teubneri 1874.) 

3) S. Anhang S. 3 f. 



VIII Vorrede. 

uDgeschickten, im Ovid wohl bewanderten Manne herrühren müssen, 
wodurch es noch schwerer geworden ist die Hand Ovids mit Sicher- 
heit herauszuerkennen. Sonach ist es unmöglich die Handschriften 
in bestimmte Gruppen zu teilen und dann eine für die beste zu 
erklären, von welcher ohne zwingende Gründe nicht abzugehen wäre. 
Vielmehr wird die kritische Becension der Fasten sich nie von 
einem gewissen Subjektivismus frei halten können und mufs viel- 
fach das Gute nehmen, wo sie es eben findet; auch sonst unbrauch- 
bare Handschriften bergen zuweilen einzelne Goldkörner, und die 
im ganzen besten Handschriften, der Petavianns, Mallerstorfiensis 
und der codex ürsini tragen an verschiedenen Stellen den deut- 
lichen Stempel willkürlicher Interpolation. Bei solcher Sachlage 
wird es gewifs nur Billigung erfahren, wenn ich mich im ganzen 
an Merkels Teubnersche Textausgabe, für welche Kollationen jener 
drei besten Handschriften benutzt worden sind, gehalten und nur 
an solchen Stellen — es sind ihrer etwa achtzig — von ihr ab- 
gewichen bin, wo mir ihre Lesart entschieden verwerflich erschien.^) 
Eine Biographie des Dichters für die Einleitung selbst zu- 
sammenzustellen hielt ich für unnötig, da die Fasten nirgends zu- 
erst von seinen Werken gelesen werden; dafür habe ich, um beim 
Beginn der Lektüre der Fasten Gelegenheit zur Eepetition derselben 
zu geben, dem Eate eines Freundes folgend, die zehnte Elegie des 
vierten Buches der Tristien vorausgeschickt, auf der im wesent- 
lichen unsere Kenntnis seines Lebens beruht, und die Lücken, 
welche diese noch läfst, im Kommentar auszufüllen gesucht.^) 

. Schliefslich erlaube ich mir den Herren Fachgenossen, die wohl 
kaum die Lektüre der ganzen Fasten in der Schule für zweck- 
mäfsig erachten werden, eine doppelte Aus;wahl aus denselben 
für die Schule vorzulegen. Die eine umfafst etwa 3200 Verse, 
schliefst sich an den Gang der Fasten an und soll zugleich von 



1) Riese hat für die Metamorphosen, wo das Verhältnis der Hand- 
schriften zueinander ein gleiches ist, zu der Ansicht seine Zuflucht ge- 
nommen (praef. ed. Tauchn. II p. VIII), dafs in vielen Fällen die Les- 
arten beider handschriftlichen Familien ans der Feder Ovids stammten; 
die Metamorphosen seien noch nicht vollendet gewesen, als sie unter 
das Publikum kamen; daher hätten noch oft zwei Lesarten in des Dich- 
ters Handexemplar nebeneinander gestanden und darauf sei jenes eigen- 
tümliche Verhältnis zurückzuführen. Es läge nahe das Gleiche auch 
für die Fasten anzunehmen; doch erscheint mir dieses Auskunftsmittel, 
wenngleich auch Peiper und Richter für die Tragödien Senecas es er- 
griffen haben, weniger einfach und wahrscheinlich als das meinige. 
S. meine Disput, crit. de Ovidi fastis p. 24 sqq. 

2) Dabei habe ich aufser der grundlegenden Arbeit von Masson 
namentlich den Artikel von Leutsch über Ovid in der Encyklopädie von 
Ersch und Gruber (Sect. III Bd. 8. S. 39—95) benutzt. Das Programm 
von Kruse, Dissertatio de Ovidii vita et operibus (Stralsund, Realsch. 1857), 
bietet nichts Neues. — Der Text schliefst sich mit Ausnahme von zwei 
Stellen (v. 57 u. 107) an den von Riese an. 



Vorrede. IX 

dem Ganzen der Dichtung eine Anschauung geben; die zweite (aus 
ca. 1800 Versen bestehend) hebt nur einzelne Bruchstücke aus und 
zwar die auf römische Geschichte bezüglichen in chronologischer 
Reihenfolge: 

I. 

I 1 — 294. Widmung an Germanicus (l — 26). Das Bomulische 

Jahr und die Geltung der einzelnen Tage (27 — 62). 
Feier des Jahresanfangs und Darlegung des Wesens 
des Gottes Janus und mehrerer Bräuche in seinem 
Kultus (63—294). 

461 — 586. Einwanderung des Euander und der Carmenta in 
Latium, Anwesenheit des Herkules am Tiber und 
Tod des Cacus. 

587 — 616. Verherrlichung des Octavian als ^Augustus'. 

657 — 704. Feriae sementivae. 

709—724. Preis des Friedens. 
II 19 — 54. Ableitung des Monatsnamens Februarius. 
79—118. Arion. 

119 — 144. Augustus als Pater patriae verherrlicht. 

195 — 242. Untergang der Fabier am Cremera. 

267—302. 359—422. Feier der LupercaHa (381—422. Aus- 
setzung und Eettung des Bomulus und Bemus). 

475 — 532. Feier der Quirinalia und ihr Ursprung. Stultorum 
feriae. 

533—582. Feralia. Dea Muta. 

617—638. Caristia. 

641 — 684. Terminalia. 

685 — 852. Begifugium. 
HE 71 — 166. Bomulus und Numa ordnen das römische Jahr. 

167—252. Matronalia. 

259 — 398. Salierfest und seine Einrichtung durch Numa. 

429—448. Vedüovis. 

459 — 516. Ariadne. 

523 — 674. Fest der Anna Perenna und verschiedene Fabeln 
über seinen Ursprung. 

713—788. LiberaUa. 

809 — 848. Quinquatrus maiores. 

849 — 876. Fabel von der Erhebung des Widders unter die Sterne. 
IV 1—132. Ableitung des W. Aprilis. (19—60. Stammbaum 

des Augustus. 91 — 132. Hymnus auf Venus.) 

179—218. Feier der Megalesia. 247—348. Überführung der 
Magna Mater nach Bom. 350 — 372. Erklärung 
verschiedener Bräuche bei ihrem Feste. 

393—620. 679—712. Cerialia. (417—620. Baub der Proser 
pina.) 



X Vorrede. 

721—862. Palilia. (809 — 858. Gründung Roms und Tod des 

Eemus.) 
877 — 900. Ursprung der Vinalia. 
901—942. Robigalia. 

V 1 — 110. Ableitung des Monatsnamens Malus. 

159 — 182. Fabel von der Erhebung der Hyaden an den 

Himmel. 
183—228. 261—378. FloraUa. 
379 — 414. Tod des Chiron und seine Erhebung unter die 

Sterne. 
419 — 492. Lemuria. 
545—598. Der Tempel des Mars ültor. 
621—662. Das Argeeropfer. 
663—692. Festtag des Mercur. 
693—720. Fabel von der Erhebung der Zwillinge (Castor und 

Pollux) an den Himmel. 

VI 1 — 100. Ableitung des Monatsnamens Junius. 

349 — 394. Errichtung eines Altars für den Juppiter Pistor. 

417—460. Rettung des Palladiums. 

475 — 562. Matralia (Fabel von der Leukothea-Ino). 

587—624. Tod des Servius Tullius. 

651 — 710. Die Quinquatrus minores. 

II. 

(Die mit einem * bezeichneten Stücke sind in den ^Instruktionen für 
den Unterricht an den Gymnasien in Österreich ' (Wien 1884) beson- 
ders empfohlen.) 

*I 469 — 586. Ankunft des Euander und der Carmenta in Latium. 

Herkules erschlägt den Cacus. 
II 381 — 422. Aussetzung und Rettung des Romulus und Remus. 

Entstehung des Lupereal. 
-858. Gründung Roms und Tod des Remus. 
-482. Einsetzung der Lemuria durch Romulus. 
-228. Durch die geraubten Sabinerinnen wird der Friede 

zwischen den Römern und Sabinem hergestellt. 
-512. Apotheose des Romulus. 
•396. Einrichtung des Salierfestes durch Numa. 
■624. Tod des Servius Tullius. 
852. Das Regifugium (oder nur *687 — 710. Einnahme 

von Gtibii). 
■242. Untergang der Fabier am Cremera. 
-394. Juppiter erhält als Pistor einen Altar. 
■454. Rettung des Palladiums. 
348. Überführung der Magna Mater nach Rom. 
■598. Rückgabe der Feldzeichen durch die Parther. 



IV 


809 


V 


451 


m 


179 


*ll 475 


III 


259 


VI 


587- 


II 


685- 


*n 


195 


VI 


351- 


VI 


419- 


IV 


249- 


V 


579- 



Vorrede. XI 

I 71 — 88. Feier des Jahresanfangs. 
I 89—144. Janus. 

II 617—638. Caristia. 

*n 641—684. Terminaliq,. 

*III 167—252. Matronalia. 

in 523—674, Fest der Anna Perenna. 

*lll 713—788. Liberalia. 

*lll 809 — 848. Quinquatrus maiores. 

*IV 679—712. Cerialia. 

*VI 651 — 710. Quinquatrus minores. 

IV 721 — 782. Feier der Pg,lilia. 

V 621—662. Argeeropfer. 
*II 83—118. Arion. 

IV 419 — 618. Raub der Proserpina. 

V 379 — 414. Chirons Tod und seine Erhebung unter die Sterne. 

Somit empfehle ich denn diese anspruchslose Arbeit der gütigen 
Nachsicht des gelehrten Publikums und schliefse mit dem W^insche, 
dafs sie dazu beitragen möge, den Fasten ihren alten Platz auf 
unsern deutschen Gymnasien wiederzugewinnen. 

Meifsen, den 26. November 1873. 

H. Peter. 



Vorrede zur dritten Auflage. 



Nachdem A. Riese in dem dritten Bande der Tauchnitzer Aus- 
gabe (1874) die Keusche Kollation des cod. Petavianus vollständig, 
die des Ursinianus zum gröfsten Teil veröffentlicht und unsere 
Kenntnis dieser zwei wichtigen Handschriften wesentlich gefördert 
hat, habe ich den Text der zweiten Auflage (1879) methodisch 
revidieren können, was mir bei der ersten noch nicht möglich 
gewesen war. Die damals befolgten und ausgesprochenen Grund- 
sätze habe ich zwar festgehalten, ja sie haben sich mir bei fernerer 
Untersuchung noch mehr befestigt: im einzelnen aber habe ich 
auf Grund der genaueren Mitteilungen Eieses und auch Krügers 
manches geändert (s. Abt. II S. 3 — 5). Von den in der neuen 
Teubnerschen Textausgabe (1884) veröffentlichten Konjekturen 
Merkels habe ich bei aller Verehrung des sonst um Ovid so hoch- 
verdienten Gelehrten keine in meinen Text setzen können. » 

Der Charakter des Kommentars ist unverändert geblieben; 
namentlich habe ich mich nicht entschliefsen können, einzelne Citate 



XII Vorrede. 

und Bemerkungen zu streichen, weil sie über den Standpunkt einer 
gewöhnlichen Untersekunda hinausgingen, und freue mich für meine 
Ansicht die Worte des Herausgebers des Curtius Rufas, Dr. Th. 
Vogel, anführen zu können, der S. V seiner erklärenden Aus- 
gabe^ sagt: *Ftir denjenigen, welcher für die Sache sich lebhaft 
interessiert, überhaupt — allen Überbürdungsklagen zum Trotze — 
geistige Arbeit mit frischer Lust betreibt, werden derartige, auf 
andere Gebiete der Litteratur und Wissenschaft verweisende Notizen 
nicht wertlos sein, ja manche derselben ihm nur die Antworten 
auf Fragen bieten, welche er im stillen sich selbst gestellt hatte. 
Machen ja doch die Verwalter gröfserer Bibliotheken noch imnier 
die erfreuliche Erfahrung, dafs das philologisch-historische Interesse 
älterer Schüler sich keineswegs auf den engen Kreis der Schul- 
autoren beschränkt. Sehr mit Recht verbannt man ja aus den 
Kommentaren der Schulausgaben heutzutage alles das, was nur 
von dem Fachgelehrten recht gewürdigt und genutzt werden kann; 
aber hüten mufs man sich doch auch vor dem anderen Extrem, 
der erwachsenen Jugend nur leichte, schnell verdauliche Speise 
bieten zu wollen, soll diese wirklich recht gedeihen und erstarken'. 

Kleinere Unebenheiten und Ungleichmäfsigkeiten im Kommentar 
zu beseitigen, bin ich natürlich auch weiter bedacht gewesen und 
habe auch die neuere Litteratur, besonders die mythologischen 
Forschungen von W. Mannhardt, Roschers ausführliches Lexikon, 
Jordans Tempel der Vesta, die chronologischen Arbeiten von Hart- 
mann und Th. Bergk, um die speziell ovidische hier zu übergehen, 
gewissenhaft benutzt. 

Der Anhang, der in der zweiten Auflage um fast zwei Bogen 
gegen die erste gewachsen war, hat diesmal nur einzelne Zusätze 
erhalten. Die Abweichungen des Textes von der Rieseschen Aus- 
gabe habe ich diesmal noch wiederabdrucken lassen; doch dürfen 
wir ja nun bald auf eine kritische Bearbeitung mit vollständigem 
Apparat von berufener Hand hoffen. 

Um die Korrektheit dieser Auflage hat sich mein Kollege, 

Herr Oberlehrer Dr. J. Gilbert, grofse Verdienste erworben, wofür 

ich ihm den aufrichtigsten Dank schulde; doch habe auch ich mich 

, um dieselbe nach Kräften bemüht und alle Citate nachgeschlagen. 

Meifsen, den 6. April 1889. 

H. Peter. 



I. 



Autobiographie des Dichters. 



(Ovid. trist. IV 10.) 

nie ego qui fuerim tenerorum lusor amorum, 

quem legis, ufc noris, accipe, posteritas. 
Sulmo mihi patria est, gelidis uberrimus undis, 

milia qui novies distat ab urbe decem. 
5 editus hinc ego sum, nee non ut tempora noris, 

cum cecidit fato consul uterque pari, 
si quid id est, usque a proavis vetus ordinis heres, 

non sum fortunae munere factus eques. 



1. Die Elegie ist entweder zu 
Ende des zweiten oder zu Anfang 
des dritten Jahres in der Verbannung 
zu Tomi gedichtet. — Konstr. ut 
noris, qui fuerim ego, ille t, l. a., 
quem legis, a., p. — ille, ^jener be- 
rühmte ', konnte 0. mit Recht von 
sich sagen, denn schon ehe er in 
die Verbannung ging, trug man sein 
Bild in den Steinen der Ringe, trist. 
I 7, 1 ff. — ten. lusor am, nennt sich 
0. auch in seiner Grabschrift tr. III 
3, 73. amores 'Liebesgedichte' wird 
ebenso mit ludere ('spielend dich- 
ten') verbunden, wie carmina Verg. 
georg. IV 566 u. ö. — S. Sulmo, j. 
Sulmona, eine nicht unbedeutende 
Stadt im Lande der Paeligner, we- 
nige Miglien südlich von Corfinium, 
90 milia p. östlich von Rom, von 
0. beschrieben am. II 16, 1 ff. ; über 
seinen Wasserreichtum z. f. IV 81. 
— 6 d. h. im J. 43 v. Chr. wäh- 
rend des Mutinensischen Krieges, in 
welchem die beiden Konsuln des 
Jahres, C. Vibius Pansa (infolge 
einer bei Forum Gallorum erhalte- 

Orids Fasten. 



nen Wunde) u. A. Hirtius (in der 
Schlacht bei Mutina) ihren Tod 
fanden. 

6 = (Tibull.) m 6, 18. — 7 f. 
Vgl. am. in 15, 5 f.: si quid id est, 
usque a proavis vetus ordinis heres, 
non modo militiae turhine factus 
eques, — si quid id est, d. h. wenn 
Gewicht darauf (auf die Geburt) 
zu legen ist. — 0. stammte also 
aus einem alten (und nicht unver- 
mögenden, am. I 3, 9. II 16, 1 ff. 
tr. II 110 ff.) Rittergeschlechte (s. 
auch am. I 3, 8. tr. a. a. 0.) und 
stellt sich damit in Gegensatz zu der 
grofsen Masse derjenigen, welche 
erst durch die Kriege am Ende der 
Republik allein durch den Besitz 
von 400 000 Sesterzien (fortunae 
mu/nere) in den Ritterstand gekom- 
men und daher untermischt waren 
mit vielen unwürdigen Männern von 
der niedrigsten Herkunft. Um die 
so zusammengeworfenen verschie- 
denartigen Elemente zu sondern, 
hatte Augustus innerhalb des ordo 
aus denen, welche von angesehenem 



2 Autobiographie 

nee stirps prima fui: genito sum fratre ereatus^ 
10 qui tribus ante quater mensibus ortus erat. 
Lucifer amborum natalibus adfait idem: 

una celebrata est per duo liba dies, 
haec est armiferae festis de quinque Mineryae, 
quae fieri pugna prima cruenta solet. 
15 Protinus excolimur teneri curaque parentis 
imus ad insignes urbis ab arte viros. 
frater ud eloquium viridi tendebat ab aevo, 

fortia verbosi natus ad arma fori, 
at mihi iam parvo caelestia sacra placebant^ 
20 inque suum furtim Musa trahebat opus. 

saepe pater dixit * Studium quid inutile temptas? 

Maeonides nuUas ipse reliquit opes.' 
motus eram dictis totoque Helicone relicto 
scribere conabar verba soluta modis: 
25 sponte sua Carmen numeros veniebat ad aptoS; 
quidquid temptabam dicere, versus erat. 



Geschlechte waren und den sena- 
torischen Census (z. V 63) aufweisen 
konnten, die Klasse der equites illu- 
stres gegründet. 

11. Lucifer z. 1 46. — 12. An den 
Geburtstagen dem Genius (z. II 545) 
einen Kuchen zu opfern, war bei 
den Römern stehende Sitte und galt 
als das Charakteristische einer Ge- 
burtstagsfeier, tr.in 13,17: lAlxxqus 
deproperem genitale notantia fem- 
pus. S. Marquardt Privataltert. I 
S. 256. — 13. Der Geburtstag war 
also am 20. März, dem 2. Tage der 
Quinquatrus, an welchem die mit 
diesem Feste verbundenen Gladia- 
torenspiele ihren Anfang nahmen; 
s. III 809 u. Anm. — armifera Min, 
z. in 681. 

16. Die insignes ah (von Seiten, 
hinsichtlich) arte viri sind die Leh- 
rer der artes liberales, Grammatik, 
Rhetorik und Philosophie; in der 
Rhetorik genofs 0. den Unterricht 
der beiden damals berühmtesten 
Lehrer, des M. Porcius Latro und 
des Arellius Fuscus und galt als 
bonusdeclamator; freilich liebte er 
nicht die eine ernste Gedanken- 
arbeit erfordernden controversiae, 
Prozefsreden , sondern mehr die 
leichteren suasoriae, s. Senec. contr. 
II 10, 12: Declamahat autem Naso 



raro coniroversias et non nisi eihi- 
cas; Itbentius dicehat suasorias. mo- 
lesta Uli erat omnis argumentatio. 
Er vollendete nach der Sitte der 
Römer seiner Zeit seine Bildung 
durch einen Aufenthalt in Athen 
(tr. I 2, 77), von wo er Asien und 
besonders Troja (f. VI 423) auf- 
suchte; auch Sicüien bereiste er 
und hielt sich in Sjrakus fast ein 
Jahr auf, ex P. II 10, 21 ff. In welche 
Zeit jedoch diese Reisen fallen, läfst 
sich nicht genau feststellen, jeden- 
falls die athenische in des Dichters 
junge Jahre, wahrscheinlich nach 
Annahme der toga virilis. — 19. Die 
caelestia sacra (der den Himmli- 
schen gewidmete Dienst) werden 
durch den folg. Y. genauer als Mu- 
sendienst bestimmt, tr. IV 1, 27: 
Non equidem vellem, quoniam noci- 
tura fuertmt, Pieridum sacris impo- 
suisse manum. ex P. IV 13, 43: stu- 
dii communia foedera sacri. 

21. inutile ^nichts einbringend'. 
— 22. Maeonides, Homer, z. II 120. 
—23. Der Berg Helikon ist der Mu- 
sensitz, z. IV 191. — 24. verba 
soluta modis d. i. Prosa, welche 
der Rhythmen (modi, numeri) ent- 
behrt. 

26. Vergl. Senec. contr. II 10, 8: 
Habebat üle (Ov,) comptum et de- 



des Dichters. 

Interea tacito passu labentibus annis 

liberior fratri sumpta miliique toga est, 
induiturque umeris cum lato purpura clavo, 
O et Studium nobis, quod fuit ante, manet. 
iamque decem frater vitae geminaverat annos, 

cum perit, et coepi parte carere mei. 
Cepimus et tenerae primos aetatis honores, 
deque viris quondam pars tribus una fui. 
5 curia restabat*, clavi mensura coacta est: 
maius erat nostris viribus illud onus, 
nee patiens corpus nee mens fuit apta labori, 

sollicitaeque fugax ambitionis eram. 
et petere Aoniae suadebant tuta sorores 
otia, iudicio semper amata meo. 
Temporis illius colui fovique poetas, 

quotque aderant vates, rebar adesse deos. 
saepe suas volucres legit mihi grandior aevo, 
quaeque necet serpens, quae iuvet herba, Macer. 
5 saepe suos solitus recitare Propertius ignes, 



ens et amdbile ingenium. oratio eiiis 
um tum nihil cäiud poterat videri 
uam solutum Carmen, adeo autem 
)udiose Latronem audiit, ut mul- 
18 illius sententias in versus suos 
'anstulerit. — 27 vgl. VI 771. — 
B nach dem Herkommen im 17. J. 

z. III 713, 771. — 29. Die Kinder 
er equites illustres hatten, wenn 
^e später in den Staatsdienst tre- 
m wollten, das Recht zugleich mit 
er toga virilis den purpurnen la- 
ta clavus auf der Tunica anzu- 
ehmen, das Abzeichen der Sena- 
)ren. Von demselben macht 0. 
ebrauch und giebt damit seinen 
ntschlufs zu erkennen sich der 
fcaatslaufbahn zu widmen; als er 
e dann aufgab und auf den Ein- 
itt in den Senat verzichtete, ver- 
kuschte er jenen mit dem angustus 
aviAS der gewöhnlichen Bitter. 

34. 0. meint wahrscheinlich das 
oUegium der III viri capitdles, 
eiche abgesehen von einigen poli- 
iilichen und unbedeutenden rieh- 
srlichen Geschäften die Aufsicht 
ber die Gefängnisse und die Hin- 
chtungen zu fairen hatten; es ge- 
5rte zu den Ämtern des s. g. vi- 
nUviraius, welche in der Eaiser- 
dtYorstnfen zu derQuästur waren, 



deren Bekleidung den Zutritt zum 
Senat {curia) eröffnete, ofb a^er 
auch direkt zum Senat (s. Anh. z. 
IV 383). Die aetas quaestoria war 
das angetretene 25. Jahr, zum vi- 
gintiviratus scheinen 20 genügt zu 
haben. 

38 vgl. Cic. pr. Milon. 16, 42: 
scio enim, quam timida sit amhitio, 
quantaque et quam sollidta sit cupi- 
ditas consulatus. Tac. bist. II 86: 
Cornelius Fuscus, — claris natali- 
hus, prima iuventa quietis cupi- 
dine senatorium ordinem exuerat — 
39. Aoniae sorores, Musae, s. z. I 
489 u. IV 191. 

43. legit: Die Sitte Schriftwerke 
in Freundeskreisen vorzulesen und 
kritisieren zu lassen hatte damals, 
nachdem Asinius Pollio damit den 
Anfang gemacht, schnell Eingang 
gefunden. — 44. Äemilius Macer aus 
Verona, f 16 v. Chr., Verf. von 
drei Lehrgedichten nach Nikander, 
Ornithogonia (V. 43), Theriaca (V. 
44, Mittel gesen den Bifs wilder 
Tiere) und vielleicht de Jierhis, Er- 
halten sind von denselben nur un- 
bedeutende Fragmente. — 45. 8, 
Propertius aus ümbrien, der dritte 
in der Reihe der römischen Elegi- 
ker und Liebesdichter, ist beson- 

1* 



4 Autobiographie 

iure sodalicii qui mihi iunctus erat. 
Ponticus heroo, Bassus quoque clarus iambis 

dulcia convictus membra fuere mei. 
detinuit nostras numerosus Horatius aures, 
50 dum ferit Ausonia carmina culta lyra. 
Vergilium vidi tantum, nee amara Tibullo 

tempus amicitiae fata dedere meae. 
successor fuit hie tibi, Galle, Propertius illi, 

quartus ab bis serie temporis ipse fui. 
55 ütque ego maiores, sie me coluere minores, 

notaque non tarde facta Thalia mea est. 
carmina cum primum populo iuvenilia legi, 

barba resecta mihi bisve semelve fuit. 
moverat ingenium totam cantata per urbem 



ders glücklich in der Darstellung 
der Liebesglut (ignes) und wird von 
dem nur wenig jungem 0. ars am. 
III 333 den Liebenden an erster 
Stelle unter den römischen Dich- 
tem zur Lektüre empfohlen. Die 
5 Bücher seiner Elegieen besitzen 
wir noch. Vgl. S. 15. — 47. Pon- 
ticus, auch Freund des Properz, 
Verf. eines Epos Thebais in Hexa- 
metern (z. II 126). Bassus viel- 
leicht der auch von Properz I 4, 
1; 12 angeredete und identisch 
mit dem Bhetor Julius Bassus. Die 
Werke dieser Beiden sind verloren. 
iamhis d. h. durch Spottgedichte, 
deren Versmafs Jamben waren. — 

49. Q, Horatius Flaccus (geb. in 
Venusia 66, f 8 v. Chr.) preist es 
als sein gröfstes Verdienst, die Ly- 
rik des Alcäus und der Sappho auf 
römischen Boden verpflanzt zu ha- 
ben (carm. III 30, 13) und wird auch 
von 0. hier nur als Lyriker ge- 
nannt, numerosus an Rhythmen 
reich und in ihnen glücklich. — 

50. ferit 'anschlägt', vgl. Quint. 
XI 3, 61 sonatque vox, ut feritur, 
— Äusonia z. I 66. 

51. Vergilium vidi tantum: denn 
der Dichter der Aeneis (geb. 70, f 
19 V. Chr.) verbrachte seine letzten 
Lebensjahre meist in Neapel. — 
ATbius Tibullus (geb. um 64 v. Chr., 
und früh gestorben, um 19 v. Chr., 
auf seinen Tod am. III 9) war der 
zweite unter den römischen Elegi- 
kern; seine Gedichte, freilich unter- 



mischt mit sehr vielen von Anderen 
verfafsten Stücken, sind in 4 Bü- 
chern auf uns gekommen. Der 
Gründer der römischen Elegie nach 
alexandrinischem Muster war Cor- 
nelius Gallus, ein Jugendfreund des 
Virgil, geb. 69, f 27 v. Chr.; seine 
Gedichte sind verloren; s. z. II 3. 
56. maiores sc. natu, s. tr. II 116fE'. 
— 56. Thalia, eigentlich die Muse 
der Komödie, hier für Mvtöa (car- 
mina) überhaupt. — 67. Das erste Ab- 
nehmen des Bartes war in Rom mit 
gewissen Feierlichkeiten verknüpft, 
die Zeit natürlich unbestimmt. O.s 
erste Gedichte waren Liebes elegieen, 
amores, welche er zuerst in 6, spä- 
ter (jedenfalls vor 2 v. Chr.) mit 
Hinzufügung von einigen neuen Ge- 
dichten, vielleicht auch mit Weg- 
lassung einzelner der ersten Auf- 
lage, in 3 Büchern herausgab. Die 
Anregung zu denselben {rnoverat 
ingenium, s. auch am. III 12, 16) 
hatte ihm eine Geliebte, welche 
unter dem Pseudonym Corinna den 
Mittelpunkt seiner Elegieen bildet, 

gegeben ; wer sie wirklich war, hielt 
. geheim und ist unbekannt ge- 
blieben. Aufserdem gehören in die 
früheste Periode des Dichters die 
epistulae oder heroides, Briefe von 
Mädchen oder Frauen der Heroen- 
zeit an ihre Liebhaber oder Män- 
ner, gewissermafsen rhetorische 
Übungsstücke in Versen, welche 
in einer Sammlung von 21 Num- 
mern, die sämtlich O.s Namen tra- 



des Dichters. 



60 nomine non vero dicta Corinna mihi. 

Multa quidem scripsi; sed quae vitiosa putavi, 

emendaturis ignibus ipse dedi. 
tunc quoque, cum fugerem, quaedam placitura cremavi, 
iratus studiis carminibusque meis. 
65 Molle Cupidineis nee inexpugnabile telis 

cor mihi, quodque levis causa moveret, erat, 
cum tamen hie essem minimoque accenderer igni, 

nomine sub nostro fabula nulla fuit. 
Paene mihi puero nee digna nee utilis uxor 
70 est data, quae tempus per breve nupta fuit. 
illi successit quam vis sine crimine coniunx, 

non tamen in nostro firma futura toro. 
ultima, quae mecum serös permansit in annos, 
sustinuit coniunx exulis esse viri. 
75 filia me mea bis prima fecunda iuventa, 
sed non ex uno coniuge, fecit avum. 



gen, aber erweislich nur zum Teil 
von ihm herrühren, auf uns gekom- 
men sind. — 69. cantata, gefeiert, in- 
folge der Verherrlichung des Dich- 
ters; vgl. am. I 3, 25: Nos quoque 
per totum pariter cantahimur orhem, 
iunctaque semper erunt nomina nostra 
tms. ars am. II 740. rem. 363. 

61. vitiosa in metrischer und 
sprachlicher Beziehung. — 63. fu- 
gere tps'oysiv, in die Verbannung 
gehn, vgl. tr. I 7, 13 ff. — placitura, 
im Gegens. zu vitiosa, Vas gefallen 
haben würde'. Auch das in seiner 
Hand befindliche Exemplar der bis 
auf die letzte Durcharbeitung fer- 
tigen Metamorphosen hatte er da- 
mals verbrannt, und nur dem Um- 
stand, dafs vorher schon einige 
Abschriften in die Hände des Publi- 
kums gekommen waren, ist ihre 
Erhaltung zu verdanken (tr. I 7, 
15 ff.). 

67. Mc: also leicht entzündbar. — 

68. ^Es gab kein Stadtgespräch un- 
ter meinem Namen', d.h. es wurde 
mir nichts Nachteiliges nachge- 
sagt; vgl. tr. II 349: Sic ego deli- 
das et mollia carmina feci, strinxe- 
rit ut nomen fabula nulla meum, — 

69. paene verb. mit puero. Über 
die 1. und 2. Gattin des 0. wissen 
wir aufser dem hier Mitgeteilten 
nur, dafs eine aus Falerii stammte 
(am. III 13). Mit seiner 3. Frau, 



die aus edlem Geschlechte stammte, 
deren Namen wir jedoch ebenfalls 
nicht kennen, hatte sich 0. im Hause 
des Paulus Fabius Maximus, eines 
Vertrauten des Augustus, vermählt 
(s. Anh. zu VI 802). Sie war damals 
Witwe und Mutter einer Tochter, 
die sich später mit P. Suillius Ru- 
fus verheiratete, an den ex Pont. 
IV 8 gerichtet ist, Quästor des Ger- 
manicus im J. 15 n. Chr., einer 
unter Claudius mächtigen, aber 
übel berüchtigten Persönlichkeit. 
0. rühmt mehrfach die Treue und 
Keuschheit dieser 3. Gattin, kann 
sie übrigens erst in späten Jahren 
zur Frau genommen haben, wie aus 
dem Alter des Mannes ihrer Tochter 
aus erster Ehe hervorgeht. Von wel- 
cher seiner 3 Frauen er eine Toch- 
ter habe, hat er nicht gesagt; von 
der dritten jedenfalls nicht, denn die 
Tochter war, als 0. verbannt wurde, 
schon verheiratet und befand sich 
damals mit ihrem Gemahl in Afrika, 
die Frau aber war zu jener Zeit 
noch iuvenis (ex P. I 4, 47). 

72. toro: matrimonio. — 74. susti- 
nuit 'brachte es über sich'; sie blieb 
jedoch auf Bitten des 0. in Rom. — 
76. Einer ihrer zwei Männer war 
Fidus Cornelius. Senec. dial, II 17, 
1 ! In senatu flentem vidimu^ Fidum 
Comelium, Nasonis Ovidii gene- 
rum, cum ülum Corbulo struthoca- 



6 



Autobiographie 



Et iam complerat genitor sua fata novemque 

addiderat lustris altera lustra novem: 
non aliter fievi, quam me fleturus adempto 
80 ille fuit. matri proxima iusta tuli. 
Felices ambo tempestiveque sepulti, 

ante diem poenae quod pariere meae! 
me quoque felicem, quod non viventibus Ulis 

sum miser, et de me quod doluere nihil! 
85 Si tamen extinctis aliquid nisi nomina restat^ 

et gracilis structos efiFugit umbra rogos, 
fama^ parentales^ si vos mea contigit^ umbrae^ 

et sunt in Stygio crimina nostra foro: 
Seite, precor, causam (nee vos mihi f allere fas est) 
90 errorem iussae, non scelus, esse fugae. 

Manibus hoc satis est. ad vos^ studiosa, revertor^ 

pectora, qui vitae quaeritis acta meae. 
iam mihi canities pulsis melioribus annis 



melum depilatum dixisset — 77. com- 
plerat 8, f. Hom. II. J 170 «r H« 
&dvj]s ticti noTfiov dvanXi^ajjs ßio- 
toLO. A 263. — 78. Das lu^trum 
rechnet 0. zu 6 Jahren, z. III 120 
(Anh. z. III 165). 

80. iusta t. z. III 560. — 82. Die 
poena ist die Verweisung des Dich- 
ters, s. V. 93 fP. 

85. nisi =a praeter f vgl. Prop. V 
(IV) 7,1: Sunt aliquid manes: letum 
non omnia finit, Iwridaque evictos 
effugit umhra rogos, — 88. d. h. 
wenn die Anschuldigungen gegen 
uns besprochen werden von den auf 
dem Markte der Unterwelt zusam- 
menströmenden Schatten. 

93. 0. hatte lange in Bom ein 
behagliches und glückliches, nur der 
Dichtkunst gewidmetes Leben ge- 
führt und genofs die allgemeinste 
Anerkennung, als plötzlich die Un- 
gnade des Augustus über ihn die 
Verweisung (relegatio, nicht das 
förmliche exilium, denn er behielt 
sein Vermögen) aus Bom nach Tomi 
am schwarzen Meere verhängte. Er 
hatte damals das 50. Jahr zurück- 
gelegt (tr. IV 8, 33 f. Ib. 1 ff.), und 
fällt also dies Ereignis in das Jahr 
8 n. Chr.; im Dezember dieses Jah- 
res befindet er sich auf dem Adria- 
tischen Meere (tr. I 11, 3), wo er 
einen schweren Sturm zu bestehen 
hat, sodafs das Schiff sogar einen 



italischen Hafen wieder anlaufen 
mufs, und kommt nach einer sehr 
beschwerlichen Beise (v. 107 f.), 2u 
welcher er sich indes Zeit nimmt, 
zu Anfang des Winters 9/10 n. Chr. 
in Tomi an. Was den Grund der 
Verweisung betrifft, so lehnt es 0. 
ausdrücklich ab genaue Mitteilungen 
über ihn zu machen (tr. II 208 f., 
ex P. II 2, 59 f.), und da andere 
Schriftsteller darüber ganz schwei- 
gen, so sind wir allein auf die An- 
deutungen angewiesen, welche sich 
gelegentlich bei 0. finden. Er giebt 
also als die Gründe an ^Carmen 
et error*; das Carmen ist die ars 
amandi {qua turpi carmine factus 
arguor ohsceni doctor aduUerii, tr. 
II 211 ff), deren Zügellosigkeit und 
Beliebtheit allerdings dem auf He- 
bung der Sittlichkeit in Bom hin- 
arbeitenden Kaiser höchst unbequem 
sein mufste. Zwingender indes war, 
da jenes Gedicht schon 8 Jahre 
vorher erschienen war, die andere 
Ursache, der error. Durch ihn hatte 
er den Augustus persönlich und 
tief verletzt, ohne dafs er jedoch 
durch die Gesetze hätte belangt 
werden können; ^imprudens* hatte 
er eine Schuld, die er funesta nennt, 
bei Nacht mit angesehn und darauf 
selbst ein peccatum, das jedoch 
richtiger eine stultitia zu nennen 
sei und ihm keinen Vorteil ver- 



des Dichters. 

yenerat antiquas miscueratque comas, 
95 postque meos ortus Pisaea vinctus oliva 
abstulerat decies praemia victor equus, 
cum maris Euxini positos ad laeva Tomitas 



sprochen habe, begangen (tr. II 103. 
III 5, 49; 6, 27 ff.). Auf diesen An- 
deutungen haben viele Gelehrte 
weitere Vermutungen aufgebaut, 
die aber eben nur Verniutangen 
sind; allein so viel scheint festzu- 
stehen, dafs die Schuld O.s mit 
einem Liebesabenteuer der Enkelin 
des Augustus, der Tochter des Agrip- 
pa, der sittenlosen Julia zusammen- 
hängt, welche in demselben Jahre 
8 n. Chr. von Augustus verbannt 
wurde. — 0. hatte aufser den zu 
V. 67 angeführten Werken bis zu 
seiner Verweisung gedichtet die 
ars amandi in 3 Büchern, welche 
im J. 2 V. Chr. oder im folgenden 
zum Abschlufs kam, die remedia 
amoris in einem Buch (Mittel gegen 
die Liebe) im J. 1 n. Chr. oder im 
folgenden, die medicamina fadei, 
von welchen nur lÖO Verse erhal- 
ten sind, endlich Tragödien, unter 
denen die Medea, vielleicht das 
einzige von ihm wirklich vollendete 
Drama, ein hohes Ansehen genofs 
(Quintil. X 1, 98: Ovidii Medea 
videtur mihi ostendere, quantum ille 
vir praestare potuerit, si ingenio 
stu) imperare quam indulgere ma- 
luisset), Aufserdem waren damals 
bis auf die letzte Feile fertig die 
15 Bücher der Metamorphosen (tr. 
I 7, 13 ff. II 666 ff.) und die Fasten 
(s. unten). Die seitdem geschrie- 
benen Gedichte zeigen den Geist 
des Dichters gebrochen; fast das 
einzige, bis zur Ermüdung durch- 
geführte Thema derselben sind un- 
männliche Klagen über sein schwe- 
res Unglück und demütige Bit- 
ten an Augustus und hochgestellte 
Freunde in Rom dasselbe zu ändern. 
In dieser Stimmung sind entstanden 
die 6 Bücher der Triatia (Klage- 
briefe nach Eom), von welchen das 
1. Buch noch auf der Reise ge- 
schrieben ist, die späteren bis zum 
J. 12 n. Chr.; nach diesen die epistu- 
lae ex Ponto in 4 Büchern, welche 
gleich nach den Tristien begonnen 



(vollendet 16 n. Chr.) denselben 
Inhalt mit diesen haben und sich 
nur dadurch von ihnen unterschei- 
den, dafs sie die Namen der Adres- 
saten nennen, was 0., um nicht auf 
seine Freunde den noch frischen 
Zorn des Kaisers zu übertragen, bei 
den Tristien vermieden hatte; so- 
dann ein Schmähgedicht in der dun- 
keln Art des Alexandriners Kalli- 
machos gegen einen treulosen 
Freund und Neider in Rom, be- 
titelt Ibis, Endlich hatte er aufser 
mehreren verloren gegangenen Ge- 
dichten meist panegyrischer Natur 
ein Lehrgedicht über die Fische 
des schwarzen Meeres, Halieutica, 
verfafst. — 94. antiqitas 'die frühe- 
ren'; vgl. met. II 623. tr. III 7, 
34. — miscueratque z. I 44. 

96. Die olympischen Spiele, wel- 
che in der Nähe der alten Stadt 
Pisa gefeiert wurden, wiederholten 
sich alle 4 Jahre (d. h. römisch 
gerechnet quinto quoque anno)^ je- 
doch hat der Dichter einem aus 
der röm. Rechnungsweise erklär- 
lichen Irrtum zufolge die Olym- 
piade wie das röm. Lustrum zu 6 
Jahren gerechnet, s. Anh. z. III 166. 
Das Wagenrennen wurde erst spä- 
ter unter die Kampfesarten in Olym- 
pia aufgenommen, übertraf aber 
bald die anderen an Bedeutung; der 
Preis der Sieger war ein von einem 
heiligen Ölbaum im Hain Altis 
genommener Kranz. Pind. Ol. IV 
11: iXaia aTStpccvoid'slg TIiGaxidi, — 
97. Tomi oder Tomis, eine Kolonie 
der Milesier im Lande der Geten, 
lag an der Westseite des schwar- 
zen Meeres, also links von der Ein- 
fahrt durch den Bosporus, südlich 
von der Donaumündung, 2 St. von 
Köstendje an der Stelle des heuti- 
gen Anadol-köi; die Gegend ist 
heute noch ebenso unwirtlich wie 
zu O.s Zeit. Über seine Bewohner 
s. tr. V 7, 61: In pauds extant 
Chraecae vestigia lingtme, haec quo- 
que iam Getico harbara facta sono. 



8 



Autobiographie 



quaerere me laesi principis ira iubet. 
causa meae cunctis nimium quoque uota ruinae 
100 indicio non est testificauda meo. 

Quid referam comitumque nefas famulosque nocentes? 

ipsa multa tuli non leviora fuga. 
indignata malis mens est succumbere seque 

praestitit invictam viribus usa suis. 
105 oblitusque mei ductaeque per otia vitae 

insolita cepi temporis arma manu 
totque tuli casus pelago terraque, quot inter 

occultum stellae conspicuumque polum. 
Tacta mihi tandem longis erroribus acto 
110 iuncta pharetratis Sarmatis ora Getis. 

hie ego finitimis quamvis circumsoner armis, 

tristia, quo possum, carmine fata levo. 
quod quamvis nemo est, cuius referatur ad aures, 

sie tarnen absumo deeipioque diem. 
115 ergo quod vivo durisque laboribus obsto, 

nee me sollicitae taedia lucis habent, 
gratia, Musa, tibi, nam tu solacia praebes, 



V 2, 68; 7, 11 ff. Die Leute thaten 
übrigens alles, um dem Dichter 
den Aufenthalt erträglich zu ma- 
chen, befreiten ihn sogar durch 
ein besonderes Dekret von allen 
Abgaben (ex P. IV 9, 97 ff.), je- 
doch konnte sich ein 0. allein in 
Eom und der dortigen Gesellschaft 
wohl befinden. — 99. quoque verb. 
mit nimium 'nur allzu sehr'. 

101. Das comitum nefas bestand 
in der Treulosigkeit der Freunde, 
die ihn in seinem Unglück bis auf 
2 oder 3 alle verliefsen (tr. I 6, 63 
u. o.); dafs sein Vermögen infolge 
seiner Verbannung {fuga) Schaden 
gelitten, sagt der Dichter ex P. IV 
8, 32. II 7, 61 f. — 103. indignata 
'hielt es für unwürdig'. 

106. temporis arma sind die Waf- 
fen (gegen das Unglück), welche 
die damaligen Zeitverhältnisse ihm 
gaben, Geduld und Resignation, die 
der Dichter allerdings &üher nicht 
gekannt hatte. — 107. Vgl. tr. I 
11, 25 ff. ex P. II 7, 23 ff. — 108. 
Der nördliche Pol (Polarstem) ist 
für uns Bewohner der nördlichen 
Halbkugel immer sichtbar, der Süd- 
pol verborgen; vgl. Verg. georg. I 



240 ff. Hygin. p. a. I 5: Folus is, 
qui horeus appellatur, pervideri 
potest semper, notius autem ratione 
dissimili semper est a conspectu 
remotus, 

110. Auch sonst läfst 0. Tomi in 
der Mitte der Geten (eines thraki- 
schen Volkes, das mit den Daciem 
identisch ist und auf beiden Seiten 
des Ister seine Wohnsitze hatte) 
und der Sarmaten (welche das Land 
nördlich vom schwarzen Meer nach 
beiden Seiten hin sich weit ausdeh- 
nend bewohnten) liegen; die Geo- 
graphen nehmen als Grenze von 
Sarmatien den Dniepr und die Kar- 
pathen an, doch wurde in Tomi 
aufser Getisch auch noch Sarma- 
tisch gesprochen; ex P. III 2, 37: 
Hie quoque Sauromatae iam vos 
novere Getaeque — nam didici 
Getice Sarmaticeque loqui. Die 
Hauptwaffe jener Völker war der 
Bogen. 

116 ff. Nach Horaz carm. IV 3, 21 
(an die Muse): Totum muneris hoc 
tui est, quod monstror digito prae- 
tereuntium Momanae fidicen lyrae, 
quod Spiro et placeo, si pla^eo, 
tuum est 



des Dichters. 



tu curae requies, tu medicina veniS; 
tu dux et comes es, tu nos abducis ab Histro 
120 in medioque mihi das Helicone locum. 

tu mihi, quod rarum est, vivo sublime dedisti 

uomen, ab exequiis quod dare fama solet; 
nee qui detrectat praesentia, Li vor iniquo 

uUum de nostris dente momordit opus. 
125 nam tulerint magnos cum saecula nostra poetas, 

non fuit ingenio fama maligna meo. 
cumque ego praeponam mihi multos, non minor illis 

dicor et in toto plurimus orbe legor. 
si quid habent igitur vatum praesagia veri, 
130 protinus ut moriar, non ero, terra, tuus. 
sive favore tuli, sive hanc ego carmine famam 

iure, tibi grates, candide lector, ago. 



120. Helicone z. v. 23. — 122. ab 
exequiis = post funus, nach Pro- 
perz IV (III) 1, 23: Omnia post obi- 
tum fingit maiora vetustas, maius 
ab exequiis nomen in ora venit. — 
123. vgl. Hör. carm. IV 3, 16: Et 
tarn dente minus mordeor invido. 

127 ff. Vgl. mit diesen Versen 
den im Gedanken und im Ausdruck 
ähnlichen Schlufs der Metamor- 
phosen. 

128. plurimus z. II 272. 



130. ut concess., vgl. Hör. carm. 
III 30, 6: Non omnis moriar, mul- 
taque pars mei vitabit Libitinam. — 
132. iure steht dem favore gegen- 
über. — 0. starb in Tomi mit den 
Fasten beschäftigt, welche in einer 
zweiten Bearbeitung dem Germa- 
nicus gewidmet werden sollten, im 
J. 17 oder zu Anfang des folgenden 
n. Chr. (nach Hieron. p. 147: Ovi- 
dius poeta in exilio diem obiit et 
iuxta oppidum Tomas sepelitur). 



II. 

Über den Inhalt und die Entstehungszeit 

von Ovids Fasten. 



Die Fasti des Ovid sind gewissermaXsen eine Illustration 
des römischen Festkalenders, der fasti (s. unten S. 29 f.), in 
Versen. Wie Virgil in seiner Aeneis die altrömische Sage ver- 
herrlicht und kanonisiert hatte, so hatte es Ovid, freilich in 
der Kenntnis des römischen Altertums jenem bei weitem nicht 
gewachsen, diesem Werke zur Aufgabe gestellt das schwin- 
dende Interesse fiir das sakrale Leben in seinem Volke durch 
die Dichtung wieder zu wecken und zu kräftigen, im Einklang 
mit den Bestrebungen des Augustus, die zu einem nicht ge- 
ringen Teile darauf gerichtet waren, durch Erneuerung von 
sakralen Institutionen der Vorzeit auch den Sinn und die 



10 über den Inhalt nnd die Entstehungszeit 

Tüchtigkeit derselben wieder zurückzuführen.^) Im Anschlufs da- 
her an den römischen Kalender, wie er durch Cäsar festgestellt 
war, giebt er eine, wenn möglich, ausführliche Erklärung der zu 
den einzelnen Tagen hinzugefügten Ealenderzeichen, der Feste 
und ihrer religiösen Gebräuche, und der astronomischen Be- 
merkungen, in seiner Weise nirgends Abschweifungen auch 
auf Gebiete, die mit seiner eigentlichen Aufgabe in mehr oder 
weniger losem Zusammenhang stehen, verschmähend und oft 
gerade hier, wo sich sein Talent ohne jede Schranke entfalten 
konnte, besonders glücklich. Da sonach das Gedicht einen di- 
daktischen Charakter tragen sollte, so wählte 0., dem Vorbilde 
des Eallimachos in seinen Aitia (s. unten S. 15) sich anschliefsend, 
für dasselbe das elegische Versmafs, ohne aber die Schwierig- 
keiten, welche die Natur desselben einem ruhigen Fortgang 
der vielen eingestreuten Erzählungen in den Weg legte, über- 
winden zu können. 

Das Werk folgte genau den einzelnen Tagen des Monats, 
490 dafs mit jedem Monat auch das Buch endete^ und war auf 
12 Bücher angelegt, wurde aber in seiner Ausführung durch 
die Verweisung des Dichters unterbrochen. 0. sagt hierüber 
in der an Augustus gleich nach seiner Ankunft in Tomi ge- 
richteten Elegie, wo er seine vor der Verbannung in Rom 
gedichteten Werke aufzählt (tr. II 549 fiF.): 

Sex ego ^fastorum^ scripsi totidemque libeUos, 
cumque suo finem mense volumen habet; 

idque tuo nuper scriptum sub nomine, Caesar, 
et tibi sacratum sors mea rvpit opus, 

d. h. ich habe 2x6 Bücher Fasti geschrieben u. s. w. Denn 
etwas Anderes kann der erste Vers dieser Stelle nicht bedeu- 
ten^), und die Erklärung mehrerer Gelehrten*), welche den- 
selben mit der Thatsache, dafs von den 6 letzten Büchern auch 
nicht eine Spur auf uns gekommen ist, so in Übereinstimmung 
zu bringen versuchen, dafs sie ihr den Sinn unterschieben: 
*ich habe 6 der fasti und ebensoviel Bücher geschrie- 
ben', ist mit der Bedeutung des Wortes fasti schlechterdings 
unvereinbar. 

Wohl aber darf man annehmen, dafs 0., wenn er damals 
auch 12 Bücher Fastortim ^scripsit' ^unter der Feder gehabt 
hat', sie doch noch nicht sämtlich ausgearbeitet hatte, und 
dafs zur Zeit seiner Verbannung nur die ersten 6 Bücher voU- 



1) S. C. Peter, Geschichte Roms, 3. Bd. S. 46 f. 

2) Vgl. fast. VI 726: lam sex et totidem luces de mense supersunt. 
Auf spätere Bücher verweist 0. III 67. 200. V 47. 

3) Das Richtige hat Merkel tiist. p. 140. fast. p. CCLVI sq. 



von Ovids Fasten. 11 

endet waren; die übrigen 6 sich noch in den ersten Anfängen 
befanden.^) 

Wann Ovid die Arbeit an den Fasten begonnen, läfst 
sich nicht bestimmen^), jedenfalls erst einige Zeit; nachdem 
Augustus im J. 8 v. Chr. den durch die Ungeschicklichkeit 
der Pontifices in Unordnung geratenen Julianischen Kalender 
wieder hergestellt hatte (s. Anh. z. III 165), das 4. Buch erst 
nach dem J. 3 n. Chr. (s. IV 348 u. Anm.). Er hatte die 
Absicht das Werk dem Augustus zu widmen, mit dessen Po- 
litik dasselbe, wie oben bemerkt, in einem gewissen Zusam- 
menhang stand, wurde aber daran durch die über ihn verhängte 
Verweisung verhindert, sodafs er diese Dichtung unvollendet 
mit sich ins Exil nehmen mufste. Hier fand er, nur mit sich 
und seinem Unglück beschäftigt, keine Stimmung sie zu voll- 
enden, allein Klagelieder konnte seine Muse noch hervorbringen: 
endlich starb Augustus, der zuletzt, wie es scheint (ex P. IV 
6, 14), dem Vertriebenen gnädiger gesinnt gewesen war, und 
nun setzte er, auf Tiberius von vorn herein wenig vertrauend, 
alle seine Hoffnung auf den durch die Humanität seines Wesens 
und durch die Liebe zu der Dichtkunst und den Wissenschaften 
bekannten Germanicus^), der unterdes durch den Neid des 

1) Der Kirchenvater Lactantius, der Lehrer eines Sohnes von Kaiser 
Constantin, der oft Stellen aus den Fasten citiert, kannte jedenfalls nnr 
die ersten 6 Bücher. — Die scheinbare Verweisung auf ein späteres 
Buch bei Servius ad Verg. georg. I 43 beseitigt G. Nick Philol. XXXVI 
S. 429—432 durch eine Umstellung der Worte Sic Ovidius in fastis, 
die übrigens in einer guten Handschrift fehlen und vielleicht nur will- 
kürliches Einschiebsel sind. 

2) Diese Frage über die Abfassungszeit der Fasten und ihre zweite 
Bedaktion ist in der Hauptsache durch Merkels Fleifs und Scharfsinn 
(prolegg. CCLVI— CCLXIX) gelöst worden. Die Abhandlung von V. Loers 
{Commentarii in P, Ovidii Nasonis fastos pari. I, Progr. d. Trier. Gymn. 
1851) bringt gegen ihn nur Argumente ohne jede Beweiskraft vor und 
enthält nur einige wenige Verbesserungen von Einzelheiten in der Arbeit 
Merkels. S. auch unten S. 14 Anm. 1. 

3) Vgl. besonders die an seinen Schwiegersohn P. Suillius Rufus 
adressierte, in Wahrheit aber an Germanicus gerichtete epist. ex Ponto 
IV 8 aus dem Jahre 15 n. Chr. und in dieser folgende Verse: 

23 di tibi sunt Caesar iuvenis: tua numina pJaca, 

hac certe nulla est notior ara tibi. 
25 non sinit illa sui vanas antistitis umquam 

esse preces: nostris hinc pete rebus opem. 

34 Naso suis opibus, carmine^ gratus erit. 
parva quidem fateor pro magnis munera reddi, 
cum pro concessa verba scäute damus. 

(es folgt eine Ausführung über den Wert der Poesie für grofse Männer, 
dann heifst es weiter:) 

63 et modo, Caesar, avum, quem virtus addidit astris, 
sacrarunt aliqua carmina parte tuum. 



12 Über den Inhalt und die Entstehongszeit 

Tiberius von seiner Ruhmeslaufbahn in Germanien (im J. 16 
n. Chr.) abberufen und nach dem Orient bestimmt war; die 
Widmung der bis dahin noch nicht veröffentlichten Fasten 
sollte ihn gewinnen. Zu dem Zwecke aber mufste 0. die schon 
fertigen Bücher vollständig umarbeiten, besonders um die An- 
reden und Beziehungen auf Augustus mit solchen auf Ger- 
manicus zu vertauschen, doch hatte er kaum das erste Buch 
abgeschlossen, als er starb. 

Sonach hinterliefs 0. nur grofse Fragmente seiner Fasten,^ 
zunächst 

1) Buch II — VI noch in der ersten Bearbeitung, 
welche abgesehen von 2 Stellen (IV 81 — 84 und VI 666) 0^ 
die gelegentlich einmal hinzugefügt oder hineinkorrigiert sein 
mögen, seit seinem Weggange aus Rom unangetastet gelassen 
worden ist. Dies zeigen zunächst die darin enthaltenen Hin- 
weisungen auf das Leben des Dichters in Rom (z. B. II 280^ 
III 541, IV 377 ff. 905, VI 395 ff.), denen er in der Verban- 
nung, wenn er sich mit diesen Büchern irgendwie eingehend 
beschäftigt hätte, ohne Zweifel eine andere Wendung gegeben 
oder einen Stofsseufzer über das Entferntsein von der Haupt- 
Stadt angehängt haben würde, und ferner die Anreden, welche 
sich in denselben finden und die, wo eine bestimmte Beziehung 
auf Thatsachen vorliegt, immer den Augustus meinen (vgl» 
z. B. II 59 ff 127 ff. III 419 ff. IV 20, s. die Anm. z. II 138 2). 

2) Buch I in der zweiten Bearbeitung. In ihr hat 
sich indes 0. nicht darauf beschränkt, für den Namen des 
Augustus den des Germanicus einzusetzen, vielmehr hat er eine 
gründliche Durcharbeitung vorgenommen und namentlich die 
Verherrlichung des längst ersehnten und durch Germanicus ge- 
schenkten Friedens, welche durch das ganze Buch hindurch- 
geht, neu hineingeflochten ^), während in den andern Büchern 

65 si quid adhuc igitur vivi, Germanice, nostro 
restat in ingenio, serviet omne tibi, 
non potes officium vatis contemnere vates: 

iudicio pretitim res habet ista tuo. 

79 quae {Musa) quoniam nee nos unda summovit ah illa, 
ungula Gorgonei quam cava fecit equi, 
prosit opemque ferat, communia sacra tueri 

atque isdem studiis imposuisse manum, 
littora pellitis nimium subiecta Cordllis 
ut iandem saevos effugiamqu>e Getas. 

1) Eine gröfsere Anzahl von Stellen aus diesen Büchern weisen 
C. Schenkl u. 0. Güthling in der Vorrede zu des letzteren Ausgabe der 
zweiten Bearbeitung zu: ohne allen Grund. 

2) S. auch den Anhang zu I 391. 

3) S. I 67. 285 ff. 701 ff. 721 ff. Dafs an allen diesen Stellen die 
nach Besiegung unserer Vorfahren durch Germanicus errungene Friedens- 
zeit gemeint ist, hat Merkel (prol. CCLXIV sq.) richtig erkannt. Tacitus 



von Ovids Fasten. 13 

Augustus noch mit dem Krieg beschäftigt erscheint. Nun fällt 
die Zurückberufung des Germanicus aus Deutschland, mit wel- 
cher diese Friedenszeit ihren Anfang nahm, in den Herbst des 
J. 16 n. Chr., fast ein halbes Jahr brauchte nach O.s eigener 
Angabe eine Nachricht, um von Rom bis nach Tomi zu ge- 
langen (ex P. in 4, 60. IV 11, 16), in der zweiten Hälfte des 
J. 17 oder zu Anfang des folgenden ist der Dichter gestorben^): 
so bedarf es keiner weitern Auseinandersetzung, warum sich 
die Umarbeitung nur auf das erste Buch erstrecken konnte. 
Auch die Herausgabe hat der Dichter nicht mehr selbst be- 
sorgen können; denn nimmermehr hätte er diese beiden nicht 
zu einander passenden Teile zu einem Ganzen verbunden. 
Zugleich erklärt es sich so, wie der jetzt vor dem 2. Buch 
stehende, aber höchst wahrscheinlich ursprünglich das ganze 
Werk in der ersten Bearbeitung einleitende Prolog an jene 
falsche Stelle geraten konnte (s. Anh. z. II 3). Wer nach 
Ovids Tode die Fasten dem Publikum übergeben hat^), ob 
vielleicht die Dichterin Perilla, eine Schülerin und Verehrerin 
von ihm, welche in einem ähnlichen Verhältnisse zu ihm ge- 
standen zu haben scheint, wie Sulpicia zu TibuU, ob seine Ver- 
wandten oder Freunde, wissen wir nicht; doch sind jedenfalls 
die Herausgeber mit grofser Pietät gegen das hinterlassene 
Werk verfahren und denselben Grundsätzen gefolgt, welche 
Virgil durch seinen letzten Willen den Herausgebern seiner 
unvollendeten Aeneis zur Pflicht machte, und haben daher 
nichts hinzugefügt; um das vielfach Skizzenhafte der Ausfüh- 



8agt ann. 11 26 (vgl. I 3) ausdrücklich, dafs Born im J. 16 n. Chr. nur 
den Krieg mit Germanien zu fahren gehabt habe, und dann, als er den 
a. d. Vn. Kai. lun. des J. 17 gefeierten, aber schon zwei Jahre vorher 
zugesprochenen Triumph des Germanicus über die Deutschen erzählt 
(ann. 11 41) i bellum quia conficere prohibitus erat, pro confecto accipiebatur, 
wie dies Ov. schon in der im J. 10 oder 11 n. Chr. gedichteten Elegie 
(trist. IV 2, 1) vorausnimmt: lam fera Caesar ibus Germania, totus ut 
orbis, victa potes flexo succubuisse genu et q. s. — Sehr passend ver- 
gleicht Merkel den ähnlichen Preis des Friedens in den Phaenomenis 
des Germanicus selbst (v. 5 ---16, vgl. progn. III 89 p. 49 Breys. mit 
f. I 68), welche bald nach dem Tode des Augustus gedichtet sein müssen. 

1) Auch die v. 223 — 226 beziehen sich auf einen Tempel, der erst 
im J. 17 n. Chr. von Tiberius geweiht war; sie sind aber offenbar erst 
nach Vollendung der Umarbeitung hinzugefügt und stehen nicht allein 
mit dem Vorausgehenden, sondern auch mit v. 267 in Widerspruch; 
s. Anh. z. I 223. 

2) Dafs sie vorher dem Publikum nicht bekannt waren, ergiebt sich 
daraus, dafs 0. in den aus der Verbannung geschriebenen Briefen mit 
Ausnahme der oben besprochenen Stelle (tr. II 649 ff.) der Fasten nir- 
gends Erwähnung thut, während er es ausdrücklich hervorhebt, dafs die 
nach seiner Ansicht damals noch nicht zur Herausgabe reifen Metamor- 
phosen gegen seinen Willen vor der Verbannung ins Publikum ge- 
drungen und in Abschriften verbreitet seien, tr. I 7, 11 ff. 



14 Über den Inhalt und die Entstehungszeit 

nmg zu beseitigen, was Ovid, wenn es ihm vergönnt gewesen 
wäre, die letzte Feile an seine Fasten anzulegen, gewifs gethan 
haben würde. Vielleicht ist in eben diesen Verhältnissen der 
Grund zu suchen, warum von den letzten Büchern, an denen 
der Dichter wenigstens gearbeitet haben mufs, nicht einmal 
eine Spur erhalten ist: das in dem Nachlafs Vorgefundene war 
wohl zu fragmentarisch, als dafs es in die Öffentlichkeit hätte 
treten können, und wurde daher vollständig unterdrückt^). 

Die Fasten gehören ihrem wesentlichen Inhalte nach zur 
ätiologischen Litteratur, d. h. zu derjenigen, welche es 
sich zur Aufgabe machte, gegebene Bräuche des JPrivatlebens 
und des Cultus, vorhandene Denkmäler und Heiligtümer u. 
dergl. aus ihrem Ursprung zu erklären^). Ihr Begründer war 
der berühmte alexandrinische Gelehrte und Dichter Kallimachos 
in seinem jikia betitelten Gedichte. Dasselbe war in elegi- 
schem Versmafse verfasst, erzählte in vier Büchern, welche 
von verborgener, nur wenigen bekannter Gelehrsamkeit strotz- 
ten, die ürsprungsgeschichten von Spielen, Völkern, Städten, 
heiligen Gebräuchen und anderen merkwürdigen Dingen^), und 
wurde, wie durch dasselbe jener Litteraturzweig als selbständig 
hingestellt wurde, zugleich ein Muster derselben für alle Nach- 
folger auf diesem Gebiete. 

Ganz besonders stark ist nun bekanntlich der ätiologische 
Trieb bei den Römern ausgebildet gewesen; ihm verdanken 
sie einen grofsen Teil ihrer Mythen, und schon früh sehen 
wir ihn auch in der Litteratur seinen Einflufs ausüben, den 
das berühmte Geschichtswerk des alten M. Porcius Cato, die 
Origines ('ürsprungsgeschichten'), schon durch seinen Titel zu 
erkennen giebt. Er bildet dann weiter den Grundzug der ge- 



1) Nach A. Riese (Fleckeisens Jahrbb. 1874 S. 663 — 670, s. auch 
Bursians Jahrber. 1877. Bd. X S. 26 f.) liegen uns die Fasten in einer 
von Anfang an dem Germanicus gewidmeten Fassung vor, die 
vor seiner Verbannung gedichtet ist, ^doch so, dass in allen Büchern, 
am meisten jedoch im ersten, einzelne Spuren späterer Überarbeitung 
sich finden'. Dagegen habe ich meine Ansicht verteidigt in denselben 
Jahrbüchern 1876 S. 499—606. Besondere Abhandlungen über diesen Ge- 
genstand haben seitdem P. Goldscheider 'Z)e reiractatione fastorum Ovidii* 
(Hall. Diss. 1877) und G. Knögel ^Be retractatione fastorum ah Ovidio 
Tomis instituta* (Diss. v. Münster 1886) geschrieben; der erstere weicht 
darin von Merkel und mir ab, dafs nach seiner Annahme der Dichter in 
Rom *8ingula8 partes per se' verfafst und diese disiecta membra nach 
dem J. 16 n. Chr. in der Verbannung zusammengefügt habe, den oben 
dargelegten Unterschied zwischen Buch I einerseits und den übrigen 
Büchern andrerseits übersehend; Knögel steht im wesentlichen auf dem 
Boden unserer Ansicht und sucht das Verhältnis der in Frage kommen- 
den Stellen zu ihr in besonnener Prüfung genauer zu bestimmen. 

2) S. Mercklin, 'Aetia des Varro' im Philol. III S. 267—277. 

3) S. 0. Schneider, CalUmach. vol. II p. 36 sqq. Dilthey, De Callim. 
Cydippa p. 16 seqq. W". Lange, De Callimachi aetiis p. 22 seqq. 



von Ovids Pasten. 15 

samten antiquarischen Forschung des durch staunenswerten 
Fleifs und Sammeleifer ausgezeichneten M. Terentius Varro, 
der in seinen gelehrten und umfassenden Werken den Römern 
für alles, was ihr Altertum anbetraf, eine wahre Fundgrube 
geworden ist und auch ein besonderes ätiologisches Werk 
{Äetia) verfafst hat, in welchem er durch Kallimachos ange- 
regt, jedoch sich der Prosa bedienend und sich strenger als 
jener allein an die Sache haltend, die Aetia einer grofsen An- 
zahl von Gebräuchen des römischen Altertums zusammen- 
gestellt hat^). Aus Varro mufste daher 0. vorzugsweise 
schöpfen, wenn er den Ursprung römischer Feste und römi- 
scher Sitten und Gebräuche erzählen wollte. Dagegen hat er 
sich nicht allein bei der Wahl des Versmafses durch Kalli- 
machos bestimmen lassen, sondern scheint auch das poetische 
Beiwerk zum Teil dem Vorbilde dieser Litteraturgattung ent- 
lehnt zu haben, wie er ja auch sonst von alexandrinischen 
Dichtern vielfach abhängig ist und speciell den Kallimachos, 
wenn er ihn auch mehr wegen seiner ars als wegen seines 
ingenium hochstellt, in seinem Ibis nachgeahmt hat^). Z. B. 
war es eine bei den Alexandrinern beliebte Erfindung nicht 
die Musen wie Homer nur anzurufen, sondern sie selbst redend 
einzuführen^), und so hatte auch Kallimachos seine Attta in 
der Weise eingekleidet, dafs er im Schlaf von Afrika nach 
dem Helikon entrückt dort alles aus dem Munde der Musen 
selbst gehört haben will^). Das gleiche Mittel aber hat auch 



1) Nach Mercklin a. a. 0. hatte Yarro hier die Aetia sämtlicher in 
den übrigen Schriften enthaltenen Dinge vereinigt, während Bitschi, Bh. 
Mus. N. F, VI S. 612 = Op. phil III S. 451 glaubt, dafa sie sich nur 
auf das Privatleben bezogen hätten. Die Schrift selbst ist bis auf wenige 
Fragmente verloren, jedoch existiert noch ein Werk des Plutarch, Quae- 
stiones Bomanae , das zum gröfsten Teil auf Yarro zurückgeht und auch 
in der Anlage den Aetia nachgebildet zu sein scheint. Dasselbe besteht 
aus 113 Kapiteln, von welchen jedes mit einer Frage (z. B. dia xi riiv 
yccfiovfiivi^v Sntsad'ai nvQog xofl vSazog TisXsvovai.^ c. 1. diä x£ tovg 
avyysvscg reo atoficcti (piXovöiv at yvvai%Bg\ c. 6.) beginnt und dann eine 
oder mehrere Antworten giebt. 

2) Wahrscheinlich verdankte Ovid die Anregung zu den Fasten dem 
'römischen Eallimachus', seinem älteren Freunde S. Propertius (vgl. 
bes. Y 1, 64), der ja ebenfalls nationale Stofie in seinen Elegieen ver- 
arbeitet (s. z. B. Y 1, 59 Sed tarnen exiguo quodcumque e pectore rivi 
fluxerit, hoc patriae serviet omne mihi, v. 69 Sacra diesque canam et eogno- 
mi/na prisca locorum, lY 9, 47 ff.) und auf jenen sichtlichen Einflufs aus- 
geübt hat. S. Zingerle, OvidiiLS %md seine Vorgänger I S. 109 S. Vgl. I 1 
Tempora cum causis — canam und Prop. Y 10, 1 Nunc lovis indpiam 
causas aperire Feretri, 

3) Dilthey, De CaUim. Cyd, p. 15. 

4) S. Anth. Palat. YII 42 ^ 

''A fiiya Battiädcco (roqpov nBqlnvctov ovstoiQ 
7} if' itsov TiSQccooVy ov6* iXitpavtog iric. 



16 Über den Inhalt nnd die Entstellungszeit 

Ovid in seinen Fasten wiederholt angewandt: er läfst den 
Janus selbst erscheinen, um sich von ihm über sein Wesen und 
die Bräuche in seinem Kultus unterrichten zu lassen (I 93flF.); 
Mars eröffnet ihm auf seinen Wunsch, warum die römischen 
Matronen sein Fest feierlich begehen (HI 167 ff.) ; III 699 S. 
spricht Vesta, IV 3 ff. Venus, V 195 ff. Flora, V 639 ff. Thybris, 
V 699 ff. Mercur, VI 215 ff. Sancus, VI 657 ff. Minerva und VI 
9 ff. treten Juno, Maia und Concordia hintereinander auf und 
machen ihr Becht auf den Monat Juni geltend^ die Musen 
werden wiederholt redend eingeführt (I 657 ff. IV 193 ff. V 9 ff. 
55 ff. 80 ff. VI 801)^) — kurz, wir werden nicht irren, wenn 
wir diese dichterische Erfindung für ein Eigentum des Kalli- 
machos erklären. Ob ihn aber Ovid auch von der stofflichen 
Seite ausgenutzt hat, läfst sich nicht entscheiden; nicht un- 
wahrscheinlich ist dies bei der Geschichte mit Hippolytos VI 
737 (vgl. III 265 und Anm.)^), auch der Callisto II 155 ff. 
(Schneider II p. 574), während bei der Sage von Orion er 
erweislich von Kallimachos (Schneider II p. 575) abweicht^). 
Jedenfalls aber kann es, da der römische Dichter sich auf 
einem ganz anderen Felde bewegte, als der griechische, und 
sie sich im Inhalt selten bege^eten, nur in sehr geringer 
Ausdehnung geschehen sein im Verhältnis zu demjenigen, was 
Ovid aus römischen Quellen geschöpft hat. Unter diesen steht, 
wie schon bemerkt, in erster Linie Varro, aus welchem, wie 
die gelehrte Forschung, besonders von Merkel, im Einzelnen 
nachgewiesen hat, er den gröfsten Teil seines antiquarischen 
Materials, nicht immer mit vollem Verständnis und ohne den 
für eine solche Aufgabe erforderlichen frommen Sinn, entlehnt 
hat. Aufserdem stimmt Ovid häufig mit Verrius Flaccus über- 
ein, ohne dass es sich indes ausmachen liefse, ob er ihn wirk- 



ToLoc yuQ äfifiLV ^cprjvag, cct' ov nagog dvigsg ÜSfisv, 

ccfitfL TS d&avaTOvg , dficpi ts r,fiid'iovgj 
svTB fiiv ix Aißvrjg ccvasigag slg ^EXitimva 

Tjyccysg iv fiiaaccig ULeoCdsaßi, q>SQ<ov' 
a[ $s ot stgofisvcp ocfi(p' toyvyCmv 7jq(6<ov 

Alxia xofl iLaM.dqaiV elgov dfisißofisvai,, 

1) Auch sonst (am. III 1. rem. 555 ff. 705 ff. ex P. III 3. IV 4) liebt 
0. die gleiche Erdichtung. — Vgl. E. Rohde , Der griech. Boman S. 86 f., 
der auch in V 377 f. eine freie Nachahmung des Kallimachos sieht (vgl. 
Anhang z. d. St.). 

2) S. Verg. Aen. VII 777 ff. und Servius z. d. St. Schneider, Callim, 
II p. 119 sq. 

3) Aehnlich wie 0. hatte auch ein gewisser Butas alxlag fivd'cadsig 
iv iXsys^oig tcbqI tmv ^PmfiaCtioöv geschrieben; aus diesem Werk teilt 
Flutarch Rom. 21 eine Stelle über den Ursprung der Luperealien und 
Arnobius (V 18), der es Causalia nennt, eine Ansicht über einen Brauch 
beim Feste der Bona dea mit. Das ist aber leider das Einzige, was 
über dies Werk bekannt ist. 



von Ovids Fasten. 17 

lieh zu Rate^^ gezogen hat; vielleicht hat die allerdings oft 
vorhandene Übereinstimmung beider in einer gemeinsamen 
Benutzung des Varro ihren Grund ^). Historisches hat 0. mehr- 
fach aus den ersten zwei Büchern des Livius entnommen^); 
auch aus den Annalen des Ennius, den Ovid w^eit höher stellt 
als die zeitgenössischen Dichter, mag Einiges stammen^), sonst 
aber ist es mir höchst zweifelhaft, ob die Quellenstudien 
unseres Dichters zu den Fasten sehr ausgedehnt und gründlich 
gewesen sind; eine Durcharbeitung der älteren Annalisten und 
anderer Antiquare als Varro und vielleicht noch Verrius Flaccus, 
wie sie Merkel annimmt, erscheint mir unwahrscheinlich. 

Neben diesem auf römische Verhältnisse sich beziehenden 
antiquarisch -historischen haben wir aber in den Fasten noch 
einen astronomischen Teil, der durch die Einrichtung des 
Cäsarianischen Kalenders bedingt war, aber der äufseren Aus- 
dehnung und dem inneren Werte nach hinter dem ersteren 
bedeutend zurücktritt^). Ovid war eben kein Astronom und 
besafs kein Verständnis für diese Wissenschaft. Zwar hatte 
auch er, dem Geschmacke seiner Zeit huldigend, neben vielen 
anderen die damals stark gelesenen 0avv6^sva (^Sternerschei- 
nungen') des Aratos (der am Hofe des makedonischen Königs 
Antigonos Gonatas gelebt hatte) in lateinische Hexameter über- 
tragen^); indes ist der Gewinn, welchen er daraus für die 

1) Ich halte mit Chr. Huelsen {' Varronianae doctrinae quaenam in 
Ovidii fastis vestigia exteni* Berlin. Dissert. 1880; vgl. G. Nick, Philol. 
Anz. XI [1881] S. 182—189. Philol. XL S. 380 — 382) an der direkten 
Benatzung Yarros durch Ovid fest, anch nach dem Einspruch H. Winthers 
{^De fastis Verrii Flacci ah Ovidio adhihitis'* Berlin. Dissert. 1885); s. 
Ehwald in Bursians Jahresber. XLIII S. 168 ff. 

2) S. Schenkl 'Ovidius und Livius' in Zeitschr. f. östr. Gymn. XI 
(1860) S. 401—406. 

3) Vgl. Zingerle, a. a. 0. 2. Heft S. 1—11. 

4) S. hierüber die abschliefsende Arbeit von Ideler ^Über den oMro- 
nomischen Teil der Fasti des Ooid* in den Abhandl. der Berl. Acad. 
1822. 23 (1826) S. 137—169. Was Merkel, um die astronomischen Kennt- 
nisse des Ovid in einem besseren Lichte erscheinen zu lassen, dagegen 
vorgebracht hat, ist nicht stichhaltig, wie schon Hertzberg, Zeitschrift 
f. Ali-Wiss. 1846 S. 241 ff. bemerkt hat. In weiterem Umfang hat G. 
Hofmann das Thema behandelt: ^Üher die hei griechischen und römischen 
Schriftstellern erwähnten Auf- wnd Untergänge der Sterne^ (Triester Gym- 
nasialprogramm 1879) und darin S. 25 auch eine Tabelle der scheinbaren 
Auf- und Untergänge für die Breite Rom (+ 42 ^ und das J. 46 v. Chr. 
gegeben. Natürlich gelangt auch er zu einem die astronomischen Kennt- 
nisse Ovids hart beurteilenden Schlufs, S. 36 — 39. (Wo die Rechnung 
Hofmanns von Ideler abweicht, habe ich die erstere in Klammern hin- 
zugefügt.) 

6) S. amor. I 16, 16: Cum seile et luna semper Aratus erit, vgl. 
Lactant. inst. II Ö. Prob, zu Verg. georg. I 138 bei Lion II S. 491. 
Übrigens ist auch Arat nicht Astronom gewesen; seine Thätigkeit hat 
sich auf die Übertragung eines Werkes der Fachwissenschaft in allge- 
mein verständliche Verse beschränkt. 

Oylds Fasten. 2 



18 Über den Inhalt und die Entstehnngezeit 

Erkenntnis der Himmelserscheinungen gezogen, nur ein sehr 
geringer gewesen. Über die elementarsten Dinge der Himmels- 
kunde hat er unklare oder unrichtige Vorstellungen: er unter- 
scheidet nicht zwischen den wahren und scheinbaren Auf- und 
Untergängen der Gestirne und stellt die wahren stets als die 
scheinbaren dar, verwechselt auch öfters die Früh-Auf- und 
Untergänge und erwähnt sogar mehrmals dieselbe Erscheinung 
unter verschiedenen Daten. Ein Teil der Fehler der letzteren 
Art wird freilich auf Rechnung seiner Quelle zu setzen sein. 
Denn wenn er auch im wesentlichen seinen Fasten den Cäsaria- 
nischen Kalender^), in welchen auch Angaben über Himmels- 
erscheinungen aufgenommen waren, zu Grunde gelegt hat, so 
hat er doch für den astronomischen Teil noch einen anderen 
Gewährsmann vor sich gehabt, wie wir dies aus Plinius, der 
genau dem Cäsar gefolgt ist (nat. hist. XVHI 214) und in sehr 
vielen Punkten von Ovid abweicht, deutlich ersehen, und zwar 
denselben, aus dem auch Columella und Clodius Tuscus (dessen 
Kalendarium der Byzantiner Joannes Lydus seinem Buch de 
ostentis angefügt hat) geschöpft haben ^). Die Vergleichung 
dieser Schriftsteller aber ergiebt, dafs schon der Verfasser 
dieses Kalendariums mehrfach griechische, in älterer Zeit ge- 
machte Berechnungen neben römische gestellt hatte, und so 
kommt es, dafs 0., der keine Ahnung davon hatte, dafs die 
Sterne unter dem Parallel Athens oder Alexandrias zu anderer 
Zeit auf- oder untergehen als zu Rom und dafs sich der Termin 
der Auf- oder Untergänge mit den Jahren verschiebt^), mehrere 
Sterne zweimal, ja sogar noch öfter sichtbar auf- und unter- 
gehen lassen konnte, während dies bekanntlich unter demselben 
Horizonte nur an einem Tage geschieht. 0, hat es offenbar 
nicht für der Mühe wert gehalten, sich mit den astronomischen 
Dingen eingehender zu beschäftigen; ihm als Dichter erschie- 
nen die Mythen, welche er an die Angaben über die Himmels- 
erscheinungen anschlofs, weit wichtiger, und so hat er denn 
diesen viel gröfsere Sorgfalt zugewandt. Als Hauptquelle 

1) In den alten Kaiendarien war, wenn von dem Auf- oder Unter- 
gang der Gestirne die Rede war, immer der scheinbare gemeint, später 
aber fing man an auch den wabren zu berechnen und in den Kalender 
aufzunehmen, ohne für gewöhnlich zu unterscheiden, und gab dadurch 
natürlich Veranlassung zu vielfacher Verwirrung, von welcher sich nicht 
einmal Cäsar freigehalten hat. 

2) Dafg die Vermutung Merkels (p. LXVI), dieser Clodius Tuscus 
sei identisch mit einem ex P. IV 16, 20 erwähnten Freund des Dichters 
und das uns erhaltene Kalendarium sei von diesem für seinen Ovid zu- 
sammengestellt und von diesem benutzt worden, unhaltbar ist, haben 
Hertzberg a. a. 0. S. 241 f. und Wachsmuth Lyd. de ost. p. XXXV sqq. 
gezeigt. 

3) Ideler hat seine Rechnung für das Jahr 44 v. Chr. und für die 
Polhöhe 41® 51' des Dichters geführt. 



von Ovids Fasten. 19 

haben ihm dabei wahrscheinlich gedient des Eratosthenes 
KatdXoyoL oder KataötSQvö^oi (d. h. Versetzungen unter die 
Sterne), die in einem Auszuge uns noch vorliegen^), jedenfalls 
ein alexandrinischer Schriftsteller; an einer Stelle (II 79 ff.) 
läfst sich aber auch die Benutzung des Herodot, in der all- 
bekannten Erzählung von Arion, erkennen. 



III. 

Das römische Jahr und seine Einteilung*). 

Zum Verständnis dieser Dichtung Ovids erscheint es not- 
wendig einiges Allgemeine über das römische Jahr und seine 
Einteilung und die verschiedenen Klassen der römischen Tage 
hier zusammenzustellen, wobei wir, um vollständig klar zu 
werden, etwas weiter ausholen müssen. 

Bekanntlich haben wir zwei von der Natur selbst gegebene 
Wege aus den Tagen, den einfachsten und natürlichsten Zeit- 
abschnitten, gröfsere Zeitganze zu bilden, zuerst nach der 
Umlaufszeit des Mondes, die, weil kürzer, leichter zu übersehen 
ist und daher eher zur Zeitrechnung gebraucht wurde ^), so- 
dann nach der der Sonne. Diese beiden Rechnungsweisen aber 
hat man schon frühzeitig zu kombinieren versucht, weil der 
durch den Mond gegebene Abschnitt sich im Fortschritt der 
Entwickelung eines Volkes als zu kurz erwies, der andere 
wieder wegen seiner Länge eine Teilung erforderte. Doch hatte 
dies seine bedeutenden Schwierigkeiten, denn weder entspricht 
die ümlaufszeit des Mondes (der sjmodische oder Mondmonat) 
einer Anzahl ganzer Tage noch die der Sonne einer Anzahl 
ganzer Mondmonate oder ganzer Tage, und so kam es denn, 
dafs die Versuche einer Ausgleichung bei manchen Völkern 
ganz scheiterten, und man sich zu einer allein durch den 
Mond oder allein durch die Sonne bestimmten Zeiteinteilung 
entschlofs. Daher haben wir 3 Hauptarten von Jahren: 

1. Das reine Mondjahr von 12 Mondmonaten, also von 
12 X 2972 = 354 (oder 355) Tagen, welches aufser aller inneren 
Beziehung zum Sonnenlaufe steht. 



1) S. C. Robert, Eratosthenis catasterismorum reliquiae. Berol. 1878, 
besonders p. 29. 

2) Nach Idelers Handbuch der math. und techn. Chronolog. II S. 20 ff., 
Mommsens römischer Chronologie, E. Müller in Paulys Realencyclop. I* 
S. 1038—1069, Marquardts Sacralaltert. S. 270 — 287, 0. E. Hartmann, 
Der röm. Kalender. 

3) Psalm 104, 19: 'Da machst den Mond, das Jahr darnach zu teilen.' 

2* 



20 ^^'9 römische Jahr und seine Einteilung. 

2. Das gebundene Mondjahr oder Mondsonnenjahr, 
welches aus 12 — 13 Mondmonaten bestand und diese durch 
Schaltung mit dem Sonnenlaufe in Übereinstimmung zu bringen 
suchte, also 354 — 384 Tage zählte. Dies ist das Jahr, nach 
welchem die Griechen, so weit unsere Nachrichten zurück- 
reichen, immer gerechnet haben, indem sie nur in dem Schal- 
tungsprincip in den verschiedenen Zeiten und Staaten Ab- 
weichungen zeigen. In Athen hat sich nach mehreren anderen 
Versuchen eine 8jährige Schaltperiode (aus 99 Mondmonaten 
= 8 Jahren), die sogenannte Oktaeteris, am längsten gehalten, 
welche später von Eudoxos von Knidos, welcher zur Zeit Piatos 
lebte und mit ihm befreundet war, durch Erweiterung in eine 
160jährige Periode verbessert wurde, und, wenn überhaupt, 
erst spät dem 19jährigen Cyklus des Meton aus Athen, eines 
Zeitgenossen des peloponnesischen Krieges, wich, durch welchen 
235 Mondmonate richtig bis auf einen Unterschied von 2 Stun- 
den gleich 19 Sonnenjahren gesetzt wurden, ein Fehler, der 
später durch Kallippos aus Kyzikos und durch den berühmten 
Astronomen Hipparchos (nach der Mitte des 2. Jahrh. v, Chr.) 
beseitigt wurde. 

3. Das reine Sonnenjahr, welches allein nach dem 
Laufe der Sonne bestimmt wird und die Monate nur als Unter- 
abteilungen des Jahres, ohne dafs dabei auf die Mondphasen 
Rücksicht genommen wird, zur bequemeren Rechnung beibe- 
hält. Cyklische Schaltungen sind auch hier notwendig, da der 
Sonnenumlauf fast um 6 Stunden (genau 5 St. 48' 48") länger 
dauert als 365 Tage. 

Das römische Jahr hat nun verschiedene Wandlungen 
durchzumachen gehabt, über die uns freilich nicht bis in alle 
Einzelheiten hinein genaue Nachrichten zugekommen sind. 

1. Das älteste, das sogenannte Romulische Jahr, soll 
nach der Angabe der meisten Schriftsteller, auch des Ovid (I 27. 
43. III 99), der wahrscheinlich dem Varro gefolgt ist (Censor. 
de d. nat. 20, 3. 11. vgl. Solin. 1, 34flf. Macr. sat. 1 12, 3), aus 
10 Monaten bestanden haben, von welchen die vollen, d. h. un- 
geraden, März, Mai, Quintilis und Oktober, je 31, die hohlen, 
d.h. geraden, April, Juni, Sextilis, September, November und 
December je 30 Tage zählten, also aus 304 Tagen. Diese Rech- 
nung stimmt indes weder mit dem Mond- noch mit dem Sonnen- 
lauf und ist in dieser Überlieferung nicht glaublich; nur daran, 
dafs die Römer in alter Zeit ein zehnmonatliches Jahr hatten, 
wird kaum zu zweifeln sein, wie denn auch nach ausdrücklicher 
Überlieferung das albanische in eine gleiche Zahl von Monaten 
geteilt war; die Zahl der Tage aber wird eine Erfindung römischer 
Antiquare sein, welche bei der weiteren Ausführung der die 
Monatszahl angebenden Nachricht den Monat zu SOy^g Tagen 



Das römische Jahr und seine Einteilung. 21 

rechneten, wie es zu ihrer Zeit geschah. Sonach bleiben zwei 
Möglichkeiten übrig: entweder man hält das Jahr für ein reines 
Sonnenjahr und den Monat für ein Zehnteil desselben, oder die 
Monate für Mondmonate (zu 29 Yg Tagen) und die Zusammen- 
legung von 10 derselben zu einem Jahresring nur durch das 
Decimalsystem bedingt. Von diesen aber ist die zweite die 
wahrscheinlichere, denn dafs die alten Römer Mondmonate ge- 
kannt, beweist die Einteilung der Monate noch in historischer 
Zeit nach Mondphasen (s. unten S. 25) und das Wort mensis 

2. Dies (Mond-) Jahr soll nach der fast einstimmigen Tradi- 
tion von Numa zu einem Mondsonnenjahr umgebildet worden 
sein, indem er die Monate Januar und Februar den bestehenden 
10 Monaten hinzufügte^) und die Monate März, Mai, Quintilis, 
Oktober wie früher aus 31, den Februar aus 28, die übrigen aus 
29, das ganze Jahr aus 355 Tagen bestehen liefs^). 4 Jahre 
bildeten einen Cyklus und wurden mit dem Sonnenlauf in der 
Weise in Übereinstimmung gebracht, dafs man zwischen dem 
23. und 24. Februar (also hinter den Terminalia) im zweiten 
Jahr einen Schaltmonat (mensis intercalaris, auch Mercedonius 
genannt) von 23, im vierten einen von 22 Tagen einschob^), 
sodafs die vierjährige Periode enthielt 355 -f 378 -f 355 -f 377 



1) S. über dies Jahr besonders Mommsen Chronol. S. 47 ff. , dessen 
Darlegung ich aber nur zum Teil beipflichten kaun. Gegen ihn Huschke 
Dcis altröm. Jahr S. 8 ff., dessen Erklärung freihch, wenn sie sich auch 
auf Stellen alter Autoren zu stützen scheint, den alten Bömem etwas 
Undenkbares zumutet. Mit Huschke stimmt Hartmann S. 13 insofern 
überein, als auch er, um dies Jahr in Zusammenhang mit den Jahres- 
zeiten za bringen, meint, dafs nach Ablauf der zehn Monate eine monats- 
lose Zeit angeschoben sei, 'bis mit dem verjüngten Kreislaufe der Natur 
auch der Kreislauf der menschlichen Arbeit und des sie begleitenden 
Gottesdienstes aufs Neue begann'. Sonst bekämpft er überzeugend 
dessen willkürliche AufstelluDgen. — Über die Etymologie von mensis 
s. Curtius Grrmdzüge* S. 334 f. und Vani9ek etym, Wörterh, S. 655. 

2) Ovids Ansicht über die Stellung des Januar und Februar im 
Jahre ist schwankend: I 44 läfst er sie durch Numa (nach der Lesart 
der be&ten Handschriften) den übrigen Monaten vorschieben; II 47 da- 
gegen setzt er den Januar an den Anfang (ebenso Y 423), den Februar 
an das Ende des Jahres, welch letztere Ansicht Hartmann S. 17 ff. ver- 
tritt. Nach anderer Überlieferuug sind jedoch jene beiden Monate die 
letzten im Jahre gewesen, und erst als seit dem Jahre 153 v. Chr. die 
Konsuln ihr Amt am 1. Januar antraten, wurde dieser Tag der Jahres- 
anfang. Ideler Chronol, II S. 52 ff. Hartmann S. 23 ff. 

3) Die ungerade Zahl hatte man deshalb gewählt, weil sie nach 
altitalischem Glauben Gluck bedeuten sollte: Numero deus impare gaudet. 
Verg. ecl. 8, 75. 

4) Gegen die Ansicht Mommsens (Chronol, S. 20 ff.), dafs nur der 
Schaltmonat von 22 Tagen hinter dem 23., der von 23 hinter dem 
24. Februar eingeschoben sei, s. Hartmann S. 79 ff. Bergk, Beiträge zur 
röm. Chronol, in Fleckeisens Suppl. XIII S. 599 ff. 



22 I^as römische Jahr und seine Einteilung. 

= 1465 Tage^). Diese Rechnung aber giebt dem Jahr durch- 
schnittlich 366^4 Tage, also einen Tag zu viel und trägt dem- 
nach den Keim der Verwirrung in sich; dazu liefsen sich die 
Pontifices, in deren Hände die Schaltung gelegt wurde, hierbei 
oft allein durch Parteiinteresse leiten, auch nachdem der 
Schreiber Cn. Flavius als curulischer Ädil den Kalender, bis 
dahin ein Geheimnis der Patrizier, im J. 304 zu allgemeiuer 
Kenntnis gebracht hatte*), kurz die Unordnung war schliefs- 
lieh so grofs, dafs die Jahreszeiten mit dem Kalender gar nicht 
mehr stimmten^). 

3. Sonach war es eine ungemeine Wohlthat für Rom, als 
C. Julius Cäsar, dabei unterstützt von dem Mathematiker So- 
sigenes, zunächst durch verschiedene Schaltungen im J. 46 bis 
zum 1. Januar des J. 45 die Jahresrechnung mit der Jahres- 
zeit ausglich und dann mit diesem Termine den nach ihm 
benannten Julianischen Kalender einführte. In demselben 
wurden die Namen der alten 12 Monate Januar bis December 
und ihre Einteilung beibehalten; sonst liegt ihm das reine 
Sonnenjahr zu Grunde, eine Erfindung der Ägypter und Chal- 
däer, die sich auch schon die römischen Bauern, welche sich 
bei ihrer Thätigkeit stets nach der Sonne richten mufsten und 
das römische bürgerliche Jahr nicht brauchen konnten, prak- 
tisch nutzbar gemacht hatten^). Es wurde von Cäsar das 



1) Es ist mit Becht bemerkt worden, dafs dies sogen. Numanische 
Jahr, welches ein Mond sonn enjahr sein will, einerseits kein reines 
Sonnenjahr war, andrerseits aber auch kein reines Mondjahr, denn es 
zählte 15 Stunden mehr als 12 Mondmonate und wurde durch die Schal- 
tung aus jeder Beziehung auf die Mondumläufe herausgerissen; daher 
hat man auf die Existenz eines wirklichen gebundenen Mondsonnen jahrs 
vor dem sog. Numanischen geschlossen, welches 355 Tage enthielt, die 
durch eine von der späteren (sog. Numanischen) verschiedene Schaltung 
mit dem Sonnenumlauf ausgeglichen wurden, und hat die sehr wahr- 
scheinliche Vermutung aufgestellt, dafs das sog. Numanische Jahr in 
Wahrheit erst eine Schöpfung der Decemvirn (von 450) ist, die dabei 
die griechische Oktaeteris zu Grunde legten. Demnach würde richtiger 
das Numanische Jahr das der Decemvirn oder, wie es Mommsen thut, 
das vorcäsarische Jahr zu benennen und erst an dritter Stelle aufzu- 
zählen sein , während an zweiter Stelle das vor den Decemvirn geltende 
stehen müfste. S. Mommsen Chronol. S. 8 ff. (Anders Hartmann S. 66 ff.) 
Wir haben indes davon Abstand genommen, weil das zweite Jahr nir- 
gends von den alten Schriftstellern, also auch nicht von Ovid erwähnt 
wird, und wir einem Schüler das Verständnis der über das Numanische 
Jahr handelnden Partieen der Fasten nicht noch erschweren wollten. 

2) S. Hartmann S. 110— 131. 

3) S. Th. Bergk a. a. 0. S. 608 — 631. 

4) Gegen Mommsens 'eudoxisch- römischen Bauernkalender' Hart- 
mann S. 172 ff., der darin Recht haben wird, dafs die Bauern nicht nach 
einem astronomisch detaillierten Sonnenjahrkalender gerechnet haben; 
soviel mufs jedoch auch er einräumen, dafs sie sich im Ansetzen ihrer 
Feste von dem staatlichen öfters entfernen mufsten. 



Das römische Jahr und seine Einteilung. 23 

Jahr auf 365 Y^ Tage, also bis auf wenige Minuten richtig 
angesetzt, und bestand von nun an das gemeine Jahr aus 365 
und das je vierte um einen Tag im Februar^) vermehrte Schalt- 
jahr aus 366 Tagen; die Monate hatten dieselbe Länge wie 
noch heute. Ein Mifsverständnis der Pontifices über das Schalten 
(s. Anh. z. III 165) brachte dann noch einmal Unordnung in die 
Rechnung; diese wurde im J. 8 v. Chr. durch Augustus be- 
seitigt, und seitdem ist anderthalb Jahrtausende hindurch nach 
dem Julianischen Kalender gerechnet worden bis auf Papst 
Gregor XIII, der im J. 1582 den diesem Kalender noch an- 
haftenden kleinen Fehler korrigierte. 

Dieser Julianische Kalender erhielt durch den Dictator 
officielle Geltung und hat durch einen Schlag die alte unsicher 
schwankende Jahresrechnung verdrängt, so dafs von vorcäsari- 
schen Kalendern keine Spur mehr erhalten ist, während eine 
ganze Reihe von Kaiendarien, die auf Cäsar beruhen, auf uns 
gekommen ist^). So können wir nach diesen und den Angaben, 
die u. a. Plinius in seiner Naturgeschichte und Columella ihm 
entlehnt haben, ein vollständiges Bild des Julianischen Kalen- 
ders entwerfen, welches für das Verständnis der Fasten, in 
welchen es sich Ovid zur Aufgabe gemacht hatte denselben 
in Form eines Gedichts wieder zu geben, unumgänglich not- 
wendig ist. Die äufsere Form zeigt der Abdruck eines in 
Venusia gefundenen in Marmor eingegrabenen Kalenders, dessen 
Abfassung nach Mommsen ins J, 28 v. Chr. fällt {Corp. inscr. 
lat. I p. 301), auf S. 32. 

Der Kalender Cäsar s gab also erstens die Jahrpunkte 
an und teilte dadurch das Jahr in seine vier Teile; es fiel 
der Beginn 



1) Derselbe wurde hinter dem 24. Februar (a. d. VI kalendas Martias) 
eingeschoben und datiert a. d. bis VI kalendas Mart. Mommsen, Chronol. 
S. 22. 279 — 281. 

2) Abgedruckt am vollständigsten und zuveiläfsigsten im Corp. inscr. 
Lat. I 293 — 360, seitdem aufgefundene Nachträge in der Ephemeris 
epigr., das Hemerologium Arvalium I (1872) p. 33 sqq. =» C. I. L. VI 1 
p. 626 sq., das Hemerologium viae Amadei und das Hemerologium 
Caeietanum III (1877) p. 10. p. 5 sqq. Wie Winther (m der S. 17 A. 1 
angeführten Abhandl.) mit grofser Wahrscheinlichkeit nachgewiesen hat, 
ißt von Ovid der Kalender des Verrius Flaccus, derselbe, von welchem 
die Fasti Praenestini abgeleitet werden, zu Grunde gelegt. Merkel 
(p. XII sqq.) hatte sich für das Calendarium Maffeanum (C. I. L. p. 303 sqq.), 
welches zwischen den Jahren 8 v. Chr. und 3 n. Chr. aufgestellt ist, als 
das dem von Ovid benutzten am nächsten stehende erklärt. S. Ehwald 
in Bursians Jahresb. XLIII S. 169 f. — Von diesen Kaiendarien sind 
natürlich diejenigen zu unterscheiden, welche nach den Fasten Ovids in 
Handschriften entworfen worden sind und deren viele auf uns gekom- 
men sind; Merkel, Proleg. ad Fast LIH — LVIII. G. Boissier in der 
Bevue de philol. nouv. ser. 8 (1884) p. Ö5 — 74. 



24 I^S'S römische Jahr und seine EioteiluDg. 

des Frühlings auf den 7. Februar, die Mitte (Frühlingsnacht- 

gleiche) auf den 25. März^), 
des Sommers auf den 9. Mai, die Mitte (Sommer wende) auf 

den 24. Juni, 
des Herbstes auf den 11. August, die Mitte (Herbstnacht- 

gleiche) auf den 24. September, 
des Winters auf den 10. November, die Mitte (Winterwende) 
auf den 25. December. 
Der Frühlingsanfang erfolgte mit dem Eintreten des Fa- 
Yonius, der des Sommers mit dem (scheinbaren) Frühaufgang 
der Plejaden, des Herbstes mit dem Frühuntergang der Leier, 
des Winters mit dem Frühuntergang der Plejaden; der Früh- 
ling bestand aus 91 (in Schaltjahren aus 92) Tagen, der Sommer 
aus 94, der Herbst aus 91, der Winter aus 89)^). 

Ferner hatte Cäsar nach dem Vorbilde des Bauernkalen- 
ders^) Angaben über die Himmelserscheinungen in den 
seinigen aufgenommen, wie sich deren in grofser Zahl auch 
in Ovids Fasten finden; im Altertum für die Einteilung der 
Zeit von grofser Bedeutung, sind sie für uns ohne praktisches 
Interesse, seitdem unsere Zeitrechnung durch ein scharf be- 
stimmtes Sonnenjahr geregelt wird. Zu ihrer Erklärung diene 
folgendes: 

Man unterscheidet die wahren und scheinbaren Auf- und 
Untergänge der Sterne; jene erfolgen an den Tagen, an wel- 
chen die Sterne, die an der Ostseite des Meridians auf-, an der 



1) Die RechnuDg, dafs die Nachtgleichen und Sommerwenden nicht 
wie bei uns die Jahreszeiten eröffneten sondern die Mitte bildeten, rührt 
Yon Eudoxos her; s. auch Nissen, Ital. Landesk. 1 S. 396. 

2) S. Mommsen, Chronol. S. 300 — 304. — Die Einteilung des Jahres 
ist vor Cäsar eine schwankende gewesen und auch die Ton ihm aufge- 
stellte nicht allgemein durchgedrungen. Ovid setzt im ganzen mit Cäsars 
Kalender übereinstimmend den Frühlingsanfang auf den 10. Februar, den 
des Sommers auf den 13. Mai (11 149. V 601) und entsprechend dieser 
Eechnung die Sommerwende VI 790 auf den 26. Juni (ebenso das Kale&d. 
Yenusinum p. 301, Columella XI 2, 49 auf die Zeit Tom 24. bis 26. Juni); 
in andern Angaben aber weicht er entschieden von ihm ab, so 1 459, 
wo er in der Ansetzung der Mitte des Winters auf den 10. Januar im 
ganzen mit Clodius Tuscus (b. Lyd. de ostent. 69 p. 115 Wachsm.) und 
Columella XI 2, 97 stimmt, welche die Mitte des Winters auf den 

4. Januar setzen; auch IV 901 folgt er einer andern Berechnung; s. z. 
d. St. Der Grund zu dieser Verschiedenheit ist teils darin zu suchen, 
dafs die astronomischen Angaben, welche den Anfang der Jahreszeiten 
bestimmten, schwankten, teils darin, dafs Cäsar, um die Mitte der Jahres- 
zeiten sämtlich a, d, VIII Jcdl. des folgenden Monats setzen zu können, 
von der Rechnung um einen oder zwei Tage abgewichen ist. Hartmann 

5. 151—169. 

3) S. zwei solcher Kalender, ein ^Menologium rusticum Colotianum' 
und ein ^Vallense' bei Mommsen, Corp. inscr. Lat I p. 368. 359 (und 
VI 1 p. 637 sqq.). Eine Probe auf S. 31. 



Das römische Jahr und seine Einteilung. 25 

Westseite untergehen, zugleich mit der Sonne am Horizont 
stehen, entweder an derselben Seite oder ihr gegenüber; die 
scheinlDaren an denjenigen, an welchen sie aus den Sonnen- 
strahlen heraustreten und uns sichtbar werden oder wieder ver- 
schwinden; jene können daher nur durch Berechnung, diese auch 
durch Beobachtung gefunden werden. Ferner wird noch unter- 
schieden der heliakische Aufgang eines Sterns oder der Früh- 
aufgang, d. h, sein erstes Erscheinen in der Morgendämmerung, 
und der akronychische Aufgang oder Spätaufgang, d. i. der 
sichtbare Aufgang während der Abenddämmerung; dann der 
heliakische Untergang oder Spätuntergang, d. i. das letzte Ver- 
schwinden in der Abenddämmerung, und der kosmische Unter- 
gang oder der Frühuntergang, d. h. der erste sichtbare Unter- 
gang während der Morgendämmerung^). Die zeitliche Reihen- 
folge dieser Erscheinungen ist folgende: 1. Wahrer Frühauf- 
gang. 2. Scheinbarer Frühaufgang. 3. Scheinbarer Spätaufgang. 
4. Wahrer Spätaufgang. 5. Wahrer Frühuntergang. 6. Schein- 
barer Frühuntergang. 7. Scheinbarer Spätuntergang. 8. Wahrer 
Spätuntergang. 

Die alte Einteilung des Monats und die ßechnungsweise 
der Tage derselben hatte Cäsar beibehalten, obgleich bei seinen 
Monaten ebenso wie bei denen des Mondsonnenjahres vor ihm 
jener innere Grund, der zu Anfang bei der Teilung mafs- 
gebend gewesen, fortgefallen war. Die einzelnen Monatspunkte, 
kalendae, nonae, idiis, entsprachen nämlich ursprünglich den 
Phasen des Monats. Mit dem Neumonde, d. h. der ersten Er- 
scheinung der Mondsichel in der Abenddämmerung — denn 
der Neumond bezeichnet bei den Alten nicht die Konjunktion 
(d. h. die Stellung des Mondes zwischen Sonne und Erde) 
sondern die Lichterneuung — begann der Monat. An diesem 
Tage liefsen in der ältesten Zeit die Könige, später nach ihrer 
Vertreibung der rex sacrificulus durch die pontifices auf dem 
Kapitol vor der curia, welche davon caläbra hiefs, dem ver- 
sammelten Volk verkünden (calare, xaletv), ob von diesem 
Tage an bis zu den nonaSj dem Tage des ersten Viertels, 
einschliefslich 5 oder 7 Tage gerechnet werden müfsten. 
Daher hiefs dieser Tag Jcalendae, der ßufetag, der Tag des 
ersten Viertels nonae, weil er immer die Stelle ante diem 
nonum idtis einnahm^); dem Vollmonde entsprachen die 



1) Nach Mädler, Himmelskunde S. 697 und Ideler, Über 0.8 Fasten 
S. 139. Vgl. das, auch für einen Nicht-Astronomen sehr wohl verständ- 
liche und klar geschriebene Programm v. Bremiker, ^De temporis e stel- 
larum observationihiis definiendi ratione apud veteres U8itatissima\ Berliu, 
Graues Kloster 1856, auch die Einleitung zu dem oben S. 17 angeführten 
Programm von G. Hofmann. 

2) Varr. de 1. 1. VI 27: Primi dies memiurn nominati kalendae eo, 



26 ^^8 römische Jahr und seine Einteilung. 

idiis^). Die Zählung der einzelnen Monatstage aber ging ent- 
sprechend dieser Rechnungsweise von der folgenden Monats- 
phase aus und war rückläufig. 

Aus der Yierteilung des Monats nach Mondphasen erklären 
sich ferner die Wochen, eine Unterabteilung des Mondmonats, 



29% 



== V/q oder abgerundet 8 Tage. Ob und wie im Mondjahr 



4 

der durch die Abrundung auf ganze Tage entstandene Fehler 
mit dem Mondmonate ausgeglichen wurde, wissen wir nicht, 
auf jeden Fall löste sich mit der Einführung des Mondsonnen- 
jahrs die Woche ganz und gar von dem Monat und wurde 
eine besondere neben dem Jahr und den Monaten laufende 
und durch diese nicht beeinflufste Einteilung der Zeit, wie 
dies noch heute der Fall ist. Den letzten Tag der Woche, 
der zugleich als Ruhetag von ländlichen Geschäften und als 
Markttag galt (s. unten S. 28), nannte man nunditiae^) und 
bezeichnete die Tage der Woche (intermmdinum seil, tempus) 
in den Kalendern zur bequemeren Übersicht durch die Buch- 
staben A — H, die s. g. Nundinalbuchstaben.^) 

Es bleibt endlich noch übrig das Notwendigste über die 
Einteilung der einzelnen Tage und ihre Bezeichnung in 
den Kalendern zu bemerken^): 

Die Tage des römischen Jahres zerfielen zunächst in sa- 
kraler Hinsicht (s. besonders Macrob. sat. I 16) in 



quod his diehus cdlantur eins mensis nonae a pontificibus, quintanae an 
septimanae sint futurae, in Capitolio in curia Cdlabra sie: ^ 

Dies te quinque cdlo, lünö Covella. 
SepUm dies te cdlo, lünö Covella. 

1) Die Ableitung von idus ist unsicher; vielleicht bedeutet es so 
viel wie Teilung, dixofiriv^cc ^ vgl. Macrob. sat. I 16, 17: Idtis vocamus 
diem, qui dividit mensem; Varr. d. 1. 1. VI 28. S. Ideler, Chronol, II 
S. 38 ff. Mommsen, Chronol, S. 16 f. Andere bringen das Wort mit der 
Wurzel idh ^anzünden, leuchten' in Zusammenhang (Corssen, Beiträge 
S. 261), wieder andere mit id ^schwellen', also idus ^Tag um die Mitte 
des Monats' (Vani9ek, etymol. Wörterh. S. 84). 

2) Das Wort ist abzuleiten von novem dies und zu erklären aus der 
römischen Bechnungs weise, welche unter zehn die einen Abschnitt in 
einer Beihe bildenden Punkte zweimal, als Anfangs- und als Endpunkt, 
zählte. 

3) Nach Hartmann S. 102 ff. ist die Einrichtung der Nundinen eine 
plebejische gewesen, welche mit dem patrizischen Kalender gar nichts 
zu thun hatte. — Die siebentägige Woche ist auch schon in der spä- 
teren republikanischen Zeit in Rom bekannt gewesen, hat aber immer 
als etwas Fremdartiges und Orientalisches gegolten. Die Benennung 
der Wochentage nach den Planeten findet sich allgemeiner erst auf 
christlichen Inschriften, nur sehr vereinzelt auf heidnischen. Ideler II 
S. 138. Mommsen S. 313 f. 

4) Nach Mommsen Corp, inscr. Lat. I p. 366 sqq. Huschke, das 
aJtröm. Jahr S. 161 ff. Marquardt S. 280 ff. 



Das römische Jahr und seine Einteilung. 27 

A. dies festij Feiertage, welche den Göttern geweiht waren 
und gefeiert wurden durch 

a. sacrificia, Opfer, 

b. epulae, Opferschmäuse, 

c. ludi, Festspiele, 

d. feriae, Ruhe von Arbeit und Geschäften und gottesdienst- 
liche Handlangen; diese waren dreierlei Art: 

a. f. stativae, welche jedes Jahr an einem bestimmten 
Kalendertag begangen wurden und in den Kalen- 
darien bezeichnet standen; 

/S. f. conceptivae, bewegliche Feste, die zwar in jedem 
Jahr aber an verschiedenen Tagen gefeiert wurden, 
daher vorher von den Behörden oder Priestern an- 
gesagt werden mufsten, z. B. das Saatfest, Semen- 
tivae, s. I 657; 

y. f, imperativae, aufserordentliche Feste, die infolge 
von aufserordentlichen Ereignissen (z. B. von Sie- 
gen oder Prodigien) von den Behörden angesetzt 
wurden, z. B. die supplicationes, 

B. dies pro festig Werkeltage, welche den Menschen und ihrer 
Arbeit gehörten. 

C. dies intercisij halbe Feiertage, welche den Göttern und 
den Menschen gemeinsam waren. 

Neben dieser Einteilung aber gab es noch eine zweite, 
die sich zunächst auf die staatlichen und privatrechtlichen 
Verhältnisse bezog, aber bei dem engen Zusammenhang, in 
welchem das sakrale und das bürgerliche Leben bei den Römern 
stand, mehrfach mit der ersteren zusammenfiel. Da haben wir 
zunächst: 

I. dies fasti in weiterem Sinne (die dies profesti oben B), 
welche als die für das bürgerliche Leben wichtigsten Tage 
dem Kalender den Namen fasti gegeben haben. Sie teil- 
ten sich in 

1. dies fasti im engeren Sinne, bestimmte, in den Ka- 
lendern mit F bezeichnete, Spruchtage (Ov. I 48), 
an welchen der Prätor Recht sprechen durfte; Varro 
de 1. 1. VI 29: Dies fasti, per quos praetoribus omnia 
verba sine piaculo licet fari, 

2. dies comitiales, Versammlungstage, an denen das 
Volk und der Senat zusammengerufen werden durfte, 
die aber zugleich, wenn keine Volksversammlungen 
abgehalten wurden, zum Rechtsprechen verwandt 
werden durften. Macrob. sat. I 16, 14 (aus Varro) ^): 
Comitiales sunt, quibus cum populo agi licet et fastis 



1) Die Stelle des Varro selbst (d. 1. 1. VI 29) ist verderbt. 



28 I^as römische Jahr und seine Einteilung. 

quidem lege agi potest, cum populo non potest, comitia- 

Uhus utrumque potest Solche d. comitiales sind nun 

a. bestimmte Kalendertage, welche in den Kalen-^ 

darien mit C bezeichnet sind, und 
ß. die nundinae, Markttage (s. S. 26), an welchen 
die Landleute in die Stadt kamen, um zu kaufen 
und zu . verkaufen und andere Geschäfte zu er- 
ledigen.^) 

IL dies nefasti (Ov. I 47), welche den dies fasti in weiterem 
Sinne entgegengesetzt sind und weder zum Rechtsprechen 
noch zu Versammlungen gebraucht werden durften, S. 
Varro de 1. 1. VI 30: Contrarii horum (fastorum) vocantur 
dies nefasti, per quos dies nefas fari praetor em ^do dico 
addico% itaque non potest agi (d. h. gerichtlich), necesse 
enim aliquo eorum uti verbo, cum lege quid peragitur. Sie 
zerfallen in 

L dies nefasti in engerem Sinne oder d. feriati, in den 
Kaiendarien mit IvP ^) bezeichnet, die althergebrachten 
religiösen Fest- und Freuden tage (= dies festi A), 
von Ovid nicht als besondere Klasse angeführt. 
2. dies religiosi oder vitiosi, auch atri (in den Kalen- 
darien JV'), ünglückstage, welche im Lauf der Zeiten 
infolge eines unglücklichen Ereignisses durch ein 
Senatskonsult eingerichtet wurden Qomen ab eventu 
esf Ov. I 59). An ihnen war jede heilige Handlung 
untersagt, aber auch politische und militärische Mafs- 



1) So nach Varro, dessen von Mommsen, Chronol. S. 264 angefoch- 
tene Autorität mit ßecht von Huschke, altröm. Jahr S. 288 ff. verteidigt 
wird. An den nundinis waren auch die Schulen geschlossen. 

2) Dafs dies Zeichen nicht durch Nefastus Parte oder Nefastus Prin- 
cipio, wie man früher meinte, aufzulösen ist, hat Mommsen, ChronoL 
S. 233 f. und Corp. inscr. Lat. I p. 367 sicher erwiesen ; weniger genügt 
mir seine eigene Erklärung, nach welcher er in dem Zeichen nur das 
alte vierstrichige N erblicken will, das sich in der Abkürzung der Diffe- 
renzierung wegen erhalten habe. Huschke S. 232 ff. faf&t das Zeichen als 
eine Abkürzung von Nefastus Purus auf und hat damit den Beifall 
Christs gefunden, der in den ^römischen Kalenderstudien' in den Sitzungs- 
berichten der bair. Akademie Jahrg. 1876 S. 176 ff. ausführlich über das 
fragliche Zeichen gehandelt hat. Auch darin stimmen beide überein^ 
dafs das Schweigen von Varro de l. Z. VI 27—32, wo die einzelnen Tage 
des Jahres nach ihrer Bedeutung für die bürgerlichen Verhältnisse von 
einander unterschieden werden, (und danach das von Ovid) darin seinen 
Grund hat, dafs jenes Zeichen überhaupt erst in der Kaiserzeit aufkam, 
und zwar nach Christ für die sämtlichen politischen und einen grofsen 
Teil der religiösen Feiertage. Dagegen ist L. Lange in den röm. Altert. 
I^ S. 357 ff. wieder der alten Auflösung nefastus parte oder principio 
beigetreten und glaubt, dafs diese IsPTage I 49 f. von Ovid gemeint 
und die dies interdsi von ihm ignoriert seien. Die Untersuchung hier- 
über ist noch nicht abgeschlossen. 



Das römische Jahr und seine Einteilung. 29 

regeln traf mau an ihnen nicht und hütete sich be- 
sonders irgend etwas Neues zu beginnen (Ov. VI 
763 ff. I 58 ne fallare cave!). Als solche Tage galten 
die (36) dies postridtiani, d. h. die Tage nach den 
Kaienden, Nonen und Iden, weil die Römer. an ihnen 
wiederholt Unglück gehabt und Niederlagen (z. B. 
am Cremera) erlitten hatten. Vgl. Gell. IV 9, 5: 
Beligiosi dies diountur trisii omine infames inpeditique, 
in quibus et res divinas facere et rem quampiam no- 
vam exordiri temperandum est, Liv. VI 1, 11: Tum 
de diebus religiosis agitari coeptum, diemque ante diem 
XV Jcal. Sextiles duplici clade insignem^ quo die ad 
Cremeram Fäbii caesi, quo deinde ad Aliam cum exitio 
urhis foede pugnatum^ a posteriore clade Aliensem op- 
pellaruntj insignemque rei nullius publice privatimque 
agendae fecerunt 
III. Tage, welche zutn Teil fasti waren, zum Teil nicht 

{d, fissi). 

Dazu gehören: 

1. die dies intercisi, in den Ealeudern bezeichnet EN 
(d. h. ENdotercisi, denn endo ist im alten Latein 
gleich in). Vgl. über sie Varro de 1. 1. VI 31 : Inter- 
cisi dies sunt, per quos mane et vesperi est nefas, medio 
tempore inter hostiam caesam et exta proiecta fas, a 
quOj quod fas tum intercedit aut eo intercisum nefaSy 
intefrdsum, ^) 

2. der 24. März und 24. Mai, die in den Kaiendarien 
die Zeichen neben sich haben: Q, B. C, F,y d. h. 
Quando rex comitiavit, fas. Vgl. Varro de 1. 1. VI 31: 
Dies qui vocatur sie ^quando rex comitiavit, fas^ is 
dictus ab eo quod eo die rex sacrificulu^ itat ad comv- 
tium, ad quod tempus est nefas, ab eo fas: itaqus post 
id tempus lege actum saepe, d. h. es durfte in der 
Zeit, in welcher der rex sacrificulus sich auf dem 
Forum aufhielt und opferte, nicht rechtlich verhandelt 
werden. Ov. V 727. 2) 

1) Ovid ist I 60 f. in betreff der dies intercisi nicht genau. Früh 
nämlich 'wurde das Opfertier geschlachtet, bis dahin war der dies ne- 
fastus; während sodann die exta herausgeschnitten, beobachtet, gekocht 
und dem Brauche gemäfs vorgeschnitten (prosecare, die Eingeweide 
hiefsen dann prosecta oder prosiciae) wurden, durfte der Prätor Recht 
sprechen {'Verbaque honoratus lihera praetor habeV Ov. I 62). War diese 
Handlung vollendet, so wurden die exta, mit möla sälsa bestreut, in 
Schüsseln dem Qotte dargebracht, um auf dem Altar verbrannt zu wer- 
den. Dies nannte man exta dare oder porricere (=» proicere). S. Mar- 
quardt S. 178. 

2) Neben dieser Erklärung der Buchstaben gab es noch eine andere: 



30 I^i^s römisclie Jahr und seine Einteil ang. 

3. der 15. Juni mit dem Kalenderzeieheu Q. ST, D. F., 
d. h. Quando stercus delatum, fas d. h. der Tag wurde 
ein fastus, wenn der Kehricht aus dem Tempel der 
Vesta herausgeschaflft war. Ov. VI 713. Vgl. Varro 
d. 1. 1. VI 32. Fest. p. 258 u. 344. Marquardt S. 333. 
Preller, Rom. Myth. II S. 168 f. 
Was endlich das Zahlenverhältnis dieser Tage zu ein- 
ander betrifft, so gab es nach Mommsens Rechnung (C J. i. 
I p. 373) im alten Jahre 

45 dies fasti (oben I 1), 194 dies comitidles (I 2), 48 
dies nefasti im engern Sinne oder feriaü (II 1), 57 d. 
religiosi (II 2), 8 d. intercisi (III 1), 3 teilweise fasti 
(III 2 u. 3). 

^Quando Bex Comitio Fugerif, welche indes schon von den Alten ver- 
worfen wurde. Das regifugium fällt vielmehr auf den 24. Februar. S. 
Anh. z. II 685. Marquardt S. 310 f. Die Stellen bei Mommsen G. I. L. 
I p. 367. (Anders Huschke S. 166.) 



Das rOmische Jahr nnd seine Einteilung. 



31 



MENOLOGIVM RVSTICVM COLOTIANVM 



capricornus 

MENSIS . 

JAN V AR 

DIES . XXXI 

NON . QVINT . 

DIES . HÖR . VIIIIS =- 

NOX . HÖR . XIIIl E- 

SOL 

CAPRICORNO 

TVTELA 

IVNONIS 

PALVS 

AQVITVR 

SALIX 

HARVNDO 

CAEDITVR 

SACRIFICAS" 

DiS 
PENATIBVS 



aquanus 

MENSIS . 

FEBRAR 

DIES . XXVIII 

NON QVINT . 

DIES . HÖR . XS — 

NOX.HOR.Xm^ 

SOL . AQVARIO 

TVTEL . NEPTVNI 

SEGETES . 

SARIVNTVR 

VINEARVM 

SVPERPIC . COLtt 

HARVNDINES 

INCENDVNT • 

PARENTALIA 

LVPERCALIA 

CARA COGNATo 

TERMINALIA 



pisces 

MENSIS . 

MARTIVS 

DIES . XXXI 

NON . SEPTIMAN 

DIES HÖR . XU 

NOX . HÖR . XII 

AEQVINOCTIvM 

VIII . KAL . APR 

SOL . PISCIBVS 

TVTEL . MINERVAE 

VINEAE PEDAMIN 

IN PASTINO 

PVTANTVR 

TRIMESTR SERITVR 

ISIDIS NAVI6IVM 

SACR . MAMVRIO 

LIBERAL QVINQVA 

TRIA LAVATIO 



aries 

MENSIS 

APRILIS 

DIES . XXX 

NONAE 

QVINTAN 

DIES 
HÖR . XHS 

NOX 

HÖR . XS 

SOL . ARIETE 

TVTELA 

VENERIS 

OTES 

LVSTRANTUR 

SACRVM 

PHARIAE 

ITEM 
SARAPIA 



taurus 

MENSIS 

MAIVS 

DIES . XXXI 

NON SEPTIM 

DIES . HÖR . XIIIIS 

NOX . HÖR . VIIIIS 

SOL TAVRO 

TVTEL . APOLLIN 

SE6ET RVNCANT 

OVES TVNDVNT 

LANA LAVATVR 

IVVENCI DOMAiT 

VICEA PABVLAR 

SECATVR 

SEGETES 

LVSTRANTVR 

SACRVM MERCVR 

ET . FLORAE 



getnini 

MENSIS 

IVNIVS 

DIES . XXX 

NON. QVINT 

DIES HÖR . XV 

NOX . HÖR vnn 

SOLIS . INSTITIVM 

VIII . KAL . IVL 

SOL . GEMINIS 

TVTELA 

MERCVRI 

FAENISICIVM 

V1N//AE 

OCCANTVR 

SACRVM 

HERCVLI 

FORTIS 

FORTVNAE 



32 



Dm römische Jahr und seine Einteilung. 



HEMEROLOGIVM VENVSINVM. 



1 A K . MAI . F . 

2 B VI Fi-vD . 

3 C V C liVD • IN CIBCO 



LVD • LAB 



4 D 


IUI CJ 


m^B 


5 E 


III c 




6 F 


PB C 




7 G NON . F 


VXBGiLl 

• 






EXOBI 


8 H 


vni F 




9 A 


vn LEM 


• N. 


10 ß 


VI C 




11 C 


vLEM. 


N. 


12 D 


IUI C 




13 E 


m LEM 


• N. 


14 F 


PB C MABTI • INVICT 


15 G EID . N 


• PEB • lOVI 


16 H 


xvn F . ] 


If EBCVB • MAIAB 


17 A 


XVI C 




18 ß 


XV C BOl 


i • INOXHIN 


19 C 


XIV C 




20 D 


XIII C 




21 E 


XII AG . 


N • VBDIOVI 


22 F 


XI N 




23 G 


xTVß. 


„ PBB . VOLOA. 


24 H 


IX Q . R 


• C-F 


25 A 


vm C fobTvn • PBm • ikc 


26 B 


vn C 




27 C 


vi C 




28 D 


vC 




29 E 


IUI C 




30 F 


m C 





1 H . K . IVN . N . '""SSSsT 

2 A IV F 

3 B III C BXLLON • nr cib • plak 

4 C PB C HKBC • MAOH • CVsTo 

BIO • PIDIO • DT 
COLLI 

5 D NON . N . 

6 E vni N 

7 F VII N 



8 G 

9 H 

10 A 

11 ß 

12 C 

13 D 

14 E 
16 F 

16 G 

17 H 

18 A 

19 B 

20 C 

21 D 

22 E 



VI N MXNTI • IN OAPiTOL 
V VEST . N . V»STAH 

IV N 

HI MA K • N • MATB • AAl 

PB N 

EID N • FBBIAE . lOVl 

XIIX N 

XVII Q . S . D . F . 

XVI C 

XV C 

XIV C 

Xin C SOL • IN OANOBO 

Xn C SVMMAN • AD • CIB • MAX 

XI C 

X C 



23 F viin C 

24 G VIII C POBTIB • POBTVNAB 

25 H vn C 

26 A VI C 80L8TITIVM • OONPXO 

27 B V C 

28 C IV C 

29 D in F QVIBINO • INOOLL 

30 E PB C XXX 



PB 



31 G C XXXI 



P. OVIDI NASONIS 



FASTORUM LIBRI VI 



Ovids Fasten. 



LIBER I. 



Tempora cum causis Latium digesta per annum 

lapsaque sub terras ortaque signa canam. 
Excipe pacato, Caesar Germanice, vultu 

hoc opus et timidae dirige navis iter 
5 officioque, levem non aversatus honorem, 

huic tibi devoto numine dexter ades. 
Sacra recognosces annalibus eruta priscis, 

et quo sit merito quaeque notata dies, 
invenies illic et festa domestica vobis: 
10 saepe tibi pater est, saepe legendus avus. 
quaeque ferunt illi pictos signantia fastos, 



1—26. Wie die Metamorphosen, 
so beginnen auch die Fasten O.s mit 
einer kurzen Angabe des Inhalts 
der Dichtung; an die Stelle der 
Anrufung der Götter tritt hier eine 
Apostrophe an Cäsar Germanicus. 
Die ganze Einleitung stammt aus 
der zweiten Redaktion. 

1 u. 2 (= IV 11 u. 12) enthalten 
eine Umschreibung des W. fasti, 
8. Einl. S. 27. — digesta ^geordnet, 
verteilt', ebenso v. 27; vgl. Paul, 
p. 87: Fastorum libri appellantwr, 
in quibus toiiiM anni ßt descriptio. 

— cum causis sc. temporum, v. 8. 

— Latius oft als Adj. bei 0. — 
4. Die Vergleichung der Dichtung 
mit einem Schiff ist bei 0. u. an- 
dern Dichtern häufig (z. B. v. 25. II 
3. 863. III 790. IV 18. 729 a. ö.). 

5. honorem 'Ehrengeschenk'. — 
officio * Dienstleistung', vgl. ex P. 
IV 8, 43; 66 f. — 6. numine verb. 
mit dexter (= numine dextro), — 
7. Sacra 'heilige Gebräuche, Fest- 
lichkeiten' . — recognosceSfdvayvcoajjy 
'du wirst überschauen', lesen; die 
Bedeutung des re tritt zurück; an- 
ders IV 418. — annäles prisci sind 



überhaupt alte Geschichtswerke. — 
eru^a eig. aufgegraben, hier müh- 
sam ermittelt, vgl. Cic. pr. Mur. 

7, 16: Ex annalium vetustaie eru- 
enda est memoria nobilitatis tuae. — 

8. notata s. üb. die Ealenderzeichen 
(notae) d. Einl. S. 27 f. — 9. illic: in 
meinem officium. — festa domestica 
vobis: die Feste eures (des kaiser- 
lichen) Hauses {vobis => quae vobis 
sunt, v^iv ovta); sie wurden von 
den Kaisern durch öffentliche Spiele, 
reiche Schenkungen u. dergl. ge- 
feiert und so auch für das ganze 
Volk zu Festtagen gemacht. S. I 
690. II 127. III 420 u. Anm. 

10. Der leibliche Vater des Ger- 
manicus war Nero Claudius Drusus, 
dessen Vater Ti. Claudius Nero, 
der frühere Gemahl der Li via; hier 
aber ist der Adoptivvater des G. 
Tiberius gemeint, der denselben 
auf Befehl des Augustas adoptiert 
hatte, und dessen Adoptivvater also 
des G. Adoptivgrofsvater, Augustus. 
— 11. In den Kalendern pflegten 
als besonders ehrenvolle Auszeich- 
nungen zu den betreffenden Daten 
kurze Angaben über Ruhmesthaten 



36 



Ovidi fastorum 



tu quoque cum Druso praemia fratre feres. 
Caesaris arma canant alii, nos Gaesaris aras^ 

et quoscumque sacris addidit ille dies. 
15, Adnue conanti per laudes ire tuorum 

deque meo pavidos excute corde metus. 
da mihi te plaeidum: dedöris in carmina yiris; 

ingenium vultu statque caditque tuo. 
pagina iudicium docti subitura movetur 
20 principis, ut Clario missa legenda deo. 
quae sit enim culti facundia sensimus oris^ 

civica pro trepidis cum tulit arma reis, 
scimus et; ad nostras cum te tulit impetus arteS; 



der kaiserliclien Familie hinzuge- 
fügt zu werden; solche praemia, 
welche nach der Meinung des höfi- 
schen Dichters den Kalender zieren 
{sipnantia = insignientia) , prophe- 
zeit hier 0. dem Germ, und seinem 
Adoptivbruder Drusns (dem leib- 
lichen Sohne des Tiberius), der im 
J. 23 n. Chr. von Seian ermordet 
wurde. — quaeque bezieht sich 
auf praemia, Konstr. et praemia s, 
pictos f., quae Uli (pater et avus) 
fertmt, tu quoque feres, — ferunt, 
davongetragen haben und noch 
davontragen, denn jene Zusätze 
stehen noch in den Kalendern. — 
pictos: 'verziert'. — 13. Caesaris 
aras d. h. die Altäre und Tempel, 
welche Augustus errichtet hatte. S. 
n 69 ff. u. Anm. — 14. Die Tage, 
welche Aug. neu schaffend oder 
Vergessenes erneuernd den Fest- 
tagen hinzufügte; s. S. 9. 

16. adnue %aTccvsvaov. — per lau- 
des ire U, ^das Lob der deinigen 
durchgehn' {ßuivai, persequi): vgl. 
II 16. tr. V 9, 31: mea — Thalia 
per titulum vetiti nominis ire cupit, 
— 16. metus eigentl. die Furcht- 
regungen, zu übers, durch den Sin- 
gular. Seyffert, lat. Gr. § 190. — 
17. da — ; dederis: von den zwei 
grammatisch koordinierten Sätzen 
ist der erste dem Gedanken nach 
der Bedingungs-, der zweite der 
Folgerungssatz; wir verbinden die 
Sätze durch *und so, und daun'. 
Im zweiten Satze steht das fnt. . 
exact., um auszudrücken, dafs die 
zweite Handlung in demselben Mo- 
ment wie die erste vollendet sein 



wird. Dadurch wird die Höflich- 
keit des Dichters gesteigert. Seyf- 
fert § 222 A. 2. 233 A. 4. — dederis, 
so zuweilen noch in der Arsis, na- 
mentlich wenn zwei Kürzen voraus- 
gehn, I 116. VI 215 und in zwei 
Versen hintereinander am. I 4, 31 f. 

— in carmina : componenda. — 18. 
ingenium: meum; vgl. ex P. IV 8, 
68 (an denselben Germanicus): ludi- 
cio pretium res habet ista tuo, — 19. 
pagina: dies Buch. — movetur vor 
Ehrfurcht und Angst, also 'zittert'. 

— Germanicus war nicht nur durch 
allgemeine Geistesbildung ausge- 
zeichnet {doctus\ sondern auch als 
Redner (v. 21 f. ex P. II 6, 55) und 
als Dichter (v. 25 f. ex P. IV 8, 
67). Wir besitzen von ihm noch 
die Phaenomena, eine freie Über- 
setzung des Aratos in Hexametern, 
und vier Bruckstücke aus seinen 
Prognosticis (über den Einflufs der 
Gestirne auf die Witterung). Die 
von ihm geschriebenen griech. Ko- 
mödien sind verloren. 

20. Clarius deus, Apollo, so ge- 
nannt von der Stadt Klares bei 
Kolophon, weil er daselbst einen 
berühmten Tempel nebst Orakel 
besafs. Germ, besuchte diesen ein 
Jahr vor seinem Tode, und soll ihm 
dort das baldige Bevorstehen des- 
selben prophezeit worden sein. — 
22. Auf die Thätigkeit auf dem 
Forum werden auch von Prosaikern 
häufig die Ausdrucke des Ejrieges 
angewandt. Die Verteidigung galt 
als die ehrenvollere Aufgabe des 
Redners. — 23. impetus, poet. Be- 
geisterung, 8. VI 6 u. Anm. — 



I 12—42. 



37 



ingenii currant flumina quanta tui. 
25 si licet et fas est, vates rege vatis habenas, 
auspicio felix totus ut annus eat. 

Tempora digereret cum conditor urbis, in anno 

constituit menses quinque bis esse suo. 
scilicet arma magis quam sidera, Romule, noras, 
30 curaque finitimos vincere maior erat. 

Est tarnen et ratio, Caesar, quae moverit illum, 

erroremque suum quo tueatur, habet, 
quod satis est, utero matris dum prodeat infans, 

hoc anno statuit temporis esse satis. 
35 per totidem menses a funere coniugis uxor 

sustinet in vidua tristia signa domo, 
haec igitur vidit trabeati cura Quirini, 

cum rudibus populis annua iura daret. 
Martis erat primus mensis, Venerisque secundus: 
40 haec generis princeps, ipsius ille pater. 

tertius a senibus, iuvenum de nomine quartus, 

quae sequitur, numero turba notata fuit. 



^4. quanta currant flumina wie im 
Oriech. (sl fisyccg^ atpd'ovog u. ä.: 
^wie mächtig dahin braust der 
Strom deines Geistes'. 

26. 81 licet et fas est, näml. einen 
Wunsch auszusprechen. — häbenas 
von der Lenkung des Wagens auf 
die Steuerung des Schiffes (y. 4) 
übertragen; ebenso III 693. Verg. 
Aen. VI 1. — 26. ausp. felix ist zu 
verbinden (=» auspicio felici, s. v. 6). 

— totUtS u. a. e. : im Gedichte, das 
nach der Anlage sich über das 
ganze Jahr erstrecken sollte. — 
€at: decurrat, so öfters vom Jahr 
und seinen Abschnitten. 

27 — 44.Über dasBomulische 
zehnmonatliche Jahr s. S. 20. 

— 30. vincere Subj. , cura m. 
Präd. 

36. tristia signa: die Zeichen der 
Trauer bestanden bei den röm. 
Frauen besonders in den schwarzen 
{sordidae) vestes. — 37. vidit 'hatte 
im Auge', vgl. IV 24. V 71. — trar 
heati: die träbea war eine Art Toga, 
mit scharlachroten, horizontalen 
Streifen (träbes) und einem purpur- 
nen Saume, die Tracht der nlönige, 



s. II 603. VI 376. 796. met. XIV 828. 
Marquardt, Privataltert. 2 S. 119. 
-- 38. populis: es ist nicht nötig 
hier an die Römer und Sabiner zu 
denken; der Flur. populi wird häufig 
von der Einwohnerschaft einer 
Stadt gebraucht, so am deutlichsten 
von Theben met. VI 177: Me (es 
spricht Niobe) regia Cadmi sub do- 
mina est, fidihusque mei commissa 
mariti moenia cum p(^ulis a meque 
viroque reguntur, fast. III 181. 726. 
IV 640. I 207. — annua iura daret, 
d. h. als er für das rohe Volk die 
Bestimmungen über das Jahr traf. 
— 39. Der erste Monat des Romu- 
lischen Jahres war der mensis Mar- 
tius, der 2. der ApriliSt dessen 
Name hier von der Aphrodite, 
der Mutter des Äneas und damit 
Ahnfrau des Romnlus, hergeleitet 
wird. 

41. Maius a maior ihus (— • seni- 
hus), Itmim a iuvenibua sc. notati 
fuerunt. — 42. Die fönende turba 
sind die Monate Quintilis (sptitor 
Julius), ursprünglich der 6. u. i. w. 
bis 10. Monat. Hoch andere Ablei- 
tungen der Monatsnamen giobt 0. 
zu Anfang der einzelnen Bücher. — 



38 



Ovidi fastorum 



At Numa nee lanum nee avitas praeterit umbras^ 
mensibus antiquis praeposuitque duos. 

45 Ne tarnen ignores variorum iura dierum, 

non habet offieii Lueifer omnis idem. 
ille nefastus erit, per quem tria verba silentur, 

fastus erit, per quem lege lieebit agi. 
nee toti perstare die sua iura putaris: 
50 qui iam fastus erit; mane nefastus erat; 

nam simul exta deo data sunt; lieet omnia fari, 

verbaque honoratus libera praetor habet, 
est quoque, quo populum ius est ineludere saeptis, 

est quoque, qui nono semper ab orbe redit. 
55 vindieat Ausonias lunonis eura kalendas, 

idibus alba lovi grandior agna eadit. 
nonarum tutela deo caret. omnibus istis 

(ne fallare eave!) proximus ater erit. 
omen ab eventu est. illis nam Roma diebus 



43. nee av. pr, umhras: Februarius 
wurde von fehrua d. i. piamina 
(hier anf den Gräbern der Gestor- 
benen) abgeleitet; vgl. II 19 S. 
33 ff. u. III 160 ff. — 44. praeposuit- 
que: die Dichter verbinden häufig 
qtce nicht mit dem ersten Worte 
des Satzes, dann aber meist mit 
dem Verbum. Über die Sache s. 
S. 21 Anm. 2. 

46 — 62, Üeber die Geltung 
der Tage (nach Varro). S. Einl. 
S. 27. 

45. Ne ignores — , non habet: erg. 
zwischen den beiden Sätzen: so 
sage ich dir. — 46. offieii idem wie 
II 334. off,, Geschäft. — Lueifer als 
Vorläufer des Tages steht oft für 
diesen selbst, II 150. 568. III 772. 
VI 211. 791. — 47. tria verba: do, 
dicOj addico, s. S. 27. — 49 ff. s. 
über d. dies intercisi S. 29 u. Anm. 
die Dativ. 

50. iam ein willkürlich angenom- 
mener Zeitpunkt zu Mittag. — 51. 
exta aTtXdyxva, die edleren inneren 
Teile, Leber, Galle, Herz u. Lunge. — 

52. honoratus heifst überhaupt jeder 
mit einem Ehrenamt Bekleidete, 
scheint aber besonders vom Prätor 
gesagt worden zu sein, dessen 
Edikte unter dem W. ius honora- 
rium zusammengefaTst wurden. — 

53. est quogue näml. dies; s. üb. d. 



dies comitidles S. 27. — saepta (frü- 
her ovile genannt), der für die Ab- 
stimmung der comitia eingehegte 
Raum, seit Cäsar ein grofsartiger 
Marmorbau auf dem Marsfelde, der 
aber jetzt völlig von der Erde ver- 
schwunden ist. — 54. est quoque 
{dies), qui nono (die) semper ab orbe 
redit, die nundinae (s. S. 28), welche 
immer am 9. Tage nach dem zu- 
rückgekehrten Kreise der 8 Tage 
wiederkehrten; die Zeit zwischen 
zwei Markttagen wird ein Kreis 
genannt, wie das Jahr ein Bing, 
cmnus, anulus. 

55. S. Einl. S. 25. — Ausonias 
hal.: die Ausones oder Aurunci 
wohnten in der historischen Zeit in 
dem Gebirge zwischen dem Liris 
und Voltumus und waren vielleicht 
versprengte Beste der früheren Be- 
völkerung Mittelitaliens : sie haben 
oft bei Dichtem der ganzen Ein- 
wohnerschaft Italiens oder Latiums 
den Namen gegeben. — Die kälendae 
waren der Juno als der Göttin des 
neu erscheinenden Mondes, die idus 
dem Juppiter heilig. Preller I S. 156. 
272. 189. — 66. Den himmlischen 
Gottheiten wurden weifse, den 
chthonischen schwarze Tiere ge- 
opfert. S. V. 588 u. A. — 67. no- 
narum tut, deo caret gesucht für 
nonae tutela dei carent — omnibus 



l 43—71. 



39 



60 danma sub averso tristia Marte tulit. 

Haec mihi dicta semel; totis haerentia fastiS; 
ne seriem rerum scindere cogar^ erunt. 

Ecce tibi faustuni; Germanice; Duntiat amium 
inque meo primus carmine lanus adest. 
65 lane bieeps, anni taeite labentis origo^ 
solus de superis qui tua terga videS; 
dexter ades ducibuS; quorum secura labore 

otia terra ferax^ otia pontus habet, 
dexter ades patribusque tuis populoque Quirini 
70 et resera nutu Candida templa tuo. — 

Prospera lux oritur. linguis animisque favete! 



istis (kal., non,, id,) Dativ. Über 
die dies atri s. S. 28 f. 

60. damna ferre, Schaden davon- 
tragen, erleiden. — aversus 'un- 
gnädig'. — 61. d. h. das von v. 45 
an Auseinandergesetzte, was fSr 
den ganzen Kalender gilt, soll hier- 
mit ein für allemal abgemacht sein. 

63—294. 1. Januar. 

63 — 70. Anrufung des Janus. 
J. («s Dianus, der Lichte) ist ein 
altitalischer Licht- und Sonnengott, 
über dessen Wesen 0. v. 89 ff. nur 
äuTserliche und oberflächliche Vor- 
stellungen ausspricht, und allmäh- 
lich zu einem Gott des Anfangs 
und des Ursprungs überhaupt ge- 
worden. Preller I S. 166 ff. Daher 
war ihm der erste Tag des Januar, 
der seinen Namen trägt, besonders 

geweiht und seit dem J. 153 (s. z. 
[I 148) ein hoher Feiertag, an dem 
man sich gegenseitig Glückwünsche 
und auch kleine Geschenke von 
guter Vorbedeutung (s. v. 175 ff.) 
darbrachte. 

65. lane bieeps : J. wurde mit 
zwei Köpfen dargestellt; s. v. 91 ff. 
114. 133 ff. — iacite, so dafs man 
es nicht merkt, also überraschend 
schnell. VgL Senec. de brev. vit. 
8, 5 von der Zeit: nihil tumultTi- 
äbitur, nihil admonehit velocitatis 
suae: tacita Idbetwr. — 66. terga: 
die Dichter setzen häufig den Flur, 
für den Sing, bei den Körperteilen 
eines Menschen; ebenso ora für 
OS z. B. I 255. 375. 458. — 67 Die 
duces sind Germanicus, Drusus, der 
leibliche Sohn des Tiberius, und 



Tiberius selbst, unter dessen Auspi- 
cien alles ausgeführt wird. S. Einl. 
S. 12 Anm. 3. — dexter ades 'stehe 
gnädig zur Seite'. — secura verb. 
mit otia s. VI 734. — 69. paJtfihus 
populoque Quirini (d. h. Bomuli) 
dichterisch für senatui populoque 
Eomano; vgl. Hör. carm. I 2, 46: 
laetus intersis popuh Quirini. Ov. 
met. XV 572. 756. — tuis gehört 
zu beiden zu einem Begriff ver- 
bundenen Dativen. — dexter ades 
'ja gnädig'.' 

70. Der Gott Janus soll durch 
seinen Wink die Tempel zum Opfer 
und Gebet öfi&ien, wie dies bei 
supplicationes und andern Festen 
von Staatswegen geschah, um die 
Menge in ihren weifsen Festklei- 
dern (v. 79. II 654. IV 906, s. Suet. 
Ner. 60, wo erzählt wird, wie Nero 
beerdigt wurde stragulis aUbis 
auro intextis, quibus usus kalendis 
lantMriis fuerat) einzulassen und 
die Tempel selbst dadurch zu 
weifsen zu machen. 

71 --88. Öffentliche Feier 
der kal. lanuariae; Preller I 
S. 178 ff. 

71. linguis animisque (ablat,) 
favete (svtprjiisitB) , seid (euch und 
der heiligen Handlung) mit Herz 
und Mund günstig, d. h. hier: hütet 
euch vor bösen {male ominata) 
Worten und Gedanken. Dieser Ge- 
danke des Hexameters wird im 
Pentameter in anderer Form wie- 
derholt, vgl. Tibull. II 2, 1; Bica- 
mus bona verba, venit natälis ad 
aras, quisquis ades, lingua, vir 



40 



Ovidi fastonim 



nunc dicenda bona sunt bona verba die. 
lite vacent aureS; insanaque protiniis absint 
iurgia; differ opuS; livida turba, tuum. 
75 CerniS; odoratis ut luceat ignibus aether, 
et sonet accensis spica Cilissa focis? 
flamma nitore suo templorum verberat aurum 
et tremulum summa spargit in aede iubar. 
yestibus intactis Tarpeias itur in areeS; 
80 et populus festo concolor ipse suo est. 

iamque novi praeeunt fasces, nova purpura fulget^ 

et nova conspicuum pondera sentit ebur. 
colla rüdes operum praebent ferienda iuvenci^ 
quos aluit campis herba Falisca suis. 
85 luppiter arce sua totum cum spectat in orbem^ 



muUerque, fave, fast. v. 175 ff. — 
72. hona — hona: dergleichen Zu- 
sammenstellungen desselben Wor- 
tes in verschiedenem Kasus lieben 
die römischen Dichter, weil sie den 
Gedanken schärfer hervortreten 
lassen, hona v. = fausba v. — 74. 
(ypus näml. litem et iurgia. 

75. Mit diesem V. versetzt uns 
der Dichter auf das Kapitol (Tar- 
peias in arces)] um die Prozession 
beim Amtsantritt der neuen Kon- 
suln mit anzusehu. — odoratis von 
dem Weihrauch und den anderen 
odores, welche in die Opferflamme 
geworfen wurden; eine hell und 
hoch aufschlagende und knatternde 
(v. 344. IV 742) Flamme galt als 
gutes Vorzeichen. — 76. spica Ci- 
lissa näml. croci, der bei den Bö- 
mem als Parfüm sehr beliebt, in 
vorzüglicher Güte auf dem Berge 
Corycus in Cilicien wuchs. — ac- 
censis focis lokal. — 77. Die Opfer- 
flamme von dem vor dem Tempel 
des Capitolinischeu Juppiter stehen- 
den Altar triflt mit ihrem zittern- 
den Licht das Dach des Tempels 
{summa aedes)^ welches mit ver- 
goldeter Bronze gedeckt war (Plin, 
n. h. XXXIII 67). 

80. Dem dies festus, candidus 
entsprachen die vestes intactae, 
purae, candidae der Menge. — 
81. Trat einer der Konsuln öffent- 
lich auf, so gingen ihm stets 12 
Liktoren mit den Kutenbündeln 
(fasces) voraus, welche hier novi 



genannt werden, weil es die Kon* 
suln sind. Das Amtskleid der kurul. 
Magistrate, die toga praetexta (pur- 
pwra genannt von dem purpurnen 
Besatzstreifen) hatten die Konsuln 
schon in ihrem eigenen Hause an- 
gelegt; zum Ausdruck vgl. Flor. 11 
9 (UI 21), 17 septima illa Marii 
purpura, — 82. Auf dem Kapitol 
angekommen, setzen sich die Kon- 
suln zum erstenmal {nova pondera) 
auf ihren Amtsstuhl, die sella cu- 
rulis, einen mit Schnitzwerk aus- 
gelegten Sessel aus leuchtendem 
{conspicuum) Elfenbein (eine Ab- 
bild, b. Rieh, Rom. Alt. S. 558). 
ebur metonymisch für sella ehurnea. 
— 83. rüdes op. iuv.: die dem 
luppiter zu opfernden Farren kamen 
frisch von der Weide und durften 
noch nicht zur Arbeit gebraucht 
sein, z. III 876. IV 336; auch 
mufsten es weifse sein, wie sie be- 
sonders das Gebiet von Falerii (einer 
etruskischen Stadt zwischen dem 
Soracte und dem m. Ciminius) her- 
vorbrachte. — ferire ist nebst cae- 
dere und mactare der technische 
Ausdruck vom Schlachten der Opfer- 
tiere. — 84 = am. III 13, 14 u. ex 
P. IV 4, 32. 

85. Wie nun durch das feier- 
liche Opfer aufmerksam gemacht 
von seiner arx, d. h. dem Kapitol 
(s. z. II 70) oder genauer dem dor- 
tigen Tempel Jup., media qui sedet 
aede (so heifat es ex Ponto TV 9, 
32 in der Schilderung der näm- 



1 78-106. 



41 



nil nisi Bomanum^ quod tneatur, habet. 
Salve ; laeta dies,, meliorque revertere semper, 

a populo rerum digna potente coli! 
Quem tarnen esse deum te dicam, lane biformis? 
90 nam tibi par nulluni Graecia numen habet 
ede simul causam, cur de caelestibus unus, 

sitque quod a tergo, sitque quod ante, vides? 
haec ego cum sumptis agitarem mente tabellis, 
lucidior visa est, quam fuit ante, domus. 
95 tunc sacer ancipiti mirandus imagine lanus 
bina repens oculis obtulit ora meis. 
extimui sensique metu riguisse capillos, 
et gelidum subito frigore pectus erat, 
ille tenens baculum dextra clavemque sinistra 
100 edidit hos nobis ore priore sonos: 

*Disce metu posito, vates operose dierum, 
quod petis, et voces percipe mente meas. 
^ Me Chaos antiqui (nam sum res prisca) vocabant: 
aspice, quam longi temporis acta canam. 
105 lucidus hie aer et, quae tria corpora restant. 



liehen Prozession), den Blick auf- 
richtet (vgl. Y. 283 attollens ocülos) 
und den Erdkreis überschaut, sieht 
er dort alles römisch, eine damals 
beliebte Übertreibung (s. II 684. 
tr. I 6, 69 f. II 217 f. lU 7, 51 f.), 
-welche mehrfach zu einer Schmei- 
chelei gegen das Haus der Cäsaren 
benutzt wird, II 136 ff. — 87. laeta 
B bona T. 72, daher die Steigerung 
melior, — 88. rerum pot. :«= orbis ter- 
rarum p, vgl. VI 369. met. II 269. 
— digna c<Si: dignus findet sich in 
der Poesie und in der späteren 
Prosa oft mit dem Infinitiv (v. 226. 
III 490), auch aptua II 216. 264. 

89 — 288. Über das Wesen des 
Janas und die Gründe, warum 
er mit einem doppelten Ge- 
sicht (biformis) abgebildet 
wurde. Preller I S. 166 ff. 

89. 0., ganz von den Vorurteilen 
seiner Zeit beherrscht , denen sich 
sogar Varro nicht entziehen konnte, 
läM die röm. Mythologie sich aus 
der griech. entwickeln und erklärt 
die vaterländische aus der fremden; 
das war bei Janus unmöglich, weil 
er eine spezifisch italische Gottheit 
war, daher das nam v. 90. Die 
Frage schliefst sich an v. 64 an. 



— 93. tabellis: die mit Wachs über- 
zogenen Holztäfelchen, auf welche 
0. seine Dichtung schreiben wollte. 

96. anceps steht in seiner eigentl. 
Bedeutung, doppelköpfig (von a/n, 
am, amb «» d^(p£ [vgl. ambo] u. 
Caput), Über die Erscheinung des 
Gottes 8. Einl. S. 15 f. — 96. bina 
erkläre ans der Anm. z. 66. — 
98. frigore 'Schauer'. — 99. Vgl. 
Macrob. I 9, 7 : lanus — cum clavi 
ac virga figuratur, gpMsi omnium et 
portarum custos et rector viarum, 

100. ore priore, aus seinem vor- 
deren, dem Dichter zugekehrten 
Munde. — 101. vates op, dierum 
(«. III 177) 'mühsamer Sänger der 
Tage', näml. der Fasten {dies ^^ 
tempora v. 1). 

103 — 114. Die erste Ansicht: als 
Gott des Anfangs wird Janus mit 
dem Chaos (v. xaCvsiv^ also eigentl. 
der gähnende Raum), als der ür- 
masse, aus der alles entsprungen, 
identifiziert. — 108. res 'etwas' oder 
'Wesen'. — 104. quam longi temp, 
genet. qualit. zu acta, — 106—110. 
Mit der hier kurz angedeuteten 
Schöpfungsgeschichte v^. die aus- 
führlichere DaritelluDff im Anfange 
der Metamorphosen. 0. nimmt, wie 



42 



Ovidi fastoram 



ignis, aquae, tellus, unus acervus erat, 
ut semel haec rerum secessit lite suarum 

inque novas abiit massa soluta domos^ 
flamma petit altuni; propior locus aera cepit^ 
110 sederunt medio terra fretumque solo. 

tunc ego, qui fueram globus et sine imagine moles, 

in faciem redii dignaque membra deo, 
nunc quoquC; confusae quondam nota parva figurae, 

ante quod est in me postque, videtur idem. 
115 AccipC; quaesitae quae causa sit altera formae, 

banc simul ut noris officiumque meum. 
quicquid ubique vides, caelum, mare, nubila, terras, 

omnia sunt nostra clausa patentque manu, 
me penes est unum vasti custodia mundi, 
120 et ius vertendi cardinis omne meum est: 
cum libuit pacem placidis emittere tectis; 

libera perpetuas ambulat illt vias. ^\ 

sanguine letifero totus miscebitur orbis, 



zuerst Empedokles, vier Elemente 
{corpora, semina rerum met. I 9) 
an. — 107. haec gehört zu massa 
(Urstoff). Die Its rerum (z. B. des 
Kalten und des Heifsen, des Feuch- 
ten und des Trockenen u. s. w.) 
schildert 0. met. I 18 ff. — 108. 
soluta part. perf. zu secessit — 
109. Die Erde umgab nach der 
Vorstellung der Alten unmittelbar 
ein dichter Dunstkreis {spissus aer, 
met. I 23), diesen der helle, klare 
Äther, liquidum caelum I 23, ignea 
convexi vis et sine pondere caeli 

I 26 (vgl. auch v. 67), hier flamma, 
— petit (= petiit daher petit, z. 

II 341) altum vgl. met. I 27: emi- 
cuit summaque locum sihi fecit in 
arce, — propior näml. dem medium 
solum in v. 110. — 110. sederunt 
==» subsederunt V 13. medio solo 
im (feston) Raum in der Mitte des 
ganzen Weltalls ; jetzt also circum- 
fuso pendebat in aere tellus pon- 
deribus librata suis,\ met. I 12. — 
111. sine imagine m, = qua^ sine 
im, erai, ^gestaltlos'. Das Substant. 
mit einer Präpos. wird hier, wie 
oft hei Dichtem, wie ein Adj. oder 
Partie, mit einem andern Snbst. 
attributiv verbunden, s. II 845. 
m 561. IV 335. 726. VI 347; bei 
Cicero finden sich von dieser Ver- 



bindung nur wenige Anfänge. — 
112. redii = ivi, z. 7. — 113. con- 
fusae — fig, Apposition zum Satze. 

— quondü,m verb. mit confusae. 

— 114. postque: et quod post est 
in me, 

116 — 144'. Die 2. (richtige) An- 
sicht: Janus (als Sonnengott) ist 
Pförtnet im Himmel und auf Erden, 
der Herr über allen Eingang und 
Ausgang. Preller I S. 167 ff. 

120. cardin^m vert. die Thür 
auf- und zumachen, cardines sind 
die Zapfen oben und unten an der 
Thür, die sich in Löchern in der 
Schwelle und in dem Sturz drehen, 
unsere Thürangeln kannten die 
Alten nicht. — 121. Dasselbe Bild 
ausgeführt bei Verg. Aen. VII 
607 ff. (vgl. auch ebenda I 293). 
An den Janustempel am Forum 
darf hier nicht gedacht werden. — 
cum libuit durch das Präs. zu über- 
setzen, s. Seyffert § 221, 3. — 122. 
perpetuas, also ohne Störung und 
Unterbrechung. — ambulat mit dem 
Acc. vias verb. nach Analogie von 
ire iter, currere viam u. ä. — 123. 
sanguis 'Blutvergiefsen', vgl. rem. 
am. 26 von Amor: tu^ mortifero 
sanguine tela carent. — miscere 
wird von den Historikern häufig 
von der Erregung politischer Ver- 



I 106—144. 



43 



ni teneant rigidae condita bella serae. 
125 praesideo foribus caeli cum mitibus Horis: 
it, redit officio luppiter ipse meo. 
inde vocor lanus. cui cum Ceriale sacerdos 

imponit libum farraque mixta sale^ 
nomina ridebis. modo namque Patulcius idem 
130 et modo sacrifico Clusius ore vocor. 
scilicet alterno voluit rudis illa vetustas 

nomine diversas significare yices. 
Vis mea narrata est. causam nunc disce figurae: 
iam tamen hanc aliqua tu quoque parte vides. 
135 omnis habet geminas, hinc atque hinc^ ianua frontis^ 
e quibus baec populum spectat, at illa larem. 
utque sedens primi vester prope limina tecti 

ianitor egressus introitusque videt, 
sie ego perspicio caelestis ianitor aulae 
140 eoas partes hesperiasque simul. 

ora vides Hecates in tres vertentia partes, 

servet ut in ternas compita secta vias: 
et mihi, ne flexu cervicis 'tempora perdam, 
cernere non moto corpore bina licet'. 



wirrangen gebraucht. — 124. con- 
dita *unter Verschlufs' . — sera ist der 
Querbalken, der zum Verschliefsen 
hinter die Thür gelegt wurde. 

125. Die Hören hüten auch in 
der Uias (E 749. 393) das Him- 
melsthor. — 127. inde näml. von 
meinem ofQcium an der ianua (II 
61). s. z. V, 267. — cui: mihi. — 
Ceriale libum ein Kuchen aus Mehl; 
die Art, welche dem Janus geopfert 
wurde, hiefs lanual; s. v. 276. 
Sonst waren die liba aus Weizen- 
mehl (oder Spelt), Eiern und ge- 
riebenem Käse, zuweilen mit einer 
Zuthat von Milch und Honig, auch 
Ol, bereitet imd meist gebacken. 

— 128. imponit sc. aris, wie IV 
941 ' hinzugesetzt ist. — farraque 
m, 8, d. i. die mola sdlsa s. v. 338. 

— 129. Der logische Nachsatz z. 
V. 127. 128 ist modo Fat. id., m. Gl, 
vocor, der grammatische nomina 
ridebis dem Gedanken nach nur 
eine Parenthese. — Vgl. Macrob. 
sat. I 9, 16: Patulcium et Clusivium 
(lanum vocant), quia bello caulae 
(die ümfriedigung) eius patent, 
pace clauduntur. 



132. vices 'Beruf. — 133. vi» 
* Wesen'. — 184. hanc bezieht sich 
auf causam, vides mit dem geistigen 
Auge. 

136. haec näml. frons. — Der 
Lar, der Schutzgott des Hauses, 
stand in einer kleinen Nische über 
einem Altar in der Flur hinter der 
Hausthür oder im Atrium, meist 
in der Nähe des Eingangs. — 137. 
primi tecti des Eingangs vom Hause^ 
vgl. VI 302. — 138. Der Thür- 
hüter hielt sich gewöhnlich im 
vestibulum auf, neben dem er seine 
Gella hatte. 

140. Auch die beiden Gesichter 
des berühmten Janus am Forum 
schauten nach dem Auf- und Unter- 
gange der Sonne, Preller I S. 169. 
— eous TJcöog. — partes 'Gegenden', 
wie her.' 17, 197. — 141. Über 
^EndtTj, *Exar??ff s. z. 387 ff. — fcr- 
tentia = versa. — 142. servare ist 
der eigentl. Ausdruck von der 
Thätigkeit des Thürhüters, v. 173. 
II 616. 

146 — 164. Warum das Jahr mit 
dem 1. Jan. seinen Anfang nimmt. 
S. Einl. S. 21. 



44 



Oyidi fastoram 



145 Dixerat et vultu, si plura requirere vellem, 
difficilem mihi se non fore fassns erat, 
sumpsi animum gratesque deo non territus egi 

verbaque sum spectans pauca locutus humum: 
*Dic, age, frigoribus quare novus incipit annus, 
150 qui melius per ver incipiendus erat? 

omnia tunc florent; tunc est nova temporis aetas, 

et nova de gravido palmite gemma tumet; 
et modo formatis operitur frondibus arbor^ 
prodit et in summum seminis herba solum; 
155 et tepidum volucres concentibus aera mulcent, 
ludit et in pratis luxuriatque pecus. 
tum blandi soles, ignotaque prodit hirundo 
et luteum celsa sub trabe figit opus; 
. tum patitur cultus ager et renovatur aratro: 
160 haec anni novitas iure vocanda fuit'. 

Quaesieram multis. non multis ille moratus 

contulit in versus sie sua verba duos: 
^Bruma novi prima est veterisque novissima solis: 



145. si vellem gehört zu diffi- 
cilem fore, — 148. spectans humum 
in frommer Scheu vor dem Gott. 
— pauca l. ist so formelhaft ge- 
worden, dafd Yon derselben Bede 
0. V. 161 sagen konnte quaesieram 
multis. — 149. frigoribus Mn der 
Zeit der Fröste'; der Plur. bezeich- 
net das wiederholte Eintreten der 
Kälte, die kalten Tage, Fröste (H 
151), oder auch eine besonders starke 
Kälte, ebenso soles Sonnenglnt II 
311. 366. — Übrigens hatte das 
altröm. Jahr mit dem Frühling 
seinen Anfang genommen. 

151. Vgl. mit dieser Schilderung 
des Frühlings III 236 ff. — 152. 
S. III 238. Vgl. Cicer. Cat. mai. 16, 
53 : IneuMe vere in eis, quae relicta 
sunt (nämlich in vite oder palmite), 
exsistit tamquam ad articulos (am 
(Gelenke) sarmentorum ea quae 
gemma dicitur (das sog. Auge, g. 
Y. gigno); a qua oriens uva sese 
ostendit — gravidus 'schwellend'. 

153. modo geh. zu formatis. — 

154. seminis herha, der Sprofs des 
Samenkorns, vgl. Verg. ecl. 5, 26: 
graminis herha, georg. I 134: fru- 
menti herba, 

155. Vgl. II 116 u. Verg. Aen. 
VII 34: Aeihera mulcebant cantu. 



— concentibus Murch ihr Konzert'. 

— 156. ludit et in pratis ItMCuriat- 
que pecus, die Alliteration malt das 
mutwillige Hüpfen der Tiere , vgl. 
Verg. Aen. XI 496 vom Rofs: or- 
rectisque fremit cervicibus alte Itucu- 
rians luduntque iubae per coUa, 
per armos, — 157. blandi soles: die 
Sonnenstrahlen sind schmeichelnd 
gegenüber den gefährlichen Pfeilen 
des Gottes im Sommer. — ignota 
den vergangenen Winter über. — 
159. patitur cultus: im Winter war 
der Boden hart. — renovare agrum 
den Acker nach der Buhe des Win- 
ters neu bearbeiten. 

161. non multis ille m. mit seiner 
Antwort. — 163. Die bruma ist der 
kürzeste Tag des Jahres (dicta brth 
ma, quod brevissimus ttmc dies est), 
Varr. de 1. 1. VI 8) , das Winter- 
solstitium, von Cäsar auf den 25.*Dec. 
gesetzt. An diesem Tage begann 
die Sonne nach Zurücklegung des 
alten ihren neuen Lauf, und so 
datiert 0., indem er es mit dem 
Worte bruma nicht genau nimmt, 
von dem novus sol den novus 
annus. Vgl. Varr. de 1. 1. VI 28: 
novus annus kalendae lanuariae 
ab novo sole qppellatae, Gensor. 
d. d. n. 21, 13, Plut. q. R. 19. — 



I 145—182. 



45 



principium capiunt Phoebus et annus idem'. 
165 Post ea mirabar, cur non sine litibus esset 
prima dies. ^Causam percipe!' lanus ait. 
*tempora commisi nascentia rebus agendis, 

totus ab auspicio ne foret annus iners. 
quisque suas artes ob idem delibat agendo 
170 nee plus quam solitum testificatur opus'. 

Mox ego: ^Cur, quam vis aliorum numiua placem, 

lane, tibi primum tura merumque fero?' 
*Ut possis aditum per me, qui limina servo, 
ad quoscumque voles' inquit * habere deos'. 
175 ^At cur laeta tuis dicuntur verba kalendis, 
et damus alternas accipimusque preces?' 
Tum deus incumbens baculo, quem dextra gerebat^ 

* Omina principiis' inquit anesse solent. 
ad primam vocem timidas advertitis aures, 
180 et visam primum consulit augur avem. 

templa patent auresque deum^ nee lingua caducas 
concipit uUa preces, dictaque pondus habent'. 



164. Fkoehiis: söl, so oft auch in 
den Fasten. 

165—170. Feier des Jahresan- 
fangs. In Bom mnfste jeder am 
1. Jan. an sein jährliches Geschäft 
(suas artes 169) die erste Hand an- 
legen, aber nur es gleichsam kosten, 
um so durch einen guten Anfang 
an dem ersten Tag des Jahres 
jenem einen guten Erfolg für das 
ganze Jahr zu sichern (v. 178). 
So bestieg auch der Prätor an dem 
Tag (einem d, fastus) das Tribunal 
nur, um seine Jahresthätigkeit ein- 
zuweihen; sein ßechtsprechen war 
an dem Tage nur eine Formalität; 
daraus erklärt sich der Widerspruch 
zwischen v. 165 u. 73. — 166. post 
ea: warum nicht postea? — 167. 
commisi, mandavi. — 168. ab a, 
infolge des a.; das Jahr ist iners, 
wenn es die Menschen in ihm 
sind. — 170. nee (aber nicht) pltis 
quam, erg. facit, wie bei nihil aliud 
quam, 

171 — 174. Warum dem Janus, 
auch wenn das eigentliche Opfer 
anderen Göttern galt, doch stets 
eine Spende vorher (gegeben wird. 
S. Preller I S. 169. Vgl. Cato de r. 
r. 134 (in einer Opferregel): iure 
vino lano, lovi, lunoni praefato. 



175—182. Grund der laeta (od. 
bona z. v. 72) verba und der preces 
am 1. Januar; z. y. 63. — 178 d. i. 
der Anfang bestimmt das ganze 
Jahr. ~ Den ominibus legten die Rö- 
mer eine solche Bedeutung bei, daXs 
z. B. bei Truppenaushebungen oder 
beim Census zuerst diejenigen auf- 
gerufen wurden, welche Valerius 
(valeo) oder Salyius oder Statorius 
(sto) hiefsen, bei Verpachtung von 
Zöllen zuerst ein lacus Lucrinus 
(wegen lucrum) ausgeboten wurde 
und ähnl. — 180. consulere und 
observare sind die stehenden Aus- 
drücke von der Beobachtung des 
Vogelflugs. — 181. Janus als Bim- 
melspförtner öffiiet an seinem Fest- 
tage die Tempel und Ohren der 
Götter und sorgt als Vermittler des 
Verkehrs zwischen Göttern und 
Menschen für die Erfüllung der 
Gebete. — Aus der Frage v. 176 
ist vor diesem Verse meis kalendis 
hinzuzudenken. — caducae pr, sind 
hinfällige, d. h. eitle, erfolglose 
Bitten. — 182. concipere pr. ur- 
sprünglich Bitten in die vorgeschrie- 
benen Formen fassen, hier sie in 
solchen {conceptis verbis) feierlich 
aussprechen. — pondus h, 'gehn in 
Erfüllung'. 



46 



Ovidi fastorum 



Desierß.t lanus. nee longa silentia feei^ 

sed tetigi verbis ultima verba meis: 
185 ^Quid Yult palma sibi rugosaque eariea', dixi 

^et data sub niveo eandida mella cado?' 
^Omen' ait ^causa est, ut res sapor ille sequatur, 

et peragat coeptum dulcis ut annus iter'. 
^Dulcia cur dentur, video. stipis adice causam, 
190 . pars mihi de festo ne labet uUa tuo'. 

Risit et ^0 quam te fallunt tua saecula', dixit 

^qui stipe mel sumpta dulcius esse putas! 
vix egQ Satumo quemquam regnante videbam, 

cuius non animo dulcia lucra forent. 
195 tempore crevit amor, qui nunc est summus, habendi. 

vix ultra, quo iam progrediatur, habet, 
pluris opes nunc sunt, quam prisci temporis annis, 

dum populus pauper, dum nova Roma fuit, 
dum casa Martigenam capiebat parva Quirinum, 
200 et dabat exiguum fluminis ulva torum. 
luppiter angusta vix totus stabat in aede, 

inque lovis dextra fictile fulmen erat, 
frondibus omabant quae nunc Capitolia gemmis, 



183—226. Warum man sich am 
1. Jan. mit Kleinigkeiten (die von 
einer alten sabinischen Segensgöttin 
Strenia strenae genannt wurden, 
die ^trennes der Franzosen) be- 
schenkte. Preller 1 S. 179 f. 

185. Die Dattel und die Feige 
wurden getrocknet gegessen, ru- 
gosa gehört daher zu carica und 
palma; vgl. met. VIII 664 {hie 
mixta est rugosis carica palmis), Ca- 
ricae (sc. fici) hiefsen die Feigen, 
weil sie in Carlen in grofser Menge 
wuchsen und von dort getrocknet 
nach allen Ländern exportiert wur- 
den (vgl. unser ^Borsdorfer, Stet- 
tiner' u. ähnl.). — 186. Candida m. 
'schimmernder H.% ebenso III 762. 
Die cadi dienten nicht allein zur 
Aufbewahrung von Wein, sondern 
auch von festen Dingen, z.B. Feigeu, 
Hülsenfrüchten, gesalzenen Fischen ; 
es gehört sowohl data als suh n. 
cado ('unten im — ') zu allen drei 
Subjekten. — 187. res, die Ereig- 
nisse des Jahres. — 189. dulcia 
Süfsigkeiten. — Das Geldstück war 
ein alter as (aera vetusta v. 220) 
mit dem Januskopf und dem Schiff 
(v. 229), also von sehr geringem Wert. 



190. Was schwankt, ist unsicher, 
unklar, z. v. 468. — 193. Die av/rea 
aetas Saturno regnante schildert 0. 
met. I 89—112. — 194. lucra näml. 
d. stips. 

199. Die Hütte des Romulus, aus 
Rohr und Schilf erbaut (IH 184), 
von den Bömem ängstlich erhalten 
und nach einem Brand stets gewis- 
senhaft wieder hergestellt, stand 
noch zu O.s Zeiten auf dem Pala- 
tino wo man bei den Napoleoni- 
schen Ausgrabungen ihre Stelle 
wiedergefunden zu haben glaubt. 

200. ulva z. V 619.— 201. 0. 
meint die hölzerne Statue des Jup- 
piter Feretrius, welche in einem 
kleinen, der Sage nach schon von Bo- 
mulus gegründeten Tempel, dessen 
Längenseiten nur eine Ausdehnung 
von 6 M. hatten, auf dem Kapitoi 
stand, und überläfst es seinen Le- 
sern sich den Gegensatz zu denken, 
nämlich die aus Gold und Elfen- 
bein in späterer Zeit gebildete 
prächtige Statue des berühmten 
Kapitolinischen Juppiter, die jedem 
Römer bei dieser Stelle von selbst 
in den Sinn kam. — 203. Eonstr.: 
frondibus omabant Gap., quae 



I 188—220. 



47 



pascebatque suas ipse Senator oves. 
205 [nee pudor in stipula placidam cepisse quietem 
et faenum capiti supposuisse fuit.] 
iura dabat populis posito modo praetor aratro, 

et levis argenti lammina crimen erat. 
At postquam fortuna loci caput extulit huius, 
210 et tetigit summo vertice Borna deos, 
creverunt et opes et opum furiosa cupido, 

et, cum possideant plurima, plura petunt. 
qnaerere, ut absumant, absumpta requirere certant, 
atque ipsae vitiis sunt alimenta vices. 
215 sie quibus intumuit suflFusa venter ab unda, 
quo plus sunt potae, plus sitiuntur aquae. 
in pretio pretium nunc est: dat census honores, 

census amicitias, pauper ubique iacet. 
Tu tamen auspicium si sit stipis utile, quaeris, 
220 curque iuvent vestras aera vetusta manus? 



nunc gemmis (ornant), z. B. Angu- 
8tus, *»n cellam Capitolini lovis se- 
decim müia pondo awri ge^nmasque 
ac margaritas quingenties sestertii 
una donatione contulif, Suet. Aug. 
30. S. Preller I S. 232 f. — 204. 
S. III 780 ff. 

207. iura dabat, 'sprach Recht'; 
ebenso 252. II 492. — populis, z. 38. 
Was 0. III 781 (s. z. d. St.) vom 
Eonbul berichtet, überträgt er hier 
auf den praetor, den Stadtrichter. 
— 208. Fäbridus censor (im J. 275) 
P. Cornelium Bufinum consularem 
senatu movit , quod is decem pondo 
argenti facti haberet. Liv. ep. XIV. 
Vgl. Plinius n. h. XVHI 39 prae- 
cipiehant ista, qui triumphales denas 
argenti libras in 9uppellectile cri- 
mini dabant, — 209. Verb, fort, 
huius loci and vgl. IV 507. met. X 
335: Foriwna loci la>edor, 

210. Ein sehr häufig gebrauchtes 
Bild, um den Gipfel menschlicher 
Glückseligkeit zu bezeichnen. Vgl. 
met. VII 61: vertice sidera tangam. 
Hör. carm. I 1, 36 sublimi feriam 
sidera vertice, — 211. Vgl. mit 0. 
die treffliche Darstellung der diversa 
vitia, der Habsucht und der Ver- 
schwendung in seiner Zeit bei Sal- 
lust Cat. 10—13 (ea qu^i materies 
omnium malorum fuere)y auch bei 
Livius praef. 12. XXXIV 4, 1—11. 



— 213. guaerere certarU: 'sie er- 
werben im Wetteifer'. Vgl. Sali. 
Cat. 12, 1 f. : Igitur ex divitiis iu- 
ventutem luxuria atque avaritia 
cum superbia invasere: r apere, con- 
sumere; sua parvi pendere, aliena 
cupere, — 214. Gerade der Wechsel 
zwischen quaerere und absumere 
giebt den Lastern der avar* und 
luxwria neue Nahrung. 

215. Eonstr.: sie {ab eis), quibus 
V, int. ab u, suff,, (also den Wasser- 
süchtigen, hydropids, welche auch 
sonst mit den Habsüchtigen ver- 
glichen werden, z. B. von Horaz), 
plus aquae sitiuntu/r (Pass. zu si- 
tire aquam, nach Wasser dursten), 
quo pl. s, p,; über sunt potae s. z. 
V. 121. 

217. in pr. pr. nunc est: 'heute 
gilt nur das Geld', census ist zu- 
nächst die Abschätzung des Ver- 
mögens, dann das Vermögen selbst, 
s. V 63 u. Anm. — 219. auspicium 
st. das a. (=■ omen v. 221), welches 
liegt in der stips, z. II 170. 

220. Die Münzen bestanden in 
der ältesten Zeit aus Kupfer (die 
prisca moneta\ seit 269 (oder 268) 
wurden auch silberne geprägt, gol- 
dene seit 217 V. Chr. Die Präge- 
si^tte war seit 269 am Tempel der 
Juno Moneta auf der Burg (s. VI 
183 u. A.), daher hiefs das Geld 



48 



Ovidi fastorum 



aera dabant olini; melius nunc omen in auro est^ 

victaque concessit prisca moneta novae. 
Nos quoque templa iuvant, quamvis antiqua probemus, 

aurea. maiestas convenit ista deo. 
225 laudamus vetereS; sed nostris utimur annis: 

mos tarnen est aeque dignus uterque coli'. 
Finierat monitus. Pavidis ita rursus, ut ante, 

clavigerum verbis adloquor ipse deum: 
^Multa quidem didici. sed cur navalis in aere 
230 altera signata est, altera forma biceps?' 

*Noscere me duplici posses sub imagine', dixit 

^ni vetus ipsa dies extenuasset opus, 
causa ratis superest: Tuscum rate venit in amnem 

ante pererrato falcifer orbe deus. 
235 hac ego Saturnum memini tellure receptum: 

caelitibus regnis a love pulsus erat, 
inde diu genti mansit Saturnia nomen, 

dicta quoque est Latium terra, latente deo. 
at bona posteritas puppem formavit in aere, 
240 hospitis adventum testificata dei. 

ipse solum colui, cuius placidissima laevum 



moneta. — 223—226 sind erst später 
bei der zweiten Bearbeitung von 
0. hinzagedichtet worden und be- 
ziehen sich auf den von Augustua 
und Tiberius prächtig restaurierten 
Tempel des lanus iuxta theatrum 
Marcelli. 

225. nostris ut annis: wir neh- 
men an, was unsere Jahre (genau 
genommen 'die Sitten unserer 
Jahre') bieten. — 226. Konstr. uter- 
que tarnen mos est dignus coli (z. 88). 

227—264. Erklärung der Bilder 
auf dem römischen as, welcher den 
Januskopf zum Avers (v. 231 — 232), 
ein SchifiPsvorderteil oder einen 
Schiffsschnabel zum Revers(v. 233 ff.) 
hatte. Abbild, einer solchen Münze 
bei Baumeister Denkmäler U S. 964. 

228. clavigerum z.. 99. — 229. cur 
in aere altera forma navalis (=■ na- 
vis), altera (/*.) hiceps signata (ge- 
prägt) est? Die Frage schliefst sich 
an aera dahant olim in v. 221 an. 
— 231. Wie der as zum Avers den 
Janus, den ersten der Götter, hatte, 
so der Semis den Juppiter, der 
Triens die Minerva, der Quadrans 
den Herkules, der Sextans den Mer- 
curius, die wnda die Roma. — 



232. dies ^Zeit' (in dieser Bedeu- 
tung femin. gen.). — opus das Ge- 
präge. — 233. Tuscus amnis ist 
der aus Etrurien nach Latium kom- 
mende Tiber (wie 600, IV 47. 294. 
V 628. VI 714), der falcifer deus 
Saturnus, der Gott der Saaten (a 
saiu od. a sationihus) und Stifter 
und Vorsteher des ital. Ackerbaues 
(ursprünglich Saeturnus, daher 
Saturnus, aber sator)^ demnach iet 
sein Attribut die Sichel. Prell er IE 
S. 10 ff. Die Hauptsache, dafs Sa- 
turn den Ackerbau mit sich nach 
Italien gebracht und aus Dankbar- 
keit hierfür verehrt wurde, ist von 
0. übergangen. 

236. receptum sc. a me, — 236 z. T. 
= 111 796. — 237. Saturnia ist der 
Beiname des Landes bei Ennius 
(ann. 26 p. 8 Vahl.) und öfters bei 
Virgil, der auch wie die meisten 
Alten die folgende Etymologie von 
Latium hat (Aen. VIH 322). — 
238. latente sc. in terra. — 239.|9up- 
pem =» navem; denn die erhaltenen 
Münzen zeigen nirgends e^nepuppis, 
sondern immer die rostra, — in 
aere: auf dem Kupfer der Münzen. 

241. 42 Umschreibung des Lan- 



I 221—260. 



49 



radit harenosi Thybridis unda latus, 
hie, ubi nunc Roma est, incaedua silva virebat, 
tantaque res paucis pascua bubus erat. . 
245 arx mea collis erat, quem cultrix nomine nostro 
nuncupat haec aetas laniculumque vocat. 
tunc ego regnabam, patiens cum terra deorum 

esset et humanis numina mixta locis. 
nondum lustitiam facinus mortale fugarat 
250 (ultima de superis illa reliquit humum), 

proque metu populum sine vi pudor ipse regebat; 

nuUus erat iustis reddere iura labor. 
nil mihi cum hello, pacem postesque tuebar', 
et clavem ostendens *Haec' ait *arma gero'. 
255 Presserat ora deus. Tunc sie ego nostra resolvi, 
voce mea voces eliciente dei: 
^Cum tot sint iani, cur stas sacratus in uno, 
hie ubi iuneta foris templa duobus habes?' 
nie, manu mulcens propexam ad pectora barbam, 
260 protinus Oebalii rettulit arma Tati, 



des auf dem rechten Tiberufer, 
welches nach Macrobins (I 7, 19) 
Camesene genannt wurde. — 243. 
Denselben Gedanken führt 0. aus 
V 93 f. und 639 ff. TibuU. II 6, 26 : 
Sed tunc pascebant herhosa Palatia 
vaccae et stdbant humües in lovis 
arce casae. — 244. res 'Reich'. 

245. cultrix: me {lanum) cdlens, 
— 248. humanis n. m. locis: Sinn: 
als die Götter noch auf den Plätzen 
der Menschen weilten; die Verbin- 
dung ist auffallend ; wahrscheinlich 
ist h. locis der Abi. loci und aus 
hum. zu mixta ein hominihus zu 
ergänzen. — 249. vgl. met, I 149: 
Victa iacet Pietas, et virgo caede 
madentes ultima caelestum terras 
Astraea reliquit, u. I 89 ff. 0. folgt 
dem Arat (phaen. 133), bei dem 
dUrj zuletzt die Erde verläfst (vgl. 
German. phaen. 137); anders Hesiod 
^^y. X. rifi>. 199, wo es am Ende 
der Schilderung der eisernen Zeit 
heifst: a^avcizoav fiszä (pvXov hov 
nQoXmovT* ävd'Qoaitovg Aldmg Tial 
Nsfisaig. 

251. pudor ist das sittliche Ge- 
fühl für Recht und Gesetz, welches 
also damals ohne Anwendung von 
Gewalt an Stelle der Furcht vor 
Richter und Gesetz herrschte; vgl. 
met. I 89 ff. 131. — 252. iura reddere 

OTids Fasten. 



= *. dare z. 207. — 253. nil mihi 
cum hello sc. erat: es gab damals 
noch keinen Krieg (ein weiterer 
Vorzug des goldenen Zeitalters; 
met. I 97 ff. 142 ff.), also auch noch 
keinen Janustempel als ^index pacis 
hellique\ — p, p. tuebar ^ich nahm 
wahr den Frieden und die Thore*, 
d. h. dies war mein Beruf, vgl. 
673. II 699. 

255—276. Grund der Heiligkeit 
des berühmten Tempels des Janas 
Geminus am Forum an der Strafse, 
welche das forum Romanum und 
das des Cäsar (v. 258) verband. 
Becker R. A. I S. 256 ff. 348 ff. 
Preller I S. 173 ff. Abbild, auf einer 
Münze des Nero bei Baumeister, 
Denkm, I S. 234. 

256. eliciente ^indem herauslocken 
wollte'. — 257. iani sind überhaupt 
Durchgänge, wie es deren mehrere 
in Rom gab, einfache Bogen über 
die Strafse oder Thore; aus ihnen 
haben sich dann Tempel zu Ehren 
des Janus mit 2 oder 4 Thoren 
entwickelt, von welchen der älteste 
am Forum, in welchem eine alter- 
tümliche Statue des Gottes stand, 
von 0. ein ianus genannt wird {in 
uno sc. iano 'nur in einem'). 

260. arma, die Waffenthaten. 
Oebalius wird Tatius genannt von. 



^ 



50 



Ovidi fastorum 



utque levis custos^ armillis capta, Sabinos 

ad summae tacitos duxerit arcis iter. 
^Inde, vel.ut nunc est, per quem descenditis/ inquit 

^arduus in valles ad fora clivus erat. 
265 et iam contigerant portam, Saturnia cuius 

dempserat oppositas invidiosa seras: 
cum tanto veritus committere numine pugnam 

ipse meae movi callidus artis opus 
oraque, qua pollens ope sum, fontana reclusi 
270 sumque repentinas eiaculatus aquas. 

ante tamen madidis subieci sulpura venis, 

clauderet ut Tatio fervidus umor iter. 
cuius ut utilitas pulsis percepta Sabinis, 

quae fuerat, tuto reddita forma loco est. 
275 Ära mihi posita est parvo coniuncta sacello: 



Oebalus, einem alten König der 
Spartaner, von denen die Sabiner 
abBtammen sollten, vgl. III 230. 

— 261 ff. Die hier sehr skizzenhaft 
gegebene Erzählung, wie Tarpeja, 
nach der gewöhnlichen Sage die 
Tochter des römischen Befehls- 
habers auf dem Eapitol, die Sabiner 
in dasselbe einläfst, dann aber für 
ihre Verräterei den gebührenden 
Lohn erhält, und wie die Palati- 
nische Stadt nur durch Janus noch 
gerettet wird, findet sich auch noch 
metam. XIV 775 ff., hier aber mit 
einigen Abweichungen , welche das 
Verdienst des Janus schmälern; vgl. 
Liv. I 11, 6: Spurius Tarpeius Bo- 
manae praeerat arci. huius filiam 
virginem auro corrumpit Tatius, ut 
armatos in arcem acdpiat, — accepti 
öbrutam armis necavere, — additur 
fdbula, quod vulgo Säbini aureas 
armillas magni ponderis hracchio 
laevo gemmatosque magna specie 
anMlos hahfierint, pepigisse eam quod 
in sinistris mantbus hoher ent; eo 
scuta Uli pro aureis donis congesta. 

— 262. summa a,, d. i. das Kapitol. 

— 263. inde näml. ab arce. — 264. 
clivus ist der Weg den Hügel hin- 
unter. — 265. contigerant: die Sa- 
biner, die vom Kapitol aus die Pala- 
tinische Stadt überrumpeln wollen; 
die porta ist also ihr Thor an der 
Stelle des späteren Tempels des 
Janus Geminus. — Saturnia: Juno, 



die Tochter des Saturnus, ist den 
Römern als den Nachkommen des 
Aneas, des Sohnes der Venus, feind- 
lich gesinnt. — 266. seras z. 124. 
— 267. Es war keinem Gotte ge- 
stattet die Thaten und Beschlüsse 
eines anderen rückgängig zu machen, 
met. XIV 784 : nisi quod rescindere 
numguam dis licet acta deum. II 
676 £ — 268. Als Sonnengott ist 
Janus zugleich Quellengott (daher 
ihm ein Sohn Föns oder Fontus ge- 
geben wurde), eine Vereinigung, die 
auch die deutsche Mythologie in 
den Göttern Phol und Balder zeigt. 
Preller I S. 171. II 126. — Die ars 
des J., welche er hier anwendet 
{movet, s. VI 760), ist das Öffiien u. 
Schliefsen. — 269. qu>a ope ^^ quo^ 
rum (der Quellen) ope; s. z. II 224. 

270. aquas, Wassermassen, vgl. 
nives Schneemassen v. 390. — 271. 
sulpura, der Plur. von Stoffnamen 
bezeichnet oft Stucke desselben 
Stoffes. Seyffert § 190, 2 c. — venae, 
Wasseradern; der Schwefel ist 
brennend zu denken und setzt auch 
das Wasser in Flammen, wie dies 
0. met. XIV 792 ausdrücklich sagt, 
daher hier fervidus umor. — 273. 
percepta (sc. est) 'genossen war'. — 
274. qime fuerat 'die frühere'. — 
tuto 'dem (so) geschützten'. 

275. Vor dem v. ergänze ein 
'deshalb'. Vgl. Trebatius b. GeU. 
VII 12, 5: sacellum est locus parvus 



I 261—292. 



51 



haec adolet flammis cum strue farra suis/ 
'At cur pace lates motisque recluderis armis?' 

nee mora; quaesiti reddita causa milii est: 
*üt populo reditus pateant ad bella profecto, 
280 tota patet dempta ianua nostra sera. 
pace fores obdo, ne qua discedere possit: 

caesareoque diu nomine clusus ero.' 
Dixit et attoUens oculos diversa videntes 

aspexit, toto quicquid in orbe fuit: 
285 pax erat, et vestri, Germanice, causa triumphi, 

tradiderat famulas iam tibi Rhenus aquas. 
lane^ fac aeternos pacem pacisque ministros, 

neve suum, praesta, deserat auctor opus. — 
Quod tamen ex ipsis licuit mihi discere fastis^ 
290 sacravere patres hac duo templa die: 

accepit Phoebo nymphaque Coronide iiatum 

insula^ dividua quam premit amnis aqua. 



deo sacrcutus cum dura. Marquardt 
S. 149. — 276. lidec adolet 'dieser 
(der Altar) läfst auflodern'; ad, ist 
der term. techn. der Opfersprache. 

— strue B. Fest. s. v. p. 310: Strues 
genera Itborum sunt, digitorum con- 
iunctorum non dissimilia, qui su- 
periecta panicula in transversum 
continentur; vgl. v. 128 f. — farra: 
so grade bei diesem Wort oft der 
Plur., um die Fülle zu bezeichnen, 
z. B. 693. n 24. 619 u. ö. 

277 — 282. Warum dieser Janus- 
tempel im Frieden geschlossen, im 
Kriege geöffnet war. Der Brauch 
hatte wahrscheinlich den Grund, 
dafs man bei der öffiiung sich den 
Janus Quirinus als den Gott alles 
geweihten Ausganges mit dem 
Heere im Felde dachte; war der 
Gott wieder nach Hause zurückge- 
kehrt, so wurde auch sein Haus 
geschlossen. S. Preller I S. 174 f. 

277. lates: der Gott wird vom 
Dichter mit seinem Bilde (v. 257) 
identificiert. — 279. reditus^ der 
Plur., weil die Handlung zu wieder- 
holten Malen stattfindet, Seyffert 
§ 190, 1. — 281. possit näm]. pax. 

— 282. Der Name 'Cäsar' oder 
genauer der Schrecken vor dem 
Namen Cäsar wird mich laoge ge- 
schlossen halten. 

283—288 sind erst bei der letzten 
Bearbeitung von 0. hinzugefügt, 



s. Einl. S. 12. — 283. diversa in 
seiner eigentlichen Bedeutung 'nach 
zwei verschiedenen Seiten hin', s. 
V. 140. — 286. Bhenus: der Flufs 
steht für das Land, das er durch- 
fliefst, so Nilus für Ajgjpten, Eu- 
phrates für Parthien (v. 341), Ganges 
für Indien (HI 729). — famulas 
praedikativ. — 287. pads ministros: 
die 'Bringer' des Friedens, das 
ganze kaiserliche Haus; der auctor 
(288), der für die Erhaltung seines 
Werkes sorgen soll , ist Germanicus. 
— 288. neve: et, ne. 

289 — 294. Dem Kalender ent- 
lehnte Angaben über Gründung 
von Tempeln; sie stellt 0. darch 
tamen demjenigen gegenüber, was 
er von Janus gehört hatte. 

290. Der Tempel des Äskulap, 
der nach Hesiods Eöen hier S. des 
Apollo und der Nymphe Coronis 
genannt wird, war im J. 291 v. Chr. 
geweiht, infolge eines Ausspruchs 
der Sibyllinischen Bücher, um der 
damals wütenden Pest ein Ende 
zu machen (met. XV 622— 744), der 
des Juppiter oder richtiger des 
Ve(d)iovis im J. 194. Vei. (s. z. EI 
429) war ein Gott der Sühne, daher 
der Zusammenhang der beiden Tem- 
pel. Preller I S. 266 f. II 242 f. — 
292. Der Flufs ist der Tiber, die 
Insel die in demselben dem Mars- 
feld gegenüber gelegene. — premit 

4* 



52 



Ovidi fastorum 



luppiter in parte est. cepit locus unus utrumque, 
iunctaque sunt magno templa nepotis avo. 

295 Quis vetat et Stellas, ut quaeque oriturque caditque, 
dicere? promissi pars sit et ipsa mei. 
Felices animae, quibus haec cognoscere primis 

inque domus superas scandere cura fuit! 
credibile est illas pariter vitiisque locisque 
300 altius humanis exeruisse caput. 

non Venus et vinum sublimia pectora fregit 

officiumve fori militiaeve labor, 
nee levis ambitio perfusaque gloria fueo 
magnarumque fames sollicitavit opum. 
305 admovere oculis distantia sidera nostris 
aetheraque ingenio supposuere suo. 
sie petitur caelum, non ut ferat Ossan Olympus, 

summaque Peliacus sidera tangat apex. 
Nos quoque sub dueibus caelum metabimur illis 
310 ponemusque suos ad yaga signa dies. 
Ergo ubi nox aderit venturis tertia nonis. 



'einschliefst'. — 294. magno avo: 
genauer templo m. avi, logische 
Brachylogie. 

295~-3U. 3. Januar. 

295. Stellas, ut q. o, c. dicere: 
Anticipation oder Attraction, in der 
guten Prosa sehr selten, bei den 
Dichtem häufig, durch das Vorbild 
des Griechischen ausgebildet. Mad- 
vig, Lat. Gr. § 439 Ä. 1. — 297 ff. 
Der Preis der Thätigkeit eines 
Astronomen ( — v. 310) ist vielleicht 
erst später mit Beziehung auf Ger- 
manicus, den Übersetzer des Arat, 
hinzugefügt; vgl. den Anfang der 
Astron. des Manilius. — anima für 
anirmis, wie met. XV 168. Sali. lug. 
2. u. ö. — 298. vgl. Manil. 1 13: ire 
per ipsum aera et immenso spatian- 
tem vivere caelo, 40: et natura de- 
dit vires seque ipsa reclusit, r egales 
animos primum dignata movere, 
proxima tangentis rerum fastigia 
caelo. Hör. carm. I 28, 6 von Archy- 
tas: Aerias temptasse domos animo- 
que rotundum percurrisse polum, — 
299. Konstr. cred. est illas exeruisse 
Caput ailtius pariter vitiisque lods- 
que hum, — vitia u. loca h. sind 
grammatisch gleichgesetzt, dem 
Gedanken nach jedoch locis dem 



vitiis subordiniert: 'wie über die 
Wohnungeo, so auch über die Laster 
der Menschen'; so ist von v. 298 
z. 300 ff. übergeleitet. Vgl. Sali. 
Cat. 11, 3: avaritia — neque copia 
neque inopia minuitur (ebenso- 
wenig durch Überflufs wie durch 
Mangel); 15, 4 animus impurus (Ca- 
tilinae) — neque vigiliis neque quie- 
tihus sedari poterat (ebensowenig 
durch Schlafen wie durch Wachen). 

302. officium fori: die Thätigkeit 
als Richter, Ankläger oder Vertei- 
diger. — 303. z. 211. — levis wird 
die ambitio genannt, weil sie nichts 
wert ist. 

305. admovere: durch ihre astro- 
nomischen Darstellungen in Wort 
und Bild (Sternkarten); vgl. Manil. 
I 1: Carmine — sidera — deducere 
mundo aggredior, — 307. Die Thä- 
tigkeit der Astronomen wird dem 
vergeblichen Versuch der Giganten 
(z. V 36. III 439) gegenübergestellt, 
welche durch Aufeinandertürmen 
jener drei hohen Berge Thessaliens 
den Himmel hatten erstürmen 
wollen. 

310. vaga handelnd'. — suos 
dies: die Tage des Auf- und Unter- 
gangs. — 311. nox tertia v. nonis 



I 293—327. 



53 



sparsaque caelesti rore madebit humus, 
octipedis frustra quaerentur bracchia Cancri: 
praeceps occiduas ille subibit aquas. 

315 Institerint nonae: missi tibi uiibibus atris 
signa dabunt imbres, exoriente Lyra. 

Quattuor adde dies ductos ex ordine nonis, 

lanus Agonali luce piandus erit. 
Nominis esse potest succinctus causa minister^ 
320 hostia caelitibus quo feriente cadit, 

qui calido strictos tincturus sanguine cultros, 
semper agatue^ rogat^ nee nisi iussus agit. 
Pars, quia non veniant pecudes^ sed agantur^ ab actu 
nomen Agonalem credit habere diem. 
325 Pars putat hoc festum priscis Agnalia dictum^ 
una sit ut proprio littera dempta loco. 
Ah; quia praevisos in aqua timet hostia cultros, 



(dat.) = a. d. III nonas, — 313. 
Die Ad gäbe ist für den wahren 
Frühuntergang des Krebses richtig. 

— bracchia: auch das Bild des 
Krebses , der nach der Angabe der 
Alten derjenige war, welcher den 
Herkules beim Kampf mit der Ler- 
näischen Hydra ins Bein gezwickt 
hatte, geht rückwärts, daher ver- 
schwinden die Scheren zuletzt. 

315 f. 5. Januar. — institerint 
n. ist der Bedingungssatz zu signa 
d. {inLarntavovai) y näml. dafs die 
Nonen da sind. ex. Lyra (gemeint 
ist der Frühaufgang) giebt den 
Grund zu den Regengüssen an. 
Vgl. rV 904. Die Leier ist die des 
Orpheus, welche die Musen an den 
Himmel versetzt hatten. 

817—468. 9. Jan. Tag der 
Agonalia neb st Exkursen über 
die verschiedenenOpfertiere. 

— Agonia oder Agonalia begegnen 
uns noch am 17. März, 21. Mai 
(V 721) und 11. Dezember im Ka- 
lender; aber nur die vom 9. Jan. 
scheinen dem Janus geweiht ge- 
wesen zu sein und allein der alter- 
tümliche Opferritus war den Ag. 
gemeinsam. Das Wort bedeutete 
ursprünglich nichts anderes als 
*Opfer' von agere, opfern; die 
andern von 0. gegebenen Etymo- 
logieen sind Künsteleien von Gram- 



matikern. Marquardt S. 310. Preller 
I S. 178 f. 

317. nonis dat. zu adde. — duc- 
tos 'gerechnet'. — 318. Zwcc: die. 

— 319. vergl. Varro d. 1. 1. VI 12 : 
dies agonales, per quos rex in regia 
arietem immolat, dicti ab ^agone*? 
eo quod interrogatur a principe civi- 
tatis et princeps gregis immolatwr. 

— minister des Opferpriesters, hier 
der cultrarim, der mit dem Messer 
dem Opfertiere die Kehle durch- 
schnitt; er war succinctus, d. h. 
nackt und nur mit einem Schurz 
{Jiimus) um die Lenden bekleidet, 
der vom Nabel bis an das Knie 
reichte. Abbild, bei Baumeister, 
BenTcm. III S. 1687 (links). — 320. 
quo feriente 'unter dessen Streich'. 
z. 83. — 322. roga^ den Opfer- 
priester, iussus mit den Worten 
^hoc age*, 

325. Ableitung von agnus, — 
326. dempta von der dem Ov. ge- 
läufigen Form. 

327. Vor dem Schlachten fuhr 
der Opfernde mit dem Messer über 
den Rücken des Tieres von der 
Stirne bis zum Schwanz (Verg. Aen. 
XII 173 u. Serv. z. d. St.); dabei 
sah das Tier das Messer in dem 
Wasser des vor ihm stehenden 
Opferbeckens (vgl. met. XV 134 f.) 
und geriet in Furcht {timere == 



54 



Ovidi fastoram 



a pecoris lux est ipsa notata metu? 
Fas etiam, fieri solitis aetate priorum 
330 nomina de ludis Graeca tulisse diem. 
Et pecus antiquus dicebat 'Agonia' sermo, 

veraque iudicio est ultima causa meo. 
Utque ea non certa est, ita rex placare sacrorum 
numina lanigerae coniuge debet ovis. 
335 victima, quae dextra cecidit victrice, vocatur; 
hostibus a domitis hostia nomen habet. 
Ante, deos homini quod conciliare valeret, 

far erat et puri lucida mica salis. 
nondum pertulerat lacrimatas cortice murras 
340 acta per aequoreas hospita navis aquas, 

tura nee Euphrates, nee miserat India costum. 



dyoDviav). — 329. Fas etiam 'es ist 
auch möglich'; ebenso tr. III 12, 
41: Fas quoque — huc aliquem vela 
dedisse. — priores die Vorfahren. 

330. ludi = dymvss, — 331. Et: 
'auch'. — S. Paul. s.v. p. 10: Ago- 
nium dies appellabatrir, quo rex 
hostiam immoldbat; hostiam enim 
antiqui agoniam vocabant und gleich 
darauf agonias hostias putant ah 
agendo dictas. S. Müller z. d. St. 

— 333. 'wenn gleich diese (causa) 
nicht sicher ist, jedenfalls mufs der 
Opferkönig u. s. w.' ut — ita 'zwar 

— aber', s. 661. Liv. XXI 36, 11: 
Pleraque Alpium ah Italia sicut 
hreviora ita arrectiora sunt. Com. 
Nep. Paus. 1: nam ut virtutihus 
eluxit, sie vitiis est ohrutus. Der 
rex sacrorum oder'rcic sacrificulus 
war der Priester, welcher nach der 
Vertreibung der Könige in Rom, 
wie in Athen der agxmv ßaailsvs, 
diejenigen Opfer brachte, welche an 
den Namen rex geknüpft waren. 

336. Vgl. Serv. z. Verg. Aen. 1 334: 
Victimae (dicuntur) sacrificia, quae 
post victoriam fiunt; die hostia 
würde nach vollständiger Nieder- 
werfung der Feinde am Platz sein. 
Von andern wird der Unterschied 
der beiden Wörter, welche im Ge- 
brauch nach Serv. a. a. 0. nicht 
getrennt zu werden pflegten , anders 
angegeben (Marquardt S. 166); die 
Etymologie Ovids ist unglücklich, 
das Distichon entbehrlich. — 337. 



valere c. inf. nicht ciceronianisch. 
— 338. Umschreibung der mala 
Salsa, s. V. 128. Vgl. 11 24. 538. 
IV 409. Tibull. III 4, 10. Hör. 
carm. III 23, 20. Über den Brauch 
der alten Zeit s. Plin. XVm 7: 
Numa instituit deos fruge colere et 
möla Salsa supplicare. Nach der 
Annahme der späteren Römer haben 
ihre Vorfahren erst unter den letzten 
Königen angefangen, den Göttern 
Tiere zu schlachten; doch werden 
einzelne blutige Opfer schon zur 
Zeit des Bomulus erwähnt, s. 
Marquardt S. 166. — 339. Dafs die 
Römer erst später den Weihrauch 
zum Opfer gebraucht haben, be- 
richtet Arnobius VII 26; vgl. Plin. 
n. h. XIII 2. Die Myrrhe ist ein 
Harz des Myrrhenbaumes in Ara- 
bien, das aus von selbst entstan- 
denen oder zu dem Z^veck ge- 
machten Wunden floss. met. X 600 : 
Flet tarnen (die in einen Baum 
verwandelte Myrrha), et tepidae 
manant ex arhore guttae; est honor 
et lacrimis, stillataque cortice myrrha 
nomen erile ienet nuUique tacehitur 
aevo. 

340. hospita ^fremd'. — 341. vgl. 
Verg. georg. 1 66 fiP. ; über Euphrates 
z. 286; über costus (Eostwurz, costus 
arabicus, L.) vgl. Plin. XII 41 : Badix 
et folium Indis in maxumo pretio. 
radix costi gustu fervens, odore 
eximia, frutice alias inuiili. primo 
statim introitu amnis Indi in Fatale 
insula duo eius gener a, nigrum et 



I S28— S59. 



55 



nec fuerant rubri cognita fila croci. 
ara dabat fumos herbis conienta Sabinis 

et non exigao laorus adosta sono. 
345 si quis erat, factis prati de flore coronis 

qui posset yiolas addere, dives erat. 
hie, qui nunc aperit percussi viscera taori, 

in sacris nuUom cülter habebat opns. 
Prima Ceres avidae gavisa est sangaine porcae, 
350 ulta suas merita caede nocentis opes. 
nam sata vere novo teneris lactentia solcis 

eruta saetigerae comperit ore snis. 
sus dederat poenas. Exemplo territus hoias 

palmite debneras abstinnisse, caper. 
355 quem spectans aliquis dentes in vite prementem, 

talia non tacito dicta dolore dedit: 
^Rode, caper, yitem; tarnen hinc, cum stabis ad aram, 

in tua quod spargi comua possit, erit/ 
Verba fides sequitur. noxae tibi deditus hostis 



quod meliits candicans, — 342. Der 
Safran (crocus) ist grasartig und 
hat schmale Blätter, daher fila; 
ruher halfst er von der Farbe der 
Narbe (V 318. Verg. ge. IV 182); 
in erster Güte wuchs er in Cilicien, 
2^ 76. — 343. die herha S, (Sade- 
baum, luniperus Sahina, L.) ge- 
hört zur Familie der Koniferen; 
vgl. IV 741 und Plin. XXIV 102. — 
344. Lorbeerblätter brennen selbst 
frisch laut knatternd und hell auf- 
leuchtend; s. über die Bedeutung 
des Knattems z. v. 75. 

345. coronae steht hier in der 
alten Bedeutung , nach welcher das 
Wort nur von Kränzen gebraucht 
vmrde, die für heilige Zwecke und 
zur Auszeichnung für Kriegsthaten 
angefertigt wurden. Plin. XXI 3. — 
346. Das Veilchen wächst in Italien 
zwar auch wild, wird aber in noch 
größerer Menge in Gärten gezogen; 
von einer Gartenpflanze spricht hier 
0. — 347. viscera z. 588. Der Stier 
wurde durch einen Schlag des Beiles 
getötet, s. IV 41 6. tr. IV2, 5. met 
VII 428. — 349. Dass. bei Varro 
d. r. r. II 4, 9. met. XV 111 fiF. Serv. 
z. Verg, ge. II 380: Victimae nu- 
minihus aui per simüitudinem aut 
per contrarietatem immolantur, -r- 
per contrarietatem, ut porca, quae 



ohest frugihus, Cereri, et caper, qui 
ohest vitihus, lAhero, — Ein Schwein 
wurde eigentlich der Tellus ge- 
opfert und überhaupt den altrömi- 
schen Erdgöttinnen und dann über- 
tragen auf die griechische Ceres, die 
allmählich in den Ritus derselben 
eintrat. S. Marquardt S. 850. 

350. «wo» — opes d. h. die Saaten, 
in denen die Schweine gern wühlen. 

— 351. vere novo 'im jungen Früh- 
ling'. — lactentia 'milchig', ebenso 
Verg. ge. I 815: frumenta lactentia. 

— 3bS. poenas: derPlur.indieserVer- 
bindung gewöhnlich. — Vgl. Varr. 
d. r. r. I 2, 18. Verg. ge. II 880 ff. 

— 365. prementem ■■ imprimentem; 
ähnlich IV 825. — 856. non tacito 
d. abl. abs., 'indem sein Schmera 
nicht stumm blieb'. — 857. Uno, 
nämlich von dem angefrejiicnon 
Weinstock; es wurde auf die Stirn 
des Opfertiers, welche mit mola 
Salsa bestreut wurde, auch <iine 
Schale Wein ausgegossen, y. 800. — 
859. fides: das was den Wofi^wi 
Glauben giebt, 'Erföllnng'i ebenno 
642. VI 55. 549. - In Ilom war iUt 
Hausherr für jeden von ntnnm 
Tieren angerichteten 8chtt/l^n ÄUJt 
alten Zeiten haftbarj et mrifwte (iu\r 
weder Schadimer^at» W^nifM otUr 
da» betreffende Tier »elbH tUm 



56 



Ovidi fastorum 



360 spargitur adfuso cornua, Bacche, mero. 

Culpa sui nocuit, nocuit quoque culpa capellae: 

quid bos, quid placidae commeruistis oves? 
Flebat Aristaeus^ quod apes cum stirpe necatas 
viderat inceptos destituisse favos. 
365 caerula quem genetrix aegre solata dolentem 
addidit haec dictis ultima verba suis: 
'Siste, puer, lacrimas! Proteus tua damna levabit, 

quoque modo repares quae periere, dabit. 
decipiat ne te versis tamen ille figuris, 
370 impediant geminas vincula firma manus.' 
Pervenit ad vatem iuvenis resolutaque somno 

alligat aequorei bracchia capta senis. 
ille sua faciem transformis adulterat arte, 
mox domitus vinclis in sua membra redit 
375 oraque caerulea tollens rorantia barba 

*qua' dixit ^repares arte, requiris, apes? 
obrue mactati corpus tellure iuvenci: 

quod petis a nobis, obrutus ille dabit/ 
lusßa facit pastor: fervent examina putri 
380 de bove. mille animas una necata dedit. 



Beschädigten ausliefern; der ge- 
richtliche Aue druck für das Letz- 
tere ist noocae dedere, als Genug- 
thuung und Strafe übergeben. — 
362. Derselbe Übergang met. XV 
116: Nocuit sua culpa duohtts. Quid 
meruistis oves — ? quid meru^cre 
hoves? 

363—880. Die Fabel von der 
künstlichen Wiedererzeugung der 
Bienen ist im Altertum e sehr weit 
verbreitet; s. Colum. de r. r. IX 
14, 6 : progenerari posse apes iuvenco 
perewpto Bemocritus et Mago nee 
minus Vergilius prodiderunt. Ovid 
erzählt sie hier nach Virgil georg. 
IV 281 — 658 (mit einigen Abwei- 
chungen), und zwar soll sie den 
Grund angeben, weshalb Stiere ge- 
opfert wurden. Aristaeus wurde in 
vielen Gegenden Griechenlands seit 
alters als Feld- und Herdengott 
(daher pastor v. 379 und Verg. v. 
317) verehrt und galt in der ver- 
breitet sten Sage als S. des Apollo 
und der Cyrene, der Tochter des 
LapithenkönigsHypseus; dieser war 
ein S. des Flufsgottes Peneus, bei 
welchem Virgil die Enkelin auch 
wohnen läfst, daher heifst sie bei 



0. 366 caeiula genetrix, — necatas 
von Orpheus aus Zorn darüber, dafs 
A. den Tod seiner Gemahlin Eury- 
dike verschuldet hatte. 

366. aegre *nur mit Mühe'. — 
dolentem 'in seinem Schmerz'. — 

367. Proteus war ein Meerdämon, 
der auf der Insel Pharos oder Kar- 
pathos und in den umgebenden 
Meeren wohnte und untrüglich 
weissagte, sich dem aber durch 
Verwandlungen in die verschieden- 
artigsten Gestalten zu entziehen 
suchte und erst bezwungen werden 
mufste. S. Homer 8 382 — 470. — 

368. dabit 'wird dir an die Hand 
geben, zeigen'. 

371. resoluta somno, vgl. Homers 
XvvTO de yvia. — 373. transformis 
= qui in varias formas transire 
potest, vgl. met. VIII 871. — adul- 
terat 'verfälscht, verwandelt'. — 
374. in sua m. 'in seine eigentliche 
Gestalt', s. Verg. v. 413 und 443. 
— 378. z. V. 17. — 379. fervent 'es 
wimmeln'. Verg. v. 666: lique facta 
houm per viscera toto stridere apes 
utero et ruptis effervere costis: — putri 
'nachdem er in Verwesung über- 
gegangen'. — 380. mille 'unzählige'. 



I 360—396. 



57 



Poscit ovem fatum. verbenas improba carpsit, 

quas pia dis ruris ferre solebat anus. 
quid tuti superest^ animam cum ponat in aris 

lanigerumque pecus ruricolaeque boves? 
385 Placat equo Persis radiis Hyperiona cinctum, 

ne detur celeri victima tarda deo. 
Quae semel est triplici pro virgine caesa Dianae^ 

nunc quoque pro nulla virgine cerva cadit. 
Exta canum vidi Triviae libare Sapaeos, 
390 et quicumque tuas accolit, Haeme, nives. 
Caeditur et rigido custodi ruris asellus; 

causa pudenda quidem, sed tarnen apta deo. 
Festa corymbiferi celebrabas, Graecia, Bacchi, 

tertia quae solito tempore bruma refert. 
395 di quoque cultores in idem venere Lyaei, 



381. verbenae (= herhenae), Kräu- 
ter, quae semper virent, iucundi 
odoris, die zu heiligen Gebräuchen 
mannigfacher Art dienten. — 384. 
Vgl. Varro de r. r. II 5, 3 : hie (tau- 
rus) somis hominum in ruMico opere 
et Cereris miniskr, ab hoc antiqui 
manv^ ita abstineri voliierunt, ut 
capite sanxerint, si quis occidisset, 
fl. f. IV 413. — 386. Hyperion 
(Homers ^TnsQ^oav), der Sonnengott 
Apollo, der hier für den persischen 
Lichtgott Mithra gesetzt ist. Das 
ihm heilige Tier, mit dem er schnell 
über die Erde dahinfährt, ist das 
Eofs. Sein Dienst war in Rom seit 
Pompejus bekannt geworden und 
kam später in der Eaiserzeit sehr 
in Aufnahme. — 387. triplex Diana: 
die Göttin Hekate wird schon von 
Hesiod als eine im Himmel, auf 
der Erde und in der Unterwelt 
mächtige Göttin dargestellt, daher 
ihre drei Köpfe, welche 0. v. 141 
daraus erklärt, dafs sie als Göttin 
der Dreiwege {Trivia, TgiodCvig) 
nach drei Seiten zu sehen habe. 
Später wurde sie mit Diana (so 
von Verg. Aen. IV 511) oder Pro- 
serpina identifiziert. Preller gr. 
Myth. 1 8 S. 266 f. röm. M. II S. 424. 
— pro virgine näml. Iphigenia, die 
in Aulis von ihrem Vater, der den 
Zorn der Artemis zu versöhnen 
hatte, geopfert werden sollte, um 
günstige Winde für die Abfahrt 
nach Troja zu erhalten, aber von der 
Göttin, welche an ihrer Stelle eine 



Hindin von Agamemnon schlachten 
liefp, nach Taurien entrückt wurde. 
— 388. pro nulla virgine, auf der 
Jagd, ohne dafs durch das Opfer 
eine Jungfrau gerettet wird. — 
389. 390 sind erst in der Verban- 
nung hinzugefügt. Thracien hatte 
0. auf dem Wege nach Tomi zu 
Fufs durchwandert un(} dabei die 
Bräuche der Sapaei, welche zwi- 
schen dem Pangäusgebirge und dem 
See ßistonis wohnten, kennen ge- 
lernt. Der Hund ist das der Hekate 
heilige Tier und wurde ihr auch 
an vielen anderen Orten geopfert, 
daher ihr Beiname Kwoacpayriq, — 
libare überhaupt vom Opfern, von 
Flüssigkeiten und Speisen. 

390. Haemus der j. Balkan. — 
nives Schneemassen, s. z. 270. — 
391. custos ruris Priapus, dessen 
Bild roh aus Holz geschnitzt und 
rot angemalt (v. 415 f. Voss z. Verg. 
ecl. 10, 27) in den Gärten stand, 
um Vögel (v. 400) und Diebe ab- 
zuwehren. V. 415. Verg. georg. IV 
110. — rigidus 'starr, unbeugsam'; 
rig, censor a. a. II 664. r, mens her. 
3, 96. — 393. festa: die zQisxi^Q^dsgj 
die ein Jahr um das andere um die 
Zeit des Wintersolstitiums {bruma) 
unter ekstatischen Bräuchen gefeiert 
wurden. — corymbiferi: warum der 
Epheu dem Bacchus heilig war, 
erzählt 0. III 767 ff. 

395. Auch von den Göttern (im 
Gegens. zu Graecia) versammelten 
sich {in idem v, = convenere) die 



58 



Ovidi fastoram 



et quicumque iocis non alienus erat: 
Panes et in Venerem Satyrorum prona iuventus 

quaeque colunt amnes solaque rura deae^ 
venerat et senior pando Silenus asello, 
400 quique ruber pavidas inguine terret aves: 
dulcia qui dignum nemus in convivia nacti 

gramine vestitis accubuere toris. 
vina dabat Liber, tulerat sibi quisque coronam, 

miscendas large rivus agebat aquas. 
405 Naides efFusis aliae sine pectinis usu^ 

pars aderant positis arte manuque comis. 
illa super suras tunicam collecta ministrat^ 

altera dissuto pectus aperta sinu. 
exerit haec umerum, vestem trahit illa per herbas, 
410 impediunt teneros vincula nulla pedes. 
hinc aliae Satyris incendia mitia praebent, 

pars tibi, qui pinu tempora nexa geris. 
te quoque, inextinctae Silene libidinis, urunt: 

nequitia est, quae te non sinit esse senem. 
415 at ruber, hortorum decus et tutela, Priapus 

Omnibus ex illis Lotide captus erat. 



Verehrer des Bacchns, der als sor- 
gcnlösender Gott Avaiog genannt 
wird, d. h. die nachher genannten 
Pane, die Satyrn nnd Silenus, der 
Pflegevater, später stete Begleiter 
des Gottes. — 397. Ursprünglich 
gab es nur einen Pan (Hirten- und 
Waldgott), später wurde er ver- 
vielfältigt; ebenso met. XIV 638. — 
398 die Najaden und Oreaden. — 
399. pandus: der Bücken des Esels 
war unter dem Gewicht des wohl- 
beleibten Gottes (nach unten) ge- 
bogen. Das Epitheton wird dem 
Esel nur gegeben, wenn Silen auf 
ihm sitzt. 

402. gr, vest. toris: d.h. auf dem 
Grasplatz. — 403. Liber, der Be- 
freier, ein altitalischer Gott, der in 
den griech. Bacchos überging und 
ihm einen neuen Namen gab. 
Preller II S. 47 f. — Kränze (von 
Epheu, Rosen, Myrthen) gehörten 
bei Griechen und Römern notwen- 
dig zum Gelage. 

406. positis: zurechtgelegt, ge- 
ordnet. — arte manuque Hendia- 
dyoin: 'mit kunstreicher Hand'. — 
407. tunicam (Acc. der Beziehung 
wie pectus V. 408) collecta, mit auf- 



genommener Tunica, succineta, wie 
es ein Diener sein mufste {ministraJt)^ 
um ungehindert zu sein. — 408. 
Sinus ist der Umschlag oder Bausch 
des Gewandes vor der Brust. — 
409. vestem tr,, weil nicht gegürtet. 
Die Tunica (das Gewand, welches 
unmittelbar auf dem Körper ge- 
tragen wurde) reichte bei den 
Männern nur bis ans Knie, die 
Frauen trugen sie länger. 

411. incendia, Liebesflammen od. 
-glut; dieselbe Metapher kehrt V. 413 
wieder in urunt 'entzünden'. — 
4t2. 0. meint Pan, dessen Haupt 
auch sonst mit einem Kranz der 
ihm heiligen Fichte geschmückt 
erscheint. Lucret. IV 586: Pan 
pinea semiferi capitis velamina 
quassans. Ov. met. I 698. — 413. 
inextinctae 'unauslöschlich', vgl. 
invictus, unbesiegbar, indomitus, 
unbändig, intactu^, unantastbar u. 
a. — 414. nequitia, Liederlichkeit, 
Lüsternheit. 

416. Omnibus ex illis, den Nym- 
phen. — Lotis wurde später von 
den Göttern, um sie den Nach- 
stellungen des Priapus zu ent- 
rücken, in einen Lotosbaum ver- 



I 396—446. 



59 



hanc cupit; hanc optat, sola suspirat in illa 

signaque dat Dutu sollicitatque notis. 
fastus inest pulchris, sequiturque superbia formam. 
420 inrisum vultu despicit illa suo. 

nox erat, et vino somnum faciente iacebant 

Corpora diversis victa sopore locis. 
Lotis in herbosa sub acernis ultima ramis, 
sicut erat lusu fessa, quievit humo. 
425 surgit amans animamque tenens vestigia furtim 
suspenso digitis fert taciturna gradu. 
ut tetigit niveae secreta cubilia nymphae, 

ipsa sui flatus ne sonet aura, cavet. 
et iam finitima corpus librabat in herba, 
430 illa tarnen multi plena soporis erat. 

gaudet et, a pedibus tracto velamine, vota 

ad sua felici coeperat ire via: 
ecce rudens rauco Sileni vector asellus 
intempestivos edidit ore sonos. 
435 territa consurgit nymphe manibusque Priapum 
reicit et fugiens concitat omne nemus. 
at deus^ obscena nimium quoque parte paratus, 

Omnibus ad lunae lumina risus erat, 
morte dedit poenas auctor clamoris. et haec est 
440 Hellespontiaco victima grata deo. 
Intactae fueratis aves, solacia ruris, 

adsuetum silvis innocuumque genus, 
quae facitis nidos et plumis ova fovetis 
et facili dulces editis ore modos. 
445 sed nil ista iuvant, quia linguae crimen habetis, 



wandelt, met. IX 346 ff. — 417. 8U- 
spirare mit in und dem Abi. ('nach 
jener') auch Catull. 64, 98. — 419. 
s, formam nämlich der Schönen. 

423. ultima lokal, von den andern 
entfernt (s. 717), daher 427 secreta 
cubilia. — 424. sicut erat l, /*. 'müde 
vom Spiel, wie sie war'. — 426. 
animam (= flatus 428) tenens, den 
Atem anhaltend ; der Gedanke wird 
wiederholt in v. 428, wie der von 
V. 426 in 429, um das langsame 
Hinschleichen zu malen; vestigia 
tac. 'den schweigenden Fufs'. — 
426. suspenso d. gr. 'indem der 
Schritt auf den Zehen schwebt' = 
librabat (v. 429) ; vgl. 0. met. VIII 
201 (von Dädalus, als er zu fliegen 
versucht): geminas opifex libravit 



in alas ipse suum corpus motaque 
pependit in aura, 

435. nymphe, vvficprj. 0, liebt 
bei griech. Wörtern die griech. 
Endungen. — 440. Hellespontiacus 
d. (vgl. VI 341) heifßt Priapus, weil 
er in Lampsakos am Hellespont, 
seiner angeblichen Geburtsstätte, 
besonders verehrt wurde. 

441. solacia ruris eigentlich ruri- 
colarum, vgl. Verg. georg. I 293: 
longum cantu solata läborem arguto 
coniunx percurrit pectine telas, — 
442. adsuetum silvis wo ihr Nie- 
mandem schaden könnt: 'nur an 
W. gewöhnt'. — 444. facile os, ein 
Mund, der leicht die Töne hervor- 
bringt, 'geschmeidig'. 

445. isia: das Pron. der 2. Per 



60 



Ovidi fastornm 



dique putant mentes vos aperire suas. 
nee tarnen hoc falsum. nam, dis ut proxima quaeque, 

nunc pinna veras, nunc datis ore notas. 
tuta diu volucrum proles tum denique caesa est, 
450 iuveruntque deos indicis exta sui. 
ergo saepe suo coniunx abducta marito 

uritur Idaliis alba columba focis. 
nee defensa iuvant Capitolia, quo minus anser 

det iecur in lances, Inachi lauta, tuas. 
455 nocte deae Nocti cristatus caeditur ales, 

quod tepidum vigili provocet ore diem. — 
Interea Delphin darum super aequora sidus 

tollitur et patriis exerit ora vadis. 



8on, weil der Dichter ein| Zwie- 
gespräch mit den Vögeln beginnt, 
übers, 'dies nützt euch nichts'. — 
linguae crimen, ein Vorwurf, der 
von der Zunge herkommt, d. h. die 
Geschwätzigkeit; vgl. met. II 534 ff., 
bes. 640. — 447. dis — quaeqiie, je 
höher ein Vogel fliegt, desto mehr 
ist er im stände die Gedanken der 
Gottheit zu erkennen. — 448. Die 
Anspielen (von avis und specere\ 
d. h. die Erforschung des Willens 
der Götter durch die Vögel, be- 
standen in der ältesten Zeit nur 
in der Beobachtung des Geschreis 
(bei den oscines, z. B. Rabe, Krähe, 
Specht) oder in der des Fluges 
der Vögel (bei den dlites, Adler, 
Geier). — notas, sc. mentis deo- 
rum, 

451. Die Tauben waren der Venus 
heilig und wurden daher ihr auch 
geopfert. — 462. Idaliis: Idalion 
war eine Stadt auf Cypern, wo Ve- 
nus besonders verehrt wurde; sie 
hiefs daher Idalia, ihre Altäre arae 
Idaliae. — 463. Die Gänse'hatten im 
J. 390 V. Chr. durch ihr Geschnatter 
beim Herannahen der einen Über- 
fall versuchenden Gallier den Man- 
lius geweckt und so das Kapitol 
gerettet, iuvant (sc. anserem). — 
quo minus, hilft, sodafs deshalb 
weniger, hilft und verhindert, dafs. 
— 464. iecur, ein Teil der exta 
(z. V. 61), lances beim Opfer. — 
Inachis ist Isis, die ägyptische 
Frucht- und Kulturgöttin, deren 
Dienst sich bald über die meisten 



Länder am Becken des Mittelmeeres 
und auch in Kom (gegen Ende der 
Republik) verbreitet hatte; sie 
wurde mit der Zeit zu einer Mond- 
göttin und als solche wurde sie von 
den Griechen mit lo, der Tochter 
des argivischen Königs, und Strom- 
gottes Inachus, der Geliebten des 
Zeus, identifiziert; aus dieser Be- 
deutung entwickelte sich die einer 
Heil- und Entbindungsgöttin, als 
welche sie in Rom verehrt^ wurde. 
Gänse wurden auch in Ägypten 
geopfert. Preller II S. 373 ff. Die 
Göttin heifst lauta mit Beziehung 
auf die reinen leinenen Gewänder, 
welche ihr Bild (Isis linigera, am. 
II 2, 26. ex P. I 1, 61. a. a. I 77) und 
ihre Priester (linigera turha met. I 
746, vgl. Herod. II 37) trugen. 

456. Hahnopfer der Nox werden 
sonst nicht erwähnt. — 466. tepi- 
dum diem d. i. den Morgen im 
Gegensatz zur kühleren Nacht und 
zum heifseren Mittag; vgl. her. 4, 
160. — provocet, ^weckt' ; vgl. met. 
XI 697. 

457. Gemeint ist der scheinbare 
Frühaufgang, der aber nach der 
Rechnung am 31.December erfolgte. 
Ideler S. 148. Über die Fabel vom 
Delphin s. II 79 ff. — 458. ^atrius 
Adj. zu patria. Das Meer ist das 
Vaterland des wirklichen Fisches 
und des Gestirns, das sich beim 
Aufgang aus ihm erhob, um dann 
wieder in dasselbe unterzngehn, s. 
Manil. V 395: At cum se patrio 
producet in a^quore pisds. 



I 446—469. 



61 



Postera lux hiemem medio discrimine signat, 
460 aequaqae praeteritae quae superabit erit. 

Proxima prospiciet Tithono Aurora relicto 

Arcadiae sacrum pontificale deae. 
te quoque lux eadem, Tumi soror, aede recepit, 

liic nbi Virginea campus obitur aqua. 
465 uude petam causas borum moremque sacrorum? 

diriget in medio quis mea yela fireto? 
ipsa mone^ quae nomen babes a carmine ductum, 

propositoque fave, ne tuus erret bonor. 
Orta prior luna (de se si creditur ipsi) 



459—60. 10. Januar Mitte des 
Winters, s. EinL S. 24. discrimen 
est id quod discernit, dies d. liegt 
hier in der Mitte des Winters; 
vgl. ex P. I 8, 61. — 460. qwae 
superabit (= supererit sc. TUems) ist 
das Snbj. des Satzes. 

461— 586. 11. Jan. Carmenta- 
1 i a , ein Hauptf est der röm. Matronen, 
das im fannm Carmentis an der 
porta Garmentalis unter dem Ea- 
pitol zn Ehren der weissagenden 
Mutter und Geburtsgöttin Carmenta 
unter pontifikalem Beistande {s. 
pontificale) begangen wurde. Preller 
I S. 406 ff. 

461 nach^ Homer II. A 1^ («= Od. 
€ 1): ^Hmg d' Ivi Xsrimv nag' dyavov 
TiQ'oDvoto rnQvv^ , tv' dd'avatoiaL 
ipomg (psQOi rdh ßqoxoteiv. Ti- 
thonus war der schöne Sohn des 
Laomedon, des Königs von Troja 
{Phryx VI 473), den sich Aurora 
geraubt und zu ihrem Gemahl ge- 
macht hatte. — 462. Arcadiae deae: 
Carmentae. — 468. Turnt soror: Ju- 
turna, eine alt-lat. Quellengöttin 
(y. iu/vare)^ der Lutatius Catulus 
auf dem Marsfelde einen Tempel 
geweiht hatte (von Virgil zur 
Schwester des Rutulerkönigs Tur- 
nus gemacht); dort begingen am 
11. Jan. alle diejenigen Gewerke, 
welche es mit dem Wasser zu thun 
hatten, ihr Fest, die Juturnalia, s. 
Marquardt S. 136. Preller II S. 128. 
— 464. Die Virginea aqua war von 
Agrippa im J. 19 v. Chr. gefafst 
am 8. Meilenstein an der via Golla- 
tina und führte das Wasser in teils 
unterirdischer, teils überirdischer 



Leitung in einer Länge von fast 3 
deutschen Meilen nach dem campus 
Martins, wo sie secundum frontem 
Saeptorum endete. Über ihren Na- 
men s. Frontin. de aquaed. I 10: 
Virgo appeüata est, quod quaeren- 
tibiis aquam müitibus virguncula 
venas qtMsdam monstravit, quas 
secuti qui foderant ingentem aquae 
modum invenerunt. aedicula fimH 
adposita hanc originem pictura 
ostendit. Die Leitung ist noch er- 
halten und liefert das Wasser zu 
der berühmten Fontana Trevi, 
Becker, R. A. I S. 703 f. 

465 ff. Wie von Homer die Mu- 
sen (n. A 218), so wird hier Car- 
menta angerufen, um dem Dichter 
Bescheid zu geben. — 466. Dass. 
Bild wie v. 4. — 467. monere ist 
die vox propria von der Bede eines 
Propheten oder Weissagers (vgl. 
III 261. V 447. VI 766). Carmen 
heifst das weissagende Lied. Die 
Etymologie O.s ist hier einmal 
richtig. — 468. tuus honor: die 
Ehre, welche dir erwiesen werden 
soll, d. h. das Gedicht, s. v. 6. III 
67. — erret (ahnl. v. 190 labet) 4n 
der Irre geht'. 

469—542. Einwanderung des 
Euander und seiner Mutter 
Carmenta in Latium. 

469. Die Arkadier waren als die 
Bewohner des einzigen Landes des 
Peloponnes, welches durch die do- 
rische Wanderung nicht berührt 
wurde, stolz darauf Autochthonen 
zu sein und behaupteten schon vor 
der Erschaffung des Mondes dort 
gewohnt zu haben. Daher wurden 



62 



Ovidi fastorum 



470 a magno tellus Arcade nomen habet. 

hie fuit Euander, qui quam quam clarus utroque, 

nobilior sacrae sanguine matris erat, 
quae simul aetherios animo conceperat ignes^ 

ore dabat pleno carmina vera dei. 
475 dixerat haec nato motus instare sibique 

multaque praeterea, tempore nacta fidem. 
nam iuvenis nimium vera cum matre fugatus 

deserit Arcadiam Parrhasiumque larem. 

cui genetrix flenti ^Fortuna viriliter' inquit, 

480 ^(siste, precor, lacrimas!) ista ferenda tibi est. 

sie erat in fatis. nee te tua culpa fugavit, 

sed deuS; offenso pulsus es urbe deo. 
non meriti poenam pateris, sed numinis iram. 

est aliquid^ magnis crimen abesse malis. 



sie schon von dem Geschichtschrei- 
ber Hippys von Rhegium, einem 
Zeitgenossen der Perserkriege, «90- 
asXrjvoi genannt. — de se si er. %., 
nämlich dem Lande in betreff sei- 
ner gelbst, einem in diesem Punkte 
nicht eben glaubwürdigen Zeugen. 

— 470. Areas war der S. des Jup- 
piter und der Callisto, s. II 156 ff. 

— 471. utroque sc. sanguine, pa- 
terno moiternoque; genauer wäre 
utriusque: ^obwohl berühmt durch 
das (in ihm rollende) Blut beider, 
war er doch adliger durch das der 
Mutter', d. h. durch die Abstam- 
mung von der Mutter. Dabei scheint 
freilich 0. aufser Acht gelassen zu 
haben, dafs nach der gewöhnlichen 
Überlieferung der Vater Mercur war, 
vielleicht zu diesem Ausdruck ver- 
leitet durch die ihm vorschwebende 
Stelle des Livius (I 7, 8): Euander 

— veneräbilis vir miraculo littera- 
rum — venerabilior divinitate cre- 
dita Carmentae matris. — 473. si- 
mul (= simulac) conceperat: das 
Plusquampf. (zu übers, durch das 
Imperf.), weil die Handlung eine 
wiederholte ist. Seyffert § 221, 3. 

— aetherii ignes, das himmlische 
Feuer, der ivQ'ovaiaayLO^^ durch 
welchen die Begeisterung und Weis- 
sagung erfolgt, daher carmina dei, 
vgl. VI 537. aether steht mehrfach 
für die Luft überhaupt oder den 
Himmel, daher aetherius = caelestis 
auch 682. II 458. VI 427. — 474. 
ore pleno: 'aus überströmendem 



Munde'; diese Verbindung auch 
sonst, z. B. Gic. de off. I 18, 61 
pleniore ore laudamus. 

475. motus, Unruhen, Aufstand; 
Genaueres bei Dionys I 31. — 476. 
nacta acc. plur. zu multa gehörig, 
vgl. V. 359. — fidem z. 369. — 477. 
vera nimium: füge ein 'leider' oder 
'nur' hinzu. — 478. Euander kam 
aus Pallanteum {Fallantius heros 
V 647), einer Stadt der arkadischen 
Landschaft Maenalia(ilfaenaZis diva, 
V. 634), nicht der Parrhasia, welche 
westlich davon lag. Parrh, steht 
hier wie oft bei Dichtem (Verg. 
Aen. XI 31 Euander Parrhasius, 
Ov. f. I 618. IV 677. met. II 460) 
durch Synekdoche für Ärcadius (z. 
491. 645. III 649 u. ö.). — lar der 
Hausgott, der Mittelpunkt des Hau- 
ses, daher oft das heimatliche Haus ; 
ebenso penates VI 629. — 479. flenti 
z. II 699. 

481. Carmenta führt bis v. 496 
fünf Trostgründe an; welches sind 
dieselben? — sie erat in f, 'so 
Standes im Buche des Schicksals' 
(erster Grund). — 482. offenso^deo 
natürlich ohne deine Schuld. Ähn- 
lich spricht 0. von seinem Exil 
ex P. I 10, 42: Caesaris offensum 
dum mihi numen erit und auch oft 
in den Tristien, sodafs hier die 
Ähnlichkeit des Ausdrucks eine 
beabsichtigte Beziehung auf die 
eigenen Verhältnisse des 0. nahe 
legt, s. oben S. 6 z. tr. IV 10, 93. 
— 484. aliquid mit Emphase: 'es 



I 470—601. 



63 



485 conscia mens ut cuique sua est; ita concipit intra 
pectora pro facto spemque metumque suo. 
nee tarnen ut primus maere mala talia passus: 

obruit ingentes ista procella viros. 
passus idem est, Tyriis qui quondam pulsus ab oris 
490 Cadmus in Aonia constitit exul humo, 

passus idem Tydeus et idem Pagasaeus lason, 

et quos praeterea longa referre mora est. 
omne solum forti patria est, ut piseibus aequor, 
ut volucri, vacuo quiequid in orbe patet. 
495 nee fera tempestas toto tamen horret in anno: 
et tibi (crede mihi!) tempora veris erunt'. 
Voeibus Euander firmata mente parentis 
nave seeat fluetus Hesperiamque tenet. 
iamque ratem dcetae monitu Carmentis in amnem 
500 egerat et Tuscis obvius ibat aquis: 

fluminis illa latus, cui sunt vada iuncta Tarenti, 



ist etwas wert', ebenso VI 27. — 
crimen z. 445. 

485. conscia Prädikat. — 488. ista: 
derselbe Stui-m, der dich jetzt trifft, 
z. 445. — 489. Agenor, König von 
Tyrus, schickte nach der Entführung 
seiner Tochter Europa seinen Sohn 
Cadmus aus, um sie zu suchen, ^et 
poenam, si non invenerit, addit exi- 
lium* (met. III 4). Äonia ist eigent- 
lich nur die Ebene von Theben bis 
zum See Hylike und bis zum Hypa- 
tos, dann bei den Römern nach 
dem Vorgänge der Alexandriner 
ganz Böotien (s. III 456. IV 245). 

491. Tydeus, S. des Königs Oeneus 
in Kalydon, wurde wegen unver- 
schuldeten Verwandtenmords aus 
der Heimat vertrieben und fand 
Aufnahme in Argos bei Adrastos, 
dessen Tochter Deipyle er zur Frau 
erhielt. la^on aus Jolkos mufste 
nach dem durch Medea veranlafäten 
Tode seines Oheims Pelias aus 
seiner Heimat fliehen und lebte 
als Verbannter in Korinth. — Pa- 
gasaeus durch Synekdoche für Thes- 
salicus, ebenso V 401 u. a. a. III 
19. — 492. longa mora ^zu langer 
Verzug', Seyffert § 197, 1 Anm. — 
493 nach Euri|>ides (fr. 1034 ed. Dind.) 
Anag (ihv aiiQ ccBxm nSQocaifiog, 
anaaa de ;r'9'(ov dvdgl ysvva^tp 
noLzqCg. — 494 poet. Umschreibung 
der Luft. — orhis Weltall. 



495. tamen in Beziehung auf das 
koncessiv zu fassende ferai ^auch 
ein auch noch so wilder Sturm tost 
doch nicht das ganze Jahr', ebenso 
in 180. met. XIU 187; besonders 
häufig findet sich dies tamen hinter 
Partizipien, z. B. v. 623. Zum Ge- 
danken vgl. Hör. carm. II 10, 15. 

— 496. ver der Lenz auch bei uns 
der Inbegriff alles Glücks und aller 
Wonne, im Gegensatz zu procella 
V. 488 und tempestas v. 495. ^Nur 
unverzagt auf Gott vertraut; es 
mufs doch Frühling werden'. Geibel. 

— 498. Hesperia das gegen Abend 
(von Griechenland aus) gelegene 
Land, hier Italien. — tenere auf 
etwas lossteuern, ebenso* IV 290. 

— 499. doctax nicht gelehrt, son- 
dern weise, vgl. met. III 322 Tire- 
sias doctm, — monitu z. v. 467. — 
in amnem (z. 292) näher bestimmt 
durch das folg. Tuscis aquis (z. 
233). — 500. ohviua ihat *er fuhr 
aufwärts'. 

501. Das Tarentum (oder Ter.) 
war ein campus ignifer, ein vulka- 
nischer Ort, wo nach der Sage 
fast 7 M. unter der Erde ein Altar 
des Dis und der Proserpina ver- 
graben war, auf dem Marsfeld, hart 
am Tiber. Dort befanden sich 
die alten navdlia der Römer: des- 
halb läfst 0. den Euander dort 
landen, vada müssen Vertiefungen 



64 



Ovidi fastorum 



aspicit et sparsas per loea sola casas. 
utque erat^ immissis puppern stetit ante capillis 

continuitque manum torva regentis iter. 
505 et procul in dextram tendens sua braeehia ripam 

pinea non sano ter pede texta ferit; 
neve daret saltum properans insistere terrae, 

vix est Euandri vixque retenta manu. 
*Di' que ^petitorum' dixit ^salvete locorum, 
510 tuque novos caelo terra datura deos 

fluminaque et fontes, quibus utitur hospita tellus, 

et nemorum nymphae naiadumque chori! 
este bonis avibus visi natoque mihique, 

ripaque feliei tacta sit ista pede! 
515 Fallor, an hi fient ingentia moenia eolles, 

iuraque ab hac terra cetera terra petet? 
montibus bis olim totus promittitur orbis: 

quis tantum fati credat habere locum? 
et iam Dardaniae tangent haee litora pinus. 



dort gewesen sein; Phaedr. IV 9, 
12 steht vadum für puteus. — 602. 
sola, ^öde, einsam'. — 603. immissis 
capillis sc. in umeros, dies _die 
Tracht der Weissagenden, die ganz 
frei, ohne jedes Band sein mufsten; 
vgl. Tibull. II 6, 66. Ov. met. II 
636. — puppern ante, wo E. steuerte : 
in der gnten Prosa wird ante nur 
dem pron. relat. nachgestellt, von 
den Dichtem häufig auch Substan- 
tiven. — stetit von sisto. — 604. 
torva stier blickend, vgl. Verg. 
georg. IV 460. — regentis it. = 
gubernatoris. 

606. pinea texta das hölzerne Ge- 
bälk des Schiffes. — non sano pede 
= insano pede, iv&sa) noSi, s. z. 
III 688. — 607. neve: et, ne. — daret 
saltum = saliret, nämlich auf das 
Land. — 609. que eigentlich zu dem 
folg. dixit gehörig wird oft an das 
vorausg. erste W. der Bede ange- 
hängt. 

610. novos deos: Aeneas, Romu- 
Ins und besonders Augustus und 
sein Geschlecht. — 611. utitur ^sich 
erfreut'. — hospita t, ^Land, das 
uns aufnehmen soll', so immer bei 
Virgil. — 612. nemorum nymphae, 
hier nicht die 'AXcritÖB^^ sondern 
überhaupt die Nymphen des Lan- 
des, auch die Oreaden und Drya- 



den oder Hamadryaden, im Gegen- 
satz zu den Nymphen des Wassers, 
den Najaden. — 613. honis avihus 
d. i. honis auspiciis (z. v. 448). 

616. fdllor an — ? lebhafter als 
das aut fallor aut — der Prosa. — 
moenia der hinter der Mauer ge- 
legene Bezirk, oft die ganze Stadt 
(II 710), daher Verg. Aen. VI 649: 
Moenia lata videt triplici circum- 
data muro. — 616. iura — petet, 
Gegensatz iura dare, jenes vom 
Unterthan, dies vom Herrscher (z. 
IV 93). — 617. 8. VI 359. met. II 
269. olim 'für die ferne Zukunft'. 
— 618. tantuni fati *ein solches 
Stück Geschichte', ebenso 11 408. 

619—636. Die verzückte Seherin 
giebt über die zum Teil vor ihrem 
Seherauge sich abwickelnde röm. 
Geschichte einen kurzen Überblick, 
der auf eine Verherrlichung des 
julischen Hauses hinausgeht. — 
Dardaniae pinus (vgl. Verg. Aen. 
IV 657), die Schiffe des Aeneas und 
seiner Trojaner, die von den Dich- 
tern oft nach dem Stammvater des 
Herrscherhauses Dardanus benannt 
werden (z. rV31. VI 419); vgl. Verg. 
Aen. IV 667 litora — numquam 
Dardaniae tetigissent nostra carinae, 
pinus f. naves, der Stoff für das 
daraus Verfertigte, ebenso cerae 



I 602-631. 



65 



520 hie quoque causa novi femina Martis erit. 
care nepos^ Palla^ funesta quid induis arma? 

indue! non humili yindice caesus eris. 
victa tarnen vinces eversaque Troia resurges: 
obruit hostiles ista ruina domos. 
525 urite victrices Neptunia Pergama flammae: 
num minus hie toto est altior orbe cinis? 
iam pius Aeneas saera et; saera altera^ patrem 

adferet: Iliaeos aceipe^ Yesta^ deos. 
tempus erity cum yos orbemque tuebitur idem, 
530 et fient ipso saera colente deo. 

et penes Augustos patriae tutela manebit: 



Wachsmasken 691, lotos Flöte IV 
190. — 620. femina, Lavinia, die 
Tochter des latin. Königs Latinus, 
der die Trojaner gastlich bei sich 
aufnahm und seine Tochter dem 
Aeneas zur Frau gab. Dieselbe war 
früher dem Rutulerfürsten Turnus 
yersprochen gewesen, daher be- 
ginnt dieser mit den Trojanern 
Krieg und tötet den jungen Sohn 
des Euander, Paüas, welcher mit 
seiner Beiterei dem Aeneas zu 
Hülfe gezogen war, wird dann aber 
selbst von Aeneas im Zweikampf 
zur Bache für den jungen Freund 
erschlagen. — hie qiwqtAe , ^auch 
hier', wie vorher vor Troja Helena; 
vgL die dem Aeneas von der Si- 
bylle gegebene Prophezeiung bei 
Virgil, Aen. Vi 93, wo er von der- 
selben Lavinia sagt: Cama mali 
tcmti coniunx Herum hospita Teucris 
esctemique iterum thdlami, — 622. 
non humili vindice, abl. abs. ^indem 
kein geringer dein Rächer ist'. — 
523. tarnen z. 496 vgl. Verg. Aen. 
I 206: Ulic fas regna resurgere 
Troiae. — 624 bezieht sich auf die 
Unterwerfung Griechenlands durch 
Eom (welche die Seherin vollendet 
sieht) : der Zusammensturz (und die 
daraus erwachsenden Folgen, also 
die Gründung und Machtblüte Roms) 
verschüttet die feindlichen Häuser. 
626. Neptimia Pergama heifst 
Troja (nach Serv. z. Aen. 11 626), weil 
Neptun zusammen mit Apollo dem 
Laomedon die Mauern gebaut hatte. 
— 626. num minus — : (ebenso HI 6 
und oft bei 0.) in Aussageform 
nthtlo minus, — hie cinis d. i. die 

Oyids Fasten. 



Asche von Troja, aus der sich Born 
{aUa urbs tr. I 3, 33) erhebt. — 627. 
pius stehendes Epitheton des Aeneas 
bei Virgil wegen seines pflicht- 
mäfsigen Verhaltens zu seinem Vater 
und zu den Göttern. Verg. Aen. I 
378: Sum pius Aeneas, — fama 
super aethera notus. S. unten FV 38. 
met. XIII 624. — 628. adferet: *wird 
herantragen'; die saera kamen bis 
nach Italien und wurden später in 
dem der Vesta geheiligten Bezirk 
(s. z. VI 249 u. 267) angestellt, 
Anchises starb jedoch auf dem Wege 
in Sicilien. Die saera waren das 
troische Palladium (VI 421 ff.) und 
die troischen Penaten (TV 77 f.), die 
indes stets in heiliger Verborgen- 
heit gehalten wurden, endlieh das 
heilige Feuer selbst, das Herdfeuer 
der Stadt, s. III 29. 418. Verg. Aen. 
n 297. Preller II S. 161 f. 169 ff. 
Vesta sieht hier 0. richtig als eine 
latinische Gottheit an (anders aber 
unrichtig Virgil und nach ihm 0. 
an anderen Stellen, s. z. HI 423). 
— 629. idem: Augustus, der als 
pontifex maximus (seit 12 v. Chr., 
z. III 416) die Oberaufsicht über 
die gesamten religiösen Angelegen- 
heiten und besonders über die 
Priesterinnen und den Kultus der 
Vesta hatte und grofse Sorgfalt 
auf die Restauration desselben ver- 
wandt hat. 

630. colente erg. saera, deo z. III 
421. — 631. p, Augustos, bei den 
Nachkommen des Augustus. patriae 
tutela fafst das vorhergehende 
Schützen der Heiligtümer der Vesta 
und des Erdkreises zusammen; denn 



66 



Ovidi fastorum 



hanc fas imperii frena tenere domum. 
inde nepos natusque dei; licet ipse recuset, 

pondera caelesti mente paterna feret. 
535 utque ego perpetuis olim sacrabor in aris, 

sie Augusta novum lulia numen erit/ 
Talibus ut dictis nostros descendit in amioSy 

substitit in medios praescia lingua sonos. 
puppibus egressus Latia stetit exul in herba^ 
540 felix, exilium cui locus ille fuit! 

nee mora longa fuit. stabant nova tecta, neque alter 

montibus Ausoniis Arcade maior erat. 
Ecce boves illuc Erytheidas applicat heros 

emensus longi claviger orbis iter. 
545 dumque huic hospitium domus est Tegeaea, vagantur 

incustoditae lata per arva boves. 
mane erat: excussus somno Tirynthius actor 

de numero tauros sentit abesse duos. 
nuUa videt quaerens taciti vestigia furti: 



die ersteren waren die pignora im- 
perii, z. III 346. VI 365. 446. — 533— 
536 sind erst bei der Umarbeitung 
im Exil hinzugefügt. — nepos na- 
tusque dei, Tiberius, der Enkel des 
seit 42 y. Chr. zum Gott erhobenen 
Cäsar (s. III 708) und der Sohn des 
Augustus. — licet ipse recuset be- 
zieht sich auf die verstellte Wei- 
gerung des Tiberius nach dem Tode 
des Augustus die Last der Herr- 
schaft auf sich zu nehmen; vgl. 
ex P. IV 13, 27 von Tiberius ^qui 
frena rogatus saepe recusati ceperit 
imperii\ Peter G. B. III S. 144 f. 
— 534. pondera der Regierung 
{regendi cuncta onus Tac. ann. 
J 11). 

536. lulia Augusta, die (3.) Ge- 
mahlin des Augustus, die früher 
Livia Drusilla hiefs und durch das 
Testament des Kaisers den Namen 
Julia Augusta erhielt; vergöttert 
wurde sie erst durch Claudius; der 
Hofdichter 0. erlaubt sich hier eine 
Prophezeiung. — 638. substitit in 
sonos nach Analogie von desinere 
in rem. — 640 scheint auch erst 
aus dem Exil herzurühren. — 641. 
nova tecta: als Ort der Niederlas- 
sung wurde allgemein der Palatin 
angesehen, dessen Namen auch mit 
Pallanteum (z. 478) zusammenge- 



bracht wurde. Liv. I 6, 1. — 642. 
(in) mont. Aus. z. v. 66. 

543—684. Herkules erschlägt den 
Cacus, ein feuerspeiendes Ungetfim, 
welches in einer Höhle am Aventin 
hauste, und errichtet sich die ara 
maxima. — 0. hat hier die Er- 
zählung Virgils in der Aeneis (VIII 
185 ff.) benutzt und aus ihr ein- 
zelne Phrasen und Züge entlehnt. 
Einiges erinnert auch an Livius 
I 7, ein Vers (660) an Properz 
(V 9, 12), doch weicht er in ein- 
zelnen Zügen von allen dreien ab. 
Schwegler R. G. I 352 ff. 871 ff. 
Preller II S. 286 ff. 

643. heros — claviger (v. clava), 
Herkules, Stiefsohn des Amphitruo, 
des Königs der argivischen Stadt 
Tiryns (v. 547), Enkel des Alcftus, 
des S. des Perseus und der Andro- 
meda (v. 576); er kam damals von 
Erythea, einer Insel an der spani- 
schen Küste, zurück, die Einder vor 
sich hertreibend, die er auf Befehl 
des Eurystheus dem dreileibigen 
Geryones geraubt. — applicat: appu- 
Ut VI 80. 619. — 645. d. Tegeaea, 
d. i. des Euander. Tegea steht hier 
durch Synekdoche für ganz Arka- 
dien (s. V. 627. VI 631). — 647. ex- 
cussus somno =s somno excitus b. 
Liv. I 7, 6. — a^or: houm. 



1 532—668. 



67 



550 traxerat aversos Cacus in antra feros, 

Cacus, Aventinae timor atqae infamia silvae, 

non leve finitimis hospitibusque malum. 
dira viro facies, vires pro corpore, corpus 
grande (pater monstri Mulciber huius erat) 
555 proque domo longis spelunca recessibus ingens, 
abdita, vix ipsis invenienda feris. 
ora super postes adfixaque braccbia pendent, 
squalidaque humanis ossibus albet humus. 
Seryata male parte boum love natus abibat: 
560 mugitum rauco furta dedere sono. 

*Accipio revocamen' ait vocemque secutus 
impia per silvas victor ad antra venit. 
ille aditum fracti praestruxerat obice montis: 
yix iuga movissent quinque bis illud opus. 
565 nititur hie umeris (caelum quoque sederat illis) 
et yastum motu conlabefactat onus, 
quod simul eyersum est, fragor aethera terruit ipsum, 
ietaque subsedit pondere molis humus. 



660. Nachahmung des Properz V 
9, 12 : aversos cauda traxit in antra 
hoves; ein alter Zug der Sage, wel- 
cher sich auch in der griechischen 
vom Rinderdiebstahl des Hermes 
findet. — fer'us nennt Virgil auch 
die Pferde (Aen. II 51. V 818). — 
562. malum: vielleicht hat 0. hier- 
mit auf die allerdings wegen der 
Quantität bedenkliche Herleitung 
des Namens von %a%6g hinweisen 
wollen. (Derselbe wird richtiger 
mit xa/o, caleo in Zusammenhang 
gebracht.) — 663. dira v, fades 
nach Verg. 194: Gaci fades quam 
dira tenehat, — pro *im Verhältnis 
zu'. — 654 nach Verg. 198 huic 
monstro Volcarms erat pater» — 
Muldber (von mukere und ferrum\ 
Beiname des Vulcan. 

666 — 668. Die Beschreibung der 
Höhle genau nach Virgil. — longis 
recesstbtis (* Vertiefungen, Einbuch- 
tungen') abl. quäl. — 567. ora 'Men- 
schenschädel'. — 568. sqiAcdida star- 
rend, nämlich vonMenschenknochen, 
übers.: 'starrt von weifsen Menschen- 
knochen'; vgl. Verg. V. 196 f. : forihus- 
que adfixa superbis ora virum tristi 
pendehant sguaillida tabo; squalidiAS 
wird nicht immer von häfslichen 
Dingen gesagt, vgl. z. B. Verg. 



A. X 314 tunica squalens au/ro, XII 
87 awro sqtialens lorica, — 659. 
male, übel, vertritt oft bei Dichtern 
die Stelle einer Negation, also male 
servata => amissa; ebenso v. 671 u. 
III 102 (met. IV 285) male fortis 
=s ignavus, S. VI 786. 

660. Das Brüllen der Binder wird 
geschickt motiviert von Virgil 214 
und Livius I 7, 7. rauco sono *dum- 
pfen Tones'. — 661. Acdpio revoca- 
men, wie acdpio omen; 'ich nehme 
den Ruf zurück an'. — 662. victor 
(der 'Siegreiche', KaXXlvi%og)y ein 
Beiname des Hercules, unter dem 
er in einem Tempel an der ara ma- 
xima verehrt wurde. S. Preller H 
S. 290. — 663—68. Anders Virgil 
und Livius. — 663. obice fracti 
mxmtis: die Verrammlung bestand 
in einem abgebrochenen Berge, 
ebenso Verg. ge. IV 422: se vasti 
tegit obice saxi, s. z. II 170. 

666. hie im Gegensatz zu ille 563. 
— caelum q, s, i,: während Atlas 
für ihn die Äpfel der Hesperiden 
holte, s. met. IX 198. — 666. motu: 
umerorum. — 667. fragor a, t, i,: 
ein dem Virgil (v. 239j entlehnter 
Zug: inpulsu quo maoctmus intonat 
aether, — 668. subsedit 'senkte sich'. 



68 



Ovidi fastomm 



prima movet Cacus coUata proelia dextra 
570 remque ferox saxis stipitibusque gerit. 

quis ubi nil agitur^ patrias male fortis ad artes 

confugit et flammas ore sonante vomit. 
quas quotiens profiat, spirare Typhoea credaS; 
et rapidum Aetnaeo fulgur ab igne iaei. 
575 occupat Aleides, adduetaque clava trinodis 
ter quater adverso sedit in ore viri. 
ille cadit mixtosque vomit cum sanguine fumos 

et lato moriens pectore plangit homum. 
Immolat ex illis taurum tibi, luppiter, unum 
580 yictor et Euandrum ruricolasque vocat 

constituitque sibi; quae maxima dicitur^ aram, 

hie ubi pars urbis de bove nomen habet, 
nee taeet Euandri mater prope tempus adesse, 
Hercule quo tellus sit satis usa suo. 
585 At felix yates^ ut dis gratissima yixit, 

possidet hunc lani sie dea mense diem. 

Idibus in magni castus lovis aede sacerdos 



— 569. prima tn. proelia * zuerst 
beginnt den Kampf. Vgl. III 395. 
V 666. — coUata dextra ^Rechte 
gegen Rechte', vgl. conferremanum. 

573. Tvtptoevg (v. tv^oco, Dampf 
machen), ein riesiger S. der Gäa 
und des Tartarus mit 100 feuer- 
sprühenden Drachenköpfen , auf 
welchen Zeus, weil er sich gegen 
ihn empört, den Ätna gewälzt 
hatte, ^8ub qua resupinus arenas 
eiectat flammamque fero vomit ore 
Typhoeu8\ met. V 362. — 574. ful- 
gur Teuerstrahl', ignis 'Feuerherd, 
Glut', rapidum *reifsend schnell da- 
hinraffend', häufiges Epitheton des 
Feuers. 

576. occupat ^kommt zuvor', vgl. 
met. XII 342 mittentem stipite querno 
occupat Aegidea, — adducta an den 
eigenen Körper, um zum Schlage 
auszuholen. — trinodis: bei Virg. 
220 heifst die Keule nodis grava- 
tum robu/T. — 576. sedit: auch wir 
sagen *ein Hieb sitzt'. — 678. S. 
ly 896. 

580. vocat, ^lädt ein', s. Liv. I 7, 
wo der Anteil des Euander an der 
Einsetzung des Hercules -Dienstes 
als ein viel bedeutenderer beschrie- 
ben wird. — 581. Die ara maxima, 



das älteste und heiligste Denkmal 
dieses Dienstes, stand auf dem Fo- 
rum boarium (v. 582), das sich vom 
circus maximus bis zum Tiber er- 
streckte, und zwar nahe den Ein- 
gängen zum Cirkus. — 584. ^wo die 
Erde genug ihren H. gehabt hätte'. 
H. war wie Apollo ein aXef^xcrxog. 
— 586. Konstr. : sie dea (als Göttin) 
poss. h, diem (nämlich als einen ihr 
heiligen, ebenso possido VI 73, 
habeo III 785. V 269) mense lani. 

587—616. 13. Jan. Am 13. Jan. 
d. J. 27 v. Chr. hatte Octavian im 
Senat erklärt, dafs er, da seine 
Aufgabe erfüllt und er der Erholung 
bedürftig sei, das Imperium und die 
Provinzen in die Hände des Senats 
zurücklegen wolle, hatte sich je- 
doch durch die Bitten der Senato- 
ren bewegen lassen, die eine Hälfte 
der Provinzen, in denen die Auf- 
stellung von Truppen notwendig 
war, zu behalten. Zum Dank für 
dieses dem Senat gebrachte Opfer 
wurde ihm von demselben 3 Tage 
später (16. Jan.) der Titel 'Augustus' 
(Mehrer des Reichs) verliehen, des- 
sen Glanz dem des mifsliebig ge- 
wordenen Königstitels wenigstens 
gleichkam, ja den Träger den Göt- 



I 669—596. 



69 



semimaris flammis viscera libat ovis: 
redditaque est omnis populo proTincia Dostro, 
590 et tuus Augüsto nomine dictns avus. 

perlege dispositas generosa per atria oeras: 

contigemnt nulli nomina tanta yiro. 
Africa victorem de se yocat, alter Isanras 
aut Cretum domitas testificatur opes^ 
595 hunc Numidae faciunt, illum Messana saperbom, 
ille Numantina traxit ab arbe notam, 



tern gleichstellte (griech. Seßa^tog^ 
8. V. 608 ff.). — 0.8 Ausdruck ist 
etwas panegyrisch, jedoch, wenn 
man die vermeinte Absicht des 
Kaisers ins Auge fafst, wie es der 
Dichter allenfalls konnte, so steht 
diese nicht in Widerspruch mit 
seinen Worten. — Der Abschnitt 
hat in der Überarbeitung Zusätze 
erhalten. 

687. S. V. 66 u. Anm. — in aede 
vielleicht auf der Burg. — castus 
sacerdos der flamen Dialis; er durfte 
nur eine confarreirte Ehe eingehen 
und mufste das Priesteramt nieder- 
legen, wenn seine Frau starb; auch 
die Berührung alles Unreinen war 
ihm untersagt. — 688. viscera hier 
wie oft die dem Gotte zu opfernden 
exta, s. z. V. 51; eigentlich ^quid- 
quid inier ossa et cutem esf*, 8erv. 
ad Aen. VI 253, also das Fleisch, 
das gewöhnlich gegessen wurde. 
Marquardt S. 176. — libare z. v. 389 ; 
das Opfer an diesem Tage hiefs 
Sacra Idulia, 

690 erst später hinzugedichtet; 
8. z. V. 10. — 691. Die röm. nobiles 
besafsen das durch die Bekleidung 
der Curul -Ämter erworbene und 
vom Staate ihnen zuerkannte Recht 
ihr Bild und das ihrer Vorfahren 
im Atrium ihrer Hänser aufzustel- 
len, das sog. ius imaginum. Diese 
imagines waren Porträtmasken von 
Wachs {cerae z. 619. Marquardt, 
Privataltert. I S. 246) und wurden 
an den Wänden in besonderen 
Schränken aufbewahrt; unter den- 
selben befindliche indices {tituli) 
zählten die Ruhmesthaten, welchen 
einzelne besondere Beinamen {cog- 
nomina, v. 692 allgemein nomina 
genannt) verdankten, und die Ehren- 
stellen auf. — perlege ^durchmustere' . 



— 692. etmtigerunt, eine bei den 
Dichtem der augusteischen Zeit 
häufig vorkommende Verkürzung. 

— tanta 'so hohe', s. v. 608. — 593. 
Africa v. d, s. v.: den P. Cornelius 
Scipio AfiricanuB maior, der Hanni- 
bal bei Zama (202 y. Chr.) schlug 
und damit dem 2. pun. Krieg ein 
Ende machte. — alter d. L P. Ser- 
vilius Vatia, cos. 79 v. Chr.; er 
führte nach seinem Konsulat 3 Jahre 
huig gegen die Isaurer, ein räube- 
risches und wildes Volk in Klein- 
asien, einen glücklichen Krieg, unter- 
warf sie und erhielt nach seiner 
Rückkehr im J. 74 den Triumph 
und den Beinamen Isauricus. Peter 
G. R. II S. 160. — 694. Gemeint 
ist Q. Caecilius Metellns Creticus, 
der als Konsul im J. 69 v. Chr. den 
Krieg gegen die Kreter und die mit 
ihnen verbündeten Seeräuber sieg- 
reich führte und 62 deshalb trium- 
phierte. Peter G. R. II S. 160. 163. 

— testificatur: cognomine suo. 
695. hunc N, f.: d. i. Q. Caeci- 
lius Metellns cos. 109 v. Chr.; be- 
fehligt als Konsul und Prokonsul 
im Krieg gegen Jugurtha und wird 
dafür durch einen Triumph (107 
V. Chr.) und den Beinamen Numi- 
dicus geehrt. Peter II S. 61 ff. — 
illum den M. Valerius Maximus cos. 
263 V. Chr., der, weil er die Stadt 
Messana von der puni sehen Be- 
satzung befreite, das cognomen Mes- 
salla erhielt. — 696. P. Cornelius 
Scipio Africanus minor Aemilianus 
eroberte, nachdem er vorher Car- 
thago zerstört, 133 v. Chr. die spa- 
nische Stadt Numantia, die 10 Jahre 
lang den röm. Heeren Widerstand 
geleistet hatte; dafür wurde ihm 
ein Triumph und der Beiname Nu- 
mantinus zuerkannt. — notam d. h. 



70 



Ovidi fastornm 



et mortem et nornen Druso Germania fecit. 

me miserum, yirtus quam brevis illa fuit! 
si petat a yictis, tot sumat nomina Caesar, 
600 quot numero gentes maximus orbis habet, 
ex uno quidam celebres aut torquis adempti 

aut corvi titulos auxiliaris habent; 
Magne, tuum nomen rerum est mensura tuarum: 

sed qui te yicit, nomine maior erat. 
605 nee gradus est ultra Fabios cognominis uUus: 

illa domus meritis Maxima dicta suis, 
sed tamen humanis celebrantur honoribus omnes: 

hie socium summo cum love nomen habet, 
sancta vocant augusta patres, augusta vocantur 



einen Beinamen, der recht eigent- 
lich ein Erkennungszeichen ist. — 
597. Nero Claudius Drustts, S. der 
Livia aus ihrer ersten Ehe, Bruder 
des Tiberius und Vater des j. Ger- 
manicus, stürzte, nach mehrjähri- 
gen glücklichen Kriegen in Deutsch- 
land und nachdem er bis zur Elbe 
vorgedrungen, im J. 9 v. Chr. auf 
dem Rückzug zwischen Saale und 
Elbe vom Pferd und starb in sei- 
nem 30. Lebensjahre an den Folgen 
des Sturzes. Nach seinem Tode 
gab ihm, der allgemein geliebt und 
als Mensch und Feldherr geachtet 
wurde, wie auch seinen Nach- 
kommen der Senat den Beinamen 
Germanicus. — 699. Caesar d. i. 
Augustus, der keine Beinamen von 
besiegten Völkern angenommen 
hatte, dem Beispiele Cäsars fol- 
gend. Vgl. Plin. n. h. VII 99: St 
quis e contrario simili modo velit 
percensere Caesaris res, qui maior 
illo (Pompeio) apparuit^ totum pro- 
fecto terrarum orhem enumeret, quod 
infinitum esse conveniet 

600. S. V. 85 f. — 601. Die vorher 
(693—98) Erwähnten hatten ihre 
Beinamen von besiegten Völkern 
erhalten, die 2 (bez. 3) Folgenden 
hatten nur einzelne Männer besiegt ; 
von diesen ist der erste T. Manlius, 
der im J. 361 v. Chr. einen galli- 
schen Riesen im Zweikampf er- 
schlug, ihm als Siegesbeute die 
Halskette abnahm und deshalb den 
Beinamen Torquatus erhielt, der 
zweite M. Valerius, der im J. 349 
ebenfalls im Zweikampfe mit einem 



Gallier von einem Raben, der von 
seinem Helme aus dem Feind ins 
Gesicht flog, unterstützt wurde und 
nach glücklicher Besiegung seines 
Gegners das cognomen Gorvus 
führte. Peter G. R. I 210 und 212. 

— Übers, ^herrührend von einer 
Halskette, die weggenommen, oder 
einem Raben, der geholfen'. — 603 f. 
Cäsar wird hier nur als Besieger 
des Pompejus gefeiert und schliefst 
sich so an Manlius und Valerius an. 
Beachte die Steigerang: magnus 
Pompeius, maior Caesar, maximi 
Fdbii, sed augitstus {sanetus) 
Augustus, Zum Ausdruck vgl. ex 
Pont. I 2, 1 : Maxime, qui tanti men- 
suram nominis imples. — 604. no- 
mine m. erat: ^war gröfser als der 
Name' {Magnus)^ also gröfser als 
grofs. 

606. Zuerst erhielt in der Familie 
der Fabier den Beinamen Maximus 
C. F. Rullianus, der Besieger der 
Samniter, Etrusker, Umbrer und 
Gallier, jedoch nicht wegen seiner 
kriegerischen Thaten, sondern we- 
gen seiner Verdienste als Censor 
. (304 V. Chr.). Liv. IX 46, 16. Peter 
G. R. 1 S. 269. — 608. Mit hie 
kommt der Dichter wieder zu 
Augustus, dem alle anderen Männer 
nur als Folie haben dienen sollen. 

— 609. Für das W. Augu>stus gab 
es 2 Etymologieen ; nach der einen 
wurde es mit avis zusammenge- 
bracht, nach der anderen rich- 
tigeren, mit augere ('Mehrer des 
Reichs'); beide kombiniert 0. so, 
dafs er augere von avis ableitet. 



I 597—623. 



71 



610 templa sacerdotum rite dicata manu, 
huius et auguriuin dependet origine verbi 
et quodcumque sua luppiter äuget ope. 
Augeat Imperium nostri ducis^ augeat annoS; 
protegat et vestras querna Corona fores, 
615 auspicibusque deis tanti cognominis heres 
omine suscipiat^ quo pater^ orbis onus. 

Bespielet Titan aetas ubi tertius iduS; 

fient Parrhasiae sacra relata deae. 
nam prius Ausonias matres carpenta vehebant 
620 (haec quoque ab Euandri dieta parente reor); 
mox honor eripitur^ matronaque destinat omnis 

ingratos nulla prole novare vires, 
neve daret partus^ ictu temeraria caeco 



610. Die Weihang eines Tempels 
wurde in Rom so vollzogen, dafs 
der pontifex max, oder ein anderes 
Mitglied des Pontifikal-Kollegiums 
die Thürpfoste des neuen Tempels 
mit der Hand fassend die Ein- 
weihungsformel dem weihenden 
Magistrate, der ebenfalls die Hand 
an der Thürpfoste hielt, vorsprach. 
Dieser mufste sie dann nachspre- 
chen. — 611. Konstr. et ^augtmum' 
et quodc, I, 8ua ope äuget, dep. 
origine (vom Stamme) huius verbi 
(d. h. V. avis). — 614. vestras: an 
das ganze kaiserliche Haus gerich- 
tet. Nach einem Senatsbeschlufs 
vom IS. Jan. 27 v. Chr. sollten die 
Thürpfosten des kaiserlichen Pa- 
lastes stets mit Lorbeer geschmückt 
und über der Thür eine civica 
Corona von Eichenlaub, wie sie rö- 
mischen Bürgern für die Errettung 
eines Mitbürgers in der Schlacht 
verliehen wurde, aufgehängt wer- 
den, und zwar sollte der Lorbeer 
den Kaiser als beständigen Sie- 
ger, der Kranz als beständigen 
Erbalter der Bürger kennzeichnen; 
vgl. III 137 ff. und Anm. 

616. ausp. deis, ^ unter der Lei- 
tung der Götter', s. z. 646. — heres: 
Tiberius, z. 633. — 616. (eodem) 
omine, quo pater (suscepif), das 
omen (v. 178) ist der Name Augustus. 

617—036. 15. Jan. 2. Festtag der 
Carmentalia, der im J. 426 v. Chr. 
durch den Diktator Mamercus Aemi- 



lius gestiftet sein soll, und seine 
Veranlassung. S. Plut. q. R. 56. 
Preller I S. 406 f. S. z. v. 461. 

617. Titan ist der Sonnengott 
und heilst so als Sohn eines der 
Titanen, der Söhne des Üranos und 
der Gäa, des Hyperion; hier steht 
der Name des Gottes für die Sonne, 
den Tag; vgl. met. I 10. X 174. 

— actas: transactas. — tertius nach 
röm. Bechnungs weise. — 618. Par- 
rhasiae d, z. 478. — relata, wieder- 
holt, übers. ^Wiederholung'. — 619. 
matres &» matronae, nuptae v. 625. 

— Ausonias z. 55. — carpentum, ein 
zweirädriger verdeckter Staats- 
wagen, in welchem die flamines, 
Yestalinnen und Matronen zu den 
Opfern und Spielen fuhren. Abb. 
bei Baumeister, Denkm. III n. 2323 f. 
S. Marquardt, Privataltert. II S. 320. 

620. Die Etymologie ist falsch, 
das W. kommt entweder her von 
carpere (vgl. carpere iter) oder von 
dem Stamm xa^Tt schnell bewegen 
(vgl. 'naQTtdXifiog). Die Geschichte 
überliefert, dafs den Matronen das 
Becht im J. 395 verliehen wurde 
(Liv. V 25, 9), entzogen durch die 
lex Oppia im J. 214 und wieder- 
gegeben 195 durch Aufhebung die- 
ser lex (Li7. XXXIV 3, 9). — 621. 
destinat: * beschliefst'. — 622. no- 
vare ^fortpflanzen'. — 623. neve: 
et, ne. — temeraria sc. matrona. 
caeco pass., ^ nicht gesehen, heim- 
lich'; ebenso IV 668. 



72 



Ovidi fastorum 



visceribus crescens excutiebat onus. 
625 corripuisse patres ausas immitia nuptas^ 
ius tarnen exemptum restituisse ferunt. 
Binaque nunc pariter Tegeaeae sacra parenti 

pro pueris fieri virginibusque iubent. 
Scortea non Uli fas est inferre sacello; 
630 ne yiolent puros exanimata focos. 

Si quis amas veteres ritus, adsiste precanti: 

nomina percipies non tibi nota prius. 
Porrima placatur Postvertaque, sive sorores 
sive fugae comites, Maenali diya^ tuae. 
635 altera quod porro fuerat, cecinisse putatur, 
altera, versurum postmodo quicquid erat. 

Candida te niveo posuit lux proxima templo, 



625. corripuisse, sollen getadelt 
habeD. — 627. Tegeaeae p, z. v. 646 
u. 461. — 628. pro pueris virgini- 
busque (i. e. puellis) = pro partu. 

— 629. sacello: das Heiligtum an 
dem nach ihr benannten Carmen- 
tsJisohen Thor (z. II 201), das von 
den Frauen zum Dank für den 
nun erfolgenden Einderreichtum ge- 
stiftet wurde. Ober sacellum s. z. 
276, über das Verbot Varro d. 1. 1. 
VII 84: In aliquot sacris ac sa- 
ceUis scriptum habemtis: ^Ne quod 
seorteum adhiheatur^ ideo ne morti- 
cinum quid adsit Fest. p. 161. 

634. Maenali d. z. 478. Ursprüng- 
lich waren Porrima und Postverta 
wohl nur 2 Namen der Geburts- 
göttin Carmenta, die sich auf be- 
sondere Seiten derselben bezogen 
(s. V. 129). Die Etymologie O.s ist 
ebenso wie die Auffassung des We- 
sens der beiden Gottheiten falsch, 
s. Preller a. a. 0. Marquardt S. 11. 

— 636. porro hier von der Ver- 
gangenheit. — 636. versurum «. q, e, 
^was nachher sich drehen, umlaufen 
(abrollen) sollte'; verto häufig von 
der sich drehenden Zeit, dem Bade 
der Zeit; vgl. anno vertente ^im 
Verlauf der Zeit' bei Cic. 

687—650. 16. Jan. Tag der 
Weihe des restaurierten Tempels 
der Concordia durch Tiberius. Der 
Tempel, von welchem noch bedeu- 
tende Reste vorhanden sind, lag 
am nordwestlichen Ende des Fo- 
rums, etwas über dem Niveau des- 



selben (v. 639), sodafs man von 
dort das Forum und das Comitium 
überblicken konnte, in der Nähe 
des carcer Mamertinus, mit der 
Vorderseite am clivus Gapitolinusy 
mit der Bückseite ans Kapitol ge- 
lehnt. Er war von M. Furius Ca- 
millus als Diktator in der Zeit des 
letzten erbitterten Kampfes zwi- 
schen den patres und der plebs um 
die leges Liciniae Sextiae (367 v.Ghr.) 
gelobt, seine Ausführung an der 
bezeichneten Stelle nach Herstel- 
lung der Eintracht vom Senat be- 
schlossen worden. Seine Wieder- 
herstellung hatte Tiberius als Kon- 
sul im J. 7 V. Ghr. eingeleitet bei 
Gelegenheit seines Triumphes über 
die Germanen (s. z. v. 646 u. Dio 
LV 8: TtßsQtog filv iv t^ vovfirjv^cc^ 
iv ji vnatsvsiv fisvä rvoiiov nC- 
amvog i^Q^aro [7 v. Chr.], ig xs tö 
'OntaovCBLov xr^v ßovXrjv rjQ'QOias 
dia To i'£(o xov nmfirjQtov avtt 
slvcci, %al to 'Ofiovotiov cevtog 
aavTco inustisvocattt nQoard^ag^ oncog 
TO TS tdiov %cu to xov dQovaov 
6vo[ia ccvta iniyQdipijy xd xs vcxij- 
xTiQia Tiyays nxX,) ; eingeweiht wurde 
er von demselben nach gänzlicher 
Niederwerfung des höchst gefähr- 
lichen Aofstandes der Pannonier 
und Dalmatier (16 — 9 v. Chr. Peter 
G. B. III S. 79 ff.) am 16. Jan d. 
J. 10 n. Chr. (fast. Praen, p. 312. 
384). S. Becker B. A. I S. 311 f. — 
Der Abschnitt ist erst bei der Ober- 
arbeitung hinzugefügt. 



I 624—660. 



73 



qua fert sublimes alta Moneta gradus: 
nunc bene prospicies Latiam, Concordia, turbam, 
640 nunc te sacratae constituere manus. 
Furius antiquam populi superator Etrusci 

voverat, et voti solverat ille fidem. 
causa, quod a patribus sumptis secesserat armis 

YuIguS; et ipsa suas Roma timebat opes. 
645 causa recens melior: passos Germania crines 

porrigit auspiciis, dux venerande, tuis. 
inde triumphatae libasti munera geutis 

templaque fecisti, quam colis ipse, deae. 
hanc tua constituit genetrix et rebus et ara, 

sola toro magni digna reperta lovis. 



650 



687. Der Dichter redet die Göt- 
tin Concordia an, welche in dem 
restaurierten Tempel wieder ihte 
Wohnung aufschlägt (s. 291). — 
niveo: vom schneeweifsen Marmor. 
— 638. ^wo hoch einherschreitet (s. 
VI 338. III 174. IV 488) Moneta'; 
die Gottheit nnd ihr Tempel sind 
hier, wie oft, als eins genommen; 
über den Tempel der Juno Moneta 
in arce (daher alta und suhlimes) 
z. VI 183 ff. 

640. sacratae m.: die des Tibe- 
rius, vgl. 609. II 60 u. 63. — 641. 
anHqtwm sc. Concordiatji (genauer 
templum Concardiae)^ vgl. VI 637. 
Hör. carm. I 31, 1: Quid dedicatum 
poscit Apollinem vates? — Von den 
zahlreichen Erfolgen des Camillns 
in seinen etrnskischen Kriegen ist 
der berühmteste' die Einnahme des 
10 Jahre lang belagerten Veji im 
J. 396. — 642. voti s. f.: er hatte das 
Wort des Gelübdes gelöst, z. 359. 

646. 0. meint den Feldzufi^, den 
Tiberius im J. 8 v. Chr. durch Ger- 
manien gemacht hatte (*8tc per- 
domuit eam, ut in formatn paene 
stipendiariae redigeret provinciae^ 
sagt der höfische Velleius II 97, 4, 
während er in Wirklichkeit keinen 
wesentlichen Widerstand gefanden 
hatte, 8. Peter G. R. III S. 66) und 
für den ihm ein Trinmph bewilligt 
war, den er am 1. Januar des fol- 
genden Jahres feierte (ti'iumphatae 
geniis). — Die langen Haare waren 
ein Hauptetolz der Germanen und 
werden als Zeichen der Unterwer- 
fung, wie von dem besiegten Par- 



ther der Bogen {porrigis arcm V 
693. tr. n 227), dem Sieger zum 
Abschneiden übergeben. Abge- 
schorenes Haar als Zeichen der 
Sklaverei bei Claudian. in Eutrop. 
I 383: Militet ut nostris detonsa 
Sicambria signis. Apoll. Sidon. ep. 
8, 9, V. 26 ff — passos: 'fliegend', 
weil die Germanen traurig waren 
über ihre Besiegung, s. tr. IV 2, 43 : 
Crinihus en etiam fertur Germania 
passis et ducis invicti sub pede maesta 
sedet, f. II 813. V 453. III 213. — 
646. auspiciis t Jeder Feldherr 
mufste, ehe er in den Krieg zog^ 
erst' vor den Mauern Roms die 
auspicia befragen, die ihm dann 
in den Krieg folgten ; das imperium 
wurde erst durch die ausp. zu einem 
iustum imp. Daher die Formel 
auspiciis alicuius bellum geritur, 
unter der Leitung jemandes wird 
der Krieg geführt. — 647. inde, 
'von da', näml. entnommen. Die 
munera (Kriegsbeute) wurden ge- 
opfert (üb. libare z. 389) insofern, 
als sie zu einem Tempel verwandt 
wurden. — 649. hanc: concordiam. 
Diese hat die Mutter des Tib., 
Li via, nachdem sie lange geschwun- 
den gewesen, durch die That in 
Rom fest gegrQndet, indem sie mit 
Aug. in grofser Eintracht lebte, 
und durch eine ara in dem von ihr 
im J. 7 V. Chr. geweihten Tempel 
in der porticus Livia. Vgl. die 
ähnl. Stelle VI 637 und über die 
hohe Bedeutung, welche das Kaiser- 
haus der Göttin Conc. wieder gab, 
Preller H S. 261 f. — 650. magni 



74 



Ovidi fastorum 



Haec ubi transierint, Capricorno, Phoebe, relicto 
per luvenis curres signa gerentis aquam. 

Septimus hiDC oriens cum se demiserit undis, 
fulgebit toto iam Lyra nuUa polo. 

655 Sidere ab hoc ignis venienti nocte, Leonis 

qui micat in medio pectore, mersus erit. 
Ter quater evolvi signantes tempora fastos, 

nee Sementiva est ulla reperta dies: 
cum mihi (sensit enim) ^Lux haec indicitur', inquit 
660 Musa^ ^quid a fastis non stata sacra petis? 
utque dies incerta sacro, sie tempora certa, 

seminibus iactis est ubi fetus ager'. 
State coronati plenum ad praesepe iuvenci: 

cum tepido vestrum vere redibit opus. 
665 rusticus emeritum palo suspendat aratrum: 

omne reformidat frigida vulnus humus. 
vilice, da requiem terrae, semente peracta 

da requiem, terram qui coluere, viris. 
pagus agat festum: pagum lustrate, coloni. 



lovis d. i. des divw Augitstus; vgl. 
trist, n 161. ex P. II 8, 29. 

051—52. Am 17. Jan. tritt die 
Sonne {PhoehiM) aus dem Zeichen 
des Steinbocks in das des Aquarius 
(des iuv. gerentis aquam)^ unter 
dem man sich meist den Ganyme- 
des dachte (II 145). 

653* 54. 23. Jan. Untergang der 
Leier. 

655« 56. 24. Jan. Untergang des 
Löwenherzens; der Löwe soll der 
Nemeische sein, der von Hercules 
getötet und an den Himmel ver- 
setzt warde. — Sid. ab hoc: von 
diesem Gestirn (der Lyra) aus, d. h. 
nach diesem Gestirn. 

657— 704. Feriae sementivae 
(dies — appellatus a semente, quod 
sationis causa susceptae Yarr. d. 1. 
1. VI 26) hiefsen alle Feste, welche 
mit der Saat irgendwie in Verbin- 
dung standen, das volkstümlichste 
war das der Paganalia (oder die 
feriae Paganicae), die nach Be- 
endigung der Saatzeit an zwei auf- 
einanderfolgenden nundinis gefeiert 
wurden, sodafs sie durch einen 
Zwischenraum von 7 Tagen ge- 
trennt waren. Dasselbe gehörte der 



Natur der Sache nach zu den f. 
conceptivis (wie bei uns die Wein- 
lese); 8. S. 27. Preller II S. 5 f. 
Marquardt S. 192 f. 

658. nee 'aber nicht'. — 669. Ltuc 
haec =s dies haec (Sementiva), — 
660. non stata (bewegliche) «» con- 
ceptiva, quae indicuntur. — 661. 
ut — sie z. V. 333. Nach Varro (d. 
r. r. I 34) fiel die Saatzeit in die 
Zeit zwischen der Herbstgleiche 
und dem kürzesten Tag, s. Verg. 
ge. I 208 ff. und Voss z. d. St. — 
663—665 genaue Nachbildung von 
Tibull. II 1, 5 ff.: Luce sacra re- 
quiescat humus y. requiescab arcUor 
Et grave suspenso vomere cesset opus, 
Solvite vincla iugis: nunc ad prae- 
sepia debent Plena coronato stare 
boves capite. V(?l. f. V 52 und VI 311. 
— 664. Vgl. Verg. ge. I 43 ff. 

666. Die Furchen der Pflugschar 
werden oft, indem die Erde als 
menschlicher Körper gedacht wird, 
Wunden genannt; vgl. bes. met. II 
286. I 101. — 669. Die gewöhn- 
lichste Einteilung der ländlichen 
Bevölkerung in Italien war die in 
pagi, ursprünglich gentilicische Be- 
zirke^ aus denen später die tribus 



I 651-685. 



75 



670 et date paganis annua liba focis. 

placentnr fragum matres, Tellasqne Ceresque, 

farre suo gravidae yisceribasque suis, 
officium commune Ceres et Terra taentar: 
haec praebet causam frugibus, illa locum. 
675 Oonsortes operis, per quas correcta yetnstas, 
quernaque glans yicta est utiliore cibo, 
frugibus immensis ayidos satiate colonos^ 

ut capiant cultus praemia digna sui. 
Yos date perpetuos teneris sementibus auctus, 
680 nee nova per gelidas herba sit usta nives. 
cum serimuSy caelum yentis aperite serenis, 
cum latet^ aetheria spargite semen aqua, 
neye grayes cultis Cerialia rura^ cayete, 
agmine laesuro depopulentur ayes. 
685 YOS quoque^ formicae^ subiectis parcite granis: 



bervorgingen; an der Spitze jedes 
pagus stand ein magister, der auch 
die sakralen Funktionen im Namen 
des p> an dem religiösen Mittel- 
punkt desselben, dem Herde, zu 
Yollziehen hatte; zu diesen gehörte 
namentlich das li^rare, reinigen, 
sühnen (das W. hängt zusammen 
mit lavare\ und zwar durch einen 
feierlichen Umgang mit dem Opfer- 
tier und anderen Sühnmitteln um 
den Bezirk; diese lustratio spielte 
bei allen ländlichen Festen eine 
grofse Bolle. S. Marquardt a. a. 0. 
Preller I S. 419 ff. 

670. Uba,s. z. v. 127. ~ 671. Tel- 
lus und Ceres wurden meist zusam- 
men angerufen. Preller II S. 2. — 
672. farre suo: weil Spelt, welchen 
kie hatten wachsen lassen, ihr ge- 
wöhnliches Opfer war, s. IV 409; 
über das Schwein als Opfer s. z. 
V. 349 und IV 414. — viscera z. 588. 
— 674. Jiaec: Ceres; illa: Tellus. 
Ceres ist die wichtigere Göttin. — 
carMam 'Keim'. Das W. Ceres hängt 
mit creare, schaffen, zusammen. 
Preller II S. 4, 

676. querna glans: der Zusatz 
des Adj. ist nicht überflüssig, weil 
unter glans auch die Buchecker, 
die Dattel und ähuliche Früchte 
verstanden wurden; s. Plin. n. h. 
XVI 18. Eicheln sind bei den alten 
Dichtem die Hauptnahrung der 



rohen Menschen vor der Einführung 
des Ackerbaus. iy401. met.I106a.ö. 
Übrigens darf man nicht an unsere 
Eicheln denken, sondern an die der 
Zerreiche (Q, Cerris L.), der Ballota- 
eiche {Q. Ballota) und der Speise- 
eiche (Q. Esculus), deren Früchte 
noch heutzutage gegessen werden. 
Zu correcta vetustas vgl. Schillers 
Eleu9. Fest. — 677. aoidos: nach 
den frugibus immensis, ebenso Verg. 
ge. I 47. — 678. Der genet. cultus 
sui hängt von praemia ab, zu digna 
ist noch einmal cultü s, zu er- 
gänzen. 

680. uri wird öfters, auch in der 
Prosa, vom Erfrieren gebraucht; 
auch wir sprechen von einem bren- 
nenden Schmerz beim Frieren. (Her- 
der: 'traurig hängt die Blüte, ist 
versengt vom scharfen Nordwind'). 
— 681. 82. Der erste dem 2. gram- 
matisch koordinierte V. ist gedank- 
lich dem zweiten untergeordnet : 
'wie ihr bei der Saat den Himmel 
klar machen möget, so — '. — se- 
renus, heiter machend, heiteres 
Wetter bringend; zur Sache vgl. 
Verg. ge. I 210 ff. — 682. latet sc. 
semen in terra. — astheria =» cae- 
lesti, s. z. 478. — 688. Eonstr. 
et cavete, ne aves cultis gr. (ver- 
derblich) dep, Cer. rura agmine 
laes. — 

685. subiectis (sc. terrae) gr,: Die 



76 



Ovidi fastorum 



post messem praedae copia maior erit. 
interea crescat scabrae robiginis expers 

nee vitio caeli palleat aegra seges. 
et neque deficiat macie neque pinguior aequo 
690 diyitiis pereat laxuriosa suis. 

et careant loliis oeulos vitiantibus agri^ 

nee sterilis culto surgat avena solo, 
triticeos fetus passuraque farra bis ignem 

hordeaque ingenti fenore reddat ager! 
695 haec ego pro vobis, haee tos optate coloni^ 

effieiatque ratas utraque diva preces. 
Bella diu tenuere viros: erat aptior ensis 

vomere, cedebat taurus arator equo, 
sarcula eessabant^ versique in pila ligones, 
700 faetaque de rastri pondere cassis erat, 
gratia dis domuique tuae: religata catenis 

iam pridem vestro sub pede bella iaeent. 
sub iuga bos veniat^ sub terras semen aratas. 

pax Cererem nutrit, pacis alumna Ceres. 



Samenkörner. — 687. Der Eost, 
robigo, ist ein gelbroter klebriger 
Staub, der die Gewächse anfrifst; 
den weifslichen nennt man jetzt 
Me(li)ltau, weil man das alte Mal, 
Flecken, mitMelil verwechselt. Vofs 
z. Verg. ge. S. 91; er war auch in 
Italien sehr gefürchtet. Verg. ge. 
1 160 f. f. IV 679 ff. 905 ff. Das Epi- 
theton scabra (ebenso IV 921, rauh 
im Gegens. zu levis) ist von dem 
eigentlichen Bost am Eisen über- 
tragen. — 688. caeli, des Wetters. 
— ctegra prolept. — 689. macie, 
durch Dürre. — aequo abl. compar. ; 
die Halme senken sich dann. Vgl. 
Verg. ge. I 111 ff. Plin. XVIII 154: 
Inter vitia segetum et luxuria est, 
cum oneratae fertilitate procumbunt. 
691. Das infeh'x lolium {lolium 
temulentum, L., Lolch, Tollkom, 
dessen Genufs den Augen schadete) 
und die steriles avenae, Windhafer 
(avena fatua) waren ein den Rö- 
mern sehr verhafstes Unkraut. Vgl. 
Verg. ecl. 5, 37. ge. I 154. Plin. 
XVIII 149: Primum omnium frur 
menti Vitium avena ett, et hordeum 
in eam degener at, sie ut ipsa fru- 
menti sit instar, quippe cum Ger- 
manias populi serant eam neque 
älia pulte vivant, — 693. Bevor der 
Spelt, die Hauptfrucht der alten 



Römer, im Brot gebacken wurde, 
röstete man ihn, weil man so das 
Brot für gesünder hielt; s. II 521. 
VI 313. ~ 694. Plin. XVHI 74: 
Panem ex hordeo antiquis usitatum 
vita damnavit, quadripedumque fere 
cibus est. 

696. utraque d.: Ceres und Tel- 
lue. — eff, ratas 'mögen erfüllen*. 
— 697—704. Diese den endlich ge- 
schenkten Frieden verherrlichenden 
Verse sind von 0. erst bei der Um- 
arbeitung mit Beziehung auf Ger- 
manicus (v. 701) hinzugefügt wor- 
den. S. S. 12. — 698. equo: bellatari 
8. II 12. — 699. sarculum, ligo 
und raster sind Gerätschaften zum 
Aufhacken der Erde, sarc, eine 
Hacke, die besonders in Berg- 
gegenden als Pflug gebraucht wurde, 
ligo ein Karst mit einem nach 
innen gebogenen Blatt, das sich in 
zwei Zinken spaltete, und einem 
langen Stiel (weswegen aus den lig. 
die pila gefertigt werden, z. II 11), 
raster ein sehr schwerer Karst mit 
2 oder noch mehr Zinken, die un- 
ter rechtem Winkel am Stiel an- 
safsen. Abb. b. Rieh S. 539. 355. 
512; vgl. met. XI 36. TibuU. I 10, 
45 ff. Verg. ge. I 164. 

701. religata z. 123 f. — 704. Vgl. 
IV 407 f. 



I 680—719. 



41 



705 At qnae yenturas pmecedit sexta kalendas^ 
hac sunt Ledaeis templa dicata dös. 
fratribus ill$i deis fratres de gente deomm 
circa latainae composoere lacos. 

Ipsmn no8 Carmen deduxit Pacis ad aram. 
710 haec erit a mensia fine seconda dies. 

Fron^bus Actiacis compios redimita capillos 

Fax ades et toto mitis in orbe mane! 
dam desint hjstes, desit qnoqne causa triumphi: 

tu ducibus bello gloria maior eris. 
715 sola gerat miles, quibus arma coerceat^ arma, 

canteturque fera nil nisi pompa tuba. 
faorreat Aeneadas et primus et ultimus orbis: 

si qua parum Romam terra tunebat, amet. 
tura^ sacerdoteSy pacalibus addite flammis. 



706—708. 27. Jan. (a. d. VI kaL 
Febr.). Den Diosknren (z. V 699) 
war zum Dank für die am See 
Regillus aDgeblicb geleistete Hilfe 
Yon dem Diktator A. Postnmius 
während der Schlacht ein Tempel 
gelobt und im J. 485 am lacos 
Jnturnae (einem steinernen Bassin, 
am Yestaheiligtum, s. z. 463), weil 
sie dort nach der Schlacht ihre 
Bosse getränkt haben sollten, ge- 
weiht worden. Mit der Zeit ver- 
fallen, wurde er von Tiberius in 
grofser Pracht neu aufgebaut und 
unter seinem und seines Bruders 
Dmsus Namen {fratres de gente 
deorum) am 27. Jan. d. J. 6 n. Chr. 
geweiht. Von ihm stehen noch 
drei Säulen. Preller II S. 300 ff. — 
quae sc. dies. 

709—724. 30. Jan. Tag der 
Weihe der ara Pacis und Apostrophe 
an den Frieden. Die ara stand auf 
dem Marsfeld; sie war vom Senat 
nach der Bückkehr des Augustus 
aus Spanien und Gallien im J. 13 
V. Chr. beschlossen und im J. 9 v. 
Chr. geweiht worden; zu ihr wahr- 
scheinlich gehörende grofse Beliefs 
sind noch erhalten. Preller II 
S. 250 ff. 

710. haec — dies: d. h. der Tag 
der Feier an der ara. — 711. Mit 
der Schlacht bei Actium datierten 
die Bömer die neue Zeit, die ihnen 



Glück, d. h. Frieden bringen sollte ; 
sehr passend schmückt daher 0. die 
Pax firondibits Actiacis, d. h. mit 
dem Lorbeer, dem Symbol des Sie- 
ges und des Friedens (paealis lau- 
rus met. XV 591, s. Plin. XV 138. 
f. VI 91). — comptos cap.: die geord- 
neten Haare werden als Zeichen 
der Solidität gedeutet; y^L Tib. 
IV 2, 10. — 713. s. 283 ff. Einl. 
S. 12. — 714. tu: Pax. — duc. für 
das Kaiserhaus. 

715. arma c, die der Feinde; die 
eigenen Waffen sollen künftig also 
nur zum Defensivkrieg verwandt 
werden. — Die tuba ist eine lange 
gestreckte Trompete, im Elang 
einem Signalhorn entsprechend 
(Abb. Bich S. 657); sie wurde im 
Krieg gebraucht, um das Zeichen 
zum Angriff und Bückzug zu geben 
(daher /Wo), und auch bei feier- 
lichen Aufzügen im Frieden. Übers, 
'und nur bei feierlichem Aufzuge 
ertöne die wilde Tuba*. — 717. 
Äeneadae heifsen Augustus und 
seine Nachkommen, weil des Aug. 
Adoptivvater seine Herkimfb von 
Jnlus, dem S. des Aeneas, ab- 
leitete; den Stammbaum giebt 0. 
IV 29 ff. — primus et ult o.: der 
nächste und entfernteste Teil des 
Erdkreises; s. Bentley z. Hör. carm. 
I 35, 29. — 719. paealis ein von 
0. zu pax gebildetes Adj.; p. fl. 



78 Ovidi fastorum I 720—724. 

720 albaque percassa yictima fronte cadat. 

utque domus^ quae praestat eam^ cum pace perennet, 

ad pia propensos vota rogate deos. — 
Sed iam prima mei pars est exacta laboris, 

cumque suo finem mense libellus habet. 

sind die Flammen auf dem Altar zu Liebe gesuchte Alliteration; in 

der Fax. wichen Dingen ist 0. Meister. — 

720. alba z. 56. — percussa z. 722. ad p. v. verb. mit propensos. 

847. — 721. Beachte die der Fax — 723. Vgl. met. XV 871. 



LIBJ]R IL 



lanus habet finem. cum carmine crescit et annus: 

alter ut hie mensis, sie liber alter eat. 
<Nuiic primum velis, elegi, maioribus itis: 

exiguum^ memini^ nuper eratis opus. 
5 ipse ego vos habui faciles in amore ministros; 

cum lusit numeris prima iuventa suis, 
idem sacra cano signataque tempora fastis: 

ecquis ad haec illinc crederet esse yiam? 
haec mea militia est. ferimus quae possumus arma^ 
10 dextraque non omni munere nostra vacat. 
si mihi non valido torquentur pila lacerto, 

nee bellatoris terga premuntur equi, 
nee galea tegimur nee acuto cingimur ense 

(bis habilis telis quilibet esse potest): 
15 at tua prosequimur studioso pectore, Caesar, 

nomina, per titulos ingredimurque tuos. 



1—18. Prolog. 

2. eat z. I 26. — 3—18. S. ob. 
S. 13. — 3. elegi (griech. iXsystov 
8C. fiitQOVf nach den Alten von £ a 
XiyBiv, ach sagen, nreprünglich 
klagende Harmonieen des Flöten- 
Spiels) sind Distichen, die über- 
haupt zuerst Yon Callinns, Simo- 
nides, Tyrtäns, Mimnermns, Solon 
n. a., später mit besonderer Vor- 
liebe von den Alexandrinern zum 
Ansdmck ihrer Empfindungen und 
Gefühle angewandt worden sind; 
von hier gingen sie zu den Römern 
über (s. ob. S. 4). 0. sah die Elegie 
{iXBysia sc. no^rjaig) als seinen 
eigentlichen Beruf an und hatte alle 
seine früheren Werke, die leicht 
geschrieben sich fast alle auf Liebe 
und Liebesabenteuer beziehen, in 
elegi» gedichtet. — velis — m. t.: 
weil der Inhalt ein gewichtiger ist; 
8. z. 1 4. — 4. exigtmm optis: ebenso 



Horat. a. p. 77; vgl. unten v. 125 f. 

— 5. facüis, der sich leicht fügt^ 
willfährig. 

7. Sacra z. I 7. — signaia = no- 
tata 18. — 9. quae possumus a.; 
8. tr. IV 10, 37. 

11. Das piluni, seit Marius die 
eigentliche Waffe der Legionarier, 
war 3 Meter laug und hatte einen 
Durchmesser von 28 Millim.; dazu 
war die eiserne Spitze ebensolang 
als der Schaft, und so erforderte das 
Schwingen (torquere) und Schleu- 
dern desselben keine geringe Kraft. 
— 12. terga z. 1 66. — 14. habilis, ge- 
eignet, geschickt sowohl von Sachen 
für eine Person, als von einer Per- 
son für eine Sache, vgl. am. I 9, 3 
hello habilis aetas. — 16. (Jaesar: 
Augustus, z. V. 138. — pros, nomina 

— per tit. (z. 1 591) ingr.: und damit 
auch die Thaten, welche ihm jene 
Auszeichnungen verliehen, s. I 15. 



80 



Ovidi fastoram 



ergo ades et placido paulam mea munera yulta 
respice, pacando si quid ab hoste vacas.> 

Februa Romani dixere piamina patres; 
20 nunc quoque dant verbo plurima signa fidem: 
pontifices ab rege petunt et flamine lanas^ 
quis veterum lingua februa nomen erat, 
quaeque capit lictor domibus purgamina versis 
torrida cum mica farra^ vocantur idem. 
25 nomen idem ramo, qui caesus ab arbore pura 
casta sacerdotum tempora fronde tegit. 
ipse ego flaminicam poscentem februa vidi: 

februa poscenti pinea yirga data est. 
denique quodcumque est, quo corpora nostra piantur, 
30 hoc apud intonsos nomen habebat avos. 
Mensis ab his dictus, secta quia pelle Luperci 

omne solum lustrant idque piamen habent, 
aut quia placatis sunt tempora pura sepulcris, 



18. ab hoste: in den Rhein- und 
Donaugegenden; allerdings be- 
kämpfte sie Augastus nicht selbst; 
nur im J. 8 n. Chr. ging er einmal, 
um dem Schauplatz näher zu sein, 
selbst nach Ariminum. 

19 — 54. Ableitung des Wor- 
tes Februarius (nach Yarro). 
vgl. Varr. d. 1. 1. VI 13: Febru/um 
Sabini purgamentum [= piamina, 
Heinigungs-, Sühnungsmittel] et in 
sacris nostris verbum. Censor. d. d. 
n. 22, 14: Est februum quidquid 
piat purgatque, et februamenta pur- 
gamenta, item februare pur gare et 
purum fasere, 

19. patres, Vorfahren. — 21. Der 
rex ist der sacrificülus, s. z. I 333, 
der flamen der Dialis, s. z. III 397, 
dessen Amt, nachdem es in der 
letzten Zeit der Bepublik dem Bin- 
gehn nahe gewesen und 75 Jahre 
lang unbesetzt geblieben war, im 
J. 1 1 Y. Chr. von Augustus erneuert 
worden war; sein lictor ist y. 23 
gemeint. — lanas: Gegenstände yon 
Wolle, Binden und dergl., wie sie 
bei heiligen Verrichtungen viel ge- 
braucht wurden. — 23. Das Sterbe- 
haus wurde in Rom erst ausgefegt, 
dann entsühnt; vgl. v. 537 f. — 
24. torrida = tosta, z. I 693. — 
mica: sc. salis, z. I 338. — idem 



sc. februa, — 25. ab a. pura d. h. 
quae purifica^ (ebenso Tibull. 1 5, 11 
sulphur purum); nach v. 28 war es 
eine Fichte; vgl. IV 741. 

26. Sonst trug der flamen Dialis 
einen Oelzweig am apex, die fla- 
minica einen Zweig von einem Qra- 
natbaum am Kopftuch, das sog. 
arculum; es wurde dadurch sym- 
bolisch die Verbindung mit der 
Gottheit angedeutet. S. Marquardt 
S. 317 und 318. — 30. apud intonsos: 
die Römer haben in der alten Zeit 
lange Haare und Barte getragen; 
erst im J. 300 v. Chr. kamen die 
ersten Haarschneider aus Sicilien 
nach Rom. — avi ■» maiores, ebenso 
652. V 624. 

31. Hier gehen die Ansichten 
auseinander, v. 31 und 32 geben die 
(richtige) Ansicht des Varro, v. 33 f. 
die der Antiquare M. Fnlvius No- 
bilior und C. Junius Gracchanus, 
welche jedoch von Varro angeführt 
war und so dem 0. bekannt wurde. 
— secta peUe d. i. mit Riemen, den 
februis, — Luperei s. v. 267 u. Anm., 
283 u. Anm. — 32. lustrant: z. I 
669 ; die Suhnung wurde durch das 
Laufen der Luperci lun die pala- 
tinische Altstadt und das Schlagen 
der Begegnenden vollzogen. — 33. 
t. pura (= februata), weil die Bär- 
ger in dieser Zeit entsühnt sind. — 



n 17—44. 



81 



tunc cum ferales praeteriere dies. 
35 Omne nefas omnemque mali purgamina causam 

credebant nostri tollere posse senes. 
Graecia principium moris dedit. illa nocentis 

impia lustratos ponere facta putat. 
Actoriden Peleus, ipsum quoque Pelea Phoci 
40 caede per Haemonias solvit Acastus aquas. 
vectam frenatis per iuane draconibus Aegeus 

credulus inmerita Phasida fovit ope. 
Amphiarei'ades Naupactoo Acheloo 

^Solve nefas' dixit. solvit et ille nefas. 



34. f. praeteriere d. mit dem 21. Febr. 
8. V. 533 ff. u. Anm. — 36. caibsam: 
Keim. — 36. senes = avi v. 30. — 
37. nocentis aubstantivisch 'Ver- 
brecher'. — 38. ponere = dep. Der 
Glaube an die religiöse Bedeutung 
und Wirksamkeit der Reinigung 
durch gewisse Bräuche von ver- 
schiedenen Verbrechen war bei den 
Griechen seit alten Zeiten verbrei- 
tet und wurde auf Orpheus als Ur- 
heber zurückgeführt. — 39. Actori- 
des ist der Enkel (der öfters durch 
-ides bezeichnet wird) des Actor in 
Opus, Patroclus, der, weil er beim 
Astragalos- Spiel den Sohn des 
Amphidamas getötet, sich nach 
PhÜiia zu Peleus, dem Vater des 
Achilles, flüchtete und von ihm ent- 
sühnt und erzogen wurde. Homer 
IL ^F 87 ff. — Peleus und Telamon, 
Söhne des Äacus, des Königs von 
Agina, hatten ihren Halbbruder 
Phocus, weil er sie in den Waffen- 
Übungen übertraf, erschlagen; Pe- 
leus war dann nach Phthia zu 
seinem Oheim Eurytion geflohen 
und von ihm gereinigt worden, 
hatte aber das Unglück diesen auf 
der kalydonischen Jagd durch ein 
Versehen zu töten. Er ging daher 
zu Acastus, dem S. des Pelias, dem 
König von Jolkos, und liefs sich 
von diesem von der zweiten Blut- 
schuld entsühnen. 0. verwechselt 
die beiden Entsühnungen. — "40. 
Hciemonia ist ein alter Namen von 
Thessalien, angeblich so genannt 
von Haemon, S. des Pelasgus und 
Vater des Thessalus. 

41. Konstr. credulus A, Fh. vec- 
tam fr. draconibus per incme fovit 

Ovids Fasten. 



i. ope. Nachdem Medea (Phasis ge- 
nannt von dem Flusse Phasis in 
ihrem Heimatlande Kolchis), weil 
sich ihr Gemahl Jason mit Glauke 
(oder Kreusa), der Tochter des 
korinthischen Königs Kreon, aufs 
neue vermählt hatte, aus Bache 
die Braut nebst ihrem Vater und 
ihre und Jasons Kinder getötet 
hatte, flieht sie auf einem Drachen- 
wagen durch die Luft {per ina^ne) 
nach Athen zu König Ägeus, der sie 
gastfreundlich aufnimmt und sie 
sogar zu seiner Gemahlin macht. 
Währenddes kommt Theseus, vom 
Vater nicht gekannt, nach Athen, 
wird aber von Medea bei Ageus 
verdächtigt (daher inmerita ope /".), 
sodafs dieser von ihr überredet 
(credulus) seine Einwilligung zur 
Vergiftung des Sohnes giebt. In 
dem Momente aber, wo Th. das Gift 
trinken will, wird er vom Vater er- 
kannt und rechtzeitig gerettet. S. 
metam. VII 350 ff. 0. hatte diesen 
Stoff auch zum Gegenstande seiner 
Tragödie Medea gemacht. — 43. 
Alkmäon, S. des Amphiaraus und 
der Eriphyle, hatte seine Mutter 
auf Befehl seines Vaters, den sie 
durch ein Halsband bestochen in 
den Tod vor Theben getrieben, er- 
mordet, wird infolge dessen von 
den Furien verfolgt und findet nach 
langem Umherirren endlich bei .dem 
Flufsgott Achelous Buhe. Der Ach. 
fliefst zwischen Akamanien und 
Ätolien, nach dessen bekanntester 
Stadt er hier Naupactous heilst. — 
Der Hiatus nach der Hebung des 
5. Fufses findet sich auch sonst bei 
0., besonders vor griech. Namen, 



82 



Ovidi fastornm 



45 a! nimium faciles^ qui tristia crimina caedis 

fluminea toUi posse putatis aqua! 
Sed tarnen, antiqui ne nescius ordinis erres, 

primus, ut est, lani mensis et ante fnit. 
qui sequitur lanum, veteris fuit ultimus anni: 
50 tu quoque sacrorum, Termine, finis eras. 
primus enim lani mensis, quia ianua prima est, 

qui sacer est imis manibus, imus erat, 
postmodo creduntur spatio distantia longo 

tempora bis quini continuasse viri. 

55 Principio mensis Phrygiae contermina Matri 
Sospita delubris dicitur aucta novis. 
^Nunc ubi sunt, illis quae sunt sacrata kalendis 

templa deae?' longa procubuere die. 
Cetera ne simili caderent labefacta ruina, 
60 cavit sacrati provida cura ducis, 

sub quo delubris sentitur nuUa senectus: 

nee satis est homines, obligat ille deos. 
Templorum positor, templorum sancte repostor, 
sit superis, opto, mutua cura tui. 
65 dent tibi caelestes, quos tu caelestibus, annos, 
proque tua maneant in statione domo. 



V 83. met. II 244. V 312. VIII 310. 
— 45. foLcües, leichtsinnig. 

46. Znr Sühn an g, wie überhaupt 
zu gottesdienstlichen Handlungen, 
wurde fliefsendes Wasser ange- 
wandt; vgl. V. 250 und met. III 26. 
Eurip. Iph. Taur. 1193 ^aXacaa 
TtXvisv ndvra rdv&Qcanmv %aY,d. — 
47. S. S. 21. — erres z. I 468. -- 

49. qui seq. in der Zeit Ovids. — 

50. Die Terminalia wurden am 
23. Februar gefeiert und damit das 
alte Jahr geschlossen. S. y. 639 ff. 
u. A. 

51. S. I 127 u. A. — 52. sacer: 
weil im Februar die Feralia ge- 
feiert wurden, s. v. 33. 569 f. — 
54. continuasse: sodafs nun der 
Februar unmittelbar auf den Januar 
folgte. Sonst erfahren wir von den 
Änderungen der Decemvirn des 
J. 450 nur, dafs sie die im Februar 
vorgenommene Schaltung betrafen. 
S. ob. S. 22. 

55—72. 1. Febr. — 55 — 58. In 
Rom gab es zwei Tempel der Juno 
Sospita, deren Kult aus Lanuvium 



entlehnt war, einen auf dem Forum 
olitorium, einen zweiten auf dem 
Palatin; durch die Nachbarschaft 
des Tempels der Cybele, der aus 
Phrygien eingeführten Magna Mater 
(z. IV 179. 347), ist hier der zweite 
gekennzeichnet. S. Becker I S. 602. 
— 58. die 'Zeit', z. I 232. — 59. 
Cetera: die übrigen Heiligtümer. — 
60. sacrati ducis: Augusti, der 
seine auf Herstellung der Heilig- 
tümer gerichtete Thätigkeit selbst 
im monum. Ancyr. hervorhebt (lat. 
4, 17, vgl. p. 86 Momms.): Duo et 
octoginta templa deum in urbe con- 
sul (28 V. Chr.) 8exi\yim ex decreto] 
senatus refeci, nullo praetermisso 
quod c[o] temp[orG refici debebat]; 
auch sonst wird sie oft erwähnt. 

62. satis est: erg. das Verb, aus 
obligat. — 64. vgl. met. VIII 715: 
Cura pii dis sunt et qui coluere, 
colantur. — 65. quos tu cael.: durch 
die Gründung oder Erhaltung ihrer 
Tempel. 

66. tua zu domo. — man, in stat 
mögen auf der Wacht bleiben, vgl. 



n 45-80. 



83 



70 



Tunc quoque vicini lucus celebratur Helerni, 
qua petit aequoreas advena Thybris aquas. 

Ad penetrale Numae Capitolinumque Tonantem 
inque lovis summa caeditur arce bidens. 

Saepe graves pluvias adopertus nubibus auster 
concitat, aut posita sub nive terra latet. 



Proximus Hesperias Titan abiturus in undas 
gemmea purpureis cum iuga demet equis, 
75 illa nocte aliquis, tollens ad sidera vultum, 

dicet *übi est hodie quae Lyra fulsit heri?' 

dumque Lyram quaeret, medii quoque terga Leonis 
in liquidas subito mersa notabit aquas. 

Quem modo caelatum stellis Delphina yidebas, 
80 is fugiet visus nocte sequente tuos: 



met. I 626. — 67 f. Feier im lucus 
Helerni, der, nur noch VI 105 er- 
wähnt, da gelegen haben mufs, wo 
der Tiber aus Rom heraustretend 
dem Meere zufliefst. — vicini sc. 
Tiberi (v. 68); vgl. VI 105. — 68. 
advena heifst der SvßQig, weil er 
aus Etrurien kommt, daher auch 
die Benennung Tuscus amnis, s. z. 
I 233. 

69 f. Weitere Feierlichkeiten am 
1. Febr. Das penetrale Numae ist das 
Atrium Vestae, s.Z. VI 257. DerTem- 
pel des Juppiter Tonans, welcher auf 
dem E[apitol in der Nähe von dem 
Tempel des Jup. Capitolinus stand, 
war von Augustus zum Dank fClr 
eine Befreiung aus Lebensgefahr 
erbaut und am 1. Sept. 22 v. Chr. 
eingeweiht worden. Seitdem kam 
der schon früher bestehende Dienst 
des J. Fulgurator oder Tonans be- 
sonders in Aufnahme. Preller I 
S. 191. 287. — 70. Der kapitoli- 
nische Hügel hatte zwei Gipfel, 
einen südwestlichen (wo j. der Pa- 
lazzo Caffarelli steht), auf welchem 
der grofse Juppitertempel sich er- 
hob, und einen nordöstlichen (j. 
Kirche und Kloster St. Maria in 
Araceli), die eigentliche Burg ; wird 
genau gesprochen, so wird jener 
Capitolium, dieser arx genannt; oft 
jedoch wird auch kein Unterschied 
in den Benennungen gemacht und 



so ist hier (ebenso IV 635. VI 18. 
349) unter arx lovis das eigent- 
liche Kapitel zu verstehen; ähnl. 
Liv. XXVIII 39, 15: lovi optimo 
maximo, praesidi Gapitolinae arcis 
et q. s. Becker I S. 386 ff. 

71. Der Südwind ist in Italien 
der Regen wind, daher heifst er 
met. II 853 aquaticus; s. auch met. 
I 66 pluvioqu^e madescit ah austro 
und die ausführl. Schilderung met. 
I 263 ff. 

73—78. 2. Febr. — 73. Titan: 
s. z. I 617. — Hesperias — u., die 
nach Abend zu gelegenen Fl. — 
74. iuga: das Joch, das Querholz, 
welches, durch einen Pflock am 
Vorderende der Deichsel befestigt, 
den Tieren auf den Rücken gelegt 
wurde. — gemmea: vgl. met. II 
109 f. — purpureus: strahlend, 
glänzend, vgl. Hör. carm. IV 1, 10 
purpurei ohres. — 75. Über den 
Untergang der Leier s. Anh. z. I 
663. — 77. Es ist der scheinbare 
Frühuntergang des Löwen gemeint; 
z. I 655. 

79—118. 3. Febr. (Spät-) Unter- 
gang des Delphins. — 79. caelare 
(tOQSvsLv) heifst eigentlich auf 
Metall Figuren in erhabener Arbeit 
anbringen; wie an einem Ge^s 
diese Figuren glänzen , so im Bilde 
des Delphins die Sterne; übers, 'in 
Sternen glänzend dargestellt'. — 

6* 



84 



Ovidi fastorum 



seu fuit occultis felix in amoribus iudex, 

Lesbida cum domino seu tulit ille lyram. 
Quod mare non novit, quae nescit Ariona tellus? 

carmine currentes ille tenebat aquas, 
85 saepe sequens agnam lupus est a voce retentus, 

saepe avidum fugiens restitit agna lupum, 
saepe canes leporesque umbra iacuere sub una, 

et stetit in saxo proxima cerva leae, 
et sine lite loquax cum Palladis alite cornix 
90 sedit, et accipitri iuncta columba fuit. 
Cynthia saepe tuis fertur, vocalis Arion, 

tamquam traternis obstipuisse modis. 
nomen Arionium Siculas impleverat undas, 

captaque erat lyricis Ausonis ora sonis. 
95 Inde domum repetens puppem conscendit Arion, 

atque ita quaesitas arte ferebat opes. 
forsitan, infelix, ventos undasque timebas, 

at tibi nave tua tutius aequor erat, 
namque gubernator destricto constitit ense. 



81. seu — seu ist mit dem Neben- 
satz y. 79 zu verbinden: Man sah 
ihn am Himmel, weil — . — 81. 
Dieser von Eratosthenes (Catast. 31 
p. 158) vertretenen Tradition folgt 
Germanicns phaen. 321 f, zu welcher 
Stelle die Scholien berichten, dafs 
die Nereide Amphitrite, um der 
Liebe des Neptun zu entgehn , sich 
zu Atlas in die Tiefe des Meeres 
geflüchtet, aber in ihrem Versteck 
von dem Delphin aufgefunden sei; 
dieser habe denselben dem Meer- 
gott angezeigt, dessen Überredung 
es nachher gelungen sei Amphitrite 
zu seiner Gemahlin zu machen ; der 
Delphin aber sei für seine Anzeige 
unter die Sterne erhoben. — amo- 
res: der geliebte Gegenstand. — 
82 — 116. Die Sage von Arion mit 
Benutzung von Herod. I 23—24. — 

82. Lesbisch wird die Leier ge- 
nannt, weil ihr dominus Arion aus 
Methymna auf Lesbos stammte. 
Später lebte er vorzugsweise in 
Korinth in der Umgebung des Ty- 
rannen Periander (628—584 v. Chr.) ; 
als Dichter war er berühmt durch 
die Einführung des cyklischen Chors 
in den Dithyrambus, als Musiker 
durch die Ausbildung der Tonweise 
Terpanders. — 84 ff. Die gleiche 



Wirkung des Gesangs wird beson- 
ders bei Orpheus mehrfach von den 
Dichtem hervorgehoben. 

86. restitit: blieb stehen. — 89. 
Die Krähe, deren Geschwätzigkeit 
sprichwörtlich war (XocXiatsQos ^o- 
Q(ov7ig)j lebte in Feindschaft mit 
dem schweigsamen Vogel der Pallas, 
der Eule; vgl. met. II 531 ff. 

91. Cynthia wird Diana von dem 
Berge Cynthus auf Delos, wo sie 
mit ihrem Bruder Apollo, dem 
Gotte des Gesangs, geboren war, 
genannt, vocalis heifst hier Arion 
wie Orpheus b. Hör. carm. I 12, 7. 
— 92. modi Weisen, Melodieen. — 

93. nomen Arionium: 'der Name 
Arion'. — Sictdas tmdas genau ge- 
nommen: Städte am Sic. Meer. — 

94. Ätisonis ora: Auson, der S. des 
Odysseus und der Ealypso oder 
Circo, wurde als Heros eponymos 
von AuBonien angesehen , z. 1 55. — 

95. Inde: von den Siculae wndae 
und der Ausonis ora, — puppem: 
Synekdoche. 

96. ita: puppi od. nave. — quae- 
sitas z. I 213. — 97. die Apostrophe 
an Arion, um die Teilnahme des 
Dichters auszudrücken. — forsitan 
mit dem Indikat. bei Cicero nur an 
vereinzelten Stellen, später öfter. 



II 81—118. 



85 



100 ceteraque armata coDscia turba manu. 

quid tibi cum gladio? dubiam rege, navita, puppem! 

uon haec sunt digitis arma teuenda tuis. 
ille, metu pavidus, ^Mortem non deprecor' inquit, 
^sed liceat sumpta pauca referre lyra'. 
105 dant vemam ridentque moram. capit ille coronam, 
quae possit crines, Phoebe, decere tuos; 
induerat Tyrio bis tinctam murice pallam: 
reddidit icta suos pollice chorda sonos, 
flebilibus numeris veluti canentia dura 
110 traiectus pinna tempora cantat olor. 
protinus in medias omatus desilit undas: 
spargitur impulsa caerula puppis aqua, 
inde (fide maius) tergo delphina recurvo 
se memorant oneri subposuisse novo. 
115 ille sedens citharamque tenens pretiumque vehendi 
cantat et aequoreas carmine mulcet aquas. 
Di pia facta vident. astris delphina recepit 
luppiter et Stellas iussit habere novem. 



— 100. consda: bc. gubetnatori, 
'mitverschworen' . 

101 f. Worte des Dichters an 
den Steuermann. — quid t c. gl,? 
'Was willst du mit dem Dolche.' 

— dubiam r. p. 'lenke das so schon 
schwanke Schiff', dubia oft Epi- 
theton des Schiffes, z. B. ex P. II 
6, 62. a. a. I 568. Tibull. II 3, 40. 

— 102. arma heifst überhaupt 
Gerät, sodafs auch das Schiffsgerät 
darunter verstanden werden kann. 

— 103. deprecor: ich wende durch 
Bitten von mir ab, 'Ich bitte nicht 
um mein Leben'. — 106. iv tw 
ansvy naain sagt auch Herodot. Vgl. 
met. XI 166: Ille {Fhoebu^s) Caput 
flavum lauro Parnaside vinctus 
verrit humum Tyrio saturata murice 
palla. Die palla, die gewöhnliche 
Kleidung der EitharÖden (zu unter- 
scheiden von der palla der Frauen, 
welche nur ein weites langes Stück 
Tuch war), bestand aus einer tunica 
talaris, welche die Gestalt gröfser 
erscheinen liefs, und einer griechi- 
schen Chlamys. Vgl. die berühmte 
Statue des palatinischen Apollo 

g. B. Baumeister Denkm, I S. 99). 
ie des A. war dlßufpog, also sehr 
wertvoll. murex, die Purpur- 
schnecke, steht oft für ihren Saft. 



Die berühmteste Purpurfärberei 
war in Tyrus. 

108. SUOS: die ihr eigenen, also 
vorzüglichen. — 109. Konstr. veMi 
0. trai. tempora ca/nentia (Candida) 
dura pinna (für sagitta, denn an 
dem Pfeil werden , damit er gerade 
fliegt, Federn beifestigt) cantat fl. 
numeris ('in klagenden Weisen'). 
Dafs der Schwan vor seinem Tode 
singe, ist eine von den Dichtern 
aller Zeiten verwertete Sage, die 
auch für den Singschwan auf einer 
sehr starken Übertreibung beruht. 

112. impulsa a,: infolge des 
Hineinspringen s des A. — 116. que 

— et findet sich bei 0. nicht selten 
auch zur Verbindung ganzer Sätze. 

— Der Delphin galt bei den Alten 
als musikliebend. Plin. n. h. IX 24. 

— 118. S. Schol. German. p. 92 Br.: 
Habet Stellas Villi indeque musi- 
cum Signum dicitur, quod numero 
Musarum Stellas habet, Eratosth. 
Catast. 31 p. 160. 

119—148. 6. Febr. Am 6. Febr. 
d. J. 2 V. Chr. war Augustus, der 
damals auf dem Höhepunkte seiner 
Macht stand, vom Volk und vom 
Senat {cwria genannt von seinem 
Versammlungsort) und auch vom 
Bitterstande zum pater patriae (vgl. 



86 



Ovidi fastorum 



Nunc mihi mille sonos, quoque est memoratus Achilles, 
120 vellem, Maeonide, pectus inesse tuum, 
dum canimus sacras alteruo pectine nonas: 

maximus hie fastis accumulatur honos. 
deficit ingenium, maioraque viribus urgent: 
haec mihi praecipuo est ore canenda dies. 
125 quid volui demens elegis imponere tantum 
ponderis? heroi res erat ista pedis. 
Sancte pater patriae, tibi plebs, tibi curia nomen 
hoc dedit, hoc dedimus nos tibi nomen, eques. 
res tamen ante dedit. sero quoque vera tulisti 
130 nomina: iam pridem tu pater orbis eras. 

hoc tu per terras, quod in aethere luppiter alto, 

nomen habes: hominum tu pater, ille deum. 
Bomule, concedes. facit hie tua magna tuendo 
moenia, tu dederas transilienda Bemo. 
135 te Tatius parvique Cures Caeninaque sensit: 



III 72) ernannt worden, eine Ehre, 
welche er aufserordentlich hoch 
aufnahm. S. C. Peter Gesch. Borns 
m S. 68 f. An das Datam knüpft 
0. eine Vorher rlichnng des Kaisers 
V. 119—144. 

119. Konstr. Nunc vellem m. sonos 
et t. pectus, M., quo est m, A., mihi 
inesse. Zum Gedanken vgl. Homer 
II. JB 484 ff. Verg. georg. II 43. 
Aen. VI 625. — 120. Maeonia war 
der alte Name von Lydien, in dessen 
Bereich Smyrna und Kolophon, zwei 
der 7 Städte, welche die Vater- 
stadt Homers sein wollten, lagen; 
daher heifst Homer öfters bei 0. 
der Sohn Mäoniens. Maeonide: 
Maiovidrw die Form findet sich 
auch bei Virgil und Horaz. — 
pectus: als Sitz der dichterischen 
Begeisterung, s. II 15. — 121. sa- 
cras nonas: weil an ihnen Aug. zum 
pater patriae ernannt worden ist. 
— alterno pectine: d. i. in Distichen. 
pecten oder plectrum ist eigentlich 
das Stäbchen, mit welchem die Sai- 
ten der Lyra gerührt wurden; wie 
Horaz plectrum fast ganz im Sinne 
von Carmen gebraucht, so 0. hier 
pect&n, — 122. hie (s. z. v. 224) honos: 
nämlich die sacrae nonae zu be- 
singen. — fastis: Dat.; gemeint ist 
das Gedicht. — 123. maioraqu^e v. 
u.: eine die Kräfte überragende 
Aufgabe bedrängt mich, steht mir 



bevor; freilich, fährt 0. v. 124 fort, 
passen für das praecipuum os nicht 
die elegi (s. v. 3 ff. u. A.) , sondern 
nur die würdevollen Hexameter 
(herous pes); die Gegenüberstellung 
dieser beiden Dichtungsarten oS 
bei 0. und Proper z. 

128. nos — eques: S. ob. S. 1 z. 
V. 7. — 129. res a, d, d. h. deine 
Thaten gaben ihn dir schon vor uns; 
ebenso schmeichelt der jüngere Pli- 
nius dem Trajan im Panegyr. 21. 

133. concedes *du wirst weichen 
müssen'. — tuendo 'durch (sein) 
schützendes Walten'. — 133. S. IV 
841 ff. — 135. Tatius (s. I 260 ff.), 
König der Sabiner, herrschte in 
Cures (j. das Dorf Correse, zwischen 
dem Tiber und der via Salaria ge- 
legen); seine Einwohner siedelten 
nach dem Frieden zwischen den 
beiden Königen nach Rom über und 
gaben nach der Sage den Römern 
den Namen Quirites (z. 479 f.). Cures 
steht hier als Masculinum, weil an 
die Bürgerschaft gedacht wird; 
vgl. II 480. III 201. VI 216. parvi 
C, nach Verg. Aen. VI 811. — 
Caenina lag östlich von Rom, in 
der Nähe der via Tiburtina; seine 
Einwohner rückten nach dem Jung- 
frauenraub zuerst gegen Rom, 
wurden aber von Romulus glänzend 
geschlagen. 



II 119—163. 



87 



hoc duce Bomanum est solis utrumque latus, 
tu breve nescio quid victae telluris habebas: 

quodcumque est alto sub love, Caesar habet, 
tu rapis, hie castas duce se iubet esse maritas. 
140 tu recipis luco, suinmovet ille nefas. 

vis tibi grata fuit, florent sub Caesare leges. 

tu domini nomen^ principis ille tenet. 
te Bemus incusat; veniam dedit hostibus ille. 

caelestem fecit te pater, ille patrem. — 
145 lam puer Idaeus media tenus eminet alvo 

et liquidas mixto nectare fundit aquas. 
En etiam, si quis borean horrere solebat, 

gaudeat: a zephyris moUior aura yenit. 

Quintus ab aequoreis nitidum iubar extulit undis 
150 Lucifer, et primi tempora veris eunt. 

ne fallare tarnen, restant tibi frigora, restant! 
magnaque discedens signa reliquit hiems. 

Tertia nox veniat: Custodem protinus ürsae 



186. solis u. latus: was auf beiden 
Seiten der Sonne oder der Sonnen- 
bahn liegt, d. h. der Norden und 
der Süden des Erdkreises. VgL 
I 86. — 138. sub love = sub cado, 
ebenso v. 299. III 527. IV 505. Vgl. 
Schiller: Uacht der unbewölkte 
Zeus'. Caesar ist entsprechend der 
gewöhnlichen Ausdrucksweise der 
Zeit in den Fasten meist Augustas: 
II 16. 141. 637. m 710. IV 20. V 588. 
VI 455. 646. 763. 809. — 139. tu 
rapis: die Sabinerinnen. — dime se 
= hoc duce v. 136. — iubet: durch 
seine Gesetze, durch welche er in 
den J. 28 und 18 v. Chr. der Sitten- 
losigkeit und dem Hange zur Ehe- 
losigkeit zu steuern suchte; s. C. 
Peter G. R. III S. 46. — 140. tu 
rec, luco: s. III 431 u. Anm. 

141. vis 'Gewaltthat'. -— 142. do- 
minus war ein den Römern sehr 
verhaffltes Wort, daher von den 
Kaisern in der ersten Zeit sorg- 
fältig gemieden; Augnstus nannte 
sich den Bürgern gegenüber prin- 
ceps; vgl. Hör. carm. I 2, 50 von 
Aug.: hie ames dici pater atque 
princeps, — 143. te Memus incusat: 
weil er ihn erschlagen, als dieser 
die Mauer übersprungen. 0. folgt 
hier offenbar einer anderen Tradi- 



tion als IV 843 u. V 469 ff. — 144. 
^Maiitö est beneficia dare quam 
accipere*, podier: Mars, s. v. 475 ff. 
— ille patrem: nämlich den Cäsar, 
s. III 703 u. A. 

145. p. Idaeus, der schöne Sohn 
des Tros, des Königs von Troja, 
Ganymedes, der von Juppiter, als 
er auf dem Ida jagte (daher Ida,eus\ 
geraubt war und das Amt eines 
Mundschenken bei den Göttern ver- 
sah; ihn dachte man sich unter 
dem Sternbilde des Aqua/rius (1 661), 
der aus einer Urne einen reichen 
Strom Wassers ausgofs. — media 
t, e. alvo: er wurde mit dem Kopfe 
aufgehend gedacht, Hygin. p. a. 
m 28. 

149—152. 10. Febr. Beginn des 
Frühlings mit dem Eintritt des Fa- 
vonius; s. S. 24. — extulit — et — 
eunt = cum extulit, eu/nt, wie 267 f. 
(IV 775); ebenso que — c* V 534; 
que — gt*c n 867. — 150. Lucifer 
z. I 46. — eu/nt ^kommen'; ebenso 
V. 268. — 151. frigora: z. 1 149. — 
152. Signa 'Spuren'; ebenso I 86. 
m 650. IV 466. VI 66. vgl. lU 235 f. 

158— 192, 12. Febr. Der schein- 
bare Spätaufgang des Gustos Ursae 
oder Arctophylax (z. IH 405) stimmt 



88 



Ovidi fastorum 



aspicies geminos exeruisse pedes. 
155 Inter hamadryadas iaculatricemque Dianam 
Gallisto sacri pars fuit una chori. 
illa deae tangens arcus ^Quos tangimus arcus^ 

este meae testes virginitatis' ait. 
Cynthia laudavit, Tromissa' que ^foedera serva, 
160 et comitum princeps tu mihi' dixit ^eris'. 
foedera servasset, si non formosa fuisset. 
cavit mortales, de love crimen habet. 
Mille feras Phoebe silvis venata redibat 
aut plus aut medium sole tenente diem. 
165 ut tetigit lucum (densa niger ilice lucus, 
in medio gelidae fons erat altus aquae), 
*Hic' ait % silva, virgo Tegeaea, lavemur!' 

erubuit falso virginis illa sono. 
dixerat et nymphis. nymphae velamina ponunt, 
170 hanc pudet^ et tardae dat mala signa morae. 
exuerat tunicäs: uteri masifesta tumore 

proditur indicio ponderis ipsa sui. 
cui dea * Virgineos, periura Lycaoni, coetus 
desere nee castas pollue' dixit ^aquas'. 
175 Luna novum decies implerat cornibus orbem: 
quae fuerat virgo credita, mater erat, 
laesa furit Inno formam mutatque puellae. 



im ganzen in der Rechnung mit der 
Angabe Ovids. 

154. gern, e. pedes: das Gestirn 
geht liegend auf. exeruisse aorist. 
hifin., häufig b. 0. Die Sage von 
Kallisto, der Tochter des arka- 
dischen Königs Lykaon, der von 
Zeus in einen Wolf verwandelt war 
(met. I 168 ff.), erzählt 0. noch 
ausführlicher met. II 401—530. — 
155. hamadryadas: z. 1512. — 156. 
Chorus = coetus v. 173. — 167. d. 
ta/ngens a/rcus: wie sonst bei feier- 
lichen Schwüren der Altar des 
Gottes, bei dem man schwur, so 
wird von Kall, der Bogen der Diana 
berührt, um zu versichern , dafs sie 
ehelos bleiben werde. — 159. Cyn- 
thia z. V. 91. — promissa foedera: 
das gegebene Versprechen; vgl. 
TibuU. I 9, If. 

163. Fhoebe: Diana, die Schwester 
des Phoebus. — silvis z. I 76. — 
164. ygl. met. II 417 : ulterius medio 

S)ati%m sol altus häbebat. Senec. 
erc. f. 888: sol medium tenens. — 



165. Der Hain wird niger genannt, 
weil das Laub der Steineiche dun- 
kelgrün ist; vgL am. II 6, 49: nigra 
nemu>s ilice frondet. Verg. ecl. 6, 54: 
ilice suh nigra. 

167. V. Tegeaea: z. I 545. — 168. 
virginis s.: durch das Wort 'Jung- 
frau' (genet. explicationis od. epez- 
egeticus, Seyffert § 149 a. Aiun.). 
— 170. Signa morae: Zeichen, welche 
in der mora bestehen; dieser genet. 
epexeg. ist auch bei Cicero häufig, 
z. B. merces gloriae, Ruhm als Lohn 
und Ihnl. s. I 219. 563. U 321. 

171. tunicae: der Plural, weil 
schon seit den Zeiten des Plautus 
mehrere über einander getragen 
wurden; s. z. 1 409. — 173. vgl. met. 
U 464. — 175. novum: den neu 
wieder erscheinenden, 'den jungen'; 
den Ausdruck erklären met.VII 530: 
dumque quater iunctis explevü cor- 
nibus orbem luna und 179: tres abe- 
rant noctes, ut comua tota coirent 
efficerentque orbem, 

111. laesa: durch die Geburt des 



II 154—195. 



89 



quid facis? invito est pectore passa lovem. 
utque ferae vidit turpes in paelice vultus, 
180 ^Huius in amplexus luppiter' inquit ^eat'. 
Ursa per incultos errabat squalida montes^ 

quae fuerat summo nuper amata lovi. 
iam tria lustra puer farto conceptus agebat, 

cum mater nato est obvia facta sno. 
185 illa quidem^ tamquam cognosceret^ adstitit amens 

et gemuit: gemitus verba parentis erant. 
hanc puer ignarus iaculo fixisset acuto, 

ni foret in superas raptus uterque domos. 
Signa propinqua micant. prior est^ quam dicimus Arcton, 
190 Arctophylax formam terga sequentis habet, 
saevit adhuc canamque rogat Saturnia Tethyn, 

Maenaliam tactis ne lavet Arcton aquis. 

Idibus agrestis fumant altaria Fauni, 
hie ubi discretas insula rumpit aquas. 
195 Haec fuit illa dies^ in qua Veientibus armis 



Areas, vgl. met. 11 468. — 178. quid 
facis? Apostrophe an Juno. — inv. 
pectore: Juppiter war ihr in Gestalt 
der Diana genaht. — 179. turpes 
'häXsHch'. 

181. u, squalida: als strappige 
Bärin. — 183. tria lustra: 15 Jalire: 
8. z. III 120. 

186. gemitus: nur g,: gemere ge- 
braucht auch Horaz epod. 16, 51 
von der Stimme des Bären. — 187. 
ignarus: sc. parentis, wie 0. met. 
II 496 hinzufügt. — 189. 8. pro- 
pinqua m. : ^einander nahe glänzen 
die Gestirne'. — 190. terga (sc. 
i4rsae) sequentis: auch am Himmel 
verfolgt der Sohn {agnTotpvXa^) 
noch die Mutter {agyivog), s. VI 236. 

191. cana: ^altersgrau' nennt 0. 
Tethys, die Gemahlin des alten 
Oceanus, auch met. 11 508: Intumuit 
luno, postquam inter sidera paelex 
fulsit, et ad canam descendit in 
aequora Tethyn Oceanumque senem 
etc.; als Grund f&r ihre Bitte giebt 
sie dort v. 530 an : ne puro tinguatur 
in aequore paelex. — 192. Maenalia 
hieXs die um das Gebirge Maenalus 
zwischen Orchomenus und Tegea 
liegende arkadische Landschaft; 
hier steht M. durch Synekdoche für 
arkadisch (ebenso III 84. IV 650), 



s. z. I 478. — Den Grund zu dieser 
Sage gab, dafs der grofse und 
kleine Bär für unsem Er&reis nörd- 
lich vom 36. Grad nicht untergeht 
oder nach der Vorstellung des Alter- 
tums nicht ins Meer taucht; Hom. 
II. 2:489 und Od. « 275 otri d' äfifio- 
gog i<STi {agyitog) Xostgmv'Sl'iisavoio, 
Verg. georg. I 246. Ov. f. IV 575. 
met. XIII 726. vgl. z. III 405. 

193—242. 13. Febr. — 193—194. 
Opfer zu Ehren des Faunus in seinem 
Tempel auf der Insel ; derselbe war 
im J. 196. V. Chr. aus Strafgeldern 
von den Ädilen erbaut (Liv. XXXIII 
42, 10), 2 Jahre später von dem 
Prätor urbanus eingeweiht worden 
(Liv. XXXIV 53, 4). Preller I S. 391. 
— 194. discretas proleptisch. 

195—242. Untergang der Fa- 
bier an dem Cremera im J. 477 
V. Chr. (nach Liv. II 48-50). Die 
Römer wurden damals von den 
Volskern und Aquem und von den 
Vejentern zugleich bedrängt; auch 
von Seiten der Sabiner wurde eine 
Erneuerung des Krieges erwartet. 
Da erbot sich das Fabische Ge- 
schlecht den Krieg mit den Vejen- 
tern, den es angestiftet, allein zu 
führen, zog, 306 Mann stark, aus, 
errichtete an dem kleinen Flüfschen 



90 



Ovidi fastorum 



200 



202 



ter centum Fabii ter cecidere duo. 
üna domus vires et onus susceperat urbis: 

sumunt gentiles arma professa manus. 
egreditur castris miles generosus ab isdem, 

e quis dux fieri quilibet aptus erat. 
Oarmentis portae dextro est via proxima iano. 

ire per hanc noli, quisquis es: omen habet. 
205 ut celeri passu Cremeram tetigere rapacem 

(turbidus hibernis ille fluebat aquis), 
castra loco ponunt, destrictis ensibus ipsi 

Tyrrhenum valido Marte per agmen eunt, 
non aliter quam cum Libyca de gente leones 

invadunt sparsos lata per arva greges. 
diffugiunt hostes inhonestaque vulnera tergo 

accipiunt: Tusco sanguine terra rubet. 
sie iterum, sie saepe cadunt. ubi vincere aperte 

non datur, insidias armaque tecta parant. 
215 Campus erat^ campi claudebant ultima coUes 

silvaque montanas occulere apta feras. 



210 



Gremera, das sich, schon im Ge- 
biete von Veji, eine starke Meile 
oberhalb Rom in den Tiber ergiefst, 
ein festes Lager, sicherte Rom gegen 
die lästigen Raub- und Plünderungs- 
züge der Vej enter und hatte auch 
schon gröfsere Heerhaufen derselben 
geschlagen, als der Tag des Ver- 
hängnisses für sie hereinbrach. S. 
Peter Gesch. R. I S. 127 f. 

197. stisceperat ist zu vires ('hatte 
die Streitkräfte zu stellen über- 
nommen') und onus in etwas ver- 
schiedenem Sinn zu beziehen. Vgl. 
Liv. II 49, 1: familiam unam sub- 
isse civitatis omts, Veiens bellum in 
privatam cur am, in privata arma 
versum. — 198. gentiles manus: die 
Arme eines Geschlechts. — professa 
passiv: 'die angebotenen Waffen'; 
vgl. proftteri nomen, — 199. castris 
ab isdem: d, h. aus demselben 
Hause. — miles ('gemeiner Krieger' 
im Gegens. zu dux) kollektiv, da- 
her e quis. S. Liv. c. 49, 4: sex et 
trecenti milites — quorum neminem 
ducem sperneret egregius quibusltbet 
temporibus senatus, 

201. 'Durch den rechten Durch- 
gangsbogen (von der Stadt aus) der 



p. C. geht der nächste Weg' näm- 
lich zum Cremera. Vgl. Liv. c. 49, 8: 
infelid via, dextro iano portae Gar- 
mentalis, profecti ad Oremeram flu- 
men perveniunt. Die p, Carmentälis 
lag unter dem südwestl. Abhang 
des Kapitels und führte aufs Mars- 
feld; sie hatte wie viele Thore 
mehrere Durchgangsbogen , iani (s. 
z. I 257) oder fornices, S. Becker I 
S. 136 ff. — 202. om£n sc. malum. 

— habet: Subj. ire. Das Thor hiefs 
daher scelerata porta und gehörte 
zu den locis religiosis. — 203 f. sind 
als nicht ovidisch weggelassen. 

207. loco: an günstiger Stelle. — 
ponunt: lassen aufschlagen (im 
Gegensatz zu ipsi eunt). — 208. 
valido Marte: mit starker Eampfes- 
gewalt. — eunt per a. = perrum- 
punt a. — 209. vgl. Horat. carm. 
I 22, 15: Nee luibae tellus generat, 
leonum arida nutrix, met. IIl 208: 
Spartana gente (Rasse) Melampus. 

213. aperte 'in offenem Kampfe'. 

— 214. datur = possunt, ebenso 
V 6. — 215. campi ultima == Ultimos 
partes campi, so oft bei Dichtem 
und den Historikern seit Livius. 

216. occulere apta: z. I 88. — 



II 196—240. 



91 



in medio paucos armentaque rara relinquunt, 

cetera yirgultis abdita turba latet. 
ecce velut torrens undis pluvialibus auctus 
220 aut nive, quae zephyro victa tepente fluit, 

per sata perque vias fertur, nee, ut ante solebat; 

riparum clausas margine finit aquas: 
sie Fabii vallem latis discursibus implent, 

quodque vident, sternunt, nee metus alter inest. 
225 Quo ruitis, generosa domus? male creditis hosti! 
Simplex nobilitas, perfida tela cave! 
fraude perit virtus. in apertos undique campos 

prosiliunt hostes et latus omne tenent. 
quid faciant pauci contra tot milia fortes? 
230 quidve, quod in misero tempore restet, adest? 
sicut aper longe silvis Laurentibus actus 

fulmineo celeres dissipat ore canes, 
mox tamen ipse perit: sie non moriuntur inulti 
Yulneraque alterna dantque feruntque manu. 
235 Una dies Fabios ad bellum miserat omnes: 
ad bellum missos perdidit una dies. 
Ut tamen Herculeae superessent semina gentis, 

credibile est ipsos consuluisse deos. 
nam puer impubes et adhuc non utilis armis 
240 unus de Fabia gente relictus erat: 



217. rcvra Vereinzelte'. — 219. Das 
Gleichnis findet sich offc bei den 
alten Dichtem, z. B. Verg. Aen. 
n 304 ff. 

222. finit: 'begrenzt'. — clausas: 
prolept. — 224. met%is alter: 'Furcht 
Tor andern', quos non vident, die 
im Hinterhalt liegen ; zum Ausdruck 
vgl. is numerus, die Zahl dieser, 
is metus, die Furcht davor; illa 
fides 498. Juiec cura 834 und III 
156. III 617. — 225. male er.: 'zu 
eurem Unglück traut ihr' oder 'es 
ist euer Unglück, dafs'. 

226. Simplex: auch bei uns war 
einst 'einfältig sein' ein Lob; e. 
vir 8. aber argwöhnt auch bei 
anderen keinen Trug. — 227. S. 
Liv. c. 60, 6: subito ex insidiis 
consurgitur, et adversi et undique 
hostes erant. — 230. in tempore: 
'Lage'. 

231. Die Gegend um Lauregatum, 
die Residenz des alten Königs La- 



tinus (südwestl. von Rom am Meere 
gelegen), war reich an Sümpfen' und 
Waldungen, in denen viele Wild- 
schweine, eine auch bei den Rö- 
mern gesuchte Delikatesse, hausten ; 
die Jagd daselbst auf sie wird oft 
erwähnt. 0. hat hier Verg. Aen. 
X 707 ff. vor Augen gehabt, dieser 
Homer. 11. ^ 414 ff. — acttis: 'ge- 
jagt'. — 232. fulmineo geht auf 
den Zahn und seine dem BHtz 
gleich schimmernde und wirkende 
Kraft, vgl. met. X 550: fulmen ha- 
herU acres in adwncis dentihus apri. 
T 305. Phaedr. I 21, 5: aper ful- 
mineis denttbus, — 234. fertmt: 
'tragen davon, erhalten', ebenso 
278. V 623. 677. VI 791. — alterna 
m.: 'abwechselnd', zengmatisch zu 
feru^ zu beziehen. — 235. tina 
dies — u/na d.: Epanalepsis. 

237. Herculeae g. : die Fabier lei- 
teten ihr Geschlecht von Hercules 
und einer Latinerin ab. — 239. 
utilis: 'tauglich'. — 240. relictus: 



92 



Ovidi fastoTum 



scilicet ut posses olim tu, Maxime, nasci, 
cui res cunctando restituenda foret. 

Continuata loco tria sidera, Corvus et Anguis 
et medius Crater inter utrumque iacet. 
245 idibus illa latent, oriuntur nocte sequenti. 

quae sibi cur tria sint tarn sociata, canam. 
Forte lovi Phoebus festum sollemne parabat 
(non faciet longas fabula nostra moras): 



250 



'I, mea' dixit *avis, ne quid pia sacra moretur, 



et tenuem vi vis fontibus adfer aquam'. 
corvus inauratum pedibus cratera recurvis 

tollit et aerium pervolat altus iter. 
stabat adhuc duris ficus densissima pomis: 

temptat eam rostro. non erat apta legi. 
255 inmemor imperii sedisse sub arbore fertur, 

dum fierent tarda dulcia poma mora. 
iamque satur nigris longum rapit unguibus hjdrum 

ad dominumque redit fictaque verba refert: 
^Hic mihi causa morae, vivarum obsessor aquarum: 

hie tenuit fontes officiumque meum*. 
^Addis* ait *culpae mendacia', Phoebus ^et audes 

fatidicum verbis fallere velle deum? 



260 



80. domi. — 241. Maxime: d. i. Q. 
Fabius Maximus Cunctator, der be- 
rühmte Schild Roms nach den nn- 
glücklichen Schlachten am Ticinns, 
an der Trebia und am trasimeni- 
sehen See. S. Liv. c. 60, 11: Tre- 
centos sex perisse scUis convenit, 
imum prope puherem aetate relic- 
tum, stirpem genti Fabiae duhm- 
que reJyus popuU Bomani saepe domi 
hellique vel maximum futwrum auxi- 
lium. — 242. Anspielend auf den 
berühmten V. aus den Annalen des 
Ennius : Unw« homo nohis cunctando 
restituit rem. Vgl. ex P. I 2, 1 — 4. 
243—266. 14. Febr. (Spät-) Auf- 
gang des Bechers (Crater) ^ welcher 
der Fabel zu Liebe mit dem der 
Schlange und des Baben zusam- 
mengebracht wird. — 243. conti- 
muxta l,: ^örtlich verbunden'. Vgl. 
Arat.448: iVfcW]? 8^ ansigrj C^dgTjg) 
Kg'qtriQ, nviLOLXiß S' inliiBitoLi si'Sm- 
Xov Koganog ansCgrjv %6nxovzi ioi- 
xps. — 247. Auch IV 423 bringt 
eine niedere Gottheit einer oberen 
Opfer. — 249. Der Rabe, dem Grie- 



chen und Römer prophetische Gabe 
zuschrieben, erscheint vielfach (auch 
auf Bildwerken) als Diener des 
Apollo und ihm heilig. Preller gr. 
Myth. I S. 424. röm. M. I S. 807. 
— 260. tenuis a,: ^klares Wasser* 
für die Libation. vivis f.: fliefsendes 
Wasser war zu gottesdienstlichen 
Handlungen erforderlich, s. v. 46 
u. A. und met. III 26. 

262. aerium i.: 'Weg durch die 
Luft', wie iter campestre u. ä. Seyf- 
fert § 194, b. — 253. adhuc verb. 
mit dtMris. — 264. apta l. z. I 88. 
legere ist vom Sammeln reifer 
Früchte stehender Ausdruck. 

266. tarda m.: in Beziehung auf 
die Ausführung des Auftrages; die 
Feigen reifen sehr rasch, s. Plin. 
n. h. XV 79: Ädmirabilis est pomi 
huiusce (fici) festinatio unius in 
cwnctis, ad maturitatem properantis 
arte naturae, 

260. tenuit ist in verschiedenem 
Sinne zu fontes ('hielt besetzt') und 
zu officium ('hielt auf) zu nehmen. 
Schlangen sind oft Wächter von 



II 241—274. 



93 



at tibi, dum lactens haerebit in arbore ficus, 
de nullo gelidae fönte bibentur aquae/ 
265 dixit. et, antiqui monimenta perennia facti, 
Anguis, Avis, Crater sidera iuncta micant. 

Tertia post idus nudos aurora Lupercos 
aspicit, et Fauni sacra bicornis eunt. 

Dicite, Pierides, sacrorum quae sit origo, 
270 attigerint Latias unde petita domos. 

Pana deum pecoris veteres coluisse feruntur 
Arcades: Arcadiis plurimus ille iugis. 

testis erit Pholoe, testes Stymphalides undae, 
quique citis Ladon in mare curnt aquis, 



Quellen, z. B. met. III 31. — 263. 
^lacte proprie ficorum dicitur^ Macr. 
sat. III 20, 6. 

267-474. 16. Febr. 

267 — 452. Feier derLuperca- 
lien. Die Luperealien waren ur- 
sprunglich ein altes röm. Gentilfest 
(der l^bier und Quiotilier v. 377 f.) 
und wurden später, wie andere Feste 
der Arb, vom Volke übernommen; 
es galt dem Faunus {Fav-intts)^ dem 
Guten, der auch Lupercus genannt 
wird, dem Verleiher animalischer 
Fruchtbarkeit, und wurde gefeiert, 
um die Stadt zu sühnen und ihr 
Fruchtbarkeit und Wachstum zu 
sichern und zu erhöhen (s. z. v. 425). 
Nach der Überlieferung der ältesten 
Annalisten sollte dies Fest Euander 
aus Arkadien mitgebracht und schon 
dort zu Ehren des griechischen Fan 
gefeiert haben; doch ist Euander 
nur die griechische Übersetzung des 
italischen Faunus, und der Gott 
selbst richtet sich den Dienst ein, 
wie es auch sonst geschieht (z. B. 
von Hercules I 681). Das Fest war 
seit Cäsar abgekommen, wurde aber 
von Augustus erneuert, der auch 
das Lupercal (z. 381) neu baute, 
u. erhielt sich bis in die Zeit des 
Papstes Gelaaius (492—496). Preller 
1 S. 887 flP. Marquardt S. 420 ff. 
Der Name des Gottes Lupercus, 
der auch auf seine Priester, die 
laufenden Jünglinge, übertragen 
wurde, wurde von den Alten meist 
von lupiM und arcere abgeleitet, 
' Wolfsab wehrer ' . 

268. Fatmi hie: F. wurde da- 



mals mit dem alt- arkadischen Wald- 
und Weidegott (v. 271) Pan iden- 
tifiziert (ebenso IV 650. V 98) und 
wie er abgebildet, also mit Bocks- 
beinen (v. 361. IV 762. V 101) und 
zwei Hörnern auf dem Kopfe (s. V 
99. III 812). — aspidt — et s. z. 149. 
— eunt: z. v. 150. 

269—282. Herleitung des Festes 
aus Arkadien (die damals allgemein 
angenommen wurde). — 269. Pie- 
rides heifsen die Musen von der 
Landschaft Pieria am Olymp zwi- 
schen dem Peneus und Haliakmon, 
weil sie dort seit alters besonders 
verehrt wurden, auch nach der 
Sage (Hesiod. theog. 63) dort ge- 
boren waren. — 272. pltMrirmis: 'sehr 
vielfach'. Vgl. tr. IV, 10, 128. Sali, 
lug. 96, 3: in operihus, in agmine 
atque ad vigilias multus adesse. Im 
folg. werden dann einige der Lieb- 
lingspunkte des Pan in Arkadien 
aufgezählt: Pholoe und Cyllene sind 
Bandgebirge von Arkadien, jenes 
im Westen, dieses im Norden; un- 
ter diesem liegt südlich der See 
Stymphalis, aus dem der Flufs 
Stymphalus herausströmte , nord- 
östlich in gebirgiger Gegend die 
alte Stadt Nonacris nebst einem 
Berge gleichen Namens ; der durch 
sein schönes Wasser gerühmte La- 
don ist ein Nebenflufs des Alpheus 
auf seinem rechten Ufer, Parrhasia 
eine Landschaft im Südwesten^ hoch 
gelegen am südlichen AbfaU des 
Lycäus. — 274. in mare: ein geo- 
graphischer Irrtum O.s; der L. 
heilst auch V 89 rapax, dagegen 



94 



Ovidi fastorum 



275 cinctaque pinetis nemoris iuga Nonacrini, 
altaque Cyllene Parrhasiaeque nives. 
Pan erat armenti, Pan illic numen equarum: 

mimus ob incolumes ille ferebat oves. 
transtulit Euander silvestria numina secum; 
280 hie, ubi nunc urbs est, tum locus urbis erat. 
Inde deum colimus deyectaque sacra Pelasgis; 

flamen ad haec prisco more Diaiis erat. 
Cur igitur currant, et cur (sie eurrere mos est) 
nuda ferant posita corpora veste, rogas? 
285 Ipse deus velox discurrere gaudet in altis 
montibus, et subitas eoneitat ipse fagas; 
ipse deus nudus nudos iubet ire ministros, 
nee satis ad cursus commoda vestis erat. 
Ante lovem genitum terras habuisse feruntur 
290 Arcades, et luna gens prior illa fuit. 
Tita feris similis, nullos agitata per usus: 
artis adhuc expers et rüde vulgus erat. 



met. I 701 placidus amnis. — 276. 
Die Pinie ist auch jetzt noch be- 
sonders in Arkadien gemein, steigt 
aber nicht über 500 M. Meereshöhe, 
daher, weil die Berge selbst höher 
sind, iuga dncta. Ein versus spon- 
diacus in griech. Eigennamen in 
den Fasten noch in 105. IV 567. 

V 7. 83. 87. 535. 731. VI 341. 

278. munus — ferebat: d. h. ihm 
wurde geopfert (z. 234). — 279. S. 

V 99 f. — 280. locus: füge ein 'nur' 
hinzu; s. I 243. 502. 

281. deum: den Pan. — Die Fe- 
lasgi wurden von den Alten als die 
Ureinwohner Griechenlands ange- 
sehen, daher häufig bei 0. Pelasgi 
=* Graeci. — 282. ad haec: bei 
dem edlere; bei dem Opfer selbst 
durfte er nicht Hand anlegen. — 
prisco more: erg. 'schon', s. z. v. 21. 

283— -380. Warum die Luperci 
nackt (nur mit dem Felle eines 
geopferten Bockes um die Lenden, 
cinctuti V 101) durch die Stadt lau- 
fen- Dafür giebt 0. vier Erklärun- 
gen (285-288. 289—302. 303—358. 
359—380), von denen nur die erste 
etwas Richtiges in betreff des Ko- 
stüms enthält (Marquardt S. 421), 
das Übrige in ihnen ist unhaltbar; 
der Grund für das Laufen ist viel- 



mehr darin zu suchen, dais man 
den Segen, den das Schlagen mit 
den Riemen brachte (s. z. v. 425), 
möglichst weit verbreiten wollte. 

285. Wegen seines Umherschwei- 
fens (discurrere) auf den Bergen 
wird Fan in der griechischen An- 
thologie oQsi^ßdtrig genannt. — 286. 
eoneitat fugas: 0. meint die sraftxa 
yiivrificita ; denn das plötzliche 
Grauen, das einzelne und im Kampfe 
oft ganze Massen in die Flucht jagt, 
wurde der Einwirkung des in den 
Wäldern hausenden Pan zugeschrie- 
ben. — 287. S. Justin. XLIII 1, 7: 
ipsum dei (Faunt) simulacrum nu- 
dum caprina pelle amictum est, quo 
habitu nunc Bomae Lupercalibus 
decwrritur, — ministros sc. sacro- 
rum. — 289. Ante lovem genitum: 
denn Zeus war nach Kallimachos 
(hymn. in lov. 10) von der Rhea 
auf dem arkadischen Berge Parrha- 
sion geboren. S. IE 659. — terras: 
sc. suas, Arcadiam. — 290. Irma: 
z. I 469. 

291. feris: logische Brachylogie, 
für vitale ferarimi. — nullos ag. per 
usus: ohne Bedürfnisse hingebracht, 
s. V. 521. III 666. Liv. VI 25, 9: 
qua qusmque suorum usuum causae 
ferrent. XXVI 43, 7 : quae belli tisus 



II 276—318. 



95 



pro domibus frondes norant, pro frugibus herbas, 

nectar erat palmis hausta duabus aqua. 
295 nullus anhelabat sub adunco vomere tauruS; 

nuUa sub imperio terra colentis erat, 
nullus adhuc erat usus equi: se quisque ferebat^ 

ibat Ovis lana corpus amicta sua. 
sub love durabant et corpora nuda gerebant, 
300 docta graves imbres et tolerare notos. 

nunc quoque detecti referunt monimenta vetusti 

moris et antiquas testificantur opes. 
Sed cur praecipue fiigiat velamina Faunus, 

traditur antiqui fabula plena loci: 
305 Forte comes dominae iuvenis Tirynthius ibat: 

vidit ab excelso Faunus utrumque iugo. 
vidit et iücaluit, ^Montana' que *numina', dixit 

*nil mihi vobiscum est: hie mens ardor erit'. 
ibat odoratis umeros perfusa capillis 
310 Maeonis, aurato conspicienda sinu. 

aurea pellebant tepidos umbracula soles, 

quae tarnen Herculeae sustinuere manus. 
iamque nemus Bacchi, Tmoli vineta, tenebat, 



poscunt — 293. frondes: Lauben 
oder Hütten von Laubwerk. Vgl. 
met. I 121. a. a. II 475. — herhas: 
z. I 154. Vgl. IV 395. am. III 10, 9. 

— 295. Es ist hier die älteste Form 
des Pflugs gemeint, die nur aus 
einem hakenförmig gekrümmten 
Holze bestand, das vom am Joch 
befestigt war und unten zu einer 
Schar {vomer) zugespitzt oder mit 
Eisen beschlagen war; vgl. her. 
12, 40 premere vomere colla houm. 
Abbild, b. Baumeister, Denkm. I 
S. 13. Anders III 376. 

296. Vgl. met. I 103. Verg. 
georg. n 10. — 298. Das Schaf 
behielt seine Wolle und brauchte 
sie nicht für die Menschen zur Be- 
kleidung herzugeben. — 299. suh 
love: z. 138. Horat. carm. I 1, 25: 
manet sub love frigido. — 300. docta 
'es verstehend', 'daran gewöhnt*. 

301. detecti sc. ministri, — ref. 
monimenta: 'emeuendas Andenken'. 

— 302. t. opes: d. h. wie überaus 
gering sie waren. — 304. antiqui 
f. pl, iod: Hypallage, für antiqua 
f,, 8. V. 497. — 305. Hercules (z. I 
547) hatte seinen Freund Iphitus in 
einem Anfall von Wahnsinn ge- 



tötet und den Dreifufs in Delphi 
geraubt, als ihm die Antwort auf 
seine Frage, wie er geheilt werden 
könne, verweigert war. Erst als er 
diesen wieder zurückgegeben hatte, 
erhielt er den Bescheid, er werde 
sesund werden, wenn er 3 Jahre 
für Lohn diene; er wurde an Om- 
phale, Königin von Lydien, verkauft 
und sank in ihrem Dienst, wie es 
die Dichter und Künstler oft dar- 
stellen (z. B. auf einem pompeja- 
nischen Gemälde bei Baumeister, 
Denhm, II S.1105), selbst zum Weibe 
herab, indem er Wolle spann und 
Weiberkleider anzog, während Om- 
phale seine Löwenhaut trug. — 
comes: 'Diener', wie 333 u. 351. 

307. m. numina: die Nymphen. 
— 308. m, ardor: 'meine Flamn^e', 
konkret wie v. 81 amores; vgl. met. 
XIV 682. — 310. Maeonis: Omphale, 
z. 120. — conspicienda: = insignis. 

311. Die Sonnenschirme wurden 
ihren Herrn meist von Dienern 
übergehalten, s. d. Abbild, b. Bau- 
meister, Denkm. III S. 1684. — 
soles: z. I 149. — 313. DerTmolus, 
das Lydien durchziehende Gebirge, 
war reich mit Wein bepflanzt, s 



•.^- .•?\.~-;-ii"S*'. 



96 



Ovidi fastoram 



Hesperos et fusco roscidus ibat equo. 
315 antra subit, tophis laqueata et pumice vivo; 
garrulus in primo limine rivus erat, 
dumque parant epulas potandaque vina ministri, 

cultibus Aleiden instruit illa suis, 
dat tenuis tunicas, Gaetulo murice tinctas, 
320 dat teretem zonam^ qua modo cineta fuit. 

ventre minor zona est. tunicarum vincla relaxat^ 

ut posset magnas exeruisse manus. 
{regerat armillas non illa ad bracchia factas, 
scindebant magni vincula parva pedes. 
325 ipsa capit clavamque gravem spoliumque leonis 
conditaque in pharetra tela minora sua. 
sie epulis funeti sie dant sua corpora somno 

et positis iuxta seeubuere toris. 
causa: repertori vitis pia sacra parabant^ 



met. VI 16. — 314. Wie die Flügel 
der Nacht nnd das Gewand des 
Schlafes fuscus ist, so hier das 
Eofs des Abendstems, der, da er 
Tau bringt, hier selbst roscidus 
genannt wird. — 316. Getäfelte 
Decken {laqueata) ^ oft aus dem 
kostbarsten Material, gehörten da- 
mals in Rom zu einem Prunkge- 
mach; der Stein wird vivus ge- 
nannt, weil er sich noch in der 
Erde an seiner ursprünglichen Stelle 
befindet; ebenso V 661. met. III 
169. V 317 u. o.; vgl. nativo ('ge- 
wachsen') pumice met. X 692. 

316. garruliLS r. Vgl. Schillers 
Bürgschaft. — in primo limine: 
vom an der Schwelle, vgl. z. I 
137. — 318. cultus: Anputz, Klei- 
dung. — Aleiden z. I 643. — 319. 
tunicas: z. v. 171. 0. denkt an die 
berüchtigten , weil vollkommen 
durchsichtigen Gewänder von Seide, 
welche, da sie zuerst namentlich 
auf der Insel Cos gefertigt wurden, 
coische hiefsen und damals (oft 
auch mit Goldverzierungen, v. 310) 
in Rom viel getragen wurden, nicht 
blofs von Libertinen, vgl. Tibull. 
II 3, 63: Illa gerat vestes tenues, 
quas femina Coa texuit auratas dis- 
posudtque mos, — Gaetulo m. t. = 
Hör. ep. II 2, 181 s. z. v. 106. Die 
Gaetuli waren ein afrikanisches 
Volk am nördlichen Saum der 
Wüste Sahara; wo sie die Küste 



berührten, fanden sich Purpur- 
schnecken in vorzüglicher Güte. 

321. ventre m,: ^zu klein für den 
Leib'. — t, vincla: *die Banden der 
Tunica', ^die beengende T.'; s. z. 
170 u. 171 und vgl. met. IX 77: 
Digitorum vincula collo inicit. — 
322. p, exeruisse: der Infinit. Perf. 
wird oft von den Dichtern zu passe 
(und velle IV 86. VI 71) gesetzt, 
um die Handlung als vollendet hin> 
zustellen. — 324. vincula: bei den 
röm. Frauen galt es für anständig 
Schuhe zu tragen (auch schon enge), 
die mit Schnüren künstlich be- 
festigt wurden; daher steht vincula 
oft für Schuhe, z. B. I 410. III 823. 
V 432. — 325. spolium: hier in der 
eigentlichen Bedeutung: ^die abge- 
zogene Haut' (des von Hercules 
erlegten Nemeischen Löwen), 

326. minora kann, wenn die Les- 
art nicht verderbt ist, allein in 
Vergleich mit der anderen Angriffs- 
waflPö, der clava, gemeint sein. — 
327. sie: vestihus mutatis. — 328. 
iuxta gehört zu positis, — 329. 
causa sc. secumbendi erat, vgl. IV 
657, Keuschheit vor der Feierlich- 
keit war bei vielen Festen den 
Opfernden zur Pflicht gemacht. — 
repertori v,: dem Bacchus, dem 
Schöpfer, Geber des Weines; ebenso 
heifst Bacchus vitis repertor am. I 
3, 11, Juppiter bei Verg. Aen. XII 
829 fiominum rerumque repertor. 



II 314—369. 



97 



330 quae facerent pure, cum foret orta dies. 

Noctis erat medium, quid non amor improbus audet? 

roscida per tenebras Faunus ad antra venit. 
utque videt comites somno vinoque solutos, 

spem capit in dominis esse soporis idem. 
335 intrat et huc illuc temerarius errat adulter 

et praefert cautas subsequiturque manus. 
venerat ad strati captata cubilia lecti 

et felix prima sorte futurus erat, 
ut tetigit falvi saetis hirsuta leonis 
340 yellera, pertimuit sustinuitque manum, 
attonitusque metu rediit, ut saepe viator 

turbatum viso rettulit angue pedem. 
inde tori, qui iunctus erat, velamina tangit 

moUia, mendaci decipiturque nota. 
345 ascendit spondaque sibi propiore recumbit, 

et tumidum cornu durius inguen erat, 
interea tünicas ora subducit ab ima: 

horrebant densis aspera crura pilis. 
cetera temptantem subito Tirynthius heros 
350 reppulit: e summo decidit ille toro. 

fit sonus: inclamat comites et lumina poscit 

Maeonis. inlatis ignibus acta patent, 
ille gemit, lecto graviter deiectus ab alto, 

membraque de dura vix sua tollit humo. 
355 ridet et Aleides et qui videre iacentem, 

ride^ amatorem Ljda puella suum. 
Yeste deus lusus fallentes lumina vestes 

non amat et nudos ad sua sacra vocat. 
Adde peregrinis causas, mea Musa, Latinas, 



33^. improbm 'böse'. — 333. Die 
comiies (z. 305) sind als vor der 
Höhle schlafend zn denken. — so- 
lutos: vgl. das homerische Xvsiv 
yvia, — 334. esse s, i.: der Infinit. 
Präs., weil der Schlaf als im Mo- 
ment des Hoffens schon eingetreten 
bezeichnet werden soll. — 336. adul- 
ter: 'der Buhle', oft = amator. 

336. Über c. manus z. III 688. — 
337. captata 'gesucht'. — 338. felix 
pr. Sorte: da er zuerst auf Omph. 
stiefs, war gleich das erste Los, 
das er zog, für ihn glückbringend. 

341. Das Gleichnis ist homerisch, 
n. r 33 fF. (danach Verg. Aen. II 
379 f.). — rediit: die Endsilbe von 
iit und petiit (petit I 109) ist lang]: 

Ovids Fasten. 



redieit findet sich mehrfach auf In- 
schriften. — 342. turbatum p.: z. 
111 688. — 346. spoftda s. pr.: 'an 
dem ihm näheren Rande des Bett- 
gestells'. 

347. ora ah ima: vom untern 
Saume an, d. h. von unten an; vgl. 
met. III 480: summa vestem deduxit 
ab ora. — 361. indamaii: 'ruft 
an', wie III 756. — 362. ignes: 
lumina, Feuerbi^nde, Fackeln. — 
356. puella: oft bei Dichtem eine 
junge Frau, v. 446. 461. 810. — 367. 
lusus 'getäuscht'. — 369 fF. Vgl. 
Serv. z. Aen. Vlll 343. causas Lat. : 
den Flur, setzt 0. zugleich mit Be- 
ziehung auf die causa Lat. der Be- 
nennung des Lupercal v. 381 ff. — 



98 



Ovidi fastorum 



360 inque suo noster pulvere currat equus. 
Comipedi Fauno caesa de more capella 
venit ad exiguas turba Tocata dapes. 
dumque sacerdotes veribus transuta salignis 
exta parant, medias sole tenente vias^ 
365 ßomulus et frater pastoralisque iuventus 
solibus et campo corpora nuda dabant. 
caestibus et iaculis et misso pondere saxi 

braechia per lusus experienda dabant: 
pastor ab excelso Ter de via rura iuvencos, 
370 ßomule, praedones, et ßeme!' dixit *agunt'. 
longum erat armari, diversis exit uterque 
partibus. occursu praeda recepta Remi. 
ut rediit, veribus stridentia detrahit exta 
atque ait ^Haec certe non nisi victor edet'. 
375 dicta facit, Fabiique simul. venit inritus illuc 
Romulus et mensas ossaque nuda videt. 
risit et indoluit Fabios potuisse Remumque 

vincere, Quintilios non potuisse suos. 
Fama manet facti: posito velamine currunt, 
380 et memorem famam, quod bene cessit, habet, — 
Forsitan et quaeras, cur sit locus ille Lupercal, 



360. Das Bild ist vom Cirkias her- 
genommen, von dem die römischen 
Dichter mit Vorliebe ihre Bilder 
entlehnen; ebenso IV 10. VI 686. 
— SUO: d. h. auf einheimischem, 
Latinischem. 

361. comipedi F,: z. 268.— 362. 
exiguas: das Opfer einer Ziege in 
der damaligen Zeit wird ex, ge- 
nannt im Gegensatz zu den grofs- 
artigen Opfern in O.s Zeit. — vo- 
cata: z. I '680. — 363. Vgl. Hom. 
Od. y 461 ff. fi 364 f. II. A 464 f. 
B 427. Der Bratspiefs ist auch 
sonst von Holz. Die exta (z. I 51) 
wurden zuerst gegessen, dann folg- 
ten die übrigen Stücke des Tieres 
(v. 376); vgl. Liv. I 7, 18: Forte 
ita evenit, ut Potitii ad tempus 
praesto essent hisque exta appone- 
rentur, Pinarii extis adesis ad ce- 
teram venirent dapem. — 364. sole 
m. t V. s. Hom. II. © 68 {= il 777. 
Od. d 400): r^eXiog fiiaov ovquvov 

366. solihus z. I 149. — campo c. 
d.: wie die spätere römische Jugend 
auf dem c. Martins. — 367. Die caestm 
waren harte Riemen, oft noch mit 



Nägeln und metallenen Buckeln ver- 
sehen, die beim Faustkampf um die 
Hand und das Gelenk geschlungen 
wurden, um die Wucht des Schlages 
zu verstärken. Abbild, bei Bau- 
meister, Denkm, 1 S. 524. — misso 
p, saxi: wie von den Griechen der 
Discus. — 368. experienda dabant: 
sie liefsen sich versuchen, erprobten. 
— 369. Sehr geschickt wird durch 
das Hyperbaton (konstr. praedones, 
B. et JB., aguM per d. rura, d. h. 
abseits über das Land, iu/vencos) 
die Erregung des schon von der 
Höhe aus rufenden Hirten gemalt. 

371. diversis e. u. partibus: jeder 
rückt mit seiner nach verschiedenen 
Seiten hin ziehenden (s. 1 283) Partei 
aus; die Trennung war für die Auf- 
suchung der Räuber notwendig. — 
380. qu>od b, cessit Subj.; memorem 
näml. an das quod b. c. 

381^424. Woher das Lupercal 
und die Lupercalia benannt sind. 
Das Lupercal war eine uralte Grotte 
an dem dem Kapitol zugekehrten 
Abhänge des Falatin, die von 
Augustus wieder hergestellt war; 
vgl. Dion. I 79. 32. Becker I S. 418. 



II 360—401. 

quaeve diem tali nomine causa notet. 
Silvia Yestalis caelestia semioa partu 

ediderat, patruo regna tenente auo. 
385 18 iabet auferri parvos et in amne necari: 

quid facis? ex istis Romulus alter erit! 
iusaa recusantes peragunt lacrimosa mioistri, 

flent tarnen et geminos in loca iusaa femnt. 
Älbnia, quem Tiberim mersus Tiberinua in undis 
390 reddidit, hibemia forte tumebat aqnis. 

hie, ubi nunc fora aunt, lintrea errare videres, 

quaque iacent valles, 'maxinte circe, tuae. 
Huc ubi venerunt (neque enim procedere posBunt 

longiua), ex Ulis umia et alter ait: 
395 'At quam aunt similes! at quam formoBus uterque! 

plus tamen ex illis iste vigoris babet. 
si genuB arguitur vulfcu, nisi fallit imago, 

neacio quem vobis euapieer eaae denm — 
at si quis reetrae deus esset origiuis auctor, 
400 in tam praecipiti tempore ferret opem. 
ferret opem certe, si non ope mater egeret, 



881. Sit 'heifat'. — 382. Die Ei^ 
zählnag von der wauderbareD Ket- 
tong der beiden Söhne de« Mara 
(cadegtia semina) nach Livias I 4. 

— llia oder Bea Silvia war die 
Tochter des Hnmitor, welcher von 
seinem Bruder Amnlius vom Throne 
gestofsen war. 

386 Apostrophe an den patntna. 

— 387. recusantes 'aich sträubend' 
in ihrem Innern. — 888. flent tamen 
steht dem Gedanken nach in dem- 
selben Verhältnis zu ferant wie 
recumntes eu peragunt: 'und sie 
tragen, jedoch unter Weinen, die 
Zwillinge nach dem geheifsenen 
Ort'. — 389. 0. folgt hier (n. met. 
XIV 814) Liv. I 3, 8: Tiberinus 
(einer der alten Könige von Alba 
Longa), qui in traieclu Albulae am- 
nis gwbmersw celebre ad posteros 
nomen fiumini dedit; ebenso Varr, 
de 1. 1. V 30. Verg. Aen. Vni 331. 

391. fora: die röm. fora (das f. 
Somanvm,boarimn,oUtormm) lagen 
alle in den ThÄlern. — videres: a. 
SeyfFert § 228. — 392. Der draig 
moicimug, von Tarqninina Priscns 
fSr die Spiele angelegt, zog sich 
in einer Länge von a'/j Stadien in 
dem Thale zviachen dem Palatin 



and Aveotin hin. — 398. negue enim 
etc. Tgl. Liv. I 4, 4: nee adiri «s- 
quam ad iusti cursum poteral amntg. 

— 394. untts et alter: Homera tie. 

— 396. at findet sich oft im Aus- 
ruf, wie bei una 'aber'. ('Aber 
waa hast du gethanl') 

396. igte hinweisend auf Bomulus ; 
vgl. m 32. — 397. Der Satz nisi 
f. imago ('das .^ufsere') bäegt enger 
mit dem Hauptsatz zaeammen als 
der erste Bedingungssatz H genus 
a. V. (8. Madvig, Lat. Gr. g 476"). 
'WenndieAbkunft erwiesen wird — , 
eo möchte ich, wenn nicht — täuscht, 
vermuten'. — Der Redende wollte 
nach T. 398 hinzufögen 'patrent', 
aber ehe er noch dies Wort aus- 
spricht, kommt ihm der Zweifel 
T. 8B9. 400 in den Sinn (o( 'aber, 
wende ich ein'), der v, 401 f. wie- 
der zurückgewiesen wird. Der Leser 
ergänzt leicht zu v. 398 ans dem 
folgenden originis auctor das Feh- 
lende. — 400. IM tam praecipiti t. 
'in einer ao gefUbrlichen Lage', wo 
man leicht kopfüber stürzen kann. 

401. ferret : Subj. auctor. Die 
Mutter brauchte die Hilfe des 
Qottes, weil sie auf Befehl des 
Amulius in denFInfs geetfirztwuidr 



100 



Ovidi fastorum 



quae facta est uno mater et orba die. 
uata simul, moritura simul; simul ite sub nndas 

Corpora!^ desierat deposuitque sinu. 
405 vagierant ambo pariter: sensisse putares. 

hi redeunt udis in sua tecta genis. 
Sustinet impositos summa cavus alveus unda: 

heu quantum fati parva tabella tulit! 
alveus in limo silvis adpulsu» opacis 
410 paulatim fluvio deficiente sedet. 

arbor erat (remanent vestigia), quaeque vocatur 

Bumina nuac ficas, Romula ficus erat, 
venit ad expositos (mirum!) lupa feta gemellos: 

quis credat pueris non nocuisse feram? 
415 non nocuisse parum est: prodest quoque; quos lupa nutrit, 

perdere cognatae sustinuere manus! 
constitit et cauda teneris blanditur alumnis 

et fingit lingua corpora bina sua. 
Marte satos scires: timor afuit, ubera ducunt 
420 nee sibi promissi lactis aluntur ope. 

illa loco nomen fecit^ locus ipse Lupercis: 



vgl. z. V. 698. — 404. des. depo- 
mitque = cum desisset, deposuit 
Der sinus wurde vielfach benutzt, 
um in ihm etwas zu tragen. — 
405. vagierimt z. I 692. — sen- 
sisse putares: ^man hätte glauben 
können, sie hätten (die Worte) ver- 
standen'. 

407. impositos sc. alveo, — summa 
unda *oben auf der Flut'. — 408. 
quantum f, z. I 618. — tabella *ein 
Stück Holz' (= alveus). — 409. Von 
einem schattigen Haine dort spricht 
auch Dionys I 79. 

411. arbor e.: *dort stand ein 
Baum'. Das Folgende nach Livius 
(I 4, 6): Ita vdut deftmcti regis 
imperio in proxima adluvie, ubi 
nunc ficus Buminalis est {Bomula- 
rem vocatam ferunt), puerps expo- 
nunt. Nach Ü.s (verkehrter) Ansicht 
ist Bumina aus Bomula («» Bo- 
mulea) entstanden; erat v. 412 ist 
wie in V. 381 zu übersetzen durch 
'hiefs*. In Wirklichkeit hatte der 
Feigenbaum, der gleich vor dem 
Lupercal stand, von den dort ver- 
ehrten 'nährenden' Gottheiten, dem 
Juppiter Ruminus und der Diva 
Bumina seinen Namen (rumis «» 



mamma, s. Preller I S. 418 f. Becker 
I S. 293); er erscheint übrigens 
noch auf einem Belief aus der Zeit 
des Trajan, welches vor einiger Zeit 
auf dem röm. Forum gefunden ist. 

— 413. feta 'die geworfen hat' 
(ebenso V 177), übersetze etwa 
'säugend'. 

416. sustinuere, itolp^rjcav^ 'brach- 
ten es über sich'. — 417. cauda bl. 
wie ein Hund. — 418. fingit 'putzt, 
beleckt'; nach Vergil. Aen. VIH 630 : 
Fecerat et viridi fetam Mavortis 
in a/ntro procubuisse lupam, geminos 
huic ubera circum ludere pendentis 
pueros et lambere matrem impavidos, 
illam tereti cervice reflexam mulcere 
alternos et corpora fingere lin- 
gua, — bina für duo, weil die cor- 
pora zusammen ein Paar bilden. 

419. Marte satos sc: weil sie keine 
Furcht zeigten und der Wolf das 
dem Mars geheiligte Tier war, 
Horat. carm. I 17, 9 Martiales lupi, 
Verg. Aen. IX 663 Martius lupus, 

— ducunt: sltiovöi, die v. propr. 
vom Saugen. — 420. Die in nee 
liegende Negation gehört allein zu 
prom. 

421. In Wirklichkeit ist Lupercal 



II 402—441. 



101 



magna dati nutrix praemia lactis habet. 
Quid vetat Arcadio dictos a monte Lupercos? 

Faunus in Arcadia templa Lycaeus habet. — 
425 Nupta^ quid expectas? non tu pollentibus herbis 

nee prece nee magico carmine mater eris. 
excipe fecundae patienter verbera dextrae: 

iam socer optatum nomen habebit avi. 
Nam fuit illa dies, dura cum sorte maritae 
430 reddebant uteri pignora rara sui. 

'Quid mihi' clamabat 'prodest rapuisse Sabinas', 

Romulus (hoc illo sceptra tenente fuit) 
*si mea non vires, sed bellum iniuria fecit? 

utilius fuerat non habuisse nurus/ 
435 monte sub Esquilio multis incaeduus annis 

lunonis magnae nomine lucus erat, 
huc ubi venerunt, pariter nuptaeque virique 

suppliciter posito procubuere genu: 
cum subito motae tremuere cacumina silvae, 
440 et dea per lucos mira locuta suos. 

^Italidas matres' inquit ^sacer hircus inito.' 



von Lu^ercus abzuleiten. — 422. 
lactis hängt ab Ton praemia (d. h. 
die Benennung). — 423. Pan (= Fau- 
nus) hatte auf dem Berge Lycaeus, 
in der Nähe der Geburtsstadt des 
Euander, Pallanteum, einen Tempel 
nebst Hain, wurde dort, weil er 
daselbst geboren sein sollte, be- 
sonders verehrt und hiefs daher 
näv AvTiaiog, was nach 0. ins 
Lateinische durch Faimus Lwpercus 
zu übertragen wäre {^lv%og fihv o 
Xovnog iari xal Avuaia tcc AovnsQ- 
%diXi,a* Plut. quaest. Born. 68). 

426 — 452. Ursprung des Brauches, 
dafs die Luperci die ihnen begeg- 
nenden Frauen mit Riemen schlugen. 
Auch bei anderen Völkern ist die 
Sitte nachgewiesen, durch Schlagen 
(mit grünen Zweigen u. dergl., den 
Symbolen von Wachstum und Kraft, 
wie dies auch die Biemen von 
Bockfell waren) den Geist der Seuche 
und Unfruchtbarkeit auszutreiben. 

426. poU. herbis : von Zauber- 
kräutem auch metam. VII 196. — 
426. carmine 'Zauberspruch'. — 427. 
feamdae: 'befruchtend'. — 428. z. 
I 17. — 429. dies 'Zeit' z. I 232. 

433. vires d. h. keine Vermehrung 
der Bürger, vgl. Liv. I 13, 1 : Tum 



Sabinae mulieres, quarum ex iniuria 
bellum ortum erat etc. — 434. nuru^ 
oft bei Dichtem =■ mulieres. — 
436. Seit den ältesten Zeiten wurde 
Juno als Lucina verehrt, d. h. als 
Licht- und Geburtsgöttin, und zwar 
besonders in einem Hain auf, oder 
nach 0. unter dem in früherer Zeit 
stark bewaldeten Esquilin; dieser 
Hain wird von Plinius n. h. XVI 
236 für älter als die Stadt gehalten, 
sodafs er sogar von diesem lucus 
den Namen Lucina ableitet, welcher 
in Wahrheit von lu>x (weil Juno L. 
auch die Kinder an das Licht der 
Welt bringt) herkommt. Preller I 
S. 273. Beide Ableitungen giebt 0. 
V. 449 f., die richtige allein III 265. 
— m. incaedwus a. : also hochheilig, 
s. IV 649. Plin. ep. V 6, 7. 

438. procubuere: das Perf., weil 
die Gleichzeitigkeit mit der Hand- 
lung des folg. Satzes cum — tremuere 
hervorgehoben werden soll. Seyf- 
fert § 244, 2 A. 2. — 439. Durch das 
Zittern von Altären, Tempelthüren 
und dergl. wird oft bei den röm. 
Dichtern die Nähe der Gottheit 
angezeigt. 

441. inito: Faunus führte auch 
den Beinamen Inu/us 'der befruch- 



102 



Ovidi fastorum 



obstipuit dubio territa turba sono. 
augur erat (nomen longis intercidit annis, 

nuper ab Etrusca venerat exul humo), 
445 ille caprum mactat: iussae sua terga puellae 

pellibus exsectis percutienda dabant. 
luna resumebat decimo nova cornua motu, 

virque pater subito nuptaque mater erat, 
gratia Lucinae! dedit haec tibi nomina lucus, 
450 aut quia principium tu, dea, lucis habes. 
Parce, precor, gravidis, facilis Lucina, puellis, 

maturumque utero moUiter aufer onus. — 
Orta dies fuerit, tu desine credere ventis: 

perdidit illius temporis aura fidem. 
455 flamina non constant, et sex reserata diebus 

carceris Aeolii ianua lata patet. — 
lam levis obliqua subsedit Aquarius urna: 

proximus aetherios excipe, Piscis, equos. 
Te memoraat fratremque tuum (nam iuncta micatis 
460 signa) duos tergo sustinuisse deos. 

terribilem quondam fugiens Typhona Dione, 



tende', ab ineundo, — 443. augur 
hier in mehr allgemeiner Bedeu- 
tung, denn die Einrichtung der 
Auguria, welche nur die Genehmi- 
gung der Götter zu einer bestimmten 
Handlung einzuholen hatten, galt 
als echt römisch, während die 
Haruspicina (Opferschau) in Rom 
stets in den Händen der durch 
Weissagekunst berühmten Etrusker 
war. — 446. pttellae: z. v. 356. 
Dals gerade der Bücken (oder die 
beiden Handflächen) geschlagen 
wurden, findet sich auch bei ähn- 
lichen Bräuchen anderer Völker: 
den fehrua entsprach bei uns die 
Osterrute. 

447. res. nova cornua: 'setzte die 
Hörner neu an'. Zu motu vgl. 
heroid. XI 46 (wo ebenfalls der 
10. Monat bezeichnet werden soll): 
iam novies erat orta soror pulcher- 
rima Phoehi, Denaque luciferos 
Luna movebat equos. — 450. z. 436. 
Vgl. m 265. — 451. fadlis 'gnädig'. 

453 — 456. Wetterregel, vgl. 
Plin. n. h. XVIII 237. Colum. XI 2, 20. 
— 463. Der 1. Satz ist dem Gedanken 
nach Temporalsatz zum 2., daher 
das Fut. exact. im ersten. — 456. non 
constant 'sind unbeständig'. — 466. 



AeoliLS wohnt bei 0. (u. Virgil) auf 
einer der äolischen Inseln und ist 
König der Winde, die er in einer 
Höhle verschlossen hält , vgl. met. 
XIV 224: Aeolon Hippotaden, cohi- 
hentem carcere ventos, IV 662. I 262. 
Anders ist die Vorstellung Homers. 

457—474. Am 16. Febr. trat die 
Sonne aus dem Zeichen des Wasser- 
manns in das der Fische (v. 467 f.) ; 
dies giebt für 0. die Veranlassung 
die Geschichte, wie die zwei 
Fische in den Himmel gekom- 
men sind, zu erzählen. 

457. Aquarius z. 145. levis, 'leicht- 
sinnig', weil Ganymedes jung war 
(s. I 652) oder 'leicht geworden', 
nachdem das Wasser aus der schräg- 
gehaltenen Urne {obliqua urna) 
herausgelaufen; dadurch würde sein 
Untergehn (subsidere) begründet 
werden. — 46S. proximus sc. AqtMrio. 
— aetherios (= caelestes z. I 473) 
e. d. i. die Sonne. — 469. iuncta: 
die zwei Fische sind durch ein 
langes Sternenband miteinander 
verbunden. 

461. Den griech. Gott Typhoeus 
(z. I 573) vermischten später die 
Griechen mit dem ägyptischen Ty- 
phon, dem bösen Gott des Osiris- 



II 442—479. 



103 



tunc cum pro caelo luppiter arma tulit, 
venit ad Euphraten comitata Cupidine parvo 

inque Palaestinae margine sedit aquae. 
465 populus et cannae riparum summa tenebant; 

spemque dabant salices, hos quoque posse tegi. 
dum latet^ insonuit vento nemus. illa timore 

pallet et hostiles credit adesse manus. 
utque sinu tenuit natum, ^Succurrite, nymphae, 
470 et dis auxilium ferte duobus!' ait. 

nee mora, prosiluit. pisces subiere gemelli, 

pro quo nunc (cernis!) sidera nomen habent. 
Inde nefas dueunt genus hoc imponere mensis^ 

nee violant timidi piscibus ora Syri. 

475 Proxima lux vacua est. at tertia dicta Quirino. 
qui tenet hoc nomen, Bomulus ante fuit, 
sive quod hasta ^curis' priscis est dicta Sabinis, 

bellicus a telo venit in astra deus, 
sive suo regi nomen posuere Quirites, 



kreises, und so bildete sich unter 
dem Einflufs dieser Zusammenstel- 
lung und der Symbolisierung der 
Oötter bei den Ägyptern durch 
Tiere die spätere Sage, dafs die 
Götter durch T. gescheckt flohen 
(meist nach Ägypten) und sich 
dort in Tiere verwandelten. Dione 
heifst eigentlich die Mutter der 
Venus, doch wird auch die Tochter 
oft so genannt; vgl. met. V 331 
pisce Venus latuit. — 463. comitata 
passiv. — 464. Palaestina a.: der 
Euphrat, so durch eine Art Synek- 
doche genannt für Syra aqua, weil 
Palästina zu Syrien gerechnet 
wurde (met. IV 46 u. o.). — 465. 
populus .'"kolleki. — rip.summaz. 216. 
466. hos quoque: nicht allein 
Tiere, die gewöhnlich dort hausen. 

— 469. ut *so wie'. — sinu z. 404. 

— nymphae des Flusses. 

471. prosiluit ins Wasser. — sub- 
iere V. 114 f. — 472. 'wofür sie 
jetzt — du siehst sie ja — als Sterne 
einen (grofsen) Namen haben', vgl. 
IV 936. — 473. hoc genus sc. ani- 
maliwm, mchi pisdum; der Gedanke 
des Hesameters ist, wie oft, im 
Pentameter etwas variiert wieder- 
holt. — 474. timidi 'ängstlich', 
SsLcUfaCfLovsg^ vgl. Xenoph. anab. 



I 4, 9: nXriQTi S' lx9v(ov (isydXtov 
xal TCQOcscaVj ovg ot Svqoi &sovg 
ivofiL^ov aal ccSiHBtv ovx s^cov. 

475 — 532. 17. Febr. 

476—512. Feier der Quirina- 
lia nebst Darstellung ihres Ur- 
sprungs. — 475. Ftox, l, (16. Febr.) 
va^ua sc. sacris. — dicta = dicata. 
— 476. Quirinus ist vielmehr die 
oberste Gottheit der Sabiner, ihr 
Mars gewesen imd lange vor der 
Vergötterung des Romulus verehrt 
worden: die Identificierung beider 
ist gewissermafsen das Symbol der 
vollzogenen Verschmelzung der 
Römer und Sabiner zu einer Nation. 
Preller I S. 369 ff. — 477—480. Drei 
Ableitungen des W. Quirinus (nach 
Varro), von denen aber die 2. u. 3. 
zusammenfallen; die erste ist die 
wahrscheinlichere. — 478. a telo: 
der cu/ris, d. h. vom Gebrauch des 
t, her, durch seine kriegerischen 
Thaten; vgl. II 148. V323. — 479 
wird der Name Qmrvnus von seinem 
Volke, welches nach der Vereini- 
gung der Römer und der Quirites 
(der früheren Einwohner von Cures, 
z. V. 135) populus Bomanus [et] Qui- 
rites oder populus B. Quiritium 
oder auch einfach Quirites hiefs, 
abgeleitet (Liv. I 13, 5: ita gemi- 



104 



Ovidi fastorum 



480 seu quia Romanis innxerat ille Cures. 

nam pater armipotens postquam noya moenia yidit 

multaque Bomulea bella peracta manu^ 
^luppiter', inquit *habet Romana potentia vires: 
sanguinis officio non eget illa mei. 
485 redde patri natum. quamvis intercidit alter, 
pro se proque Remo, qui mihi restat, erit. 
"ünus erit, quem tu tolles in caerula caeli" 

tu mihi dixisti. sint rata dicta lovis/ 
luppiter adnuerat. nutu tremefactus uterque 
490 est polus, et caeli pondera movit Atlas. 
Est locus, antiqui Capreae dixere paludem: 

forte tuis illic, Romule, iura dabas. 
sol fugit, et removent subeuntia nubila caelüm, 
et gravis effusis decidit imber aquis. 
495 hinc tonat, hinc missis abrumpitur ignibus aether. 
fit faga, rex patriis astra petebat equis. 
luctus erat, falsaeque patres in crimine caedis, 
haesissetque animis forsitan illa fides: 



natu urhe, ut Sabinis tarnen aliquid 
daretur, Quirites a Curibus appel- 
lati), V. 480 direkt von der Stadt 
Cures (s. z. v. 136). 

481. nam knüpft an v. 476 an. — 
pater: des Quirinus, Mars. — 483. 
Die Bede des Mars znm Teil mit 
denselben Worten met. XIV 808 ff. 

— 484. sanguinis — mei: meines 
Sohnes, vgl. III 190. VI 488. — 
non eget o.: kann also des Dienstes 
entbehren. — 485. quamvis c. indic. 
oft bei Dichtern. 

486. qui m, r. Subjekt. ^Mag auch 
der eine umgekommen sein, der 
übrig gebliebene wird die Stelle 
beider einnehmen.' — 487. Der Vers 
ist — und zwar in sehr passender 
Weise, da er gleichsam urkundlich 
die Worte des Juppiter wiedergiebt 

— entlehnt aus Ennius (annal. v. 66 
p. 12 V.); über coerwZa caeli s. z. 
V. 215; bei Ennius folgt auf in 
caer. c.: templa. Vgl. die zum Teil 
in den Worten übereinstimmende 
Erzählung derselben Sage metam. 
XIV 812 ff. — 489 f. Nachahmung 
der berühmten drei Verse der Ilias 
{A 528 ff.), welche den Fhidias zum 
Schaffen seines Zeus in Olympia 
begeistert haben sollen: 'ß xal 



nvavsTjaLv in' oipQvai vsvcs Kqo- 
vCoüV 'AfißgoaiuL S' uQa %aizai 
ins^Qtoaavto avoiTitog Kqaxoq an 
dd'avatOLO, fiiyav S' iXiU^sv "OXvfi- 
nov, — 490. Die Erschütterung 
des Himmelsgewölbes ergreift auch 
seinen Träger, Atlas, sodafs dieser 
schwankend geworden die auf ihm 
ruhende Last bewegt ; uterque pölus, 
beide Pole, um so das ganze Him- 
melsgewölbe zu bezeichnen. 

491. Der Ziegensumpf lag auf 
dem campus Martins, wo auch noch 
später die contiones abgehalten 
wurden. — 492. iura d,: z. I 207. 
— 493. sol fugit: von den Wolken 
verdunkelt; an die Sonnenfinsternis, 
die nach Cicero und Dionysius da- 
mals stattgefunden, hat 0. wohl 
kaum gedacht. — 495. abrumpitur : 
'wird auseinandergerissen'. 

496. p. equis: vgl. Hör. carm. 
HI 3 , 15 : Quirinus Martis equis 
Acheronta fugit — 497. Vgl. Liv. 
I 16, 4: Fudsse credo tum quoque 
aliquos, qui disceiptwm regem pa- 
trum (der Senatoren) manibus taciti 
arguerent. — in crim. sc. erant, 
* wurden beschuldigt'. — falsae c: 
Hypallage z. 304. — 498. illa fides 
'der Glaube daran', z. v. 224. — 



II 480—513. 



105 



sed Proculus Longa veniebat lulius Alba, 
500 lunaque fulgebat, nee facis usus erat, 
cum subito motu saepes tremuere sinistrae 

(rettulit ille gradus, horrueruntque comae): 
pulcher et humano maior trabeaque decorus 

Bomulus in media visus adesse via 
505 et dixisse simul Trohibe lugere Quirites, 

nee violent lacrimis numina nostra suis, 
tura ferant placentque novum pia turba Quirinum 

et patrias artes militiamque colant/ 
iussit et in tenues oculis evanuit auras. 
510 convocat hie populos iussaque verba refert. 

templa deo fiunt; eollis quoque dietus ab illo est, 

et referunt eerti sacra patema dies. — 
Lux quoque cur eadem Stultorum festa vocetur, 



499. Procultts ist in der älteren 
Zeit Pränomen. — 500. nee facis 
u, e,: die Bömer machten ihre 
Beisen, nm die Hitze des Tages 
zu yermeiden, oft bei Nacht unter 
Packelschein; vgl. IV 167. met. 
I 493. 

501. sinistroLe: also auf der yon 
den Bömern für glücklich gehal- 
tenen Seite, s. z. IV 664. — 502. hör- 
ruerunt ^stiegen zu Berge', über 
die Quantität z. I 592. — 503. hu- 
mano m.: vgl. Verg. Aen. II 772: 
Ipsiihs unibra Creusae visa mihi 
a/nte oculos et nota maior imago. — 
trahea: z. I 37. 

507. fero/nt, placent: constr. ad 
synes. — 508. patrias artes wird 
durch das folg. militiam erklärt; 
vgl. Liv. I 16, 7 : Proinde rem mili- 
tarem cölant. — 509. oculis Dativ; 
vgl. Aen. IV 278: JEt procul in 
tenu^em ex oculis evanuit auram. — 
510. populos: z. I 38. — 511. Der 
Tempel des Qnirinus lag auf der 
dem Viminal zugekehrten Seite des 
Quirinal, wurde 293 v. Chr. von 
L. Papirius Cursor infolge eines 
Gelübdes seines Vaters neu erbaut 
und in besonders prachtvoUerWeise, 
nachdem der Bau des Cursor ver- 
fallen war, im J. 16 v. Chr. von 
Augustus, der sich als Nachkomme 
des Bomulus - Quirinus angesehen 
wissen wollte, wiederhergestellt. 
S. Becker I S. 569 ff. — Der Hügel 



Quirinalis soll früher Agonus ge- 
heifsen haben, doch wird die neue 
Benennung meist von der Besiede- 
lung durch die Sabiner hergeleitet. 
— 512. ^und bestimmte Tage (certi 
im Gegensatz zu den beweglichen 
Pesten) bringen wieder die von den 
Vätern überkommene Peier'. 

513 — 532. Stultorum feriae. 
Um den Göttern för das neu ge- 
wonnene Getreide zu danken, wur- 
den in Bom seit alten Zeiten die 
Pomacalia {^farris torrendi feriae^) 
gefeiert, und zwar nach den Curien, 
d. h. den alten (30) Geschlechtsver- 
bänden, in welche schon Bomulus 
das Volk geteilt haben soll; daher 
lag die Oberleitung in den Händen 
des curio maximus, des Vorstehers 
der curiones, welche in weltlichen 
und geistlichen Dingen die Curien 
zu vertreten hatten; er sagte sie 
als bewegliches Fest an und ver- 
anstaltete das Opfer auf dem Forum, 
wo Täfelchen die jeder Curie an- 
gewiesenen Plätze bezeichneten. 
Diejenigen, welche stulte ihre Curien 
nicht kannten und ihre Peier ver- 
pafst hatten, begingen als stuUti 
am letzten Tage {extrema die), bis 
zu dem die Pomacalia überhaupt 
hinausgeschoben werden konnten, 
dem Festtage der Quirinalia, dem 
17. Febr., nachträglich das Fest 
zusammen. S. Preller II S. 9 f. 
I 374 f. 



106 



Ovidi fastorum 



accipe. parva quidem causa^ sed apta subest. 
515 Non habuit doctos tellus antiqua colonos: 
lassabant agiles aspera bella viros. 
plus erat in gladio quam curvo laudis aratro^ 

neglectus domino pauca ferebat ager. 
farra tarnen veteres iaciebant, farra metebant, 
520 primitias Cereri farra resecta dabant. 
usibus admoniti flammis torrenda dederunt 

multaque peccato damna tulere suo. 
nam modo verrebant nigras pro farre favillas, 
nunc ipsas ignes corripuere casas: 
525 facta dea est Fornax. laeti Fornace coloni 
orant^ ut fruges temperet illa suas. 
curio legitimis nunc Fornacalia verbis 

maximus indicit nee stata sacra facit, 
inque foro, multa circum pendente tabella, 
530 Signatur certa curia quaeque nota. 

stultaque pars populi, quae sit sua curia, nescit, 
sed facit extrema sacra relata die. 

Est honor et tumulis, animas placare paternas 
parvaque in extructas munera ferre pyras. 



514. apta 'zutreffend'. — 515. 
doctus ^gebildet', s. III 101 ff. — 
617. (m) curvo aratro z. 295. — 
619. farra: z. I 276. — iaciehant 
'säten'. — 620. z. I 672. 

621. uBihvs z. V. 291. — 623. ver- 
reba/nt f.: weil das Feuer zu stark 
gewesen oder der Spelt zu lang in 
demselben gelassen war. — 626. 
facta d. e. F.: ebenso gab es in 
Rom eine Gottheit der Thüren (For- 
culus), der Schwellen (Limetanus), 
der Angehl (Cardea), und so bil- 
deten sich die Römer eine Menge 
Gottheiten als Vertreter von Be- 
dürfnissen des täglichen Lebens. S. 
C. Peter G. R. I S. 69. 

526. ut fr, temp.: 'dafs sie die 
Frucht zurechtmache'. — 627. legi- 
timis: den durch den Brauch vorge- 
schriebenen. — 528. nee: die Nega- 
tion gehört zu stata, vgl. 420, — 
529. multa tabella: der gleiche 
Gebrauch von multus auch III 268. 
IV 772. — 632. relata sc. ad extre- 
mam dient, 

538—616. [21. Febr.] 

633—670. Feier der Feralia. 



Die F. {^fertüia ab inferis et ferendo, 
quod ferwnt tum epulas ad sepul- 
crum, quilms iiM ibi parentare^ 
Varr. de 1. 1. VI 13) waren das 
römische Allerseelenfest, durch 
welches von Staatswegen das Grab 
und die Manen der im verflossenen 
Jahr Gestorbenen durch Spenden 
verschiedener Art geehrt wurden. 
Sie bildeten den Abschlufs der dies 
parentales (v. parentare, ^ Toten- 
opfer darbringen'), während deren 
(wahrscheinlich seit dem 18. Febr.) 
die Familien das Andenken ihrer 
Toten feierten, und wurden von 
0. noch zu ihnen gerechnet, der 
daher d, parentales und feralia oft 
ohne Unterschied setzt: II 34 (wo 
f er dies d, von der ganzen Zeit, den 
parent, und fer, gesagt ist), II 648. 
V 486. tr. III 3, 81. S. Preller U 
S. 98 ff. 

633. placare und ferre Erklär, zu 
honos, — 634. pyra {nv^d) steht 
hier für den Tumulus, das Grab- 
denkmal (vgl. V 426 f.), ebenso wie 
bustum, welches eigentlich die Stelle 
bedeutet, wo einer verbrannt wird, 



II 514—666. 



107 



535 parva petunt manes^ pietas pro divite grata est 
munere: non avidos Styx habet ima deos. 
tegula porrectis satis est velata coronis 
et sparsae fruges parcaque mica salis 
ioque mero mollita Ceres violaeque solutae: 
540 haec habeat media testa relicta via. 

nee maiora veto^ sed et bis placabilis umbra est. 

adde preces positis et sua verba focis. 
hunc morem AeneaS; pietatis idoneus auctor^ 
attulit in terras, iuste Latine^ tuas. 
545 ille patris genio soUemnia dona ferebat: 
hinc populi ritus edidicere pios. 
At quondam, dum longa gerunt pugnaeibus armis 

bella, parentales deseruere dies, 
non impune fuit. nam dicitur omine ab isto 
550 Roma suburbanis incaluisse rogis. 

vix equidem credo, bustis exisse feruntur 

et tacitae questi tempore noctis avi^ 
perque vias urbis latosque ululasse per agros 
deformes animas, vulgus inane^ ferunt. 
555 post ea praeteriti tumulis redduntur honores^ 



V. 651. V 426 (auch bei Cicero). — 
536. pro ^anstatt'. Frömmigkeit ist 
ihnen angenehm, kein reiches Ge- 
schenk. — 536. deos: es sind die 
divi Manes gemeint. — 537. porri- 
cere war der officielle Ausdruck bei 
Gaben, welche den Göttern darge- 
bracht wurden. Varro de r. r. I 29: 
Exta de%8 cum däbant, porricere 
dicebant, — 588. s. I 338. — 639. 
Ceres Metonymie. — violae soL: 
also nicht in Kränze gewunden. — 
640. media via: die Gräber waren 
in Rom gewöhnlich vor den Thoren 
und zwar meist auf beiden Seiten 
der Landstrafsen, wie dies noch 
jetzt die Umgebungen der via Appia 
und Latina zeigen. 

542. sua V.: die ihnen gehörigen, 
gebührenden Worte. — foci, eigentl. 
die Brandstätten , steht hier in der- 
selben Bedeutung wie pyra v. 634 u. 
husta y. 551. — 543. pietatis i, a,: 
ein geeigneter (als pius %ax' Jfo^v^y, 
z. I 627) Begründer eines frommen 
Brauches. — 644. Aneas hatte auf 
der Fahrt nach Italien , wo er von 
König Latinus gastfreundlich auf- 
genommen wurde, in Sicilien den 
Jahrestag des Todes seines Vaters 



grofsartig gefeiert (s. die Beschrei- 
bung von Virgil in d. Aen. V 45 ff.) 
und die jährliche Wiederholung 
gelobt. — 645. Die genii sind die 
Schutzgeister der Menschen, welche 
vielfach nach dem Tode derjenigen, 
in denen sie gewohnt, weiterlebend 
gedacht und deshalb an den Giilbem 
verehrt wurden ; Varro erklärte die 
Manes geradezu für Genien. Preller 
I S. 83 f. n 203. 

646. popuii: die Latini. — 549. 
omine ah isto d. h. infolge des Ver- 
säumens der Parentalia, welches 
den Zorn der Götter, der sich in 
den vielen SterbeMlen zeigte, her- 
beiführte; ^nach diesem (Unglück) 
vorbedeutenden Beginnen'. — 560. 
Das Verbrennen der Leichen fand 
aulserhalb der Stadt, am Grabe 
selbst oder wenigstens in seiner 
Nähe statt. — 651. vor hustis er- 
gänze ein 'aber*. 

662. avi: z. v. 30. — 554. def. 
a/nimas (erklärt durch vulgus i,), 
si'SmXa, gestaltlose Seelen, S. ohne 
Körper; vgl. met. IV 448: exangues 
sine corpore et ossibus umbrae. — 
566. post ea: z. I 165. — praeteriti 
^die versäumten'. 



108 



Ovidi fastorum 



prodigiisque venit funeribusque modus. 
Dum tamen haec fiunt, viduae cessate puellae: 

expectet puros pinea taeda dies, 
nee tibi^ quae cupidae matura videbere matri^ 
560 eomat yirgineas hasta recurva eomas. 

eonde tuas^ Hymenaee, faces et ab ignibus atris 

auf er! habent alias maesta sepulchra faces. 
di quoque templorum foribus celentur opertis, 

ture vacent arae, stentque sine igne foci. 
565 nunc animae tenues et corpora functa sepulchris 

errant, nunc posito pascitur umbra cibo. 
nee tamen haec ultra ^ quam tot de mense superaint 

Luciferi; quot habent carmina nostra pedes. 
hanc, quia iusta ferunt, dixere Feralia lucem; 
570 ultima placandis manibus illa dies. 

Ecce anus in mediis residens annosa puellis 



566, prodigiis: dem "widernatür- 
lichen Erscheinen der yerstorbenen 
Seelen. — 557. haec: die Feier der 
dies parentales. Wie bei uns, so 
galten schon im Altertum einzelne 
Tage und Zeiten als glücklich 
(VI 223), andere als unglücklich 
rm 898. V 487 ff. VI 219 ff.) zu 
Hochzeitsfesten. — viduae puellne: 
Witwen, s. z. 356. Witwen und 
Jungfrauen werden geschieden, weil 
es den ersteren an manchen Tagen 
erlaubt war sich zu verheiraten, 
die den Jungfrauen verboten waren. 

— 558. taeda, die Hochzeitsfackel, 
unter deren Schein die Braut in 
ihr neues Haus geführt wurde, steht 
oft gleichbedeutend mit rmptiae 
(V 487. VI 221).^ puros d.: z. v. 33. 

— 559. cupidae sc, comendi, d. h, 
des Verheiratens. — 560. An ihrem 
Hochzeitstage wurde der Braut mit 
einer vorn gekrümmten Lanze (hasta 
caelibans) das Haar frisiert und in 
6 crines (Locken oder Flechten) ge- 
teilt, ^quod nuptiali iure imperio 
vi/ri subicitur nuhens, quia haMa 
summa armorum et imperii es f. 
Paul. p. 62. Preller I S. 279. 

561. Hymenaeus (Tfiivaiog) eigtl. 
der Brautgesang, dann der Gott 
der Vermählung. — ab ignibus a,: 
'von den düsteren Fackeli' der Be- 
erdigung, denn von der alten Sitte, 
bei Nacht unter Fackelschein die 
Toten zu begraben, waren auch 



für die feierlichen Züge der pompa 
funebris am Tage Fackelträger bei- 
behalten. — 563. celentur: damit 
die Götter nicht durch den Anblick 
der Toten befleckt würden; vgl. 

V 485 f. — 565. an. tenues = de- 
formes a. V. 554. — c. functa sep. 
'die Begrabenen', eigentl. die Leiber, 
welche die Bestattung durchge- 
macht haben, ebenso met. IV 435. 
X 14. 

566. posito dbo: es wurde an 
den dies parentales ein förmliches 
Mahl auf dem Grabe aufgetragen. 
— 567. haec ultra sc. fiunt. — 568. 
Lu^ciferi z. I 46. — carmina nostra 
d. h. ein Distichon; 0. scheint irr- 
tümlich die eigentlich auf den 
21. Febr. fallenden Feralia auf den 
18. angesetzt zu haben. — 569. quia 
i. ferunt (v. 535 ff. 566), tä Sltiauc 
oder vofiifia noiovciv; die Etymo- 
logie ist die des Varro, s. z. 533. 

571—616. Tacita oder Muta 
war eine Göttin der Unterwelt (daher 
auch der Name, vgl. taciti manes 

V 422. 483. II 609) und Zauber- 
göttin, welche mit Lara oder La- 
runda, der Mutter der Laren und 
speziell des Paares der Lares com- 
pitales für identisch erklärt wird. 
Unter den Lares, den guten Geistern 
der Erde (so Preller), waren nämlich 
neben den h familiäres, den Schutz- 
geistern der Familie, deren Bild 
auf dem häuslichen Herde stand. 



ir 656—586. 



109 



Sacra facit Tacitae (vix tarnen ipsa tacet), 
et digitis tria tura tribus sub limine ponit, 
qua brevis occultum mus sibi fecit iter. 
575 tanc cantata ligat cum fusco licia rhombo 
et Septem nigras versat in ore fabas. 
quodque pice adstrinxit, quod acu traiecit aena, 

obsutum maenae torret in igne caput. 
vina quoque instillat. vini quodcumque relictum est, 
580 aut ipsa aut comites, plus tarnen ipsa, bibit. 
^Hostiles linguas inimicaque yinximus ora^ 

dicit discedens, ebriaque exit anus. 
Protinus a nobis, quae sit dea Muta, requires: 
disce, per antiquos quae mihi nota senes. 
585 luppiter, indomito luturnae captus amore, 



die angesehensten die h compitales 
(oder viäles)^ die Schutzgötter des 
Strafsenverkehrs , welche am com- 
pitum, dem alten sacralen Vereini- 
gongspunkte der in einem vicas 
Zusammenwohnenden in einem dort 
errichteten sacellam, welches eben- 
falls compitum hiefs, verehrt wurde. 
Die sehr volkstümlichen, von Ser- 
vius Tullius eingerichteten Fest- 
lichkeiten hiefsen Gompitalia oder 
, ludi compitälicii, waren seit Cäsar 
in Yerfall geraten, aber von Au- 
gustns mit einigen Änderungen 
wieder hergestellt worden und ge- 
hörten zu den feriae conceptivae. 
Dafs 0. der Tacita gerade hier 
Erwähnung thut, hat wohl seinen 
Grund darin, dals die Zeit des 
Totenfestes zauberischen Bräuchen 
besonders günstig war. Preller II 
S. 70 f. 99 f. 101 ff. Marquardt 
S. 197 ff. 

673. Die Magie spielte im röm. 
Leben, wenn auch seit alters ver- 
boten, eine grofse Bolle, tria iwra: 
* drei Weihrauchstückchen ' (vgl. 
carnes, Pleischstückchen. Seyffert 
§ 190, 2, c); die 3 und 7 waren 
Zauberzahlen. Die Thürschwelle 
wird mehr&ch als wichtig bei 
Zaubereien genannt. — 574. Die 
Mäuse galten für prophetisch und 
dem Apollo heilig. — 576. Die 
Spindel {rhomhus) nebst den be- 
sprochenen Fäden {cantata licia) 
war ein Hauptwerkzeug der Zau- 
berinnen, welche durch ihr Drehen 



angeblich den Geliebten herbei- 
zogen, auch das Getreide vom 
Felde des Nachbarn herüberzauber- 
ten u. s. w. 

676. Die Bohne, das älteste und 
volkstümlichste vegetabilische Nah- 
rungsmittel der Italiker, hat in den 
altertümlichen chthonischen Kulten 
ihre Bedeutung bewahrt und dient 
hier zum Beschwören der Toten. — 
577. Kohstr. et torret in igne Caput 
maenae ohsutwm, quod p. adstr,, 
quod a, tr. aena. Die maena ist ein 
kleiner Seefisch, der eingesalzen 
ein Hauptnahrungsmittel der nie- 
deren Klassen bildete. 

5S1. Im klassischen Altertum fin- 
det sich durchgängig der Glaube, 
dafs durch Besprechung und Be- 
schreiung oder durch den bösen 
Blick ein böser Zauber ausgeübt, 
dieser aber ebenso durch Gegen- 
zauber gebannt {vinodmus) und auf 
den Urheber zurückgewandt werden 
könne. Hier soll der Kopf der 
maena (ebenso III 842) den Kopf 
eines Menschen vertreten und zwar 
den des Feindes; daher wird an 
ihr bei dem Zauber dasjenige vor- 
genommen, was man der Person, 
welcher der Zauber gilt, anthun 
möchte, der Mund wird zugenäht 
und verschmiert, die Augen aus- 
gestochen. — 585. Über Juturna 
z. I 463; ein Liebesverhältnis des 
Juppiter zu ihr kennt auch Virgil 
Aen. XII 138. 876 ff.; die Erzählung 
Ovids aber findet sich sonst nir- 



110 



Ovidi fastorum 



multa tulit tanto non patienda deo. 
illa modo in silvis inter coryleta latebat, 

nunc in cognatas desiliebat aquas: 
convocat hie nymphas, Latium quaecumque tenebant^ 
590 et iacit in medio talia verba choro: 

^Invidet ipsa sibi vitatque, quod expedit illi, 

vestra soror^ summo iungere niembra deo. 
consulite ambobus! nam quae mea magna voluptas^ 

utilitas yestrae magna sororis erit. 
595 vos illi in prima fagienti obsistite ripa, 

ne sua fluminea corpora mergat aqua/ 
dixerat. adnuerant nymphae Tiberinides omnes^ 

quaeque colunt thalamos, Ilia diva, tuos. 
Forte fuit nais, Lara nomine, prima sed illi 
600 dicta bis antiquum syllaba nomen erat, 
ex yitio positum. saepe illi dixerat Almo 

^Nata, tene linguam', nee tarnen illa tenet. 
quae simul ae tetigit luturnae stagna sororis, 

^Eflfuge* ait ^ripas!* dieta refertque lovis. 
605 illa etiam lunonem adiit, miserataque nuptam 

*Naida luturnam vir tuus* inquit ^amat*. 
luppiter intumuit, quaque est non usa modeste, 

eripuit linguam Mercuriumque voeat. 
^Due hane ad manes. loeus ille silentibus aptus. 
610 nympha, sed infemae nympha paludis erit/ 
lussa lovis fiunt. aecepit lueus euntes: 

dieitur illa duci tune plaeuisse deo. 
vim parat hie, vultu pro verbis illa preeatur 



gends und scheint von ihm er- 
dichtet zu sein. — indomito 'un- 
besiegbar'. 

695. in pr, ripa (z. I 137) 'gleich 
vom am Ufer', ehe sie noch das 
Wasser selbst berührt. 

696. corpora: z. I 66. Übers, ma 
corp, durch 'sich'. ~ 698. Als Ilia 
nach der Geburt des Romulus und 
Bemus auf Befehl des Amulius in 
den Anio, der bei Bom in den Tiber 
mündete, gestürzt wurde, fing sie 
der Flufsgott auf und machte sie 
zu seiner Gemahlin. Die thalami 
sind in der Tiefe des Flusses, wo 
die Flufsgötter hausen. — 600. Sie 
hiefs also früher Lala (XalsVv, 
lallen); l und r gehen im Latein, 
vielfach in einander über. — anti- 
quum 'vor Alters'. 

601. ex vitio: xov lalstv, — Der 



Almo ist ein kleines Flüfschen , das 
bei Bovin ae entsprungen südwest- 
lich von Bom in den Tiber flofs; 
s. IV 387. — 603. lut stagna: eine 
Quelle der Jut. gab es in der Nähe 
des Numicius bei Lavinium {^de hoc 
autem fönte Bomam ad otnnia sa- 
crificia aqua adferri consueveraf 
Serv. z. Verg. Aen. XII 139), auch 
in Bom auf dem Marsfelde. — 604. 
eifuge rip.: also lafs dich nicht auf 
dem Lande sehen. 

607. intumuit von Zorn, 'brauste 
auf. — 608. Mercurium: als i^v^o- 
nofinog, vgl. Hom. Od. s 43 — 64, 
(0 1— 6. Verg. Aen. IV 238 ff. — 
610. paludis: schlammiges Wasser 
schreibt auch Virgil den drei Flüssen 
der Unterwelt (Acheron, Cocytus 
und Styx) zu und nennt sie paludes, 
AvernaUs nymphae erwähnt 0. noch 



II 586—629. 



111 



et frustra muto nititur' ore loqui. 
615 fitque gravis geminosque parit, qui compita servant 
et vigilant nostra semper in urbe, Lares. 

Proxima cognati dixere Caristia cari^ 

et venit ad socios turba propinqua deos. 
scilicet a tumulis et, qui periere, propinquis 
620 protinus ad vivos ora referre iuvat 

postque tot amissos, quicquid de sanguine restat, 

aspicere et generis dinumerare gradus. 
innocui veniant! procul hinc, procul impius esto 

f rater et in partus mater aeerba suos, 
625 cui pater est vivax, qui matris digerit annos, 

quae premit invisam socrus iniqua nurum! 
Tantalidae fratres absint et lasonis uxor 

et quae ruricolis semina tosta dedit, 
et soror et Progne Tereusque duabus iniquus 



met. V 540. — n. erit Vird bleiben'. 
— 616. servant: ^hüten', z. I 142. 

617—688. 22. Febr. Feier der 
Caristia. Dieser Tag ^auch cara 
cognaiio, d. h. Tag der heben Ver- 
wandtschaft, genannt) hängt eng 
mit dem Totenfest znsammen und 
schliefst es passend ab, indem es 
die Gedanken von den Toten wieder 
auf die gebliebenen Lebenden lenkt 
und die dnrch die vorhergehenden 
Tage erregten versöhnlichen Ge- 
fühle zum Ausdruck bringt. Preller 
n S. 100 f. vgl. Valer. Max. II 1, 8: 
Canvivium etiam sollemne maiores 
instituenmt idque caristia appella- 
vertmt, cui praeter cognatos et affi- 
nes nemo interponebatur, ut, si qua 
inter necessarias personas querella 
esset orta, apud Sacra mensae et 
inter hilaritatem mensae — tolleretur, 

617. Prox. d. Cor.: das nächste 
(Fest) nannten die Anverwandten 
C. — 618. ad soc. — deos: die lares 
familiäres (z. v. 671); vgl. am. II 
11, 7: fugit — socios penates, her. 
5, 126 : deseruit socios hospite capta 
deos, — t. propinqua = t propin- 
quorum. 

621. sanguis = gent^, — 622. di- 
numerare: vgl. Schillers Glocke. — 
gen. gradus: die Abstufungen des 
Geschlechts, die Generationen, s. 
IV 27 u. Anm. — 623. innocui: ^aber 
nur unsträfliche' ; die, welche nicht 



den Pflichten der Verwandtschaft 
genügten, die impii werden durch 
die Worte, mit denen der opfernde 
Priester die profani wegschickt, 
vom Feste ausgeschlossen. — 624. 
frater, Bruder und Schwester. — 
625. est vivax ^zu lange lebt'; vgl. 
Hör. sat. 11 1, 53. — digerit 'be- 
rechnet', durch Astrologen; vgl. 
met. I 148: filius ante diem patrios 
inquirit in an/nos. 

627. In Dichterweise individuali- 
sierend führt 0. einige Beispiele 
von solchen an, die gegen Ver- 
wandte gefrevelt haben und daher 
von solchen Festen ausgeschlossen 
werden würden: die beiden Enkel 
des Tantalus und Söhne des Pelops, 
Atreus und Thyestes, von denen der 
letztere seinem Bruder die Gattin 
entführt, der erstere sich so gerä.cht 
hatte, dafs er dem Bruder seine 
zwei Söhne schlachtete und bei 
einem Gastmahl vorsetzte; Medea 
(z. V. 41), Ino (s. m 851 ff. u. Anm.), 
Progne, Philomela {et soror et Progne 
= et soror Prognes et Pr., vgl. III 
851) und Tereus; der Letzteren Ge- 
schichte erzählt 0. ausführlich met. 
VI 412 — 674: der Thracier Tereus 
hatte die Schwester seiner Gemahlin 
Progne, Philomela, entführt und 
ihr die Zunge ausgeschnitten, 
Progne zur Rache ihren und des 
T. Sohn Itys getötet und ihn ihrem 



112 



Oyidi fastorum 



630 et quicumque suas per scelus äuget opes. 
dis generis date tura boni (concordia fertur 

illa praecipue mitis adesse die) 
et libate dapes, ut^ grati pignus honoris, 
nutriat incinctos missa patella lares. 
635 iamque ubi suadebit placidos nox umida somnos, 
larga precaturi sumite vina manu 
et *ßene vos, bene te, patriae pater, optime Caesar!' 
dicite sufiFuso sub sua yerba mero. 

Nox ubi transierit, solito celebretur honore 
640 separat indicio qui deus arva suo. 

Termine, sive lapis, sive es defossus in agro 
stipes, ab antiquis tu quoque numen habes. 
te duo diversa domini de parte coronant 
binaque serta tibi binaque liba ferunt. 
645 ara fit. huc ignem curto fert rustica testu 
sumptum de tepidis ipsa colona focis. 
ligna senex minuit concisaque eonstruit arte 



Gemahl als Speise anfgetragen. Als 
T. dafür die beiden Schwestern 
töten will, werden diese in eine 
Schwalbe und in eine Nachtigall, 
T. in einen Wiedehopf verwandelt, 

631. dis gen.: also den Laren. — 
boni 'einander gutgesinnt'. — 638. 
libate: z. 1 389. — dapes oft von der 
den Göttern vorgesetzten Speise, 
Liv. 39, 43, 4. — 634. incinctos == 
succinctos; ebenso V 217. 676, vgl. 
z. I 407 ; auf Bildwerken erscheinen 
die Laren oft aufgegürtet. Bau- 
meister JDenkm. I S. 57. 77. — pa- 
tella war die vox propr. für die 
Schale, auf der den Laren geopfert 
wurde, ebenso ist mittere in der 
Bedeutung 'den Göttern hinstellen' 
ein gebräuchlicher Ausdrack. 

637. bene vos sc. valere iubeo, die 
gewöhnliche Formel beim Zu- 
trinken, z. B. TibuU. II 1, 31: 'Bene 
Messallam' sua quisque ad pocula 
dicat, — VOS: die Laren. Als Au- 
gustus die Compitalien (z. 571) er- 
neuert und in jeder Kapelle neben 
den zwei lares compitales auch sei- 
nen Genius hatte aufstellen lassen 
(V 146 f.. Preller II S. 113. 202), 
ordnete der Senat zugleich an , dafs 
bei jeder Mahlzeit ihm geopfert 
werden solle; über pater patriae 
B. z. V. 119. — 638. d. h. sprecht 



jene Worte, indem ihr gleich nach 
den dazu gehörigen Worten (z. sua 
vgl. z. B. V. 542), also einmal hinter 
bene vos, das andere Mal hinter 
optime Caesar, Wein ausgiefst; die 
Libation erfolgte immer erst nach 
dem Zuruf, s. z. B. Verg. Aen. I 
736. 

689—684. 23. Febr. Feier der 
Terminalia, welche an diesem 
Tag begangen wurden, weil es der 
letzte Tag des alten Jahres ge- 
wesen war. Varro d. 1. 1. VI 13: 
Terminalia, quod is dies anni extre- 
mus constitutum; duodecimus enim 
mensis fuit Februarius, et qu,om 
intercälatur, inferiores quinque dies 
duodecimo demuntur mense. Preller 
I S. 254 fip. Marquardt S. 196. 

642. ab antiquis: den Grenzgott 
Terminus auf dem Kapitel (v. 667 ff.) 
hatte T. Tatius konsekriert; das 
Fest hatte Numa, der auch als Ur- 
heber der Begrenzung, durch welche 
das Eigentum erst gesichert wird, 
galt, eingesetzt. — 643. duo dorn.: 
die Grenznachbam bekränzten jeder 
seinen (dem andern abgewandten) 
Teil. — 644. bina serta 'ein Paar 
Kränze', d. h. jeder Herr einen, s. 
z. V. 418. — liba s. z. I 670. Juven. 
16, 39. 

647. minuit ^macht klein'; ebenso 



II 630-665. 



113 



et solida ramos figere pugnat humo. 
tum sicco primas inritat cortice flammas: 
650 stat puer et manibus lata canistra tenet. 
inde ubi ter fruges medios immisit in ignis, 

porrigit incisos filia parva favos; 
yina tenent alii. libantur singula flammis. 
spectant, et Unguis Candida turba favet. 
655 spargitur et caeso communis Terminus agno 
nee queritur, lactans cum sibi porca datur. 
conveniunt celebrantque dapes vicinia simplex 

et cantant laudes, Termine sancte, tuas: 
*Tu populos urbesque et regna ingentia finis: 
660 omnis erit sine te litigiosus ager. 

nuUa tibi ambitio est, nuUo corrumperis auro, 

legitima servias credita rura fide. 
si tu 8igna8ses olim Thyreatida terram, 
Corpora non leto missa trecenta forent, 
665 nee foret Othryades congestis lectus in armis. 



V 508. met. VIII 635. — 648. pu- 
gnat ^müht sich ab'; p, wird auch 
sonst.oft mit dem Infin. verbunden. 
Die Äste werden in den Erdboden 
eingeschlagen, um den kunstvoll 
aufgeschichteten Scheiterhaufen zu 
halten. — 649. Baumrinde wird oft 
zum Anmachen des Feuers ge- 
braucht, z. B. met. Vm 632. — 
660. puer: hier nicht Sklave, son- 
dern der kleine Sohn, 

651. inde: sc. ex canistris, ge- 
hört zu immisit — 653. libantur 
von dem Hausherrn, der das Zuge- 
reichte einzeln in das Feuer wirft; 
s. z. 1 389. — 654. Candida z. I 80. — 
Unguis (Abi.) — favet 'schweigt', 
um jedes üble Wort zu vermeiden, 
s. z. I 71. — 655. S. Plut. Num. 16: 
d'vovai (dem Terminus) — vvv fi^v 
^liAfjvxct, to naXotiov d^ oiva£fiaiitog 
iv 71 %'vaioty Nofiä cpiXoaocprjaavtogy 
oag XQTf xov oqiov %'bov slqrivrig <pv- 
Jiccacc %ccl SitiaioavvTjQ fiuQxvv ovtu 
(povov yia^agov slvai, vgl. z. I 338. 

657. Simplex: z. 226. — conve- 
niunt — celehrant — vicinia: die bei 
0. beliebte constr. ad synes. — 
659—678 giebt 0. eins der v. 658 
erwähnten Loblieder als Beispiel, 
in dem freilich die Rolle der Bauern 
von 0. nicht streng festgehalten ist. 

661. ambitio 'Gunstsucht, Partei- 

Oyids Fasteo. 



lichkeit'. — 663 ff. Die zwischen 
Lacedämon und Argolis liegende 
Landschaft Kynuria (mit der Haupt- 
stadt Thyrea) war seit alter Zeit ein 
Gegenstand des Streites zwischen 
diesen beiden Staaten gewesen; 
endlich einigten sie sich (um 500 
V. Chr.) dahin, dafs je 300 ausge- 
wählte Kämpfer jeder Partei über 
den Besitz der Landschaft ent- 
scheiden sollten; von den Argivem 
fielen 298, die Lacedämonier alle 
bis auf Othryades, der, während 
die zwei überlebenden Argiver nach 
Hause eilten, um ihren Sieg zu 
melden, auf dem Schlachtfelde zu- 
rückblieb, den gefallenen Gegnern 
die Rüstungen auszog und sie in 
seinem Lager als Siegeszeichen zu- 
sammenstellte. Nun erheben beide 
Parteien Anspruch auf den Sieg, 
und es entsteht zwischen den beider- 
seitigen Heeren ein blutiger Kampf, 
in dem die Lacedämonier Sieger 
bleiben; Othr. giebt sich jedoch 
aus Scham darüber, dafs er seine 
Genossen überlebt, selbst den Tod. 
Die von Herodot I 82 erzählte Ge- 
schichte wurde später in den Bhe- 
toren schulen mit Vorliebe verwen- 
det und dahin ausgeschmückt, dafs 
Othryades seinen Namen als den 
des Siegers mit Blut auf das Tro- 

8 



114 



Ovidi fastornm 



o quantum patriae sanguinis ille dedit! 
quid, nova cum fierent Capitolia? nempe deorum 

cuncta lovi cessit turba locumque dedit: 
Terminus, ut veteres memorant, inmotus in aede 
670 restitit et magno cum love templa tenet. 

nunc quoque, se supra ne quid nisi sidera cernat, 

exiguum templi tecta foramen habent. 
Termine, post illud levitas tibi libera non est: 

qua positus fueris in statione, mane 
675 nee tu vicino quicquam concede roganti, 

ne videare hominem praeposuisse lovi, 
et, seu vomeribus seu tu pulsabere rastris, 

clamato ^Tuus est hie ager, ille suus!" 
Est via, quae populum Laurentes ducit in agros, 
680 quondam Dardanio regna petita duci. 
illa lanigeri pecoris tibi, Termine, fibris 

Sacra videt fieri sextus ab urbe lapis. 
gentibus est aliis tellus data limite certo: 

Romanae spatium est urbis et orbis idem. 

685 Nunc mihi dicenda est regis fuga. traxit ab illa 
sextus ab extremo nomina mense dies. 



päon geschrieben (y. 665. Lucian 
Char. 24. grix. SiS. 18 tä 'Od^Qvd- 
dov y^dfifiata), 

666. ille: Othr., indem er den 
Sieg beanspruchte und die Er- 
neuerung des Eampfes herbeiführte. 
— 667 ff. Als Tarquinius Superbus 
den von seinem Vater Tarq. Priscus 
begonnenen Tempel des Juppiter 
Capitolinus vollenden wollte, liefs 
er die area von den dort stehenden 
fanis u. sacellis frei machen: ^htc, 
cum augu/rato liberaretur Gapito- 
liwm, lu/oentas Terminusque maximo 
gaudio patrum vestrorum moveri se 
non passV (Liv. V 54, 7); daher 
blieb das fanum des Term. im 
Tempel (im Pronaon der cella Mi- 
nervae) unangetastet, und wurde 
ihm eine Öffnung im Dache ange- 
bracht, damit der Gott stets den 
lichten Himmel über sich habe. — 
quid sc. factum est. 

673. post illud: sc. resistere lovi; 
diesem Beharren wird die levitas 
(welche durch den Pentameter ihre 
nähere Bestimmung erhält) gegen- 
übergestellt. — 677. Vgl. Paul, 
p. 368: Numa Fompilius statuit, 



eum, qui terminum exarasset, ef 
ipsum ei boves sacros esse. Dion. 
II 74. Auch bei unseren Vorfahren 
war auf ein Verrücken des Grenz- 
steins der Tod gesetzt: s. Preller I 
S. 256. — rastris: z. I 700. ~ 678. 
ille suus: er gehört sich, hat seinen 
eigenen Herrn. — 679. Est via die 
Laurentina (z. 281), vgl. Strabo V 
8, 2 p. 230. — 680. Dardanio d.: 
Äeneae, z. I 519 f. 

681. fihrae sind eigentlich die 
Fasern der exta, so VI 161, dann 
diese selbst, so auch IV 935, s. z. 
I 51. — 682. sextus lapis: dort war 
in alter Zeit das Ende der Stadtflur 
gewesen; doch kennt 0. diese Ur- 
sache des Opfers nicht oder will sie 
nicht kennen, um wirksam schHefsen 
zu können. — 688. aliis: praeter 
Bomam. — 684. urbis et orbis: s. 
z. I 85. 

685->856. 24. Febr. 

685—852. Regifugium, von 0. 
als Erinnerungstag an die Vertrei- 
bung des Tarquinius Superbus (Bez) 
angesehn. — 686. ungenau im Aus- 
druck für a. d. VI kalendas Mar- 
tias. 



II 666—710. 



115 



Ultima Tarquinius Bomanae gentis habebat 
regna^ vir iniustus, fortis ad arma tarnen, 
ceperat hie alias , alias everterat urbes, 
690 et Gabios turpi fecerat arte suos. 

namque trium minimus^ proles manifesta Superbi^ 

in medios hostes nocte silente venit. 
nudarant gladios: ^Occidite* dixit Mnermem! 
hoc cupiant fratres Tarquiniusque pater, 
695 qui mea crudeli laceravit verbere terga*. 

dicere ut hoc posset, verbera passus erat, 
luna fuit. spectant iuvenem gladiosque recondunt 

tergaque deducta veste notata vident. 
flent quoque et, ut secum tueatur bella, precantur; 
700 callidus ignaris adnuit ille yiris. 

iamque potens misso genitorem appellat amico, 

perdendi Gabios quod sibi monstret iter. 
hortus odoratis suberat caltissimus herbis, 
sectus humum rivo lene sonantis aquae. 
705 illic Tarquinius mandata latentia nati > 

accipit et virga lilia summa metit. 
nuntius ut rediit decussaque lilia dixit, 

filius ^Agnosco iussa parentis^ ait. 
nee mora, prineipibus eaesis ex urbe Gabina, 
710 traduntur ducibus moenia nuda suis. 



687—710. Eroberung von Ga- 
bii, in der ältesten Zeit eine der 
mächtigsten Städte Latiums, ge- 
legen an der via Praenestina, halb- 
wegs nach Praeneste. 0. folgt, z. 
T. auf das Genaueste, Jjivius I 53, 
4— c. 54. 

688. Liv. I 53, 1: nee ut inimtm 
in pace rex, ita dux belli pravus 
fuit. — f. ad arma: d. h. in Hin- 
sicht auf — ; so kommt ad häufig 
bei den Dichtern jener Zeit und bei 
Livius (nur vereinzelt bei Cicero) 
vor; vgL Prop. II 10, 3: fortes ad 
proelia. — 690. Liv. c. 63, 4: Gahios 

— minime arte Montana, frande ac 
doilo, adgressus est. 

691. proles m, Sup.: 'der wahre 
Sohn seines Vaters Sup.'; gemeint 
ist Sextus. Liv. c. 53, 5: Sextvs 
füius eius, qui minimtis ex trihus 
(die andern hiefsen Titus u. Aruns) 
erat, transfugit ex composito Gabios. 

— 693. nudarant: Subj. ist hostes; 
vor dixit würde in der Prosa ein 



cum stehn. — 694. cupiant: Conj. 
potent., vgl. IV 890. 

698. dedutcta v. 'nachdem das Ge- 
wand heruntergestreift war', — 
terga: z. 1 66. — notata 'gezeichnet'. 

— 699. flent: weinen galt bei den 
Alten nicht wie bei uns für un- 
männlich, s. 1 479. — tu£atur b. : vgl. 
unser 'wahrnehmen' und Varro d. 
1. 1. VII 12: Alterum {tueri) a cu- 
rando ac tutela, ut cum dicimus 
^bellum tueor\' s. z. I 253. — 700. 
ignaris 'den nichts ahnenden'. 

701. iamque potens: erg. f actus; 
s. Liv. c. 54, 4. — appellat 'wendet 
sich an'. — 703. suberat sc. asdibus 
genitoris» — 704. lene: der Acc. 
(des inneren Objekts) Neutr. des 
Adject. b. Verbis intrans. statt des 
Adv. 

706. lilia: b. Livius, Dionys und 
sonst sind es Mohnköpfe. — 707. 
decussa: das W. aus Liv. c. 54, 6. 

— 708. agnosco 'ich verstehe'. — 
710. moenia z. I 515. S. Liv. c. 54, 

8* 



116 



Ovidi fastorum 



Ecce, nefas visu, mediis altaribus anguis 

exit et extinctis ighibus exta rapit. 
consulitur Phoebus: sors est ita reddita: ^Matri 

qui dederit princeps oscula, victor erit*. 
715 oscula quisque suae matri properata tulerunt, 

non intellecto credula turba deo. 
Brutus erat stulti sapiens imitator, ut esset 

tutus ab insidiis, dire Süperbe, tuis. 
ille iacens pronus matri dedit oscula Terrae, 
720 creditus oflfenso procubuisse pede. 
Cingitur interea Romanis Ardea signis 

et patitur lentas obsidione moras. 
dum vacat, et metuunt hostes committere pugnam, 



10: donec orba [= nudd] consilio 
auxüioque Gabina res regi Romano 
sine Ulla dimicatione in manum 
iraditur. 

711 — 720. Oberlistung der 
jungenTarquinier durchBru- 
tus; vgl. Livius I 66, 4 — 12, von 
welchem 0. hier mehrfach ab- 
weicht. 

711. DasProdigium ereignete sich, 
während Tarquinius mit dem Bau 
des Capitolinischen Tempels be- 
schäftigt war, kurz vor seiner Ver- 
treibung, und rief allgemeinen 
Schrecken und Verwirrung in der 
Eönigsburg hervor, sodafs der Kö- 
nig seine Söhne und seinen Neffen 
Brutus {^ludibrium verius quam co- 
mitem^ Liv.) nach Delphi zu schicken 
beschlofs. (Dasselbe Zeichen ver- 
heifst Unglück dem älteren Ti. 
Gracchus, Valer. Max. I 6, 8.) — 
713. Die Erzählung O.s ist wie ohne 
alle Verbindung an die vorher- 
gehende angeschoben, so auch an 
sich sehr flüchtig und skizzenhaft 
und der Ergänzung aus Livius 
(c. 66, 10) bedürftig : perfectis patris 
mandatis cupido incessit animos 
iuvenum sciscitandi, ad quem eorum 
regnum Momanum esset venturum; 
darauf erfolgt erst die Antwort ex 
infimo specu, — sors ist eigentlich 
das Losorakel, dann oft übertragen 
jeder Orakelspruch, auch die Ant- 
wort des Gottes; ders. Ausdr. b. 
Liv. c. 66, 6. — 715. quisque: Titus 
und Aruns, die nachher credula 
turba, welche den Worten, nicht 



dem Sinne, folgte, genannt werden. 

— properata = propere. 

717. Da L. Junius Brutus alle Ver- 
wandten von Tarq. aus dem Wege 
geschafft sah, ^ex industria factus 
ad imitationem stultitiae — BrtUi 
quoque haud äbnuit cognomen, ut 
sub eius obtentu cognominis Uberator 
ille populi Bomani animus laiens 
opperiretur tempora sua\ Liv. 

719. Liv. c. 66, 12: Brutiis cäio 
ratus spectare Pythicam vocem, velut 
si prolapsus cecidisset, terram os<mIo 
contigit, scilicet quod ea commimis 
mater omnium mortalium esset, re- 
ditum inde Bomam, ubi adversus 
Butulos bellum summa vi para- 
batur. 

721—862. Sturz der Tyran- 
nenherrschaft infolge der an 
Lucretia verübten Schand- 
that, nach Livius I 67 f. 

721. Ärdea, eine Stadt der Ru- 
tuler, südl. von Rom, in der Nähe 
des Meeres und des Flusses Numi- 
cius auf einem steilen, ringsum 
schroff abgehauenen Felsen gelegen. 

— Signa die Feldzeichen der Heeres- 
abteilungen stehn oft für diese 
selbst, vgl. unser 'Fähnlein'. — 
722. 'Hält eine infolge der Be- 
lagerung sich langsam hinziehende 
Zeit aus', vgl. Liv. I 67, 3: temp- 
tata res est, si primo impetu capi 
Ardea posset. ubi id parum proces- 
sit, obsidione munitionibusque coepti 
premi hostes. in his stativis, ut fit 
longo magis quam acri bello, satis 
liberi commeatus erant. — 723. vacat 



II 711—743. 



117 



luditur in castris^ otia miles agit: 
725 Tarquinius iuvenis socios dapibusque meroque 

accipit. ex illis rege creatus ait: 
^Dum nos difficilis pigro tenet Ardea hello 

uec sinit ad patrios arma referre deos^ 
ecquid in officio torus est socialis? et ecquid 
730 coniugibus nostris mutua cura sumus?* 

quisque suam laudat. studiis certamina crescunt^ 

et fervet multo linguaque corque mero. 
surgit^ cui dederat darum CoUatia nomen: 

^Non opus est verbis, credite rebus!* ait. 
735 *nox superest: toUamur equis urbemque petamus!* 

dicta placent, frenis inpediuntur equi. 
pertulerant döminos. regalia protinus illi 

tecta petunt: custos in fore nuUus erat, 
ecce nurus regis fusis per coUa coronis 
740 inveniunt posito pervigilare mero. 
inde cito passu petitur Lucretia: nebat, 

ante torum calathi lanaque moUis erat, 
lumen ad exiguum famulae data pensa trahebant^ 



unpersönl.: ^man hat Ruhe'. — 724. 
ludüw im Gegensatz zu dem Ernst 
des Kampfes. — 724. Vgl. Liv. c. 
57, 5: Begii quidem iuvenes inter- 
dum otium conviviis comisationi- 
biLsque inter se terebant forte po- 
tantibtis his apud Sex. Tarquinium, 
tibi et Conlatinus cenabat Tarqui- 
m'MS Egerii fiUus, incidü de lucori- 
bus mentio: suxim quisque laudare 
miris modis. inde certamine ac- 
censo et q. s. 

726. rege er, (^procr.) ^der Kö- 
nigßsohn'. — 727. difficilis: mit 
dem schwer etwas zu machen ist. 
— pigro = lento v. 722. — 729. in 
officio e.: 'ist in seiner Pflicht', 
d. h. treu. — torus = coniunx. — 
730. Vgl. met. VII 799: mutua 
cura duos et amor socialis habebat. 

731. studiis 'im Eifer'. — 732. et: 
Gedankenverhältnis? -- 733. Col- 
latia war eine ursprünglich lati- 
nische Stadt, östlich von Bom am 
Anio gelegen, welche von den Sa- 
binern besetzt war u. ihnen wieder 
von Tarquinius Priscus abgenom- 
men wurde; er liefs an der Spitze 
der dorthin gelegten Besatzung 
seinen Brndersohn Egerius zurück, 
der daher den Beinamen Collatinus 



erhielt (Liv. I 38, 1); dessen Sohn ist 
der Gemahl der Lucretia. — 735. 
superest: 'ist noch im Überflufs 
vorhanden'. — tollamur equis : ^quin 
conscendimus equos* Liv. § 7. 

736. inpediuntur, eigentl. 'wer- 
den umwickelt', dann 'werden ge- 
zäumt'. — 739. Kränze (z. B. von 
Rosen, Epheu, Myrten) waren ein 
notwendiges Bequisit eines röm. 
Gelages; dafs sie bei den Frauen 
der Tarquinier vom Haupte auf den 
Hals heruntergefallen waren, soll 
den reichlichen Weingenufs andeu- 
ten (ebenso am. I 6, 38), der den 
römischen Frauen in der alten Zeit 
überhaupt untersagt war. Auch 
das Fehlen des Thürhüters zeugt 
für das nicht in officio esse. — 740. 
'Sie finden sie beim Wein {posito 
wie 542 u. o.) die Nacht durch- 
schwärmen'. 

741. Lucretia wohnte in CoUatia. 
— 742. ante torum: 'm medio 
aedium^ Liv. § 9, d. h. im Atrium, 
wo der torus stand und sich die 
Frau inmitten des häuslichen Trei- 
bens aufhielt; die Hauptbeschäfti- 
gung einer römischen Frau war das 
Spinnen. — 743. trahebant 'spannen', 
indem sie mit der rechten Hand 



118 



Ovidi fastorum 



inter quas tenui sie ait illa sono: 
745 ^Mittenda est domino (nunc, nunc properate^ puellae!) 

quam primum nostra facta lacerna manu, 
quid tamen auditis? nam plura audire potestis. 

quantum de hello dicitur esse super? 
postmodo victa cades. melioribus, Ardea, restas^ 
750 inproba, quae nostros cogis abesse viros! 
sint tantum reduces! sed enim temerarius ille 

est mens et stricto quolibet ense ruit. 
mens abit, et morior, quotiens pugnantis imago 

me subit, et gelidum pectora frigus habet.' 
755 Desinit in lacrimas intentaque fila remittit^ 

in gremio vultum deposuitque suum. 
hoc ipsum decuit. lacrimae decuere pudicae, 

et facies animo dignaque parque fuit. 
*Pone metum, venio!* coniunx ait. illa revixit, 
760 deque viri coUo dulce pependit onus. 
Interea iuvenis furiatos regius ignis 

concipit et caeco raptus amore furit. 
forma placet niveusque color flavique capilli, 

quique aderat nulla factus ab arte decor; 
765 verba placent et vox et quod corrumpere non est, 

quoque minor spes est, hoc magis ille cupit. 
lam dederat cantus lucis praenuntius ales, 

cum referunt iuvenes in sua castra pedem. 
carpitur attonitos absentis imagine sensus 
770 ille. recordanti plura magisque placent: 
^Sic sedit, sie culta fuit, sie stamina nevit, 

neglectae eollo sie iacuere comae, 
hos habuit vultus, haee illi verba fuerunt. 



von der Spindel, die mit der linken 
gehalten wurde, den WoUen&den 
abzogen. Die genaueste Beschrei- 
bong des Spinnens bei CatuU 64, 
311 ff. S. Baumeister, Denkm, UI 
S. 1693. — pensa, die zugewogene 
Tagesarbeit. — 744. ienm 8. : Zeichen 
der Weiblichkeit. 

746. Die lacerna ist eine Art 
elegantes sagum mit einer Kapuze, 
welches aber erst gegen Ende der 
B;epublik aufkam. — 747. atidiUs: 
mit Perfektbedeut., wie im Griech. 
dnovsiv, — 749. meliortbus: als du 
bist. — restas = resistis, 

751. sed enim: dXXä ydiQ, ^aber 
freilich'. — 752. quolibet nicht etwa 
mit eme zu verb. — 756. d. in la- 
crimas: ^sie endet mit Thränen'. 



756. defposuitque z. I 44. — 757. 
decuit ^stand ihr gut'. — 760. dulce 
p, 0,: ^hing die süTse Last'. 

762. caecus: aktiv wie met. IQ 
620: praedae tarn caeca cupido est, 
— 763. Blonde Haare werden auch 
sonst als Zierde von 0. genannt. — 
765. non est = non licet, ^was zu 
verderben nicht möglich ist', die 
caatitas, s. Liv. 57, 10: cum forma 
tum spectata castitas incitat. 

767. z. I 456. — 769. carpitur 
Vird verzehrt', wie Dido b. Verg. 
Aen. IV 2 : caeco carpitur igni, — 770. 
Vgl. die ähnliche Stelle des Apoll. 
Bhod. Argon, lU 453 ff. (wo Medea 
sich Jason vergegenwärtigt). — 773. 
vultus ^Gesichtszüge', facies 'Ge- 



II 744—803. 



119 



hic color, haec facies, hie decor oris erat/ 
775 üt solet a magno fluctus languescere flatu, 

sed tarnen a vento, qui fuit, unda turnet^ 
sic^ quamvis aberat placitae praesentia formae^ 

quem dederat praesens forma^ manebat amor. 
ardet et iniusti stimulis agitatur amoris. 
780 comparat indigno vimque dolumque toro. 
exitus in dubio est. ^Audebimus ultima!' dixit 

Widerit! audentes forsque deusque iuvat. 
cepimus audendo Gabios quoque'. talia fatus 

ense latus cinxit tergaque pressit equi. 
785 Aecipit aerata iuvenem CoUatia porta, 

condere iam vultus sole parante suos. 
hostis; ut hospes^ init penetralia Collatini: 

comiter excipitur. sanguine iunctus erat, 
quantum animis erroris inest! parat inscia rerum 
790 infelix epulas hostibus illa suis. 

functus erat dapibus. poscunt sua tempora somnum. 

nox erat, et tota lumina nulla domo: 
surgit et auratum yagina liberat ensem 

et venit in thalamos^ nupta pudica^ tuos. 
795 utque torum pressit, ^Ferrum, Lucretia, mecum est! 

natus* ait *regis Tarquiniusque loquor*. 
illa nihil, neque enim vocem viresque loquendi 

aut aliquid toto pectore mentis habet, 
sed tremit^ ut quondam stabulis deprensa relictis 
800 parva sub infesto cum iacet agna lupo. 

quid faciat? pugnet? vincetur femina pugnans. 

clamet? at in dextra, qui vetet, ensis erat. 
efiFiigiat? positis urgentur pectora palmis, 



stalt*. — 776. a 'von — her', zeitl. 
daher 'nach'. 

777. quamvis c. ind. z.485. — 779. 
iniugH amoris: die regelmäfsige 
Gattin halfst ittsta uocor. — 780. 
indigno: der vis und des dolus, 

782. viderit! mag sie sehn, wie 
sie durchkommt, ich werde das 
Meinige thun! S. über diesen Ge- 
brauch von viderit met. IX 519: 
viderit! insanos, inqmt, fateamur 
amores. X 624. her. 12, 211. ars 
am. n 371: viderit Aleides! Helenen 
ego crimvne solvo. rem. 249. tr. V 
2, 43. ex P. I 2, 9. Zum Gedanken 
Y^h a. a. I 608: audentem forsque 
Venusque iu/vat met. X 586 : audentes 
deu8 ipse iuvat. 



787. Vgl. Liv. c. 58, 8: Sex, est 
Tarquinius, qui hostis pro hospite 
etc. — 788. sanguine i. e.: Be- 
gründung des Vorherg.; über die 
Verwandtschaft z. 733. 

791. sua: die dem Schlaf gehörige. 
— 795 ff. Liv. c. 58, 2 : stricto gladio 
ad dormientem Lucretiam venit, si- 
nistraque manu mulieris pectore ob- 
presso: Hace, Lucretia*, inqudt, ^Sex. 
Tarqmnius sum; ferrum in manu 
est\ — 797. illa nihü sc. diocit. — 
799. quondam wie auch olim zu- 
weilen in Gleichnissen, ^manch- 
mal'. 

801. vincetur: davor erg. at, 'aber, 
wendet sie sich ein'. — 803. positis 
= inpos. 8. Liv. z. v. 796. — 



120 



Ovidi fastorum 



tunc primum externa pectora tacta manu. 
805 instat amans hostis precibus pretioque minisque: 

nee prece nee pretio nee movet ille minis. 
*Nil agis; eripiam' dixit *per crimina vitam: 

falsus adulterii testis adulter ero. 
interimam famulum, cum quo deprensa fereris;' 
810 suceubuit famae victa puella metu. 

quid, Victor, gaudes? haec te victoria perdet. 

heu quanto regnis nox stetit una tuis! 
lamque erat orta dies, passis sedet illa capillis, 

ut solet ad nati mater itura rogum, 
815 grandaevumque patrem fido cum coniuge castris 

evocat, et posita venit uterque mora. 
utque vident habitum, quae luctus causa, requirunt, 

cui paret exequias, quove sit icta malo? 
illa diu reticet pudibundaque celat amictu 
820 ora. fluunt lacrimae more perennis aquae. 

hinc pater, hinc coniunx lacrimas solantur et orant, 

indicet, et caeco flentque paventque metu. 
ter conata loqui ter destitit, ausaque quarto 

uon oculos ideo sustulit illa suos. 
825 *Hoc quoque Tarquinio debebimus? eloquar', inquit, 

^eloquar infelix dedecus ipsa meum?' 
quaeque potest, narrat. restabant ultima: flevit, 

et matronales erubuere genae. 
dant veniam facto genitor coniunxque coactae. 
830 *Quam' dixit Weniam vos datis, ipsa nego'. 
nee mora, celato fixit sua pectora ferro 

et cadit in patrios sanguinulenta pedes. 
tunc quoque, iam moriens, ne non procumbat honeste, 

respicit. haec etiam cura cadentis erat. 



806. movet *inacht Eindruck'. Liv. 
§ 3: Tarquinius fateri amorem, 
orare, miscere predbiis minas, ver- 
sare in omnes partes muUebrem 
animum, — 807. per crim. 'unter 
Anschuldigungen', ygl. Liv. 58, 4: 
ubi obstinatam videbat et ne mortis 
quidem metu inclinari, addit ad 
metum dedecus: cum mortua iugu- 
laJtvm servum nudum positu/rum ait, 
ut in sordido adulterio necata di- 
catur, — 810. famae m,: 'aus Furcht 
für ihren guten Ruf*. — puella: z. 356. 
812. quanto: in Prosa gewöhnlich 
quanti. — 813. passi capilli sind 
Zeichen der Trauer, s. z. 1 645. — 
815. patrem, den Sp. Lucretius Tri- 
cipitinus, damals in Born. 



821. solantu/r 'sie suchen zu lin- 
dern'. — 822. indicet 'sie solle doch 
die (yerlangte) Anzeige machen'. 
— caeco passiv, c. metus, Furcht 
vor Unbekanntem, z. 224. — 824. 
ideo: ad loquendum. — 825. hoc: 
nämlich das eloqui: 'erzählen soll 
ich noch?'. — 829. Vgl. Liv. c. 58,9: 
consolantu/r aegram animi avertendo 
noxam ob coacta in auctorem delicti. 

832. Liv. c. 58, 11: prolapsa in 
vulnus mortbtmda cecidit, — 833. 
honeste = decenter; auch beim Ster- 
ben suchten die edlen Griechen und 
Römer den Anstand zu wahren. — 
834. haec c. 'dafür (für das Jlonestum) 
sorgte sie auch noch im Fallen', 
s. z. 224. 



II 804—856. 



121 



835 Ecce super corpus communia damna gemeutes, 
obliti decoris, virque paterque iacent. 
Brutus adest tandemque animo sua uomina fallit 

fixaque semianimi corpore tela rapit 
stillantemque tenens generoso sanguine cultrum 
840 edidit impavidos ore minante souos: 

*Per tibi ego hunc iuro fortem castumque cruorem 

perque tuos maues, qui mihi uumen erunt^ 
Tarquinium profuga poenas cum stirpe daturum. 
iam satis est virtus dissimulata diu/ 
845 illa iacens ad verba oculos sine lumine movit 
visaque coneussa dicta probare coma. 
Fertur in exequias animi matrona virilis 
et secum lacrimas invidiamque trahit. 
Yulnus inane patet. Brutus clamore Quirites 
850 concitat et regis facta nefanda refert. 

Tarquinius cum prole fugit. capit annua consul 

iura, dies regnis illa suprema fuit. — 
Pallimur, an veris praenuntia venit hirundo 
nee metuit, ne qua versa recurrat hiems? 
855 saepe tamen, Progne, nimium properasse quereris, 
virque tuo Tereus frigore laetus erit. 



836. ohliti dec: im Gegensatz zu 
der Haltung der Lucretia. — 837. 
Brutus war auf die Aufforderung 
der Lucretia, *ut cum singulis fide- 
libus amicis venianf- von GoUatinus, 
der ihm zufällig begegnet war, mit- 
gebracht worden (Liv. c. 58, 6). — 
a. 8, n. fallit: eigentl. ^er macht 
fallen {aq)dXXsi,) seinen Namen 
(Brutus) durch seinen Geist', d. h. 
er straft seinen Namen Lügen. — 
839. S. Liv. c. 59, 1: Bruttis Ulis 
luctu occupatis cultrum ex vtUnere 
Jjucreticte extractum manante cruore 
prae se tenens * per h%mc'* inquit 
^ castissimum ante regiam iniuriam 
sanguinem iuro, vosque, dii, testes 
facio, me L, Tarquinium Superbum 
cum scelerata coniuge et omni lihero- 
rum stirpe ferro, igni, quacunque 
dehinc vi possim, exacturum, nee 
iUos nee dlium quemquam regnare 
Bomae passurum^. 

841. per verb. mit hu^nc; in 
Schwüren wird oft per von seinem 
Kasus getrennt. — 843. profuga 
proleptisch. — 844. virtus, die eigene. 
— 845. ad verba: bei diesen Worten, 



wie ad nomen met. III 245. IV 145. 
— ocu2os sine lum. *die lichtleeren 
Augen', z. I 111. 

846 adnuere visa est. — 847. Vgl. 
Liv. c. 59, 3 : elatum domo Lucretiae 
corpus in forum deferunt concient- 
que miraculo, ut fit, rei 'iiovae atque 
indignitate homines; also fertur in 
ex. 'sie wird auf das Forum zum 
Leichenzuge getragen'. — 848. la>cr. 
invidiamque stehn in konkretem 
Sinne; übers, 'es folgen ihr'. — 
849. vulnus i. p. 'es klafft die leere 
Wunde', da der Dolch von Brutus 
herausgezogen war, und unterstützt 
die Eede desselben. 

851. capit annua c. i. vgl. Liv. 
n 1, 7: libertatis autem originem 
inde magis, quia annuum impe- 
rium considare factum est, quam 
quod etc. — 852. regnis 'der Königs- 
herrschaft'. 

853 — 856. Erscheinen der 
Schwalbe, die, wie die Nachtigall, 
vielfach als Vorbotin des Frühlings 
genannt wird. — 854. versa 'sich 
wendend'. — 855. Progne — Tereus 
z. 627. 



122 



Ovidi fastorum II 857—864. 



lamque duae restant noctes de mense secundo, 
Marsque citos iunctis curribus urget equos; 

ex vero positum permansit Equirria nomen, 
860 quae deus in campo prospicit ipse suo. 

iure venis, Gradive: locum tua tempora poscunt, 
signatusque tuo nomine mensis adest. — 

Venimus in portum, libro cum mense peracto 
naviget hinc alia iam mihi Unter aqua. 



857—862. 27. Febr. Equirria. 
Dies Wettüahren soll von Bomulus 
dem Mars zq Ehren eingesetzt wor- 
den sein und fand entweder auf 
dem campuB Martins statt, oder, 
falls dieser überschwemmt war, auf 
dem mons Caelius (III 521 f.). Es 
wurde wiederholt am 14. März (III 
517—522). Preller I S. 361. 

858. itmctis * bespannt'. — 859. 
ex vero 'nach der Wirklichkeit'. — 



860. Der Gott wird in seinem auf dem 
Marsfelde stehenden Tempel oder 
bei der alten ara Martis sitzend und 
den Equirria zuschauend gedacht. 
— 861. Gradivus ('der Schreitende') 
ist ein häufiges Beiwort des Mars, 
hergenommen von dem Sturmschritt 
in der Schlacht. — locum in meiner 
Dichtung. — 863 f. Der Dichter 
schliefst das Buch mit einem oft 
angewandten Bilde, z. I 4. 



LIBER III. 



Bellice, depositis clipeo paulisper et hasta^ 

Mars, ades et nitidas casside solve comas. 
forsitan ipse roges, quid sit cum Marte poetae? 

a te, qui canitur, nomina mensis habet. 
5 ipse vides manibus peragi fera bella Minervae: 

num minus ingenuis artibus illa vacat? 
Palladis exemplcf ponendae tempora sume 

cuspidis. invenies et quod inermis agas. 
Tunc quoque inermis eras^ cum te Romana sacerdos 
10 cepit, ut huic urbi semina digna dares. 

Silvia Vestalis (quid enim vetat inde moveri?) 

Sacra lavaturas mane petebat aquas. 
yentum erat ad moUi decliyem tramite ripam: 

ponitur e summa fictilis urna coma. 
15 fessa resedit humo ventosque accepit aperto 

pectore turbatas restituitque comas. 
dum sedet, umbrosae salices volucresque canorae 

fecerunt somnos et leve murmur aquae. 
blanda quies furtim yictis obrepsit ocellis, 
20 et cadit a mento languida facta manus. 



1 — 160. Herleitung des Mo- 
natsnamens März. 

1—8. Anrufung des Mars. — 
1. Der Helm wird von Soldaten als 
Zeichen friedlicher Gesinnung ab- 
genommen. — 2. cides: vgl. IV 1: 
faioe vati, — nitidas: XmaQcig. — 
5 f. 0. ruft den Eriegsgott zu stiidiis 
pacia (s. v. 173): auf £esem Gebiet 
(novis castriSj v. 174) könne er mit 
demselben Rechte erscheinen, mit 
dem Minerva auf dem des Kriegs 
sich bewege. — 6. s. z. I 526. 

9—70. Geburt des Romulus 
u. Bemus u. Gründung Bonis. 

9. Bomana sacerdos: Bea Silvia, 
welche auch Horat. carm. III 9, 8 



Bomana nennt. — 10. cepit 'fes- 
selte'. — 11. moveri ^ausgehn'. — 
12. Neben der Erhaltung des heil. 
Feuers war es die Hauptaufgabe der 
Yestalinnen mit Wasser, das aus 
einer fliefsenden Quelle geholt sein 
mufste, den Tempel zu besprengen 
und die heil. Gefäfse zu reinigen. 
— 13. m. tramite: abl. qualit. zu ded, 
ripam. — 14. Sie hatte die Urne nach 
Sitte der Bömerinnen, die es noch 
heute thun, auf dem Kopfe getra- 
gen. — 16. humo: vgl. ponere corpus 
{in) humo am. III 11, 10. a. a. II 624. 
16. restituitque z. I 44. — 17. vgl. 
Hör. epod. 2, 26 ff. — 20. ma/ims, die 
bis dahin das Kinn gestützt hatte. 



124 



Ovidi fastorum 



Mars videt hanc visamque cupit potiturque cupita 

et sua diviua^ furta fefellit ope. 
Somnus abit, iacet ipsa gravis, iam scilicet intra 

viscera Bomanae conditor urbis erat. 
25 languida cousurgit nee seit, xur languida surgat/ 

et peragit talis arbore nixar)sonos: 
* Utile sit faustumque, precor, quod imagine sornni 

vidimus. an somno clarius illud erat? 
ignibus Iliacis aderam, cum lapsa capillis 
30 decidit ante sacros lanea vitta focos. 
inde duae pariter, visu mirabile, palmae 

surgunt. ex illis altera maior erat, 
et gravibus ramis totum protexerat orbem 

contigeratque sua sidera summa coma. 
35 ecee mens ferrum patruus molitur in illas 

(terreor admonitu, corque timore mieat): 
Martia, picus, avis gemino pro stipite pugnant 

et lupa. tuta per hos utraque palma fuit.' 
dixerat et plenam non firmis viribus urnam 
40 sustulit. implerat, dum sua visa refert. 
Interea crescente Remo, crescente Quirino, 

caelesti tumidus pondere venter erat, 
quo minus emeritis exiret cursibus annus^ 

restabant nitido iam duo signa deo. 



21. potitur die gewöhnliche Mes- 
sung. — 22. f, fefellit: er verbarg 
den Diebstahl (heimlichen Liebes- 
genufs), machte, dafs er unbemerkt 
blieb, so studio fallente laborem 
met. VI 60 und Ähnl. oft. 

27. Vgl. die Formel Quod bonum 
felix faustumgue sit — imago s,: 
Traumbild. — 29. ignibus Iliacis 
ad,: sie denkt sich also mit der 
Bedienung des heiligen Feuers be- 
schäftigt; s. z. I 528. — 30. vitta: 
die Vestalinnen trugen um den Eopf 
ein diademartiges sechs Haarflech- 
ten darstellendes Band, von dem 
wiederum auf beiden Seiten andere 
Bänder herunter hingen; jenes hiefs 
eigentlich infula, diese vittae, doch 
wird V. im weiteren Sinne auch 
für inf gebraucht. S. Baumeister 
Denkm. III S. 2013 f. Vestalinnen, 
welche das Gelübde der Keusch- 
heit verletzt, wurde die infula ge- 
nommen; in dem Heruntergleiten 
derselben lag also ein omen (s. 
VI 457). 



31. inde: ex vitta; vgl. den be- 
rühmten Traiun des Astyages bei 
Herodot 1 108. — 32. altera mit 
Beziehung auf Bomulus; s. II 396. — 
34. coma wird das Laub der Bäume 
und die Blätter der Blumen oft von 
Dichtem genannt (in den Fasten 
III 864. IV 438. V216, s. Nauck zu 
Hör. carm. IV 7, 2); hier lag das 
Bild besonders nahe; vgl. auch I 
210. — 35. patruus: Amulius. — 

— molitur 'schwingt*, vgl. moliri 
hipennem Verg. georg. IV 381. 

37. Der Wolf und der Specht 
sind dem Mars heilige Tiere. Vgl. 
53. 54. — pro stipite: palma, — 39. 
non firmis == infiimis. 

43. quo minus — exiret — rest: 
'dafs das Jahr zu Ende ging, daran 
fehlten noch', oder 'das verhinder- 
ten 2 Monate', daher quomirvus, — 
em, cursibus: 'nach Beendigung sei- 
nes Laufes'; der Ausdruck stsunmt 
vom Kriegswesen her; vgl. IV 688. 

— 44. nitid/us deus: Phoebus. — 
Signa sind hier (ebenso 109. 161. 



III 21—66. 



125 



45 Silvia fit mater: Vestae simulacra feruntur 
virgineas oculis opposuisse manus. 
ara deae certe tremuit pariente ministra, 

et subiit cineres territa flamma suos. 
Hoc ubi cognovit contemptor Amulius aequi 
50 (nam raptas fratri victor habebat opes), 

amne iubet mergi geminos. Scelus unda refugit: 

in sicca pueri destituuntur humo. 
lacte quis infantes nescit crevisse ferino, 
et picum expositis saepe tulisse cibos? 
55 non ego te, tantae nutrix Larentia gentis, 
*nec taceam vestras, Faustule pauper, opes. 
vester bonos veniet, cum Larentalia dicam: 

acceptus geniis illa December habet. 
Martia ter senos proles adoleverat annos, 
60 et suberat flavae iam nova barba comae. 
Omnibus agricolis armentorumque magistris 

Iliadae fratres iura petita dabant. 
saepe domum veniunt praedonum sanguine laeti 
et redigunt actos in sua rura boves. 
65 ut genus audierunt, animos pater editus äuget, 
et pudet in paucis nomen habere casis. 



675) die 12 Zeichen des Tierkreises 
(Aries, Tauras, Gemini, Cancer, Leo, 
Virgo, Libra, Scorpius, Arcitenens, 
Caper, Amphora, Pisces), welche 
die Sonne jährlich zu darchwan- 
dem scheint. — 45. Vestae sim.: 
dafs es Bilder der Vesta (in ihrem 
Heiligtnme) gebe, bezeichnet 0. 
VI 295 f. als einen Irrtum. 

46. S. VI 614. — 47. ara — tr.: 
als Zeichen des Unwillens der Vesta. 
Gleiches berichtet 0. auch sonst, 
z. B. met. IX 782. XV 671. — 48. 
Das Verlöschen der Flamme auf 
dem Altar der Vesta galt als Pro- 
digium. — 49. aequi: gen. neutr. — 
50. opes 'die Macht, Regierung'; 
das Folg. hatte der Dichter II 385 ff. 
ausführlich erzählt. 

52. destituuntt4/t sc. ab unda (Liv. 
14,6). — 55. Faustulus war nach 
der Sage der Hirt, welcher die 
beiden Zwillingsbrüder fand (ur- 
sprünglich wohl identisch mit dem 
guten Gotte Faunus, z. II 267) und 
sie seiner Frau Acca (d. h. Mutter) 
Larentia zum Aufziehen brachte. 



56. opes: (die Unterstützung) qiMS 
tulisti Martiae proli. — 57. Das 
Fest der Larentia, die Larentalia, 
fiel auf den 23. December. — 58. 
acceptu>s geniis =» genialis; in den 
December fiel nämlich das heitere 
Fest der Satumalien, bei dem die 
Römer genio suo (z. II 545) indul- 
gebant oder bona fadebant, d. h. 
ihrem guten Geiste etwas anthaten, 
es sich wohl sein liefsen; daher 
wird von Virgil georg. I 302 der 
ganze Winter genialis genannt, 
unten v. 523 ein Fest, bei dem es 
fröhlich hergeht, geniale. S. Prell er 
I S. 78 f. 

61. Auch Faustulus heifst b. Liv. 
I 4, 6 ein magister regii pecoris. — 
62. iwra d. 'sie sprachen Recht', 
wie einst Deiokes bei den Modern. 
— 63. s. Liv. I 4, 9. — 64. actos 
d. h. geraubten, s. II 370. — 65. 
audierunt, z. I 592. — pater editus : 
nämlich a Fau^tulo, Mars. Vgl. 
met. II 43: Clymene veros edvdit 
ortibs, VIII 449. Liv. I 5 f. — ani- 
mos äuget 'hebt den Mut'. 

66. nomen: prägnant s. z. II 472. 



126 



Ovidi fastoram 



Romuleoque cadit traiectus Amulius ense, 

regnaque longaevo restituuntur avo. 
Moenia conduntur. quae quamvis parva fuerunt, 
70 non tarnen expediit traussiluisse Remo. 

lam^ modo qua fueraut silvae pecorumque recessus, 

urbs erat^ aeternae cum pater urbis ait: 
^Arbiter armorum, de cuius sauguine natus 

credor (et ut credar, pignora multa dabo), 
75 a te principium Romano dicimus anno, 

primus de patrio nomine mensis erit'. 
Yox rata fit, patrioque vocat de nomine mensem. 

dicitur haec pietas grata fuisse deo. 
Et tamen ante omnes Martem coluere priores: 
80 hoc dederat studiis bellica turba suis. 
Pallada Cecropidae, Minoi'a Creta Dianam, 

Vulcanum tellus Hypsipylea colit, 
lunonem Sparte Pelppeiadesque Mycenae, 

pinigerum Fauni Maenalis or^ caput: 
85 Mars Latio venerandus erat, quia praesidet armis. 

arma ferae genti remque decusque dabant. 
Quod si forte vacas, peregrinos inspice fastos: 

mensis in bis etiam nomine Martis erit. 
tertius Albanis, quintus fuit ille Faliscis, 



— 68. avo: dem Numitor. — 69. 
quamvis c. indic, z. II 485. — 70. 
s. IV 841 ff., wo die Ermordung des 
Remus ausführlich erzählt wird. 

71 — 166. Bomulus benennt 
den ersten Monat des Jahres 
nach seinem Vater Martins 
und ordnet das römische Jahr, 
das von Numa durch Hinzu- 
fügung des Januar und Fe- 
bruar vervollständigt wird. 
S. Einl. S. 20 f. 

72. pater d. h. hier Erbauer, 
Gründer, vgl. 1 248 f. — 74. pignora: 
'Beweise', nämlich Eriegsthaten ; 
vgl. met. 11 90 f. — 77. vox r. f, 'ge- 
sagt, gethan'. — 79. Et tamen — 
c. pr,: 'jedoch auch die früheren', 
nämlich Latiner vor Bomulus. — 
ante omnes sc. deos, — 80. sttidiis 
'Neigung'. 

81—84. Beispiele von besonderer 
Verehrung gewisser Gottheiten in 
einzelnen Städten. Cecropidae wer- 
den die Athener von ihrem alten 
König Cecrops genannt. Creta heilst 
Minoia von dem mythischen König 



M^vmg, die im ägäischen Meere 
liegende Insel Lemnos mit ihrem 
feuerspeienden Berge Mosychlos 
Hypsipylea von ihrer Königin Hy- 
psipyle, die nach Ermordung der 
Männer von den Frauen zur Königin 
gemacht war und dort bei der 
Ankunft} der Argonauten herrschte, 
Mycenae in Argolis Pelopeiades von 
Felops, dem Ahnherrn des berühm- 
ten Herrschergeschlechts daselbst; 
die Maenalis ora ist Arkadien (z. 
II 192). Diana wurde auf Greta 
unter dem Namen Diktynna (oder 
Britomartis) an vielen Orten ver- 
ehrt; Lemnos gilt schon in der 
Odyssee (ß' 283) als Lieblingsort 
des Vulkan, angeblich (nach der 
IL A 593), weil er von Juppiter aus 
dem Olymp geschleudert dort nie- 
dergefallen und freundlich aufge- 
nommen war, ebenso ArgoB, Unagtri 
und Mycenae in der Uias z^ 51 als 
Lieblingssitze der Juno (s. VI 47 
und Anm.); zu v. 84 vgl. 11 271 u. A. 
und über die dem Pan (Faunus) 
heilige Fichte z. II 275. 
86. rem 'Macht'. — 89. Faliscis 



III 67—107. 



127 



90 sextus apud populos, Hernica terra, tuos. 
inter Aricinos Albanaque tempora constat 

factaque Telegoni moenia celsa manu, 
quintum LaurenteS; bis quintum Aequiculus asper, 
a tribus hunc primum turba Gureusis habet. 
95 et tibi cum proavis, miles Paeligne, Sabinis 
convenit: huic genti quartus utrique deus. 
Romulus hos omues ut vinceret ordine saltem, 

sanguinis auctori tempora prima dedit. 
nee totidem veteres, quot nunc, habuere kalendas: 
100 ille minor geminis mensibus annus erat. 
Nondum tradiderat victas victoribus artes 

Graecia, facundum sed male forte genus. 
qui bene pugnabat, Romanam noverat artem, 
mittere qui poterat pila, disertus erat, 
105 quis tunc aut Hyadas aut Pleiadas Atlanteas 
senserat, aut geminos esse sub axe polos? 
esse duas Arctos, quarum Cynosura petatur 



z. I 84. — 90. Die Hernici, ein 
sabellisches oder latinisches Volk, 
wohnten in dem nach ihnen be- 
nannten Gebirge am oberen Laufe 
des Trems (eines Nebenflusses des 
Liris). 

91. Der Ausdruck verkürzt für 
inter Aricinorwm Albanorumque et 
TeUg. moenium tempora (Zeitbe- 
rechnung) constat (herrscht Über- 
einstimmung), d. h. in allen drei 
Städten war wie in Alba Longa 
der März der dritte Monat. Äricia 
( j. Ariceia) lag südwestlich von Alba 
Longa am Abhang des Albaner- 
gebirgs; unter Telegoni moenia kann 
man Tusculum , hoch auf einem der 
Hügel des Albanergebirgs gelegen, 
verstehen oder Praeneste (j. Pale- 
strina , 4 Meilen östlich von Rom), 
welches steil am Abhänge eines 
Berges lag; denn beide Städte 
sollen von Telegonus, dem Sohne 
des Odysseus und der Circe, ge- 
gründet sein. — 93. Laurentes: z. 
n 231. — Die Aequiculi oder Aequi 
wohnten am Oberlaufe des Anio 
und werden auch von Virgil Aen. 
VII 746 eine horrida gens genannt. 
— 94. a trihus (= post tres) pri- 
mum: also den vierten. — tttrba 
Cwrensis: z. II 135. — 95. Das 
kriegerische Volk der Faeli^i, das 
sich von den Sabinern abgezweigt 



hatte, wohnte nördlich von Sam- 
nium, östlich von den Aequem; in 
ihrem Grebiet lag die Geburtsstadt 
Ovids, Sulmo. 

96. Beide Völker haben (in ihrer 
Benennung der Monate) den Gott 
an der vierten Stelle, d. h. bei 
beiden ist der März der 4. Monat 
des Jahres. — 99. kalendas, also 
auch Monate. 

101. Vgl. Hör. ep. n 1, 156: 
Graecia capta ferum victorem cepit 
et artes intulit agresti Lotio. — 
102. male f. z. I 569. — 103. M. a. 
W. : ^gut kämpfen war damals röm. 
Kunst'. — 105 ff. schildert 0. die 
Unkenntnis der alten Latiner in der 
Astronomie, einem notwendigen 
Erfordernis zu einer richtigen Ein- 
teilung des Jahres. Über die Stern- 
bilder der Hyades s. z. V 159, der 
Pleiades z. IV 165. Hyadäs nach 
Verg. georg. I 138 Pleiadas Hyor- 
das; Pleiadas dreisilbig zu lesen. 

106. senserat ^ noverai, — sub 
axe d. h. an beiden Seiten. — 107. 
Die zwei Bären waren deshalb für 
die Schiffahrt von der gröfsten Be- 
deutung, weil sie stets am Himmel 
stehen; von ihnen führt der grofse 
neben vielen anderen auch den 
Namen ^EXiwq (Drehstem), weil er 
eine gewundene Stellung am Him- 
mel einnimmt oder Trorpo: xb iUe- 



128 



Ovidi faatorum 



Sidoniis, Helicen Graia carina notet? 
signaque quae longo frater percenseat anno, 
110 ire per haec uno mense sororis equos? 
libera currebant et inobservata per annum* 

sidera, constabat sed tarnen esse deos. 
non Uli caelo labentia signa tenebant, 

sed sua, quae magnum perdere crimen erat. 
115 illa quidem faeno, sed erat reverentia faeno 
quantam nunc aquilas cernis habere tuas. 
pertica suspensos portabat longa maniplos, 

unde maniplaris nomina miles habet. 
Ergo animi indociles et adhuc ratione carentes 
120 mensibus egerunt lustra minora decem. 

annus erat, decimum cum luna receperat orbem. 

hie numerus magno tunc in honore fuit, 
seu quia tot digiti, per quos namerare solemus, 
seu quia bis quino femina mense parit, 
125 seu quod adusque decem numero crescente venitur, 
principium spatiis sumitur inde novis. 



üsa&ai xal axQsxpsa&oci nsql xov 
noXov, Tjzoi ä^ova, der kleine auch 
den Namen Kvvos ovquj weil er 
wie ein Hand den Schwanz nach 
oben gekrümmt trägt; s. Scbol. z. 
Arat. V. 36 p. 66 Bk. — 108. Si- 
, donii eigentlich die Einwohner der 
gröfsten Stadt Phöniziens Sidon, 
dann die sämtlichen Phönizier, 
ebenso v. 649. — notet 'merkt'. 
Zur Sache vgl. Arat. 37: ^ElUfj ys 
filv avdQtg 'Axcciol slv aAl tsufiaL- 
qovTai Tva. XQV "^«S ayivsLV tij d* 
aga ^o£vi%sq niavvoL nsqocaat d'd- 
Xaaaav x. z. X. (wo die Phönizier 
auch 2i86vioi genannt werden). 
German. 40 ff. Hygin. p. a. II 2. — 
109. Signa: z. 44. — frater: Phoe- 
bus der Sonnengott, soror, Diana 
die Mondgöttin. 

111. libera: weil inobservata, denn 
durch das Ausmessen des Laufes 
werden die Gestirne gewissermafsen 
an ihn gebunden. — 112. Dafs die 
Sterne Götter seien, nahmen auch 
mehrere alte Philosophenschulen 
an; vgl. V. 460 und met. I 72: neu 
regio foret ulla suis animantibus 
orba, astra tenent caeJeste solutn for- 
tnaeque deorum. — 113. labentia = 
decurrentia, — caelo l. s, teneba/nt: 
animis. sed sua: signa militaria 
manibus. — 114. m. crimen: oaoi 



xa at^fisCa dnoXioXiiiseav , ot (ihv 
nsXsusi tovs ccvxsvag dnBHowriaaVj 
Ol dl ^vXoig naiofisvoi discp^dgriaav' 
in 91 Tov aXXov nXrfd'ovg a^ro Ss- 
nddog SHoiavTig slg avng o Xaxoiv 
kXtiqo} ngo xmv äXXoav ans^vfiansv 
avxri ^PcDfiaioig Tcdtgiog iati worra 
zcav Xinovtoav rdg xd^sig rj ngosfii- 
vcav rag Griptsiag 17 HoXaaig. Dionys. 
IX 50. — 115. Der manipulus ist der 
3. Teil einer Kohorte, so genannt 
von dem Heubündel (m. von manus 
und pleo)^ welches in der ältesten 
Zeit den Abteilungen als Feld- 
zeichen vorangetragen wurde; die 
Legionen hatten seit Marius alle 
(silberne) Adler als Zeichen. 

116. tua>s: ÄugiMti. — 119. indo- 
ciles = indocti. — ratio ^wissen- 
schaftliche Erkenntnis'. — 120. Das 
Lustrum, die Zeit, welche von einer 
Schätzung des Volkes bis zur andern 
verging, wird in den Fasten zu 
5 Jahren gerechnet (s. Anh. zu 165), 
sodafs, da damals noch Januar und 
Februar dem Jahre fehlten, das 
Lustrum um 10 Monate zu kurz war. 

121. rec, orbem =inplerat cornibus 
orbem II 175. — 124. s. I 33. 34. — 
125. num, crescente: beim Zählen. 

126. spatiis novis: für einen neuen 
Zahlenraum (Dekade), indem man 
wieder mit der Eins anfängt. — 



m 108—143. 



129 



inde patres centum denos secrevit in orbes 
• Bomulus hastatos instituitque decem, 

et totidem prineepS; totidem pilanus habebat 
130 Corpora, legitimo quique merebat equo. 
quin etiam partes totidem Titiensibus ille, 

quosque vocant Ramnes, Luceribusque dedit. 
adsuetos igitur numeros servayit in anno, 
hoc luget spatio femina maesta virum. 
135 Neu dubites, primae fuerint quin ante kalendae 
Martis, ad haec animum signa referre potes: 
laurea, flaminibus quae toto perstitit anno, 
toUitur, et frondes sunt in honore novae. 
ianua tunc regis posita viret arbore Phoebi; 
140 ante tuas fit idem, curia prisca, fores. 
Vesta quoque ut folio niteat velata recenti, 
, cedit ab Iliacis laurea cana focis. 
adde, quod arcana fieri novus ignis in aede 



127. inde: quia ille numerus magno 
tunc in honore fuit — orbes =« 
Corpora v. 130, partes v. 131. — 

128. 7iasta;to8 sc. orbes. 0. überträgt 
hier fälschlich die militärischen 
Emrichtnngen aus der Blütezeit 
der Republik, wie sie zu des Po- 
lybiuB Zeit bestanden, zu seiner 
Zeit aber (seit Marius) nicht mehr, 
auf die Zeit des Bomulus. Damals 
also stand die Legion in 3 Gliedern, 
denen der hastati, principes und 
triarii, und zwar in jedem Gliede 
10 manipuli. Die Aufstellung in 
der Eönigszeit, die in der Bepublik 
vielleicht bis auf Camillus fortbe- 
stand) war die der Phalanx; vgl. 
Varro d. 1. 1. V 89: Hastati dieti, 
qui primi hastis (lange Spiefse, ur- 
sprünglich zum Stofskampf einge- 
richtet) pugnaboMt, pilani, qui pilis 
(z. II 11), principes, qui a principio 
gladiis. — pilani triarii quoque dicti, 
quod in acie tertio ordine extremis 
subsidio deponebantu/r. — 130. Die 
Reiterei war von Bomulus in 10 
turmae eingeteilt, jede zu 30 Mann ; 
sie dienten alle equo publico (legi- 
timo) d. h. das Pferd wurde ihnen 
vom Staate geliefert. 

131. Das römische Volk zerfiel in 
3 Tribus, die Bamnes (angeblich 
benannt nach Bomulus), Tities (von 
Titns Tatius) und Luceres (von un- 
gewisser Ableitung, Liv. I 13, 8), 

Ovids Fasten. 



jede Tribus in 10 curiae. — 134. 
Der Y. gehört inhaltlich noch zu 
den 127—132 aufgezählten Anwen- 
dungen der Zahl 10. S. I 35. 36. 

137. Der dem Apollo heilige Lor- 
beer {arbos Phoebi) hatte eine ent- 
sündigende, reinigende Kraft, s. 
Plin. n. h. XV 127: Lau/rus trium- 
phis proprie dicatwr, vd gratissima 
domibus, ianitrix Caesarum pon- 
tificumque. sola et domos exiornai et 
ante limina excubat. — 139. Der rex 
{sacrificülus , z. I 333) hatte seine 
Amtswohnung am oberen £nde der 
Sacra via (nicht in der Begia un- 
mittelbar am Vestatempel, dem 
Amtslokal des Pontifex maximus). 
— 140. curia pr. kollektiv; die cimcte 
veter es, die Versammlungsorte von 
vier Kurien (z. II 513), lagen an der 
Ostspitze des Palatins in der Nähe 
des Triumphbogens des Constantin. 

141. Vesta: d. h. ihr Tempel. — 
142. Über die Iliaci foci und die 
arcana aedes z. I 528. — cana im 
Gegensatz zu recenti, — 143. Das 
Feuer der Vesta nicht erlöschen zu 
lassen war die heiligste Sorge der 
Vestalinnen; auch am I.März durfte 
es nicht an einer anderen Flamme 
angebrannt werden, sondern mufste 
entweder an der Sonne entzündet 
oder so erzeugt werden, dafs man 
ein Stück Holz von einem frucht- 
tragenden Baume so lang bohrte» 

9 



130 



Ovidi fastomm 



dicitur, et vires fiamma refecta capit. 
145 nee mihi parva fides^ annos hinc isse priores , 

Anna quod hoc coepta est mense Perenna coli» 
hinc etiam veteres initi memorantur honores 

ad spatium belli, perfide Poene, tui. 
denique quintus ab hoc fuerat Quintilis, et inde 
150 incipit, a numero nomina quisquis habet. 
Primus, oliviferis Eomam deductus ab arvis, 

Pompilius menses sensit abesse duos, 
sive hoc a Samio doctus, qui posse renasci 

nos putat, Egeria sive monente sua. 
155 Sed tarnen errabant etiamnunc tempora, donec 

Gaesaris in multis haec quoque cura fuit. 
non haec ille deus tantaeque propaginis auctor 

credidit officiis esse minora suis 
promissumque sibi voluit praenoscere caelum 
160 nee deus ignotas hospes inire domos. 

ille moras solis, quibus in sua signa rediret, 

traditur exactis disposuisse notis. 
is decies senos ter centum et quinque diebus 

iunxit et e pleno tempora quinta die. 



bis es brannte. Preller II S. 167. 

— 145. ftdes 'Beweis'. 

146. Über Anna Perenna und ihr 
Fest 8. 523 ff. — coepta est coli: d. h. 
man ficg in der alten Zeit an es im 
März zu thun und thut es jetzt noch.* 

— 147. veteres honores : die Ehren- 
ämter in der Vorzeit. — 148. Die Mei- 
nung O.s über den früheren Termin 
des Amtsantritts der Konsuln ist 
irrig: derselbe war bis zur Mitte des 
5. Jahrh. d. St. schwankend und will- 
kürlich und wurde erat etwa seit dem 
J. 222 V. Chr. fixiert; dann erfolgte 
der Antritt zuerst am 15. März, seit 
153 V. Chr. am 1. Januar. Wir wer- 
den also hier an die Zeit des dritten 
Krieges mit denPuniem, deren Treu- 
losigKeit sprichwörtlich war {per- 
fidia plus quam Punica sagt Liyius 
XXI 4, 9 von Hannibal), zu denken 
haben. — 149. fuerat Q. : denn der 
Quintilis hiefs damals nach Julius 
Cäsar: Julius. — inde: a.m,Quintili; 
gemeint sind die Monate Sextilis, 
September — December. 

151. Numa Pompilius stammte 
aus der Sabinischen Stadt Cures, 
von wo er nach Rom auf den Thron 
geholt wurde. Das Sabinerland war 



besonders reich an Oliven. — 152. 
abesse: im Verhältnis zur Umlaufs- 
zeit der Sonne. — 153. Der Philo- 
soph Pjthagoras aus Samos, der 
die Seelenwanderung lehrte, wird 
oft fälschlich (einen inveteratus 
error nennt es schon Cicero de re p. 
II 15, 29) als Lehrer des Numa an- 
gegeben. — 154. Über^^fma z. 261. 

— 155. S. Einl. S. 22 f. — errabant 
^ waren in Unordnung'. — 156. haec 
cura: z. II 224. — 157. deus: z. 703. 

— 159. 0. meint in geschickter 
Weise schmeichelnd Cäsars Beschäf- 
tigung mit der Himmelskunde; spä- 
tere Griechen berichten sogar, dafs 
er in Alexandria spezielle Studien 
in der Astronomie gemacht habe. 

— 160. hospes ^fremd'. 

161. Indem Cäsar genau (exactis 
notis) nach Kalendertagen die Zeit 
bestimmt, welche die Sonne in j e - 
dem Jahre in den einzelnen Zeichen 
des Tierkreises (signa, s. z. 44) zu- 
bringt (moras solis), zv^ingt er die 
Jahresrechnung mit dem Sonnen- 
lauf immer in Einklang zu stehen. 

— 164. e pl. t quinta d.: d. i. den 
5. Teil von einem vollen Tage, 
freilich ein Irrtum des Dichters. 



III U4— 190. 



131 



165 hie anni modus est. in lusirum accedere debet^ 
quae consummaiur partibus, una dies. 

*Si licet occultos monitus audire deorum 

yatibus^ ut certe fama licere putat^ 
cum sis officiis, Gradive, virilibus aptus, 
170 die mihi, matronae cur tua festa eolant'. 
sie ego. sie posita dixit mihi casside Mavors, 

sed tamen in dextra missilis hasta fuit: 
*Nune primum studiis paeis, deus utilis armis, 

advoeor et gressus in nova eastra fero. 
175 nee piget ineepti. iuvat hae quoque parte morari, 

hoc solam ne se posse Minerva putet. 
disee, Latinorum vates operose dierum, 

quod petis, et memori peetore dicta nota. 
Parva fuit^ si prima velis elementa referre, 
180 Roma, sed in parva spes tamen huius erat, 
moenia iam stabant, populis angusta futuris, 

credita sed turbae tunc nimis ampla suae. 
quae fuerit nostri, si quaeris, regia nati, 

aspice de canna straminibusque domum. 
185 in stipula placidi capiebat munera somni, 

et tamen ex illo venit in astra toro. 
iamque loco maius nomen Eomanus habebat: 

nee coniunx illi, nee socer ullus erat, 
spernebant generös inopes vieinia dives, 

et male eredebar sanguinis auetor ego. 



190 



— 165. IrjLstrum: zu 6 Jahren ge- 
rechnet 8. z. v. 120. — 166. Der 
eine Tag, welcher aus den 5 Fünftelu 
zusammengerechnet wird. 

167—398. 1. März. 

167—258. Matronalia, das Fest 
der röm. Hausfrauen zu Ehren der 
Juno Lucina, gefeiert am 1. Tage 
des neuen Jahres, weil J. Luc. die 
Göttin des Lichts und der Geburt 
war. Die Feier beschränkte sich 
auf die Familie, indem die Männer 
die Frauen beschenkten, die Frauen 
die Sklaven bewirteten. Preller I 
S. 274 f. 841. 

167. monitus: z. I 467. — 168. 
Die vates sind eigentlich die alten 
heiligen Sänger^ Barden. — 169. 
cum — aptus ist der Nebens. von 
matronas — cölant, — o/f. virilia: 
die (religiösen) Dienstleistungen der 
Männer. — Gradive: z.. II 861. — 
173. utilis * geschickt', vgl. Hör. 



carm. I 12, 42: Curius utilis hello 
und oben v. 6 f. — 174. gressus 
mit BeziehuDg auf Gradive, — 177. 
= 1 101. — 178. memori: die in den 
Texten allein vorkommende Form. 

179—230. Als ersten Grund für die 
Feier der Matronalia am ersten Tage 
seines Monats erzählt Mars die Her- 
stellung des Friedens zwischen den 
Bömem und den Sabinern durch 
die Dazwischenkunft der Frauen. 

180. huius: deiktisch mit Be- 
ziehung auf das gegenwärtige ge- 
waltige Rom. — 181. popvUis: z. I 
38. — a/ngusta ^zu eng'. Seyffert 
§ 197, 1 A. VgL Liv. I 8, 4 : cre- 
scebat interim urbs mimitiontbus alia 
atque alia adpetendo loca, cum in 
spem magis futurae multitudinis 
quam ad id, quod tum homimtm erat, 
mu/nirent. -r- 184 f. S. 1 199. 205 und 
Anm. z. I 199. — 189. spernebant: z. 
II 657. — 190.male: vix, ^nicht recht'. 

9* 



132 



Ovidi fastomin 



in stabulis habitasse et oves pavisse nocebat 

iugeraque inculti pauca tenere soll, 
cum pare quaeque suo coeunt volucresque feraeque, 
atque aliquam, de qua procreet, anguis habet; 
195 extremis dantur conubia gentibus: at quae 
Romano vellet nubere, nulla fuit. 
indolui, patriamque dedi tibi, Romule, mentem. 

** tolle preces'*, dixi "quod petis arma dabunt. 
festa para Conso — " Consus tibi cetera dicet 
200 illo facta die^ dum sua sacra canes. 

intumuere Cures et quos dolor attigit idem. 

tum primum generis intulit arma sdcer. 
iamque fere raptae matrum quoque nomen habebant, 
tractaque erant longa bella propinqua mora: 
205 conveniunt nuptae dictam lunonis in aedem, 
quas inter mea sie est nurus orsa loqui: 
*'0 pariter raptae (quoniam hoc commune tenemus), 

non ultra lente possumus esse piae. 
stant acies. sed utra di sint pro parte rogandi, 
210 eligite. hinc coniunx, hinc pater arma tenet. 
quaerendum est^ viduae fieri malimus an orbae. 

consilium vobis forte piumque dabo", 
consilium dederat. parent crinisque resolvunt 
maestaque funerea corpora veste tegunt. 
215 lam stabant acies ferro mortique paratae. 



191 f. Grund zur Verachtung bei 
den Nachbarn. — 197. patriam m.: 
nämlich kriegerischen. — 199. Con- 
sus wird von den römischen Ge- 
lehrten meist (freilich sprachlich 
unrichtig) mit consilium zusammen- 
gebracht, und zwar soll Bomulus 
als Dank für die geheimen Bat- 
schläge, die er ihm gegeben, die- 
sem Gotte zu Ehren die Spiele yer- 
anstaltet haben. Richtiger wird er 
unter Ableitung von condere 'ber- 
gen' für einen der chthonischen 
Götter, die ja nach der Meinung 
der Römer zugleich Fruchtbarkeit 
verleihen, angesehen: so ist auch 
der Zusammenhang mit dem Raub 
der Sabinerinnen erklärt. Freller 
n S. 23. — 200. Die Erzählung 
Yom Raube selbst verspart sich 0. 
auf den 21. August, den Tag der 
Gonsualia (sua i. e. Const), wo ihn 
der Gott Consus selbst berichten soll. 
. 201. Cures: z. II 135. Vgl. Liv. 
J 10, 2: Caeninenses Qrustuminique 



et Antemnates erant, ad quos eius 
iniv/rias pars pertinebat. — 202. 
Später bekriegte Cäsar seinen 
Schwiegersohn Pompejus. — 203. 
fere 'in der Regel'. — 204. 6. prop, 
'Verwandtenkrieg'. — 206. dictam 
= constitutam, 'verabredet', met. 
IV 95. 

206. nurus: Hersilia, die Gattin 
des Romulus, s. Preller I S. 275. 372. 
— 208. lente — piae d. h. wir kön- 
nen nicht mehr die Pflichten der 
Verwandtschaft erfüllen, ohne zu 
handeln; die wahre pietas bedarf 
jetzt eines forte consüium, 

211. Vgl. Liv. I 13, 8: 'melius 
perihimus quam sine alteris vestrum 
viduae aut orbae vivemus\ — 213. 
consilium dederat: der Dichter teilt 
das cons. hier nicht mit, um eine 
Wiederholung zu vermeiden und 
den Leser zu spannen. Aufgelöste 
Haare (passi er. z. I 645) und 
dunkle El^ider sind Zeichen der 
Trauer. 



m 191—244. 



133 



iam lituus pugnae Signa daturus erat: 
cum raptae veniunt inter patresque virosque, 

inque sinu natos^ piguora cara, teneut. 
ut medium campi passis tetigere capillis, 
220 in terram posito procubuere genu, 

et quasi sentirent^ blando clamore nepotes 

tendebant ad avos bracchia parva suos. 
qui poterat, clamabat avurn^ tunc denique yisum^ 

et qui vix poterat, posse coactus erat. 
225 tela yiris animique cadunt, gladiisque remotis 

dant soceri generis accipiuntque manüs 
laudatasque tenent natas^ scutoque nepotem 

fert avus. hie scuti dulcior usus erat. 
Inde mei primas mensis celebrare kalendas 
230 Oebaliae matres non leve munus habent. 
Aut quia, committi strictis mucronibus ausae^ 

finierant lacrimis Martia bella suis, 
vel quod erat de me feliciter Ilia mater, 

rite colunt matres sacra diemque meum. 
235 Quid; quod hiems adoperta gelu tunc denique cedit, 

et pereunt lapsae sole tepente nives, 
arboribus redeunt detonsae frigore frondes, 

vividaque in tenero palmite gemma tumet, 
quaeque diu latuit, nunc se qua toUat in auras, 
240 fertilis occultas invenit herba vias? 

nunc fecundus ager, pecoris nunc hora creandi, 

nunc avis in ramo tecta laremque parat, 
tempora iure colunt Latiae fecunda parentes, 

quarum militiam votaque partus babei 



216. Der lituus ist eine lange 
gerade, am Ausgang gekrümmte 
Trompete von hohem Tone, eigent- 
lich das Instrument der Reiterei, 
hier überhaupt Schlachttrompete. 
Abbild, nach einem erhaltenen In- 
strument bei Baumeister, Denkm, 
III S. 1660. — 219. Liv. I 18, 1: 
Tum Sabinae mulieres — crinibus 
passis sdssaque veste victo mälis 
muliebri pavore ausae se inter tela 
volantia inferre, ex iransverso im- 
petu facto dirimere infestas acies. — 
medium c: die Mitte des Schlacht- 
feldes. 

221. sentirent ^verständig wären*. 
— 224. coactus erat: a matre, — 
230. Oebaliae m.: die Römerinnen 
als geraubte Sabinerinnen, s. z. 
I 260. 



231 f. 2. Grund, commt^' reflexiv. 
— 233 f. 3. Grund. — 236 — 244. 
4. Grund. Mars, als Gott der Be- 
fruchtung, erscheint vielfach als 
Frühlingsgott. Preller I S. 339 f. 
Mit der Schilderung des Frühlings 
vgl. I 151 ff. — 236. lapsae* nives, 
die zerfliefsenden Schneemassen ; 
labi wird oft vom Fliefsen des Was- 
sers gesagt. — 237. detonsae: das- 
selbe Bild wie v. 34. — 238. Zum 
Teil = I 162. — 240. herba z. I 
154. — occultas: vgl. die caeca spi- 
ramenta b. Verg. georg. I 89. 

242. In sinniger Weise überträgt 
der Dichter menschliche Verhält- 
nisse auf das Leben der Vögel; 
ähnl. Verg. georg. IV 43. 156. S. z. 
I 478. — 244. d. h. der partus ist 
ihre militia und auf ihn beziehen 



134 



Ovidi fastorum 



245 Adde, quod excubias ubi rex Bomanus agebat^ 

qui nunc Esquilias nomina coUis habet; 
illic a nuribus lunoni templa Latinis 

hac sunt; si memini, publica facta die. 
Quid moror et variis onero tua pectora causis? 
250 eminet ante oculos^ quod petis^ ecce tuos. 

mater amat nuptas: matrem mea turba frequentat. 

haec nos praecipue tarn pia causa decet'. 
Ferte deae flores! gaudet florentibus herbis 

haec dea: de tenero cingite flore caput! 
255 dicite *Tu uobis lucem, Lucina, dedistü' 

dicite *Tu voto parturientis ades!' 
Si qua tarnen gravida est, resolute crine precetur, 

ut solvat partus moUiter illa suos. — 
Quis mihi nunc dicet, quare caelestia Martis 



sich ihre vota; vgl. II 9. heroid. 
11, 48: Bttdis ad partus et nova 
miles eram, — 245 — 248. 5. Grund. 
S. über den 376 v. Chr. erbauten 
Tempel der Juno Lucina z. II 435. 
Die Etymologie yon Esquüiae bringt 
neben einer andern von excolere 
auch Varro d. 1. 1. V 49: Secundae 
regionis Esquiliae. dlii has scripsere 
ab exeubiis regis dictas. An einen 
bestimmten König, der dort angeb- 
lich sein Lager gehabt und für die 
Stadt Wache gehalten, hat 0. kaum 
gedacht. 

246. Esquilias: der Name steht 
wie oft in demselben Kasus wie 
nomen. — 247. nuru>s: z. II 434. — 
249—258. 6. Grund mit der Auf- 
forderung die «Tuno Lucina zu feiern. 

251. matrem: übers, ^die Mutter 
ist es, welche' (nicht ich). — mea 
t»: d. h. die Martia, Bomana t. — 
252. Diese causa nennt Mars eine 
pia (nämlich yon seiner Seite, z. I 
627), weil er so alle Ehrenbezeu- 
gungen Yon sich ab- und seiner 
Mutter Juno, ^quae amat nuptas^, 
zuweist. — 253. florentibus herbis 
wie Verg. ecl. 9, 19. Blumen an die- 
sem Festtag erwähnt auch Horaz 
carm. III 8, 2. — 255. z. II 435. 
449 f. — 257. Vgl. Serv. z. Verg. 
Aen. IV 518: lu/nonis Lucinae Sa- 
cra non licet accedere nisi solutis 
nodis; s. z. V 432. Preller I S. 273. 

259—392. Fest der Salier und 
seine Einrichtung durch 



Numa. Die Salier, ein altitalisches 
Institut, welches sich in mehreren 
Städten nachweisen läTst, hatten 
ihren Namen a saliendo (y. 387), 
von dem kriegerischen Waffentanz, 
den sie durch die Stadt hindurch 
aufführten (vgl. den Tanz der Ku- 
reten und den Schwerttanz der 
Germanen); sie teilten sich in zwei 
Kollegien, von denen das ältere 
(aus 12 Mitgliedern adliger Ge- 
schlechter bestehend) seinen Sitz 
auf dem Falatin hatte, sich daher 
das der Palatini nannte und seinen 
Ursprung auf Numa zurückführte, 
während das andere das der Ago- 
nales, Agonenses oder CoUini hiefs 
und von Tullus Hostilius gestiftet 
sein soll. Sie begannen ihre Um- 
züge zu Ehren des Mars am 1. März 
und wiederholten sie mehrmals in 
diesem Monat; ihr Kostüm war halb 
kriegerisch, halb priesterlich (Liy. 
I 20, 4), in der linken trugen sie 
die ancilia {^caelestia arma* v. 373), 
auf welche sie beim Tanze (in tri- 
pudiö) mit Stäben schlugen. Die 
Lieder, welche sie dazu sangen, 
galten in ihrem ältesten Kerne als 
Numanisch und wurden als die 
ältesten Denkmäler der römischen 
Poesie und Sprache angesehen. Sie 
begannen mit der Anrufung der 
römischen Götter und der Helden 
der Vorzeit, zu denen seit Augustus 
die Namen der Kaiser und einzel- 
ner ihrer Angehörigen zugefügt 



m 245—272. 



135 



260 arma ferant Salii Mamuriumque canant? 

nympha, mone, nemori stagnoque adoperta Dianae, 

nympha^ Numae coniunX; ad tua facta veni. 
Yallis Äricinae silva praecinctus opaca 
est lacus, antiqua religione sacer. 
265 hie latet Hippolytus furiis direptus equoruni; 
unde nemus nullis illud aditur equis. 
licia dependent; longas yelantia saepes, 

et posita est meritae multa tabella deae. 
saepe potens voti, frontem redimita coroniS; 
270 femina lucentes portat ab urbe faces. 

regna tenent fortes manibus pedibusque fagaces, 
et perit exemplo postmodo quisque suo. 



wurden, und schlössen mit der An- 
rnfdng des Mamuriiis Veturius, der 
zn dem vom Himmel gefallenen 
ancile die andern 11 von täuschen- 
der Ähnlichkeit gefertigt haben 
soll, übrigens einer Figur der Sage; 
denn ursprünglich ist Mamurius der 
Gott Mamers oder Mars und die 
ganze Sage von dem Schmied ist 
nur erfunden, um den nicht mehr 
verstandenen Namen zu erklären. 
S. Marquardt S. 410 ff. Preller 
S. 346 ff. 355 ff. 

261. nympha: Egeria, eine Quell- 
nymphe und eine der Camenae 
{Casmenae, Carmenae v. Carmen), 
d. h. Wahrsagerinnen, denn dem 
Wasser legte man die Gabe der 
Weissagung bei; sie wurde verehrt 
in dem wasserreichen Haine vor 
der porta Gapena und an dem durch 
seine landschaftliche Schönheit 
hochberühmten See (ßtagnum) von 
Nemi in dem Haine der Diana von 
Aricia (z. v. 91), wo jetzt das Städt- 
chen Nemi liegt, und zwar erzählte 
die Sage, dafs sie von Diana, weil 
sie nach dem Tode ihres Gemahls 
Numa zu viel geklagt und den 
Dienst der Göttin dadurch gestört 
habe, in eine Quelle daselbst ver- 
wandelt worden sei, met. XV482ff., 
daher heifst sie Werborgen im 
Hain (nemori Abi.) und im See der 
Diana',, wie met. XV 488: Vallis 
Äricinae densis latet abdita silvis. 
Preller I S. 313 f. IT 129. — 262. ad 
t f. veni: d. h. hilf mir, wenn ich 
dein Werk besinge; vgl. met. I 1 f. 



— 265. In dem Haine der Diana 
wurde neben ihr noch ein Dämon 
Virbius verehrt, der später mit 
dem Sohne des Theseus Hippolytus 
identifiziert wurde. Dieser war von 
seiner Stiefmutter Phädra, da er 
ihre Liebe nicht erwidert hatte, 
bei seinem Vater verleumdet und 
auf dessen Wunsch von den durch 
Poseidon scheu gemachten Rossen 
zu Tode geschleift worden; nach 
einer späteren Sage wurde er von 
Asklepios wieder zum Leben er- 
weckt und von Diana in ihren 
Hain nach Aricia entrückt, dort 
aber verborgen gehalten, um nicht 
den über die Wiederbelebung ent- 
standenen Neid noch zu vermehren 
(VI 737 ff. met. XV 497 ff. Verg. 
Aen. VII 761 ff.). S. Preller I S. 3 14 f. 

266. S. Verg. Aen. VII 778 f. — 
267. Binden, Kränze und Votiv- 
tafeln an den Tempelwänden oder 
an heiligen Bäumen aufzuhängen 
war ein gewöhnliches Zeichen der 
Dankbarkeit bei Erhörung der Bitte 
(met. VUI 713 f.; 736 f.). — 268. 
meritae sc. multam täbellam (z. II 
629); vgl. TibuU. I 3, 28: Picta 
docet templis multa tabella tuis. — 
269. potens v, = conpos v, (V 268). 

— 270. Den gleichen Brauch mit 
Fackeln in den Hain der Diana 
von Rom aus zu ziehen erwähnt 
Properz (II 30 [32], 9). 

271. Oberpriester im Haine der 
Diana (rex nemorensis) war ein 
flüchtiger Sklave {pedibus fugax\ 
der seinen Vorgänger im Kampfe 



136 



Ovidi fastomm 



defluit incerto lapidosus murmure rivus: 
saepe^ sed exiguis haustibus, inde bibi. 
275 Egeria est^ quae praebet aquas^ dea grata Camenis. 
illa Numae coniunx consiliumque fuit. 
Principio nimium promptos ad bella Quiritis 

molliri placuit iure deumque metu. 
inde datae leges, ne firmior omnia posset^ 
280 coeptaque sunt pure tradita sacra coli. 

exuitur feritas^ armisque potentius aequum est^ 

et cum cive pudet conseruisse manus. 
atque aliquis^ modo trux^ visa iam vertitur ara, 
yinaque dat tepidis farraque salsa focis. 
285 Ecce deum genitor rutilas per nubila flammas 
spargit et efifusis aethera siccat aquis. 
non alias missi cecidere frequentius ignes. 
rex pavet, et vulgi pectora terror habet, 
cui dea *Ne nimium terrere! piabile fulmen 
290 est' ait, 'et saevi flectitur ira lovis. 

sed poterunt ritum Picus Faunusque piandi 

tradere^ Romani numen utrumque soli. 
nee sine vi tradent: adhibeto yincula captis'. 
atque ita, qua possint^ erudit^ arte capi. 
295 Lucus Aventino suberat niger ilicis umbra, 



erschlagen hatte. — 273. Die Quelle 
hatte die Kraft dem Trinkenden 
die Gkibe der Weissagung und Dich- 
tung zu verleihen (z. 261). — incerto: 
nicht bestimmt zu erkennen, also 
leise. — 274. exiguis haustibiM: Aus- 
druck der Bescheidenheit. — 276. 
dea gr, Cam.: denn sie war selbst 
eine Gamene. 

276. consilium :in konkretem Sinne 
wie bei uns: 'Rat*. — 277. Vgl. 
Liv. I 19, 1 über Numa: urhem no- 
vam conditatn vi et armis, iure eam 
legibusque ac morihus de integro 
condere parat Dion.II 62 : svasßsiccv 

V71V, — 278. placuit sc. Numae. — 
279. Es wird also das Faustrecht ab- 

feschafft. — 2S0. pure ^pie (Tibull. 
3, 26). 

281. aequum Subj. — 283. verti- 
tur Verändert sich'; hört auf ein 
trux zu sein. — 284. farra salsa 
d. i, mola salsa (z. I 128. 338). 

Mit y. 286 kommt 0. erst zu sei- 
ner eigentlichen Aufgabe und er- 
zählt y. 286—348 die Klugheit des 



Numa, infolge deren sich Juppiter 
mit unblutigen Opfern bei der Süh- 
nung yon Blitzen, den Zeichen sei- 
nes Zornes, zufrieden erklärt. 

286. aeth. siccat: macht wasser- 
leer den Himmel. — 287. Vgl. 
Verg. georg. I 487: non cUias (als 
nach Cäsars Tode) caelo ceciderunt 
plura sereno fulgura, — 289. dea: 
Egeria. 

291. Picus und Faunus sind alt- 
italische Berg- und Waldgottheiten 
(y. 315), welche die Gabe der Weis- 
sagung besafsen (IV 649 ff. Verg. 
Aen. VII 81. Preller I S. 375 ff. 
379 ff.). — 293. Vgl. Hom.Od.d 383ff. 
fast. I 367 ff. Verg. georg. IV 396 ff. 
— 295. Auch Plutarch Num. 16 
schildert den Ay entin als damals 
unbewohnt und reich an Wasser 
und Wald (ygl. II 166 und Anm.); 
in Wäldern aber, unter denen die 
Eichwälder als yorzugsweise heilig 
galten, glaubten sich die alten 
Römer den Göttern besonders nahe ; 
ygl. am. III 1, 1. III 13, 7. Senec. 
ep. 41, 3. Preller I S. 68 f. 107 f. 



III 273—330. 



137 



quo posses viso dicere ^numen inest!' 
in medio gramen ^ muscoque adoperta yirenti 

manabat saxo yena perennis aquae. 

inde fere soli Faunus Picusque bibebant. 

300 huc venit et fonti rex Numa mactat ovem 

plenaque odorati disponit pocula Bacchi 

cumque suis antro conditus ipse latet. 
Ad solitos yeniunt silyestria numina fontes 

et releyant multo pectora sicca mero. 
305 yina quies sequitur. gelido Numa prodit ab antro 

yinclaque sopitas addit in arta manus. 
Somnus ut abscessit^ pugnando yincula temptant 

rumpere: pugnantes fortius illa tenent. 
tunc Numa: *Di nemorum^ factis ignoscite nostris^ 
310 si scelus ingenio scitis abesse meo^ 

quoque modo possit fulmen^ monstrate^ piari'. 

sie Numa. Sic quatiens comua Faunus ait: 
* Magna petis nee quae monitu tibi discere nostro 

fas sit. habent finis numina nostra suos. 
315 di sumus agrestes et qui dominemur in altis 

montibus. arbitrium est in sua tela loyi. 
hunc tu non poteris per te deducere caelo^ 

at poteris nostra forsitan usus ope'. 
dixerat haec Faunus. par est sententia Pici. 
320 *Deme tamen nobis yincula', Picus ait, 

'luppiter huc yeniet, yalida perductus ab arte. 

nubila promissi Styx mihi testis erit'. 
emissi laqueis quid agant, quae carmina dicant 

quaque trahant superis sedibus arte loyem, 
325 scire nefas homini. nobis concessa canentur 

quaeque pio dici yatis ab ore licet. 
Eliciunt caelo te, luppiter, unde minores 

nunc quoque te celebrant Eliciumque yocant. 
constat Ayentinae tremuisse cacumina silyae, 
330 terraque subsedit pondere pressa loyis. 



308. /*. üla tenent: weil sie darch 
die Gegenwehr die Ketten nur fester 
ziehen. — 312. cornua: z. II 268. 

— 313. monitu: z. I 467. — 314. 
numina * Walten*. 

316. tela: die Blitze, welche dem 
Jnpp. die Cyklopen schmiedeteD. 

— lovi: 'nur dem J.'. — 317. de- 
ducere die y. propr. bei Beschwö- 
rungen. — 322. nubila St 'der 
dunükle St.; über den Schwur s. 
Hom. II. O 37 : xal rö ncctBißofisvov 
Ikvyog vdatQ^ og ts fiiyiarog oqyiog 



dsivotatog ts niXsi fiaytaQsaai d'sot- 
aiv (=s Od. s 185). — 323. carmina: 
z. II 426. — 325. nobis gehört zu 
concessa und zu canentwr, 

327. minores: posteri. — 328. Eli- 
cius wird also Jupp. von 0. ge- 
nannt ^quia elicitur^ (etwas anders 
Liv. I 20, 7, nur allgemein ^äb eli- 
ciendo^ Varr. de 1. 1. VI 94): er 
hatte seinen Altar auf dem Aventin, 
Becker I S. 450. — 329. z. II 439. 
— 330. S. I 668. 



138 



Ovidi faetornm 



corda micant regis^ totoque e pectore sanguis 

fugit; et hirsutae deriguere comae. 
ut rediit animus^ ^Da certa piamina' dixit 

*falminis, altorum rexque paterque deum, 
335 si tuä contigimus manibus dpnaria puris^ 

hoc quoque^ quod petitur^ si pia lingua rogat'. 
adnuit oranti^ sed verum ambage remotum 

abdidit et dubio terruit ore virum. 
^Caede caput' dixit. cui rex *Parebimus' inquit: 
340 *caedenda est hortis eruta cepa meis/ 

addidit hie ^hominis'. ^Sumes' ait ille ^eapillos'. 

postulat hie animam. cui Numa ^piscis' ait. 
risit et ^His' inquit ^facito mea tela procures, 

vir conloquio non abigende deum. 
345 sed tibi, protulerit cum totum crastinus orbem 

Cynthius, imperii pignora certa dabo', 
dixit et ingenti tonitru super aethera motum 

fertur adorantem destituitque Numam. 
Ille redit laetus memoratque Quiritibus acta: 
350 tarda venit dictis difficilisque fides. 

^At certe credemur', ait, *si verba sequetur 

exitus. en audi crastina, quisquis ades. 



332. hirsutae prolept. — 333. re- 
diit: z. II 341. — 336. donaria 
eigentlich der Platz für Weihge- 
schenke, hier der Altar. Reinheit 
an Leib und Seele war ein not- 
wendiges Erfordernis beim Beten, 
die Hände mufsten deshalb vorher 
in fliefsendem Wasser gewaschen 
werden (IV 313 f. 778). Beim Beten 
wurden dieselben entweder zum 
Himmel erhoben oder sie berühr- 
ten den Altar und stellten so gleich- 
sam eine äufsere Verbindung mit 
der Gottheit her. — 336. hoc Obj. 
zu rogat. 

337. Jupp. macht sich mit Numa 
einen Scherz, indem er, um ihn 
durch orakelartige Zweideutigkeit 
zu schrecken, die Wahrheit in ein 
Rätsel einhüllt und so dem Ver- 
ständnis ferner rückt und verbirgt; 
über ambages vgl. IV 259 ff. 668. 

341 . hominis sc. caput. — M^.pisds: 
Genet., einer maena nach Amobius u. 
Plutarch, über welche z. II 577. 581. 
Vgl. Amob.! lovem diu cunctatum 
^expiäbis* dixe ^capite fulgurita', 
regem respondisse ^caepicio\ lovem 



rursus *humano\ rettulisse regem 
^sed capillo\ deum contra ^ani- 
mali\ ^ maena* suhiecisse Pompi- 
Uum. — 343. his: cepa, capillis, pisce. 
— procures: pies; pro kurz auch 
noch a. a. I 587 u. Tibull. I 5, 13. 

346. Cynthius: Phoebus, z. II 91. 
unter imperii pignora (s. z. VI 366) 
ist das ancile (z. 377) gemeint, an 
dessen Erhaltung der Bestand des 
imperium Romanum geknüpft war 
(379); es wurde daher nebst dem 
Palladium (s. VI 417 ff.), einen! an- 
deren imperii pignus, in dem der 
Vesta geheiligten Bezirk aufbe- 
wahrt; vgl. Paul. p. 131: una^que 
edita vox (als das ancile vom Him- 
mel fiel) omnium potentissimam fort 
civitatem, quam diu id in ea man- 
sisset. — 348. adorare heifst eigent- 
lich bei dem Schlufs des Gebets 
die Hand an den Mund (ad os) 
nehmen. — 350: ^Langsam und 
schwer schenkt man seinen Worten 
Glauben'. 

351. credemur: niO'CBv&^aofisd'a; 
vgl. met. VII 98. — 352. exitus: 
'Erfüllung'. — crastina 'was mor- 



m 331-377. 



139 



protulerit terris cum totum Cynthius orbem, 

luppiter imperii pignora certa dabit/ 
355 discedunt dubii^ promissaque tarda videntur^ 

dependetque fides a veniente die. 
MoUis erat tellus rorata mane pruina: 

ante sui populus limina regis adest. 
prodit et in solio medius consedit acerno^ 
360 innumeri circa stantque silentque viri. 

ortus erat summo tantummodo margine Phoebus: 

soUicitae mentes speque metuque pavent. 
constitit atque caput niveo velatus amictu 

iam bene dis notas sustulit ille manus 
365 atque ita ^Tempus adest promissi muneris' inquit. 

^poUicitam dictis, luppiter, adde fidem*. 
dum loquitur, totum iam sol emoverat orbem, 

et gravis aetherio venit ab axe fragor. 
ter tonuit sine nube deus, tria fulgura misit. 
370 credite dicenti: mira, sed acta, loquor. 
a media caelum regione dehiscere coepit: 

summisere oculos cum duce turba suo. 
ecce levi scutum versatum leniter aura 

decidit. a populo clamor ad astra venit. 
375 toUit humo munus caesa prius ille iuvenca, 

quae dederat nuUi coUa premenda iugo, 
atque ancile vocat, quod ab omni parte recisum est, 



gen geschieht'. — 363 f. Homerische 
Wiederholnng der Worte eines an- 
dern. — 365. tarda d. h* ein erst 
spät in Erfüllung gehendes. 

367. Mollis e, t: noch nicht aus- 
getrocknet von der Sonne; vgl. 
met. IV 82 : sölqi^ pruinosaa radiis 
siccaverat herbas. — 368. Numa 
wohnte nach Ovid in dem Atrium 
Vestae (welches auch A. regium 
genannt wurde), s. VI 263 f. u. z. 
VI 267. —- 369. Ahomholz wurde 
in jenen einfachen Zeiten für etwas 
Kostbares angesehen, met. IV 486. 
Xn 264. Verg. Aen. VIII 178. 

363. niveo (zu I 80) v. amictu: 
nach römischem Brauch verhüllte 
der Betende und Opfernde sich das 
Haupt und erhob die Hände zum 
Himmel; vgl. act. fratr. Arvalium 
p. 7 vom magister fratrom Arva- 
lium: manihus lautis, velato capite 
suh divo culmine contra orientem 
sacrificitim indixit 

366. pollicitam (pass.) f,: wie VT 



649 promissa fides. — 369. Donner 
von unbewölktem Himmel gilt schon 
im Homer (Od. v 103, vgl. Verg. Aen. 
VII 142) als ein günstiges Zeichen. 

372. summisere 'richteten empor'. 
— 373. versatum Un,: wie eine 
schwebende Feder. — 374. clamor 
a. a. V.: Hom. IL B 163 uvzri $' 
ovgavov t%sv, 

376. Hom. II. K 293 (== Od. y 
383): ßovv — oiS(iJ]t7iv , rjv ov nm 
vno ^vyov ijyaysv ävi]Q. Zu I 83. — 
377. ancile: Ov. hat hier kreisrunde 
Schilde der Salier vor Augen gehabt, 
leitet das Wort von dyKvlog ('rund') 
ab und spielt mit dem angulus, 
den es nicht hat. Gewöhnlich wird 
das ancile oval dargestellt, auf den 
beiden Langseiten wie eine Violine 
ausgeschnitten (Abbild, b. Rieh 
S. 31). Die richtige Etymologie des 
Wortes giebt Varro d. 1. 1. VII 43 : 
ancilia dicta ab ambecisu, quod ea 
arma ab utraque parte, ut Thracum, 
incisa, also von am (anib) =» äfiqtig 



140 



Ovidi fastomm 



quaque notes oculis^ angulus omnis abest. 
Tum, memor imperii sortem consistere in illo, 
380 coDsilium multae calliditatis init. 
plura iubet fieri simili caelata figura, 

error ut ante oculos insidiantis eat. 
Mamurius (morum fabraene exactior artis, 

difficile est illud dicere) clausit opus. 
385 cui Numa munificus *Facti pete praemia' dixit; 

*si mea nota fides, inrita nuUa petes'. 
iam dederat saliis a saltu nomina dicta 

armaque et ad certos verba canenda modos. 
tum sie Mamurius: *Merces mihi gloria detur, 
390 nominaque extremo carmine nostra sonent'. 
inde sacerdotes operi promissa vetusto 

praemia persolvunt Mamuriumque vocant. — 
Nubere si qua voles, quam vis properabitis ambo, 

differ. habent parvae commoda magna morae. 
395 arma movent pugnas. pugna est aliena maritis. 

condita cum fuerint, aptius omen erit, — 
His etiam coniunx apicati saneta Dialis 

lucibus inpexas debet habere comas. 

Tertia nox dimensa suos ubi moverit ignes, 
400 eonditus e geminis piscibus alter erit. 



(vgl. amho, amhire) und caedo, in- 
dem, wie oft, d inl übergegangen 
ist. — • 379. Zu 346. 

381. plura: noch 11. — caelata: 
z. II 79. — 382. N. Hefa also noch 
andere ähnliche Schilde anfertigen, 
damit Diebe nicht erkennen könn- 
ten {in errore 8int)y welches das 
anc. St'Cnstsg sei. — 383. Eonstr. 
M. — diff. est illud dicere, morum 
fabraene ariis ex, (fuerit) — cl. opus, 
morum f. artis Genet der Beziehung, 
wie met. II 766 belli metuenda, X 
616 mens interrita leti und sehr 
oft bei Tacitus. — 384. clausit opus 
'brachte das Werk zum Abschlufs*. 

392. Mam, vocant rufen den Mam. 
an, in ihrem Liede. 

393—398. Anhangsweise führt 0. 
noch einige Bräuche an, welche bis 
zu der Zeit beobachtet wurden, wo 
die ancilia wieder an ihre alte 
Stelle im Tempelbezirk der Vesta 
zurückgebracht wurden (condeban- 
tur), vielleicht am letzten März; 
vgl. Porphyr, z. Hör. ep. II 2, 208: 



Maio mense religio est nubere et 
item Martio: über das Verbot zu 
heiraten s. z. II 567. — 396. ^Arma 
ancilia movent^ steht im calend. 
Philoc. unter dem 9. März zur Be- 
zeichnung eines Umzugs. 

397. His verb. mit lucibus, sc. qui- 
bus arma moveniur. Der flamen 
Dialis trug auf seinem Kopfe einen 
spitzen Hut, albogalerus, auch ein- 
fach apex genannt; er mufste stets 
in seiner Amtskleidung erscheinen 
und war wie seine Frau, die flami- 
nica, die daher auch saneta genannt 
wird , vielfachen Beschränkungen 
unterworfen; dazu gehörte u. a.) 
dafs diese an den bezeichneten Tagen, 
am Feste der Argeer und wenn 
der penus Vestae gereinigt wurde, 
ihr Haar nicht kämmen und die 
Nägel nicht schneiden durfte (VI 
229 f.). 

399^402. 4. März. (Früh-) Un- 
tergang des einen Fisches; s. II 
467 flf.; der eine Fisch hiefs Notius, 
der andere Boreus. 



III 378—416. 



141 



nam duo sunt^ austris hie est, aquilonibus ille 
proximus. a vento nomen uterque tenet. 

Cum croceis rorare genis Tithonia coniunx 

coeperit et quintae tempora lucis aget^ 
405 sive est Arctophylax, sive est piger ille Bootes, 

mergetur visus efifugietque tuos. 
At non eflFugiet Vindemitor. Hoc quoque causam 

unde trahat sidus, parva docere mora est. 
Ampelon intonsum satyro nymphaque creatum 
410 fertur in Ismariis Bacchus amasse iugis. 

tradidit huic vitem pendentem e frondibus ulmi, 

quae nunc de pueri nomine nomen habet, 
dum legit in ramo pictas temerarius uvas, 

decidit: amissum Liber in astra tulit. 

415 Sextus ubi Oceano clivosum scandit Olympum 
Phoebus et alatis aethera carpit equis, 



403—414. 5. März. 

403. Tithonia c. : Aurora, z. I 461 ; 
bei Homer halfst sie nQOTionsTtXog. 
Der Morgentau sind die Thränen, 
welche sie über den Verlust ihres 
vor Troja durch Achilles getöte- 
ten Sohnes Memnon weint; vgl. 
met. XIII 675—621 und bes. 620: 
piasque nu/nc quoque dat lacrimas 
et toto rorat in orbe, — 404. aget: 
met. III 149: Altera lucem cum cro- 
ceis invecta rotis Au/rora reducet 
— 405. Den grofsen Bär stellte man 
sich entweder als einen mit Stieren 
bespannten Wagen {Zficc^cc, plau- 
strum) vor, welchen der Bomzrig^ 
Ochsentreiber, gedacht als ein mit 
ausgestrecktem Arm den Wagen 
berührender Mann, leitet; oder 
man dachte sich den Wagen als 
Bären, dann hiefs das andere Ge- 
stirn dQKzoq)vXai. Der Bootes steht 
auf dem Westhorizonte auf, geht 
also langsam unter, daher bei Homer 
Od. £ 272 Olpe dvovza. Bomtriv, hier 
piger, tardus in den met. II 177 
und bei Catull. 66, 67. — 406. effu- 
gietque (z. I 44): in die Strahlen 
der Sonne; 0. will den Frühunter- 

gang ausdrücken, freilich irrtüm- 
ch für den Spätaufgang; auch y. 
407 hat er sich geirrt, wo man nach 
den Worten (denn non effugiet heilst 
im Gegensatz zu effugiet *wird auf- 



gehn') an den Frühaufgang des.Win- 
zers denken mufs, während der 
Spätaufgang nach der Eechnung in 
diese Zeit lallt. — 407. Der Stern 
(einer im nördlichen Flügel der 
Jungfrau) hiefs Vindemitor, weil 
mit seinem Frühaufgang (am 18. 
Sept.) die Weinlese begann. — catt- 
sam: weshalb er unter die Sterne 
gekommen ist. — 409. "Aii/jcBXog: 
der Weinstock personifiziert als 
schöner Satyr begegnet uns auch 
in der Kunst als Mundschenk des 
Bacchus. — intonsum: bei den 
Griechen bestand die Sitte erst 
beim Eintritt in das Ephebenalter 
das Haar abzuschneiden und dann 
das abgeschnittene den Göttern zu 
weihen; von dort kam die Sitte 
auch zu den Bömem. — 410. Isma- 
rus, Berg im südlichen Thracien, 
berühmt durch den dort wachsen- 
den Wein und daher Lieblingsauf- 
enthalt des Bacchus. — 411. Der 
Wein wird noch heute in Italien 
an Ulmen gesogen, mit ihnen 'yer- 
mahlt'. — 413. pictas 'farbig*. 

415—428. 6. März. Tag der 
Ernennung des Augustus zum 
Pontifex maximus und Fest- 
tag der Vesta, s. z. I 528. Preller 
II S. 176. 

415. Oceano: 'aus dem 0.'. — 416. 
Die vier Sonnenrosse werden yon 



142 



Ovidi fastorum 



quisqais ades castaeque colis penetralia Yestae^ 

gratare Iliacis turaque pone focis. 
Caesaris mnumeris^ quos maluit ille mereri^ 
420 accessit titulis pontificalis honor. 

ignibus aeternis aetemi numina praesunt 

Caesaris. indperii pignora iuncta vides. 
di veteris Troiae, dignissima praeda ferenti, 

qua gravis Aeneas tutus ab hoste fuit^ 
425 ortus ab Aenea tangit cognata sacerdos 

numina: cognatum^ Yesta^ tuere Caput! 
quos sancta fovet ille manu, bene vivitis ignes. 

vivite inextincti, flammaque duxque, precor. 

Una nota est Marti nonis, sacrata quod illis 



den griechischen Dichtern u. Künst- 
lern mit Flügeln an den Schultern 
dargestellt. — carpit: der Gehende 
pflückt gewissermafsen ein Stück 
des Weges nach dem andern ab; 
daher carpere iter (V 88), viam und 
vi(M aerias (a. a. U 44) und danach 
gebildet c. aethera (auch met. VIII 
219); ebenso aera carpehat alis met. 
IV 615, c. Uttora (met. XII 196), 
mare (XI 752), campos (tr. I 10, 23). 
— 417. castae F.: vgl. Priap. 31, 2: 
Licebit ipsa sis pudicior Vesta, — 
penetralia: nicht der sog. penus 
interior, welcher verschlossen und 
Männern stets verboten war (VI 
450), sondern der eigentliche, all- 
gemein zugängliche Tempelraum, 
in welchem sich der Herd der 
Vesta (üb. Miaci foci s. z. I 528) 
befand. — 419. Caesaris: Augusti, 
8. z. II 138. — qiMS — mereri: der 
Nachdruck liegt auf mereri: der 
Gegensatz ist quam sine meritis 
accipere, sodafs jenes fast so viel 
bedeutet als quos ille meritus est 

421. ign, aeternis: z. 143. — nu- 
mina a>et, Caes.: dem Augustus 
wurde erst nach seinem Tode (17. 
Sept. 14 n. Chr.) göttliche Ver- 
ehrung zuerkannt, die Dichter aber 
machen ihn schon bei seinen Leb- 
zeiten zum Gott, s. I 530. Die aeter- 
nitas wurde später als so eng mit 
dem Wesen des Kaisers verbunden 
angesehen, dafs der jüngere Pli- 
nius den Kaiser Trajan sogar aeter- 
nitas tua anredet. — 422. Geschickt 
schmeichelnd nennt 0. den Augustus 



auch ein pignus imperii (z. 346. 
VI 365). — iuncta: in doppelter 
Beziehung, durch das Amt und 
durch die Wohnung des Kaisers, 
der als pont. jnax. sein Amtslokal 
in der unmittelbar an dem Tempel 
liegenden Regia hatte. — 423. di 
vet, Tr,: d. h. die penates und die 
Vesta, welche auch VI 227 u. 366 
Hiaca (met. XV 730 Troica) heifst. 
0. ist hier Virgil gefolgt, der Aen. 
II 296 den Aeneas aus Troja mit- 
nehmen läfst vittas Vestamque po- 
tentem aetemumque ignem (vgl. V 
744. IX 267), während er I 628 die 
Vesta richtig eine altlatinische Göt- 
tin sein läfst. — 424. gravis: onustus. 
— 425. tangit: sc. cu/ra sua. — co- 
gnata: weil Vesta und Augustus (die- 
ser als Nachkomme des Aeneas, s. 
I 717) aus Troja stammen. 

429—458. 7. März. 

429—448. Weihetag des Tem- 
pels des Vediovis inter duos 
lucos. Vediovis oder Veiovis, ein 
jugendlich gedachter Juppiter, ist 
schon von dem röm. Annalisten 
Piso mit dem Apollo Lykoreus von 
Delphi verglichen worden u. scheint 
in der That ein Gott der Sühne und 
der Zuflucht für flüchtige Verbrecher 
gewesen zu sein. Der Tempel stand 
auf dem *inter duos lucos' genann- 
ten Platze, d. h. in der Einsenkung 
zwischen den beiden Gipfeln des 
Gapitolinischen Hügels, und zwar, 
wie sich aus 0. ergiebt, vor der 
Asylstätte (z. 431). Pfeiler I S. 262 ff. 

429. Una nota est M. n. ; nur eine 



III 417-449. 



143 



430 templa putant lucos Veiovis ante duos. 
Bomulus ut saxo lucum circumdedit alto^ 

^Quilibet huc' inquit ^confuge, tutus eris'. 
o quam de tenui Romanus origine crevit! 

turba yetus quam non inyidiosa fuit! 
435 Ne tarnen ignaro novitas tibi nominis obstet, 

disce, quis iste deus, curve vocetur ita. 
luppiter est iuyenis: iuyenalis aspice yultus. 

aspiee deinde manum: fulmina nulla tenet. 
fulmina post ausos caelum adfectare Gigantas 
440 sumpta loyi (primo tempore inermis erat): 
ignibus Ossa noyis et Pelion altius Ossa 

arsit et in solida fixus Olympus humo. 
stat quoque capra simul. nymphae payisse feruntur 

Cretides. infanti lac dedit illa loyi. 
445 Nuiic yocor ad nomen. yegrandia farra coloni, 

quae male creyerunt, yescaque parya yocant. 
yis ea si yerbi est, cur non ego Veioyis aedem 

aedem non magni suspicer esse loyis? — 
lamque, ubi caeruleum yariabunt sidera caelum, 



Bemerkung findet sich in den Ka- 
lendern an den Nonen des März, 
d. h. nur eine Feier wurde an den- 
selben begangen. — 431. Vgl. Liv. 
I 8, 5: Ne vana urbis magnitudo 
esset, adidendae multitudinis causa 
— locum, qui nunc saeptus descen- 
dentibus inter duos lucos est, asylum 
aperit. eo ex finitimis populis turba 
omnis sine discrimine, liber an ser- 
vus esset, avida novarum rerum per- 
fugit, idque primum ad coeptam 
magnitudinem roboris fuit — Es 
ist zu unterscheiden zwischen dem 
Platz inter duos lucos und der auf 
demselben sich befindenden Asyl- 
stätte selbst {lucus s=» luicus yon 
liiere), die freilich erst spät mit 
einer Mauer {aazs (iriSsvcc l'rt to- 
nuQccnav iasld'stv ig avto Svvri- 
diivaiy Dio XL VII 19) umgeben wor- 
den ist. — 432. z. I 17. — 433. Bo- 
manus kollektiv. — 434. invidiosa 
* neiderregend', übers. *wie wenig 
Niüirung bot sie dem Neid'. — 435. 
novitas: übers, durch ein Adjekt. 
Seyffert § 188. 

438. deinde: bei Dichtern zwei- 
silbig. — 439. post: 'erst nach- 
dem'. — caelum: regnum caeleste 
met. I 162. — Gigantas: z. V 35 



und I 307. — 440. Vgl. met. 1 154: 
tum pater omnipotens misso per- 
fregit Olympum fulmine etc. — 
inermis: ohne die Waffe des Blitzes, 
den sonst Jupp. in der Hand führt. 

441. i. novis: von den bis dahin 
noch nicht dagewesenen Feuerstrah- 
len. — Pelion altius Ossa: denn 
der P. war auf den 0. getürmt^ 
vgl. I 307 u. Anm. — 443. capra: 
0. meint die Ziege, mit deren Milch 
die Nymphen den jungen Zeus auf 
Kreta aufzogen, vgl. V 113 ff., wäh- 
rend sie vielmehr das dem Gotte 
dargebrachte stellvertretende Sühn- 
opfer darstellte. Preller I S. 265; 
vgl. Gell. V 12, 12: immolaturque 
ritu humano capra eiu^sque anima- 
lis figmentum iuxta simtdacrum stat. 
— 445. Die Silbe ve (Sanskrit, vi) 
drückt eine Scheidung aus, vgl. 
vesanus, vemens, vecors. — 446. 
veseus bedeutet eigentlich einen 
Menschen, der nicht gegessen hat 
oder nicht gegessen zu haben scheint. 
Paul. p. 379 : Vesculi male curati et 
graciles homines. 

449—458. Aufgang des Pega- 
sus und seine Fabel. Als Per- 
seus die Gorgone Medusa ent- 
hauptet hatte, entsprang aus ihrem 



144 



OTidi fastoram 



450 suspice: Gorgonei coUa videbis equi. 

Creditur hie caesa gravidae cervice Medusae 

sanguine respersis prosiluisse iubis. 
huic supra nubes et subter sidera lapso 
caelum pro terra, pro pede pinna fuit. 
455 iamque indigaanti nova frena receperat ore, 
cum levis Aonias ungula fodit aquas. 
Nunc fruitur caelo, quod pinnis ante petebat ^ 
et nitidus stellis quinque deeemque micat. 

Protinus aspicies venienti nocte Coronam 
460 Gnosida. Theseo crimine facta dea est. 
lam bene periuro mutarat coniuge Bacchum, 

quae dedit ingrato fila legenda viro. 
Sorte tori gaudens ^Quid flebam rustica?' dixit: 
^utiUter nobis perfidus ille fuit'. 
465 Interea Liber depexos crinibus Indos 



Nacken der gewaltige Chrysaor und 
das geflügelte Bo£ Pegasus (der 
Vater beider war Poseidon); auf 
dem Peg. sitzend besiegte der co- 
rinthische Heros ßellerophon die 
Chimära, sein Hufscblag brachte die 
Quelle Hippokrene (tnnov xpi}v??) 
auf dem Helicon in Böotien (z. I 
489) hervor; als aber Bell, über- 
mütig darch sein Glück auf ihm 
in den Himmel fliegen wollte, wurde 
er vom Peg. abgeworfen, der dann 
seinen Weg allein fortsetzte und 
unter die Sterne aufgenommen 
wurde. 

449. caeruleum: s. II 487. — va- 
ridbwnt: * sprenkeln werden'. Vgl. 
met. II 193: in vario caelo. am. I 
2, 41: varians capiUos gemma. — 
450. colla: ob 0. damit das ganze 
nur bis zur Hälfte des Leibes rei- 
chende Gestirn oder allein die ersten 
Sterne gemeint hat, ist nicht zu 
entscheiden. — 452. prosüuiaae : 
vgl. Hesiod. theog. 280 f. : r^g 8' 
OTS Sil HsQasvg ytstpaXiiv dneSai^o- 
TOfiTiasv, itid'OQS XQvadmq ts ftiyag 
%(d nrjyccaog tnnog. — 463. Idbi 
^sich emporschwingen \ sonst der 
stehende Ausdruck für die Bewegung 
der Gestirne. — 458. Eratostiienes 
zählte 18 Sterne, in Wahrheit sind 
es 20. 

469—516. 8. März. Aufgang 
der Krone und ihre Fabel. Ak 
Theseus nach Kreta gekommen war. 



um den Minotaurus im Labyrinth 
zu töten, hatte ihm Ariadne, die 
Tochter des Königs Minos, von 
Liebe zu ihm erfafst, einen Faden 
gegeben, durch dessen Hilfe er 
sich glücklich aus den Irrwegen 
des Labyrinths herausfand. Er 
hatte dann Ariadne mit sich ge- 
nommen, sie aber auf der Insel Dia 
oder Naxos zurückgelassen, wo sie 
der Gott Bacchus zu seiner Ge- 
mahlin machte; eine kostbare von 
Vulcan gefertigte Krone von Gold 
und indischen Edelsteinen gab ihr 
damals Venus als Brautgeschenk. 
Jetzt glaubt sie sich auch von dem 
Gotte verlassen und einer schönen 
Tochter des besiegten Inderkönigs 
nachgestellt. 

460. Gnosus war die berühmte 
Besidenz des Minos auf Greta, da- 
von hiefs die Krone seiner Tochter 
Gnosis; vgl. Verg. georg. I 222: 
Gnosiaque ardentis decäcU Stella 
Coronae, — Theseo er. f. d. (z. 112): 
freilich mittelbar. — 461. hene verb. 
mit mutarat, ^ hatte eingetauscht'. 
Subj. ist V. 462. — 462. Vgl. met. 
VIII 173: lanua difficüis fUo est 
inventa relecto. her. 10, 104: fila 
per addiictas saepe recepta mamts* 

— 463. rrMtica: einfältig wie ein 
Mädchen vom Lande, ebenso met. 
V 583 und öfters in den Liebes- 
gedichten. — 466. Liber: z. I 403. 

— Indos: der siegreiche Zug des 



m 460—493. 



145 



vicit et eoo dives ab orbe redit. 
inter captiyas facie praestante puellas 

grata nimis Baccho filia regis erat, 
flebat amans coniunx spatiataque litore curvo 
470 edidit incaltis talia verba comis: 

*En iterum^ fluctus, similis audite querelas! 

en iterum laerimas accipe, barena; meas! 
dicebam, memini, **periure et perfide Thesen!'' 

ille abiit. eadem crimina Bacchus habet. 
475 nunc quoque "nuUa viro" clamabo "femina credat! 

nomine mutato causa relata mea est. 
utinam mea sors^ qua primum coeperat^ isset, 

iamque ego praesenti tempore nulla forem! 
quid me desertis morituram^ Liber, harenis 
480 servabas? potui dedoluisse semel. 

Bacche levis leviorque tuis, quae tempora cingunt, 

frondibus, in laerimas cognite Bacche meas, 
ausus es ante oculos adducta paelice nostros 

tam bene compositum sollicitare torum? 
485 heu ubi pacta fides? ubi, quae iurare solebas? 

me miseram, quotiens haec ego verba loquar? 
Thesea culpabas fallacemque ipse vocabas: 

iudicio peccas turpius ipse tuo. 
ne sciat hoc quisquam, tacitisque doloribus urar, 
490 ne totiens falli digna fuisse puter! 
praecipue cupiam celari Thesea, ne te 

consortem culpae gaudeat esse suae. 
at puto, praeposita est fuscae mihi Candida paelex. 



» 



Bacchus nach Indien spielt in der 
späteren Sagengeschichte einegrofse 
Rolle, s. z. 719 f. und met. IV20f. — 
depea^s crinibus 'mit herabwallen- 
den Haaren'. 

466. eous: fj^og, — 469. (in) litore 
curvo: an dem geschweiften Ufer 
(von Dia); s. met. XI 352. her. 10, 
47. a. a. I 530. 

471. iterum: das erste Mal, als 
Thesens sie verlassen hatte, aus 
welcher Situation 0. sie den 10. 
Brief schreiben läfst; vgl. CatuU. 
64, 132— 201, an welche Stelle 0. 
absichtlich erinnert, s. II 487 u. 
Anm. — 474. äbiit: z, II 341. — 
476. Vgl Cat. 64, 143: Nunc iam 
nuMa viro iu/ranti femina credat etc. 

476. relata: z. I 618. — 477. qua 
pr, coeperat: sie hatte von Theseus 
auf dem Öden Naxos zurückgelassen 

Ovids Fasten. 



den sicheren Tod vor Augen ge- 
sehen, vgl. her. 10, 80 ff. — 480. 
p. dedoluisse semel (=» rem. 294) ^ich 
hätte mit einem Male aufhören 
können Schmerz zu empfinden'; 
vgl. Liv. XXV 6, 16: hostis denique 
est datus, cum quo dimicantes aut 
vitam semel aut ignominiam finirent; 
üb. d. infin. perf. z. II 3*22. 

481. levis ^schwankend'. B. ist 
immer beki^nzt mit Epheu und 
Weinlaub. — 482. in laerimas 'zu 
meinem Unglück'. — 488. iudicio 
— tuo: über Theseus. — 489. tacitis: 
passiv. — 490. fdlli d.: z. I 88. 

493. Der Vers ist ironisch zu 
nehmen, denn die Inder galten den 
Alten anders gefärbt: decolor India 
met. IV 21. decolor Indus tr. V 
3, 24. colorati Indi Verg. geor^. 
IV 293; sogar schwarz nennt sie 

10 



146 



Ovidi fastorum 



eveniat nostris hostibus ille color! 
495 quid tarnen hoc refert? vitio tibi gratior ipso est. 
quid facis? amplexus inquinat illa tuos. 
Bacche, fidem praesta nee praefer amoribus ullam 

coniugis. adsuevi semper amare virum. 
ceperunt matrem formosi comua tauri, 
500 me tua. at hie laudi est; ille pudendus amor. 

ne noceat; quod amo. neque enim tibi, Bacche^ nocebat^ 

quod flaminas nobis fassus es ipse tuas. 
nee, quod nos uns, mirum facis: ortus in igne 
diceris et patria raptus ab igne manu. 
505 illa ego sum, cui tu solitus promittere caelum. 
ei mihi, pro caelo qualia dona fero!' 
Dixerat. audibat iamdudum yerba querentis 

Liber, ut a tergo forte secutus erat, 
occupat amplexu lacrimasque per oscula siccat 
510 et Tariter caeli summa petamus' ait. 

Hu mihi iuncta toro mihi iuncta vocabula sumes 

(nam tibi mutatae Libera nomen erit), 
sintque tuae tecum faciam monimenta coronae, 
Vulcanus Veneri quam dedit, illa tibi.' 
515 Dicta facit gemmasque noyem transformat in ignes: 
aurea per Stellas nunc micat illa noyem. 

Sex ubi sustulerit, totidem demerserit orbes, 



0. a. a. I 53. — 499. Die Mutter 
der Ariadne hatte sich in einen 
Stier verliebt und von ihm denMino- 
taurus geboren, met. VIII 132 flf. — 
BOO. me tua: B. wurde mehrfach 
mit Hörnern dargestellt, vielleicht 
um an eins seiner Symbole, den 
Stier, der seine zeugende Natur- 
kraft ausdrückte, zu erinnern, met. 
IV 19. 

603. Semele, die Tochter des 
Gadmus und Geliebte des Zeus, 
hatte diesen gebeten ihr in voller 
Majestät zu erscheinen; der Gott, 
durch sein Versprechen ihr eine 
Bitte zu erfüllen gebunden, er- 
scheint ihr unter Blitz und Donner, 
setzt aber die Sterbliche in Flam- 
men {arserat öbsequio lovis VI 485) ; 
ihren Sohn Bacchus rettet er aus 
dem Feuer und näht ihn in seinen 
Schenkel ein, bis er vollständig 
ausgetragen ist; met. III 263—315. 
— 506. fero s. z. 1 11. — 507. audi- 



hat: diese Form oft in der lateini- 
schen Poesie. — 510. caeli summa: 
z. II 215. 

611. Unterscheide die Casus von 
iimcta — iuncta, — 512. Libera: 
der weibliche Liber, mit Liber zu- 
sammen als segenspendende Göttin 
verehrt und von andern später mit 
der griechischen Persephone, auch 
mit Venus , identificiert. Preller U 
S. 47 ff.; über den Casus s. z. 246. 
— 513 ^und ich will bewirken, dafs 
es ein Andenken an deine Erone 
(vgl. II 265) mit dir zusammen 
(d. h. zugleich an dich) giebt'; vgl. 
Hygin. a. p. II 5: Coronam dicitur 
inter astra collocasse, ut aeterna 
memoria nominis efficeretur; daher 
nennt 0. V 346 das Gestirn Anad- 
naeum sidus. — 515. gemmjos: der 
Krone; vgl. met. VIII 176 ff. Jetzt 
zählt man in dem Gestirn 8 Sterne. 

517— 522, 14. März. Wieder- 
holung der Equirria; z. II 857, 



III 494—632. 



147 



purpureum rapide qui vehit axe diem, 
altera gramineo speetabis Equirria campo^ 
520 quem Tiberis curvis in latus urget aquis, 
qui tarnen eieeta si forte tenebitur unda, 
Caelius accipiet pulverulentus equos. 

Idibus est Annae festum geniale Perennae^ 

haud procul a ripis, advena Thybri, tuis. 
525 plebs venit ac virides passim disiecta per herbas 

potat, et accumbit cum pare quisque sua. 
sub love pars durat, pauci tentoria ponunt^ 

sunt quibus e ramis frondea facta casa est^ 
pars ubi pro rigidis calamos statuere columnis^ 
530 desuper extentas imposuere togas. 

sole tarnen vinoque calent annosque precantur, 

quot sumant cyathos^ ad numerumque bibunt. 



618. axe: der wichtigste Teil des 
Wagens für diesen selbst (ebenso 
IV 662. met. 11 59). rapido kann 
von der reifsenden Schnelligkeit 
oder (wofür axis ignifer met. II 69. 
her. 4, 160. am. 1 13, 2 spricht) von 
der Feuerglut, welche der Wagen 
des Phöbus um sich verbreitet (z. 
I 674), verstanden werden. — pur- 
pureum: Verg. Aen. VI 641 lumine 
purpwreo; vgl. her. 4, 160 (auch 
von Phöbus) Fwrpureo tepiäum qui 
movet axe diem, — 620. Da« Mars- 
feld war zur Hälfte von dem dort 
weit ausbiegenden Tiber umgrenzt. 
— 521. Vgl. Paul. p. 131: Martialis 
Campus in Coelio monte diGitv/r, 
quod in eo Equiria soWbant fieri, 
91 qwmdo aquae Tiberis campum 
Martium occupassent (was sehr oft 
geschah). 

628—710. 15. März. 

523—696. Fest der Anna Per- 
enna. Sie gilt meist als die Mond- 
göttin des laufenden Jahres, die sich 
in jedem Monat erneut, jung und alt 
gleich jugendfrischen und liebes- 
lustigen Sinnes; daher wird sie 
besonders in dem Frühlingsmonat 
März, dem ersten Monat des alt- 
römischen Jahres, zur Zeit des Voll- 
monds (der Iden, s. S. 26 f.) gefeiert 
imd entsprechend ihrem Charakter 
in der ausgelassensten Weise. Für 
das W. Anna Perenna (oder Per- 
anna) gab es zwei Erklärungen, von 



welchen es die eine mit annus zu- 
sammenbrachte (so 0. V. 146 und 
667 f.), die andere es von amnis per- 
amnis (^der aus beständiger Quelle 
fliefsenden Strömung') herleitete (so 
0. V. 653; s. auch z. 659). Preller I 
S. 343 ff. Gefeiert wurde das Fest 
'via Flaminia (welche von Born 
über den pons Mulvius nach Etru- 
rien führte) ad lapidem primum* 
(calend. Vatic. p. 388) und zwar 
nach Martial (IV 64, 17) in nemore 
pomifero. 

523. geniale: z. 58. — 524. ad- 
vena: z. II 68. — 526. accumbit: 
ad potandum. — cum pare — sua 
'mit seiner Liebsten'. — 627. sub 
love: z. II 138. — 529. rigidis: hart, 
fest, vgl. rigidas süices met. IX 613 
u. ähnl. 0. — 630. Die Toga, welche 
in Falten genommen über der Tunica 
getragen wurde, war ein weifses 
wollenes Tuch in Ellipsenform, min- 
destens 6 M. breit und 3 M. lang, 
also sehr geeignet, um als Dach 
zu dienen. 

532. Der cyathus, der 12. Teil 
eines sextarius, also von der Gröfse 
eines Weinglases, wurde gebraucht, 
um den Wein aus dem Krater zu 
schöpfen und in den gröfseren, viel- 
leicht einen sextarius fassenden 
Trinkbecher zu giefsen, und zu- 
gleich das Mafs für das zu trin- 
kende abzugeben; am Tage der 
Perenna trinkt man pro perennitate 

10* 



148 



Ovidi fastorum 



invenies illic, qui Nestoris ebibat annos, 
quae sit per calices facta Sibylla suos. 
535 illic et cantant, quicquid didicere theatris, 
et iactant faciles ad sua yerba manus 
et ducunt posito duras cratere choreas, 

cultaque diffusis saltat amica comis. 
cum redeant, titubant et sunt spectacula vulgi 
540 et fortunatos obvia turba vocat. 

occurrit nuper (visa est mihi digna relatu) 

pompa: senem potum pota trabebat anus. 
Quae tamen haec dea sit, quoniam rumoribus errat: 
fabula proposito nulla tegenda meo. 
545 Arserat Aeneae Dido miserabilis igne, 
arserat extructis in sua fata rogis; 
compositusque cinis, tumulique in marmore Carmen 

hoc breve, quod moriens ipsa reliquit, erat: 
Traebuit Aeneas et causam mortis et ensem, 
550 ipsa sua Dido concidit usa manu/ 

Protinus invadunt Numidae sine vindice regnum, 



vitae so viel cyathi, als man sich 
selbst Jahre wünscht; der tech- 
nische Ausdruck für das Leeren 
einer bestimmten Zahl von cyathi, 
die dann immer auf einmal ohne 
abzusetzen getrunken werden muTs- 
ten, ist ad numerum hibere {ttva^i- 
feiv oder yiva^iisad'ai). — 533. N, 
ebihat annos: wie nomen alieuiiis 
bibere bedeutet so viel cyathi trin- 
ken als der Name der gefeierten 
Person Buchstaben enthält (Mar- 
quardt Privatalt. 1 S. 347), so N, 
annos eb, so viel cyathi trinken, 
als N.» der trisaeclisenex, ^der drei 
Menschenalter sah' (vgl. met. XII 
187), Jahre alt war. — 534. Auch 
das Alter der Sibylle war sprich- 
wörtlich (met. XIV 144. fast. IV 875. 
ex P. II 8, 41). — 536. {in) theatris: 
besonders bei den Mimen, dem 
römischen Volksdrama. 

536. faciles: z. II 5; gemeint ist 
die Gestikulation. — 537. Der 
schwerfällige {durus, vgL am. 11 
4, 23) Tanz geht um den in die 
Mitte gestellten Mischkrug herum. 
— 538. ctUta 'geputzt'. — 540. for- 
ttMotos 'selig'. 

542. Die durch eine pathetische 
Einleitung erre^ Erwartung wird, 
wie es bei H. Heine so oft geschieht. 



durch den plötzlichen Abschlufs in 
scherzhafter Weise getäuscht, ein 
dnQogSmirjtov, — Mit v. 543 be- 
ginnt eine Beihe von (6) Erklärun- 
gen des Wesens der Anna Perenna. 

— 543. errat (sc. dea) = dubia, 
incerta est (IV 261. met VIII 473). 

— rumor, 'im Gerede' (vgl. met. 
III 253 rumor in ambiguo est). Mit 
andern Worten: 'da die Meinung 
über das Wesen der Göttin ver- 
schieden ist'. 

640 — 656. 1. Erklärung, welche 
die A. P. mit der Schwester der un- 
glücklichen Dido zusammenbringt; 
Ovids Erzählung schlieÜBt sich an 
das 4. Buch der Aeneis an, in dem 
zuletzt berichtet wird, wie sich 
Dido auf einem von ihr errichteten 
Scheiterhaufen mit einem von 
Aeneas ihr geschenkten Schwerte 
(Aen. IV 647) selbst das Leben 
nimmt. 

545. arserat: hier vom Liebes- 
feuer, V. 546 vom wirklichen Feuer; 
dergleichen Wortspiele liebt 0. — 
547. componere ist der technische 
Ausdruck vom Sammeln der Asche 
und vom Beisetzen (ebenso condere 
V 451. 658). — 549 f. = her. 7, 
193 f. 

551. regnum s, vind,: z. I lli. — 



III 533—570. 



149 



et potitur capta Maurus larba domo 
seque memor spretum, ^Thalamis tarnen' inquit *Elissae 
en ego, quem totiens reppulit illa, fruor'. 
555 diffugiunt Tyrii, quo quemque agit error, ut olim 
amisso dubiae rege yagantur apes. 
Tertia nudandas acceperat area messes, 
inque cavos ierant tertia musta lacus: 
pellitur Ämia domo lacrimansque sororia linquit 
560 moenia. germanae iusta dat ante suae. 

mixta bibunt moUes lacrimis unguenta favillae 

yertice libatas accipiuntque comas. 
terque *Vale!' dixit, cineres ter ad ora relatos 
pressit, et est illis visa subesse soror. 
565 nancta ratem comitesque fugae pede labitur aequo^ 
moenia respiciens, dulce sororis opus. 
Fertilis est Melite sterili vicina Cosyrae 

insula^ quam Libyci verberat unda freti. 
haue petit, hospitio regis confisa vetusto: 
570 hospes opum dives rex ibi Battus erat. 



662. potttwr: z. HI 21. — larha ein 
von Dido versclynähter Numidischer 
Fürst ^Hammone satus rapta Gara- 
mantide nympha* Verg. Aen. IV 198. 

— 653. thah fruor: mit bitterer 
Ironie ; denn fhal. bedeutet auch das 
Brantgemach , die Ehe. — Elissa: 
anderer Name der Dido. — 655. 
Tyrii sind die Bewohner des von 
Tyms aus gegründeten Karthago. 

— olim 'manchmal' in Beispielen 
und Gleichnissen, VI 149. met. 
XI 608. 

566. rege: die Alten glaubten, 
dafs das Haupt der Bienen männ- 
lichen Geschlechts sei. S. Voss z. 
Verg. georg. S. 799 und über den 
Gehorsam der übrigen Bienen Verg. 
g. IV 212: Mege incolumi mens Om- 
nibus una est; amisso rupere fidem 
constructaque mella diripuere etc. 
Plin. n. h. XI 62 f. — 557. nu- 
dandas: von dem Stroh und ihrer 
Hülse; vgl. med. fac. 54: exue de 
palea tegminihusque suis, — 568. 
lacus 'Kelterkufe'; vgl. met. XIV 
146. — 660. ivMa, 8C%aitt, die dem 
Toten schuldige ^Ehre. Beim Ab- 
schied läXst 0. noch inferiae oder 
parentalia feiern, indem er rö- 
mische Sitte auf Karthago über- 
trägt. 



561. Die in einer Urne befindliche 
Asche der Dido wird mit Salböl 
und Thränen angefeuchtet, auch 
abgeschnittenes Haar zu derselben 
gelegt; heroid. 4, 16. — 662. liba- 
tas: decerptas; vgl. Sil. Ital. VII 
184: ac primum Vestae decerpsit 
honorem undique et in mediam iecit 
libamina flammam. — accipiuntque: 
z. I 44. — 564. iUis: dneribus. — 
565. pede a^equo, d. h. mit vollem 
Winde; unter pedes (noSsg) ver- 
steht der Schiffer die Schooten, 
d. h. die Taue am untern Ende der 
Segel, durchweiche diese gerichtet 
und gespannt wurden; da diese 
hier gleich lang sind, so bläst also 
der Wind geradeaus in die vollen 
Segel. Vgl. Cat. 4, 20 sive utrum- 
que luppiter simul secundus inci- 
disset in pedem (wo der unterste 
Zipfel des Segels unter pes mit- 
verstanden wird). 

566. dulce 'lieb'. — 567. Melite, 
Malta, von Phöniciern kolonisiert, 
Gosyra, j. Pantelaria, nordwestlich 
von Malta, im mare Africum ge- 
legen, auch sonst als un&uchtbar 
genannt. — 570. dives: als Adj. der 
Fülle mit dem Genet. verbunden. 
— BattUjS als König von Malta 
kommt nur hier vor. 



150 



Ovidi fastornm 



qui postquam didicit casus utriusque sororis, 

*Haec' inquit Hellus quantulacumque tua est', 
et tarnen hospitii servasset ad ultima munus: 

sed timuit magnas Pygmalionis opes. 
575 Signa recensuerat bis sol sua, tertius ibat 

annus, et exilio terra paranda nova est. 
frater adest belloque petit. rex arma perosus 

*Nos sumus inbelles, tu fuge sospes!' ait. 
iussa fugit ventoque ratem committit et undis; 
580 asperior quovis aequore frater erat. 

Est prope piscosos lapidosi Crathidis amnes 

parvus ager: Cameren incola turba vocat. 
illuc cursus erat, nee longius afuit inde, 

quam quantum novies mittere funda potest. 
585 vela cadunt primo et dubia librantur ab aura: 

Tindite remigio' navita dixit *aquas!' 
dumque parant torfco subducere carbasa lino, 

percutitur rapido puppis adunca noto 
inque patens aequor, frustra pugnante magistro, 
690 fertur, et ex oculis visa refugit humus. 
adsiliunt fluctus, imoque a gurgite pontus 

vertitur, et canas alveus haurit aquas. 
vincitur ars vento. nee iam moderator habenis 

utitur, a votis disque reposcit opem. 
595 iactatur tumidas exul Phoenissa per undas 

umidaque opposita lumina veste tegit. 
tunc primum Dido felix est dicta sorori 



571. utrim: bei Dichtern oft mit 
verkürzter Pänultima. — 673. tarnen 
ist eng mit hosp, zu verbinden, 
*doch wenigstens'; vgl. met. 11 336: 
JExanimesque artus primo, mox osaa 
requirens repperit ossa tarnen, — 
574. Pygmalion, König von Tyrus 
und Bruder der Dido, hatte deren 
Gemahl Sychäus getötet, um sich 
seiner Schätze zu bemächtigen, war 
aber von Dido, die sich und ihren 
Reichtum durch heimliche Flucht 
nach Afrika ihm entzog, in diesem 
Vorhaben getäuscht worden. — 675. 
Signa: s. z. 44. 

576. et = cum (na^). — 677. petit: 
Annam. — 581. Crathia, Flufe bei 
Sybaris, trennt die Lucanier und 
Bruttier. — 584. mittere absolut 
Werfen'. Vgl. met. IV 708. — 585. 
vela cad,: die Segel sinken schlaff 



herunter, weil der volle Wind auf- 
hört. 

587. subducere hinauf an die 
Rahen; vgl. met. XI 483: antennis 
totum suhnectite velum. — 689. Der 
magister {navita v. 686) im Schiff 
ist der Steuermann. 

591. adsiliunt fl,: oppugnant ca- 
rinam heifst es in der berühmten 
Schilderung eines Sturmes in den 
Metam. (XI 475 — 660) v. 531. — 
692. vertitur: fulvas ex imo verrit 
arenas, met. XI 499. — cana^ vom 
Schaume {noUdg), — 593. hahenis 
z. I 25. — 697. Anna fürchtet den 
Tod auf dem Meere deshalb so 
sehr, weil sie d£|.durch der Bestat- 
tung verlustig gehen würde, eine 
den Alten schreckliche Vorstellung; 
vgl. z. B. met. XI 539: vocat tSe 
heatos, funera quos maneant, Verg. 



in 571—621. 



151 



et quaecumque aliquam corpore pressit humum, 
figitur ad Laurens ingenti flamine litus 
600 puppis et expositis omnibus hausta perit. 
lam plus Aeneas regno nataque Latini 

auctus erat populos miscueratque duos. 
litore dotali solo comitatus Achate 
secretum nudo dum pede carpit iter, 
605 aspicit errantem nee credere sustinet Annam 
esse, ^quid in Latios illa veniret agros?' 
dum secum Aeneas, ^Anna est!' exclamat Achates. 

ad nomen vultus sustulit illa suos. 
quo fugiat? quid agat? quos terrae quaerat hiatus? 
610 ante oculos miserae fata sororis erant. 

sensit et adloquitur trepidam Cythereius heros 

(flet tamen admonitu '^motus, Elissa, tui): 
*Anna, per hanc iuro, quam quondam audire solebas 
tellurem fato prosperiere dari, 
615 perque deos comites, hac nuper sede locatos, 
saepe meas illos increpuisse moras. 
nee timui de morte tamen, metus afait iste. 

ei mihi! credibili fortior illa fuit. 
ne refer. aspexi non illo pectore digna 
620 vulnera, Tartareas ausus adire domos. 
at tu, seu ratio te nostris appulit oris 



Aen. 193. — 598. aliquam h,: ^irgend 
welches', wenn es auch nicht das 
Heimatland war, — 599. Laurens: 
s. z. II 231. 

601. pius z. I 527. Aeneas war, 
als Latinus im Kampfe gefallen, 
als Gatte der Tochter {litore dotali) 
Lavinia (s. z. I 520), sein Nach- 
folger geworden und hatte die 
trojanischen Ankömmlinge und die 
alten Einwohner zu einem Volk mit 
dem Namen Latini vereinigt. — 
603. Achates war der treue Freund 
und Begleiter auf der Flucht des 
Aen. von Troja; vgl. Verg. Aen. 
I 312. — 604. nifdo — p.: damit 
soll die Einfachheit der alten Zeit 
bezeichnet werden, wobei übrigens 
0. griechische Sitte auf römischen 
Boden überträgt. — carpit: z. 416. 

605. stAStinet: z. II 416. — 606. 
quid — agros: Zweifel des Aeneas. 
veniret Conj. dubit. der Vergangen- 
heit. — 607. dum secum A, sc. re- 
ptxtaii. 

611. Cytherea wird Venus oft 



fschon in der Odyssee) von der Insel 
Cythera (vor der Südspitze von La- 
konien) genannt, wo sie aus dem 
Schaum des Meeres geboren an das 
Land gestiegen sein soll (s. Hesiod. 
theog. 190 ff.), und wo ein Haupt- 
sitz ihrer Verehrung war. Nach der 
Mutter heifst dann der Sohn Cy- 
thereius. — 612. flet: z. II 699. — 
613. Nach Virgü (Aen. IV 345) 
hatten ihm der Gryneische Apollo 
(in Aeolis) u. die Lycischen Orakel- 
sprüche zu Patara befohlen Italien 
zum künftigen Wohnsifcz zu neh- 
men. — 615. deos: die Penaten, z, 
1 628. — 616. increpuisse: bei Virgil 
thut es Mercur auf Befehl des 
Juppiter (IV 265 ff.), auch Anchises 
(IV 351 ff.). — moras: bei Dido. — 
617. de morte: Elissae. — metus 
iste: sc. mortis, z. II 224. — 618. cre- 
dibili: abl. neutr.; vgL opinione, so- 
lito, aequo beim Komparativ. — 620, 
Den Besuch des Aeneas in der Unter- 
welt erzählt Virgil Aen. VI 450 ff. 
621. ratio, eigener Entschlufs, 



152 



Ovidi fastorum 



sive deus, regni commoda carpe mei. 
multa tibi memores, nil non debemus Elissae. 

nomine grata tuo, grata sororis eris/ 
625 talia dicenti (neque enim spes altera restat) 

credidit errores exposuitque suos. 
utque domum intravit Tyrios induta paratus, 

incipit Aeneas (cetera turba silet): 
^Hanc tibi cur tradam, pia causa, Lavinia coniunx^ 
630 est mihi: consumpsi naufragus huius opes. 
orta Tyro est, regnum Libyca possedit in ora, 

quam precor ut carae more sororis ames/ 
Omnia promittit falsumque Lavinia yulnus 

mente premit tacita dissimulatque fremens. 
635 donaque cum videat praeter sua lumina ferri 

multa palam, mitti clam -quoque multa putat. 
non habet exactum, quid agat. furialiter odit 

et parat insidias et cupit ulta mori. 
Nox erat, ante torum visa est adstare sororis 
640 squalenti Dido sanguinulenta coma 

et ^Fuge, ne dubita, maestuln, fuge' dicere Hectum!* 

sub verbum querulas inpulit aura fores: 
exilit et velox humili super arva fenestra 

se iacit. audacem fecerat ipse timor. 
645 quaque metu rapitur, tunica velata recincta 

currit, ut auditis territa damma lupis. 
corniger hanc cupidis rapuisse Numicius undis 

creditur et stagnis occuluisse suis. 
Sidonis interea magno clamore per agros 



detts, höhere Schickung. — 624. 
wom. ttto, 'deinetwegen'. — 627. 
paratus 'prächtige Kleiduog'; der 
Zusatz Tyrii weist auf den Purpur 
hin, z. II 105. Vgl. die Schilderung 
der Prachtgewänder der Dido bei 
Virgil, Aen. IV 137 ff. — 629. Wes- 
halb die cattsa eine pia ist, wird 
im folg. Vers erklärt. 

633. f, vulnus 'die eingebildete 
Wunde' (der Eifersucht); ebenso 
tr. I 6, 37 mettis falsus. — 634. pre- 
mit 'verdeckt'; vgl. Verg. Aen. IV 
332 : curam sub cor de premebat — 
635. praeter, Örtlich. 

639. Vgl. Verg. Aen. I 353 ff. 

642. Anna schliefst aus dem 
Klagen (Knarren) der Thür, dafs 
jemand hereinkommt und springt 
deshalb aus dem Fenster. — 643. 



Der kurze Ausdruck wird von dem 
nachahmenden Silius (VIII 189) so 
erweitert: humilique egressa fenestra 
per patulos currit plantis pernici- 
bus agros. — 645. tunica (z. I 409) 
rec, in loegegürteter Tun. ; die Zeit 
sie zu gürten hatte sie sich nicht 
genommen; vgl. a. a. I 529. 

647. Der Numicius (j. Rio torto, 
B. met. XI V 598 f. Preller II S. 141 f.), 
ein kleines Flüfschen, das südlich 
vonLavinium ins Meer fällt, spielt 
in def altlatinischen Sagenge- 
schichte eine gewisse Kolle; auch 
Aeneas verschwindet in ihm. Die 
Flufsgötter werden von den Grie- 
chen und Römern mit Stierhör- 
nern, den Zeichen ihrer Kraft, dar- 
gestellt. — 649. Sidonis: Synek- 
doche für Fhoenissa (denn A. 
stammte aus Tyrus, v. 631), s. z. 



III 622-667. 



153 



650 quaeritur, appareüt signa notaeque pedum: 
ventum erat ad ripas (inerant vestigia ripis): 

sustinuit tacitas conscius amnis aquas, 
ipsa loqui visa est: *Placidi sum nympha Numici, 
amne perenne latens Anna Perenna vocor/ 
655 protinus erratis laeti veseuntur in agris 
et celebrant largo seque diemque mero. 
Sunt quibus haec Luna est; quia mensibus impleat annum; 

pars Themin; Inachiam pars putat esse bovem. 
invenies, qui te nymphen Atlantida dicant, 
660 teque lovi primos, Anna, dedisse eibos. 

Haec quoque, quam referam, nostras pervenit ad aures 

fama, nee a veri dissidet illa fide: 
plebs vetus et nuUis etiamtune tuta tribunis 
fugit et in saeri vertice montis agit. 
665 iam quoque, quem secum tulerant, defecerat illos 
victus et humanis usibus apta Ceres, 
orta suburbanis quaedam fuit Anna Bovillis, 



V 606. I 478. m 108. Verg. Aen. 
IV 683. 

652. tacitas proleptisch. — 654. 
perenne: Abi. (ebeoso her. VIII 62); 
die Adj. dieser Art haben bei 0. 
des Verses wegen im Abi. nicht 
selten e statt i, S. VI 158. — 655. 
erratis =» per erratis; ebenso IV 573, 
eirata litora Verg. Aen. III 690. — 
veseuntur: die Suchenden, — 656. 
ceh se: genio indulgent (z. 58). 

667—660. 2. bis 5. Erklärung. — 
667. Der Nachdruck liegt auf an- 
num. — 658. Themis, die Göttin 
der Ordnung und GesetzmäTsigkeit 
wurde als die Mutter der Hören an- 
gesehen. Inachia hos: lo (z. I 454. 

V 619) oder Isis, beides Mond- 
göttinnen; diese drei Erklärungen 
geben also auf die erste der beiden 
z. V. 528 besprochenen zurück. — 
659 f. Dieser Erklärung liegt eine 
Identificierung der Anna mit der 
arkadischen Hagno i^Ayvto) zu 
Grunde, wie Merkel richtig erkannt 
hat; diese war eine arkadische 
Nymphe, welche der Sage nach mit 
ihren beiden Schwestern Theisoa 
und Neda den Zeus, der auch in 
Arkadien (z. II 289. V 115) seine 
Jugend verlebt haben soll, aufge- 
zogen hatte. Sie hatte auf dem 
Berge Lycäus eine nach ihr be- 
nannte Quelle, die das Land bei 



Trockenheit bewässerte und frucht- 
bar machte (Pausan. VIII 38, 3; 
31, 4). Anna ist hier also als segen- 
spendende Quellgöttin aufgefafst. 
Ihr Vater wird nirgends näher be- 
zeichnet; doch liegt es nahe an den 
bekannten Atlas zu denken, den 
Vater der Hyaden, PIejaden, Hespe- 
riden u. a., welcher der erste König 
von Arkadien genannt wird. 

661—674. 6. Erklärung, welche 
ebenfalls die Göttin als eine segen- 
spendende fafst; die Ableitung a 
signo perenni (v. 673) ist freilich 
recht verunglückt. — 662. a veri 
fide: d. h. von der Glaublichkeit, 
welche das Wahre besitzt, s. v. a. 
a veritate. — 663. Im J. 493 v. Chr. 
war der Stand der Plebejer, durch 
die Unbilden der Patricier gedrückt, 
auf den Sacer mons ausgewandert 
{Hrans Anienem amnem est, tria ah 
u/rhe milia passuum* Liv. II 32, 2); 
der Preis, welchen die Patricier für 
die Bückkehr zahlten, war die Be- 
willigung der plebejischen Tribu- 
nen, ^quihus auxilii latio adversus 
consuks ess€t% Liv. II 33, 1. 

666. tisihus: z. II 291. — 667. Das 
Städtchen Bovillae lag an der 
Appischen Strafse, nicht weit von 
Born (daher suhurhanae, ebenso 
Propert. V 1, 33), jenseits des 12. 
Meilensteines, und wird eine Kult- 



154 



Ovidi fastorum 



pauper^ sed multae sedulitatis anus. 
illa, levi mitra canos redimita capillos, 
670 fingebat tremula rustica liba manu 

atque ita per populum fumantia mane solebat 

dividere. haec populo copia grata fuit. 
pace domi facta signum posuere perenne, 
quod sibi defectis illa tulisset opem. 
675 Nunc mihi, cur cantent, superest, obscena puellae, 
dicere. nam coeunt certaque probra canunt. 
Nuper erat dea facta, venit Gradivus ad «Annam 

et cum seducta talia verba facit: 
^Mense meo coleris, iunxi mea tempora tecum: 
680 pendet ab officio spes mihi magna tuo. 
armifer armiferae correptus amore Minervae 

uror et hoc longo tempore vulnus alo. 
effice, di studio similes coeamus in unum. 
conveniunt partes hae tibi, comis anus/ 
685 dixerat. illa deum promisso ludit inani 

et stultam dubia spem trahit usque mora. 
saepius instanti 'Mandata peregimus' inquit, 

'evictas precibus vix dedit illa manus'. 
Gaudet amans thalamosque parat, deducitur illuc 
690 Anna tegens vultus, ut nova nupta, suos. 



statte der A. P. besessen haben. — 
669. mi^ra, ein nm das Haar ge- 
schlungenes farbiges Tuch, eine 
wegen ihrer Weichheit bei alten 
Frauen beliebte Kopfbedeckung; 
vgl. IV 617. met. XIV 654 ff.: ille 
etiam picta redimitus tempora mitra 
— adsimulavit anum. Abbild, b. 
Eich S. 397. 

672. copia: Gegens. inopia. — 
674. defectis sc. victu. 

675—696. Warum bei dem Feste 
der Anna Ferenna unzüchtige Lieder 
gesungen wurden. Der Inhalt des 
Folg. ist vielleicht selbst einem 
solchen entnommen. Übrigens hätte 
dieser Abschnitt angemessener hin- 
ter der Beschreibung des Festes 
V. 542 seine Stelle gefunden. 

676. certa entweder ^bestimmte, 
herkömmliche' (wie v. 695 ioci ve- 
teres) oder ^unzweifelhafte, als pr. 
deutlich zu erkennende', so certos 
hinnitus met. II 668 und certum 
furorem ex P. 11 1, 11. que ver- 
bindet häufig Gedanken , von denen 
der eine dem andern untergeordnet 



ist; übers, etwa durch 'indem'. — 
677. GradivMS: z. II 861. — 680. o/*- 
ficio 'Dienstleistung'. 

681. Auch in Rom wurde Minerva, 
wie Pallas, als kriegerische Göttin 
verehrt und mit Lanze, Harnisch 
und Schild ausgestattet. M. ist hier 
für die ihr ähnliche sabinische Göttin 
Nerio eingetreten, die in mehreren 
Quellen als Gemahlin des Mars er- 
scheint, während andere Schrift- 
steller wie 0. sie des Kriegsgottes 
heftige Liebe abweisen lassen. 
Preller I S. 341 f. — 682. hoc zu 
vulntis, V. oft von Liebeswunden. 

686. dubia m. d. h. eine m., deren 
Zeit nicht bestimmt ist. — 688. 
mawas dare ist das Zeichen des sich 
für besiegt Erklärens; durch evictas 
wird nach Dichterbrauch das, was 
eigentlich der Person zukommt, auf 
den handelnden oder leidenden 
Körperteil übertragen; vgl. z. B. I 
506. II 336. 342. IV 533. 854. V 606. 
"VI 370 und mit dieser Stelle ins- 
besondere met. ¥215 Confessasque 
manus — tendens, tr. I 3, 88 Vix^p*e 



ni 668—712. 



155 



oscula sumpturus subito Mars aspicit Annam. 

nunc pudor elusum, nunc subit ira deum. 
ridet amatorem carae nova diva Minervae, 

nee res hae Veneri gratior ulla fuit. 
695 Inde loci veteres obscenaque dieta canuntur, 

et iuvat hanc magno verba dedisse deo. — 
Praeteriturus eram gladios in principe fixos, 

cum sie a castis Vesta locuta focis: 
^Ne dubita meminisse! mens fuit ille sacerdos. 
700 sacrilegae telis me petiere manus. 

ipsa virum rapui simulacraque nuda reliqui. 

quae cecidit ferro, Caesaris umbra fuit/ 
Ille quidem caelo positus lovis atria vidit 

et tenet in magno templa dicata foro. 
705 at quicumque nefas ausi, prohibente deorum 

numine, polluerant pontificale caput, 
morte iacent merita. testes estote Philippi, 

et quorum sparsis ossibus albet humus. 
hoc opus, haec pietas, haec prima elementa fuerunt 

Caesaris, ulcisci iusta per arma patrem. 



710 



Postera cum teneras aurora refecerit herbas, 
Scorpios a prima parte videndus erit. 



dedit victas utiUtate manus und 
unt. V 693. — 693. carae der nova 
diva, der Aona P. 

697 — 710. Apotheose des an 
den Iden des März im J. 44 v. Chr. 
ermordeten C. Julius Caesar. 

698. castis focis: s. 417. — 699. 
Cäsar wird von Vesta meus sacer- 
dos (vgl. Vestae sac, V 573) wegen 
der Stellung, welche er als pontifex 
maximus (seit 63 v. Chr.) zu ihrem 
Kultus einnahm, genannt, z. I 529. 

— 701. simtdacra = umhra, Abbild. 

— nuda sc. sine ipso viro = sola, — 
703. Cäsar war im J. 42 v. Chr. 
unter die Götter erhoben worden. 
lovis atria: 0. überträgt irdische 
Verhältnisse auf den Himmel, s. 
met. I 170 ff.; über atrium s. z. VI 
267. — 704. Der Tempel stand auf 
dem forum Bomanum, vor der Regia 
mit der Front nach dem Kapitel 
und war im J. 42 v. Chr. geweiht 
worden. — 706. prohibente: das 
Partie, ist aufzulösen durch * ob- 
gleich' und das Imperf. de conatu. 

707. morte merita: Homers ioi- 
%6ti olid'Qcp, Vgl. Flut. Caes. 69 : 6 



fisvtOL (liyag ocvtov daCficDV, i nccqoL 
Tov ߣov ^xQTicato, xal XBXBvxr^aavzog 
inri'noXov&'T^as xLfitoQog zov (povov, 
8icc TS y^g ndarjg nal d'aXdztrig iXav- 
Vdov %al dvLxvsvdov dvQi zov firjdivct 
Xinsiv zGiv dnsitzovozmv, dXXä 'nccl 
zovg xa-O"' bziovv tj xsiqI zov ^Qyov 
Q'iyovzag ^ yvcofirjg (iBzaaxovzag 
ins^sX^SLv. Suet. Caes. 89: Per- 
cmsorum autem fere neque triennio 
quisquam amplius supervixit neque 
sua morte defunctus est. Die Häup- 
ter der Verschwörung M. Junius 
Brutus und C. Cassius nahmen sich 
nach der Schlacht von Philippi (42 
V. Chr.), besiegt von Octavian und 
Antonius, selbst das Leben. — 708. 
Vgl. I 668. Vor quorum (ossibu>s) er- 
gänze ei, nämlich die bei Philippi 
gefallenen Verschworenen. — 709. 
prima elementa sind bei anderen 
die Anfangsgründe im Lesen und 
Schreiben; met. IX 718: primasque 
magistris accepere aries, elementa 
aetatis, ab isdem. Hör. sat. 1 1, 26. — 
710. Caesaris: Augusti, z. H 138. 

711 f. 16. März. Frühaufgang 
des Skorpions. 



156 



Ovidi fastorum 



Tertia post idus lux est celeberrima Baccho. 

Bacche, fave vati, dum tua festa cano. 
715 nee referam Semelen (ad quam nisi fulmina secum 

luppiter adferret, spretus inermis erat) 
nee, puer ut posses maturo tempore nasei, 

expletum patrio corpore matris opus. 
Sithonas et Scythicos longum est narrare triumphos, 
720 et domitas gentes, turifer Inde, tuas. 

tu quoque Thebanae mala praeda tacebere matris, 

inque tuum furiis acte, Lycurge, genu. 
ecce libet sübitos pisces Tyrrhenaque monstra 

dicere — sed non est carminis huius opus. 
725 carminis huius opus causas exponere, quare 

vilis anus populos ad sua liba vocet. 
Ante tuos ortus arae sine honore fuerunt, 

Liber, et in gelidis herba reperta focis. 



713—808. 17. März. 

713 — 790. Die Liberalia, ein 
Fest zu Ehren des Liber (z. I 403), 
an welchem alte mit Epheu be- 
kränzte Friesterinnen liba zu einem 
Opfer, zu dem sie einen kleinen 
Herd gleich mit sich führten, für 
den Gott feilboten, und die er- 
wachsenen Jünglinge die toga libera 
erhielten. Preller II S. 52 f. Den 
ersten Brauch begründet 0. v. 725 
—770, den zweiten v. 771—790. 

715 ff. z. 503. — 716. spretus von 
Semele; inermis erhält durch das 
vorauegehende fulmina seine ge- 
nauere Beziehung; vgl. V. 440. — 
717. Konstr. nee {referam) matris 
opus (was eigentlich der Mutter 
zugekommen wäre) expletum {esse) 
patrio corpore; vgl. am. III 3, 40: 
nofi' pater in, Baccho matris haberet 
opus. — 719. Die Mythologie be- 
schäftigte sich viel mit den Zügen, 
welche Bacchus überall siegreich 
seinen Kultus verbreitend machte, 
und nennt verschiedene Völker, 
welche er unterwarf, als die ent- 
ferntesten die Inder (z. 465); die 
Sithones waren ein thrakisches Volk, 
nördlich von ihnen an den Ufern 
der Donau und im Norden des 
schwarzen Meeres und weiter nach 
Asien hinein hauste das Nomaden- 
volk der Skythen. — 720. Arabien 
und Indien lieferten den Römern 
den meisten Weihrauch (I 341); der 



Flufs Indtts steht hier als Vertreter 
des Landes, z. I 286. 

721. Der Thebanieche König 
Fentheus wurde, weil er sich der 
Einführung des Dionysosdienstes 
widersetzte, von seiner Mutter 
Agaue, welche in bacchantischem 
Wahnsinn ihn für einen Eber hielt, 
auf dem Cithäron zerrissen; der 
Mythus ist sehr alt und in Poesie 
und bildender Kunst weit verbreitet. 
0. erzählt ihn ausführlich met. III 
611—733. — 722. Auch Lycurgus,. 
der S. des Dryas, König der thra- 
cischen Edoner, erfuhr, weil er die 
Ammen des Gottes mit einem Beile 
auseinander jagte und ins Meer 
trieb, ein trauriges Schicksal, indem 
er, als er einen Weinstock umhauen 
wollte, im Wahnsinn (furiis actus) 
mit dem Beile sich die Füfse ab- 
hieb. — 723. Tyrrhenische Schiffer 
hatten den Dionysos räuberisch 
entführen wollen und waren zur 
Strafe plötzlich in Delphine ver- 
wandelt worden; s. met. III 597 ff. 
— subitus ^plötzlich entstanden'; 
vgl. met. III 123 subiti fratres, V 
560 subitis pennis. 

a. 725-770. Vgl. Varr. de 1.1. VI 
14: Liberalia dicta, quod per totum 
oppidum eo die sedent sacerdotes 
Liberi, anus edera coronatae, cwm 
libis et foculo pro emptore sacrifi- 
cantes, — 726. populos: z. I 38. — 
727. honore 'Ehrengabe'. — 728. Die 



III 713—750. 



157 



te memorant Gange totoque Oriente subacto 
730 primitias magno seposuisse lovi. 

cinnama tu primus captivaque tura dedisti 

deque triumphato viscera tosta bove. 
nomine ab auctoris ducunt libamina nomen 

libaque, quöd sacris pars datur inde focis. 
735 liba deo fiunt, sucis quia dulcibus idem 

gaudet; et a Baccho mella reperiia ferunt. 
Ibat harenoso satyris comitatus ab Hebro 

(non habet ingratos fabula nostra iocos)^ 
iamque erat ad Bhodopen Pangaeaque äorida ventum: 
740 aeriferae comitum concrepuere manus. 
ecce novae coeunt volucres tinnitibus actae^ 

quosque movent sonitus aera, sequuntur apes. 
colligit errantes et in arbore claudit inani 

Liber et inventi praemia mellis habet. 
745 Ut satyri levisque senex tetigere saporem, 

quaerebant flavos per nemus omne favos. 
audit in exesa stridorem examinis ulmo, 

aspicit et ceras dissimulatque senex; 
utque piger pandi tergo residebat aselli, 

applicat hunc ulmo corticibusque cavis. 



750 



AltSxe waren kalt, weil auf ihnen 
kein Opferfeuer angezündet wurde; 
auch das dort wachsende Gras soll 
die Yemachlässigung hezeichnen; 
vgl. Propert. II 6, 36: JSt mala 
desertos occupat herba deos, Bacchus 
wird hier als der Erfinder der Sitte 
den Göttern zu opfern gefeiert. — 
729. Gange i. e. India, z. I 286. 
— 730. primitias: der Beute. 

731. Zimmt hezogen die Römer 
besonders aus Arabien, Weihrauch 
aus Indien. S. Anm. z. V. 720. — 732. 
viscera = exta, cnXayxva, z. I 61. — 
de bove = bovis, — 733. libum und 
libamen kommen vielmehr von libo 
(Xsißm) her, vgl. Varr. de 1. 1. VII 
44: liba quod libandi causa fiunt; 
über Liber z. I 403. — 734. inde: 
de libis, — 736. fiimt: sacrificantur, 
vgl. (i^SLV, — dulcibus: z. I 187. 

737. Der Hebrus ist der gröfste 
FluTs in Thracien, einem Lieblings- 
aufenthalt des Bacchus; das Rho- 
dope- Gebirge erstreckt sich durch 
dies Land in der Richtung von Nord 
nach Süd, das Pangäus - Gebirge 
{Pangaea auch bei Verg. georg. IV 



462) südlich von dem ersteren das 
Meer entlang. — 738. ingratos (^un- 
willkommene') iocos: wie sonst, 
wenn von den lasciven Begleitern 
des Gottes die Rede ist und wie 
oben I 396 ff. — 740. Die gewöhn- 
lichsten, auf zahlreichen Denk- 
mälern dargestellten, Instrumente 
des tobenden Gefolges des Bacchus 
waren die cymbala, Metallbecken 
(aera\ welche aneinandergeschlagen 
wurden (s. met. III 632 f. und Haupt 
z. d. St., IV 29 f.) und die tympana 
(Tambourins) , hölzerne, auf der 
einen Seite mit einem Fell be- 
spannte Reifen, welche mit der 
Hand geschlagen wurden. Dafs 
dieser Lärm den Bienen {nova,e vo- 
lucres) angenehm sei, sagt auch 
Aristoteles (bist. anim. IX 40, 23) j 
donovci %aCqBiv at ^ilittai %ai tm 
x^OToo, dio xal yiQOxovvrig tpaaiv 
dhQOL^siv avTocg slg tb ctirjvog oatqu' 
%oiq xB %al ipocpoig; s. Verg. georg, 
IV 64. 

7 4:^, novae: näml. den Bacchanten, 
'unbekannt'. — 746. Der kahlköpfige 
Alte ist Silenus. — 748. ceras: z. I 
276. — 749. pandi: z. I 399. 



158 



Ovidi fastorum 



constitit ipse super ramoso stipite uixus 

atque avide trunco condita mella petit: 
milia crabronum coeunt et vertice nudo 

spicula defigunt oraque sima notant. 
755 ille cadit praeceps et calce feritur aselli 

inclamatque suos auxiliumque rogat. 
concurrunt satyri turgentiaque ora parentis 

rident. percusso Claudicat ille genu. 
ridet et ipse deus limumque inducere moustrat; 
760 hie paret monitis et linit ora luto. 

melle pater fruitur, liboque infusa calenti 

iure repertori Candida mella damus. 
Femina cur praestet, non est rationis opertae: 

femineos thyrso concitat ille choros. 
765 Cur anus hoc faciat, quaeris? vinosior aetas 

haec est et gravidae munera vitis amat. 
Cur hedera cincta est? hedera est gratissima Baccho. 

hoc quoque cur ita sit, dicere nuUa mora est: 
Nysiadas nymphas puerum quaerente noverca 
770 hanc frondem cunis opposuisse ferunt. 

Restat, ut inveniam, quare toga libera detur 



751. super ist Adv., nämlich auf 
dem Bücken des Esels. — 754. ora 
sima: Silen wird immer mit einer 
Stülpnase abgebildet. — 757. parens, 
Mer Alte'. 

761. pater: Liber. Die Götter 
wurden von den Römern wegen 
ihrer väterlichen Sorge als Väter 
gedacht und daher ihrem Namen 
oft ein pater hinzugefügt, so be- 
sonders dem Liber; vgl. Diespiter, 
luppiter; das Gleiche gilt von 
der Bezeichnung der Göttinnen als 
malres. Preller I S. 55 f. — 763. 
praestet: sc. Uha praetereuntihtis, 

— 764. Der Thyrsus war ein Stab, 
der oben in einen Finienzapfen oder 
in ein Bündel Wein- oder Epheu- 
laub endete oder auch mit solchem 
umwunden war, das gewöhnliche 
Attribut der Diener des Gottes; 
hier erscheint er als das Mittel, 
durch welches Bacchus die Frauen 

— denn solche machten neben den 
Satyrn den gröfsten Teil seiner 
Begleitung aus — in Raserei ver- 
setzt {fiaivddsg). — 765. hoc: sc. 
praestare, 

769. Da Juno (noverca) dem neu- 



geborenen Bacchus nach dem Leben 
trachtete, so wurde er in Höhlen 
des Berges Nysa (der ursprünglich 
in Thracien, später auch in anderen 
durch Weinbau berühmten Gegen- 
den gesucht wurde) verborgen und 
heimlich von den Nymphen dort 
erzogen, met. IV 314 f. 

b. 771 — 790. Hatte ein junger 
B/Ömer das 17. (in der späteren 
Republik das 16.) Lebensjahr voll- 
endet, so legte er (meist) am 
Fest der Liberalia die insignia 
pueritiae, die toga praetexta (die ver- 
brämte T.) und die bulla, feierlich 
ab und erhielt die tunica recta und 
die nicht verbrämte Toga (t. virilis, 
pura, lihera); zugleich wurde er, 
nun ein iuvenis, in die Bürgerlisten 
eingetragen, besafs von da an we- 
sentlich gröfsere Freiheit des Han- 
delns und wurde, wenn er bis 
dahin unter der potestas eines Vor- 
munds gestanden, mündig. Für die 
Ansetzung dieser Festlichkeit auf 
die Liberalia führt 0. vier Ursachen 
an, von denen die dritte der Wahr- 
heit am nächsten kommt. Mar- 
quardt, Privataltert. I S. 125 ff. 



ni 751—793. 



159 



Lucifero pueris, candide Bacche, tuo: 
sive quod ipse puer semper iuvenisque videris, 

et media est aetas inter utrumque tibi; 
775 seu quia tu pater es, patres sua pignora, natos, 

commendant curae numinibusque tuis; 
sive, quod es Liber, vestis quoque libera per te 

sumitur et vitae liberioris iter; 
an quia, cum colerent prisci studiosius agros, 
780 et faceret patrio rure Senator opus, 
et caperet fasces a curvo consul aratro, 

nee crimen duras esset habere manus, 
rusticus ad ludos populus veniebat in urbem? 

sed dis, non studiis ille dabatur honor: 
785 luce sua ludos uvae commentor habebat, 

quos cum taedifera nunc habet ille dea. 
ergo ut tironem celebrare frequentia posset, 

visa dies dandae non aliena togae. 
Mite Caput, pater, huc placataque cornua vertas 
790 et des ingenio vela secunda meo! — 

Itur ad Argeos (qui sint, sua pagina dicet) 

hac, si commemini, praeteritaque die. — 
Stella Lycaoniam vergit declivis ad Arcton 



772. Lucifero: z. I 46. — 773. 
Vgl. met. IV 17: Tibi enim incon- 
aumpta iuventa est, tu puer aeter- 
nu8, tu formosissimus älto eonspi- 
ceris caelo, tibi — virgineum Caput 
est, III 607; darans erklärt sich 
auch das Epitheton eandidus y.772. 
— 780. patrio = paterno (vgl. Hör. 
carm. I 1, 11: patrii agri, sat. I 2, 
66: patrius fundus), 

761. a (von — weg) curvo aratro 
z. II 295. Gemeint sind besonders 
L. Quinetius Cincinnatus, der vom 
Pflug zur Diktatur geholt im J. 458 
V. Chr. das von den Äquem um- 
zingelte römische Heer befreite 
(Liv. in 26, 7 ff., Cic. de sen. 16, 56), 
und C. Atilius Regulus cos. 257 und 
250 V. Chr. (Cic. pro Rose. Am. 18, 
50). — 784. studiis 'Neigungen', 
zum Schmausen und Trinken, grofs- 
artigen Schaustellungen u. dgl. 

786. Die taedifera dea ist Ceres 
(IV 417 ff. u. A.), die mit Liber und 
Libera {Jiovvaos und Koqtj) eng 
verbunden gedacht wurde und mit 
ihnen zusammen in Rom einen 
Tempel besafs. Dafs die im April 



gefeierten ludi Cereris (IV 393 ff.) 
zugleich dem Liber und der Libera 
galten, wird auch anderweitig be- 
zeugt. Preller II S.53. — 787. Nach 
Annahme der toga libera wurde 
der neue iuvenis von dem Vater 
oder Vormund unter der Begleitung 
von Verwandten und Freunden 
{frequentia) aus dem Hause auf das 
Forum und von da wahrscheinlich 
auf das Kapitel geführt, um in die 
Bürgerlisten eingetragen zu werden 
und zu opfern. Er trat dann als 
tiro in den Felddienst oder bildete 
sich unter der Leitung eines er- 
fahrenen Mannes für die Thätigkeit 
auf dem Forum aus; die Zeit dieses 
Tirociniums war auf ein Jahr fest- 
gesetzt und damit die Erziehung 
vollendet. — 789. cornua z. 500. 
placata c: z. 688. — 790. vela: z. I 4. 
791 f. Umzug bei den Argei 
am (16. und) 17. März, sua p, d. i. 
V 621 ff. 

793—808. 17. März. Aufgang 
des Miluus und seine Fabel 
(die sich nur hier findet). 

793. Lycaonia heifst der (grofse) 



160 



Ovidi fastorum 



Miluus. haec illa nocte videnda venit. 
795 Quid dederit volucri, si vis cognoscere, caelum: 

Saturnus regnis a love pulsus erat: 
concitat iratus validos Titanas in arma, 

quaeque fuit fatis debita, temptat opem. 
matre satus Terra, monstruln mirabile, taurus 
800 parte sui serpens posteriore fuit. 

hunc triplici muro lucis incluserat atris 

Parcarum monitu Styx violenta trium. 
viscera qui tauri flammis adolenda dedisset, 

sors erat, aeternos vincere posse deos. 
805 immolat hunc Briareus facta ex adamante securi, 

et iamiam flammis exta daturus erat: 
luppiter alitibus rapere imperat. attulit illi 

miluus et meritis venit in astra suis. 



Una dies media est, et fiunt sacra Minervae, 
810 nomina quae iunctis quinque diebus babent. 
sanguine prima vacat, nee fas concurrere ferro 



ß'är, weil die in ihn verwandelte 
Callisto eine Tochter des Lycaon 
war; z. II 154. — 796. Satwrnus 
(K^ovog) wurde von seinem Sohne 
Juppiter vom Thron gestofsen und 
dann in den Tartarus geworfen 
(met. I 113). — 797. Über den zehn 
Jahre lang dauernden Kampf der 
gewaltigen Titanen, der Söhne des 
Uranos und der Gäa (Terra) und 
Brüder des Xronos (daher op, temp- 
tob fatis debitam\ gegen Zeus nach 
dessen Thronbesteigung s. V 36 u. 
Anm. — 800. serpens z. V 85. 

802. Die Flufsnymphe Styx, die 
Tochter des Okeanos und der Te- 
thys, welche in dem Kampfe mit 
den Titanen auf der Seite des Jup- 
piter stand, wohnte am Eingang 
zum Tartarus, den 0. hier (nach 
Verg. Aen. VI 548 ff.) mit einer 
dreifachen Mauer umgeben sein 
läTst; vgl. Hesiod. theog. 383 ff. 
775 ff. 726. — 803. viscera = exta, 
z. 1 51. — adolenda z.276. — 804. sors 
'Orakelpruch'. — 806. Briareus, 
auch Aegaeon genannt, wird hier 
zu den Titanen gezählt, während 
Homer (IL A 402 f.), Hesiod (theog. 
149) u. a. ihn unter die Heka- 
toncheiren rechnen, welche eben- 
falls Söhne des Uranos und der 



Gäa waren, aber in jenem Kampfe 
auf der Seite des Zeus stritten; s. 
z. V 35. 

809 — 876. 19. März. Feier 
der Quinquatrus nebst den 
Tubilustria. 

a. 809 — 848. Die Quinquatrus 
(maiores, s. VI 651) wurden zu Ehren 
der Minerva, der Göttin der Kunst 
und der Wissenschaften, besonders 
von den diesen ergebenen artifices 
und überhaupt von allen, die in 
diese r Minerva ihre Schutzpatronin 
verehrten, also auch von den lernen- 
den Kindern gefeiert, ursprünglich 
nur an einem Tage, dem 5. nach 
den Idus, welcher Tag nach seiner 
Stelle im Kalender Quinquatrus 
hiefs, wie der 3. nach den Iden 
Triatrus, der 6. Sexatrus u. s. w. 
Später aber verstand man das Wort 
nicht mehr richtig und glaubte das 
Fest gemäfs der unrichtigen Auf- 
fassung des Wortes, die auch 0. 
teilt (v. 810 u. tr. IV 10, 13), 6 Tage 
lang feiern zu müssen (spätestens 
von 168 V. Chr. an, Liv. XLIV 20, 1); 
der erste Tag war jedoch als der 
Geburtstag der Göttin und Weihe- 
tag ihrer Tempel auf dem Aventin 
und auf dem Caelius (z. 835) der 
gefeiertste. Preller I S. 293 ff. 



III 794—828. 



161 



(causa, quod est illa uata Minerva die), 
altera tresque super strata celebrantur harena: 

ensibus exsertis bellica laeta dea est. 
815 Pallada nunc pueri teneraeque orate puellae: 

qui bene placarit Fallada ^ doctus erit^ 
Pallade placata lanam moUire puellae 

discant et plenas exonerare colos. 
illa etiam stantis radio percurrere telas 
820 erudit et rarum pectine denset opus. 

hanc cole, qui maculas laesis de yestibus aufers, 

hanc cole^ yelleribus quisquis aena paras; 
nee quisquam invita faciet bene vincula plantae 

Pallade, sit Tychio doctior ille licet; 
825 et licet antiquo manibus conlatus Epeo 

sit prior^ irata Pallade mancus erit. 
vos quoque, Phoebea morbos qui pellitis arte, 

munera de vestris pauca referte deae. 



812. caitsa sc. est, — 813. altera 
tresque sc. dies, — super Adverb. 

— strata ha/rena: des Amphithea- 
ters (vgl. am. II 14, 8: sternetur 
pu^gnae tristis harena tuae, tr. II 
282: Martia cum du/rum sternit 
harena sölum). Gladiatorenspiele, 
welche überhaupt erst gegen finde 
der Bepublik bei amtlichen Spielen 
abgehalten wurden, waren, wie es 
scheint, für dies Fest von Augustus 
eingeführt worden. — 814. bellica 
d. 8. V. 5 u. 681. — 81Ö. Die 
Schüler hatten während der Quinq. 
Ferien. 

816. docttAS erit: 'wird geschickt 
werden', vgl. Juvenal X 114. — 
817. P. placata: der Gegensatz ist 
ir^vita Minerva (823). Sie wurde 
besonders als Erfinderin der weib- 
lichen Wollarbeiten, des Spinnens 
(817 f.) und Webens (819 f.) verehrt; 
vgl. met. VI 23. Tibull. II 1, 63 ff. 

— mollire l. : die Wolle zubereiten 
(krempeln), dafs sie um den Bocken 
(cölus) gebimden werden kann, met. 
II 411. VI 21. her. 3, 70. — 819. 
iela (= texela, s. z. II 771 u. Bau- 
meister, Denim. III S. 2085) heifst 
hier das vertikal aufgespannte Garn 
(stantis, oQ^-tog lazog, s. met. IV 
276, der horizontale Webstuhl ist 
neuer), in welches der Eintrags- 
£Ebden durch das Weberschiffchen, 
einen langen doppelspitzigen Stab 

Ovida Fasten. 



(radius), eingeschossen wurde; durch 
die Kammlade (pecten), deren Zähne 
durch die Fäden des Aufzugs hin- 
durchgehn, wurden die noch aus- 
einander liegenden Eintragsfäden 
(,rarutn opus) aneinander gedrückt. 
Marquardt, Privataltert. 2 S. 130 ff. 
821. Die Zunft der Walker (fuh 
l(mes) reinigte in ihren Gruben auch 
die beschmutzten wollenen Kleider; 
Abbild, b. Baumeister, Denkm, III 
S. 2084. — 822. aena sind die 
Kessel, in welche die infectores 
(oder offect.) die Wolle zum Färben 
thaten, vgl. met. VI 61. — 823. vin- 
cula ph, Schuhe, z. II 324. — 824. 
Tychios hatte dem Ajax seineu 
siebelhäutigen Schild gefertigt, 
^aKVTOt6(ioDV 6%' agictog^ Hom. II. 
H 221. — 82Ö. 'EnsLog war der 
Erbauer des hölzernen Pferdes, durch 
welches die Griechen Troja erober- 
ten, und das Haupt der Zimmer- 
leute {fäbri tignarii oder tignuarii). 

— conlatus * verglichen'. — m. prior 
^durch seiner Hände Geschicklich- 
keit überlegen'. 

826. mancus vgl. Juv. 3, 47 tam- 
quam mancus et extinctae corpus 
non utile dextrqe, — 827. Als Schutz- 

Satronin der Ärzte führte M. den 
leinamen Medica; der eigentliche 
Gott der Heilkunde war jedoch 
Apollo 'Medicus'. Preller I S. 302 f. 

— 828. Das Honorar gesuchter 

11 



162 



Ovidi faatoram 



nec Yos^ turba fere cens^ fraudata^ magistri; 
830 spemite (discipulos attrahit illa novos), 

quique moves caelum tabulamque coloribus uris, 

quique facis docta moUia saxa manu: 
mille dea est operum. certe dea carminis illa est: 
si mereor, studiis adsit amica meis! — 
835 Caelius ex alto qua mons descendit in aequum, 
hie ubi non plana est sed prope plana via^ 
parva licet videas Captae delubra Minervae, 

quae dea natali coepit habere suo. 
Nominis in dubio causa est. capitale vocamus 
840 ingenium sollers: ingeniosa dea est. 

an quia de capitis fertur sine matre paterni 

vertice cum clipeo prosiluisse suo? 
an quia perdomitis ad nos captiva Faliscis 
venit? et hoc ipsum littera prisca docet. 
845 an quod habet legem, capitis quae pendere poenas 



Ärzte war in der Kaiserzeit ein 
anfserordentlich hohes und stieg 
bis auf 108 000 Mark jährlich ; so 
gewinnt pauca noch eine besondere 
Bedeutung. — 829. t fere censu fr,, 
eine 'in der Regel' um das ihr 
eigentlich gebührende Vermögen 
(über census s. z. I 217) gebrachte 
Schar. Das Einkommen der Ele- 
mentarlehrer war nämlich ein so 
wie so schon sehr geringes und 
wurde häufig noch durch ungerecht- 
fertigte Abzüge von Seiten der El- 
tern geschmälert, sodafs das Schul- 
geld zuweilen gerichtlich eingeklagt 
werden mufste; auch um das an 
den Quinq. übliche Geschenk, das 
Minervale munus, mögen (Hb oft 
genug gekommen sein. — 830. Sper- 
mie: deam, — discipulos a. i. n.: 
das römische Schuljahr begann im 
März, jdem ersten Monat des alt- 
römischen Jahres. 

831. caelum, die Grabstichel des 
Ciseleurs. — tabulamque c. u.: ge- 
meint ist die schon von Polygnot 
erfundene enkaustiBche Malerei, 
welche die Farben einbrennt. — 
832. Unter der Hand des Bild- 
hauers wird der harte Stein gleich- 
sam gefügig (moUia). — 833. m, 
operum: Genet. qualit. Athene hiefs 
dieser Eigenschaft wegen 'EQydvTjf 
danach b. Horaz carm. III 12, 5 
operosa. — Dafs dem coUegium 



poetarum der Tempel der Minerva 
in Aventino als besonderes Heilig- 
tum und als Lokal für ihre Ver- 
sammlungen zugewiesen war, ^in 
qua liceret scribis (d. h. hier poetis) 
histrionibusque consistere ac dona 
ponere\ bezeugt Festus p. 333. 

835 — 848. Das Heiligtum der 
Capta Minerva lag auf der Ab- 
dachung des Caelius nach dem Co- 
losseum zu. Von den vier Erklä- 
rungen des Beinamens, welche 0. 
bringt, hat die dritte die gröfste 
Wahrscheinlichkeit für sich. Preller 
I S. 292 f. — 837. delubrum eigent- 
lich Platz für Abwaschen, also für 
Beinigeu, Entsühnen, steht oft für 
sacellum. — 839. z. B. nennt Cicero 
ad Quint. fr. II 13, 4 den Histo- 
riker Philistus ^Siculum capitalem 
crebrum acutum^ denn der Kopf 
galt als Sitz des Verstandes. 

841. KoDstr. quia de vert pat 
capitis sine matre pr. f. Minerva 
soll vollständig bewaffnet aus dem 
Haupte des Joppiter hervorge- 
sprungen sein. — 843. Falerii (z. 
I 84) war im J. 241 v. Chr. von den 
Römern unterworfen worden. Die 
Überführung der Götterbilder au» 
den eroberten Städten nach Rom 
wird oft erwähnt, die der Minerva 
aus Falerii sonst nicht. — 844. litt, 
prisca in Annalen oder vielleicht 
auch auf einer Inschrift. — 845. qu/od 



III 829—854. 



163 



ex illo iubeat furta reperta loco? 
A quacumque trabis ratione vocabula^ Pallas, 

pro ducibus nostris aegida semper babe! — 
Summa dies e quinque tubas lustrare canoras 
850 admonet et forti sacrificare deae. 

Nunc potes ad solem sublato dieere vultu, 

*Hic here Phrixeae vellera pressit ovis'. 
Seminibus tostis sceleratae fraude novercae 

sustulerat nullas, ut solet, berba comas. 



h. legem sc. Capta; gemeint ist 
die von den rontifices aufge- 
setzte lex templi oder consecratio- 
nis, die Stiftungsurknnde des Tem- 
pels, in welcher u. a. auch die 
Rechte des Tempels genau bestimmt 
waren. — Eonstr. qiiae furta ex 
i, loco {delubro Minervas) reperta 
(bei dem Diebe) cap, poenas pen- 
dere iubeat, d. h. die Tempeldiebe 
werden für das Verbrechen, dessen 
sie durch die Entdeckung des ge- 
stohlenen Gegenstandes bef ihnen 
überführt sind, mit dem Tode be- 
straft; vgl. Paul. p. 66: Capitalis 
locus, uhi, si quid violatum est, 
capuit violatoris expiatur. — 848. 
pro ducibus n. : 'vor unser Fürsten- 
haus', Auguatus und seine Ange- 
hörigen. — Die Aegis ist im Homer 
der gewaltige, von Hephästos ge- 
fertigte Schild , mit dem Zeus 
Schrecken yerbreitet, zuweilen auch 
Athene und Apollo. Später wurde 
sie * das besondere Attribut der 
Athene und zu einem Ziegenfell, 
das mit Schlangen umsäumt und 
mit dem Gorgonenhaupt vorn yer- 
sehen über die Schultern geworfen 
wurde und über den linken Arm 
genommen als Schild dienen konnte, 
b. 849 f. Am 23. März wurden die 
tubae, welche beim Opferdienste 
gebraucht wurden, gereinigt; dies 
war das sog. Tubilustrium: ^hic 
dies appettatwr ita, quod in atrio 
sutorio tubi lustrantu/r, quibus in 
sacris u^A/mtur^, fast. Praenest. z. 
d. T. (p. 389 M.), vgl. Varro d. 1. 
1. VI 14. Ein 2. Tubilustrium fand 
am 23. Mai (V 725) statt. Die fortis 
dea, der zu Ehren die Feier statt- 
fand, ist Nerio - Minerva (z. 681), 
welche die Ehre des Tages übri- 
gens mit Mars zu teilen hatte. 



Preller I S. 364. — summa d. d. i. 
der letzte Tag (ebenso IV 387. 465); 
e quinque sc. ditbus Quinquatruum, 

c. 851—876. Am 22. März (nach 
Colum. am 17.) trat die Sonne aus 
den Fischen in dast Zeichen^ des 
Aries; hieran knüpft 0. die Fabel 
vonderErhebung desWidders 
unter die Sterne. Athamas, in 
der älteren Sage König der Mloyer 
in Orchomenos, nach der späteren 
König von Theben (v. 865 d/raconi- 
gena, weil die Stammväter aus den 
Zähnen des von Gadmus getöteten 
Drachen emporgewachsen waren), 
war zuerst mit der göttlichen Ns- 
(psXrj (Nebula) verheiratet, hatte 
diese aber, nachdem sie ihm zwei 
Kinder, Phrixus und Helle, geboren, 
verstofsen und sich mit Ino, der 
Tochter des Cadmus, verbunden. 
Diese, eine böse Stiefmutter, trachtet 
den beiden Kindern der Wolken- 
göttin nach dem Leben und beredet 
(so Euripides in seinem Phrixus) 
die Frauen des Landes das Saat- 
korn zu dörren, um so Mifswachs 
über das Land zu bringen und dann 
die Stiefkinder zu verderben. 

851. nuMC d. h. am 23. März. — 
862. hie sc. sol. — here = heri, d. h. 
am 22. März. Die Anordnung ist 
hier nicht dem sonstigen Princip 
des 0. gemäfs, aber deshalb von 
ihm gewählt, weil er die Feiertage 
der Quinquatrus nicht unterbrechen 
wollte. — Fhrix. v. o,: s. 867 ff. — 
premere bedeutet im Präsens das 
Stehn der Sonne in dem Zeichen 
(met. IX 286: decimum premeretur 
sidere [soW] Signum)^ im Perf. das 
Eintreten (met. XIV 416: Presser alt 
occiduus Tartessia litora Fhoebus, 
Lucan. 1 655). — 854. herba: z. 1 154. 
— comas: z. III 34, vgl. IV 438. — 

11* 



164 



Ondi fastoram 



855 mittitur ad tripodas, certa qui sorte reportet, 
quam sterili terrae Delphicus edat opem. 
hie quoque corruptus cum semine, nuntiat Helles 

et iuvenis Phrixi funera sorte peti. 
utque recusantem cives et tempus et Ino 
860 compulerunt regem iussa nefanda pati, 
et soror et Phrixus, velati tempora vittis, 

stant simul ante aras iunctaque fata gemunt: 
aspicit hos, ut forte pependerat aethere, mater 
et ferit attonita pectora nuda manu 
865 inque draconigenam nimbis comitantibus urbem 
desilit et natos eripit inde suos. 
utque fugam capiant, aries nitidissimus auro 

traditur. ille vehit per freta longa duos. 
dicituri infirma cornu tenuisse sinistra 
870 femina, cum de se nomina feeit aquae. 

paene simul periit, dum vult suceurrere lapsae, 

frater et extentas porrigit usque manus. 
flebat, ut amissa gemini consorte pericli, 
caeruleo iunetam nescius esse deo. 
875 litoribus tactis aries fit sidus, at huius 
pervenit in üolchas aurea lana domos. 

Tres ubi Luciferos veniens praemiserit Eos, 
tempora noctumis aequa diurna feres. 

Inde quater pastor saturos ubi clauserit haedos, 
880 canuerint herbae rore recente quater. 



865. tripodes, der Dreifufs (ebenso 
a. a. III 789. Verg. Aen. III 360), 
von welchem aus die Pythia in 
Delphi die Sprüche (sortes) des 
Apollo verkündete. 

867. hie: i. e. qui missus est, — 
cum semine => ut semen. — 859. 
tempus *die böse Zeit' der Hungers- 
not. — 860. compulerunt: z. I 692. 

861. 6t soror (Phrixt) et Phrixus 
wie II 629. — velati t. v. : das Haupt 
der Opfertiere pflegte mit Binden 
umwunden zu werden. — 864. aito- 
nita manu: z. 688. — 870. nomina: 
"ElXi^g novzog, 

871 f. Diese Situation stellt ein 
berühmtes pompejanisches Wand- 
gemälde dar. Baumeister, Denkm. 
III S. 1332. — 874. caer. deo: der 
Gott des grünen Meeres, Neptun, 
machte (nach Eratosthenes catast. 
19) Helle zu seiner Gemahlin. — 



875. Phrixus wurde von dem gold- 
wolligen Widder nach dem am 
Pontus Euzinus gelegenen Colchis 
getragen und dort von König Aeetes, 
dem S. des Helios, gastfreundlich 
aufgenommen. Der Widder wurde 
dem Zeus geopfert und von Ne- 
phele unter die Sterne versetzt, 
das goldene Vliefs Qana) aber dem 
Aeetes gegeben und von diesem im 
Haine des Ares an einer Eiche auf- 
gehängt, von wo es später Jason 
holte. 

877 f. 26. März. Frühlings-Tag- 
und Nachtgleiche (aequinoctium 
vernum). — Luciferos: hier 'Morgen- 
sterne' 

879—882. 30. März. — 879. Der 
Abend des 26. März ist mit einge- 
rechnet. — 880. Der Tau über- 
zieht das Grün des Grases und der 
Blätter mit einem silbergrauen 



III 865—884. 



165 



lanus adorandus cumque hoc Concordia mitis 
et Romana Salus araque Pacis erit. 

Luna regit mensis. huius quoque tempora mensis 
finit Äventino Luna colenda iugo. 



Schein. — 881. Vgl Dio LIV 36: 
insiöi^ TB oiQyvQiov ocv^ig ig slnovag 
avTOv (Avyovazov) xoel iytshrj xal 
6 drifAog avvsßi^vsyKav, savtov filv 
ovdsfiiaVf 'Tytsiag ds drukoaCag 
(Salutis publicae oder Salutis pu- 
blicae populi Romani) xal nqoahi 
xal *0(iovo£ag Elgi^vTig ts (I 709 u. 
Anm.) JaxTiasv (im J. 9 v. Chr.). 
Andere Angaben hierüber fehlen; 
dafs Janns diesem in der Kaiserzeit 



hochverehrten Bunde hinzugefügt 
ist, hängt wohl mit seiner engen 
Beziehung zu Krieg und Frieden 
zusammen. 

883 f. 31. März. Festtag der 
Luna ^quae regit menses*, daher sie 
auch am letzten Tage des 1. Mo- 
nats im altrömischen Jahre verehrt 
wurde. Der Tempel lag wahrschein- 
lich auf der dem Cirkus zugekehr- 
ten Seite des Aventinischen Berges. 



LIBER IV. 



*Alma, fave', dixi ^geminorum mater Amorum!' 

ad vatem vultus rettulit illa suos. 
*Quid tibi* ait *mecum? certe maiora canebas. 

num vetus in moUi pectore vulnus habes?* 
5 ^Scis, dea*, respondi *de vulnere*. risit, et aether 

protinus ex illa parte serenus erat. 
^Saucius an sanus numquid tua signa reliqui? 

tu mihi propositum, tu mihi semper opus, 
quae decuit, primis sine crimine lusimus annis, 
10 nunc teritur nostris area maior equis. 
tempora cum causis, annalibus eruta priscis, 

lapsaque sub terras ortaque signa cano. 
venimus ad quartum, quo tu celeberrima, mensem. 

et vatem et mensem scis, Venus, esse tuos.' 
15 Mota Cytheriaca leviter mea tempora myrto 

contigit et ^Coeptum perfice' dixit *opus'. 
Sensimus, et causae subito patuere dierum: 

dum licet et spirant flamina, navis eat! 



1 — 132« Einleitung. 

1— 18. Anrufung der Venus, der 
als der Göttin des Frühlings und der 
Liebe der April, der erste Frühlings- 
monat, heilig war. — 1. gem. m, Arno- 
rum : des Eros und Anteros (s. Cic. 
de nat. d. III 23, 59) oder des Ga- 
pido und Jocus. Vgl. Hör. carm. I 
2, 34: Quam (Venerem) locus dv' 
cumvolcU et Gupido, Ov. am. III 
15, 1. Auch auf Münzen des juli- 
sehen Geschlechts sehen wir Venus 
von zwei fliegenden Amoren um- 
geben. In der griech. Litteratur 
finden wir bereits bei Euripides 
(Bacch. 405) "Egoatsg und dann 
öfters, darauf bei den nachahmenden 
röm. Dichtern Cupidines. — 3. ma- 
iora canehas: s. II 3 fF. — 4. in 
molli p,: daher leicht verwundbar, 
s. z. III 682. — 5. Vgl. Enn. ann. 
445 (p. 67 V.): luppiter hie risit 



tempestatesgue serenae riserunt omnes 
risu lovis omnipotentis, Verg. Aen. 
I 254, Ov. a. a. III 55. 

7. saudus: durch eine Liebes- 
wunde, vgl. Verg. Aen. IV 1. — 
Signa: z. II 9. — 9. guae decuit sc. 
primos annos. — lu>simu8 ^ haben 
getändelt' s. II 4f. — 10. Dasselbe 
Bild wie n 360. 

11. temp, c. c. = I 1. — ann, e, 
pr. = I 7. — 12 = I 2. — 15. mota 
sc. verbis meis, — Die Myrte ist 
der Venus heilig und wird von ihr 
hier als Zauberrute gebraucht, um 
den Dichter zu begeistern; vgl. a. a. 
III 53 : E myrto — myrto nam vincta 
capillos constiterat — folium gra- 
nague pauca dedit, sensimus accep- 
tis numen guogu>e: purior (nethsr 
fulsit, et e toto pectore cessit onus. 
— 18. z. I 4. 



IV 1-36. 



167 



Si qua tarnen pars te de fastis tangere debet, 
20 Caesar, in Aprili, quo tenearis, habes. 
hie ad te magna descendit imagine mensia 

et fit adoptiva nobilitate tuus. 
hoc pater Iliades, cum longum scriberet annum^ 
yidit et auctores rettulit ipse suos. 
25 utque fero Marti primam dedit ordine sortem^ 
quod sibi nascenti proxima causa fuit, 
sie Yenerem gradibus multis in gente repertam 

alterius voluit mensis habere locum, 
principiumque sui generis revolutaque quaerens 
30 saecula cognatos venit adusque deos. 
Dardanon Electra nesciret Ätlantide natum 

scilicet, Electram concubuisse lovi? 
huius Erichthonius, Tros est generatus ab illo, 
Ässaracon creat hie Assaracusque Capyn. 
35 proximus Anchises, cum quo commune parentis 
non dedignata est nomen habere Venus. 



19 — 60. 0. legt dem Angustus 
seine Abstammnng von der Göttin 
Venus dar. — 19. tarnen: der Dich- 
ter wagt es eigentlich nicht, die 
Auänerksamkeit des Augustus {Cae- 
sar z. n 138) für seine Fasten in 
Anspruch zu nehmen. — 20. quo 
ten, ^was dich fesselt'; vgl. tr. IV 
10, 49: Detifimt nostras — Horatius 
aures. — 21. m, imagine * durch 
das hohe Ahnenbild' (z. I 591) der 
Venus, der Mutter des Aeneas und 
Ahnfrau des Augustus; z. I 717. — 

22. adoptiva nob.: des Cäsar, der 
den Augustus adoptiert hatte. — 

23. hoc in etwas unbestimmter Be- 
ziehung auf nobilitas (v. 22) über- 
haupt, also hoc vid.: diese seine 
nobilitas hatte B. im Auge, vgl. 
I 37. V 71. Oder haben wir vor 
diesem V. eine Lücke anzunehmen? 

— p. Iliades: s. III 62 u. 72. — 
scriberet = discriberet, digereret I 
27, 'entwarf, einrichtete'. — 24. 
aui:tores s, = parentes s, (v. 57). 
rettulit sc. in annum, 'verzeichnete'. 

— 25. primam sortem 'die erste 
Stelle', ordine 'in der Reihe' der 
Monate des alt-römischen Jahres. 

27. gradibiLS m. in gente r,, d. h. 
welche er in der Stammtafel seines 
Geschlechts viele Generationen (wra- 
dus) vor sich fand; vgl. met. XIII 
143: totidemqu^e gradus distamu^ 



ab illo. epist. 3, 28: ille gradu pro- 
pior sanguinis. Zur Sache s. Macr. 
sat. I 12, 8. — 29. revoluita saec: 
die Jahrhunderte werden wie eine 
Bücherrolle wieder aufgerollt, um 
in ihnen zu forschen. 

31 — 36 geben den Stammbaum 
von Juppiter bis auf Aeneas nach 
Homer (11. T 215 ff.), der nur die 
Plejade Electra (s. v. 177), die 
Tochter des Atlas und der Hesione 
und Mutter des Dardanus, nicht 
nennt. Dard. soll von Samothrake 
in Eleinasien eingewandert sein; 
er erhielt dort von dem in der 
Skamanderebene herrschenden Kö- 
nig Teucer seine Tochter Bateia 
zur Frau (v. 40 Teuer os avos) und 
die nach ihm benannte Landschaft 
Dardania als Mitgift und wurde 
der Stammvater der troischen Kö- 
nige. — 31. nesciret conj. dubit. 
'hätte er nicht wissen sollen?' — 
33. Bei Tros spaltet sich der 
Stammbaum der Königsfamilie in 
Troja : 

Tros 



Ilos Assarakos Ganymedes 
Laomedon Gapys 

I 



Tithonos Priamos Anchises 



l^ 



fjTJLlL 



Po^tii2£L':LÄ Line, qxd qiiöd $ilTk fnii c^i^ns ä ak^j, 

hfii^y Latni^y tfbi pater esi. «ubit Alxia LafiizL 
pTOximtu est ütaiiä EpTtos, Alba. 



*A .iiy» 



et tii^xLf est iiem^ Calpete, f^etiis aTTLs. 
etmtq!3ie patria regnimi post hime Tib^nizs liafa^^, 

diütsT in Tojeae gorgite Tnersm aqiiaei. 
lam tarnen Agrippan natmn Bemnlumqne nepotem 
60 riderzL in Bemulmn falmina missa fenrnt. 
renit Arentiniis post hos, loeos nnde rocator. 

mons qooqne. post illam tradita regna Proeae. 
qaem sequitor duri Nnmitor germaniiä Amnli. 

Ilia etun Laoso de Nnmitore sati. 
55 en«e eadit patrao Laosos. plaeet Ilia Marti 

teque parit, gemino inncte Qnirine Bemo. 
ille mos semper Yenerem Martemqae parentes 

dixit et emeroit Yocis habere fidem. 
nere secatnri possent nescire nepotes. 



37. pieta$ 9p, Abttr, pro concr. 

— per ign, (des eroberten Trpja) 
gehurt znziäehit za tii7i^, ist aber 
auch za §pectata na denken. — 
38, UMt fc, ni lUüiam, %, y. 78. 1 527 
u, A, — 40. Vgl. Liv. I 3, 2: ulseo- 
i^fuir — quem lulum eundem Julia 
gern cmctorem nominis sui ntm- 
cupat. 

4L Poftnmns Silvias wird auch 
Ton Liyins Sohn des Ascanins {hinc 
sc. ßaUis) genannt; nach den an- 
deren Autoren ist er der Stiefbruder 
desselben und Sohn der Lavinia und 
des Aeneas und hiefs Postumus als 
nachffebomer Sobn, Silyius, weil 
ihn Layinia, als sie sich vor den 
Nachitellungen des Ascanius hatte 
flüchten müssen, in den Wäldern 
geboren hatte, ^mamit Silvia po- 
8tea ommbus cognomen, qui AXbae 
regnaverwnV Liv. I 3, 8. Zwischen 
Poitumus und Latinus schieben die 
übrigen Listen noch einen Aeneas 
SilviuB ein. — 48. suhit (— suc- 
cedit) Ä, L. ^ met. XIV 612. — 
44. titulis 8C. imperii; b. v. 675. 

— 45. Gapys war ein trojanischer 



Xame (z. 31), daher reeuitso 
voe. Tr. 

48. z. n 389 u. I 833. — 50. VgL 
met XrV 617: BewnÜM» fmatmriar 
annis fuhmmeo perüt, iantator fid- 
minis, idu, wie Tallus Hoatilius. 
— 51. venit Aventinus s. Varro de 
L L V 43. -- Zocii» 'die Gegend'; 
gemeint ist die 13. der von Augustus 
eingerichteten regiones , welche 
auXser dem Berge auch noch die 
Vorstadt vor der porta Trigemina 
umschloCs. Av. soU . auf den Berge 
begraben worden sein. — 55. Dafs 
Amulius seinen Bruder Numitor 
mit Gewalt vom Throne stölst und 
selbst die Herrschaft an sich reifst, 
übergeht 0. als bekannt. Dann 
tötet Am. seinen Neffen Lausus 
(von and. Aegestos oder Aegestes 
genannt) heimlich auf der Ja^d 
und macht die Ilia zur Vestahn, 
um sich für künftig die Herrschaft 
zu sichern. 

56. Das Ausführliche s. III 9 ff. 
Quirine s. II 475 ff. — 58. emeruit 
'hat sich einen Anspruch darauf 
erworben'. — 59. neve: et, ne, — 



IV 37—76. 



169 



60 tempora dis generis continuata dedit. 

Sed Veneris mensem Graio sermone notatum 

auguror: a spumis est dea dicta maris. 

nee tibi sit mirum Graeco rem nomine diei: 

Itala nam tellus Graecia maior erat. 

65 venerat Euander plena cum classe suorum, 

venerat Aleides, Graius uterque genus. 

hospes Aventinis armentum pavit in herbis 

claviger, et tanto est Albula pota deo. 
dux quoque Neritius: testes Laestrygones extant 
70 et quod adhuc Circes nomina litus habet, 
et iam Telegoni, iam moenia Tiburis udi 
stabant, Argolicae quod posuere manus. 
venerat Atridae fatis agitatus Halaesus, 
a quo se dictam terra Falisca putat. 
75 adice Troianae suasorem Antenora pacis 



60. temp. eontintuita: die zwei auf- 
einanderfolgenden Monate. 

61—132. Zwei Ableitungen 
des Wortes Aprilis, von denen 
jedoch 0. die zweite, weil sie den 
Monat nicht unmittelbar mit Yenus 
zusammenbringt, zurückweist, in- 
dem er in einem Hymnus die Macht 
der Göttin preist.— 62. Vgl. Macrob. 
sat. I 12, 8 : Secundum mensem no- 
minavit Aprilem, ut quidam putant 
cum adspiratione quasi Aphrüem, a 
spuma, quam Graeci d(pQov vocant, 
unde orta Venus creditur, S. z. III 
611. — 63. rem ^etwas'. — 64. ün- 
teritalien hiefs wegen der vielen 
dort angelegten griechischen Kolo- 
nieen Graecia maior. — 65. Euan- 
der : s. I 471 und Preller II S. 307 ff. 

66. Aleides — claviger s. I 543 ff. 
u. Anm. — 68. Albula: s. II 389 
u. A. — 69. dux q, Neritius: sc. ve- 
nerat; gemeint ist IJlixes, so ge- 
nannt von dem Berge Nr^qitov auf 
Ithaka (Hom. Od. i 22). Daher Ne- 
ritius öfters bei Ov. =» Ithacus, z. B. 
met. XIII 712. XIV 563. — Die 
Lästrygonen, zu denen Homer den 
Odysseus (Od. x 77 ff.) kommen läXst, 
wohnten nach den römischen Dich- 
tern in der Gegend von Formiae, 
an der Küste des südlichen Latiums ; 
westlich davon war das promuntu- 
rium Circaeum, welches sie für die 
Insel der Zauberin X/^xij halten, 



auf welcher Odysseus ein Jahr ver- 
weilt hatte. (Od. % 135 ff.) 

71. Telegoni moenia d. i. Tuscu- 
lum oder Praeneste, s. z. III 91. 
Tibur (jetzt Tivoli), eine alte latini- 
sche Stadt, östlich von Rom, zeich- 
net sich noch jetzt durch seinen 
grofsen Wasserreichtum aus, einen 
im Süden doppelt geschätzten Vor- 
zug (vgl. Hör. carm. III 29, 6. 1 7, 13). 
Als seine Gründer werden genannt 
die drei Brüder Tiburtus, Goras und 
Catillus, die Enkel des Argivers 
Amphiaraus, der bei dem Zuge der 
Sieben gegen Theben sein Leben 
verlor; der erste Bruder gab ihr 
den Namen; Hör. carm. II 6, 5: 
Tibur Argeo positum cölono, Verg. 
Aen. VII 670 ff. — 78. Über des 
Halaesus {^hunc Agamemnonis ple- 
rique comitem, plerique nothum 
filium volunt^ Serv. z. Aen. VII 723) 
Schicksal vgl. am. III 13, 31: Agc^ 
memnone caeso [= Atridae fatis'] et 
scelus et patris fugit Halaesus 
opes: iamque pererratis profugus 
terraque fretoque moenia felid con- 
didit alta mawu, ille suos docuit 
lunonia sacra Fdliscos. Über Fa- 
lerii z. I 83. — 75. Antenor, der 
Nestor der Trojaner, gründete mit 
Enetern, einem ursprünglich in 
Paphlagonien sefshaften Volke, 
Patavium. Tr. pacis suasorem: vgl. 
Liv. I 1, 1 (Aeneas et Antenor) pa- 



170 



Ovidi fastorum 



et generum Oenideo, Apule Daune, tuum. 
serus ab Iliacis et post Äntenora flammis 

attulit Aeneas in loca nostra deos. 
huius erat Solymus Phrygia comes unus ab Ida, 
80 a quo Sulmonis moenia nomen habent, 
Sulmonis gelidi, patriae, Germanice, nostrae. 

me miserum, Scythico quam procul illa solo est! 
ergo ego tarn longe — sed supprime, Musa, querelas! 

non tibi sunt maesta sacra canenda lyra. — 
85 Quo non livor adit? sunt qui tibi mensis honorem 

eripuisse velint invideantque, Venus, 
nam, quia ver aperit tune omnia, densaque cedit 

frigoris asperitas, fetaque terra patet, 
Aprilem memorant ab aperto tempore dictum, 
90 quem Venus iniecta vindicat alma manu. 
Illa quidem totum dignissima temperat orbem, 

illa tenet nullo regna minora deo 
iuraque dat caelo, terrae, natalibus undis 



ds reddendaeque Selenae semper 
aiictores fuerunt 

76. Der homerische Held Dio- 
medes, Sohn des Tydeus und Enkel 
des Oeneus, findet bei seiner Rück- 
kehr nach Argos sein Weib untreu, 
flieht, wird nach Italien verschla- 
gen, unterstützt den König von 
Apulien Daunus im Kampfe gegen 
seine Feinde, heiratet seine Toch- 
ter und gründet mehrere Städte in 
Italien, z. B. Argyripa. — 77. sems: 
das Adj. steht in enger Beziehung 
zum Substantiv für das Adverbium. 
Aeneas kam erst 7 Jahre nach der 
Zerstörung von Troja nach Italien. 
— 78. deos: s. z. I ö28 u. vgl. Verg. 
Aen. I 6 (inferretque deos Latio) 
u. XII 192. — 81. Sulmonis gelidi: 
wegen seines Wasserreichtums; vgl. 
IV 686 f. am. Ill 15, 11 {Sulmo- 
nis aqu^osi moenia)^ II 16, 1 ff. u. 
oben S. 1 V. 3 u. A. Solymus, der 
den Aeneas von dem trojanischen 
Berge Ida aus, von dem dieser 
seine Irrfahrten begonnen hatte, be- 
gleitet und Sulmo gegründet haben 
soll, wird aufser von Silius Italiens 
IX 72 (der 0. gefolgt ist) nicht er- 
wähnt; der Name des Gründers ist 
von dem der Stadt gebildet. 

81 — 84 sind erst später in Tomi 
im Scythenlande hinzugefügt wor- 



den, daher die Anrede an Germa- 
nicus, s. Einl. S. 12 f. — 83. ergo 
tam longe — etwa vitam meam to- 
lerem? wollte der Dichter fortfahren. 
85 — 90. Zweite Etymologie des 
W. Aprilis (= Aperilis) ab ape- 
riendo, — 86. eripuisse: z. II 322. 

— 87. densa * dicht machend', der 
Gegensatz v. 126 vere remissus ager, 

— 88. feta: s. I 662. — 89. aper- 
tum wird die Zeit genannt, weil 
in ihr alles eröffnet ist. — 90. ini- 
cere m, ist vox propr. für 'auf etwas 
(ohne richterliche Entscheidung) 
Beschlag legen, es als sein Eigen- 
tum erklären', was in der ältesten 
Zeit durch wirkliches Handauflegen 
geschah. 

91 — 132. Hymnus auf Venus: 
ihr als der überall mächtigen und 
schaffenden (91 — 116) und besonders 
in Rom verehrten (117 — 124, s. 
Preller I S. 443 ff.) gebühre gerade 
der Frühlingsmonat (125—132). 0. 
hat hier den berühmten Anfang des 
Gedichts des Lucretius (I 1 — 49), 
der ebenfalls diese Göttin preist, 
vor Augen gehabt. 

91. dignissima sc. temperando; 
sie beherrscht alles durch die Liebe. 

— 92. minora n, deo, log. Brachy- 
logie. — 93. iura dare «= temperare 
V. 91, beherrschen, ebenso V 65. — 



IV 76—118. 



171 



perque suos initus continet omne genus. 
95 illa deos omnes (longum est numerare) creavit, 

illa satis causas arboribusque dedit, 
illa rüdes animos hominum contraxit in unum, 

et docuit iungi cum pare quemque sua. 
quid genus omne creat volucrum, nisi blanda voluptas? 
100 nee coeant peeudes^ si levis absit amor. 
cum mare trux aries cornu decertat, at idem 

frontem dilectae laedere parcit ovis. 
deposita sequitur taurus feritate iuvencam, 

quem toti saltus, quem nemus omne tremit. 
105 vis eadem, lato quodcumque sub aequore vivit, 

servat et innumeris piscibus implet aquas. 
prima feros habitus homini detraxit, ab illa 

venerunt cultus mundaque cura sui. 
primus amans Carmen vigilatum nocte negata 
110 dicitur ad clausas concinuisse fores. 
eloquiumque fuit duram exorare puellam, 

proque sua causa quisque disertus erat, 
mille per hanc artes motae^ studioque placendi, 

quae latuere prius, multa reperta ferunt. 
115 hanc quisquam titulo mensis spoliare secundi 

audeat ? a nobis sit furor iste procul. 
Quid quod ubique potens templisque frequentibus aucta, 

urbe tamen nostra ius dea maius habet? 



nat imdis s. z. III 611. IV 62. — 
94. per stws initus continet 'durch 
die von ihr eingeflöfste Liebe erhält 
sie*. — 96. causas 'Ursprung'. — 
98. cum pare: s. III 526. 

102. parcit 'nnterläfst zu — ', p. 
wird häufig von Dichtem ange- 
wandt, um den im hinzugesetzten 
Infinitiv liegenden Begriff zu negie- 
ren. — 107. Die äufsere Verfeinerung 
des Menschen wird als Verdienst 
der Venus dargestellt, wie I 676 
die innere als das der Ceres. — 
109. primus amans 'ein Liebender 
war es, welcher zuerst', vigilatum 
c. 'ein bei Nacht gesungenes L.'. 
Die vor den Thüren der Geliebten 
von den um Einlafs flehenden Jüng- 
lingen gesungenen Lieder (naQüc- 
%XctvelQ'VQcc) erwähnen die Elegiker 
häufig. Beispiele sind bei 0. amor. 
I 6, met. XIV 718 ff. 

112. Man brauchte keinen An- 
walt, der die Sache führte, wie auf 
dem Forum. — 113. motae wie I 



268. VI 760. — 115. quisquam: weil 
die Frage verneinenden Sinn hat. 
— titulo mensis: die ehrende Aus- 
zeichnung liegt im Monat, d. h. 
besteht in der Benennung des Mo- 
nats nach Venus, ebenso VI 77. 
Vgl. VI 56. 

117. aucta: vgl. III 602. — 118. 
tamen stellt (in)urhe in Gegensatz 
zu ubique. Paris, zum Schiedsrichter 
in dem Streit der drei Göttinnen 
Hera, Athene und Aphrodite über 
den Preis der Schönheit erwählt, 
hatte denselben der letzten zuer- 
kannt und dadurch die beiden an- 
dern gegen sich und seine Vater- 
stadt aufs äufserste erbittert. In 
dem hieraus sich später entspin- 
nenden Kriege stand Aphrodite auf 
Seiten der Trojaner und wurde in 
ihm sogar, als sie den verwundeten 
Aeneas retten wollte, von Diomedes 
an der fiand verwundet {aTiQTiv 
ovtaas xsiQa o^h öovqI ußXrjxQi^v 
Hom. IL E 336). Durch dies arma 



172 



Ovidi fastorum 



pro Troia, Romane, tua Venus arma ferebat, 
120 cum gemuit teneram cuspide laesa manum, 
caelestesque duas Troiano iudice vicit 

(a! nolim victas hoc meminisse deas!), 
Ässaracique nurus dicta est, ut scilicet olim 
magnus luleos Caesar haberet avos. 
125 Nee Veneri tempus quam ver erat aptius ullum: 
vere nitent terrae, vere remissus ager, 
nunc herbae rupta tellure cacumina toUunt, 
nunc tumido gemmas cortice palmes agit. 
et formosa Venus formoso tempore digna est, 
130 utque solet, Marti continuata suo. 

vere monet curvas materna per aequora puppes 
ire nee hibernas iam timuisse minas. 

Rite deam Latiae Colitis matresque nurusque 
et vos, quis vittae longaque vestis abest. 
135 Aurea marmoreo radimicula solvite collo, 
demite divitias: tota lavanda dea est. 

aurea siccato redimicula reddite collo: 

nunc alii flores, nunc nova danda rosa est. 

vos quoque sub viridi myrto iubet ipsa lavari, 



ferre pro Troia hatte sich die Göttin 
zugleich die Tochterstadt ßom ver- 
pflichtet und sich ein iiis in urhe 
und die aus dem Rechte entsprin- 
gende Macht (ius ^^potentia v. 117) 
erworben; vgl. met. XIII 918: in 
aequora Proteus ius habet ep. 15, 
24: in mare ius habet 

123. s. 34 ff. — 126. nitent: von 
den frischen Farben des Frühlings. 
— remisstis von der zusammenzie- 
henden Kälte, ^erweicht*. — 127. S. 
III 239 f. I 154. — 128. S. III 238. 
I 152. — 130. S. V. 60. Vgl. ars 
am. I 405 sive dies sube^it natalis 
sive Jcälendae, quas Venerem Marti 
continuasse iuvat. Auson. dist. d. 
mens. Aeneadum geneirix vicino 
nomen Aprili das Venus: est Marti 
namque Aphrodite comes. 

131. materna aequora: s. z. 93. 
Während des Winters waren die 
Schiffe aufs Land gezogen; erst 
mit dem Frühaufgang der Plejaden 
begann die Schiffahrt bei den Rö- 
mern wieder, z. III 105. — monet 
c. infin. in Verbindung mit Auffor- 
derungssätzen in der klassischen 
Prosa selten. — 132. timuisse: z. II 322. 



133—164. 1. April. 

133— 162.FestfeierderFrauen 
zu Ehren der Venus Verti- 
cordia (' Herzenswenderin ') und 
der Fortuna Virilis, welche den 
Frauen bei den Männern Glück 
giebt. S. Preller I S. 449 f. II 
S. 185. 

134. Gemeint sind die Dirnen, 
denen die Tracht der ehrbaren 
Frauen, die stola, eine lange bis 
an die Füfse reichende, unten mit 
einem Besatz (instita) versehene 
Tunica und die vittae. Binden, 
welche im Haar getragen wurden, 
versagt war; ihnen kam nur die 
kurze Toga zu (Marquardt, Privat- 
altert. 2 S. 178. 1 S. 42. 44); vgl 
TibuU. I 6, 67 : sit modo casta, doce, 
quamvis non vitta ligatos impediat 
crines nee stola longa pedes, — 
135. Auch in anderen Kulten waren 
Bäder der Götterbilder vorgeschrie- 
ben. — 136. divitias 'den reichen 
Schmuck'. — 138. Myrten und Ro- 
sen sind die Lieblingsblumen der 
Venus. — 139. vos an die die Göttin 
badenden Frauen gerichtet. — sub 
myrto: also bekränzt mit Myrten. 



IV 119—164. 



173 



140 causaque, cur iubeat (discite!), certa subest. 
litore siccabat rorautes nuda capillos: 

viderunt satyri, turba proterva, deam. 
sensit et opposita texit sua corpora myrto: 

tuta fuit facto vosque referre iubet. 
145 Discite nunc, quare Fortunae tura Virili 

detis eo, calida qui locus umet aqua, 
accipit ille locus posito velamine cunctas 

et Vitium nudi corporis omne videt. 
ut tegat hoc celetque vires, Fortuna Virilis 
150 praestat et hoc parvo ture rogata facit. 
Nee pigeat tritum niveo cum lacte papaver 

sumere et expressis mella liquata favis. 
cum primum cupido Venus est deducta marito, 

hoc bibit: ex illo tempora nupta fuit. 
155 Supplicibus verbis illam placate: sub illa 

et forma et mores et bona fama manet. 
Roma pudicitia proavorum tempore lapsa est: 

Cymaeam, veteres, consuluistis anum. 
templa iubet fieri Veneri, quibus ordine f actis 
160 inde Venus verso nomina corde tenet. 

Semper ad Aeneadas placido, pulcherrima, vultu 

respice totque tuas, diva, tuere nurus. — 
Dum loquor, elatae metuendus acumine caudae 

Scorpios in viridis praecipitatur aquas. 



141. siccabat sc. dea. — 144. re- 
ferre: z. I 618. — 146. eo Qoco) qui 
etc. also im Bade. — 160. parvo 
ture: z. II 573. 

151. Mit diesem Verse kommt der 
Dichter wieder auf die Verehrung 
der Venus zurück. — papaver: der 
Mohn galt als Symbol der Frucht- 
barkeit (fectmda papavera, met. XI 
606): mit Honig vermischt wurde 
er von den Römern auch gern als 
Dessert gegessen. — 152. expr, — 
favis : der Honig sollte ganz frei 
von Wachs sein. 

167. proavorum tempore: im J. 114 
V. Chr. In diesem Jahre war näm- 
lich die Tochter eines römischen 
Bitters so vom Blitz getroffen wor- 
den, dafs sie aller Kleider entblöfst 
tot dalag; ebenso war dem Pferde, 
auf dem sie ritt, das ganze Geschirr 
abgerissen; über dies Portentum 
be&agte man die Sibyllinischen 
Bücher {Cymaeam anum z. v. 267) 
und erhielt die Antwort ^infamiam 



virginibus et equestri ordini por- 
tendi*. Daher wurden drei Vesta- 
linnen und mehrere römische Ritter 
wegen Incests zum Tode verurteilt, 
und der Venus Verticordia (im 
Thale des Gircus maximus) ein 
Tempel geweiht ^quo facilius vir- 
ginum muUerumque mens a libidine 
ad pudidtiam converteretur\ Valer. 
Max. VIII 16, 12. — pudicitia — 
lapsa est ^strauchelte auf der Bahn 
der Keuschheit'; ebenso labi me- 
moria, mente, (in) officio, — v. 157 
enthält den Grund zu v. 158. 

161. Die Aeneadae sind hier die 
sämtlichen Römer (anders I 717); 
vgl. Lucret. I 1 : Aeneadum genetrix, 
hominum divomque voluptas, alma 
Venus. 

163. 164. Untergang des Skor- 
pions. Mit 0. stimmt Golumella 
überein; s. Anh. z. 111 711. — 163. 
elatae caudae, weil immer zum 
Stechen bereit (Plin. n. h. XI 87); 
s. met. II 196. — 164. viridis aquas: 



174 



Ovidi fastorum 



165 Nox ubi transierit, caelumque rubescere primo 
coeperit, et tactae rore querentur aves, 
semiustamque facem vigilata nocte viator 
ponet; et ad solitum rusticus ibit opus: 
Pleiades incipient umeros relevare paternos, 
170 quae Septem dici^ sex tarnen esse solent^ 
seu quod in amplexum sex hinc venere deorum 

(nam Steropen Marti concubuisse ferunt, 
Neptuno Alcyonen et te, formosa Celaeno, 
Maian et Electram Taygetenque lovi), 
175 septima mortali Merope tibi, Sisyphe, nupsit', 
paenitet, et facti sola pudore latet^ 
sive quod Electra Troiae spectare ruinas 
non tulit ante oculos opposuitque manum. 

Ter sine perpetuo caelum versetur in axe, 
180 ter iungat Titan terque resolvat equos^ 



auch PliniüB spricht von Smaragden 
qui viriditcUem maris imitantur. 

165— 178. 2. April. Untergang 
der Plejaden. — Die PL, ein 
Siebengestim, Ton dem jedoch ein 
Stern unsichtbar war (v. 170), hatten 
ihren Namen daher, weil mit ihrem 
Aufgang (am 13. Mai, s. V 599) die 
Schiffahrt, to nXstv, begann, mit 
ihrem Untergang aufhörte; in der 
Sage galten sie als Töchter des 
Atlas (Hesiod. ^gya x. rifi. 383: IIXti' 
lädcov 'AtXaysvscDv) und der Okea- 
nide Pleione (V 84). 

166. queri Yom. Gesänge der Vögel 
auch bei Hör. ep. 2, 26: qi*enmtur 
in silvis aves, — 167. S. z. II 600 
und met. I 493: tU facibus saepes 
ardent, quas forte viator vel nimis 
admovit vel iam suh luce reliquit. 
—- 169. Die Plejaden erleichtern 
die Last, welche auf den Schultern 
ihres den Himmel tragenden Vaters 
(eaeliferi V 83) ruht, indem sie vom 
Himmel verschwinden. 

171. hinc von der Siebenzahl. — 
172. Sohn der Sterope war Oenomaos, 
der Halcyone Hyrieus, der Celaeno 
Lykos und Nykteus, der Maia 
(Mauc) Hermes, der Elektra Dar- 
danos und Eetion, der Taygete 
Lakedaemon, der Merope und des 
Sisyphos (des S. des Aeolos und 
Königs von Ephyra) Glaukos. — 
177. Electra: 'HXb'm:qcc; dieselbe 



Quantität im Nominativ griech. 
Eigennamen auf cc v. 201; V 115. 
VI 601. — 178. opposuitque: z. I 44. 
179—372. 4. April. Beginn 
der Megalesia, welche bis zum 
10. April dauerten. Die Magna 
Mater oder Mater Dea oder Cybele 
oder Bhea war eine ursprünglich 
in Vorderasien, besonders auch am 
Berge Ida, verehrte Göttin (daher 
Idaea genannt). Mit der Einbür- 
gerung der Aeneassage in Born 
glaubten die Römer dort ihre alte 
Heimat zu sehen, und so mögen 
schon früher ihre Blicke auf den 
orgiastischen Dienst dieser Göttin 
hingelenkt worden sein. Da lasen 
im J. 205 V. Chr. die Priester in 
den durch Vermittlung von Cumae 
(s. V. 257) ebenfalls vom Ida her- 
stammenden Schicksalsbüchern,dafs 
man, um gewisse gemeldete Pro- 
digien zu sühnen und den damals 
noch in Italien stehenden Hannibal 
zu vertreiben, das Bild dieser Göttin 
von der phrygi sehen Stadt Pessinus 
nach Rom herüberholen müsse. Im 
Jahr darauf kam es in Rom an und 
wurde bald der Mittelpunkt eines 
glänzenden Kultus, der, zuerst mafs- 
voll, in der letzten Zeit der Republik 
und unter den Kaisem auch die 
Ausschweifungen des Orients mit 
aufnahm. Zur Erinnerung an die 
Ankunft der grofsen Mutter ((isydXri 



IV 165—192. 



175 



protinus inflexo Berecyntia tibia cornu 

flabit; et Idaeae festa parentis erunt. 
ibunt semimares et inania tympana tundent^ 

aeraque tinnitus aere repulsa dabunt. 
185 ipsa sedens molli comitum cervice feretur 

urbis per medias exululata yias. 
scaena sonat, ludique vocant. spectate, Quirites, 

et fora Marte suo litigiosa vacent. 
Quaerere multa libet^ sed me sonus aeris acuti 
190 terret et horrendo lotos adunca sono. 

*Da, dea, quem sciter*. doetas Cybelei'a neptes 

vidit et has curae iussit adesse meae. 



f'V'^VQ) i^ H.om, welche indes nach 
Livins 29, 14, 14, wenn die Lesart 
richtig ist, auf den 12. Apr. d. J. 204 
fiel, wurden die Megalesia oder 
Megalensia eingesetzt und mit cir- 
censischen, seit 194 auch mit sce- 
nischen Spielen gefeiert. Marquardt 
S. 352 ff. 480 f. Preller II S. 54 ff. 
735 ff. Eine kurze Darstellung der 
Thatsachen giebt LiviusXXIX 10 ff., 
die 0. mit verschiedenen Zuthaten 
ausgeschmückt und in einzelnen 
Punkten yerändert hat. 

179—188. O. leitet seine ätiolo- 
gischen Bemerkungen mit einer 
Schilderung des Lärms, unter dem 
die Göttin verehrt wurde, ein. — 
179. ter: den 1. April mit einge- 
rechnet. — sine Imperativ. — per- 
petuo in axe i. e. in axe qui per- 
petuo agiiv/r. Nach der Meinung 
der Alten befand sich das Himmels- 
gewölbe in stetiger schneller Be- 
wegung; vgl. met. II 70: adde quod 
adsidua rapitur vertigine caelutn 
sideraque alta trahit celerique volu- 
mine torquet. Verg. Aen. II 250: 
Vertitur interea caelutn, — 180. 
Tiicm: z. I 617. — 181. Zu dem 
Dienste der Magna Mater hatte 
man aus Phrygien auch die phry- 
gische Flöte (durch Synekdoche von 
einem alten Volksstamme der Phry- 
ger Benecyntia genannt, s. III 649) 
herübergenommen, die eine sich 
erweiternde und gekrümmte {inflexo 
tibia cornu y vgl. met. 111 533 u. 
IV 392: adunco tibia cornu) Mün- 
dung hatte, durch welche der Ton 
verstärkt wurde. Abbild, bei Bau- 
meister, Denkm. I S. 557 n. 594. 



596. Über den Gebrauch der Flöte 
beim Opfern s. VI 657 ff. — 183. 
Die semimares sind die verschnit- 
tenen phrygischen Priester der 
Göttin {Galli v. 221. 361, — Rö- 
mer durften nicht ihre Priester 
werden — ), welche in purpurfar- 
benen Gewändern (339, richtiger 
buntgestickten) unter dem Schall 
der tympana und der cymbala (184; 
s. III 740'm. Anm.) und unter lau- 
tem Geheul durch die Stadt zogen, 
das Bild der Göttin mit sich füh- 
rend. — 185. molli cervice, wie 243 
molles ministri u. 342 m, manus, 
weil es Verschnittene waren. 

187. scaena im Theater, ludi im 
Cirkus. — 188. Marte suo: von dem 
dort üblichen (Wort-) Streit. 

189 — 246 enthalten den Grund 
zu mehreren Gebräuchen bei diesem 
Feste (a. 193 — 214. b. 215 — 218. 
c. 219—220. d. 221—246). 0. ist 
hier zuweilen demLucretius II 600 ff. 
gefolgt. 

190. lotos (Diospyros lotos Linn.) 
ist ein dem Ebenholz verwandter 
Baum, der im Morgenlande, in 
Nordafrika und Italien heimisch ist 
und ein schönes dunkles Holz liefert, 
aus dem Flöten gemacht wurden; 
daher ist hier l, =:== tibia; s. z. 1 519. — 
191. Cybeleia heifst die Göttin von 
dem Berge Cybele (v. 249) in Phry- 
gien; da sie identificiert wurde mit 
Rhea, der Mutter des Zeus (v. 201), 
so sind die' Musen, die Töchter 
dieses Gottes und der Mnemosyne, 
ihre Enkelinnen; ihr Sitz war der 
wald- und quellenreiche Helikon in 
Böotien. 



176 



Ovidi fastoram 



^Paudite, mandati memores, Heliconis alumnae, 

gaudeat assiduo cur dea Magna sono.' 
195 Sic ego. sie Erato (mensis Cythereius illi 

cessit, quod teneri nomen amoris habet): 
*Reddita Saturno sors haec erat "Optime regum, 

a nato seeptris excutiere tuis/' 
nie suam metuens, ut quaeque erat edita, prolem 
200 devorat inmersam visceribusque tenet. 

saepe Rhea questa est^ totiens fecunda nee umquam 

mater, et indoluit fertilitate sua. 
luppiter ortus erat (pro magna teste vetustas 

creditur; acceptam parce movere fidem): 
205 veste latens saxum caelesti gutture sedit. 

sie genitor fatis deeipiendus erat, 
ardua iam dudum resonat tinnitibus Ide, 

tutus ut infanti vagiat ore puer. 
pars clipeos rudibus^ galeas pars tundit inanes: 
210 hoe Curetes habent, hoc Corybantes opus, 
res latuit, priscique manent imitamina facti: 

aera deae comites raucaque terga movent. 
cymbala pro galeis, pro scutis tympana pulsant, 

tibia dat Phrygios, ut dedit ante, modos'. 



193 — 214. Warum die Magna 
Mater unter stetem Lärm verehrt 
wurde. — 196. Erato ist die Muse 
der erotischen Poesie ; ihren Namen 
leitet 0. von igäv ab und eignet 
ihr hier scherzend des Wortspiels 
wegen den Monat der Venus (s. z. 
III 611) zu. — 197. sors, Orakel. — 
198. Das Scepter ist das Haupt- 
insigne für die Herrschergewalt, 
daher seeptra = regnum. — 200. 
visceribusqite: z. I 44. — tenet * be- 
hält bei sich'. 

201. Bhea: "Pia (s. z. 177). — 
203. Vgl. met. I 400: quis hoc 
credat, nisi sit pro teste vetustas? 
— 204. parce: z. 102. — movere 
^rütteln an'. — 205. Bhea gab dem 
Saturnus einen in Windeln (veste) 
gewickelten Stein, den er anstatt 
des jungen Jiippiter verschlang 
(vgl. Hesiod. theog. 485: reo dl 
cnaqyavCaaaa (isyocv XCO^ov iyyvoc- 
Xi^sv OvQavCdri fisy' cm/ocxtc x. t. L) 
und verbarg ihren Sohn auf dem 
Berge Ida in Troas; nach der ge- 
wöhnlicheren Tradition, der sich 
Ovid auch V 113 fF. anschliefst, 



wurde er auf dem kretischen Ida 
von Nymphen aufgezogen. 

208. infanti ore: quod fori non 
potest, nur vagire; vgl. VI 145. — 
210. Die Curetes waren ursprüng- 
lich die kretischen Priester des 
Zeus, wurden aber später, als man 
die Bhea und Cybele für dieselbe 
Gottheit nahm, mit den Corybantes 
identificiert und beide als Priester 
der Magna Mater angesehen, welche 
sie unter wilden Waffentänzen 
feierten. Der Waffentanz über dem 
Zeuskinde ist auf einer Seite des 
Capitolinischen Altars dargestellt, 
Baumeister, Den/cm. III S. 2134. 
(S. auch für v. 206 Bd. II S. 798.) 

212. aera, die Cymbala; rauca 
terga, die Tympana (s. z. III 740). 
— 214. Die phrygische Tonart 
zeichnete sich durch Leidenschaft- 
lichkeit aus und war nach Aristo- 
teles (Polit. VIII 7, 8) das unter den 
Tonarten, was der avXog unter den 
Instrumenten; daraus erklärt sich 
tibia furiosa ('wuteinflöfsend') 
V. 341. 



IV 193—234. 



177 



215 Desierat. coepi: 'Cur huic genus acre leonum 

praebent insolitas ad iuga curva iubas?' 
Desieram. coepit: 'Feritas mollita per illam 

creditur; id curru testificafa suo est'. 
'At cur turrifera caput est onerata corona? 
220 an primis turres urbibus illa dedit?* 

Adnuit. 'ünde venit* dixi *sua membra secandi 

impetus?' ut tacui, Pieris orsa loqui: 
'Phryx puer in silvis, facie spectabilis, Attis 

turrigeram casto vinxit amore deam. 
225 hunc sibi servari voluit, sua templa tueri, 

et dixit '^Semper fac puer esse velis". 
ille fidem iussis dedit et **Si mentiar'', inquit 

"ultima, qua fallam, sit Venus illa mihi". 
Fallit et in nympha Sagaritide desinit esse, 
230 quod fuit. hinc poenas exigit ira deae: 
naida vulneribus succidit in arbore factis 

(illa perit: fatum naidos arbor erat), 
hie furit et credens thalami procumbere tectum 

effugit et cursu Dindyma summa petit 



215—218. Von Löwen umgeben, 
auch auf einem von Löwen ge- 
zogenen Wagen zeigen uns die Cy- 
bele viel&ch Kunstdenkmäler und 
Münzen (Baumeister, DenJcm. I S. 86. 
II S. 800. III 2011). Löwen sind 
das charakteristische Merkmal phry- 
gischer Eunst. S. Müller, Denk- 
mäler n Taf. LXn f. n. 806 f. 

219 f. Auch auf Abbildungen 
trägt die Göttin nach orientali- 
scher Sitte eine Mauerkrone auf 
dem Haupte. 

221 — 246. Der schöne phrygische 
Knabe Attis, auf den die Sitte der 
Selbstverstümmelung (ßua membra 
secandi) zurückgeführt wird, ist 
oft von den Dichtern besungen und 
von Künstlern dargestellt worden 
und spielt in dem Kultus der Cy- 
bele, wie Adonis in dem der Venus, 
eine grofse Bolle; es giebt daher 
auch mannigfache Sagen über sein 
Schicksal; die hier mitgeteilte, in 
der indes die eigentliche Bedeutung 
des Attis, welcher. ein Symbol des 
wechselnden Naturlebens ist, nicht 
hervortritt, hat ü. allein. 

222. Pieris: z. II 269. — 225. 
servari: so sagt die treue Procris 
met. Vn 736: IJgo uni servor: ubi- 

Ovids Fasten. 



cunque est, uni mea gaudia servo. 
— tueri als Thürhüter, wie es sich 
Philemon und Baucis als Gnade aus- 
bitten, met. VIII 698 und 702. — 
228. Venus 'Liebesgenufs'. — 230. 
hinc: de hac caUfSa. 

231. Die Tochter des kleinasiati- 
schen Flusses Sagaris oder San- 
garios, der auf dem Adoreus ent- 
springend und durch das Gebiet 
der Berecyntier fliefsend sich in 
den Pontus Euxinus ergofs, war 
eine Hainadryade (z. I 512), eine 
Baumnymphe, deren Leben und 
Sterben mit dem ihres Baumes 
(«fta tccig Sgvai) verknüpft war; 
vgl. met. VIII 760 ff. 0. nennt sie 
eine Nais, indem er den Begriff 
einer Quellnymphe zu dem einer 
Nymphe überhaupt verallgemeinert ; 
ebenso met, I 689: inter hamadry- 
adas celeberrima Nonacrinas naias 
una fuit. — 233. Der Wahnsinn läfst 
den Attis glauben, dafs das Dach 
seines Hauses über ihm zusammen- 
stürze und dafs er von den Furien 
mit ihren Geifseln und Fackeln 
verfolgt werde. — 234. Der Din- 
dymus (dhdvfiog) oder Dindyma 
{xä JivSvficc) ist ein Gebirge Phry- 
giens bei Pessinus, der Cybele heilig. 

12 



178 



Ovidi fastorum 



235 et modo "Tolle faces!'' "Remove" modo "verbera!'*clamat 
saepe Palaestinas iurat adesse deas. 
ille etiain saxo corpus laniavit acuto, 

longa que in im mundo pulvere tracta coma est. 
voxque fuit "Merui! meritas do sanguine poenas. 
240 a! pereant partes, quae nocuere mihi!" 

"a! pereant" dicebat adhuc: onus inguinis aufert, 

nullaque sunt subito signa relicta viri. 
Venit in exemplum furor hie, moUesque ministri 
caedunt iaetatis vilia membra comis/ 
245 Talibus Aoniae faeunda voce Camenae 
reddita quaesiti causa furoris erat. 
'Hoc quoque, dux operis, moneas, precor, unde petita 

venerit. an nostra semper in urbe fuit?* 
'Dindymon et Cybelen et amoenam fontibus Iden 
250 semper et Iliacas Mater amavit opes. 

cum Troiam Aeneas Italos portaret in agros, 

est dea sacriferas paene secuta rates. 

sed uondum fatis Latio sua numina posci 

senserat adsuetis substiteratque locis. 

255 post, ut Roma potens opibus iam saecula quinque 

vidit et edomito sustulit orbe caput, 

carminis Euboici fatalia verba sacerdos 

inspicit. inspectum tale fuisse ferunt: 
"Mater abest: Matrem iubeo, Romane, requiras. 
260 cum veniet, casta est accipienda manu.' 



>» 



236. Palaestinae deae: die Furien, 
die 80 von der Stadt Palaeste in 
Epirus genannt sein sollen. — 238. 
Vgl. Verg. Aen. XII 99. Die üppige 
Haarfalle ist dem Attis charak- 
teristisch. 

244. iaetatis comis: dabei scheint 
an die Ableitung des W. KoQvßocv- 
Tsg von yiogvg, noQvcpri, nogviixBiv 
(mit dem Kopfe stofsen) gedacht 
worden zu sein. — 245. Camena 
('die Singende', z. III 261) das lat. 
Wort für Movaot', z. Äoniae vgl. 
I 489 u. IV 191. 

247—349. Die Hinüberführung 
des Götterbildes von Pessiuus nach 
Rom. 

247. moneas: z. I 467. — 249. JDin- 
dymon: z. 234. — Cybelen: z. 191. 
— amoenam fontibus Iden: noXv- 
nida^ heifst er bei Homer; vgl. 
VI lö. met. II 218. X 71. — 250. 
Iliacas opes: s. VI 420. — 261. vgl. 
Verg. Aen. I 68: Ilium in Italiam 



portans. — 252. sacriferas: über 
die Sacra s. I 527. IV 38 u. Anm. 

— 253. Latio, dativ. commodi. 
266. edomito orbe, dichterische 

Übertreibung. — 257. Unter den 
Sibyllen war die von Cumae die 
berühmteste; sie befragte Aeneas, 
ehe er in die Unterwelt hinabstieg, 
und von ihr liefs die Sage die Si- 
byllinischen Bücher herrühren, aus 
denen sich ein zu diesem Zweck 
angestelltes Priesterkollegium bei 
Prodigien und Gefahren, welche 
den Staat bedrohten. Bat erholte 
{inspiciebat, adibat). Diese Sib. 
Cumaea wird auch Euboica ge- 
nannt, weil die Cumaner von dem 
euboischen Chalcis herstammten. 

— 260. Bei Livius (XXIX 10, 4) 
lautet der Spruch genauer: Givi- 
tatem eo tempore recens religio in- 
vaserat, invento carmine in libris 
Sibyllinis propter crebrius eo anno 
de caelo lapidatum inspectis, quan- 



IV 235—280. 



179 



Obscurae sortis patres ambagibus errant^ 

quaeve parens absit, quove petenda loco. 
consulitur Paean "Divum" que "accersite Matrem^ 

inqait. "in Idaeo est invenienda iugo/^ 
265 Mittuntur proceres. Phrygiae tunc sceptra tenebat 

Attalus: Ausoniis rem negat ille viris. 
mira canam: longo tremuit cum murmure telluS; 

et sie est adytis diva locuta suis: 
"Ipsa peti volui. ne sit mora. mitte volentem. 
270 dignus Roma locus^ quo deus omnis eat." 
Ille soni terrore pavens "Proficiscere'', dixit 

"nostra eris. in Phrygios Roma refertur avos/* 
Protinus innumerae caedunt pineta secures 

illa, quibus fugiens Phryx pius usus erat. 
275 mille manus coeunt^ et picta coloribus ustis 

caelestum Matrem coneava puppis habet, 
lila sui per aquas fertur tutissima nati 

longaque Phrixeae stagna sororis adit 
Bboeteumque rapax Sigeaque litora transit 
280 et Tenedum et veteres Eetionis opes. 



doque hostis alienigena terrae Ita- 
liae bellum intulisset, eum pelli 
Itälia vincique posse, si mater Idaea 
a Pessinunte Bomam advecta foret, 

261. ambagibus errant: sind in- 
folge der Eätselhaftigkeit (entstan- 
den dadurch, dafa sich der Sprach 
um die Sache herum, dfiqfi, be- 
wegte und nicht auf sie selbst ein- 
geht) in üngewiTsheit; vgl. 668 u. 
met. VII 761 von der Sphinx : prae- 
cipitata iacebat inmemor ambagum 
vates obscura suarum. — 263. Faean 
^der Heilende', Beiname des Apollo; 
daXs die Bömer damals sein Orakel 
in Delphi befragt, berichtet auch 
Livius XXrX 11, 6. — 266. pro- 
ceres: die Namen der römischen 
Gesandten, welche das Bild der 
Göttin holen sollten, nennt Livius 
a. a. 0. § 3. 

266. Attalus (1), König von Per- 
gamum 241 — 197 v. Chr. — Auso- 
niis: z. I 55. — rem: derentwegen 
sie gekommen. — 269. Ahnliches 
wird auch von Juno nach der 
Eroberung von Veji erzählt. Liv. 
V 22, 5. 

272. nostra eris: auch in Born, 
da dies seinen Ursprung auf phry- 
gische (trojanische) Ahnen zurück- 



führte. — 274. Fhryx pius: Aeneas, 
8. z. 1 627 u. vgl. Verg. Aen. IX 80 fF. 
— 275. coeunt * vereinigen sich'. — 
p. coloribus ustis, durch eine Art 
enkaustischer Malerei, indem man 
zerschmolzenes Wachs mit Farben 
mischte und damit die Schiffe be- 
strich; vgl. Plin. XXXV 149: JEn- 
causto pingendi duo fuere anttquitus 
gener a, cera et in ebore cestro, id 
est viriculo, donec classes pinyi coe- 
pere, hoc tertium accessit resolutis 
igni ceris penicillo utendi, quae 
pictura navibus nee soU nee sale 
ventisque corrumpitur. 

277. nati: des Neptun. — 278. 
Phrixea soror, Helle, s. III 870. — 
279. Das promuntorium Khoeteum 
{rapax wegen der reifsenden Strö- 
mung des Meeres dort) und das 
Sigeum schliefsen die Skamander- 
ebene ab, jenes auf der rechten, 
dieses auf der linken Seite des 
Flusses. — 280. Die Insel Tenedus 
liegt vor Troas. Eetion, der Vater 
der Andromache, hatte das unter 
dem Berge Piakos gelegene my- 
sische Theben beherrscht; die Stadt 
war von Achilles zerstört worden 
(Hom. II. ^366. Z 397. IT 163), 
dann zwar wieder hergestellt, aber 

12* 



180 



Ovidi fastorum 



Cyclades excipiunt, Lesbo post terga relicta, 

quaque Carysteis frangitur unda vadis. 
transit et Icarium, lapsas ubi perdidit alas 

Icarus et vastae nomina fecit aquae. 
285 tum laeva Creten, dextra Pelopei'das undas 

deserit et Veneris sacra Cythera petit 
hinc mare Trinaerium, candens ubi tinguere ferrum 

Brontes et Steropes Acmonidesque solent, 
aequoraque Afra legit Sardoaque regna sinistris 
290 respicit a remis Ausoniamque tenet. 

Ostia contigerat, qua se Tiberinus in altum 

dividit et campo liberiore natat. 
omnis eques mixtaque gravis cum plebe senatus 

obvius ad Tusci fluminis ora venit, 
295 procedunt pariter matres nataeque nurusque 

quaeque colunt sanctos virginitate focos. 



zu Ovids Zeit verfallen, doch hatte 
sich ihr Name an die fruchtbaren 
Gefilde am Adramyttenischen Meer- 
busen geknüpft erhalten (Liv. 37, 
19, 7). 

281. Von der Insel Lesbos geht 
die Fahrt durch das ägäische Meer 
über die cykladischen Inseln nach 
der ßüdspitze von Euböa und der 
dort liegenden Stadt Carystus. — 
282. Car. vadis Ablat. instrum.; 
vada sind die seichteren Stellen des 
Meeres am Ufer, das Eüstenmeer; 
vgl. tr. III 9, 10: dicitur his remos 
appUculSse vadis, ex P. IV 9, 2. a. a. 
II 82. — 283. Ikaros, der S. des 
Dädalos, des Erbauers des Laby- 
rinths, entfloh nebst seinem Vater 
mit Hülfe von künstlich gefertigten 
Flügeln, welche mit Wachs am 
Körper befestigt waren, durch die 
Luft von Greta, kam aber der 
Sonne zu nahe, sodafs das Wachs 
schmolz und die Flügel herunter 
fielen, und fand in dem nach ihm 
benannten südöstlichen Teile des 
ägäischen Meeres seinen Tod met. 
Vm 195 ff. a. a. II 21 ff. — 286. Pe- 
lopeüdas wndas: die Fluten, welche 
die Pelopsinsel bespülen, das mare 
Myrtoum. — 286. Cythera: z. III 611. 

287. Bei anderen Schriftstellern 
wird als dritter der Cyklopen, 
welche im Ätna dem Zeus seine 
Donnerkeile schmieden , neben 
Brontes (von ^qovzti) und Steropes 



(von GtBQonri) Arges (Hesiod. theog. 
140 u. ö.) oder Pyrakmon (Verg. 
Aen. VIII 425) genannt; bei der 
Bildung Acmonides (der nur hier 
als Cyklop genannt wird) ist jeden- 
falls an a7t[i(ov (Ambofs) und viel- 
leicht an Akmon, den Vater des 
Uranos, der mit Gäa die Cyklopen 
zeugte, gedacht worden. Dals die 
Cyklopen das weifsglühende Eisen 
in dem Sicilischen Meere (z. m. 
Trinacrium s. 419) löschten, ist 
ein von Virgil (Aen. VIII 450) er- 
fundener dichterischer Zug. — 289. 
legit 'durchfährt'; legere heifst 
eigentlich Stück für Stück weg- 
nehmen; der Verbindung mit iter 
(Prop. IV 22 , 12) und mit aeqiiora 
oder litora (Verg. Aen. III 292) liegt 
eine ähnliche Vorstellung zu Grunde 
wie bei carpere, s. z. III 416. — mare 
Africum nannten die Römer das 
Stück Meer zwischen dem west- 
lichen Sicilien und Afrika. — 290. 
Ausoniam: z. I 56. — tenet: z. 
I 498. 

291. Ostia cont, vgl. Liv. XXIX 
14, 11: post quam navis ad ostium 
amnis Tiberini accessit et q. s. — 
se in altum div.: er zerteilt sich 
(aus den beengenden Ufern heraus- 
tretend) in das hohe Meer hinein, 
weil er jetzt campo liberiore (vgl. 
met. I 41) natat, — 294. Tmci fl.: 
z. I 233. 

296: die Vestalinnen, s. z. 11112. 



IV 281—319. 



181 



sedula fune viri contento bracchia lassant: 

vix subit adversas hospita navis aquas. 
sicca diu fuerat tellus, sitis usserat herbas: 
300 sedit limoso pressa carina vado. 

quisquis adest operi, plus quam pro parte laborat, 

adiuvat et fortis voce sonante manus. 
illa velut medio stabilis sedet insula ponto: 

attoüiti monströ stantque paventque viri. 
305 Claudia Quinta genus Clauso referebat ab alto, 

nee facies impar nobilitate fuit, 
casta quidem, sed non et credita. rumor iniquus 

laeserat, et faki criminis acta rea est. 
cultus et omatis varie prodisse capillis 
310 obfuit ad rigidos promptaque lingua senes. 
conscia mens recti famae mendacia risit, 

sed nos in vitium credula turba sumus. 
Haec ubi castarum processit ab agmine matrum 

et manibus puram fluminis hausit aquam, 
315 ter caput inrorat, ter tollit in aethera palmas 

(quicumque aspiciunt, mente carere putant) 
summissoque genu vultus in imagine divae 

figit et hos edit crine iacente sonos: 
"Supplicis, alma, tuae, genetrix fecunda deorum, 



— 297. fune — contento durch das 
angespannte Seil, an dem man vom 
Lande aus das Schiff stromaufwärts 
zu ziehen sucht. — 298. adversas 
'entgegenströmend'. — 299. sitis 
'grofae Hitze, Trockenheit'. Vgl. 
Verg. Aen. IV 42 : deserta siti regio. 
Lucret. III 917: quod sitis exurat 
miseros atque arida torres. — 300. 
pressa 'fest'. 

301. pro parte: vgl. Liv. VII 7, 5: 
plus sihi quam pro virili parte ad- 
nitendum sdrent. — 304. monstro 
'durch ein ungewöhnliches Ereig- 
nis'. — 305. Als Stammhalter der 
gens Claudia galt der Sabiner Attus 
Clausus, der in den ersten Jahren 
der Republik in Rom eingewandert 
war. Liv. II 16, 4. 

306. nobilitate: Ablat. der Be- 
ziehung, vgL VI 804 f.; bei impar 
ist Clauso zu ergänzen; ihr Gesicht 
ist also ebenso adlig, wie das des 
Attus Clausus. — 307. sed non et 
credita = met. XV 74. — 309. 
Dreierlei schadet ihr, der Putz 
(cultus), das ornatis varie capillis 
prodisse und die prompta lingua 



('die schlagfertige Z.'). Die Haar- 
frisur war für ehrbare Frauen, die 
sich auch meist zu Hause hielten, 
in der älteren römischen Zeit ganz 
einfach; eine kunstvolle Frisur gilt 
bei Plautus als Kennzeichen einer 
Buhlerin. In Ovids Zeit war dies 
natürlich anders geworden; man 
gefiel sich damals nicht allein in 
den künstlichsten Haartouren, son- 
dern strebte auch nach möglichster 
Abwechselung {varietas) darin, wel- 
che 0. den Damen seiner Zeit in 
der ars am. HI 133—168 besonders 
empfiehlt; vgl. auch am. II 8, 1. 
met. U 412. med. fac. 19. — 310. 
ad rigidos — senes ist mit prompta 
lingua zu verbinden; ihr Ruf hatte 
überhaupt gelitten. 

311. recti verb. mit conscia, in 
Vitium mit credula. — 314 ff. s. z. 
n 25 und 46. III 335. — 318. crine 
iacente sc. per coUa; vgl. met. II 673 : 
ut Vagi crines per coUa iacehant; 
herabhängende Haare waren den 
Betenden und Verzückten eigen, s. 
I 503 und Anm. — 319. supplicis 
verb. mit preces. 



182 



Ovidi fastorum 



320 accipe sub certa condicione preces. 

casta negor. si tu damnas, meruisse fatebor: 

morte luam poenas iudice victa dea. 
sed, si crimen abest, tu nostrae pignora vitae 
re dabis et castas casta sequere manus/' 
325 Dixit et exiguo funem conamine traxit 

(mira, sed et scaena testificata loquar): 
mota dea est sequiturque ducem laudatque sequendo; 

index laetitiae fertur ad astra sonus. 
fiuminis ad flexum veniunt (Tiberina priores 
330 atria dixerunt), unde sinister abit. 

nox aderat: querno religant in stipite funem 

dantque levi somno corpora functa cibo. 
lux aderat: querno solvunt a stipite funem, 
ante tarnen posito tura dedere foco. 
335 ante coronatam puppem sine labe iuvencam 
mactarunt operum coniugiique rudern, 
est locus, in Tiberim qua lubricus influit Almo 

et nomen magno perdit in amne minor. 
ilUc purpurea canus cum veste sacerdos 
340 Almonis dominam sacraque lavit aquis. 
exululant comites, furiosaque tibia flatur, 

et feriunt molles taurea terga manus. 
Claudia praecedit laeto celeberrima vulgo, 
credita vix tandem teste pudica dea. 
345 ipsa sedens plaustro porta est invecta Capena, 
sparguntur iunctae flore recente boves. 
Nasica accepit. templi non perstitit auctor, 



328. vitae 'Lebenswandel'. — 326. 
scaena: es mufste also die That der 
Claudia irgendwie auf dem Theater 
(wohl bei den Megalesien) darge- 
stellt worden sein. — 827. laudat 
sc. ducem und ihren Lebenswandel. 
— 328. 8. z. III 374. — 330. Über 
die Wohnung (über atria z. III 703) 
des Tiberis s. V 661 f.; die des 
Achelous beschreibt 0. met. VlII 
662: Fvmice multicavo nee levihus 
atria tophis structa subit et q. s. — 
sinister 'nach links'. 

334. Die foci, oft mit den Altären 
zusammengeworfen, sind eigentlich 
tragbare Opferapparate , Kohlen- 
becken , oft auf einem Dreifufs von 
Metall. — 835. Die Hinterteile der 
heimkehrenden Schiffe pflegten mit 
Kränzen geschmückt zu werden. — 
sine labe iuv.: z. I 111. 



336. z. I 83. — 337. qua 'wo', z. 
I 638. — AlmO: z. II 001. lubricus 
ist Epitheton der Flüsse überhaupt 
(auch VI 238). — 339. canus (infolge 
des Alters) sacerdos, der Archigal- 
lus, s. V. 361. — 340. Das Bad der 
Magna Mater ist asiatischen Ur- 
sprungs; s. übr. z. 135. 

341. furiosa: z. 214. — 342. mol- 
les : z. 186. — taurea t., die Tym- 
pana, z. III 740. — 846. ipsa: dea. 
— Das Götterbild wurde also vom 
Tiber auf der via Ostiensis durch 
die porta Ostiensis zur porta Capena 
zwischen dem Aventin und Palatin 
gefahren und betrat da die innere 
Stadt. 

346. boves, die vor den Wagen 
gespannt (iunctae) waren. — 347 f 
Das delphische Orakel hatte be- 
stimmt, dafs der beste Mann in 



IV 320—361. 



183 



Augustus nunc est. ante Metellus erat.' 
Substitit hie Erato. mora fit, sie eetera quaero. 
350 ^Die' inquam, ^ parva cur stipe quaerat opes.' 
^Contulit aes populus, de quo delubra Metellus 

fecit' ait. Mandae mos stipis inde manet.' 
Cur vicibus factis ineant convivia, quaero, 
tunc magis indictas concelebrentque dapes. 
355 ^Quod bene mutarit sedem Berecyntia', dixit 
*captant mutatis sedibus omen idem/ 
Institeram, quare primi Megalensia ludi 

urbe forent nostra: cum dea (sensit enim) 
^lUa deos' inquit ^peperit. cessere parenti, 
360 principiumque dati Mater honoris habet.' 
*Cur igitur Gallos, qui se excidere, vocamus, 



E<om das Bild der ankommenden 
Göttin ^hospüio acdperet*; dies war 
nach der Erklärung des Senats der 
junge Sohn des in Spanien gefalle- 
nen Cn. Scipio, P. Cornelius Seipio 
Nasica (Liv. XXIX 11, 6. 14, 8), der 
also die Göttin empfing und vom 
Schiffe ans Land trug. Der Tempel 
der Magna Mater lag auf dem Fa- 
latin und war 13 Jahre nach der 
Ankunft der Göttin in Rom (im 
J. 191 V. Chr.) geweiht worden, 
Becker I S. 421. Als seinen ersten 
Gründer [auctor) — die Namen der 
auctores waren meist an den Tem- 
peln zu lesen — giebt 0. den Nasica 
an, während die übrigen Schrift- 
steller darüber schweigen; indes 
hatte die Ehre der auctor templi 
zu sein für Nasica keinen langen . 
Bestand {non perstitit), denn schon 
111 V. Chr. wurde der Tempel durch 
Feuer zerstört. Damals wurde er 
zwar von einem Metellus wieder 
aufgerichtet, verbrannte aber 3 n. 
Chr. noch einmal, worauf ihn Au- 
gustus wiederherstellen liefs. — 
349: 'sie hält ein und macht eine 
Fause, und so frage ich nach dem 
tJbrigen'. 

350—372. Erklärung einiger Ge- 
bräuche beim Dienste der Cybele 
(350—862. 353 — 356. 357 — 360. 
361—366. 367—372). 

350 — 352. Den Friestern der Cy- 
bele war es (wie später auch denen 
der Isis) gestattet bei ihren Um- 
zügen *für die Mutter' Geld zu 
sammeln {firiZQayvgtSLv) und zwar 



seit alten Zeiten; der Grund, den 
0. dafür angiebt, ist also nicht 
richtig. Freller I S. 59 f. Marquardt 
S. 140. Anderen Friestern war in 
Rom das Betteln verboten. — 350. 
quaerat sc. dea. 

353. Die römischen nobiles pfleg- 
ten zur Erinnerung an die Ankunft 
der Göttin in Bom sich abwechselnd 
zu bewirten, indem sie sich zu 
diesen Mahlen {mutitationes) an- 
sagen liefsen. Zu dem Zweck hatten 
sich sogar (schon im J. 204) eigene 
sodalitates gebildet, der Luxus aber 
war in kurzer Zeit dabei so grofs 
geworden, dafs er bereits im J. 161 
durch ein besonderes Gesetz be- 
schränkt wurde. Das Volk hielt 
seine Schmausereien an den Ceria- 
lien. Vgl. fast. Fraen. zum 4. April 
p. 390. — 354. tunc magis: es ge- 
schah also auch sonst. — concele- 
brentque: z. 1 44. — 355. Berecyntia: 
z. 181. 

357. Institeram sc. quaerere, 'ich 
war im Begriff gewesen zu fragen'. 
— primi ludi im Jahre. — 359. 
dcos: Juppiter, Neptun, Flute, Juno, 
Vesta, Ceres. — 360. principium 
'Vortritt'. 

361. Der Gallus, ein Nebenflufs 
des Sagaris (z. 229) in Fhrygien, 
flofs zwischen dem Gebirge Cybele 
(z. 191) und der Stadt Celaenae 
dahin , welche eine auf einem hohen 
steilen Felsen von Xerxes erbaute 
Burg überragte. Seinem Wasser 
wird auch von Flinius (n. h. XXXI 9) 
diu Kraft wahnsinnig zu machen 



184 



Ovidi fastorum 



cum tanto a Phrygia Gallica distet humus?' 
*Inter' ait Wiridem Cybelen altasque Celaenas 

amnis it insana, nomine Gallus, aqua. 
365 qui bibit inde, furit. procul hinc discedite, quis est 

cura bonae mentis. qui bibit inde, furit/ 
*Non pudet herbosum' dixi ^posuisse moretum 

in dominae mensis. an sua causa subest?' 
*Lacte mero veteres usi narrantur et herbis, 
370 sponte sua si quas terra ferebat' ait. 
^candidus elisae miscetur caseus herbae, 

cognoscat priscos ut dea prisca cibos.' 

Postera cum caelo motis Pallantias astris 
fulserit, et niveos Luna levarit equos, 
375 qui dicet ^Quondam sacrata est colle Quirini 
hac Fortuna die Publica', verus erit. 

Tertia lux (memini) ludis erat, ac mihi quidam 

spectanti senior continuusque loco 
^Haec' ait ^illa dies, Libycis qua Caesar in oris 
380 perfida magnanimi contudit arma lubae. 

dux mihi Caesar erat, sub quo meruisse tribunus 

glorior; officio praefuit ille meo. 



{insana aqua, s. z. 214) zugeschrie- 
ben. — 865. Eine ähnliche Epana- 
lepsis am. 1 9, 1 : Müitat omnis amans 
et habet sua castra Cupido, Attice, 
crede mihi, militat omnis amans. 

367. Das moretum (die Ableitung 
ist unsicher) bestand aus verschie- 
denen Kräutern (Knoblauch, Ep- 
pich, Raute, Koriander), welche in 
einem Mörser zerrieben mit Käse, 
Essig und Ol zu einem Klofse zu- 
sammengedrückt wurden; es war 
dies ein beliebtes Gericht des ein- 
fachen Landmannefi. Wie dieser es 
sich zurechtmacht, wird in einem 
unter den Gedichten des Virgil 
stehenden Idyll, Moretum, be- 
schrieben. — 368. sua: 'eine ihm 
gehörige, bestimmte'. 

373 — 376. 5. April. Grün- 
dungstag des einen Tempels 
der Fortuna publica (auch po- 
puli Romani) auf dem Quirinal in 
der Nähe der Porta CoUina, wo 
drei Tempel der F. bei einander 
lagen, die der Gegend den Namen 
'Ad tres Fortunas' gegeben haben 
(über den zweiten Tempel s. V 729 



und Anm.). Das Gründungsjahr ist 
unbekannt. Becker I S. 579 f. Preller 
II S. 182 f. Vgl. fast. Praen. zum 
5. April p. 391: Fortuna^ publicae 
citerio[n\ in colle. 

373. Pallantias ist Aurora, als 
Tochter des Pallas (Hesiod. theog. 
376), des Sohnes des Megamedes; 
gewöhnlich wurde jedoch Hyperion 
als ihr Vater angesehen (daher V 169 
Hyperionis). — 374. levarit sc. iugo. 

— 375. (in) colle Quirini: s. II 511; 
ebenso wird der Quirinal genannt 
met. XIV 836. Hör. ep. II 2, 68. 

877—886. 6. April. Jahrestag 
der Schlacht bei Thapsus, in 
der Cäsar die Pompejaner unter 
Metellus Scipio und den mit ihnen 
verbündeten numidischen König 
Juba besiegte und damit den aM- 
kanischen Krieg beendete, im J. 46 
V. Chr.; vgl. fast. Praen. zum 6. Apr. 
F{eriae) q(uod) e(o) d(ie) G. Caesar 
C, f. in Africa regem [lubam] v[icit]. 

377. tertia lux der Megalesia. — 
memini an das Datum und das 
Faktum. — 378. spectanti: Judos. 

— 382. glorior: Homers evxofiai. — 



IV 362—394. 



185 



hanc ego militia sedem^ tu pace parasti, 
inter bis quinos usus honore viros'. 
385 Plura locuturi subito seducimur imbre: 

pendula caelestis Libra movebat aquas. 

Ante tarnen, quam summa dies speetacula sistat, 
ensiger Orion aequore mersus erit. 

Proxima victricem cum Romam inspexerit Eos, 
390 et dederit Phoebo Stella fugata locum, 

eircus erit pompa celeber numeroque deorum, 
primaque ventosis palma petetur equis. 

Hinc Cereris ludi. non est opus indiee causae: 
sponte deae munus promeritumque patet. 



383. hanc sedem: entweder ein 
Ehrenplatz für Beamte oder die 
Orchestra, der Ehrenplatz des ordo 
senatorius im Theater. Zum ord. 
sen. gehörten aber nicht allein die 
wirklichen Senatoren und ihre 
Kinder, sondern auch die tribuni 
laticlavii und die vigintiviri (S. ob. 
S. 3 V. 34) , denen nach Bekleidung 
dieser Ämter der Zutritt in den 
Senat eröffnet war. — 384. inter 
bis quinos: danach müfste also 0. 
auch das Amt der decemviri stliti- 
bus iudicandis (d. h. der Präsidenten 
des Centumviralgerichts für Erb- 
schaftsprozesse) , eines des viginti- 
viratus, bekleidet haben. — 386. 
seducimur: die römischen Theater 
waren ohne Dach ; bei plötzlich ein- 
tretendem Regen fand das Publikum 
in den das Theater umgebenden 
Säulenhallen Schutz. — 386. Vgl. 
Plin. XVIII 246: Caesari VI idus 
(Apr.) significat imbris librae occa- 
su8. Colum. XI 2, 34. 

387. 888. 9. April, der Tag vor 
dem letzten (summa, s. III 849) Tag 
der Megalesia: scheinbarer Sp'ät- 
untergang des Sternbildes Orion; 
über seine Fabel s. V 493 flP. — en- 
siger: ^^(psog Icpi Tthnoi^coSy Arat. 
Phaen. 588 ; das Schwert wird durch 
drei Sterne gebildet. 

389—392. 10. April. Schlufs- 
feier der Megalesia mit Spielen im 
eircus maximus, denen, wie auch 
anderen Spielen, eine feierliche 
Procession {pompa) vorausging. 



390. Stella kollektiv. — 391. nu- 
mero deorum: bei der feierlichen 
Procession, mit welcher man die 
Spiele eröffnete, wurden auch die 
Bilder der Götter, welche gleich- 
sam ihre Spiele mit ansehen sollten, 
mitgeführt; eine Beschreibung der 
Procgssion s. amor. III 2 , 43 ff. — 
392. ventosis 'windschnell'; vgl. 
Hom. II. X 437 von den Pferden des 
BhesOB: Q'iCsiv dvi^oictv ofiOLOi, 
Wettrennen von Pferden zu Ehren 
der Ceres erwähnt auch Dio 47, 40. 

393 — 620. 12. April. Feier 
der ludi Ceriales oder der Ce- 
rialia, welche der Ceres als der 
Stifterin des Ackerbaus zu Ehreti 
vom 12. — 19. April gegeben wurden 
und an dem letzten Tage mit Circus- 
spielen schlössen; da sie an die 
Wiedergewinnung der Proserpina 
und die Stiftung des Ackerbaues 
erinnern sollten, so war ihr Cha- 
rakter ein heiterer. Preller II S. 40 ff. 
Der Tempel der Göttin am Cirkus 
nebst jährlichen Opfern war von 
dem Diktator A, Postumius infolge 
von Mifswachs im J. 496 gelobt 
worden (Dion. VI 17). Die Zeit der 
Einsetzung der Spiele ist unbekannt, 
im J. 202 werden sie aber schon 
als regelmäfsige erwähnt. 

393. Hinc: das nächste Fest 
nach der v. 391 f. erwähnten Feier 
im Cirkus. — indiee: wie ihm im 
1. Buch Janus, vorher im 4. Venus 
und Erato indices gewesen waren 



186 



Oyidi fastorum 



395 Panis erat primis virides mortalibus herbae, 
quas telius nuUo soUicitante dabat; 
et modo carpebant vivax e caespite gramen, 
nunc epulae tenera fronde cacumen erant. 
postmodo glans nata est. bene erat iam glande reperta, 
400 duraque magnificas quercus habebat opes. 

Prima Ceres homine ad meliora alimenta vocato 

mutavit glandes utiliore cibo. 
illa iugo tauros Collum praebere coegit: 
tunc primum soles eruta vidit humus. 
405 aes erat in pretio, chalybe'ia massa latebat. 
eheu! perpetuo debuit illa tegi. 
pace Ceres laeta est, et vos orate, coloni, 

perpetuam pacem pacificumque ducem. 
farra deae micaeque licet salientis honorem 
410 detis et in veteres turea grana focos, 

et, si tura aberunt, unctas accendite taedas: 

parva bonae Cereri, sint modo casta, placent. 
a bove succincti cultros removete ministri: 
bos aret. ignavam sacrificate suem. 
415 apta iugo cervix non est ferienda securi: 
vivat et in dura saepe laboret humo. 
Exigit ipse locus, raptus ut virginis edam. 



8. Einl. S. 15 f. — 395. herhae: z. 
1 164. — Panis Prädik. — 396. nullo 
sollidtante =» nullo cogente met. I 
103. — 397. vivax ist das gramen, 
weil es immer wieder wächst. — 

398. ten. fronde: Ablat. qualit. — 

399. s. z. I 676. — 400. magnificas: 
für jene Menschen. 

401. Vgl. Schillers Eleus. Fest. — 
403. Vgl. Verg. georg. 1 147 f. — 404. 
soles 'Sonnenstrahlen'. — eruta: 
aratro. — 405. Das Erz (die Bronze) 
wurde vor der Erfindung des Eisens 
zu Ackergerätschaften verwandt; 
Hesiod. k'gy. 151: ;ifaAxct; d* sigyd- 
JovTO, [jLsXag d* ovk ^cks c^SriQos. 
Das Eisen wird chalybeia massa von 
dem Volke der Chalyber genannt, 
welche an der Südostküste des 
schwarzen Meeres wohnten und das 
beste Eisen lieferten. 

406. dehuit tegi: wegen seiner 
verheerenden Wirkung im Kriege; 
8. I 697 ff. — 407. S. I 704. — 
408. Der Friedensfürst ist Augustus, 
8. I 721. — 409. farra: s. I 672. 
Aus Spelt und Salz (mica sc. saJis, 
wie II 24) bestand die mola salsa, 



s. z. 1 128. 338. Vgl. TibuU. III 4, 10: 
farre pio placant et saliente sale. 
Hör. carm. III 23, 19 f.: mollivit 
aversos penatis farre pio et saliente 
mica. Das Springen und Knistern 
des Salzes im Opferfeuer wurde als 
günstiges Vorzeichen angesehen. 

411. unctae: mit Pech; s. 494. — 
412. Consta: aus keuschen Händen. 
— 413. succincti min,: z. I 319. — 
414. ignavam: für den Ackerbau; 
über das Schwein als Opfer für 
Ceres s. I 349 ff. und Anm. — 415. 
s. z. I 347. 384. 

417—620. Raub der Proser- 
pina, der Tochter des Juppiter und 
der Ceres. Sehr zahlreiche örtlich- 
keiten rühmten sich der Schauplatz 
desselben gewesen zu sein. Die 
älteste ausführliche Darstellung des 
Ereignisses findet sich in dem unter 
dem Namen Homers gehenden 
Hymnus auf die Demeter, wo sich 
dasselbe auf der nysischen Flur ab- 
spielt. Ovids Tradition ist die all- 
gemein römische {^iam a pueris 
accepimus^ sagt Cicero) , durch ale- 



IV 395—431. 



187 



plura recognosces, pauca docendus eris. 
Terra tribus scopulis vastum procurrit in aequor 
420 Trinacris, a positu nomen adepta loci. 

grata domus Cereri. multas ea possidet urbes, 

in quibus est culto fertilis Henna solo, 
frigida caelestum matres Arethusa vocarat: 
venerat ad sacras et dea flava dapes. 
425 filia, consuetis ut erat comitata puellis, 
errabat nudo per sua prata pede. 
valle sub umbrosa locus est aspergine multa 

uvidus ex alto desilientis aquae. 
tot suberant illic, quot habet natura, colores, 
430 pictaque dissimili flore nitebat humus. 

quam simul aspexit, *Comites, accedite', dixit 



xandrinische Dichter eingeführte. 
Sie stammt aus Sicilien, wohin sie 
ans dem Mutterland von griechi- 
schen Ansiedlern verpflanzt war, 
und verlegt den Schauplatz nach der. 
alten Stadt Henna, im Mittelpunkte 
der Kornkammer Italiens. Über 
die Verehrung, welche Ceres in ganz 
Sicilien und besonders in Henna 
genofs, ist Cicero in Verrem IV 
cap. 48 und 49 nachzulesen. Auch 
jetzt noch zeigen die dort gefun- 
denen Inschriften, dafs Cicero mit 
Kecht gesagt hat: Vetus est haec 
opinio, qwjLe constat ex antiquüsimis 
Graecorum litteris ac monumentis, 
insulam Sicüiam totam esse Cereri 
et Liherae consecratam. — Schon 
einmal hatte 0. diesen Mythus in 
den Metamorphosen V 385—661 be- 
handelt, unter Hervorhebung der 
mit ihm in Zusammenhang zu 
bringenden fisrafioQqxoasig und mit 
mehreren Abweichungen. Die Be- 
deutung desselben war übrigens 
schon den Alten klar. Die Tochter 
der Göttin des Ackerbaues ist der 
Same, der im Herbst in die Erde 
gelegt , den Winter über im dunkeln 
Schofs der Erde (beim Gott der 
Unterwelt) verborgen liegt, dann 
im Frühjahr zu neuem Leben her- 
vorspriel'send bis zur herbstlichen 
Erntezeit in der Welt des Lichts 
weilt. Paher hat man schon in 
alter Zeit die lat. Form des Namens 
Proserpina ^die griech. lautet Usq- 
OBtpovri) mit proserpere 'hervor- 



wachsen' in Verbindung gebracht. 
Preller II S. 50 f. 

417. locus, die Stelle im Kalender. 
— 418. plura rec, denn die Sage 
war allgemein bekannt. — 419. 
TgcvanQ^g (vfjaog), alter Name von 
Sicilien, hergenommen von den 3 
Vorgebirgen (ax^at, scopuli oder 
corniML, V. 480), welche die Gestalt 
der Insel bestimmen , Pelorum {Us- 
XmQidg oft von den Griechen ge- 
nannt) im Nordosten, Lilybaeum 
im Westen und Pachynum im Süd- 
osten. — 420. positus 'Gestalt'. — 
421. possidet, weil sie dort verehrt 
wird. — 422. Über die anmutige 
Umgebung von Henna s. Cic. in 
Verr. IV 48, 107. — 423. Arethma 
die Nymphe der gleichnamigen be- 
rühmten Quelle auf der Insel Orty- 
gia in Syrakus. — caelestum matres 
8. z. III 761. — vocarat ^hatte ge- 
laden' (s. n 247 und Anm.); das 
'wozu' giebt der Pentameter an. — 

424. dea flava heifst^Ceres von dem 
Kranze der reifen Ähren, den sie 
auf dem Kopfe trug; a. v. 616. — 

425. ut erat 'wie sie es immer war'. 
426. per sua prata, die von Henna, 

ihrem gewöhnlichen Wohnsitz. — 
427. valle sub umbrosa 'unten im 
Thale', vgL Hör. carm. 1 5, 3 grato sub 
antro; ebenso im Griech., z. B. Soph. 
0. C. 673 ^^oo^atff vno ßdaaaig. — 
429. illic: in valle. — 430. dissimili 
= vario, flore kollektiv; vgl. met. 
VI 65 : in quo diversi nüeant cum 
mille colores. 



188 



Ovidi fastorum 



^et mecum plenos flore referte sinus!' 
Praeda puellares animos prolectat inanis, 

et non sentitur sedulitate labor. 
435 haec implet lento calathos e vimine nexos, 

haec gremium, laxos degravat illa sinus. 
illa legit calthas, huic sunt violaria curae, 

illa papavereas subsecat ungue comas. 
haS; hyacinthe, tenes, illas, amarante, moraris, 
440 pars thyma, pars rorem, pars meliloton amat. 
plurima lecta rosa est, sunt et sine nomine flores; 

ipsa crocos tenues liliaque alba legit. 
carpendi studio paulatim longius itur, 

et dominam casu nulla secuta comes. 
445 Hanc videt et visam patruus velociter aufert 

regnaque caeruleis in sua portat equis. 
illa quidem clamabat ^lo, carissima mater, 

auferor!' ipsa suos abseideratque sinus. 
Panditur interea Diti via, namque diurnum 
450 lumen inadsueti vix patiuntur equi. 

at chorus aequalis, cumulatae flore ministrae, 

^ Persephone', clamant 'ad tua dona venu' 
ut clamata silet, montes ululatibus implent 

et feriunt maesta pectora nuda manu. 
455 Attonita est plangore Ceres (modo venerat Hennam), 

nee mora, 'Me miseram! filia^ dixit *ubi es?' 
mentis inops rapitur, quales audire solemus 

Threi'cias fusis maenadas ire comis. 



432. sinus: z. II 404. — 435. Vgl. 
Catiill. 64, 319 virgati calathisci. 
Auch in den eleusiniscben Myste- 
rien gehörten die Körbe za den 
Requisiten der Darstellung, ebenso 
für die Künstler, welche diese 
Scene verbildlichten. 

438. comas: z. III 34 und 854. — 
440. rorem: sonst bei 0. mit dem 
Zusatz von maris, 

441. sunt: ergänze lecti. — sine 
nomine fl.: z. 1 111. — 445. patruvs, 
Dis {nXovxcav), der Bruder des Jup- 
piter, des Vaters der Proserpina. 

446. caerulei, nvavoxocLtai, dun- 
kelfarbig, wie alles in der Unter- 
welt; met. V 360 heifsen die Rosse 
des Pluto atri. -^ 448. abseideratque 
(z. 1 44) sinus, wie es Verzweifelnde 
thun; vgl. Verg. Aen. V686: Tum 
pius Aeneas umeris abscindere vestem 



auxilioque vocare deos et tendere 
pdlmas, — 449. panditur durch Er- 
öffnung einer Höhle in der Erde. 
— 450. Vgl. Cic. in Verr. IV48, 107: 
Etenim prope est spelunca quaedam, 
conversa ad aquilonem, infinita alti- 
iudine, qua Bitem patrem ferunt 
repente cum curru exstitisse abrep- 
tamque ex eo loco virginem secum 
asportasse, 

451. chorus aequalis = eh. aequa- 
lium. — 452. tua dona: 'Geschenke 
für dich', d. h. die Blumen. — 454. 
maesta manu: z. III 688. — pec- 
tora nuda: weil sie sich in der Ver- 
zweiflung das Gewand zerrissen 
hatten. 

457. mentis inops = amens. — 
rapitur 'rast sie dahin'. — 458. Die 
[laivadsg sind die rasenden^Diene- 
rinnen des Bacchus, die namentlich 
in Thracien {Threiciu^, OqriUiog) 



IV 432—475. 



189 



ut vitulo mugit sua mater ab ubere rapto 
460 et quaerit fetus per nemus ornne suos: 

sie dea. nee retinet gemitus et concita cursu 

fertur et e campis incipit, Henna, tuis. 
inde puellaris nacta est vestigia plantae 
et pressam noto pondere vidit humum; 
465 forsitan illa dies erroris summa fuisset, 
si non turbässent signa reperta sues. 
lamque Leontinos Amenanaque flumina cursu 

praeterit et ripas, herbifer Aei, tuas*, 
praeterit et Cyanen et fontes lenis Anapi 
470 et te, vertieibus non adeunde Gela. 

liquerat Ortygien Megareaque Pantagienque, 
quaque Symaetheas aeeipit aequor aquas, 
antraque Cyclopum positis exusta caminis, 
quique locus curvae nomina falcis habet, 
475 Himeraque et Didymen Acragantaque Tauromenumque 



ihr Wesen trieben. — 459. sua be- 
zieht sich auf vitulo; vgl. tr. III 1, 
66: guos suus optaret non genuisse 
parens. 

462. et 'und zwar'. 

465. summa 'der letzte' s. In 849. 
— 466. süss, die Feinde der Göttin, 
die deswegen auch in den eleusi- 
nischen Mysterien mifshandelt wur- 
den; 8. I 349 f. — 467. Die Irrfahrt 
der in der gröfsten Aufregung 
suchenden Göttin ist nicht von 
einem Geographen sondern von 
einem Dichter beschrieben, daher 
ist es vergeblich in der Aufzählung 
der Orte einen bestimmten Plan 
aufsuchen zu wollen. In der Bil- 
dung der geographischen Namen 
ist O. vielfach mit grofser Willkür 
verfahren. — Leontini lag südöst- 
lich von Henna noch im Binnen- 
lande; die Flüsse Ämenanu^ (die 
Form des Substantivs ist wie da- 
mals oft bei Dichtern zugleich als 
Adjektiv gebraucht) und Acis kamen 
vom Ätna herab und mündeten ins 
Meer, jener bei Catana (nördlich 
von Leontini), dieser etwas weiter 
nördlich. — 469. Die Quelle Cyane 
mündet in den Anapus, dieser in 
den grofsen Hafen von Syrakus (süd- 
lich vom Acis). — 470. Der infolge 
seiner Wirbel geßihrliche Gelas 
(vgl. Verg. Aen. III 702) mündete 
an der Südküste bei der Stadt Gela. 



471. Ortygia, der älteste Stadt- 
teil von Syakus; Megarea (Msyd- 
Qsiajj das Gefilde der Stadt Megaris 
oder Megara (nördlich von Syrakus 
an der Küste). Der Pantagies oder 
Pantagias ein kleines Flüf sehen, 
das bei Leontini vorbeiflofs, nörd- 
lich davon der wasserreichste Flufs 
der Insel, Symaethus; von hier 
geht die Göttin über den Ätna, die 
Schmiedestätte der Cyklopen (s. 
z. 287), nach der 'Sichelstadt' 
(v. 474); darunter kann man ent- 
weder Messana verstehen, das, ehe 
es von Messeniern besetzt wurde, 
Zankle (Sdynlov, die Sichel) von der 
Form der Küste hifefs, oder Drepa- 
num im äufsersten Westen der Insel, 
so genannt von der Landzunge, auf 
welcher es lag, und welche die Ge- 
stalt einer Sichel {dgsnavov) hatte; 
auf die erste Stadt weist die Nähe 
des Ätna hin, 8uf die zweite pafst 
besser das Präsens habet, — 474. 
quique locus: et locum qui. — 475. 
Die Stadt Himsra (Q. behandelt die 
Form als Plur. tant. der 2. Deklin., 
während das W. sonst nach der 
ersten gebt) lag an der Nordküste, 
südlich davon an der Südküste '^x^ce- 
yag oder Agrigentum, Tauromenum 
(sonstjTauromenium genannt) unter 
dem Ätna an der Ostküste. JDidyme 
eine der liparischen Inseln (wenn 
der Name nicht verderbt ist). 



190 



Ovidi faetorum 



sacrarumque Melan pascua laeta boum. 
hinc Camerinan adit Thapsonque et Heloria Tempe 

quaque iacet zephyro semper apertus Eryx. 
iamque Peloriadem Lilybaeaque iamque Pachynon 
480 lustrarat, terrae cornua trina suae. 

quacumque ingreditur, miseris loca cuncta querelis 

implet^ ut amissum cum gemit ales Ityn. 
perque vices modo ^Persephone!' modo *Filia!' clamat, 

clamat et alternis nomen utrumque ciet. 
485 sed neque Persephone Cererem, nee filia matrem 

audit, et alternis nomen utrumque perit. 
unaque, pastorem vidisset an arva colentem^ 

vox erat *Hac gressus ecqua puella tulit?' 
lam color unus inest rebus, tenebrisque teguntur 
490 omnia, iam vigiles conticuere canes. 

alta iacet vasti super ora Typhoeos Aetne, 

cuius anhelatis ignibus ardet humus. 
illic accendit geminas pro lampade pinus: 

hinc Cereris sacris nunc quoque taeda datur. 
495 est specus exesi structura pumicis asper, 

non homini regio, non adeunda ferae: 
quo simul ac venit, frenatos curribus angues 



476. Der Melas (im Altertum nur 
hier genannt, jetzt Noceto oder 
Nocito) durchflofs den nordöstlichen 
Teil der Insel, hatte auf beiden 
Ufern reiche Weideplätze, sodafs 
die Sage dort auch die heiligen 
Rinder des Helios weiden liefs, 
und mündete bei Mylä. — 477. 
Camerina {Ka(ioiQLva) Stadt an der 
Südküste, Thapsos Stadt auf einer 
gleichnamigen Halbinsel nördlich 
von Syrakus, der Helorus ist ein 
kleiner Flufs südlich von hier, 
dessen Thal wegen seiner Schön- 
heit mit dem Thal Tsfinrj (gen. 
Ts[jLnmv) in Thessalien verglichen 
wird. — 478. Sryx Berg an der 
Westküste über Drepanum; vgl. 
met. XIII 725: mollibus expositum 
zephyris Lüybaeon. — 479. S. z. 419. 

482. ut cum: (ag ozs. — ales die 
Nachtigall, s. z. U 627; die Sage 
läTst bald Prokne, bald Philomela 
in eine Nachtigall verwandelt wer- 
den; hier ist 0. der ersten Tradi- 
tion gefolgt. — 484. alternis: Ad- 
verb. — ciet: 'ruft'; vgl. Liv. 45, 
38, 12: triumphum nomine cientes. 

487. an findet sich auch bei Ci- 



cero zuweilen für sive, um die 
Ungewifsheit auszudrücken ; vgl. 
Cic. Brut. 23, 89: Quam ordtionem 
in origines suas rettuUt, paucis 
antequam mortuus est diebus an 
mensihus. — 489. Vgl. Verg. Aen. 
VI 272: Bebtis nox abstulit atra 
colorem, 

491. TvtptoBos Genet. von Tv- 
qxosvg^ s. z. I 573. — 492. cuius: 
Typhoeos. — 493. Vgl. Cic. in Verr. 
IV 48, 106: Quam cum investigare 
et conquirere Ceres velkt, dicitur 
inflammasse taedas eis ignibus, qui 
ex Aetnae vertice erumpunt, quas 
sibi cum ipsa praeferret, orbem 
omnem peragrasse terrarum; ebenso 
sucht sie in dem Hymnus ihre 
Tochter atd-ofisvag Öatdag nsta 
XSQolv k'xovca (v. 48) und so ist 
auch auf den Denkmälern neben 
dem Ährenkranz und -büschel ihr 
gewöhnlichstes Attribut die Fackel. 
— 494. Unter Fackeltanz wurde 
bei den eleusinischen Mysterien das 
Suchen der Göttin von den Einge- 
weihten dargestellt. 

497. Auf einem mit Schlangen 
bespannten Wagen läXst 0. auch 



IV 476—616. 



191 



iungit et aequoreas sicca pererrat aquas. 

effugit et Syrtes et te, Zanclaea Chärybdis, 

500 et vos, Nisaei, naufraga monstra, canes, 

Hadriacumque patens late bimaremque Corinthum. 

sie venit ad portus, Attica terra, tuos. 
Hie primum sedit gelido maestissima saxo; 
illud Cecropidae nunc quoque triste vocant. 
505 sab love duravit multis inmota diebus, 
et lunae patiens et pluvialis aquae. 
fors sua cuique loco est. quod nunc Cerialis Eleusin 

dicitur, hoc Celei rura fuere senis. 
ille domum glandes excussaque mora rubetis 
510 portat et arsuris arida ligna focis. 

filia parva duas redigebat monte capellas, 

et tener in cunis filius aeger erat. 
* Mater!' ait virgo (mota est dea nomine matris) 
^quid facis in soljs incomitata locis?' 
515 Restitit et senior, quamvis onus urget, et'orat, 
tecta suae subeat quantulacumque casae. 



met. V 642 und VIII 803 Ceres 
durch die Luft fliegen; ebenso er- 
scheint sie auf Kunstwerken und 
bei andern Dichtern, jedoch erst 
nach der Zeit der Tragiker. Die 
Schlange bedeutete das Hervor- 
wachsen aus der Erde, daher ihre 
Verbindung mit Ceres, der Mutter 
der Proserpina, der sie auch auf 
Eunstdenkmälern oft beigegeben ist. 
498. sicca, ohne vom Meere be- 
netzt zu werden. — 499. Durch die 
Syrtes, die beiden Meerbusen an 
der Nordküste von Afrika, und die 
Schrecken der sicilischen Meerenge 
(bei Zancle, z. 471) wird eine Linie 
bezeichnet, welche das von Ceres 
im Westen durchsuchte Terrain ab- 
schliefst; von hier eilt sie über das 
adriatische Meer und das zwischen 
dem jonischen und ägäischen Meer 
gelegene Corinth (Cor. himaris nach 
Horaz carm. I 7, 2) nach Attica. — 
500. Die Scylla gegenüber dem 
Strudel der Chärybdis wird von 
Homer (Od. in 89 ff.) als ein Scheu- 
sal beschrieben, das schrecklich 
bellt und 12 Füfse und 6 unglaub- 
lich lange H'älse mit ebensoviel 
gräfslichen Köpfen (nach Späteren 
Hundsköpfen) hat. Sie war die 
Tochter des Phorkys und wird hier 



(wie sogar auch von dem gelehr- 
ten Virgil eclog. 6, 74) mit der 
Tochter des Königs von Megara, 
des Nisus, verwechselt, die wegen 
Verrats an ihrem Vater in einen 
Vogel verwandelt wurde, wie dies 
0. met. VIII 1 — 150 erzählt. — 
naufraga steht in aktiver Bedeu- 
tung. 

503 — 560. Der Aufenthalt der 
Göttin in Eleusis (Eleusin) wird 
von vielen Schriftstellern erzählt, 
von keinem jedoch in genauer 
Obereinstimmung mit 0. — 504. 
Cecropidae die Athener, z. III 81. 
triste: die dyslactog nitga bei 
Eleusis. — 505. sub love: z. II 188. 

507. Cerialis «= Cereri sacra, s. 
421. — 608. Die Namen der Wirte 
werden sehr verschieden angege- 
ben; im Hymnus heifsen sie zwar 
auch KiXsog und MszctvsiQa, sind 
aber die Fürsten des Landes; ihr 
Sohn heifst Demophon; Triptole- 
mos ist einer der Grofsen des Lan- 
des. Dieselbe Tradition wie 0. hatte 
Virgil vor sich, wenn er georg. I 
165 sagt: Virgea praeterea Celei 
vilisque supellex. — 509. glandes, 
s. 899 u. z. I 676. 

514. solis: z. I 502. — 515. quam- 



192 



Ondi fastoram 



illa negat. simularat anum mitraque capillos 

presserat. instant! talia dicta refert: 
^Sospes eas semperque parens! mihi filia rapta est. 
520 heu, melior quanto sors tua sorte mea est!' 

dixit, et ut lacrimae (neque enim lacrimare deorum est) 

decidit in tepidos lucida gutta sinus. 
flent pariter molles animis virgoque senexque, 

e quibus haec iusti verba fuere senis: 
525 *Sic tibi, quam raptam quereris, sit filia sospes, 

surge nee exiguae despice teeta casae'. 
Cui dea *Duc!' inquit, ^scisti, qua cogere posses', 

seque levat saxo subsequiturque senem. 
dux comiti narrat, quam sit sibi filius aeger 
530 nee capiat somnos invigiletque malis. 
illa soporiferum, parvos initura penates, 

colligit agresti lene papaver humo. 
dum legit, oblito fertur gustasse palato 

longamque imprudens exsoluisse famem. 
535 quae quia prineipio posuit ieiunia noctis, 

tempus habent mystae sidera visa eibi. 
Limen ut intravit, luctus videt omnia plena: 

iam spes in puero nulla salutis erat. 



vis c. ind. z. II 485. — 517. Vgl. 
hym. 101 : ygr^t naXaiysvi'C iva- 
Uyniog. — tnitra: z. III 669. — 
619. semper parens: numquam lihe- 
ris orhatus. 

521. "Vgl. met. II 621: neque enim 
caelestia tingui ora licet lacrimis 
(was freilich 0. am. III 9, 1 ver- 
gessen hat); die gleiche Vorstel- 
lung findet sich auch bei den 
Griechen. — 524. iustus häufiges 
Epitheton von Greisen bei 0. — 
525. Sic (oder ita, ebenso im Griech. 
ovTODg) steht häufig bei einem Wun- 
sche, indem es die Erfüllung des- 
selben von einer Bedingung oder 
der Erfüllung eines zweiten Wun- 
sches abhängig macht: ^So möge 
deine Tochter wohl behalten sein, 
wie du selbst den Wunsch erfüllst 
aufzustehn' oder 'dann wird deine 
Tochter wohlbehalten sein, wenn 
du' U.S.W. Vgl. met. VIII 857. 
Cic. ad Att. V 15, 2: Ita vivatn, ut 
maximos sumptm facio. In um- 
gekehrter Reihenfolge met. XIV 
762 : pone fastus — , sie tibi nee — 
adurat — nee excutiant. 



527. qua 'auf welche Weise'. — 
530. invigilet m.: 'bringt die Nächte 
unter Schmerzen zu'. — 531. pena- 
tes: z. I 478. — 532. lene: leniens, 
weil soporiferum, s. 547. 661. — 
533. ohlito palato : z. UI 688; sie 
hatte eigentlich nicht eher Speise 
zu sich nehmen wollen, als bis sie 
ihre Tochter gefunden. — 534. ex- 
soluisse Diäresis. 

536. Konstr. mystae habent sidera 
visa (das Erscheinen der Gestirne) 
tempus dbi. Die mystae sind die 
in den eleusinischen Geheimdienst, 
dessen Stiftung durch Ceres 0. 
jedoch übergeht. Eingeweihten: 
derselbe wurde zur Erinnerung an 
das Suchen der Göttin gefeiert und 
lehnte sich in seinen Bräuchen an 
die Legende an, jedoch unter Hin- 
einziehung von höheren Ideen, in- 
dem er für die Frommen und Got- 
tesfürchtigen ein Weiterleben nach 
dem Tode in einem besseren Zu- 
stande lehrte. — In BQm war seit 
dem J. 191 ein ieitmium Cereris 
für den 4. Oktober vorgeschrieben. 
Preller II S. 46. 



IV 517—663. 



193 



matre salutata (mater Metanira vocatur) 
540 lungere dignata est os puerile suo. 

pallor abit, subitasque vident in corpore vires. 

tantus caelesti venit ab ore vigor. 
tota domus laeta est^ hoc est materque paterque 

nataque. tres illi tota fuere domus. 
545 mox epulas ponunt. liquefacta coagula lacte 

pomaque et in ceris aurea mella suis, 
abstinet alma Geres somnique papavera causas 

dat tibi cum tepido lacte bibenda, puer. 
noctis erat medium placidique silentia somni: 
550 Triptolemum gremio sustulit illa suo 

terque manu permulsit eum, tria carmina dixit, 

carmina mortali non referenda sono, 
inque foco corpus pueri vivente favilla 

obruit, humanum purget ut ignis onus. 
555 excutitur somno stulte pia mater et amens 

^Quid facis?' exclamat membraque ab igne rapit. 
cui dea *Dum non es', dixit ^scelerata fuisti: 

inrita matemo sunt mea dona metu. 
iste quidem mortalis erit, sed primus arabit 
560 et seret et culta praemia tollet humo'. 

Dixit et egrediens nubem trahit inque dracones 

transit et alifero toUitur axe Ceres. 
Sunion expositum Piraeaque tuta recessu 



545. liquef. coagula lacte, d. h. 
geronnene Milch, coag. (von co- 
agere) sind Mittel zam Zusammen- 
ziehen, besonders Stückchen von 
getrocknetem Eälbermagen, welche 
in die Milch geworfen diese zum 
Gerinnen bringen, dabei aber selbst 
aufgeweicht werden. Vgl. met. 
XIII 828: Lac mihi semper adest 
nivewn, pars i/nde bibenda servatur, 
partem liquefacta coagula durant 

547. S. V. 661 und vgl. am. II 
6, 31. — 550. Triptölemus, auf wel- 
chen die geregelte Bestellung des 
Ackers zurückgeführt wird, war 
ursprünglich ein Dämon und wurde, 
wie viele seinesgleichen, später in 
eine historische Person umgedeutet. 
Sein Name kommt her von noXbtv^ 
also 'Dreimalumwender'; das drei- 
malige Pflügen schreibt Hesiod 
(^py. H. 71. 450. 462) vor, und nach 
ihm viele. — gremio (abl. instr.) 
susUüit: ^hob ihn auf ihren Schofs'. 

Ovids Fasten. 



551. carmina: z. II 426. — 552. 
Vgl. m 323 ff. — 554. hum, onus: 
die sterblichen Stoffe, welche der 
unsterblichen Seele eine Last sind. 
Wie hier mit Triptolemos, verfährt 
Ceres im Hymnus mit Demophon 
(v. 239): vv%%ag d\ v.qvnx£G%B nv- 
Qog fiivsiy 7JVZS dalov. — 555. stulte 
verb. mit pia ('die Mutterpflichten 
erfüllend'). 

557. Vgl. met. III 5 (= IX 408) : 
facto pius et sceleratus eodem. — 

561. trahit, 'zieht an sich\ um sich 
in sie einzuhüllen. — dracones, 
Drachenwagen, wie equi für den 
mit Pferden bespannten Wagen. — 

562. axe: z. III 518. — 563. Sunion, 
das nach Süden vorspringende Vor- 
gebirge Atticas; expositurm ^q, ponto, 
wie von Virgil Aen. X 694 hinzu- 
gefügt wird. — Piraeus = IIsi- 
gaiög, Adjekt. von Piraeus = Pi- 
raeeus, neigaisvg; ebenso Piraea 
Utora met. VI 446; s. z. 471. — 

18 



194 



Ovidi fastorum 



linquit et in dextrum quae iacet ora latus. 
565 hinc init Aegaeum, quo Oycladas aspicit omnes^ 
loniumque rapax Icariumque legit 
perque urbes Asiae longum petit Hellespontum 

diversumque locis alta pererrat iter. 
nam modo turilegos Arabas, modo despicit Isdos, 
570 hinc Libys, hinc Meroe siccaque terra subest; 

nunc adit Hesperios Rhenum Ehodanumque Padumque 

teque, future parens, Thybri, potentis aquae. 
Quo feror? inmensum est erratas dicere terras: 
praeteritus Cereri nuUus in orbe locus. 
575 errat et in caelo liquidique inmunia ponti 
adloquitur gelido proxima signa polo: 
^Parrhasides stellae (namque omnia nosse potestis^ 

aequoreas numquam cum subeatis aquas), 
Persephonen natam miserae monstrate parentü' 
580 dixerat. huic Heiice talia verba refert: 

^Crimine nox yacua est. Solem de virgine rapta 

consule, qui late facta diurna videt'. 
Sol aditus ^Quam quaeris'^ ait ^ne vana labores^ 
nupta lovis fratri tertia regna tenet'. 
585 Questa diu secum sie est adfata Tonantem^ 



664. Eonstr. et {oram) quae iacet in 
d, h, d. h. die rechte Küste Atti- 
cas, von Sanion aus gesehen. — 
566. Aegaeum substantivisch, wie 
bei Hör. carm. II 16, 2 und im Grie- 
chischen Alyutov\ über die Cykla- 
den (die iv %v%Xco um Delos her- 
umliegenden Inseln) gelangt Ceres 
an die Westküste Eleinasiens, zu- 
nächst zu dem Jonien bespülenden 
Meere {lonium substant. wie Verg. 
Aen. III 211). 

566. ra^ctx: s. z. 279. — Icarium: 
z. 288. — legit: z. 289. — 568. diver- 
8um l. iter: ein nach verschiedenen 
Seiten auseinandergehender Weg; 
vgl. met. I 40: flumina — diversa 
locia (= diver eis locis) sorhentur. 
1 178: plebs hahitat diver sa locis, 
rV 406. XI 50. — alta, weil auf 
dem mit geflügelten Schlangen be- 
spannten Wagen. — 569. titrih 
Ardbes: z. III 720. — 570. Mbqoti 
eine zu Äthiopien gehörige, von 
den Flüssen Nil, Astapos und Asta- 
boras gebildete, sehr fruchtbare 
Insel, j. Schendy. — sicca terra ist 
die Wüste, vgl. met. II 237. 

571. Hesperios (s. z. I 498) ge- 



hört als Attribut zu Bhen. Ehod. 
Padumque; vgl. met. U 258: He- 
speriosque amnes, Bhenum Bho- 
danumque Padumque, cuique fuü 
rerum promissa potentia, ThyMn. 

— 572. Thybri: der Flufsgott ist 
angeredet. — 578. erratas: z. III 655. 

— 575 ff. Geres wendet sich an die 
Sterne des grofsen Bären, welche 
Parrhasides genannt werden, weil 
die in dies Gestirn verwandelte 
Kallisto eine Arkadierin war (s. II 
189 ff.); über die Synekdoche z. I 
478; über inmu/nia p. z. II 192. — 
580. Heiice d. i. der grofse Bär, s. 
z. m 107. 

581. ^Der Nacht kann nicht der 
Vorwurf gemacht werden, dafs sie 
die That hat geschehen lassen'. — 
582. Vgl. Hom. IL F 277: pUoq 
-O"' oq ndvx' i(poQ&g xal navT ina- 
%ovsLg. hymn. 62: 'HiXiov — ^smv 
a%onov r^d^ %al ocvSqmv und v. 69 
sagt Ceres zu Helios: av yag Srj 
näaav inl x^ova xal %azä novtop 
aid^igog Ix dirjg natadBQyisai axr/- 
vBCCiv, -r- 584. Das dritte Reich 
beherrscht Pluto s. v. 600. 



IV 564-607. 



195 



maximaque in vultu signa dolentis erant: 
^Si memor es, de quo mihi sit Proserpina nata, 

dimidium curae debet habere tuae. 
orbe pererrato sola est iniuria facti 
590 cognita. commissi praemia raptor habet. 

at neque Persephone digna est praedone marito, 

nee gener hoc nobis more parandus erat, 
quid gravius victore Gyge captiva tulissem, 

quam nunc te caeli sceptra tenente tuli? 
595 verum impune ferat, nos haec patiemur inultae: 

reddat et emendet facta priora novis'. 
luppiter hanc lenit factumque excusat amore, 

'nee gener est nobis ille pudendus' ait. 
'non ego nobilior. posita est mihi regia caelo, 
600 possidet alter aquas, alter inane chaos. 
sed si forte tibi non est mutabile pectus, 

statque semel iuncti rumpere vincla tori, 
hoc quoque temptemus, siquidem ieiuna remansit; 

si minus, inferni coniugis uxor erit/ 
605 Tartara iussus adit sumptis caducifer alis 

speque redit citius visaque certa refert. 
'Rapta tribus' dixit 'solvit ieiunia granis. 



586. Vgl. met. V 512: ibi toto 
niibüa vultu ante lovem pcissis stetit 
invidiosa capiUis. — dolentis übers, 
durch ein Abstractnm; vgl. VI 66. 
— 588. debet sc. Proserpina. — 
589. ^Das einzige Resultat meines 
Sacliens ist die Erkenntnis , dafs 
ein Unrecht geschehen ist'. 

591. Vgl. met. V 521 : neque enim 
praedone marito filia digna tua 
est, si iam mea fUia non est. — 
593. Gyges (od. Gyes) war einer 
der Hekatoncheiren (Hesiod. theog. 
149), wird aber von 0. hier zu den 
Giganten gerechnet, die es versucht 
hatten den Himmel zu stürmen: 
s. z. HI 806. Y 36. — Victore Chyge ist 
in einen Eondicionalsatz aufzulösen. 

596. novis sc. factis. Vgl. met. 
V 520: quod rapta, feremus, dum- 
modo reddat eam. — 698. nee gener 
p, ait =* et ^non gener p. ' ait; 
ebenso met. V 414: ^nec longius 
ihitis* inquit. Vgl. hymn. 83: ov 
tot actx^ff yocfißgos sv dd'avdtotg 
noXvöT^lJMVxmQ AidoDvsvg, — 699. 
Vgl. Hom. II. O 187:^ T^ctg ytüg x 
ex Ki^ovov slfihv ddsXcpsoiy ovs 



tSTiSTO *Pscc,, Z8VS xal lyoo, tqCxaxoq 
8' 'AiSrjs hvsqoici ävccaamv, — 
600. inane chaos: die Unterwelt 
wird inane genannt wegen der sie 
bewohnenden körperlosen Schatten 
(s. II 664. inania regna met. IV 
609. Verg.Aen. VI 269). Chaos ist 
die Unterwelt auch bei Virgil Aen. 
VI 266; über O.s Vorstellung vgl. 
a. a. II 467 ff.: IVima fuit rerum 
confusa sine ordine moles, vmaque 
erat fades sidera, terra, fretum. 
mox caelum impositum terris, humus 
aequore cincta est inque suas par- 
tes cessit inane chaos. 

602. stat 'steht fest', {^certum est* 
met. V 633). — 603. siquidem: 
warum ein Wort? — 606. caducifer: 
Mercarius, der als Götterbote einen 
Heroldstab führte (met. II 708. VIII 
617); an die Knöchel band er sich, 
wenn er einen Auftrag ausführen 
sollte, Flügel (V 88). 

607. Vgl. met. V 534: wow ita 
foAa sinwnt, quoniam ieiuma virgo 
solverat, et, cidtis dum simpUx errat 
in hortis, ptmiceum curva decerp- 
serat arbore pomum sumptaque pal- 

13* 



196 



Ovidi fastorum 



Punica quae lento cortice poma tegunt'. 
Nou secus indoluit, quam si modo rapta fuisset, 
610 maesta parens longa vixque refecta mora est 
atque ita ^Nec nobis caelum est habitabile' dixit: 

^Taenaria reeipi me quoque valle iube'. 
et factura fuit; pactus nisi luppiter esset, 
bis tribus ut caelo mensibus illa foret. 
615 tum demum vultumque Geres animumque recepit 
imposuitque suae spicea serta comae, 
largaque provenit cessatis messis in arvis, 

et yix congestas area cepit opes. 
Alba decent Cererem: vestis Cerialibus albas 
620 sumite. nunc puUi velleris usus abest. 

Occupat Aprilis idus cognomine Victor 
luppiter: hac illi sunt data templa die. — 

Hac quoque, ni fallor, populo dignissima nostro 
atria Libertas coepit habere sua. 



lenti Septem de cortice grana presse- 
rat ore suo. Dies sieht Ascalaphus, 
verrät es dem Pluto und wird da- 
für von Proserpina in einen Uhu 
verwandelt. Im Hymnus giebt Pluto 
selbst der Persephone einen Granat- 
kern zu essen, ehe sie zu ihrer 
Mutter zurückkehrt, tva urj (livoi 
7}(jLazoc ndvTcc avQ'i nocQ' otiSoCiß 
Jrifn^rsQL. Durch das Essen in der 
Unterwelt wird Persephone an diese 
gebunden — eine auch bei anderen 
Völkern sich findende Vorstellung 
— , durch den Genuls der Kerne 
des Granatbanmes , eines Symbols 
der Ehe, an Pluto. Der Granatbaum 
heifst mälum Punicum, weil er bei 
Karthago in groiser Menge wuchs. 
611. ita: vix refecta. — 612. Am 
Vorgebirge Taenarum in Lakonien 
wurde ein Schlund gezeigt, den 
man für einen Eingang zur Unter- 
welt hielt, und durch den Herku- 
les den Gerberus heraufgebracht 
haben sollte. Verg. georg. IV 467: 
Taenarias fauces, aXta ostia Ditis. 
— 614. bis trihus: so in der spä- 
teren Tradition (auch met. V 565), 
während im Hy^inus (399 ff.) Per- 
sephone auf neun Monate die Unter- 
welt verläfst. — 615, vultum, ihre 
frühere heitere Miene (s. 586) ; vgl. 
met. V 568: Vertitur extemplo for 
des et mentis et oris. 



616. spicea serta: z. 424. — 617. 
Vgl. hymn. 471: aX^a %uqnov 
avijttsv (Geres auf die Aufforderung 
des Zeus) dQOvgdcav soißcoXcaVj näaa 
dl (pvXXoLciv TS aal avd'saiv svQsta 
X^atv ißgi^asv. 0. hat es in den 
Fasten vergessen zu erwähnen, 
dafs Ceres in ihrem Schmerz das 
Wachstum der Erde gehemmt hatte, 
während er dies in den Metam. V 
474 ff. (nach dem Hymnus v. 305 f.) 
richtig hinzugefügt hat. — cessatis, 
transitiv, wie errcdas v. 573 und 
III 655; ebenso cessata tempora 
met. X 669. — 619. Weifse Kleider 
waren überhaupt bei den Römern 
die Tracht der Festtage (z. I 70); 
an den Cerialien aber war es noch 
besonders den Frauen vorgeschrie- 
ben (den Grund s. V 357 und vgl. 
met. X 431 ff.) und zwar so streng, 
dafs das Fest nach der Schlacht 
beiCannä ausgesetzt werden mufste, 
^quia nee lugentihus (pulla veste) 
id facere est fas nee ulla in illa 
tempestate matrona expers luetus 
fuerat', Liv. XXII 56, 4, vgl. 
XXXIV 6, 15. 

621—624. 13. April. Dedika- 
tionstag des Tempels des Juppiter 
Victor (*des Sieg verleihenden'), 
der von Q. Fabius Maximus im 
J. 295 in der Schlacht bei Sentinum 
gelobt war (Liv. X 29, 14). Die 



IV 608—639. 



197 



625 Luce secutura tutos pete, navita, portus: 
ventus ab occasu grandine mixtus erit. 
Scilicet; ut fuerit, tarnen hac Mutinensia Caesar 
Grandine militia perculit arma sua. 

Tertia post Veneris cum lux surrexerit idus, 
630 pontifices, forda sacra litate bove. 

forda ferens bos est fecundaque, dicta ferendo, 

hinc etiam fetus nomen habere putant. 
nunc gravidum pecus est, gravidae quoque semine terrae: 

telluri plenae victima plena datur. 
635 pars cadit arce loyis, ter denas curia vaccas 

accipit et largo sparsa cruore madet. 
ast ubi visceribus vitulos rapuere ministri 

sectaque fumosis exta dedere focis, 
igne cremat vitulos quae natu maxima virgo, 



Lage desselben ist ungewifs. Becker 
1 S. 422. 

624. Das atrium Idhertatis, das 
wohl zu nnterscbeiden ist von dem 
teraplum Libertatis auf dem Aven- 
tin, diente besonders als Amtslokal 
der Gensoren; seine Lage and das 
Jahr der Errichtung ist ungewifs; 
jedenfalls stand es schon vor dem 
J. 212 (Liv. XXV 7, 12) und wurde 
restauriert einmal im J. 194 (Liv. 
34, 44, *5) und dann noch einmal 
von Asinius Pollio. S. Becker I 
S. 458 flF., wo ihm durch Vermutung 
sein Platz nördlich vom Forum 
zwischen dem Quirinal und dem 
Capitol zugewiesen . wird, atrium 
(*Hor) ist hier ein für Kultzwecke 
bestimmtes selbständiges Gebäude, 
wie das atrium im röm. Hause; 
solcher atria gab es mehrere in 
Bom, wie das der Vesta, das noch 
mit Wohnungen für die Vestalinnen 
umgeben war (s. VI 263). 

625—628. 14. April. 

625 f. Vgl. Colum. XI 2, 36 : XVIII 
käl. Mai. ventosa tempestas et im- 
bres, nee hoe eonstanter. Verg. 
georg. I 456. — 627 f. Octavian 
hatte im bellum Mutinense (43 v. 
Chr.) an diesem Kalendertage in 
der Schlacht bei Forum Gallorum 
(ly, Meilen von Mutina), welche 
der Entscheidungsschlacht (viel- 
leicht am 27. April) vorausging, 
während die beiden Konsuln, Pansa 



und Hirtius, der erste unglücklich, 
der zweite mit Glück gegen M. 
Antonius kämpften, einen unterdes 
von L. Antonius auf das Lager von 
Mutina gemachten Angriff siegreich 
zurückgewiesen. — scilieet, utfuerit 
freilich, gesetzt auch, dafs an die- 
sem Tag Wind mit Hagel gemischt 
war, so hat doch u. s. w. 

629—676. 15. April. 

629—672. FordicaliaoderFor- 
dicidia. Dies Fest hatte seinen 
Namen von den trächtigen Kühen 
{hordis oder fordis), den Symbolen 
der Fruchtbarkeit, welche der Tel- 
lus, der fruchtbaren Mutter Erde, 
zur Zeit des Aufgehens der Saaten 
geopfert wurden. Marquardt S. 192. 
Preller II S. 6 f. 

629. Veneris idus: die Iden des 
der Venus geheiligten April, vgl. 
III 135. — 632. fetm kommt viel- 
mehr wie fecundus und femina von 
dem alten Stamm feo her. — 634. 
plena «=^ gravida, s. z. I 349. — 635. 
(in) arce lovis: z. II 70. — curia 
ist hier wie das folg. sparsa madet 
zeigt, als der Versammlungsort der 
Curia (z. II 513 und III 140) zu 
nehmen; jede der 30 curiae erhielt 
dabei eine Kuh. 

637. visceribus, der geschlachte- 
ten trächtigen Kühe. — ministri: 
sacerdotum, z. I 319. — 638. exta: 
z. I 50. — 639. quae natu max, 
und damit oberste der VestaUnnei^.. 



198 



Ovidi fastorum 



640 luce Palis populos purget ut ille cinis. 
Rege Numa, fructu non respondente labori, 

inrita decepti vota colentis erant. 
nam modo siccus erat gelidis aquilonibus annus, 
nunc ager assidua luxuriabat aqua. 
645 saepe Geres primis dominum fallebat in herbis, 
et levis obsesso stabat avena solo, 
et pecus ante diem partus edebat acerbos, 

agnaque nascendo saepe necabat ovem. 
Silva vetus nulläque diu violata securi 
650 stabat, Maenalio sacra relicta deo: 
ille dabat tacitis animo responsa quieto 

noctibus. hie geminas rex Numa mactat oves. 
prima cadit Fauno, leni cadit altera Somno: 
stemitur in duro vellus utrumque solo. 
655 bis Caput intonsum fontana spargitur unda, 
bis sua faginea tempora fronde premit. 
usus abest Yeneris, nee fas animalia mensis 

ponere, nee digitis anulus uUus inest, 
veste rudi tectus supra nova vellera corpus 
660 ponit, adorato per sua verba deo. 

interea placidam redimita papavere frontem 
nox venit et secum somnia nigra trahit. 



— 640. luce Palis, am 21. April, 
8. 721 und Anm. 

645. herbis: z. I 164. — 646. ob- 
sesso, dicht besetzt von dem kör- 
nerlosen Hafer. — 647. acerbos: 
weil sie ante diem (zu früh) erfolg- 
ten. — 649 flF. Die Traum orakel, 
welche man durch Schlafen im 
Tempel (incubatio) erhielt, spielten 
in O.s Zeit eine grofse Rolle, doch 
sind sie eigentlich unrömisch, und 
erst aus Griechenland und Ägyp- 
ten herübergenommen. Marquardt 
S. 97 f. — Über Faunus als Orakel- 
gott z. III 291. — 649 =- met. III 
28, ähnlich met. II 418. VIII 329. 

— 650. Der Arkadische Gott (über 
Maenalius z. II 192) ist Pan (= Fau- 
nus z. II 268). — Sacra rel. ^als 
heilig stehen gelassen'. 

651. animo quieto d.h. dem Schla- 
fenden. — 654. vellus utrumque: 
geminarum ovium mactatarum. — 
655. bis, einmal wegen des Faunus, 
das andere Mal wegen des Somnus. 

— intonsum: z. II 30. — fönt 
agua: nur Quell- oder fliefsendes 



Wasser hatte reinigende Kraft, z. 
III 335. 

656. Die Buche war auch dem 
Juppiter heilig; vgl. Plin. XVI 36: 
nee non et in quodam usu sacro- 
rum religiosus est fagi cortex. — 
657. usus a. F.: z. ll 329; wie 
Keuschheit, so war auch Fasten 
zur Vorbereitung auf gewisse Ce- 
remonien (z. 6. auch vor der Be- 
fragung des berühmten Traum- 
orakels des Amphiaraus in Oropus) 
vorgeschrieben, ebenso das Abziehn 
des Bings als einer Fessel für den 
Körper. — 659. Auch in Griechen- 
land mufsten die Orakel -holenden 
auf dem Fell des eben geopferten 
Widders (daher nova vellera) schla- 
fen. — 660. siMi verba: z. II 542. 

661. Die Nacht hatte einen Mohn- 
kranz auf dem Haupte, weil der 
Mohn den Schlaf herbeiführt, s. 532. 
647. — placidam frontem: z. HI 
688. -- 662. Vgl. Eurip. Hec. 71, 
wo die Nacht iLBXavoTtzBqvyaiv /[ti}- 
xriQ ovsIqcov heifst, und Tibull. II 
1, 89: Postque venit tacitus furvis 



IV 640—680. 



199 



Faunus adest oviumque premens pede vellera duro 
edidit a dextro talia verba toro: 
665 *Morte boum tibi, rex, Tellus placanda duarum: 
det sacris animas una iavenca duas'. 
Excutitur terrore quies: Numa visa revolvit 

et secum ambages caecaque iussa refert. 
expedit errantem nemori gratissima coniunx 
670 et dixit ^Gravidae posceris exta bovis*, 
exta bovis gravidae dantur: fecundior annus 

provenit, et fructum terra pecusque ferunt. — 
Haue quondam Cytherea diem properantius ire 
iussit et admissos praecipitavit equos, 
675 ut titulum imperii cum primum luce sequenti 
Augusto iuveni prospera bella darent. 

Sed iam praeteritas quartus tibi Lueifer idus 
respieit: hac Hyades Dorida uocte teneut. 

Tertia post Hyadas cum lax erit orta remotaS; 
680 carcere partitos circus habebit equos. 



drcumdatus dlis Somnus et incerto 
somnia nigra pede. — 663. p. du/ro: 
im Gegensatz za der Weichheit der 
Felle ; an den Bockfufs des Pan ist 
kaum zu denken. — 664. a dextro 
toro, nach griechischer Vorstellung, 
welcher die rechte Seite für die 
glückverheifsende galt , während 
den Römern und £truskern die 
linke; der ersteren folgt 0. auch 
her. II 116, der römischen II 501 
und IV 833. 

668. ambages: z. 261. — caeca 
passiv, 'nicht verstanden', z. I 623. 
— secum refert = revolvit, 'wieder- 
holt bei sich, überlegt', ebenso 
met. I 165. — 669. errantem (in) ne- 
mori: wie III 261. — gratissima (sc. 
Numae) coniimx, Egeria, s. III 261 
und Anm. 275 f. 

673—676. Am 16. April des J. 29 
V. Chr. hatte der nach glücklicher 
Niederwerfung des Antonius aus 
dem Orient nach Rom zurückkeh- 
rende (damals 33jährige) Octavian 
durch einen Senatsbeschlufs den 
Titel Imperator, welcher dem 
kaiserlichen Namen vorgesetzt 
wurde, erhalten. Venus {Cytherea 
z. III 611), als die Stammmutter 
des Geschlechts des Augustus (z. 
V. 30), kürzt den 15. April ab, um 



desto eher den Ehrentag für ihren 
Nachkommen herbeizuführen. — 
674. admissos e. 'die losgelassenen, 
rasch dahineilenden Rosse'. Vgl. 
Hesiod. Scut. Herc. 307: rivCo%oi, — 
nQoaiscav (OHsas tnnovq, — 675. 
cwm primum durch Auslassung eines 
Verbums zu erklären, wie cum 
maxime, 

677. 78. 17. Aprü. Untergang 
der Hyaden. — Lueifer z. III 877. 
— Doris, die Tochter des Oceanus 
und der Tethys, Gemahlin des Meer- 
gottes Nereus, wird, wie Tethys 
und Amphitrite, metonymisch für 
das Meer gesetzt. 

679—712. 19. April (letzterTag 
der Cerialia). Pferderennen und 
Fuchshetze im Girkus. Den 
Grund zu diesem Brauche hat 0. 
nicht erkannt; es sollte durch ihn 
die Austreibung der Robigo oder 
des Robigus (des Eornfuchses d. h. 
des Kornbrandes, s. z. I 687, robus 
^^rufus)y den man grade in dieser 
Zeit besonders fürchtete, und auf 
den sich auch das Fest des 25. April 
bezog (s. z. 905 fiP. u. Anm.), sinn- 
bildlich dargestellt werden. Preller 
II S. 42 flP. 

680. carceres sind die (12) Wagen- 
stände oder Schuppen im Ablauf- 



200 



Ovidi fastorum 



cur igitur missae vinctis ardentia taedis 

terga ferant vulpes, causa docenda mihi est. 
Frigida Carseolis nee olivis apta ferendis 

terra, sed ad segetes ingeniosus ager. 
685 hac ego Paelignos, natalia rura, petebam, 

parva sed assiduis uvida semper aquis. 
hospitis antiqui solitas intravimus aedes: 

dempserat emeritis iam iuga Phoebus equis. 
is mihi multa quidem sed et haec narrare solebat, 
690 unde meum praesens instrueretur opus: 

*Hoc' ait *in campo' (campumque ostendit) ^ habebat 

rus breve cum duro parca colona viro. 
ille suam peragebat humum, sive usus aratri 

seu curvae falcis sive bidentis erat. 
695 haec modo verrebat stantem tibicine villam, 

nunc matris plumis ova fovenda dabat, 
aut virides malvas aut fungos colligit albos, 

aut humilem grato calfacit igne focum. 
et tamen assiduis exercet bracchia telis 
700 adversusque minas frigoris arma parat, 
filius huius erat primo lascivus in aevo 

addideratque annos ad duo lustra duos. 
is capit extremi vulpem convalle salicti: 

abstulerat multas illa cohortis aves. 
705 captivam stipula faenoque involvit et ignes 

admovet: urentes effugit illa manus. 
qua fugit, incendit vestitos messibus agros, 

damnosis vires ignibus aura dabat. 
factum abiit, monimenta manent. nam vivere captam 
710 nunc quoque lex vulpem Carseolana vetat'. 
Utque luat poenas gens haec, Cerealibus ardet, 

quoque modo segetes perdidit, ipsa perit. 



stände (oppidum) des Girkus, welche 
durch eine Wand voneinander ge- 
trennt waren and je eine Qua- 
driga aufnahmen; partitos passiv. — 
681. missae: in circum. — 683. Car- 
seoli Stadt im Gebiete der Äquer, 
östlich von Rom an der via Yaleria. 
— 684. ingenium wird auch sonst 
vom Menschen auf den fruchterzeu- 

f enden Acker übertragen, vgl. 
erg. georg. II 177: nunc locus 
arvorum ingeniis. — 686. S. S. 1 
V. 3 und Anm. — 688. emeritis z. 
III 43. 

690. unde =* quibus. 

694. bidens eine schwere, zwei- 



zinkige Hacke, welche beim Acker- 
bau viel gebraucht wurde. Abbild, 
b. Rieh S. 78. 

695. tibicen, der Stützpfeiler. — 
697. malvas, die in alter Zeit von 
den Römern viel gegessen wurden, 
wie von den Griechen noch jetzt. 

703. extremi convalle salicti: in 
extrema vdllis parte salicto ohsita, 
erklärt Gierig. — 704. cohors (xoq- 
tos), (Hühner-) Hof; vgl. Varr. de 
r. r. III 3, 6: duo dumtaxat {eroM 
aviaria sive cohortes): in piano cO' 
hors in qua pascebantur gallinae, 
— alter sublimis, in quo erant co- 
lumbae in turribus aut summa viHa, 



IV 681—728. 



201 



Proxima cum veniet terras visura patentes 
Memnonis in roseis lutea mater equis, 
715 de duce lanigeri pecoris, qui prodidit Hellen, 
sol abit. egresso victima maior adest. 
yacca sit an taurus, non est cognoscere promptum: 

pars prior apparet, posteriora latent, 
seu tarnen est taurus, sive est hoc femina signum, 
720 lunone invita munus amoris habet. 

Nox abiit, oriturque Aurora. Parilia poscor: 

non poscor frustra, si favet alma Pales. 
alma Pales, faveas pastoria sacra canenti, 

prosequor officio si tua festa pio. 
725 certe ego de vitulo cinerem stipulasque fabalis 

saepe tuli plena, februa casta, manu, 
certe ego transilui positas ter in ordine flammas, 

udaque roratas laurea misit aquas. 



713 — 720. 20. April. Eintritt 
der Sonne aus dem Zeichen des 
Widders (des dux lanigeri pecoris, 
des Leiters der wolligen Schafherde, 
8. III 867 fiP.) in das des Stiers. 

714. Die Mutter des vor Troja 
getöteten Memnon ist Anrora (vgl. 
met. XIII 580); lutea, %QO%6ns7tXos 
(wohl zu unterscheiden von lüteus)\ 
vgl. Verg. Aen. VII 26: Av/rora in 
roseis fulgebat lutea bigis (Homers 
Qododdttxvlog). — 715. Vgl. German. 
phaen. 532 : Nohilis hie aries aurato 
vellere, quondam qui iulit in Tauros 
Fhrixum, qui prodidit Hellen* — 
716. victima maior d. i. der Stier 
oder die Kub, je nachdem man in 
dem Gestirn, welches nur die vordere 
Hälfte des Tieres darstellte, den 
Stier, unter dessen Gestalt Juppiter 
die Europa geraubt hatte (V 603 ff.), 
oder die in eine Kuh verwandelte 
lo, die Geliebte des Juppiter (s. V 
619 u. Anm.), sah; beide waren 
gegen den Willen det Juno der 
Ehre, unter die Gestirne versetzt 
zu werden, teilhaftig geworden. 

721-862. 21. April. Palilia 
oder Parilia (s. z. V 481), ein altes 
volkstümliches Fest zu Ehren der 
alten Hirtengöttin Pales, der ^näh- 
renden Göttin' (das Wort kommt 
von dem Stamme pa her, vgl. pasco, 
pabulum, panis), durch welches so- 



wohl Krankheiten vertrieben als 
auch Gesundheit und Wachstum 
für Mensch, Vieh und Feld erbeten 
werden sollte (v. 763). Später wurde 
der Gründungstag der Stadt, da 
die Römer ihre Vorfahren sich als 
ein Hirtenvolk dachten, auf dies 
ihr Hauptfest gelegt. Marquardt 
S. 17. 201. Preller I S. 413 ff. — 
0. giebt nach einer Anrufung der 
Göttin (vgl. Hom. II. A 37 ff.) erst 
die Bräucne bei diesem Feste (a. in 
der Stadt — v. 734, b. auf dem Lande 
— V. 782), dann die Herleitung 
derselben ( — v. 806), endlich die 
Gründungsgeschichte der Stadt 
(— V. 862). 

721. poscor wird gerade von der 
Aufforderung zum Gesang vielfach 
gesagt; z. B. met. V 333: poscimur 
Aonides, Hör. carm. I 32, 1. — 
724. Das pium officium besteht in 
den V. 726 — 728 angegebenen Suhn- 
gebräuchen. — 725. de vit. cinerem: 
vgl. z. I 111 und über die Sache 
V. 635—640. — Die Bohnen wurden 
zum Baunen von Geistern gebraucht 
(s. II 576 u. Anm.), Bohnenstroh als 
februa, z. II 19; über casta s. 412. 
tuli zum Feuer. 

727. S. 781 u. Anm. — 728T Der 
Lorbeer hatte an sich schon eine 
sühnende Kraft (z. III 137), um so 
mehr reinigte das von ihm ge- 
sprengte Wasser {roratae aquae, s. 



202 



Ovidi fastorum 



mota dea est operique favet. navalibus exit 
730 puppis: habent yentos iam mea vela suos. 
I, pete virginea, populus, suffimen ab ara: 

Vesta dabit, Vestae munere purus eris. 
sanguis equi suffimen erit vitulique favilla, 
tertia res durae culmen inane fabae. 
735 pastor, oves saturas ad prima crepuscula lustra; 
unda prius spargat^ virgaque verrat humum, 
frondibus et fixis decorentur ovilia ramis, 

et tegat ornatas longa Corona fores. 
caerulei fiant vivo de sulpure fumi, 
740 tactaque fumanti sulpure balet ovis. 

ure mares oleas taedamque herbasque SabinaS; 

et crepet in mediis laurus adusta focis. 
libaque de milio milii fiscella sequetur: 
rustica praeeipue est hoc dea laeta cibo. 
745 adde dapes mulctramque suas dapibusque resectis 
silvicolam tepido lacte precare Palem. 



V. 778); vgl. V 677 ff. — 729. nav, 
exit p,: das Bild ist dasselbe wie I 
4 u. ö. — 730. mos *ihnen günstige'. 

731. virginea ab a. erhält durch 
den folg. V. seine Erklärung. — 
populus: vgl. Priscian. VII p. 741 
(P.), 305 (H.) : Est quando nomina- 
tivo guoqyfs in ^us* temiinante pro 
vocativo sive metri sive euphoniae 
causa utuntur. Nene, Lat. Formenl. 
I S. 83 f. — 733. Zu den schon 
V. 725 ff. erwähnten Sühnungsmitteln 
fügt 0. hier als drittes das Blut 
des Oktoberpferdes hinzu. Nach 
dem Rennen nämlich, welches an 
den Iden des Oktober zu Ehren 
des Mars gehalten wurde, wurde 
eins der siegreichen Rosse geopfert, 
der Schwanz aber eiligst in die 
Begia getragen, um das Blut auf 
den Altar der Vesta tropfen zu 
lassen; dann wurde es geronnen 
von den Vestalinnen für die Palilien 
aufbewahrt; vgl. Propert. V (IV) 
1, 19. Preller I S. 366 f. 

736. Fegen mit Besen, besonders 
aus Lorbeer, wird auch sonst bei 
Griechen' und Römern als Rei- 
nigungsmittel genannt; Preller I 
S. 377. — 737 f. Hiermit sind die 
bei uns am Maitag vor Haus oder 
Viehstall aufgestellten Maibüsche 
und angehängten Kränze zu ver- 
gleichen, welche die Hexen ver- 



treiben und dem Vieh Milchreich- 
tum verleihen sollen. — 739. Schwe- 
fel wird schon bei Homer (Od. % 
481) zu dem Zwecke des Sühnens 
angewandt und oft bei den Rö- 
mern; über vivum sulpur s. Plin. 
n. h. XXXy 175: vivum, quod Graeci 
apyron vocant, nascitur solidum, 
hoc est glaeba, solum {cetera enim 
liquore constant et conficiuntur oleo 
incocta) vivum effoditur tralucetque 
et viret, — habet et in religionibus 
locum ad expiandas suffitu domos. 

741. Schon die Griechen und 
Römer teilten die Pflanzen in 
männliche und weibliche, gingen 
jedoch darin zu weit und nahmen 
oft einen Unterschied an, wo keiner 
vorhanden war. — taeda, Fichten- 
holz, z. II 26. — Über herhat Sab. 
u. über v. 742 s. I 344 u. 76. — 
743. Vgl. Paul. p. 349: Suffimenta 
dicebant, quae faciebant ex faba 
milioque molito mulso sparso. — 
Itba de milio s. z. I 111. — milii 
fiscella: ein Körbchen mit Hirse. — 
745. mulctra, die Milch im Melk- 
kübel. — suas = solitas, certas. — 
dapibus resectis wird wohl nach 
Gierig von dem Zerschneiden des 
Opfermahls zu verstehen sein, um 
es unter die Festgenossen zu ver- 
teilen. 

746. silvicola wird Pales genannt, 



IV 729—770. 



203 



*Consule* die ^pecori pariter pecorisque magistris: 

effugiat stabulis noxa repulsa meis. 
sive sacro pavi sedive sub arbore sacra, 
750 pabulaque e bustis inscia carpsit ovis, 
si nemus intravi vetitum, nostrisve fugatae 
sunt oculis nymphae semicaperque deus^ 
si mea falx ramo lucum spoliavit opaco, 
unde data est aegrae fiscina frondis ovi: 
755 da veniam culpae. nee, dum degrandinat, obsit 
agresti fano supposuisse pecus. 
nee noeeat turbasse laeus. ignoseite, nymphae , 

mota quod obseuras ungula feeit aquas. 
tu, dea; pro nobis fontes fontanaque plaea 
760 numina, tu sparsos per nemus omne deos. 
nee dryadas nee nos videamus labra Dianae 
nee Faunum, medio eum premit arva die. 
pelle proeul morbos, valeant hominesque gregesque, 
et valeant vigiles, provida turba, eanes. 
765 neve minus multos redigam, quam mane fuerunt, 
neve gemam referena vellera rapta lupo. 
absit iniqua fames, herbae frondesque supersint, 
quaeque lavent artus quaeque bibantur aquae. 
ubera plena premam, referat mihi easeus aera, 
770 dentque viam liquido vimina rara sero. 



weil die Waldgötter in Italien zu- 
gleich Götter der Viehzucht sind, 
denn das Vieh wurde meist in oder 
zwischen den Wäldern geweidet, s. 
Preller I S. 340. — tepido lacte pr. 
P.: rufe P. an durch die (kuh-) 
warme Milch, d. h. bete zu ihr, in- 
dem du sie mit Milch besprengst; 
vgl. Tibull. I 1, 86 : Hie ego pasto- 
remque meum lustrare quotannis et 
placidam söleo spargere lacte Palem. 

747 — 776. Gebet der Hirten zu 
Pales. — 749. sacro: loco, — s. arb, 
Sacra: heilige Bäume werden oft 
erwähnt. — 752. semicaper d,, Pan- 
nus, z. n 268. — 757. nymphae, die 
Najaden {fontana numina), deren 
Wasser getrübt wurde, wenn das 
Vieh zum Saufen in dasselbe ge- 
trieben wurde imd sich darin be- 
wegte; vgl. met. VI 363 f. 

761. labra (v. lavö) Dianae^ Bade- 
wannen der Diana, werden hier 
die Quellen des Waldes genannt, 
in welchen sich die Göttin zu ba- 
den pflegte; vgl. met. III 155 ff.; 



gerade diese Göttin nennt 0. in 
Beziehung auf das Los des Aktäon. 

— 762. premit a., schlafend. — 
medio die: vgl. Theoer. I 15: Ov 
d'ifiig, & noLfiTjVj z6 (isaufipQivov, 
ov d'Sfiig äfifiLv cvqMev^ xov TIava 
dsSo^Tiafisg' f] yäq hn ayQccg xav£%a 
xcxftaxio? dfiTtavstai. — 765. mul- 
tos, näml. Schafe. 

766. ref. vellera r. l., wenn ich 
nur das Fell zurückbringe, abgejagt 
dem Wolfe; vgl. Hör. epod. 2, 60. 

— 769. premam beim Melken. — 
referat — aera: vgl. Verg. ecl. 1, 
84: Qu^amvis — pinguis — ingratae 
premeretur easeus urbi, non umquam 
gravis aere domum mihi dextra re- 
dibat, — 770. Das nicht dichte 
Weidengeflecht (vgl. rarum cri- 
brum met. XII 437, retia rara Verg. 
Aen. IV 131), in welchem der B[äse 
bereitet wurde, möge die Molke 
{serum) klar, d. h. ohne Zusatz von 
Käse durchlassen. Vgl. Tibull. II 
3, 15: Tum fiscella levi detexta est 
vimine iunci, raraque per nexu^ 



204 



Oyidi fa&torum 



sitque salax aries^ couceptaque semiDa coniunx 

reddat, et in stabulo multa sit agna meo. 
lanaque proveniat nuUas laesura puellas, 

mollis et ad teneras quamlibet apta manus. 
775 quae precor, eveniant, et nos faciamus ad annum 

pastorum dominae grandia liba Pali'. 
His dea placanda est, haec tu conversus ad ortus 

die quater et vivo perlue rore manus. 
tum licet adposita, veluti cratere, camella 
780 lac niveum potes purpureamque sapam 

moxque per ardentes stipulae crepitantis acervos 

traicias celeri strenua membra pede. 
Expositus mos est: moris mihi restat origo. 

turba facit dubium coeptaque nostra tenet, 
785 Omnia purgat edax ignis vitiumque metallis 

excoquit: idcirco cum duce purgat ovis? 
An, quia cunctarum contraria semina rerum 

sunt duo discordes, ignis et unda, dei, 
iunxerunt elementa patres aptumque putarunt 
790 ignibus et sparsa tangere corpus aqua? 

an, quod in his vitae causa est, haec perdidit exul, 



est via facta sero. Calpurn. 9, 38: 
Ipse ego nee iunco molli nee vimine 
lento perfeci calathos cogendi lactis 
in usus, Ovid. met. XII 436 f. 

771. coniunx, arietis. — 772. multa 
agna: z. II 629. — 774. quamlihet 
verb. mit teneras, — 775. ad annum 
'übers Jahr'. 

111, ad ortus : der Betende wandte 
sich mit dem Gesicht nach Osten, 
der aufgehenden Sonne zu. Mar- 
quardt S. 173. — 778. ros nicht 
allein Tan sondern jedes Nafs; in 
diesem Fall mufste es ans fliefsen- 
dem Wasser genommen sein ; z. III 
336. — 780. sapa ist eingekochter 
Most, der mit Milch vermischt die 
hurranica potio gab; Paul. p. 36: 
hu>rr, p, appellatur lade mixtum 
sapa a rufo colore, quem hurrum 
vocant, 

781. Das Springen über das Feuer 
diente ebenfalls zur Beinigung, 
übrigens ein im Heidentum, auch 
unter unsern Vorfahren (bei den 
Oster- und JohanniBfeuern) , sich 
allgemein findender Brauch. Dafs 
auch das Vieh hindurchgetrieben 
wurde, fügt 0. v. 786 u. 806 hinzu. 

783-806. Moris origo. 



784. tu/rba sc. causarum moris^ 
(von denen nur die erste causa zu- 
treffend ist, andere überhaupt nicht 
das Springen über das Feuer, son- 
dern nur das Feuer erklären). — 
785. Vgl. Plut. quaest. Rom. 1: t6 
nvQ •hoQ'uCqbl x<xl zo vdtoQ äyvi^si. 
Verg. georg. I 87: sive Ulis omne 
per ignem excoquitur Vitium atque 
exsudat inutilis umor, — Vitium 
das unedle, auszuscheidende {ex- 
coquendum) Metall, Dig. 48, 10, 
9 pr. — 786. Der dux ist hier der 
Hirt, TibuU. I 1, 35. — 787. se- 
mina rerum = elementa v. 789 (z. 
I 105), denen auch sonst göttliche 
Natur gegeben wird; der Ausdruck 
ist Lucretianisch; vgl. -met. I 431: 
ab his {umore et cälore) oriuntur 
cuncta duöbus; cumqu>e sit ignis 
aquae pugnax, vapor umidus omnes 
res creat, et discors Concor dia fettbus 
apta est, 

791 f. Wasser und Feuer sind die 
Grundbedingungen des mensch- 
lichen Daseins und also auch des 
häuslichen Lebens; daher wird dem, 
welcher ein Land meiden soll, 
Wasser und Feuer untersaget {aqua 
et igni interdicitur) und die junge 



IV 771—810. 



205 



bis nova fit coniunx^ haec duo magna putaut? 
vix equidem credo: sunt qui Phaethonta referri 
credant et nimias Deucalionis aquas. 
795 pars quoque, cum saxis pastores saxa feribant, 
scintillam subito prosiluisse ferunt; 
prima quidem periit, stipulis excepta secunda est: 

hoc argumentum flamma Parilis habet? 
an magis hunc morem pietas Aeneia fecit^ 
800 innocuum victo cui dedit ignis iter? 

num tarnen est vero propius, cum condita Roma est, 

transferri iussos in nova tecta lares 
mutantesque domum tectis agrestibus ignem 
et cessaturae supposuisse casae, 
805 per flammas saluisse pecus, saluisse colonos? 
quod fit natali nunc quoque, Roma, tuo. 
Ipse locus causas vati facit. urbis origo 

venit. ades factis, magne Quirine, tuis! 
lam luerat poenas frater Numitoris, et omne 
810 pastorum gemino sub duce vulgus erat. 



Frau bei ihrem ersten Eintritt in 
das Haus des Gatten mit Feuer 
und Wasser empfangen, um ihre 
Aufnahme in das häusliche Leben 
symbolisch zu bezeichnen (nova fit 
canitmx); s. Paul. p. 2: Aqua et 
igni tarn interdid solet danmatis, 
quam accipiuntur nuptae, videlicet 
quia hae duae res humanam vitam 
maxime continent Varro de 1. 1. 
V 61. Marquardt, Privataltert. I 
S. 63. Preller II S. 157. -- Der mit 
quod beginnende Vordersatz endigt 
erst mit fit. — 793. Phaethonta 
referri: Ph. oder, deutsch gedacht, 
die Erinnerung an Ph. (und den 
durch ihn verursachten Brand, met. 
I 748—11 400) werde erneuert. Es 
ist hier, wie oft im Lateinischen, 
gleich der Gegenstand selbst als 
das ßestimmende genannt, während 
es eigentlich die Vorstellung ist; 
vgl. z. B. Sallust. Cat. 39, 3 : vetus 
certamen animos eorum adrexit, und 
Dietsch z. d. St. — 794. Die Be- 
schreibung der grofsen Sintflut, 
welche nur Deukalion und- Pyrrha 
überlebten, s. in den Metam. I 
263 — 312. — 795. ferihant: z. III 
607. — Hiermit wird auf eine ähn- 
liche Erzeugung des Sühnfeuers 
hingewieden, wie sie bei dem Feuer 



der Vesta vorgeschrieben war; s. 
z. III 143 und vgl. Verg. Aen. I 
174 ff. 

798. habet in den Augen dieser 
Erklärer. — 799. pietas A, z. 1.527; 
vgl. Verg. Aen. II 632 f. , wo Äneas 
selbst seine Flucht aus dem bren- 
nenden Troja beschreibt: Descendo 
ac dueente deo flammam inter et 
hostis expedior; dant tela locum 
flammaeque recedunt, 

801. Vgl. Dion. Hai. I 88, wo 
unter anderen Ceremonien vor der 
Gründung der Stadt Romulus auch 
folgende vornimmt: (ista d^ tovto 
TtVQtia'Cäg tcqo töov a%riv&v ysvs- 
cd'ai Hslsvcag i^dysi zov Xsmv 
xag (pX6yoig vnBqO'QfooiOvza xiig 
baimascag rmv (iiacficttoav lv£xa. — 
802. Die Larenbilder und damit die 
Götter selbst wurden in die neue 
Heimat mitgenommen. — 804. Das 
Haus feiert {cessat)^ wenn es nicht 
bewohnt wird. 

807—862. Gründung derStadt 
Rom. Die auf die Verherrlichung 
des Bomulus bedachte Erzählung 
O.s, welche mit keiner der erhal- 
tenen Quellen vollständig überein- 
stimmt, schliefst sich an III 68 an. 

807. Der gleiche Übergang y. 417. 
— 809. frater Num., Amulius, s. III 



206 



Ovidi fastomm 



contrahere agrestes et moenia ponere utrique 

convenit: ambigitur^ moenia ponat uter. 
'Nil opus est' dixit ^certamine Romulus *ullo: 

magna fides avium est. experiamur aves'. 
815 Res placet. alter adit nemorosi saxa Palati, 

alter Aventinum mane cacumen init. 
sex BemuS; hie volucres bis sex videt ordine. pacto 

statur, et arbitrium Bomulus urbis habet, 
apta dies legitur, qua tooenia signet arabro. 
820 Sacra Palis suberant: inde movetur opus* 
Fossa fit ad solidum, fruges iaciuntur in ima 

et de vicino terra petita solo, 
fossa repletur humo, plenaeque imponitur ara, 

et noYus accenso fungitur igne focus. 
825 inde premens stivam designat moenia sulco, 

alba iugum niveo cum bove yacca tulit. 
vox fuit haec regis: ^Condenti, luppiter, urbem, 

et genitor Mavors Yestaque mater, ades! 
quosque pium est adhibere deos, advertite cuncti! 
830 auspicibus yobis hoc mihi surgat opus. 

longa sit huic aetas dominaeque potentia terrae, 

sitque sub hac oriens occiduusque dies^ 



67. — 811. contrahere agr, findet im 
folg. seine Erklärung: ^zn einer zn 
gründenden Stadt'. — 812. amb., 
moenia ponat uier: nicht wörtlich 
von der Erbannng der Mauern, 
sondern überhaupt von der Grün- 
dung der Stadt zu verstehn; der 
Gründer der Stadt aber giebt ihr 
auch den Namen und beherrscht 
sie {arbitrium urbis habet, v. 818). 
Vgl. Enn. ann. I 86 Vahl.: Certa- 
bant u/rbem Bomam Bemoramne vo- 
carent, Omnibus cura viris, uter 
esset induperator, Liv. 1 6, 4. — 
816. Nach der gewöhnlichen tJber- 
lieferung bestieg Bomulus den Pa- 
latin oder das Palatium, auf wel- 
chem er nachher sein Rom (die 
Roma quadrata) gründete, Remus 
den Aventin. 

816. Früh vor Tagesanbruch sich 
zur Einholung der Auspicien aufzu- 
machen, war feststehender Brauch. 
— 817. ordine in einer Reihe. — 
pacto Stare, der Abmachung treu 
bleiben. 

821. Der mehrfach überlieferte 
Gründungsritus war in ganz Latium 



(vielleicht in ganz Italien) üblich. 
S. Preller II S. 67 f. Die Grube 
(fossa) hieis mundus und befand 
sich auf dem Palatin vor dem 
Apollotempel; der auf ihr errichtete 
Altar war viereckig und hatte auf 
zwei Seiten Stufen, auf welchen 
man zu ihm hinaufstieg; er hiefs 
Roma quadrata in engerem, wie 
die ganze alte Stadt in weiterem 
Sinne. — ad solidum, bis auf den 
festen Grund; vgl. Yaler. Max. II 
4, 6: relictis qui fwndamentorum 
constituendorwm gratia terram ad 
solidum foderent, — fruges iadwi- 
tvr: 'boni omnis gratia' nach Festus 
p. 268. 

828. Vesta m^ter: s. z. III 761. — 
829. adhibere, zuziehen, nämlich bei 
der Gründung einer Stadt, was auch 
bei advertite hinzuzudenken ist (sc. 
animum, oder bei Göttern numen, 
ebenso absolut met. XIY 270 ; vgl. 
Verg. Aen. IV 611). — 830. cMspi- 
cibus vobis: z. I 616. 646. 

831. Eonstr. aetas et potentia sit 
longa huic dominae (prolep tisch) 
terrae. — 832. dies = sol (ebenso 



IV 811—853. 



207 



nie precabatur. tonitra dedit omina laevo 

luppiter^ et laevo falmina missa polo. 
835 Augurio laeti iaciunt fundamina cives^ 

et novus exiguo tempore murus erat, 
hoc Celer urget opus, quem Romulus ipse vocarat, 

*Sint'que, * Celer, curae' dixerat *ista tuae. 
neve quis aut muros aut factam vomere fossam 
840 transeat, audentem talia dede neci'. 

Quod Remus ignorans humiles contemnere muros 

coepit et *His populus' dicere Hutus erit?' 
Nee mora, transiluit. rutro Celer oceupat ausum: 

ille premit duram sanguinuleutus humum. 
845 Haec ubi rex didieit, lacrimas introrsus obortas 

devorat et clausum pectore vulnus habet, 
flere palam non vult exemplaque fortia servat, 

*Sic'que *meos muros transeat hostia' ait. 
Dat tamen exequias nee iam suspendere fletum 
850 sustinet, et pietas dissimulata patet. 
osculaque adplicuit posito suprema feretro 

atque ait, *Invito frater adempte, vale!* 
arsurosque artus unxit. fecere, quod ille, 



V 648), 'Weltgegend'; vgl. II 186 
und Verg. Aen. VII 98: Externi 
venient generi, — quorum ab stirpe 
nepotes omnia suh pedibus, qua Sol 
utrwmque recurrens aspicit Oceanum^ 
vertique regique videbunt. — 834. 
laevo: z. V. 664. 

837. Celer war der Oberst der 
300 altrömischen Ritter, der tribu- 
nus celerum {cderes von üilrig, 
äol. ^tslrjo), deren ßenennnng die 
Bidmer von ihrem angeblichen ersten 
Befehlshaber ableiteten , während 
es in Wahrheit umgekehrt ist. — 
urget 'betreibt'. 

843. ru^rum^ Grabscheit, Schaufel; 
Abbild, b. Rieh S. 628. — oceupat 
eigenÜ. 'kommt hindernd zuvor' 
(wie I 676); daher wird von Virgil 
u. 0. dies Wort gern gebraucht in 
der Bedeutung jemand töten, wie 
er im Begriff ist, irgend etwas 
auszuführen, und ihn auf diese 
Weise daran verhindern; zuweilen 
aber tritt der Begriff hindern, wie 
hier, zurück und es bleibt nur das 
töten ; ebenso steht bei Verg. Aen. 
X 698 saxo atque ingenti fragmine 
montis occuptxt ganz synonym dem 
vorausg. sternit humi. — 846. Vgl. 



met. XIU 637: Obmutuit illa (He- 
cuba) dolore; et pariter voces lacri- 
masque introrsus obortas devorat 
ipse dolor, duroque simillima saxo 
torpet, 

847. exempla fortia servat: exem- 
plum heifst oft eine That, die für 
die Zukunft ein Vorbild sein kann, 
also ex. forte eine vorbildliche 
tapfere Handlung und in Verbin- 
dung mit servat: er hält die tapfere 
That (Celera) als ein Vorbild auf- 
recht, indem er sie anerkennt und 
nicht bestraft. Bei dieser Erklärung 
(C. Peters) fügt sich der Ausspruch 
des Rom. in v. 848 besser an die 
vorausg. Erzählung an, als bei der 
gewöhnlichen: 'R. hält das Vorbild 
eines Helden aufrecht', indem er 
nicht weint. Der Plural exempla 
für den Singular wie z. B. Ib. 643 
exempla Thyestis, — 848. Vgl. Liv. 
1 7, 2 : *Sic deinde (ergänze eat nach 
c. 26, 4), quicumque alius transiliet 
moenia mea\ — 850. pietas, Bru- 
derliebe. 

861. oscula adpL, näml. dem Bru- 
der. — pos. feretro ist Ablativ. — 
863. Das Salben der Leichen war 
schon eine homerische (II. Sl 682), 



208 



Ovidi fastoram 



Faustulus et maestas Äcca soluta comas. 
855 tum iuvenem nondum facti flevere Quirites, 
ultima plorato subdita flamma rogo est. 
ürbs oritur (quis tunc hoc ulli credere posset?) 

victorem terris impositura . pedem. 
Cuncta regas et sis magno sub Caesare semper^ 
860 saepe etiam pluris nominis huius habe; 
et quotiens steteris domito sublimis in orbe, 
omnia sint umeris inferiora tuis. 

Dicta Pales nobis, idem Vinalia dicam. 
una tarnen media est inter utramque dies. 
865 Numina vulgaris Veneris celebrate puellae! 
multa professarum quaestibus apta Venus. 



bei den Römern allgemeine Sitte. — 
854. 8. III 55 u. Anm. — maestas 
comas: z. III 688. — 865. s. 11 479 
n. Anm. 

856. ultima, ^al| das letzte, zu- 
letzt'; so oft im Latein, das Adjekt. 
statt des Adverb, bei Ordnnngs- 
bestimmuDgen. — Die Fortsetzung 
der Erzählung giebt V 451 ff. — 
867. hoc bezieht sich auf v. 858. — 
posset, Conjunct. dubit. der Ver- 
gangenheit. Seyffert § 232. — 858. 
Das auch bei den Neuen beliebte 
Bild findet sich oft bei römischen 
Dichtern: tr. IV 2, 44. met. XIV 
490. Verg. georg. II 492. Aen. VII 
100; vgl. Hom. II. E 620. Verg. 
Aen. X 495. 

861 f. So oft du (Roma) dich ein- 
mal aufrichtest auf dem Erdkreise, 
d. h. 80 oft du einmal deine Macht 
geltend machst, möge dir alles 
schnell gehorchen. — 862. umeris: 
non capite solum. Da nach der 
Meinung des Altertums innere Gröfse 
mit der des Körpers verbunden 
war (z. B. heifst es von dem aus- 
gezeichneten Sänger Musäus bei 
Verg. Aen. VI 667: Medium nam 
plwrima turha hunc habet atque 
umeris exstantem suspicit altis, 
ebenso überragt Diana ihre Nym- 
phen ^collo tenus\ met. III 182), 
so dachte es sich auch den Herr- 
scher körperlich gröfser als die 
übrigen Menschen. Vgl. Uhlands 
Ernst V. Schwaben: ^und als er 
(der ffekrönte König) wieder au« 
dem Tempel trat, erschien er herr- 



licher als kaum zuvor, und seine 
Schulter ragt ob allem Volk*. 

868—900. 23. April. Vinalia 
(priora oder ürbana), eingesetzt, 
weil man an diesem Tage (der den 
griechischen ni^oCy la entsprach) die 
Fässer mit dem neuen (vorjährigen) 
Wein öffnete und zum ersten Mal 
kostete. Plin. n. h. XVIII 287 : Vi- 
nalia priora, quae ante hos dies 
sunt IX kal, Mai., degustandis vi- 
nis instituta, nihil ad fructus atti- 
nent. Paul. p. 66. 374. Die andereo, 
sog. ruatica Vinalia fanden am 
19. August statt, um die Hülfe der 
Götter für das Geraten des reifen- 
den Weines zu erflehen. Preller I 
S. 196 f. 441. 450. 0. hat die bei- 
den Vinalia nicht auseinanderge- 
halten, indem er unter dem 23. April 
den Ursprung der Vinalia rustica 
erzählt. Geweiht waren die Vinalia 
dem Juppiter als Liber, d. h. als 
dem Gotte der Fruchtbarkeit und 
des üppigen Segens, und zugleich 
der Venus (welcher am Tage der 
ersten Vin. der Tempel der Erycina, 
an dem der zweiten die der Li- 
bitina und Murcia gestiftet waren), 
weil sie als Frühlingsgöttin zu- 
gleich die Gärten und Pflanzungen 
unter ihren besonderen Schutz ge- 
nommen hatte; vgl. Varro de r. r. 
I 1, 6: item adveneror Minervam 
et Vener em, quarum wnius procwraUo 
oliveti, alteritts hortorum, quo no- 
mine rtistica vinalia instituta. 

864. inter utramque sc. diem. — 
866. multa (häufig, d. i. viel ver- 



IV 854—883. 



209 



poscite ture dato fotmam populique favorem, 

poscite blanditias dignaque verba ioco. 
cumque sua dominae date grata sisymbria myrto 
870 tectaque composita iuncea vincla rosa. 
Templa frequentari Collinae proxima portae 

nunc decet; a Siculo nomina colle tenent. 
utque Syracusas Arethusidas abstulit armis 

Claudius et bello te quoque cepit, Eryx, 
875 carmine vivacis Venus est translata Sibyllae 

inque suae stirpis maluit urbe coli. 
Cur igitur Veneris festum Vinalia dicant, 

quaeritis, et quare sit lovis ista dies? 
Turnus an Äeneas Latiae gener esset Amatae, 
880 bellum erat: Etruscas Turnus adoptat opes. 
clarus erat sumptisque ferox Mezentius armis 

et vel equo magnus vel pede maior erat, 
quem Butuli Tumusque suis asciscere temptat 



ehrt) verb. mit Ventcs, — professae 
= vulgares, denn die öffentlichen 
Dirnen mufsten sich bei den Aedilen 
melden (profiteri). Suet. Tib. 35. 
Tac. ann. II 85. — 868. Vgl. die 
Schilderung der berüchtigten Sem- 
pronia bei Sallust Gat. 25, 5: Ve- 
rum ingenium eius haut absurdum: 
posse versus facere, iocum movere, 
sermone uti vel modesto vel molU 
vel procaci, prorsus muHtae facetiae 
multusque Upos inerat. — 869. si- 
symbrium, Brunnenkresse oder viel- 
leicht Rauke; vgl. Plin. n. h. XX 
247 : quod (8isymJ)rium nasdtur) in 
sicco, odoratum est et inseritur co- 
ronis, — sua d. h. der domina Venus 
heilig; s. z. v. 138. — 870. Die 
Bösen sollen mit Binsen (iunceis 
vinclis) zu Kränzen gebunden wer- 
den; tecta verdeckt, weil es der 
Venus nur auf die Bösen ankam. 

871. Der hochangesehene Kultus 
der Venus auf dem Berge Eryx 
(im westlichen Sicilien, bekannt 
aus dem ersten puni sehen Kriege) 
war nach der Schlacht am Trasi- 
menischen See (im J. 217) auf Gre- 
heifs der Sibyliinischen Bücher 
nach Rom verpflanzt worden; ihr 
damals von dem Diktator Fabius 
Maximus gelobter und im J. 215 
geweihter Tempel stand auf dem 
Kapitel ; s. Becker R. A. I S. 403 f. 
Noch berühmter aber war ein zwei- 

Oyids Fasten. 



ter Tempel der Venus Erucina 
(welche die zwei Seiten der Urania 
und Pandemos vereinigte, Preller I 
S. 437 f. 445 f.) vor der porta Col- 
lina, gelobt im Krieg mit den Li- 
gurern im J. 184 v. Chr. von dem 
Konsul L. Porcius und 3 Jahre 
später geweiht (Liv. 40, 34, 4. 
Becker 1 S. 582). Die Zeit und 
Veranlassung der Gründung des 
ersten Tempels hat 0. fälschlich 
auf den zweiten übertragen, noch 
dazu ungenau, denn die Einnahme 
von Syrakus durch M. Claudius 
Marcellus, der dann die Eroberung 
des übrigen Siciliens folgte, fällt 
ins Jahr 212 v. Chr. 

873. Syr, Arethusidas: z. 423. — 
875. vivacis Sib.: z. HI 634. — 876. 
in s. stirpis urbe: s. v. 35 f. 117 ff. 
— 879. Lavinia, die Tochter des 
Latinus und der Amata (b. z. I 
520. III 601), war vor der Ankunft 
des Aeneas dem Rutulerfürsten 
Turnus verlobt gewesen (s. III 601 
u. Anm.), der erzürnt über die Be- 
vorzugung des Fremdlings die 
Waffen gegen ihn erhebt, aber ge- 
schlagen wird und nun zu dem 
wilden etruskischen König Mezen- 
tius seine Zuflucht nimmt. — 880. 
adoptare, sich zur Hülfe ausersehn. 

882. Er war grofs zu Rofs 
(im Reiterkampfe), vielleicht noch 
gröfser zu Pufe. Andere v^^^tÄ\«!L 



210 



Ovidi fastorum 



partibus. haec contra dux ita Tuscus alt: 
885 *Stat mihi non parvo virtus mea. vulnera testor 
armaque^ quae sparsi sanguine saepe meo. 
qui petis auxilium, non grandia divide mecum 

praemia^ de lacubus proxima musta tuis. 
nulla mora est operae. vestrum est dare, vincere nostrum. 
890 quam velit Aeneas ista negata mihi!' 
Adnuerant Rutuli. Mezentius induit arma, 

induit Aeneas adloquiturque lovem: 
^Hostica Tyrrheno vota est vindemia regi: 
luppiter, e Latio palmite musta feres!' 
895 Vota yalent meliora. cadit Mezentius ingens 
atque indignanti pectore plangit humum, 
venerat Autumnus calcatis sordidus uvis: 

redduntur merito debita vina lovi. 
dicta dies hinc est Vinalia. luppiter illam 
900 vindicat et festis gaudet inesse suis. 

Sex ubi^ quae restant, luces Aprilis habebit^ 

in medio cursu tempora veris erunt, 
et frustra pecudem quaeres Athamantidos Helles, 

signaque dant imbres^ exoriturque Canis. 
905 Hac mihi Nomento Romam cum luce redirem, 



unter eqtio seine Reiterei, unter 
pede sein Fufsvolk. — 886. v, non 
parvo «*a*,^meine Tapferkeit kommt 
mir nicht billig zu stehn'; den 
Grund giebt das Folg. — 888. 
lacus: z. III 668. — 890. Vgl. II 694 
und Verg. Aen. II 104 : Hoc Ithactis 
velit et magno mercentur Atridae, 

896. Vgl. I 678. met. III 126: 
sanguineo tepidam plangebat pec- 
tore matrem. XII 118. Verg. Aen. 
X 730. XII 962: Vitaque cum ge- 
mitu fugit indignata suh umbras. — 
897. Aus den Weintrauben wurde 
bei den Römern, wie früher auch 
bei uns, der Safb mit den Füfsen 
herausgestampft; das Bespritztsein 
der Stampfenden wird auf den per- 
sonificierten Herbst übertragen ; 
ebenso met. II 27: Verque novum 
stabat cinctum florente Corona, sta- 
hat nuda AestOiS et spicea serta ge- 
rebat, stabat et Autumnus, calcatis 
sordidus uvis, et gla.cialis Hiems, 
canos hirsuta capillos, — 900. Vgl. 
I 66. IV 90. 

901—942. 26. April. 



901 f. Sonst wird die Mitte des 
Frühlings auf den 26. März gesetzt, 
8. Einleit. S. 24. Anm. 2; eine dem 
0. ähnliche Angabe hat Golumella 
XI 2, 36: XI hol. Maias ver bipar- 
titwTfpluvia et nonnumquam grando. 
— 903. pecus Ath. Helles: s. z. III 
861, auch IV 716. Die Angabe 
über den (Spät-) Untergang des 
Widders ist nicht genau, die über 
den Aufgang des Sirius (Canis) 
unrichtig. — 904. Signa dant sc. 
exoriendi, vgl. I 316. 

906—942. Robigalia, der Sage 
nach schon TOn Numa eingesetzt 
(daher v. 907 antiquae Itobiginis), 
um Schutz gegen den grade in 
dieser Zeit zu befürchtenden Korn- 
brand {robigo, z. I 687) zu erflehn. 
Die Robigo oder der Robig^s wurde 
als Gottheit gedacht, bei diesem 
Feste selbst angerufen und um 
Gnade gebeten. Preller II S. 43 f. 
Marquardt S. 661 f. Vgl. fast. Praen. 
zum 26. April (p. 392 Momms.): 
Feriae Bobigo via Claudia ad mil- 
liarium V, ne robigo frumentis no- 



IV 884—928. 



211 



obstitit in media Candida turba via. 
flamen in antiquae lucum Robiginis ibat, 

exta canis flammiS; exta daturus ovis. 
protinus accessio ritus ne nescius essem: 
910 edidit haec flamen verba, Quirine, tuus: 
^Aspera RobigO; parcas Cerialibus herbis, 

et tremat in summa leve cacumen bumo. 
tu sata sideribus caeli nutrita secundi 

crescere, dum fiant falcibus apta, sinas. 
915 vis tua non levis est. quae tu frumenta notasti, 

maestus in amissis illa colonus habet, 
nee venti tantum Cereri nocuere nee imbres^ 

nee sie marmoreo pallet adusta gelu^ 
quantum, si culmos Titan incalfacit udos. 
920 tune locus est irae, diva timenda, tuae. 

parce, precor, scabrasque manus a messibus aufer 

neve noce cultis: posse nocere sat est. 
nee teneras segetes sed durum amplectere ferrum^ 

quodque potest alios perdere, perde prior. 
925 utilius gladios et tela nocentia carpes. 

nil opus est illis: otia mundus agit. 
sarcula nunc durusque bidens et vomer aduncus, 

ruris opes, niteant^ inquinet arma situs. 



ceat, Sacrificium et ludi cursortbiM 
maioribus minoribusqtte fiunt 

905. Nomentum (j. Mentana), Stadt 
in Latium, etwa drei Meilen nord- 
östlich von Rom. — 906. Candida 
t: z. I 70. — 907. Der Flamen war 
der Quirinalis, v. 910. 

911. Die TÖbigo wird asper a (v. 
921 scabra) genannt, weil sie das 
Getreide rauh macht; das 6egen> 
teil ist levis, s. z. I 687. — herbis: 
z. I 164. — 912. in summa humo 
d. h. nur auf der scheinbaren Ober- 
fläche; die wirkliche ist durch das 
Gretreide verdeckt. — 913. Bekannt 
ist der EinfluTs, den nach der Meinung 
der Alten Auf- und Untergang ge- 
wisser Gestirne auf das Wetter 
hatte; vgl. Verg. georg. I 311: Quid 
tempestates autumni et sidera di- 
cam? Daher steht sidera ofb gleich- 
bedeutend mit Witterung, z. B. met. 
V 281: nee dubitate — tecto grave 
sidus et imbrem — vitare meo, 

917. Den Schaden, welchen Stürme 
und Regengüsse unter dem Getreide 



(Ceres, s. II 539) anrichten, schildert 
Virgil georg. I 318 fF. 443 ff. ; vgl. 
Hör. carm. III 23, 6. — 918. gelu 
hat das Epitheton marmoreum, weil 
die Kälte marmorgleich macht, in- 
dem sie mit weifsem Reif überzieht; 
vgl. zu V. 911 und tr. III 10, 10: 
terraque marmoreo Candida facta 
gelu est, Y 2, 66: glebaque eanenti 
semper adusta gelu, fast. YI 149 f. 
— adusta: z. I 680. — 919. Titan: 
z. I 617; über die Sache s. Plin. n. 
h. XVIII 275: Plerique dixere ro- 
rem inustum sole acri frugibus ro- 
biginis causam esse et carbunculi 
vitibus, quod ex parte fälsum ar- 
bitror, omnemqu>e uredinem frigore 
tantum constare sole innoxio. 91. 154. 
923. robigo heifst auch der Rost 
am Eisen. — 926. otia agit: vgl. 
I 68. — 927 f. Nach TibuU. I 10, 
49: Pace bidens vomerque vigent, 
at tristia duri militis in tenebris 
occupat arma situs, — sarculum: z. 
I 699. — bidens: z. v. 694. — vo- 
mer aduncus: z. II 295. — 928. situs 
sc. robiginis. 



212 



Ovidi fäetorum 



conatusque aliquis vagina ducere ferrum 
930 adstrictum longa sentiat esse mora. 

at tu ne viola Cererem, semperque colonus 

absenti possit solvere vota tibi!' 
Dixerat a dextra villis mantele solutis 
cumque meri patera turis acerra fuii 
935 tura focis vinumque dedit fibrasque bidentis 
turpiaque obscenae (vidimus) exta canis. 
tum mihi ^Cur detur sacris nova victima, quaeris?' 

(quaesieram) * causam percipe* flamen ait. 
^Est canis, Icarium dicunt, quo sidere moto 
940 tosta sitit tellus^ praecipiturque seges. 
pro cane sidereo canis hie imponitur arae, 
et quare pereat, nil nisi nomen habet/ 

Cum Phrygis Assaraci Tithonia fratre relicto 
sustulit inmenso ter iubar orbe suum, 
945 mille venit variis florum dea nexa coronis: 
scaena ioci morem liberioris habet. 

Exit et in Maias sacrum Florale kalendas: 



933. mantele villis 8ol, (abl. qualit.) 
ein Handtuch mit zerzupften Zotten; 
die leinenen Handtücher, ein beim 
Opfer notwendißres Requisit (Serv. 
z. Verg. Aen. XII 169), waren, wie 
alles Leinen bei den Römern, in- 
folge der Bereitung zottig wie 
wollene Tücher und friesartig; s. 
Voss zu Verg. georg. IV 377 S. 868. 
Marquardt, Privataltert. I S. 321; 
II S. 97. — 935. fibrös: z. II 681. 

936. Bei Homer gilt der Hund 
als das Sinnbild der Schamlosigkeit 
und Frechheit, sodafs sich die 
Helden nvmv, nvvdfivujc u. s. w. 
schimpften; daher nennt 0. hier die 
Hündin obscena {daeXyi^s), die exta 
tu/rpia. Später wurde von Griechen 
und Römern die Treue des Hundes 
erkannt und gepriesen. — 937. nova, 
(dir) neu, ungewohnt. — 939. Der 
Athener Icarius oder Icarus hatte 
vom Gotte Bacchus zum Dank für 
freundliche Bewirtung die Gabe 
des Weins erhalten und verteilte 
diesen in Attika, wurde aber von 
den Genossen einiger Hirten, die 
der Wein berauscht hatte, in der 
Meinung, dafs Ic. Gift gegeben habe, 
erschlagen. Lange sucht das Grab 
des Vaters Erigone-, bis sie ihr 



treuer Hund Mära dorthin leitet; 
aus Trauer erhängt sie sich, wird 
aber von Bacchus als Virgo imter 
die Sterne versetzt, ebenso ihr 
Vater als Bootes und auch ihr Hund, 
der daher Icarius canis heilst, V 
723 Erigovmus (s. Anhang z. v. 904); 
sein Aufgang {sidere moto) war der 
Vorbote der heifsen Jahreszeit. — 
940. praecipitur seges, die Saat 
wird zu schnell reif; die Lateiner 
nannten dies sideratio, die Griechen 
daxQoßXria^a oder dazQoßoXCa. 

948—954. 28. ApriL 

943—948. Beginn der Floralia 
und Stiftungstag des Tempels der 
Flora (s. die Pränest. Fasten zu 
diesem Tage, p. 392 Momms.). 0. 
hat sich die Beschreibung des bis 
zum 3. Mai dauernden Festes auf 
das fünfte Buch verspart, da das 
vierte schon zu lang geworden war; 
s. z. V 331. 

943. Tithonia, die Gattin des 
Tithonus, Aurora; der frater Assa- 
raci Phrygis (d. h. des Trojanischen) 
ist eben Tithonus; frater ist hier 
in weiterem Sinne zu nehmen; s. 
z. V. 30. I 461. -- 944. orbe 'am 
Himmel'. — 946. s. V 331 ff. — 
947. exit = transit V 186. — 



IV 929—954. 



218 



tunc repetam^ nunc me grandius urget opus. 
Auf er Vesta diem! cognati Vesta recepta eit 
950 limine, sie iusti constituere patres. 

Phoebus habet partem, Vestae pars altera cessit, 

quod superest illis, tertius ipse tenet. 
State Palatinae laurus, praetextaque quercu 

stet domus: aetemos tres habet una deos. 



948. granditts c^ms, die Beschäftigung 
mit' dem Dienste der Yesta, im 
Gegensatz zu dem leichtsinnigen 
Feste der Flora. 

949 — 964. Augustus hatte, da er 
am 6. März des J. 12 v. Chr. (s. III 
416 ff. u. Anm.) zum Pontifex maxi- 
mus erwählt war und als solcher 
neben dem Heiligtum der Vesta 
wohnen mufste, in seinem Palaste 
auf dem Palatin eine Kapelle {aedi- 
culä) der Vesta errichtet und diese 
am 28. April desselben Jahres ge- 
weiht. 

949. auf er: als dir gehörig. — 



cognati: s. III 426 u. Anm. — 
960. iusti p. s. z. IV 624. — 961. 
Der berühmte im J. 36 v. Chr. von 
Augustus begonnene, im J. 28 ge- 
weihte Tempel des Palatinischen 
Apollo, des Schutzgottes des Kaisers 
(Preller I S. 309 f), bildete einen 
Teil des kaiserlichen Palastes auf 
dem Palatin. Becker I S. 425 ff. — 
962. ipse, Augustus. — 963. s. I 614 
u. Anm. u. vgl. met. I 661 : postihus 
Augifstis eadem (Jawriis) fidissima 
custos ante fores stahis mediamque 
tuebere quercum, trist. III 1, 36 ff. 
— 964. aeternos d.: s. III 421 u. Anm. 



LIBER V. 



Quaeritis^ unde putem Maio data nomina mensi? 

üon satis est liquido cognita causa mihi, 
ut stat et incertiis, qua sit sibi, nescit, eundum, 

cum videt ex omni parte viator iter: 
5 siC; quia posse datur diversas reddere causas, 

qua ferar^ ignoro^ copiaque ipsa nocet, 
dicite, quae fontes Aganippidos Hippocrenes, 

grata Medusaei signa tenetis equi! 
dissensere deae. Quarum Polyhymnia coepit 
10 prima (silent aliae dictaque mente notant): 

*Post chaos, ut primum data sunt tria corpora mundo, 

inque novas species omne recessit opus, 
pondere terra suo subsedit et aequora traxit: 

at caelum levitas in loca summa tulit. 
15 sol quoque cum stellis nuUa gravitate retentus 



1 — 110. Ovid beginnt auch dies 
Buch mit der Erklärung des 
Monatsnamens Maius, für wel- 
chen er drei Ableitungen (a. 11 — 64 
a maiestaie, b. 55 — 78 a maioribus, 
c. 79 — 106 a dea Maia) giebt, 
welche aber alle schliefslich auf 
den Stamm mag ^grofs' (vgl. magis, 
maior, magntis, mactiAs) zurück- 
gehen. 

6. datw: s. z. II 214. — 6. Auch 
Macrobius (sat. I 12, 16), welcher 
eine noch gröfsere Menge von Er- 
klärungen bringt, sagt: de cuius 
nomine inter auctores lata dissensio 
est, — 7. Auf dem Helikon in der 
Nähe des Musenhaines waren zwei 
diesen Göttinnen geweihte und zum 
Gesang begeisternde Quellen, die 
Hippocrene und die Aganippe, 
welche 0. in den Metam. V 312 
genau unterscheidet; daher ist Aga- 
nijWS hier so viel wie begeisternd 
und in diesem Sinne als Epitheton 



zu Hippocrene gefügt. — Über den 
vers. spondiacus s. z. 11 276. — 
8. z. III 449. — 9. Polyhymnia ist 
die Muse, welche selbst Hymnen 
zum Preise der Götter singt (hier 
der Maiestas) und andere dazu be- 
geistert. 

11—64. Ableitung des Maius a 
maiestate. 

11. Vgl. I 103 ff. u. Anm. und 
met. I 6 ff. XV 239 ff. — tria cw- 
pora: oben 1 103 nahm 0. vier Ele- 
mente an (ebenso met. I 5 ff. und 
XV 239); hier unterscheidet er nicht 
zwischen aSr und aether (z. I 109) 
und fafst diese beiden unter caelum 
zusammen. — 12. recessit <» secessÜ 
I 107. — opus, chaos. — 13. traxit 
'zog nach sich'; met. 1 29: densior 
his tellus elementaque grandia traxit 
et pressa est gravitate sui, XV 240: 
ex Ulis duo sunt onerosa suoque 
pondere in inferius, tettuÄ aigue 
unda, feruntwr. 



Ovidi faatonun V 1-36. 2 

et TOS Lunares esiluistis equi. 
sed neqne Terra diu Caelo, nee cetera Fhoebo 

aidera cedebant: par erat omnis bonos, 
saepe aliquia solio, quod tu, Saturne, tenebas, 
20 ausus de media plebe sedere deus. 

Nee latus Oceano quisquam deus advena clausit, 

Tethys eitremo aaepe reoepta loco est: 
donec Honor placidoque decens Heverentia vultu 

Corpora legitimis inposuere toris. 
25 binc sata Maieatas, quae mundum temperat omnem, 

quaque die partu est edita, m^na fuit. 
nee mora, eonsedit medio sablimis Olympo 

aurea, purpureo conspicienda sinn, 
consedere simul Puder et Metus. onme videres 
30 numen ad hanc vultus composuisse suoa. 
protinus intravit mentes suspeetus bonorum: 

fit pretium dignis, nee sibi quisque placet. 
Hie Status in caelo multoa permansit in annos, 

dum senior fatis exeidit arce deus. 
35 Terra feroa partus, immania monstra, Gigantaa 



17. I^ioebo: BOli. — 19. (im) solio 
verb. mit sedere. — 20. de media 
plebe gehört zn deus nnd erinnert 
an homo de plebe; auch raet I 178 
Bprioht 0. von einer plebß unter 
^n Gsttem. 

21. Der Greia OceaatiB, der bei 
Homer (II. S 201. 216. 302) 9emv 
fiveaig heifat, nnd Beine Genialtlia, 
die canaTethja, waren im Olymp 
hoch augeaeben; 'quorum reverenUa 
movit saepe deoa' sagt 0. met. U 
MO (Tgl. faat. II 191). Dieaem seit 
altera verehrten Oceanua werden 
die di advenae (cegentlbergeatellt, 
welche erat vor knrzer Zeit nnter 
die OOtter erhoben sind nnd alao 
dem OceanDB hätten Ehrforcht er- 
weiaen nod nnter anderem die 
Sitte des lattts elaudere oder tegere 
(worüber a. z. t. 67) hätten be- 
obachten aollen. ^ 24. corp. im- 
posuere fori» 'aicb zti rechtmäTsiger 
Ehe verbanden'. — 26. fitnc, d. h. 
aus dieaer Ehe. Die maieetas iat 
das Attribut der höchsten Gewal- 
ten in Bom, der Götter, basonderB 
des Jnppiter optumuB maxnmaB, 
des Senats und Yolks and später 
dea Kaiaera; ihr gegenüber empfin- 
den die Menachen Scheu und Furcht, 



.und so werden Pndor und Uetas als 
Gottheiten ihr zur Seite gestellt. 

27. medio Olympo, in der Mitte, 
d. h. auf der Höhe (swftitmw), wo 
auch Jupp. später thront (met. I 
168 ff.). — 28. z. II SIC. — 30, VM«U8 
compoftere ad aliquid, die Miene 
zurechtmachen nach (dem Master 
von) etwa«, d. h. seinen Mienen den 
AuBdrucb TOD etwas (hier der 
moiestaa) geben. 

32. Vgl. met. II 68. — 34. senior 
deus, SatornuB. — fatis: s. IV 197. 
— 36. Unter den Söhnen der Oäa 
sind drei Gruppen zu nnterschei- 
den, die Titanen, die drei Hetaton- 
cheiren (Eottos, Briareoa nnd Gyes) 
und die Giganten (die Erdgebore- 
nen, von fig =» y^, die mythisch 
gestalteten nnd mit grotesken Eör- 
performen ausgeatatteten Autoch- 
thonen). Den Yerauch durch Auf- 
einandertürmen TOD Bergen den 
Himmel zn atürmen, machen bei 
Homer (Od. X 305 ff.) die thessa- 
lischen Riesen Otos nnd Bphialtes, 
in der spa>teren Sage die Giganten 
(so auch ni 4S9), denen hier ebenso 
wie in den Metam. (I 183, v^i, 
1 151 ff.) die hundert Arme H-- 
Hekatoncheiren gegeben wr 



216 



Ovidi fastorum 



edidit ausuros in lovis ire domum. 
mille manus Ulis dedit et pro cruribus angues 

atque ait: "In magnos arma movete deos." 
Extruere hi montes ad sidera summa parabant 
40 et magnum bello sollicitare lovem. 
folmina de caeli iaculatus luppiter arce 

yertit in auctores pondera vasta suos. 
Bis bene Maiestas armis defensa deorum 

restat et ex illo tempore culta manet. 
45 assidet inde lovi, lovis est fidissima custos 

et praestat sine vi sceptra tenenda lovi. 
venit et in terras: coluerunt Romulus illam 

et Numa, mox alii, tempore quisque suo. 
illa patres in honore pio matresque tuetur, 
50 illa comes pueris virginibusque venit. 
illa datos fasces commendat eburque curule, 

illa coronatis alta triumpbat equis/ 
Finierat voces Polybymnia. dicta probarunt 

Clioque et curvae scita Tbalia lyrae. 
55 Excipit üranie (fecere silentia cunctae, 

et vox audiri nulla nisi illa potest): 
^ Magna fuit quondam capitis reverentia cani, 

inque suo pretio ruga senilis erat. 



(denn mille v. 37 ist, wie die Pa- 
rallelstelle der Metam. zeigt, in der 
Bedeutung ^sehr viele , unzählige' 
zu nehmen). Dieselbe Yertauschung 
der Giganten und Hekatoncheiren 
findet sich auch IV 593, u. HI 805 
wird der Hekatoncheir Briareos 
unter die Titanen gerechnet. Eine 
ausführliche Schilderung des Kam- 
pfes hat 0. gegeben met. 1151 — 162. 
Vgl. 182—186. Das Entstandensein 
aus der Erde pflegten die Griechen 
durch das Symbol der Schlange an- 
zudeuten, daher laufen die Körper 
der Söhne der Erde (ytjysvsis) unten 
in Schlangen aus; in den Metam. 
I 184 werden die Giganten angui- 
pedes genannt. 

36. au8ttro8 ^die es wagen soll- 
ten' (fatis), — 39. s. I 307 u. Anm. 

— 42. pondera vasta, die aufge- 
türmten Berge; s. met. I 154: tum 
pater omnipotens misso perfregit 
Olympum fulmine et ex(M8sit sub- 
iecto Feiion Ossae. obruta mole sua 
cum Corpora dira iacerent et q. s. 

— 46. assidet, als cvv&qovog', vgl. 
Sophocl. Oed. Col. 1267: 'All' ^gxv 



yag xorl Zrivl pvv&a'nog ^govaiv 
Alddog kn ^gyoig näai. 

46. sine vi verb. mit tenenda: die 
Maiestas sichert, dafs Juppiter sein 
Scepter ohne Anwendung von Ge- 
walt führt. — 47. Vgl. Liv. I 8, 2: 
gua^ (twa) ita sancta generi homi' 
num agresti fore ratr4S (BomiUus), 
si se ipse venerdbilem insignibits 
imperii fecisset, cum cetero habitu 
se augustiorem, tum maxime licto- 
ribus duodedm sumptis fecit, — 
49. in hon. pio: von selten der 
Kinder, s. z. I 627. 

61. d. fasces — eburque cur,, d. h. 
die Magistrate, z. I 81 u. 82. — 
62. Vgl. I 663. — 64. CUo Muse der 
Geschichte, Thalia Beschützerindes 
Ackerbaus und seiner Freuden, dann 
der Komödie, welche sich aus den 
Festen des Landmanns in Attika 
entwickelt hatte. 

66 — 78. Ableitung des Mains a 
maioribus. 

66. Urania, als Muse der astro- 
nomischen und mathematischen 
Wissenschaften, mufste besonders 
Bescheid zu geben wissen über die 



V 36—73. 



217 



Martis opus luvenes animosaque bella gerebant 
60 et pro dis aderant in statione suis; 

viribus illa minor nee habendis utilis armis 

consilio patriae saepe ferebat opem. 
nee nisi post annos patuit tune euria seros^ 

nomen et aetatis mite senatus erat. 
65 iura dabat populo senior, ünitaque eertis 

legibus est aetas, unde petatur bonor. 
et medius iuvenum, non indignantibus ipsis, 

ibat et interior, si eomes unus erat, 
verba quis änderet eoram sene digna rubore 
70 dieere? censuram longa seneeta dabat. 
Romulus hoc vidit selectaque pectora patres 

dixit; ad hoc urbis summa relata novae. 
Hinc sua maiores tribuisse vocabula Maio 



Monate. — 59. Vgl. z. B. Arist. polit. 
VII 8 (9) 3 : Ti fisv dvvafiig iv vsaytsgois, 
ri de tpQovTiaiq iv TCQsaßvtsQOig iativ. 
— 60. pro dis 8. =» pro penatibus, 
gewöhnlich pro aris et focis. — in 
statione ^auf dem Posten'. 

61. illa grammatisch auf ruga 
senilis zu beziehen, dem Sinne nach 
auf das darin liegende senectus. — 
habendis armis, zur Handhabung 
der Waffen. — 62. Vgl. Cicer. de 
senect. 6, 19. — 63. 0. stellt die 
Senatoren seiner Zeit, deren Ein- 
tritt in den Senat (curia) Augustus 
von einem bestimmten Gensus (von 
800 000 Sestertien, später von 
1000 000 oder 1200 000) abhängig 
gemacht hatte, denen der republi- 
kanischen Zeit gegenüber, für die 
nicht ein census senatorius erforder- 
lich war, sondern die aetas sena- 
toria, d. h. seit der lex Villia anna- 
lis (s. z. V. 66) 32 Jahre. Über die 
frühere Zeit ist nichts überliefert; 
s. I 217 und Anm. — 64. Konstr. 
et ^senatus^ erat mite nomen aetatis 
(d. h. hier senectutis), das Wort Senat 
war hergenommen vom Greisen- 
alter, mite nomen astatis «» nomen 
mitis aetatis, z. 11 304. mitis heifst 
nux* i^o%riv das Greisenalter gegen- 
über der fervida iuventus ; vgl. met. 
XV 209: Excipit Autumnus, posito 
fervore iuventae maturiis mitisque, 
inter iti/venemque senemque temperie 
medius, sparstis quoque tempora ca- 
nis. — 66. iura dabat: z. IV 98. 



66. legibus, durch die lex Villia 
annalis vom J. 180 v. Chr., durch 
welche ein bestimmtes Lebensjahr 
von den Bewerbern um die ein- 
zelnen Amter verlangt wurde. — 
67. Der Ehrenplatz war auch bei 
den Römern, wenn drei zusammen 
gingen, der mittlere; wenn nur 
zwei, in der Stadt an der Seite 
der Häuser; so schützte den Senior 
(interiorem) der andere (exterior) 
vor dem Getreibe der Strafse, ei 
latus tegebat oder claudebat; s. 
Horat. sat. 11 5, 16: ne tarnen Uli 
tu comes exterior, si postulet, ire 
recuses; ^utne tegam spitrco Damae 
latus? ' Vgl. Cic. de sen. 18, 63. — 
69. quis auderet? Conjunct. dubit. 
der Vergangenheit. Seyffert § 232. 

— 70. censuram, das ins notandi. 

71. Tioc, nämlich die reverentia 
vor dem Alter, s. IV 23. — vidit: 
z. I 37. — pectora steht (wie Cor- 
pora, animt) poetisch für homines, 
mit besonderer Beziehung auf die 
beratende Thätigkeit des Senats 
oder der patres; denn das pectus 
galt den Römern als der Sitz des 
Verstandes und der Einsicht; vgl. 
Liv. I 8, 7 über Romulus : consilium 
deinde viribus parat: centum creat 
senatores. — patres certe ab honore 

— appellati. Sallust. Cat. 6, 6: ei 
vel aetate vel curae similitudine 
patres adpellaba/ntur. — 72. u/rbis 
summa ^die Hauptleitung der Stadt'. 



218 



Ovidi fastorum 



tangor et aetati consuluisse suae. 
75 et Numitor dixisse potest "Da, Romule, mensem 
hunc senibus'*, nee avum sustinuisse nepos. 
nee leve propositi pignus successor honoris 
lunius, a iuvenum nomine dietüs, habet/ 
Tune sie, neglectos hedera redimita capillos, 
80 prima sui coepit Calliopea chori: 

'Duxerat Oceanus quondam Titanida Tethyn, 

qui terram liquidis, qua patet, ambit aquis. 
hinc sata Pleione cum caelifero Atlante 
iungitur, ut fama est, Ple'iadasque parit. 
85 quarum Maia suas forma superasse sorores 
traditur et summo coneubuisse lovi. 
haec enixa iugo cupressiferae Cyllenes, 

aetherium volucri qui pede carpit iter. 
Arcades hunc Ladonque rapax et Maenalus ingens 
90 rite colunt, luna credita terra prior. 
Exul ab Arcadia Latios Euander in agros 
venerat impositos attuleratque deos. 



— 74. tangor: moveor, inducor ut 
credam. 

76. nee avum sust: vollständiger 
met. XIV 787: nee nymphae iusta 
petentem sustinuere deam, d. h. sie 
konnten die gerechten Bitten der 
Göttin nicht abschlagen. Cic. ad 
fam. XI 13, 3: eum sustinere eos 
(orantes) non posset etc. Liv. XXXI 
13, 4. — 77. honoris verb. mit 
pignus, 'Bürgschaft, Beweis für 
die vorgetragene Ehre', welche den 
maiores zugesprochen ist. — 78. 
lunius a iuvenum nom. d,: zu An- 
fang des 6. Buches, wo er über das 
Wort JuniuB handelt, drückt sich 
O. weniger bestimmt ans. 

79—106. Ableitung des Malus 
von der Göttin Maia, welche von 
0. nach der griechischen Mytholo- 
gie als die Matter des Mercurius 
dargestellt wird. Indes war sie in 
Wahrheit eine latinische Gottheit, 
welche Gröfse und Wachstum ver- 
lieh und mit Fauna oder Bona 
pi Dea identificiert wird (Preller I 
S. 398 ff.). 

80. KaXXionri, auch KaXXionBia, 
ist die *Muse der epischen Dich- 
tung, deren Charakter 0. im folg. 
nachbildet. Sie ist nach Hesiod 
(theog. 79) 7tQ0(psQea'cdct7j ocnaaiav, 



71 yag ßaaiXsvaiv ctfi' otlSoCoiaiv 
onriSsC (aaher prima sui chori). Der 
Epheu ist das praemium doctarum 
frontium (Kor&t. carm. 1 1, 29); über 
neglectos cap. (^^ inmissos cap.) s. 
z. I 503. — 81. duxerat sc. in matri- 
monium, s. z. v. 21. Tethys war 
eine der Töchter des üranos und 
der Gäa (Hesiod. theog. 136), daher 
Titanis (z. III 797). — 83. S. HI 105. 
IV 169 ff. und Anm. — tiher den 
Hiatus s. z. II 43. 

87. Das Waldgebirge Eyllene (z. 
II 272) war eine Hauptkult8t3,tte 
des Hermes und wird gewöhnlich 
als sein Geburtsort hingestellt. — 
88. aetherium iter, 'Weg durch 
die Luft', s. z. II 262. — carpit 
iter s. z. III 416. — vol. pede, z. 
ly 605. — 89. Ladon: z. 11 272. — 
Maenalus: z. II 192; die Form auch 
b. Verg. ecl. 10, 16, sonst bei 0. 
Maencdon oder Maenala. 0. setzt 
hier den Flufs für seine Anwohner 
(s. z. I 286), das Gebirge für seine 
Bewohner, wie oft umgekehrt die 
Bewohner für das Land. — 90. S. 
I 469 und Anm. 

91. Euander s. 1 469 ff. — 92. impo- 
sitos (sc. navibus) deos, z. I 628. — 
attuleratque: z. I 44. — 93 f. ein 
nach dem Vorgange von TibuU und 



V 74-113. 



219 



hic, ubi nunc Roma est; orbis caput^ arbor et herbae 
et paucae pecudes et casa rara fuit. 
95 quo postquam ventum est, ^^Gonsistite!'' praescia mater 
«nam locus imperii rus erit istud'' ait. 
et matfi et vati paret Nonacrius heros 

inque peregrina constitit hospes bumo. 
sacraque multa quidem sed Fauni prima bicornis 
100 has docuit gentes alipedisque dei. 

Semicaper, coleris cinctutis, Faune, Lupercis, 

cum lustrant celebres yellera secta vias. 
at tu materno donasti nomine mensem, 
inventor curvae, furibus apte, fidis. 
105 nee pietas haec prima tua est: septena putaris, 
Ple'iadum numerum, fila dedisse lyrae/ 
Haec quoque desierat: laudata est voce sororum. 

quid faciam? turbae pars habet omnis idem. 
gratia Pieridum nobis aequaliter adsit, 
110 nuUaque laudetur plusve minusve mihi. 

Ab love surgat opus. Prima mihi nocte videnda 

Stella est in cunas officiosa lovis: 
nascitur Oleniae signum pluviale Gapellae; 



Properz von 0. mehrfach ausge- 
führter Gedanke (I 243. 11 280. 
m 71). 

97. Nonacrius (z. n 272) durch 
Synekdoche für Arkadisch; ebenso 
met. Vni 426 {Nonacrmus met. I 
689. n 409); £. stammte aus Pal- 
lanteum. — 99. An den Namen des 
£uander wurde allgemein die Ein- 
führung des Dienstes des Pan 
(=■ Faunus) geknüpft, s. z. II 267, 
wo auch hicomis und semicaper 
erklärt sind. — 100. alipes deus ist 
Mercurius, z. IV 606. 

101. S. n 31 f. u. z. n 267. 283. — 
102. lustrant: z. I 669. — vellera 
secta (Subj.), die Riemen aus den 
Pellen der geopferten Tiere, ebenso 
pellis secta 11 31. — 104. Hermes, 
selbst schlau und anschlägig, ist 
schon in der Odyssee (t 395) Schutz- 
gott der Diebe ; die Leier hatte er 
aus einer Schildkröte gemacht, doch 
läfst ihn das Altertum sonst nur 
mit vier Saiten dieselbe beziehen; 
als Erfinder des Heptachords gilt 
Terpander; vgl. Horat. carm. 1 10, 6: 
Te canam — curva£qite lyrae paren- 



tem, cällidum, quidquid placuit, 
iocoso condere furto. — 105. Über 
pietas s. z. I 527. 

108. Konstr. omnis pars habet 
idem twrhae (nämlich der Musen), 
d. h. jeder der drei sprechenden 
Musen stimmten je zwei bei (wie 
das V. 54 nach der Rede der Poly- 
hymnia ausdrücklich gesagt war), 
daher wagt 0. keine Entscheidung. 

— 109. Pieridum: z. 11 269. Der- 
selbe Abschlufs VI 99 f. 

111—158. 1. Mai. 

111—128. Aufgang der Ca- 
pella und die Fabel ihrer Er- 
hebung unter die Gestirne. 

111. 'EyL/iioq apjjTco/Lifflr'd'a beginnt 
Arat seine Phänomena. — 113. plu- 
viale nennt 0. das Gestirn (hier 
und met. III 594), weil sein Auf- 
und Untergang den Römern Regen 
brachte (Serv. z. Verg. Aen. IX 665). 

— Olenia heilst die Capeila nach 
Arat. 164 {^Stlevlriv Alya)^ dessen 
Scholiast das Epitheton richtig da- 
her ableitet, weil der Stern Capella 
sich auf dem Ellbogen (inl tilg 
(oXsvrig) des Fuhrmanns befand. — 



220 



Ovidi fastorum 



illa dati caelum praemia lactis habet. 
115 Nais Amalthea, Cretaea nobilis Ida, 
dicitur in silvis occuluisse lovem. 
huic fuit haedorum mater formosa duorum, 

inter Dictaeos conspicienda greges, 
comibus aeriis atque in sua terga recurvis, 
120 ubere, quod nutrix posset habere lovis. 

lac dabat illa deo. sed fregit in arbore comu 

truncaque dimidia parte decoris erat, 
sustulit hoc nymphe cinxitque recentibus herbis 
et plenum pomis ad lovis ora tulit. 
125 nie ubi res caeli tenuit solioque paterno 
sedit, et invicto nil love maius erat, 
sidera nutricem, nutricis fertile comu 

fecit, quod dominae nunc quoque nomen habet. — 
Praestitibus Maiae laribus videre kalendae 
130 aram constitui parvaque signa deum. 

arserat illa quidem Curibus, sed multa vetustas 

destruit, et saxo longa senecta nocet. 

causa tarnen positi fuerat cognominis illis, 

quod praestant oculis omnia tuta suis. 

135 stant quoque pro nobis et praesunt moenibus urbis 

et sunt praesentes auxiliumque ferunt. 



115. Amalthea, die gleiche Quanti- 
tät b. Tibull. II 5, 67; vgl. zu IV 
117. Der Ida liegt in der Mitte 
der Insel Kreta, das Diktäische Ge- 
birge im äufsersten Osten, daher 
ist V. 118 Dictaei greges durch 
Synekdoche von den kretischen 
Herden zu verstehen; ebenso Dic- 
taeus kretisch met. III 2. 223. VIII 
43. S. IV 205 ff. und Anm. — 119. 
cieria cornua, Hörner, welche hoch 
in die Lüfte ragen, wie aeriae 
Alpes met. H 226 und Verg. georg. 
ni 474 und Ähnl. oft bei Virgil. 

122. trfmca = privata und so 
auch konstruiert. — 123. Hörner 
brauchten die Alten als Trinkge- 
fäfse und auch zur Aufbewahrung 
von Früchten ; aus der hier erzähl- 
ten Sage wird von den meisten 
das berühmte Cornu copiae, das 
Symbol des Reichtums und der 
Fülle, abgeleitet, das uns in vielen 
Sagen und auch auf Kunstwerken 
so oft begegnet. — 128. Es hiefs 



129—146. Dedikationstagdes 
verfallenen Altars der Laras 
praestites, der Schutzherren der 
Stadt. S. Preller II S. 114. 

131. arserat illa q. Curibus : d. h. 
er ist bei den Sabinern im Ge- 
brauch gewesen; denn dafs Titus 
Tatius den Lares einen Altar ge- 
gründet, bezeugt nach alten Annalen 
(vielleicht des Ennius) Varro de 
1. 1. V 74; Gu/res = Sabini, wie 
VI 216; vgl. II 480 und zu 11 135. 
Über ardere vgl. z. B. Verg. georg. 
lU 490: neque impositts ardent ä- 
taria fihris. — 133. praestes kommt 
von praestare {nQosatccvca)^ praesi- 
dem esse her und war auch ein 
Beiname des Juppiter (Prell er I 
S. 207 f.; vgl. Mart. Cap. n 162: 
Specialis singulis mortalihus genius 
admovetur, quem etiam praestitem, 
quod praesit gerundis omnibi^, voca- 
verunt); 0. giebt zwar auch diese 
richtige Erklärung, vermischt sie 
jedoch mit Falschem. — 134. oculis, 
Ablat. instr. 



V 114—168. 



221 



At canis ante pedes, saxo fabricatus eodem, 

stabat: quae stand! cum lare causa fuit? 
servat uterque domum, domino quoque fidus uterque: 
140 compita grata deo^ compita grata cani; 
exagitant et lar et turba Diania fures, 

pervigilantque lares, pervigilantque canes. 
bina gemellorum quaerebam signa deorum, 

viribus annosae facta caduca morae: 
145 mille lares geniumque ducis^ qui tradidit illos, 

urbs habet, et vici numina trina colunt. 
Quo feror? Augustus mensis mihi carminis huius 

ius habet, interea Diva canenda Bona est. 
Est moles nativa loco. res nomina fecit: 
150 appellant Saxum. pars bona montis ea est. 
huic Remus institerat frustra, quo tempore fratri 

prima Palatinae signa dedistis aves. 
Templa patres illic oculos exosa viriles 

leniter aeclini constituere iugo. 
155 dedicat haec veteris Clausorum nominis heres, 

virgineo nuUum corpore passa virum. > 

Livia restituit, ne non imitata maritum 

esset et ex omni parte secuta virum. 



137. Aach auf einer Münze der 
gens Gaesia (aus der Mitte des 7. 
Jahrh. d. St.) wird diesen Lares 
praest. , welche als unbärtige Jüng- 
linge mit einer Lanze oder Bute 
dargestellt werden, ein Hund, wel- 
cher zwischen ihnen auf der Erde 
sitzt, beigegeben. — ante pedes, 
der Laren. — 140. Über die Lares 
compitales und die Erneuerung 
ihres Dienstes durch Augustus s. z. 
n 571. — comp, grata cani, weil, 
wie noch in dem heutigen, so auch 
in dem alten Born, der Unrat dort 
aufgehäuft wurde. 

143. Inna — qttaerebßm signa: 
umsonst, denn das Bild der Lares 
praestites war verschwunden, dafür 
fand 0. unzählige Paare von Laren- 
Statuen (aber der compitales), denen 
damals als dritter Augustus hin- 
zugefügt war, s. z. II 571. 637. — 
145. Der compita gab es damals 
in Bom 265 (Plin. n. h. III 66). — 
tradidit: sc. civibus oder posteris, 
'denuo consecravit' Merkel. 

147 — 158.Dedikationstag des 
Tempels der Bona Dea (z. 79). 
Er ist auf dem südöstlichen Teile 



des Aventin unterhalb des Saxum, 
auf welchem sich die Bemuria 
(v. 151 f) befanden, zu suchen; die 
Göttin wird von der Lage desselben 
später auch Subsaxana genannt. 
Becker I S. 454 f. Vgl. Macrob. I 
12, 21: Äuctor est Corneliiis Laheo 
huic Maiae, id est Terrae, asdem 
kalendis Maus dedicatam sub no- 
mine Bonae Deae. 

147. carminis huius, ^des Gesanges 
darüber'; z. II 224. Die Konsekra- 
tion der Altäre der Lares (compi- 
tales) und des Genius Augusti fiel 
in den August. — 151. S. IV 815 ff. 
— 153. oculos exosa vir.: weil bei 
dem Feste, welches die Frauen im 
Anfang des December zu Ehren 
der Bona Dea ^pro populo Bomano' 
im Hause des Konsuls oder Prätors 
feierten, die Anwesenheit von Män- 
nern aufs strengste verpönt war. 
Marquardt S. 331 f. Vgl. a. a. III 
637: Cum fuget a templis oculos 
Bona Diva virorum. — 155. Das 
Jahr der Dedikation durch die 
Vestalin Claudia (s. z. IV 305) ist 
nicht bekannt. — 157. S. II 59 ff. 
und Anm. z. II 60. 



222 



Ovidi fastomm 



Postera cum roseam pulsis Hyperiouis astris 
160 in matutinis lampada tollet equis^ 

frigidus argestes suinmas mulcebit aristas, 

candidaque a Galabris vela dabuntur aquis. 
At simul inducent obscura crepuscula noctem^ 
pars Hyadum toto de grege nulla latet. 
165 ora micant Tauri Septem radiantia flammis, 

navita quas Hjadas Graius ab imbre vocat. 
Pars Bacchum nutrisse putat, pars credidit esse 

Tethyos has neptes Oceanique senis. 
Nondum stabat Atlas umeros oneratus Olympo^ 
170 cum satus est forma conspiciendus Hyas. 
hunc stirps Oceani maturis nixibus Aethra 
edidit et nymphas, sed prior ortus Hyas. 
Dum nova lanugo est, pavidos formidine cervos 
terret, et est illi praeda benigna lepus. 
175 at postquam virtus annis adolevit, in apros 
audet et hirsutas comminus ire feras. 



169-878. 2. Mai. 

169—182. Aufgang der Hya- 
den undFabel ihrer Erhebung 
an den Himmel. — Die Hyaden, 
ein uraltes Gestirn, aus 7 Sternen 
bestehend, bildeten den Kopf und 
die Homer des Stiers (s. y. 165) 
und hatte seinen Namen dno tov 
vsiv: ^nam et cum oriu/ntur et cum 
occidttnt, tempestates pluvias largos- 
que inibres cienf (Gell. XIII 9, 4). 

169. Hyperionis, Aurora, z. IV 
373. — roseam: z. IV 714. — 160. 
lampctda: dies Wort findet sich 
besonders bei Virgil häufig vom 
Sonnenlicht. — 161. argestes {ocq- 
ysatrig) wird von den Griechen der 
Nordwest genannt, der für die 
Überfahrt nach Griechenland von 
Brundusium in Calabrien aus, dem 
gewöhnlichen Hafenort für See- 
reisen dorthin, günstig ist (vgl. 
Horat. carm. I 3). Die Eömer nann- 
ten ihn coms oder caurus; vgl. 
frigora cauri Verg. georg. III 366. 
Plin. n. h. XVIII 338. — 163. met. 
1 219: traherent cum sera crepuscula 
noctem. — 164. pars nulla: vgl. 
II 166. 

166. Die Eömer leiteten den Na- 
men von vQj das Schwein, ab und 
nannten daher das Gestirn snculae 
Cimperite quasi a suhus essent* Cic. 
de nat. d. II 43, 111). Eine dritte 



Ableitung von dem Namen eines 
Begleiters des Bacchus giebt 0. 
V. 169 ff. — 167. Pars — putat: 0. 
berührt flüchtig die Tradition des 
Logographen Pherekydes , nach 
welcher die Hyaden, dodonische 
Nymphen, von Juppiter mit der Er- 
ziehung des neugeborenen Bacchus 
beauftragt und später als Beglei- 
terinnen des Gottes von Lycurgus 
bedroht, von Juppiter unter die 
Sterne erhoben werden. — 168. 0. 
nennt v. 171 als Mutter der Hyaden 
Aethra, während sonst an ihrer 
Stelle Pleione angegeben und ebenso 
eine Tochter des Oceanus und der 
Tethys und Gemahlin des Atlas 
genannt wird. — 169. Nach Hygin 
fab. 160 wurde ihm der Himmel 
von Zeus zur Strafe aufgebürdet, 
weil er der Anführer der Titanen im 
Kampf gegen ihn gewesen war. 

173. formidine 'durch ein Schreck- 
bild'; gemeint sind die mit bunten 
Federn versehenen Seile, welche 
von den Jägern um das Gebüsch 
gespannt dazu dienten das Wild in 
die aufgespannten Netze zu jagen. 
Verg. georg. III 372. Aen. XII 760; 
vgl. rem. am. 203: aut pavidos 
terre varia formidine cervos, — 174. 
praeda ben, l.: 'schon der Hase ist 
ihm eine angenehme Beute'. 

176. comminus 'in der Nähe'. — 



V 169—190. 



223 



dumque petit latebras fetae catulosque leaenae; 

ipse fuit Libycae praeda cruenta ferae. 
mater Hyan et Hyan maestae flevere sorores, 
180 cerviceinque polo suppositurus Atlas, 

victus uterque parens tarnen est pietate sororura: 

illa dedit caelum, nomina fecit Hyas. — 
* Mater, ades, florum, ludis celebranda iocosis! 
distuleram partes mense priore tuas. 
185 incipis Äprili, transis in tempora Mai, 

alter te fugiens, cum venit alter habet, 
cum tua siut cedantque tibi confinia mensum, 

convenit in laudes ille vel ille tuas. 
circus in hunc exit clamataque palma theatris: 
190 hoc quoque cum circi munere Carmen eat 



177. fetae: s. z. II 413. — 178. Li- 
hycae ferae: s. II 209. — 179. Hyan 
heteroklitische Bildung von Hyas, 
Hyantis (Y,7Si:). Durch die Wieder- 
holnng des W. Hyan wird sehr ge- 
schickt der Klageruf nachgeahmt; 
vgl. Verg. georg. IV 625 f. — 181. 
pietate, durch die (Geschwister-) 
Liebe. — 182. illa (pietas) dedit 
sc. sororibus. 

183— 378. Floralia vom 28. April 
bis 3. Mai, gestiftet 240 oder 238 
V. Chr. ex oraculis Sibyllinis 'ut 
omnia bene defiorescerent' (Plin. 
n. h. XVIII 286) und seit 173 jedes 
Jahr wiederholt. Flora war eine 
altitalische, namentlich bei den 
Sabinem verehrte, Gottheit und 
Beschützerin der Blüten und Blumen 
im Garten und auf dem Lande, 
daher auch der blühenden Jugend 
und des Genusses der Jugend; ihre 
unter griechischem Einflufs ent- 
standenen, vom römischen Wesen 
sich entfernenden Spiele trugen 
dem entsprechend einen sehr aus- 
gelassenen zügellosen Charakter 
(v. 331 ff.). Preller I S. 430 ff. 
Marquardt 8. 363 f. 481. 

184. distuleram: IV 948. — partes 
Uias, ^dein Teil'. — 186. cum venit 
= veniens. — 187. cedant, 'ge- 
hören'. — mensum auch bei Cicero. 
— 189. Die Floralia wurden im 
Theater und im Cirkus gefeiert und 
zwar so, dafs die Festlichkeiten im 
Cirkus den Beschlufs der Spiele 
machten und also erst auf die sce- 



nischen folgten. W"ährend 0. vorher 
nur von der Berechtigung zur Be- 
handlung der Floralien in beiden 
Monaten gesprochen, giebt er jetzt 
den Gnmd der Zweckmäfsigkeit 
der Verschiebung in den Mai an. 
exit 'fällt'. Plin. n. h. XXXIE 113: 
Theophrastus XC annis ante Pra- 
xihuVum Atheniensium magistratum, 
quod tempus exit in urbis nostrae 
CCCCXXXIX anmtm. — theatris 
ist in der ursprünglichen Bedeu- 
tung 'Zuschauerraum' und zwar 
hier des Cirkus zu nehmen; vgl. 
Verg. Aen. V 286 ff.: Äeneas — 
tendit gramineum in campum, quem 
collihus undique curvis cingebant 
silvae, mediaque in valle theatri 
circus erat und v. 664 von dem- 
selben Platze: Nuntius Anchisae ad 
tumulum cuneosque theatri perfert. 
An dem Verlauf der Spiele nahm 
das Volk den leidenschaftlichsten 
Anteil, und palma clamata th. heifst 
sonach: 'die von dem Zuschauer- 
raum für den Sieger verlangte 
Palme'. Palmenzweige waren im 
J. 293 V. Chr. (nach Livius X 47, 3) 
unter griechischem Einflufs als 
Siegespreise für die Wagenlenker 
bei Wettspielen eingeführt. — 190. 
cum circi munere etc. mit dem 
Festspiele im Cirkus (denn die Spiele 
waren ein Geschenk, welches die 
Magistrate dem Volk darbrachten) 
soll auch das Lied zusammen- 
gehen, d. h. in den Mai, ins 5. Buch 
fallen. 



224 



Ovidi fastorum 



ipsa doce, quae sis. hominum sententia fallax: 

optima tu proprii nominis auctor eris/ 
Sic ego. sie nostris respondit diva rogatis 

(dum loquitur, vernas efflat ab ore rosas): 
195 ^Chloris eram, quae Flora vocor. corrupta Latino 

nominis est nostri littera Graeca sono. 
Chloris eram, nymphe campi felicis, ubi audis 

rem fortunatis ante fuisse viris. 
quae fuerit mihi forma^ grave est narrare modestae; 
200 sed generum matri repperit illa deum. 

Ver erat, errabam: Zephyrus conspexit, abibam. 

insequitur, fugio. fortior ille fuit. 
et dederat fratri Boreas ius omne rapinae, 

ausus Erecbtbea praemia ferre domo. 
205 Yim tamen emendat dando mihi nomina nuptae^ 

inque meo non est uUa querela toro. 
vere fruor semper, semper nitidissimus annus, 

arbor habet frondes, pabula semper humus. 
Est mihi fecundus dotalibus hortus in agris: 
210 aura fovet, liquidae fönte rigatur aquae. 
hunc meus implevit generoso flore maritus 

atque ait, "Arbitrium tu, dea, floris habe*', 
saepe ego digestos volui numerare colores 

nee potui: numero eopia maior erat. 
215 Roseida eum primum foliis exeussa pruina est, 



191. 0. läfst auch hier wieder 
die Gottheit selbst über ihr Wesen 
und ihr Fest berichten. Flora zeigt 
zuerst, wie sie Geberin der Blumen- 
pracht ist (196 — 228), dann wie 
ihr die Verehrung in Born zuteil 
geworden ist (229-— 260), und wie 
sie aach auf den fruchttragenden 
Fluren {in arvis) herrsche (261 — 
274), femer den Ursprung ihrer 
Spiele (276 — 330), den Grund der 
Ausgelassenheit dabei (331 — 364), 
des Kostüms an ihrem Feste (356 
—360) und der Fackeln (361—368) 
und der ihr zu Ehren angestellten 
Venatio im Cirkus (369—374). 

196—228. Die Ableitung des W. 
Flora von XXoqls ist falsch; Flora 
hängt natürlich mit flos zusammen. 

196. sono, ^durch die Aussprache'. 
— 197. Gemeint sind die glück- 
lichen Inseln, welche sich die Alten 
jenseits der Säulen des Herkules 
dachten. Das glückliche Leben der 



Bewohner daselbst, wo der Acker 
dreimal im Jahre Frucht trug, 
schildert schon Hesiod ^gy, 170 ff., 
dann u. a. Horat. epod. 16, 41 ff". — 
200. iUa, forma. — generum matri: 
vgl. met. II 746: tu velis prolis 
meae matertera dici. 

201. errabam, ambulabam. — 202. 
fortior, nämlich cursu (was met. 
III 219 hinzugefügt ist), bei einem 
Winde nicht zu verwundem. — 
203. Boreas hatte die Tochter des 
athenischen Königs Erechtheus, 
Oreithyia, mit Gewalt entfährt 
(met. VI 676—721). — 204. praemia 
Lohn für seine Mühe, fast gleich 
praeda; vgl. met. VI 618: spectat 
sua praemia raptor. — 206. emen- 
dat 'macht gut'. 

207. nitidissimus annus: vgl. z. 
V. 266 und IV 126. — 213. digerere, 
ordnen, die gleichen Species zu- 
sammensuchen. — 216. exeussa est 
und intepuere durch Praesentia zu 
übersetzen, s. Seyffert § 221, 3. 



V 191—229. 



225 



et variae radiis intepuere comae, 
conveniunt pictis incinctae vestibus Horae 

inque leves calathos munera nostra legunt. 
protinus accedunt Charites nectuntque Coronas 
220 sertaque caelestes implicitura comas. 

Prima per immensas sparsi nova semina gentes: 

unius tellus ante coloris erat, 
prima Therapnaeo feci de sanguine florem, 

et manet in folio scripta querela suo. 
225 tu quoque nomen habes cultos, Narcisse, per hortos, 

infelix, quod non alter et alter eras. 
quid Crocon aut Attin referam Cinyraque creatum, 

de quorum per me vulnere surgit honor? 
Mars quoque^ si nescis^ per nostras editus artes: 



216. comae: z. III 34. — 217. Die 
Hören, die Göttinnen der Jahres- 
zeiten, werden, weil sie die Erde 
mit ihrem bunten Kleide überziehen, 
selbst mit einem bunten Gewände 
bekleidet gedacht (vgl. noXvdv- 
»sfioL ^ßpat.bei Pindar. Ol. 13, 22). 
Wie die Erde, so schmücken sie 
aber auch die Götter mit Blumen, 
z. B. bei Hesiod. k'^y. 75 vereint mit 
den Charitinnen, den Töchtern des 
Juppiter und der Eurynome, die 
Pandora. 

221. nova s., welche die Menschen 
bis dahin noch nicht kannten. — 
223. Als Apollo seinen geliebten 
Hyakinthos durch einen unvorsich- 
tigen Diskoswurf getötet hatte, 
liefs er aus seinem Blut eine Blume 
hervorspriefsen und ^ipse siu)8 ge- 
mitus foliü mscrihit et AI AI flos 
habet inscriptum^ (met. X 162—219). 
Diese Hyacinthe der Alten ist aber 
nicht die jetzt von uns so genannte 
Blume, sondern entweder eine Art 
Bittersporn, bei dem sich auf den 
inneren Blättchen, blau auf weifs 
gestreift, die Zeichen AI {at, que- 
rela) finden, oder die violblaue 
Schwertlilie (Voss z. Verg. ecl. 2, 18. 
georg. IV 137). Therapviaeus (von 
Therapne, einer Stadt Lacedämons 
nordöstlich von Sparta) steht hier 
durch Synekdoche für Lacedämo- 
nisch (z. I 478. in 649), denn Hya- 
kinthos war aus Sparta. 

226. Der schöne böotische Jüng- 
ling Narkissos hatte sich in sein 

Orids Fasten. 



eigenes Bild, das er in dem Spie- 
gel einer Quelle gesehn, verliebt, 
war von der Liebe aufgerieben ver- 
gangen und in die nach ihm be- 
nannte Blume verwandelt worden 
(met. ni 339—510) ; es ist dieselbe, 
welche auch bei uns in den Gärten 
gezogen wird (Narc. Tazetta, L. 
^crocetim pro corpore florem inveni- 
unt foliis medium dngentihus albis* 
met. in 509); bei den Alten war 
sie deshalb so beliebt, weil sie drei- 
mal im Jahr blühte. 

226. novh alter et alter eras: d. h. 
nicht zwei verschiedene Menschen, 
sondern ein und derselbe. — 227. 
Die Verwandlung des Grocus in 
eine Blume (z. f 342) berührt 0. 
kurz met. IV 283. Attis (seine Ge- 
schichte s. oben IV 223 fiP.) war nach 
0. in den Metam. X 104 von Cy- 
bele in eine Fichte verwandelt wor- 
den, doch pafst hier besser die 
anderweitig überlieferte Sage (bei 
Amob. V 7), dafs Violen (Veilchen 
oder Levkoien) aus seinem Blute 
hervorgesprossen seien. Der Sohn 
des kyprischen Fürsten Cinyras ist 
Adonis, der Geliebte der Venus, 
die Anemonen aus seinem Blute her- 
vorwachsen läfst, als er auf der 
Jagd von einem Eber getötet war 
(met. X 503—739). — 228. de »t*Z- 
nere fast ^ de sanguine; vgl. met. 
XIII 394: Pu/rpureum viridi genuit 
de caespite florem, qui prius Oehalio 
fuerat de vulnere natus. 

229— 260. NachHomer (II. E 890 ff.) 

1^ 



226 



Ovidi fastorum 



230 luppiter hoc, ut adhuc^ nesciat usque^ precor. 
Sancta lovem luno nata sine matre Minerva 

officio doluit non eguisse suo. 
ibat, ut Oceano quereretur facta mariti: 
restitit ad nostras fessa* labore fores. 
235 quam simul aspexi, *'Quid te, Saturnia,'* dixi 
**attulit?'* exponit, quem petat, illa locum, 
addidit et causam, verbis solabar amicis. 

**Non'' inquit "verbis cura levanda mea est. 
si pater est factus neglecto coniugis usu 
240 luppiter et solus nomen utrumque tenet, 
cur ego desperem fieri sine coniuge mater 
et parere intacto, dummodo casta, viro? 
omnia temptabo latis medicamina terris 
et freta Tartareos excutiamque sinus'\ 
245 Yox erat in cursu: vultum dubitantis habebam. 
"Nescio quid, nymphe, posse videris*' ait. 
ter volui promittere opem, ter lingua retenta est: 
ira lovis magni causa timoris erat. 
Fer, precor, auxilium!" dixit "celabitur auctor^^ 
et Stygiae numen testificatur aquae. 
Quod petis, Oleniis** inquam *^mihi missus ab arvis 
flos dabit. est hortis unicus ille meis. 
qui dabat, "Hoc*' dixit "sterilem quoque tange iuvencam, 
mater erif . tetigi, nee mora, mater erat". 



250 



cc 



««, 



und Hesiod (theog. 922) ist Ares 
der Sohn des Juppiter und der Juno; 
ähnlicli wie hier 0. den Mars, läfst 
Hesiod (theog. 927 ff.) den Vulcan 
entstanden sein. 

231. s. III 841 f. u. Anm. — 233. 
Auch in den Metam. II 608 geht 
Juno zu Oceanus (s. oben z. v. 21), 
um sich bei ihm zu beklagen und 
Bat zu erholen; er wohnte im fernen 
Westen, und führte sie also ihr 
Weg an den glücklichen Inseln 
vorbei (s. z. 197). 

240. nomen uirumqiM: patris et 
matris. — 242. viro: ^nempe meo'; 
dummodo casta: ^non cum alio con- 
cumbens'. Gierig. — 244. excutiam- 
que: z. 1 44 ; ^ich werde durchsuchen'. 
Tartareos sinvs Mie Tiefen des Tar- 
taros' (eigentlich ^das nach unten 
Gewölbte, Ausgebogene'); vgl. met. 
V 608 : JlfacnaMtsinws/ Thalgründe'; 
Liv. XXX 2, 12: Arpini terra cam- 
pestri agro in ingentem sinum con- 
sedit Senec. Herc. für. 683 von der 



Unterwelt: Intw inmensi sinw. 
Oed. 595. — 245. Vox sc. lunonis; 
sie wollte noch weiter hiervon 
sprechen: da wurde sie durch die 
Miene der Flora, die überlegte, ob 
sie reden und die Mittel angeben 
solle oder nicht, unterbrochen; zu 
dubitantis vgl. met. X 697: An 
Stygia sontes dübitavit mergeret 
imdas. Verg. Aen. IX 188: Perdpe 
porro, quid duhitem et quae nunc 
animo sententia swrgat. 

250. S. in 322 u. Anm. — 261. 
Olenus hiefs eine alte, schon von 
Homer (üias JB 639) erwähnte, aber 
früh zerstörte Stadt in Ätolien, 
eine in Achaja bei Dyme, in deren 
Nähe nach einer Sage Zeus aufge- 
zogen sein soll, und eine in G^a- 
tien, westlich von Ancyra; die zweite 
war die bekannteste, aber warum 
die Blume gerade von Ol. stammen 
soll, ist unbekannt. — .254. mater 
erit: und sie wird Mutter sein; s. 
z. I 17. 



V 230—273. 



227 



255 Protinus haerentem decerpsi pollice florem: 
taugitur et tacto concipit illa sinu. 
lamque gravis Thracen et Ifeeva Propontidos intrat 

fitque potens voti, Marsque creatus erat, 
qui memor accepti per me natalis ^^Habeto 
260 tu quoque Romulea'* dixit "in urbe locum". 
Forsitan in teneris tantum mea regna coronis 

esse putes? tangit numen et arva meum. 
si bene floruerint segetes, erit area dives; 
si bene floruerit vinea, Bacchus erit; 
265 si bene floruerint oleae, nitidissimus annus, 
pomaque proventum temporis huius habent. 
flore semel laeso pereunt viciaeque fabaeque, 

et pereunt lentes, advena Nile, tuae. 
vina quoque in magnis operose condita cellis 
270 florent, et nebulae dolia summa tegunt. 

mella meum munus: volucres ego mella daturas 

ad yiolam et cytisos et thyma cana yoco. 
nos quoque idem facimus tunc, cum iuyenalibus annis 



256. tangitwr, Juno. — 267. gra- 
vis, gravida. — Das von kriegeri- 
schen Völkern bewohnte Thracien 
galt als Liehlingsanfenthalt des 
Mars und daher als sein Geburts- 
ort. — laeva Pr., 'die Gegenden 
links .an der Pr.'. — 268. potens 
voti: z. m 269. 

261 — 274. Vgl. Lactant. inst. I 
20, 7: Deam finxenmt esse, qucte 
floribus praesit, eamque oportere 
placari, ut fruges cum arhorilms 
aiU vitihus bene prospereque flore- 
scerent. Preller I S. 430. 

261. coronae, Blumenkränze, hier 
fast gleich flores. — 262. tow^**/steht 
in Verbindung'. — 264. Bacchtis 
(metonym.) erit 'da wirds Wein 
geben'. — 265. nitidus wird über- 
haupt von einem üppigen, reichen 
Lande gesagt (Cic. in Verr. III 18, 
47: coJles nitidissiinos viridissimos- 
que; vgl. Lucret. II 694: nitidas 
fruges arbustaque laeta), hier mit 
besonderer Beziehung auf den öl- 
ertrag. 

266. temp, huius: nämlich der 
Zeit der Blüte. Der Sinn des V. ist: 
die Obsternte wird bestimmt durch 
die Blüte. Vgl. Verg. georg. IV 142: 
quotque in fl^e novopomis se fertilis 
arbos induerat, totidem autumno 



matura tenebat — 267. Die Wicke 
wurde besonders zum Viehfutter 
gebaut, selten von Menschen ge- 
gessen. — 268. Die Linsen wuchsen 
in ausgezeichneter Güte in Ägyp- 
ten (Verg. georg. I 228), für wel- 
ches der aus Äthiopien kommende 
Nil ebenso ein advena war, wie 
der Tiber für Latium (s. II 68 und 
Anm.). — ^69. Der Schaum, wel- 
cher sich bei der Gärung auf dem 
Wein bildete, hiefs flos oder ne- 
bula; seine Behandlung war von 
grofser Bedeutung für die Entwick- 
lung des Weines. — operose, 'sorg- 
sam'. — cellae sind die im Norden 
des Hauses gelesenen Weinkam- 
mern; über ihre Anlage s. Vitruv. 
VI 9. 

271. volucres: z. III 740. — 272. 
Die von 0. aufgezählten Pflanzen 
werden auch von Virgil als den 
Bienen angenehm erwähnt, viola 
georg. IV 32, thymum ecl. 6, 77, 
(wo sich sprichwörtlich dum thymo 
pascentur apes findet), cytisus ecl. 
10, 30. — 273. nos — luxuriant: 
Sinn: meine Thätigkeit ist in glei- 
cher Weise auf flervorbringung 
und Förderung der Blüte [man 
spricht auch von einem flx)S iuven- 
tutis} gerichtet, wenn der Geist ia 



228 



Ovidi fastornm 



luxuriant animi, corporaque ipsa vigent*. 
275 Talia dicentem tacitus mirabar. at illa 
^lus tibi discendi, si qua requiris* ait. 
*Dic, dea', respondi ^ludorum quae sit origo'. 

vix bene desieram, rettulit illa mihi: 
^Cetera luxuriae nondum instrumenta vigebant: 
280 aut pecus aut latam dives habebat humum 

(hinc etiara locuples, hinc ipsa pecunia dicta est), 

sed iam de vetito quisque parabat opes. 
venerat in morem populi depascere saltus, 
idque diu licuit, poenaque nuUa fuit. 
285 vindice servabat nullo sua publica vulgus, 
iamque in privato pascere inertis erat. 
Flebis ad aediles perducta licentia talis 



den jugendlichen Jahren üppig 
schwillt, fast = nos facimus, ut 
luxurient animi; vgl. a. a. II 437: 
litxuriant animi rehu^ plerumque 
sec^mdis; Verg. georg. III 81 : luxu- 
riat animosum pectus, 

278. vix b, des., (cum) rettulit: 
^kaum hatte ich recht aufgehört, 
80 sagte jene'; die gleiche Verbin- 
dung des Plusquamperfekts mit vix 
und bene oft bei 0. (s. Haupt zu 
met. II 47). — 279. instrumenta: 
vgl. Sallust. Cat. 26, 2 : docta, psal- 
lere, saUare, — multa alia, quas 
instrumenta luxfuriae sunt, — 280. 
pecus: fuge ein 'nur' hinzu. 

281. Vgl. Plin. n. h. XVIII 11, 
wo er über die Vorliebe der alten 
Römer für den Ackerbau spricht: 
hinc et locupletes dicebant loci, hoc 
est agri, plenos. pecu/nia ipsa a pe- 
core appellabatur. pecunia ist der 
Viehstand, und da dieser in der 
alten Zeit das Vermögen ausmachte, 
so kam pec. zu der Bedeutung 
^Geld'. Mit unrecht hat man das 
Wort von dem auf viele Münzen 
der alten Zeit aufgeprägten Binde 
abgeleitet. — 282. iam 'bald'. Einen 
Hauptbestandteil des ager publicus, 
des Staatslandes, welches durch 
die Eroberung feindlicher Städte 
in den Besitz des ganzen populus 
Bomanus gekommen war, bildeten 
die pascua publica (oder saltu^s), die 
Staatstrift. Das Weiden auf den- 
selben war den einzelnen gegen 
eine bestimmte Abgabe (scriptura) 



gestattet, die aber häufig nicht er- 
legt wurde; den gröfsten Vorteil 
aus denselben zogen natürlich die 
an Herden reichen Patricier. — 285. 
Kein Helfer wahrte dem Volke sein 
Becht auf das Staatseigentum. 

287. plebis ad aediles et q. s. : es 
waren dies die beiden Ädilen des 
Jahres 238 v. Chr. (Plin. XVIII 286) 
oder 240 (Vellei. I 14, 8), L. und M. 
Publicius Malleolus, welche also 
den Mut hatten krs^ ihres Amtes 
die Eigentümer des Viehs {pecgimrit), 
welche das Hutgeld nicht bezahl- 
ten oder mehr Vieh, als sie durften, 
auf die Staatstrift trieben, mit einer 
Strafe zu belegen; im Falle einer 
Appellation der pecuarii hatte das 
Volk die oberste Entscheidung; 
vgl. Liv. XXXIII 42, 10: Aediles 
plebis, Cn. Domitius Ahenobarbw 
et ö. Scribonius Curio, multos pe- 
cuarios ad populi iudicium txddu- 
xerunt: tres ex his condemnati swit; 
ex eorum multaticia pecunia andern 
in insula Fauni fecerunt. Das Straf- 
geld wurde gewöhnlich zu gemein- 
nützigen Zwecken angewandt; in 
diesem Falle zu einer Feier von 
Spielen zu Ehren der Flora, welche 
seit dem J. 173 v. Chr. (dem Kon- 
sulate des L. Postumius Albinas 
und M. Popillius Laenas) jährlich 
begangen wurden, und zur Errich- 
tung eines Tempels für diese Göttin 
am Circus maximus, sowie zur An- 
legung eines fahrbaren Aufgangs 
zum Aventin, der nach jenen Ädi- 



V 274—309. 



229 



Publicios: animus defuit ante viris. 
rem populus recipit, multam subiere nocentes; 
290 vindicibus laudi publica cura fuit 

Multa data est ex parte mihi, magnoque favore 

victores ludos instituere novos. 
parte locant clivum, qui tunc erat ardua rupes, 

utile nunc iter est, Publiciumque vocant*. 
295 Annua credideram spectacula facta, negavit 

addidit et dictis altera yerba suis: 
'Nos quoque tangit honor. festis gaudemus et aris 

turbaque caelestes ambitiosa sumus. 
saepe deos aliquis peccando fecit iniquos, 
300 et pro delictis hostia blanda fuit. 

saepe lovem vidi, cum iam sua mittere vellet 

Aalmina, ture dato sustinuisse manum. 
at si neglegimur, magnis iniuria poenis 

solvitur, et iustum praeterit ira modum. 
305 respice Thestiaden: flammis absentibus arsit; 

causa est, quod Phoebes ara sine igne fuit. 
respice Tantaliden: eadem dea vela tenebat. 

virgo est et spretos bis tamen ulta focos. 
Hippolyte infelix, velles coluisse Dionen, 



len clivus (z. I 264) Puhlicius ge- 
nannt wurde. Becker I S. 472 f. 
453. — 290. publica cura, ^die Sorge 
für das allgemeine Beste'. 

292. victores, in jenem Prozefs. 

— 293. parte (multae) locant cl, (sc. 
mnniendum): es war bei den Rö- 
mern stehende Sitte öffentliche Ar- 
beiten in Verding zu geben. — 
297. tangit, 'macht Eindruck'. 

301 f. S. Hom. II. I 497: Szqb- 
nxol ÖS ts Tial &sol clvtoC, tcov nsg 
xal fis^ioav agsti^j tiiiri ts ßtt] ts. 
xal firiv TOVQ ^vescet Kai svxoa^'^s 
dyavijatv, Xotßij rs tivlacj] ts na- 
QcctQODTtcic' avQ'Qconoi Xtacofisvoi, 
ots Tisv Tig vnsgßrirj ticil ociiaQtjj. 

— 304. solvitur, ^wird gebüfst'. — 
305. Dem König von Kalydon 
Oeneus, der mit einer Tochter des 
Thestius, Althaea, vermählt war, 
hatte Artemis (Phoebe), weil er sie 
nicht mit Opfern geehrt hatte 
(^8ola>s sine ture relictas praeteritae 
cessasse ferunt Latoidos aras* met. 
VIII 277), einen grofsen Eber ins 
Land geschickt; ihn erlegte sein 
Sohn Meleager, überliefs jedoch 



den Siegespreis der Jungfrau Ata- 
lanta, die auch zur Eberjagd her- 
beigeeilt war; darüber erregen die 
Brüder seiner Mutter Streit und 
erbittern den Meleager so, dafs die- 
ser sie erschlägt, worauf Althaea, 
um die Brüder zu rächen, einen 
Brand, an welchen des Sohnes Leben 
geknüpft war, ins Feuer wirft und 
so den Meleager (absentem) tötet. 
S. met. VIII 260— 546. 

307. Agamemnon, der Urenkel 
des Tantalus, hatte in dem Jahre, 
im welchem ihm Iphigenia geboren 
wurde, gelobt, das Beste, was ihm 
das Jahr schenken werde, der Ar- 
temis zu opfern, dies Gelübde aber 
nicht erfüllt. Dafür strafte ihn die 
Göttin, indem sie die unter Aga- 
memnons Oberbefehl zum Zug gegen 
Troja in Aulis verpmmelten Grie- 
chen durch mifsliche Winde im 
Hafen festhielt, bis sie endlich durch 
das Opfer der Iphigenia versöhnt 
wurde. — 308. virgo est, von der 
man also eigentlich weniger Bach- 
sucht erwartet hätte. — 309. Hip- 
polytus (z. III 265) hatte da^'^^'öSÄ 



230 



Ovidi fastorum 



310 cum consternatis diripereris equis. 

Longa referre mora est correcta oblivia damnis. 

me quoque Romani praeteriere patres, 
quid facerem, per quod fierem manifesta doloris? 
exigerem nostrae qualia damna notae? 
315 excidit officium tristi mihi. nuUa tuebar 
rura, nee in pretio fertilis hortus erat: 
lilia deciderant, violas arere videres, 

filaque punicei languida facta croci. 
saepe mihi Zephyrus "Dotes corrumpere noli 
320 ipsa tuas^' dixit: dos mihi vilis.erat. 
florebant oleae: venti nocuere protervi; 

äorebant segetes: grandine laesa Ceres; 
in spe vitis erat: caelum nigrescit ab austris, 
et subita frondes decutiuntur aqua. 
325 nee yolui fieri nee sum crudelis in ira, 
cura repellendi sed mihi nuUa fuit. 
Convenere patres et, si bene floreat annus, 

numinibus nostris annua festa vovent. 
adnuimus vöto. consul cum consule ludos 
330 Postumio Laenas persoluere mihi*. 
Qüaerere conabar, quare lascivia maior 

his foret in ludis liberiorque iocus, 
sed mihi succurrit, numen non esse severum, 
aptaque deliciis munera ferre deam. 
335 tempora sutilibus cinguntur pota coronis^ 



{Dione, z. II 461) nicht geopfert 
und wurde von ihr durch die Lei- 
denschaft seiner Stiefmutter Phädra 
bestraft. 

311. oblivia, deorum. — 312. prae- 
teriere, indem sie die Spiele nicht 
wiederholten. — 313. doloris: der 
Genetiv der näheren Bestimmung, 
der sich bei manifestus auch im 
Tacitus, der überhaupt diese Ver- 
bindung liebt, mehrfach findet: 
ann. IV 63: ojfensionis aut mettts 
manifestus. XII 51 : Spirans ac vitae 
manifesta. XIV 29. XV 64. 66. 
— 314. w. notae, Genet. qualit. zu' 
damna: Schaden, der unser Zeichen 
(Stempel) trägt, bei dem man er- 
kennt, dafs er von uns ausgeht. — 
316. excidit off, m., 'ich vergafs 
mein Amt' (v. 212). 

318. z. I 342. — 319. dotes z. 209. 

321. Den Schaden, welchen Winde, 
besonders der meist mit starkem 



Bogen verbundene Südwind, dem 
Landmann bringen, hebt auch Virgil 
wiederholt hervor: ecl. 2, 58. georg. 
I 444 u. II 333: necmetuit swrgenJtes 
pampinus austros; vgl. 323. — 322. 
Ceres metonymisch für seges. 

326. repellendi sc. ventos, gran- 
dinem, aquam. — 329. s. z. 287. — 
330. persoluere (Diäresis) ludos: 
quia voti erant. 

331-354. S. Preller I S. 430 ff. 

334. ferre t hervorbringen, die 
munera sind die zu den in den folg. 
Versen aufgeführten deliciis ge- 
brauchten Blumen. — 336. Die 
sutiles coronae bestanden aus zu- 
sammengenähten einzelnen Rosen- 
blättern, von Plinius (XXI 11) als 
ein besonderer Luxus bezeichnet 
Abbild, b. Rieh S. 191. Sich mit 
Kränzen, meist von Rosen, bei den 
Gelagen das Haupt zu schmücken, 
war eine bei den Griechen imd 



V 310—355. 



231 



et latet iniecta splendida mensa rosa, 
ebrius mcinctis philyra conviva capillis 

saltat et imprudens utitur arte meri. 
ebrius ad durum formosae limen amicae 
340 cantat; habent unctae moUia serta comae. 
nulla corouata peraguntur .seria fronte« 

nee liquidae yinetis flore bibuntur aquae. 
donee eras mixtüs nullis, Acbeloe, racemis, 

gratia sumendae non erat uUa rosae. 
345 Bacchus amat flores: Baccho placuisse coronam 

ex Ariadnaeo sidere nosse potes. 
scaena levis decet hanc, non est^ mihi credite, non est 

illa cotumatas inter habenda deas. 
Turba quidem cur hos celebret meretricia ludos, 
350 non ex difficili causa petita subest. 

non est de tetricis, non est de magna professis: 

vult sua plebeio sacra patere choro. 
et monet aetatis specie, dum floreat^ uti, 

contemni spinam, cum cecidere rosae. 
355 Cur tamen, ut dantur vestes Cerialibus albae, 



später bei den Bömern gewöhnliche 
Sitte (II 739); auch pflegte man 
von der Decke aus die Schmausen- 
den mit Bösen zu überschütten (s. 
V. 360). — 337. phüyra, der Linden- 
bast, mit welchem die Römer die 
Eränze banden. Horat. carm. 1 38, 2 : 
dispUcent nexae phüyra coronae. 
Vgl. Plin. n. h. XVI 65. — ehrim 
— saltat: vgL Cicer. pro Mur. 6, 13: 
nemo enim fere saltat sdbrius, wo- 
bei jedoch nur an mimische Einzel- 
tänze zu denken ist, wie sie nach 
Gelagen beliebt waren. — 338. Vgl. 
Horat. epist. 1 5, 16: ehrietas— ad- 
docet a/rtes, hier die des Tanzens. 

— 339. S. z. IV 109. Die Schwelle 
wird personifiziert und spröd ge- 
nannt, weil sie den Liebhaber nicht 
hinüber läfst. 

342. liquidas aquae, ohne Wein. 

— vvnctis flore =» coronatis. — 343. 
Der Achelous (der Grenzflufs zwi- 
schen Akamanien und Ätolien), 
der gröfste Flufs Griechenlands 
(6 TTOTttfiöff), ist für die Griechen 
zum Nomen appellativum geworden 
und bezeichnet daher oft Wasser 
überhaupt. Mit Wasser aber den 
Wein vor dem Trinken zu mischen, 
war bei den Griechen und Bömern 



stehende Sitte; vgl. Verg. georg. 
I 9: Poculaque moentis Achelda 
miscuit uvis, — 344. gratia — non 
erat ulla, ^fand man kein Gefallen 
an — '. 

346. ex Ariadnaeo sidere: s. lU 
511 ff. u. Anm. z. III 459 u. 513. 
Freilich hat hier 0. vergessen, dafs 
er in 515 den Kranz der Ariadne 
aus 9 Edelsteinen bestehn liefs. — 
347. hanc: Floram. —7 348. Der Ko- 
thurn (griech. Tiod'OQvogf lat. co- 
thurnus und cotumus) war eine Art 
Stiefel mit hohen Sohlen, welcher 
die Gestalt höher erscheinen liefs 
und von den tragischen Schauspie- 
lern getragen wurde (Abbild, b. 
Bich S. 195); daher bedeutet co- 
tumus oft den erhabenen Stil der 
Tragödie, cotumatus vates den tra- 
gischen Dichter (am. II 18, 18. Ib. 
593), cotiMrnata dea eine Göttin, 
welche die Tragödie liebt und be- 
günstigt. 

351. est: Subj. dea. — magna 
profiteri, Grofses verheifsen, grofse 
Hoffnungen erwecken. — 353. aet. 
spedes ^ Jugendschönheit'. -7- 354. 
cecidere = decidere. 

355 — 360. Bimte Kleidet Tvail 



232 



Ovidi fastorum 



sie haec est cultu versicolore decens? 
an quia maturis albescit messis aristis^ 

et color et species floribus omiiis inest? 
adnuit, et motis flores cecidere capillis, 
360 accidere in mensas ut rosa missa solet. 
Lumina restabant^ quorum me causa latebat, 

cum sie errores abstulit illa meos: 
^Vel quia purpureis coUucent floribus agri, 

lumina sunt nostros visa decere dies, 
365 vel quia nee flos est hebeti nee flamma colore, 

atque oeulos in se splendor uterque trahit, 
vel quia delieiis nocturna licentia nostris 

eonvenit. a vero tertia causa venit^. 
'Est breve praeterea, de quo mihi quaerere restat, 
370 si liceat' dixi. dixit et illa 'Licet!' 

'Cur tibi pro Libyeis elauduntur rete leaenis 

imbelles capreae sollicitusque lepus?* 
Non sibi, respondit, silvas oessisse sed hortos 

arvaque pugnaei non adeunda ferae. 
375 Omnia finierat: tenues seeessit; in auras. 

mansit odor: posses scire fuisse deam. 
Floreat ut toto carmen Nasonis in aevo, 

sparge, precor, donis pectora nostra tuis. 

Nocte minus quarta promet sua sidera Chiron 
380 semivir et flavi corpore mixtus equi. 



Fackeln waren immer verbunden 
mit heiterer Featlust. 

366. 8. IV 619 u. Anm. — 356. 
haec: Flora, welche durch ihre 
Tracht den sie feiernden Bömerinnen 
das Beispiel giebt sich ebenfalls 
mit buntem Putz zu zieren. — 358. 
color omnis: 'alle mögliche Farbe'; 
y. 357 entspricht dem 355., 368 dem 
366. Verse. — Zur Sache s. 336 u. 
Anm. 

361 — 368. Das Anzünden von vie- 
len Fackeln bei diesem Feste be- 
zeugt auch Cass. Dio LVni 19; 
sonst beschränkten sich die Spiele 
auf die Tageszeit. 

362. errores, Ungewifsheit, Zwei- 
fel. — 368. a vero t c. v,, d. h. der 
3. Grund ist der wahre. 

369 — 374. Hetzen von wilden 
Tieren im Cirkus, besonders von 
Löwen (über lAhycae haenae s. II 
209), deren Pomp ejus z. B. 500 auf- 
treten liefs, oder Kämpfe derselben 



unter einander oder mit Menschen 
war damals ein beim römischen 
Volke besonders beliebtes Schau- 
spiel. Dafs man bei dem Feste der 
Flora Ziegen und Hasen in das sie 
umgebende Jagdnetz hineinjagte 
(s. Eich S. 518), hat seinen Grund 
in der üppigen der Göttin zusagen- 
den Natur dieser Tiere. 

373. cedere 'zufallen'; met. IV 
532 : proxima cui caelo cessit, Nep- 
tune, potestas, — 375. Ebenso sagt 
Virgil Aen. II 791 von der sich ent- 
fernenden Erscheinung der Greusa: 
tenuisque recessit in ati/ras, vgl. oben 
II 509 u. Anm. — 376. mansit odor, 
vgl. Verg. Aen. 1 403. — 378. pectora: 
z. 71. — donis tuis: i. e. flore iuven- 
tutis, v: 273. 

879—414. 3. Mai. (Spät-) Auf- 
gang des Gentaurus oder Chiron 
und Fabel von der Erhebung 
dieses Gestirns an den Him- 
mel. Der Cent, ist ein Sternbild 



V 366—397. 



233 



Pelion Haemoniae mons est obversus in austros, 

summa virent pinu, cetera quercus habet: 
Phillyrides tenuit. saxo stant antra vetusto, 

quae iustum memorant incoluisse senem. 
385 nie manus olim missuras Hectora leto 

creditur in lyricis detinuisse modis. 
venerat Aleides exhausta parte laborum, 

iussaque restabant ultima paene viro. 
stare simul casu Troiae duo fata videres: 
390 hinc puer Aeaeides, hinc love natus erat, 
excipit hospitio iuvenem Philyreius heros, 

et- causam adventus hie rogat, ille docet. 
perspicit interea clavam spoliumque leonis 

^Vir'que ait ^his armis armaque digna viro!* 
395 nee se, quin horrens auderent tangere saetis 

velluSy Achilleae continuere manus. 
dumque senex tractat squalentia tela venenis, 



> 



in der südlichen Hemisphäre, das 
in Deutschland fast gar nicht sicht- 
bar ist. — Die Centauren waren 
ein wildes Geschlecht, halb Mensch, 
halb Bofs, das aufser anderen Or- 
ten in den Wäldern des Pelion im 
Südosten Thessaliens (daher obver- 
sus in austros v. 381) sein Wesen 
trieb. Durch Gerechtigkeit (dtxat- 
oxaxog KsvxavQoov Hom. IL A 832) 
und mancherlei Weisheit zeichnete 
sich Tor allen ans Chiron, S. des 
Saturnus und der Philyra, Freund 
des Pelens und Erzieher, seines Soh- 
nes Achilles. / 

379. nocte minus quarta {nocte), 
d. h. in der 3. Nacht (nach den 
Kaienden); ebenso ex Pont. IV 5, 
7: luce minus dedma dominum ve- 
nietis in urhem. — 380. flavi, Epi- 
theton Omans; vgl. met. XIII 847: 
Turpis equus, nisi colla iuhae fla- 
ventia veUnt. — 381. Haemoniae: 
z. II 40. — 383. Fhillyrides: die 
erste Silbe wird hier, wie auch a. 
a. 111, des Metrums wegen, um 
das Wort in einen Hexameter brin- 
gen zu können, verlängert; so auch 
im Griechischen. Ursprünglich ist 
sie kurz, wie in Philyreius (^iXv- 
QTi'Cog) V. 391. met. II 676. VII 362. 
Wechsel in der "Quantität derselben 
Silbe von Eigennamen gestattet 
sich auch Eallimachus, sogar in 
dem Namen seiner Heimat Eyrene. 



— 385. So stellte ein erhaltenes 
berühmtes Wandgemälde (Bau- 
meister, Denkm. I S. 5) den Chi- 
ron dar, wie er den Achilles im 
Spielen der Leier unterrichtete. 
Chiron als Lehrer des Achilles schon 
in der Ilias A 832. — o. missuras, ''die 
einst entsenden {ngoCccTtTstv) sollten' . 

387. Aleides: Hercules, z. I 543. 

— 388. iussa = labores, iussi ab 
Eurystheo. — 389. Troiae duo fata, 
'die zweiünglücksdämonenTrojas'; 
vgl. Cic. pro Sest. 43, 93: duo illa 
rei p. paene fata, Gabinium et Pi- 
sonem. Herkules hatte ein Troja 
bedrängendes Ungeheuer getötet 
und dadurch die demselben ausge- 
setzte Hesione, die Tochter des Kö- 
nigs Laomedon, gerettet, dann aber, 
als ihm der bedungene Preis von 
dem wortbrüchigen Laomedon nicht 
gegeben wurde, Troja zerstört. — 
390. Aeaeides, Achilles der Enkel 
des Aeacus, z. II 39. 

391. excipit hosp. 'gastfrei nimmt 
auf. — 392. Nach ApoUodor, der 
freilich den Tod des Chiron anders 
erzählt, soll Herkules, wie er den 
erymanthischen Eber jagte, zu 
Chiron gekommen sein. — 393. s. 
II 326. — 394. digna ist sowohl zu 
arma als zu vir zu beziehen. — 397. 
venenis der Lemäischen Schlange, 
in deren giftiges Blut Herkules die 
Pfeile getaucht hatte (v. 405V 



234 



Ovidi fastorum 



excidit et laevo fixa sagitta pede est. 
ingemuit Chiron traxitque e corpore ferrum, 
400 et gemit Aleides Haemoniusque puer. 
ipse tamen lectas Pagasaeis coUibus herbas 

temperat et vana vulnera mulcet ope: 
virus edax superabat opem, penitusque reeepta 

ossibus et toto corpore pestis erat. 
405 sanguine Centauri Lernaeae sanguis echidnae 

mixtus ad auxilium tempora nulla dabat. 
stabat, ut ante patrem^ lacrimis perfusus Achilles: 

sie flendus Peleus, si moreretur, erat, 
saepe manus aegras manibus fingebat amicis 
410 (morum, quos fecit, praemia doctor habet), 
oscula saepe dedit, dixit quoque saepe iacenti: 

*Vive, precor, nee me, care, relinque, paterl* 
Nona dies aderat, cum tu, iustissime Chiron, 

bis Septem stellis corpora cinctus eras. 

415 Hunc Lyra curva sequi cuperet, sed idonea nondum 
est via: nox aptum tertia tempus erit. 

Scorpius in caelo, cum cras lucescere nonas 
dicimus, a media parte notatus erit. 

Hinc ubi protulerit formosa ter Hesperus ora, 
420 ter dederint Phoebo sidera victa locum, 
ritus erit veteris, nocturna Lemuria, sacri. 



401. c. Pagasaeis: z. I 491. Thes- 
salien war reich an heilenden Kran- 
tem; 8. met. VII 221 ff. — 402. 
temperat, 'mischt und macht so zu- 
recht'. Oh. galt als sehr erfahren 
in der Heilkunst und als Lehrer 
des Asklepios. — 406. Nachdem die 
Vermischung eingetreten war, war 
die Zeit zur Hülfe dahiD. 

409. fingehat, 'streichelte': ebenso 
her. 19, 133: Me miserum, quod non 
medicorum iassa ministro effi/ngo- 
que manus insideoque toro! 137. 
vgl. n 418. — 410. fecit, 'bildete'; 
vgl. Eurip. Iphig. Aul. 926: 'Eyco 
{'Axt-Xlevs) d' iv dvÖQog svasßscxd' 
rov TQaq)Blg Xs^gcavog k'ficc&ov rovg 
tgonovg änXovg ^%biv, — 414. cinctus, 
weil die Sterne die Umrisse der 
Figur bilden. 

415. 416« 5. Mai. Aufgang der 
Leier; z. I 315. — sequi cuperet, 



weil Chiron so musikalisch war; 
V. 385 f. 

417« 418. 6. MaL Untergang der 
mittleren Sterne des Skorpions. 

419-492. 9.Mai. Die Lemuria 
wurden am 9., 11. und 13. Mai von 
den Hausvätern innerhalb der 
Wohnungen bei Nacht begangen, 
um die quälenden Geister der Ver- 
storbenen, die infolge eines ge- 
waltsamen Todes oder begangener 
Sünden, auch erlittenen schweren 
Unrechts unstät umherirrten, die 
Lemures oder Larven, zur Ruhe 
zu bringen und sich gegen ihren 
Einflufs zu schützen. Preller II 
S. 117 ff. Vgl. die Feralia ü 533 ff. 
u. Anm. 

419 — 444. Beschreibung des 
Festes. 

419. Hesperus: s. II 314. — 420. 
Fhöebo: z. I 164. — locum dare, 



V 398—436. 



235 



inferias tacitis manibus illa dabunt. 
Annus erat brevior, nee adhuc pia februa norant, 
nee tu dux mensum, lane biformis, eras: 
425 iam tarnen extincto cineri sua dona ferebant, . 
eompositique nepos busta piabat avi. 
mensis erat Malus, maiorum nomine dietus, 

qui partem prisei nune quoque moris habet. 
Nox ubi iam media est, somnosque silentia praebent, 
430 et eanis et variae contieuistis aves, 

ille memor veteris ritus timidusque deorum 
surgit (habent gemini vineula nuUa pedes) 
• signaque dat digitis medio eum poUice iunetis, 
oceurrat tacito ne levis umbra sibi. 
435 cumque manus puras fontana perluit unda, 
vertitur et nigras aeeipit ante fabas 



'Platz macben'. — 422. inferiae 
(von inferre met. VI 669), Toten- 
opfer. — tcicitis manibus: z. II 571. 
— 423. Der Dichter meint die Zeit 
des Romains, nnter dem das Jahr 
noch keinen Januar (v. 424) und 
keinen Februar {nee adhuc pia 
februa norant s. II 19 ff. u. Anm.) 
hatte. — 424. mensum: z. 187. — 
lane biformis: s. 1 89 n. Anm. — 425. 
O. denkt sich also, dafs die Lemn- 
rien ursprünglich das alte römische 
Totenfest waren, welches, nach- 
dem der Monat Februar dem Jahr 
hinzugefügt war, durch die mit 
demselben neu eingerichteten Fe- 
ralia, deren Charakter freilich ein 
durchaus verschiedener war, fast 
ganz verdrängt worden wäre; dafs 
das Fest gerade in den Mai gelegt 
wurde, leitet er von dem Zusam- 
menhang des Monatsnamens mit 
maiores, den Vorfahren, ab; s. z. 
V. 55. — extincto cineri: die Asche 
des Verstorbenen wurde auch bei 
den Bömem mit Wein gelöscht; 
Marquardt, Privataltert. 1 S.378. — 
sua, ^die ihnen gehörigen, gebüh- 
renden', SB soUemnia II 545, iusta 
II 569. 

426. compositi: z. III 547. — busta: 
z. II 534. — piare = placare (met. 
VI 569). — 427. mensis c. Maius: 
'der Monat (in dem dies geschah) war 
der Mai', mai, nom, dictus ist in 
einen Kausalsatz aufzulösen. — 430. 
vovriae = pictae (Verg. georg. III 



243. Aen. IV 525, welche Stelle 
überhaupt zu vergleichen ist). 

431. ille: nepos v. 426. — timidus 
deorum (dsiaida^iimv), 'gottesfürch- 
tig'; dieser Genetiv der Beziehung 
steht oft bei Adjektiven, die furcht- 
sam bedeuten: timidus procellae 
Hör. art. p. 28, mens interrita leti 
met. X 616, trepidi rerum suarum 
Liv. V 11, 4. XXXVI 31, 5. — 
432. vineula: z. II 324. Bei Voll- 
ziehung derartiger Gebräuche mufste 
der Mensch ganz frei sein, um so 
symbolisch die völlige Hingebung 
an die Gottheit anzuzeigen; vgl. 
Serv. z. Verg. Aen. IV 518: In 
sacris nihil seiet esse religatum, 
praedpue eius, quae amore vult solvi. 
So sollen auch Deukalion und Pyrrha 
ihre Gewänder losgürten, als sie die 
Steine hinter sich werfen (met. I 
382); das Gleiche thut Medea met. 
VU 182 vor ihren Zaubereien, auch 
die Zauberinnen bei Horat. sat. I 
8,24; vgl. auch oben III 257. Verg. 
Aen. III 370. IV 518. — 433. d. h. 
er steckt den Daumen durch die 
übrigen Finger hindurch, sodals 
jener in ihrer Mitte ist, eine Ge- 
bärde, welche sehr oft bildlich 
dargestellt ist xmd für besonders 
wirksam gegen bösen Blick und 
Besprechung galt. — 435. s. z. IH 
335. IV 778. puras proleptisch. 

436. vertitur (medial): weil nach 
dem bei Griechen und Römern be- 
stehenden Aberglauben das Wvck!^\^ 



236 



Ovidi fastorum 



aversusque iacit. sed dum iacit, *Haec ego mittO; 

bis' inquit 'redimo meque meosque fabis!' 
boc novies dicit nee respicit. umbra putatur 
440 colligere et nullo terga vidente sequi. 

rursus aquam tangit Temesaeaque concrepat aera 

et rogat, ut tectis exeat umbra suis, 
cum dixit novies *Manes exite paterni', 

respicit et pure sacra peracta putat. 
445 Dicta sit unde dies, quae nominis extet origo, 

me fugit: ex aliquo est invenienda deo. 
Pliade nate, mone, virga venerande potenti! 

saepe tibi Stygii regia visa lovis. 
Venit adoratus caducifer. accipe causam 
450 nominis: ex ipso est cognita causa deo. 

Romulus ut tumulo fraternas condidit umbras, 

et male veloci iusta soluta Remo, 
Faustulus infelix et passis Acca capillis 

spargebant lacrimis ossa perusta suis. 
455 inde domum redeunt sub prima crepuscula maesti, 

utque erat, in duro procubuere toro: 
umbra cruenta Remi visa est assistere lecto 

atque haec exiguo murmure verba loqui: 



der Geister niclit durch Hinsehen 
der Menschen gestört werden durfte. 
— accipit ante aversusgyi^ iacit = 
acdpit et postea iacit, — fdbas: s. 
z. II 576. — 439. nee respicit: das 
Gleiche ist für verschiedene aber- 
gläubische Gebräuche auch bei uns 
vorgeschrieben; vgl. VI 164. — 440. 
colligere sc. fabas. 

441. Temesaea aera: das Beiwort 
(das 0. auch met. VII 207. XV 707 
dem Erz giebt) nach Homer Od. 
a 184, wo Mentes- Athene Ig Tsftfi- 
GTiv fistä %aXv.6v gehn will; man 
versteht darunter gewöhnlich Ta- 
mas(8)08 oder Tamese, eine in der 
Mitte der erzreichen Insel Kypros 
gelegene Stadt. Dafs böse Geister 
durch den Klang von Erz vertrieben 
wflrden, war ein verbreiteter Aber- 
glaube. — 442. Vgl. Varro b. No- 
nius p. 135: quihus temporihus in 
sacris faham ia^tant noctu ac dicunt 
se lemures domo extra ianuam elicere. 

445 — 484. Entstehungsge- 
schichte der Lemuria. 

447. Der Pliade (Maia) natus ist 
Mercur, s. v. 86 ff. — virga pot: Der 



Stab (Qccßdog) diente dem Mercur 
teils als Heroldstab {caducifer 449. 
S. z. IV 605) teils als mächtiger 
Zauberstab (Hom. Od. a 47 ff. co 2 ff.^. 
— 448. Merc. hatte als ipvxonoii>nos 
(z. II 608) die Seelen der Verstor- 
benen in das Reich des Pluto, der 
auch von Virgil Aen. IV 638 lup- 
piter Stygius (= Zbv^ %azccx%'6vioq) 
genannt wird, zu geleiten. — 460. 
Die folgende Erzählung knüpft an 
IV 856 an. 

451. condidit: z. HI 547. — 452. 
male verb. mit veloci: *zu seinem 
Unglück schnell'. — itASta: zu III 
560. — 453. S. z. III 56. -- 454. 8. 
III 561 u. Anm. 

456. ut erat: sc. torus; sie legten 
sich auf das Lager, ohne es sich 
zurecht zu machen; die Trauer 
liefs sie daran nicht denken; i/n 
duro t s. I 200. 205. III 185. - 
458. exiguo mwrmure: nach Virgil 
Aen. VI 492: pars (der körperlosen 
Schatten der Unterwelt) tollere vo- 
cem exiguam; es soll damit Homers 
tgi^eiv (Od. ca 5. 7) wiedergegeben 
werden; vgl. Ameis zu d. St. — 



V 437—485. 



237 



^En ego dimidium vestri parsque altera voti, 
460 cernite, sim qualis, qui modo qualis eram! 
qui modo, si volucres habuissem regna iubentes, 

in populo potui maximus esse meo, 
nunc sum elapsa rogi flammis et inanis imago! 
haec est ex illo forma relicta Remo! 
465 heu ubi Mars pater est? si vos modo vera locuti, 
uberaque expositis ille ferina dedit. 
quem lupa servavit, manus hunc temeraria civis 

perdidit. o quanto mitior illa fuit! 
saeve Celer, crudelem animara per vulnera reddas, 
470 utque ego, sub terras sanguinulentus eas! 
noluit hoc frater: pietas aequalis in illo est. 

quod potuit, lacrimas manibus ille dedit. 

hunc vos per lacrimas, per vestra alimenta rogate, 

ut celebrem nostro signet honore diem'. 

475 Mandantem amplecti cupiunt et bracchia tendunt: 

lubrica prensantes efifugit umbra manus. 

Ut secum fugiens somnos abduxit imago, 

ad regem voces fratris uterque ferunt. 
Romulus obsequitur lucemque Remuria dicit 
480 illam, qua positis iusta feruntur avis. 
aspera mutata est in lenem tempore longo 

littera, quae toto nomine prima fuit. 
mox etiam lemures animas dixere silentum: 
hie sensus verbi, vis ea vocis erat. 
485 Fana tamen veteres illis clausere diebus, 



459. Ebenso werden met. VIII 498 
die Kinder, da sich auf sie die Ge- 
bete der Eltern beziehen, pia vota 
parentiMn genannt. — 460. Vgl. Verg. 
Aen. II 274 f. 

461. 8. IV 815 ff. Liv. I 12, 4: 
Bomulus — ^Itippiter, tuis^ inquit 
^iussiM avibus hie in Pdlatio prima 
v/rhi fundamenta ieci\ — 466. vera 
loe, sc. de patre. 

466. 8. II 413 ff. III 63. dedit 
'geben liefs'. — 467. civis, Celeris. 
8, IV 837 ff. — 469. per vulnera 
d. h. auf gewaltsame Weise; vgl. 
met. VI 617. — 470. sanguinulen- 
tus: 8. IV 844. 

471. hoc: den Tod des Remus. — 
pietas (Bruderliebe) aequalis, näm- 
lich der des Bemus: wenn auch 
Bomulus den Celer für die Ermor- 
dung des Bruders nicht töten wollte, 



so besitzt er doch dieselbe Liebe 
zu mir wie ich zu ihm. — 472. 
quod potuit sc. dare. Vgl. met. IV 
683: Lumina, qu^d potuit, lacrimis 
implevit ohortis. — 473. per ali- 
menta, bei den Mühen, welche ihr 
auf die Erziehung verwandt habt. 
— 474. celebrem, prädikativ. — 
475. Ebenso versucht Odysseus den 
Schatten seiner Mutter zu umfassen: 
Tplg ^£ iiot in x^^Q^v 6%ifi sbisXov 
tJ xal ovstQCo k'ntato (Od. X 207); 
danach met. X 58. Verg. georg. 
IV 501. 

480. positis = comp. v. 426. S. z. 
ni 547. — 481. Der Übergang des 
r {l. aspera) in l kommt auch sonst 
innerhalb des älteren Latein vor, 
vgl. z. B. Crustumina u. Clustumina, 
Parilia und Palilia, die Endungen 
aris u. älis. — 483. silentum: z. II 
571. — 485. 8. II 563. 



238 



Ovidi fastorum 



490 



ut nunc ferali tempore operta vides. 
Nee viduae taedis eadem nee virginis apta 

tempora: quae nupsit, non diuturna fuit. 
hac quoque de causa^ si te proverbia tangunt^ 

mense malas Maio nubere yulgus alt. 
Sed tarnen haec tria sunt sub eodem tempore festa 

inter se nuUa continuata die. 



Quorum si mediis Boeotum Oriona quaeres, 

falsus eris. Signi causa canenda mihi. 
495 luppiter et lato qui regnat in aequore frater 

carpebant socias Mercuriusque vias. 
tempus erat, quo versa iugo referuntur aratra, 

et pronus saturae lac bibit agnus ovis. 
Forte senex Hyrieus, angusti cultor agelli, 
500 hos yidet, exiguam stabat ut ante casam. 

atque ita * Longa via est, nee tempora longa supersunt* 

dixit ^et hospitibus ianua nostra patet'. 
addidit et vultum verbis iterumque rogavit: 

parent promissis dissimulantque deos. 
505 Tecta senis subeunt nigro deformia fumo: 

ignis in hesterno stipite parvus erat, 
ipse geuu nixus flammas exsuscitat aura 



487. Vgl. Flut. q. R. 86: Jiä 
xC xov Matov firivog ova ayovxat 
yvvatv,aq*^ 8. z. II 557. — taedis: z. 
II 568. — 488. non diuturna fuit 
d. h. lebt nicht lang. — nupsit u. 
fuit sind Perfecta gnomica. — 490. 
malas (nur häfsliche), der Ausdruck 
ist der Allitteration wegen gewählt : 
ma-las, Ma-io. — 491 f. s. z. 419. 

493 — 544. 11. Mai. (Wahrer 
Spät-) Untergang des Orion 
undFabel von der Entstehung 
des Gestirns. 

496. Quorum mediis sc. festis (v. 
491), in der mittleren Nacht von 
den dreien, in welchen die Lemu- 
rien begangen wurden, also am 
11. Mai. — Boeotum Oriona: nach 
Aristomachus war Hyrieus ein The- 
baner. 0. gebraucht das zweite o 
in den Casibus obliquis immer kurz, 
obgleich der Genetiv im Griechi- 
schen 'Slg^cavog lautet; dagegen 
richtig unten v. 535 Uridna. — 
494. falsus eris: vgl. I 313: frustra 
quaerentur hracchia Cancri. II 77. 



— 496. carpehcmt vias: z. III 416. 

— 497. temptts erat: der Griechen 
ßovXvtog'j der in der älteren Zeit 
räderlose Pflug wurde am Abend 
nach der Arbeit umgedreht, sodafs 
die Schar nach oben war, und so 
von den Stieren nach Hause ge- 
schleppt. 0. hat hier nachgebildet 
Verg. ecl. 2, 66: Aspice, aratra 
iugo referunt suspensa iu/venci, und 
Hör. ep. 2, 61 ff.: Has inter €^a« 
ut iuvat pastas oves videre prope- 
rantes domum, videre fessos vomerem 
inversum boves collo trähentes lan- 
guido. — 499. Der Vater wird auch 
Oenopion genannt. Die Erzählung, 
wie Hyrieus die Götter in sein ein- 
faches Haus aufnimmt, ist eine 
Wiederholung der von Philemon 
und Baucis met. VIII 601 — 715. 

503. Vgl. met. VIII 667: super 
omnia vultus accessere boni. — 505. 
Schornsteine gab es nicht bei den 
Alten; der Bauch mufste sich durch 
Thür und Fenster seinen Weg 
suchen. — 506. Vgl. met. Vlfl 
631 : ignes STMcitat hesternos. — 



V 486—530. 



239 



et promit quassas comminuitque faces. 
staut calices. minor inde fabas, holus alter habebat, 
510 et spumant testu pressus uterque suo. 

dumque mora est^ tremula dat vina rubentia dextra: 

aecipit aequoreus pocula prima deus. 
quae simul exhausit, ^Da nunc bibat ordine' dixit 
'luppiter'. audito palluit ille love. 
515 ut rediit animus, cultorem pauperis agri 

immolat et magno torret in igne bovem. 
quaeque puer quondam primis dififuderat annis, 

promit fumoso condita vina cado. 
nee mora, flumineam lino celantibus ulvam, 
520 sie quoque non altis, ineubuere toris. 

nunc dape, nunc posito mensae nituere Lyaeo: 

terra rubens crater, pocula fagus erant. 
Verba fuere lovis: *Si quid fert impetus, opta: 
omne feres*. placidi verba fuere senis: 
525 ^Cara fuit coniunx, primae mihi cura iuventae 
cognita. nunc ubi sit, quaeritis? uma tegit. 
huic ego iuratus, vobis in verba vocatis, 

*'Coniugio'' dixi "sola fruere meo". 
et dixi et servo. sed enim diversa voluntas 
530 est mihi: nee coniunx, sed pater esse volo*. 



508. comminuit: z. II 647. — qiMSsas 
faces ^gespaltejie Späne'; vgl. met. 
VIII 634: multifidas faces — deiülit 
et minuit. — 609. calices, ^Schüs- 
seln'. — 510. spumant infolge des 
Kochens auf dem Feuer. 

514. audito love: 'wie er ^'Jup- 
piter" hört'. — 515. rediit: z. 11 
341. — 517. Der Wein wurde, wenn 
er aus der Presse kam, zunächst in 
grofse runde Gei^fse, welche sich 
in der cella (z. 269) und meist in 
den Erdboden eingelassen befanden, 
gegossen, um dort auszugären, von 
da etwa nach einem Jahr zum Ge- 
brauch oder bei feineren Sorten, 
um ihn besser aufbewahren zu kön- 
nen, in amphorae oder cadi (von 
Thon) umgefüllt; diese hatten ihren 
Platz in der apotheca, einem Raum 
im oberen Stockwerk, durch wel- 
chen der Bauch hindurchzog, durch 
den, wie die Bömer glaubten, der 
Wein früher alt und mild wurde. 
Zu diffundere 'umfüllen' vgl. Hör. 
ep. I 5, 4 : Vina hihes iterum Tau/ro 
(cons,) diffusa, Lucan. IV 379: JVb- 



hilis ignoto diffusus consule Bacchus, 

— 519. ulva, Schilfgras als Füllung 
der Polster statt Federn, Leinen 
statt prächtiger Teppiche als Über- 
zug, Niedrigkeit des Lagers (vgl. 
Verg. Aen. II 2), ein Mischkrug 
von roter Erde, d. h. Thon, und 
Becher von Buchenholz anstatt von 
edlem Metall — lauter Zeichen von 
armen Leuten; vgl. met. VIII 645 ff. 
659 ff. TibuU II, 37 ff. Voss zu 
Verg. georg. S. 569. 

521. Lyaeus, Beiname des Bac- 
chus (z. I 395) metonymisch für 
Wein. — 523. impetus. ^Drang, Nei- 
gung'; i. fert wie animus fert met. 1 1 
u. ö. — 524. feres, ^du wirst davon- 
tragen, erhalten'. — 525. cura 
Abstract. pro Concreto, * Pflegerin'; 
vgl. her. 1, 104 von Eumäus: im- 
mv/ndae cura fidelis haras, 

526. cognita, spectata, erprobt. 

— 527. iuratus in aktiver Bedeu- 
tung, vgl. pransus, potus. — vohis 
in verba v,, um als Zeugen meiner 
Worte zu dienen. — 529. sed enimt 
z. IL 751. 



240 



Oyidi fastorom 



Adnuerant omnes. omnes ad terga iuvenci 

constiterant — pudor est ulteriora loqui. 
Tum superiniecta texere madentia terra, 

iamque decem menses, et puer ortus erat. 
535 hunc Hyrieus, quia sie genitus, voeat üriona. 

perdidit antiquum littera prima sonum. 
Creverat immensum: comitem sibi Delia sumpsit; 

ille deae eustos, ille satelles erat, 
verba movent iras non circumspecta deorum. 
540 ^Quam nequeam' dixit Wincere, nulla fera est'. 
Scorpion immisit Tellus. fuit impetus illi 

curva gemelliparae spicula ferre deae: 
obstitit Orion. Latona nitentibus astris 

addidit et ^Meriti praemia' dixit ^habe!' 

545 Sed quid et Orion et cetera sidera mundo 
cedere festinant, noxque coartat iter? 



531. 8. Hygin. p. a. II 34: Itaqu>e 
quo facilius petitum impetraret, 
hovem immölasse et his pro epulis 
apposuisse. quod cwm fecisset, po- 
poscisse lovem et Merewrium, quod 
corium de bove fuisset detractum, 
et quod fecercmt u/rinae, in corium 
infudisse et id suh terra poni ius- 
Bisse, ex quo postea natum puerum, 
quem Hyrieus e facto Uriona nomine 
appella/ret: sed vetustate et consue- 
tudine factum est, ut Orion voca- 
retur, — 533. madentia sc. terga. — 
534. z. II 149. 

537. creverat immensum: schon in 
der Odyssee (X 310) wird Orion 
gröfser nnd schöner genannt als 
selbst die Aloiden; und Virgil sagt 
Aen. X 763 ff. , dafs er, wenn seine 
Füfse auf dem Boden des Meeres 
aufstanden, mit den Schultern über 
dasselbe hinausragte. — Delia, 
Diana, so genannt von der Insel 
Delos, wo sie nebst ihrem Bruder 
Apollo von der Latona (die wie 
hier auch met. VI 315 gemellipara 
genannt vdrd) geboren war und 
besonders verehrt wurde. Nach der 
gewöhnlicheren Tradition wurde 
Orion, weil er der Diana Gewalt 
hatte anthun wollen, von einem 
von ihr gesandten Skorpion getötet 
oder auch von ihr selbst durch einen 
Pfeilschufs. — 638. Als gewaltiger 



Jäger erscheint Orion auch in der 
Odyssee, X 572 ff. 

541. Scorpion imm, T,: vgl. schol. 
German. z. v. 70 p. 63 Br.: hwnc 
(scorpionem) ferunt ex terra ortum 
summissumque qui Oriona interficeret 
ob eius loqu>acitatem, quod ex vena- 
tione nullam se feram relinquere di- 
ceret. — impetus: z. 623. — 542. 
curva spicula, an seinem Schwänze; 
in den Metam. (II 199) sieht ihn 
Fhaethon am Himmel vulnera cur- 
vata minitantem cuspide. — ferre =» 
inferre, immittere. 

645 — 598. 12. Mai. Dedika- 
tionstag des Tempels des 
Mars Ultor auf dem Forum 
Augusti. — Augustus hatte in der 
Schlacht bei PhiHppi (42 v. Chr.), 
als er die Ermordung seines Adop- 
tivvaters an dessen Mördern Brutus 
und Cassius rächte, dem Mars Ultor 
einen Tempel gelobt, ihn inmitten 
seines Forums, das er besonders 
für causae publicae und sortitiones 
iudicum hinter dem Forum Caestuis 
am Quirinal baute, am 12. Mai des 
J. 2 V. Chr. dediciert und zur Er- 
innerung an diesen Tag Spiele im 
Cirkus angesetzt. Zahlreiche Sta- 
tuen schmückten das prächtig aus- 
gestattete Bauwerk, das namentlich 
bestimmt war die Trophäen aus den 
siegreich beendeten Kriegen auf- 



V 531-665. 



241 



quid solito citius liquido iubar aequore toUit 

Candida, Lucifero praeveniente, dies? 
fallor, an arma sonant? non fallimur, arma sonabant: 
650 Mars venit et veniens bellica signa dedit. 
Ultor ad ipse suos caelo descendit honores 
templaque in Augusto conspicienda foro. 
et deus est ingens et opus: debebat in urbe 
non aliter nati Mars habitare sui. 
555 digna Giganteis haec sunt delubra tropaeis, 
hinc fera Gradivum bella movere decet, 
seu quis ab eoo nos impius orbe lacesset, 
seu quis ab occiduo sole domandus erit. 
Prospicit armipotens operis fastigia summi 
560 et probat invictos summa teuere deos. 
prospicit in foribus diversae tela figurae 

armaque terrarum milite victa suo. 
hinc videt Aenean oneratum pondere sacro 
et tot luleae nobilitatis avos; 
565 hinc videt Iliaden umeris ducis arma ferentem^ 



^jmehmen. S. monum. Ancyr. lat. 
4, 21; 25 p. SSsq. Moxnxns. Sueton. 
Aug. 29: Aedem Mariis hello Phi- 
Uppensi pro ultione paterna suscepto 
voverat; sartxit ergo, ut de hellis 
triumphisque hie consuleretur sena- 
tus, provincicLS cum imperio petituri 
hinc deducerentu/r , quique victores 
redissent, huc insignia triumphorum 
conferrent Von dem Tempel haben 
sich noch drei stattliche korinthi- 
sche Säulen, vom Forum ein Teil 
der Umfassungsmauer erhalten. 
Preller I S. 368 f. 

545. Derselbe Gedanke IV 673 f. 
— mimdo = caelo. — 547. Vgl. 
II 149. — 548. Lucifero pr. s. III 
877. — 555 f. s. die Stelle des Suet. 
z. V. 545. — d. Giganteis tr.: d. h. 
würdig solcher Trophäen, wie sie 
dem Juppiter der Sieg über die 
Giganten gegeben (s. z. y. 35), also 
besonders glorreicher. 

556. Gradivum: z. II 861. — 
657. eotis, rimos. — 559. fastigia, das 
Giebelfeld, das meist mit Statuen 
(hier der unbesiegbaren Götter, 
invicti di) geziert war, nebst den 
über denselben befindlichen Akro- 
terien. 

561. An den Thüren waren die 

Ovids Fasten. 



Trophäen besiegter Völker, deren 
WaflFen also verschieden waren, 
aufgehängt oder bildlich, etwa in 
Relief, dargestellt. -- 568 ff. Vgl. 
Suet. Aug. 31: Proximum a dis 
immortaltbus honorem memoriae du- 
cum praestitit, qui imperium populi 
Bomani ex minimo maocimum reddi- 
dissenU Itaque — statims omnium 
triumphali effigie in utraque fori sui 
porticu dedicavit, professus edicto, 
commentum id se, ut ad illorum 
veluit exemplar et ipse, dum viveret, 
et insequentium aetatum prindpes 
exigerentur a dvibtis. Nach Dio LV 
10 trifft Augustus die Bestimmung, 
die Triumphatoren xal rovg äXXovg 
tovg rag ^nivi%{ovg riy^ag Xa^ßd- 
vovTccg iv Tri ciyoQ^ xccXnovg Tcrra- 
ad'oci, — pondere sacro, d. i. den 
Heiligtümern des zerstörten Troja 
und dem Vater Anchises (s. I 527 
u. Anm.). — 564. Nach dem Zu- 
sammenhang ist hier zunächst an 
die Albanischen Könige zu denken ; 
8. IV 37 ff. — 565. Romulus {Iliades, 
s. III 62) hatte den König von 
Cänina, Acren, im Kampfe erschla- 
gen, ihn der Rüstung beraubt und 
diese auf dem Kapitel dem Jup- 
piter Feretrius geweiht, das erste 
Beispiel der spolia oplm^i« 



242 



Ovidi fastorum 



claraque dispositis acta subesse viris. 
spectat et Augusto praetextum nomine templum, 

et yisum lecto Gaesare malus opus. 
Yoverat hoc iuvenis tunc, cum pia sustulit artna: 
570 a tantis princeps incipiendus erat. 

ille manus tendens, hinc stanti milite iusto, 

hinc coniuratis^ talia dicta dedit: 
*Si mihi bellandi pater est Yestaeque sacerdos 

auctor, et ulcisci numen utrumque paro: 
575 MarS; ades et satia scelerato sanguine ferrum, 

stetque favor causa pro meliore tuusi 
templa feres et, me victore, vocaberis ültor'. 

Voverat et fuso laetus ab hoste redit. 
Nee satis est meruisse semel cognomina Marti: 
580 persequitur Parthi signa retenta manu. 
Gens fuit et campis et equis et tuta sagittis 

et circumfusis invia fluminibus. 
addiderant animos Grassorum funera genti, 

cum periit miles signaque duxque simul. 
585 signa, decus belli, Parthus Romana tenebat, 

Bomanaeque aquilae signifer hostis erat! 



566. An dem Fufsgestell der 
Statuen waren kurz die Thaten 
der Männer verzeichnet; solcher 
Aufzeichnungen '(^'^ttZi^ elogia) sind 
noch mehrere erhalten. — 667. Der 
Tempel trug nach der Sitte an der 
Vorderseite den Namen des Stif- 
ters ; dafs dies hier gerade Augustus 
war, erhöhte für Mars den Wert 
des Geschenks ; vgl. Terent. Eunuch. 
892 (III 1, 2) : Non tarn ipso quidetn 
dono Qaeta est Thais), quam abs te 
datum esse: id vero serio triumphat, 

— 669. pia arma, weil Augustus 
den Adoptivvater rächte ; s. III 709 f. 

— 670. a tantis princeps (s. II 142 
u. Anm.) ine, e. *von einer so herr- 
lichen That mufste ein Princeps 
seinen Anfang nehmen!' 

671. milite iasto, weil sie pia 
(oder itista, III 710) arma ferebant, 

— 673. bellandi verbinde mit auctor. 

— 674. numen utrumque d. h. Cäsar 
und Yesta, welche, da Cäsar ihr 
Priester war (s. z. III 698 u. I 629), 
durch seine Ermordung ebenfalls 
getroffen war; vgl. III 699, wo die 
Göttin spricht: Meus fuit ille sa- 
cerdos, sacrüegae telis me petiere 
manus. 



677. me victore kondicional. — 
679. Im J. 63 v. Chr. war der Trium- 
vir M. Licinius Crassus von den 
Parthem bei Carrä in Mesopota- 
mien geschlagen und mit seinem 
Sohne und dem bei weitem gröfsten 
Teil seines Heeres getötet worden. 
Dafs dabei auch die Feldzeichen 
der Legionen verloren gegangen 
waren, wurde von den Römern jeder- 
zeit als eine grofse Schmach (pudor 
V. 687, nota, dedecus 689) empfunden, 
und so wurde es dem Augustus zu 
hohem Ruhme angerechnet, als im 
J. 20 V. Chr. der Partherkönig 
Pbraates durch die kluge Politik 
des Augustus gezwungen dem im 
Orient weilenden Kaiser jene Feld- 
zeichen aushändigen liefs. Die Dich- 
ter besingen dies Ereignis oft, nsd 
auch auf Kunstwerken wurde es 
dargestellt. S. monum. Anc. lat. 5, 
42 p. 124. C. Peter G. R. III S. 34. 

681. Die Parther kämpften mit 
Bogen und Pfeil und auf leichten 
flüchtigen Pferden, welche sie oft 
umwandten, um den Gegner durch 
verstellte Flucht sich näher za 
locken (v. 591), und wurden bei 
ihrer Kampfesweise durch die wei- 



V 566—608. 



243 



Isque pudor mansisset adhuC; nisi fortibus armis 

Caesaris Ausoniae protegerentur opes. 
ille notas veteres et longi dedecus aevi 
590 sustulit: agnorunt signa recepta suos. 

Quid tibi nunc solitae mitti post terga sagittae^ 

quid loca, quid rapidi profuit usus equi ? 
Parthe, refers aquilas^ victos quoque porrigis arcuS; 

pignora iam nostri nuUa pudoris habes. 
595 Rite deo templumque datum nomenque bis ulto, 

et meritus voti debita solvit honor. 
SoUemnes ludos circo celebrate, Quirites! 

non yisa est fortem scaena decere deum. 

Pliadas aspicies omnes totumque sororum 
600 agmen, ubi ante idus nox erit una super. 
Tum mihi non dubiis auctoribus incipit aestas^ 
et tepidi finem tempora veris babent. 

Idibus ora prior stellantia tollere Taurum 
indicat. huic signo fabula nota subest. 
605 Praebuit ut taurus Tyriae sua terga puellae 
luppiter et falsa cornua fronte tulit. 

illa iubam dextra^ laeva retinebat amictuS; 
et timor ipse novi causa decoris erat. 



ten Ebenen am Euphrat und Tigris 
trefElich unterstützt. — 588. Äuso- 
nicie: z. I 55. — protegerentur: 
schmeiclielnd verallgemeinert 0. 
gleich die einmalige Beschützung; 
nach dem Vorausgehenden würde 
man protectae essent ärwarten. 

691. Vgl. Horat. carm. I 19, 11. 
n 13, 17. Verg. georg. III 31. — 
593. Noch erhaltene römische Mün- 
zen zeigen uns Phraates, wie er vor 
Augustns die Eniee beugend die 
Feldzeichen überreicht. — porrigis 
arcus: s. z. I 646. — victos: z. 
ni 688. — 695. bis ülto: nämlich 
die Ermordung des Cäsar durch 
die Schlacht bei Fhilippi und die 
Niederlage des Crassus durch die 
Bückgabe der Feldzeichen. — 696. 
meritus honor: d. h. der Tempel 
und der Name Ultor. — voti gehört 
zu debita. 

599^602. 13. Mai. (Scheinbarer 
Früh-) Aufgang der Plejaden. 

699. s. IV 165 ff. u. Anm. — 601. 
Mit dem Frühaufgang der Plejaden 



wird auch in Gäsars Kalender der 
Sommer begonnen; s. Einl. S. 24. 

603—662. 14. Mai. 

603— 620.AufgangderH7aden 
oder des Hauptes vom Stier, wel- 
ches die Hyaden bildeten (s. IV 
716 u. Anm. und V 159), und Fabel 
von der Erhebung des Stiers unter 
die Sterne. 

603. Verb, prior idibt/is sc. dies, 
der 14. Mai. — 604. indicat im Ka- 
lender; s. Einleit. S. 24. — 606 ff. 
Die Entführung der Europa hatte 
0. auch in den Metam. II 833—875 
erzählt. — ut taurus, d. h. in einen 
Stier verwandelt. — Tyria puella: 
Europa, die Tochter des phönici- 
sehen Königs Agenor; durch Sidonis 
wird sie v. 610 und 617 durch Syn- 
ekdoche als Phoenissa bezeichnet, 
wie die Tyrierin Anna III 649; s. d. 
Anm. z. d. St. — 606. falsa fronte: 
z. III 688. Vgl. met. II 871: falsa 
pedum vestigia ponit in wndis. — 
607. iuba hier die Haare des Hal- 
ses überhaupt (ebenso am.ni^.»^^. 



244 



Ovidi fastorum 



aura sinus implet, flaTOs movet aura capillos: 
610 Sidoni, sie fueras aspicienda lovi! 

saepe puellares subduxit ab aequore plantas 

et metuit tactus assilientis aquae: 
saepe deus pradens tergum demisit in undas, 
haereat ut coUo fortius illa suo. 
615 litoribus tactis stabat sine cornibus ullis 

luppiter inque deum de bove versus erat, 
taurus init caelum, te, Sidoni, luppiter implet, 

parsque tuum terrae tertia nomen habet. 
Hoc alii signum Phariam dixere invencam, . 
620 quae bos ex homine est, ex bove facta dea. — 
Tum quoque priscorum virgo simulacra virorum 

mittere roboreo scirpea ponte solet. 
Corpora post decies senos qui credidit annos 
missa neci, sceleris crimine damnat avos. 
625 fama vetus. tunc cum Saturnia terra vocata est, 
talia fatidici dicta fuere lovis: 
*Falcifero libata seni duo corpora gentis 
mittite, quae Tuscis excipiantur aquis/ 
donec in haec venit Tirynthius arva, quotannis 
630 tristia Leucadio sacra peracta modo; 



— 609. Vgl. met. II 875: tremulae 
sinuantur flamine vestes. 

612. Vgl. met. VI 106: tactumque 
vereri assilientis aquae timidasque 
reducere plantas. — 615. litorihus 
t. von Greta, met. III 2. 

619. Juppiter hatte seine Geliebte 
Ig, die Tochter des argi vischen 
Inachos, um sie vor der Eifersucht 
der Juno zu verbergen , in eine Kuh 
verwandelt; Juno hatte indes die 
List bemerkt und lo durch die 
ganze Welt gejagt, bis sie endlich 
in Ägypten Buhe findet und dort, 
identificiert mit der Göttin Isis (z. 
I 454), nebst ihrem Sohne Epaphos 
göttliche Ehren erhält; s. met. I 
568—749. Vgl. oben z. IV 717. Ein 
Liebiingssitz der Isis war auch 
Pharos (met. IX 773), eine Insel 
vor Alexandria, daher ihr Beiname 
Fharia. — 620 = her. 14, 86. 

621—662. Argeeropfer. Am 
14. Mai (so nach 0., nach andern 
am 15. Mai) pflegten die Vestali- 
schen Jungfrauen unter Beistand 
der Pontifices und in Gegenwart 
eines Prätors nach einem feier- 



lichen Opfer von der ältesten Brücke 
Roms, dem pons sublicius {rohoretu 
V. 622), 24 Binsenpuppen, die man 
Argei nannte, in den Tiber zu 
stürzen. Dieser Brauch sollte sym- 
bolisch die auch bei den Bömem 
in alter Zeit üblichen, später ab- 
geschafften Menschenopfer ersetzen 
und war ursprünglich ein Sühn- 
opfer, wurde aber später nicht 
mehr in seiner wahren Bedeutung 
erkannt und in verschiedener 
Weise ätiologisch erklärt, indem 
man Ärgei mit Argivi und mit 
Herkules und seinem Aufenthalte 
in Italien zusammenbrachte. Preller 
II S. 135 ff. 

621. virgo: Vestalis, kollektiv. 
— simtdacra p, v. scirpea: BtdmXa 
dvdQS^HsXay HSnoaiiTKiiva rov aitov 
ins^vois TQoitov nennt sie Dionys 
I 38. — 624. avos: z. IE 30. — 
625. z. I 237. 

626. lovis: in Dodona. — 627. 
Zu falcifer senex und Tuscae aquae 
vgl. Anm. z. I 233. — libata: z. 
1 389. — 629. Tirynthius: Herkules, 
z. I 543; über seine Ankunft in 



illum stramineos in aquam misiase Quirites: 

Herculis exemplo corpora falaa iaci. 
Pars putat, at ferrent iurenes safFragia soli, 

pontibus infirmos praecipitasse senes. 
635 Thybri, doce verum, tua ripa vetnatior urbe est:^,.— -^^ 

principium ritus tu bene nosse potes. 
Thybris harnndiferam medio caput extulit alveo 

raucaque dimOTit talibus ora sonis: 
'Haec loca desertas vidi sine moenibus berbas: 
640 pascebat sparsae utraque ripa boves. 

et quem nunc gentes Tiberim noruntqne iimentque, 

tunc etiam pecori despiciendus eram. 
Arcadia Euandri nomen tibi saepe refertur: 

ille meae remis advena torait aquaa. 
645 venit et Älcides, turba comitatns Ächiva 

(Albnla, si memini, tnnc mibi nomen erat): 
excipit hospitio iavenem Pallantius beros, 

et tandem Caco debita poena fuit. 
Tictor abit aecumqne boves, Brytheida praedam, 
650 abstrabit. at comites longius ire negaut 

(magoaque pars borum desertis venerat Ärgis): 

montibus bis ponunt spemque laremque suum. 
Saepe tarnen patriae dulci tanguntur amore, 

atqne aliquis morieus hoc breve mandat opus: 
655 "Mittite me in Tiberim, Tiberinis Tectus ut undis 

litus ad Inachium pulvis inanis eam." 
displicet beredi mandati cura sepulcri: 

Italien I G43 ff. — 631. Die Bede rauca wnda). — alveo: zweiBÜbie 

geht ane der direkten in die in- durch Sj^izeeis. — 639 f. S. 1 21S ff. 

direkte über. - Von dem Vor- ^i^ g „^,1. 11 25S. - 643 f. S. 

gebirge LeucataB der Inael (oder j ^gg ff_ jy ge ff. _ 644. torsit, 

Halbmael) Lencas yor Akarnanien r eitschte'. - 645. S, I 643 ff. IV 

wurden alijährhch an dem Feat q% _ gig. Albula: z. II 389. - 

dea dort verehrten Apollo Ver- g^^, Pallantius heros: Enander, e. 

brecher inB Meer gestürzt, tr. V 2, ^ j ^^g u. z. 1 546. — 648. S. 1 543 ff. 



- Ö"''it«- AnaehronismuB. - _ gis. Erylhma pr. z. l'543. 

684. vona niefs der Steg, welcher ' 

■\a daa ovile (e. I 63) führte; anf 661- desertK 6C. a ae. — 652. 

ihm gaben die AbBtimmenden ihre ^arem: z. I 478. — 665. Der Wonach 

anf^gia ab. Abbild, auf einer solcher, die fem vom Vaterlande 

Münze dea Nerra bei ßich S. 484. starben, wenigstens eine Qrabatatte 

— ^3i.praeeipilMBe: Subi. twuenes. ™ demselben zu finden, begegnet 

687. Die EigenBohaften der Plflsae "»a sehr häufig im Altertum; auch 

werden häufig auf die Plnfsgötter 0- wünscht m semer Verbannung 

übertragen, daher ist daa Hanpt (tr. lU 3, 66): Osaa tarnen facito 

dea Tiber harttttdifentm {ebenso parva referantur m urna: sie eyo 

Verg. Aen. VHI 34 und 0. met. IX 3 »M»» «f»«»" mortui« exui ero. 

daa des Äohelons), das os raucwm 666. Inachium Htus, das argf 

(ebenao met-. T 600; Tgl. XI 783 sehe, r. z. I 454. — 657. cwro.,'^' 



k 



246 



Ovidi fastorum 



mortuus Ausonia conditur hospes humo, 
scirpea pro domino Tiberi iactatur imago, 
660 ut repetat Graias per freta longa domos/ 
Hactenus. et subiit vivo rorantia saxo 
antra: leves cursum sustinuistis aquae. 

Cläre nepos Atlantis, ades! quem montibus olim 

edidit Arcadiis Pleias una lovi, 
665 pacis et armorum superis imisque deorum 

arbiter, alato qui pede carpis iter, 
laete lyrae pulsu, nitida quoque laete palaestra, 

quo didicit culte lingua docente loqui, 
templa tibi posuere patres spectantia circum 
670 idibus: ex illo est baec tibi festa dies. 

te, quicumque suas profitetur vendere merces, 

ture dato, tribuas ut sibi lucra, rogant. 
Est aqua Mercurii portae vicina Capenae: 

si iuvat expertis credere, numen habet. 
675 huc venit incinctus tunicam mercator et urna 

purus suffita, quam ferat^ haurit aquam. 
uda fit hinc laurus: lauro sparguntur ab uda 

omnia; quae dominos sunt babitura novos; 
spargit et ipse suos lauro rorante capillos 



sorgung'. — 658. (in) Ätisonia h,: 
z. I 56. — conditur: z. DI 547. — 
661. hactenus: Thybris locntas est. 
— vivo 8.: z. II 315. — 662. antra: 
z. IV 329 f. — levis 'schnell'. — sus- 
tinuistis, damit er hineinkommen 
kann. Gott und Flufs sind getrennt 
gedacht. 

663—692. 15. Mai. Weihe- 
tag des Tempels des Mercur 
zwischen dem Circus maximus und 
dem Aventin, wo sich noch Beste 
desselben gefunden haben. Becker 
I S. 470 f. Das Jahr der Gründung 
war 495 v. Chr. (Liv. II 21, 7. 27, 6). 
Mercur wurde ursprünglich in Rom 
nur als Haudelsgott (daher sein 
Name von dem Stamme merc, vgl. 
merx, merces) verehrt; erst sp'äter 
wurden auf ihn die Eigenschaften 
des vielseitigeren griechischen Her- 
mes übertragen (Prfeller II S. 229 ff.), 
und so preist ihn hier 0. als Ver- 
mittler und Unterhändler bei den 
Göttern (als xif^vj, der z. B. die 
Angelegenheit mit der Persephone 
in Ordnung brachte; vgl. met. XIV 



291 pacifer; Verg. Aen. IV 356: 
interpres divom)^ als Erfinder der 
Lyra, Patron der Palästra (vgl. 
Horat. carm. I 10) und Gott der 
Diebe. — Dafs an (fiesem Tage auch 
der Maja geopfert wurde, übergeht 
Ovid. 

663. nepos Atlantis, Mercur, der 
Sohn der Plejade Maja, s. V 83—88. 

— 664. Pl&ias una: una ex Pleiadi- 
bus, ebenso met. VIII 777: unam 
Orcada. — 666. carpis: z. III 416. 

— ailato p»: z. IV 605. — 667. Die 
Palaestra wird nitida genannt , weil 
sich die Ringenden mit Öl salbten; 
ebenso met. vi 241; vgl. Theocrit. 
2, 51: XiTtccgäg nccXaiaxQocg, — 670. 
ex illo, 'seitdem'. 

673. Die Quelle ist noch auf dem 
Aventin nachweisbar. — Über die 
p. Capena z. IV 346. — 676. in- 
cinctus: z. II 634 und I 407. 

676. Durch das Räuchern hatte 
sich der Kaufmann gesühnt. — 
677. hinc: ex aqua. — laurus: s. 
z. IV 728. — 678. d. h. was in 
andere Hände übergehen oder ver- 
kauft werden soll. — 679. rorante: 



V 658—703. 



247 



680 et peragit solita fallere voce preces: 
*Ablue praeteriti periuria temporis', inquit 

^ablue praeteritae perfida verba die! ^ 
sive ego te feci testem falsove citavi 
non audituri numina magna lovis, 
685 sive deum prudens alium divamve fefelli, 
abstulerint celeres improba verba noti. 
et pateant veniente die periuria nobis, 

nee curent superi, si qua locutus ero. 
da modo lucra mihi, da facto gaudia lucro 
690 et fac, ut emptori verba dedisse iuvet'. 
Talia Mercurius poscentem ridet ab alto, 
se memor Ortygias surripuisse boves. 



695 



700 



1^ 



At mihi pande, precor, tanto meliora petenti, 

in Geminos ex quo tempore Phoebus eät. 
^Oum totidem de mense dies superesse videbis, 

quot sunt Herculei facta laboris' ait. 
*Dic' ego respondi ^causam mihi sideris huius*. 

Gausam facundo reddidit ore deus: 
*Abstulerant raptas Phoeben Phoebesque sororem 

Tyndaridae fratres, hie eques, ille pugil. 
bella parant repetuntque suas et frater et Idas 

Leucippo fieri pactus uterque gener. 
his amor, ut repetant, illis, ut reddere nolint, 



8. IV 778. — 680. Handeln und Be- 
trügen {verba dare emptori v. 690) 
galten den Griechen und Römern 
als zusammengehörig. 

681. Äblue, mit Beziehung auf 
das sühnende Wasser. — 682. die 
ist Genetiv. — 684. lovis non audi- 
tfMri: d. h. in der Hoffiiung, dafs 
es Jupp. nicht hören werde. 

686. noti dichterisch für Winde 
überhaupt; vgl. Tibull. I 4, 21: 
Veneris periuria venti irrita per 
terrae et freta summa ferunt HL 
6, 49 : PeriuHa ridet amantum lup- 
piter et ventos irrita ferre iübet, — 
687. p(xteant, es mögen freistehen, 
gestattet sein. — 691. poscentem: 
precantem. — 692. Mercurs erste 
Heldenthat war der Diebstahl der 
Rinder des Apollo (met. II 676—707) 
auf der Insel Ortygia, d. h. Delos 
(met. XV 337) , der Geburtsstätte 
dieses Gottes. 

693—720. 20. Mai. Eintritt 
der Sonne in die Zwillinge 



und Fabel von dem Ursprung 
dieses Gestirns. 

693. tanto meliora pet,: als der 
Kaufmann, der den Mercur um 
Förderung seines Betrugs gebeten 
hatte. — 698. facundo ore: s. 668. 
— 699 ff. Die Dioskuren Castor und 
PoUux, Söhne des Juppiter, von 
Leda in der Ehe mit Tyndareos, 
dem Sohne des spartanischen Königs 
Oebalos, geboren (so die homeri- 
sche Sage), hatten die Töchter des 
messenischen Fürsten Leucippus, 
Phoebe und Hilaira (IXccsiqo), die 
Bräute der Brüder Lynceus und 
Idas, der Söhne des messenischen 
Aphareus, entführt: infolge dessen 
entsteht zwischen den beiden Brü- 
derpaaren Streit und Kampf, in 
welchem Castor und die beiden 
Messenier fallen. — 700. Vgl. Hom. 
n. r 237: KdatOQci &' tnnodafiov 
%al TTvl dyad'ov üoXvdsvHsa (= Od. 
X 300. Vgl. Horat. carm. I 12, 26. 
sat. n 1, 26). 



248 



Ovidi fastorum 



suadet. et ex causa pugnat uterque pari. 
705 eflFugere Oebalidae cursu potuere sequentes, 
sed Visum celeri vincere turpe fuga. 
über ab arboribus locus est, apta area pugnae: 

constiterant illo (nomen Aphidna) loco. 
pectora traiectus Lynceo Gastor ab ense 
710 non expectato vulnere pressit humum. 

ultor adest Pollux et Lyncea perforat basta, 

qua cervix umeros continuata premit. 
ibat in hunc Idas vixque est lovis igne repulsus: 
tela tamen dextrae fulmine rapta negant. 
715 iamque tibi, Pollux, caelum sublime patebat, 
cum *^Mea'' dixisti "percipe verba, pater! 
quod mihi das uni caelum, partire duobus: 

dimidium toto munere maius erit". 
dixit et alterna fratrem statione redemii 
720 utile sollicitae sidus utrumque rati/ 

Ad lanum redeat, qui quaerit, Agonia quid sint, 
quae tamen in fasj^is hx)c quoque tempus habent. 

Nocte sequente diem canis Erigoneius exit. 
est alio signi reddita causa loco. 



705. Vgl. Theocrit. 20, 137: Too 
fisv dva^d^avTs dvco (psQsrriv Jios 
vtm doiocg ABvalmcoio tioqag* Biaam 
d' ciQcc Tcoys iaaviiivmg I8{<o%ov 
d8sX(psm vV 'Aqxxqriog %. r. X, — 

708. Aphidna in Laconien, woher 
die Leucippiden stammen sollen. — 

709. Lynceo Adjekt. (AvyKsVogj 
nicht von Avynsvg), 

712. qua Adverb. 0. meint das 
iugnlam; vgl. met. XII 299: qua 
iuncta est umero cervix, — 714. 
negant: dazu ist aus dem repulsus 
des vorherg. Verses repelli zu er- 
gänzen: Idas wurde, wenn auch 
nur kaum, von dem Blitzstrabi des 
Jupp. zurückgetrieben (bei seinem 
Angriff auf Pollux); das von ihm 
(Idas) hastig ergriffene (rapta) und 
geschleuderte Geschofs aber läfst 
sich nicht {lovis igne) zurück- 
werfen, sondern erreicht den Pollux. 
fulmen dextrae ist hier in über- 
tragenem Sinne gebraucht (^Blitzes- 
kraft der Rechten', vgl. z. II 232) 
und wird von 0. in seiner beliebten 
Weise dem lovis ignis, dem wirk- 



lichen Blitz, gegenüber gestcAt; 
vgl. III 545 f. 

719. alterna statione, dadurch 
dafs er mit ihm den Aufenthalt 
wechselt, der eine sich im Himmel, 
der andere in der Unterwelt auf- 
hält; vgl. Verg. Aen. VI 121: Si 
fratrem Pollux alterna morte rede- 
mit itque reditque viam totiens. 
Anders Homer, Od. X 303, wo sie 
beide stsqt^iisqoi leben oder tot 
sind. — 720. Vgl. Senec. nat. quaesi 
I 1, 13: In magna tempestate ad- 
parere qtwsi stdlae solent velo in- 
sidentes, adiuvari se tunc pericli- 
tantes existimant Folli^s et Castoris 
numine. Horat. carm. 1 12, 27 : quo- 
rvm (puerorum Ledae) simul alba 
nautis Stella refulsit, defluit saxis 
agitatus humor, concidunt venti 
fugiumtque nuhes, et minax, quam 
sie voluere, ponto unda recunibit 
I 3, 2. Hygin. p. a. II 22. 

721. 722. 21. Mai. Agonia. — 
ad lanum redeat d. b. zum 1. Buch 
(v. 317 ff.). 

723. 724. 22. Mai. Aufgang 



V 704—734. 



249 



725 Proxima Vulcani lux est: Tubilustria dicunt. 
lustrantur purae, quas facit ille, tubae. 

Quattuor inde notis locus est, quibus ordine lectis 
Tel mos sacrorum vel fuga regis inest. 

Nee te praetereo, populi Fortuna potentis 
730 publica, cui templum luce sequente datum est. 
Hanc ubi dives aquis acceperit Amphitrite, 
grata lovi fulvae rostra videbis avis. 

Auf er et ex oculis veniens Aurora Booten, 
continuaque die sidus Hyantis erit. 



des Hundes (oder Sirius). — canis 
Erigoneius: z. IV 939. — alio loco: 
rV 905 ff. 

726. 726. 23. Mai. Tubilu- 
strium, s. III 849 und Anm. Dem 
Yulcan war dieser Tag heilig als 
dem kunstreichen Metallarbeiter 
und Gott der Schmiede. — purae 
werden die t erst durch das Ittstrari, 

727. 728. 24. Mai. Notae sind 
die Kalenderzeichen Q. B, C. F., s. 
Einl. S. 29 f. 

729—782. 25. Mai. Weihetag 
des 2. Tempels der (von Prä- 
neste herübergekommenen) For- 
tuna publica (oder mit der vollen 
Bezeichnung der F. publica populi 
Bomani primigenia) auf dem Quiri- 
nal (über den ersten Tempel s. IV 
373 ff. und Anm.); das Jahr der 
Gründung ist 194 v. Chr., gelobt 
aber war er 10 Jahre früher von 



dem Consul P. Sempronius Sophus 
(Liv. XXXIV 53, 5). Auf denselben 
Tag setzt 0. den (scheinbaren) 
Spätaufg'ang des Adlers. 

731. Den Namen der Nereide 
Amphitrite (s. II 81 und Anm.) ge- 
brauchen die römischen Dichter 
mehrfach zur Bezeichnung des 
Meeres ; vgl. met. 1 14. GatuU. 64, 11 
u. z. f. IV 678. — 732. fidva (dunkel, 
blau, gelb) avis vom Adler nach 
Virgil Aen. XI 751 {fülva aquila) 
und XII 247 (fülvus lovis dies); 
ebenso heifst der Eber fülvtiS a. a. 
n 373, der Wolf met. XI 771; auch 
der Uhu hat fulvas dlcis met. V 546. 

733. 26. Mai. (Wahrer) Früh- 
untergang des Bootes. 

734. 27. Mai. Aufgang der 
Hyaden, die sidus Hyantis ge- 
nannt werden, weil diesem Gestirn 
^nomina fecit Hyas\ V 182. 



LIBER VI. 



Hie quoque mensis habet dubias in nomine causas: 

quae plaeeant, positis omnibus ipse leges. 
Faeta eanam. sed erunt, qui me finxisse loquantur 

nuUaque mortali numina visa putent. 
5 est deus in nobis! agitante ealescimus illo, 

impetus hie sacrae semina mentis habet, 
fas mihi praecipue vultus vidisse deorum, 

vel quia sum vates^ vel quia sacra cano. 
Est nemus arboribus densum^ secretus ab omni 
10 voce locus, si non obstreperetur aquis. 
hie ego quaerebam, coepti quae mensis origo 

esset; et in cura nominis huius eram: 
ecce deas vidi, non quas praeceptor arandi 

viderat; Ascraeas cum sequeretur oves, 
15 nee quas Priamides in aquosae vallibus Idae 



1—100. Erklärung des Mo- 
natsnamens Ju](ius, den Ovid 
auf dreierlei Weise ableitet (v. 21 — 
64 von der Göttin Juno, v. 65—90 
a itmioribtis, v. 91—96 a iimctis 
Bomanis et Sdbinis). 

2. omnibtLS sc. causis. — leges, 
* wirst aussuchen'. — 6. Wie die 
begeisterten Weissager (s. I 473. 
VI 537 ff.), so sind auch die Dichter 
iv&soi; vgl. ex Pont. IE 4, 93: 
Dem est in pectore nostro, haec 
duce prtiedico vaticinorque deo, lY 
2, 25 : Inpetus ille sacer, qui vatum 
pectora mUrit. a. a. III 549. Auch 
Cicero (Tuscul. I 26, 64) sagt, daTs 
der Dichter caelesti aliquo mentis 
instinctu dichtet; vgl. Schillers 
Grafen von Habsburg, Str. 5. Das 
Wirken des Gottes zeigt sich in 
dem incdlescere (vgl. met. II 641: 
Incäluitque deo, quem clausum pec- 
tore habebat) und in dem impetus 
mentis {iv&ovaiaaiiogi vgl. I 23). 



6. semina: s. met. 1 76 fiF. — 7. w- 
disse aorist. Infinitiv. — 10. aquis, 
Ablativ; vgl. Hör. epod. 2, 27. 
Propert. V (IV) 4, 4. 

12. ciM'a, 'Nachdenken'. — 13. 
Der Dichter Hesiodos, gebürtig aus 
Askra in Böotien und dort als Hirt 
lebend, giebt in seinem Gedicht 
^Qya xal rniigcii Regeln über den 
Ackerbau und die Landwirtschaft. 
Gelehrt hatten ihn das Dichten 
die Musen; vgl. theogon. 22: At 
vv Tcod'' aalodov %aXriv idida^ccv 
aoidriv ciQvag noiyi,aCvovQ'' *JSXtx(»- 
vog V1C0 ioid-soio, S. a. a. I 27. 
Propert. lU 33 (II 34), 77 f. — 15. 
Paris, der Sohn des Priamus, war 
von den drei Göttinnen Juno, Mi- 
nerva und Venus bei einem Streit 
um den Preis der Schönheit zxmi 
Schiedsrichter gemacht worden. — 
Priamides: die erste Silbe ist des 
Verses wegen gedehnt. — aquosae 
Idae: s. IV 249 und Anm. 



Ovidi fastorum VI 1—35. 



251 



contulit; ex illis sed tarnen una fuii 
ex illis fuit una; sui germana mariti/ 

haec erat (agnovi); quae stat in arce lovis. 
Horrueram tacitoque animum pallore fatebar: 
20 tum dea, quos fecit^ sustulit ipsa metus. 
namque ait ^0 vates, Romani conditor anni, 

ause per exiguos magna referre modos, 
ius tibi fecisti numen caeleste videndi^ 

cum placuit numeris condere festa tuis. 
25 ne tamen ignores vulgique errore traharis^ 

lunius a nostro nomine nomen habet, 
est aliquid nupsisse lovi, lovis esse sororem: 

fratre magis, dubito, glorier, anne viro. 
Si genus aspicitur, Satumum prima parentem 
30 feci: Saturni sors ego prima fui. 

a patre dicta meo quondam Satumia Koma est: 

haec illi a caelo proxima terra fuit. 
Si torus in pretio est, dicor matrona Tonantis, 

iunctaque Tarpeio sunt mea templa lovi. 
35 an j)otuit Maio paelex dare nomina mensi, 



16. contulit 'verglichen hat'. — 
una, Jnno, die Schwester und 
Gattin des Jnppiter; s. Hom. IL 
^ 69 f. JT 482. Verg. Aen. I 46. — 
18. In dem grofsen Juppitertempel 
auf dem Eapitol {in arce s. z. II 70) 
wurden aufser dem höchsten Gotte 
auch Minerva und Juno verehrt; 
rechts war die Gella der Minerva, 
links die der Juno, in beiden be- 
fanden sich stehende Statuen der 
Göttinnen. — 19. animum sc. timi- 
dum. — fatebar *gab zu erkennen'; 
ebenso confUeri von einer unwill- 
kürlichen Handlang met. VI 35. 
trist. I 4, 11. II 526. 

21 — 64. 1. Ableitung des Monats- 
namens. 

21. B. conditor anni 'der du be- 
singet das römische Jahr', ebenso 
V. 24 condere festa, die Feste be- 
singen; vgl. tr. II 335: Divitis in- 
genii est immania Caesaris acta 
condere, — 22. Unter den exiguis 
modis (= numeris v. 24) versteht 
O.das elegische Yersmafs ; s.II 3—8. 
— 26. vulgi errore, nämlich durch 
die an zweiter Stelle gegebene 
Ableitung, der sich 0. I 44 ange- 
schlossen hatte. — 26. Vor Itmius 
ergänze *so sage ich dir'. — 27. 



est aliquid: z. I 484. — 28. anne 
im zweiten Gliede der Doppelfrage 
auch b. Cicero. — 29. Ebenso sagt 
Juno in der Ilias z/ 59 von sich: 
%al (16 nQsaßvrdtriv r^xcro Kqdvog 
ocynvXoin^trig f während von andern 
Yesta als älteste Tochter genannt 
wird. — 30. sors, das dem Menschen 
durch das Geschick zuteil Gewor- 
dene, hier das Eind ; 4gl. tr. I V 5, 1 : 
mihi dilectos inter sors prima 
sodales. \ 1 5- - * « > » ^ '-f - 

31. S. z. I 237 und Vart. de 1. 1. 
V 42: HuMC antea montem {Capi' 
tolinum) Saturnium appellatum pro- 
diderunt. — antiquum oppidum in 
hoc fuisse Satumia scribittMr, Dion. 
Hai. I 34. — 32. S. I 233 ff. — 33. 
torus 'Ehe'; vgl. I 650 und met. 
II 466 : magni matrona Tonantis, — 
34. templa: die z. v. 18 erwähnte 
Cella. Jupp. heifst Tarpeius, weil 
sein berühmter Temj)el auf der 
südwestlichen, mons Tarpeius ge- 
nannten Höhe des Kapitels lag. 
Becker R. A. I S. 391 f.; s. f. I 261. 
— 35. Das gleiche Argumentum ex 
contrario Verg. Aen. I 39 ff. Zum 
sprachlichen Ausdruck vgl. z. B. 
Cicer. Tusc. V 14, 42; 32, 90; 36, 
104; der erste Satz (v. 35) ist dem 



252 



Ovidi fastornm 



hie honor in nobis invidiosus erit? 
cur igitur regina vocor princepsque dearum? 

aurea cur dextrae sceptra dedere meae? 
an facient mensem luces^ Lucinaque ab illis 
40 dicar et a nuUo nomina mense traham? 
tum me paeniteat posuisse fideliter iras 

in genus Electrae Dardaniamque domum. 
causa duplex irae: rapto Ganymede dolebam, 

forma quoque Idaeo iudice victa mea est. 
45 paeniteat, quod non foveo Carthaginis arces, 

cum mea sint illo currus et arma loco, 
paeniteat Sparten Argosque measque Mycenas 

et veterem Latio supposuisse Samon; 
adde senem Tatium lunonicolasque Faliscos, 
50 quos ego Bomanis succubuisse tuli. 

Sed neque paeniteat, nee gens mihi carior ulla est. 



Gedanken nach dem zweiten unter- 
geordnet. — paelex, Maia als Mutter 
des Mercur, s. V 79 ff. und Anm. 

37. Über luno Begina s. Preller 
I S. 284. — 38. dedere: Subj. deae, 
— 39. luces: das neue Licht, näm- 
lich des Mondes, denn Juno war 
die Göttin aller Kaienden, an 
welchen der Mond zum ersten Mal 
wieder nach dem Neumond sichtbar 
wurde, und an denselben durch 
besondere feierliche Gebräuche ver- 
ehrt, bei den Laurentern als Juno 
Ealendaris; vgl. in 883 : Lv/na regit 
mensis. Den Beinamen Ludna leitet 
0. hier von den luces des Mondes 
ab; eine andere Bedeutung hat lux 
in den Ableitungen II 450. III 255 ; 
s. über Juno Lucina z. II 436. Preller 
I S. 271 ff. — 40. nomina: einen 
ehrenden Beinamen. Genauer wäre 
allerdings: et nuUus mensis a me 
nomina trakat? doch strebte 0. 
nach Parallelismus von Lucinaque 
ah illis dicar. 

41. posuisse BS dep. Das Faktum 
setzt Virgil (Aen. XII 791) in die 
Zeit, wo Aeneas festen Fufs in 
Italien gefafst hatte; nach Horaz 
(carm. HI 3, 17) erfolgte es erst 
nach dem Tode des Bomulus. — 
42. S. z. IV 31. — 43. Vgl. Verg. Aen. 
I 26: Manet alta mente repostum 
iudieium Paridis [= Idaei iudicis, 
s. V. 16] spretaeque iniuria formae 



et genus invisum et rapti Ganyme- 
dis honores; über Ganymedes z. II 
145 und met. X 166 ff. Hom. IL 
T 232 ff. E 265. — 45 f. Nach Virgil 
(Aen. I 16): Qu>am (Karthaginem) 
Juno fertur terris magis omnibits 
unam postJiabita coluisse Samo; hie 
illius arma, hie currus fuit; hoc 
regnum dea gentibus esse, si qua 
fata sinant, iam tum tenditque 
fovetque. Den Wagen beschreibt 
Homer II. E 720. — 46. foveo, das 
Präsens, weil nach mehreren nicht 
zur vollen Ausführung gekommenen 
Versuchen Augustus im J. 28 v. Chr. 
eine Kolonie nach der Stätte des 
alten Karthago geschickt hatte. 

47 f. Vgl. Homer 11.^ ^50: tov 
d* i^fis^ßst' ifCBita ßomnig noxvia 
"'Hqti* H toi ifiol xQSig ulv noXv 
(pUzatal siat noXrisg, Aqyog u 
Snagtri te xal svgväyvia Mvxiji^. 
ob. UI 83. Ebenso war Samos ein 
Hauptsitz der Verehrung der Juno 
und besafs einen hochberühmten 
ihr zu Ehren errichteten Tempel. 
Nach der Sage war sie dort ge- 
boren und hatte sich ebenda mit 
Jnppiter vermählt; s. Lactant. inst 
I 17. — 49. Juno wurde von den 
Sabinern besonders als Curitis oder 
Quiritis verehrt, auch Falerii war 
ein Hauptsitz ihrer Verehrung (z. 
I 84 und IV 73), wie dies Inschrif- 
ten bezeugen. Preller I S. 277 f. 
280 f. 



VI 36—78. 



253 



hie colar, hie teneam cum love templa meo. 
ipse mihi Mavors "Commendo moenia'' dixit 

"haec tibi, tu poUens urbe nepotis eris/' 
55 Dieta fides sequitur. centum celebramur in aris, 

nee levior quovis est mihi mensis honor. 
Nee tarnen hune nobis tantummodo praestat honorem 

Roma: suburbani dant mihi munus idem. 
inspiee, quos habeat nemoralis Aricia fastos 
60 et populus Laurens Lanuviumque meum: 
est illic mensis lunonius. inspiee Tibur 

et Praenestinae moenia sacra deae: 
lunonale leges tempus. nee Bomulus illas 

condidit, at nostri Boma nepotis erat.' 
65 Finierat luno. Respeximus: Herculis uxor 

stabat; et in vultu signa doloris erant. 
*Non ego, si toto mater me cedere caelo 

iusserity invita matre morabor' ait. 
^nune quoque non luetor de nomine temporis huius: 
70 blandior et partes paene rogantis ago 
remque mei iuris malim tenuisse precando, 

et faveas causae forsitan ipse meae. 
Aurea possedit socio Capitolia templo 

mater et, ut debet, cum love summa tenet. 
75 at deeus omne mihi contingit origine mensis: 

unicus est, de quo sollicitamur, honor. 
quid grave, si titulum mensis, Romane, dedisti 

Herculis uxori, posteritasque memor? 



63. Vgl. Horat. carm. III 3, 30 ff. 
— 55. d. fides seq,: z. I 359. — 
centum =» multis. 

56. mensis honor, die Ehrenbe- 
zeugung, welche in der Benennung 
des Monats besteht, z. II 170. — 
58. subwhani, Bewohner der Nach- 
barstädte. — 59. Aricia wird nemo- 
ralis genannt wegen des in seiner 
Nähe befindlichen berühmten Haines 
der Diana, s. z. III 91. 261. met. 
XV 488. — 60. p. Laurens: z. II 231. 
Die altlatinische Stadt Lanavium 
lag wenig südlich von Aricia an 
der via Appia; der Eult der Juno 
als Sospita war berühmt. 

61. impice — leges: z. I 17. — 
Tibur: z. IV 71. — 62. Juno wurde 
zusammen mit der Fortuna Primi- 
genia, der Hauptgöttin von Prae- 
neste (z. IH 91), in einer besonderen 
Abteilung des Tempels dieser Göttin, 
dem sogen. Junonarium, verehrt. 



Preller II S. 191. — 64. at nostri etc.: 
also war Rom noch mehr ver- 
pflichtet die Göttin zu ehren. 

65—90. Hebe, die Tochter des 
Zeus und der Juno, Gemahlin des 
Herkules und Göttin der Jagend, 
leitet den Monatsnamen Junius a 
iunioribus ab. 

66. Signa dol, vgl. IV 586. — 70. 
ro^rani*«, *einer Bettlerin'. — 71. rem 
Sfui iuris tenere, ^eine Sache, auf 
welche man ein Recht hat, er- 
langen'; zu tenuisse z. II 322. — 
72. ipse, der Dichter. — 73. posse- 
dit von possido, — aurea Capitolia: 
z. I 77. — (in) socio templo: z. v. 18, 
— 74. summa (sc. urbis), das Kapi- 
tel. — 75. origine mensis, durch 
die Herleitung des Monatsnamens 
Junius a iunioribus, 

77. quid grave, ^was ist das 
Grofses'. — titulum mensis: a« i. 



254 



Ovidi fastorum 



80 



haec quoque terra aliquid debet mihi nomine magni 

coniugis: huc captas appulit ille boves, 
hie male defensus flammis et dote patema 

Cacus Aventinam sanguine tinxit humum. 
Ad propiora vocor. populum digessit ab annis 

Bomulus in partes distribuitque duas. 
85 haec dare consilium^ pugnare paratior illa est, 

haec aetas bellum suadet, at illa gerit. 
sie statuit mensesque nota secrevit eadem: 

lunius est iuvenum; qui fuit ante, senum.' 
Dixit. et in litem studio certaminis issent, 

atque ira pietas dissimulata foret: 
venit ApoUinea longas Goncordia lauro 

nexa comas, placidi numen opusque ducis. 
Haec ubi narravit Tatium fortemque Quirinum 

binaque cum populis regna coisse suis, 
95 et lare communi soceros generosque receptos, 

;his nomen iunctis lunius' inquit ^habet'. 
Dicta triplex causa est. At vos ignoscite, divae: 

res est arbitrio non dirimenda meo. 
ite pares a me. perierunt iudice formae 

Pergama: plus laedunt, quam iuvet una, duae. 



90 



100 



Prima dies tibi, Gama, d^tur. Dea cardinis haec est: 
numine clausa aperit, claudit aperta suo. 



rV 115 und II 170. — 79. nomine, 
'um — willen, wegen', s. I 543 ff. 

81. dote paterna: s. I 671 f. — 
88. jp. digessit ab annis E.: 'B. teilte 
nach den Lebensjahren das Volk' 
in iuniores (vom 18. bis zum voll- 
endeten 45. Jahre) und in seniores 
(vom 46.-— 60. Jahre); s. V 59ff. — 
84. distribuitque: z. I 44. 

87. nota eadem, durch dieselbe 
Bezeichnung wie den populus. — 
88. Ober die Ableitung des mensis 
Mains a maioribus s. V 55 ff. — 
90. pietas: z. I 527. — dissimulare, 
verdrängen, verdecken. 

91—96. 3. Ableitimg. 

92. dttcis, des Augustus, der durch 
seine Herrschaft die concordia neu 
gründete. Die Göttin trägt den 
dem Apollo geheiligten Lorbeer als 
das Symbol des Friedens; vgl. I 
711 und 288. Preller II S. 260 ff. 
— 93. S. ni 201—230. — 96. Unter 
lar commimis (z. I 478) ist hier die 
ganze Stadt Rom, die als ein 



grolses Haus betrachtet wird, zn 
verstehen. 

99. Der Dichter will keiner der 
drei Göttinnen den Vorzug geben, 
in Erinnerung an den Bichterspruch 
des Paris (z. v. 15), der durch seine 
Bevorzugung der Venus seine Vater- 
stadt Troja (s. 1 525) ins Verderben 
stürzte. Derselbe Abschlufs V 109 f. 

101—196. 1. Juni. 

101—182. Tag derCarna, d.h. 
der Göttin, die das Fleisch (caro) 
gesund erhält, wie Ossipago die 
Knochen kräftigt; mit ihr wirft 0. 
die Cardea zusammen, die Göttin 
der Thnrangeln (entsprechend dem 
männlichen Forculus und Limenti- 
nus), auf welche sich die erste Er- 
zählung (v. 101—130) bezieht; der 
Carna gehören die zweite (131— 
168) und dritte (169—182). Das 
Heiligtum der letzteren stand anf 
dem Gaelius und war angeblich 
schon von L. Junius Brutus, als er 



VI 79—131. 



255 



imde datas habeat vires ; obscurior aevo 
fama, sed e nostro carmine certus eris. 
105 Adiacet äntiquus Tiberino lucus Heiemi; 

pontifices illuc nuiic quoque sacra ferunt. 
inde sata est nymphe (Cranen dixere priores); 

nequiquam multis saepe petita procis. 
rura sequi iaculisque feras agitare solebat 
110 nodosasque cava tendere valle piagas. 

non habuit pharetram, Phoebi tarnen esse sororem 

credebant; nee erat, Phoebe, pudenda tibi, 
huic aliquis iuyenum dixisset amantia verba, 
reddebat tales protinus illa sonos: 
115 ^Haec loca lucis habent nimis et cum luce pudoris. 
si secreta magis ducis in antra, sequor/ 
Credulus ante ut iit, frutices haec nacta resistit 

et latet et nuUo est invenienda modo. 
Yiderat hane lanus visaeque cupidine captus 
120 ad duram verbis moUibus usus erat: 

nympha iubet quaeri de more remotius antrum 

utque comes sequitur destituitque ducem. 
stulta! videt lanus, quae post sua terga gerantur: 
nil agis, et latebras respicit ille tuas. 
125 nil agis, en! dixi, nam te sub rupe latentem 
occupat amplexu speque potitus ait: 
*Ius pro concubitu nostro tibi cardinis esto: 

hoc pretium positae yirginitatis habe.' 
Sic fatus spinam, qua tristes pellere posset 
130 a foribus noxas (haec erat alba) dedit. — 
Sunt avidae volucres, non quae Phineia mensis 



die Tyrannen gestürzt, gegründet 
worden. 

103. vires: ius cardinis v. 127. — 
obscurior aevo f,: vgl. Verg. Aen. 
VII 205: fama est obscurior annis, 
— 105. z. II 67. — 109. sequi, ^anf- 
snchen'. — 110. nodosus, 'gefloch- 
ten, geknüpft'; ebenso met. III 154 
nodosa lina, II 499 nexiles plagae. 

111. met. I 694 ff. heilst es von 
der Nymphe Syrinx: Bitu quoque 
cincta Dianae f edieret et credi posset 
LeUonia, si non corneus huic arcus, 
si non foret aureus Uli. — 113. 
dixisset — , reddebat: der erste 
Satz enthält die Bedingung zum 
zweiten. 

123. videt lanus als biceps, s. z. 
I 65. — 130. Der Weifsdom wurde 
auch in Griechenland und Sicilien 



angewandt, um bösen EinfluTs ab- 
zuwehren. Preller 11 S. 240. 

131. Der blinde thracische König 
und Weissager Phineus hatte seine 
eigenen Kinder auf Grund eines 
falschen Verdachts geblendet und 
war von den Göttern dadurch ge- 
straft worden, dafs Harpyien ihm 
seine Mahlzeit {mensae) entweder 
wegfrafsen oder durch Besudelung 
ungeniefsbar machten. Die Har- 
pyien waren Zwittergeschöpfe von 
Jungfrau und Raubvogel und wer- 
den von Virgil (Aen. III 216) so 
beschrieben: Virginei volucrum voJr 
tu8, foedissima ventris proluvies un^ 
caeque manus et pallida semper ora 
fame. Die striges des 0. {ötq^ von 
[g]tq£S^iv, stridere) sind Eulen, 
welche wegen ihres lichtscheuen. 



256 



Ovidi fastorum 



guttura fraudabant, sed genus inde trahunt: 
grande caput; stantes oculi, rostra apta rapinis, 
canities pinnis, unguibus hamus inest. 
135 nocte volant puerosque petunt Mutricis egentes 
et vitiant cunis corpora rapta suis, 
carpere dicuntur lactentia viscera rostris 

et plenum poto sanguine guttur habent. 
est illis strigibus nomen, sed Hominis huius 
140 causa, quod horrendum stridere nocte solent. 
sive igitur nascuntur aves seu carmine fiunt 
naeniaque in volucres Marsa figurat anus: 
in thalamos venere Procae. Proca natus in illis 
praeda recens avium quinque diebus erat, 
145 pectoraque exsorbent avidis infantia linguis, 
at puer infelix vagit opemque petit. * 
territa voce sui nutrix accurrit alumni 
et rigido sectas invenit ungue genas, 
quid faceret? color oris erat, qui frondibus olim 
150 esse solet seris, quas nova laesit hiems. 

Pervenit ad Cranen et rem docet. illa 'Timorem 

. pone! tuus sospes* dixit ^alumnus erit'. 
venerat ad cunas: flebant materque paterque: 
^Sistite vos lacrimas, ipsa medebor!* ait. 
155 Protinus arbutea postes ter in ordine tangit 
fronde, ter arbutea limina fronde notat, 
spargit aquis aditus (et aquae medicamen habebant) 

extaque de porca cruda bimenstre tenet. 
atque ita * Noctis aves, extis puerilibus' inquit 
160 ^parcite: pro parvo victima parva cadit. 



Wesens und ihrer krächzenden 
Stimme auch bei den Alten ein Ge- 
genstand des Aberglaubens waren. 
Das Volk hielt sie auch oft für ver- 
wandelte alte Weiber (v. 141. amor. 

I 8, 13 ff. s. Fest. p. 314). — 133. 
Der starre Blick erhöht das Un- 
heimliche der Erscheinung. 

136. vitiant = violant v. 167. — 
137. carpere =* secare v. 148. — 
lactentia viscera = pectora infan- 
tia V. 146. — 140. horrendum z. 

II 704. 

141. carmine: s. z. II 426. — 
142. Die Marser galten für kundig 
der Kräuter und ihrer Wirkung und 
für fähig Schlangen zu zähmen, 
daher auch für Zauberer; s. Verg. 
Aen. VII 750 ff. Sil. It. Vni 497 ff. 



Marsa naenia = Hör. epod. 17, 29. 
0. a. a. II 102. — 143. Über den 
albanischen König Procas s. IV 62. 
— 144. quinque diebus, ^innerhalb 
5 Tagen' seit der Geburt, also 5 Tage 
alt. — 146. pectora infantia d. h. 
eines Kindes, was nicht sprechen, 
nur wimmern kann, s. IV 208. 

149. faceret? Gonjunct. dubit. 
der Vergangenheit. — olim: z. III 
666. — 150. S. IV 918. — 165. Der 
Glaube, dafs durch Schlagen mit 
grünen Zweigen böse Geister ver- 
trieben und zugleich Lebenskraft 
und Wachstum verliehen werdej" ist 
vielen Völkern eigen. 

166. lim. notat, ^macht Zeichen 
an der Schwelle'. — 168. exta: z. 
I 51. — bimenstre: z. n 656. 



VI 132—182. 



257 



cor pro corde, precor, pro fibris sumite fibras. 

hanc animam vobis pro meliore damus^ 
Sic ubi libavit, prosecta sub aethere ponit, 

quique adsint sacris, respicere illa vetat. 
165 virgaque lanalis de Spina ponitur alba, 

qua lumen thalamis parva fenestra dabat. 
post illud nee aves cunas violasse feruntur, 

et rediit puero, qui fuit ante, color. — 
Pingnia cur illis gustentur larda kalendis, 
170 mixtaque cum calido sit faba farre, rogas? 

Prisca dea est aliturque cibis, quibus ante solebat , 

nee petit ascitas luxuriosa dapes. 
piscis adhuc illi populo sine fraude natabat, 

ostreaque in concbis tuta fuere suis. 
175 nee Latium norat, quam praebet lonia dives, 

nee quae Pygmaeo sanguine gaudet, avem. 
et praeter pinnas nihil in pavone placebat, 

nee tellus captas miserat ante feras. 
sus erat in pretio; caesa sue festa colebant. 
180 terra fabas tantum duraque farra dabat. 

quae duo mixta simul sextis quicumque kalendis 

ederit, huic laedi viscera posse negant. — 



161. cor pro cor de: 0. leitet hier 
den Namen Cama von cor (xa^- 
dCa) ab. — fibras: z. II 681. — 
163. prosecta: s. Einleit. S. 29 
Anm. 1. — 164. s. V 439. — 165. 
V, la/nalis, weil ein Geschenk des 
Janas. 

168. qui fuit ante übers, dnrch 
ein Adjektiv. — 169. Die an diesem 
Tage gekosteten Speisen galten als 
der Gesundheit (s. v. 181 f.) zu- 
träglich, s. z. V. 101. 

171. solehat sc. ali. — 172. asci- 
tas, peregrinas. Das Streben der 
luxuriösen Römer aus den entfern- 
testen Ländern sich Leckerbissen 
kommen zu lassen, ^iug damals 
ins Unglaubliche. S. die Stelle des 
Varro aus seiner Satire wsqI iSs- 
öfidtoav bei Gell. n. Att. VI (VII) 
16. — 173. sine fraude nat., weil 
sie damals noch nicht gefangen 
wurden; s. met. III 686. Gerade 
mit- seltenen Fischarten wurde 
grolser Luxus getrieben. — 175. 0. 
meint das Haselhuhn, das beson- 
ders schmackhaft aus Jonien be- 
zogen wurde; attagenlonicus Horat. 

Ovids Fasien. 



epod. 2, 54. Fhrygia attagena Varro 
a. a. 0. 

176. Die Pygmaei waren ein zwerg- 
artiges fabelhaftes Volk (* Fäust- 
linge', von nvyinq) an den Ufern 
des Okeanos, welches im Frühjahr 
viel von den Kranichen zu leiden 
hatte. Man bezog die Kraniche 
am liebsten von der Insel Melos. 
— 177. Plin. n. h. X 45: Pavonem 
cihi gratia Bomae primus occidit 
orator Hortensius aditiali cena sa- 
cerdoti, Varro a. a. 0.: pavus e 
Samo. — 178. Vgl. met. VIII 821: 
quod pontus, quod terra, quod educat 
aer, ex Ponto I 10, 9: qu>od mare, 
quod tellus f — quod educat aer. Die 
Tiere des Landes wurden in alter 
Zeit {ante) noch nicht nach Rom 
zur Mästung geschickt. — miserat: 
s. I 341. — 180. Vgl. Plin. n. h. 
XVIII 117: Sequitur leguminum na- 
tura, inter quae maxumus honos 
fdbae, quippe ex qua temptatus sit 
etiam panis. — frumento etiam 
miscetur apud plerasque gentis et 
maxume panico solida ac ^licatius 
fracta, quin et prisco ritu fabata 
suae religionis dis in sacro est etc. 

VI 



258 



Ovidi fastoram 



Arce quoque in summa lunoni templa Monetae 
ex voto memorant facta, Camille, tuo. 
185 ante domus Manli fuerat, qui Gallica quondam 
a Capitolino reppulit arma love. 
Quam bene, di magni, pugna ceeidisset in illa, 

defensor solii, luppiter alte, tui! 
yixit, ut occideret damnatus crimine regni: 
190 hunc illi titulum longa senecta dabat. — 

Lux eadem Marti festa est, quem prospicit extra 

appositum Tectae porta Capena viae. — 
Te quoque, Tempestas, meritam delubra fatemur, 
cum paene est Corsis obruta classis aquis. — 
195 Haec hominum monimenta patent, si quaeritis astra, 
tune oritur magni praepes adunca lovis. 

Postera lux Hyadas, Taurinae cornua frontis, 
evocat, et multa terra madescit aqua. 

Mane ubi bis fuerit, Phoebusque iteraverit ortus, 
200 factaque erit posito rore bis uda seges. 



183—190. Weihetag desTem- 
pels der Inno Moneta (dicta a 
monendo, von den den Römern ge- 
gebenen guten Batschlägen, s. I 
220. Macrob. sat. I 12, 30). Er war 
im J. 346 V. Chr. von dem Diktator 
L. Furius Camillus im Kampfe mit 
den Anruncern gelobt und nach 
glücklicher Beendigung desselben 
errichtet und geweiht worden (im 
J. 344 V. Chr., Liv.VII 28, 6), und zwar 
stand er auf der nördlichen Höhe 
des Capitolinischen Berges (wo jetzt 
das Kloster S. Maria in Araceli) 
auf dem Platze des Hauses des M. 
ManliuB Capitolinus, der einst (im 
J. 390) das Kapitol vor den Galliern 
gerettet, dann aber (im J. 384) wegen 
seiner Bestrebungen die Not der 
Plebs zu mildern, des Hochverrats 
angeklagt und vom Tarpejischen 
Felsen herabgestürzt worden war. 
Preller I S. 283. 

190. hunc titulum, nämlich den 
eines Hochverräters (damnati cri- 
mine regnt), im Gegensatz zu dem 
ehrenden Beinamen Capitolinus, den 
er für die Rettung des Kapitels er- 
halten hatte. 

191 — 192. Weihetageines 
Marstempels an der via Ap- 



pia, nicht weit vor (extra) der porta 
Capena (z. IV 345), sodals er von 
ihr aus sichtbar war. — quem: genan 
genommen den Tempel des Mars. — 
192. Die Tecta via ist eine Säulen- 
halle (Martial. III 5, 5. VIH 75, 2). 

193—194. Weihe tag des Tem- 
pels der Tempestas. Er stand 
in der Regio der porta Capena (Becker 
I S. 516) und war von L. Cornelius 
Scipio (Cons. 269 v. Chr.) während 
seines Krieges mit den Corsen ge- 
lobt; vgl. seine Grabschrift (C. I. 
L. I p. 18) : Hec cepit Corsica Aleria- 
que urhe [pugnandod] JDedet Tempe- 
Statebus aide mereto[d votam]. S. 
Preller I S. 331. 

196 — 196. (Wahrer) Spätauf- 
gang des Adlers. — lovis prae- 
pes (substantivisch) = met. IV 713. 

197—198. 2. Juni. Frühauf- 
gang der Hyaden. Über cornua 
frontis und madescit s. z. Y 159. 

199-208. 3. Juni. Weihetag 
des Tempels der Kriegsgöttin 
Bellona (Duellona). Dieser be- 
rühmte Tempel lag am Circus* Fla- 
minius, der sich unter der Arx nach 
Westen hin erstreckte, und war im 
J. 296 V. Chr. in einer Schlacht mit 
den Etruskern von Appius Clandins 



VI 183—214. 



259 



hac sacrata die Tusco Bellona duello 

dicitur et Latio prospera semper adest. 
Appius est auetor, Pyrrho qui pace negata 

multum animo vidit, lumine captus erat. 
205 Prospicit a templo summum brevis area circum. 

est ibi non parvae parva columna notae: 
hinc solet hasta manU; belli praenuntia^ mitti^ 

in regem et gentes cum placet arma capi. 

Altera pars circi Custode sub Hercule tuta est, 
210 quod deus Euboico carmine munus habet. 

Muneris est tempus, qui nonas Lucifer ante est. 
si titulum quaeris, Sulla probavit opus. 

Quaerebam, nonas Sancto Fidione referrem, 
an tibi, Semo pater; tum mihi Sanctus ait: 



Caecus gelobt worden. Liv. X 19, 
17. Becker R. A. I S. 606 f. Preller 
I S. 247 f. 

199. bis und iteraverit Ph. vom 
1. Juni an gerechnet. — 203. Als 
Pyrrhus nach dem Siege bei Hera- 
klea (im J. 280 v. Chr.) den Rö- 
mern den Frieden anbot, und der 
Senat schon geneigt war ihn anzu- 
nehmen, lief» sich der blinde Appius 
Claudius in einer Sänfte in den Se- 
nat tragen und brachte die Römer 
durch eine glänzende (in der Eai- 
serzeit noch vorhandene) Rede von 
allen Verhandlungen mit dem Sie- 
ger ab. — 205. summum circum: 
die Carceres, von denen ausgelaufen 
wurde, unter der Arx. 

206. Die feierliche Kriegserklä- 
rung erfolgte bei den Römern so, 
dafs ein Fetialis eine Lanze unter 
gewissen Gebräuchen von der Grenze 
in das feindliche Gebiet warf. Als 
dies bei der wachsenden Ausdeh- 
nung des römischen Reiches mit 
Schwierigkeiten verbunden war, 
vollzog man diese Handlung nur 
symbolisch, indem man eine bei 
der Aedes Bellonae stehende Säule 
('bellica') für den Grenzpfeiler des 
feindlichen Volkes ansah und von 
da aus die Lanze schleuderte ; Preller 
I S. 249 f. — non parvae notae, 
d. h. von nicht kleiner Berühmtheit, 
notabilis 

209—212. 4. Juni. Weihetag 



des Tempels des Hercules 
Magnus Custos. 

210. Euboico carmine d. h. durch 
die Sibyllinischen Bücher, z. IV 257. 
— 211. d. h. die Zeit der Weihe 
des Tempels ist der Tag (z. Lud- 
fer s. I 46), qui ante nonas est» — 
212. probavit 'hat abgenommen'; 
dies war sonst die Sache der Cen- 
soren, welche die öffentlichen Bau- 
ten in Verding gaben und dann 
ihre kontraktmäfsige Ausführung 
zu prüfen hatten (Liv. IV 22, 7) ; in 
diesem Falle hatte der Diktator 
Sulla den Tempel nach der Voll- 
endung des Baus abgenommen und 
geweiht und dann auch seinen Na- 
men in den Titulis (den die Grün- 
der oder Restauratoren verewigen- 
den Inschriften) anbringen lassen. 

218-218. 5. Juni. Weihetag 
des Tempels des Semo Sanc- 
tus (gewöhnlich Sancus genannt) 
oder Dius Fidius auf dem Quirinal. 
Diese auch von den Sabinern und 
ümbrem verehrte Gottheit war ein 
Heiligkeit und Treue im mensch- 
lichen Leben vertretender Genius. 
Die Semones waren, wie die Laren, 
Schutzgötter des Staates, Sanctus 
hängt mit sancio zusammen, Dius 
ist aus IHiovis entstanden, Fidius 
desselben Stammes mit fido, fides; 
s. Preller I S. 90 f. II 270 ff. Sein 
Tempel stand auf dem Quirinal 
gegenüber dem des Quirinua.^ m dftjt 

VI* 



260 



Ovidi fastomm 



215 'Cuicumque ex istis dederis, ego munus habebo. 
nomina terna fero. sie voluere Cures*. 
Hunc igitur veteres donarunt aede Sabini 
inque Quirinali constituere iugo. 

Est mihi (sitque, precor, nostris diuturnior annis!) 
220 filia, qua felix sospite semper ero. 

haue ego cum vellem genero dare, tempora taedis 

apta requirebam, quaeque cavenda forent: 
tum mihi post sacras monstratur lunius idus 

utilis et nuptis^ utilis esse viris^ 
225 primaque pars huius thalamis aliena reperta est, 

nam mihi sie eoniunx saneta Dialis ait: 
'Donee ab Iliaea plaeidus purgamina Vesta 

detulerit flavis in mare Thybris aquis, 
non mihi detonsos erines depeetere buxo, 
230 non ungues ferro subseeuisse lieet, 

non tetigisse virum, quamvis lovis ille sacerdos^ 

quamvis perpetua sit mihi lege datus. 
tu quoque ne propera. melius tua filia nubet, 

ignea cum pura Vesta nitebit humo^ 

235 Tertia post nonas removere Lyeaona Phoebe 
fertur, et a tergo non habet Ursa metum. 



Gegend der Piazza di Monte Gavallo, 
und war nach 0. und TertuUian 
(ad nat. II 9) schon von dem alten 
SabinerkönigTatius gegründet, nach 
andern (Dionys. IX 60) von Tar- 
quinius Superbus gebaut und von 
Sp. Poßtumius im J. 466 v. Chr. ge- 
weiht. Becker R. A. I S. 576 ff. 

216. dederis: s. z. I 17. — 216. 
Cures: s. z. V 131. 

219—234. Warum 0. seine Toch- 
ter nicht in der ersten Hälfte des 
Juni verheiratet hat; s. II 557. 
III 393 u. Anm.; über die Tochter 
oben S. 3 v. 76 u. Anm. 

221. taedis: z. II 558. — 223. sa- 
cras sc. lovi, 8. I 56; genauer erst 
nach dem 16., wie v. 227 richtig 
gesagt ist; denn die kalendae, no- 
nae, idus und die Tage nach die- 
sen, die dies postriduani, waren 
sämtlich zu Eheschliefsungen nicht 
geeignet; s. Marquardt, Privataltert. 
I S. 41. 

226. s. II 21 und III 397 und 
Anm. — 227. s. Einl. S. 30. — Hiaca 



Vesta: z. III 423. — 228. flavus, be- 
zeichnendes Epitheton des Tiber- 
wassers ; ebenso Horat. carm. 1, 8, 8. 
— 229. detonsos er. -*die kurz ge- 
schnittenen Haare'. — huxo, Meto- 
nymie; die Kämme waren meist 
aus Buchsbanmholz. 

232. Vgl. Gell. n. Att. X 15, 22: 
Uxorem si amisit {Dialis), flamonio 
decedit; matrimonium flaminis nisi 
morte dirimi itis non est; auch die 
Flaminica durfte sich als Witwe 
nicht wieder verheiraten. — 234. 
ignea Vesta, s. 267. 290. 

235-240. 7. Juni. Feier der 
Ludi piscatorii zu Ehren des 
Tiberinus. Preller II S. 133. 151 f. 

236. Es ist der (scheinbare) Früh- 
aufgang des Bootes oder Arctophy- 
lax gemeint, in den der Sohn der 
Callisto (der Bärin) und Enkel des 
Lycaon (z. II 164) verwandelt wor- 
den war. s. II 153 ff. — Lycaon 
hier für Lycaonides (Enkel des Ly- 
caon); auch im Griechischen wird 
zuweilen der Name des Vaters ein- 



VI 215—253. 



261 



Tunc ego me memini ludos in gramine campi 

aspicere et dici, lubrice Thybri, tuos. 
festa dies illis, qui lina madentiß. dueunt, 
240 quique tegunt parvis aera recurva cibis. 

Mens quoque numen habet. Mentis delubra yidemus 

vota metu belli, perfide Poene, tui. 
Poene, rebellaras, et leto consulis omnes 

attoniti Mauras pertimuere manus. 
245 spem metus expulerat, cum Menti vota senatus 

suscipit, et melior protinus illa venit. 
Aspieit instantes mediis sex lucibus idus 

illa dies^ qua sunt vota soluta deae. 

Vesta, fave! tibi nunc operata resolvimus ora, 
250 ad tua si nobis sacra venire licet. 

In prece totus eram: caelestia numina sensi, 

laetaque purpurea luce refulsit humus. 
non equidem vidi (valeant mendacia vatum!) 



fach für den des Sohnes gebraucht. 

— Phoebe, Diana, Luna. — 236. s. 
II 189 f. — 237. campi, Martii. — 
238. lubrice: z. IV 337. — tuos sc. 
ludos esse. — 240. dbi, die Köder 
der Angel; vgl. met. VIII 847. 

241—248. 8. Juni. Weihetag 
des Tempels der Mens. Erstand 
auf dem Kapitol neben dem Tempel 
der Venus Erycina, war mit diesem 
zugleich im «F. 217 in der Zeit der 
Verwirrung nach der Niederlage 
am trasimenischen See und dem 
Tode des Konsuls C. Flaminius, wo 
^Besonnenheit' notwendig war, auf 
Veranlassung der Sibyllinischen Bü- 
cher und im Auftrage des Senats 
von dem Prätor T. Otacilius gelobt 
und zwei Jahre später geweiht wor- 
den. Liv. XXII, 9, 10; 10,10; XXIH 
31,9. Becker R.A. I S.403f. Preller 

II S. 265 f. 

242. perfide Poene: die Treulosig- 
keit der Carthager war bei den Bö- 
mern sprichwörtlich geworden, z. 

III 148. — 243. rebellare 'den Krieg 
erneuem', hier von dem Anfang 
des zweiten puuischen Kriegs gesagt. 

— 244. Die Mauren wohnten zwischen 
Numidien und dem atlantischen 
Ocean, hier steht Mauri für Afri. 

— 247: ante diem VI idus lunias. 



249—468. 9. Juni. 

249—460. Feier der Vestalia. 
Vesta (gleichen Stammes rniVEnTla) 
war die in Bom seit alters hoch- 
verehrte Göttin des häuslichen und, 
insofern die Stadt ^ewissermafsen 
eine grofse Familie ist, des städti- 
schen Lebens. Das Leben im Hause 
aber bewegt sich um den Herd als 
seinen Mittelpunkt, und so galt das 
Herdfeuer als Symbol der Vesta 
und wurde als Vesta verehrt. Preller 
n S. 165 ff. 

249 — 256. Anrufung der Göttin. 
— 249. operari ^sich beschäftigen' 
wird öfters von heiligen Handlungen 
gebraucht; sein Partie. Perfecti hat 
dann die Bedeutung des Präsens: 
vgl. met. VII 746: studiis operata 
Dianae und Nipperdey z. Tacit. 
ann. II 14. — 252. Vgl. Verg. Aen. 
I 402, wo von Venus gesagt ist 
rosea cervice refulsit; in den Ge- 
filden des Elysiums läfst derselbe 
Aen. VI 640 ein purpureum lumen 
leuchten, s. oben I 94. — 263. va- 
leant mendacia v,: 0. hatte sonst in 
solchen Fällen die Götter selbst 
erscheinen und über ihr Wesen 
und ihre Feste Bescheid geben 
lassen (s. Einleit. S. 16 f.): jetzt will 
er diese Erdichtung verschmähen, 



262 



Ovidi fastoram 



te; dea, nee fueras aspicienda viro. 
255 sed quae nescieram, quorumque errore tenebar^ 
cognita sunt nullo praecipiente mihi. 
Dena quater memorant habuisse Parilia Romam^ 

cum flammae custos aede recepta dea est^ 
regis opus placidi, quo non metuentius uUum 
260 numinis ingenium terra Sabina tulit. 

quae nunc aere vides^ stipula tum tecta videres^ 

et paries lento vimine textus erat, 
hie locus exiguus^ qui sustinet atria Yestae^ 
tunc erat intonsi regia magna Numae. 
265 Forma tamen templi; quae nunc manet, ante fuisse 
dicitur^ et formae causa probanda subest. 
Vesta eadem, quae Terra: subest vigil ignis utrique^ 

signiöcantque deam templa focusque suam. 
terra pilae similis, nullo fulcimine nixa^ 
270 aere subiecto tam grave pendet onus. 
[Ipsa Yolubilitas libratum sustinet orbem^ 



fühlt sich dann aber durch die 
blofse Nähe der Göttin über alles 
belehrt. 

257—282. Lage und Gestalt des 
Tempels. Er stand am nördlichen 
Abhang des Palatins nach dem Fo- 
mm zu in der Nähe der sacra via, 
war rund, weil ursprünglich nur 
ein Überbau über dem heiligen 
Feuer, und galt für ein Werk ent- 
weder des Bomulus, als des Grün- 
ders der Stadt, oder des Numa, 
auf den die Römer alle priester- 
lichen Einrichtungen zurückzufüh- 
ren sich gewöhnt hatten. Unmittel- 
bar an diesem (kleinen) Tempel 
(yon. nur 18 M. Durchmesser) lag 
das stattliche Atrium Yestae, auch 
Atrium regium genannt, nach 0. 
die alte Besidenz des Numa, später 
die Wohnung der Vestalinnen, so 
(^Hof) genannt, weil der Bau zwar 
auch ein Tablinum und Cellae ent- 
hielt, das Atrium aber besonders 
ausgedehnt war. Nahe diesen Ge- 
bäuden hatte auch der Pontifex 
maximus sein Amtshaus in der Regia. 
Von dem Tempel ist nur die Gufs- 
masse des Stylobaten noch vorhan- 
den (gefunden im J. 1874), viel 
gröfsere Reste von dem Atrium, 
welche die Verteilung der Räum- 
lichkeiten genau erkennen lassen 
(ausgegraben im Winter 1883/84). 



267. Über die Parilia, das Grün- 
dungsfest der Stadt Rom, s. IV 721 ff» 
Romulus herrschte 37 (oder 38) Jahre,, 
sodafs also 0. die Gründung des 
Tempels in das dritte (oder zweite) 
Regierungsjahr des Numa setzt.— 
258. Die flammae custos ist Vesta, 
welche von Cicero de nat. deor. II 
27, 67 rerum custos intimarvm, von 
Velleius II 131 perpetiAorum custos 
ignium genannt wird. — 259. Vgl. 
Liv. I 18, 1: Incluta iustitia reli- 
gioque ea tempestate Numae Pompili 
erat Curibus Säbinis habitabat con- 
sultissimus vir — omnis divini atque 
humani iuris, — 261. s. I 201 f. 
III 183ff. — 263. atria: z. IV 624. — 
264. intonsi: z. II 30. — regia magna, 
nach dem Begriffe jener Zeit, halb 
ironisch; vgl. tr. 1111,30: haec fuit 
antiqui regia parva Numa^, 

267. Vgl. Dionys. II 66: 'Eetia 
d* dvcc'nsLcd'ai v6 nvQ vofti^ovaiVy 
Ott yri TS oiaa rj d'sog Hai tov fii' 
oov %axB%ovaa xov Tioofiov xonov 
rag dvdipSLg tov [lbtccqgCov noiBi- 
%ui avQog afp iavTTJg, — Die Mei- 
nung, dafs die Erde rund sei, ist 
alt; schon Pythagoras lehrte so, 
dann u. a. auch Plato und Aristo- 
teles. — 270. Vgl. met. I 12: «ec 
circumfuso pendebat in aere tellus 
ponderibus librata suis, 

271—278 stören den Zusammen- 



VI 254—293. 



263 



quique premat partes , angulus omnis abest. 
cumque sit in media rerum regione locata 

et tangat nulluni plusve minusve latus: 
275 ni convexa foret, parti vicinior esset, 

nee medium terram mundus baberet onus, 
arte Syracosia suspensus in aere clause 

stat globus, immensi parva figura poli:] 
et quantum a summis, tantum secessit ab imis 
280 terra, quod ut fiat, forma rotunda facit. 
par facies templi: nuUus procurrit in illo 

angulus. a pluvio vindieat imbre tholus. — 
Cur sit virginibus, quaeris, dea culta ministris? 

inveniam causas hac quoque parte suas. 
285 Ex Ope lunonem memorant Cereremque creatas 

semine Satumi, tertia Vesta fuit. 
utraque nupserunt, ambae peperisse feruntur, 

de tribus impatiens restitit una viri. 
quid mirum, virgo si virgine läeta minislra 
290 admittit castas ad sua saera manus? 

Nee tu aliud Vestam quam vivam intellege flammam, 

nataque de flamma corpora nuUa vides. 
iure igitur virgo est, quae semina nuUa remittit 



hang, sind in sich unklar und rüh- 
ren kaum von 0. her; auch feh- 
len die V. 271—276 in den meisten 
Handschriften. — 271. volubüitas 
nämlich des Weltalls, s. v. 299; 
einen Umschwung des Weltalls hatte 
zuerst Thaies gelehrt, Anaxagoras 
denselben für den Grund des un- 
bewegten Schwebens der Erde an- 
gesehn. — libratum sustinet, ^hält im 
Gleichgewicht*. — 272. qui premat 
partes, der einen Teil der Erde her- 
unterdrückt und damit das Gleich- 
gewicht stört; diese lao^qonCa der 
Erde war nach Plato die Ursache 
ihrer Buhe, Phaedon p. 109 A. — 
273. locata: Subj. terra; rerum d.h. 
mimdi, — 274. Unter lattAS und 
pars (v. 275) sind Teile des mundus 
gemeint. 

276: d. h. mundus non haberet 
molem terrae in medio. — 277 und 
278 beziehen sich auf das berühmte 
Planetarium (d. h. eine Nachbil- 
dung der Himmelskugel, des pölus) 
des Mathematikers Archimedes in 
Syrakus, welches von einer Glas- 
kugel umschlossen {in aere clauso) 



vermittelst einer sinnreichen Ma- 
schinerie die Bewegung der Plane- 
ten veranschaulichte; s. Cicero de 
rep. 1 14, 21. de nat. d. II 35, 88. 
Tuscul. I 25, 63. — SyracosiiM, Zv- 
QaHoaiog -von der dorischen Form 
SvQccHoaai., 

283—294. Warum die Vestalinnen 
(eigentlich die Hausmütter des rö- 
mischen Staates und demnach als 
Frauen gekleidet) Jungfrauen sein 
mufsten. Dafür giebt 0. zwei Gründe 
(285—290 und 291—294) an. 

285. Die italische Ops wurde nach 
dem Vorgänge des Ennius (p. 169. 
170. 172 Vahl.) vielfach mit der 
griechischen Bhea, wie Saturnus 
mit Kronos, identificiert (Preller II 
S. 22 f. ) ; s. Hesiod. theog. 453 : 
^Peia S* vieoSfirid'siGa Kqovco tSHS 

xal "Hqtjv xqvGonidikov, — 288. im- 
patiens viri, nicht geneigt zu dulden 
einen Mann; ohne Neigung für 
einen Mann; vgl. met. I 479: im- 
patiens expersque viri, IV 260 : nym- 
pTiarum impatiens, 

290. castas: füge ein *nur' hinzu. 



264 



Ovidi fastoruin 



nee eapit, et comites virginitatis amat. — 
295 Esse diu stultus Vestae simulacra putavi^ 
mox didici curvo nuUa subesse tholo: 
ignis inextinctus templo eelatur in illo^ 

effigiem nuUam Vesta nee ignis habet. — 
Stat vi terra sua: vi stando Vesta vocatur, 
300 causaque par Grai nominis esse potest. 

at foeus a flammis et quod fovet omnia, dietus, 

qai tarnen in primis aedibus ante fuit. 
hinc quoque vestibulum dici reor, inde precando 
praefamur Vestam, quae loea prima tenet. — 
305 Ante focos olim scamnis considere longis 
mos erat et mensae credere adesse deos. 
nunc quoque, cum fiunt antiquae sacra Vacunae, 

ante Vacunales stantque sedentque focos. 
venit in hos annos aliquid de more vetusto: 
310 fert missos Vestae pura patella cibos. — 
Ecce coronatis panis aependet asellis, 



— 294. amat com. virg. sc. vir- 
gines. 

295—298. 0. hatte oben III 45 
fälschlich angenommen, dafs im 
Tempel der Vesta eine Statue der 
Göttin stehe: dies wird jetzt als 
Irrtum bezeichnet. Nach Varro 
haben die Bömer ^plus annos cen- 
tum et septuaginta' ihre Götter 
nur durch Symbole bezeichnet und 
sie nicht bildlich dargestellt. Mar- 
quardt S. 5 f. — 297. ignis *nur Feuer' . 

299 — 304. Etymologisches über 
Vesta. — 299. Die Ableitung des 
W. Vesta von vi fsc. sua] stat ist 
verkehrt. — 300. Eat^cc von iatd- 
vai, — 302. Das vestibulum ist 
eigentlich der Platz zwischen der 
Straisenlinie und der Hausthüre, 
wird aber oft auch von dem Raum 
zwischen der Thür und dem Atrium 
gesagt; dort {in primis aedibus, s. 
z. I 137) denkt sich also 0. früher 
(ante) den der Vesta geheiligten 
Herd mit den Penaten angebracht, 
der in der späteren Zeit mehr in 
das Innere des Hauses, in das Atrium 
oder das Peristyl verlegt wurde 
(Marquardt, Privataltert. I S. 244), 
und leitet das Wort vest, von dem 
dort befindlichen focus == Vesta ab : 
^vestibulum a Vesta dictum per im" 
minutionem\ — 303. Die Anrufung 
der Vesta an erster Stelle ist grie- 



chische Sitte (daher sprichwörtlich 
aqp' ^Eaticcg aQXSO&ai), die Römer 
nannten sie zuletzt; Preller, Gr. Myth, 
I S. 345. Rom. Myth. H S. 172 f. 

305—310. 'In alter Zeit pflegten 
die römischen Familien vor dem 
Herdfeuer angesichts der Penaten 
ihre Mahlzeit einzunehmen (später 
in dazu eingerichteten Speisezim- 
mern, tricliniis) und zwar sitzend 
(wie es noch bei der Feier zu Ehren 
der alten Vacuna geschieht) ; dabei 
wurde auch stets von den Speisen 
neben den Penaten Vesta bedacht, 
und so kommt es, dafs noch an 
diesem Festtage der Vesta ein alter- 
tümlich einfaches Speiseopfer dar- 
gebracht wird.' Preller II S. 106 f. 
172. 156 f. Marquardt, Privataltert. 
I S. 308. — 805. Vgl. Verg. Aen. 
VII 176: Perpetuis (= longis, an 
einander gereihten) soliti patres 
considere mensis. — 307. Vacuna, 
eine im Sabinerlande angesehene 
Göttin, welche Varro mit der Mi- 
nerva verglich. Preller I S. 408 ff. 
— 310. fert: continet. — missos: 
z. II 634. — pura pat, d. h. ohne 
jeglichen Zierat; vgl. Valer. Max. 
IV 4, 11, wo er als Zeichen der 
alten Einfachheit aufführt: aeternos 
Vestae focos, fictilibus etiam nunc 
vasis contentos. Propert. V (IV) 1, 21 f. 

311—394. Bis zum J. 171 v.Chr. 



VI 294—329. 



265 



et velant scabras florida serta molas. 
sola prius farnis torrebant farra coloni, 

(et Fornacali sunt sua sacra deae): 
315 suppositum cineri panem focas ipse parabat, 

strataque erat tepido t^gula quassa solo, 
inde focum servat pistor dominamque focorum, 

et quae pumiceas versat asella molas. 
Praeteream referamne tuum, rubicunde Priape, 
320 dedecus? est multi fabula parva loci. 
Turrigera frontem Cybele redimita Corona 

convocat aeternos ad sua festa deos. 
convocat et satyros et, rustica numina, nymphas; 

Silenus, quamvis nemo Yocarat, adest. 
325 nee licet et longum est epulas narrare deorum: 

in multo nox est pervigilata mero. 
hi temere errabant in opacae yallibus Idae, 

pars iacet et molli gramine membra levat, 
hi ludunty hos somnus habet, pars bracchia nectit 



gab es in Rom überhaupt keine 
Zunft von Bäckern (pistores); das 
Mahlen oder Stampfen (pinsere) 
und das Backen des Brotes geschah 
in der Wohnung der Familie auf 
dem Hausherd: das erste war die 
Sache von dazu bestimmten Skla- 
ven, welche eigentlich pistores 
hiefsen, das andere die der Frau 
vom Hause. So kommt es, dafs 
üer Tag der Vesta, der domina fo- 
corum, besonderer Feiertag war für 
die bei der Zubereitung des Bro- 
tes Beteiligten, sogar für die Esel, 
welche die Mühle trieben und jetzt 
mit Kränzen von Blumen (v. 469) 
und von Brot (de pane monilibtis, 
V. 347) geschmückt wurden. Preller 
II S. 168. An das Thatsächliche 
knüpft 0. zwei Erzählungen, von 
denen die zweite mit Yesta nur in 
sehr loser Verbindung steht. 

312. scdbra m.: die Mühlsteine 
mnisten rauh sein, um das Getreide 
zermalmen zu können. Abbild, einer 
mola bei Baumeister, Denkm, II 
S. 933. Marquardt, Privataltert. II 
Taf. IV Fig. 6. — 313. sola farra 
furnis torrebant, nicht das Brot, 
welches auf der Asche gebacken 
wurde, v. 316 f. b. ü 619 ff.; über 
die Göttin Fomax b. II 626 und 
Anm. — 316. focws ipse, ein ein- 
facher Herd, vgl. Senec. ep. 90, 23: 



panem — primo cinis calidus et fer- 
vens testa percoxit. deinde fwrni 
paulatim reperti etc. 

318. pumiceae molae, nicht von 
Bimsstein, sondern ausgehöhlt wie 
Bimsstein (cava machina v. 381); 
denn die Mühle bestand aus zwei 
hohlen Kegeln (oder Trichtern), die 
sich um einen massiven feststehen- 
den Kegel drehten. 

Die V. 319 — 348 erzählte Fabel 
ist eine Wiederholung der schon I 
391 — 440 erzählten, nur mit Ver- 
änderung einiger Namen; sie würde 
von 0. beseitigt worden sein, wenn 
er die letzte Redaktion noch selbst 
hätte besorgen können. 

319. ruhictmde Fr.: z. I 391. — 
321. Turrigera: s. IV 219 f. und 
Anm., über Cybele z. IV 179. — 
326. nee licet: mit Beziehung auf 
Tantalos, der vom Zeus zum Göt- 
termahle eingeladen die ihm dort 
anvertrauten Geheimnisse ausge- 
plaudert hatte. 

327. Der Berg Ida war der Lieb- 
lingssitz der Göttin, s. z. IV 179. 
182. 249 f. — 329. nectere bracchia 
zum Beihentanz, der v. 330 als 
Tripudium beschrieben wird. Das 
Trip., Dreischritt, bestehend in einem 
dreimaligen schnellen Aufstampfen 
{pulsare humum, Hör. carm. 1 37, 2. 
III 18, 16), meist xar' i^oxriv der 



266 



Ovidi fastoTum 



330 et viridem celeri ter pede pulsat humum. 
Yesta iacet placidamque capit secura quietem^ 

sicut erat; positum caespite fulta caput. 
At ruber hortorum custos nymphasque deasque 

captat et errantes fertqwe refertque pedes. 
335 aspicit et Yestam; dubium, nymphamne putarit^ 

an scierit Yestam ^ scisse sed ipse negat. 
spem capit obscenam furtimque accedere temptat 

et fert suspensos corde micante gradus. 
forte senex, quo vectus erat, Silenus asellum 
340 liquerat ad ripas lene sonantis aquae. 
ibat, ut inciperet, longi deus Hellesponti, 

intempestivo cum rudit ille sono. 
territa voce gravi surgit dea, convolat omnis 

turba: per infestas efiFugit ille manus. 
345 Lampsacos hoc animal solita est mactare Priapo^ 

apta asini flammis indicis exta damus. 
quem tu, diva, memor de pane monilibus omas: 

cessat opus, vacuae conticuere molae. — 
Nomine quam pretio celebratior arce Tonantis, 
350 dicam, Pistoris quid velit ara lovis. 

Cincta premebantur trucibus Capitolia Gallis, 

fecerat obsidio iam diuturna famem: 
luppiter ad solium superis regale vocatis 

^Incipe!' ait Marti, protinus ille refert: 
355 ^Scilicet ignotum est, quae sit fortuna meorum, 

et dolor hie animi voce querentis eget. 
si tarnen, ut referam breviter mala iuncta pudori, 

exigis: Alpino Roma sub hoste iacet. 
Haec est, cui fuerat promissa potentia rerum, 



Tanz der salischen Priester und 
wilder Krieger, wird auch bei Ca- 
tull 63, 26 von den Anhängern der 
Cybele getanzt; vgl. auch Hör. carm. 
IV 1, 27. 

333. 8. I 391 u. 416. — 338. corde 
micante nach TibuU I 10, 12; s. I 
426 u. Anm. — 339. s. I 433 f. I 399 
u. z. I 396. — 340. lene z. II 704. 

341. Über deus Hellesponti und 
Lampsacos v. 346 s. I 440 u. Anm. 
— 346. 8. I 391. apta sc. Priapo. — 
exta: z. I 61. — 347. de pane mon,: 
z. I 111. — 348. cessat opus bei der 
Mühle. 

349 — 394. Veranlassung zur Er- 
richtung eines Altars zu Ehren des 
Juppiter Pißtor auf dem Kapitol. 



349. arce Tonantis (lovis) = in 
Capitolio, s. z. II 70. — 361. Der 
erzählte. Hergang ^Ilt in das J. 390 
V. Chr., als die von den Alpen her- 
gekommenen Gallier nach dem Sieg 
an der Allia Rom verbrannt hatten 
und nun die auf dem Eapitol ein- 
geschlossenen Römer belagerten; 
vgl. Liv. VI 28 , 6 : spedes — truces 
Gallorum. 

366. Scilicet: Mars wird in seinem 
Unwillen, dafs noch keiner der 
Götter aus eigenem Antriebe seinen 
Römern geholfen, und dafs er erst 
eine Versammlung derselben des- 
halb habe veranlassen müssen, 
ironisch. — 357. mala i, pud., 'das 
zugleich schmachvolle Unglück', s. 
371 ff. — 369. s. I 617. 



VI 330-375. 



267 



360 luppiter? hanc terris impositurus eras? 

iamque suburbanos Etruscaque contudit arma, 
spes erat in cursu: nunc lare pulsa suo est. 
Yidimus ornatos aerata per atria picta 
veste triumphales occubuisse senes. 
365 vidimus Iliacae transferri pignora Vestae 
sede: putant aliquos scilicet esse deos. 
at si respicerent; qua vos habitatis in arce^ 

totque domos vestras obsidione premi, 
nil opis in cura scirent superesse deorum, 
370 et data soUicita tura perire manu. 

Atque utinam pugnae pateat locus! arma capessant 

et; si non poterunt exsuperare, cadant. 
nunc inopes victus ignavaque fata timentes 
monte suo clausos barbara turba premit/ 
375 Tunc Venus et lituo pulcher trabeaque Quirinus 



361. 8uburhano8: z, 68. — Etrusca 
cont. a., besonders durch die Er- 
oberung Vejis. — 362. spes erat in 
cursu: 8. V 246. met. XIII 507: in 
cursuque mens dolor est, — lare: z. 
I 478. Subjekt ist Borna, — 363. 
Eine Anzahl römischer Greise, 
welche ihre Vaterstadt nicht ver- 
lassen wollten, war in dem Atrium 
ihrer Häuser, angethan mit dem 
höchsten Schmuck, die, welche 
triumphiert hatten, mit ihrem 
Prachtgewand — einer mit Gold 
auf Purpur gestickten (picta) Toga 

— zurückgeblieben und von den ein- 
dringenden Galliern hingeschlachtet 
worden. Liv. V 41. — aerata 'mit 
Erz ausgeschlagen', wie dies auch 
die homerischen Gemächer waren. 

— 366. Beim Herannahen der Gal- 
lier wurden die Heiligtümer der 
Yesta teils vergraben teils nach 
Gäre geschafft; über diese sacra 
Vestae als pignora imperii vgl. 
Liv. V 62, 7 : quid de aeternis Vestae 
ignibus signoque, quod imperii pi- 
gnus custodia eius templi tenetur, 
loquar? XXVI 27, 14: conditum in 
penetrali fatale pignus imperii Mo- 
mani. Cicer. pro Scauro 11, 48: 
X. Metelli, qui — eripuit flamma Pal- 
ladium illud, quod quasi pignus no- 
strae salutis atque imperii custodiis 
Vestae continetwr; oben z. fast. III 
346. — Iliacae Vestae: z. I 628. 
m 423. 



366. putant etc., wieder ironisch ; 
Mars sagt: 'Jene sind vor allem 
auf die Rettung der Heiligtümer 
bedacht, denn sie glauben ja noch 
an die Existenz von Göttern'. — 
367. qua in arce: arcem, in qua, 
nämlich das Eapitol, auf welchem 
sehr viele Götter ihre Tempel, 
gleichsam ihre Wohnhäuser hatten; 
vgl. die Worte des Manlius b. Li- 
vius VI 16, 2: luppiter optime 
ma>xime lunoque regina ac Minerva 
ceterique dii deaeqite, qui Capito- 
lium arcemque incolitis, sidne ve- 
strum militem ac praesidem sinitis 
vexari ab inimids? — 369. cura 
deorum 'Götterdienst'. — S70,perire, 
weil die Götter den bedrängten 
Menschen nicht helfen; z. sollidta 
manu s. Anm. z. III 688. 

373. victus Genet. — ignava fata, 
d. i. den Hungertod, vgl. met. VIII 
618, wo der hinscheidende Meleager 
klagt: quod ignavo cadat et sine 
sanguine leto, u. VII 544: leto mo- 
riiwrus inerti, — 375. lituus, der 
Krummstab, ist das stehende Attri- 
but der Augurn, die damit bei der 
Vogelschau die Himmelsgegenden 
bezeichneten, dann auch des Ko- 
mulus von seiner Anwendung bei 
der Gründung der Stadt; vgl. Cicer. 
de divin. I 17, 30: eo Qituo) Bo- 
mulus regiones direxit tum, cum 
urbem condidit. Abbild, bei Rieh 
S. 361. — trahea: z. I 37; vgl. 



268 



Ovidi fastorum 



Vestaque pro Latio multa locuta suo est. 
^Publica' respondit *cura est pro moenibus iötis', 

luppiter *et poenas Gallia victa dabit. 
tu modo quae desant fruges, superesse putentur, 
380 effice nee sedes desere, Vesta, tuas. 

quodeumque est solidae Cereris, cava machina frangat, 

moUitamque manu duret in igne focus/ 
lusserat, et fratris yirgo Saturnia iussis 

adnuit. et mediae tempora noctis erant, 
385 iam dueibus somnum dederat labor: increpat illos 

luppiter et sacro, quid velit, ore doeet: 
^Surgite et in medios de summis arcibus hostes 

mittite, quam minime tradere vultis, opem!' 
Somnus abit, quaeruntque novis ambagibus acti^ 
390 tradere quam nolint et iubeantur opem: 
esse Ceres visa est. iaeiunt Cerialia dona^ 

iaeta super galeas scutaque longa sonant. 
posse fame vinci spes excidit. Hoste repulso 

Candida Pistori ponitur ara lovi. — 
395 Porte revertebar festis Vestalibus illa, 

qua nova Romano nunc via iuncta foro est. 
huc pede matronam vidi descendere nudo: 

obstipui tacitus sustinuique gradum. 
sensit anus vicina loci iussumque sedere 
400 alloquitur quatiens voce tremente caput: 

*Hoc, ubi nunc fora sunt, udae tenuere paludes, 



Verg. Aen. VII 187: Ipse (Picus) 
^uirinali lituo parvaque sedebat 
succinctus trahea, 

377. publica i. e. omnium deorum. 

380. Eroberte Städte wurden von 
ihren Göttern verlassen. 

381. Ceres solida = grana solida, 
nondum fracta. — cava mach.: z. 
318. — 382. moUitus, ^geknetet'; 
vgl. met. VIII 198: flavam modo 
pollice ceram mollibat. — 383. virgo 
Saturnia, Vesta, s. 286 f. — 385. 
dueibus, denen auf dem Kapitel. 

389. novis ambagibus acti, ^durch 
das sonderbare Rätsel aufgeregt', 
8. z. IV 261. — 391. esse Ceres visa 
est, nämlich ops, quam tradere 
nolint et iubeantur. — 392. Vgl. 
Liv. XXX Vm 21, 4: Scuta longa, 
ceterum ad amplitudinem corporum 
parum lata, et ea ipsa plana male 
tegebant Gallos. — 393. excidit, den 
Galliern. — 394. Candida, mar- 
inorea. 



395—416. Warum die Matronen 
an den Vestalien barfufs zum Tem- 
pel der Vesta zogen. Preller II S.168. 

395. illa, nach dem Punkte. — 
396. Die nova via lief vom Velabrum 
aus (einem an das Forum boarium 
grenzenden Platz) den westlichen 
Abhang des Palatin entlang, bog 
um seine nördliche Spitze herum, 
wo sie bei dem Tempel und Hain 
der Vesta das Forum (Eomanum) 
berührte (dies war die infima nova 
via)y und zog sich dann am nörd- 
lichen Abhang des Palatins nach 
der Velia hinauf. Becker R. A. I 
S. 243 ff. — 398. sustinuiqtte: z. I 
44. — 400. quatiens caput und voce 
tremente, beides Zeichen des Alters. 
Die nämliche Erdichtung schon IV 
685 ff. 

401. fora, d. h. olitorium, boa- 
rium und Eomanum. Die Gegend 
wurde entwässert durch die von 
den Tarquiniern erbauten Kloaken. 



VI 376—417. 



269 



amne redundatis fossa madebat aquis. 
Curtius ille lacus, siccas qui sustinet aras^ 

nunc solida est tellus^ sed lacus ante fuit; 
405 qua Velabra solent in circum ducere pompas, 

nil praeter salices cassaque canna fuit. 
saepe suburbanas rediens conviva per undas 

cantat et ad nautas ebria verba iaeit. 
nondum conveniens diversis iste figuris 
410 nomen ab averso ceperat amne deus. 

hie quoque lucus erat iuncis et arundine densus 

et pede velato non adeunda palus. 
stagna recesserunt^ et aquas sua ripa coereet, 

siccaque nunc tellus, mos tamen ille manet/ 
415 Reddiderat causam. ^Valeas, anus optima!* dixi: 

*quod superest aevi, molle sit omne tui/ — 
Cetera iam pridem didici puerilibus annis, 



S. Becker R. A. I S. 283. — 402. 
amne (Tiberi) hängt ab von redwn- 
datis. — fossa, Grube (s. IV 821), 
Loch. — 403. Auf dem römischen 
Forum befand sich eine lacus Gur- 
tins genannte Stelle, welche in 
historischer Zeit einen Altar {aras 
für aram, wie oft templa für tem- 
plum) trug, deren Bezeichnung man 
aber nicht erklären konnte; die 
Sage leitete sie davon her, dafs im 
Kampfe zwischen Titus Tatius und 
Bomulus ein Sabiner Mettius Cur- 
tius in den dort in alter Zeit vor- 
handenen Sumpf gedrängt worden 
sei, oder dafs sich dort einst ein 
Schlund geöfihet und sich erst, als 
sich der tapfere M. Curtius hinein- 
gestürzt, wieder geschlossen habe. 
Wahrscheinlich war es aber ein 
von einem Curtius errichtetes puteal 
(ein locus fulguritus, wie der Platz 
schon von Varro de 1. 1. V 150 ge- 
nannt wird) oder die Stelle eines 
alten Wasserbeckens. Becker K. A. 

I S. 319 f. — 406. Die pompae ctV- 
eenses gingen vom Forum Rom. 
über das Velabrum (dessen Namen 
Varro de 1. 1. V 44 von t?eÄo ableitet, 
weil man dort früher auf dem 
Wasser fuhr) nach dem Circus 
maximus ; s. Becker I 490 f. Tibull. 

II 5, 33: At qua Veldbri regio pa- 
tet, ire solebat exiguus pulsa per 
vada Unter aqua. Propert. V (IV) 
9, 5: Qua Velabra suo stagnabant 



flumine, quaque nauta per urbanas 
velificabat aqtMS. 

408. et — iacit, ausschmückende 
Zuthat. — 410. deus, der Frucht- 
gott Vertumnus, von dem man 
glaubte, dafs er als Verleiher der 
mannigfaltigsten Gaben selbst auch, 
wie Proteus, die verschiedensten 
Gestalten annehmen könne, daher 
nomen ( Vertumnus von vertere) con- 
veniens diversis figuris. Seine Sta- 
tue stand zwischen dem Velabrum 
und dem Vicus Tuscus (Becker I 
S. 489). Der Name ist abzuleiten 
von dem annus vertens, während 0. 
in seiner Etymologie Propert. V (IV) 
2, 7 ff. folgt: Hac (an der Stelle, 
wo später die Statue stand) quon- 
dam Tiberinus iter faciebat, et aiunt 
remorum auditos per vada pulsa 
sonos: at postquam ille suis tantum 
concessit alumnis, Vertumnus verso 
dicor ab amne deus, S. Preller I 
S. 461 ff. — 414. mos, nämlich bar- 
fufs zu gehn. 

417 — 464. Über das Palladium. 
S. über dasselbe ApoUod. III 12, 3: 
^v&a noXiv utiaag IXog tavtriv [isv 
"iXiov inalscsy tco 8h Ja arjfisibv 
sv^äfisvog ccvTm %i (pavrjvai, fis^* 
Tifiigotv x6 duTCSxlg nalXddiov ago 
zrig cuTjv^g Tis^fisvov id'sccöato* ijv 
de Tc5 (isys&si XQCmjxv, roig dh 
noal ovfißsßriTiogy xal rij fisv Ss^ia 
doQv öirjQfisvov k'xov, tri 8h sti^oL 



270 



Ovidi fastorum 



non tarnen idcirco praetereunda mihi. 
Moenia Dardanides nuper nova fecerat Uns 
420 (Ilus adhuo Asiae dives habebat opes): 
creditur armiferae siguum caeleste Minervas 

urbis in Iliacae desiluisse inga. 
Cura videre fuit: vidi templumque locumque. 
hoo superest illic: Pallada Roma tenet. 
425 Consulitur Smintheus lucoque obscums opaco 
hos non mentito reddidit ore sonos: 
*Aetheriam servate deam^ servabitis urbem: 

imperium secum transferet iUa locL' 
Servat et inclusam summa tenet Uns in arce^ 
430 enraque ad heredem Laomedonta redit 

sub Priamo servata parum. sie ipsa volebat, 

ex quo iudicio forma revic^ sna est. 
seu genus Adnisti^ sen fartis aptns Ulixes, 
seu pius Aeneas — eripnisse ferunt: 
435 ftuetoor in ineerto« res est Bomana. tnetur 
Yesla^ quod assiduo lumine enncta videL 



5^5?? ll.ctt vxiÄ- TrvVdL — nupLT^ 
^^r^ klrilicCL\ — -icÄ?. Mit Jis^it 
beii?icbLttT*<i bi^r ^wi?» i3»:ÖL at«fti. XIII 

Jö^l ^cantawna. — -ti;J. <?üm -^ni 
r:?mf.»\?L vier F^iiiiSi? üif ii^r curar 






s^ I.. I 473l. — stnnsts — XfvuAüii, 
t I II. 

4Sä. imiicio: P»i&- ilx. ta^ — 

4^;^ War daii FttlTanimm Twa, Tw^ 

iri?ß.iLlica«re TradistciL, «fe ^k 
S3ca bei Tösil Aäs. II üfö i? 

Sein d«» Tj^iöi»^ ies Sek^riegs- 
scoüs de« ;&r7rTiseäfiiL£3iiig!sAsiia- 
$i(C$' Tntd Uifrffs dstösüibe aas dani 
nccrL aeüse^iaet Truja. g . *aaidii» und 
iiunis d^ Gtiäcäiiik dar Steö: be> 
^"rms hiki^sit^ jsmm. MnistmL aas 
es A^miSii tu» JL. s. s. I oST ms 
der ^rsnneixiitsiL S^K^ ^meilBk und 
n-it^i I i.iifiL ^^OEsmc — Das fti- 

uns dtinL ^it ymit^Tf drrVMMH Bt 

ax«i 1. r i'i^ Ton ülraas: jm cämf 
/IM. jeswür mermts rmm^mht d 

4J&. nic!z;r??3Jaiai«^ti.^hixfBK 

^■w*^ brennenoß *' 
-iltm* ier ~^«:i*. in^ Ines* 




VI 418—468. 



271 



Heu quantum timnere patres ^ quo tempore Vesta 

arsit et est tectis obruta paene suisl 

fiagrabant sancti sceleratis ignibus ignes, 

440 mixtaque erat flammae fiamma profana piae. 

attonitae flebant demisso crine ministrae: 

abstulerat vires corporis ipse timor. 
provolat in medium et magna ^Succurrite!' voce 

^non est auxilium flere' Metellus ait. 
445 ^pignora virgineis fatalia tollite palmis! 

non ea sunt votO; sed rapienda manu! 
me miserum! dubitatis?' ait. dubitare videbat 

et pavidas posito procubuisse genu. 
haurit aquas tollensque manus, ^Ignoscite', dixit 
450 ^ Sacra! vir intrabo non adeunda viro. 

si scelus est; in me commissi poena redundet: 

sit capitis damno Roma soluta mei/ 
Dixit et irrupit. factum dea rapta probavit 

pontificisque sui munere tuta fuit. — 
455 Nunc bene lucetis sacrae sub Gaesare flammae: 

ignis in Iliacis nunc erit estque focis, 
nuUaque dicetur vittas temerasse sacerdos 

hoc duce nee viva defodietur humo. 
sie incesta perit^ quia quam violavit^ in illam 
460 conditur, et Tellus Vestaque numen idem est. — 
Tum sibi Callaico Brutus cognomen ab hoste 

fecit et Hispanam sanguine tinxit humum. 
Scilicet interdum miscentur tristja laetis, 

nee populum toto pectore festa iuvant. 
465 Grassus ad Euphraten aquilas natumque suosque 

perdidit et leto est ultimus ipse datus. 
*Parthe, quid exultas?' dixit dea 'signa remittes, 

quique necem Grassi vindicet, ultor erit.' 



— 437. Der Brand des Vestatempels 
im J. 241 y. Chr. und die That des 
Pontifex maximus L. Oaecilius Me- 
tellus wird oft erzählt. Preller 1 
S. 299. — Vesta ist in anderem Sinne 
zu arsit als zu obruta zu nehmen. 

445. pignora fatalia: s. z. III 346 
u. VI 365. — 449. haurit aquas: 
zur SühnuDg; s. II 40. 45 f. u. z. 
V. 46. IV 314. — 450. z. III 417; 
non adeunda, advza, 

452. Metellus wurde, weil er das 
Heilige mit Augen geschaut, blind, 
vom Senat aber für seine That hoch 
geehrt. 

465—460. sub Caesare, Augusto, 



B. z. I 529 u. z. II 138. — 456. Iliacis 
f.: z. 1 528. — erit estque =» erit ut est 
(s. z. I 299), so auch oft im Griech. 
vgl. z. B. Soph. Electr. 676 : &av6vz' 
'OqiozTiv vvv Tfi %al naXai Xsya). 
— 457. vittas t: z. III 30. — 458. 
Vestalinnen, welche das Gelübde 
der Keuschheit gebrochen hatten, 
wurden lebend in tiefer Erde {viva 
humus eigentl. gewachsener Boden, 
s. z. II 315) begraben. — 460. S. 
V. 267 u. Anm. 

461 — 468. Der 9. Juni war zugleich 
der Tag eines Sieges des D. Junius 
Brutus über die Gallaeci {KaXXai- 
noC^ welche zwischen den Asturea 



1 



272 



Ovidi fastomm 



At simul auritis violae demnntur aselliS; 
470 et Cereris fruges aspera saxa terant, 

navita puppe sedens ^Delphina yidebimus\ inquit 
'umida cum pulso nox erit orta die'. 

lam, Phryx, a nnpta quereris, Tithone, relinqui, 
et vigil eois Lueifer exit aquis: 
475 ite, bonae matres (vestrum Matralia festum), 
flavaque Thebanae reddite liba deae. 
Pontibus et magno iuncta est celeberrima circo 



und dem Darius ihre Wohnsitze 
hatten) im J. 136 v. Chr. und der 
Niederlage des M. Licinius Crassns, 
s. z. V 679. 

469—472. 10. Juni. Spätauf- 
gang des Delphins. 

469. S. V. 311. — 470. S. v. 348. 

473—648. 11. Juni. 

473. z. I 461. — 474. eou8, rjmog; 
vgl. met. XV 189: cumque dlbo 
£ucifer exit clarus equo, trist. III 
5, 66: admisso Litcifer albus equo. 

476—662. Matralia, Fest der 
Mütter zu Ehren der Mater Matuta. 
Diese (der Name ist abzuleiten von 
mane, vgl. matutinus) war eine 
alt-italische, an vielen Orten Ita- 
liens verehrte Göttin der Frühe und 
Morgenröte und wurde, wie sie 
aus der Finsternis den Tag her- 
aufführte, so von den Frauen als 
segensreiche Göttin der Geburt ver- 
ehrt. Femer galt sie als See- und 
Hafengöttin und verschmolz mit 
der ihr in vielen Punkten ähnlichen 
griechischen Göttin Leukothea. Da 
aber in der Geschichte der letz- 
teren ihr Sohn Palaemon oder 
Melikertes eine grofse Rolle spielte, 
so mufste man auch der Mater 
Matuta einen Sohn geben und m achte 
dazu, freilich wenig glücklich, 
den italischen Hafengott Portunus 
oder Portumnus. Preller I S. 322 ff. 
Die von den drei grofsen griechi- 
schen Tragikern behandelte Ge- 
schichte der Ino-Leukothea giebt 
0. ausführlicher met. IV 416—661, 
hier nur skizzenhaft: Ino, die Toch- 
ter des thebanischen Königs Kad- 
mos, hatte den Sohn ihrer Schwe- 
ster Semele und des Zeus, den 



jungen Bacchus, aufgezogen und 
dadurch den Zorn der Juno aaf 
sich geladen; daher macht diese 
erst ihren Gemahl Athamas, den 
König in dem miny sehen Orcho- 
menos, rasend, der die Ino und ihre 
beiden Kinder für Löwen hält 
{agitur imagine falsa, 489) und 
den einen Sohn Learchos tötet, 
dann auch die Ino selbst, die sich 
im Wahnsinn mit dem anderen 
Sohne Melikertes von dem Fels 
Moluris ins Meer stürzt; nach der 
griechischen Sage (der sich 0. in 
den Metam. a. a. 0. anschlielst) 
werden dann beide von Neptun zu 
Meergottheiten erhoben, die Mutter 
unter dem Namen Leukothea, der 
Sohn als Palaemon, während sie 
nach der hier von 0. befolgten 
römischen Sage von den Nereiden 
bei dem Sturz aufgefangen und an 
die Mündung des Tiber getragen 
werden. Wer so die griechische 
Sage zuerst auf italischen Boden 
verpflanzt und dort weiter hat 
spielen lassen, ist unbekannt. •— 
Der Tempel der Mater Matuta stand 
am Forum boarium und war vom 
König Servius Tullius errichtet wor- 
den. Becker B. A. I S. 483 f. 

476. liba: s. 631 u. Anm. — 477. 
Das Forum boarium (der Markt 
für den Bindviehhandel) erstreckte 
sich vom Circus maximus bis zum 
Tiber, über den dort der pons 
Aemilius und der p. sublicius föhr- 
ten; es war dies seit alten Zeiten 
der Ochsenmarkt und daher ein 
bronzener aus Aegina weggeführter 
Stier dort aufgestellt, von welchem 
0. die Benennung des Marktes ab- 
leitet. 



VI 469-603. 



273 



area, quae posito de bove nomen habet, 
hac ibi luce ferunt Matutae sacra parenti 
480 sceptriferas Servi templa dedisse manus. 
Quae dea sit^ quare famulas a limine templi 

arceat (arcet enim) libaqne tosta petat, 
Bacche, racemiferos hedera redimite capillos, 

si domus illa tua est^ dinge vatis opus. 
485 Arserat obsequio Semele lovis. accipit Ino 

te, puer, et summa sedula nutrit ope. 
intumuit luno, raptum quod paelice natum 

educet. at sanguis ille sororis erat. 
Hinc agitur furiis Athamas et imagine falsa, 
490 tuque cadis patria, parve Learche, manu, 
maesta Leareheas mater tumulaverat umbras 

et dederat miseris omnia iusta rogis: 
haec quoque, funestos ut erat laniata capillos, 

prosilit et cunis te, Melicerta, rapit. 
495 est spatio contracta brevi, freta bina repellit 

unaque pulsatur terra duabus aquis: 
huc venit insanis natum complexa lacertis 

et secum e celso mittit in alta iugo. 
Excipit illaesos Panope centumque sorores 
500 et placido lapsu per sua regna ferunt. 

Nondum Leucothea, nondum puer ille Palaemon 

verticibus densi Th^^bridis ora tenent. 
lucus erat, dubium Semelae Stimulaene vocetur; 



481. gwac — petat: die Frage 
hängt ab von dem in dirige vatis 
opus liegenden 'lafs auseinander- 
setzen', qucire famulas etc. : s. 651 ff. 

— 483. Bacchus wird angerufen, 
weil er zu demselben Geschlechte 
(ßomus) ^ie Mater Matuta gehörte. 

— 485. arserat obs. Sem, lov,: z. 
III 503; vgl. met. III292: perüura- 
que amantis obsequio Semele, 

487. raptum nat. *den schnell 
an sich genommenen Sohn'. — 488. 
at — erat: dieser Umstand hätte 
eigentlich den Zorn der Juno von 
Ino fernhalten sollen. — Die letzte 
Silbe Ton sanguis ist ursprünglich 
lang und wird so auch von Virgil 
u. Tibull vor der Gäsur gemessen; 
über die Bedeutung von sanguis s. 
z. I 471. -— 489. Hinc: infolge des 
Zorns der Juno. 

492. ded. iusta: z. III 560. — 
493. funestos cap,: sie hatte sich 

Oyids Falten. 



bei dem Leichenbegängnis die Haare 
zerrauft; vgl. met. Iv 520: passis- 
que fugit male sana cctpiiis, — 
495. 0. meint> den korinthischen 
Isthmos, der auf einer Seite von 
dem saronischen, auf der andern 
von dem korinthischen Meerbusen 
bespült wird; s. met. IV 525 und 
535 (u. Haupt z. d. St.). Propert. IV 
21, 22: Isthmos qua terris arcet 
utrumque mare. — 499. Panope, eine 
von den Nereiden, deren Zahl hier 
(ebenso Plat. Grit. p. 116 E) auf 
100, sonst meist auf 50 angegeben 
wird. 

501. nondum eng mit Leucothea 
{AevKod'säf s. z. IV 177) und Pa- 
laemon zu verbinden: 'Sie noch nicht 
Leuc. (benannt) und jener Enabe 
noch nicht Pal.' — 502. vert, densus, 
'strudelreich*. — 503. Der Hain 
lag in der Nähe des Aventin (v. 518) 
an dem Tiber und war der Schau- 



274 



Ovidi fastomm 



maenadas Ausonias incoluisse ferunt. 
505 quaerit ab his InO; quae gens foret. Arcadas esse 

andit; et Euandrum sceptra tenere loci, 
dissimulata deam Latias Saturnia Bacchas 

instimulat fictis insidiosa sonis: 
*0 nimium facileS; o toto pectore captae! 
510 non yenit haec nostris hospes amica choris. 
fraude petit sacrique parat cognoscere ritum. 

quo possit poenas pendere, pignus habet'. 
Yix bene desierat: complent ululatibus auras 

Thyiades, eflfusis per sua colla comis; 
515 iniciuntque manus puerumque revellere pugnant. 

quos ignorat adhuC; inyoeat illa deos: 
*Dique virique loci, miserae succurrite matrü' 

clamor Aventini saxa propinqua ferit. 
Appulerat ripae vaccas Oetaeus Hiberas: 
520 audit et ad vocem concitus urget iter. 

Herculis adventu, quae vim modo ferre parabant, 

turpia femineae terga dedere fugae. 
^Quid petis hinc' (cognorat enim), ^matertera Baccbi? 

an numen quod me, te quoque vexat?' ait. 
525 lUa docet partim, partim praesentia nati 

continet, et furiis in scelus isse pudet. 
Rumor, ut est velox, agitatis pervolat alis, 

estque frequens, Ino, nomen^in ore tuum. 



platz der wilden Bacchanalien, die 
im J. 186 V. Chr. vom Senat unter- 
drückt wurden. Preller 11 S. 368 ff. 
Den Namen Stimula leitet Varro 
(bei August, de civ. d. IV 11) ab 
^de stimülis, quihus ad nimium 
actum hom>o impeUittir\- diese itali- 
sche Gottheit wurde dann später 
mit der ihr dem Namen und dem 
Wesen nach ähnlichen griechischen 
Semele identificiert. — 604. maena- 
des Äusoniae := Latiae Bacchae 
V. 607, s. z. IV 468 u. I 56. — 605. 
Ärcades — Euander: s. I 469 ff. 

507. Saturnia, Juno; dissimulata 
deam, * verheimlicht in Bezug auf 
die Göttin, die Göttin verbergend'; 
vgl. V. 90. a. a. I 690: Achilles 
veste virum dissimulatus erat — 
509. facüis, will^hrig und infolge 
davon leichtgläubig, s. II 5. — 
pectore captae, wie v. 204 lumine 
captus, 

611. sacri — ritum gehört so- 
wohl zu cognoscere als zu petit ('sie 



hat es abgesehen'). — Vor v. 512 
ergänze ein 'aber'. — poenas, firau- 
dis. — pignus, den Melikertes. — 
613. vix bene desierat, (cum) com- 
plent: z. V 278. — 614. Thyiades, 
QvidSsg (von d"vsiv, dahinstürmen], 
die Bacchantinnen, s. IV 468. — 

516. pugnant: z. II 648. 

• 

616. Gemeint sind die Götter des 
eben betretenen Landes ; vgl. I 509. 
— 519. Den Aufenthalt des aus 
Spanien mit den Bindern des Ge- 
ryon zurückkehrenden Herkules am 
Tiber hat 0. oben I 543 ff. erzählt 
OetaeUfS wird Herk. genannt, weil 
er sich nachher auf dem Berge 
Oeta verbrannte (met. IX 229 ff.); 
ebenso Propert. IV (III) 1, 32 : Troia 
bis Oetaei numine capta dei, — 
625. partim =» partem (des Ge- 
schehenen). 

626. continet ^hält zurück', weil 
sie sich des in der Baserei Be- 
gangenen schämt. — 627. Vgl. Verg. 



VI 504-661. 



275 



hospita Garmentis fidos intrasse penates 
530 diceris et longam deposuisse famem. 
liba sua properata manu Tegeaea sacerdos 

traditur in subito cocta dedisse foco. 
Nunc quoque liba iuvant festis Matralibus iUam: 
rustica sedulitas gratior arte fuit. 
535 ^Nunc', ait *o vates', venientia fata resigna, 
qua licet, höspitiis hoc, precor, adde meis'. 
Parva mora est: caelum yates ac numina sumit 

fitque sui toto pectore plena dei. 
yix illam subito posses cognoscere: tanto 
540 sanctior et tanto, quam modo, maior erat. 
^Laeta canam. gaude, defuncta laboribus Ino', 
dixit ^et huic populo prospera semper ades! 
numen eris pelagi, natum quoque pontus habebit. 
in yestris aliud sumite nomen aquis. 
545 Leucothea Grais, Matuta vocabere nostris; 
in portus nato ius erit omne tuo, 
quem nos Portunum, sua lingua Palaemona dicet. 

ite, precor, nostris aequus uterque locis!' 
Adnuerat, promissa fides. posuere labores, 
550 nomina mutarunt. hie deus, illa dea est. — 
Cur vetet ancillas accedere, quaeritis? Odit, 

principiumque odii, si sinat illa, canam. 
Una ministrarum solita est, Cadmei, tuarum 
saepe sub amplexus coniugis ire tui. 
555 improbus hanc Äthamas furtim dilexit, ab illa 
comperit agricolis semina tosta dari. 
(ipsa quidem fecisse negat, sed fama recepit.) 

hoc est, cur odio sit tibi serva manus. 
Non tamen hanc pro stirpe sua pia mater adoret: 
560 ipsa parum felix yisa fuisse parens. 
alterius prolem melius mandabitis illi: 



Aen. IV 173. — 629. Über die weis- 
sagende Mutter des Eoander, Car- 
mentis oder Carmenta s. I 461 ff. 
u. Anm. — penates: z. I 478. 

631. Vgl. Varro d. 1. 1. V 106: 
Libibm quod ut libaretur, priusquam 
e88etiAr,eratcoctum. te8tuattum,quod 
in testu caldo coquebatur, ut etiam 
nunc Matrdlibus id faciunt matro- 
nae, — properata * eilig bereitet'. — 
Tegeaea scic.: z. I 545. — 632. sttbi- 
fu8 focus ist ein schnell gefeuerter 
Herd; vgl. III 723. 

637. s. I 473 u. Anm. u. oben z. 
V. 6. — 538. Vgl. Schillers Kra- 



niche des Ibjkus vom gottbegei- 
sterten Dichter: ^So wandert er an 
leichtem Stabe aus Rhegium des 
Gottes voll'. — 639. posses: z. II 
391.-544. in vestris: in dem nun 
euch gehörigen. 

649. adntierat, Ino. — fides: z. I 
359. 

551 — 562. Warum Mägde das 
Heiligtum der Mater Matuta nicht 
betreten durften. 

551. accedere: ad templum Ma- 
tutae. — odit, Ino. — 666. z. III 861 . 

559. pia mater d. h. eine die stirps 
liebende Mutter. 



i 



276 



Oyidi fastorum 



utilior Baccho, quam fuit ipsa suis. — 
Hanc tibi, *Quo properas?' memorant dixisse, Rutili 

Muce mea Marso consul ab hoste cades.' 
565 exitus accessit verbis, flumenque Toleni 

purpureum mixtis sanguine fluxit aquis. 
Proximus annus erat: Pallantide caesus eadem 

Didius hostiles ingeminavit opes. — 
Lux eadem, Fortuna, tua est auctorque locusque^ 
570 sed superiniectis quis latet iste togis? 

Servius est, etenim constat; sed causa latendi 

discrepat et dubium me quoque mentis habet. 
Dum dea furtivos timide profitetur amores, 

caelestemque homini coneubuisse pudet 
575 (arsit enim magno correpta cupidine regis, 

caecaque in hoc uno non fuit illa viro), 
nocte domum parva solita est intrare fenestra, 

unde Fenestellae nomina porta tenet. 
nunc pudet, et vultus velamine celat amatos, 
580 oraque sunt multa regia tecta toga. 

An magis est verum, post TuUi funera plebem 



563—668. In dem Bundesgenossen- 
krieg (bellum sociale oder Marsi- 
cum) fiel im J. 90 v. Chr. der Kon- 
sul P. Butilius Lupus, im folgenden 
der Konsul L. Porcius Cato (Liv. 
epit. 76. Appian. b. c. I 60. Oros. 
V 18. Peter G. R. II S. 88 f. 02). 
Wenn 0. den letzteren nicht und 
dafür einen Didius nennt, so scheint 
eine Verwechslung oder wenigstens 
üngenauigkeit seinerseits vorzu- 
liegen; denn ein Didius war damals 
nicht Konsul, und von dem Tode 
des T. Didius, des Konsuls vom 
J. 98 V. Chr., der als konsularischer 
Legat sich an dem Kriege betei- 
ligte, ist sonst wenigstens nichts 
überliefert. 

663. Hanc, Matutam. — 666. Der 
Tolenus ( j. Turano), ein Nebenflufs 
des Yelinus, entspringt im Gebiet 
der Marser. — 666. purpureum, 
prädikativ. — 667. Pallantide = luce, 
z. IV 373. — 668. ingeminavit, weil 
der Tod des feindlichen Feldherm 
das Selbstvertrauen und damit auch 
die Stärke des Gegners vergröfsert. 

669 — 636. Stiftungstag des 
Tempels der Fortuna in foro 
boario, eines Werkes des Königs 
Servius TuUius. In demselben stand 



ein altes Bild yon Holz, welches mit 
zwei Togen verhüllt war und nach 
0. allgemein für das des Gründers 
des Tempels angesehen wurde, wäh- 
rend man über die Ursache der 
Verhüllung schwankte. Preller II 
S. 180 f. 

669. Bei auctor und lotnts ist idem 
zu ergänzen, s. 480 und 477 f. — 
672. dubium mentis: ebenso Virgil 
georg. III 289, und auch in Prosa 
bei Hirt, de bell. Alex. 66 und Liv. 
XXXIII 26, 6. — 673. Es folgen 
drei Ursachen der Verhüllung der 
Statue: 673—680, 681—684, 685— 
620. — 676. cupido öfters bei Dich- 
tem männlich. 

676. Sonst pflegt diese Göttin 
blind ihre Gaben zu verschenken; 
nur Servius war ihrer würdig; s. 
Pacuvius (v. 366 bei ßibbeck Trag, 
p. 124): Fortunam insanam esse ä 
caecam et hrutam perhibent philo- 
sophi, 

681 ff. Auch Livius und Dionysius 
preisen das mite et moderatum im- 
perium des Servius, und der letz- 
tere erzählt (IV 40), dafs d^o^vj^ov 
ysvofisvov noXXov %aza xiiv noXiv 
oXriv xal oifimyrjg inl xm TvWov 
^avaztp Tarquinius die Leiche heim- 



VI 562—602. 



277 



confusam placidi morte fuisse senis? 
nee modus uUus erat; crescebat imagine luctuS; 

donec eum positis oeculuere togis. 
585 Tertia causa mihi spatio maiore canenda est. 

nos tamen adductos intus agemus equos. 
Tullia coniugio, sceleris mercede, peracto 

bis solita est dictis extimulare virum: 
^Quid iuvat esse pares, te nostrae caede sororis 
590 meque tui fratris, si pia vita placet? 

vivere debuerant et vir mens et tua coniunx, 

si nuUum ausuri maius eramus opus, 
et Caput et regnum facio dotale parentis. 

si vir es, i, dictas exige dotis opes! 
595 regia res scelus est! socero cape regna necato 

et nostras patrio sanguine tinge manus!' 
Talibus instinctus solio privatus in alto 

sederat: attonitum vulgus ad arma ruit. 
binc cruor, binc caedes, infirmaque vincitur aetas, 
600 sceptra gener socero rapta Superbus babet. 
ipse sub Esquiliis, ubi erat sua regia, caesus 

concidit in dura sanguinulentus bumo. 



lieh habe begraben lassen. — 685 ff. 
Das Ende des Servius giebt O. in 
knappen Zügen nach der dramati- 
schen Erzählung des Livius 1 46 ff. 
— 585. 86. Dasselbe Bild wie II 
360 n. IV 10. Der Dichter will mit 
seinen Rossen auf der weiten Bahn 
den inneren, kleineren Ereis be- 
schreiben (vgl. Hör. sat. II 6, 25: 
bruma nivalem interiore diem gyro 
trahit\ d. h. soweit möglich, kurz sein. 
587. Servius hatte seine beiden 
Töchter mit den beiden Söhnen 
des Tarquinius Priscus vermählt 
und in der Hoffnung die wilden 
Charaktere so zu mäfsigen, die 
sanfte Tullia dem wilden Lucius 
und die wilde Tullia dem sanften 
Amns gegeben. Jedoch erreichte 
der König seinen Zweck nicht; 
Tielmehr bewegt die zweite Tullia, 
unzufrieden mit dem langen Leben 
des Vaters und der Gemütsart des 
Aruns, den Gemahl ihrer Schwester 
diese zu ermorden und vermählt 
sich mit ihm, nachdem sie Aruns 
beseitigt. Dann sinnt das ver- 
einigte Paar (jpares) auf den Tod 
des Vaters. — 589—596. Vgl. Liv. 
I 47, 1 — 5. — 590. pia gegen den 



Vater. — 594. dictas, die zugesag- 
ten; vgl. met. XI 213: Alcides pro- 
missa mimera, dictos poscit equos, 
— 595. Vgl. Senec. Thyest. 217: 
Sanctitas, pietas, fides privata bona 
sunt; qua iuvat, reges eant, 

597. Tarquinius hatte sich einen 
Anhang unter den patres minorum 
gentium gesichert, besetzt da-s Fo- 
rum und läfst, obgleich privatus, ^in 
regia sede pro curia sedens* den 
Senat ^ad regem Ta/rquinivm* rufen. 
Servius eilt herbei und macht ihm 
wegen seines Unterfangens Vor- 
würfe ; Tarquinius antwortet trotzig : 
clamor ab uiriu>sque fauioribus ort- 
tur et conctMTSus populi fiebat in 
cwriam, apparebatque regnatu/rum 
qui vicisset. tum Tarquinius — muUo 
et aetate et viribiM validior medium 
arripit Servium elatumqtte e curia 
in inferiorem partem per gradus 
deiecit, — ipse prope exsangu%s cum 
domum se reciperet (nach dem Es- 
quilin) pervenissetque ad summum 
Cyprium vicum, ab eis, qui missi ab 
Tarquinio fugientem consecuU erant, 
interficituT, Liv. I 47. 48. — 699. 
hinc cruor, hino caedes = TibuU, 
II 3, 38. ' 



278 



Ovidi fastorum 



Filia, carpento patrios initura penates, 

ibat per medias alta feroxque vias. 
605 corpus ut aspexit; lacrimis auriga profasis 

restitit. hunc tali corripit illa sono: 
*Vadis, an expectas pretium pietatis amarum? 

duCy inquam, invitas ipsa per ora rotas!' 
Certa fides facti: dictus Sceleratus ab illa 
610 vicuS; et aetema res ea pressa nota. 

Post tarnen hoc ausa est templum, monimenta parentis^ 

tangere. mira qnideni; sed tarnen acta loquar: 
Signum erat in solio residens sub imagine TuUi: 

dicitur hoc oculis opposuisse manum, 
615 et vox audita est: ^Vultus abscondite nostros, 

ne natae videant ora nefanda meae!' 
Veste data tegitur. vetat hanc Fortuna moveri 

et sie e templo est ipsa locuta suo: 
*Ore revelato qua primum luce patebit 
620 Servius, haec positi prima pudoris erit/ 
Parcite, matronae, vetitas attingere vestes 

(soUemni satis est voce movere preces), 
sitque Caput semper Romano tectus amictu, 

qui rex in nostra septimus urbe fuit. — 
625 Arserat hoc templum. signo tarnen ille pepereit 

ignis: opem nato Mulciber ipse tulit. 
Namque pater TuUi Vulcanus, Ocresia mater 

praesignis facie Corniculana fuit. 



603. Auch hier bedarf die Erzäh- 
lung O.s der Ergänzung aus Livius 
(c. 48, 5) : carpento in forum inveeta 
(Tullia) nee reverita coetum virorum 
evocavit virwn e curia regemque 
prima appellavit; a quo facessere 
iussa ex tanto twnuUu cum se do- 
mum reciperet pervenissetque ad 
summum Öyprium vicum — , flectenti 
carpentum dextra in ürbium clivum, 
tU in collem Esquiliarium evekeretur, 
restitit pavidus atque inkibuit frenos 
is qui iumenta agebat iacentemque 
dominae Servium trucidatum osten- 
dit — penates: z. I 478. — 604. 
alta, 'hoch aufgerichtet, Btolz'; 
ebenso met. YI 169. 

606. corripit: z. I 626. — 607. Va- 
die, an — ? drohend. — 609. Vgl. Liv. 
I 48, 7: monumentoque locus est: 
Sceleratum vicum vocant. So hiefs 
der höchste Teil des Vicus Cy- 
prius, einer unter den Carinen nach 



dem Colosseum sich hinziehenden 
Strafse. — 613. sub imagine T. den 
T. darstellend, vgl. met. XIV 769: 
dominae sub imagine Signum, II 
480. XIII 713. 

616. videant, Obj. vultus nostros. 
— 620. positi pudoris =» depos. 
pudicitiae Born. 0. spricht also 
hier von der pudicitia als noch in 
Rom vorhanden, während der Sit- 
tenverfall damals in Wirklichkeit 
schon erfolgt war ; s. Preller I S. 264 f. 

621. parcite: s. z. IV 102. — 622. 
mov, preces, nicht vestes, — 623. 
Bom. amictu, mit der römischen 
Toga, 8. z. 569. — 624. septimui: 
Titus Tatius, der Mitregent des Bo- 
mulns, wird von 0. in der Beihe 
der römischen Könige mitgerechnet. 

626. Mulciber: z. I 564. Nach an- 
deren war der Vater der GeniuB 
der Herdflamme, der Hauslar. — 
628. Corniculum, alte latinische 



VI 603—648. 



279 



hanc secum Tanaquil, sacris de more peractis^ 
630 iussit in ornatum fundere vina focum. 
hie inter eineres obsceni forma virilis 

aut fuit aut visa est, sed fuit illa magis. 
iussa foeo captiva sedet. eoneeptus ab illa 

Servius a eaelo semina gentis habet. 
635 signa dedit genitor, tum cum caput igne coruseo 

contigit, inque comis flammeus arsit apex. — 
Te quoque magnifica^ Goncordia; dedicat aede 

Liyia, quam caro praestitit ipsa viro. 
Disce tarnen; veniens aetas, ubi Li via nunc est 
640 porticuS; inmensae tecta fuisse domus. 

urbis opus domus una fuit spatiumque tenebat, 

quo brevius muris oppida multa tenent. 
haec aequata solo est, nuUo sub crimine regni, 

sed quia luxuria visa nocere sua. 
645 sustinuit tantas operum subvertere moles 

totque suas heres perdere Caesar opes. 
sie agitur censura et sie exempla parantur, 

cum vindex, alios quod monet, ipse facit. 



Stadt östlich von Rom, deren Lage 
nicht genau bestimmbar ist; nach 
ihrer Einnahme durch Tarquinius 
Priscus war Ocresia, die aus einem 
vornehmen Geschlecht von dort 
stammte, als Sklavin in das könig- 
liche Haus gekommen. — 680. or- 
ncetum, ^festiich zugerüstet'. — fo- 
cum: im königlichen Palast. 

631. öbscenv/m, xo alSotov, — 
633. ittösa^ nämlich von derTanaquil, 
die *penta, ut vulgo Etrusci, cae- 
lestium prodtgiorum' war, Liv. I 
34, 9; s. Dionys. IV 2: t^v ywaiHa 
TtocfiTiaafjbivTiv , otg i&og iatl xo- 
afisiad'ai tag yafiovaivae ^ xara- 
nXst^c&'rhtti (lovrjv Big xov ol%ov^ 
iv m TO tSQccg mtpQ'ri, — 635. ignis 
coru8CU8 vom elektrischen Feuer 
z.*B. auch Horat. carm. I 34, 6. — 
636. fl, apex, d. h. eine Flamme, 
welche nach Art eines Priester- 
hutes spitz nach oben zuläuft und 
als günstiges Omen galt; vgl. 
Verg. Aen. II 683. Ov. met. X 279. 
ex P. IV 9, 64. Das Prodigium soll 
sich an Servius zweimal, während 
er schlief, gezeigt haben und wird 
auch von anderen Göttersöhnen er- 
zählt. 

637 — 648. Stiftnngstag des 



Tempels der Concordia in der 
porticus Livia auf dem Esquilin (der 
wohl zu unterscheiden ist von dem 
auf dem Forum, I 637 ff.)- l^ort 
hatte Augustus das wie eine Stadt 
grofse Haus des Vedius Pollio {urbis 
opm V. 641; vgl. Sallust. Cat. 12: 
dotnos atque villas in urhium mo- 
dum exaedificatas) j welches mit 
dem verschwenderischsten Luxus 
eingerichtet war, geerbt, es aber 
zerstören lassen, um seinen Mit- 
bürgern kein Beispiel des Luxus 
zu geben, und an seiner Stelle 
eine grofse Säulenhalle errichten 
lassen, welche er nach seiner Ge- 
mahlin Livia benannte und im 
J. 7 V. Chr. dedicierte. Becker R. A. 
I S. 642 f. Preller II S. 261. 

637. Te — Concordia dedicat: s. 
I 637 ff. , besonders 641 und 649 
nebst den Anm. — 638. qimm be- 
zieht sich auf Concordia, die aber 
hier nicht mehr personificiert ge- 
dacht wird. — 643. nüllo 8, crimine 
regni: in Beziehung auf Valerius 
Poplicola, der, weil er sich in 
summa Velia ein Haus gebaut, in 
den Verdacht kam, nach der Eönigs- 
herrschaft zu streben und das Haus 
niederreifsen mufbte. — 647. Dem 



280 



O^idi fastorum 



Nulla nota est veniente die^ quam discere possis; 
650 idibus Invicto sunt data templa lovi. 

Et iam Quinquatrus iubeor narrare minores: 
nunc ades o coeptis, flava Minerva, meis. 
*Cur vagus incedit tota tibicen in urbe? 

quid sibi personae, quid stola longa volunt?* 
655 sie ego. sie posita Tritonia cuspide dixit 

(possim utinam doctae verba referre deae!) 
^Temporibus veterum tibicinis usus avorum 
magnus et in magno semper honore fuit. 
cantabat fanis, cantabat tibia ludis, 
660 cantabat maestis tibia funeribus. 

dulcis erat mercede labor. tempusque secutum, 
quod subito Graiae frangeret artis opus .... 



Augustus war im J. 19 v. Chr. 
die cura legnm et morum vom 
Senate übertragen worden; vgl. 
Plin. paneg. 45: Vita principis cen- 
sura est eaque perpetua; ad hanc 
dirigimur, ad hanc convertimur, 
nee tarn imperio nöbis opus est quam 
exemplo, 

649-710. IS.Juni. Stiftungs- 
tag eines Tempels des Jup- 
piter Invictus und Feier der 
Quinquatrus minores; s. z. HI 
809. Preller I S. 296 f. 

649. nulla nota est v. d. d. h. 
am folgenden Tage findet sich 
keine Bemerkung im Kalender und 
ist also keine Veranlassung vor- 
handen über denselben hier etwas 
zu sagen ; s. III 429. Y 727 u. Anm. 
— 651 ff. Die Quinquatrus minores 
oder minuscnlae waren eine beson- 
dere Festlichkeit des | Kollegiums 
der Tibicines und unterschieden 
sich durch diese Beschränkung von 
den Quinq. maiores vom 19. — 23. 
März (z. III 809), die von sämt- 
lichen artifices zu Ehren der Mi- 
nerva begangen wurden. Die Tibi- 
cines feierten den Tag durch mas- 
kierte Umzüge durch die Stadt, zu 
welchen sie sich am Tempel der 
Minerva, ihrer Schutzgöttin, versam- 
melten, und durch einen Festschmaus 
in aede levis in Capitolio. Ihre 
Secession (s. v. 665) verlegt Livius 
(IX 30, 5 ff.) ins Jahr 311 v. Chr. 
und stellt sie als eine Folge der 



strengen Censur des Appias Clan« 
dius dar. — 654. Die stola, ein 
langes, bis auf die Füfse reichendes 
und mit einer Schleppe versehenes 
Gewand, war das gewöhnliche Ober- 
gewand der Frauen und zugleich 
die stehende Tracht der Flöten- 
spieler im Theater. Horat. a. p. 215. 
Ov. met. XI 165 ff. S. Marquardt, 
Privataltert. U S. 178. Abbild, bei 
Baumeister, DenJcm. III S. 1841 f. 
— 655. Tritonia {TqixoyBVBia)^ altes 
Beiwort der Minerva, entlehnt 
entweder von dem Flüfschen Triton 
oder von dem tritonischen See in 
Libyen, wo sie geboren sein soll. 
Das Wort findet sich auch bei 
Virgil (Aen. II 171). — posita cu- 
spide: z. III 1 ff. 

657. Das collegium tibicinum et 
fidicinum (oder coli, symphoniaco- 
rum), qui sacris pnblicis praesto 
sunt, wie es auf einer Inschrift 
heifst, wollte schon von Numa ge- 
stiftet sein und spielte bei allen 
feierlichen Gelegenheiten im Öffent- 
lichen und im Privatleben eüie 
grofse Bolle; namentlich war die 
Anwesenheit der tibicines bei Lei- 
chenzügen, welche sie anführten 
(v.663.668),unerlärslich. Marquardt 
S. 219. Privataltert. I S. 357. 

662. Die griechische Kunst ist 
die des Flötenspiels; nach diesem 
V. ist der Hauptgrund für die Aus- 
wanderung ausgefallen, vielleicht, 
dafs ihnen die Mahlzeit in aede 
lovis entzogen wurde; wenigstens 



VI 649-684. 



281 



adde quod aedilis^ pompam qui funeris irent^ 

artifices solos iusserat esse decem. 
665 Exilio mutant urbem Tiburque recedunt. 

exilium quodam tempore Tibur erat! 
quaeritur in scaena cava tibia, quaeritur aris, 

ducit supremos naenia nuUa toros. 
Servierat quidam, quantolibet ordine dignus^ 
670 Tibure, sed longo tempore liber erat. 

rure dapes parat ille suo turbamque canoram 

conyocat: ad festas convenit illa dapes. 
nox erat; et vinis oculique animique natabant; 

cum praecomposito nuntius ore venit 
675 atque ita, "Quid cessas convivia solvere?*' dixit, 

"auctor vindictae iam venit eece tuae.*' 
nee mora, convivae valido titubantia vino 

membra movent. dubii stantque labantque pedes. 
at dominus "Discedite!** ait plaustroque morantes 
680 sustulit. in plaustro scirpea lata fuit. 

AUiciunt somnos tempus motusque merumque^ 

potaque se Tibur turba redire putat. 
iamque per Esquilias Romanam intraverat urbem ; 

et mane in medio plaustra fuere foro. 



berichtet so Livius. — 663. pompam 
ire gebildet nach Analogie von 
viam ire a. ähnl.; ygl. auch exe- 
quias ire am. II 6, 2. — Die Adilen 
hatten namentlich über die Be- 
obachtung der Aufwandgesetze zu 
wachen, und so läfst auch diese 
Bestimmung 0. durch Appius Clau- 
dius als Ädil getroflfen werden. — 
665. Das Exil war natürlich nur 
ein freiwilliges. Tibur, das heutige 
Tivoli, war berühmt durch seine 
herrliche Lage. 

666. Der Vers ist erst in Tomi 
hinzugesetzt; ygl. ex Pont. I 3, 81: 
Quid referam veteres Bomanae gen- 
t%8, apud guo8 exulihus tellus ultima 
Tibur erat? — 667. quaeritwr, re- 
quiritur, 'wird vermifst'. — 668. 
naenia, eigentlich das Loblied der 
Klageweiber auf den Gestorbenen, 
das aber seit den punischen Krie- 
gen in Wegfall kam (Marquardt 
Privatalt. I S. 358) , steht hier in 
der allgemeineren Bedeutung des 
cantus funebris. — supremos toros, 
die Bahre, auf welcher der Ver- 
storbene lag. — 669 ff. Die Erzäh- 



lung Ovids ist hier wieder sehr 
skizzenhaft. Plutarch, der ziemlich 
derselben Tradition gefolgt ist 
(quaest. Rom. 55), fügt hinzu, dafs 
der listige Freigelassene im Ein- 
verständnis mit römischen Beamten 
gehandelt hat, und giebt auch im 
weiteren manches besser motiviert. 

671. rure sug; auf seinem Land- 
gute. — 674. praecomposito ore, mit 
vorher znrecht gemachter, d. h. Be- 
stürzung heuchelnder Miene; s. z. 
V 30; vgl. Plutarch: klta i^altpvriq 
o ävd'Qmnos iiißaXmv Xoyov mq xov 
natQoavog iniovrog avx& v.al ta- 
QaTtousvog avvinsias rovg ocvXrjTag 
dvctßavcocg itp' äfid^ag öiQQsai 
kvkXco TCSQfnaXvTCTOfiivag elg xo Tl- 
ßovQi 'KOfi^iBad'ai. 

676. vindicta ist eigentlich die 
Bute, durch welche bei dem Akte 
der Freilassung der Sklave einen 
Schlag aufs Haupt erhielt, daher 
metonymisch die Befreiung. — 680. 
scirpea, ein aus Binsen geflochtener 
Wagenkorb. Abbild, b. Rieh S. 551. 

683. Die via Tiburtina lief von 
der porta Esquilina auf den esqui- 



282 



Ovidi fastornin 



685 Plautius, ut posset specie numeroque senatum 

f allere ; personis imperat ora tegi 
admiscetque alios et^ ut hunc tibicina coetum 

augeat; in longis vestibus esse iubet: 
sie reduces bene posse tegi, ne forte notentur 
690 contra coUegae iussa redisse suL 

res placuit, cultuque novo licet idibus uti 

et canere ad veteres verba iocosa modos/ — 
Haec ubi perdocuit, ^Superest mihi discere' dixi, 

^cur sit Quinquatrus illa vocata dies'. 
695 ^Martins' inquit ^agit tali mea nomine festa, 

estque sub inventis haec quoque turba meis. 
prima, terebrato per rara foramina buxo 

ut daret, effeci, tibia longa sonos. 
vox placuit: faciem liquidis referentibus undis 
700 vidi yirgineas intumuisse genas. 

*^Ars mihi non tanti est. valeas, mea tibia!" dixi. 

excipit abiectam caespite ripa suo. 
inventam Satyrus primum miratur et usum 

nescit et inflatam sensit habere sonum 



linißchen Hügel. — 685. C. Plautius, 
der milde Kollege des strengen 
Appias Claudius in der Censur des 
J. 312 V. Chr. — 687. ut — augeat 
um auch durch Flötenspielerinnen 
diese Schar (der zurückgekehrten) 
vermehren zu können, läfst er sie 
in langen, wallenden Gewändern 
auftreten. — 689. notare ist die vox 
propria yon der Büge des Censors. 
691. Nach Livius dauerten die 
Quinq. minores drei Tage: Tunc 
concursus populi f actus, inpetrato- 
que ut manerent, datum,.ut iriduum 
guotannis ornati cum cantu atque 
hac, quae rnrnc sollemnis est, Ucentia 
per urbem vagarentwr, restitutum- 
que in aede vescendi ius eis, qui 
sacris praecinerent, — 693. 0. fin- 
det den Grund für die Benennung 
dieser Quinquatrus (minores) darin, 
dafs das Hauptfest der artifices zu 
Ehren der Minerva so hiefs, und 
dafs, wie das Instrument der tibi- 
cines eine Erfindung dieser Göttin 
war, so auch das coUegium der 
tibicines unter ihrem besonderen 
Schutze stand. S. über die Ablei- 
tung von Quinquatrus z. III 809 
u. vgl. Hygin. fab. 166. — 696. Mar- 
tius, mensis; die Quinq. maiores 



wurden vom 19. — 23. März gefeiert. 

696. turba sc. tibicinum, s. v. 671. 
Als Erfinderin der Flöte (die auch 
Pindar Pyth. 12, 19, Bion 9 [8], 7 
u. a. von ihr erfunden sein lassen) 
sieht sich Minerva zugleich als Ur- 
heberin, Gründerin der Zunft der 
Flötenspieler an; vgl. Cicer. acad. 
II 42, 131: Honeste vivere — Zeno 
statuit finem esse bonorum, qui in- 
ventor et princeps Stoicorum fmt. 
— 697. Die alte Flöte (die von 
Buchsbaum zuerst in Phrygien ge- 
fertigt wurde) hatte nur wenige 
(3 — 4) Löcher; vgl. Horat. a. p. 
202: Tibia — Simplex foramine 
pauco. — 699. vox sc. tibiae. Mi- 
nerva besah sich im Wasserspiegel 
(vgl. met. IV 312). 

701. non tanti est, dafs ich durch 
sie mein jungfräuliches Gesicht 
entstellen möchte. Ygl. a. a. ni 605. 
Propert. m 30, 17. — 703. Der 
Satyr ist der phrygische Marsyas, 
dessen Wettkampf mit Apollo und 
dessen Besiegung und Bestrafung 
die Griechen oft erzählt und auf 
vielen Bildwerken dargestellt haben, 
indem sie durch diese Sage den 
Sieg der griechischen mafsvoUen 
und beruhigenden Saitenmusik über 



VI 685—725. 



283 



705 et modo dimittit digitis^ modo concipit aoras 
iamque inter nymphas arte superbus erat: 
provoeat et Phoebum. Phoebo superante pependit: 

caesa recesserunt a cute membra sua. 
Sum tarnen inventrix auctorque ego carminis huius. 
710 hoc est, cur nostros ars colat ista dies/ 

Tertia lux veniet, qua tu, Dodoni Thyone, 
stabis Agenorei fronte videnda bovis. 

Haec est illa dies, qua tu purgamina Vestae, 
Thybri, per Etruscas in mare mittis aquas. 
715 Si qua fides ventis, zephyro date carbasa, nautael 
cras veniet vestris ille secundus aquis. 

At pater Heliadum radios ubi tinxerit undis, 
et Ginget geminos Stella serena polos, 

tollet humo validos proles Hyriea lacertos. 
720 Continua Delphin nocte videndus erit. 

scilicet hie olim Volscos Aequosque fugatos 
viderat in campis, Algida terra, tuis, 

unde suburbano clarus, Tuberte, triumpho, 
vectus es in niveis. Postume, victor equis. 

725 lam sex et totidem luces de mense supersunt, 



das orientalische au&egende Flöten- 
spiel darstellen; s. met. VI 382 ff. 
ApoUod. 14,2. — 705. digitis und 
auras gehören beide sowohl zu 
dimittit als zn concipit; das letz- 
tere geschieht durch Zuhalten der 
Löcher der Flöte, das erstere durch 
das Wiederaufheben der Fiuger. 

707. pependit an einem Baume 
zum Zweck des Abziehens der Haut. 

— 709. Carmen sc. übiae, s. 659 ff. 

— 710: damit beantwortet Minerva, 
ihre Eede abschliefsend , die y. 694 
gestellte Frage. 

711—716. 15. JunL Frühauf- 
gang der Hyaden (aus deren 
Zahl hier nur eine, Thyone, für 
alle genannt wird, s. z. V 167); 
dieselben be&nden sich am Haupte 
des Stiers (V 159), der hier Age- 
noreus heilst, weil er zum Lohn 
für die Entführung der Tochter 
des Agenor, der Europa, unter die 
Sterne versetzt war (V 605 ff.). — 
713. S. Einleit. S. 30. — 714. per 
Etru8cct8 aq.: z. 1 233. 

716. Auch Clodius (b. Lyd. de 



ost. p. 134^ bemerkt zum 16. Juni: 
iitpvqog avv TCO Vota. 

717—719. 16. Juni. Spätauf- 
gang des Orion (jproles Hyriea, 
s. V 493 ff.). — 717. Die Heliades 
sind die Töchter des Sonnengottes. 

— 718. Stella, kollektiv. — 719. 
validos lacertos: z. V 537. 

720—724. 17. Juni. Spätauf- 
gang des Delphins (seine Fabel 
8. ob. II 79 ff.). Auf denselben Tag 
fiel der glänzende Sieg, den der 
Diktator A. Postumius Tubertus im 
J. 431 V. Chr. auf dem Algidus (der 
nordwestlichen Abdachung des Al- 
banergebirges), wo auch eine Stadt 
Algidum lag, über die Äquer und 
Volsker davontrug. Liv. IV 26 — 29. 

— 721. Mc, der aufgegangene Del- 
phin. — 723. suburbano tr., 'durch 
einenTriumph über Nachbar städte' . 
s. z. V. 58. — 724. Vor den Wagen 
des Triumphators wurden vier 
weifse Bosse gespannt; vgl. Tibull. 
I 7, 8 : Portahat niveis currus ebur- 
ntts equis. 



284 



Ovidi fastoraQi 



huic unum numero tu tarnen adde diem: 
sol abit a Geminis^ et Cancri signa rubescunt; 
coepit Aventina Pallas in arce coli. 

lam tua, Laomedon^ oritur nurus, ortaque noctem 
730 pellit, et e pratis uda pruina fugit: 

reddita, quisquis is est, Summano templa feruntur 

tum, cum Romanis, Pyrrhe, timendus eras. 
Hanc quoque cum patriis Galatea receperit undis, 

plenaque securae terra quietis erit, 
735 surgit humo iuvenis telis afflatus avitis 

et geminas nexo porrigit angue manus. 
Notus amor Phaedrae, nota est iniuria Thesei: 

devovit natum credulus ille suum. 
[non impune pius iuvenis Troezena petebat: 



725—728. 19. Juni (a. d. XIII 
kalend. lul.). Eintritt der Sonne 
(aus den Zwillingen) in das Zei- 
chen des Krebses. — 728. Über 
den alten Tempel der Minerva in 
Aventino s. z. III 809. 

729—762. 20. Juni. 

729 — 732. Stiftungstag des 
Tempels des Summanus am 
Circus maximus. Das Wesen dieses 
Gottes war schon den Alten dunkel 
(daher Ovids quisquis is est)] er 
wurde einerseits als Gott der 
Nacht {Summanu^ von suh — mane)^ 
andrerseits als ein Gott der (nächt- 
lichen) Blitze angesehen und viel- 
fach mit Juppiter zusammengestellt. 
Seine Verehrung in Bom ist alt und 
soll schon von Titus Tatius her- 
rühren (Varro de 1. 1. V 74). Becker 
I S. 473. Preller I S. 243 ff. 

729. Die Schwiegertochter des 
trojanischen Königs Laomedon ist 
Aurora, die Gemahlin seines Sohnes 
Tithonus, s. z. IV 31. — 731. red- 
dita, dnsSoQ'Ti. 

733—762. Spätaufgang des 
Ophiuchos und Fabel seiner 
Erhebung unter die Gestirne. 
Das Datum ist unrichtig von 0. 
angegeben. 

733. Hanc grammatisch zu be- 
ziehen auf L. nurus (v. 729) =« Äth 
rora, welcher Begriff sich jedoch 
unterdes in den Gedanken des 
Dichters in den von lux, dies er- 
weitert hat; vgl. V. 567, wo Pah 
lantis (Aurora) ohne weiteres für 



dies steht. — raXdctsicCj eine von 
den Nereiden, den Töchtern des 
Nereus und der Doris, vertritt hier 
alle ihre Schwestern, wie oben 711 
Thyone die sämtlichen Hjaden. — 
734. secura übertragen vom Men- 
schen im Zustande der auies auf 
diese selbst. — 736. Der Oqpiovxog 
(von 6q)ig und ^x^)i l^t. Serpen- 
tarius oder Anguitenens, wurde als 
ein Mann dargestellt, der mit seinen 
Händen eine Schlange hält, welche 
sich um ihn herumwickelt. In ihm 
sah man gewöhnlich den Aescula- 
pius, den Sohn des Apollo und der 
Nymphe Coronis (I 291), also einen 
Enkel Juppiters, der, weil er Tote 
auferweckte, von seinem Grofsvater 
mit dem Blitz erschlagen, dann 
aber auf Bitten seines Vaters unter 
die Sterne versetzt war. Der wieder 
zum Leben erweckte Tote wird sehr 
verschieden benannt, 0. nennt ihn 
nach Eratosthenes (s. Hygin. p. a. 
II 14) Hippolytus: über ihn und 
seine Schicksale s. z. III 265. — 
737. Thesei, durch Synizesis zwei- 
silbig. — 739. Hippolytus, von 
seinem Vater aus Athen verstofsen, 
wollte nach Trözen zu seinem 
Pflegevater Pittheus fliehen, als 
auf dem Wege, wie er die Küste 
des Meeres entlang fährt, ein Meer- 
ungeheuer in Gestalt eines Stieres, 
welches infolge der Verfluchung 
seines Vaters Poseidon herausge- 
sandt hatte, seine Pferde scheu 
macht und seinen Tod herbeiführt. 



VI 726—763. 



285 



740 dividit obstantes pectore taurus aquasj 
solliciti terrentur equi frustraqae retenti 

per scopulos dominum duraque saxa trahunt. 
exciderat curru lorisque morantibus artus 
Hippolytus lacero corpore raptus erat 
745 reddideratque animam, multum indignante Diana. 
^Nulla* Coronides ^causa doloris' ait: 
^namque pio iuveni vitam sine vulnere reddam, 

et cedent arti tristia fata meae.' 
Gramina continuo loculis depromit ebumis 
750 (profuerant Glauci manibus illa prius, 

tunc cum observatas augur descendit in herbas^ 

usus et auxilio est anguis ab angue dato), 
pectora ter tetigit, ter verba salubria dixit: 
depositum terra sustulit ille caput. 
755 Lucus eum nemorisque tui, Dictynna, recessus 
celat: Aricino Virbius ille lacu. 
at Clymenus Clothoque dolent, haec, fila reneri, 

hie, fieri regni iura minora sui. 
luppiter, exemplum veritus, direxit in ipsum 
760 fulmina, qui nimiae moverat artis opem. 
Phoebe, querebaris. deus est, placare parenti: 
propter te, fieri quod vetat, ipse facit. 

Non ego te, quam vis properabis vincere, Caesar, 



Dies erzählt 0. ausführlich met. 
XV 606 ff. — impune *ohne Gefahr'. 

743. curru — arttts = met. XV 
524. — 745. multum ind. Diana, 
welche dem Jüngling wegen seiner 
Keuschheit gewogen gewesen war. 

747. vitam sine vulnere r., d. h. 
es soll von den durch die Schleifung 
verursachten Wunden des Körpers 
nichts mehr zu sehen sein. 

751. Der Seher Polyidus war von 
Minos mit der Leiche seines Sohnes 
Glaucus in ein unterirdisches Ge- 
mach eingesperrt worden, um von 
ihm die Wiederbelebung seines 
Sohnes, die er nach einem Orakel- 
spruch von ihm erwartete, zu er- 
zwingen. Wie nun Polyidus da- 
sitzt, über die Erweckung desselben 
sinnend, sieht er eine Schlange 
herbeikommen und erschlägt sie. 
Bald aber kriecht eine zweite her- 
bei, weckt durch herbeigebrachte 
Kräuter die erste, die also usus 
est auxilio ab angue dato, und 



giebt so jenem das Mittel auch den 
Glaucus zum Leben zurückzurufen, 
indem . er (der augur Polyidus) sich 
zum Gebrauch der (von ihm in 
Bezug auf ihre Heilkraft) beobach- 
teten Kräuter entschliefst, descen- 
dere in aliquid sich zu etwas be- 
quemen, entschliefsen. — 755. Die- 
tynna, die Netzestellerin (von ^^x- 
xvov)^ Beiname der Diana, s. met. 
II 441. 

756. *Es ist jener V. am See 
von Aricia'; s. z. III 265. — 757. 
KXvii,Bvog, Beiname des Pluto, der 
die Menschen zu sich ruft, Glotho 
(von icZeo'O'fl)), eine der Parcen, 
welche den Lebensfaden spinnt. — 
760. moverat: s. I 268. IV.113. — 
762. Indem Juppiter den Äskulap 
unter die Sterne versetzt, erweckt 
er ihn wieder vom Tode, was er 
vorher am Äskulap bestraft hatte. 

768—768. 22. Juni (a. d. X kal. 
lul. V. 768), der Tag der Nieder- 
lage, welche Hannibal dem un- 



286 



Ovidi fastornm 



si Vetet auspicium, signa movere velim. 

765 sint tibi Flaminius Trasimenaque litora testeS; 

per volucres aeqaos multa monere deos. 

tempora si veteris quaeris temeraria damni; 

quintus ab extremo mense bis ille dies. 

Postera lux melior. Superat Masinissa Syphacem, 
770 et cecidit telis Hasdrubal ipse suis. 

Tempora labuntur^ tacitisque senescimus annis, 

et fugiunt freno non remorante dies: 
quam cito venerunt Fortunae Fortis honores! 

post Septem luees lunius actus erit. 
775 Ite, deam laeti Fortem celebrate, Quirites! 

in Tiberis ripa munera regis habet, 
pars pede, pars etiam celeri decurrite cumba, 

nee pudeat potos inde redire domum. 
ferte coronatae iuvenum convivia untres, 
780 multaque per medias vina bibantur aquas. 

Plebs colit haue, quia, qui posuit, de plebe fuisse 

fertur et ex humili seeptra tulisse loco. 



überlegten Koneul Flaminius im 
J. 217 am trasimenischen See 
beigebracht hat, und daher ein 
dies ater (s. darüber Einleit. S. 29); 
diese Ealendemotiz verflicht 0. mit 
der Ermahnung an Augustus {Caesar 
z. II 138), bei ungünstigen Vor- 
zeichen kein neues Unternehmen 
zu beginnen. 

764. Signa movere, zu einem 
Kriege aufbrechen. — 766. per vo- 
lucres ist wie y. 764 aMspiciwm in 
allgemeinerer Bedeutung von allen 
ominibus zu verstehen. Die Un- 
glück verheifsenden Frodigien, 
welche die für die Bömer sorgenden 
Götter (aequi di) dem Flaminius 
vor seiner Niederlage zuteil wer- 
den liefsen , die aber nicht von ihm 
beachtet wurden (daher tempora 
temeraria v. 767), berichtet Livius 
XXII 3. 

769—770. Der 23. Juni war der 
Jahrestag der Schlacht, in 
welcher im J. 203 v. Chr. Masinissa 
im Verein mit Lälius den numidi- 
sehen König Syphax bei Girta ge- 
schlagen und gefangen genommen 
hatte, und der Schlacht am 



Metaurus, in welcher vier Jahre 
vorher Hasdrubal, der Bruder des 
Hannibal, von den Bömem ge- 
schlagen einen freiwilligen Tod ge- 
sucht hatte. C. Peter G. R. I S. 418. 
407 f. 

771—784. 24. Juni. Feier des 
Stiftungstages von zweiTem- 
peln der Fors Fortuna, einer 
Göttin, welche vorzugsweise von 
dem gewöhnlichen Volke und auch 
von den Sklaven verehrt wurde. 
Sie lagen auf dem rechten Tiber- 
ufer an der via Portuensis, welche 
den Tiber entlang nach der Por- 
ticus Augusti führte, der eine am 
ersten, der andere am 6. Meilen- 
steine (daher t. propinqua v. 784), 
und waren nach 0. beide von Ser< 
vius Tullius, dem Sohne der Kriegs- 
gefangenen Ocresia (z. 628) und dem 
Liebling dieser Göttin (z. 576), ge- 
baut. Das Fest erwähnt ^s ein 
besonders fröhliches Cicero de fin. 
V 24, 70 und nennt es Tiberina 
descensio. Preller II S. 180 f. 

771. tacitis annis: vgl. tr. IV 
10, 27 (ob. S. 3). — 773. honores, 
Sacra. 



VI 764-797. 



287 



convenit et servis, serva quia TuUius ortus 
constituit dubiae templa propinqua deae. 

785 Ecce suburbana rediens male sobrius aede 
ad Stellas aliquis talia verba iacit: 
^Zona latet tua nunc et cras fortasse latebit: 

dehinc erit, Orion, aspicienda mihi/ 
at si non esset potus, dixisset eadem 
790 venturum tempus solstitiale die. 

Lucifero subeunte Lares delubra tulerunt 
hiC; ubi fit doeta multa Corona manu. 

Tempus idem Stator aedis habet, quam Bomulus olim 
ante Palatini condidit ora iugi. 

795 Tot restant de mense dies, quot nomina Parcis, 
cum data sunt trabeae templa, Quirine, tuae. 

Tempus luleis cras est natale kalendis: 



783. Servius Tullius galt für den 
Bepräsentanten des plebejischen 
Standes; vgl. Horat. sat. I 6, 9: ante 
Tulli ignohile regnum, Liv. IV 3: 
Servium TuUium, cwptiva Gornicu- 
lana natum, patre nuUo, matre 
serva, ingenio, virtute regnum te- 
nuisse. — 784. Die schwankende, 
unbeständige Göttin (dubia dea) ist 
Fortuna. 

785—790. 26. Juni. Aufgang 
des Orion (vgl. Hygin. p. a. III 33: 
Hunc {Orionem) a zona et reliquo cor- 
pore aeguinoctialis circulus dividit. 
hie habet Stellas — in zona tres) und 
Sommersonnenwende. 

786. Die subwrbana aedes ist der 
Tempel der Fors Fortuna an der 
porta Portuensis. — male sobrius: 
z. I 669. — 788. dehinc einsilbig 
(wie deinde zweisilbig). 

791—794. 27. Juni. 

791. 792. Stiftungsta^ des 
Tempels der Lares publici in 
summa sacra via (welcher von 
Augustus erneuert war, mon. Ancyr. 

IV 7 p. 78 Momms.), s. Becker R. 
A. I S. 101. Preller II S. 116 u. oben 

V 129 und Anm. — 791. Lucifero: 
z. I 46. — deltibra s. z. III 837. — 
tulertmt, haben davon getragen, er- 
halten (das Grundungsjahr ist un- 
bekannt). — 792. docta, ^geschickt'. 



Auch der Blumen- und Obstmarkt 
war in summa sacra via. Becker I 
S. 226. 

793. 794. Auf dasselbe Datum fiel 
der Stiftungstag des Tempels 
des luppiter Stator, den Bo- 
mulus m der Schlacht mit den 
Sabinem auf dem römischen Forum 
gelobt hatte (Liv. I 12, 6); er stand 
auf der Stelle, wo der Gott der 
schimpflichen Flucht der Homer 
Einhalt gethan hatte {^fugam foe- 
dam siste^), und zwar nahe der 
summa sacra via, wo der Weg durch 
die porta Mugionis zum Palatin 
hinaufführte. Flut. Cio. 16: iÖqv- 
fiivov iv UQX^ trjs tsQccg odov nQog 
to naXäriov dviovroav, Becker I 
S. 112 f. Preller I S. 198. — aedis 
hängt von tempus ab. 

796-796. 29. Juni, a. d. EI 
kalend. lun. Stiftungstag des 
Tempels des Quirinus auf dem 
Quirinal; s. z. II 611 und II 499 £f.; 
das an diesem Tage gefeierte Fest 
bezieht sich wahrscheinlich auf eine 
der zwei mit ihm vorgenommenen 
Bestaurationen. S. über Quirinus z. 
II 476. — 796. trabeae, Quir., tuae 
für tibi, Q., trabeato; z. I 37. 

797—812. 30. Juni. Stiftungs- 
tag desTemplumHerculis(et) 
Musarum (vgl. populus Bomanus 



288 



Ovidi faetorum VI 798—812. 



PierideS; coeptis addite summa meis. 
dicite, Pierides, quis vos adiunxerit isti, 
800 cui dedit invitas victa noverca manus? 
sie ego. sie Clio: *Clari monimenta Philippi 

aspieisy unde trahit Mareia easta genus, 
Mareia, saerifieo deduetum nomeu ab AneO; 

iu qua par faeies nobilitate sua. 
805 [par animo quoque forma suo respondet. iu illa 

et genus et faeies ingeniumque simul.] 
nee quod laudamus formam, tu turpe putaris: 

laudamus magnas hae quoque parte deas. 
nupta fuit quondam matertera Caesaris illi. 
810 o deeuS; o saera femina digna domo!' 
Sie eeeinit Clio. doetae assensere sorores: 

adnuit Aleides increpuitque lyram. 



[et] Quirites, socü [et] nomen La- 
tinum) ^ errichtet in der Nähe des 
Gircus Flaminius von M. Fulvius 
Nobilior, dem Besieger der Atelier 
(im J. 189 V. Chr.), und wiederher- 
gestellt von einem Marcins Philip- 
pas, dem Gemahl einer Tante des 
Aagustus. S. Becker R. A. I S. 612. 
Die Verbindung des Herkules mit 
den Musen stammt aus den grie- 
chischen Falästren, in denen Gym- 
nastik und Musik zusammen als 
die Hauptmittel der Erziehung und 
Bildung getrieben wurden; Herk. 
heifst daher auch bei den Griechen 
^HgaTiXrjg iiovaayitrjg und erscheint 
auf Bildwerken häufig die Leier 
spielend; s. v. 812. Preller II S. 298 f. 
797. Prosaisch ausgedrückt: cras 
ertmt (oder orientw) hol, luliae. — 
798. Pierides: z. II 269. — coeptis 
add. summa: 'bringt zum Schlufs 
mein Beginnen'; vgl. summa dies 
'der letzte Tag' III 849. IV 387. 466. 
— 800. Juno hatte nur unwillig 
nachgegeben (über inv. manus dare 
z. in 688), dafs der von ihr ge- 
halste Stiefsohn Herkules nach all 



seinen Mühen in den Himmel er- 
hoben wurde; s. met. IX 254 ff. 

801. Geschichtliche Nachrichten 
läfst sich 0. passend durch Clio, 
die Muse der Geschichte, geben. — 
802. Mareia: damit meint 0. offen- 
bar die Gemahlin seines Gönners 
Paulus Fabius Maximus (Cons. im 
J. 11 V. Chr.), eines Vertrauten des 
Augustus; sie war eine Tochter des 
Gründers jenes Tempels und einer 
Atia, einer Tante des Kaisers {Cae- 
saris V. 809 = Augusti , s. z. II 138). 
— 803. Das Geschlecht der Marcii 
leitete sich von dem König Ancus 
Marcius ab, der die kriegerische 
Tüchtigkeit des Romulus mit der 
Frömmigkeit des Numa zu ver- 
einigen bestrebt war, daher sacri- 
ficus genannt wird; vgl. Liv. 1 32, 2: 
hnge antiquissimum rattis saxira 
publica, ut ah Numa instituta erant, 
facere, — 804. par (sc. Anco) nobi- 
litate: s. II 758 u. z. IV 306. 

812. Älcides: z. I 543. — incre- 
pare lyram, die Leier ertönen lassen, 
ebenso her. 3, 118. am. II 11, 32. 



P. ÖVIDI NASONIS 



FASTORUM LIBRI SEX. 



FÜR DIE SCHULE ERKLÄRT 



VON 



HERMANN PETER. 



ZWEITE ABTEILUNG. 

KRITISCHE UND EXEGETISCHE AUSFÜHRUNGEN UND ZUSÄTZE 

ZUM KOMMENTAR ENTHALTEND. 



DRITTE VERBESSERTE AUFLAGE. 




LEIPZIG, 

DRUCK UND VERLAG VON B. 6. TEÜBNER. 

1889. 



Vorbemerkung 
über die handschriftliche Überlieferung der Fasten. 



Die in der Vorrede zur ersten Auflage der ersten Abtei- 
lung S. VII f. kurz dargelegte Ansicht über die handschriftliche 
Überlieferung der Fasten habe ich in einer Disputatio critica 
de P. Ovidi Nasonis fastis (Progr. der Meissener Fürstenschule 
1877) seitdem weiter ausgeführt und durch Stellensammlungen 
genauer begründet. Während nämlich A. Riese in seiner Aus- 
gabe des Ovid (vol. III, p. VII) den codex Petavianus (jetzt 
in der Vaticana), dessen Wert schon Merkel gewürdigt hatte, 
seiner Textesgestaltung zu Grunde gelegt und erklärt hat, 
ihm folgen zu wollen, 'ubicunque et ratio et res et sermo id 
permisit,' habe ich im Gegensatz zu diesem Prinzip nach- 
gewiesen, wie zunächst die Zahl von Lesarten, welche wir 
dieser Handschrift allein verdanken, eine verschwindend kleine 
ist; und wie die Überlieferung anderer Handschriften uns 
wenigstens eben so oft richtige Lesarten erhalten hat, ohne 
dafs wir berechtigt wären, überall eigene Verbesserungen von 
Abschreibern anzunehmen. Aufser dem übrigens nur bis V 24 
reichenden cod. Petavianus (von mir im Anschlufs an Merkel 
A genannt) sind also zu berücksichtigen in erster Linie der 
codex ürsinianus (ü, auch in Rom), dem ebenfalls bereits 
Merkel (und ähnlich in der praktischen Kritik auch Riese) 
die zweite Stelle in der Reihe der Handschriften zugewiesen 
hat, und der codex Mallerstorfiensis (in München, D), von 
welchen drei Handschriften jede eine Anzahl richtiger Les- 
arten vor den beiden anderen voraus hat, aber auch nicht frei 
ist von Interpolationen und anderen ihr eigenen Korruptelen; 
dann aber auch der codex Vossianus n. 87 (B), die Kollation 
einer verlorenen Handschrift durch Vossius in einer Ausgabe 
der Fasten, die sich in der Leidener Bibliothek befindet (C), 
der, von Loers allerdings überschätzte, cod. Treverensis (T), 
ein cod. Leidensis n. 137 D (L), ein zweiter Vossianus n. 123 (V), 
die Kollation eines verlorenen cod. Hamburgensis (H), und 
endlich ein cod. Zulechemianus (Z) und ein Mazarinianus (M), 

1* 



4 Vorbemerkung über die 

welche neben vielen Interpolationen uns an einzelnen Stellen 
allein unter allen Handschriften die echte Lesart aufbewahrt 
haben. Von diesen Handschriften kennen wir nun A zuver- 
lässig aus der von Riese vollständig (^aecuratissime, omissis 
tantum orthographicis medii aevi quisquiliis' p. VIII) ver- 
öffentlichten Kollation H. Keils; aus ü hat derselbe die ihm 
wichtig erscheinenden Lesarten aus der Keilschen Kollation 
mitgeteilt; während wir andere aus dem Heinsiusschen Apparat 
entlehnen müssen; DBCLV habe ich selbst verglichen, eine 
Kollation von T hat Loers, eine von Longolius angefertigte 
des C Binsfeld drucken lassen, Z und M kennen wir leider nur 
aus dem Heinsiusschen Apparat (bei Merkel). 

Das Ergebnis meiner Untersuchung habe ich in folgenden 
Sätzen zusammengefafst (p. 27 sqq.): 

^Originem ducere videntur omnes, qui quidem nunc cogniti 
sint, libri mss. fastorum ex uno codice archetypo, quem a littera 
significabimus, quem aetate multo inferiorem quam ipsum poe- 
tam faisse ex multis mendis, quae omnium conmunia sunt, 
elucet, sed eundem saeculo decimo antiquiorem ex codicis A, 
qui eins saeculi est, corruptelis quibusdam ita conparatis, nt 
inter veram archetypi scripturam, quae in aliis libris integra 
servata est, et corruptam codicis A conplures corruptionis gradus 

statuendi sint. 

üt autem, qualis ille codex a fuisse videatur, adumbremus, 
hoc cum probabilitate quadam statuetur, priusquam exararetor, 
fastos, cum vel temporum vel eorum, qui legerent scriberentve, 
iniuria miserum in modum depravati essent, aliquot corruptelis 
sanatis, pluribus oblitteratis hominis alicuius docti cura ad 
nostram normam parum religiosa in eam formam redactos 
esse, ut conmodius legi possent, unde si quis etiam hunc 
librum saeculo quarto vel quinto vel sexto 'emendatum' esse 
coUegerit, etsi nuUa subscriptionis vestigia eam operam 
testantur, me quidem non habebit dissentientem. Tum vero codex 
a multis manibus esse tractatus videtur. qua re cum quaedam 
verba paulatim detererentur, praecipue finibus versuum, vel ex 
evanidis litterarum notis pristina scriptura eruebatur vel alia 
de coniectura addebatur. quaedam varietates etiam per lusum 
ingeni esse adspersae videntur, praeterea autem multi loci 
similes multaque glossemata vel in margine vel inter lineas, 
quem morem iam fine alterius post Chr. n. saeculi usitatum 
fuisse ex TertuUiano (adv. Valent. c. 8) scimus. Hie autem 
codex, quem similem fuisse iudico archetypo Vergiliano Ribbecki, 
saepe exscriptus est, idque haud raro ita ut non diligenter 
distingueretur, quid in contextu exstaret, quid inter lineas, sed 
ea transsumerentur, quae vel casus vel voluntas vel facilitas 
legendi offerrent. ex tali libro ex cod. a deducto, quem ß dico, 



handschriftliche Überlieferung der Fasten. 5 

qui omni genere vitiorum aucto codici a bonitate cederet, per 
alios diverses libros, qui sua quisque fata habuerunt, fluxerunt 
Codices AÜD, quorum coniunctis praesidiis codicis ß imago 
repraesentatur. 

Sed praeter hunc cod. ß etiam alius, quem y nomino, ex 
cod. a descriptus est, qui et ipse neglegentiae audaciaeque 
mala expertus est et per exemplaria multo recentiora, quam 
archetypi ß sunt, graviusque interpolata nobis innotuit, ut eins 
notitia admodum obscura et incerta sit. Ut autem etiam magis 
Status rei criticae perturbaretur, alia ex hoc librorum genere 
ad prius, alia huc illinc transferebantur, quam ob rem plerique 
libri scripturas ex utroque genere consociatas praebent neque 
de libris recentioribus diiudicare licet, ex utro genere originem 
duxerint, utrius scripturae postea inlatae. Itaque stemma de- 
pingere non ausus sum. 

Ulud etiam nunc dico speroque me persuasisse ad verba 
Ovidi fastorum recensenda non solum opus esse codicibus 
AÜD — sie enim non ultra codicem ß ascendemus — sed 
etiam aliis libris BCZMTHVL, etsi recentiores sunt, ex 
quibus codicis y effigies maximam partem restituatur. sie nobis 
continget, ut coniunctis auctoritatibus codicis j3, qui est testis 
locupletior, et codicis y ad archetypum a enitamur, quantum 
in tot tamque gravibus diflferentiis, quae inter j3 et y inter- 
cesserant, cum tertius testis non adsit, hoc fieri potest. relin- 
quuntur enim multae de cod. a dubitationes, quas discernere 
virorum doctorum iudici indolisque Ovidianae scientiae est, 
restant etiam in certa cod. a imagine multae maculae Ovidi 
ingenio aliena neglegentia, inscitia, temeritate inspersae, quas 
indagare et auferre eorundem sagacitatis et sollertiae est.'^) 

1) Nach den für 0. Eom angefertigten Kollationen hat die Hand- 
schriftenfrage nochmals ausführlich und im einzelnen scharfsinnig und 
überzeugend behandelt Fr. Krüger, De Ovidi fastis recemendis (Rostocker 
Dissertation 1887), und zwar so, daTs er mit noch gröfserem Nachdruck 
als Merkel und Biese für die Bevorzugung des Petavianus (A) eingetreten 
ist. Indes mufs auch er einerseits Interpolationen in ihm einräumen 
(p. 11 sq.), andrerseits zugeben, dafs nicht nur die am nächsten an ihn 
heranreichenden Handschriften U und D, sondern auch die stark inter- 
polierten Z und M für die praktische Kritik nicht zu entbehren sind, 
so viel er auch dem divinatorischen Talent der Abschreiber zumutet, um 
die Autorität gewisser Handschriften herunterzudrücken. Ich halte an 
den in der Disputatio criUca entwickelten Grundsätzen auch jetzt noch 
fest, obwohl ich über einzelne Stellen jetzt anders urteile, seitdem die 
Lesarten der Handschriften genauer bekannt geworden sind. In der 
Textesgestaltung selbst sind übrigens die Abweichungen meiner Ausgabe 
von denen Merkels und Rieses nicht eben zahlreich; zuweilen hat sogar 
der letztere , noch Öfter Merkel* ^' ^ die Lesart des A verschmäht, 
wo ich sie in den Text gesetzt habe. (Mit M^ ist die bei Reimer er- 
schienene Merkeische Ausgabe von 1841, mit M* die erste, mit M^ die 
zweite Teubn ersehe Recension bezeichnet.) 



Zu Ovids Fasten 



I. 

11. Der Zusätze, welche sich auf Thaten der kaiserlichen 
Familie beziehen, haben wir mehrere in den erhaltenen Kalen- 
darien, z. B. im Praenestinischen: Ti. Caesar ex Pan[nonis et 
Delmatis triumph]at;i^ (16. Jan. d. J. 12 n. Chr.), Corp. inscr. 
Lat I p. 384; im Ant.: Ti. Aug. in [IlJZynco vic. (3. Äug. 9 
n. Chr.), Corp. L L, I p. 398; August friump, (14. Aug. 29 v. 
Chr.), Corp, L L. I 399; im Amii: Fer. ex s, c., quod eo die 
imp. Caes. divi f. Augtistus apud Actium vicit se et Titio cos. 
(2. Sept.), C. L L. I p. 401. Fer. et supplicationes aput omnia 
puJ/üinaria, quod eo die Caes. divi f. vidi in Sicilia Censo- 
rin(o) et Calvis(io) cos. (3. Sept.). C. I. L. I p. 401; s. auch 
die Zusätze zum 12. Okt. C. I. L. I p. 404. — Genaueres 
über die Art der Verzierung der Bücherrollen giebt Ovid selbst 
trist. I 1, 5 — 8 an, wo er das Aufsere seiner Trauerelegien 
beschreibt: nee te purpureo velent vacdnia fuco: non est cofi- 
veniens luctibus ille color. nee titulus minio, nee cedro charta 
notetur, Candida nee nigra cornua fronte geras; vgl. auch Mar- 
tial III 2, 7 — 11: cedro nunc licet amhtäes perunctus et frontis 
gemino decens honore pictis luxurieris umbilids, et te purpura 
delicata velet et cocco rubeat superhus index. Lucian tcsqI räv 
ijtl fitad^ä (Sw. 41 xotq xaXkLötocg rovTOtg ßtßX^oig^ Sv xQ'^oi 
fisv o[ 6[ig)aXoiy TtoQtpvQa tf' ^xrod'sv r^ dt(pd'8Qa^ rä d' ivdov 
X. t. K. So erwähnt denn Martial XI 4, 5 und XII 26, 5 auch 
purpurei fasti, meint aber damit nur den Umschlag der Rollen 
(anders Friedländer II S. 169); denn erst seit dem 3. Jahrh. 
nach Chr. finden wir die Mode, dafs auch das Pergament, auf 
welches man schrieb, purpurn gefärbt wurde (Wattenbach, 
Schriftwesen^ S. 107 f., s. auch Birt, das antike JBtichwesen 
S. 64 f.). Merkel prol. ad fast. p. XXXVI bezieht pictos nur 
auf die Sitte, ausgezeichnete Tage im Kalender durch rote 
Farbe hervorzuheben; doch liegt nichts im Wege, hier an die 
doppelte Art des Schmuckes zu denken. 

23. cum se tulit Riese im Text nach den Hdschrr.; nur 
ein q^ hat das von mir aufgenommene fe, was auch Riese in 
der adnot. vermutet hat. 

26. auspicio felix nach CTHL^, auspice te f Riese nach 
B und einigen ^; aspicito et felix A; s. Disp. crit. p. 8. 

29. Auch Plutarch Num. 18 sagt, dafs unter Romulus die 
Monate dXoyoog xal atdxtGig gezählt seien. Die ratio, welche 
0. V. 31 ff. giebt, ist verkehrt; v. 35 f. vertauscht er Grund 
und Folge; denn die zehnmonatliche Witwentrauer auch in 
späterer Zeit ist eben aus dem alten zehnmonatlichen Jahr zu 
erklären, während Ov. hier und III 134 in der Bestimmung 
jener Dauer nur eine Bevorzugung der Zahl 10 sieht. Vgl. 



I 11—85. 7 

Mommsen ChronoL S. 49. Huschke d, alte Böm. Jahr S. 19 
Anm. 37. Hartmann d. röm, Kalender S. 28 f. 

49. Die Hdschrr. haben: nee toto perstare die sua iura 
putaris, was sich allenfalls so erklären liefse, dafs man zu stm 
aus die noch einmal diei ergänzt (vgl. III 137 : laurea^ flaminiims 
quas toto perstitit anno, tollitu/r)] doch gewinnt der Vers wesent- . 
lieh an Deutlichkeit durch Kreusslers nee toti perstare die 
(Observ. in Ovidi fast im Progr. des Bautzener Gymnas. 1872, 
p. 2), sodafs ich es jetzt, wie auch Riese, in den Text gesetzt 
habe. Bährens Jen, Litt, Ztg. I (1874) S. 302 vermutet nee 
totes praestare dies su>a iura putaris, Magnus Ztschr. f. Gym- 
nasialw, 1881 Jahresber. S. 351 nimmt toto die als Dativ 
unter Verweis auf Propert. IV (III) 11, 57, wo ebenfalls toto 
als Dativ steht. 

54. qui nonus semper ah orbe redit Kreussler a, a, 0. p. 3 
und nach ihm Riese; ich habe an der Lesart der Handschrr. 
qui nono semper ab orbe redit festgehalten und dieselbe nach 
Huschke a. a. 0. S. 291 A. 192 erklärt. 

71 ff. Vergl. Cic. de divin, I 45, 102: Nequ^e solum deorum 
voees PytJiagorei observitaverunt sed etiam hominum, qtme vocant 
omina, qua>e maiores nostri quia valere censebantj idcirco omnibus 
rebus agendis ^Quod bonum, faustum, felix fortunatiimque essef 
praefahantur, rebusque divinis, qua^ publice fierent, ut Yaverent 
Unguis^ imperabatur, inque feriis imperandis ut Hitibus iurgiis 
se abstinerent,^ ^ 

79 ff. Ausführlich schildert die Prozession der neuen Kon- 
suln auf das Kapitol (Tarpeias in arces) oder genauer zum 
Tempel des Kapitolinischen luppiter (Liv. XXI 63) auf dem 
Tarpejischen Felsen Ovid epist ex Pont. IV 9, 7 ff. (geschrieben 
um dieselbe Zeit, in welcher das 1. Buch der Fasten umgearbeitet 
ist, nämlich 16 n. Chr.) und IV 4 (geschr. 13 n. Chr. s. Th. Matthias 
in Fleckeisens Jahrb. 129. Bd. S. 210 f.). 

83. iuvenci ÜLTV^, securi ADHV^^, wozu Riese be- 
merkt ^an recte'? Doch ist securi sehr wohl, iuvenci kaum zu 
entbehren und jenes durch Interpolation aus der Parallelstelle 
ex Ponto IV 4, 31 zu erklären: Colla boves niveos certae pro/e- 
bere securi, quos aluit campis herba Fälisca stiis, 

84. Vgl. Arnob. II 68: In ATbano antiquitus monte 
nullos alias licebat quam nivd tau/ros immolare candoris. Die 
weifse Farbe wurde der Einwirkung des Wassers zugeschrieben: 
in Falisco onmis aqua pota Candidas boves facit, Plin. n, h. 
II 230. Dieselbe Eigenschaft hatten übrigens nach der Meinung 
der Alten noch andere Gewässer, z. B. der Clitumnus, vgl. Voss 
z. Verg. georg. 11 146 S. 329. 

85. totum cum spectat in orbem habe ich nach DT^ ge- 
schrieben, weil mir der von Riese (u. And., auch von mir in 



8 Zu Ovidfl Fasten 

der 1. Aufl.) aus ABVL aufgenommene Konjunktiv jetzt gram- 
matisch bedenklich erscheint; die Beispiele des Konj. bei Dräger 
histor. Synt II S. 545 f. sind meist anderer Art. Die Um- 
stellungen von V. 85 f. (von Riese hinter 282, von C. Schenkl 
in Güthlings Ausgabe hinter 88) werden sich wohl durch die 
in der Anm. gegebene Erklärung als unnötig erwiesen haben. 

89. Eine ganz neue Ansicht über das Wesen des Janus 
hat jetzt, wenn auch mit Reserve, W. Röscher Hermes der 
Windgott S. 119 fi. aufgestellt, indem er in ihm einen Wind- 
gott erblicken will. Nach Deecke Etrask. Forsch, II S. 124 ff. 
ist er, wie ich aus Marquardt S. 28 entnehme, der Gott des 
Himmelsgewölbes, dann des Bogens und Gewölbes überhaupt 
S. Jordan zu Preller I S. 166. 

99. Den Schlüssel trug Janus als Schliefser. Über das 
Attribut des Stabes ist man verschiedener Meinung. Preller, 
Möm.MyihölÄ^AIl, 184, will ihm einen Wanderstab sehn; die 
Tempel des Janus hätten nämlich alle an Orten, wo ein leb- 
hafter Verkehr stattfand, gestanden, und so hätten sich die 
Römer diesen Gott als einen rüstigen Wandersmann gedacht. 
Eine andere Deutung fafst das baculum als Scepter und Sym- 
bol der Herrschaft, während man aus Macrobius sat I 9, 7 
(cum clavi ac virga figuratur [lanus] quasi omnium et portarum 
custos et rector viarum) zu folgern hat, dafs die Rute zu dem 
Inventar eines Thürhüters gehörte; s. bes. Senec. dial. II 14, 
Petron. 134: impuUtque super lectum et Jiarundinem ab ostio 
rapuit iterumque nihil respondentem mulcavit 

103. 0. schliefst sich hier wahrscheinlich an Varro an. 
Merkel p. CIL Preller I S. 172. Die Meinung, dafs O. auch 
einen etymologischen Zusammenhang zwischen lanus und 
Chaos angenommen^ ist nach den vielen anderen unglaublichen 
Etymologieen, zu denen er sich verstiegen, und da auch Paulus 
p. 52 lanus von Hianus (von hiare = xaCvaiv) ableitet, nahe 
gelegt. 

110. Zu solum vgl. met. I 73: astra tenent caeleste sohm. 
Stat. Theb. I 54: maniimsqtie crtientis pulsat inane solum , also 
den leeren Raum. 

114. Die zwei Gesichter des Doppelkopfs sind in Rom 
stets einander gleich und bärtig. (Abbild, z. B. bei Baumeister 
Denkmäler I S. 712.) Die Darstellung, welche den einen Kopf 
jugendlich, den andern alt erscheinen läfst, ist nicht antik. 
Preller I S. 184. 

122. perpetuas nach AÜ^DVL, per tutas Riese mit Ü^T 
B^^, s. ab. meine disp. crit. p. 2. 

127. Ceriale (so hier und sonst, wo das Wort vorkommt) 
nach A (s. Fleckeisen 50 Artikel S. 12. Brambach lat. Orthogr, 
S. 136. 324), Cereale Riese nach ÜD^, s. die disp. er. p. 2. 



I 85—201. 9 

128. Das Rezept für liba bei Cato d, r. r. 15 sqq. S. 
Lobeck Äglaoph. p. 1079 sqq. Marquardt S. 164. 

141. vergentia ÜBC^, ^recte?' Biese. 

146. fassus erat nach ÜM^^, pacttis erat mit den meisten 
and. Handschrr. Riese; vgl. jedoch tr. 11 525 sedet vulhi fassus 
Telamonius iram. a. a. I 573 ocvlos oculis spectare fatentibus 
ignem, 

148. Für paiica vermutet Riese larga oder tarda, Ehwald 
in Bursians Jahresb. 43 S. 268 plura, Merkel^ liest pacta. 

153. amicitur frondibus (vel vestüms) arbos, Bentley (ami- 
dtur frondibm 4^ bei Heinsius — *non male' — , amicitur vitibus 

UCMO. 

159. Vgl. Verg. georg, I 43: Vere novo^ gelidus canis cum 
montibus umor liquitur et zephyro putris se glaeba resolvit, de- 
presso indpiat iam tum mihi taurus aratro ingmnere et q. s. 

163. In Wirklichkeit fiel das Wintersolstitium unter dem 
Meridian Roms im J. 46 v. Chr. auf den 23. oder 24. Dez. 
S. Ideler Chronol. II S. 123 f. Hartmann, Der röm. Kalender 
S. 94 f. Varro de l. l, VI 8: Tempus a bruma ad brumam dum 
sol redit, vocatur annus, quod ut parvi drculi anuli, sie magni 
dicebantur drdtes ani, unde annus, Censor. d, d. n. 21, 13: Äliis 
a novo solCj id est a bruma — incipere annus naturalis videtur. 
Plut. qmest Bom. 19. 

165. Post haec (Ms, Bris Meadi) scitahar, Bentley. (Post 
ea sdtabar, Heinsius.) 

171 ff. Derselbe Grund wird auch von Macrobius sat, I 
9, 9 u. Amobius III 29 angegeben. 

174. Ad qiioscumque voles, Bentley (in dem ihm vorliegen- 
den Texte stand velim). 

180. Tost 180 lacunam statuo hoc sensu: Trimo igitur 
anni quoque die — ." Riese; doch s. meine Anm. z. v. 181. 

186. condita Riese nach A, Candida habe ich aus D (mit 
dem noch andere Handschriften, z. B. TBC, übereinstimmen) 
aufgenommen, vgl. Disp, er. p. 13. 

201. Der Tempel war in der Zeit des Augustus verfallen 
und wurde von diesem auf des Atticus Erinnerung wieder her- 
gestellt. S, Monum. Ancyr. lat. 4, 5 p. 78 Momms.^ Becker 
R. Ä. I S. 402 f. Jordan Topogr. I 2 S. 47 f. Offenbar von 
demselben einfachen Götterbild spricht TibuU. I 10, 19: Tunc 
melius tenuere fidem, cum paupere cultu stabat in exigua ligneus 
aede dem. Die Beziehung auf den luppiter Feretrius hat richtig 
Burmann herausgefunden, während früher (und jetzt wieder von 
Jordan a. a. 0. I 2 S. 25) fälschlich an die alte Statue in dem 
berühmten Capitolinischen Tempel gedacht wurde. — Die Stelle 
erinnert übrigens an Propert. V (IV) 1,5 f.: Fictilibus crevere 
deis haec aurea templa, nee fuit oppröbrio facta sine arte casa. 



10 Zu Ovids Fasten 

202. Inque dei dextra, Bentley (so auch Heinsius). 

205 und 206 halte ich für eine Interpolation, s. d. Epist, 
crit p. 14 sq. W. Gilbert (Fleckeis. Jdh/rhl. 1878 S. 771) sucht 
das Distichon zu verteidigen, indem er hinter v. 204 nur ein 
Komma setzt und v. 205 f. auf den Senator bezieht; ^und er 
schämte sich hierbei nicht' u. s. w. So kommt jedoch eine 
lästige Breite in die epigrammatische Fassung dieser Stelle, 
weil es an jedem Gegensatz zu dem übertriebenen Luxus der 
späteren Zeit fehlt; denn da der Senator seine Schafe nicht 
mehr selbst weidete, so konnte er auch auf dem Felde sich 
keine Ruhe mehr gönnen, und dem gemeinen Hirten dienten 
auch später nur stipula und faenum als Unterlage. Bährens 
a, a. 0. versetzt das Distichon 205 f. (mit der La. sm) hinter 
V. 200, auch nicht überzeugend. — Die Quelle der Interpolation, 
die sich allerdings zunächst auf v. 199 f. bezog, ist III 183 — 185. 

206. et foenum capiti supposuisse suo, Bentley (= 5^ bei 
Heinsius). 

223 — 226.^) Wir kennen drei Tempel des lanus in Rom 
zu Ovids Zeit, von denen zwei dem L bifrons geweiht waren, 
einer dem I. quadrifrons. Der erste ist der von Numa dem 
I. Geminus oder Quirinus zu Ehren gegründete, der index paäs 
hellique ad infimum ArgileUcm, zwischen dem forum Bomanum 
und dem f. lulium, Becker B. A, I S. 118.^) Der zweite 
Tempel, ein Tempel des Geminus, stand iuxta theatrum MarceUi 
^apud forum olitorium* und war von C. Duilius, dem Sieger 
bei Mylä, geweiht. Die Restauration dieses Tempels begann 
Augustus, die Weihe vollzog im J. 17 n. Chr. Tiberius (Tac. 
ann. II 49). Opfer, welche ^lano ad theatrum MarcellV gebracht 
wurden, werden auch in den Fasten zum 17. August und zum 
18. Okt. erwähnt. Becker I S. 137 f. 255. 259. Der dritte 
Tempel endlich ist der (in später Restauration) noch stehende 
des lanus quadrifrons in Velabro.^) 

Über die Bilder des lanus in Rom*) giebt es folgende 

1) Über die lanustempel, die es überhaupt in Rom gegeben bat, 
bandelt ausführlich H. Jordan lanustempel u. Argiletum im Herm. lY 
229—254 und zusammenfassend Böm, Topogr. I 2 S. 345—349. 

2) Wenn Servius z. Verg. Aen. VII 607 zu* circa imum Argiletum 
noch iuxta theatrum Marcelli hinzufügt, so hat er Notizen über die 
Lage der beiden ersten Tempel zusammengeworfen, wie er überhaupt 
in diesem Stück sehr konfus ist; s. Becker a. a. 0, S. 254 ff. — Diesen 
Tempel schildert nach Münzen aus der Zeit des Nero, der ebenfalls den 
Tempel geschlossen hat (Baumeister, Denkm. 11 S. 1467), Jordan a. a. 0. 
S. 236. 

3) Der prachtvolle Tempel des lanus quadrifrons in foro transitorio 
Nervae wurde nebst dem Transitorium erst von Domitian erbaut. Becker 
I S. 254. Jordan a, a. 0. S. 240 ff. Böm. Topogr. I 2 S. 449 f. 

4) Darüber hat einiges der Scholiast. Gruq. zu Horat. sat. II 3, 18, indes 
verwechselt er die Statuen und Tempel und ist unbrauchbar. Becker S. 256. 



1 202—226. 11 

Stellen: 1. Varro d, l. l. V 165: Tertia (porta intra murum) 
est lantuilis, dicta ab lano, et ideo ibi positum lani Signum, 
et ius instituium a Pompilio, %it scribit in annalibtis Fiso, ut 
Sit aperta semper, nisi quom bell/um sit nusquam, 2. Plin. n. h. 
XXXIV 33: Fuisse autem statuariam artem familiärem Italiae 
guoqtie et vebustam indicant — praeterea lanus gemimis a 
Numa rege dicatus, qui pads bellique argumenta cölitur digitis 
ita figuratis CCCLXV dierum nota, ut^) per significationem 
anni temporis et aevi esse indicent?) 3. Plin. n. h, XXXVI 28: 
Par haesitatio (über den Künstler) est — lanus pater in suo 
templo dicatus ab Augusto ex Äegypto aävectus utrius (Scopae 
an Praxitelis) manus sit, iam quidem et auro occultatus. 4. Ma- 
crob. sat, I 9, 13: Ideo et apud nos in quattuor partes spectat 
(lanus), ut demonsirat simulacrum eius Faleriis advectum. 
5. Lyd. de mens. IV I p. 51, Bk: ^vd'Bv xal r£tQdfiOQq)Ov, djto 
rcov t£06dQ(ov TQOTtäv Tcal toioikov avxov aycckfia iv rc5 
tpOQG) tov Nagfiä btl xal vvv Xiyaxai 6b(S(o(Siibvov. In der 
ersten und zweiten Stelle iöt offenbar derselbe Tempel des 
lanus Geminus genannt, dessen Statue (nach Plinius) sehr alt 
gewesen sein mufs; daher müssen wir von ihm die in der 
dritten Stelle erwähnte Statue scheiden, welche als Werk grie- 
chischer Kunst von jüngerem Ursprung hingestellt wird. So- 
dann kann die in der vierten Stelle vorkommende Statue nicht 
mit der in der ersten und zweiten erwähnten identisch sein, 
weil sie quardifrons ist, und auch nicht mit der in der dritten 
Stelle erwähnten, weil diese aus Ägypten stammte, jene aus 
Falerii. Dafs aber in der 4. und 5. Stelle von derselben Statue 
die Rede ist, ergiebt sich aus der Überlieferung des Servius 
z. Äen, VII 607 im codex Floriacensis; in welchem auch fol- 
gender an sich unverdächtiger Satz sich findet: Postea captis 
Faleriis, civitate Tusciae, inventum est simulacrum lani cum 
frontibus quattuor (= Stelle 4). propter quod in foro transitorio 
constitutum est Uli sacrarium aliud, quod novimus hodieque 
quaUuor portas habere.^) 

Wir haben also in Ovids Zeit drei Tempel des Janus 
in Rom, zwei des I. bifrons und einen des I. quadrifrons, und 
ebenso drei Statuen, die erste im Tempel am Argiletum aus 

1) So Mommsen röw. Chron. S. 34, sonst wurde gelesen: figuratis 
ut CCCLXV dierwm nota, a/ut per significationem. 

2) Die Notiz des Frokop {de hell. Goth. I 25), dafs in dem Numa- 
nischen Janustempel eine 5 Ellen hohe Broncestatne gestanden habe, 
kommt ffir unsere Untersuchung nicht in Betracht. 

3) Im Text lesen wir bei Thilo nach den andern Handschriften an- 
statt des 2. Satzes: propter qtwd et q. s. folgenden: unde quod Numa 
instituerat, translatum est ad forum transitorium et quattuor portarum 
unum templum est institutum, der aber in dieser Form seine grofsen 
Bedenken hat. 



12 Zu Ovids Fasten 

sehr alter Zeit, die zweite, ein Werk griechischer Kunst Hn 
suo templo dicattcs ab AuguMo ex Aegypto advectus* , die höchst 
wahrscheinlich in dem von Augustus und Tiherius erneuerten 
Tempel iuxta theatrum Marcelli stand; die dritte endlich war 
eine Statue des lanus quadrifrons und aus Etrurien, vielleicht 
241 V. Chr. nach Rom gebracht; sie befand sich seit Domitian 
in dem von diesem erbauten Tempel (Jordan J?öm. Top. I 2 
S. 449 f.), wo bis dahin, ist unsicher. 

Von diesen Statuen aber kennt Ovid I 257 f. nur eine 
einzige: 

Cxim tot Sit iani, cur stas sacrai/us in uno, 
hie ubi iuneta foris templa duobus hohes? 

also in dem kleinen alten Tempel zwischen dem grofsen und 
dem julischen Forum. Zwar konnte er die dritte der oben 
aufgezählten Statuen als eine des lanus quadrifrons beiseite 
lassen, da er immer nur von dem I. bifrons spricht. Den 
prächtigen Neubau iuxta theatrum Marcelli aber erwähnt er 
selbst V. 223—226, und da schon vor seiner Einweihung durch 
Tiberius die in ihm aufgestellte Statue von Augustus aus 
Ägypten herbeigeschafft war (s. Stelle n. 3), so liegt ein offen- 
barer Widerspruch in den Worten des Dichters vor.^) Wie 
läfst sich derselbe lösen? Während in dem zweiten der hier 
in Frage kommenden Abschnitte V. 257 ff. alles in Ordnung 
ist, stellen die V. 223—226 dasjenige, was Ovid vorher über 
die Einfachheit der alten Zeit gerühmt hat, vollständig auf den 
Kopf und bilden einen höchst ungeschickten Abschlufs dieser 
Schilderung*), zudem würde sich die Frage v. 229 {in aere) auf 
das beste an aera dabant olim v. 221 anschliessen. Durch eine 
Umstellung ist hier nicht zu helfen, weil der Widerspruch mit 
V. 257 immer bleiben würde; für die Annahme einer Interpolation 
fehlt es an jedem zwingenden Grund, also ist nur die von 
Merkel p. CCLXIII aufgestellte Möglichkeit übrig, dafs Ovid 
die V. 223 — 226 auf die Kunde von der eben erfolgten oder 
für die nächstie Zeit angekündigten Einweihung des Tempels 
am Theater des Marcellus erst kurz vor seinem Tode hinzu- 
gefügt hat und durch denselben verhindert worden ist, den 
dadurch entstehenden Widerspruch mit v. 257 zu beseitigen. 
227. Die Handschrr. haben das von Riese und Merkel^ 



1) Wenn Jordan, Eöm, Top. I 2 S. 348 (s. auch Hermes S. 237) 
diesen Widerspruch nicht anerkennen will, indem er sagt, das Templum 
des Gottes am Marcellustheater sei kein ianus, sondern eine aedes ge- 
wesen, so lehrt Martial X 28, 3 ff., wo er von demselben Tempel redet 
{pervius exiguos habitabas ante penates, plurima qua medium Borna 
terebat iter), dafs er 'passierbar' war, u. Prokop a. o. a. 0., dafs er auf 
beiden Seiten Thüren hatte: war es also nicht ein ianus? 

2) Die Erklärung Knögels p. 22 f. beseitigt diese Schwierigkeit nicht. 



I 226—241. 13 

beibehaltene finierat monitus, placidis ita rursm xit ante; dafür 
hatte ich in der 1. Aufl. pavidis nach Konjektur eingesetzt 
(s. Epist. crit p. 18), in der 2. mit E. Hoffmann (Fleckeisens 
Jahrb. 1877, S. 396) aber nur die Interpunktion geändert und 
den Punkt hinter finierat gesetzt. Gegen diese Heilung der 
Stelle hat indes Nick, Philol Änz, XI S. 298 f. mit Recht auf 
met. II 103 {finierat monitus. dictis et q. s.) und auf den 
weiten Abstand zwischen verbis und monitus, welchem auch 
durch die Änderung clavigeri nicht abgeholfen werde, hin- 
gewiesen. Ich bin daher zu der La. der ersten Auflage zurück- 
gekehrt, deren pavidis mir mehr der Situation zu entsprechen 
scheint als Bährens' (a. a. 0. S. 302) properis, 

231. noscere me dwplid posses sub imagine nach Madvig, 
Advers. crit. II p. 105; posses ut imagine Merkel u. Biese nach 
der Mehrzahl der Handschrr. (A V^), posses ii imagine DL, posses 
in imagine BC^. 

232. si vetm ipsa dies extenuasset opits *zu dem Zwecke 
trägt das as das doppelte Emblem, damit, wenn das Gepräge 
auf der einen Seite verwischt wäre, das Gepräge auf der 
andern noch den Gott kennbar mache.' E. Hoffmann a. a. 0. 

233. Vgl. Macrob. sat I 7, 22: Cum primus (lanus) aera 
signarety servavit et in hoc Satumi reverentiam, ut, quoniam 
nie navi fuerat advectus, ex una quidem parte sui capitis effigies, 
ex altera vero navis exprimeretur , quo Satumi memoriam in 
posteros propaga/ret. Dasselbe bei Plut. q. R. 41. 0. scheint 
sich auch hier Varro angeschlossen zu haben. Preller {Rom. 
Myth. I S. 177 f.) bringt das Schiff mit der Eigenschaft des 
Janus als Gott der Häfen (Portunus) und des Geschäftsverkehrs 
zu Wasser und zu Land in Zusammenhang, während Mommsen 
{Rom. Mümwesen S. 184) diese Erklärung verwirft, weil sich 
ja das Schiff als Revers auch auf dem Semis, welcher einen 
Juppiter, dem Triens, welcher eine Minerva u. s. w. zum Avers 
hätten, finde, *abgesehn davon, dafs hier Janus als Portunus 
schlechterdings unbezeugt und wenig wahrscheinlich ist.' Nach 
ihm ist die Galeere Wahrscheinlich das althergebrachte aus der 
seemächtigen, etwa um die Zeit des Decemvirats sich neu be- 
festigenden Stellung Roms hervorgegangene Stadtwappen', 
welcher Erklärung ich freilich auch nicht beitreten kann. — 
Über die Sage von der Ankunft des Saturnus in Italien 
s. Schwegler, Rom. Gesch. I S. 212 ff. Abbildungen des Gottes 
mit der Sichel s. in Müllers Denkm. II Taf. LXII n. 800. 801. 

237. Andere Ableitungen des W. Latium finden sich sich 
bei Schwegler R. G. I S. 197 A. 7 aufgezählt; s. auch Preller 
R. M. II S. 15 u. Ennius bei Lactantius inst. I 14 p. 171 Vahl. 

239. sacravit in aere, Bentley. 

241 ff. S. Epist crit. p. 17 sq., wo ich vorgeschlagen 



14 Zu Oyids Fasten 

habe, v. 245 f. u. v. 243 f. die Plätze tauschen zu lassen. So 
schliefst sich v. 245 besser an 242 an, wie auch v. 247 an 244. 
C. Schenkl will 241 hinter v. 244 setzen. 

245. a/ra mea est colli, quem volgus nomine nostro AT^, 
arx mea collis erat, quem tmlgtis nomine nostro ÜDL^ u. Biese; 
in der 2. Teubn ersehen Ausgabe liest Merkel nach eigner Kon- 
jektur Ärx mea collis erat vohuSy quem; quem m vtilgus yer- 
mutet J. Rappold, Zdtschr. f. österr. Gymn, XXXII S. 808; 
ich habe mit Merkel^ cultrix für vulgtis aufgenommen (s. Disp. 
crit. p. 19), allerdings nur um die Stelle lesbar zu machen; 
denn es ist nur durch wenige c, bezeugt, leider: die Ableitung 
des laniculum von lanus und coJere wäre ganz varronisch- 
ovidisch. 

248. mixta focis Merkel^, der bei der Begründung seiner 
Konjektur praef. p. XXXIV an Arat. 102 flF. erinnert, wo es 
von der Göttin z/6ci^ heifst: ovdi tcot uvSq&v ov8i noz 
aQ%ui(ov rjvT^varo g)vXa yvvatxäv all' avaiill^ SKä^r^TO xal 
dbavdrri nag iovöa. Dadurch gewinnt die Konstruktion an 
Wahrscheinlichkeit; als notwendig aber wird seine — an sich 
feine — Vermutung ebensowenig durch diese Stelle wie durch 
die noch citierte Fast VI 301 flF. erwiesen. 

261. Als custos erscheint Tarpeja nur hier, ein Zug der 
alten Sage, da Tarpeja ursprünglich die Schutzgottheit des Tar- 
pejischen Felsens war. S. Schwegler I S. 485 ff. — Dafs Janu8 
die rettende Quelle am Fufse des Kapitols, wo dann der Tempel 
des lanus Geminus stand, emporsprudeln läfst, beweist die Be- 
nennung eines Platzes Lautolae *ad lanum Quirinum' (Varro 
de 1. 1. V 156: Lautolae a lavando, quod ibi ad lanum Gemi- 
num aquae ccUdae fuerunt, vgl. auch Serv. ad Aen. VIII 361, 
Becker i?. A, I S. 349 ff.). Während ich aber in der ersten Auf- 
lage annahm, dafs Janus an jenem Thor die Sabiner vom Ka- 
pitol fernhielt, hat mich jetzt eine auf Gilberts Widerspruch 
hin (a. a, 0, S. 771 ff.) angestellte neue Erwägung zu der An- 
sicht Merkels (proleg, p. CXVIII sq.) zurückgeführt. Es 
überliefert nämlich Augustin (de cimt dei III 13) ausdrücklich, 
dafs die bekannte Schlacht auf dem römischen Forum, welcher 
durch die Dazwischenkunft der Frauen ein Ende gemacht 
wurde, nach der Einnahme des Kapitols durch die Sabiner, 
und zwar innerhalb der Mauern Roms nach der durch List 
bewirkten Öffnung der Stadtthore ausgefochten sei: neque enim 
et apud Romanos parva fuerunt illa discrimina, si quidem 
ad ohsidionem quoque perventum est civitatis clausisque portis 
se tuebantur; quibus dolo apertis admissisque hostUnis intra 
moenia in ipso foro scelerata et nimis atrox inter generös 
socerosque pugna commissa est (bis Romulus dem luppiter Stator 
einen Tempel gelobte und die Frauen sich zwischen die Streitenden 



I 241—279. 15 

warfen). Da nun vorher 0. den Verrat der Tarpeja und die 
Besitzergreifung des Kapitols durch die Sahiner bereits er- 
wähnt hat (v. 261 f.), so handelt es sich jetzt für Janus darum, 
die Sabiner zurückzuweisen, als sie vom Kapitol aus (mde v.263) 
mit Hilfe der Juno auch die palatinische Stadt und die zu ihr 
führende porta lanualis (Varro de L l, V 165) einnehmen 
wollen. Vgl. den ausführlichen Bericht des Macrobius 
sat 1 9, 17 u. 18 (aus Varro), mit dem 0., allerdings nicht 
in allen Einzelheiten, übereinstimmt: Cum hello Säbino, quod 
virginum raptarum gratia commissum eht, Eomani portam, quae 
sub radidbus collis Virninalis erat, quae postea ex eventu la- 
nualis vocata est, claudere festinarent, quia in ipsam Jiostes 
ruehant, postquam est clausa, mox sponte patefacta est, cumque 
iterum ac tertio idem contigisset, armati plurimi pro limine, quia 
claudere nequibant, custodes steterunt, cumque ex alia parte 
acerrimo proelio certaretur, subito fama pertulit fusos a Tatio 
nostros. quam ob causam Eomani, qui aditum tuebantur, territi 
profugerunt. cumque Sabini per portam patentem inrupturi 
essent, fertur ex aede lani per hanc portam magnam vim tor- 
rentium xmdis scatentibus erupisse multasque perduellium catervas 
aut exustas ferventi aut devoratas rapida voragine deperisse, 
ea re pladtum, ut belli tempore velut ad urbis auxilium profecto 
deo fores reserarentur, 

264. per fora ist die unzweifelhaft am besten überlieferte 
La. (von Aü ante ras. DHVL^); welche Merkel auch in der 
neuesten Ausg. beibehalten hat; (s.praef, ed. Teubn? p. XXXIV), 
doch lehren die Topographen (Becker S. 349, Jordan I 2 
S. 63 f. 120 f.), dafs der Clivus Capitolinus erst am Satumtempel 
angefangen habe. Daher mufs man sich zu einer der beiden 
andern handschriftl. La. entschliefsen : ad fora ^G et fora U 
in ras. ^; ich habe jetzt die erstere als die besser bezeugte ge- 
wählt, Riese die zweite. 

279. Diese Erklärung giebt Macrobius sat I 9, 18, welcher 
diesen Brauch mit der von 0. erzählten Geschichte in ursäch- 
lichen Zusammenhang bringt: Ea re pladtum, ut belli tempore 
velut ad urbis auxilium profecto deo fores reserarentur. Mit dem 
Kriege erscheint dieser Janus auch sonst verbunden: Quirinus 
wird von dem sabim'schen curis d. h. hasta abgeleitet (Macrob. 
I 9, 16), Lydus nennt ihn de mens. IV 1 *Iavbg KvQtvog 
wöavsl n^Qo^axog und an einer andern Stelle (IV 2) sq>oQog 
xmv inl TCoXe^ov OQ^civrcov, und in einem alten Gesetz über 
die spolia opima wird für ihn ein Opfer von einem Böcklein 
angeordnet. Schwegler I S. 483. — 0. giebt übrigens eine 
Erklärung für die Schliefsung des Tempels in Friedenszeiten, 
die mit der von der Ofiftiung im Kriege nicht stimmt; man 
würde erwarten: im Frieden schliefse ich das Thor, damit wir 



16 Zu Ovids Fasten 

vor dem Feinde sicher sind (Schwegler a. a, 0.). Den v. 281 
u. 282 liegt dieselbe Anschauung zu Grunde wie Horat. ep. 11 
1, 255: Claustraqtie custodem pacis cohibentia lanum. Anders 
L. Lange {De duello progr. Lips. 1877 p. 30 sq.): ne qua dis- 
cedere possinty um diese Stelle mit v. 121 ff. in Übereinstimmung 
zu bringen*, dort ist aber überhaupt nur von dem Schliefseramt 
des Janus die Bede und nicht an die porta belli zu denken. 

282. ntimine cl(a)mm ero, Bentley und, nach vielen Hand- 
schriften — darunter D — (u. älteren Ausgaben) Biese, nomine 
ABC^ Nie. Heinsius, Merkel. 

290. S. Becker jR. Ä. I S. 652, Mommsen C. inscr. Lot. 
p. 382, und die ausführliche Untersuchung von H. Jordan de 
Aesculapii Fauni Veiovis lovisque sacris urbanis in den Comment. 
phil. Momms. p. 356 — 369. In den Pränestinischen Fasten heifst 
es zu diesem Tage: [AescuJZopio Vediovi in insula. 

296. promissi pars sit et ipsa mei (so A und mit geringer 
Abweichung promissi pars sit et ista ÜBC); den Auf- und 
Untergang der Gestirne anzugeben, hat Ovid schon v. 2 ver- 
sprochen, also würde die Lesart promissi pars fuit ista, welche 
mehrere Handschrr., darunter DT haben, angemessener sein. 
Indes ist der Prolog, in dem wir jenes Versprechen lesen, erst 
bei der Umarbeitung hinzugekommen, und da sich leicht er- 
klären läfst, wie bei der durchgreifenden Interpolation der Fasten 
mit Bücksicht auf jene Stelle fuit in den Text kommen konnte, 
nicht aber wie sit^ so werden wir diesen Widerspruch der Flüchtig- 
keit des 0. zuzuschreiben haben, der nach Hinzufügung des 
Prologs diese Stelle zu korrigieren vergafs. S. Disp. er. p. 14. 
pars stet et ipsa Merkel^. 

297. Felices animae, Bentley (wie dies auch von den besten 
Handschrr. geboten wird u. in den Ausgaben bis auf Nie. Heinsius 
gelesen wurde, der animos dafür einsetzte). 

299. populisque locisquey Bentley. vitisqu^ locisque C. Schenkl. 

307. 0. folgt an der Stelle (wie auch amor. II 1, 13) der 
Darstellung der Odyssee, wo dieser Versuch von den beiden 
Biesen Otos und Ephialtes erzählt wird (A 313): 

OL Qa xal ad-avdroiöLV ajcsLkritriv iv 'Okvyi^^fp 
(pvkoTuda 6xri6SLV TColvdtxog n:oXs^oto. 
"066av ht Ovlv^ncD fis^aßav d'SfisVy avrccQ in "066ri 
Urikiov slvoöLfpvlXoVj iv* ovQuvog aiißatog strj. 

In den Metamorphosen (I 152) wird nach dem Vorgang 
des Virgil {georg. 1 281) auf den Ossa der Pelion, auf den 
Pelion der Olympus getürmt. S. A. Zingerle, Zur Behandlung 
des Mythos von der Bergauftürmung hei röm. Dichtem in Ztschr, 
f. d. österr. Gymn. XXIX (1878) S. 5 flF. 

308. summaque Peliaeus nach DUVL^; ipsaque PeL Riese 



I 279—323. 17 

nach Merkel^ im Text, während er in der adnot. zu summaqtte 
hinzugefügt hat ^recte?' imaqtte Fei. A. 

311. a6enY Kästner, Neuephilol Bill H (Leipzig 1777) S. 7. 

313. Mit Ovid stimmt Columella XI 2, 97 übereiü, beide 
haben wohl aus Cäsar geschöpft. An den scheinbaren Früh- 
untergang ist nicht zu denken, weil dieser auf den 29. Januar, 
und auch nicht an den Spätuntergang, was O.'s Worte sonst 
nahe legen, weil dieser auf den 9. Juni fiel. Ideler S. 155. 
Über den Namen des Sterns s. Ideler Unterstichungen über 
den Ursprung und die Bedeutung der Sternnamen (Berlin 1809) 
S. 158 ff. 

314. suhivit Riese nach D, sübibit die anderen Hdschrr., 
s. Disp. er, p. 2. 

315. Die Angabe O.'s über den Aufgang der Leier ist un- 
richtig; der Irrtum stammt aus Cäsars Kalender, da er auch 
von Plinius und Columella geteilt wird; wie sich aus Plinius 
ergiebt, war der Frühaufgang gemeint: der scheinbare erfolgte 
aber schon am 5. [6.] November, der wahre noch früher. Ideler 
S. 144 ff. 

323 f. Der Gegensatz quia non veniant peciides sed agantur 
ist dem thatsächlichen Verhältnis nicht entsprechend; denn 
es war gerade notwendig, dafs das Tier gleichsam freiwillig 
zum Opfer kam; ein sich sträubendes wurde als ungeeignet 
verworfen. Macrob. sat III 5, 8. Serv. z. Äen, IX 624. Daher 
wurden die Opfertiere sogar an einem langen Seile geführt: 
sed procul eoctensum petulans quatit hostia funem. luven. XII 5. 
Wie soll demnach hier passen: *Weil sie nicht kommen, son- 
dern getrieben werden.' Ein Fehler liegt also wohl jedenfalls 
vor, doch kaum auf selten der Abschreiber; vielmehr schiebe 
ich ihn auf ein Mifsverständnis O.s selbst, der seine Quelle, 
in welcher etwa stand hostiae agebantur, non trahebantur, 
flüchtig gelesen. — Die Reihe von Erklärungsversuchen der 
Agonalia hat schon in A eine Umstellung erfahren, da hier 
die Verse so aufeinander folgen: 323. 326. 325. 324, offenbar 
nur ein Versehen des Abschreibers; aber auch mit Bieses Ver- 
mutung, der die Distichen v. 327 f. u. 329 f. ihre Plätze hat 
tauschen lassen, wird wenig geholfen. Mehr Beachtung ver- 
dienen Schrader (bei Merkel proll. p. CLXIV), der v. 325 f., 
u. Kreussler (p. 4 sq.), der an diesen sich anschliefsend v. 323 
—326 hinter v. 330 gesetzt hat, sodafs v. 325. 326 u. 331 
Pars putat hoe festum priscis Ägnalia dictum etc. und nam 
(so mufs man nämlich- dann jedenfalls mit Kreussler für das 
überlieferte et schreiben) pecus antiquus dicebat ^agonid* sermo 
eine Erklärung bilden. Eine Umstellung, verbunden mit einer 
Änderung, hat indes immer ihre Bedenken; auch sind damit 
noch keineswegs alle Schwierigkeiten aus dem Wege ^erSw^s^^ 

Ovids Fasten. Anh. ^ 



18 Zu Ovids Fasten 

wie kürzlich W. Gilbert (a. a. 0. S. 773 f.) dargelegt hat; be- 
sonders stört die Annahme einer Reihenfolge der Benennung des 
Festes: Agonalia, Agnalia, Agonalia v. 325 f. Während ich 
daher in der ersten Auflage die Verse mit Schrader umgestellt 
und et in nam verändert hatte, bin ich jetzt wieder zu der 
Lesart der Hdschrr. zurückgekehrt, wenngleich der Ausdruck 
in V. 326: *sodafs ein Buchstab der jetzigen Form in dem 
alten Worte weggenommen wäre' (so Gilbert) sein Auffallendes 
hat. Merkel* schliefst v. 323 — 326 in Klammem. 

329. fds etiam die meisten Hdschrr., pars eHam Biese nach q; 
s. ab. meine Anm. z. d. St. 

335. deocira cecidit mit Merkel^ nach ADL, ceddit dextra 
Riese mit U u. den meisten anderen Hdschrr. 

342. Aus der La. von A nibiri will Krüger p. 21 Oilids 
als ovidisch herstellen; ruhri haben alle anderen Hdschrr. 

351. suhis nach ADV^, suds ÜBL^ Riese; s. Krüger 
p. 12 f., der für die Verbindung teneri sulci anführt in tenero 
solo am. II 16, 6, teneram humum am. HI 5, 16. 

357. S. Lübbert quaestt, pontif, p. 120 f. Der Gedanke O.'s 
ist eine Nachahmung des Distichons des Euenos (Anthoh Paht 
IX 75. tom. II p. 15 Dübn.): 

K7]v ft£ €pccyys inl ^i^cLVj oftcog m xaQnoq>OQri6c3 ^ 
"O660V iTtiöTtsiötti 6ol XQays d'voiiivo). 

Dasselbe war fast geflügelt geworden (vgl. Sueton. Domit. 14) 
und stand auch unter einem unlängst in Pompeji ausgegrabenen 
Gemälde, welches das Vergehen und die Strafe des Bocks dar- 
stellte (s. Dilthey Zürcher üniversitätsschr. v. 1876: Epigram- 
matum graec, Pompeis repertorum trias p. 13 — 16). Übrigens 
ist es nur die Kürzung eines längeren Epigramms des Leonidas 
Tarentinus (Änth. Pal, IX 99). S. auch Robert Eratosth. cat. 
reliq. p. 7. 

363 flF. So wie die Erzählung bei 0. steht, ist ein Grund 
sie einzuschieben unerfindlich; er ergiebt sich erst aus der Ver- 
gleichung mit Virgil georg. IV 281—558, wo dieselbe Sage 
erzählt wird. Dort befiehlt nämlich die Mutter dem Sohne, 
um den Zorn des Orpheus zu beschwichtigen, demselben in 
einer bestimmten Weise ein Opfer von Stieren zu bringen; dies 
geschieht, und es entwickeln sich nun aus den Stieren die Bienen. 
Wir müssen also O.s Darstellung aus Virgil ergänzen; erst aus 
ihm ersehen wir, wie die Geschichte von Aristäus den Grund 
angeben soll, warum Stiere geopfert wurden. 

391—440. Nach Nick Philol. XXXI S. 435 ff. hatte an 
Stelle dieser Verse ursprünglich die Fabel von Priapus und 
Vesta (jetzt VI 319 — 346) ihren Platz; doch sei diese nach 
Vollendung des Abschnitts über die Vestalien ins 6. Buch ge- 



1 323—562. 19 

bracht und das Distichon VI v. 347 f. hinzugefügt worden, um 
einen Zusammenhang herzustellen, zur Ausfüllung der im I.Buche 
entstandenen Lücke aber diese Fabel von Priapus und Lotis nach- 
gedichtet worden. 

469 ff. S. über die Euandersage Schwegler I S. 351 ff., 
der überzeugend nachweist, dafs Euander mit dem italischen 
Gott Faunus (Fauimis) identisch und der Mythus von seiner 
arkadischen Abstammung nur aus dem Bestreben der Römer 
entsprungen sei, eigene Bräuche, an welche griechische er- 
innerten, von dort abzuleiten. 

476. multaque praeterea nach den Hdschrr., multam prae- 
terito tempore Bentley (= Heinsius) und nach ihm mit Ein- 
schiebung von est hinter multam Biese. 

497. Vodbus Euander et firmus mente parentis Krüger p 22 
nach D^ (et firma m. A) vergleichend Lachmann, Meine Sehr. 
n p. 59f. 

501. Terentum hält Jordan Topogr. d. St. Born IIS. 181 f. 
für die richtigere Form: er leitet es von terere ab, erklärt es 
aber nicht, wie Servius ad Verg. Äen. VIII 63, *quod Tiberis 
ripas terat', sondern nimmt es als (vulkanischen) Spalt, Rifs. 

524. obruit mit AD, obruet Riese mit den übr. Hdschrr.; 
s. Di^. er. p. 2. 

525 sq. *num interpolati?' Riese. 

541. neque alter mentibus Äusoniis Arcade maior erat, Mad- 
vig Advers, II p. 105 C^oc est apud animos Ausonum et eorum 
itidicio aique aestimatione'). 

543 ff'. Die ausführlichste Besprechung des Hercules-Cacus- 
Mythus jetzt von R. Peter in Roschers AusführL Lexikon I 
Sp. 2270—2288, wo gezeigt wird, dafs wir in ihm die italische 
Fassung eines uralten, indogermanischen Mythus vor uns haben, 
welcher den im Gewitter sich vollziehenden Kampf darstellte 
(Hercules = Indra, Cacus = Vitra). Über die Etymologie von 
Cacus s. Sp. 2274, drei auf den Mythus bezügliche Bildwerke. 
Sp. 2289 f. — über das Verhältnis des 0. zu Livius s. Schenkl, 
Ztsdir. f. d. osterr. Gymn. 1860 S. 401 ff. 

550. ferox Riese nach AU<;, ferus D, feros allerdings nur 
1 5, doch spricht dafür, wie Zingerle MartiaVs Ovid-Studien S. 17 
erkannt hat, Mart. V 65, 6 : iacita qui fraude solebat ducere non 
rectas Cacus in antra boves; auch billigt es jetzt Riese in Bursians 
Jahresbericht Bd. X S. 28. 

562. Victor nach ADVL, ultor Riese mit UTB^; s. Disp. 
er. p. 2. — S. Merkel prolegg. p. CC sq. Becker B. A. I S. 475 f. 
Der Tempel des Hercules Victor, von runder Gestalt, hat sich 
bis auf Sixtus IV (1471 — 84) erhalten; er stand an der Kirche 
S. Maria in Cosmedin, westlich von dem Eingang in den Circus 
max.; die Broncestatue des Gottes und viele Inschriften aus 



20 Zu Ovidfl Fasten 

demselben befinden sich im Kapitolinischen Museum. Preller 
Böm, Myfh. II S. 290. Jordan Topogr. I 2 S. 478 ff. 

579. Vgl. über dieses Stieropfer Dionys I 39. Der Ritual- 
codex verbot dem Juppiter tauri zu opfern und gestattete nur 
iuvenci: Macrob. sat III 10, 3 (aus Ateius Capito): itaque lovi 
taurOy verre, a/riete immolari non licet und 7: st quis forte tauro 
lovi feceritj piacultim dato; über den Unterschied von tauri und 
iuvenci s. Varro de r. r. II 5, 6. Indes läfst auch Virgil Äen. 
III 21 dem Juppiter einen taurus opfern, um so weniger ist dem 
Ov. eine Ungenauigkeit zu verargen. Marquardt S. 167. 

581. Auch Virgil (vielleicht auch Livius I 7, 12, s. Weissen- 
born z. d. St.) läfst den Hercules den Altar sich selbst er- 
richten (Aen. VIII 271): Hanc a/ram luco statuit, quas maxuma 
semper dicetur nöbis et erit quae maxuma semper (und ihm 
nachdichtend Properz V 9, 67), Andere den Euander^ doch 
ist dies die jüngere Form der Sage. Der römische Hercules 
ist nach der früheren Annahme eine Umdeutung des alt- 
sabinischen und latinischen Himmelsgottes Sancus in den 
griechischen Hercules, nach deren Vollziehung man diesen 
Mythus erdichtete, um zu erklären, wie dieser fremdländische 
Kultus auf römischen Boden verpflanzt wurde. S. Schwegler 
B. G. I S. 364 ff. Preller R. M. II S. 281 ff. Jetzt hat die in 
den Annalen des Instituts (39, 1867 S. 352 ff.) zum erstenmal 
vorgetragene Ansicht Reifferscheids, dafs Hercules aus einer 
Verschmelzung des griechischen Herakles mit dem altitalischen 
Genius lovis (dem Genius der Männer, dem Juno für die Frauen 
entsprochen hat) entstanden sei, R. Peter a. a, 0. Sp. 2253 ff. zu 
grofser Wahrscheinlichkeit gebracht. 

583 f. Der Grund für die Hinzufügung dieses etwas über- 
raschenden Distichons liegt in der Nachbildung des Livius I 7, 
10, welcher den Euander den Hercules mit folgenden Worten 
begrüfsen läfst: love nate, Hercules, salve, te mihi mater, veri- 
dica interpres deum, a'ucturum caeUstium numerum cednit, tibi- 
que aram hie dicatum iri, quam opulentissima olim in terris 
gens maxim^am vocet tuoque ritu colat So richtig Schenkl 
a, a. 0. S. 401. 

587. Wo das Opfer dargebracht wurde, ist nicht mit 
Sicherheit zu ermitteln, wahrscheinlich auf der Burg; Preller 
I S. 201 f. Die Opferhandlung vollzog der flamen Dialis; Merkel 
prolegg, p. CXIV. 

589. Vgl. fast. Praen. ad h. d.: Corona quer[nsi uti super 
ianuam domus imp. Caesaris] Äugusti poner[et\xr, senatus decrevit, 
quod rem publicam] p(ppulo) H{pmano) restituilil u. zum 16. Jan. 
Imp, Caesar [Augustus est a]j9peM[a]^ ipso VII et Agrip[p2L 
III COS.] Monum. Ancyr. lat. 6, 13 p. 144 Momms.: In con- 
sulatu sexto et septimo, 6[ella ubi civiljia exstinxeram, per con- 



I 662—651. 21 

sensum universorum [potitus rerum omnjium rem publicam ex 
mea potestate in senai^us populique Romani SLJrbitrium transMi, 
quo pro merito meo senabu\ß consulto Augustus appe]ZZate sum. 
(Die Ergänzungen Mommsens sind durch den griechischen Text 
gesichert.) Die Erklärung der Stelle habe ich nach 0. Peter 
Oesch, Borns III S. 17 f. gegeben. — Merkels Konjektur red- 
ditaque immtmis pop,, wird widerlegt von Hertzberg Ztschr. f. 
Alterth. 1846 S. 163, aber auch dessen Vermutung reddita quis 
oriens pqpulo provincia nostro ist nicht haltbar. Mommsens im 
Corp. I. Lat. I p. 384 geäufserte Vermutung populo res publica 
nostro ist von ihm selbst {monum. Ancyr.^ p. 99) zurück- 
gezogen. Merkel ^ liest jetzt oneris p. provincia vestrL 

605. ultra mit ÜDCBZ^Mi^, ^ipra Riese mit A^V^, 
super \i2ii der A^ — Mit diesem und dem folg. Verse hat Ovid 
noch eine besondere Artigkeit gegen P. Fabius Maximus (s. Anh. 
z. VI 802) beabsichtigt. 

615. Es ist nicht nötig mit Knogel p. 23 f. unter tanti 
cognominis heres Drusus, den Sohn des Tiberius, zu verstehn, 
auch wenn man das Distichon in der Verbannung hinzugefügt 
sein läfst. 

639. Kreussler schreibt (p. 5 sq.) mit Herübemahme des 
prospiciens aus mehreren Handschrr. (A^BC^): nunc bene pro- 
spiciens Latiam, Concordia, turham^ ut te sacratae constitu£re 
manus. — nam te vermutet Riese, qua te Schenkl. 

643. Nur hier findet sich die übrigens glaubwürdige Nach- 
richt, dafs es bei dem Kampfe um die leges Liciniae Sextiae 
wirklich zur Anwendung von Waffen gekommen sei; Livius 
sagt nur (VI 42): prope seditionem res venit. 

645. Jahr und Datum der Einweihung des Concordia- 
tempels durch Tiberius steht durch die pränestinischen Fasten 
fest (Concordiae ^w[gustae aedes dedicat]« est P. Doläbella G. 
Silano co[s.] p. 312. 384.) Diese Stelle des 0. mit dem (viel- 
behandelten) Triumph des Tib. über Pannonien und Dalmatien 
(vom 16. Jan. d. J. 12 oder 13) in Verbindung zu bringen 
(wie ich es in der 2. Aufl. gethan), erscheint mir jetzt nicht 
mehr notwendig. S. C. Schrader in Fleckeisens Jahrbb. CXXI 
(1880) S. 763 f. 

646. porrigit auspiciis nach ÜDZM^ (vgl. z. B. am. I 14, 45 
Nunc tibi captivos mittet Germania crines: tuta triumphatae 
munere gentis eris. u. s. die Anm. z. d. St. I S. 73); corrigit 
Merkel nach A und den meisten anderen Hdschr. 

649. hanc tua constitiiit genetrix habe ich aus B auf- 
genommen, liasc tua c. g. Merkel und Riese nach den anderen 
Handschrr. S. Disp. er. p. 16 sq. 

651. 0. setzt den ersten Tag des Wassermanns auf den 
17. Januar mit Plinius n. h. XVIII 235; Andere setzÄiCL 4ks^ 



22 Zu Ovids Fasten 

16. Januar an. S. Mommsen, Chronol. S. 62. Huschke, d. alt- 
römische Jahr S. 156. 

653. Obgleich 0. hier die Leier untergehen läfst, steht sie 
doch nach II 76 noch am 1. Febr. am Himmel und geht erst 
am 2. Febr. unter (II 75 f.) Der Dichter ist hier offenbar zwei 
verschiedenen Quellen gefolgt; der scheinbare Spätuntergang 
der Leier föUt nach der Rechnung auf den 28. Januar. Ideler 
S. 145. Hofmann S. 37. 

655. Es ist der wahre Frühuntergang des Löwen gemeint, 
den auch die Rechnung auf den 24. Januar setzt. Ideler S. 156. 

658. sementiva nach DZ^ (so jetzt auch Varro d. l. L VI 26), 
sementina Riese, se mentita AU^; s. Jordan z. Prellers MythoL^ 
II S. 5. Anm. 2. 

666. frigida nach ÜDZM^, frigore Riese mit ABVL^. 

688. aegra seges nach ÜDBCZM^, usta Biese nach 
wenigen ^, ulla Aq. 

700. factaque de rastri pondere cuspis erat W. GemoU 
FkcJceisens Jahrbb. CXVII (1878) S. 494. Die handschrift- 
liche Überlieferung macht aus dem raster eine cassis: auch 
wohl erklärbar, wenn man sich die (zwei und mehr) Zinken 
des Karstes so gebogen denkt, dafs sie gewissermafsen das 
Gerippe des Helmes abgeben, wie die Metallbeschläge an der 
Pickelhaube. 

705—708. Über den Dedikationstag s. Mommsen CLL 
1 p. 385, über den Tempel Jordan Böm. Topogr. I 2 S. 369—376. 

709 — 24. Der Kern dieses Abschnitts stammt aus der 
ersten Redaktion, aber erst die zweite hat ihn in die Form 
gebracht, in welcher er uns jetzt vorliegt; denn einerseits wird 
der Friede auf Rechnung des Siegers bei Actium gesetzt (v. 711), 
wie überhaupt die Verherrlichung der Weihe der ara auf 
Augustus gemünzt war, andererseits wird v. 713 das Fehlen 
von Feinden hervorgehoben, was wieder nur für das Jahr 16 
nach Chr. pafst. S. Einleit. S. 12 f. — Der Hauptfesttag eines 
Heiligtums war immer der der Dedikation^ der natalis dei, 
und das war bei der ara Pacis der 30. Januar des J. 9 vor Chr.; 
s. fast. Praen. p. 395 Momms.: Feriae ex s(enatus) con(suUo)f 
qito[d eo] die ara Pacis Atigusta[e in campo] Martio dedicata 
[e]st Drmo et Grispino c[os.] Wenn es in den fast. Amit. zum 
4. Juli heifst: Feriae ex s(€natmj c(onstdto, q(uod) e(o) d(ie) ara 
Pacis Aug{ustae) in camp(o) Mar(tio) constituta est Nerone et 
Varo cos, und in den fast. Ant. [Ara P]aeis August(ae) [c]ö«- 
stitut(a) (p. 395), so ist hier mit constituere der Beschlufs der 
Errichtung dieser ara im J. 13 vor Chr. gemeint, wie dies 
Mommsen aus dem griechischen Text des monumentum An- 
cyranum erwiesen hat (C. I. L. I p. 396). Früher bezog man 
jene Angabe der Kaiendarien auf zwei verschiedene Altäre. 



I 651—720. 23 

720. percussa nach UBCZM^; perfusa lesen Merkel und 
Riese nach AVL^; auch Zingerle {östr. Gym. W. a, a, 0. 
S. 285) verteidigt diese letztere Lesart durch Hinweis auf 
metam. VII 594 und Verg. Aen. IV 61, aber an der ersten 
Stelle ist vinum ausdrücklich zu fundit hinzugefügt und bei 
Virgil ist es mit ipsa tenens pateram verbunden; dagegen ist 
percuti vom Töten des Stiers beim Opfer sehr häufig; s. Heinsius 
j2f. d, St. und metam. XV 134. 

Zum Schlufs stelle ich unter Verweis auf die Begründung 
hier noch diejenigen Stellen übersichtlich zusammen, welche 
von der zweiten Bearbeitung herrühren: 

1 — 26 Prolog an Germanicus; Epist crit p. 10—13 und 
Anh. 0. II 3. 
63^ — 70 Preis des durch die Feldzüge des Germanicus ge- 
schenkten Friedens, also ums J. 16 nach Chr. gedichtet, 
mit einer Anrufung des Germanicus in v. 63. S. meinen 
Aufsatz in Fleckeisens Jahrbb. 1875 S.502 und Einleit. 
S. 12.1) 
223 — 226 im Todesjahr Ovids geschrieben, s. oben S. lOflF. 
283—288 ums J. 16 n. Chr. wie v. 63 ff. (vgl. bes. v. 284: 
aspexit, toto quicquid in orbe fuit: pax erat, et vestri, 
Germanice, causa triumphi, tradiderat famulas iam 
tibi Bhenus aqtias.) 
297 — 310 Preis der Astronomie, wohl auf des Germanicus astro- 
nomische Thätigkeit bezüglich, die erst im Todes- 
jahr des Augustus ihren Anfang nahm; s. bei Fleck- 
eisen S. 503 f. 
389 — 390 in der Verbannung geschrieben, s. Anm. z. d. St. 
481 — 486 wahrscheinlich mit Beziehung auf die eigene un- 
schuldige Verbannung; vgL besonders ex Pont, 1 10,42 
und Burmann 0. d. St,^) 
533—536 nach 14 nach Chr. s. b. Fleckeis. S. 503. 

540 felix^ exilium ciii locus ille fuit! also in der Verbannung. 
590 et tuus Altgusto nomine dictus avus, also Anrede an 
Germanicus.^) 

1) Th. Matthias (JP7ccÄ;eisews Jahrh, 1884 [129] S. 213) will sogar in v. 63f. 
eine Begrüfsong des zweiten Eonsnlats des Germanicus im J. 18 finden. 

2) Nicht zwingend ist die Annahme Knögels p. 15 f. v. 479—499 der 
Verbannung zuzuweisen. 

3) Ich habe Anstand genommen oben den ganzen Abschnitt 587 — 616 
der zweiten Redaktion zuzuschreiben, wie dies Winther p. 58 u. Knögel 
p. 23 f. wollen; der Kern desselben entstammt jedenfalls der ersten, da 
die Spitze auf die Verherrlichung des Augustus gerichtet ist; doch 
werden wohl auch andre Zusätze als v. 590 u. 615 f. bei der Über- 
arbeitung gemacht worden sein. Wer auch v. 599 unter dieselben 
rechnet, mufs den Konjunktiv Präs. in der Bedeutung des Konj. Plus- 
quamperf. nehmen u. aus der Lebhaftigkeit der Eede erklären. S. Merkel 
prolegg. p. CCLXIV. vgl. Krüger Lat, Gramm. S. 878 f. 



24 Zu Ovidfl Fasten 

615 f. (tanii cognominis heres omine suscipicU, quo pater, orbis 
omis)y am die Zeit des Todes des Augnstus. 
637 — 650 jedenfalls erst nach dem 16. Jan. d. J. 10 nach Chr^ 

s. Anh. S. 21 z. y. 645. 
697—704 Preis des Friedens: graHa dis domuique tuaSj ums 
J. 16 n. Chr., s. bei Pleckeis. S. 503 Anm. 3. 
713 £ ums Jahr 16 n. Chr. (dum desint hostes, desü guoque 
causa triumphi); s. ob. z. v. 709. 



IL 

1 f. Biese vermutet, dafs diese beiden Verse vielleicht dem 
Schlafs des 1. Buches angehören. 

2. hinc Biese mit Heinsius, hie fast alle Hdschrr. (A UD etc.), 
it B^ und wen. <;. 

3 — 18. S. über diesen Prolog die Epist, crit. p. 10 — 13, wo 
ich nachgewiesen habe, dafs uns in diesen Versen der Prolog 
erhalten ist, welchen Ovid bei seiner ersten Bearbeitung, die für 
Augustus bestimmt war, für das erste Buch in Born gedichtet 
hatte. Als er sich dann in Tomi an eine Bedaktion für Ger- 
manicus machte, verfafste er für diese den Prolog, welcher jetzt 
die Fasten eröffinet, ohne den ersten ganz zu beseitigen, der 
nun bei der Ordnung des Nachlasses, als Ovid über der Arbeit 
. gestorben war, an die Spitze des zweiten Buches geriet. S. auch 
meinen Aufsatz in Fleckeisens Jahrb. a. a. 0. S. 505. — 
Ein ähnlicher Fall scheint mir vorzuliegen im Lucrez, der 
sein Werk ebenso unvollendet hinterlassen mufste, wie Ovid 
die Fasten, und in der Ausfeilung auch nicht über das erste 
Buch hinausgekommen ist. Da findet sich bekanntlich das 
Prooemium des 4. Buches V. 1 — 25 mit nur sehr geringen 
Abweichungen auch im ersten wieder V. 926 — 950, eine 
kritische Schwierigkeit, für welche verschiedene Lösungen ver- 
sucht worden sind: Lachmann hat die Verse im 4. Buche ein- 
geklammert, Vahlen (Berl. Monatsber. 1877 S.481) beide Partieen 
(von 25 Versen!) auf eine Stufe mit den anderen Wieder- 
holungen von Versen und Versgruppen gestellt, denen wir bei 
Lucrez begegnen: sollte aber nicht die einfachste die sein, dafs 
Lucrez die in Bede stehenden 25 Verse ursprünglich für das 
Prooemium des 4. Buches gedichtet hat, dafs er sie dann 
aber bei der schliefslichen Bedaktion in das erste herüber- 
nahm und durch den Tod verhindert wurde sie im 4., auf das 
sich nach allgemeiner Ansicht die Schlufsredaktion nicht er- 
streckt hat, zu streichen, endlich sein Herausgeber in Folge 
einer gewissen Pietät sie auch im 4. Buch stehen liefs? Jeden- 



I 720—11 77. 25 

falls sind V. 922 bis 927 von Macrobius sat VI 2, 3 als aus 
dem ersten Buche citiert, andere Verse von Nonius als aus dem 
vierten. — Auch im Catull hält Biese (S. 35 seiner Ausg.) die 
nach carm. 14 stehenden drei Verse Siqui forte et q. s. für den 
ursprünglichen Entwurf eines Prologs.^) 

13 f. An dem Ovidischen Ursprung dieser Verse zweifelt 
Kimmig p. 6. 

23. Zur Sache vgl. Paul. p. 78: Exverrae sunt purgatio 
qiuzedam domus; Marquardt S.298f. Salz als februum nennt auch 
Censorin. de d. n. 22, 15. — Die von Merkel in seiner grofsen 
Ausgabe prolegg. p. CLXVI mitgeteilte Konjektur versis (ähnlich 
Heinsius tersis) scheint mir unter den vielen Konjekturen, 
durch die man diese Stelle zu heilen versucht hat, doch noch 
die probabelste und seinem später in den Teubner sehen Aus- 
gaben aufgenommenen temus vorzuziehn, obwohl dies der Lesart 
aer Handschrr. certis (AUBVL^ und mit ihnen Riese) oder 
temis (so DM) näher kommt. Hertzberg a. a. 0. S. 263 hat 
purgamen acerris vermutet, indem er domUms als Dativ fafst, 
quaeque auf farra bezieht, Koch in der Symbol. Ritschel. p. 353 
purgamine cefia, Bergk Op. I p. 530 purgamina cortis. Die Vulg. 
purg, certis sucht Ambrosch Stud, u. And. S. 48 Anm. 41 zu 
verteidigen. 

2Q. vgl. Bötticher Baumkultus S. 314 flF. 323. 

33. Corpora pura vermutet Biese. 

46. putastes (so verdruckt invputoMis) aqua, Bentley, putetis 
ders. zu Hör. sat. I 10, 21. 

70. Über das Opfer im Tempel des Kapitolinischen Juppiter 
am 1. Februar ist nichts überliefert; doch ist es wohl denkbar, 
dafs Augustus, nachdem er das Opfer für den Tonans ein- 
gerichtet, ein gleiches für den auf die Bevorzugung eifer- 
süchtigen Capitolinus hinzufügte. Die Veranlassung zur Hebung 
des Kultus des Tonans berichtet Suet. Aug. 29: Tonanti lovi 
andern consecravit liberatus periculo, cum expeditione Cantabrica 
(im J. 26 V. Chr.) per noctumum iter lecticam eius fulgur 
praestrinxisset servumque pra^lucentem exanimasset Vgl. monum. 
Ancyr. lat. IV 6 p. 81 f. (wo auch den Tempel darstellende 
Münzen verzeichnet sind). Mommsen Corp. L Lat I p. 400. 
Becker E. A. I S. 407. Preller I S. 237. 

77. Wahrscheinlich ist auch hier wieder das Löwenherz 
gemeint, das zu 0.s Zeit am 6. Febr. in der Morgendämmerung 
unterging. Übrigens ist 0. nicht genau, indem er beide 
Erscheinungen in dieselbe Tageszeit setzt; denn bei der Leier 



1) Ehwald Bu/rsians Jahresher. XLIII S. 147 billigt die oben vor- 
getragene Vermutung, nur dafs er das jetzige Einleitungsdistichon der 
Fasten schon aus der ersten Ausgabe stammen läfst. 



26 Zu Ovids Fasten 

ist der Spätuntergang, bei der Mitte des Löwen der Früh- 
untergang gemeint, vgl. Colum. XI 2, 14: III non. Febr. Fidis 
tota et Leo meditis ocmdit Ideler S. 156 f. 

79. Der wahre Spätuntergang des Delphins fiel nach der 
Rechnung auf den 1. Februar, der scheinbare auf den 13. Januar. 
Ideler S. 148. — Die Veranlassung zur Entstehung der Sage 
von Arion gab ein Erzbild zu Tänarum, welches den Arion 
auf einem Delphin darstellte; weiter ausgebildet hatte sie der 
Glaube an den besonderen Schutz der Götter, dessen sich die 
Sänger erfreun, und die Meinung, dafs die Delphine besonders 
musikliebend seien. Vgl. Tiecks Arion: *Der Sänger triumphiert 
in Wettern, ihn rührt Gefahr nicht an noch Tod.' Auch andere 
Menschen liefs übrigens die Sage durch Delphine gerettet werden, 
s. z. B. Stein z. Herod. I c. 24. 

81 f. tilgt Kimmig p. 7 sq. 

93. undas nach AüßV^, urbes Riese nach D^. 

103. metu pamdus bietet die handschriftl. Überlieferung, 
nur eine varia lectio in einem untergeordneten Codex metu 
vacutis, was die Vulg. u. auch Biese (ebenso ich in den früheren 
Ausgaben) aufgenommen haben; metu viduus Merkel^. Bei 
Herodot 1 24 heifst es: xov ds övvivta rovto Uöösd'acxri^iiata 
ft^v TCQotdvva 6g>Ly il}v%riv Se TCaQULTSoiisvov^ woraus Ov. das mäu 
pavidus wohl entnehmen konnte. 

109 f. bei Merkel in Klammem. 

110. tempora: *puto pectora^ Biese. 

115. tenens nach AÜDV^, tenet Bq Biese; die erstere 
La. hat zuerst Krüger p. 20 als die richtige erkannt. 

118. mvam KraflFert Beiträge 3. Teil, 

119. Über den Hergang selbst (s. v. 127) erzählt Sueton 
{Äug. 58): Patris patriae cognomen universi repentino ma^imogtie 
consensu detulerunt ei: prima plebs, legatione Antium missa, 
dein, quia non recipiebat, ineunti Bomae specta^cula frequens ä 
laureata; mox in curia senatus, neque decreto neque adclamatiane 
sed per Valerium Messalam. is mandantibus cimctis ^Quod 
bonmn^ inquit yaustmnque sit tibi domuigue tuae, Caesar 
Auguste! sie enim nos perpetuam felicitatem rei p. et laeta huic 
urbi precari existimamus. senatus te consentiens cum popuio B. 
consalutat patriae patrem! Dafs auch der Bitterstand sich 
dabei beteiligt, berichtet Augustus selbst im monum. Ancyr. 
(6, 24 p. 153 Momms.): Tertium dec[i\mum consulatu\m cum 
gerebam senatus et equ]ßs^ ordopopulusq[ue\B(mianusuniversus 
[appellavit me patrem f]atriae idque in vestibu\\o a.]edium mearum 
inscriben[d\im esse et in curia e]^ in foro Aug. sub quadrig[i]s, 
quae mihi [ex] s. c. pos[ita,e sunt, decrevit]. Die Pränestinischen 
Fasten geben zu diesem Tage die Notiz: Feriae ex s. c, quod 
eo die imp. Ca^esar Augustus pont. max. trib. pot. XXI cos. XIII a 



II 77—145. 27 

senatu populoque Romano pater patriae appeUatus, Corp, inscr. 
Lat I p. 386. 

133 f. Klussmann in seiner Übersetzung der Fasten S. 169 
weist darauf hin, dafs die Vergleichung des Augustus lüit Ro- 
mnlus einen historischen Hintergrund habe, denn es sei im 
Senat, als es sich um die Verleihung des Titels Augustus 
handelte (im J. 27 v. Chr.), auch der Vorschlag gemacht 
worden, ihn Bomulus zu nennen. Suet. Atig. 7: Deinde Augusti 
cognomm assiimpsit — Munati Planci sententia, cum quibusdam 
censentSbus Bomulum appellari oportere quasi et ipsum condi- 
torem urbis praevaluisset, ut Augustus potius vocaretwr, non 
tantum novo sed etiam ampliore cognomine. Indes lag der Ge- 
danke, Augustus über den ersten Gründer Boms zu stellen, 
auch so schon nahe genug (z. B. nennt ihn Vellejus II 60, 1 
conditorem conservatoremque Bomani nominis), und es ist nicht 
gerade notwendig, eine Beziehung auf jenen Vorschlag an- 
zunehmen, wenn auch nicht unmöglich. 

133. An eine Erhöhung der Stadtmauer durch Augustus 
ist nicht zu denken, weil es damals nur die Mauer des Servius 
um Bom gab, und diese, da sie allein um den innern Teil der 
Stadt lief, in jener Zeit ^ mehr Antiquität als Verteidigungs- 
linie war. Becker i2. A, I S. 183 f. tueri steht vielmehr hier 
von dem ideellen Schutz, den allein die imponierende Majestät 
des Kaisers gewährt, wie denn das Wort in den Fasten 
namentlich von dem Schutz, welchen die Gottheit angedeihen 
läfst, gebraucht wird, I 253. 673. HI 426. IV 162. V 49. 315. VI 
435. vgl. I 529. Merkel prolegg. p. CCLV bezieht diesen Vers auf 
die im J. 7 v. Chr. vollzogene Hinausschiebung des Pomeriums, 
doch widerstrebt dieser Deutung das Präsens facit und der 
Gegensatz tu dederas transilienda Bemo, der uns bei den moenia 
an die ^aucta populi Bomani fines' denken läfst. 

135. *Aut 135 sq. aut 137 sq. emendaturus poeta delevisset* 
Biese. 

137 f. tilgt Kimmig p. 8 f. 

140. summovet ille nefas nach BCM^ (denn ein Präsens 
wird hier verlangt), reppulit Biese mit AÜD und der Mehrzahl 
der übrigen Handschriften. 

145. Die Mitte des Wassermanns ging auch nach Columella 
(XI 2, 14: Nords Febr. mediae partes Aquarii oriuntur) am 
6. Febr. auf. Gemeint ist der Frühaufgang des Gestirns, für 
dessen Mitte nach der Bechnung der wahre auf den 22. Januar, 
der scheinbare auf den 25. Febr. fiel. Ideler S. 160 f. S. Era- 
tosth. catast 26 p. 144 Bob.: Ovrog doxal xsxXrjöd'aL cctco 
rijg TtQcc^ecag ^Td^o^oog' H%(ov yccQ eötrixsv olvoxorjv xal 
§%%v6tv Ttokkfjv TtoLSltav vyQOv' — ii 8a ycvo^svri ixxvötg slxä- 
^staL rp vdxraQLy o xal vico täv d'säv TtCvBxai,, 



28 Zu Oyids Fasten 

149. Nick Philol Anz. XI S. 300 setzt den Ovidischen 
PrühUngsanfang auf den 9. Februar, und dies wäre mögüch 
aus Quintus — Ludfer (nach den Iden) herauszurechnen ; bei 
bei einer g^enaueren Fassuni? der Worte kommt man iedocb 
auf den 10 ; beide Angaben stimmen nicht mit dem Kalender 
Gäsars überein, der das Frühjahr mit dem 7. beginnen läXsi 
S. Hartmann S. 168 f. 

153. Die Bechnung setzt den scheinbaren Spätaufgang des 
Arctur, des ausgezeichnetsten Sterns von dem Bootes, auf den 
27. Febr.; 0. wollte indes Gelegenheit haben den Mythus von 
der Callisto zu erzählen und deshalb das Datum vom Aufgang 
des ersten Sterns vom Gesamtbilde angeben und ist dabei, 
wenn er in Anbetracht der Gröfse des Gestirns den ersten Stern 
desselben 16 Tage früher als den Arktur aufgehn liefs, nicht 
mit der astronomischen Wahrheit in Widerspruch geraten, 
Ideler S. 140 flf. 

167. hie nach A^ÜBVL(S (Merkel^ Krüger p. 20), hac 
Dq Riese. 

186. verba paranüs erant, Bentley. 

193. Fast. Esquil. z. 13. Febr.: [Feriae] Fauno [i]n insul{a) 
(C. L L. VI 1 p. 635). 

195. Die Abhängigkeit von Livius ist im einzelnen nach- 
gewiesen von Schenk! Ztschr. f. österr, Gymn. 1860 S. 402. Die 
alleinstehende Angabe O.s über das Datum der Niederlage kann 
nicht richtig sein, da der Tag des Untergangs für einen in- 
faustus galt, und dies mit der Heiligkeit der Iden (s. I 56) 
unvereinbar ist. Die alten Annalisten (s. Eelliq, hist Born. 

I p. 101 sqq.) und ihnen folgend die ganze spätere Tradition 
gab vielmehr den 18. Juli als Schlachttag an (s. Schwegler B. G, 

II S. 751. Mommsen, B. Chron. S. 26. Anm. 32. S. 90. A. 128, 
s. auch L. Lange z. Hartmann S. 239), und so hat Niebuhr 
{Böm, Gesch, II S. 222), dem Mommsen (a. a, 0.) beistimmt, 
mit grofser Wahrscheinlichkeit vermutet, dafs 0. den Tag des 
Auszugs mit dem der Schlacht verwechselt hat, Merkel * sogar 
an Stelle des eingeklammerten 196. V. den 198. eingesetzt, so- 
dafs 0. nun berichtet: Haec fuit illa dieSy in qua Veientibus armis 
(was er als Dativ fafst u. mit professa verbindet) sumunt gen- 
tiles arma professa mamis, s. auch die praef. p. XXXV f. — 
Vielleicht liefse sich auch vermuten, dafs dies Stück v. 195 
haec ftiit üla dies — 242 ursprünglich von Ov. für den 18. Juli 
nach Livius gearbeitet und unter den Papieren von dem Heraus- 
geber gefunden fälschlich hierher gebracht worden ist. 

201. Die Lesart dextro, die allerdings handschriftlich 
weniger (nur durch ZMq) beglaubigt ist, als das von Merkel 
auch jetzt noch festgehaltene dextra^ ist von Becker jB. A. I 
S. 138 jedem Zweifel entrückt. 



II 149—243. 29 

202. Nach v. 202 schieben mehrere Handschriften das 
Distichon ein: 

lUa fama refert Fäbios exisse trecentos. 
porta vacat culpa, sed tarnen omen habet 
Allein abgesehen davon ^ dafs es in A u. U fehlt, ist es 
wenigstens überflössig und nur hinzugefügt, weil man v. 202 
falsch las und nicht verstand und daher die Bemerkung, dafs 
^ie Fabier durch jenes Thor gezogen seien, vermifste. Der 
cod. Mallerstorfiensis hat nur den Hexameter im Text, als Penta- 
meter steht am Band: Qtios omnes misere perdidit una dies, ein 
nach V. 236 gemachter Lückenbüfser. Biese hat den Hexa- 
meter als Versus non spernendus' im Text gelassen und nur 
den Ausfall eines Pentameters angenommen. Winther S. 50 f. 
verteidigt, wenn auch nicht ohne Bedenken, in v. 201 dextra, 
liest lano (so auch Jordan Topogr. 1 1 S. 239) u. folgt hinsichtlich 
V. 203 Biese, indem er sich auf Festus s. v. p. 285 bezieht 
{Religioni est quibiisdam porta Carmentäli egredi et m aede lani, 
quae est extra eam, senatum hdberi, quod ea egressi sex et trecenti 
Fabii apud Cremeram omnes interfecti sunt, cum in a^de lani 8. C. 
factum esset, uti profidscerentur) u. meint, dafs in dem verlorenen 
Pentameter von jenem Senatsbeschlufs im Tempel des Janus 
die Bede gewesen sei. Ehwald Burs, Jahresher. 43 S. 171 ver- 
mutet im Anschlufs an das auch von ihm gebilligte dextro: 
ire per hmc noli, — Sehr gewaltsam verfährt Merkel ^, indem 
er nicht allein v. 198 an Stelle von 196 einsetzt (s. ob.), sondern 
auch noch v. 199 u. aufser v. 203 f. v. 202 einklammert. 

231. silvis haben fast ausnahmslos die Handschrr., nur A^ 
Silvas; Laurentibus M u. 3q, latratibus die meisten und besten 
Hdschrr. (verteidigt von Fr. Drechsler Ztschr.f. österr. Gymn. 1885 
(XXXVI) S. 588), latrantibus ein cod. Beg. des Heinsius und 6q\ 
dies letztere hat Biese in den Text gesetzt und für silvis die eigene 
Konjektur fulvis: sicut aper longe fulvis latrantibus actus; wegen 
fulvis beruft er sich auf Horat. epod, 6, 5 fulvus Laeon, wegen 
lontrantibus auf metam. VIII 343 f.: ille ruit spargitque canes, 
ut quisque furenti obstat, et obliquo latrantes dissipat ictu] ich 
sehe aber keinen Grund von dem poetisch individualisierenden 
silvis Laurentibm, wie es handschriftlich bezeugt ist, ab- 
zuweichen; vgl. die von Heinsius angeführten Stellen Verg. 
Aen. X 707: ac velut ille canum morsu de m^ontibus altis a^ctus 
aper, multos Vesulus quem pinifer annos defendit multosque palus 
Laurentia, silva pastus arundinea et q. s., Ovid. met XIV 
342: exierat tecto Laurentes Picus in agros, indigenas fixurus 
apros u. a. St. 

243. Auch Columella XI 2, 20 setzt den Spätaufgang des 
Bechers auf den 14. Februar, während die Bechnung den 8. Febr. 
für den scheinbaren, den 25. Febr. für den wahren Spätauf^an^ 



30 Zu Orids Fasten 

eTgiebt. Dafs bei Orid zugleich mit dem Becher die Schlange 
imd der Rabe aufgeht, ist gegen die Wahriieit und insofern 
eine grolse Gedankenlosigkeit, als die Schlange sich faist um 
den Tierien Teil des Himmds zieht. Wahrsdmnlich hat 0. 
auch den Spatanfgang des Bechers mit dem Frühaofgang yer- 
wechselt, wenn er den Spatanfgang als den ersten siehtbarai 
darstellt (▼. 245), während er doch der letzte isl Ideler 
S. 165. — Der Mythus findet sieh auch bei Elratos^ eoL -iL 
p. 188 sqq. Bob., dem Schol. zu Arat. ▼. 449 p. 90 Bk^ SchoL 
z. German« 429 p. 100 Br., Hygin. poet. astr. U 40, Aelian. 
n. an. I 47. Über die demselben zu Grunde liegende (jedoch 
irrige, Lenz Zoologie d. AU. S. 306. 311) Vorstellung der Alten, 
die sieh wahrscheinlich aus der heiseren Stimme des Raben 
gebildet hat. Tgl. Plin. n. %. X 32: Corvi cnäe sdsUüufn generanU^ 
iidem aegrescunt sexagenis diebus, siü maxumCy antequam fici 
coquantur autun^no, Aelian. noL an. 11 51: i6a6i da öul toi 
^BQOvg ivoxXovfLevot ^ösl yaöXQOSj xal öul xavxa iavtovg 
vyQccg tQOfpijg ayevötovg qyvXdttovöiv. 

24Ä. inter uirumgue nüet, Bentley und nach ihm Riese, 
UUet AD^, iacet nach UB^, Tgl. Eratosth. caiasL l. s. p. 190: 
tovzov (rov Kogaxog) dl txavbv axi%mv axo t^g xaiuc^g o 
KgatriQ xelxai iyxexkciidvog XQog xa yovaxa xijg IIccQ^dvov. 

246. tarn sociata AUD (Erüger p. 20) LVq, consociaia 
BC^ Riese. 

263. lactens alle Hdschrr. aalser A^ und Iq, deren ladans 
Riese in den Text gesetzt hat. 

267 ff. Über die Luperealien handelt ausführlich mit reicher 
Heranziehung ähnlicher KvlteYf .M.samb2Lrdt Mythol. Forschungen 
S. 72 — 155 (S. 153 ff. das Resultat kurz zusammenfassend). Er 
leitet das Wort hipercus von li(pus und hircus her (so auch 
Schwegler, Rom. Gesch. 1 361, für welche Deutung es sprechen 
würde, dafs die luperci vom gemeinen Volke geradezu creppt 
genannt wurden, Paulus Diac. p. 57, vgl. p. 48) und fafst es 
als ein Ruhefest auf, welches aus einem Eompromifs zweier 
verwandter Kulte der Gemeinden vom Palatin und Quirinal 
entstanden die Tiere derselben zusammengenommen habe. 
G. ünger, Rhein. Mus. XXXVI (1881) S. 50—86 erklärt das 
Wort lurpercus d. i. qui luem pardt, d. i. abwehrt und lanus 
als einen etruskischen ^Himmelsherm im Winter,' der mit 
Faunus nichts zu thun habe, Jordan z. Prellers röm. Mythol, 
I 380. 394 endlich sieht lupercus als zweifach erweitertes lupus 
an (vgl. nouercd): *die luperci sind während der Ceremonie 
Wölfe, wie die Mädchen an den Brauronien *Bären' a^xxot^ 
Ich habe mich bei der Deutung der Bräuche meist Mannhardt^ 
im übrigen der alten Überlieferung angeschlossen. 

274. In der Anm. habe ich einen geographischen Irrtum 



II 243—373. 31 

Ovids angenommen, wenn er den Ladon statt in den Alpheus 
sich in das Meer ergiefsen läfst: oder ist Ovid einer von der 
gangbaren abweichenden Ansicht gefolgt? wenigstens ist der 
Ladon bei seiner Mündung wasserreicher als der Alpheus und 
giebt diesem jetzt bis ans Meer seinen Namen Kuphia. Gurtius 
Feloponn. I S. 367. 

276. Cyllene ZM^, Cillene C, troelene A {le v. A^ hinzu- 
gef.), aroc^ene ü, tro0€n§ D, trocen§ B, troene L (mit über w), 
trcixene V, Troeame q, Tricrene Merkel ^, was Krüger p. 22 wieder 
aufgenommen hat. 

282. more Dialis obit, Bentley; Flamen adhuc prisco more 
Dialis obit, Madvig Advers, II p. 106. Für erat (so A^BTL(s) 
haben A^DV(;: erit, was aber mit den geschichtlichen Verhält- 
nissen unvereinbar ist. 

286. Die im Text gegebene Lesart habe ich zusammen- 
gesetzt aus der des Mallerstorfiensis, welcher, wie auch andere, 
geringere Handschriften, condtat — feras bietet, und der des 
Petavianus und ürsinianus, welche concipit — fugas haben, 
während wieder andere (BCVLTq) concipit — feras lesen; ipse 
stützt sich auf die Autorität der Handschriften ABVLT. So 
ist die engere Beziehung auf den Brauch bei den Luperealien 
hergestellt: „Der Gott läuft und läfst Andere laufen; er ist 
dabei nackt und verlangt es auch von Anderen." — Riese: 
concipit ipse fugas, 

287. ipse dem nudos nudus, Bentley. 
306. ittgo ÜDB(;, loco Riese mit ATHq. 

313. iamqiie nemus Bacchi^ Tmoli vineta nach einem cod. 
Farnes., da das nemus Bacchi auf dem weinreichen Tmolus 
war und also Tmoli vineta als Apposition dazu stehen mufs; 
iam Bacchi nemus et Tmoli vineta Riese nach AÜD und den 
meisten anderen Hdschrr. 

326. S. Epist critica p. 18 sq. 

329. causa : repertori vitis pia sacra pardbant nach D C Z M (j, 
quia für pia Riese nach den meisten anderen Hdschrr.; vgl. 
I 643. 

338. forte Merkel und Riese im Text nach A^, sorte steht 
in den anderen Handschriften und wird auch von Riese in der 
adnot. vorgezogen. 

341 f. hat Merkel^ eingeklammert. 

349. ctibito DBTV^ Merkel ^ 

366. 368. 'alterum dabant mutandum.' Riese. 

373. Das Folgende ist nach der Sage von den Pinarii 
und Potitii erdichtet, um für die Bevorzugung der sodalitas 
der Fabiani eine Erklärung zu finden. Marquardt S. 422 f. 
Dafs die Fabier die Anhänger des Remus, die Quintilier die 
des Romulus gewesen seien, ist ein aufser hier und in der 



32 Zu Ovids Fasten 

unzuverlässigen Schrift de origine gentis Romanae (c. 22) 
nirgends überlieferter Zug der Sage. — Nach Mommsen B, G, 
I S. 53 f. ist übrigens das Kollegium dem altröm. Geschlecht 
der Quinctier und nicht, wie dies die Schriftsteller angeben, 
dem jungen der Quintilier eigen; in der Inschrift bei Orelli 
n. 2253 wird ein L/upercus Quinctial(is) vetus (im Gegensatz zu 
dem erwählten des nächsten Jahres, dem Lupercus designatus, 
Orelli 2251). Dagegen ünger a. a. 0. S. 527. 

380. qui (BV(s) Ime gessit (AÜBVLq) hält Krüger p. 22 
für die beste La. 

381. Die Sage des Lupercal ist noch nicht mit Sicher- 
heit ermittelt, Jordan Rom, Top. IIS. 451. 454 f. 

389. AUmla heifst eigentlich der ^Bergflufs' (vgl. Alpes, 
Alba, die Bergstadt), ebenso wie Tiberis, welches von tei>a ab- 
zuleiten ist, das im Provinziallatein der Sabiner „Hügel" be- 
deutete. So Corssen^^ Volcalismus^ I S. 162 (vgl. Tibur, Tifer- 
num, ^Bergfeste' u. Ähnl). Curtius Gr. Etym,^ S. 293 stimmt 
freilich der Ansicht von Paulus p. 4 bei: AUmla Tiberis 
fluvim dictus ab albo aquae colore und bringt es mit *Elbe' 
zusammen. 

398. Sitspicor esse patrem, Bentley, nescio quod vobis sttspicer 
esse deum E. HoflEmann p. 397 (d. h. *suspicer vobis nescio 
quod genus esse deorum'), nescio quem uenis susp. esse deum 
Merkel ^ 

423 f. hat Biese in Klammern eingeschlossen ^quos nescio 
quis adscripsit v. 421/ ebenso Merkel^. 

425. Die Thatsache ist bekannt; den Ursprung des Brauches 
erzählt mit Ovid übereinstimmend niemand. Nur Servius (0. Aen. 
Vni 343) hat vielleicht eine ähnliche Tradition vor sich ge- 
habt: Nonnulli propter sterilitatem hoc sacrum dicimt a Romulo 
constitutum ideoque et puellae de loro capri caeduntur, ut careant 
sterilitate et fecundae sint. 

435. In Lanuvium, dem Hauptsitze ihrer Verehrung, führte 
Juno den Namen Inno Sospita Mater Begina und wurde dort 
(wie Faunus) mit einem Ziegenfell über ihrem Matronengewand 
dargestellt, sodafs das Bockfell der Luperci sogar (Paul. p. 85) 
amiculum lunonis^) genannt wird (Marquardt S, 426 f. Preller 
I S. 389), ein deutlicher Beweis für den Zusammenhang der 
luno Lucina und des Faunus. — Der Tempel dieser Juno ist 
in Rom nach Becker JB. Alt. I S. 536 auf der westlichen Höhe 
des Esquilin zu suchen, wo ihr Fest am 1. März begangen 
wurde, in245flF. fast. Praenest. im Corp. inscr. Lat. I p. 387. 
Paul. p. 147. Der Mallerstorfiensis hat monte sub esctdeo (d. h. 
a£Sculeo)j welche Lesart Jordan Topogr. d. St. Born II S. 243 

1) G. ünger a. a. 0. S. 72 vermutet dafür freilich Inui, 



II 373—563. 33 

für richtig hält, da die Form EsquiliifS als Adjectivum sonst 
nicht vorkommt. 

457. lam lovis — aquamis Merkel^, indes war Ganymed 
vorher der Weinschenk des Zeus und kann unmöglich sein 
Wassermann genannt werden. 

458. Mit kleinen Abweichungen, dafs sich nämlich Venus 
in einen Fisch verwandelt habe (diese setzt Ovid in den Metam. 
V 331 voraus) und dafs Typhon wirklich erscheint, findet sich 
diese Geschichte auch bei Hygin jp. astr. II 30 (s. Erat. ed. 
Rob. p. 233). Von Derke, der Tochter der Aphrodite, erzählt 
sie der Scholiast zu Arat. p. 72 Bk. S. Ideler, Sternnamen 
S. 202 flf. — Dafs sich übrigens Venus gerade in einen Fisch 
verwandelt, kommt daher, dafs die syrische Göttin Derketo, 
welche die Griechen für ihre Aphrodite hielten, als ein Weib 
dargestellt wird, deren untere Körperhälfte die Gestalt eines 
Fisches hat. S. Duncker Gesch, d. Älterth, T. I S. 151 f. Auch 
der babylonischen Mylitta sind Fische heilig. Duncker I S. 115. 
S. auch Ovid met IV 44 flf. 

466. hos die Hdschrr., his Riese nach Heinsius. 

472. cemis nach den meisten Handschriften (nur BOM 
haben dignum), cemi Riese nach einer Vermutung von Heinsius, 
8,Disp. er. p. 23. — nomen häbent AÜDLq Krüger p. 23, munus 
hdbent BC(S Riese. 

477 — 480 sieht Kimmig p. 10 als Interpolation an. 

479. Die Ableitung des W. Quirites von der Stadt Cures 
wird gegen andere verteidigt von Corssen, VoJcalism. 11^ S. 357 f. 

490. movit mit AÜDq, novit Riese mit wenigen (j, andere 
<; haben sensit. 

499. Dafs Proculus lulius von Alba Longa kommend die 
Vision gehabt, berichtet weder Dionysius noch Livius. Doch 
ist es nicht Fiktion des Ovid, denn Plutarch (Bomul. 28) nennt 
den Proculus einen räv a% "AX^ti^ iTtoixcav, und Dionys sagt, 
dafs ihm Romulus erschienen sei, als er sich auf dem Wege 
i^ ayQOv befunden habe (II 63). Daraus ergiebt sich, dafs 
Ov. hier nicht allein dem Livius gefolgt ist, wenn auch die 
Worte des Romulus bei beiden übereinstimmen. 

535. pietas prae divite grata est munere Dietsch in Jahns 
Jahrbb. B. 71 S. 204. 

538. pareaqtie mica mit A^ü, sparsaque DBM(S, parvaque 
Riese mit A^TLVq. 

545. Wie bei Ovid die solemnia dona, so sind vielfach die 
Grabsteine dem Genius des Gestorbenen geweiht, z. B. Oenio 
L, Corneli Hilarionis (Orelli syll. inscr, n. 1723), Diis Manibus 
et genio C. Flavii Hermetis (Orelli n. 1727). 

553. latosque nach AÜD und den meisten anderen Hand- 
schriften (mit MerkeP und Krüger p. 23), latiosque C^ Riese. 

Ovids Fasten. Anh. ä 



34 Zu Ovids Fasten 

568. Es steht allerdings durch die Ealeudarien fest, dals 
die Feralia^ mit denen die dies parentales ihren AbschluTs 
fanden^ am 21. Februar gefeiert wurden. Andrerseits aber 
kann 0. mit carmina nostra nur das Distichon gemeint haben^ 
nicht den Pentameter oder Hexameter allein; denn beide Verse 
sind ihm entschieden ein Ganzes, wie dies besonders amor. 
I 1, 27 S. beweist: 

S^x mihi surgat opus numeris, in quinque residat: 

ferrea cum vestris bella vdlete modis. 
cingere litorea flaventia tempora myrto, 

Musa, per undenos emodulanda pedes. 

Nach dem Wortlaut der Stelle Ovids ist demnach der letzte 
Tag der Parentalia, d. h. der Tag der Peralia, der elft-letzte 
Tag des Februar, d. h. der 18. 

Man hält daher das Distichon für verderbt: distichum omnino 
corniptum sagt Mommsen Corp. L L. I p. 386, ohne jedoch den 
Weg zur Heilung anzugeben. Merkel^ hat vices für pedes^) 
konjiciert, und erklärt dann carmina nostra vices als vidssitu- 
dines spondd vel dadyli ^pedis^ (quod glossema ascriptum fuit), 
quas distichon sexies, et syllahae longae hremsve, quas praeterea 
bis admittit (p. XLI). Doch wird kaum jemand dies vices dem 
Ovid zutrauen. Huschke {das röm. Jahr S. 185) stützt sich 
auf eine Stelle des Lydus {de mens. HI 24 p. 64 Bk): eidotg 
^eßgovagCaiQ* aico ravriyg rijg ri^sgas aito Sgag exzi^g dia 
tag täv 7iaxov%oiLiv(ov %oag rcc [sqcc xatriög)aXC^ovTO ^ xal ot 
aQxovzsg iv öxi^^arv ldi(oxäv TCQorjeöav a%Qi tijg tcqo oxro 
xalavdäv MaQtCov^ rechnet die Caristien (am 22. Febr.) mit 
zu dem tempus clausum, versteht unter carmina nostra den 
Hexameter (mit seinen 6 Füfsen) und liest v. 569: hanc qua 
iusta ferunt Aber erstens kann, wie schon bemerkt, der 
Hexameter mit carmina n, nicht gemeint sein, zumal da es im 
Pentameter steht, und ferner wird sowohl v. 567 {nee tarnen 
ha£C ultra q, d. h. * nicht über den Tag hinaus' dauern die 
Parentales) als v. 570 (ultima placandis manibus illa dies) 
der Tag, um den es sich handelt, in der bestimmtesten Weise 
in die Zahl der pedes miteinbegriffen, sodafs auch bei dieser 
Rechnung die Zahl 7 herauskommt. Ebensowenig leuchten die 
anderen Konjekturen ein: carmina nostra fides von Bergk 
Opusc. I p. 660, quam ut tot de mense supersint Luctiferos quot 
habent carmina nostra dies von Huelsen, Varron. doctr. in Ov. 
fast vestig. p. 53. Ich glaube aber kaum, dafs hier mit einer 



1) pedes ist die durch UT(; überlieferte Lesart; neben ihr findet sieh 
in ADBC(; dies, das aber gar keinen Sinn giebt und nur durch ein 
Versehen in den Text gekommen zu sein scheint, wahrscheinlich infolge 
des gleichen Ausgangs von v. 570. 



n 568—576. 35 

Konjektur überhaupt zu helfen ist, und da kein Grund vorliegt, 
das Distichon dem Ovid abzusprechen, so wird man am besten 
thun, anzunehmen, dafs 0. infolge eines Versehens die Feralia 
falschlich auf den 18. Februar gesetzt hat, wie denn auch 
schon der Verfasser eines in alter Zeit aus Ovid gezogenen 
Kalenders, welcher sich in vielen Handschriften findet, die 
Feralia XII Kai. Mart d. h. am 18. Febr. begangen sein läfst. 
Jedenfalls spricht nichts gegen unsere Ansicht; denn dieser 
Abschnitt beginnt mit v. 533 ohne jede Bezeichnung des 
Datums, sodafs sogar mit mehr Recht an den auf den 17. un- 
mittelbar folgenden als an einen späteren Tag zu denken ist, 
und wenn der folgende Abschnitt, in welchem über die am 
22. Februar gefeierten Caristien gehandelt wird, mit den Worten 
Proxima cognati dixere Caristia cari beginnt, so bedeutet proxima 
nicht das Fest des folgenden Tages, sondern das nächste 
Fest. — Einen ganz anderen Weg diese Stelle zu erklären 
schlägt E. Hoffmann S. 398 f. ein; er hält einen Irrtum Ovids 
in dem Datum der Feralia für unwahrscheinlich und stellt 
deshalb v. 569 f. hinter v. 616, wo sie sich nur nicht recht 
an die vorausgehenden Verse anschliefsen wollen, auch das in 
den zwei aufeinanderfolgenden Hexametern an der gleichen 
Versstelle stehende dia^e stört. Mit Recht lehnt daher Nick 
PhiloL XLI S. 445 — 452 diesen Versuch ab und nimmt wie 
ich einen Irrtum O.s an, von welcher Meinung mich auch nicht 
die neueste Erklärung Merkels (* prasf. p. XXXVI sq.) ab- 
gebracht hat, der unter illa dies die Terminalia, unter carmina 
nosba den elegus, d. h. den Pentameter versteht. 

571. Nach Jordan {Vesta und die Laren S. 18) sind die 
Laren ursprünglich Flurgötter. 

575. timc cantata ligat nach ÜDBCMq, tenet Biese nach 
A?; rhombo für das in den meisten Hdschrr. stehende und von 
Riese aufgenommene plumbo findet sich nur in 2q. E. Hoffmann 
liest S. 397 f. mit Benutzung des von M2^ gebotenen fußo: 
tum cantata ligat cum fuso lida plumbo und erklärt plumbum 
durch ^Kreisel', ein bei Zaubereien viel gebrauchtes Instrument 
(Theocrit. 2, 30 u. Schol. z. v. 17, Horat. epod, 17, 7. Propert. 
III 28, 35. IV 6, 26. Ovid. am. I 8, 7), fums durch 'losgelassen' 
(vgl. am. I 8, 7 torto concita rhombo licia)] wenn er aber das 
handschriftlich besser bezeugte tunc ablehnt, weil hier von 
einer 'Coincidenz' nicht die Rede sei, sondern Von der Zeit 
im allgemeinen oder der Reihenfolge der einzelnen mystischen 
Akte', so wird sich dieser Unterschied zwischen tum und tunc 
kaum consequent festhalten lassen. 

576. Über die Bohnen s. Paulus 5. v. p. 87 M.: Fcibam 
nee tangere nee nominare Diali flamini licet, quod ea putatur ad 
m(yrtuos pertinere. nam et Lemuralibus iacitur larvis et Paren- 



36 Zu Ovids Fasten 

talUms adhibdur sacrificiis et in flore eius litctm litterae apparere 
viäentwr, Varro de vit pop. Born, bei Nonius p. 135: Quibus 
temporibus in sacris fabam iactant noctu ac dicunt, se lemurios 
domo extra ianuam eicere. Plin. n. h, XVIII 118 sq. Lobeck 
Aglaopham. T. I p. 254. Crusius Bhsin, Mus. XXXIX S. 165 f. 
— Fische wurden vermutlich, weil sie stumm sind, bei den 
Griechen vielfach der Zaubergöttin Hekate geopfert (Welcker 
Griech. GöUerlehre 11 S. 412), von der echeneis überliefert 
Plinius n. h. IX 79: amutoriis veneficiis infamis est et iudidorum 
ac litium mora; über die maena s. Fest. p. 238 s. v, Piscatorii: 
Quod id genus pisciculortim vivorum datur ei deo (Volcano) pro 
animis humanis. Merkel sagt p. CLXIV über diesen Zauber: 
argumento sunt apud Ovidium II 576 maena divae Maniae dia 
rijv xov ovo^arog olxBvorrita consecrata, quemadmodum xgCykii 
Hecatae TQL^6Qg)G)y tum rutila canis Böbigalibus IV 941; indes 
scheint hier doch eine Beziehung auf das vincire in dem Modus 
des Zaubers gesucht werden zu müssen; auch bei dem andern 
Beispiel aus Ovid verhält sich die Sache anders als Merkel 
annimmt. Die vielfach aufgestellte Ansicht, dafs ma^na wegen 
des Anklangs an anima gewählt sei (Preller I S. 191. IE S. 100. 
151), verwirft L. Mercklin Fleckeis, Jahrb. 81 S. 282 wohl mit 
Recht. 

581. Vgl. 0. Jahn, über den Aberglauben des bösen Blicks 
bei den ÄUen in den Berichten der sächsischen Gesellschaft 1855 
S. 28—110. 

585. luppiter indomito ÜBCM(S, lutumae captus amore 
ÜDBC^, dagegen Riese inmodico mit AD(S, lutumae victus 
amore mit Aq'^ s. Disp. er. p. 24. — Erdichtung der Sage nach 
griechischem Muster nimmt an Wissowa in den philol. Abh. für 
M. Hertz S. 165 f. 

592. sunimo iungere membra deo nach ÜDBC?, st4mmo 
concubuisse deo Riese mit AHVq. 

608. er^ät linguam nach DBCZM(;, eripit huic linguam 
Riese mit AUVq; s. Disp. er. p. 24. 

631. Dis generis date tura, boni, Bentley.^) 

634. Vgl. Persius 5, 31: Bullaqus succinctis laribus donata 
pependitj imd Jahn z. d. St. p. 186. — Ausführlich handelt über 
diese Stelle Marquardt S. 122 f., der in dem Lar familiaris den 
lierrn oder den Stammvater der Familie sieht und sowohl bei 
Ov. als bei Persius mit dem Schol. z. d. letzt. Si eine BegriflFs- 
verwirrung annimmt; es hätten vielmehr in dem sacrarium des 
Hauses die Penaten mit dem Lar so zusammen gestanden, daCs 

1) und S. 37 1) An beiden Stellen zweifelt Nick Phüoh Anz. XI 
S. 304 an der Richtigkeit der Angabe der Oxforder Ausgabe und nimmt 
an der zweiten als Lesart Bentleys an: Et bene nos, bene te, patriae 
pater (= Heinsios 1652). 



II 676—678. 37 

'die mittlere den Lar in der Toga, die zu beiden Seiten des- 
selben tanzenden und das Trinkhorn erhebenden Genien die 
Penaten als Symbole des frohen und behaglichen Lebens re- 
präsentieren;' doch mufs er zugeben, dafs in der Zeit des 
Augustus der Unterschied der Laren und der Penaten bereits 
ganz aus dem Bewufstsein geschwunden war, sodafs es damals 
möglich war, in den sacella der compita die Laren mit den 
Attributen der Penaten auszustatten. 

635. Vgl. Verg. Am. II 8: Et iam nox umida caelo 
praecipitat, suadentque cadentia sidera somnos. Horat. sat II 
6, 65: noctes cenaeque deum, quibns ipse meiqiie ante larem 
proprium vescor vemasque procaces pasco libatis dapihus. 

637. Et bene nos, bene te, patriae ^ pater, Bentley.^) 

638. dicite suffuso sub sua verba mero habe ich nach einer 
eigenen Conjectur, der die Lesart der besten Handschriften 
(suffuso in Sacra verba meo AÜBT(;) zu Grunde liegt, ge- 
schrieben, was sich nicht so weit von der Überlieferung ent- 
fernt, als Hoffmann meint, wenn man an die Abkürzung von 
Sacra denkt; s. die Epist crit p. 19 sq. Merkel® liest sufftiso 
per bona (bona DGq) verba mero, Riese sufpuso ter sacra verba 
mero, doch sind beide von der Lesart schlechterer Handschriften 
suffuso per (ter Heinsius) ausgegangen; Bährens Jen. Litt, Zeit. 
I S. 302 schlägt nach der Lesart von D suffuso sint bona vor: 
dicite suffuso (sie bona verba) mero, E. Hoffmann S. 399 dicite 
suffuso in singula verba mero, — Zur Sache vgl. Cass. Dio LI 19: 
ocal iv totg 6v66vrCoig ov% otv totg xocvotg «AA« xal totg IdCoig 
nävrag avtä öndvdscv iKiXsv6av. Horat. carm, IV 5, 33: Te 
multa prece, te prosequitur mero defuso pateris, et laribus tuum 
miscet numen. Der Genius Augusti neben den Laren bei 
Visconti mus. Pio-Clement. IV Taf. XLV. 

641 f. Vgl. Lactant. de fals, rel I 20, 37. Tibull. 1 1, 11: 
Nam veneror, seu stipes habet desertus in agris seu vetus in trivio 
florea serta lapis. 

663 — 666 sieht Kimmig p. 9 sq. als Interpolation an. 

667 ff. Vgl. Becker R, A, I S. 397 f. Serv. 0, Verg. Am. 
IX 446: TJnde in Capitolio supema pars tecti patet, quae lapidem 
ipsum Termini spectat; nam Termino non nisi sub divo sacri- 
fimbatur. Paul. s. v. p. 368 M. Einen solchen Hypäthraltempel 
besafsen in Rom noch der Dius Fidius, der luppiter Fulgur, 
Coelus, Sol und Luna, Marquardt S. 159 Anm. 2. 

669. inmotus W. GemoU Fleciceis, Jahrbb. CXVII (1878) 
S. 494 nach Livius V 54, 7; inventus Riese mit fast allen 
Hdschrr. (aufser Cq, welche convmtus lesen); ähnlich wie GemoU 
hatte schon Burmann tunc Imtus vermutet. 

678. Die von Riese aufgenommene Lesart von A^ü^^, 
Tuus est hie ager, ille tuus! verteidigt Hertzbet^ (Zeitsdvr , \\ 



38 Zu Ovids Fasten 

Altert. 1846 S. 268); er fafst es als ein Wort eines Schieds- 
richters auf, der beim Streit der zwei streitenden Parteien er- 
kennt; und vergleicht Hör. sat I 1, 17. Propert. II 1, 7; doch 
ist nicht an eine solche Situation zu denken , sondern an die, 
dafs ein unredlicher Nachbar allein bei der Arbeit den Grenz- 
stein zu verrücken sucht; ich habe daher mit A^Ü^BCM^(; iUe 
suus geschrieben; für das erste tntis haben D^q: suus. Merkel* 
liest: Suits est h. a,, ille tuus! 

683 f. klammert MerkeP ein. 

685. Das Regifugium hat mit der Vertreibung des Tarqui- 
nius Superbus gar nichts zu thun, wenn gleich Ohrist in seinen 
römischen Ealenderstudien (Das Begifugium ein Gedenktag^ Icein 
Opferfest in den Sitzungsber. der bair. Akad. 1876 S. 195 ff.) 
es noch einmal zu erweisen versucht hat: es ist ein Sühnfesi^ 
dessen Ceremonie darin bestand, dafs der Opfernde, in der 
Königszeit der König, dann sein sacraler Nachfolger, der rex 
sacrificulus, ein Opfertier, auf welches die Schuld des Volkes 
symbolisch gebürdet war, schlachtete und dann schnell floh, 
um so seine Lossagung von der Sünde anzuzeigen. Eine ähn- 
liche Bedeutung haben die Poplifugia des 5. Juli. S. Schwegler 
Böm. Gesch. II 99. I 534. Marquardt S. 310 f. Erst, als man 
das Verständnis für die Bedeutung des alten Ritus verlor, brachte 
man diese Oeremonie mit jenem geschichtlichen Ereignis in 
Verbindung. 

691. Die List des Sextus Tarquinius ist eine Nachbildung 
der Sage von Zopyrus (Herod. III 154 ff.), die Antwort die- 
selbe, welche der Tyrann Thrasybulus dem Tyrannen Periander 
giebt (b. Herod. V 92). In Wirklichkeit ist Gabii damals von 
den Römern nicht erobert worden, sondern hat sich durch 
einen Bundesgenossen vertrag, dessen Bedingungen auf einen 
hölzernen mit Rindshaut überzogenen Schild aufgezeichnet 
wurden, Rom gebeugt. Die Urkunde war noch zu der Zeit 
des Dionysius von Halikarnassus im Sancustempel in Rom zu 
sehen. S. Schwegler Böm, Gesch. I S. 789. 18. 

722. lentas — moros nach ZM(;, longas Riese mit den 
anderen Hdschrr. (longis A^). 

727. dum nos difßcilis — tenet Ardea nach BCZM, dum 
nos sollidtos Riese mit den and. Hdschrr., Dzsp. er. p. 17. 

739. nurus ist eine Konjektur von Nodell ad Ävian. fabulas 
(Antw. 1787) not. crit. cap. IV p. 108 (wie ich aus der Aus- 
gabe von Krebs ersehe), welche durch Livius (I 57, 9) be- 
stätigt wird: pergunt inde Collatiam, ubi Lucretiam haudquaquam 
ut regias nurus, quas in convivio luxuque cum aequalibus viderant 
tempus terentes, — inveniunt. Die Hdschrr. haben nurum. 

741. nehat ZM^q, cuius Riese mit den übr. Hdschrr., s. 
Bisp. er. p. 17. 



II 678—853. 39 

755. remittit UBM^(S, remisit Biese mit den and. Hdsclirr.; 
A ist in dem Lucretiaabschnitt sehr nachlässig geschrieben, 
und da ü gerade an denjenigen Stellen, wo A erweislich irrt, 
das Bichtige bietet, so habe ich auch dann, wenn beide Les- 
arten sich verteidigen liefsen, hier die von ü vorgezogen (stets 
in Übereinstimmung mit Merkel*, s. Disp. er. p. 10). 

756. vultum d&posuitque suum nach UBM^, stu) Biese nach 
den and. Handschrr. 

757. lacrimae deaierepudicae nach UMq^pudicam Biese m. AD^. 
759. venio nach BCM^, veni Biese mit den übr. Hdschrr. 

(im U fehlt das Wort). 

761. furiatos Heinsius aus der Lesart von ÜM^ij: furiatus; 
furiaUs Biese mit AD(S. 

775. Vgl. Gell. II 30, 3: Quibus (austro vel africo) iam 
nihil spirantibus undae tarnen factae cHutius tummt et a vento 
quidem iam dudum tranquillae swnt, sed mare est etiam atqve 
etiam unddbundum, und als Erklärung giebt er an: Austri vero 
et africi ad meridianum orbis circulum et ad partem axis in- 
fimam depressi, inferiores et humüeSj per suprema aequoris euntes 
protmdunt magis fl/uctus quam erimnt^ et idcirco non desuper 
laesae sed propulsae in adversum aquae, etiam desistente flatu, 
retinent aliquantisper de pristino pulsu impetum. 

793. auratum ÜBCM(;, aurata Biese mit den übr. Hdschrr. 

821. Lucian Müller {Ehein. Mus. N. F. 1865 S. 262) ver- 
langt für lacrimas, weil das Objekt zu indicet fehle, curas; viel 
poetischer aber ist die Lesart der HandschriffceD, und indicare 
ohne Objekt gar nicht selten. 

824. ideo Aq, adeo ü<;, ad eos DCZM(;, *fort. wdos' Biese. 

833. Die berühmten Verse des Euripides Hecub, 568 (von 
Polyxena): 

fl dl xal d'VT^öxovö^ ofiog 
icoXXriv TtQovovav bI%sv svöxrj^iog Ttsöstv, 
XQVTCrovö' a XQVTttevv o^^at aQöivfov xQedv. 
hat 0. auch sonst nachgeahmt. Auch der zum Tode getroffene 
Cäsar ^toga caput obvolvity simül sinistra manu sinum ad ima 
crura deduxity qtw honestius caderet etiam inferiore corporis parte 
velata' (Suet. Caes. 82); s. auch met. XIII 479. 

845. lila iacens aversa, Bentley. 

847. Scaliger, vermutet Exsequias fertur, nach Analogie 
von ire exsequias (b. Ovid am. II 6, 2); in exsequias fertur scheint 
auch mir bedenklich, ebenso aber die Dehnung der letzten Silbe 
von fertur vor animi. 

853. Merkel und Biese lassen dies erst am 26. Febr. ge- 
schehen; jedoch wird das Erscheinen der Schwalbe von Colu- 
mella XI 2, 21 und Clodius Tuscus (bei Lydus de ostent, p. 121 
Wachsm.) auf den 20., von Columella XI 2, 22 auf den 2S», 



40 Zu Ovids Fasten 

von Plinius (n. h. XVIII 237) auf den 22. Febr. gesetzt und 
nirgends auf den 26., und da jede Andeutung, dafs hier ein 
späteres Datum gemeint sei, fehlt, so ist ihre Datierung will- 
kürlich. Die Notiz ist an die vorhergehende Erzählung ein- 
fach angeschoben, wie z. B. nach v. 452 eine ähnlichen Inhalts 
(453—456) und so öfters. S. Hartmann S. 167. 

854. nee ist Konjektur Kochs (Symbol, p. 353) und Kreusslers 
(p. 6) für das handschriftliche et, notwendig wegen der vorher- 
gehenden Zeile und des folgenden tarnen. 

859. Equirria nach mehreren Handschriften (A^^), dem 
Stein des calend. Vatic. (zum 14. März) und dem codex Floren- 
tinus des Varro d. ling. lat. 8. Mommsen C. L L. I p. 388. 
— Vor V. 859 wird entweder eine Lücke anzunehmen sein (s, 
die Epist crit. p. 16 sq.), oder Ovid hat die Form Ecunria vor 
sich gehabt und ist der Ableitung Van*os gefolgt (ße l. l 
VI 13): Eairria ab equorum cursu: eo die^enim currunt in 
Martio canypo; dann ist v. 859 zu erklären: ex vero positum 
nomen = ex currendo, quod vere factum est, positum nomm 
^Ecurrixx* permansit. Die Etymologie ist freilich über die 
Mafsen verkehrt, steht aber in dieser Beziehung bei Varro 
nicht allein. 

861. Das a in Gradivus ist hier wie auch bei Virgil 
lang, met. VI 427 kurz; wegen der Länge wird das Wort auci 
abgeleitet von Gravidivus *der gewaltige Gott', doch hat Ov. 
hier, wie aus der Zusammenstellung mit venis folgt, (und 
ebenso V 556) nur an die Ableitung von gradior gedacht. 



IIL 

11. Ebenso wird Ilia schlafend und so von Mars über- 
rascht dargestellt auf mehreren Kunstwerken, auf einem ge- 
schnittenen Steine, einem Wandgemälde aus den Thermen des 
Titus imd einem Relief auf dem Altar des Ti. Claudius Faven- 
tius, s. Müller, DenJcm. d. Kunst II Taf. 23 n. 253. 253*^. Röscher, . 
LexiJcon I Sp. 1467. Die später gefundenen Denkmäler hat 
Jordan zu Prellers Rom. Mythol. 11 S. 347 verzeichnet. 

14. Beim ersten Anblick hat die Konjektur futilis uma 
sehr viel Wahrscheinlichkeit; denn so hiefsen die G^efäTse, in 
denen die Vestalinnen das Wasser herbeitrugen (s. Preller R 
Myth, n S. 167). Andererseits wird die Lesart der Handschrr. 
geschützt durch Properz IV (V) 4, 16: Ät Uli (der Vestalin 
Tarpeja) urg^at medium fictilis uma caput; auch wird es aus- 
drücklich hervorgehoben, dafs selbst später noch die Gefafse 
im Tempel der Vesta von einfachem Thon waren. S. Anm. z. 
VI 310 und Preuner, Hestia -Vesta S. 306. 



II 853 — m 105. 41 

30. Ausführliches bei Jordan Der Tempel der Vesta und 
das Haus der Vestalinnen (Berlin 1886), wo S. 43 — 56 über 
die Tracht, welche die Jungfrauen als Frauen charakterisieren 
sollte, gehandelt wird. Abbildungen der bei den Ausgrabungen 
im Jahre 1883 gefundenen herrlichen Jungfrauenbilder, deren 
^feierlicher Ernst' einen tiefen Eindruck macht, Tafel VIII. IX. X. 
Die schönste n. 10 ist bei Baumeister Denkm. TU 2013 wieder- 
holt, aber wenig genügend. 

45. ^Sämtliche bildliche Darstellungen des Tempels von 
Titus bis auf Julia Domna lassen durch die geöffnete Thür 
das sitzende Bild der Göttin sehen.' Jordan a. a. 0. S. 68. 
Wenn also sich 0. nicht VI 295 f. geirrt hat, so müfste das 
Bild erst nach seiner Zeit im Tempel aufgestellt worden sein. 

75 ff. Es war die Ansicht der Antiquare Fulvius und 
Junius, dafs Bomulus den Monat März nach seinem Vater 
benannt habe (Censor. d. d. n, 22, 9), während Varro (bei 
Censor. § 11) eine ändere aufgestellt hatte: Itaqu^ Martium 
mensem a Marte quidem nominatum credit, non quia Bomuli 
fuerit pater sed quod gern Latina bellicosa. Diese werden von 
Ov. in der Weise mit einander vereinigt, dafs die alten Latiner 
(vor ßomulus) wegen ihrer kriegerischen Neigung überhaupt 
einen Monat nach Mars benannten, Romulus aber, weil dieser 
Gott sein Vater war, den ersten des Jahres. So Gilbert S. 775. 

87. Kalender anderer italischer Völker erwähnt Ov. auch 
VI 59 ff., die Kenntnis derselben verdankt .er wahrscheinlich 
Varro (Mommsen Chronol, S. 217 ff.); vgl. im allgemeinen 
Censor. 22, 10: Varro Bomanos a Latinis nomina mensum 
accepisse arhitratus audores eorum antiquiores quam urbem fuisse 
satis argute docet 

89. Vgl. den Pränestin. Kalender (p. 314 des C. I. L. I): 
Martius ab Latinorum [Marte appel]Zawrfi. itaque aput Albanos 
et plerosque [pop]Mfos Lat[i rnjos idem fuit ante conditam Bo- 
mam. Censor. 22, 6. 

93. Für quintum Laurentes liest Huschke (d. röm. Jahr 
S. 9) mit der einen Handschrift des Puteanus: quurtum Lau- 
rentes: ^Da nämlich in Lavinium früher der Martius der erste, 
Dezember der zehnte und letzte Monat war (Macrob. sat, 1 
15, 18), so konnte, nachdem drei Monate dazwischen gesetzt 
waren, der Martius nur der vierte werden.' S. dagegen Bergk 
Opusc, I 661, der nonum Laurentes vermutet. 

Äequiculus asper habe ich nach ÜD und and. geringeren 
Hdschrr. aufgenommen, da dies Epitheton besser zu der horrida 
gens des Virgil pafst. Riese liest Aequiculm acer (so BCTH(;, 
sacer A). 

[97. hoc omnes Riese infolge eines Druckfehlers.] 

105. Quis tu/nc aut Hyadm, quis Pleiadas, Kreusaler ^.6^ 



42 Zu Ovids Fasten 

um die auffallende Länge der letzten Silbe von Hyadas vor 
einem Vokale zu beseitigen; doch s. Lachmann, Klein. Sehr. 
II p. 59 sq. Riese, Bursians Jahresber, Bd. in S. 234 f. 

111. et inohservata nach U60ZM, nofi öbservata Riese 
mit ADTHV?. 

121. Den Ausdruck luna receperat orbem urgiert Huschke 
(Ih$ röm. Jahr S. 4 Anm. 5) so, dafs er meint, Ov. habe ein 
Jahr aus 10 Mondmonaten im Sinne gehabt, läfst aber auJäer 
acht, dafs hier kein Astronom sondern ein Dichter spricht. 
Ov. will nur sagen, dafs das Romulische Jahr aus 10 Monaten 
bestand, wie schon Ideler Handb. d. Chronol, 11 S. 20 richtig 
bemerkt hat Vgl. Mommsen Chronol. S. 51. 

124. seu quia bis qninto femina menseparü Madyig, Advers, 
n p. 106 (coli. VI 768). 

127. Die Nachricht, dafs Romulus seinen Senat von 
100 Mitgliedern in 10 decuriae eingeteilt habe, findet sich 
sonst nirgends; wir wissen aus anderen Quellen nur, dafs nach 
seinem Tode sich der Senat für die Regierung während des 
Interregnums in 10 Decurien teilte, und dafs zur Zeit Ciceros 
die Einteilung in Decurien für die Gerichtsbarkeit bestand. S. 
Rein in Pauljs Realencykl. VI S. 1004. IV S. 358. 

135. In der Angabe der Beweisgründe dafür, dals das 
Romulische Jahr mit dem März angefangen, stimmt O. überein 
mit Macrob. sat 1 12. 5ffl 

137. S. Bötticher, BaumktiUus S. 378 ff 

139. Über die Scheidung der Amtswohnungen des Rei 
und des Pontifex maximus s. Becker 12. ^ I S. 226^234 
Jordan Tc^iOffr. I 2 S, 275. 298. 

148. S. Mommsen, Chronol. S. 102 £ StaatsredU I S. 49a 
Gani unhaltbar ist die Ansicht Ton Huschke, Das roM. Jakr 
S. 37 f.; ebenso die Ton Hartmann S. 228 £., wie dies Ui^er, 
TkHoi. Suppl. IV S. 287 f. zeigt. Dafs auch bei Beginn des 
dritten Krieges die Römer den Puniem Treulosigkeit Torwarfaii, 
sagt ausdrücklich ÜTius ep. 48: qaod contra foedms ei exercOim 
et naraies WMteri^MS haberent 49: qucd contra foedns maves kaberait 
Tgl. Flor, n 15^ 3. Die Beziehung auf Hannibal als den perfidm 
JP'j^mHS x«T* i^opiv habe ich aufgegeben. 

1^5. Lustrum wird in den Fasten, wo sieh überhaiqp^ dk 
Zeit bestimmen lafst 11 183: iam iria la;^ra pmer offebatf 
welche Worte mit der Paralielstelle der Metamorphosem 11 ^1 
ter qHinqne fere nataliims iurtis zu rergleiehen sind") entsehiedea 
als fünfjähriger Zeitraum sre&üTst: ebenso auch in den Amor, 
in 6> 27: myndwm Troia fmit Ihistris »^bsessa tiuoims und in den 
Kpisl ex Font. TV 1*X 9: UJixes M*Xij^^$s dnoto per th» 
mari^ lY 16. 14: UUsem emmtem saer»> per dmo Imsäm 
Gesen diese Anirahme scheint zu spreehän ex Font. IT i 5: 



lU 106—224. 43 

In Scythia noJns quinquennis Olympias acta est; iam tempas 
hisiri transit in alierius; allein hier ist, wie aus der Berech- 
nung der LebenaTerhältnisse des Dichters mit Sicherheit hervor- 
geht, auch die Olympiade (ebenso wie trist. IV 10, 95 f.) zu 
fünf Jahren herechnet, und sonach kein Zweifel, dafs 0. an 
unserer Stelle dem Lustrum die gleiche Zahl von Jahren ge- 
geben haben mufa. Damit stimmt auch die Lesart sämtlicher 
guten Handschriften (nur U hat iuncla) in v. 164: e pleno 
tempora quinta die (tempora quarta, was sich in den Ausgaben 
bis auf Merkel^ und Bieae findet, ist den schlechteren ent- 
nommen), und Ov. hat sich also geirrt und das julianische 
Jahr nur zu SGö'/s Tagen angesetzt. Es ist nur die Frage, 
wie er zu diesem Irrtum gekommen ist. Aber auch hierfür 
hat Merkel i^prolegg. p. IVaq.), dem Mommsen (Chronol. S. ITOff.) 
beipflichtet, eine Erklärung gefunden. In Cäaars Edikt über 
den Kalender stand nämlich, dafs quarto quoque anno intei> 
kauert werden solle (Quschke S. 125 f.); dies aber verstanden 
— denn bekanntlich wird in der römischen Rechnung der 
Terminus ad quem meist eingerechnet — die römischen 
Pontifices so, dafs sie in jedem dritten Jahr einen Tag ein- 
schoben und so den Kalender von neuem in Unordnung brachten. 
Ihr machte im J. 8 v. Chr. Äuguatus ein Ende und verordnete 
die Interkalatiou quinto guoque anno; Ot. aber begeht hier den 
umgekehrten Fehler wie jene Pontifices, indem er die Schaltung 
in das fünfte Jahr (nach unserer Berechnungsweise) verlegt 
ein MifsTeratändnis, welches ihm ohne Bedenken zuzutrauen 
ist, Bodafs kein Grund vorliegt zur Vermutung von Huschke: 
iunxit et ea^evit tempora quinta die (a. a. 0. S. 127) seine Zu- 
flucht zu nehmen. 

199. parat Riese nach A^ para haben die anderen 
Handschrr. 

200. cum 'E. Hoffmann in scholis' Sedlmayer Omd carm. 
sd. pr. p. VTII. 

206. Diese Versammlung und die Initiative der Hersilia 
sowie das Mitnehmen der Kinder (y. 218) erwähnen auch Dionye 
II 45 und Plutarch Bom. 19, nicht Livius; s. oben zu II 499. 

208. N(m ultra lentae fossumus esse pie, Madvig Ädvers. 
n p. 106. 

211. m^imus nach UBCM^, malitis Eiese mit ADq. 

219. passis nach DUBCZM, scissis Biese ohne Variante, 
also mit A, was mir nach dem vorausgehenden crinesque 
resolvunt (v. 213) zu stark erscheint (s. auch die in Anm. an- 
geführte Liviusstelle); anders liegt die Sache met, XI 682: nee 
crines solvere cwrat: sdndit, 

223 f. klammert Riese ein. 

224. Der Kuriosität halber erwähne ich die Erklex 



44 Zu Ovids Fasten 

von Taubner, Krebs und Conrad, die Mütter hätten die Kinder 
gezwickt, sodafs diese dh vae (au weh) geschrieen^ was wie mt 
geklungen! Mit Recht sagt Merkel p. CLXXIV: versum 224^ 
tenerrimi affecttis plmum, non credo difficilem inteUectu, nisi qiii 
barhartis sit 

229. Inde mei primas mensis ceMyrare kaiendas nach Riese; 
inde diem, qtiae prima, meas cel. Aü^, was nur eine sehr ge- 
zwungene Erklärung zuläfst; inde diem primasque meas cd, 
DC^. Inde diem, quae prima mea est cel. Rappold Ztschr. f. 
östr. Grymn, XXXI S. 809. Inde diem^ quae priva, meas cd. 
MerkeP (d. h. *qua tota solae matronae feriatae sint'). 

Die V. 231 und 232 sind von Merkel ^ mit Obelis ge- 
zeichnet, und allerdings sind sie wegen des reflexiven Ge- 
brauchs von committi nicht ohne Bedenken und wären auch 
sehr gut zu entbehren. Trotzdem scheinen mir die Gründe, 
sie als Interpolation anzusehen, wenigstens nicht zwingend; 
der Hauptnachdruck ist auf lacrimis zu legen und an des 
Livius Erzählung (die auch ausae hat) zu denken, in der die 
Frauen ohne Hilfe der Kinder nur durch ihre Vorstellungen 
dem Kriege ein Ende machen. Gilbert S. 776 f. läfst den 
Dichter v. 231 f. vor der zweiten Erklärung noch einmal die 
erste zusammenfassen: ^Deshalb feiern die römischen Frauen 
meine Kaienden (v. 229 f.): entweder also weil sie die Martia 
bella beendet haben (v. 231 f.), oder aber (hiermit folgt die 
zweite Erklärung), weil durch mich Ilia Mutter geworden ist, 
verehren sie meinen Tag (v. 233).' Riese hat sie für aut in 
den Text gesetzt und will in der Adnot. v. 231 vor 229 ein- 
schieben; ebenda vermutet er noch für aut: iam oder für aüt 
quia: atque ita; aut haben AD^, an ÜBCM\ Merkel^ schreibt 
V. 231 Hac quia und klammert v. 233 f. ein. — Die Stelle ist 
matt und offenbar flüchtig geschrieben, wie manche andere, 
wo Ov. nur der Vollständigkeit halber verschiedene Ansichten 
aneinander reiht; vgl. z. B. I 323 ff. Mit Konjekturen wird da 
kaum zu helfen sein: es fehlt eben dem Werke die letzte Hand 
des Dichters. 

238. Vividaque nach einer Anzahl geringerer Handschrr. 
(vgl. Lucr. I 179 vivida tellus)] uvidaque ist Rieses aber noch 
weniger bezeugte Lesart. A hat nudaque, DBC u. a. Hdschrr. 
humidaque. 

245. Vgl. Paul. s. v. p. 147: Martias calendas matronae 
celebräbantf quod eo die lunonis Lucinae aedes coli coepta erat 
Kalend. Praen. p. 387 (Momms.): Iun[o\ni Lucinae ExquüiiSf 
quod eo die aedis ei [dedicaj^a est per matronas. 

251. Die aufgenommene Lesart matrem mea turha frequentat 
beruht zwar auf einer Konjektur Merkels, beseitigt aber am 
einfachsten alle Schwierigkeiten und stellt in passender Weise 



m 224—285. 45 

den Zusammenhang mit dem folgenden Verse her. Die Hand- 
schrr. geben fast alle matrum me turha fr. (und so auch Riese), 
nur U hat matrem qiwqxie' turba. 

255. 0. leitet den Beinamen der Inno Lucina entweder 
von Z«*CMS (11 449) oder von lux ab, so jedoch, dafs er mit der 
Bedeutung des Wortes lux spielt und es in verschiedeneu Be- 
deutungen fafst: II 450 ist lux das Licht der Welt, welches 
die Kinder bei ihrer Geburt erblicken, VI 39 das neue Licht 
des Mondes (s. Anm. z. d. St.); und hier scheint es v. 256 im 
Munde der Mütter am geeignetsten von dem Ende der Not 
des partiirire gefafst werden zu müssen; vgl. z. B. Cic. d. imp. 
Cn. Pomp. 12, 33: Tantamne wnius hominis incredibilis ac divina 
virtus tam brevi tempore litcem affere rei p. potuit etc.; 14, 41: 
nuMC imperii vestri splendor Ulis gentibus lucem afferre coepit 

259. Über zwei Reliefs, von denen das eine zwei Salier 
vollständig und einen dritten zum Teil darstellt, das andere 
sogar 30 Figuren, s. Marquardt S. 414. 

261. Die Lesart adoperta findet sich in D und vielen ge- 
ringeren anderen Handschrr., in den übrigen meist operata, was 
Merkel und Riese aufgenommen haben; aber es ist nirgends 
überliefert^ dafs Egeria dort der Diana gedient, während 
adoperta in der in der Anm. citierten Stelle der Metam. seine 
volle Stütze findet. Zu dem Ablativ nemori vgl. operi^ oneri, 
lateri, scderi, corporis Neue Lat, Formenl, PS. 239. 

267. Die Tabulae votivae enthielten neben Inschriften 
(s. Orelli Syll. inscr, n. 1453. 1455. 1456) oft Darstellungen der 
überstandenen Gefahr; so hat sich auch in der Gegend von 
Nemi ein Relief gefunden, welches eine Entbindung darstellte, 
in offenbarer Beziehung auf eine von Diana geleistete Hilfe, 
an welche sich die Frauen in ihren Gebeten um leichte Geburt 
und glückliches Leben in der Ehe auch zu weuden pflegten. 
Ebenso hat mau bekränzte Frauenköpfe (v. 269) in der Gegend 
von Nemi ausgegraben. Preller I S. 317. Abbildungen von 
Bäumen, an denen Votivtafeln hängen, in grofser Zahl bei 
Bötticher, BaumhuU. S. 43 f. 

277—284 stören den Zusammenhang, der erst nach ihrer 
Beseitigung zwischen v. 276 und 285 wieder hergestellt wird. 
Wir haben auch hierin ein Zeichen des Fehlens der letzten 
Hand des Dichters zu sehen, der die verbindenden Glieder nicht 
mehr hat hinzufügen können. 

285 ff. Die Geister des Waldes trunken zu machen und 
dann zur Weissagung zu zwingen, ist ein Zug der Sage auch 
anderer indogermanischer Völker. Als das griechische Seiten- 
stück (oder Original?) dieser römischen Legende dürfen wir 
die von Theopomp {Fr. hist. Gr. 1 p. 289—291. fr. 74—77) über- 
lieferte Erzählung ansehen, nach welcher König Midas den 



46 Zu Ovids Fasten 

Silen durch Wein, den er in eine Quelle gemischt hatte^ trunken 
machte, ihn in Fesseln schlug und, wie er erwachte, ihn zwang, 
ihm sein geheimstes Wissen zu offenbaren, um sich zu losen. 
S. Rohde Der griech, Boman S. 204 ff. (wo die gesamte Littfr^ 
ratur) und Mannhardt Wald- u. Feldkulte 11 S. 137. 141 f. - 
Ovids Quelle ist, wenn auch nicht direkt, der Annalist Valerius 
Antias gewesen, wie die Vergleichuug mit Arnobius V 1 lehrt 
(vgl. Plutarch. Ifum. 15. Belliq. hist Born, I p. 238 sqq.), jedoch 
will bei ihm Juppiter, wenn er zuerst Menschenopfer verlangt, 
nur die Klugheit des Numa auf die Probe stellen, während 
bei Arnobius und Plutarch der Gott, weil er seinen Willen 
nicht scharf genug ausdrückt, von dem schlauen Numa über- 
listet wird, s. Amob. tunc anibiguis lovem propositionüm 
captum etc. — Die Blitzsühne scheint von der Vorstellung aus- 
gegangen zu sein, dafs der zürnende Gott durch das Schleudern 
eines Blitzes ein Menschenopfer heische; vielleicht sind iu 
frühester Zeit solche auch gebracht worden; denn Spuren von 
Menschenopfern sind im römischen Altertum nicht selten, s. 
Schwegler E. G. I S. 241. 363 f. 381. 548 f. H 48. Die Ver- 
wandlung des wirklichen Menschenopfers in symbolische Ge- 
bräuche wird in dieser Legende dargestellt und, wie viele 
mildere Sitten, auf Numa zurückgeführt. Die Tradition Ovids 
scheint übrigens jünger als die des Arnobius und Plutarch. 
Nach Anderen war das condere fulgur ein Begraben des in der 
Erde sterbenden Blitzes und wie der Tod eines Menschen mit 
einer expiatio verbunden. Marquardt S. 252 f. Ein solches 
Blitzgrab hat sich in Pompeji noch erhalten, ein runder über 
die Erde hinaus aufgemauerter Schacht, oben oflfen, wie ein 
Altar aussehend, im Kreis umgeben von 8 Säulen, die ein 
Dach trugen. Abbild, z. B. bei Rieh S. 78. 

294. eruit Kraffert Beiträge 3. Teil. 

331. e pectore mit ÜBMg, e corpore Riese mit A und den 
meisten übr. Hdschrr. 

337. remotum nach e. var. scr. in d. 2. Münch. Hdschr.; 
remota Merkel und Riese nach d. Hdschrr. 

339 flF. Vgl. Macrob. sat I 7, 34: Quakm nunc permur 
tationem sacrifidi, Praetextate, memorasti, invenio postea Com- 
pitalibus celebratam, cum ludi per urbem in compitis agitahanhir^ 
restituti sdlicet a Tarquinio Superho Larihus oc Mani4ie ex 
responso Äpollmis, quo praeceptum est^ ut pro capitüms capitibas 
supplicaretur. idque dliquamdiu dbservai/um, ut pro familiarium 
sospitate pueri mactarentur Maniae deae, matri Larum, guod 
sctcrificii genus lunius Brutus consul pulso Tarquinio aliter con- 
stituit celebrandum. nam capitibus alii et papaveris supplicari 
iussity ut responso Apollinis saus fieret de nomine capitum remoto 
sdlicet scelere infaustae sacrificationis; factumque est, ut effigies 



m 285—383. 47 

Maniae suspensae pro singulorum foribus periculum, si quod 
immmeret famüiis, expiarent. Kleine Fische ^pro animis huma- 
nis' werden aucli dem Vulcan gegeben. Fest. p. 238. 

342. summosBiese und Merkel^ nach 5^, sumes alle anderen 
Hdschrr. (Krüger p. 24). 

345 ffi Die sich nur bei Ovid findende Verbindung der 
beiden Legenden von der Blitzsühne (v. 285 flf.) und dem Er- 
scheinen des ancile (v. 349 ff.) ist sehr äuTserlich und nicht 
gerade glücklich. Zuerst erzählt nämlich Ov. nach der ge- 
wöhnlichen Tradition, wie Juppiter von Numa gezwungen 
wurde, selbst die Mittel zur Blitzsühne anzugeben v. 285 — 348, 
und nur dies ist in den eben citierten Versen für Numa und 
Egeria der Zweck die Gottheit selbst zu befragen (v. 289. 
291. 311. 333). Nachdem aber Juppiter die procuratio fiilminis 
genannt, läfst ihn der Dichter ganz unmotiviert noch aufser- 
dem freiwillig ^certa imperii pignora' v. 345 f. versprechen und 
als ein solches dann v. 373 das ancile vom Himmel herunter- 
schweben. Vielleicht hat die Veranlassung zu dieser Ver- 
bindung eine dem Plutarch (Num. 13) ähnliche Erzählung ge- 
geben, dafs jenes ancile vom Himmel gefallen sei, als ganz 
Rom sich in grofser Unruhe wegen der Pest befand, und dafs 
Egeria in jenem ancile ein pignus imperii erkannt und ge- 
wisse Bestimmungen getroffen habe, infolge deren die Krank- 
heit verschwunden sei. 

369. fulgura nach ÜV^, fulmina Riese mit AD^. 

377. Ganz rund ohne Ausschnitt an den Seiten ist das 
ancile auf einer Bronce des Domitian bei Cohen Med. imper, 
I pl. XVII n. 315, auch auf den beiden oben zu v. 259 er- 
wähnten Relief darstellungen, von denen sich die eine allerdings 
auf das Salierfest in Anagnia bezieht, die andere ungewissen, 
aber nicht römischen Ursprungs ist und vielleicht aus Tibur 
stammt. Marquardt S. 413 f. 

379. tum mit A^DM^, tunc Riese mit A^^. 

383. Eine sehr geistvolle Vermutung über die Entstehung 
der Legende von Mamurius Veturius hat mit grofser Gelehrsam- 
keit H. Usener JBA. Mus. N. F. XXX S. 213 ff. ausgeführt. Er 
geht aus von Corssen, der Mamurius mit Mars und Veturius, 
wie schon die Alten, mit vetus zusammengebracht und Mars 
als Jahresgott aufgefafst hatte (s. darüber auch Röscher Apollon 
und Mars S. 25 ff.), welcher die elf folgenden Monate des Jahres 
nach dem Bilde des vom Himmel gefallenen ersten, des gött- 
lichen Martins, schafft. Dann weist Usener darauf hin, wie 
nach der alten Vorstellung Sonne und Mond bei jedem Er- 
scheinen neu entstehen, also das neue Jahr ein neugeborener 
Sonnengott ist, der an die Stelle des sterbenden, d. h. des alten 
Jahres tritt, demnach bei den Römern das Jahr am 1. März 



48 Zu Onds Fasten 

feboren wird und nun bis zum 14. erstarkt und da den alten 
ahresgott^ Mamurius Yetus, vertreibt Im Liede der Salier 
ist extremo carmine (als Re&ain, v. 390) nicht der Waffen- 
schmied^ sondern der Gott gemeint, den sie mit Stäben schlagen 
und so aus dem Lande jagen. Die Sitte das alte Jahr in Gre- 
stalt eines Menschen zu verjagen oder zu toten findet sich; 
wie üsener zeigt, bei sehr vielen Völkern. S. auch Mannhardt 
Wald- und Feldkulte 11 S. 297 f. Mythol Forsch. S. 198: 'So 
brachte der Umzug der Salier mit den Ancilien und Mamurins 
den siegreichen Einzug der Genien des Frühlings und Neujahrs 
zur Darstellung/ 

384. Riese interpungiert difßcile est, illudy dicere, dansU 
opus und verbindet sehr künstlich iUud mit opus; über dausü 
bemerkt er in der Adnot. ^sculpsit Iq, recte, ut puto. an lusit?' 
vgl. aber wegen clausit Plutarch Num, a. a, 0. xriv d% nikt'qv 
stQod'ivtog avtov Tcal TceXsvöavtog ccfiMäöd'aL tovg teivCxaq 
v7t€Q zfig bfiOLOtritog toifg fihv aXkovg ccTCsiTtstVy Bsxovqlov S\ 
MafiovQiov^ €va täv aTCOcuv dfjiiiovQyäv ovrcag eq)ixs6^ai trjg 
ifMfSQeiag xal xataöxsvaöaL Ttdöag ofioiag^ ä^xe fir^d^ avtov 
hl tov Nofiav SiayLvciöxsiv, 

397. cincta (so CZ^, auch BD^, aber mit einem an das 
vorherg. Wort angefügten s) zieht Bergk Op, phil. I p. 661 sq. 
vor wegen Fest. p. 65 cincta flaminica veste vdata, 

399 ff. Plinius (w. A. XVIII 237) und Columella (XI 2, 24) 
setzen in diese Zeit den Aufgang des nördlichen Fisches; 
daher wird man annehmen müssen, dafs auch in der Quelle 
Ovids dieselbe Erscheinung für diesen Tag verzeichnet war. 
Wenn daher seine Worte auf den Frühuntergang hinweisen, 
so liegt hier entweder eine üngenauigkeit oder eine Unrichtig- 
keit vor; denn entweder hat er den Spätuntergang gemeint, 
welchen die Rechnung für den Stern 9? in der Mitte des nörd- 
lichen Fisches auf den 7. März setzt, was das wahrscheinlichere 
ist (s. z. V 406), oder den Frühaufgang, welcher nach der 
Rechnung am 1. April erfolgte. Ideler S. 161. Anders Merkel 
p. LXXIV, der mit Berufung auf Clodius Tuscus (b. Lyd. de 
ostent p. 123 Wachsm.: trj tcqo g' sCSäv — oQd'Qov 6 1%^^ 
ccTto tov vcitov aQ%atuL xQVTttsöd'ai) den südlichen Fisch ge- 
meint sein läfst. Um Ovid von dem eben gemachten Vorwurfe 
zu befreien, zieht Rappold {Ztschr. f. d. öster. Gymn. ^TTW 
S. 809 f.) das statt ignes in den meisten Hdschrr. (nicht A) über- 
lieferte orttis und das in einigen Hdschrr. (nicht in der * besten 
Überlieferung ', wie er angiebt) statt dimensa stehende de mense 
vor und versteht den Vers vom Anfang der Nacht. Seine Er- 
klärung von de mense ist indes unmöglich. 

406. Merkel (prolegg. p. LXXII) schlägt emerget, visus 
effugietque tuos vor und erklärt es : puncto temporis inter düuculum 



III 383—429. 49 

apparebit. Doch scheint es mir sehr bedenklich, eine Kon- 
fusion in astronomischen Dingen, welche dem Dichter wohl 
zuzutrauen ist, durch Konjektur zu beseitigen. 0. hat noch 
ganz andere Sünden in dieser Wissenschaft auf dem Gewissen. 
S. Ideler SL 140 ff. — 6. Hofmann (S. 36) versteht sowohl hier als 
auch V. 733 (26. Mai) u. VI 235 (7. Juni) den (scheinbaren) 
Frühaufgang des Bootes, der in Wirklichkeit am 16. Juni 
stattfand. 

405. Vgl. German. Arat. 91 f. sive ille arctophylax seu 
JBdcchi ob munera caesus Icarus ereptam pensavit sidere vitam, 
wo aber Robert Erat cot. rel, p. 74 unrichtig an eine Nach- 
ahmung Ovids denkt. 

407. Vom Vindemitor fiel nach der Rechnung der wahre 
Frühaufgaug auf den 31. August, der scheinbare auf den 
18. September, der scheinbare Spätaufgang auf den 14. Febr., 
der wahre auf den 26. desselben Monats; für den letzten, welchen 
also die Quelle O.s auf den 5. März angesetzt hatte, giebt Co- 
lumella (XI 2, 24) den 2. März, Plinius (w. h. XVIH 237) 
unbestimmt den Anfang des Monats an; Ideler S. 157. 

409. So zeigt den Ampelos eine berühmte Statue des 
britischen Museums in der Verwandlung, wie er dem Gotte 
noch eine Traube reicht. Müller, Denkmäler II T. 32. n. 371, 
Baumeister, Denkm. I 437. In gewohnter Breite erzählt die 
Fabel vom Ampelos Nounus Dionys. X 175 ~XI 312, aber 
fast durchgängig anders als Ov. 

411. pendentem e frondibus nach ÜDBC^, e läfst Riese 
mit A^ weg. 411 f. klammert Merkel^ ein. 

415. Vgl. die Pränestinischen Fasten z. d. Tage (C. L L. 
1 387): Fe[na,G ex s. c, quod eo die] imp. (hesar August pont 
m[ax. factus est Quiri]mö et Valgio cos, II viri ob [eam^ rem 
inmolant: ]ß]opult4S coronattis feriatus [agit]. — Über die Über- 
lieferung dieses und des folgenden Verses s. Disput er, p. 27 sq. 

417. Nach Jordan, Tempel der Vesta S. 70 würde Männern 
die aedes Vestae überhaupt zu betreten verboten gewesen 
sein: v. 418 weist aber bestimmt auf den Tempel und der 
Zusammenhang auf Männer, nicht etwa auf Frauen; s. d. Anm. 
z. VI 257. 

419. quos nach fast allen Hdschrr., qu>em Riese nach Z 
und lg, quo Merkel (Teubn.), quis Rappold a. a. 0. (^Lieber 
als alle anderen Titel wollte er den eines P» M. erlangen'). — 
Auch im Calend. Maffei. heifst unter diesem Tage Augustus: 
Cäsar (0. L R p. 387): Hoc die Gaes(ar) pontif(ex) maxim(us) 
f(wt(us) est; vgl. Mommsen z. d. St. 

429. Ein altes Bild des Veiovis in arce aus Cypressen- 
holz erwähnt Plinius XVI 216, das aber von dem Ovid be- 
kannten zu unterscheiden ist, s. Jordan in den comment. phil, 

Ovide Fasten. Anh. K 



50 Zu Ovids Fasten 

in hon. Momms. p. 362. 365, Böm. Top. I 2 S. Ulf. Von 
unserem spricht Gellius V 12, 11 Simulacrum igitwr dei Vediovis, 
quod est in aede de qua supra dixi, sagittcLS tenet, quae suntpartae 
ad nocendum, et q. seq. Erhaltene Münzbilder hat man nach 
Jordan {Top, I 2 S. 117) irrig auf die von Ov. geschilderte 
Statue bezogen. 

430. Da AUBV^ utiouis lesen, so ist es richtiger bei 
0. die Form Veiovis einzusetzen als mit Riese und Merkel 
Vediovis; auch v. 447 spricht die Überlieferung mehr für die 
erstere Form. 

438. aspice deinde manum nach BOM imd and. Hdschrr., 
aspice deinde, manu f, Merkel und Riese nach den meisten 
übrigen Handschrr. 

439. ffigantas nach ü^, gigantes Riese mit den meisten 
übrigen Hdschrr., s. ab. Disp, er. p. 10. 

441 f. klammert Merkel^ ein. 

449. Nach O.s "Worten müfste man an den Spätaufgang 
des Pegasus (der sonst ""'iTr^ros oder Equus genannt wird, Ideler 
Sternnamen S. 114 f.) denken, der aber zu einer ganz anderen 
Jahreszeit erfolgte; es ist vielmehr der Frühaufgang gemeint, 
für welchen die Rechnung den 11. März ergiebt. Mit 0. stimmt 
Columella überein (XI 2, 24); Cäsar setzte den Aufgang auf 
a. d. III non. Mart. Ideler S. 149. — Als Rofs der Dichter 
kennt das Altertum den Pegasus nicht; dazu hat ihn erst 
durch eine Vermengung der Sagen von Bellerophon und von 
der Hippocrene Bojardo gemacht. S. Teufifel in Paulys Real- 
encykl. V S. 1275. 

451. Creditur hie ea>esa gravidae cerviee Medusae nach Madvig 
Advers. II p. 106, ea^sae gravida die Handschr. 

459. Es ist der scheinbare Spätaufgang der (nördlichen) 
Krone gemeint, der nach der Rechnung auf den 10. März fiel. 
Ideler S. 143. — Merkel und mit ihm Riese läfst 2war die 
Krone auch noch am 7. März aufgehn, indes scheint dies uns 
unmöglich, nachdem schon der Spätaufgang des Pegasus mit 
den Worten eingeleitet ist: lamque ubi caeruleum variabunt 
sidera eaelum (V. 449); venienti nocte kann sich daher nur 
auf die folgende Nacht, d. h. auf die am 8. März ihren An- 
fang nehmende, beziehn. Merkel ist wohl zu dieser Annahme 
durch V. 517 gebracht worden, der zu verlangen scheint, daCs 
zwischen dem Aufgange der Krone und den zweiten Equirria 
am 14. März 6 volle Tage liegen, und durch protinu^ asp, 
venienti nocte. Allein in V. 517 sind wir bei 0. wohl be- 
rßchtigt den Ausdruck nicht allzu sehr zu urgieren imd 
können in demselben nur eine poetische Erweiterung des Aus- 
drucks ^nach 6 Tagen' sehn (vgl. nur I 617: Bespiciet Titan 
actas ubi tertius idus, wo der 15. März gemeint ist), und 



III 429—523. 51 

protinus kann mit demselben Bechte, mit welchem es ge- 
wöhnlich mit dem Aufgang des Pegasus in Verbindung gesetzt 
wird; auch auf venienti nocte bezogen werden, also ^in der 
kommenden Nacht, gleich nachdem sie gekommen ist'; vgl. 
II 153: Tertia nox veniat: Custodem protinus Ursae CLspides 
geminos exeruisse pedes, wo der Spätaufgang des Gestirns be- 
zeichnet werden soll. 

462. hgenda hat Riese nach ÜBZM^^ ebenfalls im Text 
(vgl. Propert. V (IV) 4, 42: cum patuit Udo stamine torta via), 
in der Adnot. aber neigt er sich der La. der übr. Hdschrr. 
regenda zu. 

465. depexos crinibus Indos verteidigt Bergk Op, phil. I 
p. 662 durch Nonnus XXVI 155: iTtsi vv oC aq)QOVL kvööy 
jdriQiadrjg vTCSQOTtlog olrjv dvsxsiQato xaltriv^ ^IvSotg tclxqov 
ovsiöog. 

469 ff. Vgl. M. Haupt Opusc, II p. 71, wo darauf aufmerksam 
gemacht wird, wie hier Ov. absichtlich u. zwar aus einer ge- 
wissen Courtoisie an Catull 64, 132 habe erinnern wollen. Weitere 
Nachweisungen für diese bei den antiken Dichtern übliche Sitte 
bei Usener Bh. M. N. F. XXXV S. 138. 

498 ff. adsuevi — me tua at tilgt H. Gilbert Fleckeis. Jahrb. 
Bd. 127. S. 852, Merkel« sogar die 6 Verse 499-504. 

500. Ich folge, wie auch Biese, der Lesart von Heinsius: 
me tua. at hie laudist, ille pudendus amor. Die Handschriften 
geben zum Teil me iuat et ledit ille p. a. (A) oder me iuvat 
(muat U) et laedit ille p. a. (DÜT und die meisten anderen) 
oder me tuu sed laedit. Merkel« liest: Me tua: me laedit, 
ille p. a.j Madvig vermutet Advers. II p. 106: me tua. Te laedis: 
ille pudendus amor, was er so erklärt: Iniuriam tibi ipse facis, 
cum meum amorem cum pudendo illo comparas et spemis. 

523. Über Anna Perenna handelt in den Hauptsachen 
überzeugend üsener in dem oben zu v. 383 citierten Aufsatz 
S. 182 — 229 (unter Beistimmung von Mannhardt, Wald- und 
Feldkulte II S. 297 f.). Ihm ist Anna das laufende Jahr mit 
seinem Segen, Perenna das ^durchgejahrte Jahr, das ehedem 
feierlich abgethan wurde, um durch die Festlichkeiten, die Ov. 
beschreibt, erneuert zu werden' (S. 208); altitalisch sei, dafs sie 
ihr Ende im Flusse finde. Somit gehören nach Useners An- 
sicht Anna Perenna und Mamurius Veturius eng zusammen 
(s. z. V. 383): Mamurius wird am 14. März ausgetrieben, während 
seine Alte ihn überlebt, am andern Tag den neuen Jahresgott 
neckt und dann auch ins Wasser getrieben vyird (s. z. v. 677). — 
Ein besondei*es Programm hat geschrieben *Uber das Wesen der 
Anna Perenna und der Dido' E. Teltscher (Mitterburg 1877). 
Er behauptet S. 9: 1) *dafs die im phönikischen Kultkreise 
unzweifelhaft vorhandene Channa, deren Namen sich durch 



52 Zu Ovids Fasten 

eine unbefangene Betrachtung als mit XaQis identisch gezeigt 
habe^ den Griechen das Vorbild für ihre Xagtg resp. XaQix^ 
abgegeben habe u. 2) dafs Anna, die den Römern frühzeitig 
ohne Vermittlung der Griechen bekannt geworden sein mufs, 
eine bestimmte Charis, nämlich Peitho sei', Dido die Chans 
Euphrosyne, — alles höchst unwahrscheinlich. 

537. duras nach AÜ^B, iunctas Riese mit U^^; laetas 
DVL^, longas HT^, s. Disp. er. p. 23. 

541. Occurri Riese nach ZM, occurrit die übrigen Hdschrr. 
die richtige Interpunktion nach Krüger p. 21. 

545 ff. Die Verschmelzung der Schwester der Dido mit Anna 
Perenna läfst sich aus vorovidischer Zeit nicht nachweisen und 
rührt vielleicht von Ov. selbst her, der seine Erzählung be- 
sonders mit Stücken virgilischer Dichtung aufgeputzt hat. 
Movers Fhöniz. II 2 S. 94, Meltzer, Gesch. d. Karthager I 119 f. 
464. Silius Ital. VIII 28 ff. hat seine Darstellung aus Ov. ent- 
nommen. 

557. Tertia mandatas acceperat, Bentley (so auch in einem 
cod. Ambros. u. Heinsius in der Ausg. v. 1652), s. Disp. er. p. 13. 

573. tit tarnen hospitii servasset — munus! C. Peter, wo- 
durch allerdings das Verständnis wesentlich erleichtert wird. 
MerkeP pr. p. XXXVII meint, dafs eine Umstellung des d 
(wie III 8, IV 699, V 400. tr. V 10, 27) vorliege und ser- 
vasset in der Bedeutung von servare debebat gesetzt sei. 

581. Dafs gerade die Localität am Flusse Grathis in die 
Reise der Anna mit hineingezogen wird, erklären Klausen 
{Äeneas und die Pen. S. 720) und Merkel (p. CCXVI) daraus, 
dafs Anna dort eine besondere Verehrung genofs. 

593 f. schliefst Merkel in Klammern ein. 

594. Die besseren Handschriften haben meist cmt votis 
(A^UB^) is quoque (so fast alle Bidschrr.) poseit opem^ woraus 
Burmann mit Benutzung der Lesart des cod. Z, welcher a votiSf 
und des diis^ welches der U bietet, gemacht hat a votis disque 
reposcit opem; Hertzberg a. a. 0. S. 268 und Koch {SynAoL 
p. 354): a votis is quoque poseit o.; Kreussler (p. 7) a votis, si 
quoque, poseit o., Riese a votis sie quoque poseit opem; doch ziehe 
ich die Burmannsche Konjektur den übrigen vor, besonders 
wegen der ähnlichen Stelle der Metamorphosen (II 184) : Fertur 
ut aeta praeeipiti pinus horea, eui victa remisit frena sutis rector, 
quam dis votisque reliquit. 

599. figitur nach DBCZMq, dueitur Riese mit Aü^. 

628. silet nach allen Handschrr. aufser A, aus dem Riese 
ta^iet aufgenommen hat. 

634. dissimulatque fremens nach ÜZM^^, dissimulatque 
metus ABCVL^, metum D, was auch Riese vermutet; mdu 
will E. Hoffmann S. 399. 



ni 623—677. 53 

636. muUay tarnen mitti Krüger nach ABC^. 

643. Die Handschrr. haben für humili zum Teil Uli (A^) 
oder illic (B^), für arva meist ama, danach hat E. Hofl&nann 
S. 399 konjiciert et velox süicem super au$a fenestra; indes 
ist die gewöhnliche von mir beibehaltene Lesart keineswegs 
ohne handschriftliche Autorität (s. Disp. er, p. 3), wie Hoff- 
mann meint, und wird durch die in der Anm. z. d. St. citierte 
Nachahmung des Silius (s. z. v. 545) hinlänglich gestützt u. 
erklärt. 

645. quaque metxi rapitur DZM^, cumqus metu die übrigen 
Handschrr., was HoflFmann S. 400 vorzieht, indem er so inter- 
pungiert: cumque metu rapitur tuniea velata recincta, currit ut 
atiditis et q. s.; dumque metu C. Schenkl. 

647. cupidis nach BZM^, tumidis Riese nach den übrigen 
Handschrr. 

656. seque diemque nach den Handschrr., reniqm diemqu^ 
ßiese (u. Merkel ^), ohne eine Abweichung aus A zu notieren. 

661. Den Sinn dieser Legende findet Usener (ob. z. v. 523) 
S. 208 darin, dafs das Jahr (Anna) hier gefafst sei als das 
Feldfrucht und Nahrung spendende; dasselbe bedeute die An- 
nahme V. 659 f., Anna Perenna sei eine der Atlastöchter, von 
denen das Zeusknäblein zuerst Speise empfangen. 

664. in, sacri vertiee montis agit, Bentley ausgehend von 
der Lesart dbit in UDM^, Riese mit den übr. Hdschrr. montis 
erat^ Merkel^ eget 

669. redimita nach ÜDBCM^, incincta Riese mit den 
übrigen Handschrr. 

673. posuere PerennaSf Merkel ^, posuere, perennem Merkel ^ 

675 ff. Vgl. Martial IV 64, 16: Et quod virgineo cru^ore 
gaudet Annae pomiferum nemus Perennas, Porphyr. 0u Horat 
epist n 2, 209: Maio mense religio est nubere et item Martio, 
in quo de nuptiis hdbito certamine a Minerva Mars victus est: 
öbtenta virginitate Minerva Neriene est appellata. Eine von Klausen 
{Aeneas u. d. Pen, S.487f. 506 ff.) aufgestellte, von Merkel (prolegg, 
CCXV) gebilligte Hypothese führt den Grund des Charakters 
dieser Gesänge auf Karthago zurück. 

677 ff. Anders deutet diese Sage üsener a, a. 0. 227 f.: 
*Die Göttin des abgethanen Jahres, das alte Mütterchen soll 
dem neuen Jahresgott die Braut gewinnen helfen und schiebt 
sich ihm selbst als Braut unter.' Die Ehe des Mars mit der 
Minerva-Nerio, welche der Gott erst nach langem Werben ge- 
winnt, war nach ihm der CsQog yd^og der Latiner, das himm- 
lische Prototyp der menschlichen Ehen, auf welches Bräuche 
der Erde übertragen wurden. Die Sitte den Bräutigam da- 
durch zu necken, dafs man ihm ein altes Mütterchen als Braut 
zuführt, weist Usener bei slavischen Völkern nach. 



54 Zu Ovids Fasten 

684. haec Riese nach A, in welchem h^ steht; hae alle 
anderen Handschrr. 

688. evidcLs] et victas D, et victa est die and. Hdschrr., 
nach denen Riese evicta est liest. 

689. gaudet amans nach ÜBCM^, credit Riese nach den 
übr. Hdschrr. 

693. Petrus Francius (b. Burmann) und Kreussler (p. 7) 
haben für carae: castae konjiciert, welches allerdings besser in 
den Zusammenhang dieser Erzählung pafst; wenn es nur nicht 
fünf Verse weiter (V. 698) auch stände! — ridet amatorem 
ravae nova diva Minervaey Bentley, was Riese in den Text 
gesetzt hat. ridet amatorem quare nova diva MinervaCy Haupt 
Herm. I p. 258 = Opusc. HI 348. ridet amatorem, cara est Merkel^ 

711 flf. Die Worte 0.s können, wie Ideler S. 159 richtig 
bemerkt, allein vom Beginn des Frühaufgangs des Skorpions 
verstanden werden. Dieser aber fiel in eine ganz andere Jahres- 
zeit. Merkel {prolegg. p. LXXII) ist freilich der Ansicht, Ov. 
meine den Untergang, und bringt ihn so in Übereinstimmung 
mit Columella (XI 2, 30: Idibiis Martiis Nepa incipit occidere. — 

XVII hol. ApriUs Nepa occidit) und Cäsar (b. Plin. n. k 

XVIII 237: Caesar et idtis Martias feralis sibi notavit scorpionis 
occasu). Jedoch wäre es nur dann möglich, den Worten 0.s 
diese Deutung unterzuschieben, wenn der Skorpion rückwärts 
ginge (Vird der Sk. nur noch von dem obersten Teil zu 
sehen sein'), während Hygin (jp. a. III 25) ausdrücklich sagt: 
occidit autem inclinato corpore, exoritur autem erectus 
a chelis. Wir müssen uns demnach auch hier wieder zu der 
Annahme, 0. habe sich geirrt, entschliefsen und können dies 
um so eher, als auch im Kalendarium des Clodius Tuscus 
(p. 130 Wachsm.) die Angaben über Auf- und Untergang 
dieses Gestirns in Unordnung sind. Die Veranlassung zu 
diesem Irrtum wird entweder darin zu suchen sein, dafs in 
O.s Quelle die verschiedenen Phasen des Untergangs dieses 
grofsen Gestirns verzeichnet standen, zwischen denen er nicht 
zu unterscheiden wufste, oder dafs er verschiedene von ein- 
ander abweichende Parapegmen vor sich hatte und dann in 
der Meinung, dafs hier ein Fehler vorliege, in dem ersten Termin, 
wo der Untergang erwähnt war, den Aufgang substituierte. — 
Ovid spricht aufserdem noch zweimal vom Skorpion: das 
erstemal giebt er IV 163 zum 1. April seinen Untergang an, 
ebenso wie Columella: JcaL Aprilibus Nepa (d. i. der Skorpion) 
occidit manCy und und fast wie Clodius Tuscus p. 126 W., der 
dafür den 29. März verzeichnet; das zweitemal V417 zum 6. Mai: 
Scorpim a m^dia parte notatus erit Hier kann den Worten 
nach der Auf- und der Untergang der mittleren Sterne des 
Skorpions verstanden werden; doch spricht für das letztere 



III 684—793. 55 

Golumella: Pridie nonas Maias Nepa medius occidit, und Clod. 
Tusc. p. 130 zum 6. Mai: To (isöov tov öxoqtclov dvetat. 
Was die astronomische Wahrheit anbetriflft, so giebt Ideler 
(S. 159) als Datum des wahren Frühuntergangs des hellsten 
Sterns für die Zeit des Dichters den 26. April, des scheinbaren 
den 13. Mai an. Zu Euktemons Zeit ging indes der erste 
Stern, welcher von diesem Gestirn den Westhorizont erreicht, 
am 25. März imter, und hat also Ov. vielleicht auch ein aus 
dieser Zeit stammendes Parapegma vor sich gehabt. 

716. A^: parvus inherbis eras, A*: parvus inhermis erat, 
UM^^: parvus inermis erat, D u. d. übr. Hdschrr.: parvus in- 
ermis eras. Koch {Symbol. Büschel, p. 354) hat dafür vermutet 
ad quam cum fulmina secum luppiter adferret, partus acerbus 
iraSy Madvig (Advers. IT p. 105, wie schon Heinsius): partus 
enermis, Merkel^ sarcina matris eras; am probabelsten ist wohl 
noch Rieses spreim, das ich in den Text gesetzt habe. 

722. Mit dem Beile wird Lycurgus vielfach auf Kunstwerken 
dargestellt, und auch metam. IV 22 und trist. V 3, 39 heifst er 
bipennifer. Die Strafe wird jedoch auch anders angegeben; nach 
Homer z. B., der in der Ilias Z 130 ff. diese Sage erzählt, wird 
er von den Göttern geblendet und findet dann einen frühen Tod. 
Die Deutung des Mythus s. b. Preller Gr. Myth. I S. 566. 

763. AD und noch ein paar Codd. haben presset, das 
von Merkel u. Riese aufgenommen ist; aber wenn auch IV 152 
eocprimere von Herausdrücken des flüssigen Honigs aus den Waben 
gebraucht ist, so reicht dies doch nicht zur Herstellung der 
Kuchen hin und die Bedeutung ^kneten, backen' ist für das 
Wort nicht nachweisbar. Es ist aber überhaupt hier vom 
Verkauf der Kuchen die Rede (v. 726), daher habe ich das 
allerdings weniger gut bezeugte praestet vorgezogen. 

793. In der Angabe des Aufgangs des Miluus weicht 
Ovid nur um einen Tag von Cäsar bei Plin. n. h. XVIII 237 
(Caesar — notavit — XV Jcal. April. Italiae milvom ostendi) 
ab. Was dies für ein Gestirn sei, erklärt Ideler Sternn. S. 77 f. 
nicht zu wissen, der Schwan und Adler jedenfalls nicht, da 
ihr Aufgang früher im Jahr erfolgte; auch wird das Gestirn 
nur noch von Plinius a. a. 0. erwähnt. Ideler vermutet daher, 
dafs dieser Stern seine Existenz einem Mifsverständnis römischer 
Kalendermacher verdanke, welche die Notiz griechischer Kalender 
Ixttvog q>aivBxai (d. h. der Hühnergeier, ein Zugvogel [s. Aristot. 
hist. an. VIII 16], kommt wieder) auf die Erscheinung eines 
Sterns,' 'Ixttvog^ Miluus, bezogen. S. auch Bergk, Beiträge 
S. 644. Anstatt des Weihes spielt der Adler eine Rolle in der 
Titanomachie bei Hygin p. a. II 16: qui (luppiter) postquam 
pervenerit ad virilem aetatem et voluerit bello lacessere Titanas, 
sacrificanti ei aquilam auspicatam, quo auspido usum esse et 



56 Zu Ovids Fasten 

eam inter astra collocasse und ebenso im schol. German. z. 
V. 318 p. 160 Br., nach Anderen {Serv. ad Am. IV 564) in 
der Gigantomachie. 

805. Der Irrtum rührt nicht von Ovid her; auch Eumelus 
und der gelehrte Antimachus stellen den Briareus unter die 
Titanen, Virgil zu den Giganten. S. Paulys Realencykl. I S. 224f. 
und z. V 35. 

809. Vgl. calend. Praenest. zum 19. März: Ärtificum dieSj 
[quod Minervae ]aedis in Äventino eo die est [dedicata]. C, L L 
I p. 389. Den Tempel hatte Augustus wiederhergestellt; monum. 
Ancyr. IV 6 p. 81 Momms. S. Becker jR. Ä. 1 S. 454 und unten 
zu VI 728. 

813. strata nach DUCBZM und anderen Hdschrr., rasa 
Merkel u. Riese nach A u. anderen meist geringeren Hdschrr. 
s. Disput er. p. 9. 

Über V. 817 — 834 hat das sachliche Material zusammen- 
gestellt und gesichtet 0. Jahn, Ber, d. Leipz, Gesellsch. 1856 
(VIII) S. 296 f. S. auch Marquardt S. 136. 

821. Den Kult der Minerva durch die FuUones, die auch 
Fontani genannt werden, hat Mommsen {Zeitschr. f. gescimhü. 
Bechtswissenseh, XV S. 328 fif.) nachgewiesen. S. Orelli Syll 
inscr. II n. 4091. Marquardts Privatalt. 2 S. 137 ff. 

823. Die Sutores hatten nach Varro de l. l, VI 14 und 
den Pränestinischen Fasten zum 23. März ((7. L L. I p. 389) 
ein eigenes atrium sutorium, in welchem auch das Tubilustrium 
vorgenommen wird; s. Jordan zu Prellers Mythol. I S. 294. 

829. fere ist allerdings die Lesart von A und noch einer 
anderen geringeren Hdschr., aber doch sehr matt; daher hat 
Heinsius vermutet nee vos aere brevem censum fraudare magistri 
oder nee vos aere hrevi censum fraudare magistri spernite^ entfernt 
sich aber dabei zu weit von der Überlieferung, die abgesehn von 
Unwesentlichem den Vefs so giebt: nee vos, turia fere eensu (od. 
sensu) fraudate (od. fraudante od. fraudare) magistri. Ich möchte 
daher im engeren Anschlufs an die Handschriften mit Benutzung 
seines brevi, doch so, dafs ich es anders beziehe, vorschlagen: 
turba hrevi censu fraudata; brems censm verbindet ebenso Horat. 
carm. H 15, 13, auch bemerke ich, dafs in vielen Handschriften 
(unter ihnen ÜD) für fere: feri steht. Merkel* liest nee vos 
turba fere censu fraudata, magistri, Merkel^ turba Phari censu 
fr. — In betreff des Sachlichen verweise ich auf Marquardt 
Privatalt. 1 S. 95 ff. C. Schenkl versetzt das Distichon v. 829 f. 
hinter v. 834, *nisi forte statuendum hanc partem plane im- 
perfectam ab Ov. relictam esse'. 

835. Über die Lage des Tempels der Capta Minerva 
s. H. Brunn, annal. 1849 XXI p. 376 ff., der ihn zwischen dem 
Colosseum und SS. Quattro coronati sucht, unter Berufung auf 



III 793-877. 57 

Varro de l l V 47 und Jordan Topogr, d. St Rom II S. 255. 
Preller B. M, I S. 293. Über den Namen der Göttin s. Arnob. 
IV 16, der den Beinamen Corypliasia, welcher sonst von einem 
Ort ihrer Verehrung in Messenien hergeleitet wird, u. a. auch 
erklärt, qaod ex vertice stimmo lovis parmam ferens emicuit atque 
armorum accincta terroribus. Eine ganz wunderliche Erklärung 
giebt Huschke d. röm, Jahr S. 356. S. Jordan z. Prellers Myth. 
I S. 293 f. 

843. Der Dienst der ^Menerva' in Falerii steht urkundlich 
fest. S. Huschke in denJahnschen Jahrb. Supplem. Bd. V S. 827 flf., 
Jordan im Hermes IV S. 243 f. 

845. S. Marquardt S. 261. Solcher leges templi sind noch 
drei erhalten, die lex arae Narbonensis (vom J. 11 n. Chr. Orelli 
Sylt inscr, n. 2489 = C. I. L. XII p. 530 n. 4333), die eines 
Tempels in Salona (vom J. 137 n. Chr. Orelli n. 2490 = (7. 1. L. 
III 1 p. 306 n. 1933) und die Lex dedicationis lovis Liberi in 
Furfo, im Lande der Vestiner (vom J. 58 v. Chr. Mommsen 
a I. L. I p. 176 n. 603. = IX p. 333 n. 3513). Mit der Be- 
stimmung der lex des Heiligtums auf dem Caelius, welche über 
einen ertappten Tempel dieb den Tod verhängte, vgl. Digest. 
XXXXVIII 13, 9: Paulus: Sacrilegi poena puniuntur. sunt 
autem sacrilegi, qui publica sacra compilaverunt. at qui privata 
Sacra vel aediculas incustoditas temptaverunt, amplius quam fures, 
minus quam sacrilegi merentur, und die Strafbestimmung in der 
Stiftungsurkunde des Tempels in Furfo heifst V. 15: Sei qui 
heic sacrum surupuerit, aedilis multatio esto quanti volet, 

845. quae pendere poena, Bentley. 

847. Wie an dieser Stelle des Ovid, so erscheint Minerva 
in einer alten Statue in Neapel Müller DenJcm. I T. X n. 37 
und auf einer Vase aus Volci (Müller H T. XXI n. 229. Bau- 
meister Denkm, I S. 220.) Sonst wird die Ägis auch vielfach 
als schuppiger Brustpanzer, der vorn das Gorgoneion zeigte, 
gefafst, so auch von 0. met II 754: positamque in pectore forti 
aegida conctiteret, VI 79: defenditur aegide pectus: s. Müller 
Denkm. II T. XIX— XXII. 

849. Nach Lydus de mens, IV 42 wurden an diesem Tage 
(nach Usener a. a, 0. S. 223 als am Tage des Vollzugs ihrer 
Ehe) Mars und Nerio (= Minerva, z. 681) zusammen gefeiert; 
ungenau nennt 0. allein die Minerva, während andere ebenso 
unvollständig nur den Mars. Preller I S. 342. Marquardt S. 418. 
fortis dea ist übrigens eine wörtliche Übersetzung des sabinischen 
Nerio oder Nerine. S. Marquardt S. 22 Anm. 8. 

877. Das aequinoctium vemum wird von anderen auf 
den 24. März, von Plinius (w. h. XVIII 246) und Columella 
(XI 2, 31) auf den 25., von Clodius Tuscus (p. 125 Wachsm.) auf 
den 27. März gesetzt. Mit Plinius und Columella würden wir 



58 Zu Orids Fasten 

Ovid in Übereinstimmung bringen können, wenn wir vom 
22. März (dem Tag des Eintretens der Sonne in den Widder) 
aus rechneten, jedoch ist als der terminus a quo wohl am 
richtigsten der letzte Tag der Quinquatrus, von welchem V. 851 
zurückgerechnet war, anzunehmen. 



IV. 

1. S. Reiflferscheid Observat crit et archaeol. (im Index lect. 
d. Bresl. Univ. W. 1878/79) S. 3 f., auch Riese z. CatuU. 3, 1. 

11 f. schliefst Merkel in Klammem ein. 

13. mensem mit DBVLq, mense Riese im Text nach Aq, 
während er in der Adnot. mensem mit einem recte? notiert. 

26. nascenti mit AUCMq, nascendi Riese mit DBq. 

31 flf. Dem Homer war auch Ennius (annal, 33 p. 9 Vahlen) 
gefolgt. 

37. Riese interpungiert: hinc satus Aeneas. pietas spedala: 
per ignes sacra et q. s. 

39 flf. Der Stammbaum der albanischen Könige, der in 
fast völliger Übereinstimmung auch metam. XIV 609 ff., 
sowie von Livius (I 3), Dionys (I 70 f.), Diodor u. a. über- 
liefert wird, ist erst in der letzten Zeit der Republik erdichtet 
worden, um den Zeitraum, der sich zwischen Aneas und Ro- 
mulus herausgestellt hatte, auszufüllen, hat aber in der Zeit 
des Augustus, da er dessen Abstammung von den Göttern 
darlegte, schnelle Verbreitung gefunden; sogar die Regierungs- 
jahre werden von mehreren Autoren den einzelnen Königen 
hinzugefügt. S. Schwegler R. G. I S. 342 flf. Mommsen Chronol 
S. 151 flf. 

44. Ich habe mit Heinsius Epytus geschrieben, weil ^ffjrinrog 
ein griechischer Name ist (Hjtvvidrig Hom, II, P 324), iiJcht 
"ffjjtitog; auch metam. XIV 613 schreibt Merkel JEpytos (jetzt 
auch hier) und ebenso Ribbeck Verg. Aen, 11 340. Dieser 
König heifst übrigens bei Eusebius (p. 65 Schoene) Atys 
oder Aegyptus, bei Livius I 3, 8 Atys, bei Dionys (I 71, nach 
Kiefsling) Capetos. 

45. recidiva mit DM u. wenigen q, repetita Riese mit den 
übr. Handschrr. 

46. Calpetus heifst dieser König auch bei Dionys und 
Diodor: Cäpetus (bei Livius und) met. XIV 613, ein Zeichen, 
wie flüchtig Ov. arbeitete, denn die Zeit der Abfassung beider 
Stellen lag nicht weit auseinander. 

49, Metam. XI 616 läfst 0, nach Tiberinus seine beiden 
Söhne Remulus und Acrotas nacheinander regieren; auf Acrotas 
folgt Aveniinus. Die übrigen Listen nennen hinter Tiberinus, 



III 877-IV 133. 59 

wie hier Ov., den Agrippa, dann aber anstatt des Remulus 
entweder einen Romulus (Liv. Diodor exe, de virt. et vit 
p. 546) oder Allodius (Dion.) oder Amulius (Euseb.) oder 
Aremulus (Syncell.). Trotz der Verschiedenheit des Namens 
berichten sie aber alle, dafs der an dieser Stelle regierende 
König wegen seiner Überhebung — er ahmte sogar den Blitz 
nach, Imitator fulminis, Ov. met. XIV 618 — von Juppiter 
durch den Blitz getötet sei, eine Wiederholung der Sage vom 
Ende des TuUus Hostilius. 

61 fif. Die erste Ableitung vertraten die Antiquare Fulvius 
und Junius, die zweite, richtigere, Varro, s. de ling. lat. VI 33 : 
SecunduSj ut Fulvius scribit et lunius, a Venere, qtiod ea sit 
Aphrodite; quoius nomen ego antiquis litteris quod ntisquam 
inveni, magis puto dictum quod ver omnia aperit, Aprilem. 
Macrob. sat I 12, 8flF., wo der griechische dvd'sötriQLciv zur 
Vergleichung herangezogen wird. Censor. de d. not. 22, 9 f. 

83. ergo ego habe ich aus Z, tarn longe aus ZM auf- 
genommen (ebenso Gierig), longe hat auch A^; sonst lesen die 
Hdschrr. ergo age — tarn longas sed supprime Musa querelas; 
hier ist aber auffallend tarn longas^ da Ov. im Verse vorher 
erst angefangen hatte zu klagen; Riese hat daher ergo age — 
tu longas sed supprime in den Text gesetzt, C. Schenkl ergo 
agedum vermutet; ich hatte an ergo age iam — longas gedacht. 
Indes erwartet man die Unterbrechung einer Klage, nicht 
einer Aufforderung, und da zumal das ergo age die durch die 
Aposiopese unterdrückte Fortsetzung kaum erraten läfst (an 
Germanicus, ihm zu helfen? oder an die Muse?), so zähle ich 
diese Stelle zu denen, an denen uns Z und M das Richtige er- 
halten haben. S. Disp. er. p. 17. 

85. adit nach ADBVL, abit Riese nach ZMq. 

113. mille per hanc artes motae mit ÜDZM, nota^ Riese 
mit den übr. Hdschrr.; vgl. aber a. a. I 341 omnia feminea 
sunt ista libidine mota, I 29 usus (amoris) opus movet hoc 
(artis amatoriae)] auch fast. I 268. VI 760. 

127 f. schliefst Merkel^ in Klammern. 

131 f. schlägt Riese vor hinter v. 126 zu stellen, womit 
dem Abschnitt allerdings ein besserer Abschlufs gegeben 
würde; andererseits aber wird die zwischen v. 126 und v. 127 
bestehende enge Verbindung zerrissen. Es fehlt eben auch 
hier wieder die letzte Hand; der Gedanke, welcher bei der 
Anfügung von v. 131 f. dem Dichter vorschwebte, war die 
Bedeutung der Venus für das Leben auf der See darzustellen, 
wie dies v. 125 -—130 für die Erde geschehn war. 

133 flf. Vgl. fast. Praen. zum 1. Apr. (p. 390): Frequenter 
mulieres supplicant Fortunae virili humiliores etiam in halineis^ 
quod in iis ea parte corpor[is] utique viri nudantur^ qua femi- 



60 Zu Ovids Fasten 

narum gratia desideratur, Lyd. de mens, IV 45: tatg xoivw 
xakavöatg 'ATtgiliatg ai asiival ywuixäv vnhQ ofLOvoiag xal 
ßCov 6ci(pQOvog izCiKov rrjv ^Aq)QodCx7iv ^ ai ös tov Ttki^d'ovg 
yvvatxeg iv xotg zäv dvÖQcov ßakavaCoig iXovovto TtQog d'sga- 
neiav avzijg hvqöivtj iörefi^evai. Dasselbe kurz Plut. Num. 
ly. Macrob. saL I 12, 15: Non tarnen negat Verrius Flaccus 
hoc die postea constitutum, ut matronae Veneri sacrum facerent 
Marquardt S. 550 identifiziert vermutungsweise diese Fortuna 
Virilis mit derVenus Verticordia; sie wurden jedoch nur zusammen 
verehrt. Mommsen meint daher, dafs die Stelle der Pränest. 
Fasten durch den Steinmetz verderbt sei und Verrius Flaccus 
etwa geschrieben habe; Frequentes mulieres supplicant honestiores 
Veneri Verticordiae, Veneri uir. humüioreSy etiam et sq. S. Winther 
p. 21. 27. 

133. Latiae Colitis mit DB q, Colitis Latiae Riese mit Aq. 

135. solvite collo mit Dq, demite Riese mit A^U und den 
übr. Hdschr., dimite A\ 

136 f. stehen nur in DBq, fehlen in den anderen Hdschrr. 
u. werden von Krüger p. 25 f. als unecht verdächtigt. 

160. Dieser Venus Verticordia entspricht eine 'Ag)Qodirri 
^Ano0tQoq)La , welche in Theben verehrt wurde, Iva imd'viiiag 
te dvoiiov xal ^gycov dvo6i(ov d7CO0tQeq)f] ro yivog xäv av- 
d'QoiTtojv (Pausan. IX 16, 4),^ auch eine ^A(pQ. ^Eni6rQ0(pla in 
Megara (Pausan. I 40, 6). über bildliche Darstellungen der 
Venus Verticordia s. 0. Jahn, Bericht d, sächs, Gesellsch. d. W. 
Ph. hist. Gl III (1851) S. 166 f. 

165. Nach Ovids Worten mufs man an den Früh- 
untergang der Plejaden denken: der aber erfolgte damals in 
Rom am 9. [13.] November; dagegen fiel der Spätuntergang auf 
den 8. [11.] April, wie dies annähernd richtig Clodius Tuscus 
beim 3. April {zfi tcqo y vcoväv iv iöTciga at Ttksiddsg dvovraij 
p. 126) und Plinius XVIII 246 angeben. Ovid ist also in seinen 
Worten nicht genau gewesen, wenn er den Frühuntergang an- 
deutet, oder er ist schlechten Gewährsmännern gefolgt, denn 
auch Geminus sagt (p. 69 B) beim 2. April: ^tjiioxqitg) TCksidösg 
xQvntovxai afia riXCfp dvC6%ovxv, Der Name der Plejaden ist 
nach Ideler {Sternnamen S. 144) mit nkiog^ itkalog^ *voll' in 
Verbindung zu bringen und soll also einen gedrängten Stern- 
haufen (vgl. glomeräbile sidus, Manil. IV 522) bezeichnen. — 
Die Zahl 7 rührt von Arat her, mit gutem Auge zählt man 
jetzt 14—16. 

170 fi^. Die gleichen Angaben finden sich auch bei Erato- 
sthenes catast, 23 p. 134 und den von Robert damit zusammen- 
gestellten Autoren. 

177. Über die Quantität von Electra s. Lachmann is. Lucr, 
p. 405 sq.. Neue FormenV I S. 52 f. 



IV 133—283. 61 

209. Für ruditms (so ZM) hat Lobeck Äglaoph. p. 1125 
tudibus konjiciert; sudibtis Lactanz div. inst, I 21, manibus alle 
and. Hdschrr. u. nach ihnen Merkel». 

211. res latuit, priscique manent imitamina nach UBCZMq 
und Lactanz I 21, der auch v. 209 die richtigere Lesart erhalten 
hat; res latuit patrem: priscique imitamina Riese mit den übr. 
Hdschrr.; s. Disp, er. p. 17. 

215. leonum mit fast allen Hdschrr. aufser U u. q, aus denen 
Riese leones aufgenommen hat; s. Krüger p. 24. 

221. Über Attis s. Mannhardt Wald- u. FeldJculte 11 S. 291 
— 295. In der ovidischen Darstellung des Festes werden so- 
wohl Mythen erwähnt, welche sich auf das Vorspiel, die 
traurige Zeit des Winters, Un welcher der Vegetations- 
dämon die Geliebte verläfst, der Zeugungskraft beraubt, ge- 
storben ist', beziehen, als auch Bräuche, welche dem Kern- 
punkt des Festes, dem Heraufsteigen der Kybele mit dem Attis 
aus dem Hades angehören. Den Siun derselben hat er jedoch 
nicht erkannt. 

231. ünger (Anal Propert. p. 23) hat für naida: Nanida 
und für naidos: Nanidos konjiciert, doch unnötig, wie sich 
aus der Anmerkung zu d. V. von selbst ergiebt; auch wird 
Nana zwar eine Tochter des Sangarios, aber die Mutter des 
Attis genannt. Arnob. V 6; s. auch Bötticher, JBaumJcult S. 188 f. 

236. Schwenck {Fhüolog, T 664) schreibt für das hand- 
schriftliche Palaestinas: palam visas^ Klussmann (in seiner Über- 
setzung) und Röper (und so auch Riese) palam Stygias, Merkel 
in den edit. Teubner. (s. praef. ^ p. IX) Meletinas (nach Pausan. 
Vn 5), Madvig {Advers. II p. 107) saepe palam trinas iurat 
adesse deaSy E. HoflFmann p. 40i0 saepe palamnaeas (coli. Xenoph. 
Cyr. Vin 7, 18, PoU. I 24. V 131). 

265. Wie sich 0. das Bild der Kybele gedacht, ist schwer 
zu erkennen; gewöhnlich ist bei der Überführung nur von 
einem Stein, der vom Himmel gefallen sein soll, wahr- 
scheinlich einem Meteorstein, also einem Symbol der Göttin, 
die Rede; so auch bei Livius, wo ihn übrigens Attalus den 
römischen Gesandten ohne weiteres aushändigt. Die z. V. 305 
zu erwähnende Abbildung zeigt eine Statue auf dem Schiflfe 
sitzend; nach späteren Schriftstellern bildete der Stein in Silber 
gefafst das Gesicht der Statue der Göttin. Preller II S. 55. 

266. Riese interpungiert: Aiisoniis rem negat ille viris — 
mira canam — , longo tremuit cum murmure tellus. 

282. qu^aque mit fast allen Hdschrr. aufser A u. wenigen 
^, aus denen Riese quaeque aufgenommen hat; qu^ique Caristei 
frangitur unda saliSy M. Seyfifert in den Lesestücken S. 87. 

283 f. sehen W. GemoU FUckeis. Jahrbb. CXVII (1878) 
S. 494 und Merkel^ als Interpolation an, während sie Riese 



62 Zu Ovids Fasten 

vor 281 stellen möchte. In solchen geographischen Dingen 
bei Ovid zu korrigieren hat indes seine grofsen Bedenken. 
285. tum nach Dq, Urne Riese mit ABC^. 

305, Einen anderen Bericht über die That der Claudia 
hatte Livius (XXIX 14, 12) vor Augen; der des 0. findet sich 
aber auch bei anderen Autoren; auch auf einem am Aventin 
gefundenen Relief wird der Hergang ebenso dargestellt (Maller 
Denkmäler II T. LXIII n. 816. Guhl u. Koner S. 666. Bau- 
meister I S. 800). 

306. Stellen für die Verbindung von impar c. abl. anstatt 
des Genetivs oder Dativs sind nicht nachzuweisen, wenn auch 
die Analogie der Verbindung von alitis c. abl. (Cic. ad fam. 
XI 2. Hör. ep, I 16, 20. II 1, 240, s. Dräger Synt, I S. 524), 
auf welche Seyflfert aufmerksam macht, die Konstruktion möglich 
erscheinen läfst. Doch wird durch die ähnliche Stelle VI 804 
diese Erklärung zurückgewiesen, und es ist also gar nicht nötig 
eine solche Konstruktion anzunehmen. 

317. Knieen beim Opfer war altitalische Sitte, die ngoö- 
xvvrjöig beim Gebet ist erst später in Aufnahme gekommen; 
Liv. XXVI 9, 7: undique matronae in publicum effusae circa 
deum deluhra discurrunt crinibus passis aras verrentes nixae 
genibus. Marquardt S. 173 f. 182. 

323. vittae, Gronovius observ, II 21 p. 306 coli. III 30, 
a. a. i. öö* 

326. sed et scaena testif. nach den Hdschrr., sed eventu tesi. 
Riese nach eigener Vermutung. 

328. ad astra ADB V^, in a. Riese mit ü^, s. Kroger p. 21. 

329. Die Örtlichkeit genau zu bestimmen fehlt es an 
jedem Anhalt; doch scheint sie nicht weit von der Mündung 
des Almo gesucht werden zu müssen; auch Virgil läfst die 
Wohnung des Gottes in der Nähe von Roru sein, wenn bei 
ihm der Flufsgott zu dem dort schlafenden Aneas sagt (Aen. 
VIII 65): Hie mihi magna domus, celsis caput urhitmSy exit; 
vgl. Mommsen C /. L. I p. 399: Ovidi atria certe non inventa 
a poeta stationem puto fiiisse pompae Boma ad aedem Fortuni 
Ostiensem quotannis dueendae. Merkel glaubt die Stelle der 
atria gefunden zu haben, ungefähr drei Miglien von Porta 
Flumentana, wo die Via Portuensis zuerst den Flufs berührt. 
In dem dort höher aufsteigenden Ufer Hritt ein senkrechter 
viereckiger Fels hervor, links neben ihm Feigenbäume und 
Myrten, etwas rechts vier grofse Felsblöcke im Halbkreis aus 
dem Wasser ragend. Der Flufs biegt selbst nach links aus, fast 
im Halbkreis', (praef. « p. XXXVIII f.) 

337 flf. Mehrere Kaiendarien und auch spätere Schriftsteller 
setzen diese lavatio auf den 27. März (C L L, I p. 390. Mar- 
quardt S. 357 f.). Ovid hat den Brauch der lavatio von dem 



IV 283—383. 63 

erst später eingeführten enthusiastischen Feste der Magna 
Mater^ in dem man sie am 15. und 22. — 27. März^ d. h. um 
Frühlingsanfang, als die Befruchterin der Erde feierte, herüber- 
genommen. S. Mannhardt a, a. 0. S. 295: ^Demnach wird es 
schwerlich von der Wahrheit abliegen, wenn wir auch im 
Attiskult die Wassertauche des Kybeleidols u. Wagens mit 
dem in den nordischen Frühlingsbräuchen so stehenden Wasser- 
bade, das wir für einen Regenzauber erklären mufsten, für 
identisch halten'. 

343. vulgo PoUe bei Merkel^ (vgl. comitum Niobe celeberrima 
iurba met. VI 165), vultu Riese mit den Hdschrr. 

349. sie cetera quaero nach D und den meisten Hdschrr., 
si cetera quaeram Riese mit ZM^; si cetera quei'o A. 

357. Merkel prolegg. p. CCXXXIV bezieht primi auf die 
Einrichtung und meint, 0. sei der unrichtigen Ansicht des 
Valerius Antias (Liv. XXXVI 36. Hist Rom, Relliq. I p. 255 sq.) 
gefolgt, dafs die Megalesia primi Itidi scaenid gewesen seien; 
indes auch der Zusammenhang läfst es richtiger erscheinen 
primi auf die Stelle im Jahre zu beziehn. 

361. Die Ableitung des Namens der verschnittenen Priester 
der Kybele von diesem Flusse geben auch Herodian 1 11, 2, Paul, 
p. 95, doch ist sie nicht stichhaltig. Der Ursprung des Wortes 
scheint vielmehr asiatisch zu sein und wird von Movers Fhöniß. 
S. 687 durch versatilis übersetzt. Baumstark in Paulys Real- 
encykl. III S. 642. Eine bildliche Darstellung des Archigallus 
in Müllers Denkmälern II T. LXIII n. 817. . 

383. An die 14 Reihen Rittersitze hinter denen der Sena- 
toren mit Lipsius zu denken verbietet V. 384; denn zu diesen 
hatte 0. schon durch seine Geburt Zutritt; es sind vielmehr 
entweder besondere Ehrenplätze gemeint, wie solche den Be- 
amten und Priestern zugewiesen waren (Friedländer b. Mar- 
quardt S. 514), oder die Orchestra. Jener Tribun nahm nämlich 
die Stellung eines tr. laticlavius ein, zu welcher jeder von 
der Pike auf gelangen konnte, und welche zugleich ein Mittel 
war in den Senat zu kommen (vgl. Dio 67, 11: ^lovkiog Ka- 
kovaöTQog 7CB%LkiaQ%7iKGig ig ßovksCag iXnCSa), Wie dieser tri- 
bunus laticlavius, hatte aber auch 0. als einer der Vigintivirn 
die letzte Stufe vor dem Senate erstiegen, denn es war nicht 
immer notwendig nach der Bekleidung eines der Amter des 
vigintiviratus noch die Quästur zu bekleiden, um in den 
Senat zu kommen. Dies ergiebt sich aus Dio 54, 26. Dort 
wird nämlich erzählt, dafs unter Augustus viele, obgleich be- 
fähigt, nicht hätten Senatoren werden wollen, und deswegen 
im Senat aTtodri^ovvtog in tov AvyovOxov (in d. Jahr. 16 
— 13 V. Chr.) öoyyba iyivexo rovg eüxoöi xalov^evovg civögag 
ix räv [%nB(ov (aus den gewöhnlichen Rittern, im Gegensatz 



64 7m Ovids Fasten 

zu den \2iiiQ\2i,Nn)^) anoSaCxvvO^ai' o^ev ovxit ovdslg avtäv i$ 
t6 ßovlsvt7]Qiov B66yQaq)ri^ ^rj xau itSQav xtva aQ^riv täv is 
avxb iadysLV dwafisvcav Xaßdv, woraus folgt, dafs bei den 
mit dem latus clavus ausgezeichneten jungen Leuten der 
yigintiviratus zur Qualifikation eines Senators genügte, wie 
denn auch Mommsen Staatsr. II S. 881 f. mehrere Beispiele 
von solchen aufführt, die allein den Vigintivirat bekleidet und 
sich damit nur die Qualifikation zur Quästur erworben hatten, 
dann aber, ohne sie wirklich verwaltet zu haben, unter die 
Quästoren eingeschrieben wurden. Sonach scheint erwiesen, 
dafs nicht nur die wirklichen Senatoren und ihre Kinder, 
sondern auch diejenigen, welche die Möglichkeit hatten, in 
diesen Stand einzutreten, auf einen Platz in der Orchestra 
ein Anrecht besafsen. — Die von Friedländer a. a. 0. S. 514 
citierte Abhandlung E. Hübners über die für die Sitzplätze 
im Theater von Augustus getroffenen Bestimmungen kenne ich 
leider nicht. 

384. Nipperdey Op««5C. p. 485 vermutet mit grofser Wahr- 
scheinlichkeit inter bis dmoSy wodurch also Ov. nur seine Zu- 
gehörigkeit zu den Vigintiviri angedeutet haben würde. Nach 
der überlieferten Lesart müfste er nämlich aufser dem Amte 
der tresviri capitales, welches durch tr. IV 10, 34 bezeugt ist, 
noch das eines decemvir stlitibus iudicandis bekleidet haben, 
was sachlich seine grofsen Schwierigkeiten hat; s. Ehwald 
Bursians Jahresber. XXXI S. 199. 

386. Nach der Rechnung begann der wahre Frühuntergang 
der Wage damals mit dem 10. April, der scheinbare erst am 
18. Mai. Ideler S. 158. 

387. Die Rechnung ergiebt für den scheinbaren Spät- 
untergang des ersten Sternes des Orion den 12. April, des 
letzten den 28. April. Zum 11. Mai wird V 493 der Untergang 
des Bildes noch einmal erwähnt: da ist der wahre Untergang 
gemeint, der nach der Rechnung in der Zeit vom 26. AprU 
bis zum 11. Mai erfolgte. Die genaueren Angaben seiner 

1) !Nur 80 kann ich diese Angabe überhaupt verstehn, wenn man nicht 
mit Göttling Gesch. d. röm. Staatsverf. S. 241 ff. annehmen will, dafs 
diese vigintiviri vor Augustus Senatoren gewesen seien, was aus 
anderen Gründen verworfen werden mufs. Mommsen Staatsr. I S. 406 
nimmt diese Bestimmung des Senats mit der des Augustus zusammen: 
töt€ dl avTog nuvxixg avrovg i^i^tccas xal (mit gewissen Ausnahmen) 
ßovXsvacct natTivdyyiaasv u. giebt dazu folgende Erklärung: ^Also jener 
oenatsbeschlufs gestattete den Yigintivirn, wenn sie es wollten, im Ritter- 
stand zu bleiben, und suchte Bewerber für das Amt dadurch zu gewinnen, 
dafs man die daran geknüpfte sehr ernste Bedingung facultativ machte; 
Augustus zwang nichts desto weniger die meisten dieser gewesenen 
Vigintivirn zum Eintritt in den Senat. Dafs Ovid, geb. 7ll, zum Vigin- 
tivirat, aber nicht in die Kurie gelangte {tr, IV 10, 35), hängt wahr- 
scheinlich damit zusammen.' 



IV 383—440. 65 

Parapegmen über den Untergang dieses Gestirns hat 0. nicht 
berücksichtigt oder nicht verstanden. Ideler S, 162. 

389 — 392. In der ersten Auflage hatte ich, den alten Er- 
klärern folgend, diese Verse auf den 11. April und auf eine 
Eröflfnungs- oder Vorfeier der ludi Ceriales, die erst am 12. April 
ihren Anfang nahmen, bezogen, um so für hinc Cereris ludi in 
V. 393 einen unmittelbaren Anschlufs zu gewinnen. Doch halte 
ich jetzt die Ansicht Merkels prol XLIV sqq., welche Nick 
Philol XXXVI S. 432—436 von neuem begründet hat, für 
richtiger, dafs wir vielmehr an den Schlufstag der Megalesia, 
den 10. April, an welchem Circusspiele stattfanden (Friedländer 
bei Marquardt S. 481. 487), denken müssen; den 11. April hat 
0. als unergiebig für seinen Festkalender einfach übergangen. 

393. causae ist die von Gierig für richtig erklärte, neuer- 
dings von Gilbert S. 778 wieder verteidigte Lesart einiger q; 
causa Biese mit den übrigen Hdschrr. 

417. R. Förster Der Raub u, die Rückkehr der Proserpina 
(Stuttgart 1874) S. 76—80 u. 292—296 sucht als Quelle für 
diese Vorstellung des 0. des Kallimaehos A^tta nachzuweisen 
(für die in den Metamorphosen des Nikandros ^EtSQOLOviisva 
S. 84 — 88); doch ist aus seiner Erörterung nur so viel mit 
Sicherheit zu entnehmen, dafs die bei ihm vorliegende Form 
des Mythus von den Alexandrinern herrührt. Spuren ihrer 
Gelehrsamkeit finden sich bei 0. noch in grofser Zahl, ohne 
dafs dieser selbst ihre Bedeutung gewürdigt hat, namentlich 
Hinweisungen auf die Darstellung des Mythus in den eleu- 
sinischen Mysterien, deren Züge wieder in die Erzählung des- 
selben zurückverlegt wurd©«^ 

418. Merkel prolegg. p. OöLVI will in plura recognosces 
eine Verweisung auf die Metamorphosen sehn, doch ist dies 
nickt notwendig, wie Loers comment in Ov. fast I p. 17 f. 
richtig bemerkt. 

429. tot suherant illic habe ich nach eigener Vermutung 
in engem Anschlufs an die Lesart der Hdschrr. tot fuerant 
illic (nur U u. 1 ^ haben tot florent illic) geschrieben (Fleckeis. 
Jahrbh. 1876 S. 688); vgl. am. III 5, 3 ff.: colle sub aprico cre- 
herrimus ilice lucm stabat, — area gramineo sfuberat viridissima 
prato, umida de guttis lene sonantis aquae; ebenso ist f, II 703 
svberat in D u. einigen q verderbt in fuerat, Riese liest fulge- 
haut illic, Heinsius u, Bentley vermuten tot vernant (vernent 
wohl nur ein Druckfehler der Oxforder Ausg.) illic quot habet 
natura colores pictaque dissimili flore renidet humus, C. Schenkl 
floruerant oder florebant. 

440. pars rorem so mit Merkel^ u. Krüger p. 25 nach 
D^ (rore et A u. ähnlich fast d. meisten andern Hdschrr.), 
pars casiam Riese nach U u. wen. q. 

Ovids Fasten« Anh. ^ 



66 Zu Ovids Fasten 

441. ledi vermutet Bentley (wie auch Heinsius), sumpti 
Riese für das handschriftlielie sunt et 

467. An vielen der von 0. gemeinten Ortlichkeiten lassen 
sich besondere Beziehungen zu diesem Mythus nachweisen, 
s. Förster a. a. 0. S. 7 ä. 

475. Die Form Tauromentim findet sich nirgends, wohl 
aber a[ TavQo^svai bei Jamblich, vit Pyth, 28, 134. Porphyr. 
vit Fyth, 27; tauromenumque haben hier AÜM^^, tauromenenque 
ein cod. Ilfeld. (und danach Merkel), tauromenöqite D, tauro- 
menonque q. Soll man hier einen Irrtum O.s annehmen oder 
Tauromenasqm lesen? Die bei den Römern gewöhnliche Form 
Tauromenium ist durch den Vers ausgeschlossen. 

476. Melan (so A^) oder Melam haben die meisten Codd., 
und da Melas ein häufig vorkommender Flufsname ist, Mylas 
aber nicht vorkommt, so sehe ich keinen zwingenden Grund 
mit Riese wegen der an ihm gelegenen Stadt Mylae: Myhn 
zu schreiben; in der Adnot. vermutete Riese Mylas, 

478. icicet nach fast allen Hdschrr. aufser DCg, aus denen 
Riese patet aufgenommen hat. Krüger p. 21. 

479. Pelorzadem nach mehreren Hdschrr. (<;) Kreufsler p. 7, 
Peloriaden Merkel nach den besseren Hdschrr., doch ist die 
Form unrichtig gebildet. 

496. non homini regio ^ non adeunda ferae mit UCZM^^, 
non homini facilis, non ad. Riese mit ADHBVLq. 

497. Cetes auf einem Schlangenwagen durch die Luft 
fliegend findet sich z. B. auf den Reliefs in Müllers Denkm. 
n T. IX n. 102. 108 und der Münze a. a. 0. n. 106, u. in 
Baumeisters Denkm. I S. 419 u. 421. S. Vofs myfhol. Briefe 
n S. 53. 

507 f. quod nunc Cerialis Eleusin dicitur^ hoc Celei rura 
fuere senis nach A, mit dem in qiiod und /were fast alle and. 
Hdschrr. übereinstimmen; nur ü und wenige q lesen qiu> und 
fuisse, was Riese aufgenommen hat; dann wird hinter Eleusin 
interpungiert. 

519. Die Lesart der Hdschrr. sospes eas wird gegen Kochs 
so^es eris (Symbol p. 355) geschützt durch Livius (I 26, 4): 
Sic eat quqeamqiie Romana lugehit hostem, 

536. Über das neuntägige Fasten im Mysterienmonat (d.h. 
Verlegung des Essens auf die Zeit vom Sonnenuntergang bis 
Sonnenaufgang), das jedoch nur von Strenggläubigen gehalten 
wurde, s. A. Mommsen Heortologie S. 248. Wichtiger war das 
Fasten, vtjörsiaj bei den Thesmophorien, welche ebenfalls jene 
Legende zur Grundlage hatten, Welcker Gr. GöUerl. II S. 502. 
A. Mommsen Heortologie S. 300 f. Im Hymnus V, 208 läfst 
sich Ceres von Metaneira einen KvxBoiv mischen aus Gersten- 
schrot, Wasser und Polei. 



IV 441—629. 67 

589. Riese interpungiert sola est iniuria facti cognita com- 
missi: praemia raptor habet 

593. Gyges liest Riese auch an den beiden anderen Stellen, 
wo der Name noch im Ov. vorkommt (am. II 1, 12. tr. IV 
7, 18), nach den Hdschrr.; und da auch Herodian bei Hesiod. 
theog. 149 diese Form gebilligt hat (cf. Flach a. h, l,), so wird 
man auch hier, wo die Hdschrr. alle gige (oder giga) bieten, 
Gyge dem früher von Merkel gebilligten Gye vorziehn dürfen. 

609. Non sectis nach fast allen Hdschrr., nur U u. wenige q 
haben das von Riese und Merkel ^ aufgenommene haud secus; 
Krüger p. 21. 

623. Über die Geschichte und Lage des Atrium Libertatis 
ausführlich Jordan Formxt urbis Born. p. 29flF., dann kurz zu- 
sammenfassend Topogr. I 2 S. 460 f. (vgl. S. 257. 267 f.); er 
schliefst sich im ganzen der in der Anm. mitgeteilten Ansicht 
Beckers an; anders Mommsen Herrn. XXIII S. 631 flf., der das 
Atrium Libertatis als einen zur Curie gehörigen Saalraum für 
Sitzungen des Senats ansieht. 

625. Galba in einem Briefe (in der Sammlung der Cicero- 
nianischen^ Briefe ad familiäres X 30 1) giebt als Datum für 
diese Schlacht den 15. April an; doch liegt vielleicht hier eine 
Korruptel der Handschrift vor. Bei weitem mehr zeichnete 
sich übrigens Augustus in der Entscheidungsschlacht aus; vgl. 
Sueton. Aiig. 10: Priore (proelio ad Forum Gallorum) Antonius 
fugisse cum scribit ac sine paludamsnto equoque post biduum 
demum apparuisse, sequenti satis constat non modo ducis sed 
etiam militis functum munere atque in media dimicatione, aquili- 
fero legionis suae graviter saucio, aquilam umeris sfiibisse diuque 
portasse. Wahrscheinlich hat Ov. diese zweite Schlacht im 
Sinne gehabt. Einen anderen Weg, um die auseinandergehende 
Überlieferung auszugleichen, schlägt Mommsen Hermes XXTTI 
S. 631 f. ein, indem er den Angriff der Antonianer auf das 
feindliche Lager zwei Tage, den 14. u. 15. April währen läfst. 

627. scilicet nach AUD^, ut fuerit nach BCZMq; sit licet 
Riese mit BCq, et fuerit Riese mit AD^. 

629. Vgl. Varro de l. l. YI 15: Fordicidia a fordis bubus. 
hos forda, quae fert in venire, quod eo die publice immolantur 
boves praegnantes in curiis compUtres, a fordis caedendis fordi- 
cidi(f dicta. de r. r. II 5, 6: Qu<ie sterilis est vacca, taura 
appellata, quae praegnans, horda (= forda, f und h werden in 
den italischen Dialekten oft vertauscht), ab eo in fastis dies 
hordicalia nominantur, quod tum hordae boves immolantur. 
S. Mannhardt Myth. Forsch. S. 191: ^Durch das Verbrennen 
einzelner Teile der den Vegetationsdämon nachbildenden Tiere 
sollte das Numen dieser Dämonen auf die Vegetation des neuen 
Jahres übergehen und zugleich Menschen u. Tiere mit Lebens- u. 



68 Zu Ovids Fasten 

ZeuguDgskraft begaben. Zudem aber sollte es durch seine 
Tugend die Wirksamkeit des alles Unreine und Schädliche aus- 
treibenden Schwefels unterstützen/ 

633. gravidae quoqtie nach AU (Krüger p. 21) DVL^, 
grav. nunc Riese nach BCZMg. 

649. Ovid hat sich hier Vh-gil Äen, VII 81—106 zum 
Vorbilde genommen. Dort ist es der König Latinus, der den 
Faunus durch Incubation befragt, und zwar besucht er zu dem 
Zweck lacos suh älta ATbunea (bei Tibur): ^hinc Italae gentes 
omnisque Oenotria telltis in dübiis responsa petunV Ebenda 
hat sich wohl auch 0. seine silva vetus gedacht, eher als am 
Aventin (III 296). 

656. premit mit Mq, tegit Riese mit den übr. Handschrr. 
(s. aber v. 659). 

657 f. tilgt Gilbert S. 778 f. 

673. Hanc quondam Cytherea diem properantius ire iussit: 
ähnliche Vorstellungen auch sonst, z. B. b. Diodor 4, 9, wo 
Juppiter bei der Alkiliene tQiitkaöCav tfjv vvxta macht, auch 
in der bekannten Stelle der Bibel Jos. 10, 12. 

675. cum primum mit AB (tum primum U), quam primum 
Riese mit den übr. Hdschrr. 

677. Gemeint ist der scheinbare Spätuntergang, den der 
Kalender des Cäsar ebenfalls auf den 17. April setzte (Plin. 
XVm 247). Die Rechnung ergiebt den 20. April. Nach 
Clodius Tuscus fiel der Beginn des Untergangs auf den 
15. April, der völlige Untergang auf den 19. dess. Mon., nach 
Columella auf den 18. Ideler S. 153. 

703. *Die Erzählung findet sich unter den äsopischen mit 
zwiefacher Abweichung (Cor. 163. Für. 265 und Cor. 304. Für. 
221), ist aber der Mythus von Simson und den Philistern/ 
J. Grimm, Beinh. Fuchs S. CCLXIX. 

709. nam vivere captam habe ich, wie auch Riese, mit 
Heinsius aus dem Urs. und einigen anderen, allerdings schlech- 
teren, Hdschrr. aufgenommen; die meisten anderen (auch A) 
haben nam dicere certam, was keinen Sinn giebt. namque icere 
captam hat Merkel^ nach einer Konjektur von Th. Bergk ge- 
schrieben, nam deicere (i e, ^manu occidere^) captam Merkel^; 
namque urere captam Huelsen Varronis doctr. in Ov. f. p. 53; 
wenigstens pafst die von mir vorgezogene Lesart besser iif den 
Zusammenhang. 

713. Der Eintritt der Sonne in das Zeichen des Stieres 
wird sonst auf den 17. April gelegt. Mommsen Chronol S. 62. 

716. S. Eratosth. cata^t. 14. Hygin. p. a. I 21. schol. z. 
German. p.„74f. Br. 

721. Über die Ableitung des W. Palilia s. Schwegler R. G, 
I S. 444. Andere leiten es weniger richtig von par-io ab und 



IV 629—761. 69 

halten Parilia für die ursprüngliche Form. — Über die Palilien 
hat ausführlich Mannhardt Antike Wald- und Feldkulte S. 309 
bis 317 (vgl. auch Mythol Forsch, S. 159 flf. 190) gehandelt 
und aus den Bräuchen anderer Völker zahlreiche Analogieen 
für dieselben, die einerseits sühnen und Krankheit fernhalten, 
andrerseits Fruchtbarkeit und Nachkommenschaft sichern sollen, 
beigebracht. 

728. Bei den Hellenen war ein Lorbeerzweig ganz all- 
gemein als Sprengwedel des Weihwassers in Gebrauch. S. 
Bötticher Baumkultus S. 369 flf. und Ov. fast. V 677. Virgil 
läfst in der Aen. (VI 229) bei der Besprengung einen Oliven- 
zweig anwenden: Idem ter sodos pura circumtulit unda spargens 
rore levi et ramo felids olivae lustravitque viros, wird aber deswegen 
von Servius getadelt, weil er keinen Lorbeer genommen. 

729. exit nach AU (Krüger p. 25) D B V L q, exi MerkeP ^- », 
Riese. 

733. S. Mannhardt Forsch. S. 156—201, wo unter Heran- 
ziehung von ähnlichen Bräuchen nordeuropäischer Völker 
der Festbrauch des Oktoberrosses als ein Erntefest aufgefafst 
wird, ^welches vielleicht die Tötung eines rofsgestaltigen Ge- 
treidedämons beim Komschnitt darstellte^ Wenn das geronnene 
Blut desselben an den Palilien in das Reinigungsfeuer ge- 
worfen wurde, so hatte dies den Zweck Mn positiver Weise 
Gesundheit und Wachstum mitzuteilen', indem sich im Früh- 
ling das Korntier erneute. Ant. Wald- und Feldk. S. 313 ff. 

737. S. Maunhardt Baumkultus der Germanen S. 160 flf. 
a. a. 0. S. 310 f. 

745. Die in der Anmerkung gegebene Erklärung von re- 
sectis ist allerdings nicht zweifellos (denn resecare heilst sonst 
abschneiden, nicht zerschneiden), und es wird deshalb wohl 
in resectis eine Korruptel stecken. Burmann vermutete peractis, 
Gierig refectus, indes ist es sehr bedenklich sich mit Bestimmt- 
heit hier für eine Konjektur zu entscheiden, da wir sonst nichts 
über diesen Brauch wissen. — Dapes in der in solchem Zu- 
sammenhange gewöhnlichen und durch suas besonders nahe 
gelegten Bedeutung ^ Götterspeise ' zu nehmen, verbietet V. 743, 
wo das Speiseopfer für Pales, das nur in Opferkuchen bestand 
(776), schon abgemacht ist. Auch erwähnt Mahlzeiten der 
Landbewohner bei den Festen der Pales Ovid fast. H 657, 
sodann Tibull. II 5, 99 und Properz IV (V) 4, 75. 

761. Vgl. Fest. s. v. p. 193: Obstitum — (ait) Cincius, quom 
gui deo deaeve öbstiterit, id est qui viderit, quod videri nefas esset. 
Paul. 5. V. p. 187: Oblucuviasse dicebant antiqui mente errasse, 
quasi in luco deorum alicui occurrisse. Vgl. den ^Elfenanhauch' 
und ähnliche Vorstellungen bei anderen Völkern, Mannhardt, 
Ant. Wald- und Feldkulte S. 36 f. 311. 



70 Zu Ovids Fasten 

775. Aus dieser Stelle und aus TibuU II 5, 81: Et sticcensa 
sacris crepitet bene laurea flammis, omine quo felix et sacer annrn 
erit hat man mit Becht auf ein altes Hirtenjahr^ das mit dem 
21. April seinen Anfang nahm, geschlossen; auch in den 
Pränestinischen Fasten scheint, nach den spärlichen Bruch- 
stücken zu schliefsen, dieser Tag als das principiwm anni 
pastoridi bezeichnet gewesen zu sein. S. Mommsen C. L L 
I p. 391. Huschke, 5. röm. Jahr S. 23. 

778. Mannhardt Änt Wald- und Feldh S. 312 versteht 
vivo rore vom wirklichen Tau und weist auf den anderswo, auch 
in Deutschland, sich findenden Glauben hin, dafs der in der 
Zeit der Sonnwend- und Maitagsfeuer fallende Tau als heil- 
sam zur Vertreibung von Pest und Hautkrankheiten gelte. 

781. S. Grimm, Deutsche Mythol S. 581 flf. Vgl. Varro beim 
Schol. d. Pers. I 72 p. 264 Jahn: Falilia tarn privata quam 
publica sunt (s. Mannhardt Änt. Wald- und FeWc. S. 309 f.): 
et est gentis hilaritatis et lusus apud rusticos, ut congestis cam 
faeno stipulis ignem magnum transsiliant, his Palilibus se eocpkri 
credentes, TibuU. II 5, 89flF.: Hle levis stipulae solemnis peius 
üjcervos accendet, flammas transilietque sacras. Propert. V (IV) 
4, 77flF.: Cumque super raros faeni flammantis acervos traidt 
inmundos ehria turha pedes. 

793. Die richtige Beziehung des vix equidem credo auf die 
folgen^ie Erzählung hat Gilbert S. 779 gegeben, unter Hin- 
weis auf II 551 und tr. III 10, 35. 

817. Die von Ovid hier und V 151 und 461 (vgl. Plui 
Rom. 9) aufgenommene Tradition ist der des Ennius ähnlich, 
welcher einfach sagt, dafs dem Romulus zwölf Vögel erschienen 
seien (I 96 Vahl.), und den Remus nicht durch Romulus über- 
vorteilt werden läfst; aijders die spätere Sage, nach welcher 
dem Romulus zwar auch zwölf Geier erschienen aber erst später 
als dem Remus, der vorher schon sechs gesehen (so Liv. I 7, 1 
u. 0.). S. Schwegler R. G. I S. 388. 

821 f. Genauer berichtet Plutarch (Born. 11, wahrscheinlich 
nach Varro) über die Grube: Bod'Qog yaQ (OQvytj — xvxlotsQtis, 
ajtaQxcci t€ Tcdvtcov^ oöoig vo^ioig [isv (og xalotg ixQävxo, 
wv0€i d' (og ävayxaCoLg aTterdd'rjöav ivtayd^a. xal tsXog 4 
rjg afptxto yijg €xa6rog oXCyriv xo^ii^ov ^loIquv äßakkov slg 
xavxa xal öwefi^ywov. Durch das letztere sollte symbolisch 
die Verbindung der alten und neuen Heimat angedeutet werden. 
Mit V. 825 f. vgl. die Beschreibung aus Catos Origines (bei 
Serv. z. Verg. Aen. V 755 Hist Born. rell. I p. 57): Conditores 
civitatis taurum in dextram, vaccam intrinseaus iungebant et 
incincti ritu Gäbino, id est togae parte caput velaiti, parte succinäi 
tenebant stivam incurvam, ut glebae omnes intrinsems caderentj 
et ita sulco ducto loca murorum designäbant, aratrum suspendentes 



IV 775-863. 71 

drca loca portarum. S. meine Anmerk, z. d. St. Die nach 
innen liegenden Schollen bedeuteten die Mauer, die Furche 
den Graben der Stadt. S. Jordan Topogr, IIS. 168. 

837 ff. 0. folgt einer späteren Tradition, welche, um 
Romulus von dem Verbrechen des Brudermordes zu entlasten, 
durch Celer den Bemus erschlagen werden läfst, als er die 
neue Mauer überspringt; nach einer dritten Sage wurde er in 
dem Getümmel erschlagen, welches infolge des Streites über 
die Augurien entstanden war. Livius I 7 hat gerade O.s Tra- 
dition nicht, sie rührt vielleicht von Valerius Antias her (^Hist 
Born, rell. I p. 237 sq.). 

853 — 856 schliefst Merkel^ in Klammern ein. 

861 f. Das letzte Distichon in der Rede der Pales ist matt 
nach dem vidorem terris imponere pedem (858), auch V. 861 an 
sich nicht ohne Anstofs. (Von Merkel^, auch von Eimmig 
p. 11 und Güthling als unecht bezeichnet.) 

863. Wenn man gemeint hat, dafs die Vinalia allein zu 
Ehren des Juppiter gefeiert wurden, und dafs nur zufällig auf 
denselben Tag auch ein Fest der Venus fiel, so wird diese 
Annahme dadurch verboten, dafs nach Plutarchs quaest. Bom. 
c. 45 gerade vor dem Tempel der Venus viel Wein gespendet 
wurde: z/t« tC täv OvivaXiiov (so ist nämlich, wie die Ant- 
wort auf die Frage lehrt, für OvsvagakCfQv zu schreiben) rjj 
eoQTfj TtoXvv olvov iK%iov6Lv ix tov isQOV rijg ^Aq)Qo8ixrig\ — 
Varro sagt über die späteren Vinalia {ß, l. l, VI 20): Vinalia 
rustica dicuntwr ante diem XIV Icälendas Septernbres, quod tum 
Veneri dedicata aedes et horti ei deae dicantur, ac tum sunt 
feriati olitores, vgl. d. r. r. I 1, 6 und den Doppeltitel einer 
der Varronischen Satiren Vinalia Ttegl aq)Qodt6icDV, über die 
früheren (§ 16, nach ihm Masurius b. Macrob. sat 1 4, 6): Vinalia 
a vino, hie dies lovis, non Veneris, indem er damit ausdrücklich 
die ihm bekannte Meinung eines Zusammenhanges der früheren 
Vinalia mit der Feier am Tempel der Venus Erycina aus- 
schliefst. 0. folgt dagegen der gewöhnlichen Ansicht, nach 
welcher der 23. April der Venus und dem Juppiter geheiligt 
war, welche auch der Verfasser der Pränestinischen Fasten (C7. 
L L. p. 392, vgl. Festus p. 265 M.) gehabt zu haben, scheint. 
Während indes 0. V. 877 f. die Frage stellt, weshalb die Vinalia 
der Venus und dem Juppiter heilig seien, so giebt seine Ant- 
wort nur dafür einen Grund an, warum sie dem Juppiter ge- 
weiht waren, und läfst die Venus unberücksichtigt. (Ahnlich liegt 
die Sache bei Plutarch quaest, Rom. a. o, a, 0., der in seinen 
zwei Antworten der Venus mit keinem Wort Erwähnung thut.) 
Gilbert meint (S. 779), dieser letztere Vorwurf erscheine un- 
gerecht, wenn man Veneris festum als Objekt, Vinalia als 
Prädikatsakkusativ fasse — natürlich die einzig mögliche Kon- 



72 Zu Ovidß Fasten 

struktion, von der auch ich ausgegangen bin — , erklärt aber 
nicht, in welchen Worten Ov. die Berechtigung der Bezeich- 
nung des Veneris festum als Vinalia gegeben hat; weder ist 
vorher bei der Beschreibung des Venusfestes von Wein noch 
nachher von Venus die Rede. — Auch meine in der Anm. z. 
d. St. ausgesprochene Ansicht von der Vermischung der beiden 
Vinalia bestreitet Gilbert S. 780 (und ihm sich anschliefsend 
Winther p. 31), indem er den Dichter das Fest am 23. April 
als den Tag des Kampfes zwischen Aeneas und Mezentius 
fassen läfst, *an welchem die am 19. August gegebene Wein- 
spende gelobt worden ist'. Doch halte ich auch hier an 
meiner früheren Ansicht fest. Zunächst ist nämlich zu be- 
merken, dafs, wie Huschke (Das röm. Jahr S. 205 Anm. 64) 
aus einer bis dahin nicht beachteten Stelle des Plinius (n. k 
XVni 284: tria namque tempora fructibus mel/uehanty propter 
quod instituerunt ferias diesque festos Eobigalia, Floralia, Vinalia) 
geschlossen hat, die Vinalia rustica am 19. August nicht der 
Weinlese galten, die in das Ende des Septembers fiel, sondern 
vielmehr dem Gedeihen des noch am Stock befindlichen Weines. 
Femer sagt Festus (p. 265 s. v. rustica vinalia) ganz aus- 
drücklich: Bustica vinalia appellantur mense Augusto XIIII M, 
Sept lovis dies festus, quia Latini bellum gerentes adversus 
Mezentium omnis vini libationem ei deo dedicaverunt Freilich 
scheint die Epitome, welche diesen Artikel des Festus in 
folgender Gestalt bringt (p. 264) Bustica vinalia XIV Jcal. Se^i 
celebrabanty quo die primum vina in urbem deferebant, auf eine 
Eonfjision bei Festus hinzuweisen, weshalb 0. Müller in seinem 
Artikel hinter hal. Sept. eine Lücke angenommen hat. Festus 
fährt aber fort: eodem autem die Veneri templa sunt consecrata, 
alterum ad circum maximum, alterum in luco Lihitinensi, quia 
in eius deae tutela sunt horti und verbindet so das Weingelöbnis 
mit dem Stiftungstag der Tempel der Venus in Murcia valle 
und in luco Libitinensi, dem 19. August. Endlich berichtet 
Plinius n. h, XIV 88 ausdrücklich nach Varro, dafs Mezentius 
den Rutulern Hilfe zugesagt habe vini mercede, quod tum in 
Latino agro fuisset, was auch nur Sinn hat, wenn man an den 
19. August denkt. Mit dem dicta dies hinc est Vinalia v. 899 
ist dann allerdings nicht die im Vorausgehenden angedeutete 
Erntezeit (venerat Äutumnus etc.) gemeint, sondern, wie Gilbert 
richtig bemerkt, der Tag des Gelöbnisses, eigentlich der 
19. August, nach Ovids Darstellung der 23. April. — Übrigens 
war hier eine Verwechselung dem Dichter durch die unter den 
Antiquaren herrschende Meinungsverschiedenheit nahe gelegt; 
gerade in solchen Fällen, wo es galt mit eigenem Urteil zu 
scheiden, sind ihm häufig Irrtümer passiert. 

866. multa professarum quaesttfms apta Venus nach den 



IV 863—904. 73 

Hdschrr. (mit einem naheliegenden Doppelsinn), culta prof. 
Biese nach Heinsius, rite prof, Kreussler p. 7. 

871. Vgl. den Kalender der fratres Arvales zum 23. April: 
[V]€neri Eruc[mae extr]a port(am) Collin(am). Ephem. epigr. 
I p. 35. 

879. Das Gelübde, durch welches die Gegner den Mezentius 
überbieten, wird auch sonst mehrfach, aber nicht in völliger 
Übereinstimmung mit 0. überliefert; s. Histor, JRom. rell. I p. 65. 
Am nächsten steht diesem noch Plutarch g. jB. 45. Im übrigen 
folgt 0. darin der gewöhnlichen Sage, dafs er den Mezentius 
zum regierenden Fürsten der Etrusker macht, während er bei 
Virgil wegen seiner Grausamkeit von seinem Volke vertrieben 
als Flüchtling bei Turnus lebt, darin aber wiederum dem Virgil, 
dafs Mezentius im Kampfe mit Aeneas fällt, während er sonst 
den Turnus und Aeneas überlebt und von Ascanius getötet 
wird. Anders spricht sich hierüber Merkel prolegg, p. LXXXIII 
aus, welcher 0. in allen Punkten mit der gewöhnlichen Tradition 
in Einklang zu bringen sucht, aber kaum mit Recht. S. Schwegler 
B. G, I S. 290. 

883. temptat nach ADq, temptant Riese mit den übrigen 
Hdschrr. 

903. Der Dichter meint den Spätuntergang des Widders, 
hat ihn aber viel zu spät angesetzt, denn der scheinbare fiel 
auf den 20. März, der wahre auf den 5. April. Ideler S. 150 f. 

904. Der nächste Aufgang, der Frühaufgang, des Canis 
(oder Sirius), so nach der älteren Annahme genannt, weil das 
Sternbild dem Orion folgt (s. z. V. 939), ereignete sich am 
2. [3.] August; dagegen fiel ein Untergang, nämlich der schein- 
bare Spätuntergang, in diese Zeit, nämlich auf den 1. [2.] Mai. 
O. hat hier also Auf- und Untergang verwechselt. Vgl. Plin. 
XVIII 285: in IV Jcalend. Mai, canis ocddit Colum. XI 2, 37: 
pridie Tcal. Maias canis se vespere celat. Ideler S. 163 ff. Hof- 
mann S. 38. Neapolis, dem Petavius beistimmt, korrigiert den 
Dichter, wenn er efpugietque canis schreibt, ebenso Bainbridge 
mit seinem Vorschlage occuliturque. Merkel, prolegg, LXXIII sq., 
ist der Ansicht, dafs die Verse 900 — 904 ( — dant imbres) ur- 
sprünglich am Ende des dritten Buches standen, dort ersetzt 
wurden durch das Distichon v. 877. 878, in welchem der 
26. März als Datum der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche und 
der Frühlingsmitte angegeben wird (s. Einl. S. 24), und dann 
von irgend einer unberufenen Hand, welche noch exoriturgue 
Canis hinzufügte, hierher mit Veränderung des Monats gebracht 
wurden. Indes widerlegt sich diese dadurch, dafs Columella 
(XI 2, 36) Frühlingsmitte auf den 21., Clodius Tuscus (Lydus 
p. 129 Wachsm.), wie es scheint, auf den 24. April verlegt 
(Hertzberg Ztschr, f. ÄUertumsw. 1846 S. 244). Auch den Ver- 



74 Zu Ovids Fasten 

such Hartmanns (Ältröm, Kai. S. 193), Ovid durch Herbei- 
ziehung einer Stelle aus Servius (ad Verg, georg. I 218), wo 
movere ebenso wie unten v. 939 in der Bedeutung von *unter- 
gehen' zu nehmen sei, von dem Vorwurf des Mifsverständnisses 
zu befreien, halte ich nicht für gelungen. Bergk {Fleckeisens 
Suppl, Xni S. 646 S.) findet in der Angabe, dafs der 25. April 
Frühlingsmitte sei, eine Spur der bisher von den Chronologen 
übersehenen trichotomischen Einteilung der Jahreszeiten und 
schreibt bei Lydus ocqxtj xov [}LB\iSaL\tdtov\ SaQog. 

905. Die früher (s. Becker R. A. I S. 178) hier gefundenen 
topographischen Schwierigkeiten sind von Merkel prolegg. p. CLI 
und Mommsen (C, I. L, I p. 392) beseitigt worden. Man mufs 
nämlich annehmen, dafs Ovid von Nomentum nicht (auf der 
via Nomentana) nach Rom sondern nach seinen Gärten zurück- 
kehrte. Diese lagen an der Stelle, wo sich (bei dem pons 
Milvius) die via Claudia von der via Flaminia abzweigte (ex P. 
I 8, 43: quos piniferis positos in collibus hortos spectat Flaminiae 
Clodia iuncta viae), und so war es also sehr wohl möglich, 
dafs 0. auf der via Claudia der nach dem Haine der Robigo, 
welcher an dieser Strafse am fünften Meilensteine gelegen war, 
ziehenden Prozession begegnete. 

908. Die Hunde mufsten rötlich sein, weil rdbigo von 
röbus = rufus abgeleitet wurde. S. Anm, z. V. 679. 

912. Die zu in summa humo gegebene Erklärung scheint 
mir nicht ohne Bedenken; ob es vielleicht in culta humo heifsen 
mufs? Es ist von Bedeutung, dafs hier die Pflege des Erd- 
bodens durch den Landmann hervorgehoben wird, dessen Arbeit 
der Kornbrand vollständig zerstören würde. Vgl. I 692: wec 
sterilis culto surgat avena solo. 

918. Bei den Dichtern tritt in der übertragenen Bedeutung 
von marmoreus mehr die weifse Farbe als die Härte hervor, 
vgl. z. B. marmorea cervix, marmorei pedes, m. pectus u. dgl. 

926. agat^ die Lesart des D und mehrerer anderer 
Hdschrr., würde (wie auch Gierig meint) besser den Verhält- 
nissen, unter denen dieser Teil der Fasten geschrieben wurde, 
entsprechen; erst, als 0. das erste Buch neu bearbeitete, war 
der Frieden eingetreten, den er dort wiederholentlich preist; 
andererseits spricht für die Lesart der and. Hdschrr. agit der 
Zusammenhang. 

939. Die Erigone- Fabel geht auch bei Ovid auf des 
Eratosthenes Elegie zurück, E. Maass, Änalecta Eratosth, 
p. 106 ff. — Nach der Ansicht O.s und anderer röm. Schrift- 
steller wird also der Hund bei den Robigalien als Ebenbild 
des siderischen Hundes, der den Rost bringt, getötet. Aus dem 
Vergleich der Bräuche und der Vorstellungen anderer Völker 
ergiebt sich dagegen für Mannhardt Forsch. S. 107 die An- 



IV 904 — V 35. 75 

sieht; dafs die Hündchen ^offenbar Gegenbilder des soeben in 
die Ähren schiefsenden Getreides sind, die rote Farbe die der 
rostbefallenen Halme'. 

949. Vgl. fast. Praenest. a. h. d. C. L L, I p. 392: Feriae 
ex s(enatus) c(onsulto), quod eo die [aedicul]« et fara] Vestae 
in domu imp. Caesaris J.«^w[sti ^6\ntifi€is Ma[ximi] dedicatast 
Quirinio et Välgio cos. Ovid met. XV 864: Vestaqtie Caesareos 
inter sacrata penates et cum Caesarea tu, Phoebe domestice, 
Vesta, Becker R. A. I S. 264 f. Über den Palast des Augustus 
s. Sueton. Aug, 29: Templum Apollinis in ea parte Palatinos 
domus exdtavity quam fulmine ictam desiderari a deo haruspices 
prontmtiarant monum. Ancyr. lat. IV 1 und Mommsen 0. d. 
St. p. 80. 



V. 

11. Die Ableitung des Monatsnamens Maius a maiestate 
findet sich nur bei Ovid. 

21. nee latus Oceano. quisquam deus advena iunodt haben 
fast alle Hdschrr., nur dafs für nee latus (so ADCq) viele 
(darunter U) et l. bieten; Riese liest, indem er für quisquam nach 
eigener Vermutung cum quis einsetzt: et, latus Oceano cum quis 
deus advena iunxit, Merkel^ nee latus — plus quam d. advena 
iunxit (d. h. deus plus quam advena) ^ während ich, mich an 
das besser bezeugte nee latus haltend und nur iunxit in clausit 
verändernd, lese: nee latus Oceano quisquam dms advena clausit; 
s. darüber Epist crit p. 20 sqq. 

30. cultus hat Heinsius und nach ihm Merkel und Biese 
aus dem ürs.^) in den Text aufgenommen, die übrigen Hand- 
schriften haben vultus, was ebenfalls einen ganz guten Sinn 
giebt; vgl. Suet. Calig. 50: Vultum natura horridum ac tetrum 
etiam ex industria efferabat^ componens ad speculum in omnem 
terrorem ac formidinem, Plin. ep, VH 1, 6: spe halinei — pladde 
leniterque dimissa ad abstinentiam rursus, non secus ac modo ad 
halineum animum vultumque conposui. 

35. . Ich lasse es dahingestellt, ob wirklich Ov., wie Gilbert 
S. 780 f. will, die Titanomachie und die Gigantomachie scharf 
von einander geschieden hat. Alter war die erstere, doch 
wurde sie allmählich von der anderen verdrängt, die sich ihre 
Züge zur eigenen Ausschmückung aneignete; schon bei Euri- 
pides bedeutet Titan dasselbe wie Gigant. S. Preller Gr. Myth. 
I^ S. 61 f. Auch Haupt nimmt eine Verwechselung der Titanen 
und Giganten bei Ov. an {0. met, I 151. 183). 



1) Der cod. Petavianus hört mit V 24 auf. 



76 Zu Ovids Fasten 

37 und 38 werden von Heinsius, Bentley und MerkeP als 
Interpolation angesehen. 

46. praestat — tenenda ist die Lesart der meisten und 
besten Hdschrr.; praestat — timenda hat Riese aus ü und 
einigen wenigen geringeren Hdschrr. in den Text aufgenommen; 
dann ist sine vi mit prostat zu verbinden: die Mai. setzt es 
ohne Anwendung von Gewalt — allein durch den pudor und 
metus — durch, dafs etc. Der cod. Mallerst. und noch einige 
andere Hdschrr. bieten den Graecismus praestat tenere, der 
grammatisch hinlänglich geschützt sein würde durch diederdt 
diifundere, donat habere, curo corrigere u. ähnl. (Ruddimanni 
inst. II p. 230 Stallb.). 

55. Dies ist die Ansicht des Fulyius Nobilior. Macrob. 
sat I 12, 16: Fulvius Nobilior in fastis, quos in a^ede Herculis 
Musarum posuit, Romulum dicit, postquam populum in maiores 
iunioresque divisit, ut altera pars consilio, altera armis rem 
publicum tueretur, in honorem utriusque panrtis hunc Maium^ 
sequentem lunium mensem vocasse. Derselben Ansicht ist Varro 
de l. l. VI 33 (während ihm Censorin. de d. n. 22, 12 die dritte 
Ovidische zuschreibt, s. unten z. V. 79) und Ov. fast I 41 und 
V 527. 

64. mite nach den Hdschrr., rite Riese nach eigener Ver- 
mutung. 

75. 76. Wenn dies Distichon Ovid wirklich für diese Stelle 
geschrieben hat, so ist es jedenfalls ein sehr ungeschickter 
Zusatz. 

79. Mit 0. stimmen einige Gewährsmänner bei Macrob. 
sat I 12, 19 überein: contendunt alii Maiam Mercurii matrm 
mensi nomen dedisse, hi/nc maxime probantes, quod hoc mense 
mercatores omnes Maiae pariter Mercurioque sacrificant, und 
Varro b. Censorin. de d. n, 22, 12: Maium — a Maia nomen 
accepisse, quod eo mense tarn Romae quam antea in Lotio res 
divina Maiae fit et Mercurio, 

111. Gemeint ist der scheinbare Frühaufgang der Capella 
(des hellsten Sternes im Bilde des Fuhrmanns), der aber damals 
in Rom am 7. April erfolgte (der wahre Frühaufgang schon 
am 10. März, der Spätaufgang gar erst am 26. August), Colu- 
mella (XI 2, 37) setzt den Frühaufgang zwei Tage früher, 
Plinius (w. Ä. XVIII 248) nach Cäsar sieben Tage später; die 
letztere Angabe pafste ziemlich genau auf den Parallel von 
Alexandria und scheint also ohne weiteres auf Rom über- 
tragen zu sein. Ovids und Columellas Angaben stammen aus 
griechischen Parapegmen. So Ideler S. 143 f.; Hofmann S. 37 
berechnet dagegen den scheinbaren Frühaufgang der Cap. auf 
den 18. Mai und findet in Idelers Ansatz einen Fehler; während 
aber so der scheinbare Frühaufgang fast drei Wochen später 



V 37—137. 77 

erfolge als bei 0.^ treffe der wahre nahezu auf das Datum des 
Dichters. 

113. S. über Olenia Capella Ideler Sternnamen S. 93. 
Andere gaben, um diesen Beinamen zu erklären, der Besitzerin 
der Ziege Amalthea einen Vater Olenos, der nach Hygin. p. a, 
II 13 auch Vater der Aega und Heiice war, welche ebenfalls 
lovis nutrices genannt werden. Auch auf einen Ort Olenos 
in Achaja, wo ebenfalls Zeus von einer Ziege gesäugt sein 
soll (Strab. VIEL 7, 5), ist hingewiesen worden. 

122. Freilich findet sich nur der Genetiv bei truncus: Verg. 
georg. IV 310 tninca pedum, Sil. Ital. X 310 truncus capitis; 
doch läfst sich danach wohl auch der Ablativ verteidigen. 

129. Vgl. Plut. quaest Rom. 61 und Jordan in den Annali 
XXXIV p. 326 sqq., der zu dem Resultat kommt: Itaque Ovidii 
abtäte antiqui compitales Lares non putäbantur a praestitibus 
diversi esse. 

131. ars erat illa D^, ara erat illa D^BC und die meisten 
^, voverat illa üg; Curibus fast alle Hdschrr., nur ü: Curius 
und einige <; larüms. Ich habe mich der Behandlung dieser 
Stelle von M. Haupt {Herrn. I p. 402 = Opusc. III p. 356) 
angeschlossen, nachdem zuerst H. Jordan (Annal. XXXIV 
p. 328) aus der Lesart der ersten Hand des Mallerst. ars erat 
das richtige arserat hergestellt, jedoch LarUms aus ein paar 
schlechteren Handschriften aufgenommen hatte. In betreff des 
Gebrauchs von ardere verweist er auf Verg. georg. III 490. 
Aen. III 279. Lucret. IV 1237. Verg. Aen. VE 71. Aeschyl. 
Agam. 91. Merkel hat in der gröfseren Ausgabe Vota erat illa 
quidem Curibus geschrieben, in der ersten kleineren Voverat 
illa quidem Curius (so auch Riese), in der zweiten Ars erat 
illa quidem Laribus, was er p-oe/l p. XXXIX sq. so erklärt: *Saxo 
quadrato non multum senecta nocet: signa gemella maxime 
quaesiverat poeta v. 143. — lUud quod superest, ars, hoc est 
artificum Curensium labor, ut est Pont. IUI 1, 29, fuit.' — 
multa vetustas nach CZM, longa vet Biese nach den anderen 
Hdschrr. 

137. S. D. Detlefsen, de arte Born, antiquissima I p. 20. 
Vgl. Plut. quaest. Rom. 51: ^va xl tc5v AaQrjräv^ ovg iSicag 
7CQaL0t(tsig xakovöi^ tovtoLg xvcjv ^aQsötrjKSv^ avtol Sh xvvciv 
dvq)%'BQaig aiL7ci%ovxai\ t) TtQaiötitsig ^hv ot TtQosötmrig slöi^ 
tovg d^ TtQosötcitag o^'xov tpvXaxnxovg slvai TtQOöijKSi^ xal 
(poßsQovg lihv totg aHotQ^oig {&67Cbq 6 xvcov iötlv) '^movg dh 
xal TtQaovg totg övvoixovöiv; Über ein Kunstwerk aus der 
Villa Albani, das Winckelmann (Kunstgeschichte 2, 2, 22. III 
S. 96 Eis.) auf Laren deutete, s. Jordan, Annali XXXIV p. 329, 
der, da die Figur nicht eine Hundshaut sondern ein Löwenfell 
trage, glaubt, dafs der junge Herkules dargestellt sei. 



78 Zu Ovids Fasten 

143. Die richtige Fassung der Stelle nach Gilbert S. 781f., 
wenn nicht Ovid selbst, wofür v. 140 sprechen würde, die 
Lares praestites und compitales nicht auseinander gehalten hat; 
s. z. V. 129. 

145. Eine Widmungsinschrift des Augustus selbst aus dem 
Jahre 4 v. Chr. bei Orelli Syll inscr. I n. 1668. C. L i. VI 
1 n. 456 p. 87 vgl. Suet. Aiig, 57. — Die nach Merkel ge- 
gebene Erklärung von tradidit genügt mir nicht vollständig: 
ist vielleicht tradidit falsch überliefert, z. B. für condidit? 

158. parte secuta suum^ Madvig Ädvers, II p. 105 (ebenso 
schon Gierig), parte secuta vicem MerkeP. 

159. Cäsar bei Plin. (w. h XVm 248), Columella (XI 2, 36), 
Clodius Tuscus (p. 130 Wachsm.) setzen den Frühaufgang auf 
denselben Tag (während 0. von dem Spätaufgang spricht), 
aber falsch; denn der wahre Frühaufgang fiel auf den 16. Mai, 
der scheinbare auf den 9. [11.] Juni. Wohl aber erfolgte damals 
in Rom der wahre Spätuntergang am S.Mai, jedenfalls also 
ist die Angabe O.s unrichtig. 0. erwähnt den Aufgang der 
Hyaden noch viermal: V 603. 734. VI 197. 711; s. z. d. Stelle 
Ideler S. 154. 

162. a CdlaHyris — aquis nach M, a canis Riese nach ü 
u. wen. q, a campis oder a capraeis die and. Hdschrr. 

167. S. Pherekydes bei Müller Fr, hist Gr. I p. 84 fr. 
46. Eratosth. cat p. 106 sqq. ed. Rob. O.s ausführliche Er- 
zählung schliefst sich im wesentlichen der Tradition des 
Musäus (Hygin. p. a. II 21. Schol. Germ. z. V. 174 p. 75 Br.) 
an; in betreff der Mutter der Hyaden stimmt er mit Timäus 
beim Schol. z. Hom, II. £ 486 überein. 

178. lAhycae — ferae nach BZq, Libycae — leae Biese 
mit den übr. Hdschrr., was mir aber wegen des im vorherg. 
Verse vorkommenden petit latebras fetae catulosque leaenae nicht 
gefällt, wenngleich V. 176 schon mit fera^ schliefst (wo übrigens 
ü u. ^ auch leas bieten). 

179. Für alle diese Namen auf as lehrt die heteroklitische 
Bildung Probus cathol p. 1467 P. 24 K.; er dekliniert also 
MinmSj Mimantis und Mimose, GryaSj Gyantis und Gryae, Atha- 
mos, — antis und oa. Vgl. Neue Lat Formenl I^ S. 339. 

189. Man versteht die Stelle gewöhnlich anders, indem 
man clamata palma theatris auf die scenischen Spiele der 
Floralia bezieht*, allein die scenischen Spiele fanden auch 
schon im April statt (Friedländer bei Marquardt S. 481), sodafs 
dann die Worte des Ov. gar keinen Fortschritt zeigen würden, 
und der Entschlufs, dies Fest erst im Mai zu behandeln, ganz 
unmotiviert wäre; zudem heifst es im folg. V. nur hoc qtwgue 
cum drei munere Carmen eat, womit circus und palma aus- 
drücklich zusammengefafst und scenische Spiele ausgeschlossen 



V 143—269. 79 

werden. Dies fühlte auch Merkel; aber seine Erklärung von 
Y. 189 {Prolegg. p. CLX) ^drcenses tum fieri^ cum post scenicos 
pälma data sit^ ist mir unverständlich. 

195. Den Urheber dieser sonst nirgends überlieferten Ab- 
leitung der Flora von XkcDQvg kennen wir nicht. Andere Ver- 
tauschungen von q> u. %, aber innerhalb des Griechischen, s. 
bei Lobeck (Ehemat. p. 31). Nur in der Pseudo-Plutarchischen 
Schrift de fluviis wird 6, 3 eine Chloris als Geliebte des Boreas 
erwähnt, die aber aufser jeder Verbindung mit Flora ist. — 
Die rationalisierenden Schriftsteller machten Flora gleich der 
Acca Larentia zu einer Dirne, welche ihr Vermögen dem 
römischen Volke vermacht habe und zum Dank dafür mit 
einem Feste geehrt worden sei. Lactant. instit I 20. 

197. Die glücklichen Inseln spielten in der Phantasie der 
Römer eine gewisse Rolle. Sertorius hatte allen Ernstes den 
Plan gefafst, dorthin zu gehen und einen Idealstaat zu gründen. 

203 f. Das Distichon 203. 204 ist matt und überflüssig. 
Für et vermutet C. Schenkl en. 

207. semper nitidissimm annus mit ÜDBV^, vere est nit, 
Riese mit einem <;. 

217. Vgl. Horat. carm. I 4, 5. Auch bei Xenophon sym- 
pos. 7, 5 erscheinen XaQLtsg, ^SIqul und Nvfiq)aL vereint, und in 
einer Stelle aus den Kyprien bei Athenäus XV p. 682 pflücken 
Aphrodite, die Nymphen und Charitinnen Blumen und winden 
Kränze. 

230. Die Interpunktion des Verses rührt von Madvig 
Advers. II p. 107 her, findet sich übrigens nach der Angabe 
von Nick schon in älteren Ausgaben, z. B. in der Col. 
Allobr. 1613 erschienenen; früher wurde gelesen: luppiter hoc 
ut a^uc nesdat, usque precor. — Von der Ovidischen Fabel 
über die Geburt des Mars findet sich eine Spur bei Paulus 
p. 97, wo Gradivus Mars so erklärt wird: Quia gramine sit 
ortiiSf quod interpretantur, quia Corona graminea in re militari 
maximae est honorationis. Diese Stelle ist von Scaliger zu der 
Ovids in Beziehung gebracht worden. Wie üsener mitteilt 
{Eh. M, K F XXX S. 214 f.), haben wir die gleiche Vor- 
stellung, dafs Berührung mit Blumen befruchtet, auch in einem 
wallachischen Märchen und in einer französischen Legende. 
Die von ihm daraus gezogenen Folgerungen werden aber da- 
durch hinfällig, dafs Ov. diese Sage nicht unter dem 2. Juni 
erzählt, wie er meint, sondern unter dem 2. Mai. 

269. Vgl. Plin. n, h, XIV 136: Flos vini candidus pro- 
batur. rubens triste sigmim est, si non is vini colos sit, item 
vasa incalescentia operculave sudantia, quod celeriter florere 
coeperit odoremque trahere non fore diutinum, Colum. XII 30: 
Si vinum florere indpiet, saepius curare oportebit, ne flos eius 



80 Zu Ovids Fasten 

pessum eat et saporem vitiet. — Das Distichon 269 f. steht 
übrigens in nur sehr äufserlichem Zusammenhang mit dem 
Inhalt dieses Abschnittes, der überhaupt sehr flüchtig gearbeitet 
ist; Kimmig p. 12 — 16 bezeichnet daher v. 261 — 274 als ver- 
dächtig, jedenfalls v. 265 f., 269 f., 273 f., Güthling v. 269--274. 

273 und 274 streicht Bentley und mit ihm Riese und 
Merkel ^ 

287. Wie bei Ovid, so sind auch bei Varro de l, l.Y 158 
die beiden Publicii aediles plebei, während sie Festus (s. v. 
Puhlicius clivus p. 238) aed. curules nennt. Ahnliche Bestrafungen 
von pecuarii werden jedoch schon aus den Jahren 296 und 
293 V. Chr. (Liv. X 23, 13. 47, 4) gemeldet. 

309 f. Das Distichon wird von Eutyches p. 2181 P. 480 K. 
citiert, wo aber vdlem die handschriftliche Lesart ist und de- 
ripereris von Keil aus dem Bobiensis aufgenommen ist. 

322. laesa Ceres mit q, l. seges Riese mit ü und den meisten 
Hdschrr. 

325. nee volui fieri nimium crudelis in ira, Koch Synib. 
p. 356. 

331. Das Treiben im Theater bei diesem Fest war schon 
zu des älteren Cato Zeit so weit ausgeartet, dafs Tänzerinnen 
auf der Bühne auf Geheifs des Publikums sogar nackt auf- 
treten mufsten. Später haben die Kirchenväter besonders gegen 
dies Fest geeifert. 

335. tota haben die meisten Handschriften; dafür konji- 
zierte Merkel in der gröfseren Ausgabe laeta^ Hertzberg 
{Ztschr. f. Altert 1846 S. 269) Iota (coli. Propert. V 6, 74. 
Martial. X 19, 20); doch ist die Lesart einer Handschr. pota^ 
die allerdings auch nur den Wert einer Konjektur hat, vor- 
zuziehen. MerkeP bezeichnet das Distichon 335 f. als ver- 
dächtig. 

340. Auch die Thür der Geliebten pflegte mit Kränzen 
geschmückt zu werden (Lucret. IV 1177 ff. Tibull. 1 2, 14), weshalb 
Heinsius hier für comae: fores vorschlug. 

343. Später hat man den Achelous in dieser Verbindung 
so erklärt, dafs man den, welcher den Wein zuerst mit Vfasser 
mischte, einen Anwohner dieses Flusses sein und deshalb das 
Vfasser aus diesem Flufs nehmen liefs. S. Voss z. Verg, georg. 
I 9. Doch ist dies Grammatikerweisheit. 

353. Die häufigen Vfiederholungen dieses Gedankens bei 
Ovid finden sich zusammengestellt bei Zingerle I S. 47. 

354. contemni spinam mit ZMq, contemnunt Riese nach 
den übr. Hdschrr. 

369. Auch der Göttin Aphrodite wird auf Kunstwerken 
oft ein Hase beigegeben, Pauly BeälencyJcl. IV S. 935. 



V 269—451. 81 

377 f. Nach Bohde der griech. Born. S. 87 eine freie Nach- 
ahmung von Kallimachus fr. 121: 

"EXXaxa vvv^ iXdyoiöL tf' ivLtj^^öaöd's Xi^ciöag 
X^t^Qccs ifiotg^ Lva iiol TtovXv iisvovölv hog. 

379. 0. meint den wahren Spätaufgang, den auch Colu- 
mella (XI 2, 39) auf denselben Tag setzt, und stimmt mit der 
Rechnung überein ; der scheinbare fiel auf den 15. April. Ideler 
S. 165 f. — Die Fabel von dem Tode des Chiron erzählt im 
wesentlichen ebenso Eratosth. catast. 40. Hygin. p, a. II 38. 
Schol. z. Germ, phaenom. 417 p. 99 Br. (Robert p. 184 sqq.). 

391. hospitio iunctum Merkel^. 

414. In der Angabe der Zahl der Sterne hat sich 0., wie 
M^kel prolegg. XCII richtig bemerkt hat, eine Verwechselung 
zu schulden kommen lassen. Der Centaurus hat nämlich viel 
mehr Sterne (nach der geringsten Angabe 23); dagegen giebt 
es einen Sagittarius, der auch als Centaur dargestellt, von 
einigen sogar Chiron genannt wurde; dieser hat 14 Sterne (so 
Eratosth. catast, 28 [nach der Vulg., 20 zählen die Bücher, 
15 Robert p. 152]; 15 Sterne bei Hygin. p. a. H 27. IE 26, 13 
bei dem Schol. Germ. v. 291 p. 89 Br.) und ist mit dem am 
3. Mai aufgehenden Chiron in diesem Punkte verwechselt. 

415. Ovid meint den Spätaufgang, jedoch fiel der schein- 
bare nach der Rechnung 21 (also auf den 14. April), der wahre 
13 Tage früher. Den letzteren hat Columella (XI 2, 36) im 
Auge beim 23. April: Prima nocte Fidicula apparet (das Folgende 
ist dann aber konfus); Cäsar (bei Plin. w. h, XVIII 255) setzt 
den Aufgang erst auf den 13. Mai; Clodius Tuscus (p. 130 W.) 
auf den 5. dess. Monats: ^ Xvqu ecjd'sv avl6%SL. Ideler S. 146. 

417. Über die astronomische Wahrheit s. oben S. 54 f. zu 

m 711. 

433. S. über diese la fica in Italien genannte Gebärde 
O. Jahn, Ber, d, sächs, Ges. d. Wiss. 1855 S. 80 f. 

436. G/fite mit UDBC^, ore Riese mit wenigen q im Texte, 
während er in der Adnot. ante vorzieht. 

451. Die Herleitung der Lemuria von dem gewaltsamen 
Tode des Remus findet sich zuerst bei Ovid (später noch ein- 
mal bei Porphyr. 0, Hör. ep. II 2, 209: putant Lemores esse 
dictos guasi Bemulos a Bemo^ cuim occisi umbras frater Bo- 
muhis cum placare vellet, Lemuria instituit), ist aber kaum sein 
Eigentum. S. Mommsen Herm. XVI S. 7. In einem gewissen 
Zusammenhang mit Ov. steht die Notiz des Servius zu Verg. 
Äen. I 276 und 292, dafs nach der Erschlagung des Remus 
eine Pest über Rom gekommen sei, und dafs die dann vom 
Orakel befohlene Sühnung seiner Manen darin bestanden 
habe, dafs ^sella curulis cum sceptro et Corona et ceteris 

Orids Fasten. Auh. ^ 



82 Zu Ovids Fasten 

regni insignibus semper iuxta sancienteni aliquid Momuhm 
ponebatur', 

481. S. Schuchardt, Vökalismus I S. 136 f. 

483. Dieselbe Erklärung von Lemures auch bei Apulejus d& 
deo Socr. c. 15 p. 152. apöl, c. 64 p. 535. Oud. Mart. Capella 11 162, 
doch ist die in der Anmerkung z. 419 gegebene die richtige. 

493. Über die astronomischen Verhältnisse s. ob. S. 64 zu 
IV 387. Die aus einer verkehrten Etymologie des Namens 
^£IqIg)v (aTtb tov ovqblv) entstandene Fabel findet sich auch 
sonst oft, jedoch mit verschiedenen kleineren Abweichungen 
in der Ausschmückung des Kerns; so bei Hygin. jp. a. II 34. 26. 
fäh. 195. Schol. zu Germ. V. 331 p. 93 Br. (wo als Quelle ein 
gewisser Aristomachus angeführt wird) Serv. z. Verg. Aen. 1 535. 
Eustath. 0. Hom, Od. s 274. Auch Pindar in den Dithyramben 
hatte davon gesprochen: rj ^TqIu Sa tijg TavayQa£ag vvv i€u, 
nQorsQov d^ r^g ®i]ßatdog^ onov 6 ^TQievg [le^v^svxaL xal fj 
xov ^SlgCmvog yevsöLgj ijv q)ri6L UCvöagog iv rotg di^'vgdfißois 
(Strab. IX 2, 12 p. 404. Bergk fr. 51). Ebenso giebt es für 
die Versetzung des Orion unter die Sterne sehr verschiedene 
Traditionen; ganz genau stimmt die 0.s mit keiner überein. 
Das Gestirn ist übrigens eins der ältesten und wird schon von 
Homer (II. U 486 und Od. s 274) und Hesiod {igy. 598. 615. 
619) erwähnt. S. Ideler Stemnamen S. 218. 

525. primae mihi cura iuventae nach ZM^^, ca/ra mihi 
prim^i iuventa DBC^, carf mihi prima iuvente U, primae mihi 
flore iuventae Bentley und nach ihm Riese. 

537. S. Eratosth. cat 32 p. 162 RoK 

539. iras nach den Hdschrr. aufser ü, aus dem Riese iram 
aufgenommen hat. 

545. Von diesem gröfseren Tempel des Mars ültor auf 
dem Forum des Augustus ist ein kleinerer zu unterscheiden, 
welchen Augustus während der langen Zeit, die zwischen dem 
Gelübde und der Dedikation dieses Tempels lag, auf dem 
Kapitol hatte errichten lassen (im Jahre 19 oder 18 v. Chr.), 
um darin die von den Parthern einst genommenen, dem Kaiser 
Augustus aber zurückgegebenen römischen Feldzeichen aufzu-. 
stellen; s. Anm. z. V. 579. Über den kleineren s. Dio LIV8: 
xal VBotv ''AQBog TiiicoQOv iv xä KaTtLtcaXio!) xata to tov ^iog 
tov ^BQBtQCov ^T^Xcj^a TtQog trjv tmv örjfiBicov avdd^aöLV xal 
il)ifiq)L6%'rivai ixdlBvöB xal iTCoitjöa, Eine Abbildung dieses 
kleineren runden Tempels mit den römischen Feldzeichen darin 
und der Inschrift MAR VLT auf einer Münze des Augustus 
s. Becker R. ± I. T. V. n. 20 und S. 370 flF. Jordan mm. 
Topogr. 12 S. 45 f. Dagegen nimmt Ov. an, dafs auch die von 
den Parthem wieder zurückgegebenen römischen Feldzeichen 
in dem grofsen Tempel auf dem Forum Augusts niedergelegt 



V 451—566. 83 

worden seien, wie dieses V. 595 zeigt: rite deo tempUimque 
d(xtum nomenqtie bis ulto, wo nach dem Zusammenbang nur an 
den grofsen Tempel gedacht werden kann (ebenso i^^. n295f.); 
denn von ihm geht der ganze Abschnitt aus, während der 
kleinere mit keinem Worte erwähnt wird. Auch sagt Augustus 
selbst mon. Anc. lat. 5,40: ^ Parthos trium exerdtum Iioman[o]rum 
s[polia et signa reddere] mihi Sfvi/pplicesque amidtiam poptdi 
Eomani petere [coegi. Ea autem 8ign]a in penetrali, quod c[s]^ 
in templo Martis ültoris, reposui^ und kann dabei ebenfalls nur 
seinen grofsen Tempel im Sinne gehabt haben. Wir müssen 
daher annehmen, dafs, wie Mommsen (C /. i. I p. 393. Monum. 
Anc, p. 126) gesehen, die Feldzeichen nach der Vollendung des 
gröfseren Tempels in diesen geschafft worden sind. Dagegen 
scheint mir seine Auffassung, dafs der Dedikationstag des 
gro&en Tempels auf den 1. August, der des kleineren auf den 
12. Mai falle, nicht ausreichend begründet. S. Jordan a, a. 0. 
I 2 S. 442flf. 

555. Merkel prolegg, p. CXXXIII bezieht digna Crigcmteis 
tropaeis ^ad imaginem in fastigii frontem insciilptam% doch ist 
davon sonst nichts überliefert, wie denn auch Merkel diese 
Ansicht nur mit einer gewissen Reserve ausspricht. 

563. Vgl. Mommsen C. L L. I p. 281 sq. 

564. Vgl. Tacit ann. IV 9 über das Leichenbegängnis 
des Drusus: Funvs imaginum pompa maxime ülustre fuit, cum 
origo luliae gentis Aeneas omnesque Albanorum reges et conditor 
urhis Bomultis — longo ordine spectarentur. 

566. Die erhaltenen Elogia finden sich gesammelt im 
1. Band des Corp. inscr. Lat. p. 281 — 292, darunter ein leider 
verstümtaeltes auf Marius, welches sicher auf die Zeit des 
Augustus zurückgeht (n. XXXII p. 290): 

[C. Marius C. filius] 
COS. VII pr. tr. pl. q. a]wgfwr tr. mit extra 
sortem cum l\ugur1]m rege Numid 
iae COS. gessit, eum cepit et] triumphans in 
secundo consulatu] ante cwrrum suum 
duci iussit tertium co]nsul apsens creatus 
est IUI COS. Teutjöworwm exerdtum 
delevit V. cos. Glinibros fugamt ex ieis et 
Teutonis iterum triump]Äat;i^ rem jp. turhatam 

Ein Elogium des Aeneas ist in Pompeji (n. XX p. 283) und 
ebenda auch eins des Romulus gefunden worden (n. XXII 
p. 283); das letztere lautet: 

Romulus Martis 

f]iliiis urbem Rom[a,m 

condi\dit et regnavit annos 



84 Zu Onds Fasten 

duodequadrcigmta isque 

primus dtix duce hostium 

Äcrone rege Caeninensium 

interfedo spolia opi[ma 

lovi Feretrio cönsecra[vit 

recept[}i\sqm in deoru[m 

mimerum Quirinii[8 

appellai;u[s est. 

574. Die Erklärung der Stelle habe ich nach W. Gesenius 
(ßymbolae observationum in Ovidii fastos, Altonae 1806 p. 84) ge- 
geben. Andere erklären numen utrumque durch ^pattis et pontifiäs 
maximi\ 

683. 0. spricht hier (und a. a. 1 179 Parthe dabis poems: 
Crassi gaudete sepulti, signaque harbaricas non bene passa manus) 
nur von der Niederlage des Crassus, weil die den Heeren des 
Antonius (in den Jahren 40 u. 36 v. Chr.) genommenen Feld- 
zeichen diesem bereits im Jahre 33 zurückgegeben worden 
waren. S. Mommsen zum Monum. Ancyr. p. 124 sqq. 
593. S. Eckhel, doctrin. num, VI p. 94 sqq. 
599. Ovids Angabe ist einem griechischen Kalender ent- 
lehnt; denn in Athen gingen die Plejaden zu Metons Zeiten 
allerdings am 16. März auf, während in Rom zu denen Ovids 
erst am 28. Mai. Columella (XI 2, 39) und Plinius (n. k 
XVIII 248) geben den 10. Mai für den Aufgang der Plejaden 
an, Clodius Tuscus (p. 130) den 7. 11. 12. und 13. Mai, alle 
also nach griechischen Quellen: derselben Rechnung folgend 
hatte Cäsar den Anfang des Sommers auf den 9. Mai gesetzt 
Ideler S. 152 f. 

603. Ov. meint hier den wahren Frühaufgang der Hyaden, 
der am 16. Mai erfolgte. Columella (XI 2, 42) verlegt ihn auf 
den 21. Mai. S. ob. S. 78 z. V. 159. Ideler S. 154. — Zu der 
*fabula nota' s. Eratosthenes cot. p. 106 sq. Rob. 

607. Ebenso stellt die Situation dar Moschus in dem 
Idyllion EvQciicri V. 126 flF.: rg ybkv i%sv xavgov Sokijipv ksqos^ 
iv x^9^ ^' «AAj 8ÜQVS 7C0Qq)VQiriv <JroAfAOi5 ictv%a^ otpga xs ^if 
^iLV dsvoi iq)€Xx6fi6vov TCoXLTJg aXog aöTtstov vS(X)q, Kokitci^ 
tf' dvd^OLöL TtiTtiog ßad"vg EvQCJTtsirjg ^ t6tCov old rs viyds, 
iXag)Q(^s6xs dh xovQtiv, Etwas abweichend Lucian. mar, dial. 
15, 2: 17 di Tcävv ixTtlayrjg rc5 TtQdyfiatL trj kaiq^ fihv süxsto 
rov XBQaxog^ G)g iitj ditoXiöd'dvoi^ tri heQa Sh riv€[i(0[ievov tov 
nsTtXov 6vvet%Bv, Vgl. ferner Nonn. I 69. Änthöl, Lat 1 14, 29 
(p. 38 Riese) und 0. Jahn, die Entführung der Eu/ropa auf 
antiken Kunstwerken, der (S. 14) bemerkt, dafs sich das gleiche 
oder ein ähnliches Gewandmotiv auch auf Münzen (auch 
auf den römischen der gens Valeria und Volteia) und auf 
Reliefs finde. 



V 566—625. 85 

618. Der Name des Erdteils stammt von dem phönizisclien 
ereb, d. h. Abendland ab, der des Bruders der Europa, des 
Kadmos, von Jcedem, Morgenland. 

621. Die Etymologie des Wortes Argei ist strittig; da es 
jedoch in Bom auch 24 Argei oder Argea genannte Kapellen 
gab, je sechs in jeder städtischen Tribus, welche offenbar die 
Heiligtümer der einzelnen Quartiere einer alten Stadteinteilung 
waren, so liegt es nahe die in jenen Kapellen verehrten Gott- 
heiten mit den Binsenmännem zu identifizieren. Dann wären 
also jene Bezirkslaren ursprünglich als Greise gedacht worden, 
welche zum Dank dafür, dafs sie den Sühntod für ihren Bezirk 
gestorben, zu Gottheiten erhoben wurden. So Schwegler R. G. 
I S. 376—383. S. auch Marquardt S. 185. Mannhardt Änt 
Wald' und Feldkulte S. 265 — 273 fafst das Argeeropfer als 
Nachbildung der Bestattung und Wassertauche des in der 
sommerlichen Hitze dahinsterbenden Yegetationsdämons auf und 
vergleicht mit den Binsenmännem unsere Pfingstbutzen, Laub- 
männchen u. dergl. Sehr wenig hat mir 0. Kellers (Fleckr 
eisens Jahrb. CXXXHI S. 845 — 854) Vermutung eingeleuchtet, 
dafs in den Argeerkapellen bei ihrer Erbauung *Argei d. h. 
Griechen' eingemauert worden seien, um denselben dadurch 
eine gewisse Kraft zu verleihen, und dafs, da auch bei Sühn- 
opfern Griechen als Menschenopfer gebraucht worden seien, der 
Name Ärgei auch auf das Opfer am Pons sublicius übertragen 
worden sei, welches ursprünglich aus römischen Greisen be- 
stand. — Die verschiedenen Erklärungen, welche 0. giebt, hat 
er schon bei Varro zusammengestellt gefunden. S. Jordan, 
Topogr. der Stadt Rom U S. 282 S. 

623. Dafs 60jährige Greise, weil nicht mehr waffenfähig, 
also für die Stadt ohne Nutzen, in der ältesten römischen Zeit 
in den Tiber gestürzt wurden, wird auch sonst überliefert; 
auch findet sich die Sitte, unbrauchbare Greise zu töten, bei 
anderen barbarischen Völkern, z. B. bei den alten Deutschen. 
S. J. Grimm, D. Rechtsaltert S. 486 ff. 

625 f. Nach Varro hatten Pelasger, die von ihren Wohn- 
sitzen vertrieben waren, ungewifs, wohin sie gehen sollten, in 
Dodona das Orakel befragt und dort folgenden Spruch als 
Antwort erhalten: 

2ke(xsrs ^aiofisvoL Uixsläv UatoQVLOv alav 

^d' ^AßoQiyivicDV KotvXrjv^ ov väöog 6%Btxai' 

olg dva^ix^dvtsg dsxdtrjv ixTtd^il^cctB 0o£ßo!) 

xal xsg)aXäg KQovidy^) xal tp Tcargl Tci^ncBTS q>äxa, 

(Macrob. sat I 7, 28. Lactant. inst I 21; vgl. Dionys. Hai. 
I 19, nach dem L. Mallius den Orakelspruch selbst in Dodona 

1) "Aidri für K(fovLdjj Macrob. 



86 Zu Ovida Fasten 

gesehen hat), und es ist offenbar^ dafs 0. auch hier den Yarro 
Yor Augen gehabt und das Orakel nachgebildet hat. Zugleich 
ergiebt sich daraus^ dafs Heinsius^ dem Merkel gefolgt; mit 
Recht der Lesart fdtidici dida ftiere lovis in V. 626, wenn 
gleich sie sich nur in einer geringen Handschrift (G) findet, 
den Vorzug gegeben hat. Die meisten übrigen Handschriften 
haben für lovis das von Biese in den Text gesetzte senis, das 
sich aus dem folgenden Vers hier eingeschlichen hat; in einer 
findet sich dei, doch leidet dies an derselben Unbestimmtheit 
der Ausdrucksweise wie senis und verdient keine weitere Be- 
rücksichtigung, wenngleich für dasselbe geltend gemacht werden 
konnte Amob. H 68: Ante adventu/m in Itodia Herctüis cum 
ex ÄpoUinis monitu patri Diti ac Satumo humanis capitibus 
mpplica/retur etc, — faere mit UBq, fuisse Riese mit den übr. 
Hdschrr. 

* 627. duK) Corpora stimmt mit den übrigen Nachrichten 
nicht überein, weshalb Merkel (Prolegg, p. CIV und CLXXsq.) 
qtwt Corpora gentes (d. h, tot carpora qmt gentes), Jordan 
{Topogr. d. St R. H S. 282) senilia corpora vorschlägt; mir 
erscheint jedoch der Grund die Stelle für verderbt zu erklären 
nicht zwiagend, und so halte ich an der handschriftlichen 
Überlieferung fest. 

631. Mehr hierüber hat Macrobius sat. I 7, 31: Hercukm 
ferunt postea cum Geryonis pecore per Italiam revertentem suasisse 
illorum posteris, ut faustis sacrificiis infausta mutarent inferetües 
Diu non hominum capita sed oscilla cid humanam effigiem arte 
sirmdata, et aras Satumias non nujcctando viro sed accensis 
luminibm excohntes, quia non solum virum sed et lumina q)äxa 
significat. 

633. Vgl. Varro de vit pop. Born. H b. Nonius p. 523; 
Cum in quintum gradum pervenerant atque' habebant sexagifdck 
annoSj tum deniqtie erant a publids negotiis liberi aigue otiosi. 
ideo in proverbio qtiidam putant venisse, ut dicereUir sexagenarios 
de ponte, id est deici oportere^ quod suffragium non ferant, quod 
per pontem ferebant. Fest. p. 334: JExploratissimum iUud est 
causae^ quo tempore primum per pontem coeperunt comitüs 
suifragium ferre, iuniores conclam^verunt, ut de ponte deicerentur 
sexagenariij qui iam nullo publico munere fungerentwTy ut ipsi 
potius sibi quam Uli deligerent imperatorem, cuius sententiae est 
etiam Sinnius Capito. S. Marquardt S. 187 f. 

633 f. und 647 f. schliefst MerkeP in Klammem. 

652. Etwas anders als Ovid zwei von Macrobius (sat, 
I 7, 27) mitgeteilte Traditionen, nach denen die Begleiter des 
Herkules gegen ihren Willen dort zurückgelassen seien, ent- 
weder weil sie die Rinder schlecht bewacht, oder um den von 
Herkules errichteten Altar zu bewachen; von Räubern bedrängt 



V 625—699. 87 

ccupato edito coUe Satumios se nominaverunt, quo ante nomine 
iam idem collis vocahatur\ — Kurz Yarro de l. ?. V 45: 
rgeos dictos putant a prindpüms, qui cum Hercule Argivo 
merunt Romam et in Satumia stibsederunt, 

661. et nach DC^, ut Biese nach ÜB^; vgl. amor, ILI 
, 31; 6, 79. 

662. leves cursum restituistis aquae, Kreussler p. 8. 

663. Ovid hat hier offenbar Horaz {carm, 1 10) vor Augen 
ehabt: Merdifi, facunde nepos Atlantis, qui feros ctiltus hominum 
3centum voce formasti catm et decorae more palaestrae: te camtm, 
lagni lovis et deorum nuntium curvaeque lyrae parentem etc., 
lit dem Schlufs superis deorum gratiis et imis, 

664. wna haben die Handschriften; uda ist eine Konjektur 
lentleys (z. Horat. ca/rm. I 10, 1), die auch Merkel*'^ auf- 
enommen hat, die aber unnötig ist und nicht einmal einen 
assenden Sinn giebt. 

670. festa nach D^BVL^ {facta üiD^ZM^, saara Riese 
ach U^^. 

675. Fea hat die aqua Mercurii im Garten der Gamaldu- 
dnser von S. Gregorio auf dem Caelius wieder auffinden wollen 
Becker I S. 505), während sie nach Constantinus Corvisierius, 
em Jordan {Forma urh. Rom, p. 38. Topogr, d. St. B. II 
. 542. 530) mit grofser Bestimmtheit beipflichtet, auf dem 
.ventin zu suchen ist. 

680. Vgl. Horat. epist 1 16, 57: Vir bonm — ^ qu^ndo$unqu>e 
30S vel porco vel hove placat ^lane pater^ elare, clare cum dixit 
ipoUo% labra movet metuens audiri: ^Pulchra Lavema^ da mihi 
lUere, da iusto sanctoque videri, noctem peccatis et fraudibus 
bice nubem/ 

682. praeteritae die ist von Scaliger und Gruter vermutet 
nd neuerdings mit Recht von Kreussler p. 2 empfohlen 
rorden; die Handschrr. haben praeterita die, was Merkel^ bei- 
ehalten hat. 

693. Sonst ist der Tag des Eintritts in die Zwillinge der 
9. Mai. Mommsen Ghronol. S. 62. 

699. Dieser Kampf, die wichtigste Sage aus dem Mythen- 
reise der Dioskuren, war mehrfach künstlerisch dargestellt 
worden, unter andern auch von Polygnot in Athen. Welcker 
fr. Götterl. I S. 612. Baumeister Denkm, I S. 452. Die ältere 
orm der Sage (in den Kyprien und bei Pindar Nem, 10, 55 ff.) 
ifst Rinder die Veranlassung desselben sein und erzählt diesen 
3lbst anders, während mit 0. aufser andern zu Anfang Theokrit 
20 [22], 135 ff.) übereinstimmt; im weiterenVerlauf des Kampfes 
ber weicht 0. von allen übrigen auf uns gekommenen Tradi- 
ionen ab. Die Worte Dioskuren, Phoebe und Hilaira lassen 
lese Gestalten als Lichtgottheiten erkennen, Idas und Lynkeus 



88 Zu Ovids Fasten 

bedeuten nach der gewöhnlichen Annahme die Scharfsehenden: 
die Sage vom Kampf zwischen den beiden, ursprünglich iden- 
tischen Brüderpaaren hat sich mit dem Gegensatz zwischen 
Lakedämon und Messenien entwickelt. Preller Griech. Miß, 
nS. 94fiF. 

709. S. Bentley z. Horat, sat I 2 90. 

714. Gewöhnlich wird negant durch Versagen' erklärt, 
doch pafst dann tarnen nicht zum Vorhergehenden; ich habe 
mich daher der Erklärung von M. Seyffert {Lesestücke S. 97) 
angeschlossen, welche durch Apollodor (III 11, 5) unterstützt 
wird, in dessen Erzählung Idas den Polydeukes mit einem 
Steine (daher tela rapta bei Ov.) am Kopf triflffc: nokvS&ixv^^ 
xov "I8av dioixcDv ßki^d'slg vjt' ixstvov tcstqcc xarä rijg xsipaXijg 
TtCmsi öxortod'sig. xal Zsvg "Idav xegawotj HoXvdsvxTiv i\ 
eig ovQuvov avdysc. Theokrit freilich sagt (20 [22], 210): 
Zsvg ijcccfiws, x^Q^''^ ^^ ^^ ^xßaks rvxt7]v ^ccQfiaQov, avtov 
dl (pkoyicp 0weq>Xei,6 xsQawä, 

723. Ovids Angabe ist auch hier irrtümlich ; s. ob. S. 13 
z. IV 904. 

725. Auch in dem calend. Venus, und Amiteminum heilst 
es z. d. Tage: Ferfiae) Vokano. C. L L. I p. 394. 

731 f. Die Rechnung ergiebt für den wahren Spätaufgang 
des Adlers den 24. Mai. Ideler S. 147. — S. auch Eratosth. 
cat, p. 156 sq. 

133. Die Rechnung setzt den wahren Frühuntergang des , 
Bootes auf den 28. Mai. Ideler S. 141. 

734. S. ob. S. 78 z. V. 159. 



VI. 

18. S. Becker R. A. I S. 397 und die Münzen n. 15 und 
16 auf Taf. V. 

21. Die Ableitung des Monatsnamens lunius von luno 
hat auch Cincius (der jüngere) bei Macrob. sat. I 12, 30 ff.; 
ebenso findet sie sich bei Paul. p. 103 und Censor. d. d, w. 
22, 12. Neuerdings ist sie in Schutz genommen von Röscher 
FlecMs. Jah/rbh. 1875 (CXI) S. 367 f. 

28. Reisig, Vorl, über Sprachtmssensch, S. 472. 

32. proxima cwra fuit, Bentley. 

39. S. Ideler Chronol Bd. II S. 40 S. 

40. Merkel^ praef. p. XXXX nimmt nomina trähere in der 
Bedeutung ^Schulden einziehen'; sie selbst hat den Monaten 
die luces gegeben u. verlangt dafür die Benennung eines der- 
selben nach ihrem Namen zurück. 



V 699— VI 101. 89 

43 f. ein sehr lästiges Distichon, I^ist. er, p. 16. 

45 f. In einem tiburtinischen Gebet heifst es: Inno CurritiSy 
ttw curru clypeoque tuere meos curiae vernulas sanos, (Serv. z. Verg. 
Aen. I 17.) S. Jordan z. Preller I S. 279 A. 3. 

59. S. über die peregrini fasti ob. S. 41 z. III 87 und 
Macrob. sat I 12, 30: lunitis — nominatus, tit Cincitis arhi- 
trcUur, qtiod lunonius ajpud Latinos ante vocitatus diuque apud 
Aricinos Praenestinosque hae appellatione in fastos relatus sit 
Paul. p. 103: lunium mensem dictum putant a lunone, Odern 
ipsum diceiant lunonium et Iwnonalem. 

65. Die Ableitung ist die des Fulvius Nobilior und lunius 
Gracchanus, Censor. d. d. n, 22, 9. Macrob. sat I 12, 19; auch 
Varro giebt dieselbe de L l. VI 33. 

66. Signa doloris erant nach CTM^^, vigoris Riese nach 
UDVLM^i; (vgl. aber IV 586 und rem. 510), decoris Bq. 

91. Die ganz verkehrte Ableitung des lunius a iunctis 
(Homanis et Sabinis) findet sich sonst nirgends. 

92. Die Verherrlichung der Concordia darf hier nicht, wie 
I 637 J0f., auf die durch Tiberius im J. 10 n. Chr. vollzogene 
Weihe des wiederhergestellten Concordientempels auf dem 
Forum Romanum bezogen werden, da in den letzten fünf 
Büchern der Fasten der dux xat i^oxriv Augustus ist, s. Merkel 
prolegg. CCLX. 

100. Pergama: plus laedant, Bentley. iuvet mit DB^, 
iuvat Riese mit ü^. 

101—188. Ovid hat hier die beiden Göttinnen Cardea 
und Cama zu einer verbunden; ob infolge eines eigenen Irr- 
tums oder nach dem Glauben des Volkes, das, wie Merkel 
p. CXCV meint, aus einer von ihm (Merkel) statuierten Neben- 
form von Cardea: Cardina die Form Cama bildete und nun 
die beiden, ursprünglich verschiedenen Gestalten zusammen- 
warf, läfst sich nicht ermitteln. Die Antiquare haben jedenfalls 
richtig unterschieden. Cardea ist die Göttin der Thürangeln 
(vgl. August, de civ. d. IV 8: tres deos isti posuerunty Forculum 
fortbuSy Cardeam eardini, Lim^entinum limini, VI 7), Carna da- 
gegen hängt mit earo zusammen und ist die das Fleisch 
kräftigende Göttin, wie Ossipaga Murat et solidat infantibus 
parvis ossa'; s. Macrob. sat I 12, 31: — a lunio Bruto, quod 
— pulso Tarquinio sacrum Carnae dea£ in Caelio monte voti reus 
fecerit hanc deam vitalibus humanis praeesse credunt ab ea deni- 
que petitur, ut iecinora et eorda quaequ£ sunt intrinsecus viseera 
sdl/va conservet: et quia cordis beneficio, cuius dissimulatione 
brutus habebatury idoneus emendationi publici Status exstitit, 
hanc deam, quae vitalibus praeest, templo sacravit cui pulte 
fabacia et larido sacrificatur, quod his maxime rebus corporis 
vires roborentur. nam et halendae luniae fabariae vulgo vocantur^ 



90 2;u Oyids Fasten 

quia hoc mense adultae fabae divinis rebus adhibentur. (vgL Plin. 
n. h. XVni 118.) — Von den drei Abschnitten, in denen 
Ov. seine ^Carna' abhandelt, bezieht sich der erste v. 101 
— 130 offenbar auf die Cardea (101 dea cardinis haee est 
und 127 ius tibi cardinis esto\ der dritte v. 169 — 182 auf die 
Carna; denn ihr galt der Bohnenbrei, wie aus der eben mit- 
geteilten Stelle des Macrobius feststeht; auch sagt Ov. aus- 
drücklich V. 182: huic laedi viscera posse negant, womit das 
Gebet an dem Feste der Carna ut iednora et corda quaeqm suM 
intrincecus viscera salva conservet zu vergleichen ist. Ebenso 
scheint eigentlich, wie Marquardt S. 13 bemerkt, die zweite 
Erzählung der Carna zu gehören: sie wehrt die striges ab, 
welche die lactentia viscera der Kinder schädigen (v. 135) und 
dem Aussehn (genau dem Fleische) die gesunde Farbe rauben 
(v. 149 f. 168) und giebt beim Opfer cor pro corde, pro fibris 
fibras (v. 161, vgl. die Stelle in dem Gebet an Carna), wobei 
festzuhalten ist, dafs hier, wie oft, die Göttin als die Stifterin 
der ihr geheiligten Gebräuche angesehen wird. Wenn aber 
die Göttin ihre Beschwörung an den postes, den limina und 
den adittis vornimmt (v. 155 — 157), wie dies, um die striges 
fernzuhalten, natürlich, so hat Ov. ohne Zweifel an die Cardea 
gedacht, vielleicht eben durch diesen Brauch zu seiner Iden- 
tifizierung verleitet. Die Überreichung des Weifsdorns v. 129 f. 
in der ersten (Cardea-) Erzählung ist wohl nur, um die erste 
und die zweite in Verbindung zu bringen, hinzugefügt. — Die 
Darbringung des Bohnenbreis fand am 1. Juni statt, s. Varro 
de vita pop, Rom. lib. I b. Non. p. 341: quod hol, luniis et 
publice et privatim fabatam pultem dis mactat — Von dem Fest- 
tage der Cardea ist mir nichts bekannt. 

107. Merkel und Riese schreiben hier und v. 151 Granaten 
mit Beziehung auf xQavaog und das stib rupe latere v. 125; 
doch ist das nur Konjektur, Granen durch die Hdschrr., welche 
hier und v. 151 teils so teils grannen (üq) gramen oder ganien 
(DC^) oder granen haben, gestützt. 

117. ante ut iit nach Dl^, ante ivit Biese mit C2^; die 
anderen Hdschrr. weichen in verschiedener Weise ab. 

130. S. Bötticher, Baumlcultm S. 361 und Varro in Aetiis 
b. Charis. p. 117 P. 144 K.: Fax ex spinu alba praefertur, 
quod pwrgatipnis causa adhibetur, 

139. Über die Quantität strtges s. Lachmann z, Lucret, 
I 360 p. 36; die Ableitung von strtdere = (ö)tqi^6lv ist richtig. 
Vanifek gr,-lat. Wörterb, S. 1153. 

140. horrendum nach Bentley (ebenso lanus ülitius); vgl. 
z. B. Verg. Aen, VI 287: belu^ Lernae horrendum stridenSy IX 
629: effugit horrendum stridens adducta sagitta, — horrenda 
lesen die Hdschrr., horrenda stridere voce, Heinsius. 



VI 101—206. 91 

145. Vgl. Heinsius 0, heroid, 9, 86. 

155. Warum gerade arbutea frons gebraucht wurde, ver- 
mag ich nicht anzugeben. Bötticher {BaumJcultus S. 324 f.) u. 
Mannhardt {Baumkultus S. 299.) erwähnen den Brauch, bringen 
aber keine andere Stelle für diese Anwendung des Laubes des 
sog. Erdbeerbaums bei. 

178. Riese hat die, übrigens schon von Heinsius gemachte 
Konjektur in den Text gesetzt miserat Afra feras, unter Ver- 
weisung auf Plin. w. Ä. VII 63 f. 131; doch mufs bei Ov. von 
essbaren seltenen Tieren die Bede sein, während Plinius von 
den wilden, aus Afrika für den Circus bezogenen Tieren spricht. 
Burmann vermutete nee Dehis capos miserat a/nte feros (vgl. 
Colum. VIII 2, 4), MerkeP miserat arte feras; jetzt hat Merkel' 
die handschriftl. Lesart mit Recht in Schutz genommen. 

183. S. Jordan Topogr. d. St R 1 2 S. 108 flf. 

191. Eine genauere Untersuchung über die Lage dieses 
Tempels hat Jordan (Topogr, d. St B, II S. llOff.) angestellt; 
nach dieser stand er zwischen dem ersten und zweiten Meilen- 
steine an der via Appia auf einer Anhöhe bei der Porta 
S. Sebastiano, von wo die porta Capena sichtbar war; die 
Säulenhalle läfst Jordan S. 353 von der Wasserleitung bei der 
porta Capena nach S. Sisto vecchio gehn. — Über den Zusammen- 
hang der Verehrung des Mars und der Juno s. Preller I S. 341 f. 

195. Auch die Rechnung ergiebt den 1. Juni für den 
wahren Spätaufgang; den 2. Juni setzt dafür an Cäsar bei 
Plinius w. h. XVIU 255, den 1. und 2. Columella XI 2 45. 
Ideler S. 147. S. V 731 und Anm. 

197. Der Aufgang der Hyaden wird hier zum viertenmal 
erwähnt; s. ob. S. 78 z, V 159. 

199. S. calend. Venus, zum 3. Juni (p. 394 M.): Bellon(ae) 
in circ(o) Flam(inio). S. über den Tempel der Bellona B. Stark 
Ber. d. Tiib. Philol Vers. S. 44 ff. Jordan z. Preller II S. 386 
Anm. 3. 

204. Vgl. Valer. Max. VQI 13, 5: quin etiam fessus iam 
vivendo lectica se in curiam deferri iussit, ut cum Pyrrho de- 
formem pacem fieri prohiberet hunc caecum aliquis nominet, 
a quo pairia quod honesium erat per se pairum cemens coacta 
est pervidere? 

206. Vgl. Serv. 0. Verg. Aen. IX 53: Denique cum Pyrrhi 
temporiims adversum transmarinum hostem bellum Bomani 
gestu/ri essent nee invenirent hcum, ubi hanc sollemnitatem per 
fetiales indicendi belli celebrarent, dederunt operam, ut unus de 
Pyrrhi militibus caperetur, quem fecenmt in circa Flaminio 
locum emere, ut quasi in hostili loco ius belli indicendi implerent; 
denique in eo loco ante andern Belhnae consecrata est columna, 
Paul. p. 33: Bellona dicebatur dea bellorum, ante cuius templum 



92 Zu Oyids Fasten 

erat columellay quae heUica vocdbatur, super qwim hastam iacie- 
bant, cum bellum indicebatwr, Marquardt S. 74 f- 

209. Die Lage des Tempels ist nur durch Ovids aUm 
pars drd bestimmt, das also entweder von der linken Hälfte 
der Seite, von welcher ausgelaufen wurde (die carceres lagen 
auf der rechten), oder was wahrscheinlicher, von der Rundung 
des Circus zu verstehn ist Becker iJ. A I S. 618. 

213. Die Identität der beiden Gottheiten Semo Sancus und 
Dius Pidius, die schon Cato (bei Dionys II 49) behauptet hatte, 
steht jetzt hinreichend fest; auf den iguvinischen Tafeln findet 
sich sogar Fisus oder Fisovius Sancius und ebenso auf latei- 
nischen Inschriften Dens Fidius zusammen mit Sancus: CLL 
VI 1 n. 567: Semoni Sanco Deo Fidio sacrum Sex. Pompeius - 
donum dedit n. 568: Sanco Sancto Semon. Deo Fidio sacrum etc., 
8. Preller II S. 274 (wo Jordan noch eine dritte im wesentKchen 
mit der ersten übereinstimmende Inschrift beibringt). — Sancus 
ist allerdings die gewöhnlichere Form; allein Augustin deck, 
dei XVIII 19 sagt: Sabini ebiam regem suum primum Sancum, 
sive^ ut aliqui appellcmt, Sanctum, retulertmt in deoSy und so findet 
sich Sanctus auch sonst (z. B. bei Plut. q, B, 30, auch Dionys. 
IV 58 nach dem ürsin.). und da Properz (V [IV] 9, 71 ff.) den 
Gott mehrfach Sanctu^s nennt, und die Stelle Sic Sanctum Tatiae 
composuere Cures offenbar von 0. V. 216 nachgebildet ist, so 
habe ich die Lesart der meisten Hdschrr. Sanctus auch bei Ov. 
in den Text gesetzt, während Merkel und Riese die apljser 
von ü wenig bezeugte Vulg. Sancus festhalten. Nach Älius 
Stilo (bei Varro de l. l. Y 66) war Semo Sancus der römische 
Hercules. 

219 ff. Gerade an dieser Stelle hat 0. diesen Abschnitt 
eingeschoben, weil am 7. Juni der penus Vestae geöffnet wurde, 
um an diesem und den folgenden Tagen gereinigt zu werden; 
dies waren dies religiosi. C I. L. I p. 395. Preller II S. 168 f. 

235. Der scheinbare Frühuntergang des Arktur (Bootes s. ob. 
S. 28, z. II 153) fiel nach der Rechnung auf den 10. Juni. Ideler 
S. 141.^) — Über die Form Lycaon = Lycaonides s. Burmann 
jET. d. St, und Schaefer 0. Gregor. Cor. p. 290. 

237. Nach Festus (p. 210 und ausführlicher p. 238) haben 
allerdings die Spiele trans Tiberim stattgefunden; doch erlaubt 
der Ausdruck in gramine campi keine andere Beziehung als 
auf den campus Martins; vgl. III 519: altera gramineo 
spectabis JEquirria campo u. Horat. a. p. 162: gaudet — aprici 
gramine campiy carm. IV 1, 39: gramina Martii campiy III 7, 26: 
gramen Martium. 



1) Hofmann setzt S. 36 den 'Frühaufgang' auf den 16. Juni; ans 
der Tabelle S. 25 ergiebt sich, dafs der FrOhnntergang gemeint ist. 



VI 206—268. 93 

241. S. Cicer. de legg. II 8, 19. Auf die Wiederherstellung 
des Tempels im Jahre 104 v. Chr. beziehn sich Cicero de ruxt. 
d. n 23, 61 u. Plutarch de fort. Rom. 10. Jordan Topogr, 
I 2 S. 42. 

249. 0. hat in diesem Abschnitte den Sto£F meist aus 
Varro entnommen. Merkel prolegg. p. Csq. CXXXVII. — 
^JSöria u. Vesta wurden früher gewöhnlich von einem Stamme 
mit e^o^ai abgeleitet; sie gehören aber richtiger zu dem Stamme 
vas, leuchten, brennen.* Vesta ist also die Vohlthätige' Kraft 
des Feuers, die, wenn sie ^der Mensch bezähmt bewacht', der 
Mittelpunkt des häuslichen Lebens ist Curtius Grundmge S. 400. 
Vani§ek S. 945. Jordan zu Preller 11 S. 155. 

257. Genau genommen war das Heiligtum der Vesta, 
weil nicht inauguriert, eine aedes und daher den Bestimmungen 
über die Architektur der Tempel nicht unterworfen. Gell. 
XIV 7, 7: Varro — scriptum reliquit non omnes aedes sacras 
templa esse et ne aedem quidem Vestae templum esse, Serv. ad 
Aen. IX 406: aedes autem rotundas tribus diis dicunt fieri dä>ere^ 
Vestae^ Diana^e vel Herculi vel Mercurio. Marquardt S. 153. 
Die erwähnten Rundtempel sind verzeichnet von Jordan Topogr. 
IIS. 34. Anm. 58. Das volle Material über die Baulichkeiten 
in dem zu III 30 (ob. S. 41) angeführten Werke Jordans, 
welchem genaue Pläne u. u. a. auch ein Bekonstruktionsversuch 
des Tempels (Tafel IV) beigegeben sind. 

263 f. Nach diesen Versen ist es unzweifelhaft, dafs 0. 
sich die Wohnung des Numa im Atrium Vestae, nicht in der 
Regia, wie dies die gewöhnliche Annahme ist, gedacht hat. 
Jordan B, Top, I 2 S. 299 u. 424 (der aber diese Stelle unrichtig 
auffaist). Die Verwechselung lag nahe, weil auch das atrium 
Vestae oft a, regium genannt wurde. 

268. In den Hdschrr. lautet der Vers so: significant sedem 
terra focusgxie suam; doch ist er in der Form jedenfalls ver- 
derbt, und auch der Versuch Merkels {prolegg, p. Csq.) die 
handschriftliche Lesart zu verteidigen als verunglückt an- 
zusehn, wie Hertzberg a. a, 0, S. 254 nachgewiesen hat; man 
wird also zu einer Konjektur seine Zuflucht nehmen müssen. 
Dabei ist von Festus (p. 262) auszugehn, dessen Artikel über 
rotunda aedes Vestae offenbar dieselbe Ansicht zu Grunde liegt, 
wie dieser Stelle des Ovid: Butundam aedem Vestae Numa 
Pompüius rex Bomanorum consecrasse videtur, quod eandem 
esse terramy qua vita hominum sustentaretur, crediderit: eamque 
püae forma esse, ut sui simili templo dea coleretur. 
Vgl. auch Plutarch vit. Num, 11, der sich wieder für eine 
etwas andere Meinung entscheidet: No^ag dl XiyBxai xal ro 
rrjg ^E6t£ag [sqov iyxvxXiov TCBQißakiöbai z^ dößiötp jcvqI 
fpQOVQav anofit^ovfisvog ov ro (fx^i^'CC trjg y^g mg ^EcrCag 



94 Zu Orids Fasten 

ovörig, äklcc xov övfinavrog xoö^ov^ ov (idöov oi Uvd'ayoQLxol 
t6 nvQ IdQvöd'aL vofii^ovöL, xal toiho 'Eötiav 9caXov6i 7ca\ 
(lovdda. Nun ist klar, dafs nach der Behauptung in Y. 267, 
die Vesta und die Terra seien identisch (so aufser Plutarcl 
a, a. 0. Dion. 11 66. Amob. III 32. August, de dv, dei VII 
16; 24 — nach Varro), vor der Ausführung, dafs die Erde 
rund sei und par fades templi, der Gedanke fehlt, dafs der 
Tempel die Gestalt der Terra- Vesta nachbilde, und so kommt 
man zu der von Hertzberg gefundenen Emendation: Signi- 
ficantque deam tecta focusque suam, die ich in den Text 
aufgenommen habe, nur mit der Veränderung von tec^ in 
templa^ was mir an dieser Stelle geeigneter erscheint. Dann 
würde der V. also den Sinn enthalten: *Der Tempel mit 
seinem Feuer darin giebt ein Abbild seiner Göttin' und die 
Gedankenreihe, welche aus Varro entlehnt zu sein scheint (vgl 
Varro de l, l. VII 17, wo die Erde als in der Mitte des Welt- 
alls befindlich angesehn und mit einer pila verglichen wird), 
in passender Weise abschliefsen. Ich bemerke nur noch, dafs 
foctis vielfach prägnant den Herd oder das Feuer der Vesta 
bedeutet (z. B. Propert. V [IV] 11, 54), und templa sehr oft 
in den Fasten nur von einem Tempel gesagt ist. Elufsmami 
übersetzt: *So wie die Erd' ihr Haus, so ist die Kuppel es 
auch' nach seiner Konjektur: significant sedem terra tholusque 
suam; sein deutscher Vers würde dem Sinn, welchen der Zu- 
sammenhang verlangt, entsprechen, indes ist er keine Über- 
setzung der von ihm vorgeschlagenen Lesart. — Riese behält 
die Lesart der Hdschrr. im Texte bei, bemerkt aber in der 
Adnot. ^malim assimüa/nt vel tale quid'. 

271—278. Dafs die Verse 271—276 nichts Neues bringen 
und nur das in den vorhergehenden und unmittelbar folgenden 
Versen Gesagte ungeschickt wiederholen, ist ohne weiteres 
klar. Aber auch an und für sich betrachtet sind sie nicht 
ohne Anstofs, wie Gierig richtig hervorgehoben hat; erstens 
nämlich ist die BeweisfiÜirung in denselben verwirrt: Ma die 
Erde in der Mitte des Weltalls sich befindet und da sie keine 
Seite mehr oder weniger berührt, so würde sie, wenn sie nicht 
convexa wäre, einer Seite näher sein und nicht in der Mitte 
des Weltalls liegen' und zweitens ist die Beziehung des locata 
V. 273 über angulus, orhis und völubilitas hin auf terra v. 269 
wenigstens hart. Ich füge noch hinzu, dafs nach dem Zu- 
sammenhang ipsa völubilitas grammatisch sich nur auf den 
Umschwung der Erde (orbis) beziehn kann, während, wie man 
seit Anaxagoras annahm, in dem Umschwung des Weltalls 
der Grund zu dem unbewegten Schweben des Erdkörpers lag, 
und dafs überhaupt das Weltall von dem Erdkörper nicht ge- 
hörig auseinander gehalten ist; denn bei partes v. 272 sind 



VI 268—296. 95 

Teile der Erde, bei latus v. 274 und pars v. 275 Teile des 
der Erde gegenüber gestellten fmmdiis gemeint, ohne dafs 
durch irgend einen Zusatz darauf hingewiesen wäre, dafs die 
Beziehung eine verschiedene ist. Ferner ist es eine starke 
Zumutung an den Leser, dafs er, nachdem 0. von der Erde 
(glohtis) im Planetarium des Archimedes geredet hat, in dem 
unmittelbar sich anschliefsenden Distichon et qmnimn, a 
summis, tantum secessit ab imis terra unter terra die wirkliche 
Erde verstehn soll. Ich habe daher v. 271—276 mit DB VLT^ 
(während sie in ü und wenigen ^ stehn) und 277 f. mit Bentley 
in Klammem gesetzt: nun schliefst sich das et quantum etc. 
trefflich an V. 270 an, und in der Argumentation entsteht 
dadurch nirgends eine Lücke. Die Quelle der Interpolation 
hat Merkel (jprolegg. CCLXXXVII), der jedoch, wie auch Riese, 
in der ersten Teubnerschen Ausgabe diese Verse unbeanstandet 
läfst (in der zweiten klammert er 271 — 276 wieder ein), mit 
Wahrscheinlichkeit in Lactanz (inst. III 24) gefunden: Existi- 
maverunt rottindum esse mundum, sictit püam^ et ex motu 
siderum opinati sunt, caelum volvi; sie astra solenfique, cum 
ocdderint, völubüitate ipsa mundi ad ortum referri, itaque et 
aereos orhes fabricati sunt, quasi ad figuram mundi, eosque 
cadarufd portentosis qutbusdam simulacris, quae astra esse 
dicerent, Hanc igitur caeli rotunßitatem iUud sequebatur, ut 
terra in medio sinu eius esset inelusa. quod si ita esset, etiam 
ipsam terram globo svmlem. neque enim fieri posset, ut non esset 
rotmidu/m, quod rotundo concl/usum teneretur, 

283. virginÜMS nach der Mehrzahl der Hdschrr., virgineis 
Merkel nach C und einigen geringeren Hdschrr. 

285 ff. Der erste Grund (285 — 290) nach griechischen 
Quellen (s. hymn. in Vener. 22), der zweite (291 — 294) nach 
Varro; vgl. v. 291 ff. mit den wohl ohne Zweifel aus Varro 
entlehnten Stellen: Plut. Num. 9: No^a yäg d^ xal rtjv täv 
'EötLccdcjv jcagd'dvcjv xad'LSQioöLv xal oXog triv nagl ro %vq ro 
äd'dvatov, q)vXcitxov0iv amac, d'SQaTCsiav xb xal ri^tiv 
ccTCodcdottöw^ bIxb cog xa^'aQov xal aq)^aQxov xijv xov nvQog 
ovövav axrjQoixoig xal a^idvxoig naQaxcd'EiiBvov öoiyLttGiv^ bI'xs 
x6 axaQTCov xal ayovov xrj JtaQ%'BvCa övvocxBLOVVxog. 
Lactant. inst I 12: Idcirco enim virginem putant Vestam, quia 
ignis inviolabile sit elevnentum, nihilque nasci possit ex eo, quippe 
qui omnia quae arripuerit, absumat August, de civ, d, IV 10: 
Vestam non nisi ignem esse — pertinentem ad focos, sine quibus 
civitas esse non potest, et ideo Uli virginem sölere servire, quod 
sicut ex virgine, ita nihil ex igne nascatur. 

294. amat m. MerkeP nach DBVL^ Lact., hdbet Riese nach ü^. 

295. S. über die bildliche Darstellung der Vesta Preuner, 
Hestia-Vesta S. 321 ff. 



96 Zu Ovids Fasten 

301. Vgl. Arnob. III 32: Terram — pronuntiant — nm- 
rnUli Vestam, qmd in mundo stet sola, ceteris eius partibus 
mobüitate in perpettm constitutis. Servius 0. Verg, Aen, II 296: 
Vestam deam, — quas ignis terra est: quod in medio mundo 
librata vi sua stet et ignem intra se liabeat Die Ableitung des 
Wortes focus ist die des Varro; vgl. Serv. z. Verg, Aen. XI 
211: An quod focum dicat uhicumque ignis est et fovetur, unde 
et Varro focum dici vtdt; ebenso Paul. s. v, p. 85. 

302. Nach Nissen Pompej. Stud, S. 640 hat 0. hier 
atrium und vestibulum mit einander verwechselt. 

303. Andere Etymologieen des Wortes vestibulum von 
Alten und Neuen s. bei Marquardt Privatalt. 1 S. 231 und 
Corssen Jcnt. Beitr. S. 360 fif. Preuner (Hestia-Vesta S. 229 ff.) 
hält die des 0. für die richtige; ebenderselbe beweist S. 233 ff., 
dafs Vesta auch in Privathäusern auf den Herden verehrt 
wurde; es ist sonach kein Grund mit Merkel {prokgg. 
p. GLXXXIII) anzunehmen, dafs die Mahlzeit in alter Zeit 
vor dem Tempel der Vesta selbst eingenommen sei. Jordan 
0, Prellers r'öm, Myth. II S. 157 vertritt die auch schon von 
den Alten aufgestellte Etymologie ve-stib-ulum (vgl. pro-stib-ulum) 
*Aus-' oder ^Aufsenstand'. 

311. Eine Darstellung dieser Festfeier in einer Mühle 
findet sich auf einem pompejanischen Gemälde. Museo Bor- 
bonico VI 51. Gerhard, antike Bildwerke 62, 3. An dem Pries 
des Vestatempels war sogar offiziell der Zusammenhang des 
Esels mit dem Dienste der Göttin zum Ausdruck gebracht 
worden: seinen Schmuck bildeten Eselsköpfe und Opfei^erät- 
schaften. Jordan Tempel der Vesta S. 65. 

313. Tota (Solda?) prius furnis torrebant farra colmtj 
Madvig Adv. U p. 107. 

316; strataque era Merkel ^ — tegula cassa (d. h. cm), 
J. H. Vofs. 

317. Inde focum öbservat pastor dominamqtie foconm, 
Madvig Adv. II p. 107. 

318. Bergk Opusc, I p. 664 f. erklärt pumiceus: ^Arguit 
hie versus pumicis vocabulo varia lapidum genera, quos ignes 
sub terra delitescentes olim generaverunt velut tofum, alia 
comprehensa esse, quemadmodum etiam nunc his lapidibus, 
si qui duritie insignes sunt, molaribus utimur'. Beispiele 
bringt er indes nicht bei. 

329. s. ob. S. 18 z. I 391. 

341. Ibaty ut institeraty longi deus Hellesponti, Madvig 
Ajdvers. II p. 108. 

343 U.344 sieht Bentley als Interpolation an, 345f.Heinsius 
u. mit ihm Merkel ^ 

346. Lampsacos hoc a/nimal solita est mactare Priapo, fata: 



VI 301—395. 97 

asini flammis indids exta damus, Madvig Adv, II p. 108 (^lam 
Lampsacenorum haec suntverba, suisacrificHrationemreddentitim'), 
Lampsacos hinc (mit grofser Wahrscheinlichkeit) animal — exta 
domans Bergk Opusc, I p. 664 f. 

349 fif. Diese Erzählung findet sich allein bei Ovid und 
dem aus ihm schöpfenden Lactantius (inst. I 20). Livius sagt 
nur (V 48, 4): Indutiae deinde cum Bomanis factae et conloquia 
permissti imperatorum habita; in quibus cum identidem Galli 
famem obicerent eaque necessitate ad deditionem vocarent, dicitur 
avertendae eius opinionis causa multis locis panis de Capitolio 
iactattis esse in hostium stationes. sed iam neque dissimulari 
neque ferri ultra fam^s poteratj und weifs von einer Wirkung 
dieser Kriegslist nichts zu melden. Preller jBöVw. Myth. I S. 194 
läfst die Geschichte aus einem Mifsverständnis des Beinamens, 
der eigentlich ^Zerschmetterer, Blitzschleuderer' bedeutete^ 
entstanden sein, während Merkel (prolegg. p. CCXXIX) den 
luppiter Pistor mit dem luppiter Soter identificiert, dem nach 
Servius (z, Verg. Aen. VIII 652) ebenfalls ein Altar auf dem 
Kapitol auf Veranlassung jener Hungersnot der von den 
Galliern Belagerten errichtet war. Über die Lage der Ära 
ist nichts Genaueres bekannt. 

349. Nomine quam ferto (d. h. ^adoratione, consecrationibus') 
Merkel ^. 

352. Einen ausführlichen Bericht über die Hungersnot, 
die zu der Gründung eines Altars des luppiter Soter führte, 
^in qua liberati obsidione coria et sola vetera concremaverunt' 
bei Servius ad Aen, VIII 652. 

363. (wrata^ wie die Hdschrr. gröfstenteils haben, wird, 
weil mit der Einfachheit der alten Zeit in Widerspruch stehend, 
beanstandet. Heinsius, dem Biese gefolgt ist, will deshalb 
reserata lesen und stützt dies dadurch, dafs von den alten 
Schriftstellern (z. B. Livius V 41, 7) es mit Nachdruck her- 
vorgehoben werde, die Thüren seien offen gewesen. Lipsius 
schlägt cerata per atria vor mit Beziehung auf die im Ateium 
hängenden Ahnenbilder von Wachs, Koch {ßymb, p. 357) 
gener osa per atria, Merkel^ Sonata per atria. Ich finde indes 
keinen zwingenden Grund von den Handschriften abzugehn: 
waren ja doch auch die Gemächer homerischer Helden mit 
Erz ausgeschlagen. 

372. poterint, wie ü und 3^ lesen, findet sich auch sonst 
in Handschriften; Kühner Ausführt, tat. Gramm. I S. 521. 

380. nee deses desere — tfuos Merkel ^. 

388. tradere mit den meisten IJdschrr. (vgl. v. 390), mittere 
Biese mit ü. 

395 fif. Die Erklärung O.s ist verkehrt; auch bei anderen 
Bittfesten gingen die Matronen ohne Fufsbekleidung. Marquardt 

Ovids Fasten. Anh. ^ 



98 Zu Ovids Fasten 

S. 332. — Ein Kalendarium (C. L L. I p. 331) läfst die 
Feier ^ad lanum^ stattfinden, nach Preuner (Hestia-Vesta 
S. 243) ein Janus in der Nähe des Vestatempels. — Das Be- 
treten des Tempels der Vesta war Männern überhaupt ver- 
boten, Frauen nur in der Zeit vom 7.— 15. Juni erlaubt, 
d. h. während der Reinigung des Tempels, da er dadurch 
gewissermafsen profaniert war; Jordan Tempel der Vesta S. 70, 

395. illa, quae nova Romano nunc via iuncta foro est, Madvig 
Ädv. II p. 108 Qsc, iUa via^ qtiae^)] doch s. für die Bedeutung 
von illa *nach jener Stelle' Kühner Ausfuhrl, lat Gr. I S. 691. 

403. sacras — aras C. Schenkl. 

417. Abbildungen des Palladiums häufig; Baumeister 
Denkm. II S. 1146 f. s. 0. Jahn, Philol. I S. 46flF. Seh wegler 
R. G. 1 S. 332 flf. Marquardt S. 241 f. 

424. superest illic nach der Mehrzahl der Hdschrr., Uli 
Merkel und Biese nach U und dem Francofurt. 

434. Die Hdschrr. haben sämtlich eripuisse ferunt bis 
auf einen cod. Paris, (p bei Merkel), der das in den Vulgat- 
text aufgenommeoe datur bietet; eripuere deam vermutet 
Heinsius; Biese setzt eripuisse ferunt in Parenthese. Ich habe 
mich der Erklärung von Madvig Adv. II p. 109 angeschlossen. - 
Merkel ^ klammert v. 433 f. ein. 

456. nunc erit estque mit den Hdschrr., nunc erit usgw 
focis, Biese nach L. Müller, Rhein. Mus. N. F. 1865 S. 262. 

469. Der Tag des Spätaufgangs des Delphins, den Ot. 
noch einmal zum 17. Juni, VI 720, erwähnt, ist nach der 
Bechnung genau der des wahren Spätaufgangs und wird ebenso 
von Columella (XI 2, 45) und Plinius (n. h. XVIII 255) an- 
gegeben; der scheinbare fiel auf den 26. Mai. Ideler S. 148. 
Dafs der 10. Juni gemeint ist, lehrt V. 470; V. 469 würde 
allerdings eher auf den Abend des 9. führen. 

474. S. auch Tibull. I 9, 62 und daselbst Heyne. 

477. Die Erklärung der ^pontes* ist allerdings nicht sicher; 
s. Jordan Topogr. I 1 S. 404 und 412: *ob den Inselbrücken ver- 
bunden und dem damals schon gebauten pons Aemilius oder dem 
sublicius oder beiden letzteren, läfst sich nicht entscheiden.' 

482. Die Interpunktion nach Taubner, Biese setzt hinter 
petat ein Fragezeichen. 

487. raptum quod p. natum nach C^, (natum q. p. raptum 
D^), rapta^ quod paelice natum Biese nach anderen Hdschrr. 

488. Über die Quantität von sanguis s. Lachmann z. 
Lucr. p. 59. 

498. e cdso nach D^, ea? celso Biese nach B^ (in ü fehlt 
die Präposition). 

531. Im Gebiete von Epidauros Limera gab es einen der 
Ino geweihten See, in den man Brote warf, um die Ansicht 



VI 396—620. 99 

der Ino zu erforschen. Das Versinken galt als gutes, das 
obenauf Schwimmen als schlechtes Zeichen. Pausan. III 23, 8. 

544. in nostris — aquis Bq. 

551. Auch Plutarch q, Born. 16 berichtet, dafs Mägde das 
Heiligtum derLeukothea nicht betreten durften; allein an diesem 
Festtage sei eine Magd in dasselbe eingeführt worden, aber nur 
um sofort wieder unter Schlägen hinausgetrieben zu werden. 
Ein ähnlicher Brauch wird von ihm aus Chäronea berichtet. 
S. ru. Camül. 5. 

557. negas Madvig Advers. II p. 109, weil sowohl vorher 
(553 f.) als nachher (558) Ino vom Dichter angeredet wird. 

559 flf. Vgl. Flut, q, B. 17: ^lä ri itagcc tij d-sä tavxri 
(^AevKod'ia) rotg ^Iv idCoig rdnvoLs ovx evxovtat tayad'd^ rots 
dh räv adskq)äv*^ noteqov oxl q)Lkddskq)og ybiv zig ij '/i/ca xal 
tov ix trig dd6lq)ijg itid'i]vi^öarOj fj de nsQl rovg savrijg 
ytaZdag iSvötvxrjösv] ^ xal alX(og tjd'ixbv xal xaXov %o sd'og 
xal Ttolkrjv TcaQaöxsvd^ov Bvvoiav xalg olxBLOtT^öt] vit. CamilL 5. 

569. Genaueres über die Lage des Tempels Becker jR. Ä. 
I S. 481 ff. u. Jordan Topogr, I 2 S. 484 f. (der in den beiden 
auf dem Forum boarium noch stehenden und noch nicht be- 
stimmten Tempeln die der Fortuna u. der Mater Matuta ver- 
mutet), über die Statue Detlefsen, De art, Born, antiq. II p. 7 sq. 

571. etenim constat nach 2q, et constat enim Kiese mit 
Ü^DBC^ (iam constat ü^ und wenige ^), doch bemerkt er in 
der Adnot. Tort, res constat enim (an etenim constat?)'; id constat 
enim C. Schenkl, habet instar enim Merkel ^ igrasf. p. XXXXI. 

576. Vgl. Flut, de fort Bom, 10: (Servius Tullius) avtog 
iavtbv slg f^v rvxrjv dviJTCts xal dvsdstro trjv ijysfiovLav i^ 
ixsCvrig' Sota xal Cvvetvai doxstv avxä trjv Tv%riv^ did rcvog 
d^QLdog xaraßaivovöav elg ro dca^dtvov^ o vvv ^evsördkXav jcvkr^v 
xaXovotv. qtmest, Bom, 36: Aid rl 7CvXi]v ybiav d^QLÖa xaXovd 
(xiiv yaQ (paiviötgav xovto öi^^aivsLv), xal nag avxriv 6 xaAot;- 
^vog Tv%rig ^dXa^og iört] wo Plutarch aufser der obigen noch 
eine zweite Erklärung der Bezeichnung giebt, aus der mit Be- 
stimmtheit hervorgeht, dafs jene Stelle an der Wohnung des 
Königs am Falatin zu suchen ist. Becker B. A. I S. 175 f. 

609. ab illo vermutet Biese. 

620. Gierig erklärt diese Stelle so: *Immo pudor intell., 
quo tenebantur Romani propter Servium impie et nefarie inter- 
fectum, qui retinebat eos, ne os eins revelarent. Si revelassent, 
patuisset pudorem illum ab iis esse positum.' Doch ist diese 
Interpretation an und für sich wenig passend und stimmt 
namentlich nicht zu dem folgenden parcite, matronas, welches 
vielmehr die Beziehung auf pudidtia rerlangt. übrigens hat 
man, da die Göttin Fudicitia stets verschleiert abgebildet wurde, 
auch in dieser angeblichen Serviusstatue eine der Fudicitia 



100 Zu Ovids Fasten 

gesehn; Preller 11 S. 182. Möglich, dafs diese Vorstellung bei 
der Entstehung der Sage mitgewirkt hat. 

625 ff. Das Wunder, durch welches bei dem Brande des 
Fortunatempels das hölzerne Bild verschont wurde, berichten 
auch Dionys VI 40 und Valerius Maximus I 8, 11, einen Brand 
aus dem Jahre 213 v. Chr. Livius XXIV 47, 16 und XXV 7, 6. 
Über den fabelhaften Ursprung des Servius s. Seh wegler 
JB. (?. I S. 703 f. 

649 ff. Über die Lage des Tempels des Juppiter Invictus 
haben wir keine bestimmten Nachrichten; da jedoch im J. 192 
V. Chr. sogar ^ Aedes dttae lovis in Capitolio dedicatae sun^, 
(Liv. XXXV 41, 8), ferner ein Tempel des Juppiter Victor oder 
Invictus auf dem Kapitol (neben dem grofsen des Capitolinus) 
bald nach dem Tode Cäsars erwähnt wird. Preller I S. 199, 
endlich die tibicines an diesem Tage in aede lovis (Liv. IX 
30, 5) in Capitolio (Censor. 12, 2) zu speisen pflegten, so darf 
man wohl annehmen, dafs dieser Tempel auf dem Kapitol stand 
Die Fasten haben zu diesem Tage nur die Bemerkung: Fer(iai) 
lovi (die Venus.) oder blos lovi (so die Tuscul. p. 395 M.). 

649. Merkel^ liest nach C und einigen geringem 
Hdschrr. quam dmere possis, indes heifst notam ducere (s. über 
diese Redensart Bentley 0. Horat carm. IV 2, 59) nur ^ein 
Zeichen machen', was hier nicht angebracht ist, denn Ovid 
kommentiert einen schon mit den Notis versehenen Kalender, 
s. III 429, V 727; daher bin ich zu der Lesart seiner ersten 
Ausgabe discere zurückgekehrt, obwohl sie schwach bezeugt 
ist. Jetzt hat Merkel ^ (ebenso Riese) dicere aufgenommen, 
was allerdings von den meisten Hdschrr. überliefert ist, aber 
weniger gut dem Sinne nach pafst. 

651. S. Varro de l, l. VI 17: Quinqtuiirtis minusculae dictae 
lunia^ idxis ab similitudine rnttiortim, qxwd tibicines tum feriati 
vagantur per urbem et convenitmt ad aedem Minervas, Fest 
p. 149. Censor. de d. n. 12, 2. Die Geschichte ihrer Secession 
nach Tibur und ihrer Rückkehr nach Rom erzählen auch 
Plutarch q. E. 55, sodann Livius IX 30, 5flF. und Valerius 
Max. n 5, 4, der erstere abgesehn von der Zeit des Ereignisses, 
welches nach ihm durch die Decemvirn veranlafst wird, ziemlich 
ebenso wie Ovid, die beiden letzteren mit mehreren Ab- 
weichungen. Marquardt S. 554. Preller B, Myth. I S. 295 £ 
Livius nennt a. a, 0. die beiden Censoren des J. 312 v. Chr. 
Appius Claudius und C. Plautius als diejenigen, welche durch 
Einschränkung des Rechts der Tibicines diese zum Auszuge 
veranlafst hätten; von diesen war bekanntlich der erstere 
streng und gewaltsam, der andere schwach und mild, sodafs 
er sich sogar von seinem Kollegen durch Niederlegung des 
Amtes lossagte; daher ist die Konjektur von Pighius in V. 685 



VI 620—711. 101 

Tlautius für das Cällidus oder Claudius der Hdschrr. evident, 
wenn nicht etwa Ov. die beiden Kollegen verwechselt hat. 

652. rava Minerva, Bentley. Doch ist flava Epitheton 
der Minerva auch amor. I 1, 7. tr. I 10, 1. 

654. Ähnlich sagt Plutarch, dafs die Tibicines ausgezogen 
seien iöd'ijtag ywaixsiag q)OQOvvTsg und nachher iv iöd'ijöcv 
ccv%'Lvatg xal ywaiKsCaig. Vgl. auch V. 688. Daher ist jeden- 
falls das charakteristische Obergewand der Frauen, die Stola, 
hier besser am Platze als die Toga, obwohl diese in der alten 
Zeit von beiden Geschlechtern getragen wurde. Marquardt 
Frivatdlt I S. 42. Die Hdschrr. schwanken zwischen den beiden 
Worten toga longa und stola longa. Die letztere Verbindung 
findet sich auch ex Pont. III 3, 52 und Tibull. I 6, 68. 

662. Graiae mit BM^^, gratae Riese mit den meisten 
Hdschrr. Das Zeichen der Lücke nach V. 662 mit Ereussler 
p. 8, während C. Schenkl zwischen l(ü)or und tempusqu^ die 
Lücke annimmt. 

664. Die Einschränkung der Zahl der"* Tibicines bei den 
Leichenbegängnissen war übrigens (nach Cicer. de legg. II 23, 59) 
sclion durch die leges XTT tabularum geboten. Von anderen 
Schriftstellern wird die Veranlassung der Secessio verschieden 
angegeben. Plutarch quaest Born. 55 läfst sie nur ganz all- 
gemein infolge einer Beschränkung ihrer Rechte durch die 
civd'VTtattxfi dsKa8aQ%Ca eintreten, Livius IX 30, 5 infolge der 
Entziehung der Mahlzeit in aede lovis, Aurelius Victor de vir, 
HL 34 sagt von Appius Claudius als Censor: Epulandi decan- 
tandique im Uhicinibus in puhlico ademit 

685. Flautius nach Pighius (s. ob. z. V. 651 a. E.), ut 
passet die Hdschrr., Claudius ut possent Riese: Claudius nach 
wenigen <; (die meisten Hdschrr. haben cällidus), possent mit 
Pighius. 

687. ut hoc tibicina cultu occulat, Koch Symbol, p. 357. 

696. tu/ria nach den Hdschrr., cura Riese nach Koch 
p. 357; vgl. aber am. I 1, 5 f., wo Ov. zu Cupido spricht: Quis 
tibi, saeve puer, dedit hoc in carmina iuris? Pieridum vates, non 
tua turba sumus. 

711. Gvcivfj war ein Beiname der Semele, und ebenso 
heifst die Amme des Dionysos in den Scholien zu Pindars 
Pyth. m 177 (die im Scholion z. Hom. IL £ 486 ^icivri 
genannt wird, Benseier, Wörterb, d, griech. Eigenn, I S. 524). 
Daher habe ich, wie auch Riese, da die Hyaden ja auch Er- 
zieherinnen des Bacchus genannt werden (s. V 167), und U 
thyone, D thione, die übrigen Handschriften von Bedeutung 
dione bieten, Dodoni Thyone geschrieben. Die Vulgata, der 
MerkeP* ^ gefolgt war, giebt, woil Hygin. p. a. II 21 unter den 
Hyaden eine Thyene genannt wird, auch hier Dodoni Thyene. 



102 Zu Ovids Fasten 

Doch lege ich den oben angeführten für Thyone sprechenden 
Argumenten eine gröfsere Beweiskraft bei als der Stelle des 
Hygin bei der anerkanntermafsen noch unsicheren Textes- 
gestaltung der Poetic. astron. Vgl. auch Buttmann bei Ideler 
Stemnamen S. 315.* — Über die astronomischen Verhältnisse 
ob. S. 78 zu V 159. 

717. Ovid setzt hier fälschlich den Spätaufgang für den 
(wahren) Frühaufgang; der letztere fiel für den mittleren Stern 
im Gürtel nach der Rechnung auf den 21. Juni. Ideler S. 162. 
Clodius p. 134 sagt zum 15. und 18. Juni: ot (D(iol tov ^Slgiovo^ 
aviöxovöiv. 

720. S. ob. S. 98 zu 469. 

723. Den Triumph des A. Postumius Tubertus erwähnen 
auch Livius IV 29, 4 und Diodor XII 64. 

725. S. Mommsen Chronol. S.62. Dafs hiernach der römischen 
Kalenderrechnung (d. h. a. d. XIII käl. lul. = 19. Juni) der 
Tag zu bestimmen ist, zeigt die Notiz d. calend. Esquil. und 
Amit. zu dem 19. Juni: Minervae in Äventino (C. I. L. I p. 395); 
ebenso wird II 686 der 24. Februar bestimmt durch sextus ab 
extremo mense dies; s. auch unt. v. 795 u. Nick Philol 41 
S. 451 f. 

728. Ob es über die Dedikation des Tempels eine doppelte 
Überlieferung gegeben hat, wie Merkel {FroUgg, p. CXLI) 
meint, oder ob am 19. März der Tempel geweiht, am 19. Juni 
vollendet war (^Mommsen im C. I. L. I p. 395), läfst sich nicht 
entscheiden. Noch eine dritte Erklärung hat H. Jordan Ephemer, 
epigr, I p. 238 gegeben. 

729. Der Stiftungstag des Tempels steht fest durch drei 
Kaiendarien (Venus., Esquil., Amitern. p. 395 M.), aus denselben 
auch sein Platz. Über seine Gründung ist sonst nichts über- 
liefert, doch vermutet Preller {B. Myth. 1 S. 243) nicht un- 
wahrscheinlich, dafs sie erfolgt sei, als nach dem Abgang des 
Pyrrhus nach Sicilien (im Jahre 279 v. Chr.) die Statue des 
Summanus auf dem Tempel des Kapitolinischen Juppiter vom 
Blitz getroffen und der Kopf bis in den Tiber geschleudert 
wurde. Liv. epit 14. Cic. de divin. 1 10, 16. 

733. Nach der Rechnung fällt der scheinbare Spätaufgang 
des Ophiuchos auf den 19. April, also zwei Monate früher. 
Columella (XI 2, 49) uud Clodius (p. 135) setzen den Früh- 
untergang auf den 21. Juni (und zwar ziemlich richtig für 
die Polhöhe von Alexandria), also einen Tag später als 0. 
den Spätaufgang; es liegt demnach offenbar hier wieder ein 
Versehen O.s vor. Ideler S. 146 f. Man hat gewöhnlich (so 
auch Merkel) angenommen, dafs 0. den Ophiuchos am 21. Juni 
habe aufgehen lassen wollen, und dann würde das Datum mit 
dem des Columella und Clodius stimmen; aber mag er es 



VI 711-768. 103 

immerhin gewollt haben, nach seinen Worten mufs man als 
Datum 0.S den 20. Juni abends ansetzen, wie Ideler a. a. 0. 
richtig erkannt hat. Über die Deutung des Namens s. Ideler 
Stemnamen S. 98. 

736. geminas nexo porrigit angue manus nach eigener Ver- 
mutung, s. Epist. crit p. 22 sq., getnino nexas porr, a. m. Merkel 
und ßiese nach den Hdschrr. Geminis nexas porrigit angue 
mamis Bergk Opusc. 1 S. 665 (d. h. das Gestirn zeigt die von 
einer Schlange umschlungenen Arme den Gemiui, durch deren 
Zeichen die Sonne eben hindurchgegangen, s. v. 727). 

737. Über das zweisilbige Thesei s. Neue Lat. Formenl, 
I S. 330. 

739 f. habe ich (mit Heinsius U.A.) eingeklammert, da sie 
in DBVLT^ (also in denselben Hdschrr., in denen v. 271 — 276) 
fehlen (cf. Disp. er. p. 11); ü und einige q enthalten das von 
Riese nicht beanstandete Distichon. — petehas C. Schenkl. 

751 f. Ich habe jetzt die Lesart der Hdschrr. wieder her- 
gestellt uud sie nach C. Peter erklärt, während ich in der 
1. Aufl., wenngleich nicht ohne Bedenken, die Konjektur von 
Merkel^ in den Text gesetzt hatte: tunc cum öbservatas anguis 
descendit in uvnbraSy usus et auocilio est augur ab angue dato. 
Schrader Emend. p. 191 hält das Distichon für unecht (ebenso 
jetzt Merkel*), welche Vermutung schon Heinsius ausgesprochen 
hat, Epist. er. p. 15. Übrigens wird diese Wunderthat auch 
von Aesculapius erzählt (von Melesagoras bei ApoUod. III 10, 
3, 10); s. Robert Eratosth. p. 232 sqq., auch Rohde, Der griech. 
Rom. S. 125, der in der Wiederbelebung des Glaukos ein 'hoch- 
altertümliches Märchen' sieht. 

760. moverat mit Z und einigen q, noverat Riese mit den 
übrigen Hdschrr., s. aber ob. S. 59 z. IV 113. 

768. Quintus ab extreme mense bis ille dies lese ich jetzt 
nach DTg; dagegen ü^ quintus ab extreme mense erit ille dies, 
BVL^ quartus oft extr. mense bis ille dies. Der bis dahin ver- 
achteten Lesart des U hat sich Riese angenommen, danach 
V. 763 — 770 hinter v. 790 gestellt und die einzelnen Tage so 
datiert: 729: 20. Juni, 771—772: 23. 24. J., 791: 25. J., 763: 
26. J., 769: 27. J., 795: 28. J., 797: 29. 30. Juni. Als Datum 
der Schlacht am trasimenischen See käme also der 26. Juni 
heraus. Diese Aufstellung habe ich in der Disput, crit. p. 18 sq. 
widerlegt und die überlieferte Reihenfolge der Verse verteidigt, 
worauf Riese in Fleckeis. Jahrbb. (1878) CXVII S. 398-400 
seine Transposition in Schutz genommen, hier aber den 27. Juni 
als Datum der Schlacht bezeichnet und V. 763 — 770 mit 
V. 791—794 unter ein Datum (27. Juni) gestellt hat; jedoch 
hat er mich ebenso wenig überzeugt wie Nick, der Philol. XLI 
S. 452 — 459 endgiltig diese Vermutung beseitigt hat. Während 



UMVEKITY OF •«»•ja! 



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